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Full text of "Hamburger Garten-und Blumenzeitung : Eine Zeitschrift für die Garten-und Blumenfreunde"

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HARVARD UNIVERSITY 


LIBRARY 


OF THE 


GRAY HERBARIUM 


Received & & CN 8 2 143 55 


Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


* NE — 


Herausgegeben 


von 


Eduard Otto, 


1 0 des botaniſchen Gartens in ee Mitglied des Garten⸗ und Blumenbau⸗Vereins für 
amburg, Altona und deren Umgegend, der böhmiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Prag; Ehren⸗ 
Mitglied des Anhaltiſchen Gartenbau⸗Vereins, des Apotheker⸗Vereins in Norddeutſchland, der Academie 
d' Horticulture in Gent, des Gartenbau-Vereins für Neu⸗Vorpammern und Rügen, für Roſtock, für 
die Oberlauſitz und Erfurt; correſpondirendes Mitglied des k. k. Gartenbau⸗Vereins in St. Petersburg, 
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preußiſchen Staaten in Berlin, der Geſell⸗ 
haft „Iſis“ für ſpecielle Naturgeſchichte und der Geſellſchaft „Flora“ in Dresden, des Gartenbau⸗ 

ereins in Magdeburg, der e and e in Gothenburg, der k. k. Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien, 
der Royal Dublin Society in Dublin und der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau 


— — 


Zwanzigſter Jahrgang. 


Mit zwölf Holzſchnitten. 


5 f Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 
1864. 


n N 
; i 
* * 


5 nr’ + 
I RE WE 


Pflanzen:Eulturen. 


Im Nachſtehenden geben wir unſern Leſern die Culturen einiger der 
beliebteſten und ſchönſten Pflanzenarten, ſowohl des Warm- als Kalthauſes, 
und glauben wir dadurch mehrfach an uns gerichteten Wünſchen nachzu— 
kommen. Jeder Laie wird nach genauer Befolgung dieſer Kulturangaben 
der einzelnen nachbenannten theils ſchwierig, theils leicht zu kultivirenden 
Gewächſe ſich der lohnendſten Reſultate zu erfreuen haben. Viele der 
Pflanzenarten, mit denen wir uns zunächſt beſchäftigen wollen, ſind mehr 
oder weniger jetzt außer Mode gekommen, durch andere neuere, oft viel 
unſcheinendere ſehr mit Unrecht verdrängt, andere ſind aber auch deshalb 
von den Laien verworfen worden, weil ſie deren Kultur nicht kannten und 
mithin keine günſtigen Reſultate erlangten. 


IJ. Warmhauspflanzen. 
Die Gattung 1xora. 

Die Arten der Gattung Ixora werden im Allgemeinen für ſchwierig 
zu kultiviren gehalten und dies iſt auch in der That ſo, denn wie ſelten 
trifft man eine wohlgezogene und noch ſeltener eine reichblühende Pflanze 
dieſer Gattung an. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt aber nicht etwa in 
dem Mangel an Aufmerkſamkeit, ſondern in dem Uebermaße von Sorg— 
falt zu ſuchen. Die meiſten Gärtner und Pflanzenfreunde ſind der Mei— 
nung, daß die Ixoren von zarter Conſtitution ſind und daher eine zarte 
Behandlung jederzeit beanſpruchen, was jedoch keineswegs der Fall iſt. 
Die Ixoren haben, wie viele andere gute Pflanzen, manche Feinde, und 
werden namentlich von Inſekten ſehr heimgeſucht, daß ſie, wörtlich ge— 
nommen, von ihnen zu Tode gequält werden. Faſt alle Inſekten, welche 
das Warmhaus infeſtiren, find auf den Irxoren wie zu Haufe. Um dieſe 
Inſekten nun einigermaßen fern zu halten, werden die Pflanzen ſo ſehr 
bepinſelt, gewaſchen, beräuchert de., daß deren Blätter dergeſtalt laidirt 
werden, daß die Pflanzen ſelbſt nicht im Stande ſind, einen geſunden 
Zweig noch ein geſundes Blatt hervorzubringen. Da nun natürlich die 
Erzeugung von Wurzeln der Erzeugung der Zweige entſprechen muß und 
die letzteren mit den erſteren in keinem Verhältniß ſtehen, ſo leiden die 
Pflanzen bei unvorſi ichtiger Waſſerſpende am meiſten. Nöthig iſt es nun, 
vor allem die Sroren vor Inſekten zu hüten und jeder Pflanzenfreund, 
welcher die Cultur der Ixoren oder anderer Warmhauspflanzen beginnen 
will, thut beſſer, baares Geld für junge reine Pflanzen auszugeben, als 
größere mit Inſekten behaftete zum Geſchenk anzunehmen. Sind die 

Hamburger Garten- und Blumenzeituug. Band XX. 1 


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Ixorenpflanzen ganz frei von Inſekten, dann iſt es ein Vergnügen, fie zu 
behandeln, man verſäume aber nie, auf die Läufe, ſchwarze Fliege 2c. Jagd 
zu machen. Kauft man ſich alſo Irxoren in einer Handelsgärtnerei, fo 
muß man ſie eine Zeitlang in genaueſter Obacht nehmen, bis man völlig 
überzeugt iſt, daß ſie vollkommen frei von Ungeziefer ſind und zu dieſem 
Behufe muß man ſie allein in einen Kaſten oder an eine Stelle des 
Warmhauſes ſtellen. 

Alle Ixoren find Eingeborne tropiſcher Klimate, die meiſten von 
ihnen ſtammen aus Oſtindien und China, andere aus Borneo, Java ze. 
Es iſt uns nicht genau bekannt, welche Oertlichkeiten die Ixoren in ihrem 
Vaterlande bewohnen, ob erhabene oder niedrig gelegene, aber nach der 
ihnen bei uns zu Theil werdende und zuſagende Behandlung zu urtheilen, 
iſt anzunehmen, daß ſie eher an niedrigen ſchattigen Standorten, als an 
frei gelegenen Stellen wachſen, daher darf man ſie auch nie als eine 
trockene Warmhauspflanze, ſondern in einem zu allen Zeiten gleich feuchten 
Warmhauſe kultiviren. — Bei uns ſagt ihnen während ihrer Wachsthums— 
periode keine Oertlichkeit beſſer zu, als ein Miſtbeetkaſten, in welchem ſie 
bei mäßiger Bodenwärme und freier Zulaſſung von Luft bei Tage und 
warmen Nächten in befriedigender Weiſe wachſen werden. 

Beginnen wir nun nach dieſen vorgängigen Bemerkungen mit der 
Culturweiſe der verſchiedenen Arten und zwar zuerſt mit Ixoracoccineal. 
oder grandiflora D. C. Alle Ixoren laſſen ſich durch Stecklinge von 
jungem als altem Holze vermehren; in einem verſchloſſenen feuchten Miſt— 
beetkaſten von 18 Grad R. wachſen dieſelben leicht; kann man es erhalten, 
wie z. B. beim Zurückſchneiden größerer Exemplare, dann iſt altes Holz 
vorzuziehen und dann wählt man hauptſächlich ſolche kurze und gedrungene 
Zweige, an denen einige Gelenke ſitzen, ſo daß der Steckling angewachſen, 
fünf bis ſechs Triebe zu liefern im Stande iſt, während ein Steckling 
von jungem Holze nur einen oder zwei Triebe macht. Stecklinge aus 
altem Holze liefern in der Regel ſehr zwergige und compacte Pflanzen, 
die ſich zu ſogenannten Schaupflanzen heranziehen laſſen. Auch durch 
Pfropfen laſſen ſich die Jrxoren vermehren, dies Verfahren taugt jedoch 
weniger, weil keine Triebe von der Baſis der Pflanze aus zu erwarten 
ſind und man ſich dieſer Vermehrungsart nur bedient, wenn es ſich um 
die Erhaltung oder Vermehrung neuer Arten handelt. | 

Iſt man im Beſitze von guten jungen Pflanzen, fo bereite man ſich, 
ſobald es die Witterung erlaubt, ein Miſtbeet, wie man ſolches für Me— 
lonen oder Gurken anzulegen pflegt, und bringt die gut bewurzelten Pflan— 
zen, nachdem man dieſe zuvor verpflanzt hat, auf daſſelbe. Der Compoſt, 
in dem die Ixoren am beſten gedeihen, muß aus kräftiger Moorerde, 
grobkörnigem Sand und zerſchlagener Holzkohle beſtehen und iſt namentlich 
auch für einen guten Abzug des Waſſers zu ſorgen. Die Töpfe werden 
über die Hälfte im Miſtbeet eingeſenkt, ſobald nicht mehr zu befürchten 
iſt, daß die Wurzeln durch übergroße Hitze verbrennen können. Die Wärme 
im Miſtbeet halte man auf 12 Grad R. mit etwas Luftzutritt, doch ge— 
ſtatte, daß ſie bei Tage bis zu 17 Grad und bei hellem Sonnenſchein 
ſelbſt bis zu 21—24 Grad ſteige. Früh am Nachmittage werden die 
Fenſter ſchon geſchloſſen, doch ſo, daß ſelbſt während der Nacht ein klein 


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Bischen Luft Zutritt hat. Unter ſolchen begünſtigenden Umſtänden werden 
die friſch verpflanzten Sroren ſich bald neu bewurzeln und ſobald die 
Pflanzen zu treiben anfangen, thut man jedem Schuſſe Einhalt, indem 
man die Spitze auskneipt oder ausſchneidet. Dieſe Behandlung regt die 
Pflanzen an, ſowohl aus jedem Zweige, als aus der Baſis des Haupt— 
ſtammes mehrere Triebe zu machen, und wiederholt man dieſes Verfahren 
mehrere Male während der Saiſon, ſo wird man nette compacte Pflanzen 
bekommen. Etwa Ende Mai erfordern die Pflanzen ein nochmaliges Ver— 
pflanzen in größere Töpfe und Ende Juli in noch größere und zwar mit 
demſelben Compoſt. Nach dieſem für die Saiſon letzten Umpflanzen darf 
den Trieben nicht mehr Einhalt gethan werden, ſondern man geſtatte ihnen 
nach Belieben fortzuwachſen, bis ſie ſich im October zur Ruhe ſetzen. — 
Dungwaſſer muß man den Pflanzen wöchentlich bis alle zehn Tage eins 
mal während der Wachsthumsperiode geben, namentlich aber zur Zeit, 
wenn die Pflanzen die Töpfe ziemlich durchwurzelt haben. — Vom October 
an bis zum folgenden Frühjahre können die Pflanzen, indem man ſie von 
Inſekten ſtets rein und trocken hält, an einer kühlen Stelle des Warm— 
hauſes aufbewahrt werden. 

Im zweiten Jahre werden die Ixoren frühzeitig angetrieben, damit 
ſie den Vortheil einer langen Wachsthumsperiode haben. März oder 
April, wenn die Witterung es erlaubt, wird das Miſtbeet bereitet und 
die Pflanzen darauf gebracht. Sobald Zeichen des Wachſens bemerkt 
werden, wird jedem Zweige Einhalt gethan, wie in der vorhergehenden 
Saiſon. Haben nun die Pflanzen etwa 2 Zoll lange Triebe gemacht, 
dann werden ſie mit demſelben Compoſt in größere Töpfe umgepflanzt, 
indem man jedoch die Holzkohlen und Topfſcherben in etwas größeren 
Stücken der Erde beigiebt. Nach dieſer Umpflanzung werden die Töpfe 
zur Hälfte in das Miſtbeet eingeſenkt. Die zum lebhaften Wachsthum 
erforderliche Temperatur des Miſtbeets muß, wenn nöthig, durch erneuerte 
Dungumſchläge unterhalten und eine feuchtwärme Atmoſphäre bewahrt 
werden. Während des Sommers geſtatte man den Pflanzen, recht wild 
fortzuwachſen, rege ſie durch reichliche Luftzulaſſung bei Tag und Nacht, 
hinreichenden Topfraum und wenn nöthig, durch Dungguß oder Waſſer an, 
um ein kräftiges, gedrungenes Wachsthum zu vollbringen. Dieſe Pflanzen 
werden ſchon einige recht ſchöne Blumen bringen; allein da dieſe letzteren 
ihre gewünſchte Entwickelung etwas verzögern dürften, ſo iſt es rathſam, 
ſie nicht vor dem dritten Jahre blühen zu laſſen. Etwa um Mitte Auguſt 
werden die Pflanzen bei gehöriger Behandlung groß und kräftig ſein, da 
aber bas Beſtreben dahin geht, ſie ſo buſchig wie möglich zu machen, ſo 
iſt es doch noch nothwendig, jeden Schuß zurückzuſchneiden. Die Seiten— 
zweige ſind es gerade, welche im dritten Jahre die blühenden Schüſſe 
geben, und um dieſe kräftig zu haben und das Anſetzen der Blumenföpfe . 
gewiſſermaßen zu ſichern, müſſen dieſe dem Lichte ſo viel als möglich 
ausgeſetzt und alle mögliche Beihülfes zur Kräftigung gewährt werden. 
So wie man bemerkt, daß die Schüſſe Blumen anſetzen, was man daran 
erkennen kann, daß die Spitzen der Triebe in ihrer Verlängerung ein⸗ 
halten und allmählich voll und dick werden, dann läßt man die Temperatur 
allmählig fo ſinken, daß fie während des Winters auf 8—12 Grad R. 


1* 


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gehalten wird. Beim Antreiben des 3. Jahres iſt es gut, den Pflanzen 
eine geringere Umpflanzung zu geben und ihnen die Temperatur des 
Warmhauſes von Mitte Februar bis Mitte März zu gewähren, d. h. 
wenn man ſie im Mai oder Juni in Blüthe haben will; für eine ſpätere 
Blüthezeit müſſen ſie aber bis zum April oder Mai in einer niedrigen 
Temperatur belaſſen werden. Während der Blüthezeit reicht man ihnen 
reichlich Dungflüſſigkeit, die jedoch nicht zu ſtark ſein muß. Nach ſolcher 
Behandlung wird man reichblühende, geſund ausſehende Pflanzen erhalten. 
— Nach der Blüthezeit, gegen Ende Auguſt, muß die Pflanze wieder zu— 
rückgeſchnitten werden und dieſelbe Behandlung erfahren, wie in dem vor— 
hergegangenen Herbſt. Nach dieſer angegebenen Behandlung erzieht man 
Prachtpflanzen, man kann ſie aber auch in kleineren blühenden Exemplaren 
ſehr nützlich als Decorations-Pflanzen verwenden. 

Nächſt der Ixora coccinea iſt die 

I. erocata Lindl. zu empfehlen, eine Pflanze von geringerem Wachs: 
thum, aber von ſehr reichlicher Blüthenſpende. Sie blüht in der That ſo 
reichlich, daß es bei ihrer Behandlung oft ſchwierig iſt, ſie kräftige Schüſſe 
ohne Blüthen machen zu laſſen. Indeſſen verfolge man dieſelbe Behand— 
lung wie mit der I. coccinea, kneipe die Blumenköpfe fo lange aus, bis 
man kräftige Pflanzen hat, welches Verfahren wohl während 2 oder 3 
Saiſons währt, bevor man ſeinen Zweck genügend erreicht. 

I. Baudhucca gleicht der I. coccinea fehr, iſt aber von mehr ſtar⸗ 
rem Habitus und im Allgemeinen ſchwieriger zu kultiviren. 

I. rosea Wall. iſt ſehr hübſch, dennoch weniger beliebt. 

Die J. floribunda, durch Hrn. Lobb von Java eingeführt, wird 
nicht ſo hoch als I. coccinea, fie iſt jedoch viel reichblühender. 

I. acuminata Roxb. mit zarten weißen Blumen, iſt ziemlich 
empfindlich. | 

I. javanica D. C., der I. crocata nahe ſtehend, übertrifft tiefe aber 
an Blumen und Habitus. 

I. barbata Roxb., eine ſchöne feltene Art mit wohlriechenden und 
ſehr zarten weißen Blumen, die an der Mündung mit einem ſternförmigen 
Haarkranze beſetzt ſind. Sie iſt eine ſchlank wachſende Art, wird von 
unten auf ſehr leicht kahl, weshalb man die Endſpitzen der Haupttriebe 
ſtutzen muß, um das Wachſen der Seitenäſte zu begünſtigen. 

I. salicifolia D. C. iſt eine ausgezeichnete Art mit großen prächtig 
flammend⸗rothen Blüthenköpfen und wie der Name ſagt, mit weidenartigen 
Blättern. Sie blüht ſehr reichlich. 

I. laxiflora Smith. Auch dieſe Art muß, wenn man einigermaßen 
buſchige Exemplare haben will, oft eingeſtutzt werden, indem ſie ſonſt leicht 

von unten auf kahl wird und lang auſſchießt. 
f I. lanceolaria Colebr. Eine hübſche Art mit dichten Doldentrauben 
weißen Blumen. 

I. Griffithii Hook. auch als I. hydrangeaeformis bekannt, bildet 
einen großen Strauch mit großen Blättern, die Blumen find orangegelb. 

I. odorata Hook., eine prächtige Art mit wohlriechenden Blumen, 
die auch als I. Brunonis verbreitet worden iſt. 


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I. javanica b. C., zeichnet ſich durch ihre corallenfarbenen Blumen 
aus. Liebt mehr feuchte warme Luft als die meiſten andern Arten. 

Unter den vielen bekannten Arten dieſer Gattung wären die hier ge— 
nannten die empfehlenswertheſten, die auch mehr oder weniger alle faſt 
dieſelbe Behandlung erfordern, vor Allem ſind ſie rein von Ungeziefer zu 
halten. 

Gattung Dipladenia. 

Alle Arten dieſer ſchönen Gattung ſind mehr oder weniger windende 
Sträucher und ſtammen aus dem tropiſchen Amerika, hauptſächlich vom 
Orgelgebirge Braſiliens. Ihr reichlicher Blüthenſtand und ihre wahrhaft 
ſchönen dunkelroſa, purpurrothen, braunrothen oder weißen Blumen machen 
ſie zu den vorzüglichſten Zierpflanzen des Warmhauſes, zumal ihre Kultur 
mit keinen großen Schwierigkeiten verbunden iſt. 

Beim Beginn der Cultur der Dipladenia-Arten ſetzen wir voraus, 
daß man gute kräftige Pflanzen hat, die mit gehörigen Wurzeln verſehen 
ſind; dieſe müſſen während des Winters wachſend gehalten werden, aber 
auch nichts mehr, und um dieſes mäßige Wachsthum zu ſichern, halte man 
die Pflanzen eher trocken als feucht und in einer Temperatur von 10 — 
12 Grad R. Die meiſten Arten haben dicke, fleiſchige Wurzeln. — So⸗ 
bald es die Witterung im Frühjahre erlaubt, bereite man ſich ein Miſt⸗ 
beet oder einen Treibkaſten; die Pflanzen werden von der alten ausge— 
ſogenen Erde befreit und in eine Erdmiſchung umgepflanzt, beſtehend aus 
torfiger Moorerde, Lauberde und Sand in etwa gleichen Quantitäten, zu 
welcher man bei ſpäteren Umpflanzungen noch etwas Raſenerde hinzufügt. 
Sind die Pflanzen verpflanzt, ſo bringe man ſie auf ein Miſtbeet, wo ſie, 
wenn das Beet nicht zu warm iſt, eingeſenkt werden. Nach 4—6 Wochen 
werden die Pflanzen ſich ziemlich bewurzelt haben und müſſen dann in 
etwas größere Töpfe verpflanzt werden, welches Verfahren im Juni wie⸗ 
derholt wird. So wie die Schüſſe im Wachsthum fortſchreiten, muß man 
verhüten, daß ſich die Triebe unter ſich verwirren, jedoch darf man ſie 
nicht eher anbinden, bis fie 3Z—4 Fuß lang find, Die geeignetſten 
Spaliere für dieſe Art Pflanzen und in der That faſt für alle Rankge— 
wächſe, find entweder cylindriſch oder tonnenähnlich geformte, die leicht 
aus einigen Stäben und einer Anzahl Drähte herzuſtellen ſind, die entweder 
um dieſelben oder etwas breiter, als die Topföffnung iſt, gezogen und 
befeſtigt werden. Verwendet man ſolche Spaliere, dann iſt es rathſam, 
ſie gleich anzubringen, ehe die Pflanzen ſtark treiben und ehe die Wurzeln 
gehörig fortgeſchritten, denn dieſe könnten beim Einſtecken der Stäbe leicht 
beſchädigt werden. Hat man die zum Blühen beſtimmten Pflanzen in 
größere Töpfe geſetzt, ſo werden ſie nun in ein Warmhaus gebracht, wo— 
ſelbſt die Töpfe bis zur Hälfte in ein Lohbeet oder warmes Erdbeet ge— 
ſenkt werden. Mehrere Mal am Tage ſind die Pflanzen leicht zu über⸗ 
brauſen und da die jungen Blätter zart ſind, ſo muß man die Pflanzen 
vor Einwirkung zu ſtarker Sonnenſtrahlen ſchützen, jedoch iſt es gut, die 
Pflanzen ſo ſchnell als möglich an die volle Sonne zu gewöhnen, damit 
das Holz bis zum Herbſte gehörig reif wird. Während des Winters 
werden die Pflanzen gleichſam im ſchlafenden Zuſtande und trocken an den 
Wurzeln gehalten. Im nächſten Frühjahre (zweite Saiſon) treibe man 


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die Dipladenien frühzeitig an, nachdem man die Zweige gehörig zurück— 
geſchnitten und die Pflanzen in friſche Erde umgepflanzt hat, wobei man 
ihnen nur ſo kleine Töpfe giebt, als eben die Wurzeln verlangen. Nun 
wird dieſelbe Behandlungsweiſe befolgt, wie für die erſte Saiſon ange— 
geben worden iſt und jede Mühe und Sorgfalt wird durch den beſten 
Erfolg belohnt werden. | 

Vermehren laſſen ſich die Dipladenia durch Stecklinge oder Abſenker. 
Auf letztere Weiſe iſt es denn am beſten, die Pflanze der Länge nach auf 
ein Beet niederzulegen und den Zweig an einem Gelenk in kleine Töpfe 
niederzuſenken, die mit ſandiger Erde gefüllt ſind. Daß der Kaſten ge— 
ſchloſſen und feucht ſein muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Stecklinge von gut 
reifem Holze, einzeln in Töpfe geſteckt, mit einer Glasglocke bedeckt und 
auf ein Warmbeet geſtellt, wachſen leicht. Der Herbſt iſt die geeignetſte 
Zeit, Stecklinge zu machen. Sind die Stecklinge früh angewurzelt und 


den Winter hindurch ſorgſam behandelt, ſo geben ſie für den nächſten 


Sommer hübſche blühende Exemplare. 

Leider haben aber auch die Dipladenien ihre Feinde, namentlich wer— 
den ſie von der rothen Spinne, ſchwarzen Fliege ꝛc. heimgeſucht und muß 
man ſtets Sorge tragen, daß die Pflanzen davon rein gehalten bleiben. 

Faſt alle in den Gärten bekannten Arten haben wir bereits in frühern 
Jahrgängen der Gartenzeitung beſprochen und auch bei faſt jeder Art die 
Behandlungsweiſe angegeben, die auch bei allen mehr oder weniger die— 
ſelbe iſt. Die vorzüglichſten Arten find: Dipladenia Harrisii Purd., acu- 
minata Hook., flava; nobilis Morr. nebſt der Varietät rosea; urophylla 
Hook., crassinoda DC., splendens DC., atropurpurea DC., vincaeflora Lem. 
und rosacampestris Lem. 

Gattung Allamanda. 

Die Allamanda cathartica L., Aubletii Pohl., grandiflora Lem., ne- 

riifolia Hortul., Schottii Pohl., verticillata Desf. und Liboni Hort. find die 


befannteften Arten, die ihrer ſchönen meift gelben Blumen wegen in den 


Gärten kultivirt werden und muß man ſich nur wundern, daß man ſie 
nicht häufiger in Cultur findet, zumal die Cultur derſelben durchaus keine 
Schwierigkeit bietet. Die Allamanda cathartica iſt die älteſte und be— 
kannteſte Art, ſie kam bereits ums Jahr 1785 nach Europa und ſtammt 
aus Guinea. Die Allamanden ſind mehr oder weniger Schlingpflanzen, 
ihre Zweige erreichen oft eine Länge von 12 bis 15 Fuß. Ihre Ver⸗ 
mehrung kann leicht durch Stecklinge bewerkſtelligt werden, hierzu nimmt 
man 3 Zoll lange Schüſſe, die man in Sand ſteckt, mit Glasglocken be— 
deckt und auf ein Warmbeet ſtellt. — Sind die Stecklinge bewurzelt, ſo 
pflanzt man ſie einzeln in kleine Töpfe mit lockerer Erdmiſchung, und 
haben ſie ſich auch in dieſen Töpfen bewurzelt, ſo pflanzt man ſie noch 
vor Herbſt in größere Töpfe, um ſie leichter durch den Winter zu bringen. 

Im Frühjahre werden die Pflanzeu zurückgeſchnitten, deren Ballen 
von der alten Erde befreit und in größere Töpfe mit nahrhafter Erde 
verpflanzt. Am beſten eignet ſich eine Erdmiſchung beſtehend aus zwei 
Theilen guter Raſenerde, einem Theile Moorerde und einem Theile gut 
verrotteten Kuhdungs, zu dem reichlich guter Sand und Holzkohle kommt. 
Nach dem Umpflanzen werden die Töpfe in ein Warmhaus gebracht und 


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kann man ihnen gelinde Bodenwärme geben, fo gereicht dieſe den Pflanzen 
zum Vortheil. So wie die Pflanzen im Wachsthum zunehmen, giebt man 
ihnen größere Töpfe, giebt ihnen reichlich Waſſer und von Zeit zu Zeit 
flüſſigen Kuhdung. In ſolcher Weiſe werden ſie ſehr raſch wachſen und 
nachdem fie 3—5 Fuß lange Schüſſe getrieben haben und nicht durch An— 
binden behindert werden, bald Blumen anſetzen. Ein zu frühes Anbinden 
der Zweige iſt häufig Urſache, daß die Blüthenknospen taub werden, man 
laſſe ſie daher unbehindert wild durcheinander fortwachſen, bis die erſten 
Blüthenknospen anfangen ſich zu öffnen, dann kann man die Zweige ohne 
jeden Nachtheil binden und der Pflanze jede beliebige Form geben; aber 
die nächſten Triebe müſſen wieder ſich ſelbſt überlaſſen bleiben, ſonſt ſetzen 
fie keine Blüthenknospen an. Beachtet man bei den Allamanden dieſe 
Regel des Anbindens, und behandelt man die Pflanzen mit Aufmerkſam— 
keit und Freigebigkeit, ſo kann man ſicher ſein, Topfexemplare in voller 
Blüthe vom Juni bis December zu haben. 

Sobald die Blüthezeit zu Ende geht, müſſen die Pflanzen allmählich 
trockener gehalten werden, um ſie in den Ruheſtand von 6—8 Wochen zu 
ſetzen, bevor ſie wieder im Februar oder März angetrieben werden. Die 
Allamanden lieben keine kältere Temperatur, daher ſie während der Ruhe— 
zeit im Warmhauſe verbleiben müſſen und man ihre Ruhe nur durch 
Entziehung des Waſſers hervorbringen kann. — Von Inſekten haben die 
Allamanden wenig zu leiden, ſie machen hierin eine Ausnahme vor vielen 
anderen Pflanzen. (Wird fortgeſetzt.) 

r 


Das Vorkommen und die Cultur der ein⸗ 
heimiſchen Rhododendra. 


Wer hat nicht auf Reiſen unſerer deutſchen Hochgebirge, den Alpen 
der Schweiz, Tyrol, Salzburg u. ſ. w. die Wieſenthäler bewundert, auf 
denen die Alpenroſen maſſenhaft heimiſch ſind. Welch' prächtiger Anblick 
bietet ſich unſerem Auge dar durch dieſe ſchönen dunkelgrünen Matten, 
die mit tauſenden von roſa Blumen beſtreut ſind! Gewiß ſo mancher 
Wanderer, der dieſe herrlichen Gefilde ſieht, fühlt in ſich den Wunſch rege, 
eine oder mehrere dieſer Pflanzen zu beſitzen um ſie zu Hauſe, wenn es 
ihm gelingt dieſe Kinder der Alpenwelt am Leben zu erhalten, zur Blüthe 
zu bringen und dabei das in der großen Natur geſehene Bild wieder 
wach zu rufen. Ja, wäre nur das Herauskratzen der Pflanzen aus den 
Felsritzen eine ſo leichte Sache, gewiß es wanderte ſo manche Alpenroſe, 
verpackt in einer alten Cigarrenkiſte oder etwas Aehnlichem, in eine andere 
Heimath. Allein das iſt eine ſchwere, ſaure Arbeit, die ſich oft auch nicht 
einmal lohnt, denn nur ſelten gelingt es, ein gut bewurzeltes junges 
Pflänzchen herauszubringen. Man thut daher gewiß gut ſich an Pflanzen: 
ſammler, die an einzelnen Gebirgsorten ein förmliches Geſchäft mit Alpen— 
pflanzen treiben, zu wenden und man wird eher Gelegenheit haben, die 
Pflanzen fortzubringen. Ich habe mich freilich zur Beſchaffung der ver— 
ſchiedenen Rhododendra als hirsutum, ferrugineum, intermedium, Cha- 
maecistus Freundeshand ſeit Jahren bedient und beſitze ſchon lange in einer 
Steingruppe, auf deren Beſchreibung ich ſpäter zurückkomme, ſchöne kräftige 


8 a 


mit Blüthen bedeckte Exemplare. Eine Beſchreibung der erften drei Arten 
dürften kaum geboten erſcheinen; Rh. Chamaecistus unterſcheidet ſich aber 
weſentlich von den übrigen, iſt nur ſelten in einem Pflanzen-Cataloge an— 
geführt und wird wohl auch nirgends cultivirt, obgleich er um vieles 
ſchöner im Habitus als auch in der Blüthe iſt. Man denke ſich eine 
gedrungene, niedrige, kugelförmig gezogene, kleinblättrige, ſaftige Myrte 
und man hat etwa den Eindruck des Rhododendron Chamaecistus: Die 
Blumen, welche im Monat Mai erſcheinen, ſind von einer zarten roſa 
Farbe und halten im Durchmeſſer etwa %—1 Zoll, find alſo verhältniß— 
mäßig ſehr groß zu dieſem kleinen Strauche. Ich halte die Cultur dieſer 
einheimiſchen Rhododendra um vieles ſchwieriger, als bei den fremdlän— 
diſchen, ſie wird aber reichlich belohnt, da erſtere nächſt ihrer habituellen 
Schönheit auch völlig hart ſind und unſere Winter ohne jede Bedeckung 
aushalten. Die Cultur, welche ich anwende und die aus vielen Erfah— 
rungen hervorgeht, beſteht in folgender Behandlung: Die Pflanzen, 
wenn ſie von ihren natürlichen Standorten am beſten im Monat Mai 
ehe ſie die Blattknospen entwickelt haben, genommen ſind, reinige ich ſorg— 
fältig von Gras und Erde und pflanze fie in Töpfe, welche 4—6 Wochen 
in einem Erdkaſten ſtehen bleiben, der vor Sonne geſchützt wird und die 
Luft faſt abgeſchloſſen bleibt. Als Erdmiſchung wende ich 1 Theil Wie— 
ſenmoorerde, 1 Theil Lehmraſenerde, 1 Theil gehacktes Moos und etwa 
½% Theil Sand an. In dieſer Miſchung gedeihen die Pflanzen vortrefflich. 
Nachdem fie ihre jungen Triebe entwickelt und ſich überhaupt gekräf⸗ 
tigt haben, eine Anwurzelung alſo vorauszuſetzen iſt, werden ſie in die— 
ſelbe Erdmiſchung mit Sand oder Geröllunterlage, ohne jedoch den Topf— 
boden beim Austopfen zu ſtören, in eine ſchattige Lage zwiſchen Steine 
ausgepflanzt und nun ſich ſelbſt überlaſſen. Vorſichtiges Begießen aber 
öfteres Brauſen iſt ihnen dienlich, hingegen ſind ſie vor Trockenheit des 
Bodens und der Luft ſowie vor brennenden Sonnenſtralen zu ſchützen. 


a — 


Robinia inermis Rehderi. 
(Wurzelechte Kugelakazie) 

Allen unſeren Leſern iſt die Kugelakazie (Robinia inermis) wohl 
bekannt, deren Zweige, alljährlich ſtark zurückgeſchnitten, eine dichte, 
gedrungene, faſt kugelförmige Laubmaſſe während des Sommers bilden, 
in Folge deſſen dieſer Art auch der Name „Kugela kazie“ beigelegt worden 
iſt. Am meiſten iſt dieſe Akazie nur hochſtämmig veredelt bekannt, in 
welcher Geſtalt fie ſich frei auf Nafenplägen ſtehend oder in Fronte der 
Wohnhäuſer vortrefflich eignet und iſt ſie namentlich in neueſter Zeit wie— 
der ſehr in Aufnahme gekommen. Da die Krone keine zu große Aus— 
dehnung erlangt, ſo findet man dieſen Baum auch vor den Häuſern in 
den Straßen vieler Städte ſehr häufig angepflanzt. 

In einer Notiz über dieſen Baum in der Revue horticole wird 
bemerkt, daß Mancher den Baum ſeines langen nackten Stammes wegen 
nicht leiden mag, wenn auch die anderen werthvollen Eigenſchaften 
deſſelben von kaum einer anderen Baumart erſetzt werden, und es wird 
daher Baumſchulenbeſitzern gerathen, dieſe Baumart nicht nur hochſtämmig 


9 


zu veredeln, ſondern auch niedrig, vielleicht in einer Höhe von 4—8“ 
über dem Boden. In dieſer Geſtalt läßt ſich dieſe Akazie dann auch einzeln 
auf Raſenplätzen, wie zur Bepflanzung größerer Geſträuchparthien verwen— 
den, wo ihre dichte Laubmaſſe einen vortrefflichen Effekt erzeugt. 

Aus dieſer Bemerkung in der Revue horticole ſcheint hervorzugehen, 
daß in Frankreich die wurzelechte Robinia inermis, bei uns unter dem 
Namen Rob. inermis Rehderi bekannt, weniger verbreitet iſt. 

Die Rob. inermis als wurzelechte Pflanze bildet einen prächtigen 
Buſch und nimmt ſich einzeln gepflanzt oder mehrere Exemplare zu einer 
Gruppe vereinigt, ganz herrlich aus und kann nicht genug zur Anpflanzung 
empfohlen werden. Dieſe wurzelechte Kugelakazie macht ſomit eine nie— 
drige Veredelung derſelben unnöthig, indem man fie ſogar mit 6—8 Zoll 
hohen wurzelechten Stämmen erziehen kann. Die Behandlung der wurzel— 
echten Exemplare iſt ganz dieſelbe wie bei den hochſtämmig veredelten, die 
Zweige werden im Frühjahre auch hier tief zurückgeſchnitten, worauf ſich 
dann während des Sommers neue 2—3 Fuß lange Zweige bilden. Die 
Vermehrung geſchieht durch Theilung des meiſt aus mehreren Stämmen 
beſtehenden Buſches. 


F 


Kurze Lebensgeſchichte einer Alocasia ma- 
Crorhiza (edulis) fol. var. und ihre Cultur. 
5 Von Adolph Steltzner, Handelsgärtner in Gent. 

Schon die grüne Alocasia unter dem Namen Colocasia odorata auch 
Colocasia marerophylla ſeit langer Zeit in den Gärten verbreitet, iſt noch 
jetzt eine ſehr beliebte Pflanze durch ihre großen Blätter vom üppigſten 
Grün, die etwas lederartig und deshalb bei Weitem nicht ſo hinfällig 
ſind, als die ihrer nahe verwandten zahlreichen Caladien, Alocasien und 
Colocasien. Gleich den C. esculentum und C. nymphaefolium erreichen 
ihre Blätter bei zweckmäßiger Cultur eine außerordentliche Größe. 

Seit drei Jahren iſt nun durch England (Etabliſſement J. Veitch jun.) 
und durch Belgien (Etabliſſement Linden) von Indien aus eine prächtige 
Varietät mit panaſchirten Blättern eingeführt, die durch ihre weißlichen und 
rein weißen Flecke der Blätter und Blattſtengel dieſes Gewächſes zu einer 
der ſchönſten Decorations-Pflanzen ſtempelt, da öfters das halbe Blatt 
weiß, mitunter, doch ſelten, auch faſt ganz weiß oder mit zahlreichen großen 
und kleinen weißen Flecken bedeckt iſt, eine Eigenſchaft, die ſich auch den 
Blattſtielen mittheilt. Sie iſt bereits in vielen Gärten einheimiſch gewor— 
den, zumal ſie bei zweckmäßiger Cultur ſich leicht vermehrt; unſer Etabliſſe— 
ment hat im Laufe dieſes Jahres an 20—25 Stück verſendet, die ich 
ſämmtlich von einer einzigen Pflanze während des Frühjahrs und Sommers 
vermehrt. Sie macht ſtarke Strünke aber nicht Knollen wie die übrigen 
Caladium, und zieht ebenfalls im Winter ein, kann aber auch mit einigen 
Blättern im Wachsthum erhalten werden, verlangt aber in dieſem Falle 
viel Wärme. 

Die im Juni vergangenes Jahr erhaltene kleine Pflanze hatte bis zum 
October deſſelben Jahres nach mehrmaligen Verpflanzen einen Strunk von 
ohngefähr 1½ Zoll Dicke und Höhe gebildet; Ende Februar legte ich den⸗ 


10 


ſelben auf einen paſſenden lichten Platz des geheizten Beetes eines Warm⸗ 
hauſes und nachdem derſelbe angefangen zu treiben und ein Blatt entwickelt, 
ſchnitt ich den Kopf platt ab, ſo daß der neue Trieb an ſeiner Baſis kaum 
ein wenig vom alten Strunk und noch keine einzige Wurzel, ſelbſt nicht den 
geringſten Anſatz einer ſolchen aufzuweiſen hatte. Ich hielt den Steckling, 
ſo zu ſagen, unter einer Glocke und nach 14 Tagen ohngefähr machte er 
an der Baſis reichlich Wurzeln; in eine ſehr humusreiche kräftige Haide— 
oder vielmehr braune mvorige Wieſenerde gepflanzt und auf ein Lohbeet 
eingegraben, entwickelte ſich dieſer Kopf mit einer raſenden Geſchwindigkeit; 
ich vergaß natürlich eine ſehr reichliche Bewäſſerung nicht, ein Haupt: 
erforderniß, denn eine kräftige geſunde Pflanze dieſer Art, wenn auch noch 
ſo klein, verlangt gehörig und oft begoſſen zu werden. Ende Juni war 
die Pflanze bereits 2 Fuß hoch, hatte fußlange, 9— 10 Zoll breite Blätter 
und figurirte auf der hieſigen Blumenausſtellung; noch 2 mal verpflanzt 
und während Juli und Auguſt jeden Tag mit einem Kännchen Waſſer 
genährt, erreichte fie im September ihren Glanzpunkt gegen 3½—4 Fuß 
hoch mit Blättern von 1—1½“ lang und faſt gleicher Breite und war der 
leuchtende Stern einer Gruppe buntblättriger Pflanzen, die unſer junges 
Etabliſſement im hieſigen Caſino ausgeſtellt, gelegentlichſt der ſchönen Feſte, die 
Mitte September hier ſtattfanden zur Verherrlichung der neu eingeweihten 
Statue, errichtet zu Ehren des flammländiſchen Heros Artefelde, ein Genter 
von Geburt, der im Mittelalter für die Unabhängigkeit Belgiens kämpfend 
als Opfer fiel. Jene Gruppe, die im freien Garten ohne allen Schutz 
ausgeſtellt war, brachte uns eine vergoldete Medaille. Nicht genug damit, 
gewann uns daſſelbe Exemplar 10 Tage ſpäter einen Cultur-Preis auf der 
großen Blumenausſtellung zu Brüſſel (Kgl. Linne'ſche Gartenbaugeſellſchaft), 
ſehr hervorragend ſowohl durch die ausgeſtellten floriſtiſchen wie pomolo— 
giſchen Produkte, bei welcher ich die Ehre hatte als Preisrichter zu 
fungiren. 

Das Exemplar hatte zuletzt durch die verſchiedenen Ausſtellungen, 
namentlich bei der letzteren, die lange gedauert, durch unregelmäße Behand— 
lung ſehr gelitten und zog plötzlich ein, fo daß in dieſem Augenblick, An: 
fang November, kaum noch ein ganz zerſtümmeltes Blatt vorhanden iſt. Der 
Strunk, der entſprechend ſtark geworden, ohngefähr 2 Zoll dick und hoch, 
ſoll, ſo Gott will, auf dieſelbe Weiſe behandelt, mir nächſtes Frühjahr 
wieder zur Vermehrung dienen. 

Von dem kleinen Rumpf des im vergangenen Frühjahre abgeſchnitte⸗ 
nen Strunkes habe ich nach und nach, bis Ende Juli, 20—25 ſchöne 
Pflanzen angezogen, die faſt ſämmtlich nach Deutſchland, Rußland, Italien 
und Frankreich gewandert ſind. f 

Obgleich ich noch nicht die nöthigen Verſuche gemacht, ſo glaube ich 
wohl, daß die Pflanze hart genug, um an geeigneten Stellen im Garten 
einzeln oder als Gruppenpflanze zu dienen und möchte dann ein ſchönes 
Gegenſtück zur grünen Art bilden, von der ich vergangenen Sommer eine 
ſo herrliche Gruppe im Park von Monceau zu Paris geſehen, wie ich vor 
einigen Wochen in der Berliner Wochenſchrift berichtet habe. 


ns 


11 


Neue Einführungen. 


Im vorigen Jahrgange der Gartenzeitung gaben wir eine kurze Ueber— 
ſicht der vielen empfehlenswerthen neuen Pflanzen, welche auf den letzt— 
jährigen Pflanzenausſtellungen in London ausgeſtellt waren, die ſich des 
ungetheilten Beifalls aller Pflanzen- und Blumenfreunde zu erfreuen hatten. 
Die Mehrzahl dieſer Pflanzen war aus den Sammlungen der wohlbe— 
kannten Handelsgärtner Herren Veitch & Sohn, Herrn W. Bull 
H. Low und Henderfon ze. hervorgegangen, die keine Koſten ſcheuen Rei— 
ſende und Sammler nach Gegenden ſolcher tropiſchen und ſubtropiſchen 
Länder zu entſenden, welche von Sammlern bisher wenig oder garnicht 
beſucht worden ſind, um durch dieſe neue ſchätzbare Gewächſe zu erhalten 
und unſere Sammlungen zu bereichern. 

Vor einer Reihe vor Jahren waren es faſt nur ausſchließlich der K. 
Garten zu Kew und engliſche Handelsgärtner, welche den Pflanzenhandel 
durch neue Einführungen belebten, jetzt werden uns alljährlich ebenſo viele, 
wenn nicht mehr neue Pflanzen durch belgiſche und andere Garten-Eta— 
bliſſements zugeführt, wie z. B. durch J. Linden in Brüſſel, Amb. 
Verſchaffelt in Gent, Grönewegen & Co. in Rotterdam, und in 
blumiſtiſchen neuen Erzeugniſſen ſtehen die engliſchen Floriſten ſchon lange 
nicht mehr alle in da, und wenn hierin auch nicht übertroffen, ſo geben die 
deutſchen, belg iſchen und franzöſiſchen Floriſten ihnen in Erziehung neuer 
Florblumen nichts nach. Es bleibt jedoch immer noch ſehr zu bedauern, 
daß deutſche Erzeugniſſe in Deutſchland ſelbſt zu wenig Anklang finden 
und erſt recht in Aufnahme kommen, wenn ſie nach England gewandert 
und von dort oft unter anderen Namen als engliſche Erzeugniſſe ange— 
prieſen werden. Der empfehlenswerthen Neuheiten, welche Am b. Ver— 
ſchaffelt in Gent und Linden in Brüſſel für Herbſt 1863 und Früh: 
jahr 1864 offeriren, haben wir in frühreren Heften unſerer Zeitung ge— 
dacht, können es aber nicht unterlaſſen hier nochmals auf das ſo reizende 
Gymnostachium Verschaffeltii aufmerkſam zu machen. 

Von Herrn W. Bull, Handelsgärtner und Pflanzenimporteur, King's 
Road, Chelſea bei London, werden nun folgende neue Pflanzen empfohlen, 
die derſelbe von nun an abgeben kann. 

Araucaria Ruleii. 

Dieſe wahrhaft edle Pflanze wurde von Herrn W. Dunean in 
Port Molle entdeckt und eingeführt und berichtet derſelbe folgendes über 
ſie: Obgleich ſie im Anſehen der Ar. imbricata nahe ſteht, ſo iſt letztere 
doch nicht mit der A. Ruleii an Schönheit zu vergleichen, denn die A. 
Ruleii iſt der graziöſeſte und prächtigſte uns jetzt bekannte Baum der 
Erde. Er erreicht eine Höhe von 50 Fuß bei einem Kronendurch— 
meſſer von 30 Fuß, mit ſechsmal mehr Zweigen als bei der A. imbricata, 
die ſich nach allen Richtungen gabelartig aber in größter Regelmäßigkeit 
hinwenden, bedeckt mit kleinen dunkelgrünen Blättern, die in der Sonne 
einen reizenden ſchillernden Anblick gewähren. Der Baum wächſt auf der 
Spitze eines hohen Vulcan, auf dürrem trockenen Boden während des 
Sommers, häufigen Regen und Stürmen während des Winters ausge— 
ſetzt, an einer Stelle wo kein Grashalm wächs und wo kein Zeichen nur 


12 


irgend einer Vegetation für hunderte von Fuß ſichtbar iſt. — Diefe Art 
iſt unſtreitig die ſchönſte für das Kalthaus oder Conſervatorium. Der 
Preis iſt von 1½—3 Guineen. 


Anecochilus zebrinus. 

Eine ſchöne indiſche Art dieſer intereffanten Orchidern-Gruppe. Die 
Blätter find oval lanzettlich, etwa zwei Zoll lang und % Zoll breit, 
ſammtig dunkel olivengrün, gezeichnet mit 3 öfters 5 goldgelben leuchten— 
den Längsnerven. Es iſt eine ſehr hübſche Acquifition zu den bereits 
vorhandenen Arten. Eine Pflanze koſtet noch 35 / 


Asplenium ferulaceum. 

Unter den Warmhausfaruen eines der ſchönſten. Es iſt ein Be— 
wohner von Südamerika, namentlich in Quito und Neu-Granada gefun— 
den, auch in Mittelamerika bei Kartago, von woher Herr Bull lebende 
Pflanzen erhalten hat. Dieſe Art hat einen kurzen Stamm, von dem ſich 
große, feingeſchlitzte Wedel erheben, über 1/ Fuß lang. Die Wedel find 
4⸗ oder 5⸗fach gefiedert, die Fiedern und Fiederchen etwas zurückgebogen. 
Die Textur der Wedel iſt krautig, die Farbe derſelben lebhaft grün und 
die Oberfläche ganz glatt. Preis 70 /. 

ö Boehmeria bifida. 

Eine zwergig wachſende halbſtrauchige Pflanze mit gegenüberſtehenden 
Blättern von eigenthümlichem Charakter. Die Blätter ſind eher groß als 
klein, ſtark genervt, ſichtbar gezähnt und die Spitze iſt in zwei Theile 
getheilt, ſo daß das Blatt zwei Spitzen hat, ähnlich wie Urtica biloba, 
zu welcher Familie auch dieſe Pflanze gehört. Preis 7 . 

Sarcoglottis Esseri. 

Die Blätter dieſer kleinen Landorchidee ſind etwa 4 Zoll lang und 
zwei Zoll breit, länglich -eirund, zugeſpitzt, mit einer fatinartigen Ober— 
fläche, dunkelgrün, gezeichnet mit großen unregelmäßigen blaſſen oder gelb— 
lichgrünen Flecken, welche denſelben ein hübſches Anſehen geben. Dieſe 
Art ſtammt aus Kartago in Central-Amerika und iſt ein hübſcher Zu⸗ 
wachs zur Gruppe der Anecochilus-Arten. Preis 31½ sh. 


Dammara hypoleuca Moore. 

Diefe Art von Port-Molle, Neu-Kaledonien, ſtammend, ſcheint von 
allen bekannten Arten dieſer Gattung verſchieden. Junge Exemplare, 
ältere find noch unbekannt, haben einen compacten Habitus, die Blätter 
ſind länglich lanzettförmig, ſtumpf, oberſeits leuchtend hellgrün, bläulich 
auf der Unterſeite, 1—2 Zoll lang und bis % Zoll breit. Eine hübſche 
Art im Preiſe von 31½ sh. 

Corysanthes limbata Hook. 

Dieſe reizende kleine Orchidee von Java, die im vorigen Jahre bei 
Herrn Bull geblüht hatte und im Bot. Magazin Taf. 3357 abgebildet, 
iſt von uns bereits S. 180 des vorigen Jahrg. der Gartenztg. empfohlen 
worden. Herr Bull hat jetzt Vermehrung davon erlangt und offerirt die 
Pflanze für 63 sh. (21 ). Sie iſt eine der lieblichſten und ſchönſten 
der kleinen Erdorchideen, die bisjetzt bekannt ſind. 


— isn Yu 


13 


Ueber die öconomiſche Anwendung ver: 
ſehiedener Baumrinden. 


Es iſt ſeit mehreren Jahren mein Beſtreben geweſen, mich mit den 
mannigfaltigen, induſtriellen und medieiniſchen Eigenſchaften, die wir im 
Pflanzenreiche vertreten finden, näher bekannt zu machen, und boten mir 
das botaniſche Muſeum im Jardin des plantes zu Paris, ſowie auch ins— 
beſondere die permanente Ausſtellung der franzöſiſchen Colonial-Producte 
im Induſtrie-Palaſte ebendaſelbſt vielfache Gelegenheit, meine Kenntniſſe 
in dieſem ſo belohnenden Zweige der Botanik zu bereichern. Die groß— 
artigen Muſeen des Kew'er Gartens und das erſt vor wenigen Jahren 
gegründete Muſeum in Kenſington, dann aber auch die Benutzung reich— 
haltiger Bibliotheken ermöglichen es mir, dieſes Studium hier in England 
weiter fortzuſetzen, was mich zugleich befähigt, dann und wann kurze Mit— 
theilungen über dieſen Gegenſtand in dieſem Blatte folgen zu laſſen. 

Meine heutigen Zeilen find der öeonomiſchen Anwendung verſchiedener 
Rinden oder Borken gewidmet, und lege ich ihnen eine höchſt belehrende 
Abhandlung von dem Curator der Kew'er Muſeen, Herrn Jackſon, zu 
Grunde, denen ich meine eigenen Notizen einverleiben werde. 

Eine vollſtändige Geſchichte der Rinden mit ihren verſchiedeuen Nutz— 
anwendungen zu liefern, würde, wenn nicht eine Unmöglichkeit, ſo doch 
eine Arbeit unendlichen Forſchens ſein; die Anzahl der Pflanzen, welche 
der Menſchheit durch ihre Rinde von großem Nutzen geworden, iſt bereits 
eine ſehr große, aber verborgene Schätze in dieſem Felde, wie in allen 
andern, warten noch an's Licht gebracht zu werden. Häufig erhalten wir 
Nachricht über Rinden, deren Wirkſamkeit bei mancherlei Krankheitsfällen, 
oder deren Nützlichkeit in den rohen Künſten der wilden Völkerſchaften 
geprieſen wird, doch aus Mangel an beſtätigenden Beweiſen ſowie einer 
genauen Kenntniß ihrer Quellen, kann wenig oder gar nichts über ſie ge— 
ſagt werden. Ihre verſchiedenen Anwendungen ſind unzählige, ſie liefern 
uns medieiniſche, Färbe- und Gerbeſtoffe, Kleider und andere nützliche oder 
mehr für den Luxus beſtimmte Gegenſtände. Es würde ſchwer zu ſagen 
ſein, aus welchem Zweige ihrer Anwendung wir den meiſten Nutzen ziehen, 
dem wiſſenſchaftlichen oder dem induſtriellen, der Mediein oder der Klei— 
dung. Die Eigenſchaften und der Nutzen einiger dieſer Rinden, für uns 
heut' zu Tage unſchätzbar, waren ebenfalls den Alten bekannt, und viel— 
leicht keine mehr, als wie die der Korkeiche, die nicht nur fhon im grauen 
Alterthume geſchätzt wurde, ſondern zu ganz ähnlichen Zwecken, als zu 
welchen man ſie jetzt benutzt, verwendet wurde. Die folgende Liſte iſt ſo 
vollſtändig als möglich, und ſind namentlich all' die Rinden-Arten, welche 
irgend eine beſondere medieiniſche Eigenſchaft beſitzen, darin eingeſchloſſen, 
dagegen iſt ſolchen von mehr gewöhnlichem Gebrauche und überall bekannt, 
weniger Aufmerkſamkeit zugewendet worden. 


Medieiniſche Rinden. 

In dieſer Abtheilung iſt unſtreitig die peruaniſche oder China-Rinde, 
Gattung Cinchona, die wichtigſte, auf deren Cultur die engliſche und fran— 
zöſiſche Regierung in ihren überſeeiſchen Colonien ſeit mehreren Jahren 
viele Aufmerkſamkeit verwendet haben. Wir können ihrer hier nur bei— 


14 


läufig Erwähnung thun, da der Gegenſtand gründlich in vielen bedeu— 
tenden Werken (Weddell) behandelt worden iſt. Ein genaues Datum der 
Entdeckung dieſes wirkſamen Fiebermittels kann nicht feſtgeſtellt werden, 
dagegen nimmt man an, daß fie gegen das Jahr 1640 nach Europa ein— 
geführt wurde. Die Gemahlin des Vicekönigs von Peru, Comteſſa del 
Chinchon, ſoll zuerſt (1638) durch das Pulver dieſer Rinde vom heftigen 
Fieber befreit worden ſein. Bei ihrer Rückkehr nach Europa brachte ſie 
bedeutende Quantitäten dieſes Pulvers mit, und ſuchte es zu verbreiten, 
woher der Name: „Gräfinpulver.“ Die Benennung „Jeſuiten-Rinde“ 
erhielt ſie erſt einige Jahre ſpäter, indem ſie von Jeſuiten nach Rom ge— 
bracht und dort unter dem Orden vertheilt wurde. Dann kam ſie in 
Vergeſſenheit und erſchien erſt wieder in Frankreich unter der Regierung 
Ludwig XIV., ſeit welcher Zeit ſie ihre Berühmtheit als Fiebermittel und 
ſtärkende Mediein bewahrt hat, ja ihre Wichtigkeit iſt jetzt mehr anerkannt 
wie je, da ihre Segnungen von Jahr zu Jahr verbreiteter und bekannter 
werden. In Frankreich iſt der China-Wein ein bekanntes Hausmittel 
gegen Appetitloſigkeit, Magenſchmerzen und allgemeine Schwäche. Man 
nehme 1½ Flaſchen guten Rothweins und 60 Gramm gelber Chinarinde 
pulveriſirt, rühre dieſe Miſchung häufig um, filtrire ſie darauf, und man 
erhält auf billige Weiſe denſelben Wein, der in den Pariſer Apotheken in 
kleinen Flacons zu hohen Preiſen verkauft wird. Das eigentliche Vater— 
land der Cinchona-Pflanzen iſt die öſtliche Seite der Cordilleren und die 
Anden. 

| Drimys Winteri, De Cand. 

Winter's Rinde, nach dem Capitain Winter benannt, der Sir Francis 
Drake auf ſeiner Reiſe um die Welt begleitete und welcher zuerſt Proben 
dieſer Rinde von der Magellan-Straße nach Europa brachte. Er fand ſie 
von großem Nutzen für feine Schiffsmannſchaft, ſowohl um andere Ge— 
würze zu den Speiſen zu erſetzen, als auch mit großem Erfolge gegen den 
Scorbut zu verwenden. Man hat fie zuweilen mit der Rinde von Ca- 
nella alba verwechfelt, da fie dieſer ähnliche Eigenſchaften beſitzt, doch 
kommt ſie in der heutigen Praxis wenig vor. Der Baum erlangt in 
feinem Vaterlande, Peru, Chili, eine Höhe von mehr denn 407, man trifft 
die röthlichgraue Rinde gewöhnlich in aufgerollten Stücken gegen 2 Zoll 
im Durchmeſſer und häufig über 12 Zoll lang an. Dieſelbe hat einen 
bittern, beißenden Geſchmack und beſitzt etwas Aroma. 

Drimys Granatensis, Lin. fl. 

Unter dem Namen Canelo-Rinde in Venezuela bekannt, kommt von 
New⸗Granada und iſt das Product eines mittelhohen Baumes. Dieſe 
Rinde hat faſt denſelben Geruch und Geſchmack als wie die der vorher— 
gehenden Art; ſie wird namentlich von den Bergleuten als ein toniſches 
Mittel gegen Kolik angewendet und erfreut ſich bei ihnen zu gleicher Zeit 
eines ausgezeichneten Rufes als Gewürz zur beſſeren Schmackhaftigkeit 
der Speiſen. Beide Arten ſind bis jetzt noch nicht in unſerer Materia 
Medica aufgenommen. 

Xylopia glabra, Lin. | 

Bitter-Holz von Jamaica. Ein Baum von 40° Höhe; alle Theile 
deſſelben haben einen angenehmen bittern Geſchmack, ein Abſud des Holzes 


8 2 ie 
5 5 [ 


15 


und der Rinde ſoll bei Kolikfällen, zur Reizung des Appetits gute Dienfte 

leiſten. Die Beeren haben dieſelben bittern Eigenſchaften und verleihen 

dem Fleiſche der wilden Tauben, deren Nahrung ſie ausmachen, einen 

höchſt piquanten Geſchmack. Die Rinde iſt dünn und von gräulichbrauner 

Farbe. | 
Guatteria longifolia, Wall. 

Vaterland Ceylon und Java. Dies iſt ein kleiner Baum oder Strauch, 
deſſen Rinde toniſche und harntreibende Eigenſchaften in hohem Grade be— 
ſitzt, und wird ſie in Ceylon zur Heilung von Fiebern und Waſſerſucht 
beuutzt. Sie zeigt eine trübe, röthlichgraue Farbe und erlangt ½ Zoll 
Dicke. 

Caelocline polycarpa, Hook. fil. 

In Weſt⸗Afrika zu Haufe, wo die Rinde als „Gelbe Gbeyido-Rinde“ 
bekannt iſt. Dieſelbe iſt dünn und faſerig und beſitzt eine gräulichbraune 
Farbe mit gelblichem Bruch. Von den Eingebornen als ausgezeichnetes 
Mittel gegen Geſchwüre angewendet. Ein gelber Färbeſtoff wird ebenfalls 
aus ihr gewonnen. 


Guazuma (wahrſcheinlich ulmifolia). 

Auf den Märkten von Caracas und La Guayra als „Guäsima blanco“ 
verbreitet. Iſt ſehr ſchleimreich, und als Abſud zubereitet, iſt ſie nach hef— 
tigen Gemüthsaufregungen und bei Entzündungen von großem Nutzen. 
Gewöhnlich nur gegen Ye Zoll dick und von einer dunkelbraunen Farbe 
mit röthlichem Bruch. Man trifft dieſen Baum in großer Menge im 
Tuy⸗Flußthale an. 

Guazuma tomentosa, U. B. K. 

Ein kleiner Baum von 12— 14“ Höhe, und in demſelben Flußthale 
wie die vorhergehende Art häufig aufzufinden. Die Rinde wird „Guäsima 
colorado“ genannt, ſie iſt röthlichbraun, dünn und faſerig und ſteht in 
gutem Rufe als Heilmittel gegen Ruhr und ähnliche Anfälle. 


Aegle Marmelos, Corr. 

Coromandel und Malabar werden als das Vaterland dieſes Baumes 
angegeben, woſelbſt er einen beträchtlichen Umfang und Höhe erreicht. Die 
aſchgraue Rinde wird als Abſud gegen Herzklopfen und Gallenfieber 
empfohlen, obgleich ſelten allein, ſondern meiſtentheils in Verbindung mit 
andern Ingredienzien. Die der Wurzeln ſoll die ſtärkſten Eigenſchaften 
beſitzen und findet daher auch am meiſten Abſatz. Alle Theile des Baumes 
ſollen zugleich ein prächtiges Abkühlungsmittel liefern. 

Cinnamodendron corticosum, Miers. 

Ein kleiner 10—15° hoher Baum oder Strauch von Jamaica. Die 
ungefähr ½ Zoll dicke Rinde, deren äußere Seite eine helle, röthlichgraue 
Schattirung zeigt, während die innere dagegen mehr eine ſchmutzig-weiße 
Farbe darthut, ähnelt ſehr der von Canella alba, mit welcher fie ähnliche 
Eigenſchaften beſitzt. 

Canella alba, Lin. 

In Weſtindien einheimiſch, wo es Bäume von über 50° Höhe giebt. 
Die Rinde iſt aromatiſch, reizend und toniſch. Hauptſächlich als medici— 
niſche Subſtanz zu betrachten, und nur zuweilen als Gewürz erwähnt. 


16 20 


Azadirachta indica, 86355 


Baum von mittelmäßiger Größe, in Oſtindien zu Hauſe, wo! ſeine * 


Rinde von den Eingebornen als toniſches Mittel bei Wechſelfiebern in 
Anwendung gebracht wird. Dieſelbe iſt reizend und krampfſtillend; bei 
Cholera und chroniſchem Rheumatismus wird ſie entweder als Abſud oder 
als Pulver verſchrieben. Ein aus der Rinde gewonnenes Harz oder 
Gummi wird in der Eingebornen Praxis als kräftiges Reizmittel auf— 
geſtellt. 

Galipea cusparia, St. Hil. 

In den Wäldern des tropiſchen Amerikas anzutreffen, wo der Baum 
bis zu 70 und 80“ hoch wird. Die Rinde iſt von heller aſchgrauer 
Farbe, ſehr bitter und aromatiſch, und beſitzt toniſche und reizende Eigen— 
ſchaften. Nach Humboldt und Bonpland ſoll die Angoſtura-Rinde von 
dieſem Baume gewonnen werden, doch Dr. Hancock, ein Engländer, wenn 
ich nicht irre, der ſich mehrere Monate in jenen Diftrieten aufhielt, hält 
fie für das Product einer ganz verſchiedenen Species, die er Galipea offi- 
cinalis genannt hat. Dieſe Art bildet bedeutend kleinere Bäume, die 


* 


ſelten über 20° hoch werden; in der Rinde ſtehen ſich beide Arten ſehr 


nahe. Letztere iſt namentlich an den Ufern des Orinoco, Alta Gracia 
u. ſ. w. anzutreffen und werden von den Eingebornen „Orayura“ genannt. 
Dr. Hancock glaubt, daß die Rinde der 6. officinalis eins der wirkſamſten 
Fiebermittel iſt. Die Eingebornen benutzen dieſelbe in zerquetſchtem Zu— 
ſtande, um Fiſche zu betäuben. Der Gebrauch im Vaterlande iſt kein 
ſehr verbreiteter, nach England wurde ſie im Jahre 1788 zuerſt eingeführt, 
zuweilen kömmt ſie direet von Süd-Amerika nach Europa, größtentheils 
aber auf indireetem Wege in großen Maſſen von Weſtindien, wo fie eine 


andere Verpackung für England erhält. Dieſelbe iſt leicht zerbrechbar und 


harzig und beſitzt einen ſtrengen Geruch. 
Erodia febrifuga, St. Hil. « 

Ein Baum von 40“ Höhe, der in Brafilien heimiſch iſt, wo die 
Rinde mit gutem Erfolge als Surrogat für China-Rinde Abſatz findet. 

Ticorea febrifuga, St. Hil. 

In der braſilianiſchen Provinz Minos Geraes als kleiner Baum, 
10 20“ hoch, anzutreffen. Die Rinde iſt ſehr bitter, adſtringirend, und 
beſitzt, wie ſein Name andeutet, fieberſtillende Kräfte. 

Xanthoxylon fraxineum, Willd. 

American Prickly Ash, Zahnwehholz, ein Baum mittlerer Größe, 
10—15/ hoch, in den Wäldern und an den Flußufern Süd-Amerikas zu 
Hauſe. In den Vereinigten Staaten wird die Rinde bei chroniſchem 
Rheumatismus ſehr geprieſen, und wird ſie, zu Pulver zerrieben, zuweilen 
auch als ärztliches Reizmittel benutzt. In Europa hat die Rinde als 
Zahnwehholz Eingang gefunden. Sie iſt etwas aromatiſch und ſehr beißend, 
kömmt im Handel gewöhnlich in kleinen Rollen vor, iſt von unbedeutender 

Dicke und zeigt eine dunkelgraue Farbe mit hellen Flecken. 
Clara Hercules, Lin. 

Ein weſtindiſcher, 20—50° hoher Baum. Seine Rinde wird ſowohl 
innerlich als äußerlich bei bösartigen Geſchwüren verwendet. Eine aus 
ihr gewonnene Tinctur ſoll fieberſtillend, ſowie ein Aufguß der Rinde 


n 


17 


krampfſtillend ſein. Die Farbe iſt dunkelbraun, und bemerkt man an ihrer 
Oberfläche kleine, warzenähnliche Knoten, Ueberbleibſel der Stacheln. 
| fr Cerasus serotina, DC. ' 

Zeigt in feinem Vaterlande, Nord-Amerika, eine Höhe von 20. Die 
Rinde wird daſelbſt nach heftigen Gemüthsaufregungen vielfach verſchrieben, 
doch ſoll ſie auch bei ſchlechter Verdauung und Wechſelfiebern ausgezeichnete 
Dienſte leiſten. Man kennt ſie als die wilde Kirſchen-Rinde, und wird 
ſie aus den Stämmen und Aeſten des Baumes gewonnen, obgleich die der 
Wurzeln die beſte ſein ſoll. Im Handel kömmt ſie in Stücken verſchie⸗ 
dener Größe vor, die eine röthlich braune Farbe beſitzen und von ange— 
nehmem aromatiſchen und bitteren Geſchmacke ſind. 

Prinos verticillatus, Lin. 

Die ſchwarze Erle von Nord-Amerika, wo ſie an ſchattigen und 
feuchten Orten überall auftritt. Ein 8—10“ hoher Strauch, deren Rinde 
in Stücken von unregelmäßiger Länge, mehr oder weniger aufgerollt, in 
den Handel kömmt. Die untere Seite derſelben zeigt eine dunkele, oder 
grünlich⸗weiße Farbe. Sie hat einen bittern, adſtringirenden Geſchmack 
und wird von den Aerzten der Vereinigten Staaten bei Diarrhoe, Wech— 
ſelfiebern ſowie auch gegen Hautkrankheiten zum äußerlichen als innerlichen 
Gebrauche verſchrieben. 

Cornus florida, Lin. 

Ebenfalls ein nordamerikaniſcher Baum von 15—20“ Höhe. Die 
Rinde wird aus allen Theilen des Baumes gewonnen, namentlich kömmt 
aber die der Wurzeln, in Stücken verſchiedener Form und Größe, theil— 
weiſe aufgerollt, in den Handel. Sie iſt von roth-grauer Farbe, ſehr 
zerbrechbar und beſitzt einen bittern, zuſammenziehenden, zuweilen auch 


aromatiſchen Geſchmack; findet hauptſächlich in der amerikaniſchen Praxis 


als toniſches Mittel Beachtung und dient zuweilen als Surrogat für 
China⸗Rinde. Zwei andere Arten dieſer Gattung, nämlich C. sericea 
Herit. und C. circinuta Herit. liefern eine Rinde mit ähnlichen Eigen: 
ſchaften, obgleich ſie lange nicht den Ruf beſitzen, als wie die der 
erſteren Art. 

Chrysophyllum buranhelm, Riedd. 

In Braſilien einheimiſch, namentlich in der Nachbarſchaft von Rio 
Janeiro. Die Rinde iſt als „Moneſia-Rinde“ bekannt und wurde zu An— 
fang dieſes Jahrhunderts nach Frankreich eingeführt, wo ſie wie auch in 
Deutſchland bei atoniſchen Uebeln gebraucht wurde. Doch bedient man 
ſich ihrer jetzt nur in ſeltenen Fällen. Sie hat einen adſtringirenden, 
bittern Geſchmack, zeigt eine hellbraune Farbe, iſt ſehr dick und ſchwer 


und kömmt in Stücken verſchiedenen Umfanges vor. 


Ardisia paniculata, Roxb. i 
Ein oſtindiſcher Strauch von 10—12/ Höhe, der eine Borke mit 
toniſchen und adſtringirenden Eigenſchaften liefert, welche von den Cey— 
lonern gegen Fieber wie auch äußerlich zur Heilung von Geſchwüren viel— 


fach benutzt wird. Sie iſt ziemlich dünn, hat eine gräulich-braune Farbe 
und wird in kleinen und großen Stücken verkauft. 


i Strychnos nuxvomica Lin. 
Wir finden diefen Baum in Ceylon und andern Theilen Oſt-Indiens, 
Hamburger Garten⸗ und Blumenzeituug. Band XX. 2 


* 
18 


er erlangt keine bedeutende Höhe und bildet größtentheils einen krummen 
Stamm. Die Rinde wurde früher mit Angoſtura⸗Rinde verwechſelt, iſt 


jetzt aber allgemein als falſche Angoſtura⸗Rinde bekannt. Ihr äußeres 


Ausſehen wird durch das Alter ſehr verändert. Die junge Rinde beſitzt 
eine aſchgraue Farbe und ähnelt ſchon mehr der echten Angoſtura-Rinde, 
dagegen älter, wird ſie theilweiſe mit einer weißen ſchwammigen Ober— 
fläche von roſtiger Erſcheinung bekleidet. Sie iſt ſehr hart und dicht und 
beſitzt einen äußerſt bittern Geſchmack. In den Läden von Calcutta wurde 
fie lange Zeit unter dem Namen „Bohun“ verkauft, doch iſt dieſes gänzlich 
unrichtig, da der wahre Bohun von der Rinde der Soymida febrifuga 
gewonnen wird, welche völlig unſchädlich und als Fiebermittel anerkannt 
iſt, während dagegen die Strychnos-Rinde ſehr giftiger Natur iſt. Dr. 
Pereira und Chriſtiſon entdeckten bei genauer Unterſuchung den Unterſchied 
zwiſchen dieſen beiden Rinden, freilich erſt, nachdem mehrere in ihren 
Folgen ſehr betrübende Verwechſelungen Statt gefunden hatten. 
Bignonia chelonoides, Lin. 

Ein Baum Oſt-Indiens von beträchtlicher Höhe, die Rinde iſt toniſch 
und wird in Ceylon bei Fiebern und Entzündungen verordnet. Sie iſt 
von ziemlicher Dicke, die äußere Fläche zeigt eine hellbraune Farbe, wäh— 
rend die innere mehr eine leuchtend gelblich-graue Färbung darthut. 

Sassafras officinale, Nees. 


er 


Nord-Amerika iſt das Vaterland dieſes wohlbekannten Baumes, wo 


er zuweilen 30—50“ hoch wird, doch variirt er in feinem Wachsthum 
ſehr, je nach der günſtigen oder ungünſtigen Lage, in welcher man ihn 
antrifft; in den nördlichen Diftrieten tritt er gewöhnlich nur als Strauch 
auf. Die Blumen, ſowie alle übrigen Theile des Baumes beſitzen ein 
ſchwaches Aroma, die Wurzeln, vorzüglich die Rinde derſelben, iſt in der 
Mediein von Bedeutung, da ſie kräftige, ſchweißtreibende Eigenſchaften 
beſitzt und in Verbindung mit Sassaparilla und Guaiacum bei chroniſchem 
Rheumatismus und Hautkrankheiten in Europa, beſonders aber in ihrem 
Vaterlande vielfach verſchrieben wird. Die Wurzel-Rinde, deren äußere 
Seite bräunlich-grau iſt, wird nur in kleinen Stücken angetroffen. Die 
Rinde des Stammes und der Aeſte iſt von korkhafter, ſchwammiger Be— 


ſchaffenheit. 
Nectandra Rodiaei, Schomb. 
Ein ſtarker Waldbaum von Brittiſch Guiana, deſſen Holz als „Green- 
heart“ daſelbſt wohl bekannt und ſehr geſchätzt iſt. Zuweilen trifft man 
ihn in einer Höhe von 80—100 an. Die erſte Kunde der gepriefenen 


Eigenſchaften dieſes Holzes wird uns von Baneroft im Jahre 1769 ges 


geben. Später, im Jahre 1834, entdeckte Dr. Roder die chemiſchen Ei⸗ 
genſchaften der Rinde und empfiehlt fie darauf als Surrogat für China⸗ 
Rinde. Weitere Unterſuchungen ließen ihn alkaliſche Eigenſchaften in der 
Rinde und Frucht finden, und giebt er dem daraus gewonnenen Alkaloid 
die Bezeichnung Bebeerine, da der Bauer im Vaterlande „Bebeern“ ge— 
nannt wird. Die Rinde ſoll in hohem Grade tonifche, adſtringirende und 
fiebervertreibende Eigenſchaften beſitzen; äußerlich iſt ſie dunkelgrau, nach 
innen zeigt ſie uns eine zimmetartige Färbung. 


m 


19 


Daphne Mezereum, Lin. 
Die medieiniſchen Kräfte dieſes in Europa ſehr verbreiteten Strauches 
ſind wohlbekannt. Die früheſten authentiſchen Berichte, die wir über dieſe 
Pflanze beſitzen, datiren vom Jahre 1530. Man ſchreibt ihm ſchweiß⸗ 


treibende, mildernde, ſtimulirende und harntreibende Eigenſchaften zu, in 


England wird er als Mittel gegen Zahnſchmerzen oft empfohlen, doch be⸗ 
dient man ſich in dieſem Lande nur der Wurzel-Rinde, die eine dunklere 
Farbe hat und höher im Preiſe ſteht, als wie die des Stammes; letztere 
wird in Deutſchland im Frühjahre reichlich geſammelt, und in kleinen, 
getrockneten Bündeln für medieiniſche Zwecke in den Handel gebracht. 
Der Geſchmack der Rinde iſt, wenn man ſie kaut, zuerſt ſüßlich, läßt aber 
ein ſcharfes, brennendes Gefühl auf der Zunge zurück. 
Croton Eleuteria, Sw. 

Von dieſer und wahrſcheinlich ihr naheſtehenden Arten wird die Cas- 
carilla-Rinde gewonnen, doch herrſcht noch viel Verwirrung in Betreff der 
Identität der Pflanzen, welche fie liefern. Der Name Cascarilla wurde 
von den Spaniern mehreren Varietäten von Cinchona-Arten gegeben, doch 
in der europäiſchen Pharmacopie wird die Gattung Croton als Cascarilla— 
Rinde aufgeführt. Ein Spanier, Vincent Garcias Salat, thut ihrer bald 
nach der Einführung in Europa, im Jahre 1692, zuerſt Erwähnung, und 
glaubte man lange Zeit, daß entweder eine Cinchona- oder Boswellia-Art 


dieſelbe liefere. Catesby aber giebt uns in ſeiner Naturgeſchichte Caroli— 


* 


na's (1754) eine genaue Beſchreibung der Pflanze und ſtellt feſt, daß ſie 


an den Bahamas einheimiſch iſt. Von dieſer und andern Quellen war 
man befähigt, die Gattung Croton und zwar Croton Eleuteria zu erkennen, 


doch iſt es mehr wie wahrſcheinlich, daß die im Handel vorkommende 


Cascarilla⸗Rinde eben fo ſehr das Produkt anderer Arten, als der genann— 
ten iſt. C. Eleuteria iſt ein kleiner Baum oder Strauch, der in einigen 
Gegenden nur 46“ hoch wird, während er dagegen in Jamaica, wo er, 
wie auch auf andern weſtindiſchen Inſeln häufig auftritt, oft eine Höhe 
20“ erreicht. Die chemiſche Beſchaffenheit der Rinde iſt reizend, toniſch 
und fieberſtillend und iſt ſelbige auch dann und wann in Ermangelung 
von China⸗Rinde genommen worden. Doch wird ſie hauptſächlich bei 
ſchlechter Verdauung und allgemeiner Schwäche verordnet, in Deutſchland 
hat ſie dagegen auch bei ſchleichenden und Wechſelfiebern, ſowie Ruhr Ein— 
gang gefunden. Die Rinde, wie wir ſie in den Apotheken antreffen, wird 


5 in kleinen, nur wenigen Zoll langen Stücken verkauft. Die äußere Seite 
iiſt von dunkelbrauner Farbe, aber mit einem weißlichen Häutchen dicht 
beſetzt; die innere Seite hat mehr einen dunkel zimmetartigen Anſtrich. 


Sie hat einen leicht zerbrechlichen, harzigen Bruch. 
Croton Pseudo-China, Schiede. 

Von dieſer Art ſoll die Copaldoi-Rinde Mexico's gewonnen werden. 
Man hat vielfach behauptet, daß Croton Cascarilta von Linné ſowohl die 
mexicaniſche Copaldoi-Rinde, wie auch eine andere in Chili und Peru als 
»Natra-Rinde“ bekannte Borke liefert. Doch ſcheint es keinem Zweifel 
zu unterliegen, daß die echte Copaldoi-Rinde von der erſtgenanten Species 
genommen wird, vorausgeſetzt, daß wir die kleine Copaldoi-Varietät als 
die echte Rinde betrachten; denn wir finden fie in 2 verſchiedenen Formen, 


2* 


a. Be 
” * 0 * | 1 


20 


nämlich in kleinen dünnen Stückchen von aſchgrauer Farbe und ebenfalls 
in 5—6 mal ſo großen Stücken mit einer dicken, korkartigen Epidermis, 
letztere iſt jedoch, wenn auch mit einem Fragezeichen, als das Product 
von Croton suberosum H. B. K. beſtimmt worden. Die mediciniſchen 
Wirkungen dieſer Rinde ſtehen der Cascarilla nahe. In Mexico findet ſie 
namentlich als toniſches Mittel Abgang und wird oft ſtatt der China- 
Rinde verſchrieben. i | 
Aralia spinosa, Lin. | 

In Nord⸗Amerika Angelica, auch Zahnwehbaum genannt. Ein 
baumartiger Strauch der Vereinigten Staaten, wo er in den ſüdlichen 
Gegenden 40—50 Fuß Höhe erlangt. Die Eigenſchaften der Rinde find 
ſchweißtreibend und ſtimulirend, ein Aufguß der friſchen Rinde findet im 
engeren Vaterlande als Brech- oder Abführungsmittel häufige Anwendung. 
Im getrockneten Zuſtande wird ſie gegen Hautausſchläge empfohlen und 
ſoll die aus ihr gewonnene Tinctur Befreiung heftiger Zahnſchmerzen be— 
wirken, wovon ſich der populaire Name des Baumes herſchreibt. In den 
Süden findet man die Rinde in kleinen, feinen, aufgerollten Stückchen, 
von grünlicher Farbe, die mit kleinen Stacheln oder Dornen oder auch 
den Ueberbleibſeln ſolcher bedeckt ſind. Europa hat ihr keinen Platz als 
offieinelle Pflanze eingeräumt, dagegen wird fie von den Amerikanern als 
ſolche ſehr geprieſen. 

Aesculus Hippocastanum, Lin. 

Die Roßkaſtanie unſerer Gärten kommt wahrſcheinlich aus dem nörd— 
lichen Indien oder Perſien, mit Beſtimmtheit iſt das Vaterland nicht an- 
zugeben. In Italien ſoll ihre Rinde bei Wechſelfiebern gebraucht worden 
ſein, wird aber nicht als eine medieiniſche Pflanze in dieſem Lande auf— 
geführt. Als Abſud ward ſie gegen kalten Brand anempfohlen. Das 
Datum der Einführung dieſes Baumes nach Europa ſcheint ungewiß, doch 
wurde er bis gegen Anfang des verfloſſenen Jahrhunderts als Seltenheit 
angeſehen. 


ee 


Monnina polystachya, R. et P. 

Ein Strauch der peruaniſchen Anden, wo er in Dickichten wächſt, 
man nennt ihn daſelbſt „Valhoi“. Die friſche Rinde der Wurzeln wird 
von den Bewohnern Peru's zermahlt, zu Kugeln geknetet und dann als 
Seife benutzt. Ihre medieiniſchen Eigenſchaften ſollen bei Ruhr und ähn— 
lichen Anfällen wohlthätige Wirkungen offenbaren. f 

Castanea pumila, Mill. 

Nord: Amerika iſt das Vaterland dieſes Strauches, wo er von den 
Eingebornen „Chinquspin“ getauft iſt. Zuweilen tritt er als Baum auf 
und erlangt dann eine Höhe von etwa 30—40 Fuß. Die Rinde iſt 
toniſch und adſtringirend, und iſt im Vaterlande bei Wechſelfiebern ver⸗ 
ordnet worden, doch ſcheinen ihre Tugenden nicht ſtark zu ſein, da ſie nicht 
in der amerikaniſchen Pharmacopie aufgenommen worden iſt. 

Schleichera trijuga, Willd. 

Man fand dieſen ungefähr 20 Fuß hohen Baum in Oſtindien und 
Ceylon. Die Rinde beſitzt adſtringirende Eigenſchaften und wird von den 
Indianern zur Heilung der Krätze gebraucht, zu welchem Zwecke man ſie 
zerreibt und mit Oel vermiſcht. 


21 


Swietenia Mahagoni, Lin. 

Der Mabagoni-Baum wächſt auf Cuba, Honduras, St. Domingo und 
auf den Weſt⸗Indiſchen Inſeln, wo er oft 60 —80 Fuß hoch wird. Die 
Rinde wird von den Weſt-Indiern als Surrogat der China-Rinde ver- 
wendet, obgleich ihre Wirkungen ohne Zweifel nicht mit denen der peru— 
ianiſchen Borke verglichen werden können. 


Soymida febrifuga, Juss. 

In Oſt⸗Indien zu Haufe, namentlich in den mittleren und ſüdlichen 
Provinzen. Ein 60 Fuß hoher Baum, deſſen Rinde einen zuſammen— 
ziehenden, bittern Geſchmack hat und bei Wechſelfiebern als toniſches 
Mittel auftritt, ja oft China-Rinde übertrifft. Wird gewöhnlich als Auf— 
guß oder Abſud gegeben, doch nur in geringem Maße, da ſie in größeren 
Quantitäten leicht Schwindel und Betäubung hervorruft. 

Punica Granatum, Lin. 

Ein kleiner, ſtrauchartiger Baum, der im wilden Zuſtande an den 
Küſten des Mittelmeeres, in Perſien, Arabien, Indien und China ange— 
troffen wird. Weſt⸗Indien giebt man dagegen als ſein eigentliches Vater: 
land an. Seiner Früchte wegen findet man ihn jetzt in allen wärmeren 
Gegenden Europa's angepflanzt. Die Wurzelrinde beſitzt die medieiniſchen 
Kräfte, welche ſich in einem eigenthümlich ſauern Character, Punicin, kund 
geben. Sie ſcheint ſchon den Alten bekannt geweſen zu ſein und wurde 
damals, wie auch jetzt noch von einheimiſchen Aerzten Hindostan's vorzüglich 
gegen den Bandwurm angeprieſen. In unſerer Materia Medica werden ihr 
ähnliche Eigenſchaften zugeſchrieben; gewöhnlich wird ſie als Aufguß, zu— 
weilen aber auch als Pulver verabfolgt. 

Juglans cinerea, Lin. 

Nord⸗Amerikaniſcher Waldbaum, als „Butternuß“ von den Einge— 
bornen bezeichnet. Seine Größe und Stärke vartirt je nach der Be— 
ſchaffenheit des Bodens, in günftiger Lage tritt er oft als 50—60“ hoher 
Baum auf. Die innere Rinde des Stammes, namentlich aber die der 
Wurzel, iſt officinell und zwar ruhrſtillend, doch hat man fie in Amerika 
auch mit Glück bei ſchleichenden und Wechſelfiebern verordnet. Wird ſo— 
wohl als Abſud, wie auch als Extract genommen. Die friſche Rinde 
zeigt eine helle, weißliche Farbe, wenn getrocknet, dagegen eine dunkelbraune 
Schattirung. Außer den genannten medieiniſchen ſchreibt man ihr noch 
Färbeeigenſchaften zu, und kommen dieſe nicht ſelten bei Wollfärberei in 
An wendung. 

Crataeva Tapia, Lin. 

Ein ungefähr 20“ hoher Baum von Weſt⸗Indien und Süd-Amerika. 
Die bittere und toniſche Rinde tritt in dieſen Ländern bei Wechſelfiebern 
als wirkſames Mittel auf. 

Cedrele Toona, Roxb. 

Oſt⸗Indien. Diefer 60“ hohe Baum hat eine ſtark adftringirende 
Rinde, die bei Fiebern und Ruhr anempfohlen wird. Sie ſteht ebenfalls 
in dem Rufe, ein vortreffliches Surrogat der China-Rinde zu ſein, ins— 
beſondere wenn man fie mit dem pulorifirten Samen der Guilandina Bonduc 
vermiſcht. Aeußerlich bedient man ſich ihrer als Pulver bei Geſchwüren. 


22 


Khaya senegalensis, Juss. 

Tritt an den Ufern des Senegal als wichtiger Waldbaum von 
80—100° Höhe auf. Die „Cail Cedra-Rinde“, die von dieſem Baume 
gewonnen wird, iſt ſehr bitter und wird von den Eingebornen den Fieber: 
kranken als Aufguß oder Abſud gereicht. 

Liriodendron tulipifera, Lin. 

Der Tulpenbaum Nord-Amerika's, wo er einer der ſchönſten und 
edelſten Waldbäume ausmacht, und oft in einer Höhe von 100“ auftritt. 
Die Rinde findet ſich in der amerikaniſchen Pharmacopie verzeichnet, da 
ſie ſtimulirende und ſchweißtreibende Eigenſchaften beſitzt, auch bei Wechſel— 
fiebern, ſchlechter Verdauung und chroniſchen Rheumatismus iſt ſie gegeben 
worden, meiſtentheils als Pulver verſchrieben, da die Aufgüſſe weniger Kraft 
beſitzen ſollen. Alte Rinde verliert das Aroma und die Schärfe, die im 
Handel vorkommende Izeigt eine gelbliche oder ſchmutzig weiße Farbe, iſt 
von leichtem Geruch und ſehr ſpröde. 

Magnolia glauca, Lin. 

Ebenfalls eine nordamerikaniſche Pflanze aus derſelben Familie wie 
die vorige. Erlangt zuweilen in den ſüdlichen Staaten eine Höhe von 
40°, während im Norden gewöhnlich ein Strauch mittlerer Größe. Sehr 
gemein in Sümpfen und an den Küſten des atlantiſches Meeres von 
Maſſachuſetts bis zum mexikaniſchen Golfe. Die bittere, gewürzige und 
aromatiſche Rinde ſoll ſehr ſchweißtreibende, ſtimulirende und toniſche Ei— 
genſchaften enthalten, und kömmt vielfach bei Rheumatismus und Fiebern 
als Pulver zur Anwendung. Die Rinde von Magnolia acuminata und 
tripetala beſitzt ähnliche Eigenſchaften und wird auch bei denſelben Krank— 
heiten verordnet. Beide Arten kommen in Nord-Amerika vor, wo erſtere 
Bäume von 70—80“ Höhe bildet, während letztere dagegen ſelten über 
30° Höhe zeigt. 

Zizyphus Jujuba, Lam. 

Ein kleiner 16“ hoher Baum, in verſchiedenen Diſtrieten Oſt-Indiens, 
Java auch in China einheimiſch. Die Rinde wird auf den Molukken 
gegen Diarrhoe verſchrieben, und in Indien benutzt man die der Wurzeln im 
pulvriſirten Zuſtande mit Oel gerieben gegen bösartige Geſchwüre. 

Emblica officinalis, Gaertn. 

Dieſer kleine Baum kömmt von Oſt— Indien, wo die Rinde in der Me⸗ 
dizin, dann aber auch in Gerbereien Abſatz findet. Die Rinde der Wurzel 
vermiſcht man zuweilen mit Honig und bringt ſie dann als Salbe auf 
entzündliche Theile am Munde auf. Ihre Farbe iſt eine aſchgraue. 

Elaeodendron Boxburghii, W. et A. 

Dies iſt ein kleiner Baum von den bergigten Diſtrieten Indiens. 
Die Rinde der Wurzel iſt ſtark adſtringirend, und wird im friſchen Zu— 
ſtande in Waſſer gerieben und bei allerhand Geſchwülſten benutzt. 

Byrsonima crassifolia, DC. 

Ein gegen 20° hoher Baum von Guiana, wo die Rinde als Fie⸗ 
bermittel bekannt iſt. Ebenfalls ſoll fie bei Lungenabſceſſe gute Dienſte 
leiſten. Ein Aufguß, als „Chapara manteca“ berühmt, ſoll als Gegen⸗ 
gift nach dem Biſſe der Klapperſchlange ſich ſchon oft als vortrefflich be⸗ 
wieſen haben. 


23 


Andira inermis, H. B. 

Der „Cabbage- tree“, Jamaica's, Trinidad's und anderer weſtindi— 
ſchen Inſeln, wo er 20—30“ hoch wird. Die medieiniſchen Eigenſchaften 
der Rinde ſind brechenerregend auch abführend, doch muß man bei ihrer 
Anwendung ſorgſam zu Werke gehen, da eine allzuſtarke Doſis heftiges 
Erbrechen, Fieber, Delirium, ja häufig ſelbſt den Tod herbeiführt. Sie 
hat einen ſüßlichen, ſchleimigen Geſchmack, und riecht keineswegs angenehm. 
Man giebt fie als Aufguß, Extract, Syrop oder auch als Pulver. Ge; 
wöhnlich wird fie in langen, dicken, faſrigen Stücken angetroffen, die 
äußere Seite iſt von aſchgrauer Färbung, häufig mit kleinen Flechten be— 
deckt, die untere Seite iſt gelblich, und hat ſie einen kurzen, zerbrechlichen, 
harzigen Bruch. 

Simabruba amara, Aubl. 

Ein ſtarker, 60° hoher Baum von Guiana und andern Gebieten Süd— 
Amerika's, auch auf einigen der weſtindiſchen Inſeln zu Hauſe. In Ja- 
maica nennt man ihn „Mountain Damson.“ Die Wurzelrinde iſt offieinell 
und findet ſich auch in unſerer Materia Medica Man erhielt zuerſt im 
Jahre 1713 in Europa Kunde von ihr, indem einige Rindenproben nach 
Paris geſchickt wurden mit der Bemerkung, daß die Eingebornen mit ihr 
Dyſentrie-Anfälle wirkſam behandelten. Dr. Wright veröffentlichte ſpäter 
eine botaniſche Beſchreibung dieſes Baumes Die erſte Eigenſchaft der 
Rinde iſt toniſch, doch in großeren Doſen ſoll ſie auch ein treffliches Brech— 
und Abführungsmittel ſein. Nach England kömmt ſie in großen Ballen 
von Jamaica, und zwar meſſen die Stücke, die ſehr zähe und faſerig ſind, 
mehrere Fuß im Durchmeſſer. Die äußere Seite iſt rauh und mit quer 
laufenden Streifen verſehen, nach innen hin zeigt ſie eine gelbliche Schat— 
tirung. Sie hat einen bittern Geſchmack, iſt aber ohne Geruch. In 
einem Artikel über die im Handel vorkommende „Quassia“ von Dr. Bo— 
werbank von Jamaica finden wir auch eine genaue Schilderung dieſer Rinde. 

Todadlia aculeata, Pers. 

Ein gewöhnlicher Heckenbuſch in vielen Gegenden Indiens. Die 
Rinde der Wurzeln wird in friſchem Zuſtande von den dortigen Aerzten 
als ein Heilmittel gegen Fieber verſchrieben. Die ganze Pflanze ſoll 
mächtige ſtimulirende Eigenſchaften offenbaren. 

Agati grandiflora, Desv. 

Sehr häufig in Oſt⸗Indien, wo der Baum 20-30 hoch wird. Die 
Rinde iſt ſehr bitter und toniſch, ein Aufguß derſelben ſoll ſich bei den 
Blattern als wirkſam und wohlthätig erweiſen. 

Piscidia Erythrina, Linn. 

Das „Dogwood" von Jamaica, in Weſt-Indien zu Haufe, von gegen 
30“ Höhe. Die Rinde iſt ſtark adſtringirend, ein Aufguß wird äußerlich 
gegen Geſchwüre benutzt, doch wird ſie hauptſächlich mit der Mangrove— 
Rinde vermiſcht angewendet. Die Rinden⸗Tinctur fol ſehr narkotiſch und 
ſchweißtreibend ſein. Sie iſt zugleich eins der gemeinen Fiſchgifte in 
jenen Ländern. 

Hymenea Courbaril, Lin. 

Ein ſich mächtig entfaltender Baum von zuweilen 100“ Höhe, in den 

ſüdamerikaniſchen Wäldern, aber auch auf Jamaica einheimiſch. Ein Auf; 


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24 


guß der inneren Rinde iſt als Brechmittel bekannt. Kleine Böte werden 
aus der dicken Rinde angefertigt. 


Acacia ferruginea, DC. 
In den bergigten Gegenden von Indien anzutreffen, 2030“ Höhe. 
Ein Abſud der Rinde, mit Ingwer und andern Ingredienzien vermiſcht, 
ſoll als adſtringirendes Mittel zur Erhaltung der Zähne ausgezeichnet 
ſein. Die Eingebornen bereiten aus der Rinde ein ſtarkes, betäubendes 
Getränk. — Daſſelbe kann von der Rinde der A. myriophylla Grab. und 
A. leucophloea Willd., beide aus Oſt-Indien kommend, geſagt werden. 
Aus der Rinde der A. odoratissima Willd., desgleichen ein oſtindiſcher, 
30— 40“ hoher Baum, wird der Saft gewonnen, der mit Leinſaft und 
grüner Curcuma vermiſcht, und in Cocusnuß-Oel aufgekocht, äußerlich bei 
Ausſatz, wie auch bei hartnäckigen Geſchwüren vielfache Anwendung findet. 


Adansonia digitata, Lin. 

Baobab Affenbrodbaum, ein ſehr verbreiteter tropiſcher Baum Afris 
kas, der jetzt auch in Oft: und Weſt-⸗Indien eingeführt iſt. Die Höhe iſt 
nicht beträchtlich, doch der Stamm erlangt einen bedeutenden Umfang, oft 
von 20—30“ im Durchmeſſer. Seine Rinde iſt von Dr. Duchasſaing mit 
großem Erfolge bei den miasmatiſchen Uebeln in Weſt-Indien gegeben, 
und hat er das Reſultat ſeiner Erfahrungen darüber mitgetheilt. In 
Frankreich wurde ſie auch erfolgreich bei Wechſelfiebern verordnet. Sie 
iſt ſchleimig und faſt geruchlos, ſoll den Appetit ſtärken und Schwitzen 
hervorrufen. Die Blätter haben ähnliche Eigenſchaften. Von den Ein⸗ 
gebornen wird die Rinde auch zu verſchiedenen induſtriellen Zwecken be: 
nutzt, wie z. B. zur Anfertigung von Netzen und Stricken. 

Inga unguis cati, Willd. 

Kleiner Baum oder Strauch von 10° Höhe, der in verſchiedenen 
Theilen des tropiſchen Amerika's zu Hauſe iſt. Die adſtringirende Rinde 
ſoll harntreibende Eigenſchaften beſitzen und wird bei Waſchungen und 
Bähungen gebraucht, wie auch zu Einreibungen nach großer Erſchlaffung. 

Schinus molle. L. 

Wir treffen dieſen kleinen zierlichen Baum in Peru und Chili an, 
wo er in einer Höhe von 20 auftritt. Die hübſchen, leuchtendrothen 
Blumen ſind in unſern Gewächshäuſern ſehr beliebt. Die Rinde iſt reich 
an einer weißlichen, harzigen Subſtanz, die eine Art Maſtie bildet. Die 
Eingebornen kochen die Rinde in Waſſer und verwenden ſie dann bei 
Waſchungen gegen Drüſen und äußerlichen Entzündungen. Eine andere 
Species, S. Areira, L. liefert eine Rinde, die von den Indianern bei 
Augenkrankheiten geprieſen wird. Sie reiben ebenfalls neue Stricke damit 
ein, um ſolche dauerhafter zu machen. | 

Quercus pedunculata, Willd. 

Eine in unſern Gärten und Parks wohlbekannte Eiche, deren Rinde 
wegen ihrer zuſammenziehenden Kraft oft Benutzung findet. Die Rinde 
wird ſowohl zum Gurgeln wie auch zu Waſchungen gebraucht. Als Pulver 
bemerken wir ſie zuweilen als Fiebermittel, Umſchläge von ihr zeigen ſich 
wirkſam bei Geſchwüren und dem kalten Brande. Ihren Hauptnutzen 
findet ſie aber in Gerbereien. 


25 


Quercus alba, Lin. 

Die weiße Eiche und Quercus tinetoria, die ſchwarze Eiche Nord: 
Amerika's; beide Arten bilden anſehnliche Bäume. Die Eigenſchaften ſind 
dieſelben wie bei O. pedunculata. 

Ficus indica, Lin. 

Der „Banyan“-Baum Indiens, wo er überall auftritt und wo ein 
einzelner Baum oft eine bedeutende Quadratfläche einnimmt. Seine hori— 
zontalen Zweige bilden eine Menge Adventiv-Wurzeln, die allmählig den 
Boden erreichen und ſich an demſelben feſtſetzen, zu gleicher Zeit ſomit 
eine natürliche Stütze für den Baum bildend, wie auch zu ſeinem Umfange 
beitragend. Die Rinde wird von den Bewohnern Hindoſtan's als ein 
kräftiges toniſches Mittel angeſehen und als ſolches in ihrer Mediein 
verordnet. 

Ficus racemosa, Lin. 

Desgleichen ein Baum aus Oſtindien, deſſen Rinde als Salbe bei 

krebsartigen Schäden in der Eingebornen Praxis oft erwähnt wird. 
Myrica cerifera, Lin. 

Ein kleiner Baum oder Buſch, Bayberry, Lorbeerbeere, genannt; der— 
ſelbe wird in den Wäldern Nord-Amerika's 10—12 Fuß hoch. Die Rinde 
iſt ſehr adſtringirend und herbe, ein ſtark brennendes Gefühl im Munde 
zurücklaſſend, und Brechen erregend, wenn in zu großer Doſis genommen. 
Als Pulver ſteht ſie im Rufe als ſtimulirende Arznei. Sie iſt von faſri— 
gem Gewebe, mit einer weißen, ſcheinenden Oberfläche und hat einen 
pimentartigen Geruch. 

Populus tremuloides, Michx. 

Die amerikaniſche Zitterpappel, ein 20— 30 hoher Baum. Die Rinde 
iſt toniſch und iſt in den Vereinigten Staaten als Farbemittel ſehr ver— 
breitet. Sie zeigt eine hellbraune Farbe mit ſilberweißen Flecken. a 

Achras Sapota, Lin. 

Weſt⸗Indien und das benachbarte Feſtland Süd-Amerika's ſind das 
Vaterland dieſes 50“ hohen Baumes. Die ſehr adſtringirende Rinde ſoll 
erfolgreich als Surrogat für China-Rinde gegeben ſein. 

Diospyros Melanoxylon, Roxb. 

Dies iſt einer der Bäume, welcher das ſo ſehr geſchätzte und theure 
Ebenholz liefern ſoll. Man findet ihn auf Ceylon, Coromandel und an— 
dern Gebieten Indiens; er erreicht eine Höhe von 20 —30/ Die Rinde 
iſt adſtringirend und wird, mit Pfeffer vermiſcht, von den indiſchen Aerzten 
gegen Ruhr häufig verordnet, auch äußerlich als Pulver gegen Geſchwüre 
gebraucht. Dieſelbe iſt ſchwammiger Beſchaffenheit, tief gefurcht und auf— 
geriſſen und zeigt eine dunkelgraue Farbe. 

Ulmus fulva, Michx. 

Ein ſehr gemeiner, 50—60° hoher Baum in den Vereinigten Staaten. 
Die innere Rinde iſt offieinell und wird als ausgezeichnetes Linderungs— 
mittel angeſehen, der in ihr enthaltene Schleim ſoll ſehr nahrhaft ſein; 
ſo wird erzählt, daß ein Soldat während 10 Tagen ſein Leben mit dieſer 
Rinde friſtete. Die Indianer ernähren ſich oft von dieſer Rinde, wenn, 
wie zuweilen, Mangel in ihren Lebensmitteln eintritt. Bei Diarrhoe, 
Dyſentrie und Hautkrankheiten wird ſie anempfohlen. Gewöhnlich kommt 


26 


fie in langen flachen Stücken in den Handel, die ſehr fafriger Beſchaffen⸗ 
heit ſind, äußerlich eine braungelbe, dagegen mehr nach innen eine röth— 
liche Färbung darthun. 

Ulmus campestris, Lin. 

Dieſe gemeine Feld-Ulme iſt über einen großen Theil Europa's ver— 
breitet. Der Rinde, deren Eigenſchaften ſchon den Alten bekannt waren, 
wird auch in unſerer Mediein Bedeutung zugeſchrieben. Dioscorides und 
Plinius ſprechen beide von der adſtringirenden Kraft der Ulme. Sie iſt 
ſehr ſchleimreich, doch wird ſie namentlich als gelindes adſtringirendes 
toniſches Mittel geprieſen. Als Aufguß iſt ſie bei Hautkrankheiten von 
Nutzen und wird zuweilen als Surrogat für Sassaparilla gegeben. 

Ilex Aquifolium, Lin. 

Unſere bekannte Stechpalme, die in Europa, Aſien und Amerika an— 
getroffen wird. Ihre Rinde ſoll erweichende, löſende und harntreibende 
Eigenſchaften beſitzen, auch iſt ſie in Fällen von epidemiſchen Wechſelfiebern, 
wo China-Rinde keine Wirkung hervorbrachte, mit Erfolg gegeben worden. 
Sie enthält viel klebrige Subſtanz und bereitet man aus ihr, wenn in 
Waſſer eingeweicht und zur Gährung gebracht, eine Art Vogelleim. Die 
Farbe iſt eine dunkelbraune; ſie hat einen kurzen, ſpröden Bruch und iſt 
bitter von Geſchmack. 

Ipomaea Turpethum, R. Br. 

Eine Schlingpflanze von Oſt-Indien, Neu-Holland, Otaheite und den 
Freundſchaftsinſeln. In Indien zerreiben die Eingebornen die Rinde in 
Milch, oder auch, wie in Ceylon, mit Tamarinden, Ingwer und Zucker, 
und empfehlen ihre purgirenden Wirkungen. Sie zeigt eine erdige, braune 
Farbe und iſt faſt geſchmack- und geruchlos. 

Hymenodictyon excelsum, Wall. 

Baum von 50° Höhe, in Oſt-Indien, namentlich in den bergigten 
Diſtricten, anzutreffen. Die inneren Schichten der Rinde beſitzen kräftig 
bittere und adſtringirende Eigenſchaften, die denen der China-Rinde ſehr 
nahe ſtehen, namentlich iſt dieſes der Fall, wenn die Rinde friſch iſt. 
Dieſelbe iſt dick und ſchwammig und an der grauen Oberfläche ſehr 
uneben, die inneren Schichten ſind weiß und die zwiſchen der äußeren und 
inneren Rinde befindlichen Theile haben eine mehlige Beſchaffenheit. Auch 
in der Gerberei findet dieſe Rinde vielen Abſatz. 

Hollarhena febrifuga, Kl. 

Strauch oder kleiner Baum des öſtlichen Afrika's. Die Rinde wird 
von den Portugieſen auf den Jambeſi als ein Surrogat für Cinchona 
verwendet, und Dr. Livingſton ſagt, daß er auf feinen Reiſen einen Auf— 
guß derſelben als vortreffliches Heilmittel gegen Fieber kennen gelernt 
hat. Die Pflanze iſt im Vaterlande als „Kumbanzo“ oder als „Quina“ 
der Portugieſen bekannt. 

Hollarhena antidysenterica, Wall. | 

Diefer kleine Baum aus Oſtindien liefert die „Conessi-Rinde, die 
in Indien als toniſche und Fieber vertreibende Arznei benutzt wird. 

Cosmibuena hexandra. 

Ein mittelhoher Baum, in den waldigen und bergigten Gegenden 

Braſiliens, vorzüglich in den Provinzen von Rio Janeiro und Minas 


27 


Geraes anzutreffen. Die Rinde wird von den Braſilianern, wie die 
mancher anderer Bäume derſelben Familie, zu ähnlichen Zwecken wie die 
China-Rinde gebraucht. Die Oberfläche zeigt ein dunkles Grün, die innere 
Seite iſt von tiefrother oder blutiger Färbung. 

Bignonia antisyphilitica, Mart. 

Der ſpecifiſche Name dieſes mittelmäßig hohen, in der braſilianiſchen 
Provinz Rio Negro vorkommenden Baumes zeigt an, bei welchen Krank— 
heiten die aus den jungen Zweigen gewonnene Rinde Verwendung findet, 
und ſoll ſie ſich in ſehr ſchlimmen Fällen als vortrefflich bewieſen haben. 
Man giebt ſie entweder äußerlich als Pulver oder innerlich als Aufguß. 

Cordia Myxa, Lin. 

Ein kleiner 10— 157 hoher Baum Indiens, Arabiens, Perſiens und 
Aegyptens. In Java findet feine Rinde als toniſche Mediein vielen Ab— 
ſatz; ſie iſt von gräulicher Farbe und an der Oberfläche ſehr geborſten. 

Terminalia tomentosa, W. et A. 

In Oſt⸗Indien, feinem Vaterlande, tritt dieſer Baum 40 hoch auf. 
Die Rinde iſt adſtringirend und ſoll, namentlich zu Pulver zerrieben und 
mit Oel vermiſcht, bei Mundfäule gute Dienſte leiſten. Sie iſt röthlich— 
braun und an der Oberfläche ſehr gefurcht und aufgeriſſen. 

Syzigium Jambolanum, DC. 

Mittelhoher Baum von Oſt⸗Indien, auch nach Jamaica und andern 
weſtindiſchen Inſeln eingeführt. Er ſoll in allen ſeinen Theilen ſehr 
adſtringirend ſein. Ein Aufguß der Rinde iſt von den indiſchen Aerzten 
gegen Fieber und innere Leiden, auch äußerlich zur Heilung von Geſchwü— 
ren, verſchrieben worden. Dieſelbe iſt ziemlich dick und von bräunlicher 
Farbe. 

Calotropis gigantea, R. Br. 

Ein großer Strauch, der über ganz Indien verbreitet iſt. Aus allen 
Theilen der Pflanze wird ein milchiger Saft gewonnen, der in Verbindung 
mit der pulveriſirten Wurzelrinde bei Hautkrankheiten, namentlich dem Aus— 
ſatze, wundervolle Wirkungen hervorrufen ſoll. Ihre Wirkſamkeit findet 
ſich in einem von Dr. Duncan entdeckten Element, das er „Mudarine“ 
nennt. Die weißliche Rinde hat einen bittern, höchſt widerlichen Geſchmack, 
iſt dagegen ohne Geruch. Eine ſtarke Faſer, „Vercum- oder Mudar“-Faſer, 
iſt ebenfalls das Product dieſes Strauches. 

Condaminea corymbosa, DC. 

40—50“ hoch. Vaterland Peru und Neu-Granada. Die Rinde 
dieſes Baumes, wie aller Cinchonaceen, beſitzt toniſche und fieberſtillende 
Kräfte. Man ſagt, daß die Sammler die echte China-Rinde oft mit dieſer 
verfälſchen, doch erkennt man die Rinde der Condaminea leicht durch die 
weißliche Färbung, den weniger bittern Geſchmack und eine Klebrigkeit, 
welche Eigenſchaften die echte China⸗Rinde nicht beſitzt. 

Sambucus nigra, Lin. 

Unſer gewöhnlicher Flieder. Vielſeitig iſt ſeine Verwerthung; die 
Rinde und Blumen werden für die Apotheken geſammelt, die Beeren lie— 
fern einen in England, wo die guten Weine theuer ſind, beliebten Wein. 
Die innere Rinde der Zweige wird namentlich benutzt, fie iſt von grün: 
lichweißer Farbe und hat einen etwas adſtringirenden, auch ſüßlichen Ge: 


28 


ſchmack. Bei Wafferfucht, rheumatiſchen und catarrhaliſchen Krankheiten ver- 
ordnet; das Mark des Fliederbuſches iſt auch nicht ohne Nutzen. 
Olea europaea, L. 

Der Oelbaum, Olive, iſt im Süden Europa's, der Barbarei und 
der Levante ſehr gewöhnlich, der ſelten über 20“ Höhe erlangt. Die 
Rinde iſt als Surrogat für China-Rinde gebraucht worden; ſie iſt bitter 
und adſtringirend, äußerlich von gräulichbrauner Farbe, mit ſehr aufge— 
riſſenem Stamm. Die Früchte und das aus ihnen erhaltene Oel ſind im 
Handel überall bekannt. 

a Cinnamomum culilawan, Bl. 

Auf den Molukken und in Cochin-China erreicht dieſer Baum eine 
beträchtliche Höhe. Die Rinde iſt ſehr aromatiſch, an Gewürznelken er— 
innernd, und beſitzt einen ſtärkenden Wohlgeruch. Ihre medieiniſchen Eigen— 
ſchaften nähern ſich denen der China-Rinde, ſie ſind hauptſächlich in einem 
flüchtigen Oele enthalten, welches durch Deſtilliren gewonnen wird. Die 
Dicke der Rinde iſt ſehr geringe, zuweilen treffen wir ſie in flachen, häu— 
figer aber in mehr oder weniger zuſammengerollten Stücken an. Von 
korkiger Beſchaffenheit und pimentbraunartiger Farbe. 

Hamamelis virginica, Lin. 

Ein nord⸗amerikaniſcher, 15° hoher Strauch, der vorzugsweiſe auf 
Hügeln und an Flußufern wächſt. Ein Aufguß der Rinde wird zum 
Waſchen kranker Augen empfohlen, auch bei Hämorrhoidal-Leiden verordnet. 
Ihr Geſchmack iſt bitter adſtringirend, mit einer geringen, ſüßlichen Schärfe. 

Evonymus atropurpureus, Jacq. 

Ebenfalls ein 10—12“ hoher Strauch von Nord-Amerika, der ſich 
von New⸗Nork bis nach Carolina hin ausbreitet und als „Spindle Tree“ 
oder „Burning bush“ bekannt iſt; letztere Bezeichnung verdankt er ſeinen 
ſchön roth gefärbten Beeren, die im Herbſte erſcheinen. Die Rinde wurde 
vor wenigen Jahren in Amerika als gutes Mittel gegen Waſſerſucht ge— 
rühmt, auch wurden ihr toniſche und harntreibende Kräfte beigelegt, doch 
ſcheinen ihre Wirkungen zweifelhaft zu ſein, da ſie gegenwärtig nicht als 
offieinelle Pflanze in jenem Lande aufgezählt wird. 

Dirca palustris, Lin. 

Ein kleiner Strauch von nur 6—8 Höhe, der in den Vereinigten 
Staaten, wo er „Leder-Holz“ genannt wird, an feuchten, ſumpfigen Plätzen 
vielfach auftritt. Die Rinde ſoll als ein langſam ziehendes Zugpflaſter 
angewendet werden, auch beſitzt ſie abführende Eigenſchaften; eine Doſis 
von 6—8 Gran der friſchen Rinde ruft große Hitze im Magen und nach— 
heriges, ſtarkes Erbrechen hervor. Ihr Geruch iſt unangenehm und iſt ſie 
von ſäuerlichem, herben Geſchmacke; ſie iſt ſehr zähe, etwas faſerig und 
ſchwer zu pulveriſiren. 

Dictamnus fraxinella, Pers. | 

Eine Staude von Süd-Europa und Weſt-Aſien. Die Rinde der 
Wurzeln iſt bitter und aromatiſch und ſoll eine anthelmintiſche, toniſche, 
magenſtärkende Arznei ſein. Ihr Gebrauch in der Mediein iſt aber faſt 
gänzlich veraltet. 

Pinkneya pubens, Michx. 
Kleiner Baum oder Strauch, der an ſehr feuchten Stellen längs der 


29 


Seeküſte von Süd⸗ Carolina, Georgien und Florida auftritt. Die Rinde 
iſt bitter, fieberſtillend, und wird oft ſtatt China-Rinde gebraucht. 


Samadera indica, Gaertn. 

Die Rinde dieſes in Oſt-Indien einheimiſchen, 30—40° hohen Baus 
mes wird von den Eingebornen „Niepa bark“ genannt und bei Fiebern 
genommen. 

Barringtonia racemosa, Roxb. 

Kommt ebenfalls von Oſt-Indien, wo dieſer Baum 30 — 40 hoch 

wird. Die Rinde beſitzt analoge Eigenſchaften mit hin Rinde, für 
„welche fie auch als Surrogat verkauft wird. 


Antirrhoea verticillata, DC. 

Wir treffen dieſen 20“ hohen Baum auf Mauritius und Bourbon 
unter dem Namen Bois de Losteau an. Seine Wurzelrinde iſt in hohem 
Maße adſtringirend und wird auf Bourbon als blutſtillendes Mittel ge— 
braucht. 

Exostemma caribaeum, R. et S. 

Ein Strauch von 10“ Höhe, der in Mexico, St. Domingo und auf 
den meiſten weſtindiſchen Inſeln zu Hauſe iſt. Die Rinde ſteht im Rufe 
als prächtiges Fiebermittel, doch werden ihr auch emetiſche Eigenſchaften 
zugeſchrieben. Sie iſt bitter im Geſchmacke und von unangenehmem Ge— 
ruch. Nach Guibourt muß ſie noch beſondere Eigenſchaften beſitzen, da 
ihr Bruch eine Menge kleiner Cryſtalle zu Tage fördert. Die Rinde an— 
derer Arten derſelben Gattung ſoll gleichfalls mehr oder minder ſtarke 
fieberſtillende Kräfte beſitzen, fo E. floribundum, R. et S., Weſt⸗Indien, 
E. peruvianum, H. et B., und E. Souzanum, Mart., beide von Nordamerika. 


Remijia ferruginea, DC. 
Tritt in Braſilien als kleiner, nur 5—6“ hoher Strauch auf, wo die 
Eingebornen feine Rinde als Quina de Remijo oder Quina de Serra be— 
zeichnen. Surrogat für China-Rinde. 


Manettia cordifolia, Mart. 

Eine Schlingpflanze von der Provinz Minas Geraes, Braſilien. Die 
Rinde der Wurzel wird als Pulver zum Erbrechen verordnet, ſowie gegen 
Waſſerſucht. 

Alyxia stellata, R. et 8s. 

Dieſer Strauch kommt von den Freundſchafts- und Geſellſchafts— 
Inſeln. Die Rinde iſt ſtimulirend und toniſch und iſt in Deutſchland 
bei nervöſen Uebeln gebraucht worden. Sie iſt von weißlicher Farbe, mit 
kurzem, ſpröden Bruch, riecht angenehm und ſchmeckt ſtark aromatiſch. 


Nerium odoratum, Lam. 

Indien, China und Japan ſind das Vaterland dieſes kleinen Strauches. 
Die indiſchen Aerzte verſchreiben die zu einem Teige gefnetete Wurzel⸗ 
rinde äußerlich gegen das Zittermahl. Die Wurzel ſelbſt ſoll, innerlich 
genommen, als ſtarkes Gift ſi ch bewähren. Ein Aufguß der Rinde von 
N. Oleander, L., wird von den ärmeren Claſſen des ſüdlichen Frankreich's 
gegen Krätze und andere Hautkrankheiten getrunken. Das pulveriſirte Holz 
und Rinde ſind ein vortreffliches Rattengift. 


30 


Ich Schließe hiermit die Lifte der medieiniſchen Rinden; manche könn⸗ 
ten noch hinzugefügt werden, doch da es unſer Bemühen war, nur die 
wichtigſten zur Kenntniß der Leſer zu bringen, ſo glauben wir dieſe unſere 
Abſicht erreicht zu haben. Ein medieiniſches oder pharmaceutiſches Blatt 
wäre vielleicht für dieſe Mittheilung das geeignetſte, jedoch ſcheint mir, 
daß auch Gartenzeitungen dann und wann ſolche Themate behandeln ſoll— 
ten, wodurch manche Pflanzen in unſern Gärten und Gewächshäuſern ein 
doppeltes Intereſſe erhalten würden. 

Edmund Goeze. 

Royal Botanic Gardens, Kew, im November 1863. 


m 


Das Waldmoos zur Wlanzen : Cultur 
nothwendig. 


Mit welchen Schwierigkeiten der Blumenliebhaber wie der Gärtner oft 
zu kämpfen haben, ehe ſie die geeignete Erde für ihre Pflanzen finden, das 
weiß Jeder der ſich in einer ſolchen Verlegenheit befand und derartige 
Erfahrungen hinter ſich hat. Mir iſt es Jahre lang ſo ergangen, ehe ich 
zu meinen Alpenpflanzen, Orchideen, Selaginellen, Farnen, Azaleen und 
Rho dodrendra eine entſprechende Erde fand, in denen meine Pflanzen kräf— 
tig und gedrungen wuchſen und gedeiheten. 

Die mannigfachſten Erdarten wie Heide-, Laub- und Lehmerde habe 
ich zu dieſen Culturen angewendet, ohne durchgehends zufriedenſtellende 
Reſultate zu erzielen. Der Zufall ſpielte mir jedoch eine Erde beim 
Suchen verſchiedener officineller Pflanzen auf einer Wieſe in der Nähe 
von Breslau in die Hände, die ich als Wieſenmoor erkannte. Vorſichtige 
Verſuche wurden zuerſt damit angeſtellt und Pflanzen wie Cyelamen, Aza- 
leen hineingepflanzt. Aber ſchon nach Jahresfriſt ſah ich mächtige Unter— 
ſchiede gegen meine anderen Exemplare, die in Heide- oder Lauberde flan- 
den. Der Wuchs bei erſteren war gedrungener, das Blattgrün ſaftiger, 
dunkler, die Blüthen reichlicher. Das einzige was ſich dem Wieſenmoor 
zu Topfeulturen angewandt, . iſt: daß er ſich, wenn auch mit 
Kohlenbrocken und Sand vermiſcht, feſt zuſammenſetzt, ſchwer austrocknet 
und daher die Wurzeln zur Fäulniß disponirt. Dieſen Uebelſtand habe 
ich aber durch ein ſehr einfaches Mittel abgeſtellt und Erfolge mit Cul— 
turen der verſchiedenſten Pflanzen-Familien erzielt, wie noch nie vorher. 
Dieſes Mittel beſteht in gehacktem und geſiebtem Waldmooſe. Zu dem 
Ende nehme ich gewöhnliches grünes Waldmoos, laſſe es mit Waſſer aus- 
kochen oder brühen, um alle Inſecten und deren junge Brut, die ſich oft 
darin finden, zu zerſtören, abpreſſen und ſtark trocknen. Es wird dann 
durch ein Sieb gerieben, deſſen Maſchen ſo groß ſind, daß etwa eine 
Erbſe durchfallen kann. In dieſem zerkleinerten Zuſtande wird es unter 
die Moorerde gemiſcht. Ein geeignetes Verhältniß iſt, auf 3 Volumen 
Moorerde 1 Volumen Moos zu nehmen, event. noch Lehmraſenerde und 
Sand hinzuzufügen. In derartigen Gemiſchen cultivire ich die oben er: 
wähnten Pflanzen mit dem beſten und glänzendſten Erfolge. Fragen wir 
nach den Urſachen, weshalb Pflanzen in ſolchen Erdmiſchungen beſſer ge— 
deihen als in reiner Moorerde, ſo läßt ſich die Antwort etwa dahin geben: 


31 


Unter Vermittelung des Mooſes bleibt die Erde locker und ſehr gleich— 
mäßig feucht, ohne ſtagnirende Näſſe zu geſtatten, viele Wurzeln dringen 
leicht und williger in eine ſolche lockere Miſchung ein, als wenn die Erde 
feſt und dicht iſt und endlich dürfte das ſich ſehr allmählig zerſetzende 
Moos dabei eine Nahrungsquelle, die Kohlenſäure, erzeugen. Man prüfe 
und wird meine Angaben beſtätigt finden. 


ä 


Ein Alpenbild im Kleinen. 

Das Bild, welches ich in folgenden Zeilen entwerfen will, beſteht 
in einer Steingruppe, welche vor etwa 5 Jahren in einem hieſigen Gar— 
ten nordöſtlich angelegt wurde. Die Gruppe befindet ſich auf einem großen 
Raſenplatze, den Hintergrund bildet ein ziemlich hoher und dichter Fichten— 
park. Sie hat eine Länge von einigen 80“ iſt in der Mitte etwa 15° 
breit und hoch, aus Granit, Gneis, Baſalt und Cement gebaut und zer— 
fällt in 4 unter ſich der Länge nach zuſammenhängende Parthieen. 

Ich beginne mit der Beſchreibung der linken Gruppe, welche an 
einem Gartenwege liegt, ſie beſteht aus kleineren Hügeln mit großen 
Steinblöcken unterbrochen, quer durch führt ein mit Steinen abgedeckter 
Weg, der von einem niedrigen Zaun aus Birkenknütteln umgürtet iſt. 
Zwiſchen die Steine des Weges iſt Leucojum vernum gepflanzt, welches 
etwa im Monat März ſichtbar wird und durch ſeine zeitigen Blumen er— 
freut. Die Hügel ſind mit verſchiedenen Nadelhölzern und Waldgewächſen 
bepflanzt. Prächtig präſentirt ſich in dieſem kleinen Gehölz eine ſehr 
regelmäßig gebaute und mit den Zweigen bis auf die Erde auslaufende 
Pinus austriaca, nicht minder ſchön iſt die davor augebrachte Picea cana- 
densis, in entſprechenden Entfernungen ſtehen Picea alba, Sequoia gigan- 
tea, Taxodium distichum, Pinus Larix, Juniperus virginiana, Thuja aurea 
und orientalis und Taxus pyramidalis. Von Pflanzen des Waldes finden 
wir hier maſſenhaft vor Anemone sylvatica, ranunculoides, patens, He- 
patica, Isopyrum thalictroides, Thalictrum aquilegifolium, Actaea spicata, 
Corydalis cava und fabacea, Asarum europeum, Aspidium aculeatum, 
Pteris aquilina, Aspidium filix mas et femina. Wenden wir uns nun 
rechts vom Wege nach der hintern Front. 

Hier finden wir Orchideen in den Monaten April, Mai und Juni in 
großer Zahl blühend, z. B. Cypripedium Calceolus, Ophrys muscifera, 
ranifera, apifera, arachnites, Orchis ustulata, coriophora, Morio etc. Gym- 
nadenia conopsea und odoratissima, globosa und Nigritella angustifolia. 
Wir gelangen nun an einen Complex von Felsblöcken, der mit Picea alba 
und Pinus uliginosa, Gentiana acaulis, (ein großes Polſter) bepflanzt iſt. 
Davor ziemlich gedeckt durch Pinus globosa ſteht Cedrus Deodara, etwa 
3“ hoch, Taxus baccata, Juniperus hispanica, Retinospora ericoides in 

hübſchen Exemplaren. Der ſich rechts höher erhebende Hügel enthält iu 
Polſtern von mehreren Fuß: Saxifraga ajugaefolia, exarata, Vaccinium 
Oxyeoccos, uliginosum, Andromeda polifolia und Ledum palustre. Am 
vordern Theile der linken Gruppe vor der wir uns befinden, ſehen wir 
Thujopis borealis, 2“ hoch und breit, vor und daneben Cerastium tomen- 
tosum, Arctostaphylos, uva ursi, Galium verum, Rhododendron hirsutum« 


32 


Große Polfter von Saxifraga densa, pyramidalis, Aizoon und Cotyledon, 
welche allmählig hinanſteigen, bilden den raſenartigen Vordergrund, der 
durch das mannigfache und ſtete Grün der Pflanzen, ſowie durch große 
Exemplare von Pinus Pumilio recht angenehm contraſtirt; darüber (zurüd- 
ſpringend) ſind große Steinblöcke auf und zwiſchen einander ſo gelegt, daß 
eine Durchſicht (Thor) entſteht, welche ebenfalls mit Nadelhölzern ornirt 
find. Hinter dieſem Thor, getrennt nur durch Knieholz, erhebt ſich. die 
mittle Hauptparthie, einen zerklüpfteten Kegel darſtellend. (Als Modell 
dazu diente eine Felsgruppe unſeres Salzgrundes in Fürſtenſtein). Dieſe Parthie 
iſt mit verſchiedenen Flechten und Mooſen, Polypodium vulgare, Pinus Pu- 
milio und maritima, Saxifraga tenella, aspera, parviflora, Aizoon comp., 
muscoides, Veronica aphylla und Cerastium bewachſen. Etwas rechts von 
dieſer Gruppe ſteht ein kräftiges Exemplar von Abies Clanbrasiliana und 
mehr nach links ein großes Polſter von Saxifraga trifurcata. Dieſe 
Gruppe zerfällt nun auf den Beſchauer zulaufend, in ſich nach rechts und 
links ſenkende und ſteigende Hügel. Die hinteren, welche von der Mit- 
tagsſonne nur wenig getroffen werden, enthalten: Dryas octopetala, Braya 
alpina, Senecio carniolicus, Azalea procumbens, Soldanella alpina und pusilla, 
Cherleria sedoides, Hutchinsia alpina, Linnaea borealis (ein großes Pol— 
ſter), Saxifraga muscoides comp., caespitosa, Dianthus alpinus und glacia- 
lis, Anemone narcissiflora, Ranunculus glacialis und rutaefolius, Veronica 
saxatilis; die vordern, zum Theil fonniger Standort: Sedum cyaneum, 
Anacampseros, rupestre, album, dasypyllum, Gnaphalium Leontopodium, 
supinum, dioicum, Empetrum nigrum, Salix retusa und reticulata, Arenaria 
biflora, Globularia nudicaulis und cordifolia, Cochlearia saxatilis, Helian- 
themum vulgare, Dianthus deltoides, caesius, Silene alpestris, Oxytropa 
campestris, Geum reptans, Potentilla grandiflora, Rhodiola rosea, Ranun- 
culus hybridus, fumariaefolius, Erica carnea u. m. a. Die höheren Punkte 
dieſer Hügelkette find wieder durch Nadelhölzer unterbrochen, die zum Theil 
der grotesken Wirkung als auch der Mannigfaltigkeit des Laubes und 
Baues wegen angebracht wurden. Wir finden da: Biota Maldensis und 
ericoides, Juniperus caesia, cinerascens, squamata, tamariscifolia, Libo- 
cedrus chilensis var. glauca, Oxycedrus echinoformis, Abies Apollinis, 
cephalonica, cilicica, pyramidalis, Pichta compacta, Taxus hibernica. Wen⸗ 
den wir unſere Blicke nach rechts, ſo ſehen wir im Hintergrunde ebenfalls 
wieder größere Steinmaſſen, die aber weniger durch einzelne hervorragende 
oder geborſtene Parthien, ſondern mehr durch übereinandergeſchobene ge— 
bildet find. Auf dieſen wuchern die verſchiedenen Semperviven, als: tec- 
torum, Funkii, Wulfenii, hirtum, soboliferum, arenarium, globiferum. Nach 
vorn zu fällt auch dieſe Gruppe in kleineren und größeren Erhebungen ab, 
iſt auf der äußeren rechten Seite durch ein mächtiges, etwa 20jähriges 
Exemplar von Pinus Pumilio durchſchnitten. Auf den mehr beſchatteten 
Hügeln wachſen: Saxifraga moschata, parviflora, hypnoides, euneifolia, 
pedemontana, rotundifolia, orientalis, densa und crustata, Achillea tomen- 
tosa, Erinus alpinus. An den feuchten, niederen Stellen: Gentiana verna, 
bavarica, punctata, purpurea, lutea und Asclepiadea, Ranunculus alpesiris, 
Arabis coerulea und bellidifolia, Anemone alpina, Ledum thymifolium, Swert- 
sia perennis, Pedicularis sudetica, asplenifolia, rostrata; mehr im Vorder⸗ 


33 
grunde befindet ſich Primula minima flore albo und rubro auf einer großen 
Fläche dicht gepflanzt. Wir wären nun allmählig nach der äußerſten rech— 
ten Seite gelangt und haben den etwa 6“ hohen Schlußhügel, der ſich 
ſowohl nach vorn als auch nach hinten nach verſchiedenen Richtungen ab— 
ſenkt, vor uns. Die Spitze deſſelben trägt Juniperus suecica, auf einem 
etwas niederen Plateau, doch wenig ſonnig gelegen, wächſt Petrocallis py- 
renaica, Chrysanthemum alpinum, Cardamine resedifolium, Thlaspi alpi- 
num, und wiederum auf niederer Lage: Saponaria ocymoides, Moehringia 
muscosa und polygonoides, Geum reptans, Potentilla salisburgensis, cau- 
lescens und die prächtige nitida, die mit ihrem filberweißen gedrungenen 
Laube und den ſchönen roſa Blumen einen allerliebſten Effekt macht, ferner 
Sibbaldia procumbens, Sedum hispanicum, elegans und pulchellum, Valeriana 
montana, supina, elongata und celtica, Artemisia glacialis, spicata und mu- 
tellina, Soyeria hyoseridifolia, Campanula pulla, pusilla, barbata, Arcto- 
staphylos alpina und officinalis, Paederota Bonarota, Primula acaulis und 
spectabilis. Auch hier war es nothwendig, um Abwechſelung und Man: 
nigfaltigkeit zu ſchaffen, wieder Nadelhölzer anzuwenden, die überhaupt 
durch verſchieden hohe, pyramidal gezogene und ſchön gebaute Juniperus 
communis, welche ſeitlich der linken Gruppe, des Hintergrundes und auch 
auf der rechten Seite angebracht ſind, ſich ausſprechen. Wir haben wenige 
Nadelhölzer, welche durch ihren ſchlanken Bau, ihr ſchönes graugrünes, 
zartes Laub einen fo ſchönen Effect machen, als dieſer gewöhnliche Wach: 
holder; zu dem kommt, daß er faſt überall und auch zu billigen Preiſen 
zu beſchaffen iſt. Juniperus hibernica compressa und beſonders excelsa 
find zu gleichen Zwecken zu empfehlen, auch dieſe find mit Torreya nuci- 
fera und Taxus canadensis hier noch einzeln angebracht. In und auf den 
ſich nach hinten ziehenden, mehr ſchattig und kühl gelegenen Parthieen der 
rechten Seite, die faſt nur aus Baſalt gebaut find, iſt faft nur die Flora 
von Süd⸗Tyrol durch folgende Pflanzen vertreten: Rhododendrum hirsutum, 
ferrugineum, Chamaecistus, Aretia glacialis, helvetica, Vitaliana, lactea, Saxi- 
fraga caesia, squarrosa, biflora, tenella, stellaris, Clusii, androsacea, oppo- 
sitifolia, aizoides, bryoides, cunaeifolia, Seguieri, Homogyne alpina und dis- 
color, Pyrolae, Epimedien, Epilobien, Parnassia palustris u. a. m. In 
dem ganz ſchattigen Theile befinden ſich Farnen und Lycopodien, z. B. 
Polypodium alpestre, Blechnum Spicant, Asplenium Ruta muraria, Adian- 
tum nigrum, Scolopendrium officinarum, Aspidium cristatum, Cystopteris 
montana, Lycopodium helveticum, clavalum, alpinum, in großen Flächen, 
und Lycopodium Selago. 

Ich glaube nun durch Worte ein Bild entworfen zu haben, welches 
allerdings der Maler durch Farben beſſer ausdrücken könnte, allein man 
wird ſich doch eine kleine Vorſtellung machen können und finden, daß zur 
Erreichung des Eindrucks einer Alpengegend alles Mögliche gethan worden 
iſt. Die etwa vierhundert Alpenpflanzen, welche hier auf dem kleinen Raume 
vertheilt ſind, bringen aber auch in der That eine Wechſelwirkung hervor, 
die nicht nur im Sommer, ſondern auch im Winter, wenn nicht zu hoher 
Schneefall ſtattfindet, überraſcht, da der größte Theil der Pflanzen ihr 
Laub im Winter nicht abwerfen. Schließlich möchte noch anzuführen ſein, 
daß vor der Gruppe auf dem Raſenplatze zerſtreut einzelne Exemplare von 

Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band XX. 3 


34 

Abies Morinda, Pinsapo, orientalis, Nordmanniana, Cupressus thujoides und 

Pinus Cembra vertheilt find. Breslau, im November 1863. J. I. 
— — — 


Ueber die neue ſchwediſche, außerordentlich 
volltragende Mamuth⸗Erbſe. 


Vom Garten-Inſpector Ferd. Jühlke in Erfurt. 

Auf der internationalen Ausſtellung in Hamburg hatte Herr J. Se— 
derholm, auf Näfveqvarn in Schweden, in der dritten Abtheilung für 
landwirthſchaftliche Erzeugniſſe aller Art eine Erbſe ausgeſtellt, welche die 
Aufmerkſamkeit und Bewunderung der Landwirthe in hohem Grade er— 
regte. Da ich die Ehre hatte, dieſer Abtheilung als Preisrichter anzu— 
gehören, ſo intereſſirte ich mich natürlich für dieſe in ihrer Art einzig 
daſtehende Erbſenſorte ſehr lebhaft und brachte in Erfahrung, daß dieſelbe 
ein Eigenthum der Landwirthſchaft und des Gartenbaues im nördlichen 
Schweden ſei. Die Sorte gehört in Schweden zu den lohnendſten und 
ertragreichſten Formen, die ſowohl im Felde als im Garten gleich ſicher 
und vortheilhaft zum Anbau benutzt wird. Ich ſtelle ſie wegen dieſer ihrer 
Eigenſchaft und wegen der vorzüglichen Ausgeglichenheit ihrer Samen und 
gleichmäßigen Reife, ſo wie wegen ihrer Widerſtandsfähigkeit gegen das 
„Befallen“ zu jener Gruppe, denen der Charakter von Feld- und 
Gartenerbſen gemeinſam zukommt und die ich als Pisum sativum 
arvense und P. sativum hortense bezeichne. 

Das Comité der Preisrichter erklärte dieſe Sorte wegen ihrer vor— 
züglichen Eigenſchaft einſtimmig für preiswürdig und zeichnete dieſelbe mit 
der großen Medaille aus. In meinem Bericht an das Miniſterium für 
die landwirthſchaftlichen Augelegenheiten habe ich Veranlaſſung genommen, 
im Allgemeinen auf die Wichtigkeit der Bezugsquelle von Saatgut aus 
dem Norden hinzuweiſen, und dabei an die thatſächlichen Erfahrungen des 
Dr. F. C. Schübeler in Chriſtiania erinnert, weil ich überzeugt bin, 
daß für gewiſſe Culturproducte zwiſchen den nördlich gelegenen Gegenden 
Schwedens und Deutſchlands durch einen Wechſel der Saat in mehrfacher 
Hinſicht für die dieſſeitigen ſicheren Erträge im Gartenbau und in der 
Landwirthſchaft ein recht ſegensreicher Erfolg erzielt werden kann. Meine 
eigenen Erfahrungen ſprechen dafür. Bezieht man Erbſen vom nördlichen 
Schweden zur Ausſaat, ſo reifen dieſe in Deutſchland bis ineluſive 
des dritten Jahres — wie ich mich durch wiederholte Verſuche über— 
zeugte — volle 14 Tage früher, von dieſer Periode ab, geht die Pflanze 
aber wieder zurück und beugt ſich den klimatiſchen Einflüſſen, welche hier 
auf ihre Entwickelung einwirken, ſo daß die Vorzüge der frühen Reife im 
fünften Jahr nur noch ſehr unbedeutend find. Die von dorther bezogenen 
Saaten ſchütten auch bis zu dieſem Zeitpunkt viel ſchwerer. So z B. 
differirt das Gewicht bei einem Pfunde Erbſen um etwas mehr als 5 Loth, 
was bei einem preuß. Scheffel, den Scheffel zu 86 Pfund gerechnet, ein 
Mehrgewicht von 14 Pfund ausmacht. Dieſe thatſächliche Erfahrung, ver— 
bunden mit der Preiswürdigkeit der in Rede ſtehenden Erbſenſorte, hat 
mich beſtimmt zum Bezug von größeren Quantitäten, die ich in meinen 
demnächſt erſcheinenden Verzeichniſſen den Landwirthen und Gartenbeſitzern 
zum Verſuchsanbau offeriren werde. 

— — 


nnn 


35 


Dauerhafte und billige Strohdecken, 
aus der Fabrik des Herrn Aug. Garvens in Hamburg, 
Rödingsmarkt No. 58. 

Die Art und Weiſe, in welcher, im Allgemeinen genommen, bei der 
Verwendung eines der nützlicheren Materialien — des Strohes — vor— 
gegangen zu werden pflegt, dürfte die Möglichkeit nicht ausſchließen, darin, 
hie oder da wenigſtens, zugleich mit einer ſachgemäßeren Benutzung deſſelben 
eine immerhin nicht unwillkommene Erſparniß an Material eingehalten zu 
ſehen, ohne daß doch damit einem vollſtändigen Genügeleiſten zu dem be— 
abſichtigten Zwecke irgendwie Abbruch zu geſchehen brauche. — Die Eigen— 
ſchaften des Strohes laſſen daſſelbe überdies als ganz ausnehmend geeignet 
zu gar mancherlei Verwendungen erſcheinen, zu denen es bisher entweder 
noch gar nicht, oder doch nur in kleinerm Maaße benutzt worden iſt; nur 
daß es allerdings in eine den verſchiedenen Verwendungsarten möglichſt 
entſprechende Form zu bringen wäre, oder beſſer, ſchon gebracht worden ſind. 

Fand ſich hie und da nun auch wohl dieſe Form bereits gegeben und 
hatte ſie ſich als praktiſch bewährt, ſo war doch ihre Herſtellung, weil auf 
Handarbeit beruhend, zu zeitraubend und demgemäß zu koſtſpielig, als daß 
ſie eine allgemeinere Verbreitung und vielfachere Anwendung ſchon hätte 
finden können. 

Herrn Garvens in Hamburg 
iſt es gelungen, dieſe Form ver— 
mittelſt einer mechaniſchen Vor— 
richtung in weniger zeitraubender 
und weniger koſtſpieliger Weiſe, 
als Handarbeit ſie bedingt, her— 
> zuſtellen und eine Art von Stroh: 
matten aus beſtem Roggenſtroh zu 
liefern, die ſich durch Zweckmäßig— 
keit und Billigkeit auszeichnen und ſchon weitere Verbreitung gefunden 
haben. (Fig. 1.) 

Dieſe Strohmatten ſind ebenſowohl zu landwirthſchaftlichen und gärt— 
neriſchen, wie zu allgemein-gewerblichen; zu hauswirthſchaftlichen und zu 
noch ſehr vielen anderen Zwecken dienlich. — Sie eignen ſich z. B. 
Zur Bedeckung von Treibhäuſern, von Glasfenſtern auf Miſtbeeten. (Fig. 2.) 
Zum Ausſchlagen der Vorderſeite und der Wände von Orangerieen und 

Gewächshäuſern. 

„ Bewickeln oder Bedecken werthvollerer zarter Bäume und Geſträuche. 

Fig. 2. Zum Schutze der 

=> Früchte an Spalier— 

bäumen und des Wein: 

ſtocks gegen herbſtliche 

Regen und gegen 

— Raub: und Glattfroſt. 
(Fig. 3.) 

Zum Schutze der 
Frühgewächſe im frei— 
en Lande und über— 
haupt zur Beſchleuni⸗ 


36 


gung des Wachsthums aller Frühgewächſe des freien Feldes. (Fig. 4, 
5 und 6.) 

Zum Beſchatten der Saaten, der jungen Pflanzen, der werthvolleren Blumen 
und Geſträuche. (Fig. 4 und 5) 

Zur Unterlage für Obſt und für Weinflaſchen. 

Zum Belegen eiſerner Treppenſtufen, Verhängen der Kellerfenſter, Ver— 
ſchließen der Kellerlöcher. 

Fig. 3. Zum Belegen der Steinplatten in Ge— 

N wächshäuſern, in Kirchen, in Werkſtätten ꝛc. 
92 a Zum Belegen der Fußböden in Eiſen⸗ 
bahnwagen, in Omnibus, in Droſchken, in 
, Jollen ꝛc., zumal bei Kälte und regnigem 
Wetter. 

Zur Bedeckung von Dächern; von Ge— 
treide-, Stroh-, Heu- und von Trocken⸗ 
futter-Feimen. (Fig. 7.) 

i, Zur Bedeckung der Bienenkörbe (ähnlich 

der Fig. 6). 

Zaum Ausſchlagen der innern Seite der 
Ziegeldächer, um dem Herabfallen des Kalks 
und den Einwirkungen der Feuchtigkeit der 
, Ziegel zu begegnen. 

Zur Herrichtung von Schirmdächern oder 
Schuppen für Vieh auf freiem Felde. 
aur Verſtärkung der Wände und zur 
Verdichtung der Fenſter in Remiſen, in 
Pferde-, Kuh-, Schaaf: und anderen Ställen. 
Zur Herde n von transportabeln Jagdhütten, von Schutzdächern auf 

oder über offenen Wagen. 
„ Bedeckung der Dächer von Zink oder einem andern Materiale dieſer 
Art, um allzuſtarke Sonnenſtrahlen oder Kälte von ihnen abzuhalten. 

Zum Schutze des Mörtels, des Anwurfs und der in Ausführung befind— 
lichen Maurerarbeiten überhaupt: imgleichen zum Verhängen der 
offenen Fenſter im Bau begriffener Häuſer während des Winters; 
nicht minder zum Beſchlagen der Zimmerdecken behufs Bewerfens 
derſelben mit Gyps. 

Zur Bedachung ungebrannter Mauerſteine, Dachziegel, thönerner Röhren, 
Fabrikate aus Thon überhaupt. (Fig. 3, 4, 5 und 6) 

„ Bewahrung der Waſſerbehälter, der Waſſerleitungen, der Pumpen ze. 

vor Froſt. 

„ Herſtellung von Scheidewänden, Windſchirmen, Thüren, Vorhängen, 

Marquiſen. 
Zum Emballiren von Mobilien, von Manufacturwaaren, zu Verpackungen 
der mannichfachſten Art überhaupt. 

„ Garniren von Schiffsräumen; ꝛc. ꝛc. ꝛc. 

Die Matten laſſen ſich ſehr gut ſtrecken oder dehnen, annageln und 
überhaupt befeſtigen, ſei es nun, daß man Scheidewände oder Verſchläge, 
oder daß man Zimmerdecken oder Bedachungen irgend welcher Art daraus 


37 


herſtellen wolle; in letzterm Falle kann man die Reihen der Matten wie 
die Reihen der Dachziegel, in zweifacher oder auch in dreifacher Dicke 
übereinanderlegen (anal. Fig. 7). — Sie laſſen ſich auch als Windſchirm 
über Rahmen, als Decken über Pfähle oder Stangen ausbreiten (anal. 
Fig 4); über Dachſparren, Gitterwerk, Steine, Dielen ꝛc. ꝛc. ſich entrollen; 
kurz, ſie ſind gewiſſermaßen ähnlich gewebten Stoffen von gröberer Be— 
ſchaffenheit, welche man gleichfalls ganz dem damit beabſichtigten Zwecke 
anpaſſen kann und dürften, der Möglichkeit einer raſchen Verwendung der— 
ſelben, ihrer Sauberkeit, Zweckmäßigkeit und vor Allem ihres billigen 
Preiſes wegen überall da willig jenen vorgezogen werden, wo es ſich um 
Abwehr der Kälte oder der Hitze, des Regens, der Feuchtigkeit und des 
Windes handelt oder wo bisher gröbere Leinen oder dergl. Decken ange— 
wendet worden ſind. 

Es werden nicht nur Matten fabricirt aus gewöhnlichem Stroh mit 
Ketten von gewöhnlichem Bindfaden oder von galvaniſirtem Eiſendrahte, 
ſondern auch deren, welche mittelſt einer chemiſchen Vornahme ſowohl in 
ihrem Stroh, als auch in ihrem Faden (ihrer Kette) auf mehre Jahre vor 
Zerſetzung geſichert ſind. — Auch nach einer beliebigen Maaße in Länge 
und Breite und nach einer beliebigen Zahl der Ketten werden ſie ange— 
fertigt, nur daß erſtere nicht 125 Fuß, die Breite (als durch die Länge 
des Materials einmal bedingt) nicht 3½ Fuß und die Zahl der Ketten 
nicht fünf überſteige. — Vorräthig ſind jetzt Matten aus gewöhnlichem 
Stroh mit zweien oder mit vier Ketten von getheertem Bindfaden oder 
von galvaniſirtem Eiſendrahte und in Rollen von ca. 85 Fuß Länge bei 
3½ Fuß Breite. — Breiten unter 3%’ müſſen beſonders beſtellt werden. 
— Beſteller werden übrigens gut thun, nur Matten von ca. 85“ Länge, 
bei im Uebrigen beliebiger Breite derſelben und beliebiger Zahl der Ketten, 
zu beordern und ſie an Ort und Stelle nach Maßgabe der Dimenſionen 
und der Form der Gegenſtände, zu denen ſie verwendet werden ſollen, 
ſelbſt zurecht zu ſchneiden, indem ſie darin eine weſentliche Erſparniß und 
eine außerordentliche Leichtigkeit finden dürften, die Matten zu handhaben 
und ſie den damit beabſichtigten Zwecken genau anzupaſſen. — Zu letzterm 
Behufe bedient man ſich einer Art Sichel oder Baumſcheere und einer 
größern oder kleinern Blechſcheere und nachdem die Matten zugeſchnitten 
ſind genügt — um ihnen die nöthige Feſtigkeit und Geſchloſſenheit wieder— 
zugeben — die Enden des Drahtes, unter Beſeitigung einer oder zweier 
Lagen Strohs, umzudrehen oder diejenigen des Bindfadens wieder mit 
einander zu verknüpfen. — Hat man krumme oder ſchräge Abſchnitte, 
(3. B. zu Seitenfeldern an Gewächshäuſern, zu Orangeriefenſtern, zu 
Dachgiebeln ꝛc.) zu machen, fo iſt, bevor man die Matte beſchneidet, die 
Linie des Abſchnittes, gemäß der Form, welche man der Matte zu geben 
beabſichtigt, mit zweien Stäben oder Stäbchen (je einem ober- und unter— 
halb) einzufaſſen; ſind die Enden beider Stäbe entweder mit Eiſendraht 
oder mit ſpitzen Stiftchen zu verbinden und es iſt erſt alsdann der Matte, 
außerhalb der Stäbe, mittelſt eines ſcharfen Meſſers oder einer Scheere 
die beabſichtigte Form zu geben. 

Die Preiſe der Matten richten ſich mehr oder weniger nach dem 
Stande der Preiſe für ausgeſuchtes beſtes Roggenſtroh; z. 3. find fie 
pr. 3½“ [_] (alſo über 12 Geviertfuß) die folgenden: 


38 


Gewöhnliches (d. i. nicht⸗chemiſch präparirtes Stroh, 


3½“ breit, getheerten Faden 4 Ketten, pr. 3“ Länge 52% hamb. Cour. 


halb ſo breit „ 2 „ 3% W ar 
3½“ br., galvaniſ. . 4 „ „ % e EN 
halb ſo breit 2 „ 3% „ l 


Für Abſchnitte Aker 40“ ½ ß weht 


(8 / Hamburger Courant find gleich 6 Silbergroſchen.) 


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39 


Die Beſorgung hölzerner Geſtelle, wo deren (wie z. B. in Fig. 3, 
5 und 6) erforderlich ſein ſollten, wird, wenn es gewünſcht werden mögte, 
von der Fabrik übernommen. Die Matten werden auf Gefahr und Koſten 
der Auftraggeber allüberallhin verſandt. Zahlung erbittet ſich Herr A. 
Garvens bei Empfang oder unter Nachnahme. 

Wir haben uns von der Vorzüglichkeit dieſer Decken überzeugt und 
können ſelbige zu gärtneriſchen Zwecken ihrer ite und Dauerhaftig— 
keit wegen beſtens empfehlen. E. O—o. 


Ar,. 


Verzeichniß derjeuigen Pflanzenarten, 
welche mit gefüllten Blumen in den Gärten bekannt ſind. 


Bei Erwähnung der Ixora grandiflora flore pleno von Dr. B. See— 
mann (Hamb. Gartenztg. 17, S. 442), ſprach derſelbe ſich dahin aus, 
daß Jemand der Gartenkunſt und Botanik dadurch einen Dienſt erweiſen 
würde, wenn er alle Pflanzen, welche gefüllte Blumen oder Neigung zum 
Gefülltwerden haben, zuſammenſtellen möchte. Das Endreſultat würde 
ein intereſſantes ſein. 

Blumen mit vielblättriger regelmäßiger Krone und zahlreichen Staub— 
fäden haben eine viel größere Neigung zum Gefülltwerden, als unregel— 
mäßige Polypetalen, beſonders wenn dieſelben nur eine beſtimmte Anzahl 
von Staubfäden haben, und daß unter den unſymmetriſchen Monopetalen 
die allerwenigſten Abweichungen vom Normalzuſtande angetroffen werden, 
wiſſen wir auch. Doch von dieſer allgemeinen Regel kommen ſeltene Ab— 
weichungen vor Wenn früber bemerkt worden iſt, daß die Nymphäaceen 
und Cacteen trotz ihrer vielen Blumenblätter und Staubfäden bis jetzt 
keine Neigung zum Gefülltwerden bekunden, ſo möchten wir bemerken, daß 
Nelumbium speciosum faſt alljährlich mit faſt halb gefüllten Blumen im 
bot. Garten zu Hamburg blüht. 

Wollen wir jedoch dieſem geheimnißvollen Verwandlungsprozeſſe der 
Staubfäden und Piſtille in Blumenbätter näher auf die Spur kommen, 
als wir bis jetzt ſind, ſo iſt es vor Allem nothwendig, einen vollſtändigen 
Cenſus aller bis jetzt bekannten „gefüllt“ blühenden Pflanzen aufzunehmen, 
jedoch nur von wirklich gefüllten Blumen, denn alle Pflanzenarten aus 
der großen Familie der Compoſiteen, wie Chinefifche Aſtern, Dahlien, 
Gänſeblümchen, Tagetes, Zinnien und wie ſie alle heißen, die im gewöhn— 
lichen Leben als gefüllt bezeichnet werden, gehören nicht hierher, denn das 
jenen Blumen das gefüllte Ausſehen Verleihende iſt nichts weiter, als 
eine Verwandlung der Scheibenblütheu in ſogenannte Randblüthen. Auch 
der gefüllte Schneeball, Viburnum Opulus roseum, und Hydrangea horten- 
sis gehören nicht in das Verzeichniß, denn bei dieſen Pflanzen haben ſich 
die Staubfäden nicht in Blumenblätter verwandelt, ſondern alle frucht— 
baren Blumen in unfruchtbare. 

Unſer verehrter Freund Dr. B. Seemann, welcher das Thema 
über gefüllte Blumen damals zuerſt in Anregung brachte (Bonplandia 1861 
Nr. 16), hat nun ſelbſt ein genaues Verzeichniß der ihm bekannten 
1 ne Pflanzenarten angefertigt und daſſelbe uns zur gleichzeiti— 


ne N 


40 


gen Veröffentlichung freundlichſt mitgetheilt“), welches wir nachſtehend mit 
einigen Ergänzungen, die uns bekannt waren, folgen laſſen. 
Ranunculaceae. 

Clematis Viticella, Linn. Südliches Europa. — C. florida, Thunb. 
Japan. — C. patens, Dene. Japan. 

Anemone japonica, Sieb. et Zuce. Japan. — A. coronaria, Linn. 
Südliches Europa und Klein-Aſien. — A. Pavonia, Lam. Südliches Eu: 
ropa, Frankreich. — A. palmata, Linn. Nördliches Afrika, Spanien und 
Portugal. — A. nemorosa, Linn. Europa, Nordamerika, Sibirien. 

Hepatica triloba, Chaix. (Anemone Hepatica) Europa. 

Ranunculus bulbosus, Linn. Europa, Nordamerika. — R. repens, 


Linn. Europa, Sibirien, Nordamerika. — R. acris, Linn. Europa, Si⸗ 
birien. — R. aconitifolius, Linn. Europa. — S. gramineus, Linn. Ita⸗ 
lien, Frankreich, Portugal, Schweiz. — K. bullatus, Linn. Südeuropa. 


— R. Asiaticus, Linn. Orient. 
Ficaria ranunculoides, Moench. Europa. 
Thalictrum anemonoides, Michx. Nördliches Amerika. 
Caltha palustris, Linn. Europa, Aſien, nördl. Amerika. 
Trollius Europaeus, Linn. Europa. — T. Nepalensis Hort. Nepal. 
Nigella Damascena, Linn. Mittel⸗Europa. 
Aquilegia vulgaris, Linn. Europa. 
Delphinium Ajacis, Linn. Taurien, Süd⸗Europa. — D. grandi- 


florum, Linn. Sibirien. — D. azureum, Michx. Nordamerika. — D. 
Consolida, Linn. Europa, Nordamerika. — D. cheilantuum, Fisch. Si⸗ 
birien. — D. elegans, De Cand. Nordamerika? 

Paeonia Moutan, Sims. China, Japan. — P. officinalis, Retz. 
Europa. — P. tenuifolia, Linn. Taurien. — P. albiflora, Pall. Sibi⸗ 
rien. — P. paradoxa, Andr. Südeuropa. 

Nymphaeaceae. 

Nelumbium speciosum, Willd. Afrika, Aſien. 

Papaveraceae. | 

Papaver Rhoeas, Linn. Europa. — P. bracteatum, Lindl. (P. 
orientale Linn.) Rußland. — P. somniferum, Linn. Südeuropa, Klein; 


Aſien, Aegypten. 

Chelidoninm majus, Linn. Europa, Aſien. 

Cruciferae. 

Mathiola incana, R. Brown. Mitteleuropa. — M. glabrata, De 
Cand. Vaterland? — M. annua, Sweet. Südeuropa, Syrien. 

Cheiranthus Cheiri, Linn. Europa. 

Iberis umbellata, Linn. Südeuropa. 

Cardamine pratensis, Linn. Europa, Aſien, Afrika, Amerika. 

Hesperis matronalis, Linn. Europa, Sibirien. 

Barbarea vulgaris, R. Brown. Europa. 


Cistineae. N 
Helianthemum variabile, Spach. Europa, Nordamerika. 


„) Daſſelbe Verzeichniß erſchien bereits oder wird erſcheinen in dem von Dr. B. 
Seemann redigirten „Journal of Botany“. E. O—o. 


PPP 


41 


Violaceae. 
Viola odorata, Linn. Europa, Sibirien. — V. grandiflora, Linn. 
Europa. 
Caryophylleae. 
Dianthus barbatus, Linn. Frankreich, Deutfchland. — D. chinen- 
sis, De Cand. China. — D. Poiretiaaus, Seringe. Vaterland? — b. 
Caryophyllus, Linn. Frankreich, Italien. — D. arboreus, Linn. Creta. 


— D. hybridus, Auct. Vaterland? — D. corymbosus, Sib., Sm. Klein⸗ 
Aſien. — D. plumarius, Linn. Europa, Sibirien, Nordamerika. 
Saponaria officinalis, Linn. Europa. 


Lychnys silvestris, Schkr. (L. dioica, Linn.) Europa. — L. co- 
ronaria, Desv. Taurien, Mitteleuropa. — IL. Flos-cuculi, Linn, Europa. 
— L. viscaria, Linn. Europa. — L. Chalcedonica, Linn. Japan, Klein: 
Aſien. 

Silene inflata, Sm.; var. maritima, De Cand. Europa. 

Alsineae. 
Sagina procumbens, Linn. Europa. 
Malvaceae. 
Hibiscus Rosa-Sinensis, Linn. Oſtindien. — H. flavescens, Cav. 


China 2. — H. alba, Hook. China ?. — H. mutabilis, Linn. Oſtindien. 
— H. Syriacus, Linn. Syrien. 

Althaea rosea, Cav. Kaucaſien, Orient. 

Malva rotundifolia, Linn. Europa. 

Hippocastaneae. 
Aesculus Hippocastanum, Linn. Europa, Nordamerika. 
Geraniaceae. 

Geranium pratense, Linn. Europa, Sibirien. 

Tropaeolum majus, Linn. Peru. — T. minus, Linn. Peru. 

Oxalis cernua, Thunb. Vorgebirge der guten Hoffnung. 

Impatiens Balsamina, Linn. Oſtindien. 


Ternstroemiaceae. 
Camellia reticulata, Lind. China. — C. Sasangua, Thunb. China. 
— C. Japonica, Linn. Japan. — Thea rosaeflora, Seem. Japan? 
Papilionaceae. 


Ulex Europaeus, Lk. Europa. 

Spartianthus junceus, Linn. Südeuropa. 

Clitoria Ternatea, Linn. Oſtindien, Arabien. 

Orobus viscioides, De Cand. Croatien. — O. vernus, Linn. 
Europa. 

Genista tinctoria, Linn. Europa. — 6. Sibirica, Linn. Sibirien. 
— 6. scoparia, Lam. Europa. 

Cytisus scoparius, Link. Europa. 

Lotus corniculatus, Linn. Europa. 


Rosaceae. 
Rosa lutea, Mill. Europa. — R. cinnamomea, Linn. Europa, 
Nordamerika. — R. spinosissima, Linn. Mittelaſien. — R. Carolina, 


Linn Nordamerika. — R. villosa, Linn. Europa, Mittelaſien. — R. cen- 
tifolia, Linn. Orient? — R. Damascena, Linn. Syrien. — R. rubigi- 


42 


nosa, Linn. Europa, Mittelafien, Nordamerika. — R. moschata, Ait., 
Mill. Madeira, Nordafrika. — R. canina, Linn. Europa — KR. alba, 
Linn. Europa, Kaukaſien. — B. Indica, Linn. China. — R. nivea, De 
Cand. China. — R. Eglanteria, Linn. Europa. — KR. Gallica, Linn. 
Europa, Kaukaſien. — R. pimpinellifolium, Linn. Europa, Mittelafien. — 
R. Banksiae, R. Brown. China. 

Rubus fruticosus, Linn. Europa. — R. rosaefolius, Smith. In⸗ 
ſel Mauritius, Oſtindien. — R. corylifolius, Sm. Europa. 

Kerria japonica, De Cand. Japan. 

Spiraea Filipendula, Linn. Europa. — 8. Ulmaria, Linn. Eu⸗ 
ropa. — S. prunifolia, Sieb. et Zucc. Japan. — S. Reveesii, Lindl. 
China. — 8. strobilacea, Sieb. et Zuce. Japan. 

Fragaria vesca, Linn. Europa, Nordamerika. 

Potentilla alpestris, Hall. fil. Europa. — P. reptans, Linn. En: 
ropa, Aſien. 

Pomaceae. 

Crataegus Oxyacantha, Linn. Europa. 

Cydonia Japonica, Pers. Japan. 

Pyrus communis, Linn. Europa. 


Amygdaleae. 

Amygdalus Persica, Linn. Perſien. — A. communis, Linn. 
Mauritanien. 

Prunus domestica, Linn. Europa. — P. spinosa, Linn. Europa, 
Nordamerika. — P. avium, Linn. Europa. — P. Cerasus, Linn. Eu: 
ropa. — P. Kerii, Steud. (Cerasus Japonicus, Ker.) Japan. — P. Chi- 
nensis, Blum. Java. — P. instititia, Linn. England, Deutſchland, De: 
ſterreich. — P. triloba, Lindl. (Amygdalopsis Lindleyi, Carr.) China. 

Myrtaceae. 

Myrtus communis, Linn. Südeuropa. — Punica Granatum, Linn. 
Südeuropa. 

Philadelpheae. 


Philadelphus coronarius, Linn. Südeuropa. 
Deutzia crenata. 


Onagrarieae. 
Fuchsia globosa Lindl. (hybrida). Mexico. 
Clarkia pulchella, Pursh. Californien. — C. elegans, Dougl. 
Nördl. Amerika. 
. Portulaceae. 
Portulaca grandiflora, Hook. Chili. 
Grossularieae. 
Ribes sanguineum, Pursh. Nördl. Amerika. 
Saxifrageae. 
Saxifraga granulata, Linn. Europa. 
Caprifoliaceae. 
Sambucus nigra, Linn. Europa, Aſien. 
Rubiaceae. 


Ixora grandiflora, De Cand. Oſtindien. 
Serissa foetida, Comm. China, Japan. 


43 


Gardenia Fortuniana, Hook. China. — G. florida, Linn. China, 
Oſtindien. — G. radicans, Thunb. Japan. 


Campanulaceae. 

Campanula latifolia, Linn. Europa, Aſien. — C. Medium, Linn. 
Südeuropa. — C. Tenorii, Morell. Neapel. C. Trachelium, Linn. 
Europa. — C. Vidallii, H. C. Wats. Europa. — C. pyramidalis, Linn. 
Südeuropa. — C. rotundifolia, Linn. Europa, nördl. Amerika. — C. 
rhomboidea, Linn. Europa. — C. persicifolia, Linn. Europa. — C. 


glomerata, Linn. Europa, Aſien. 
Platycodon grandiflorum, De Cand. fil. Sibirien. 


Ericaceae. 
Calluna vulgaris, Linn. Europa, Nordamerika. 
Rhododendron Indicum, Sweet. Oſtindien. — Rh. ponticum, 
Linn. Klein-Aſien, Iberien. 
Azalea nudiflora, Linn. Nördl. Amerika — A. glauca, Lem. 


Nördl. Amerika. 
Arbutus Unedo, Linn. Südl. Europa, Sibirien. 


Primulaceae. 

Primula villosa, Jacq. Mitteleuropa. — P. Auricula, Linn. Eu: 
ropa. — P. denticulata, Smith. Oſtindien. — P. acaulis, Jacq. Europa. 
— P. elatior, Jacq. Europa. — P. praenitens, Ker. (P. chinensis, 
Lindl.) China. 

Jasmineae. 
Jasminum officinale, Linn. Südl. Europa (China?). — J. Sam- 
bac., Ait. Oſtindien. — J. hirsutum, Hook. China. 
Oleineae. 
Syringa vulgaris, Linn. Europa, Perſien. 
Apoycneae. 
Vinca minor, Linn. Europa. — V. major, Linn. Europa. 
Nerium odorum, Ait. Oſtindien. — N. Oleander, Linn. Süd⸗ 


Europa, Mittelaſien. 


Tabernaemontana coronaria, Willd. Oſtindien. 


Convolvulaceae. 
Calystegia sepium, R. Brown. Europa, Amerika, Aſien, Auſtra— 
lien. — C. pubescens, Lindl. China. 
Gonvolvulus tricolor, Linn. Südeuropa. 


Solaneae. 

Datura cornigera, Hook. Peru. — D. fastuosa, Linn. Südame⸗ 
rika, Aegypten. — D. arborea, Linn. Südamerika. — D. chlorantha, 
Hook. Vaterland? — D. humilis, Desf. Mexico. 

Petunia nyctaginiflora, Juss. Laplata. — P. violacea, Hook. 

Scophularineae. 


Mimulus luteus, Linn. Chili. 
Antirrhinum majus, Linn. Mittel: und Südeuropa. 
Digitalis purpurea, Linn. Europa. 
Gesneriaceae. 
Achimenes longiflora, De Cand. Mexico. 


44 


Verbenaceae. 
Clerodendron fragrans, Willd. Japan. 

Nyctagineae. 
Mirabilis Jalapa, Linn. Tropiſches Amerika. 

Laurineae. 
Laurus nobilis, Linn. Südeuropa. 

Irideae. 

Gladiolus tristis, Linn. Kap der guten Hoffnung. 
Crocus Susianus, Curt. Kleinaſien. — C. pusillus, Ten. Italien. 


— C. cernuus, Smith. Südeuropa. 
Iris Sibirica, Linn. Europa, Sibirien. 
Amaryllideae. 

Galanthus nivalis, Linn. Europa. 

Leucojum vernum, Linn. Europa. 

Sternbergia lutea, Gawl. Europa, Klein-Aſien und Syrien. 

Hippeastrum equestre, Herb. Südamerika. 

Narcissus cernuus, Salisb. Mittel-Frankreich, Spanien. — N. 
Telamonius, Schult. Europa. — N. lobularis, Schult. England. — N. 
concolor, Schult Luſitanien. — N. biflorus, Curt. Brittanien, Frank 
reich, Schweiz, Italien. — N. Italicus, Ker. Italien. — N. Cypri, Haw. 
Cyprus. — N. Pseudo-Nareissus, Linn. Europa, Taurien. — N. poeli- 


cus, Linn. Europa. — N. Jonquilla, Linn. Südeuropa, Nordafrika, 
Orient. — N. Tazetta, Linn. Südeuropa. 
Asphodeleae. 
Asphodelus luteus, Linn. Südeuropa. 
Liliaceae. 

Tulipa Gesneriana, Linn. Klein-Aſien. — T. silvestris, Linn. 
Mitteleuropa. 

Scilla autumnalis, Linn. Europa. — Sc. nutans, Smith. England, 
Südeuropa. 

Convallaria majalis, Linn. Europa, Sibirien, Amerika. — C. 


Polygonatum, Linn. Europa, Sibirien. 
Fritillaria Meleagris, Linn. Europa. 
Lilium Martagon, Linn. Europa. — L. candidum, Linn. Syrien, 
Perſien. 
Hyacinthus orientalis, Linn. Südfrankreich, Orient. 
Polianthes tuberosa, Linn. Oſt- und Weſt⸗Indien. 


Hemerocallis disticha, Don. Neapel, Japan. — H. fulva, Linn. 
Südeuropa. 

Colchicaceae. 

Colehicum autumnale, Linn. Europa. 
Butomeae. 

Sagittar ia latifolia, Willd. Nördl. Amerika. 

Commelineae. 
Tradescantia virginica, Linn. Nordamerika. 

Melanthaceae. 


Tofieldia calyculata, Wahl. Europa. 
Dieſes Verzeichniß weiſ't ſchon eine beträchtliche Anzahl von Pflan- 


45 


zenarten, die mit gefüllten Blumen vorkommen, nach, dennoch wollen wir 
keineswegs deſſen Vollſtändigkeit garantiren, es giebt gewiß noch manche 
Art, die hier zu nennen vergeſſen worden iſt, und würden wir es dankend 
anerkennen, wenn der eine oder andere der geehrten Leſer die von uns 
überſehenen oder uns noch unbekannten gefüllt blühenden namhaft machen 
wollte, um dieſelben dann gelegentlich als Nachtrag liefern zu können. 


N 
Literatur. 


Die Freunde und Jeinde des Landwirths und Gärtners. 
Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem 
Feld⸗, Wieſen⸗ und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhal— 
tung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thieren. Nach den 
bewährteſten Erfahrungen, von Dr. William Löbe. Hamburg, Verlag 
von R. Kittler. Gr. 8. 294 Seiten. Geh. 1 Thlr. 

Der bekannte Redakteur der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung und Verfaſſer 
vieler anderer Werke über Land- und Gartenbau hat hier ein Werk geliefert, welches 
ſich vor allen ähnlichen über demſelben Gegenſtand durch ſeine große Vollſtändig— 
keit auszeichnet. Es bietet gegen alle dem Land- und Gartenbau ſchädlichen Thiere 
eine große Anzahl praktiſcher Mittel und Rathſchläge, wie fie je nach den Local— 
verhältniſſen wirklich ausführbar und wirkſam ſind und ſelbſt bei wenig oder gar 
nicht als ſchädlich bekannten Thieren iſt ihre Schädlichkeit nachgewieſen, zugleich 
aber auch ihre Beſeitigung. Ebenſo intereſſant als wichtig iſt aber auch der Nach— 
weis der Nützlichkeit vieler Thiere, welche bisher wenig beachtet wurden, die aber 
nach neuern Erfahrungen durch ihre Vernichtung der ſchädlichen Thiere von unge— 
heurem Einfluſſe auf alle Culturen ſind. Während es bisher nur kleine Schriften 
über ſchädliche Thiere und noch kleinere über nützliche Thiere gab, findet ſich in 
dem Löbe'ſchen Buche zuerſt Beides vereinigt und in ſolcher Vollſtändigkeit beiſammen, 
daß es als äußerſt praktiſches Nachſchlagebuch für alle Fälle gelten kann. Es wird 
daher für jeden Gärtner und Landwirth unentbehrlich ſein und durch die Belehrung, 
die es über dieſen höchſtwichtigen Gegenſtand verbreitet, von ſo großem Nutzen 
ſein, daß man wenigſtens jeder Gemeinde einen ſolchen Hausſchatz wünſchen möchte. 

— 2 — 


Feuilleton. 


Neuheiten von Florblumen. Die Züchtungen des Herrn Joh. 
Nep. Twrdy, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Brünn haben ſich ſchon 
mehrfache Anerkennung erworben, ſo daß wir die Blumenfreunde auf deſſen 
neueſte Züchtungen, die von ihm am 1. April 1864 in Handel gegeben 
werden, aufmerkſam machen wollen. Es ſind: 

Fuchsia alba centifolia, ſehr große Blume, Kelch brillant carmoiſin, 
Sepalen breit, ſchön zurückgebogen, Corolle ſehr groß, ſehr gefüllt, weiß 
mit carmin Adern, prachtvoll. 5 fl 

F. centiflora, Kelch und Sepalen hellearmin, zurückgebogen, Corolle 
lichtblau, breit, ſehr gefüllt, ſehr reichblühend. 3 fl. 

F. Kronprinz Rudolph, enorm große Blume, Sepalen dunkelſcharlach, 
ſehr lang und ſchön zurückgebogen, Corolle ſehr breit, gefüllt, ſammtig 
violett. Eine der größten und ſchönſten Varietäten. 5 fl. 

F. Ritter v. Chlumetzky, ſehr große Blume. von ſchönſter Form, Se— 
palen dunkelſcharlach, kronenartig zurückgebogen, Corolle groß, ſehr gefüllt, 
ſammtig ſchwarzviolett. Extra. 3 fl. 


46 


F. Venus, Kelch und die kronenartig zurückgebogenen Sepalen dunfel- 
carmin, Corolle ſehr groß, gefüllt, ſchneeweiß, prachtvoll. 5 fl. 

F. Uranus, die prachtvoll zurückgebogenen Sepalen dunkelſcharlach, 
Corolle ſehr groß, ſehr regelmäßig gefüllt, ſehr reichblühend, prachtvoll. 3 fl. 

Verbena Blaue Königin, dieſe Varietät übertrifft an Größe der Blume 
und Dolden, Schönheit der Farbe und kräftigen Wuchs alle blauen Va— 
rietäten. 2 fl. 

V. Feuerauge, große Blume, hellpurpur mit einem von einem ſammt— 
ſchwarzen Ringe einfaßten weißen Centrum. Effektvolle Prachtblume. I fl. 

V. Morgenstern, brillant carminſcharlach mit ſchneeweißem Auge. 1 fl. 

Außer dieſen werden vom Züchter auch uns 4 neue Georginen und 
4 neue Petunien empfohlen. 

Dahlia imperialis Roezl. Im vorigen Jahrgange der 
„Hamb. Gartenztg.“ S. 437 machten wir die Pflanzenfreunde auf dieſe 
ausgezeichnete Neuheit, welche Herr E. Ortgtes in Zürich im Auguſthefte 
der „Gartenflora“ beſchrieben und hat abbilden laſſen, aufmerkſam. Heute 
können wir mittheilen, daß der Handelsgärtner Herr W. Bahlſen in 
Erfurt den Alleinbeſitz dieſer Dahlia käuflich von Herr Ortgies erworben 
hat und ſie demnächſt in den Handel bringen wird. (Siehe Anzeige, 
letzte Seite). 

Die Varietäten des Gladiolus Gandavensis gehö⸗ 
ren zu den vorzüglichſten Zierpflanzen des Blumengartens. Ueberall, wo 
ſie bis jetzt geſehen wurden, ſei es im Garten oder in Töpfen auf Aus— 
ſtellungen, erregten ſie die allgemeinſte Bewunderung; es iſt demnach 
eigenthümlich, daß man dieſe Prachtblumen im Verhältniß zu anderen nur 
wenig kultivirt ſieht, zumal ihre Kultur die einfachſte iſt, die man ſich 
denken kann. Die Zwiebeln werden, wenn keine ſtarken Fröſte mehr zu 
befürchten ſind, 6 Zoll tief auf ein gut bearbeitetes, aus leichtem aber nahr— 
haftem Boden beſtehendes Beet gepflanzt, wo ſie dann ganz von ſelbſt 
wachſen, nur hat man durch Anbinden Sorge zu tragen, daß der Wind 
die oft hoch wachſenden Stengel nicht umbiegt. Vor Eintritt des Froſtes 
nimmt man die Zwiebeln wieder auf und bewahrt ſie während des Win— 
ters an einem trockenen Orte. 

Schon mehrmals haben wir der reichhaltigen Sammlung von Gla- 
diolus der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg und 
der des Herrn Dr. M. H. Cords (Travemünder Baumſchulen) gedacht. 
Die Sammlung des Herrn Cords zählte im vorigen Jahre 124 Sorten. 
Noch reichhaltiger als dieſe Sammlung iſt jedoch die des Herrn Eug. 
Verdier fils ainé in Paris, der nicht weniger als 158 Varietäten in 
ſeinem neueſten Katalog aufführt, von denen die meiſten Sorten nicht nur 
zu Dutzenden, ſondern auch zu Hunderten und Tauſenden offerirt werden. 
Unter den 124 Sorten des Herrn Dr. Cords ſind noch 28, die in dem 
Sortiment von Hrn. Verdier nicht aufgeführt find, rechnet man dieſe 
noch zu den 158 hinzu, ſo muß man erſtaunen, welch eine enorme An— 
zahl von herrlichen Varietäten in Zeit von nur wenigen Jahren gezüchtet 
worden ſind. 

Cultur des Chineſiſchen Thees in Braſilien. Die erſten 
Theepflanzen wurden bereits im Jahre 1810 nach Rio eingeführt, indeſſen 


47 


mißlang der von der Regierung ausgehende Verſuch größerer Anpflanzun⸗ 
gen durch Chineſiſche Coloniſten. Erſt in den letzten Decennien hat die 
Cultur des Thees in den Provinzen San Paulo und Minas Geraes be— 
deutende Fortſchritte gemacht und fo befriedigende Reſultate geliefert, daß 
nach den Angaben von Rev. J. C. Fletcher gegenwärtig dort jährlich 
mehrere Millionen Pfund einer vorzüglichen Sorte bereitet werden. Die 
Pflanze gedeiht überall in Braſilien, am beſten in den kälteren ſüdlichen 
Theilen. Innerhalb der tropiſchen Gegenden ſchießt fie, ſich ſelbſt über: 
laſſen, ſchnell zu einem Baume in die Höhe. Nach der angeführten Au— 
torität ſoll ſie in Braſilien auch den Charakter einer decidua, den ſie in 
China trägt, verloren haben. (Peterm. geogr. Mitthl.) 

Stillingia sebifera, der chineſiſche Talgbaum, welcher in 
der Induſtrie ſeines Vaterlandes eine hervorragende Rolle ſpielt und na— 
mentlich in dem Bezirk von Hongkong zu einem wichtigen Erwerbszweige 
dient, wird jetzt auch vielfach in den nordweftjihen Provinzen Indiens 
und im Pendſchab angepflanzt, wo er auch ſehr gut fortkommt. Sein 
Samen giebt ein mit Leichtigkeit zu gewinnendes Talg und Oel, ſein Holz 
iſt hart und dauerhaft und aus ſeinen Blättern wird eine ſchwarze Farbe 
gewonnen. Dabei wächſt er eben ſo gut auf dem angeſchwemmten Boden 
der Ebene, wie auf Berghängen oder im Sande. 

Euphorbia procera M. B., gegen Tollwuth, wird von 
einem Hrn. Wolanski als ein untrügliches und durch viele Jahre von 
ihm ſtets mit vollkommenem Erfolge bewährtes Mittel und innere Arznei 
angezeigt und erbietet ſich zu jeglicher Probe an tollen Hunden, um die 
Unfehlbarkeit ſeines Verfahrens darzuthun. Auch in Podolien wird die 
Pflanze zu dem Zweck angewendet. | (Ill. Ztg.) 

Joanet oder Mantais⸗Kohl. Dieſe Weißkohlſorte wird von 
den Gebr. Nardy, Gärtner zu Monplaiſir, im illuſtr. Journal „la Mai- 
son de Campagne“ ſehr anempfohlen. Seit drei Jahren wird dieſe Sorte 
Weißkohl als eine der vorzüglichſten und ertragreichſten von den Gemüſe— 
gärtnern vielfach angebaut. Eine der beſten Eigenſchaften dieſes Kohls 
iſt ſeine Frühzeitigkeit. Im Januar, Februar im Freien an dem Fuße 
einer gegen Süden gelegenen Mauer oder auf einem ſonnigen Abhange 
geſäet, kann man die Pflanzen Anfangs Mai oder ſpäter auspflanzen- (bei 
uns müßten die Samen natürlich in Miſtbeete geſäet werden). Von 
Mitte Juni bis Mitte Juli ſind die Kohlköpfe zum Verbrauche tauglich. 
Da die Stauden unterſetzt bleiben und wenig blattreich werden, ſo kann 
man die jungen Pflanzen ziemlich dicht beiſammen pflanzen. Das Wach— 
ſen der Pflanzen wird noch bedeutend beſchleunigt durch kräftiges Düngen, 
jedoch darf dies nicht bei trockner und heißer Witterung geſchehen. Die 
Köpfe ſind rund, oben abgeplattet und feſt und wiegt ein Kopf durchſchnitt— 
lich 2— 3 Pfund. Ste find ungemein zart, kochen ſich leicht gar und find 
von ſehr angenehmem Geſchmack. Die den feſten Kopf umgebenden Blät— 
ter ſind abgerundet, wenig wellig, der Stamm iſt ſehr kurz. 

Benutzung der Sonnenblume (Heliauthus). Mehrfache Be; 
nutzungsarten dieſer allgemein gekannten Pflanze ſind bekannt, weniger 
vielleicht, daß das Oel der Samenkörner auch in der Malerei benutzt wer— 
den kann, ja es ſoll, wie es in dem Hann. land- u. forſtwirthſch. Ver⸗ 


48 


einsbl. heißt, für grüne und blaue Farben kein beſſeres Oel daſein. Das 
Oel liefert ferner eine vortreffliche Seife. Das Mehl läßt ſich zu den | 
feinften Kuchen und Broden verwenden. Die Faſern der Pflanze endlich 
ſind ſpinnbar, fein und glänzend, ſo daß die Chineſen ſie der Seide bei— 
mengen; auch ſollen ſie ſich zu Papier verarbeiten laſſen. 

Mittel gegen die Wolllaus an Obſtbaumen. Ein Herr 
Dams ſchreibt in der Belgique hortic., daß fein Verfahren zur Vertilgung 
der Wolllaus ſich vollkommen bewährt habe. Sein Mittel beſteht darin, daß 
er 20 Grammen (4 Quentchen) Soda in lauem Waſſer in kleinen Portionen 
auflöst, dann gleichfalls 4 Quentchen ſchwarze (grüne) Seife, miſcht dann 
dieſe Auflöſungen zuſammen und verdünnt ſie ſo lange mit Waſſer, bis 
dies ganze Flüſſigkeitsmaß 500 Grammen (17 2 Loth 1 Quentchen) 
beträgt. Nun ſtreicht man dieſelbe vermittelſt eines Pinſels überall dähin, 
wo das Inſect ſich zeigt und es wird ſich nicht wieder zeigen. 

m. 


Perſonal⸗Notizen. 

Kiew. An die Stelle des am 2. October 1862 verſtorbenen Di; 
rectors des k. k. pomologiſchen Inſtituts zu Kiew, Herrn Dr. Baſiner, 
iſt der bisherige Inſpector des bot. Gartens hierſelbſt, Herr J. H. 
Hochhuth, angeſtellt worden. 

London. Herr G. Mann, welcher, wie wir vor einiger Zeit 
mittheilten, von Afrika glücklich nach England wieder zurückgekehrt iſt, und 
dem der Garten zu Kew ſo viele werthvolle und neue Pflanzen zu dan— 
ken hat, iſt am 28. November v. J. mit ſeiner jungen Frau nach dem 
Himalaya abgereiſt, um die ihm von dem Gouvernement übertragene Lei— 
tung der Cinchona- Pflanzungen bei Darjeeling zu übernehmen. 


* — 2 > 

Dahlia imperialis Roezl. 

Nachdem ich von dieſer herrlichen neueften Einführung den Alleinbeſitz von Herrn 
E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe 
ab 15. März 1864 in Originalfnollen....... e à 4,2, 6 Stück 20 
ab 1. Mai 1864 in, ſeit Februar kultivirten Pflanzen ...... A 5 „ 

pr. Cassa, N 

und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. 

Erfurt, im December 1863. 

Prag, altſtändter Ring 553. 

W. Bahlſen. 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Die neueſten Haupt⸗Verzeichniſſe über meine NWofenfchnlen, Warm⸗ 
und Kalthaus⸗, Sortiments: und Freilandpflanzen aller Art, ſowie 
Samenverzeichniß für Frühjahr 186% ſtehen zum gefälligen Abverlangen franco 


zu dienſten. 
Erfurt und Prag, December 1863. 
W. Bahlſen. 
EDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 
Preis⸗Courant über Blumenbouquets und Bouquet-Materialien des Kunſt⸗ 
und Handelsgärtners Herrn C. Feidel, in Erfurt. 


. 


Cocuspalme in Frucht. 


Daß in dem ſchönen Gewächshauſe zu Syon, dem Sitze des Her— 
zogs von Northumberland, ein Exemplar der Cocuspalme im Jahre 
1862 zur Blüthe gekommen war, bezeichneten wir ſeiner Zeit als eine 
große Begebenheit in der Horticultur (18. Jahrg. S. 142 der Hamburger 
Gartenzeit.), aber ein noch größeres Ereigniß iſt es, daß in demſelben 
Garten eine Coeuspalme eine Frucht angeſetzt hat, die nach den Berichten 
in „Gardener's Chroniele“ Ende November eine Größe von 10% Zoll 
Umfang erreicht hatte und ihrer völligen Reife allmälig entgegengeht. 
Dieſe Frucht iſt das Produkt einer Blume, die im Juli v. J. blühte. 

Die Geſchichte dieſes Erfolges iſt zu belehrend, als daß wir ſie mit 
Stillſchweigen übergehen könnten, und ſie beweißt zugleich dem wirklich 
intelligenten Gärtner, daß jede Pflanze mit Geduld und Geſchicklichkeit zu 
ihrer höchſten Ausbildung gebracht werden kann. | 

Es find jetzt volle 12 Monate her, daß zu Syon die erſten weib— 
lichen Blumen an einer Cocuspalme zum Vorſchein kamen, deren Früchte 
die Größe von Taubeneiern erreichten und dann abfielen. Man glaubte, 
die Pflanze ſei noch nicht ſtark genug, um Früchte zu tragen, und die Be— 
hauptung, daß viele Bäume nicht eher Früchte tragen, als bis dieſelben 
ein gewiſſes Alter erreicht haben, war gegründet. Herr Smith, der 
talentvolle Vorſteher des Gartens zu Syon, war hiermit jedoch nicht ein— 
verſtanden; er glaubte, daß das Fehlſchlagen des Fruchtanſetzens dem 
Mangel an Pollen, die weiblichen Blumen zu befruchten, zuzuſchreiben ſei, 
wogegen aber auch wieder andere Thatſachen ſprachen, denn die Zahl der 
männlichen Blüthen war eine ſehr große, und enthielten eine große Menge 
Pollen. Nach der Abbildung in Loudon's Encyclopaedie of Plants ſind 
die weiblichen Blumen der Coecuspalme dem Einfluſſe der Pollen der 
männlichen Blumen ſo ausgeſetzt, daß eine Befruchtung unvermeidlich iſt. 

Nach dieſer Abbildung öffnen ſich die weiblichen Blumen völlig und legen 
die jungen Früchte blos. Zu Syon trug der letzte Zweig der Blüthen— 
rispe 7 weibliche Blumen, und obgleich die letzteren kräftiger als alle 
vorhergehenden waren, ſo fielen die jungen Nüſſe dennoch ſämmtlich ab. 

Herr Smith iſt jedoch ein Gärtner, welcher denkt und beobachtet; 
er hat ſofort auch bemerkt, daß die weiblichen Blumen an ſeiner Cocus— 
palme durchaus nicht der Abbildung in dem gedachten Buche gleich waren. 
Anſtatt daß ſich der Kelch und die Blumenkrone auseinander begeben, wie 

angegeben, öffneten ſich dieſe an den Blumen der Pflanze zu Syon nur 
ein ganz klein wenig und Herr Smith erſah ſofort, daß hier künſtliche 
Befruchtung nur wirken könne. Dieſe Bemerkung wurde jedoch erſt ge— 
macht, als leider nur noch eine einzige weibliche Blume vorhanden war 
und zumal eine ſchwächliche, dennoch glückte der Verſuch vollſtändig. Nach 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 4 


50 


kaum geſchehener künſtlicher Befruchtung fing die Narbe zu welken und 
das Ovarium zu ſchwellen an. Nach dieſem gelungenen Verſuche ſteht zu 
hoffen, daß in der Folge Maſſen von Cocusnüſſen zu Syon werden zur 
Reife gelangen; das fruchttragende Exemplar befindet ſich in ausgezeich— 
neter Geſundheit, hat 15 prächtige Wedel, jeder etwa 16 Fuß lang. Der 
kräftige Stamm hat unten zwei Fuß im Umfang. 


— 2 — 


Die Erdbeere „Perle von Raſtede“. 


(Erklärung.) 

Im vor. Jahrg. 8. Heft S. 337 dieſer Zeitung erwähnten wir unter 
den von Herrn Walther in Raſtede früher gezüchteten und von ihm 
verbreiteten Neuheiten auch die oben genannte Erdbeere. Auf dieſe von 
uns gegebene Notiz brachte Herr F. Gloede in Paris eine Berichtigung 
(Heft 10, S. 434 des vorigen Jahrg.), dahin lautend, daß die fragliche 
Erdbeere nichts anderes als eine vor 12— 14 Jahren durch den berühmten 
Züchter Myatt in Deptford unter dem Namen „Myatt’s Prolific“ in den 
Handel gebrachte ſehr ſchöne Sorte ſei. Da uns beide Erdbeerſorten un— 
bekannt ſind, ſo fügten wir uns gern dem Ausſpruche des Herrn Gloede, 
den wir, im Beſitze faſt aller verbreiteten Erdbeerſorten und in Folge lang— 
jähriger Beobachtungen und Vergleichungen derſelben, als Kenner dieſer 
Früchte anerkennen. f 

Nach einer uns gewordenen Mittheilung des Herrn Walther beruht 
der Ausſpruch des Herrn Gloede aber dennoch wohl auf einem Irrthum, 
denn nach der nachfolgenden Entſtehungsgeſchichte dieſer Erdbeere iſt ſie 
wirklich eine zu Raſtede erzogene Sorte, und wenn dieſelbe auch der 
Myatt's Prolific nahe ſteht oder dieſer faſt ganz gleich iſt, fo iſt fie dennoch 
nicht mit dieſer als identiſch zu betrachten, wie aus der nachfolgenden Er— 
klärung des Herrn Walther erſichtlich wird. 

„Die Erdbeere „Perle von Raſtede“ entſtand im Jahre 1853 
unter einer Ausſaat, welche der ſeelige Hofgärtner Frerichs, mein ſpe— 
eieller Freund hierſelbſt, von Samen machte, welchen ich durch Befruchtung 
der Roseberry mit Elton erzielt hatte. Mein kleines Erdbeerſortiment be— 
ſtand damals aus nur 8 Sorten, unter welchen ſich weder jetzt die Myatt's 
Prolific befindet, noch mir damals bekannt war; ebenſowenig kultivirte fie 
Frerichs. Als die Anpflanzung tragbar wurde, zeichneten ſich einige 
Sorten durch ihre Tragbarkeit und ihren herrlichen Geſchmack aus und 
erhielt ich die Hälfte der Pflanzen. Ich gab ihr nun obigen Namen, ver: 
mehrte ſie und überließ im Jahre 1856 die Vermehrung Herrn F. A. 
Haage jun. in Erfurt zum weiteren Vertrieb, gleichzeitig mit der durch 
Kreuzung von Spiraea crataegifolia mit S. Douglasii gewonnenen und von 
mir Spiraea pachystachys genannten Hybride. Ich finde beide Artikel 
in vielen belgiſchen, franzöſiſchen und engliſchen Katalogen eingebürgert 
und habe bis Dato keinen Widerſpruch dagegen erhalten. — Hätte ich 
aber auch die Myatt’s Prolific wirklich gekannt und Aehnlichkeit mit mei⸗ 
nem Sämling gefunden, wer hätte es als Unrecht erklären können, wenn 
ich ihm, als ganz und gar nicht mit erſterem verwandt, einen mir paſſenden 


51 


Namen beilegte? Könnte ich mich denn nicht mit demſelben Rechte darüber 
beklagen, daß Myatt vielleicht zu derſelben Zeit ſeiner Züchtung, die der 
meinigen ähnlich ſein ſoll, einen andern gab? 

Als Curioſum erzähle ich noch, daß voriges Frühjahr einer meiner 
amerikaniſchen Freunde eine kleine Parthie von dieſer Erdbeere erhielt, 
mir aber gleich ſagte: er müſſe ihr dort einen andern Namen geben, 
weil eine amerikaniſche Zunge den Namen e doch nie richtig 
auszuſprechen vermöge. C. J. H. Walther. 


En — 


Der Garten und die Orchideen⸗Sammlung 
des Herrn Conſul Schiller zu Oevelgönne an der Elbe. 


Noch im Herbſte v. J. ſind im Garten des Herrn Conſul Schiller 
einige weſentliche Veränderungen vorgenommen worden. So iſt z. B 
das als „Vandeenhaus“ bekannte Orchideenhaus, das für die darin be— 
findlichen großen Exemplare zu klein geworden war, niedergeriſſen und 
ſtatt deſſen ein anderes größeres und geräumigeres auf derſelben Stelle 
erbaut worden. Dieſes neue Haus iſt ca. 40 Fuß lang, 17 Fuß an der 
Hintermauer hoch, und haben die in einem Winkel von 31 Grad liegen— 
den Fenſter eine Länge von 22 Fuß. In dieſem neuen geräumigen Hauſe 
zeigen ſich die vielen Prachtexemplare der Vanda-, Angrecum-, Aerides- 
etc. Arten in ihrem rechten Glanze und bot uns das Ganze, da gerade meh— 
rere Arten in Blüthe ſtanden, einen ungemein ſchönen Anblick dar. Prächtig 
ſind auch in dieſem Jahre wieder die vielen Exemplare der ſo lieblichen 
Preptanthe (Calanthe) vestita mit ihren vielen Varietäten, die wir nicht 
genug empfehlen können kultivirt zu werden. — Ein anderes Orchideen— 
haus, das ſogenannte Cattleya-Haus, iſt durch Hinzuziehung einer kleinen 
Abtheilung, in der früher kältere Orchideenarten kultivirt wurden, ver— 
größert worden, wodurch auch dieſes Haus ſehr gewonnen hat. Um Raum 
zu gewinnen für die immer mehr heranwachſenden Orchideen-Arten, wie 
auch für die alljährlich neu hinzukommenden, ſind auf dem zu der Be— 
ſitzung des Herrn Conſul Schiller gehörenden Landhof, woſelbſt ſich die 
Obſt⸗ und Gemüſetreibereien wie der Gemüſegarten befinden, noch zwei 
ſehr zweckmäßig conftruirte Gewächshäuſer erbaut worden. Beide liegen 
etwa 4 Fuß tief im Erdboden, ſind mit Satteldach verſehen und haben 
bis zur Spitze des Daches eine Höhe von 12— 14 Fuß, find 40—--50 Fuß 
lang und 12. — 14 Fuß tief. In dieſen Häuſern, jedes wiederum aus mehreren 
Abtheilungen beſtehend, werden in der einen derſelben die Arten aus den 
kälteren Regionen, als Odontoglossum grande, Rodriguezia, mehrere Epi- 
‚dendra u. dergl. Arten kultivirt, in der anderen die ganz kalten, als Disa 
B u. dergl., und in einer noch anderen die neu importirten Arten 
gepflegt 

Wie ſehr nothwendig es iſt, eine eigene Abtheilung für die Orchi— 
deen aus den kälteren Regionen zu haben, wenn man ſolche mit Erfolg 
auf die Dauer kultiviren will, beweiſen die in England gemachten zahl— 
reichen, mit dem beſten Erfolge gekrönten Verſuche, über die Gardener's 


4* 


52 


Chroniele feit einer langen Zeit unter der Ueberſchrift „Cool treatment 
of Orchids“ beachtenswerthe Mittheilungen liefert. 

Am 12. December v. J., an welchem Tage wir der Orchideenſamm— 
lung des Herrn Schiller einen Beſuch abſtatteten, fanden wir eine große 
Anzahl in Blüthe, von denen wir vorzugsweiſe anführen wollen: 

Acampe papillosa Lindl. (Saccolabium). 

Aganisia pulchella Lindl., aus Demerara, ſehr niedlich. 

Angrecum arcuatum Lindl.; — A. pellucidum Lindl.; — A. su- 
perbum P. Th. und A. distichum, letztere mit kleinen weißen Blumen. 

Bifrenaria aureofulva Lindl. (Maxillaria stenopetala K. et West.) 
mit mehreren Hundert von Blumen. 

Bolbophyllum cocoinum Lindl.; — B. saltatorium Lindl. und B. 
Herminiostachys Rchb. fil., ſämmtlich mehr intereſſant als wirklich ſchön. 

Cirrhopetalum Medusae Lindl. 

Coelogyne Gardneriana Lindl., ſehr reich blühend; — C. Rhode- 
ana Rchb. ſil. 

Dendrobium chrysotoxum Lindl. 

Epidendrum ciliare L.; — E. Sceptrum Lindl. 

Epiphora pubescens Lindl. 

Eria eburnea Rchb. fil. 

Koellensteinia graminea Rchb. fil. (Promenea), ſehr voll blühend. 

Laelia praestans Rchb. fil., eine ſehr liebliche Art. 

Lycaste laniceps Lindl., mit vielen Blumen; — L. leucantha Kl.; — 
L. macrophylla Lindl. und maer. var. Schilleriana, mit purpurfarbener 
Lippe; — L. Skinneri Lindl. 

Maxillaria guareimensis Rchb. fil., b. atropurpurea Rehb. fil,; — 
M. variabilis unipunctata Batem. 

Megaclinium falcatum Lindl. 

Odontoglossum constrietum Lindl.; — O. Ehrenbergii Lk., Kl. 
et O—o.; — O. Uro-Skinneri, ſehr hübſch. 

Oncidium caesium Rchb, fil. 

Ornithidium Sophronitis Rchb. fil., eine allerliebſte rothblühende Art. 

Paradisanthus bahiensis Rchb. fil., ſehr niedlich. 

Phalaenopsis amabilis Bl.; — Ph. equestris Rchb. fil. (rosea 
Lindl.); Ph. Schilleriana Rchb. fil. hatte einen mehrere Fuß langen Blü— 
thenſtengel getrieben, blühte jedoch noch nicht. 

Polystachya estrellensis Rchb. fil. und P. luteola Hook., zwei un⸗ 
ſcheinend blühende Arten. 

Preptanthe vestita Rchb. fil., nebſt den Varietäten flavo-oculata 
und rubro-oculata, wie mehrere ohne nähere Bezeichnung. 

Saccolabium compressum Hort. 

Sarcanthus infectifer Rchb. fil. 

Stenorrhynchus speciosus Rich., eine ſehr hübſche Orchidee, die 
leider zu ſelten jetzt angetroffen wird. f 

Sturmia pendula Rchb. fil., kleinblumig, aber niedlich. 

Trichopilia tortilis Lindl. 

Vanda insignis Bl.; — V. tricolor Rchb. fil., nebſt Varietäten, ſehr 


prächtig. 


53 


Warscewiczella marginata Rchb, ſil. 

Von Cypripedium blühten noch mehrere Arten, die einige Wochen 
früher hierſelbſt in größter Ueppigkeit geblüht hatten, fo z. B. C. javani- 
cum mit 15 Blumen, an einigen Blüthenſtengeln befanden ſich eigenthüm— 
licher Weiſe 2 auch 3 Blumen, ſämmtlich gleich vollkommen ausgebildet. 
C. barbatum floribundum hatte 20 offene Blumen. — Auch von Pleuro- 
thallis blühten noch eine Menge Arten. 


— 2 2 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften 
abgebildeten oder befchriebenen 
empfehlenswerthen Pflanzen. 


(Abgebildet im Bot. Magaz. Oetober 1863.) 
Microstylis discolor, Lind. 
Orchideae. 

Eine niedliche Erdorchidee von Ceylon, die hinſichtlich ihrer brillant 
dunkelbraun⸗roth gefärbten Blätter mit der Wana Rajah oder König der 
Wälder von Ceylon (Anecochilus setaceus) rivaliſirt. Die dunkelbraun⸗ 
rothen Blätter haben außerdem noch einen hellgrünen Rand und ſind der 
Länge nach gefaltet. Die Blumen ſind nur unſcheinend, gelblich orange— 
roth. Abgebildet auf Taf. 5403. 

Sphaeraclea acerifolia Torr. et Gray. 
(Malva acerifolia Lindl.) 
Malvaceae. 

Eine hübſche Malvacee entdeckt von Nuttall an dem Flüßchen 
öſtlich von der Wallawallah in Nordweſt-Amerika. Lyall fand dieſelbe Pflanze 
auch in Columbien, von wo ſie in Kew eingeführt worden iſt und wo 
ſie im Juni 1863 in einem Kalthauſe blühte. Es iſt jedoch zu erwarten, 
daß dieſe hübſche Staude, in England wenigſtens, im Freien aushalten 
dürfte. Der krautige Stengel wird 1—1½ Fuß hoch, iſt wenig veräſtelt, 
die Blätter find 4 Zoll groß, lang geſtielt, herzförmig, handförmig, 5—7 
lappig. Blumen ſind mittelgroß, helllila, faſt ſitzend und lange endſtändige 
Rispen bildend. Abgebildet auf Taf. 5404. 

Eranthemum tuberculatum, Hook. fil. 
Acanthaceae. 

Die Herren Veitch zu Chelſea erhielten Samen dieſer blüthenreichen 
Pflanze von Sir Daniel Cooper, von woher iſt jedoch leider unbe— 
kannt. Die Pflanze iſt ein kleiner Strauch, ſtark veräſtelt, ſehr blätter— 
reich. Die zahlreichen Blüthen ſind rein weiß, achſelſtändig und einzeln 
ſtehend. Eine empfehlenswerthe Pflanze. Abgebildet auf Taf. 5405. 
| Hibiscus Hügelii Endl. var. quinquevulnera. 

(Hibiscus Wrayae Lindl., Paritium Wrayae Walp., H. grossulariae- 
folius Turcz. H. Meisneri Mig. H. Pinonianus Mig.) 
. Malvaceae. 

Eine andere hübſche Malvacee von der Südweſt Küſte von Auſtralien. 
Die Blumen find groß, bläulich-violett und jedes Blumenblatt iſt am 
Grunde mit einem dunkelblutrothen Fleck gezeichnet. Abgebildet auf Taf. 5406. 


54 


Ceropegia Bowkeri Harv. 
Asclepiadeae. 

Herrn H. Bowker verdanken wir die Entdeckung dieſer eigenthümlichen 
Pflanze, der ſie in Südafrika (Caffraria) fand, und von der in dem 
Gewächshauſe für Suceulenten zu Kew ein Exemplar im vorigen Jahre blühte. 

Von der knollenartigen Wurzel erhebt ſich ein kurzer Stamm, der 
ſich dicht über der Baſis in mehrere Stengel theilt, dieſe ſind einfach, 
ſchlank. Die Blätter ſtehen paarweiſe gegenüber, find 2—3 Zoll lang, 
1—2 Linien breit, linienförmig, zugeſpitzt, ſitzend, nach oben ſchmaler 
werdend. Aus den Achſeln der oberſten Blätterpaare erhebt ſich ein kurzer 
Blüthenſtengel, kaum 1 Zoll lang, der eine einzelne Blume trägt, deren 
Kelch beſteht aus fünf linien-pfriemenförmigen blasgrünen Sepalen, ge: 
färbt mit braun. Die Blumenkrone iſt 1½ Zoll groß (einſchließlich des 
zurückgebogenen Saumes), blaß gelblich grün. Die Blumenröhre iſt eylindriſch, 
erweitert und glockenförmig an der Baſis und am obern Theile, der braun 
iſt und an dem ſich fünf halbglockenförmige Sporen befinden. Die Blü⸗ 
thenſegmente ſo lang wie die Röhre, länglich-linienförmig, höckerig auf 
der Oberfläche und unterhalb behaart, hübſch gefranzt an den Rändern, 
ſtark zurückgebogen nach der Röhre. Abgebildet auf Taf. 5407. 

Sarcopodium psittacoglossum Lindl. 
(Bolbophyllum psittacoglossum Rchb. fil. 
Orchideae. 

Eine Orchideenart mit kriechendem Stengel, und zahlreichen faſt ei— 
runden Pſeudobulben. Die Blätter find 3—4 Zoll lang, 2—2½ Zoll 
breit, elliptiſch, dick, lederartig, lang geſtielt, einzeln an der Spitze der 
Pſeudobulbe. Die Blumen ſind gelb, grün ſchattirt und hübſch roth 
liniirt. Sepalen und Tepalen faſt gleich, eiförmig, etwas abſtehend, 
concav. Die Lippe kürzer als die Sepalen und Tepalen, gefleckt mit 
dunkelroth, ſehr concav an der Baſis, gegliedert an der zweigezahnten 
Spitze der langen herablaufenden Säule. Seitenlappen kurz, die Mittel⸗ 
lappe ſehr zurückgebogen. Abgebildet auf Taf. 5408. 


(Abgebildet in der Illustration hortic. October 1863.) 
Paeonia Mou-Tan var. hortensis novae. 

Auf Taf. 377 der Illustr, hortie. find zwei neue prachtvolle Varietäten 
der baumartigen Päonie abgebildet, nämlich die P. Moutan var. Madame 
Stuart Low und President Lambinon, beide im Etabliſſement der Herren 
Jacob Makoy & Co. in Lüttich aus Samen gewonnen. Von beiden 
hat Herr Am b. Verſchaffelt einen Theil der Vermehrung erhalten 
und offerirt dieſelben wie der Züchter das Exemplar zu 20 Fr. (Siehe 
deſſen neuſtes Verzeichniß No. 73). 

Die Blumen derſelben ſind von ſehr beträchtlicher Größe (faſt 0,25 
Centimetre), gefüllt, nur hie und da ſind einzelne Staubgefäße zwiſchen 
den Blumenblättern ſichtbar. Bei der Varietät Mad. Stuart Low ſind die 
Blumen lebhaft kirſchroth, faſt in weiß gegen die Ränder der Blumen— 
blätter auslaufend, dieſe ſind unregelmäßig, gelappt am obern Rande, 
kappenförmig. Bei der zweiten Varietät, Président Lambinon, ſind die 
Blumen herrlich carmoiſin und lila, weiß verwaſchen am Rande, die 


55 


Blumenblätter ſind unregelmäßig, mehr ausgebreitet, ganzrandig, wellen⸗ 
förmig. Die Farbe dieſer Varietät iſt bis jetzt noch in keiner anderen 
vertreten. 
Hechtia Ghiesbreghtii Lem. 
Dasyliriaceae. 

Diefe merkwürdige Pflanze von fo pittoreskem Habitus, an die Dyckia 
princeps Lem. erinnernd, wurde von Herr Ghiesbreght in Mexico 
entdeckt und von ihm an Herrn Amb. Verſchaffelt in Gent eingeſandt. Sie 
iſt eine prächtige Zierde des Kalthauſes. Die Blätter an den noch jungen 
Exemplaren ſind zahlreich, roſettenartig geſtellt, ſtengelumfaſſend an der 
Baſis, breit linienförmig, gerinnelt, ſehr dick, ſcharf, ſehr lang, fein zuge— 
ſpitzt. Die Oberſeite der Blätter am untern Ende derſelben glänzend 
grün, atlasartig, dunkelpurpurroth nach der Spitze zu auslaufend; die 
Stacheln ſind weiß, ebenſo die jüngeren Blätter im Centrum der Pflanze. 
Eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze, abgebildet auf Taf. 378. 

Brahea dulcis Mart. 
(Corypha dulcis H. B. K.) 
Palmeae. 

Taf. 379 des gedachten Journals giebt die Abbildung der genannten 
eleganten Palmenart. Dieſelbe ſtammt aus der temperirten Region von 
Mexico, woſelbſt ſie in Gemeinſchaft mit Eichen und Tannen bei la 
Moroneca, Alto de las Caxas, Chilpantzingo und Mazatlan in einer 
Höhe von 1000 —1500 Meter über der Meeresfläche vorkommt. Der 
Stamm derſelben erhebt ſich etwa 3—6 Meter. — Das Holz dieſer Art, 
von den Eingebornen Palma dulce oder Soyale auch Coviga genannt, iſt 
ſehr hart und von langer Dauer und dient zum Bauen von Häuſern ıc. 
Die Blätter ſind feſt und werden wie die vieler Palmenarten zum Decken 
der Häuſer ꝛc. benutzt, die Früchte werden gegeſſen, daher der ſpezifiſche 
Name dulcis. 


(Abgebildet in der Belgique hortic. Septbr. 1863) 
Rosa Frangois Lacharme. 

Herr Charles Turner zu Slough, einer der tüchtigften Roſen— 
züchter Englands, betrachtet die Roſe Frangois Lacharme als eine der 
koſtbarſten Acquifitionen des Jahres 1862. Seine in Töpfen kultivirten 
Exemplare dieſer Roſe ſind bedeckt mit Blumen und deren Haltung iſt 
untadelhaft, er vergleicht ſie mit einer dunkeln Jules Margottin. In den Han— 
del wurde ſie von Herrn Ch. Verdier gebracht. — Die Blume iſt 
brillant rofascarmin, purpur ſchattirend, die Blumenblätter find muſchel— 
förmig, ſchön geformt, die Blumen rund, mit einem Worte eine vorzüg— 
liche Roſe. 

Rosa la Comtesse Ouvaroff. 

Eine prächtige Theeroſe. Die Blume von enormer Größe, ſchön 

geformt, von zarter gelblich rother Färbung. 


(Beſchrieben in Gardener's Chronicle.) 
Pinus flexilis James. 
Auf den Rocky⸗Mountains, von Neu-Mexico bis zum 40. Längen⸗ 
grade, bildet ſie ganze Waldungen, in den niederen Regionen mit P. contorta 


56 


vorkommend, in den alpinen Diſtrikten mit P. aristata, dann auf den 
Sandia Gebirgen, Neu Mexico, 12,000 Fuß hoch bis auf die Spitze 
nach Bigelow, auf den Gebirgen von Santa Fe nach A. Fendler. 
P. flexilis iſt der Repräſentant von P. Cembra der alten Welt in Amerika 
es iſt ein mittelhoher Baum, 30— 50“ hoch, obgleich ihn Fendler bei Santa 
Fe 60— 80“ hoch fand. In Colorado iſt es ein herrlicher Baum, mit 
ſchlankem Stamm, ovaler Krone, faſt von unten auf veräſtelt. Die unteren 
Zweige ſtehen horizontal, die oberen mehr aufrecht. Das Holz iſt weiß, 
hart. Die Nadeln an den Spitzen der Zweige gedrängt ſtehend, 5—6 
Jahre dauernd, gewöhnlich 172 —2̃ Zoll lang. Scheiden ähnlich denen 
an P. Strobus oder Cembra, abfallend. Männliche Blüthenkätzchen 4— 5 
Lin. lang, eine dichte Rispe bildend 10—12 L. lang, Zapfen ſubeylindriſch, 
verjüngt an der Spitze, 4—5 Zoll lang, 2 Zoll Durchm. an der breiteften 
Stelle, kurz geſtielt. Schuppen 12—14 L. lang, 10—12 L. breit. 
(Gard. Chronicle No. 110.) 
Larix Lyallii Parlat. 

Eine neue Lerchentanne an dem öſtlichen Abhange der Rocky-Moun⸗ 
tains (Felſengebirge) in den Cascaden und Galton Ranges von Lyall 
entdeckt, im 49. nördl. B. Grade in einer Höhe von 6— 7000 F. Eine 
merkwürdige Art in Folge der weißgrünen, ſpinnwebenartig überzogenen jun⸗ 
gen Zweige und Blattknospen. Der Baum wird 36—457 hoch, mithin 
bleibt er niedriger als L. occidentalis, von dem er ſich durch die Anzahl der 
Zepf die aus einem Bündel entſpringen, unterſcheidet, wie auch durch den 

apfen. 
(Botanical Magazine. Novbr. 1863.) 
Sauranthera grandifolia. Benth. 
(Glossanthus? grandifolius Benth.) 
Cyrtandraceae. 

Eine hübſche Pflanze durch Samen eingeführt im Garten zu Kew 
von Hrn. C. S. Pariſh, der fie auf dem Kalkgebirge Zwakabia in 
Moulmein, in einer Höhe von 2000 F. über dem Meere entdeckte. — 
Es iſt eine ſich veräſtelnde Staude mit fleiſchigen grünen Stengeln und 
wird etwa ein Fuß hoch. Die Blätter ſind im Verhältniß zur Größe 
der Pflanze ungewöhnlich groß, oft 10 Zoll lang, 4 Zoll breit, faſt 
fleiſchig, ſcheinend hellgrün, blaffer auf der Unterſeite. Die Blumen 1 3. 
lang und ebenſo weit. Die Blumenröhre weit, eher kurz, hellviolett mit 
gelb am Grunde. Der Saum ausgebreitet, zweilippig, die obere Lippe 
2, die untere Zlappig, auf der Unterſeite dunkelgelb gefleckt. Eine empfeh⸗ 
lenswerthe Pflanze, die ſich leicht durch Stecklinge vermehren läßt. (Ab⸗ 
gebildet auf Taf. 5409.) 

Gardenia octomera, Hook. 
Rubiaceae, 

Eine Bewohnerin von Fernando Po, woſelbſt fie von Hrn. G. Mann 
entdeckt worden iſt, von dem der Garten zu Kew auch Samen er⸗ 
halten hatte, aus dem junge Pflanzen hervorgegangen ſind. Dieſe Art 
blühte ſchon in kleinen Exemplaren. Die Blumenröhre iſt 6—8 Zoll 
lang, der flach ausgebreitete Saum Stheilig, wie die Röhre gelbgrünlich 
weiß. Abgebildet Taf. 5410.) 


57 
* Miconia pulverulenta R. & P.*) 
Melastomaceae. 
Dieſe, fih durch ihre Blätter vortheilhaft auszeichnende Pflanze ſoll, 
nach den Ausſagen des Herrn J. Veitch, von deſſen Etabliſſement ſie 
zuerſt verbreitet worden iſt, von Peru ſtammen. Die Blätter, die, wie 
ſchon geſagt, die Pflanze empfehlen, erreichen oft eine Länge von 1 Fuß, 
ſind ſammetartig und wie bei vielen andern Arten dieſer Gattung auffällig 
netzartig geadert. Die Blumen ſind ſehr unſcheinend. (Abgebildet auf 
Taf. 5411.) 
Webbia pinifolia DC. 

(Conyza canescens Thbg., C. pinifolia Lam., Erigeron capense Houtt., 
Vernonia pinifolia Less.) 
Compositae-Vernoniaceae, 


Wegen der zahlreichen dunkelviolettrothen Blüthenköpfe eine wohl zu 
empfehlende Pflanze, die ſchon in unmittelbarer Nähe der Capſtadt bis 
nach Natal vorkommt. Die halbholzigen Stengel erreichen eine Höhe von 
12— 14 Zoll und find vom Grunde auf veräſtelt, ſchlank, meiſt gabeläſtig, 
gleich lang, an deren Spitzen ſich eine ſehr große Anzahl dunkelviolettrother 
Blumen befinden. (Abgebildet Taf. 5412.) 


Fugosia cuneiformis Benth. 
(Hibiscus cuneiformis DC., Lagunaria cuneiformis Don, Hibiscus 
capriodorus A. Cunn.) 
Malvaceae. 


Eine feltene und wenig gekannte Art der Gattung Fugosia, letztere 
verwandt mit Hibiscus einestheils und Gossypium anderntheils. Zuerſt 
ſcheint dieſe Pflanze von Allan Cunningham auf Dirk Hartog's Inſel 
entdeckt worden zu ſein, der ihr den Namen capriodorus beilegte, da ſie 
einen den Ziegen ähnlichen Geruch führt. Milne fand dieſe Pflanze auf 
derſelben Inſel und bemerkt, daß ſie eine Seeſtrandspflanze ſei, wofür auch 
die ſehr dicken fleiſchigen Blätter ſprechen. — Sie bildet einen 
Buſch mit vielen lanzettlichen oder ſpatelförmigen Blättern, von dicker, 
fleiſchiger Conſiſtenz. Die Blumen ſind groß, achſelſtändig, einzeln ſtehend, 
rein weiß mit einem dunkeln blutrothen Flecken am Grunde der Blumen— 
blätter. (Abgebildet auf Tafel 5413.) 


(Botanical Magazin, December 1863.) 


* Dipteracanthus affinis Nees. 
(Neowedia affınis Schrad.) 
Acanthaceae. 


| Jedenfalls eine der ſchönſten Acanthaceen und der jetzt an 90 Arten 
zählenden Gattung Dipteracantbus, welche der D. spectabilis Hook. nahe 

ſteht, dieſe letztere hat jedoch dunkelviolettblaue, während die D. affinis 
brillant hellmennigrothe Blumen hat. Sie ſtammt aus Braſilien, von wo 
fie durch Herrn Henderſon importirt worden iſt. (Tafel 5414.) 


* Alle mit einem * bezeichneten Pflanzen befinden ſich auch im Hamburg. Bot. 
Garten. E. O—o. 


58 


Eria myristicaeformis Hook. 
Orchideae. 

Eine niedliche und lieblich duftende Eria-Art von Moulmein durch Rv. 
Herrn C. S. P. Parish eingeführt, von dem ſie Herr Low zu Clapton 
erhalten hat, bei dem ſie im September v. J. blühte. Am nächſten ſteht 
fie wohl der E. obesa Lindl. (abgeb. Bot. Mag. Taf. 5391), unterſcheidet 
ſich jedoch hinlänglich, namentlich durch die Structur der Lippe, durch die 
Pſeudoknollen, wie auch daß ſie in allen ihren Theilen glatt iſt. Die 
kleinen Blumen in aufrechtſtehender Rispe ſind rein weiß mit gelber Lippe. 
(Taf. 5415.) 

Heliconia brevispatha Hook. 
(Heliconia aurantiaca Hort. Versch.) 
Musaceae. 

In der IIIustr. hortic. Taf. 332 iſt dieſe hübſche Pflanze als H, 
aurantiaca abgebildet und auch von uns unter dieſem Namen S. 446 des 
18. Jahrg. der Gartenztg. beſprochen worden. 

Dr. Hooker bemerkt im Bot. Magazin, daß er dieſe Pflanze, die 
er auf Taf. 5416 abbilden ließ und beſchrieben hat, nirgends beſchrieben 
gefunden habe, nur wiſſe er, daß fie 1861 von Verſchaffelt als I. 
auranliaca nach England gekommen ſei, ein Name, der für dieſe Art kaum 
paſſend iſt. — Wie ſchon oben erwähnt iſt H. aurantiaca in der IIlustr. X, 
Taf. 332 abgebildet und von Ch. Lemaire ausführlich beſchrieben worden, 
ſo daß der ihr von dieſem gegebene Name auch beibehalten werden muß. 

Ligularia Hodgsoni Hook. 
Compositae. 

Eine hübſche Ligularia-Art aus Yezo, der nörblichften Inſel von 
Japan, daſelbſt entdeckt von dem früheren engliſchen Conſul Herrn C. P. 
Hodgſon, nach dem dieſe Art benannt iſt. Ob dieſe Pflanze im Freien 
bei uns aushalten wird, muß erſt die Erfahrung lehren, ſie empfiehlt ſich 
als Freilandſtaude durch ihre großen goldgelben Blumen. 

Der Stamm iſt dick und fleiſchig, beblättert, 3—4 Fuß hoch, nach 
dem untern Ende zu purpurn giſtreift, nach oben ganz grün. Die Wurzel⸗ 
blätter ſehr lang geſtielt, groß, herzförmig oder halbrund loft ſich der 
Nierenform nähernd), mehr oder weniger ausgeſchweift, gelappt, Rand 
gezähnt mit unregelmäßigen aber ſehr ſcharfen Zähnen. Die Stengel— 
blätter nach oben immer kleiner werdend, zuletzt nur noch blätterartige 
Bracteen, die kappenförmig den Stengel umfaſſen. Die Blumenköpfe 
2—2% Zoll im Durchmeſſer, brillant goldgelb. Die Strahlenblumen, 
gewöhnlich 16—20, ausgebreitet abſtehend, alle weiblich, die Scheiben— 
blumen zahlreich. (Taf. 5417.) 

Adenium obesa R. et S. 
(Nerium obesum Forsk. Pachypodium obesum Don. Cameraria obesa 
Spr. Adenium Honghel Lindl.) 
Apocyneae. 

Eine eigenthümlich ausſehende Pflanze aus Arabien und zuerſt von 
Forskal erwähnt in ſeiner Flora Aegyptiaco-Arabica. Schon vor 1846 
war die Pflanze lebend im Garten der Gartenbau-Geſellſchaft zu London 
durch die Directoren der Oſtindiſchen Compagnie von Aden eingeführt. 


‘4 


59 


Im Jahre 1862 erhielt der Garten zu Kew ebenfalls von Aden lebende 
Pflanzen, die im vorigen Jahre blühten. Nach einer Photographie und 
nach den Mittheilungen des Capitains Playfair (jest k. engliſcher Conſul 
zu Zanzibar) erreicht dieſer Strauch eine beträchtliche Höhe und gewährt 
einen eigenthümlichen Anblick in Folge feiner dicken hin- und hergewun- 
denen Zweige. — Die Blumen ſind jedoch ſehr hübſch, denen des bekannten 


Oleander ähnlich. (Taf. 5418.) x 
Burlingtonia decora Lem. var. picta. 
Orchideae. 


Im October v. J. blühte dieſe liebliche Pflanze in der Sammlung 
des Herrn Bateman, der ſelbige aus Braſilien erhalten hatte. Die 
Blumen dieſer Varietät ſind rein weiß, die Petalen und Sepalen ſind reich 
gefleckt mit dunkelviolettpurpur. Die Blätter an dieſer Pflanze ſind auch 
kürzer und ſchärfer zugeſpitzt, als bei der B. decora, abgebildet auf Taf. 
4834 des Botan. Mag. und gleichen mehr denen der B. rigida Lindl., 
dennoch glaubt Hooker, daß ſie nur eine Varietät von B. decora ſei. 
(Taf. 5419.) 


(Abgebildet in der IIlustr. hortic. Novbr. 1863.) 
Phrynium Van-den-Heckei Hort. Versch. 

Eine ſehr empfehlenswerthe buntblättrige Pflanze, von Herrn Ba— 
raquin in Braſilien entdeckt und bei Herrn Am br. Verſchaffelt ein— 
geführt. Die Blätter find lang geſtielt, 8—40 Zoll lang, 4—5 Zoll 
breit, die bei üppiger Kultur wohl noch eine größere Dimenſion annehmen 
dürften, nach unten verjüngt auslaufend. Die Oberfläche iſt dunkelſaftgrün, 
die Unterfläche iſt dunkelbraunroth. 

Dieſe hübſche Art iſt unter obigem Namen von Lemaire im No⸗ 
vember Hefte v. J. Taf. 380 abgebildet und ausführlich beſchrieben worden, 
faſt gleichzeitig auch von K. Koch in der Wochenſchrift (in No. 44 vom 31. 
Oetbr.) als Calathea picturata C. Koch et Lind. beſchrieben worden. 

Tacsonia van-Volxemii Funk. 
Passifforeae. 

Dieſe ausgezeichnete und diſtinkte Art ſtammt aus Neu-Granada, 
woſelbſt ſie von den Eingebornen in ihren Gärten kultivirt und Courouba 
genannt wird. Die Pflanze wurde 1858 durch einen Pflanzenfreund zu 
Brüſſel, Herrn van Volxem eingeführt. — Wie alle Tacsonia hat auch 
dieſe einen windenden Habitus, die Blätter ſind tief und unregelmäßig drei— 
lappig, hellgrün. Die Blumen ſtehen einzeln, ſind achſelſtändig, hängend, 
an ſehr langen dünnen Blattſtielen. Die Blumenkrone beſteht aus 9— 10 
Blumenhüllblättern, prächtig ſcharlachroth gefärbt. Eine ſehr empfehlens— 

werthe Pflanze, abgebildet auf Taf. 381. 
Camellia Fanny Sanchioli. 

Eine ſehr regelmäßig gebaute Blume, aus Italien ſtammend und im 
Beſitze von Herrn Ambr. Verſchaffelt. Die Blumen ſind groß, rein 
weiß mit einem leichten röthlichen oder auch gelblichen Anflug im Centrum. 
Die Blumenblätter ſind groß, abgerundet, zweilappig am obern Saume. 


(Abgebildet auf Taf. 382.) 
CN 


N 


60 


Geographiſche Verbreitung des Mesquite- 


Baumes, 


einer Art amerikaniſchen Gummi arabicum-Baumes; auch Metzgueet, 
Muckeet, Musquit genannt, von dem Aztekiſchen „Mizquitl“ abgeleitet. 
Er wurde zuerſt von Dr. James entdeckt, der im Jahre 1819 mit Oberſt 
Long eine Expedition nach den Rocky Mountains unternahm. Amerika— 
niſche Botaniker beſtimmten ihn als eine Species des Geſchlechts Prosopsis 
(Prosopsis sp. pl. oder Pros. dulcis H. B. K.), fpäter aber wurde er von 
ihnen unter dem Namen Algarobia glandulosa beſchrieben. Derſelbe ſchwitzt 
einen dem gewöhnlichen Gummi arabicum faſt gleichen Saft aus (vergl. 
Bonpl. V, p. 12) und trägt eine als Nahrungsmittel und Viehfutter ge— 
ſchätzte ſchotenartige Frucht, die derjenigen des Johannisbrodbaumes (Ce- 
ratonia Siliqua L.) ähnlich iſt. Mehr als 12 andere Species von Alga- 
robia ſind in Mexico und an der Weſtküſte von Südamerika einheimiſch. 
Ueber die Verbreitung dieſes Baumes ſagt Capitain R. B. Marcy von 
der Ver. St.⸗Armee über die Expedition nach den Quellen des Brazos 
und Big Witchita-Fluſſes vom Jahre 1854: „Während meiner früheren 
Reifen über dieſe Ebenen hatte ich bemerkt, daß der Mesquite Mezquite)- 
Baum ſich über weite Landſtriche ausbreitete und hatte mancher ſeiner 
nützlichen Eigenſchaften, wie ſeine Dauerhaftigkeit und ſeine Verwendbarkeit 
als Brennmaterial wahrgenommen, nie aber habe ich mich ſo vollſtändig 
von ſeinem Werthe überzeugt, als während des vergangenen Sommers. 
Derſelbe bedeckte einen großen Theil des Landes, durch welchen wir reiſten, 
und unſere Aufmerkſamkeit wurde namentlich auf das aus Stamm und 
Aeſte ſchwitzende Gummi hingezogen, das dem im Handel vorkommenden 
Gummi arabienm ſehr nahe ſteht. Da ein großer Theil des betreffenden 
Territoriums noch unerforſcht iſt, fo können wir die geographiſche Ver— 
breitung des Baumes noch nicht genau beſtimmen, meine eigenen Beob— 
achtungen aber ſetzen mich in den Stand, die beſtimmte Behauptung aus: 
zuſprechen, daß derſelbe nur in den großen Ebenen des Weſtens und Sü— 
dens einheimiſch iſt, weit über die Grenzen der meiſten andern Baum: 
Varietäten ſich ausdehnt und gerade in ſolchen Localitäten eines Theils 
des Landes vorkommt, wo kein anderer Baum wächſt, indem er zugleich 
den Bedürfniſſen der Bewohner dieſer Landſtriche ganz beſonders zu ent— 
ſprechen ſcheint. Zwiſchen dem 26“ und 360 N. Br. und dem 970 und 
103 W. Br. von Gr., alſo den mittleren Theil von Texas umfaſſend, 
findet man den Baum in großer Menge, ſo daß oft weite Strecken damit 
bewaldet find; er iſt auch in der That die einzige Silva dieſes Landes- 
theiles. Derſelbe wird ebenfalls an vielen Orten zwiſchen dem Felſen— 
gebirge und dem Stillen-Ocean angetroffen, doch ſcheint er in der Nach— 
barſchaft des Gila-Fluſſes beſſer zu gedeihen und größere Dimenſionen 
anzunehmen, als in irgend einer andern Localität, weſtlich vom Rio del 
Norte. Geht man vom 330 N. Br. noch weiter nach dem Norden, ſo 
werden die Bäume nach und nach immer kleiner, bis ſie zuletzt blos noch 
Büſche find und endlich wenn man ſich dem 36“ nähert, gänzlich ver: 
ſchwinden. Die ausgedehnte geographiſche Verbreitung des Mosquite— 
Baums und ſeine mannigfaltige Verwendbarkeit machen ihn ſehr nützlich, 


Fi 


Ye 
61 


und ich zweifle nicht, daß er für die Bewohner eines großen Theils unſers 
neuen Territoriums künftig von der höchſten Wichtigkeit werden wird. 
— Den Baum beſchreibt Marcy als niedrig, felten über 20“ hoch, mit 
einem im Durchſchnitt 4— 15“ ſtarken Stamm; die Zweige find kurz ge— 
krümmt und dick mit ſtarken Stacheln beſetzt; Blätter gefiedert, Rinde 
dunkelgrau, das Holz ſpröde, aber äußerſt dauerhaft. Das von Marey 
geſammelte Gummi, zeigte alle Eigenſchaften des Gummi arabicum. Die 
Frucht war ſehr Zuckerhaltig und nahrhaft, ſie bildet überall ein Nah— 
rungsmittel der Eingebornen und die nach Kalifornien wandernden Emi— 
granten verdanken derſelben oft ihre Erhaltung und die ihres Viehes. 
(Peterm. Geog. Mitth.) 
— En — 


Manna der Israeliten. 


Mit der klaren Erkenntniß ſchwand zuſehends die poetiſche Anſchau— 
ung, die wir in den bibliſchen Erzählungen finden, und ſo auch der Nimbus 
der Wunderbaren, welcher die Geſchichte der Auswanderung des jüdiſchen 
Volkes aus Egypten und ſein an Abenteuern reicher Eroberungszug nach 
Pa läſtina begleitete. Der Wachtelregen in der Wüſte wurde auf die kurze 
Wanderzeit dieſes Vogels beſchränkt, und auch das Manna fiel nicht in 
Menge vom Himmel herab, ſondern mußte an den Zweigen eines Strauches 
mühſam abgeleſen werden. Seezen hat nämlich an den Zweigen der galli— 
ſchen Tamariske, die in dem Wady el Araba häufig wächſt, jenem Thale, 
durch welches (wahrſcheinlich vor dem vulkaniſchen Ausbruche, der Sodom 
und die benachbarten Städte zerſtörte), einſt die Gewäſſer des Jordan ſich 
in den Meerbuſen von Akaba ergoſſen, kleine Mannakörnchen entdeckt, die 
noch jetzt von den dortigen Beduinen eingeſammelt werden, ihre Menge 
iſt aber ſo gering, höchſtens im Jahre etwa 500 Pfund, daß dieſes Manna 
als Nahrungsmittel für ein ganzes Volk gar nicht in Betracht kommen 
kann, ſondern bei ihnen nur die Stelle unſrer Confituren vertritt. — 
Neuerdings, im Jahre 1857, hat unſer deutſcher Naturforſcher Unger 
auf eine Flechtenart, Lecanora esculenta, aufmerkſam gemacht, die in den 
meiſten Wüſtenthälern von Kleinaſien, Arabien, Perſien, der Tartarei, der 
Krim und der algieriſchen Sahara ꝛc. ungemein häufig wächſt. Sie wird, 
weil ſie auf dem ſandigen Boden nur locker aufſitzt, leicht durch den Wind 
von den Hügeln herabgeweht und bedeckt in den Vertiefungen dann den 
Boden oft weithin mehre Zoll hoch. Den Schafen dient ſie als willkom— 
mene Nahrung, die Menſchen bereiten aus ihr Brod. — Unger fand 
den Geſchmack dieſes Manna angenehm ſüßlich und mehlartig, faſt wie 
ein Gemenge von Milch und Mehl. Die meiſten anderen Flechten, die 
beſonders im hohen Norden in Zeiten des Mangels als Nahrung für 
Menſchen und Thiere dienen, zeichnen ſich durch einen unangenehm bittern 
Beigeſchmack aus. — Mit dieſen von Unger angegebenen Eigenſchaften 
ſtimmt auch die bibliſche Erzählung überein, daß die Israeliten das Manna 
ſammelten, um daraus Brod zu backen, wozu das Tamariskenmanna 
Seezen's, als eine Art Zucker, ſich keineswegs eignet. — Schon im Jahre 
1828 legte Thenard der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften Proben 
der nämlichen eßbaren Flechte aus Algerien vor, ohne dabei an das Manna 


15 


5 1 
62 BR 


der Israeliten zu denken. Sie heißt in Arabien Takaout, in Algerien 
Ousch-el-ard (Exerement der Erde) und beſteht aus höchſtens erbſengroßen, 
zuſammenhängenden ründlichen Körnern von gelblich, grüner Farbe und weiß— 
lich mehligem Ueberzuge. Den Geſchmack beſchreibt er als ſchwach ſtärke— 
artig mit einem Beigeſchmacke, ähnlich den Champignons. Im heißen 
Waſſer ſchwillt fie auf, mit Milch, Butter und Salz gekocht, ſchmeckt fie 
zart und angenehm. Es ſcheint alſo durch dieſe Entdeckung unſers Lands⸗ 
mannes die Frage nach dem Manna der Juden außer Zweifel geſtellt. 


e 


Entzündbarkeit der Blüthen von 
Dictamnus albus. 


Medizinalrath Dr. Hahn ſchreibt im Jahresb. des Naturforſch. 
Ver. in Hannover, daß der Diptam in früheren Zeiten einen hohen Werth 
als Arzneimittel hatte, weshalb er auch Edeldiptam genannt wurde, allein 
neuerdings iſt er, wie ſo manche unſerer einheimiſchen Arzneipflanzen, durch 
aus ländiſche Droguen verdrängt, obſolet geworden. Die Pflanze iſt je— 
doch noch durch einen andern Umſtand berühmt geworden. Linné's 
Tochter, welche ſich auch mit Botanik beſchäftigte, war eines Abends der 
blühenden Pflanze mit einem brennenden Lichte nahe gekommen, und es 
war um die Blüthen eine kleine Flamme aufgelodert, ohne daß dieſelben 
dabei verſengt waren. Das Experiment war nachher mehrfach wiederholt, 
aber nie gelungen, ſo hatten es dann manche Gelehrte für eine mangel— 
hafte Beobachtung oder Sinnestäuſchung angeſehen, andere aber vielfache 
Hypotheſen zu ſeiner Erklärung aufgeſtellt, unter welchen früher namentlich 
eine derſelben vielen Anklang ſand, welche die Erſcheinung daraus erklären 
wollte, daß die Pflanze Waſſerſtoff entwickelte, welcher dann allerdings 
durch eine Lichtflamme entzündet werden konnte. Neuerdings, wo dieſe 
Hypotheſe nicht mehr haltbar iſt, wird das Factum mehr als ein Curioſum 
erwähnt und wohl durch die Entwickelung von ätheriſchem Oele in den 
Blüthen erklärt. Da ich früher vielfach einen Garten beſuchte, in welchem 
kräftige Diptampflanzen wachſen, ſo habe ich den Verſuch öfters wiederholt 
aber immer vergebens, und glaubte auch, daß wohl ein Irrthum bei der 
Beobachtung ſtattgefunden hatte. In dem trockenen heißen Sommer von 
1857 wiederholte ich den Verſuch, da ich glaubte, daß die warme Wit— 
terung auf die Vegetation der Pflanze kräftiger eingewirkt hätte; ich brachte 
ein brennendes Zündkerzchen in die Nähe eines eben aufgeblühten Blu— 
menſtengels, allein vergebens; indem ich nun das Kerzchen anderen Blü— 
thenſtengeln näherte, kam ich auch einem faſt abgeblühten nahe, und plötzlich 
ſtieg an demſelben eine röthliche, kniſternde, ſtark rußende Flamme in die 
Höhe, welche einen ſehr intenſiven aromatiſchen Geruch hinterließ und den 
Stengel nicht beſchädigte. Ich habe ſeitdem den Verſuch in den letzten 
Jahren vielfach wiederholt, und er iſt mir auch in den letzten feuchten 
kalten Sommern ſtets gelungen, ſo daß er nicht von der Witterung abhängt; 
ich habe dabei folgende Reſultate gewonnen, aus welchen ſich die Erſchei— 
nung erklären läßt. An den Stielen der Blüthenkelche und auch an dem 
oberen Theile des Stengels ſitzen eine Menge kleiner braun - röthlicher 
Drüſen, welche ein ätheriſches Oel abſondern. Dieſe ſind beim Aufblühen 

* 


air 8 
* 


noch wenig entwickelt, erreichen ihre Ausbildung kurz nach dem Abblühen, 


und verſchrumpfen dann wieder bei der weiteren Ausbildung der Frucht; 
deshalb kann der Verſuch nur in der Periode des Abblühens gelingen; 
am geeignetſten ſind die Stengel, welche unten abgeblüht ſind und oben 
noch einzelne Blüthen haben; beim Aufblühen ſind die Drüſen noch nicht 
genug entwickelt, und nachher fangen ſie an zu verſchrumpfen und ſondern 
kein ätheriſches Oel mehr ab. Wenn man nun in der richtigen Zeit den 
unteren Drüſen eine Flamme nähert, ſo entzündet ſich das ätheriſche Oel 
und die Flamme ſteigt immer weiter bis zur letzten nach oben, bis zur 
Spitze fort; iſt der Stengel nur halb abgeblüht, ſo kann man nur den 
unteren Theil entzünden, die Flamme erliſcht dann nach der Spitze zu, 
weil ſie dort keine Nahrung findet; auch läßt ſich derſelbe Stengel nicht 
zum zweiten Male entzünden, weil das ätheriſche Oel nicht mehr abge— 
ſondert wird. Der Stengel ſelbſt wird nicht entzündet, weil er noch zu 
friſch iſt, und weil die Flamme ſehr raſch, faſt blitzähnlich daran hinläuft. 
Der dabei entwickelte Geruch iſt ſehr intenſiv, dem Weihrauch ähnlich 
und für empfindliche Perſonen, zumal wenn mehrere Stengel nach einan— 
der entzündet werden, zu ſtark. 


2 


Düngungs⸗Mittel im Orient. 

Erſt ſeit wenigen Jahren iſt man in Griechenland auf die Wichtigkeit 
und auf den Nutzen des Düngers in der Landwirthſchaft aufmerkſam ge— 
worden, während in früherer Zeit Niemand an Düngung dachte und alle 
dazu verwendbaren Stoffe und Miſt auf Wegen und Straßen zerſtreut 
und nutzlos liegen blieben. Der beſte Dünger iſt Ziegen- und Schafmiſt, 
der ſich allmälig in den Mandoch oder Höhlen anhäuft, wo dieſe Thiere 
während der Nächte, um ſelbe melken zu können, eingeſperrt werden. Der 
Ziegenmiſt iſt den Bodenverhältniſſen des Landes am meiſten geeignet, da 


anderer Dünger nach dem Ausdrucke und den Erfahrungen der Oekonomen 
zu hitzig iſt. — Pferde- und Kuhmiſt iſt ſelten zu haben, weil derſelbe 


meiſtentheils vertragen wird, indem der griechiſche Bauer Abends ſeine 
Eſel und Ochſen auf das nächſte Feld hinaustreibt, um ſich ihre Nahrung 
ſuchen und die Diſteln abfreſſen zu laſſen. — Schaf- und Ziegendünger 
ſind den Oliven- und auch den Staphiden-Pflanzungen ſehr dienlich und 
mittelſt eines Quantum von ein paar Körben voll dieſes Düngers, das 
in eine um den Stamm gegrabene Grube geworfen wird, düngt der ra— 
tionelle Landmann ſeine Olivenbäume. — Felder zu düngen iſt im Oriente 
nicht bekannt, wahrſcheinlich aus Urſache des Mangels an Dünger, und 
bleibt der Acker nur 1 — 2 Jahre brach liegen, ſo bringt derſelbe unter 
dem glücklichen Himmel des Landes auch ohne Düngung und mühſame 
Bearbeitung wieder freudig Früchte. 

Von künſtlichen Dünger-Sorten, von Guano ꝛc. kennt man nichts 
im Oriente und nach Verſuchen mit dem letzteren in Gärten zu urtheilen, 
zeigte ſich derſelbe nicht ſehr vortheilhaft, ſo daß man dieſe Düngungsart 
aufgab. Straßen⸗Unrath und auch Menſchen-Exeremente werden verführt 
und in Gärten gegenwärtig nicht benutzt. 


* 1 N 
64 bi 


In Betreff anderer Düngungsmittel erhielt ich aus Patras von einem 
Freunde folgende intereſſante Mittheilung: „In der Nähe einer Schmiede 
wohnend, habe ich beobachtet, daß der Schmied den ſogenannten Hammer; 
ſchlag und die Abfälle von Kohlen oder Kohlenſtaub zum Düngen ſeiner 
Pomeranzenbäume und auch auf Staphiden- Pflanzungen verwendete. Nach 
Verlauf von ein paar Jahren veränderten die erſteren zu ſeiner größten 
Freude die frühere bleichſüchtige, gelbgrüne Farbe der Blätter in ein ſchönes 
tiefes Grün. Der frühere kränkliche Zuſtand der Bäume änderte ſich 


* 


jene Bäume ſchön und kräftig und reichlich mit Früchten beladen. Ebenſo 
kräftig wirkend zeigte ſich dieſer eiſenhaltige Kohlenſtaub auf die Staphi— 
denpflanzen, deren Blätter ein tieferes Grün zeigten und auch größere 
Trauben bekamen als andere Weinarten, die man des Verſuches und des 
Unterſchiedes halber nicht mit dieſem Mittel düngte.“ Ich beabſichtige im 
größeren Maßſtabe Verſuche anzuſtellen, um die Reſultate genau zu er: 
proben. X. Landerer. 


Cultur der Ananas. 


Unter allen Früchten, die wir in Treibhäuſern heranziehen, ſteht noch 
immer die Ananas mit als die Königin der Früchte da, und es wird ſtets 
hervorgehoben, wenn in einem Garten auch Ananas erzogen werden. Es 
iſt daher wohl nicht am unrechten Orte, den mit der Cultur der Ananas 
wenig Vertrautern eine Culturmethode vorzuführen, welche ſich als wenigſt 
zeitraubend und praktiſch bewährt hat. | 

Die fo oft ausgeſprochene Klage, daß es zu langer Zeit bedürfe, eine 
Ananasfrucht zu erziehen, hat inſofern ihren Grund, als man noch viel— 
fach von dem Gedanken ausgeht, die Ananaspflanze müſſe drei Jahre alt 
werden, ehe ſie eine Frucht bringen könnte. — Wäre dem wirklich ſo, ſo 
wäre der Vorwurf inſofern gerechtfertigt, als das Warten von drei Jah: 
ren in der That langweilig ſein mag, zumal die alte Pflanze nach dem 
Tragen untauglich geworden und die an derſelben ſich bildenden Keime, 
welche zur Fortpflanzung benutzt werden, ebenfalls erſt wieder drei Jahre 
bedürften, ehe ſie eine Frucht zu zeigen im Stande ſeien. Bei der rich— 
tigen Pflege ſtarker Keime, ſogenannter Ananaskindel, bedarf es aber dieſer 
Zeit nicht und es kann ſchon im zweiten Jahre eine gleiche Frucht erzielt 
und zur Reife gebracht werden. Ich will daher von dieſem Standpunkte 
ausgehen und mit der Anzucht ſogenannter Ananaskindel im erſten Jahre 
beginnen und mit dem Fruchtbringen im zweiten Jahre beenden. 

Die Ananaskindel, welche man nach dem Abernten der Frucht von 
der Mutterpflanze losgetrennt und im Ananashauſe trocken aufbewahrt hat, 
werden Ende März oder Anfang April in hierzu eingerichtete Miſtbeete 
ein und einen halben Fuß weit auseinander in Verband eingepflanzt. Die 
Käſten hierzu müſſen durch Pferdedünger angelegt fein, einen guten Um: 
ſchlag bekommen und 2 Fuß Höhe an der Hinterwand und 1½ Fuß Höhe 
in der Vorderwand haben. Dieſe Käſten werden mit poröſer Walderde, 
beſtehend aus verrottetem Mooſe und Kiefer-Nadeln, der man einen guten 


85 


85 


Theil Düngererde beimiſchen kann, 1 Fuß hoch angefüllt und nach vorher⸗ 
gegangener Abdampfung und Abkühlung der Erde mit den Ananaskindeln 
beſetzt. — Bei zu großer Hitze der Erde verbrennen die Schößlinge ſehr 
leicht. Dieſelben werden 2 Zoll tief eingeſetzt, angedrückt und nach dem 
Einpflanzen geſchloſſen gehalten. Bei eintretendem Sonnenſchein iſt es 
beſſer, etwas Schatten zu geben, als hoch zu lüften, damit während der 
erſten Zeit eine mehr geſchloſſene Luft im Kaſten vorwaltet, was das An⸗ 
wachſen der Schößlinge nur befördert. Von der Zeit des Anwachſens an 
bis zum Herbſt kann das Luftgeben geſteigert werden, damit die Pflanzen 
mehr gedrungen wachſen, als geil in die Höhe emporſchießen. In den 
heißeſten Sommertagen gebe man lieber etwas Schatten in den Mittags: 
ſtunden, als zu hohe Luft. Vornehmlich aber habe man ſein Augenmerk 
darauf, die Luft und den Schatten nicht etwa nach einem in den Mittags: 
ſtunden entſtandenen Gewitter ganz wegzunehmen, und vergeſſe nicht, bei 
eintretendem Sonnenſchein nach dem Gewitter den Kaſten wieder zu lüften 
und zu beſchatten; man würde unbedingt ſeine Pflanzen der Gefahr eines 
Verbrennens Preis geben. 

Iſt man überzeugt, daß die Pflanzen vollſtändig Wurzel gefaßt, ſo 
wird es nöthig, denſelben durch das Gießen mehr Nahrung zuzuführen. 
Zu dieſem Zwecke iſt es gut, die Pflanzen Abends oder ganz zeitig des 
Morgens zu überbrauſen; geſchieht letzteres, ſo muß bei Zeiten gelüftet 
werden, damit die Pflanzen vollſtändig abgetrocknet ſind, ehe ſie von der 
Sonne getroffen werden. Ein Begießen der Erde richtet ſich nach der Wit: 
terung und kann wohl alle 14 Tage bis 3 Wochen geſchehen. Dabei iſt 
es gut, in der heißeſten Zeit, die von Anfang Juli bis Ende Auguſt 
dauern kann, einen Düngerguß abwechſelnd zu geben, der am beſten mit 
Hornſpanwaſſer zu bewerkſtelligen iſt. Die Tauglichkeit des Waſſers zeigt 
ſich in der Gährung des auf die Hornſpäne gebrachten Waſſers durch 
Blaſen, grünliche Färbung und ſcharfen Geruch. 

Sind die Pflanzen bis Ende September herangewachſen, ſo laſſe man 
mit dem Gießen, Spritzen und Luftgeben nach und behalte ſie bis Mitte 
oder Ende October darin, je nachdem man dann an das Einpflanzen in 
das Fruchthaus geht. — Bevor ich von der Art und Weiſe des Einpflan- 
zens und der weitern Behandlung im Fruchthauſe reden will, wird es 
nothwendig, das Beet in Erwähnung zu bringen, worauf die Früchte zu 
ſtehen kommen. 

Mag nun die Art und Weiſe der Düngerbeete, oder Roſtbeete, unter 
denen Heizungen gelegt, vorherrſchend ſein, mögen die Fruchtpflanzen hier 
und da in Töpfe gepflanzt und in erwärmte Beete eingegraben werden, 
oder in die freie Erde der Beete gepflanzt ſein, ſo will ich hier nicht er— 
örtern, welche Methode wohl beſſere Reſultate bringen könnte. Ich habe 
auf Düngerbeeten gezogene Früchte in ebenſo großer Vollkommenheit als 
auf Roſtbeeten geſehen, unter denen eine Dampfheizung, eine Waſſer⸗ 
heizung oder ein einfacher Kanal ging. Weder die in freier Erde ſtehen— 
den noch die in Töpfen cultivirten geben einander etwas nach, und deshalb 
könnte man wohl behaupten, daß alle genannten Erziehungsmethoden zu 
einem gleichen Reſultate führen können. Ich will mich hier nur auf die 
Methode beſchränken, die ich in meiner Praxis als bewährt befunden und 

Hamburger Garten- und Blumen-Beitung. Band XX. 5 


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andern Züchtern überlaffen, ihre Methoden mitzutheilen, was jedenfalls 
im Intereſſe der Gartenliebhaber und Gärtner ſein würde, da dem einen 
dieſe oder jene Methode bei feiner getroffenen Einrichtung bequemer wer- 
den könnte. Ich habe die Fruchtpflanzen ſtets auf Roſtbeete gepflanzt, 
unter denen nur ein einfacher Kanal ging, obgleich von ſolchem die Be— 
hauptung gilt, daß er zu trockne Wärme erzeugt, und dieſe Methode habe 
ich während meines langjährigen Aufenthaltes in Schleſien gleichfalls von 
tüchtigen Ananaszüchtern anwenden ſehen, deren Reſultate Nichts zu wün— 
ſchen übrig ließen. — Der Roſt beſteht aus einer Dielung runder, 5 bis 
6 Zoll haltender Hölzer, worüber erſt Rohr, dann Moos und zuletzt eine 
einen Fuß hohe Lage gleicher Erde wie die zu den Beeten zu verwendende 
gebracht wird, die in ihrem poröſen Zuſtande die Wärme eher durchdringen 
läßt als eine compacte Erde. Was die durch Kanalheizung erzeugte trockne 
Luft anbelangt, ſo iſt ja Waſſer ein einfaches Mittel, zeitweiſe eine feuchte 
Luft hervorzubringen. | | 

Vor dem Einpflanzen ift es gut, das Erdbeet erſt zu erwärmen, da 
die aus den Käſten herausgeriſſenen geſtörten Pflanzen einer Unterwärme 
zum Anwachſen bedürfen. Eine Bodenwärme von 20 Grad Reaumur und 
eine Hauswärme von 15 Grad iſt hierzu erforderlich. 

Iſt man nun Willens, das Einpflanzen vorzunehmen, ſo werden die 
Pflanzen aus dem Beete herausgehoben, die Wurzeln und der untere alte 
Wurzelſtock abgeſchnitten und die Pflanzen bei 1½ Fuß Entfernung einige 
Zoll tief eingeſetzt und angedrückt. Ein Angießen iſt nicht erforderlich, da 
die aufgebrachte Erde Feuchtigkeit genug beſitzt, um den ſich neu zu bil⸗ 
denden Wurzeln die nöthige Nahrung zuzuführen. So können die Frucht— 
pflanzen, ohne begoſſen zu werden, bis Mitte oder Ende Januar verblei— 
ben, wonach man mit dem Treiben beginnen kann. 

Sobald man mit dem Treiben anfängt, wird es nöthig, den Pflanzen 
eine erhöhte Temperatur von 18 Grad Reaumur und der ausgetrockneten 
Erde einen ordentlichen Durchguß zu geben. Gerade dieſer Umſtand, die 
ſchnelle Abwechſelung der Trockenheit und Feuchtigkeit und die dabei er— 
höhte Temperatur iſt geeignet, ein Durchgehen der Früchte zu bewirken. 
Das Gießen muß mit erwärmtem Waſſer geſchehen und nachher kann bei 
ſonnenhellen Tagen ein Ueberſpritzen mit lauwarmem Waſſer Abends oder 
ganz zeitig des Morgens erfolgen. Eine feuchte Luft iſt von nun an un— 
umgänglich nöthig, wenn die ſich zeigenden Früchte kräftig heraus wachſen 
ſollen; auch die Wege müſſen fleißig beſpritzt werden. Sobald aber die 
Blüthezeit eintritt, unterlaſſe man das Spritzen, da der Befruchtung da— 
durch Einhalt gethan, die Beeren der Früchte nicht genugſam anſchwellen 
und den erwünſchten Saftreichthum bekommen würden. Nach der Blüthe 
muß aber mit dem Spritzen weiter fortgefahren und der Erde einigemale 
ein Düngerguß gegeben werden, beſtehend aus Hornſpanwaſſer, der das 
„Schwellen der Früchte ungemein befördert. et 

Bei fonnigen Tagen iſt es nöthig, dem Haufe in den Mittagsſtunden 
auch etwas Schatten zu geben und nach trüben Tagen, bei plötzlichem 
Hervortreten der Sonne, daſſelbe zu thun, um die Blätter nicht dem Ver⸗ 
brennen auszuſetzen, was einestheils den Pflanzen nachtheilig iſt und an— 
derntheils dem Auge einen ſchlechten Anblick gewährt. Ein Oeffnen der 


67 


Thür iſt in den heißen Mittagsſtunden auch gut, und man hüte ſich, bei 
plötzlich eingetretenem Gewitter in den Mittagsſtunden die Thür zu ſchlie— 
ßen und ſo die im Hauſe erhöhte Temperatur gefährlich auf die Pflanzen 
wirken zu laſſen. 

Haben die Früchte ihre Reife gezeigt, ſo kann man, um dieſelben 
länger zu erhalten, mit der erhöhten Temperatur nachlaſſen. 

Um nun in der erwähnten Zeit der Cultur, vom Einſetzen der Schöß— 
linge bis zur Fruchtreife, zu erwünſchtem Reſultate auch in fernern Jahren 
zu kommen, iſt es nöthig, das Augenmerk bei Zeiten auf die Ananaskindel 
zu richten, da es ſchon von deren Stärke und Größe mit abhängt, um 
ſich in ſeinen Erwartungen zu vergewiſſern. Zu dieſem Zwecke iſt es gut, 
nicht alle ſich ausbildenden Keime an der Fruchtpflanze zu laſſen, ſondern 
nur höchſtens 3 bis 4, während man die andern abnehmen und in einen 
Kaſten ſtecken kann, in welchem ſie bis zum Herbſte noch zu einer ganz 
hübſchen Stärke heranwachſen können. Im Herbſte werden dieſe, wie die 
an dem zurückgebliebenen Strunke der Fruchtpflanze ſich befindenden Schöß— 
linge, welche abgedreht werden, trocken im Ananashauſe aufbewahrt und 
zu dieſem Zwecke zu zwei oder drei in Töpfe oder mehrere in Käſtchen 
zuſammen in Moos gepflanzt und ohne zu gießen bis zu der Zeit darin 
gelaſſen, wo man ſeine Miſtbeete anlegt, um die Schößlinge, nachdem ſie 
von den unten daran befindlichen trocknen Blättern befreit, darin auszu— 
pflanzen und ſie, wie oben angegeben, zu Fruchtpflanzen heranzuziehen. 

Bevor ich jedoch mit dieſen Andeutungen abſchließe, kann ich nicht 
unerwähnt laſſen, daß die Ananaspflanzen von einem Inſekt bedroht wer— 
den, welches ſich leicht in die Häuſer einſchleicht, worin die Ananasfrüchte 
erzogen werden ſollen. Man kann dieſem Uebel ſehr vorbeugen, wenn 
man bei der Anlage ſeines Ananashauſes darauf bedacht iſt, daſſelbe rein 
nur für dieſe Pflanzen zu erbauen. Wer es jedoch wünſcht, neben ſeinen 
Ananas auch andere Pflanzen darin zu cultiviren, der hüte ſich wenig— 
ſtens, ſolche Pflanzen in die Nähe ſeiner Ananas zu bringen, die gleich— 
falls von dem erwähnten Feinde heimgeſucht werden. Es iſt eine weiße 
Schildlaus, Coccus Bromeliae, die ſich in furchtbarer Weiſe auf das Ra— 
pideſte vermehrt, legionenweiſe in den Blattanſätzen lebt und, wenn ſie ſich 
einmal eingefunden, nie wieder ganz vertilgt werden kann. Die in den 
Blattwinkeln ſitzenden Schößlinge werden ſchon in der erſten Zeit ihres 
Erſcheinens angeſteckt, davon heimgeſucht und ſo die Schildläuſe auf dieſe 
Weiſe für alle Zeiten der Cultur fortgepflanzt. Ein Putzen der von den— 
ſelben befallenen Blätter der Ananaspflanzen iſt wohl denkbar, aber ein 
gänzliches Vertilgen dieſes Ungeziefers iſt eine Unmöglichkeit, da man gar 
nicht in die Blattanſätze hineinkommen kann, ohne dieſelben von der Pflanze 
zu entfernen. Es iſt daher kein einziges Mittel, als ſämmtliche Ananas— 
pflanzen zu entfernen, wo möglich zu vergraben und den Kaſten wenigſtens 
auch zu reinigen, worauf die Pflanzen geſtanden. Selbſt mit der Erde 
muß man vorſichtig ſein, worin ſolche Pflanzen geſtanden, da die abge— 
ſtockten darin verbliebenen Blätter dieſes Ungeziefer auch weiter verbreiten 
können. Von andern Pflanzen ſind es namentlich ſolche aus der Familie 
der Bromeliaceen, der ananasartigen Pflanzen, als z. B. die Aechmeen, 
die Bilbergieen und Guzmannien; auch die Cycas revoluta, die ſchöne 


5* 


68 


Sago gebende Pflanze, iſt oft damit behaftet. Es iſt daher rathſam, dieſe 

Pflanzen mit den Ananaspflanzen nicht in Verbindung zu bringen, wenn 

man ſich nicht der Gefahr eines gänzlichen Fehlſchlagens ſeiner Mühe bei 

der Ananascultur ausſetzen will. L. Schroeter. 
— 2 — 


Zimmer ⸗Decorationspflanzen. 

Der Ausdruck: Decorationspflanze hat ſich in neueſter Zeit immer 
mehr in die Verzeichniſſe der Handelsgärtner eingefunden und das Augen- 
merk iſt von den Pflanzenliebhabern nicht mit Unrecht hierauf gerichtet 
worden. Schmücken wir doch Zimmer und Säle bei allerlei Feſtlichkeiten 
mit Pflanzen und ſuchen wir immer nach ſolchen, welche die Localitäten 
namentlich durch ſchön geformte Blätter auf das Angenehmſte und Ge- 
ſchmackvollſte zieren. — Ich will hier von ſolchen Pflanzen ſprechen, die 
ſich beſonders dazu eignen und hauptſächlich die Zimmercultur vertragen, 
was ja von vornherein vom Blumenfreunde, der aufs Zimmer nur ange- 
wieſen iſt, ins Auge gefaßt wird. — Es iſt ja auch natürlich, daß man 
bei dem Opfer, welches man dieſer oder jener Pflanze bringt, auch die 
Freude des Gedeihens haben will und es iſt daher Sache der Gärtner, 
auf ſolche Pflanzen beſonders mit hinzuarbeiten, die ſich zu dieſem Zwecke 
eignen; der Neuerungsſüchtige findet freilich weniger darin Genüge, da 
hauptſächlich ſchon längſt eingebürgerte Pflanzen die Zahl der Zimmer⸗ 
Decorationspflanzen voll machen. — 

Bevor ich eine Aufführung derſelben, welche man auch häufig blos 
mit dem Namen Zimmer-Blattpflanzen bezeichnet, hier hinſtelle, iſt es 
wohl nicht am unrechten Orte, einige Worte über die Aufſtellung und 
Behandlung dieſer Pflanzen zu ſagen. Man hört ja ſo oft die Frage, ob 
dieſe und jene Pflanzen viel Licht haben, der Sonne ausgeſetzt oder ſchat— 
tig geſtellt werden müſſen; nebenbei hört man die Klage, daß die Pflanzen 
bei aller Wartung und Pflege eingegangen und man die Luſt verlöre, 
wieder neue anzuſchaffen, weil ſie doch auch dem Tode unrettbar in die 
Arme fielen. Ich wage die Behauptung hinzuſtellen, daß dieſer Uebelſtand 
weniger in der Aufſtellung, als im Begießen liegt und daß die mehrſten 
Pflanzen durch übermäßiges Begießen dem Tode Preis gegeben werden. 

Was die Aufſtellung der weiter unten aufgeführten Zimmer-Decora⸗ 
tionspflanzen anbelangt, ſo gedeihen ſie am Beſten in einem Wohnzimmer, 
das während der Wintermonate eine darin wohnenden Perſonen zuſagende 
Wärme hat. — Mag auch die Temperatur, und namentlich des Nachts, 
öfter ſtark ſinken, fo muß wenigſtens vorausgeſetzt werden, daß ein Hinein- 
frieren nicht vorkommen darf. Im Sommer vertragen ſie alle ein reich— 
liches Lüften der Zimmer. Vornehmlich ſchütze man aber alle Pflanzen in 
den heißen Sommermonaten vor der brennenden Mittagsſonne, wodurch die 
Blätter verbrennen und die Pflanzen ein gelbliches, mageres Anſehen be— 
kommen; weniger hat es mit der Winterſonne auf ſich, deren Strahlen 
die Pflanzen nicht verbrennen, ſondern im Gegentheil angenehm auf die— 
ſelben einwirken. Mit dem Gießen halte man aber im Winter etwas ein, 
und halte die Pflanzen ſämmtlich trockner als näſſer, wodurch ſonſt eine 
Verſäuerung der Erde und hierdurch leicht eine Fäulniß der Wurzel hervor⸗ 


a es ** * 


69 


gebracht wird. Ein öfteres Abſtäuben, ſo wie ein zeitweiliges Abwaſchen 
der Blätter mit einem weichen Schwamme iſt nebenbei zu empfehlen, wenn 
die Pflanzen recht gedeihen und einen erfreulichen Anblick gewähren ſollen. 

Ficus elastica Roxb. (Urostigma Miq.) der bekannte Gummibaum, 
eine ſchon lange eingeführte Pflanze, verträgt im Sommer ſelbſt einen 
Standort im Freien in einer vor der Mittagsſonne geſchützten Lage. Die 
Verpflanzzeit iſt im Frühlinge und man verwendet hiezu eine mit etwas 
Sand vermiſchte Laub- oder Holzerde. 

Dracaena brasiliensis Hort. (Cordyline Eschscholtziana Mart., Calodracon 
neliconiaefolia Planch.), Dracaena rubra Hort. (Charlwoodia rubra Planch., 
Cordyline rubra Aug.), Dracaena congesta Sweet, (Charlwoodia congesta 
Sweet, Cordyline congesta Knth.), Dracaena fragrans Ker. (Aletris frag- 
rans Planch., Aletris arborea L.), Dracaena ferrea L. (Calodracon Jacquinii 
Planch. var. atrosanguinea Goepp.) und Dracaena terminalis var, purpurea 
Hort. (Calodracon variegata Goepp.) zeichnen ſich ſämmtlich durch graziöſen 
Wuchs aus; letztere beide noch durch roth gefärbte Blätter, welche eine 
Abwechſelung in der Aufſtellung feiner Dracaenen geben. — Die Dracänen, 
häufig wegen ihres Habitus Palmen genannt, obſchon nicht zur Familie 
der Palmen gehörend, lieben eine mit etwas Sand vermiſchte Laub-, 
Holz⸗ und Haideerde, die ihnen bei ihrer Verpflanzzeit im Frühjahr zu 
geben iſt. 

Livistona chinensis Mart. (Latania borbonica Lam., Saribus chinensis 
Bl.) die ſchöne ſchirmartige Palme, Phoenix dactylifera L., die Dattelpalme, 
Rhapis flabelliformis Ait. und Chamaerops humilis L., die Fächerpalme, 
gehören zu den wirklichen Palmen und zeichnen ſich durch eleganten Wuchs 
aus. Sie lieben eine etwas ſandige Laub- und Holzerde, der man etwas 
ganz alten verwitterten geriebenen Lehm, welchen man von alten Lehm⸗ 
mauern nehmen kann, beimiſcht und wollen wegen ihrer ſich lang ausdeh: 
nenden Wurzeln in etwas tiefe Töpfe gepflanzt ſein. Ihre Verpflanzung 
muß im Frühjahre bei Schonung der Wurzeln geſchehen. — Der Grund, 
daß ſich nicht ſchon mehr Palmen in die Zimmer eingebürgert haben, 
liegt wohl lediglich noch in dem unbegründeten Vorurtheile, daß dieſelben 
nur in heißen Gewächshäuſern eultivirt werden können und in den freilich 
noch theuerern Preiſen als bei gewöhnlichen Pflanzen; das Vorurtheil wird 
jedoch mehr beſeitigt werden, wenn man die Palmen öfter zur Zimmer— 
cultur verwendet ſehen wird, wozu ſich ein großer Theil dieſer ſchönen 
Pflanzen eignet. 

Philodendron pinnatiſidum Schott (Arum Jacq., Caladium W.) und 
Philodendron pertusum Kth. et Bche. (Monstera deliciosa Liebm.), Mons- 
tera Lennea K. Koch) imponiren beide durch ihre ſchön geformten Bläts 
ter und namentlich iſt es letztgenannte Pflanze, die außerdem noch durch 
ihre eigenthümlich durchlöcherten Blätter das Auge feſſelt. — Die ſich an 
beiden bildenden Luftwurzeln, Stricken ähnlich, geben ihnen zuletzt ein 
eigenthümliches Anſehen. — Bei der Verpflanzung, welche im Frühjahr 
vorzunehmen iſt und wozu man eine etwas ſandige grobe Laub- und Holz⸗ 
erde verwendet, ſchone man dieſe langen wie überhaupt fleiſchigen Wurzeln 
und laſſe ſie frei herunterhängen. Zum guten Gedeihen der Philodendron 
lege man auf das Abzugsloch des Topfes mehrere große Topfſcherben, 


70 


die einen ſchnellen Abfluß des Waſſers zulaſſen und ſomit ein Verſauern 
der Erde verhüten. 

Musa paradisiaca L., Musa rosacea Jacq., Musa zebrina h. v. H. und 
Musa Cavendishii Hook., zeichnen ſich vor allen Pflanzen durch Größe ihrer 
Blätter aus und repräſentiren in der That den Typus der tropiſchen 
Pflanzenwelt. Beſonders ſind es die 3 erſten Arten, während die letzte 
einen mehr gedrungenen Habitus hat. Die Muſen, auch Bananen oder 
Piſang genannt, lieben eine mehr fette Erde und es iſt daher gut, bei 
ihrer Verpflanzzeit im Frühjahr ihnen eine mit etwas Sand gemiſchte 
Laub⸗ und Miſtbeeterde zu geben. 

Maranta zebrina Sms. (Calathea Lindl.) iſt eine Blattpflanze, die fi 
durch das Colorit der Blätter auszeichnet, die nicht allein auf der Ober: 
fläche, ſondern auch auf der Rückſeite glänzend violett gefärbt und daher 
doppelt decorativ ſind. — Der einzige Uebelſtand dieſer ſchönen Pflanze 
iſt der, daß die älteren Blätter fleckig und riſſig werden, wodurch der 
Schönheit leicht Abbruch gethan wird. Ein vorſichtiges Ausputzen, Aus: 
ſchneiden der ſchlecht gewordenen Blätter kann jedoch beim Verpflanzen im 
Frühjahre, wozu man eine etwas ſandige Laub⸗, Holz⸗ und Haideerde nimmt, 
dieſen Uebelſtand beſeitigen und die ſich neu bildenden Blätter werden 
immer wieder dem Zimmer zur größten Zierde gereichen. Während des 
Winters ſei man bei dieſer Pflanze beſonders mit dem Begießen vorſichtig. 

Curculigo sumatrana Roxb. und Curculigo recurvata Dryand. find 
beide in der That ſehr decorative Pflanzen; die großen gerippten Blätter 
wiegen ſich bei dem leiſeſten Luftzug leicht auf ihrem Stengel. — Man 
pflanzt ſie im Frühjahr in eine etwas ſandige Laub-, Holz- und Haideerde. 

Zuletzt ſind es die Begonien, die den Abſchluß machen ſollen. Sie 
ſind ſchon ſeit mehreren Jahren die Lieblinge der Pflanzenfreunde gewor— 
den und bedürfen nicht weiter der Empfehlung, da man dieſelben ja ſo 
ſchon häufig in den Zimmern vertreten findet. — Sie wollen im Früh: 
jahre, wo fie verpflanzt werden müſſen, eine etwas ſandige Laub-, Holz⸗ 
und Haideerde haben, bedürfen im Sommer während der Wachsthumspe⸗ 
riode mehr Waſſer, wollen aber während des Winters eine Ruhe genießen, 
in der man ſie nur ſehr wenig zu begießen braucht. — Das Abſchneiden 
alt oder fleckig gewordener Blätter thut den Begonien keinen Schaden und 
kann, um ſie ihrer Schönheit durch ſolche Blätter nicht zu beeinträchtigen, 
zu jeder Zeit geſchehen. — Die von den vielen ſehr ſchönen Sorten am 
mehrſten eingebürgerten find Begonia Rex Lind:, Begonia Rex magnifica 
Lieb. und Begonia splendida K. Koch, deren Rang wohl ſo leicht nicht 
beſtritten werden wird. 

Es ließen ſich noch manche ſchöne decorative Pflanzen hier anreihen, 
die aber, wenn ſie ſich auch zur Zimmercultur eignen, ihrer Seltenheit und 
deshalb theuren Preiſes wegen nicht ſo leicht den 1 in die Zimmer 
bahnen werden, als die hier vorgeführten. L. Schröter. 

O CD 
Gartenbau⸗Vereine. 

Frankfurt a. M. Am 17. November v. J. wurde in der Ge⸗ 
neral⸗Verſammlung der „Pomona,“ Verein zur Beförderung des Obſtbaues 
in Frankfurt a. M. einſtimmig beſchloſſen: 


71 


Die Thätigkeit des Vereins in der Folge nicht blos auf die Obſt⸗ 
kultur, ſondern auf alle Zweige des Gartenbaues zu erſtrecken, die ſeithe— 
rigen Statuten demgemäß zu verändern und zu erweitern, und den Namen: 
„Pomona“, Verein zur Beförderung des Obſtbaues in Frankfurt a. M. 
in den Namen: 

„Garten bau-Verein in Frankfurt am Main“ 
zu verwandeln. — | 

Die neuen Statuten des „Garten bau-Vereins in Frankfurt 
a M.“ find bereits in den General-Verſammlungen vom 29. Novbr. und 
1. Dezbr. 1863 angenommen und veröffentlicht worden. 


Wien. Das Programm der 43. Ausſtellung der k. k. Gartenbau: 
Geſellſchaft in Wien, von Blumen, Pflanzen, Obſt, Gemüſe und Garten— 
Induſtrie⸗Gegenſtänden, welche im fürſtl. Liechtenſteinſchen Garten in der 
Roßau vom 22. bis 26. April 1864 ſtattfinden wird, iſt erſchienen und 
bei dem General: Seeretair der Gartenbau-Geſellſchaft, Herrn J. G. Beer 
in Wien, gratis zu erhalten. Das Programm iſt wiederum ſehr mannig— 
faltig und reichhaltig, die ausgeſetzten Preiſe beſtehen in Vermeil-Medaillen, 
ſilbernen Med. 1. und 2. Klaſſe und großen Bronze-Medaillen. — Jeder— 
mann kann Pflanzen, Blumen, Gemüſe, Obſt, Gartenpläne, Garten-Induſtrie— 
Gegenſtände und andere in das Gartenfach einſchlagende Gegenſtände zur 
Ausſtellung einſenden. 

Das neue Ausſtellungsgebäude ſchreitet raſch vorwärts, es 
wird ein Prachtbau im ſchönſten Theile von Wien. Die Koſten dieſes 
Gebäudes betragen 350,000 fl. Mit einer großen Frühjahrs-Ausſtellung 
im Jahre 1865 dürfte dies Prachtgebäude eröffnet werden. 


Meerane, 13. Deebr. 1863. Wieder ein Fortſchritt! Geſtern iſt 
im Dorfe Höckendorf bei Meerane für die umliegenden Dorfſchaften, auf 
Veranlaſſung des ſehr verdienſtvollen, ſtrebſamen und geſchätzten Gaſthofs-, 
Ziegerlei-, Kalkbrennerei- und Gutsbeſitzers, Herrn Erdmann, ein neuer 
landwirthſchaftlicher Verein begründet worden. Hr. Erdmann hat in der 
Nähe feines Gaſthofes dem Vereine ein Verſuchsfeld zur Verfügung ge: 
ſtellt, worauf die neueſten landwirthſchaftlichen Nutzgewächſe zur Anſicht 
Aller, die ſich für die Landwirthſchaft intereſſiren, cultivirt werden ſollen. 
An neuen Früchten waren, neben 20 verſchiedenen ausgewachſenen Kartof— 
felſorten — darunter die echte graue Lerchenkartoffel — zur Anſicht aus— 
geſtellt unter andern: die neue knollige Gerſte, das neue perennirende Win— 
terkraut, Graicheniana genannt, eine ganz neue Oel- und Futterpflanze, 
eine neue Gemüſe⸗, Futter: und Farbepflanze, die neue 6zeilige perenni— 
rende ägyptiſche Wintergerſte, die 6zeilige Sommergerſte aus der Mand— 
ſchurei, die neue ägyptiſche Baſtarderbſe, des Mormonen Winter-Rieſenweizen, 
der weißblühende, kronſamige amerikaniſche Rieſenflachs, den bokhara'ſchen 
weiß⸗ und gelbblühenden Rieſenhonigklee, die Erdmandel, die perſiſche Ca— 
mille, die perennirende Lupine, als neues Futtergewächs, die ſchwarze Malve, 
das auſtraliſche Futtergras (Ceratochloa australis), den Geisklee (Galega 
officinalis), die ſchwediſche zweizeilige Sommergerſte, der italieniſche weiße 
Kolbenhirſe. Dieſe und noch viele andere neue Sämereien hatte der Rechts⸗ 


72 


anwalt und Ablöſungscommiſſar Heinrich Graichen aus Leipzig, welcher 
mit dem Entwurfe der Statuten des Vereins, welche nächſthin berathen 
und feſtgeſtellt werden ſollen, beauftragt war, mit zur Stelle gebracht und 
dem Vereine zum Anbaue überlaſſen. Als Vorſtand des Vereins wurde 
Herr Erdmann erwählt. Derſelbe ſowohl, als der Gutsbeſitzer Herr 
Hoffmann aus Schönbörnchen, Pichler aus Dennheritz und noch An— 
dere, auch der genannte Graichen hielten ſodann Vorträge über praktiſche 
Landwirthſchaft und über den Zweck und Nutzen ökonomiſcher Vereine. 
Vielen Anklang fanden die von Graichen gehaltenen Vorträge über die 
obengenannten neuen Nutzgewächſe. Einen davon, er betrifft die neue 
ſechszeilige Baſtard-Sommergerſte, theilen wir des allgemeinen Intereſſes 
halber, zunächſt hier wörtlich mit: „Dieſe neue Sommergerſte — ſo ſprach 
der Vortragende — habe er vor einigen Jahren dadurch neu und conſtant 
ins Leben gerufen, daß er die, im ſchnellen Wachsthum und reichlichem 
Ertrage gleich ausgezeichnete ſechszeilige Sommergerſte aus der Mandſchurei 
als Grundform annahm und eine blühende Aehre derſelben mit dem ſehr 
kräftigen Blüthenſtaube der, in ihrem fortwährendem Wachsthum faſt un⸗ 
verwüſtlichen perennirenden knolligen Gerſte — Hordeum hulbosum — 
welche ebenfalls ſechszeilig iſt, künſtlich befruchtete. Dadurch iſt eine ganz 
neue Sommergerſte mit hohen ſtarken Halmen, ſehr breiten ſaftigen Blät⸗ 
tern, langen, vollen, ſechszeiligen Aehren mit noch längeren ausgeſpreizten 
Endſpitzen (Grannen) hervorgegangen, wie ſie dem Vereine vorgelegt wurde, 
Dieſe neue Gerſte, welche auch auf kalten und feuchten Lagen wächſt, kann, 
je nach Beſchaffenheit des Klimas, des Bodens und der Witterung, ſchon 
von Ende Monat März ab bis Monat Juli geſäet werden; ſie giebt min⸗ 
deſtens einen 60 fachen Ernteertrag in der 13. Woche nach der Ausſaat. 
Wird fie auf guten Boden Ende März geſäet, dann wird fie ſchon Ende 
Monat Juni vollſtändig reif; wird der davon geerntete Samen alsbald 
wieder geſäet, dann giebt dieſe neue Baſtardgerſte in demſelben Jahre die 
zweite Ernte anfangs October, welche der erſten in keiner Beziehung 
nachſteht. Die meiſten Verbeſſerungen der landwirthſchaftlichen Früchte — 
ſo fuhr Graichen in ſeiner Rede fort — wer ſollte es leugnen, haben 
wir bisher hauptſächlich der ſorgfältigen Aufmerkſamkeit auf die Winke 
der Natur und den bemerkten zufälligen Einmiſchungen in ihre Thätigkeit 
zu verdanken. Wir werden aber auf dem Wege ſolcher Verbeſſerungen weit 
ſchneller, wie bisher fortſchreiten, wenn der Landwirth und der Naturfor⸗ 
ſcher Hand in Hand gehen, auf die Regungen der Natur beſſer achten und 
derſelben durch künſtliche Befruchtung, auch der Getreidearten — wie es 
die Gärtner mit Blumen und Zierpflanzen ſchon längſt mit gutem Erfolg 
gethan — zu Hülfe kommen und ſie unterſtützen. Daher iſt mein peren⸗ 
nirendes Winterkraut, das weit und breit bekannt geworden und geſchätzt 
wird, entſtanden; daher ſtammt meine neue, an Wachsthum und Ertrag 
gleich ausgezeichnete ägyptiſche Baſtard⸗Erbſe; daher kommt es, daß ich 
eine neue Gemüſe⸗, Winterfutter⸗ und reichhaltige Oelpflanze durch künſt⸗ 
liche Befruchtung gewonnen, die ich Brassica Rapa hybrida oleifera biennis, 
oder neuen Baſtard⸗Winterraps nennen werde, welcher Anfangs Monat 
Auguſt geſäet, den Winter über zu Gemüſe und Viehfutter gemähet oder 
abgeſchnitten und wovon dann durch neue kräftige vollblühende Sproſſen 


3 
im Monat Juli an Oelkörnern mehr Frucht noch als von dem bis jetzt 
bekannten Winterraps geerntet wird; daher iſt durch künſtliche Befruchtung 
— wobei der Blumenſtaub aus der ſchwarzen Malve eine große Rolle 
ſpielt — mein neues, im Anſehen rothes, Futter-, Gemüſe- und Farbe⸗ 
kraut“) entſtanden. Ueber dieſes Farbekraut, ſowie über meine neue Del- 
pflanze, welche große, ſaftige, geſchlitzte, glatte, hellgelbe Blätter hat und 
den größten Froſt vertragen, auch im Herbſte und Frühjahr verpflanzt 
werden kann, werde ich nächſthin, unter Vorlegung der Pflanzen und Ver— 
theilung von Saamen dazu, mich weiter verbreiten: indeß ich mich wegen 
des erwähnten neuen perennirenden Winterkrautes: Graicheniana genannt, 
der knolligen Gerſte und anderer neuer landwirthſchaftlicher Nutzgewächſe 
auf meine Anbauverſuche vom Jahre 1862 beziehe, welche gegen porto— 
freie Einſendung von 10 Ngr. von mir unter Kreuzband franco zu be— 
ziehen ſind.“ 

Unter anderen wurde nun noch der Anbau des weiß- und gelbblü- 
henden bokhara'ſchen Rieſenhonigklee als ſehr ergiebige nahrhafte Futter: 
und Geſpinnſtpflanze für die Schönburg'ſchen Ortſchaften und das Voigt— 
land warm empfohlen. Der Gutsbeſitzer Friedrich Pichler und David 
Pfeifer zu Denheritz haben mit der Cultur dieſes für Deutſchland neuen 
Klees ſich bereits befaßt und verſprechen künftiges Jahr, unter Vorlegung 
der Pflanze — deren Blüthen, es finden ſich Millionen dergleichen an 
einem Stocke vor, den Bienen ſehr reiche Nahrung geben — und der aus 
den Stengeln deſſelben, gleich dem Flachs, gezogenen ſehr feinen verſpinn— 
baren Wolle, dem Vereine ausführliche Mittheilungen zu machen. Aus 
den Borträgen des Herrn Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig aber 
heben wir über das Entſtehen und die Cultur der egyptiſchen Baſtard— 
Erbſe folgendes hervor: Faſt alle Gärtner und Landwirthe haben, gewiß 
nicht ohne Grund, behauptet, daß ein Zurückgehen der Erbſe — im Jahre 
1863 ſind ſie jedoch faſt allenthalben gut gerathen — ſeit 20 und meh⸗ 
reren Jahren bemerkt und der Erbſenbau, je länger je mehr, unſicher ge— 
worden ſei. Dies wohl hauptſächlich aus dem Grunde, weil kurz nach 
Johannis die Erbſenpilze (Erysiche communis) gleich der Kartoffelkrankheit 
ſich einſtellen, die Vegetation aber früh untergraben und die Blüthen, auch 
die ſchon angeſetzten Früchte verkümmern. Darum verſchaffte ſich der Vor— 
tragende ſchon vor mehreren Jahren frühreifende und andere gute Erbſen, 
welche, ohne von dem Froſte zu leiden, zeitig ausgelegt werden können: 
vor allen die fo ſehr geſchätzte Maierbſe, die Honigerbſe, Champion of 
England und zuletzt die von dem Gärtner Grontom in London eultivirte 
und durch Dr. Bettziech-Beta im Jahr 1857 in Deutſchland eingeführte, 
ſehr theuere, in der Zeitſchrift „Die Natur“ wiederholt empfohlene neue 
Erbſe aus Egypten, welcher die größten Tugenden beigelegt wurden und 
welche bei guter Pflege einen 500 — 700 fachen Ernte⸗Ertrag geben ſollte. 
Wahr iſt es, man hat gefunden, daß dieſe egyptiſche Erbſe ausgezeichnet 
iſt im Geſchmack und an Ertrag; doch das Eine wollte an ihr nicht ge- 


*) Dieſes neue Kraut färbt, unter Veranlaſſung unterſchiedlicher chemiſcher Pro- 
ceſſe, alle Faſerſtoffe, auch Papier⸗ und Strohblumen, grün, roth, blau, lilla, gelb 
und ſchwarz. Es wurden davon Proben vorgelegt, die wegen ihrer Farbenpracht 
allgemeine Aufmerkſamkeit erregten. 


iur Ya 


74 


fallen, daß fie nur im ganz guten, tief gelockerten, ſtark gedüngten Gars 
tenboden gedeihen und dazu einer vorſchriftsmäßigen Pflege und Aufmerk- 
ſamkeit bedürfen, die nicht allenthalben zu beſchaffen iſt. Da ſich nun, 
wie wohl allgemein bekannt, durch künſtliche Befruchtung und ſonſtige Auf— 
merkſamkeit nichts leichter als gerade die Erbſe veredeln läßt, ſo hat man 
im Jahre 1861, um mit der Zeit eine für Deutſchland geeignete gute 
Garten⸗ und Feld⸗Erbſe zu gewinnen, die egyptiſche Erbſenpflanze zum 
Grunde gelegt und eine der Entfaltung ganz nahe, doch noch verſchloſſene 
Blüthe derſelben ſorgfältig aufgebrochen und den geſammelten und ge— 
miſchten Blüthenſtaub von den Blüthen der Maierbſe, der Honigerbſe und 
Champion of England durch eine Federkiehle wiederholt eingeblafen. Nach: 
dem die alſo veredelte Blüthe ſich zur Schote gebildet, hat man die übri⸗ 
gen Blüthen von der Ranke abgeſchnitten und auf dieſe Weiſe in einer 
Schote ſechs ſehr große, vollſtändig ausgebildete Erbſen erhalten, welche, 
wie ſich ſpäter herausſtellte, an ſchnellem Wachsthum und Ertrag alle 
Erbſen, ſoweit wir ſie kennen, zu übertreffen ſcheinen. Dieſe ſechs Erbſen 
haben wir Mitte Monat März ; Zoll tief in die Erde gelegt und davon 
am 15. Juni 1862 Erbſen geerntet. Dieſer ganze Vorrath wurde im 
Jahre 1863 am 10. März zur Ausſaat gebracht. Die Ernte wurde 
ſchon am 15. Juni vorgenommen, die einen Ertrag von 6 Pfunden gab. 
Von derſelben Ernte hat man am 20. Juni zur Probe ½ Pfund wieder 
ausgeſäet; ſie gingen ſchnell auf, blüheten 4 Wochen darauf und hatten 
ſich die Schoten ſchon Ende der Leipziger Michaelismeſſe ſo ſchön ausge— 
bildet, daß davon mindeſtens 6 preußiſche Metzen zur Speiſe verwendet 
werden konnten. 

Dieſe neue Baftard-Erbfe, welche ſtarke Ranken und länglichrunde, 
dicke, faftige Blätter hat, wird nur 1% Fuß hoch, ein jeder Stock giebt 
mehrere Nebenzweige und viele kräftige Schoten. Die ſehr dicht an ein— 
ander gedrängten Blüthen zeigen ſich vom Wurzelſtocke ab aufwärts recht 
bald, ſchneeweiß, in der Geſtalt eines zarten Schmetterlings, der ſich durch 
Entfaltung der Flügel zu entwickeln anfängt, um davon zu fliegen. Im 
künftigen Frühjahre ſoll dieſe neue, nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen zur 
Verbreitung zu empfehlende Erbſe, wie ſie in vollſtändiger Blüthe ſtehet, 
durch einen Holzſchnitt dem Auge näher geführt werden. 

Während nun dieſe Baftard-Erbfe im Frühjahr ſehr zeitig geſäet und 
zeitig geerntet werden kann, reichen und geſunden Ertrag giebt, und mit 
ungedüngtem Boden, wenn er nur die nöthige Feuchtigkeit beſitzt und mit 
Holzaſche beſtreut wird, vorlieb nimmt, ſo iſt der Vortragende der feſten 
Zuverſicht, daß dieſe neue Erbſe zunächſt in den Gärten und dann recht 
bald auf unſern Feldern im Großen cultivirt und dadurch der faſt in Ver: 
fall gekommene Erbſenbau, welcher, wie bekannt, ſo gute und reichliche 
Nahrung giebt, wieder werde gehoben werden. Sollten Gärtner oder 
Landwirthe ſich veranlaßt finden, Anbauverſuche mit dieſer Erbſe im Klei⸗ 
nen anzuſtellen, fo gedenkt genannter Graichen a ½ Pfund davon jetzt für 
Einen Thaler abzulaſſen. 


(Der Red. zur Veröffentlichung a. d. „Meer. Wochenbl.“ mitgeth.) 


Je 
75 


Hamburg. Programm zur Preisbewerbung für die 
große Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung, veranſtaltet durch den 
Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und 
deren Umgegend am 3., 4., 5. und 6. Mai 1864 in der Dragoner⸗ 
Reitbahn auf der großen Drehbahn. 


A. Für Pflanzen. 
1. Für die am geſchmackvollſten arrangirte Gruppe ſchön cultivirter 
blühender und nicht blühender Pflanzen in mindeſtens 150 Töpfen 
in 75 Arten 75 . 
Für die nächſtbeſte Gruppe desgleichen 60 N. 
Für die drittbeſte Gruppe desgleichen 50 
Für die am beſten eultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten 
ſchöner Blattpflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausſchluß von 
Palmen und buntblättrigen Pflanzen 25 . 
Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 X 
Für die am beſten cultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten 
buntblättriger Pflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausnahme 
der Begonien und Caladien 25 W. 
7. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 J. 
8. Für die am beſten eultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten 
Coniferen 30 . 
8. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25 . 
10. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Azalea indica 
in großen, ſchön cultivirten, reichblühenden Exemplaren 25 X. 
11. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 X. 
12. Für die drittbeſte Collection desgleichen 15 2. 
13. Für die 12 beſten Rhododendron arboreum in reichem Cultur- und 
Blüthenzuſtande 25 . 
14. Für die 12 nächſtbeſten desgleichen 20 X. 
15. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Rhododen- 
dron ponticum, mit Ausſchluß des gewöhnlichen ponticum 20 *. 
16. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 15 #. 
17. Für die ſchönſte, im beſten Cultur- und Blüthenzuſtande befindliche 
Collection Roses hybrides remontantes in mindeſtens 25 Töpfen in 
20 Varietäten 30 #. 
18. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25 #. 
19. Für die drittbeſte Collection desgleichen 20 #. 
20. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rosa Thea 
Burbonica in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande 10 #. 
21. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 * 8 6. 
22. Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen in ſchönem Cultur- und 
Blüthenzuſtande 20 #. 
23. Für die 12 nächſtbeſten desgleichen 15 #. 
24. Für die beſten 12 blühenden Amaryllis in mindens 6 Arten 15 K. 
25. Für die 6 beſten reichblühenden Myrten-Orangen 12 # 8 C. 
26. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 10 N. 
27. Für die 6 beſten Myrten⸗Orangen mit Früchten 10 #. 


85 N 


76 


28. 
29. 


30. 
31. 
32. 


33. 


34, 


Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 7 * 8 £. 

Für die beſte Collection von 12 von einander abweichenden Sorten 
Cinerarien in ſtarken, ſchön cultivirten und reichblühenden Exem⸗ 
plaren 10 #. 

Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 # 8 F. 

Für die drittbeſte Collection desgleichen 6 N. 

Für die vorzüglichſte Collection von 50 Stück ſchön gezogener Hya⸗ 
einthen in mindeſtens 25 Sorten 25 #. 

Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 2. 

35 und 36. Für einzelne ſchön cultivirte Pflanzen, gleichviel ob 
blühend oder nicht blühend, 3 Preiſe, jeder a 25 N. 


37 und 38. Für Einführung neuer Zierpflanzeu in einem ſolchen Cultur⸗ 


39. 


40. 
41. 


42. 


zuſtande, daß ihr Charakter zu erkennen iſt, 2 Preiſe, jeder a 25 X. 
Für die ſchönſte Collection von 6 Sorten Paeonia arborea in ſtar⸗ 
ken vollblühenden Exemplaren 15 #. 

Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 12 # 8 2. 

Für die ſchönſte Gruppe getriebener Sträucher in ſtarken, reichblü⸗ 
henden Exemplaren in mindeſtens 25 Töpfen und 6 Arten 25 #. 
Für die nächſtbeſte desgleichen 20 N. 


B. Für abgeſchnittene Blumen. 


Für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Blumen⸗ 


korb 7 #8 6. 
Für den nächſtbeſten desgleichen 6 &. 


Für das ſchönſte und am 5 gebundene Ballbouquet 5 #. 
Für das uächſtbeſte desgleichen 3 “ 12 J. 
Für den ſchönſten und zierlichſt gewundenen Kranz in der Größe 


eines Tellers 5 N. 
Für den nächſtbeſten desgleichen 3 # 12 . 


C. Für Früchte. 


Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Weintrauben 10 . 


Für die nächſtbeſten desgleichen 7 # 8 £ 


Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Ananas 10 *. 


Für die nächſtbeſten desgleichen 7 # 8 6. 
Für die 6 ſchönſten fruchtreichen Töpfe mit reifen Erdbeeren 6 N. 
Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 5 # 


D. Für Gemüſe. 


. Für die beſten 6 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe 12 # 8 6. 


Für die nächſtbeſten 6 Sorten desgleichen 10 X. 

Für die beſte Collection friſch eonſervirter Gemüſe in mindeſtens 12 
verſchiedenen Sorten 10 M. 

Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 * 8 . 


Bedingungen für die Preisbewerbung. 


Zur Preisbewerbung ſind alle hieſigen wie auswärtigen Gärtner und 
Gartenliebha ber berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereins oder nicht. 


77 


. Sämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe concurrirenden Gegenſtände 
müſſen die Bedingungen des Programms ganz genau erfüllen, wenn 
ſie auf Berechtigung Anſpruch machen wollen. 


3. Die coneurrirenden Pflanzen müſſen, deutlich und richtig etiquettirt, 


am Tage vor Eröffnung der Ausſtellung, Montag den 2. Mai, bis 
ſpäteſtens 2 Uhr Nachmittags im Ausſtellungslocal, der Dragoner⸗ 
Reitbahn auf der großen Drehbahn, eingeliefert werden; die con- 
eurrirenden Früchte, Gemüſe und abgeſchnittenen Blumen, werden 
noch am Eröffnungstage der Ausſtellung, Dienstag, den 3. Mai, 
bis ſpäteſtens 8 Uhr Morgens daſelbſt angenommen. 

Ueber ſämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe eoneurrirenden Pflanzen, 
abgeſchnittenen Blumen, Früchte und Gemüſe iſt die genaue Liſte, 
von dem Gärtner, der fie producirt, unterzeichnet, und mit der An⸗ 
gabe verſehen, um welche Nummer des Programms der Ausſteller 
ſich mit den eingeſandten Gegenſtänden bewirbt, am Tage vor Er— 
öffnung der Ausſtellung, Montag den 2. Mai, bis ſpäteſtens 2 Uhr 
Nachmittags dem Seeretair des Vereins, Herrn H. Böckmann, 
Neuer Jungfernſtieg Nr. 3, zuzuſtellen. 

Nicht rechtzeitig oder ohne die vorgeſchriebene Liſte eingehende Ge— 
genſtände können bei der Preisvertheilung nicht berückſichtigt werden. 
Das Preisrichter⸗Amt iſt, laut §. 19 der Statuten des Garten- und 
Blumenbau⸗Vereins, einer abſeiten der Adminiſtration deſſelben 
erwählten Commiſſion von 7 Perſonen, theils Auswärtigen, theils 
Hieſigen, übertragen, deren Namen rechtzeitig öffentlich angezeigt 
werden. Die Preisrichter dürfen bei der Preisbewerbung nicht con- 
curriren. Dieſelben verſammeln ſich am Dienstag, den 3. Mai, 
Morgens 8 Uhr im Ausſtellungslocal zur Vornahme der Preis— 
vertheilung, deren Reſultat ſofort öffentlich bekannt gemacht wird. 
Der Betrag für die gar nicht oder nach Ausſpruch der Preisrich— 
ter nicht genügend gelöſten Preisaufgaben fällt an die Vereins- 
Caſſe zurück. 

. Der Preisrichter -Commiſſion iſt abſeiten der Adminiſtration des 
Garten- und Blumenbau-Vereins die Summe von Et. N 200 zur 
Verfügung geſtellt, um ſowohl für einzelne, durch Neuheit und 
Schönheit der Form, durch üppigen Cultur- und Blüthenzuſtand ſich 
auszeichnende Pflanzen, als auch für hervorragende Einſendungen, 
die in dem vorſtehenden Preis-Programme nicht bezeichnet find, be- 
ſondere Preiſe ertheilen zu können. 

. Dem Ermeſſen der Preisrichter-Commiſſion iſt ferner die Zuerken⸗ 
nung von Ehren⸗Diplomen überlaſſen. 


Hamburg, December 1863. 


Die Adminiſtration des Garten: und 
Blumenbau⸗ Vereins 
für Hamburg, Altona und deren Umgegend. 


— e — 


Obſtbaumkrankheiten und Mittel gegen 
dieſelben. 


Ein Freund der Natur, welcher ſeit vielen Jahren aus reiner Luſt 
und Liebe und zur Belehrung Anderer manche ſeiner Muſeſtunden mit Er— 
ziehung und Pflege von Obſtbäumen in der geeigneten Jahreszeit hin— 
brachte, und der von Jugend auf mit der Behandlung dieſer in der Natur 
wie in der Oekonomie ſo wichtigen Gegenſtände ziemlich vertraut iſt, ſchreibt 
in der „Zeitſchrift des landwirthſchaftlichen Vereins für Rheinpreußen“: 
„Seit ungefähr 20 Jahren, ungefähr mit dem Eintritte der leider noch 
fortdauernden Kartoffelkrankheit, habe ich die ſchmerzliche Erfahrung ge— 
macht, daß es mit dem Gedeihen vieler Arten von Obſtbäumen, ſowohl 
in meiner nähern Umgegend, dem rechtsrheiniſchen Gebirgslande des Re— 
gierungsbezirks Cöln, als unter meiner eigenen Pflege, gar nicht mehr 
fort will. Hauptſächlich ſind es die feinern unter den ſauern Aepfelſorten 
und die feineren Birnen, welche unheilbaren Krankheiten unterliegen, wäh— 
rend auch die Kirſchbäume im Allgemeinen vielfältig leiden. Von den 
bezeichneten Sorten ragen hier noch manche alte Veteranen, welche ehedem 
ihre ſchönen Früchte brachten, als Zeugen aus einer beſſern Zeit, Ehrfurcht 
gebietend, vor unſern Blicken; aber auch ſie ſelbſt zeigen ſich vor andern, 
glücklich fortvegetirenden Sorten von gleichem Alter, lebensmüde, dorren 
in den Zweigen und bringen ſpärliche und unvollkommene Früchte. Die 
jungen Bäume der bezeichneten Sorten, wenn ſie auch bei ſorgfältiger 
Pflege ein Alter von mehreren Jahren erreichen und 3 bis 4 Zoll Durch— 
meſſer erlangen, werden unrettbar von Krebs und Brandfäule, von Dürre 
an Blättern und Holz zu Grunde gerichtet. Freudig und kräftig wie vor 
alter Zeit pflegen die Edelreiſer 1, 2, 3 Jahre zu treiben; aber bald und 
in ſteigendem Grade zeigen ſich, wie durch ein örtliches Gift bewirkt, nicht 
ſelten gleich vom Anfange an einem und andern Aſt oder Zweig ganz 
umfaſſende brandige oder krebsartige Stellen, zuweilen mehr als Eine an 
demſelben Reiſe, Zweige oder Aſte, auch wohl am Stamme oberhalb der 
Pfropfſtelle, ſeltener am niederen Stamme. Nun wird operirt durch Ab— 
und Ausſchneiden, durch Beſtreichen mit Baumſalbe, mit Kalk, mit Theer 
u. dergl., Aderläſſe und alles Mögliche werden angewandt. Aber ſelten 
tritt eine glückliche Vernarbung ein, gewöhnlich frißt der Schaden immer 
weiter; Krebs und Brand zeigen ſich immer wieder von Neuem an andern 
Stellen. Daneben find die jungen Triebe des Jahres im nächſten Früh— 
jahr wieder größtentheils, meiſt ohne daß man ſehen kann wodurch, ge⸗ 
tödtet, und es gelingt unter allen dieſen Prozeduren in der Regel kaum, 
dem Baume noch ein paar Jahre hindurch ſein jämmerliches Daſein zu 
erhalten, bis er gänzlich abſtirbt. Ich habe nicht unterlaſſen, Erdſtock und 
Wurzeln ſolcher kranken Bäume zu unterſuchen, ohne jemals eine genügende 
Urſache des traurigen Uebels entdecken zu können. 

Worin liegen dieſe Urſachen? 

Ich meinestheils habe ſie weder zu ergründen noch irgend ein Heil— 
mittel oder einen Schutz gegen dieſes Verderben aufzufinden vermocht. 
Vielleicht hat man auch anderswo über Aehnliches zu klagen, und vielleicht 
iſt es dem Einen oder Anderen durch Nachdenken und Verſuche gelungen, 


en 1 


79 


nicht nur eine wiſſenſchaftliche Theorie von der merkwürdigen Erſcheinung 
ſich zu bilden, ſondern auch ein erweislich heilſames und erprobtes Ver⸗ 
fahren dagegen einzuſchlagen. Für eine gründliche Mittheilung darüber 
würde ich ſehr dankbar ſein. 

Um aber den Stand der Sache, wie ſie mir vorliegt, noch näher zu 
bezeichnen, erlaube ich mir folgende Bemerkungen hinzuzufügen: Von mei: 
nen Bekannten und Nachbaren kamen manche auf den Gedanken, die gegen— 
wärtige Erziehung von Kernobſtbäumen ſei, zu ihrem Nachtheil, von der 
der alten dadurch verſchieden, daß man die jungen Stämmchen in edler 
Erde der Baumſchule heut zu Tage üppig erziehe, wodurch ſie aufge— 
ſchwemmt, mit weiten Saftröhren verſehen, zum Gedeihen im mageren 
Boden der Gehöfte und Baumwieſen unfähig würden: dahingegen die Vor— 
fahren, wie es hier zu Lande auch noch jetzt zuweilen geſchieht, ihre Wild— 
linge aus Wald und Gebüſchen hervorſuchten, ſie in den Garten verſetzten 
und veredelten, was den Pflanzen eine dem Klima angemeſſenere, feſtere 
Natur erhalten hätte. An einigen Exemplaren wollte ſich dieſe Anſicht, 
wie es mir ſchien, auch als richtig erweiſen; allein dieſe Freude dauerte 
auch nicht lange: Krebs und Brand, Dürre an Trieben und Blättern 
ſtellten ſich auch hier bei den gedachten Sorten ein, und die aus der Wild— 
niß ſtammenden Bäume gingen den Todesweg der übrigen. Gegen dieſe 
angeführte Meinung ſtreitet auch ſchon die Wahrnehmung, daß die alten 
Bäume dieſer Art kränkeln und weniger und ſchlechtere Früchte tragen, 
indem ſie ſeit einigen Jahren durchweg an Blattdürre und deren Folgen 
leiden, ſobald die ſommerliche Entwickelung der Blätter und Fruchtanſätze 
beginnt. 

4 Ferner ſei hier noch erwähnt, daß ich vor Amtsgeſchäften nicht im 
Stande war, Alles, oder auch nur das Bedeutendſte, was in neuerer Zeit 
über Obſtbaumzucht geſchrieben iſt, zu leſen, und es daher wohl möglich 
iſt, mich mit wenigen Worten auf ſchon vorhandene Beantwortungen mei— 
ner Fragen hinzuweiſen, was ich und Mancher neben mir mit Dank an— 
nehmen würde. Nur muß ich wiederholt bitten, mich und Meinesgleichen 
mit bloßen gelehrten Hypotheſen und chemiſchen Deductionen, welchen keine 
Praxis und Erfahrung zur Seite ſtehen, und die in ſolchen Dingen heut' 
zu Tage nur zu häufig figuriren, verſchonen zu wollen.“ 

In Folge dieſer in oben genannter Zeitſchrift aufgezählten Obſtbaum— 
krankheiten giebt Herr Notar Dahmen zu Kevelaer im Kreiſe Geldern 
in Nr. 7 derſelben Zeitſchrift (Juli 1863) eine Belehrung nebſt Mittel 
gegen dieſe Krankheiten, welche Abhandlung wir, da ſelbige von allgemei— 
nem Nutzen iſt, hier unverkürzt folgen laſſen. 

„Bevor ich“, ſchreibt Herr Dahmen, „an die ſchwierige Aufklärung 
und möglichſte Beſeitigung jener Baumkrankheiten ging, war ich genöthigt, 
dem Herrn Frageſteller folgende Fragen zur gefälligen Beantwortung vor⸗ 
zulegen. Die letztere erfolgte mit der größten Bereitwilligkeit: 

1. Frage: Wie iſt der Boden und das Klima der Baumſchule 
beſchaffen, aus der die Obſtbäume hergeholt, im Gegenſatze zu dem ihres 
gegenwärtigen Standortes, d. h. liegt in Bezug auf das letztere 
die Baumſchule in einem milden Thale, und liegt Gummersbach ſelbſt, 
wo nun die Bäume ſtehen, auf einem rauhen Berge? 


ER 


&0 


2. Frage: Stehen die Bäume nun in einer Baumwieſe, die noch 
dazu vielleicht ſteiniger Natur iſt, oder in einem Gemüſegarten? | 

3. Frage: Erhalten die Bäume gar keinen oder welch ſonſtigen 
3 

4. Frage: Welche feineren Sorten erziehen Sie neben dem ordinären 
Obſte in ihrem gebirgigen Garten? 

Als deren Beantwortung theilte mir der befragte Herr Folgendes mit: 

ad 1. Aus 2 Baumſchulen, deren Boden und auch in etwas das 
Klima ſehr verſchieden ſind, habe er die von ihm gepflanzten Bäume her⸗ 
genommen; die eine von humus reichem Boden in einem ziemlich en- 
gen, den Windzügen ausgeſetzten Gebirgsthale, wo die jungen Bäu me 
üppig vegetirten; die andere hier auf einer in das Gebirge einge— 
ſenkten Thalhöhe mit einem ziemlich kräftigen etwas ſandigen Lehm: 
boden, arm an Humus, wo aber die jungen Bäume dennoch ziemlich 
freudig aufwachſen. Gummersbach liege auf einer Gebirgseinſenkung, der 
Sonne und den Luftzügen ausgeſetzt, 700“ über der Meeresfläche; ſein 
Klima ſei nicht gerade ein mildes, aber auch nicht unter den rauheſten zu 
nennen. | 

ad 2. Die Obſtbaumgärten von Gummersbach lägen meift um Gar⸗ 
tenländereien, wo ein ſtarker Graswuchs fei, aber auch theilweiſe um die 
Wohn⸗ und Oekonomiegebäude; ſie enthielten einen lehmigten, mit etwas 
Sand gemiſchten Boden; ſie würden zu gewiſſen Zeiten der Bäume we— 
gen umgebaut und mit Hackfrucht beſtellt, alſo gedüngt (wahr— 
ſcheinlich mit friſchem Stalldünger). 

ad 3. Im Allgemeinen würden die Bäume nicht beſonders ge⸗ 
düngt, aber von Raſenanwuchs am Stamme ziemlich rein gehalten. 

ad 4. Von den feineren Sorten gediehen früher von den Aepfeln 
ſogar der Borsdorfer, beſſer Reinetten, dann der Schlotterkern, der Herrn⸗ 
apfel und Grafenſteiner, jetzt noch der ſüße Rheinapfel, der Nägelches⸗ 
apfel, Paradiesapfel und noch einige ähnlicher Art, ſo auch hinſichtlich der 
bekannten Birnſorten. 

So weit die Ausſage des Herrn. 

Nun zur Sache ſelbſt. 

Hat die Praxis einen Fehler begangen, ſo kann ſie nur Aufſchluß 
hierüber finden in der Theorie; mit einem Worte: — keine Praxis ohne 
Theorie. Will der Arzt eine richtige Diagnoſe über den Zuſtand ſeines 
Patienten ſtellen, ſo muß er zuerſt eine Prüfung mit ihm vornehmen, die 
bis zu ſeiner Geburt gleichſam reicht; in vielen Fällen wird er wohlthun, 
dieſelbe noch bis auf ſeine Eltern und Voreltern auszudehnen. Dies nun 
angewandt auf die an jener Stelle aufgeführten Baumkrankheiten, nämlich 
den Krebs, den Brand und die Dürrſucht, in deren Gefolge dann 
noch ſchlechte, verkrüppelte Früchte ſind, ſo lagen jene von mir geſtellten 
Fragen ſehr nahe. Deren Beantwortung enthält zugleich die Mittel gegen 
die in Rede ſtehenden Uebel. 

ad 1. Bei einer neuen Baumſchule iſt Folgendes zu beobachten: 

1) dieſelbe habe, wie bekannt, eine freie, ſonnige Lage, beſſer auf einem 
Berge als in einem Thale, damit eben die jungen Bäume für die Zu⸗ 
kunft, mag dieſelbe ſein wie und wo ſie wolle, abgehärtet hervorgehen. 


81 


2) Der Boden dazu ſei kein folcher, wo das Eifen ꝛc. vorherrſchend, 
ſondern eine gute, durchaus trocken, mit grobem Sande vermiſchte Lehm— 
erde; man laſſe den Boden im Herbſte 2— 3 tief rajolen, den Winter 
hindurch in recht hohen Furchen liegen, damit durch den Froſt die Erde 
mürbe wird, ſäe und pflanze alsdann erſt im kommenden Frühjahre oder noch 
beſſer in dem darauf folgenden Herbſte ein; beim Aufheben und der Aus— 
ſaat der Kerne ſei man vorſichtig: man halte nämlich die frühen und 
ſpäten, ſüßen und ſauren Sorten ſelbſt auch noch in der 
Folge bei der Veredlung getrennt; die jungen Bäumchen, bei denen 
ſich keine Dornen zeigen, wohl aber ſchon gleich große Blätter, laſſe 
man unveredelt, um zu ſehen, ob ſie nicht eine ganz neue Sorte zu 
Tage fördern. 

Die Erfahrung lehrt ſchon Folgendes: Eine Pflanze, deren Samen— 
korn in einen kräftigen, alſo humusreichen Boden gelegt wurde, 
dort keimte, und noch dazu heranwuchs an einem gegen rauhe Witterung 
geſchützten Orte, geht täglich mehr und mehr ihrem Siechthum entgegen, 
ſobald ſie an einen entgegengeſetzten Standpunkt verpflanzt wird. Dieſe 
Pflanze (Baum wollen wir ſie nun z. B. nennen) gleicht dem Menſchen, 
welcher in ſeiner Jugend in einem warmen Klima üppig gelebt, dann 
aber durch irgend einen Unglücksfall aus dieſem Wohlleben herauskommt, 
plötzlich in ein kaltes Klima verſetzt wird, und hier bei magerer 
Speiſe und ſchlechtem Trank fein noch übriges Leben friſten ſoll. 
Unausbleiblich müſſen ſich auf dieſe Weiſe bei beiden, ſowohl beim Baume 
als bei dem Menſchen allerlei Schwächezuſtände einſtellen; umge— 
kehrt würden ſie bei nicht gar zu üppiger Nahrung gewiſſer, beſſer vege— 
tirt haben. . 

ad 2 und 3. Dieſer Schwächezuſtand muß ſich aber noch vergrößern, 
wenn die nun folgende fehlerhafte Behandlung hinzutritt. Bei der Pflan- 
zung eines jungen Baumes ſollen zur größeren Haltbarkeit die 3 Stützen 
an den unteren Spitzen ſoweit angebrannt werden, daß die verkohlte Stelle 
noch ½“ wenigſtens oberhalb der Erde zu Tage tritt. Auch kann man ſich 
ſtatt deſſen eines fäulnißwidrigen Anſtriches bedienen). Sind die 
Stützen ſo vorbereitet, ſo müſſen ſie zugleich beim Einpflanzen des Baumes 
vorſichtig zwiſchen die Wurzeln an ihren beſtimmten Ort eingeſteckt und 
dann das Loch mit guter Erde angefüllt werden; wollte man dies erſt nach 
eingepflanztem Baume thun, ſo würde man durch die hineingeſtoßenen 
Stützen ohne allen Zweifel die Wurzel verletzen, dieſelbe ſo langſam in 
Fäulniß übergehen, der Baum ſelbſt aber kränkeln und verderben. Auch 
darf kein Baum tiefer verpflanzt werden, als er in der Baumſchule ge— 


* Anmerkung. Hiezu nimm 50 Theile Harz — 40 Theile gemahlene Kreide 
— 300 Theile weißen ſcharfen Sand — 4 Theile Leinöl — 1 Theil Kupferroth 
(Eiſenvitriol) und 1 Theil Schwefelſäure. Das Harz, die Kreide, der Sand und das 
Leinöl werden zuſammen in einem eiſernen Keſſel gekocht, hierauf wird das Kupfer⸗ 
roth und die Schwefelſäure dazu gethan, die Miſchung tüchtig umgerührt und dieſelbe 
alsdann mit einem ſtarken Pinſel auf die Spitzen der Baum-, Weinbergpfähle, der 
Hopfenſtangen ꝛc. heiß aufgetragen. Sollte die Maſſe zu dick ſein, ſo nimmt man 
zum Verdünnen etwas Leinöl. Wenn der Anſtrich trocken iſt, bildet er einen ftein- 
harten Harniſch. J 


Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 6 


a * 
82 | 


ftanden; beim Ausheben bezeichne man alſo dieſe Stelle am Stamme mit 
einem Strich von weißer Kreide. 

Ferner: Wird ein Baum aus einer Baumſchule genommen und gleich 
an eine Stelle geſetzt, wo ſchon früher ein ſolcher geſtanden, ohne daß 
das Loch, von doppelt großem Umfange wie gewöhnlich, wenigſtens ein 
ganzes Jahr hindurch offen gelegen zur Einwirkung des Froſtes, Regens, 
überhaupt aber der atmoſphäriſchen Luft, und beim Einpflanzen mit guter 
alter Erde, oder einem Gemiſch von 2 Theilen gebrannten Lehms, 
1 Theile groben Sandes unter einem tüchtigen Zuſatz von 2jähri— 
gem Compoſtdünger“), fo darf man nie einen gefunden, kräftigen und 


*) Anmerkung. Die letzte Anleitung hiezu hat wohl mein hochgeſchätzter Col— 
lege, der 1850 zu Opladen bei Düſſeldorf verlebte Director von der Solinger Local⸗ 
abtheilung des landwirthſchaftlichen Vereins, Hr. Juſtizrath und Notar Deycks, gegeben 
in ſeiner vortrefflichen Broſchüre, handelnd über mehrere der wichtigſten Gegenſtände 
in der Landescultur, herausgegeben 1846 bei Vorländer in Siegen. Ich laſſe die 
beſagte Anleitung hier auszugsweiſe folgen, und füge nur die nöthigſten Zuſätze noch 
bei. — Auf eine freie Stelle laſſe man — ſagt Deycks — im Herbſte entweder Torf 
oder in deſſen Ermangelung Schlamm, Lette oder Lehmerde karrenweiſe neben einander 
auffahren, bis Anfangs März liegen, damit er durch die Luft und den Froſt verfault 
und mürbe wird. Dieſe noch ſäuerliche Maſſe wird alsdann grob pulveriſirt und 
ſchichtenweiſe mit kleinen Kalkſtücken oder Kalkofenaſche im Verhältniß von 9:1, das 
heißt auf 9 Karren Erde 1 Karre Kalk, in einen kegelförmigen Haufen gebracht, ſo 
daß man abwechſelnd mit einer Lage von 3 Zoll Erde beginnt, und darauf 1 Zoll 
hoch Kalk folgen läßt. Nach 4 Wochen etwa läßt man, damit beide Theile gut mit 
einander vermiſcht werden, an einer Seite des Haufens mit einer breiten Hacke von 
oben bis auf den Boden breite Scheiben herunterhauen. Dieſe ſo erhaltene Miſchung 
läßt man nun in einen viereckigen Haufen bringen, oben auf demſelben und rund 
herum 2 Fuß im Kreuzverbande mit einer dicken, ſcharf zugeſpitzten Stange Löcher 
bis auf den Boden machen. In dieſe gieße man, ſo oft es der Vorrath zuläßt, 
kräftige, mit dem Abtrittsdünger verbundene, gut aufgerührte Jauche, d. h. ſolche, 
worin das Ammoniac, ſomit der den Pflanzen wohlthuende Stickſtoff, durch den 
zeitweiſe hineingeſchütteten Eiſenvitriol oder mit Waſſer verdünnte Schwefel— 
ſäure (1 Theil von dieſer mit 8 Theilen von jenem in einem großen ſteinernen 
Buttertopfe vermiſcht) vollſtändig gebunden worden. Dieſer Zeitpunkt ift 
dann eingetreten, wenn in die fo behandelte Jauche getauchte Lackmuspapier— 
ſtreifchen ſich roth färben durch jene Säure. Zu demſelben Zweck muß jeden 
Morgen tüchtig Gyps in den Stall geſtreut werden. (Die Anweiſung, um Lackmus— 
papier und Gyps anzufertigen, wird ebenfalls hier unten gegeben) Denn auf dieſe 
Weiſe entſtehen bekanntlich zwei für jenen Compoſthaufen wichtige chemiſche 
Verbindungen: a) das Ammoniac hat ſich nämlich ſchon früher mit der Kohlen— 
ſäure der Atmoſphäre zum kohlenſauren Ammoni.c vereinigt, b) iſt noch vorhanden 
der Kalk und c) die Schwefelſäure, letztere auch in dem Eiſenvitriol enthalten. Ver⸗ 
möge der näheren chemiſchen Verwandtſchaſt verbindet ſich aber aa) das Ammoniac 
und die Schwefelſäure zum ſchwefelſauren Ammoniac und bb) der Kalk mit der Koh— 
lenſäure zum kohlenſauren Kalk. Würde man aber die Schwefelſäure nicht in die 
Jauche gießen, ſo hätte man nur die drei Beſtandtheile, nämlich a) den Kalk in Hau⸗ 
fen, und b) das mit der Kohlenſäure verbundene Ammoniac; es würde alſo ebenſo 
der Kalk mit der Kohlenſäure ſich verbinden, das wichtige Ammoniac aber 
Weiche des ganzen Compoſthaufens frei werden, d. h. ganz ent- 
weichen. 

Hat man nun beim erſten Umſetzen jenes Haufens Cloakenerde, Hornſpäne, 
Straßenkoth, durchgeſiebten Bauſchutt, Oelkuchenmehl, Malzſtaub, Sägemehl, Seifen⸗ 
ſiederaſche, Holzaſche, Pilze, Schilf, überhaupt thieriſche und pflanzliche Stoffe, fo 
kann man alle dieſe düngenden Gegenſtände mitgebrauchen. Um Felder und Gärten 
indeſſen von Unkraut rein zu erhalten, ſo würde ich anrathen, alle Unkräuter, ſobald 


83 


fruchtbaren Baum erwarten, im Gegentheile wird er ſtets Dürre an den 
Blättern zeigen und in Folge deſſen ſchlechte Früchte nur beibringen. — 
Zur Beſeitigung dieſes Uebels, Dörrſucht genannt, müſſen wir dem 
Baume wie jeder andern Pflanze, wenn ſie fortwährend gedeihen ſoll, 
jenen Compoſtdünger von Zeit zu Zeit zukommen laſſen, indem er ja die 
alte Kraft bereits in ſich aufgenommen und in den Früchten wieder abge— 
geben hat. Alles aber muß auch hier mit Maaß und Ziel geſchehen; auch 
hier ſchadet ſowohl das zu Viel als das zu Wenig; jenes bringt wäſſerige, 
dieſes aber ſaure Früchte. 

Aehnlich mit der Dörrſucht iſt die Lähmung. Dieſe entſteht, wenn 
ein Baum an der neuen Stelle tiefer gepflanzt wird, als er in der 
Baumſchule geſtanden, oder ein ſchlechteres, ſteinigeres Erdreich erhält, 
wie früher, worin noch überdies das Eiſenerz, andere Metalle und 
Säuren vorwalten, oder endlich die Atmoſphäre durch ſchädliche 
Dünſte, z. B. durch die Dämpfe einer nahe gelegenen Vitriolfabrik, 
verpeſtet wird. Durch all' dieſe Uebelſtände leiden die Obſtbäume ſehr 
und gehen raſch ihrem Untergang entgegen. 

Drohen Blüthen und Früchte in Folge eines trockenen 
Frühjahrs abzufallen, fo muß wöchentlich etwa mal am äußerſten, 
der Krone entgegengeſetzten Rande der Wurzel ringsherum ein Gräbchen 
gemacht und der Baum einige Mal tüchtig mit altem Spül-, Fluß- oder 
in der Sonne erwärmtem Brunnenwaſſer getränkt werden. 

Nie darf man ſich aber einfallen laſſen, die Bäume auf ein Feld zu 
pflanzen, worin Hackefrüchte mit friſchem Stalldünger beſtellt wer- 
den, oder in einen Gemüſegarten, wo jährlich, ja mal im Jahre, oft 
ſogar noch mit friſchen menſchlichen Exerementen oder friſcher 
Jauche gedüngt wird. Aus einer ſolch' fehlerhaften Düngung gehen 


ſie in Samen übergegangen, Quecken, Heide, Ginſter, Dornbüſche, Brombeerſträuche, 
ſonſtiges Geſtrüpp ꝛc. vorher zu trocknen, zu verbrennen und alsdann die ſo gewon— 
nene ganz vorzügliche Aſche unter jenen Haufen zu miſchen. Alle 6 Wochen muß 
derſelbe umgeſetzt und wie bemerkt behandelt werden. Derſelbe muß von Unkraut 
rein und mit nichts, z. B. Kürbiß, bepflanzt werden. Iſt dieſer Haufen 2 Jahre 
alt, fo enthält er den beſten Dünger für den Gemüſe-, Baum- und Blumen- 
garten, iſt ſomit ſelbſt dem kräftigſten Stalldünger weit vorzuziehen. — Wer ſich 
von den ſchlagenden Gründen Deyds überzeugen will, den bitte ich feine erwähnte 
ausgezeichnete Broſchüre ſelbſt zur Hand zu nehmen. 

Anmerkung. Anweiſung zur Anfertigung von Lackmus papier. 
Man kaufe für etwa 2 Groſchen beſten blauen Lackmus, zerkleinere ihn, gieße 2 Taſſen 
kochenden Flußwaſſers oder im Winter eben ſo viel durch geſchmolzenen Schnee oder 
Eis erhaltenes Waſſer ebenfalls kochend darüber, rühre mit einem reinen Hölzchen 
gut um, bis ganz dunkelblaue Farbe entſtanden iſt. Dieſe Flüſſigkeit wird durch 
ungeleimtes, weißes, in lange Streifen zerſchnittenes Fließpapier (welches beim Buch— 
drucker zu kaufen ift), nachdem fie durch Stehenlaſſen und Abgießen vom Bodenſatze 
befreit, durch Einſaugung a fgeſaugt und dann auf Bindfaden in der Nähe des war— 
men Stubenofens aufgehängt, getrocknet, ſpäter in fingerlange Streifchen zerſchnitten 
und zum Gebrauch in einer Pappſchachtel an trockner Stelle aufbewahrt. 

Anmerkung. Anweiſung zur Anfertigung von Gyps. Nimm 
1 Scheffel zerfallenen Kalks, beſprenge ihn langſam mit einer Miſchung von 15¼ 
Pfund Schwefelſäure und 48 Quart Regen- oder Flußwaſſer, ſchaufele dieſe Maſſe 
fortwährend um, und der Gyps iſt fertig. Hebe ihn an einer trocknen Stelle in 
einem Kaſten oder Faſſe zum Gebrauche auf. 


6* 


4 * „„ B 
* 8 
« 


unausbleiblich die weiter oben angeregten Uebel, als Brand und Krebs, 
hervor. Denn die Baumſäfte werden dadurch gänzlich zerſetzt, lagern fh 
in dieſem krankhaften Zuſtande, gerade wie beim menſchlichen Körper, an 
irgend einer Stelle ab, brechen hier auf und verbinden ſich zuletzt 
noch mit dem allgewaltigen Sauerſtoffe der uns umgebenden Luft. 

Bedient man ſich ſtatt dieſes thieriſchen einſchließlich des menſchlichen 
Düngers jenes alten unſchädlichen Compoſtes, oder man gräbt mindeſtens 
den Raſen unter dem Baume ſoweit ſeine Krone reicht um, weil dieſe in 
genauem Verhältniſſe mit den Wurzeln und insbeſondere mit den feineren 
Saugwurzeln ſteht, ſo kann man nichts verderben, ſondern nur zu einem 
erwünſchten Ziele gelangen. 

Wurzelausläufer darf man auch gar nicht aufkommen laſſen. Ueber⸗ 
haupt: friſcher Dünger iſt dem Baum nicht blos unnütz, ja ſogar 
ſchädlich, mag es auch z. B. ein aus dem Walde hergeholter wilder, 
alſo bis jetzt noch geſunder, unverdorbener Apfel- oder Kirſchbaum ſein. 
Denn in eben dem friſchen Zuſtande haben des Düngers einzelne Beſtand— 
theile ſich noch nicht aſſimilirt, das heißt zu einem wohlthätigen Gange 
verbunden, was erſt bei der gänzlichen Fäulniß ſtattfindet. Beweis: 
Begießt man z. B. eine Pflanze, den Obſtbaum eingeſchloſſen, mit friſchem 
Urin, der ſelbſt noch mit Waſſer verdünnt iſt, ſo geht ſie allmälig zu 
Grunde, umgekehrt aber wird ſie gedeihen, wenn man ihr denſelben in 
gänzlich verfaultem Zuſtande, von Zeit zu Zeit mit Waſſer ver- 
miſcht, in dem Verhältniß etwa von 1:4 zukommen läßt. 

Kurz: a) der Brand und Krebs ſind ein Zeichen von zu großer 
Stärke, Ueberreiz, Zerſetzungen der Säfte in Verbindung mit dem an 
dieſer Stelle in ſeiner ihm eigenthümlichen Weiſe verbrennenden Sauer⸗ 
ſtoffe der Atmoſphäre; 

b) die Dörrſucht und Lähmung dagegen ſind ein Zeichen von 
Schwäche. — Betreff der Behandlung aller dieſer Uebel gilt als Grund— 
ſatz: „Ein jeder Krankheitszuſtand wird durch den entgegen- 
geſetzten gehoben (Contraria tolluntur contrariis).“ Hierüber iſt ſchon 
oben das Nöthige bemerkt. 

ad 4. Nicht alle Aepfel-⸗ und Birnſorten gedeihen in einem rauhern 
Gebirgslande, wie z. B. Gummersbach und deſſen Umgegend. Will man 
auch hier das eigentlich nur für warme Gegenden beſtimmte feinere und 
edlere Obſt erzielen, ſo kann ich nur anrathen, die Bäume nicht als Hoch⸗ 
ſtämme, ſondern als Mittelſtämme, die Birne auf Quittenſtämme, die 
Aepfel aber auf Mispelſtämme oder als Zwergſtämme auf Sohannis- 
ſtämmchen veredelt zu erzielen, ſowie die Pfirſich und Aprikoſen als Spa— 
liere an ausgefugten Mauern, welche von Zeit zu Zeit noch angeſchwärzt 
werden mit einer dicken Brühe aus Ofenruß und Waſſer. Denn, — 
wie uns die Phyſik lehrt, — verſchlingt unter allen Körpern keiner die 
Wärmeſtrahlen beſſer, als gerade der Ruß. Durch dieſen matten und 
nicht glänzend ſchwarzen Anſtrich erhäkt man für jene Spaliere einen 
ſehr warmen Standort. Auch darf man nicht vergeſſen, ſie bei ſtarker Kälte 
und namentlich im Frühjahre durch Strohmatten gegen die Morgen— 
ſonne zu ſchützen. Denn dieſe platzt die erſtarrten Gefäße zu ſchnell auf, 
wodurch dieſe Bäume meiſt verderben. Beide Vorrichtungen belohnen ſich 


85 


reichlich. — Ein ferneres Mittel, um das rauhe Klima zu mildern, 
iſt, daß man den Baumgarten (bei den Weinbergen die obere Bergkuppel) 
gegen die Nord- und Oſtwinde ſchützt durch Anpflanzung von einer we— 
nigſtens doppelten Reihe von Nadelholzbäumen, etwa mit der von unten 
bis zum Gipfel bekleideten Edeltanne. 

Die viel Wärme verlangende Weinrebe am Hauſe leite man auf das 
mit Pfannen und Latten verſehene Dach, welche zuerſt mit Mineraltheer 
beſtrichen und, wenn dieſer halb trocken, mit Ofenruß derbe noch beſtreut 
werden. Auf dieſe Weiſe fallen die Sonnenſtrahlen ſenkrecht auf die Rebe 
und gehen ihr nicht verloren. 

Die, wie ich glaube, nur wenig bekannte Veredlung“) auf Mis— 
pelſtämmen gewährt überdies noch den Vortheil, daß vermöge des 
fruchtbaren Mutterſtammes der Baum jährlich ſeine Früchte beibringt. — 
Die folgenden Verzeichniſſe ſollen nun die für beide Lagen, ſowohl für 
warme Gegenden als für das rauhere Gebirgsland beſtimmten Aepfel— 
und Birnenſorten angeben. Sie ſind gezogen aus dem vortrefflichen 
Gartenbuche, betitelt: „Der Hausgarten“, von Fr. B. Hoffacker, gedruckt 
1859 und zu kaufen à 20 Gr. zu Lahr bei J. H. Geiger. Dies Buch, 
zwar klein, aber inhaltreich, iſt ſehr günſtig recenſirt, — ein Beweis für 
ſeine Brauchbarkeit. 


I. Aepfel. 

Für warme Gegenden: Für rauheres Gebirgsland: 

a) für den Garten. a) für den Garten. 
Weißer Winter⸗Cal vill, Winterborsdorfer, 
Rother Herbſt⸗Calvill, Deutſche Schafnaſe, 
Grafenſteiner, Rheiniſcher Bohnapfel, 
Saviſer Rambour-Reinette oder Ca- Brauner Madapfel, 

nada⸗Reinette, Weißer Madapfel, 

Goldpepping, Rother Stettiner, 
Reinette von Breda, Muskat⸗Reinette, 
Muskat⸗Reinette, Große Kaſſeler Reinette. 


Engliſche Spital-Reinette, 
Engliſche Goldparmaine, 
Danziger Kantapfel. 


*) Anmerkung. Da an dieſer Stelle doch gerade von Veredlung die Rede iſt, 
ſo möchte ich die Baumzüchter auf eine Art derſelben aufmerkſam machen, die, ob— 
gleich ſchon vor etwa 200 Jahren durch Gerold Edelbach beſchrieben und ſo zu— 
verläſſig, doch fo wenig in Gebrauch kommt; ich meine das ſogenannte Seiten- 
pfropfen ohne Abſchneidung des Stammes oder Aſtes. Conſtantin v. Schöne— 
beck in ſeinem vortrefflichen Werke, betitelt: „Anleitung zur Vermehrung und Pflege 
der Obſtbäume⸗, erſchienen zu Cöln 1806 bei Keil, S. 578, beſchreibt daſſelbe wie 
folgt: „An einer glatten Stelle, wo man einen Zweig zu haben wünſcht, macht man 
nämlich mit dem Oeulirmeſſer einen Einſchnitt in die Rinde in Form eines lateini— 
ſchen T, ohne die darunter laufenden Saftgefäße zu beſchädigen. Ueber dem obern 
wagerechten Schnitt wird ein Halbzirkel, deſſen Durchmeſſer ungefähr 2 Linien beträgt, 
in Form eines liegenden lateiniſchen & herausgeſchnitten. Nun wählt man ein etwas 
krummes Pfropfreis, das man an der convexen Seite ſchräg, wie beim Copuliren, in 
der Länge von 1 bis 1½ Zoll ohne einen Abſatz zuſchneidet, und ſetzt es mit dieſem 
Keil zwiſchen die mit dem Falz des Oeulirmeſſers etwas abgelöſten Flügel der Rinde, 


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b) für Feld, auch Straßen. 


Luiken, 

Rheiniſcher Bohnapfel, 
Rabau, Lederapfel, 
Grafenſteiner, 

Aechter Winterſtreifling, 
Engliſche Goldparmaine. 


II. 


Für warme Gegenden: 

a) für den Garten. 
Craſanne, 
Magdalenenbirne, 
Herbſtbergamotte, 
Wildling van Motte, 
Sparbirne, | 
Geishirtlesbirne, 
Graue Butterbirne, 
Weiße Herbſtbutterbirne, 
Diels Butterbirne, 
Graue Dechantsbirne, 
Schweizerhoſe, 
Grüne Hermanns birne, 
Beſtenbirne, 
Virguleuſe. 

b) für Feld. 

Rockeneier, 
Pfaffenbirne, 
Kraus birne, 
Frankfurter, 
Gute Louiſe, 
Veldenzer, 
Rumetter, 
Beſtenbirne. 


b) für Feld und Straße. 


Geſtreifter Backapfel, 
Winterborsdorfer, 
Zwiebelborsdorfer, 
Luiken, 

Weißer Stettiner, 
Kohlapfel. 


Birnen. 


Für rauheres Gebirgsland: 
a) für den Garten. 

Beſtenbirne, 
Rockeneier, 
Wildling van Motte, 
Junkerhannsbirne, 
Sparbirne, 
Geishirtle, 
Weiße Herbſtbutterbirne, 
Schweizerhoſe. 


b) für Feld. 
Bratbirne, 
Wildling von Einſiedel, 
Betzelbirne, 
Kraus birne. 


(Schluß folgt.) 


S an 


ſo daß der Anfang des Keils den obern runden Ausſchnitt berührt. Wie bei dem 
Oculiren, jo wird auch bei dieſem Seitenpfropfen verlangt, daß die Schale des Wild— 
ſtammes ſich gut löſt. Das Verbinden 2c. geſchieht wie bei der Oeulation. Nur 
würde ich noch anrathen, der größeren Sicherheit wegen den Verband ſelbſt und das 
Edelreis am oberen Ende mit dem hier unten näher beſchriebenen warmen Baum— 
kitt zu beſtreichen. Auch darf man, wie bei allen Veredlungen, nicht vergeſſen, das 
veredelte Bäumchen bei trockenem Wetter zuweilen tüchtig zu begießen. — Da der 
Stamm oder Aſt des Wildſtammes gar nicht verſtümmelt wird, ſo iſt er in keiner 
Gefahr zu verderben. Dieſe Veredlungsart iſt daher auch die beſte, im Sommer mit 
aufbewahrten ſowohl als mit neu gewachſenen reifen Reiſern zu pfropfen. 
Reiſer, die man bis Ende des Monats Juni aufſetzt, treiben noch in dem nämlichen 
Sommer, jene aber, die im Juli und Auguſt gepfropft werden, bleiben ſchlafend und 
treiben in dem folgenden Frühjahre ſofort ſtark aus. 


87 


Die Wittwen⸗, Waiſen⸗ und Alterverſorgungs⸗Caſſe 
für deutſche Gärtner. 


Nr. 48 vor. Jahrg. der „Deutſchen Gartenzeitung“ enthält 
einen Bericht unter der Aufſchrift: 


Aus Görlitz, der Geitner'ſche Antrag. 

Es würde zu weit führen, denſelben wörtlich wiedergeben zu wollen, 
denn es läßt ſich dahin zuſammenfaſſen, daß der von mir auf Gründung 
obiger Caſſe geſtellte Antrag, der ſchon in Mainz und Cöthen geſtellt ge— 
weſen, nun auch in Görlitz verworfen resp. beſeitigt ſei und daß man 
ſich nun dahin geeinigt habe, den angeregten Gedanken in kleinen Be⸗ 
zirken auszuführen. 

Hat nun der Unterzeichnete ſchon dort gegen die Art der Behandlung 
dieſer doch immerhin wichtigen Sache, und auch aus dem Grunde, als der 
Theil unſeres Standes, zu deſſen Gunſten dieſe Caſſe gegründet werden 
ſoll — kaum vertreten wird, Verwahrung eingelegt — ſo hält ſich 
derſelbe auch ſonſt, den vielen ſeiner werthen Collegen gegenüber, die ſich 
in dieſer ihre heiligſten Intereſſen berührenden Angelegenheit direet 
an ihn gewendet, für verpflichtet, eine beſondere Erklärung jenem Berichte 
entgegen abzugeben, und erſucht die geehrte Redaction um gefällige Auf— 
nahme derſelben. 


Entgegnung. 

Der Unterzeichnete glaubt ein Recht zu haben, gegen den in Nr. 48 
der „Deutſchen Gartenzeitung“ enthaltenen Bericht im Intereſſe der Sache 
Verwahrung einlegen zu müſſen. Denn daß fein auf dem von Abertaus 
ſenden anerkannten Grundſatze der neueren volkswirthſchaftlichen Prineipien 
— wonach nur durch möglichſt vereinte Kräfte Großes ge— 
leiſtet werden kann — baſirender Antrag in Görlitz nicht durchging, 
ſpricht nicht gegen den Antrag, ſondern iſt inſofern ein testimonium 
paupertatis für die Verſammlung, weil ſie jenem von allen Ständen und 
ſelbſt von Handwerkern und Arbeitern anerkannten Grundſatze zuwider— 
laufend, glaubt, daß durch Errichtung ſolcher Caſſen in kleinen Bezirken 
ſich mehr werde erreichen laſſen. 

Dieſes klägliche Reſultat kann mich aber weder entmuthigen, noch 
weniger vermag ich die Anſicht jenes anonymen Berichterſtatters zu theilen, 
als ſei jener Antrag als beſeitigt anzuſehen. Der Verlauf der Sache 
hat mich höchſtens einen tieferen Blick in den wahren Stand Einzelner 
zur Sache ſelbſt thun laſſen und für dieſelbe Jene! nicht aber die 
Sache! als beſeitigt anſehen laſſen. 

Sobald es meine Zeit geſtattet, werde ich mir erlauben, über weitere 
Maßnahmen mich vernehmen zu laſſen; für jetzt ſehe ich von allen die 
Sache nicht fördernden Diseuffionen ab, obwohl noch Vieles gegen jene 
und frühere Auslaſſungen, die daſſelbe Blatt über mich ergehen ließ, ein, 
zuwenden wäre. G. Geitner. 


— — 


88 


Ankündigung 
einer Gärtnerlehranftalt in Cöthen (Herzogthum Anhalt) 
in der Kunſt- und Handelsgärtnerei G. Goeſchke. 


Nachdem wir Beide, die Kunſt- und Handelsgärtner G. Goeſchke 
und L. Schroeter, von Sr. Hoh. dem Herzoge von Anhalt die höchſte 
Genehmigung erhalten haben, eine Gärtnerlehranſtalt in Cöthen in's Leben 
zu rufen, ſo veröffentlichen wir hiermit, daß wir vom 1. April 1864 an 
Zöglinge aufnehmen. — Die Anſtalt wird die practiſche und theoretiſche 
Ausbildung von Gärtnern in's Auge faſſen. Nachſtehender Proſpeet wird 
darüber ausführliche Auskunft geben. | 


Brofpect 
der Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Herzogthum Anhalt) 
in der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei G. Goeſchke. 


1. Die Oberaufſicht der Anſtalt ſteht laut Verfügung, d. d. Deſſau den 
21. December 1863, unter Herzoglicher Regierung, Abtheilung des 
Innern. 

2. Die Zöglinge werden praetiſch und theoretiſch ausgebildet. 

3. Das practiſche Unterrichtsweſen begreift alle der Gärtnerei zugehörende 
Arbeiten, als Blumen- und Pflanzenzucht, Gemüſe- und Obſtbau, 
Samenbau, Treiberei, Dbft: und Gehölzbaumſchulen. 

4. Das theoretiſche Unterrichtsweſen wird alle Zweige der Gartenkunſt, 
als Blumenzucht, Gemüſebau, Baumzucht, Pomologie, Treiberei und 
Samenbau, in's Auge faſſen und damit das Landſchafts-, Pflanzen⸗ 
und Planzeichnen, die Botanik, Mathematik und Chemie, ſowie die 
neueren und älteren Sprachen verbinden, ſoweit dieſe Sprachen zum 
Verſtändniß der Pflanzennamen nothwendig ſind. — Das Rechnungs— 
weſen ſoll gleichfalls ſoweit gelehrt werden, als es bei Begründung 
eines eigenen gärtneriſchen Unternehmens nöthig iſt. — Auch wird 
die Lehre von der Garten-Anlage betrieben werden. — Die Steno— 
graphie kann auf Verlangen beſonders gelehrt werden, ſowie für 
Ausländer die deutſche Sprache. 

5. Der Zögling, deſſen Anmeldung bei der Direction unter Beifügung 
eines genügenden Zeugniſſes über ſeine Führung und erforderlichen 
Kenntniſſe wenigſtens 4 Wochen vorher geſchehen muß, hat 3 Jahre 
zu lernen, nach welcher Zeit derſelbe ein Examen zu beſtehen hat und 
darnach ein Atteſt ſeiner Führung, ſeinem Fleiße und feinen Kennt: 
niſſen gemäß erhält. 8 

6. Das Honorar für Unterricht, Wohnung und Beköſtigung beträgt ins— 
geſammt jährlich 120 Thaler und iſt in vierteljährlichen Raten im 
Voraus zu entrichten. 

7. Der Zögling hat ſein Bett und ſeine Wäſche mitzubringen und für 
deren Reinhaltung zu ſorgen; im Falle, daß er bei zu weiter Ent— 
fernung das Bett nicht mitbringt, hat er dafür jährlich 10 i 
praenumerando zu zahlen. 


* 


89 


8. Die Anftalt iſt auch bereit, gelernte Gärtner zu ihrer weitern Aus— 
bildung auf einige Zeit aufzunehmen, und iſt für dieſen Fall beſon— 
dere Uebereinkunft darüber mit der Direction zu treffen. 

Briefe ſind kranco zu richten: 


An die Direction 
der Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Anhalt). 
A TI 
Literatur. 


Illuſtrirtes allgemeines Gartenbuch. Vollſtändige Anlei— 
tung zum Gartenbau nach jeder Richtung, zur Gartenkunſt wie zur Land— 
ſchaftsgärtnerei, als zum Gemüſe- und Obſtbau, zur Anlage von Baum— 
ſchulen, zur künſtlichen Vaumzucht und Befruchtung, ſowie zum Samenbau, 
zur Blumengärtnerei im Garten, Glashaus und Zimmer, zur Blumen: 
treiberei im Winter, unter beſonderer Angabe der Blüthezeit, Behandlung 
und Anwendung der ſchönſten und beliebteſten Blumen des Gartens und 
des Zimmers zꝛc., zur Anlegung von Gärten jeder Art, Gemüſehäuſern 
und Miſtbeeten. — Ein Handbuch für Gärtner, Gartenfreunde und Land— 
wirthe. Von H. Jäger, Großherzogl. Sachſ.-Weim. Hofgärtner. Mit 
230 in den Text gedruckten Holzſchnitten und einem Titelblatt. Leipzig 
und Berlin. Verlagshdlg. von Otto Spamer 1864. 8. 2X u. 539 S. 
Preis 1½ /. 

Der Titel des hier genannten Buches zeigt ſchon, daß uns der in 
der Gartenliteratur ſo rühmlichſt bekannte Verfaſſer ein Gartenbuch ge— 
liefert hat, wie wir noch kein ähnliches beſitzen. Daſſelbe umfaßt alle 
Theile des Gartenweſens, von denen die einen ausführlicher, die anderen 
kürzer, je nachdem Belehrung nothwendig, abgehandelt worden ſind; es 
weicht demnach etwas von den gebräuchlichen Büchern dieſer Art ab und 
in Bezug auf Mannigfaltigkeit des Stoffes iſt wohl keins mit dieſem zu 
vergleichen. Von dem richtigen Grundſatze ausgehend, daß eine gute 
Grundlage in Allem die erſte Bedingung iſt, hat der Verfaſſer im J. Thl. 
1. Abtheil. die Grundſätze für alle Culturzweige des Gartenbaues vor— 
ausgeſchickt, eine Belehrung, die in faſt allen Gartenbüchern man vergebens 
ſucht. Ueber die Grundſätze und Lehren für alle Culturzweige des Gar— 
tenbaues, als über Beſtandtheile, Ernährung, Lebens- und Wachsthums— 
bedingungen der Pflanzen, iſt jedoch eben nur ſo viel geſagt, als zu wiſſen 
nothwendig, und ſind dieſe Erklärungen größtentheils dem bekannten vor— 
trefflichen Buche von Dr. E. Regel „Die Pflanze und ihr Leben“ ent— 
nommen, ebenſo die dazu gegebenen Holzſchnitte. In der 2. Abtheilung 
finden wir Belehrung über Klima, Lage, Grund und Boden, Dünger und 
Düngung, Hülfserden, in der 3. über die Hülfsmittel und gebräuchlichen 
Werkzeuge, in der 4. über die Feinde und Krankheiten der Pflanzen, in 
der 5. über allgemeine Verrichtungen und nothwendige Einrichtungen beim 
Betrieb des Gartenbaues, und in der 6. über das praktiſche Verfahren 
bei der Anlage von Gärten ze. Jede Abtheilung zerfällt wiederum in 
mehrere Abſchnitte. Der II. Theil handelt nun über die einzelnen Fächer 
des Gartenbaues, als über Gemüſebau, Obſtbaumzucht u. dergl., und zer⸗ 


8 K ä 9 E 
90 1 


fällt ebenfalls in drei Abtheilungen, jede derſelben wieder in mehrere Ab- 
ſchnitte, die einzeln zu nennen es uns hier an Raum fehlt; auch zeigt dern 
Titel theilweiſe, was in dem Buche zu finden iſt. Der Text dieſes vor— 
züglichen Buches iſt in klarer, und wenn der Menge des Materials wegen 
nur in kurzer, fo doch in ſehr faßlicher Sprache geſchrieben und liefert 
daſſelbe wiederum einen Beweis von dem Talente des um die Garten— 
literatur ſich ſo verdient machenden Verfaſſers. 

Störend und den Laien irreführend iſt leider die große Menge von 
Druckfehlern, namentlich bei den lateiniſchen Pflanzennamen, und wenn 
auch ſchon zu Anfang des Buches eine Anzahl dieſer Fehler als verbeſſert 
aufgeführt worden iſt, ſo bleiben leider noch ſehr viele nach, aber auch 
die Berichtigungen ſelbſt ſind nicht richtig angegeben. Bei der unzweifel— 
haft ſehr bald nothwendig werdenden zweiten Auflage dieſes allen Gärt— 
nern und Gartenfreunden zu empfehlenden Buches werden jedenfalls die 
ſtörenden Druckfehler ausgemerzt werden. E. O0. 


Taſchenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde, 
herausgegeben vom Pomologiſchen Inſtitut in Reutlingen. 
Dritter Jahrg. Mit 42 Holzſchnitten. Stuttgart, Verlag von A. Lu: 
brecht & Co. 1863. kl. 8. 110 S. 

Dieſes nutzbare Taſchenbuch erſcheint bereits zum dritten Mal, aber— 
mals ausgeſtattet mit vielen kurzen belehrenden Abhandlungen, welche nach 
eignen praktiſchen Beobachtungen und Erfahrungen von den Lehrern und 
Zöglingen des pomologiſchen Inſtituts abgefaßt ſind. — In der Vorrede 
und Einleitung zu dem kleinen Buche giebt der Director des Inſtituts, 
Herr Garteninſpeetor Lucas, Nachricht über die Leiſtungen, über den 
Beſtand ꝛc. dieſes Inſtituts. Zu den Beſchreibungen einiger neuen ver— 
beſſerten und zu empfehlenden Geräthe und Werkzeuge ſind Abbildungen 
gegeben, ebenſo zu mehreren in Reutlingen angewendeten Spalierformen 
verſchiedener Obſtſorten ze. Sehr erwünſcht iſt die Aufführung der vom 
Lyoner Pomologen-Congreß empfohlenen Birnſorten, ebenſo das Verzeichniß 
der von deutſchen Pomologen-Verſammlungen empfohlenen Aepfel- und 
Birnenſorten. Den Schluß des Buches bildet das mit möglichſter Sorg— 
falt von Herrn Garteninfpeetor Lucas bearbeitete beſchreibende Verzeichniß 
der im pomologiſchen Inſtitut käuflich abzugebenden Obſtbäume, Sträucher, 
Samen c. E. Oo. 


Der Garten-Ingenieur. Handbuch der geſammten Technik des Garten— 
weſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Gärtnergehilfen und Lehrlinge ꝛc. ꝛc., 
von R. W. A. Wörmann. Berlin, 1864. Ernſt Schotte & Co. 

Die zweite Abtheilung dieſes ſehr nützlichen Werkes, die Teppich- 
gärten und deren Anlage enthaltend, liegt vor uns. Wir haben uns 
bereits in einem der letzten Hefte des vorigen Jahrgangs dieſer Zeitſchrift 
über den großen Werth dieſes Buches für jeden Gärtner und Gartenbe— 
ſitzer ausgeſprochen und können unſere Anſicht nach Einſicht dieſer 2. Ab— 
theilung des Werkes nur nochmals beſtätigen, die ſich der 1. Abtheilung 
in jeder Beziehung würdig anſchließt. Gerade in jetziger Zeit, wo die 
ſogenannten Teppichgärten immer mehr und mehr Mode werden und faſt 


91 


in keinem Garten fehlen dürfen, wird durch die in dem Buche aufgeführ— 
ten 51 verſchiedenen Muſter, erläutert durch faſt eben ſo viele richtig und 
ſauber ausgeführte Abbildungen, dem Gärtner Gelegenheit gegeben, die 
ihm zuſagende Form eines Teppichs ins Freie zu übertragen und um dies 
mit Leichtigkeit auch ausführen zu können, findet er im Texte genügende 
Anleitung dazu. E. Oo. 


Anleitung zur Cultur des Beerenobſtes in Gärten, von Fr. 
Fürer, Direktor a. D. in Stuttgart. — Stuttgart, in Commiſſion bei 
Karl Aue, 1864. Quart. 36 S. 

Die Cultur des Beeren-Obſtes, als Erdbeeren, Bromm- und Him— 
beeren, Heidel- und Johannisbeeren wie Stachelbeeren nimmt mit Recht 
eine immer größere Verbreitung an; damit aber die vortrefflichen Eigen— 
ſchaften der genannten Fruchtſorten zu ihrer vollen Entwickelung gelangen, 
muß man den Pflanzen auch eine fachgemäße Behandlung angedeihen 
laſſen und wie ſolche Behandlung ſein muß, iſt in dem genannten Büchel— 
chen kurz und verſtändlich gegeben. Gleichzeitig ſind von jeder Fruchtart 
die vorzüglichſten Varietäten angeführt. Wir empfehlen dieſes Büchelchen 
allen Gartenbeſitzern beſtens. E. Oo. 


— . — 


Feuilleton. 


Diesjährige Pflanzen- und Samenverzeichniſſe. Unter 
den uns eingefandten Samen- und Pflanzenverzeichniſſen iſt das vom 
Garteninſpeetor F. Jühlke (in Firma C. Appelius) in Erfurt über 
Getreide-Arten, die Jühlke Behufs weiterer Beobachtung und Prüfung 
zu Anbau-Verſuchen empfiehlt und welche bei ihm käuflich zu erhalten find, 
wiederum ſehr reichhaltig. Das ganze Sortiment beſteht aus 152 Sorten, 
die inclus. Verpackung 10 Thlr. koſten. Einzelne Proben werden ſo ſtark 
gegeben, daß damit 50—60 Quadratruthen beſäet werden können. Eine 
vollſtändige Sammlung vollkommen ausgebildeter Aehren koſtet 4 Thlr. 
Vorſteher von Verſuchsgärten der land wirthſchaftlichen Vereine ꝛc. machen 
wir auf dieſe Getreide-Arten namentlich aufmerkſam. 

Auch die Samenverzeichniffe en gros und en detail über Gemüſe⸗, 
landwirthſchaftliche und andere Sämereien dieſer rühmlichſt bekannten 
Firma, zeichnen ſich in dieſem Jahre wiederum durch eine Auswahl der 
beſten und gangbarſten Arten und Sorten aus. Die Gemüſe- und land: 
wirthſchaftlichen Samen möchten wir beſonders unter den vielen andern 
hervorheben, zumal die Reſultate dieſer Kulturen des Inſp. Jühlke be— 
kanntlich auf der großen internationalen landwirthſchaftlichen Ausſtellung 
in Hamburg mit der ſilbernen Medaille prämirt worden ſind. 

Aber noch viele andere nicht minder der genauen Durchſicht der 
Blumen- und Pflanzenfreunde ſehr zu empfehlende Verzeichniſſe bekannter 
und reeller Firmen liegen uns unter den maſſenhaft zugegangenen vor, 
die einzeln hier zu beſprechen rein unmöglich iſt und wir nur noch einige 
Firmen namhaft machen wollen, mit dem Bemerken, daß von ſämmtlichen 
hier genannten Verzeichniſſen auf Franco-Verlangen auch von uns Exem⸗ 


92 


plare franco zugefandt werden, fo z. B. von Gebr. Dippe in Qued⸗ 
linburg (Engros-Preis-Verzeichniß über Gemüfe-, Feld-, Gras-, Wald: 
und Blumen-Sämereien ꝛc., über 3000 Nummern ſtark). — Verzeichniß 
(54. Jahrg.) über Gemüſe- und Blumen-Samen, Feld- und Wald⸗ 
Sämereien, Pflanzenſortimente ꝛe. von C. Platz & Sohn in Erfurt, 
gleichfalls ein ſehr reichhaltiges Verzeichniß (an 3400 Nummern ſtark) 
dieſer alt renomirten Firma. — Verzeichniß der Gemüfe-, Gras-, Feld-, N 
Wald: und Blumen-Sämereien (faſt 4000 Nummern) von Eruſt Be⸗ 
nary in Erfurt, eine Handlung, die durch ihre Reellität während dern 
letzten 15 Jahre einen ſehr großen Auffhrung genommen und ſich des 
beſten Rufes zu erfreuen hat. — Das neueſte Verzeichniß von Sämereien 
von Peter Smith & Co. in Hamburg und Bergedorf liegt dieſem 
Hefte bei und machen wir die Leſer beſonders darauf aufmerkſam. Das 
Verzeichniß enthält eine Auswahl der beſten, ſowohl an Blumen-, wie 
an Gemüſeſamen; reich vertreten ſind auch die Gehölzſämereien, eine genaue 
Durchſicht wird die Leſer von dem Geſagten überzeugen. — Das neueſte 
Preis⸗Verzeichniß über Floriſtenblumen, Sträucher, Coniferen 2e. derſelben 
wohlbekannten Firma (Peter Smith & Co.) liegt gleichfalls dieſem 
Hefte bei. Unter den Floriſten-Blumen das Neueſte und Beſte enthaltend, 
was der engliſche Markt im letzten Jahre brachte. Ausgezeichnet iſt die 
Collection und die Anzucht der im freien Lande aushaltenden Coniferen, 
auf die wir beſonders aufmerkſam machen möchten. Nichtkennern empfehlen 
wir die offerirten Collectionen von 40 Stück in 40 Arten zu 40, 60 oder 
80 Mark. — Das Preisverzeichniß der Handelsgärtnerei in Plicken 
bei Gumbinnen in Oſtpreußen (L. Reitenbach) legt Zeugniß ab, daß 
ſich dieſe Gärtnerei in ſehr kurzer Zeit in allen ihren Culturzweigen ſehr 
erweitert hat, trotz der ungünſtigen klimatiſchen Verhältniſſe, mit denen 
Gärtnereien in jener Gegend zu kämpfen haben. Ein langer, harter 
Winter zerſtört häufig alles wieder, was durch Fleiß, Kunſt und Ausdauer 
während der guten Jahreszeit erzielt worden iſt. Die Sammlungen der 
Zierbäume, Staudengewächſe, Obſtbäume, Roſen, Gewächshauspflanzen zc. 
ſind durch viele neue Sorten und Arten erweitert worden und empfehlen 
wir dieſe Gärtnerei als eine der beſten Bezugsquellen den Gartenfreunden 
in Polen und Rußland. Außer dieſen liegt noch eine große Anzahl Ver— 
zeichniſſe vor, wie von W. Bahlſen in Erfurt, J. Sieckmann in 
Köſtritz, Franz Anton Haage in Erfurt, A. Keilholz in Quedlin⸗ 
burg, Ad. Demmler in Berlin, J. L. Schiebler & Sohn in Celle, 
auf die wir nicht minder wie auf die zuerſt genannten aufmerkſam machen 
wollen. E. Oo. 
Die Nieſen der Pflanzenwelt iſt der Titel eines Buches von 
Eduard Mielck, einem Forſtmanne von Beruf, das bei C. F. Winter 
in Leipzig erſchienen, welches die größten Bäume und in ihnen die älteſten 
von den lebenden Zeugen der Menſchengeſchichte muſtert. Selbſt unfere 
nächſte Umgebung, die holſteiniſchen Orte Salzau, Dobersdorf, Bordes— 
holm und ſogar das „/ Stunden von Hamburg entfernt gelegene Flott— 
beck hat fo anſehnlich zu den Baumportraits dieſes Werkes beigetragen, 
welches die Rieſen der Pflanzenwelt ſchildert. Nach welchem Maß— 
ſtabe aber dieſe Eichen, Cedern, Fichten ꝛc. ausgewählt ſind, das wird man 


93 


daraus begreifen, daß der Verfaſſer zum Schluſſe ein Bild giebt, worauf 
die Rieſenbäume mit den höchſten Gebäuden der Welt verglichen werden. 
Wirklich ragt auf dieſem Blatte der californiſche Mammuthbaum (Sequoia 
gigantea) bis nahe an den Gipfel der Pyramide des Cheops (450 F.) 
empor und mit der Höhe des Hamburger Waſſerthurms (200 F.) wett: 
eifern deutſche Fichten und Tannen. Auch ſind die größten Bäume den 
größten Bauwerken der Erde an Alter nicht unebenbürtig. Ihren gleich— 
zeitigen Geburtstag kann ſchon manche norddeutſche Kiefer mit der Peters— 
kirche in Rom gehabt haben, unſere Buche hat eine Lebensdauer von 
500 Jahren, der Lärche, dem Ahorn wird darüber eingeräumt, die Edel— 
tanne ſoll ſich bereits durch ein Jahrtauſend behaupten können, die Linde 
noch länger, die Eiche 1600 Jahre. Dazwiſchen rankt ſich als ein lang— 
beiniger Geſell der Ephen hindurch, der im Wohnzimmer eine fo zarte 
Rolle ſpielt. Tauſend Jahre giebt man einzelnen Stämmen davon. Aber 
über die Errichtung der Pyramiden und eyelopiſchen Mauern hinaus geht 
das Alter der Mammuthbäume in Californien, die 5000 Jahre ſtehen, 
und die Affenbrotbäume am Senegal, die am Tage der bibliſchen Schöpfung 
gepflanzt zu ſein ſcheinen. 

Was der Verfaſſer dem holſteiniſchen Lande entlehnt hat, das ſind 
Eichen, zu denen zwei aus dem Großherzogthum Oldenburg (aus dem 
Hasbrock hinter Bremen) kommen, Linden, Buchen und aus dem Park von 
Flottbeck eine gewaltige Weidengruppe, von welcher jedoch der letzte Stamm 
1861 zuſammengebrochen iſt. Die Weiden mochten ein Alter von 200 
Jahren erreicht haben. Kaſtanien vom Aetna, eine Platane von Bujuk— 
dere bei Conſtantinopel, Tannen vom thüringer Walde, der berühmte 
Drachenbaum auf Teneriffa ꝛc. dehnen den Geſichtskreis der Beobachtung 
über die verſchiedenſten Theile der Erde aus und zu den ſchönen Abbildungen 
fügt der Verfaſſer einen wiſſenſchaftlich auskunftgebenden Tert. (H. N.) 

Portulaca grandiflora fl. pl. Von dieſen fogenann- 
ten Portulakröschen, deren wir ſchon früher anerkennend gedacht, hat Herr 
Ch. Deegen in Köſtritz im vergangenen Jahre wiederum ein anſehnliches 
b Samen geerntet, wovon eine Priſe von 50 Korn 15 Sgr. 
oſtet. 

Dieſe Portulakröschen haben die Erwartungen, welche ſie bei ihrem 
erſten Erſcheinen erregten, im hohen Grade befriedigt. Intenſive Färbung 
bis zu den beſcheidenſten hellen und weißen Nüancen, geſtreift, gerändert 
und geflammt, vollkommene Füllung in edelſter Roſen- und Ranunkelform, 
beſondere Größe ſind die Eigenſchaften, welche im Allgemeinen dieſe lieb— 
lichen Blumen auszeichnen und die auch nicht verfehlt haben, bei der 
großen internationalen Ausſtellung in Hamburg im Juli v. J., wo ein 
Sortiment derſelben ausgeſtellt war, ſich des allgemeinſten Beifalls zu er— 
freuen. Einen weſentlichen Vorzug haben die gefüllten Varietäten dieſer 
Pflanze vor den einfachen Portulaks, daß ſie viel länger am Tage blühen, 
von früh an bis weit in den Nachmittag hinein. 

Die beſcheidenen Anſprüche, welche die Portulakröschen an den Boden 
machen, die leichte Cultur, die reinen prachtvollen Farben, welche in immer 
neuen Schattirungen und Abſtufungen erſcheinen, die dem ganzen Habitus 
der Pflanze nach überall paſſende Verwendung zu Gruppen und Ein— 


PR 
5 5 


94 


faſſungen werden den Portulafröschen eine der erſten Stellen unter den 
modernen Culturpflanzen ſichern. E. Oo. 
Wurzelknollen an Bohnen. Im landw. Centralbl. für das 
bergiſche Land theilt ein Herr Reinicke mit, daß er an feiner rothblühen⸗ 
den ſogenannten türkiſchen oder Feuerbohne im October v. J. Wurzel- 
knollen gefunden habe, ähnlich denen einer Georgine. Er legte eine der 
Knollen in's Warmhaus, in feuchte Luft, wo ſie Triebe entwickelte. Meh— 
rere nunmehr aufgenommene Knollen wurden, nebſt jener erſten, in einem 
kalten Glashauſe bei 5 Grad Wärme überwintert. Im Frühjahr trieben 
ſie ſämmtlich wieder aus. Einige wurden unterſucht, und es zeigte ſich, 
daß ſie viel Stärkemehl enthielten und nach dem Kochen ſehr ſchmackhaft, 
ähnlich den Kaſtanien, waren. Dieſer Fall ſteht nicht vereinzelt da, da 
auch ein anderer Gartenbeſitzer an Wurzeln der rothen Bohne ſolche Knollen 
fand. „Vielleicht“, ſchließt der Bericht, „läßt ſich dieſe Bohnenart, in 
Folge der ausdauernden Eigenſchaft, mit Vortheil zur Wintertreiberei be— 
nutzen; die jungen, zarten Bohnen dieſer Art ſind ſehr wohlſchmeckend.“ 
(Hannov. land- u. forſtwirthſch. V.-Bl.) 
. 


Perſonal⸗Notizen. 

Darmſtadt. Herr Guſt. Zaubitz hat die ſeither unter der 
Firma G. & N. Zaubitz hierſelbſt betriebene Handelsgärtnerei für 
ſeine alleinige Rechnung übernommen und wird ſelbige unter ſeinem Namen 
fortführen. 

Erfurt. Herr Handelsgärtner Wilh. Bahlſen hierſelbſt hat 
ſeinem Bruder Ernſt Bahlſen in Prag ein vollſtändiges Lager aller 
in feinem Geſchäft in Erfurt geführten Gemüſe-, Feld-, Wald: und 
Blumenſamen übergeben, welche derſelbe ab Prag nach gleichem Preis— 
courant mit dem Geſchäft in Erfurt liefern wird. 

Deſſau. F Am 14. Nov. v. J. ſtarb nach dreitägiger Krankheit 
der Hofgärtner Herr Eduard Richter in Luiſium bei Deſſau im 
69. Lebensjahre, tief betrauert von ſeiner Familie und ſeinen zahlreichen 
Freunden. 

Cöthen (Anhalt). Herr L. Schroeter, der nahe an 10 Jahre 
die faſt alle Zweige der Gartenkunſt umfaſſende große Gärtnerei des 
Herrn Reichsgrafen von Magnis auf Eckersdorf in Schleſien ver— 
waltete, darauf eine eigne Handelsgärtnerei in Coswig (Anhalt) grün— 
dete, welche aber durch eine am 18. Auguſt v. J. daſelbſt ausgebrochene 
Feuersbrunſt mit zerſtört worden iſt, hat zu ſeinem künftigen Wohnorte 
Cöthen (Anhalt) gewählt, um mit dem Kunſt- und Handelsgärtner Herrn 
Goeſchke, welcher daſelbſt ein ausgedehntes Etabliſſement beſitzt, eine 
Gärtner-Lehr⸗Anſtalt ins Leben zu rufen (Siehe S. 88 d. Heftes). Herr 
Schroeter wird als Inſpector der Anſtalt zugleich fungiren und den theo— 
retiſchen Unterricht größtentheils ſelbſt führen. 8 

Berlin. In der Nacht vom 24.— 25. Deebr. v. J. verſchied zu 
Charlottenburg bei Berlin der allgemein bekannte Oberhofgärtner Ferdi— 
nand Fintelmann im Alter von nahe 90 Jahren. Der Verſtorbene 
gehörte einer alten Gärtnerfamilie an, ſein Vater verwaltete ſchon den 


95 


vor mehr denn 50 Jahren eingegangenen königl. Obſt- und Gemüſe⸗ 
garten in Charlottenburg, der zu Friedrichs II. Zeiten blühte. Seine 
Lehrjahre machte F. Fintelmann im Orangengarten, jetzigem Schloßgarten, 
durch. Nach beendeter Lehrzeit erhielt er bald die Stelle eines Gärtners 
beim Fürſten Radziwil zu Czernewiee in Polen, verließ dieſe Stelle jedoch 
bald wieder und wurde Gärtner beim Fürſtbiſchof von Ermeland zu Oliva 
bei Danzig, wo er bis zu ſeinem 30. Lebensjahre verblieb und dann zu 
ſeinem Vater zurückkehrte, bei dem er als erſter Gehülfe wirkte. — Im 
Jahre 1806 erhielt F. Fintelmann die königl. Hofgärtnerſtelle auf der 
Pfaueninſel bei Potsdam, welche er durch ſeine Kenntniſſe, Fleiß und Um— 
ſicht zu einem reizenden Aufenthalte zu ſchaffen verſtanden hatte. Der 
Verſtorbene erfreute ſich zugleich des größten Vertrauens ſeines König— 
lichen Herrn. 

Im Jahre 1834 wurde F. Fintelmann nach Charlottenhof ver— 
ſetzt, wo er bis zu ſeinem Tode verblieb. 

Paris. Mit großer Majorität iſt Profeſſor Deeaisne zum Vice: 
Präſes der Akademie der Wiſſenſchaften fürs Jahr 1864 erwählt worden, 
und die Akademie der Wiſſenſchaften hat an die Stelle des mit dem Tode 
abgegangenen Hrn. Moquin-Tandon (Hamburg. Gartenztg. 19. S. 1287) 
Herrn Naudin in die Section für Botanik genannter Akademie erwählt. 

London. Eine der zwei goldenen Medaillen, welche alljährlich die 
Königl. Geſellſchaft zu London im Namen der Königin vertheilt, iſt 
Herrn Rev. Berkeley ertheilt worden, in Anerkennung ſeiner mykoto— 
logiſchen Arbeiten und Lehren über vegetabiliſche Krankheiten. 

Potsdam. Den Königl. Hofgärtnern Herren H. Morſch auf 
Charlottenhof und Nietner in Sansſouci bei Potsdam iſt vom Könige 
der rothe Adlerorden IV. Klaſſe verliehen worden. 


Dahlia imperialis Roezl. 


Nachdem ich von dieſer herrlichen neueſten Einführung den Alleinbeſitz von Herrn 
E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe 
ab 15. März 1864 in OriginalknollennnU— n. à 4 „/, 6 Stück 20 
ab 1. Mai 1864 in, ſeit Februar kultivirten Pflanzen ...... Sr 
und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. 

Erfurt, im December 1863. 

Prag, altſtädter Ring 553. 


W. Bahlſen, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Annonee. 


Unſere beiden diesjährigen Preisverzeichniſſe von Sämereien aller Art 
und Floriſten⸗Blumen für Topfkultur und Blumenbeete im freien Lande, 
Sträucher für immergrüne Gruppen und beliebteſten Obſtſorten ꝛc. erlauben 
wir uns, dieſem Hefte beizulegen und noch beſonders auf die reiche Auswahl der 
Floriſtenblumen und Coniferen aufmerkſam zu machen, unter denen ſich alle 
empfehlenswerthen Neuheiten befinden. Cataloge ſenden auf Verlangen gratis und 
franco zu und führen jeden Auftrag prompt und gut aus 


Peter Smith & Co. in Hamburg. 


Samen- und Pflanzenzucht zu Bergedorf. 


* | 
96 I 


Beſondere Anzeige. 

In Betreff der von Herrn F. C. Heinemann in ſeinem letzten 
Verzeichniß gebrachten — ganz iſolirt ſtehenden — „beſondern Erklärung“ 
über die Dahlia Euperialis, im Gegenſatz zu der durch die 
Herren E. Otto, E. Ortgies, K. Koch, E. Fürſt u. ſ. w. gebrach⸗ 
ten Empfehlung dieſer Pflanze, überlaſſe es jedem unbefangenen Leſer, den 
Grundzug dieſer Erklärung nach Gebühr zu beurtheilen; ich verzichte darauf, 
dieſem Herrn ſachgemäß zu antworten. 

Erfurt, im Januar 1864. 


W. Bahlſen, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Peier Smih & Co., 
Hamburg und Bergedorf, 


offeriren nachstehende ®oniferen-Sämlinge sehr preiswürdig, indem grosser 
und schöner Vorrath vorhanden ist. 


ANNeS Wrasers :..... Me 6-9 Zoll, pr. Dutz. 5 % Pr. Ert 
Picea amabilis (Lobb) ............. 9-10 v m „ 10 „ gr 
- grandis (Lobb), auch Lowii la- 
BIOFAF RA A a a en 9-10 „ „ „ 10» „ 
- IE Reed 9-10 „ „ Stück 5 » „ 
Seiadopitys vertieillata, Ijährige. „ „ lv " 
5 — 2jährige. [2 7 2 * 2 
Cupressus Lawsoniana 10-12 „ „ Dutz. 1» „WR 


— species californica 
(fragrans), Verbesserung 
von Lawsoniana......... 10-12 „ n " 
Für Prachtexemplare aller Arten harter Coniferen verweisen wir auf unsern 
Haupt-Catalog und ertheilen auch specielle Preise auf gütige Anfrage. 


= Der Haupt⸗Catalog Nr. 29, 


alle Glashaus-⸗, Freiland⸗ und Baumſchul-Culturen — auf mehr als 100 Fol. com- 
preſſen Druckes — enthaltend, iſt ſoeben erſchienen und auf gefälliges Verlangen franco 
und gratis zu beziehen durch 


G. Geitner's Garten⸗Etabliſſement 
Planitz bei Zwickau in Sachſen. 
Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 

1. Preis⸗Verzeichniß von Sämereien ꝛc. der Herren P. Smith & Co. 
in Bergedorf bei Hamburg. 

Preis: Verzeihnig über Floriſten-Blumen, Sträucher, Coniferen ıc. 
von Herren P. Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg. 
Preis⸗Verzeichniß über Georginen, Erdbeeren, Obſtbäume ꝛc. von 
Ernſt Westenius (Kirchers Nachfolger) in Hildesheim. “ 
Zwei illuſtrirte Beilagen von F. C. Heinemann, Kunſt⸗ und 
Handelsgärtner in Erfurt. — | 


ee 


Berichtigungen. 

In der Namenliſte der Mitarbeiter an den erſten 19 Jahrgängen der „Hamb. 
Gartenzeitung im Inhalts-Verzeichniſſe zum 19. Jahrg. iſt aus Verſehen der Name 
eines der fleißigſten Mitarbeiter, des Hrn. F. W. Klatt, unerwähnt geblieben. — 
Ferner iſt das 7 hinter dem Namen C. Appelius zu ſtreichen. Die Redact. 


. 8 Pr * RR 5 
2 a x Be; 
2 i * 


97 


Dahlia imperialis 
und Herrn Heinemann's Urtheil über dieſelbe. 


In einem der letzten Hefte des vorigen Jahrganges der „Gartenflora“ 
von Dr. E. Regel gab Herr E. Ortgies, Obergärtner am botaniſchen Gar— 
ten in Zürich, die Abbildung und Beſchreibung der Dahlia imperialis. 
Nach letzterer erkannten Andere wie wir ſogleich, daß dieſe Pflanze eine allge— 
mein zu empfehlende Neuheit ſei, wenn auch nicht in dem Grade, daß wir ſie 
als Blattpflanze der Wigandia caracasana gleich ſtellen möchten. Der ein— 
zige hervorgehobene Uebelſtand dieſer Pflanze, daß ſie nämlich erſt im Spät— 
herbſte zur Blüthe kommt, iſt kein Hinderniß, ſie deshalb nicht zu empfehlen, 
da die Pflanze auch ohne Blumen eine Zierde des Gartens iſt. Es erleidet 

aber auch gewiß keinen Zweifel, daß es den Gärtnern eben ſo leicht gelingen 
wird, dieſe Art frühzeitiger zum Blühen zu bringen, als ihnen dies mit unſe— 
rer jetzt gewöhnlichen Dahlia und anderen Pflanzen gelungen iſt. Als vor ſo 
und ſo vielen Jahren die Georginen in den Gärten ihre erſten Blumen entfal— 
teten, war der Herbſt meiſt vor der Thür und jetzt? — jetzt kann man dieſel— 
ben ſchon von Ende Juni ab in Blüthe haben. 

Ortgies, K. Koch, Regel und Andere haben wie auch wir die guten 
Eigenſchaften der Dahlia imperialis erkannt und deshalb dieſelbe ebenſo wie 
wir der Beachtung der Blumenfreunde warm empfohlen. Herr Ortgies in 
Zürich, der mit dem Verkaufe der ganzen Edition dieſer ſchönen Pflanze für 
Rechnung ihres Entdeckers, Herrn Roezl, beauftragt war, hat Herrn W. 
Bahlſen, Handelsgärtner in Erfurt, das Eigenthumsrecht verkauft, und offe— 
rirt Letzterer nun Exemplare zu billigen Preiſen (ſiehe die betreffende Anzeige 
in dieſem und vorigen Hefte der Garten- und Blumenzeitung), ſo daß jeder 
Pflanzenfreund in den Beſitz derſelben gelangen kann. 

Nachdem faſt alle Fachzeitſchriften ſich nur lobend über dieſe Pflanze aus— 
geſprochen haben, erſcheint in dem, dem vorigen Hefte beigelegenen „neueſten Ver— 
zeichniſſe über Novitäten“ des Herrn F. C. Heinemann in Erfurt eine 
„beſondere Erklärung“, in welcher dieſer Dahlia jeder decorative wie blumiſtiſche 
Werth ganz abgeſprochen wird. Jeder Leſer wird die Motive, die dieſer 
Erklärung zu Grunde liegen, leicht errathen können, und ſehen wir uns veranlaßt, 
unſer Urtheil über dieſe Pfianze aufrecht zu erhalten, denn wir glauben nicht, 
daß Herrn Heinemann's wiſſenſchaftliche Bildung ſo weit reicht, daß derſelbe 
auch über ſolche Pflanzen maaßgebende Urtheile zu geben im Stande wäre, die 
er in ihrer Entwickelung nicht geſehen, noch weniger aber ſelbſt kultivirt hat. 
Für uns hat Herrn Heinemann's Urtheil daher gar keinen Werth, zumal die 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 7 


98 


Urtheilsfähigkeit dieſes Herrn in Betreff empfehlenswerther Pflanzen nicht hoch 
anzuſchlagen iſt, denn das beweiſet unter Andern die von ihm ſeiner Zeit als 
„äußerſt werthvoll und decorativ“ empfohlene Witheringia pogonandra, mit 
welcher Pflanze ſo Viele angeführt wurden, und wo derſelbe Jahres darauf 
dieſelbe Pflanze als völlig werthlos bezeichnet und jedem Empfänger derſelben 


für den dafür gezahlten Betrag Erſatz anbot. Ferner die uralte bekannte 


Carica Papaya, die als äußerſt intereſſante Pflanze für Zimmer empfoh— 
len wurde, obgleich jeder erfahrene Gärtner nicht behutſam genug zu Werke gehen 
kann, um dieſe Pflanze in einem Warmhauſe geſund zu erhalten. Selinum 
decipiens gehört nach Herrn Heinemann's Anſicht noch mit mehreren anderen 
Pflanzen auch zu denjenigen, die er als blumiſtiſch werthvoll beurtheilt. Doch 
genug davon! — 

Herrn Heinemann's „beſondere Erklärung“, in der er gegen das von 
Ortgies, Koch, Fürſt, mir und Anderen abgegebene Urtheil zu Felde zieht, iſt 
wohl ganz beſonders noch gegen Herrn Bahlſen gerichtet, in Folge eines trauri— 
gen Brotneides und in der Abſicht, einem Concurrenten zu ſchaden, dieſelbe 
dürfte jedoch jetzt gerade das Gegentheil hervorbringen. 

Eine uns zur Veröffentlichung eingeſandte Erwiderung des Herrn Ortgies 
mit der Ueberſchrift: „Jedem das Seine“ auf die „beſondere Erklärung“ 
des Herrn Heinemann, kam für das Februarheft unſerer Zeitung leider zu ſpät, 
und da ſelbige bereits ſchon in No. 5 der „deutſchen Gartenzeitung von Th. 
Rümpler und in anderen Zeitſchriften abgedruckt worden iſt, ſo wollen wir die— 
ſelbe hier nicht nochmals wiederholen, ſondern nur auf ſie hinweiſen. 


—— r 


Bemerkungen über die Kultur 
von Warmhaus⸗ Pflanzen im Zimmer, Doppel: 
fenſter und ſogenaunten Blumenſalon. 
Von Arnim Sckell, Großherzogl. Garten-Conducteur. 


In neuerer Zeit iſt der Sinn für Zimmerſchmuck durch lebende Pflanzen 
mehr und mehr in alle Schichten der Geſellſchaft gedrungen, Luxus und Mode 
haben auch hierbei ihre Macht zur Geltung gebracht und fordern jetzt Pflanzen 
decorationen im Boudoir der Damen, wie im glänzenden Geſellſchaftsſalon. 
Durch die in Folge deſſen bedeutend geſteigerte Nachfrage nach Decorationspflan⸗ 
zen iſt wohl hauptſächlich der Gärtnerei ein Aufſchwung verliehen worden, der 
mit Recht unſere Bewunderung verdient und gewiß mit der Zeit noch größere 
Dimenſionen annehmen wird, indem ſich die Zahl der Kulturpflanzen von Jahr 
zu Jahr vermehrt. Nicht nur wiſſenſchaftliche Zwecke verfolgende Reiſende ſind 
es jetzt, welche fremde Erdtheile durchforſchen und in das Dickicht der Urwaͤl⸗ 
der eindringen, um neue Pflanzen aufzuſuchen, wir begegnen dort auch neuer- 
dings nicht ſelten den Sendboten großer Gärtnereien, bemüht, Material zur 
Füllung der Treibhäuſer zu ſammeln, von wo aus dann dieſe neuen Acquiſi⸗ 
tionen, tauſendfach vermehrt, ihre weitere Verbreitung finden. 

Durch dieſe Bemühungen wird es jedem Privatmann jetzt nicht ſchwer, 


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ſeinen Zimmern einen Schmuck zu verleihen, der jede andere Verzierung durch 
Gemälde, Statuen oder Ornamente in unübertrefflichrr Weiſe hebt und den 
Wohnungen, zumal in unſeren langen norddeutſchen Wintern, jene trauliche 
Behaglichkeit verleiht, welche uns de. Aufenthalt in denſelben angenehm macht. 
Der wohlthuende, belebende Eindruck, welcher eine Pflanzendecoration hervor— 
bringt, kann freilich nur dann ſeine volle Wirkung äußern, wenn die Pflanzen 
auch alle geſund und kräftig ſind. Ich beabſichtige daher, in Nachfolgendem 
nicht nur unter der großen Zahl der kultivirten ausländiſchen Gewächſe die— 
jenigen zu bezeichnen, welche ſich vorzüglich zum Zimmerſchmuck eignen, ſondern 


auch zugleich für den Laien einige Andeutungen über ihre Wartung und Pflege 


zu geben, indem ich zunächſt die Pflanzen für's freie Zimmer, dann diejenigen 
für das Doppelfenſter behandele und zuletzt über die Kultur im ſogenannten 
Blumenſalon oder Gewächshaus rede. 

Für die Temperatur unſerer Zimmer eignen ſich vorzüglich die tropiſchen 
oder ſogenannten Warmhauspflanzen und bieten in tauſendfacher Abwechſelung 
ſo Herrliches und Schönes dar, daß ſie es vorzüglich ſind, welche trotz der 
Verkümmerung, die ſie, entfernt von ihrem heimathlichen Boden und Klima, 
eingekerkert in einem engen Topf erleiden müſſen, dennoch uns das beſte Ma— 
tertal zur Herſtellung decorativer Effecte bieten. Unter ihnen nehmen wieder 
die Palmen den erſten Rang ein, nicht allein wegen der Schönheit und Man— 
nigfaltigkeit ihrer Blätter, ſondern auch wegen ihrer Stärke und Lehenskraft, 
wodurch fie beſonders befähigt find, bei irgend guter Pflege eine Reihe von 
Jahren im Zimmer auszudauern, ich nenne hier beſonders: Latania borbo— 
nica, Chamaerops humilis, excelsa, Cycas revoluta, Phoenix dacty- 
lifera, Sabal umbraculifera, Areca rubra, Borassus flabelliformis, 
Chamaedorea div. spec., Oreodoxa regia, Rhaphis flabelliformis, 
Sabal Adansoni, Thrinax argentea. Ich felbft ſah, daß eine Latania 
borbonica, welche mehrere Jahre in der dunkeln Ecke eines Zimmers ftand, 
ſo lange ich ſie beobachten konnte, jedes Frühjahr ihre Wedel mit derſelben 
Kraft trieb, als andere beſſer ſituirte Exemplare. 

Die Chamaedorea-Arten ſind wegen ihres leichten, zierlichen Wuchſes 
und ihrer Dauerhaftigkeit ſehr für die Zimmerkultur zu empfehlen. Die gelben, 
meiſt alljährlich zum Vorſchein kommenden graziöſen Blüthentrispen heben ſich 
ſehr vortheilhaft von der dunkelgrünen Belaubung ab. Die Kultur aller Reprä— 
ſentanten der Palmbaumgattung iſt durchaus nicht ſchwierig und werden ſie in 
jedem Zimmer gedeihen, deſſen Temperatur nicht unter 7—8“0 R. fällt. Man 
bringe ſie in eine Miſchung aus gleichen Theilen Lauberde und Haideerde nebſt 
dem entſprechenden Sand, auch iſt eine gute Unterlage von poröſen Topfſcher— 
ben des Waſſerabzugs wegen ſehr anzurathen. Beim Verpflanzen im Monat 
März oder April ſchone man ſo viel wie möglich die jungen fleiſchigen Wur— 
zeln, entferne ſorgfältig alle faulen und ſchlechten Theile und gebe ihnen nicht 
zu große Töpfe, welche ſie im Laufe des Sommers im Stande ſind ausfüllen 
zu können. Zu große Gefäße ſind ohnedem bei jeder Zimmerdecoration unbe— 
quem. Wer nicht im Beſitz der entſprechenden Erdarten iſt, thut wohl, ſeine 
Pflanzen zu einem Gärtner zu bringen, welcher dieſelben verpflanzt und nach 
dieſer Operation ſie wohl auf einige Zeit im Miſtbeet oder einem kleinen Warm— 
haus aufbewahrt, damit ſie ſich in der dort herrſchenden feuchten Atmoſphäre 


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und höhern Temperatur ſchneller erholen und bewurzeln können. Während des 
Sommers laſſe man es, beſonders wenn die Pflanzen im Triebe ſind, an 
reichlichem Begießen nicht fehlen, was man jedoch zur Winterszeit auf das 
gehörige Maas verringern muß. 

Ein häufiges Reinigen und Abwaſchen der Stengel und Blätter iſt, wie 
bei allen Zimmerpflanzen, beſonders zu empfehlen und kann daſſelbe jede Woche 
einmal mit einem feuchten Schwämmchen und einem weichen naſſen Pinſel vor— 
genommen werden, bei ruhigem warmen Regen iſt es wohl auch gut, wenn man 
die Pflanzen einige Stunden ins Freie ſtellt, um den Staub von ihnen zu ent— 
fernen. Dieſe Sorgfalt iſt unumgänglich nothwendig und die kleine Mühe 
wird reichlich gelohnt durch den Erfolg, welchen man damit erzielt, denn durch 
das Reinigen der Blätter, mittelſt denen die Pflanzen athmen, nimmt man 
zuvörderſt den Staub weg, welcher ihre Athmungsorgane verſtopft und erſetzt 
zugleich den in tropiſchen Klimaten ſo außerordentlich reichlich fallenden Thau. 

Eine zweite Pflanzen-Familie, welche ſich ebenfalls ganz beſonders gut im 
freien Zimmer hält, find die Aroideen. Erſt in neuerer Zeit hat man ihren 
großen decorativen Werth eingeſehen und fie ſchätzen gelernt. Viele Arten der— 
ſelben verlangen im allgemeinen noch weniger Sorgfalt und Pflege als die vor— 
hergegangene Familie. Philodendron pertusum, erubescens, pinnatum 
und viele andere gedeihen ganz vortrefflich im Zimmer. Auch eine Menge der 
buntblättrigen Caladien halten ſich recht gut den Sommer hindurch im Zim— 
mer, natürlich find die feinern Arten davon ausgeſchloſſen. Caladium bico- 
lor, discolor, pietum, metallieum, Arum macrorihizon, nymphaefo- 
lium, felbft Caladium Chantini, gedeihen, wenn fie vorher im warmen 
Kaſten cultivirt werden, recht gut, jedoch ift wohl zu beachten, daß man ihnen 
gleichfalls einen ſchattigen, nicht von ſtarker Sonnenhitze beeinflußten Platz 
anweiſt. Der Frühſonne kann man ſie jedoch unbedenklich ausſetzen und iſt 
ihnen dieſelbe meiſtentheils unſchädlich. Selbſt zum Auspflanzen in Blumen⸗ 
körbe in größere Salons oder Sälen ſind ſie ſehr gut zu verwenden. Wenn 
dies Letztere geſchieht, ſo ſei man vorſichtig und verletze den Ballen nicht zu 
ſtark, damit ſie in der erſten Zeit nicht trauern oder wohl gar gelbe Blätter 
bilden. — 

Was kann es wohl für den Pflanzenfreund ſchöneres geben als eine 
Stellage, Vaſe oder ein Blumenkorb, mit den vorerwähnten tropiſchen Pflanzen 
angefüllt. Als Hintergrund wähle man Palmen mit ihren mehr compacten 
Blattformen, Chamaedorea-Arten mit ihren ſchlanken Stämmen bilden dann 
den Anhaltepunkt für die ſich daran ſchließenden Philodendron- Arten, dieſen 
folgen Caladien mit ihren ſchön gefärbten Blättern und den Schluß bildet 
eine Einfaſſung von Caladium bicolor. Will man den Reiz des Ganzen 
noch erhöhen, ſo unterbreche man das Arrangement mit zierlichen Farnenkräutern, 
deren es ebenfalls eine Menge giebt, die ſich recht gut im Zimmer halten und 
welche ich ſpäter noch aufführen werde. 

Was nun die Behandlung der Aroideen anbetrifft, fo iſt hauptſächlich 
auf folgende Punkte zu achten. Die Aroideen, zum wenigſten diejenigen, von 
welchen hier die Rede iſt, ſind meiſt Bewohner der Tropen, wo ſie zum Theil 
im tiefſten Schatten des Waldes auf der Erde oder ſelbſt auf Bäumen wachſen. 
Philodendron-Arten werden immer an Bäumen wachſen, und ſind ſie deshalb 


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auch mehr als Schlingpflanzen zu behandeln. Man gebe ihnen im Zimmer 
einen ſchattigen und der grellen Ofenhitze nicht ausgeſetzten Platz, und ziehe ſie 
dort wo möglich, wenn es geht, an einer Wand in die Höhe. Im Zimmer 
wird es gut fein, den Aroidéen eine nicht zu ſchwere Erdmiſchung zu geben. 
Haideerde, Torferde, Sand mit Tannenrindenſtücken und klein geſchnittenen 
Sphagnum vermiſcht, wird ihnen gewiß zuſagen. Dieſe Erdart iſt beſonders 
für Philodendron und dauernde Aroideen anzuwenden. Caladien- und 
Arum-Arten verlangen eine feinere Erde, eine Miſchung von einem Theil 
Lauberde, zwei Theilen Haideerde und dem entſprechenden Sand find paſſend 
für ſie. Wie ich ſchon bemerkte, bedürfen ſie in der Natur eines großen 
Feuchtigkeitsgrades, welcher ihnen auch im Zimmer zu Theil werden muß. 
Feuchte Luft läßt ſich allerdings im Zimmer auf eine ſchwierige Weiſe erzeugen 
und von Befeuchten der Pflanzen durch Spritzen kann hier natürlich keine Rede 
ſein, deshalb muß man ſich auf andere Weiſe zu helfen ſuchen; häufiges 
Abwaſchen der Blätter mit feuchten Schwämmen, Aufſtellen von mit Waſſer 
gefüllten Näpfen helfen dieſen Uebelſtand am beſten ab. 

Bei weiterer Umſchau finden wir nun als ganz vorzüglich zur freien Zim— 
merkultur und Decoration ſich eignend, die Dracaena-Arten. Welche Pflanze 
könnte wohl die Dracaena australis erſetzen, wenn ſie gravitätiſch mit ihren 
breiten Blättern in einer Vaſe, oder aus der Mitte einer andern Pflanzen— 
Gruppe im Blumenſalon hervorragt. Nicht minder ſchätzenswerth iſt die Cor— 
dyline superbiens mit feinern Blättern, wegen ihrer zierlichen Erſcheinung 
als Mittelpunkt eines kleineren Blumentiſches und dergleichen zu verwenden. 
In gleicher Weiſe ſind die meiſten Dracaena Species von großem Werth als 
Zimmerpflanzen und dürften nur ſehr wenige der feineren Arten eine Ausnahme 
davon machen. Dracaena rubra, splendens, cannaefolia, ſelbſt Draco, 
Jacquinii gedeihen ganz vorzüglich und halten ſich Jahre lang. Erde und 
ſonſtige Behandlung iſt ganz der der Palmen gleich. Billbergia- nnd Pit- 
cairnia-Arten halten ſich zum größten Theil im Zimmer und gedeihen freudig 
bei einiger aufmerkſamer Behandlung; hauptſächlich laſſen ſich von letzteren recht 
ſchöne Ampeldecorationen herſtellen. 

Die Begonien würden als vorzügliche Decorationspflanzen weſentlich 
zum Schmuck unſerer Zimmer beitragen, aber leider ſind ihre Blätter und über— 
haupt der ganze Habitus der Pflanze der Art, daß fie niche immer den ſchäd— 
lichen Einflüſſen der Zimmerkultur widerſtehen können. Die Blätter verſtauben 
ſehr leicht und ſterben dann zeitig ab. In Zimmern, welche gebohnt, wo über— 
haupt mit der Decoration häufiger gewechſelt werden kann, ſind ſie von großem 
Werth. Wie reizend ſticht z. B. das gleich Wachs erſcheinende Blatt einer Be— 
gonia mit ſeinen feinen Zeichnungen gegen eine Marmorwand, oder gegen eine 
einfarbige rothe oder blaue Tapete ab. 

Einer Pflanze muß ich, bevor ich die Reihe der für das Zimmer ſich 
beſonders eignenden Blattpflanzen ſchließe und zu den Farnenkräutern übergehe, 
noch gedenken, es iſt dies nämlich Cissus discolor. Obwohl jeder Gärtner 
dieſe reizende Schlingpflanze unſerer Warmhäuſer kennt, jo dürfte es doch nicht 


allen bekannt ſein, daß ſich derſelbe recht gut einen ganzen Sommer hindurch 


ohne zu leiden im ſchattigen Raum eines Zimmers hält. Man kann ihn theils 
als Ampelpflanze, theils auch gleich dem Epheu am Spalier ziehen. 


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Unter den Farrnkräutern, welche wir im Warmhauſe zu kultiviren gewohnt 
ſind, finden ſich riele, die wohl auch im Zimmer, Blumenſalon ꝛc. ganz gut 
gedeihen. Welch unendlichen Werth die Farrnkräuter für decorative Zwecke 
beſitzen, iſt wohl hinlänglich bekannt. Es kann auch nicht leicht etwas reizen— 
deres geben als eine geſchmackvoll arrangirte Gruppe, ſeien es Blumen, oder 
auch nur Blattpflanzen, deren compacte Maſſen durch die zierlich leichten gefie⸗ 
derten Wedel der Farrnkräuter angenehm unterbrochen werden. Jede einzelne 
Blume, oder jedes bunte Blatt wird durch das ſchöne Grün der Farnen ganz 
beſonders hervorgehoben. Die Adiantum-Arten find in dieſer Beziehung 
reizend. Adiantum aethiopieum, maerophyllum, Capillus Veneris 
ſind wohl die ſchönſten und auch dieſem Zwecke entſprechendſten. Folgende 
Arten find ebenfalls ſehr zu empfehlen: Aspidium Serra, Asplenium bul- 
biferum, macrophyllum, viviparum, Diplazium Lasiopteris, Polypo- 
dium Billardieri (iſt auch mit Erfolg als Ampelpflanze zu verwenden), 
fraxinifolium, Pteris arguta, argyraea, emergens, repandula, serru- 
lata. Die Selaginella-Species bilden durch ihr friſches Grün einen ganz 
beſondern Schmuck für Zimmer und viele Arten halten ſich ſehr gut und gedei— 
hen ganz vorzüglich, ſowohl in Ampeln als auch in Vaſen. Recht ſchön ſieht 
es aus, wenn man z. B. um die in einer Vaſe befindliche Dracaena oder 
Palme Selaginella brasiliensis oder denticulata pflanzt, in kurzer Zeit 
werden ſie die ganze Oberfläche des Topfes überzogen haben, wodurch das Be— 
legen mit Moos wegfällt, welches oft ſehr unreinlich iſt und häufig auch einen 
moderigen Geruch im Zimmer verbreitet. 

Will man auch feinere Warmhauspflanzen im Zimmer kultiviren und 
pflegen, fo iſt unbedingt eine Localität erforderlich, in welcher daſſelbe vorge- 
nommen werden kann. In neuerer Zeit ſind häufig die mit Glaskäſten ver⸗ 
ſehenen Blumentiſche in Anwendung gekommen, und die Einrichtung derſelben 
iſt auch ſchon zu großer Vollkommenheit gediehen; um aber eine größere Samm⸗ 
lung aufnehmen zu können, ſind ſie ungenügend, und hierzu iſt jedenfalls ein 
im Fenſter gut eingerichteter Glaskaſten vorzuziehen. 

Man wählt zu dieſem Zwecke ein Fenſter im Zimmer, welches eine mög— 
lichſt geſchützte Lage hat, meiſtens ein ſolches, welches nur die Morgenſonne 
bekommt. Die nach außen gehenden Scheiben müſſen von ſtärkerem Glas ſein, 
womöglich vom ſtarken grünlichen Doppelglas, welches die Kraft der Sonnen⸗ 
ſtrahlen bricht und ein helles Licht im innern Raum verbreitet. Nach dem 
Zimmer zu kann der Kaſten um mehrere Fuß hervorſpringen, ſo daß ein 2— 3 
Fuß breiter Raum von der Höhe des Fenſters entſteht. Die Fenſter, welche 
nach dem Innern des Zimmers gehen, müſſen zum Oeffnen ſein, damit man 
zu jeder Zeit zu den Pflanzen gelangen kann, und um auch des Nachts, wenn 
die Temperatur nicht mehr ausreichend warm genug iſt, Wärme einlaſſen zu 
können Solch ein Raum läßt ſich wohl auch durch warmes Waſſer, welches 
in geſchloſſenen Käſten iſt, erwärmen, es iſt dieſe Methode jedoch ſehr umſtänd⸗ 
lich, und jedenfalls das Oeffnen der Fenſter vorzuziehen. Das äußere Fenſter 
muß eine kleine, vom Zimmer aus verſchließbare Oeffnung haben, um lüften 
zu können, ebenſo muß es durch einen Laden vor dem Eindringen der Kälte 
geſchützt werden können. 

Zur Ausſchmückung eines ſolchen Fenſters können die verſchiedenſten Pflanzen 


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des Warmhauſes verwendet werden. Kleine Palmen, beſonders die feineren 
Arten dieſer Familie, Calamus eiliaris, Rotang, Chamaedorea div. spec., 
Cocos nueifera, Elaeis guianensis, Latania Commersonii, rubra, 
Mauritia flexuosa und viele andere. Dracaena, Hedychium, Puya, 
Piteairnia, Tillandsien, Caladien, Anthurium, Philodendron, Bego— 
nien, welche ſich in einem ſolchen Fenſter ganz vorzüglich halten, und vor den 
ſchädlichen Einflüſſen des Staubes und der grellen Ofenhitze hier ganz geſchützt 
ſtehen. In einem ſolchen Fenſter iſt der rechte Platz für die Farnenkräuter, 
welche hier mit einer wahren Ueppigkeit wachſen. Asplenium Nidus, Pla- 
tycerium grande, an einer Holzſcheibe angebracht, Blechnum brasiliense, 
einige Gymnogramma-Arten, Notochlaena chrysophylla, Polypodium 
Paradiseae, Pteris tricolor xx. Auch zur Aufnahme der verſchiedenen Arten 
der Selaginella iſt das Doppelfenſter vorzüglich geeignet, man kann in dem— 
ſelben kleine Felspartieen von Tuffſteinen anbringen, zwiſchen denen dann die 
Selaginella fräftig empor wachſen und, dieſelben überziehend, kleine Hügel 
vom ſchönſten Grün bilden. Auch die Seitenwände des Fenſters ſind auf die 
verſchiedenſte Art zu verzieren. Am häufigſten wendet man wohl eine Beklei— 
dung von Kork oder Baumrinde an, zwiſchen welche man ebenſo wie in manchen 
Warmhäuſern Gewächſe pflanzt, denen ein ſolcher Standort zuſagend iſt. Viele 
Farnenkräuter eignen ſich hierzu: Polypodium Reinwardti, und das ſchon 
früher als Ampelpflanze aufgeführte Polypodium Billardieri, Platycerium 
aleicorne, grande, Polypodium fraxinifolium ꝛc. Vermittelſt ihrer meift 
kriechenden Wurzelſtöcke wachſen ſie ſehr bald an dem Kork oder der Baumrinde 
feſt und leben zum Theil, außer der wenigen Erde, welche ſie zwiſchen der 
Rinde vorfinden müſſen, nur von der feuchten Luft und dem Waſſer, welches 
ihnen durch das Beſpritzen zugeführt wird. Tillandsia, Billbergia div. spec. 
und andere Bromeliaceen gedeihen an einer ſolchen Wand vortrefflich. Selbſt 
Orchideen können hier einen Platz finden. Viele Blumenfreunde und ſelbſt 
Gärtner glauben immer, die Orchideen könnten nirgend anders gedeihen als 
im Orchideen-Hauſe. Wie irrig eine ſolche Meinung iſt, geht daraus hervor, 
daß ſelbſt Orchideen im freien Zimmer wachſen und gedeihen, um wie viel 
eher werden ſie in einem geſchloſſenen Raum, an einer ſolchen Wand mit Holz— 
rinde oder Kork bekleidet ſich wohl befinden. Dendrobium speciosum, 
Acropera Loddigesii, Aerides odoratum, Laelia anceps, Lycaste 
cruenta, Stanhopea eburnea x, können im Doppelfenſter kultivirt werden 
und ich glaube ſelbſt, daß ſie mit der Zeit, wenn ſie vollkommen ſtark genug 
ſind, zur Blüthe kommen. 

Selbſt kleine Ampeln, mit zierlichen fein belaubten Schlinggewächſen 
bepflanzt, finden einen paſſenden Platz in ſolch einem Fenſter. Isolepis, 
Saxifraga, Centradenia rosea, Achimenes euprea laſſen ſich zu dieſen 
Zwecken verwenden. Die Einrichtung eines derartigen Fenſters iſt beſonders 
den Dilettanten in der Gärtnerei, welche dieſelbe aus Liebhaberei betreiben, zu 
empfehlen, ſein Zweck iſt nicht ſowohl zur Ausſchmückung des Zimmers bei— 
zutragen, als vielmehr durch die unausgeſetzte Aufmerkſamkeit und Sorgfalt, 
mit der die Pflege ſeiner mehr zärtlichen Bewohner verbunden ſein muß, dem 
Beſitzer jenes Vergnügen zu verſchaffen, welches wir empfinden, indem wir uns 
einer Sache mit Leidenſchaft widmen. 


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Zur Pflanzenkultur in größerer Ausdehnung find wohl am geeignetften 
und zweckmäßigſten die in neuerer Zeit ſo ſehr in Aufnahme gekommenen Blu⸗ 
menſalons, welche ſich unmittelbar an die Wohnung des Beſitzers anſchließen. 
Ein ſolcher Salon, den ſich natürlich der Koſtſpieligkeit wegen nur beſondere 
Liebhaber der Gärtnerei oder reiche Leute einrichten werden, kann bei geſchickter 
Wahl und guter Pflege das ganze Jahr hindurch in ſchönſter Pracht erhalten 
werden. Beim Bau deſſelben müſſen die architektoniſchen Verhältniſſe des 
Gebäudes zu welchem er gehören wird, möglichſt berückſichtigt werden, ebenſo 
wie ſich ſeine innere Ausſchmückung, mag auch im Einzelnen Laune und Ge— 
ſchmack des Beſitzers dabei maßgebend ſein, dem Grade von Eleganz und Reich— 
thum anſchließen ſollte, welcher in den übrigen Räumen des Hauſes herrſcht. 

Wie ſchon oben geſagt, ſucht man den Blumenſalon in unmittelbare 
Verbindung mit den bewohnten Räumen zu bringen, damit man jederzel trocke⸗ 
nen Fußes und ohne das Haus verlaſſen zu müſſen in denſelben Lelangen 
kann, wenn möglich liege derſelbe etwas tiefer als das daran ſich ſeließende 
Zimmer, damit man von dieſem aus ſchon durch die theilweiſe aus Clas be— 
ſtehende Verbindungsthür einen Totalüberblick des Ganzen gewinnt. Die hin ab—⸗ 
führenden Stufen faßt man zu beiden Seiten mit kleinen Felspartieen ein, auf 
welchen paſſende Dekorationspflanzen anzubringen ſind. Kann man eine kleine 
Fontaine mit Goldfiſchen anbringen, ſo wird dies weſentlich zur Belebung des 
Ganzen beitragen. Da der Salon gleichſam ein Garten im Zimmer ſein ſoll, 
ſo ſuche man auch durch die Wahl der Möbel dieſe Illuſion aufrecht zu er— 
halten, beſonders empfehlenswerth find die neuerdings in größter Verſchieden— 
heit der Formen und mit höchſter Eleganz aus Guß und Gußeiſen fabrizirten 
Möblements. Der Salon empfange ſowohl von oben als auch von der vordern 
Seite ſein Licht. Die Rückwand ſuche man mit Schlingpflanzen möglichſt zu 
bedecken, vor welchen ſich dann die Pflanzen-Gruppen aufbauen, und biete ſo 
viel als möglich dem Auge immer einige Abwechſelung dar. Die Pflanzen 
Gruppen dürfen nicht bis zum Weg hervor treten ſondern vor ihnen muß fo- 
viel Raum gelaſſen werden, einen kleinen Raſenſaum von Selaginella herſtellen 
zu können. Hier in dieſen Raſen finden gut gezogene Culturpflanzen ihren 
Platz. Der Fußweg ſei nicht mit Kies belegt, ſondern er muß der größeren 
Reinlichkeit wegen aus Sandſteinplatten hergeſtellt werden, welche durch häufigeres 
Abwaſchen ſtets reinlich zu erhalten ſind, damit kein Schmutz ſich an das 
Schuhwerk anhängen und mit in die Wohnung zurückgebracht werden kann. 
Sehr empfehlenswerth zum Belegen des Fußbodens ſind auch die aus Thon 
in bunter Moſaik gebrannten Tafeln, welche ebenſo dem Zweck entſprechen aber 
eleganter ausſehen. Die Heizung geſchieht entweder durch einen Kanal, deſſen 
Feuerung von Außen anzubringen iſt, oder beſſer durch eine Waſſerheizung. 

Betrachten wir nun die Pflanzen, welche einen ſolchen Salon ſchmücken können 
etwas näher. Vorzüglich muß ſich unſere Wahl wieder auf ſolche richten, 
welche durch ihre Blattbildung hervorragen und unter ihnen ſind es wieder die 
Dracaena Arten, denen die erſte Stelle einzuräumen iſt. Dracaena Draco, 
australis, indivisa, Eschscholtziana, cannaefolia, splendens, rubra ete. 
bilden den Hintergrund und können auch zuweilen einzeln aus den ganzen Ars 
rangement hervortreten. Brownea coceinea, Rhopala corcovadensis, 
Jonghei, heterophylla und andere Arten dieſer Familie nebſt Aroideen, 


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worunter beſonders Philodendron pertusum, erinitum, grandifolium, 
u. v. a. ſich auszeichnen, Canna, Musa rosacea, zebrina, speciosa, 
glauca, Strelitzia Reginae, ſchließen ſich dieſen an. Die Einfaſſung oder 
den Saum der Gruppirung bilden im Sommer die niedrig bleibenden Arten 
der buntblätterigen Caladien, welche von zierlichen Farnenkräutern unterbrochen 
werden. Pandaneen, Cycadeen und Palmen nebſt Baumfarnen können in 
ſchönen Exemplaren aus dem Arrangement hervortreten, beſonders ſind es die 
Letzteren, welche durch ihre fein geformten Wedel und ſchlanken Stämme ſich 
recht eigentlich zu dieſem Zwecke eignen. 

In den Selaginella-Raſen ſtelle man ſchön gezogene Begonien, Me— 
dinilla magnifica, kleine Palmen und andere ſich beſonders durch ihre 
Blattformen auszeichnende Pflanzen. Auch unter den durch den Reiz ihrer 
Blüthen werthvollen Pflanzen finden wir eine Menge, welche ſich zur Auf— 
nahme in den Salon eignen und weſentlich zur Verſchönerung des Arrangements 
beitragen. Billbergia, Canna, Chamadorea, Medinilla, Aphelandra, 
Crinum, Amaryllis, Heliconia, Hedychium, Dichorisandra ete. 
blühen meiſt zum Herbſt oder ſelbſt noch im Winter. Hauptſächlich find es 
die verſchiedenen Arten der Amaryllideen, welche uns in der kälteren Jah— 
reszeit durch ihre Blüthen gute Dienſte leiſten. 

Im Sommer beſitzen wir in den Gloxinien, Achimenen und Ges- 
nerien nicht zu erſetzende Pflanzen. Wie prächtig ſieht nicht eine mit 
blühenden Gloxinien beſetzte Blumenſtellage aus? Welche Abwechſelung in 
Farbe und Form der Blüthen bieten Achimenen und Gesnerien. Oxalis 
Bowiei iſt ebenfalls eine zu dieſem Zwecke empfehlenswerthe Pflanze. An den 
Fenſtern und ſelbſt in der Mitte des Salons bringe man elegante Ampeln an, 
welche mit Tradèescantia zebrina, Cordyline vivipera, Orchideen, 
Selaginella und andere leicht rankenden Sachen zu bepflanzen ſind. 

Man könnte mir zum Vorwurf machen, daß ich mit zu großer Vorliebe 
für die Ausſchmückung derartiger Lokalitäten durch tropiſche Pflanzen geſprochen 
hätte, welche ja meiſtentheils eine Temperatur erfordern, die nicht geeignet iſt 
um ſich länger in einem ſolchen Raum aufzuhalten, und demnach ein längeres 
Verweilen darin der Geſundheit nachtheilig werden würde. Dieſe vielfach ver— 
breitete Anſicht iſt jedoch ſehr irrig, denn alle von mir angeführten Pflanzen 
erfordern im Winter eine Temperatur nicht über 15 Grad Reaumur, eine 
Wärme, welche den meiſten Menſchen gewiß nicht läſtig fallen wird. Im 
Sommer aber, wo die Temperatur höher ſteigt und durch das dann ſehr noth— 
wendige Beſpritzen der Pflanzen auch eine feuchtere Atmoſphäre entſteht, zieht 
auch die Natur ins Freie und der Salon feſſelt unſere Aufmerkſamkeit nur ſo 
lange, als dieſe nothwendig iſt um die Pflege der in demſelben befindlichen 
Kinder fremder Zone zu überwachen. 8 

Möchten dieſe Zeilen dazu beitragen der Kultur tropiſcher Pflanzen in einer 
oder der andern der von mir behandelten Lokalitäten immer weitere Verbreitung 
zu verſchaffen; die geringen Schwierigkeiten welche ſich dabei finden, ſind leicht zu 
überwinden und iſt die Freude über eine mit vieler Mühe und Sorgfalt ſelbſt zur 
ſchönſten Entwickelung gebrachter Sammlung ſeltener und prächtiger Schmuck— 
pflanzen jedenfalls größer und befriedigender als ſo manche andere Genüſſe 
welche, nachdem ſie verrauſcht, nur zu oft das Gefühl der Leere hinterlaſſen. 


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Aufſtellung von Alpenpflanzen. 


Das Reiſen nach der Schweiz und Tyrol hat in neuer Zeit immer mehr 
zugenommen; die Eiſenbahnen geben Gelegenheit, auf ſchnelle Weiſe dorthin zu 
gelangen und erlauben ſelbſt den mit weniger körperlichen Kraft Ausgerüſteten, 


die Naturſchönheiten beider Länder zu bewundern und nicht allein die Eindrücke 


derſelben in ſich aufzunehmen, ſondern auch Reliquien von dort mitzubringen, 
die an dieſen oder jenen Platz eine Erinnerung anknüpfen. — Wem es ver⸗ 
gönnt iſt, durch Zeichnungen ſeine Reiſen feſter in das Gedächtniß einzuprägen, 
der iſt freilich am Beſten daran; das können ja aber nur Wenige und dieſe 
haben auch nicht allemal die Zeit und Ruhe dazu, zumal wenn fie in Gefell- 
ſchaft reifen, wo der Aufenthalt nicht von Einem allein bedingt if. — Leich— 
ter iſt es mit dem Pflanzenſammeln und es iſt allemal ſo viel Zeit, die lieb— 
lichen Alpenpflanzen der Papiermappe, die man bei ſich hat, zu übergeben. 
Um ſo mehr aber muß doch auch der Wunſch rege werden, ſolche Pflanzen 
lebend in unſere Gärten zu übertragen und fie dort wo möglich zuſammen aufs 
zuſtellen, um ſo bei ihrer Betrachtung ſich der Erlebniſſe und Eindrücke zu 
erinnern, die man gehabt, wo man ſie auf ihrem natürlichen Standorte geſehen 
hat. — In botaniſchen Gärten hat man ſchon längſt ſolche Aufſtellungen; 
man trifft auch zerſtreut in vielen Gärten Pflanzen, die ihren heimathlichen 
Standort in beiden Gebirgsländern haben; die Idee aber, zuſammen die Alpen- 
98 aufzuſtellen, findet man in Privatgärten ſehr ſelten ausgeführt.“ — 

Es möchte Mancher darauf antworten, daß dies wohl auch nur für botaniſche 
Gärten einen Zweck hat, aber ich wüßte nicht, warum man das Intereſſe für 
dieſe ſcheinbar weniger anſehnlichen aber nicht minder intereſſanten Pflanzen nicht 
erweitern und Pflanzenliebhabern, die oft nicht Gelegenheit haben, botaniſche 
Gärten benutzen und Reiſen machen zu können, nicht weiter auf dieſe Kinder 
Florens hinweiſen ſollte. — 

Abgeſehen nun davon, ob es ein von Bruchſteinen zuſammengeworfener Verg 
ift, über den ein Weg führt und deſſen Zwiſchenräume mit einer ſandigen ver⸗ 
rotteten Erde aus Moos, Nadeln, Laub, altem Holz u. |. w. beſtehend, gefüllt 
ſind, oder ob es ein Sandbeet iſt, worauf die in Töpfen gezogenen Pflanzen 
ſtehen ſollen, ſo iſt es nöthig, den Standort ſo zu wählen, daß er nicht von 
der heißeſten Mittagsſonne getroffen wird. — Möchten auch bei Vielen, welche 
die Alpen ſelbſt beſucht, der Gedanke rege werden, daß die dort getroffenen 
Pflänzchen oft ganz frei ohne jegliche Beſchattung ſtehen, ſo iſt die Wirkung 
der Sonne auf dem natürlichen Standorte der Alpenpflanzen immer nicht ſo 
groß, als an einem eingezwängten Platze in unſern Gärten. Die Pflanzen 
ſind nebenbei weit abgehärteter, als die, welche durch Ueberſiedeluug zu uns 
gekommen ſind. Des Lichtes bedürfen dieſelben ſo viel als nur möglich und darum iſt 
es nicht ſo leicht, bei der Aufſtellung oder Anpflanzung ihnen vollſtes Licht 
zukommen zu laſſen aber ſie dabei doch vor der brennenden Sonne zu ſchützen. — 

Beabſichtigt man ſich mit der Cultur von Alpengewächſen zu beſchäftigen, 
jo iſt bei den meiſten der Spätſommer zur Anpflanzungszeit am rathſamſten, 
da zu dieſer Zeit die meiſten abgeblüht und nach der Theilung bis zum Winter 


*, Beide die Abhandlungen über Alpenanlagen von Moe S. 399 des vorigen 
Jahrg. u. S. 31 des diesj. Jahrg. dieſer Zeitſchrift. E. O-o. 


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noch vollſtändig Zeit zum ordentlichen Anwachſen haben. Geſchieht die Pflan⸗ 
zung zu ſpät, jo läuft man Gefahr, viele feiner Lieblinge in der kalten Jahres— 
zeit zu verlieren. Solche in Töpfe geſetzte Pflanzen, die ſehr wenige Wurzeln 
hatten, halte man des ſichern Anwachſens wegen eine Zeit in einem geſchloſſnen 
Kaſten, ſchütze ſie vor Sonne, gebe nach und nach Luft, bis man die Pflanzen 
ganz der freien Luft ausſetzen kann. — Ein Einräumen feiner Topf-Alpen⸗ 
Pflanzen kann man ſpät in den Herbſt hinausſchieben, da man bei eintretender 
kalter und naſſer Witterung die Pflanzen in einen mit Fenſter belegten Kaſten 
ſtellen und da bis zum ſtärkſten Froſte aufbewahren kann. — Der Standort 
während des Winters muß in einem kalten Hauſe möglichſt nahe den Fenſtern 
fein, froſtfrei und trocken. Sobald die Pflanzen im Frühjahr, wo viele ſehr 
zeitig zu wachſen beginnen, Miene zum Treiben machen, gewöhne man ſie ſo 
viel als möglich an Luft, damit die Triebe ſich abhärten; doch halte man den 
Wind vorſichtig ab, der ſehr nachtheilig auf die zarten Triebe vieler Alpen— 
pflänzchen wirkt und leicht die Freude des Blühens vereiteln kann. — 

Den ins Freie auf den Berg ausgepflanzten Alpinen gebe man bei ein— 
tretendem Froſte eine Winterdecke von trocknem Laube oder noch beſſer von 
Moos und Nadeln, welche weniger als das Laub die Aufhäufung der Näſſe 
zulaſſen. — Die Decke darf aber nicht zu hoch ſein, denn die ſich darunter 
erzeugende Wärme würde ein zeitiges Wachsthum hervorrufen und die neuen 
Triebe würden geil hervortreten, was durchaus vermieden werden muß. — Die 
Decke ſoll ja nicht bloß des Froſtes wegen da ſein, ſondern auch die nachthei— 
lige Abwechſelung von Sonne und Froſt abhalten, was am natürlichen Stand 
orte durch den Schnee geſchieht, den wir in unſern Gärten mehr und öfter als 
da entbehren. 

Es iſt nicht meine Abſicht, ein Verzeichniß ſämmtlicher Alpenpflanzen hier 
vorzuführen; ich will nur die empfehlen, welche das Intereſſe entweder durch 
Blätterform, durch Blüthen, durch Höhe ihres Standortes, durch Zierlichkeit und 
durch ihre officinellen Kräfte bei dem Laien erwecken ſollen. Für den Botaniker 
haben die Alpenpflanzen, ſelbſt die unſcheinlichſten, alle Intereſſe und für den⸗ 
ſelben habe ich es auch nicht unternommen, denſelben ein Wort zu reden. — 

Achillea moschata L. und A. atrata L., durch ihre weißfilzigen 
Blätter eine Schattirung gebend, werden zur Verwendung des ſchweizers Liqueurs 
geſucht. 

Aconitum Napellus L., der längſtbekannte ſchön violettblühende Eiſenhut 
und A. Lycoctonum L. mit gelblichen Blumen müſſen wegen ihrer Größe 
die untern Partieen bei einer Anpflanzung einnehmen. Sie haben medieiniſche Kräfte. 

Adoxa Moschatellina L., ein zierliches nach Moſchus duftendes Pflänzchen. 

Ajuga pyramidalis L., ift beliebt wegen hellblauen Blüthen. 

Alchemilla alpina L., zeichnet ſich durch zierliche Blätter aus. 

Allium Vietorialis L., der Allermannsharniſch mit gelblich weißer 
Blüthe iſt officinell. 

Androsace Chamaejasme Host, iſt ſeines bohen Standortes und 
ſeiner großen Zierlichkeit wegen intereſſant. 5 

Anemone alpina L., der ſogenannte Teufelsbart, ein niedriges 
Pflänzchen, mit ſchöner weißer Blume hat ſelbſt in ſeiner Samenerzeugung 
ein intreſſantes Ausſehen. A. vernalis L. (Pulsatilla vernalis Mill.) und 


108 


A. nareissiflora L., das Berghühnlein, find beide gleichfalls recht hübſche 
Pflanzen. 

Aquilegia alpina L. und A. pyrenaica, DC. zeichnen ſich durch 
graeiöſe hängende Blumen aus. 

Arnica montana L. iſt eine ſchöne gelbblühende Pflanze, deren Intereſſe 
durch große Arzneikraft erhöht wird. 

Artemisia glacialis L. und A. Mutellina Vill., ſind intereſſant 
durch Verwendung zu den ſchweizer Liqueurs und auffallend durch glänzendes 
Weiß der Blätter. 

Asarum europaeum L., ein blattreiches Pflänzchen, erinnert an das 
ſogenannte Alpenveilchen (Cyclamen) und iſt in der Wurzel offieinell. 

Aster alpinus L., eine liebliche blaublühende Pflanze. 

Astrantia major L. und A. minor Ta; find beide hübſche Pflanzen 
und namentlich iſt es die erſte Art, die durch Größe ihrer Blumen beſonders 
empfehlenswerth iſt; nebenbei iſt dieſe Pflanze offieinell in Kraut und Wurzel. 

Bellidiastrum Michelii Cass. (montanum Bl. et Fing.) ein nie⸗ 
driges, hübſch und dankbarblühendes Pflänzchen. 

Bartsia alpina L. iſt ein niedliches, dunkelviolett blühendes Pflänzchen. 

Campanula pulla L., die zierliche dunkelviolett und reichlich blühende 
Glockenblume, C. cenisia L. welche bis zur höchſten Vegetation vordringt und 
C. thyrsoidea L. find ſämmtlich empfehlenswerth. 

Centaurea montana L., eine der gewöhnlichen Kornblume ähnliche und 
reichblühende Pflanze. 

Cephalaria alpina Spr., zeichnet ſich durch gelbliche Blüthenköpfe aus. 

Cherleria sedoides L., ein winziges unanſehnliches Pflänzchen iſt 
intereſſant durch das Vorkommen auf dem höchſten Standorte, den ein Phane— 
rogam in Europa erreicht. 

Chrysanthemum alpinum L. Pyrethrum alpinum W., saxatile 
Lodd.), ein niedliches hübſchblühendes Pflänzchen. 

Circaea alpina L. iſt eine empfehlenswerthe Pflanze mit röthlicher 
Blüthe. 

Cirsium eriophorum L., eine hübſche diſtelartige Pflanze mit purpurner 
wolliger Blüthe. 

Cortusa Matthioli L. iſt eine zierliche primelartige Pflanze. 

Cyclamen europaeum L. (Clusii Ldl.), das mit duftenden Blumen 
beſetzte liebliche Pflänzchen unter dem Namen Alpenveilchen bekannt und beliebt, 
bedarf keiner Empfehlung. 

Cynanchum Vincetoxicum L. (Aselepias Vincetoxieum L., iſt 
eine offieinelle und intereſſante Pflanze mit gelblich weißer Blume. 

Cypripedium Caleeolus L. iſt eine durch ihre ſ chuhartigen Blumen intreffante 
und beliebte Orchidee, die zu ihrem guten Gedeihen einen Beiſatz von altem 
verwitterten Kalk verlangt. 

Delphinium elatum L. tft eine hübſche hohe Ritterſpornart. 

Dianthus alpinus L. und D. deltoides L. ſind zwei gene 
Nelkenarten. 

Digitalis lutea L. iſt der gelbblühende Fingerhut und offeinell 

Draba aizoides L. iſt ein zartes zierliches Pflänzchen. 


109 


Dryas octopetala L., ein liebliches Pflänchen, welches kalkigen Boden 
liebt und durch die achtblättrige weiße Blumenkrone intreſſant iſt. 

Epilobium angustifolium L. (spieatum Lam. ), eine höhere, purpur— 
rothblühende Pflanze. 

Epimedium alpinum L. iſt eine buſchig belaubte Pflanze mit blut⸗ 
rother Blumenkrone. 

Eranthis hiemalis Salisb (Helleborus hiemalis L.) iſt eine hübſch⸗ 
blühende Pflanze mit großer gelber Blumenkrone. 

Erigeron alpinus L. iſt durch die Blüthe empfehlenswerh. 

Eryngium alpinum L. (rigidum L.) iſt eine doldenartige Pflanze 
mit hübſcher Blume. 

Euphrasia officinalis 9 alpestris L., der Augentroſt iſt zart in 
Blättern und Blüthen und ein officinelles Pflänzchen. 

Gentiana acaulis L. (angustifolia Vill.), G. Asclepiadea L., G. 
bavarica L. (prostrata Wahlbg.), G. purpurea L., G. verna L., 
die lieblichen blauen Enzians und Gentiana lutea L., der gelbe officinelle 
Enzian dürfen in keiner Alpenpflanzenſammlung fehlen. — Die erſtere iſt 
mit den ſchönen großen blauen Blumen zu bekannt und beliebt, als ihr noch 
ein Wort reden zu wollen. 

Geranium aconitifolium L’Her. (rivulare Vill.) und G. phaeum 
L. (fuscum L.) ſind lieblich blühende Pflanzen und lieben etwas ſchattigen 
Standort. 

Geum montanum L. iſt empfehlenswerth durch ſchöne gelbe Blumen 
und durch hübſches Blattwerk. 

Gnaphalium Leontopodium L. iſt das beliebte Edelweiß, das jo oft 
von Reiſenden geſucht und mitgebracht wird. 

Hedysarum alpinum Jacd. (obscurum L.) iſt eine hübſche ſchmetter— 
lingsblüthige Pflanze. 

Hieracium aurantiacum L. iſt ein hübſch orange blühendes Pflänzchen. 

Homogyne alpina Cass. (Tussilago alpina L.) iſt eine Pflanze 
mit hübſchgeformten Blättern und purpurrothen Blüthen. 

Imperatoria Ostruthium L. iſt eine empfehlenswerthe höhere Pflanze 
mit doldenartiger weißer Blume. 

Iris germanica L. iſt eine hübſchblühende Schwertlilie. 

Linum alpinum L. iſt der zierliche Alpenlein. 

Lychnis alpina L. und L. flos Jovis L. find hübſchblühende empfeh— 
lenswerthe Pflanzen. 

Meum athamanticum Jacq. (Athamanta Meum L.) it eine ſchön— 
blättrige, weißblühende doldenartige Pflanze. 

Moehringia muscosa L. iſi ein zierliches Pflänzchen und zur Beklei— 
dung von Felfenpartieen überhaupt geeignet. 

Myosotis alpestris Schm, tft das dankbar blühende zierliche Alpenver— 
gißmeinnicht. 5 

Nigritella angustifolia Rich. iſt eine zierliche Orchidee. 

Ononis Natrix L. iſt eine hübſche ſchmetterlingsblüthige Pflanze. 

Ophrys alpina L. iſt eine Orchidee mit intreſſant geformter Blume. 

Oxytropis montana DC. iſt eine zierliche ſchmetterlingsblüthige Pflanze. 


110 


Papaver alpinum L. iſt der zierliche gelbblühende Alpenmohn. 

Parnassia palustris L. iſt eine liebliche naſſe Stellen liebende Pflanze. 

Polygala Chamaebuxus L ift ein zierliches gelbblühendes Pflänzchen. 

Polygonum alpestre L. und P. vivipara L. ſind beides intreſſante 
Pflanzen. — An der letzteren bilden ſich in den Blüthenähren häufig Knöllchen, 
die zur Fortpflanzung dienen. 

Potentilla aurea L. (Halleri Sering) und P. frigida Vill. (gla- 
cialis Hall. fil., helvetica Schltd.) find zierliche gelbblühende Pflanzen. 

Primula acaulis All. (vulgaris Sm., grandiflora Lam., hybrida 
Schrank., sylvestris Scop., uniflora Gmel.), P. Aurieula L. (lutea 
Lam.), P. farinosa L., P. minima L. und P. villosa Jaeg. (hirsuta 
All., viscosa Lam.) find die reizenden Primalarten, die in keiner Sammz 
lung fehlen dürfen. — Ihr zeitiges Blühen macht ſie beſonders beliebt. 

Pyrola secunda L. und P. uniflora L. ſind beide liebliche, durch 
ihre glocke-artigen Blümchen beliebte Pflänzchen. 

Ranunculus aconitifolius L., weißblühend, R. alpestris L. blaß— 
gelbblühend, R. glacialis L. weißlich violettblühend und R. montanus W. 
(nivalis Jacg.) hellgoldgelbblühend find hübſchblühende empfehlenswerthe 
Pflanzen, die den Anfang einer Alpenpflanzen-Colleetion mitmachen müſſen. 

Rhodiola rosea L. iſt die liebliche zierliche Roſenwurz mit gelblich 
röthlicher Blume; ſie liebt trockne Stellen. 

Rumex alpinus L. iſt der Alpenſauerampfer. 

Salvia glutinosa L. iſt eine hübſche gelblich blühende Salbeiart. 

Saponaria ocymoides L. iſt dankbar im Blühen und empfehlenswerth. 

Saxifraga aizoides L. (autumnalis L.), S. Aizoon Jacq., 8 
arachnoidea Sternbg., S. caesia L. (recurvifolia Lapeyr., S. Cotyledon 
L. (pyramidalıs Lapeyr.), S. crustata West., S. cuneifolia L., 8. 
elatior M. et K., S. rotundifolia L. und S. oppositifolia L. (coerulea 
P., retusa Sternbg.), die hübſchen und theils ſehr winzigen Steinbrecharten 
müſſen den Anfang zu einer Alpenpflanzenſammlung mitmachen, ſämmtliche ſind 
vor Näſſe zu ſchützen. — Sie dringen bis auf die äußerſten Gipfel der 
Felſen vor und namentlich iſt es 8. oppositifolia, welche in höchſter Höhe 
mit vorkommt. 

Scabiosa lueida Vill. (stricta W. K.) iſt eine zierliche Pflanze mit 
purpurner Blüthe. 

Sedum Anacampseros L. iſt eine Fettpflanze mit purpurrother Blüthe 
und muß vor Näſſe geſchützt werden. 

Sempervivum arachnoideum L. und 8. montanum L. find hübſch⸗ 
blühende Fettpflanzen und wollen vor Näſſe geſchützt ſein. 

Silene acaulis L. und S. alpestris Jacq. (viscida Spr.) ſind 
beide zierliche Pflänzchen und namentlich dringt die erſte Art bis zur höchſten 
Höhe mit vor. 

Soldanella alpina. L. iſt das zierliche, blaublühende beliebte Alpen⸗ 
glöckchen. | 

Spiraea Aruncus L. iſt eine größere Pflanze mit gelblichweißer Blüthe 
und hübſchen Blättern. | 
Stachys alpina L. ift eine blutrothblühende Pflanze mit wolligem Blattwerk. 


| 


111 


Statice alpina L. (Armenia alpina W.) iſt ein zierliches Pflänzchen 
mit immortellenartiger Blüthe. 

Streptopus amplexifolius DC. (distortus Bess. oder Uvularia am- 
plexifolia L.) iſt eine intereſſante Pflanze mit weißer Blüthe und weißen Beeren. 

Swertia perennis L. iſt eine hübſche, den Gentianen verwandte 
Pflanze. | 
Thalietrum aquilegifolium L. und T. alpinum L. find beide hübſch 
in Blättern und Blumen. 

Iblaspi alpestre L. (coerulescens Presl) iſt ein hübſch blaublü⸗ 
hendes Pflänzchen. 

Trientalis europaea L. iſt ein beliebtes zierliches Pflänzchen mit nied— 
licher weißer Blüthe. 

Trifolium alpinum L. iſt der ſchöne Alpenklee. 

Trollius europaeus L. iſt eine ſchöne gelbblühende Pflanze. 

Tussilago alba L. (Petasites alba Gaert.) und T. nivea Vill. (P. 
niveus Baumg.) decoriren durch ihre Blätter beſonders eine Aufſtellung von 
Alpenpflanzen. 

Veratrum album L. und V. nigrum L. find ſchöne Pflanzen und 
ſtehen gern etwas feucht, die letztere Art iſt durch die dunkelbraune, faſt ſchwarze 
Blüthenrispe noch intereſſant. Sie haben offieinelle Kräfte. 

Veronica alpina L. und V. fruticulosa L. (krutescens Scop.) 
ſind hübſchblühende, ſehr zierliche Pflanzen. 

Viola alpestris Jacg., V. biflora L. und V. pinnata L. die lieb⸗ 
lichen Veilchenarten haben alle volles Laub und zierliche Blumen. 

Hat man mit dieſen Planzen eine Aufſtellung in Töpfe gemacht oder ſie 
auf einen dazu angelegten Berg ausgepflanzt, ſo kommen dazu noch die den 
Schatten liebenden und mit ſchönen Wedeln verſehenen Farnenkräuter als: 

Aspidium Lonchitis Sw., Asplenium viride Huds., Ceterach 
offieinarum W., Osmunda regalis L., das ſchöne Königsfarn, 
Pteris aquilina L., des Adlerfarn, Scolopendrium officinarum 
Sm. (Asplenium Scolopendrium L., Strutiopteris germanica 
W. (Osmunda Strutiopteris L.) und 

die Selaginellen als Selaginella helvetica Lk. (Lycopodium L.) 

Die Nadelhölzer als Taxus baccata L., Juniperus communis L., der 
Wachholder und J. sabina L., der Sadebaum, ſämmtlich officinell. 

Die Sträucher als Andromeda polifolia L., Azalea procumbens 
L., Daphne Laureola, der im Samen offieinelle Seidelbaſt, Linnaea 
borealis L, Ribes alpinum L. und rubrum L., Rhododendron ferru- 
gineum L., die wirkliche Alpenroſe, die zwergigen Weidenarten als Salix 
daphnoides L., S. herbacea L., S. lapponum L. und S. reticulata L. 

Die graciöſen Gräſer als Agrostis alpina Scop., Elymus euro- 
paeus L., Phleum alpinum L., Poa alpina L. und P. laxa 
Haenk. 

Und zuletzt die eyper- und binſenartigen Gewächſe als Carex atrata L., 
C. dioica L., Eriophorum alpinum L. und Luzula spicata DC. 

Eine Aufſtellung von dieſen Pflanzen wird in ihrer Anſchauung manche 
Erinnerung gemachter Reiſe in die Alpen zurückrufen oder den noch nicht Da— 


112 


geweſenen werden die Pflanzen einſt bekannt entgegentreten und fo einer Reife dahin 
unbedingt mehrIntereſſe verleihen als wenn man gleichgültig die einen dort be 
gegnenden Alpenblumen unbeachtet läßt oder bloß dem Herbarium einverleibt, 
worin die Pflanzen immer nicht die Anſchauung gewähren, als wenn ſie in lebenden 
Zuftande, zuſammen aufgeſtellt, vor die Augen treten. L. Schroeter. 


— — 


Einige Worte über Bambusa Fortunei 
variegata und Sedum Sieboldi. fol. 
med. var. 

Von A. Stelzuer, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. 

Zu den ſeit 2 Jahren durch engliſche und holländiſche Reiſende gemachten 
wichtigen neuen Einführungen des Pflanzenreichs aus Japan, einem reichen 
Lande, dem unſere Gärten ſo manchen ſchönen Strauch, Baum, Staude und 
Zwiebelgewächs verdanken, gehören unſtreitig obige beiden Pflanzen. Erſtere 
ein herrliches Gewächs, das keineswegs die Höhe der andern ſeiner Geſchlechter 
erreicht, ſondern ein niedriger runder Buſch bleibt, iſt die erſte Bambusa mit 
bunten Blättern, die den Weg in unſere Culturen gefunden, und ähnelt durch 
ſeine ſie auszeichnende Panaſchierung viel unſerem gewöhnlichen ſo beliebten 
Bandgraſe und ſchon dieſe Eigenſchaft allein, möchte ihr binnen Kurzem eine 
allgemeine Popularität ſichern. Die prächtig weiß Lintirten Blätter werden 


kaum 3—4 Zoll lang bei Ya Zoll Breite und find zahlreich um den Stengel 


vertheilt; die ganze Pflanze wird kaum 1—1½ Fuß hoch und möchte ſich 
deshalb gut zu Einfaſſungen unſerer Gärten eignen. Obgleich die vielen 
Knoten des Stengels nun anzudeuten ſcheinen, daß Stecklinge leicht Wurzeln 
machen würden, ſo iſt es mir doch noch nicht gelungen ſie auf dieſe Weiſe zu 
erziehen, dagegen vermehrt ſie ſich aber ziemlich raſch durch Ausläufer, die man 
jedoch zur Sicherheit erſt abnehmen darf, wenn ſie Blätter und Wurzeln ge— 
macht haben, wie mir die Erfahrung hinlänglich gelehrt. 

Um ſchnell eine Partie Pflanzen zu erzielen, pflanzte ich von den voriges 
Frühjahr erhaltenen kleinen Exemplaren zwei in kleine Körbchen und ſenkte ſie 
in ein Lohbeet ein; auf dieſe Weiſe machten die zahlreich ſich bildenden Ranken 
und Triebe ſchnell Wurzeln, ſo daß ich eine gute Anzahl junger Pflanzen ſeit— 
dem abnehmen und ſie ihrerſeits etabliren konnte. Es ſcheint, daß man in 
England bereits ihre Härte für den Winter erprobt, denn ſie iſt dort augen— 
blicklich noch ſehr geſucht und obgleich in jenem Land zuerſt eingeführt (durch 
den Garten von J. Standish) ſo haben wir bereits eine nicht geringe Anzahl 
wieder in jenes Land geſandt, wo fie ſich noch mit 10 - 20 Fr. per Stück 
verkauft, während durch meine Vermehrungsart unſer Etabliſſement bereits im 
Stande iſt, ſie in jungen Pflanzen zu 36 Fr. per Dutzend zu liefern. Sollte 
fie auch unſer continentalen Winter ertragen, jo wird fie bald eine Zierde aller 
Gärten ſein. a 

Aber auch das bunte Sedum Sieboldi läßt ſich nicht als werthvolle 
Neuheit in den Hintergrund drängen. Als die Art mit grünen Blättern vor 
ungefähr 20 Jahren zuerſt den Weg in unſere Gärten fand, träumte man wohl 
kaum, daß es eine jo wichtige Pflanze für den Handel werden würde, die 


113 


theils als Cinfaſſung oder Felſenbekleidung in den Gärten, theils als zierliche 
und harte Ampelpflanze in den Zimmern ſich überall einbürgern würde, wo 
Göttin Flora nur überhaupt durch ein Gewächs repräſentirt iſt. Nachdem wir 
nun den Werth dieſer Pflanze ſeit einer Reihe von Jahren bereits haben 
ſchätzen lernen, um ſo willkommener muß uns die neue Erſcheinung des bunten 
Sedum Sieboldi ſein, zumal da ſeine Panachürung in einem ſehr breiten 
goldnen Streifen beſteht, der das Blatt, des beiläufig geſagt, doppelt ſo groß 
wird, als bei der rein grünen Art, in der Mitte ziert; ſie blüht wie die andere 
und eben ſo leicht; ſie vermehrt ſich leicht aus Stecklingen und durch Theilung, 
und diesmal wird jeder Handelsgärtner und Liebhaber ſich ſchnell die Neuheit 
zueignen. Da ich ſie ſchnell und reichlich gleich ſeit ihrer Einführung ver— 
mehrte, ſo kann ſie unſer Etabliſſement bereits zu dem kleinen Preis von 
18 Fr. per Dutzend in jungen ſchönen Pflanzen liefern, während winzige 
Exemplare im vergangenen Winter, Zeit ihrer Ausſendung, noch mit Fr. 30 
per Stück bezahlt werden mußten. 


———— b 9 Q — 


Die Cultur der Penſcée's. 


Die Penſcée's oder Stiefmütterchen dürfen gewiß in keinem Garten, ſei es 
Hausgärtchen oder größere Anlage fehlen. Keine unſerer ausdauernden Flor— 
blumen nehmen mit größerem Rechte ihren Platz ein. Die erſten Sonnen— 
ſtrahlen des Frühlings locken ſchon eine Fülle ihrer Blumen in der herrlichſten 
Farbenpracht hervor, vom reinſten Weiß und Gelb durch alle Farben bis zum 
tiefſten Eiſen⸗ und Sammtſchwarz und wieder mit allen Farben bunt durchein— 
ander gemiſcht, wie bei den Fancy-Arten. Und nicht allein im Frühlinge, er— 
freuen ſie uns mit ihren Blüthen, ſondern faſt das ganze Jahr, ſowohl im 
Sommer wie im Herbſte, ja ſelbſt im Winter bei nur einigen ſchönen Tagen 
ſind an den meiſten Pflanzen Blüthen zu finden. Dabei iſt ihre Cultur ſo 
leicht, wie die faſt keiner anderen Pflanze. Um Anfängern behülflich zu ſein, 
dieſelben in ihrer ſchönſten Pracht zu haben, laſſe ich meine Culturmethode hier 
folgen. Die Anzucht derſelben geſchieht auf drei Arten, durch Zertheilen der 
alten Stöcke, Stecklinge und Samen. Die erſtere Art der Anzucht taugt nicht 
viel und ſollte nie angewandt werden, weil hierbei die Blumen nur klein wer— 
den und ihre Farben ſich nicht ſo prächtig entwickeln, da den Pflanzen die 
gehörige Wurzelbaſis fehlt. Um gute Sorten conſtant und dabei enorm große, 
gutgebaute Blumen zu erhalten, beſonders für einen langen Frühlingsflor, der 
bis zum Hochſommer anhält, macht man im September Stecklinge. Hierzu 
wählt man junge, am beſten aus der Wurzel gekommene kräftige Triebe, reißt 
dieſelben von der Pflanze ab und ſteckt ſie ohne weitere Zubereitung, nur mit 
Ausbrechen etwaiger Blumen und größerer Knospen, in ein lockeres Beet 
im Garten an einer ſonnigen Stelle mit 3 Zoll Abſtand und deckt einen Miſt— 
beetkaſten darüber. Das Beet ſelbſt muß gut gegraben und gedüngt ſein, auch 
ziehe ich lehmigen Boden und Kuhdünger vor. Daß die Fenſter ganz genau 
ſchließen, iſt nicht nöthig und bei Mangel an Miſtbeetfenſtern kann man jedes 
alte Fenſter dazu benutzen, indem man nach der Größe deſſelben, Pfählchen in 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX 8 


N. 9 


114 


den Boden ſchlägt, woran man einige Bretter nagelt, wovon das Hinterſte 
wegen Anlauf des Waſſers einige Zoll höher fein muß. Die beſte Höhe des 
Kaſtens iſt vorne 8 und hinten 10 Zoll, jedoch ſind 6 reſp. 8 Zoll ſchon 
hinreichend. Nach dem Stecken gießt man ſie tüchtig durch und läßt die Fenſter 
bei Tage während drei Wochen geſchloſſen, Abends deckt man jedesmal ab, es 
müßte dann ſtarker Regen zu erwarten ſein, der das Beet zu ſehr durchnäßt 
und die Erde zu kalt macht. In dieſer Zeit werden ſich die erſten Wurzeln 
zeigen und die Stecklinge zu wachſen anfangen. Jetzt läßt man faſt immer 
aufgedeckt bei eben milder Witterung, damit die Pflanzen kurz und gedrungen 
bleiben und nur bei Fröſten und kaltem Regen deckt man zu. Bei dieſer Be⸗ 
handlung wird man den ganzen Winter Blumen haben, die in jedem Bouquet 
mit Vortheil verwandt werden können. Anfang Februar werden ſich an jeder 
Pflanze 4—6 oder mehr Ausläufer dicht am Wurzelſtock zeigen, die gegen 
Mitte März ihre erſten Blumen entfalten. Wenn dann die Witterung mild 
iſt und man hat das Beet ſo viel wie nur möglich offen gelaſſen, richtet man 
ſich ein Beet im Garten zurecht, gräbt ſelbiges recht tief mit tüchtig Kuh— 
miſt um, oder was noch beſſer iſt, man gräbt im Herbſte ſchon ohne es zu 
harken, weil dann die Erde den Winter über recht locker und rein von Unge— 
ziefer gefriert und pflanzt die mit Ballen ausgenommenen juugen Pflanzen 
mit 8—10 Zoll Abſtand darauf, dieſelben leicht angießend. Sobald die 
Pflanzen dann neue Wurzeln getrieben, wird man einen ausgezeichneten Flor 
haben. Ich hatte bei dieſer Methode Blumen von 2 — 2½ Zoll Durchmeſſer, 
vorzüglich von den weißgerandeten und carminrothen Sorten, pelargoniumblüthige 
genannt, mit einer Reinheit in der Farbe, die bei keiner andern Cultur zu 
erreichen iſt. An heißen Sommertagen wird das Blühen etwas nachlaſſen, 
man ſchneidet dann die längſten der blühenden Stengel ab, wodurch wieder die 
jungen Triebe zum kräftigen Wachſen und Blühen genöthigt werden. Ein 
Dungguß von Zeit zu Zeit, und reichliches Gießen trägt viel zum ſchönen 
Blüthenflor bei und ſollte nicht verſäumt werden. Zur Anzucht aus Samen 
kann man faſt zu jeder Zeit im Jahre ſchreiten und richtet man ſich dazu einige 
Kiſtchen mit Haide- und Gartenerde zu gleichen Theilen vermiſcht ein, ſäet 
den Samen möglichſt dünn und bedeckt ſelben nur ſo ſtark mit feingeſiebter 
Erde, daß beim Gießen die Samen nicht bloß geſchlemmt werden. Die Kiſtchen 
bedeckt man mit einer Glasſcheibe und hält ſie mäßig feucht. In 10—14 Tagen, 
oft noch früher, werden die Samen aufgegangen fein, dann kommt die Glas⸗ 
ſcheibe herunter und nachdem die Sämlinge das vierte Blatt mit Einſchluß der 
Samenblätter gemacht haben, piquirt man fie wieder in Kiſtchen mit“ Ab- 
ſtand oder direckt auf ein geſchütztes Beet. Bald werden dieſelben zu kräftigen 


Pflanzen herangewachſen fein und durch das Piquiren ſchöne Wurzelballen 4 


haben, und können an Ort und Stelle gepflanzt werden, wo) dieſelben in 
einigen Wochen einen üppigen Flor entwickeln. Wenn die Sämlinge im Früh⸗ 
linge blühen ſollen, ſäet man am beſten im Herbſt und piquirt fie auf ein 
geſchütztes Beet im Garten oder ſäet im Januar und piquirt im Februar in 
Kiſtchen, um im März auf die Beete gepflanzt zu werden. Die Kiſtchen kann 
man ſoviel wie möglich im Garten laſſen, damit die Pflanzen gedrungen 
bleiben und nimmt ſie nur bei ſtarkem Froſt herein. Für den Sommerflor ſäet 
man im März und für den Herbſtflor im Mai auf dieſelbe Weiſe. Zum 


r 


wann, . 


115 


Aufſtellen eines Frühlings⸗, Sommer- oder Herbſtflors iſt keineswegs gejagt, daß 
man immer neue Pflanzen ziehen müſſe, um zu jeder Zeit Blumen zu haben, 
man bekommt nur dadurch immer junge Pflanzen, die durch langes Blühen 
nicht geſchwächt ſind und deſto ſchönere und größere Blumen erzeugen. 


Durch die Anzucht aus Samen wird man immer neue Sorten bekommen, 
ſollen dieſelben jedoch wirklich ſchön ſein, ſo iſt es am beſten, man befruchtet 
einige Blumen künſtlich, was mit Hülfe einer Pincette und eines kleinen 
Zeichenpinſels Jedermann leicht kann. Zu Mutterpflanzen nimmt man ſolche, die 
reine Farben und gute Zeichnung bei Größe der Blumen haben oder einfarbige. 
Sobald eine Blume geöffnet iſt, bricht man mit der Pincette die Staubbeutel 
heraus; der folgende oder der zweite Tag wird dann die beſte Zeit zum Be— 
fruchten ſein, man unterſucht, am beſten Mittags bei hellem Wetter, die Narbe 
des Piſtills, findet man, daß dieſelbe glänzend und klebrig iſt, ſo iſt die 
geeignete Zeit da; nachdem man jetzt von andern guten Blumen mit dem Pinſel 
etwas Staub von den Staubbeuteln genommen, tupft man denſelben auf die 
Narbe des Piſtills, bis dieſelbe voll Staub hängt und bezeichnet die befruchtete 
Blume mit einem Fädchen oder dergleichen, um ſie beim Abnehmen des 
reifen Samens wieder erkennen zu können. Man kann ſo in kurzer Zeit eine 
Menge Blumen befruchten und faſt kann man die daraus entſtehende Farbe 
berechnen. Man kann auch, um recht viele Farben in einer Blume zu erzielen, 
Staub von mehreren Sorten für eine Narbe nehmen, wählt aber dann zur 
Mutterpflanze einfarbige blaue, gelbe oder weiße. Als Grundſatz zur Berech— 
nung der möglichen Nachkommenſchaft mag dienen „daß zur Befruchtung 
die Vaterſchaft mehr beiträgt wie die Mutterſchaft. Man muß 
alſo für helle Farben auch Staub von hellen Blumen, und für dunkle Farben 
von dunklen Blumen nehmen. Unzählige Verſuche haben obigen Grundſatz bei 
mir feſtgeſtellt. Von den fo intereffanten ſchwarzen, von denen in den Cata— 
logen nur Mohrenkönig oder Fauſt erwähnt wird, welche Sorten aber viele 
Fehler in der Form haben, iſt es mir durch Beſruchtung gelungen mehr als 25 
Nuancirungen zu erzielen, die tadellos in der Größe, wie in der Form ſind 
und vom Eiſenſchwarz, wie Mohrenkönig, bis ins tiefſte Sammtſchwarz gehen, 
mit demſelben Velours wie die Farbigen. Im vorigem Frühjahre blühten bei 
mir zwei Schwarze mit Masken, eine auf weißem und eine auf gelbem Grunde, 
die aber leider durch die ungeheure Dürre des verfloſſenen Sommers, wo bei 
mir wegen Mangel an Waſſer ganze Beete vertrocknet ſind, wieder verloren 
gegangen ſind. 

Die Hauptfeinde der Penſée's ſind kleine Würmer, ſogenannte Tauſend— 
füßler, welche die Wurzeln be- und abnagen, ſo daß große Pflanzen die heute 
noch voller Blumen prangen, morgen ſchon welk auf den Beeten liegen. Nach 
meiner Erfahrung iſt das beſte Vertilgungsmittel ein Guanoguß von Zeit zu 
Zeit, der bei mir gute Dienſte geleiſtet hat. Gegen die läſtigen Schnecken hilft 
ein dünnes Bepudern der ganzen Beete mit trocknem Guano, Abends wenn die— 
ſelben ſchon ausgekrochen ſind. Die kleinſte Ouantität reicht hin, um eine 
große Schnecke zu tödten, wenn ſie damit in Berührung kommt. Nur muß 
man, wenn es den folgenden Tag ſehr heiß wird, den Guano Morgens wieder 
abſpritzen. 


8 * 


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116 | 


Mögen dieſe Zeilen dazu dienen, die Zahl der Verehrer dieſer Blumen 
noch zu vermehren, was ſelbe gewiß verdienen, weil ſie die wenige Mühe mit 
Dank lohnen. 

Elberfeld, den 1. Januar 1863. 

Guſtav von den Weſten, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Ausſehmückung beſonderer Punkte des Land⸗ 
ſchaftsgartens. 


Es iſt unmotivirt, wenn man ſchon länger beſtehende Landſchaftsgärten 
mit ihren Einrichtungen, die einen Ruhepunkt gewähren ſollen, oft ſchlecht weg 
für veraltet erklärt. Erwägt man, daß dem Beſucher öfter Punkte geboten 
werden müſſen, von welchen ſich ein abgerundetes Landſchaftsbild bietet, das 
im bloßen Vorübergehen nur flüchtig bemerkt werden würde, ſo iſt es Sache 
des Gartenkünſtlers, die hiezu beſtimmten aber veraltet erſcheinenden Einrich— 
tungen, welche nicht geſtört werden ſollen, zu verjüngen, dem neuern Garten⸗ 
geſchmacke anzupaſſen und dem Beſucher zu beweiſen, daß er in die Ideen, 
die der Gründer des Gartens im Auge gehabt hat, einzugehen und darin fort 
zuleben verſtanden hat. — Der Landſchaftsgarten ſoll allerdings durch maſſen⸗ 
hafte Bäume und Strauchgruppen, durch ſchöne freie Raſenflächen, durch 
Durchblicke und Fernſichten zuvörderſt das Gepräge eines Landſchaftsgartens 
haben; der Wandrer darin will aber von Zeit zu Zeit einige Ruhepunkte finden, 
an welchen er ſich kurze Zeit aufhalten und erholen kann. — Hier iſt es nun 
Sache des Gärtners, dieſe Punkte jo auszuſchmücken, daß der denkende Beſucher 
gleich herausfindet, wie die Ausſchmückung dem Character jedes Platzes 
angemeſſen iſt und nicht bloße Willkühr, ſondern Nachdenken und Verſtändniß 
vorgewaltet hat. 

Der Gartenkünſtler wird gleich herausfinden, was zu thun iſt. — Hier 
ſteht z. B. am belebteſten und freieſten Theile des Gartens ein der Blumen⸗ 
göttin geweihter Tempel, dort mehr abſeits gelegen eine nach italieniſchem Ge— 
ſchmacke ausgeführte Villa; unter dunklen Bäumen, entfernt von den belebten 
Theilen des Gartens eine Einſiedelei. Sogleich wird der Gedanke auftauchen, 
daß der Gärtner auf das erſtgenannte Gebäude vor allen Dingen ſein Augen- 
merk zu lenken und die Umgebung deſſelben vom erſten Frühjahrsſcheine bis 
zum letzten Blätterfall durch Blumen, abwechſelnd in den ſchönſten Farben, 
auszuſchmücken hat. — Die Wahl iſt ja ſo leicht; unſere neuen Florblumen 
bieten hiezu reichlich Gelegenheit. Zuvörderſt greife man nach Frühlingsblumen 
als: Primeln, Anemonen, Ritterſporn und Mohn. — Hieran reihen ſich 
die mannigfaltigſten Blumenzwiebelgewächſe und perennirende Pflanzen als 
Papaver-, Paeonia- und Phlox-Arten in ihren ſchönen Varietäten. — Dann 
folgen die Roſen, die als Kronenbäumchen gezogen, einzeln, zu Gruppen oder 
zu einem ganzen Roſengarten zu pflanzen find, — Sie bieten in ihren viel 
fachen Hybriden, mit ihren herrlichen Farben im ſchönſten Dufte einen Anblick, 
der wohl kaum durch andere Pflanzen übertroffen werden kann. — Georginen 


117 


in taufenderlei Farbenabwechſelungen und in den ſchönſten Blumenformen er⸗ 
freuen das Auge bis zum Spätherbſte, nebenbei grenzen die Balſaminen und 
die Aſtern in den ſchönſten Farben und Formen; ſie ſind zu unentbehrlichen 
Pflanzen geworden. — Allerlei Feſtons durch Schlingpflanzen gebildet als von 
Maurandia, Calystegia, Lophospermum, Cajophora, Cobaea, 
Tropaeolum, Pilogyne und Passifloren geben dem Ganzen eine ange— 
nehme Unterbrechung; ebenſo einzelne Pflanzen, die man aus der großen 
Gruppe der jetzt ſo beliebten Decorations- oder Blattpflanzen herauswählen 
kann, z. B. Aralien, Abutilon, Cosmophyllum, Canna, Solanum, 
Uhdea, Brugmansia und Datura. Einzelne Vaſen mit Fuchsien, 
Petunien und Verbenen ebenſo Gruppen von dieſen Pflanzen, wozu noch 
die Scharlach-Peargonien kommen, ſo wie Rabatten von Sommerlevkoyen und 
Reſeda dürften am Gebäude ſelbſt nicht fehlen; doch hüte man ſich auch vor 
Ueberfüllung, die ebenſo leicht ſtörend werden und bald den gerechten Tadel 
des Gartenkünſtlers hervorrufen kann. 

Ein andrer Punkt, eine nach italieniſchem Geſchmacke erbaute Villa würde 
wohl gleich zu dem Gedanken führen, daß der Erbauer derſelben eine ſüdliche 
Landſchaft vor Augen gehabt hat. — Bald wird der Gärtner daran denken, 
die Nähe dieſes Gebäudes ſo zu bepflanzen und zu decoriren, daß Kenner und 
Laien die Harmonie des Ganzen herausfinden müſſen. — Pinien, italieniſche 
Pappeln, graublättrige Weiden und Weinreben, dann Lorbeeren, Cypreſſen, 
Feigenbäume, Orangen und Myrten, einzeln oder in Gruppen aufgeſtellt, deren 
Kübel ſo verdeckt, daß ſie im Freien zu ſtehen ſcheinen, würden an Italien 
mit ſeinem ſüdlichen Klima erinnern. — Agave americana L., mit ihrer 
buntblättrigen ſehr decorativen Abart, Phoenix dactylifera L., die Dattelz 
palme und Chamaerops humilis L., die einzige in Europa einheimiſche 
Palmenart mit den fecherartigen Blättern, würden das Bild vervollſtändigen. 
— Aloé- und Vucca-Arten in Vaſen angebracht, können zuletzt das Gebäude 
ſchmücken. — Am Ufer eines nicht weit davon entfernten Waſſers können 
Gruppen von Calla und Colocasien, das in den pontiniſchen Sümpfen 
wachſende Rohr Arundo Donax L., die Abart mit den weißgeſtreiften Blättern 
und verſchiedenen Gräſern angebracht werden, deren man jetzt ſo vielfach in die 
Gärten eingeführt hat. — Beſonders würde das ſchöne Gynerium argen- 
teum Nees einzeln ausgepflanzt, hiezu paſſen. — 

Finden wir nun am entlegenſten Theile eines Gartens eine Einſiedelei, 
ſo iſt es nöthig, den Beſuchern das Walten der pflegenden Hand eines Ere— 
miten vorzuführen. Hier müſſen die ernſten Nadelhölzer einzeln oder in Gruppen 
aufgeſtellt und einzelne Blumenbeete angebracht werden, die mit ſolchen Pflanzen 
zu beſetzen ſind, welche den Schatten der Bäume vertragen als Aurikeln, Hy- 
drangea, Rhododendron, Vinca und Epheu. — Vor allem aber laſſe 
man ſolche Gewächſe nicht fehlen, die ſich der Einſiedler in Wäldern und Ge— 
birgen geſucht, dort ſorgſam ausgegraben und in die Nähe ſeiner Behauſung 
verpflanzt hat, als Aquilegia, Digitalis, Gentianeen, Aconitum, die 
mehrentheils officinell find, Solidago, Lysimachien und Farrnkräuter, die 
mit ihren herrlichen Wedeln vortrefflich zu dem Character melancoliſcher Scenen 
paſſen. Werden ſolche Abwechſelungen richtig ins Auge gefaßt, werden ſie 
nach dem äſtethiſchen Gefühl und Geſchmack ausgeſchmückt, ſo werden ſolche 


118 


Punkte mit jedem Frühjahre immer wieder als eine künſtleriſche Schöpfung neu 
und verjüngt erwachen. 


L. Schroeter. 
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Beitrag zur Cultur der Achimenes. 
(Vorgetragen im Verein Hortikultur in Hamburg, von C. F. H. 11.3 

Unter den Repräſentanten der Familie der Gesneriaceen iſt es 1 die 
Gattung Achimenes, welche durch verhältnißmäßig leichte Cultur, lange Blüthe⸗ 
zeit, effectvolles Farbenſpiel, am ſchönſten und reichhaltigſten unſer Auge er— 
freuen. Da ich mehrere Jahre Gelegenheit hatte mich mit deren Cultur zu 
befaſſen, ſo will ich meine Erfahrungen darüber in Folgendem mittheilen: 

Mitte Januar nehme ich die Töpfe, worin die Achimenes ihre Ruhezeit 
durchgemacht haben hervor, ſäubere die Knollen von der alten Erde, fülle mir 
Näpfe, nachdem ſelbige mit gutem Abzug verſehen, bis auf ½ Zoll vom 
Nande mit ſandiger Lauberde, lege die Knollen ½ — / Zoll auseinander und 
bedecke fie ½ Zoll mit derſelben Erde, gieße ſie tüchtig an und ſtelle fie in 
eine 15 20 Grad Bodenwärme enhaltende Vermehrungskiſte oder Miſtbeet, 
halte ſie ziemlich feucht und geſchloſſen; ich gieße aber die Näpfe nicht eher, 
bis die Erde ziemlich trocken iſt. Sind die Pflänzchen bis auf 1—2 Zoll 
aus der Erde heraus, ſo kann man bei ſchöner Witterung ſchon etwas lüften, 
damit ſie nicht ſpindeln, man ſchütze ſie aber vor ſtarkem Sonnenſchein und 
halte ſie möglichſt feucht und warm, denn trockene Luft ſchadet ihnen im erſten 
Stadium des Wachsthums ungemein. 

Sind die Triebe nun 3—4 Zoll hoch, jo verpflanze ich die Pflanze 
gleich in ſolche Töpfe, in denen ſie blühen ſollen, in einer Miſchung von 2 
Theilen Lauberde, 1 Theil gut verrotetem Kuhmiſt, Ya Theil Sand und ½ 
Theil Holzkohlen in Stücken. 

Hat man reichlich Holzkohle zur Verfügung, ſo kann man auch den Abzug 
des Waſſers davon herſtellen, was ſehr zweckmäßig und vortheilhaft für die 
Pflanze iſt. 

Will man große Büſche ziehen, ſo nimmt man Töpfe, welche mehr weit 
als tief find und ungefähr 8—10 Zoll Durchmeſſer haben, und pflanzt nun 
von den Sorten, wie z. B. longiflora, grandiflora, Verschaffelti, 12 bis 
15 Pflänzchen in dieſe Töpfe ein; von ſtarkwüchſigen Sorten wie hirsuta, 
gigantea, gloxiniflora, jedoch nur 4—5 Stück, deren Spitzen während der 
Wachsthumsperiode Amal eingeſtutzt, ſehr ſchöne Büſche bilden. Sind die 
Pflanzen nun verpflanzt, wobei zu beachten, daß man die Erde nicht feſtdrückt, 
ſondern durch ſanftes Aufſtoßen des Topfes auf den Verſetztiſch fie feſt ſchüt⸗ 
telt, ſo ſtelle man die Pflanzen in die vorhin erwähnte Bodenwärme und halte 
ſie die erſten 8 Tage geſchloſſen. 

Sind ſie wieder im Wachſen begriffen, ſo lüfte man während der ſchönen 
Tageszeit ein paar Stunden, und ſpritze ſie mitunter. 

Zeigen ſich ſpäter die Blumenknospen, ſo nimmt man die Pflanze heraus, 
bindet jeden Trieb einzeln an ein dünnes Stäbchen auf, wobei die längſten zur 
Mitte, die kürzeren nach den Seiten ablaufend gebunden werden, und ſtelle ſie 
dem in ein gewöhnliches Warmhaus bei etwas niedrigerer und trockenerer Tem- 


119 


peratur; (10—12 Grad ift genügend) denn dadurch verlängert man den Flor 
und hindert zugleich dadurch, daß ſich in den Blattwinkeln Knollen bilden, 
welche die Blüthe ſehr beeinträchtigen würden. Jetzt kann man auch von Zeit 
zu Zeit einen ſchwachen Dungguß von eingeweichten Roßäpfeln geben, welche 
aber nicht zu friſch ſein dürfen. 

Das Beſpritzen der Pflanzen wird jetzt eingeſtellt, indem die Blüthen 
dadurch leiden würden, auch muß man ſie ſorgfältig vor Zugluft und ſchnellem 
heftigen Temperaturwechſel ſchützen, weil ſie dann leicht die Blüthen fallen laſſen 
und ſomit der Flor verdorben wäre. Auf dieſe Weiſe eultivirt, habe ich im⸗ 
mer ſehr günſtige Reſultate erzielt. 


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Ueber die Treiberei der Monatserdbeer⸗Säm⸗ 
linge in Töpfen. 

Im Band XIX Seite 56 dieſer Zeitſchrift verfehlte ich nicht meine 
Herren Collegen auf die Monatserdbeer-Treiberei im Hof-Küchengarten zu 
München aufmerkſam zu machen. Es macht mir nun großes Vergnügen über 
einen Verſuch zu berichten, den ich mit etwa 40 Monatserdbeeren in Töpfen, 
in dieſem Winter im hieſigen Königlichen Garten anſtellte. Der Monatserd— 
beeren-Samen, welchen ich aus München im Herbſte 1862 mitbrachte, ward 
Mitte März ausgeſäet, lief aber leider ſehr ſchlecht auf und erzielte ich nur 
80 brauchbare Pflanzen, von denen ich 40 Stück in Töpfe pflanzte, um ſie 
verſuchtsweiſe im vergangenen Herbſte zur Treiberei zu verwenden. Das Re— 
ſultat fiel ſo überraſchend glänzend aus, daß ich entſchloſſen bin in Zukunft 
nur Sämlinge zu treiben. Von dieſen 40 Töpfen erntete ich im November, 
December und Januar ungefähr 15 Schock brauchbare Früchte, von denen ſich 
beſonders die zuerſt geernteten durch Größe und Schönheit auszeichneten. Ich 
ſollte meinen in dieſer tiefen Winterzeit wäre es für manchen 
Gärtner von Wichtigkeit, Monatserdbeerfrüchte für die Tafel 
liefern zu können. Etwa 180 Stück Pflanzen, die ich aus Ranken 
gezogen hatte, lieferten im Vergleich zu dieſen 40 Sämlingen, nur eine ſehr 
geringe Ernte. Die Sämlinge zeichneten ſich überhaupt durch beſondern kräf— 
tigen und üppigen Wuchs vor den anderen Pflanzen aus. 

Die Kultur der Monatserdbeer-Sämlinge iſt kurz folgende: Etwa zu 
Mitte des Monats März wird der Samen auf ein nicht allzuwarmes Miſtbeet 
ausgeſäet, fein überſpritzt und leicht mit Sand zugeſtreuet. Haben die Plänzchen 
das dritte Blatt getrieben, ſo werden ſie auf ein nur mäßig warmes Miſtbeet 
etwa drei Zoll im Geviert piquirt und verbleiben ſie hier bis etwa zu Anfang 
oder bis Mitte Juni ſtehen, wo ſie alsdann in einen kalten Miſtbeetkaſten in 
ſehr nahrhafte nicht allzuſchwere Erde gepflanzt werden. Unter jedes Fenſter 
kommen 36 Pflanzen zu ſtehen und werden, nachdem ſie angewachſen ſind, ganz 
der freien Luft ausgeſetzt, doch wird es erforderlich ſein, daß bei ſehr ſtarker 
Sonne ein leichter Schatten aufgelegt werden muß, indem ſonſt die Blätter 
leicht roth werden. Bis zur Mitte Auguſt belaſſe man hier die Pflanzen, dann 
pflanze man ſie, jedoch mit Belaſſung ihres ganzen Ballens, in entſprechend 
große Töpfe in dieſelbe Erde worin ſie im Miſtbeete ſtanden. Nach dem Ein— 


120 


pflanzen ſtelle man fie um das Anwachſen zu beſchleunigen unter Glas, ge⸗ 
wöhne ſie aber baldmöglichſt wieder an die Luft. Bis Anfang September 
entferne man ſämmtliche Blüthen, von dieſer Zeit an können dieſelben jedoch 
an den Pflanzen verbleiben. Es verſteht ſich von ſelbſt daß die Pflanzen ſtets 
mit hinreichendem Waſſer zu verſehen ſind und auch bei trockenem Wetter des 
Abends überſpritzt werden müſſen. Anfang October können ſie zum Antreiben 
ins Treibhaus gebracht werden, wo ſie zu Anfange viel Luft erhalten und bei 
119 R. kultivirt werden müſſen. Die Töpfe ſtelle man auf mit altem Dung 
gefüllte Unterſatzſchalen. 

Schließlich ſei noch bemerkt, daß, ſollte ſich irgend Jemand für dieſe 
Sache beſonders intereſſiren, ich nicht abgeneigt bin, ſo weit mein Vorrath 
Samen reicht, kleine Priſen gratis abzulaſſen, indem ich glaube, daß derſelbe 
durch Sämereihandlungen ſchwer zu beziehen iſt. 

Linden, bei Hannover im Februar 1864. W. Tatter, Hofgärtner. 


— — — 


Erzielte Reſultate bei dem Tiefpflanzen der 
Victoria regia. 

Das von mir erbaute neue Baſſin iſt 8 Ellen lang, 5 weit und 3 Ellen 
tief, der unmittelbar auf den Boden aufgeſchüttete Erdkegel betrug 18 Zoll 
und verlief ſich nach allen Seiten auf 6 Zoll. Die am 28. Mai gepflanzte 
Victoria erhielt am erſten Tage 12 Zoll Waſſer und täglich wurde ſo viel 
nachgefüllt, als die Blattſtiele ſich verlängerten und in einigen Wochen war die 
Waſſerſäule 66 Zoll hoch. Daß dies Verfahren richtig und ein ſofortiger 
hoher Waſſerſtand unter Umſtänden tödlich iſt, beweiſen die Gegenverſuche mit 
zwei anderen gleichgroßen Pflanzen, von denen die eine, die ſofort in 66 Zoll 
Waſſer verſenkt wurde, zwar ein Blatt herausſchob, dann aber einging, wäh— 
rend die andere bei 33zöligem Waſſerſtand, wenn auch anfänglich zurückblieb, 
ſo doch ſpäter ſich minder erholte. Da je nach Wärme, Erde und ſonſtiger 
Beſchaffenheit der Pflanze, dieſelbe ſich mehr oder minder doch raſch entwickelt, 
ſo giebt ſie ſelbſt an, wie viel man täglich auffüllen darf, ſobald man darauf 
achtet, daß nie ſo viel aufgefüllt werde, daß die Blätter unter Waſſer gehen, 
etwa täglich 3Z—4 Zoll. 

Daß ſich ſonſt die Tiefkultur vorzüglich bewährte, geht aus Nachſtehendem 
hervor, denn die am 28. Mai mit 6 Zoll großen Blättern gepflanzte Victoria 
hatte Mitte Auguſt deren ſchon von 78 Zoll. Am 24. Auguſt erſchien die 
erſte Blüthe und trotz dem die Pflanze nur 20—220 R. warm gehalten 
wurde, erhielt ſie die Blätter ſo maſſig, daß trotz dem man ſie übereinander 
legte, nicht genug vergingen, um den regelmäßig jeden 5. Tag neu erſcheinenden 
Platz zu machen, ſo daß immer 6—8 ganz geſunde Blätter vorhanden waren. 
Bedenkt man ferner, daß die Victoria hier unter den ungünſtigen Verhält⸗ 
niſſen kultivirt wird, indem man ſtatt Flußwaſſers, nur eiſenhaltiges Brunnen⸗ 
waſſer und das im hohen Sommer unzulänglich haben kann, endlich ſich das 
Baſſin keineswegs auf einer ſehr warmen Stelle befindet, denn es galt gleich— 
zeitig den Beweis zu führen, daß ſie auch in niederer Temperatur ſehr gut 
gedeihe, ſo daß es z. B. möglich werde, in der Nähe von Fabriken, die 


eee u n 1 0 * 


121 


Ueberfluß an warmen Waſſer haben, die Victoria im Freien zu ziehen, wie 
dies bereits in Gera der Fall. — Am merkwürdigſten bleibt dabei, daß, ob— 
wohl die Waſſerwärme bis gegen October auf 160 R. niederging, die Pflanze 
dennoch 4 Früchte mit über 1500 wohl ausgebildeten Samenkörner reifte, von 
denen 400 Körner auf die erſte Frucht kommen. Uebrigens bleiben die Früchte 
bis zu ihrer Reife oder völligen Auflöſung an der Oberfläche des Waſſers, ihre 
ſich verlängerten Stengel ſchoben ſich nicht in der Richtung der Blätter vor, 
ſondern bogen ſich leicht, d. h. dicht an der Oberfläche und umſtanden im 
Kreiſe die Mitte. 

Hiermit iſt dargethan, daß es keineswegs beſondere große Häuſer oder 
Baſſins bedarf, obige Einrichtung läßt ſich in jedem nach Süden gelegenen 
Hauſe oder im Freien bei gehörigem Warmwaſſerzufluß machen, ſobald man 
nur das, was man dem obern Flächenraum abbricht, der Tiefe des Baſins 
zuſetzt, woraus noch der Vortheil entſteht, daß man an rauhen Tagen das Baſſin 
leicht mit Fenſtern decken und während der Blüthe, dieſelbe in faſt unmittel— 
barer Nähe beobachten kann. 

Der hohe Waſſerſtand begünſtigt übrigens auch die Bewerkſtelligung ſchö— 
nerer, graziöſerer Stellung der Blüthe, wir ſchoben nur das Blatt dicht an die 
Blüthe, die ſich dann vollkommen auf daſſelbe auflegte und grade ſtand, nicht 
einſeitig, ſondern hochaufgerichtet in ſchön ausgebildeter Glockenform. 

Vielleicht kommen dieſe Bemerkungen noch rechtzeitig um den Einen oder 
Andern zu weiteren Verſuchen in dieſer Richtung hin aufzumuntern, denn ich 
glaube auf das Beſtimmteſte, daß die Pflanze bei einem Waſſerſtande von 4 
Ellen ſich ſehr wohl befindet, nur müßte man derſelben mehr Zeit gönnen und 
den höhern Waſſerſtand erſt nach 4—6 Wochen ganz eintreten laſſen. 

G. Geitner. 


— 0 — 


Einige Worte über Anemone japonica 
hybrida Honorine Jobert. 
Von N. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. 

Während wir nicht verſäumen auf die Pflanzen aufmerkſam zu machen, 
die ausgepflanzt ins Freie im Sommer durch zierende Blätter unſeren Gärten 
einen erwünſchten Schmuck liefern, begrüßen wir natürlich nicht weniger freudig 
neue Erſcheinungen der Pflanzenwelt, die den Contingent für die Blumenbeete 
vergrößern, um ſo mehr als wir namentlich in dieſer Beziehung niemals zu viel 
Variation in den Gärten erlangen können. Einen ſolchen angenehmen neuen 
Zuwachs haben wir in der obigen Anemone. Die rothblühenden A. japo- 
nica et A. elegans ſind ſchon längſt genügend gekannt und geſchätzt als 

Pflanzen, die durch ihre großen Blüthen uns ſchöne Gruppen und freudige 
Rabatten im September liefern. Die neue Hybride iſt nun ſchneeweiß mit 
Blumen von 2½ Zoll Durchmeſſer, die im Auguſt und September die ganze 
Pflanze bedecken und dieſe Eigenſchaft wird derſelben in kürzeſter Zeit in jedem 
Garten ihren Platz ſichern, denn derartige leuchtende weiße Blumenbeete können 
wir Gärtner ſchon das ganze Jahr wenig liefern, am allerwenigſten aber im 
Spätſommer und Herbſt. Berückſichtigen wir ferner, daß dieſe Anemone als 
Staude einen Buſch von ungefähr 1 Fuß Höhe bildet, der ſich ohne unſer 


122 


beſonderes Zuthun entwickelt, und nicht die Sorgfalt und Arbeit verlangt, wie 
ſo viele andere Blumenbeete, ſo müſſen wir dieſe werthvolle Neuheit um ſo 
willkommner heißen. 

Ihre Vermehrung iſt ſo leicht und raſch, wie die der andern Arten und 
bereits iſt Vorrath genug gemacht, daß wir kräftige junge Pflanzen zum fo 
billigen Preis von Fr. 40 per hundert Stück liefern können, die im Frühjahr 
ausgepflanzt, bis zum Auguſt ſtarke Büſche bilden und alsdann ſich voll 
kommen mit Blüthen bedecken. Ihre Blüthezeit dauert bis der Froſt dieſelben 
gänzlich zerſtört; die Pflanzen ſelbſt ertragen natürlich wie die andern Ane- 
monen vollkommen unſere Winter. 

Bei dieſer Gelegenheit erlaube ich mir auch der neuen weißen Zwerg⸗ 
Georgine „Perle,“ einem deutſchen Produkt ein Wort des Lobes zu ſprechen. 
Während viele von den neuen empfohlenen die reſpectable Höhe von 3—4 
Fuß erreichen, wird die in Rede ſtehende Perle nie über 1½ —2 Fuß hoch 
und bildet ſtarke Büſche, ſo daß ſie zu mehreren auf Raſen gepflanzt oder zu 
Einfaſſungen hoher Georginen oder auch Strauchgruppen benutzt, vom er⸗ 
wünſchteſten Effect iſt. Auch dieſe Pflanze liefern wir bereits zum billigen Preis 
von Fr. 9 per Dutzend. 


u — 


Obſtbaumkrankheiten und Mittel gegen 
dieſelben. 
(Schluß von Seite 86.) 


5) Zur Erlangung eines geſunden, ſchönen, kräftigen und fruchtbaren 
Obſtbaumes dient nicht minder deſſen regelrechte Beſchneidung zur beſtimmten 
Zeit und die vorſichtige Verkittung“) der dadurch hervorgerufenen Wunden. 
Was den Baumſchnitt anlangt, ſo halte ich es für einen Unſinn, den Baum 
in eine beſtimmte Form z. B. als Pyramiden- oder Keſſelbaum zu zwängen. — 
Zum Beſchneiden gehören nun, wie ein jeder Baumzüchter ſehr wohl weiß, 
ſcharfe Meſſer und Sägen. Bedient der Ehirurg bei ſeinen Operationen am 
menſchlichen Körper ſich keiner ſcharfen Werkzeuge, ſo werden die Wunden nur 
ſchlecht vernarben, umgekehrt aber raſch, wenn ſonſt das Blut und der Eiter 
nur geſund ſind. Ebenſo geht's bei dem Baume. — Ich lege nun meine 
Sonde an den gewöhnlichen Gärtner, d. h. ſolchen, der die Behandlung, 
namentlich das Beſchneiden der Bäume um Tagelohn als Handwerk treibt, 
daſſelbe aber doch durchaus verſtehen will; denn mit dem ächten Baumlieb⸗ 


) 1) Baumkitt, welcher beim Gebrauch mit einem alten Pinſel warm auf⸗ 
geſtrichen, beſteht aus 1 Pfd. gelbem Wachs — 1 Pfd. dickem Terpentin — 6 Pfd. 
ſchwarzem Pech — 3 Pfd. gelbem Schuſterpech — 1 Pfd. Schmalz und 2 Pfd. Talg. 
Dieſe Beſtandtheile werden in einem eiſernen Topfe oberhalb eines gelinden Feuers zu⸗ 
ſammengeſchmolzen und tüchtig untereinander gerührt. 

2) Baumkitt, welcher kalt aufgeſtrichen, beſteht: aus 27 Loth Harz, welches 
man in eiſernem Topfe oberhalb eines gelinden Feuers flüſſig macht, alsdann vom 
Feuer abnimmt, 5 Loth Weingeiſt hinzugießt, gut miteinander verrührt, in einem Kruge 
aufhebt, an dem man einen Zettel befeſtigt, worauf der Inhalt bemerkt iſt. 


123 


haber und dem Kunſtgärtner, die mit der Baumpflege vollends vertraut find, 
habe ich es hier nicht zu thun. Fragt man nun aber jenen ordinairen Gärt⸗ 
ner, der blindlings drein ſchneidet: „Warum ſchneideſt du ſo und nicht anders zu 
fo ſieht er den Fragenden mit großen Augen an, weiß ihm aber nichts zu 
antworten. Auch hier indeſſen gilt die goldene Regel: über jeden Schritt und 
Tritt mußt du es verſtehen, dir Rechenſchaft zu geben; kannſt du dieſes aber 
nicht, ſo bleib mit deinem Handwerk, deiner Kunſt und Wiſſenſchaft daheim. 
Jenem unwiſſenden Gärtner rufe ich aber, damit er nichts mehr verderbe, und 
von nun an etwas lerne, Folgendes zu in Bezug auf den Baumſchnitt, 
namentlich bei dem Hochſtamme. a) Schneide im Monat November, wo der 
Baum nicht wie im Frühjahre durch den Saftlauf geſtört wird, - b) das 
verdorrte Holz nimm bis zum geſunden fort, — c) wo Zweige kreuzweiſe 
übereinander liegen, ſo hebe dieſen Uebelſtand durch Wegnahme der zu vielen, 
— d) aber auch ſelbſt beim Niederſtamme und Spalier, wo geſchnitten wer— 
den muß, ſchneide den vorigjährigen Zweig nur zur Hälfte fort; an der Stelle 
des Baumes aber, wo die Krone ſchwach iſt, und beſſer beſetzt werden ſoll, 
ſchneide 3 des Zweiges fort, fo daß 1½ davon ſtehen bleibt; denn ſchneideſt 
du — wie leider gewöhnlich geſchieht — noch kürzer, fo iſt die unausbleib— 
liche Folge die: daß der Baum immer nur gezwungen wird, ſeine Kraft auf 
neues Holz, nicht aber auf Fruchtknospen zu verwenden. Immer aber be— 
ſchneide den Zweig oberhalb eines vom Hauptſtamme ab nach außen ſtehenden 
Auges in einen kurzen Rehfußſchnitt. — Bei allem Baumſchneiden aber gilt 
die Generalregel, wogegen die meiſten Gärtner ſich ſchwer verſündigen: „Schneide 
jeden Zweig beziehungsweiſe den beſtimmten Theil davon rein weg, das heißt: 
laß keinen ſogenannten Stutzel am Stamme oder oberhalb eines Auges ſtehen. 
Denn eben weil an dieſem Stutzel kein Aug' ſich mehr befindet, welches bis 
zu jenem den abſteigengen Saft führt, fo ſtirbt dieſer Stutzel ab, verfault, die 
ſo entſtehende Fäulniß dringt allmählig bis in des Baumes Mark, und geht 
derſelbe ſo ſeinem gänzlichen Untergang entgegen. Bei der entgegengeſetzten 
Behandlung wäre er freudig herangewachſen, ſtets geſund geblieben, und hätte 
die ſchönſten Früchte getragen. 

In Bezug auf dieſen letzten Punkt gereicht es mir zum großen Vergnü⸗ 
gen, dieſe meine Anſicht beſtätigt zu ſinden in der 1861 bei Otto Pürfürſt 
zu Leipzig erſchienenen Broſchüre des Herrn Paſtors Ortlepp in Blumberg 
bei Torgau betitelt: „Ein ſehr in Vergeſſenheit gekommenes Geheimniß der Obſt— 
baumzucht als Belehrung für Jedermann, der geſunde Obſtbäume zu haben 
wünſcht.“ Der Kürze und Deutlichkeit halber muß ich auf die in dieſer 
Broſchüre enthaltenen vortrefflichen Zeichnungen verweiſen. 

Was noch beſonders den Rebenſchnitt anlangt, ſo zeigen die Gärtner 
außerhalb der eigentlichen Weingegenden nun ihre völlige Unkenntniß. Denn 
die Weinrebe bringt bekanntlich die Traube an dem vorigjährigen Holze. 
Schonen aber die Gärtner dieſes und ſchneiden von den kräftigen Reben nur 
die ſchwachen Spitzen auf jene Weiſe d. h. ohne Stutzel ab? Mit nichten. 
Denn ſie ſchneiden leider alles gute und brauchbare Holz bis auf höchſtens 
2—3 Augen fort. 

6) Wünſcht man überdies Obſtbäume zu erhalten, die bald und ſchmack— 
hafte Frucht beibringen, ſo iſt anzurathen, dieſelben in der Baumſchule gleich 


124 


im dritten Herbſte auszuheben, an der Pfahlwurzel zu kürzen, 
und von nun an immer ein Jahr um das andre zu verſetzen, 
d. h. indem man ihnen immer ein Jahr Ruhe läßt, bis zu dem Zeitpunkte, 
wo ſie ihre bleibende Stelle erhalten. Auf dieſe Weiſe habe ich vor etwa 
5 Jahren Pfirſichbäume aus dem Kern erzogen als Hochſtämme und unver⸗ 
edelt gelaſſen, die mir viele und ſehr ſchmackhafte Früchte beibrachten. Der 
Grund hiervon liegt klar darin, daß der Baum durch das fortwährende Ver— 
ſetzen in ſeinem Holzanſatz geſtört wird, und dadurch ſeine meiſte Kraft auf die 
kommenden Früchte verwendet. Als ſchlagenden Beweis führe ich nur folgende 
Thatſachen an: Nimmt man z. B. jenes häufige Verſehen mit einem jungen 
Wallnußbaume vor, ſo wird er uns ſpäter in jedem Herbſte Nüſſe liefern mit 
ganz dünner Schale, umgekehrt aber nur ſolche mit dicken ſteinigen 
Schalen; Kohlrabi, ſobald ſie die Köpfe angeſetzt haben, ſo behandelt, geben 
von ſolch gezogenem Samen ganz zarte Knollen. Nebenbei rathe ich, bei 
den jungen Kohlrabipflanzen das Herz 2 Finger breit über der Erde zu laſſen, 
denn bei einem tieferen Einpflanzen kommt namentlich bei Regenwetter Erde in 
das Herz, wodurch die Knolle fault oder ſich wenigſtens doch ſpaltet. 

Ein ferneres Mittel zur Erzielung von vollkommenen und ſchmackhaften 
Früchten iſt folgendes: 

7) Bei der Anlage eines Obſtbaumgartens iſt nemlich wohl darauf zu 
ſehen, daß die Bäume in der vorgeſchriebenen Entfernung von einander ſtehen, 
damit jeder gehörig Licht, Luft und Wärme erhält ſowohl an Krone wie an 
Wurzel d. h. der größere den kleineren nicht beſchattet. Mit Hintanſetzung 
der Wallnuß- und Kaſtanienbäume, die eigentlich nicht in einen Baumgarten 
gehören, pflanze man die übrigen in die von Oſten nach Weſten laufenden 
Reihen in folgender bekannter Ordnung und im Kreuzverbande: in die hinterſte, 
nördlichſte Reihe bringe man von den Hochſtämmen die höchſten, alſo die 
Birn⸗ und ſüßen Kirſchbäume in einer Entfernung von etwa 25 Fuß, hierauf 
die Aepfel alle 20° von einander, Pflaumen, ſaure Kirſchen, Aprikoſen und 
Pfirſichen in einer Entfernung von 157, alsdann folgen die Mittel-Aepfel⸗ 
und Birnſtämme in 8“, und endlich die Zwergſtämme in 4 Abſtand. Will 
man, — was einer jeden Gemeinde wohl anzurathen, — hochſtämmige Aepfel⸗ 
und Birnſtämme an den Wegen oder ganze Fruchtfelder damit bepflanzen, ſo 
thue man dies in einer Entfernung von wenigſtens 50“. — 

8) An eine ſehr bewährte Veredlungsmethode iſt hier noch zu errinnern 
die, — wie ich wohl glaube — wenig in Anwendung kommt. Es iſt die 
ſogenannte Doppelveredlung, wovon Conſt. v. Schönebeck S. 300 ff. 
ſpricht: Hiernach wird der Wildling zuerſt mit Reiſern einer 
Sorte beſetzt, welche nicht allein bald zu einem ſchönen Hoch— 
ſtamme emporwächſt, ſondern auch dem 2. aufzuſetzenden Reiſe 
die beſten zur Beſchleunigung des Wachsthums und der Frucht- 
barkeit dienlichen Säfte zuführt. In Holland, England und Frankreich 
iſt dieſe Doppelveredlung bei allen Obſtarten ſchon lange gebräuchlich. Nach 
Krauſe (Unterricht von der Gärtnerei S. 55) werden die Wildlinge nahe 
bei der Erde zuerſt mit denjenigen Sorten veredelt, welche den aller— 
ſtärkſten Trieb machen; das Edelreis erreicht in ein paar Jahren die Höhe 
eines verſetzbaren Baumes; und auf dieſen lebhaften und wohl gewachſenen 


/ 


125 


jungen Baum werden nun die Sorten, die nur Schwache Reiſer treiben, 
eben ſo hoch als der Stamm des Baumes ſein ſoll, veredelt. Auf dieſe Weiſe 
kann man z. B. Holzapfelſtämmchen oder Apfelkernwildlinge zuerſt 
mit Reiſern des weißen Metapfels, des großen und kleinen rheiniſchen Bohn— 
apfels, der weißen Sommer- und Winterſchafsnaſe und ähnlicher ſtark wachſen— 
der, gerade in die Höhe gehender und dauerhafter Arten beſetzen, und einen 
ſolchen ſogenannten Mittler mit einer gewählten Sorte zur Krone veredeln. 
Für Birnen wähle man in dieſer Beziehung zur erſten Veredlung der 
Quitten oder Kernwildlinge nemlich zu Mittlern die Pfundbirne, die Kron— 
birne, die Fauſtbirne, die Habichtsbirne, den gelben Löwenkopf, die Winterkoch— 
birne, die Pfaffenbirne 2e. 

Dieſen Kunſtgriff benutzte Diel (ef. Obſtorangerie 1 Bd. 164 — 166) 
dazu, um die dem Quittenſtamme heterogenſten Birnarten auf der ihnen ver— 
haßten Unterlage zu erziehen. Alle von Diel auf das Zwiſchenreis der weißen 
Herbſtbutterbirne (beurré blanc) geſetzten Birnſorten trugen weit früher als 
die mit der bloßen Quitte verbundenen, und ihre Früchte waren größer und 
zarter als die auf den letzteren von gleichem Alter. 

Auch zur Beſchleunigung der Fruchtbarkeit iſt jene Doppelver— 
edlung ein vortreffliches Mittel. Von dem edeln Winterborsdorfer iſt es 
z. B. bekannt, daß er ſich nur äußerſt langſam ausbildet und er nach 10 bis 
12 Jahren, nachdem er veredelt worden, Früchte bringt. Veredelt man ihn 
aber auf einen ſtark treibenden bereits erwachſenen Mittler zur 
Krone, ſo wird dadurch ſeine Tragbarkeit beſchleunigt. 

Da ferner (ſagt v. Schönebeck S. 304) manche zärtliche Aepfel- und 
Birnſorten auf ſpezifiſchen Grundſtämmen am beſten gedeihen, ſo iſt die Dop— 
pelveredlung ein erwünſchtes Mittel, ihnen ſolche nach der Verwandtſchaft 
der verſchiedenen Arten einer Familie unter ſich zu verſchaſſen. 

Als Mittler könnte man alſo nehmen: 

I. in dem Apfelgeſchlechte: a) für alle rothen und roth geſtreiften 
Calvillen den braunrothen Himbeerapfel, b) für weiße und gelbe Calvillen den 
Oſterapfel, c) für Schlotteräpfel die weiße Winterſchaſsnaſe, d) für Gülder— 
linge den gelben Winterkarthäuſer, e) für Roſenäpfel den rothen Merkapfel, 
f) für Rambouräpfel den Pfundapfel, g) für gelbe Reinetten die Spillin— 
gersreinette, h) für grüngelbe und grüne Reinetten die große engliſche Reinette, 
i) für graue Reinetten den ſauren Rabau, k) für Goldreinetten die Reinetten 
von Orleans, die kleine Caſſeler und die Newyorkreinetten, J) für Pippings 
den kleinen Neuzerling, m) für Borsdorfer den rothen Borsdorfer, n) für 
Fencheläpfel den grünen Herbſt-Blumenſüßen ꝛc. 

II. Von den verſchiedenen Birnfamilien ſchlägt er vor als Mittler, 
a) die weiße Herbſtbutterbirne für alle Butterbirnen, b) die Roſinenbirne oder 
die engliſche Bergamotte für alle Bergamotten, c) die gelbe Krachbirne für die 
Zuckerbirnen, d) die Auguſtbirne und die gelbe Sommerſerabirne für die 
Weißbirnen, C) die deutſche Winterpommeranzbirne für die Pommeranzbirnen, 
1) die kleine Muskatellerbirne für die Muskatellerbirnen, g) die beſte Birne, 
oder rothbackigte Sommerzuckerbirne und Compotbirne für die Rouſſeletten, h) 
die große Sommerprinzenbirne und Pfundbirne für die Bonchretiers ꝛc. — Dieſe 
Aepfel⸗ und Birnarten ſind faſt alle in Diels Kernobſtſorten beſchrieben. 


126 


Die angegebenen ſpezifiſchen Mittler find alle von lebhaften Wachsthum, 
fruchtbar und in Rückſicht auf die verſchiedenen Familien geſund und 
dauerhaft. 

Befolgen nun Alle, deren Obſtbäume an denſelben Krankheiten leiden, die 
vorſtehend wohlgemeinten Rathſchläge, halten dabei den angeführten Grundſatz 
feſt: daß jeder Krankheitszuſtand durch den entgegengeſetzten gehoben wird, ſo 
müſſen jene Uebel bei ihren Obſtbäumen ſchwinden und ſie geſunde und ſchöne 
Bäume mit vielen und ſchmackhaften Früchten für die Folge erziehen. 

Dahmen, Notar. 


— 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften 
beſehriebenen oder abgebildeten empfeblens: 
werthen Pflanzen. 

(Abgebildet in der IIlustrat. hortie. December 1863.) 


Diervilla multiflora, Lem. 
(Weigela floribunda Hort.) 
Lonicereae. 

Ein Strauch von 3—4 Fuß Höhe, von unten auf veräſtelt und reich 
bekleidet mit kleinen Zweigen, Blättern und Blumen. Die Blätter ſind kurz 
geſtielt, oval-lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, lebhaft grün, oft bräunlich gefärbt, gezähnt. 
Die Blumen haben einen kurzen, fünftheiligen Kelch; die Blumenröhre über 
einen Zoll lang, trompetenartig erweitert, Saum fünftheilig, flach ausgebreitet, 
dunkelpurpurfarben. Ein ſehr hübſcher Strauch, der in geſchützten Wige bei 
uns im Freien aushält. (Taf. 383.) 

Gloxinia maculata, Herit. var. insignis. 
(Martynia perennis L. Gloxinia trichotoma Moench. Salisia 
gloxiniflora Rgl. Escheria gloxiniflora Rgl.) 
Gesneriaceae. _ 

Bereits im Jahre 1739 wurde die Gloxinia maculata (reine Art) 
in England durch Rob. Miller von Karthagena eingeführt und iſt vermuth⸗ 
lich auch von ihm entdeckt worden. Trotz der Schönheit der G. maculata 
findet man ſie jetzt nur ſehr ſelten in den Sammlungen und ſcheint faſt überall 
verſchwunden zu ſein, indem ſie neueren Modepflanzen hat weichen müſſen. Im 
botaniſchen Garten zu Hamburg wird dieſe ſehr hübſche Art noch alljährlich 
kultivirt und haben wir auch in einem der früheren Jahrgänge der Hamburger 
Gartenzeitung über die Gloxinia maculata ausführlich geſprochen und fie empfoh⸗ 
len, in Folge deſſen ſelbige auch mehrfach von hier abgegeben worden iſt. 

Die Varietät insignis, abgebildet auf Taf. 389 der Illustr, hortie., 
ſcheint nach unſerer Anſicht ſich nur wenig von der Urform zu unterſcheiden. 

Areca alba, Bory. 
Palmeae. 

Taf. 385 der Illustr. hortie. zeigt uns eine Abbildung diefer hübſchen 

Palme in ihrem natürlichen Standorte. Dieſelbe iſt auf der Inſel de France 


2 AP nn: 


127 


und Reunion einheimiſch, ſoll jedoch auch auf Madagascar vorkommen. Nach 
Bory bewohnt ſie meiſt die Meeresküſten und kommt nur ſelten in den Gebir— 
gen vor. Es iſt eine ſehr nutzbare Art ſowohl wegen ihres Holzes, wie auch 
der Blätter, die zu Matten verfertigt werden, während ſie in ganz jungem 
Zuſtande gegeſſen werden. 

Rhododendron Baron Osy. 

Eine hübſche Hybride, gewonnen im Etabliſſement des Herrn Ambr. Berz 
ſchaffelt, der ſie nach dem Baron Oſy, einem ſehr eifrigen Blumenfreunde in 
Antwerpen benannt hat. Die Pflanze iſt ganz hart, ſie hat bereits mehrere 
Jahre im Garten des Züchters ohne allen Schutz ausgehalten. 

Die großen zahlreichen Blumen, in großen Köpfen beiſammen ſtehend, ſind 
weiß, zart roſa punktirt auf den drei oberen Blumenkronenblättern. (Taf. 386.) 
(Botanical Magazine, Januar 1864.) 

Aristolochia leuconeura, Lind. 
Aristolochieae. 

Diefe ſehr hübſche Art iſt ſchon feit mehreren Jahren in den meiſten 
deutſchen Pflanzenſammlungen bekannt, ſie wurde von Herrn Linden aus 
Neu Granada zuerſt eingeführt. Der Stamm dieſer Art iſt holzig, wird faſt 
baumartig, die Rinde deſſelben iſt rauh, korkartig und erreicht der Stamm oft eine 
Stärke von mehreren Zoll Durchmeſſer. Die Blätter ſind eine Spanne oder mehr 
lang, dick lederartig, tief zweilappig, an der Baſis mit einer ſehr ſtumpfen 
Bucht, kurz zugeſpitzt, glatt, ſiebennervig, dieſe ſehr ſtark und hellgefärbt auf 
dunfelgrünem Grunde. Die Blumen erſcheinen büſchelartig an dem unteren 
Theile des alten Stammes, ſind nur klein, purpurbraun mit einem flach aus— 
gebreiteten Saume, der hübſch braun und gelb gezeichnet iſt. (Taf. 5420.) 

Pelargonium Bowkeri, Harv. 
Geraniaceae. 
Dieſe ſehr intereffante Art von Pelargonium ift eine Bewohnerin des 


Trans⸗Kai Landes, Kaffraria, Süd⸗Afrika, wo fie von Herrn H. Bow ker ent— 


deckt worden iſt. Etwas ſpäter wurde ſie auch von Hrn. Cooper, zur Zeit 
Sammler des Hrn. W. Wilſon Saunders, gefunden, von dem der Gar— 
ten zu Kew eine Pflanze erhielt. Es iſt eine ſich durch ihre zierlichen Blumen 
wie Blätter auszeichnende Art, den erſteren fehlt jedoch, wie ſo vielen capiſchen 
Pelargonien, eine brillante Färbung. (Taf. 5421.) 
Schizostylis coccinea, Backh. & Harv. 
Irideae. 

Der Garten zu Kew erhielt dieſe liebliche Iridee im November v. J. 
von Herrn Backhouſe u. Sohn, Beſitzer der Handelsgärtnerei zu York, mit 
dem Bemerken, daß ſelbige an dem öſtlichen Fluſſe von Süd-Afrika, Kabouſie 
und Kair⸗Kamma im Kaffernlande genannt, wachſe. J. Cooper ſammelte dieſe 
Art in der Nähe des Drackensberg-Gebirge, Herr D'Urban fand ſie am 
Kabouſie-Fluſſe in Brittiſch Kaffraria, beide Sammler beſtätigen, daß die Pflanze 
ſehr dicht am Waſſer wachſe. 

Die Pflanze hat eine Zwiebel ähnliche Wurzel, wird etwa 3 Fuß hoch, 
mit langen ſcheidigen, ſchwerdtartigen Blättern. Aus dem Herzen der Blätter 
erhebt ſich der Blüthenſchaft, eine zweizeilige Rispe ſchöner carnimfarbener, zwei 
Zoll im Durchmeſſer haltende Blumen tragend. (Taf. 5422.) 


128 


Mimulus repens, R. Rr. 
Serophulariaceae. 

Die Mehrzahl der Mimulus-Arten, von denen Bentham 29 aufgeführt, 
bewohnt das weſtliche Nord-Amerika und ſind dieſe Arten mehr oder weniger 
in den Gärten bekannt. Drei ſind in Indien heimiſch, eine Art auf Mada⸗ 
gascar, eine am Vorgebirge der guten Hoffnung, zwei im tropiſchen und zwei 
im ſubtropiſchen Auſtralien. Die letzten zwei haben einen niederliegenden oder 
kriechenden Habitus und zu dieſen gehört auch die hier in Rede ſtehende Art 
von Brown bei Port Jackſon entdeckt. Nach Dr. Müller erſtreckt ſich dieſe 
Art aber auch bis nach Victoria und iſt häufig in den mehr temperirten Re⸗ 
gionen von Auſtralien. Dr. Hooker erwähnt ſie als häufig vorkommend in 
holzhaltigen Gegenden, an ſumpfigen Flußufern in Neu-Seeland. Es iſt eine 
ſehr niedliche Art und zuvor wohl noch nie in Cultur geweſen. Die zahlreichen 
niederliegenden Stengel der krautigen Pflanze find? 4—6 Zoll lang, haben 
gegenüberſtehende, ſitzende, runde oder längliche, ganzrandige Blätter. Die Blumen 
ſtehen einzeln, achſelſtändig, ſind halb glockenförmig und hellviolett gefärbt mit 
gelbem Schlunde (Taf. 5423). 

Solanum anthropophagorum, Seem. 
Solanaceae. 

Das Geſchichtliche über dieſe auf Taf. 5424 des Bot. Magaz. abgebildeten 
Kartoffelart mit eßbaren Kraute und Früchten iſt der Bonplandia X. (1862) 
S. 274 entlehnt, woſelbſt ſie auf Taf. 14 auch zuerſt abgebildet worden iſt. 
Dr. B. Seemann hat dieſe auf den Viti-Inſeln nutzbare Art in Kew ein⸗ 
geführt, wo ſie auch bereits geblüht und Früchte getragen hat. Ausführlicheres 
berichteten wir über dieſe Pflanze im 18. Jahrgange der Hamburger Garten⸗ 
Zeitung. 

Dahlia Decaisneana 


Die Herren Vilmorin-Andrieux & Co. in Paris erhielten im 


Jahre 1860 dieſe neue Dahlia von Herrn Roezl aus Mexico und hat 
ſelbige in October 1862 im bot. Garten des Muſeums in Paris geblüht. 
Es iſt eine hübſche Art, der krautige Stengel wird 3—4 Fuß hoch, iſt ſtark 
veräſtelt, und bildet die Pflanze einen faſt pyramidenförmigen Buſch. Die 
Blätter find doppelt-fiederſpaltig, die Blättchen leicht ſeidenhaarig, lichtgrün, 
oval, zugeſpitzt. Die oberen Blätter ſind oval-lanzettförmig und ſämmtlich 
ungleich gezähnt. Das Hüllchen, das jeder Blüthenkopf mit ſich bringt, 
beſteht aus fünf linienförmigen Blättchen. Die Strahlblüthen, an der Zahl 
8, ſtehen in einer Reihe, ſind flach ausgebreitet, eiförmig und laufen oben in 
zwei Zähne aus, ſie ſind von dunkelviolettrother Farbe, an der Baſis weiß 
auslaufend. Die Scheibenblüthen ſind dunkelpurpurfarben. 

Seit langer Zeit werden drei Arten Dahlien mit einfachen Blüthen, 
kultivirt, nämlich 1: D. arborea h. Par., deren Stengel eine Höhe von 
4— 5 Metres erreichen, welche Art aber nur ſehr ſelten blüht. 

2. D. coceinea Cav., die bald nach Einführung der D. variabilis 
in den Gärten bekannt wurde. Dieſe Art wurde von mehreren Perſonen als 
die Urform unſerer gefüllten Dahlien gehalten. Es giebt zwei Formen dieſer 
Art in den Gärten, die eine mit verhältnißmäßig kleineren zinnoberfarbenen 
Blumen, welches die zuerſt eingeführte Art iſt. Selbige ſcheint jetzt ſehr ſelten 


129 


geworden zu fein, denn woher wir auch Samen diefer Art bezogen haben, 
erzogen wir nur ganz degenerirte Pflanzen. Die andere Form hat größere 
Blumen, meiſt mit 2 oder 3 Reihen Strahlenblüthen, zinnoberroth. 3. Dah- 
lia Merckii Lehm. (nicht Cavanilles, wie in der Revue horticole ange- 
geben, oder D. glabrata Lindl. Es kommt dieſe Art auch als D. repens 
in den Gärten vor. Sie iſt eine hübſche ſehr dankbar blühende, niedrig blei— 
bende Art. Auch giebt es mehrere Varietäten von derſelben Art mit helleren 
oder dunkleren Blumen. 

In neueſter Zeit ſind noch einige andere Arten eingeführt, ſo z. B. die 
empfehlenswerthe D. imperialis Roezl. (Hambg. Garten-Zeitg. 19. S. 437), 
D. Zimapani Roezl, von Hrn. Ortgies in Zürich als Cosmos diversi— 
folius beſchrieben, mit prächtig purpurbraunrothen Blumen, ſehr zu empfehlen. 


(Illustration horticole, Januar 1864). 
Dieffenbachia Baraquiniana, Lem. et Versch. 
Araceae. 

Dieſe herrliche Pflanze wurde von Baraquin in der Provinz Para 
(Braſilien) entdeckt, der Stamm wird gegen 3 Fuß hoch, iſt ſchön grün und 
wird deſſen Glätte in kurzen Zwiſchenräumen durch ringförmige Narben, Reſte 
der abgefallenen Blätter, unterbrochen, dieſe ſind wie die Nerven weiß. Die 
Blattſtiele ſowie die Mittelrippe und Seitennerven der Blätter ſind ebenfalls 
weiß und verleihen der Pflanze ein ungemein reizendes Ausſehen. Die ſaft— 

grünen Vlätter ſind außerdem noch mit weißen Flecken gezeichnet. Es iſt eine 
ſehr empfehlenswerthe Pflanze. Abgebildet auf Taf. 387. 

Bei Gelegenheit der Beſchreibung der Dieffenbachia conspurcata 
Schott (No. XIV, S. 12 des Journal of Botany von Dr. B. Seemann, 
das uns unlängſt zuging, bemerkt Dr. Schott, daß Dieffenbachia Bara- 
quini Lem. et Versch. ſynonym ift mit D. humilis Poepp., ferner D. 
grandis Lem. et Versch. iſt D. cognata Schott und D. Verschaffeltii 
Lem. (beſprochen 19. Jahrg. S. 391 dieſer Zeitung) iſt D. irrorata Mart. 


Dianthus cincinnatus, Lem. 

Eine ſehr auffällig und ſchöne Art, von Herren Jacob Makoy & Co. 
in Lüttich aus Japan eingeführt, von denen Herr A. Verſchaffelt einen 
Theil der Vermehrung dieſer Pflanze erworben hat. Beide Etabliſſements 
werden dieſelbe in dieſem Frühjahr in den Handel bringen. 

Die Stengel ſind einfach, nicht veräſtelt, ſtaudig, die Blumen ſehr groß, 
brillant carmin, die Petalen find glatt nicht bärtig, dahingegen find fie ſehr 
lang und tief eingeſchnitten, fo daß die einzelnen Segmente bandartig herabs 
hängen und der Blume ein ſehr hübſches Ausſehen verleihen. Die blutrothen 
ins Carminfarbene ſpielenden Blumen dürften nach öfterer Ausſaat unſtreitig 
eben ſo variiren, wie die Blumen bei dem D. sinensis laciniatus. Eine 
empfehlenswerthe Acquiſition. Abgebild. auf Taf. 388. 


Deutzia crenata, Zuce. fl. pl. 
Herrn Fortune verdanken wir dieſe hübſche gefüllte blühende Art. Die 
Blumen ſind weiß, hie und da mit röthlichem Anflug. Es iſt dies ebenfalls 
eine zu empfehlende Pflanze. Abgebildet auf Taf. 389. 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 


130 


*Doryanthes excelsa, Correa. 
Amaryllideae. 

Die „Gartenflora“ bringt im Januarhefte d. J. auf Taf. 421 eine 
Abbildung dieſer alten prächtigen Pflanze, deren Blüthenerzeugung zu den ſelt⸗ 
neren Ereigniſſen in der Geſchichte der Gartenkultur gehört. Bereits im Jahre 
1799 durch Georg Baſs in dem gebirgigen Theile von Neu-Süd-Wales entdeckt 
und in England eingeführt, entwickelte eine Pflanze im Jahre 1814 zum 
erſtenmale in Europa im Gewächshauſe des Herrn Charles Long zu Bromley 
Hill vollkommene Blüthen, nach denen im bot. Magaz. auf Taf. 1683 eine 
unvollkommene Abbildung gegeben iſt. Nachdem haben Exemplare dieſer Pflanze 
geblüht 1823 in der damaligen Handelsgärtnerei von Loddiges & Sohn 
und ſoll der Blüthenſchaft jener Pflanze nach Angabe von Herrn Loddiges eine 
Höhe von 22 F. erreicht haben. Ob andere Exemplare noch in engliſchen 
Gärten geblüht haben, iſt nicht mit Beſtimmtheit anzugeben. Auf dem Con⸗ 
tinent hat die Doryanthes excelsa vor einigen Jahren in den Gärten zu 
Herrenhauſen bei Hannover und Schönbrunn bei Wien, und im botaniſchen Garten 
in Poppelsdorf bei Bonn geblüht. Im April 1863 ſtand ein Prachtexemplar 
dieſer Pflanze im kaiſerl. botaniſchen Garten in Petersburg in Blüthe. Herr 
Dr. E. Regel berichtet darüber ausführlich in ſeiner ſchätzenswerthen Garten⸗ 
flora, und heißt es daſelbſt u. a. „Das Exemplar mag ſchon 30 Jahre alt 
ſein. Im Juni 1862 zeigte ſich bereits der Blüthenſchaft im Herzen der 
großen linear⸗bandförmigen, ſpitzen, bis 7¼ F. langen und bis 4 Zoll breiten 
Blätter. Bis November deſſelben Jahres hatte der Stengel eine Höhe von 
faſt 16 F. erreicht, zeigte aber noch eine kaum merkliche Verdünnung zu der 
Spitze des Schaftes. In dieſem Zuſtand blieb die Pflanze bis zum Februar 
1863, wo neues Wachsthum an der Spitze begann und der Blüthenſtand aus 
der Spitze des Blüthenſchaftes ſich allmälig ausbildete. In der erſten Hälfte 
des April öffnete ſich die erſte Blume und währte es faſt 3 Wochen, bis alle 
Knospen ſich entfaltet hatten. Im Ganzen enthielt der doldenartige Vlüthen— 
ſtand wohl 50 Blumen und gewährte einen prächtigen Anblick. Jede Blume 
beſteht aus dem trübroth gefärbten 5 Zoll langen Fruchtknoten, auf deſſen 
Spitze die von außen leuchtend carmin-purpurne, von einem roſa mit weiß 
Nüance gefärbte Blumenkrone ſteht.“ 


*Mimulus cupreus, h. Angl. 
Scrophularineae. 

Vor ein paar Jahren wurde dieſe niedliche Art durch den Sammler der 
Herren Veitch, Herrn Pearce aus den Anden Chilis, wo ſie in einer Höhe von 
6000 Fuß über dem Meere vorkommt, entdeckt. Dichtes Wachsthum, 4—5 
Zoll hohe Stengel, und anfangs orangefarbene Blumen, die allmälig zur gold⸗ 
gelben Farbe ausbleichen und ein dankbares Blühen ſind Eigenſchaften, durch 
welche dieſe niedliche Art ſich bald Eingang in die Gärten verſchaffte, ſo daß ſie 
jetzt ſchon von den meiſten Blumenfreunden kultivirt wird, zumal ihre Kultur 
keine Schwierigkeit verurſacht. — 

Wie alle Mimulus⸗Arten liebt auch dieſe einen halbſonnigen Standort, 
lockere Erde und viel Waſſer. Die Samen ſäe man Ende März oder April 
in Samennäpfe, worin ſie, auf ein Blumenbeet geſtellt, bald aufgehen. Nach⸗ 


131 
dem die Pflänzchen einige Blättchen gemacht, werden ſie einzeln oder Büſchel⸗ 
weiſe in 3—4zöllige Töpfe verpflanzt, worin man fie ohne weiteres wachſen 
und blühen läßt. Die Blüthezeit beginnt meiſt ſchon im Juni und währt ſehr 
lange. Pflanzen zu durchwintern iſt kaum rathſam, indem Samenpflanzen, 
wie bemerkt, bereits im erſten Jahre blühen, mithin ſich dieſe Art ſehr gut als 
einjährige Pflanze behandeln läßt. 

Abgebildet und diagnofirt iſt der Mimulus eupreus im Januarheft der 
Gartenflora S. 3. Taf. 422. Fig. 1. 


FP 


Ein Fehler der Doppelfenſter an eiſernen Treib⸗ 
und Gewächshäuſern. 


An den übrigens vortrefflichen neuen eiſernen Treib- und Gewächshäuſern 
des Göttingener botaniſchen Gartens iſt mir ſeit drei Wintern und zumal wäh⸗ 
rend des diesjährigen anhaltenden Froſtes ein Fehler in der Conſtruction der 
Doppelfenſter aufgefallen, welcher wegen feiner großen Nachtheile bei neu anzu⸗ 
legenden ſolchen Häuſern und Kaſten wohl zu beachten und leicht zu ver— 
meiden iſt. 

Der Fehler liegt in der Fügung der Scheiben der innern Glaswand und 
Glasdecke, ſ. Figur 1. b, b, daß dieſe Scheiben gleich denen in der äußern Wand, 
beide alſo wie bei einem gewöhnlichen Ziegel-, Schiefer⸗ oder Bretterdach ober⸗ 
ſchlägig gemacht iſt, obwohl der tropfbare Niederſchlag auf der äußern Wand 
und Decke ober⸗ und auswärts, an der innern hingegen unter- und einwärts 
herabläuft, weshalb eben letztere in umgekehrter Weiſe der äußern Wand und 
Decke gefügt ſein müßte. Da nämlich der Waſſerdampf und noch mehr das 
beim Beſpritzen der Gewächſe von Unten angeſprengte Waſſer der untern und 
innern Fläche der Innenwand b, b, Fig. 1 ſich niederſchlägt und daran herab— 
läuft: jo ſtößt daſſelbe bei oberſchlägiger Fügung der Scheiben vor die unter⸗ 
wärts vorragenden obern Kanten derſelben und dringt ihre klaffenden Fugen in 
den Innenraum Fig. 1. e, e, beider Glaswände und Decken, läuft darin hinab, 
ſammelt ſich unten vor ihrem Verſchluſſe g, friert daſelbſt bei entſprechender 
Kälte und ſprengt dadurch die Scheiben, iſt auch ohne Lüften, Zerbrechen und 
Aufheben derſelben nicht zu entfernen, da der Verſchluß beider Wände und 
Decken ringsum luftdicht verkittet ſein muß. — 

Wenn hingegen die Glastafeln der innern Wand und Decke d, d, Fig. 
2 in entgegengeſetzter Weiſe der äußern oberſchlägigen e, e, unterſchlägig 
gefügt werden, der Art, daß der obere Rand der nächſt tiefern Lage und Reihe 
über den untern Rand der nächſt höhern Querreihe der Scheiben zu liegen 
kommt, ſo werden die auf der untern Fläche herablaufenden Dampf- und 
Spritztropfen nirgends vorſpringende Kanten und Fugen treffen, oder dadurch 
in den Innenraum f, f, Fig. 2 beider Wände und Decken dringen können, 
ſondern ungehindert auf der Unterfläche der Innenwand und Decke d, d, 
herablaufen. 

Damit ferner der Abſchluß der äußern und innern Niederſchläge auf und 


9* 


132 


unter den Glastafeln in jeder ihrer vertikalen Reihen Fig. 3 in der Mitte 
l, J, nicht aber am Rande derſelben m, m und n, n geſchehe, weil jene 
ſonſt leicht in die Randfugen eindringen, den Kitt löſen und das Holz eher 
faulen machen: jo muß die untere Kante jeder Tafel m, n, von den Seiten⸗ 
kanten derſelben ab nach ihrem Mittelpunkte zu 1, 1, in einen ſtumpfen Winkel 
i, 1, k, gebrochen fein, wodurch der Abſchluß von den Kanten m, m, n, n, 
nach der Mitte 1, I, jeder Scheibe zu geleitet, daſelbſt hinabgeführt und fo 
die Näſſe von den Kanten und deren Fugen und Riſſen abgehalten wird, durch 
welche fie leicht in den Innenraum k, f, eindringen und Trübung deſſelben 
bewirken, zu Eis frieren und die Scheiben ſprengen kann, auch nur ſchwer ſich 
daraus entfernen läßt. 


Göttingen. Dr. phil. Schlotthauber. 
Fig. 1. Fig. 2. | 
v Z * 
N 
Rn 
2 
IN N 


Erklärung der Figuren. 


Figur 1 und 2. Horizontale Anſicht, vertikal auf die Kanten der Glastafeln, 
je eines Doppelfenſters. * 
Fig. 1. Fehlerhafte Fügung, in welcher beide Wände, ſowohl a, a, die äußere 
Hals innere b, b, oberſchlägig gefügt find. 
Figur 2. Verbeſſerte Fügung, in welcher nur die äußere oder obere c, e, ober-, 
die innere oder untere d, d, unterſchlägig gefügt ſind. 
a, a; b, bz; c, c, drei oberſchlägige Scheibenfügungen. 
d, d, Die innere oder untere Wand unterſchlägig gefügt. 


n 1 a 


4 


133 
a, a, Obere oder Außenwand, e, e; f, f, Innerer, unten bei 
b, b; d, d, Untere oder Innenwand. g, g, verwandeter und verkitte— 
h, h, h, Oben oder aufwärts. ter Raum der Doppelglas— 
2, g, 8, Unten oder abwärts verwandt. W̃᷑ 


ände. 
Fig 3. Anſicht von Oben vertikal auf die Flächen der Glastafeln. 
m, n, Obere gerade Kante der Scheiben, bei den folgenden untergeſchobenen 
nur durchſcheinend, deshalb punctirt. \ 
i, k, I, Untere ſtumpfwinklige Kante der Scheiben, behuf des auf die Mitte 
zu leitenden Tropfenfalls mit in derſelben vortretendem ſtumpfen Winkel. 


Gartenbau⸗Vereine. 


Brüſſel. Vom 24. April bis 6. Mai d. J., wird zu Brüſſel von der 
Gartenbau-Geſellſchaft Flora unter dem Protectorat des Miniſteriums des Innern 
eine große allgemeine Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Früchten ꝛc., ſtatt— 
finden. Gärtner, Pflanzenfreunde, Künſtler des In- und Auslandes werden 
durch ein Programm aufgfordert dazu beizutragen. Die Transportkoſten (hin 
und zurück) werden von der Geſellſchaft vergütet. Die eingeſandten Gegen— 
ſtände (Pflanzen) werden von einer Commiſſion, je nach der Temperatur die 
ſie verlangen, geſondert. Die Warmhauspflanzen werden in einem für ſie ge— 
eigneten Lokal ausgeſtellt. 

Die Sendungen müſſen adreſſirt werden an die „Commission direc- 
trice de l’Exposition universelle d' Horticulture, place de Trone, 
à Bruxelles.“ 

Das Programm für dieſe Ausſtellung iſt bereits erſchienen. Jeder, der 
ſich bei dieſer Ausſtellung betheiligen will, hat ſich vom 15. März bis 1. April 
unter Adreſſe des Herrn Miniſters des Innern an die Commission directrice 
zu wenden und anzugeben, wie viel Quadratmetres für die Einſendungen be— 
anſprucht werden und bis zum 15. April muß auch die genaue Liſte der ein— 
zu ſendenden Gegenſtände eingeſandt werden. Kunſtgegenſtände, wie Saftpflanzen 
(Agaven, Cactus, Yucca), Palmen in großen Exemplaren, Holzgewächſe 
des freien Landes n. dgl. müſſen bis zum 20. April, Gewächshauspflanzen, 


außer den obengenannten und alle blühende Pflanzen bis zum 22. April, 


Bouquets und abgeſchnittene Blumen bis zum 23. April 9 Uhr Morgens 
eingeſandt ſein. Alle Gegenſtände die ſpäter eintreffen, wie angegeben, werden 
zurückgewieſen. 

Das Preisrichteramt wird aus Botanikern und Gärtnern des In- und 
Auslandes beſtehen und vom Miniſter des Innern ernannt werden. 

Das Programm beſteht aus 155 Nummern, das hier abzudrucken uns leider 
der Raum fehlt. Die Preiſe beſtehen aus goldenen, ſilbernen und bronzenen 
Medaillen wie auch aus Geldpreiſen. 


Berlin. Das Programm zur Preisbewerbung für das 42. Jahresfeſt 
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den K. Preuß. Staaten zu 
Berlin am 19. Juni d. J., iſt bereits in Nr. 2 unterm 16. Januar der 


134 


Wochenſchrift des genannten Vereins erſchienen. — Zur Preisbewerbung find 
Gärtner und Gartenliebhaber des In- und Auslandes berechtigt, ſie ſeien 
Mitglieder des Vereins oder nicht. — Außer Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, 
Gemüſen und Obſt ſind auch Gartenverzierungen, Sämereien, künſtlicher Dünger 
und ſonſt auf Gärtnerei bezughabende Gegenſtände zuläſſig. — Die Gegen- 
ftände der Preisbewerbung bleiben Eigenthum der Befitzer. — Die deutlich zu 
etiquettirenden Pflanzen etc. find, von einem doppelten Verzeichniſſe begleitet, 
mit Namen und Wohnung des Ausſtellers verſehen, bis zum 17., ſpäteſtens 
aber bis zum 28. Juni Mittags einzultefern. Nur Früchte, Gemüſe, abge⸗ 
ſchnittene Blumen u. dgl. werden noch am erſten Ausſtellungstage bis 7 Uhr 
Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme ſoll auch für einzelne, be⸗ 
ſonders empfindliche Pflanzen, wenn ſolche am Tage vorher angemeldet 
ſind, geſtattet werden. — Die Ausſteller haben in den Verzeichniſſen ausdrücklich 
anzugeben, um welche Kategorie der Preiſe des Programms ſie ſich mit den 
eingeſandten Gegenſtänden bewerben, welches von den Ordnern verabfolgt wird. 
Dagegenhandelnde haben es ſich ſelbſt beizumeſſen, wenn ihre Gegenſtände nicht 
die gewünſchte oder gar keine Berückſichtigung bei den Preisrichtern finden. — 
Das Arrangement für die Ausſtellung übernehmen die vom Vorſtande ernannten 
Ordner, welche allein berechtigt ſind, die eingelieferten Gegenſtände anzunehmen, 
den dazu erforderlichen Raum anzuweiſen und den Empfang in dem Duplikate 
der Verzeichniſſe zu beſcheinigen. Die Aufſtellung der Ausſtellungs⸗Gegenſtände 
kann Jeder an dem mit den Ordnern zu vereinbarenden Platz ſelbſt übernehmen 
oder auch den Ordnern überlaſſen. — Alle Einlieferungen müſſen bis zum 
Schluſſe der Ausſtellung, am zweiten Tage Abends, ausgeſtellt bleiben, mit 
Ausnahme von Früchten, beſonders empfindliche Pflanzen, die am Abende des 
1. Tages zurückgenommen werden können. — Das Preisrichteramt beſteht aus 
9 Mitgliedern, von denen ſchon 5 beſchlußfähig find. Ausſteller bleiben von 
der Wahl zum Preisrichteramt ausgeſchloſſen. — Die Preisrichter erkennen 
auf Geldpreiſe und Diplome: 
Preis- Aufgaben: 
A. Link's Preis: 
1. für eine ausgezeichnete Leiſtung in der Gärtnerei 20 P. 
B. Gruppirungen: 
2. für die ſchönſte Gruppe Schaupflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren 
ein Preis von 10 /. 
3. für die ſchönſte Gruppe Marktpflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren 
ein Preis von 10 ⸗ꝙ. 
4—7. für die beſte Gruppe von Marktpflanzen, entweder in einer oder 
mehreren Arten, 4 Preiſe zu 5⸗ Y. 
C. Schaupflanzen: 
8. für die beſte Kulturpflanze ein Preis von 10 /. 
9—15. für die beſtkultivirten Schaupflanzen, 7 Preiſe zu 5H. 
. D. Reue Einführungen: 
16—17. für Pflanzen, welche hier zum erſten Male ausgeſtellt werden und 
welche ſo weit ausgebildet ſein müſſen, daß ihre Eigenſchaften erkennbar 
und eine größere Verbreitung als Zier⸗ oder Nutzpflanzen vorausſetzen 


laſſen, 2 Preiſe zu 5 . 


135 


E. Abgeſchnittene Blumen: 
18. für abgeſchnittene Sortimentsblumen oder Bouquets ein Preis von 5H. 
F. Obſt und Gemüſe: 
19. für das ſchönſte Obſt ein Preis von 5 P. 
20. für das beſte Gemüſe ein Preis von 5 /. 
G. Zur Verfügung der Preisrichter: 
21—24. Vier Preiſe zu IP. 
1 H. Ehren⸗Diplome: 
25— 31. ſechs Ehrendiplome, ebenfalls zur Verfügung der Preisrichter. 
Berlin, den 3. Januar 1864. 
W. Danneel. Jul. Reinecke. H. Sauer. Heyder. C. Bouché. 
W. Sonntag. C. Lackner. L. Matthieu. Gaerd. 


Nürnberg. Der Gartenbau-Verein zu Nürnberg wird vom 24. April 
bis 1. Mai d. J., eine größere Blumen- und Pflanzen⸗Ausſtellung veranftalten 
zu der das Programm bereits erſchienen iſt. Jedermann kann Pflanzen ıc. 
einſenden und ſind ſolche bis zum 23. April Mittags abzuliefern. Das 
Programm beſteht aus 24 Nummern. 


—— —— 


Feuilleton. 


Drei Neuheiten werden in dem neueſten Verzeichniſſe (No. 26) der 
Laurentius ſchen Gärtnerei in Leipzig offerirt, nämlich Paeonia Mou- 
tan alba gigantea und P. Mout. rosea prolifera und Lam- 
prococcus (Aechmea) Laurentianus, C. Koch. Bon dieſen drei 
Neuheiten, die vom 15. Februar ab abgegeben werden, find dem Verzeichniſſe 
Abbildungen in Farbendruck beigegeben. Die erſtgenannte Päonie iſt von 
Herrn v. Siebold aus Japan eingeführt, ſie iſt unſtreitig die größte weißblü— 
hende Varietät. Die andere Varietät iſt im Laurentius'ſchen Etabliſſement aus 
Samen erzogen. Die Blume iſt ſehr groß, doppelt gewölbt, proliferirend, 
ſchön roſa, im Innern carmin-xroſa, der Rand der Blumenblätter blaßroſa, faſt 
weiß. Sehr empfehlend. Lamprococeus Laurentianus iſt vor einigen Jahren 
von Koch in der „Wochenſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde“ (1860, 
No. 10) beſchrieben und daſelbſt als: unbedingt die ſchönſte ihres Geſchlechts 
bezeichnet worden. 

Außer dieſen Neuheiten enthält das Verzeichniß noch viele andere Selten- 
heiten, namentlich von Chineſiſchen und Japaniſchen Pflanzen wie aus anderen 
Ländern. E. O. 

Ein neues Verzeichniß der ſehr reichhaltigen Cacteen-Samm⸗ 
lung des Herrn Ferd. Sencke in Leipzig iſt erſchienen. Die Sammlung 
des Herrn Sende umfaßt jetzt faſt 900 Arten aus den verſchiedenen Cacteen⸗ 
Gattungen, allein über 400 Arten Mamillaria, über 200 Echinocacti. Außer 
den Cacteen enthält das Verzeichniß noch andere ſucculeante Pflanzenarten, als: 


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136 a 


Agave, Aloe, Euphorbia, Echeveria, Crassula. Mesembryanthemum, 
Sempervivum, Sedum, Stapelia, Yucca und andere, ferner Warmhaus⸗ 


pflanzen in Auswahl der beſten Arten. Pflanzenfreunde, namentlich von Suceu⸗ 
lenten⸗Gewächſen, machen wir auf dieſes Verzeichniß aufmerkſam, das auf 
Verlangen franco zugeſandt wird. E. O -o. 
Das Pflanzenverzeichniß der W. Lauche'ſchen Gärtnerei zu 
Potsdam für 1864 enthält einen Auszug der beſten Neuheiten und Seltenheiz 
ten, namentlich unter den Warmhauspflanzen. Artocarpus integrifolia, 
Antiaris toxicaria, Brosimum Aleicastrum, Cephaälis Ipecacuanha, 
Cephalotus follicularis, Climocandra obovata, Elettaria Diepenhor- 
stii, Lagetta lintearia, Swietenia Mahagoni u. dgl. find zu ſehr billigen 
Preiſen zu beziehen. Ferner eine Auswahl der beften Caladien und anderer 
Aroideen, als: Schizocasia Portei Lind. und Steudnera colocasiaefolia, 
dann Blattpflanzen für Raſenplätze und eine ſehr große Auswahl Pflanzen mit 


bunten Blättern für's freie Land und Kalthaus, worauf wir die Leſer aufmerk- 


ſam machen möchten. E. Oo. 
Von Guftav Heubner, Gärtnereibefiger in Plauen im fächfifchen 
Voigtlande, iſt ein neues Preisverzeichniß ſeiner Topf- und Freilandspflanzen, 
ſowie ein Verzeichniß feiner vorzüglichen Nelkenſammlung, nach dem Weißman— 
tel’fchen Syſtem geordnet, erſchienen, welches wir den Gartenliebhabern empfeh— 
len wollen. E. O—o. 
Landwirthſchaftlich⸗nützliche und ſchädliche Gewächſe. 
Oekonomen, Lehrer und Liebhaber der Botanik, machen wir darauf aufmerkſam, 
daß eine recht inſtructive und compendiöſe, bequeme und elegant ausgeſtattete 
Sammlung von 250 Arten landwirthſchaftlich-nützlicher und ſchädlicher Gewächſe 
mit gedruckten Etiquetten und Handbuch mit ausführlichem botaniſchen und 
deutſchen Regiſter vom Apotheker und Oekonom Roth zu Echte, für 5 „P 
Court., direct vom Herrn Verfaſſer, oder ohne Preiserhöhung durch Dr. phil. 
Schlotthauber zu Göttingen, zu beziehen iſt. E. O—o. 
Zwölfhundertfacher Ertrag. Daß den Landwirthen bezüglich der 
Ausſaat⸗ und Erntemethode noch ein großes Feld fruchtbringender Neuerungen offen 
ſteht, zeigt folgender Fall. Auf einer Farm bei Bath (Wellow Roſary) in 
England, berichtet eine engliſche Zeitſchrift, wurden im April 60 Weizenpflanzen 
in 1 Fuß weiten Abſtänden ausgepflanzt. Jedes dieſer Pflänzchen erzeugte 
durchſchnittlich 20 Aehren, deren jede mehr als 60 Körner lieferte, ſo daß 
ein 1200facher Ertrag erzielt wurde. Die Halme waren 6 Fuß hoch, ſehr 
ſtark und in Folge des ſchnellen Wachsthums blieb der Boden frei vom Un⸗ 
kraut. Dieſe Culturart, das ſogenannte Dibbeln liefert bekanntlich die höchſten 
Kornerträge und ihr zunächſt ſteht die Drillkultur. | 
Ausgezeichnete Coniferen-Gremplare. Im Bafing Park, 
im öſtlichen Theile von Hampſhire gelegen, und während der letzten 30 Jahre 
dem verſtorbenen J. Martin eau Esg. gehörend, findet man prachtvolle Exem⸗ 
plare von Coniferen. So ſieht man daſelbſt z. B. 1 Wellingtonia 
gigantea von 14 Fuß Höhe mit einem Stamm von 2 Fuß 9 Zoll, 6 Zoll 
über dem Boden gemeſſen. 4 Fuß vom Boden hat derſelbe noch 1 Fuß 6 Zoll 
Umfang. Der Umfang der Zweige beträgt 31 Fuß 6 Zoll und iſt der 
Baum von unten auf mit Zweigen verſehen. 


137 


Von Cedrus Deodara find mehrere herrliche Exemplare, das größte iſt 
31 Fuß hoch, mit einem Stamm von 3 Fuß 5 Zoll Umfang. Die Zweige 
bedecken einen Raum von 75 Fuß im Umfang. 

Cryptomeria japonica iſt 24 Fuß hoch, der Stamm hat 4 Fuß vom 
Boden, 15 Zoll im Umfang, und bedeckt die Pflanze einen Raum von 53 Fuß 
im Umfang. 

Pinus excelsa iſt 20 Fuß 6 Zoll hoch, Stammumfang 20 Zoll, die 
Zweige breiten ſich 48 Fuß aus im Umfang. 

Thuja orientalis, 17 Fuß hoch, die Zweige breiten ſich 50 Fuß im 
Umfang aus. 

Thuja pendula, veredelt, 11 Fuß hoch. 

Taxodium sempervirens, 22 Fuß hoch, der Stamm hat vom Boden 
4 Fuß 6 Zoll Umfang, und 4 Fuß höher noch 3 Fuß 6 Zoll. Die Zweige 
breiten ſich 48 Fuß im Umfang aus und der Baum bildet eine prächtige Pyramide. 

Cephalotaxus Fortunei, 5 Fuß hoch, deſſen Zweige bedecken bereits 
30 Fuß Raum im Umfang. 

Das ſchönſte Exemplar von Abies Douglasii ift 36 Fuß hoch, Stamme 
Umfang 3 Fuß 5 Zoll. 

Eine Araucaria imbricata iſt 23 Fuß hoch, Stamm-Umfang 2 Fuß 
1 Zoll in einer Höhe von 4 Fuß vom Boden. 

Außer dieſen genannten hat dieſer Park noch eine Menge andere Pracht— 
exemplare aufzuweiſen. G. Chr. 


Barometer⸗Stand. Will man ſich einigermaßen nach dem Stande 
des Barometers in Betreff der zuerwartenden Witteruug richten, ſo muß man 
jedenfalls darauf achten, unter welchen Verhältniſſen das Queckſilber im Baro— 
meter ſteigt oder fällt. Man muß achten, ob das Queckſilber ſchnell oder lang— 
ſam fällt, ob bei feuchter oder trockner Atmoſphäre, und ob bei zu- oder 
abnehmender Feuchtigkeit. Auch die Richtung des Windes iſt nothwendig zu 
beachten. Achtet man hierauf genau, ſo dürften nachfolgende Regeln ziemlich 
zuverläſſig ſein: 

Steigen des Barometers: ein plötzliches Steigen des Barometers 
zeigt unbeſtändige Witterung an; ein allmäliges Steigen beſtändige 
Witterung; ein Steigen bei trockner Luft und zunehmender Kühle im Sommer, 
zeigt Wind aus Norden an und wenn es geregnet hat, iſt heißere Witterung 
zu erwarten. Ein Steigen bei feuchter Atmoſphäre und niedriger Tempe— 
ratur zeigt Wind und Regen aus Norden an; ein Steigen bei Südwind, 
ſchön Wetter. Ein feſter Barometerſtand: bei trockner Luft und der 
Jahreszeit angemeſſener Temperatur, deutet auf ſehr ſchönes Wetter. Fallen 
des Barometers: ein plötzliches Fallen zeigt ſtürmiſches Wetter; ein plö tz 
liches Fallen bei Weſtwind deutend auf ſtürmiſche Witterung aus Norden; 
ein Fallen bei nördlichem Winde deutend auf Sturm mit Regen und Hagel 
im Sommer und Schnee im Winter. Ein Fallen mit zunehmender Feuchtig— 
keit in der Luft und zunehmender Wärme zeigt Wind und Regen aus Süden 
an; ein Fallen bei trockner Luft und zunehmender Kälte deutend im Winter 
auf Schnee; ein Fallen nach ſehr ruhiger und warmer Luft zeigt ie a an 
mit Sturm. (Negretti und Zambra in G. Chr.) 


a Be. 
138 * 


Spartium junceum der Alten in Griechenland. In 


Betreff des Spartium junceum, deſſen man ſich zur Papierfabrikation in 
Griechenland bedient, erlaube ich mir zu bemerken, daß dieſe Pflanze ſich ſehr 
häufig und geſellig an Bächen und Abhängen der Berge in der immergrünen 
Region bis zu 800 Fuß Höhe findet und in Menge geſammelt und ausgeführt 
werden könnte. In früheren Zeiten wurde aus den Faſern dieſer Pflanze eine 
Art Leinwand gewebt, die nach dem Ausſpruch der Leute unverwüſtlich fein 
ſoll, und von den Spartanern, indem dieſelbe beſonders in den Diſtrikten von 
Lakonien in der Maina gewebt — Spartopano (d. i. von Sparta und Pano, 
Leinwand) genannt wurde. Heute zu Tage ſind es jedoch nur alte Frauen, 
die ſich in der Maina mit dem Weben ſolcher Leinwand noch beſchäftigen. Die 
genannte Pflanze, die ſich auch in der Maina ſehr häufig findet, wird nicht 
ausgerottet, da die Bienen von den Blüthen derſelben ſich den Nectar ſammeln 
und auch Columell ſagt: Mel, quod ex sparto atque arbuto provenit, 
— Plätze, wo reichlich das Sparto ſich findet, nannten die Alten Spartarium 
und Spartarius hieß der Seiler, der von dem Sparten-Händler dieſe Sparten 
zum Spinnen der Seile einhandelte und kaufte. Der Gebrauch der Sparten 
zur Papierbereitung erhellt ebenfalls aus den Schriften der Alten und die 
Griechen fingen nach Antigonus an das Junceum ſtatt der Papyrus⸗ 
Pflanze zur Bereitung ihres Papiers zu verwenden. Seile aus Spartium mit 
angebundenen Fäden dienten den Alten zum Verſcheuchen des Wildes und der 
ſchädlichen Vögel Formido und eine Menge von Sachen zum häuslichen 
Gebrauche, Schuhe und Kleider wurden aus Sparten gemacht, mithin iſt das 
Spartopano der Maina zu dieſem Zwecke bis zum heutigen Tage im Gebrauche 
geblieben. — Beſonders reich an dieſen Pflanzen, ſcheint Carthogo geweſen zu 
ſein und deswegen erhielt ſelbe Stadt den Namen Carthago Spartaria, Car- 
thago nova, Spartarius Campus. Betreffs der Menge vom Sparten 
ſchließe ich mit Sibthorp's Ausdruck: In collibus siceis per totam 
Graeciam et Orientem et in insulis archipelagi mediterranei. 
X. Landerer. 

Blumenbouquets des Landvolkes im Oriente. Die Liebe 
zu den Blumen haben die Neugriechen von den Alt-Griechen geerbt und auch 
der ärmſte Bauer ſucht in ſeinem kleinen Hofe einige Zierblumen zu ziehen. 
Vor allen ſind es die Nelken, die Roſen, für die er ſeine Vorliebe zeigt und 
beſonders darf es an Baſalikum (Oeimum minimum) nicht fehlen. Die 
Griechen, welche die Wohlgerüche ſo ſehr lieben, ſchätzen dieſes Gewächs vor 
allen andern, wo auch kein Gärtchen iſt, findet man es wenigſtens in den 
Scherben eines zerbrochenen Waſſerkruges wachſen. An Sonn- und Feſttagen 
ſieht man nicht nur Frauen und Mädchen mit dieſem Kraute, ſondern auch 
junge Männer, wo ſie zierlich ſcheinen wollen. Beim Eintritt in das Haus 
wird dem Fremden, dem Gaſte ein Sträuschen Oeimum Basilieum, als ein 
Zeichen der Gaſtfreundſchaft dargereicht, und wenn man als Fremder durch ein 
Dorf reitet, wird es oft von Mädchen dem Gaſte auf das Pferd gereicht. Nelken 
und Baſilikum bilden ein beſcheidenes Blumenbouquet. So ſehr iſt dieſe 
Pflanze in Griechenland geliebt, daß auch der Geiſtliche in der Kirche und 
zum Weihen der Häuſer ſich eines Büſchels Baſilikums als Weihwedel bedient. 
Was nun die Sammlung der Blumen anbelangt, die ſich der Landmann aus 


x 139 


den nahen Bergen holt, fo beftehen ſelbige aus folgenden. Im Herbſte blüht 
die Scilla maritima, ihre ſchönen weißen büſchelförmigen Blüthen bilden 
die Mitte eines Bouquets. Zu dieſer geſellen ſich dann die mit Blüthen und 
Früchten bedeckten ſchönen Zweige von Arbutus Unedo und Arb. An- 
drachne, die von Pistacia Lentiscus, von Juniperus phoenicea, von 
Tamarix gallica, Nerium Oleander und Zweige von Pinus halepensis. 
Finden fie nun auch zur Verſchönerung dieſes immergrünen ländlichen Blumen⸗ 
bouquets die wohlriechenden Blüthen und traubenförmigen rothen Früchte von 
Smilax aspera, Vitex Agnus castus und Myrtus communis, ſo 
haben wir einen Blumenſtrauß, der alle unſere Bouquets an Schönheit über— 
trifft und haben dieſe Bouquets noch den Vorzug, daß ſie Wochen lang in 
einem Glaſe Waſſer blühend und friſch bleiben und den Blumenfreund ergötzen. 
Ebenſo intereſſant iſt es, daß alle dieſe Blumen eine hohe Bedeutung ſchon im 
Alterthum beſaßen und dem Blumenfreunde Anlaß zu Forſchungen über ihre 
Symbolik vom helleniſchen Alterthume geben. K. Landerer. 

Vertilgung der Engerlinge. Der größte Feind der Engerlinge in 
Aecker und Wieſen ſind die rothen Ameiſen. Wäre die Erdkruſte durchſichtig, 
ſo würde man ſchon längſt den Kampf der rothen Ameiſen mit den Engerlingen 
in den Gängen dieſer ſchädlichen Thiere wahrgenommen haben. Ein Kampf, 
in welchem die rothen Ameiſen ſtets Sieger bleiben. Wo rothe Ameiſen ſich 
vorfinden, da wird der Landwirth ſich über das Ueberhandnehmen von Enger— 
lingen nicht beklagen können. 

Man gönne daher den erbitterſten Feinden des Engerlings, den rothen 
Ameiſen, und die Engerlinge werden größtentheils nun ganz verſchwinden. 

(Hamm's Agron-⸗Ztg.) 

Zur Vertilgung der Gartenſchnecke eignet ſich am beſten 
Schwefelblüthe, wo man dieſelbe hinſtreut, da verſchwinden die Schnecken ſogleich. 

Mittel gegen Kohlraupen. Wie die rothen Ameiſen die Enger— 
linge vertreiben, ebenſo haben ſich die großen Waldameiſen als ein Mittel 
gegen Kohlraupen bewährt. Dieſe Ameiſen in einem Sacke geholt, und auf 
ein von Raupen befallenes Kohlfeld geleert, tödten die Raupen bald und ver⸗ 
laufen ſich dann wieder. 

Nutzen der Schwalben. Wenn man annimmt, daß ein Schwals 
benpaar von 4 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, folglich 16 Stunden in 
Thätigkeit iſt und im Durchſchnitt jede nun alle Stunde 20 Mal ihre Jungen 
ätzet, ſo ſind beide täglich 640 Mal beim Neſte geweſen. Jede bringt, wie 
man beobachtet hat, jedesmal 10—30 Inſekten. Nehmen wir nun 10 Thier⸗ 
chen auf einmal an, ſo macht dies täglich 6400. Zur eignen Nahrung ver⸗ 
brauchen die Alten wahrſcheinlich 600 Mücken und Fliegen. Somit ſind durch 
die Schwalbenfamilie an einem Tage 7000, in einem Monat von 30 Tagen 
210,000 Thierchen verſpeiſt worden. Brauchen die Alten im erſten Monat, 
als ſie allein waren, 30,000 Inſekten, ſo kommen auf den ganzen Sommer 
für eine Schwalbenfamilie von 7 Köpfen 576,000, alſo über ½ Million. — 
Kommen nun in einem Dorfe nur 100 Paar an, ſo würden dieſe mit ihrer 
Nachkommenſchaft über 57 Millionen Thierchen verzehren. — Wenn man er⸗ 
wägt, daß einige Schwalben bei günſtigem Sommer auch mehrmal brüten, 
wird unſere Annahme nicht übertrieben erſcheinen. Daraus läßt ſich der Nutzen 


140 * 


ermeffen, den uns dieſe Thierchen verſchaffen, deshalb verdienen fie auch den 
Schutz, den man ihnen allgemein gewährt und das ruhige Plätzchen, was wir 
ihnen unter unſern Dächern überlaſſen. (Illuſtr. Gartztg.) 

Keimen der Samen von Rhodanthe. Ueber das Keimen 
der Samen von Rhodanthe atrosanguinea, maculata und mac. alba, 
bekanntlich ſehr liebliche Pflanzen, bemerkt Herr W. Thompſon in ſeinem 
Samen-Cataloge: Dieſe Samen müſſen ſtark angegoſſen werden, damit fie um 
ſo ſchneller keimen. Die Töpfe, in welche man die Samen geſäet, kann man 
ſelbſt einige Secunden lang mit Vortheil unter Waſſer halten, die darin befind— 
liche Erde, ſo völlig geſättigt, braucht dann ſelten eher wieder begoſſen zu wer— 
drn, als bis die Samen aufgegangen find. Die jo behandelten Samen wer— 
den bei gehöriger Bodenwärme ſehr ſchnell keimen, während ſie, wenn ungenügend 
angefeuchtet, oft wochenlang liegen, ehe ſie keimen. (G. Chron.) 

Mittel gegen die Schwaben. Als Mittel gegen die Schwaben 
(Blatta orientalis) wendet Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen Zucker— 
ſyrup verdünnte Phosphorpaſte an, die er entweder auf einem Teller ausſetzt, 
oder an die Stellen ausſtreicht, wo ſich die Thiere auf halten. Die Thiere 
ſollen den Brei mit ſolcher Begierde freſſen, daß ſie binnen einigen Tagen 
ausſterben. (Pfarm. Ztſch. f. Rußland.) 

Der Zeiodelit, eine Miſchung aus 19 Theilen Schwefel und 24 Thei⸗ 
len Glaspulver, dient, um Baſſins, Ciſternen u. dergl. in Gärten ewig haltbar 
und waſſerdicht zu machen. Der Schwefel wird geſchmolzen und dann das 
Glaspulver eingerührt, um die Miſchung gleichförmig zu machen und bequem 
auftragen oder in geeignete Formen gießen zu könneu. Sobald die Maſſe 
erkaltet, iſt ſie ſteinhart, widerſteht der Luft, der Kälte und Hitze, ſo wie 
jeder Säure. 

Wurzelknollen an Bohnen. Im landw. Centralbl. für das 
bergiſche Land theilt ein Herr Reinicke mit, daß er an ſeiner rothblühenden 
ſogenannten türkiſchen oder Feuerbohne im Oetbr. v. J. Wurzelknollen gefun⸗ 
den hat, ähnlich denen einer Georgine. Er legte eine der Knollen ins Warm— 
haus in feuchte Luft, wo ſie Treibe entwickelte. Mehrere nunmehr aufgenom⸗ 
mene Knollen wurden nebſt jener erſten in einem kalten Glashauſe bei 5 Grad 
Wärme überwintert. Im Frühjahr trieben ſie ſämmtlich wieder aus. Einige 
wurden unterſucht und es zeigte ſich, daß ſie viel Stärkemehl enthielten und 
nach dem Kochen ſehr ſchmackhaft, ähnlich den Kaſtanien waren. Dieſer Fall 
ſteht nicht vereinzelt da, da auch ein anderer Gartenbeſitzer an Wurzeln der 
rothen Bohne ſolche Knollen fand. „Vielleicht,“ ſchließt der Bericht, „läßt ſich 
dieſe Bohnenart, in Folge ausdauernder Eigenſchaft, mit Vortheil zur Winter- 
treiberei benutzen, die jungen zarten Bohnen dieſer Art find ſehr wohlſchmeckend.“ 

(Hannov. Land⸗ u. Forſtwirthſch. V. Bl.) 

Sehr gutes Bedeckungsmittel. In der Monatsſchrift für Po⸗ 
mologie empfiehlt Herr Th. Belke die Abfälle von Hanf (Cannabis) als 
das beſte Bedeckungsmaterial, wenn derſelbe eingeweicht war und zum Geſpinnſt 
gebrochen wird. Die Mäuſe gehen einmal gar nicht hinein, weil ſie ſich die 
Naſen zerſtechen, dann iſt das Zeug fo porös, daß es Luft genug zu den Pflan- 
zen läßt, alſo von einem Erſticken nicht die Rede iſt. Erwärmen, wie beim 
Laub, kommt auch nicht vor. Ausſaaten von Aepfel und Birnen bleiben von 


* 141 


Maäuſen bei dieſer Bedeckung verſchont. Roſen, welche damit bedeckt wurden, 
ſahen im Frühjahre ebenſo aus, wie im Herbſte vor dem Bedecken, auch nicht 
ein Blatt war verſchimmelt. In Gegenden, wo Hanf gebaut wird, können die 
Abfälle deſſelben als Deckungsmaterial nicht genug empfohlen werden. 
Patent⸗Asphalt⸗Filz. Die Herren C. A. Weſtphal & Co. in 
Hamburg (Börſenbrücke No. 8) halten ein großes Lager dieſes ſehr zu empfeh— 
lenden Asphalt-Filzes, insbeſondere eignet ſich der „feuerfeſte Patent— 
Asphalt-Dachfilz“ zur Bedachung von Gewächshäuſern, Gartenhäufern ꝛc. 
Ferner iſt empſehlenswerth der „verbeſſerte nichtleitende Haarfilz“ 
zum Bekleiden von Dampfkeſſeln, Cylindern, Röhren u. ſ. w., welches eine 
Erſparung des vierten Theiles der Feuerung erzweckt. E. Oo. 


Perſonal⸗Notizen. 


Stetten. Der Kunſt⸗ und Landſchaftsgärtner, Herr Joh. Flach, 
der ſich viele Jahre hindurch im In- und Auslande mit neuen Anlagen von 
Gärten und Parks ꝛc. beſchäftigt hat und ſich dadurch allenthalben die größte 
Zufriedenheit der Herren Grundbeſitzer erworben, hat ſich nun in ſeiner Heimath, 
Stetten in Hohenzollern, als Handelsgärtner etablirt. Sein Hauptge— 
ſchäft beſteht vorläufig in der Zucht von Obſt- und Ziergehölzen, Roſenzucht 
u. dgl. Außerdem wird ſich Herr Flach aber auch noch mit Anlegung und 
Verſchönerung von größeren und kleineren Gärten befaſſen, in welchem Zweige 
der Gartenzucht derſelbe ſich bereits einen Namen erworben hat. Vielen Leſern 
der Gartenzeitung dürfte Herr Flach durch mehrere Aufſätze von ihm in frühe— 
ren Jahrgängen bekannt ſein. 

London. Der Curator des Herbariums zu Kew, Herr Black, iſt 
zum Vorſteher des botaniſchen Gartens zu Bangalore ernannt worden. 


Soeben erhalte ich aus dem Vaterlande friſchen Samen von 


Dracaena Draca, L. 
in vorzüglicher 1 80 0 und offerire dieſelben zu fol 1 Preiſen: 


W 24 Thlr. — Sgr. 
oc 15, 
M WORT AA RER SAN TR Fa 0 


Erfurt, Februar 1864. 


Ferd. Jühlke, 


Königl. Garten⸗Inſpector und Kunſt- u. Handelsgärtner. 
Preis⸗Verzeichniſſe 
der 
Baumſchulen und Samenhandlung 


von 


Metz & Co. in Berlin, 
Neue Friedrichſtr. 20. 


142 * 
STELINER & MEYER, 


Handelsgärtner zu Gent (Foubourg de Drurelles)“ in rg 
offeriven folgende Artikel des freien Landes zu billigen Preiſen: 


Preiſe 
pr. Dutzend. pr. Hundert. 
Franc. 
Azalea pontica, ſchöne Sorten, gute Pflanzen mit Knospen 10 60 à 100 
Anemone japonica hybr. Honorine Jobert, ſchneeweiß, 
ee RER ÄLTEREN 6 à 10 40 
Aquilegia Vervaeneana fol. var. ſchöne panaſchirte Neuheit 15 
Abies Nordmanniana, ſtarke 5jährige Sämlinge in Töpfen 30 225 
do. nobilis 2jährige Sämlinge do. 30 22⁵ 
do. Pinsapo 3 do. SE RRIDE- 3 20 
Aralia Sieboldi, (ſ. Abbandl. Hamb. Gartenz. 1. H. 1863) 
prächtige Schͤupflanzenn ;; ee. 120 à 200 
Astilbe rivularis rubra, neue ſchöne Staude pr. St. Fr. 4 
Bambusa Fortunei variegata, in jungen Pflanzen 36 
Cryptomeria japonica in Körben, prächtige Exemplare ge: 
drungen 3 5 Juß hey ee 60 
Cupressus Lawsoniana do. do. 2½ à 4½ F. h. 50 à 100 
Deutzia crenata fl. pl. ſchöne Neuh. gefüllte Vl. junge Pfl. 30 
Gynerium argenteum, ſtarke Pflanzen in kleinen Töpfen... 4 30 
Kalmia latifolia ſchöne Pflanzen mit Knoſtpen 10 75 
Magnolia acuminata, discolor, purpurea, Umbrella ete. ete. | 
in ſchönen 3—4 jährigen Sämlinge n 113 100 
do. Lenné in ſchönen Pflanzen. 40 f f 
Movstofen, ſtarke Büſ che ĩr 5 30 | 
Lonicera brachypoda fol. aur. retieulat. ſchöne Pflanzen. 8 
Ourisia coceinea, neue ſchöne Staude 12 | 
Retinospora obtusa et R. pisifera, 2 ſchöne Conif. v. Japan 30 
Rhododendron hybr. ſch. engl. u. belg. S. m. 1 3 Ksp. 15 100 
do. do. do. do. do. 4— 12 do. 25 à 35 180 à 250 
do. ponticum ſtarke Büſche mit ungef. 8— 35 do. 12 à 25 80 à 150 
Thuja aurea in Körb. herrl. Kugeln 3½ — 5½ F. Umf. 60, 75, 100 350 à 900 
do. klein Angeln ene Dee 30 200 
Thujopsis borealis in 1 1½ Fuß hohen buſchigen Pflanz. 15 à 30 
Sedum Sieboldi fol. med. var. ſchöne panaſchirte Neuheit. 18 à 36 120 
Wellingtonia gigantea in Körb., herrl. Pfl. v. 2—5 F. hoch 50 à 300 
Viburnum Lantanum punctatum, kräftige Pflanzen ...... 15 
Yucca recurvata (pendula) ſtarke ſchöne Schaupflanzen .. 50 350 
Aspidium Frizelliae ſchönes Sam fürs freies Land, ſtark 8 60 
do. spinulosum do. do. do. 6 
Asplenium strigulosum do. do. do. 15 
Cystopteris obtusa do. do. do. 6 35 
Lastraea Goldiana do. do. do. 15 
do. marginata do. do. do. 8 60 
do. rigida do. do. do. 15 
Scolopendrium officinale marginatum do. do. 8 60 
do. do. auriculatum do. do. 8 60 
Außerdem haben noch großen Vorrath von: 
Azalea indica, ſchönſte Sorte, prächt. ſtarke Pfl. mit Ksp. 15 100 
do. do. do. Kronenbäumchen geg. 3 F. hoch do. 30 
Aralia papyrifera in ſtarken Pflanzen in Töpfen 8 à 12 50 


do. do. do. Schaupflanzen 3—5 Fuß hoch 43 10 


. 


* b 143 
Mimulus hybr. 12 neue prachtvolle engl. Sort. die 12 zuuu Fr. 9 
Lorbeerbäume 3 Fuß Stammhöhe, Krone 7 Fuß Umfang, per Stück.. „ 20 
do. do. do. do. 9 do. Do „ 30 
do. do. do. do. 11 do. S.. „ 40 


Wir empfehlen ferner unſer reichhaltiges Sortiment von Camellien, letzte Neuhelten, 
Azalea ind. ſämtliche letzte belgiſche und engliſche Neuheiten von Herbſt 1863 in junger 
Veredlung zu Fr. 4—5 per Stück vorräthig, große Auswahl von temperirten, kalten 
und freien Land⸗Farne, ſchönſte Sorten zu Fr. 50 à 75 per Hundert, alle letzten japa— 
neſiſchen Neuheiten wie Aucuba, Evonymus, Coniferen diverse ete. zu mäßigen Preiſen. 
Die Preiſe find in Franes (3 Fr. 70 = 1 Thaler preußiſch.) Ein neuer Catalog 
wird Ende Februar erſcheinen. 


Dahlia imperialis, Roezl. 

Nachdem ich von dieſer herrlichen neueſten Einführung den Alleinbeſitz von 
Herrn E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe: 
ab 15. März 1864 in Originalknolle n a 4, 6 Stück 20 
ab 1. Mai 1864 in, feit Februar kultivirten Pflanzen al, 6 „ 

per Cassa, 

und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. 

Erfurt, im December 1863. 

Prag, altſtädter Ring 553. 


7 


W. Bahlſen, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Strohmatten. 


. 25 
Strohmatten = 
1 ſind zu haben 
ei . 
Aug. Garvens, HAMBURG, 
> Nödingsmarkt 


GG 7 
= — TA 7 777 — * 


Pflanzen⸗Catalog. 
Unſer reichhaltiges Preis-Verzeichniß (No. 27) 
übe 


r 
Pflanzen für das freie Land, über Laubhölzer, Sträucher, Coni⸗ 
feren, Obſtbäume und Fruchtſorten, ſowie über Flor: und Mode: 
blumen, und Azaleen und Camellien, in 8° broſchirt, 100 Seiten, 
liegt zum Verſandt bereit und wird auf franfirte Aufforderung franco und 
und unentgeltlich von mir verſendet. 

Unſer dies jähriger Catalog (No. 28) über 

Gewächshaus Pflanzen 

— wie immer reich an Neuheiten, ſeltenen und anderen empfehlenswerthen 
Pflanzen, auch ſyſtematiſch geordnet — wird in der zweiten Hälfte des März 


ausgegeben. 
Laurentius'ſche Gärtnerei 
zu Leipzig. 


| GER * * 22 FR Mt. WW 
Zu! — y a" 
“2 4 * 2 i 


144 * * 


RNoſenfreunden | a 
empfiehlt Unterzeichneter zu bevorſtehender Frühjahrspflanzung aus feinen 


großen Roſenſchulen b 2 
hochſtämmige Roſen 


von ganz vorzüglicher Qualität, in allen Größen und in den prachtvollſten 
älteren, neueren und neueſten Sorten. Die bei weitem über 2000 Varietäten 
zählende Sammlung enthält das Werthvollſte und Neueſte, was bisher im 
herrlichen Bereiche der Roſe erſchien. Ueber 200 Sorten Moos-, gegen 1000 
Sorten Bourbon: und Remontantroſen und unter dieſen allein über 100 Sor— 
ten der nur tief dunkle, leuchtend und feurigfarbene Roſen enthaltenden Prunk— 
gruppe der Roſomenen. Verzeichniſſe werden auf franfirtes gef. Verlangen 
franco vertheilt. 
Köſtritz im Fürſtenthum Reuß 1864. 


J. Ernſt Herger, Handelsgärtner. 


In der herrſchaftlichen Gärtnerei auf dem Dominium Kropſtedt bei 
Wittenberg, Provinz Sachſen, ſind ca. 300 Stück ſtarke, gut durchwinterte 
Ananasfruchtpflanzen, desgl. Folgepflanzen und Kindel, alle in Töpfen gut 
angewachſen, preiswürdig abzugeben. 

Kropſtedt bei Wittenberg, den 23. Februar 1861. 


G. Dück er, 


Gärtner. 


Mein diesjähriger Catalog über. 5 
Baumſchulen⸗ und Gewächshaus ⸗ Pflanzen, 


Georginen und Noſen 
iſt erſchienen und wird auf frankirte Anfragen portofrei zugeſandt. 
Baumſchule zu Reinbeck, in Holſtein, Febr. 1864. 


James Bahnsen. 


Briefwechſel. 


G. L. in Gothenburg. — Grangea maderaspatana, Lam. iſt eine einjährige, 
aus Oſtindien ſtammende Pflanze, zur Familie der Compoſiteen gehö— 
rend. Linné brachte fie zur Gattung Artemisia und Willdenow zu Co- 
tula. Arum cornutum iſt mir unbekannt. Brieflich mehr. 

W. T. in H. — Mit Dank und noch zur rechten Zeit für dies Heft erhal: 
ten. Der verheißene Bericht ſehr willkommen. 

St. & M. in G. — Die Anzeige kam für's Februar-Heft zu ſpät. Anzei⸗ 
gen, für das zunächſt erſcheinende Heft beſtimmt, müſſen bis zum 23. oder 
24. des laufenden Monats eingeſandt ſein. i 

J. E. H. in K. — Kam noch eben zur rechten Zeit, um aufgenommen zu 
werden. Wo ich nur irgend Gelegenheit finde, wird es mir ein Vergnü— 

gen ſein, Ihre Erzeugniſſe zu empfehlen. je; 

G. v. d. W. — Erhalten, vielen Dank. . 

J. N. in C. — Dank für die Zuſendung, doch zu ſpät für dieſes Heft, daher 
im nächſten. Brieflich Näheres. ha 


RZ Diefem Hefte ift gratis beigegeben: 
1) Preisverzeichniß der Samenhandlung von Herren Metz & Co. in Berlin. 
2) Preisverzeichniß der Baumſchulen von Herren Metz & Co. in Berlin. 
3) Preisverzeichniß der Baumſchulen zu Reinbek des Herrn J. Bahnſen⸗ 
4) General-Anzeigen No. 7 vom Buchhändler F. W. Otto in Erfurt. 


| | * 
* 2 145 
Berufung 
eines internationalen Congreſſes für Gartenbau 
durch den 


Bund der vereinigten belgiſchen Gartenbau-Vereine 
nach Brüſſel, 

für die Tage des 24., 25. und 26. April 1864, 

in Verbindung 
mit der allgemeinen, alle Zweige der Gärtnerei betreffenden 
Ausſtellung, 
welche mit Unterſtützung der belgiſchen Regierung zu gleicher Zeit von der 
königlichen Geſellſchaft „Flora“ veranſtaltet wird. 


Der Congreß wird Sonntag, den 24. April, um 3 Uhr, im Palais 
Ducal zu Brüſſel eröffnet. Der Bund ladet ſpeziell zum Congreſſe ein: 

1. Sämmtliche Abgeordnete der Gartenbau-Vereine Belgiens und des 
Auslandes. 

2. Die Mitglieder von Academien, botaniſchen und anderen Vereinen. 

3. Die Profeſſoren der Botanik, die Directoren und Inſpectoren der 


botaniſchen Gärten. 


4. Die Directoren und Redacteure von botaniſchen und gärtneriſchen 
Zeitſchriften. 

5. Die Mitglieder des Preisrichteramts der „Allgemeinen Ausſtellung“, 
ſowie alle Botaniker und Gärtner des In- und Auslandes, welche ſich als 
Theilnehmer an der Diskuſſion über eine der im Programm des Congreſſes 
vorgelegten Fragen einſchreiben werden. 

Dem Bunde bleibt für die Organiſation des Congreſſes nur eine kurze 
Zeit. Trotzdem erfreut er ſich bereits der Zuſtimmung und der freundlichen 
Unterſtützung der in der Botanik und im Gartenbau hervorragenden Männer 
Europa's; er hofft, daß die Präſidenten und Seeretäre der gelehrten, botaniſchen 
und Gartenbau⸗Geſellſchaften, ſowie die Redacteure von Zeitſchriften, indem ſie 
die Einladung zur Kenntniß der Mitglieder bringen, den Bund unterſtützen. 
Er fordert außerdem alle Diejenigen auf, welche am Congreſſe Theil zu nehmen 
Willens ſind, ſo bald wie möglich, mindeſtens aber vor dem 15. April, dem 
GeneralsSecretär Herrn Eduard Morren in Lüttich ihren Entſchluß zur 
Kenntniß zu bringen und womöglich auch gleich die Fragen des Programms 
anzugeben, an denen ſie hauptſächlich Theil zu nehmen gedenken. 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 10 


ER 8 Rn 
146 8 = 


Diejenigen Perſonen, die zu rechter Zeit ihre Theilnahme anzeigen, erhal 
ten beſondere Karten als Mitglieder des Congreſſes zugeſandt, mit welchen ſie 
wahrſchein lich auf allen Eiſenbahnen Belgien's, Frankreich's, Deutſchland's 
und Holland's für Hin- und Rückfahrt eine Ermäßigung des Fahrpreiſes bis 
auf die Hälfte erhalten werden. Zu dieſem Zweck tft der Bund bei der Re 
gierung eingekommen, bei den verſchiedenen Eiſenbahn-Verwaltungen des Aus⸗ 
landes die nöthigen Schritte zu thun. Näheres hierüber wird alsbald bekannt 
gemacht werden. Das Preisrichteramt der Allgemeinen Ausſtellung wird am 
Sonnabend, den 23. April, zuſammentreten, die Ausſtellung ſelbſt wird aber 
am 24. April Vormittags eröffnet. Der Congreß hält an demſelben Tage 
ſeine erſte Sitzung, in der die Conſtituirung und die Wahl der verſchiedenen 
Abtheilungen erfolgen. Die eigentlichen Verhandlungen beginnen erſt am 
25. April und werden am 26. fortgeſetzt, und zwar in der Weiſe, wie der 
Congreß ſelbſt beſtimmt. 

Die dem Congreß unterbreiteten Fragen betreffen gleichzeitig Botanik und 
Gartenbau, Wiſſenſchaft und Kunſt. Sie ſind wichtig und allgemein intereſſant; 
die Mehrzahl von ihnen iſt auch bereits ſchon früher lebhaft beſprochen worden. 
Sämmtliche Fragen beſitzen Seiten, welche eine eingehende Diskuſſion verlangen 
und nur dadurch gefördert, ſo wie einer endlichen Löſung entgegengeführt werden 
können, daß die Wiſſenſchaft ihre Reſultate und die Praxis ihre Erfahrung 
durch gegenſeitige Mittheilungen einer Art Controle unterwirft. Die Fragen 
find fo allgemein wie möglich hingeſtellt, um dem Redner auch nicht im Gering⸗ 
ſten in der Art und Weiſe ſeiner Auffaſſung Feſſeln anzulegen; die meiſten 
von ihnen können ſogar von verſchiedenen Geſichtspunkten aus betrachtet werden. 


Programm des Congreſſes. 


1. Aceclimatiſation und Naturaliſation der Pflanzen. 

2. Hybridation, Kreuzung und künſtliche Befruchtung im Allgemeinen. 
Kennzeichen der Blendlinge, ihre Unfruchtbarkeit, ihre Vielgeſtaltigkeit; Aufbe⸗ 
wahrung des Pollens u. ſ. w. 

3. Theorie über die Abänderung der Art oder über den Urſprung der 
Abarten und Formen. — Theorie von Van Mons, Wilmorin und An⸗ 
deren. — Reform bei den Benennungen der Varietäten. 

4. Ueber die dynameſiſche Seite der Pflanzen und über die periodiſchen 
Erſcheinungen in der Pflanzenwelt. — Einfluß der Temperatur auf Keimen, 
Blatt⸗Entwickelung, Blüthe- und Fruchtbildung der Pflanzen. — Ueber das 
Vorrücken der Blüthezeit (durch Treiben), ſo wie über das Verlegen derſelben 
auf eine andere Zeit, über Remonterie u. ſ. w. 

5. Pflanzen⸗Ernährung, Betheiligung der Atmöſphäre, Einfluß des Stick⸗ 
ſtoffes, des Ammoniaks, der Phosphate. Theorie der Düngung. 

6. Pflanzliche Aeſthetik. Ueber das Schöne bei den einfachen und gefüll⸗ 
ten Blüthen. Harmonie der Farben. 

7. Färbung der Pflanzen. Ueber Bildung bunter Blätter, der Pana⸗ 
chirung und über Doppelgeſtaltigkeit (Dimorphismus). Pflanzt ſich die 
Panachirung durch Samen fort und theilt ſie ſich durch Veredelung weiter mit 
(est-elle contagieuse par la greffe)? | 


1 * 147 


8. Geſchichte des Gartenbaues. — Hiſtoriſche Ueberlieferungen, Biogra— 
| Erforſchungen (Explorations), Reifen, Einführungen, Berichtigungen. 
9. Feuchtigkeit, Waſſer; werden dieſe direkt durch die Blätter abſorbirt? 

10. Pathologie (Krankheitslehre) der Pflanzen, die Krankheiten und 
ihre Heilmittel. 

11. Inſekten und andere ſchädliche Thiere; ihre Vertreibung. 

12. Gartenbaukunde; der gegenwärtige Styl. 

Keineswegs ſoll damit anderen Fragen, welche außerdem Mitglieder des 
Congreſſes ſtellen ſollten, vorgegriffen werden. 

Die Verhandlungen werden ſtenographirt, vollſtändig in dem Berichte des 
Bundes der vereinigten Gartenbau⸗Vereine Belgiens abgedruckt und allen Theil— 
nehmern an dem Congreſſe mitgetheilt. 

Belgien frei und gaſtlich, fühlt ſich glücklich, auf ſeinem Boden die In— 
telligenzen und wer ſonſt ein höheres Gefühl für das Schöne und Wahre in 
feiner Bruſt trägt, von allen feinen Nachbarn, von Deutſchland, von Frank 
reich, von Großbritannien und von Holland in brüderlicher Eintracht vereint 
zu ſehen. 

Belgien iſt bereits die klaſſiſche Erde des Congreſſes geworden. Sein 
Gartenbau, welcher mit den der reichſten Völker wetteifert, ladet alle Diejenigen, 
welche für die Kenntniſſe der Pflanzen ein Intereſſe haben, ein, ſich am kom— 
menden 24. April freundlichſt einfinden zu wollen. 


Für den Bund der vereinigten Gartenbau-Vereine: 


Der vorbereitende Ausſchuß: 


F. de Eannard d' Hamale, 
Senator, Präſident der Königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Mecheln, 
Vice⸗Präſident des Bundes, Präſident. 


V. von den Hecke⸗de⸗Lambeke, 
Präſident der Köuigl. Acker⸗ und Gartenbau- Geſellſchaft in Gent, 
Vice-Präſident. 


Ronnberg, 
— Chef der Abtheilung für Ackerbau im Miniſterium des Innern, 
von Seiten der Regierung abgeordnet. 
J. Linden, 
Director im Königl. Zoologiſchen Garten zu Brüſſel, zugleich für die 
Verwaltung von Seiten der Kgl. Geſellſchaft „Flora“ abgeordnet. 
Kegeljan, 
Secretär der Königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Namur, 
Schatzmeiſter und Seeretär. 
Ed. Morren, 
Profeſſor der Botanik an der Univerſität Lüttich, 
General⸗Seeretär. 


105 


148 5 3 


Der Wörlitzer Garten als Leudſchoftsgorten 
betrachtet. 


Oft ſchon hatte ich von dem Wörlitzer Garten gehört; die Urtheile über 
denſelben waren fo verfchieden, daß ich mich bewogen fühlte, ihn ſelber einmal 
in Augenſchein zu nehmen. Endlich trat ich die Reiſe an und erreichte den 
Elbſtrom, den ich nur noch zu paſſiren hatte, um in das Land der Eichen 
einzutreten. Der Kahn hatte mich abgeſetzt und ich kam in einen Eichenwald, 
der mir wie ein großartiger Park die ſchönſten Gruppirungen vorführte. Am 
Ende des Waldes breitete ſich der Garten mit maſſenhaften Baumgruppen vor 
mir aus; der Kirchthurm der Stadt ragte ſchlank darüber, hin und wieder 
blickte ein fremdartiges Gebäude hervor und rechts und links ſtanden zerſtreut 
einzelne knorrige Eichenbäume, die nach ihrem Ausſehen ſchon lange Jahre den 
Stürmen Trotz geboten hatten. Das war ein Bild, ſo recht für den Land⸗ 
ſchaftsgärtner geſchaffen. — Ruhig ſchritt ich über eine Wieſe hinweg und 
gelangte zu einem aus großen Felsſteinen aufgeführten Gebäude, welches mir 
wie das Thor des Gartens erſchien. Es wurde die Louiſenklippe genannt. —- 
Ich hatte ſchon erfahren, wer der Gründer des Wörlitzer Gartens geweſen und 
konnte mir wohl denken, daß dieſer nicht ohne Plan gehandelt und gewiß hier 
etwas nachgeahmt hatte, was er auf ſeinen vielfachen Kunſtreiſen geſehen; es 
waren Gedanken, die mit großer Mühe und bedeutenden Koſten zur Ausführung 
gebracht worden waren. — Im Hintergrunde ſah ich einen Tempel mit einer 
Figur, die ich nachher als die Venus erkannte. Zu beiden Seiten ſtanden die 
ſchönſten Laub- und Nadelhölzer; hier und da waren Eingänge in unterirdiſche 
Grotten zu ſehen. — Ich war recht froh, daß ich allein war und daß mich 
nicht andere Beſucher in meiner ruhigen Anſchauung ſtörten. — Alles war 
durch Kunſt hergeſtellt, Alles ſchien nach einem beſtimmten Plane geordnet. — 
Lange verblieb ich hier, um mir dies Bild ernſten und erhabenen Characters 
einzuprägen. — Ich ging darauf durch einen unterirdiſchen langen Gang und 
kam zu einer Einſiedelei. — Das ſollte doch nicht die Spielerei ſein, die dem 
Wörlitzer Garten anhängen fol?! Ich ſah mich um und fand über einer 
Ruhebank eine ſinnreiche Einſchrift Lavaters. Ruhig ſetzte ich mich hin, mei⸗ 
nen Gedanken Raum zu laſſen und dem genialen Gründer des Gartens meine 
Anerkennung aller Ideen zu zollen, die ſein ſchaffender Geiſt hinzuzaubern 
wußte. — Ich ſtellte mir die Frage auf, ob derſelbe wohl heut dies Alles 
noch ſo anlegen würde? Vielleicht wären ſeine Gedanken in den Formen zu 
andern Ausführungen gekommen, aber die Grundidee mußte ja doch bleiben, da 
in einem abgelegenen Theile eines Landſchaftsgartens nichts Beſſeres als eine 
Einſiedelei paßt. — Eine Kettenbrücke führte mich nach einem Tempel, der 
Flora geweiht; es war ein freundlicher Tempel mit herrlicher Ausſicht, denn 
man konnte von demſelben die fernſten Grenzen des Gartens ſehen, die ihn mit 
der umliegenden Landſchaft zu einem Ganzen verſchmolzen. — Befriedigt in 
der Anſchauung dieſes Naturbildes ging ich weiter und bewunderte die in der 
Nähe liegenden maſſenhaften Baum- und Strauchgruppen in ihren verſchiedenſten 
Schattirungen; dort die vollſten Laubhölzer, hier die ſtolzeſten Nadelhölzer. 


149 


Alles ſinnig geordnet und durchdacht, und das Genie eines Künſtlers verrathend. 
— Ich gewahrte ein Ackerſtück vor mir, das lag ja mitten in dem Park! 
Darauf hätte wohl Mancher lieber Raſen mit Blumengruppen in den mannig— 
faltigſten Formen angebracht geſehen? Doch wie wollte denn dies zum Ganzen 
paſſen? Hatte nicht der Gründer im Auge, einen vollſtändigen Landſchafts— 
garten zu ſchaffen? Ein Park ſollte ja der Wörlitzer Garten ſein, frei und 
nicht in beengende Formen und Grenzen gezwängt. — Nicht mitten in einem 
Landſchaftsgarten, ſondern ſeitens von hiezu paſſenden Gebäuden mögen zierliche 
Blumengruppen in den verſchiedenſten Formen, mit den mannigfaltigſten Blumen 
bepflanzt, angebracht werden; da iſt es am Platze und wird von Kennern und 
Laien bewundert werden. Möge man dort noch mit farbigen Steinen, mit 
ſchönen Muſcheln, bunten Gefäßen und all ſolchen Sachen Verzierungen machenz 
dort wird es zur Ausſchmückung dienen und wohlgefällig dem Auge erſcheinen, 
aber mitten in der Schöpfung eines Landſchaftsgartens dürfte eine ſolche ver— 
fehlte Idee, des Laien und des Neuerungsſüchtigen wegen, nicht zur Ausführung 
gebracht werden. 

Eine Brücke von knorrigen Stämmen und zackigen Aeſten gebaut, führte 
mich zu einem Gebäude, welches das Gothiſche Haus genannt wurde. — Ich 
konnte nicht glauben, daß dies der richtige Ausdruck dafür ſei, da mir das 
Gebäude mehr im chinefifchen Style erbaut ſchien, ein ſonderbares Gemiſch von 
Bauart; ich hätte am Liebſten auf dem vorüberfließenden Kanale eine kleine 
chineſiſche Gondel fahren und ein paar chineſiſche Enten dahinter ſchwimmen 
ſehen. — Waren nicht gar die Bäume in der Nähe dieſes Gebäudes in one 
derliche Formen gezwängt und noch dazu von der Natur ſelbſt, denn nicht weit 
davon ſtand eine Pappel, die ich in der Nähe als eine Eiche erkannte. Bei 
dieſem Gebäude fiel mir die auch einmal gehörte Aeußerung ein, daß Manches 
weggenommen werden müßte; ſollte es hierauf gedeutet haben? Von dem 
Platze ſelbſt hat man nach allen Seiten hin Ausſichten; da giebt es Landſchafts— 
bilder, die ſich dem Gedächtniß einprägen; — da kann der Beſucher ſeine Blicke 
von vielen Standpunkten in die Weite ſchweifen laſſen. — Ich ging weiter 
und nahm den Weg über mehrere Fähren nach dem herzoglichen Schloſſe zu, 
welches in nächſter Nähe die freundliche Kirche hat. — Ueberraſcht blieb ich 
vor demſelben ſtehen, denn ich hatte bisher nur immer die Seitentheile des 
Schloſſes geſehen. — Der edle freundliche Styl entzückte mich, der Platz vor 
dem Schloſſe, umgeben von alten Linden, die Ausſicht über den See nach der 
Ferne, der hervorragende Kirchthurm, die ſchönen Baumgruppen, alles begeiſterte 
mich und in der Anſchauung dieſes Naturbildes mußte ich geſtehen, daß hier 
ein Gedanke ausgeführt war, der dem Gründer des Gartens die Krone aufſetzt. 
Wer mag das gleich nachahmen auf einer Fläche, wo die Natur ſo wenig Hand 
geboten hat? wo die Kunſt Alles thun mußte, dem Beſchauer ein vollendetes 
Naturbild vorzuführen, in deſſen Anſchauung er vertieft ſtehen bleiben muß, 
dem genialen Fürſten Franz von Anhalt-Deſſau den Tribut für das zu zollen, 
was er der Nachwelt hinterlaſſen hat! 

Ein Weg über einen künſtlichen Berg zeigt mir die freundliche Kirche 
das iſt ein Platz, ſo recht erhebend und belebt mit ſtolzen Pfauen, die freilich 
wohl nicht zur Freude des Gärtners ihr Spiel da treiben mögen. 

Weiter gelangte ich wieder zu einer Fähre, die den Beſucher zu dem 


* 1 c Bi 
3 1 
an 


150 j N * 4 
mittlern Theil des Gartens führt. — Doch ich wollte den Umfang deſſelben 
kennen lernen und genügte mir damit, daß ich meine Blicke nach den gegen⸗ 
überliegenden Ufern des Sees ſchweifen ließ. — Da zeigten ſich wieder herr⸗ 
liche Baumgruppen und in ihrer Mitte trat mir ein Berg vor die Augen, der 
einen Bergmann in ſeinem Schooße haben ſoll. — Damit mochte wohl am 
Ende die Spielerei gemeint ſein? — Ich ließ den Beſuch dieſes Bergmannes. 
— Der terraſſenartige Berg gefiel mir aber, da deſſen Abſpiegelung im See 
von guter Wirkung iſt. — Ja, der ſchöne See, mit Gondeln und Schwänen 
belebt, darf nicht unerwähnt bleiben, denn der gehört zu einem vollſtändigen 
Landſchaftsgarten und bietet allerlei Zauber in ſeinen Abſpiegelungen, die 
maleriſch zu dem Ganzen gehören. — Alſo die Fähre ſollte mich nicht über⸗ 
ſetzen, ſondern ein Weg an Aeckern entlang zu einem Gebäude führen, das 
einen feuerſpeienden Berg vorſtellen ſoll. — Pinien, Pappel-Alleen, hohe Wei⸗ 
denbäume und beſchnittene Cedern waren in der ganzen Umgebung zu finden 
und dieſe waren alle erſt zu dem Zwecke hingepflanzt, dem Berge den auch tra⸗ 
genden Namen Veſuv geltend zu machen. — So hatte der Gründer Alles im 
Auge und ſeine Schöpfungen tragen den Character der Harmonie und verrathen 
die kühnen Phantaſien, die den großen Fürſten nach ſeinen Kunſtreiſen bewogen 
haben mochten, das Alles anzulegen. — Eine kleine Fähre führte mich in das 
Innere der Anlage, welche noch Ideen zeigte, die nicht zur Ausführung gekom⸗ 
men waren. — Aber das, was fertig war, bot Reize dar und führte mich in 
das alte Italien ein, wo die Gladiatoren gekämpft hatten. Auch Italiens 
Flora ſollte nicht fehlen, denn Feigen und Wein waren an Grotten angebracht. 

Doch die Zeit drängte und noch waren nicht alle Punkte beſichtigt. — 
An einer Wand, deren verworfene Krummholzkiefern ein eignes Bild geben, 
gelangte ich über eine Brücke zu einem römiſchen Gebäude, das die Grenze des 
Gartens zu bilden ſcheint. — Der dortige Aufſeher nannte es Pantheon. — 
Es verrieth in dem erſten Augenblick einen edlen, kunſtgerechten Styl. — Wie 
der war es italieniſche Landſchaft! — Ganz natürlich, denn der Gründer ſollte 
beſonders ſeine Reiſen dorthin gewendet und ſelbſt Schätze von da herbeigeführt 
haben, die den Gebäuden des Gartens zu großer Zierde gereichen und dem 
denkenden Beſucher zur Belehrung dienen. — Das zeigte ja das nächſtfolgende 
Bauwerk, denn darauf thronte eine Säule, die verſchüttet in Italien gelegen 
hatte. — Hier mußte ich noch einen Halt machen. — Ich ſah mich nach allen 
Seiten um. Die hellen Wiefen, begrenzt vom dunklen Walde, die fehonen 
Baumgruppen, die großen Raſenflächen des Gartens, mit einzelnen herrlichen 
Bäumen geziert, der ſtille See, das freundliche Schloß im Hintergrunde, das 
war das letzte abgerundete große Bild im Garten, welches ich ſehen ſollte. — 
Ich gewahrte ja bald in der nächſten Ferne das erſte Gebäude, welches mich 
in den Park eingeführt, und nahm von demſelben Abſchied mit der Ueberzeu⸗ 
gung, daß noch mancher junge Gartenkünſtler ſeine Ideen in der Anſchauung 
dieſes Landſchaftsgartens wird erweitern können und man dieſe Anlage als ein 
Werk der älteren Schule zu ehren hat, aus welcher der neue äſtethiſche Geſchmack 
der Landſchaftsgärtnerei geläutert hervorgegangen iſt. 

L. Schröter. 
P VEN EEE 


uw 


151 


Die Melonenzucht im Miſtbeetkaſten. 


Mögen auch in günſtigem Sommer Melonen im Freien reifen, und einen 
aromatiſchen Geſchmack annehmen, ſo iſt es der Vorſicht wegen immer gerathe— 
ner, auf eine Gefahr des Mißlingens hin, Melonen unter Fenſter in Käſten 
anzulegen, die eine Unterwärme haben. — Iſt es nun nebenbei noch wünſchens— 
werth, die Früchte zeitig auf den Tiſch zu bringen, fo muß man die Unterz 
wärme z. B. durch Pferdedünger herſtellen; die Käſten zu ſpäter reifenden 
Melonen können mit Laub angelegt werden, welches eine mildere Wärme giebt. 
Zur Anlage der erſten Melonenbeete ſind vorzugsweiſe hölzerne Käſten zu ver— 
wenden, durch welche die Wärme des Umſchlages dringen kann; zur ſpätern 
Zucht kann man gemauerte Käſten verwenden, die den Vorzug der Dauerhaftig— 
keit haben und die während des Sommers eine beſſere Anſicht als die Holz— 
käſten gewähren. 

Wer über ein warmes Häuschen zu verfügen, der iſt inſofern bei der 
Melonenzucht gut daran, als er ſeine Pflanzen darin anziehen, einzeln in Töpfe 
ſetzen und hernach ungeſtört in das Miſtbeet bringen kann. — Bei dieſer Art 
der Anzucht ſehe man aber ordentlich zu, ob ſich nicht etwa Blattläuſe einge— 
funden haben, die ſich im Kaſten hernach mit ungeheurer Schnelligkeit vermeh— 
ren, wegen ihres Aufenthaltes an der Rückſeite der Blätter ſchwer zu vertilgen 
ſind und die Pflanzen in ihrem Wachsthum ſo beeinträchtigen, daß dabei an 
keine ergiebige Ernte zu denken iſt. — Eine andre Art und Weiſe, die Me— 
lonenpflanzen in einem früher angelegten Miſtbeete, das etwa zu Gurken beſtimmt, 
oberhalb heranzuziehen und von da aus mit dem Ballen in den für fie beftimmz 
ten Kaſten zu ſetzen, iſt, mag ſie auch alter Art ſein, nicht zu verwerfen, denn 
ſie birgt dafur, daß die Melonenpflanzen in den meiſten Fällen vor dem läſtigen 
gefährlichen Ungeziefer verſchont bleiben. 

Will man nun zur Ausſaat der Melonenkerne ſchreiten, ſo ſorge man, daß 
man entweder ein warmes Beet vorräthig hat oder den im Hauſe aufzuſtellen— 
den Samenſchüſſeln eine Unterwärme geben kann. Die Kerne ſtocken bei 
fehlender Unterwärme und der Keim derſelben geht in Fäulniß über. — Zur 
Ausſaat wähle man wenigſtens zwei- bis dreijährige Kerne, da einjährige zu 
ſehr ins Kraut gehen und die hievon gewonnenen Pflanzen bei aller Kenntniß 
der Melonenzucht nicht die erwünſchten Früchte geben; die Kerne geben bei 
mehrjährigem Alter eine ſichere Ernte und halten ihre Keimfähigkeit bis zum 
Sten Jahre ganz gut. 

Nachdem die erſten Melonenbeete angelegt, wozu Anfang März die geeig— 
netſte Zeit iſt, gehörig abgedampft ſind und die darauf gebrachte Erde, beſtehend 
aus einer kräftigen Miſtbeet und Lauberde, in ihrer größten Hitze nachgelaſſen, 
ſchreite man zum Einpflanzen der vorhandenen Melonenpflanzen. Man wähle 
hiezu einen ganz froſtfreien Tag und begehe die Arbeit wo möglich während 
der Mittagsſtunden. Unter jedem Fenſter kommt nur eine Pflanze zu ſtehen 
und dieſe gerade in der Mitte einer Scheibe, damit nicht das Eintropfen des 
Waſſers auf den Stamm den unvermeidlichen Tod hervorbringen kann. — Die 
in einem Miſtbeete herangezogenen Pflanzen werden behutſam mit dem Ballen 


8 


152 


herausgehoben, in das hiezu gemachte Loch bis nahe unter die Samenlappen 
ſo eingepflanzt, daß man eine kleine Erderhöhung um den Stamm anbringen 
kann, was das beim Gießen andringende Waſſer an denſelben verhüten ſoll, 
wie überhaupt nicht genugſam das Augenmerk darauf gerichtet werden kann, 
den Stamm ſo viel wie möglich vor der Näſſe zu ſchützen. — Die in den 
Töpfen vorhandenen Pflanzen werden mit ihren Ballen ausgetopft, und auf 
gleiche Weiſe eingeſetzt. — Ein Angießen iſt bei der nothwendigen Feuchtigkeit, 
welche die aufgebrachte Erde beſitzen muß, nicht nothwendig. 

Sobald dieſe Arbeit vollendet, bedarf die Pflanze nur der Aufſicht hin⸗ 
ſichtlich des Lüftens, damit ſich nicht ſchädliche Dämpfe im Kaſten ſammeln und 
Moder einfinden könnte. Die erſte Arbeit an der Pflanze beginnt dann, wenn 
dieſelbe drei gezackte Blätter gebildet hat. — Wenn dieſe vorhanden, ſchreite 
man zu dem Abkneipen der Ranke über dem zweiten Blatte, damit ſich in den 
zwei gebliebenen Blattwinkeln zwei Seitenranken bilden können. — Jede dieſer 
Ranken laſſe man wieder drei Blätter erzeugen und kneipe ſie gleichfalls über 
dem zweiten Blatte ab, damit aus den vier Blattwinkeln neue Ranken erſtehen, 
welche in den meiſten Fällen ſchon die kleinen Früchte anſetzen. 


Wenn die Blüthe beginnt, gebe man reichlich Luft, damit die männlichen 
Blüthen den zur Befruchtung nöthigen Blüthenſtaub auf die weiblichen über⸗ 
tragen können. Gewahrt man, daß ſich die erwünſchten Früchte gezeigt, jo 
iſt das Lüften weniger nöthig, da eine mehr geſchloſſene feuchtwarme Luft das 
Wachsthum der jungen Melone ſehr befördert. — Während der erſten Aus⸗ 
bildungsperiode derſelben ſtöre man nicht im Kaſten herum, damit die Frücht⸗ 
chen ſo lange der vollſtändigen Ruhe genießen, bis ſie erſt die Größe einer 
Wallnuß erlangt haben. Iſt dies der Fall, ſo kann man ein Ausſchneiden 
ſolcher Ranken vornehmen, die bloß ſogenannte taube (alſo männliche Blüthen) 
fort anſetzen, hüte ſich aber, durch das Verdünnen die angeſetzten Früchtchen der 
Sonne Preis zu geben, da dieſe, durch den Schatten der Blätter verwöhnt, 
leicht Brandflecke bekommen würden. | 


Um den weiter auszuwachſenden Früchtchen mehr Nahrung zuzuführen, ift 
es gut, ſpäter die Ranken, an denen dieſelben ſitzen, auch der Spitze zu berau⸗ 
ben. Hiezu laſſe man aber erſt die Früchte eine anſehnliche Größe erreichen, 
da dieſelben leicht gelb werden und in Fäulniß übergehen. | 

Da die Melone bei ihrem Blätter- und Rankenreichthum beſonderer Nah⸗ 
rung bedarf, ſo gieße man namentlich nach dem Anſetzen der Früchte reichlich, 
doch ſei man bei dieſer Arbeit immer vorſichtig, daß der Stamm keine Näſſe 
empfängt; ein vorſichtiges Gießen iſt während der ganzen Cultur immer nöthig, 
da man ſonſt leicht die ganze Pflanze mit ſammt den Früchten vor der Reife 
verlieren kann. — Auch ſei man beſonders bei warmen Tagen mit dem Gießen 
von kaltem Waſſer vorſichtig, da die Pflanze durch die empfindliche Abwechſelung 
der Wärme und Kälte auch leicht dem Tode anheimgegeben wird. Es iſt 
immer anzurathen, die Melonenpflanzen lieber mit abgeſtandenem, erwärmten 
Waſſer zu begießen und dieſe Arbeit am liebſten zeitig des Morgens vorzuneh⸗ 
men wo die Kühle der Nacht auch die erwärmte Temperatur des Kaſtens und 
der Erde vermindert hat. — Bei trüben Tagen hat es weniger auf ſich und 
das Gießen kann zu alle den Zeiten vorgenommen werden, wo man ſo ziemlich 


4 


3 


* 153 
verſichert iſt, daß ein plötzliches Erſcheinen der Sonne keine nachtheiligen Folgen 
auf die etwa auch mit benetzten Blätter geben kann. 

Sind die Früchte zu einer anſehnlichen Größe gelangt, ſo iſt es nöthig, 
denſelben eine Unterlage zu geben, da ſie ſonſt auf der bloßen Erde liegend, 
ſehr leicht faule Flecke bekommen. — Zu dieſem Zwecke wähle man am beſten 
Dachziegelſtücke, da dieſelben die ſich etwa noch ſammelnde Feuchtigkeit auf— 
nehmen, was bei Holz weniger der Fall iſt. — Es iſt, trotz dem immer noch 
gerathen, die Frucht einigemale umzudrehen, damit dieſelbe nicht etwa doch 
einen Anliegefleck behält. — Dieſe Arbeit muß aber immer an trüben Tagen 
gemacht werden, indem die Schale der Frucht auf der Schattenſeite empfindlicher 
als auf der Sonnenſeite geworden iſt. 

Hat man nun endlich ſein Ziel erreicht und Früchte zur gehörigen Größe 
herangezogen, ſo zeigt ſich die Reife derſelben durch Geruch, gelbliche Färbung 
und Löſung des Stieles von der Frucht. — Die Früchte müſſen alsdann ab- 
genommen und kühl aufbewahrt werden. — Selbſt in dem Falle, daß die 
Frucht nach der Reife bald auf die Tafel kommen ſoll, iſt es nothwendig, die— 
ſelbe wenigſtens einige Stunden vorher kühl zu legen, da ſonſt das Fleiſch 
noch die im Kaſtem empfangene Wärme an ſich tragen würde. — Durch das 
Nachreifen erhält die Frucht erſt noch das rechte Arom und die vollſtändige 
Süßigkeit, was ja bei der Erzielung derſelben immer mehr, als eine abnorme 
Größe in das Auge zu faſſen iſt. — Es iſt allerdings eine Augenweide, der 
Anblick einer ſchönen großen Melone und wer Beides bei der Erziehung dieſer 
Früchte bewerkſtelligen kann, deſſen Mühe wird um ſo mehr anerkannt werden. 

| L. Schroeter. 


Schnelle Anzucht von Orangenbäumchen 


Gewöhnlich werden die Wildlinge zu Unterlagen für Orangen aus Citro— 
nenkerne erzogen, welche im Januar ausgeſäet und ſpäter auf lauwarme Miſt- 
beete ausgepflanzt werden, wo ſie oft ſchon im erſten Jahre ſich zu üppigen 
Pflanzen ausbilden, oft aber auch die Hälfte und noch mehr von der Wurzel— 
fäule hingerafft werden. Und ſelbſt die Ueppigen fangen oft genug, bei nicht 
ganz ſorgfältiger Cultur an zu kränkeln und immer durch die fatale Wurzel 
fäulniß. Um weit dauerhaftere Unterlagen zu erzielen, wendet man die Steck— 
lingsvermehrung an und nimmt die edle Citrone, deren ſchneller Wuchs eine 
Maſſe Stecklinge liefert. Ende Januar oder Anfang Februar ſchneidet man 
hiervon die kräftigſten Triebe zu Stecklingen, ſtopft dieſelben im Vermehrungs⸗ 
kaſten oder in Töpfe unter Glasglocke in Sand oder Sägeſpähne. Ganz 
zweckmäßig hierzu iſt eine Miſchung von Sand und Sägeſpähne zu gleichen 
Theilen, dieſe Miſchung iſt auch für Stecklinge anderer Pflanzen vortheilhaft; 
die Sägeſpähne oder Sägemehl bewirken ſehr ſchnelle Bewurzelung, aber beför— 
dern auch die Bildung langer Wurzeln, welche beim Auspflanzen der bewurzelten 
Stecklinge leicht brechen. Durch die Beimiſchung von Sand hingegen wird die 
Bildung feiner Saugwurzeln gefördert, ſo daß man die bewurzelten Pflanzen 
mit Bällchen ausnehmen kann. 


* 


Si 
154 2 . 


In einigen Wochen werden die Stecklinge ſich reichlich bewurzelt haben, 
um auf ein abgetriebenes Miſtbeet, worauf man eine 9“ hohe Lage ungeſiebte, 
aber mit vielem groben Sand vermiſchte, Haideerde gebracht, mit 8—9 “ Ab⸗ 
ſtand in Verband ausgepflanzt zu werden. Nachdem dieſelben gehörig angegoſſen, 
hält man ſie einige Zeit geſpannt, bis ſich neue Wurzeln gebildet haben, dann 
können ſie den ganzen Sommer ohne Fenſter ſtehen und ſpritzt ſie bei heißem 
Wetter jeden Abend tüchtig. Von Zeit zu Zeit ein Dungguß von in Waſſer 
aufgelöſtem Kuhfladen leiſtet auch vortreffliche Dienſte. Durch das allabendliche 
Spritzen und die kräftige Nahrung bleiben ſie von der rothen Spinne, der 
größten Feindinn der Citrus, rein und haben die Pflanzen bis September eine Höhe von 
2— 3 Fuß, oft noch mehr, erreicht. Dann pflanzt man fie in Töpfe, deren 
Größe den Pflanzen und deren Wurzelballen entſprechen muß, aber nicht zu 
groß fein dürfen, in die Erde, worin fie geftanden, welche man aber mit ½ 
altem Lehm und etwas kleingeſchlagener Holzkohle vermiſcht hat. Daß für 
guten Abzug mittelſt Topfſcherben und Holzkohlenſtücke geſorgt werden muß, iſt 
ſelbſtverſtändlich. 


Nach dem Einpflanzen müſſen ſie wieder in einem Kaſten unter Fenſter 
geſchloſſen gehalten werden, um auf's Neue anzuwurzeln und verbleiben ſie hier 
bis Weihnachten. Bei ſtarkem Froſt werden die Fenſter natürlich gut gedeckt. 
Das Holz wird jetzt gehörig ausgereift ſein und die Pflanzen im Ruhezuſtande, 
und iſt nun die rechte Zeit zum Veredeln, man nimmt aber nicht wie gewöhnlich 
kleine Reiſer von 3— 4 Augen, ſondern ſucht ſich kleine krauſe Kronen von 
alten Bäumen zu verſchaffen, die 6—8 Früchte haben, womöglich eine oder 
zwei dicke halbreife und die übrigen kleine. Dieſe Kronen werden in paſſender Höhe 
copulirt oder angeplackt und ohne mit Baumwachs zu verſtreichen in ein Ver⸗ 
mehrungshaus ſchräg unter Fenſter gelegt, mit der Veredlungsſeite nach oben. 
Zu Verſuchen im Kleinen kann man ſelbe auch im Zimmer unter eine Glocke 
ſtellen, welches von Gartenliebhabern, denen kein Gewächshaus zu Gebote ſteht, 
ſehr gut angewandt werden kann. In 14 Tagen bis 3 Wochen wird es 
ſchon nöthig ſein den Verband zu löſen; man nimmt die Citrus dann aus dem Kaſten 
heraus und ſtellt fie im Vermehrungshauſe grade auf, wo fie noch 3 Wochen 
verbleiben und dann wieder in einen Miſtbeetkaſten aufgeſtellt werden, wo ſie 
nach und nach an die Sonne und durch fleißiges Lüften auch an die Luft ge 
wöhnt werden. Hier werden ſie bald an zu treiben fangen und im Mai in 
voller Blüthe ſtehen. 


Solche Miniatur Bäumchen, voller Blüthe und Früchte, da letztere trotz 
des Veredelns ungeſtört weiter wachſen, ſind für den Handelsgärtner ein guter 
Verkaufsartikel und da ſie auf die edle Citrone veredelt worden, auch für den 
Käufer eine harte Zimmerpflanze, die ſchon ſehr großer Vernachläſſigung bedarf, 
um kränklich zu werden. Ein Jeder, der die edle Citrone, die ſo leicht und 
kräftig wächſt und wegen dem Saftreichthum auch die Veredelung jo leicht an⸗ 
nimmt, zu Unterlagen benutzt, wird gewiß nicht mehr daran denken, kränkliche 
Pflanzen aus Samen zu erziehen, die noch dazu kein ſo gerades Wachsthum des 
Stammes haben. Die beim Veredeln abgeſchnittenen Wildlingsköpfe können 
auf dieſelbe Weiſe wieder zu Stecklingen verwendee werden, wodurch immer 
junge Anzucht vorhanden iſt. 

2 


er 155 


Statt Töpfe kann man auch 6—8 Zoll in's Geviert haltende Käftchen 
von ſehr dünnen Brettern benutzen, an den oberen Ecken runde gedrechſelte 
Knöpfchen und an den unteren Ecken kleine Füßchen befeſtigen, nach Art der 
großen Orangenkübel, worin ſich die kleinen Bäumchen noch hübſcher ausnehmen. 

Elberfeld, im Febr. 1864. 

v. d. Weſten, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 
— 32808 — 


Auswahl einiger ganz vorzüglicher Roſen. 


Ueber die Ernſt Herger'ſche Roſenſammlung zu Köſtritz im Fürſten⸗ 
thum Reuß, haben wir früher ſchon einmal ausführlich berichtet, daher mag es 
genügen, wenn wir diesmal die Leſer nur auf einige der vorzüglichſten aus 
den vielen Sorten aufmerkſam machen, die bei Herrn Herger zu mäßigen 
Preiſen zu erhalten find. 


1. Rosa hybrida bifera (hybrides remontantes). 


Comtesse Cecilie de Chabrillon, leuchtend roſa mit filber⸗ 
farbener Rückſeite der Petalen, groß, ſehr voll und von ſchönem regelmäßigen 
Bau, eine der werthvollſten unter den neuen roſafarbigen Remontanten. 

Enfant de France, weißfleiſchfarben mit dunklem Herz, ſehr groß, 
dicht gefüllt und vollendet ſchön gebaut, eine der werthvollſten unter den hell⸗ 
farbigen Remontanten in jedem Betracht. 

Laurent Descourt, ſammtpurpur mit glänzend roſarothen Rückſeiten 
der Petalen, ſehr reichblühend, voll und ſchön gebaut. 

La Tour de Crouy, fleiſchfarben mit atlasweiß, dicht gefüllt und 
ſchön gebaut; eine der größten und ſchönſten unter den neueſten Remontanten. 

Madame Boll, leuchtendroſa mit fleiſchfarben, ſehr groß, dicht ges 
füllt und von eigenthümlich ſchönem Bau, eine der größten Remontanten mit 
überaus üppiger Belaubung. 

Madame Brianson, leuchtend carminroth mit ponceaubraun ſchat— 
tirt, ſehr groß und ſchön gebaut, fortwährend blühend; eine werthvolle Roſe 
erſten Ranges. 

Madame Charles Wood, blendendroth in dunkelroſa übergehend, 
ſehr groß und ſchön. 

Madame Julie Daran, ſeidenartig zinnoberroth, ſehr groß, voll 
und rund gebäut. 

Madame Pierson, leuchtend roth mit filberfarbenem Reflex, dicht 
gefüllt, und von geſchloſſenem ſchönen runden Bau. 

Monte Christo, dunkelſcharlach carmoiſin mit dicken ſchwarzbraunem 
Sammt und ſehr feurigem Reflex im Innern, dicht gefüllt, und ſchön gebaut; 
eine wahre Prachtroſe erſten Ranges. 

Professor Koch, kirſchroſa mit dunkelearminroth, ſehr voll und 
von ſchönem kugelförmigen Bau. 

Reine des Violettes, purpurviolet mit hellrothem Herz, ſehr 
groß, dicht gefüllt, und von ſehr ſchönem Bau; die prachtvollſte und feinſte 
Remontante von dieſer eigenthümlich ſchönen Färbung, faſt ſtachellos. 


* 


* 


156 8 
Soeur des Anges, hellfleiſchfarben in weiß übergehend, groß und 

von dichter Füllung; eine überaus zarte, werthvolle neue Remontante. f 
Souvenir de Comte de Cavour (Robert), violetroth, voll 

und von eigenthümlich ſchönem flachen Bau. 
Victor Verdiér, leuchtendroſa, ſchattirt mit hellearmin, ſehr groß, 

voll und ſchön gebaut, eine Prachtroſe in jedem Betracht. 


2. Rose de Rosomene. 


In dieſer Gruppe treten die feurigſten, leuchtendſten und dunkelſten 
Prunkroſen in allen Farbennüancen auf. Alle Sorten entwickeln ein un⸗ 
unterbrochenes überaus reichliches Blühen, ſelbſt bis zum ſpäten Herbſt. Dieſe 
herrliche Gruppe iſt in letzter Zeit ungemein ſtark durch neue Sorten vermehrt 
worden. Die allervorzüglichſten ſind: 

Alfred de Rougemont, carmoiſin purpurfarben mit feurigem 
Reflex und violetem Sammt, ſehr groß, voll und gut gebaut; eine Prachtroſe 
erſten Ranges. 

Alphonse Damaizin, leuchtend ſcharlach, dunkel umrandet, dicht 
gefüllt und gut gebaut, ſehr ſchön in Dolden blühend. 

Archev&que de Paris, ſammtpurpurviolet mit feurigem Reflex, 
voll und ſchön gebaut. 

Baron Adolphe de Rothschild, leuchtend feuerroth, oft weiß 
geſpitzt, voll und ſchön gebaut, von großem Effekt. 

Charles Lefevre, feuerroth mit purpurnem Herz, ſehr groß, dicht 
gefüllt und von eigenthümlich ſchönem Bau; eine Prachtroſe von großem Werth. 

Deuil du Prince Albert, ſammtig ſchwarzearmoiſin mit feurig⸗ 
rothem Herz, von dichter Füllung und vollendet ſchönem Bau; eine der dun⸗ 
kelſten und werhvollſten unter den neueſten Roſomenen. 

Docteur Bretoneau, ſammtartig roth, mit hell- und dunkelpurpur 
nüancirt, groß, ſehr dicht gefüllt und ſchön gebaut. 

Due de Cazes, feurig dunkelſcharlach mit purpurvioletem, in's blau 
ſchillernden Sammt, dicht gefüllt und von vollendet ſchön gewölbtem Bau; eine 
der prachtvollſten der ganzen Gruppe. | 

Due de Rohan, feurigroth mit zinnober ſchattirt, ſehr groß, voll 
und ſchön gebaut. 

Empereur de Maroe, dunkelſchwarzbraun mit dickem Sammt und 
feurigem Reflex, ſehr voll und von ſchönem Camellienbau; eine der prachtvollſten 
und ſchwärzeſten Noſomenen. 

Eugenie Appert, ſammtſcharlachcarmoiſin, ſehr groß, voll und 
ſchön gebaut; eine Prachtroſe von origineller Schönheit. 

Francois Arago, ſammtamarantroth, ein würdiges Seitenſtück zu 
Lord Raglan, nur dunkler; voll und gut gebaut, ſehr ſchön. 

General Weshingten; leuchtend ſcharlachroth, ſehr groß, dicht 
gefüllt, von eigenthümlich ſchönem Bau, eine der vorzüglichſten und eienr 
Prachtroſen erſten Ranges. 

Jean Baptiste ee violet, ſchattirt mit PER Ihr voll 
und rund gebaut, 


4 


157 


Louis XIV., feurig, ſammtig, ſcharlachcarmoiſin, ſehr voll und von ein 
ſchön gefchloffenem runden Bau, wohl die glühendſte Färbung in der ganzen 
Gruppe. i 

e Bernardin, hellzinnoberroth, groß, voll und ſchön gebaut, 
in Dolden blühend. 

Murillo, ſammtpurpurbraun mit carmin und violet, voll und von 
gutem Bau; eine feurige Roſe von großem Effekt. 

Prince Camille de Rohan, ſammtdunkelcarmoiſin und blutroth, 
ſehr groß, voll und ſchön gebaut; eine Prachtroſe von dunkelſtem Colorit, 
einzig in ihrer Art. 

Senateur Vaisse, ſammtig dunkelſcharlach, groß und eigenthümlich 
ſchön gebaut. 

Souvenir de Charles Montault, feurigſcharlach, becherförmig, 
ein prachtvoller Abkömmling von G&ant des Batailles, die ſie aber 
bei weitem übertrifft. 

Triomphe d' Amiens, leuchtendcarmin mit dunkel geſtreift und 
panachirt, ſehr groß und voll. 

Triomphe d' Angers, ſchwarzpurpurviolet, ſchattirt mit feurigroth 
und biſchofsviolet, ſehr groß, voll und von flachem ſchönen Bau; eine Prunk⸗ 
roſe von großem Werth. 

William Paul, leuchtend carmoiſinroth, groß, voll und reichblühend. 


3. Rosa Bourbonica. 
Baronne de Noirmont, lebhaftroſa, groß und gut gebaut. 
Catherine Guillot , purpurroſa, voll und von vollendet ſchönem Bau. 
Emotion, glänzend hellroſa, ſehr voll und von vollendet ſchönem 
Bauz eine der vollkommenſten hellfarbigen Bourbonroſen. 
Victor Emanuel dunfelpurpurviolet mit feurigem Reflex, ſehr groß, 
voll und rund gebaut; eine der ſchönſten unter den dunkeln dieſer Gruppe. 


Von den Travemünder Baumſchulen (Eigenthümer Herr Dr. M. 
H. Cords) werden in dem ſo eben erſchienenen Supplemente zum Hauptkatalog 
mehrere ſchöne Roſen für 1864 preiswürdig angeboten. Vorzugsweiſe ſind es 
nachbenannte Sorten, welche in Frankreich auch erſt im Mai in den 
Handel kommen, es find in Töpfen auf niedrigen Wildlingen veredelte Exem— 
plare und werden vom 13. Mai an abgegeben. 
Es ſind folgende beſonders hervorzuheben. 
Rosa indica odorata. 
Jaune d Or (Oger), mittelgroße Blume, gefüllt, kugelförmig, gold- 
gelb, ſehr ſchön! 
Rosa bourbonica. 
Reverend H. Dombra in (Margottin), ſehr kräftiger Wuchs, 
Blume voll und groß, becherförmig, brillantes Carminroth. 
Rosa muscosa bifera. 
Madame Legrand (Fontaine), Blume ſehr groß, gefüllt, lebhaftes 
Carminroſa, ſchön gebaut und reichlich blühend. 


* 


158 1 


Rosa hybrida bifera. 


Abbé Reynaud (Guillot fils), Blume ſehr groß und voll, fchöner 
Habitus, dunkel ſchieferviolet. 

Alpaide de Rotajlier (Campy), eine ſchöne, volle Blume, hellroſa, 
ſeidenartig, durchſichtig. 

Baronne Pelletan de Kinkelin (Granger), Blume ſehr groß 
und voll, ſchön gebaut, ſchönes lebhaftes Roth, dunkelpurpur nüancirt. 

Bernard Palissy (Margottin), becherförmige, ſchöne Blume, ſtark 
gefüllt, lebhaft carminroth (Sprößling der Roſe Jules Margottin). 

Eugene Verdier (Guillot fils), Blume ſehr groß, von ausge⸗ 
zeichnetem Bau, dunkelviolet. 

La Duchesse de Morny (Eug. Verdier fils ainé), kräftiger 
Wuchs, Blume faſt kugelförmig, von ſehr zartem friſchen Roſa, Rückſeite der 
Blumenblätter filberartig. 

Ma dame Victor Verdier (Zug. Verdier fils ainé), große, 
becherförmige Blume, brillantes Kirſchroſa, in Dolden blühend. 

Mar&chal Forey (Margottin), ſehr kräftige Pflanze, Blume ſehr 
groß, gefüllt, ſammtartig carmoifin, violet nüancirt (Sprößling der Roſe Tri- 
omphe de l’Exposition). 

Simon Oppenheim (Granger), Blume ſehr groß, carminroth, 
mit purpur und dunkelviolet nüancirt. 

Der Preis iſt 11/5 Y per Stück, die ganze Collection 9 F. 


. 
Dr. G. Engelmann 's neuere Mittheilungen 


nordamerikanl ene Cactus⸗Formen. 


Unter dem Titel: Zuſätze zu der Cactus-Flora des Gebietes der Ver⸗ 
einigten Staaten Nordamerikas, hat Herr Dr. Georg Engelmann in St. 
Louis im Juli (21) des Jahres 1862 einen Vortrag gehalten, welcher in 
den Transactions der dortigen Akademie Bd. II. S. 197 und folgenden ab⸗ 
gedruckt iſt, und uns zeigt, daß die Zahl der Cacteen, welche das nördliche 
Amerika bewohnt, noch keineswegs erſchöpft iſt. Im 3. Bd. der Procee- 
dings Amere. Acad. of Arts and Sciences Vol. III. p. 259—314; 
p. 344—346, Nov. 1856 publicirte Dr. Engelmann eine Synopſis der 
Cactaceae der Vereinigten Staaten, zu welcher Dr. J. S. Newberry, der 
die Expedition nach dem Colorado-Fluſſe unter Lieutenant Ives im Jahre 
1857-1858 begleitete, Erläuterungen gab über die Naturgeſchichte einiger 
Arten, welche bis dahin nur unvollkommen bekannt waren. In demſelben 
Jahre 1858 und den folgenden begleitete Herr Heinrich Engelmann (ein 
Bruder des Doctors) als Geolog eine unter dem Capitain Jas. H. Simpſon 
ausgeſandte Expedition, um die beſten Wege für die durch das Innere von 
Utah Reiſende zu ermitteln und entdeckte in dieſer intereſſanten Gegend eine 
Anzahl neuer Formen, welche dem Dr. Engelmann zur Unterſuchung über⸗ 
geben wurden. Der Bericht darüber begleitet von mehreren Tafeln mit Ab⸗ 


159 


bildungen, welche der geſchickte Künſtler Mr. P. Roetter entworfen hatte, wurde 
an das Departement eingeſandt und Dr. Engelmann erhielt die Erlaubniß das 
Weſentliche dieſer Arbeit mitzutheilen, da die vollſtändige Veröffentlichung für 
jetzt nicht möglich war. Dieſe Mittheilungen geben wir hier den Leſern dieſer 
Zeitſchrift. 

1) Mamillaria vivipara Haw. Engel. Syn. Cact. p. 13. 
In dem Südpaße und am Sweet⸗water River; keine Exemplare wurden von 
dieſer weit verbreiteten Art von der andern Seite der großen Bergkette über— 
bracht. 

2) Echinoeaetus Simpsoni, sp. n.: e basi turbinata sim- 
plex, subglobusus s. depressus, mamilliferus ; tubereulis laxis ovatis 
oblique truncatis axilla nudis; areolis ovatis s. ovato-lanceolatis, 
nascentibus albo-villosissimis mox nudatis; aculeis exterior. sub 20 
tenuibus rigidis, reetis albidis, interior. 810 erecto-patulis, ro- 
bustioribus paulo longioribus, obscuris; areola florifera sub tuber- 
euli apice aculeis contigua eirculari; floribus in vertice dissitis mi- 
noribus; sepalis ovarii paueis et tubi brevis inferioribus orbicu— 
latis erenulatis, superioribus ovatis obtusis; petalis oblongis cuspi- 
datis e virescente roseis; stigmatibus 5—7 brevibus in capitulum 
globosum compactis; bacca parva sicca umbilico latissimo truncata, 
flore marcescente demum deeidus coronata; seminibus paucis magnis 
oblique obovatis minute tubereulatis. 

Var. # minor: tota planta, tubereulis, aculeis, seminibus 
minoribus. Bulte Valley in der Utah⸗Wüſte, und Kobe Valley, weiter 
weſtwärts; var. 8 im Colorado Gebiet, z. B. im groben Sande oder in 
Felsſpalten nächſt Mount Vernon am Fuße der Berge (von Parry, Hall und 
Harbourges); blüht im Mai, fruchtet im Juli und Auguſt. Mit den neu⸗ 
mexikaniſchen E. papyracanthus ), den mexikaniſchen E. horripilus Lem., 
und vielleicht den ſüdmexikaniſchen E. Odierii Lem. und E. Cummingii 
Salm bildet dieſe Art eine kleine Section der Echinocacti, welche das Aus— 
ſehen einer Mamillaria haben und vom Fürſten Salm (Hort. Dyck. 1849 
p. 34) Theloidei genannt wird. Durch die Coryphanthae find fie nahe 
verwandt mit Mamillaria, während unfere Art (da die Fruchtbildung der an— 
dern nicht bekannt iſt) durch ihre trockne Frucht, ihre ſchwarzen höckerigen Sa— 
men und beſonders durch ihre großen und gekrümmten Embryo und die An— 
weſenheit eines Eiweißes ſich wie ein wahrer Echinocactus erweiſt, der ſehr 
nahe mit dem regelmäßig gerippten E. intertextus Englm. Cact. Mx. 
Bound. T. 34 verbunden iſt. Die Aehnlichkeit aller weſentlichen Organe 
dieſer beiden Arten iſt ſo, daß kein Syſtem ſie trennen ſollte und wiederum be— 
weiſt, wie wenig weſentliches Gewicht bei den Cactaceen die äußere Form hat. 


*) Mam. papyracantha Engelm. pl. Fendl. p. 49; Syn. Caet. p. 8. Eine ge⸗ 
nauere Unterſuchung der von Fendler bei Santa⸗Fé geſammelten trocknen Exemplare 
beweiſt, daß die Blumen⸗Areole ſich verbindet mit einer Stachel tragenden auf der 
Spitze der kleinen entſtehenden Tuberkeln, ſo daß die Pflanze ein Echinocactus iſt, na 
den jetzt gültigen Anſichten. Es iſt ſonderbar, daß Fendler's Exemplar das einzige 
geblieben iſt, was erhalten wurde von dieſer gut markirten Art. 


W N * 


160 


Ein anderes ſchlagendes Beiſpiel iſt der Ratzenſchwanz Cereus tuberosus 


und deſſen kugelige oder ovale Genoſſen C. caespitosus u. a. 
Ausgewachſene Exemplare ſind 3—5 hoch, bei 3—4“ Durchm., dunkel⸗ 
grüne Warze locker in %2ı oder 1/4 Ordnung geſtellt, 8 —9 Spiralen mehr 
hervortretend; Warzen 6—8° lang, am Grunde 6 — 7° im vertikalen Durch⸗ 
meſſer und 4—5““ im queren meſſend, etwas kürzer und dicker wenn Frucht 
tragend, äußere Stacheln 4—6° lang, weißlich, mit einigen Borſten am obern 
Ende der Areole; centrale Stacheln 5—?““ lang, gelb, röthlich, dunkelbraun 


oder ſelbſt ſchwarz oberwärts. Blumen 8—10 Lin. lang, beinahe von demſelben 


Durchm., mit kurzer und weiter Röhre, außen grünlichpurpurn. Die Petalen 
gelblichgrün in blaß Purpur übergehend. Die kurzen Stamina entſpringen 
von der ganzen innern Oberfläche der Röhre, nur am Grunde derſelben einen 
ſehr kleinen Nectar abſonderden Raum laſſend; Samenſtrang ſehr kurz, dick und 
ſtraff, nicht über die Mikropyle gekrümmt, wie ich es beinahe in allen unter⸗ 
ſuchten Cactusblumen gefunden habe. Frucht 3— 3 ½ Lin. lang, ungefähr 
ebenſo breit, mit 1—3 kleinen Kelchſchuppen gegen ſein flaches Ende, jede mit 
1—2 kleinen Stacheln in ihrer Achſel; gewöhnlich löſte fie unregelmäßig an 
der Seite und läßt abfallend ihre Baſis an der Areole haften, wie es bei an⸗ 
dern trockenfrüchtigen Echinocacti z. B. E. horizonthalonius der 
Fall iſt. Samen 1½ Lin. lang im längſten Durchmeſſer, mit ſehr kleinen 
dichtgeſtellten Tuberkeln bedeckt, mit einem großen ovalen, faſt grundſtändigen 
Nabel und ein ſcharf um ſein kleines Eiweiß gekrümmtes Embryo. Die Pflanze 
keimt mit aufrechten ſpitzen Cotylen und beginnt, wenige Wochen alt ihre 
dann pubescirende Stacheln zu entwickeln. Var. 6 mit kleinern Tuberkeln in 
821 oder 13/34 oder ſelbſt 21/54 Ordnung dicht geſtellt, welche kleinere aber oft 
zahlreichen Stacheln (20 —28 äußere, 6—7 innere) tragen, kann mit der ein⸗ 
fachen Bergform verwechſelt werden, von welcher ſie, wenn ſie nicht in Blumen 
oder Frucht iſt, nur durch eine genaue Prüfung zu unterſcheiden iſt. 

3) Echinocactus pubispinus n. sp., parvus, turbinatus, 
costis 13 subobliquis compressis interruptis; areolis orbiculatis; 
aculeis breviusculis velutinis demum nudatis albidis apice adustis, 
radialibus inferioribus lateralibusque 5— 8 brevioribus, superioribus 
1—2 robustioribus rectis eurvatis s. hamatis, centrali defieiente 
s. singulo robustiore longiore arrecto sursum hamato. 

Pleaſant-Valley, bei der Salzſee-Wüſte, im Mai ohne Blumen und 
Frucht gefunden, aber nach den Spuren der kleinen ſupraſpiralen Blumen tra⸗ 
genden Areolen den Charakter der Gattung andeutend. Vielleicht die kleinſte 
Art der Gattung, 2“ hoch, 1—1¼ im Durchm., die Rippen aus zuſammen⸗ 
fließenden, zuſammengedrückten Tuberkeln gebildet; Areolen 4—6 Lin. und ger 
ſondert; radicale Stacheln 1—4 Lin. lang, mehr dicht flaumig, oder ſelbſt 
filzig, als ich es bei irgend einer andern Art geſehen habe; an den untern 
Areolen 5 oder 6, an den obern 9— 12, hier und da ein einzelner Central⸗ 
ſtachel der 5 — 6 Lin. lang, der ſteifer und immer ſtark hakig iſt. 

4) Echinocactus Whipplei Engelm. in. Bigel. Cact. 
Whipp. p. 28 t. 1; Syn. Cact. p. 15; Ives’ Exped. Bot. p. 12 — 
Var. spinosior: aculeis radialibus 9—11, inferioribus saepe ob- 
scurioribus, reliquis longioribus niveis, summis 2 saepe elongatis 


1 


a’ 


161 


latioribus eurvatis; centralibus 4, summo longo plano flexuoso, cae- 
teris paulo brevioribus obscuris, solo infimo s. omnibus hamatis. 

Deſert-Valley, im Welten von Camp Floyd, Utah, mit den Ueberbleibſeln 
von Blumen und Frucht und mit Samen zwiſchen den Stacheln verborgen, 
genau den Samen in der oben eitirten Tafel gleichend. Embryo ungefähr zu 
3/4 um das ganze Eiweiß gekrümmt; Narben 6— 7. Die Stelle iſt ungefähr 
5 Grade nördlich von der, wo Dr. Bigelow und nachher Dr. Newberry 
ſie fanden. 

5) Cereus viridiflorus Engelm., augenſcheinlich der nördlichſte 
Cactus, beinahe ſo nördlich als die Laramie-Gegend gefunden und nicht ſelten 
in Colorado, wo er 1—3“ hoch vorkommt, meiſt mit 13 Rippen und mit der 
größten Veränderlichkeit in der Farbe der Radial-Stacheln und in der Ge 
genwart von 1—2 centralen. 

6) Cereus Engelmanni Parry, in der Salzſee-Wüſte, beinahe 
ſo nordweſtlich als in der Gegend, wo er urſprünglich entdeckt wurde, immer 
charakteriſirt durch die kreuzförmigen Mittelſtacheln. 

7) Opuntia sphaerocarpa Engelm und Bigel. Var.? Ut a- 
hensis: diffusa,; articulis obovato-crassis, junioribus saepe globoso- 
obovatis vix tuberculatis: areolis subapproximatis; fol. minutis su- 
bulatis divaricatis, setis brevissimis, aculeis nullis s. parvulis s rarius 
singulo longiore recto robusto albido; flor. sulphureis; sepalis ex- 
terior. transversis obcordatis cuspidatis; petalis 8 late obovatis 
emarginatis; stigmatibus 8 brevibus erectis; bacca obovata, areolis 
sub-25 stipata; seminibus irregulariter compressis anguste margi- 
natis. 

In dem Paſſe weſtlich von Steptoe-Valley, in dem Utah-Baſſin, in 
Blüthe und Frucht Ende Juli. Glieder 2— 3“ lang, beinahe von demſelben 
Durchmeſſer; Areolen 8““ beſonders; Blätter kleiner als in irgend einer andern 
unſerer Arten, ausgenommen O. basilaris, kaum 1 lang; Borſten wenige 
auf jungen, keine auf alten Gliedern, ungefähr Va lang; Stacheln ſtärker, wenn 
vorhanden / —1“ lang. Blumen 3“ im Durchm., blaß oder ſchwefelgelb; 
Frucht 1“ lang, halb ſo dick, mit einem ſehr tiefen Nabel und wenigen Borſten 
oder hier und da mit einem ſehr kleinen Stachel an den Areolen, in den vor 
mir befindlichen Exemplaren deutlich fleiſchig, aber vielleicht trocken bei voller 
Reife. Samen ſehr unregelmäßig, 2““ oder im längſten Durchmeſſer 21/2 
weit. Um nicht die Zahl ſchlecht beſtimmter Arten zu vermehren, bringe ich 
vorläufig dieſe Art zu der neumexikaniſchen O. sphaerocarpa, von der 
aber Blätter und Blumen bis jetzt unbekannt ſind und die Frucht wohl ver— 
ſchieden iſt. 

8) Opuntia hystericina Engelm. und Big. ift deutlich ein 
Repräſentant des Weſtens, oder mag eine weſtliche Form von O. Missou- 
riensis (Ives Exped. Bot p. 14) fein. Sie wurde in dem gegenwär— 
tigen Gebiete von Nevada geſammelt, zwiſchen den Flüſſen Walker und Carſon. 
Blumen 2½ —3“ weit, größer als in Dr. Newberry's Exemplar, Narben 
810, kurz, aufrecht. 

f 9) Op untia Missouriensis DC. iſt nicht ſelten in den Wüſten 
zwiſchen Salt⸗Lake⸗Valley und Rush⸗Valley. Var. albispina, welche ſich der 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 11 


162 


var. trichophora nähert, wurde an Smith Creek, Lookout⸗Berge, ge 
funden. Blumen 3—3½¼½““ im Durchm. Ovarien mit 20 oder 25 kaum 
ſtacheligen Areolen, Stigmata 5 aufrecht, ſehr kurz. 

10) Opuntia fragilis Haw. Suppl. p. 82. Cactus fr. Nutt. 
gen. 1 p. 296. Vom Fort⸗Kearney bis zur Nord⸗Platte Gegend, blüht im 
Juni und Juli. Es iſt, glaube ich, zum erſten Male ſeit Nuttall's Ent⸗ 
deckung im Jahre 1813 daß die Blumen dieſer Art geſammelt wurden. Rei⸗ 
ſende bringen dieſe Pflanze, welche auf den unfruchtbaren Prairien am Fuße 
der Felſengebirge ſehr gemein iſt, aber ſelten in Blumen gefunden wird und 
noch ſeltener in Frucht. Sie ſcheint ſich vorzüglich durch die ſehr zerbrechlichen 
Glieder, welche ſelbſt der Wind abbrechen und fortführen kann, fortzupflanzen. 
Ich habe vor mehreren Jahren Exemplare in Kultur gehabt, welche Dr. 
Hayden gebracht hatte, aber es iſt mir nicht gelungen Blumen zu erziehen. 
Nuttall ſagt die Blumen ſtünden einzeln und ſeien klein; in den vor mir 
befindlichen Exemplaren haben ſie faſt 2“ Durchm., ſind blaßgelb; Ovarien 8 big 
944 {ang mit 13—15 Areolen, welche dicht mit weißer Wolle bedeckt ſind, 
einige der obern haben wenige weiße Stacheln. Untere Kelchblätter breitlich— 
oval, mit einer kurzen Spitze; Petalen 5 ungekehrt-eiförmig rundlich, fein ge— 
kerbt; Griffel länger als die Staubgefäße; N 5, kurz, geſpitzt, aufrecht. 

11) Opuntia pulchella sp. nov.: parvula, diffusa; articulis 
obovato-clavatis leviter tuberculatis; foliis minutis e basi ovata 
subulatis ; areolis confertis, superioribus aculeos albidos rectos, sin- 
gulum longiorem complanatum porreetum s. deflexum, caeteros 
brevissimos radiantes gerentibus; floris purpurei ovario areolis 13— 
15 albo-villosissimis et aculeoligeris dense stipata; sepalis inferi- 
oribus lineari-oblongis breviter euspidatis, superioribus cuneato- 
spathulatis; petalis 8 obovatis obtusis; stylo ceylindrico exserto ; 
stigmatibus linearibus subereetibus. 

Sandige Wüften am Walker⸗Fluſſe, Nevada. Blüht im Juli. Dies ift 
eine der kleinſten und hübſcheſten Arten der Gattung und gehört zur Abthei— 
lung Clavatae (Syn. Cact. p. 46) fie iſt leicht von ihren Verwandten durch 
die kleinen Glieder und die purpurnen Blumen zu unterſcheiden. Glieder 


1—1Y;” lang; Blätter kaum 1 Linie lang; Blumen lebhaft purpurroth 


oder tief roſenroth, 1½ —1½ “ im Durchm., Fruchtknoten 4 — 5 Lin. lang 


mit weißen borſtlichen Stacheln beſetzt, 15 — 25 auf jeder Areole; Griffel nicht 14 
bauchig in der untern Hälfte, wie dies ſonſt in dieſer Gattung zu ſein pflegt), I 


Narben ſchlank, blaßgelb. 
Aus anderer Quelle bin ich im Stande nachfolgende weitere Zusätze und 


Verbeſſerungen zu geben: 

Manche Eumamillarien (Syn. Caet. p. 4) haben ein Ora „Ex- 
sertum,““ nicht allein die großblumigen Longimammae, welche ſich dicht an 
Corypantha anſchließen, weichen in dieſer Hinſicht von den für dieſes sub- 


*) An dem Griffel von O. coccinellifera beobachtete ich eine andere Abweichung 
von der gewöhnlichen Form, er geht aus ſehr dünner und kurzer Baſis plötzlich in eine 
5—6 mal im Durchm., dickere Verbreiterung über und zieht ſich dann allmählig oben 
zuſammen. 


ER Fi 


163 


genus angenommenen Charakter, ſondern auch bei einer großen Anzahl an— 
derer Arten finde ich dieſelbe Eigenthümlichkeit, ſo daß ich geneigt bin, das 
„ovarium immersum“ der natürlichen Unterabtheilung der Lactescentes zus 
zuweiſen, welche ſchon von Zuccarini anerkannt wurde; wahrſcheinlich haben alle 
die mit flüſſigem Safte ein exſertes Ovarium. 

Mamillaria barbata Engelm. Dieſe Art iſt leicht durch Samen 
fortzupflanzen und fähig ſchon im 2. Jahre zu blühen. Die erſten Frühjahrs 
blumen (im Mai) erſcheinen in den Achſeln der letzten innerſten Tuberkeln der 
letzten Jahre und find dennoch beinahe central, die ſpäteren ſcheinen aus den Axillen 
der erſten Tuberkeln deſſelben Frühjahrs entwickelt zu werden! Blumen 9 —10 
Lin. lang, von demſelben Durchmeſſer, Röhre über dem exſerirten ovalen Ova— 
rium zuſammengezogen; 12— 13 außen grüne langzettliche, geſpitzte, gefranzte 
Kelchblätter, von denen 8 innere röthlich ſind, länger lanzettlich-linear, leicht 
gewimpert; 18 —21 roſenrothe mit einem tiefer gefärbten Streifen gefärbte, 
lanzettlich-⸗lineariſche Petalen, welche kürzer und dünner find, als die innern 
Kelchblätter, ganz; Griffel viel länger als die Staubgefäße, mit 5 — 6 kurzen 
grünlich⸗gelben faſt aufrechten Narben. 

Mamillaria bicolor Lehm. iſt eine kleine Texaner Pflanze, wie in 
der Syn. p. 7 geſagt ward. Dr. Poſelger fand ſie an einem andern 
Rio Grande zwiſchen Tampico und Real del Monte in Mexico. 

Mamillaria papyracantha Englm. iſt ein Echinocactus. 

Mamillaria recurvispina Englm., in Cact. Mex. Bound. 
p. 12, Syn. p. 10. Da es ſchon eine Art von de Briefe dieſes Namens 
giebt (Walp. Rep. 2 p. 301) ſo nenne ich nun dieſe Arizona Art: M. 
recurvata. M. recurva Lehm. iſt nach Fürſt Salm eine Form von 
M. macracantha DC, | 

Cereus variabilis, den ich in Cact. Mex. Bound. p. 110 t. 60. 
f. 5—6 und in der Syn. p. 21 fo genannt habe, iſt nicht Pfeiffer's Pflanze 
(Abbild. 2 t. 15) ſondern ſcheint in Bezug auf Frucht und Samen indentiſch 
mit einer von Dr. Poſelger bei Tampico gefundenen Art zu ſein, welche der— 
ſelbe für C. princeps Hort. Wirceb, nach Pfeiffer En. p. 108 beſtimmte. 
Pflanzen von Rio Grande haben hier wiederholt geblüht bei dem verſtorbenen 
Hrn. Grieve und da die Blume nie beſchrieben iſt, ſo ergänze ich dieſe Aus— 
laſſung. Frucht und Samen von Matamoras erhalten, ſind in Mex. Bound. 


Cact. beſchrieben. 


Flores ad apicem caulis ramorumve pauci magni albi nocturni; 


ovario ovato areolis aculeolatis 25—30 stipato ; tubo elongato cylin- 


drico sursum sensim ampliato, areolis 16—20 vix squamigeris, in- 
ferioribus aculeolatis munito; sepalis superioribus 20—25 lanceolatis 
patulis reflexisve; petalis 40— 50 pluriseriatis, lineari-lanceolatis 
patentissimis; staminibus superiori tubi parti gradatim adnatis; 
stigmatibus 12—13 in capitulum clavato-obovatum coarctatis, pal- 
lide virescentibus. 

Blüht vom Juli bis September; Blumen 7—8“ lang, 5½ bis 6“ 
weit, Nöhre 4— 5“ lang, untere Kelchblätter an der wohl begrenzten obern 
Kante der Röhre röthlich-grün, 3 —9““, einige obere blumenblattartig, 9—18““ 
lang, Blumenblätter 2“ lang und ungefähr 4 breit; unterer Theil der Röhre 


11* 


164 


2—2½“ lang, mit einer nackten Nectar abſondernde Oberfläche, der obere 
2½ —3“ lange Theil dicht mit Staubgefäßen von ungefähr gleicher Länge beſetzt, 
ſo daß die Maſſe der Antheren einen tiefen Trichter bildet, welcher der Form 
des obern Theils der Röhre entſpricht; die untere Reihe der Stamina bildet 
eine regelmäßige Krone, iſt aber nicht von der innern niedrigern durch einen 
nackten Gürtel getrennt, wie ſolcher an einigen Arten gefunden wird, noch 
waren die Filamente abwärts gebogen und ſo zu ſagen büſchelig. Dies iſt 
intereſſant, da es den Werth dieſer Anordnung der Staubgefäße als eines ge— 
neriſchen oder ſubgeneriſchen Characters ſchwächt; nichtsdeſtoweniger iſt dieß 
einer der wenigen allgemeineren uns gebliebenen Charaktere, um bei der An— 
ordnung einer ſehr großen Anzahl von Arten dieſer vielgeſtaltigen Gattung, 
zu welcher einige neuerlich aufgeſtellte Gattungen zurückgeführt ſind, benutzt zu 
werden. Die folgende Aufſtellung wird vorgeſchlagen: 

1) Cerei flore regulari, plerumque breviore, staminibus tubo 
gradatim adnatis. 

Echinocereus Engelm., Acanthocereus, Le- 
pidocereus Engelm., Philocereus Lem. 

2) Cerei flore saepe obliquo, plerumque longiore; corona sta- 
minum exteriorum erectorum a caeteris gradatim adnatis 
plus minus declinatis discreta. 

Echinopsis Zuce. Eucereus, Phyllocactus Lk., 
Disisocactus Lindl. 

Unter dem Namen Acanthocereus begreife ich die Arten dieſer 
Abtheilung mit ſtachelicher Frucht, die aber nicht zu Echinocereus gehören. 
Es iſt wahrſcheinlich, daß Pfeiffera Salm nur eine Diminutivform von Acan- 
thocereus iſt. Lepidocereus, zu welchem mehrere tropiſche Arten ge— 
bracht werden müſſen und auch wenige, welche früher mit Pilocereus vers 
bunden wurden, iſt von dieſer letzten unterſchieden durch die Gleichförmigkeit 
der fertilen und ſterrilen Zweige und Areolen, während bei Pilo cereus 
die fertilen Areolen dichter zuſammenſtehend ſind dicht mit borſtlichen 
Stacheln oder langer Wolle. Eucereus, in einem beſchränktern 
Sinne als Miquel dieſe Gattung in ſeine Genera genommen hat, 
oder 9 in der Synopsis, würde die größte Zahl der Cerei der 2. Abthei⸗ 
lung, von ſehr verſchiedener äußerer Geſtalt umfaſſen und würde wahrſcheinlich 
wieder abgetheilt werden müſſen, wenn wir die Fruchtbildung der meiſten Arten 
kennen gelernt haben werden. Weder Echinopsis noch Phyllocactus 
find in ihren Blumen von Eucereus verſchieden, und Dis is ocactus iſt 
nur ein verarmter Phyllocactus, welchem kaum mehr als die Krone der 
Stamina geblieben iſt, indem wenige einzelne die große Maſſe der Innen⸗ 
ſtamina der verwandten Sectionen vertreten. Ich bin noch unentſchieden, ob 
Epiphyllum wie es vom Fürſten Salm beſchränkt iſt, mit Cereus zu 
vereinigen iſt, oder nicht; die büſcheligen herabgebogenen Stamina entſpringen 
von der ganzen Röhre, die äußern bilden keine Krone, aber die innern ſind 
von den übrigen zum Theil getrennt und bilden mit ihren zuſammenfließenden 
Baſen eine Art von Wölbung, welche über der Baſis der Röhre einen Bogen 
macht. Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, Frucht und Samen zu unterſuchen. 

Ich bin nicht ſicher, ob der wahre Cereus variabilis auch am 


1 


* Es 
165 


untern Rio grande gefunden fei. Ein Exemplar in Hrn. Göe bel's Gärtnerei, 
welches aus jener Gegend ſein ſoll, hat wiederholt geblüht und Frucht getragen; 
die Blumen öffneten ſich im Mai, und die Frucht reifte nach 10—11 Mo: 
naten; Blumen 9“ lang, weiß, nur Nachts offen, Ovarium kantig mit 5—6 
dreieckigen Schuppen, aber ohne Stacheln; lange Röhre mit ungefähr 8 Schup— 
pen; Krone der äußern Stamina um ungefähr 8—9 Lin. von den andern ab— 
ſtehend; ungefähr 0 fädliche ſpreizende Narben; Frucht unregelmäßig oval, un— 
gefähr 2“ lang, nackt, tief violet-purpurn, zuletzt berſtend und Samen und 
Brei austropfend. Samen ganz verſchieden von denen der letzten Art, ſehr 
ſchief umgekehrt, beinahe gekrümmt von einer ſchmalen Baſis, mit einem kreis— 
förmigen Nabel 0,9 Lin. lang, kahl, glänzend, mit wenigen unregelmäßigen Flecken. 

Durch die Güte des Herrn Dr. A. W. Chapman von Apalachicola, 
Florida habe ich lebende Exemplare und Frucht von der kleinen ſüdöſtlichen 
Seeküſten Opuntia bekommen, ſo daß ich nun die Beſchreibung dieſer ſehr ver— 
ſchiedenen Art vervollſtändigen und verbeſſern kann. 

Opuntia Pes Corvi Le Conte in herb. ; Engelm. App. zur 
Syn. Cact. in Proc. Am. Ann. et S. 3. p. 346; Chapm. South. 
flora p. 145.: laete viridis, diffusa: articulis parvis ovatis s. obo- 
vatis tumidis, saepius teretiusculis fragilibus; pulvillis pulvinatis ; 
fol. ovatis ceuspidatis incurvis; areolis junioribus, albo-tomentosis 
setas parcas brevissimas pallidas et plerisque aculeos 1—3 rectos 
rigidos, saepe basi compressos tortosque obscuros gerentibus, infimis 
inermibus; floribus minoribus flavis; ovario obovato, puvillis per- 
paueis fusco-villosis stipato; sepalis exterioribus ovato -lanceolatis, 
interioribus obovatis cuspidatis; petalis sub- 5, obovatis spathu- 
latis obtusis; stigmatibus 4— 5 erectis, seminibus paueissimis an- 
guste obtuseque marginatis, in pulpa viscosa baccae saepe floris 
rudimentis coronatae nidulantibus. 

Unfruchtbare Sandſtrecke längs der Küſte von Georgien und Florida. 
Glieder 1 —3 Lin. lang, obovat, geſchwollen, oder dünner und faft cylindrifchz 
gewöhnlich wachſen einige derſelben in derſelben Jahreszeit, eines von der Spitze 
des andern, bis fie endlich niederliegend und 1— 2 F. lang werden. Pulvillen 
etwas vorragend, 4, 6, oder ſelbſt 8 Lin. jedes; Blätter 2½ — 3½ Lin. 
lang; Stacheln 1—1½½“ lang, ſehr ſtraff, wie zu dreien auseinanderſtehend. 
Blume 1½—1¼/“ im Durchm.; Sepalen und Petalen weniger zahlreich und 
ſchmaler als in irgend einer verwandten Art; Ovarium ½“ lang, mit nur 2 
oder 3 Areolen auf der Oberfläche, und 3—5 an der obern Kante. Frucht 
umgekehrt eiförmig, 6—7 Lin. lang, roſenroth-purpurn mit einem hohlen 
Nabel; Areolen faſt obliterirt; Same 2“ im Durchm., 1 — 3, felten 5 in einer 
Frucht. Offenbar O. vulgaris nahe, von welcher ſie die Form und die 
Bewaffnung der Glieder unterſcheiden, weit entfernt von O. frag ilis, mit 
welcher ſie bei der erſten Anſicht durch das Angeſchwollene und die Brüchigkeit 

ihrer Glieder verbunden zu ſein ſcheint. N 
| Wir fügen hierzu noch einige Unterſuchungen Eggelmann's über die 
Frucht der Cactaceae, welche er in der Akademie-Sitzung vom 7. Oktober 1861 
in St. Louis hielt und dazu Zeichnungen vorlegte. Zuecarini hat ſchon 
im Jahre 1845 (Plant. nov. fasc. 5 p. 34) die Meinung ausgeſprochen, 


166 


daß bei den Cactaceen, ſowie bei den Cueurbitaceen die Funieuli bei der Bil 


dung des Fleiſches in der Frucht betheiligt fein. Schleiden (Grundzüge 


3. Ausz. p. 408) ſchreibt das Fleiſch einer Mamillaria einem Arillus zu, 
der ſich in einzelne ſaftige Zellen auflöſt. Gas parrini in feiner ausge⸗ 
dehnten übrigens aber ſeltſamen Beſchreibung der Opuntia-Frucht (Osserva- 
zioni 1853 p. 23) betrachtet das Fleiſch als eine beſondere Art Arillus. 
Ich bin längſt ſchon zu dem Schluß gekommen, beſonders nachdem ich die etwas 
trocknen Früchte des Cereus caespitosus und Echinocactus setispinus 
unterſucht habe, daß die Funiculi allein das Fleiſch bilden und in den Cact. 
Mex-Bound. sub 20 T. 12 habe ich die erweiterten Nabelſtränge der letztern 
Pflanze abgebildet. 

Die Cactus-Frucht iſt gewöhnlich fleiſchig, nur einige Ee hi noc ati 
und einige Opuntiae find mit trockenen Früchten bekannt. Die ſaftige 
Frucht beſteht aus den fleiſchigen Wänden der Frucht ſelbſt, welche von dem 
Karpell und dem anhängenden Kelche kommt (oder einem Theile des Stengels 
wie Zuccarini es haben will), welcher verſchmilzt und eine gleichartige Maſſe 
bildet und aus dem ſaftigen Fleiſche (Pulpa) in welcher die Samen einge— 
bettet ſind. In einigen Früchten herrſcht das Parenchym der Wände vor, in 
andern die Maſſe der Pulpa. Letztere iſt immer das Product des Nabel- 
ſtranges oder ſeiner Anhänge. Der Funiculus trägt ſelbſt während der Blüthe⸗ 
zeit an feiner inneren Seite einen Bart von durchſcheinende Faſern 0,01 - 0,10 
Lin. lang. Wenn die Frucht reift, erweitern ſich die Faſern und das Zellge. 
webe des Funiculus wird wie hypertrophiſch, indem jede Zelle anſchwillt und 
ſich mit einem ſüßlichen, meiſt roth gefärbten Saft füllt; zuletzt trennen ſich 
in vielen Fällen die einzelnen Zellen von einander und laſſen die Samen flot— 
tirend in den Brei, nur durch die zarten Spiralgefäße befeſtigt. Die Maſſe der 
Nabelſtränge und ihr Verhältniß zur Maſſe der Samen iſt in den verſchiedenen 
Arten ſehr verſchieden; in Lepismium Myosurus beträgt fie nur Ye oder 
78 der Samen; in Mamillaria Nuttallii beträgt fie vielleicht noch eine etwas 
kleinere Menge, während in andern Mamillarien z. B. M. polythele und pu- 
silla fie 2—4 mal jo ſtark als die Samen if. In den großen eßbaren 
Früchten der Cerei, wie C. triangularis, grandiflorus, giganteus u. a. 
bildet ſie den größten Theil der Frucht. Die Zellen ſind kugelig, oval, oder 
verſchiedenartig zuſammengedrückt; in einigen Arten ſind ſie außerordentlich klein, 
0,01 Lin. — 0,03 Lin. lang, während fie in andern 0,1 bis 0,2 und ſelbſt 
0, 3 Lin. lang ſind. 

Die Gattung Opuntia iſt deutlich verſchieden dadurch, daß der ganze 
Samen mit ſaftigen Zellen bedeckt iſt, welche in Größe und Ouantität über die 
Zellen des eher unbedeutenden eigentlichen Nabelſtrangs bedeutend vorherrſchen. 
Da aber die ganze beinharte Bedeckung des Samens nur eine arillöſe Erwei— 
terung des Funiculus iſt (Cact. Mex. Bound. p. 67), fo fällt dieſer be 
ſondere Fall ganz in die Analogie der übrigen Cactaceae. Der wahre 
Unterſchied iſt durch die Natur des Arillus bedingt, welcher, da er außerordent⸗ 
lich hart wird, nur den Epidermis-Zellen erlaubt auszuwachſen und endlich die 
Pulpa der Frucht zu bilden. Sogleich nach der Befruchtung werden dieſe 
Zellen allmählig länger, cylindriſch und von einander gelöſt, indem ſie ſich 
ſenkrecht von der Fläche des Samens erheben; ſie ſind kürzer, von beinahe 


vn N, 


167 


gleicher Länge und vollkommen gerade an den Seiten des jungen Samens; 
und länger haarähnlich und zuſammengedreht nach verſchiedenen Richtungen an 
und nahe dem Rande. In O. glaucophylla, welche ich für eine bloße Va— 
rietät von O. Ficus indica halte, ſinde ich ſie bei ihrem erſten Sichtbarwerden 
auf den Samen, von weniger als einer Linie Durchmeſſer, nur ungefähr 0,004 
Lin. lang und weit; am Rande haben ſie einen doppelt jo großen Durchmeſſer 
und ſind 10 mal ſo lang; bis zur Reife werden die größeren 0,3 bis 0,5 
Lin. lang. 

Dieſe Zellen, zuerſt einfach und cylindrifch, werden zuletzt vereint und 
keulenförmig, die Endzellen werden manchmal größer als die unteren, ſo paſſend 
die Zwiſchenräume zwiſchen den Samen füllend, haben die Früchte während 
des Winters ihr volles Wachsthum erreicht, enthalten dieſe Zellen einen farb— 
loſen klebrigen geſchmackloſen Saft; in dem nachfolgenden Frühjahr, wenn die 
Frucht eine tiefe Purpurfarbe annimmt und ihre volle Reife erlangt, enthalten 
ſie eine ſüße purpurne Flüſſigkeit und bald getrennt, bilden ſie das, was man 
eigentlich die Pulpa nennt. Die einzelnen Zellen ſind meiſt oval oder oblong 
0,0 2 bis 0,20 Lin. lang. Ich finde dieſelbe Structur bei O. Engel- 
manni, welche jedoch ihre Frucht bei uns im Herbſte reift und dieß iſt une 
zweifelhaft in allen Opuntien mit großer und ſaftiger Frucht der Fall. — 
In O. Rafinesquii und wahrſcheinlich bei allen Arten mit weniger ſaftiger 
Frucht ſind die Zellen auf der Samenfläche nicht entwickelt, nur die am Rande 
bringen Pulpa hervor, welche ebenſo wie in O. vulgaris und O. Pes corvi 
ſelbſt bei voller Reife unſchmackhaft bleibt und klebrig und von blaßrother 
Farbe iſt. In dieſem Zuſtande hängt die Frucht an der Pflanze, ohne ſich zu 
ändern, bis fie im nächſten Frühjahre abfällt. In O. Brasiliensis und O0. 
monacantha find dieſe Epidermis-Zellen ſtark verlängert und bilden in der 
That einen verfilzten ſteifen Bart, 2 — 3 Lin. lang, analog dem des unreifen 
Baumwollen Samens. Jedes Haar beſteht aus einigen dünnen Gliedern von 
0,01 — 0,02 Lin. im Durchmeſſer, von denen ein endſtändiges oft dick keu— 
lenförmig oder verſchieden angeſchwollen iſt. Ich habe ſie ſo in der unreifen 
Frucht ſpät im Herbſte gefunden; wie ſie ſich bei der Reife verändern, kann 
ich nicht beſtimmen. Eine ſolche Entwicklung der Epidermis-Zellen ſcheint uicht 
bei den Opuntieu mit trockner Frucht ſtattzufinden, wie bei O. Missouriensis, 
O. elavata u. a.; der Samen hat eine weiße polirte Elfenbein-gleiche Ober— 
fläche, während ſie bei den ſaftigen Opuntia-Früchten matt und beinahe rauh 
ſind und nicht ſo weiß. Die Zellen des Parenchyms der Frucht und auch die 
der knöcheren Samenhülle find voll von Kryſtall-Anſammlungen; die des eigent— 
lichen Funiculus enthalten wenigere und kleinere Haufen, aber in der Pulpa 
ſelbſt habe ich ſie nie geſehen, noch konnte ich ſie in den Parenchyem, noch in 
der Pulpa der Mamillarien-Früchte auffinden. — 

Wir fügen hierzu die Unterſuchungen, welche Herr Dr. Engelmann 
über die Frucht von Ribes in derſelben Akademie vorgetragen hat, da die 
Grossularieen und Ribesiaceen nahe verwandt ſind. 

Nur in Schleiden's Grundzügen (3. Ausz. S. 408) fand der Vortragende 
etwas über den Bau der Frucht der Johannis- und Stachelbeere, wo geſagt 
wird, daß das Fleiſch der Beere von Ribes gebildet zu werden ſcheine durch 
die Löſung der Zellen, welche urſprünglich die Schaale ſelbſt bildeten. Dr. Engel⸗ 


168 


mann fand dies Fleiſch aus dem Arillus beftehend und aus der veränderten 
Epidermis der Teſta. Der Arillus von Ribes iſt eine fleiſchige oder ſaftige 
Erweiterung des Nabelſtranges, in den Johannisbeeren, wenigſtens in R. ru- 
brum tft er ſehr kurz, becherförmig, gelappt, oft umgekehrt-herzförmig und um⸗ 
giebt die Baſis des Samens. In der Stachelbeere (R. Grossularia und 
hirtellum wurden unterſucht) iſt er viel größer, fo hoch und zuweilen fo groß 
als der Samen ſelbſt, ganz und dem Funiculus längs der Raphe angeheftet. 
Die Subſtanz dieſes Arillus iſt vielmehr feſt und beſteht aus ſehr kleinen 
Zellen, welche bei der gewöhnlichen Stachelbeere 0,01 bis 0,05 Lin. im 
Durchm. haben. Die Arilli verſchiedener Samen haben die Fähigkeit zu ver⸗ 
wachſen. Die Epidermis erſcheint als eine ſcheinbar gallertartige durchſchei— 
nende Hülle des Samens. Sie beſteht aus einfachen, prismatiſchen, 5- oder 
meiſt 6⸗eckigen verwachſenen Zellen, in den verſchiedenen unterſuchten Arten von 
0,06 bis 0,10 Lin. Durchmeſſer und 0,03 bis 0,06 Lin. Höhe, an der 
Raphe viel kürzer. Der Inhalt der Zellen iſt ſehr blaßroth oder farblos, die 
grüne oder braune Farbe der Samen ſcheint durch die Testa. In einigen 
cultivirten Formen mögen die Zellen ſich löſen und zu einer wahren Pulpa 
werden, aber in den unterſuchten Früchten war dies nicht der Fall. Wenn der 
Theil des Funiculus, welcher die Raphe bildet, zuletzt ſich von den Samen 
ablöſt, wie angegeben iſt, jo muß dies nach einer Trennung dieſer Epidermis— 


Zelle geſchehen. Dr. Engelmann bemerkte noch, daß die innere Bekleidung der 


Carpellar-Höhlung von R. rubrum in einer eigenthümlichen Ablagerung von 
kruſtigen brüchigen geſtreiften Zellen oder Zellwänden beſtehe, welche er in keiner 
andern Art angetroffen habe. 


D. F. L. v. Schlechtendal. 


Correſpondenz. 


Dahlia imperialis. 
Geehrter Herr Redacteur! 
Cöln, den 22. Februar 1864. 


Der Zweck meines gegenwärtigen Schreibens iſt, Sie freundlichſt zu er— 
ſuchen, nachſtehende „Erklärung“ in Ihre Gartenzeitung gefälligſt aufzunehmen, 
da ich glaube, daß ſie von allgemeinem Intereſſe iſt. Es handelt ſich darin 
um die ſchon viel erwähnte Dahlia imperialis, Roezl, welche noch von 
Wenigen recht gekannt iſt und deshalb ungerecht verurtheilt wird. 


Erklärung über Dahlia imperialis, Roezl. 


Vor Kurzem kamen mir zwei Erfurter Pflanzen-Verzeichniſſe in die Hände, 
wo in dem einen die oben genannte Dahlia überaus gelobt, und im andern 
in alle Ewigkeit verdammt wird. Was ſoll der Unparteiiſche hiervon wohl 
denken? Wer hat Recht? wird jeder Gartenfreund und Gärtner fragen, welcher 


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169 


die genannte Pflanze noch nicht kennt oder noch nicht geſehen hat. Im Intereſſe 
der Fragenden fühle ich mich zu nachſtehender Erklärung veranlaßt: Vor etwas 
über zwei Jahren habe ich die Dahlia imperialis, Roezl, im botaniſchen 
Garten zu Zürich geſehen und muß geſtehen, daß dieſelbe auf mich einen ſehr 
günſtigen Eindruck gemacht hat. Nur der damals ſehr hohe Preis hielt mich 
ab, dieſelbe für eine bedeutende Handelsgärtnerei in Frankreich anzukaufen. 
Daß der tadelnde Herr H. in Erfurt dieſer Pflanze einen decorativen Werth 
gänzlich abſpricht, beweiſt mir, daß er entweder der Pflanze und ihrem Beſitzer 
durchaus nicht wohl will, oder aber ſie nie geſehen hat; denn als ich ſie da— 
mals im September ſah, hatte ſie ſchon eine ziemliche Höhe und gefiel mir 
ihr leichter, ſchön pyrmidaler Wuchs ganz beſonders. Obgleich die einzelnen 
Blättchen nicht breit ſind, ſo tragen die leicht gebogenen, frei abſtehenden Blatt— 
wedel doch viel dazu bei, den Bau der Pflanze ſehr elegant erſcheinen zu laſſen, 
was auch vom ganzen Blüthenſtande geſagt werden muß, wenngleich die Blumen 
keine auffallende Farbenpracht beſitzen. Iſt nicht eine gut kultivirte Humea elegans 
ſchon eine recht ſchöne Decorationspflanze? und doch können wir nicht ſagen, 
daß ſie ſehr breite Blätter oder prächtige Blumen habe. Im ganzen Baue liegt 
ihr Werth. Nun wird aber Dahlia imperialis höher und umfangreicher als 
Humea elegans und dadurch auch viel werthvoller. Jeder, der die lobende 
Beſchreibung des Herrn Roezl, welche er über ſeine Dahlia giebt, geleſen hat, 
und nun den Erfurter Tadel dagegen hält, muß wohl bedenklich den Kopf 
darüber ſchütteln; denn dem ehrenwerthen Botaniker, welcher ihr das Prädikat 
„zimperialis““ beigelegt hat, geradezu Lügen zu ſtrafen, iſt doch ſehr gewagt. 
Uebrigens iſt mir keine Pflanze bekannt, welche dieſen Titel aus reiner Lieb— 
haberei zu ihm ſelber erhalten hätte; immer hat der betreffende Autor eine her— 
vorragende ſchöne Eigenſchaft ſeines Täuflings damit bezeichnen wollen, und 
dürfen wir dies wohl auch vom Herrn Roezl annehmen. 

Ich bin feſt überzeugt, daß Dahlia imperialis bei richtiger Kultur eine 
ſehr ſchöne Decorationspflanze wird und werth iſt, als ſolche überall kultivirt 
zu werden. 

J. Niepraſchk, 
Director des bot. Gartens in Cöln. 


Die Gärten Wiens. 


Geehrter Herr! 
Wien, Februar 1864. 


Ihrem Wunſche, über die Gärten Wiens und deſſen Umgebung einige 
Mittheilungen zu machen, komme ich hiermit nach; nur muß ich Sie im voraus 
darauf aufmerkſam machen, keine zu großen Erwartungen zu hegen, da die Zeit— 
verhältniſſe dem Fortſchritt des Gartenbaues weniger als günſtig ſind. 

Die Manie, Häuſer zu erbauen, hat bei uns in dem Maße Platz gegriffen, 
daß ſo mancher Beſitzer eines ſchönen Gartens es vorzog, ſelben als Bauplatz 
auszubieten, da ihn die pecuniären Vortheile, die jetzt leider die maßgebenden 
ſind, ſo ſehr beeinflußten, daß die Liebe zur blühenden Natur durch ſie beſiegt 


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wurde. Auch iſt die Erhaltung eines Gartens heute viel koſtſpieliger, als zur 
Zeit, wo er geſchaffen wurde; auch trüben oftmals die dabei verwendeten Indiz 
viduen das Vergnügen in einer Art, daß es zum Mißvergnügen wird. 

Ein Garten, wie ihn Wien und wohl ſchwerlich eine andere Stadt beſaß, 
die Esplanade, hat aufgehört zu ſein. Dieſer Garten beſtand zwar nur aus 
Alleen blühender Bäume und Grasflächen, bildete aber während der ſchönen 
Jahreszeit einen breiten grünen Gürtel um die ganze Reſidenz, und bot den 
Bewohnern der innern Stadt und jenen der an ſelbe gränzenden Vorſtädte einen 
genußreichen Anblick. Die ſchattenreichen Kaſtanien-, Linden⸗ und Akazien⸗ 
Alleen waren ſelbſt im Hochſommer eine für Fußgänger Erholung gewährende 
Oaſe, während die zahlreiche Jugend, wie ſie eine ſo große Stadt birgt, in 
großer Nähe einen Ort der Erholung an den großen Grasflächen fand. 

Die einer ſo reich bevölkerten Stadt eigenthümliche Maſſe von Kohlenſäure 
und Stickluft fand an den Milliarden von grünen Blättern und Halmen den 
wohlthätigſten, wohlfeilſten Conſumenten, die einzig möglichen Luftverbeſſerer, 
die da um fo mehr nothwendig find, wo das Syſtem, die menſchlichen Exere— 
mente ꝛc. durch Canäle fortzuſchleppen, die nicht ſelten des nöthigen Gefälls 
entbehren, leicht zum Heerde von Miasmen werden. 

Doch die Bevölkerung Wiens mehrte ſich ſo bedeutend, und in Folge 
deſſen ſtieg die Wohnungsmiethe bedenklich, ja es war Mangel an Wohnungen, 
beſonders für die minder wohlhabende Bevölkerung eingetreten. 

Obwohl ſelbſt die nächſten Vorſtädte außer ebenerdigen und einſtockhohen 
Häuſern auch noch Bauplätze beſaßen und heute noch beſitzen, ſo zog man es 
doch vor, wahrſcheinlich von dem Gedanken ausgehend, eine große Stadt zu 
gründen, dieſe herrliche und für die Geſundheit ſo werthvolle Esplanade zum 
Opfer zu bringen. 

Auf dieſem Boden wurde den Neubauten die Begünſtigung dreißig ſteuer⸗ 
freier Jahre zu Theil, und man baute eine geraume Zeit Häuſer mit fünf 
Stockwerken; jetzt ſind nur vier Stock hohe Häuſer zu erbauen geſtattet. 

Der Staat hat, wie die Zeit lehren wird, ein großes Opfer gebracht, um 
niedere Preiſe und hinlängliche Wohnungen dem Publikum zu verſchaffen. Es 
entgeht nämlich durch 30 Jahre ein großes Capital der Beſteuerung, durch die 
möglich wohlfeilere Miethe. In den ſo vielen ſteuerfreien Häuſern dürfte die 
Steuerkraft der ältern der Steuer unterliegenden Einbuße erleiden, und ſollte, 
was durch den Verkauf der Bauplätze eingegangen iſt, als ein Capital ange⸗ 
ſehen werden, was die Sache ausgleicht, ſo wird dieſes immer eine Illuſion 
bleiben. Nachdem ſehr bald der Mangel an Baum- und Raſengrün beklagt 
wurde, begann die Commune in den Vorſtädten Plätze zu geſtalten, die für 
den Verluſt der Esplanade Erſatz bieten ſollten. 

Vor Allem aber nahm ſie die Anlage eines Parks vor, von welchem Sie 
ſicher ſchon gehört haben werden, der Raum der Esplanade zwiſchen dem ehe— 
maligen Stuben und Carolinenthor ward dazu beſtimmt. 

Wer ſich unter einer grunen, mit einzelnen Bäumen, Baumgruppen und 
Sträuchern beſetzten, reich mit Blumen und einem Baſſin gezierten Fläche mit 
mäßiger wellenförmiger Bewegung einen Park vorſtellt, der findet einen ſolchen 
an beſagter Sieie, 

Zu einem Park nach dem Begriff der Gartenkunſt fehlt vor Allem der 


171 


erforderliche Raum, am meiften auch die Art der Bepflanzung deſſelben. Wer 
auf dieſer lieben Erde bis heute noch in einem Park wanderte, hatte gewiß 
nicht Urſache, über die fortwährende Einwirkung der Sonnenſtrahlen auf ſeinen 
Körper zu klagen, wie es in dieſem ſogenannten Parke der Fall iſt. So arg 
täuſcht die Benennung nicht ſo leicht wie hier. Aber die Sonne wird hier nicht 
allein durch ihre fatale Gewohnheit, Wärme zu erzeugen, läſtig, ſondern die 
mit blendend weißem kalkhaltigen Badener Sande bedeckten Wege ſind bei Son— 
nenſchein nicht allein ein für das Auge widriges Gefühl hervorbringender 
Umftand, ſondern nach ärztlichem Ausſpruch auch für daffelbe nachtheilig. 

In Folge des Mangels eines der Stadt näheren, durch reiche 
Vegetation angenehm werdenden Aufenthaltsortes, wird dieſer ſogenannte 
Park während des Sommers in den Morgen- und Abendſtunden der Art zahl⸗ 
reich beſucht, daß es nur möglich iſt, im Gedränge ihn zu durchwandern. Wohl 
iſt kein Mangel an Ruheſitzen, aber bei der Schattenloſigkeit des Gartens und 
ſomit auch dieſer Sitze finden ſich ſelbe auch nur zu erwähnten Tageszeiten beſetzt; 
und die den Sitzen zunächſt angebrachten Bäume haben keine Kronen, ſondern 
ſind von pyramidalem Wuchſe. Die bildende Gartenkunſt hat unſers Wiſſens 
bisher kein Beiſpiel eines derartigen Gebahrens aufzuweiſen, vielleicht wurde ne 
hier nicht zu Rathe zu ziehen für nothwendig befunden. Diefe unftreitige Origina— 
lität iſt leider nicht jo leicht zu entfernen, ohne den größten Nachtheil hervor⸗ 
zurufen, wie auf einem Gartenplane eine verfehlte Zeichnung zu beſeitigen 
möglich iſt. 

Es wurde ſehr viel über den Koſtenpunkt dieſes Gartens geſprochen, doch 
dies gehört nicht hieher; denn eine halbe Million Gulden wäre nicht zu viel, 
würde damit dem dringend gewordenen unentbehrlichen Bedürfniſſe abgeholfen, 
es wäre dann jede Bezifferung zum Stillſchweigen verurtheilt. 

Zweckentſprechender, wie allgemein anerkannt wird, und dem eine große 
Ausdehnung bevorſteht, iſt der Garten, den die Zoologiſche Geſellſchaft am Pra— 
ter geſchaffen hat. Wir ſagen, dem eine große Ausdehnung bevorſteht. Es 
ſchenkten nämlich Sr. k. k. Majeſtät einen angrenzenden Flächenraum von 
ziemlich 20 öſterr. Joch der Geſellſchaft. Der bereits mit Beginn des ver— 
floſſenen Sommers eröffnete Theil dieſes Gartens hat bei dem Wiener Publi⸗ 
kum einen ſehr günſtigen Eindruck hervorgebracht, wie ein Beſuch doch zahlreich 
genannt werden darf, der im Verlauf von 8 Monaten eine Brutto-Einnahme 
von mehr als 50,000 fl. abwirft. Zweckentſprechend und maleriſch iſt die 
Anlage. Dies und der Reiz der Neuheit, wie der in jeder Beziehung ange— 
troffene Comfort, ſind Dinge, die den Beſuch des Publikums in dieſe Richtung 
lenkten, und den Beſuch von Tag zu Tag ſteigerten. Möge die Zoologiſche 
Garten⸗Geſellſchaft in der begonnenen Weiſe zu wirken fortfahren, jedoch das 
Wort Garten ſich ſtets gegenwärtig halten; denn was ein Garten zu leiſten im 
Stande iſt, wenn er zweckmäßig behandelt wird, das altert nie, wird im 
Gegentheil mit der jedesmaligen Wiederkehr des Frühlings alle jene Annehm— 
lichkeiten und Reize hervorbringen, alle jene Eindrücke erwachen laſſen, die der 
Pflanzenwelt allein zu geſtalten möglich, ja eigenthümlich ſind. 

Man ſieht Thiere gewiß mehrmals mit Vergnügen, ihre Geſtalt, Bewegung, 
Lebensweiſe, mit einem Worte, ihr ganzes Weſen ſpricht uns an; doch da dies 
das ganze Jahr hindurch gleichförmig vorhanden iſt, raubt ihm den der Pflanze 


172 h 


eigenthümlichen Reiz der Neuheit, die, aus ihrem Schlafe erwacht, zwei Sinne 
feſſelt. Der Wohlgeruch, welchen die Blüthen und viele der Blätter verbreiten, 
muß hier den unvermeidlichen Geruch, der dem Thierleben anklebt, paraliſiren. 

Dies allein ſchon würde dafür ſprechen, daß, wie Paris einen botaniſch— 
zoologiſchen Garten beſitzt, Wien einen zoologiſch-blumiſtiſchen Garten erhalten 
ſollte. 

Es iſt indeß gegenwärtig erfreulich, daß dieſe Schöpfung zu Stande 
kam; denn wie Ihnen angedeutet wurde, haben ſich die Privat- und öffentlichen 
Gärten in Wien nicht gemehrt, im Gegentheile gemindert. Sind auch einige 
Perſonen dieſer edlen Liebhaberei noch zugethan und führen ſie ſie ſelber fort, 
ſo hat doch meiſt ein gewiſſer Grad von Einſchränkung ſtattgefunden. Man 
ſcheint von dem Prinzip auszugehen, die urſprünglich für den Garten beſtimmte 
Summe noch fortan, aber nicht mehr darauf zu verwenden. Dadurch aber, 
daß die Preiſe aller für den Garten erforderlichen Gegenſtände, die Lebens— 
mittelpreiſe und ſowit die Beſoldung und der Taglohn nun mehr betragen, ent— 
geht bei einer fixirten Summe ganz ſicher einem Theile des Gartens, der 
früher ihm zugekommene Aufwand. Um jedoch keine Blöße zu gewahren, 
dürfte der Verkauf von Pflanzen und Blüthen vorgenommen worden ſein, und 
wohl ſeine Erklärung darin ſinden. 

Da wir zu Jenen uns bekennen die jede Art von Schwächung des Nim— 
bus verwerflich finden, ſo können wir dieſem Modus nie und nimmer bei— 
pflichten. Auch leidet jeder Garten, er mag auf was immer für eine Weiſe in 
ſeinem Blüthenſchmucke Verminderung erleiden. Nur ein gegentheiliges Ver— 
fahren würde und müßte zur Erhebung der Blumiſtick beitragen, wie wir bald 
gewahr werden. Sobald nicht Diejenigen, die reich mit Glücksgütern geſegnet 
ſind, die Einführung der noch in Loco mangelnden werthvollen Pflanzen bewerk— 
ſtelligen, wer ſonſt kann und ſoll dies unternehmen? 

Schon belehren uns die Cataloge unſerer Pflanzen- und Vlumenausſtel⸗ 
lungen, daß eine beinahe gleiche Concurrenz zwiſchen den großen Gärten Wiens 
und ſeiner Umgebung, und den Handelsgärtnern für neueingeführte Gewächſe 
Platz gegriffen hat. 

Der Aufwand, und das Riſiko das dieſer Claſſe von Geſchäftsleuten hier 
zufällt, ſteht in keinem Verhältniſſe zu ihren pecuniären Kräften. Sie klagen 
auch bereits über dieſen Umſtand, und ſchreiben ſelben nicht ohne Kenntniß der 
Sachlage, eine Hemmung des Aufſchwungs der Blumiſtick, ja des Gartenweſens 
zu. Sie datiren den Aufang dieſes mißlichen Zuſtandes von der Zeit her, 
als das Etabliſſement des Freiherrn Carl von Hügel zu ſein, aufhörte. 

Allerdings wurde dieſer Garten durch die neuen Einführungen von Pflanzen 
und Sämereien durch die weltberühmten Reiſen des genannten Freiherrn zu 
einer Art Verſuchsgarten, indem man in Stand geſetzt war, dieſe oder jene 
Pflanze zu beurtheilen, ob ihre Cultur eine lohnende Zukunft verſpreche, was 
ganz beſonders für den Handelsgärtner von ſchätzbarem Werthe iſt. Es läßt 
ſich gewiß nicht leugnen, daß Selbſtſehen hiebei werthvoller iſt, als jede An- 
preiſung, die ſo häufig Täuſchung im Gefolge führt. Obwohl der Mangel 
eines ſolchen Gartens eine große Lücke in den Beſtand einer fortſchreitenden Be⸗ 
wegung bringt, ſo iſt die Urſache dieſer 1 günſtigen Bewegung, nicht 
hierin allein zu ſuchen. 


173 


Jene Periode, welcher der bedeutende Aufſchwung unſers Gartenweſens zuge 
ſchrieben wird, fällt in das Ende unſeres goldenen Zeitalters, welches der 
langjährige Friede erſchuf, der durch ſeine Andauer Kunſt, Wiſſenſchaft und 
Induſtrie ſo ſehr begünſtigte. 

Schon das Jahr 1845, das durch eine totale Mißernte ſich ein trauriges An— 
denken erwarb, trat hemmend in den Betrieb des Gartenweſens ein, ſoweit 
ſelbes mehr den Luxus angehörigen Theil betraf. Dieſe Erſcheinung iſt 
eine ganz natürliche, denn mit der rapiden Steigerung der Lebensmittelpreiſe, 
trat auch die aller andern Lebensbedürfniſſe ein. Da nur das Mehr, was 
ſich ergibt, gewöhnlich für das, was nicht Bedürfniß iſt, verwendet wird, ſo 
mußte ganz natürlich eine Minderausgabe in dieſer Beziehung von Seiten der 
Käufer, und eine Mindereinnahme von Seiten der Verkäufer eintreten. 

Später kamen die politiſchen Wirren, dann Krieg, und endlich die Um— 
geſtaltung der ſocialen Verhältniſſe an die Reihe. Durch letztere fühlten ſich 
die meiſten Beſitzer großer Gärten, vielleicht zu arg bedroht, und der ſchon 
lange im Keim vorhandene Materialismus erhielt ein Medium, um zur vollen 
Entwicklung zu gelangen. Dieſer ärgſte Feind edleren Lebens, der den Werth 
des Menſchen fo gerne nach dem Beſitz der ihm an Geld eigen iſt, klaſſifieiren 
möchte, hat nicht wenig dazu beigetragen, überflüſſig geſchienene Ausgaben zu 
ſiſtiren. 

Das Ebenangeführte ſind die Factoren, die ſeit jeher den Aufſchwung von 
Kunſt und Induſtrie hemmend in den Weg traten, ja ihre Exiſtenz bedrohten. 

Es laſſen ſich deshalb für unſern Gartenbau dermalen keine ſanguiniſchen 
Hoffnungen hegen. 

Mag immerhin die k. k. Gartenbau -Geſellſchaft durch das allerhöchſte 
Gnadengeſchenk Sr. Majeſtät unſers allverehrten Kaiſers, welches in einem Areal 
von mehr als 3000 Geviertklaftern beſteht, und welches durch ſeine Situation 
und Umgebung zu den gangbarſten, beſuchteſten Plätzen der Stadt Wien gehört, 
durch die Erbauung eines ſehr großartigen Ausſtellungslocals ſich in die Lage 
verſetzen, bedeutende Jahreseinnahmen zu erlangen; bürgt auch die Umſicht 
und Thätigkeit der dazu berufenen Mitglieder dafür, bedeutende Leiſtungen ge— 
wärtigen zu können, den Gärtnern unterſtützend an die Hand zu gehen, 
u. ſ. w., allein Calamitäten wie die erwähnten, völlig wirkungslos zu machen, 
liegt außer der Sphäre von Einzelnen, wie von Vereinen. 

Trotz allen dieſen widrigen Einflüſſen, gibt es, wie der Augenſchein uns 
belehrte, und die Verzeichniſſe über die ſtattgefundenen Pflanzen-Ausſtellungen 
beweiſen, doch noch einige Gärten in Wiens Umgebung, die, was die Cultur 
anbelangt, ſich in einem Zuſtande befinden, daß ſich ſelbe mit den erſten des 
Continents zu meſſen im Stande ſind. | 

Nach unſerm Dafürhalten gibt einem Gärtner der Beſtand von mäch— 
tigen, in blüthenreicher Fülle ſtehenden Exemplaren, von werthvollen Pflanzen, 
ein beſſeres Zeichen ſeiner Meiſterſchaft, als neueingeführte Pflanzen und an ſolchem 
Beſitzthum leiden unſere großen Gärten keinen Mangel. Wenn auch nicht wie 
zur Zeit der Reiſen des Freiherrn von Hügel, neue Einführungen direct aus 
dem Mutterlande ſtattfinden, ſo gelangen ſolche doch aus Belgien und England 
nach Oeſterreich. Die Gärten zu Bruck an der Leitha, zu Gravenegg, zu 


174 


Schönborn, zu Eisgrub, des Herrn von Arthaber zu Döbling, erhalten jähr⸗ 
lich Sendungen von ſchätzbaren Pflanzen-Novitäten. 

Doch der Umſtand, daß dieſe Gärten mehere Meilen von der Reſidenz ent⸗ 
fernt liegen, macht die Keuntnißnahme des intereſſanten Inhaltes dieſer Gärten dem 
Handelsgärtner beſchwerlich, da ſein Geſchäft ihn an ſeinen Garten feſſelt. 
Da überdies ſolche neuimportirten Gewächſe meiſt der Schonung bedürfen, was 
der Transport ſchon mit ſich bringt, zudem ſie nur ſelten in anſehnlichen Exemplaren 
erlangt werden, als daß ſie zur Schauſtellung ſich eignen, auch die Wärme in den 
Ausſtellungslocalitäten ſehr mit jener der Gewächshäuſer, in welchen man neu— 
angekommene Pflanzen zu cultiviren pflegt, differirt und ſomit eine ungünſtige 
Einwirkung auszuüben vermag, ſo iſt es natürlich, daß neue Einfüh— 
rungen nicht ſobald vor den Geſichtkreis der Handelsgärtner treten, um dieſen 
eine Richtſchnur für ihre beabſichtigten Einführungen neuer Pflanzen zu 
gewähren. 

Wird die k. k. Gartenbau- Geſellſchaft feiner Zeit ſich im Beſitze der 
erforderlichen Mittel befinden, ſo dürfte es in ihrem Intereſſe liegen, durch die 
Einführung ſeltener Pflanzen die Rolle eines Verſuchgartens, mit ihren übrigen 
Aufgaben zu verbinden, bis heute iſt ſie jedoch nicht in der Lage, ſolchen An— 
forderungen zu entſprechen. Doch ihr Pflanzenbeſtand beſitzt auch einen eigen— 
thümlichen Reiz und Werth, ganz beſonders für Jene, welche Freunde der 
herrlichen Familie der Proteaceen find, oder die Flora Neuhollands achten. 
Es befinden ſich im Garten der Geſellſchaft von derlei Pflanzen Exemplare von 
impoſanter Größe, ich möchte fie die Reliquien der reichen vegetabiliſchen Aus— 
beute, die Freiherr von Hügel auf ſeinen weltberühmten Reiſen machte, nennen; 
ſie ſind auch eine freundliche Gabe deſſelben an die Geſellſchaft, deren Ehren— 
präſes er heute noch iſt. 

Unter den Handelsgärten nehmen die des Herrn Ludwig, und der 
Firma: Gebrüder Abel, den erſten Rang hier ein. Beide Etabliſſements 
ſcheuen keine Koſten, ſich vom Auslande das ihnen werthvoll ſcheinende an 
Pflanzen ſich zu beſchaffen. 

Alle jene Ziergärten hier aufzuführen, welche den Bedarf an Pflanzen 
und Blumen reichlich decken, finde ich umſomehr überflüſſig, da einmal, die 
Ausſtellungs⸗Verzeichniſſe fie neunen, und dann, wenn ich anführe, daß fie einen 
Bedarf genügend deckten, zu welchem der Maßſtab hinreichen dürfte; daß der letzte 
kurze Carneval zwei tauſend Bälle zählte, auf welchen die ſämmtlichen Damen 
mit Bouquets erſchienen. Es wird wahrlich die Frage dann angeregt, woher 
dieſe Maſſe von Blüthen in dieſer kalten Jahreszeit, und in einem Zeitraum 
von 5 Wochen? Es ſind die ſogenannten kleinen Handelsgärtner, welche den 
größern für ihre in der innern Stadt befindlichen Blumenläden dieſe Maſſen 
von Blumen liefern. 


Das ehemals Freiherrn von Hügel gehörende Garten-Etabliſſement, war 
durch die nach St. Veit führende Straße getrennt. Der frühere ſo berühmte 
und viel beſuchte Blumenhain, iſt gegenwärtig Beſitzthum des Herrn Herzogs 
von Braunſchweig. Es iſt dieſer Garten nicht allein ſehr gut erhalten, ſondern 
ſo reichlich ausgeſtattet, daß er zu jenen zu zählen iſt, welche den erſten 
Rang in der nächſten Umgebung Wiens einnehmen. 


nr. 


ee 


> 1 . tagt, 


175 


Die Leiſtungen die in ſelbem ſtattfinden, find in vieler Beziehung lobens— 
werth, und jene, die Anzucht betreffenden, fanden ſchon mehrmalige Anerkennung 
durch Prämirung. 

Möchten die Gärtner Oeſterreichs die Anzucht der Pflanzen beſonders be— 
rückſichtigen, fie würden ſich dadurch eine Abſatzquelle eröffnen, die weit über 
die Grenzen des Reiches reichen müßte. Der Theil des einſtigen Freiherrn 
von Hügel'ſchen Garten, der zur Rechten der Straße ſich befindet, iſt im Beſitz des 
ehemaligen Gartendirectors des genannten Freiherrn, Herrn Daniel Hoibrenck 
ühergegangen. Hier wird Obſtbaum- und Hhyazinthenzucht in einem großartigen 
Maßſtabe betrieben, auch werden andere Pflanzen, als Gladiolen, Roſen u. ſ. w. 
cultivirt, welche für die Verkaufslokale der innern Stadt beſtimmt ſind. 

In derſelben Straße iſt auch der Garten Sr. Eminenz des Herrn Car— 
dinals Ritter von Kaufher gelegen, der im vortrefflichen und blüthenreichen Zu— 
ſtande ſich befindet. 

Einer Beſitzung glaube ich noch erwähnen zu müſſen, die in national- 
ökonomiſcher Beziehung, ſicher einer bedeutenden Zukunft entgegen geht. Es iſt 
die Sr. kaiſ. Hoheit dem durchlautigſten Herrn Erzherzog Ernſt gehörige, ge— 
nannt Schönkirchen im Marchfelde, unfern der Eiſenbahnſtation Gänſerndorf. 

Wie bekannt iſt das Marchfeld ein Boden, der faſt ledig aus Flugſand 
beſteht, wo die Humuskruſte von jenem Theil, der ſich in Cultur befindet, nur 
nach Zollen, nicht Schuhen zu meſſen iſt. Hin uud wieder darf dieſer Flugſand 
nicht mit dem Pfluge angetaſtet werden, um die nächſten in der Windrichtung 
liegenden urbaren bepflanzten Aecker, vor Sandbedeckung zu ſchonen. 

Wer dieſe Situation und Bodenbeſchaffenheit hat kennen gelernt, nur der 
kann ſich einen Begriff davon machen, was es heißt und was es bedarf, um 
eine Sandſteppe in fruchtbares Land zu verwandeln. 

Eine völlig waldloſe Gegend hat ſtets im Gefolge Mangel an Nieder— 
ſchlag von Feuchtigkeit, und wo dies der Fall iſt, da iſt auch die Ernte ſehr 
häufig in Frage geſtellt. 

Der Umſicht des hohen Beſitzers war dieſer ſo nachtheilige Umſtand 
nicht entgangen, und dem Manne, welchem Allerhöchſt Derſelbe die Leitung der 
Oekonomie dieſes immenſen Flächenraumes anvertraute, dem Chef der 
Hohen Kammer Sr. kaiſ. Hoheit, dem k. k. Obriſten und Kämmerer Herrn 
Grafen von Gorgo, ebenſowenig. 

Der Herr Graf erkannte ſehr bald, daß die phyſicaliſchen Einflüſſe, um 
doch ſeiner Zeit dem Boden mehr Feuchtigkeit zuzuführen, vorerſt müſſen zur 
Geltung kommen. Er war ſich bewußt, daß es die Wälder ſind, die dem 


Wolkenzuge nicht ſelten halt gebieten, und daß dieſer Stillſtand im Verein 


mit den Atmoſphärilien, die dem Walde eigenthümlich ſind, Niederſchläge er— 
zeugen. 

Der Herr Graf wußte ſehr wohl, daß um einen Wald zu bilden, 
nicht nach Monaten, ſondern nach Jahren zu zählen ſei; noch mehr war ihm 
aber bewußt, daß ohne Erſchaffung von Waldung, das Erträgniß dieſes großen 
Beſitzes nie eine Zukunft haben könne, und daß mit der Zeit, die zu verinnen 
ſcheint, der Wald erwächſt, wie daß man, um zu irgend einem Erträgniß zu 
gelangen, Zeit und Geduld bedürfe, ganz beſonders, wenn ſo arge Hinderniſſe 
zu bewältigen ſind. | 


176 


Im Jahre 1850 wurde die Waldeultur in Angriff genommen, an welcher 
etwas ſpäter der Verwalter Herr Walther thätige Theilnahme zeigte, und heute ſind 
bereits 1000 öſter. Joch mit Bäumen durch Ausſaat im grünenden Zuſtande 
vorhanden. In ganz Oeſterreich kann ſich Niemand ſonſt rühmen, in dieſem 


Maßſtabe irgendwo, für die heutzutage jo werthvolle Waldeultur bewirkt zu 
haben. Stille und geräuſchlos aber voll Beharrlichkeit ſchreitet der edle Graf 


in ſeinem Wirken fort. 
Seit er den Werth des Götterbaum = Spinners, die Bombyx eynthia 
erfuhr, hat der Beſtand des Ailanthus glandulosa bereits die Anzahl von 


fünfzigtauſend überſchreiten, ohne die Samenſchule derſelben von 20 Joch zu 


rechnen, um die Cultur dieſer Seidenraupe durch Abgabe von Götterbäumen 
in Oeſterreich zu befördern. Der Verſuch mit dem Anbau von Hopfen in 


6 


Schönkirchen, kann aus dem Umſtande als gelungen genannt werden, daß das erhal- 


tene Produkt auf der Landwirthſchafts-Ausſtellung zu Hietzing im Jahre 1863 
als zur erſten Qualität zählend, erkannt wurde. An Morus alba ſind vielleicht 
mehr als 50,000 Pflanzen vorhanden. 


Der Garten zunächſt dem Schloße enthält zum Theil eine Parkanlage, 
zum Theil iſt er mehr Nutzzwecken gewidmet, indem daſelbſt Obſt und Gemüfe ge- 
zogen wird. Es iſt dem Herrn Grafen nicht entgangen, daß dieſer große, 
größtentheils fruchtbaren Boden enthaltende Raum, nicht in dem Maße die 
Verwendung fand, welche ein umſichtiger und thätiger Vorſtand dieſes Gartens 
zu bewirken im Stande fein müſſe. Zu dieſem Zwecke fand ein ſehr günſtiger 


Wechſel in der Perſon des Hofgärtners ſtatt. Herr Seifert, der bei dem 
Kaufmanne Herrn Gloger, in deſſen Garten zu Döbling, ſo Ausgezeichnetes 


leiſtete, ſteht nun dieſem Garten vor, und die Wahl des Herrn Grafen wird 


ſicher ſeine Erwartungen befriedigen. 

Erſt die ſpäte Zukunft wird den Edlen ſegnen, der durch die in's Leben 
gerufenen Waldungen die dürre Sandſteppe, in feuchten fruchtbaren Boden 
verwandelte. Man wird einſt fragen, wer war der Schöpfer dieſes kühnen, 
fo viel Ausdauer und Umſicht erheiſchenden Werkes? Wie hat man ihm vers 
golten?! Ich hoffe, daß man die einſt Fragenden wird beſcheiden können: die 
Betreffenden ſahen ein, daß die Beſchaffung von Oeſterreichs Wohlſtand, ganz 
beſonders in der Erhöhung der Bodenproduktion zu ſuchen, daß dieſe die wahre 
Baſis, auf welcher die andauernde Erhebung der Induſtrie zu ſuchen ſei. 

Man kann und muß den Werth ſchätzbarer Leiſtungen für die Gegenwart 
hoch anſchlagen; aber jene, die zugleich für die ferne Zukunft berechnet, raſt— 
loſe Bemühung erfordern dürften, da ſie einem noch höhern Grad von Huma— 


nität entſtrömen, find noch höher zu achten; denn wer heute zu Gunſten künf- 


tiger Generationen ſich bemüht, deren Individuen ihm unbekannt ſind, zeigt 
den höchſt möglichen Grad von Uneigennützigkeit. 

Bedürfen auch Menſchen, die Aehnliches leiſten, nicht der Monumente aus 
Stein oder Erz, da ſie ſich die unvergänglichſten, wie impoſanteſten ſelbſt er— 
bauten, ſo ſollten ſie doch heute dem Blick Jener nicht entgehen, die berufen 
ſind, das Staatswohl in welch immer gearteten Form zu fördern. Auszeichnung 
ermuntert nicht allein Jenen, der ſie in's Leben gebracht, zur Ausdauer, 
ſondern regt Andere an, Aehnliches zu leiſten, ſobald ſie ſich in der Lage 
befinden. J. F. 


— — 


177 


| Empfeblenswertbe Einrichtungen zum 
Schutze der Bäume in Straßen und öffentlichen 
Anpflanzungen. 


Die in den Straßen, auf Plätzen und in öffentlichen Anlagen größerer 
Städte ſtehenden Bäume ſind vielfach verderblichen Einflüſſen ausgeſetzt und 
durch Beſchädigungen aller Art ſo häufig in ihrer Exiſtenz bedroht, daß es 
wohl nicht ohne allgemeines Intereſſe ſein dürfte, zwei vorzüglich zweckmäßige 
Methoden zum Schutze ſolcher Bäume der Nachahmung zu empfehlen, welche ich 
bei meinem Aufenthalte in Paris kennen lernte. 

Für Bäume, welche bei Legung von Trottoirs erhalten werden ſollen und 
zwiſchen die Steine deſſelben zu ſtehen kommen zeigt Fig. I. das Schutzmittel 
in einem eiſernen Gitter (a), welches in demſelben Niveau mit den Platten 
des Trottoirs (b) liegt und ſich genau an dieſelben anſchließt. 


Fig. I. 


Für das Gedeihen der Bäume iſt dieſes Verfahren von großem Vortheile, 
indem der Regen und das abfließende Waſſer jederzeit an die Wurzeln des 
Baumes gelangen können, und auch der Zutritt der Luft erleichtert iſt, ohne 
daß eine Beſchädigung der Wurzeln von oben her möglich wäre. Ebenſo kann 
die Erde um den Baum herum nicht feſt getreten werden, wie es bei großer 
Frequenz auf den Straßen gewöhnlich geſchieht. 

Mit allen dieſen Vorzügen verbindet das obige Verfahren noch denjenigen 
großer Eleganz und Reinlichkeit, da ein Verſchleppen der Erde auf das Trotz 
toir unmöglich gemacht iſt. | 

Hamburger Gartens und Blumenzeitung. Band XX. 12 


178 


Ein zweites Mittel Bäume bei Allee-Anpflanzungen gegen ſchädliche äußer⸗ 
liche Einflüffe zu ſchützen wird häufig da angewendet, wo die Straßen viel 
mit Wagen befahren, und deßhalb den Bäumen leicht Beſchädigungen durch 
dieſelben beigefügt werden. Fig. II. ſtellt die Art und Weiſe dieſes Verfah⸗ 
reus dar. Ein Gitter (a) aus ſtarken gebogenen Eiſenſtäben beſtehend, wird 
mittelſt eines Ringes um den Baum in der Höhe von ohngefähr 3 Fuß be⸗ 
feſtigt und das andere Ende der Stäbe, um darauf einwirkenden ſtarken Druck 
und heftigen Stößen widerſtehen zu können, tief in die Erde eingelaſſen. 
Der den Baum umſchließende Ring muß wenigſtens 1—1½ Zoll von der 
Rinde entfernt ſein, damit derſelbe dem Wachsthume des Baumes nicht hin⸗ 
derlich wird. N 


Fig II. 


Am obern Ende des Gitters iſt daſſelbe, ebenſo wie an derſelben Stelle 
unten, zum Oeffnen eingerichtet, um es beliebig für ſolche Bäume verwenden 
zu können, die es bedürfen. Die Größe der Gitter richtet ſich nach der Stärke 
der Bäume, uud wird nur noch bei Bäumen, die die Stärke von / —1 Fuß 
erreichen, angewendet. Bäume, welche ſtärker ſind als die oben angeführten be— 
dürfen in der Regel eines ſolchen Schutzes nicht mehr. Armin Sckell. 


— ——— 


Eine Auswahl der vorzüglichſten jetzt bekannten 
indiſchen Azaleen. 

| Der rühmlichſt bekannte englifche Gärtner William Barnes, Camden 

Nurſery, Camberwell, hat in mehreren Nummern des Gardeners Chroniele eine ſehr 


179 


beachtenswerthe Abhandlung über die Kultur der indischen Azaleen, namentlich 
über Kultur von Schauexemplaren, veröffentlicht. Die hier nachbenannten führt 
derſelbe bei dieſer Gelegenheit als die ſchönſten Varietäten an, die ihm bekannt 
geworden ſind, nämlich: 


Duke of Devonshire. — Diadem. — Holfordii. — Iveryana 
improved. — Ardens. — Juliana. — Perryana. — Beauty of 
Reigate. — Symmetry. — Magnet. — Vesta. — Maria. — 
Chelsonii. — Lucens. — Gledstanesii. — Glory of Sunning Hill. 
— Extranii. — Stanleyana. — Admiration. — Gem. — Criterion. 
— Magnifica. — Perfecta elegans. — Eulalie van Geert. — 
Leeana. — Louis Napoleon. — Madame Miellez. — Princess 
Mary of Cambridge. — Petuniaeflora — Roi Leopold. — 


Modele. — Rubens. — Standard of Perfection. — Baron de Pret. 
— Queen of Whites. — Leopold the first. — Duchesse Adelaide 


de Nassau. — Flower of the day. — Souvenir de l' Exposition. — 
Variegata superba. — Sir H. Havelock. — Perfection, — Presi- 
dent. — Mars. — Kinghornii. — President Claöys. — Mad. 


Ambr. Verschaffelt. — Etoile de Gand. — Carnation. — Tricolor. 
— Roi des Doubles. — Brilliant. — Advance. — Dr. Livingstone. 


— Salmonia albo-cineta, — Bernard Handre. — Reine Blanche. 
— Flag of Truce. — Elegantissima. — Marie Vervaene. — Reine 
de Belges. — Sinensis lutea. — Sinensis alba. — Leviathan. — 


Da aber ein Blumenfreund nicht leicht alle dieſe Sorten kultiviren kann, 
ſo empfiehlt Herr Barnes wiederum folgende 12 Sorten von den genannten 
als die vorzüglichſten, jede Farbenſpielung dabei berückſichtigend: 

Weiße: Queen of Whites. — Marie Vervaene. 

Weiß mit Streifen: Flower of the day. — Madame Miellez. 

Roſa oder Pfirſichblüthfarben: Standard of Perfection. — 
Kinghornii. 

Violet-roſa: Extranii. 

Tiefroſa-violet: Baron de Pret. 

Lachsfarben: Criterion. — Etoile de Gand. 

Tiefdunkel lachsfarben: Gem. 

Reich orangenfarben: Mars. 

Dieſe 12 Varietäten zeichnen ſich in jeder Hinſicht als durch Farbenpracht, 
guten Habitus, reiches Blühen u, dgl. vor allen anderen aus, fie find die 
Ausleſe aller jetzt bekannten Azaleen. Die hier folgenden ſtehen dieſen ge— 
nannten wenig nach und ſind demnächſt zu empfehlen, wenn eine größere 
Sammlung gehalten werden ſoll. Es ſind: 

Weiß: Reine blanche. 

Weiß geſtreift: Tricolor. — Iveryana improved. — Beauty 
of Reigate. 

Roſa oder Pfirſichblüthe: Dr. Livingstone. — Modele, 

Lachsfarben: Variegata superba. — Salmonia albo- eineta. 

Drangesfbharlad; Juliane. 

Tiefroth: Rubens. 

Roſa⸗lachsfarben: Magnet. 


127 


* 


180 


Reich roſa-violett: Holfordiana. 

Es giebt freilich noch viele Sorten, die von Anderen hoch geprieſen werz 
den, allein von allen bekannten Varietäten dürfen die obengenannten übertroffen 
werden. 


Gartenbau⸗Vereine. 


Breslau. Der Jahres-Bericht des Schleſiſchen Central-Vereins 
für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau für das Jahr 1863 iſt 
uns zugegangen. Aus demſelben erſehen wir, daß genannter Verein in ſeinen 
Beſtrebungen fortfährt nach allen Seiten hin ſeine Thätigkeit zu entwickeln. 
Der Verein hielt im vergangenen Jahre 23 Sitzungen, in denen acht Vorträge 
von verſchiedenen Mitgliedern gehalten wurden. Die Vorträge über Zugrund— 
legung der Frage: Warum werden über anerkannt gute und bewährte Obſt— 
ſorten ſo oft ganz ungerechtfertigte Urtheile gefällt? wie über das Brechen des 
Sommerobſtes, vornehmlich der Birnen, boten ebenſoviel Intereſſantes als Ber 
lehrendes dar. Ein anderer allgemeines Intereſſe erregender Aufſatz, der in 
einer Sitzung verleſen wurde, war der über die „Promenade Breslau's“, vom 
Geh. Rath Prof. Dr. Göppert, der auch in der Hamb. Gartenztg. 19. Jahrg. 
S. 309 abgedruckt ſich befindet. In der Sitzung am 24. Juni wurde ein 
Rückblick gegeben auf die ſo bedeutſame Wirkſamkeit des am 16. Juni v. J. 
im Alter von 87 Jahren verftorbenen Kunſt- und Handelsgärtners Carl Chris 
ſtian Monhaupt in Breslau. Viele Gärten in und um Breslau verdanken 
dem Verſtorbenen ihre Anlagen. Bis zu ſeinem 70. Jahre war er unausgeſetzt 
thätig, dann traf ihn das Unglück am ſchwarzen Staar zu erblinden. Eine 
glückliche Operation gab ihm jedoch das Augenlicht wieder, ſo daß er noch im 
vorigen Jahre zu ſchreiben im Stande war. — Einen beachtenswerthen Vor: 
trag hielt Herr Handelsgärtner Guillemain über die „Ringelkrankheit bei 
Blumen⸗Zwiebeln,“ welchem Thema er die rein kommerzielle Seite abzugewinnen 
trachtete. Herr Promenaden-Inſpector Loeſener in Breslau hielt einen Vor⸗ 
trag über die auf feiner letzten Reife beſuchten Gärten und Herr Handels- 
gärtner Schönthier einen Vortrag über „Orangeriebäume. | 

Im 3. Abſchnitte des Jahresberichts find die Berichte über die „Garten— 
Rundſchauen“ niedergelegt und im 4. wird die „Geſchichte der Wittwen-Caſſe⸗ 
Angelegenheit“ gegeben. Die übrigen Abſchnitte enthalten den Kaſſenbericht, 
das Mitgliederverzeichniß u. dgl. 

Trier. Am 6., 7. und 8. Mai findet zu Trier eine durch den Gar⸗ 
tenbau⸗Verein daſelbſt veranſtaltete Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Garten⸗ 
producten ꝛc., ſtatt. Auswärtige wie Einheimiſche können ſich dabei betheiligen. 
Die auszuſtellenden Gegenſtände müſſen acht Tage vor der Ausſtellung ſchriftlich 
angemeldet und bis zum 4. Mai eingeliefert werden. 


181 


Die Preiſe beſtehen in filbernen und bronzenen Medaillen und werden 
ertheilt den ſchönſten und reichhaltigſten Gruppen von Roſen, Azaleen, Rhodo— 
dendren, Pelargonien, Fuchſien, Cinerarien, Verbenen, Penſées, Aurikeln ꝛc., 
ferner den beſten Kulturpflanzen, mindeſtens 10 Stück, der ſchönſten Sammlung 
Blattpflanzen, den ſchönſten Bouquets, den beſten jungen Gemüſen. 


PPP 


Neuer rother Blätterkohl 
(Brassica purpurea) 
zu Gemüſe, Viehfutter und zum Färben von Blumen, auch Geweben 
aus Faſerſtoff verwendbar. 


Ueber dieſen neuen rothen Blätterkohl, hielt der Pflanzenzüchter Herr 
Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig in der dortigen Gartenbau-Ge— 
ſellſchaft an 3. März d. J. einen Vortrag (abgedruckt im „Meeraner Wochen— 
blatt No. 39“), dem wir folgendes entnehmen. 

Herr Graichen legte der Geſellſchaft eine von ihm durch künſtliche Be— 
fruchtung hervorgerufene und unterſchiedene Blumen und Stoffe in allen be— 
kannten Farben vor, die mit dem, aus dieſer neuen Kohlart gezogenen Farbe— 
ſtoff auf eben ſo leichte als einfache Weiſe gefärbt worden ſind. Als derſelbe 
nämlich vor nunmehr 6 Jahren durch künflliche Befruchtung ſein neues peren— 
nirendes Winterkraut: Graicheniana genannt — das inmittelſt faſt in allen 
Erdtheilen bekannt geworden und geſchätzt wird, und wovon Samen, jetzt 4 Loth 
für 1 Thaler bei ihm zu erlangen iſt; weshalb ihm in Folge ihrer erſten 
Ausſtellung im Jahre 1862 ein Ehrendiplom, ſowie auch eins dergleichen in 
der am 3. September 1863 in Zwickau abgehaltenen Producten-Ausſtellung 
ertheilt wurde — gewonnen, fiel es demſelben auf, daß die Strünke von 
einer gelbbräunlichen Blätterkohlart, wovon die Köpfe abgeſchnitten und zu Ge— 
müſe verwendet, neue blutrothe Keime oder Sproſſen brachten. 

Der Sauerſtoff der Luft nämlich, ſo fand Herr Graichen bei weiterer 
Beobachtung und Nachforſchung, wirkte, in Folge jener Verletzungen, auf die 
Verdichtung der Pflanzenſäfte — auf Säuren, Stärke, Gummi und Blattgrün 
— in der Art ein, daß davon die neuen, ſtickſtoffreichen Sproſſen und Blätter, 
je länger, je mehr, ſich dem Auge rothgefärbt darſtellten. Eine gleiche Fär— 
bung gewahrt man auch mehr oder weniger im Herbſte an dem Laube der 
Bäume, weil der Anſatz junger, für's künftige Frühjahr zum Treiben beſtimmter 
Knospen die Blätter nach und nach abdrängen, den Zutritt des Sauerſtoffs 
der Luft in ihre Säfte erleichtern, ſolche verdichten, verändern und ſomit that— 
ſächlich für das Auge färben. Der Schluß, daß man den Saft jenes Kohls, 
vom Waſſer befreit, als Farbeſtoff gebrauchen und um z. B. roth zu färben, 
der Natur durch Beifügung von Säuren zu Hilfe kömmen könne, war eben ſo 
gerechtfertigt als der, daß anſtatt der Säuren unter Hinzufügung von Alkalien, 
eine blaue, lila, gelbe und grüne Farbe hervorgerufen werden dürfte. Zunächſt 
nahm Graichen die jungen Sproſſen, ſpäter auch das Fleiſch von jener Kohl— 
ſtande, welche durch's Abſchneiden der Köpfe der Luft zunächſt ausgeſetzt waren 


182 


und dadurch eine hochgelbe Färbung angenommen, zog den Stoff, der Farbe 
geben ſollte, durch heißes Waſſer aus, in welches er zunächſt eine ſehr geringe 
Gabe von doppelkohlenſaurem Natron — auch Soda und abgeklärtes Kalk⸗ 
waſſer leiſtet daſſelbe — brachte und färbte damit zunächſt die eben ſo bekannte 
als geſchätzte weiße Sandimmortelle aus Neuholland (Ammobium alatum), 
dann auch weiße oder verbleichte Immortellen jeder Art, und zwar zunächſt 
prachtvoll gelb und grün, in allen nur erwünſchten Abſtufungen, je nachdem 
wenig oder vieler Farbeſtoff aus jenem Kohl in wäſſerige Löſung gezogen und 
beziehendlich ein wenig Potaſche hinzugenommen. Theilt Herr Graichen gleich 
im Voraus jedoch die von ihm dabei wiederholt gemachte Erfahrung mit, daß, 
um Ammobium alatum gelb zu färben, man weiter nichts nöthig hat als 
warmes Waſſer, worin Soda oder noch beſſer doppelkohlenſaures Natron auf- 
gelöſt worden. In ſolches Waſſer werden die Immortellen getaucht, ausgeſpritzt 
und getrocknet. Soda oder Natron nämlich zerſtört in jenen Immortellen die 
vorherrſchende Kieſelſäure, und macht ſie dadurch und vermöge veränderter Licht— 
ſtrahlen für unſer Auge anregender, wärmer, lebhafter als die weiße Farbe. 
Denn die gelbe Farbe iſt, wenn ſie rein, wie bekannt, die nächſte am Licht. 
Sie entſteht, wie wir ſoeben geſehen haben, durch die gelindeſte Mäßigung des 
Lichts, alſo durch das am wenigſten beſchränkte Vorherrſchen deſſelben. In der 
höchſten Reinheit habe Referent das Gelb nie, als in der gelbgefärbten Im⸗ 
mortelle geſehen. Dieſe Farbe überhaupt führt ſtets die Natur des Hellen mit 
ſich und beſitzt, wie hauptſächlich die Jungfrauen wiſſen, eine erheiternde, ſanft 
reizende Eigenſchaft. — 


Um nun wieder auf den rothen Blätterkohl und auf den daraus gezogenen 
Farbeſtoff zu kommen, ſo habe Herr Graichen demſelben, Salpeterſäure, Schwe⸗ 
felſäure, Salzſäure, Alaun, Potaſche, Weinſtein u. ſ. w., ſo auch Apfelſaft, 
welcher, wie er ebenfalls erprobt, im Allgemeinen und hier insbeſondere die 
Stelle der Beize vertritt und zugleich, ſogar unächte Farben als ächt herſtellt, 
beigemiſcht und hat dadurch, je nach Anwendung des Einen oder des Andern, 
die vorgelegten Immortellen, die anfangs weiß waren, dunkelroth, purpurroth, 
roſa, blau, lila, violett, gelb und grün gefärbt. — 


Ein Jahr ſpäter, nach jener Wahrnehmung, befruchtete Graichen eine 
Blüthe jenes Farbekohls mit dem Blüthenſtaube, den er von dem blutrothen 
Kopfkraute und der ſchwarzen Malve — deren Blüthenſtaub als wirkſam auch 
für andere Blumen jahrelang als befruchtend aufbewahrt werden kann — ge⸗ 
nommen, um jenem Färbekohl einen noch intenſiveren Färbeſtoff einzuprägen. 
Es gelang ihm auch dies inſofern ganz, wie er erwartete, als er dadurch acht 
Kohlkörner erntete, womit er ſpäter, zur Saat verwendet, unter acht Kohlpflanzen 
drei erzog, welche die färbenden Eigenſchaften zu jeder Jahreszeit im hohen 
Maaße in ſich ſchließen. — Daß ſich mit dem, aus ſolchem Kohl gezogenen 
Farbeſtoffe auch Seide, Leinwand, Baumwolle und Papier färben laſſen, unter⸗ 
liegt, nach von ihm angeſtellten Probeverſuchen, keinem Zweifel mehr. Und 
dies um ſo gewiſſer nicht, als im vorigen Herbſte auch ein Franzoſe, Namens 
Jean, dieſen Farbeſtoff, welcher, ſeiner Anſicht nach, nur auf der Epidermis der 
Blätter der Brassica purpurea in Form von intenſiv purpurrothen Schüppchen 
auftreten ſolle, auch entdeckt und den Färbern durch öffentliche Blätter empfohlen, 


183 


dabei aber mit bemerft hat, daß ihm die Darftellung einer bleibend grünen 
Farbe daraus nicht gelungen ſei. 

Schon im vorigen Jahre hat Herr Graichen, auch unter Vorlegung grün 
gefärbter Blumen und Zeuge, die nach Jahresfriſt noch ſchön ſind, im land— 
wirthſchaftlichen Vereine zu Höckendorf bei Meerane, einen ausführlichen Vor— 
trag über ſeinen neuen Färbekohl gehalten und dabei nachgewieſen, daß mit 
dieſem auch Moos — beſſer, als es bisher mit der aus Torfarten gezogenen, 
im heißen Waſſer aufzulöſenden Pikrinſäure und Indigocarmin geſchehen — 
bleibend grün gefärbt werden kann. 

Vom Monat Juli 1864 ab verkauft Herr Graichen Samen von dieſem 
neuen Gemüſefutter und Färbekohle — welcher ebenſo, wie ſein obenerwähntes 
Winterkraut bei 3 Grad Wärme R. keimt, aufgeht, bei 1 Grad Wärme aber 
fortwächſt, den Winter über niemals erfriert und zugleich auch als Zierpflanze 
dienen kann — à Loth für Einen Thaler. 


— ¶ ꝓ— 


r 

Der Garten⸗Jugenieur. Handbuch der geſammten Tech- 
nik des Gartenweſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Garten-Gehülfen und 
Lehrlinge, Jugenieure, Architekten, Maurer- und Zimmermeiſter 2, Von N. 
W. A. Wormann. Dritte Abtheilung: die Canal- und Ofenheizungen, 
die Gärtnerwohnungen. Mit 6 Tafeln Abbildungen. Berlin 1864. Ernſt 
Schotte & Co. 

Die erſte Abtheilung dieſes für jeden Gärtner faſt unentbehrlichen Werkes 
erwähnten wir S. 573 des vorigen Jahrganges der Hamburger Gartenzei— 
tung und ließen eine Beſprechung der zweiten Abtheilung (die Teppichgärten) 
im zweiten Hefte S. 90 dieſes Jahrg. folgen.“) Es gereicht uns zu einem 
großen Vergnügen, heute die geehrten Leſer auf die dritte Abtheilung aufmerk— 
ſam machen zu können, in welcher einer der wichtigſten Gegenſtände, die Canal— 
und Ofenheizungen, beſprochen wird. Wie wenige Gärtner haben einen richtigen Be— 
griff von der Anlage eines Heizkanals und doch hängt von deſſen richtigen Anlage 
meiſt das Gelingen ihrer Mühen ab. Selbſt Mauermeiſter ſind ſehr oft unbe— 
wandert in der Anlage von Heizkanälen, ſie verlaſſen ſich dann auf den Gärtner 
und dieſe auf den Mauermeiſter, und erſt nach vielfachen mißlungenen Verſuchen 
und Koſtenaufwand, gelingt es ihnen einen ordentlichen, dem Zweck entſprechenden 
Heizungskanal herzuſtellen. Vielen Gärtnern, ja vielleicht den meiſten, mögen 
die Lehrmittel ſich in dem Fache zu unterrichten, fehlen, denn es giebt nur 
wenige Gartenbücher, welche dieſen Gegenſtand ſelbſt nur oberflächlich berühren, 
um ſo willkommener iſt die Herausgabe des „Garten-Ingenieurs“. Die dritte 
Abtheilung dieſes Werkes lehrt uns nicht nur die Anlage der Kanal- und 
Ofenheizungen in ihren verſchiedenſten Arten, ſondern wir finden in derſelben 
noch andere wiſſenswerthe und nützliche Abhandlungen, wie z. B. über Wärme, 
Verbrennung und Heizung im Allgemeinen, über das Thermometer, hierbei iſt 


) Anmerk. Ueber beide Kritiken ſandten wir der verehrl. Verlagsbuchhandlung 
die Belege ſeiner Zeit zu. Die Redact. 


a’ er 3 2 rn 
1 


184 i 
1 

eine Umwandlungs⸗Ueberſicht der Reaumür'ſchen Thermometer-Grade in die 
Grade der Celſtus'ſchen und Fahrenheit'ſchen und umgekehrt gegeben. 

„Die Anforderungen, die im Allgemeinen an das Wohnhaus eines 
Gärtners gemacht werden, ſind geringe, und trotz dem findet man, vorzüglich 
auf dem Lande, Räume, die dieſer Genügſamkeit kaum entſprechen. In den 
meiſten Fällen hält man es für mehr als vollſtändig ausreichend, wenn die Be- 
hauſung dem Gärtner ein kärgliches Unterkommen für ſich und ſeine Familie 
gewährt.“ Dieſes ſind die Worte, mit denen der Verfaſſer den Abſchnitt: 
die Gärtner-Wohnungen und deren Bau einleitet und wir erkennen deren Wahrheit 
vollkommen an. Mögen die Belehrungen, die der „Garten-Ingenieur“ über die 
Erbauung von Gärtner-Wohnungen giebt, von recht Vielen, namentlich von 
Privaten, die einen Garten beſitzen und einen Gärtner halten, berückſichtigt 
werden. — Die dieſer Abtheilung beigegebenen 6 Tafeln Abbildungen ſind 
von gleich guter Ausführung, wie die der vorigen Abtheilungen, ebenſo die 
übrige Ausſtattung. 

Wir empfehlen dieſes Werk nochmals beſtens als eine der wichtigſten Er⸗ 
ſcheinungen der neueren Gartenliteratur. E. Oo. 


Die Erdbeere, ihre Botanik, Geſchichte und Kultur. Vom 
Grafen Leonce de Lambertye. Verlag: Auguſte Goin, Paris. (J. 
Rothschild, 14 rue de Buei à Paris und Leipzig.) Lex.-Format. 392 S. 

Im vorigen Jahrgange der Hamburger Gartenzeitung (S. 427) machten 
wir die Leſer mit einem Werkchen des Grafen Lé&once de Lambertye, betitelt 
die Erdbeertreiberei, bekannt, welches einen Theil dieſes uns jetzt zugegangenen 
obgenannten größeren Werkes bildet. 

Dieſes Werk zerfällt in drei Abtheilungen und jede derſelben in drei 
Unterabtheilungen. In der erſten Abtheilung, welche man die wiſſenſchaftliche 
nennen kann, macht uns der Verfaſſer mit der Gattung Fragaria im allge⸗ 
meinen bekannt, giebt eine kurze Diſſertation über die Erdbeere und geht dann 
auf die Arten der Gattung Fragaria nebſt deren Varietäten über. Der Ver⸗ 
faſſer hat die von Jacques Gay aufgeſtellte Claſſification beibehalten. — Gay 
erkennt 8 Arten an, nämlich: drei europäiſche: F. vesca L.; elatior 
Ehrh. und collina Ehrh. — Drei amerikaniſche: F. chiloënsis Duch.; 
virginiana Mill. und Grayana Elis. Wilm. (F. grandiflora Ehrh. hält 
Gay für eine alterirte Form der F. chiloensis und ob F. lueida eine wirk⸗ 
liche Art iſt, habe er noch nicht beſtimmen können), und endlich zwei aſiatiſche: 
F. Daltoniana Gay und Nilgerrensis Schlecht. Nach Anführung dieſer 
Eintheilung, geht der Verfaſſer die einzelnen Arten durch, beſchreibt jede einzelne 
mit großer Genauigkeit, mit Hinzufügung aller Synonymen, Vaterland, Stand- 
orte, Blüthezeit, Reifezeit der Frucht ꝛe. (Die Frag. Hagenbachiana Rchb., 
die Gay als Art aufrecht erhielt, fol doch nur eine Hybride der F. collina 
und vesca ſein). Nach Aufzählung dieſer reinen 8 Arten läßt der Ver⸗ 
faſſer die alten Varietäten derſelben folgen, gruppirt nach ihren reſpeetiven 
Arten und mit genauer Angabe aller Synonymen und Citaten. So werden 
z. B. als Varietäten von F. vesca L. aufgeführt: var. semperflorens (F. 
semperflorens Duch.); var. muricata (F. sylvestris muricata Duch.); 


185 


var. hortensis (F. hortensis Duch.); var. monophylla (F. mono- 
phylla Duch.); var. efflagellis (F. efflagellis Duch.) und var. multi- 
plex (F. multiplex Poit. oder sylvestris multiplex Duch.). 

Der zweite Theil der erſten Abtheilung handelt über die geographiſche 
Verbreitung der Erdbeeren; im dritten Theile derſelben Abtheilung, giebt Herr 
de Lambertye die Beſchreibungen zu 40 der Cultur werthen Varietäten, wobei 
derſelbe bemerkt, daß er ebenſo gut weniger oder noch einmal ſo viele hätte 
aufführen können, er hält jedoch dieſe Zahl für genügend, zumal dieſelben als 
die vorzüglichſten gelten. Die Bemerkungen, welche zu jeder Varietät außer 
des Geſchichtlichen über ihren Urſprung und außer ihrer Beſchreibung gegeben 
ſind, ſind von allgemeinem Intereſſe und großem Nutzen für jeden Erdbeerfreund. 
Auf S. 68 und 69 ſind dieſe 40 Erdbeervarietäten tabellariſch zuſammen— 
geſtellt, ſo daß man aus dieſer Zuſammenſtellung ſogleich die Eigenſchaften 
einer jeder Frucht erſehen kann im Vergleich zu den übrigen. Außerdem ſtellt 
der Verfaſſer dieſe 40 Varietäten nach verſchiedenen Kategorien zuſammen, ſo 
z. B. führt er 1. diejenigen zuſammen auf, die alle guten Eigenſchaftem ver— 
einen, 2. diejenigen, welche zwar nicht ſehr ergiebig, deren Früchte jedoch aus— 
gezeichnet find, 3. Varietäten mit ausnehmend ſchönen Früchten und 4. Varie— 
täten, die ſich je durch verſchiedene Eigenſchaften empfehlen, ſo z. B. May 
Queen, die frühzeitigſte aller bekannten Sorten. Dieſe 40 Varietäten laſſen 
ſich auch noch anderweitig gruppiren, wie z. B. nach den vorzüglichſten Früchten, 
ferner nach den Sorten, welche die größten Früchte liefern und nach denjenigen, 
welche ſich gut treiben laſſen. — Der Schluß des dritten Theils der erſten 
Abtheilung dieſes vortrefflichen Werkes bilden die Veſchreibungen der vorher 
erwähnten 40 Varietäten, geordnet nach den Arten, von denen ſie abſtammen, 
die Arten ſelbſt geordnet nach den Ländern, aus denen ſie herſtammen. Eine ſehr 
intereſſante Abhandlung giebt der Verfaſſer über die Fragaria des quatre 
saisons (F. semperflorens, die mit Unrecht von allen Autoren als: Frai- 
sier des Alpes bezeichnet worden iſt, die jedoch nach einer ſehr genauen Aus— 
einanderſetzung des Verfaffers nichts anderes iſt, als eine Varietät der Walderd— 
beere (Fragaria vesca). 

Die zweite Abtheilung des Werkes zerfällt in 3 Perioden, die 1. Periode 
ſchildert mit größter Genauigkeit das Geſchichtliche über die Kultur der Erd— 
beeren vom Ende des 16. Jahrh. (1570) bis zu Duchesne 1766 (196 
Jahre). Die Details mit den vielen Citaten ſind von allgemeinem Intereſſe und 
zeugen von einem enormen Fleiße uud Mühe, welche der Verfaſſer auf ſein 
Werk verwendet hat. Er ſchildert die Erdbeere bei den Alten, deren Kultur 
nach Ch. Etienne und Jean Liébault (Maison rustique 1570), deren Kultur 
nach Oliver des Serres (1600); nach Claude Mollet (Theätre des plans 
et jardinage 1652); nach dem Verfaſſer des Jardinier Francois (1683), 
nach dem bon jardinier (1763) ꝛc. Die 2. Periode umfaßt 76 Jahre, ſie 
beginnt mit der Veröffentlichung der „Historie naturelle des Fraisiers““ 
von Duchesne (1766) und endet zur Zeit, als die 2. Edition der „Pomone 
frangaise vom Grafen Le Lieur (1842) erſchien. Alles, was der Verfaſſer 
auch in dieſem Abſchnitte mittheilt iſt vom größten Intereſſe, alle nur aufzu⸗ 
findenden Werke und Schriften, die in jener Periode über die Erdbeere erſchie— 
nen find, hat der Perfaſſer benutzt und macht er uns mit Arten bekannt, die den 


186 


meiſten Leſern bisher unbekannt geweſen fein dürften. — Die 3. Periode endlich 
beginnt zur Zeit der 2. Edition der Pomone frangaise 1842, und reicht 
bis auf unſere Zeit (1862). i 

Die 3. Abtheilung des Werkes zerfällt wiederum in 3 Theile und iſt dieſelbe 
von nicht geringerem Intereſſe als die vorhergehenden. Der 1. Theil handelt 
über die Kultur der F. vesca L. var. semperflorens im freien Lande; der 
Verfaſſer beſchreibt zuvörderſt dieſe Erdbeere, ſetzt nochmals auseinander, daß 
dieſe Art nicht auf den Alpen wächſt, eine Variätet und keine reine Art ſei 
und läßt dann deren verſchiedenen Kulturmethoden folgen. Der 2. Theil enthält 
die Kultur der Erdbeeren amerikaniſcher Rage (gewöhnlich Erdbeeren mit großen 
Früchten oder engliſche genannt) im freien Lande. Bei dieſen Erdbeeren giebt 
der Verfaſſer die Kulturmethoden verſchiedener Gärtner an, wie z. B. die 
Kultur nach Mae Even, nach J. Cuthill. Der 3. Theil endlich handelt über das 
Treiben der Erdbeeren, auch hier werden nach den allgemeinen Bemerkungen 
über das Treiben ſelbſt, verſchiedene Methoden angeführt, wie z. B. die Treibme⸗ 
thode im kaiſerl. Küchengarten zu Verſailles (von M. C. Griſon), die eng⸗ 
liſche Methode nach Mac Even, die deutſche Methode nach Tatter. 

Aus dem hier nur oberflächlich Angeführten geht zur Genüge hervor, daß 
das Buch des Grafen Lambertye das vollſtändigſte Werk uber die Erdbeeren iſt 
und dürfte daſſelbe nicht nur für jeden Gärtner, ſondern namentlich auch für jeden 
Freund dieſer ſo beliebten Frucht von allgemeinem Intereſſe und großem Nutzen 
ſein. C. Oo. 

Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners. 
Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der den Feld-, 
Wieſen-⸗ und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Berz 
tilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. Nach den bewährteſten Erfah— 
ruugen von Dr. Wiliam Löbe. Hamburg, Verlag von R. Kittler. 
Gr. 8. 294 Seiten. Geh. 1 Thlr. 

Der als Redakteur der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung und als Ver— 
faſſer vieler anderer Schriften über Garten- und Landbau rühmlichſt bekannte 
Verfaſſer hat hier ein Werk geliefert, das im Intereſſe des Privat- wie Ge— 
ſammtwohles den höheren und niederen Verwaltungsbehörden, ſowie den land— 
wirthſchaftlichen Vereinen zur Berückſichtigung und Verbreitung nicht warm genug 
zu empfehlen iſt. Es giebt allerdings ſchon eine Menge von ähnlichen Büchern, 
dennoch dürfte keins derſelben dieſem an Vollſtändigkeit nahe kommen. Viele der 
ähnlichen Schriften ſind theils zu wiſſenſchaftlich oder theils zu trivial gehalten und 
daher für den Landwirth und Gärtner zu unvollſtändig und von geringem Nutzen. 
Die meiſten der älteren Schriften ſind in der Hinſicht auch mangelhaft, daß ſie 
die Freunde des Landwirths und Gärtners, welche den Pflanzenfeinden nach— 
ſtellen, nicht genug würdigen, oft von dieſen ſo nützlichen Thierene gar keine 


Notiz nehmen oder nur ungenügend behandeln, während die Behandlung der 


ſchädlichen Thiere in faſt allen bisher erſchienenen Schriften oft nur ſehr man— 
gelhaft und unvollſtändig iſt. Dieſen Mängeln iſt im Löbe'ſchen Buche abge— 
holfen, es zeichnet ſich daſſelbe durch große Vollſtändigkeit aus, es bietet gegen 
alle dem Land- und Gartenbau ſchädlichen Thiere die bewährteſten Mittel, wie 
ſie je nach den Lokalverhältniſſen auch ausführbar und wirkſam ſind. Vielen 


187 


Thieren, wird die Schädlichkeit, die bisher gar nicht als ſchädlich bekannt 
waren nachgewieſen. Von großem Intereſſe iſt die Aufzählung der nützlichen 
Thiere, durch deren Verrichtung die ſchädlichen Thiere zum Nachtheil der Kul— 
turen Ueberhand nehmen. Wir finden mithin in dieſem Buche beides vereint 
und in einer ſolchen Vollſtändigkeit, daß das Buch als ein äußerſt praktiſches 
zu empfehlen iſt. Ein beigegebenes alphabetiſches Regiſter erleichtert das Auf— 
finden jedes Thieres, ſowohl nach ſeiner lateiniſchen oder deutſchen Benennung. 
C. Oo. 


— —— 


Feuilleton. 


Von neuen Pflanzen⸗Verzeichniſſen, die maſſenhaft bei uns ein⸗ 
gegangen, möchten wir die Leſer noch auf einige namentlich aufmerkſam machen, 
als: Verzeichniß der im gräflich Franz von Thun Hohenſtein'ſchen 
Schloßgarten in Tetſchen an der Elbe verkäuflichen Pflanzen. Hier 
finden wir unſtreitig die größte Auswahl von Orchideen, und den Freunden dieſer 
intereſſanten wie herrlichen Pflanzenfamilie wird hier die beſte Gelegenheit gebo— 
ten, ſich eine Sammlung zu billigen Preiſen anzulegen. Außerdem enthält 
das Verzeichniß eine gute Auswahl von Gewächshauspflanzen, Waſſerpflanzen, 
ferner Rhododendron, Camellien, Azaleen u. dgl. in großer Menge. Der 
jetzige Obergärtner in Tetſchen iſt bekanntlich Herr E. Lagler, an den man 
ſich wegen Aufträge zu wenden hat. 

Preis: Verzeichniß von Topf- und Landpflanzen des Daneel'ſchen Gar⸗ 
tens in Berlin (Obergärtner A. Paſewaldt) iſt wiederum reich an neuen, 
ſeltenen und ſchönen Pflanzen des Kalt- wie Warmhauſes, ſo auch beſonders 
an Aroideen, Dracaenen, Yukken u. dergl. Preiſe billig. 

Neueſte Roſen für 1864 offeriren die Kunſt- und Handelsgärtner 
Soupert & Notting in Luxemburg in ihrem neueften Preis-Courant. 
25 Sorten zu 75 Fr., 50 Sorten zu 112 Fr., ferner eine Menge neueſter 
Sortiments-Pflanzen. 

Haupt-Catalog (No. 29) über Warm-, Kalthaus- und Frei- 
landpflanzen und Baumſchulartikel des Garten-Etabliſſements von G. 
Geitner in Planitz. — Im Jahre 1862 erſchien zuletzt ein Haupt-Ca⸗ 
talog, der zugleich der „Jubel-Catalog“ bezeichnet wurde, indem zur Zeit das 
Geitner'ſche Garten-Etabliſſement ihr 25jähriges Beſtehen feierte. (Siehe 
Hamburg. Gartenztg. 18, S. 145.) Seit der Veröffentlichung jenes Catalogs 
erſchienen alljährlich nur Nachträge, bis nun jetzt wieder ein Haupt-Catalog, 
No. 29, gültig für 1864 — 1866, ausgegeben worden iſt. Derſelbe iſt in feiner 
inneren Einrichtung unverändert, aber faſt durchweg find die einzelnen Collectionen 
erweitert worden, ganz beſonders aber auch die Baumſchulenartikel. — Großes 
Intereſſe gewährt das Kartoffel-Sortiment. In Planitz beſteht nämlich ſeit 
kurzer Zeit ein „Kartoffelbau⸗Verein“. Derſelbe hat im vergangenen Frühjahre 
allein über 1000 Portionen Kartoffeln zu Verſuchen vertheilt, und auf den 
verſchiedenen Bodenarten angebaut. Die aus den angeſtellten Verſuchen als 


188 


brauchbar hervorgegangenen Sorten werden in dem Geitner'ſchen Catalog ange— 
boten à 2 Kthl., 24 Sorten à 1 zu 1 Rthl. Wir machen die geehrten 
Abonnenten unſerer Zeitung auf dieſes Verzeichniß aufmerkſam, das auf Ver⸗ 
langen Jedem franco eingeſandt wird. 

Das Verzeichniß von Stauden, Roſen und Topf-Pflanzen der 
Samenhandlung, Kunſt- und Handelsgärtnerei vom Garten-Inſpector Jühlke 
(Firma C. Awppelius) in Erfurt, enthält viele neue und empfehlenswerthe 
Pflanzen, eine reiche Stauden-Collection mit Angabe des Habitus und der 
Blüthezeit jeder Art, was die Auswahl den Nichtkennern ſehr erleichtert, und 
vieles Andere. 

Von der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig iſt ein neues 
Preis⸗Verzeichniß über Pflanzen für das freie Land, Zierbäume, Zierſträucher, 
Nadelhölzer, Obſtſorten, Stauden und buntblättrige Pflanzen, ſowie über Flor— 
und Mode⸗Blumen, indiſche Azaleen und Camellien ausgegeben worden (No. 27), 
auf das wir Blumen- und Pflanzenfreunde aufmerkſam machen. Daſſelbe ent 
hält unter den genannten Pflanzen nicht nur eine große Auswahl der beſten 
neueren Arten und Varietäten, ſondern auch das Neueſte, was im Laufe des 
letzten Jahres in den Handel gekommen iſt. 

Das neueſte Verzeichniß der Flottbecker Baumſchulen. Es 
iſt nicht unſere Abſicht, die Baumſchulen der Herren James Booth & 
Söhne hier beſonders empfehlen zu wollen, denn dies iſt unnöthig, ſie ſind 
in der ganzen Welt rühmlichſt bekannt. Ein Blick in das vor kurzer Zeit 
erſchienene neueſte Verzeichniß veranlaßte uns, einen Vergleich mit anderen 
uns vorliegenden Verzeichniſſen ähnlicher Etabliſſements anzuſtellen, aber wir 
beſitzen keines, das dem Booth'ſchen an Reichhaltigkeit gleichkommt. In den 
letzten wenigen Jahren iſt die Gehölzſammlung der Flottbecker Baumſchulen 
ungemein erweitert worden, nicht nur in Ziergehölzen, ſondern auch in Obſt— 
bäumen und Obſt-Sträuchern jeglicher Art. Bereits im vorigen Jahrg. unſrer 
Zeitſchrift haben wir auf die Reichhaltigkeit und auf den Vorrath in den Flotts 
becker Baumſchulen hingewieſen. Unſere Angaben werden durch dies Verzeich— 
niß beſtätigt, indem mehre Wald-Baumarten, wie z. B. Ailanthus glandu- 
losa und andere, in 10,000 und 100,000 Exemplaren angeboten werden. 
Außer den Baum- und Straucharten ſind in dieſem Verzeichniſſe auch noch die 
Sammlungen von Stauden, Farne für's freie Land, Sortimente von Mode- 
oder Genre-Blumen, Georginen ꝛc. aufgeführt. Ein Verzeichniß über neuere 
Kalt⸗ und Warmhaupflanzen ſoll demnächſt erfolgen. E. Drs. 


Tomaten (Solanum Lycopersicum). Im Journal de la Societ. 


imper. et centr. d' Horticulture, Jan. 1864, iſt ein Bericht über die Kul⸗ 
tur der Tomaten des Herrn Ponce, Gemüſegärtner zu Clichy la Garonne, 
veröffentlicht, aus dem man erſieht, welch enormes Quantum dieſer Frucht 
alljährlich in Frankreich verbraucht wird. Herr Ponce macht drei Anpflanzun⸗ 
gen, die erſte auf Warmbeete. Unter 24 Fenſtern werden 3600 Pflanzen aus⸗ 
gepflanzt. Die zweite Anpflanzung auf etwas kältere Beete mit 1800 Pflanzen 
und die letzte im freien Lande, wozu 4000 Pflanzen verwendet werden. Die 
Durchſchnittsſumme der erzielten Früchte einer auf Miſtbeeten kultivirten 
Pflanze beträgt ungefähr 50—60, während von einer im Freien kultivirten 
Pflanze nur 40 —50. 


189 


Von den ca. 9400 ausgepflanzten Tomaten Pflanzen erzielt Hr. Ponce 
mindeſtens durchſchnittlich 5 Kilog. Früchte von jeder Pflanze, oder im Ganzen 
47,000 Kilog., welche dieſer eine Gärtner in jedem Jahre auf die Märkte 
von Paris ſendet. 

Buntblättrige Pflanzen. Eine eigene Erſcheinung iſt es, daß 
am ganzen Moſel-Ufer fat ſämmtliche daſelbſt wild wachſenden Pflanzen in 
buntblättrigen Exemplaren zu finden find, wie z. B. Prunus spinosa, gold— 
und ſilberpanachirt, Medicago, Mercurialis annua, Urtica urens, ſchön 
ſilberpanachirt, Galeobdolon, Lamium, Trifolium u. dgl. Man findet 
ſogar öfter am Ufer gepflanzte Obſtbäume, die zur Hälfte, nach der Straßen— 
ſeite hin, ganz buntblättrig ſind. Unter einem Goldregen waren hundert junger 
Sämlinge aufgegangen, die zum größten Theil panachirte Blätter hatten. 
Grund dieſer Erſcheinung wird wahrſcheinlich im Auswurfe oder Ausdünſtungen 
der Moſel zu ſuchen ſein. G. v. d. W. 

Ein Acelimatiſationsgarten ſoll, wie es heißt, im Park zu Beverie 
in Lüttich angelegt werden, der zugleich auch als öffentlicher Beluſtigungsort 
dienen loll. Die dortige Gartenbau-Geſellſchaft hat deshalb einen Aufruf zur 
Zeichnung von Actien à 250 Fr. ergehen laſſen. (Flora.) 

Lederſtreifen. Herr Theodor Klemm, Lederfabrikant in Pfullingen, 
Württemberg, macht Gärtner auf ſeine auf eigenthümliche Weiſe gegerbten Leder— 
ſtreifen als dauerhaftes und beſtes Material zum Anheften von 
Nummerhölzern und zum Anbinden von Bäumen aufmerkſam. Die— 
ſelben find ſeit Jahren in Anwendung und Herr Garten-Inſpector Lucas 
in Reutlingen empfiehlt dieſe Lederſtreifen (ſiehe deſſen pomolog. Taſchenbuch, 
1863) angelegentlichſt, denn ſelbige find nicht nur von längerer Dauer, als 
alle bisher zu dieſem Zweck angewandten Materialien, ſondern haben auch den 
Vorzug, daß ſie beim Anbinden der Bäume nicht leicht in die Rinde einſchnei— 
den wie Draht, und zum Anheften der Nummerhölzer am beſten von einigen 
Zoll Durchmeſſer bequem verwendet werden können, auch hat man bei Anwen— 
dung dieſes Bindematerials das Abbrechen wie beim Draht nicht zu fürchten, 
da dieſe Lederſtreifen viele Jahre ihre Biegſamkeit behalten und dann haben 
ſelbige noch den Vortheil, daß ſie billiger ſind als alle andere hierzu zu ver— 
wendende Materialien. — So koſten 1000 Stück No. 1, ca. 17“ lang 
württ. Dez. Maas, 5 P 5 Sgr., No. 3, ca. 8“ lang, 3 ⸗J 4 Sgr. und 
ſo im Verhältniß. 

Blumenmärkte in Paris. Ein neuer Blumenmarkt iſt in Paris 
im Entſtehen, derſelbe wird auf dem Boulevard Richard Lenoir, zwiſchen der 
Baſtille und der Fontaine des Boulevard du Temple, errichtet. Der Verkauf 
von Pflanzen und Blumen, die jetzt einen ſo großen Handelsartikel in Paris 
bilden, war in früherer Zeit nur gering. Damals beſaßen die Gärtner lange 
nicht jo viele Varietäten, als fie jetzt haben und fie verkanften ihre wenigen Blu— 
men, die fie kultivirten, auf dem Marché aux Poirées oder auf der Ponte 
neuf. Die Auswahl der Blumen beſchränkte ſich meiſt auf das einheimiſche 
Veilchen und Roſen, Ranunkeln und die Damascener Roſe, eingeführt unter 
der Regierung Louis des IX., den Flieder, eingeführt von Perſien im 16. 
Jahrhundert, und die Nelken, von denen Rabelais die erſte ſeinem Freunde, 
dem Cardinal Estiſſae aus Italien, mitbrachte. Während der Regierung Lud— 


190 


wig XIII. gaben einige ſpaniſche Frauen dem Pariſer Blumenmarkt eine neue 
Anziehungskraft. Die Corporation der Pariſer Blumenhändler wurde nirgends 
übertroffen und der Blumenmarkt an der Pont neuf erhielt einen bedeutenden 
Ruf. Die franzöſiſchen Gärtner hatten die Auswahl ihrer Blumen noch vermehrt 
durch die japaneſiſche Tulpe, die ſie von Holland zu Anfang des 17. Jahrh. 
erhalten hatten, die Nareiſſe aus dem Oſten und die Hyaeinthe von Conſtan⸗ 
tinopel. Die Blumeakultur war demnach ſchon bedeutend erweitert und die 
Reſeda und bengaliſche Roſen wurden in Frankreich gegen Ende der Regierung 
Ludwig XV. eingeführt; die Dahlia kam 1792 vom botaniſchen Garten zu 
Madrid nach Paris, nachdem ſie zwei Jahre früher in Madrid von Mexico 
eingeführt worden war. Einige Jahre ſpäter brachte ein franzöſiſcher Capitain 
eine neue Pflanze von China mit, die er Hortenſia nannte, zu Ehren ſeiner Frau. 
Seit jener Zeit ſind dann die verſchiedenſten tropiſchen Gewächſe in ſolcher 
Menge eingeführt, von denen viele wieder der Vergeſſenheit anheimgefallen ſind. 
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts war die Pont neuf nicht mehr geräumig 
genug für die zunehmende Menge von Blumenverkäufern. Der Markt breiteie ſich 
über den Quai de la Ferraille aus und im Jahre 1808 war die Fahrſtraße 
völlig geſperrt, ſo daß der Markt nach dem Quai Deſaix verlegt wurde. Im 
Jahre 1824 betrug die Zahl der Blumenmärkte in Paris vier, zu denen nun 
noch der erwähnte neue hinzukommt. (G. Chr.) 
Haupenvertilgungs- Methode. Wie man hört, wird bei dem 
gräflich Czernin'ſchen Meierhofe Miltschowes eine neue Raupenvertilgungs-Me⸗ 
thode mit Erfolg angewandt. Es wird nämlich eine beliebige Quantität Salz 
und Holzaſche in Waſſer aufgelöſt und dieſe ätzende Flüſſigkeit ſodann mit 
Lehmerde zu einem dünnen Brei angemacht, mit welchem man vermittelſt eines 
auf einer langen Stange befeſtigten Maurerpinſels zur Morgen- und Abendzeit 
die zuſammengekrochenen Raupenneſter anſtreicht. Schon nach einigen Stunden 
ſoll eine Anzahl todter Raupen unter den Bäumen liegen. Auch wird durch 
das Anſtreichen ſchon viel Ungeziefer erdrückt. (Fundgr. No. 37.) 


Perſonal⸗Notizen. 


Celle. + Herr Joh. H. Ebermann, wohl einer der älteſten 
Handelsgärtner Deutſchlands, iſt nach kurzem Krankenlager im 77. Jahre ge- 
ſtorben. Es war der Pflegeſohn des Hrn. J. L. Schiebler, des Gründers 
der Firma: J. L. Schiebler und Sohn. Im Jahre 1817 trat J. H. 
Ebermann als Theilnehmer des Geſchäftes ein. Nach dem Tode feines Pflege- 
vaters hatte die Gärtnerei einen ſolch bedeutenden Aufſchwung genommen, daß 
er ſeinen Sohn Louis Ebermann als Theilnehmer aufnahm, mit dem er 
die Gärtnerei bis zum Jahre 1849 leitete, zu welcher Zeit er das Geſchäft 
an ſeinen Sohn abtrat, der demſelben noch heute vorſteht und es verſtanden hat, 
durch Fleiß und Umſicht ſeine Gärtnerei zu einer der bedeutenſten Deutſchlands 
zu erheben. 


191 


Paris. + Am 16. Januar ſtarb hierſelbſt der rühmlichſt bekannte Bo⸗ 
taniker Herr Jacques Etienne Gay im 77. Lebensjahre. 


London. + Herr Joſeph Woods, ein Veteran unter den engli— 
ſchen Botanikern, ſtarb am 9. Jan. zu Southhover, 88 Jahr alt. Nach ihm 
iſt die ſeltene Farngattung Woodsia von Robert Brown benannt. Sein erſtes 
Werk, welches er publieirte, war eine Monographie der Roſen Britaniens 
(1816). Im Jahre 1850 gab er das ſehr wichtige Werk: „die Touriſten 
Flora“ heraus, das ein unentbehrliches Handbuch für engliſche Botaniker iſt, 
welche den Continent bereiſen. (G. Chr.) 


Potsdam. In Folge des Ablebens des K. Oberhofgärtners F. Fi n— 
telmann zu Charlottenburg haben nachſtehende Stellen-Verſetzungen unter den 
Königl. Hofgärtnern ſtattgefunden. 

Herr Carl Fintelmann, bisher Hofgärtner am Neuen Palais zu 
Potsdam, iſt als ſolcher nach Charlottenburg und Herr Hofgärtner Emil 
Sello nach dem Neuen Palais, Herr Hofgärtner Kühne aus Paretz als 
Hofgärtner für die Anlagen bei den neuen Orangeriehäuſern, dem Ruinenberg 
2c., der Königl. Obergehulfe S. Wilke nach Paretz und der Palais-Gärtner 
Janike als Garten⸗Obergehülfe nach dem Neuen Palais verſetzt. 


Strohmatten. 


Strohmatten 
dieſer Art 
bei 
Aug. Garvens, 


ſind zu haben 


HAMBURG, 
a Rödingsmarkt 
DB 


+ 


DR 


Stuttgart. 


VUnterzeichneter erlaubt fich, unter Bezugnahme des beiliegenden Proſpectus, 
fein großes Magazin in ft mied» und gußeiſernen Patent-Garten-Möbeln, 
Gartenzäunen, Hof- u. Gartenthoren, Blumentiſchen, feinen und ordinären 
Bettſtellen, Federmatratzen (an Dauerhaftigkeit und Elaſticität das bisher 
Geleiſtete weit übertreffend), Balkon⸗ und Grab-Geländer nach den neueſten 
Deſſins in Schmied- und Guß⸗Eiſen, Grabkreuze in jeder Größe, Café- und 
Reſtaurations⸗Einrichtungen, als: ſchwarze u. weiße Schieferplatten, desgl. in 
Marmor, Tiſchfüße in verſchiedenen Sorten, Garderobſtändern, die fo beliebten 
Wiener Holzſeſſel, Pavillons, Gewächshäuſer, Glasdächer, Volieren, geſtrickte 
und gewebte Drabtgeflechte in Empfehlung zu bringen, uud zugleich die Anzeige 
damit zu verbinden, daß er jede in dieſes Fach einſchlagende Beſtellung aufs 
prompteſte und billigſte auszuführen im Stande iſt. 


Carl Rexer, Fabrikant. 


* b | 9 
192 | 


| Samen⸗Offerte. | 

Auf unſer reichhaltiges Verzeichniß von Gemüſe, Feld: und Blumen 
Samen ꝛc. mit billigſten Preis-Notirungen machen wir ergebenſt aufmerkſam 
und bitten, uns zur Ueberſendung, welche unentgeltlich erfolgt, gef. veranlaſſen 


zu wollen. 
Gebrüder Boettner in Greußen unweit Erfurt. 


H. Arnoldiiche Obſt⸗Cabinet 


aus 
Porzellan-Compositions-Masse 


beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirfiche, 
18 Pflaumen enthalten. 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter Be⸗ 
ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2½ Nthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 


Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, b 
„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 

| 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EE, 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, s 
„ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag. 
„ die Schweiz hat die Scherer’fche Buchhandlung in Solothurn, f 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Erx⸗ 0 
höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. 


Briefwechſel. 


H. in Düſſeldorf. Die beſten Bücher über Giftpflanzen ſind: Brandt, Phoebus 
und Ratzeburg, Abbild. u. Beſchreib. der deutſchen Giftgewächfe. Berlin 
1838. 4°. Hirſchwald. Mit ſehr guten Abbildungen. — Hochſtetter, die 
Giftgewächſe Deutſchlands u. der Schweiz. Eßlingen 1844. | 


Ei 


Berichtigungen zu Seite 131—133, 
Seite 131, Zeile 23 von Unten lies: „gefügt ſind“ ſtatt „gemacht iſt“. 
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8 dDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 
1) Katalog von Herrn Fr. Herm. Ohlendorff in Ham bei Hamburg, 
worauf die Redaction aufmerkſam macht. 


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193 


Feinde der Obſtbäume. 


Häufig hört man von den Gartenbeſitzern die Klage, daß die jüngern 
Gärtner zu wenig mit der Obſtbaumzucht vertraut wären und dieſe ſich nicht 
Raths wüßten, wenn ſchädliche Einflüſſe irgend welcher Art die Obſtbäume 
zu vernichten drohten. Dieſe Klage iſt vielfach gerechtfertigt und es läßt ſich 
Nichts dagegen ſagen; dabei dürfte und ſollte es aber nicht bleiben und wir 
müſſen auf den Grund zurückgehen und die Urſache der Schuld ins Auge 
faſſen, die nur allein denen, welche ſich damit abgeben, „Leute in die Lehre zu 
nehmen und ſie als Kunſtgärtner in die Welt zu ſchicken“ zur Laſt gelegt wer— 
den kann. — Wohl iſt es keine Kleinigkeit, einem jungen Manne in der ge— 
wöhnlich dreijährigen Lehrzeit eine practiſche und theoretiſche Kenntniß der 
Blumen⸗, Obſtbaum⸗ und Gemüſezucht, verbunden mit der Treiberei und die 
Fähigkeit, eine Anlage machen zu können, beizubringen, wenn er nicht einſeitig 
ausgebildet in das Leben als gelernter Gärtner treten ſoll; ebenſowenig leicht 
iſt es, das Intereſſe für alle dieſe Zweige der Gartenkunſt in ihm zu erwecken, 
wenn er in jederlei Stellung ſich Rath wiſſen und die ſonſt gewöhnlich erſchei— 
nenden Arbeiten nicht mit Unluſt machen ſoll. — Ferner iſt es nicht zu leugnen, 
daß die Blumenzucht den größern Reiz für den Anfänger hat; die Gemüſe— 
und Obſtbaumzucht erſcheint derſelben untergeordnet und man glaubt noch viel— 
fältig, daß die denſelben zugehörenden Arbeiten mehr Arbeiterſache wären; dies 
iſt aber eine ſehr falſche Anſchauungsweiſe, denn ſicher gehört nicht weniger 
Kenntniß, Geſchick und Umſicht dazu, tüchtig in dieſen beiden Zweigen zu ſein. 
— Damit nun aber dieſe ſcheinbar gewöhnlichen Arbeiten auch gern von den 
jüngern Gärtnern gemacht werden, iſt es nothwendig, von vorn herein die— 
ſelben nicht als bloße mechaniſche Arbeiten von dieſen machen zu laſſen, ſondern 

die jungen Leute darauf hinzuweiſen, daß ſie dabei zu denken und ihre Auf— 
merkſamkeit auf die Gründe hinzulenken haben, aus denen viele dieſer Arbeiten 
namentlich bei der Obſtbaumzucht entſpringen und vorgenommen werden müſſen. — 

Sobald die Obſtbaumzucht ins Auge gefaßt wird, tritt uns gleich die 
Nothwendigkeit hervor, ſich bekannt mit den Feinden zu machen, welche den 

1 dabei entſtehenden Mühe entgegen treten und leider oft nicht allein die ſpecielle 

Freude des Obſtbaumfreundes verderben, ſondern ſchade bringend für eine ganze 
Ortſchaft werden können. — Kaum giebt es wohl ärgere Feinde der Obſt— 

bäume, als die Raupen gewiſſer Schmetterlinge, welche überhandnehmend nicht 
bloß die Ernte, ſondern auch das Leben des Baumes zerſtören, und dieſen 
entgegenzutreten, möchte ich hier Gärtnern und Gartenbeſitzern, welche ihr 
Augenmerk bisher weniger darauf gerichtet, auch einmal ein Wort reden. 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 13 


194 
Von den Schmetterlingen (Lepidopteren) find es einige Tagſchmetter⸗ 


linge (Papiliones) und mehrere Nachtſchmetterlinge (Phalaenae), deren 
Raupen den Obſtbäumen ſehr gefährlich werden können; von den Phalaenen 


ſind es wieder mehrere Spinner (Bombyces), Spanner (Geometrae), 


Wickler (Tortrices) und Motten (Tineae). Sind es nun die Schmetter⸗ 
linge nicht ſelbſt, ſondern ihre Raupen, welche verheerend auftreten, ſo wäre 
es ja immerhin von Nutzen, auch erſtere zu tödten, was aber bei ihrem Fluge 
nicht gut angeht; es iſt daher das Augenmerk auf die von ihnen abzulegenden 
Eier zu richten und dieſe müſſen, wie die aus ihnen hervorkommenden Raupen 
vertilgt werden. — Damit man aber nicht auch ſolche Schmetterlinge vertilgen 
möchte, die nie ſo maſſenhaft erſcheinen, als daß ihre Raupen dem Pflanzen⸗ 
reiche wirklich Schaden bringen könnten, iſt es nothwendig, eine ungefähre 
Kenntniß von dieſen zu haben, um nicht barbariſch auch das zu tödten, was 
der Natur einen beſondern Reiz mit verleiht und den Naturfreund beim Er 
wachen des Frühjahrs als Frühlingsboten mit begrüßt. 

Der leichtern Ueberſicht wegen habe ich eine monatliche Zuſammenſtellung 
gemacht, aus der das Fliegen der, den Obſtbäumen gefährlichen Schmetterlinge, 
das Abſetzen ihrer Eier, das Auskriechen der Raupen, die Verpuppung derſelben 
und die Vertilgung ihrer Raupenneſter und Eier beſſer zu überſehen iſt. Auch 
wird es vielleicht manchem Gartenfreunde lieb ſein, nebenbei eine ungefähre 
Beſchreibung dieſer Schmetterlinge, ihrer Raupen und Puppen zu erhalten, da 
hierdurch die Luſt mehr erweckt wird, dieſen, den Obſtbäumen ſo gefährlichen 
Feinden auf die Spur zu kommen und ihre Vertilgung vorzunehmen. 


Januar, Februar und März. — Die Raupenneſter des Baumweißlings und 


des Goldafters find mit der Raupenſcheere von den Obſtbäumen abzu⸗ 
ſchneiden; die Eier des Schwemmſpinners müſſen durch Abkratzen und 
die Eier des Ringelſpinners durch Abſchneiden der dünnen Aeſtchen, 
an denen ſie haften, vertilgt werden. 

April. — Die Raupen des Baumweißlings und des Goldafters fangen an 
aus ihren Neſtern auszukriechen. 

Mai. — Die Raupen des Schwemmſpinners, des Ringelſpinners und des 
Winterſpanners kriechen aus ihren Eiern aus. 

Juni. Die Raupen des Baumweißlings, des Goldafters und des Ringelſpinners 


verpuppen ſich; ebenſo die des Winterſpanners, die zur Verpuppung 


in die Erde gehen. 
Juli. Die Flugzeit der Baumweißlinge, der Goldafter und der Ringelſpinner 


beginnt, und fie legen ihre Eier ab, die Raupen des Schwemmſpinners 


verpuppen ſich. — Die Raupen des Abpfelwicklers kriechen aus und 


müſſen aus dem abgefallenen, wurmſtichigen Obſte herausgenommen 
und getödtet werden. — Die Raupen der Obſtbaummotte erſcheinen 
zwiſchen Geſpinnſten in den Obſtbäumen; die Neſter müſſen durch 
Ausſchneiden mit Raupenſcheeren entfernt und die Raupen zerdrückt 


werden. 


Auguſt. Die Raupen des Baumweißlings und des Goldafters kriechen aus 


ihren Eiern aus und verſpinnen ſich zu Neſtern. Die Puppen des 
Winterſpanners können durch Umgraben der Erde um die Stämme 


195 


der Obſtbäume vertilgt werden. — Die Flugzeit der 0 
beginnt und ſie fangen an, ihre Eier abzulegen. 

September. Der Schwemmſpinner legt ſeine Eier weiter ab, und die in der 
Erde ſich befindenden Puppen des Winterſpanners en durch Um⸗ 
graben vertilgt werden. 

October. Die Männchen des Winterſpanners fangen an zu fliegen und die 
ungeflügelten Weibchen, welche an die Obſtbäume hinaufkriechen, müſſen 
durch Umbinden der Stämme mit getheerten Papierſtreifen gefangen 
und nachher getödtet werden. 

November und December. Die Raupenneſter des Baumweißlings und des 
Goldafters, ſo wie die Eier des Schwemmſpinners und des Ringel— 
ſpinners müſſen vertilgt werden; ebenſo muß das Auffangen des weib— 
lichen Froſtſpanners fortgeſetzt werden. — 

Der Baumweißling, Papilio Crataegi L., welcher ungefähr 
2 Zoll breit iſt, hat weiße, mit ſchwarzen Adern durchzogene Flügel und einen 
ſchwarzen Leib. Seine graue Raupe, an 1½ Zoll lang, hat einen ſchwarzen 
Rücken und auf den Seiten einen braunen Streifen. Die eckige blaßgelbliche 
Puppe mit ſchwarzen Flecken findet ſich an ihrem Ende an den Zweigen der 
Obſtbäume angeheftet. — Der Schmetterling fliegt und legt im Juli häufchen— 
weiſe ſeine gelben Eier auf die Blätter der verſchiedenen Obſtbäume ab. 

Kurze Zeit nach dem Eierlegen kommen die Räupchen aus und über— 
ſpinnen ſich gewöhnlich in einem Blatte; ſo überwintern ſie, fallen im Früh— 
jahre die Knospen an und freſſen ſich bis vor ihrer Verpuppung, welche im 
Juni in den Zweigen der Obſtbäume geſchieht, groß. 

Die Vertilgung der Raupenneſter, die in den, oft hin und her flatternden, 
verſponnenen Blättern an den Obſtbäumen zu erkennen ſind, muß im Winter 
mit der Raupenſcheere vorgenommen werden; doch darf man es nicht zu ſpät 
in das Frühjahr hinausſchieben, indem bei warmer Frühjahrswitterung die 
Räupchen zeitig ihr Leben zeigen, auskriechen und ihre Verheerung beginnen. 
Die zuſammengekehrten Neſter und verſponnenen trocknen Blätter müſſen, nach— 
dem die Räupchen zerdrückt worden, zuletzt noch verbrannt werden. — 

Der Schwemmſpinner, Bombys dis par L., auch Stammmotte 
genannt, hat beim Weibchen 2½ bis 3 Zoll Breite; das Männchen iſt kleiner. 
— Die Farbe des Spinners iſt ſchmutzig weiß; über die Flügel gehen bräun— 
liche Streifen hinweg, die bei dem männlichen Schmetterling deutlicher gezeichnet 
ſind. Der Leib iſt auffallend dick. — Die gefräßige über 2 Zoll lange 


Raupe iſt braun und hat auf dem Rücken blaue und rothe Warzen, die mit 
Blüſcheln langer grauer Haare bedeckt find. Die große, nur leicht behaarte 


Puppe iſt braun und findet ſich in ganz wenigem Fadengeſpinnſte zwiſchen 
Blättern der Obſtbäume, an Stämmen derſelben ſo wie auch an alten Zäunen. 

Der Schmetterling legt im Auguſt ſeine Eier, welche mit ſchmutzig weißer 
Wolle umgeben find, an die Stämme und Aeſte der Obſtbäume, an Stafete, 
hölzerne Planken und alte Mauern, wo fie im Winter über haften bleiben; erſt 
im Frühjahre darauf kriechen die Raupen heraus. 

Da die Weibchen viel ſitzen, ſo iſt dieſen eher beizukommen, wie auch 
die Vertilgung der Eier durch Abkratzen mit Hacken und nachheriges Zerdrücken 
leicht geſchehen kann. | 


13” 


196 


Der Goldafter, Bombyx chrysorrhoea L. iſt zwiſchen 1 bis 2 
Zoll breit und von weißglänzender Farbe; der Bauch iſt am Ende braunge⸗ 
färbt. — Die graubraune, nur 1 Zoll lange Raupe iſt durch gelbliche und 
rothe Streifen gezeichnet; die in ungleichen Büſcheln ſtehenden Haare derſelben 
ſind gelblich. — Die kleine Puppe iſt ſchwarzbraun und wenig behaart. 

Der Spinner fliegt im Juli und legt hier ſeine von röthlichbrauner 
Wolle umgebenen Eier an die Blätter der Obſtbäume ab. Aus dieſen kriechen 
nach einigen Wochen die Räupchen aus, welche ſich in mehrere Blätter zu— 
ſammenſpinnen und hierin überwintern. Sie fangen im Frühjahr darauf ihre 
Vernichtung an den jungen Blättern an, wachſen dabei und verpuppen ſich im 
Juni unter einem Geſpinnſte. — Die Vertilgung der Neſter geſchieht im Winter, 
wo ſie in den Kronen der Obſtbäume leicht aufzufinden ſind; ſie werden mit 
der Raupenſcheere abgeſchnitten, zerdrückt und aufgeleſen, da die Räupchen beim 
Erwachen des Frühlings auch von den auf der Erde liegenbleibenden Neſtern 
auskriechen und Schaden bringen würden. 

Der Ringelſpinner, Bombyx neustria L. hat ungefähr einen 
Zoll Breite; die Farbe iſt hellgelblich, und geht ins Rothbräunliche über. 
Ueber die Oberflügel gehen zwei dunklere bogige Streifen. — Der weibliche 
Spinner iſt etwas größer, als der männliche. Die graublaue, ziemlich behaarte 
Raupe iſt etwa einen Zoll lang und hat rothe Streifen; die Puppe, ungefähr 
1 Zoll lang, iſt ſchwarzbraun und hat bräulichgelbe Haare. 

Der Spinner fliegt im Juli und Auguſt und legt ſeine Eier in feſten 
Ringeln um die ſchwächern Triebe der Obſtbäume; ſie erſcheinen wie aufgeleimt 
und bleiben während des Winters daran. — Im Frühjahr darauf kriechen die 
Raupen aus, wo ſie ihren Fraß beginnen; ſie halten ſich geſellſchaftlich auf, 
gehen aber vor der Verpuppung auseinander und man findet die Puppen an 
Zäunen, Bäumen und alten Mauern haften. 

Die Vertilgung der Ringeleier geſchieht dadurch, daß man die Aeſtchen, 
woran fie haften, mit der Raupenſcheere und wo es geht, mit dem Meſſer ab— 
ſchneidet, dieſelben aufſucht und dann verbrennt, überſieht man ſolche Ringel— 
neſter, was bei ihrer grauen Farbe ſehr leicht möglich iſt, ſo kann man den 
Raupen, welche, wie ſchon erwähnt, ſich geſellſchaftlich zuſaneechulten noch 
nachſtellen und ſie zerdrücken. 

Der Winterſpanner, Geometra brumata L. wird häufig von 
den Gärtnern und Obſtbaumzüchtern Froſtſchmetterling genannt. — Der männ— 
liche Spanner iſt 1 Zoll breit; die Flügel ſind glänzend braungrau und haben 
gebogene dunkle Streifchen, Das Weibchen iſt ungeflügelt. — Die Raupe 
iſt ungefähr ½ Zoll lang und gelbgrün. — Die kleine hellbraune Puppe 
verbirgt ſich einige Zoll tief unter der Erde in der Nähe des Obſtbaumes. 

Das Weibchen, welches nur kriecht, legt im Herbſte die Eier an die 
ſchwachen Triebe der Obſtbäume ab und die Raupen kommen im Frübjahr 


darauf aus; ſie verheeren die Knospen und machen in kurzer Zeit einen Baum 


kahl. Da nun die Gärtner und Obſtbaumpächter ihr Augenmerk darauf zu 
richten haben, das Ablegen der Eier zu verhüten, indem deren Aufſuchen und 
Vertilgung nicht ausführbar iſt, ſo werden im Herbſt Papierſtreifen um die 
Stämme der Obſtbäume gebunden und dieſe mit Theer beſtrichen. Die 
Weibchen bleiben beim Aufkriechen an den Stamm daran haften und können 


197 


fo gefangen und hierauf getödtet werden. Das öftere Uebertheeren des Papieres 
hängt von der wärmern oder kühlern Witterung ab, je nachdem der Theer vom 
Papiere entſchwindet. — Was das Vertilgen der Puppen anbelangt, ſo kann 
man die Erde um die Obſtbäume im Auguſt und September einen tüchtigen 
Spatenſtich tief umgraben, da hierdurch dieſelben ſo tief untergebracht werden, 
daß ein Auskriechen der Schmetterlinge nicht mehr ſtattfinden kann. 

Der Apfelwickler, Tortrix pomona L. iſt nicht ganz einen 
Zoll breit, hat bläulichgraue Oberflügel mit vielen Streifchen und glänzend 
braune Unterflügel. — Die Oberflügel haben einen braunen Flecken, der von 
einem ganz dunklen Rande umgeben iſt. 

Der Wickler legt ſeine Eier um die Stiele der Früchtchen, als Aepfel, 
Birnen und Pflaumen und die bald darauf auskommenden Raupen gehen in 
die Früchte hinein, worauf dieſelben abfallen; gewöhnlich nennt man dieſe abge— 
fallenen Früchte wurmſtichige. — Ein Aufſuchen dieſer wurmſtichigen Früchte, 
ein Aufſchneiden derſelben und ein Tödten der darin enthaltenen Raupen kann 
einer Ueberhandnahme dieſes Obſtfeindes wenigſtens etwas vorbeugen. 

Die O bſtbaummotte, Tinea padella L. ungefähr 1 Zoll breit, 
iſt auf den Oberflügeln weiß gefärbt; und mit ſchwarzen Punkten beſtreut. 
Die Farbe der Unterflügel iſt dunkelgrau. 

Die grauſchwarzen kleinen Raupen erſcheinen mitten im Sommer in weißen 
Geſpinnſten zwiſchen den Blättern der Obſtbäume. — Man kann dieſe Neſter 
an den höhern Bäumen mit der Raupenſcheere ausſchneidenz wo man ſie mit 
der Hand erreichen kann, werden ſie herausgebrochen. Jedoch ſtöre man bei 
der Vertilgung nicht zu ſehr, da ſich die kleinen Raupen bei der Berührung 
der Neſter entfernen, an einem Faden herablaſſen und ſo entkommen können. 

Haben nun für den Blumenzüchter dieſe Andeutungen weniger Intereſſe 
und Werth, ſo will ich auch dadurch nur jüngere Gärtner und Gartenbeſitzer, 
welche ſich mehr auf die Obſtbaumzucht legen wolleu, hauptſächlich auf die hier 
genannten Feinde der Obſtbäume, die ja jo häufig vorkommen, aufmerkſam ges 
macht haben. Sie werden nur zu oft überſehen, weil das Augenmerk viel 
zu wenig auf die Schmetterlinge und ihrer Raupen gerichtet wird, deren unge— 
fähre Kenntniß einem Kunſtgärtner zur unbedingten Nothwendigkeit mit gemacht 
werden ſollte. 

L. Schroeter. 


F 


| Zur Orchideencultur. 


Liegt es in dem Vorurtheile, daß zur Cultur der Orchideen eigens dazu 
erbaute Gewächshäuſer, deren Temperatur immer eine ſehr erhöhte ſein muß, 
nothwendig wären, weil man außer in größern Gärtnereien, die von tüchtigen 
Gärtnern geleitet werden, ſo ſelten Orchideen gepflegt ſieht oder liegt es darin, 
daß viele Gärtner mit der Cultur dieſer intereſſanten Pflanzen weniger vertraut 
ſind und nicht Gelegenheit haben, irgend welchen Aufſchluß über die Pflege 
der Orchideen zu erlangen?! Das Letzte kann wohl kaum ſein, denn es iſt 


198 


ſchon manches Wort über die Cultur der Orchideen geſchrieben worden, fo daß 


es an keinem Aufſchluſſe fehlen kann, wenn es ſich namentlich um die Cultur a 


älterer ſchon längſt eingeführter Arten handelt, deren Anſchaffung doch nur 
alleinig anzurathen iſt, wenn mit einer Sammlung der Anfang erſt gemacht 
werden ſoll. 

Dieſen älteren, längſt eingeführten Orchideen will ich bloß das Wort reden, 
welches vielleicht dazu beitragen kann, manchen Gartenliebhaber zur Anſchaffung 
der einen oder der andern Art zu bewegen, die, wenn auch kein eigens dazu eins 
gerichtetes Häuschen da iſt, doch zur Blüthe gebracht und zuletzt im 
Zimmer während ihrer Blüthezeit aufgeſtellt werden kann. — Es muß doch 
für den Gärtner erfreulich ſein, etwas anderes als die alltäglichen Blumen mit 
in dem Zimmer aufzuſtellen, was zur Blumen-Decoration beſtimmt iſt. 

Bei dem Anfange der Orchideencultur ſieht man ſofort, daß man nicht 
mit der bloßen Theorie fertig wird und daß die practiſche Ausführung manche 
Schwierigkeiten bietet, die durch die Theorie nicht gehoben werden können. 
Die größte Schwierigkeit hat es mit dem Begießen, denn dadurch werden wohl 
die meiſten Orchideen zu Grunde gerichtet, ſei es, daß die Wurzeln faulen oder 
die jungen Triebe zu Grunde gehen, von denen ja allein die Blüthe ſpäterer 
Jahre bedingt iſt. — Die Theorie lernt einem zwar, daß man die Orchideen 
während der Ruhezeit trocken und während der Wachsthumsperiode naß halten 
ſoll; ſie räth nach dieſer allmälig mit dem Gießen einzuhalten, bis die Pflanze 
in ihre Ruhezeit eintritt. Welche Vorſicht muß man aber mit dem Gießen 
beobachten, wenn ſich die jungen Triebe zeigen und wie leicht ſammelt ſich 
Waſſer darin auf, welches das unvermeidliche Faulen dieſer zarten Triebe mit 
ſich bringt. Wie oft gewahrt man, daß die ſo ſchön weiß ausſehenden Wurzeln 
auf einmal braun gefärbt und ſo der Fäulniß anheimgegeben ſind, ſo daß man 
nur eine ſchwache Pflanze für die Zukunft zu erwarten hat?! Es iſt demnach 
nothwendig, während des erſten Wachsthums der jungen Triebe ſein Augenmerk 
beſonders auf dieſe zu richten und die Aufſtellung ſeiner Orchideen ſo einzu— 
richten, daß man die im Triebe ſich befindenden zuſammenſtellt, während die 
im Ruhezuſtande ſich befindenden gleichfalls zuſammen zu placiren find. 
Bei den auf Bäumen wachſenden Orchideen kann man dadurch vorbeugen, daß 
man dieſe an Klötzen befeſtigt, die man entweder aufhängen oder doch wenig— 
ſtens eine ſchräge Richtung geben kann, wodurch ein Aufſammeln des Waſſers 
in den jungen Trieben verhindert wird; hat man aber die Idee, die Orchideen 
in Töpfen zu cultiviren, fo geht dies nicht und man muß dem natürlichen 
Wachsthum durch Aufmerkſamkeit und Vorſicht nachkommen, was ſich auch in 
den allermeiſten Fällen belohnt. — Außerdem hat das Cultiviren in Töpfen 
den Vorzug, daß man die blühenden Exemplare im Zimmer aufſtellen und ſo 
placiren kann, daß ſie von jeder Seite beobachtet werden können und zugleich 
eine ſchöne Zimmer-Decoration liefern. Dem Anfänger, der nur ganz kleine 
Exemplare beſitzt, würde es überhaupt eher möglich werden, alle ſeine Orchideen 
aufzuhängen; wer aber ſchon lange Jahre die Cultur betreibt und große 
Exemplare beſitzt, der muß vor allem das Aufhängen der zur Cultur zu ver⸗ 
wendenden Behälter laſſen. 

Sei es nun, daß man ſeine Orchideen ſtellen oder hängen will, daß man 
ſie an Klötzen befeftigt oder in Töpfe pflanzt, die bei einigen Gattungen, 


7 ˙ 1 a u 2 


„ CV OWERN: 


199 


welche ihre Blüthen nach unten treiben, als namentlich die Stanhopeen, noch 


Ausſchnitte erhalten müſſen, ſo iſt wohl das zum Pflanzen zu verwendende 


Material das weſentlichſte mit bei der Cultur. Die Gefäße ſollen ja über— 
haupt nur das Material zuſammenhalten und die Wurzeln müſſen ſich frei 
darin bewegen können und niemals eine Anhäufung von Waſſer erleiden. Eine 
poröſe Erde, beſtehend aus verfaulten Holzſtücken und Sphanum, vermiſcht mit 
groben Holzkohlen und mit Topfſcherben gehört zur Pflanzung der Orchidee; 
doch habe ich auch ein anderes Material dazu verwendet, was wohl unbeſtritten 
als das beſte mit zu empfehlen iſt. Es iſt dies ein Torf, den Herr Geitner 
in Planitz bei Zwickau in Sachſen zur Cultur ſeiner Orchideen verwendet. — 
Ich habe mich ſelbſt von dem guten Wachsthum ſeiner Orchideen an Ort und 
Stelle überzeugt und Verſuche mit ſolchem von dort bezogenem Torfe gemacht, 
die allen Erwartungen entſprachen und Nichts zu wünſchen übrig ließen. 
Die Wurzeln gingen begierig in den Torf hinein, der lange Zeit, wenn er 
ordentlich angefeuchtet, gleichmäßige Näſſe behielt und ſie zeigten ſich ſo weiß 
und geſund, daß man wohl behaupten konnte, kein beſſeres Material zur 
Orchideencultur finden zu können. Die Feuchtigkeit kann ſich in keinem 
Theile anhäufen und die Leichtigkeit des Torfes iſt jeder Behandlung fähig, 
ſei es, daß man mehrere Stücke mit Bleidraht zuſammenfügt oder ihn ſtückweiſe 
in die Gefäße hineinbringt. 

Beabſichtigt man nun mit dieſem Material oder mit einer poröſen Erde 
eine Pflanzung in Töpfen vorzunehmen, ſo gebe man zuerſt eine ziemliche 
Scherbenunterlage und pflanze die Orchideen bei Schonung der geſunden Wur— 
zeln ſo ein, daß ſie erhöht zu ſtehen kommen, ſo daß immer noch ein Abfluß 
des Waſſers von der Mitte nach dem Rande ſtattſinden kann. Ein Beſpritzen 
der im Triebe ſich befindenden Orchideen kann nur dann vorgenommen werden, 
wenn die Pflanzen ſchräge befeſtigt ſind oder die Triebe abgehärtet genug er— 
ſcheinen, um dem ſich etwa darin aufzuſammelnden Waſſer widerſtehen zu 
können. . 

Was nun die Temperatur anbelangt, ſo ſtelle man als Anfänger ſeine 
Orchideen in jedes beliebige Gewächshäuschen, welches zur Cultur warmer 
Pflanzen verwendet wird und deſſen Temperatur zwiſchen 10 bis 14 Grad 
ſchwankt; vorzüglich ſind die aus China, Mexico und Guatemala ſtammenden 
Orchideen zur erſten Anſchaffung anzurathen, die, wenn ſie auch ſchon lange 
eingeführt und als ältere Sorten in den Verzeichniſſen aufgeführt ſind, ſich 
durch leichteres Blühen vor ſolchen auszeichnen, die dem wärmſten Zonen ange— 
hören, welche nur durch erhöhte Temperatur zum Blühen ſich willig zeigen, in 
ihrer Pflege mehr Schwierigkeiten bieten und mehr einer vollſtändigen Orchideen— 
ſammlung angehören. — 

Bei dem Anfange einer Orchideen ſamlung wird häufig der Fehler gemacht, 
daß mit der Beſchaffung neuer Arten angefangen wird. Man läßt die ältern 
Sorten bei Seite liegen und thut dies zu ſeinem eignen Schaden, da gerade 
dieſe oft die willigſtblühenden find und kräftig fortwachſen, während man bei 
neuern Sorten kaum ein ordentliches Wachsthum ſieht, geſchweige denn eine 
Blüthe aufbringt. Oft geht das Wachſen neuer Sorten ſo langſam von 
ſtatten, daß man von einem Jahre zum andern kaum einen Fortſchritt bemerkt 
und nebenbei erhält man noch beim Ankauf ſo winzige Exemplare, daß von 


200 


vorn herein die Luft zur Cultur ſchon eine Zurückſchreckung erhält. Wer num 
nicht ſpecielles Intereſſe für Orchideen und paſſende Einrichtungen zu ihrer 
Aufnahme beſitzt, der greife ja bei der erſten Wahl nach ältern Sorten, die 
man in kräftigen Exemplaren beziehen kann. — Unter den länger eingeführten 
Orchideen find es die Stanhopeen mit großen, an hängenden Stengeln ſitzenden 
Blumen, die einem fliegenden, mit Beute verſehenem Adler gleichen und nebenbei 
einen ſtarken, ſüßlichen Geruch verbreiten. Es wären Stanhopea insignis 
Frost aus Braſilien ſtammend, Stanhopea oculata Lindl. in Mexiko und 
Stanhopea Wardii Lodd. in Caracas heimiſch, zuerſt zu empfehlen. — 
Zygopetalum Mackai Hook. in Braſilien vorkommend iſt ſchön in der 
Blüthe, welche zugleich von ſehr langer Dauer iſt. Sie nimmt mit mäßiger 
Wärme vorlieb und kann während des Blühens ohne Nachtheil lange Zeit im 
Zimmer placirt werden. Die Gattung Cypripedium bietet dem Anfänger die 
leicht zu cultivirende Art insigne Wall. aus Sylhet. Die ſchuhartige große 
Blume iſt originell und von ſehr langer Dauer. Eine andere Art O. 
venustum Wall. auch in Sylhet heimiſch, iſt gleichfalls empfehlenswerth, 
dankbar blühend und auch von leichter Cultur. Unbeſtritten iſt wohl die Dauer 
der Blüthezeit dieſer Pflanzen eine der längſten, denn ich habe ſelbſt in Zimmer 
an 4—6 Wochen lang biühende Cypripedien gehabt, die kaum eine Verän⸗ 
derung der Vlüthe während dieſer Zeit zeigten. — Trifft man auch hin und 
wieder das Cypripedium insigne im kalten Hauſe cultivirt, ſo unterliegt es 
doch keinem Zweifel, daß das Wachsthum da zu langſam von Statten geht 
und die Blüthe nicht die Größe erhält, die ſie in einem temperirten Hauſe 
zeigt. — Nach der Ausbildung der neuen Triebe härte man die Pflanze durch 
Luft ab, was ein Blühen um fo eher vergewiſſert. — Lycaste aromatica 
Hook. aus Mexiko, mit den gelben apfelduftenden Blumen, Maxillaria Har- 
risoniae Lindl. und M. pieta Hook., beide in Braſilien heimiſch, find 
dankbar blühende Orchideen und von leichter Cultur. — Cattleya Mossiae 
Lindl. aus Venezuela, eine ſehr ſchön blühende Orchidee, ſollte den Reigen 
einer Sammlung eröffnen, ebenſo Odontoglossum grande Lindl. heimiſch 
in Guatemala, welches durch Größe der Blumen ſich beſonders empfiehlt. — 
Oneidium Papilio Lindl. aus Venezuela mit den Schmetterlingsblumen, iſt 
auch eine ältere Orchidee, doch empfindlicher und daher mehr Aufſicht verlangend. 
— Phajus maculatus Lindl. aus Oſtindien mit den großen weißgefleckten 
Blättern und Phajus grandifolius Lour. (Limodorum Tankervilliae 
Ait.) aus China müſſen den Anfang einer Orchideenſammlung mitmachen. — 
Goodyera discolor Ker aus Braſilien macht einen lieblichen Eindruck, wenn 
ihre mit weißen Blümchen beſetzten Blüthenſtengel aus dem dunklen Blätterbuſch 
hervortreten; ſie iſt von langer Blüthedauer und zur Aufſtellung im Zimmer 
ſehr geeignet. — Acropera Loddigesii Lindl. aus Mexiko, mit hängenden 
Stengeln welche mit zimmtduftenden Blumen beſetzt find, Epidendrum coch- 
leatum Lindl. (pulcherrimum Kl.) aus Columbien, dankbar und hübſch 
blühend, und Cymbidium aloifolium Sw. aus China, eine alte aber immer 
intereſſante Pflanze mit hängenden Blüthenſtengeln, ſind gleichfalls zur erſten 
Beſchaffung zu empfehlen. — 

Hat man den Anfang einer Orchideenſammlung mit dieſen hier vorgeführten 
älteren Arten gemacht, ſo werden ſich mit der Zeit andere ſchönblühende daran 


201 


reihen. Die länger eingeführten müſſen aber erft den anderen die Bahn 
brechen und dem, der Freude an dieſer Pflanzenfamilie hat, das Intereſſe ſo 
wecken, daß er ſich nicht mit dem bloßen Hörenſagen von Orchideen begnügen 
kann, ſondern dieſelben anſchaſſen und im eignen Garten in irgend einem zu 
warmen Pflanzen beſtimmten Häuschen zur Blüthe und zur eignen Anſchauung 
bringen muß. L. Schroeter. 


Was an der Gärtnerei iſt Kunſt? 
Von H. Uliſch. 

Die Erörterung einer Frage ſollte in einer Zeit, in welcher die Gärtnerei 
ſo große Anſtrengungen macht, ſich durch ſich ſelbſt zu helfen und daher die 
Kräfte des einzelnen Gärtners mehr in Anſpruch nimmt, als gewöhnlich, Jedem 
wichtig genug erſcheinen, um ſie einer öffentlichen Beſprechung zu würdigen. 

Kunſt iſt die Ausübung gewiſſer Fähigkeiten, durch welche der Menſch, 
indem er einen Gegenſtand im Ideale bei freier Selbſtbeſtimmung nachahmt, 
zum Zwecke moraliſcher Vervollkommnung unmittelbar auf die Sinnlichkeit 
wirkt. Bei der Beantwortung obiger Frage iſt es beſonders das Ideal, das 
uns zu führen hat. Das Ideal iſt nämlich ein Gegenſtand der Natur, welchen 
der Künſtler zum Zwecke der Nachahmung ſeiner eignen Art ſich in einem Zu— 
ſtande höherer Schönheit vorſtellt. Thun wir dies nun mit einem kleinen oder 
großen Stück Landſchaft, ſo finden wir in demſelben den Boden mehr geebnet und in 
der Form ſeiner Schönheitslinie, die Bäume und Sträucher ſind ebenfalls nach 
ihrer Form und dem Eindrucke, den ſie auf unſere Einbildungskraft machen, 
überhaupt iſt alles nach gewiſſen Geſetzen geordnet. In dieſem lebhaft als 
Ganzes vorgeſtellten Landſchaftsbilde erhalten wir das Ideal, dem der Garten— 
künſtler folgt, um einen Garten anzulegen. 

Wenn wir nun die im Publikum ſowohl, wie unter den Gärtnern oft 
vertretene Meinung, daß es ein Werk der Kunſt ſei, Pflanzen zu kultiviren, 
Spalierbäume zu ziehen u. dgl. näher betrachten, fo erhalten wir folgendes 
Ergebniß: Es liegt allerdings in der Aufgabe der Gärtnerei, in Treibhäuſern, 
wie die gewöhnliche Ausdrucksweiſe iſt, das Klima nachzuahmen, in welchem 
die zu kultivirenden Pflanzen in der freien Natur am beſten gedeihen, indeſſen 
iſt es eine Unmöglichkeit, etwas Höheres und Beſſeres, als das Klima iſt, ſich 
vorzuſtellen, den daſſelbe iſt für uns Menſchen etwas ſeinem Weſen nach Ur— 
ſprüngliches und als ſolches in jeder Hinſicht unbegreiflich, unfaßbar. Daher 
gleichfalls widerſinnig iſt es, das Klima im Ideale ſich vorſtellen zu wollen, 
denn es iſt daſſelbe ſeinem Weſen nach real. Indem wir Pflanzen kultiviren, 
kann es nur unſre Aufgabe ſein, die Art und Weiſe ihres Beſtehens, wie ſie 
durch das Klima bedingt iſt, nachzuahmen. Bei dieſer Art und Weiſe aber 
haben wir es nicht mit Schönheit, ſondern mit Zweckmäßigkeit, nicht mit der 
Sinnlichkeit, ſondern mit der Einſicht (Intelligenz) daher nicht mit der Kunſt, 
ſondern mit der Wiſſenſchaft zu thun. Wir fragen nicht, ob uns die Erde 
oder die Lage, in welcher eine beliebige Pflanze am beſten gedeiht, ein ſchönes 
Bild liefert, ſondern ob ſie gut oder zweckmäßig ſei. Nur dadurch, daß wir 


202 


uns beſtreben das einer Pflanze zuträglichſte Verhältniſt ihres Beſtehens genau 
ebenſo zu treffen, wie die Natur es verlangt, kann der höhere Zweck der 
Nachahmung erreicht und ein verſtändiges Kulturverfahren begründet werden. 
Dasjenige was nachgeahmt wird iſt alſo nicht der Gegenſtand im höheren Zu— 
ſtande (der Idealität), ſondern im Zuſtande der Wirklichkeit (Realität). Wenn 
wir das Klima und die Bedingungen ändern wollen, unter denen die zu kulti— 
virenden Pflanzen leben, ſo erreichen wir nicht unſeren höheren Zweck, nämlich 
das geſunde Gedeihen der Pflanzen, ſondern das Gegentheil. Da nun aber die 
Wiſſenſchuft dem Realen folgt, d. h. ſich von allem einen möglichſt klaren 
Begriff zu verſchaffen ſucht und die Kunſt dem Idealen, d. h. von allem ein 
möglichſt ſchönes Bild zu erhalten beſtrebt iſt, ſo kann man die Wirkſamkeit 
der Gärtnerei, indem ſie Pflanzen aus anderen Klimaten in Gewächshäuſern 
kultivirt, nur in das Gebiet der Wiſſenſchaften legen, ähnlich, wie die Land— 
und Forſt-Wirthſchafl. Es find dies Wiſſenſchaften, welche zu einem Ergebniß 
nicht unbedingt und ausſchließlich durch Schlußfolge, ſondern neben dieſer mehr 
oder weniger durch empiriſches Verfahren gelangen und werden als betrachtende, 
praktiſche u. dgl. Wiſſenſchaften bezeichnet. 

Da in ähnlicher Weiſe allen anderen Verrichtungen bei der Gärtnerei kein 
Ideal zu Grunde liegt, ſo iſt an derſelben nur derjenige Theil wirkliche Kunſt, 
deſſen Ideal oben zum Unterſchiede von demjenigen bezeichnet wurde, was man 
erhält, indem man „das Klima nachahmt.“ Dieſes Ideal iſt ein ächtes, denn 
es liefert uns ein nachahmbares Bild und im nachgeahmten Bilde ein ächtes 
Kunſtwerk. 

Aus dem Geſagten können wir in mehrerer Rückſicht Nutzen ziehen und 
es fällt uns zuerſt auf, daß wir jetzt mit Recht denjenigen Theil der Gärtnerei, 
der es lehrt, Gärten anzulegen, kurzweg „Gartenkunſt“ nennen können. Bei 
dem Worte „bildende Gartenkunſt“ ſollte füglich das erſte Wort wegfallen, 
denn man ſpricht nicht von einer „bildende Bildhauerkunſt“ und das Wort 
„Landſchafts⸗Gärtnerei“ iſt zwar erſchöpfend, jedoch lang und enthält nicht den 
Begriff „Kunſt.“ Alles Uebrige, was die Gärtnerei in ihren weiten Grenzen 
birgt, kann, will man nicht den einzelnen Theil bezeichnen, unter der Benen⸗ 
nung „Gärtnerei“ den Platz finden. 

Ferner fällt es ſehr auf, wenn man von einem „natürlichen und ſym— 
metriſchen Style“ Gärten anzulegen lieſt, da es doch klar erwieſen iſt, daß die 
Art und Weiſe, Gärten ſymmetriſch (ebenmäßig) anzulegen, nicht das Werk 
der Kunſt iſt und nur dem Kunſtwerke verſtändigermaßen ein Styl zukommt. 
Von einem „natürlichen Style“ kann ſchon deswegen keine Rede ſein, weil an 
und für ſich jeder Styl, in dieſem Sinne genommen, natürlich iſt. Das Ideal 
ruht in der Natur und nach dem Ideale und der Individualität (der jedem 
einzelnen Künſtler eigenthümlichen Auffaſſungsweiſe) des Künſtlers richtet ſich 
der Styl. Beide Ausdrücke ſollten daher, wenn wir irgend als Schriftſteller 
vor einem urtheilsfähigem Publikum gelten wollen, wegfallen. Der Gärtner, 
welcher es übernommen hat, eine junge, kaum bekannte Kunſt von bedeutender 
Zukunft auf dem Felde der Literatur zu ſchützen und ihre Entwickelung zu 
leiten, hat es durchaus nöthig, bei einem ſo ehrenvollen Berufe, Gelehrſamkeit 
zu erwerben. Freilich kann man nicht ſtaunen, daß man in dieſer Beziehung 
auf Irrthümer ſtößt, denn wenn man erwägt, welchen weiten wiſſenſchaftlichen 


203 


und Kunftbereich der Gärtner theoretiſch und practiſch zu bearbeiten hat und 
wie ſpärliche materielle Mittel ihm zu ſeinem Lebensunterhalte, daher zu ſeiner 
wiſſenſchaftlichen Ausbildung zu Gebote ſtehen, ſo kann man nur erfreut ſein, 
wenn man die Leiſtungen der Gärtnerei erkennt. Fleiß und Ausdauer, welche 
die Natur jedem Gärtner aufdringt, ſcheint derſelbe auch nach außen hin zu 
bethätigen und wohl wäre ihm zu wünſchen, daß die harte Nuß zwiſchen ſeinen 
Zähnen manchmal etwas mehr Nahrung bieten möchte. 

An dieſen Ort gehört nun noch die Beſprechung einer Redensart, welche 
man ſo oft hört, und welche einen Irrthum, den ſie enthält, weit in der Welt 
verbreitet. Sie lautet in ihrer Dunkelheit meiſtens: „Bei der Kunſt muß 
man nicht zuviel philoſophiren. Wiewohl damit eigentlich nichts Beſtimmtes 
geſagt wird, ſo gilt ſie doch bei demjenigen Theile der Künſtler, der mehr ar— 
beitet, als denkt, mehr, als fie werth if. Wenn es darauf ankommt Kunfts 
grundſätze, Kunſtgeſetze u. ſ. w. feſtzuſtellen und wenn es gilt, ſich über die 
Wirkungsweiſe einer Kunſt klar zu werden, ſo kann dies nicht anders, als 
durch die Wiſſenſchaft geſchehen. Geſchmack iſt die durch die Ueberlegung ge— 
regelte Einbildungskraft und wenn dieſe Erklärung auch nicht ins Einzelne 
geht, ſo iſt ſie doch richtig und beweiſt, das intellectuelle Kräfte dabei zu er— 
klären ſind und will man überhaupt eine geſunde Kritik erzielen, was bei der 
Kunſt eine große Wichtigkeit iſt, ſo muß man den Einfluß der Wiſſenſchaft 
auf die Kunſt zugeben und erkennen. 

Kritik iſt der Geſchmack, wie er ſich äußert, wenn er betrachtend und ge— 
nießend vor dem Kuuſtwerke ſteht und er wirkt daher in einer anderen Rich— 
tung, als wenn er mit dem Künſtler am entſtehenden Kunſtwerke arbeitet. Der 
Künſtler, indem er arbeitet, ſtellt z. B. keine Betrachtungen darüber an, was 
überhaupt für Forderungen an ein vollendetes Kunſtwerk zu ſtellen ſind, ſondern 
er iſt unter dem Einfluſſe des Kunſtſinnes (des Geſchmacks im Allgemeinen, 
derjenigen Fähigkeit, vermöge der wir mehr oder weniger leicht vom Schönen 
im Allgemeinen, nicht an etwas Beſonderem, beeinflußt werden) und hält das 
Kunſtwerk, an dem er arbeitet für das unter ſeinen Händen entſtehende, mehr 
oder weniger fertig gewordene Ideal. Hört er auf zu arbeiten, ſo tritt das 
Ideal wieder in ſeine geiſtige Form zurück, bis er wieder arbeitet, denn der 
ſinnliche Eindruck, den das im Material gleichſam entſtehende Ideal macht, 
überwältigt bei der Arbeit die Vorſtellung (den intellectuellen Eindruck). Ge— 
wöhnlich ſagt man, er folge ſeinem Gefühle, obgleich auch dies ein falſcher 
Ausdruck iſt, denn das Gefühl leitet uns bei der Handlung und nicht bei der 
ſinnlichen Anſchauung. Es iſt recht eigentlich der Geſchmack der hier thä— 
tig iſt. — 

Ich erlaube mir, hier die kurze Bemerkung anzufügen, daß ich Recenſionen 
nicht eher beantworten kann, als bis eine kleine Zahl von Aufſätzen erſchienen 
iſt, dann jedoch werde ich mir die Beantwortung umſomehr angelegen ſein 
laſſen, als ich dafür halte, daß der Austauſch von Ideen in Zeitſchriften, welche 
nur der Gärtnerei gewidmet und wo die Gärtner, ſo zu ſagen, öffentlicher 
Weiſe unter ſich find, dem Gedeihen einer Kunſt-Literatur nur erſprießlich fein 
kann. 


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204 


Ueber das künſtleriſche Verſtändniß der 
ſymmetriſehen (ebenmäßigen) Baumformen. 
Von H. Uliſch. 

Bei der Betrachtung und Vergleichung der verſchiedenen Formen der Bäume fällt 
uns an denſelben ihre Verſchiedenheit mit Bezug auf ihre mehr oder minder große 
Freiheit oder Symmetrie (Ebenmaß) auf. Wir ſehen z. B. daß die Tanne der 
Pyramiden-Form, die Kugelakazie der Kugelform u. ſ. w. ſich entſchieden mehr 
nähern, als viele andere Baumformen und obwohl wir die Form jedes in ſeiner Art 
ungeftört gewachſenen Baumes in ein Oval, eine Ellipſe u. ſ. w. einſchließen 
können, ſo ſind doch die Formen der eben angeführten Bäume ganz beſonders 
auffallend. Man hat ſie, im Vergleich mit den mehr freien Formen die ſym— 
metriſchen (ebenmäßigen) Baumformen genannt. Dieſe nun haben in mehr 
als einer Hinſicht oft genug Anlaß gegeben, ſalſche und richtige Grundſätze und 
Schlußfolgerungen, was die künſtleriſche Bedeutung betrifft, hervorzurufen, als 
daß es nicht an der Zeit wäre, die Irrthümer auf die Warheit zurückzu- 
führen. 

Gedenken wir der Anſicht Vieler, welche es ausſpricht, daß, weil die 
Natur Vorbild des Künſtlers ſei und ſie in der Bildung ihrer Bäume ſo nahe 
an die ebenmäßige Form gehe, wir ein Recht hätten, als Gartenkünſtler in der 
Form der Gartenanlage als unſer Kunſtwerk ebenſo nahe an die ebenmäßige 
Form zu gehen. Es müſſe, heißt es, eine Form geben, welche zwar frei ſei, 
aber doch der ebenmäßigen Form bedeutend nahe komme, ohne das Auge zu 
beleidigen. Es müſſe alſo möglich ſein, eine Anlage darſtellen zu können, 
welche zwar frei in der Form ſei, dem Auge aber die ebenmäßige Form und 
zwar ziemlich ſtark durchfühlen laſſe. 

So beſtechend dieſe Anſicht für denjenigen iſt, der obenhin urtheilt, ſo 
haltlos iſt ſie bei näherer Betrachtung, denn indem wir ſie ausſprechen, urtheilen 
wir über etwas ganz Allgemeines, und glauben zu einem richtigen Ergebniß 
zu kommen, indem wir willkührlich das Ergebniß des Urtheils im Beſonderen 
unterſchieben. Folgen wir dem Eindruck des Idealen (der Realität der Form 
in höherer Schönheit im Allgemeinen) ſo kommen wir allerdings zu obiger 
Betrachtung, indeſſen hat das Allgemeine, alſo auch das Ideale, keine Grenzen, 
iſt unbeſtimmt und läßt keinen Vergleich zu. Wir gelangen daher über daſſelbe 
mit unſerem Urtheile zu keinem genugthuenden Ergebniß und erfahren etwas 


Aehnliches wie der Künſtler, wenn er unter dem Einfluſſe des allgemeinen 
Kunſtdranges der Idee zu einem Kunſtwerke, das er ſchaffen will, Herr zu 


werden ſucht. Erſt, wenn das Ideale ſich an etwas Beſtimmtes bindet und ſo 
das Ideal entſteht, finden wir Gelegenheit zu einem Vergleich. Das Ideal 
der Gartenkunſt aber iſt das Ideale, gebunden an ein großes oder kleines Stück 
Landſchaft und nicht an das mehr oder weniger Ebenmäßige der Baumformen. 
Es iſt daher nicht die Aufgabe der Gartenkunſt, Bäume, ſondern vielmehr die 
Landſchaft nachzuahmen. Wenn wir als Gartenkünſtler die Aufgabe hätten, 
eine Baumwelt nach unſrer Erfindung zu ſchaffen, dann müßten wir allerdings 
den Wink der Natur, was die Annäherung an das Ebenmaß betrifft, berück⸗ 
ſichtigen, da dies aber nicht in unſrer Kraft als Menſchen liegt, ſo iſt es eben 


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unmöglich und obige Anſicht, was die Anwendung des Ebenmaßes betrifft, 
eine irrige. 

Wir haben es als Gartenkünſtler in der urſprünglichen Landſchaft mit 
Bäumen und Sträuchern in zweierlei Beziehung zu thun. Einmal iſt uns die 
Stellung derſelben, alſo der Grundriß von Wichtigkeit und ferner haben wir 
die Anſicht derſelben zu berückſichtigen. Der Grundriß der Landſchaft aber, 
unſer Ideal, verbietet uns nicht allein jede ebenmäßige Stellung der Bäume 
und Sträucher, ſondern auch alles Hinneigen zum Ebenmaße oder Beachten 
ebenmäßiger Form oder Stellung irgend welcher Art, denn wir finden in der 
freien Landſchaft durchaus keine Anſpielung der Natur darauf. Und was die 
Anſicht der Bäume und Sträucher betrifft, ſo geht uns die Form inſofern 
etwas an, als es darauf ankommt, ein künſtleriſch ſchönes Bild zu ſchaffen, 
indem wir die Bäume benutzen, wie ſie die Natur geſchaffen hat und indem 
wir unſerem Ideale folgen, das uns nichts von Ebenmaß zeigt. Sollen alſo 
die Bedingungen, welche Grundriß und Anſicht der freien Landſchaft als unſer 
Ideal unabweislich von uns fordern, vereinigt werden, wie dies unumgänglich 
nöthig iſt, ſo kann von einer Anlage, welche einen Anklang an Ebenmaß bietet, 
verſtändigermaßen nicht behauptet werden, daß ſie ein Kunſtwerk ſei, denn die 
Kunſt fordert die ſtrengſte Verbannung alles Anklanges des Ebenmaßes. Nur 
Zufall kann Ebenmaß in die Stellung der Bäume in der Landſchaft bringen 
und nur das Gegenthetl von Ebenmaß (denn ein ſolches muß es doch geben) 
was ſich in der freien Landſchaft ausſpricht und was zum Weſen derſelben ge— 
hört, kann gebieten, wenn wir auf dem Wege der Kunſt die Landſchaft nach— 
ahmend eine Anlage als Kunſtwerk ſchaffen wollen. 

Das Starre und Gemeſſene jener ſymmetriſchen Baumformen und die 
Schwierigkeit, welche die Anwendung derſelben bei einem einſeitigen Verſtändniß 
machen, hat einzelne Künſtler vermocht, den Satz auszuſprechen, daß es ganz 
in der Willkühr des Künſtlers liege, dieſelben aus den Anlagen theilweis ent— 
fernt zu halten oder doch nach eignem, perſönlichen Belieben in der Anwendung 
zu beſchränken. Es iſt uns dies indeſſen nicht erlaubt, ſo wenig es dem 
Maler erlaubt iſt, irgend eine nöthige Farbe aus dem Gemälde entfernt zu 
halten, weil ſie ihm nicht gefällt. Wir haben die Bäume in ihren Eigen— 
thümlichkeiten vor der Natur als Meiſterwerk anzuerkennen, wenn wir nicht die 
Lächerlichkeit begehen wollen, unſeren Mitmenſchen vorreden zu wollen, als 
verſtänden wir es beſſer Bäume zu machen, als die Natur. Solange es uns 
nicht gelingt, das Ideal zu einem Baume zu finden, den wir in Wirklichkeit 
(nicht in einem Bilde) ſchaffen wollen, wie es die Natur gethan, bis dahin 
müſſen wir die Natur als unſere Meiſterin und Führerin betrachten. 

Ganz beſonders brauchbar ſind jene ebenmäßigen Baumformen, wo ſie 
des Abſtechenden wegen angewendet werden, um das, was man gewöhnlich 
Contraſt nennt zu erregen. In demjenigen Theile der Anlagen von größerer 
Ausdehnung, den wir gewöhnlich, im Gegenſatze zu Park, Garten nennen, wo 
die einzelnen Partieen in ihrer Ausdehnung geringer ſind und daher eine 
größere Mannigfaltigkeit und Abwechſelung der Form auf verhältnißmäßig ger 
ringerem Flächenraume ſtattfindet, ſind dieſe Baumformen ebenfalls von Wich— 
tigkeit. Denn eben dieſe kleineren Verhältniſſe bedingen ſtärkere Mittel zur 
Abwechſelung, weil die Theile des Ganzen näher zuſammenliegen und leichter 


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überſehen werden können. Sie bieten daher auch mehr Gelegenheit, den Con⸗ 
traſt auffallender anzuwenden, als im Park, wo die Verhältniſſe eine größere 
Ausdehnung haben. 

Von großem Nutzen ferner ſind die ſymmetriſchen Bäume, wenn es darauf 
ankommt, die auffallende Steifheit (nicht Symmetrie) eines Gebäudes im Ver⸗ 
hältniß zu der freien Form der Gartenanlagen zu mildern. Gruppen ſolcher 
Bäume, theils zur Theilung der Anſicht des Gebäudes, theils in die Nähe ger 
pflanzt, den Blick abzuleiten, thun große Dienſte. Würde man zu dieſem 
Zwecke Bäume von freier (wie man gewöhnlich ſagt „maleriſcher“) Form an⸗ 
wenden, ſo würde man natürlich die Steifheit noch mehr zeigen. 

Auch zu dem Zwecke, das Auge in einem größeren Landſchaftsbilde, von 
mannigfaltiger Miſchung der Form und Farben, auf einen gewiſſen Punkt zu 
leiten und die Anſicht vor Zerſtreuung und Auseinanderfallen zu ſchützen, iſt 
die Anwendung dieſer Bäume ſehr zweckmäßig. 

Es ſei nun noch die nicht genug zu beherzigende Bemerkung gemacht, 
daß dem Gartenkünſtler vor allen anderen geboten iſt, ſich in feinen Beſtre⸗ 
bungen mit richtigem Urtheile ſtreng an die Natur zu halten, denn ein großer 
Theil ſeines Materials, die Gewächſe, ſind als vollendete Werke der Natur zu 
betrachten und haben die Ausdehnung der Länge, Breite und Tiefe, alſo die 
Eigenſchaft des Körperlichen, welches unantaſtbar gebildet iſt. Dadurch iſt der 
Gartenkünſtler an die Geſetzlichkeit der Natur als Rathgeberin weit mehr ge— 
bunden, als irgend ein andrer Künſtler und es ſollte uns auch dies ausdrücklich 
aufmerkſam machen, daß es in dem Streben jedes verſtändigen Gartenkünſtlers 
liegen muß, alles, was die Natur als unzuläßlich ausſcheidet als Auszuſchei⸗ 
dendes zu betrachten. Mag er das Ideal noch ſo ſtreng ſeiner Individualität 
unterwerfen, niemals ſollte er ſich erdreiſten, die Natur meiſtern zu wollen. 


206 


Kurze Beſehreibung einiger Tropenfrüchte 
Weſt⸗Indiens und der Juſel Bourbon. 


Wer immer von den Wundern der Tropen gehört oder geleſen hat, wird 
auch mit lebhaftem, wenn auch oft nicht ganz befriedigtem Intereſſe den Lob⸗ 
preiſungen gefolgt ſein, die faſt alle Reiſenden über ihre köſtlichen, ſaftigen, 
erfriſchenden und aromatiſchen Früchte ausgeſchüttet haben. Unzweifelhaft ver— 
dienen dieſe durch die brennende Sonne jener reichen Länderſtriche erzeugten 
Producte Beachtung und muß man ſich um ſo mehr darüber wundern, daß bis { 
jetzt noch kein beſonderes Werk mit Aufzählung und Beſchreibung ſämmtlicher 
Tropenfrüchte erſchienen iſt, wenigſtens iſt mir trotz wiederholter Nachforſchungen 
in Paris und hier in Kew, nie ein ſolches in die Hände gefallen. 

Eine kurze, von Dr. Lindley vor längerer Zeit veröffentlichte Schrift: 
„on the Tropical Fruits, likely tebe worth cultivating in England“ 
macht uns mit einigen der bemerkenswertheſten bekannt, und nachdem ich aus 
derſelben mehrere Notizen für ſpäteren Gebrauch niedergeſchrieben, will es der 
Zufall oder vielmehr das Glück, daß ein im Januarheft d. J. „of the 


207 


Technologist““ erſchienener Aufſatz über einige der eßbaren Früchte Weſt— 
Indiens mein Suchen weiter begünſtigt. Mit ſolchem Material verſehen, denke 
ich, daß ich es ſchon wagen kann, in dieſen Blättern einige Mittheilungen über 
dieſen Gegenſtand folgen zu laſſen. Mein Augenmerk ſoll zunächſt auf die im 
„„Technologist““ gegebenen Berichte gerichtet fein, und gedenke ich dann den 
Früchten der Inſel Bourbon meine Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Weshalb ich 
gerade die Inſel Bourbon zu meinem Excurſionsfelde wähle, geht einfach aus 
dem Grunde hervor, daß ſich 40 treffliche, naturgetreue Oelgemälde, die Früchte 
dieſer franzöſiſchen Beſitzung darſtellend, welche vor einigen Jahren, in der 
permanenten Ausſtellung der franzöſiſchen Colonial-Producte im Induſtrie-Palaſte 
figurirten, meinem Gedächtniß eingeprägt haben, und ich mir ſchon damals an 
Ort und Stelle manche Aufklärung über dieſelben verſchafft habe. Schwer 
würde es mir fallen, mit der Frucht, die allgemein als die Königin erklärt 
wird, anzufangen, Einige geben dieſer, Andere jener den Vorzug und warum 
ſollte auch nicht in dieſem Felde das „de gustibus non est disputandum““ 
Anwendung finden. Meine Wahl fällt zunächſt denn auf: 

Anona Cherimolia Willd. (Cherimoyer) Anonaceae. Dieſe 
Frucht erlangt ihre größte Vollkommenheit in Peru, wo fie von den Ein— 
gebornen als eine der feinſten Früchte angeſehen wird. Ihr Auftreten erſtreckt 
ſich von Peru bis hinauf nach Mexico, und hat man ſie ſchon ſeit geraumer 
Zeit nach Weſt⸗Indien verpflanzt; ſelbſt in Europa, wie z. B. im ſüdlichen 
Spanien, wo die Früchte eine genügende Reife erlangen, wird dieſer Baum 
wie unſere einheimiſchen Fruchtbäume cultivirt. Es iſt ein kleiner Baum von 
ungefähr 20“ Höhe, deſſen Blätter einen angenehmen, ſtarken Geruch beſitzen. 
Die Frucht iſt von weicher, breiartiger Beſchaffenheit und erſriſchendem, ſüß— 
lichem Geſchmacke; ihre Farbe, wenn vollkommen reif, zeigt ein leuchtendes 
Purpur, ihr äußeres ſchuppiges Ausſehen erinnert an Ananas, wie das bei 
den meiſten Anonen der Fall iſt. Die Form iſt koniſch mit einem ſtumpfen 
Fruchtknoten, und kömmt ſie in Größe einer kleinen Melone gleich. Die Sa— 
men, welche von der breiigen Maſſe umhüllt ſind, werden von einer glänzenden, 
braunen Membran eingeſchloſſen, und zeigen im Innern, ein ſchönes röthlich 
geſprenkeltes Albumen, daſſelbe kann auch bei den anderen Arten dieſer Gattung 
beobachtet werden. 

Dieſer Art ſehr nahe ſtehen Anona muricata L. (Saur Sop) Anona 
squamosa L. (Sweet Sop) franz. atte und Anona palustris 
(Alligator Apple). Alle 3 ſind jetzt, wie die vorige überall in Weſt-Indien 
anzutreffen. Anona muricata und palustris dürfen wahrſcheinlich als weſt— 
indianiſche Arten aufgezählt werden, dagegen iſt A. squamosa urſprünglich 
in Süd⸗Amerika zu Haufe, wird aber mit den beiden andern in Oft und 
Weſt⸗Indien, Afrika und anderen tropiſchen Ländern angebaut. 

Anona muricata if ein kleiner, 15— 20“ hoher Baum, mit ſehr 
harten und dichtem Holze. Alle Theile deſſelben beſitzen wohlriechende Eigen— 
ſchaften. Die Frucht ähnelt in Form der, der erſt beſchriebenen Art, ihre 
Farbe dagegen iſt heller, gewöhnlich grünlich, ſo auch ihr Fleiſch oder Brei, 
das vorzüglich ſeiner Kühle wegen geſchätzt wird. Insbeſondere ſcheinen die 
Neger Liebhaber davon zu ſein, bei den höhern Claſſen findet es weniger 
Anklang, da die Frucht eine der gemeinſten dieſer Gegend iſt. Schon im 


208 


Jahre 1656 wurden lebende Pflanzen nach England eingeführt, doch fanden 
wir ſie nur hier und da in größeren Gewächshäuſern. 

Anona squamosa. 

Die Früchte erlangen ihre größte Vollkommenheit im indiſchen Archipe⸗ 
lagus. Das Fleiſch ſoll höchſt ſchmackhaft ſein und beſitzt im Geſchmacke 
Aehnlichkeit mit geſchlagenem Rahm und Zucker. Nachdem die Frucht geöffnet 
und die harten, kleinen ſchwarzen Bohnen ähnlichen Samen entfernt ſind, ißt 
man den weichen Brei mit einem Löffel. Ihre Größe iſt nicht beträchtlich, un⸗ 
gefähr wie eine gut ausgewachſene Artiſchocke „ von Außen iſt ſie mit drüſigen 


Schuppen bedeckt. Der Baum erlangt eine Höhe von 12-20“ und wurde 


nach England gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts „inübergebracht, hat ſich 
aber nicht acclimatiſiren können. 

Die Anona palustris endlich iſt ein kleinex 20“ hoher Baum, der 
in niedrigen, feuchten Gegenden und an den Flußufern Jamaika's häufig an⸗ 
zutreffen iſt. Die Frucht dient nicht ſo allgemein als Nahrungsmittel wie die 
der anderen, da ſie ſtark narcotiſche Eigenſchaften beſitzt. (Es mag hier ne— 
benbei bemerkt werden, daß faſt ſämmtliche Tropenfrüchte, wie mir von mehre— 
ren Seiten verſichert iſt, den Europäern in der erſten Zeit einen terpentinartigen 
Geſchmack auf der Zunge zurücklaſſen, ſo daß ſie von denſelben erſt nach und 
nach genügend geſchätzt werden können). Die Frucht dieſer Art iſt glatt an 
der Oberfläche und von herzförmiger Geſtalt. In Braſilien wird zuweilen 
ein Wein aus ihr bereitet, der aber nur wenig Abſatz findet. Das Holz des 
Baumes iſt ſo weich, daß man es in Jamaika, wo es zu Stöpſeln und an⸗ 
deren ähnlichen, Kork erſetzenden Gegenſtänden gebraucht wird, als Korkholz 
bezeichnet. 

Mammea americana L. (Mammea Apple). Guttiferae. 

Sein Holz liefert wegen ſeiner Stärke und Dauerhaftigkeit eines der beſten 
Bauhölzer Jamaika's, doch findet es auch an der Kunſttiſchlerei großen Abſatz. 
Die Frucht iſt rund, von der Größe einer 5 —6-Ppfündigen Kanonenkugel, die 
äußere Schale iſt braun und lederartig, die innere Haut dagegen zeigt eine 
hellgelbe Färbung, iſt faſerig und jo eng mit dem eigentlichen Fleiſche ver— 
bunden, daß ſie nur mit Mühe davon getrennt werden kann. Die in jeder 
Frucht enthaltenen 4 Samen befinden ſich in der breiartigen Maſſe, ſie ſind 
4 Zoll lang und 1 Zoll breit, dreieckig, mit zwei flachen und einer gerundeten 
Seite, ihr äußerer Ueberzug iſt ſehr hart und netzartig, außerdem beſitzen ſie 
einen ungewöhnlich bittern Geſchmack, welcher von einer harzigen Subſtanz, die 
ſie im Ueberfluß enthalten, herrührt. Die Frucht ſelbſt iſt in hohem Grade 
wohlſchmeckend und trifft man ſie in großen Mengen auf den Märkten an; ſie 
beſitzt einen ſüßlich aromatiſchen Geruch, läßt jedoch einen bittern kratzenden 
Geſchmack am Gaumen zurück, weßhalb ſchwächlichen Perſonen oder Kranken 
ihr Genuß unterſagt wird. In Zucker eingekocht, giebt ſie eine ausgezeichnete 
Marmelade. Die Blüthen werden an manchen Orten mit Spiritus diſtillirt 
und liefern dann ein betäubendes Getränk. 

Persea gratissima Gaertn. (Advocado Pear, franz. Advo- 
catier, deutſch Advogadobaum). Lauraceae. 

Ein wichtiger, ſchön und gerade wachſender Baum mit weichem Holze, das 
von geringem oder gar keinem Nutzen iſt. Die Früchte werden von Menſchen, 


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Vögeln und Vierfüßlern gegeſſen. Man vergleicht ſie zuweilen mit einigen 
Gemüſearten und werden ſie dann, ähnlich wie dieſe, mit Salz und Pfeffer 
zubereitet. Im Geſchmacke erinnern ſie an unſere Pfirſiche, werden aber von 
wahren Kennern dieſen vorgezogen. Selten ißt man ſie allein, da ſie, wenn 
ich ſo ſagen darf, allzu reich ſind und wird ihnen eine Beimiſchung von Li— 
monenſaft, Gewürzen oder Zucker anempfohlen. Das Fleiſch iſt feſt und von 
glänzend gelber Farbe. Ihre Form kann mit einer recht großen Birne ver— 
glichen werden. Auguſt, September und Oktober ſind die Monate ihrer Reife. 
Die Samen werden von einer weichen Rinde eingeſchloſſen und finden ſich un— 
regelmäßig zerſtreut in der breiartigen Subſtanz. Sie beſitzen einen adſtringi— 
renden Charakter und wird behauptet, daß wenn mit einem derſelben auf einer 
weiß getünchten Wand geſchrieben wird, die Buchſtaben ſofort in ein leuchtendes 
Roth übergehen und nicht verwiſcht werden können. 


Psi dium pyriferum L. (Guava). Myrtaceae. 

Einer der verbreiteſten Fruchtbäume in den beiden Indien, wo er ſich 
mit erſtaunenswerther Leichtigkeit fortpflanzt. Er erlangt eine Höhe von 10 — 200, 
Juni und Juli ſehen ihn in Blüthe und ſteht die reife, zart gelbe Frucht in 
Größe und Form einer gewöhnlichen Birne am nächſten. Europäer ſowohl wie 
die Eingebornen preiſen ſie wegen ihres angenehmen Aromas und wird ſie ſo— 
wohl roh als auch in eingemachtem Zuſtande genoſſen. Häuſig kömmt ſie in 
größeren oder kleineren Glas- wie Steinbehältern nach Europa, und Jeder, der 
Guava⸗Gelée gekoſtet, wird es als einen der köſtlichſten Leckerbiſſen erklären; 
als rohe Frucht iſt ſie aber in Europa gänzlich unbekannt, da ſie wie die 
Mango und mehrere andere tropiſche Früchte einem ſchnellen Verrotten unter— 
worfen iſt. Im wilden Zuſtande iſt die Pflanze kurz und ſtrauchartig, kann 
aber durch ſorgſame Cultur zu einem kräftigen, anſehnlichen Baume herange— 
zogen werden. Man unterſcheidet in Rückſicht auf die Färbung ihres Fleiſches 
5 Varietäten, die rothe, weiße, grüne, himbeerartige und bunte. Im 17. 
Jahrhundert wurde dieſe Art nach Europa eingeführt, und glückt es zuweilen, 
bei einer Cultur im Warmhauſe, reife Früchte von ihr zu erlangen. 


Psidium pomiferum L. 

Wird weniger geſchätzt, da die Frucht adſtringirend iſt, doch iſt ſie ſehr 
wohlriechend und glaube ich, daß auch der Geſchmack durch gute Pflege der 
Pflanze verbeſſert werden kann. Dieſe Art bildet einen 12 — 16° hohen 
Strauch; die ebenfalls adſtringirenden Blätter ſollen mit gutem Erfolge gegen 
Ruhr verordnet worden ſein. 

Grias cauliflora L. (Anchovy Pear). Guttiferis affinis. 

Ein ſchlank wachſender, ftattlicher Baum, von 30 —50“ Höhe, mit lan— 
zettförmigen, zugeſpitzten, 2— 3“ langen Blättern und großen weißen Blumen. 
Die rothbräunlichen Früchte erreichen die Größe einer Birne. Die Samen be— 
finden ſich in einem feſten, fleiſchigen Brei, der allgemein von den Eingebornen 
als Nahrungsmittel benutzt wird und deſſen Geſchmack Aehnlichkeit mit der 
Mangofrucht hat, ſowohl eiugemacht wie roh. In allen Theilen Weſt-Indiens 
ſehr gemein, in Dickichten und feuchten Gegenden Jamaicas jedoch am häufig— 
ſten anzutreffen. Gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Europa eins 
geführt. f 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 14 


210 » | 


Chrysophyllum Cainito L. (Star Apple). Sapotaceae. 

Ein ſtolzer, 30—50“ hoch werdender Baum, mit weit ausgehender Krone, 
die aus ſehr biegſamen Zweigen zuſammengeſetzt iſt. Die Blätter find 2—3 
Zoll lang, haben eine oblonge Form und laufen ſpitz aus, an der unteren Seite 
ſind ſie mit einem dicht gelben oder goldenen Gewebe bedeckt, woher der Name 
Chrysophyllum, goldblättrig. Es gibt mehrere Arten, vielleicht nur Varie⸗ 
täten dieſer Gattung, deren Früchte alle denen der C. Cainito nahe ſtehen. 
Die Varietät „jamaicense“ ſcheint die wohlſchmeckendſten Früchte zu tragen, 
jedenfalls wird ſie von den Eingebornen den andern vorgezogen. Die Frucht 
iſt groß, von etwas kugeliger Form, die kleinen ſchwarzen Samen befinden ſich 
in den Zellgängen, die ſich in der Mitte der Frucht aus ſternförmig ausbreiten, 
in jedem Zellengange iſt nur 1 Same vorhanden. Das weiche Fleiſch oder 
Brei hat einen ſüßlichen, faden Geſchmack, von den Europäern gewöhnlich ver⸗ 
ſchmäht, die Eingebornen dagegen preiſen es ſehr. Alle Theile des Baumes 
haben, behauptet man, im höchſtem Grade adſtringirende Kräfte, ſelbſt in der 
unreifen Frucht ſind dieſe anzutreffen, doch mit zunehmender Reife verlieren ſie 
ſich. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach Europa eingeführt, und finden 
wir ihn gar nicht ſelten als Decorationspflanze in unſeren Warmhäuſern. Die 
Bäume tragen im Vaterlande erſt dann, wenn fie eine beträchtliche Höhe er— 
langt haben. 

Die „Damſon“ Pflaume von Jamaica iſt entweder eine Art oder 
auch nur eine Abart dieſer Gattung, nämlich C. oliviforme Lam. var. mo- 
nopyrenum. Dies iſt ein bedeutend kleinerer Baum, mit ſehr hartem, dicht 
körnigem Holze, das mit dem des Buxus einige Aehnlichkeit hat. Die Frucht 
kann keinen Anſpruch auf beſonderen Wohlgeſchmack machen. Beide Arten 
kommen in großer Menge auf allen weſtindiſchen Inſeln vor, erſtere tritt auch 
häufig im tropiſchen Theile Südamerikas auf. 

Lueuma mammosa Gaertn. Sapotaceae. 

Ein ſtolzer, bis zu 100° hoher Baum, mit breiten, glänzenden Blättern 
und kleinen, weißlichen Blumen. Seine Frucht iſt unter dem Namen „Mam- 
mee Sapota“ oder American Marmelade bekannt, im Geſchmacke erinnert 
ſie an unſern Quittenſaft. Dieſelbe iſt mittelgroß, oval und mit einer rauhen 
braunen Haut überzogen. Die etwas ovalen Samen ſind ebenfalls von be— 
trächtlicher Größe und werden von einer glänzend brauner Teſta eingehüllt. 
Das Fleiſch der Frucht wird von Europäern und Eingebornen als äußerſt 
ſchmackhaft bezeichnet, weßhalb man den Baum auch in allen Theilen Weſt⸗ 
indiens angebaut hat; im ſüdlichen America tritt er wildwachſend auf. 

Passiflora quadrangularis L. (Grenadilla). Passifloraceae. 

Eine große, 15— 16“ meſſende Frucht, einer Melone ähnlich, wenn auch 
oblonger. Sie wird wegen ihres weichen und delicaten Fleiſches, welches in 
heißen Klimaten äußerſt erfriſchend und kühlend iſt, von All' und jedem hoch 
geſchätzt. Der Geſchmack iſt ein ſüßlich ſaurer, und zeigt ſie bei voller Reife 
eine ſchöne purpurne Färbung. Oft wird ſie allein gegeſſen, doch ſollen Wein 
und Zucker ihr noch höhere Eigenſchaften verleihen. Die ſehr wohlriechenden 
Blumen erſcheinen in den Monaten Auguſt und September. Eine geſunde, 
ſtarke Pflanze, giebt eine überraſchend reiche Ernte, die erſt im Dezember ihr 
Ende erreicht. In ihrem Vaterlande Jamaica und Südamerica zeigt ſie ſich 


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als ein niedriges, ſtrauchartiges Gewächs mit viereckigem Stamme und Zweigen, 
woher die ſpezifiſche Bezeichnung. In unſeren Gewächshäuſern wird ſie als 
Schlingpflanze behandelt und hat ſie in Kew in dem Garten der „Horticultu— 
ral Society“ zu Chiswick, ſowie auch in einigen Gärten des Continents reife 
Früchte getragen. 

Carica Papaya L. (engl. Papaw, franz. Papayer). Cariceae, 
Papayae, Cucurbitaceae. 

Eine höchſt eigenthümliche Pflanze, ſowohl in Rückſicht ihres Wachs— 
thumes, als auch den Eigenſchaften halber, die in verſchiedenen Theilen des 
Baumes enthalten ſind. Das eigentliche Vaterland des Baumes ſcheint nicht mit 
Beſtimmtheit angegeben werden zu können, jetzt findet man ihn über Oſt- u. Weſt⸗ 
indien, Afrika, Südamerica und andern Tropenländern verbreitet. Seine Höhe 
beträgt gegen 20°, der Stamm iſt von weicher, dünner und hohler Beſchaffen— 
heit, er trägt keine untern Zweige, oder richtiger geſagt, er hat gar keine 
Zweige, da die Blätter auf langen, ſchlanken Blattſtielen, die von der Spitze 
des Stammes auslaufen, getragen werden. Die Blätter ſind tief ſiebenfach ge— 
lappt, und find die Lappen halbgefiedert und zugeſpitzt. Die Carica gehört 
zur Dioecia von Linné und ſind die weiblichen Blumen bedeutend größer als 
die männlichen, ſie haben eine gefällige Form und zeigen eine gelbe Färbung. 
Die Frucht iſt von der Größe einer Melone und beſitzt eine regelmäßig ovale 
Form. Der fleiſchige Brei iſt mit einer dünnen glatten Haut bedeckt. Die 
reife Frucht wird in einigen Gegenden von den Eingebornen ſehr gerne ge— 
geſſen, und zwar entweder mit Zucker verſüßt, oder auch mit Pfeffer gewürzt, 
um den herben Geſchmack, der vorherrſchend und dem Auftreten eines milchigen 
Saftes zuzuſchreiben iſt, zu entfernen. Die unreifen Früchte erinnern im ein— 
gemachten Zuſtande ſehr an die oſtindiſche Mango. Der milchige Saft wie 
auch die zu Pulver zerriebenen Samen finden Verwendung in der Mediein, da 
ſie beide als Wurmmittel gerühmet werden; eine andere Eigenthümlichkeit des 
Saftes iſt ſein Einfluß auf das Fleiſch von Thieren, zähes Fleiſch wird zart, 
wenn man es, auch nur für wenige Minuten, in demſelben einweicht, ja man 
verſichert ſogar, daß hartes Fleiſch, in dem Baume aufgehängt, einer ähnlichen 
Verbeſſerung unterliegt. Legt man die Blätter in Waſſer, ſo bringen ſie eine 
Art Seifenſchaum hervor, weßhalb die Weſtindianer ſie auch ſtatt Seife 
verwenden. Sir William Hooker giebt uns im „Botanical Magazine“ 
Taf. 2898 einen ausgezeichneten Bericht über die „Papaw“ Pflanze. 

So viel über einige der weſtindiſchen Früchte, Gardeners' Chronicle 
giebt in einer der erſten Nummern dieſes Jahrganges (Seite 50) verſchiedene 
Winke über die Cultur mehrerer exotiſcher Fruchtbäume, größtentheils aus der 
Familie der Aurantiaceen, in einem ſpäteren Hefte dieſes Blattes (30. Jan. 
64, S. 99) findet ſich ein anderer, denſelben Gegenſtand betreffender Aufſatz, 
der wiederum der Cultur einiger härterer Arten der Gattung Citrus, ſowie 
auch dem „Loquat“ Eriobotrya japonica und dem „Laugmae“ 
Myrica sapida var.“) gewidmet iſt. Bevor ich zu meinem zweiten Theile, 


) Anmerkung. Einigen Zweifel dürfte man wohl hegen, ob die bei den Ja— 
paneſen freilich beliebten Früchte dieſer Art bei uns einer Cultur werth ſind, 
ich muß unwillkürlich an die Früchte von Arbutus Une do denken, die 
ihrem äußeren Anſehen nach als Tafelfrüchte nicht zu verachten ſind, deren Ge— 
ſchmack jedoch ein höchſt mittelmäßiger iſt. E. Goeze. 
14* 


212 * 


d. i. den Früchten der Inſel Bourbon übergehe, glaube ich nicht beſſer thun 
zu können, als denſelben hier in deutſcher Ueberſetzung einzuſchalten, da die⸗ 
jenigen der Leſer, welche der freilich Koſten und Mühen erfordernden Cultur 
tropiſcher Fruchtbäume obliegen wollen, manche Fingerzeige zur Erlangung 
günſtiger Reſultate darin finden mögen. Das erinnert mich zugleich an eine 
kleine Broſchüre, die Dr. Naudin vor einigen Jahren veröffentlichte: „Serres 
et Orangeries en plein air, aperęus de la culture géothermique“, 
in welcher der Verfaſſer zu beweiſen ſucht, daß wir mit künſtlicher Boden⸗ 
wärme (Thermoſiphon) gut gelegenen Mauern und gehöriger Bedeckung oder 
Ueberdachung im Winter verſchiedene Gewächſe aus unſern Kalk- und Warm⸗ 
häuſern ſelbſt in nördlicheren Strichen Europas anpflanzen und z. B. Oran⸗ 
gen, Muſen und Datteln zur Reife bringen können. Hält der geſchätzte Redac⸗ 
teur dieſer Zeitung es für geeignet, ſo will ich gerne ausführlicher auf jenes 
Schriftchen zurückkommen (Wir bitten darum. Die Redact.), für jetzt wende 
ich mich aber wieder den im Chronicle gegebenen Mittheilungen zu. 

Die oben genannten Früchte nehmen faſt denſelben Breitegürtel ein als 
wie die gewöhnliche chineſiſche Orange, vom 25. — 30.0 N. B. Hier iſt die 
Vegetation einem faſt ebenſo ſtrengen Winter unterworfen, wie die von Eng— 
land, und jene Früchte ſcheinen eine derartige kalte Temperatur zu erfordern, 
jedenfalls ſteht es feſt, daß ſie in ihrem Gedeihen in keinerlei Weiſe von ſolchen 
beeinträchtigt werden, was ſie ſchon von andern, die mehr ſüdliche Grade er— 
fordern, hinlänglich unterſcheidet. Faſt könnte man aus dieſen wenigen Wor⸗ 
ten folgern, daß ihrer Anpflanzung im Großen bei uns demnach kein Hinder⸗ 
niß in den Weg ſtünde, doch dem iſt nicht ſo; halten ſie auch im Freien aus, 
ſo bringen ſie doch nur ſelten oder nie Blumen und Früchte hervor, und iſt 
der Grund hierfür einleuchtend genug. Sind ihre Winter faſt ebenſo kalt wie 
die unſrigen, fo tft dagegen der Sommer bedeutend wärmer, während welcher 
Zeit ihr Holz gehörig reifen kann und ſie hinreichende Nahrung im Stamme 
und Zweigen aufnehmen, um nicht nur den Winterſtürmen zu widerſtehen, ſon⸗ 
dern auch im folgenden Jahre eine reichliche Ernte zu liefern. Eine Kennts 
niß dieſer Thatſachen liefert nach unſerer Ueberzeugung den Schlüſſel zur er⸗ 
folgreichen Cultur dieſer Fruchtbäume in einem Klima wie England es beſitzt, 
und wollen wir uns daher bemühen, die durch Temperatur und Jahreszeiten 
hervorgerufenen Wirkungen eines Klimas, wie es den Ländern, wo dieſe 
Früchte einheimiſch, eigen iſt, näher vor Augen zu führen. 

Die öſtlichen Seiten großer Feſtländer ſind, wie man weiß, größeren 
Extremen unterworfen, als die weſtlichen, ungewöhnlich heiße Sommer und 
außerordentlich kalte Winter ſind hier an der Tagesordnung. Das wurde ſchon 
vor vielen Jahren von Humboldt beſtätigt und findet eine genügende Illus— 


tration in den öſtlichen Küſten Aſiens, denen wir unſere Aufmerkſamkeit zuge- 


wendet haben. Zwiſchen dem 10.0 obengenannter Breite unterſcheidet ſich das 
Klima gar weſentlich von dem, welches zwiſchen denſelben Parallelen des weſt— 
lichen Europas anzutreffen iſt. Gegen Ende Oktober ſinkt das Thermometer 
häufig bis auf den Gefrierpunkt hinab, und werden die Baumwollenernten 
und andere zärtlichere Gewächſe häufig durch den Froſt zerſtört. Dezember, 
Januar und Februar ſind die kälteſten Monate im Jahre und geben häufig 
in Kälte einem Winter im Süden Englands nichts nach. Die Sommer da⸗ 


4 213 


gegen ſtehen hiermit im Einklange, und ſteigt das Thermometer im Juli und 
Auguſt, den heißeſten Monaten, oft im Schatten auf 100 0 Fahrh. und ſelbſt 
darüber. Die Regenzeit tritt nicht immer ganz beſtimmt in ihrem Character 
auf, gewöhnlich ſind aber Mai und Juni die an Regen reichſten Monate, 
(Fortune giebt in ſeinem neuen Werke: „Visits to Japan and China“ 
Seite 65 — 73 eine genaue Beſchreibung der dortigen Klimaverhältniſſe, (E. Goeze.) 

Dieſes ſind die Bedingungen, welche jene Bäume erfordern, können wir 
ihnen auf künſtlichem Wege ſolche angedeihen laſſen, ſo werden ſie auch bei 
uns durch reichliches Tragen ſich auszeichnen. Mit Glashäuſern, Kanal- oder 
Warmwaſſerheitzung können wir ihnen eine ihnen zuſagende Temperatur ange— 
deihen laſſen, doch müſſen folgende Punkte dabei nicht außer Augen gelaſſen 
werden, — — genügende Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit zu rechter Zeit, 
— — vollſtändiges Reifen des Holzes während des Sommers und Herbſtes 
— — und endlich entſprechende Ruheperiode in den Wintermonaten. Ein 
anderer Umſtand darf ebenfalls nicht überſehen werden; wenn die Bäume in 
ihrem Vaterlande unter freiem Himmel luſtig vegetiren, ſo ſind ſie verſchiedenen 
Einflüſſen unterworfen, welche die Befruchtung der Blumen und das hieraus 
folgernde Fruchtanſetzen begünſtigen. Der Wind ſchüttelt die Zweige und ſtreut 
den Samenſtaub nach allen Richtungen hin aus, oder auch führen ihn Inſecten, 
wenn ſie von Blume zu Blume flattern, mit ſich fort, und verrichten ſo, als 
eifrige Diener der Natur, den Befruchtungsproceß. Können wir ihnen in 
unſern Treibhäuſern weder das eine noch das andere bieten, ſo müſſen wir zu 
einer mehr künſtlichen, aber ebenſo wirkſamen, wenn geſchickt ausgeführten, Be— 
fruchtung vermittelſt unſerer Hände Zuflucht nehmen.“) Bodenbeſchaffenheit, 
Düngung und Drainage erlangen ebenfalls Berückſichtigung, doch dieſes ſind 
Gegenſtände, die wir mit Ruhe der Erfahrung eines jeden guten Gärtners 
anheimſtellen können.“ 

Die Inſel Bourbon wird von einer langen, ſich von Norden nach Süden 
erſtreckenden Bergkette in zwei Theile getheilt, welche ſowohl in Rückſicht des 
Klima's wie auch der Producte weſentlich von einander abweichen. Die öſtlichen 
Gegenden (la partie du vent) ſind unzweifelhaft die lieblichſten und anzie— 
hendſten, dagegen hält man die weſtlichen (la partie sous le vent), obgleich 
fie trofen und arm an Quellen find, für die fruchtbarſten. Im Allgemeinen 
iſt das Klima ein höchſt geſundes und erzeugt der vulcaniſche, fruchtbare Boden 
Produkte gemäßigter wie tropiſcher Länderſtriche. Der Anbau der Kaffeepflanze 
liefert den ergiebigſten Erwerbzweig für die Inſel. 

Wenn ich hier von den theils angebauten, theils auf der Inſel einheimi— 
ſchen Früchten ſprechen will, ſo muß ich zuvor bemerken, daß ſich manche der 
von mir in der erſten Abtheilung beſchriebenen auch hier vorfinden, wie z. B. 
die Anonen, Mangifera, Psidium, Ga reinia und Carica, welche ich dem 
nach nicht zu wiederholen für nöthig finde, andere aus der folgenden Liſte wer— 
den „„vice versa““ in Weſt⸗Indien angetroffen. 

Solche endlich, die allzu bekannt find, wie Cocosnüſſe, Cocos nucifera, 
oder Datteln, Phoenix dactylifera übergebe ich gänzlich, um die Geduld der 
Leſer nicht zu ermüden. 


i 7 Aumerkung: Ein Jeder, der mit Fruchttreiberei zu thun hat, wird dieſe letzte 
Auseinanderſetzung gelinde geſagt, ein wenig breit getreten finden. E. Goeze. 


ar kai Bi en 
214 


Musa. Bananier, engl. Banana, Plantain. Musaceae Die 
Bananen werden durch drei Arten repräſentirt, welche wiederum durch die Cultur 
eine Menge von Varietäten hervorgerufen haben. Die gemeine Banane iſt die 
Frucht der Musa paradisiaca L., von welcher namentlich eine Spielart, die 
rothe Banane wegen ihres feinen Geſchmackes und ihrer anſehnlichen Größe ſehr 
geſchätzt und geſucht ward. Eine andere Art, die Feigen-Banane finden wir 
in den Früchten der Musa sapientum L. vertreten, und ſoll dieſe wegen 
ihres feinen, zarten Fleiſches zum roh eſſen an geeignetſten ſein. Die Früchte 
der Zwerg-Banane Musa chinensis Swt. (Musa Cavendishii) wie auch die 
von Musa Troglodytarum L. werden mit Ausnahme weniger Spielarten nur 
gekocht gegeſſen, da fie im friſchen Zuſtande viel Schärfe enthalten. — Größ— 
tentheils haben die Bananen ein ſehr weiches, öliges, ſüß-ſäuerliches, aromatiſches 
Fleiſch, das ſehr nahrhaft iſt und eins der Hauptnahrungsmittel der Eingebornen 
ausmacht. Man gewinnt aus den Früchten eine Art Mehl, welches ſchmackhaftes 
Brot giebt, oder ein Getränk, als Bananen-Wein bekannt. 

Citrus. Aurantiaceae. 

Dieſe Gattung iſt hier ſehr reichhaltig vertreten. Der Orangenbaum von 
Bourbon bildet anſehnliche Wälder, ſeine Frucht iſt eine der wohlſchmeckendſten 
Orangen, doch ſoll man ſelbige eſſen, bevor ſie gelb wird, da ſie in ganz reifem 
Zuſtande leicht einen faden Geſchmack beſitzt. 

Die glatte Citrone (galet) iſt das Erzeugniß eines Bäumchen, von 
niedrigem Wuchſe, welches ſich beſonders an Gebirgsſchluchten mit feuchtem, 
kieſeligem Boden zu gefallen ſcheint. Die Frucht iſt ſaurer aber von einem 
beſſeren Aroma als die aller andern Arten, weßhalb man ſich des Saftes 
namentlich zur Bereitung des Citronens-Zuckers bedient. Derſelbe ſoll ebenfalls 
in der Wäſcherei zur Entfernung von Flecken im Leinzeuge gebraucht werden. 

Citrus Limetta. 

Die ſüße Citrone beſitzt, wie ihr Name auch ſchon andeutet, keine ſaure 
Eigenſchaften, und vertritt gewiſſermaßen die Stelle von Apfelſinen. Die Ein— 
gebornen genießen fie in großer Menge uud bietet fie während der heißen 
Monate eins der angenehmſten Erfriſchungsmittel. 

Citrus deeumana Lin. Pamplemousse, engl. Shaddock. 

Die Pampelpomeranze erlangt hier weder die Größe noch Süße, welche 
ihr in wärmeren Gegenden, wie Cochinchina und auf den Molukken eigen iſt, 
wo ſie im Geſchmacke an recht ſüße Stachelbeeren erinnert. 

Die „Vancassaye“ Orange hat Madagascar zum Vaterlande, und 
obgleich ſie kaum die Höhe eines gewöhnlichen, baumartigen Strauches erreicht, 
ſo iſt ihr Wachsthum doch ſehr kräftig und bringt ſie einen Reichthum von 
Früchten hervor, die wegen ihrer ſtarken Süße bei weitem denen der gan 
lichen Orangen vorgezogen werden. 

Artocarpus incisa L. Urticeae. 

Der Brodbaum kömmt von den Philippinen. Die vereinzelt wachſende 
Frucht iſt ſphäriſch und mißt gewöhnlich zwei Decimeter im Umfange. Das 
Fleiſch iſt mehlig und von einem analogen Geſchmacke mit einer gekochten Ars 
tiſchocke. Die mittlere Partie iſt die fleiſchigſte und zarteſte. Während acht 
Monate im Jahre macht dieſe Frucht die Hauptnahrung der Eingebornen aus, 
welche fie „Pinna“ nennen. Man kennt von ihr eine Varietät ohne Kern, die 


215 


natürlich vorgezogen wird, doch findet fie ſich nicht jo häufig, da die Vermeh— 
rung durch Stecklinge mehr Zeit und Mühe in Anſpruch nimmt. 

Artocarpus integrifolia L. 

Die Jack-Frucht iſt eine der größten bekannten Früchte, eine einzelne 
Frucht erreicht gar nicht ſelten das Gewicht von 30 Kilogr. Das Fleiſch iſt 
ziemlich feſt, etwas klebrig und von honigartigem Geſchmacke, leider iſt ihr 
Geruch aber ein keineswegs angenehmer, er erinnert an entflohenes Gas. Die 
Europäer können ſich daher auch in der erſten Zeit nicht jo recht mit ihr ver— 
traut machen, die Indier ſchneiden ſie in kleine Stücke und laſſen dieſelben 
längere Zeit in friſchem Waſſer einweichen, wodurch ſie zum großen Theile den 
ſcharfen Geruch verlieren ohne etwas von dem angenehm ſüßen Geſchmacke ein— 
zubüßen. Die Frucht iſt in verſchiedene Lagen getheilt, von denen eine jede 
einen Samen von der Größe einer Kaſtanie enthält, der roh zu eſſen ſeines 
ſcharfen, erdigen Geſchmackes wegen nicht anzuempfehlen iſt, geröſtet dagegen 
von den Indiern und Creolen ſehr geprieſen wird. 

Diospyros Kaki L. Ebenaceae. 

Die Kaki⸗Frucht oder chineſiſche Quitte hat ein angenehmes, ſüßes 
Aroma; wird meiſtentheils als Conſerve gegeſſen, und wird von den Chineſen 
als ſolche in den Handel gebracht. Die Früchte einer andern Art, nämlich der 
Diospyros discoler mabolo ſind von geringerem Nutzen, doch dient der Baum 
dieſer Art zur Zierde in Gärten und Anlagen. 

Eugenia. Myrtaceae. 

Dieſe Gattung enthält mehrere Arten mit genießbaren Früchten. 

Eugenia racemosa. 

Iſt urſprünglich auf den Molukken zu Hauſe und iſt der Stammvater 
vieler Varietäten mit rothen oder weißen Früchten, mit oder ohne Krone, von 
runder, oder glockenartiger Form. Sie erinnern faſt alle im Geſchmacke an 
unſern Franzapfel, obgleich ihr Fleiſch nicht ſo ſaftig iſt. Ihr Genuß ſcheint 
den Appetit anzureizen, weshalb ſie oft beim Beginnen von Mahlzeiten gegeſſen wird. 

Eugenia Jambos W. 

Ihre Früchte ſind beſſer als die der erſten Art, ſie beſitzen den Geruch 
einer Roſe, welcher ſich ſelbſt als eingemachte Frucht bewahrt. 

Eugenia Michelii Lam. (Cerisier de Cayenne, Boussailler.) 

Ein braſilianiſcher Strauch mit hübſch ſcharlachrothen, gefurchten Beeren 
von der Größe einer Kirſche, die einen ſüßlich-ſauern Geſchmack darbieten. 

Averrhoa Carambola. (Carambole). Terebinthaceae. 

Vaterland: Oſt⸗Indien. Von ihr kennt man verſchiedene Varietäten mit 
ſphäriſchen oder oval-oblongen Früchten, mehr oder minder eckig, an Größe 
weichen ſie ſehr von einander ab. Man genießt ſie entweder roh oder einge— 
macht, das Fleiſch iſt ziemlich feſt und zeigt viele Analogie mit dem unſerer 
Aepfel. De Bewohner der Inſel Bourbon cultiviren einen Strauch, deſſen 
Frucht, „gérimbel“ oder „chérimbel“ genannt, eine Säure wie die gemeine 
Berberitze enthält, er iſt als Cicca disticha beſtimmt worden, doch iſt anzu— 
nehmen, daß es die Averrhoa acida von Lima iſt. 

Latani a borbonic a. Palmae. 

Die Früchte, Latanenäpfel, enthalten unter einer dünnen, zähen, aber leicht 

zu löſenden Schaale ein ganz ſchmackhaftes Fleiſch. 


216 


Laurus Persea L. (Avocat.) 

Die Frucht mit einer zähen Schaale beſitzt ein fettes, geruchloſes Fleiſch, 
welches aber mit Zuthaten von Zucker und Citronenſaft, eins der köſtlichſten 
Crèmes liefert. 

Euphoria punicea Lam. (Litchi.) Sapotaceae. 

Kömmt urſprünglich von China, wo die Früchte, wie Pflaumen im n Ofen 
getrocknet werden, und dann als Handelsartikel weithin verſandt werden. Die 
etwas zähe Schale umſchließt einen ſehr wohlſchmeckenden Brei, an eine gute 
Muskateller-Traube erinnernd. 

Spondias eytherea. (Hog. Pluns, Hévi). Terebinthaceae. 

Ein großer Baum, der von Tahiti eingeführt wurde. Er trägt ovale 
Nüſſe, deren ſtachliger Kern von einen faſrigem Fleiſche eingehüllt iſt, welches 
gegeſſen oder ausgeſogen wird, und an Aroma einer Reinette ſo ziemlich 
gleichkommt. 

Achras Sapota W. (Sapot negro). Sapotaceae. 

Die Frucht iſt von ſüßem, aber etwas fadem Geſchmack, und wird nur 
genoſſen, wenn das Fleiſch, zu einer Art von Teig verarbeitet, die Conſtſtenz 
von Marmelade beſitzt. 

Eriobotrya japonica Lindl. (Loquat. Bibassier oder neflier 
du Japon). Rasaceae. 

Ein großer Strauch mit ſchöner, glänzender Belaubung, deſſen Blumen 
wohlriechend find, und deſſen ſehr ſaftreiche, angenehm mundende Früchte, früh⸗ 
zeitig im Frühjahre reifen, eine Jahreszeit die bekanntlich ſehr arm an Früchten 
iſt. Eine Varietät mit großen Früchten, iſt weniger fruchtbar und nicht ſo 
frühzeitig. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß man von dieſem Strauche wie bei 
unſern einheimiſchen Fruchtbäumen durch wiederholte Ausſaaten eine Menge von 
Abarten erzielen könnte. Im ſüdlichen Frankreich jetzt vollſtändig acclimatiſirt. 

Terminalia Catappa Rumph, (noix de Cadamier). Combre- 
taceae. 

Die Nüſſe ſchließen eine, den Haſelnüſſen an Geſchmack ähndelnde Mandel 
ein, die eine ſehr beliebte Speiſe der Indier ausmacht. Man gewinnt aus ihr 
ein ſüßes Oel, das nie ranzig wird. Vaterland: Molukken. 

Mangifera indica W. (mangue). Terebinthaceae. 

Die Mangofrucht iſt in Rückſicht auf Farbe, Form und Dimenſion ſehr 
verſchieden, und kennt man nicht weniger denn 80 Varietäten von ihr. Der 
äußere Theil der Frucht iſt von Faſern durchſchnitten, doch je weniger es deren 
giebt, deſto geſchätzter iſt ſelbige. Mehrere Varietäten ſchmeicheln, zu gleicher 
Zeit Auge, Gaumen und Geruchsnerven, im Allgemeinen variirt der Geſchmack 
ebenſo ſehr als wie die äußern Eigenſchaften. Mango-Pflaume, Mango-Pfirſich 
oder Mango-Aprikoſe ſind einige der bekannteſten beſten Abarten, werden aber 
alle von der grünen Mangofrucht übertroffen. Im Innern der Frucht findet 
ſich ein großer, glatter Same mit bitterem Kern. 

Gareinia Mangostana W. (mangoustan). 

Ein mittelhoher Baum von den Molukken, aus der für Botaniker fo 
intereſſanten Familie der Guttiferen, die vor noch nicht langer Zeit zwei ſo 
ausgezeichnete Bearbeiter in den Herren Triana und Planchon gefunden hat. 
(Siehe „Annales des Sciences.“) Das feine, weiße, faftige Fleiſch dieſer 


217 


Frucht ſoll Alles vereinigen, was Wohlgeſchmack und Aroma darbieten können; 
beim Genuſſe erinnert ſie zu gleicher Zeit an Weintrauben, Erdbeeren, Kirſchen 
und Orangen. Eine feſte, aber nicht unmittelbar anſchließende Schale umgiebt 
die Frucht, dieſe Schale iſt ſehr bitter und die Chineſen verwenden ſie in der 
Färberei. 

Tamarindus officinalis. L. (Tamarinier). Leguminosae. 

Die Tamarinde hat Oſt-Indien zum Vaterlande. Das fette, ſchleimige, 
weiche Fleiſch der Frucht iſt dunkel in Farbe und von ſaurem, weinähnlichen 
Geſchmack. Selbiges iſt von vielen Häuten durchzogen und enthält eine 
beträchtliche Anzahl harter Samen. Roh genießt man es wenig, meiſtentheils 
bereitet man Konſerve, die in wohlverſchloſſenen Gefäßen vielfach nach Europa 


kömmt, wo ſie, wie auch in Indien, Anwendung in der Mediein findet. 


Vanguiera edulis W. (varangue). Rubiaceae. 

Vanguiera Abkürzung des Namens unter welchem eine Species in Ma— 
dagascar bekannt iſt, nämlich: Voa-vanguier, Der Baum kömmt von den 
Molukken, und beſitzten ſeine Früchte Eigenſchaften, die von denen aller andern 
Tropen⸗Früchte abweichen, die Früchte ſowohl wie auch die übrigen Theile des Baumes 
hauchen einen ſtarken, zwiebelähnlichen Geruch aus, weßhalb man ſie auch in 
Amboine vielfach zur Würzung von Speiſen benutzt. Doch hat ſie viel von 
ihrer bisherigen Wichtigkeit verloren, ſeitdem Zwiebeln und Knoblauch dorthin 
eingeführt worden. 

Punica Granatum L. var. nana. 

Die Frucht iſt von angenehm, weinähnlichem Geſchmacke, und unterſcheidet 
ſich nur wenig, wie überhaupt der ganze Baum, von unſerer europäiſchen 
Granate. 

Meine nur allzu mangelhafte Liſte wäre hiermit geſchloſſen, „le Catalogue 
du Jardin d' Acclimatation au Hamma pres Alger“ führt in feinem 
Verzeichniße tropiſcher Fruchtbäume einige Arten auf, die ich hier mit einer 
kurzem Beſchreibung noch folgen laſſen will. 

CO Okia punetata Sonner. (Wampi des Chinois). Aurantiaceae. 

Ein 4 5 Meter hoher Baum vom ſüdlichen China und den Molukken. 
Er bedeckt ſich mit zahlreichen Früchten, von der Größe eines Taubeneies, 
dieſelben beſitzen einen ausgezeichneten Geſchmack und werden von den Chineſen, 
als eingemachte Früchte, vielfach in den Handel gebracht. Jede Frucht enthält 
einen Samen, der aber meiſtentheils avortirt. 

Zuzygium Jambolana. Calyptranthes Zuzygium. (Jam- 
longue, Java plum.) Myrtaceae. 

Ein dicht belaubter Baum, 5— 7 Meter in Höhe, mit ovalen, länglichen, 
dicken, zähen Blättern. Gegen Ende des Herbſtes bringt er ſchöne, rothe 
Früchte hervor, von der Größe eines Taubeneies und birnförmig Der Geſchmack 


derſelben wird von Jedem, der ſie gekoſtet, als ausgezeichnet geprieſen. 


Zwei Arten von Psidium, nämlich P. Cattleianum Sab. 
und P. Sinense Lodd., deren Früchte aber mehr oder minder den der 
ſchon vorhin beſchriebenen Arten ähndeln. 

Alles was fremd und ausländiſch, erſcheint uns oft in einem, ſchöneren 
anziehenderm Lichte, als das, welches uns von einer zeitigen Vorſehung in 
eigenem Lande geboten iſt, das iſt auch mit den Tropen-Früchten der Fall, von 


218 


denen wir uns oft eine Vorſtellung machen, als wenn ſie bei weitem unſere 
einheimiſchen Früchte überträfen. 

Wie weit dieſes richtig oder unrichtig, muß dem Urtheile eines Jeden 
überlaſſen bleiben, freuen würde ich mich jedoch, wenn dieſe Mittheilungen 
Einigen der Leſer Neues gebracht, „sans faire venir l'eau à la bouche.“ 

Edmund Goe ze. 

The Royal Gardens, Kew. 

im Februar, 1864. 


OCD 


Beiträge zur Gef: chichte der Gärten, insbeſondere 
in Schleſien. 
Von Herrn Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Göppert, 
(Ein Vortrag, gehalten in der Section für Obſt- und Gartenbau der ſchleſi—⸗ 
ſchen Geſellſchaft, am 17. Febr. 1864. Im Auszuge veröffentlicht von Herrn 
E. H. Müller, Secreta ir der Section.) 


Vielfach knüpfen ſich an die Rieſen der Vegetation, an die Bäume, Erin⸗ 
nerungen merkwürdiger Begebenheiten, ſo daß viele von ihnen mit Recht ſchon 
längſt in die Reihe der hiſtoriſchen Denkmäler getreten ſind. Jedoch auch die 
zarteren Bürger des Gewächsreiches erlangen oft hiſtoriſche Bedeutung, wenn es 
ſich, wie bei Kulturpflanzen, um Erforſchung ihres Urſprungs oder vielmehr 
ihrer Urheimath handelt. Die Völker haben ſie einſt auf ihren Wanderungen 
mit ſich geführt und in ihre neue Heimath verpflanzt. Daher die wichtigen 
Aufſchlüſſe, die ſolche Unterſuchungen über jene zu geben vermögen, wobei zu 
bedauern iſt, daß das Glück bisher ſolche Forſchungen nur wenig begünſtigte. 
Denn noch ruht ein dichter Schleier über den heimathlichen Verhältniſſen vieler 
und gerade der wichtigſten Kulturpflanzen, wie z. B. der Getreidearten u. m. a. 
Ich habe mich mit dieſem Gegenſtande oft und gern beſchäftigt. So erregte 
u. a. ſtets meine Beachtung die Zuſammenſetzung der Flora der Gärten unſerer 
Landbewohner, namentlich im Gebirge, die ſich in ſeltener Uebereinſtimmung mit 
der von ganz Deutſchland, ja ſelbſt des fernen Norwegens, und wieder mit dem 
Inhalt der Gärten der klaſſiſchen Zeit der Griechen und Römer befindet, in 
ſofern dieſe ſchon zu den Zeiten von Theophraſt, ſpäter Virgil, Columella, 
Plinius, Dioscorides, Galen ein Gemiſch von faſt denſelben Küchen-, Arznei⸗ 
und Zierpflanzen kultivirten. 

Als die Urſache dieſer jedenfalls höchſt merkwürdigen Thatſache ſtellt ſich 
eine Verordnung Karls des Großen heraus, wie Prof. Dr. Kerner in Inns⸗ 
bruck zuerſt nachgewieſen hat. Karl der Große befahl nämlich, den Anbau des 
Landes, insbeſondere auf den zahlreichen, in ſeinem weiten Reiche zerſtreuten 
Meiereien, nach römiſchem Muſter zu betreiben, und erließ im Jahre 812 höchſt 
wahrſcheinlich von den an feinem Hofe ſich aufhaltenden Benedietinermönchen 
mit Benutzung der bekannten Schrift von Columella „De re rustica“ verfaßte 
Vorſchriften, ſogenannte Kapitularien, in denen auch die Pflanzen angeführt 
werden, die man in den Gärten zu mediziniſchen und ökonomiſchen Zwecken 
erziehen ſollte; merkwürdigerweiſe ſtimmen ſie genau mit den oben genannten 


219 


überein, welche wir heut noch in unſeren Bauerngärten antreffen. Durch Geiſt⸗ 
liche und Klöſter, die Träger der damaligen Kultur, wurden fie bei neuen Stif⸗ 
tungen immer weiter verbreitet und gelangten ſo ohne Zweifel auch in unſere 
Provinz, deren Anbau insbeſondere durch den vom 11.—13. Jahrhundert 
berufenen Ciſterzienſerorden ſehr gefördert ward. Sichere ſchriftliche oder 
urkundliche Beläge laſſen ſich meines Wiſſens freilich hierüber wohl nicht 
ermitteln, wohl aber zeigen einzelne Notizen und ſpätere Nachweiſungen über den 
Inhalt unſerer damaligen Gärten den hier angedeuteten Zuſammenhang. 

Die erſten ſicheren Nachrichten über dieſelben, und zwar Breslau's, finden 
wir ſchon bei Eſchenloer (1490), jedoch ohne Angabe des Inhalts, was auch 
von einem andern auf der Dominſel im J. 1489, von dem Canonicus zu St. 
Johann und praktiſchem Arzte Bartolomäus Marienſüß angelegten Garten gilt. 
Er beſchäftigte ſich viel mit Blumenkultur, wie dies auch ſeine in der hieſigen 
Domkirche noch vorhandene Grabſchrift v. J. 1804 beſagt. Unſer verdienſt— 
voller Henſchel betrachtete ihn als den erſten bekannten Pflanzenkenner unſerer 
Provinz. Mit noch größerer Gewißheit haben wir dafür Achilles Cromerus 
(nach Cluſius fürſtbiſchöflicher Geheimerrath in Neiſſe) anzuſehen, welcher im 
mähriſchen Geſenke etwa im J. 1578 botaniſirte und mehrere der intereſſanteſten 
Pflanzen deſſelben, wie den punktirten Enzian, das gelbe Aconit, entdeckte und 
an Cluſius, den berühmteſten Botaniker jener Zeit, nach Wien für deſſen Flora 
Oeſterreichs, Ungarns ꝛc. ſendete. Unſer Rieſengebirge wurde zuerſt von A. 
Matthiolus, Leibarzt des Kaiſers Rudolph II., beſucht. Gegen Ende des 16. 
Jahrhunderts erfreuten ſich noch mehrere breslauer Gärten eines großen Rufes, 
wie aus der von Conrad Geßner gelieferten Beſchreibung der Gärten Deutſch— 
lands vom J. 1560 ſich ergiebt. Namentlich erwähnt er den Garten eines 
gewiſſen Vuoiſſel in Breslau, Vater eines ſehr geſchätzten Arztes und Phyſikus 
daſelbſt. Weit übertraf ihn aber der Garten des Dr. Laurentius Scholz ſowohl 
an Inhalt, wie an Originalität der Anlagen, wie bereits früher von mir im 
96. Bande der „Schleſiſchen Provinzialblätter“ und noch ausführlicher ſpäter 
von Henſchel aus der ſeltenen, noch auf der hieſigen Magdalenen-Bibliothek aufz 
bewahrten Beſchreibung deſſelben nachgewieſen worden if. Auch Schwenffelt, 
der Vater der ſchleſiſchen Naturgeſchichte, auch der ſchleſiſche Plinius genannt, 
der Verfaſſer der erſten ſchleſ. Flora 1601, giebt uns im zweiten Theile ſeines 
Werkes eine ſehr anſchauliche Schilderung des damal. Zuſtandes unſerer Garten— 
und Obſtkultur. Alle oben angeführten, von Karl dem Großen zum Anbau 
einſt verordneten Kulturpflanzen, jo wie die aus der einheimiſchen Flora ges 
nannten, waren damals bereits Gegenſtand der Kultur, wie auch viele andere 
neu hinzugetretene, von denen wir nur einige der ausgezeichnetſten, meiſt ameri— 
kaniſche, hier nennen wollen, wie Kartoffeln, Agave americana, Cactus 
Opuntia, die Tabakarten“), Tulpe, Hyacinthe, zahlreiche Obſtſorten mit den 
heute noch gebräuchlichen Namen. — Ueber Getraidearten, Landbau, Viehzucht, 
Acaekerinſtrumente giebt eine von mir aufgefundene Schrift vom Jahre 1590 
nähere Auskunft, von Martin Großer, Paſtor zu Schebitz, gewidmet dem Grund⸗ 
herrn Nicolaus von Rhediger, dem Vater des Stifters der berühmten Bibliothek 


) Die erſte Tabakſpinnerei wurde 1643 in Ohlau von den Herzögen von Brieg 
errichtet. 


Be: e 3 


220 


dieſes Namens. Auch der Inhalt dieſer Schrift erinnert an Einrichtungen 
Karls des Großen, die faſt unverändert bis in das vorige Jahrhundert hinein 
ſich erhalten haben, ja zum Theil heut noch beſtehen. Dem erſten Werke über 
Gärtnerei begegnen wir erſt ſpäter, im 17. Jahrhundert, verfaßt von J. Chr. 
Hübner, fürſtl. Luſtgärtner in Ohlau, unter dem Titel „Horticultura“, d. i. 
kurze und verſtändliche Anleitung, wie Luſt-, Obſt- oder Küchengärten anzulegen 
mit Fleiß verfertiget, Neyß 1670. Seit den Zeiten Schwenkfelt's und Lau⸗ 
rentius Scholz's hatten unter anderen folgende Gewächſe in unſere vaterlän— 
diſchen Gärten Eingang gefunden: die Monatsroſe, die Kaiſerkrone, die aſia— 
tiſche Gartenranunkel, Iris susiana, Yucca gloriosa, Tuberoſe aus Mexico, 
die Paſſionsblume aus Braſilien, die Topinambur und rothe Lobelia cardi- 
nalis aus Nordamerika. Auch ſcheint um dieſe Zeit oder kurz vorher die 
Kultur der Citronen und Orangen bei uns begonnen zu haben, von denen er 
ſagt, daß man große Stämme aus Genua und Liſſabon kommen laſſe. — Noch 
ungleich umfaſſender und reichhaltiger iſt ein zweites, 22 Jahre ſpäter erſchie—⸗ 
nenes Werk: „Des ſchleſiſchen Gärtners luſtiger Spaziergang oder nützlicher 
Gartendiscurs ꝛc.“, von Georg Herbſten, herzogl. würtembergiſcher Luft und 
Blumengärtner zu Korſchlitz, Oels 1692, 444 Seiten mit mehreren Kupfern 
und Plänen der Gärten von Sibyllenort, Bernſtadt und Korſchlitz. 

Aus dieſem für die Geſchichte unſerer einheimiſchen, ja der geſammten 
deutſchen Gärten wichtigen Werke, die ſo ziemlich überall ſich nicht weſentlich 
von einander unterſchieden, erfahren wir unter andern, daß man in Bernſtedt 
1687 die erſte Roßkaſtanie in Schleſien pflanzte, desgl. die weiße Akazie, den 
Gerberbaum aus Nordamerika, ferner die Baumwollenſtaude, den Oelbaum, die 
erſt 1684 aus Peru nach Europa gebrachte Kapuzinerkreſſe, Tropaeolum, 
Dattelpalme, Pinie, Pinus Picea, Campanula pyramidalis Ein ziemlich 
gleichzeitiger Schriftſteller, der Herausgeber von Nicolaus Hennelius von Hen— 
nenfelds Sileſiographie, Michael Joſeph Fiebiger (Silesiographia renovata 
1704), welcher der Schilderung des damaligen Zuſtandes der Garten- und Feld— 
kultur einen eigenen Abſchnitt I. p. 215—302 widmet, führt p. 262 18 
Gärten auf, die zu damaliger Zeit wegen Schönheit und Mannichfaltigkeit der 
Gewächſe in vorzüglichem Rufe ſtanden und zum Theil heut noch floriren. Es 
find der biſchöfliche' in Neiſſe, der Lobkowitz'ſche in Sagan, der Oppersdorf'ſche 
zu Ober⸗Glogau, der Gellhorn'ſche zu Peterswalde, der Noſtitz'ſche in Neuland, 
Lobris und Profen, der Neidhart'ſche zu Kriechen, der Frankenberg'ſche zu 
Wartha, der Fernemont'ſche in Schlawe, der Plenk'ſche in Hünern und Kri⸗ 
ſchanowitz, der Malzahn'ſche in Gr.-Peterwitz, der Seiler'ſche in Lilienthal, und 
der zu Sibyllenort. In Breslau brachte Dr. Kaltſchmidt 1702 die Ananas 
zum Blühen und Fruchttragen und ſchickte die Frucht zum Beweiſe der Selten⸗ 
heit in damaliger Zeit nach Wien an den kaiſerlichen Hof. Cactus grandi- 
flores blühte zuerſt 1719 in Breslau. Die erſten Früchte des Kaffeebaumes 
erntete man 1737 zu Oels. Der Sitte des Zeitalters gemäß beachtete man 
beſonders pflänzliche Curioſitäten, Lilien mit bandförmigen Stengeln, ſproſſende 
Roſen, Birnen, Anemonen, Nelken, Tulpen und dergl. Ein merkwürdiges 
manuffriptliches Bilderwerk über die damalige Gartenflora erwarb der Portra— 
gende für die Bibliothek der Geſellſchaft aus der Nachlaſſenſchaft des einſt in 
Landeshut verſtorbenen Dr. med. Zähne, Es führt folgenden kurioſen, mit 


221 


Beibehaltung der Orthographie hier mitgetheilten Titel. „Die Breßlauiſche 
Flora. Wie ſich Selbte, Binnen drey Jahren als 1713, 1714 und 1715 
Theiles in, deſſen Gärthen kuriöſer Bluhmen Liebhaber, In und auſer der 
Stadt; Theiles im Wald, Feld und Seen, in ihrem prächtigſten Rubin-Sma⸗ 
ragd⸗Cryſolith-Purpur und Atlas Schmuck, Zur Verwunderung aufgeführt: Und 
zu Dero Preißwürdigſten Andenken, Nach dem Leben in möglichſter Aecurateſſe 
jedoch nur als ein Schatten-Werk durch den touchirenden Pinſel M. Chriſtian 
Hampeli von Breßlau, zu beſchauen entworfen und Vorgeſtellet worden in 
Breßlau.“ Nach dem Titel folgt ein nach der damals herrſchenden Tourne— 
fort'ſchen Nomenklatur entworfenes Namensverzeichniß der 500 Abbildungen in 
Folio, jedoch ohne irgend anderweitige Angaben über die Lokalität der Kultur 
oder des Verfaſſers, über welchen es mir bis jetzt noch nicht gelungen iſt, nähere 
Auskunft zu erlangen. Die Abbildungen find zwar an und für ſich eigentlich 
ohne wiſſenſchaftlichen Werth, aber intereſſant als Beweis damaligen großen 
Flors unſerer Gärten, die nach dieſer Richtung hin heut dergleichen nicht auf— 
weiſen können. Auch geben ſie Zeugniß von der Dauer zahlreicher, heut noch 
exiſtirender Varietäten vieler Kulturpflanzen. 

Die Kultur der Blumen in Gärten trat von jener Zeit an einigermaßen 
zurück, die der waldbewohnenden Gewächſe begann, in Folge der Umbildung der 
damaligen gärtneriſchen Anlagen von ſteifer Zierlichkeit in waldähnliche Partien 
oder Landſchaftsgärten. Die Einführung der nordamerikaniſchen Bäume und 
Sträucher bahnte hierzu den Weg. Gegen Ende des 17. Jahrh. verſuchte man 
in England zuerſt Bäume und Sträucher Nordamerika's aus den Gegenden 
zwiſchen dem 38. und 45. 9 n. Br. in größerer Ausdehnung anzupflanzen, wos 
mit man in Deutſchland etwa zwiſchen 1730—39 folgte. Der Landdroſt v. 
Münchhauſen zu Schwobber bei Herford und der Hofrichter v. Veltheim zu 
Harbke im Braunſchweigiſchen waren die erſten, die nicht blos zur Zierde der 
Gärten, ſondern zu forſtlichen Zwecken Anpflanzungen dieſer Art begründeten, 
von denen jedoch nur noch Reſte exiſtiren. Die Hoffnungen, welche man an— 
fänglich auf ſie als vorzügliche Surrogate einheimiſcher Waldbäume ſetzte, wollten 
ſpätere Erfahrungen nicht beſtätigen und ſo beſchränkte man ſich mehr, ſie als 
Zierpflanzen unſerer Anlagen zu verwenden. In Schleſien ſcheint man zuerſt 
in Falkenburg, und zwar zwiſchen 1780 —86, jene Kulturen verſucht zu haben, 
wovon höchſt reſpectable Reſte noch Zeugniß geben, wie ein einſt 60 Fuß hoher, 
leider vor 7 Jahren vom Sturme gebrochener Tulpenbaum von 7 Fuß Um— 
fang; wohlerhalten find dagegen: Quercus coccinea, 68 F. Höhe, 7 F. 
Umfang; Quercus rubra, 65 F. Höhe, 6 F. Umfang; Juniperus virgi— 
niana, 42 F. Höhe, 4½ F. Umfang; Magnolia acuminata, 50 F. Höhe, 
4 F. Umfang; Thuja occidentalis, 40 F. Höhe, 4 F. Umfang; Pinus 
canadensis, 50 F. Höhe, 6 F. Umfang; ein Pinus Strobus von 90 F. 
Höhe und faſt 8 F. Umfang, ein bewunderungswürdiger Baum. Der ſeltenſte, 
wohl nur in wenig deutſchen Gärten vorhandene von mir noch nie lebend ge— 
ſehene iſt der Tupelobaum Nyssa aquatica von 32 Fuß Höhe und 2¼ Fuß 
Umfang. Alle dieſe geradezu kulturhiſtoriſch intereſſanten Bäume des auch 
anderweitig durch überaus ſchöne Vegetation und große Auswahl verkäuflicher 
Holzgewächſe ausgezeichneten Parkes verdienten wohl auf irgend eine Weiſe vor 
andern kenntlich gemacht zu werden. Durch vortreffliche Baumpartien zeichnen 


222 


ſich auch die benachbarten Parke von Schedlau, Tillowitz aus. Ferner wurde 
der bis jetzt noch niemals erwähnten, ſehr zierlichen ſtädtiſchen Promenaden 
von Patſchkau gedacht, wie ſie in Schleſien keine Stadt aufzuweiſen hat, der 
vielen auf ſo kleinem Raume vereinigten ſchönen Gartenanlagen der Grafſchaft 
Glaz, Kunzendorf, Ullersdorf, Grafenort, Piſchkowitz und insbeſondere von 
Eckersdorf, die unbeſtritten zu den großartigſten Norddeutſchlands gehören, dann 
des dieſſeits nur wenig bekannten prächtigen gräflich Schaffgotſch'ſchen Parkes 
zu Wildſchütz in Oeſterr.-Schleſien bei Johannisberg, und als allen gemein⸗ 
ſamer Charakter Verbind ung von mehr oder minder, zum Theil 
höchſt ausgezeichneter Blumengärten mit Parkanlagen bezeich⸗ 
net. Nach Vergleichung des Sonſt und Jetzt iſt ſichtliches Fortſchreiten nach 
dieſer Richtung hin in Schleſien wohl nicht zu verkennen, doch Achtung vor 
Bäumen aller Art und Einſicht in den Nutzen derſelben noch lange nicht aus⸗ 
reichend verbreitet, wie die baumarmen Gegenden zwiſchen Breslau, Brieg, 
Grottkau, Strehlen u. ſ. w. hinreichend beweiſen. Welche Benutzung des Are⸗ 
als zu Baumpflanzungen anderswo, z. B. in Dörfern des benachbarten Mäh- 
rens (bei Hradiſch), und welche nur zu häufig ſtattfindende Vernachläſſigung 
z. B. der Dorfanger bei uns! Nach Hinweiſung auf nicht minder zahlreiche 
treffliche Anlagen in Niederſchleſien, unter andern auf Mallmitz bei Sprottau 
mit ſeinem in Schleſien kaum übertroffenen Reichthum an alten Eichen und 
ſchönen Nordamerikanern aus dem Anfange dieſes Jahrhunderts, Sagan, der 
Krone von allen u. ſ. w., des auch noch kaum gewürdigten wahrhaft romanz 
tiſchen Naturparkes zu Matzdorf bei Löwenberg, einem würdigen Rivalen Buch⸗ 
walds, ward der Vortrag geſchloſſen, der ausführlicher von Belägen begleitet in 
den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft erſcheinen wird. 


aa RO — 


Ueber einige der in dieſem Frühjahre in Handel 
kommenden Pflanzen. 


In mehreren uns eingeſandten Pflanzenverzeichniſſen werden verſchiedene 
neue Pflanzenarten aufgeführt, welche von dem betreffenden Handelsetabliſſement 
zum erſten Male in den Handel gegeben werden. So empfiehlt 

1. das Etabliſſement von Grönewegen & C. in Amſterdam, 
Plantage Nr. 39, in ſeinem neueſten Cataloge, begleitet von einer Tafel⸗ 
Abbildungen folgende Neuheiten: 

Aglaonema oblongifolium variegatum, eine prachtvolle 
Neuheit aus Java, mit großen grünen, weiß gefleckten Blättern und weiß und 
roth marmorirten Blattſtengeln. Die kleine Pflanze, von Ya — / Fuß Höhe, 
koſtet 7 Fr. 50 Cent. A 

Alsolphila latebrosa, eine herrliche Baumfarn-Art mit ſehr 
großen Wedeln, deren Stengel mit großen weißen Streifen gezeichnet find. 
Preis 12 Fr. 

Cycas Siamensis, eine ſehr eigenthümliche und beſtimmte Art mit 
prächtigen Wedeln von zarter Textur, ähnlich denen der Stangeria paradoxa, 
dunkel grün und eine Länge von 2—2½ Fuß erreichend. Preis 80 Fr. 


223 


Cystorchis javanica. Für jeden Freund der ſo reizend ſchönen 
Anecochilus-Arten iſt dieſe Pflanze eine unſchätzbare Acquiſition. Die Blätter 
derſelben, ähnlich im Wachsthum denen der Anecochilus, find dunkelbraun-roth 
mit einem metallartigen Glanze, die Ränder niedlich wellig. Das Vaterland 
dieſer Pflanze iſt Java und findet ſich eine Abbildung derſelben in der „flora 
Javae“ Tom. 1. Tafel 24. Auch auf der dem Preis-Cataloge beigegebenen 
Tafel iſt die Cystorchis javanica abgebildet. Preis der Pflanze 30 Fr. 

Horsfieldia aculeata. Eine prächtige Araliaceae, im Habitus 
ähnlich der Aralia papyrifera, die Blätter ſind zart hellgrün und wie auch 
die Blattſtengel auf der Ober- wie Unterſeite mit weichen Haaren bekleidet. 
Auf Java in einer Höhe von 3— 4000 Fuß über dem Meere wachſend, hält 
die Pflanze ſehr gut in einem Kalthauſe bei uns aus. Preis 15 Fr. 

Jambosa magnifica. Eine rieſige Pflanze von ſchönen regel— 
mäßigem und ſolidem Bau. Die Blätter erreichen eine Länge von 1— 17 
Fuß, dieſelben ſind in ihrer Jugend braun und wenn ausgewachſen, grün und 
hübſch wellenförmig. Es iſt eine der ſchönflen Blattpflanzen und von ſehr 
leichter Cultur. Preis 10 Fr. 

Licuala Oxleyi. Eine Palme von leichtem Habitus mit ſehr 
großen Wedeln. Kleine Samenpflanzen koſtet das Stück 10 Fr. 

Medinilla farinosa. Eine ſehr niedliche Pflanze, die leicht und 
reichlich blüht. Blätter und Stengel ſtark bepudert. Die Blumen ſind leb— 
haft roſenroth, im Centrum weiß. Preis 8 Fr. 

Pandanus littoralis mit herrlich glänzenden Blättern, die mit 
ſehr großen Stacheln beſetzt, und ſo weiß wie Elfenbein find. Preis 25 Fr. 

Zehneria hastata. Eine hübſche ſchlingende Pflanze mit zierenden 
Blättern von feſter Conſiſtenz, die lebhaft grün ſind und ſtark hervortretende, 
weiß begränzte Nerven haben. Die Wurzel beſteht aus einer Knolle ähnlich 
der der Dioscorea zebrina. Preis 5 Fr. 


2. Das Etabliſſement des Herrn Ambroiſe Verſchaffelt in Gent 
offerirt folgende neue Pflanzen: 

Caladium formosum Versch. mit ſchönen großen grünen Blättern 
und roth geſärbten Mittelnerven. Eine ſchöne Varietät. Preis 5 Fr. 

Caladium maerophyllum Versch. Abgebildet in der Illuſtr. 
horticole IX. Taf. 316. Ebenfalls mit großen grünen, weiß gefleckten 
Blättern, eine Form von großem Effecte. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 18. 
S. 297.) Preis 5 Fr. 

Caladium mirabile Versch. Abgebildet in der Illuſtr. hortie. 
X. Taf. 354 und von uns bereits erwähnt im vorigen Jahrg. S. 184 
dieſer Zeitſchrift. Es iſt dies eines der ſchönſten Caladien, in Art des C. 
Humboldtii (argyrites), jedoch mit zehnmal größeren Blättern. Preis 6 Fr. 

Caladium Schmitzii viride, Thelemanni und C. van 
den Hecke i gehören gleichfalls zu den neueſten und wurden bereits früher 
von uns beſprochen. 

Cala mus Imperatrice Marie (hort. mose,) Eine ſich ſchlin⸗ 

gende zierende Art, ähnlich dem C. Rotang, von den Philipinnen, wo ſie ſich 


ae re 


224 


an den Bäumen hinauf ſchlängelt. Die Wedel find gefiedert und ſchön grün, 
ſehr zierend. Preis 100 Fr. 

Calamus Nicolai (hort. mose.) Ebenfalls eine zierende Art, 
in allen ihren Theilen größer als die vorhergehende, ſie ſchlängelt ſich auch bis 
in die Gipfel der höchſten Bäume auf den Philippinen. Die großen Wedel 
beſtehen aus langen, großen Fiedern, dieſe ſind faltig zuſammengelegt und mit 
feinen Stacheln beſetzt. Preis 40 Fr. 

Cyeas Ruminiana (hort. mosc.) Eine große majeſtätiſche Art, 
ähnlich dem C. eircinalis, jedoch mit viel größeren Blättern von herrlichem 
Grün, die Blättchen ſind ſehr lang, zugeſpitzt. Dieſe Art ſtammt ebenfalls 
von den Philippinnen. Preis von 40—400 Fr., je nach der Größe der 
Pflanze. 

Dieffenbachia Baraquiniana hort. iſt von uns S. 129 
d. Jahrgs. der Gartenzeitung ausführlich beſprochen. Es iſt eine ganz vor— 
zügliche Neuheit. Preis 50 Fr. 

Dieffenbachia grandis Versch. Eine andere ſehr ſchöne 
Art, mit großen Blättern und reizend panichirten Blattſtielen. Die dunkel- 
grünen Blätter ſind ebenfalls mit einigen theils gelblich grünen, theils weißen 
Flecken gezeichnet. Preis 28 Fr. 

Dioscorea argyrea Versch. Von dem Reiſenden Herrn Ghies⸗ 
breght eingeführt. Es iſt ein ſchöner Zuwachs zu den Pflanzen mit pana⸗ 
chirten, geſtreiften und dergl. Blättern. Die großen Blätter find ſilberweiß 
gefleckt. Preis 15 Fr. 

Ficus Grellii (hort. mose.) Eine ſehr beſtimmte neue Art von 
ornamentalem Habitus. Der Stamm bis zu einem gewiſſen Alter unveräftelt, 
am obern Ende mit einer Menge Blätter beſetzt von ſehr beträchtlicher Größe 
in Form eines Eichblattes. Um ſich eine Idee von dieſer Pflanze zu machen, 
denke man ſich ein etwa 6 Fuß hohes Exemplar des Theophrasta imperi- 
alis, deſſen Blätter an der Spitze des Stammes zuſammen gedrängt ſtehen. 
In den Gegenden, wo dieſe Art wächſt (Philippinnen) benutzen die Einwohner 
die Blätter derſelben zur Ausſchmückung der Kirchen bei großen Feſtlichkeiten. 
Preis 15 Fr. 

Ficus Porte ana (hort. mosc.) Gleichfalls eine ſehr ornamentale 
Art mit großen nach unten zu zweigelappten Blättern, die aber auch zuweilen 
ganz erſcheinen. Der Rand der Blätter iſt wellenförmig, hie und da mit 
Stacheln beſetzt. Stammt ebenfalls von den Philippinen. Preis 25 Fr. 

Außer dieſen wird in dem neueſten Verzeichniſſe des Etabliſſement's Ver⸗ 
ſchaffelt noch eine große Anzahl neuer und ſeltener Pflanzen empfohlen, die von 
demſelben erſt in dieſem Frühjahre in Handel kommen, mehrere derſelben ſind 


bereits in der Illuſtrat. horticol. abgebildet und beſchrieben und auch ſchon 


von uns beſprochen. So auch mehrere blumiſtiſche Neuheiten, als die Azalea 
indica Reine des Beautés (Hamburg. Gartenztg. X S. 351), Camel- 
lia Duchesse de Nassau (d. c. S. 570), Dianthus eineinnatus (I. e. 
S. 129 d. Jahrg.), Fuchsia Marquis de Bellefont, Monsieur d’Offoy, 
Madame Wagner, grandis, ſämmtlich abgebildet in der Illuſtr. hortie, 
März⸗Heft 1864, die herrliche Tacsonia von Volxemi, beſprochen S. 59 
dieſes Jahrg. der Hamburg. Gartenztg. u. dergl. m. 


225 


Ueberſicht 
der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen 
oder abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. 


*Bifrenaria tyrianthina Rchb. fil. 
(Maxillaria tyrianthina Josst, Lycaste tyrianthina Hort.) 
Orchideae. 


Eine alte bekannte, aber eben ſo ſchöne wie leicht zu kultivirende Orchidee 
aus Braſilien, die ſich durch ihre großen trüb purpurn gefärbten Blumen mit 
einer langen, mit zottigen Haaren beſetzten Lippe empfiehlt. Die Blüthen dauern 
mehrere Wochen. Dieſe Art, von der wohl anderweitig noch keine Abbildung 
vorhanden, iſt in der Gartenflora im Januarhefte d. J., Taf. 422 Fig. 2 
abgebildet. 

*Rhaphidophora dilacerata. C. Koch. 
Aroideae. 


Die Gartenflora giebt auf Taf. 423 eine Abbildung dieſer ſich durch 
ihre großen geſchlitzten Blätter empfehlenden Art, dieſelbe ſtammt aus Sylhet 
und Khaſia und ſteht der Gattung Philodendron am nächſten, ihr ziemlich 
dicker Stengel klettert hoch an Baumſtämmen hinauf und befeſtigt ſich daran mit 
ſeinen ſeilförmigen Wurzeln. 

Form, Theilung und Größe der Blätter, ſowie die Bildung des Blatt— 
ſtiels ſind an dieſer Pflanze, je nach ihrem Alter und Größe ſehr verſchieden. 
Kleine junge Exemplare beſitzen einen dünnen kletternden Stengel mit ovalen 
oder oval⸗lanzettlichen Blättern, die ſich am Grunde in den Blattſtiel allmälig 
oder ſich abrundend, verſchmälern, die ferner bald ganz ungetheilt ſind, oder 
bald nur auf einer Seite oder auch auf beiden Seiten, bald nur einen, bald 
einige ſichelförmige, faſt bis zur Mittelrippe reichende Lappen tragen. Wenn 
die Pflanzen erſtarken und üppig werden, ſo werden die Stengel immer dicker 
und die Blätter immer größer, bis fie zuletzt 1 Fuß lange Blattſtiele und 
faſt noch längere breite Blattflächen bekommen, die einen aus breitem abge— 
ſtutztem oder faſt herzförmigem Grunde breit-ovalen oder faſt Zſeitig-oövalen Um⸗ 
fang zeigen und beiderſeits in ein bis viele längliche ſichelförmige Lappen 
faſt bis zur Mittelrippe geſpalten find. Dieſe Lappen laufen entweder am un⸗ 
tern Grunde bis zum nächſten Lappen an der Mittelrippe herab, oder es fehlt 
auch noch dieſer herablaufende Lappengrund. Nach der Spitze zu ſind ſie zu— 
geſpitzt und die Spitze ſelbſt ſichelförmig aufwärts gebogen. 

In Folge dieſer Verſchiedenheit der Blätter iſt dieſe Pflanze unter ſehr 
verſchiedenen Namen beſchrieben worden und ſelbſt von Schott im Prodromus 
Aroidearum noch unter 3 verſchiedenen Namen aufgeführt. Die verſchiedenen 
Namen, welche dieſe Art führt, ſind: 


Scindapsus dilaceratus C. Koch et Sello. 
Monstera dilacerata C. Koch. 

Tornelia dilacerata Schott. 

Monstera multijuga et trijuga C. Koch. 
Seindapsus decursivus Schott. 
Scindapsus pinnatifidus h. Berol. 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX, 15 


226 


Seindapsus pinnatifidus Schott. 
Monstera pinnatifida C. Koch. 
(Gartenflora.) 


(Abgebildet im Bot. Magaz., Februar 1864. 
*Forrestia hispida Less. et A. Rich. 

(Campella marginata Bl. Amischotolype marginata Hassk., 

A. glabrata Hassk. Pollia purpurea Hort. Bull.) 
Commelinaceae. 

Vor einigen Jahren wurde dieſe hübſche Pflanze von Herrn Bull, 
Handelsgärtner in Chelſea bei London, in den Handel gebracht unter dem 
Namen „Pollia purpurea.“ Im botanic. Magaz., worin dieſe Pflanze 
auf Taf. 5425 abgebildet und beſchrieben iſt, heißt es: „Es iſt möglich, daß 
die Pflanze von irgend einem uns unbekannten Autor irgendwo als Pollia 
purpurea beſchrieben ſein mag, gewiß iſt es aber, daß ſie identiſch iſt, ſowohl 
generiſch als ſpecifiſch, mit Forrestia hispida von Leſſon und A. Richard, 
zuerſt in Neu⸗Guinea entdeckt. Die Pflanze ſcheint aber nicht nur allein in 
dieſem, ſondern auch noch in anderen Ländern vorzukommen, denn nach Miz 
quel wächſt ſie auch häufig im Malayiſch en Archipel und Sumatra; nach Blume 
und Zollinger auf Java; nach Wallich in Sincapore, Penang. Auf 
dem großen indiſchen Continent wurde die Pflanze von den Doctoren Ho o— 
ker und Thomſon auf ihrer Reiſe durch Khaſia und Aſſam, nördlich bis 
Sikkim, häufig gefunden. 

Der Stamm der Pflanze iſt krautig, mehr als fingerdick, 1 — 3 Fuß 
lang, ungetheilt, oft kriechend und wurzelnd, meiſt nur mit Blättern an dem 
obern Ende verſehen. Die Blätter find halb fleiſchig, 4 — 10 Zoll lang, 
oval⸗lanzettförmig, geſchwänzt zugeſpitzt, mehr oder weniger haarig, blutroth 
auf der untern Fläche gefärbt, dunkelblau-grün auf der Oberfläche, mit drei 
deutlich hervortretenden Nerven. Nach unten verſchmälern ſich die Blätter all— 
mälig, ſind ſehr haarig und umgeben den Stamm ſcheidenartig. Aus den 
Scheiden der oberen Blätter, oft aber auch an den Stellen, wo die Blätter ab— 
gefallen, kommen die Blumen in dichten kopfförmigen Haufen hervor, ſind ſitzend, 
von Bracteen unterſtützt, purpurroth. 

Dieſe hübſche Pflanze wird auch in deutſchen Gärten bereits vielfach 
kultivirt und iſt in jeder größeren Handelsgärtnerei billig zu erhalten. 

Ipomaea filicaulis Bl. 
Convolvulaceae. 

Eine weniger zu empfehlende Winde, die nicht weniger als 14 Nas 
men hat, theils als Convolvulus, theils als Ipomaea. Dieſe Art hat eine 
weite Verbreitung, man hat fie ſowohl in Aſien (im indiſchen und malayiſchen 
Archipel), wie in Auſtralien und Africa, und ſelbſt auch in den wärmeren 
Theilen der neuen Welt gefunden. Die Pflanze iſt einjährig und trägt Zoll große, 
gelblich weiße Blumen. (Botan. Magaz. Taf. 5426.) 

Gladiolus sericeo-villosus Hook. 

Eine neue Art von dem Sammler des Herrn Wils. Saunders, Hrn. 
Cooper im Innern der Cap-Colonie entdeckt. Dieſelbe unterſcheidet ſich 
von allen bekannten Gladiolus-Arten ſehr auffällig. Sie zeichnet ſich aus 


Di 


227 


durch ihre Größe, fie wird 3— 4 Fuß hoch, durch ihre ſehr lange und dicht 
mit Blättern beſetzte Blüthenrispe, die wie der ganze Blüthenſchaft mit langen, 
ſeidenartigen Haaren beſetzt iſt, während die übrigen Theile der Pflanze glatt 
find, Die Blumen, dicht gedrängt aneinander ſtehend, find grünlich gelb. 
(Bot. Magaz. Taf. 5427.) 
Trichantha minor Hook. 
Gesneriaceae. 

Dieſe ſehr eigenthümliche und ſehr ſchöne Pflanze repräſentirt mit einer 
andern ihr nahe ſtehenden Art eine neue Gesneraceen-Gattung. Bisher waren 
beide Arten nur in Herbarien bekannt, durch getrocknete, von Herrn W. Lobb 
in Eolumbien geſammelte Exemplare, beide von Hooker beſchrieben und 
abgebildet im 7. Bande feiner „Jeones Plantarum,.“ Im November v. J. 
erhielt Hooker eine blühende Pflanze der T. minor von Herrn Veitch, nach 
der die Abbildung auf Taf. 5428 des Bot. Magaz. gemacht worden iſt. 
Viele Arten der Gesneraceen gehören ſeit Jahren zu den brillanteſten Zier— 
pflanzen unſerer Gewächshäuſer, aber nur wenige oder keine dürften die hier 
genannte hinſichtlich ihrer Eleganz in Form und Structur und ſchönen Colorits 
übertreffen. Herrn R. Pearce, dem eifrigen Sammler des Herrn Veitch, 
haben wir die Einführung dieſer Pflanze zu verdanken, der ſie im tropiſchen 
Amerika (Guayaquil) entdeckte. 

Der Stengel iſt leicht windend, die gegenüberſtehenden Blätter ſind eirund, 
zugeſpitzt, 2—3 Zoll lang, 1— 1 ½ Zoll breit, die Unterſeite fein behaart, 
die Oberſeite glatt. Die Blüthen ſtehen achſelſtändig, geſtielt, die Blume iſt 
röhrig, wenig bauchig, ſtark behaart, der kleine Saum Alappig, goldgelb, 
während die Röhre purpurroth und dunkelbraun geſtreift if. Eine ſehr em— 
pfehlenswerthe Art. 

Cansora Parishii Hook. 
Gentianeae. 

Eine ſehr interreffante und ganz neue Gentianeen-Art, von Herrn Rev. 
Parish zuerſt auf Kalkſteinfelſen in Moulmein gefunden und dann von Herrn 
Th. Lobb auf den Ruinen einer Pagoda in demſelben Lande entdeckt. Im 
vorigen Jahre erhielt der botaniſche Garten zu Kew Samen davon, der gut keimte 
und die Pflänzchen ſich bald zu hübſchen Exemplaren ausbildeten, und da dieſe 
Art nur einjährig, ſchon im erſten Jahre reichlich blüthen und eine Zierde des Ge— 
wächshauſes während der Sommermonate waren. 

Der Stengel wird 1—2 Fuß hoch, iſt völlig ſtielrund und wiederholt 
gabeläſtig, die Blätter an der ganzen Pflanze ſind vollkommen kreisrund durch— 
wachſen, die Nerven derſelben laufen vom Centrum, wo ſich der Stengel 
durchſchiebt, nach dem Rande zu aus. Dieſe Blumen ſind zahlreich, achſelſtändig, kurz 
geſtielt. Der Kelch iſt krugförmig, bauchig, genervt, vierlappig, die einzelnen 
Lappen ſind ungleich breit, zugeſpitzt. Die Blumenkrone rein weiß, die Blu— 
menröhre nach unten zu aufgetrieben, die Saumlappen umgekehrt-eirund und 
an der Baſis eines jeden befinden ſich zwei kleine dunkelgelbe Flecke. Eine 
empfehlenswerthe Neuheit. (Abgebildet Taf. 5429.) 

Dendrobium ciliatum Parish. 
Orchideae. 
Eine niedliche ſchlank wachſende Art, eingeführt durch Herrn R. Parish 


— 


[37 


228 


von Moulmein bei Herrn H. Low. Der diefer Art gegebene Name deutet 
auf die langen, nagelförmigen Wimpern, womit der mittlere Lappen der Lippe 
beſetzt iſt, die nach genauer Unterſuchung ſich als Fortſetzungen der Adern der 
Lippe herausgeſtellt haben, im Character ganz verſchieden von wirklichen Haaren. 
Die Blumen ſtehen in einer aufrechten Rispe und ſind von grünlich-gelber 
Farbe, bis auf die Lippe, die dagegen mehr gelb gefärbt iſt. (Taf. 5430.) 


Paeonia Moutan alba gigantea. 

Vorſtehende von Herrn von Siebold aus Japan eingeführte Päonie wurde 
von Herrn Laurentius in Leipzig vor einigen Jahren von ihm acquirirt. 
Sie iſt unbedingt die größte weißblühende Päonie, zwar nur halbgefüllt, aber 
von erſtaunlichem Effect, nicht bloß durch die außerordentliche Größe ihrer 
Blume — ſie mißt 12 Zoll im Durchmeſſer — ſondern auch durch den At— 
lasglanz ihrer großen, gefranzten, ſchneeweißen Petalen und den ſtark dichten 
Büſchel der goldgelben Staubgefäße. Die Belaubung iſt elegant und von 
dunklem Blaugrün, wodurch die Schönheit der Blumen noch mehr gehoben 
wird. Wir wollen ſchließlich nicht unterlaſſen, zu bemerken, daß vorſtehende 
Varietät, als die größtblumige und reinweißeſte, die einzige von allen durch 
Herrn von Siebold aus Japan eingeführten Päonien iſt, welcher dieſer Bo— 
taniker hat abbilden laſſen (vergl. Flore de Jardins du Royaume des 
Pays-Bas, vol. I. livr. 7 et 8). Eine junge kräftige Pflanze koſtet 5 ½ 
Thlr. Einige ſtarke dreijährige Pflanzen mit Blüthenknospen à 12 Thlr. 

Paeonia moutan rosea prolifera. 

Dieſe ſchöne baumartige Päonie, welche durch Hybridiſirung der alten 
P. Moutan mit einer chineſiſchen Varietät im Laurentius'ſchen Etabliſſement 
aus Samen gewonnen wurde, hat die Eigenſchaft, daß ſie auf der eigentlichen 
vollſtändig gefüllten Blume in dem Centrum derſelben gewiſſermaßen eine zweite 
hervorbringt, indem ſich die Antheren bei dieſer Hybride in einer auffallend 
kräftigen Weiſe entwickeln, weshalb der Beiname prolifera ſicherlich gerecht 
fertigt erſcheint. Jeder, der dieſe Päonie in Blüthe ſah, war von dieſer merk— 
würdigen Form und ihrer Durchſchnittshöhe überraſcht. 

Die Blume iſt ſehr groß, doppelt gewölbt, prolifirend, ſchön roſa, im 
Innern carmin-roſa, der Rand der Blumenblätter ganz blaßroſa, faſt weiß. 
Eine der ſchönſten und effeckvollſten Varietäten. Junge kräftige Pflanzen & 
62/ Thlr. | 

Lamprococcus (Aechmea) Laurentianus C. Koch. 

Als Herr J. de Jonghe in Brüſſel im Jahre 1859 ſeine Gewächshaus: 
pflanzen veräußerte, erwarb Herr Laurentius unter anderen mehrere Brome— 
liaceen in Editionen, welche von Braſilien eingeführt worden waren. Unter 
denſelben zeichnete ſich bald diejenige, welche er jetzt dem Handel übergiebt, durch 
ihre auffallend ſchöne Inflorescenz aus, weßhalb er dem Herrn Profeſſor Dr. 
Koch in Berlin eine blühende Pflanze mit der Bitte überſandte, dieſelbe, wenn 
ſie noch unbekannt ſei, zu beſtimmen. Indem dieſer deſſen Wunſche entſprach 
(vergl. Wochenſchr. für Gärtnerei u. Pflanzenkunde 1860 Nr. 10), ſagte er 
unter Anderem über dieſe neue Species: „Unbedingt die ſchönſte ihres Ge— 
ſchlechtes und in gärtneriſcher Hinſicht von großem Werthe, weil der feuerrothe 
Blüthenſtand mit den violett⸗blauen Kelch- und den fleiſchfarbenen, bald aber 


229 


ſchwarzen Blumenblättern, eine ſehr lange Dauer beſitzt und inmitten des freu— 
digen und glänzenden Grünes der elegant überhangenden Blätter einen in der 
That reizenden Anblick darbietet. Wir können daher dieſe Bromeliacee allen 
Beſi tzern von Warmhäuſern gar nicht genug empfehlen.“ Kräftige Pflanzen 
a 5¼ Thlr. — 
Dendrobium Fytchianum Batem. 

Die Herren Low u, Com. erhielten dieſes reizende Dendrobium im vers 
gangenem Jahre von Moulmein durch ihren Correspondenten Herrn Parish. 
Zur Zeit der Entdeckung war Herr Parish vom Colonel Herrn Fytch, 
begleitet, der die Pflanze auf einem Zweige eines alten Baumes bemerkte und 
da die Art neu iſt, ſo iſt ſte nach ihrem Entdecker benannt worden. 

Die Blumen dieſer Art find vom zarteſten weiß, nur die kleinen Seiten— 
lappen der Lippe find etwas mit carmin gezeichnet. Sie find geruchlos und 
ſtehen in einer ſpannenlange Rispe beiſammen, an den Endſpitzen der auf— 
rechten Stengel, die etwa die Länge eines Fußes erreichen und die Dicke eines 
Gänſekiels haben. 

Die ſchlanken lineariſchen Blätter fallen leider ab, ehe die Blumen zum 
Vorſchein kommen. Von den importirten Exemplaren blühte das erſte im De— 
zember v. J. in der Sammlung des Herrn Aspinal Turner zu Pendlebury 
Houſe. Dendr. Fytchianum muß an einem Holzklotze kultivirt werden und 
bietet deren Kultur dann keine Schwierigkeiten. (Gard. Chron.) 


(Abgebildet im Bot. 1 März 1864.) 
Nelichrysum Mannii Hock. fil. 
Compositae. 

Eine recht hübſche Art von Fernando Po und von den Cameroon-Gebirgen, 
woſelbſt fie in einer Höhe von 4— 13,000 Fuß hoch wächſt und daſelbſt von 
Guſtav Mann entdeckt worden iſt. Als Art ſteht dieſe Pflanze den Arten 
vom Vorgebirge der guten Hoffnung am nächſten, name li H foetidum 
L. Die Pflanze wird 1—2 Fuß hoch, deren Stamm iſt dicht beſetzt mit lan⸗ 
zettlichen, zugeſpitzten, ſtengelumfaſſenden Blättern. Das obere Ende des 
Stammes trägt eine 6—8 Zoll im Durchmeſſer haltende Doldentraube von 
zahlreichen neſtförmig gruppirten, faſt kugelförmigen Blüthenköpfen. Die 
Scheibenblüthen ſind brillant gelb, während die Strahlenblüthen, aufrechtſtehend 
und die Hülle der Scheibenblüthen bildend, weiß ſind. (Taf. 5431.) 

Quamoclit Nationis Hook. 
Convolvulaceae. 

Cine perennirende Art mit windendem Stengel, der von einer ſtarken 
Wurzelknolle entſpringt. Die Blätter find ungetheilt, herzförmig, Blumen achſel— 
ſtändig, über zwei Zoll im Durchmeſſer haltend, brillant ſcharlachroth, di e 
Blumenröhre iſt 2—3 Zoll lang, cylindriſch. Eingeführt wurde dieſe hübſche 
Art von Lima durch Herrn Nation in Peru. (Taf. 5432.) 


2 


230 
Ueber Kalkdüngung. 


Ein Vortrag des Pflanzenzüchter, Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig, 
gehalten im landwirthſchaftlichen Vereine zu Höckendorf bei Meerane, im Königreich 
Sachſen *). 

Der Kalkſtein (Muſchelkalk) iſt, wie nun faſt allgemein bekannt, durch 
Anhäufung von Milliarden früher lebender kleiner Weſen (Waſſerthiere) ents 
ſtanden und macht jetzt einen bedeutenden Theil unſerer Erdmaſſe aus. Er 
iſt auch ein niemals fehlender Beſtandtheil der Pflanzen und Thiere und wird 
wichtig durch ſeine Verbindungen, die er auch auf das Erdreich einleitet und 
eingehet; er reißt mit großer Begierde Kohlenſaͤure aus der Luft an ſich und 
giebt dem thonigen Garten- und Ackerboden, damit aufgeſchloſſen, die Fähigkeit, 
zu zerfallen und vorzugsweiſe Ammoniak aus der Atmoſphäre für die Pflanzen⸗ 
nahrung an ſich zu ziehen. Der Thonboden verliert durch Beimiſchung von 
Kalk feine der Fruchtbarkeit widerſtrebenden Eigenſchaften, namentlich auch ſeine 
Unſchmelzbarkeit, indem er in düngenden Lehm und Mergel übergeht. In ge— 
branntem Kalke iſt auch mehr oder weniger Kali, ein höchſt wichtiges und un— 
entbehrliches Nahrungsmittel der Pflanzen, enthalten. 

Die längſt anerkannte und äußerſt günſtige Wirkung der Aſche als Dün⸗ 
gemittel gründet ſich vorzugsweiſe auf deſſen Gehalt an leicht löslichen Kaliſalz. 
Als kalihaltiges Düngemittel iſt der Kalk ein für alle Culturen brauchbares 
anzuſprechen, beſonders für kalibedürftige Früchte, demnach für Kartoffeln, 
Rüben, Kraut und Wurzelgewächſe. i 

Während der Stickſtoff die thieriſchen Ueberreſte der Vorzeit, die ſich im 
Kalkſtein befinden, einerſeits eine directe Quelle von Nahrungsſtoffen den 
Pflanzen bietet, iſt der gebrannte Kalk, mit dem Erdboden vermiſcht, unter 
Einfluß des Sauerſtoffes der Luft, andrerſeits auch geſchickt, eine Umwandlung 
des atmoſphäriſchen Stickſtoffs zu deren Ernährung zu vermitteln. Und dies 
um ſo mehr, wenn verweſende Wurzelrückſtände oder Strohdünger in dem 
Boden ſchon vorhanden, worauf der Kalk und die Luft ihre Wirkſamkeit zu 
äußern im Stande ſind. 

Auch auf dem Garten- und Ackerboden iſt in ſolcher Beziehung unbe⸗ 
zweifelt der Spruch anzuwenden: „Wer da hat, dem wird gegeben und wer 
da nicht hat, dem wird genommen.“ Denn gedüngter Boden zieht, wie wir 
vielfach erfahren haben, noch mehr Nahrung für die Pflanzen aus der Luft 
an ſich, während die Luft, die über ungedüngten und ungelockerten Boden 
ſtreicht, die wenige Düngerkraft deſſelben gleichſam noch an ſich reißt und mit 
ſich fortnimmt. Was nun den gebrannten Kalk aus dem Erdmann'ſchen Kalk 
bruche zu Höckendorf bei Meerane in Sachſen anlangt — wovon ich jüngſthin 
1 Pfd. mitgenommen — ſo enthält derſelbe, wie aus den von mir veranlaßten 
Unterſuchungen hervorgeht, mit Hinweglaſſung der Bruchtheile, in 100 Theilen: 

1. 690% kohlenſauren Kalk, 

2. 10% kohlenſaure Magneſia, 
3. 70% Kieſelerde (Kieſelſäure), 
4. 4% Kali, 


*) Anmerk. Vom Verfaſſer uns zur Veröffentlichung gütigſt mitgetheilt. (Die Redact.) 


231 


30% Thonerde, 

20% Eiſenoxyd, 

20% Sand und unlösliche Rückſtände und 
30% Hhydratwafler. 

Es ergiebt ſich hieraus — und jeder Kalk beſteht mehr oder weniger aus 
denſelben Beſtandtheilen — daß der Kalk, welcher in der Meeraner Gegend 
gebrochen und gebrannt wird, indem er faſt gar keinen Sand, wohl aber 
Magneſia, Kaliſalz und wenig Thon in ſich ſchließt — welcher letztere gebrannt, 
in Gemeinſchaft mit dem kohlenſauren Kalk, das Waſſer erſt gierig aufſaugt 
und nach deſſen Verdunſtung Düngeſtoffe feſthält, auch, wie ſchon bemerkt 
wurde, aus der Atmoſphäre Stickſtoff an ſich zieht — um ſo mehr ein gutes 
Düngmittel für die Gärten und Felder abgeben muß, weil vermöge deſſelben, 
in Verbindung mit den ſich zerſetzenden organiſchen Beſtandtheilen, in der Erde 
Ammoniak und dann Salpeter gebildet wird, welche Beſtandtheile, wie allge— 
mein bekannt, paſſende Nahrung für die Pflanzen abgeben. 

Auch durch Kalkdüngung aufgeeggter Saaten im zeitigen Frühjahre — 
mehr als 2 Scheffel Kalk auf den ſächſiſchen Acker bedarf es hier nicht — 
wird die belebende Wirkung der Luft auf den Boden weſentlich unterſtützt und 
beſördert. Dies um ſo mehr, wenn auf tief geackertem oder gegrabenem und 
mit Miſt gedüngtem Boden der gewichene Winter, im Wechſel von Froſt und 
Wärme, das Erdreich noch mehr gelockert, zertheilt und empfänglicher zur 
Aufnahme befruchtender Stoffe gemacht hat, die uns vor allem die Frühlings— 
winde aus wärmeren Erdtheilen bringen. Daß in Folge ſolcher Kalkzuführung 
die Pflanzenkeime fähiger gemacht werden, ſich vollſtändig zu entwickeln und 
auszubilden, wer ſollte es, angeſichts der vielfach darüber gemachten Erfah— 
rungen, in Abrede ſtellen? 

Schon aus dem Vorgetragenen, noch mehr aber aus dem Erfahrungsſatze, 
daß der durch lebende kleine Weſen eingeleitete Gährungsproceß, welchen unbe— 
zweifelt auch der Dünger, mit Luft in Berührung gebracht, eingeht, durch 
Hinzufügung von Kalk anfangs verlängert, doch ſicher durchgeführt wird, ent— 
nehmen wir, daß auch der Dünger eine Kraft ſei, die ſich in Theile zerſplittert, 
die aber als Ganzes fortſchreitet und ewig iſt, während ſie in ihren Theilen 
vergeht und im Kreislaufe dazu dient, die Rückkehr der organiſchen Materie 
in den Zuſtand der unorganiſchen zu vermitteln. Die Natur iſt in ihren 
Schöpfungen ſehr einfach, doch das Einfachſte iſt oft ſchwierig zu enträthſeln. 

Noch habe ich meine Erfahrung, und fie folgt auch ſchon aus dem Vor— 
hergehenden, dahin auszuſprechen, daß gebrannter Kalk, vermöge ſeiner durch's 
Brennen veränderten Beſtandtheile, ſelbſt auf Kalkboden, wenn er ſonſt noch 
alte Kraft hat und darum feucht iſt, indem er überall, ſo auch hier, den— 
ſelben nebenher erwärmt und lockert, ſehr günſtige Wirkungen zu äußern im 
Stande iſt. 

Der Nutzen der Kalkdüngung iſt meines Erachtens nach nicht genug ans 
erkannt und für die Garten- und Feldwirthſchaft, wie ſie es verdient, ausge— 
beutet worden. So habe ich z. B. dem gebrannten Graukalke in Waſſer 
aufgelöſte Soda oder Pottaſche zugeſetzt, denſelben mit Sägeſpähnen vermiſcht, 
8—14 Tage der Luft ausgeſetzt und mehrfach umgewendet. Dadurch nämlich 
wird der Kalk, durch Anziehung von Ammoniak, Stickſtoff und Salpeterbil⸗ 


* 


Dun 


232 


dung aus der Luft, mürber und fruchtbarer gemacht. Er zerfällt nach ſolcher 
Behandlung in das feinſte, ſich ſehr weich anfühlende Mehl oder Pulver und 
und verliert dadurch ſeine der vollen Düngung bisher zum Theil noch ſehr 
hinderlich geweſene Eigenſchaft, ſich mit der im Boden nirgends fehlende Kiez 
ſelerde (Kieſelſäure) zu verbinden und zu verhärten. Hier, meine Herren, iſt 
eine Probe davon. Solchen von mir, meines Wiſſens, zur Pflanzennahrung 
wohl zuerſt zubereiteten Kalk gedenke ich nächſthin pfundweiſe auszutheilen, Sie, 
meine Herren, zu bitten, Düngeverſuche erſt im Kleinen anzuſtellen und mir 
das Reſultat mitzutheilen; wie ich dann überhaupt münſche, daß mein Vortrag 
zur Nutzanwendung durch vielfachen Abdruck weiter verbreitet werde. Der 
Gärtner in China iſt auch in Hinſicht der Kalkdüngung mehr intelligent; er 
weiß ſehr wohl, welche Menge von Düngekraft der Kalk mit der Zeit an ſich 
zieht und feſthält; er läßt ſich von ſeinen Nachbarn, die den Landbau nicht 
ſelbſt betreiben, den von den Wänden in den Wohnzimmern abgeſchabten alten 
Kalk geben und ſtellt dagegen neu bekalkt und geweißt jene Wohnungsräume 
her. Man ſchenke alſo auch bei uns der Kalkdüngung zur Hebung des Garz 
ten⸗ und Feldbaues mehr Aufmerkſamkeit, als bis jetzt geſchehen. — Es dürfte 
ſodann nach Vorbild der Chineſen, welche, auch ohne Guano, ihrem Boden 
fortwährend ſo unermeßlich viele und gute Früchte abgewinnen, das von 
dem Herrn Freiherrn v. Liebig eitirte Geſpenſt, als werde, aus Mangel an 
Dünger, in Deutſchland der Boden für den Getreidebau bald ſo entkräftet, 
daß deshalb eine Auswanderung in andere Erdtheile werde nothwendig werden, 
verſchwinden. 

Auf gleiche Weiſe habe ich von vielen Seiten her Dank dafür geerntet, 
daß ich meine Erfahrungen: „Einen kräftigen, guten Dünger für Culturge⸗ 
wächſe jeder Art aus den kranken und verfiulten Kartoffeln auf leichte und 
nicht ſehr koſtſpielige Weiſe herzuſtellen“ sub Nr. XILIII meine Berichten aus 
dem Jahre 1863 über Anbauverſuche mit neuen und wenig bekannten land— 
wirthſchaftlichen Nutzgewächſen beigefügt habe. Dieſe Berichte ſind durch mich 
unter Einſendung von / Thaler portofrei unter Kreuzband zu beziehen. 


m 


Gartenbau⸗Vereine. 


Weimar. Programm für die am 20. und 21. Auguſt dieſes Jahres 
in Weimar abzuhaltende Conferenz der Deputirten der Vereinigung deutſcher 
Gartenbau⸗-Geſellſchaften verbunden mit einer Ausſtellung und Monatsverſammlung. 


Programm für die Conferenz. . 

Verſammlung der Herren Deputirten der verbundenen Vereine am 
20. Auguſt, Nachmittags 3 Uhr. Bevollmächtigte nicht beigetretener Vereine 
haben zu dieſer Verſammlung Behufs Information Zutritt. — (Vereinigungs⸗ 
ort bleibt näherer Beſtimmung vorbehalten.) 

Nach dem Schluſſe der Conferenz geſelliges Zuſammenſein mit den Mit⸗ 
gliedern des hieſigen Gartenbau-Vereins — (an einem noch näher zu beſtim⸗ 
menden Orte.) 


283 


Sonntag, den 21. Auguſt, Vormittags 11. Uhr, allgemeine Verſammlung 
der Mitglieder des hieſigen Gartenbau-Vereines, der Herren Deputirten, Mit— 
glieder auswärtiger Vereine u. ſ. w. zu einer öffentlichen Sitzung. — (Ans 
meldungen von Vorträgen, Verhandlungen werden gern entgegengenommen.) 

Nach Schluß dieſer Sitzung, um 2 Uhr Nach gittags, ein allgemeines 
Feſtmahl und geſelliges Zuſammenſein, wie am 20. — (Nähere Beſtimmungen 
bleiben vorbehalten; es wird der Verein zu Weimar ſich angelegen ſein laſſen, 
den verehrten Gäſten den Aufenthalt in ſeiner Mitte ſo angenehm als möglich 
zu machen.) 


B. 
Programm für die mit der Wanderverſammlung verbundenen Aus⸗ 
ſtellung am 20., 21. und 22. Auguſt d. J. 

Da ſowohl Verhältniſſe wie Lokalität eine größere allgemeine Ausſtellung 
nicht geſtatten, ſo wird man verſuchen, der Verſammlung durch Ausſtellung 
von Specialitäten ein allgemeines Intereſſe zu verleihen und eine praktiſche 
Bedeutung zu geben. Der Vorſtand des Gartenbau-Vereins wird deshalb eine 
Ausſtellung von den frühen Kohl- und Wirſingſorten veranſtalten. 

Es werden ſämmtliche vereinigten Gartenbau-Geſellſchaften erſucht: 

je ein Normal-Exemplar mit dem vollen Strunke und 
allen Blättern derjenigen frühen Kohl- und Wirſing— 
ſorten, welche in ihrem Vereinsbezirke in einiger Aus— 
dehnung angebaut werden, möglichſt begleitet mit einem 
kurzen Bericht über die Cultur, den Ertrag, die Güte 
und den Boden, auf welchem die Sorten gewachſen, ſind, 
ein zuſenden, 

und ſind auch andere außerhalb der Verbindung ſtehenden Vereine zur Theil— 

nahme an der Einlieferung wie an den Verhandlungen freundlichſt einzuladen. 

Die verſchiedenen eingegangenen Kopfkohl- und Wirſingſorten werden in 
den Verhandlungen 

a) in Bezug auf ihre Aechtheit geprüft, 

b) die normal befundenen nach ihren hauptſächlichſten Merkmalen genau 
charakteriſirt, 

e) nach ihren Qualitäten gewürdigt, 

d) mit einander verglichen, 

e) die Namen in Rückſicht auf Vereinfachung der Norsenclatur, und 

) die Erforderniſſe zu ihrer Cultur feſtgeſtellt. 

Ferner werden zu gleichem Zwecke Gärtner, Gartenfreunde u. ſ. w. auf⸗ 
gefordert zur Einſendung von Aſter-Sortimenten, um ebenſalls eine 
Reviſion derſelben und Feſtſtellung einer beſtimmten Eintheilung zu verſuchen. 

Die Einſendung iſt zu machen: 

a) in abgeſchnittenen Blumen, zur Muſterung der Farben, 
b) in vollſtändigen in Töpfe gepflanzten Muſter-Exemplaren 
zur Beſtimmung der Eigenthümlichkeiten der Racen. 

Es werden Seitens des Vereins in Weimar zwei Commiſſionen für das 
Gemüſe und für die Aſtern ernannt, welche die Prüfung am 20. Auguſt von 
Morgens 9 Uhr ab, wo die Ausſtellung nur für dieſe und die Mitglieder der 


234 


Vereine geöffnet iſt, vorzunehmen und das Reſultat in der allgemeinen Ver⸗ 
ſammlung am 21. Auguſt vorzulegen haben. 

Die Ausſtellung iſt am 21. Auguſt von 11 bis 1 und 3 bis 5 Uhr, 
und am 22. Auguſt von Morgens 9 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr dem 
Publikum geöffnet, während am 21. von 9 bis 11 Uhr der Zutritt nur den 
Mitgliedern und Deputirten geſtattet iſt. 

Die Mitglieder der Gartenbau-Vereine, ſowie die Herren Deputirten und 
Ausſteller haben freien Zutritt, wogegen dem Publikum an den betreffenden 
Tagen der Eintritt gegen ein — noch näher zu beſtimmendes Eintrittsgeld 
geſtattet iſt. 

Der Gartenbau-Verein zu Weimar trägt die Koſten für Einſendung der 
ſpeciell erwähnten Ausſtellungsgegenſtände, wogegen die Koſten der Rückfracht 
den Ausſtellern zufallen. 

Sollten Gartenbeſitzer und Handelsgärtner die Ausſtellung anderer, in 
dem Programme nicht ausdrücklich erwähnten Gartenerzeugniſſe beabſichtigen, ſo 
iſt ſolches, ſoweit der Raum es möglich macht, geſtattet, nur würden dieſelben 
die Eins und Rückſendung auf eigene Koſten zu beſorgen haben. 

Eine Verleihung von Prämien findet nicht ſtatt; jedoch ſind die Prüfungs⸗ 
Commiſſionen verbunden, hervorragende Züchtungen und Leiſtungen im Organe 
der Vereine, der Deutſchen Gartenzeitung, beſonders namhaft zu machen. 

Die Anmeldung der einzuſendenden Gegenſtände nebſt Angabe des erfor— 
derlichen Raumes iſt bis zum 14. Auguſt beim Vorſitzenden des für Anord- 
nung der Ausſtellung ernannten Comités, Hofgärtner Hartwig in Weimar, zu 
bewirken, um danach die Räumlichkeit bemeſſen zu können. Die Einſendung 
der Gegenſtände hat aber bis ſpäteſtens den 19. Mittags ſtattzufinden. Für 
Aufſtellung und Arrangement trägt das Comité Sorge. 

Weimar, den 8. März 1864. 

Das Comits. 
Hartwig, Vorſitzender. 

Indem der unterzeichnete Vorſtand ſich mit dem Progamm einverſtanden 
erklärt, ladet derſelbe zu einer recht regen Betheiligung ein. 

Magdeburg, den 21. März 1864. i 
Der interim. Vorſtand der Vereinigung deutſcher Gartenbau⸗ 
Geſellſchaften. 

Director Schriftführer 
Berlin. Jung. 


— — —e—é 


tr n 


Die O bſtbaumzucht in Töpfen oder Kübeln. Nach dem Eng⸗ 
liſchen des Thomas Rivers von Ferdinand Freiherrn von Bie- 
denfeld. Zweite verbeſſerte Auflage von J. Hartwig, Großherzogl. 
Sächs. Hofgärtner in Weimar. Weimar 1864. Bernh. Friedr. Voigt. 

Die Obſtbaumzucht in Töpfen oder Kübeln in einem Glashauſe gehört 
zu den angenehmſten, reizendſten und, wenn richtig behandelt, zu den belohnend— 


235 


ſten Beſchäftigungen eines jeden Gärtners und Beſitzers von kleinen Gärten. 
Diefelbe hat deßhalb auch in dem letzten Decennium eine vielfache Verbreitung 
gefunden und würde dies gewiß in noch höherem Maße geſchehen ſein, wenn 
namentlich für Dilletanten ein Buch exiſtirt hätte, aus dem man ſich die für 
dieſe Obſtbaumzucht erforderlichen Kenntniſſe verſchaffen konnte. Das bereits 
vor mehr als zwölf Jahren in England erſchienene Buch von Thomas Ri— 
vers iſt unſtreitig das vorzüglichſte dieſer Art und erſchien deßhalb auch vom 
Frh. von Biedenfeld in deutſcher Ueberſetzung. Dieſe getreue Ueberſetzung ent— 
hält jedoch vieles für Deutſchland Unausführliches, jo daß Dilletanten und 
ſelbſt Gärtner, die ſich in ihren Kulturen nach dieſem Buche richteten, ſich eher 
verwirrten, als Nutzen ſchöpften. 

Herr J. Hartwig hat nun nach dem bewährten Grundſatze: „Prüfet 
Alles und das Beſte behaltet“, das Büchlein: die Obſtbaumzucht in Töpfen 
oder Kübeln im Glashauſe, in der Wohnung und im Freien, nach dem Origi— 
nale des berühmten engliſchen Obſtbaumzüchters Th. Rievers von Bieden— 
feld überſetzt und bearbeitet, einer genauen Durchſicht unterworfen und da— 
von eine zweite Auflage veranſtaltet. In dieſer Auflage iſt alles ſich nicht 
für die deutſchen Verhältniſſe Eigende fortgelaſſen, ſo daß dieſes Buch, das 
namentlich den Dilletanten belehren ſoll, nur Poſitives und Ausführbares ent⸗ 
hält und welches wir daher als ein ſehr brauchbares allen Denjenigen empfehlen 
wollen, die ſich mit der ſo angenehmen Topfobſteultur zu befaſſen wünſchen. 

— E. O—o. 

Die kaufmänniſche Buchhaltung für Handelsgärtner nach 
ſüd⸗ und norddeutſchem Münzfuße, für Kunſt⸗ und Handelsgärtner, Samen— 
händler, Guts- und Gartenbeſitzer, Gärtnergehülfen und Gärtnerlehrlinge von 
J. G. Meyer, Handelsgärtner in Um. Hamburg 1864. Robert 
Kittler. 8. 63 S. geh. 8 Nar. 

Mit Hülfe dieſes Büchelchen iſt der Gärtner im Stande, auf eine leichte 
Weiſe die kaufmänniſche einfache Buchführung in ſehr kurzer Zeit gründlich ſich 
anzueignen und auf alle Geſchäftsverhältniſſe des Samen und Pflanzenhandels 
anzuwenden. Mag der angehende Handels- oder Samenhändler ein noch ſo 
tüchtiger praktiſcher Gärtner ſein, ſo muß er, um ſein Geſchäft ſtets in Ord— 
nung zu halten, mit der richtigen Geſchäftsführung ſeines Betriebes eingeweiht 
ſein, wenn er aus dem Geſchäfte Nutzen ziehen will, und wir glauben allen 
denen, die ſich Kenntniſſe des kaufmänniſchen Buchhaltens verſchaffen wollen, 
kein beſſeres Buch empfehlen zu können, wie das oben genannte aus der Feder 
des durch viele andere gärtneriſchen Werke rühmlichſt bekannten Verfaſſers. 


E. O—o. 
Feuilleton. 


Guſtav Mann's Sammlungen. Einem Vortrage, den Dr. 
J. D. Hooker in der Linnean-Geſellſchaft in London Ende v. J. über die 
von G. Mann in den temperirten Regionen der Cameroons-Gebirge und auf 
den Inſeln in der BeninsBucht geſammelten Pflanzen gehalten hat, entnehmen 
wir folgende intereſſante Notizen. Zuvörderſt bemerkt Dr. Hooker, daß die 
botaniſchen Kenntniſſe während der letzten wenigen Jahre durch die Bereiſung 
und Durchforſchung eines bisher am wenigſten bekannten und höchſt intereſſanten 


236 


Erdtheils, nämlich des Junern und der Gebirge des tropiſchen Afrikas, bedeu⸗ 
tend erweitert worden ſind. Die Sammlungen des Dr. Welwitſch von Lo⸗ 
anda, von Kirk und Mellor mit der Livingſtone-Expedition, von Vogel 
und Patherik vom weißen Nil und von Nubien, von Baikie und Bar 
ter aus dem Nigerthale, von Syeke und Grant während deren mühevollen 
Reiſen durch das öſtlich tropiſche Afrika und zuletzt von G. Mann von den 
Ufern und von den Inſeln in der Benin-Bucht, werden von Hooker als ſehr 
große Bereicherungen bezeichnet, denn ſie enthalten des Neuen und Seltenen 
ungemein viel. 

Dr. Welwitſch befindet ſich ſeit längerer Zeit noch jetzt im Auftrage 
des Königs von Portugal in England, um daſelbſt feine reichhaltigen Samm⸗ 
lungen zu ordnen und zur Beröffentlichung vorzubereiten. Dr. Hooker knüpft 
hieran den Wunſch, daß es den Bemühungen des Sir W. Hooker ebenfalls 
gelingen möge, auch von der engliſchen Regierung die Mittel bewilligt zu er— 
halten, um die mit ſo vielen Koſten und Aufopferung von Menſchenleben in 
England aufgehäuften botaniſchen Schätze baldigſt ordnen und veröffentlichen zu 
können, es wäre zu betrübend, wenn dieſe Schätze in den Muſeen ohne Be— 
nutzung aufgeſpeichert liegen bleiben müßten und nur aus dem einzigen Grunde, 
weil keine Mittel ſie zu bearbeiten vorhanden ſind. 

Dr. Hooker berichtet dann über einen nur kleinen Theil der Sammlung, 
welche G. Mann zuſammengebracht, denn deſſen ganze Sammlung zu ordnen 
und darüber zu berichten, würde zuvor viele Monate anſtrengende Arbeit er— 
fordern. — Der Theil der Mann'ſchen Sammlung, über den Dr. Hooker 
berichtete, umfaßt die Pflanzen der temperirten Region des Gebirges von Fer— 
nando Po (9469 Fuß hoch.) Dasſelbe wurde von ihm 7mal beſtiegen und deſſen 
äußerſte Spitze 5mal erreicht. Die Spitze des Gebirges der Inſel St. Thor 
mas (7800 Fuß) wurde ebenfalls erreicht und zu den merkwürdigſten Ent⸗ 
deckungen daſelbſt gehört ein Podocarpus. Daſelbſt fand G. Mann auch 
die prächtige Musa sapientum vittata im kultivirten Zuſtande. Dieſe Pflanze 
iſt nach Herrn Mann eine Bewohnerin von Gaboon. — Ferner bereiſte Mann 
die Prinz⸗Inſel; die prächtigen Cameroons Gebirgskette (13,100 Fuß) aus 
vielen Vulkanen beſtehend, wurde genau durchforſcht, die eine Gebirgskette 
(9290 Fuß) beſuchte Mann im Dezember 1861 und die Mount Albert ges 
nannte Spitze beftieg er in Geſellſchaft mit Conſul Herrn Barton im Ja- 
nuar 1862. Später erreichte er die Spitzen von Mount Victoria (12,861 
Fuß), von Mount Hooker und Etindent. Die Cameroons-Gebirge enthalten 
bis zu einer Höhe von 7000 Fuß dichte Waldungen, auf dieſe folgen große 
offene Grasebenen, unterbrochen durch Büſche von Hypericum, Pittosporum, 
Adenocarpus, Pygeum, Leucothöe, Ericinella und Myrica nebſt vielen 
Staudengewächſen. Viele Gebirgsſpitzen, die ſich noch höher erheben, ſind 
entweder felſig und unfruchtbar, aus Baſalt oder Lava beſtehend oder bewachſen 
mit Gras- und anderen Staudenarten. Die intereſſanteſten Pflanzenarten von 
den höchſten Gebirgsgipfeln find: Cotyledon, Umbilieus, Silene, Trifolium, 
Galium Aparine und rotundifolium, Scabiosa suecisa, Helichrysum, 
Veronica, Bartsia, Stachys, Trichonema Bulbocodium, Deschampsia 
caespitosa, Poa nemoralis, Koeleria eristata und viele andere europäiſche 
Pflanzen. 


a a 


237 


Die Sierra del Cryſtal iſt eine Hügelkette von nur 2000 Fuß Höhe, 
mithin von Herrn du Chaillu viel zu hoch geſchätzt. Von der Corisco-Bay 
wurde die Spitze des Berges Mavega (1668 F.) und die ganze Kette, die 
irrthümlicher Weiſe 5000 F. hoch angeführt iſt, erreicht. Die wirkliche Spitze 
iſt jedoch der Berg Shomba (1767 F.) — Die Zahl der von Herrn Mann 
geſammelten Pflanzen beträgt ungefähr 5000 Arten, von denen 237 in 
einer Höhe von 5000 Fuß gefunden, den Gegenſtand des Hooker'ſchen Vor— 
trags bildeten. — Nicht weniger als 112 von dieſen ſind als neu beſchrieben 
und mehr als die Hälfte ſtammen von den Cameroons-Gebirgen. Mit Aus- 
ſchluß der nur auf St. Thomas und der Prinz-Inſel wachſenden Arten, ge— 
hören von dieſen Pflanzen 203 Arten den Cameroos-Gebirgen in einer Höhe 
von 5000 Fuß an, 102 dem Pik von Fernando Po, von denen 68 wiederum 
beide Localitäten gemein haben. Die Monocotyledonen ſind auf den ge— 
nannten Gebirgen ſtärker vertreten als die Dicotyledonen, während letztere 
auf dem Peak von Fernando-Po vorherrſchend ſind. G. Chron. 

Salep⸗Sammlung in Griechenland. Obgleich ſich im heutigen 
Griechenland verſchiedene Orchis- und Ophrys-Arten vorfinden, jo werden die 
Wurzeln derſelben dennoch nicht geſammelt. In Epirus, Theſſalien, Rumelien 
und Mazedonien beſchäftigen ſich jedoch die Leute ſyſtematiſch mit dem Sammeln 
der Knollen dieſer Orchisarten und werden deshalb Salepthides (Salep— 
Sammler) genannt. An Plätzen, wo ſich dieſe Gewächſe geſellſchaftlich bei— 
ſammen finden, auf Berghöhen und auch in Thälern, werden dieſe nach dem 
Abblühen aufgeſucht, die Erde durchwühlt und die größern Knollen herausge— 
nommen. Die kleinern jedoch laſſen die Leute, um wieder zu blühen und zur 
kräftigen Knollenbildung zu dienen, in der Erde zurück. Die geſammelten 
Wurzelknollen werden auf hanfene Tücher ausgebreitet und in der Sonne ge— 
trocknet, ſodann von der anhängenden Erde befreit, in hanfene Säcke gethan 
auf die Bazars von Theſſalonich geſchickt und von dort in den europäiſchen 
Handel gebracht. Verfälſchungen mit andren Pflanzen kommen bei dieſem Ma— 
zedoniſchen Salep nicht vor. Für den Gebrauch der Orientalen zu dem im 
Winter beliebten Salapi, das eine Salep-Gelatine mit Honig iſt und von 
den Su lephiden beim Anbruch des Tages in den Straßen ausgerufen wird, 
indem Tauſende von Menſchen theils als Heil- theils als Nahrungs-Mittel 
Salepe trinken — werden die Wurzeln nach dem Trocknen gemahlen. Es 
geſchieht dies auf eignen Salep-Mühlen, deren Mühlſteine aus Granit beſtehen, 
und als Bezahlung erhält der Müller für 10 Offen Salep-Pulver Ya — 
1 Okka Salepwurzeln in Bezahlung, die ſehr bedeutend iſt, wenn man in 
Berückſichtigung zieht, daß heut zu Tage eine ſolche Wurzel zu 6 8 Drachmen 
verkauft wird, während fie vor mehreren Jahren nur 3—4 Dr. koſtete. 

Nach der Ausſage der Salepthides ſind die Knollen in den letzten Jahren 
ſehr ſelten geworden. Da dieſe Salepthiden vom alten Schlage ſind, mit 
anderen Worten viel religiöſer, ſo halten ſie es für eine Sünde, ein Heilmittel 
zu verfälſchen, deshalb kann man von ihnen auch den gemahlenen Salep ohne 
Verdacht, etwa ein verfälſchtes Pulver zu erhalten, kaufen. 

Die Orchis- und Ophrys-Arten, von denen jene Knollen geſammelt 
werden, ſind folgende: Orchis Morio, pyramidalis, mascula, longi- 
cornis, papilionacea, coriophora, latifolia, sambucina, maculata; 


238 


Ophrys, museifera, aranifera, fusca, apifera. Das Wort Salep ift 
das Arabiſche Schalap (ſchleimig), wegen der ſchleimigen Beſchaffenheit der 
Abkochung. X. Landerer. 


Fruchtbarkeit von St. Helena. Wie in der nördlichen 
Hälfte des Atlantiſchen Oceans die Inſel Madeira die intereſſante Er⸗ 
ſcheinung einer deutlich ausgeprägten Grenze der tropiſchen Vegetation 
bietet, indm man dort neben Bananen, Kaffeebaum, Zuckerrohr, 
Brodf.uchtbaum, Kakaopalme viele Repräſentanten der Flora der gemäßigten 
Zone antrifft und einen auffallenden Unterſchied zwiſchen dem Character der 
Vegetation im Norden und Süden der Inſel beobachtet, ſo wiederholt ſich dies 
Phänomen im Süden des Aequators auf St. Helena, nur daß hier die tro— 
piſche Vegetation gegen die der gemäßigten Zone weit mehr zurücktritt. Nach 
den Entfernungen beider Infeln vom Aequator zu urtheilen, ſollte man gerade 
ein umgekehrtes Verhältniß erwarten, denn Madeira (320 380 N. Br.) liegt 
um 16 ½ Breitegrade weiter von ihm ab, als St. Helena (150 55 S. 
Br.); trotzdem aber ha later eine um faſt 30 R. geringere Jahrestemperatur 
und ziemlich in demſelben Verhältniß geringere Monatstemperaturen als Ma⸗ 
deira. Hierdurch finden die folgenden Angaben über die Flora der erſteren 
Inſel in einer intereſſanten Schilderung im „Cape Monthly Magazine“ 
ihre genügende Erklärung. — Alle Gemüſe Englands, heißt es dort, werden 
hier in großer Vollkommenheit gezogen, ohne viele Mühe oder Aufwand. Der 
Boden iſt faſt durchweg ein dunkler, fetter Lehm und bedarf wenig Düngung. 
Auf einigen Gütern erhält man ununterbrochen gute Kartoffelernten ohne alle 
Düngung. Eine große Menge Regen fällt das Jahr hindurch, beſonders in 
den höchſten Theilen der Inſel, wo es an manchen Punkten 8 Monate regnet 
und auch häufig Nebel eintritt. Bäume aller Art wachſen im Innern vor⸗ 
trefflich und man ſieht dort an manchen Stellen neben der Eiche, Kaſtanien, 
Pfirſichen, Birnen, dem Apfelbaum und andern europäiſchen Bäumen, den Bam⸗ 
bus, die Camellia Japonica, die bis 40 Fuß Höhe erreicht, die ſchöne 
Fuchſia in vollkommen wildem Zuſtand und die Brombeere, die ihre Zweige 
oft über 30 Fuß weit ausſendet, Thee und Kaffee, von der Oſtind. Compagnie 
eingeführt, letzterer dem von Mokka gleich, Bananen und tropiſche Feigen zeigen 
ein üppiges Wachsthum, Tabak trifft man an vielen Stellen wild an. Gerſte 
und Hafer werden vom Kap der guten Hoffnung eingeführt, obgleich die Inſel 
recht gut ihren ganzen Bedarf erzeugen könnte, wenn man gehörigen Fleiß 
darauf verwendete. Weizen iſt in letzterer Zeit an manchen Stellen angebaut 
worden und gedeiht gut; zu Longwood, Napoleons J. Reſidenz, find 50 Acres 
mit Weizen bepflanzt, der eben ſo große Aehren trägt wie am Kap. Aber 
wegen des unbeſtändigen Wetters und der großen Feuchtigkeit zur Erntezeit 
ſcheint der Weizen keine ſichere Ernte zu geben. Das Land ernährt nicht eine 
ſo große Anzahl Schafe, als dies der Fall ſein könnte, wenn man es von 
dem Pfriemenkraut und den Brombeerſträuchern ſäubern wollte, die ſich über 
einen großen Theil des beſten Weidelandbaus gebreitet haben. Deshalb wird 
ein beträchtlicher Theil des hier conſumirten und von den Schiffen an Vord 
genommenen Fleiſches vom Kap importirt. 

(Peter m. Geo. Mitth.) 


eg 


4 


239 


Eiſerne Möbel und Drahtarbeiten. Der dem vorigen Hefte 
der Gartenzeitung beigegebene Proſpectus über eiſerne Möbel und Drahtarbeiten 
aus der Fabrik des Herrn Carl Nexer in Stuttgart, ging uns zu ſpät 
zu, als daß wir im letzten Hefte die Leſer darauf aufmerkſam machen 
konnten. Die Redaction erlaubt ſich daher nachträglich unter Bezugnahme auf 
den, mit dem letzten Hefte vertheilten Proſpectus auf das große Magazin in 
Schmied-⸗ und gußeiſernen Patent- Gartenmöbeln, Gartenzäunen, Hof- und Gartens 
Thoren, Blumentiſchen, feinen und ordinairen Bettſtellen, Feder-Matratzen, (an 
Dauerhaftigkeit und Elaſticität das bis jetzt Geleiſtete weit übertreffend), 
Balkon⸗ und GrabsGeländern, nach den neueſten Deſſins in Schmied- und 
Gußeiſen, Grabkreuzen in jeder Größe, Café- und Reſtaurations-Einrichtungen, 
als ſchwarze und weiße Schieferplatten, dergleichen in Marmor, Tiſchfüße in 
verſchiedenen Sorten, Garderobeſtänder, die ſo beliebten wiener Holzſeſſel, Pa— 
villons, Gewächshäuſer, Glasdächer, Volieren, geſtrickte und gewobene Draht— 
geflechte in Empfehlung zu bringen. 

Etabliſſement Verſchaffelt. Die Redaction erlaubt ſich die ges 
ehrten Leſer der hamburger Gartenzeitung auf den dieſem Hefte beigegebenen 
Katalog (No. 74) des Herrn Ambroiſe Verſchaffelt ganz beſonders 
aufmerkſam zu machen und iſt dieſelbe bereit allen Denen, welchen dieſes Ver— 
zeichniß nicht zugegangen ſein ſollte, auf Verlangen franco zuzuſenden. 


Dahlia imperialis, die vielbeſprochene, empfehlenswerthe neue 
Art, wird in kurzer Zeit, wie uns mitgetheilt, bei Herrn Handelsgärtner W. 
Bahlſen in Erfurt ihre erſten Blüthen zeigen. Hiermit wird der Uebelſtand, 
aß dieſe Dahlia erſt ſpät im Herbſte blühen ſoll, beſeitigt. 


Perſonal⸗Notizen. 


Nußland. + N. Turczaninoff, K. Ruſſiſch. wirkl. Staatsrath, 
ſtarb im Januar d. J. zu Harkoff. Derſelbe war in den letzten Dezennien 
der ausgezeichnetſte Botaniker Ruſſiſcher Nationalität in Bezug auf deſcriptive 
Botanik, lebte aber leider in Folge eines Sturzes von einer Leiter bei Bear— 
beitung ſeines Herbarinms in den letzten Jahren in ſehr gedrückten Verhält— 
niſſen. Er ſtarb als armer Mann und hatte mit Liebe und Enthuſiasmus 
alles was er beſaß und verdient hat, der Wiſſenſchaft gewidmet. Sein Name 
hatte einen guten Klang und ſteht tief eingegraben in den Denkbüchern der 
Wiſſenſchaft. (E. R. in der Gartenflora). 


Stuttgart. Der bisherige Hofgärtner zu Ludwigsburg, Herr Albert 
Courtin, als Gartenſchriftſteller wohl bekannt, iſt von Sr. königl. Hoheit 
dem Kronprinzen von Würtemberg zum Hofgärtner auf der Villa in Cannſtadt 
bei Stuttgart ernannt worden, an der Stelle des demiſſionirenden Hofgärtners 
Herrn Neuner. 


240 


Carlsruhe. Herr GE. Mayer, Sohn des rühmlichſt bekannten 
Garteninſpectors des großherzogl. botaniſchen und Hofgartens zu Carlsruhe, 
bisher Obergehülfe daſelbſt, iſt in Anerkennung ſeiner vorzüglichen Leiſtungen 
zum Hofgärtner am Karlsruher botaniſchen Gartens befördert worden. 

(Gartenflora.) 


Strohmatten. 


2. 
Strohmatten = 
diefer Art find zu haben 
Aug. RE HAMBURG, 
Rödingsmarkt 
H. Arnoldi'ſche Obſt⸗Cabinet 


aus 
Porzellan-Compositions-Masse 


beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, I Pfirſiche, 
18 Pflaumen enthalten. 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl, Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter DBe- 
ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2 Rthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 


Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 
„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 

6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London ES, 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, 
„ Angarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, 
„ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Er⸗ 
höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. 


H. Arnoldi in Gotha. 


dDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 
1) Catalogue de l' Etablissement Horticole du M. Ambroise 
Verschaffeit a Gand. 


241 


Das Düngen und Begießen des Weinſtockes. 


In neuerer Zeit hat man gefunden, daß der Grund der Traubenkrankheit 
in dem Mangel des Bodens an gewiſſen mineraliſchen Beſtandtheilen liege und 
das Uebel, welches ſo nachtheilige Folgen auf die Weinſtöcke geäußert, ganz 
unverkennbare Symptome einer Erſchöpfung des Bodens zeige und nichts anders 
als ein Verhungern ſei. Die Gartenkunſt hat den Forſchungen der Chemie 
ſchon ſo Vieles zu danken und die Gärtner können daher nichts Beſſeres thun, 
als eifrig Hand ans Werk mit zu legen, das dem verheerenden Uebel der 
Weinkrankheit Einhalt thun könnte. 

Abgeſehen nun davon, daß jeder einzelne Weinzüchter dahin ſtrebt, geſunde, 
ſchmackhafte Trauben an feinen Stöcken zu erziehen, ſo liegt es ja im allge— 
meinen Intereſſe, auf den größern Betrieb der Weinkultur das Augenmerk zu 
richten, um Weinbergsbeſitzern die Ernte zu ſichern. 

Der Erſchöpfung des Bodens und dem Verhungern der Weinſtöcke nach— 
zukommen, wäre es nöthig, ihnen durch Düngung und durch Gießen neue 
Nahrung zuzuführen. Ich will hier nur von dem Düngen mit animaliſchen 
Beſtandtheilen reden, da ich eine Düngung mit mineraliſchen bis hieher ſelbſt 
noch nicht am Weinſtocke ausgeführt habe. Die Düngung aber mit kräfti— 
gem Kuhdünger, das Begießen des Weinſtockes an den Wurzeln und das Bes 
ſpritzen der Blätter habe ich verſucht und die günſtigſten Reſultate dabei erfah— 
ren. — Es wird daher nicht am unrechten Orte ſein, das Capitel des Wein— 
baues hier um einige Andeutungen zu vermehren. 

Sollen ältere Weinſtöcke für die Dauer geſunde Früchte zeigen, ſſo iſt es 
nöthig, den Reben durch Düngung neue Kraft zuzuführen, da dieſelben mit 
den Trauben im innigſten Verhältniſſe zu einander ſtehen. Man grabe daher 
im Frühjahr, ſobald ſich die Erde zum Graben tauglich zeigt, friſchen Kuh— 
dünger ſo um die Stöcke herum, daß die Wurzeln nicht unmittelbar davon 
berührt werden. — Dieſe Arbeit kann man an Stöcken, die ſchon lange auf 
einer Stelle geſtanden und den Boden um ſo mehr ausgeſogen haben, alle 
Jahre wiederholen und jo den Weinſtocken ſtets erneute Kraft zuführen. — Bei 
jüngern Stöcken, die erſt wenige Jahre ſtehen, iſt es nicht nothwendig, da man 
neu zu ſetzende Weinſtöcke in gut rigolten Boden zu ſetzen hat, dem man eine 
Unterlage von Kuhdünger giebt, wodurch die jungen Stöcke in den erſten Jah— 
ren ihre volle Nahrung finden. 

Tritt während des Sommers eine Trockenheit ein, die ſich auf die ganze 
Pflanzenwelt fühlbar macht, ſo ſchreite man zu dem Gießen der Weinſtöcke und 
wähle hierzu die ſpäten Abend- und frühen Morgenſtunden; doch nehme man 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. j 16 


242 


zu dieſer Arbeit kein zu kaltes Waſſer, da durch das ſchroffe Verhältniß 
zwiſchen dem kalten Waſſer und der erwärmten Erde eher Nachtheile als Vor— 
theile für den Stock entſtehen können. — Namentlich würde das Gießen im 
Auguſt von Nutzen ſein, da hierdurch kräftige Reben für das künftige Jahr 
gewonnen werden, von denen man eine gute Ernte erwarten kann. Nebenbei 
iſt es von Vortheil, die Blätter während der trockenſten Zeit Abends oder früh 
Morgens zu beſpritzen, was leicht bewerkſtelligt werden kann, wenn man von 
einer Leiter vermittelſt einer Gießkanne mit Brauſe den ganzen Stock von oben 
mit abgeſtandenem Waſſer begießt. — Eine Handſpritze und bei ausgedehnter 
Cultur eine kleine Druckſpritze würden dieſe Manipulation ſchneller und leichter 
noch ausführen. — Jedweder Staub, der ſich namentlich auf den Blättern der 
Weinſtöcke erzeugt, welche an Gebäuden unter der Traufe ſo ſtehen, daß ſie 
nicht vom Regen getroffen werden, verhindert die Einwirkung des Lichtes und 
der Wärme, was der Traube zum Nachtheil gereicht und dadurch das Erwünſchte, 
eine ſüße ſaftige Traube, nicht erzielt werden würde. 
5 | L. Schröter. 


— 


Das Heften der Spalierbäume. 


Man kann nicht leugnen, daß von vielen Gärtnern die Obſtbaumzucht 
viel zu wenig ins Auge gefaßt wird, indem ſie meinen, daß dieſer Zweig der 
Gartenkunſt zu untergeordnet ſei, als daß ſich ein Kunſtgärtner recht damit abz 
geben könnte. Die Blumenzucht mag ja mehr anſprechen; wenn man aber die 
einzelnen Zweige der Gärtnerei, ſei es die Blumenzucht, die Baumzucht oder 
die Küchengärtnerei neben ihrer praktiſchen Ausführung auch von der theoretiſchen 
Seite ins Auge faßt, ſo gewahrt man bald, daß Jeder, mag er ſich einer 
Branche der Gartenkunſt zuwenden, welcher er wolle, auch vollſtändige Befrie— 

digung hierin finden kann. 
Ich will hier ein Wort über das Heften oder Binden der Spalierbäume, 
namentlich der Pfirſiche und Apricoſenbäume reden und eine Erfahrung mitthei- 
len, die vielleicht manchem jungen Gärtner von Nutzen fein kann. — Gewöhn— 
lich wird dieſe Arbeit im Frühjahre vorgenommen, ſobald es die Witterung 
erlaubt, die Winterdecke von den Väumen wegzunehmen. 

Die im Frühjahr manchmal noch ſpät eintretenden Fröſte ſchieben die 
Wegnahme der Winterdecke hinaus und das Anheften der Spalierbäume kann 
oft erſt dann geſchehen, wenn die Blüthenknospen ſchon ſehr angeſchwollen ſind 
und mithin leicht abbrechen. — Da habe ich nach meiner Erfahrung gefunden, 
daß das Heften im Herbſte einen weſentlichen Vorzug vor dem Frühjahrsheften 
hat. — Selbſt vom praktiſchen Standpunkte aus betrachtet, genießt man hier— 
durch Vortheile. — Es gehört zum ordentlichen Ausſchneiden alles trocknen 
Holzes und zum regelrechten Anheften der Spalierbäume viel Zeit und wo viele 
ſolche vorhanden ſind, kann man durch das Herbſtbinden ſehr vorarbeiten, wenn 
auch dann noch einige Bäume für das Frühjahr bleiben ſollten, falls ein zeiti— 
ger Winter oder ſehr rauhe, dieſer Arbeit ungünſtige Tage eintreten möchten. 


5% 243 


Die Arbeiten im Frühjahre häufen ſich fo und fo ſchon in den Gärtnereien 
auf und man hat einen großen Vorſprung gewonnen, wenn die Spaliere bis 
zum eintretenden Winter, wo man die Deckung vorzunehmen hat, ganz oder 
großentheils in Ordnung gebracht ſind. — In verzweigten Gärtnereien häufen 
ſich freilich auch die Herbſtarbeiten auf; dieſe laſſen ſich aber vielfach durch 
Arbeiter verrichten, während das Anheften der Spalierbäume immer die ge— 
ſchickte Hand eines ſachverſtändigen Gärtners erfordert. Das Ausſchneiden 
und Anbinden iſt ja keineswegs eine bloße willkürliche oder mechaniſche Arbeit, 
denn die Bäume ſollen weder unnöthig ihrer Zweige beraubt, noch ſo gebunden 
werden, daß die Zweige übereinander kreutzen; ein jeder Aſt und ein jeder 
Zweig ſoll ſeine Richtung und Lage haben und dem ſachverſtändigen Beſchauer 
wird ſchon in dem bloßen Anbinden verrathen, ob die Spalierbäume eine 
regelrechte Behandlung genießen. 

Da nun die gute Pflege und die richtige Behandlung in allen Zweigen 
der Gartenkunſt erſt die erwünſchten Reſultate geben, ſo iſt es um ſo erfreu— 
licher, wenn die verwendete Mühe durch reichen Erſatz belohnt wird. — Bei 
der Obſtbaumzucht wird die Freude ſchöner normaler Früchte nicht ausbleiben; 
ebenſo bei der Behandlung feiner Spalierbäume, wenn man weitere Mühen 
verwendet und ſich nicht verdrießen läßt, die Spaliere vor dem Heften der 
Bäume ordentlich zu reinigen und jegliches Ungeziefer zu vertilgen; auch habe 
man Obacht, ob ie Bäume nach dem Abblühen eines Begießens bedürfen, wo— 
durch die ſich daran befindenden Früchte mehr anſchwellen und ihre gehörige 
Größe erlangen. Bei anhaltender Trockenheit gieße man öfter, weil die Ra— 
batten vor den Mauern, auf denen Spalierbäume ſtehen, viel leichter ausdörren, 
als frei gelegene Beete; die Sonnenſtrahlen üben vor den Mauern ſo und ſo 
ſchon eine größere Wirkung und das Erdreich trocknet da um ſo leichter aus. 

Indem der Pfirſich- und Apricoſenbaum einer Deckung im Winter bedarf, 
die nicht nur warm halten, ſondern hauptſächlich zur Abhaltung des gar zu 
ſtrengen Froſtes, der nachtheiligen Abwechſelung des Sonnenſtrahles und des 
Nachtfroſtes dienen ſoll, ſo habe ich gefunden, daß Tannenreiſig beſonders hiezu 
geeignet und weſentliche Vortheile vor der Stroh- oder Rohrbedeckung hat. — 
Strohdecken haben einmal den Nachtheil, daß Mäuſe ſehr leicht darunter 
niſten und zum andern wohl nach öfterem Eintreten von naſſer Witterung viel 
Feuchtigkeit aufnehmen, was bei dem Tannenreiſig nicht vorkommen kann. — 
Selbſt bei dem Rohr iſt der beim Stroh vorkommende Nachtheil weniger zu 
befürchten. — Das Stroh mag wärmer halten; in ſtrengen Wintern kann es 
aber den Froſt auch nicht ganz und gar abhalten, was, wie ſchon erwähnt, ja 
nicht allein durch die Deckung bezweckt wird. 

Will man nun für die Dauer von ſeinen Spalierbäumen gute Erfolge 
erzielen, ſo iſt es nöthig, den Bäumen auch vollſtändig Raum zu gewähren und 
ſie nicht an zu niedrige Wände zu pflanzen, wo nach Verlauf mehrerer Jahre 
das Waſſer denn Rath ſchaffen muß. — Das kann aber nur auf Koſten des 
Baumes geſchehen. — Die Bäume müſſen ihre völlige Freiheit genießen und 
nur das trockne und quer über einander gewachſene Holz darf abgeſchnitten 
werden. Ein übermäßiges Abſchneiden geſunder Zweige würde eine Stockung 
des Saftes in Bäumen hervorrufen und dieſe Störung zu dem ſo nachtheilig 
werdenden Uebel des Harzfluſſes jedenfalls Veranlaſſung mit geben. — Da 


165 


244 8 


nun aber Pfirſich- und Apricoſenbäume ſich beſonders zu dem Harzfluſſe neigen, 
ſo iſt es um ſo mehr nöthig, unnütze Wunden zu vermeiden, weil eine Ueber— 
handnahme derſelben das Uebel beſchleunigen und zum Ende den Tod der 
Bäume mit ſich bringen würde. 

L. Schröter. 


EUER ID ET 2 


Die künſtleriſche Bedeutung des Gebäudes 
in der „Garten Anlage. 
Von H. Uliſch. 

Dieſe für den Gartenkünſtler ſo wichtige Angelegenheit hat von jeher 
die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen und es möchte erwünſcht ſein, durch eine 
belehrende Unterſuchung den Verſuch zu machen, der Klarheit ſo nahe zu kom— 
men, als möglich. Die Anſichten theilen ſich in zwei Richtungen, von denen 
die erſte behauptet, daß das Gebäude als vollendetes Kunſtwerk ſeiner ſtreng 
ſymmetriſchen (ebenmäßigen) Verhältniſſe wegen gar nicht in die Gartenanlage 
paſſe, ſondern man müſſe eine freie Gruppirung von Gebäudetheilen oder von 
Gebäuden anwenden, wie ſie die italieniſche Villa, das normänniſche Gebäude 
u. ſ. w. zeigen. Die andere Richtung glaubt, daß das Gebäude als reines 
Kunſtwerk in der Gartenanlage ſich beſſer ausnehmen müſſe, als irgendwo 
anders. Wollen wir nun der Wahrheit nahe kommen, ſo möchte es zweck— 
mäßig ſein, zu betrachten, ob die Symmetrie, welche uns ſtört, am Gebäude 
als ächtes Kunſtwerk nothwendig ſei. 

Daß Symmetrie (Ebenmaß) überhaupt ſchön ſei, bedarf wohl keines 
Beweiſes, denn wir finden ſie in der Natur vertreten. Symmetrie nun iſt 
das Verhältniß, in welchem die Theile eines Ganzen zu demſelben nach einer 
beſtimmten Zahl und einem beſtimmten Maße auftreten. Iſt die Zahl eine 
gerade, ſo nennen wir das ſymmetriſche Verhältniß ein gerades, iſt die Zahl 
ungerade, ſo iſt auch das Verhältniß ein ungerades. In dieſen beiden Ver— 
hältniſſen find die durch die Zahl bedingten Theile einer dem andern genau 
durch das Maß einander ganz gleich zu machen und alles, was meßbar iſt 
an dem einem Theile muß, genau dem Meßbaren an den anderen Theilen 
gleich ſein. Und nicht allein dies iſt nöthig, ſondern die Maße der einzelnen 
Theile im Verhältniſſe zum Ganzen müſſen, ſowohl wie die Zahl, bei jedem 
Theile des Ganzen dieſelben ſein, denn dies beſtimmt die Stellung und Form 
oder den Grundriß und die Anſicht. Nun kennen wir zwar nach Erfahrung 
der ſymmetriſchen Verhältniſſe mehrere, nämlich ein ſymmetriſches Ganzes, 
deſſen Theile ſymmetriſch (ebenmäßig) ſind und ein ſymmetriſches Ganzes, 
deſſen Theile nicht ſymmetriſch ſind, immerhin jedoch bleibt das Verhältniß 
zum Ganzen inſofern die Hauptſache, als daſſelbe in obiger Weiſe nach Zahl 
und Maß beſtimmt ſein muß und es folgt daraus, daß dasjenige ſymmetriſche 
Ganze, welches aus ſymmetriſchen Theilen besteht, die reinſten ſymmetriſchen 
Verhältniſſe beſitzt. 

Der Grundſatz alſo, daß ſymmetriſche oder nicht ſymmetriſche Gegen— 
ſtände, welche Theile eines ſymmetriſchen Ganzen ſind, müſſen ſymmetriſch ge— 
ordnet ſein, wenn das Ganze den leiſeſten Anſpruch auf Schönheit haben ſoll, 


= 245 


iſt unantaſtbar. Nur durch das Weſen der Symmetrie iſt dieſelbe ſchön, wie 
im umgekehrten Falle die Freiheit der Landſchaft nur dann ſchön iſt, wenn 
die Bedingungen, unter denen dieſelbe frei iſt, ungeſtört vorhanden ſind. Neh— 
men wir nun an, daß die Baukunſt zu irgend einem Gebäude in der Anſicht 
die Zahl 4, 5, 6 u. ſ. w. gewählt und daher als Grundfigur das 4, 5, 
6⸗Eck unterlegt habe, fo tritt mit dieſer Zahl zugleich das Maß der Theile 
im Verhältniß zum Ganzen auf. Es kann alſo z. B. das Viereck, was deſſen 
Anſicht betrifft, nicht in zwei ungleiche Hälften getheilt werden, weil ſonſt das 
Maß nicht in dem bedingten Verhältniſſe ſteht, denn es entſtehen zwei Vierecke 
von verſchiedener Form. Ferner müſſen alle Theile, welche dieſem Vierecke 
angefügt werden, durch die beſtimmte Zahl und das beſtimmte Maß vertreten 
ſein. Wird z. B. dem Viereck auf einer Seite ein Fünfeck angefügt, ſo muß 
auf der entſprechenden Seite nach demſelben Maße und derſelben Zahl eine 
andere Form angefügt werden, weil ſonſt das Maß und die Zahl des Theiles 
zum Ganzen nicht in dem bedingten Verhältniſſe ſtehen. Es kann alſo ein 
vollendetes Kunſtwerk, was die Baukunſt liefert nur ſymmetriſch ſein und zwar 
iſt dieß ſo unumſtößlich wahr, wie jede Wahrheit, die durch mathematiſche 
Schlußfolge erhalten wird, oder wollen wir im umgekehrten Falle annehmen, 
daß das Weſen der Symmetrie nicht zu ihrer Schönheit gehört? Diejenige 
Meinung alſo, nach welcher dem Beſitzer einer Gartenanlage ſymmetriſche 
Verhältniſſe des Gebäudes empfohlen werden, hat die Wahrheit für ſich, in— 
deſſen ſind Umſtände zu erwägen, welche uns Zweckmäßigkeit und Nothwendig— 
keit aufdringen. 

Geſetzt, das Terrain, welches uns zur Gartenanlage angewieſen ſei, be— 
ſitze keinen tauglichen Platz, ein Kunſtwerk in Form eines Gebäudes vortheil— 
haft dem Blicke darſtellen zu können oder die Form deſſelben ſei hügelich, gar 
felſig, ſo daß für Entwickelung der Symmetrie kein Raum vorhanden ſei, ſo 
ſind wir gezwungen ein nicht ſymmetriſches Gebäude zu empfehlen oder doch 
anzuerkennen, daß ein ſolches nicht abgewieſen werden kann, jedoch es ſind 
der ähnlichen Fälle ſo wenige, daß ſie vielleicht zu den Ausnahmen gezählt 
werden müſſen. Auch iſt eine ſolche Anlage nicht vollkommen in ihrer Art, 
denn zu einer ſolchen gehört unbedingt ſo viel ebenes und taugliches Terrain, 
als nöthig, ein ſchönes, entſprechend großes Gebäude aufſtellen zu können. 
Und wenn wir aus Willkühr oder der Zweckmäßigkeit wegen die Symmetrie 
des Gebäudes aufgeben, ſo opfern wir zugleich das Verdienſt und die Annehm— 
lichkeit ein ſolches als Kunſtwerk zu beſitzen. Daß übrigens die unſymmetri— 
ſchen Gebäude ſich mehr an die Freiheit der Landſchaft anſchließen, als ſym— 
metriſche, wird ſicherlich jedem einleuchten, nur muß man anerkennen, daß es 
nicht im Mindeſten im Charakter des Gebäudes als ſolchem liegt, um an ihn 
das Hinneigen zur freien Form als Vorzug erſcheinen zu laſſen, denn indem 
man die Schönheit der Symmetrie verläßt, nähert man ſich der Freiheit 
der Form, d. h. indem man das Schöne verläßt, huldigt man dem Unſchönen. 
Das Gebäude, wenn es dem richtigen Geſchmacke nach ſich als ein ſchönes 
zeigen ſoll, muß folgerecht mit der Landſchaft in Contraſt treten, denn Freiheit 
der Form iſt das Gegentheil von Symmetrie derſelben, und zwiſchen zwei 
Gegentheilen beſteht immer der ſtärkſte Contraſt, den man ſich denken kann. 
Iſt nun bei dem einen Gegentheil Symmetrie zur Schönheit unbedingt nöthig, 


246 * 


wie dies oben von Gebäuden mathematiſch klar erwieſen iſt, ſo muß bei dem 
andern Gegentheil dasjenige ſchön ſein, was das Gegentheil von Symmetrie 
iſt, nämlich Freiheit der Form. Werden dieſe beiden Gegentheile zuſammen 
wahrnehmbar, ſo müſſen ſie die ſtärkſten Contraſte zeigen, wenn irgend Schön⸗ 
heit eine Wahrheit iſt. Der Satz, daß es ein Gewinn für die Landſchaft im 
Ideale ſei, wenn die Gebäude unſymmetriſch behandelt werden, iſt falſch und 
nichtig und Künſtler, welche dieſe Behandlung empfehlen, folgen einem Land— 
ſchafts-Ideale mit italieniſchen Villen u. ſ. w. und nicht dem Ideale der 
urſprünglichen Landſchaft. Eine wilde Landſchaft darf unſymmetriſche Gebäude 
zeigen, aber eine durch die Gartenkunſt behandelte nicht. Eine Kunſt darf 
das Unkünſtleriſche in einer andern Kunſt nicht unterſtützen. 


So ſehr man nun glauben ſollte, daß die Anwendung einer ſo klar er— 
wieſenen Wahrheit keine Schwierigkeiten machen ſollte, ſo iſt dennoch für den 
Gartenkünſtler hierbei ein anderer mit in Betracht zu ziehen. Dies 
iſt die Mode, denn fie trägt ein gutes Theil dazu bei, die unfymmetris 
ſchen Gebäude beliebt zu machen. Ihr Einfluß iſt ſehr zu berückſichtigen, 
weil die kaum erkannte, im früheſten Zuftinde des Entſtehens ſich befindende 
Gartenkunſt dadurch ſehr leiden kann, daß die Theilnahme des Publikums für 
ſie durch ein heftiges Aufdringen der von ihm noch nicht ganz verſtandenen 
Grundſätze vermindert wird. Für die Ueberzeugung des denkenden Garten— 
künſtlers kann dies jedoch keine Klippe ſein, denn er folgt, wie oben gezeigt iſt, 
einer nicht zu verkennenden Richtſchnur, die ihm von unumſtößlichen Grund⸗ 
ſätzen an die Hand gegeben iſt. Er kann daher ſehr wohl beurtheilen, wie 
weit er die Mode zu beeinfluſſen und wie weit er ihr zu folgen, ohne Son⸗ 
derling oder Schwächling zu ſein. 


Die Summe der Wahrheit nun, welche für N Thema aus dem Ge 
jagten hervorgeht, iſt: 

1) daß das Gebäude als Kunſtwerk ſymmetriſch (ebenmäßig) ſein muß, 

2) der Satz, daß die Landſchaft im Ideale ein unſymmetriſches Gebäude 
bedinge, iſt falſch, 

3) indem wir nicht umhin können, unſymmetriſche Gebäude in der Gars 
tenanlage für dieſe Zeit zu empfehlen, weichen wir dem Einfluſſe 
der jetzt herrſchenden Mode. 


Von ganzem Herzen wünſchend, daß die Wahrheiten, welche eben ausge— 
ſprochen wurden, die rechte Würdigung erhalten möchten, muß der für die 
Gartenkunſt Beſorgte mit Nachdruck diejenigen Gartenkünſtler aufzumuntern 
ſtreben, welche bisher mit regem Eifer, wenn auch auf falſcher Bahn arbeiteten. 
Mögen ſie es ſich nicht verdrießen laſſen, durch ſtets bereites Anerkennen neu 
gefundener Wahrheiten einer in einer bedeutenden Zeit entſtehenden Kunſt zu 
nützen und mögen ſie begreifen, welche hohe Ehre es iſt, bei Entwickelung 
derſelben ſich in würdiger Weiſe betheiligen zu können. 


5 247 


Die ig Bedeutung der Vaſe, Laube 
. 1. w. in der Garten⸗Anlage. 
Von H. Uliſch 

Indem man den Satz ausſpricht, daß die Stellung der Gewächſe dem 
Gartenkünſtler durch ſein Ideal vorgeſchrieben iſt, könnte ſehr leicht die Mei— 
nung angeregt werden, daß es nicht erlaubt ſei mit Gewächſen bepflanzte 
Vaſen, damit bekleidete Laubengänge, Veranda's u. ſ. w. in der Gartenanlage 
anzuwenden. Die Vaſe z. B. werde vom Baumeiſter ſehr häufig zu ſym— 
metriſchen Auf- und Zuſammenſtellungen benutzt und es werde auf dieſe Weiſe 
gegen obigen Satz verſtoßen. Wenn man indeſſen betrachtet, daß die Vaſe 
ein richtiges Kunſtwerk iſt, weil darin einem Stoffe zu einem beſtimmten 
Zwecke nach gewiſſen Kunſtgeſetzen eine Form gegeben wird, wie ſie ſich in einem 
anderen Material nicht beſſer ausdrücken läßt und daß die Beſtimmung darauf 
hinausgeht, eine Pflanze in ihrer möglichſt ungeſtört entwickelten Form hinein- 
zupflanzen, ſo erhält jene Meinung eine andere Form. Nur muß man dabei 
nicht einen Augenblick vergeſſen, daß die Vaſe mit der Pflanze und nicht die 
Pflanze mit der Vaſe in das ſymmetriſche Verhältniß gehört. Die Vaſe bildet 
mit der Pflanze ein künſtleriſches Ganzes und letztere ſteht darin, um durch 
den Contraſt der freien Form mit der entſprechenden ſymmetriſchen Form der 
Vaſe die freie ſowohl, als die ſymmetriſche Schönheit zu erhöhen. Es ſteht 
daher dem Baukünſtler zu, über die bepflanzte Vaſe ebenſowohl zu verfügen, 
wie über die unbepflanzte, aber es kommt Niemand zu, die Geſtalt der Pflanze 
nach eignem Gutdünken zu ändern, denn dieſelbe iſt in einem Zuſtande, der 
von allen Künſtlern ſeiner Hoheit wegen wohl erſtrebt, aber nie erreicht wird. 
Die Gärtnerei iſt bemüht, ihr durch ein geeignetes Kulturverfahren eine Ent— 
wickelung zu geſtatten, welche die Freiheit der Schönheit am geeignetſten zeigt. 
Wenn größere Vaſen bepflanzt werden oder wenn es dem Baukünſtler beliebt, 
größere Zuſammenſtellungen von Vaſen, Springbrunnen u. ſ. w. zu machen, 
von denen er wünſcht, daß Gärtnerei und Gartenkunſt ihn unterſtützen, ſo iſt 
es immer ſtreng zu beachten, daß die Pflanzeu in möglichſt freier, idealer 
Form erſcheinen. Keine Symmetrie oder gar der Symmetrie ſich nähernde 
Formen dürfen laut werden und alles, was ausſieht, wie mit der Scheere zuge— 
ſchnitten, iſt nicht ſtatthaft. Wenn man dieſem fo wahren und richtigen 
Grundſatze bei allen Decorationen mit Topfpflanzen u. dgl. mehr folgte, ſo 
würden dieſelben wirkungsvoller ſein, als man ſie immer noch zu häufig ſieht, 
indeſſen gehört mehr Erfahrung, Uebung und Geſchmack dazu, das Richtige zu 
treffen und ſich den Extremen nicht zu ſehr zu nähern, als Laien oder weniger 
damit Beſchäftigte glauben. Aber man darf nicht erlahmen bei ſolchen Ar— 
beiten und muß immer und immer wieder verſuchen, bis man eine Form ge— 
funden hat, welche in ihrer Freiheit den Verhältniſſen angemeſſen iſt. Es iſt 
dies eine Forderung, welche man im Intereſſe der Kunſt an jeden ſtrebſamen 
Gärtner der Neuzeit mit Recht ſtellen kann. 

Ganz ähnlich, wie mit der Vaſe verhält es ſich mit Lauben, Lauben⸗ 
gängen, Veranda's, Pergula's u. ſ. w. Sie haben ſtets einen gewiſſen bau⸗ 
künſtleriſchen Werth und müſſen als Baukunſtwerke ſtreng gewürdigt werden 
und die Schlingpflanzen, welche daran gepflanzt werden, ſollten nie zu ängſt— 
lich befeftigt werden. Die Lauben, Veranda's oder wie ſonſt das Bauwerk 


248 1 


heißen mag, ſollte nie ganz bedeckt werden und die Schlingpflanzen ſollten 
bis zu einem gewiſſen Grade ganz natürlich wachſen, damit dem Auge durch 
die freie, natürliche Form der Pflanzen mit der ſymmetriſchen des Bauwerks 
ein angenehmer Contraſt bereitet werde. Es iſt nöthig, hierbei die Idee feſt— 
zuhalten, daß die Laube, Veranda u. ſ. w. der zu zierende und nicht der zu 
verdeckende Gegenſtand iſt. Sollte freilich ein ſolches Bauwerk geſchmackl los 
ſein, ſo dürfte es erwünſcht erſcheinen, daſſelbe ganz zu verdecken, jedoch dürfen 
auch in dieſem Falle die Schlingpflanzen nicht heckenmäßig geheftet werden, 
ſondern müſſen, ſoweit es die Zweckmäßigkeit geſtattet, frei herumhängen. Auch 
hiergegen wird gar zu häufig gefehlt und ein gewiſſes Ordnungsgefühl, das 
dem Gärtner aus früheren Jahrhunderten her überliefert iſt, leidet ein lied er— 
liches Herumhängen der läſtigen Ranken nicht. Die Aengſtlichkeit, von der 
Herrſchaft wegen Verwendung der Zeit und mangelnden Ordnungsſinnes zur 
Rechenſchaft gezogen zu werden, iſt leider gewöhnlich nicht ohne Grund 
A . N 
Die Zuläſſigkeit der Anwendung des Springbrunnens iſt nicht zu be— 
zweifeln, denn die Form des Waſſers, welche ihn charakteriſirt, iſt durch, wenn 
auch nur ſpärlich vorhandene, Naturſcenen vertreten. Seine ſtets ſenkrecht 
ſtehende Waſſerſäule macht aufmerkſam darauf, daß man ihn in der Nähe ſym— 
metriſcher Verhältniſſe ebenfalls ſymmetriſch behandle. In der Landſchaft bildet 
er einen nicht zu läugnenden Contraſt. Was die übrigen künſtleriſchen Arten der 
Form des Waſſers betrifft, fo gehören fie ſämmtlich, wie die bepflanzte Vaſe 
in das Gebiet der Baukunſt und ſind um ſo ſchöner, je mehr ſie ſich der 
Einfachheit und Natur des Waſſers bequemen. 

Eine Bemerkung über die Wege und ihre Form dürfte hier am rechten 
Orte ſein. Manche glauben, man müſſe, um folgerecht zu handeln, die Nach— 
ahmung jener in der rohen Landſchaft zu findenden Stege und Fahrwege an— 
erkennen, wenn man bei der Gartenkunſt das Ideal der Landſchaft anerkenne 
und man ſei gezwungen, dieſelben mit in das Ideal zu begreifen. Indeſſen 
iſt die urſprüngliche Landſchaft d. h. die Landſchaft ihrem Weſen nach, welche 
allein zu einem Ideale fähig iſt, nicht wandelbar und nur das, was unbedingt 
zur Landſchaft gehört, findet Berückſichtigung. Da aber jene Stege und 
Fahrwege durch Kunſt geſchaffen und nicht von der Natur herrühren, ſo dürfen 
ſie nicht mit in das Ideal begriffen werden. Die Form, welche ſie erhalten 
haben, rührt von dem Einfluſſe her, welche die Bodenfläche (die Erdoberfläche) 
des Ideales, nämlich die Wellenlinie, ausuͤbt. 

Den hochſtämmigen Roſen mit angebrachten Feſtons und Guirlanden, der 
Orangerie in der gewöhnlichen Form, den hohen und niedrigen Hecken, den 
Buxbaum⸗Gruppen und Parterres, den ſymmetriſchen Figuren irgend einer Art 
iſt durchaus keine künſtleriſche Begründung und Bedeutung abzugewinnen und 
wie ein verſtändiger Gartenkünſtler ſie, als im Ideale begriffen darſtellen will, 
iſt nicht wohl zu erdenken. Möge man doch ernſtlich beachten, daß eine Thä— 
tigkeit, welche bei vorhandenem Ideale gegen daſſelbe gerichtet it, unmöglich 
eine Kunſtthätigkeit oder Kunſtleiſtung genannt werden kann. 


249 


Schluf:-Detrachtungen von H. Uliſch. 

Es iſt für einen Schriftſteller, welcher mit der Vertretung einer Mei— 
nung vor dem Publikum erſcheint, die wenig Anhänger hat, durchaus nicht 
einerlei, wie er von ſeinen Leſern verſtanden wird, beſonders wenn die Form 
ſeiner Ausdrucksweiſe durch Raum u. ſ. w. bedingt iſt und er ſieht mit einer 
gewiſſen Bangigkeit dem Ergebniß entgegen, welche in dem Gefühle der eignen 
Unzulänglichkeit wurzelt. Wiewohl es nun in einem ſolchem Falle das Ge— 
rathenſte ſein möchte, den Lauf der Angelegenheit ruhig ſich ſelbſt zu über— 
laſſen, ſo ſcheint es doch obigem Verfaſſer geboten zu ſein, wenig— 
ſtens in einer Beziehung dem Vorurtheile vorzugreifen. Wer die Auf— 
ſätze desſelben, welche in dieſer Zeitſchrift erſchienen ſind, geleſen hat, könnte 
leicht zu der Meinung verführt werden, als wünſche er einen ebenſo plötzlichen 
unmittelbaren Einfluß auf den Gang der Gartenkunſt auszuüben, als ſeine 
Beweisführung und Darſtellungsweiſe Entſchiedenheit blicken laſſe. Obgleich 
an verſchiedenen Stellen ausdrücklich erwähnt iſt, daß vorſichtig der Einfluß 
der Mode, den ſie unabweislich geltend macht, zu beachten iſt, ſo iſt es den— 
noch aus mehr als einem Grunde räthlich, nochmals allen Ernſtes darauf 
aufmerkſam zu machen, daß man ſich nicht beſtrebe, etwas umſtoßen zu wollen, 
bevor man für das Umzuſtoßende etwas anerkannt Beſſeres als Erſatz hat. 
Es iſt die Anſicht des Verfaſſers, daß man z. B. die Figuren und Parterres 
zwar ſoviel, wie möglich beſchränke und ihnen eine Form gebe, die möglichſt 
einfach und wenig ſteif ſei, daß man aber gezwungen ſei, ſie ſo lange als 
nothwendig anzuerkennen, als noch keine genügende freie Form zu ihrem Er— 
ſatze erfunden iſt. Hingegen wünſcht er mit der größten Entſchiedenheit gegen 
diejenigen Schriftſteller zu wirken, welche es für eine Unmöglichkeit erklären, 
eine genügende freie Form für Blumengruppen herſtellen zu können, welche 
doch im Ideale der Kunſt enthalten iſt. Schon darin liegt für diejenigen, 
welche dieſe Anſicht verfechten, ein Beweis der Unzugänglichkeit, daß ſie über 
die Leiſtungen einer Kunſt, welche noch im Entſtehen und den Men— 
ſchen noch ſo wenig bekannt iſt, ſo kurz abſprechen. Wenn ſie gründlich da— 
rüber nachdenken würden, was es zu bedeuten hat, wenn ſich unter den Men— 
ſchen die Wahrheit einer neuen, während der ganzen großen Zeitdauer, welche, 
das Gedächtniß einer Menſchheit umfaßt, verborgen und unbekannt geweſenen 
Kunſt, durchbricht und Wirkſamkeit zu erlangen ſucht, ſo würden ſie mehr 
Achtung vor einem Ideale und der Reinheit einer Kunſt ſchöpfen lernen, welche 
wie eben die Gartenkunſt, im Entſtehen iſt. Daß eine ſolche leicht verkannt 
werden kann, liegt in der Natur der Sache und es ſollte dies jeder, der über 
Gartenkunſt ſchreibt, wohl beherzigen. 

Zur Veröffentlichung der in jenen kurzen Aufſätzen ausgeſprochenen Mei⸗ 
nungen wurden deshalb die Spalten einer Zeitſchrift für Gärtnerei und nicht 
die Form eines abgeſchloſſenen Buches gewählt, weil auf dieſe Weiſe der 
Herd der Wirkſamkeit für die Gartenkunſt, die Künſtler ſelbſt, groß und klein, 
gebildet und ungebildet, gelehrt und nicht gelehrt, erreicht wurde. Da nun 
eine ſolche Zeitſchrift ſelten Raum und Leſer für größere Abhandlungen hat, 
ſo mußte die Ausdehnung der Aufſätze beſchränkt werden und aus dieſem 
Grunde iſt das auffallende Hinſtellen nackter Wahrheiten, wie z. B. die Sym- 
metrie des Gebäudes als Kunſtwerk, für die Kräfte des Verfaſſers nicht zu 

en 


250 


umgehen geweſen, trotzdem er wohl weiß, wie leicht er dadurch den Schein 
der Uebertreibung auf ſich lenkt. Wir leben in einer Zeit, in welcher 
es unkundige Schriftſteller bereits unternommen haben, mit Anerkennung und 
Beffall zu veröffentlichen, daß die Leiſtungen der reinen Gartenkunſt ein ss 
trem ſeien, welches uns aus den Irrthümern des vorigen Jahrhunderts u 
der franzöſiſchen Revolution überkommen ſei. Es liegt alſo wohl nichts 
Uebertriebenes darin, wenn man verlangt, daß man in einer ſolchen Zeit ſich 
und ſeine Kunſt ehre, daß man z. B. zwar die logiſch erwieſene Thatſache, 
die Wahrheit, offen anerkenne, aber bei der Anwendung derſelben ſeinen Mit— 
menſchen gegenüber vorſichtig verfahre? Oder iſt es zu viel, von einem 
Menſchen zu erlangen, daß er die Wahrheit anerkenne, ſie aber ihrer ſelbſt 
wegen ſchone? Iſt es ferner überſpannt, wenn Jemand die logiſch klar dar— 
gelegte Thatſache, daß ein Gebäude nur im ſymmetriſchen Zuſtande ſchön fein 
kann, für wahr ausgiebt und erwartet, daß man ſie anerkenne, ohne in der 
Praxis ſich dem Einfluſſe der Zweckmäßigkeit, des Zeitgeiſtes und der Mode 
zu entziehen? In der That. der Verfaſſer bedurfte dieſer in der Welt faſt 
unnütz ſcheinenden Wahrheit nur, um das Berhältniß der Gartenkunſt zur 
Baukunſt und umgekehrt deutlich zeigen zu können. So liegt es denn über— 
haupt mehr in der Abſicht des Verfaſſers, den einzig richtigen Weg, den die 
Gartenkunſt zu verfolgen hat, um ferner als Kunſt zu beſtehen, ſo klar und 
entſchieden wie möglich zu bezeichnen. Wie ſchwer es für den Gartenkünſtler 
iſt, dieſen Weg bei der Ausübung ſeiner Kunſt einzuhalten, iſt an verſchiedenen 
Stellen erwähnt und anerkannt, nur muß es erlaubt ſein, daß es als wün— 
ſchenswerth ausgeſprochen werde, daß der Künſtler mit Bewußtſein vom rechten 
Wege abweiche und bei allen ungünſtigen Einflüſſen, welche der Kunſt von 
außen her drohen, genau wiſſe, wie weit er abzuweichen habe. Keine Kunſt 
wird in ihrer Reinheit ausgeübt, indeſſen, wenn es überhaupt darauf ankommt, 
daß man vom rechten Wege abzuweichen hat, ſo iſt es unerläßlich, daß man 
denſelben kenne und wenn man mit dem klaren Wunſche abweicht, daß man 
ſobald wie möglich wieder dahin zurückgelange, wie dies bei jedem wahren 
Künſtler nicht anders ſein kann, ſo iſt es erforderlich, daß man nie verſäume, 
denſelben hinreichend im Auge zu behalten. Alſo die Feſtſtellung gewiſſer 
Kunſtgrundſätze, gegründet auf ein Ideal, welches in der urſprüng lichen 
Landſchaft fußt oder doch wenigſtens die Anerkennung der Nothwendigkeit, daß 
dergleichen Grundſätze feſtgeſtellt und pünktlich befolgt werden müſſen, das iſt 
es, was der Verfaſſer darzulegen ſucht. 

Außerdem liegt es in dem Zwecke dieſer Aufſätze, das Nachdenken jedes 
Gärtners mehr auf das Weſen der Gartenkunſt zu lenken und dieſelben 
zu veranlaſſen, mit ihren Meinungen an die Oeffentlichkeit zu treten, ohne 
Scheu zu haben, als könnten ſie ſich dadurch lächerlich machen, daß ſie einen 
Irrthum ausſprechen. Ein Irrthum bei der Größe eines ſolchen Zweckes, der 
mit ſo geringen wiſſenſchaftlichen Mitteln erreicht werden ſoll, kann einem 
Gärtner gewiß nicht zum leiſeſten Vorwurfe gereichen und ein williges Aner- 
kennen einer bisher noch nicht begriffenen oder erkannten Wahrheit, das den 
Menſchen überhaupt ehrt, kann ihm um ſo leichter werden. Auch würde aus 
dieſem Grunde alle Gereiztheit über das Mehr- und Beſſerwiſſen, welche unter 
Schriftſtellern und Künſtlern ſich einſchleichen könnte, als vollkommen grundlos 


251 


erſcheinen und fie würde in entfprechender Weiſe ein ungeregeltes Gefühl ſein, 
wie es ein ungeregelter Geſchmack iſt, Hecken u. ſ. w. für ſchön zu halten. 

Es iſt bei dem Reichthume des Materials, der ſich dem Schriftſteller hier 
bietet, ſchwer die Feder aus der Hand zu legen, auch fällt es, je mehr man 
denkt, auf, wie dies und jenes könnte mißverſtanden oder wie aus irgend einem 
Satze könnte eine falſche Folgerung gezogen werden. Aber es iſt Zeit zu 
ſchließen und nochmals die dringende Bitte auszuſprechen, daß man doch ja 
der natürlichen Form der Blumengruppen mehr nachſpüre und ihr mehr Ge— 
ſchmack abzugewinnen ſuche, denn die Kunſt bedarf ihrer am nöthigſten. Wer— 
den auch Stimmen, ſelbſt gewichtige laut dagegen, immer muß uns die 
Ueberzeugung, daß die freie, unebenmäßige Form der Blumengruppen in un⸗ 
ſerem Ideale enthalten iſt und es nur an unſerer eignen Unempfänglichkeit 
liegt, wenn ſie keinen günſtigen Eindruck auf uns machen oder unſere eigne 
Ungeſchicklichkeit es iſt, wenn wir keine ausreichende Form erfinden können, auf 
den rechten Weg zurückführen. Entſtehen wird dieſe Form, ſo gewiß, wie es 
eine Gartenkunſt giebt! 


de ere SEE 


Pflanzenmodelle, ein neues Hilfsmittel des 
botaniſchen Studiums. 
Von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. 

Der Unterricht in der ſyſtematiſchen Botanik ſtellt ſich die Aufgabe, dem 
Zuhörer die Mannigfaltigkeit der Formen, wie ſie ſich in den natürlichen 
Pflanzenfamilien darſtellen, anſchaulich zu machen; hierbei tritt aber die Schwie— 
rigkeit entgegen, daß das Auge des Anfängers nicht geübt iſt, die zahlloſen 
Verſchiedenheiten, wie fie ſich insbeſondere im Bau der Bluüthen zeigen, aufzu— 
faſſen und im Gedächtniß feſtzuhalten, da die meiſt geringen Dimenſionen der— 
ſelben die charakteriſtiſchen Unterſchiede nicht ſcharf genug hervortreten laſſen. 
Beſchreibungen und Abbildungen ſind in dieſer Beziehung nur unzulängliche 
Hilfsmittel; ebenſo geben die Herbarien nur die verſtümmelten Formen, laſſen 
aber die Feinheit des Baues, auf die es doch bei der Charakteriſtik der ein— 
zelnen Familien ankommt, nicht mehr erkennen; die lebenden Pflanzen ſelbſt 
aber zur Erläuterung zu benutzen, iſt ſelbſtverſtändlich nur in der kurzen Zeit 
ihrer Blüthe, im Winter aber gar nicht möglich. Da die Entwickelung der 
Blüthen ſich nach den klimatiſchen Bedingungen nicht aber nach dem Pflanzen— 
ſyſteme richtet, ſo läßt ſich die Demonſtration der friſchen Blumen niemals 
mit einer methodiſchen Darſtellung verbinden. Dieſem Uebelſtande abzuhelfen 
find die Modelle beſtimmt, welche auf meine Anregung Herr Apotheker Lo hr 
meyer hierſelbſt, zunächſt für die Pflanzenfamilien der deutſchen Flora, gütigſt 
angefertigt hat. Von dem größten Theile der einheimiſchen Pflanzenfamilien 
ſind eine oder mehrere Blüthen, welche als Typen betrachtet werden können, 
in ſehr ſtark vergrößertem Maßſtabe ausgeführt, ſo daß ſie von größerer Ent— 
fernung aus deutlich betrachtet werden können. Die Modelle ſind durchaus 
naturgetreu, unter Berückſichtigung aller inneren morphologiſchen Details und 
in den natürlichen Farben mit künſtleriſcher Eleganz und wiſſenſchaftlicher Ge— 


252 


nauigkeit angefertigt; als Material ift Holz und Kork für das Blumengerüſt 
(Fruchtknoten, Receptaculum ꝛ.), ſtarker, mit farbigem Papier überzogener 
Karton für die Blattorgane benutzt, welche, um die oft jo complieirten Krüm— 
mungen feſtzuhalten, auf dünne, am Feuer gebogene Fiſchbeinſtäbchen feſtgeleimt 
ſind. Auf dieſe Weiſe vereinigen die Modelle ein gefälliges und dabei natur— 
wahres Aeußere mit großer Dauerhaftigkeit. Wo die Stellungs- und Formen- 
verhältniſſe der Blüthenorgane ſich nicht ohne Weiteres auf den erſten Blick 
deutlich machen, wie z. B. bei Compoſiten, Asclepiadeen, Orchideen, Gräſern 
ꝛc., ſind die Modelle zum Auseinandernehmen eingerichtet, jo daß dadurch auch 
der innere Bau klar wird; in einzelnen Fällen (Labiaten, Umbelliferen, 
Geraniaceen ꝛc.) ſind auch für die Früchte beſondere Modelle angefertigt 
worden. Es wird durch dieſe Modelle auch dem ungeübteſten Auge der Sinn 
für die im ſtufenweiſen Aufbau der Vegetationsformen ig den verſchiedenen 
Familien ſich darſtellenden Geſetze erſchloſſen, das Intereſſe für dieſelben erweckt 
und das Studium an der lebenden Pflanze vorbereitet; für kleine unſcheinbare 
Blüthen (Coniferen, Gramineen ꝛc.) bieten dieſelben einen durch Nichts zu 
erreichenden Vortheil. 

Nur dem uneigennützigen und hingebenden Eifer und der ungewöhnlichen 
techniſchen Begabung des Herrn Lohmeyer, welcher ſeine ganze freie Zeit dieſer 
Aufgabe widmete, verdanken wir die Herſtellung dieſer Modelle in verhältniß— 
mäßig kurzer Zeit, welche meines Wiſſens bisher noch nicht ihres Gleichen 
haben, da ſelbſt das Muſeum im Kew Garten keine ſolche Sammlung befigt, 
und auch in der berühmten Sammlung botaniſcher Wachspräparate im Museo 
della storia naturale zu Florenz nur anatomiſche Verhältniſſe dargeſtellt 
ſind; wir dürfen jedoch hoffen, daß bei der Nützlichkeit des Gegenſtandes eine 
Vervielfältigung derſelben für weitere Kreiſe zu ermöglichen ſein wird, welche 
für den botaniſchen Unterricht in den öffentlichen Lehranſtalten gewiß in hohem 
Grade förderlich ſein würde. 

Herr Lohmeyer iſt jetzt damit beſchäftigt, unter meiner Leitung auch die 
complicirten und zum Theil ſchwer erkennbaren Fruchtbildungsweiſen namentlich 
der Kryptogamen in ſtark vergrößerten Modellen nachzubilden. So iſt es dem— 
ſelben unter Andern gelungen, die Vorgänge der Befruchtung im Piſtill der 
Phanerogamen, wie den complicirten Bau der Archegonien und insbe— 
ſondere der Antheridien bei den Charen durch höchſt inſtructive Glasmodelle 
anſchaulich zu machen. 

Die Sammlung der Lohmeyer'ſchen Modelle iſt gegenwärtig in einem 
Auditorium der Univerſität zu Breslau, in einem von dem Curator derſelben, dem 
Oberpräſidenten Freiherrn v. Schleinitz ir gütigſt bewilligten Schrank 
zur Benutzung der Studirenden aufgeſtellt. Da es für etwaige Nachbildungen 
von Intereſſe ſein möchte, ein Verzeichniß der bisher angefertigten Modelle 
zu kennen, ſo laſſe ich ein ſolches hier nachfolgen. 

Verzeichniß 

der bis jetzt angefertigten Pflanzen-Blüthen-Modelle. 

Aus den Familien: die Repräſentanten: 
Characeae . g (ara vulgaris A. B. mas et fem. 
Nujadeae Jusos. Potamogeton gramineus L. 
Aroideae Jusos. Calla palustris L. 


Pistiaceae Rich. 
Typhineae A. Rich. 
Cyperaceae Juss. 
Gramineae Juss. . 


Juncaceue Agardh. . 
Alismaceae Rich. 
Butomeae Rich. . 


Melanthaceae R. Br.. 


Similacineae R. Br. 


Liliaceae Rich. 


Amaryllideae fr. "Briv. 


Jrideae Juss. 


Orchideae Juss. . 


Hydrocharideae Juss. . 
Nymphaeaceae Salisb. 


Tuxineue . 
Callitrichineae Car 
Salicineae Rich. 
Cupuliferae Rich. 
UÜrticeae Kunth. . 
Ulmaceae Mirb. 


Euphorbiaceae Juss. . 


Cucurbitaceae Juss. 
Aristolochieae Juss. 
Daphnoideae Vent. 
Laurineae Juss. 

Polygoneae Juss.. . 
Chenopodeae D. C. 
Plantagineae Juss. . 
Globularineae D. C. 
Primulaceae Vent... 


Scrophularineae R. Br.. 


Solaneae Juss. 
Labiatae Juss. 
Asperifoliae I. 


Gentianeae Juss. 
4sclepiadeae R. Br. 
Ericineae R. Br. 
Vaceineae D. C. 


Campanulaceae Juss. . 


253 


Lemma minor L. 

Typha latifolia L. mas et fem. 
Care arenaria L. 

0% pratensis L. 

Secale cereale L. 

Juncus lamprocarpus L. 


. Alisma Plantago L. 


Butomus umbellatus L. 
Colchicum autumnale L. 

Paris quadrifolia L. 

Lilium Martugon L. 

Galanthus nivalis L. 

Amaryllus formosissima L. 

Iris germunica L. 

Crocus sativus L. 

Orchis maculuta L. 

Stratiotes aloides L. mas et fem. 


. Nymphaea alba L 


Taxus baccata L. mas et fem. 
Callitriche stagnalis Scop. 
Salix alba L. mas et fem. 


. Fagus sylvatica L. mas et fem. 


Urtica dioica L. mas et fem. 
Ulmus campestris L. 


. Euphorbia Cyparissias L. 


Bryonia alba L. mas et fem. 
Asarum europaeum L. 
Daphne Mezereum L. 
Laurus nobilis L. 

NRumeæ obtusifolius L. 
Chenopodium allum L. 
Plantago media L. 
Grlobularia vulgaris L. 
Cyclamen europaeum L. 
Soldanella montana Willd. 
Pedicularis sylvatica L. 
Scrophularia vernalis L. 
Verbascum phlomoides L. 
Solanum Dulcumara L. 
Glechoma hederaceum L. 
Symphytum officinale L. 


Myosotis palustris L. 


Gentiana lutea L. 
Vincetoxieum officinale L. 
Chimophila umbellata Nutt. 
Vaccinium Myrtillus L. 
Campanula rotundifolia L. 


254 


Compositae Auct. 
Dipsaceae D. C.. 
Valerianeae D. G. 


Rubiaceae Juss. 
Caprifoliaceae D. C.. 


Lorantheae Rich. 
Araliaceae Kitt. 
Umbelliferae Juss. 


Ranunculaceae Juss. . 


Berberideae Venten. . 
Rutaceae Adr. Juss. 
Diosmeae R. Br. 


Geraniaceae A. St. Hill. 


Oæalideuae D. C. 
Malvaceae Kunth. . . 
Tiliaceae Kunth. 
Hypericineae Juss. . 
Lineue D. C. 
Ampelideae Küntk,, 
Acerineue D. C. 
Hippocastaneae D. 0. 
Polygaleae Juss, . 
Fumariaceae D C. 
Papaveraceae Rich. 
Cruciferae Juss. 
Resedaceae D. C. 
Cistineae Juss. 
Parnasseae E. Meyer 
Violarieae D. C. . 
Caryophylleae Juss. 
Sazifrageae Juss. . 
Crassuluceae D. C. 
Onagrariae Juss. 
Lytrarieae . . 
Ribesiaceae A. Rich... 
Amzygdaleae Juss. 
Rosaceae Juss. 
Pomaceae Juss. . 
Leguminosae Juss. 


Juglandeae A. Rich. . 


Arnica montana L. 
. Succisa pratensis Mönch. 


Valeriana officinalis L. 


. Galium Mollugo L. 


Rubia tinctorum L. 


Lonicera Caprifolium L. 


Sambucus nigra L. 
Viscum album L. mas et fem. 


. Hedera Helix I. 


Conium maculatnm L. und Samen. 


. Helleborus viridis L. 


Aquilegia vulgaris L. 
Delphinium elatum L. 
Aconitum Napellus L. 


. Berberis vulgaris L. 

. Ruta graveolens L. 

. Dictamnus albus L. 

- GeraniumphaeumL. u. Fruchtkapsel. 
. Ozxalis Acetosella L. 

Malou sylvestris L. 


Tilia grandifolia Ehrh. 


Hypericum perforatum L. 
Linum usitatissimum L. 


Vitis vinifera L. 


Acer platanoides L. 

. Aesculus Hippocastanum L. 
. Polygala vulgaris L. 

. Dicentra spectabilis Lem. 
Papaver Argemone L. 

. Brassica oleracea L. 

. Reseda odorata L. 

. Helianthemum vulgare Gaert. 
» Parnassia palustris L. 


Viola tricolor L. und Fruchtkapsel. 


. Dianthus Caryophyllus L. 
. Saxifraga granulata L. 

. Sedum acre L. 

» Fuchsia coccinea. 

. Lythrum Salicaria L. 

. Ribes rubrum L. * 
Prunus cerasus L. 

. Rosa gallica J. 

. Pyrus malus L. 

. Galega officinalis L. 

. Juglans regia L. mas et fem. 


Aspidium fili mas. Bryum elongatum. Jungermania. Equisetum. 


255 


Gartenbau⸗Vereine. 


Bremen. Wie alljährlich, fo fand auch die diesjährige Blumen- und 
Pflanzenausſtellung in der Reitbahn des Herrn Buchtenkirchen vom 23. bis 
25. April ſtatt und war dieſelbe ebenſo reichhaltig wie geſchmackvoll arrangirt. 
Gleich beim Eintritt feſſelte den Blick ein Beet, aus welchem die an der Spitze 
aufgeſtellte Levkoyengruppe einen prächtigen Wohlgeruch entſandte. Auf der 
rechten Seite des Beetes befand ſich eine Gruppe vorzüglicher Pflanzen vom 
Herrn Conſul Smidt, in der namentlich herrliche Päonien ſich auszeichneten. 
Die Gruppe auf der linken Seite des Beetes beſtand aus den Pflanzen des 
Herrn A. W. Roter mundt, ſowohl aus blühenden als Blatt-Pflanzen. Vor— 
züglich war darunter eine Medinilla magnifica. Die Mitte der linken Seite 
des Ausſtellungslokals enthielt die Krone der Ausſtellung: eine höchſt impoſante 
Gruppe aus über 200 blühenden Pflanzen beſtehend, des Herrn C. L. Ka— 
rich, der auch der erſte Preis, die goldene Medaille mit Recht zuerkannt 
worden iſt. Aber auch die nächſtfolgende Gruppe, die des Herrn C. Kom- 
mer bot viel Schönes und verdient gleiche Anerkennung. Wendet man ſich 
von den Gruppen an dieſer Seite wieder nach der Mitte, ſo befindet man ſich 
vor den, auf jeder Frühjahrsausſtellung durch ihre Farbenpracht am meiſten 
ſich auszeichnenden Pflanzen, nämlich den Rhododendron und Azaleen, die hier 
in zwei halbkreisförmigen gegen einander angelegten Beeten vereinigt worden 
und von ausnehmender Schönheit waren. Der Raum in der Mitte dieſer 
beiden, in der glühendſten Farbenpracht ſtrahlenden Halbkreiſe war für einen 
Tiſch reſervirt, auf dem die Orchideen aufgeſtellt waren, von denen namentlich 
Vanda insignis, Cattleya Skinneri, mehrere Dendrobien u. dergl. ſich 
auszeichneten. 

Das Ende des ganzen Raumes wurde durch eine 10 —12 Fuß hohe 
Eſtrade gebildet, zu welcher auf beiden Seiten Stufen hinaufführen. Von 
dieſer Eſtrade hatte man einen überraſchenden Blick auf das ganze Arrange— 
ment, aber die Eſtrade war ebenſo ſinnig wie reich geſchmückt, wozu Herr 
F. J. H. Heincke durch eine Decoration der untern Wand der Eſtrade 
‚ viel beigetragen hat. Uns wieder der Mitte zuwendend, treten wir vor die 
ſehr geſchmackvoll arrangirte Gruppe des Herrn F. A. Bremermann, 
deren Haupteffect aus Mangel an gute Beleuchtung leider etwas verloren ging. 

An Bouquets und Blumenkränze fehlte es gleichfalls nicht, die am Ein— 
gange des Lokals Platz gefunden hatten. Unter den Gemüſen war es wieder 
Herr H. Suling, der mit den Reſultaten ſeines vortrefflichen uud rühmlichſt 
bekannten Gemüſebaues überraſchte. Er hatte ausgeſtellt: Spargel, Bohnen, 
Erbſen, Kopfſalat, Carotten (ganz vorzüglich), neue Kartoffeln, Gurken, Rha— 
barber, Schwarzwurzel, Erdbeeren in 40 Töpfen, weiße Himbeeren u. dergl. 
Conſervirtes Gemüſe hatten die Herrn Hashagen und Behrens geliefert. 


Preisvertheilung. 

Das Preisrichter-Comité, aus den Herren Th. Ohlendorff aus Ham 
bei Hamburg, J. C. Kleine, Obergärtner Nagel, Ferd. Focke aus Ebs⸗ 
dorf und Dr. jur. Ch. Heineken beſehend, erkannte laut Preisprogramm 
folgenden Einſendungen Preiſe zu: 


256 


1. Für die beftarrangirte Gruppe, in welcher fich mindeſtens 200 
blühende Pflanzen befinden müſſen, 1. Preis: die 8 Medaille 
En C. L. Karich; 2. Preis: 20 Thlr. Herrn J »Bremermann; 

Preis: 15 Thlr. Herrn C. Kommer. 

2. Für 6 Sorten der ſchönſten Topfgewächſe im vorzüglichen 
Cultur- und Blüthenzuſtande, Preis: die ſilberne Medaille und 3 ½́ Thlr. 
Herrn Karich. 

3. Für eine Collection von 12 Sorten Camellien in Blüthe, 1 Preis: 
die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich: 2. Preis: 2½ Thlr. 
Herrn Bremermann. 8 

4. Für 3 der neueſten Camellien in Blüthe, Preis: die ſilberne 
Medaille Herrn C. Kommer. 

5. Für 8 Sorten der ſchönſten und beſtkultivirten indi⸗ 
ſchen Azaleen in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. 
Herrn H. Wätjen (Gärtner H. Dehle); 2. Preis: 21½ Thlr. Herrn 
Kar ich. 

6. Für 6 der neueſten indiſchen Azaleen in Blüthe, Preis: 
die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Conſul Smidt (Gärtner Herr 
Römer). 

7. Für eine Collettion von 8 Sorten der ſchönſten und beſteulti⸗ 
virten Rhododendron in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 
5 Thlr. Herrn Karich; 2. Preis: 5 Thlr. Herrn H. W. Heins. 

8. Für 4 der neueſten Rhododendron in Blüthe, Preis: die 
ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn C. Kommer. 


9. Für das ſchönſte neue Rhod. hybridum in Blüthe, Preis: 2½ 
Thlr. (ausgeſetzt von einem Freunde des Gartenbau-Vereins) Herrn 
Kommer. 

10. Für eine Collection von 12 Sorten der ſchönſten Cinerarien 
in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 2 Thlr. Herrn Karich; 
2. Preis: 2½ Thlr. Herrn Conſul Smidt (Gärtner H. Römer). 

11, Für eine Collection von 18 Sorten der ſchönſten Hyacinthen. 
in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich; 
2 Preis: 5 Thlr. Herrn Heins. 

12. Für eine Collection von 12 der ſchönſten getriebenen Roſen in 
Blüthe, 1 Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich; 2. 
Preis: 5 Thlr. Herrn Hashagen. 

13. Für eine Collection von 12 Sorten der ſchönſten blühenden 
Frühlingsblumen in Töpfen, Preis: die ſilberne Medaille Herrn 
Kommer. 

14. Für eine neue eingeführte, hier noch nicht ausgeſtellte blühende 
Pflanze, Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. fällt aus. 

15. Für eine ausgezeichnete Culturpflanze in voller Blüthe, 1 Preis: 
die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn E. H. Wätjen (Gärtner H. 
Dehle); 2. Preis: 5 Thlr. Herrn Karich. 

16. Für drei der ſchönſten Schlingpflanzen in vorzüglichem Kultur⸗ 
und Blüthenzuſtande, Preis: die filberne Medaille und 2½ Thlr. fällt aus. 


257 


17. Für den geſchmackvollſt arrangirten Korb mit abgefchnittenen friſchen 
Blumen, 1. Preis: die ſilberne Medaille Herrn Bauer, Gärtner bei Hrn. 
D. Warnecken; 2. Preis: 2½ Thlr. Herrn Karich. 

18. Für das geſchmackvollſte gebundene Blumenbouquet, 1. Preis: 
die ſilberne Medaille Herrn Behrens, Gärtner bei Herrn Conſul Lohmann. 

19. Für den ſchönſten Veilchenſtrauß, Preis: ſilberne Medaille fällt aus. 

20. Für den ſchönſten Kranz von friſchen Blumen, 1 Preis: die ſil⸗ 
berne Medaille Frl. E. Kommer. 

21. Für den ſchönſten Ballkopfputz von friſchen Blumen, den 2. 
Preis: 2½ Thlr. Frl. E. Kommer. 

22. Für das beſte Sortiment von jungen Gemüſen, 1. Preis: die 
filberne Medaille und 12 ½ Thlr. Herrn Suling; 2. Preis: 7½ Thlr. Herrn 
Hashagen; 3. Preis: 5 Thlr. Herrn Behrens. 

23. Für das beſte Sortiment von conſervirten Gemüſen, 1. Preis: 
die ſilberne Medaille und 2½ Thlr. Herrn Suling; 2. Preis: 2 ½ Thlr. 
Herrn Behrens. 

24. Für die beſten Gurken, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 
2½ Thlr. Herrn Suling. 

N 25. Für die ſchönſten Spargel, Preis: die ſilberne Medaille Herrn 
Suling. 

26. Für den ſchönſten Rhabarber, Preis: die ſilberne Medaille, Herrn 
Suling. 

27. Für die beſten reifen Erdbeeren, 1. Preis: die ſilberne Medaille 
und 7½ Thlr. Herrn Suling. 2. und 3. Preis fällt aus. 

28. Für 8 Sorten getriebene Sträucher fällt aus. 


Extra⸗Preiſe erhielten: 

1. Für eine ſchön ae Gruppe: 10 Thlr. Herr Heineke. 
2. Für eine Collection blühender Pflanzen: die ſilberne Medaille und 
5 Thlr. Herr C. H. Wätzjen, Gärtner Herr Dehle. 

3. Für eine Collection Pflanzen: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. 
Herr Conſul Smidt, Gärtner Herr Römer. 

4. Für eine desgleichen: die filberne Medaille und 10 Thlr. Herr 
Rotermund, Gärtner Herr Lüdeking jun. 

5. Für eine Gruppe tropiſcher Gewächſe: die ſilberne Medaille und 
10 Thlr. Herr C. H. Wätjen, Gärtner Herr Dehle. 

6. Für eine neueſte Pflanze: die ſilberne Medaille Herr Heins. 


— . — 


Breslau. Die Blumenausftellung-in der ſtädtiſchen Turn⸗ 
halle. Je länger in dieſem Jahre der Frühling zögert, Gärten und Wieſen 
mit Blumen auszuſchmücken, deſto dankbarer müſſen wir der Section für Obft- 
und Gartenbau ſein, daß ſie uns dafür eine Entſchädigung durch die Ausſtellung 
bietet, welche ſie in der ſtädtiſchen Turnhalle (Berliner Platz, Eingang der 
Bahnhöfe) in dieſen Tagen veranſtaltet. Hier hält von Sonntag bis zum 
nächſten Mittwoch Flora große Cour, umgeben von ihrem reizenden Hofſtaat, 
und erwartet die Beſuche ihrer zahlreichen Verehrerinnen und Verehrer, die ſich 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 17 


258 


hoffentlich durch den weiten Weg nicht werden abhalten laſſen, ihre Huldigun⸗ 
gen darzubringen. Der lichthelle Saal iſt durch den Ordner der Section, 
Herrn Kunſtgärtner Erkel, der im ganzen Arrangement wieder ſeinen Ge⸗ 
ſchmack bekundet hat, in einen blühenden Garten umgewandelt worden. Läßt 
ſich auch der Einfluß des ungünſtigen Wetters nicht verkennen, da das Grün 
der Blattpflanzen diesmal über die bunten Blumenfarben offenbar den Sieg 
davongetragen hat, ſo bietet doch das Ganze einen überaus freundlichen Anblick; 
Fichtengehölz ſchließt nach allen Seiten die Ausfiht und giebt einen grünen 
Hintergrund zu den bunten Blumenbeeten, die in ſchön gezeichneten Linien ſich 
am Boden ausbreiten; hinten ſchließen Felſen einen Waſſerſpiegel ein, aus dem 
ein Springbrunnen ſeine Strahlen emporwirft. Links von der Eingangsthür, 
zu der eine improviſirte Fichtenallee führt, hat die ſtädtiſche Promenade (Stadt⸗ 
gärtner Loeſener) ihre Schätze ausgeſtellt, und wenn wir dieſen reihen Camel⸗ 
lienflor von dem Hintergrunde des immergrünen Gehölzes ſich abheben ſehen, 
drängt ſich uns unwillkührlich der Wunſch auf, es möchte durch den längſt 
dringend nothwendigen Bau eines zeitgemäßen ſtädtiſchen Gewächshauſes auf 
der Promenade unſerer Bevölkerung das ganze Jahr hindurch der bildende 
Genuß einer ſolchen Ausſtellung gewährt werden. Der botaniſche Garten 
(Inſpector Nees v. Eſenbeck) hat, dem wiffenfchaftlichen Charakter des 
berühmten Inſtituts entſprechend, vorzugsweiſe exotiſche Pflanzen von pharma⸗ 
ceutiſchem und techniſchem Intereſſe ausgeſtellt, die ſich freilich zum Theil auch 
vom äſthetiſchen Geſichtspunkt auszeichnen; namentlich reich iſt das himmliſche 
Reich der Mitte durch die Stammpflanze des chineſiſchen Grün (Rhamnus 
clorophorus), des Sternanis (Illicium anisatum), Reispapier (Aralia 
papyrifera) vertreten, fo wie die japaneſiſchen Inſeln durch die Mutterpflanze 
des japaneſiſchen Mooſes (Rhus succedanea), den japaneſiſchen Sumpf⸗ 
pfeffer (Fagara piperita), mit lichtgrünem Fliederlaub, die eßbare Eichel 
(Quercus glabra), die ſich hier in Geſellſchaft der ſüdeuropäiſchen Korkeiche 
(Quercus Suber) und des Maſtixbaumes Pistacia Lentiscus befindet. In 
düſterem unheimlichen Colorit iſt die auf einem Tiſche ausgeſtellte Blume des 
buntblättrigen Asarum japonicum, das zum erſten Male in Deutſchland 
blüht; eine ſehr alte Novität dagegen iſt der Cissus antaxetieus, eine vorz 
treffliche, in Rußland überall zur Bildung von Zimmerlauben gleich dem 
Epheu benutzte Schlingpflanze, die bei uns faſt unbekannt iſt. | 

Neben den neueften Garteneinführungen finden wir die vervollkommneten 
Werkzeuge moderner Gartenkunſt, franzöſiſche Baumſchulgeräthſchaften, vom 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner v. Dabrizius eingeſendet. Nicht weit davon 
hat Graf Burghauß auf Laaſan (Gärtner Frickinger) eine Collection 
der mit Recht fo beliebten Alpenveilchen (Cyclamen), wie die für den Gau- 
men nicht minder verlockenden Frühgemüſe und Champignons ausgeſtellt. 
Nachdem wir die benachbarten Rhododendren des Herrn Wallenberg Pa— 
chaly auf Schmolz (Gärtner Funck) bewundert, erfreuen wir uns an dem 
Wettkampfe der beiden renommirten Gärtnereien der Herren Eichborn (Gärt⸗ 
ner Maeltzer) und Burghardt (Gärtner Brandt). Erſtere hat ihre 
Dracaenen (Dr. Draco, ensifolia, cannaefolia) um eine Dattelpalme grup⸗ 
pirt, die von kleinen Blüthenbüſchen der Azaleen und Dielytren umringt ſind, 
während eine unfern ſtehende Rhopala Jonghii zum Genuß ihrer Schönheit 


259 


einladet. Die Burghardt'ſche Ausſtellung läßt ein ganzes Heer prächtiger 
Azaleen aufmarſchiren und den Flügel durch die herrlichen Araucarien von Bra— 
ſilien, wie das bananenähnliche Phrynium cylindricum, Authurium dies 
vertheidigen, während Pandanus candelabrum und zartblättrige Farne das 
Centrum um den Springbrunnen einnehmen. Ganz in der Nähe haben ſich 
die ſchönſten tropiſchen Orchideen des Grafen Magnis auf Eckendorf (Gärt— 
ner Kittel) als Uropedium Lindeni u, Cattleya amethystina angeſiedelt; 
doch auch das beſcheidene Trillium grandiflorum, die ſchönere Verwandte 
unſerer Einbeere, wie die rothbeerige Skimmia japonica des Inſpector Neu— 
mann, nehmen mit Recht unſere Aufmerkſamkeit in Anſpruch. 

Auf der rechten Seite des Saales bemerken wir zunächſt eine Collection 
ſchöner und neuer Rhododendren aus der Gärtnerei des Prinzen Biron von 
Curland in Polniſch⸗Wartenberg (Gärtner Spaniel); dieſer intelligente 
Cultivateur hat auch eine Auswahl Azaleen in den reinſten Farben und For— 
men, zum Theil Novitäten aus Sämlingen eigener Züchtung ausgeſtellt. Die 
beiden Gruppen des Stadtrath E. Trewendt (Gärtner Kleinert), die 
eine um ein prachtvolles Fenſterblatt (Philodendron pertusum) geordnet 
und von einer Cinerarienbordüre eingefaßt, die andere vorzugsweiſe aus niedri— 
geren Blattpflanzen (Begonien, Farne, Dracänen ꝛc) beſtehend, find wegen der 
geſchmackvollen Zuſammenſtellung mit Recht prämiirt worden. Auch die fol— 
gende Gruppe des Kaufmann Müller (Gärtner Hoffmann) erfreut durch 
ſchöne Gruppirung intereſſanter Pflanzen, unter denen ſich eine ſehr gut culti— 
virte Trauereypreſſe (Cupressus funebris) die erſte und ſchönſte in Schleſien, 
auszeichnet. Den Beſchluß dieſer Seite macht wiederum der botaniſche 
Garten mit einer Blattpflanzengruppe, die ſich um große blühende Acacien 
ordnet, zwiſchen denen ſich ein reich blühendes Rhododendron albiflorum 
auszeichnet. Ihm verdanken wir auch ein Modell der berühmten Rafflesia 
Arnoldi, der größten Blume der Welt; ohne Stamm und Blätter bricht ſie 
in der Größe eines Wagenrades aus den Wurzeln einer Weinrebe (Cissus) 
hervor, auf der fie in den Urwäldern von Sumatra ſchmarotzt; dieſes Pflan⸗ 
zenwunder, das lebend zu ſchauen nur wenig Sterblichen geglückt iſt, wird 
uns hier mit natürlicher Größe und Farbe in einer von der kunſtverſtändigen 
Hand des Klempnermeiſter Adler naturgetreu angefertigten Rachbildung 
vorgeführt. 

Wenden wir uns nunmehr zu den in der Mitte des Saales und um die 
Pfeiler gruppirten Pflanzenſchätze, ſo feſſelt unſer Auge zunächſt die Blüthen— 
pracht der Cinerarien, die von Herrn v. Keſſel auf Ober-Glauche (Gärtner 
Galle) eingeſendet iſt; überaus wohlthuend wirkt die Anmuth und der Far— 
benreichthum dieſer rothen, blauen, violetten Blumenſterne. Einen ernſter 
Contraſt dazu bilden die Coniferen des Herzogs von Ujeſt auf Slawentzitz 
(Hofgärtner Schwedler); welche Mannigfaltigkeit im Einzelnen bei im 
Ganzen gleichartigem Charakter bieten nicht die bronzefarbenen blattloſen Zweige 
des Dacrydium Maji, mit den fußlangen Nadeln der Pinus filiformis, 
die bläulichen Schuppen der Thujopsis glauca mit den kurzen Stacheln der 
Wellingtonia gigantea und dem farnartig geſchlitzten Laube des Phyllo— 
cladus trichomanoides. Von derſelben Gärtnerei iſt auch die Gruppe 
kräftiger Hyacinthen, die einzigen Vertreter der Zwiebelpflanze in der Ausſtel— 

2 


N 


260 


lung. Die Collection der neuholländiſchen Epaeris von Herrn v. Wallen⸗ 
berg-Pachaly auf Schmolz führt uns eine Reihe zierlicher Blüthenſträucher 
vor, die den verwandten, aber bekannteren Eriken des Caplandes an Schönheit 
kaum nachſtehen. Die Caladien des Grafen Herberftein auf Grafenort 
(Gärtner Schlegel) wetteifern durch den Farbenreichthum ihrer Blätter mit 
den ſchönſten Blumengruppen. Die ſchöne Maxillaria leucantha von Burg⸗ 
hart ſtellt ſich den wunderbaren Orchideen des Grafen Magnis an die 
Seite. Endlich haben wir noch einer von dem Schleſiſchen Landwirthſchaft⸗ 
lichen Centralcomptoir eingeſendeten Sammlung von Sämereien zu gedenken, 
welche Gelegenheit giebt, die viel geprieſenen neueſten Züchtungen engliſcher 
und amerikaniſcher Gartenkunſt in Fach der Erbſen, Linſen, Bohnen, Hirſe, 
Mais ꝛc., ſelbſt der Baumwolle in Originalſamen zu erproben. 

Geſtatte man uns zum Schluß noch einige von lebendigem Intereſſe für 
die Sache veranlaßte Bemerkungen. Eine Blumenausſtellung ſoll unſerer An⸗ 
ſicht nach nicht eine eitle Schauſtellung, ſondern eine öffentliche Prüfung ſein, 
welche die Gartenkunſt der Provinz von Zeit zu Zeit ablegt, um ſich über die 
Fortſchritte, die fie gemacht, den Grad der Vervollkommnung den ſie erreicht, 
und die Theilnahme, die ſie ſich bei dem Publikum zu erwerben gewußt, aus⸗ 
zuweiſen. Legen wir dieſen Maßſtab an die gegenwärtige Ausſtellung, ſo läßt 
das Reſultat viel zu wünſchen übrig. Am erfreulichſten erſcheint uns die li 
berale Betheiligung ſo vieler hervorragender Gutsbeſitzer in der Provinz; hier 
haben auch mehrere ausgezeichnete Cultivateure richtig erkannt, daß durch Spe⸗ 
cialiſiren, d. h. durch beſondere Pflege einzelner Lieblingsgattungen ſelbſt mit 
beſchränkten Mitteln Bedeutendes ſich erzielen laſſe. Auch in Breslau geben 
die ſchönen Sammlungen vieler Gartenbeſitzer den erfreulichen Beweis, daß 
das Intereſſe für den Fortſchritt auch in dieſem Gebiete bei uns nicht er⸗ 
loſchen iſt; aber wie gering iſt die Zahl dieſer Mäcene, welche für die Pflege 
der Blumenwelt Opfer zu bringen geneigt ſind, im Vergleich zu dem, was 
bei allgemeiner Theilnahme geſchehen könnte? Wie Wenige von Denen, die 
es wohl könnten und ſollten, haben erkannt, daß ſie für ihre Wohnungen keinen 
edleren Schmuck ſich verſchaffen können, als die ſtets wechſelnden und doch im— 
mer gleich ſchönen Prachtſchöpfungen der Pflanzenwelt. Vor allem zu bedauern 
iſt die auffallende Nichtbetheiligung der Handelsgärtner, die doch recht eigentlich 
dazu berufen wären, das Publikum mit dem Neueſten und Beſten in ihrem 
Fache bekannt zu machen, wie ſie ja ſelbſt wieder von dem erhöhten Intereſſe 
des Publikums den größten Vortheil ziehen würden. In allen andern Städten, 
namentlich in Berlin, Hamburg, Frankfurt ꝛc. ſind die Handelsgärten die 
Hauptſtützen der öffentlichen Ausſtellungen; die Folge davon iſt der in den 
weiteſten Kreiſen verbreitete Sinn für vollkommene Gartenerzeugniſſe. Wir 
wünſchen, daß die Section für Obſt- und Gartenbau in ihren Beſtrebungen 
für Hebung und Fortentwickelung der Gartenkunſt in unſerer Provinz nicht 
ermüden möge, halten uns aber für verpflichtet, der Thätigkeik ihres Seeretärs, 
Kaufmann Müller, ſowie dem mit der Anordnung des Ganzen betrauten 
Kunſtgärtner Erkel, der mit feinem Geſchmack aus dem vorhandenen Material 
das Beſte zu leiſten wußte „ unſere Anerkennung auszuſprechen. Die erwählte 
Preis⸗Commiſſion der Section für Obſt- und Gartenbau, beſtehend aus den 
Herren: Geh. Med.-Rath Profeſſor Dr. Goeppert, Stadtrath Trewendt, 


261 


Director Inkermann, Hofgärtner Schwedler aus Slawentzitz, Obergärtner 
Kittel aus Eckersdorf, Kunſtgärtner Frickinger aus Laaſan und Kaufmann 
E. H. Müller hier, hat folgende Gruppen und Pflanzen prämiirt: 1) Für 
die gelungenſte Zuſammenſtellung blühender und nicht blühender Pflanzen im 
guten Culturzuſtande und in mindeſtens 50 Exemplaren (10 Thlr.) die Gruppe 
5 aus der Gärtnerei des Herrn Particulier Jul. Burghart. 2) Für das 
größte und ſchönſte Sortiment blühender Camellien oder Rhododendra (10 
Thlr.), a) die Gruppe 4 Rhododendra wegen Mannigfaltigkeit und Neuheit 
mit 5 Thlr., beide aus der Gärtnerei des Prinzen von Curland auf 
Poln.⸗Wartenberg. 3) Für die beſten Leiſtungen in der Gemüſetreiberei (5 
Thlr.) die Sammlung 13 (Bohnen, Salat, Kartoffeln, Champignons) aus 
der Gärtnerei des Herrn Grafen Burghauß auf Laſaan. 4) Für andere 
preiswürdige Einſendungen nach dem Ermeſſen der Preis-Commiſſion a) 5 Thlr. 
das Uropedium Lindeni Nr. 7 aus der Gärtnerei des Grafen Magnis auf 
Eckersdorf, b) 5 Thlr. die Gruppe Cinneria hybrida Nr. 17 aus der 
Gärtnerei des Herrn von Keſſel auf Ober-Glauche. 5) Ausgefallene Prä— 
mien: a) 10 Thlr. der Gruppe 23 Coniferen in 40 Sorten aus der Gärt— 
nerei des Fürſten von Hohenlohe-Dehringen, Herzog von Ujeſt auf 
Slawentzitz (Hofgärtner Schwedler, welcher jedoch zu Gunſten Anderer ver— 
zichtete). b) 5 Thlr. der Gruppe 28 Caladien wegen Mannigfaltigkeit und 
Neuheit aus der Gärtnerei des Herrn Reichsgrafen zu Herberſtein auf 
Grafenort, c) 5 Thlr. der Gruppe 19 Epacris aus der Gärtnerei des Kfm. 
und Rittergutsbeſitzer Herrn v. Wallenberg-Pachaly auf Schmolz, d) 
5 Thlr. der gem. Gruppe Nr. 3 aus der Gärtnerei des Herrn Buchhändler 
Stadtrath Trewendt. — Beſondere Anerkennung wurde zu Theil: 1) der 
gemiſchten Gruppe 2 dem Herrn Kfm. E. H. Müller gehörig, 2) desgl. 
Nr. 9, 3) der Stadtmannia Youngü des Herrn Commercienrath Cichhorn, 
4) den als beſonders in botaniſcher, techniſcher und mediciniſcher Beziehung 


beachtenswerthen Pflanzen: Asarum japonicum, Balantium antacticum, 


Illicium anisatum u. ſ. w. aus dem hieſigen botaniſchen Garten. — Be— 
ſonderer Dank wird votirt: 1) dem Magiſtrat für Ueberlaſſung der ſtädtiſchen 
Turnhalle und Bewilligung einer großen Anzahl Pflanzen, darunter reich— 
blühende Camellien, 2) dem Ordner, Kunſt- und Handelsgärtner Herrn G. 
Erkel für das vorzüglich gelungene Arrangement. (Profeſſor F. Cohn.) 


Hamburg. Große Pflanzen- und Blumenausſtellung vers 
anſtaltet durch den Garten- und Blumenbauverein für Hamburg, 
Altona und deren Umgegend am 3., 4., 5. und 6. Mai 1864. Nach⸗ 
dem der genannte Verein im vorigen Jahre nur eine kleinere Ausſtellung in 
einem wenig zu einer Ausſtellung ſich eignenden Saale veranſtaltet hatte, fand 
dieſes Jahr wiederum wie in den Jahren zuvor eine großartige Ausſtellung 
von Pflanzen und Blumen in der geräumigen Dragoner-Reitbahn ſtatt, einen 
wohl günſtigen, aber leider in Betracht der Maſſen von Einſendungen auch 
noch zu kleinem Lokale, denn viele der ſchönſten Gruppen und Schaupflanzen 
ſtanden noch viel zu dicht nebeneinander, als daß die Schönheit der einzelnen 
Exemplare nur bei wenigen zur gehörigen Geltung kommen konnte. 

Eline Ausſtelluug, die ſich in demſelben Lokale ſeit mehreren Jahren wieder— 


262 


holt, erlaubt nun keine große Abwechslung, wenn man nicht zu Hilfsſchmuck, 
als Fahnen, Statuen, Treppen u. |. w. feine Zuflucht nehmen will, wovon 
jedoch diesmal als gänzlich überflüſſig abſtrahirt worden iſt, aber dennoch 
war das Arrangement in ſeiner Einfachheit zweckmäßig und edel, das Auge 
wurde, wie geſagt, durch keinen Hilfsſchmuck abgezogen, ſondern fand ſich von 
dem Totale „Bunt und Grün“ gefeſſelt. An den Seitenwänden zogen ſich 
wie bei den früheren Ausſtellungen Gruppen auf 3 Fuß vom Boden erhabe— 
nen Rafenbänken dahin, während an der Rückſeite des Lokals zwei rieſige 
Pflanzengruppen ſich faſt unmittelbar vom Fußboden ab erhoben. Der mitt 
lere Raum war in drei Partieen zerlegt. Gleich vorne beim Eingange 
breitete ſich eine Raſenfläche aus, in deren Mitte ſich ein Baſſin mit einer 
Fontaine befand, darauf folgte ein großer ovaler, 4 Fuß vom Boden erhöhter, 
ſich quer durch den Ausſtellungsraum ausdehnender Hügel, auf dem ſich eine 
majeſtätiſche Palmengruppe erhob, und hinter dieſer Gruppe breitete ſich wieder⸗ 
um eine Raſenfläche aus. Die große Palmengruppe, ſo beruhigend für das 
Auge, hatten die Herren James Booth & Söhne in Flottbeck und 
der botaniſche Garten geſtellt, fie unterbrach die beiden Raſenflächen mit 
deren Blüthenpracht und gewährte einen impoſanten Anblick. 

Nehmen wir die indiſchen Azaleen aus, die in unübertrefflicher Schönheit 
aus den Gärtnereien der Herren C. H. Harmſen, W. Buſch, Pabſt, 
J. Bahnſen in Reinbeck und Anderen eingeſandt waren, ſo waren von 
wirklichen Schauexemplaren diesmal freilich nur wenige vorbanden, aber durch⸗ 
gängig zeigten alle vorhandenen Pflanzen von einer vortrefflichen Kultur, und 
es läßt ſich nicht leugnen, daß die Pflanzenkultur in den letzten Jahren hier⸗ 
ſelbſt einen ganz bedeutenden Aufſchwung genommen hat. Von Neus und 
Seltenheiten war Mehreres vorhanden, auf die wir bei dem näheren Durch— 
gehen der einzelnen Gruppen zurückkommen werden. 

Betrachten wir nun die Gruppen an den Seitenwänden und beginnen 
damit vom Eingange links, jo machte eine liebliche Gruppe des Herrn Han⸗ 
delsgärtners W. Neubert den Anfang; dieſelbe beſtand aus einer Collec⸗ 
tion ſehr vorzüglicher und gut kultivirter Theeroſen und einer Anzahl, 2 — 3 
Fuß hoher Camellien, noch im reichſten Blüthenflor. Dieſer Gruppe folgte 
eine große des Herrn Dr. M. H. Cords, Eigenthümer der Trave— 
münder Baumſchulen, aus Collectionen der Roses hybrides remontantes 
und R. Thea und Burbonica bejtehend. Unter denſelben befanden ſich die 
neueſten ſchönſten Sorten, die Exemplare waren in 1— 38 Fuß hohen, ſehr ge⸗ 
ſunden und reich blühenden Exemplaren vertreten und ſo konnte es auch nicht 
fehlen, daß dieſe Sammlung Roſen unwiderſtehlich die zahlreichen Beſucher 
der Ausſtellung an ſich zog und die beſten Roſenſorten ſehr bald ihre Lieb— 
haber fanden. Wir nennen hier nur R. hybr. bifera Vulcain, Mad. 
Louise Carique, Simon St. Jean, Adolpha Noblet, la Brillante, 
Charles Lefébre, Dr. Bretonneau, Souvenir du Comte de Cavour, 
le Senateur Vaisse, Maurice Bernardin, Mad. Place, Gust. Coreaux, 
Olivier Delhomme, Comte de Beaufort etc. 

Die dritte Gruppe war eine gemiſchte aus den Gewächshäuſern des 
Herrn G. Schmuck (Gärtner H. Kreuzfeldt), ſie enthielt hübſch kul⸗ 
tivirte Camellien, Azaleen, Roſen, Cytiſus-Arten u. dergl. mehr, der ſich die 


263 


Cinerarien-Gruppe der Fräulein v. Horn (Gärtner Herr J. W. Woh- 
lers) anſchloß. 

Herr Handelsgärtner C. Ruſteberg hatte eine Anzahl ſehr hübſch 
gezogener, reich blühender Rhododendron ponticum ausgeſtellt, im Vorder: 
grunde begrenzt von Erica amoena und cyathiformis, denen ſich eine ge 
miſchte Gruppe des Handelsgärtners Hrn. M. Meyer, aus gut kultivirten 
Deutzia gracilis, Azalea indica und pontica, Citrus und Maiblumen 
beſtehend, anſchloß. 

Der botaniſche Garten war vertreten durch einige neue und ſel— 
tene Pflanzen, die zu einer kleinen Gruppe vereinigt waren. Wir ſahen hier 
die noch ſeltene Musa sapientum var. vittata, Musa coceinea mit ihrem 
prächtigen ſcharlachrothen Blüthenſtande, Maranta Porteana, Begonia 
Daedalea, Dracaena stenophylla (D. pieta Hort.), die ebenſo ſeltene 
wie hübſche und intereſſante Drosera binata aus Ausſtralien, der eigenthüm— 
liche Rubus australis, das neue und liebliche Gymnostachyum Ver— 
schaffeltii in einem ſchönen Exemplare, die zierliche Cryptomeria elegans, 
Dionaea museipula, Dracaena spectabilis, eine der ſchönſten Arten, 
Beaucarnea strieta und recurvata, Coleus Verschaffeltii und der 
unter verſchiedenen Namen hochgeprieſene C. seutellarioides var. insignis 
mit hellgrün berandeten, dunkel bluthrothen Blättern. 

Die nun folgende hübſche Roſengruppe des Handelsgärtners Herrn 
J. H. Herbſt bildete den Uebergang zu der impoſanten, aus ſeltenen 
und werthvollen Pflanzen beſtehenden Gruppe der Frau Senatorin Jeniſch 
(Obergärtner Herr F. B. Kramer), von Herrn Kramer jun. geſchmackvoll 
aufgeſtellt. In dieſer Gruppe bemerkten wir von Orchideen: Cymbidium 
pendulum, Oncidium sphacelatum, Papilio limbatum, Lycaste sor— 
dida und gigantea, Vanda tricolor var. Reichenbachii und Cypri— 
pedium villosum. Von neuen und neueren Pflanzen zeichneten ſich aus: 
Dracaena ferrea fol. varieg., die ſchöne Mikonia pulverulenta, Ligu— 
laria Kaempferi und Alocasia Lowii.“) Außer dieſen Pflanzen zeich— 
neten ſich ferner aus die beiden ſchönen Dracaena australis und aust. 
Veitchii, die D. indivisa vera, Pandanus setilis, Agnostis sinuata, 
Aralia pulchra und integrifolia, Brownea grandiceps und erecta, 
beide auffällig durch ihre jungen Triebe, die ſie eben im Begriff waren zu 
entfalten. Hibiscus Cooperii, auch noch zu den Neuheiten gehörend und 
ſich durch die hübſch grün, gelb und roth gefleckten Blätter ſehr empfehlend. 
Campylobotrys (Higginsia) refulgens, pyrophylla und Ghiesbreghtii, 
alle drei bekanntlich ſehr empfehlenswerthe Pflanzen. Ataccia cristata 
in ſchönſter Blüthe und ebenſo das Imantophyllum miniatum mit zwei 
kräftigen Blüthendolden. Das Rhododendron jasminiflorum ſahen wir 
hier zum erſten Male in Blüthe; ein Prachtexemplar dieſer niedlichen Art 
wurde unlängſt auf der Ausſtellung der K. Gartenbau-Geſellſchaft in London 
mit dem 1. Preiſe prämiirt. Medinilla magnifica prangte mit einer 


) Anmerkung. Wir bemerken, daß wir die Pflanzen unter den Benennungen 
hier anführen, unter denen ſie von den betreffenden Gärten ausgeſtellt waren. 
1 Redact. 


264 

Menge prächtiger Blüthenrispen. Diverſe Caladien, indiſche Azaleen, einige 
Palmen, Farne u. dergl. dienten dieſer Gruppe, die wohl nebſt der des 
botaniſchen Gartens die ſeltenſten Pflanzen enthielt, noch zur Decoration. 

Von Herrn Handelsgärtner A. F. Niechers ſah man eine Gruppe 
ſehr hübſcher reich blühender Azaleen, Roſen u. dergl. Sämmtliche Pflanzen 
zeichneten ſich durch vortreffliche Kultur und Blüthenreichthum aus. 

Das letzte Viertel der ganzen linken Längswand, wie die Hälfte der 
Giebelſeite des Lokals war von den Pflanzen aus der rühmlichſt bekannten 
Handels⸗Gärtnerei des Herrn C. H. Harmſen eingenommen, die von 
deſſen Obergärtner, Herrn Neubert, ſehr gefällig aufgeſtellt und gruppirt 
waren. Es waren nahe an 300 Topfgewächſe, welche dieſe Gärtnerei zur 
Ausſtellung geliefert hatte. Dieſe Hauptgruppe beſtand zwar laut Preisaufgabe aus 
150 Stück blühender und nicht blühender Pflanzen, unter dieſen waren aber 
leider nicht die vorgeſchriebenen 75. Arten, ſo daß dieſer Gruppe der dafür 
ausgeſetzte Preis nicht zuerkannt werden konnte. Die in dieſer Gruppe am 
hervorragendſten blühenden Pflanzen waren Correa speciosa, IIlieium 
floridanum, Diosma alba, Berberis Darwini, mehrere Cytiſus-Arten, 
Hoteia japonica, diverſe neuholländiſche Akazien, Daphne Cneorum, 
Rosa Banksia lutea, Rhododendron, indiſche Azaleen u. dergl. Die übrigen 
Pflanzen waren Palmen, Coniferen, Dracänen, Farne Yucca u. dergl. m. 
Die Gruppe von 12 reichblühenden Azaleen aus derſelben Gärtnerei war von 
großer Schönheit, einige Exemplare hatten einen Durchmeſſer von 3 Fuß 
und waren überſäet mit Blumen. Es waren folgende Sorten: Azalea 
Ivereana, Mad. Lamorcière, Goethe, Beauté de Europe, Molly, 
Adolphi plena, rosea perfecta, semiduplex maculata, Hammonia, 
Extrani, Granvilli und Napoléon. 

Eine Gruppe von zeitig getriebenen Blüthenſträuchern, welche Herr 
Harmſen nach dem Programm ausgeſtellt hatte, bot einen ſehr lieblichen 
Anblick, zumal die in dieſer Gruppe vertretenen hellen und matten 
Farben ſehr angenehm contraſtirten mit den brillanten Farben der in den 
übrigen Gruppen meiſt viel vertretenen indiſchen Azaleen. Unter den getrie⸗ 
benen Sträuchern, die in ſtarken u. reich blühenden Exemplaren ausgeſtellt waren, 
zeichneten ſich beſonders aus: Deutzia scabra und gracilis, Kalmia 
glauca, Viburnum Opulus roseum, Amygdalus pumila fl. albo pl., 
diverſe Azalea pontica, Weigela amabilis, Cytisus Laburnum, Sy- 
ringa persica und Rhododendron ponticum. 

Vor dem in der Mitte der Giebelwand angebrachten großen Spiegel 
hatte Herr Handelsgärtner F. F. Stange eine kleine Gruppe buntblätt⸗ 
riger Gewächſe, meiſt dem Kalthauſe und dem freien Lande angehörig, aufge 
ſtellt, der ſich dann eine ſehr hübſche Gruppe des Herrn Senator 
Godeffroy (Gärtner Herr A. F. Backenberg) anſchloß. In derſelben 
imponirte eine üppig blühende Musa coccinea, mehrere Azaleen, Rosa 
lutea persica, Rhododendron und ein Sortiment ganz vorzüglich kultivirter, 
reich blühender Cinerarien in den ausgezeichnetſten Sorten. 

Den Schluß an der Rückwand bildete eine gemiſchte Gruppe aus den 
Gewächshäuſern des Herrn Dr. Abendroth, die deſſen Gärtner Herr F. 
Warnecke mit vielem Geſchmack aufgeſtellt hatte. Es war eine gemiſchte 


265 


Gruppe, beftehend aus Mufas, Strelitzien-, Farne⸗, als Gymnogramma 
Laucheana, Cibotium Schidei, mehreren Palmen-Arten und einer Menge 
reich blühender Blüthenſträucher, als Azaleen, Rhododendron, Deutzia, Cy- 
tisus, einigen blühenden hybriden Cactus, Erica, Begonia, 9 
splendens, Aechmea splendens, Roſen ꝛc. 

Herr Handelsgärtner G. Fröhle hatte die nächte Gruppe auf der 
rechten Längsſeite geſtellt, ebenfalls aus reichblühenden Azaleen, Akazien, 
Deutzia gracilis, Weigela amabilis u. dergl. Pflanzen beſtehend. 

Die nächſten Gruppen waren die des Handelsgärtners Herrn F. W. 
Pabſt und des Herrn W. Buſch, beide unſtreitig unſere tüchtigſten 
Azaleen⸗Kultivateure. Ihre ausgeſtellten Azaleen waren denn auch diesmal 
wieder von unübertrefflicher Schönheit und erregten ſomit die allgemeinſte Ber 
wunderung. 

Herr H. P. Schuldt, Gärtner Herr Heinrichs, hatte wie ge— 
wöhnlich aus diesmal wieder eine Gruppe hübſcher und ſeltener Pflanzen ge— 
ſtellt, ſo eine Collection hübſcher Begonien, unter denen ein neuer Baſtard: 
B. Mine d'or (Schuldt) mit grün, gelb und röthlich gezeichneten Blättern, 
mehrere Sorten der beſten Caladien, die wie ſo manche andere zarte Warm— 
hauspflanze auf dieſer Ausſtellung in Folge der herrſchenden kalten Witterung 
ſehr gelitten haben, dann diverſe Maranta- und Phrynium- Arten, Pavetta 
borbonica, Dieffenbachia Seguina picta, Cyperus alternifolius fol. 
varieg., Ananassa sativa fol. varieg., mehrere Dracänen, Farne, Azaleen, 
u. dergl. ſämmtlich ſehr gefällig gruppirt. 

Die hieſige „Verein Horticultur,“ nur aus Gartengehülfen ber 
ſtehend, hatte eine große Pflanzengruppe aufgeſtellt, zu der die meiſten Mit— 
glieder des Vereins beigetragen haben, namentlich aber auch der Präſes des 
Vereins, Herr M. Buchholz, Obergärtner bei Herrn J. Bahnſen in 
Reinbeck. Es war eine gemiſchte Gruppe, beſtehend aus Palmen, Farne, 
Dracänen, Cinerarien, Azaleen, Deutzien, Begonien, Rhododendron u. dergl. 
Zierpflanzen. 

Die folgende Gruppe gehörte Herrn R. M. Sloman jun., 
Gärtner C. Henſel, an und waren in derſelben, wie in den meiſten Gruppen, 
Azaleen, Cinerarien, Paeonia arborea u. dergl., wie ein ſchöner Clematis 
azurea grandiflora vertreten. 

Von Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben ſahen wir eine Gruppe 
ſehr gut kultivirter kräftiger Pflanzen, ſowohl blühende wie nicht blühende, 
zu letzteren mehrere Araucaria, Cryptomeria Lobbi, Cycas revoluta, 
Livistona chinensis u. dergl., zu letzteren Kalmia glauca, Diosma 
ambigua, Clianthus magnificus, Berberis Darwini und andere gang— 
ba reBlüthenſträucher gehörend. 

Wir ſtehen nun am Ende dieſer zweiten Längsſeite und zugleich vor der 
impoſanten Coniferen-Gruppe der Herren P. Smith & C. in Bergedorf, 
die laut Preisprogramm aus 25 verſchiedenen, größtentheils im freien Lande 
aushaltenden Arten beſtand. Thuya Lobbi, orientalis aurea, plicata 
nana, Warreana, Thujopsis borealis, Juniperus hibernica, Cupres- 
sus Lawsoniana, Pinus Nordmanniana und andere waren in Pracht 
vollen, ſtarken Exemplaren vertreten. Als Einfaſſung dieſer ſchönen Gruppe 


266 


diente eine Anzahl ſehr hübſcher Cunningham's-Rhododendron, kleine, reichblü⸗ 
hende Exemplare, vor dieſen ſtand eine Reihe der verſchiedenſten buntblättrigen 
Pelargonien und vor dieſen wieder ein Kranz der ſo hübſchen Lonicera 
brachypoda fol. aur. reticulatis. Mit dieſem bunten Vordergrunde conz 
traſtirte das dunkle Grün der dahinter ſtehenden Eoniferen auf eine ſehr effeet— 
volle Weiſe. Eine Collection der beſten Sorten Cinerarien gehörte ebenfalls 
noch dieſer Gruppe an, unter dieſen ganz neu: C Glory of Dulwich, 
Miss Godfrey, The Wrestler, Fire Queen, Duke of Cambridge, 
Rosy morn. 

Der nun dem Eingange zunächſt liegende Raſenplatz enthielt in der Mitte 
ein großes Baſſin mit einer Fontaine, umgeben von 17 Stück 4— 5 Fuß ho⸗ 
hen, ungemein reichblühenden Kronenbäumchen von Azalea indica, welche 
Herr Handelsgärtner F. W. Pabſt geſtellt hatte und die von ſehr großem 
Effekt waren. Auf dem Raſen vis à vis des Einganges war eine Gruppe 
von 25 niedrigen und halbſtämmigen hybrides remontantes, 12 Thee- und 
Bourbon und 12 Moos-Roſen angebracht, welche Herr C. H. Harmſen 
zur Concurrenz geſtellt hatte. Sämmtliche Roſen waren von vorzüglicher 
Schönheit und es war ihnen kaum anzumerken, daß ſie getrieben worden. Unter 
den Remontanten notirten wir R. Dr. Marx, Lady Alice Peel, Palais 
de Cristal, Victor Verdier, Jules Dupont, Duchesse of Southerland, 
Baron Prevost, Jules Margottin, Empereur Napoléon, Geant de 
Batailles, Auguste Mie, Triomphe de l’Exposition, Gloire de 
France etc. 

Dieſer Gruppe gegenüber war eine ähnliche Rofeagruppe des Handels: 
gärtners Herrn W. Buſch, die der oben genannten nichts nachgab. An der 
rechten Seite des Raſens befand ſich, ebenfalls von Herrn W. Buſch, eine 
Gruppe von 12 verſchiedenen Azaleen in großen kugelF- und pyramidenförmigen 
Exemplaren in unübertrefflicher Schönheit, während mit dieſer Gruppe corre— 
ſpondirend auf der linken Seite des Raſens Herr Handelsgärtner F. C. 
Lüders eine Gruppe prächtiger hoch- und halbſtämmiger Roſen aufgeſtellt 
hatte nebſt einem Dutzend reichblühender Orangenbäumchen. Zwiſchen je zwei 
dieſer genannten vier Gruppen war eine Gruppe von Hyacinthen, jede 50 
Sorten enthaltend, angebracht, welche die Herren CE. H. Harmſen, Ernſt 
und v. Spreckelſen (James Booth Nachfolger), F. C. J. Jürgens 
in Ottenſen und H. Wobbe in Altona geliefert hatten und die ſämmtlich 
von ſo vorzüglicher Schönheit waren, ſowohl in Bezug auf die Sorten als 
Cultur, daß es dem Preisrichteramte große Mühe verurſachte zu beſtimmen, 
welchem Sortimente der erſte und welchem der nächſte Preis gebühre. 

Als Einzelpflanze auf dieſem Raſen war noch ein ſtattliches Exemplar 
des Cyanophyllum magnificum von Herrn Obergärtner F. B. Kra⸗ 
mer aus dem Gewächshauſe der Frau Senatorin Jeniſch aufgeſtellt, das 
jedoch in Folge der herrſchenden Kälte ſeine Blätter leider hängen ließ. 

Der zweite Raſenplatz am hintern Ende des Lokals, von dem erſten durch 
eine impoſante Palmengruppe getrennt, welche die Herren James Booth 
und Söhne und der botaniſche Garten geſtellt hatten, enthielt in 
der Mitte ein blühendes Lilium giganteum der Frau Senatorin Jeniſch 
(Obergärtner Herr F. B. Kramer), daſſelbe hatte einen über 12 Fuß hohen 


R Er * u 


267 


Blüthenſchaft, der am obern Ende 6 —8 Blumen trug. Umgeben war diefe 
Rieſenlilie von 12 ſehr ſchönen, reich blühende Amaryllis Varietäten aus der 
Handelsgärtnerei des Herrn J. Bahnſen in Reinbeck (Obergärtner Herr A. 
Buchholz). 

Am Rande der rechten Seite dieſes Raſens imponirte eine Gruppe von 
12 der herrlichſten pyramiden⸗ und kugelförmig gezogenen Azaleen des Herrn 
Handelsgärtner F. W. Pabſt, correſpondirend mit einer ebenſo prächtigen 
gleichen Gruppe auf der andern Seite des Raſens des Herrn J. Bahnſen 
in Reinbeck (Obergärtner Herr A. Buchholz). 

Herr Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff in Ham hatte zwiſchen 
dieſen beiden Azaleengruppen eine Gruppe von ſehr gut kultivirten, ſeltenen 
Coniferen aufſtellen laſſen, außerdem aber noch als freiſtehende Exemplare als 
neue Einführungen zwei hübſche Pflanzen, nämlich die ſeltene Anopteris 
glandulosa Labil. aus Vandimensland und Rudgea leucocephala, eine 
Rubiacee, vermuthlich aus Guinea ſtammend. 

Noch zwei andere freiſtehende Pflanzen auf dieſem Raſen waren von ganz 
vorzüglicher Schönheit und gehörten mit zu den Glanzpunkten der Ausſtellung, 
nämlich des Rhododendron Edgworthii des Herrn Handelsgärtner C 
H. Harmſen und das Rhododendron Dalhousia des Herrn R. 
M. Sloman jun., jedes mit über 80 großen, lieblichduftenden Blumen. 

Zwei kleine Gruppen von je 6 Stück Citrus myrtifolia, die einen in 
Blüthe und die anderen mit Früchten von Herrn Handelsgärtner W. Buſch, 
eine Gruppe ganz vorzüglich getriebener Moosroſen des Herrn Handelsgärtners 
J. C. Schröder und eine Gruppe Hyacinthen von den Herren Ernſt 
und von Spreckelſen waren ſchließlich noch eine große Zierde dieſes 
Theiles der Ausſtellung. 

In der Vorhalle zu dem Ausſtellungslokale hatten zahlreiche Blumen- 
bouquets, Kränze, aufgezierte Blumen-Körbe, Gemüſe, Früchte und verſchiedene 
Gartenmöbel als Bänke, Stühle und Tiſche ihren Platz gefunden, außerdem 
waren aber noch ausgeſtellt von Herrn Samenhändler A. H. Höbbel ein 
Sortiment der ſo beliebten Erfurter Blumenſtäbe und Nummerhölzer, von 
Herrn A. Garvens Proben der in der Hamburger Gartenzeitung empfoh— 
lenen Strohmatten, Modelle von Pflanzenkübeln und Proben von Leinen zur 
Beſchattung von Miſtbeeten und Gewächshäuſern; Drathgeflechte zur Begränzung 
der Blumenbeete von Herrn J. F. Weber. 

Gemüfe ſahen wir von Herrn H. W. Peter, Gräflich von Bern- 
ſtorff'ſcher Obergärtner zu Gartow; das Sortiment beſtand aus Miſtbeet— 
Krupſchwertbohnen, 3 Sorten Gurken, Carotten, Miſtbeet Nierenkartoffeln, 
Darmſtädter Spargel, Radies, Salat und Spinat. Von demſelben Einſender 
auch 2 ſchöne Ananas. Von Herrn G. Schmuck, Gärtner Kreuzfeldt, 
Salat und Zwerg-Erbſen in Töpfen gezogen. Salat, Spinat, Kerbel, Ca— 
rotten, Rhabarber, Sauerampfer, Radies und Kreſſe aus dem Garten des 
Herrn Dr. Abendroth (Gärtner Hr. Warnecke.) Kränze, Bouquets ꝛc. 
waren eigeſandt von Herrn Handelsgärtner F. C. Schröder, Blumenkorb 
und Ballbouquet; vom Verein Horticultur zwei Blumenkörbe und Kranz, 
von Mad. M. Klock ein Kranz, Blumenkorb und ein Bouquet, vom Han— 
delsgärtner C. H. Lüders ein Brautkranz und Blumenkorb, von Herrn 


268 


Heyn, Gärtner bei Herrn J. C. Krüger ein Kranz und ein Bouquet, 
von Hrn. C. Ruſteberg ein Kranz, von Herrn Seyffert ein Vougquet u. von 
Herrn H. L. Kruſe zwei Kränze. 

In der genannten Vorhalle hatte aber auch noch Herr Handelsgärtner 
J. Herm. Ohlendorff in Ham eine Collection buntblättriger Gehölz⸗ 
arten ausgeſtellt, freilich nur in kleinen Exemplaren aber in ſehr empfehlens⸗ 
werthen Varietäten, die zu erwähnen wir nicht vergeſſen wollen, wie: Quer- 
cus Robur pürpurea, Carpinus Betulus fol. purpureis, Aesculus 
Hippocastanum fol. purp., Acer rubrum fol. varieg., Ligustrum ja- 
ponicum fol. aur. varieg., Prunus amygdalifol. fol. var., Tilia euro- 
paea fol. aur. varieg., Prunus aucubaefol. varieg., Ulmus effusa 
fol. varieg., Prunus Mahaleb. fol. varieg. und P. domestica fol. 
varieg., Robinia elegans argent. var., Aesculus rubicunda margi- 
nata, Viburnum Lantana fol, var. u. dergl. 


Preisvertheilung. 


Das Preisrichter-Amt, beſtehend aus den Herren: Profeſſor Dr. H. G. 
Reichen bach als Vorſitzender, Heinrich Behrens in Lübeck, Louis 
Schiebler in Celle, Lorenz Booth in Flottbeck, eingetreten für Herrn 
H. Gaerdt in Moabit bei Berlin, der zu erſcheinen BECHINDEHLE war, F. B. 
Kramer, Obergärtner der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck, J 2 SUN 
Obergärtner des Herrn Conſul Schiller in Ovelgönne und Math J. N. 
Koopmann, ertheilte nach ſorgfältigen Prüfungen folgenden Einſendungen 
Preiſe zu: 

a. für Pflanzen: 

6. Für die am n beſten kultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten 
buntblättriger Pflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausſchluß 
von Begonien und Caladien, Herrn C. Heinrichs, Obergärtner des Hrn. 
A. P. Schuldt: 25 Mark. 

8. Für die am beſten kultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten 
Coniferen Herren P. Smith & C., Handelsgärtner in Bergedorf: 
30 Mark. 

10. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Azalea 
indica in großen, ſchön kultivirten, reichblühenden Exemplaren, Herrn Hans 
delsgärtner James Bahnſen in Reinbeck: 25 Mark, ſowie eine gleiche 
Prämie Herrn Handelsgärtner F. W. 9 1 8 

11. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner C. H. 
Harmſen: 20 Mark. 

12. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärkner W. 
Buſch: 15 Mark. 

15. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Rhodo- 
dendron ponticum, Herrn Handelsgärtner W. Buſch: 20 Mark. 

17. Für die ſchönſte, im beſten Kultur- und Blüthenſtande befindliche 
Collection Roses hybr. remontantes in mindeſtens 25 Stück in 20 
Varietäten, Herrn Dr. Mi. H. Cords, Beſitzer der Travemünder Baum⸗ 
ſchulen, 30 Mark. 


269 


18. Für die nächftbefte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner E. H. 
Harmſen: 25 Mark. 

19. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner W. 
Buſch: 20 Mark. A 

20. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rose thea 
und Burbonica im ſchönen Kultur- und Blüthenzuſtande, Herrn Dr. M. H. 
Cords in Travemünde: 10 Mark. 

21. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner W. 
Neubert: 7 Mark 8 Schilling. 

22. Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen im ſchönen Kultur- und 
Blüthenzuſtande: Herrn Handelsgärtner J. C. Schröder: 20 Mark. 

23. Für die 12 nächſtbeſten desgl. Herrn Handelsgärtner C. H. 
Harmſen: 15 Mark. 

25. Für die beſten reichblühenden Myrten-Orangen, Herrn Handels— 
gärtner W. Buſch: 12 Mark 8 Schilling. 

26. Für die 6 nächſtbeſten desgl. Herrn Handelsgärtner F. W. 
Pabſt: 10 Mark. 

27. Für die 6 beſten Myrten-Orangen mit Früchten, Herrn Handels— 
gärtner W. Buſch: 10 Mark. 

29. Für die beſte Collection von 12 einander abweichenden Sorten Ci— 
nerarien in ſtarken, ſchön kultivirten und reichblühenden Exemplaren, Herrn 
A. F. Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in 
Dockenhuden: 10 Mark. 

30. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herren P. Smith & C., 
Handelsgärtner in Bergedorf: 7 Mark 8 Schilling. 

31. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn J. W. Wohlers, 
Obergärtner des Fräulein von Horn in Billwärder: 6 Mark. 

32. Für die vorzüglichſte Collection von 50 Stück ſchön gezogenen 
Hyaeinthen in mindeſtens 25 Sorten, Herren Ernſt und von Spreckelſen 
(J. G. Booth Nachfolg.: 25 Mark. 

33. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn C. H. Harmſen, 
20 Mark. s 

34. Für eine einzelne, vorzüglich ſchöne kultivirte Pflanze, gleichviel 
ob blühend oder nicht blühend, Herrn C. H. Harmſen: 15. Mark für 
das große ſchöne und überaus reichblühende Exemplar von Rhododendron 
Edgworthii. 

35. Für eine einzelne Pflanze desgl. Herrn Henſel, Obergärtner des 
Herrn R. M. Sloman jun.: 15 Mark für das große, ſchöne und reichblühende 
Rhododendron Dalhousianum. 

37 und 38. Für Einführungen neuer Zierpflanzen in einem ſolchen 
Kulturzuſtande, daß ihr Charakter zu erkennen iſt, 2 Preiſe jeder à 25 
Mark: Herrn Garteninſpector E. Otto für Gymnostächyum Verschaf- 
feltii und Herrn Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff in Ham für 
Rudgea leucocephala. 

41. Für die ſchönſte Gruppe getriebener Sträucher in ſtarken, reich— 
blühenden Exemplaren in mindeſtens 25 Töpfen und 6 Arten Herrn Handels— 
gärtner C. H. Harmſen: 25 Mark. 


270 


b. für abgeſchnittene Blumen: 

45. für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Blumenkorb, 
Madame F. C. Stueben: 7 Mark 8 Schilling. 

44. Für den nächſtbeſten desgl. Herrn Genſer, Obergärtner des Hrn. 
F. Herm. Ohlendorff. 

45. Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene Ballbouquet 
Madame M. Klock: 5 Mark. 

46. Für das nächſtbeſte desgl. Herrn J. C. Heyn, Gärtner des 
Herrn J. C. D. Krüger. 

47. Für den ſchönſten und zierlichſt gebundenen Kranz in der Größe 
eines Tellers: Herrn H. C. Kruſe, Obergärtner des Herrn Conſul F. W. 
Burchard in Ham: 3 Mark 12 Schilling. 

48. Für den nächſtbeſten desgl. Herrn Gärtnergehülfen N. Nohde 
bei Herrn C. H. Harmſen. 

c. für Früchte: 

51. Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Ananas Herrn F. W. Peter, 

Obergärtner des Herrn Grafen von Bernſtorff auf Gartow. 
d. für Gemüſe: 

55. für die beſten 6 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe: dem⸗ 
ſelben 12 Mark 8 Schilling. 

56. Für die nächſtbeſten 6 Sorten desgl. Herrn Kreuzfeld, Gärtner 
des Herrn G. Schmuck: 10 Mark. 

Den um die Preisaufgaben ad Nro. 1, 2, 3, 7, 9, 13, 14 und 
39 des Preisprogramms (ſiehe Hamburg. Gartenztg. S. 75 d. J.) coneurrirenden 
Pflanzen konnten die ausgeſetzten Preiſe wegen nicht genügender Erfüllung 
der Bedingungen des Programms micht ertheilt werden. 

Ohne Concurrenz waren geblieben die Preisaufgaben Nro. 4, 5, 
13, 16, 28, 36, 40, 42, 49, 50, 52, 53, 54, 57 und 58 des Preis⸗ 
programms. ü 

An Extra⸗Preiſen wurden ertheilt: 

1. Den Gartengehülfen des botaniſchen Gartens und 
der Herren J. Booth und Söhne in Flottbeck für die außerordentlich 
geſchmackvolle Aufſtellung der großen ſchönen Palmengruppe: 75 Mark. 

2. Herrn Kunſtgärtner Franz Kramer jun. für die aus den Ge⸗ 
wächshäuſern der Frau Senatorin Jeniſch in Flottbeck aus ſchönen und 
werthvollen Pflanzen ſehr geſchmackvoll aufgeſtellte große Gruppe und das 
zum erſten Male auf einer hieſigen Ausſtellung blühende Lilium giganteum: 
60 Mark. 

3. Herrn Handelsgärtner & H. Harmſen in Anerkennung ſeiner 
überaus reichen Einſendung ſchöner blühender und Decorations-Pflanzen: 
60 Mark. 

4. Dem Gärtner⸗Gehülfen⸗Verein⸗Horticultur in Aner⸗ 
kennung ſeiner durch geſchmackvolle Aufſtellung einer größeren Pflanzengruppe 
bethätigten Strebſamkeit für den Garten- und Blumenbau-Verein: 50 Mark. 

5. Herrn Handelsgärtner F. C. Stüeben für die aus reich⸗ 
blühenden und Decorationspflanzen geſchmackvoll aufgeſtellte größere Gruppe: 
40 Mark. 


” 271 


6. Herrn Handelsgärtner J. C. Lüders in Eppendorf für die aus 
verſchiedenen Sorten hochſtämmiger und niedriger blühender Roſen und blühen— 
den Orangen arrangirte Gruppe: 30 Mark. 

7. Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt für eine Collection reich— 
blühender, hochſtämmiger Azalea indica: 25 Mark. 

8. Herrn Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff für eine Collection 
von 24 Arten Coniferen: 20 Mark. 

9. Herrn H. L. Kruſe, Obergärtner des Herrn Conſul F. W. 
Burchard für einen aus buntblättrigen Scharlach-Pelargonien überaus ge— 
ſchmackvoll gebundenen originellen Kranz: 5 Mark. 

10. Herrn Handelsgärtner J. C. Schroeder für einen geſchmackvoll 
aufgezierten Blumenkorb: 5 Mark. 

11. Herren Handelsgärtner Mohs und Lüders in Borſtel für einen 
ſehr reich aufgezierten Blumenkorb: 5 Mark. 

E.—0O. 


Hannover. Bericht über die Ausſtellung von Erzeug⸗ 
niſſen des Garten baues im Königsſaale des Odeon in den 
Tagen vom 14. bis 17. April d. J. zu Hannover, vom Hof 
gärtner W. Tatter. 

Der hieſige Gartenbauverein hat ſeiner Herbſtausſtellung, um von den 
Zuſtänden der vaterländiſchen Gärtnerei ein fortlaufendes Bild zu geben, eine 
Frühjahrsausſtellung folgen laſſen, die im Allgemeinen befriedigend ausgefallen 
iſt, obgleich ſich im Vergleich zu der Herbſtausſtellung nur wenige Ausſteller 
betheiligt hatten, was vorzugsweiſe von den Handelsgärtnern geſagt ſein ſoll, 
denn es hatten nur drei hieſige Firmen die Ausſtellung mit Pflanzen beſchickt. 
Die hieſigen Handelsgärtnereien ſcheinen ihren eigenen Vortheil nicht begreifen 
zu wollen oder ſie mißverſtehen ihn. Es iſt daher für den Vorſtand des 
Gartenbauvereins eine nicht geringe Aufgabe eine derartige Ausſtellung zu ver— 
anſtalten. Nichtsdeſtoweniger machte dieſelbe, ſowohl auf den Kenner, als auf 
den Laien einen wohlthuenden Eindruck, was beſonders der große Blüthen— 
reichthum hervorrief. a 

Das Arrangement war dieſes mal wohlweißlich in eine Hand gelegt 
worden und hat ſich der Herr Hofgartenmeiſter Weber, der daſſelbe mit kunſt— 
geübter Hand ausführte, um die Ausſtellung ſelbſt ein beſonderes Verdienſt 
erworben, welches anerkannt zu werden verdient. Die einzelnen Tiſche worauf 
die blühenden Pflanzen ſtanden, waren diesmal nicht fo gedrängt aufgeftellt, 
wie es im Herbſte der Fall war. Die gruppenförmige Aufſtellung der Pflanzen 
war jo eingerichtet, daß man in jeder Beziehung Wachsthum und Cultur derz 
ſelben leicht beurtheilen konnte. 

Von Früchten und jungen Gemüſen war nur wenig eingeſandt, was der 
frühen Jahreszeit und beſonders dem ſehr ungünſtigem Frühjahre zugeſchrieben 
werden mußte, obgleich nicht zu verkennen war, daß die königl. Gärten ſehr 
werthvolle Erzeugniſſe auf dieſem Gebiete eingeſandt hatten. 

Die Königliche Familie beehrte auch wieder die Ausſtellung mit Ihrem 
Beſuche und ſchienen höchſtdieſelben ſichtlich erfreut über die große und mannig⸗ 
faltige Blüthenpracht, welche der Saal entfaltete. Ihre Majeſtät die Koͤnigin 


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geruheten größere Ankäufe von den Metall⸗Gartenmöbeln, aus der Fabrick von 
F. C. Schäfer hieſelbſt, zu machen. 

Vom Königlichen Berggarten zu Herrenhauſen waren in der 
Mitte des Saales drei Gruppen blühender Pflanzen aufgeſtellt, die ihrer beſon⸗ 
ders vorzüglichen Kultur wegen allgemeine Anerkennung ernteten. Die ausge⸗ 
ſtellten Cinerarien befanden ſich auf hoher Kulturſtufe und würden ſie noch 
weit mehr Effekt gemacht haben, wenn ſie zur einer Gruppe vereinigt geweſen 
wären. In der mittleren Gruppe prangten zwei blühende Cremplare von Musa 
coceinea, die ihren Platz als Mittelpunkt des Saales ſehr befriedigend aus- 
füllten. Außerdem fielen als ſchöne Exemplare und ihrer Blütenpracht wegen 
in die Augen: Erica laevis, Epacris triumphans, Azalea amoena, Lache- 
nalia purpurea, Cypripedium barbatum, Banksia collina, Primula 
denticulata ꝛc. 

Der Königliche Welfen-Garten hatte an der einen Seitenwand 
des Saales eine höchſt geſchmackvolle Gruppe blühender Pflanzen aufgeſtellt, 
darunter Schneebälle wie ſie der Frühling nicht ſchöner im Freien hervorbringt, 
große und prachtvolle Nhododendron, Syringen, ein Sortim. ausgezeichneter 
Hyazinthen, Cinerarien, Calceolarien Sämlinge, Moosroſen, Camellien, ꝛc. 

Die Handels gärtnerei von Landvoigt und Anderſt hieſelbſt 
hatte die Ausſtellung reicht beſchickt, ihre Rhododendron und Azaleen waren 
eine große Zierde der Ausſtellung. Unter den Rhododendron ſind beſonders 
hervorzuheben: Pluto, Adele, Gortram und Elfride. Die Gruppe Azaleen 
erregte ebenfalls Bewunderung, vorzugsweiſe die Azalea ind. Criterion, 
Göthe, Circe und Thelemanni. Unter den eingeſandten Sorten Remon⸗ 
tant⸗Roſen iſt der General Jacqueminot als ſchön bemerkenswerth. 

Herr Handelsgärtner Thürnau hieſelbſt hatte das beſte Sortiment 
blühender Hyaeinthen ausgeſtellt und iſt die gute Kultur derſelben ſehr lobend 
anzuerkennen, beſonders fiel allgemein das kurze Laub derſelben auf. Auch 
waren von demſelben Cinerarien, Moosroſen, Schneebälle, Syringen und ſehr 
gute Herbſt-Levkoyen ausgeſtellt. In der einen Gruppe befanden ſich drei 
blühende ſehr ſchöne Exemplare von Dicentra spectabilis und für die frühe 
Jahreszeit recht gut blühend. Pelargonien. 

Herr Handelsgärtner Brauns hieſelbſt hatte zwei Gruppen blühender 
Pflanzen ſehr geſchmackvoll aufgeſtellt, unter denen ſich Cinerarien, Schneebälle 
Syringen, Azaleen und Ericen befanden. Die ſehr hübſche Gruppe Remont⸗ 
und Thee-Roſen hatte ebenfalls derſelbe eingeſandt. 

Außerdem war auch die Ausſtellung von einigen Privaten beſchickt, ſo 
z. B. vom Herrn Fabrikanten G. Egerſtorff und Rentier Grobe. 
Letzterer lieferte eine mit Orangen, Herbſt-Levkoyen, ꝛc. geſchmückte Gruppe. 
Erſterer Hyacinthen, Azaleen und beſonders ſchöne blühende Viola trieolor 
maxima. 

Ein Sortiment guter Hyaeinthen war auch aus dem von Bennigſen'ſchen 
Garten zu Banteln durch Herrn Gartenmeiſter Heike eingeſandt. 

Herr Gartengehülfe Volmer vom Königl. Berggarten hatte unſtreitig 
das ſchönſte, geſchmackvollſte Ballbouquet eingeſandt, welches denn auch den 
erſten Preis erhielt. Das Nächſtbeſte war aus der Handelsgärtnerei von 
Landvoigt und Anderſt eingeſchickt. Herr Volmer hatte außerdem einen 


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ſauber und elegant geſchmückten Tafelaufſatz geliefert, der allgemein gefiel und 
welchem ein Extrapreis zuerkannt wurde. 

An Früchten war die Ausſtellung nicht reich beſchickt. Beſonders bemer— 
kenswerth zeichneten ſich die von dem Königl. großen Garten zu Herren— 
haufen eingeſandten Erdbeeren in Töpfen mit reichen Früchten aus. Es war 
die Sir Charles Napier Erdbeere.) Die Pflanzen nach engliſcher Methode 
kultivirt, lieferten den Beweis, wie weit die Erdbeertreiberei in den hieſigen 
Königl. Gärten vorgeſchritten iſt. Die Pflanzen waren nach der Methode 
kultivirt, wie ich ſie in meiner praktiſchen Obſttreiberei ee 
beſchrieben habe. 

Außerdem hatte der Königl. Garten zu Linden ſehr gute u, 
rothe Antwerpener Himbeeren eingefandt, die im Treibhauſe getrieben waren. 

Der Königl. große Garten zu Herrenhauſen hatte drei für die 
frühe Jahreszeit ausgezeichnete Gurken ausgeſtellt, ſehr guten Spargel, 
Vitsbohnen und ganz vortreffliche Champignons, die in der That ſelten ſo 
vollkommen gezogen werden. Aus dem Königl. Garten zu Linden waren 
beſonders die Vitsbohnen zu erwähnen, auch hatte derſelbe einige Vitsbohnen 
in Töpfe ausgeſtellt, die ſich durch kräftigen Wuchs und Fülle von Früchten 
auszeichneten, wie auch der Kopfſalat und die Radies anerkannt zu werden 
verdienten. Der vom Königl. Welfen -Garten eingeſandte Kopfſalat 
konnte ebenfalls ausgezeichnet genannt werden, wie deſſen junge Kartoffeln 
jedenfalls die ſtärkſten der Ausſtellung waren, ſowie deſſen Vitsbohnen lobende 
Erwähnung verdienen. Herr Graf von Bennigſen zu Banteln, 


Gartenmeiſter Heike, hatte das Verdienſt den beſten und feſteſten Kopfſalat 


eliefert zu haben, derſelbe erhielt denn auch den Preis. Die eingeſandten 
Gitsbohnen gehörten auch zu den beſſeren der Ausſtellung. Herr O ber— 
Commerzienrath Hahn hatte Kopfſalat, Radies, Vitsbohnen und junge Carotten 
eingeſandt, letztere jedoch zu klein, als daß ſie überhaupt berückſichtigt werden 
konnten. Es waren außerdem von verſchiedenen Ausſtellern Carotten einge— 
ſandt, die aber ſämmtlich ihrer Schwäche wegen unberüdfichtigt blieben. Von 
Herrn Finanzrath von Hinüber war recht guter Kopfſalat, Kreſſe und 
Radies eingeſandt, letztere hatte vorzugsweiſe Herr Gärtner Rodenberg 
hieſelbſt ausgelegt, unter denen ich als bemerkenswerth die Rettig-Radies hervorhebe. 

An vorigjährigen aufbewahrten Gemüſe hatten ausgeſtellt die Herren 
GemüfesGärtner Fr. Behrens und Ch. Behrens und Eickhoff, 
letzterer beſonders ſchönen, ſtarken Porre und erſterer ausgezeichneten Knoll⸗ 
Sellerie, Herr Hofbeſitzer Kollenrott zu Herrenhauſen und Herr Geh. 
Rath von Alten zu Linden, letzterer hatte zußerdem noch gute junge Kar⸗ 
toffeln ausgeſtellt. 

Herr Kaufmann C. W. Wetz hieſelbſt hatte an ausgezeichnetes Sor⸗ 
timent importirtes junges Gemüſe ausgeſtellt, welches allgemeine Be 
wunderung erregte, z. B. Blumenkohl, Erbſen, Vitsbohnen, Gurken, drei 
Sorten junge Kartoffeln, ausgezeichnete Carotten, Bindſalat, Radies, c. Von 
demſelben war außerdem ein impoſant großer Fruchtkorb eingeſandt, welcher 


*) Anmerkung. Dieſe Sorte eignet ſich vorzugsweiſe zur frühen Haustreiberei, fiehe „die 
praktiſche Obſttreiberei von W. Tatter, bei R. Kittler in Hamburg erſchienen“ S. 195. 


Ham burger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 18 


274 


geſchmückt mit Weintrauben, Birnen und Apfel eine befondere Zierde der Aus⸗ 
ſtellung ausmachte. Das Obſt war mit richtigen Namen verſehen und ernteten 
beſonders die ſchönen Birnen viel Beifall. Herr Commerz eommiſſär 
Egerſtorff hatte nächſt dieſem das beftconfervirte Obſt ausgeſtellt, unter 
welchem beſonders ſchön die Muscat- Champagner und von Orleans⸗Reinette, 
und der Braunſchweiger Tafelapfel zu bezeichnen waren. Auch hatte Herr 
Kollenrott aus Herrenhauſen 20 Sorten Apfel ausgeſtellt, worunter ſich ein 
weißer Winter⸗Taffetapfel aus dem Jahre 1862 befand. 

Die ausgeſtellten Garten-Möbeln aus Metall und Holz aus der Fabrik 
von F. C. Schäfer erhielten vom Preisrichter-Amte eine lobende Erwähnung 
und ſind dieſe Fabrikate gewiß empfehlenswerth, indem ſie zuſammenlegbar ein⸗ 
gerichtet ſind und folglich daher beim Ueberwintern wenig Platz einnehmen. 

Als Preisrichter fungirten die Herren Regierungsrath Witte, Hofgarten⸗ 
meifter Lüpken, die Hofgärtner Kieſewetter, Metz, Tatter und Wendland, 
Medicinalrath Hahn, Gutsbeſitzer Fiedeler, Fabrikaut Stephanus, Haupt⸗ 
ſteueramtsaſſiſtent Dühlmeier, die Gemüſegärtner Gieſecke und Seegers. 

Die Königliche Garten-Verwaltung hatte auch dieſes Mal mit anerkennens⸗ 
werther Loyalität und für die hieſigen Verhältniſſe durchaus paſſend, zu Gunſten 
der übrigen Ausſteller auf jede Prämirung verzichtet. Den Königl. Gärten 
würden die größte Anzahl der Prämien zugefallen ſein und fielen deßhalb, weil 
ſie verzichteten, eine große Anzahl aus, weil eben nur die betreffenden Gegenſtände 
allein von den Königl. Gärten eingeliefert waren. 

An Prämien waren auch diesmal ausgeſetzt: die große und kleine ſilberne, 
ferner die große und kleine bronzene Medaille, endlich 22 Geldpreiſe im Ber 
trage von 2 bis 10 „P | 

Prämirt wurden: 1) die vorzüglichften Vitsbohnen des O.⸗C.-R. Hahn 
mit 4 J; 2) die nächſtbeſten des Grafen v. Bennigſen zu Banteln mit 2 Sz 
3) die ſtärkſten Kartoffeln des Geh.-R. v. Alten zu Linden mit 4 g; 5) der 
größte und feſteſte Kopfſalat des Grafen v. Bennigſen mit 2 P; 6) die beſten 
ſcharfen Radieschen (3 Sorten) des Gärtners Rodenberg mit 2 „P. Außer⸗ 
dem wurden Geldprämien bewilligt den Herren Gemüſegärtnern Fr. Behrens, 
Chr. Behrens und Eickhoff hieſelbſt, Hofbeſitzer Kollenrott in Herrenhauſen 
und Geh.-Rath von Alten in Linden, für gut erhaltenes vorjähriges Gemüſe, 
und dem Herrn Kaufmann C. W. Metz hieſelbſt für eine Sammlung von 
importirten Gemüſen und gut erhaltenem Obſt. 7) das vorzüglichfte, minde⸗ 
ſtens aus 20 Sorten beſtehende Sortiment indiſcher Azaleen der Gärtner Land— 
voigt und Anderſt mit der großen ſilbernen Medaille; 8) das nächſtbeſte dito 
Sortiment des Gärtners Thürnau mit der kleinen ſilbernen Medaille; 
9) das vorzüglichſte, mindeſtens aus 12 Sorten beſtehende Sortiment Remon⸗ 
tant⸗Roſen der Gärtner Landvoigt und Anderſt mit der kleinen ſilbernen Me— 
daille: 10) das nächſtbeſte, mindeſtens aus 6 Sorten beſtehende dito Sortiment 
des Gärtners Brauns mit der gr. br. Med.; 11) die ſchönſten Cinerarien, 
mindeſtens 12 Varietäten, eingeliefert vom Gärtner Brauns, mit der gr. br. 
Med.; 12 die ſchönſten Sy ringa chinensis, mindeſtens 6 Töpfe, des Gärtners 
Brauns mit der gr. br. Med.; 13) die nächſtbeſten des Gärtners Thürnau 
mit der kl. br. Med.; 14) die ſchönſten Schneebälle des Gärtners Brauns mit 
der gr. br. Med.; 15) das ſchönſte, mindeſtens aus 12 Sorten beſtehende 


A 
| 275 


Sortiment Hyaeinthen des Gärtners Thürnau mit der kl. ſ. Med.; 16) das 
nächſtbeſte auf das reichhaltigſte und vorzüglichſte Sortiment Topfpflanzen fol⸗ 
gende des Fabrikanten G. Egeſtorff in Linden mit der kl. ſ. Med.; 17) das 
nächſtbeſte Pyramiden⸗Bouquet des Gartengehülfen Schneider mit 6 ; 18) 
das vorzüglichſte Ballbouquet des Gartengehülfen Vollmer mit 6 ⸗P; 19) das 
nächſtbeſte des Gärtners Anderſt mit 429; 20) der Tafelaufſatz des Garten⸗ 
gehülfen Vollmer; 21) die ſchön gezogenen Orangenbäume des Rentier Grobe 
mit der kl. ſ. Med.; 22) die Herbſt-Levkojen des Gärtners Thürnau. Eine 
lobende Erwähnung erhielt noch eine vom Gärtner Brauns geordnete Blumen- 
gruppe, ſowie der Fabrikant Schäfer hieſelbſt für metall. Gartenmöbeln von Eiſendraht. 

Die mit der Ausſtellung verbundene Verlooſung blühender Topfgewächſe 
fand eine ſolche Theilnahme im Publikuu, daß die drei Handelsgärtnereien, 
welche die Ausſtellung beſchickt hatten, der Mühe überhoben wurden ihre aug- 
geſtellten Pflanzen mieder fortzuſchaffen. 

Vor der Eröffnung der Ausſtellung hielt der Gartenbauverein, unter dem 
Präſidio ſeines hochverehrten Herrn Präſidenten, eine General-Verſammlung, 
in welcher insbeſondere die Anträge: die Veranlaſſung außerordentlicher General— 
verſammlungen und die Anſtellung von Verſuchen zur Acclimatiſirung auslän— 
diſcher Pflanzen betreffend zur Berathung kamen. Auch wurde beſchloſſen für 
den nächſten Herbſt eine fernere Ausſtellung zu veranſtalten. Es wurde ferner 
angezeigt, daß die dem Vereine gehörende, bedeutende Bibliothek den Vereins- 
mitgliedern baldmöglichſt zugängig gemacht werden würde. 

Danzig. Die Pflanzenausſtellung des Danziger Garten— 
bausBereins vom 11.— 16. Mai. Blumen verbreiten rings um ſich her 
durch Schönheit, Abwechslung und Mannigfaltigkeit in Form, Farben und Ge— 
ruch das Gefühl ſüßen Wohlbehagens und ſanfter Anmuthigkeit, und ſind 
immer, wo fie der Menſch um ſich verſammelt, Zeichen einer humanen Gefin- 
nung. Je mehr ſich daher Einzelne und Corporationen bemühen, die Herzen 
zu dem ſtillen Vergnügen der Blumenpflege hinüber zu ziehen, deſto größere 
Dienſte werden ſie der Ausbreitung der Civiliſation leiſten. In dieſer Hinſicht 
haben die Gartenbau-Vereine durch Blumenausſtellungen ein nicht zu unters 
ſchätzendes Verdienſt ſich erworben, zumal viele derſelben nur durch die Opfer— 
willigkeit ihrer Mitglieder hervorragende Leiſtungen bieten können. Gegenden, 
welche im Allgemeinen arm ſind an koſtbaren Privatgärten, welche der Ungunſt 
des Klima's im unermüdlichen Kampfe Blumen und Früchte abringen müſſen, 
verdienen deshalb um ſo größere Anerkennung, wenn ſie ſich einer ausgezeich— 
neten Ausſtellung rühmen können. Eine ſolche Gegend, eine ſolche Leiſtung 
hat der „Danziger Gartenbau-Verein“ aufzuweiſen. In den Tagen 
vom 11.—1 6. Mai fand ſeine diesjährige Blumen-Ausſtellung zu Danzig 
ſtatt, welche alle Beſucher mit dem Gefühl freudigſter Ueberraſchung erfüllte. 

Der große Schützenhausſaal, eine Räumlichkeit von bedeutenden Dimen- 

ſionen, war zum Ausſtellungslokal auserſehen und ſeine Benutzung an beſtim— 
| mender Stelle bereitwillig gewährt worden. Der Eintritt in den Saal erfolgte 
durch zwei Coniferengruppen: die Gruppe linker Hand, (Kunſt- und Handels⸗ 
gärtner A. Rathke zu Danzig, 30 Arten) zeichnete ſich durch Araucarien, 
die rechter Hand (Königl. Garten zu Oliva, 30 Arten) durch verſchiedene 
ſeltnere Coniferen in kleineren Exemplaren aus. Schritt man rechter Hand 


18“ 


276 


weiter, fo hob ſich aus einer Gruppe gemiſchter Pflanzen Dr. Schuſter in 
Danzig, 60 Exemplare in 20 Arten) eine zwanzigjährige Dracaena Draco 
imponirend ab, während die nächſte Gruppe (Kunſt⸗ und Handelsgärtner 
M. Raymann in Langfuhr bei Danzig, 80 Exemplare in 30 Arten) durch 
zierliches Arrangement gefiel. Den Mittelpunkt dieſer Seite des Saales nahm 
eine künſtliche Felſengruppe ein, durch welche ſich ein Waſſerfall ergoß; Farne, 
Pandanus und andere tropiſche Gewächſe bildeten die Dekoration, im Baſſin 
erhoben ſich blühende Calla, und damit der Eindruck einer ſüdlichen Seenerie— 
vollſtändig ſei, kletterte ein Affe in luſtigen Sprüngen in den oberen Parthien 
durch dunkle Fichten. Dem Felſen zunächſt zog in einer Gruppe von Blatt- 
pflanzen des Warmhauſes (Kunſt- und Handelsgärtner C. Ehrlich in Rotzoll's 
Garten zu Tempelburg bei Danzig, 90 Exemplaren in 40 Arten) neben 
mehreren Palmenarten ein prächtiges Exemplar von Asplenium Nidus die 
Blicke auf ſich. In der Ecke dieſer Saalſeite waren getriebene Gemüſe aufge⸗ 
ſtellt. Die ganze folgende Breitſeite des Saales nun nahm beinahe allein 
eine große Gruppe gemiſchter Pflanzen (Kunſt- und Handelsgärtner C. Ehrlich 
in Tempelburg) ein, worin ſich um eine Livistona chinensis gegen dreißig 
ſehr große Rhododendron, worunter mehrere gefüllt-blühende, Azaleen und 
andere Pflanzen gruppirten. Die andere Seite des Saales eröffnete eine ges 
miſchte Gruppe (Kunſt⸗ und Handelsgärtner A. Rathke in Danzig, 200 
Exemplare in 80 Sorten), die namentlich viele verſchiedene pontiſche Azaleen 
zierten; neben ihr erhob ſich eine Zuſammenſtellung großer Büſche älterer Indiz 
ſcher Azaleen (Kunſt- und Handelsgärtner Liſchke in Danzig, 53 Exemplare 
in 15 Arten). Im Mittelpunkt dieſer Saalſeite umgab eine ſehr reichhaltige 
gemiſchte Gruppe (Kunſt- und Handelsgärtner Liſchke in Danzig, 300 Exem⸗ 
plare in 140 Arten) die Büſten des Königspaares, ihr ſchloß ſich ein gutge⸗ 
wähltes Sortiment indiſcher Azaleen an (Kunſt- und Handelsgärtner A. Lenz 
in Danzig, 150 Exemplare in 30 Sorten), welchem wieder eine Gruppe ger 
miſchter „flanzen (Kunſtgärtner Blendowski bei Frau Behrendt, 200 
Exemplare in 90 Arten) folgte, die namentlich getriebene Blüthenſträucher 
zierten. 

Im Fonds des Saales nahmen die Mitte verſchiedene Tiſche mit Aus⸗ 
ſtellungsgegenſtänden ein, zu deren Seiten große Moosplätze hergeſtellt waren. 
Der Moosplatz zunächſt dem Eingange des Saales empfing den Beſucher mit 
dem Wohlgeruch üppig cultivirter Roſen (Kunſt- und Handelsgärtner Za wadski 
aus Bromberg, 54 Exemplare in 20 Arten), führen ihn rechter Hand zu 
einem Glanzpunkte der Ausſtellung, einer Gruppe bewundernswürdig gezogener, 
indiſcher Azaleen (Kunſt und Handelsgärtner A. Rathke zu Danzig, 50 Exem⸗ 
plare in 33 Arten), die in Bezug auf Färbung, Größe und Maſſe der 
Blumen durchaus tadellos zu nennen waren, bot ihm weiterhin eine reiche 
Zuſammenſtellung der fanfter gefärbten Cinerarien (Kunſt- und Handelsgärtner 
A. Rathke zu Danzig 80 Exemplare), und endlich ein Sortiment Rhododen⸗ 
dron mit ihren leuchtenden ſchmuckreichen Blumendolden (Kunſt- und Handels⸗ 
gärtner A. Lenz zu Danzig, 26 Exemplare in 20 Arten). In dem grünen 
Moosteppich des Platzes ſtanden einzelne Culturpflanzen vertheilt, worunter durch 
große Ueppigkeit ein Selinum decipiens (Dr. Schuſter zu Danzig), und 
eine Azalea Due Adolf de Nassau (A. Rathke zu Danzig) auffielen. 


x u ö N . 7 ku Zah 
* 1 7 
* 


Von den im Mittelpunkt des Saales aufgeſtellten Tiſchen zeichnete ſich der 
eine trotz der vorgerückten Jahreszeit durch blühende Camellien (Kunſt⸗ und 
Handelsgärtner Liſchke zu Danzig) aus, ein anderer durch Aurikeln (Kauf⸗ 
mann G. Lickfett zu Danzig, 36 Exemplare), die eine Thuja aurea von 
anſehnlicher Dimenſion umgaben; die übrigen nahmen Arrangements von abge— 
ſchnittenen Vlumen ein, darunter die großen duftreichen Blumen von Rhodod. 
Sikk. Sesterianum Rinz und die ſehr ſeltenen von Rhod. Sikk. argen- 
teum verum (herrfchaftlicher Garten zu Watkowitz bei Marinenwerder). — 
Die Mitte des andern großen Moosplatzes bildete eine umfangreiche Roſen- 
gruppe (A. Rathke zu Danzig, 100 Exemplare in 25 Arten); in weitem 
Umkreiſe umgaben ſie vier Aufſtellungen: die eine von Hyazinthen (A. Rathke 
zu Danzig) in reicher Anzahl und Flor, die andere von Cinerarien Gunſt⸗ 
gärtner Blendowski bei Frau Behrendt), die dritte von duftigem Goldlack 
(Kunſt⸗ und Handelsgärtner A. Lenz zu Danzig), die vierte von brillant 
blühenden Rhododendron (A. Rathke zu Danzig, 40 Exemplare in 26 Arten) 
gebildet. Auf zwei in der Nähe aufgeſtellten Tiſchen hatte man dann noch 
Gelegenheit, die verſchiedenartigſten buntblättrigen Caladien (A. Rathke zu 
Danzig), und reichblühende Penſées (Königl. Garten zu Oliva) zu betrachten. 

Die Preisrichter (Commerzien-Rath Otte, Dr. Schuſter Kunſt⸗ und 
Handelsgärtner Rohde & Wernicke aus Danzig, Obergärtner Teichert 
aus Watkowitz) erkannten die Preiſe, wie folgt, zu: 


277 


1. Der gemiſchten Gruppe des Kunſt⸗ u. Handelsg. Liſchke zu Danzig. — 15. 
2. „ n L nn „ A. Rathke zu „ 10 % 
Che > 1 N „ C. Ehrlich zu Tempelburg. 5 , 
4. 1 blühenden 1 „ „ „ A. Rathke zu Danzig. 15 % 
5. 1 fa „ Zawadskizu Bromberg. 8 , 
6. Den blühenden Azaleen . re „ A. Rathke zu Danzig. 10, 
1 n n „ „ „ A. Le n 7) 7 5 „ 
8. Den blühend. Rhododendron „ Rahn! OH 
9 „ 7 vr. „ A. Lenz. „ v 5 * 
10. Den 1 A enen, 6 „ 
11. „ " Kunſtgärtners Blendowski n, 3 „ 
12. Den Penſces des Königl. Garten zu Oliva (Garten⸗Juſpettor 
Schondorf). 1 
13. Den Aurikeln des Kaufmann G. Lickfett zu Danzig. 1 
14. Dem Goldlak des Kunſt⸗ u. Handelsgärtners A. Lenz zu Danzig. 2 
15. Den Coniferen „ „ 5 A. Rathke „ " 5 „ 
16. Der Azalea Due Adolf von Nassau do. " „ 3 
17, Dem Selinum deeipiens des Dr. Schuſter zu Danzig .. . 2 
18. Dem getriebenen Gemüſe „ 75 " „ 3 
PR n 7 7 70 7 n 7 2 77 
20. Dem Bouquet der Frau Bertha Lenz „ 1 3 
Mn des Kunſtgärtners Raabe zu Danzig.. 2, 
Für unvorhergeſehene Leiſtungen: 
22. Der Felſengruppe, arrangirt vom Kunſtgärtner Raabe zu Danzig. 8 
23. Der großen Gruppe d. Kunſt u. Handelsgärtners Ehrlich zu Tempelburg. 4 
24. Den Camellien „ " Liſchke zu Danzig.. 3 
25. Den Hyazinthen „ „ „ „A. Rathke, 2 


* 


278 


Faſtt man nach dieſer ſpeciellen Ueberſicht das dargebotene Material noch 
einmal in einem Geſammtbilde auf, vergegenwärtigt man ſich, wie harmoniſch 
Grün und Blumen, Gruppen und Einzelaufſtellungen angeordnet waren, denkt 
man ſich in dieſe Pflanzenwelt das Zwitſchern vieler tropiſchen Singvögel, 
das Rauſchen ſtürzenden Waſſers, ſo übt man nur eine ſchuldige Pflicht aus, 
wenn man den Anordnern der Ausſtellung, den Herren Kunſt und Handels— 
gärtnern A. Lenz zu Danzig und M. Haymann zu Langfuhr die wärmſte 
Anerkennung für das gelungene Arrangement zollt. Eine andere Anerkennung 
gebührt den Danziger Ausſtellern ſelbſt, die keine Opfer geſcheut hatten, dem 
Publikum etwas Außergewöhnliches vorzuführen, wie der Gartenbau-Verein ſei⸗ 
nerſeits bedeutende Mittel hergab, ein würdiges Enſemble daraus zu geſtalten. 
In den Oſtſeeprovinzen haben die GartenbausVereine noch immer viel für das 
Allgemeinwerden der Gartenpflege und Blumenliebe, für die Würdigung ſolcher 
Leiſtungen zu thun, darum — wie es in dem launigen Lied hieß, das am 
Abend des diesjährigen Stiftungsfeſtes (11. Mai) des Gartenbau-Vereins ge⸗ 
ſungen ward: 

„Darum laßt in unſerm Walten 
Uns recht treu und einig ſein, 
Immer feſter zu geſtalten 

Dieſen nützlichen Verein. 

Jeder trag' das Seine bei, 

Dann erreicht, dann erreicht 

Der Verein noch Mancherlei.“ 

Watkowitz pr. Marienwerder, 20 Mai. Oskar Teichert. 


III 


Blühende Orchideen in der Sammlung 
des Herrn Conſul Schiller im Monat Mai d. J. 

Eine ſo große Anzahl von (über 150) verſchiedenen Arten blühender Or⸗ 
chideen, wie wir ſolche am 23. Mai in der reichen Sammlung des Herrn 
Conſul Schiller ſahen, erinnern wir uns kaum je geſehen zu haben und 
da es den Freunden dieſer theils prachtvollen, theils höchſt eigenthümlichen 
Pflanzen gewiß von Intereſſe ſein dürfte zu erfahren, welche Arten in dieſer 
Jahreszeit ihre Blüthen entwickeln, ſo machen wir nachſtehend diejenigen nam⸗ 
haft, die uns am meiſten durch ihre Blüthen auffielen. Das im vorigen 
Jahre neu erbaute „Vandeen-Haus,“ in dem die ſtolzen Exemplare der Aeri- 
des-, Vanda-, Saccolabium-, Phalaenopsis- u, dgl. Arten ein fo präch⸗ 
tiges Gedeihen unter der Leitung des Obergärtners Herrn Schmidt haben, 
bietet zur Zeit mit ſo vielen in Blüthe ſtehenden Arten der oben genannten Gat⸗ 
tungen einen reizenden Anblick dar. Aus der Zahl der in den verſchiedenen 
Abtheilungen blühenden Arten heben wir nun hervor: 

Laelia euspatha, robusta und irrorata Rchb. fil. 

Trigonidium ringens Lindl. 

Stelis tristyla Lindl. 

Zygopetalum erinitum Lodd. var, coeruleum. 


279 


Lockhartia verrucosa Rchb. fil. 

Pleurothallis erassifolia Rehb, fil. ungemein fleinblumig, foetens 
Lindl., marginata Lindl., trichorrhachis Rchb. fil., glanduligera 
Lindl. und mehrere andere Arten dieſer Gattung. 

Octomeria spatulata Rehb. fil., ſehr hübſch. 

Oneidium leucochilum Batem., sphacelatum Lindl., micro- 
pogon Rchb. fil., uniflorum Lindl,, hians Lindl., das hübſche O. 
Croesus Rehb. fil. und variegatnm Sw. 

Epidendrum auch zahlreich vertreten durch mehr oder weniger hübſch 
blühende Arten, deren Blumen jedoch faſt ſämmtlich einen ſehr ſtarken Geruch 
verbreiten, wie E. leucochilum Kl., das alte bekannte cochleatum L., 
aromaticum Batem. , ſehr hübſch und fehr ſtark duftend, selligernm Bates 
oneidioides Lindl., Parkinsonianum, microphyllum Lindl., gluma- 
ceum Lindl., vandifolium Lindl. 

Ornithidium coceineum Salisb. 

Odontoglossum naevium Lindl., nebulosum Lindl. und Pes- 
catorei Lindl., alle drei ſehr empfehlenwerthe Arten, beſonders aber letztere. 

Maxillaria leptosepala Hook,, ochroleuca Lindl., varia- 
bilis Batem. und mehrere andere. 

Miltonia flavescens Lindl. (M. stellata oder Cyrtochilum stel- 
latum) weniger ſchön. 

Bifrenaria Harrisoniae Rchb. fil. 

Gomeza laxiflora Rehb. fil. (Rodriguezia) ſehr hübſch. 

Hexadesmia crucigera Lindl. 

Gongora truncata Lindl. var. Donkelaarii Rchb. fil. u. a. m. 

Coelogyne Thuniana Rchb. fil. 

Brassavola cuspidata Lindl. 

Dendrobium pulchellum Roxb., nobile Lindl., Farmeri Paxt. 
eymbidioides Bl. und. chrysanthum Wall., fimbriatum Wall., chry— 
sotoxum Lindl. ſämmtlich ſehr ſchön. 

Lycaste Schilleriana Rchb. fil., candida Lindl. und aromatica 
Lindl. | 

Chysis braetsecens Lindl. und Limminghii Lind. beide prächtig. 

Helcia sanguinolenta Lindl. 

Cryptochilus sanguineus Wall, (Mormodes) hübſch. 

Megaclinium Bufo Lindl. 

Bolbophyllum saltatorium Lindl. und balaeniceps, deſſen Blume 
täuſchend einem Wallfiſchkopfe ähnlich ſieht. 

Saceolabium Colceolare Lindl., micranthum Liodi;, gem- 
matum Lindl. und densiflorum Lindl. alle ſehr niedlich, wenn auch klein⸗ 
blumig aber ſehr reichblühend. 

Sarcanthus armeniacus Rchb. fil. und suceisus Lindl., eben⸗ 
falls ſehr niedlich. 

Camarotis purpurea Lindl. ſehr hübſch. 

Cottonia peduneularis Rchb. fil. 

Galeandra graeilis Lindl. 


280 


Dendrochilum latifolium Lindl. und longifolium Rehb. fil., 
ſehr reichblühend. 

Eriopsis rutidobulbon Hook. | 

Sarcochilus unguiculatus Lindl. und eroceus Lindl., ſehr hübſch. 

Sarcopodium Lobbii Lindl. und purpureum Rchb, fil. 

Cirrhopetalum Thouarsii Lindl. 

Eria flava Lindl. (pubescens) und stellata Lindl. 

Ponthieva maculata R. Br. Eine eigenthümliche Erdorchidee, deren 
Blätter hellgraugrün und wie alle übrigen Theile an der Pflanze fein behaart 
find und viel Aehnlichkeit mit den Blättern einer Hieracium-Art haben. Im 
Jahre 1840 find ich dieſe intereſſante Art auf dem Gebirge (Scilla) von 
Caracas in Geſellſchaft von Pleurothallis pulchella Lindl., chamensis 
Lindl., pellucida Kl., bilamellata Rchb. fil., pendula Kl., mono- 
phylla Kl., mehreren Stelis-Arten auf dicken Baumſtämmen wachſend. Von 
den zur Zeit an den botaniſchen Garten zu Berlin eingeſandten Exemplaren 
kam nur eins lebend an, das jedoch freudig anwuchs, zur Blüthe kam und von 
Klotzſch, der dieſe Art für ganz neu hielt, zuerſt als Schoenleinia benigna 
beſchrieben wurde. 

Cypripedium waren in mehreren Arten in prächtigſter Blüthe, ſo 
C. barbatum Lindl. var. majus, barb. var. floribundum mit 
Blumen, barb. var. caulescens und var, pallidum., das neue Hookerae, 
Lowei Lindl. ganz prächtig, hirsutissimum Lindl., villosum Lindl. und 
javanicum Reinw, 

Uropedium Lindenii Lindl. 

Selenipedium caudatum Rchb. fil. 

Phajus bicolor Lindl, 

Arpophyllum Cardinalis Lind. und giganteum Lindl. 

Triehopilia suavis Lindl., erispa Lindl. (gloxiniaeflora Hort.), 
marginata Rchb. fil. und tortilis Lindl. ſehr reich blühend. 

Cattleya labiata Lindl. b. Mossiae war in 10 verſchiedenen Va⸗ 
rietäten vorhanden, eine immer ſchöner als die andere, C. Reineckeana rein 
weiß, intermedia Grah. b. amethystina und Skinneri Batem. 

Im Vandeen-Hauſe blühten: 

Vanda tricolor Rehb. fil., nebſt den Varietäten suavis, Schille- 
riana, Veitchii, Loddigesii und insignis, ferner prachtvoll V. eristata 
Lindl. und gigantea Lindl., alpina Lindl., b. acuta Rchb. fil. 

Aerides affine Lindl. var. roseum (fox Brush der Engländer), 
hiervon ein Exemplar mit 3 Blüthenſtielen, ein anderes mit 2 Blüthenſtielen, von 
denen der eine 15 Nebenzweige hat und ein drittes auch mit 2 Blüthenſtielen, 
jeder mit 3 Zweigen in der allervollkommſten Entwickelung; A. virens Lindl. 
und vir. b. superbum. 

Saccolabium curvifolium Lindl. mit brillant ſcharlachrothen 
Blumen. a 

Rhynchostylis retusa Rchb, fil. 

Coelogyne pandurata Lindl. und asperata Lindl. erſtere mit 
ganzgroßen hellgrünen Blumen, deren Lippe ſchwarz gezeichnet iſt, ein ungemein 
auffällig ſchöne Blumen. 


281 


Cleisostoma crassifolia Lindl. 
Warscewiezella discolor Rchb. fil. (Warrea discolor.) 
Den drobium Devonianum Paxt., Dalhousianum Paxt., cre- 
pidatum Lindl., eretaceum Lindl. und macrophyllum Lindl. ſämmt⸗ 
lich ſchön. 
; Phalaenopsis amabilis Bl, und Ph. grandiflora Lindl., 
ſehr reich blühend. ö 


Eine botaniſche Excurſion in's Rieſengebirge 
vom 26. bis 29. Juni 1863. 
Von H. R. Göppert. 
(Im Auszuge aus der Pharmac. Ztg. Nro. 15 u. f.) 

Bei einer von gutem Wetter begleiteten und unter günſtigen Verhält— 
niſſen mit 19 meiner Herren Zuhörer unternommenen Excurſion in das Rie— 
ſengebirge, gelang es faſt alle daſelbſt vorkommenden Phanerogamen und viele 
der wichtigeren Kryptogamen in der verhältnißmäßig kurzen Zeit von zwei 
Tagen aufzufinden, wobei ich mich insbeſondere der Beihülfe meines ſachkun— 
digen Schülers Herrn stud. Müncke zu erfreuen hatte. Da unſer Gebirge 
immer noch nicht jo oft als es verdiente namentlich von auswärtigen Botani— 
kern beſucht wird, und man ſich vielleicht eher dazu entſchließen dürfte, wenn 
man ſich im Voraus fchnell zu orientiren vermöchte, will ich es hier verſuchen, 
unſere Reiſetour, die auch zugleich die ſchönſten und ſehenswürdigſten Punkte 
des Hochgebirges ſelbſt mit umfaßt, kurz zu ſchildern mit Angabe der auf 
derſelben gefundenen Pflanzen und Hinweiſung auf ſo manche anderweitig 
wichtige phyſiologiſche und geographiſch-botaniſche Verhältniſſe, auf die ich 
meinte, die Aufmerkſamkeit meiner Herren Zuhörer lenken zu müſſen, um 
unſere Excurſion für ſie ſelbſt möglichſt belehrend zu geſtalten. 

Zunächſt nur eiuige Bemerkungen über die allgemeine Lage, Ausdehnung 
und Hauptbeſtandtheile des Rieſengebirges. Mit dieſem Namen bezeichnet 
man bekanntlich eine Reihe von Bergen, die unweit den Zuſammenfluß der 
ſchleſiſchen, lauſitzer und böhmiſchen Grenze beginnen, dann oſtwärts einen 
durchſchnittlich faſt 4000 Fuß hohen Bergsrücken, den Kamm bilden, und vom 
Anfange der Kette auf dem hohen Rade ſich bis zu 4621 erheben, die größte 
Höhe aber am Ende, kurz vor der Erniedrigung desſelben auf der Schneekoppe, 
nach Herrn Prof. Dr. Sadebeck's neueſter Vermeſſung mit 4938 ½ P. F. 
erreichen. Obſchon das Gebirge in der angegebenen Begrenzung an 10 — 12 
Meilen im Umkreiſe mißt und das höchſte im nördlichen Deutſchland iſt, 
ſo zeigt es doch nur ſehr wenig Abwechslung der Gebirgsarten, die ſich auf 
Granulit, Granit, Gneis, Glimmerſchiefer, welcher ſtets das höchſte Niveau 
einnimmt, Baſalt, Porphyr, Hornblendeſchiefer mit Einlagerungen von körnigem 
Kalkſtein beſchränken. 

Die Vegetationsverhältniſſe geſtatten namentlich am nördlichen 
Abhange des Rieſengebirges ſehr beſtimmt geſchiedene Regionen, die genauer 
ſind als in den Alpen. Ich unterſcheide für die ſchleſiſche Flora überhaupt 
drei verſchiedene Regionen. Die erſte die der Ebene von 175 bis 900-1000 


* * 1 *. r 8 
282 


Fu ß, als charakteriſtiſche Bäume von Nadelhölzern die Kiefer, von Laubböl⸗ 
zern, Rüſtern, Erlen, Stieleichen, Birken, insbeſondere Betula alba, Tilia 
parvifolia Vent., Spitzahorn 2. 2) Die zweite die Bergregionz 
ſie zerfällt in eine untere und in eine obere; die untere erſtreckt ſich 
von 900 oder 1000 Fuß bis 3600 Fuß.; anfänglich Nadelholzwälder aus 
Weißtannen und aus Rothtannen, Laubholzwälder, Buchen, Linden (Tilia 
pauciflora), Ahorn, namentlich Bergahorn, und etwa von 3000 Fuß an 
Verſchwinden der Weißtanne mit der Rothbuche und dem Bergahorn und end— 
lich Alleinherrſchen der Fichte. Die obere Bergregion von 3600—4400 
Fuß, im Rieſengebirge bezeichnet durch das Verſchwinden der Wälder und 
Auftreten des Knieholzes, [Pinus montana Mill. s. Pumilio, gewöhnlich 
Pinus Pumilio Hänke) daher auch Knieholzregion. Endlich die dritte oder 
ſubalpine Region, völlig ſtrauchleer, wohin nur die ſich über jene Höhen er— 
hebenden Gipfel der Gebirge von 4400 — 4930 Fuß gehören.“) Unſere obere 
Bergregion entſpricht etwa im Allgemeinen der unteren alpinen Region der 
ſüddeutſchen und ſchweizer Alpen, wenn man ihren Anfang von dem Auf— 
hören der Zirbelkiefer und des Vorkommen des Knieholzes ſetzt, etwa 6— 7000 
Fuß. Unſere alpine Region iſt eigentlich wegen Mangel der Höhe zu keiner 
entſchiedenen Entfaltung gelangt. 

Am 26. Juni Mittags 12 Uhr verließen wir Breslau, um vermittelſt 
der Freiburger Bahn das Vorgebirge möglichſt ſchnell zu erreichen. Einige 
in Freiburg beſorgte Wagen beförderten uns noch an demſelben Tage nach 
Schmiedeberg. Auf dem Wege dahin, gleich hinter Freiburg in etwa 900 
Fuß Seehöhe, ſahen wir Cytisus capitatus Jacq., Lathyrus sylvestris 
L., Rosa rubiginosa L., Platanthera bifolia Rich., Cirsium eivulare 
Jacg. und einige andere dem Vorgebirge im Allgemeinen angehörende Pflanzen, 
in den Dörfern zierliche blumenreiche Gärtchen, deren Flora ſich ſchon aus 
ſehr alter Zeit herſchreibt.““) 


*) Da meine Mittheilungen einen Führer durchaus nicht entbehrlich machen, dies 
auch nicht im Entfernteſten beabſichtigt wird, empfehle ich zu dieſem Zwecke 
das Handbuch für Sudeten-Reiſende von W. Scharenberg, 3. Auflage, bear: 
beitet von Dr. Friedrich Wimmer. Mit 6 Karten in lithograph. Farbendruck. 
Breslau bei Trewendt 1862, in welchem Werk die naturhiſtoriſchen Verhältniſſe 
beſonders berückſichtigt werden. 


) Die Flora der Bauergärten bleibt in ganz Deutſchland, ja ſelbſt in Norwegen 
ſich gleich, ſtimmt mit der Gartenflora der Griechen und Römer merkwürdig 
überein, welche ſeltſame, von Kerner in Insbruk zuerſt nachgewieſene That— 
ſache in den bekannten Capitularien Carls des Großen ihre Erläuterung findet, 
indem er befahl die Culturen auf ſeinen Meiereien nach römiſchen Muſtern ein⸗ 
zurichten. Daher der Urſprung dieſer deswegen auch größtentheils der ſüd⸗ 
europäiſchen Flora entlehnten Arznei- und Zierpflanzen, die durch Geiſtliche und 
Klöſter, die Träger der Cultur in damaliger Zeit, überall verbreitet wurden; 
daher ferner eine Anzahl in unſeren Floren fälſchlich als einheimiſch bezeichnete 
Pflanzen, welche ſich ſpäter von ſelbſt ausſäten und fort und fort in der Nähe 
der Wohnungen noch erhalten haben, wie Artemisia Absinthium L., Aristolochia, 
Clematitis, Rosa alba ete. etc. (Ribes rubrum ſtammt aus dem hohen Norden. 
Acorus Calamus ward erſt im 17. Jahrhundert bei uns verbreitet aus dem 
ſüdöſtlichen Europa.) 


283 


| Nach ungefähr 3 Stunden erreichten wir Landeshut (1254 Fuß See⸗ 
höhe) im Thale des Bobers, eingeſchloſſen von allen Seiten von mehr oder 
weniger hohen Grauwacke-, Baſaltit- und Granit-Bergen, für uns weniger 
durch ſeinen Steinkohlenbergbau, als durch die Grauwacken-Steinbrüche intereſ— 
ſant, deren Petrefacten ſchon vor 150 Jahren von Langhans und Volk— 
mann, zwei der erſten paläontologiſchen Schriftſteller Deutſchlands beſchrieben 
wurden. Wir beſuchten einen Gaſthof der Vorſtadt daſelbſt, genannt zum 
ſteinernen Baum, in deſſen Hofe an einer Felswand noch mehrere Lepido— 
dendreenſtämme von 6 Fuß und 10 Fuß Länge und 1½ — 2 Fuß Dicke 
vorhanden ſind. In einem Steinbruche, zum Stern genannt, unfern der 
Stadt bei dem Dorfe Leppersdorf liegen 30 Fuß lange Stigmaria-Zweige zu 
Tage. Der uns kurz zugemeſſenen Zeit wegen war es uns leider nicht ver— 
gönnt, den äußerſt intereſſanten Weg über den Landshuter Kamm einzuſchlagen, 
doch würde auch die neue Straße über den Dittersdorfer Paß uns wohl da— 
für entſchädigt haben, wenn nicht ein Gewitterregen und die einbrechende 
Dunkelheit allem Botaniſiren ein Ende gemacht hätte. Um 10 Uhr kamen 
wir nach Schmiedeberg, am Fuße des Rieſengebirges, wo wir im Gaſt— 
hofe zum ſchwarzen Roß übernachteten, deſſen Schwelle 1399 Fuß über dem 
Meere liegt. Am anderen Morgen, bei wieder heiterem Himmel, begann nun 
unfere eigentliche Gebirgspaͤrtie. Freudig, eine recht reiche Ausbeute hoffend, 
zogen wir nun dem höchſten unſerer Berge, der Schneekoppe entgegen. Nur 
eine kurze Zeit lang führte uns der Weg dem Thale entlang, dann bergauf 
an dem Saum eines Weiß-Tannenwaldes, in deſſen Nähe wir, namentlich um 
einen alten Kalkofen in etwa 2000 Fuß Höhe, viele bisher von uns noch 
nicht beobachtete Pflanzen fanden: Ranunculus aconitifolius L. 
Phyteuma spicatum L., Rosa alpina L., Rosa alpina tomentosa 
und Rosa alpina-canina, Asperula odorata, Lychnis diurna Sibth,, 
Salix silesiaca Willd., Lilium Martagon L., Stellaria uliginosa 
Murr., Equisetum sylvaticum L., Convallaria vertieillata L., Pyrola 
secunda L., Orchis maculata L., bei uns eigentliche Gebirgspflanze, 
die verwandte latifolia gehört mehr der Ebene an, Coeloglossum viride 
Hartm. Je höher wir ſtiegen, deſto heiterer wurde der am Anfange unſerer 
Wanderung nebelreiche Himmel, und immer mehr ſtellen ſich eigentliche Ge— 
birgspflanzen ein, welche uns von hier an zum Theil bis zu der Höhe des 
Kammes begleiteten, wie Avena flexuosa M. et K., Luzula al- 
bida, Galium sylvestre Poll., Blechnum Spicant, Pyrola me- 
dia, Listera cordata, Corallorhiza adnata, Carlina acaulis, Homo- 
gyne alpina Cass., Petasites albus, Prenanthes purpurea L., 
Arnica montana, Rhinanthus pulcher Sch., Trifolium spa— 
diceum L., Polypodium Phegopteris, Ru mex Acetosa h ari- 
folius, die zierliche, dem ganzen Kamm unter dem Knieholz folgende Tri- 
entalis europaea, Thalietrum aquilegifolium, Lysima- 
chia nemorum, Sonchus alpinus noch nicht blühend, Rubus hirtus, 
Chrysosplenium oppositifolium in Begleitung des auch in der Ebene 
häufigen alternifolium, Sedum villosum, Geranium sylvaticum, 
Arabis Halleri L., etwas höher in etwa 3000 Fuß die über dem ganzen 
höheren Gebirge namentlich unter Knieholz in unglaublicher Menge verbreitete 


r * 12 9 7 0 * ’ 8 * 
284 


Gentiana asclepiadea, die einzige Vertreterin der zahlreichen Gen⸗ 
tianen der Alpen. Mit dieſen kamen vermiſcht noch folgende der Ebene anz 
gehörende Pflanzen vor, wie Pyrola minor L., Epilobium montanum 
L., Gymnadenia conopsea Rich., Knautia arvensis, Hieracium 
murorum L., Lycopodium clavatum L., Tormentilla erecia L., 
Vaccinium Vitis Idaea L. u. Myrtillus L., Peucedanum Oreoselinum 


Mönch., Alchemilla vulgaris L. (noch nicht blühend), Epilobium an- 


gustifolium L., Majanthemum bifolium DC., Hieracium paludosum 
L., Myosotis sylvatica Hoffm., Stellaria Holostea L., Galeobdolon 
luteum Hds., Chaerophyllum hirsutum L., Ajuga reptans L., Da- 
phne Mezereum L., Lycopodium annotinum L., Pedicularis sylva- 
tica L., Polypodium Phegopteris, Dryopteris, Aspidium Filix mas 
Sw. hört früher auf, etwa ſchon bei 2000 Fuß als Asplenium Filix fe- 
mina und Aspidium spinulosum. Die letzteren beiden werden von 3000 
Fuß ab durch Polypodium alpestre Hoppe vertreten, das häufigſte Farn⸗ 
kraut der höheren Regionen, welches nur völlige Unkenntniß mit dem ihm 
allerdings ähnlichen, aber durch Form der Wedel und Fruchthäutchen gänzlich 
verſchiedenen Asplenium Filix femina für identiſch erklären kann. 

Alle dieſe Pflanzen begleiteten uns mehr oder weniger häufig bis zu 
den Gränzbauden in 3060 Fuß Höhe, die wir in ungefähr 2 Stunden er⸗ 
reicht hatten, viele auch noch höher hinauf, ja finden ſich auch wohl auf dem 
ganzen Kamm. Sie ſind vorſtehend durch geſperrten Druck bezeichnet. Von 
den Gränzbauden, einem mit allem Comfort ausgeſtattetem Aufenthaltsorte 
führt nach der Schneekoppe, dem höchſten Punkt des Gebirges ein gut 
angelegter Fußweg, der ohne große Koſten in einen Fahrweg für leichtes 
Fuhrwerk umgeſchaffen werden könnte. Die Weißtannen und mit ihnen die 
Laubhölzer Ahorn, Buchen, Corylus, Rhamnus, Evonymus hatten uns 
ſchon hier verlaſſen, Fichten mit Sambucus racemosa und die nie fehlende 
Ebereſche hie und da noch eine Populus tremula oder Betula pubescens 
traten an ihrer Stelle. Jedoch auch die Fichte [Pinus Abies L.) fängt an 
höher hinauf, etwa in 3500 Fuß immer ſeltener und niedriger zu werden, in 
etwa 4000 Fuß nimmt die Regelmäßigkeit des quirlförmigen Wachsthums 
ab, die Internodien gerathen fo zu ſagen in Unordnung. CFortſetzung folgt.) 


—— nn 


Feuilleton. 


Orchideen⸗Sammlung verkäuflich. Die berühmte Orchideen⸗ 
Sammlung des in Berlin unlängſt verſtorbenen Herrn Geheimraths Dr. 
Casper ſoll, wenn möglich, im Ganzen verkauft werden. Die ganze Samm⸗ 
lung beſteht aus mehreren hundert Arten in vielen Exemplaren, darunter ſchöne 
Prachtexemplare, unter letzteren namentlich Cattleya, Miltonia und Vanda. 
Herr Kunſt⸗ und Handelsgärtner O. S. Schlottmüller, Neu-Schönberg 
No. 6 bei Berlin, iſt mit dem Verkaufe beauftragt, und gern bereit, etwaigen 


„„ N 


285 


Reflectanten auf die Sammlung auf Verlangen ein genaues Verzeichniß der 
vorhandenen Arten zuzuſenden. 

* Der Catalog (No. 28) von Gewächshauspflanzen der Lau⸗ 
rentius'ſchen Gärtnerei zu Leipzig, welcher uns unlängſt zugegangen, iſt 
wiederum ſehr reichhaltig an neuen und ſeltenen Pflanzen, ſowohl des 
Warm⸗ als Kalthauſes, worauf wir die Pflanzenfreunde befohders aufmerkſam 
machen wollen. Auch unter den Orchideen finden wir mehrere ſehr ſeltene und 
ſchöne Arten verzeichnet, wie Angrecum sesquipedale, Cypripedium, 
Hookerae, Dendrobium Fytchianum, macrophyllum, Dayanum, Pha- 
laenopsis Lowi, Schilleriana u. dgl. — Die einzelnen Familien, als 
Begoniaceen, Aroideen, Gesneriaceen, Bromeliaceen, Asphodeleen (Beaucarnea, 
Cordyline, Dasylirion, Dracaena c.), Filices, Seitamineen, Mufaceen, 
Palmeen, Araliaceen u. a. find durch die ſchönſten Arten ſehr zahlreich ver— 
treten, ebenſo die zu offieinellen und zu techniſchen Zwecken verwendbaren Ge— 
wächſe, die Coniferen und die buntblättrigen Pflanzen für's Warm- und 
Kalthaus. b 

Akazienholz zu Weinpfählen. Seit einer Reihe von Jahren 
wird das Akazienholz im Kreiſe Saarlouis mehr und mehr zu Weinpfählen 
benutzt und kann man alſo Erfahrungen über deſſen Werth mittheilen. Wie 
es in Dr. W. Hamm's Agron. Ztg. heißt, ſteht es beinahe noch vor dem 
Eichenholz, indem man dünne Weinpfähle beſitzt, die ſchon 22 Jahre im Wein- 
berge ausgedauert. Es reißt leichter, ſollte aber mindeſtens 1 Jahr vor dem 
Gebrauch geriſſen, in Bürden gebunden und beſchwert, zum Trocknen gebracht 
werden, da es ſich der Art verzieht, daß die Pfähle, im grünen Zuſtande ver— 
braucht, ſich ganz nach einer Seite krümmen. Da, wo lange Pfähle üblich 
find, etwa 8—10 Fuß, ſollte es ſtärker als Eichen geriſſen werden, da das 
Akazienholz bei ſeiner Härte ſehr leicht beim Winde mit einiger Laſt ſehr kurz 
in der Mitte durchbricht. 

Dauerhafte Pflanzen⸗Etiquetten fertigt man nach einer Mit⸗ 
theilung der Central-Gartenbau-Geſellſchaft in Frankreich auf folgende Weiſe 
an: Man ſchreibt die Pflanzennamen ſauber auf ein Stück Papier und klebt 
dieſes mit einer Gummi⸗Auflöſung auf ein Stückchen Glas, ſo daß die Schrift 
vom Glaſe bedeckt wird. Das Papier wird dann auf der Rückſeite mit einer 
Oelfarbe oder Firniß überſtrichen und wenn dieſer Ueberzug trocken, iſt die 
Etiquette fertig. 

Petroleum. Durch die Entdeckung und den Gebrauch des 
Petroleums werden wir billigere Brodfrüchte, Zucker und 
Kerzen verlangen. Wiſſenſchaft und Induſtrie ſind heut' zu Tage eifrigſt 
bemüht, herbeizuſchaffen, was die Bedürfniſſe der Menſchen befriedigt. So 

gelang es erſt vor Kurzem, die Koſten zu mindern, um unſere Wohnungsräume 
mit Licht zu verſehen. Es wurde das Petroleum entdeckt und in Anwendung 
gebracht. Aber es findet dadurch nicht allein eine Minderauslage in dieſer 
Beziehung ſtatt, ſondern es ſteht damit auch im Zuſammenhange, daß in Jah⸗ 
ren bei normalen Ernten die Brodfrucht und Zucker eine Erniedrigung des 
Preiſes erfahren wüſſen. So paradox dies auch klingen mag, hoffen wir doch, 
dies in nachfolgenden Zeilen nachweiſen zu können. Es iſt faſt Jedem wohl 
bekannt, daß viele tauſende von Joch des beſten Ackerbodens und große Maſſen 


m, u Fr: ne Zu g * * ’ e 
286 8. 


Düngers zum Anbau von Oelfrucht tragenden Gewächſen bisher verwendet 
wurden, ganz beſonders zum Anbau von Raps. Schon jetzt, ſeit der noch 
keineswegs allgemein ſtattfindenden Anwendung des Petroleums als Bele euchtungs⸗ 
mittel, iſt der Preis von Rapsöl bedeutend geſunken, da die Nachfrage darnach 
ſich ſchon vermindert, und wird der Preis des Raps noch mehr ſincken, ſo 
bald eine noch allgemeinere Anwendung dieſes, ſo reines Licht verleihenden 
Materials eintrifft, was nicht ausbleiben wird, wenn alle Sicherheit gewährende 
Brenn-Apparate erfunden ſind. Vorſichtige Landwirthe ſtellen ſchon heute die 
Frage: ſollen wir noch ferner Raps bauen? Der gute Boden und der reich— 
liche Dünger, welcher der Rapsbau verlangt, das häufige Fehlſchlagen der 
Ernten rechtfertigen dieſe Frage vollkommen. Es iſt dies eine Erſcheinung, 
die mächtig in die bisherigen Verhältniſſe des Ackerbaues eingreift, und auch 
noch einen Induſtriezweig berührt; wir meinen die Erzeugung des Zuckers und 
der Rübe. Der ſo viele Fruchtbarkeit beſitzende Flächenraum, der bisher dem 
Rapsbau zugewendet wurde, wie die Maſſe von Dünger fällt über kurz entwe⸗ 
der dem Anbau von Brodfrüchten oder Zuckerrübenbau anheim, und mit der 
Mehrproduction des einen oder andern Artikels ſteht die Preisminderung im 
engſten Zuſaumenhange. Wiſſenſchaft und Induſtrie treten hier als Factoren 
von hohem Werthe auf, der Fortſchritt der Mechanik und Chemie wird der 
allgemeineren Anwendung des Petroleums zu Hülfe kommen. J. F. 
G. Geitner's Garten: Etabliffement, Durch den Verkauf 
des ſchönen 24 Fuß hohen Exemplares der Livistona olivaeformis, wie 
mehrerer anderer großer Palmen und Pflanzen, waren natürlich in dem ge— 
räumigen Palmenhauſe des Herrn Geitner einige Lücken entſtanden, die aus⸗ 
zufüllen die vorhandenen übrigen, immerhin noch großen Exemplare nicht aus⸗ 
reichten. Dieſem Uebelſtande iſt jedoch durch den Speculationggeift des Herrn 
Geitner nun abgeholfen worden, indem Herr Geitner den Inhalt des Palmen— 
hauſes des Herrn Legationsrathes Keil in Leipzig an ſich gekauft hat; 
mehrere große Exemplare dieſer Sammlung ſind bereits von Leipzig nach Pla⸗ 
nitz überſiedelt worden, deren Schönheit in dem geräumigen Hauſe des Herrn 
Geitner nun erſt recht zur Geltung kommt. So imponirt namentlich eine Phoenix 
farinifera von 24 Fuß Höhe mit einem 11 F. hohen Stamme, die gegen- 
wärtig drei weibliche Blüthenrispen hat, dann ein Sabal Blackburniana, 
Corypha umbraculifera und ein Pandanus odoratissimus mit hohem 
Stamme und vier Aeſten, jeder mit einer herrlichen Blätterkrone, ein Pracht⸗ 
Exemplar! Eine Arenga saccharifera hat einen 127 hohen Stamm und 8° 
Kronendurchm.; Klopstockia cerifera, deren breite Wedel mit ſilberweißer 
Rückſeite bei günſtiger Beleuchtung einen prächtigen Effekt machen; das Exemplar 
iſt 8° hoch und hat 12 F. Kronendurchm. Nicht minder ſchön find mehrere 
Caryota, Syagrus, 10 14“ hoch und 8° Kronendurchm., dann Areca, 
Latania, Copernicia, Thrinax, Cocos, Sabal und mehrere Cycadeen, ſo 
daß das geräumige Haus des Herrn Geitner zu Planitz jetzt faſt zu eng 
für all dieſe herrlichen Pflanzen geworden iſt, aber einen impoſanten Anblick 
ewährt. 
: * Arboretum Muscaviense, ift der Titel eines uns ſoeben 
zugegangenen Werkes. Daſſelbe handelt über die Entſtehung und Anlage des 
Arborets Sr. K. Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande zu Muskau 


287 


und giebt ein beſchreibendes Verzeichniß der ſämmtlichen zu Muskau kultivirten 
Holzarten. Es iſt ein ſchätzenswerther Beitrag zur Dendrologie der deutſchen 
Gärten, bearbeitet vom Garten-Inſpector E. Petzold und Anbau rgächne 
G. Kirchner. Beigefügt iſt ein colorirter Plan des Arboretums. Im nächſten 
Hefte werden wir ausführlicher über dieſes höchſt brauchbare Werk berichten. 


Perſonal⸗Notizen. 


In Anerkennung ihrer Mitwirkung als Preisrichter bei der jüngſt in 
Brüſſel ſtattgefundenen großen internationalen Pflanzen-Ausſtellung haben unter 
Anderen vom König der Belgier die Herren Prof. Dr. Fenzl, Director des 
botan. Gartens in Wien, Prof. Dr. K. Koch, General-Secretair des Ver⸗ 
eines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten, Dr. 
Regel, wiſſenſchaftlicher Director des k. k. botan. Gartens in Petersburg, 
Prof. Dr. H. G. Neichenbach, Director des botan. Gartens in Ham— 
burg, J. Veitch in London und S. Garovaglio, Prof. und Director 
des bot. Gartens zu Paris das Ritterkreuz des Leopold-Ordens erhalten. 

München. In der Sitzung der bairiſchen Akademie der Wiſſenſchaften 
in München am 30. März (dem 105. Stiftungstage der Akademie) ward dem 
Herrn Geheimrath Dr. Carl Friedr. Phil. v. Martius, welcher an 
dieſem Tage vor 50 Jahren die mediciniſche Doctorwürde erwarb, zum dauern— 
den Gedächtniß dieſes Jubiläums eine goldene Medaille überreicht, welche die 
Akademie zu dieſem Behufe hatte anfertigen laſſen. (Bot. Ztg.) 

Wien. Herr Prof. Dr. Fenzl, Director des k. k. botan. Gartens 
in Wien, hat den kaiſerl. braſilianiſchen Roſenorden erhalten. (Bot. g.) 

Upfala. Herr Prof. Dr. G. Fries hat die Direction des botan. 
Gartens zu Upfala an den Herrn Prof. Dr. Areschoung übergeben, 
wird es aber gern ſehen, wenn die Vorſteher botaniſcher Gärten ihn auch ferner 
den jährlichen Samenkatalog mittheilen wollen. (Bot. Ztg.) 

Bonn. Am 6. Mai verſchied ſanft an einem Lungenſchlage, welchem 
eine dreitägige Krankheit vorangegangen war, in Poppelsdorf bei Bonn Herr 
Ludolf Chriſtian Treviranus, der älteſte von den Profeſſoren der 
Botanik in Deutſchland, welcher bis zu ſeiner letzten Krankheit den Fort— 
ſchritten für Wiſſenſchaft mit Liebe folgte und ſtets bemüht war, ſeine Er— 
fahrungen und Beobachtungen trotz ſeines hohen Alters zu verwerthen. Die 
Wiſſenſchaft wird ſeinen Namen ſtets hoch in Ehren halten. (Bot. Ztg.) 

Kew. Herr John Smith, der faſt 45 Jahre als Curator des 
Königl. botaniſchen Gartens zu Kew ſo thätig gewirkt, hat in Folge eines 
faſt gänzlichen Erlöſchens des Augenlichtes ſeine Stellung quittiren müſſen. 
Als deſſen Nachfolger iſt der nicht minder. berühmte bisherige Gärtner zu 
Syon Houſe Garten, Herr John Smith, ernannt worden. 

Jena. Herr Prof. Dr. Pringsheim, Privatdocent an der Königl. 


Univerſität in Berlin, iſt zum Profeſſor der Botanik und Director des hieſigen 
botaniſchen Gartens ernannt worden. 


— en 


288 


Wir offeriren 


Lilium auratum 


in ftarfen, blühbaren, fo eben aus Japan importirten Zwiebeln, 
das Stück zu 5 Thaler pr. Caſſa. 


Laurentius'ſche Gärtnerei 
zu Leipzig. 


Strohmatten. 


24 
Strohmatten . 
e 5 ſind zu haben 
el 
Aug. Garvens, ä HAMBURG, 
er EG 3övvngsmartt 
DER GER 


H. Arnoldi ſche Obſt Cabinet 


aus 
Porzellan-Compositions-Masse 


beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirfiche, 
18 Pflaumen enthalten. 


Jaährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl, Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter Be⸗ 
ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 8 ¼ Nthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 


Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 
„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 
6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EE, 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, 
„ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 5 
den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Er⸗ 
höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. 


H. Arnoldi in Gotha. 


289 


Sehen und Beobachten. 


Seit den letzten Decennien hat die Botanik eine neue Epoche begonnen, 
denn ſeit jener Zeit genügt es den Botanikern nicht mehr, nur die äußeren 
Formen der Gewächſe zu verzeichnen, ſondern ſie richten ihre Blicke auch auf 
die inneren Theile der Gewächſe, wodurch die wichtigſten Entdeckungen in 
Bezug auf die Natur derſelben gemacht worden ſind. 

Die Pflanzenphyſiologie im Verein mit der Phytochemie und Anatomie, 
wobei die große Genauigkeit des neueren Microſkop ſo weſentliche Dienſte 
leiſtet, haben die Botaniker der Neuzeit zu ihren Hebeln erkohren, und mit deren 
Geſammthülfe erlangen ſie faſt täglich in dieſer Wiſſenſchaft neue glänzende 
Reſultate. Es hat ſich daher auch der Kreis der Theilnehmer an dieſer 
Wiſſenſchaft bedeutend vermehrt, da ſich nicht läugnen läßt, ohne dem Werth 
der Pflanzenbeſchreibung irgendwie zu nahe treten zu wollen, daß die trockenen 
Beſchreibungen der Pflanzenformen auf die Länge einen Jeden ermüden, denn 
um eine neue Pflanze zu beſtimmen, zu beſchreiben und ſie einer der vorhan— 
denen Gattungen einzureihen, iſt es in den meiſten Fällen unvermeidlich, zu— 
vor ein Heer von Diagnoſen durchzuleſen, mag der ſich damit Befaſſende 
auch noch ſo große Kenntniß der vorhandenen bekannten Pflanzen beſitzen. 
Hierin liegt auch der Grund, warum ſelbſt die ausgezeichnetſten Arbeiten der 
Art nur ein ſehr beſchränktes Publikum finden und dieſe meiſt nur von Fach— 
leuten beachtet werden. 

Die Phyſiologie der Pflanzen hingegen, das Leben derſelben vom An— 
beginn des Keimens und den ganzen Verlauf betrachtend und prüfend, die 
ſtattfindenden Metamorphoſen, gewährt Jedermann ein höheres Intereſſe, 
ſie iſt für Jeden anregender. Wieviel Intereſſe erweckt nicht die Kenntniß 
des Baues einer Pflanze, mit dem erſten Bauſteine derſelben, die Zelle ge— 
nannt, beginnend. Mit Verwunderung betrachten wir einen gigantiſchen Baum, 
bevor wir wiſſen, daß er die Fähigkeit der ſchnelleren Zellenbildung beſitzt, 
oder daß Zelle an Zelle gereiht, den Pflanzenkörper bildet. Gewiß kein 
minderes Intereſſe bietet die Kenntniß der verſchiedenen Stoffe, aus welchen 
ein Gewächs zuſammengeſetzt iſt, und die Art und Weiſe, wie ſelbige ge— 
bildet und wie ſie zur Erhaltung der Pflanze erforderlich ſind. Alle dieſe 
höchſt werthvollen Kenntniſſe verdanken wir der Pflanzenphyſiologie, der Phyto— 
chemie und der Anatomie. Wo die Anwendung des einen oder andern dieſer 
Hebel nicht ausreicht, leiſtet der andere ſolche Dienſte, daß das gewünſchte 
Reſultat faſt zweifellos daraus hervorgeht. 

Es iſt hier nicht der Ort, einſchlägige Beiſpiele anzuführen, ſie gehören 
dem Gebiete des Experimentirens an, von welchem wir erſt unlängſt durch 
Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 19 


290 


Naudin's gekrönte Arbeit ungemein werthvolle Beiträge des „Sehens und 
Beobachtens“ erhalten haben.“) 


Wir laſſen hier einige Beobachtungen folgen, die der bekannte gelehrte 
Botaniker Decaisne gemacht hat, unter dem Titel: 


Studien über die Möglichkeit aus Gattungen Varietäten 
zu erzeugen. 


Zwei Schulen trennen die Botaniker von heute. Die ältere, welche 
wir die Linné'ſche Schule nennen können, giebt die Möglichkeit zu, daß aus 
Gattungen Varietäten werden können, zwar innerhalb gewiſſer Grenzen, die 
nicht immer leicht und mit Genauigkeit ſich beſtimmen laſſen. Von dieſem 
Umſtande rührt es her, daß in dieſer Schule die verſchiedenen Arten nur inner— 
halb weiter Grenzen, und bisweilen nur mit Unſicherheit definirt, im Allge— 
meinen jedoch leicht und mit kurzen Redeſätzen charakteriſtiſch dargeſtellt und 
beſchrieben werden können. 


Die andere Schule, die beſonders unſerer Zeit angehört, und die man 
ſehr wohl die Schule der Unbeweglichkeit nennen könnte, leugnet in der förm— 
lichſten Weiſe die Varietät im Pflanzenreiche. | 

Ihr zufolge verändern ſich die Gattungsgebilde niemals, weder in Zeit 
noch in irgend einer Abſtufung, und ſind, ſobald zwei bisher einer und der— 
ſelben Gattung angehörende Pflanzenformen faßbare, wenn ſich auch noch ſo ge— 
ringe Unterſcheidungszeichen darbieten, dieſe zwei Pflanzen vom Urſprung aller 
Dinge angerechnet von Grund aus verſchiedene Species. 

Nach dieſer Schule werden alle Stämme und Varietäten, welche die 
ältere Schule zugelaſſen hat, eben ſo viele Gattungen. Demzufolge haben ſich 
die Grenzen der örtlichen Floren ungeheuer und wunderbar erweitert, wenn 
Männer ſie zu Autoren hatten, die von dieſen Ideen durchdrungen waren. 


Wir find weit davon entfernt, das Vorgehen der Botaniker aus Linné's 
Schule zur unveränderlichen Richtſchnur zu nehmen, da dieſelben die Gat— 
tungsgrenzen zu weit zogen und unter einer und derſelben Gattungsbenennung 
thatſächlich unterſchiedene Formen vereinten; aber es ſind dies nur Fehler im 
Kleinen, unvermeidlich bei einer erſten Zuſammenſtellung der Flora der ganzen 
Erdkugel ohne nochmalige Durchſicht, Unzukömmlichkeiten, welche die Erfahrung 
durch Verſuche von Tag zu Tag berichtigend verbeſſert. 


Da nun ein Weg offen ſtand, um dieſen Zwieſpalt zu beſeitigen und 
den Knoten zu zerhauen, nämlich der der Beobachtung und Beibringung von 
Thatſachen, jo hat Herr Decais ne zu dieſem Endzweck wiſſenſchaftliche, gedie— 


%) Experientia est optima rerum mägistra, ein Ausſpruch, den unzählige 
Beiſpiele beſtätigen. Erſt ſeit man bei der Botanik ſich nicht mehr mit dem bloßen 
Sehen begnügt, ſeitdem man experimentirend beobachtet, ſeit dieſer Zeit hat ſich dieſelbe 
zur wahren Wiſſenſchaft erhoben. 

Arten fortiren und nach einem Schema aneinanderreihen, ſei es noch jo mühſam, 
iſt keine Wiſſenſchaft, nur eine Kunde; heut zu Tage verlangt man mehr. 


291 


gene Experimente angeftellt, von deren Erfolgen uns neuerlich die Akademie 
in Paris unterhalten hat, und welche Erfolge, unſerer Meinung nach, 
gegen die neuere Schule ſprechen, welche glaubt, daß alle unſere Abarten und 
Varietäten von Fruchtbäumen, und unter anderen auch von Birnbäumen, un⸗ 
veränderlich unterſchiedene Species ſeien, welche ſich in allen möglichen Gene— 
rationen unveränderlich gleichbleibend und ähnlich erhalten haben, woher folgen 
würde, daß dieſe Bäume, nicht, wie man bisher allgemein glaubte, von einer 
oder doch von einer gewiſſen Zahl von Typen, welche die Cultur abgeändert 
hat, herrühren, ſondern eben urſprüngliche Typen ſeien, als es unſcheinbare 
Varietäten gibt. 

Es dünkt uns nicht einmal der Discuſſion zu bedürfen, um dieſe Lehr— 
grundſätze der zweiten Schule zurückzuweiſen; denn man weiß, daß Cultur, ſorg— 
fältige Behandlung, Klima und kurz tauſend Nebenumſtände eine Pflanze Schritt 
für Schritt verändern können. Alles iſt veränderlich, und dann, wenn man 
die Pflanzen, die dergleichen Verſchiedenheiten zeigen, als verſchiedenen Gat— 
tungen angehörig betrachten wollte, ſo müßte man ebenſo beim menſchlichen 
Geſchlechte und bei den verſchiedenen Thierracen vorgehen und was für ver— 
ſchiedene Species würden wir alsdann erhalten, wenn wir die Individuen, welche 
in Zähnen, in Kiefern, in den Gliedern, in den Händen, im Munde u. ſ. w. 
Unähnlichkeiten zeigen würden, wenn wir Individuen, welche man nach Belieben 
durch überdachte Verbindungen, durch Zucht, Nahrung, Verſchiedenheit der Be⸗ 
ſchäftigung u. ſ. w. auf hunderterlei Arten verändern könnte, verſchieden claſſi⸗ 
ficiren wollte. Auf dieſe Art die Species ins Unendliche vermehren, hieße die 
Wiſſenſchaft in ein unentwirrbares Labyrinth ſchleudern und Hinderniße ohne 
Ende gegen die Entwicklung der Intelligenz verbreiten, welche auf dieſe Weiſe 
ihre Zeit und ihre Kräfte über das Studium einer leeren Nomenclatur ver— 
lieren müßte. 

Im Jahre 1853 veranſtaltete Decaisne eine zahlreiche Ausſaat von 
Birnkernen, die das Jahr vorher von 4 Varietäten geſammelt wurden, die als 
beſtimmt verſchieden von allen Birnenſorten angeſehen werden. Nämlich un- 
ſere alte engliſche Birne, Poire d’angleterre, dann die Birne Bosc, die Birne 
Belle alliance, und endlich die Birne Sauger. 

Dieſe Birnenkerne gingen im Jahre, als die Ausſaat geſchah, auf, mit 
Ausnahme der der Birne aus England, die erſt im folgenden Jahre keimte, 
und dies geſchah zwar bei zwei verſchiedenen Ausſaaten, ohne daß es möglich 
geweſen wäre, die Urſache zu ergründen. 

Herr Decaisne hat nun der Akademie eine Reihe von colorirten Zeich— 
nungen vorgelegt, welche gleich beim erſten Anblick klar machen, wieviel oder 
wie ſehr die Früchte in jeder dieſer Kategorien ſich ſeit der erſten Generation 
modificirt haben. 

So gaben 4 Bäume der Varietät „Sauger“, welche Früchte getragen 
hatten, vier verſchiedene Fruchtformen, der eine eiförmig und ganz grün, ein 
zweiter gedrängt und beinahe apfelförmig und roth und grün gefärbt, der dritte 
noch flacher, und der vierte endlich regelmäßig birnförmig, um das Doppelte 
größer wie die vorgenannten und gelb gefärbt. 

Aus den Kernen der Birne „Belle alliance“ ſind neue Varietäten her⸗ 
vorgegangen, von denen nicht eine die Muttervarietät reproducirt, ſei dies nun 


292 


betreffs der Form, der Größe, der Farbe, oder nur der Periode der Zeitigung. 
Der gelehrte Botaniker hat beſonders zwei der Aufmerkſamkeit anempfohlen, 
und zwar die eine wegen ihrer, die der „Belle alliance-Birne“ doppelt überſtei⸗ 
genden Größe, die zweite ihrer gedrängten Form wegen, welche an die 
apfelförmigen oder Bergamotten-Birnen erinnert. 

Ebenſo hat die Birne „Bosc“ drei neue verſchiedene Fruchtarten hervor— 
gebracht, von denen eine der Früchte, die von einer aus der Birne „Sauger“ 
erzielten Varietät angehören, ſo ähnlich iſt, daß man Mühe hat, ſie von ein— 
ander zu unterſcheiden. 

Nicht geringer find die aus der Ausſaat der Birne d’angleterre er: 
zielten Varietäten, in der ſechs fruchtbringende Bäume ſechs neue Formen 
gaben, alle ſo untereinander und von der Mutterform unterſchieden, als dies 
zwiſchen dem größten Theil unſerer alten Varietäten ſtattfindet. Eine derſelben 
hat ſogar Winterfrüchte geliefert, die denen der Varietät St. Germain ähnelt. 

Und nicht allein durch die Früchte unterſchieden ſich dieſe aus einer und 
derſelben Varietät hervorgegangenen Bäume, auch durch die Verſchiedenheit 
ihrer Reifezeit, durch Stellung und Form ihrer Blätter. Dieſe Unterſchiede 
ſind beſonders für den auffallend, der dieſe Bäume, naheaneinander gepflanzt, 
betrachtet. So viele Bäume, ſo viele verſchiedene Anblicke bieten ſich dar. Die 
einen ſind mit Dornen verſehen, die andern entbehren ſelbige, dieſe haben einen 
ſchwachen Stamm, bei anderen iſt derſelbe dick und kurz. Nichts wäre alſo 
leichter geweſen als aus beinahe jedem dieſer jungen Bäume eine neue Art 
zu machen,) wenn man der modernen Schule Ideen theilen würde, und wenn 
man nicht wüßte, woher dieſelben entſproſſen ſeien. 

Es iſt unzweifelhaft, daß nicht die Cultur eine Haupturſache der Pflanzen— 
varietäten iſt, und dies zwar durch die Zuſammenſetzung der Elemente, die 
dieſelben in's Werk ſetzt. Beſonders in unſern Gärten unterliegen die Pflanzen 
den meiſten Umbildungen. So bleibt z. B. der Mohn als Feldblume u. ſ. w. 
im wilden Zuſtande beinahe immer ſehr einförmig, während er auf unſern 
Blumenbeeten ſich aufs bemerkbarſte umformt. Die Blumen des Mohns gehen 
von hellroth in das reine weiß, ja ſelbſt mit in's Schwarz über, ein anderesmal 
panachiren ſie ſich in zwei Farben, und werden, ſo einfach ſie im normalen 
Zuſtande waren, ſehr häufig gefüllt. Die in den Feldern ſo einförmig blaue 
Kornblume, verändert beinahe immer nach einigen Jahren der Cultur ihre 
Farbe. Sie wird weiß, roſa, violet, ſelten, daß ſie ihre urſprüngliche Färbung 
beibehält. 

Herr Decaisne macht ee daß man alle dieſe Abänderungen 
keiner Kreuzung mit andern Gattungen zuzuſchreiben hätte, indem dann die 
Blumen in dieſem Falle ohne durch ihren eigenen Blumenſtaub ſchon lange 
vor dem Aufblühen der Blumenkrone befruchtet ſeien; daß ferner dieſe Ver— 
änderungen erblich würden, wie dies die wirklichen Species-Charaktere ſeien. 
Die Erblichkeit der Formen iſt alſo nicht ausſchließliches Privilegium der 
Species, ſie kommt folglich auch den Varietäten oder Racen zu, deren Urſprung 
wohl bekannt iſt, und iſt ſomit folglich kein unumſtößliches Kennzeichen, um 
zu entſcheiden, daß irgend eine Bildung, welche einer andern verwandt iſt, 


3 Was jagen hiezu die Herren, die Früchte ordnen wollen? Anm. d. Ueberſ. 


293 


die im wilden Zuſtande gefunden und als erblich erkannt wird, aus dieſer 
Urſache eine von den letzteren verſchiedene Species ſei. Wie alſo ſoll man 
einen Gattungscharakter von irgend nur einigem Gehalte feſthalten und dies 
bei einer Anſammlung, bei einem Ganzen, in welchem alle Gebilde, ſelbſt 
die von einander entfernteſten, abweichendſten, ſich untereinander ſtets neu 
verbinden, und zwar in unmerklichen ſtufenweiſen Steigerungen und in unbe— 
grenzter Anzahl? Dies hieße etwas auffinden wollen, was die Natur nicht 
gethan hat, und dieſelbe zwingen wollen, in einen künſtlichen Rahmen zu treten. 

Indem Herr Decaisne ſeine lange und wiſſenſchaftliche Denkſchrift 
beendet, macht er noch darauf aufmerkſam, und zwar mit Recht, daß die 
Species im Pflanzenreich, mögen die Anhänger des Syſtems der Unveränder— 
lichkeit ſagen was ſie wollen, mit einer großen Schmiegſamkeit, Biegſamkeit 
und Nachgiebigkeit begabt ſei, und daß die Hypotheſe, welche bisweilen verſchie— 
denen Varietäten und Racen, die jedoch dieſelbe morphologiſche Organiſation 
und die Fähigkeit ſich untereinander durch Kreuzung zu verbinden haben 
zu derſelben ſpecifiſchen Type, wie die Glieder einer Familie vereint, keine 
leere ſei. Es iſt zwar wahr, daß es auch hier noch ſolche Fälle geben werde, 
ſelbſt nach der Probe der fruchtbaren Kreuzung in der ganzen Reihe aller 
möglichen Zeugungsgrade, aber es iſt dies immer noch kein vernünftiger 
Grund, um das in ebenſo viele vom erſten Urſprung her als verſchiedene 
Weſenheiten zu zerreißen, was uns fo viele durch Beobachtung feſtgeſtellte 
Thatſachen und ſo viele Analogien als möglich gezeigt haben, daß es im 
Wege der Entwicklung von ein und derſelben ſpecifiſchen Type hervorgehen kann. 
Verpflanzen wir was immer für eine Art unſerer Birnbäume in alle Ge— 
genden unſeres Erdkreiſes, ſo wird ſich dieſelbe beſtreben, ſich in Ueberein— 
ſtimmung mit dem Medium zu ſetzen, und wird, davon kann man überzeugt 
ſein, zahlreichen neuen Varietäten das Leben geben. 

Dieſes Factum, das unter den Augen des Menſchen bei allen Nutz⸗ 
pflanzen, welche am meiſten auf unſerm Erdkreiſe verbreitet ſind, zur Wirk— 
lichkeit geworden iſt, giebt den Schlüſſel zu dieſen die claſſificirenden Bota— 
niker ſo ſehr in Verlegenheit bringenden polymorphiſchen Species, die dies 
nur dadurch geworden ſind, weil die Natur ſelbſt dieſelben über ungeheuer 
ausgedehnte Länderſtrecken ausgeſäet und verbreitet hat. 4 

Ich glaube, daß es hier am Platze fein dürfte, zwei gelehrte Denk— 
ſchriften, welche Herr Dureau de la Malle der Akademie im Jahre 1855 
vorgelegt hat, kurz zu berühren. 

Dieſer Gelehrte hat nämlich ſehr intereſſante Experimente über die 
Biegſamkeit und Variabilität der Species, und zwar ſowohl im Thier- als 
im Pflanzenreiche, angeſtellt, welche die Anſichten des Herrn Decaisne 
beſtätigen. 

Die ganze Welt kennt die ſchöne glatte Birne von einem blaſſen Gelb— 
zinnoberroth geſchminkt, karin de vermillon, welche man deshalb in der 
Maine und in Anjou die ſchöne Mädchen-Birne nennt, deren gewöhn— 
licher Name jedoch der der weißen Butter-Birne iſt. Dieſe ſo ſchöne Birne, 
mit dem weichen teichigen Fleiſch, gleicht ſehr dem Fleiſche der großen 
engliſchen Steckrübe (navet, turnips). 

Die Butterbirne, ſchorfig, im Gegentheil iſt mehr klein, ihre Haut, 


294 


von einem grünlichen Weiß, iſt hie und da mit ſchwarzen Gallenflecken 
(galle noir) überſäet; ihr Fleiſch iſt dicht, ſchmelzend, ſaftig und ſehr 
zuderfüß und von einem eigenthümlichen Aroma, das ein wenig von 
Moſchus an ſich hat, wenn die Haut auf einem der obenerwähnten Flecken 
zu faulen anfängt. Die Provinz Perche bringt ſeit hundert und funfzig 
Jahren von den Sommer-Butterbirnen keine andere als dieſe ſchöne Varietät, 
welche für die beſte Birne dieſer ganzen Jahreszeit gilt. 

Herr Dureau de la Malle war in die günſtige Lage verſetzt, um 
die Zeit der Einführung der Varietät der galligen Butterbirne in die 
Perche aus der älteſten Quelle, aus der ſie entſprungen, auf die Dauer 
von wenigſtens hundert und zwanzig Jahren feſt zu beſtimmen. 

Zwei gallichte Butterbirn-Bäume, die er ſelbſt pflegte, waren im Frühjahre 
des Jahres 1855 mit Blüthen bedeckt, jedoch die Spätfröſte und Nebel der 
Monate April und Mai verhinderten, daß ſie auch nur eine Frucht trugen. 
Indeſſen erſchienen bei einem ſpäteren Treiben im Juli und Auguſt neue 
Blüthen, und man konnte ſechs reife Früchte ernten; aber ſonderbares Er— 
eigniß, dieſe ſechs Birnen, ſtatt gallichte Butterbirnen zu ſein, waren der 
Haut, dem Fleiſche und dem Geſchmacke nach, ſechs weiße Butterbirnen. 
Der Stengel war wie bei allen Butterbirnen kurz und dick, nur die Form 
hatte ſich etwas verändert. Dieſe Birnbäume haben wenigſtens hundert und 
zwanzig Jahre conſtant fructificirt. 

Der Verfaſſer ſchließt daraus, daß die treffliche Varietät der gallichten 
Butterbirne ſchon unter Ludwig XI. in der Perche vorhanden war, und 
daß ſie wahrſcheinlich von der weißen Butterbirne abſtamme, die, als die 
ältere Varietät, wegen ihrer Form und Schönheit als die erſte cultivirt 
werden mußte. 

Der Autor führt dieſes Curioſum an, um zu zeigen, wie genau und 
ſchnell die Varietät zur Muttergattung zurückkehren kann. 

Wien, 1864. James Farmer. 


— . — 


Die Lostage und die Bauernregeln. 


Wiſſenſchaftlich iſt den Lostagen oder ſogenannten Bauernregeln aller 
Werth gänzlich abgeſprochen worden, ohne jedoch der Sache näher auf den 
Grund zu ſehen, und daß ſich dem Ausſpruche der Wiſſenſchaft Viele ange— 
ſchloſſen haben, kann eben nicht Wunder nehmen. Eine andere Anſicht über 
den Werth der ſogenannten Bauernregeln erlangt jedoch derjenige, der dieſem 
Gegenſtande während einer Reihe von mehr als 40 Jahren feine Aufmerk⸗ 
ſamkeit zugewandt hat, wenngleich auch ſeine meteorologiſchen und phyſika— 
liſchen Kenntniſſe nur von geringer Bedeutung ſind. 

Das Bewußtſein, daß Erfahrungen und Thatſachen der Urgrund aller 
Wiſſenſchaft ſind, ermuthigt uns, mit Jenen in die Schranken zu treten, die 
dieſe beiden mächtigen Factoren verſchmähen, und Schlüſſe in der Stube 
machen, die von Prämiſſen abhängen, welche im herrlichen freien Natur— 
gebiete in Nichts zuſammenſinken. 


295 


Im Intereſſe des Gartenbaues fanden wir uns veranlaßt, obwohl um: 
ſere Muße hiezu nur eine ſehr geringe war, uns mit dieſem Gegenſtande 
zu beſchäftigen, um in's Klare zu kommen. 

Wir zogen vorerſt die Erſcheinung in Unterſuchung, was denn die Ur— 
ſache ſein möge, daß, wenn es ein oder zwei Tage vor oder nach 40 Mär— 
tyrer (d. i. 11. März) friert, die darauf folgenden 40 Tage unter dem 47.— 
48. S.⸗Breitegrade, unter welchem wir leben, abwechſelnd Froſt bringen. 

Da wir im Verlaufe von 40 Jahren die Beſtätigung zu wiederholten 
Malen von dieſer Erſcheinung fanden, ſo waren Thatſachen vorhanden, die 
hinreichten, unſere Aufmerkſamkeit der Art zu feſſeln, daß wir dieſe Er— 
ſcheinungen der unbelebten Natur in ihrem Zuſammenhange kennen zu 
lernen ſuchten. 

Da fanden wir, daß dieſe Nachtfröſte nur dann eintreten, ſobald einige 
Tage vor oder nach dem 11. März die uns nächſten Gebirgszüge eine, wenn 
auch nur geringe Schneedecke beſitzen. Wie dieſer Schnee mit der, wie man 
zu ſagen pflegt, wachſenden Sonne zu ſchmelzen anfängt, d. i. wie unſer 
Erdkörper auf der Bahn, die ihm vorgezeichnet iſt, mehr in die Richtung 
gelangt, daß die Inſolation eine kräftigere wird, ſo findet eine Abdünſtung 
ſtatt, die nicht allein Wärme bindet,“) ſondern auch Dünſte erzeugt, die die 
Einwirkung der Sonnenſtrahlen auf die Erdoberfläche mäßigen, ſomit auch 
eine geringere Rückſtrahlung bewirken. Dadurch bleibt die Temperatur un— 
ſerer Atmoſphäre außer Verhältniß mit dem Stande, den die Sonne unſerem 
Erdkörper gegenüber bereits einnimmt. Allein ihre Einwirkung wächſt von 
Tag zu Tag mehr, und der Schnee ſchmilzt, wird in Wolken verwandelt 
und die Bildung von Gewittern iſt gegeben; ſie iſt Thatſache. Wenn wir 
aber bedenken, d. i. uns erinnern, welch' bedeutendes Sinken der Temperatur 
nach Gewittern im Sommer ſtattfindet, daß es oftmalen 10 und mehr Grade 
beträgt, ſo wird man die Folgen wohl leicht einſehen, die ein Gewitter nach 
ſich ziehen muß, was bei einer Temperatur von 10 oder 12 Graden in der 
Ebene ſtattfindet. Sind auch hier die Niederſchläge, die Statt haben, von 
flüſſiger Beſchaffenheit, in den nächſten Gebirgszügen ſind ſie von eiſiger oder 
ſchneeiger, denn dort iſt vermöge der größeren Erhöhung über die Meeres— 
fläche die Temperatur ſtets eine niedrigere. Sind aber die nächſten Gebirgs— 
züge erkaltet, ſo ſinkt nach dem Geſetze die ſchwerere Luft nach Unten, Thal 
und Ebene erkalten bis zum Froſt, und ſo dauert dieſer Wechſel bis gegen 
Ende April, wo die Macht der Sonnenſtrahlen den Boden bereits ſo ſehr 
mit Wärme ſättiget, daß die Rückſtrahlung aus demſelben das Sinken der 
Temperatur bis zum Gefrierpunkt meiſt zu verhindern im Stande iſt. 

Nachſtehend wollen wir die Umſtände beleuchten, durch deren Einfluß 
die Bauernregel zur Thatſache wird: 

So viel Regen im Januar und Februar fallen, ſo viele 
Reif, Fröſte oder Schnee im Mai ſtattfinden. 

Wir geſtehen es gerne, daß uns die, wie wir vermeinen, gelungene 
Löſung dieſes Räthſels nicht allein längeres Nachdenken abrang, ſondern auch 


*) Anmerk. Man weiß, wie viele Wärmegrade das Schmelzen von 1 Cubikzoll 
Eis benöthiget. 


296 


eine mehrjährige Beobachtung abnöthigte, um durch Thatſachen die Weber: 
zeugung zu erlangen, daß unſere Anſicht eine auf feſter Baſis beruhende ſei. 
Wir mußten eine Reihe von Jahren, wo dieſe Erſcheinung ſtattfand, einer 
genauen Prüfung unterziehen. 

Vorausſetzen müſſen wir von dem geſchätzten Leſer dieſer Zeilen — 
ſchon um den Schein von Gelehrtſeinwollen unſererſeits zu vermeiden — 
daß derſelbe einige meteorologiſche Kenntniſſe beſitzt. Vor Allem, daß es ihm 
nicht fremd ſei, daß, wie Dowe nachweiſ't, jedes Jahr auf dem ganzen Erd— 
ball derſelbe Geſammtgrad von Wärme vorhanden iſt, wie dieſer Grundſatz 
auch die von Humboldt in's Leben gerufenen Wärmecurven (Iſothermen) be: 
ſtätigen. Auch ſetzen wir voraus, daß eine Kenntniß des Urſprungs, der 
Beſchaffenheit und des Einfluſſes der Paſſatwinde, welchen ſie auf den größten 
Theil des Erdballes ausüben, vorhanden ſei. Mithin, daß es dem Leſer 
nicht fremd ſei, daß Nordpaſſatwind Kälte, Südpaſſatwind Wärme bringt. 

Wenn nun dies der Fall iſt, ſagten wir uns, und ein gleicher Wärme— 
grad jedes Jahr dem ganzen Erdball zu Theil wird, wenn beſtimmte Orte 
gleiche Wärmecurven (Iſothermen) beſitzen, jo kann die Störung oder Verän— 
derung der Temperatur an einem oder dem andern gegebenen unter gleicher 
Wärmecurve liegenden Orte, zu der unter gleichen Tagesbogen der Sonne 
ſtattfindenden Zeit, nur durch die Einwirkung der Paſſatwinde Platz greifen. 

Die ſo zur Thatſache gewordene Durchſchnittszahl der Temperaturgrade, 
die einem gegebenen Orte zu Theil wird, ſetzt voraus, daß die eintretenden 
Störungen in einem gleichen Verhältniſſe vorkommen müſſen, da hierdurch 
nur ein Ausgleich ſtattfinden kann. Mithin müſſen an dem gegebenen Orte 
in einem Zeitraume von einem Jahre gleich viel Nord- und Südpaſſatwinde 
Einfluß genommen haben, ſomit die Störungen in den verſchiedenen Jahres- 
zeiten nur von dem zu einer oder der andern häufigern Eintritt des Nord— 
oder Südpaſſatwindes abhängen kann. 

Alte Gärtner, wie alte ſchlichte Witterungsbeobachter, bezeichnen ſeit 
jeher dieſe Erſcheinung — wenn nämlich im Winter gelinde Witterung 
herrſcht — mit dem trivialen Ausdruck „es muß noch herauskommen,“ oder 
hier in Oeſterreich, Wien, „wir haben im Winter wenig böhmiſchen Wind 
gehabt,“ — fo benennen ſie den N. N. O. — Dieſer bleibt uns im Früh⸗ 
jahre nicht aus. Auch ſagen ſie, der März ſoll keinen Pflanzenwuchs hervor— 
rufen, ſonſt geht er im April oder Mai zu Grunde. Und ſie haben Recht, 
denn wie oft ſchon wurde dieſer Ausſpruch zur Thatſache. 

Im Januar oder Februar regnet es in unſerm Klima nur dann, wenn 
ein warmer Luftſtrom mit einem kalten in Berührung kommt. Dies geſchieht, 
wenn Südpaſſatwind warme Wolken in Berührung mit unſeren erkalteten 
bringt. Im April oder Mai reift, friert oder ſchneit es, wenn der Nord— 
paſſatwind erkaltete Luftſchichten an die über uns befindlichen wärmeren bringt. 
Im erſteren Falle iſt der Niederſchlag ein flüſſiger Regen, im zweiten ein 
ſtarrer Reif, Schnee oder Eis genannt, je nachdem der kalte Strom höher 
oder tiefer, kürzer oder länger andauert. 

Mangel an Vorhandenſein der Nordpaſſatwinde im Januar oder Fe— 
bruar oder, was dem gleich iſt, ihr Verdrängtſein durch Südpaſſatwinde, 
die dann im April und Mai in Ausfall kommen, ſind die Urſache, ſind die 


297 


Grundurſache der Eingangs genannten Erſcheinung. So löſen wir dies von 
der unbelebten Natur aufgegebene Räthſel. 

Es kommen aber noch mehre, auf das Pflanzenleben bedeutenden Ein— 
fluß ausübende Erſcheinungen der unbelebten Natur vor, die aber in Werken 
über Meteorologie eine ziemlich befriedigende Erklärung finden. Und zwar 
iſt dies ganz beſonders in der von dem Profeſſor der Phyſik an der Hoch— 
ſchule zu Wien, Auguſt Kunzeck,“) im Jahre 1847 bei Braumüller & Seidel 
erſchienenen Werke: „Darſtellung der Meteorologie“ der Fall. 

Da dieſe vortreffliche Arbeit des gelehrten und zugleich practiſchen 
Mannes ſich nicht in den Händen vieler Gartenfreunde und Landwirthe be— 
finden dürfte, ſo wollen wir aus dieſer die Erklärung einiger der einſchlä— 
gigen Erſcheinungen hier folgen laſſen. 

Er ſagt bezüglich der von den Gärtnern und Landwirthen ſo gefürchteten 
3 Tage im Monat Mai, nämlich von dem 11., 12. und 13., Mamertus, 
Pancratius und Servatius, daß in 100 Jahren die Temperatur vom 9. bis 
12. Mai 70 Mal geſunken und nur 30 Mal geſtiegen iſt. Nicht wie Andere 
den Fall der ſogenannten Sternſchnuppen, der zu dieſer Zeit bedeutend if, 
wird die Urſache dieſer Erſcheinung beigelegt, ſondern er läßt Maedler's 
Anſicht gelten, welcher die Urſache dieſer Kälte in dem Schmelzen der Eis— 
maſſen im Norden ſucht. Insbeſondere an der Dwina und ihren Neben— 
ſtrömen. Dieſe Gewäſſer umfaſſen 20,000 Geviertmeilen und ſind 6 Monate 
lang gefroren. Dazu kommen die ungeheuren Schneemaſſen, die ſich in der Land— 
ſchaft anhäufen. Bevor nicht die Eisdecke des Hauptſtromes gebrochen, finden 
die Waſſermaſſen keinen Abzug, und dies erfolgt nach einem Mittel von 
84 Jahren am 10. Mai, womit zugleich die Löſung der Eismaſſen des 
weißen Meeres verbunden iſt. Die dazu nöthigen warmen Luftſtröme kommen 
in dieſen Gegenden nur von Weſten und Südweſten, die durch das Schmelzen 
des Eiſes abgekühlte Luft muß in der untern Region von Nordoſt her zu 
uns in Mitteleuropa abfließen und erzeugt hier eine auffallende Temperatur- 
Erniedrigung, die mit einer Drehung des Windes von Weſt und Südweſt 
nach Nord und Nordweſt verbunden iſt. Hochgelegene Gegenden empfinden 
nichts von dieſem in der Tiefe gehenden kalten Winde. 

In Betreff des 8. Juni, des Medarditages, ſagt Kunzeck: die tropif hen 
Regen der heißen Zone äußern im Sommer ihren Einfluß in Deutſch ind 
dadurch, daß ſich daſelbſt der Südweſtpaſſat feiner reichlichen Dünſte durch fturke 
Wolkenniederſchläge entladet; dieſer Einfluß tritt um die Zeit der Sommer— 
ſonnenwende gewöhnlich ein; äußert er ſich aber durch Eintreten eines Landregens 
ſchon im Anfange Juni, ſo beſorgt man, daß er ſelbſt nach der Sonnen— 
wende noch lange Zeit dauern und die Wirkungen eines naſſen Jahres 


hervorbringen werde. Daher beſorgt der Landmann einen 40tägigen Regen, 


wenn ſich am Medarditage ein Landregen eingeſtellt hat. 
Geſagtem fügen wir noch bei, daß zu dieſer Zeit unſere Erde zur 


*) Kunzeck gehört zu den ausgezeichnetſten Männern ſeines Faches, dies werden 
alle Jene bezeugen, die nicht zu fürchten haben, daß ſein geiſtig ſtrahlendes Licht einen 
Schatten auf ihr fladerndes winziges Flämmchen wirft. Die vielen Auflagen, die feine 
Werke in verhältnißmäßig kurzer Zeit erforderten, beweiſen Erſteres zur Genüge. J. F. 


298 


Sonne in einer Richtung ſich befindet, die man, man erlaube uns den Ausdruck, 
ſich paſſiv verhaltend nennen könnte, daher was zu dieſer Zeit oder kurz 
zuvor eingetreten iſt, ſeinen ungeſtörten Gang bis zu einer veränderten 
Richtung der beiden Weltkörper behält. 

Mehr wie 30jährige Beobachtungen die wir verzeichneten, ergaben was folgt: 

Wenn das Barometer bis 27 Zoll 7 oder 8 Linien an dem Orte, 
an welchem wir wohnen, ſank, ſo fand an ſelbigem Tage an irgend einem 
Orte ein Erdbeben ſtatt. 

Nach mehrjährigem Verlauf dieſer Betrachtungen erhielten wir zum 
Theil eine Beſtätigung unſerer längſt mehren Freunden mitgetheilten Wahr: 
nehmung. Einer derſelben berichtete uns, daß in der Wiener Hofzeitung, 
die von der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris publicirte Entdeckung 
verlautbart ſei, daß, wenn das Barometer dort den oben angegebenen Stand 
nachweiſet, ſtets eine Springfluth damit verbunden ſei. 

Wir fügten dieſer, von der franzöſiſchen Akademie gemachten, für uns 
erfreulichen Wahrnehmung blos die Bemerkung bei: „Springfluthen entſtehen 
„in Folge ſtattgehabter Erdbeben, und Deutſchland gebühre die Priorität 
„dieſer Wahrnehmung.“ 

Gehören wir auch nur wiſſenſchaftlichen und nicht ſogenannten gelehrten 
Vereinen an, ſo können wir doch nicht umhin, an letztere folgende Frage 
zu richten: „Welchen Zuſammenhang mag die zum Axiom gewor— 
„dene Erſcheinung haben, oder wie iſt man ſie zu erklären im 
„Stande, daß an dem Tage, an welchem eine Neben- oder Ge— 
„genſonne beobachtet wird, irgendwo auch ein Erdbeben 3 
„findes“ 

Wir ſagten, dieſe Erſcheinung ſei zum Axiom geworden, weil wir unter 
Axiom dasjenige begreifen, was anſchaulich, gewiß durch ſich ſelbſt erwieſen iſt. 

Die Erklärungen, die uns phyſikaliſche, oder meteorologiſche Werke 
über Neben- oder Gegenſonnen liefern, gründen ſich auf Principien, die der 
Optik angehören. Von dieſem Standpunkte aus hat Huyghens wie 
Brandes und Andere ſie erklärt. Allein unſere Frage betrifft nicht die 
Art der Erſcheinung dieſer Phänomene, ſondern die des Zuſammenhangs 
mit jener des Erdbebens. 

Würde ein Zweifel in unſere zur Thatſache gewordene, durch Vieler 
Zeugniß zu beſtätigen mögliche Angabe geſetzt, ſo beobachte man einige 
dieſer Erſcheinungen, notire ſie, und bleibe wach für das was folgt. 

Wien, im April 1864. Jie ag e 


. — 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder 
abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. 


(Fortſetzung.) 
Saccolabium Harrisonianum Hort. Low. 
Orchidee. 
Eine Art mit rein weißen, äußerſt lieblich duftenden Blumen, eingeführt 


299 


durch Herrn St. Low und von dieſem zu Ehren des Herrn C. H. Harriſon, 
S. Harrisonianum benannt, welcher Herr ſich durch die Einführung und Kultur 
der oſtindiſchen Orchideen vielfache Verdienſte erworben hat. Die Pflanze 
ſtammt von Pulo Copang, in den chineſiſchen Gewäſſern. Bis auf die Farbe 
der Blume hat fie viel Aehnlichkeit mit 8. Blumei Lindl., dennoch 
iſt die Spitze der Blätter und die Lippe der Blume verſchieden; aber auch 
der Vanda violacea Lindl. ſteht ſie nahe, ſo daß man ſie für eine Va— 
rietät mit weißeren Blumen derſelben halten könnte. (Taf. 5433.) 
Begonia Mannii Hook. 
Begoniaceæ. 

Durch Herrn G. Mann erhielt der Bot. Garten zu Kew dieſe Begonienart 
von der Weſtküſte Afrikas, woſelbſt dieſer berühmte Reiſende fie auf dem Pie von 
Fernando Po entdeckte. Der Stamm dieſer Pflanze iſt fleiſchig, 1—2 Fuß hoch, 
glatt. Die Blätter ſind 4— 5 Zoll lang, geſtielt, oval, zugeſpitzt, nur wenig 
ungleichſeitig, unregelmäßig gezähnt, auf der Oberfläche glatt, auf der Unter— 
fläche mit ſehr kleinen ſchuppenartigen Punkten verſehen. Blüthenſtengel achſel— 
ſtändig, kurz, 2—3 Blumen tragend, von roſarother Färbung (Taf. 5434). 

Ada aurantiaca Lindl. 
Orchidee. 

Dieſe ebenſo feltene als ſchöne Orchidee blühte im Januar d. J. in 
der reichen Sammlung des Herrn Bateman zu Biddulph Grange, Con— 
gleton. Sie ſtammt aus Neu-Granada und wurde von Herrn Schlim in 
Pamplona in einer Höhe von 8500 Fuß entdeckt. Die Blumen diefer lieb— 
lichen Art ſind in allen ihren Theilen goldorange-farben (Taf. 5435). 


(Abgebildet in der Illustration horticole.) 
Stenogastra concinna J. D. Hook. 
(sesneriacex. 

Wie wir im vorigen Jahrgange, S. 259 der Hamb. Gartenztg., mit: 
theilten, wurde dieſe allerliebſte kleine Pflanze durch Herrn F. B. Kramer, 
Obergärtner der Frau Senatorin Jeniſch in Flottbeck, eingeführt. Durch dieſen 
gelangte ſie nach England, woſelbſt ſie bei Herrn Veitch blühte, und im bot. 
Magaz., Taf. 5253, beſchrieben und abgebildet, kam ſie zur näheren Kenntniß 
der Blumenfreunde, ſo daß ſie nicht nur eine allgemeinere Verbreitung 
gefunden, ſondern auch bereits eine Varietät von ihr entſtanden iſt, 
welche auf Taf. 390 der IIlustr. hortic. zugleich mit der Urform ab— 
gebildet iſt. Die Varietät Stenogastra multiflora hort. Verschaff. ſoll 
durch Kreuzung der St. concinna mit der niedlichen Mandirola lanata 
entſtanden ſein, von der ſie jedoch wenig oder gar nichts gemein hat, und 
unſerer Anſicht nach auch der St. concinna an Lieblichkeit nachſteht. 

ö Camellia Ninfa del Tebro. 

Eine zu Rom von Herrn del Grande gezüchtete Varietät von ganz 
beſonderer Schönheit. Die Blumen ſind groß, regelmäßig, ſchön lebhaft kirſch— 
roth gefärbt, mit breiten Längsſtreifen auf den Blumenblättern. Letztere ſind 
oben abgerundet und in 6 Strahlen regelmäßig geordnet. Herr Verſchaffelt 
erhielt dieſe Varietät im Jahre 1860, ſeitdem hat ſie alljährlich gleich gut 
geblüht, jo daß derſelbe ſie beſtens empfehlen kann (Abgebildet Taf. 392 1. c.) 


300 


Jacaranda digitaliflora Ch. Lem. 
(Jacaranda Caroba und J. gloxinisflora Hort.) 
Bignoniaceæ. 

Bereits vor mehreren Jahren wurde dieſe ſchöne Pflanze von Herrn 
Frangois Devos, Reiſender des Herrn Amb. Verſchaffelt, in den Catingas, 
in der Provinz St. Catharina in Braſilien, entdeckt und von dieſem lebend 
eingeſandt. Mehrere Male hat ſie in dem Warmhauſe des Herrn Verſchaffelt 
geblüht. Dieſelbe verliert gegen Herbſt ihre Blätter und erſcheinen dann, 
ehe die neuen Blätter hervorkommen, im Februar oder März die Blüthen. 
Die Blumen, in großen Rispen beiſammenſtehend, haben ganz die Form und 
Größe der Digitalis purpurea, ſind von hell und dunkelroth ſchattirter 
Färbung und weiß im Schlunde. Sie iſt ſehr empfehlenswerth und abge— 
bildet auf Taf. 393 1. c. 


(Abgebildet in der Belgique horticole 1864). 
Pionandra fragrans Miers. 
(Solanum fragrans Sendtner.) 
Solanacee. 

Die Gattung Pionandra wurde bereits im Jahre 1845 von Miers 
für einige Solanaceen-Arten aufgeſtellt, die im tropiſchen Amerika heimiſch, 
kleine Sträucher oder Bäume mit rebenartigen Zweigen und traubenförmigen 
Blüthenſtänden bilden. Ein dickes und ſtark hervortretendes Connectiv in den 
männlichen Blüthenorganen iſt ein hauptſächlicher Charakter der zu dieſer 
Gattung gehörenden Arten. 

Die P. fragrans iſt ein ſehr reizender Strauch mit weit ſich aus— 
ſtreckenden Zweigen, zahlreichen, glänzend grünen Blättern und Trauben 
hübſcher riechender Blumen. Zuerſt wurde dieſe Art im Jahre 1836 durch 
Tweedie von Braſilien in den botaniſchen Garten zu Glasgow eingeführt. 
Im freien Beete im Warmhauſe des genannten Gartens cultivirt, erreichte 
die Pflanze bald eine Höhe von 14 Fuß und im Jahre 1839 blühte ſie reichlich. 
Seit jener Zeit hat man von ihr nichts mehr gehört, als daß ſie im 
Jahre 1861 neuerdings von Libon in St. Catharina in Braſilien auf: 
gefunden und bei Herrn Linden von ihm eingeführt wurde. 

Mutisia Clematis L 
Compositæ. 

In Decandolle's Prodromus ſind 27 Arten dieſer hübſchen Gattung 
beſchrieben. Es hat ſich die Zahl der Arten bis jetzt jedoch faſt verdoppelt. 
Es ſind kleine Sträucher mit ſchlaffen, rebenartigen, ſich windenden Zweigen, 
hübſchen Blättern und meiſt brillant gefärbten Blumen, purpur, roſa, orange 
oder gelb. Beim erſten Blick hält man die Blumen meiſt für die einer 
Passiflora, Clematis oder dergl. Die Blättchen enden meiſt in eine Ranke, 
ſind bald ganz, bald gefiedert. Die Arten mit ganzen Blättern finden ſich 
auf den Anden Chili's, die mit gefiederten Blättern in Braſilien und Peru. 

Zwei in neueſter Zeit durch die Herren Veitch und Linden einge— 
führte Arten ſind beſonders zu empfehlen, es ſind M. decurrens Cav. 
und M. Clematis L., von denen letztere in der Revue hortic. abgebildet 
iſt. Sie hat hübſche orangerothe Blumen. 


301 


(Abgebildet in der Flore der Serres 6. Lvr.) 

Nach langer Pauſe erſchien unterm 10. Febr. 1864 das 6. Heft des 
5. Bandes der 2. Serie der Flore des Serres, in welchem außer dem herr— 
lichen Clematis Fortunei Moore, bereits mehrfach nach frühern Ab— 
bildungen und Beſchreibungen in andern Zeitſchriften von uns beſprochen, 
noch eine gefüllt blühende Form der Hippeastrum (Amaryllis) fulgidum 
und ſechs ganz vorzügliche neue und neuere remontant Roſen abgebildet 
ſind. Das 

Hippeastrum fulgidum fl. pleno, 
abgebildet auf Taf. 1546, iſt eine ſehr hübſche Acquiſition und verdient den 
Freunden gefüllter Blumen beſtens empfohlen zu werden. 

Die auf Taf. 1547—1552 abgebildeten Roſen gehören unſtreitig zu 
den ſchönſten, es find R. hybr. remont. Charles Lefebre (Lacharme); 
Bernard Palissy (Margot.); Empereur de Maroc (Guinoisseau); 
Francois Ar ago (Prouillard); General Washington (Granger) 
und John Hopper (Ward), 


(Abgebildet in der Gartenflora, März 1864.) 
Saponaria Kotschyi Boiss. 
Caryophylleæ. 

Eine liebliche, ungemein vollblühende empfehlenswerthe kleine Staude, 
von Dr. Kotſchy in Taurus entdeckt. Sie ſteht der Saponaria ocimoides 
am nächſten, die Blumen ſtehen in Fülle auf den Spitzen aller Aeſte und 
Aeſtchen in gabelig veräſtelten Trugdolden, die ſich wieder zu einem großen 
Blüthenſtand vereinen. Sie ſind hübſch roſa, im Aufblühen faſt carmin. 
(Taf. 427. 1.) 

Chrysanthemum carinatum Schousb. 
Composite. 

Das Chrysanthemum carinatum, eine alte allgemein gekannte 
Sommerblume, wurde bereits 1798 eingeführt und zuerſt im genannten Jahre 
vom Bot. Garten in St. Petersburg nach Chelſea in England gebracht. 
Daſſelbe ſtammt aus Marokko, und man kannte bis vor wenigen Jahren 
nur einige Formen, während die Gartenflora auf Taf. 427, Fig. 4 — 9, 
uns mit mehreren neuen Formen bekannt macht, nämlich: 

1. Chrysanthemum carinatum. a) typicum, Randblumen weiß 
und am Grunde gelb. Die älteſte am längſten bekannte Form. 

2. Chrysanthemum carinatum. b) luteum, Randblumen gelb. 
Gleichfalls ſeit der Einführung bekannt. 

3. Chrysanthemum carinatum. c) Burridgeanum, Rand— 
blumen weiß, gegen den Grund hin erſt ein purpurner und dann am Grunde 
ſelbſt ein gelber Kranz. Es iſt dies eine von Burridge gezogene Abart. 

4. Chrysanthemum carinatum. d) roseum, Blumenblätter rofa= 
purpur, am Grunde gelb. 

5. Chrysanthemum carinatum. e) quadricolor, Randblumen 
weiß, an der Spitze roſa und am Grunde gelb. 

6. Chrysanthemum carınatum. f) venustum, Blumenblätter 
carminpurpur, am Grunde leuchtend gelb und oberhalb des gelben Kranzes 


302 


etwas tiefer purpur. Auch eine von Burridge erzogene Form, die wie 
die unter 3 genannte Form früher in der Flore des Serres, Taf. 1313, 
abgebildet worden iſt. 

Die hier genannten Formen ſind ſehr zu empfehlen und können den 
bekannten Zinnien mit Recht zur Seite geſtellt werden. 

Tropeolum tricolorum Sweet. 

var. Regelianum Möhring und var. Schultzii Möhring. 

Zwei niedliche Varietäten des fo lieblichen Tropæeolum tricolorum, 
im Etabliſſement des Herrn Möhring in Arnſtadt erzogen. Die erſtere 
der genannten Formen hat einen gelben Kelch mit grünlichem Saum, die 
andere einen orangen Kelch, gleichfalls mit grünlichem Saum. (Taf. 428). 

Polygonum sachalinense F. Schmidt. 
Polygone. 

Von der bekannten hübſchen Decorationspflanze, Polygonum cuspi- 
datum (Sieboldii), unterſcheidet ſich die genannte neue Art durch bedeutend 
größere, länger geſtreckte und am Grunde herzförmige Blätter, die unterhalb 
ſtark blaugrün gefärbt ſind. Sie iſt, wie P. cuspidatum, völlig hart, 
wenigſtens hat ſie im Bot. Garten zu Petersburg während mehrerer Winter 
ohne Bedeckung ausgehalten. (Taf. 429). 


(Gartenflora, April-Heft 1864.) 
Helichrysum leucocephalum. 

Wie Dr. Regel in der Gartenflora bemerkt, ift nur von Boiſſier 
ein Helichrysum Perſiens als H. leucocephalum, beſchrieben. Die 
obengenannte Art, aus Auſtralien ſtammend, und von Herrn J. G. Ausfeld 
in Arnſtadt von dort eingeführt, ſteht dem H. gracile De. nahe. Herr 
Dr. Regel behält ſich nach Unterſuchung von Exemplaren die Mittheilung 
des wahren Namens vor, vorläufig hat er dieſe hübſche Staude des Kalt— 
hauſes unter obigem Namen auf Taf. 430 der Gartenflora abbilden laſſen. 
Die ſich aus dem Wurzelſtocke zahlreich entwickelnden Stengel erreichen eine 
Höhe von 1—1 ½ Fuß, ſind wenig verzweigt und mit ſchmalen graugrünen, 
ſtark behaarten Blättern belaubt. Die ½ — / Zoll im Durchmeſſer 
haltenden Blumen ſtehen einzeln an den Spitzen der Stengel und ſind 
meiſt vom reinſten Atlasweiß, mitunter roſa gefärbt. 

Helipterum corymbiflorum Schlecht. 

Eine niedliche einjährige Immortelle, die bald eine allgemeine Verbrei⸗ 
tung erhalten wird, da ſie in jedem Gartenboden gedeiht. Die Pflanze 
wird nur / — / Fuß hoch, beſtockt ſich jedoch ſehr ſtark und bildet hübſche 
belaubte Büſche. Die zierlichen Blumen ſind weiß und ſtehen in leichten 
vielblumigen Trauben. Eine empfehlenswerthe Neuheit, ebenfalls von Hrn. 
Ausfeld aus Auſtralien importirt und auf Taf. 430 der Gartenflora ab— 
gebildet. 

Stipa elegantissima Sab. 

Ein äußerſt zierliches aus Auſtralien ſtammendes Gras, wo es zwiſchen 
niedrigem Gebüſch wächſt und mit feinen zierlich behaarten Blüthen- 
ſtielen ganze Wolken bildet. Die Stengel werden 1—2 Fuß hoch, ſind 
ſtark veräſtelt und die langen oftmals getheilten Blüthenſtiele, an deren 


303 


Spitze eine einzelne Blüthe ſteht, federartig behaart. Die Granne iſt glatt 
und an der Baſis von einer ſilberartig glänzenden Spitze umſchloſſen. 
Dieſes zierliche Gras blüht ſchon im erſten Jahre reichlich, hält aber bei 
uns im Freien nicht aus. Es iſt unſtreitig das zierlichſte Gras aller Gräſer. 
Herrn Ausfeld verdanken wir auch die Einführung dieſer Pflanze, von dem 
Samen zu beziehen iſt. Abgebildet auf Taf. 430 1. c. 

Plectranthus fruticosus L’Her. 

Labiatæ. 

Eine unſcheinende Pflanze, abgebildet auf Taf. 431 der Gartenflora, 
die aus dem Innern der Kap-Colonie ſtammt, woſelbſt ſie einen Halbſtrauch 
bildet. So unſcheinend dieſe Pflanze nun auch für den Blumenfreund iſt, 
ſo beſitzt ſie doch in anderer Hinſicht ein hohes Intereſſe, ſo daß ſie ſehr 
bald die allgemeinſte Verbreitung finden dürfte. Sie iſt nämlich das einzige 
bis jetzt bekannte Mittel gegen die in Möbeln, Kleidern, Pelzwerk ꝛc. ſo 
großen Schaden anrichtende Kleidermotte. Wir ſtehen deshalb nicht an, 
alles, was Herr Dr. Regel über dieſe ſo wichtige Pflanze in der Garten— 
flora ſagt, unſeren Leſern hier mitzutheilen. 

Die Pflanze wird 3—4“ hoch und bildet einen ſich ſtark veräſtelnden 
Strauch, mit ziemlich dickem, ſpäter durchaus kahlem, geſtreiften Stengel, 
deſſen jüngere Aeſte ſtumpf vierſeitig und wie Blattſtiel, Blatt, Blüthen— 
ſpindel und Blüthenſtielchen unter der Lupe mit kurzen Haaren bekleidet 
erſcheinen, die den Blättern ein etwas rauhliches Anfühlen verleihen. Die 
Blätter find gegenüberſtehend, geſtielt, fat herzförmig-oval und am Grunde 
ſelbſt mehr oder weniger keilförmig in den röthlichen Blattſtiel verſchmälert, 
vorn ſpitz, am Rande doppelt gekerbt gezähnt. Die kleinen blaßblauen 
Blumen ſtehen in ſpitzenſtändigen, am Grunde meiſt veräſtelten Trauben, 
die aus faſt 10⸗blumigen Scheinquirlen beſtehen. Kelch 5=lappig, der obere 
Lappen der größte, breit oval, zugeſpitzt, — die 4 untern Lappen pfriemlich— 
lanzettlich, die beiden unterſten die längſten und am Grunde verwachſen. 
Blumenkrone blaßblau, am obern Grunde geht die Blumenröhre in einen 
kurzen ſackförmigen Sporn aus. Beim Reiben beſitzen alle Theile einen 
ſtarken angenehmen Duft. | 

Dr. Regel theilt nun mit, daß er auf diefe Pflanze, die ſowohl im 
Bot. Garten zu Petersburg, wie in anderen Bot. Gärten cultivirt wird, in 
einem Privathauſe in Petersburg aufmerkſam gemacht, wo dieſelbe unter 
der Bezeichnung „Mottenkönig“ cultivirt ward. Nach den gemachten 
Mittheilungen ſollte es genügen, ein Exemplar dieſer Pflanze im Zimmer 
zu cultiviren, um alle daſelbſt befindlichen Gegenſtände vor den Angriffen 
der Motten zu ſchützen. 

In der eignen Wohnung ſtark durch Motten geplagt, die theils ſogar 
hinter den Tapeten ihren Sitz hatten, nahm Dr. Regel (vor ungefähr 
2 Jahren) ein Exemplar des Plectranthus fruticosus in's Zimmer. Seit 
jener Zeit haben die Motten ſowohl in dem Zimmer, in dem die Pflanze 
ſteht, ſo wie in den beiden angrenzenden Zimmern ſich faſt ganz verloren. 
Während früher ſolche Abends zu gewiſſen Jahreszeiten zahlreich um's Licht 
herumſchwärmten, ſah Dr. Regel fliegende Exemplare gar nicht mehr und 
nur ſelten ward eine vereinzelte Larve gefunden. 


304 


Da bekanntlich mit derartigen Pflanzen ſchon viel Schwindel getrieben 
worden iſt, ſo wurde eine größere Anzahl von Exemplaren dieſer Pflanze 
an die Mitglieder des k. k. Gartenbau-Vereins in Petersburg vertheilt und 
es muß der nächſte Sommer nun durch vielfache Erfahrungen über den 
Werth aburtheilen. d 

Speculative deutſche Handelsgärtner werden ſich gewiß bemühen, bald 
in den Beſitz dieſes Gewächſes zu gelangen, damit daſſelbe auch, wenn ſich 
ihre Eigenſchaft als Mottenvertilgerin bewährt, bei uns Verbreitung finde. 

Aralia racemosa L. var. sachalinensis Rgl. 
Araliaceæ. 

Eine hübſche Pflanze, die Herr Schmidt auf der Inſel Sachalin ge— 
ſammelt hatte und die im Bot. Garten zu Petersburg aus Samen erzogen 
worden iſt. Herr Dr. Regel ſagt, daß ſie ſich wegen der großen ſchönen 
Blätter und der 3 Fuß hohen Stengel als ſchöne Decorationspflanze auf 
Raſenplätzen empfehlen dürfte. Abgebildet Gartenfl. Taf. 432. 


(Illustration horticole, April 1864.) 
Ceropegia Gardneri Thwait. 
Stapeliaceæ. 

Wir erwähnten dieſe hübſche Art nach einer Abbildung im Bot. Mag. 
bereits im 18. Jahrg., S. 247, der Hamburg. Gartenz. Der Text in der 
Illustrat. hortic. zu dieſer auf Taf. 396 abgebildeten Ceropegia enthält 
nichts anderes, als was wir bereits mitgetheilt haben. 

Camellia Petazzi. 

Eine der reizendſten Camellien unter den regelmäßig geformten Blumen. 
Sie iſt italieniſchen Urſprungs und wird ſeit drei Jahren im Etabliſſement 
Verſchaffelt cultivirt, woſelbſt ſie alljährlich blühte. Die Blumenblätter, 
ganz regelmäßig geſtellt, ſind groß, abgerundet, leicht gekerbt, die Grund— 
farbe dunkelkirſchroth. Die Blumenblätter im Centrum ſind ein wenig heller, 
dann folgen einige Reihen, die weiß geſtrichelt und geſtreift ſind, während 
die nach der Peripherie der Blume zu ganz rein kirſchroth ſind (Taf. 397). 

Saxifraga Fortunei Hort. var. tricolor. 

Die Urform nebſt der hier genannten Varietät „tricolor“ wurde vor 
einiger Zeit durch Herrn Fortune aus Japan bei Herrn Standiſh ein— 
geführt. Sie ſteht der 8. sarmentosa L. ſehr nahe und möchte man fie 
faſt für dieſelbe halten. Die Varietät, mit ihren grün, roth und weiß ge— 
zeichneten Blättern, ähnlich denen des Pelargonium Mistress Pollack oder 
quadricolor, iſt eine hübſche Acquiſition (Taf. 398). 


(Abgebildet im Botanical Magazine, Mai 1864. 
Miltonia Regnelli Rchb. fil. 
Orchidee. 

Von Herrn Regnell in Minas Geraes in Braſilien eingeführt und 
nach dieſem vom Herrn Profeſſor Reichenbach benannt. Dieſe Art iſt 
der Miltonia spectabilis nahe, deren Blumen ſtehen jener jedoch an Schön- 
heit nach (Taf. 5436). 


Reidea glaucescens Miq. 
(Eriococcus glaucescens Zoll.) 
Euphorbiace«. 

Ein neuer Warmhausſtrauch von Siam, in Kew Garten eingeführt 
durch Herrn Th. Chriſty. Derſelbe empfiehlt ſich durch zierlichen Ha— 
bitus, regelmäßig zweizeilig-geſtellte Blätter, die auf der Unterſeite blau— 
grün ſind, zahlreiche kleine grüne herabhängende Blumen an rothen Blüthen— 
ſtengeln, die eine lange Dauer haben. (Taf. 5437). 

Vieussieuxia fugax de la Roche. 
(Mora fugax Jacg.M. vegeta Jacg. M. edulis Gawl. Iris longif. Vahl.) 
Iridacex. 

Dieſe niedliche Iridee wurde zuerſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts von 
Herrn Loddiges zu Hacknay vom Vorgebirge der guten Hoffnung einge— 
führt, ſcheint jedoch gänzlich wieder aus den Sammlungen verſchwunden ge— 
weſen zu ſein, bis ſie im vorigen Jahre von Herrn Cooper wieder ein— 
geführt wurde. 

Dieſe Art hat breitere Blätter als die meiſten anderen Arten und die 
Blumen ſind äußerſt zart in Farbe und Zeichnung. Die Grundfarbe der 
Blüthentheile iſt blaßlila und die drei Blumenblätter, die breiter ſind wie die 
Kelchblätter, ſind dicht am Grunde mit einem dunkelgelben Fleck gezeichnet. 
(Taf. 5438). 

Scutellaria Costaricana H. Wendl. 
Labiatæ. 

Von den bekannten ſchönen Arten Scutellaria, als: S. cordifolia, 
incarnata, Ventenatii und villosa iſt die oben genannte ganz verſchieden 
und zugleich wohl die ſchönſte. Ihre Schönheit bezieht ſich auf die großen, 
zahlreichen Blumen, die über 2½ Zoll lang und brillant ſcharlachroth ge— 
färbt ſind, mit einem goldgelbem Schlunde. Sie ſtammt von Coſta Rica 
und wurde vom Hofgärtner Herrn H. Wendland eingeführt. (Taf. 5439). 

Eranthemum crenulatum Wall. var. grandiflorum. 
(Justicia latifolia Vahl, E. diantherum Bl., Justicia Honamoorensis 
Hort. Madrid., J. orbiculata Wight). 

Acanthacex. | 

Eine hübſche großblumige Varietät des Eranthemum crenulatum 
von Moulmain, mit zart blaßlilafarbenen Blumen und großen glänzend 
grünen Blättern. (Taf. 5440). 

Dendrobium luteolum Batem. 
Orchideæ. | 

Bon Sim Bateman in Gardners Chron. 1864, ©. 269, bereits 
beſchrieben. Dieſe hübſche Art wurde von Rev. C. S. Pariſh von Moulmair 
bei Herrn Low eingeführt. Mit Ausnahme einiger weniger rother Streifen 
ſind die Blumen ganz gleichförmig hellgelb. Dieſelben ſind über 2 Zoll im 
Durchmeſſer und ſtehen in kurzen ſeitenſtändigen Rispen. (Taf. 5441). 

Alstremeria Caldasii Humb. 
(Bomarea Caldasiana Herb.) 
Amaryllidaceæ. 
Eine ſehr niedliche Art, unlängſt durch Herrn Veitch von Quito ein— 
Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 20 


306 


geführt, und daſelbſt zuerſt von Humboldt und Bonpland entdeckt. Wie die 
meiſten Arten der Gattung Alstrœmeria dürfte auch dieſe Art unſere 
Winter im Freien unter leichter Bedeckung aushalten. Die Blumen ſind 
goldgelb und die Blumenblätter auf der inneren Fläche purpur-punktirt. 
(Taf. 5442.) 
Waitzia corymbosa Wendl. 
(Leptorhynchus suaveolens Benth. Morna nivea Lindl.) 
Compositæ. 

Dieſe hübſche einjährige Strohblumenart ſtammt vom Schwanenfluſſe 
in Auſtralien, wo ſie ſchon früher von Dr. Preiß gefunden worden iſt, 
und zwar dieſelbe Art mit verſchieden gefärbten Blumen. Dr. Lindley 
hat die rein weißblühende Form unter dem Namen Morna nivea beſchrieben. 
Eine andere Form hat roſafarbene und eine dritte goldgelbe Blumen, 
ſämmtliche gehören aber einer und derſelben Art an. Bei allen Formen 
ſind die Scheibenblüthen jedoch gelb. Wie die Varietäten des bekannten 
Helichrysum bracteatum dürften auch die der oben genannten Pflanze 
eine Zierde unſerer Blumenbeete ſein. (Taf. 5443.) 

Dendrobium barbatulum Lindl. 
(Dendrobium Fytchianum Batem.) 
Orchideæ. 

Unlängſt durch Herrn Pariſh von Moulmain bei Herrn Low zu 
Clapton eingeführt. Früher ſcheint dieſe Art ſchon bei Herrn A. Turner 
zu Pendlebury-Houſe geblüht zu haben, und hat ſie Herr Bateman, der 
ſie für neu hielt, in Gardners Chronicle d. J., S. 100, als D. Fytchianum 
beſchrieben (ſiehe Hamburg. Gartenztg. Heft 5, S. 229 d. Jahrg.). Es 
iſt eine ſehr liebliche Art. (Taf. 5444.). 

Echinocactus Scopa Lk. et Otto. 

Tafel 5445 des Dot. Mag. bringt die Abbildung diefer in allen Gärten 
hinlänglich bekannten hübſchen Cactus-Art, auf die näher einzugehen wir 
für unnöthig halten. 

| Dendrobium infundibulum Lind]. 
Orchidee. 

Ebeufalls eine ſehr ſchöne Dendrobium-Art von Moulmain, die durch 
Herrn Low von dort eingeführt und von demſelben als D. Moulmeinense 
verbreitet worden iſt. Die Blumen ſind groß, faſt 4 Zoll im Durchmeſſer, 
rein weiß, mit einem großen gelben Fleck auf der Lippe. (Taf. 5446.) . 


„ 


Dahlia imperialis. 


Dieſe im verfloſſenen Frühjahre in dieſer und andern Gartenſchriften 
ſo vielfach beſprochene diesjährige Novität auf dem Pflanzenmarkt, deren 
einziger Fehler darin beſtehen ſollte, daß ſie eben erſt im Herbſte ihren 
Blüthenreichthum enlwickelt, und deshalb ſogar von einer Seite aus als 
eine ganz werthloſe Pflanze verworfen, oder wenigſtens der Verſuch 
gemacht wurde, ihr jeden Eintritt als Florblume in unſere Gärten abzu— 


307 


ſchneiden, hat aber bei alledem ſich ſelbſt jetzt ſchon das beſte Zeugniß erwor— 
ben. Bereits im Anfang April zeigten ſich bei einer von mir im Januar 
in Topf gepflanzten und darin cultivirten Pflanze bei einer Höhe von 1—2 Fuß 
kräftige Knospen, die ſich fort und fort regelmäßig entwickelten, und Anfang 
Mai hatte ich die Freude, einige Blumen ſich vollkommen entfalten zu ſehen, 
wenn eben auch das Exemplar durch die Cultur im Topfe, und noch in den 
Wintermonaten, eben nur ein ſchwächliches war, und deshalb auch nur einige 
Blumen zur vollen Entwickelung brachte, ſo war mir ja Hauptſache, nur 
den Beweis zu erhalten, daß ſie nicht allzuſchwer und ſpät blüht, und dies 
habe ich hierdurch erreicht gehabt. Abſichtlich habe ich es aber unterlaſſen, 
bisher öffentlich hierüber Mittheilungen zu geben, um gewiſſen Perſönlich— 
keiten den Glauben zu benehmen, ich ſuche hierdurch das für mich unter— 
grabene Geſchäft neu zu beleben. Ich habe mich von Anfang an beim An— 
kaufe dieſer Novität nur durch die von dem allgemein geachteten Herrn 
Ortgies in Zürich gegebenen Mittheilungen gebunden und war in Folge 
deſſen überzeugt, daß dieſe Pflanze auch empfehlenswerth ſei, und jede gute 
Pflanze findet trotz aller Anfeindungen ſtets ihren Weg, und ſo hoffte ich, 
daß dies auch hier der Fall ſein werde; jetzt, nachdem dieſe Mittheilung 
keinen Einfluß mehr auf das Geſchäft hat, ſtehe ich nicht mehr an, was ich 
bis jetzt darüber ſagen kann, auch öffentlich zu ſagen. 

Die Blüthenknospen entwickelten ſich zuerſt an der Spitze der Pflanze 
und wurden durch die in den Blattwinkeln entſtehenden neuen Triebe und 
Knospen vermehrt, ſo daß man hieraus ſchon entnehmen konnte, daß ſich 
bei Freilandcultur eine ſchöne Pyramide, ganz wie ſie die von Herrn Ortgies 
mir gebrachte Abbildung zeigte, entwickeln würde, die Blume ſelbſt behält 
die Form zwiſchen einer Campanula- und Lilium-Blüthe, von reinſten 
Weiß, die einzelnen weißen Strahlenblumen mit einer ſcharf markirten 
ſchönen carmoiſinrothen Ader verſehen, die durch die rein goldgelben Cen— 
tralblumen ſehr gehoben werden. Die von mir ſeit Mitte Mai im freien 
Lande cultivirte Pflanze entwickelt ſich mit voller Ueppigkeit und gleicht bis— 
lang ſehr der Aralia spinosa, ſowohl in Form der Blätter, als in ihrem 
ganzen Bau, und wurde die Pflanze mehrfach von Beſuchern meiner Gärt— 
nerei für eine ſolche gehalten. Da nun die Aralia spinosa von den 
meiſten Blumenfreunden als eine hübſche decorative Pflanze anerkannt wird, 
ſo wird Herrn Heinemann's Anſicht, nach der dieſer Dahlia jeder deco— 
rative Werth abgeſprochen wird, widerſprochen. 

Der ganze jetzige Habitus der bei mir im freien Lande ſtehenden Pflanze 
giebt mir nach meiner bisherigen Beobachtung die feſte Ueberzeugung, daß 
innerhalb 2—3 Wochen die Knospenbildung eintreten werde und die Pflanze 
demgemäß ca. Ende Juli oder Anfang Auguſt in Blüthe ſtehen wird, wo 
dann Befruchtungen mit unſeren neueſten und beſten Georginen gemacht 
werden ſollen, um vielleicht auch hierdurch zu neuen Spielarten zu gelangen. 
Jedenfalls werde ich die bisher beobachteten verſchiedenen Verſuche über die 
Cultur dieſer Pflanze bis zum Herbſt fortſetzen und im nächſten Frühjahre 
das Reſultat und die beſte Culturmethode der Pflanze mittheilen, für jetzt 
aber kann ich ſchon ſo viel darüber ſagen, daß es eben nur einer ſehr ge— 
ringen Mühe und Abwartung bedarf, um dieſe als ſo ſpät blühend geſchil— 

20* 


308 


derte Pflanze ganz zeitig zur Blüthe zu bringen, und deshalb ſelbſt bei 
ungünſtigen Herbſten zu einer ſchönen und decorativen Pflanze zu erzielen, 
die jedem Garten zur Zierde gereichen wird. 

Erfurt, Mitte Juni 1864. W. Bahlſen. 


— e — 


Ueber das Frühtreiben der Gurken. 


Um Gurken frühzeitig zu haben, beginnt man bereits Mitte December 
mit der Ausſaat und bedient ſich hierzu nicht zu friſcher Samen, am beſten 
2—3 jähriger. Die zum Frühtreiben geeignetſte Sorte iſt die ſoge— 
nannte kleine ruſſiſche oder frühe Trauben- oder Bouquet-Gurke, wenigſtens 
habe ich dieſe ſtets mit Vortheil verwendet. — Man legt die Gurkenkerne 
in mit einer leichten ſandigen Erde angefüllte Töpfe, etwa ½ Zoll tief, 
und ſtellt die Töpfe dann unweit des Heizkanals des Warmhauſes, wo ſie 
bei zwedmäßigem Begießen in etwa acht Tagen auflaufen. Nach vierzehn 
Tagen werden die jungen Gurkenpflanzen ſtark genug ſein, um verpflanzt 
werden zu können, man nimmt ſie dann behutſam aus den Samentöpfen 
und pflanzt ſie einzeln in kleine Töpfe, jedes Pflänzchen bis an ihre Samen⸗ 
blätter, und giebt ihnen dann einen recht warmen Standort, um ſie in 
gutem Wachſen zu erhalten. 

Mitte Januar werden die Pflanzen auf ein für ſie hergerichtetes Miſt⸗ 
beet gepflanzt, deſſen 6—8 Zoll hohe Erdlage aus drei Theilen leichter 
Lauberde und einem Theil kräftigen, gut verrotteten Pferdedung beſtehen muß. 
Unter jedes Miſtbeetfenſter kommen 4 Pflanzen neben einander zu ſtehen. 

Die Temperatur des Beetes ſucht man durch Dungumſätze auf 22— 
26“ R. zu erhalten. 

Haben die Gurkenpflanzen nun 5—6 Glieder getrieben, jo kneipt man 
dieſe bis auf eins ab und leitet die ſich dann ſpäter entwickelnden Ranken 
ſo, daß ſelbige ſich über das ganze Beet verbreiten. 

Gelüftet wird das Miſtbeet bei trüber Witterung nicht, bei heller 
Witterung lüfte man jedoch von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmit⸗ 
tags, und je nachdem es die Witterung erlaubt, wird ſpäter den Pflanzen 
täglich mehr oder weniger Luft gegeben und etwa Ende Mai, wenn die 
Witterung günſtig, werden die Fenſter gänzlich abgehoben. 

Schatten wird nur gelegt nach dem Auspflanzen der jungen Gurken⸗ 
pflanzen, und auch dann nur, wenn ſelbige welken ſollten. 

Das Begießen muß mit erwärmtem Waſſer geſchehen, und zwar ent: 
weder des Morgens nach dem Aufdecken oder Abends vor dem Zudecken der 
Käſten, hierbei darf aber weder der Stamm noch die Früchte befeuchtet 
werden, weil erſterer leicht fault und letztere leicht fleckig werden. 

Tritt ein ſanfter warmer Regen ein, ſo kann man die Fenſter von 
den Beeten für eine kurze Zeit abheben, denn der Regen iſt den Pflanzen 
von großem Vortheil. 

Beim Ausbilden der Früchte bedeckt man die Oberfläche des Miſtbeetes 

mit Moos, daſſelbe verhindert, daß die Früchte nicht ſo leicht fleckig werden 
(Borgetrag. im Ver. Horticultur in Hamburg von L. ©.) 


309 


Dieſer Frühtreibmethode der Gurken möchten wir noch ein anderes 
Verfahren, Gurken zu ziehen, folgen laſſen, wie ſolches Herr Pfarrer 
Stetefeld in Hörſelgau in den Fr. Blätt. beſchreibt. „Auf ein Beet von 
4 Fuß lege man zu beiden Seiten / F. vom Wege ab Gurkenkerne. Die 
beſte Zeit dazu iſt, wenn die Apfelbäume blühen. Wenn die Gurken an— 
fangen zu ranken, laſſe man nur jo viele Pflanzen ſtehen, daß ſie / F. 
oder auch ¼ F. von einander entfernt find, behäufele dieſelben, indem 
man die Erde aus der Mitte des Beetes hervorzieht, ſo daß in der Mitte 
eine Mulde entſteht. Nun ſtecke man ſtarke Reife von der einen Reihe der 
Gurken zur anderen feſt ein, fo daß der Halbmeſſer der Bogen etwa 1½ F. 
beträgt. Die Bogen etwa 4 F. von einander entfernt; auf dieſe Bogen 
binde man 6 Stangen oder ſchmale Latten mit Bindfaden oder Drath, 
leite die Gurkenranken darauf, wenn ſie länger werden, binde ſie mit Baſt 
oder Bindfaden an und behäufle dann die Gurken noch einmal von außen. 
Iſt das Geſtell ganz bewachſen, was ſehr bald der Fall ſein wird, ſo 
ſchneide man die Ranken, die hineingehen nach der Erde zu, ſo wie die, 
welche nach beiden Seiten in die Wege wachſen, ab. 

Dieſe Art, die Gurken zu ziehen, hat folgende Vortheile: 

1) die Gurken wachſen viel ſchneller und ſetzen mehr Früchte an, weil 
ſie mehr Luft und Sonne haben. 

2) die Früchte bleiben auch bei Regenwetter ganz rein und werden 
nicht von Schnecken und Würmern angefreſſen. 

3) Man kann die Gurken ſehr leicht fördern und abnehmen, indem 
man ſieht, wenn man von beiden Seiten in den hellen Cylinder hinein— 
ſchaut, in dem die Gurken alle herunterhängen. 

Wer nur einen kleinen Garten hat, der ziehe an einer Wand die Gur— 
ken an Erbſenreiſern, was auch ſehr zweckmäßig iſt. Auch an Bohnenſtangen 
ziehe ich Gurken, was beſonders in naſſen Jahren ſehr gut iſt und ſchöne 
Früchte liefert. Man windet die Ranken um die Stangen herum und 
bindet dieſelben an. i 


— 


Das Johannisbrot (Ceratonia Siliqua.) 


Der Johannisbrot-Baum, Ceratonia Siliqua, feit 1570 nach Loudon 
bekannt, wächſt häufig in der Levante, an der ganzen Küſte des mittel— 
ländiſchen Meeres, und wird von den Arabern „Charroub“ genannt, aus 
welchem Worte die Engländer die Bezeichnung Carob-Baum hergeleitet 
haben. Mehrere Schriftſteller halten dieſen Baum für den Heuſchrecken— 
Baum der heiligen Schrift und in Spanien, wo man deſſen Früchte genießt, 
heißt er St. Johannisbrot. Die Frucht der Ceratonia iſt eine weiche, 
ſüße, breiartige Schote. Arme Leute und Kinder, welche die Früchte als 
Nahrung eſſen, befinden ſich ganz geſund darnach, Thiere welche damit ge— 
füttert, werden fett und ſind geſchätzt wegen ihres feſten und ſaftigen 
Fleiſches. In Egypten bereitet man aus den Früchten ein erfriſchendes, 
ſchleimiges Getränk und einen ſehr guten Branntwein. — Chevalier, der 


310 


die Frucht, die flach, braun und 4 —6 Zoll lang ift, neueſter Zeit analyſirt hat, 
hat gefunden, daß ſie Waſſer enthält, ferner eine Art vegetabiliſchen Eiweiſes, 
dann eine Art Gummi, Cellenſtoff, eine kleine Quantität Fettſtoff, Harz, 
Eſſigſäure, vielleicht durch die Fermentation des Zuckerſtoffes entſtehend, eine 
Säure analog der Aepfelſäure, etwas unkryſtalliſirten Zucker, mehrere Salze, 
Phosphate, Chlorid, ſchwefelſaures Salz, Kalk und Spuren von Kieſelerde 
und Eiſenoryd. — Herr Jules Prévot, von dem dieſe Mittheilungen 
über den Johannisbrotbaum herrühren und in „les Mondes“ und in 
Gardner's Chronicle veröffentlicht worden ſind, ſagt, daß das Johannisbrot 
ein vortreffliches Surrogat für den unſchmackhaften und der Geſundheit ſo 
nachtheiligen Cichorien ſei; geröſtet und gemahlen ebenfalls ein vortreffliches 
Nahrungsmittel abgebe, das keine Zuthat von Zucker erfordert und das zu ſehr 
billigen Preiſen würde an den Markt gebracht werden können. Caffee, als 
aufregend und Schlaf vertreibend und durch andere nachtheilige Eigenſchaften 
bekannt, dürfte ſich ſehr gut durch einen Aufguß geröſteter Johannisbrot— 
baumfrüchte erſetzen, der zugleich ſtärkende und beruhigende Eigenſchaft beſitzt. 
Im Magen erzeugt ein ſolcher Aufguß eine wohlthuende Wärme und hat 
durchaus keine Wirkung auf den Schlaf, weder für noch gegen. Seiner 
nahrhaften Eigenſchaften wegen iſt es als Nahrung für Kinder ſehr zu 
empfehlen. 


> ge3rSE r-—— 


Eine botaniſche Excurſion in's Nieſengebirge vom 26. bis 
29. Juni 1863. 
Von H. R. Göppert. 
(Schluß.) 

Flechten krönen ihre Gipfel (Ramalina, Bryopogon, Borrera, Ce- 
traria glauca) und mit ihrem Erſcheinen iſt ihr Längenwachsthum ziemlich 
beendigt, daß der Seitenäſte beginnt. Die unterſten, umgeben von ſtets 
feuchten Sphagneten und Cetraria islandica fangen an Wurzel zu ſchlagen, 
worauf ſie ſich erheben, weiter wachſen, ſo daß der alte Stamm von einer 
größeren oder geringeren Zahl von jüngern oder ſecundairen Stämmchen wie 
von einzelnen kleinen Pyramiden umgeben erſcheint, die aber alle, wovon 
man ſich leicht überzeugen kann, auf die angegebene Weiſe aneinander ge— 
kettet erſcheinen, und außer der Hauptwurzel noch ringsum von den von Aeſten 
ausgehenden Wurzeln in der Erde befeſtigt ſind. Wir ſahen hier wie auch 
ſpäter noch auf dem Kamme mitten im Knieholz Stämme, die ſich mit ihren 
auf dieſe Weiſe zu Bäumen umgewandelten Aeſten auf einen Raum von 
30 —40 F. Umfang ausdehnten. Ohne alle und jede Fruchtentwickelung 
vermag eine ſolche Fichtenfamilie ein Alter von 150 — 200 Jahren zu er: 
reichen, ehe ſie abſtirbt, entrindet und wettergebleicht allmälig der Verweſung 
anheimfällt. Die Stämmchen zeigen oft ein überaus geringes Wachsthum. 
Ein Stämmchen von 11 Zoll Höhe und 4 Lin. Durchmeſſer 100 F. unter 
dem Gipfel der Schneekoppe war nichtsdeſtoweniger 20 Jahre alt, ein an⸗ 
deres von 2 F. Höhe und 10 Lin. Durchmeſſer 80 Jahr. Die Jahresringe 


311 


laſſen ſich nur mittelft des Microſkops unterſcheiden und werden oft nur 
durch 3 Zellenreihen gebildet. Auf der Südſeite, bei völlig freiem Rande, 
erſcheinen ſie weiter als auf der Nordſeite, daher die Bäume als eben ſo 
viele Magnetuadeln zu benutzen, wie dies übrigens auch bei vielen andern 
Bäumen angetroffen wird. Das Knieholz Pinus Pumilio, Hänke, richtiger 
Pinus montana Mill. Pumilio, deſſen untere Grenze an den von uns zu 
ſchildern den nördlichen Abhängen ziemlich gleichförmig zwiſchen 3400 —3600 F. 
anzunehmen iſt, bietet nicht weniger merkwürdige Vegetationsverhältniße dar. 
Anfänglich wächſt der junge Stamm aufrecht, bald aber werden die Aſtquirle 
unregelmäßig, die Aeſte legen ſich und wachſen merkwürdig excentriſch, fo 
daß alte Stämme mit ihren zahlreichen auch häufig wurzelſchlagenden Zweigen 
oft runde Vegetationsmaſſen von 60 F. Durchmeſſer bilden, welche ſich ins— 
beſondere von Höhenpunkten ſehr maleriſch ausnehmen. Die Hauptzweige 
legen ſich nieder und nur die Seiten, aber namentlich die Endtheile, richten 
ſich auf. Mooſe und Flechten (die zierliche Cefraria Pinastri, C. glauca) 
umkleiden ihre Aeſte und halten es wie den darunter befindlichen durch ihre 
Zerſetzung gebildeten Moor beſtändig feucht, und regeln ſomit den Abfluß 
der unter dieſem Schutze entſpringenden Quellen, die alsbald verſiegen und 
eine völlig trockene Fläche zurücklaſſen, wenn, wie dies leider zu häufig 
geſchieht, die Zweige in ihrem Centrum abgehauen und ſo der Stamm ver— 
nichtet wird. Schon ſeit einer Reihe von Jahren ſucht man wenigſtens auf 
ſchleſiſchem oder gräflich Schaffgotſch'ſchem Gebiete der bisherigen rückſichts— 
loſen Verwüſtung dieſer Zierde der Sudeten Einhalt zu thun, die ſich auch 
nur zu bald durch Sterilität der Flächen und Höhen rächt und die Waſſer— 
armuth des Gebirges von Jahr zu Jahr vermehrt, welche ohnedies ſeine 
ſonſtige Schönheit auf das Empfindlichſte beeinträchtiget. Das Alter, welches 
das Knieholz erreicht, iſt eigentlich nicht bedeutend und geht ſelten über 300 
Jahre hinaus, vor welcher Zeit ſie ſchon anfangen kernfaul zu werden. 
Stämme von 4 — 5 Zoll Durchmeſſer mit 170 Jahresringen gehören ge: 
genwärtig ſchon zu den Seltenheiten. Der ſtärkſte Stamm, den ich je be— 
obachtete, hatte 7 Zoll Durchmeſſer mit 350 Jahresringen. Junge Stämmchen 
ſieht man äußerſt ſelten, daher es auf unſerm Rieſengebirge als ein aus— 
ſterbendes Gewächs zu betrachten iſt, wenn nicht alles geſchieht, um ſeine 
Erhaltung und Fortpflanzung zu befördern. 

Auf der ſchwarzen Koppe etwa in 4000 F. erreichten wir ſeine obere 
Grenze. Das Erſteigen des Koppenkegels ſelbſt beginnt. Er beſteht aus 
coloſſalen dicht mit Flechten bedeckten Granit: und Glimmerſchlefertrümmern, 
zwiſchen denen jedoch es bis zum Gipfel hinauf, alſo bis zu 4938 ½ F. Höhe, 
nicht an vegetationsreichen Raſenpartien fehlt, deren Grundlage ſichtlich überall 
noch zum Theil erhaltene Flechten und Mooſe bilden, wie man ſich denn 
auch nirgends mehr von dem Urſprung der Vegetation und der zu ihrer 
Entwickelung erforderlichen Dammerde unterrichten kann, als auf hohen Bergen, 
von welchen gewiß überall die Verbreitung der Pflanzen in die Ebene ausging, 
nicht umgekehrt, wie demohnerachtet ſogar von Lyell und Forbes behauptet 
worden iſt. Die Vegetation der Kryptogamen iſt es namentlich, die im 
Verein mit dem Waſſer und der darin und in der Luft enthaltenen Kohlen— 
ſäure, unterſtützt von den Abwechslungen der Temperatur, Hitze und Froſt, 


312 


an der allmäligen Zertrümmerung unſeres feldſpathreichen Gebirges arbeitet, 
zugleich aber auch die Bildung von Dammerde bewirkt, wovon jedes insbeſon⸗ 
dere mit Flechten bedeckte Geſtein Zeugniß giebt. Kaum findet ſich eine 
Partie, die nicht mit dieſer Vegetation bedeckt wäre. Offenbar wird unter 
dem Einfluße des Waſſers, des Sauerſtoffes und der Kohlenſäure zuerſt die 
Verbindung zwiſchen der kieſelſauern Thonerde und dem kieſelſauern Kali 
aufgehoben. Das kieſelſaure Kali nimmt der Thonerde einen Theil ihrer 
Kieſelerde und verwandelt ſie in einfach kieſelſaures Kali, welches vom 
Waſſer ausgelaugt und durch Wurzelſpitzen den Pflanzen mitgetheilt wird, 
worauf die an Kieſelſäure ärmer gewordene Thonerde Waſſer an ſich zieht 
und ſich hierdurch in doppeltwaſſerhaltige zweifach kieſelſaure Thonerde oder 
in Kaolin verwandelt. Die Erfolge dieſer Wirkung kann man ganz beſonders 
ſchön an den Kruſtenflechten dieſer Höhen, wie Parmelia stygia und encausta, 
ſehen, indem ſich auf der unteren Fläche die Quarzſtückchen und Glimmer⸗ 
blättchen noch in der natürlichen Lage des Granit, Glimmer oder Gneis— 
geſteins befinden, während der zwiſchen ihnen einſt befindliche Feldſpath ent- 
weder fehlt oder in eine weiche kaolinartige Maſſe verwandelt worden iſt. 
Auf dieſen nun allmählig zerſetzten Flechten ſiedeln ſich Mooſe an, die auch 
durch ihre Wurzelſpitzen eine ähnliche Wirkung ausüben, meiſt vermöge ihres 
lateralen Wachsthums in mehr oder minder dichten Raſen wachſen, und 
ſomit vereint nun die Baſis für Phanerogamen bereiten. In unſerem Ge— 
birge, wo wegen ſeiner nicht bis zum völligen Verſchwinden der Vegetation 
reichenden Höhe eine ſo ſtreng getrennte Aufeinanderfolge nicht wie in den 
Hochalpen wahrzunehmen iſt, kommen eben deswegen Flechten und Mooſe 
mit Phanerogamen vermiſcht auf die angegebene Weiſe vor, doch iſt es 
wohl zur Vervollſtändigung des Vegetationsbildes nicht unintereſſant, hier 
die Flechten und Mooſe zu erwähnen, die wegen ihres häufigen Vorkommens 
bei uns in dieſer Hinſicht beſonders einflußreich ſind: 

Alſo von Flechten Cladonia gracilis, Cl. coccifera und Cl. belli- 
diflora FIk. (Corallenmoos der Gebirgsbewohner), erenulata Hoffm., un- 
cinata Hoffm., die weitleuchtende Cl. vermicularis b. taurica, Cl. eris- 
pata Whl., Stereocaulon tomentosum Flk., Lecanora ventosa Ach., 
Biatora icmadophila, Sphærophorus fragilis, Cetraria islandica, 
Cornicularia aculeata, Solorina crocea, die an Farbeſtoff fo reichen 
die Geſteine dunkel färbenden Gyrophora-Arten, beſonders polyphylla 
Ach., cylindrica, Parmelia saxatilis und b. omphalodes, P. stygia, 
encausta u. ſ. w., endlich die Zierde der Felſen, die ſchon von der Höhe 
von 3000 F. an vorkommende grün- ſchwarze Lecidea geographica und 
das allbekannte Veilchenmoos, Chroolepus Jolithus, eine hellbraunrothe 
Alge. Von Mooſen oft in 1—2 F. tiefen Raſen kommen hier in Betracht: 
Sphagnum-Xrten auf und zwiſchen Felſen und Knieholz, Sph. acutifolium 
Ehrh., fimbriatum, cuspidatum Ehrh., subsecundum N. ab E. 
squarrosum Pers., rigidum Schimp., cymbifolium, compactum Lind- 
bergii Schimp., Polytrichum alpinum Dill., juniperinum Hdw., com- 
mune Hedw., gracile Menz., Dicranum undulatum, scoparium, fal- 
catum, Starkeanum, Grimmia leucophæa Grev., contorta, ovata, 
Racomitrium canescens, lanuginosum, sudeticum, Andr&ea ru- 


313 


pestris, Ceratodon purpureus, Hypnum sarmentosum, exannulatum, 
molle, alpestre, molle, arcticum, pallescens und H. uncinatum, 
Bryum cœspiticium u. f. w. | 

Bon Phanerogamen fanden wir von 3600 %. bis zum Gipfel der 
Koppe: Festuca duriuscula variet. vivipara, eine auch auf den Alpen 
überall verbreitete Form, Festuca varia Hk., Phleum alpinum, Poa 
laxa Hk., Carex atrata L., C. rigida Good., hoch oben auch Luzula 
spicata, Juncus trifidus, zahlreiche Formen von der zu unſerem Bedauern 
noch nicht blühenden Soyera grandiflora, Hieracium alpinum und H. 
Halleri, Tussilago alpina, Gnaphalium supinum, Veronica belli— 
dioides, Primula minima, Thesium alpinum, Sedum repens Schleich,, 
Anemone alpina, Potentilla aurea, Galium saxatile Lin., Lyco- 
podium alpinum, alles wahre Repräſentanten unſerer ſubalpinen Vege⸗ 
tation, neben Vorgebirgspflanzen, wie Avena flexuosa, Thalictrum aqui— 
legifolium, Lychnis diurna Sibth., Prenanthes purpurea u. a. wie 
mit Pflanzen der Ebene, Nardus stricta, einem überaus merkwürdigen 
durch ſeine ſeitliche Sproſſenbildung überall in Sümpfen und Mooren feſten 
Boden gründenden Graſe, Anthoxanthum odoratum, Aira cæspitosa, 
Molinia coerulea, Poa annua, Polygonum Bistorta, Rumex Acetosa, 
arifolius, Campanula rotundifolia L., den Vaccinien V. Myrtillus, 
Oxycoccus, uliginosum, weniger häufig Vitis idea; Calluna vulgaris, 
Alchemilla vulgaris, Silene inflata, welche auch in der Schweiz und in 
deutſchen Alpen faſt überall ſich bis zur allgemeinen Grenze der Phanero— 
gamen erhebt, Taraxacum officinale, Solidago Virga aurea, Achillea 
Millefolium magna Autor. mit größeren meiſt rothen Blüthenköpfchen 
und ſchwärzlichen Hüllblättchen, Wirkung der höhern Lage und intenſiveren 
Einwirkung des Lichtes, wie ſie ſich auf den Alpen und noch mehr in nor— 
diſchen Gegenden auch bei andern Blüthen geltend macht, bei uns noch 
durch dunkleres Colorit faſt bei allen oben genannten Gräſern, dann bei 
Alectorolophus pulcher Schumm. (Bergform v. A. major), bei Cine- 
raria crispa crocea wie auch bei Chærophyllum hirsutum bemerken läßt. 

Bei Hieracien, Solidago Virga aurea beginnt eine andere Eigen— 
thümlichkeit der echten Alpenpflanzen, die Vergrößerung der Blüthenköpfchen 
und Blüthenkronen, welche freilich wegen der geringen Höhe unſeres Gebirges 
nur wenig hervortritt. 

Um 1 Uhr erreichten wir den Gipfel der Koppe. Die ungewöhn— 
liche Klarheit der Atmoſphäre geſtattete die ſchönſte Ausſicht in Nah und 
Fern. Nirgends tritt wohl der alpine Charakter des Rieſengebirges ſo 
überzeugend hervor wie hier. Die von tiefen Schlünden umgürteten baum— 
leeren Kämme der Alpen, von welchen ſich die wie aus Steintrümmern 
gebildeten hohen Piks erheben, wiederholen ſich hier, wenn auch in etwas 
verjüngtem Maaßſtabe, da hier weder von einer unteren noch oberen Schnee— 
grenze, geſchweige gar von Gletſchern die Rede iſt; doch wird auch die 
lebhafteſte Erinnerung an dieſe freilich über alle Beſchreibung großartigen 
Gebilde die Erhabenheit des Standpunktes nicht verkennen, der hier den 
Blick in den über 2000 F. tiefen äußerſt jähen Abſturz des Gebirges in 
den Rieſengrund und der Abfall des lang hingedehnten trümmerreichen 


314 


Koppenkegels nach dem Seifengrund hin gewährt. Den Gipfel der Koppe 
ziert die nirgends weiter im Gebirge vorkommende Veronica bellidioides, 
die nur etwa ein Paar hundert Fuß noch herunterſteigt. Außerdem kommen 
wohl an 30 Phanerogamen noch auf demſelben vor, unter ihnen mehrere der 
ſchon oben genannten auf dieſe Höhen ſteigenden Pflanzen der Ebene, wie 
Anthoxanthum odoratum, Aira cæspitosa, Bellis perennis, Alche- 
milla vulgaris, ſehr niedergedrückte Form, Polygonum Bistorta, Tarax- 
acum, Solidago, Ranunculus acris, Silene inflata und Rumex Acetosa. 

Das vortreffliche, von dem unternehmenden, für alle Bequemlichkeiten 
der Reiſenden beſtens ſorgenden Hrn. Sommer errichtete Hötel gehört auch 
mit zu den Annehmlichkeiten, wie ſie in ſolchem Grade auf der ganzen 
Bergkette nicht mehr gefunden werden. Nach gehöriger Reſtauration ſtiegen 
wir herab, ein Theil der Geſellſchaft mit dem orts- und ſachkundigen Hrn. 
Müncke in den 2000 F. tiefen Rieſengrund, um auch die dortige Flora 
noch in den Kreis unſerer Beſtrebungen zu ziehen, die Andern unter meiner 
Leitung auf den am Fuße der Koppe ſich ausbreitenden Koppenplan (4290 F.) 
und die ſich daran ſchließende weiße Wieſe von faſt gleicher Höhe über dem 
Meere, der größten etwa / Meile langen und breiten, wieder mit Knie— 
holzgruppen bewachſenen Hochebene der Sudeten, die durch ihren Pflanzen: 
reichthum unſer beſonderes Intereſſe in Anſpruch nahm. Vorzugsweiſe ſind 
es hier die Hieracien (Hieracium alpinum, Halleri, sudeticum Sternb., 
pallescens W. et Kit., anglicum Fr., nigrescens W., prenanthoides 
Vill.), welche hier ſpäter etwa von Mitte Juli bis Mitte Auguſt erblühen 
und einen Formenreichthum entwickeln, wie ich ihn niemals in den Alpen 
geſehen habe, ſo daß ich grade dieſes Vorkommen als eine der Eigenthüm— 
lichkeiten unſerer Rieſengebirgsflora bezeichnen möchte. 

Das ſehr trockene Frühjahr hatte nicht eben günſtig auf die Entwicke— 
lung der Vegetation eingewirkt, wir wandten uns daher bald nach dem 
quellenreichen zwiſchen 4147—4278 F. abwechſelnd hochliegenden Lahnberge, 
der ſich nach den beiden einzigen auf dem Rieſengebirge befindlichen Gebirgs— 
ſeen, dem ſogenannten großen und kleinen Teiche, hinabſenkt und zwar zu— 
nächſt nach dem letzteren in 3590 F. Seehöhe. 

Auf dieſem Wege wurden beſonders auf den feuchten, mit vielen der 
oben genannten Mooſe, namentlich Sphagnum rigidum var. compac- 
tum 2c. bewachſenen Stellen, ſowie an dem Urſprunge der zahlreichen Quellen 
faſt alle hier vorkommenden Hochgebirgspflanzen größtentheils in blü— 
hendem Zuſtande gefunden, mit Eriophorum alpinum, cspitosum in 
großen hervorſtehenden Raſen, Scirpus cbespitosus, Juncus filiformis, 
Carex limosa, stellulata, Leucoglochin u. a., Veratrum album b. 
Lobelianum (wir beſitzen nur die grüne blühende Varietät), Luzula 
sudetica, albida var. bella, Streptopus amplexifolius, Allium sibiri- 
cum, Orchis albida, Salix lapponum, silesiaca, Alectorolophus 
pulcher Schumm., Carduus heterophyllus, Hypochæris helvetica, 
Cineraria crispa Jacg. und sudetica var. crocea Tausch, Cacalia 
albifrons, Thesium alpinum, Swertia perennis, Bartsia alpina, 
Pedicularis sudetica, eine von den wenigen dem Rieſengebirge eigenthüm— 
lichen, nicht in den Alpen, ſondern erſt im hohen Norden beider Hemiſphären 


r ® 


315 


wieder vorfommende Pflanze, Epilobium origanifolium, alpinum, trigo- 
num, Chærophyllum hirsutum, Viola palustris, biflora, Geranium 
sylvaticum, Cardamine resedifolia, Ribes petræum, Aconitum 
Napellus, Cammarum, Geum montanum, Alchemilla vulgaris pubes- 
cens, A. fissa Schumm., Anemone narcissiflora Lin., Veronica 
alpina Lin,, ſelten und nur zerſtreut, die ſchönſte Dolde der Sudeten 
Pleurospermum austriacum Hffm., Sorbus Aria. 


Nach Zſtündigem Verweilen nöthigte uns eintretender Regen, unſre ſo 
erfolgreiche Excurſion abzubrechen und dem für heut beſtimmten Nachtquar— 
tiere der Wieſenbaude (4343 F. Höhe), der höchſtgelegenen Wohnung 
Deutſchlands dieſſeits der Alpen, zuzueilen, wo wir auch der Ankunft unſerer 
Gefährten entgegenſehen durften, welche auch glücklich und reich beladen mit faſt 
allen auf der andern oder böhmiſchen Seite des Gebirges noch vorhandenen 
botaniſchen Schätzen, aber unter ſtrömendem Regen gegen 8 Uhr eintrafen 


Sie hatten beim Herabſteigen von der Schneekoppe in den Rieſengrund 
die Stelle gefunden, wo um ein altes Bergwerk etwa in 4000 F. Höhe 
allein nur Aspidium Lonchitis, Saxifraga oppositifolia, Bupleurum 
longifolium wachſen, begleitet von Scabiosa lucida, Asplenium viride, 
Selaginella spinosa Spr. An demſelben Fundorte war von Hrn. Müncke 
zwei Jahre früher eine der größten mineralogiſchen Seltenheiten Schleſiens, 
Tungſtein oder Scheelith in ſchönen Kryſtallen, entdeckt worden, den man 
auch diesmal wieder reichlich erbeutete. Im Rieſengrunde erfreute Viola 
lutea die Wanderer, in einem dieſen von dem Blaugrunde trennenden 
Fichtenwalde großer Reichthum an Usneen, Arnica montana, Selagi- 
nella, Phyteuma spicatum, neben dem überall in dieſer Region verbrei— 
teten Polypodium alpestre Hoppe, das in der Ebene nirgends häufige 
Aspidium Oreopteris Sw., Sagina saxatilis, Empetrum nigrum, 
Hieracium aurantiacum, die oben erwähnten Cardui, Primula minima, 
Geum montanum, Anemone alpina in großen Mengen, den nur noch 
in der Schneegrube vorkommenden Allosurus crispus mit Alsine verna 
am Fuße des ſogenannten Rübezahlsluſtgärtchens, welches ſie wegen 
Mangel an Zeit nicht zu erklimmen vermochten. So heißt eine überaus 
pflanzenreiche, einem Alpen-Garten gleiche Schlucht, die ſich von der Höhe 
der Brandkoppe oder des Brunnenberges herabzieht. Sie enthält faſt alle 
ſubalpinen Pflanzen des Rieſengebirges und überdies noch vier allein, die 
hier nirgends weiter vorkommen, nämlich Hedysarum obscurum, Carex 
capillaris, Alsine verna, und eine Pflanze der Ebene Schleſiens, die 
Anemone vernalis, welche dort die öden Kieferwälder von Sulau belebt, 
ein merkwürdiges Beiſpiel von Pflanzenverbreitung, welches dieſer Art eigen 
zu ſein ſcheint, da ſie ſich in andern Gegenden ähnlich verhält und ſelbſt 
die Alpen erſteigt. Wir werden weiter ſehen, daß oben genannte vier Pflanzen 
die einzigen des Gebirges waren, die von uns nicht erbeutet wurden. 


Der Aufenthalt in der Wieſenbaude läßt freilich wohl manches zu 
wünſchen übrig, doch eignet ſie ſich wegen ihrer Lage vorzüglich zum bota— 
niſchen Standquartier, bietet auch, was wohl erwähnt zu werden verdient, 
vortreffliche Gelegenheit zum Trocknen der geſammelten Pflanzenſchätze dar. 


316 


Der waſſerreiche Bach, an dem fie liegt, das Weißwaſſer, gehört zu den 
mächtigſten Zuflüſſen der Elbe. mad in 

Nach in etwas primitiven Umgebungen zugebrachter Nacht ward am 
folgenden Morgen den 28. ſchon früh um 5 Uhr aufgebrochen, denn eine 
anſehnliche Entfernung des Weges über den ganzen Kamm war zurückzu⸗ 
legen. Bald war der nicht weit von unſerm Nachtquartier liegende, ſchon 
von dem Fuße der Koppe her gebahnte Pfad erreicht, der über den ganzen 
Kamm führt und die Grenze zwiſchen Schleſien und Böhmen bildet. Ein 
nicht geringer Theil der intereſſanteſten und namentlich auf beſchränkteren 
Standorten vorkommenden Pflanzen, wie die ganze Flora des Rieſengrundes, 
der Elbwieſe, liegen in der That jenſeits in Böhmen und werden dieſſeits 
als ſchleſiſche eigentlich nur uſurpirt, doch ſind bei dem kosmopolitiſchen 
Sinne der Botaniker hierüber noch keine Grenzſtreitigkeiten entſtanden. Als 
Aequivalent dient den geehrten Nachbarn die nicht minder intereſſante Flora 
der in Schleſien gelegenen Schneegruben. Das Wetter war fortdauernd 
vortrefflich, die Ausſicht von den noch 4000 —4200 F. hohen Rändern des 
Lahnberges nach den beiden oben erwähnten Teichen auf die koloſſalen klippen⸗ 
artigen Granitmaſſen des Mittagsſteines, den Reſten früher zuſammenhän⸗ 
gender Felſen, ſowie nach dem Hirſchberger Thal, klar und hell und erhaben 
der Anblick, der über die weite baumloſe Ebene emporſteigender Trümmer— 
kegel der Schneekoppe und Sturmhaube. 

Die Trockenheit des vorangegangenen Winters und Frühjahres machte 
ſich auch hier geltend; die Flora bietet hier außer der Fülle von, wie ſchon 
erwähnt, noch nicht blühenden Hieracien und dem ſchon bezeichneten Gemiſch 
ſubalpiner Pflanzen mit einigen des Vorgebirges und der Ebene nichts 
beſonderes dar. Unter mannigfaltigen Betrachtungen über Bildung der 
Dammerde auf dieſen hohen Regionen und jungfräulichem Boden, die 
ſelten, trotz des Verlaufes jo vieler Jahrtauſende, mehr als höchſtens 1½ F. 
beträgt und der hiermit wohl ſchon oft in Verbindung gebrachten Anſichten 
über Bildung der Stein- und Braunkohlenlager, ſchritten wir raſch vorwärts 
über die kleine Sturmhaube (4496 F. H.), die iſolirten Granitmaſſen der 
Mädelſteine (4295 F.) und den Kleinſtein (4304 F.) nach der Einſenkung 
der ſogenannten Mädelwieſe, einem eine halbe Meile breiten moorreichen 
Ausſchnitt des Gebirgszuges, der an der tiefſten Stelle in der Nähe der 
Spindlerbude (3688 F.) faſt um ¼ Theil ſeiner Höhe verliert und aus 
der Region des Knieholzes bis in die der Fichten herabſinkt, welche auch 
die ganze Einſenkung erfüllen, ohne aber freilich zu allzu üppigem Wachs⸗ 
thum zu gelangen. Für die Vegetationsgeſchichte des Gebirges iſt dieſe 
Einſattelung außerordentlich intereſſant. Man kann ſich hier recht lebendig 
überzeugen, daß die Fichte eben nur da zum Vorſchein kommt, wo die 
Temperatur-Verhältniſſe ihre Entwickelung begünſtigen, und 
ſie auf dem Kamme in der eigentlichen Knieholzregion niemals 
in Maſſen oder waldbildend vegetirt hat, wie man wohl ſchon oft 
behauptete. Die diesfallſige Sage iſt nur in Folge ungenauer Unterſuchung 
der Beſchaffenheit der im Knieholz vereinzelt vorkommenden Fichten entſtanden, 
von welchen vorher die Rede war. 

Auf den gut cultivirten Wieſen um die Baude herrſchte hier etwa drei 


317 

Wochen ſpäter als in der Ebene die Vegetation des Frühlings: Taraxacum, 

Ranunculus acris, repens, Polygonum Bistorta, Lychnis diurna, 

Trollius in ſchönſter Blüthe; auch Listera cordata, Eriophorum vagi- 

natum, Vaccinium uliginosum und Oxycoccos, Streptopus, Veratrum 
urden hier geſammelt. 

Jenſeits der Spindlerbaude gelangt man über die Niederung bergan— 
ſteigend bald wieder in die Knieholzregion, zur Petersbaude (3020 F. H.) 
am Abhange des großen Mädelkammes, dann nach einer Stunde bis zur 
großen Sturmhaube (4367 F.), an deren weſtlicher Grenze der höchſte. 
Punkt dieſes Theils des Gebirges, das große Rad (4634 F.) liegt, ein 
wie die Rieſenkoppe völlig kahler aber oberhalb umfangreicherer, überall mit 
flechtenreichen Granitblöcken bedeckter Gipfel. a 

Nördlich verflacht ſich das große Rad bis zum Grubenſteine, einer 
mächtigen Granitwand, welche die große Schneegrube (oberer Rand 4589 F.) 
von der kleinen (am Rande 4481 F.) trennt. Beide Schneegruben find 
ſchroff vom Kamme faſt 1500 F. ſenkrecht herabſtürzende mit ungeheuren 
Granittrümmern erfüllte, aber überaus pflanzenreiche, an den Rändern und 
in der Tiefe mit Knieholz bewachſene, hier und da noch Schneeflächen zei— 
gende Klüfte, die unſtreitig zu den großartigſten und eigenthümlichſten Par- 
tien dieſſeits der Alpen gehören. Die am Rande der kleinen Schneegrube 
in wahrhaft pittoresker Umgebung erbaute ſogenannte Grubenbaude (4450 F. H.) 
bietet treffliches Unterkommen. Die Zeit geſtattete uns nur, die kleine 
Schneegrube zu beſuchen, welche übrigens auch die pflanzenreichite iſt. Die 
oberen Ränder und Abhänge ſchmückten in überaus großen Raſen die herr— 
liche Primula minima, Anemone alpina, tiefer hinab und im Grunde 
(immer noch in 3460 F. Höhe Poa sudetica, P. laxa, Petasites albus, 
Alchemilla fissa, Anthriscus sylvestris alpestris, Botrychium Lu— 
naria, Galium sylvestre Poll., Arabis alpina, Sedum Rhodiola De., 
Myosotis alpestris, Primula elatior, Asplenium viride, Allosurus 
crispus, Hieracium nigrescens, prenanthoides, Valeriana sambuci- 
folia, Archangelica, Anemone narcissiflora, Crepis grandiflora, 
Ranunculus aconitifolius, nemorosus De., Campanula latifolia, die 
oben genannten Epilobien, Pleurospermum austriacum. Auch der 
botaniſch wie mineralogiſch wichtige, den Granit vom Grunde (3442 F.) 
bis auf 4000 F. Höhe durchſetzende Baſaltgang am weſtlichen Rande 
der kleinen Schneegrube, lieferte ſeine 4 eigenthümlichen Pflanzen, die 
ſonderbarerweiſe wie Androsace Chamzjasme All., Saxifraga bryoi- 
des L., S. muscoides Wulf ſich auf dieſen Standort beſchränken und 
nach Süden hin auch erſt in den Alpen wieder zum Vorſchein kommen, 
während die vierte Saxifraga nivalis, nur im hohen Norden in Norwegen, 
Lappland, N. Schweden, Sibirien, Spitzbergen und in der arktiſchen Zone 
Nord-Amerikas angetroffen wird, und ſich ſomit ganz ähnlich wie die 
2. Hauptphanerogane unſeres Gebirges, die Pedicularis sudetica, verhält. 
Außerdem wachſen hier noch Arabis alpina, Woodsia hyperborea, 
Allosurus crispus, Asplenium viride und eine ganze Anzahl ſeltener 
Mooſe. ö 

Jene merkwürdigen von einander jo entfernten Vorkommniſſe, die man 


318 


mit dem Diluvialphänomen in Verbindung gebracht hat, wurden vielfach 
beſprochen. Jedenfalls verdienen ſie die größte Beachtung, wie denn über: 
haupt keine Gelegenheit verſäumt ward, um meine jüngeren Freunde au 
die Bedeutung ſolcher früher weniger beachteten Verhältniſſe und ihrer Bezie_ 
hungen zu der Geſchichte der Vegetation der Gegenwart und der Vorwelt 
aufmerkſam zu machen. 

Gegen 2 Uhr brach die Geſellſchaft wieder auf zum letzten botaniſchen 
Hochgenuſſe, zum Beſuche der kaum ½ Meile entfernten Elbwieſe mit 
den Elbquellen und dem Elbfall, der zweiten großen Hochebene des Rieſen— 
gebirges, welche ſich ſüdlich vom großen Rade ausbreitet, bei den Elbquellen 
(hier Bryum alpinum) noch 4289 F. hoch liegt, bedeckt mit Torfmooren 
vom Charakter der Hochmoore und Knieholzgruppen, vermiſcht mit den hier 
überaus verbreiteten Formen der Salix silesiaca und der weniger häufigen 
S. Lapponum. Zahlreiche Quellen bilden den jugendlichen Strom, der 
ſich von hier, einen 200 F. hohen Waſſerfall bildend, in den großartigen 
noch eine lange Zeit von 4000 F. hohen Bergzügen eingerahmten Elbgrund 
ſtürzt. Um den obern noch 3927 F. hohen Rand des Falles war noch 
eine tüchtige Schneedecke vorhanden; ganz in ihrer Nähe blühten Ribes 
petræum und alpinum, Sorbus Aucuparia, die niedrige, mit eiförmigen 
nicht rundlichen Früchten verſehene Strauchform der Ebereſche, welche hier 
wie überall auf den Alpen und im Polarkreiſe als Gefährte der letzten 
aufrecht wachſenden Sträucher angetroffen wird. Außer zahlreichen Mooſen 
(Sphagnum acutifolium, nebſt den oben erwähnten Arten, Hypnum cor- 
difolium, sarmentosum, fluitans, revolvens, uncinatum, Dicranum 
squarrosum, palustre, Bartramia fontana, beide Fontinalis), Vacci⸗ 
nien, Andromeda, Carex limosa, Scirpus cœspitosus, Eriophorum 
cspitosum, alpinum, Cineraria crispa crocea, Sonchus alpinus 
und als Hauptzierde der Elbwieſe, eben in ſchönſter Blüthe, hier auf ſeinem 
ſüdlichſten Vorkommen den Rubus Chamemorus. Die einzelnen runden 
von hochgewachſenen Sphagnum umgebenen Tümpel, deren Waſſer höher 
als ihre Umgebungen im Niveau ſteht, geben vortreffliche Aufſchlüſſe über 
die Bildung des Torfes, und zeigten ein Hochmoor, in deſſen Fortbildung 
die Natur noch dauernd thätig iſt, was man bei uns in der Ebene nur 
ſelten zu ſehen Gelegenheit hat. 

Doch mußte nun beim Herannahen des Abends allen dieſen Unter— 
ſuchungen Stillſtand geboten und etwa um 4 Uhr der Rückmarſch aus dieſem 
uns Alle mit Bewunderung und Intereſſe der verſchiedenſten Art erfüllenden 
Regionen angetreten werden. Rechts ließen wir die 4162 F. hohe Spitze 
des Reifträgers liegen, paſſirten die Reifträgerſteine, 3979 F. Schon be— 
gannen uns die ſubalpinen Hieracien zu verlaßen, H. murorum an ſeine 
Stelle zu treten, Eriophorum alpinum war verſchwunden, E. angustifo- 
lium und cœspitosum allein noch vorhanden, Corallorrhiza, Listera 
cordata, Arnica, Blechnum, Geranium sylvaticum hier und da noch 
zu ſehen. Fichten wurden häuſiger ſichtbar und bereits um 5 Uhr hatten 
wir bei der auch gute Unterkunft bietenden neuen ſchleſiſchen Baude die un— 
tere, hier in 3768 F. Höhe liegende Grenze des Knieholzes erreicht. Rumex 
alpinus, der einſt ſo gefeierte Mönchsrhabarber, war hier die letzte der von 


319 


uns bis jetzt noch nicht geſehenen Rieſengebirgspflanzen, welche wir nun 
faſt alle durch den Eifer meiner Herren Begleiter in dieſer kurzen Zeit um 
uns verſammelt hatten. Nur Hedysarum obscurum, Carex capillaris, 
Allium Victorialis, Delphinium, Linnæa, Salix nigricans und Wei— 
geliana vermißten wir noch zur Vervollſtändigung des Reigens. 

Uebrigens fehlt unſerer Flora im Vergleich zu der der ſüddeutſchen 
und Schweizer Alpen in der oberen Bergregion der unvergleiliche Schmuck 
der bei uns durch nichts erſetzten Rhododendreen, in der ſubalpinen 
die Mannigfaltigkeit an Gentianeen, Primuleen, Dryadeen, Ranunculeen, 
Compoſiteen, Caryophylleen, Saxifrageen, Papilionaceen, insbeſondere an. 
Arten von roſettenartigem Wachsthum und unverhältnißmäßig großen 
Blüthen, welche alle nur durch einzelne Arten repräſentirt werden. Auch 
hat das Rieſengebirge keine einzige ihm allein eigene Art aufzuweiſen, 
denn faſt alle kommen auch in den Alpen etwa zwiſchen 5— 7000 F. vor. 
Von den bis in die Schneeregion von 7 — 10,000 F. gehenden Phanero— 
gamen beſitzen wir nur Alsine verna, Saxifraga muscoides, S. bryoides, 
S. oppositifolia, Carex rigida, Phleum alpinum, Poa laxa. Die 
wenigen in den Alpen nicht heimiſchen Arten unſerer Flora gehören alle 
nördlichen Gegenden an, wie Rubus Chamæmorus, der ſchon auf dem 
Meißner in Heſſen beginnt, dann in den Mooren Pommerns und Preußens 
und dem hohen Norden vorkommt. Pedicularis sudetica und Saxifraga 
nivalis finden ſich nur noch ausſchließlich in den hohen Breiten zwiſchen 
dem 72. und 80.“ (Norwegen, Lappland, Sibirien, Labrador). 


Die Flora der Kryptogamen, deren Erforſchung wir uns ſeit länger 
als 40 Jahren angelegen ſein ließen, aber wenig darüber veröffentlichten 
und unſere Funde gern unſern jüngern Freunden und Schülern übergaben, 
ſchließen wir hier von allen Folgerungen aus. Die Kryptogamen konnten 
in der beſchränkten unſerer Excurſion gewidmeten Zeit, wie ſich von ſelbſt 
verſteht, nicht ausreichend berückſichtigt werden und waren daher auch nur 
diejenigen zu nennen, die uns oft entgegentraten, und ſomit zur Vervollſtän— 
digung des Vegetationsbildes dienten. 

Immer tiefer in die untere Bergregion hinabſteigend, begrüßte uns 
nun eine Pflanze nach der andern, die wir vor zwei Tagen gern verſchwinden 
ſahen, die Arten des Vorgebirges miſchten ſich immer häufiger mit denen 
der Ebene, zogen ſich endlich ganz in die Gebüſche zurück, wohin wir ſie 
nicht mehr verfolgten. Die ſchöne erinnerungsreiche Excurſion, welche uns 
in raſchem Fluge alle Regionen der Vegetation vorgeführt hatte, nahte 
ihrem Ende. 

Urwaldliche Wachsthumsverhältniße von einſt auf faulenden Stöcken ge— 
keimten Fichten, deren Wurzeln nun wie Säulen die Stämme trugen, ähnlich 
hierin den tropiſchen Pandaneen und Iriateen, feſſelten uns nur für Au— 
genblicke. Nach kurzem Verweilen an dem romantiſchen Zackenfall (deſſen 
oberer Rand noch in 2551 F. Höhe) kamen wir um 7 Uhr nach der durch 
ihre Glasfabrikation ſo berühmten Joſephinenhütte, dem Endziel unſerer 
Fußreiſe, nachdem wir von 5 Uhr früh bergauf, bergab nur mit geringen 
Unterbrechungen in Bewegung geweſen waren. Wagen erwarteten uns hier, 


320 


um uns noch an demſelben Abend nach dem 3 Meilen entfernten Warmbrunn 
(1065 F. Seehöhe) zu bringen, wo wir um 10 Uhr eintrafen. 

Der frühe Morgen des nächſtfolgenden Tages ward der Beſichtigung 
dieſes intereſſanten Badeortes gewidmet, um 10 Uhr dann über Hirſchberg, 
Bolkenhayn, Hohenfriedeburg noch Abends 7 Uhr in Freiburg die Eiſenbahn 
erreicht, die uns nach 3½tägiger Abweſenheit Abends wieder nach Breslau 
brachte. 

Alles hatte ſich vereinigt, unſerm Ausfluge einen erwünſchten Erfolg 
zu ſichern, und die ſichtliche Zufriedenheit meiner jugendlichen Genoſſen läßt 
wohl auch bei mir den Wunſch verzeihlich erſcheinen, ihn ſo noch oft wieder— 
holen zu können. 


Cattleya Mossiæ bei Herrn Warner. 


Herr Warner hat in ſeinem Orchideenhauſe zu Broomfield bei 
Chelmsford Anfang Juni eine Schau von blühenden Cattleya Mossi 
eröffnet, wie eine ſolche wohl bisher nirgendwo ſtattgefunden hat, noch ſo 
leicht ſtattfinden dürfte. „Gardners Chronicle“ giebt in No. 24 einen 
ausführlichen Bericht dieſer Ausſtellung, aus dem wir unſern Leſern das 
Intereſſanteſte hier mittheilen wollen. „Vierhundert Blumen von Cattleya 
Mossi auf einmal“, heißt es daſelbſt, „und was für Blumen, keine 
in blaſſen, verwaſchenen, ſondern in den reichſten, brillanteſten Farben in 
allen Schattirungen. Die Blumen ſind in üppigſter Geſundheit, von denen 
viele 6—9 Zoll im Durchmeſſer halten und deren Petalen 3 und mehr 
Zoll breit ſind. Herr Warner hat jedenfalls gelernt und gezeigt, wie 
Cattleya Mossi zu behandeln iſt. 

Niemand kann ſich eine Idee von der großen Menge von Varietäten 
der C. Mossi machen, der nicht eine fo große Anzahl dieſer prachtvollen 
Blumen zu gleicher Zeit an ein und derſelben Stelle geſehen hat. Kaum 
zwei Pflanzen ſind ſich einander gleich, mehrere ſind ganz verſchieden von ein— 
ander, fo daß es für den Orchideenfreund nicht genügt, nur Cattleya Mossiæ 
in der Sammlung zu haben, ſondern er muß beſtimmen, welche Formen er 
davon cultiviren will. 

Die Cattleya Mossi zeichnet ſich namentlich dadurch aus, daß fie 
im Sommer blüht, wie durch die reiche purpurrothe oder roſaviolette Ader— 
bildung auf der orange gefärbten Lippe. Dieſe Zeichnung variirt unendlich, 
indem ſelbige ſich auf der Fläche der Lippe mehr oder weniger ausbreitet 
in den verſchiedenen Varietäten, die Orangefärbung einen helleren oder 
dunkleren Ton annimmt und mehr oder weniger in dem röhrenförmigen 
Theile an der Baſis der Lippe begrenzt iſt, oder ſich nach dem Rande des 
Theiles der Lippe, wo ſelbige ſich erweitert, ausbreitet, aber in allen Varie— 
täten iſt dieſe purpurrothe Aderbildung und Orangefärbung zu finden. 
Dieſe verſchiedenen Zeichnungen ſind es nun, welche die verſchiedenen Varie— 
täten hauptſächlich kennzeichnen, obg leich auch die Petalen und Sepalen, die 


321. 


vom reinſten weiß bis zum dunkelſten roſaroth vorkommen, noch andere 
Unterſchiede geben. 

Die Zahl der vorzüglichſten Varietäten, die werth zu cultiviren ſind, 
iſt jedoch ſo groß, daß man es für wünſchenswerth gehalten hatte, die vor— 
züglichſten mit Namen zu bezeichnen, und ſind die hier nachbenannten aus 
der Sammlung des Herrn Warner zu Broomfield als die allerſchönſten 
auserleſen, die Blumen nach ihrer Zeichnung beſchrieben und in „Gardner's 
Chronicle“ unter folgenden Namen aufgeführt worden. 

Cattleya Mossiæ var. venosa: eine hübſche Varietät mit 
wenig oranger Färbung, aber dunkel violetroſa Zeichnung; Sepalen und 
Petalen dunkel roſa, die Petalen nach den Rändern zu heller werdend; die 
Lippe mit violetroſa Strichen gezeichnet, und ſich faſt bis nach dem Rande 
hin dae prächtig befranſet, deren Baſis leicht gefärbt mit orange. 

attleya Mossiæ var. aureo-marginata: ſehr großblu— 
mig; Sepalen und Petalen dunkelroth; Lippe dunkel-violetroſa im Centrum 
und gelb an der Baſis, die gelbe Färbung bildet einen breiten Rand bis 
über den erweiterten Theil der Lippe. . 

Cattleya Mossiæ Napoleonis: eine ſehr effectvolle Varietät 
wegen des roſigen Anflugs und aufrechtſtehenden Habitus ihrer großen 
Blumen; Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe groß, in der Mitte 
purpurn geſprenkelt, orange am Grunde, mit einem blaſſen roſa Rande. 

Cattleya Mossiæ Blakei: Sepalen und Petalen dunkelroſa, 
letztere nach der Spitze zu gekräuſelt; Lippe orangechamois an der Baſis 
und auf der Fläche violetroſa gefleckt; die Markirungen münden faſt am 
Rande, ſo daß kein ſcharf begrenzter blaſſer Streifen bleibt. 

Cattleya Mossi purpurata: großblumig; Sepalen und 
Petalen dunkelroſa; Lippe groß, von dichter und faſt einförmig violetroſa 
Färbung; an der Baſis orangefarben und ein blaſſer Rand. 

Cattleya Mossi superba: dunkelrothe Sepalen und Petalen, 
letztere ſchmal und leicht gekräuſelt; die Lippe groß, vorherrſchend an der 
Baſis dunkelorange gefärbt, die Fläche heller und das Centrum geadert und 
etwas gefleckt mit violetroſa, einen breiten unregelmäßigen Rand laſſend. 

Cattleya Mossi striata: eine eigenthümlich gezeichnete Form; 
Sepalen und Petalen dunkel roſa mit blaſſeren Adern, ein buntſcheckig ge— 
ſtricheltes Ausſehen annehmend; die Lippe durchweg dunkel roſaroth geſtreift, 
deren Rand blaſſer und aderartig geſtrichelt, die Orangefärbung am Grunde 
concentrirt. 

Cattleya Mossiæ Helenae: ausgezeichnet durch ihre lebendig 
gefärbten Blumen; Sepalen und Petalen dunkelroſa, dunkeler violetroſa 
gefleckt; die Lippe reich purpur gefleckt, orange an der Baſis und halb- 
gefärbt am Rande. 

Cattleya Mossi elegans: eine mehr kleine, aber lebhaft und 
effectvoll gefärbte Blume; Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe klein 
mit glänzend orangegelber Baſis; der mittlere Theil dürftig mit violetroſa 
Adern gezeichnet und von einem breiten blaſſen Rande umgeben. 

Cattleya Mossiæ flammea: auch eine kleinere, aber brillant 
gefärbte Blume, die Petalen und ſeitigen Petalen weniger abſtehend als 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 21 


322 


bei den übrigen Formen, alle dunkelroſa, die Sepalen gekräuſelt nach der 
Spitze zu; die Lippe ift klein, reich orangefarben beim Oeffnen der Blume, dicht 
violetroſa im Centrum, untermiſcht mit orange, das ihr einen feurig car- 
moiſinfarbenen Schein verleiht. Das Purpur begrenzt von einem weißen 
Rande, unregelmäßig roſa gezeichnet. 

Cattleya Mossie complanata: eine großblumige Varietät, 
eigenthümlich aber, daß die Petalen faſt gar nicht gekräuſelt ſind, ebenſo⸗ 
wenig die Lippe. Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe breit und 
ausgebreitet an der Spitze, an der Baſis ziemlich ſtark gefärbt mit orange, 
aber nur ſchwach gefleckt und geadert mit purpur im Centrum, einen breiten 
blaßröthlichen Rand übrig laſſend. 

Cattleya Mossiæ Victoriæ: eine ſehr große und herrliche 
Varietät; die Sepalen und Petalen groß, von röthlicher Färbung, die 
Lippe tief purpurroſa mit kecker oranger Zeichnung an der Baſis und 
ſchmalem röthlichen Rande. | 

Cattleya Mossi conspicua: großblumig; Sepalen und Petalen 
roſa; Lippe iſt reich gezeichnet mit violetroſa, verwaſchen mit orange an der Baſis 
und hat einen ungleich breiten blaſſen Rand. Dieſe Varietät blüht ſehr reich. 

Cattleya Mossi splendens: großblumig, Sepalen und Petalen 
roſa, die Lippe reich purpurroſa mit oranger Baſis; der Rand roſa und 
ſehr ſtark gekräuſelt. 5 

Cattleya Mossiæ Lawrenceana: großblumig mit aufrechten 
Stengeln; Sepalen und Petalen roſa, die Blumenblätter ſehr breit und 
beträchtlich gekräuſelt; die Lippe iſt groß, leicht gefärbt und orange im 
Centrum, reich und dunkel violetroſa geadert und gefleckt. Steht der vor⸗ 
hergehenden nahe, hat jedoch eine kleinere Lippe mit mehr erweitertem Schlunde. 

Cattleya Mossiæ grandiflora: eine großblumige Varietät; 
Sepalen und Petalen roſa; die Petalen weniger gekräuſelt als bei den 
übrigen Sorten; Lippe tief und reich dunkelpurpur⸗roſa, an der Baſis leicht 
orange gezeichnet mit einem ſchmalen glatten blaßroſa Rande. 

Cattleya Mossi aurea: eine kleinblumige Varietät mit roſa 
Sepalen und Petalen, ſich weniger ausbreitend, als bei anderen Sorten. 
Die Lippe iſt nur klein, ſtark gezeichnet mit mattorange an der Baſis, welche 
Zeichnung ſich bis nach dem Rande zu ausdehnt, im Centrum unterbrochen 
durch violetroſa Linien, umgeben von einem ſehr breiten blaſſen Rande, der 
nach der innern Seite zu faſt weiß iſt. a 

Cattleya Mossiæ aurea grandiflora: Sepalen und Petalen 
roſa; die Lippe mit wenigen violetroſa unterbrochenen Linien gezeichnet und 
ſtark orange gefärbt an der Baſis und gegen den oberen Theil des Randes; 
eine großblumige Form. | 

Cattleya Mossi® Rothschildiana: eine der größer blühenden 
Formen; Sepalen und Petalen roſa; die Lippe an ihrer Baſis ſehr hell— 
orange gefärbt, mit roſapurpurnen Linien und Flecken in der Mitte und 
einem breiten unregelmäßigen Rande; die Petalen ſind fein gezähnt. 

Cattleya Mossi grandis: die größte aller Formen in Bezug auf 
Größe der Lippe; Sepalen und Petalen blaßroſa; Lippe violetroſa gefleckt, mit 
einem ungleich breiten, roſa gefärbten Rande und chamois⸗orange gefärbter Baſis. 


323 

Cattleya Mossie marmorata: eine der ſchönſten hellgefärbten 
Sorten und zugleich eine mit den größten Blumen; Sepalen und Petalen 
hellroth, letztere ſehr breit; die Lippe licht roſa, deren Oberfläche gänzlich 
mit marmorirten Flecken bedeckt iſt, mit Ausnahme der ſchmalen Franſen am 
Rande. An der Baſis iſt die Lippe tief orangegelb gezeichnet und der 
Rand ſtark gefranſt. 

attleya Mossi fimbriata: eine der größtblumigen von allen 
und niedlich, wenn auch nicht ſtark markirt; Sepalen und Petalen blaßroſa, 
letztere breit und gekräuſelt; die Lippe ſehr ſtark gekräuſelt, an der Baſis 
mit einer hellen orangefarbenen Zeichnung und an der Spitze mit violetroſa 
unterbrochenen Adern auf weißem Grunde gezeichnet, der äußere Rand iſt roſa. 

Cattleya Mossiæ Mooreana: eine prachtvolle Varietät, gut 
gekennzeichnet durch die klare begrenzte ſchmale weiße Einfaſſung der Lippe; 
Sepalen und Petalen blaßroſa; die Lippe dicht violetroſa, mäßig gefärbt 
mit orange an der Baſis. i 

Cattleya Mossiæ Williamsii: eine großblumige Varietät; 
Sepalen und Petalen röthlich weiß; die Lippe gefleckt mit roſa, an der 
Baſis orange gefärbt, mit einem breiten blaſſen Rand. Dieſe Varietät 
gehört zwar zu den blaſſeſten, iſt aber ſehr hübſch. 

Cattleya Mossiæ Marian: kleinblumig aber ſehr diſtinkt und 
rein; Sepalen und Petalen weiß; die Lippe mit einem hellgelben Makel an 
der Baſis, niedlich gefleckt mit violetroſa im Centrum und breit und gleich— 
mäßig weiß eingefaßt. — 

Es war nun aber nicht allein die Unmaſſe dieſer herrlichen Blumen, 
die Jedermann erfreute und in Erſtaunen ſetzte, ſondern es war auch der vor— 
treffliche Culturzuſtand, in dem ſich ſämmtliche Pflanzen befanden, man ſah 
keine übertriebenen Exemplare, alle waren von üppigem Wuchſe und ausge— 
wachſen. Ein Exemplar einer Cattleya conspicua war 2“ im Durch⸗ 
meſſer und hatte über 30 Blumen. 

Die Häuſer, in denen Herrn Warner's Orchideen cultivirt werden, 
ſind ſämmtlich klein, niedrig und mit Satteldach, ſie werden nie überheizt. 
Herrn Warner's Regel, Krankheiten unter ſeinen Pflanzen zu verhüten, 
iſt: friſche warme Luft, keine ſtagnirende Luft oder Feuchtigkeit, 
und die Pflanzen beweiſen, daß Herr Warner ein guter Arzt für ſie iſt. — 

Ein ſehr großes Exemplar einer C. Mossi findet ſich auch in der 
Sammlung des Herrn F. Harriſon zu Osmoſton Manor, Derby. Daſſelbe 
hat nach einer Mittheilung in Gardner's Chronicle einen Durchmeſſer von 
3 Fuß und blüht jetzt mit 99 Blumen. 


Gartenbau⸗Vereine. 


Hamburg. Am 16., 17. und 18. September d. J. findet abſeiten 
der „Vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's“ im Logenhauſe 
(Valentinskamp) in Hamburg eine Pflanzen-, Blumen-, Gemüſe- und Obſt⸗ 
Ausſtellung ſtatt. Die abſeiten der genannten Vereine erwählte Commiſſion, 
aus den Herren Theodor Ohlendorff in Ham und J. W. Köhler, 

1 21* 


324 


Rotherbaum 69, beſtehend, ladet zur Betheiligung bei diefer Ausſtellung ein 
und hat nachſtehendes Preisprogramm veröffentlicht. 

Ehrenpreis, ausgeſetzt von einem Freunde der G für die 
ſchönſte blühende Pflanze, welche ſich als einzelnſtehende Pflanze am A 
auf Raſenplätze eignet, 1 Hamb. Ducaten. 

A. Pflanzen. 

1. und 2. 1 gr. ſilberne Medaille für die beſtarrangirte und 
1 kl. ſilb. Medaille für die nächſtbeſt arrangirte Gruppe. 

3. 1 gr. ſilb. Med. für die beſtarrangirte Gruppe von 30 ver⸗ 
ſchiedenen Decorations- oder ſ. g. Blattpflanzen. 

4. 1 gr. ſilb. Med. für die beſtarrangirte Gruppe von 15 verſchie⸗ 
denen Coniferen. 

5. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte Sortiment 20 verschiedener 
buntblättriger Pflanzen. 

6. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten blühenden, 
Orchideen in 12 Arten. 

7. und 8. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten und 1 El., 
ſilb. Med. für die nächſtbeſten 12 cultivirten blühenden Fuchſien in 
12 Sorten. 

9. und 10. 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am beſten und 1 Preis- 
diplom für 12 der am nächſtbeſten cultivirten blühenden Verbenen, in Töpfen 
cultivirt. 

11. 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten blühenden 
Sommer-Chryſanthemen in 12 Sorten. 

12. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten cultivirten blühenden 
Orangen. 

13. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten cultivirten verſchiedenen 
Solanum- Arten. | 

14. und 15. 1 gr. ſilb. Med. für 25 der am beften und 1 kl. 
ſilb. Med. für 25 der am zweitbeſten cultivirten Cacteen in eben ſo 
vielen Sorten. f 

16. 1 Preisdiplom für 12 der am beſten cultivirten blühenden 
Petunien in 12 Sorten. 

17. 1 Preisdiplom für 6 der am beſten cultivirten Lantanen in 
eben ſo vielen Sorten. 

18. und 19. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten 
und 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am nächſtbeſten cultivirten Scharlach⸗ 
Pelargonien. . 

20. und 21. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten und 1 Preis⸗ 
diplom für 6 der am zweitbeſten cultivirten blühenden Heliotrop. 

22. und 23. 1 kl. ſilb. Med. für 4 Stück der am beſten und 
1 Preisdipl. für 4 Stück der nächſtbeſten cultivirten blühenden Granaten. 

24. und 25. 1 gr. ſilb. Med. für 4 Stück der am beſten und 
A kl. ſilb. Med. für 4 Stück der nächſtbeſten cultivirten blühenden Gar- 

enien. 

26. und 27. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der beſtcultivirten und 
1 Preisdipl. für 6 der nächſtbeſt cultivirten blühenden Theeroſen in 6 Sorten. 


325 


28. 1 Preisdipl. für die am beiten cultivirte Ampelpflanze 
mit Rückſichtsnahme der am reichſten blühenden. 

29. 1 Preisdipl. für den am geſchmackvollſten arrangirten Fenfter- 
oder Balkonkaſten von 6 Zoll Höhe, 6 Zoll Breite und 4 Fuß Länge, 
inwendiges Maaß. 

30. 1 Preisdipl. für den am beſten arrangirten Blumentiſch. 

Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 gr. und 1 kl. ſilb. Med. 
und 2 Bm vol um 

B. Blumen (abgeſchnittene.) 

31. und 32. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. 
für das zweitbeſte Sortiment blühender und beerentragender Bäume 
und Sträucher in 25 Sorten. 

33. und 34. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. 
Med. für das zweitbeſte Sortiment Georginen in 50 Sorten. 

35. u. 36. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für 
das zweitbeſte Sortiment Georginen in 25 Sorten. 

37. u. 38. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. 
für das zweitbeſte Sortiment Roſen in 25 Sorten. 

39. und 40. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Stockroſen in 25 Sorten. 

41. und 42. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Sommerblumen in 25 Sorten. 

43. und 44. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Gladiolus in 12 Sorten. 

45 und 46. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Herbſtlevkojen in 6 Sorten. | 

47. und 48. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Aſtern in 15 Sorten. 

49. und 50. 1 kl. ſilb. Med. für den am beſten arrangirten und 
1 Preisdipl. für den am zweitbeſten arrangirten Blumenkorb. 

51. und 52. 1 kl. ſilb. Med. für den am beſten und 1 Preisdipl. 
für den am zweitbeſten gebundenen Kranz in der Größe eines bhn⸗ 
lichen Tellers. 

53. und 54. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Vaſenbouquet. 

55. und 56. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Ballbouquet. 

57. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte Sortiment Gräſer. 
Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 kl. ſilb. Med. und 


1 Preisdiplom. 
O. Obſt. 


58. und 59. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. fire, 
Med. für das zweitbeſte Sortiment Aepfel in 25 Sorten mit Namen, 
von jeder Sorte 3 Stück. 

60. und 61. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. 
für das zweitbeſte Sortiment Birnen in 25 Sorten mit Namen, von 
jeder Sorte 3 Stück. 


326 


62. 1 kl. ſilb Med. für das beſte Sortiment Pflaumen in 
6 Sorten mit Namen, à Sorte 6 Stück. 
63. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten reifen blauen Weintrauben, 


64. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten weißen Weintrauben, 


1 gr. ſilb. Med. für die beſten 2 Stück reifen Ananas. 
66. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten 2 Stück reifen Melonen. 

1 kl. ſilb. Med. für die beſten 5 Stück reifen Pfirſiche. 
68. 1 kl. ſilb. Med. für die beſten reifen Himbeeren, ein kleiner 
Teller voll. 

69 und 70. 1 gr. ſilb. Med. für den am beſten und 1 kl. ſilb. 
Med. für den am zweitbeſten arrangirten Korb mit reifem Obſt. 
Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 gr. und 1 kl. ſilb. Med. 


und 2 Preisdiplome. 4 
D. Gemüſe. 


71. und 72. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. 
Med. für das zweitbeſte Sortiment Gemüſe in 20 verſchiedenen Arten 
in unten näher zu bezeichnenden Quantitäten mit Ausnahme aller Gemüſe⸗ 
Kräuter. 

73. und 74. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und reichhaltigſte und 
1 Preisdipl. für das zweitbeſte und reichhaltigſte Sortiment Gemüſe 
und officinellen Kräuter. 

75. und 76. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Kohl in 6 verſchiedenen Sorten à 3 Stück. 

77. und 78. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Speiſe- oder Gartenrüben in 10 ver⸗ 
ſchiedenen Sorten. 

79. und 80. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Futter- oder Feldrüben in 10 verſchie⸗ 
denen Sorten. 

81. und 82. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Wurzeln in 10 Sorten à 1 Bund. 

83. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Rettige in 5 Sorten 
à 3 Stück. ö 

84. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Zwiebeln in 6 Sorten 
à 3 Stück. 

85. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Gurken in 6 Sorten 
à 2 Stück. j 

86. 1 Preisdipl. für die 3 beiten Artiſchocken. 

9 do. für die beſten Carden in Töpfen. 

88. 1 do. für die beſten Tomaten in 3 Sorten à 6 St. 

89. und 90. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Erbſen in 6 Sorten à 1 Portion. 

91. und 92. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte und reichhaltigſte Sortiment Schnitt- und Brech⸗ 
bohnen & 1 Portion. 


327 


93. und 94. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. 
für das zweitbeſte Sortiment Kartoffeln in 25 verſchiedenen Sorten. 

95. und 96. 1 kl. ſilb. Med. für 6 Stück der beſten und 
1 Preisdipl. für 6 Stück der zweitbeſten Sellerieknollen. 

97. 1 Preisdipl. für 6 Stangen des beſten Bleichſellerie. 

98. und 99. 1 kl. ſilb. Med. für den beſten und 1 Preisdipl. 
für den zweitbeſten Eßkürbis, 1 Stück. 

100 und 101. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und reichhaltigſte 
und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Zierkürbis. 


Beſtimmungen der Ordnung vor und während der Ausſtellung. 


1) Alle zur Concurrenz gebrachten Gegenſtände müſſen mindeſtens 
3 Monate im Beſitze der Ausſteller geweſen ſein, mit Ausnahme der Blumen, 
welche zu Kränzen, Bouquets ꝛc. verwendet werden. 

2) Es dürfen nicht mehr und nicht weniger Exemplare zu einer Con⸗ 
currenz gebracht werden, als im vorſtehenden Programm angezeigt ſind. 

3) Anmeldungen werden ſchriftlich unter der Adreſſe der beiden oben 
genannten Commiſſions⸗Mitglieder, ſowie Herrn Wobbe, große Gärtner— 
ſtraße No. 35, und Herrn C. F. L. Kühne, kl. Bergſtraße No. 27 in 
Altona, bis zum 12. September 1864 erbeten. 

4) Diejenigen, welche ſich bei der Ausſtellung betheiligen wollen, werden 
erſucht, ſich am 14. September 1864 Nachmittags 4 Uhr im Local 
der Ausſtellung einzufinden, um ſich geeignete Plätze für deren Ausſtellungs— 
gegenſtände anweiſen zu laſſen, und werden dieſelben erſucht, ſich gefälligſt 
den Anordnungen der Commiſſion zu fügen. Diejenigen, welche ſich ſpäter 
melden, haben es ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn deren Ausſtellungsgegen— 
ſtände weniger gute Plätze erhalten. Für Auswärtige, welche das ungefähre 
Quantum gefälligſt aufgeben wollen, tragen die Unterzeichneten Sorge, daß 
ſie gute Plätze erhalten. 

5) Die Annahme findet am 15. September von Morgens 9 Uhr bis 
4 Uhr Nachmittags ſtatt, ſowie für ſolche Gegenſtände, welche leicht welk 
werden, am 16. September von 6 bis 7½ Uhr Morgens. 

6) Jeder Ausſteller wird erſucht, eine genaue Liſte der eingelieferten 
Gegenſtände, mit Bezeichnung ſeines Namens und Wohnortes, in einem 
verſchloſſenen Couvert, ohne jede äußere Bemerkung, den auszuſtellenden 
Gegenſtänden beizufügen und am Eingange abzuliefern, wofür er ſo viele 
gleichlautende Nummern erhält, als er verſchiedene, zur Concurrenz beſtimmte 
Gegenſtände ausſtellt, um dieſe Nummern den ausgeſtellten Pflanzen, 
Blumen, Obſt oder Gemüſe beizufügen. 

7) Um den Herren Preisrichtern eine Erleichterung zu verſchaffen, ſind 
die verſchiedenen zur Concurrenz gebrachten Ausſtellungsgegenſtände jeder 
Art zuſammenzuſtellen, bei ſolchen, wo ſich dieſes überhaupt nicht beſchaffen 
läßt, findet eine Ausnahme ſtatt. 

8) Die Namen der Ausſteller zu allen ausgeſtellten Gegenſtänden 
werden von Seiten der beiden Protokollführer beſchafft. Die Preiſe der zu 
verkaufenden Gegenſtände ſind vom Eigner ſelbſt zu beſorgen, jedoch in der 
Art, daß dieſelben nicht auffällig erſcheinen. 


328 


9) Am 19. September 1864, Morgens 8 Uhr, kann mit dem Weg: 
ſchaffen der Ausſtellungsgegenſtände begonnen werden und müſſen dieſe 
ſpäteſtens um 1 Uhr deſſelben Tages aus dem Ausſtellungslocale geſchafft 
ſein. Für das Wegräumen der Gegenſtände der auswärtigen Ausſteller 
wird die unterzeichnete Commiſſion Sorge tragen. Garantie wird nicht 
übernommen, außer für Feuersgefahr, wofür von dem Eigenthümer der 
Werth anzugeben iſt. 

10) Diejenigen Concurrenten, welche Medaillen erhalten, können dafür 
den Werth für große 8 X Crt. und für kleine 6 X Crt. ſtatt der Medaillen 
auf Wunſch erhalten, und haben in dieſem Falle während der Ausſtellung 
den Unterzeichneten die Anzeige zu machen. 

12) Jeder Ausſteller erhält eine Partout-Karte für die Dauer der 
Ausſtellung, dieſe iſt indeß nur perſonell. 


Cöln. Programm für die Ausſtellung von Früchten, Gemüſen, 
Blumen, Garten-Plänen, Ornamenten und Geräthſchaften, 
vom 2. bis incl. 9. October 1864, im großen Cometen-Saale des Herrn 
J. Dickopf zu Cöln. Der Verein für Gartencultur und Botanik in Cöln 
wird im laufenden Jahre, und zwar vom 2. bis incl. 9. October, eine große 
Herbſt-Ausſtellung von Früchten, Gemüſen, Blumen, Pflanzen, Garten-Plänen, 
Ornamenten und Geräthſchaften, in dem Locale des Herrn Dickopf (zum 
großen Cometen genannt), veranſtalten, an welcher recht zahlreich ſich zu 
betheiligen wir hiermit ergebenſt einladen. 

Die nachſtehend ausgeſetzten Preiſe werden durch eine vom Verein er- 
nannte Commiſſion von, außerhalb des Vereines ſtehenden, Preisrichtern 
zuerkannt, und die Prämiirungen bei der Eröffnung der Ausſtellung publicirt. 

Für jeden der nachbenannten Gegenſtände ſind zwei Preiſe, und zwar 

eine ſilberne und eine bronzene Medaille 
ausgeſetzt. i 
1. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Aepfel. 
2. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Birnen. 
3. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Wein⸗ 
und Tafeltrauben. 

4. Für die reichhaltigſte Aufſtellung verſchiedener Obſtfrüchte aus 
allen Gattungen. 

5. Für durch Cultur zu beſonderer Vollkommheit gebrachte Obſtfrüchte. 
6. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beftcultivirter Gemüſe⸗Kohlarten. 
7. Für die ſchönſten Rüben und Knollen-Arten. 

8. Für das reichhaltigſte Sortiment von Kartoffeln. 

9. Für das reichhaltigſte Sortiment von Suppenkräutern, Gewürzen, 
Zwiebeln. 

10. Für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment von Speife- und 
Zierkürbißen. 

11. Für neu eingeführte Pflanzen. 

12. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beſtcultivirter Blattpflanzen. 


329 


13. Für die reichhaltigſte Aufſtellung bunter Blattpflanzen. 

14. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beſtcultivirter Coniferen. 
15. Für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment blühender Fuchſien, 
Geranien, Petunien, Verbenen ꝛc. 

16. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Roſen. 

17. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Georginen. 

18. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Aſtern. 

19. Für die beſten Gartenpläne. 

20. Für die geſchmackvollſten Garten-Ornamente und Meubles. 

21. Für die beſten Garten-Geräthe und Inſtrumente. 

Außerdem werden den Herren Preisrichtern für vorzügliche, vorſtehend 
nichtbenannte, Ausſtellungs-Gegenſtände noch 

Zwanzig Medaillen 
zur freien Verfügung geſtellt werden. 

Bei Obſt und Gemüſe wird angenommen, daß dieſelben vom Ausſteller 
ſelbſt gezogen ſind, bei den Pflanzen, excl. Neuheiten, eine mehrmonatliche 
Cultur durch den Ausſteller. Bei den sub. 20 und 21 aufgeführten Orna— 
menten, Meubles und Geräthen wird denen der Vorzug gegeben, welche 
von Fabrikanten ſelbſt ausgeſtellt ſind. . 

Die Anmeldung der auszuſtellenden Gegenſtände muß bis zum 
20. September, die Einlieferung derſelben aber (mit Ausſchluß abgeſchnittener 
Blumen und zarter Pflanzen) bis zum 29. September im Ausſtellungs-Locale 
erfolgt ſein. Später eingelieferte Gegenſtände können nur dann volle Berück— 
ſichtigung finden, wenn dies der vorhandene Raum noch geſtattet. 

Das Verzeichniß der auszuſtellenden Gegenſtände bitten wir ebenfalls 
bis zum 20. September mit der Namensunterſchrift und der Angabe des 
Wohnortes des Herrn Ausſtellers verſehen, uns zugehen zu laſſen. Gleich— 
zeitig erſuchen wir ein zweites Verzeichniß ohne Unterſchrift, für die Herren 
Preisrichter beſtimmt, beizufügen. 

Die Koſten für die Einſendung auszuſtellender Gegenſtände trägt der 
Verein, die Rückfracht fällt dem Ausſteller zur Laſt. 

Zur Ausſtellung eingelieferte Gegenſtände können während der Ausſtel— 
lungstage nur mit Zuſtimmung des Ausſtellungs-Comité zurückgezogen werden. 

Die Verlooſung der, von den Ausſtellern dem Vereine zur Dispoſition 
geſtellten, refp. von dem Vereine zu beſchaffender Gegenſtände findet am 
9. October ſtatt. 

Der Verein wird den Verkauf von Ausſtellungsgegenſtänden gern unent- 
geltlich, zu den mitgetheilten Preiſen, vermitteln. 

Etwaige Anfragen und Correſpondenzen ſind an den zeitigen Schrift— 
führer des Vereines zu richten. Cöln, im Mai 1864. Der Vorſtand und 
das Comité. Hamecher (Med.-Aſſeſſor) Präſident. — Dr. jur. Lautz (Yu: 
ſtizrath) Stellvertreter. — A. Strauß (Gartenvorſteher) Schriftführer. — 
Nourney jun., (Kaufm.) Stellvertreter. — J. B. Hilgers (Graveur) Biblio— 
thefar. — J. Burchartz (Kunſt⸗ und Handelsgärtner) Stellvertreter. — 
G. Pilgram (Kaufmann) Schatzmeiſter. — Frielingsdorf (Kunſt⸗ und 
Handelsgärtner) — Gaddum (Obriſt a. D. — H. Maſchmeyer (Ober: 
gärtner, Villa Oppenheim.) — E. Mayer (Lengfeld'ſche Buchholg.) — 


330 


-Math. Neven, (Kaufmann.) — Bachem, (Oberbürgermeifter. — Baudri, 


Fr. (Stadtverordneter.) — Bergmann, G. H. (Kunſt⸗ und Handels⸗ 
gärtner.) — Hoeninghaus, W. (Kaufmann.) — Horſt, J. (Stadtverord⸗ 
neter.) — Hospelt, W. A. (Stadtverordneter.) — Kyll, Dr. Th. 


(Chemiker.) — Lengfeld, M. (Rentner.) — Mülhens, P. J. (Stadtverord- 
neter.) — Opry, W. (Bau⸗Unternehmer.) — Peill, Rob. (Stadtverord⸗ 
neter.) — Pepys, W. H. (Gas-Director.) — Roggen, F. W. (Stadt⸗ 
verordneter.) — Schlöſſer, Joh. Jac. (Gutsbeſitzer.) 


B —— 


Literatur. 


Arboretum Muscaviense. Ueber die Entſtehung und Anlage des 
Arboretum Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich der Nieder— 
lande zu Muskau, nebſt einem beſchreibenden Verzeichniſſe der ſämmt— 
lichen, in demſelben cultivirten Holzarten. Ein Beitrag zur Dendrologie 
der deutſchen Gärten, bearbeitet von Petzold, Königl. Prinzl. Park- und 
Garteninſpector, und G. Kirchner, Arboretgärtner zu Muskau. Mit einem 
color. Plane des Arboretum zu Muskau. Gotha, in Commiſſion bei 
W. Opetz. 1864. Gr. Lex.⸗-Format. 830 S. 

Dem Begründer des großartigen Arboretums zu Muskau, Sr. Königl. 
Hoheit dem Prinzen Friedrich der Niederlande, dem hohen Landes— 
herrn zu Muskau, iſt obiges Werk von den Verfaſſern gewidmet. Bereits 
im vorigen Jahrgange der Hamburg. Gartenztg. S. 105 u. folg. hat Herr 
Arboretgärtner Kirchner Mittheilungen über das damals noch in der 
Anlage begriffene Arboret zu Muskau gemacht und eine Aufzählung der 
bereits angepflanzten Gehölze gegeben, worauf wir hinzuweiſen uns erlauben. 
Jetzt iſt die Anlage vollendet und wenn auch noch eine jugendliche, ſo 
dürfte ſie unſtreitig doch die großartigſte dieſer Art ſein, Jahre werden 
allerdings erſt noch vergehen, ehe ſie ihren Zweck ganz zu erfüllen im Stande 
iſt, nämlich einmal den Zweck, uns Gelegenheit zu verſchaffen, die zahlreichen 
Gehölze, ihren Effekt in der Landſchaft und ihren Nutzen durch eigene 
Anſchauung in gedrängter Zuſammenſtellung kennen zu lernen, und dann 
ſoll das Arboretum die Möglichkeit bieten, eine ſichere Grundlage für 
eine fo nothwendige Sichtung und Berichtigungen in der Nomenclatur der: 
jenigen Gehölze zu gewinnen, die in den verſchiedenen Gärten und Baum: 
ſchulen Deutſchlands cultivirt werden. Das Arboret zu Muskau repräſentirt 
jetzt ſo ziemlich alle in Deutſchland aushaltenden Gehölzarten, und wir 
können dem Schöpfer dieſer Aulage nicht dankbar genug ſein, eine ſolche 
längſt gefühlte Anlage ins Leben gerufen zu haben, durch dieſelbe wird es 
bald ein Leichtes werden, die ſo fürchterlich verwirrte Nomenclatur in 
Ordnung zu bringen. 

Um auf das für jeden Baumſchulenbeſitzer wie für jeden Gehölzfreund 


331 


fo höchſt nützliche und brauchbare Werk ſelbſt zurückzukommen, ſo zerfällt 
daſſelbe in 2 Abſchnitte. Der erſte handelt über die Entſtehung, Zweck, 
Anlage und Erhaltung des Arhoretum, nebſt einem Vorworte vom Park— 
inſpector Petzold. Der zweite Abſchnitt bringt außer der Einleitung und 
dem Vorworte des Arboretgärtners Kirchner, eine Ueberſicht der ſyſte— 
matiſchen Aufzählung der Familien und Genera, eine allgemeine Ueberſicht 
der geographiſchen Verbreitung der Gehölze, 1. Abtheilung: Laubhölzer, 
2. Abtheilung: Nadelhölzer, 3. Abtheilung: monokotyledoniſche Gehölze. 
Schließlich alphabetiſche Verzeichniſſe der ſämmtlichen ſyſtematiſchen und 
ſämmtlichen deutſchen Pflanzennamen. 

Herr Kirchner hat dieſes beſchreibende Verzeichniß mit großem Fleiße 
und Umſicht ausgearbeitet, und wird ſchon als ſolches ſehr viel zur Ent— 
wirrung der Gehölznamen in den Gärten beitragen, denn nur zu oft findet 
man in den Verzeichniſſen der Handelsgärtner ein und dieſelbe Art unter 
verſchiedenen Namen aufgeführt, oder alte Pflanzenarten mit neuen Namen 
und neuen Anpreiſungen. Eine fleißige Benutzung des hier in Rede ſtehen— 
den Werkes wird ſicher vor dergleichen Täuſchungen jeden Pflanzenfreund 
ſchützen. Um über die Härte mancher Gehölzarten ganz genaue Auskunft 
zu geben, dazu iſt die Anlage zu Muskau noch zu neu und erſt mehrjährige 
Erfahrungen müſſen hierüber entſcheidenden Ausſpruch thun. Die Beſchrei— 
bungen ſind ſo kurz als möglich gehalten und iſt darin nur das hervorge— 
hoben, was dem Verfaſſer nothwendig erſchien, damit der Leſer im Stande 
ſei, ſich einen Begriff von der Natur und Verwendung des betreffenden 
Baumes oder Strauches zu machen. Das Verzeichniß ſoll kein botaniſches 
Werk fein, ſondern dem ausübenden Gärtner und dem Pflanzenliebhaber 
ein Anhalt geboten werden, ſich leichter in der verwirrten Maſſe der Gehölze, 
die in Gärten und Baumſchulen cultivirt werden, zurecht zu finden. Wer 
die botaniſchen Beſchreibungen nachleſen will, mag dies für ſich thun, denn 
wo ſolche zu finden, iſt bei den einzelnen Arten meiſt angegeben. 

Durch das beſchreibende Verzeichniß des Arboretum Muscaviense iſt 
eine längſt gefühlte Lücke in der Gartenliteratur ausgefüllt worden, denn 
alle beſſeren Werke dieſer Art ſind veraltet, mithin zu unvollſtändig und 
er füllen ihren Zweck nur unvollkommen, möge es ſeinen oben angeführten 
Zweck vollſtändig erfüllen, möge aber auch der Anlage, die Grundlage des 
Buches, das Glück verbleiben, noch lange Jahre einen ſo fördernden Pro— 
tector wie den jetzigen, als den Prinzen Friedrich, den ihrigen zu nennen, 
wie zwei ſo thätige und umſichtige Männer, als den Garteninſpector 
Petzold und Arboretgärtner Kirchner als Vorſteher zu haben. E. Oo. 


Anleitung zur genaueren Kenntniß der ſchädlichen Garten- 
Inſecten, ſowie der bewährteſten Mittel zu deren Vertilgung. Ein noth⸗ 
wendiger Rathgeber für Gärtner, Obſt- und Weinbauer, Forſtmänner, 
Landwirthe, ſowie für jeden Feld- und Gartenbeſitzer. Mit Benutzung des 
franzöſiſchen „les insectes“ ꝛc. bearbeitet von Dr. Otto Florens. Dresden, 
Schrag' ſche Verlags⸗Anſtalt (Heinrich Klemm). kl. 8. VIII u. 71 S. Preis 10 fgr. 

Ein kleines den Gärtnern und Gartenbeſitzern zu empfehlendes Hand: 
büchelchen, in welchem ſie die bewährteſten Mittel angeführt finden, ſich von den 


332 


ihren Züchtungen nachtheiligen Inſecten zu befreien und vermittelſt deſſen fie 
ſich genaue Kenntniß von allen ſchädlichen Garteninſecten verſchaffen können. 
Die Wohlfeilheit des Buches macht es auch den unbemittelten Gärtnern 
möglich, ſich daſſelbe anzuſchaffen. E. O—o. 


Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie. Von M. F. 
Bonorden, Doctor der Medizin ꝛc. zu Halle. Mit 2 Taf. (Aus den 
Abhandlungen der Naturforſcher-Geſellſchaft zu Halle, Bd. VIII, beſonders 
abgedruckt. Halle, 1864. H. W. Schmidt. Gr. 4. 4 . 


Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung. Nebſt 
Angaben zur Zucht aller baum- und ſtrauchartigen Gehölze des freien 
Landes, bearbeitet von Julius Sckell, Großherz. Sächſ. Gartenconducteur. 
Leipzig, Arnorldi'ſche Buchhandlung. 1864. 8. VIII und 239 S. 22 ½ Sgr. 


Populäre Vorträge aus allen Fächern der Naturwiſſen⸗ 
ſchaft. Herausgegeben vom Verein zur Verbreitung naturwiſſenſchaftlicher 
Kenntniſſe in Wien. Dritter Cyclus. Mit 2 Taf. und 5 Holßzſchnitten. 
Wien 1864. In Commiſſion bei C. Gerold's Sohn, oder Schriften des 
Vereines zur Verbreitung naturwiſſenſchaftlicher Kenntniſſe in Wien. 3. Bd. 
Jahrg. 1862/63. kl. 8 503 S. 2. 


Die Cultur der Alpenpflanzen. Von A. Kerner. Innsbruck, 
Wagner'ſche Univerſitäts-Buchhandlung. 1864. 8. VI u. 162 S. 22½ Sgr. 


Jedermann fein eigner Gärtner. Eine auf langjährige Erfah: 
rung begründete Anweiſung ſämmtlicher Arbeiten in den Gemüſe-, Baum-, 
Blumen-, Luſt⸗, Zimmer- und Weingärten, nach den Monaten geordnet. 
Von Thomas Mawe und John Abercrombi. Nach der 30. Aufl. des 
engliſchen Originals bearbeitet von L. Dietrich. Leipzig, Verlag von C. 
Wilfferodt. 1864. kl. 8. 102 S. 10 Sgr. 


— III —— 


Feuilleton. 


Blumenuhr. Schon Linné hat bekanntlich von einer Blumenuhr 
geſprochen, zu der die Cichoriaceen die meiſten Zeiger liefern, aber von einem 
Schlafe durch Herabhängen, wie ſolcher von Martens (württembergiſche 
naturw. Jahresz. 19, S. 47) an Blumen von Anthemis cotula, die er 
zufällig in einem Blumentopfe gezogen, beobachtet, ſcheint noch nichts be— 
kannt zu ſein. Gegen Ende Mai trieb die Anthemis ihre Blumenköpfe; 
die zungenförmigen Strahlenblüthen waren anfangs der Quere nach wie 
Cigarren aufgerollt und gingen, als ſie ſich entfalteten, aus der ſenkrechten 
in die wagerechte Stellung über, wie häufig bei Corymbiferen. So trieben 


333 


ſie einige Tage, dann bogen ſie ſich Abends ſtets ſtark abwärts und erhoben 
ſich Morgens wieder in die wagerechte Richtung, wobei ſich die Randblüthen 
dicht an den Stiel anlegten. Dieſes Einſchlafen erfolgt bei Sonnenſchein 
wie bei Regenwetter regelmäßig, ſo daß die Strahlenblüthen um 6 Uhr an 
den Stiel anliegen, um 7 Uhr ſenkrecht abſtehen und gegen 9 Uhr die 
wagerechte Stellung erreichen. Abends um 6 Uhr ſind ſie ſchief, um 9 Uhr 
angelegt. Nur in den kälteſten Tagen verſpätete ſich das Erwachen um 
eine halbe Stunde. (Flora.) 

Landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe. Für einen großen 
Theil unſerer Leſer dürfte es von Intereſſe ſein, einige Mittheilungen aus 
dem hier angefügten Statute der bayeriſchen Prüfungsſtation zu 
Weyhenſtephan für landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe 
zu erhalten. Herr Dr. Wentz, welcher mit der Leitung der Station als 
Director der kgl. bayer. landwirthſchaftlichen Centralſchule beauftragt iſt, 
ſchmeichelt ſich zudem, auf die gewichtige Unterſtützung der Preſſe in einer 
Angelegenheit rechnen zu dürfen, welche, nur aus gemeinnützigem Sinne 
entſtanden, ſich hoffentlich als dem Gemeinwohle und der Bildung dienend 
erweiſen wird. — Das Statut der bayeriſchen Prüfungs-Station zu Weihen— 
ſtephan für landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe beſteht aus folgen— 
den Paragraphen: 

§ 1. Es beſteht zu Weyhenſtephan eine Station, welche im Auftrage 
des k. Staatsminiſteriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten, ſowie 
in laufendem Einverſtändniſſe mit dem General-Comité des landwirthſchaft— 
lichen Centralvereins von Bayern die Prüfung von landwirthſchaftlichen 
Maſchinen und Geräthen vorzunehmen und über die Ergebniſſe derſelben 
geeignete Veröffentlichungen eintreten zu laſſen hat. 

Als Vorſtand der Station fungirt der Director der kgl. landwirth— 
ſchaftlichen Centralſchule. Derſelbe hat die Station nach ſeinem Ermeſſen 
zuſammenzuſetzen und auch im Beſonderen zur Theilnahme an den Arbeiten 
derſelben einzuladen, wen er für geeignet erachtet. 

Als ordentliche Mitglieder der Station werden Profeſſoren der 
vorgedachten Lehr-Anſtalt aufgeſtellt. 

Als außerordentliche Mitglieder der Station betheiligen ſich aus— 
übende Landwirthe, namentlich größere Grundbeſitzer, ſowie geeignete Mit— 
glieder des General-Comités, je nach Beſonderheit der Fälle, an den Prü— 
fungen. Jedenfalls treten dieſe vor Abſchluß von Prüfungsergebniſſen mit 
ihren Urtheilen hinzu. 

Je nach Bedürfniß ſteht es endlich dem Stationsvorſtande zu, noch 
außerdem Angehörige der Centralſchule, anderweitige Sachkundige ꝛc. ꝛc. 
hinzuzuziehen, reſp. einzuladen. 

§ 2. Betreffs der Exiſtenz und Aufgabe der Station haben zweck— 
mäßige Veröffentlichungen in landwirthſchaftlichen und anderen gewerblichen 
Zeitſchriften, politiſchen Zeitungen u. dergl. Statt zu finden, und iſt in 
geeigneter Weiſe dazu einzuladen, daß betreffende Prüfungsgegenſtände an 
die Station eingeſandt werden. 

8 3. Nur über empfehlungswürdige, nicht aber auch über bemän— 
gelungswerthe Maſchinen und Geräthe werden Berichte veröffentlicht. Hiebei 


334 


find die beſonderen Verhältniſſe und Umſtände anzugeben, unter welchen die 
Prüfungsergebniſſe erlangt wurden. Die Berichte erſcheinen zunächſt in der 
Zeitſchrift des landwirthſchaftlichen Vereins in Bayern und werden Separat⸗ 
abdrücke davon genommen, um ſie bei der Ausſtellung am Octoberfeſte in 
München zu vertheilen. , 

§ 4. Die Prüfungen der landwirthſchaftlichen Maſchinen und Geräthe, 
welche der Station obliegen, bilden zugleich ein Unterrichtsmittel an der 
landwirthſchaftlichen Centralſchule. 

§ 5. Die Prämiirungen am Octoberfeſte ſollen nicht unmittelbare 
Rückbeziehung auf die Prüfungsergebniſſe der Station nehmen, überhaupt 
nicht der Güte einzelner oder aller landwirthſchaftlichen Maſchinen und 
Geräthe eines Ausſtellers gelten, ſondern nur wie bisher im Allgemeinen 
für den Eifer und die den Fortſchritt bekundenden Geſammtleiſtungen der 
Ausſteller gegeben werden. | 

Weyhenſtephan, im April 1864. 


— Ps Be 


Perſonal⸗Notizen. 


London. Dr. B. Seemann iſt von einer Reife nach Südamerika, 
die er im Intereſſe einer Geſellſchaft dahin unternommen, am 13. Mai 
wieder in England eingetroffen. Dr. Seemann verließ Southampton am 
2. Febr. d. J., ging über St. Thomas nach La Guayra, beſuchte Caracas, 
Puerto Cabello, Chichirivichi und den noch undurchforſchten Fluß Tocuyo, 
kam dann über Curacao und St. Thomas zurück. Dr. Seemann hat (wo 
iſt nicht geſagt) großartige Lager einer rauchloſen Steinkohle entdeckt, die in 
England zu 10 „ pr. Tonne taxirt wird, d. i. ein Dritttheil mehr als die 
gewöhnliche engliſche Steinkohle; gleichzeitig hat Dr. Seemann aber auch 
manches botaniſch Intereſſante gefunden, obgleich er diesmal nicht zu rein 
botaniſchen Zwecken dieſe Reiſe gemacht hat, ſondern um große Ländereien 
zu beſichtigen. 

— n. Der berühmtefte aller neueren ſüdamerikaniſchen Reiſenden, 
Richard Spruee, iſt nach langen Jahren endlich nach England zurückgekehrt. 
Leider iſt ſeine Geſundheit jedoch ſehr erſchüttert. 

Berlin. Der Privatdocent Dr. Karl Koch iſt zum außerordentlichen 
Profeſſor der Botanik an der K. Berliner Univerſität ernannt worden. (Flora.) 

San Fernando auf Trinidad. F Am 28. Februar ſtarb Herr Hermann 
Krüger, geboren am 11. Februar 1818 zu Hamburg, in San Fernando 
auf Trinidad. Im Jahre 1841 war er nach dieſer Inſel gekommen, um 
in eine Apotheke als Gehülfe einzutreten. (Er hatte zuvor bei Herrn 
Dr. Sonder in Hamburg conditionirt.) Seine botaniſchen Unterſuchungen, 
die in Fachzeitſchriften zerſtreut ſind, fanden in Trinidad ſolche Anerkennung, daß 
er 1857 zum Director des botaniſchen Gartens in Port of Spain 
und zum Colonial-Botaniker ernannt wurde, fo daß er nun ganz der Wiſſen⸗ 
ſchaft leben konnte. Die neue Stellung behinderte ihn anfangs in ſeinen 


335 


anatomischen und phyſiologiſchen Unterſuchungen, dafür verwandte er all' 
ſeine Kräfte auf eine neue Arbeit, die Lieblingsidee ſeiner letzten Lebensjahre, 
auf eine ſehr umfaſſende Flora ſeiner neuen Heimath, die leider unvollendet 
geblieben iſt. Das vortreffliche Herbar, das die Flora von Trinidad wohl 
ziemlich vollſtändig enthält, und die Bibliothek wird wahrſcheinlich der Gou— 
verneur der Inſel käuflich erwerben. Die „Port of Spain Gazette“ und 
der „Star of the Weſt“ widmen unſerem Landsmanne einen ſehr ehrenvollen 
Nachruf. 2 (Flora.) 


5. Arnoldi ſche Obſt Cabinet 


au 
Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 

beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 
18 Pflaumen enthalten. f 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nͤthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be- 
ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2 Nthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 

Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 
England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 

Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, 

„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtich, 
Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, 

„ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck Wagner in Prag, 

„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 

„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 


Offerte. 

Von einem der renommirteſten Harlemer Züchtern iſt mir für dieſen 
Herbſt der Verkauf von Hyacinthenzwiebeln ꝛc. zu Originalpreiſen ab hier 
übertragen und werden meine ſpeciellen Verzeichniſſe hierüber bis Ende Juli 
zur Ausgabe bereit ſein, und liefere z. B.: 


75 


Hhaeinthen in Rommel pr. 100 Stück zu 3½ , 
" „ einzelne Farben, Hommel „ 100 „ „ 4—4¼ , 

Sulaes, Frese ©; supunat ee e eee 

5 R „ 100 „ „ W 
ens, Komme 22... un 300-4... re 


u. ſ. w., und erſuche, mich zur Franco-Zuſendung meiner Kataloge recht häufig 
zu veranlaſſen. 
Erfurt, im Juni 1864. W. Bahlſen. 


336 


Draczena australis. 
Von dieſer prachtvollen Decorationspflanze beſitze ich eine große Anzahl 
Sämlinge von 6 bis 8 Zoll Höhe und erlaſſe die 100 Stück für 8 P 
Pr. Crt., 50 Stück für 4 ½ P, 25 Stück für 2½ „P. Geneigte Aufträge 


nimmt entgegen 
Fr. Herrm. Ohlendorff, 
Handelsgärtnerei u. Baumſchule zu Ham bei Hamburg. 


Berliner Blumenzwiebeln. 


Der vorliegenden Nummer der Hamburger Gartenzeitung iſt das Ver: 
zeichniß der ſelbſtgezogenen Hyacinthenzwiebeln, Tulpen ꝛc. der Kunſt⸗ und 
Handelsgärtnerei von * 


3. Späth in Berlin 


beigelegt und empfehlen wir daſſelbe zur gefälligen Beachtung. Die Preiſe 
ſind billig angeſetzt und werden nur ganz gute Zwiebeln verabfolgt. Wir 
bemerken noch, daß ſich die in Berlin gezogenen Blumenzwiebeln beſonders 
gut zum Treiben eignen. 


Strohmatten. 


Strohmatten . 1 
i . ſind zu haben 
wn A . 6. 

i e IE — — 
Aug. Garvens, ,, * 


in Hamburg. 


Blumenausſtellung des Garten- und Blumenbauvereins ſind einige Preiſe 
gar nicht oder unrichtg angegeben, was wir hiermit berichtigen. 

S. 270 ad 44 muß es heißen: Hrn. Genfer, Obergärtner des Hrn. 
F. Herrm. Ohlendorff: 6 &. 

S. 270 ad 46: Hm. J. C. Heyn, Gärtner des Hm. L. C. D. 
Krüger: 3X 12 R. 

S. 270 ad 47 leſe man: 5 ftatt 3 & 12 Vl. 

„ 270 „ 48: Hrn. Gärtnergehülfen N. Rohde, bei Hm. C. H. 
Harmſen: 3 J 12 PR. 

S. 270 ad 51: Hrn. F. W. Peter: Obergärtner des Hrn. Grafen 
von Bernſtorff auf Gartow: 10 . Ferner: S. 287 Z. 16 v. oben lies Pavia 
ſtatt Paris. 


d ieſem Hefte liegt gratis bei: 
1) Verzeichniß von ſelbſtgezogenen Blumenzwiebeln vom Kunſt- und 
Handelsgärtner L. Späth in Berlin. 


337 


Steriphoma clemoides Spr. 

Eine ſeit 1847 im hieſigen botaniſchen Garten befindliche Capparideae, 
die trotz aller mit ihr vorgenommenen Culturverſuche bisher nicht hat blühen 
wollen, entwickelte nun endlich jetzt an einem etwa 4 Fuß hohen Exemplare 
eine kleine Blüthentraube. Bereits vor vielen Jahren wurde dieſe ſchöne 
Pflanze von Jacquin in den kaiſerlichen Garten zu Schönbrunn bei Wien einge⸗ 
führt, ſcheint aber von dort aus nur wenig verbreitet worden zu ſein, bis ſie 
neuerdings von Dr. Karſten im Jahre 1846 oder 1847 in den königlich 
botaniſchen Garten zu Berlin von Venezuela eingeführt worden iſt. Von 
Jacquin iſt dieſe Pflanze als Capparis paradoxum beſchrieben und abge— 
bildet (Jacq. Hort. Schönb. I., 58, Taf. III.) ſpäter von Endlicher 
als Steriphoma paradoxum (Flora 1832, 2) und dann von Karſten 
unter demſelben Namen (Karſten, Ausw. neuer und ſchön blühender 
Gewächſe Venezuela's, Taf. 3), nach deſſen Abbildung Copien in Paxton's 
Flower Garden und in der Flore des Serres von Van Houtte (VI. 
Taf. 564 — 565) erſchienen find. 

Die großen gipfelſtändigen Trauben der langgeſtielten Blumen ſtehen 
an den Aeſten des 6—8 Fuß hohen buſchigen Strauches. Die orange: 
farbenen Kelche ſchließen die untere Hälfte der lebhaft ſchwefelgelben Blumen— 
blätter ein, aus denen die aufwärts gekrümmten Staubfäden und Griffel 
lang hervorragen und dem ganzen Blüthenſtande ein ſehr gefälliges, leichtes 
Anſehen geben. Die 4—6 Zoll langen, 1 Zoll breiten, lanzettförmigen, 
oben und unten zugeſpitzten Blätter ſtehen auf halb ſo langen Stielen an 
den Stengeln zerſtreut; ſie erhöhen durch das glänzende Grün ihrer Ober⸗ 
fläche nicht wenig die Pracht der Blüthen. i 

Dr. Karſten fand diefe in den Gärten noch ziemlich ſeltene, aber alte, 
empfehlenswerthe Pflanze an dem blüthenreichen Ufer des nahen Fluſſes des 
jo reizend gelegenen Dorfes Mayquetia bei La Guayra. Sie wächſt auf. 
dem Wege von La Guayra nach Caracas in einer Höhe von 1000 —2000 F. 
neben Bauhinien, Japen und Gesnerien unter dornigen Acacien und Cacteen. 
— Die Pflanze gehört demnach in's feuchte Warmhaus, wo ſie, in einen 
Topf gepflanzt, leicht wächſt und ſich durch Stecklinge gut vermehren läßt. 


Die Verbene. 

Die Verbene gehört mit zu denjenigen Blumen, welche in den letzten 
Jahren durch die Cultur ungemein verbeſſert worden ſind. Früher war 
man mehr darauf bedacht, ſie als eine brillant gefärbte Blume zu beſitzen, 
um ſie zu Einfaſſungen um Beete zu benutzen, zu welchem Zwecke ſich ſehr 
viele Varietäten eignen. Ein Herr Ch. J. Perry zu Bromwich⸗Caſtle 
giebt in Gardener's Chronicle nun aber ein Verfahren an, wie man die 
Verbene als eine „Ausſtellungs-Pflanze“ zu behandeln hat, welches, 
da es von allgemeinem Nutzen iſt, wir unſern Leſern hier mittheilen wollen. 

Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. b 22 


338 


Jeder, der auf Ausſtellungen gute Collectionen von Verbenen, hübſch 
aufgeſtellt, geſehen hat, wird ſich ſagen, daß keine andere Floriſten-Blume 
von einem größeren Effekt iſt. Die große Verſchiedenheit von brillanten 
und zarten Farben, die in den Verbenenblumen vereint iſt, giebt denſelben 
einen Reiz, wie man ſolchen bei keiner anderen Blume findet. Die Verbene 
iſt nicht nur eine Herbſtblume, ſondern auch in den Monaten Juli, Auguſt 
und September bilbet fie eine der größten Zierden der Kalthäuſer, wie 
viele Sorten auch einen lieblichen Duft verbreiten. 

Um Verbenen unter Glas zu cultiviren, zum Zweck, deren Blumen 
zu Bouquets und dergl., wie zu Ausſtellungen, zu verwenden, wähle man 
die ſtärkſten und am robuſteſten ausſehenden Exemplare. Dieſe pflanze man 
einzeln in 4zöllige Töpfe und ſtelle ſie für drei Wochen in einen kalten 
Kaſten, während welcher Zeit die Pflanzen ſtark genug wachſen werden, um 
deren Zweige zweimal einſtutzen zu können. Etwa acht Tage nach dem 
zweiten Einſtutzen verpflanze man ſie in Töpfe, in denen ſie blühen 
ſollen, etwa in G;öllige. Die geeignetſte Erdmiſchung beſteht aus 
gleichen Theilen Lauberde, gut verrottetem Dünger und gutem Lehm oder 
lehmiger Raſenerde. Wenn ſich die Blüthenknospen zeigen, bringe man die 
Pflanzen aus dem Kaſten in ein gut zu lüftendes Kalthaus. In jeden 
Topf ſtecke man ſo viele dünne Stäbchen, als die darin ſtehende Pflanze 
Hauptzweige hat, die dann daran befeſtigt werden, denn man muß jederzeit 
dafür ſorgen, daß die Blumendolden aufrecht wachſen und nicht nach der 
einen oder andern Seite herabhängen. 

Zeigt ſich im Kaſten, in dem die Pflanzen ſtehen, die grüne Fliege, 
ſo iſt ein Räuchern mit Taback unerläßlich, denn ſobald die Pflanzen ſtark 
davon befallen ſind, iſt es beſſer, ſie fortzuwerfen, da ſich die Blumen 
dann nur ſelten vollkommen ausbilden. Bei trockener, heißer Witterung 
feuchte man den Fußweg im Hauſe an, auch beſchatte man bei heller Sonne 
gelinde, weil einzelne zarte Farben von der Sonne oftmals leiden. 

Man wird bemerkt haben, daß ſich an der Spitze eines jeden Zweiges 
bei den Verbenen drei Blüthendolden bilden, von denen die beiden ſeiten— 
ſtändigen zu entfernen ſind, ſobald man ſie mit den Fingern faſſen kann, 
damit die übrig bleibende ſich ſtärker und ſchöner ausbilden kann. Dieſes 
Entfernen der Blüthendolden verhindert zugleich auch noch, daß die Pflanzen 
zu hoch und unanſehnlich werden, denn ſobald die oberſte Blüthendolde 
verblüht iſt, bilden ſich unten am Stamme neue Triebe und neue Knospen 
während der ganzen günſtigen Jahreszeit. 

Die hier nachbenannten Verbenen find die für die Topfeultur und 
zum Schneiden geeignetſten. 

* Annihilator. — Schön geformte Blume, brillant hochroth, über— 
zogen mit purpur, Auge weiß, groß und rund; extra ſchön. 

Apollo. — Schön für den Hintergrund, ſchmutzig fleiſchfarben, mit 
blaſſem, hochrothem Centrum. 

Black Prince. — Tief pflaumenblau, mit großem, eitronengelbem 
Auge; gute Form und ſehr diſtinkt. 

Cato. — Eine ſehr gefällige Sorte, blaß fleiſchfarben, hellpurpur 
Centrum; ſehr beſtimmte Form. 


339 


Countess of Bradford. — Malvenfarbe mit weißem Auge, ſehr hübſch. 

Decorator. — Scheinend hochroth, mit citronengelbem Auge, ſehr gut. 

Emperor. — Sehr brauchbare Sorte; trüb roth, geſtreift und ſchattirt 
mit dunkel hochroth, ſehr beſtändig. 

* Firefly. — Brillant ſcharlach mit gelbem Auge, eine ſchöne Varietät. 

* Foxhunter. — Scharlach mit blaßgelbem e große Blumen⸗ 
dolden, extra ſchön. 

Fairest of the fair. — Rein weiß mit hellviolettem Auge, eine 
ganz Page Varietät, jedoch nur langſam mwachjend. 

* Geant des Batailles.— In vieler Beziehung ſehr gut, conſtante gute Blu⸗ 
mendolden bildend von eigenthümlicher Farbe. Sollte in keiner Sammlung fehlen. 

Gloire de mon plaisir. — Reich hochroth mit citronengelbem Auge; 
conſtant und gut; Blumendolden klein. 

King of Verbenas. — Eine ſtark wachſende Art; ſchattirt hochroth 
mit weißem Auge; ſchöne Form, große Blumendolden, extra ſchön. 

Avenir de Ballent. — Eine prächtige Varietät; ſchattirt fleiſch— 
farben, mit hochrothem Centrum, große Dolden von gutem Habitus, extra. 

Lizzy. — Eine gefällige Form, fleiſchfarben mit weißem Auge; frei blühend. 

Lord Elgin. — Dunkel maronfarbig mit weißem Auge, hübſch. 

Lord Leigh. — Schön, groß, ſcharlachroth mit citronengelbem Auge, 
eine der beſten. 

* Lord Craven. — Dunkel violetblau, eine ſehr zu beachtende Form. 

* Mrs. Moore. — Ohne Zweifel die beſte von allen violetblauen 
Sorten, die es bis jetzt giebt; die Form ſehr gut, das Auge groß und 
weiß, Blumendolden jedoch nur mäßig groß. 

Magnificus. — Dunkellila, ſchöne Blumendolde. 

Mad. Hermann Stenger. — Gut gebaute fleiſchfarbene Sorte, mit 
blaßrothem Centrum. 

Mrs. Bayley. — Roſiges Hochroth von eigenthümlicher Schattirung, 
mit weißem Auge. 

Nemesis. — Eine excellente Varietät, roſig ſcharlach, gut gebaute 
Blumendolden, den Blumen fehlt jedoch ein hervortretendes Auge. 

Pauline. — Roſig violet mit ſchönem, weißem Auge; herrliche Form. 

Reine des fleurs. — Zart fleiſchfarben mit weißem Auge, ſehr gefällig. 

Rose Celestial. — Eine andere Schattirung von Fleiſchfarbe, ſchöne 
Form, mit rundem Auge. 

Ruby King. — Eine ſchöne Form, Blumen jedoch ohne Auge, 
Blumenſegmente kreisrund und von feſter Conſiſtenz. 

Rose Imperial. — Eine große, gut geformte Blume, dunkel fleiſch— 
79 mit 10 Centrum. 

Reine des Amazons. — Erröthend mit hochrothem Centrum, Blumen— 

dolden groß und gut gebaut. 

Sylph. — Fleiſchfarben mit blaſſem, hochrothem Centrum, ſchön in 
Form, frei blühend, ſehr conſtant. | 

Venus. — Rein weiß, mit violettem Centrum, Blumendolden klein. 

Die mit * bezeichneten haben wir bereits bei Herren P. Smith & Co. 
in Bergedorf kennen gelernt. 


22* 


340 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder 
abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. 
(Fortſetzung.) 

(Botanical Magazine, Juni 1864.) 

ö Aechmea distichantha Lem. 
1 polystachya Paxt., Hoplophytum distichanthum Beer.) 
Bromeliacex. 
Eine ſüdamerikaniſche, aus St. Paul (Südbraſilien) ſtammende Art, 
die jedoch eben keine beſonderen blumiſtiſchen Eigenſchaften beſitzt. (Taf. 5447). 
Trichinium Manglesii Lindl 
(Trichinium macrocephalum Nees.) 
Amaranthace. 

Eine ſehr liebliche Pflanze vom Schwanenfluſſe, in jüngſter Zeit von 
dort durch Herrn Thompſon zu Ipswich in Kew eingeführt. Bisher wurde 
ſie im Bot. Garten zu Kew im Kalthauſe cultivirt, es dürfte ſich die— 
ſelbe jedoch ſehr gut als einjährige Zierpflanze für die Blumenrabatten im 
Freien verwenden laſſen, wie ſo viele andere auſtraliſche und ſüdafrikaniſche 
Arten. Von den 49 bekannten Arten der Gattung Trichinium iſt dieſe 
die allerhübſcheſte. 

Die violetten Blumen ſtehen in endſtändigen Köpfen oder Rispen. 
(Taf. 5448). 

Cattleya Lindleyana Batem. 
Orchideæ. 

Eine hübſche Art mit weißen, zart roſa angelaufenen Blumen, die 
Petalen und Sepalen abſtehend, gleich breit und lang, von der Lippe nach 
der Baſis zu zuſammengerollt, die Blumen einſchließend; dreilappig auch 
ungetheilt, auf der breitern Fläche und am Rande dunkelroſa. 

Es ſtammt dieſe hübſche Art aus Bahia, durch Herrn C. H. Williams 
von dort in England eingeführt. (Taf. 5449). 

Thibaudia sarcantha Batem. 
(Psammisia sclerophylla Planch. et Lind.) 
Vaccinex. 

Auf einer der letzten Frühjahrsausſtellungen in London war dieſe 
reizende Vaccinee von Herrn Bateman ausgeſtellt, wo ſie allgemein gefiel. 
Die Psammisia sclerophylla Kl., Thibaudia Kth., Planch. et Lind. 
in der Flore des serres, v. 8, p. 205, gleicht der Th. sarcantha fehr, 
jedoch ſind bei eriterer die Zweige als aufrechtſtehend und die Blüthen— 
trauben als hängend angegeben, während bei der in Rede ſtehenden Art 
die Zweige auch hängend ſind. Die Blumen ſind röhrig, faſt krugförmig, 
hübſch zinnoberroth, die Blätter groß, 3—4 Zoll lang, 1—2 und mehr 
Zoll breit, lederartig, glänzend grün. (Taf. 5450). 

Dendrobium Farmeri Paxt. var. aureo-flava. 
Orchidee. 

Dendrobium Farmeri foll ji von D. chrysotoxum nur jehr 
wenig unterscheiden, ohne Blumen ſollen beide gar nicht zu unterſcheiden fein. 
Die Lippe iſt bei D. Farmeri mehr zugeſpitzt und nicht ſo abgerundet, 


341 


wie bei D. chrysotoxum, dies ift der einzige Unterſchied, den Barton 
angiebt. Auch Lindley ſagt in dem Journal of the Proceedings of 
the Linnean Society of London, vol. 3, p. 9: „D. Farmeri iſt 
kaum verſchieden von D. chrysotoxum, obgleich die Blumen mit roth 
gezeichnet ſind und die Lippe weniger gefranſt iſt. Dahingegen heißt es 
nun im Bot. Magazine zu Taf. 5451, auf der die oben genannte Varietät 
des D. Farmeri abgebildet iſt: „Wir fürchten, Paxton und Lindley 
haben zu viel Vertrauen auf die Färbung in dieſem Falle geſetzt, denn nicht 
nur die Structur der Pſeudoknolle iſt eine ganz verſchiedene (vielkantig bei 
D. chrysotoxum, tief vierkantig bei D. Pane ſondern auch das 
eigenthümliche ſammetweiche Gefranſtſein der Lippe bei D. chrysotoxum 
unterſcheidet hinlänglich beide Arten von einander.“ Die auf oben citirter 
Tafel abgebildete Form iſt eine rein gelb blühende Varietät von D. Farmeri 
und ganz verſchieden von D. chrysotoxum. 

Desmodium Skinneri Benth. var. albo-liniata. 
(Rhynchosia albo-intens Hort. Verschaff.) 
Leguminosæ. 

Eine recht hübſche Schlingpflanze, von Herrn Verſchaffelt in Gent 
als Rhynchosia albo-intens zuerſt verbreitet, die jedoch früher von Bentham 
als Desmodium beſchrieben und zu Ehren ihres Entdeckers, Hrn. Skinner, 
D. Skinneri benannt worden iſt, und folglich auch dieſen Namen führen 
muß. Die Pflanze ſtammt aus Guatemala, verlangt demnach bei uns im 
Warmhauſe cultivirt zu werden. Bei der genannten Varietät ſind die 
Blätter durch einen breiten weißen Streifen längs des Mittelnerven gezeichnet. 
(Taf. 5452). 


(Illustration horticole, Mai 1864.) 
Aucuba japonica Thbg. 
Cornaceæ. 

Seit drei oder vier Jahrhunderten kennt man in den Gärten Europa's 
nur die Aucuba japonica mit gelbgefleckten Blättern, und ſo viel bekannt, 
nur in weiblichen Exemplaren. Herrn von Siebold verdanken wir mehrere 
andere Varietäten mit bunten Blättern, die er vor kurzer Zeit von Japan 
mitgebracht hat, die jedoch ſämmtlich weiblichen Geſchlechts ſind, während 
es Herrn Fortune geglückt iſt, eine Aucuba japonica mit ganz grünen 
Blättern und männlichen Geſchechts entdeckt und in England eingeführt zu 
haben, das einzige Exemplar, welches er hat finden können, und das ſich 
im Beſitze des Herrn Standiſh zu Bagſhot, bereits in Vermehrung, befindet. 
Eine blühende weibliche Pflanze der Aucuba bei Herrn Verſchaffelt in 
Gent iſt vermittelſt des Blüthenſtaubes der blühenden männlichen Pflanze 
bei Herrn Standiſh befruchtet worden, und ſteht gegenwärtig mit Blüthen 
und prächtigen corallenrothen Früchten bekleidet, nach welchem Exemplare 
die vortreffliche Abbildung in der IIlustr. hort., Taf. 399, angefertigt 
worden iſt. Aus dem Texte zu dieſer Abbildung entnehmen wir noch fol— 
gende Notizen: 

Die bei Herrn Verſchaffelt befindliche weibliche Aucuba japonica 
mit Blüthen und Früchten iſt vielleicht die einzige, welche zur Zeit in 


342 


Europa exiſtirt. Der Beſitzer hat fie mit großen Koſten erſtanden, und hat 
dieſelbe bekanntlich auf der letzten Ausſtellung in Kenſington bei London 
allgemeine Senſation erregt. 

Die männliche Pflanze unterſcheidet ſich von der weiblichen gar nicht. 
Im Vaterlande erreicht die Aucuba japonica eine Höhe von 6—8 Fuß, 
deren Stamm ſich von unten auf gabeſäſtig theilt und einen dichten, ſtark 
belaubten Buſch bildet. Die Blätter ſind ganz grün, während ſie in den 
Gärten, ſowohl in denen Japan's, als bei uns, mehr oder weniger goldgeld 
punktirt und gefleckt ſind. 

Die weibliche buntblättrige Varietät iſt nach Aiton im Jahre 1783 
durch John Graefer in England eingeführt worden. Engelbert 
Kaempfer, der 1690—1692 als Arzt die Expedition der holländischen 
Compagnie nach Oſtindien mitmachte, war der erſte Naturforſcher, der die 
Aucuba japonica entdeckte und ihrer erwähnte. Später (1776—80) fand 
ſie auch Thunberg im Gefolge einer ähnlichen Expedition, und nach ſeiner 
Rückkehr nach Europa (1784) wurde die Pflanze von ihm beſchrieben und 
abgebildet. 
8 Iriartea ventricosa Mart. 

Palmæ. 

Gehört mit zu den ſchönſten Palmenarten, abgebildet auf Taf. 400 
des oben genannten Journals. Sie wächſt in den feuchten Urwäldern an 
den Ufern des Fluſſes Solimoes, weſtlich des Berges Noutoum⸗Coara, und 
dem Fluſſe Negro. v. Martius und Spir fanden fie häufig am Fluſſe 
Japure, bei den Katarakten von Coupati und Araro⸗ 591 und an der 
Grenze von Neu-Granada. Sie blüht im Januar und reift ihre Früchte 
im October. 

Der ſchlanke, nach oben zu erweiterte Stamm erreicht eine Höhe von 
25—30 Meter. Die Wedel ſind gefiedert. — Nach v. Martius nennen 
die Eingebornen dieſe Palme Baxiouva— Barrigouda und verwenden ſie zu 
verſchiedenen Zwecken. Ihr Holz iſt ſo hart wie Ebenholz, und dient zu 
allen möglichen Geräthſchaften. 


(Belgique horticole, Mai 1864.) — 
Rhododendron pontic. Princesse de Galles und Comtesse de 
Devon. 


Die erſte Hybride dieſer beiden genannten iſt ein Sämling, den Herr 
Young (Milford-Handelsgärtnerei) gewonnen hat. Die Grundfarbe der 
Blumen dieſer Hybride iſt weiß, während jedes Blumenkronenſegment einen 
breiten purpurvioletten Saum hat, nach innen der Blumenkrone zu ganz hell 
auslaufend. Die drei oberen Segmente ſind außerdem blaßbraungelb punktirt. 

Die zweite genannte Hybride ſtammt von den Herren Lucombe, Pince & Co. 
zu Exeter her. Die Blumen ſind weiß, roſa umſäumt und die drei oberen 
Blumenkronenſegmente braun punktirt, beide zwei ſehr empfehlenswerthe 
Hybriden, die im freien Lande aushalten. (Taf. 129). 


— — 


\ 343 


Garten⸗Nachrichten. 


So ungünſtig der Sommer dieſes Jahres für manche Gewächſe ſich bisher 
auch geſtaltet hat, denn in Folge der fortwährend vorherrſchenden niedrigen 
Temperatur und des vielen Regens ſind die im freien Lande ausgepflanzten 
Gewächſe wärmerer Zonen im Wachsthum noch ſehr zurück, um ſo vortheil— 
hafter aber zeigte ſich die Witterung für alle im freien Lande aushaltenden 
Pflanzen. Sämmtliche Staudengewächſe, Bäume und Geſträuche jeglicher Art 
find zu einer ſeltenen Ueppigkeit gediehen und entfalteten einen Blüthen— 
reichthum, wie wir ſolchen nur von Zeit zu Zeit erlebten. Alle Blüthen— 
ſträucher, als Philadelphus, Deutzia scabra und gracilis, Weigela 
rosea und amabilis, die verſchiedenen Rhododendron maximum und 
ponticum Varietäten, Lonicera- und Ribes-Arten, Syringa, Sambucus 
niger, Halesia tetraptera, Cytisus Laburnum und wie ſie alle heißen, 
waren oder ſind theilweiſe noch im wahren Sinne des Wortes mit Blüthen 
bedeckt. Ebenſo herrlich und in überſchwenglicher Fülle blühen zur Zeit die 
Roſen, zugleich frei von jeder Sorte Ungeziefer und Mehlthau. 

Bei dem friſcheſten üppigſten Laubwuchſe und bei der reichen Blüthen— 
fülle bieten die ſo reizend gelegenen, meiſt mit vielem Geſchmack angelegten 
und auf das ſauberſte unterhaltenen Gärten an den Elbufern und an 
der Alſter bei Hamburg einen wahrhaft ſchönen Anblick dar. — 

Es iſt keineswegs unſere Abſicht, die einzelnen Gärten hier durchgehen oder 
beſchreiben zu wollen, ſondern wir wollen nur auf einzelne Gewächſe auf— 
merkſam machen, die unſere Aufmerkſamkeit bei dem Beſuche einiger Gärten 
an der Elbe zu Anfang Juli beſonders feſſelten. So waren es z. B. in 
der Handels-Gärtnerei des Herrn H. Boyſen, in der Donnerſtraße 
in Ottenſen, einige recht hübſche Mimulus- Varietäten, Varietäten die aus 
Mimulus cupreus entſtanden und von Herrn Bull in London in den 
Handel gebracht worden ſind. Die Blumen ſind etwas größer als die von 
Mimulus cupreus und anſtatt wie dieſe einfarbig gefärbt, ſind ſie fein 
punktirt und gefleckt, ähnlich den Blumen krautiger Calceolarien. Wie Mi- 
mulus cupreus eignen ſich dieſe Varietäten ganz vorzüglich für's freie Land. 

Mimulus cupreus iſt eine den Blumenfreunden nicht genug zu empfeh— 
lende Pflanze, ſowohl für Topf- als Freilandcultur. Wir ſahen fie in mehreren 
Gärten als Einfaſſung oder zur Bepflanzung von kleinen Beeten vielfach 
benutzt, wo ſie einen herrlichen Effect macht, vermöge ihrer zahlreichen 
brillant dunkelorangegelben Blumen. 

Lobelia Paxtoni, eine ſehr hübſche Abart der Lobelia Erinus. 
Habitus ganz compact wie bei L. Erinus speciosa, die Blumen ſind aber 
größer, weiß, breit dunkelblau gerandet; eine ſehr empfehlenswerthe Form 
für kleine Beete und zu Einfaſſungen. 

Lobelia Erinus var. Cracoviensis. Eineunter dieſer Bezeichnung 
von Herrn Garteninſpector v. Warszewicz verbreitete Abart, ebenfalls von 
compactem Habitus und mit dunkelblauen Blumen, vorzügiich zu Einfaſſungen. 
Dieſelbe iſt auch bereits in mehreren diesjährigen Samenverzeichniſſen offerirt 
worden, wie z. B. in dem des Herrn Garteninſpectors F. Jühlke in 


344 


Erfurt. Außer durch Stecklinge läßt ſich dieſe Varietät auch durch Samen 
vermehren. 

Neuere und neuſte Fuchſien, Pelargonien und dahin gehörende Pflanzen 
ſtanden in der Boyſen'ſchen Gärtnerei in ſchönſter Blüthe. Mit Vergnügen 
betraten wir übrigens dieſe noch junge, kaum 3 Jahre alte, ſauber und 
ordentlich gehaltene Gärtnerei und waren überraſcht, zu ſehen, was in der 
kurzen Zeit ihres Beſtehens von Herrn Boyſen darin beſchafft worden iſt. 
Coniferen, Zierbäume und Sträucher, Roſen (darunter die allerneueſten) 
und dergl. ſind in anſehnlicher Anzucht vorhanden. | 

Lilium giganteum, hatte ſo eben in dem großen Gewächshauſe 
der Frau Senatorin Jeniſch, im Park zu Flottbeck, in zwei rieſigen 
Exemplaren abgeblüht. Der Blüthenſchaft beider hatte je eine Länge von 
14—16 Fuß erreicht und war oben mit über einem Dutzend Blumen beſetzt, 
und verſprachen die jetzt vorhandenen Samenkapſeln reichlich Samen zu geben. 

Tropæolum speciosum. Dieſe, in den meiſten Gärten wieder 
verloren gegangene, mit prächtigen rothen Blumen blühende Art, welche dieſe 
jedoch ſeltener erzeugt, als die übrigen Arten, war ebenfalls in zwei ſchönen 
Exemplaren unter der Pflege des Herrn Obergärtners Kramer in üppigſter 
Blüthenpracht vorhanden und gehört dieſe Art unſtreitig zu den ſchönſten 
und empfehlenswertheſten der Gattung. Dieſelbe macht, wie wir ſchon bei einer 
früheren Gelegenheit bemerkten, keine Knollen und darf man ſie daher auch 
während des Winters nie ganz eintrocknen laſſen. 

Desfontainia spinosa R. et P. ſahen wir hier zum erſten Male 
in Blüthe. Es iſt dies eine ſehr empfehlenswerthe Kalthauspflanze, die in 
England ſelbſt im freien Lande aushalten ſoll, mit ilexartigen Blättern und 
2— 3 Zoll langen ſcharlachrothen Blumen. 

In den Orchideenhäuſern ſtanden mehrere Arten in herrlichſter Blüthe, 
ſo z. B. die liebliche Barkeria spectabilis, Odontoglossum næœvium 
und hastilabium, Cœlogyne speciosa, Cypripedium barbatum nebſt 
den Varietäten majus und superbum, C. villosum, superbiens Rchb. 
fil. (Veitchianum Hort.), die ſonderbare Coryanthes macrantha nebſt 
einer neu ſcheinenden Art, Pescatoria violacea Rchb. fil. (Huntleya), 
die prächtige Scuticaria Steelii, Aerides virens var. majus mit vielen 
Rispen, mehrere Saccolabia-Arten, Maxillaria tricolor et leptosepala, 
Lycaste Reichenbachii, Brassia Keiliana, die prachtvolle Disa grandi- 
flora in zwei großen kräftigen Exemplaren und mehrere andere Arten als 
Stanhopen, Epidendren und dergl. — Die große Vanilla planifolia iſt 
wiederum bedeckt mit einer Menge neuer Früchte. 4 

Ein ſchönes Exemplar ſahen wir hier von der neu eingeführten Dra- 
cena terminalis var. stricta (Glendinning) (D. grandis Hort.), eine 
ſich durch lebhaftes Colorit und kräftige Entwickelung der Blätter auszeich— 
nende Spielart der D. terminalis und ferrea. Die unteren Blätter find 
einfarbig dunkelblutroth wie bei D. ferrea, die oberen hell- und dunkelroth 
und blutroth geſtreift, wie bei D. terminalis, aber viel brillanter und größer 
in Dimenſionen. 

Fuchſien und Pelargonien ſtanden bei Herrn Kramer in üppigſter 
Blüthenfülle, namentlich gewährten letztere einen prächtigen Anblick. 


345 


In der Conſul Schiller'ſchen Orchideenſammlung ſahen wir das aus- 
gezeichnet ſchöne wie feltene Cypripedium Stonei in Blüthe, das 
wohl zum erſten Male in Deutſchland blüht. Im vorigen Jahrgange der 
Hamb. Gartenz., S. 125 u. 259, haben wir dieſe herrliche Art ausführlich 
beſprochen, worauf wir verweiſen. Gleichzeitig blühten noch Cyprip. Hookeræ 
(ausführlich beſchrieben S. 346 des vorigen Jahrg. der Hamb. Gartenz.) 
und C. Lowei. 

Von den großen Vanda-Arten blühten mehrere noch prachtvoll, V. Ba- 
temani mit 2 über 3 Fuß langen Blüthenrispen, Phalenopsis in großer 
Anzahl, die meiſten Blüthenſtengel hatten 7—9 Blumen. Einen un: 
vergleichlich ſchönen Anblick boten aber 14 in üppigſter Blüthenpracht ſtehende 
Disa grandiflora! — f 

— —— — — 


Ueber den botaniſchen Garten in Breslau. 


Die für ſpeciellere Anſchauung des Gewächsreiches zum Zwecke des 
Unterrichtes und allgemeiner Belehrung eingerichteten Gruppirungen ſind nun 
faſt beendiget und demnächſt entſprechend bezeichnet, ſo daß ſie ein Jeder 
leicht zu finden vermag. Repräſentanten faſt aller Vegetationsformen, ſelbſt 
der tropiſchen, findet man im Freien. Die Aufſtellungen der arzneilichen 
Droguen und techniſchen Producte neben den Mutterpflanzen, wie auch Re— 
präſentanten von Blüthen und Früchten einzelner ſeltener blühenden und 
fructificirenden Pflanzen in Gläſern ſind anſehnlich vermehrt worden und 
belaufen ſich auf faſt 1000 einzelne Exemplare, ſo daß man hier im Freien 
findet, was mit Ausnahme des Muſeums in Kew kein anderes Inſtitut in 
geſchloſſenen Räumen bietet. Die Anpflanzungen exotiſcher Waldbäume, 
namentlich von Eichen und hochnordiſchen Coniferen in der Nähe der ſchon 
vorhandenen, namentlich in nächſter Umgebung der Alpinen-Partieen, 
ſo wie dieſe ſelbſt, haben viele Erweiterung erfahren. Ueber die hierbei 
beobachteten Grundſätze, welche die Verbreitungsverhältniſſe der Alpenpflanzen 
und ihre Beziehungen zu denen des höchſten Nordens betreffen, geben dabei 
befindliche Tafeln näheren Aufſchluß: Ranunculus glacialis, ſo wie der 
den ganzen Sommer hindurch blühende Alpenmohn Papaver nudicule, 
welche kaum noch im 80. Gr. n. Br. die Grenzen ihrer Verbreitung finden, 
die raſenbildenden Saxifragen, Semperviven, unter andern das Sempervivum 
grandiflorum mit 2 Zoll breiten Blüthen, Cypripedium macranthum 
aus Sibirien, verdienen beſondere Beachtung wegen der Anſchauung, die ſie 
über das Leben der Alpenpflanzen liefern. Die einheimiſche Flora ward 
im ganzen Bereiche des Gartens, insbeſondere in die waldigen Partien nach 
und nach eingeführt, daher den Beſuchenden das Innehalten der Wege 
dringend empfohlen wird. Die Sammlung officineller Gewächſe nähert 
ſich wenigſtens relativer Vollſtändigkeit. Die Mutterpflanze der ſo viel be— 
ſprochenen Gottesgerichtbohne Physostigma venenosum iſt in der Ent- 
wickelung begriffen, Acacia Catechu u. a. neu hinzugekommen. Ein in 
der Umgebung aſiatiſcher Aroideen aufgeſtelltes, vom Hrn. Klempnermeiſter 
Adler gut ausgeführtes Modell der größten Blume der Erde, der Rafflesia 


BE Zn 


346 


Arnoldi, ſoll dazu dienen, die wunderbare Paraſitenfamilie der Rhi— 
zantheen zu verſinnlichen.“) Japan's und China's, ſeit einigen Jahren 
hier beſonders gepflegte, für unſer Klima ſo geeignete Flora nimmt an 
Umfang zu und vermag wohl jetzt ſchon einige Anſchauung über die dortigen 
ſo merkwürdigen Vegetationsverhältniſſe zu geben. Durch wiſſenſchaftliche 
Anordnung nach klimatiſchen und Zonenbeziehungen haben wir bei unſerer 
ſonſt wohl auch ziemlich anſehnlichen Coniferenſammlung zu erſetzen geſucht, 
was einige andere Gärten an Größe und Schönheit einzelner Exemplare 
voraus haben: Vier Dammara-Arten, Fitzroya patagonica fructificirend, 
jo wie die an und für ſich eigentlich ziemlich ſchnellwüchſige Wellingtonia 
(mit ihrem ſyſtematiſchen Namen richtiger Sequoia gigantea) befinden ſich 
auch darunter, ſo wie bei den Gruppen Auſtraliens die dieſem Pflanzenrieſen 
in der enormen Höhe von 400 Fuß gleichkommende Myrtacee Eucalyptus 
Globulus. Das hier vorhandene, 16 Fuß hohe Exemplar iſt erſt 6 Jahre 
alt. Viele andere intereſſante Gewächſe in der ganzen Ausdehnung des 
Gartens übergehen wir hier. Ihre Bezeichnungen geben hierüber hinreichenden 
Aufſchluß, da wir es nicht verſchmähten, ihnen zu allgemeiner Belehrung 
auch deatſche Namen beizufügen, worin man uns in andern botanischen 
Gärten immer noch nicht folgen will. N 

Die Waſſerverhältniſſe des Gartens haben durch erleichterten 
Zufluß aus der Oder, vermittelſt der auf unſern Antrag ſeitens der Stadt 
gelegten Röhrenleitung, eine weſentliche Verbeſſerung erhalten. Dagegen 
hat die Stadt die freie Benutzung des großen Platzes von der Vor— 
dombrücke bis zur Kreuzſtraße gewonnen. Wir hoffen Angeſichts dieſes 
nicht hoch genug anzuſchlagenden Vortheiles durch unſere ſtädtiſchen Behörden 
den noch fehlenden aber nicht minder erwünſchten und nothwendigen Abfluß 
des Waſſers zu erlangen, wenn man nämlich auf unſeren Plan, dieſe Waſſer⸗ 
maſſe bei dem unleugbar nach dem Lehmdamme hin vorhandenen Gefälle 
zur Verbeſſerung der Geſundheitsverhältniſſe der Odervorſtadt zu benutzen, 
einginge, deren ſtinkende Gräben die Luft weit und breit verpeſten. 

Die wiſſenſchaftliche Benutzung des Gartens iſt fortdauernd im Steigen. 
Kein dahin zielendes uns mitgetheiltes Geſuch erfährt abſchläglichen 
Beſcheid; Alles wird auf Verlangen gern gezeigt, insbeſondere Lehrern 
unſerer Unterrichtsanſtalten, wenn fie, was oft geſchieht und gern ge— 
ſehen wird, mit ihren Schülern den Garten beſuchen. Uebrigens ſteht der 
Beſuch des Gartens täglich von Früh 7 Uhr bis Abends 7 Uhr Jedermann 
frei, wie dies in keinem andern mit ſolchen Sammlungen verſehenen 


*) Das hier erwähnte Modell des Rafflesia beſteht nach uns gewordener Mittheilung 
aus Zinkblech in natürlicher Größe und Farbe, nach der Bro wuſſchen Beſchreibung ö 
und Abbildung angefertigt, und iſt fo dauerhaft gefirnißt, daß es während des 
Sommers im Freien aufgeſtellt wird und zwar als Surrogat der Ciſſusranke 
auf eine Weinrebe, wozu ſich Ohre unterhalb befinden, wie auch ſelbſt für Abzug 
des Waſſers aus der inneren Höhlung geſorgt iſt. Y 1601 

Das Gewicht beträgt 25 Z, der Durchmeſſer oben entſprechend der natürlichen 
Größe, von 3 Pr. Fuß, der Preis 15 . Verfertiger iſt der Klempnermeiſter 
Herr Adler in Breslau, zugleich ein eifriger Pflanzenfreund. Für etwaige Lieb⸗ 
haber iſt Herr Geh. Mediz.-Rath Prof. Dr. Göppert in Breslau gern bereit 
Aufträge zu beſtellen. Die Red. 


347 


akademiſchen Inſtitute des In- und Auslandes gefunden wird. Nur des 
Sonntags bleibt er mit Ausnahme für die akademiſchen Hrn. Docenten 
und Studirenden, als ein nicht dem Vergnügen, ſondern ernſten Studien 
beſtimmter Ort geſchloſſen, aus Rückſichten für wiſſenſchaftliche Arbeiten 
und das im Garten wohnende und beſchäftigte Perſonal. 

Unſer im vorigen Jahre ausgeſprochene Wunſch, außer Orangerie— 
bäumen, die wir bereits den Herren Director Inkermann, Prof. Dr. Römer 
und Baron von Seydlis verdanken, noch einen blühbaren Kirſchlorberbaum 
zu erhalten, iſt ſoeben auf erfreuliche Weiſe in Erfüllung gegangen, indem 
Herr Graf Magnis die Güte hatte, uns ein ſchönes Exemplar dieſer Art 
zu überſenden. Ferner empfingen wir in gleicher dankbarer Anerkennung 
eine ausgezeichnete Cacteenſammlung von dem Herrn Buchhalter Alexander 
Rüffer, zahlreiche exotiſche Sträucher und Bäume vom Herrn Director Petzold 
in Muskau und anderweitige intereſſante Beiträge verſchiedener Art von den 
Herren: Brauereibeſitzer A. Friebe, Klempnermeiſter Adler, Hoflieferant 
Dietrich, Handelsgärtner Lauche in Potsdam, Inſpector des botaniſchen 
Gartens in Berlin Bouché, Frau Major v. Roeder, General-Director der 
königl. Gärten Dr. Lenné, Cand. phil. v. Uechtritz und Sadebeck, Apotheker 
Münke, Wolf, Oswald, Büttner, Sonntag, Dr. Beinert, H. u. A. Beinert, 
Fritze, Rüdiger Peck u. Chauſſy, Cafetier Dittrich, Kaufm. J. Monhaupt, 
Hutſtein und Kärger, Oberforſtmeiſter v. Pannewitz, Kreisphyſikus Dr. Em: 
merich, Baron von Richthofen auf Leszezyn, Oberforſtmeiſter von Baillodz, 
Cand. pharm. Voigt, Rendant Kloſe, Director Profeſſor Dr. Müller in 
Melbourne, Profeſſor Dr. Anderſon in Calcutta, Oberförſter Dr. Cogho, 
Graf zu Stolberg, Forſtmeiſter Bormann, Profeſſor Dr. Roemer, Inſpector 
Otto in Hamburg, Obergärtner Kittel, Obergärtner Ortgies in Zürich, 
Director Dr. Regel in St. Petersburg. 

Breslau, den 24. Juni 1864. H. R. Göppert. 


a ee 


Import von japanischen Lilien in England und die Art 
und Weiſe, ſolche zu verſenden. 

Große Maſſen von verſchiedenen Lilien-Zwiebeln ſind unlängſt aus Japan 
in London importirt und in Auction von dem wohlbekannten Herrn Stevens 
verkauft worden. Unter dieſen Lilien ſoll ſich auch eine ſehr große Anzahl 
des ſo prächtigen Lil. auratum befinden, ſo daß, wenn die Zwiebeln wirklich 
das ſind, für was ſie verkauft wurden, Ausſicht vorhanden iſt, daß die Preiſe 
für L. auratum ſich bald bedeutend billiger ſtellen werden. Gardeners 
Chronicle erwähnt bei Gelegenheit der Einfuhr dieſer Lilien aber noch eines 
Umſtandes, der von allgemeinem Intereſſe iſt. Es heißt nämlich, obgleich 
dieſe Zwiebeln in gewöhnliche Kiſten verpackt und im Raume eines Segel— 
ſchiffes aufbewahrt waren, die Reiſe um das Vorgebirge der guten Hoffnung 
nach England gemacht haben und mindeſtens 4 oder 5 Monate unterwegs 
geweſen ſind, ſie ſich ſämmtlich beim Oeffnen der Kiſten in einem ſo vorzüglich 
guten Zuſtande befanden, als ob ſie erſt Tags zuvor aus der Erde genommen 
worden wären. 


348 


Die vorzügliche Erhaltung der Zwiebeln ſchreibt man der Art und 
Weiſe, wie ſie verpackt geweſen ſind, zu. Die Stengel der Lilie, wie die 
vieler anderer Zwiebel- und Knollengewächſe, ſterben im Herbſte, ſobald die 
Blumen verblüht ſind, ab und laſſen hinreichenden Nahrungsſaft in der Zwiebel 
zurück, um im nächſten Jahre neue Blätter und Blumen zu treiben. Die 
Zwiebeln bleiben während mehrerer Monate des Herbſtes, Winters und 
Frühjahres in einem ruhenden Zuſtande. Dieſer Ruhezuſtand iſt ein ganz 
natürlicher und nur wenn man den Zwiebeln künſtlich Wärme und Feuch— 
tigkeit giebt, zwingt man ſie zum Austreiben. Die Zeit der Ruhe iſt daher 
die richtige Zeit, Zwiebeln von einem Theile der Welt nach einem andern 
zu ſenden. Die in ſo vorzüglich gutem Zuſtande in London angekommenen 
Zwiebeln waren jedenfalls aus der Erde genommen, nachdem ſie ihr 
Wachsthum vollendet hatten und ſich im ruhenden Zuſtande befanden, in dem 
ſie, wie bemerkt, längere Zeit verbleiben, wenn ſie nicht durch Wärme und 
Feuchtigkeit zum neuen früheren Austreiben gezwungen werden. 

Hat man die Zwiebeln nun zur gehörigen Zeit aus der Erde genommen, 
ſo fragt es ſich, wie ſind ſie am beſten zum Verſand zu verpacken, und ſcheint 
die beſte Methode die zu ſein, nach der die unlängſt in England angekom— 
menen Lilien verpackt geweſen ſind, nämlich in „trockener Erde.“ Dieſe 
Erde hat zwei wichtige Eigenſchaften, ſie iſt bis zu einem gewiſſen Grade 
erſt am nächſten Morgen, ſobald die Pflanze in einen wärmeren Raum 
ein Nichtleiter der Wärme und bewahrt die Zwiebeln vor den Wirkungen 
plötzlicher Veränderungen der Temperatur, und da ſie die Zwiebeln in 
einem feſten und geſunden Zuſtande erhält, ſo abſorbirt ſie jede überflüſſige 
Feuchtigkeit und verhindert das Verfaulen derſelben. 

Ob der Abſender der Zwiebeln nach dieſer Theorie gehandelt und dadurch 
der glückliche Erfolg geſichert wurde, weiß man nicht, jedenfalls iſt der Erfolg 
von bedeutender Wichtigkeit, er belehrt uns, wie auf eine leichte und wohl— 
feile Weiſe Pflanzen dieſer Art von einem Welttheile nach dem andern ge— 
ſendet werden können. Wir brauchen keine Ward'ſchen Käſten zur Verſendung 
der Zwiebel- oder Knollen tragenden Pflanzen, und können einfache Schiffs— 
gelegenheiten benutzen anſtatt der koſtſpieligen Dampfſchiffe. Die zu verſen— 
denden Zwiebeln oder Knollen in richtiger Jahreszeit aufzunehmen und ſie 
nach geeigneter Weiſe zu verpacken, iſt dasjenige, was einen guten Erfolg ſichert. 

Der Importeur der in ſo gutem Zuſtande angekommenen und verkauften 
Lilien-Zwiebeln erlangte durch deren Verkauf eine Summe von fait 
1000 Pfd. Sterl. a 

— — —— — 
Nichard Spruce's Reiſen. 


Herrn Spruce's glückliche Heimkehr meldeten wir im letzten Hefte, 
und ſind wir im Stande, unſeren Leſern einige Mittheilungen über deſſen 
ausgedehnte Reiſen im Auszuge nach den Berichten in „Gardener's Chronicle“ 
geben zu können. 

Richard Spruce verließ Liverpool am 7. Juni 1849, und erreichte 
Para am 12. Juli. Nach dreimonatlichem Aufenthalte, während welcher 
Zeit er die Umgegend genannter Stadt durchforſchte, reiſte er den Amazonen⸗ 


349 


Strom hinauf bis Santarem, an der Mündung des Tapejoz, und im 
November deſſelben Jahres ging Spruce 70 Meilen weiter hinauf nach 
Obydes, woſelbſt der Amazonenſtrom am ſchmalſten, aber auch am tiefſten 
iſt. Von Obydos durchforſchte er die Trombetas und deren Nebenfluß 
Aripecuru bis zu den Katarakten des letzteren im 0“ 47 n. B.⸗G. 

Im Januar 1850 nach Santarem zurückgekehrt, blieb Spruce daſelbſt 
zur Durchforſchung des unteren Theiles von Tapajoz und der angrenzenden 
Theile des Amazonenſtromes bis October, wo er dann auf dem letztgenannten 
Strome ſich nach der Barra do Rio negro begab, woſelbſt er nach 
einer Reiſe von 63 Tagen eintraf, dreißig Tage ſich jedoch in den Kanälen 
ſüdlich der großen Inſel Tupinambarana aufgehalten hatte. 

Den größten Theil des Jahres 1851 war unſer Reiſender beſchäftigt 
geweſen mit dem Studiren und Einſammeln der reichen Vegetation des 
unteren Theiles des Rio negro und des Amazonenſtromes. 

Frühzeitig im Januar erreichte Spruce das Dorf Sao Gabriel, unge— 
fähr Mitte Weges bis nach den Cachoeiras oder Katarakten des Rio negro 
gelegen, und nachdem er ſich daſelbſt an 7 Monate aufgehalten, reiſte er 
weiter vorwärts nach dem großen Fluſſe Uaupés, der den Europäern nur 
ſehr wenig bekannt war bis zu Wallace's kühner Durchforſchung im Jahre 
zuvor. Spruce fand, daß der Uaupés eine neuere und ſchönere Wald— 
vegetation beſitzt als irgend ein anderer Theil Südamerika's, und ſeine 
Sammlung enthält mehrere neue Gattungen, außer vielen werthvollen Arten 
hinſichtlich ihrer Schönheit, wie ihres Nutzens. 

Bis zum März 1853 blieb Spruce am Uaupés, wo er dann in den 
Rio negro hineinſegelte, hinauf bis zur braſilianiſchen Grenze nach San 
Carlos del Rio negro. Dieſer Ort war Spruce's Hauptquartier während 
ſeines Aufenthaltes in Venezuela, der ſich bis November 1854 ausdehnte. 
Während dieſer Zeit unternahm er zwei Expeditionen nach dem Orinoco, 
einmal auf dem Fluſſe Caſiquiari und das andere Mal auf dem Wege 
von Pimichin und des Atabapo. Auf der erſten Expedition durchforſchte 
Spruce außer dem Caſiquiari auf- und abwärts deſſen Nebenfluß, den 
Pacimoni, bis zu deſſen Quellen, zwiſchen den hohen und pittoresken Gebirgen, 
genannt Iméi und Tibiali, wie auch noch den Fluß Cunucunuma, der 
den weſtlichen Fuß der immenſen Granitmaſſe von Dinda beſpühlt und in 
den Orinoco fließt, ein wenig unterhalb der gabelförmigen Spaltung des 
Caſiquiari. 

Auf der zweiten Expedition nach dem Orinoco gelangte Spruce abwärts 
bis zu den Fällen von Maypures, ſo herrlich geſchildert von Humboldt und 
Bonpland in deren Reiſebeſchreibung. Hier und an anderen Orten in 
dieſer Region ſammelte Spruce viele von den Pflanzen, welche die oben 
genannten berühmten Reiſenden entdeckt hatten, und die bis dahin noch 
von keinem Botaniker geſehen worden waren. Auch Karten fertigte Spruce 
an von den bisher unbeſucht geweſenen Flüſſen Cunucunuma und Pacimoni. 

Venezuela verlaſſend, reiſte Spruce den Rio negro abwärts und erreichte 
die Barra do Rio negro gegen Ende des Jahres 1854, nach einer Abweſen— 
heit von faſt 3 Jahren. Nach zweimonatlicher Ruhe benutzte er die Gelegen— 
heit der ſo eben errichteten Dampfſchiffverbindung nach dem Amazonenſtrome, 


350 


um diefen Strom bis nach der braſilianiſchen Grenze, bei Nauta in Peru, 
nahe der Mündung des Ucayali, zu erreichen, von dort reiſte er in Canoes 
hinauf nach den Maranon und deſſen Nebenfluß Huallaga nach Tarapoto, 
eine große und gedeihende Stadt in der alten Provinz Maynas. Das 
liebliche Thal von Tarapoto wird, wie ſo viele ähnliche an dem öſtlichen 
Fuße der Anden, eines Tages der Sitz einer prächtigen Stadt ſein, wenn 
ſich die enormen Hülfsquellen des Amazonen-Thales und deſſen unvergleich— 
liches Flußſyſtem völlig entwickelt haben werden. In dieſem Thale hielt 
ſich Herr Spruce beinahe 2 Jahre auf, und ſammelte daſelbſt, außer 
einer großen Menge ſchöner und ſeltener Pflanzen, nicht weniger als 
250 Arten Farne, in einem Umkreiſe von nur 50 engl. Meilen. 

Im März 1857 reiſte Spruce von Tarapoto nach Ecuador, ging den 
Huallaga hinab bis zu ſeinem Zuſammenfluß mit dem Maranon, ging 
letzteren Fluß und deſſen Nebenflüſſe Paſtaſa und Bombonaſa hinauf nach 
Canelos, ſchließlich durch den Wald von Canelos zu Fuß nach dem Orte 
Banos, am Fuße des Vulkan's Tunguragua. Auf dieſer verzweifelten Reiſe, 
die über 100 Tage währte, hatte Spruce all' ſein Hab und Gut im Stiche 
laſſen müſſen, um nur mit knapper Noth dem Hungertode zu entrinnen. 

Banos wählte er nun zu ſeinem Hauptquartier, und blieb daſelbſt 
6 Monate, während welcher Zeit er die Wälder und den oberen Theil des 
Thales von Paſtaſa durchforſchte. 

Im Januar 1858 ging Spruce nach Ambato, welcher Ort vor mehr 
als zwei Jahren fein Ausgangspunkt war nach Quito, Riobamba und 
anderen Gegenden in den öſtlichen und weſtlichen Cordilleren der Anden von 
Quito. 

Die Königl. geographiſche und die Linné'ſche Geſellſchaft in London 
ſind im Beſitze von ſehr ſchätzbaren Berichten des Herrn R. Spruce. 

Im Jahre 1860 war unſer Reiſende Monate lang beſchäftigt, Samen 
und Pflanzen der Cinchona succirubra oder rothe Rinden-Pflanze zur 
Cultur in Indien zu erhalten. Dieſes ihm von der Regierung ertheilten 
Auftrages ſuchte Spruce ſich mit großem Eifer und Entſchloſſenheit zu entle— 
digen, obgleich von den Wirkungen des rheumatiſchen Fiebers arg mitge— 
nommen. Seine Anſtrengungen hatten ſich von Seiten des Staatsſecretairs 
für Indien des größten Beifalles zu erfreuen. 

Sein ſorgfältig ausgearbeiteter Bericht über die von ihm geleiteten Expe— 
ditionen, um Pflauzen und Samen dieſer Chinarinde zu erlangen (begleitet 
von einem meteorologiſchen Journal und einer vollſtändigen Skizze der Cin— 
chona-Wälder) iſt wohl das Gediegenſte, was über dieſen Gegenſtand in 
irgend einer Sprache erſchienen iſt. 

Spruce's ſehr zerſtörte Geſundheit nöthigte ihn, ein beſtändigeres Klima 
aufzuſuchen, und ſo begab er ſich nach der Ebene von Guayaquil, wo er 
mit dem Sammeln einiger weniger Pflanzen in dieſer Gegend im Jahre 1861 
und im Jahre 1862 zu Chanduy, an der Küſte bei Punta Santa Elena, 
ſeine activen Arbeiten als Botaniker beſchloß; hier war es, wo ausnahms— 
weiſe viel Regen fiel nach einem Zeitraume von 15 regenloſen Jahren, in 
Folge deſſen er eine kleine aber intereſſante Sammlung von ephemeriſchen 
Pflanzen machte, die in Folge des Regens in der Wüſte hervorwuchſen, auch 


351 


mehrere Bäume und Geſträuche, deren geſchwärzte Stämme ſeit Jahren blät— 
terlos daſtanden, hatten Blätter getrieben. ö 

Die Reſultate dieſer langjährigen Reiſe belaufen ji auf 6— 7000 
Arten blühender Pflanzen und Farne, von denen ein großer Theil neu für 
die Wiſſenſchaft war, namentlich unter den Baumarten, deſſen Holz und 
andere Producte als höchſt nutzbar erkannt worden ſind. 

Exemplare von allen von Spruce geſammelten Pflanzen befinden ſich 
in den hauptſächlichſten öffentlichen und Privatſammlungen der Welt auf— 
bewahrt, und ſind daher Jedem zugänglich. Eine ſehr große Sammlung 
Cryptogamen iſt noch unbearbeitet. — Eine ganz vollſtändige Sammlung 
von R. Spruce's Pflanzen iſt dem National-Herbar in Kew übergeben worden. 


— — — 8 


Bericht über Culturverſuche. 


Herr Premier⸗Lieutenant a. D. Grimmſtein hat in dem Jahresberichte 
über die Verhandlungen der Section für Obſt- und Gartenbau der ſchleſiſchen 
Geſellſchaft im Jahre 1863 einen Bericht über die Culturverſuche der an 
die Sections-Mitglieder vertheilten Gemüſe- und Blumen-Sämereien und 
den Erfolg von Veredelungen mit durch die Section vertheilten Obſt-Edel— 
reiſern zuſammengeſtellt, aus dem wir Folgendes entnehmen: 

Wie bekannt, war der vorige Sommer ein für alle Culturen höchſt 
ungünſtiger; denn nicht allein, daß das zeitige Frühjahr die Vegetation zeitig 
in's Leben gerufen, um ſie dann den im Monat Mai und Anfang Juni 
erfolgenden Nachtfröſten ſchonungslos preiszugeben und dadurch Vieles zerſtört 
wurde, was ſonſt geeignet geweſen wäre, ein umfaſſendes Urtheil über Ge— 
müſeculturen und die in dieſem Gebiete eingeführten Neuheiten zu geben, 
ſondern es geſellte ſich auch zu dieſer Calamität in den Monaten Juli und 
Auguſt eine ziemlich allgemein verbreitete Dürre, die weſentlich dazu beitrug, 
ziemlich Alles, was dem erſteren Uebelſtande Widerſtand geleiſtet, doch zuletzt 
dem unvermeidlichen Untergang trotz Sorgfalt und Pflege anheimfallen zu 
laſſen. Ja dieſer letztere Uebelſtand war ſo verderbenbringend, daß ſelbſt in 
Gärten von guter Lage, bei tiefgründiger, nahrungsreicher und ſelbſt feuchter 
Bodenbeſchaffenheit die Nachtheile der anhaltenden Dürre recht deutlich zu 
Tage getreten ſind, zumal wenn man weiß, wie einzelne Gemüſeſorten, z. B. 
Blumenkohl, nur bei feuchten Temperaturverhältniſſen gedeihen und das 
Befallen mit Mehlthau der Gemüſepflanzungen ſchon bei einigermaßen 
trockener Witterung keine ungewöhnliche Erſcheinung iſt. Daß Gurken und 
Melonen unter dieſen Umſtänden faſt gar keinen Ertrag gegeben, iſt der 
deutlichſte Beweis, wie abnorm im vorigen Sommer die Witterungsverhält— 
niſſe geweſen, und wenn der Ertrag der Kartoffel auch im Verhältniß zu 
früheren Jahren ein geringer geweſen, ſo haben ſie doch einigermaßen den 
Anbauer dadurch entſchädigt, daß die geernteten Knollen von jeder Krankheit 
frei waren und ſomit wohl nicht nur das Zahlenverhältniß annähernd aus— 
geglichen, ſondern auch ein Product geliefert haben, was wegen ſeines mehl— 
reichen Gehaltes nahrungsreicher und gefünder für die Conſumtion geweſen. 

Wenngleich wohl erfahrungsmäßig feſtſteht, daß ein warmer Sommer 


352 


mit abwechſelndem Strichregen ein für die Vegetation ſehr vortheilhafter ift, 
weshalb man auch im gewöhnlichen Leben die Jahre, welche reich an Gewittern 
ſind, für die fruchtbarſten hält, ſo läßt ſich wohl nicht verkennen, daß, wenn 
auch eine anhaltende Dürre weſentliche Nachtheile für Blattgewächſe herbei— 
führt, ſie doch eine heilſame Wirkung für den Boden inſofern zurückläßt, 
als er bei günſtigeren Zeit- und Witterungsverhältniſſen dann in reichlichem 
Maaße wiedergiebt, was er ſonſt hätte verſagen müſſen, während wir umge— 
kehrt nach Jahren mit anhaltender Näſſe noch lange an den Folgen des 
durch Ueberſättigung von Feuchtigkeit erkrankten Bodens zu laboriren haben. 
Hoffen wir alſo, daß wir im nächſten Jahre mehr über den gelungenen 
Gemüſebau zu berichten haben, als es in dieſem Jahre der Fall iſt. 
Gehen wir nun über zu dem im Jahre 1863 bewirkten Verſuchsanbau von 


J. Gemüſearten, 


ſo dürfte ſich im Allgemeinen folgendes Reſultat ergeben: 

A. Salat. 1) Kopfſalat Non plus ultra hat bei guter Keimfähig— 
keit und rechtzeitiger 5 0 in's Miſtbeet und darauf in 14 Tagen erfolgter 
Verpflanzung in's freie Land und in gute Bodenverhältniſſe Köpfe von der 
Größe eines Krautkopfes geliefert, und iſt dabei doch zart und wohlſchmeckend 
geweſen, wenn auch ſein Ertrag bei der Samenernte und trotz der hierfür 
geeigneten günſtigen Witterung ein geringer geweſen. 

2) Neuer blaßgelber Rieſen-, 3) Pariſer Zucker-, 4) ſehr großer brauner 
Faullenzer, 5) Weſtindiſcher, verdienen, wenn ſie auch nicht ſo große und 
feſte Köpfe als der vorige geliefert, doch als vorzüglich zum Anbau geeignet 
genannt zu werden, nur ſcheint der blaßgelbe Rieſenſalat circa 8 Tage 
früher in Samen durchzugehen. 

6) Forellen-Vollblut- und 7) Perpignaner Dauerkopf ſind, wenn auch 
Nr. 7 als ſpäter Salat zu empfehlen, doch nicht' der Beachtung ſo werth 
als die vorher Genannten. 

8) Aſiatiſcher rothkrautiger hat zwar kleine, aber feſte Köpfe mit zarten 
Blättern, ſchießt zwar frühe, dürfte ſich aber doch zum Treiben eignen. 

B. Wirſing. 1) Wirſing Non plus ultra. Bei ſpärlichem Saat⸗ 
aufgang und Auspflanzung Ende Mai in kräftigen Gartenboden hat er 
einen recht guten Ertrag gegeben und ſein Nutzungswerth ſich als vorzüglich 
herausgeſtellt. 

2) Wirſing Chou Marcelin hat bei gutem Saataufgang und Aus— 
pflanzung gegen Ende Mai in's Freiland ſehr durch die Dürre gelitten, 
weshalb ein seen über feine Brauchbarkeit nicht gefällt werden kann. 

C. Kopfkohl. 1) Früher weißer engliſcher Zwerg-, und 

2) Großer früher Schweinfurter, empfehlen ſich beide zum Anbau, und 
hat namentlich der Letztere, trotz der Dürre und anfänglichen Vergiftung, 
ziemlich große Köpfe geliefert. 

D. Radies. 1) Neue runde ſchwarze frühe, iſt wohl nur der 
gewöhnliche ſchwarze Rettig, und 

2) Neue ovale roſenrothe, ſcheint wegen ſeiner holzigen Eigenſchaften 
wohl nicht zum Anbau empfehlenswerth. 

E. Kartoffel. Dalmahoi hat, ausgelegt den 4. Mai in einen mit 


353 


Teichſchlamm gedüngten Gartenboden, einen guten Ertrag von eben ſolchem 
Geſchmack ergeben. 

2) Früheſte runde, ohne Blüthe; gegen Ende April lochweiſe geſteckt, 
nach dem Aufgehen behackt, gaben ſie bei gutem Gedeihen einen ſehr reich— 
lichen Ertrag bei ausgezeichnetem Nutzungswerth. — Von 3 Stück Kartoffeln, 
die in 9 Stücke geſchnitten waren, wurden 3 Metzen geerntet, ein Ertrag, 
der alle Beachtung verdient. 

3) Goldenball gab einen lsfachen, 

4) Große runde von Algier einen fachen, 

5) Blaue Sechswochen⸗ einen 14fachen, 

6) Circaſſienne einen 12fachen, 

7) Bisquit einen 10 fachen und 

8) Japaniſche Rieſ ſenkartoffel einen 7fachen Ertrag, nach erfolgter Aus⸗ 
legung am 24. April in's freie Land in ungedüngtem Boden und bei ſonſt 
gleicher Beſchaffenheit. 

F. Bohnen. 1) Buſchbohne Ueberfluß (d' Abondance); den 8. Mai 
in ungedüngten Gartenboden gelegt, ergab ſie eine ziemlich gute Ernte, 
trotzdem ſie am 3. Juni von einem ziemlich ſtarken Reif heimgeſucht wurde; 
iſt zum Grünkochen, ſowie auch zum Einmachen wegen ihres fleiſchigen 
Gehaltes zu empfehlen. 

2) Safrangelbe Flageolet-, iſt zwar eine gute Bohne zum Grünkochen, 
doch ſteht ſie im Ertrage weit hinter der weißen und grünlich-weißen Flageolet 
zurück, und dürfte der weißen Flageolet unter den Buſchbohnen bisher wohl 
noch nicht ihr erſter Rang ſtreitig gemacht fein.. 

3) Neue braungelbe gelbſchalige Wachs-Buſchbohne, iſt eine vorzügliche, 
feinſchmeckende und zarte Bohne, doch iſt fie wegen ihres geringen Schoten— 
ertrages für einen größeren Bedarf als zum Anbau geeignet nicht zu 
empfehlen. 

4) Die graue weißſchalige Buſchbohne ohne Fäden hat ſich als eine 
der früheſten Sorten von großer Zartheit, wenn auch nicht ohne Fäden, 
zwar bewährt, doch iſt fie gegen feuchtes Wetter empfindlich, wird leicht 
fleckig und deshalb ihr Gebrauch in der Küche nur von kurzer Dauer. 

5) Buſchbohne, ſehr frühe kleine ſchwarze, und 6 

6) Buſchbohne, neue Schswoden:, wurden den 28. April in's freie 
Land in mit der Hacke gezogene Rinnen gelegt, gediehen bis zur Ernte, die 
in die Mitte Juli fiel, gut und gaben einen reichlichen Ertrag; ihr Werth 
für die Küche läßt ſich noch nicht beſtimmen, da die Erträge als Saatgut 
reſervirt wurden. 

Unter mehreren anderen im Sections-Garten noch gebauten Bohnen— 
ſorten erwieſen ſich nur noch 

7) Tauſend für Eine, als bekannte Sorte, wieder in gewohntem aus— 
gezeichneten Ertrage und eben ſolchem Werthe für die Küche. 

Von Stangenbohnen hat ſich 

8) die Rieſenſchwert-Bohne von gutem Gedeihen, gutem Ertrage und 
gutem Werthe für die Küche gezeigt, während 

9) die Zucker-Brech⸗ (gelbe Schoten-) Bohne nur von mittelmäßigem 
Gedeihen, ſchlechtem Ertrage, doch aber gutem Wirthſchaftswerthe war, 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 23 


354 


G. Erbſen. 1) Kneifel⸗ Erbſe, Isherwood's Railway, eine e frühe Art 
mit gut gefüllten Schoten, deren Kerne von angenehmem Geſchmack, wird 
bei mäßiger Düngung oft 4 Fuß hoch. 

2) Kneifel⸗-Erbſe, Dunnett's first early, wird 4 Fuß hoch, iſt 
mittelfrüh, hat kurze Schoten und kleine Kerne, doch einen großen Ertrag. 

3) Mark⸗Erbſe, Queen of Dwarf's, eine ſchöne, mittelfrühe Erbſe, 
die nur / Fuß hoch wird und zwar von gutem Geſchmack, doch geringem 
Ertrage iſt, wogegen 

4) Mark-⸗Erbſe, Veitch's Perfection, zwar 2 Fuß hoch wird, doch 
eine vorzüglich ſchöne Erbſe bei guter Tragbarkeit und beſtem Geſchmack iſt. 

5) Mark⸗Erbſe, Lord Raglan, eine ſpäte Sorte von geringem Ertrage, 
wenn auch mit ſehr ſüßem Kerne. 

Gurken. Die im Sections-Garten gebauten Gurkenſorten waren 
ee Mai in's Land auf dazu vorbereitete Beete gelegt worden, gediehen 
anfänglich gut, wurden aber bald durch Nachtfröſte zerſtört, worauf eine 
zweite Ausſaat vorgenommen wurde, welche durch ihr erfreuliches Gedeihen 
einen Erſatz für die Verluſte ſo lange zu verſprechen ſchien, bis in Folge 
eingetretener kalter Regentage auch dieſe Ausſaat verloren ging. 

II. Blumenſämereien. 


Von den zur Vertheilung gekommenen Sämereien, die zum größten 
Theile nur Sommergewächſe bekannter Species, wenn auch in neueren 
Erſcheinungen, waren, läßt ſich im Ganzen nichts Weſentliches hervorheben, 
da die uns hierüber zugegangenen Berichte keine Mittheilung enthalten, die 
geeignet wäre, auf einzelne Pflanzen beſonders aufmerkſam zu machen, wenn 
wir nicht etwa hervorheben wollen, daß: 

Helianthus spec. fl. pl., eine für Gruppen-Pflanzungen ausgezeichnete 
Blattpflanze, ſowie daß die großblumigen Bomben-Pyramiden-Sommer⸗ 
Levkoyen von Teicher in Striegau nur auf's Neue bekunden, was dieſer 
Züchter in Levkoyen⸗Culturen zu leiſten im Stande iſt. 


III. Obſt⸗Edelreiſer. Na 

Die eingegangenen Berichte über Veredelungen mit durch die Section 

im Jahre 1863 ebenfalls gratis vertheilten Obſt-Edelreiſern aller Gattungen 

conſtatiren, daß ohnerachtet der ungünſtigen trockenen Witterung, welche auch 

nachtheilig auf die Entwickelung der Obſtfrüchte und den Ertrag der Ernte 

derſelben einwirkte, dieſe mit geringen Ausnahmen und im Allgemeinen gut 

angegangen und gewachſen ſind. Erfreulich war es, aus einigen dieſer 

Berichte zu erſehen, welchen Zuwachs einzelne Obſtbaumpflanzungen durch 

von uns ſeit einer Reihe von Jahren vollzogene Edelreiſer-Vertheilung in 
immermehr zur Anerkennung kommenden Sorten gewonnen haben. 


— 


Gartenbau⸗Vereine. 


London. Die erſte große Blumenausſtellung der k. botaniſchen Ge⸗ 
ſellſchaft fand in Regent's Park am 21. Mai ſtatt. Unter den diesjährigen 
Neuheiten, welche bei dieſer Gelegenheit ausgeſtellt waren, befand ſich auch nicht eine 


355 


Pflanze, die ſich ganz beſonders durch Schönheit auszeichnet. Die jedoch am 
meiſten zu empfehlenden Pflanzen ſind folgende: 

Raphiolepis ovata aus Japan, ein ſchöner immergrüner Strauch, der 
zugleich in England im Freien aushält. Er zeichnet ſich aus durch üppigen 
Wuchs, wie durch ſeine dicken, harten dunkelgrünen, rundlichen Blätter und 
ſeine vielen, rein weißen in Rispen beiſammen ſtehenden Blumen. 

Stuartia grandiflora iſt ein anderer hübſcher Strauch aus Japan 
mit kleinen, weißen einfachen Camellien ähnlichen Blumen, die er ſehr zahlreich 
erzeugt. Es iſt eine ſehr gute Acquiſition. 

Aubrietia Hendersoni, eine niedliche Staude, ganz vorzüglich 
zur Bepflanzung von Steinparthien geeignet. Im Habitus ſehr ähnlich der 
bekannten Aub. deltoides, blüht ſie ebenſo reichlich mit dunkel violetpurpurnen 
Blumen, die durch ein weißes Auge ſehr gehoben werden. Durch dichtere 
Belaubung, rundere und brillant dunkelere Blumen übertrifft ſie alle bis jetzt 
bekannten Arten dieſer Gattung. 

Cypripedium Pearcii aus Peru, mit einem kriechenden Rhizom 
und mit langen linienförmigen, zurückgekrümmten, grasartig gefurchten Blättern 
und grün geaderten, gefleckt gerandeten und geſchwänzten Blumen. Sie iſt eine 
äußerſt dankbar blühende Pflanze, denn alle jungen Triebe, die aus dem 
Rhizom hervorkommen, zeigen Blüthenknospen. Wenn auch die Blumen nur 
weniger ſchön gefärbt ſind, ſo muß dieſe Art dennoch als ein ſehr will— 
kommener Zuwachs zu der ſo beliebten Gattung betrachtet werden, und 
dürfte ſie ſich ohne Zweifel im Kalthauſe cultiviren laſſen. 
nthurium Scherzerianum, ſchon mehrmals von uns beſprochen, 
gefiel wiederum allgemein, ſcheint aber in England auch noch nicht im 
Handel zu ſein. 
Von nicht blühenden neuen Pflanzen waren mehrere ausgeſtellt, unter andern: 
Gynerium argenteum albo-lineatum, mit weißgeſtreiften 
Blättern, ſehr hübſch. 
edum Sieboldii medio-variegatum, von uns ſchon früher 
beſprochen, ſoll nach von Herrn v. Siebold auf dem Congreß zu Brüſſel 
gemachten Mittheilungen nicht direct aus Japan ſtammen, ſondern von ihm 
ſelbſt erzogen ſein. 

Aucuba japonica war in einigen hübſchen Varietäten vertreten, ſo 
3. B. durch die breitblättrige Varietät und A. himalaica, durch eine grünblättrige, 
mit langen ſchmalen, wenig gezähnten, 5 Zoll langen und 1 ¼ Zoll breiten 
Blättern, die der Ausſteller A. longifolia genannt hat. Es iſt dieſe jedenfalls 
eine ſehr empfehlenswerthe Form. Eine andere Form mit breiten, tief 
gezähnten Blättern, die zugleich unregelmäßig gelblich-grün, oftmals gold— 
gelb gerandet find, geht unter dem Namen marginata, aureo-marginata 
und limbata, von denen der letztere der gangbarſte zu fein ſcheint. Es 
iſt dieſe Form jedenfalls die hübſcheſte aller buntblättrigen Aucuba's. 

Phormium ten ax variegatum, eine Varietät mit breiten und 
beſtimmt gelblich-weiß geſtreiften Blättern. 

Unter den Warmhauspflanzen waren viele ſchöne Arten ausgeſtellt, wie: 

Stephensonia grandifolia und Astrocaryum mexi- 
canum, zwei ſehr ſchöne Palmen. 

23* 


356 


Dracæna Cooperi aus Neu-Caledonien, eine ſehr ſchätzenswerthe 
Art mit zurückgebogenen und wie bei D. terminalis ſchön gefärbten Blät⸗ 
tern, ganz verſchieden und viel ſchöner als die unter dem Namen D. lati- 
folia pendula bekannte Art, für die ſie auch mehrfach gehalten wurde. 
Sie unterſcheidet ſich durch längere, ſchmalere und mehr glänzende Blätter, 
die eine entſchiedenere und mehr gleichförmig zurückgebogene Stellung haben 
8 dunkler und brillanter gefärbt find. Bei D. latifolia pendula ſind 
die Farben unreiner, die Blätter breiter, und nur die älteren nehmen einen 
hängenden Charakter an. Dracena robusta war als eine grünblättrige 
Form der ren gezeigt, ſie hat einen kräftigen Wuchs, breite Blätter, 
mit lichtroth markirten Rändern. 

Eine andere Dracna, die man D. limbata nennen könnte, hat 
ſchmale aufrecht ſtehende, purpur bronzirte, ſchmal roth berandete Blätter. 

Maranta striata von den Philippinen zeichnet ſich aus durch die 
reich und gut ausgedrückte weiße Zeichnung auf den Blättern. 


Berlin. Bei der zur Feier des 43. Jahresfeſtes des Wereines zur 
Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußiſchen 
Staaten in Berlin, am 19. Juni ſtattgehabten Pflanzen-Ausſtellung 
wurden laut Programm (ſ. Hamburg. Gartenztg. Heft 3, S. 133) folgende 
Preiſe zuerkannt. 

I. Die von Sr. Maj. dem Könige verliehene goldene Königs⸗ 
Medaille für die ausgezeichnetſte Geſammtleiſtung in der Gärtnerei: dem 
Obergärtner Herrn Boeſe bei Herrn Commerzienrath L. Reichenheim. 

II. Der Links-Preis (20 28) der Gruppe blühender Orchideen des 
Rittergutsbeſitzers Hrn. M. Reichenheim (Obergärtner Herr Kraus). 

III. Der Frau von Schwanenfeld'ſche Preis (10 15), für eine 
Zuſammenſtellung von ſich für Zimmercultur am beſten eignenden Blatt- 
pflanzen: der Sammlung Dracaenen des Rentiers Hrn. Danneel (Ober— 
gärtner Hr. Paſewaldt). 

IV. An ſonſtigen Geldpreiſen. 
A. für Gruppirungen. 
a. 2 Preiſe zu 10 Thalern. 

1) der Preis für die ſchönſte Gruppe Schaupflanzen in min— 
deſtens 12 Exemplaren fällt aus. 

2) für die ſchönſte Gruppe Marktpflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren: 
der n des Hrn. Kunſt- und Handelsgärtners C. Chons. 

b. 10 Preiſe zu 5 Thalern, für Gruppen von Marktpflanzen. 

3) der e des Hrn. Kunſt⸗ und Handelsgärtners 
C. L. Friebel, 

4) den Pelargonien des Hrn. Kunſt⸗ und Handelsgärtners C. L. Friebel. 
Der 5. u. 6. Preis fiel aus. 

B. für Schaupflanzen. 
a. 1 Preis zu 10 Thalern. 

1) der Lælia purpurata der Frau Geheimräthin Casper (Oberg. 

Hr. Hanf), 


357 


b. 7 Preiſe zu 5 Thalern. 
2) der Nepenthes phyllamphora des Rittergutsbeſitzers Herrn 
M. W ee (Oberg. Hr. Kraus), 
3) dem Clèrodendron Bethunianum des Rentiers Danneel, (Oberg. 
Herr Paſewaldt), 
4) der Burlingtonia venusta der Frau. Geheimräthin Casper, 
(Oberg. Hr. Haak), 
5) der Selaginella Lyalli des Univerſitätsgärtners Hrn. Sauer, 
6) der Achimenes Verschaffeltii des Rittergutsbeſitzers Herrn M. 
Reichenheim, (Oberg. Hr. Kraus), 
7) und 8) fallen aus. 
O. für neue Einführungen. 
8 Preiſe zu 5 Thalern. 
1) der Canna metallica des Kunſt⸗ und Handelsgärtners Herrn 
W. Lauche in Potsdam, 
2) der 2. Preis fällt aus. 
D. für abgeſchnittene Blumen und Bouquets. 
1 Preis von 5 Thalern. 
Den Stiefmütterchen des Kunſt⸗ und Handelsgärtners Hrn. Schwanecke 


in Oſchersleben. 
E. für Obſt und Gemüſe. 
2 Preiſe zu 5 Thalern. 

1) 55 Melone, der Ananas, den Pflaumen und den 3 Sorten Erd— 
beeren des Hofgärtners Hrn. Meyer in Sansſouci, 

2) der Sammlung von Gemüſe des Hoflieferanten Buckardt, (Oberg. 
Hr. Müller). 

F. zur Verfügung der Preisrichter 
a. 1 Preis zu 10 Thaler. 

1) den ausgeſtellten Pflanzen des Königl. botaniſchen Gartens, (Inſpector 

Hr. Bouché). 
b. 7 Preiſe zu 5 Thalern. 

2) den Gloxinien des Rittergutsbeſitzers Hrn. M. Reichenheim, 
(Oberg. Hr. Kraus), 

3) den Gloxinien des Rentiers Danneel, (Oberg. Hr. Paſewaldt), 

4) der Blattpflanzen⸗Gruppe des Kunſt-⸗ und Handelsgärtners Herrn 
L. Mathieu, 
5) der Jucca albo-spica des Profeſſors Hrn. Dr. C. Koch, der 
jedoch zu Gunſten der Caſſe des Vereines auf den Geldpreis verzichtete, 

6) dem Blumentiſche des Rentiers Danneel, (Oberg. Hr. Paſewaldt), 

7) der Lomaria gibba des Königl. botaniſchen Gartens, (Inſpector 
Hr. Bouché), 

8) den Roſen des Kunft- und Handelsgärtners Hrn. Jänicke, mit 
Rückſicht auf das ungünſtige ehr 

Ehrendiplom 

den Aepfeln des Caſtellans Eu in Freienwalde. (Wochenſchr.) 


358 


Wien. Der Bau des neuen Geſellſchafts-Gebäudes der k. k. Gartenbau: 
Geſellſchaft in Wien ſchreitet raſchen Schrittes vorwärts, ſo daß man hofft, 
den Bau zu Michaelis d. J. vollendet daſtehen zu ſehen. Die vom 30. April 
bis 6. Mai ſtattgefundene Ausſtellung des Jahres 1864 wurde von 42 Aus⸗ 
ſtellern beſchickt, welche 1505 Nummern an blühenden Gewächſen, ſowie 
zahlreiches Obſt und Gemüſe ausſtellt hatten. Für Garteninduſtrie-Gegenſtände 
betheiligten ſich außerdem 22 Exponenten. — Für die im Programme aus⸗ 
geſchriebenen 70 Preiſe ſind vom Ausſchußrathe: eine Gold- und 10 Vermeil⸗ 
Medaillen, 20 ſilberne 1. Cl., 20 ſilb. Med. 2. Cl. und 30 große Bronze⸗ 
Med., alſo zuſammen 81 Med., beſtimmt. Vertheilt wurden jedoch nur 43 
der ausgeſchriebenen Preiſe: die goldene Med., 11 Vermeil-Med., 22 ſilb. 
Med. 1. Cl., 19 ſilb. Med. 2. Cl. und 20 große Bronze-Medaillen, alſo 
73 Stück. 

Ebenſo konnten von den 38 ausgeſchriebenen Privat-Preiſen zu je 
2 Ducaten nur 31 zuerkannt werden, da für 7 Privat-Preiſe ſich keine genü⸗ 
genden Concurrenten fanden, wie dies auch bei den ausgefallenen 27 Preiſen 
der Geſellſchaft der Fall war. Ebenſo wurden die Preiſe für „Veränderung 
der Farbe der Blüthen, und Cultur in Körben, ſowie auch 12 Obſt— 
und Gemüſepreiſe nicht zuerkannt. 

Von den 29 zu Preisrichtern erwählten Herren, waren 27 erſchienen, 
die in dieſer Geſammtzahl über die Zuerkennung des 1. Preiſes ſich einigten. 
Die weiteren Beurtheilungen fanden in ſectionsweiſer Zuſammenſetzung der: 
geſtalt ftatt, daß für 5 beſtimmte Gruppen der ausgeſchriebenen Preiſe je 
ein beſonderes Beurtheilungs-Comité mit einem aus ihrer Mitte zu wählen⸗ 
den Obmann und zugewieſenen Schriftführer fungirte, was die Beſchleuni— 
gung der Manipulation weſentlich förderte. — Durch dieſe Bildung von 
Sectionen wird es möglich, daß Ausſteller auch Preisrichter ſein können, 
ohne auf die Concurrenz zu verzichten, was von bedeutender Wichtigkeit 
für die Betheiligung an der Ausſtellung erſcheint. 

Der 1. Preis (die goldene Medaille) war urſprünglich dem aus⸗ 
geſtellten Selenipedium caudatum aus dem Garten des General-Secretairs 
Herrn Beer, das 1. Acceſſit (die Vermeil Medaille) für Anopterus 
glandulosus der Herren Rudolf Abel & Co., und das 2. Acc. (die ſil— 
berne Med. 2 Kl.) für Drymispermum sp. Java aus dem Garten 
des General Secretairs Herrn Beer zuerkannt. Da Herr Beer jedoch für 
Selenipedium und Drymispermum aus der Concurrenz getreten iſt, ſo 
hat eine erneuerte Abſtimmung die goldene Medaille den Anopterus 
der Herren R. Abel & Co., das 1. Acc. der Herania palmata des Hrn. 
L. Abel und das 2. Acc. der Sphæenogyne latifolia der Herren R. Abel & Co. 
zugeſprochen. 

Nach dem uns vorliegenden Verzeichniſſe der 43. Ausſtellung der k. k. 
Gartenbau-Geſellſchaft in Wien war auf derſelben eine große Anzahl ſeltener 
und werthvoller Pflanzen ausgeſtellt, von denen wir nur einige namhaft 
hervorheben wollen, mit denen um den 1. Preis coucurrirt wurde, denn 
e an Raum verbietet uns das ausführliche Verzeichniß hier wieder: 
zugeben. 5 

Herr Handelsgärtner Lud. Abel in Wien hatte zur Bewerbung um 


4 
den 1. Preis (Neueſte Einführung) unter andern ausgeſtellt: Phyllodendron 
Sellowii, zum erſten Mal in Blüthe; Gymnostachyum Verschaffeltii, 
Herania palmata, Astronium Liboni, Stadtmannia sorbifolia; Si- 
maruba grandis u. Sph&nogyne latifolia. 

Um denſelben Preis von Herren Rud. Abel & Co., Samenhändler 
und Handelsgärtner in Wien: Oenopteris glandulosa, Ataccia cristata, 
Beschorneria Minabassæ, Dracsna Canaretii, Cryptomeria elegans. 
Alocasia zebrina, Saxifraga Fortunei tricolor, Conoclinium ma- 
crophyllum A. . 0 
i Herr General⸗Secretair J. G. Beer um denſelben Preis mit: Dry- 
mispermum sp. Java, blühend und mit Früchten, Selenipedium caudatum, 
Cypripedium Hookeræ und Stonei. 

Aus dem k. k. Univerſitäts⸗Garten in Wien durch den Obergärtner 
Hrn. F. Benſeler zur Bewerbung um den erſten Preis: 

Grevillea rigidissima F. Müll., Nanthorrhœa canaliculata 

F. Müll., Pleuropetalum Costaricense F zl., Bombax Carolinianum, 
Eucalyptus costata Müll. und verrucosa nebſt mehreren Hakea- und 
Melaleuca-Arten, Botryodendron giganteum (Araliacee) u. a. m. — Die 
Gruppe des Univerſitäts⸗Gartens zur Bewerbung um den 32. Preis, enthielt 
ebenfalls eine große Anzahl ſeltener und werthvoller Pflanzen. — 

1 Die Veranſtaltung einer Herbſtausſtellung iſt auch für dieſes Jahr ſiſtirt 
worden und wird die nächſte Frühjahrs-Ausſtellung (1865) im neuen Ge— 
ſellſchafts⸗-Gebäude ſtattfinden. Auch iſt beabſichtigt dann ſämmtliche, der 
in Begrenzung der Gartenbau-Geſellſchafts-Räume liegende Raſen und ſon— 
ſtigen Plätze zu Anlagen von Verſuchsfeldern und Baumſchulen zu verwenden. 
Für letztere ſind bereits ſeit zwei Jahren bedeutende Mengen von Nutz⸗ und Zier⸗ 
ſträuchern und Bäumen vorbereitet, die ſich ſchon im kräftigen Wachsthume 
befinden und feiner Zeit ein bedeutendes Erträgniß für die Geſellſchaft 
verſprechen. 

Fiaor die Ausſtellungen des Jahres 1865 iſt, wie erwähnt, das ſeiner 
Vollendung entgegenſchreitende neue Geſellſchafts-Gebäude nächſt dem Stadt⸗ 
parke beſtimmt, welches, auf dem durch die Gnade Sr. Majeſtät des Kaiſers 
der Geſellſchaft als Geſchenk überlaſſenen Baugrunde errichtet, die günſtigſte 
Wendung der künftigen pecuniären Stellung der Geſellſchaft ermöglicht. 
In dieſer Vorausſetzung hat ſich der Ausſchußrath auch dahin geeinigt, die 
Zahl der jährlichen Ausſtellungen eventuell bis auf fünf zu beſtimmen, 
welche in den Monaten April, Mai, Juli, September und October ſtatt— 
finden ſollen; und zwar ſollen bei der April Ausſtellung namentlich Ca⸗ 
mellien, Azaleen, Hyacinthen, Cyclamen, getriebene Pflanzen, 
zur Decorirung der 15 0 geeignet, dann getriebener Oemuſe, 
Früchte, Obſt u. ſ. w. 

540 In der Mai⸗Ausſtellung tropiſche Orchideen, Rhododendron, 
pontiſche Azaleen, Kraut⸗und baumartige Päonien, Amaryllis, 

Tulpen, Jris hbispanica und xiphioides, Penſées, Anemonen, 
Ranunkeln, dann Gemüſe, Obſt u. ſ. w. 

Bei der Juli⸗ Ausſtellung Roſen, e tropiſche Orchideen, 
Nelken, annuelle Pflanzen, Obſt u. ſ. w 


360 


In der September-Ausftellung Gladiolen, Nelken, Aſtern, Dah— 
lien, Pflanzen zur Gartenzierde, Früchte, Gemüſe u. ſ. w. 

In der October⸗Ausſtellung endlich Obſt, Wein, Gemüſe, Blumen 
u. ſ. w. beſonders in Betracht kommen. f 

Die Hauptſorgfalt der Geſellſchaft ſoll es dann ſein, durch Ausſchreibung 
von werthvolleren Preiſen und deren Vermehrung der Horticultur 
jene Aufmunterung und Förderung zuzuwenden, welche die bis jetzt ſo ſehr 
beſchränkten Mittel der Geſellſchaft nicht geſtattet haben. 

Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien geht ſomit einer ſchöneren 
Zukunft entgegen, denn ſie wird in Kürze die Mittel beſitzen im ene 
geren Maaße die Zwecke der Horticultur zufördern. 


Frankfurt a. M. Programm für die Ausſtellung von An 
Gemüſen, Blumen und Pflanzen, ſowie überhaupt allen Garten: 
und Feld⸗Erzeugniſſen, veranſtaltet vom Gartenbau-Verein in 
Frankfurt am Main, vom 30. September bis 4. October 1864. Der 
Gartenbauverein in Frankfurt a. M. wird vom 30. September bis 4. De: 
tober d. J. eine Ausſtellung veranſtalten, ermuntert einestheils durch den 
Beifall, welcher der vorjährigen Obſt-Ausſtellung in ſo hohem Maaße zu 
Theil wurde, anderntheils durch die außerordentlich guten Ausſichten, welche 
ſich dieſes Jahr für eine reiche Obſternte darbieten. — 

Die Eröffnung der Ausſtellung findet Freitag den 30. September 
Nachmittags 2 Uhr ſtatt, der Schluß derſelben iſt auf Dienſtag den 4. Dc- 
tober Abends 6 Uhr feſtgeſetzt. 

Jedermann kann Obſt, Feldfrüchte, Gemüſe, Blumen, Pflanzen, Garten: 
Inſtrumente ꝛc. ꝛc. einſenden. Die geehrten Einſender werden erſucht: 

1) Vierzehn Tage vor Beginn der Ausſtellung der Verwaltung des 
Gartenbau-Vereins von ihren Einſendungen Anzeige zu machen; 

2) die zur Ausſtellung beſtimmten Gegenſtände ſpäteſtens bis zum 
29. September, Nachmittags 2 Uhr einzuliefern, mit Ausnahme abgeſchnittener 
Blumen und Bouquets, welche noch am 30. September bis N 9 Uhr 
aufgeſtellt werden können; 

3) die eingeſandten Gegenſtände genau zu bezeichnen und ein vollſtän— 
diges Verzeichniß derſelben beizulegen; 

4) von auswärts kommende Sendungen zu frankiren, und 

5) Mittwoch den 5 October die ausgeſtellten Gegenſtände wieder ab— 
holen zu laſſen. 

Zur Beurtheilung der ausgeſtellten Gegenſtände wird eine Commiſſion 
ernannt, welche vorzugsweiſe auf Neuheit, Cultur⸗Vollkommenheit und Neid 
haltigkeit Rückſicht nehmen wird. Preiſe werden nicht ertheilt; dagegen wird 
das Urtheil der Commiſſion in den geleſenſten Journalen Frankfurts ver: 
öffentlicht und werden dabei die Namen der Ausſteller, deren Einſendungen 
den erſten und zweiten Rang einnehmen, beſonders erwähnt. 

Dieſe öffentliche rühmende Anerkennung gilt: 

1) für das reichhaltigſte und ſchönſte Obſtſortiment, 

2) für die reichhaltigſte Sammlung von Aepfeln, 

3) für die reichhaltigſte Sammlung von Birnen, 


361 


4) für das ſchönſie Sortiment Weintrauben, 
5) für die ſchönſte Sammlung von Stein- und Schalenobſt, 
6) für die ſchönſte Sammlung von Obſtbäumchen in Töpfen, 
7) für den beſten ſelbſtgezogenen Wein, 
8) für das reichſte und beſtcultivirte Sortiment von Gemüſearten, 
9) für die beſte Sammlung Blumenkohl, 
10) für das reichhaltigſte Sortiment von Kohlſorten, 
11) für die reichſte Gurkenſammlung, 
12) für die beſte Sammlung von Melonen, 
13) für die ſchönſte Kürbisſammlung, 
14) für das reichhaltigſte Kartoffelſortiment, 
15) für die reichhaltigſte Getreideſammlung, 
16) für die ſchönſte Welſchkornſammlung, 
17) für die reichhaltigſte Sammlung von Sämereien, 
18) für die reichhaltigſte und beſtcultivirte gemiſchte Pflanzengruppe, 
19) für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment blühender Fuchſien, 
20) für die beſten Sämlinge von Florblumen, 
21) für die beſtcultivirten Blattpflanzen, 
22) für die reichhaltigſte Sammlung von Sommer- und Herbſt-Gewächſen 
in Töpfen, N 
23) für das ſchönſte Sortiment von Geranium zonale, 
24) für das reichhaltigſte Phlox-Sortiment, 
25) für das ſchönſte und reichſte Petunien-Sortiment, 
26) für die ſchönſte Sammlung blühender Verbenen, 
27) für das beſte Sortiment Georginen in Töpfen, 
28) für das reichſte Chrysanthemum - Sortiment, 
29) für die ſchönſte Sammlung abgeſchnittener Georginen, 
30) für die ſchönſte Sammlung abgeſchnittener Roſen, 
31) für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Aſter, 
32) für die ſchönſten Bouquets, 
33) für den geſchmackvollſten Kopfputz von lebenden Blumen. 
Das Ausſtellungslocal wird ſpäter bekannt gemacht werden. 
6 Frankfurt am Main, im Mai 1864. Die Verwaltung des Gartenbau— 
ereines. f 


—— — 


Die Gräſer. 
Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau-Geſellſchaft 
„Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. 
(Aus dem 15. Jahrg. der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) 
J. 

Es liegt nicht in meiner Abſicht, Ihnen das ganze, unendlich viele 
Arten und Abarten umfaſſende Geſchlecht der Gramineen und der denſelben 
verwandten Cyper⸗ und Wollgräſer vorzuführen, am wenigſten nach Regeln 
und in wiſſenſchaftlich geordneter Reihenfolge; es würde Ihnen auch zu viel 


362 


zugemuthet ſein, einer ſolchen, nothwendig ſehr umfangreichen Reihe von 
trockenen Vorleſungen Ihre Aufmerkſamkeit zu erhalten. | 
Vielmehr möchte ich im Geiſte mit Ihnen hinausgehen in Wieſe, Feld 
und Wald, an die Bäche und den Meeresſtrand, hier und da auf dem 
Wege einen Halm brechen, um Sie auf die unendliche Verſchiedenheit der 
Blüthen, des ganzen Baues der Gräſer aufmerkſam zu machen; Ihnen dabei 
von den Eigenſchaften derſelben erzählen und die verwandten Glieder der 
Gattungen, welche in fernen Welttheilen grünen, vorführen. — Ich hoffe 
ſo dem Bekannten manchen neuen Reiz abzugewinnen und wünſche nichts 


mehr, als daß Sie am Schluſſe meiner Vorträge anerkennen, ich habe Sie 


nützlich unterhalten. — 

Wir treten hinaus in die Natur, aber wir wollen nicht mit Kälte 
in dies offene Buch Gottes ſchauen, wir wollen unſer Auge mit ſüßem 
Wohlgefallen auf die ziehenden Wolken richten, welche vor dem Nahen der 
Morgenſonne erröthen, auf die weiten Fluren in ihren abwechſelnden Schat— 
tirungen, auf die tiefen Töne, welche die Nadelhölzer in ihren Maſſen auf 
die Landſchaft werfen, auf die ſilberklaren Bäche, auf die blühenden Bäume 
und glänzenden Blumen; wir wollen uns dabei erinnern, wie Alles im 
Haushalte der Natur ſeine beſtimmte Urſache hat; ebenſowohl der Sonnen— 
ſtrahl, welcher den grünen Hügel beleuchtet, wie der Wind, der wirbelnd 
die trockenen Blätter vor ſich hertreibt, und der glänzende Thautropfen, 
welcher die Spitze des ſchwankenden Grashalmes niederbeugt. 

Geſtehen wir es, der uns ſo gewöhnliche Anblick der Wieſen und 
Saatfelder vermag ſelten unſer beſonderes Wohlgefallen für eine längere 
Zeit zu feſſeln, ſchnell wenden wir unſern Blick den gigantiſchen Formen 
wieder zu, welche in den die Wieſen begrenzenden Ulmen, in mächtigen 
Pappeln uns entgegentreten; — und dennoch — gerade die Wieſen und 
Fruchtfelder müßten am meiſten uns feſſeln, wenn wir nur oberflächlich den 
Nutzen in's Auge faſſen, welchen die gütige Natur in die ſie bildenden 
beſcheidenen Formen legte. Er 

Und wenn die Wieſen nur gemacht wären, um unſer Auge zu ergötzen, 
doch würden ſie ein Geſchenk voll Segen ein; ihr Smaragdgrün, durch— 
brochen von Millionen Blumen, muß erhebend und erheiternd auf jeden 
fühlenden Menſchen einwirken, und ſelbſt im Winter bleibt uns dieſer Genuß, 
wenn ein wärmerer Windhauch das weiße Schneelaken wegſchiebt vom Korn— 
feld und Raſen. 

Und dieſe unzähligen Halme, welche ſich zur grünen und ununter⸗ 
brochenen Grasmaſſe unter unſern Füßen ausſpannen, bieten Tauſenden 
von Thieren ein ſüßes Futter; Pferde, Rindvieh und Schafe ergötzen ſich 
an denſelben und ſchließlich iſt es dem Menſchen doch vorbehalten, den 
mannigfaltigſten Nutzen daraus zu ziehen. \ 

Grasplätze bilden einen großen Theil der ewigen Bedeckung vieler 
Länder, ungeheure Ebenen ſind von ihrem Grün bedeckt, an den Hügeln 
ziehen ſie ſich hinauf, die Bäche und Quellen werden von ihnen eingefaßt 
und ſo geben ſie der ganzen Landſchaft die Farbe, an welcher ſich das Auge 
am längſten ergötzen kann. Oder es ſind die Gräſer, welche von der Hand 
des Landwirthes gepflanzt werden, in den Feldern emporſchießend mit üppigem, 


u ai. 


363 


dichtem Grün im Frühling, bis fie mit der reichen, vollen, hellgelben oder 
braunen Aehre im Herbſte unſern Weg einfaſſen. 

Im Wald, auf den Felſen, in fließenden und ſtehenden Waſſern, an 
den ſandigen Ufern, allüberall grünen die Grashalme. An Abhängen 
wurzeln ſie ſich ein und verhüten das Nachrutſchen des loſen Gerölles, und 
immer weiter dehnen ſie ſich aus, umſpannen und überdecken eine Klippe 
nach der andern mit ihrem Teppich und bereiten den Samenkörnern glän— 
zender Blumen eine Keimſtätte. — Andere Gräſer durchflechten mit ihren 
Wurzeln den loſen Sand und ſchützen uns durch deſſen Befeſtigung vor den 
Sandſtürmen, die uns ſonſt Gefahr und Schaden bringen würden. 

Manche Graswurzeln dienen durch ihren Saft der Heilkunde; aber 
abgeſehen von dem Nutzen der einzelnen Gattungen iſt die Geſammtheit 
des Graſes von großem Einfluß auf die Geſundheit der Länderſtriche; denn 
wo immer Raſen den Boden bedeckt, hat man gefunden und feſtgeſtellt, 
daß die Atmoſphäre dadurch weſentlich beeinflußt und verbeſſert wird, 

namentlich in Bezug auf die nöthige Maſſe der Feuchtigkeit. 

Charakteriſtiſch an den Gräſern iſt, daß, wo ſie auch emporſchießen, 
ſie niemals allein ſtehen, ſondern immer mehr oder weniger geſellſchaftlich 
wachſen, und nicht allein bei uns im gemäßigten Klima, ſondern überall, 
wo ſie den Erdball ſchmücken. 

Im ſüdlichen Europa beginnen ſich die Gräſer den rieſenhaften Formen 
der tropiſchen Länder zu nähern; die Riedgräſer erreichen eine weit bedeu— 
tendere Höhe, als bei uns, und es zeigen ſich ſchon im Allgemeinen die 
Uebergänge zu den Grasbäumen, welche in Oſtindien große Wälder bilden. 

Die tropiſchen Gegenden mit ihren Rieſengräſern machen aber bei 

weitem nicht den freundlichen Eindruck, wie die grasüberſponnenen Fluren 
der gemäßigten Zone, und nur das junge Grün der aufſprießenden Reis— 
felder vermag den Reiſenden an die Heimath zu erinnern, wenn er ſie aus 
der Ferne ſieht, vom Winde bewegt, wodurch ſie einigermaßen den wallen— 
den Kornfeldern ähnlich werden. Aber die glühenden Sonnenſtrahlen dulden 
dort nicht die Raſenerde, welche bei uns die Gelände im Frühling ſo prächtig 
hellgrün färbt, das Auge kann ſich nicht erholen an den ſattgrünen, reichen 
Saatfeldern und irrt von einer rieſigen Form zur andern. Staunend fteht 
der Reiſende vor dieſen ſo eleganten Blattformen der gewaltigen Vegetation, 
aber auch ruhelos, und für ihn haben die grünen Wieſen der Heimath 
einen ganz beſonderen Reiz, wenn er rückkehrend den Fuß auf ihren ſammtenen, 
ſchwellenden Teppich ſetzt. — | 

So angenehm es iſt, durch das friſche, ſaftige Lenzgrün der Wieſen 
zu gehen, ſo ſchön iſt der Anblick einer vom Winde ſanft bewegten Wieſe, 
kurz bevor die Mäher dieſelbe betreten; das lange Gras mit Tauſenden 
von Blumen geſchmückt, wird gleich den Wogen der See bewegt und rollt 
in prächtigen Wellen, und vorbeieilende Wolken legen raſch dahinziehende 
Schatten auf die Fläche, ſo zart und duftig, daß man glauben möchte, ein 
Engel ſei zwiſchen Sonne und Erde dahingeſchwebt. 

Nicht weniger erfreuend iſt es, in der Windſtille eines Sommer-Nach⸗ 
mittags den Mäher zu belauſchen, wenn die Halme in Schwaden vor ſeiner 


364 


Senſe fallen und der köſtliche Wohlgeruch des friſchen Heues die ganze 
Flur erfüllt. 

Mehrere Gräſer ſind es, welche dieſen Wohlgeruch verurſachen, vor 
allen aber die Spezies, welche wir Geruchgras (Anthoxanthum odoratum) 
nennen. Es iſt dieſes eines unſerer unanſehnlichſten Gräſer, 1 bis 2 Fuß 
hoch, mit kurzen Blättern und gedrungener Aehre auf ſehr dünnem Halm. 
Das Geruchgras wächſt auf Feldern, in Waldlichtungen und an Berg— 
abhängen, ſelbſt in großer Höhe. Sein botaniſcher Name iſt dem Griechiſchen 
entlehnt und bezieht ſich auf die gelbe Farbe, welche es bei ſeiner Reife 
erhält. Die grünen Flügel, welche die Blüthchen umgeben, ſind überſprengt 
mit kleinen, gelben Punkten, ähnlich wie bei der ſchwarzen Johannisbeere, 
und in dieſen Pünktchen liegt das Geheimniß des Wohlgeruches, welchen 
dieſes Gras entwickelt, da fie Benzoin bergen. Während des Wachsthumes 
iſt der Geruch kaum bemerkbar, wird aber durchdringend, ſobald die Halme 
trocknen. Der Same dieſes Graſes, klein und ſchwarz, welcher bei einge— 
tretener Reife in warmem Sonnenſchein weit wegſpringend ſich von der 
Hülſe trennt, hat ihm auch den Namen Springgras und Flohgras ver— 
ſchafft. Das Vieh liebt es ſehr im grünen und getrockneten Zuſtande, 
berührt es aber nicht mehr, wenn es zu reifen anfängt, wie auch beinahe 
alle andern Gräſer; eine weiſe Anordnung der Natur, damit der Samen 
neue Generationen hervorrufen kann. Die Landleute im Weſterwald und 
an andern Orten miſchen die getrockneten Aehren unter den Taback und die 
Bienen beſuchen fleißig die Blüthen dieſes perennirenden Graſes, das beſon— 
ders in Deutſchland häufig vorkommt. Einige andere Gattungen finden 
ſich in Indien, Malabar und Neuſeeland. — 

Als Untergras auf Futterwieſen wie auch auf ſchattige Zierraſen iſt 
das Geruchgras zu empfehlen, weil es namentlich die Bildung von Moos 
verhindert. 

Das hier vorliegende Geruchgras hat, obgleich der Büſchel bereits vor 
drei Jahren aus der Erde genommen wurde, bis heute noch den ihm eigen— 
thümlichen Duft beibehalten. 


II. 


Der Name des Graſes iſt ein alter und allgemeiner; in allen ger— 
maniſchen und den daraus entſproſſenen Sprachen findet er ſich mit geringen 
Aenderungen. Eine Eigenthümlichkeit der ganzen Familie der Gramineen 
iſt der hohle Stengel, als folder Halm genannt, und die langen im Ver⸗ 
hältniß ſchmalen Blätter. Der Botaniker unterſcheidet die Gattungen und 
Arten durch Vergleichung der Blüthen, Blätter und Stengel. Viele der 
Gräſer tragen im Sommer zur Zeit der Blüthe wunderbar ſchöne, äußerſt 
zierliche Aehren und Sträuße, deren Blümchen vom hellſten Grün durch die 
gelben Schattirungen bis zum dunkelſten Violet gefärbt ſind; ſie neigen ſich 
in eleganten Bewegungen vor dem leiſeſten Zephir, der über ſie hinſtreicht. 
Und wenn der rauhere Wind die zarten Stengel bricht, ſo hat die Natur 
ihnen einen mächtigen Hebel gegeben in ihrem dünnen. Oberhäutchen, das 
ſie wieder aufrichtet, ſo lange ſie grün ſind. 

Indem wir durch die grünen Wieſen dahin wandern, wird unſer Weg 


2365 


durch einen breiten Graben geſperrt, in welchem ein klares Bächlein leiſe 
ſich hinwindet. An ſeinen Rändern grüßen uns blaue Vergißmeinnicht mit 
ihren goldenen Augen und dazwiſchen ſteigen hier und da 6 Fuß hohe Halme 
empor, die uns die Bekanntſchaft machen laſſen mit einem der größten 
Gräſer unſeres Vaterlandes, dem Waſſerrispengras (Poa aquatica), deſſen 
Wurzeln ſich weithin in dem naſſen und ſchwammigen Boden verbreiten und 
zur Befeſtigung deſſelben weſentlich beitragen. Es wächſt nicht nur am 
Rande von Bächen und Flüſſen, oder an feuchten Stellen, ſondern auch im 
Waſſer ſelbſt und überragt nicht ſelten das Pfeilkraut und die Blüthen— 
kolben des Schilfrohres oder es liegt auf dem Waſſer, das zierlich ſeine 
breiten Blätter bewegt, gleich einer Feder das Antlitz des Stromes ver— 
ſchönend. Die große Schnelligkeit ſeines Wachsthumes läßt es raſch die 
jtillftehenden Waſſer ausfüllen, zumal ſeine kräftigen, kriechenden Wurzeln 
ſich außerordentlich weit verbreiten. — In manchen Gegenden werden die 
Stengel zum Dachdecken benutzt, auch dauerhafte Matten aus ihnen gefertigt. 
Die Gattung Poa enthält gegen 100 Unterarten und darunter mehrere 
ſehr intereſſante. Sie iſt verbreitet über die ganze Erde; die ſandigen 
Meerufer nähren das Meerſtrands-Rispengras (P. maritima), die Palmen 
Indiens beſchatten das niedliche Rispengras mit glänzenden purpurrothen 
Blümchen (Poa amabilis); in Abyſſinien giebt das Teff ganzen Völker— 
ſchaften durch ſeine außerordentliche Fruchtbarkeit das Brot, ſo klein auch 
ſeine Samen ſind; auf allen unſeren Wieſen, in Sümpfen, im Wald und 
auf den Bergen hat es ſeine Heimath und viele Arten liefern gutes und 
reichliches Futter, darunter namentlich Poa pratensis und trivialıs. 
Eines der kleinſten Rispengräſer iſt Poa annua, aber es iſt auch 
eines der ſüßeſten, wenn auch weniger zur Heubereitung geeignet, als zum 
Abweiden für das Vieh. Wohin Sie aber unter freiem Himmel Ihren 
Fuß ſetzen, Sie treten darauf, jede Wieſe der gemäßigten Zone hat es 
reichlich und es dient ſeinen ſtolzen Nachbarn durch den Schutz, den es bei 
der furchbarſten Hitze deren Wurzeln ſpendet; und ob es dabei ſelbſt zu 
Grunde geht, verjüngt es ſich beim erſten Regen aus ſeinem Samen. Es 
treibt ſeine Sproſſen 8—9 Monate während des Jahres und kein Regen, 
kein Sturm, keine noch ſo furchtbare Sonnengluth, kein Froſt kann es hin— 
dern, ſeinen Samen zu reifen und auszuſtreuen. Seine Heimath iſt überall, 
und da ſein Samen nicht mit Flügeln verſehen iſt, die dem leichten Winde 
Gelegenheit gäben, ihn fortzutragen, wie ſo viele andere Samen, ſo müſſen 
wir um ſo mehr erſtaunt ſein, es auf kaum erreichbaren Standorten zu 
finden. Auf Dächern, in kaum bemerkbaren Mauerritzen, auf Bäumen, 
auf unerſteigbaren Felſen, in der Wüſte, zwiſchen den Straßenſteinen treffen 
wir es zu jeder Jahreszeit. Es hat eine ſolche Menge von feinen Haar— 
wurzeln, daß der Froſt, wenn er tauſend andere Pflanzen hebt und tödtet, 
ihm nichts anhaben kann. Dieſes außerordentliche Wurzelvermögen dient 
aber nicht nur zu ſeiner eigenen Erhaltung, ſondern macht es auch vielen 
andern kleinen Pflanzen möglich, während der trockenen Sommermonate 
auszudauern, da es nicht nur die Feuchtigkeit aus dem Boden heraufzieht, 
ſondern auch durch ſeinen üppigen Blattwuchs dieſelbe auf der Oberfläche 
des Bodens erhält. Obgleich kein perennirendes Gras, treffen wir es doch 


9 5a ‚7%; 


* 


366 


vom Beginne des Frühlings bis zum ſpäten Herbſt in allen Vegetations⸗ 
perioden, da es beſtändig ſeinen Samen abwirft und neue Pflanzen keimen 
läßt. Die lebhafteſte Straße unſerer Stadt, für einige Monate abgeſchloſſen, 
würde in dieſer Zeit von dem einjährigen Rispengras überzogen ſein. 

Ein anderes äußerſt ſtarkwüchſiges Gras dieſer Gattung iſt das gemeine 
Rispengras (Poa trivialis), hauptſächlich für feuchte und thonige Wieſen 
zu empfehlen. In abgetrodneten Teichen treibt es oft eine ſolche Maſſe 


von Blättern und Stengeln, daß die Senſe kaum durchdringen kann. Es 


bildet den Hauptgrasbeſtand der Wieſen in der Lombardei, wie auch von 
Englands reichſten Wieſen in Wiltſhire. 


Noch eine andere Art von Poa (von manchen Botanikern unter die 


Gattungen Festuca und Glyceria gezählt) liefert den Menſchen ein 
Nahrungsmittel. Es iſt Poa fluitans, der Mannaſchwingel. Beſonders 
im öſtlichen Preußen, in Polen, Schleſien und Schweden kommt dieſes 
Gras in ungeheurer Menge vor; es wächſt meiſtentheils wild und die Natur 
ſelbſt beſorgt die Fortpflanzung durch das Ausſtreuen des Samens und die 
kriechende Wurzel. Es gedeiht in jedem Boden, doch nur im Waſſer von 
1—2 Fuß Tiefe. Im nördlichen Deutſchland wird der Samen zur Mehl— 
bereitung verwendet, als Sago zur Suppe und als Grütze allgemein 
genoſſen; es liefert eine angenehme und nährende Speiſe und die Samen 
quellen beim Kochen ſo ſtark auf, daß zur Sättigung einer Perſon ein Loth 
davon genügt. — Dieſes Gras iſt ein Segen für ſolche Gegenden, wo 
große Verſumpfungen ſich befinden, die nicht leicht beſeitigt werden können, 
oder wo regelmäßige Ueberſtauungen eintreten. — Die ſchief aufſteigenden 
kräftigen Halme ſind nach der Tiefe des Waſſers und Schlammes, aus 
welchem ſie hervorſteigen, von ſehr verſchiedener, oft bedeutender Länge und 
reich beſetzt von breiten, rinnenförmigen Blättern, deren längſte unter und 
auf dem Waſſer ſchwimmen und ſeinen Bewegungen gleich lichtgrünen 
Bändern in zierlichen Windungen folgen. Die Blüthenrispe iſt oft mehr 
als eine Elle lang, blüht den ganzen Sommer hindurch und liefert während 
dieſer Zeit eine wahrhaft erſtaunliche Menge von Samen, der auch für 
Gänſe, Enten und Fiſche als Futter ſehr vorzüglich iſt. In den Gewäſſern, 
in welchen das Mannagras wächſt, lebt denn auch eine große Menge von 
Fiſchen und zwiſchen den Stengeln halten ſich große Flüge von wilden 
Gänſen, Enten und anderen Waſſervögeln auf, die dem Jäger eine reiche, 
aber gewöhnlich ſchwer zu erringende Beute liefern. Das Gras iſt ein 
ſüßes und gern gefreſſenes Futter für Pferde und Rindvieh, trotz der bedeu— 
tenden Stärke und Länge ſeiner Blätter und kann dreimal geſchnitten werden. 
— Da die Aehrchen nicht gleichzeitig ihren Samen reifen, ſo macht das 
Einſammeln des letzteren große Mühe. Man ſchlägt Morgens, ehe der 
Thau abgetrocknet iſt, an die Stengel, damit die reifen Körner in die 
unten ausgebreiteten Tücher oder Siebe fallen; oder man fährt in Kähnen 
durch dieſe Grasfelder und kämmt die Rispen in leinene Beutel, die durch 
einen Reif mit Stiel offen gehalten werden. — Mit dem Samen wird ein 
ſtarker Handel getrieben. 

Aber noch andere Gräſer als die Ihnen bereits genannten dienen, 
wildwachſend, den Menſchen zur Speiſe und ee in weniger begünftigten 


N55 u” 
2367 


Länderſtrichen ein Hauptbeſtandtheil der Nahrung. So wird z. B. der 
wilde Hafer (Avena fatua), bei uns ein läſtiges Unkraut, in S weden zu 
Brot und Pferdefutter verwendet; das Sand-Haargras (Elymus arenarius), 
welches jo nützlich iſt zur Befeſtigung Lofer Ufer, liefert den Isländern in 
ſeinen Körnchen das Mehl. Und alle Erdtheile ſind von der gütigen Natur 
mit ſolchen Grasarten verſehen, die entweder gewöhnlich oder im Falle der 
Noth geeignet ſind, den Menſchen zu erhalten. So in Afrika das bereits 
erwähnte abyſſiniſche Rispengras und das Zuckerhoniggras oder Kafferkorn 
(Holcus saccharatum), in Aſien der wilde Hafer und der wilde Reis, 
in Amerika die Zizania aquatica, ähnlich dem Mannagras, in Auſtralien 
die noch nicht näher beſchriebene Grasart, deren Samen für einige Zeit 
den tapfern Burke und ſeine Gefährten ernährt und vielleicht gerettet hätte, 
wenn die Unglücklichen Mittel und Werkzeuge für deſſen Zubereitung beſeſſen 
ätten. 

92 So dienen nicht nur unſere Halmfrüchte und die Brotfrüchte anderer 
Länder, ſowie die eben erwähnten wilden Gräſer zur unmittelbaren Ernäh— 
rung der Menſchen und Thiere, die Wieſengräſer in ihren Maſſen nützen 
uns auch mittelbar durch Ernährung und Verpflegung des weſentlichſten 
Theiles unſerer Hausthiere und liefern uns den Stoff zu nützlichen Haus— 
geräthen und Gegenſtänden der Bekleidung. — 

Aber wenn auch die Wieſen beſonders zum Dienſte der Menſchen von 
der gütigen Natur über den Erdball hingebreitet ſcheinen, ſo bergen dieſe 
weiten grünen Fluren doch noch eine ganze Welt von untergeordneten 
Geſchöpfen und bieten denſelben die Luſt des Daſeins und den Lebensunter— 
halt. Nicht allein Pferde und Rindvieh, die unermeßlichen Schafheerden, 
die Maſſen von Wild ſind heimiſch auf den Wieſen, — über die graſigen 
Ufer gleitet in blitzſchnellen Bewegungen die glänzende Eidechſe, die Schlange 
wärmt ſich im Sonnenſchein, die großäugige Kröte ſchleicht zwiſchen den 
Halmen, der luſtige Froſch hüpft in den Pfühlen zwiſchen den Raſen— 
geländen. Die Schnecken zeichnen ihren Weg mit bunten, ſchillernden 
Bändern über die Fläche und geſchäftige Spinnen weben ihre Fäden von 
Halm zu Halm. Viele Vögel finden ihr Futter in den reifenden Aehren 
und jungen Sproſſen und zwitjchern und ſingen darob ihr freudiges Lied. 
— Tauſende und Tauſende von Inſekten kriechen und hüpfen umher und 
ihre Stimmen ergötzen den aufmerkſamen Lauſcher. Lebenden Blumen gleich 
ſchweben Schmetterlinge dahin und genießen die Wonne ihres kurzen Daſeins 
und fleißige Bienen tragen ſummend den geſammelten Wintervorrath ein; 
— aber Miriaden von Weſen leben noch in dem ſchattigen Halmengrün, 
die nur das Microſkop für das menſchliche Auge unterſcheidbar macht, und 
ſind eben ſo glücklich und fröhlich, als jene. Der Grashüpfer oder die 
Heuſchrecke hat ihren Namen von ihrem Aufenthalt und ihrer Speiſe, und 
wenn wir ihrem vergnügten Zirpen lauſchen, denken wir an den griechiſchen 
Schriftſteller, welcher dieſes Thierchen als das glücklichſte und unſchuldigſte 
preiſt. — Das unſchuldigſte für den Menſchen? Seine größere, im fernen 
Oſten heimiſche Gattung gewiß nicht, wenn ſie — eine furchtbare, entſetz— 
liche Plage — zuweilen plötzlich in Schwärmen erſcheint, welche die Sonne 
verdunkeln und Raſen und Saatfelder vertilgen, als ob Spaten und Hacke 


368 ; * 


Halm und Wurzel abgehoben. Wenn die weiſe Natur es geſtattet hätte, 
daß dieſe Inſekten Jahr um Jahr erſchienen, unſere Felder und Wieſen 
würden bald verſchwinden und ſtatt ihres grünen Teppichs eine troſtloſe 
Einöde uns entgegenſtarren. — Auch die Larve des Maikäfers richtet oft 
große Verheerungen an und zerſtört ganze Morgen von Wieſen, indem ſie 
den Raſen ſo unterhöhlt, daß man ihn aufrollen kann. Auch andere Larven 
und Raupen vernichten oft große Strecken von Wieſen und wenn ſie die— 
ſelben verlaſſen haben, ſollte man glauben, das Feuer habe das Gras mit 
der Narbe verzehrt. 

Welch' großartiges Bild des Lebens und der Vernichtung in den Wieſen 
und Fruchtfeldern! Während die größeren Thiere ſich an den Halmen und 
den von ihnen geſchützten Kräutern nähren, ſtößt der Maulwurf unter 
ihren Füßen die Erde in Hügeln auf, in eifriger Verfolgung der Enger— 
linge, welche die Graswurzeln benagen, bis eine unverſtändige Hand ihn 
aushebt und tödtet. Nach wenigen Stunden beginnen die Todtengräber 
ihr Werk; vereint, in erſtaunenswerthem Inſtinkt, ſchaufelt der Käfer die 
Grube, um den verweſenden Leib zur Pflanzſtätte ſeiner Nachkommenſchaft: 
zu machen. Dort verfolgt der in Grün und Gelb ſchillernde Laufkäfer 
beutegierig kleinere Inſekten, die Eidechſe lauert auf die Fliege und erhaſcht 
ſie in raſchem Sprunge; Hunderttauſende von Spinnen weben und knüpfen 
ihre Fäden, die der erſte Reif in die zierlichſten Eisguirlanden verwandelt; 
— der Froſch im ſchlammigen Graben verbirgt ſich eilig in den dichteſten 
Halmen; er hat den Storch erblickt, der gravitätiſch daherſchreitet und mit 
raſcher Schnabelbewegung ihn zu erhaſchen ſtrebt, um ihn ſeinen Jungen 
auf dem Kirchendach des nahen Dorfes zur Nahrung zu bringen; — und 
welche Luſt, welcher Kampf mag noch herrſchen unter den kleinſten, dem 
bloßen Menſchenauge verborgenen Geſchöpfen! — Im nahen Saatfeld lockt 
das Feldhuhn ſeine Jungen, die Wachtel ſchlägt und die Lerche ſteigt in 
Kreisbewegungen jubilirend aufwärts; der Haaſe birgt ſich ſcheu in der 
Furche des aufſproſſenden Kornfeldes, und dort tritt ein Rudel Wild aus 
dem Walddickicht, um im Gerſtenfelde zu äſen. Der Wiedehopf ſammelt 
mit poſſierlichen Sprüngen geſchäftig Raupen und Larven, und mit ihm 
die zierliche, gewandte Bachſtelze. 

Der Sommer entfaltet die himmelblauen Cyanen im Fruchtfeld, der 
Mohn drängt ſeine feurigen Blüthen aus den rauhen Kelchlappen, und mit 
großem Geſchrei ſtürzen ſich Schaaren diebiſcher Sperlinge zwiſchen die 
reifenden Aehren, während eine Menge lieblicher kleinerer Vögel an den 
reifen Samen der Grashalme ſich ergötzen, die der Mäher verſchonte. 

Soll ich Ihnen dies Bild noch weiter ausmalen? O es genügt, um 
das bewundernde Staunen zu wecken über dieſen kleinen Theil des weiſen 
Haushaltes der Natur, den wir ſo oft ohne Nachdenken vor unſerm Blick 
vorüberziehen laſſen! 


III 


Auch den kühlen Waldesſchatten ſuchen manche Gräſer und ſprießen 
zwiſchen Farnen und lieblichen Blumen empor; eines davon iſt das blaue 
Perlgras (Melica cœrulea), das wohl jedem Beſucher des Waldes bekannt 


* 
369 


iſt. Seine ſcharfen Blätter ſind mit bläulichem Schimmer überthaut und an 
der Spitze gewöhnlich eingerollt; die Kelche und Kronenblättchen ſind violet, 
die Staubfäden mit ſchwarzblauen Antheren gekrönt, und 1 A dem 
Graſe in der Blüthe ein überaus zierliches Anſehen. Die Stengel, oft 
4 Fuß lang und ohne Gelenkknoten, liefern das bekannte Material zum 
Reinigen der Pfeifen. Schaafe, Ziegen und Pferde lieben das Perlgras ſehr. 

Seltener begegnen wir dem Hirſengras (Milium effusum), das eben— 
falls die Schlupfwinkel der Büſche dem lichten Sonnenſchein vorzieht und 
beſonders gern die Berge beſteigt, einer ſehr hübſchen Art mit 4 Fuß hohem 
Halm, breiten Blättern und ſehr feinen Blüthenrispchen, welche ſich leicht 
nach allen Seiten des Blüthenſtandes abzweigen. 

Aus unſern Wäldern voll Finkenſang und Amſelſchlag, voll prächtigen 
ſchwellenden Mooſes und roth erglühender würziger Erdbeeren, voll prangender 
Anemonen und duftiger Maienglöckchen, aus der Tannen dichtem Gehege, 
aus der ſtattlichen Buchen Hallen führe ich Sie weit weg in fremde Wälder, 
gebildet von rieſigen, baumartigen Gräſern. Die großartige Familie der 
Bambuspflanzen nähert ſich den Waldbäumen mit ihren 40 bis 60, ja 
ſogar bis 100 Fuß hohen Stämmen, und dieſe einen ſich ſowohl in der 
tropiſchen, wie in der ſubtropiſchen Zone zu geſchloſſenen, oft undurchdring— 
lichen Waldungen. Seltſam prächtig und majeſtätiſch ſteigen die ſchlanken 
Stämme mit ihren niedergebogenen Zweigen, breiten, hellgrünen Blättern 
und eleganten, flaumigen Blumenbüſchen empor; ſie beugen ſich, gefälliger 
als unſere Forſtbäume, reizend dem Winde und geben der Landſchaft etwas 
Leichtes und Bewegtes durch das Zittern ihrer Kronen und ihre glatt— 
polirten, hellgelben Stämme. Zuweilen ſtehen ſie lichter und machen dann 
den großartigſten Eindruck. Ein ungeheures, eigenthümliches und prächtiges 
Gewölbe dehnt ſich über dem ſtaunenden Auge des Fremden, geſtützt von 
gothiſchen Pfeilern mit reizenden Capitälern, gegen das unſere Kathedralen 
wie Puppenſtuben erſcheinen. Der Boden iſt dann gewöhnlich eben und 
glatt, frei von jeglichem Unterholz, als ob das Ganze mit Steinplatten 
belegt wäre, und ſo weit das Auge zu dringen vermag, erheben ſich die 
rieſigen Büſchel des Bambusrohres, oft mit einem Durchmeſſer von 20 bis 
25 Fuß an ihrer Baſis und faſt doppelt ſo breit. In einer Höhe bis zu 
20 Fuß iſt jede dieſer Säulen cylindriſch und beginnt ſich dann ſanft nach 
Außen zu ſchwellen, jede für ſich eine Wölbung bildend, bis ſie in einer 
Höhe von 80 Fuß ihre Zweige faſt horizontal neigen oder leicht herab— 
beugen, gleich den Spitzen eines Federbuſches. Dieſe Säulenpyramiden 
ſtehen circa 30 Fuß von einander, ohne jede Unterbrechung, und unter dem 
Einfluß der unwillkürlich erwachenden Einbildungskraft bilden ſich vor dem 
Auge Kirchenſchiffe, Säulengänge, Chore und Nebencapellen, großartiger 
als ein Architect ſich je zu erdenken wagt, — übertreffend den kühnſten 
Gedanken des Künſtlers, welcher, kurz nach dem Zeitalter der Kreuzzüge, 
die glorreiche Schule der Baukunſt aufſtellte, faſt übereinſtimmend mit den 
architectoniſchen Ideen in den Tagen des Perikles. Aber lange bevor 
menſchliche Baumeiſter jene herrlichen Structuren entwarfen, waren dieſe 
graſigen Säulenbogen aufgeſchoſſen und hatten ihre eleganten und dichten 
Schlußgewölbe angeſetzt, gebieteriſch auffordernd zur Anbetung des großen 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 24 


370 


Geiſtes, der dieſe wunderbaren Keime in den Schooß der Natur legte! — 
Die Kühle in dieſen Hallen erinnert an die Kirchenluft und die Täuſchung 
wird noch mehr gehoben, wenn die ſinkende Sonne hier und da ihre Streif— 
lichter durch einzelne Oeffnungen ſendet. 

Und welchen Segen bergen dieſe koloſſalen Gräſer für die Eingebornen! 
Welchen techniſchen Nutzen ſchaffen dieſe Wälder, die den Tummelplatz 
abgeben für zahlloſe Schwärme von Papageien und Pyrolen, für Heerden 
von Affen, Antilopen und Elephanten, und in denen oft der Leopard ſeine 
blutige Mahlzeit hält. a 

Vom Palaſt des Radjah bis zur zierlichen Hütte des Bauers dient 
das Bambusrohr als Baumaterial und liefert faſt jedes Hausgeräthe. Ein 
abgeſchnittener Knoten des Stammes wird zum Kübel, ein kleinerer Aſtknoten 
zum Trinkgeſchirr. Die Stämme tragen das Haus, die Wände und der 
Fußboden ſind Geflechte aus den jüngeren Zweigen. — Die Einwohner 
entwickeln eine wunderbare Geſchicklichkeit in der Benutzung des Bambus; 
es ſcheint, die ganze Induſtrie des Volkes ruhe darauf. Alle möglichen 
Geräthſchaften entſtehen durch die einfachſte Behandlung der ſtets geraden, 
regelmäßig runden und glatten, innen durch Querfächer getheilten Rieſen— 
halme, deren Dauerhaftigkeit mit unſern feſteſten Hölzern wetteifert. Die 
Betten der Hindu und Malayen beſtehen aus Bambusſtäben, über welche 
eine zierlich und doch feſt geflochtene Decke aus den Blattrippen geſpannt 
it, eben fo dauerhaft, als ob Manilahauf oder Ananasfaſern dazu gedient 
hätten. Tiſche und Schemel, Hüte und Seile, Fächer und Beutel werden 
aus Bambusgeflecht gefertigt; die Eingebornen fabriciren täglich Tauſende 
von Körben, die mit den verſchiedenartigſten Waaren in alle Welt verſandt 
werden. Pfeifenröhre, Blaſebälge, Fackeln und Webeſtühle entſtehen aus 
dieſem ſchönen Rohr. In Käfigen von Bambus bietet der Malaye den 
eben ankommenden oder abreiſenden Paſſagieren der Seeſchiffe ſeine abge— 
richteten Papageien und Affen an; kurz, was die Cocusnuß den Eilanden 
Oceaniens, die Dattelpalme den Wüſten Arabiens, die Getreidefelder der 
gemäßigten Zone, die Birke den nordiſchen Gegenden, das iſt das Bambus— 
rohr für Südaſien: der Lebenserhalter. Aus dem Marke des Bambus 
werden angenehme Gelees bereitet, die jungen ſaftigen Triebe wie Spargel 
genoſſen oder in Zuckerſaft weich gekocht und zu Kuchen, Ragouts und 
Saucen verwendet. Der geſpaltene Stamm dient als Rinne zur Bewäſſerung 
der Indigo- und Reispflanzen; aus Bambusſtämmen ſind Flöße und Kähne 
mit großer Leichtigkeit herzuſtellen und die Stangen wie das Tauwerk und 
die Segel liefert wieder dieſes Geſchenk der gütigen Natur. — 

Die wilden Völkerſchaften der ſiameſiſchen und malayiſchen Halbinſel 
und der Küſten von Malabar umgeben ihre Dörfer mit Pfahlwerken von 
Bambusſtämmen, deren Dauerhaftigkeit und Feſtigkeit auch von den Eng— 
ländern gewürdigt wird; die Wurfſpeere, Bogen und Pfeile ſind aus dieſem 
Rohre gearbeitet und ſogar ſchwere und ſcharfe Schwerter werden daraus 
gefertigt, deren Schneide die kieſelhaltige harte Oberhaut bildet. — Aus 
dem Zellgewebe der jungen Triebe wird ein zwar grobes aber doch gutes 
Papier bereitet, das ſelbſt zum Schreiben dient, und in den Knoten alter 
Bambuspflanzen ſucht ſich der Eingeborene ſeinen Tabaſchir, ein unorganiſches 


371 


Gebilde aus Kieſelerde, gemiſcht mit kleinen Quantitäten Kalk und vegeta- 
biliſchen Stoffen, deſſen er ſich als Feuerſtein bedient. Dieſe Kryſtalle finden 
ſich in der Bambusa stricta, spinosa und arundinacea, auch in einigen 
verwandten baumartigen Gräſern, z. B. der Melocanna humilis und 
bambusoides, Nastus Guadua und andern. Dieſe Concremente, wie 
dieſelben ſich z. B. auch in den Birnen vorfinden, nebſt den kryſtalliſirten 
Stoffen ſind als Rückſtände oder Ausſcheidungen des Zellenſaftes zu be— 
trachten. — In China fertigt man ein feines Papier aus Bambusfaſern 
und in Aſſam eine Art Zeug, welches als Kleiderſtoff verwandt wird. — 
Viele Siameſen und Chineſen wohnen in Hütten, welche auf Flößen von 
Bambus ruhen; man legt ſogar Gemüſe- und Blumengärten darauf an und 
bewegt ſich nun leicht an die Orte, wo das Geſchäft den Lebensunterhalt 
bringt. 

Auch verſchiedene muſikaliſche Inſtrumente wiſſen die Siameſen aus 
Bambusrohren zu verfertigen, namentlich auch eine Art Harmonika aus 10 
bis 12 Stäben von verſchiedener Länge, in welche ſie durch ein Mundſtück 
blaſen und dadurch angenehme Töne hervorbringen. — Ein deutſcher Rei- 
ſender fand auf der Inſel Malacca eine Art Aeolsharfe, welche die wilden 
Orang-Benua aus Bambus verfertigen und deren Harmonie die Söhne 
des Waldes ergötzt. Der Mechanismus iſt ſehr einfach. In einen dem 
Winde ausgeſetzten Zweig ſind mehrere Löcher von verſchiedenen Dimenſionen 
gebohrt, welche die Luft zu harmoniſchen Schwingungen veranlaſſen. Wer 
einmal im Urwalde das wunderbare Anſchwellen und Aufklingen dieſer 
Feenaccorde gehört hat, wird dieſen Eindruck nie vergeſſen, der um ſo zau— 
berhafter iſt, als das Ohr beſtändig über die Entfernung der Muſik ſich 
täuſcht und die Phantaſie unwillkürlich erwacht, um Melodie und Tact in 
die einfachen Klänge zu legen. Die Eingeborenen behaupten auch ganz ernſt— 
haft, daß der durchbohrte Bambus Jedem zu gleicher Zeit ſein Lieblings— 
ſtückchen ſpiele. 

Der landſchaftliche Charakter des Bambus iſt vielſeitiger als die ſehr 
regelmäßig wachſenden Aeſte und Zweige erwarten laſſen. Aus der Ferne 
geſehen gleichen die Büſche an den Flußufern unſeren Weiden und die ein— 
zeln aus dem Felde aufſteigenden Agglomerate mehrerer Schafte ſind ſehr 
ähnlich unſeren mächtigen Linden, an die ſich, wie hier die kürbisumſponnene 
Hütte des Malayen, ebenfalls manchmal ein Häuschen lehnt. 

Wie die Tunguſen die Birke zum Fangen von größeren Thieren be— 
nutzen, ſo biegt der Malaye den ſchlanken Schaft eines Bambusrohres zur 
Erde und verſieht ihn mit einer Schlinge, damit er den Tieger emporſchnelle, 
wenn derſelbe nach dem Köder faßt. Leicht wird das Raubthier dann 
überwunden. 

Doch ich habe mich wohl zu lange mit dieſen Grasbäumen beſchäftigt 
und will Sie nur noch an das unglaubliche ſchnelle Wachsthum derſelben 
erinnern, wovon Sie hier vor einiger Zeit ſchon gehört. Die Bambusa 
gigantea wächſt in 24 Stunden 18“, die Bambusa tulda in Bengalen 
einen Zoll in jeder Stunde. Erſtere wird 100 Fuß hoch, letztere erlangt 
ihre Höhe von 70 Fuß in einem Monat. 

In den wärmeren Zonen, wo dieſe baumartigen Gräſer wachſen, fühlt 

24* 


372 


man nicht das Fehlen der Wiefen. Das Vieh, welches in den weiten Ebenen 
der gemäßigten Zone, an den Tauſenden van Hügeln, auf den hohen Alp- 
wieſen weidet, hat man dort nicht nöthig. Der Hindu, welcher ſich an 
ſalatartigen Gewächſen und an einer Schüſſel Reis ſättigt, der bei ihm die 
Stelle des Brotes vertritt, würde ſich durch Fleiſcheſſen ſchaden und iſt durch 
einen gewiſſen Inſtinct auf die vegetabiliſche Nahrung hingewieſen. Einige 
wenige Kräuter ſproſſen dort zu allen Jahreszeiten nach den plötzlichen 
Regenſchauern oder der eigentlichen Regenzeit auf, und dieſe genügen, die 
Pferde mit Futter zu verſorgen, ſo daß man nicht nöthig hat, an das 
Trocknen des Graſes zu denken. Während der Regenzeit bilden ſich hier, 
wie in den Savannen America's, große Grasſtrecken, aber ihnen mangeln 
die lieblichen Blumen, welche, gleich dem Tauſendſchön, der Butterblume 
und dem Klee, aus unſern Wieſen ſchauen und ihren Duft zu dem ſanften 
Wohlgeruch miſchen, den das Gras mit dem Thau aufſchickt, gleich dem 
beſcheidenen Opſer der Demuth. 

Doch iſt das erwähnte Gras, das in unſeren Wieſen, die ſo überreich 
ſind an größeren ſaftigen Sorten, kaum beachtet wird und auch nur im 
Sandboden ſich findet, von großem, ja unſchätzbarem Werthe in Hindoſtan. 
Die Hindu nennen es Dürva oder Dubgras und es iſt dies nach der Be: 
ſchreibung nichts anderes, als unſer Cynodon dactylon (Eleusine, Cyno- 
surus). Seine Blüthen in ihrer größten Ausbildung bilden einen der lieb— 
lichſten Gegenſtände der Pflanzenwelt, und gleichen, durch die Loupe betrachtet, 
kleinen Rubinen und Smaragden, funkelnd in immerwährender leiſer Be— 
wegung. Es iſt dieſes Gras das ſüßeſte und nahrhafteſie für's Vieh, und 
ſeine Nützlichkeit und große Schönheit veranlaßte die Hindu ſchon im grauen 
Alterthume, es für ein nicht genug zu ſchätzendes Geſchenk einer gütigen 
Gottheit zu preiſen. „Dürv&“, heißt in einem ihrer alten Religionsbücher, 
„welches vom Waſſer des Lebens ſtammt, hat hundert Wurzeln und hundert 
Stengel, beſeitigt hundert meiner Bedürfuiſſe und verlängert mein irdiſches 
Leben auf hundert Jahre.“ 

Ehe wir das Land der älteſten Sagen verlaſſen, lenke ich noch Ihre 
Anfmerkſamkeit auf zwei dort einheimiſche Gräſer, die Moorhirſe und den 
Reis. Letzterer kommt in vielen Spielarten vor und wird allgemein ange— 
baut; er verlangt einen ſehr feuchten und fetten Boden, der zeitweiſe unter 
Waſſer geſetzt werden kann, und reift in vier Monaten; in der Sundaſprache 
heißt dieſer Reis Sawa. Doch giebt es auch Varietäten, die auf trockenem 
Boden, namentlich auf Java und in China, gebaut und Tibas genannt 
werden. Auf Java zieht man die Pflanzen auf Flößen, ähnlich unſeren Mift- 
beeten, vor und ſteckt ſie bei regneriſchem Wetter. 

Der Reis iſt eine ſehr wichtige oder vielmehr die wichtigſte Getreide— 
pflanze, denn ſie dient nicht allein vielen Völkern der heißen Zone zum faſt 
ausſchließlichen Nahrungsmittel, ſondern ſie liefert der Hälfte des ganzen 
Menſchengeſchlechts die tägliche Nahrung. So iſt denn der Anbau des 
Reiſes auch jo weit verbreitet worden, als das Clima es geſtattet, und 
Egypten, Kleinaſien, Süd- und Nordamerika, Spanien, Italien und Grie⸗ 
chenland beſchäftigen ſich mit deſſen Kultur. Man bereitet aus dem Reis 
eine Menge ſchmackhafter Speiſen, geiſtige Getränke und namentlich, in 


373 


Berbindung mit Zuckerrohr und dem Safte mehrerer Palmen, den Arrac. 
Die Chineſen brennen aus ihm den Samdſchu, eine Art Wein, der dem 
Arrac an Stärke gleichkommt und trotz ſeiner furchtbar erhitzenden Wirkung 
immer ſo heiß als möglich genoſſen wird. Mit einem Reisaufguß leimen 
die Japaneſen ihr Papier. — 

Man ſäet in Oſtindien den Reis in das Waſſer, nachdem man ihn 
zuvor eingeweicht, um ihn zum Unterſinken zu bringen, oder man ſäet ihn 
in den gereinigten Schlamm natürlicher Sümpfe und in künſtlich angelegte, 
mehrere Fuß getiefte Baſſins, welche man gehörig bewäſſern kann. Nach 
einem Monat erſcheinen die von langen Blattſcheiden umſchloſſenen Halme 
und bald darauf die Aehre, welche ihn unſerm Hafer ähnlich macht. Einige 
Wochen vor der Reife werden die Felder trocken gelegt und dann die Halme 
unter der Aehre geſchnitten; das ſtehenbleibende Stroh dient zur Düngung. 
— Eine Hauptſache bei der Cultur des Reiſes iſt das Ausraufen des Un: 
krautes, zu welchem Zwecke das Waſſer einige Mal von den Feldern abge— 
laſſen wird; dieſe Arbeit fordert in Südamerika viele Menſchenopfer, die 
Sklaven fürchten ſie mehr als die Peitſche des Aufſehers. Bis an die 
Waden im Schlamme gehend, dem glühenden Sonnenbrande ausgeſetzt, 
entwickeln ſich ſchon in acht Tagen bei den Arbeitern Fieber, denn dieſe 
Felder athmen eine Menge ſchädlicher Gaſe aus. Als Gegengift wird 
Vitriolwaſſer genommen, das oft die Todesgefahr beſeitigt, dafür aber nicht 
ſelten eben ſo ſchädlich wirkt, als die Fieber ſelbſt. Viele der kräftigſten 
Sklaven tragen einen ſiechen Körper davon oder liegen wochenlang in den 
Krankenhütten, bis die Fieber weichen. — Wenige Menſchen denken an 
dieſes traurige Loos der Erbauer des Reiſes, wenn ſie ſich den köſtlichen 
Carolinareis in Puddings und Suppen wohlſchmecken laſſen. Das Stroh 
des Reiſes dient bekanntlich zur Anfertigung feiner Sommerhüte. ö 

Auf die Moorhirſe werde ich zurückkommen. 

Nun aber wollen wir wieder zurückkehren zu unſern heimathlichen Ge— 
treidefeldern, prangend im friſchen Grün des Lenzes oder die ſegensvolle 
Aehre neigend im Sommer; zu den freundlichen, blumigen Matten bedeckt 
von weidenden Schafen und Rindern; zu den graſigen Tummelplätzen der 
fröhlichen Jugend und den ſtillen Weideflecken des Hochwildes im ſchattigen 
Walde. 


IV. 


Unter all' den unzähligen Gräſern der Erde iſt nur eines, dem man 
ſchädliche Eigenſchaften nachſagt: es iſt der Taumellolch, Lolium temulentum, 
welcher auf den Feldern vorkommt. Er iſt dem Weizen ähnlich, bis beide 
Pflanzen in die Aehren treten. Die Alten glaubten, in trockenen Sommern 
verändere ſich der Weizen in den betäubenden Lolch, eine Meinung, welche 
ſich noch heutzutage unter dem Landvolk erhalten hat. Die alten, wie auch 
neuere Schriftſteller glauben in dieſem Gras das Infelix lolium des Virgil 
zu erkennen, welches dieſer in ſeinen Gedichten verdammte; Andere gingen 
weiter und fanden in dieſer Pflanze das Unkraut, welches nach dem bibliſchen 
Gleichniß der böſe Feind in den Weizen ſtreut, während der Ackersmann 
ſchläft. Bekannt iſt, daß ſelbſt heutzutage die Landleute in Syrien nicht 


374 


gewohnt find, ihr Getreide vom Unkraut zu reinigen, und da mag denn 
wohl der böſe Feind, den wir Unordnung nennen, zu ſuchen ſein. Die 
Araber behaupten, daß der Samen des Taumellolch Diejenigen berauſche, 
welche ihn mit dem Brote genießen und großen Durſt verurſacht. Das 
arabiſche Wort dafür iſt tares und die Franzoſen übertrugen es in Ivraie, 
von ivre, trunken. Durch eine Corruption dieſes Wortes in der engliſchen 
Sprache iſt die Benennung für die ganze Gattung Lolch gekommen, welche 
auch bei uns eingebürgert, die Benennung: Raygras. In manchen Ländern 
überwuchert der betäubende Lolch manchmal den Weizen und ſoll dann, mit 
dieſem genoſſen, Kopfweh, Schwindel und Unſicherheit beim Sprechen ver— 
urſachen. — Von verſchiedenen Botanikern wird indeſſen jede Schädlichkeit 
dieſer Pflanze in Abrede geſtellt und behauptet, daß in Zeiten der Noth 
viele Leute ihr Brot von dieſem Samen genommen. In China iſt es ver- 
boten, denſelben zu gährenden Getränken zu verwenden. | 

Ein weit bekannteres Gras dieſer Gattung iſt das engliſche Raygras 
(L. perenne) und die unter dem Namen italieniſches Raygras vor— 
kommende Abart, worüber ich kaum etwas zu ſagen brauche, denn Sie 
kennen wohl alle dieſen Hauptbeſtandtheil unſerer Zierraſen, welcher in 
Schottland im Großen angebaut wird und auch als vorzügliches Futter— 
gras dient. 

Die Gattung Festuca hat ihren Namen von dem celtifhen Worte 
fest, welches Futter und Viehweide bedeutet. Unter vielen nützlichen Species 
nenne ich Ihnen den Schaafſchwingel (F. ovina), eine ſchöne, buſchige 
Pflanze mit kurzen, oft rinnenförmigen Blättern und 6—8 Zoll hohem 
Halm. Es iſt dies ein paſſendes Gras für trockene Wieſen, da ſein ſtarker 
Wurzelſtock ihm auf ſolchem Boden zu wachſen geſtattet, auf welchem andere 
Gräſer nicht mehr fortkommen. Der Schafſchwingel iſt übrigens auch ein 
ſehr gutes Untergras für Wieſen auf beſſerem Boden. Die Schafe freſſen 
es ſehr gern und werden davon fett. — Der größte Theil der Vegetation 
auf den Hybriden wird von dieſen und anderen Species der Gattung 
Festuca gebildet, worunter auch die bei uns als Futtergräſer allgemein 
verbreiteten Festuca duriuscula und pratensis, der harte und Wieſen— 
ſchwingel. . 

Der Rohrſchwingel, Fest. arundinacea, eignet ſich als Obergras 
für waſſerhaltige, thonige Wieſen, ſteht indeſſen als Futtergras den vorigen 
nach, da ſeine rohrartigen, harten Stengel mehr zum Futter für Pferde, 
als für das Rindvieh zu benutzen ſind. Wild finden wir dieſes Gras in 
Gräben, an ſeichten Ufern, unter Weidenbüſchen und dort weniger zahlreich 
zuſammen. An den Ufern der Flüſſe miſcht es ſich unter das Schilfrohr 
(Arundo Phragmitis) und die Baldingere (Phalaris arundinacea). 

Dieſe drei genannten Gräſer bilden, in Verbindung mit den Binfenz, 
Woll⸗ und einigen Cypergräſern die prächtigen grünen Einfaſſungen der 
Flüſſe, Seen und ſtehenden Waſſer, und zwiſchen ihrem üppigen Blattwerk 
ſprießen die ſchönſten unſerer wildwachſenden Blumen; der Weiderich mit 
ſeinen Purpurähren, die Dotterblume, das Pfeilkraut, der Wechſelknöterich, 
das Pillenkraut, die doldige Waſſerviole mit ihren roſigen Blüthendolden, 
der gelbe Schwertel und viele andere. 


375 


Laſſen Sie uns einen Augenblick an einem dieſer ſumpfigen Seen 
verweilen, wie ſie in den Niederungen Norddeutſchlands häuſig ſind, um 
das Treiben und Leben zu beobachten, das dort herrſcht. 

Das Rohrſchilf flüſtert leiſe im Abendwinde, die Rohrkolben ſchwanken 
und neigen ſich zu einander und ſchaukeln das künſtlich an ſie befeſtigte 
Neſt des Teichrohrſängers, in welchem die Mutter zärtlich die junge Brut 
mit dem eigenen Leibe wärmt; das Männchen hat eben das Neſt verlaſſen 
und klammert ſich an den ſchwankenden Halm, mit gellender Stimme das 
Leben weckend. Und es regt ſich und rauſcht im Schilf; neugierig blickt 
das niedliche Waſſerhuhn hinaus in die „Blänke“, wo wilde Enten ihr 
glänzendes Gefieder in das vom letzten Abendſtrahl erglühende Waſſer 
tauchen und geſchäftig den Jungen in den Brutlagern kleine Fiſche und 
Inſekten bringen. Jetzt ſchießen die flinken Thierchen blitzſchnell zwiſchen 
die Stengel, denn ein ungewöhnliches Geräuſch hat ſie erſchreckt; aber es 
war nur ein Fiſchreiher, der ſich aus dem offeneren Theile des See's 
zurückzog. Im Augenblicke haben die Enten ihren Irrthum eingeſehen und 
ihr flinkes Treiben beginnt von Neuem; kühner wird ihr Geſchnatter in 
der eintretenden Dämmerung, in das ſich der gellende Ton des Rohrhuhnes 
und das Zirpen des Binſenrohrſängers miſcht. Im dichteſten Halmwald 
ertönt der dumpfe Ruf der Rohrdommel und der Fiſchreiher krächzt. 
Plötzlich ertönt der gebieteriſche Schrei des gehäubten Steißfußes; er 
ſammelt ſeine Jungen unter die Flügel, bereit, mit ihnen im entſcheidenden 
Moment unterzutauchen, denn ſeine ſcharfen Sinne künden ihm Gefahr. 
Alles Leben verſtummt bei dieſem Ruf, ſelbſt die Rohrhalme ſcheinen er— 
wartungsvoll zu lauſchen, denn regungslos harren die gefiederten Schwimmer 
in ihren ſchnell aufgeſuchten Verſtecken. Und ſiehe, in der That, der Warner 
hatte Recht! Dort, wo die Binſen eroberungsſüchtig in das ſtille Waſſer 
eindringen und ſich nach allen Richtungen unter dem Waſſer ausbreiten, 
kommt vorſichtig über das dichte und zähe ſchwimmende Geflecht ein Mann, 
mit einer Stange den Wurzelfilz vor ſich unterſuchend, damit er die gefähr— 
lichen Löcher vermeide. Der Vogel hat den Kommenden erkannt, über deſſen 
Schulter das todtbringende Rohr hängt, welches auch ihm droht, denn ſein 
ſammtenes Gefieder wird zu feinen Handmanſchetten und Muffen verarbeitet. 
Der Jäger arbeitet ſich nach dem offenerern See hin, um dort den Schwan 
oder die wilde Gans zu beſchleichen. Vergebens war ſein Bemühen; zwiſchen 
dem Schilfe, wo das Waſſer eine Gaſſe bildet, zeigen ſich zwei helle Punkte; 
es ſind dies die brennenden, ſamtenen Samenkolben des breitblätterigen Rohr— 
kolbens, welche Fiſcher an ihrem Kahne befeſtigen, denn der Abend beginnt 
bereits zu dunkeln. Der Jäger ruft an, der Kahn arbeitet ſich in die Binſen, 
ein Brett wird auf das ſchwanke Geflecht geworfen, dazu ein Strick, den 
der Jäger erfaßt — und nach wenigen Minuten hat ihn der Kahn auf— 
genommen. Ein kurzes Geſprich, dann gleitet der Kahn faſt unhörbar 
weiter, die Lichter verſchwinden und bald erwachen wieder die Rufe, erſt 
ſcheu und einzeln, bis im Gefühle der Sicherheit wieder das alte 
Treiben, Singen und Lärmen beginnt. — Aber dort, näher dem Ufer, 
lauſcht der Fuchs in ſeinem Verſteck und ſchießt mit mächtigem Satz aus 
ſeinem Hinterhalt, wenn ein unglücklicher Vogel ahnungslos ihm nahe 


376 


kommt; er hat feine Beute erfaßt und trabt nun zurück, die dünneren 
Halme vor ſich niedertretend, in ſeinem Siegesrauſch weniger vorſichtig. — 
Das iſt ein kleines Bild des Lebens zwiſchen den Waſſergräſern am 
dämmernden Abend. — (Fortſetzung folgt.) 


NIIT 


Literatur. 


5 Die Cultur der Alpenpflanzen. Von A. Kerner. Innsbruck, 
Wagner'ſche Buchhandlung. 1864. 8. VI. und 162 S. 22½ Sgr. 

Gartenfreunde und Botaniker machen wir auf das in der Wagner'ſchen 
Univerſitäts⸗ Buchhandlung in Innsbruck erſchienene Büchlein von Prof. Dr. 
A. Kerner, „die Cultur der Alpenpflanzen“ betitelt, aufmerkſam. 

Der Verfaſſer, deſſen jüngſtes Werk: „Das Pflanzenleben der 
Donauländer“ als epochemachend allſeitig begrüßt worden iſt, hat mit 
außerordentlichem Erfolge die Alpinen-Cultur im botaniſchen Garten der 
k. k. Univerſität zu Innsbruck begründet. In dieſem Büchlein giebt Pro— 
feſſor Kerner eine ausführliche, mit Holzſchnitten erläuterte Beſchreibung des 
Cultur⸗Verfahrens, mit ſorgfältiger Rückſichtnahme auf die Bodenverſchieden— 
heiten und die Lebensbedingungen der Alpenpflanzen in der Alpinen-Region 
und in niederen Gegenden. 

Eine eingehende Kritik in der öſterreichiſchen Wochenſchrift für Wiſſen— 
ſchaft und Kunſt bezeichnet das Buch als ein kurzgefaßtes Lehrbuch der 
allgemeinen Phyſiologie der Alpenpflanzen, aus dem der Laie ebenſo gut, 
wie der Sachverſtändige die Lebensbedingungen derſelben kennen und ein— 
ſehen lernt, wie es möglich ſei, die große Mehrzahl derſelben in der Nie— 
derung der Art zu cultiviren, daß ſie dem Freunde der Alpenflora einen 
leicht erworbenen Genuß, dem Forſcher ein koſtbares Mittel zur beſtändigen 
Beobachtung und zu Verſuchen bietet. 

Von demſelben Verfaſſer ſteht, wie wir hören, ein mit Illuſtrationen 
geſchmücktes „Pflanzenleben der Alpenwelt“ als Gegenftüc zu ii 8 
Thierleben der Alpenwelt in Ausſicht. 3 


Daniel Hooibreuk's künſtliche Behandlung und Befruchtung 
der Körnerfrüchte und Bäume von J. J. Rochuſſen, Staatsminiſter. Aus 
dem Holländiſchen von E. von Franckenberg. Mit in den Text gedruckten 
Abbildungen. Hamm. G. Grote'ſche Buchhandl. (C. Müller). 1864. 
kl. 8. 48. S. 

Die Hooibrenk'ſche künſtliche Beſruchtungs-Methode der Körnerfrüchte 
und Bäume iſt in faſt allen Fachſchriften beſprochen worden, indem ſelbige 
das allgemeinſte Intereſſe, ganz beſonders aber in Frankreich erregt hat, 
denn die im vorigen Jahre zu Sillery und Chälons angeſtellten Verſuche 
haben ſo glänzende Reſultate geliefert, daß für die Brauchbarkeit der künſt⸗ 
lichen Befruchtung bei den Körnerfrüchten wohl kaum mehr Zweifel obwalten 
können, die etwa noch vorhandenen werden gehoben werden, wenn auf's Neue 
in großartigem Maaßſtabe Experimente angeſtellt werden. 

Die von dem k. niederländiſchen Staatsminiſter Herrn J. J. Rochuſſen 


377 


oben genannte Schrift enthält nun alles, was derſelbe über die Hooibrenk'ſche 
künſtliche Behandlung und Befruchtung der Körnerfrüchte ſelbſt hörte und 
ſah, und um in ſeinen Mittheilungen ganz ſicher zu ſein, hatte derſelbe das 
Manuſcript vorher Herrn Hooibrenk zur Durchſicht unterbreitet. Herrn 
E. von Franckenberg wird das deutſche Leſepublikum danken, daß er dieſe, 
ein fo hohes Intereſſe erregende kleine Schrift in's Deutſche überſetzt und 
ſo auch den deutſchen Freunden der Landwirthſchaft und Gärtnerei dieſelbe 
zugänglich gemacht hat. Die Schrift enthält des Neuen, Wichtigen und 
Practiſchen ſo viel, daß wir ſie allen Leſern unſerer Zeitung zum aufmerk— 
ſamen Durchleſen beſtens empfehlen wollen. o 


Die Hybridation und Sämlingszucht der Roſen, ihre Botanik, 
Claſſification und Cultur nach den Anforderungen der Neuzeit. Practiſche 
Anweiſung zur Erziehung neuer Roſen-Varietäten und Hybriden aus Samen, 
ſowohl im Freilande als auch in Glashäuſern und Fenſterbeeten von Rudolf 
Geſchwind, k. k. Förſter, Mitglied des k. k. zoolog.-bot. Vereines, in Wien ꝛc., 
mit 5 colorirten Taf. und einem Roſen-Bouquet als Titelkupfer. Wien 1864. 
Druck und Verlag der typ. -liter.⸗artiſtiſch. Anſtalt (L. C. Zamarski und C. 
Dittmarſch). 1. Lief. gr. 8. 72 S. 

Bis vor einem Jahrzehend glaubte man, daß nur in Frankreich in 
Folge ſeines milden Klimas die ſchönſten Varietäten der Königin der Blumen, 
der herrlich duftenden Roſe, gewommen werden könnten, ſeitdem nun aber 
in neuerer Zeit auch der berühmte engliſche Roſenzüchter William Paul 
den Beweis geliefert hat, daß die Erziehung neuer prächtiger Roſen in England 
möglich iſt, erleidet es auch keinen Zweifel, daß dies nicht auch in Deutſchland 
der Fall ſein ſollte, denn ſo gut wie es den deutſchen Gärtnern gelungen 
iſt in Erziehung neuer und ſchöner Varietäten von allen nur möglichen Flor— 
Blumen den Engländern und Franzoſen den Ruhm abzulaufen, ebenſo 
gut wird es ihnen auch bei angewandtem Fleiße und Mühe gelingen, neue 
Roſen⸗Varietäten zu erziehen. . 

Herr R. Geſchwind tritt nun mit obigem Werk vor die Oeffentlichkeit, 
um auch für den Continent das gleiche Recht zu vindiciren. Seit einer 
langen Reihe von Jahren hat ſich der Verfaſſer mit der Roſencultur be— 
ſchäftigt und ſpricht es offen aus, daß die meiſten über Roſencultur in 
Deutſchland erſchienenen Werke nur unpractiſche Ueberſetzungen fremdlän- 
diſcher Bücher ſind, in denen die Erziehung neuer Roſenvarietäten viel 
ſchwieriger und mühevoller dargeſtellt werden, als dies wirklich der Fall iſt. 
In dieſem Werke wird uns gelehrt, wie all' jene Uebelſtände abzuhelfen 
ſind, indem der Verfaſſer aus practiſcher Erfahrung die ganze Cultur der 
Roſe behandelt und zugleich die Mittel angiebt, durch welche der Samenbau 
der Roſe allein zu ermöglichen iſt. 

Allen Roſenfreunden, und wer iſt dies nicht, wird dieſes Buch 
eine ſehr willkommene Gabe ſein, ſelbiges iſt ein blos auf practiſche Cultur 
der Roſe baſirtes Werk, deſſen Verfaſſer ſich zur alleinigen Aufgabe geſtellt 
hat, durch Wort und Bild zugleich zu erläutern ſo wie unter Einem die 
ganze Cultur der Roſe zu umfaſſen, beſonders aber auf jene Mittel hin— 
deuten, durch welche der Samenbau allein zu ermöglichen iſt. Die Dar— 


378 


ſtellung, noch unterſtützt durch ſehr belehrende Tafeln, iſt eine einfache, ſehr verſtänd⸗ 
liche, daß ſelbſt der beſchränkteſte, in die Geheimniſſe der Sämlingszucht nicht 
eingeweihte Roſenfreund im Stande ſein wird, neue Varietäten auf eine ein⸗ 
fache und billige Weiſe zu erziehen. 

Das Werk, dem um die Gartenkunſt ſo ſehr verdienſtvollen Redacteur 
des „Deutſchen Magazins“, Hrn. Dr. W. Neubert, gewidmet, erſcheint in 
5 monatlichen, elegant ausgeſtatteten Lieferungen, jede zu dem Preiſe von 20 Ngr. 

Das erſte Heft enthält die Botanik, Claſſification und den Anfang der 
ſpeciellen Beſchreibung der bekannteſten Roſenarten und deren Culturmethode. 

Alle Gärtner, namentlich Roſenfreunde, machen wir nicht nur auf dieſes 
Werk aufmerkſam, ſondern empfehlen daſſelbe auch auf's Angelegentlichſte.“ 

E. 


5 


Feuilleton. 


* Lilium auratum. Dieſe eben fo prachtvolle, wie zur Zeit noch ſeltene 
Lilie, blüht gegenwärtig (Ende Juni) auf der oberſten Terraſſe in Sansſouci 
zu Potsdam vor den Zimmern Ihrer Majeſtät der Königin Wittwe. Sie 
iſt unſtreitig die ſchönſte und großblumigſte aller bekannen Arten dieſer 
Gattung, und verbreitet einen ſehr angenehmen Geruch. Ihre Majeſtät 
die Königin Eliſabeth hat dieſelbe für den Königlichen Schloßgarten von 
Charlottenhof vergangenen Herbſt ankaufen laſſen. 

Cocosnuß⸗Palme. Daß eine Cocosnuß-Palme in dem Gewächs— 
hauſe im Palaſtgarten des Herzogs von Northumberland zu Syon 
geblüht und eine Frucht angeſetzt hatte, theilten wir ſeiner Zeit den Leſern 
als ein großes Ereigniß in der Gartenkunſt mit. Unterm 2. Juli bringt 
„Gardeners Chronicle“ die erfreuliche Notiz, daß die damals erwähnte 
Frucht völlig ausgereift ſei. Jedenfalls iſt dies das erſte Mal, daß eine 
Cocosnuß in Europa zur Reife gelangt iſt. 

Cereus grandiflorus. Dieſe Cactus-Art gehört bekanntlich wegen 
ihrer großen, äußerſt angenehm duftenden Blumen mit zu den allerſchönſten 
Arten. Leider öffnen ſich deren Blumen erſt gegen Abend und blühen nur 
eine Nacht, ſo daß es in vielen Gärten immer noch zu einem Ereigniß 
gerechnet wird, wenn ein Cereus grandiflorus oder die ſogenannte „Königin 
der Nacht“ zur Blüthe gekommen iſt, an vielen Orten wird auf ein ſolches 
Ereigniß ſelbſt durch die Tagesblätter aufmerkſam gemacht und zur Beſichti⸗ 
gung des blühenden Cactus eingeladen. Nur daß man eine eben auf- 
brechende Cereus grandiflorus-Blüthe in einen Eiskeller oder an einen 
ganz kalten Ort brachte, hatte man es erlangt, daß die Knospe ſich dann 
erſt am nächſten Morgen, ſobald die Pflanze in einen wärmeren Raum 
zurückgebracht wurde, entfaltete. | 

In „Gardener's Chronicle“ wird nun mitgetheilt, daß der Inſpector 
des botaniſchen Gartens zu Edinburg, Herr Mac Nab, in der Sitzung 
der botaniſchen Geſellſchaft daſelbſt am 12. Mai eine Blüthe des Cexeus 
grandiflorus ausgeſtellt habe, die noch völlig entfaltet war, obgleich ſelbige 
ſeit 5 Tagen im Waſſer ſtehe. 


379 


Verpacken der Orchideen. Nach dreißigjähriger Erfahrung hält Herr 
U. Skinner die Tillandſia als das beſte Material zum Verpacken der 
Orchideen, die von Mittel- oder Südamerika nach Europa geſandt werden 
ſollen. Dieſe Tillandſia (Til. usnoides), barba de palo genannt, wächſt 
in allen hochgelegenen Regionen Süd- oder Mittelamerika's. Um ſie als 
Packungsmaterial zu verwenden, ſammle man ſelbige im lebenden geſunden 
Zuſtande und bewahre ſie während 2 oder 3 Tage an einem ſchattigen 
Orte, wo ſie der Luft aber nicht der Sonne ausgeſetzt iſt. Iſt die Tillandſia 
völlig trocken, ſo lege man davon eine Lage auf den Boden der Kiſte, 
dann lege man behutſam einige Pflanzen, nicht zu eng aneinander, darauf, 
dann wieder eine Lage Tillandſia, wieder Orchideen, und ſo fort, bis die 
Kiſte auf dieſe Weiſe gefüllt iſt. Die oberſte Lage Tillandſia muß ziemlich 
hoch ſein, denn dadurch wird ſowohl zu große Hitze, als auch Kälte von 
den Pflanzen abgehalten. Die ganze Kiſte wird, wenn gefüllt und zuge— 
macht, mit einer Baſtmatte umgeben, um ſie vor Näſſe, namentlich vor 
Seewaſſer, zu ſchützen und auf Deck des Schiffes geſtellt, welcher Platz 
beſſer iſt, als jeder im inneren Raume. 

Nieſenconiferenſtamm. Wie die Flora in No. 18 aus dem Bulletin 
de la Société botanique de France mittheilt, iſt jüngſt eine Scheibe 
von einem Coniferenſtamme aus Amerika angekommen, die 30 Fuß Durch— 
meſſer hat. Bei der Zählung der Jahresringe ergab ſich ein Alter von 
6300 Jahren für dieſen Baum. 

Gegen die Karteffelfäulniß fol, nach den Mittheilungen eines 
Herrn Ponſard in Chalons, ein erfahrener Landwirth und Präſident des 
dortigen landwirthſchaftlichen Vereins, das beſte Mittel ſein, die Kartoffeln 
nicht vor dem 1. Juni zu pflanzen, anſtatt wie gewöhnlich im April. 
Dadurch würden die Fröſte, der Mehlthau, ſowie die Einwirkung der Hitze 
im Juli und deren ſchädliche Wirkungen auf das Kraut und Knollen der 
Kartoffelpflanzen vermieden und eine geſunde Frucht erzielt. 

Buntblättrige Pflanzen. Die Japaneſen beſitzen eine große Vor⸗ 
liebe für buntblättrige Pflanzen. Man findet in den Gärten von faſt allen 
Pflanzen, die dort cultivirt werden, auch buntblättrige Varietäten; ſelbſt von 
den vielen prachtvollen Coniferen, die in der jüngſten Zeit von dort zu 
uns gelangt ſind, haben ſie ſolche Abarten gezogen. Die Blätter ſind meiſt 
ſilberweiß, goldgeld, gelbgrün oder roth geſprenkelt, gefleckt, geadert, ge— 
flammt, geſtreift oder gerandet. (Flora.) 

Die Olivenbäume im Kreiſe Raguſa find von einer Krankheit befallen, 
die unter dem Namen Scesce eine fo große Ausdehnung gewonnen 
hat, daß die am meiſten betroffenen Grundbeſitzer ſich zu einem Anſuchen 
um Nachſicht der Steuern veranlaßt geſehen haben. Blätter und ganze 
Zweige ſterben ab; die Früchte bekommen ſchwarze Punkte, die nach und 
nach um ſich greifen und das völlige Verderben derſelben herbeiführen. 
’ (Flora.) 

Mineralſalzlöſung zum Begießen der Blumen in Töpfen. 
Profeſſor W. Knop in Wädern bei Leipzig empfiehlt die Anwendung von 
Mineralſalzlöſungen zum Begießen der Blumen in Töpfen anſtatt des 
Waſſers. Wenn auch nicht bei jeder Pflanze, ſo wird man dadurch doch 


380 


bei vielen eine raſchere und üppigere Entwickelung aller Organe und ſchöne, 
große Blüthen erzielen. Zunächſt empfiehlt er folgendes Verfahren. Man 
löſe zuerſt 0,5 Gram. kryſtalliſirtes Bitterſalz, 1,5 Gram. Kaliſalpeter und 
4 Gram. ſalpeterſauren Kalk in 24 Fluß- oder Brunnenwaſſer und ſetzt 
dann 10 Gram. dreibaſichphosphorſauren Kalk, der durch Fällen einer Chlor⸗ 
caliciumlöſung mit phosphorſaurem Natron bereitet worden iſt, oder ſtatt 
deſſen 20 Gram. Bakerguano hinzu. Dieſe Löſung bereitet man mindeſtens 
14 Tage vor der Anwendung und ſchüttelt ſie mehrmals täglich um, da 
ſich der phosphorſaure Kalk nur langſam auflöſt. Dann und wann fülle 
man noch die Unterſetzer damit, um die Wurzelſpitzen zu tränken. Concen⸗ 
trirter darf die Löſung bei den meiſten Pflanzen nicht angewendet werden. 
Auf die Verhältniſſe der Salze zu einander ſcheint es nicht fo genau anzu⸗ 
kommen, da auch andere Verhältniſſe ebenſo günſtige Reſultate gegeben 
haben. Ebenſo kann man auch wohl die ſchwefelſaure Magneſia durch 
Salpeterſäure erſetzen, da die meiſten Brunnenwaſſer ſchwefelſaure Salze 
genug enthalten. (Flora.) 

Giftige Schwämme unſchädlich und genießbar zu machen. 
Trotzdem, daß ſo viele behaupten, giftige Schwämme von den unſchädlichen 
auf den erſten Anblick zu unterſcheiden, fehlt es doch nicht an traurigen 
Beiſpielen, wo der Genuß ſolcher Champignons höchſt bedenkliche Zufälle, 
ſelbſt den Tod verurſachte. So frühſtückten am 25. October 1859 ſechs 
Offiziere in der Garniſon zu Certes Schwämme, die einer von ihnen Tags 
vorher in einem Kaſtanienwäldchen geſammelt hatte. Die Champignons 
hatten ihre natürliche Farbe. Alle bemerkten, daß fie ſehr ſalzig ſchmeckten. 
Obgleich ſie dem Wirthe verdächtig ſchienen, ſo iſt doch nicht bemerkt, ob 
ſie mit einem ſilbernen Löffel oder einer Zwiebel zuſammengekocht worden 
waren. Bekanntlich, wenn dieſe ſchwarz dabei anlaufen, bei uns ein Zeichen, 
daß ſie giftig ſind. Bei allen ſechs Offizieren zeigten ſich Zeichen von 
Vergiftung: Blutcongeſtionen nach dem Kopfe, Betäubung und Coma. 
Kein Verluſt der Geiſteskräfte. Die Unglücklichen konnten ihren Tod kommen 
ſehen. Dieſer Umſtand machte einen Hauptgegenſtand der Sitzung der 
Akademie der Mediein in Paris vom 10. April 1861 aus und führte zu folgenden 
Reſultaten. Schon Paulet gab in ſeinem „Traité des Champignons“ 
1793 folgende Vorſchrift, nach ſeinen Verſuchen an Thieren, ſelbſt giftige 
Schwämme unſchädlich zu machen: Wenn man ſie in Stücke zerſchneidet, 
dieſe alsdann in Seewaſſer, Eſſig oder weingeiſtige Flüſſigkeiten taucht, ſo 
benimmt man ihnen das Gift und ſie können ohne allen Nachtheil zur 
Nahrung dienen. (Bekanntlich aßen ſchon die Römer alle auf dieſe Weiſe 
bereiteten Schwämme ohne Unterſchied.) Dr. Goltier bezeugt in ſeinem 
„Traité de Toxicologie“, man könne alle Schwämme ihrer giftigen 
Eigenſchaften berauben, ließe man ſie eine Viertelſtunde lang in friſchem 
Waſſer kochen. Uebrigens entzöge auch Eſſig, Alkohol, Salz oder alkaliſches 
Waſſer ihnen ihr giftiges Princip. Im Norden conſervirt man alle 
Schwämme ohne Unterſchied in Salzwaſſer. Dr. Flandin behauptet in 
ſeinem „Traité des poisons 1853“, es gäbe kein beſtimmtes Zeichen, zu 
entſcheiden, ob ein Schwamm giftig ſei oder nicht. Das beſte Verfahren, 
auch zweideutige Schwämme ihrer giftigen Eigenſchaft zu berauben, beſtände 


381 


darin, fie öfters in friſchem Waſſer abzuwaſchen oder fie in Salzwaſſer oder 
in einer ſauren oder alkaliſchen Flüſſigkeit maceriren zu laſſen. Man ſieht, 
daß bereits mehrere ausgezeichnete Chemiker in dieſer Anſicht übereinſtimmten, 
doch entging das einfache Verfahren einer näheren Prüfung, bis im Jahre 
1851 Frederic Gérard diejenige Procedur vor einer Commiſſion wieder— 
holte, die von dem Polizeipräfecten zu dieſem Zwecke ernannt worden war 
und die ganze Sache außer Zweifel ſetzte. Dr. Flandin, Mitglied dieſer 
Commiſſion, berichtet, die Agaricusarten, die Herr Gérard uns friſch geſam— 
melt vorzeigte, war der Agaricus bulbosus nebſt einigen anderen der 
giftigſten Schwämmearten. Wir ſahen ſie nach ſeiner Art in den ange— 
gebenen Flüſſigkeiten zubereiten, und dann von ihm und ſeiner Familie ohne 
Anſtand genießen. Sie hatten einen angenehmen Geruch, waren aber hart, 
beinahe lederartig. Das Verfahren des Herrn Gérard machte die Mitglieder 
beherzt. Sie aßen eine hinreichende Menge ohne allen Schaden. Nach 
Gérard nimmt man auf 500 Grammes lein franzöſiſcher Gramm enthält 
nach dem deutſchen Medicinalgewicht 16 ¼0 Gran) Schwämme von mittlerer 
Größe ein Maaß (litre) Waſſer mit drei Eßlöffel Eſſig oder zwei Eßlöffel 
grauen Salzes. Hat man nur Waſſer zu ſeiner Dispoſition, ſo muß man 
dieſes zwei bis dreimal wechſeln. Darin läßt man die Schwämme zwei 
volle Stunden maceriren. Dann wäſcht man ſie wieder mit friſchem Waſſer, 
ſetzt ſie hierauf in kaltes, kocht fie eine halbe Stunde, wäſcht fie wieder, 
trocknet ſie und trägt ſie auf. Die Commiſſion beendet ihr Gutachten mit 
einem Dank an Herrn Gérard und mit dem förmlichen Beſcheid: „Es 
ſei möglich, die giftigſten Arten der Schwämme genießbar zu machen. Das 
dazu gebrauchte Waſſer muß aber ausgeſchüttet werden.“ 
Dr. A. Clemens in den Frankf. Bl. nach der Gaz. des Hopitaux.) 


— 


Perſonal⸗Notizen. 


Zürich. + Der Apotheker und an der hieſigen Univerfität als Privat- 
Docent der Botanik habilitirte Dr. Wilhelm Kabf ch (gebürtig aus Breslau) 
war vorige Woche in den Canton Appenzell verreiſt, um dort zu botaniſiren. 
Seine Freunde hatten ihn abgerathen, unmittelbar nach dem anhaltenden 
Regen Excurſionen in das Hochgebirge zu machen. Nachdem er einige Tage 
mit einem guten zuverläſſigen Führer Ausflüge, auch auf den Sentis, gemacht 
hatte, brach er am 20. Juni Morgens allein von der Schwendi auf, um 
am „hohen Kaſten“ Pflanzen zu ſammeln. Zwei Gaisbuben beobachteten 
längere Zeit den an gefährlichen Plätzen ob der Alp Soll herumkletternden 
Fremden, bis vorüberrollende Nebel ihn ihren Blick entzogen. Einige Stunden 
ſpäter ſahen die gleichen Buben den Todtgefallenen drunten liegen. Sein 
Leichnam wurde am 23. Juni auf dem Friedhofe von Fluntern beerdigt. 
Pfarm. Ztg. (Der Verſtorbene hat ſich der botaniſchen Welt durch mehrere in 
den Fachſchriften von ihm erſchienenen Arbeiten bekannt gemacht.) 
Stuttgart. Der um die geſammte Gartenkunſt ſich ſehr verdient machende 
und rühmlichſt bekannte Redacteur des „deutſchen Magazines“, Herr 


382 


Wilh. Neubert in Stuttgart, wurde von der Univerſität zu Jena zum 
Doctor Philosophiae promovirt. — 

Belfaſt. Am 5. Juli d. J. ſtarb der allgemein geachtete Curator des 
botanifchen Gartens zu Belfaſt in Irland, Herr Daniel Ferguſon. Herr W. 
Hooker Ferguſon, Sohn des Verſtorbenen, iſt als deſſen Nachfolger beſtimmt. 


Berichtigung. 
S. 323. Z. 2 v. U. muß es heißen: im Namen der von dem genannten 
Verein erwählten Ausſtellungs-Commiſſion haben die Unterzeichneten Hrn. Th. 
Ohlendorff und J. W. Köhler nachſtehendes Preisprogramm veröffentlicht. 


Neuheiten. 


Wir offeriren: Sgr. 

Lastrea Standishii. Zwei ſchöne harte Farne aus Japan.... ah r 
A Opacea, welche unſere Winter unter leichter Bedeckung 

völlſtändig wertungen: et. 2 ul ee Aen. ee A ec 


Selaginella involvens (S. japonica). Eine der reizendſten Arten 

dieſes beliebten Genus. Wird wahrſcheinlich im Freien Ver— 

wendung finden können ande e e 1 0 
Gymnogramme Wetenhalllana. Hübſche Varietät; compacter 

Wuchs, Ende der Wedel ſtraußartig und überall hellſchwefel— 


gelb ⸗gepndert e ee eee . Bat K, Ag „ nh 
Lomaria fluviatilis. Die rundgefiederten Wedel find lebhaft grün, 

mit ſilbergrauem Anflug und ſchwarz behaart. . . . . ...... „ — . 25 
Araucaria Rulei. Sehr intereſſante, neue und ſeltene Species. 

Geſunde, hüpſche Pflanzen 88 „ 10.— 


Saxifraga Fortunei (2) var. tricolor. Dieſer wunderhübſche 
Steinbrech iſt nach unſerer Anſicht eine Varietät von 8. 
sarmentosa. Wir beſitzen die echte 8. Fortunei aus Japan, 
welche ganz und gar verſchieden iſt von der vorſtehenden 
und nicht bmnt d Ab e eite 1 12865 

Lilium auratum. Starke, blühbare Zwiebeln. ............. rad: 

Musa vittata. Schön panachirte, junge Pflanzen (zwar ſchon 
2jährige Neuheit, aber zu dieſem Preiſe noch nie offerirt) „ 12.— 

Coleus marmoratus. Weit hübſcher als C. Verschaffeltii ... „ —. 10 

Cenoearpus minor. Neu eingeführte, ſchöne Palme, die nur eine 
mäßige Höhe erreicht und deren Wedel elegant gefiedert, 
glänzend dunkelgrün, in der Jugend roth ſind. Sehr 


empfehlenswerth. 2jährige Samenpflanzee nnn „ 3.— 
6 Stück „ 12 . 

Dracena Terminalis rosea var. latifelia. Splendide Varietät 
der bekannten Species d. ad. e, e, eee 1 A 


Saccolabium Harrissonianum. Die Blumen dieſer neu einge— 
führten Art find weiß und von köſtlichem Wohlgeruch. 
| 12:8 


Cültivirte Pflanzen 4 . la: ar „ 18.— 


383 


Lamprococeus Laurentianus C. Koch. Eine Beſchreibung 

dieſer ſchönſten Aechmea findet man in unſerem diesjährigen 

Cataloge No. 28 (ſiehe auch S. 228 dieſer Zeitſchr.) . . . .. 5765710 
Sphærogyne latifolia. Dieſe prachtvolle Melaſtomatee bildet einen 

würdigen Pendant zu Cyanophyllum magnificum 4 & „ 10.— 
Evonymus jap. var. tricolor. Die ſchönſte der neu eingeführten Var. F 1.— 
Primula chin. atrorosea flore pleno. Blumen zahlreich, ſtark 

gefüllt, leuchtend dunkelroſa. Ohne allen Zweifel die reizendſte 

Barktüt der Species... „„ „ 
und viele andere Neuheiten mehr, z. B. 5 Varietäten von Aucuba japonica, 
6 von Evonymus, Eranthemum rubro-venium, Ficus Cooperii, 
Grellei und Porteana, Retinospora leptoclada und pisifera aurea, 
Thujopsis leetevirens und Standishii, Dammara hypoleuca 2c. :c., 
ſämmtlich zu billigen Preiſen. 

In vorbereitender Vermehrung ſind unter anderen: Clematis Fortunei 
und Standishii, Weigelia hort. nivea, von denen wir ebenfalls japa- 
niſche Originalpflanzen erhalten haben, und welche zum Herbſt in kräftigen 
Pflanzen geliefert werden können. 

Wir erlauben uns ſchließlich darauf aufmerkſam zu machen, daß 
Exemplare des größten Theiles der bisher in dieſer Zeitſchrift aufgeführten Neu— 
heiten in unſerem Beſitze find, wie aus unſeren Catalogen von 1863 und 1864 
erſichtlich iſt, und daß überhaupt vegetabiliſche Neuheiten aller Art jederzeit 
ohne große Koſten von uns bezogen werden können. Letztere Bemerkung 
gilt ſelbſtverſtändlich nur für Diejenigen, welche dem vielfach genährten Vor— 
urtheile nicht mehr huldigen, daß neue Pflanzen gut und preiswürdig nur 
vom Auslande bezogen werden könnten. | 

Leipzig, am 1. Juli 1864. 


Laurentius'ſche Gärtnerei, 


Etabliſſement für neue und ſeltene Pflanzen. 


Ueber holländer Blumenzwiebeln, 
Florblumen⸗Neuheiten, Orchideen, 10—25 Fuß hohe Prachtpalmen, 
desgl. über die Engros-Preiſe der Baumſchulartikel, erſchien ſoeben Catalog 
No. 30 und liegt neben Haupt⸗Catalog No. 29, welche zuſammen 140 Seiten 
compreſſen Druckes umfaſſen, zur Verſendung an geehrte Intereſſenten bereit. 

l . Geitner's Garten Etabliſſement, 
Planitz, Stat. Cainsdorf, Sachſen. 


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Julius Unger in Erfurt, 
und ſtehen Zeichnungen und Preis-Courante gratis zu Dienften, 


e 
384 


Unterzeichneter erlaubt ſich, nachverzeichnete Pflanzen in ſchönen kräftigen 
Exemplaren, zu beigeſetzten Preiſen, zu empfehlen: 
Camellien in ſchönen leichtblüh. Sorten, mit Knospen, 100 St. 40 — 60 


C. Campbel, reich mit Knospen 5 20 —30 „ 

Dracbena terminalis rosea.......... .. pr. Dutz. 4 — 7, 

5 e KR NT sap 1 3 — 5 „ 

1 rubra 2 1 2 — 35 

5 australis, f pr. Stück 15 —45 G. 

Ardisia crenulata, mit Früchte pr. Dutz. 2.— 47 
Carl Haugck, 


Handelsgärtner in Altenburg ./ S. 


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dieſer Art SS a 
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Aug. Garvens, f Nö e 


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H. Arnoldi 'ſche Obſt⸗Cabinet 


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Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 
beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 
18 Pflaumen enthalten. 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be— 
ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 

Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 

„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 
Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, J 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, f 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, 
„ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt-⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 


7 


385 


Die zweite internationale Pflanzen⸗ leg verbunden 
mit einem Congreſſe von Botanikern und Gärtnern, 


ſoll zu Anfang des Frühjahrs 1865 zu Amſterdam ſtattfinden. Dieſe 
uns bereits privatim zugegangene Nachricht finden wir in No. 29 der 
„Wochenſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. 
Preußiſchen Staaten“ vom Profeſſor Dr. K. Koch beſtätigt, dem von Seiten des 
Secretariats des beſonders dazu zuſammengetretenen vorbereitenden Aus— 
ſchuſſes in den Niederlanden nähere Nachrichten zugegangen ſind, um dieſelben 
in der Wochenſchrift zu veröffentlichen, damit ſchon jetzt die Aufmerkſamkeit 
der Botaniker und Gärtner, wie aller ſich für Pflanzenkunde und Gartenbau 
Intereſſirenden darauf gelenkt werde, und von Seiten der erſteren, inſofern 
dieſe Antheil nehmen möchten, ebenfalls die nöthigen Vorbereitungen getroffen 
werden. Aus dieſem Grunde theilen wir auch den Leſern der Hamburger 
Gartenzeitung das durch die oben genannte Zeitſchrift über die beabſichtigte 
2. internationale Pflanzen- und Blumenausſtellung bis jetzt Bekanntgewordene 
im Nachſtehenden mit. 

Es haben bereits mehrere Sitzungen des vorbereitenden Ausſchuſſes, 
der zu dieſem Zwecke zuſammengetreten iſt, ſtattgefunden. Sämmtliche 
Gartenbau-Vereine der Niederlande waren durch Abgeordnete vertreten. 
Am 27. Juni conſtituirte man ſich endgültig und beſchloß: 

1. daß Ende März oder Anfang April 1865 eine große Ausſtellung 
in dem neu erbauten Palaſte für Induſtrie in Amſterdam ſtattfinde, 

2. daß damit zu gleicher Zeit ein Congreß zur Berathung wiſſen— 
ſchaftlicher und practiſcher Gegenſtände verbunden werde, 

3. In⸗ und Ausländer ſollen zur Theilnahme eingeladen werden. 
Beide können ſich um die Aufgaben, welche zur Concurrenz ausgeſchrieben 
werden, ohne Unterſchied bewerben und participiren an den dafür ausgeſetzten 
Preiſen. 

4. Es werden Preisrichter ernannt, welche zu einer Jury zuſammen— 
treten und ihre Ausſprüche kund thun. 

Ihre Majeſtät die Königin geruhten, das Protectorat über Ausſtellung 
und Congreß zu übernehmen, während Seine königl. Hoheit, der Prinz 
von Oranien, das Ehren-Präſidium annahm. Es wurde auch zur Ent— 
werfung des Programmes geſchritten; in demſelben ſind nicht weniger als 
170 Aufgaben geſtellt. 

Privatim iſt Herrn Profeſſor Koch noch mitgetheilt worden, daß der 
Ausſtellungsraum ſo umfaſſend iſt, daß alle entſprechenden Einſendungen 


angenommen und auch gut aufgeſtellt werden können. Der hauptſächlich 


dazu beſtimmte Saal umfaßt nicht weniger als 10,000 Sitzplätze. Dem 
entſprechend werden auch die Preiſe ſein, denn es ſind bereits 13,200 hol— 
Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 25 


386 


ländiſche Gulden (gegen 8000 ) ausgeſetzt, für Blumenzwiebeln allein 
find 3200 Gulden (faſt 2000 ) beſtimmt. Die Aufgaben werden alle 
Zweige der geſammten Gärtnerei umfaſſen. Es wird ferner ſo eingerichtet 
werden, daß alle einigermaßen wichtigen Culturen und alle Familien, 
Pflanzengruppen oder Florblumen, welche irgend eine gärtneriſche Wichtigkeit 
haben, vertreten ſind. 

Was den Congreß anbetrifft, ſo wird man ebenfalls Sorge tragen, 
daß Männer, die der gewichtigen, aber auch ſchwierigen Stellung völlig 
gewachſen ſind, um die wiſſenſchaftliche und zugleich practiſche Bedeutung 
aufrecht zu halten, an der Spitze ſtehen. Wie es heißt, wird man den 
Profeſſor Miquel in Utrecht, einen unſerer bedeutendſten Botaniker, als 
Präſidenten, den Profeſſor Rauwenhoff in Rotterdam hingegen als Seeretair 
zu gewinnen ſuchen. 

Das Programm, was in holländiſcher und franzöſiſcher Sprache bereits 
gedruckt wird, behalten wir uns vor, ſobald daſſelbe uns zugegangen ſein 
wird, unſern Leſern mitzutheilen. 


KN DDr 


James Veitch's 
Catalog neuer und ſchöner Pflanzen für 1864. 


In der erſten Abtheilung des in Groß-Quartformat erſchienenen beſchrei— 
benden Catalogs des Herrn James Veitch, Beſitzer der königl. Handels— 
gärtnerei in King's Road in Chelſea, London, iſt eine Anzahl neuer Pflanzen 
aufgeführt, die ſich ohne jede Anpreiſung von ſelbſt empfehlen, ſei es durch 
ihre Blüthen oder ihre Blätter, oder auch durch beides zugleich. — Einige 
wenige dieſer Neuheiten haben wir bereits im vorigen oden dieſen Jahrgange 
der Gartenzeitung erwähnt, die Mehrzahl derſelben iſt jedoch noch ganz neu, 
größtentheils durch Herrn Veitch ſelbſt importirt. Obenan ſteht das mehrmals 
von uns beſprochene allerliebſte: 

Anthurium Scherzerianum Schott, das auf verſchiedenen 
Ausſtellungen in Deutſchland ſowohl wie in England die erſten Preiſe er— 
halten hat. Herr Veitch offerirt Exemplare davon zu 42 8. (14 f.) 

Von indiſchen Azaleen werden drei neue Varietäten angeprieſen, nämlich: 

Azalea stella, eine ſtarkwüchſige Varietät mit hell orange⸗ſcharlach⸗ 
farbenen Blumen, deren oberen Blumenblätter mit einer dunkelvioletten 
Zeichnung und lackfarbenen Punkten geziert ſind. — Die Blumen ſind groß, 
von guter Conſiſtenz und ſchöner Form. Es iſt eine der vorzüglichſten Va⸗ 
rietäten. Auf den Ausſtellungen der k. Gartenb. „Geſellſchaften mit dem 
1. Preiſe prämiirt. Preis 31 8. 6 d. 

Azalea Vesuvius. Eine ausnehmend brillante orange—ſcharlach— 
farbene Blume, leicht mit violet gezeichnet auf den oberen Blumenblättern. 
Die Blumen ſind mittelgroß, ſchön geformt und von guter Conſiſtenz. Das 
N 8 iſt klein, Habitus gedrungen. Dieſe Varietät erhielt ebenfalls den 

Preis auf der Juni-Ausſtellung d. J. der k. Gartenb.-Geſellſchaft in 
Anden. Preis 21 8. (7 F.) 
Azalea Comet, eine lachsfarbene Varietät, mit violeter Zeichnung 


387 


auf den oberen Blumenblättern. Mehrere Blumen ſind halb lachsfarben, 
halb hellviolet. — Der Habitus iſt kräftig und gut. Jedenfalls eine neue, 
Effect machende Varietät. Preis 2188. 

Genannte drei Arten werden vom 1. October d. J. an abgegeben. 

Berberidopsis corallina. Unſtreitig einer der hübſcheſten Garten— 
ſträucher, der eingeführt worden iſt. Herr Pearce entdeckte ihn in Valdi— 
vien (Chili) und führte ſelbigen bei Herrn Veitch ein, in deſſen Gärtnerei 
er bereits einige Winter unbedeckt gut ausgehalten hat. Im vorigen Jahr— 
gange, S. 35, haben wir dieſen hübſchen Strauch ausführlich nach der Be— 
ſchreibung und Abbildung im Bot. Magazine beſprochen, worauf wir ver— 
weiſen. Preis 218. 

Von Farnen empfiehlt Herr Veitch mehrere neue, als: Ble chnum 
nitidum contractum. Dieſes einer Lomaria ähnliche Farn, von 
kräftigem Habitus, ſtammt von den Philippiniſchen Inſeln. Die Pflanze hat 
einen aufrechtſtehenden Stamm, hübſch bekleidet mit dunkelgefärbten Schuppen. 
Die gefiederten Wedel ſind groß, die Fiedern ſind linealiſch-länglich, fein 
geſägt am Rande, die Oberfläche glänzend grün. Die jungen Wedel ſind 
von hübſcher rother Färbung, was der Pflanze zur großen Zierde gereicht. 
Preis 10 8. 6 d. 

Gymnogramma japonica. Von Herrn J. G. Veitch von Yo- 
kohama in Japan eingeführt. Im Aeußern gleicht dieſe Art ſehr dem G. 
javanica, unterſcheidet ſich aber durch die netzartige Aderung, wie ſie von allen 
bekannten Arten verſchieden iſt, daher eine ſehr gute Acquiſition. 

Die Wedel werden 2— 3 Fuß lang, ſind doppelt gefiedert und licht— 
grün. Die Fiedern haben eine lange lanzettliche Form und ſind beträchtlich 
groß. Preis 10 8. 6 d 

Gymnogramma Pearcii Moore. Eine ſehr leicht wachſende 
Art aus Chili, importirt durch Herrn Pearce, deſſen Namen ſie trägt. 
Die Wedel ſind ſehr hübſch und fein geſchnitten, ſie erreichen eine Länge 
von 1½ Fuß, ſind zuſammengeſetzt und mindeſtens vierfach gefiedert. Die 
Fiedern und Fiederchen haben eine dreieckige Form, das endſtändige Segment 
iſt klein und ſchmal, linienförmig. — Jedenfalls iſt dieſe eine der ſchönſten 
Arten und wegen der äußerſt eleganten Form ihrer Wedel ſehr zu empfehlen. 
Preis 31 8. 6 d. 

Leptopteris (Todea) superba 1 Unter den niedrig 
bleibenden neuſeeländiſchen Farnen iſt dies unſtreitig das ſchönſte. Genau 
beſchreiben läßt ſich dieſe Art kaum, man muß ſie ſehen, um ſich von deren 
Eleganz zu überzeugen. Die Wedel werden 15— 18 Zoll lang, find lanzett— 
förmig, von hübſcher, durchſcheinender grüner Färbung und gefällig gebogen. Die 
Fiedern ſtehen gedrängt beiſammen, ſind zerſchlitzt in ſchmale Segmente und nach 
aufwärts gebogen, ſo daß der ganze Wedel eine unebene Fläche bildet. 
Preis 21 8. 

Pteris serrulata eristata. Eine hübſche Varietät der bekannten P. 
serrulata, eingeführt von Japan durch Herrn J. G. Veitch. Preis 10 8. 6 d. 

Bomaria multiflora. Dieſe von Herrn Pearce aus Peru ein— 
geführte ſehr hübſche Art haben wir bereits im vorigen Jahrgange, S. 392, 
beſprochen. Preis 218. 

25* 


388 


Von Camellien ſind zwei neue buntblättrige Formen, welche der Beach— 
tung der Blumenfreunde empfohlen werden. Es ſind: 

Camellia japonica variegata. Wie der Name ſchon andeutet, 
iſt es die echte Camellia japonica mit beſtimmt weiß gefleckten Blättern, 
indem jedes Blatt einen mehr oder weniger breiten, rein weißen Rand 
hat. Preis 21 8. 

Camellia Sas anqua variegata. Sit eine andere buntblättrige 
Form der bekannten C. Sasanqua, die in Folge ihrer kleinen diſtinct und 
beſtändig buntgefleckten Blätter einen allerliebſten Anblick gewährt. Dieſe 
wie die vorhergehende Form ſind hübſche Acquiſitionen zu den buntblättrigen 
Pflanzen. Preis 218. 

Ceanothus Veitchianus Hook. Schon vor mehreren Jahren 
durch Herrn Lobb aus Californien eingeführt, aber bisher noch wenig 
verbreitet. Dieſe Art ſteht dem C. floribundus am nächſten und empfiehlt 
ſich durch ihre vielen lichtblauen Blumen. Preis 78. 6 d. 

Cypripedium Pearcii. Dieſe ebenſo ſchöne, wie höchſt inter— 
eſſante Neuheit erwähnten wir bereits S. 355. Sie ſtammt aus Peru, 
wurde von Herrn Pearce von dort eingeführt und von Herrn Bateman 
demſelben zu Ehren benannt. Der Habitus dieſer Art iſt von allen bekannten 
Arten dieſer Gattung ſehr abweichend. Die Pflanze hat einen kriechenden 
Rhizom mit langen, zurückgebogenen, grasartigen Blättern. Der Blüthen— 
ſtengel erhebt ſich 16—18 Zoll und trägt eine Rispe von 6—8 Blumen. 

Die Blumen ſind mittelgroß, weiß, zart grün geadert und gefleckt an 
den Rändern. Die gedrehten, ſchwanzartigen Petalen find 2— 3 Zoll lang. 
Preis 210 8. (70 9). 

Von Dracaenen werden wiederum drei neue Arten angeboten, nämlich: 

Dracena Cooperii, eine ſehr elegante Blattpflanze von großer 
Schönheit; ein robuſter und dennoch zierlicher Wuchs und brillante Blattzeich— 
nung zeichnet ſelbige aus. Dieſe, wie die beiden folgenden ſind ein Theil 
der neueſten ſchätzenswerthen Einführungen des Herrn Daniel Cooper 
von Neu⸗Caledonien. 

Die Pflanze gehört zu D. terminalis, übertrifft dieſe jedoch in jeder 
Hinſicht. Der Habitus iſt impoſanter, die Blätter, die oft eine Breite von 
4—5 Zoll erlangen, find ungleich gefällig zurückgebogen und bedecken oft 
den Rand des Topfes. Die rothe Färbung derſelben übertrifft die der 
anderen rothblättrigen Dracaenen. Preis von 21 8. bis 31 8. 6 d. (bereits 
erwähnt S. 356). 5 

Dracena limbata, eine beſtimmte Art mit aufrecht ftehenden, ſchmalen, 
leicht gedrehten, purpurbronzirten Blättern, von denen jedes mit einem 
ſchmalen rothen Rande gezeichnet iſt. Preis 21 8. bis 31 8. 6 d. 

Dracæna robusta. Eine üppig wachſende Art mit ſehr breiten, 
hellgrünen, am Rande roth gefärbten Blättern, die eine Länge von 2½ bis 
3 Fuß und eine Breite von 6 Zoll erreichen. Es iſt eine leicht wachſende, 
harte Pflanze. Preis 21 8. bis 31 8. 6 d. 

Eranthemum Cooperii Hook. Dieſe wie die nächſtfolgende 
Art iſt in Neu⸗-Caledonien heimiſch und wurde durch Herrn Daniel 
Cooper in England eingeführt. Die Blüthen des E. Cooperü find rein 


389 


weiß mit hübſch gezeichneter, malvenfarbiger Lippe. Die Blumenkrone hat 
eine lange und ſchmale Röhre, ſo daß die Blumen dadurch das Anſehen 
einer Jasminblüthe haben. Die Blätter ſind lanzettförmig, gezähnt und 
glänzend dunkelgrün. Der Habitus iſt gedrungen. Die Pflanze, die einen 
hübſchen Buſch für's kalte Gewächshaus bildet und faſt während des ganzen 
Sommers blüht, wird bald ein Liebling aller Pflanzenfreunde werden. 
Preis 10 8. 6 d. 

Eranthemum tuberculatum. Bereits im vorigen Jahrgange 
S. 571, und in dieſem, Seite 53, haben wir dieſe hübſche Art erwähnt. 
Wir bemerken zu dem von uns Mitgetheilten nur noch, daß ſich dieſe Art 
ſehr leicht cultiviren und vermehren läßt und demnach auch bald ein Liebling 
aller Pflanzenfreunde werden wird. Preis 10 8. 6 d. 

Eranthemum sanguinolentum. Eine ſehr niedliche bunt⸗ 
blättrige Art von Madagascar. Die Blätter ſind dunkelgrün und mit 
diſtinceten und breiten rothen Adern gezeichnet; der Stamm und die Blätter 
ſind dicht bekleidet mit abſtehenden rothen Haaren. Der Habitus iſt zwergig 
und compact, ſo daß die Pflanze ſtets kleine hübſche decorative Exemplare 
bildet. Preis 10 8. 6 d. 

Maranta striata. Dieſe von uns S. 356 beſprochene ſehr ſchöne 
buntblättrige Art ſtammt von den Philippinen, durch Herrn J. G. Veitch 
eingeführt. Sie iſt eine der am niedrigſten bleibenden Arten der Gattung, 
denn ſie wird kaum 4—5 Zoll hoch. Die Blätter find 3—4 Zoll lang 
und 1—1'/, Zoll breit, hellgrün, gelb geſtreift. Sehr zu empfehlen! 
Preis 42 8. | 

Planera acuminata Lindl. Ein vollkommen harter Baum aus 
Japan, mit eiförmigen, zugeſpitzten, Scharf gezähnten Blättern, ähnlich denen 
einer Ulme. 

Der Baum wächſt ſchnell und erreicht eine Höhe von 100 Fuß. Die 
Japaneſen halten ihn für ihren ſtärkſten und am meiſten zu ſchätzenden 
Baum. 

Samenpflanzen haben drei Winter hintereinander im Freien bei Herrn 
Veitch ausgehalten ohne die geringſte Bedeckung. Preis 7s. 6 d. 

Prumnopitys elegans Philp. Eine ſchöne Conifere, durch Hrn. 
Pearce von Chili eingeführt, der ſelbige in einer Höhe von 5—6000 Fuß 
in der Provinz Valdivia fand. Die Gattung Prumnopitys iſt nahe ver- 
wandt mit Podocarpus, jedoch iſt dieſe Art völlig verſchieden von allen in 
den Gärten vorhandenen Arten. Sie bildet einen pyramidenförmigen, 
immergrünen Baum von 40 —50 Fuß Höhe, mit dunklen, ſcheinenden grünen 
Blättern, ſehr ähnlich denen von Abies Douglasii. Die Frucht iſt eine 
gelblich grüne Steinfrucht, die im reifen Zuſtande von den Einwohnern 
gegeſſen wird. Auch das Holz dieſes Baumes wird von den Tiſchlern 
vielfältig benutzt. Preis 21 8. 

Retinospora squarrosa Sieb. Mittel-Japan iſt das Vaterland 
dieſes hübſchen Baumes, eingeführt von Herrn J. G. Veitch. Die Blätter 
ſtehen ſehr dicht beiſammen, ſind ſchön bläulich grün. Der Habitus iſt 
pyramidiſch, die Zweige gefällig herabhängend. Preis 15 8. 

Außer dieſen hier genannten, zum erſten Male in den Handel kom⸗ 


390 


menden Pflanzen enthält das Verzeichniß in der 2. Abtheilung eine beträchtliche 
Anzahl der in der letzten Zeit von Japan eingeführten Pflanzen, die faſt 
ſämmtlich ſchon im vorigen Jahrgange oder auch noch früher der Hamb. 
Gartenztg. beſprochen worden find. Es find an 60 meiſt noch ſeltene, ſchöne 
Pflanzenarten, die auch theilweiſe ſchon von den deutſchen Handelsgärtnern 
zu mäßigen Preiſen angeboten werden. 

Die 3. Abtheilung enthält eine Auswahl der beliebteſten und gang— 
barſten Gewächſe aus dem früheren Catalog, aber auch unter dieſen noch 
viel Seltenes. a 

Unter den Orchideen iſt ein ſpecielles Verzeichniß derjenigen Orchideen— 
Arten angegeben, die ſich in einer kühleren Temperatur cultiviren laſſen. 
Farne, Florblumen, Staudengewächſe, Obſtbäume ꝛc. ꝛc. fehlen gleichfalls 
nicht, von allen dieſen jedoch nur das Neueſte, Schönſte und Beſte. 


— rr 


Ein Spaziergang. ; 

—n. Welcher Gartenkundige in Norddeutſchland hätte nicht gehört von den 
herrlichen Etabliſſements bei Celle von Schiebler & Sohn? Werfen wir 
einen flüchtigen Blick auf die Entſtehung derſelben. Ihr Begründer war 
J. L. Schiebler, Gartenmeiſter des Prinzen Ernſt von Mecklenburg— 
Strelitz (Bruder von Charlotte, nachheriger Gemahlin des Königs Georg III. 
von Großbritannien), Commandanten in Celle. Im Auftrage ſeines Herrn 
bereiſ'te Schiebler einen großen Theil von Europa und legte nach ſeiner 
Rückkehr den ſ. g. engliſchen Garten an, der noch heute die Freude der 
Cellenſer und aller Fremden iſt. Als Prinz Ernſt Celle verlaſſen hatte, 
wurde Schiebler von dem Director der Königl. Landwirthſchafts-Geſellſchaft 
und ſeinem Freunde, dem berühmten Landwirth Thaer, aufgefordert, eine 
Handelsgärtnerei zu gründen. Schon im Jahre 1775 trat dieſelbe in's 
Leben. Hauptziel war Anfangs Anbau von Pflanzen behuf des Samen— 
handels. Später erwarb ſich Schiebler in Eicklingen (2 Stunden von Celle) 
ein Grundſtück und legte eine Baumſchule darauf an. Damals exiſtirte 
noch keine andere in Hannover, als die Königliche in Herrenhauſen. Die 
Bäume gediehen, die neue Baumſchule erfreute ſich bald eines großen Rufes. 
Es kam der traurige Winter von 1790 und Alles in ihr erfror. 

„Je nun, — ſo dann! Wir fangen's wieder von vorne an!“ — So 
auch Schiebler. Er verband ſeine neue Baumſchule mit der übrigen Gärtnerei. 
Dieſe umfaßte damit einen Flächenraum von 28 Morgen 34 Ruthen.“) 

Im Jahre 1848 wurden noch 35 Morgen und 85 Ruthen zu 
Baumſchulen für Obſtgehölze, 1 Morgen 3 Ruthen für die Weinſchule 
und 26 Morgen 72 Ruthen für wilde Baumzucht und Allée-Bäume cul⸗ 
tivirt, und 1852 wurde auf einem, unfern der Eiſenbahn acquirirten Terrain 
von 109 Morgen 89 Ruthen wiederum eine Baumſchule angelegt, auf 
die wir ſogleich zurückkommen werden. 

Nach Schiebler's Tode übernahm ſein Pflegeſohn und ſeit 1817 


) 1 Morgen = 120 IR. 


391 


Theilnehmer des Geſchäftes (in Firma, wie heute, Schiebler & Sohn) 
J. H. Ebermann die Etabliſſements allein und machte die angeführten 
Vergrößerungen. Der würdige Mann ſtarb im Februar d. J. in ſeinem 
77. Jahre.“) Er hatte von der Regierung für feine Familie die Erlaubniß 
erhalten, den Namen Schiebler zu führen, und heute ſind ſein Sohn: 
Hr. Louis Ebermann ⸗Schiebler und fein Enkel Hr. Heinrich 
Schiebler, Inhaber des Geſchäftes. Letzterer befindet ſich augenblicklich in 
Algier. — Konnte es etwas Intereſſanteres für die Mitglieder des hieſigen 
Gartenbau-Vereins geben, als unter Führung ihres genialen Beſitzers einen 
Spaziergang durch die Schiebler'ſchen großartigen Etabliſſements zu machen? 
Die Einladung dazu war ſchon ſeit Wochen ergangen und am 31. Juli 
ward ihr Folge geleiſtet. Das herrlichſte Wetter begünſtigte die Excurſion 
und Morgens 10 Uhr langten die Eingeladenen auf dem Bahnhofe in Celle 
an, empfangen von Herrn Schiebler sen. und deſſen Obergärtner. Zu 
Fuß und zu Wagen ging's nun fröhlich hinaus nach dem nahen f. g 
Tannholze. Der freundliche Wirth begrüßte ſeine Gäſte mit herzlichem 
Willkommen und ein ſolennes Frühſtück wurde eingenommen. Die Beſichti— 
gung der hier mit unendlichem Fleiße angelegten verſchiedenen Culturgegen— 
ſtände, — Baumſchulen mit den denkbar verſchiedenſten Obſtſorten, Gemüſe— 
felder behufs Samengewinnung, intereſſante Geſträuche, unter denen ſich 
einige neue Tannen- und Eichenarten beſonders auszeichneten, — feſſelten 
die Aufmerkſamkeit der Betrachtenden wohl 1½ Stunden lang. Ein 
Vereinsmitglied, Herr Butterbrot (in weiteren Kreiſen als Pomologe 
ehrenvoll bekannt), der dieſen Complex vor 1852 gekannt, wies in ſchönem 
Vortrage darauf hin, was Menſchenwille und menſchlicher Fleiß in 11 Jahren 
aus einer Sandwüſte gemacht habe. Der erſte Spatenſtich, welcher im 
Jahre 1853 auf dieſem Terrain gethan wurde, ſchaffte einen großen Kieſel— 
ſtein zu Tage, welcher heute in einer reizenden Strauchgruppirung eine 
Zierde der Anlagen iſt. Eine Paraphraſe des Schiebler'ſchen Wahlſpruches: 
„Nulla dilatio!“ iſt demſelben eingemeißelt. Sie lautet: 

„Nulla dilatio! 

Dies lehrt Dich ratio, 

Welche laut und weislich ſpricht: 

Friſch gewagt und ſäume nicht!“ 
Sämmtliche Anweſenden erkannten auf's Deutlichſte, wie treu Herr Schiebler 
ſeinem Grundſatze ſein muß. 

Und weiter durch Feld und Wieſen ging der fröhliche Karavanenzug, 

— man kann den Ausdruck entſchuldigen, wenn man an Celle'ſche Sand— 
wege denkt, — nach den Hauptanlagen der Etabliſſements. Dieſe liegen 
zu beiden Seiten der Chauſſee, welche von Celle nach Altenhagen führt. 
Sie überſteigen in ihrer Großartigkeit die kühnſten Vorſtellungen, welche 
wir uns davon gemacht hatten. Gewiß konnte ein 16 Morgen umfaſſen— 
des Terrain, mit Spargelpflanzen, ein Morgen mit Aſtern, behufs Samen— 
gewinnung beſäet, unüberſehbare Flächen mit verſchiedenen Bosquetſträuchern 
und Beerenobſt, mit Blumen aller Art und Roſenfeldern, daß man ſich in 


*) S. 4. Heft S. 190. D. Red. 


392 


Shiras zu befinden glaubte, wohl Bewunderung erwecken. Der Beſtand 
der Baumſchulen kann in ſeiner Großartigkeit nur durch eigene Anſchauung 
begriffen und gewürdigt werden. Die Obſtſtämmchen werden durch eigen⸗ 
thümliche Cultur von Anfang ſo gekräftigt, daß ſie ohne Pfahl den ſtärkſten 
Winden trotzen können. Und welche Sauberkeit! Von Unkraut auch keine 
Spur! Aus dem hier verwandten Fleiße erklärt es ſich, daß Herr Schiebler 
im Sommer 70—80 Arbeiter, im Winter etwa 30—40 beſchäftigt. Und 
welch' wohlthuendes, angenehmes Verhältniß zwiſchen ihnen und ihren 
Brotherren! 

Gegen drei Uhr feste man ſich an die elegant ſervirte Tafel, welche 
auch ein Kranz von Damen ſchmückte. Die ausgebrachten Toaſte verliehen 
dem tiefen Eindrucke Worte, welche das Angeſchaute auf die Anweſenden 
hervorgebracht hatte, und Herr Schiebler erwiderte in ſeiner gewohnten 
Liebenswürdigkeit. Nach dem Diner wurde der Garten neben dem Hauſe 
beſichtigt, und dieſe Betrachtung bildete den Culminationspunkt von allem 
heute Genoſſenen. Gewächshäuſer, Miſtbeete, Vermehrungskäſten, Pack- und 
Conſervirungshäuſer, die verſchiedenen Magazine, Alles überſtieg jede ideale 
Vorſtellung, die man ſich gemacht haben konnte, wie jeder Beſuchende zugeſtand. 

So gewährte denn dieſer Spaziergang den Theilnehmern neben dem 
Vergnügen treffliche Belehrung, und die Erinnerung daran wird eine an— 
dauernde bleiben. — Die Ueberzeugung hat ſich bei Allen feſtgeſtellt, daß 
in Celle Vieles producirt wird, was wir ſonſt nur von auswärts beziehen 
zu können glaubten, und daß die Schiebler'ſchen Verzeichniſſe ſtricte 
Wahrheit enthalten. 

Hildesheim, den 2. Auguſt 1864. 


— II 


Wanderung durch einige Gärten Süd⸗Deutſchland's. 


Der Auftrag, mich mit dem Culturverfahren bei der Orangerie in den 
königlichen Gärten Stuttgarts und deſſen Umgebung bekannt zu machen, bot 
mir zugleich eine willkommene Gelegenheit, im Süden Deutſchland's eine 
größere Zahl mehr oder weniger bekannte Gärten im fürſtlichen und Privat⸗ 
beſitz kennen zu lernen. Meine auf dieſer Reiſe gemachten Beobachtungen 
und Wahrnehmungen, ſoweit ſie von gärtneriſchem Intereſſe ſind, bringe ich 
nachſtehend in gedrängter Kürze zur Oeffentlichkeit, mit der Abſicht, Fach— 
genoſſen ſowohl, als Gartenfreunde auf manches Sehenswerthe aufmerkſam zu 
machen. Mit nicht geringen Erwartungen, was ſich mir bieten werde, trat 
ich die Reife nach Stuttgart an, fand mich jedoch überraſcht, dieſe Erwar— 
tungen noch weit übertroffen zu ſehen. Der erſte Theil der königlichen Gärten, 
welchen ich als Gegenſtand der Betrachtung wähle, iſt die Orangerie, Gemüſe— 
treiberei und Obſtbaumzucht in Stuttgart, welche in unmittelbarer Nähe 
des königlichen Schloſſes links vom Theater gelegen. Die Orangerie beſteht 
aus ungefähr 122 großen und vielen kleinen Bäumen, von größtentheils 
geſundem Ausſehen. 

Das Haus, in welchem die Orangenbäume aufbewahrt werden, beſitzt eine 
Länge von 350 Fuß, bei 30 Fuß Breite und ungefähr derſelben Höhe, es bietet 


393 


den Bäumen einen guten Standort, in dem fie hinreichend Platz haben, ſich 
nach allen Seiten auszudehnen. Die Stellagen an den Fenſtern entlang 
ſind meiſtens mit krautartigen, für das Frühjahr zum Auspflanzen auf die 
in den Anlagen liegenden Blumenbeete beſtimmten Pflanzen beſetzt. 

Die zur Gemüſetreiberei eingerichteten Gewächshäuſer liegen vor dem 
Orangenhauſe, und beſtehen in einem Hauſe für Bohnen, ſowie einem des— 
gleichen für Erdbeeren und Himbeeren, welches zugleich zur Anzucht für junge 
Gemüſe dient. Die zutreibenden Pflanzen befanden ſich bei meiner Anwe— 
ſenheit in der Blüthe und ließ ihr Stand eine reichliche Ernte erwarten. 
Von Erdbeerſorten wurden folgende getrieben: Queen Victoria, Prince 
Albert, Mammouth, Imperial of Kent, Triomphe d' Orleans. 

Vor den Treibhäuſern befinden ſich eine Menge Treibbeete, zu den ver— 
ſchiedenſten Zwecken verwendet, z. B. zur Anzucht von Spargel, Gurken, 
Melonen, Kartoffeln, Erbſen ꝛc. 

Beſonders bemerkenswerth war der geſunde und ſchöne Stand des Zwerg— 
und anderen Obſtes; aber auch Birnen-, Aepfel-, Pfirſich- und andere Obſt⸗ 
ſortenbäume ſtanden gleich gut. Da die Zeit meines Aufenthaltes in Stuttgart 
nicht in die Jahreszeit fiel, in welcher ich die Bäume ſelbſt und die ver— 
ſchiedenen Sorten hinſichtlich ihrer Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit beur— 
theilen konnte, ſo war es mir ſehr angenehm, durch beſondere Munificenz 
Früchte von den beſten Sorten zu erhalten, um ſie einer Prüfung unterwerfen 
zu können. Unter den Birnen zeichneten ſich beſonders aus: Beurré d' Es- 
perance, Belle Angewine, Bergamotte de Parthenay, Chou Morceau, 
Doyenne d’Alencon, Doyenne du comice, Doyenne d'hiver, Colmar 
van Mons, Triomphe de Jodigne, Poire de tongues, Soldat labou- 
reur, Royal d'hiver, Poire Fortunee, Merveille d'hiver, Hilarde Grise. 

Von Aepfeln empfehle ich als zum Anbau für den Garten beſonders 
eeignet: Reinette franche, Belle Josephine, Calville blanche, Pigeon 
de Jerusalem, Reinette grosse d’Angleterre, Pomme la Menagere, 
Belle Dubois, Drap d’or, Api gros. 

Bei den Pfirſichſpalieren, welche ſich im hinteren Theile des Gartens 
an einer Mauer befinden, ſind alle neueren Formen des franzöſiſchen Schnittes 
vertreten. Formation en Carré, Formation oblique, wechſelten mit 
Palmette double ꝛc. ab. Der Größe des Gartens und der Stärke der 
Bäume nach zu urtheilen, muß der jährliche Ertrag an Gemüſen und Früchten 
ein ſehr bedeutender ſein, wozu die gute und geſchützte Lage, als auch die 
Fruchtbarkeit des wirklich ausgezeichneten Erdreich's, verbunden mit einer 
umſichtigen Leitung des Ganzen, nicht wenig beitragen. 

Eine zweite Abtheilung der königlichen Gärten in Stuttgart iſt der 
ſogenannte frühere botaniſche Garten, welcher der Orangerie gegenüber liegt 
und von derſelben nur durch die nach Cannſtadt hinausführenden Parkan— 
lagen getrennt iſt. Die Gewächshäuſer dieſes Reviers ſind leider in ſchlechtem 
Zuſtande, doch freut mich, ſagen zu können, daß die darin befindlichen Pflanzen 
trotzdem ziemlich geſund ausſehen, was um ſo mehr zu bewundern iſt, da ſie 
ſehr oft zu decorativen Zwecken im königlichen Schloſſe verwendet werden. 
Wie nach ſolchem Gebrauche die Pflanzen oft wieder zurückkommen, iſt denen 
recht gut bekannt, welche öfter dergleichen Decorationen auszuführen hatten. 


394 


Unter den hier befindlichen Gewächshäuſern iſt nur ein größeres Kalthaus 
mit neuholländiſchen Pflanzen beſetzt, und ein größeres Warmhaus enthält 
verſchiedene Palmen, von denen Livistona chinensis, Caryota urens, 
Rhaphis, flabelliformis ꝛc. zu bemerken find. Die kleineren Häuſer ſind 
für die Auzucht von Camellien, Azaleen und einigen Coniferen beſtimmt. 
Hyacinthen, Tulpen, Dicentra spectabilis, Maiblumen ꝛc. wurden in 
großer Menge getrieben. Hiermit meine Notizen über die Sehenswürdigkeiten 
der ſtuttgarter königlichen Gärten beſchließend, bitte ich nunmehr den Leſer, 
mit mir hinauszuwandern nach dem Glanzpunkte aller Gärten, der Wilhelma 
bei Cannſtadt. Von dem königlichen Schloſſe zu Stuttgart, in deſſen Nähe 
die Orangerie im Sommer aufgeſtellt wird, führt eine von beiden Seiten 
von parkartigen Anlagen begleitete Allee nach dem königlichen Luſtſchloſſe 
Roſenſtein. Dieſe Allee mit ihren durch Marmorgruppen geſchmückten 
Umgebungen iſt bei günſtigem Wetter der Sammelplatz für die ſchöne Welt 
Stuttgarts, die mittlere Promenade iſt für Fußgänger beſtimmt, während 
ſich an beiden Seiten derſelben Wege für Wagen und Reiter befinden, ſo 
Je dem, auch dem Geringſten, der dem Dunſte und dem Gewühle der Stadt 
entfliehen will, den Genuß bieten, in reizender Umgebung die wohlthätige 
Einwirkung der friſchen Luft genießen zu können. 

Am Ende dieſer Promenade liegt das Landhaus Roſenſtein, ein Sommer— 
aufenthalt des Königs, mit ſehenswerthen Gemälden und Marmorgruppen. 
Die Anlagen um das Landhaus, im engliſchen Style gehalten, ſind von ziemlich 
bedeutendem Umfange. Von dem auf dem höchſten Punkte liegenden Land— 
hauſe genießt man eine herrliche Fernſicht auf die Umgebung. Unmittelbar 
vor dem Beſchauer liegt Cannſtadt, durch welches der Neckar fließt, gegenüber 
die Villa des Kronprinzen, auf welche ich ſpäter zurück kommen werde, am 
Fuße der Anhöhe, auf welcher dieſe Villa erbaut iſt, erblickt man das Dorf 
Berg, mit ſeiner ſchönen Kirche im gotiſchen Style, weiterhin beim Dorfe 
Türkheim liegt der rothe Berg, mit dem Mauſoleum der verſtorbenen 
Königin von Würtemberg. Das ganze herrliche Panorama beſchließen mit 
Laubholz gekrönte Hügelreihen, welche auf der Südſeite reiche Nebengebäude 
zeigen. Ein reizendes landſchaftliches Bild, wie es ſich dem Reiſenden ſelten 
darbietet. Durch den Park des Schloſſes Roſenſtein, an deſſen einem Ende die 
königliche Meierei fich befindet, gelangt man zur Wilhelma, einer in mauriſchem Bau— 
ſtyle durch Zaeth aufgeführten Villa, ſie beſteht in einem Wohngebäude, von 
Gewächshäuſern, Säulengängen, Kiosken, Belvedere, Feſtſaal, Schauſpielhaus 
und Dienſtgebäuden umgeben, durch Gartenanlagen mit einander verbunden. 

Bei meinem Aufenthalte in England und Frankreich hatte ich Gelegenheit, 
viele ſchöne und großartige Gärten kennen zu lernen, aber keiner machte auf 
mich einen zu gleicher Zeit ſo imponirenden und doch wieder zu ſo behag— 
lichem Genuſſe einladenden Eindruck, als die Wilhelma, ich halte deshalb 
dieſen Garten für einen der ſchönſten und originellſten Gärten nicht nur 
in Deutſchland, ſondern auch im Auslande. 

Betrachte man nun das Innere des Gartens etwas näher. Bei Be— 
ſichtigung deſſelben iſt es unbedingt nothwendig, eine gewiſſe Reihenfolge ein— 
zuhalten, was durch den Umſtand erleichert wird, daß die Gebäude alle durch 
Gänge mit einander in Verbindung ſtehen, eine Einrichtung, welche mir 


395 


geftattet, ohne den Fuß in das Freie ſetzen zu müſſen, von dem einen in 
das andere Gebäude zu gelangen. 

Sämmtliche Gebäude ſind im mauriſchen Style erbaut und ſowohl die 
äußere als auch die innere Ausſchmückung ſtrenge nach demſelben durchgeführt. 

Das erſte Gewächshaus, welches der Fremde betritt, iſt ein Warmhaus. 
Der Weg windet ſich in ſchönen Linien in der Mitte des Hauſes hindurch, 
ſo daß die zu beiden Seiten deſſelben aufgeſtellten Pflanzengruppen ſich 
vortheilhaft präſentiren. Seltene und ausgezeichnete Pflanzen waren nicht 
vorhanden, eine Menge Exemplare der Livistona chinensis bildeten den 
Hauptbeſtandtheil des Hauſes. An dieſes Warmhaus ſchließt ſich das 
Waſſerpflanzenhaus an, welches mehr ſalonartig erbaut iſt, und deſſen 
Hauptſchmuck in den rothblühenden, aus dem botaniſchen Garten zu Berlin 
ſtammenden Nymphäen beſteht. Aus dem Waſſerpflanzenhauſe gelangt man 
in das für Eriken beſtimmte Haus. Ueberraſchung und Staunen ergreift 
hier den Beſchauer; von der Menge der Blüthen und dem Reichthume der 
verſchiedenen Farben der vielen Sorten, die ſich hier vereint finden, kann 
man ſich nicht leicht eine Vorſtellung machen, man muß ſelbſt eine derartige 
vortrefflich cultivirte Sammlung zur Zeit der Blüthe ſehen, um einen 
ſolchen Genuß würdigen zu können. Was mir beſonders angenehm auffiel, 
war die Art und Weiſe des Arrangements, indem die Pflanzen nicht, wie 
in den meiſten Gärten, auf Stellagen oder gemauerten Beeten aufgeſtellt 
waren, ſondern ſtatt deſſen auf zu beiden Seiten des Weges befindlichen 
terraſſenförmigen Erhöhungen ſtanden. Die Terraſſen halten genau die 
Biegungen des Weges ein, und ſind an ihrer vorderen Seite mit Steinen 
eingefaßt, zwiſchen denen Selaginellen und andere kriechende Pflanzen freudig 
wucherten. An das Erikenhaus ſchließt ſich der Wintergarten unmittelbar 
an. Die Conſtruction dieſes großen Hauſes iſt äußerſt practiſch durchgeführt. 
Auf den Seiten ſowohl, als auch in der Höhe ſpringt es vor den anderen 
Häuſern um ein Bedeutendes hervor und bildet den Mittelpunkt dieſes 
Häuſercomplexes. Die Träger und Sparren ſind von Eiſen, die Rahmen 
und Säulen der Fenſter, welche in der wärmeren Jahreszeit hinweggenommen 
werden, jedoch von Holz; die oberen Dachfenſter bilden kleine ſattelförmige 
Dächer, wie ſie bei den neueren Häuſern häufig angewendet werden. Das 
Innere des Hauſes beſteht aus künſtlich angelegten Erhöhungen, Selaginellen— 
Raſenflächen und ſchönen Pflanzengruppen, welche zum Theil durch frei— 
ſtehende Pflanzen und Waſſerpartien unterbrochen werden. Hyacinthen, 
Tulpen, Crocus ꝛc. bildeten, nach den Farben zuſammengeſtellt, die Einfaſſung 
der verſchiedenen Gruppen. Letztere ſind zum Theil aus in den freien 
Grund gepflanzten neuholländiſchen Pflanzen formirt, mit Orangenbäumen 
als Hintergrund. Araucaria excelsa, Cunninghami, Cookii und 
kleinere Pflanzen von imbricata ſind als freiſtehende Pflanzen in den 
Selaginellen-Raſen ausgepflanzt, und erfreuen durch ihren ſchönen 
Wuchs und ſaftiges Grün jeden Beſucher. Sehr zu bedauern iſt, 
daß auch hier ſchon der Raum zu eng wird, indem ein großer Theil 
der zuletzt genannten Pflanzen bereits das Dach des Hauſes erreicht 
hat. Vom Wintergarten aus gelangt man in ein anderes Kalthaus, 
welches meiſtentheils mit neuholländiſchen und getriebenen Pflanzen gefüllt 


396 


it. Syringa persica, ofen, Deutzia gracilis, Spiræa prunifolia, 
Dicentra spectabilis, Amaryllis zc. find geſchmackvoll in den Gruppen 
vertheilt. Die Enden der hervorſpringenden Biegungen der Gruppen waren 
mit Hyacinthen beſetzt, und zwar farbenweiſe beiſammen. In der 
Mitte des Wintergartens befindet ſich eine kleine Erhöhung, von welcher 
aus man einen Theil deſſelben und des ſo eben beſchriebenen Hauſes voll— 
ſtändig überſehen kann. Die vielen hier angehäuften blühenden Gewächſe 
bilden ein reizendes Bild. Viele andere Gärten mögen im Beſitze größerer 
Seltenheiten ſein, und auch zum Theil beſſere Culturpflanzen beſitzen, was 
jedoch das Arrangement und die geſchmackvolle Aufſtellung betrifft, ſo wird 
dieſer Garten ſo leicht von keinem anderen übertroffen. | 

In weiterer Folge der Häuſer ſchließt ſich nunmehr als Pendant des 
Hauſes für Waſſerpflanzen ein ganz gleich gebautes Vogelhaus an, in 
welchem man beim Eintritt ſofort durch munteres Geſchrei der Aras und 
ſprechenden Cacadu begrüßt wird; wir ſchreiten ohne Aufenthalt hindurch 
nach dem daran ſtoßenden Camellienhauſe. Die Aufſtellung und ſonſtigen 
Einrichtungen dieſes Hauſes ſind den vorhergegangenen gleich, die Camellien 
ſtanden alle ſehr üppig und erfreuten das Auge durch das ſaftige Grün 
ihrer Blätter, noch mehr aber durch die Pracht der wirklich maſſenhaft vor: 
handenen Blüthen. 

Durch einen Gang, welcher nach der oberen Gartenſeite offen iſt, 
gelangt man nach einem im mauriſchen Style wie das Ganze aufgeführten 
Gebände, unter dem Namen der Feſtſaal bekannt, und zur Abhaltung von 
größeren Feſtlichkeiten beſtimmt; eine genaue Beſchreibung dieſes wirklich 
feenhaften Ortes geben zu wollen, iſt meine Feder zu ſchwach und auch hier 
nicht der Ort dazu, doch ſei mir vergönnt, zu erwähnen, daß nicht allein 
der Geſammteindruck ein unbeſchreiblich zauberhafter, fondern auch die 
Beſichtigung jedes einzelnen Decorationsgegenſtandes einen wahren Kunft: 
genuß gewährt. 

Die Fenſter in der Fronte des Saales gewähren die Ausſicht nach 
dem im vorderen Theile des Gartens liegenden Theater, zu beiden Seiten 
hat man einen Einblick in die anſtoßenden Gewächshäuſer, eine reizende 
Vereinigung von Natur und Kunſt, welche Jedem, Fachmann wie Laien, 
die Ueberzeugung giebt, daß geſchmackvoller und ſinniger ſich wohl ſelten 
orientaliſcher Luxus entwickelte. Zur rechten Seite zeigt ſich ein Haus mit 
kalten Pflanzen, Rhododendron, Coniferen und dergleichen, die Hinter⸗ 
wände deſſelben ſind durch ſpalierförmig gezogene Orangen bedeckt, in der 
Mitte deſſelben iſt eine Epheulaube angelegt, mit einem reich decorirten 
Blumentiſche davor. Das Azaleen-Haus, mit gut gezogenen und reich blühen: 
den Pflanzen, ſchließt ſich dieſem an. g 

Auf der anderen Seite des Feſtſaales liegt ein Haus für Epacris 
und feinere neuholländiſche Pflanzen. Wie dankbar dieſe Pflanzenfamilie 
bei guter Cultur durch reichlichen Blüthenflor ſich zeigt, iſt ja hinlänglich 
bekannt. An das Epacris-Haus ſchließt ſich das Orchideen-Haus an. 
Die Sammlung iſt zwar nicht ſehr reichhaltig, beſteht jedoch zumeiſt aus 
den beſſeren Sorten dieſer intereſſanten Pflanzenfamilie. Die Decoration 
des Hauſes und die Einrichtungen deſſelben ſind, ſoweit ich es beurtheilen 


397 


konnte, gut. Alte Baumſtämme, an welchen die Körbe und Klöschen 
hängen, worin und woran die Orchideen wachſen, verzieren die leeren Stellen 
und Gänge des Hauſes. i 

Kehrt man, nach Beſichtigung der Schätze des Orchideen-Hauſes, wieder 
durch das Epacris-Haus nach dem Feſtſaal zurück, ſo gelangt man aus 
demſelben in den inneren Theil des Gartens. Vor uns liegen drei Baſſins 
mit verſchiedenen Waſſerkünſten, durch ausländiſche Vögel belebt. Blumen— 
beete, Raſenſtücke und Marmorſtatuen, nebſt ſeltenen Sträuchern, ſchmücken 
dieſe Terraſſe. Zwei weitere Terraſſen führen zur Wilhelma, dem eigent— 
lichen Schloſſe, hinauf. Feſtons von wildem Wein, durch hochſtämmige 
Roſen unterbrochen, faſſen die Terraſſen ein, Blumenbeete liegen an den 
Seiten derſelben, die Treppen, welche hinaufführen, ſind von Stein, an 
ihren Seiten fällt Waſſer cascadenartig herab. Die Terraſſe, welche 
unmittelbar vor der Wilhelma liegt, iſt vorzüglich ſchön ausgeſtattet, durch 
geſchmackvolle Blumenbeete, umgeben von zierlichen eiſernen Einfaſſungen, 
Fontainen, Roſenſtöcken und elegante Candelaber. Alles in würdiger Ueber— 
einſtimmung mit der Pracht und dem Reichthum der ganzen Anlage. 

Betreten wir nun das Schloß oder Wohngebäude ſelbſt, welches in 
der Mitte der Terraſſe liegt, ſo ſtrahlt uns auch hier im Feſtſaale der Glanz 
orientaliſcher Einrichtungen in höchſter Vollkommenheit entgegen. Zu beiden 
Seiten des Schloſſes liegen wiederum Gewächshäuſer, welche unmittelbar 
mit demſelben in Verbindung ſtehen. Zunächſt zwei größere Kalthäuſer mit 
im freien Grunde ſtehenden neuholländiſchen Pflanzen und außerdem durch 
Camellien und Epheu geſchmückt. Am Ende jedes dieſer Kalthäuſer liegt 
ein mit einer Glaskuppel verſehenes Palmenhaus. Leider ſind die beiden 
letzteren ſchon zu eng für die darin befindlichen Pflanzen, und erſcheinen 
dieſelben zum Theil etwas gedrückt. 

Hinter der Wilhelma ſteigt man auf zwei Terraſſen, die mit Pfirſich— 
und Weinſpalieren verſehen ſind, zu einem kleinen Pavillon hinauf, von 
welchem man eine der ſchönſten Ausſichten über den ganzen Garten und 
deſſen Umgebung genießt. 

Zu unſeren Füßen, zwiſchen den beiden runden Glaskuppeln der 
Palmenhäuſer, erhebt ſich die Wilhelma mit ihren reich vergoldeten Kuppeln 
und Halbmonden. Von den Palmenhäuſern aus führen verdeckte Gänge 
nach dem unteren Theile des Gartens hinab, und ſchließen ſich, die Verbindung 
mit dem Feſtſaale herſtellend, an die Gewächshäuſer neben denſelben an. 
Zur rechten Hand liegen die langen kalten Häuſer nebſt Wintergarten, 
Eriken und großes Warmhaus, von hier aus wendet ſich der verdeckte Gang 
links nach dem Theater zu, ſo daß man von den Zimmern der Wilhelma, 
ohne einen Fuß in's Freie ſetzen zu müſſen, nach dem Theater gelangen 
kann. Auch der Blick in die Ferne iſt reizend. Rechts das Landhaus 
Roſenſtein, links Cannſtadt mit dem Neckar, weiter entfernt von uns 
die Villa des Kronprinzen, nebſt dem Dorfe Berg mit ſeiner ſchönen Kirche, 
eingerahmt von den dahinter liegenden Bergen. 

Außer den angeführten Sehenswürdigkeiten befindet ſich hier noch eine 


398 


ziemlich bedeutende Ananastreiberei, auch ſchöne Pfirſichſpaliere, nebſt Zwergobſt 
und Wein, finden ſich vor. 

Nach dieſer meiner ſehr unvollkommenen Schilderung wird man leicht 
begreifen, wie es für Jedermann, beſonders aber für Freunde der Garten— 
kunſt und Gärtner vom Fach, ein hoher Genuß ſein wird, dieſe herrliche 
Schöpfung König Wilhelm's zu beſuchen, welcher Genuß aber leider wegen 
der Schwierigkeiten, mit denen die Erlangung einer Eintrittskarte verbunden 
iſt, nur wenigen zu Theil wird. Dieſem Umſtande mag es wohl auch 
zuzuſchreiben ſein, daß die Wilhelma im Auslande nicht den Ruf hat, 
welchen ſie verdient, und ich dieſelbe zu meinem Erſtaunen in Bädeker's 
weltbekanntem Reiſehandbuch nur mit den Worten erwähnt fand: 

Am Fuße des Berges (Roſenſtein) hat König Wilhelm ein eigen— 
thümliches Gebäude im mauriſchen Style, mit vergoldeter Kuppel, auf— 
führen laſſen, die Wilhelma genannt, mit Bädern, für das Publikum 
nicht zugänglich. 

Der nächſte Punkt, welchem ich nunmehr meine Aufmerkſamkeit zuwendete, 
war die der Wilhelma gegenüber auf einem Hügel liegende Villa des Kron— 
prinzen, eine reizende im Renaiſſanceſtyle erbaute Sommerreſidenz. In dem 
ſie umgebenden Garten bilden Blumenbeete, Terraſſen mit Waſſerpartien 
und damit verbundene engliſche Anlagen die Hauptmomente. Von allen 
Theilen des Gartens hat man eine überraſchend ſchöne Ausſicht, beſonders 
auf die Wilhelma und das königliche Landhaus Roſenſtein. 

Das ſchönſte Gewächshaus iſt der in Hufeiſenform angelegte Winter— 
garten, in deſſen Mitte ſich die Orangerie mit der Wohnung des Hof— 
gärtners befindet. Hier ſah ich Stämmchen won Citrus sinensis, reichlich 
mit Früchten bedeckt, wie ich dieſelben früher noch nie ſo ſchön zu ſehen 
Gelegenheit hatte. Rechts und links ſchließen ſich die Flügel des Winter— 
gartens an, welche eine hübſche Sammlung Neuholländerpflanzen enthalten. 
Die Aufſtellung der Pflanzen iſt der in der Wilhelma ſehr ähnlich. Die 
übrigen Häuſer, warme und kalte, enthalten meiſtentheils nur Decorations— 
pflanzen, Gemüſe und Obſtgarten ſind im guten Stande. Beſonders zu 
bemerken iſt noch ein Sortiment im freien Grunde ausgepflanzter Coniferen. 
Um Zutritt zur Villa und deren Garten zu erhalten, bedarf es ebenfalls 
einer Eintrittskarte, welche auf dem königlichen Hofmarſchallamte zu erhalten iſt. 

Ein anderer meiner von Stuttgart aus unternommenen Ausflüge galt 
dem benachbarten Ludwigsburg, mit ſeinem, dem Beſchauer einen groß— 
artigen Eindruck hinterlaſſenden Schloſſe. Der Schloßgarten ſoll früher 
bedeutend geweſen ſein, in neuerer Zeit iſt leider nicht viel von demſelben 
zu ſagen. Der ältere Theil deſſelben iſt noch im franzöſiſchen Style gehalten, 
während die neueren Partien im engliſchen Geſchmacke angelegt ſind. 
Ein hübſcher Punkt iſt eine alte Ruine in dem mittleren Theile des Parkes, 
und die Umgebung der Hofgärtnerwohnung, deren äußere Seite vollkommen 
mit Epheu überwachſen iſt. 

Bevor ich aus dem freundlichen Stuttgart ſchied, beſuchte ich noch die 
ohngefähr zwei Stunden von demſelben entfernte landwirthſchaftliche Academie 
zu Hohenheim. 


399 


Was das Gärtneriſche anbetraf, jo Kö ich eine gut eingerichtete 
Obſtbaumſchule und außerdem eine Baumſchule für Gehölze vor. Die 
Academie wird viel beſucht. Die Einrichtungen ſind gut, ich erwähne 
darunter beſonders die ſchönen Sammlungen, welche ſich hier befinden; 
Samen-, Holz-, Mineralien- und dergleichen Sammlungen find nicht unbe— 
deutend und gut geordnet. Einen Beſuch, welchen ich dem berühmten 
Inſtitute zu Reutlingen zugedacht hatte, konnte ich leider wegen Mangel 
an Zeit nicht ausführen. 

Vollkommen befriedigt von dem, was ich geſehen und gelernt, verließ 
ich Stuttgart und erreichte nach wenigen Stunden das reizend gelegene 
Heidelberg. 

Mein erſter Beſuch daſelbſt galt dem botaniſchen Garten, welcher 
nicht weit vom Bahnhofe, am Eingange der Stadt liegt. Derſelbe iſt nicht 
groß und beſitzt nur einige Gewächshäuſer, welche mit Pflanzen reichlich 
gefüllt waren. Neuheiten ſah ich wenig, jedoch gute ältere Pflanzen. Die 
äußeren Quartiere des Gartens waren alle in guter Ordnung. 

Von hier aus wendete ich meine Schritte nach der Schloßruine, welche 
ſo bekannt und vielfach beſchrieben worden iſt, daß ich mich fuglich ſogleich 
zu den Anlagen in der Umgebung des durch franzöſiſchen Vandalismus 
zerſtörten Schloſſes wende; dieſelben ſind im landſchaftlichen Style gehalten, 
und iſt nur hier und dort der Natur etwas nachgeholfen worden. Die 
reizenden Fernſichten, welche ſich von allen Theilen dieſer Anlage dem 
Beſchauer bieten, ſind großartig und über alle Beſchreibung erhaben, auch 
ſchon ſo oft geſchildert worden, daß ich mich auch hier aller Details enthalten kann. 

Obgleich ſchon in meiner Zeit beſchränkt, wollte ich doch nicht von 
Heidelberg ſcheiden, ohne den in früherer Zeit ſo berühmten Schwetzinger— 
Garten geſehen zu haben, deſſen Ruf ſeiner Zeit ſich weit über die Grenzen 
Deutſchlands verbreitete. 

Nach 1½ ſtündiger Fahrt in Schwetzingen angelangt, wurde ich ſchon 
beim Eintritte in den Garten durch das Schloßthor durch den großartigen 
Eindruck überraſcht, welchen die ſogenannte Cirkelanlage, ein urſprünglich 
nach Le Notre's Syſtem in Parallelogramme und Dreiecke getheilte kreis— 
förmige Anlage mit prächtigen Raſenſtücken und Fontainen, auf den Beſchauer 
hervorbringt. Weiter im Garten ſchreitend, treffen wir noch rechts und 
links der Hauptallee Anlagen im altfranzöſiſchen Geſchmacke an, ſelbſt eine 
türkiſche Gartenanlage, und ſchließen mit den um den großen See herum 
befindlichen Anlagen im engliſchen Style, welche für mich noch das ganz 
beſondere Intereſſe boten, den Platz kennen zu lernen, auf welchem der 
nachmalige Königl. bayeriſche Garten-Intendant Friedrich Ludwig v. Sckell 
die erſten Berſuche machte, dem jetzt allgemein muſtergültigen engliſchen 
Gartenſtyle in Deutſchland die Bahn zu brechen. War auch das Terrain 
zu dieſen Verſuchen nur ein geringes zu nennen, ſo tritt doch ſchon aus 
dieſen erſten Anlagen Sckell's ſpäter ſo glänzend bewährtes Talent als 
Landſchaftsgärtner unverkennbar hervor. 

Beſonders iſt es die Waſſeranlage des ſogenannten engliſchen Gartens, 
welche ein reizendes Bild darbietet. Um einen mit einer Inſel verſehenen 


400 


Teich gruppiren ſich herrliche Baumpartien, welche von dem Verſtändniß 
und dem Geſchmacke Sckell's bei der urſprünglichen Anlage das beſte Zeugniß 
ablegen. Einen maleriſchen Effect erhält das Ganze durch die in geringer 
Entfernung ſich erhebende Ruine eines Tempels des Merkur. Dieſe kleinere 
Waſſeranlage ſteht mit einer größeren, dem ſogenannten See, in Verbindung; 
derſelbe bildete früher ein großes längliches Viereck, von gehauenen Steinen 
eingefaßt, hat aber in neuerer Zeit eine veränderte Form und naturgemäße 
Begrenzung erhalten; an ſeiner vorderen, nach dem Schloſſe gerichteten 
Seite ruhen zwei mächtige Statuen des Rheins und der Donau. 

Weiter iſt noch erwähnenswerth die in den türkiſchen Anlagen erbaute 
Moſchee, von deren Minarets man eine prachtvolle Ausſicht genießt. Eine 
Menge Dörfer und Städte, unter ihnen Mannheim, Heidelberg, Worms 
und Speier, die maleriſche Bergſtraße und die Vogeſen breiten ſich in einem 
lieblichen Gemälde vor unſeren Blicken aus. | 

Der Schwetzinger Garten enthält auch noch eine große Menge von 
Bauwerken, Gruppen und Statuen, welche man in dieſer Weiſe in neueren 
Anlagen nicht mehr findet; nur einige wenige anführend, erwähne ich zuerſt 
des Apollo-Tempels, welcher wirklich einen zauberiſchen Eindruck gewährt. 
Der Tempel ſelbſt ſteht auf einer künſtlich errichteten Felspartie, in welcher 
ſich verſchiedene grottenartige Gewölbe befinden. Zwei ſchön gearbeitete 
Nymphen halten eine Urne, aus welcher ſich von Stufe zu Stufe das 
Waſſer herabwälzt, bis es in einem prächtigen Haine, von großen Bäumen 
gebildet, verſchwindet. 

Von dem Apollo-Tempel gelangt man auf ſchattigen Wegen und an 
anmuthigen Gartenpartien vorüber nach dem ſogenannten Badehaus, in 
welchem beſonders ein ſchönes Deckengemälde zu bemerken iſt. Ein ſchattiger 
Laubengang führt uns dann nach dem ſogenannten Vogelbaſſin. In der 
Mitte dieſes Baſſins befindet ſich ein Uhu, aus deſſen Schnabel Waſſer her— 
vorquillt, rings um denſelben ſitzen erhöht andere aus Blech gearbeitete Vögel, 
aus deren Schnäbeln Waſſerſtrahlen auf erſtere herabfallen. Dieſes Baſſin 
und eine künſtlich gemalte Fernſicht gehören beſonders unter die dem veral— 
teten Geſchmacke angehörenden Spielereien des Gartens. An den Tempel 
der Botanik vorüber, der nichts bemerkenswerthes enthält, gelangt man nach 
den künſtlichen Ruinen einer römiſchen Waſſerleitung, von deren höchſtem 
Punkte ſich eine hübſche Ausſicht über den Garten bietet. 

Einen Beſuch der Gewächshäuſer, ſowie der Gemüſe- und Blumengärten 
geſtattete mir meine beſchränkte Zeit nicht, ich ſchied von Schwetzingen mit 
der Ueberzeugung, daß ſein Garten wie nicht leicht ein anderer, dem Gärtner 
die beſte Gelegenheit bietet, die verſchiedenen Epochen und Geſchmack'srichtungen 
in der Gartenkunſt bezüglich Landſchaftsgärtnerei kennen zu lernen. 

Im Verlaufe meiner Reiſe Darmſtadt berührend beſuchte ich den Garten 
zu Beſſungen. Die Anlagen dieſes Gartens ſind nur klein und von keiner 
großen Bedeutung. Die Gewächshäuſer, nach alter Bauart aufgeführt, mit 
aufrechtſtehenden Vorderfenſtern, ohne Oberlicht. Einige kleinere Warmhäuſer 
machen jedoch eine Ausnahme hiervon. In den kalten Häuſern befanden ſich 
hübſche kegelförmig gezogene Lorbeerbäume, nebſt Orangen, mit vielen Früchten 


401 


. 
behangen. Die Pflanzen ſtanden geſund. Ein Sortiment von Coniferen in 
Töpfen war wohl in ihnen das Sehenswertheſte. Die Warmhäuſer enthielten, 
außer älteren Warmhauspflanzen, auch viele gute neuere Sachen, und ſelbſt 
viele noch unbeſtimmte Pflanzen. Die Familie der Farne und Palmen waren 
am meiſten vertreten. . 

Außer Pflanzen wurde auch noch Frühgemüſe gezogen. Der Garten 
ſteht unter guter Leitung und würde jedenfalls bedeutender ſein, wenn nicht 
in vielen Gärten die Mittel zur Unterhaltung knapp zugemeſſen wären. Der 
botaniſche Garten zu Darmſtadt iſt klein, jedoch in gutem Stande. 

Darmſtadt ſelbſt, ſeine Umgebung und öffentlichen Anlagen bringen 
einen freundlichen Eindruck hervor. Die Stadt iſt hübſch gebaut und mit 
breiten regelmäßigen Straßen verſehen. Von Darmſtadt führte mich die 
Eiſenbahn nach Frankfurt a. M., welches in gärtneriſcher Beziehung manches 
Sehenswerthe bietet. Die öffentlichen Anlagen zum Theil in der Stadt ſelbſt, 
als auch in der Umgebung derſelben, ſind von nicht geringer Ausdehnung. 
Meiſtentheils im engliſchen Style angelegt, bilden dieſelben angenehme Prome— 
naden, die faſt zu allen Zeiten des Tages von Spaziergängern, belebt werden. 

Von ſehenswerthen Gärten konnte ich leider nur drei in Augenſchein 
nehmen, da der Zeitraum, welchen ich auf dieſe Reiſe verwenden konnte, 
ſeinem Ende entgegen ging. — * 

Das Etabliſſement des Herrn Rinz beſuchte ich zuerſt. Einem jeden 
Gärtner iſt ja die Firma Rinz in Frankfurt a. M. hinlänglich bekannt und 
ich brauche auf die Solidität derſelben wohl nicht beſonders aufmerkſam zu 
machen. Die Einrichtungen des Gartens ſind gut. Beſonders bemerkenswerth 
iſt das große Schauhaus, welches bei meiner Anweſenheit mit blühenden 
kalten Pflanzen recht hübſch decorirt war. Derartige Schauhäuſer ſind 
für größere Handelsgärtnereien nicht genug zu empfehlen, indem durch den 
Anblick großer und blühender Exemplare in geſchmackpoller Aufſtellung die 
Beurtheilung der Güte und Brauchbarkeit einzelner Pflanzen erleichtert und 
die Kaufluſt gereizt wird. Kalte und warme Häuſer mit vielen Pflanzen— 
ſchätzen füllen den Garten und bieten dem Beſucher angenehmeren Genuß, 
dem Käufer die reichſte Auswahl. 

Der Rothſchild'ſche Garten, früher wohl bedeutender und berühmter, 
beſitzt viele gute Pflanzen, jedoch nichts Beſonderes von Neuheiten. Einige 
hübſche Orangenbäume und ziemlich anſehnliche Zwergobſtzucht. 

Der Bethman'ſche Garten hat, ſowie der vorige, ſchöne Gewächshäuſer 
und in denſelben beſonders prächtige Camellien, viele Ananas und auch einige 
Orangenbäume reichlich mit Früchten verſehen. Dies ſind wohl die ſehens— 
wertheſten Gärten in Frankfurt, außerdem befindet ſich daſelbſt noch eine 
Menge kleiner Handelsgärten und eine ausgedehnte Gemüſe- und Obſtbaumzucht. 

Von Frankfurt aus direct der Heimath zueilend, fanden dort meine 
gärtneriſchen Reiſebeobachtungen ihr Endziel, ich ſchließe daher deren Auf— 
zeichung mit der Bitte an den freundlichen Leſer, in derſelben nicht eine ge— 
naue Beſchreibung der beſuchten Gärten, ſondern nur einen Hinweis auf 
einzelnes Bemerkenswerthe derſelben erblicken zu wollen. Arnim Sckell. 


— I 


Hamburger, Garten- und Blumenzeitung. Band. XX. 26 


SR 402 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder 
abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. 


(Fortſetzung.) 1 
(Botanical Magazine, Juli 1864.) 
Macleania speciosissima Hook. 
(Thibaudia elliptica Hort. Lind.) 
(Vaccinex.) 

Einer der herrlichſten Blüthenſträucher, von dem ein Exemplar auf der 
Ausſtellung der königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Kenſington, im April d. J., 
Senſation erregte, zu der es von Herrn Bateman eingeſandt worden war, 
der dieſe Pflanze unter dem Namen „Thibaudia elliptica, R. et P.“ 
von Herrn Linden zu Brüſſel erhalten hatte, welche jedoch eine ganz andere 
Pflanze iſt. Die Bateman'ſche Pflanze iſt jedenfalls eine Macleania, und zwar 
eine neue Art, da ſie zu keiner der von Klotzſch beſchriebenen 10 Arten paßt. 

Sie ſoll aus Columbien ſtammen und dürfte am nächſten der M. angu- 
lata (Bot. Mag. Taf. 3979) und der M. floribunda ſtehen. Nach Herrn 
Bateman's Mittheilung erfordert die M. speciosissima ein wärmeres 
Kalthaus, viel Topfraum und Licht, und iſt dem Glaſe ſo nahe als möglich zu ſtellen. 

Es iſt ein ſparrig wachſender Buſch, deſſen Zweige ſich mehrere Fuß 
weit ausbreiten und dann gefällig herabhängen. Dieſelben ſind bekleidet 
mit lederartigen, zweizeilig geſtellten, immergrünen, zwei Zoll langen, läng— 
lich⸗eiförmigen, kurzgeſtielten, ſtumpfen, ganzrandigen und mit drei Haupt⸗ 
nerven verſehenen Blättern. Die ganz jungen Blätter find ſehr zart, pur⸗ 
purroth. Die Blumen ſind hängend, ſehr zahlreich in Büſcheln unterhalb 
der Blätterbaſis. Die Blumenkrone iſt faſt 1¼ Zoll groß, hellſcharlach, uach dem 
Saume zu gelb, röhrenförmig, dicht unter dem Saume jedoch zuſammen⸗ 
gezogen. — Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. (Taf. 5453). 

Dendrobium marginatum Batem. ms. 
Orchideæ. 

Blühte im April d. J. in Herrn Sigismund Rücker's Sammlung zu 
Weſt⸗Hill, Wandsworth, unter obigem Namen. Dieſe hübſche Orchidee 
ſtammt aus Moulmain, von wo ſie zuerſt durch Herrn Pariſh bei Herrn 
Hugh Low eingeführt worden iſt. 

Die Stämme, die kaum Pſeudoknollen genannt werden können, ſtehen 
büſchelweiſe beiſammen, find 1—2 Fuß lang und von der Stärke eines 
Gänſekiels, die Gelenke ſcheidig, geflügelt. Die jüngeren tragen am oberen 
Ende einige wenige linien-lanzettförmige Blätter. Die Blumen erſcheinen 
an den Gelenken der alten Stämme, gegen das obere Ende zu, gewöhnlich 
zu zweien an einem kurzen Stengel. Sepalen und Petalen find rein weiß, 
erſtere lanzettförmig, letztere faſt oval, ſehr abſtehend. Die Lippe iſt mäßig 
groß, nach unten in eine lange Klaue ausgehend, ſo lang als der Sporn, 
dreilappig, die Seitenlappen ſind groß, dunkelorange gefleckt, die Fläche mit drei 
erhabenen Rücken verſehen. Der mittlere Lappen iſt faſt rund, wellig, 
ſtumpf von zinnoberzoranger Färbung mit weißem Rande. (Taf 5454). 


403 


= 
Micranthella Candollei Naud. 
(Chetagastra mollis Dec. Rhexia mollis Bonpl.) 
Melastomace®. 

Eine kleinblumige, jedoch recht hübſche Melaſtomee aus Quito vom 
Profeſſor Jameſon eingeführt, woſelbſt ſie 9—10,000 Fuß über der Meeres: 
fläche wächſt. In Herbarien iſt dieſe Art ſchon länger bekannt, indem ſie 
früher von Hrn. Triana in Neugranada und von Ruiz und Pavon in 
Lima gefunden worden iſt. 

Es iſt ein kleiner Strauch mit gegenübergeſtellten Zweigen und Blättern. 
Die ganze Pflanze, ſelbſt die Blumenblätter ſind dicht bedeckt mit kurzen 
roſtfarbenen Härchen. Die Blätter ſind 3 Zoll lang, geſtielt länglich-eirund, 
önervig und die Hauptnerven verbunden durch Quernerven. Die Blüthenrispe 
endſtändig, Blumen violetpurpurfarben. (Taf. 5455). 

Meconopsis aculeata Royle. 
Papaveraceæ. 

Im Kew⸗Garten blühte dieſe ſchöne Pflanze im freien Lande im Juni— 
monat d. J. Sie wurde durch Samen vom nordweſtlichen Indien einge— 
führt, und ſcheint ſie in Indien ziemlich häufig vorzukommen. So fand ſie 
Wallich auf den Gebirgen von Kumaon, 11,000 F. hoch, Royle fand 
ſie in Sircuar, Munro in Kunawar und Winterbottom bei Zanſhar 
und Kiſhtwar in Kaſchemir, 10 — 14,000 F. hoch. 

Im weſtlichen Europa findet ſich nur eine Art der Gattung Meco- 
nopsis vor, nämlich M. cambrica, zwei Arten gehören dem nordweſtlichen 
Amerika an und 6 ſind Bewohner des Himalaya, von denen M. Wallichii 
früher ſchon erwähnt worden iſt. Alle zeichnen ſich durch große ſchön gefärbte 
Blumen aus. — M. aculeata hat einen krautigen Stengel, 1—2 Fuß 
hoch wachſend. Die Blätter variiren ſehr, die wurzelſtändigen find mehr 
herzförmig, die anderen —5lappig, mehr oder weniger eingeſchnitten. Die 
Blumen ſind über 2 Zoll groß im Durchmeſſer, ſtehen in einer langen 
Rispe beiſammen und ſind von dunkelvioletrother Färbung. (Taf. 5456). 

Cymbidium tigrinum Parish ms. 
Orchideæ. 5 

Dieſe iſt eine von den vielen neuen Orchideen, die Herr Low zu 
Clapton durch Herrn C. S. P. Pariſh von der Malayi'ſchen Halbinſel 
erhalten hat. Herr Pariſh entdeckte ſie im Jahre 1863 auf den Felſen in 
den Gebirgen von Tenaſſerim, in einer Höhe von 6000 F. über der 
Meeresfläche. 

Bei Beſtimmung dieſer Art hat der Autor den Charakter der Gattung 
Cymbidium nach Lindley angenommen, der im Jahre 1840 in ſeinen 
„Genera et Species Orchidearum“ 40 Arten aufführt. Reichenbach fil. 
hat ſie jedoch wieder bis auf 19 reducirt. 

Die Pſeudobulben ſtehen haufenweiſe beiſammen, ſind von der Größe 
einer Wallnuß, länglich rund. Die Blätter find 3—4 Zoll lang und ſtehen 
bis zu 3 oder 4 an der Spitze der Pſeudoknolle, ſind länglich lanzettförmig, 
faſt lederartig. Der Blüthenſchaft iſt wurzelſtändig, eine Spanne lang, bekleidet 
mit 4—6 lanzettförmigen ſcheidigen Bracteen. Die Blumen find ziemlich 
groß, die Blüthentheile ſchmal. Die Sepalen ſtark ausgeſpreitzt, linien- oder 


26* 


404 


länglich⸗linienförmig, gelbgrün, gefleckt mit roth; die Petalen find den Sepalen 
conform, ſtehen jedoch aufrecht und faſt parallel mit dem oberſten Sepalen, 
wenig nach innen gebogen. Die Lippe iſt groß, breit-länglich, nach unten 
lang nagelförmig auslaufend, dreilappig. Die Seitenlappen ſind rund, aufrecht, 
purpur auf der inneren Fläche. Der Mittellappen iſt breit— länglich, ganz 
weiß, dunkelpurpurfarben quergeſtreift. (Taf. 5457). 


(Gartenflora, Juni 1864.) 
Lilium Szovitsianum Fisch. et Lallem. 
(Lilium colchicum Hort. L. monadelphum Eichw.) 
Liliaceæ. 

Eine alte bekannte, dennoch in den Gärten ſehr ſelten gewordene Lilienart. 
Wie die Gartenflora, in der ſelbige auf Taf. 436, Fig. 1, abgebildet iſt, 
mittheilt, iſt durch den Akademiker Herrn Ruprecht in letzter Zeit eine 
große Anzahl Zwiebeln dieſer Lilie vom Kaukaſus in Petersburg eingeführt. 

Lilium Szovitsianum bildet einen 2—4 F. hohen Stengel, der mit 
zerſtreut ſtehenden, länglich-lanzettlichen Blättern beſetzt iſt und auf ſeiner 
Spitze, je nach der Stärke der Zwiebeln, 1— 20 nickende Blumen trägt. 
Die ſechsblättrige Blumenkrone hat eine trichter-glockenförmige Geſtalt, iſt 
grünlich gelb oder faſt ochergelb gefärbt und trägt auf der inneren Seite 
der Blumenblätter meiſt viele kleine ſchwarze Punkte, die jedoch auch fehlen 
können. Die oval-lanzettlichen Blumenblätter rollen ſich bald nach dem 
Aufblühen der Blumenkrone zurück. Die Staubfäden überragen mit ihren 
langen, einen ſafrangelben Pollen enthaltenden Antheren die Blumenkrone. 

Eine ſehr empfehlenswerthe Art, die, im Topfe cultivirt, in einem kalten 
Kaſten überwintert (auch im Freien unter Bedeckung bei uns anal früh: 
zeitig ihre hübfchen Blumen entwickelt. 

* Verbascum phoniceum L. 
(Verbascum puniceum Schrad.). 
Scrophularineæ. 

Ebenfalls eine alte Culturpflanze, aus Mittel- und Sudenropa, wie 
aus Mittelaſien ſtammend, die bei uns gut im Freien aushält. Sie liebt 
jedoch einen ſonnigen und trockenen Standort. Es zeichnet ſich dieſe Art 
vor den anderen meiſt gelb blühenden Arten Fig ſchön tief violett he 
Blumen aus. (Abgebildet Taf. 4361 1.127031 

* Trevesia sundaica Mig. 
(Sciadophyllum palmatum Bl. Brassaia palmata Don.) 
Araliaceæ. Br): 

Unftreitig eine der ſchönſten Decorationspflanzen des Warmhauſes. 
Der ſtachelige Stamm, die ſtacheligen Blüthenſtiele und die ganz eigenthüm⸗ 
liche handförmige Theilung der faſt kreisrunden Blätter laſſen ſolche ſehr 
leicht von allen anderen Arten dieſer Familie unterſcheiden. Die Platte 
der Blätter iſt 1½—2 Fuß im Durchmeſſer, iſt ſtreng handförmig, aber die 
Blattbaſis gleicht ſehr einer buchtigen ganzrandigen Schwimmhaut eines 
Waſſervogels, aus der ſich 7 Blattlappen erheben, von denen die 5 mittleren 
auf kurzen Stielen über die ganzrandige Blattbaſis hervortreten und eine 
länglich lanzettliche Form zeigen, während die ſeitlichen ſitzen und am Grunde 


405 


faft einfeitig Herzförmig find. Die jungen Blätter zeigen auf der Unterfeite 
gleich den Blattſtielen eine bräunliche Behaarung von ſternförmigen Haaren, 
die ſpäter wieder verſchwindet, ſo daß die hellgrünen Blätter auf beiden 
Seiten faſt kahl ſind. 

Dieſe ſchöne Pflanze ſtammt aus Java und gedeiht in jedem mäßig 
warmen Gewächshauſe ſehr leicht. (Abgebildet Taf. 438). 


Illustration horticole, Juni 1864.) 
Cattleya elegans Ch. Morr. 
(Lælia elegans Rchb. fil., Bletia elegans Rchb. fil.) 
Orchideæ. 
Schon im Jahre 1847 wurde dieſe hübſche Art, jetzt als Laelia elegans 
RKchb. fil. in den Sammlungen bekannter, von St. Catharina durch Frangois 
Devos bei Herrn Alex. Verſchaffelt, Vater des jetzt rühmlichſt bekannten 
Herrn Amb. Verſchaffelt eingeführt, in deſſen Sammlung ſie 1848 
blühte, von Charles Morren als Cattleya elegans in den Ann. Soc. 
d' Agric. et de Bot. de Gand IV. 93.p. 185 beſchrieben und abgebildet. 
Es iſt bekanntlich eine ſehr ſchöne Art mit violetten Blumen und purpur⸗ 
rother Lippe. (Taf. 902.) 
Aquilegia spectabilis Lem. 

Eine recht hübſche Art oder Varietät, im Etabliſſement Verſchaffelt 
in Gent aus Samen erzogen, der vom Amur Fluße importirt worden iſt. 
Am nächſten ſteht dieſelbe der Aq. jucunda. Die Blumen ſind groß, 
dunkelviolettblau mit gelber Randzeichnung. (Taf. 403.) 

Camellia alba ornatissima. 

Iſt italieniſchen Urſprung's und bei Herrn Verſchaffelt in Gent bereits 
vorräthig. Sie iſt eine der ſchönſten, wenn nicht die ſchönſte aller weiß— 
blühenden Varietäten, von ungemein regelmäßigem Bau, mit kleinen, ab— 
gerundeten am oberen Rande zweilappigen Blumenblättern. (Taf. 404.) 


(Belgique horticole, Juni u. Juli 1864.) 
Aethionema cordifolium De. 
Cruciferæ. 

Eine alte bekannte, aber viel zu wenig in den Gärten cultivirte Pflanze. 
Wie fo viele andere, als Alyssum saxatile, Aubrietia deltoidea, Iberis 
sempervirens, eignet ſich die genannte Art ganz vorzüglich zu Einfaſſungen, 
zur Bepflanzung von kleinen Beeten auf Raſenplätzen, Steinpartien und 
dergl. Die Pflanze hat niederliegende Stengel, kleine blaugrüne Blätter 
und kleine in kopfförmigen Rispen beiſammenſtehende roſafarbene Blumen. — 
Wenn auch die A. cordifolium zuweilen ſich mehrjährig zeigt und im Freien 
aushält, ſo iſt es doch gerathener, ſie alljährlich aus Samen zu ziehen, den 
fie ſehr reichlich anfegt.- 

Lychnis Senno Sieb. et Zuce. 

Eine Pflanze, die hinſichtlich ihrer vorzüglichen Eigenschaften nicht genug 
empfohlen werden kann. Sie iſt perennirend, kräftig und leicht wachſend. 
Die Stengel erheben ſich gegen 2 Fuß hoch, ſie frieren im Winter ab, aber 
die ausdauernden Wurzeln treiben im Frühjahre wieder neu aus. Die Blumen 


406 


find meiſt ſcharlachroth, zuweilen weiß oder roth und weiß geftreift. Jeder 
Stengel treibt 5 bis 7 Blumen von beträchtlicher Größe. 

In Japan wird die Lychnis Senno viel cultivirt, wo man ſie Senno 
nennt, fie gleicht der Lychnis grandiflora Jacg., die in Japan den Namen 
Gambi führt. Dieſe beiden Arten, von denen es viele Varietäten giebt, 
gedeihen in jedem leichten, nahrhaften Boden. 

Die Gruppe der Gattung Lychnis, zu der die L. Senno gehört, zählt 
ziemlich viele Arten mit einer Menge Varietäten. Van Houtte hat unter 
dem Namen Lychnis Sieboldii (flore des Serres, X. p. 31. pl. 380) eine 
weißblühende Form bekannt gemacht. Lemaire führt unter dem Namen L. 
Haageana (Illust. hortic., VI. pl. 195) eine zinnoberfarbene Form auf. 
Beide Formen ſind auch in früheren Jahrgängen der Hamburg. Garten— 
zeitung von uns beſprochen und ſind ſie auch beide in den deutſchen Gärten 
als L. Sieboldii und Haageana bekannt. Morren glaubt, daß dieſe 
verſchiedenen Formen, einſchließlich der L. Senno, ſich der alten L. fulgens 
Fisch. anſchließen, im Jahre 1813 aus Sibirien eingeführt. Abgebildet 
iſt die L. Senno in oben genanntem Werke auf Taf. XI. 


e 


Die Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Anhalt-) in der 
Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei von P. Göſchke daſelbſt. 


In einer früheren Nummer der Hamburger Gartenzeitung war bereits 
der Proſpect genannter Gärtnerlehranſtalt veröffentlicht). — Da nun das 
von Herrn Göſchke hiezu erbaute Haus ſeiner Vollendung entgegen geht 
und mit Michaelis dieſes Jahres der Lehrſaal und die Schlafzimmer, welche 
einſtweilen in einem naheliegenden Gebäude von Herrn Göſchke gemiethet, 
in die wirkliche Anſtalt verlegt werden, ſo glauben wir, im Intereſſe des 
geſammten gartenliebenden Publikums einmal näher auf dieſes Inſtitut ein— 
gehen und einige Details bringen zu müſſen, da eben nichts zeitgemäßer iſt, 
als gerade eine Gärtnerlehranſtalt, welche den Zweck im Auge hat, junge 
Leute practiſch und nebenbei ſo weit theoretiſch auszubilden, das ſie Anſpruch 
auf das Prädicat „gebildeter Gärtner“ machen konnen. 

Wir können nicht verhehlen, daß der Stand der Gärtner noch vielfach 
als ein untergeordneter betrachtet wird, und daß es ſchwierig iſt, in den 
ſogenannten höheren Cirkeln als Kunſtgärtner Eintritt zu finden. — Jedenfalls 
liegt das mit an den Gärtnern, und ſo lange die Bildung des größten Theiles 
eine nicht andere wird, ſo lange wird es auch ſchwer halten, dem Gärtner— 
ſtande die ihm gebührende Stellung einzuräumen. — Freilich fehlt es noch 
ſehr an Gelegenheiten, welche jungen Leuten zu Gebote ſtehen, ſich zu ge— 
bildeten Gärtnern heraufzuſchwingen, und leider kommen die Anfänger oft 
in eine Schule hinein, wo ſie nur benutzt werden, aber nicht an ihre Zukunft 
gedacht wird. Es muß daher mit aller Energie dieſem Uebelweſen ent- 
gegengetreten werden und dies kann nicht anders geſchehen, als daß auf die 


) Siehe 2. Heft, S. 88. 


407 


Ausbildung ſolcher Leute, die ſich dem Gärtnerſtande widmen, mehr geſehen 
wird, als es wohl vielfach bis hierher geſchehen. 

Die beſte Gelegenheit zur Ausbildung junger Gärtner bieten ſolche 
Inſtitute, in denen neben der practiſchen Arbeit die theoretiſche nach einem 
gewiſſen Plane in's Auge gefaßt wird. — Wir haben Gelegenheit gehabt 
uns von der Gärtnerlehranſtalt, welche die Herren G. Göſchke und L. Schröter 
in Cöthen in's Leben gerufen, eine Anſchauung gemacht zu haben und freuen 
uns, daß beide Männer mit vollem Eifer für ihr Fach die Sache ſo betreiben, 
als es nur zu wünſchen iſt. Das Etabliſſement des Erſteren bietet Ge— 
legenheit in den mehrſten Zweigen der Gärtnerei practiſch vertraut zu werden, 
und nebenbei haben die Zöglinge an Herrn Schröter, der mit G. Göſchke 
die Direction bildend, als Inſpector der Anſtalt fungirt, einen Mann, deſſen 
Wirkſamkeit auf dem practiſchen, wie auf dem theoretiſchen Gebiete anerkannt 
worden. 

Aber nicht allein dieſe beiden Männer, von denen Herr Göſchke die 
Oberaufſicht über die practiſchen Arbeiten führt, und ſolche durch einen Ober— 
gärtner ausführen läßt, Herr Schröter den Unterricht in der Botanik, das 
Plan⸗ und Pflanzenzeichnen und die Lehre vom geſammten Gartenweſen ertheilt, 
ſind an dem Inſtitute thätig. — Der Sohn des Beſitzers des Garten— 
Etabliſſements und der Lehranſtalt, Franz Göſchke, welcher zugleich Secretair 
des Anhaltiſchen Gartenbau-Vereines zu Cöthen und Vorſteher eines Steno— 
graphen⸗Vereines daſelbſt iſt und im Geſchäfte ſeines Vaters thätig wirkt, 
hat die Sprachſtunden übernommen, die den Zweck haben, die jungen Leute 
in der lateiniſchen wie in den neueren Sprachen, als in der engliſchen und 
franzöſiſchen, ſoweit auszubilden, daß ſie dieſelben richtig leſen und ſomit 
nicht die gewiß einen ſchlechten Eindruck hervorbringenden Leſefehler machen, 
die ja ſo häufig von Gärtnern begangen werden. Außerdem hat Profeſſor 
Dr. Iſenſen in Cöthen die Chemie und Phyſik für Gärtner übernommen, 
und ſo iſt auch hierin Gelegenheit gegeben, auf dieſem dem Kunſtgärtner ſo 
wichtigen Felde einigermaßen heimiſch zu werden. 

Faſſen wir nun insgeſammt alles das, was jungen Leuten, die ſich 
dem Gartenfache widmen und dieſe Anſtalt beſuchen, zuſammen, ſo bleibt 
hiebei Nichts weiter zu begehren, und wollen wir nur von Herzen wünſchen, 
daß für die Opfer, welche der Beſitzer bringt, der Lohn auch nicht ausbleiben 
und die Zahl der Schüler, die, wenn auch anfänglich nur eine geringe, 
ſich immer vermehren möge. Selbſt jungen Gärtnern, die ſchon ander— 
weitig gelernt, können wir den Beſuch dieſer Anſtalt auf ein Jahr empfehlen, 
wie ja auch, ſo viel uns bewußt, ſchon mehrfach ſolche Fragen an die 
Direction ergangen, dieſelbe auch bereit iſt, darauf einzugehen und nach 
Uebereinkunft das Honorar hiefür feſtzuſtellen, welches ſelbſt bei denen, die 
3 Jahre lang die Anſtalt beſuchen, ſo geſetzt, daß es in der That gewiß 
als ein ſolides zu betrachten iſt. 

Mögen denn die beiden Unternehmer nicht müde werden, an der ſich 
einmal geſtellten Aufgabe weiter zu arbeiten, und ſo der geſammten Gartenwelt 
zeigen, daß der Wille viel vermag, wenn es ſich darum handelt, ein Inſtitut auf 
privatem Wege, allerdings mit landesherrlicher Sanction, emporzubringen, wo 
Thätigkeit nie nachlaſſen darf, ſondern raſtlos executirt werden muß. 


„3er 


408 


Gartenbau⸗Vereine. 


Breslau. Aufklärung. Das Heft 6 der „Hamburger Garten- 
und Blumenzeitung“ pro 1864 enthält einen Aufſatz von Herrn Profeſſor 
F. Cohn über die von der Section für Obſt- und Gartenbau im Früh⸗ 
jahr 1864 veranſtaltete Frühjahrs-Ausſtellung, in welchem das Bedauern 
ausgeſprochen wird über 

„Die auffallende Nichtbetheiligung der Handelsgärtner, die doch recht 
eigentlich dazu berufen wären, das Publikum mit dem Neueſten und 
Beſten in ihrem Fache bekannt zu machen, wie ſie ja ſelbſt wieder 
von dem erhöhten Intereſſe des Publikums den größten Vortheil 
ziehen würden. In allen anderen Städten, namentlech Berlin, 
Hamburg, Frankfurt ꝛc., ſind die Handelsgärtner die Hauptſtützen 
der öffentlichen Ausſtellungen u. ſ. w. u. ſ. w.“ wi 

Sofern neben der Section für Obſt- und Gartenbau noch ein „Schleſiſcher 
Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde“ beſteht und derſelbe den 
größten Theil der hieſigen Handels- und Kunſtgärtner, ſowie eine immer 
wachſende Zahl von Gärtnern in der Provinz (innerhalb der erſten 7 Monate 
beträgt der Zutritt 34 Mitglieder) zu ſeinen Mitgliedern zählt, ſofern gerade 
von den Mitgliedern dieſes Vereines nicht Eines ſich bei der Sections-Aus— 
ſtellung betheiligt hat und, es ſei hiermit offen ausgeſprochen, unter obwal— 
tenden Verhältniſſen ſich wohl ſchwerlich Eines je betheiligen wird, ſofern 
alſo der Schleſiſche Central-Verein in obigen Worten des Herrn Profeſſor 
F. Cohn gemeint ſein dürfte, ſieht ſich der Verein veranlaßt, einige Andeu— 
tungen zur Aufklärung zu geben. Der Verein erkennt ſehr wohl, was er 
dem Publikum, aber auch, was er ſich ſelbſt ſchuldig iſt. Er beruft ſich in 
dieſer Beziehung auf die auch an die geehrte Redaction dieſer Zeitung, 
ſowie an die Section für Obſt- und Gartenbau zu Breslau eingeſandten 
Jahresberichte pro 1862 und 1863. Wenn der in früheren Jahren mit 
der Section für Obſt- und Gartenbau beſtandene Verband des Schleſiſchen 
Central-Vereines im Jahre 1862 gelöſ't und ſeitdem ein gemeinſames 
Wirken beider Geſellſchaften unmöglich geworden iſt, ſo verſagt es ſich der 
Verein für den Augenblick, die Gründe hiervon zu erörtern. 

Wir wiſſen nicht, ob Hr. Dr. F. Cohn Mitglied der Section für 
Obſt⸗ und Gartenbau iſt, ob derſelbe daher dieſe Angelegenheit mit oder 
ohne Kenntniß der Sachlage zur öffentlichen Beſprechung gebracht, und ob 
dadurch dem etwa beabſichtigten Zwecke ein guter Dienſt erwieſen worden 
iſt, aber das wiſſen wir, daß die von Hrn. Prof. F. Cohn beſprochene 
Frühjahrs-Ausſtellung der Section in ihrem Ausfalle allerdings die Nicht— 
betheiligung eines ſehr weſentlichen Factors hat erkennen laſſen. 

Sollte vorſtehende nur andeutende „Aufklärung“ über die Urſachen zu 
dem „Bedauern“ in einer Weiſe Entgegnung finden, die dem Schleſiſchen 
Central-Vereine zu nahe träte, ſo würde ſich derſelbe, wiewohl ungern, 
gemüſſigt ſehen, ſeine obigen allgemeinen Angaben über das Zerwürfniß 
und deſſen Urſachen, über die Ausſtellung ꝛc. zu detailliren. 

Ed. Breiter, C. Winderlich, 


Vorſitzender. Seeretair. 


409 


—n. Hildesheim. Die regelmäßig jeden Monat ftattfindende General- 
Verſammlung des hieſigen Gartenbauvereines, welche von jetzt an ſtets 
mit einer Ausſtellung von Gartenproducten verbunden wird, war heute 
beſonders zahlreich beſucht. In dankbarer Anerkennung für das Gute und 
Schöne, welches der Beſuch des Schiebler'ſchen Etabliſſements gewährt 
hatte, wurde Herr Schiebler als Ehrenmitglied des Vereines aufgenommen. 
— In Folge der Nachricht, daß in Hannover eine Ausſtellung von Garten— 
erzeugniſſen im September angeſetzt, wurden die Tage für die hieſige Aus— 
ſtellung auf den 2., 3., 4. October beſtimmt. Ein längerer Vortrag des 
Herrn Lehrer Burgtorf (Ackerbauſchule) über Compoſtbereitung erweckte 
mancherlei Mittheilungen, auf die wir vielleicht ſpäter zurückkommen. Größeres 
Intereſſe erregte jedenfalls heute die Ausſtellung, und wir müſſen bekennen, 
daß die Nelken des Herrn Inſpector Palandt jede Erwartung übertrafen. 
Die zahlreich verſammelten Dilettanten, wie die Kenner, bezeugten ein— 
ſtimmig, daß Schöneres in dieſer Richtung hin nicht producirt werden könne. 

Ein neulich hier durchreiſender bedeutender Gartenkundiger ſprach eben— 
falls öffentlich ſeine Meinung dahin aus, daß die Nelken des Hrn. Palandt 
das Schönſte ſeien, was Norddeutſchland in dieſer Gattung producire. 

Georginen des Herrn Weſtenius, Fuchſien des Herrn Sperling 
und Früchte des Herrn Enger und Kohlmeier wurden ausgezeichnet 
genannt. Leider verbietet heute ein kärglich gemeſſener Raum eine weitere 
Mittheilung, und behalten wir uns nähere Angaben über die erfreulichen 
Fortſchritte der hieſigen Gartencultur bei Gelegenheit der bevorſtehenden 
Ausſtellung vor. 

Eine neu erfundene, ſchon vielfach angewandte Krauthacke des Herrn 
Troll verdient auch dann eine nähere Beſprechung, die wir den geehrten Leſern 
nicht vorenthalten werden, ſobald wir weitere Erfahrungen über ihre Zweck— 
mäßigkeit gemacht haben werden. 

Hildesheim, den 7. Auguſt 1864. 


Garten⸗Nachrichten. 


Ein Beſuch der Handelsgärtnerei des Herrn C. H. Harmſen über⸗ 
zeugte uns von dem Vorhandenſein des enorm großen Vorrathes aller nur 
möglichen gangbaren Pflanzenarten und liefert dieſer enorme Vorrath den 
deutlichſten Beweis, wie groß der Conſum ſolcher Pflanzen in Hamburg iſt, 
denn wenn auch große Quantitäten nach anderen Orten wandern, ſo bleibt 
dennoch eine ſehr große Menge von den zur Blüthe gebrachten Pflanzen wie 
Blattpflanzen am Orte und finden dieſe hier ihren Abgang. Die Camellien und 
Azaleen, in vielen tauſend von Exemplaren in allen Größen vorhanden, ver— 
ſprechen eine reiche Blüthenflor in der nächſten Saiſon. Ebenſo maſſenhaft 
wie die Camellien und Azaleen ſind Rhododendren, pontiſche wie hybride, 
dann Callistemon semperflorens, Phylica, Citrus sinensis und myr- 
titolia, Erica, Viburnum Tinus, Fuchſien, Verbenen, Pelargonien, 
Deutzia und dergl. Pflanzen vorhanden. Aber auch an Blattpflanzen fehlt 
es nicht, und namentlich ſind mehrere Palmen, Dracänen, Ficus elastica, 


410 


Musa, Curculigo, Begonia, diverſe Scitamineen u. a. ſehr ſtark vertreten, 
wie denn auch ſelbſtverſtändlich Blüthenſträucher zum Frühtreiben, Roſen in 
den auserleſendſten Sorten, veredelt in allen Höhen, und wurzelechte, nicht 
hundert⸗, ſondern tauſendweiſe gezählt werden. Alle Pflanzen ohne Aus⸗ 
nahme zeugen unter der Leitung des Obergärtners Herrn Neubert von 
einem vortrefflichen Gedeihen, wie in der ganzen Gärtnerei, ſowohl in den 
vielen Gewächshäuſern, als im Garten ſelbſt, eine muſterhafte Ordnung 
und Reinlichkeit vorherrſchend iſt. 

Ueber die, hinter Wandsbeck gelegene, Herrn Harmſen zugehörende 
bedeutende Baumſchule werden wir ſpäter Gelegenheit finden zu berichten. 

Eine andere von Jahr zu Jahr immer mehr aufblühende Handels⸗ 
gärtnerei iſt die des Herrn W. Buſch (Jenſen's Nachfolger). Herr Buſch, 
nachdem er die Gärtnerei ſeit kurzer Zeit käuflich erſtanden hat, iſt bemüht, 
dieſelbe nach allen Richtungen hin zu erweitern, was ihm auch bei ſeinem 
unermüdlichen Fleiße und ſeiner Sachkenntniß leicht gelingen wird. Auch 
in dieſer Gärtnerei werden nur die gangbarſten Artikel angezogen, als 
Camellien, Azaleen, Topfroſen, Rhododendren, Citrus, Ficus elastica, 
Calathea zebrina, Begonien, Fuchſien, Gloxinien und alle nur möglichen 
hübſchen Blattpflanzen. In der Baumſchule ſahen wir ganz vorzüglich 
ausſehende Obſtbäume, hochſtämmige wie Pyramiden- und Spalierbäume, 
ſchöne Linden, diverſe Baum- und Straucharten mit bunten Blättern, 
Trauerbäume und dergl. 

Um dem hamburger Publikum den Ankauf ſchön blühender Topf⸗ 
gewächſe zu erleichtern, denn die Handelsgärtnerei liegt eine gute halbe 
Stunde von der Stadt entfernt, hat Herr Buſch ſeit kurzer Zeit einen 
eleganten Blumenladen in der Poſtſtraße eröffnet, in dem man ſtets eine 
Auswahl der vorzüglichſten Blattpflanzen und blühender Topfgewächſe, 
wie der dahin gehörigen Gegenſtände vorräthig findet. — Die Zahl der in 
Hamburg vorhandenen großartigen Blumenläden hat ſich ſomit um einen 
ſolchen vermehrt, der mit dem bekannten Laden des Herrn Harmſen, dem 
des Herrn J. J. C. Schröder, dem des Herrn M. Meyer (beide eben⸗ 
falls zugleich Beſitzer großartiger Treibgärtnereien) auf gleicher Stufe ſteht, 
anderer hübſcher derartiger Läden nicht zu gedenken. 

Die Handelsgärtnerei des Herrn F. L. Stüeben auf der Uhlenhorſt 
war uns bisher nur durch die auf unſeren Pflanzenausſtellungen ausgeſtellt 
geweſenen vortrefflich cultivirten Gewächſe bekannt geweſen. Nachdem wir 
dieſer Gärtnerei kürzlich auch einen Beſuch abgeſtattet haben, freut es uns, 
dieſelbe als eine ganz vorzügliche Gärtnerei bezeichnen zu können, die Herr 
Stüeben in den wenigen Jahren, ſeitdem er ſie gegründet, durch unermüd⸗ 
lichen Fleiß und Umſicht zu einer ſolchen gebracht hat. Sämmtliche vor⸗ 
handene Pflanzen zeigen von der allerbeſten Cultur, und ſind es namentlich 
die Warmhauspflanzen, die hier ſtark vertreten ſind; dennoch fehlen die 
gangbarſten Florblumen nicht. Ein langes Haus iſt z. B. angefüllt mit 
Fuchſien in üppigſter Blüthenpracht, darunter die neueſten und ſchönſten 
Sorten. Es mochten in dieſem Hauſe noch an 3000 Stück Fuchſien vor⸗ 
handen ſein. Was uns ganz beſonders gefiel und womit Herr Stüeben 
ein gutes Geſchäft macht, war eine Anzahl aus Drath geflochtener Ampeln 


411 


in allen Größen, die auf der allergeſchmackvollſten Weiſe mit Fuchſien, 
Lobelia Erinus, Lonicera brachypoda fol. aur. reticulatis, Trades- 
cantia, Nierembergia gracilis und anderen ſich durch einen hängenden 
Habitus dazu eignenden Pflanzen bepflanzt ſind. Ein ganzes Haus war mit 
ſolchen Ampeln angefüllt geweſen, die jedoch bis auf etwa ein Dutzend 
Abgang gefunden hatten. Es eignen ſich dieſe Ampeln ganz beſonders zur 
Zierde in Veranda's, in Blumenſalons, Conſervatorien, aber auch im Freien 
an geeigneten Plätzen ſind ſie von ſehr gutem Effect. 


Die Gräſer. 


Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau-Geſellſchaft 
„Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. 
(Aus dem 15. Jahrg. der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) 
(Fortſetzung.) 

Oft find in dieſen Schilf: und Binſenwäldern die Waſſervögel in ſolchen 
Maſſen vorhanden, namentlich zur Zeit der Samenreife, daß es in's Un— 
glaubliche geht. Von allen Richtungen kommen ſie gezogen, fallen in das 
Rohr ein, unter ihrem Gewicht die ſchlanken Halme niederbiegend, mit ihrem 
Geſchrei das Ohr betäubend, indem ſie um den Beſitz der Samenkolben und 
Rispen kämpfen. Und obgleich die Bewohner der Umgegend, mit Booten 
durch die Blößen rudernd, Hunderte und Hunderte mit ihren Flinten blutend 
in's Waſſer ſtürzen, ihre Zahl ſcheint ſich nicht zu mindern, immer neue 
Schwärme fallen ein und ſetzen über den Körpern ihrer geſchlachteten Ge— 
fährten die Mahlzeit fort, oder wenn ſie endlich verſcheucht ſind, kehren ſie 
ſicher am andern Tage zurück, vergeſſend das unter ihnen am vorigen Abend 
angerichtete Blutbad und angezogen von der ſüßen Frucht. 

Wir wollen nun in Kurzem die Gräſer ſelbſt betrachten, welche dieſes 
Dickicht bilden. Da iſt zuerſt das gemeine Schilfrohr (Arundo Phragmitis), 
welches den Uebergang zu den baumartigen Gräſern der heißen Zone bildet. 
Sie kennen wohl Alle dies purpurbraun angehauchte Gras, in dicken Büſcheln 
aufſproſſend, die Halme mit den Blüthenſtänden gleich wehenden Federn oft 
7 Fuß hoch erhebend. Die Franzoſen nennen es Roseau de marais, die 
Italiener Canna palustre, die Engländer Common Reed. Der botaniſche 
Name ſtammt von dem eeltiſchen Wort arn, Waſſer, während das griechiſche 
Wort phragmitis Trennung bedeutet. Die dicken, holzigen Halme dienen 
den Maurern zum Berohren der Decken, fie werden zu Farbeſtiften, Weber: 
ſpulen und zu Matten für das Beſchatten der Miſtbeetfenſter verarbeitet, 
man benutzt ſie zu Zäunen, zum Dachdecken u. ſ. w. Dieſe Pflanzen 
wuchern in Sümpfen außerordenlich ſtark, die Maſſen ihrer Wurzelſproſſen 
füllen allmälig ganze Teiche aus und bilden junge Torflager; ſie bewirken 
großentheils das Verſanden alter Flußbetten und Sümpfe. Wo der Boden 
ſehr ſumpfig iſt und nicht entwäſſert werden kann, verdient dieſe Pflanze in 
ausgeſtochenen Torflagern u. ſ. w. Vermehrung. Man benutzt die Wedel 
zum Ausſtopfen der Matratzen und ſie bilden auch in Vaſen ganz hübſche 


412 


0 


Zimmerzierden. Aus der getrockneten und gepulverten Wurzel backt man in 
einigen Gegenden ein gutes Brod. 

In dieſe Gattung gehört denn auch das Schalmeienrohr oder das 
ſpaniſche Rohr (Arundo Donax), das größte unter den europäiſchen Gräſern. 
Es wird im ſüdlichen Europa zu techniſchen Zwecken gepftegt und erreicht 
eine Höhe von 10 Fuß und darüber, die Blätter ſind 2 bis 3 Fuß lang. 
Man verfertigt daraus Mundſtücke zu Blasinſtrumenten, Spazierſtöcke, We: 
berkämme, Pfeifenrohre ꝛc. Leider dauert dieſes nützliche Rohr bei uns 
nicht aus, wir würden durch daſſelbe viel Holz erſparen, namentlich beim 
Weinbau. 

Das Schilfrohr erinnert an die hübſche Sage von der Erfindung der 
Panflöte. Pan verfolgte die Najade Syrinx und wollte ſie eben ergreifen, 
da der Fluß Ladon ihrer Flucht ein Ziel ſetzte. Da rief die Najade die 
Götter an und ſie wurde in ein Schilfrohr verwandelt. Pan, im Schmerz 
um die Verlorene und ergriffen von den wehklagenden Tönen, welche der 
Wind im Rohre weckte, ſuchte dieſe Töne zu bannen, fügte ſieben Halme 
des geliebten Rohres von verſchiedener Länge zuſammen und erfand ſo die 
Hirtenflöte, welche den Namen der Najade erhielt. — 

Phalaris arundinacea, das rohrblätterige Glanzgras, feſtigt mit feinen 
Wurzeln die Fluß- und Teichufer und bildet eine ſtattliche Pflanze mit ſeinen 
breiten, ſchönen Blättern, welche manchmal geſtreift und panachirt erſcheinen, 
und feinen Aehrenbüſcheln. — Das Bandgras unſerer Gärten iſt eine 
Spielart davon und wird beſonders in Italien von den Landleuten hoch 
geſchätzt; ſie pflanzen es gern auf die Gräber ihrer dahingeſchiedenen Lieben. 

Das Sumpfbinſengras (Scirpus palustris) ſtreckt ſeine Sträuße empor, 
die von den Schmieden als Löſchwedel benutzt werden; mit ihr die Seebinſe, 
deren Halme zu Flechtwerk, Matten und zum Auspolſtern benutzt werden. 
Das Mark wird zu Dochten benutzt, auch wurde früher daraus Papier 
gemacht, wie dies ſchon Plinius erwähnt. 

Am Rande des Sumpfes treibt das ſteife Borſtengras (Nardus stricta) 

ſeine zahlreichen, gedrungenen Blätterbüſchel und Halme aus feinem Wurzel: 
ſtocke, der faſt holzig iſt, wagerecht fortläuft und nach unten mit vielen langen 
und zähen Faſern beſetzt iſt. 
Zu ihm geſellen ſich die Wollgräſer, welche indeſſen nicht unter die 
Gramineen gehören, deren Samenwolle vortreffliche Dochte ſowie Material 
zum Polſtern liefert und in Verbindung mit Schaaf- oder Baumwolle auch 
zu Strickwolle, zu Papier, Hüten, Tüchern ꝛc. verarbeitet werden kann Die 
Blüthen werden fleißig von den Bienen beſucht. Man nennt das Wollgras 
auch Wieſenflachs, Judenfäden und Flockenbinſe. — 

Auch die Cypergräſer gehören zu denjenigen, die Sumpf und zn 
ſuchen, doch auf dieſe und andere werde ich ſpäter zurückkommen. 


V. 


Die Zeit, wann die grünen Wieſen uns am meiſten erfreuen, iſt der 
Frühling. Wie ſchön iſt es, wenn der Sonnenſtrahl auf den glänzenden 
Blättern ruht und über uns der blaue Himmel ſich ausſpannt. Jeden Tag 
ſcheint das Gras höher und dicker und grüner zu werden, Tauſende von 


413 


ſchlanken Blättern in verſchiedenen Formen drängen ſich um die lieblichen 
erſten Blümchen. Ungeſehen wachſen ſie empor während der Nacht, immer 
zunehmend in ihrer Schönheit. Dieſe außerordentliche Schnelligkeit des 
Wuchſes muß unſere Bewunderung noch ſteigern und unſere Theilnahme in 
dieſer Jahreszeit noch wecken; das Schauſpiel eines Tages iſt immer reicher, 
als das des vorhergehenden. Und ob es auch ſcheint, als wenn manchmal 
Sturm und Platzregen, die Felder überſchwemmend und fegend, all' dieſe 
zarten Halme niedergelegt hätten zur Erde und von all' dieſen weichen ver— 
bindenden Halmen mit dem Baſt die Lebensfähigkeit abgeſtreift, — dieſer 
Sturm hat nur die Pflänzchen geſtärkt zu raſcherem Wachsthum, und binnen 
wenigen Stunden richten ſich die Hälmchen wieder auf und ſaugen mit 
Wonne die neue Lebensluft ein, wie der Menſch, der ſich im Frühling nicht 
allein leiblich wohler, ſondern auch ſeinen Geiſt gehoben fühlt, und er wird 
ſich dann am meiſten bewußt, daß ſein Daſein ein glückliches iſt. Solche 
Tage hat uns Gott gegeben, um Schmerz und Kummer zu vergeſſen, die 
der Antheil jedes Sterblichen ſind; und wenn wir dahin wandern, werden 
wir angeregt, einzuſtimmen in den Lobgeſang, den die ganze Natur erhebt. 

Zu dieſer Zeit erwachen die Winde in lauter Melodie, aber ſie bringen 
keine übeln Nachrichten, wie die Herbſtſtürme. Die Kinder ſtrömen heraus 
auf die Wieſen und ſetzen bei jedem Schritt den kleinen Fuß auf ganze 
Büſchel von Maßliebchen. Alles iſt glücklich, daß der Lenz gekommen iſt! 

Ein wenig ſpäter finden wir das Gras ſchon höher; die Butterblumen 
erheben ihre glänzenden goldenen Augen und ſcheinen faſt die Maßliebchen 
unterdrücken zu wollen; der Wieſenſalbei und die Wieſenflockenblume ſtrecken 
ihre blumigen Stengel empor, und Weißdorn und Heckenroſen miſchen ihren 
Duft mit dem des Klee's, welcher die Wieſen durchzieht. | 

Und nun iſt auch die Zeit gekommen für den, welcher die Gräſer nach 
ihren Formen kennen lernen will; nun entwickelt eine Gattung nach der 
andern ihre Aehren und Rispen, das Ruchgras und der Wieſenfuchsſchwanz 
zeigen ihre Blüthe ſchon im Mai, andere folgen im Juni, Juli und Auguſt. 

Der Wieſenfuchsſchwanz (Alopecurus pratensis) findet ſich ſehr häufig 
in unſeren Wieſen und ſeine gelblichgrünen, ſilberbehaarten Blätter ſind ein 
willkommenes frühes Futter für das Vieh. Der verwandte Ackerfuchsſchwanz 
(Alop. agrestis) hat eine ſchönere, ſchlankere Aehre mit violetten Blüthchen, . 
iſt aber ein Gras ohne Werth, oft ein läſtiges Unkraut; man findet ihn in 
Feldern und an den Seiten der Wege. Eine dritte Species iſt der gekniete 
Fuchsſchwanz (Alopecurus geniculatus), heimiſch auf naſſen und ſumpfigen 
Plätzen. An ihm haben wir einen Beweis, wie merkwürdig die Natur 
manche Pflanzen ausgerüſtet hat, um auf verſchiedenem Boden und Standort 
dennoch zu gedeihen. In der Nähe vom Waſſer hat er eine faſerige Wurzel 
und dieſe zieht die genügende Maſſe von Feuchtigkeit herbei; auf trockenem 
Boden, wo nur Regen und Thau ihn erquickt, weiß er in ſeinem gedrängten 
Wurzelſtock die nöthige Erfriſchung aufzubewahren; auf abwechſelnd naſſem 
und trockenem Standort erhält er eine zwiebelartige Wurzel und dieſe be— 
fähigt ihn, in der größten Trockenheit luſtig fortzuwachſen. So finden wir 
am Kleinen Gelegenheit, die Wunder der Natur zu würdigen, und der 
Menſch, deſſen reines Herz an ſolchen Dingen ſich ergötzt, er wird Gott 


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ſchauen nicht allein in der zukünftigen Welt, ſondern in dem offenen, großen 
Buche der Schöpfung, deſſen Seiten kein Sterblicher jemals zählen wird. 

Dem Fuchsſchwanz ähnlich im Habitus find die Lieſchgräſer (Phleum), 
wovon das ſogenannte Thimoteusgras um das Jahr 1780 aus Carolina 
nach Deutſchland kam, eingeführt durch Thimoty Hanſon, nach welchem es 
benannt wurde. Es iſt ein ſchätzbares Futtergewächs auf feuchten, thonigen 
oder torfigen Wieſen, und allgemein in Europa, Aſien und Amerika verbreitet. 
In Europa dringt es bis zum ſüdlichen Lappland vor. Die Engländer 
nennen es Katzenſchwanzgras. Die elegante Aehre iſt walzenförmig, an der 
Spitze etwas zulaufend und wie geſchoren. Auch ſeine Wurzeln bekommen 
im trockenen Boden Knollen. ö 

Einen eben ſo intereſſanten Blüthenſtand hat das gemeine Kammgras 
(Cynusurus cristatus), das ſeine feinen, geraden Stengel ebenſowohl auf 
trockenen, wie auf feuchten Wieſen erhebt und als Futtergras ſehr geachtet 
iſt; beſonders auf kalten und thonigen Boden iſt es unter die Wieſen⸗ 
miſchungen zu empfehlen. 

Ein allgemein verbreitetes ift ferner das Knaulgras (Dactylis glo- 
merata), mit breiten Blättern, die es ſchon früh in großer Menge her: 
vorbringt; es liefert ein gutes Heu. Sein Blüthenſtand wird durch ſeinen 
Namen bezeichnet, denn die Blüthen ſtehen in Knäueln oder Büſcheln zu⸗ 
ſammen. Die Pflanze beſtockt ſich ſehr ſtark, liefert außerordentlich vieles 
Futter und eignet ſich beſonders für Mähwieſen. 

Abgeſehen von der Fähigkeit einzelner Gräſer, ihre Ernährungswerkzeuge 
demjenigen Boden anzupaſſen, in welchem ſie wachſen, iſt die ganze große 
Familie beſtimmt, in den verſchiedenſten Verhältniſſen einen großen Theil der 
Erde zu bedecken, und ſie ſind dazu fähig gemacht ebenſowohl durch die 
überreiche Samenerzeugung einiger, wie durch die weitlaufenden Wurzeln 
oder die mit einer Menge von Faſern verſehenen Wurzelſtöcke anderer. 
Während die erſten immer neue Individuen erzeugen, ſenden die letzteren aus 
der Wurzel oder aus den unterirdiſchen Aeſten ſtets neue Schoſſen hervor, 
und je mehr ſie ihrer Blätter beraubt werden, deſto mehr und kräftigere 
bilden dieſelben; die brennende Sonne, ſo verderblich vielen anderen Pflanzen, 
macht dieſe Gräſer oft erſt fertig zur Benutzung durch den Menſchen. Hoch 
auf den Alpen ſowohl, wie an den ſandigen Küſten, welche die Grenzen für 
die Wellen des Oceans bilden, an ausgeſetzten Hügeln, wo die Sonne mehr 
als hinreichend wäre, Samen zu reifen, grünen oft in ungeheuren Maſſen 
perennirende Gräſer, doch ohne Blüthen hervorzubringen. An ſolchen Orten 
wehen heftige Winde, welche die Samen weit forttragen würden in Regionen, 
wo man ſie weniger bedarf; deshalb pflanzte hier die Natur diejenigen 
Gattungen äußerſt reichlich, deren Wurzeln die Fortpflanzung beſorgen; und 
an den ſandigen Küſten bilden dieſe ein wahres Flechtwerk unter der Erde, 
eine die andere durchziehend und umſchlingend; ein Flechtwerk, welches den 
loſen Küſtenſand zwingt, an ſeiner Stelle zu bleiben und nicht dem Sturme 
zu folgen, welcher damit die grünen Felder und blühenden Gärten über⸗ 
ſchütten möchte. 

Wer die Küſten Hollands geſehen hat, dem werden grüne Flecken, gleich 
Oaſen, aufgefallen ſein, die hier und da zerſtreut liegen. Sie werden von 


4 


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Graspflanzen und einzelnen Sandblümchen gebildet, welche letztere nicht auf: 
kommen würden, ohne die Hülfe der erſteren. Solche Plätze haben ſchon 
feſteren Boden und wir ſehen deshalb raſenbildende Gräſer darauf; aber 
näher dem Meere, wo der loſe angeſchwemmte Sand liegt, da grünen in 
ungeheurer Menge das Sandhafergras (Elymus arenarius), das Sandrohr 
(Ammophila arundinacea) und viele andere, welche ſiegreich ihre Wurzel— 
ſtöcke nach allen Seiten hin die kräftigen, ſich immer mehr verdichtenden 
Plänklerlinien ſenden laſſen, um die Küſten zu erobern. 

Das Sandhafergras iſt leicht kenntlich an der ihm eigenen blauen 
Innenſeite der Blätter, wodurch oft große Strecken eine graue Färbung 
erhalten; es blüht äußerſt ſelten, aber ſeine Halme mit breiten, großen 
Blättern werden 5 Fuß hoch. Dieſes Gras, wie auch das Sandrieth, 
werden denn auch in Holland an den Küſten gepflanzt und gepflegt, namentlich 
das letztere, welches ſeine Wurzeln außerordentlich weit umherſendet. Und 
dieſe kleinen Pflanzen werden im Laufe der Jahre ſo ſtark, daß ſie den 
mächtigen Wogen des Meeres Trotz bieten und nicht geſtatten, daß ein Stück 
des Ufers abgeriſſen wird. Beſchämt ziehen ſich die rieſigen Wellen zurück 
und laſſen einen Theil des Sandes zurück, den ſie vom Meeresgrunde auf— 
gewühlt; bis ſie dann wiederkommen, haben die Gräſer bereits Beſitz von 
der Beute ergriffen und laſſen ſie nicht wieder los. Wenn aber eine feſte 
Küſte entſtanden iſt, dann verſchwindet das Sandrieth allmälig; es hat ſeinen 
Dienſt im Haushalte der Natur geleiſtet und wird an dieſer Stelle nicht 
mehr gefunden. Alle anderen Species dieſer Gattung beſitzen kleine Büſchel 
von Wolle an den Samenkörnern, wodurch der Wind in den Stand geſetzt 
wird, für deren Verbreitung zu ſorgen, nur dem Sandrieth fehlt der Flügel 
an dem ſpärlich erzeugten Samen, und ſo keimt Generation auf Generation 
neben den Mutterpflanzen und alle bohren ihre Wurzeln durch den Sand, 
bis ſich von ihrer Menge die Küſte hebt und feſtigt. Dann wandert das 
Rieth weiter und macht anderen zarteren Gräſern Platz; auf ſeinen verwe— 
ſenden Blättern und Stengeln keimen Kräuter und Blumen. — 

So hat auch das Meer, gleich Flüſſen und Seen, ſeine grüne Ein— 
faſſung durch die Gräſer, und nicht allein die Nordſee, ſondern auch alle 
anderen Küſten; wo angeſchwemmter Sand dem Sturme Gelegenheit giebt, 
verderbenbringend die Fluren damit zu überſchütten, ſiedeln ſich die genannten 
Gräſer an, erſt unmerkbar, als wenn ſie liſtig ſich verbärgen, damit der 
Sturm und die Wellen ihrem noch ſchwachen Daſein nicht ein Ende machen, 
allmälig und immer raſcher aber ſich ausdehnend, bis ſie den mächtigen 
Gegner geſchlagen. 

Wie lange dieſe perennirenden Gräſer an der ihnen angewieſenen 
Stelle wirken und leben, wer möchte wohl das zu beſtimmen unternehmen? 
Die Wurzelſtöcke des Sandriethgraſes und des Strandgraſes, welche letzteres 
namentlich auf den Dünen an der Seeküſte Norddeutſchlands angepflanzt 
wird, können ſo alt ſein, wie der Boden ſelbſt, der ſie trägt, und ſie nutzen 
wahrſcheinlich ſchon Hunderte von Jahren den Bewohnern jener Gegenden. 

Indem ich von den Gräſern ſpreche, welche an den Küſten der See 
gedeihen, erinnere ich mich einer äußerſt merkwürdigen Pflanze, welche ich im 
botaniſchen Garten von Kew ſah und worüber ich folgende Mittheilung 


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erhielt. Das Tuſſakgras iſt auf den Falklandsinſeln, an der Südſpitze von 
Amerika, heimiſch, wo es auf dem vom Meerwaſſer durchdrungenen Sand— 
boden wächſt und Pflanzen bildet, welche den Zwergpalmen ähnlich ſind. 
Der Wurzelſtock erhebt ſich nämlich aus dem Boden und bildet allmälig 
Stämme von 3 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Höhe, gekrönt mit einem 
ungeheueren Büſchel von Halmen, welche eine Länge von 7 Fuß erreichen, 
aus deren Mitte der Blüthenkolben hervortritt. Dieſe Grasbäume liefern 
eine erſtaunliche Menge Futter, welches ſowohl friſch wie getrocknet vom 
Rindvieh allem anderen Graſe vorgezogen wird, wahrſcheinlich wegen ſeines 
Salzgehaltes. Jeder Buſch beſteht aus Tauſenden von Halmen, welche in 
reizendem Bogen ſich niederbiegen und dichte Lauben bilden, unter denen die 
Seevögel niſten. Sturmvögel und Pinguine ſuchen in ſeinen Wurzelhöhlen 
Schutz vor den Orkanen, welche ſo häufig die Küſten dieſer baumloſen Inſeln 
zerreißen, und Seelöwen lagern an dieſen geſchützten Orten. — Die Wurzeln 
ſchmecken nußartig und von dieſen haben ſich zwei Schiffbrüchige vierzehn 
Tage lang erhalten, während ſie in den Löchern des Wurzelſtockes einen 
warmen Aufenthaltsort und an den trockenen Blättern Material zu ihrem 
Lager fanden. — Merkwürdig iſt, daß dieſes ſo nahrhafte Gras ſich da 
findet, wo es urſprünglich keine Grasfreſſer giebt und erſt die von den Euro— 
päern eingeführten Hausthiere davon ihre willkommene Nahrung haben. — 
Anbauverſuche in England gelangen inſofern, als ſich dieſes Gras vortrefflich 
acclimatiſirt, aber die Langſamkeit ſeines Wachsthums iſt der Einführung 
auf unſeren Wieſen ungünſtig. Die Pflanze im Kew-Garten hatte in drei 
Jahren einen dicken Stamm von 2 Zoll Höhe angeſetzt und trug 3 Fuß 
lange Halme. 17 


VI. 


Wie nun die Meeres- und Fluß-Ufer durch die kriechenden Graswurzeln 
befeſtigt werden, ſo ſtehen andere Gräſer zu ähnlichen Zwecken in den 
Sümpfen. Dahin gehört das ſchon genannte ſteife Borſtengras, das Wollgras, 
die Waſſer- und Raſenſchmiele (Aira cespitosa und aquatica) und viele 
andere. 

Die beiden letzteren find recht ſchöne Gräſer; die Raſenſchmiele legt 
ihre Wurzeln oft mehrere Fuß weit über die Erde, wenn ſie Widerſtand 
findet; ihre Rispe iſt von ſehr zarten Formen und die Aehrchen glänzen 
gleich purpurröthlicher Seide. Die Waſſerſchmiele mit ihren breiten Blättern 
iſt erkennbar an dem violetten Anhauch ihres üppigen Blüthenſtandes und 
dem ſüßen Geſchmack ihrer Blümchen; ſie bietet dem Vieh ein willkommenes 
Futter und die Waſſervögel ergötzen ſich an ihren jungen Schoten. 

Aeußerſt elegante Formen zeigen auch die verſchiedenen Straußgräſer, 
darunter Agrostis spica venti und nebulosa, mit außerordentlicher Zartheit 
des Blüthenſtandes. Das erſtere (das Windhalmgras) iſt ein läſtiges Unkraut 
und man kann daſſelbe in großen Maſſen im Sommer bei Langen be— 
obachten, wo es die Fruchtfelder. überwuchert, ſo daß, wenn man von Ferne die 
Fläche überſieht, über den Korn- und Gerſtenfeldern ein röthlicher Silberduft 
zu ſchweben ſcheint. — Agrostis nebulosa iſt ein neues Ziergras, 
namentlich für Bouquets, deſſen Heimath ich nicht kenne. — Das Raſen⸗ 


417 


ſtraußgras und das Fioringras (Agr. capillaris und stolonifera) find 
beide ſehr nützlich in unſern Wieſen. Ihre laufenden Wurzeln erhalten diefe 
Gräſer für lange Zeit und es iſt ſehr ſchwer, dieſelben auszurotten. Der 
unter der Erde befindliche Theil der Stengel enthält viel Nahrungs- und 
Zuckerſtoff; im ſüdlichen Frankreich und in Italien ſammelt man dieſelben 
und bringt ſie in kleinen Bündeln zu Markte als Futter für die Pferde; 
die Tartaren weben aus den Halmen einiger Agrostis-Arten ihre zierlichen 
und dauerhaften Matten. — Das Windhalm- und das Ackerſtraußgras 
ſind in letzter Zeit hier und da angepflanzt worden und man hat gelungene 
Verſuche gemacht, ihr Stroh zu bleichen und zur Verarbeitung für feine 
Geflechte vorzubereiten. Die daraus gefertigten Hüte ſollen an Biegſamkeit 
und Feinheit die ſogenannten italieniſchen übertreffen, welche in dieſem Lande 
aus Weizenſtroh gefertigt werden. 

Ein anderes Gras von außerordentlicher Schönheit iſt das wollige 
Honiggras (Holcus lanatus), das man allenthalben in den Wieſen, an 
Rainen und Wegen, wo lockerer und humusreicher Boden vorherrſcht, finden 
kann. Seine Blätter ſind weich und flaumig, die elegant geordnete Blüthen— 
ähre zeigt wunderhübſche ſammtene Blümchen, deren Farbe von Grün, 
Silber und Blaßroth gemiſcht ſcheint. Dieſes Gras wie auch das verwandte 
Holcus mollis ſind aber vom Vieh nicht geliebt und liefern ein wenig 
gutes Heu. Die Schafe nagen indeß gern die jungen Schoſſen ab und es 
iſt demnach nur zur Cultur für Weiden zu empfehlen. Auf Wegen, die das 
Vieh betritt, wird man oft dieſes Gras in voller Ausbildung finden, 
während alle umſtehenden Gräſer und Kräuter von den vorüberziehenden 
Heerden abgeweidet ſind. — 

Unter der Gattung Avena, Hafer, finden ſich ebenfalls mehrere hübſche 
und nützliche Gräſer, abgeſehen von dem cultivirten Hafer. — Da iſt das 
franzöſiſche Raygras (Avena elatior), bemerklich wegen ſeiner außerordent— 
lichen Erzeugungsfähigkeit von Blättern und Stengeln, letztere oft 6 Fuß 
hoch, die Blätter manchmal zollbreit und 2 Fuß lang. Die glänzenden 
Aehrchen ſind weißlich-grün, mit roth überhaucht und bilden fußlange Samen— 
rispen. — Es hat dieſes Gras zwar eiue geringere Nahrhaftigkeit, doch 
fehlen ihm ſonſt keine Eigenſchaften eines guten Wieſengraſes und es wird 
deshalb häufig angebaut. — ! 

Bei dem franzöſiſchen Raygras bilden ſich dicht unter der Oberfläche 
der Erde am unterirdiſchen Halm knollenartige Verdickungen bis zur Größe 
einer Haſelnuß, die dicht über einander ſitzen, wie die Perlen an einer 
Schnur. — | 

Der Wildhafer, Avena fatua, deſſen Körner man in Schweden zu 
Brot und Pferdefutter benutzt, iſt bei uns ein läſtiges und ſchwer vertilg— 
bares Unkraut, und verdient dieſe Pflanze nur Erwähnung wegen der Emp— 
findlichkeit ihrer mit langen Grannen verſehenen Fruchthülſen gegen den 
unbedeutenſten Wechſel der Atmoſphäre. Wegen dieſer Eigenſchaft benutzt 
man die Grannen zu Hygrometern. Die Körner liegen außerordentlich lange 
in der Erde, ehe ſie ihre Keime entwickeln. — Ausgeprägter iſt dieſe Emp— 
findlichkeit gegen die Witterung noch bei dem ſogenannten lebendigen Hafer 
(Avena sterilis), der wild in der Berberei wächſt und hier und da in 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 27 


418 


Gärten gezogen wird. Wenn feine Samen abgefallen find, befinden fie ſich 
auf dem Boden in beſtändiger, ſcheinbar freiwilliger Bewegung, die fie einem 
großen Inſekte ähnlich er een laſſen. — 

Der echte Goldhafer (Avena flavescens), das zierlichſte der Hafergräſer, 
iſt eine ſehr geſchätzte Futterpflanze für trockene Wieſen, deren Samen jedoch 
ſelten und theuer iſt. — 

Wie wir dem Hafer ähnliche Gräſer haben, ſo gleichen andere dem 
Weizen und der Gerſte. Dem erſteren die ſo unliebſame Quecke (Triticum 
repens), die durch ganz Europa verbreitet iſt, ſelbſt bis nach Sibirien. 
Dieſes Gras iſt gewiß allen Leſern bekannt, wie auch ſeine Eigenſchaft, 
außerordentlich lange unterirdiſche Aeſte zu bilden mit kurzen Gliedern, an 
deren jedem ſich neue Wurzelfaſern anſetzen und Halme emporſenden. So 
bilden denn eigentlich bei der Quecke die Halme nur die Gipfeltriebe der 
unterirdiſchen Aeſte und derſelbe Fall iſt es auch bei dem geknieten Fuchsſchwanz, 
dem gemeinen Rohrſchilf und dem engliſchen Raygras. Aus jedem abge— 
riſſenen Gelenke, aus jedem Aſte der Quecke erzeugen ſich neue Pflanzen. — 
Die unterirdiſchen Halme ſind überhaupt mit weit kürzeren Gliedern verſehen 
und dabei außerordentlich verzweigt, während unter den oberirdiſchen Halmen 
nur ſehr wenige Varietäten ſich in Zweige theilen, wie z. B. der Hunde: 
windhalm (Agrostis canina), der Hühnerfennich (Panicum Crus Galli) 

und das ſproſſende Fingergras (Digitaria Dactylon). — Die unterirdiſchen 
Halme ſind mit markiger Subſtanz gefüllt und nie grün gefärbt, die Gelenke 
nicht knotig verdickt und dies iſt denn auch bei den außerordentlich langen 
Wurzelzweigen der Quecke der Fall, welche ſehr ſüß und von dreifach größerer 
Nahrhaftigkeit ſind, als die Stengel und Blätter. Rindvieh und Pferde 
freſſen ſie ſehr gern. Aus der getrockneten und gemahlenen Wurzel kann 
man Brot bereiten, es läßt ſich Bier daraus brauen und Branntwein brennen. 

Nach der Sage der Egypter machte die Quecke die Nahrung der Urbe— 
wohner dieſes Landes aus, ehe ſie vom Fleiſche der Thiere ſich nährten und 
ehe Iſis ſie den Gebrauch der Halmfrüchte lehrte. — Deshalb gehörte die 
Quecke zu den heiligen Pflanzen und jeder Egypter nahm etwas davon in 
die Hand, wenn er ſein Gebet verrichtete. 

Der ſteife und Binſenweizen (Triticum rigidum und Tr. junceum) 
dienen zur Befeſtigung ſandiger Strecken am Meeresufer, erſterer hauptſächlich 
im Littorale, letzterer in Iſtrien und an der Oſtſee. — 

Unſerer Gerſte ähnlich iſt die wilde oder Mauergerſte (Hordeum mu- 
rinum), die hier und da auch Eichhornſchwanzgras genannt wird. Man 
findet ſie auf Wegen, Mauern und Schutt; die jungen Triebe ſind ein gutes 
Futter, werden die Pflanzen aber größer, ſo ſind ſie wegen ihrer Aehren— 
grannen dem Vieh ſehr beſchwerlich. — Andere Species dieſer Gattung 
finden wir in Wieſen und am Meeresufer. — 

Ehe ich nunmehr unſere einheimiſchen Wieſen-, Wald- und Sumpf: 
gräſer verlaſſe, muß ich noch zweier gedenken: des Zittergraſes und des 
Federgraſes. 

Das Zittergras (Briza media), von älteren Schriftſtellern Perlengras 
genannt, iſt ſeltener in unſeren Wieſen; häufiger findet man es in Thüringen 
an Waldrändern und auf Hügeln. Seine zierlichen, in purpurnen Tinten 


419 


erglühenden Blüthentäſchchen find weißlich oder hellgrün gerandet und, ſorg— 
fältig zerlegt, erkennt man in jedem Samenkorn durch ein gutes Mikroſkop 
die junge ſchon ausgebildete Pflanze von der Wurzel bis zur Aehre. Seine 
auf den dünnen Blüthenſtielen ſich bei jedem nahenden Fußtritt, beim lei— 
ſeſten Luftzug wiegenden Aehrchen haben ihm ſeinen botaniſchen, aus dem 
Griechiſchen ſtammenden Namen gegeben. Das Gras hat einen bitteren 
Geſchmack und ſein häufiges Vorkommen deutet auf geringen Boden. — 
Die Blüthenrispen ſind in Bouquets ausgezeichnet, wie überhaupt das Zitter— 
gras eines der ſchönſten Gräſer ift. — 

Auf ſteinigen Hügeln und ſelbſt in den Ritzen der Felswände, namentlich 
an ſonnigen Stellen, entfaltet das Federgras (Stipa pennata) gleich we— 
henden Federbüſchen ſeine feinen, langen Grannen, die eine beliebte Zimmer— 
zierde der Engländer bilden, aber auch bei uns häufig in Büſcheln die Blu— 
menvaſen ſchmücken. In Maſſen iſt das Federgras mit einigen Abarten 
heimiſch in den großen ſüdruſſiſchen Steppen und den ungariſchen Pußten; 
es giebt dieſen trockenen Flächen für eine kurze Zeit ein eigenthümliches, 
prächtiges Anſehen. Anfangs Mai treibt es ſeine Blätter und Halme, die 
indeſſen mit ihrer Steife und graugrünen Farbe kein Leben zu ſchaffen ver— 
mögen; bald drängt ſich aber aus der oberſten breiteren, rinnenförmig zu— 
ſammengefalteten Blattſcheide ein Büſchel ſchmiegſamer, ſilberglänzender 
Grannen hervor, die ſich endlich von der Hülle befreien und uun im Luft— 
zuge ſich wallend wiegen. Der Ungar nennt dieſes Gras „Waiſenmädchenhaar“ 
und ein Büſchel davon iſt der nationale Schmuck aller Pußtenbewohner, ob 
reich oder arm. 


Ein Strauß von Waiſenmädchenhaar 
Schmückt wallend meine Mütze heut', 
Ein Waiſenkind, die Augen klar, 

Den Mund zum heißen Kuß mir beut. 
Den Strauß pflückt' in der Pußte ich, 
Nach wildem Ritt, im Abendſtrahl, — 
Beim Tanz im Dörfchen grüßte mich 
Zuerſt das Mädchen meiner Wahl. 


Wie in den Anfangsſtrophen dieſes ungariſchen Nationalliedes, welch es 
ich hier in freier Ueberſetzung wiedergebe, ſpielt das Federgras in vielen 
Geſängen und Sagen dieſes Landes eine große Rolle. — 

Abend iſt's, ein bräunlicher Roſenſchimmer ſchwimmt auf der Pußte; 
in raſendem Galopp fliegt das Geſpann dahin, vorüber am einſamen Pußten— 
hof, wo ſchnurrbärtige Tänzer ſporrenklirrend den glühenden Dirnen gegen— 
über ſich nach dem Takte des Dudelſackes bewegen; vorwärts, in ſauſenden 
Kreiſen ſchwingt der Führer die lange Peitſche über den flinken Pferden, 
ohne ſie zu berühren; — vorwärts über die graſige Ebene des Kreuzfeldes, 
wo einſt Trajan die Dacier ſchlug; — ſiehe, die langen Reihen niedriger 
Hügel decken die Leiber der Tauſende, die im raſenden Ringen des Kampfes 
dahinſanken, — wie wehen dort die Sträuße des Federgraſes gleich Sieges— 
flaggen! — vorwärts, bis dahin, wo aufſteigende Felſenhöhen das weite 
Schlachtfeld begrenzen. 

27* 


420 
Hier ſtiegen wir aus, — ein Freund in Thorda hatte mich hieher 
geführt, — ein ſchauerlicher Ort, zu dem wir hinaufſtiegen Eine dunkele 


Höhle erglänzte im grellen Schein der Fackel und zeigte uns den Ort, wo 
ein tapferer Freiſchaarenführer unter Rakoczi, von dem öſterreichiſchen General 
Heiſter verſprengt, ſich vertheidigte und Hunderte von Angreifern niederſtreckte, 
bis feine kleine Schaar, Einer nach dem Andern, ohne Klage dem Hunger— 


tode erlegen waren; — die Feinde fanden nur den Führer Balika und zwei 
ſeiner Tapfern noch athmend, aber auch dieſe wieſen den Pardon zurück und 
wurden niedergemacht. — Jetzt iſt's hier ſtill, aber die Erinnerung weckt 


das Grauſen. Hunderte von Büſcheln des Federgraſes ſteckten in den Ritzen 
der Felſen und ſchwangen ihre zarten Fächer im Abendhauch, roth gefärbt 
von dem qualmenden Brande der Fackel, als wollten ſie uns den Eingang 
in die Höhle verweigern. Schweigend fügte mein Freund als echt nationale 
Gabe einen gleichen Strauß den übrigen bei — und zurück jagte das Geſpann 
durch die nächtliche Stille der Pußte. 


VII. 


Die cultivirten Gräſer unſerer Fluren, die Getreide-Arten, ſind Ihnen 
bekannt. Wo ſie herſtammen und vielleicht noch im wilden Zuſtande gefunden 
werden, iſt nicht feſtzuſtellen und ſie haben ſich durch die Cultur in der un— 
geheueren Reihe der Jahre, während welcher ſie bereits einem großen Theile 
des Menſchengeſchlechtes das Brot liefern, ſo verändert in ihrem Ausſehen, 
daß es ſchwer ſein dürfte, ihre Identität mit den Stammſpecies nachzuweiſen. 

Viele unſerer wilden Gräſer erzeugen eben ſo nahrhafte Früchte, als 
die angebauten, nur ſind die Körner viel kleiner und wenn wir annehmen, 
und es iſt wahrſcheinlich, daß die Cerealien in der grauen Zeit der Sage 
ebenfalls viel kleinere Körner erzeugten, ſo iſt es wunderbar, daß man ſie 
ſchon damals zu cultiviren begann, um eines der dringendſten Bedürfniſſe 
des Lebens zu befriedigen. Ohne Zweifel aber ſind die erſten Landbebauer 
bei der Wahl der Gräſer zur Cultur durch deren allgemeines und maſſen⸗ 
haftes Vorkommen geleitet worden. Sie ſäeten die Gräſer an geſchützte 
Orte, wo ihnen die Ernte gewiß war, und wenn auch anfänglich wohl dieſe 
Ausſaaten nur gemacht wurden, um bei Miß-Ernten von leichter zu gewin— 
nenden und wildwachſenden Baum- und anderen Früchten vor dem Mangel 
geſchützt zu ſein, ſo muß ſchon bald die durch Cultur hervorgebrachte größere 
Ergiebigkeit in Form und Zahl der Körner die Menſchen auf den außer— 
ordentlichen Segen aufmerkſam gemacht haben, der in dieſer anſcheinend 
unbedeutenden Pflanze von der Natur geboten wird. — In der chriſtlichen 
Sage von der Entſtehung des Menſchengeſchlechtes wird ſchon der dritte 
Menſch, Kain, als Ackersmann aufgeführt, während ſein Bruder Abel die 
Wieſen als Viehweide benutzte. — Die Sagen der Indier reichen viel 
weiter zurück und auch fie erwähnen gleich bei ihrem Beginne des Feld- und 
Weinbaues. 

Alle alten Völker, welche ſich vom Getreide nährten, betrachteten dieſes 
wichtigſte Gut als unmittelbares Geſchenk der Götter; ſo verehrten die 
Egypter die Iſis als Spenderin und legten bei der Ernte ſtets die erſte 
Garbe als Opfer des Dankes auf ihren Altar nieder. Dabei hielten ſie 


421 


Scheinkämpfe, oder vielmehr Schlägereien, um ſinnbildlich anzudeuten, daß 
vor dem Beginne des Getreidebaues die Menſchen in Rechtloſigkeit, Rohheit 
und Grauſamkeit lebten. — Den Vatermörder beſtraften die alten Egypter 
damit, daß ſie ihm den ganzen Körper voll Strohhalme in der Länge eines 
Fingers ſteckten, welche angezündet wurden. 

Die Ceres der Griechen trug einen Kranz von Aehren auf dem Haupte, 
in der Hand eine Sichel mit einem Bündel Aehren und Mohnköpfen. Ihre 
Prieſter und Prieſterinnen verrichteten die Ceremonien bei ihrem Dienſte, 
geſchmückt mit Aehren. — Auch Apollo wurde als Schützer des Getreides 
verehrt und ihm Gerſte und Kuchen zum Opfer dargebracht; die Myrinäer 
ſchickten einſt goldene Garben als Dankes-Opfer nach Delos. Die berühmten 
Eleuſinien wurdem zu Ehren der Ceres gefeiert, außerdem eine Menge an— 
derer Feſte. — Bei den Hochzeiten der Athenienſer brachte ein Knabe einen 
Korb mit Brot und rief: „Ich habe das Schlimme verlaſſen und das 
Beſſere gefunden!“ damit anſpielend auf das ungeſittete Leben vor Einführung 
des Getreidebaues und der Ehe. — Die Stadt Metrapont, berühmt wegen 
ihres außerordentlichen Getreidebaues, führte auf ihren Geldmünzen eine Aehre 
und ſandte aus Gold gebildete Fruchtkörner dem Apollo als Dankopfer 
nach Delphi. | 

Auch die Römer verehrten die Ceres als Göttin der Fruchtfelder, hatten 
aber für die verſchiedenen Perioden des Wachsthums noch eine ganze Anzahl 
anderer Schutzgötter. — Man feierte ſie in ernſten und heiteren Feſten, 
brachte Getreide, Mehl und Kuchen als Opfer und hielt jedes Opfer für 
unvollkommen, das nicht mit geröſtetem oder geſtoßenem, mit Salz vermiſchtem 
Getreide-Schrote begangen wurde, womit man den Altar, das Opfermeſſer 
und die Stirn der Opferthiere beſtreute. — Das Brot wurde vor dem Ge— 
nuſſe geſegnet und man behandelte daſſelbe mit religiöſer Achtung; eine 
ſchöne Sitte, die man leider heutzutage nur noch ſelten findet. 

Von den älteſten Zeiten an bis in's 18. Jahrhundert der chriſtlichen 
Zeitrechnung hat Niemand ſich unnütze Spielereien mit dem Brote erlaubt, 
wie man es jetzt nicht ſelten ſieht. — Man legte die zur Erde gefallenen 
Krumen zur Seite, damit ſie noch den Vögeln zur Nahrung dienen konnten 
und hütete ſich mit Aengſtlichkeit vor jeder Verſchwendung dieſes ſegenvollen 
Geſchenkes der allwaltenden Güte. 

Der Getreidebau in China, der bei der außerordentlich ſtarken Be— 
völkerung dieſes Landes von größter Wichtigkeit iſt, giebt Veranlaſſung zu 
dem berühmten Ackerfeſt, an welchem der Kaiſer ſelbſt ein Stück Land pflügt 
und beſäet. Er bereitet ſich zu dieſem Feſte mit ſeinem Hofe und dem ganzen 
Volke durch Faſten vor, läßt ſeinen Vorfahren durch Ausruf der höchſten 
Würdenträger den Beginn des Feſtes an ihren Gräbern melden, und zu 
gleicher Zeit verrichten die Statthalter des Kaiſers in den verſchiedenen Pro- 
vinzen dieſelbe Ceremonie. Dieſe Feier iſt uralt. 

Die Indier verehren HERE mit religiöſen Gebräuchen das Getreide. 
Sie glauben u. A., daß die Seele Desjenigen, welcher Getreide ſtiehlt, bei 
ſeinem Tode in den Körper eines Stachelſchweines fahre. 

Die alten Juden brachten am Pfingſtfeſte, das auch das Feſt der Erſt⸗ 
linge hieß, dem Allerhöchſten Bröte von neugeerntetem Weizen dar, wie man 


422 


Thon zu Anfang der Ernte die erſten Gerſtengarben zum Tempel trug. Außer 


dieſen allgemeinen Ernteopfern brachten aber auch die einzelnen Grundbeſitzer 
in feierlichem Zuge ihre Opfer, unter dem Geſange von Pſalmen und Muſik. 
Selbſt der König trug dabei ſeinen Korb. — 

Und ſo, wie die genannten, feierten viele andere Völker in den älteſten 
Zeiten ſchon die Segnungen der Getreidearten. 

Leider aber ſind dieſe ſinnigen Feſte kindlicher, rührender Dankbarkeit 
gegen die ſchaffende, grenzenloſe Allmacht, bei denen namentlich auch des 
Armen und Fremden nie vergeſſen wurde, faſt ganz verſchwunden. — 

Die Halmfrüchte unſeres Erdtheiles ſind, — neben dem Reis und Mais 
in den ſüdlicheren Theilen deſſelben, — Weizen, Korn, Gerſte und Hafer; 
ſie ſind auch in den angrenzenden Theilen Aſiens vorzüglich cultivirt, während 
der ſüdöſtliche Theil von Aſien Reis und Moorhirſe als Hauptbrotfrucht 
zieht. In Amerika iſt Mais die faſt ausſchließliche Brotfrucht; im nord— 
weſtlichen Theile benutzen und cultiviren wenigſtens einigermaßen mehrere 
Indianerſtämme den ſogenannten indianiſchen Reis (Zizania aquatica), 
welcher, ähnlich dem im nordöſtlichen Deutſchland wachſenden Mannaſchwingel, 
im Waſſer wächſt und bereits erwähnt worden iſt. In Afrika wird ebenfalls 
Mais und zwar im nördlichen Theile, gezogen, während im Süden die Moor— 
hirſe in großem Maßſtabe angepflanzt wird; neben ihr Poa abyssinica, 
deren ſchon gedacht iſt. — f 

Der Weizen iſt die werthvollſte Halmfrucht, er liefert ein gutes Brot 
und dabei mehr Mehl, als irgend eine andere; eine Abart derſelben Gattung 
iſt der Spelz oder Dinkel, welcher mit weniger guten Länderſtrichen vorlieb 
nimmt. — Der Roggen liefert dem nördlicheren Theile Europa's ſein Brot, 
und auch die Gerſte wird dazu verwendet, mehr aber zur Bierbereitung und 
zu Suppen. — Gerſte wurde ſtark von den Römern gebaut zu Brotkorn 
für die Armee, wie zum Pferde-Futter. Hordiarii hießen die Kämpfer von 
dem Brote, das fie erhielten. Aber lange vorher ſchon lieferte, wie noch 
heutzutage, Gerſte das gewöhnliche Brot den Bewohnern Paläſtina's. Man 
backt es dort in Kuchenform und verſpeiſt es nur im friſchen Zuſtande, da 
es bekanntlich härter und trockener als Weizenbrot iſt. Schon Abraham 
gebot der Sara: „Eile und menge drei Maaß Semmelmehl, knete und backe 
Kuchen“, während er ſelbſt ein Kalb zum Schlachten ausſuchte, um die ihn 
beſuchenden drei Männer zu bewirthen. Keine Getreideart iſt ſo weit über 
alle Climate verbreitet, als die Gerſte; wenn ſie in den Tropenländern, auch 
nicht mehr in den Ebenen gedeiht, ſo wird ſie doch auf den Bergen gepflanzt; 
von Arabien bis nahe an den Polarkreis wird ſie überall gebaut. In Egypten 
reift die Gerſte ſchon zu Anfang März, und danach muß der Auszug der 
Juden aus Egypten im Januar erfolgt ſein, denn in den über Egypten ver⸗ 
hängten Strafen ſchlug der Hagel die unreife, im Schoſſen begriffene Gerſte, 
während der Roggen und Weizen keinen Schaden litt. — Auch der Weizen 
wurde von den alten Juden gebaut und die geröfteten Aehren deſſelben waren 
eine Lieblingsſpeiſe derſelben, wie noch jetzt in Syrien; der Weizen trug dort 
60—100fältig, während in Deutſchland eine 15 — 18fältige Ernte ſchon 
eine ſehr gute genannt wird. Aus Syrien oder Egypten ſtammt auch der 
ſogenannte Wunderweizen mit 6—7facher Aehre, worauf der Traum des 


423 


Pharao Bezug hat. Er kam im Jahre 1817 zu uns und wurde angebaut, 
artete indeſſen ſchnell aus. — Schon Moſes gebot, als Speiſe-Opfer geröſtete 
Weizenähren darzubringen, und als die Iſraeliten in Paläſtina einzogen, 
aßen ſie ungeſäuertes Brot von den Früchten des Landes und geröſtete Sangen. 

Wir finden noch mehrfach in der Bibel dieſe Gewohnheit des Aehren— 
röſtens erwähnt. 

Bei den Hochzeiten der Juden bewerfen die Umſtehenden das Brautpaar 
mit Weizenkörnern oder anderem Getreide, wie dies auch bei den Neugriechen 
geſchieht, zum Zeichen des Segens in der Ehe. — Hector's Pferde wurden 
mit Weizen gefüttert, wie der Mäonide den Helden ſprechen läßt, als er den 
fliehenden Achäern nachſetzte: 


„kanthos, und du Podargos, und muthiger Lampos und Aethon, 
Jetzt die reichliche Pflege vergeltet mir, welche mit Sorgfalt 
Euch Andromache gab, des hohen Eetion Tochter, 

Da ſie zuerſt vor euch den lieblichen Weizen geſchüttet, 

Auch des Weines gemiſcht, nach Herzenswunſch zu trinken, 

Eher denn mir, der doch ihr blühender Gatte ſich rühmt.“ 


Dem Aeneas war prophezeit worden, daß er nicht eher in Latium feſten 
Boden faſſen und eine Stadt bauen werde, bis er mit ſeinen Gefährten 
Tiſche verſchlänge. Als nun der trojaniſche Held an der Mündung der Tiber, 
die er glücklich mit ſeinen Schiffen erreicht, im Kreiſe ſeiner Gefährten in's 
Gras geſtreckt eſſen wollte und Tiſchgeräth nicht vorhanden war, legte man 
die Speiſen auf Weizenkuchen auf den Boden und aß auch zuletzt die Kuchen. 
Julus rief im Scherz: „Siehe, wir eſſen auch die Tiſche“, und Aeneas fand 
hocherfreut darin die Deutung der ihm zugerufenen Weiſſagung. — 

Die alten Egypter bereiteten ihr Brot vorzugsweiſe aus Dinkel; ſie 
mengten den Teig mit den Füßen, während ſie den Lehm mit den Händen 
kneteten, womit ſie auch den Schmutz wegſchafften. So erzählt Herodot. — 

Die Gerſte ſoll, nach der griechiſchen Sage, zuerſt von den Bewohnern 
von Eleuſis gebaut worden ſein, denen Ceres ſelbſt die Körner gegeben. — 
Bei den Feſten der Göttin trank man dort Waſſer mit Gerſtenmehl vermiſcht, 
zur Erinnerung an dieſelbe, welche einſt ſtatt des Weines einen Becher ſolchen 
Trankes in einem Zuge geleert. Die im Becher bleibenden Tropfen ſchleuderte 
Ceres dem Arkabalus in's Geſicht, weil dieſer ſie als Säuferin verhöhnte, 
und verwandelte ihn dadurch in eine Eidechſe. 

Oſyris lernte ſchon den Menſchen die Anwendung der Gerſte zur Bier: 
bereitung, wie die Sage meldet. 

Bei den Juden mußte eine des Ehebruches angeklagte Frau einen Becher 
Waſſer mit ungeſiebtem Gerſtenmehle trinken, wie es dem Vieh gereicht wurde, 
zur Andeutung, daß der Ehebruch eine That ſei, die den Menſchen dem Viehe 
gleichſtelle. — 

Der Hafer wird meiſtens zum Pferdefutter gebaut, doch wird derſelbe 
in ärmeren Gegenden auch vielfach zu Brotmehl verwendet. — 

(Fortſetzung folgt.) 
— —⏑ 2 —— 


424 


Die Promenaden um Breslau. 


Die vom Herrn Geheim-Mediz.-Rath Profeſſor Dr. Göppert in 
Breslau bereits vor faſt 14 Jahren begonnene Etiquettirung der hervor⸗ 
ragenderen Bäume auf den ſtädtiſchen Promenaden um Breslau findet daſelbſt 
immer mehr Nachahmung, wie ja auch jüngſt erſt der Wiener Gemeinderath 
Aehnliches für ſeine neuen, auf dem Glacis begründeten Anlagen angeordnet 
hat. Für krautartige, insbeſondere einzelne auf Raſenplätzen ſtehende Pflanzen 
paßt ſie im Ganzen weniger, weil hier kleinere Etiquetten nicht leicht geſehen 
werden und größere die Zierlichkeit der Anlagen beeinträchtigen. Um jedoch 
mehrfach geäußerten Wünſchen zu entſprechen, will Profeſſor Göppert ver⸗ 
ſuchen, den Inhalt der umfangreichſten derartigen Blumenpartien auf dem 
Platze an dem Zwinger ſo zu bezeichnen, daß ſich ein jeder leicht orientiren 
kann. Vielleicht läßt ſich ſpäter noch durch Nummern dem Gedächtniß und 
der leichteren Auffindung zu Hülfe kommen. Beginnen wir vom Zwinger 
aus mit dem erſten Viereck der ſymmetriſchen Anlage, ſo ſehen wir hier in 
der Mitte die ſogenannte Wellingtonia, richtiger Sequoia gigantea, um⸗ 
eben von zwei chineſiſchen Trauercypreſſen, Cupressus funebris und 
huja aurea No. 2. Außer Vanille (Heliotropium peruvianum L.) 
und indiſchen Roſen (Rosa indica) 2 kleine Beete mit dem buntblüthigen 
Mimulus quinquevulnerus aus Chili. No. 3. In der Mitte Magnolia 
purpurea mit den blaublühenden Hemerocallis coerulea, beide aus 
Japan (Magnolia, zu Ehren eines berühmten franzöſiſchen Botanikers, 
Magnolius in Montpellier 1679), Begründer des erſten auf Familien 
begründeten Syſtems. No. 4. In der Mitte die Baumlilien Yucca 
flaccida aus Carolina und Florida mit hübſchen Varietäten des großen 
Löwenmaules (Antirrhinum majus) und einer ſtreifblüthigen Verbene. 
No. 5. Die prächtigen japaniſchen Lilien Lilium superbum, gewöhnlich, 
wenn auch fälſchlich, in Gärten lancxfolium genannt. No. 6 Der gelb⸗ 
blühende Frauenſchuh Calceolaria rugosa mit Fuchſien und der zierlichen 
blauen Lobelia ramosa vom Cap und erinoides aus Neuholland. (Der 
Name nad) einem niederländischen Botaniker des 17. Jahrhunderts, Lobelius.) 
No. 7. Das grüne dunkelviolettblättrige Blumenrohr Canna discolor 
mit Sago liefernden Wurzelknollen aus Weſt- und Oſt-Indien. No. 8. 
Die ſpäter noch blühende Schwertblätterpflanze Gladiolus floribundus 
(daher der Name), vom Vorgebirge der guten Hoffnung, Lobelien und 
ſogenannte Scharlach-Pelargonien, die nach Prof. Göppert's Meinung von 
Pelargonium inquinans vom Cap ſtammen. No. 9. Wieder Lilium 
superbum oder lancæfolium. No. 10. Der blüthenreiche Frauenſchuh 
Calceolaria floribunda aus Chili mit chineſiſchen Aſtern. No. 11. Eine 
Magnolia mit Colocasia antiquorum aus Oſtindien und Oceanien; 
Wurzelknollen dienen dort allgemein als Nahrungsmittel. No. 12. In 
der Mitte die ſincen Oenothera Simsiana h spectabilis, um ſie 
herum die rothblühende Bouvardia triphylla (auch Houstonia coccinea) 
beide aus Mexico; der Storchſchnabel Pelargonium inquians. No. 13. 
Wieder Lilium superbum. No. 14. Verbenen und die gelb blühende, 
einem italieniſchen Botaniker zu Ehren genannte, Sanvitalia procumbens 


425 


aus Mexico. An der anderen Seite dieſes Raſenplatzes folgen von dem 
Gebüſche von Pyrus japonica aus eine Anzahl mehr oder weniger inter— 
eſſante Einzelpflanzen in folgender Reihe: Aralia papyrifera, die chineſiſche 
Papierpflanze mit den großen weißlichen handförmigen Blättern, aus deren 
Mark das chineſiſche, zu Malereien ſo vielfach verwendete Sammtpapier 
bereitet wird. Ferner zwei zierliche Aronsſtäbe Caladium euchlorum 
und sagittæfolium, deren Wurzeln auch Sago liefern; eine indiſche 
Geſpinnſtpflanze Roemeria gigantea, nahe am Baſſin des Springbrunnens 
einige bei uns wohl ausdauernde, jetzt aber noch ſehr kleine japaniſche 
Bambus⸗ und andere Zier-Gräfer, wie das Andropogon formosum, dann 
näher am Wege Cosmophyllum cacaliæfolium aus Guatemala und die 
großblättrige Wigandia caracasana aus Caracas, welche beide völlig 
entwickelt unſtreitig zu den ſchönſten neuen Einführungen gehören; die ſüd— 
europäiſche, ſilberblättrige, auf dem Raſen geſtreckte Kornblume Centaurea 
candidissima, die zierlich zerſchnittenblättrige baumartige Gänſediſtel Son- 
chus lacerus aus Süd⸗Europa und Nord⸗Afrika, die ſchönen Nachtſchatten, 
Hauptzierden unſerer Raſenplätze, das weißblättrige Solanum marginatum, 
das braunſtachelige 8. robustum und das höhere ſtark bewehrte dunkel— 
braunrothe 8. atropurpureum aus Braſilien und Mexico, eben daher auch 
die mit tief eingeſchnittenen Blättern verſehene Uhdea pinnatifida, ſowie 
ein buntblättriges Baumrohr Arundo Donax, welche ſämmtlich wohl allen- 
falls noch unbeſchadet des decorativen Zweckes mit größeren Etiquetten ver— 
ſehen werden können, im nächſten Jahre aber jedenfalls zugänglicher geſetzt 
werden ſollen. Es fehlen in den Breslquer Promenaden leider zu ſolchen 
intereſſanten Schaupflanzen größere Ra e, daher die durchaus nicht 
verkannte Ueberfüllung einzelner Partie bei der doch auch gebotenen 
Mannigfaltigkeit ſich nur ſchwer vermeiden läßt. 

Bei dieſer Gelegenheit kann Hr. Prof. Göppert nicht umhin, ſeinen 
ſchon vor Jahren den ſtädtiſchen Behörden wiederholt gemachten Vorſchlag, 
nach dem Beiſpiele ſämmtlicher größerer Städte des weſtlichen Auslandes, 
nun auch Deutſchlands von Köln, früher ſchon von Görlitz einen botaniſchen 
Garten zum Unterricht für ihre zahlreichen Lehranſtalten und für das große 
Publikum anzulegen, wieder in Erinnerung zu bringen. Bei der beſchränkten 
für dieſe Zwecke erforderlichen Zahl von Gewächſen ließe ſich eine ſolche 
Anpflanzung fern von jeder Pedanterie mit geſchmackvollen Anlagen leicht 
in Verbindung bringen. Im Kleinen eignet ſich hierzu der unmittelbar im 
Bereiche der Promenaden gelegene Platz an der Ziegelbaſtion, im Großen 
ähnlich der Floraanlage in Köln, der Park von Scheitnig. (Nach d. Sch. Z.) 


—— — 


. Literatur. 

Plantes de terre de bruyère, description, histoire 
et culture des Rhododendrons, Azalées, Camellias, Ericas, 
Epacris etc. iſt der Titel eines von Herrn E. Andre, erſter Stadtgärtner 
der Stadt Paris, erſchienenen Buches, das vom Grafen Herrn Léonce 


426 


de Lambertye in der Revue horticole ſehr ausführlich beſprochen und 
empfohlen worden iſt. 

Obgleich wir ſelbſt das Buch noch nicht beſitzen, ſo ſcheint daſſelbe uns 
dennoch nach der erwähnten Kritik ein ſo nützliches und brauchbares zu ſein, 
daß wir ſchon jetzt die Aufmerkſamkeit der Leſer der Hamburg. Gartenztg. 
auf daſſelbe lenken möchten, weshalb wir hier einige Daten über den Inhalt 
des Buches aus der Beſprechung des Grafen Hrn. Lambertye wiedergeben 
wollen. 

Das Buch bildet 1 Band in 12, von 388 Seiten, iſt geziert mit mehreren 
Holzſchnitten und koſtet nur 3 Fr. 50 Cent. Erſchienen iſt es in der Li- 
brairie agricole, rue Jakob 26 in Paris. 

In 12 Kapitel eingetheilt, werden in jedem einzelnen Kapitel ein oder 
mehrere Gattungen abgehandelt, nämlich im: 1. Rhododendron; 2. Azalea; 
3. Camellia; 4. Erica; 5. Epacris; 6. Kalmia; 7. Andromeda; 
8. Ledum, Gaultheria, Clethra etc.; 9. Vaccinium, Oxycoccus, Thea, 
Polygala etc.; 10. verſchiedene Bäume und Sträucher des Kalthauſes; 
11. verſchiedene Bäume und Sträucher des freien Landes, jedoch nur ſolche, 
welche vornehmlich in Haide- oder Moorerde gedeihen; das 12. Kapitel handelt 
endlich über Staudengewächſe, die im Moorboden wachſen. Sämmtliche Ka— 
pitel ſind nach einem gewiſſen Plane in mehrere Paragraphen getheilt: das 
Geſchichtliche der Pflanze, die geographiſche Verbreitung derſelben, Art und 
Weiſe des Wachſens der Arten jeder Gattung, Cultur, Vermehrung (durch 
Samen und Veredeln), Erhaltung, künſtliche Befruchtung, Beſchreibung der 
Gattung und der zu denſelben gehörenden Arten angebend. 

Der Verfaſſer macht mi attung Rhododendron den Anfang, 
eine Gattung, die in neueſter rch ſo viele neue herrliche Arten, durch 
Dr. Hooker von Siklim-Himaläha und durch Booth von Aſſam bereichert 
worden iſt. Dieſes Kapitel umfaßt allein 166 Seiten, faſt die Hälfte des 
ganzen Buches, und das über die Rhododendron Mitgetheilte iſt nicht nur 
von allgemeinem Intereſſe, ſondern auch von Nutzen für jeden Gärtner und 
Pflanzenfreund. . 

Im Jahre 1656 wurde das erſte Rhododendron in den Gärten bekannt, 
eine Art von den Alpen. Im Jahre 1743 wurde von Tournefort das Rh. 
ponticum von Kleinaſien eingeführt, nach dieſem erſchienen Rh. ferrugi- 
neum, Chamæcistus, dahuricum, lapponicum, — heimiſch auf den 
Alpen Deutſchland's, in Sibirien und Lappland. 

Im Jahre 1796 machte Pallas eine Art mit gelben Blumen bekannt, 
das Rh. chrysanthum von Sibirien, Gmelin dagegen das Rh. Kam- 
tschaticum. 

Während der Jahre 1803 — 1827 erſchienen in den Gärten nach und 
nach die Rh. caucasicum, catawbiense und Purshii von Amerika, for- 
mosum von Indien, campanulatum und endlich die ſchönſte Art in der 
Serie dieſer Einführungen das Rhodod. arboreum durch Dr. Wallich, 
nachdem daſſelbe zuvor vom Capitain Hardwike auf den Gebirgen Aſiens 
aufgefunden worden war. Später, im Jahre 1840, wurde noch Rh. java- 
nicum eingeführt. ö 

Hugh Low der Jüngere, der im Jahre 1846 die Inſel Borneo durch⸗ 


427 


forſchte, entdeckte daſelbſt eine Menge Rhododendron-Arten, von denen eine 
Anzahl eingeführt worden iſt. Dieſe Arten unterſcheiden ſich durch ihren 
Habitus und ihre Inflorescenz weſentlich von den bisher bekannten. 

Im Jahre 1848 entdeckte Dr. J. Dalton Hooker auf einer einzigen 
Reiſe nach dem Sikkim-Himalaya eine beträchtliche Anzahl ganz ausgezeichneter 
Rhododendron, die ſämmtlich durch ihn in Europa eingeführt, ſehr bald eine 
weitere Verbreitung fanden. Ein Prachtwerk mit den Abbildungen dieſer 
Rhododendron, von Dr. Hooker herausgegeben, machte die Pflanzenfreunde 
mit dieſen herrlichen Pflanzen bekannt, und faſt zweifelte man, daß es möglich 
ſein würde, dieſe Arten cultiviren zu können. Dieſe Zweifel wurden jedoch 
bald gehoben, und jetzt ſieht man alljährlich in vielen Gärten Exemplare 
dieſer ſchönen Arten in Blüthe. 

Faſt zu gleicher Zeit mit Dr. Hooker entdeckte Herr Booth in Aſſam 
und Bootan funfzehn neue Arten mit mehreren anderen bereits von Hooker 
im Himalaya entdeckten. Mehrere dieſer Rhododendron zeichnen ſich durch 
die Größe ihrer Blumen vortheilhaft aus, die zugleich einen angenehmen 
Duft verbreiten, wie z. B. Rh. Nuttallianum,, Dalhousiæ etc. 

Seit Blume ſind auf Java und Sumatra von Botanikern keine neue 
Rhododendron entdeckt worden, dahingegen fand Herr Lobb, als Reiſender 
für Herrn Veitch, eine Menge neue Arten, die mehr oder weniger epiphytiſch 
wachſen. Dieſe Arten haben meiſt eine röhrenförmige Blumenkrone und ein 
ſehr verſchiedenes Ausſehen gegen die anderen bekannten Arten. 

Die Zahl der in den Gärten durch künſtliche Kreuzung erzielten Varie— 
täten überſteigt die Zahl der wirklichen Arten um viele Hunderte. Den 
engliſchen, belgiſchen, franzöſiſchen und deutſchen Gärtnern verdanken die 
Gärten dieſe große Anzahl Varietäten, unter denen viele als ſehr prächtig 
und werthvoll bekannt ſind. f 

Ueber die geographiſche Verbreitung der Rhododendron läßt ſich der 
Verfaſſer ſehr ausführlich aus, worauf wir bei ſpäterer Gelegenheit zurück— 
kommen werden. a 

Im wilden Zuſtande, ſchreibt Herr André, bilden die Rhododendron 
meiſt Sträucher, ſeltener einſtämmige Bäume, ihre Zweige legen ſich häufig 
nieder und breiten ſich weit aus, einzelne Arten wachſen epiphytiſch und faſt 
ſämmtliche Arten haben immergrüne Blätter. Die meiſten wachſen auf Ge— 
birgen oft in beträchtlicher Höhe, aber ſtets an frei gelegenen, luftigen Stellen, 
ganz oder halb beſchattet. Im cultivirten Zuſtande ſagt ihnen daher auch 
ein halbſchattiger, allen Winden ausgeſetzter Standort beſſer zu, als ein ein— 
geſchloſſener vor Winden gänzlich geſchützter. 

Kräftige, zu Unterlagen für Pfropfreiſer zu verwendende Exemplare 
erlangt man am beſten, wenn man ſolche aus Samen erzieht. Die Anzucht 
aus Samen geht freilich langſamer als durch Abſenker, nach letzterer Methode 
erhält man aber ſeltener gutgeformte Stämme. Die Vermehrung der Spe— 
cies geſchieht am beſten durch Abſenker und durch verſchiedene Pfropfmethoden. 
Arten die ſchlecht durch Pfropfen anwachſen, kann man auch durch Stecklinge 
vermehren, wie z. B. viele Arten der Sikkim- und Bootan-Rhododendron. 
Die Hybriden vermehrt man meiſt nur durch Pfropfen, namentlich die groß— 
blätterigen Arten (Section macrophylla des Verfaſſers). Man wähle 


af u u Wnmemmmnmg 
428 


hierzu kräftig wachſende Unterlagen, deren Stämme faſt ebenſo ſtark find, 
als die Edelreiſer. Ueber die verſchiedenen Pfropfmethoden läßt ſich der Ver— 
faſſer ebenfalls ſehr ausführlich aus. 

Der nun folgende Paragraph handelt über die Cultur im Allgemeinen, 
über das Beſchneiden ꝛc. der Rhododendron und im nächſten ſpricht der Ver— 
faſſer über die künſtliche Befruchtung und Gewinnung neuer Hybriden, dieſe 
beiden Paragraphen enthalten viel Belehrendes. 

Der nun folgende Paragraph giebt eine Eintheilung der Rhododendron, 
wie ſie der Verfaſſer in gärtneriſcher Beziehung vorſchlägt. Er theilt ſie 
nämlich in 10 Sectionen ein, jede dieſer Section enthält diejenigen Arten 
und Hybriden, die ſich dem Anſehen nach am nächſten ſtehen, und die mehr 
oder weniger auch eine gleiche Cultur verlangen. So enthält Section 1 die 
baumartigen Rhododendron (16 Arten); Sect. 2 die großblätterigen (ma- 
crophylla) mit 6 Arten; Sect. 3 die lilienblüthigen (Iiliiflora) 9 Arten; 
Sect. 4 die glockenblumigen (campanulæflora) 12 Arten; Sect. 5 die 
pontiſchen (2 Arten); Sect. 6 die amerikaniſchen (7 Arten); Sect. 7 die 
röhrenblüthigen (tubiflora) 16 Arten; Sect. 8 die camellienblüthigen (ca- 
melliæflora) 3 Arten; Sect. 9 die Alpen-Arten (20 Arten); Sect. 10 
enthält dann diejenigen Arten, die in keine der anderen Sectionen paſſen. 

Schließlich giebt der Verfaſſer nun die Beſchreibung, das Geſchichtliche 
einer jeden Art an, ihren Urſprung, die Zeit der Einführung, wie alles, was 
ſonſt noch von Intereſſe zu wiſſen iſt. | 

Von den Rhododendron geht Herr Andre auf die Azaleen über, die, 
wie alle die oben genannten Gattungen und deren Arten, auf eine gleiche be— 
lehrende Weiſe abgehandelt werden. 


„„ 


Feuilleton. 


Agave yuecefolla? in Blüthe. Das Blühen einer Baumlilien- oder 
Agave-Art gehört immer noch zu den ſeltenen Erſcheinungen und bleibt 
ſtets ein intereſſantes Ereigniß, das die Aufmerkſamkeit der Pflanzenfreunde 
in Anſpruch nimmt. Ueber ein ſolches Ereigniß freuen wir uns berichten 
zu können, indem ein ſchönes Exemplar der bekannten, aber doch wenig 
verbreiteten Agave yucczfolia im Garten des Herrn C. H. Droege 
in Hamburg in Blüthe ſteht. Die Pflanze ſtammt aus Mexico, von woher 
ſie der Beſitzer vor einigen Jahren importirt hat. Im Kalthauſe cultivirt, 
zeigte ſich bereits im April der Blüthenſchaft. Das Exemplar hat einen 
ganz kurzen Stamm mit einer gegen 3 Fuß im Durchmeſſer haltenden 
Blätterkrone, aus deren Mitte ſich der bis zu einer Höhe von 16 Fuß 
ganz gerade aufgeſchoſſene Blüthenſchaft erhebt. Derſelbe iſt unten gut 
2 Zoll im Durchmeſſer, nach der Spitze zu ſich mehr verjüngend, und trotz 
ſeiner geringen Stärke und Höhe beſitzt derſelbe eine große Stärke, ſo daß 
er jedem Winde (die Pflanze ſteht in einem kleinen Kübel im Freien) wider⸗ 
ſteht. Bis zu einer Höhe von 12 Fuß iſt der Blüthenſchaft ganz glatt, 
nur mit einigen zerſtreut ſtehenden Deckblättchen bekleidet, dann beginnt die 


429 


4 Fuß lange Aehre dicht gedrängt ftehender, gelblich grüner Blüthen. Die 
Blätter dieſer Art find 1—1 / Zoll breit, 2—2 / Fuß lang, blaugrün 
und an den Rändern mit weißen Sägezähnen bekleidet. Die Pflanze bildet 
einen impoſanten Anblick. 

* Muschia Wollastoni T. Lowe. Ein ſchönes Exemplar dieſer impo— 

nirenden Pflanze blüht ſeit Ende Juli im bot. Garten zu Hamburg. Im 
Jahre 1861 ſahen wir ſie zuerſt bei den Herren J. Booth & Söhne in 
Blüthe, und berichteten bei dieſer Gelegenheit ausführlich in der Hamburger 
Gartenztg. (Jahrg. 1861, S. 388) darüber. Unſer Exemplar hat einen Stamm 
von ca. 2 Fuß Höhe gebildet, und trägt am oberen Ende einen ſchönen 
Blätterſchopf, aus deſſen Mitte ſich die 3 Fuß lange Blüthenrispe erhebt. 
Dieſe beſteht aus 33 Zweigen, von denen die unterſten, wiederum mehrfach 
getheilt, über einen Fuß, während die oberſten kaum 1 Zoll lang ſind; 
ſelbige ſtehen faſt wagerecht am Hauptſtengel, und tragen an den Endſpitzen 
2—3 aufrechtſtehende, gelblich grüne zollgroße Blumen. Wenn auch die 
Farbe der Blumen nun eben keine brillante iſt, ſo gewährt die Pflanze zur 
Blüthezeit wegen ihres impoſanten Blüthenſtandes dennoch einen ſehr hübſchen 
Anblick. Aber auch ohne Blumen iſt dieſe Muschia-Art wegen ihrer 
hübſchen großen Blätter als Blattpflanze zu empfehlen. 
Zur Nelkencultur. Die Nelken verlangen eine lockere, leichte, nahr— 
hafte Erde, keine Dungerde. Eine gut verrottete Raſenerde iſt ſehr geeignet. 
Werden die Nelken in Töpfe cultivirt, ſo lege man auf den Boden derſelben 
eine mehrere Zoll hohe Lage von zerſchlagenen Topfſcherben oder Holzkohle, 
um einen recht ſchnellen Waſſerabzug zu bewirken. Töpfe von 4 Zoll im 
Durchmeſſer ſind die geeignetſten, in jedem Topf ſetze man eine kräftige 
Pflanze, oder zwei, wenn ſolche ſchwächlich ſind. Sind die Pflanzen im 
üppigen Wachsthume, ſo begieße man fie zwei-, auch dreimal mit flüſſigem 
Kuhdung, und zwar am vortheilhafteſten des Abends. Sobald die Knospen 
ſich bilden, müſſen die Pflanzen ſorgfältig aufgebunden und ſtets von Unge— 
ziefer rein gehalten werden; letzteres bewirkt man am beſten vermittelſt 
Tabackſtaub oder Holzaſche. Läßt man das Ungeziefer aufkommen, ſo werden 
gewöhnlich die Blumenknospen angenagt, und die Blumen öffnen ſich un— 
regelmäßig. (L. Jacob-Weyhe in der Belg. hortic.) 

Orchideen⸗Preiſe. Aus Herrn Day's berühmter Orchideenſammlung 
wurden vor einigen Wochen in London mehrere Dubletten öffentlich ver— 
kauft, die für die einzelnen Exemplare gezahlten Preiſe beweiſen, welche 
große Liebhaberei für dieſe herrlichen Pflanzen in England noch herrſcht. 
So wurden bezahlt für eine Leelia Schilleriana splendens, Herrn Day's 
ſchöne Varietät, 10 Guineen; für ein anderes Exemplar derſelben Art SE 10s; 
für Cypripedium Dayanum, eine ſeltene Pflanze, 6£ 58; Angrecum 
sesquipedale wurde mit 24 £ bezahlt; Dendrobium macrophyllum 
giganteum, ſchöne Pflanze, 5 Guineen; Cologyne cristata 7 E; Lalia 
purpurata, ſchönes Exemplar, 7 £ 5s; Sobralia macrantha, eine Zwerg— 
form, 7 £ 58; Odontoglossum Pescatorei erhielt 14 £ 10 s; Cypri- 
pedium hirsutissimum, eine ſchöne Pflanze, 6 £ 5 8; Cyprip. super- 
biens (Veitchianum) 5 Guineen; Aerides nobile 5 £ 10 s; Cattleya 
Schilleriana, ſchöne Pflanze, 6 E; Cattleya Warscewiczii, mit dunkler 


“we gr I ED N 
430 


Lippe, 5 Guineen; Saccolabium guttatum giganteum var. Hol for- 
dianum, 26 K 5 s; Cypripedium villosum 7 E 10; C. Dayanum 7 £; 
Aerides Veitchianum 7 K 5s; Lalia elegans, ſchöne dunkle Varietät, 
ähnlich der L. Turneri, 8 E; Aerides Fieldingei 6 E; A. Larpentæ 
5 Guineen; A. Schrederi, ſchöne Pflanze, 28 E; Dendrobium Fal- 
coneri, echt, 5 Guineen; Saccolabium guttatum giganteum, Bunney's 
Varietät, 6 £ 10 8, und Odontoglossum nævium 6 £ 10 8. Im Ganzen 
wurden durch den Verkauf genannter Pflanzen ca. 600 K gelöſt (ca. 4000 h). 

Die Stadtgärtnerei zu Paris. In der Belgique hortic. finden 
wir einige ſehr intereſſante Notizen über die Stadtgärtnerei zu Paris. 
Vielen der Leſer wird es bekannt ſein, daß Paris im Gehölz von Boulogne 
nahe bei la Muette, ein bedeutendes Etabliſſement gegründet hat, wo die 
vielen tauſend von Pflanzen aller Art erzogen und vermehrt werden, mit denen man 
die Plätze der Hauptſtadt ausſchmückt. Dieſes Etabliſſement, wohl einzig 
in Europa, hat eine beträchtliche Größe, es nimmt eine Bodenfläche von 
4400 Meter ein, einſchließlich der Beamtenwohnungen. Man findet nicht 
weniger als 24 Treibhäuſer verſchiedener Art und 3000 Miſtbeetfenſter, die 
zuſammen eine Glasfläche von 10,000 Meter geben. Ein ſehr großes 
Warmhaus bedeckt einen Flächenraum von 433 Meter, in dieſem ſind 
Palmen (über 2000) und andere große Decorationspflanzen enthalten. Ein 
anderes Haus von 500 Meter Bodenflächeninhalt enthält über 200 Camellien⸗ 
bäume von 2—6 Meter Höhe. Anziehende Erinnerungen knüpfen ſich an 
mehrere dieſer ſchönen Bäume, da ſie aus den alten Sammlungen von 
Malmaiſon herſtammen, welche die Kaiſerin Joſephine meiſt unterhalten ließ. 
Einige dieſer Bäume liefern jährlich 4—5000 Blumen. 2500 ſtarke Schau⸗ 
pflanzen werden in einem anderen gemäßigten Gewächshauſe von 433 Meter 
Bodenflächeninhalt gepflegt. Ein Kalthaus von 395 Meter Flächeninhalt 
enthält eine Sammlung von Camellien in Töpfen, über 300 Varietäten, 
eine Sammlung Eucalyptus, neuholländiſche Acacien, im Ganzen an 
3000 Exemplare. — Hundert verſchiedene Feigenarten, in 2500 Exemplaren, 
haben einen beſonderen Platz in einem Hauſe von 110 Meter. Ein Pavillon 
iſt mit großen Araliaceen beſetzt, 1100 Stück in 60 Arten. Endlich finden 
ſich in anderen Treibhäuſern 2500 Hibisus rosa sinensis, 3500 Musa, 
12000 Begonien, 6000 Aroideen von hervortretendem Habitus, und unzähl— 
bare Maſſen von Pelargonien, Dracänen, Farne, Cinerarien, chineſiſche 
Primeln ꝛc. ꝛc. 

Das Vermehrungshaus beſitzt 200 Meter Bodenfläche. Daſſelbe iſt 
von ganz neuer Conſtruction mit ganz flachliegenden Fenſtern. Im Innern 
iſt es in fünf Beete eingetheilt, und wird durch eine Heißwaſſerheizung 
erwärmt. Die im Hauſe vorhandenen 700 Glasglocken können 50,000 Steck— 
linge aufnehmen, und alljährlich wird eine jo enorme Vermehrung 15—20mal 
wiederholt. In keinem Garten beſteht wohl eine ſo coloſſale Vermehrungs— 
werkſtätte. Aus dem Vermehrungshauſe kommen die jungen Stecklings— 
pflanzen in ein anderes Haus (sevrage genannt), um ſich abzuhärten, 
bevor ſie in die für ſie beſtimmten Häuſer gebracht werden. Dieſes Haus 
enthält auch die Mutterpflanzen neu hinzugekommener Pflanzen, die vermehrt 
werden ſollen. Es enthält gewöhnlich einen Beſtand von 8 — 10,000 Exemplaren. 


431 


Zur Aufbewahrung aller der in Käſten zu überwinternden Pflanzen 
ſind an 3000 Fenſter nöthig, die Zahl dieſer Pflanzen beläuft ſich auf 
350,000. Ein Keller von 1500 Meter Bodenflächeninhalt enthält während 
des Winters allein 200,000 Knollen von Canna, da dieſe Pflanzen wegen 
ihrer imponirenden Blätter maſſenhaft zu Gruppirungen gebraucht werden. 
In einem weitläufigen Raume ſind während der Regentage an 50 Arbeiter 
mit dem Umpflanzen und den Miſchungen von Erdwerken beſchäftigt. Schutz— 
hecken von Thuja von 500 Meter Länge gewähren den Pflanzen Schutz 
gegen Sonnenhitze und Wind. Der im Freien übrig bleibende Boden wird 
zur Erziehung von Mutterpflanzen, zur Vermehrung neuer Landpflanzen 
und dergl. benutzt. 

Der Obergärtner Herr Barillet-Deschamps leitet dieſes großartige 
Etabliſſement unter der Oberleitung des Herrn Alphand, Adminiſtrator 
der Promenaden und Pflanzungen der Stadt Paris. 

C 


Perſonal⸗Notiz. 

Der Tod des berühmten Reiſenden und Naturforſchers Franeis Jung— 
huhn, Inſpector der Cinchona- Anpflanzungen auf Java, erfolgte am 
24. April d. J. zu Lombang. Als Arzt in der preußiſchen Armee wurde 
er in Folge eines Duells zu zwanzigjähriger Gefängnißſtrafe verurtheilt. 
Nach einigen Monaten entkam er jedoch und erhielt zuerſt als Sanitäts— 
Officier bei der franzöſiſchen Armee in Algier Dienſte. Darauf trat er in 
gleicher Eigenſchaft in holländiſche Dienſte in Sonda, woſelbſt er anſehn— 
liches Material für wiſſenſchaftliche Bearbeitungen geſammelt hatte. Junghuhn 
erreichte ein Alter von 52 Jahren und hinterläßt eine Wittwe und einen 
unmündigen Sohn. Journ. of Botany. 


Briefwechſel. a 
E. S. in H. Beſten Dank für den Bericht, es ſoll mich freuen, recht oft von 
Ihnen zu hören, und bitte alles unfrankirt einſenden zu wollen. 
. W. P. in H. Ueber die bewußte Angelegenheit habe ich auch gar nichts 
erfahren, wie mir über Ihren Gartenbau-Verein recht lange nichts mitgetheilt worden iſt. 
. W. in B. Erhalten und, wie Sie ſehen, gerne benutzt. Bitte um die 
Sitzungsberichte, ſo weit ſolche von allgemeinem Intereſſe ſind. 
. A. B. in L. Da in dieſem Hefte eine ähnliche Abhandlung von einem 
anderen unſerer geehrten Mitarbeiter abgedruckt worden iſt, ſo mußte die Ihrige für's 
nächſte Heft zurückgelegt werden. 


ſind zu haben 
HAMBURG, 
Rödingsmarkt 


Strohmatten 
dieſer Art 
bei 
Aug. Garvens, 


2 + 


in Hamburg. 


432 


9. Arnoldiiche Obſt Cabinet 


aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 
beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 
18 Pflaumen enthalten. 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Nthlr, 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be⸗ 
ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2¼ Nthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 

Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 

„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 
; Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, | 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, 
„ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 


Herbst-Oflerte 
der G. Rudolph'ſchen Kunft- und Handelsgärtnerei in Hersfeld, Kurheſſen. 
. 
BE I N pro ® 18 Sgr., 1008 gi 
J - 2. ARE A a „ „ 20 „M5 0 
Kirchen ee „, „ 5 „ 100 —— 
Prunus Hahale9y˖ʒſ N 2 0 


Triſche 64r Ernte, vorzügliche Waare. 
Apfel⸗ und Birnbaumpflänzlinge für Baumſchulen, 1jähr. 1000 St. 3.10 
do \ 


k do 3jährig, ſtark u. ſehr ſchön, 
veredelungsfähige, verpflanzte p˙ͤ d mn P 1000 „ 12.— 
Kirſchen, ſüße, einjährig, zum Pflanzen 1000 „ 3.10 
do. „ Iröße, d h ‚ee DE 100 „ 3.— 
6. Mahaleh-, fähige 190 „ 
Noſenſämlinge, 3jährige, verpflanzte 3—4“ hoch... 1000 „ 10.— 
do. 2 " RR. 1000 „ 6.— 
do. Sch mere 1000 „ 4.— 
Waldſtämme, 4—6“ hoch, ſtar z a von 1 bis 3.— 
Linden von 2—15“ hoch, erſtere zu Unterlagen ...... 1000 St. 6.— 
do. 8“ hohe, Alleen 100 „ 6.— 
do. 10—15°.. en 100 „ 10.15 
aide⸗Erde, jehrüguten:..... 2 100 F 15 Sgr., 1000 4.— 


Sträucher, als: Spirœa callosa, Billardii, Douglasii, 
ſtark, Crategus-Sorten, Weigelia-, Deutzia-Arten, 
Juniperus, Tü ete. d Seo, Co 1000 St. 40.— 


433 


Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. 


Nachdem ich England mit Schottland, Kew Gardens mit Lawſon's 
Nurſery in Edinburg vertauſcht, und dieſer Wechſel Erinnerungen mancherlei 
Art in mir hervorruft, hege ich auch zugleich das Verlangen, den dort ge— 
machten Erfahrungen, den trüben und den heiteren Stunden meines dortigen 
14 monatlichen Aufenthaltes ein kurzes Gedenkblatt zu widmen. Zwei Gründe 
bewegen mich hierzu, einmal um mir dieſes oder jenes in ſpäteren Jahren 
in's Gedächtniß zurückzurufen, dann aber auch, um den engliſchen Gärten 
und Gärtnern, ſoviel ich es eben vermag, meinen Anerkennungstribut zu 
bezahlen, der, von jedem Vorurtheil frei, Perſonen und Sachen von zwei 
Seiten aus, dem „approbare“ und „blamare“ beleuchten ſoll. 

England iſt das Land für Gärtnerei, habe ich mir gar häufig in 
Deutſchland und Frankreich ſagen laſſen, und ſtehe ich nicht an, nachdem ich 
mir jetzt eine eigene Anſchauung verſchafft, dieſem Ausſpruche in gewiſſer Be— 
ziehung beizutreten. Die Liebe für Blumen, der Geſchmack an Gartenbau 
im Allgemeinen bilden jedenfalls einen leicht zu erkennenden Zug in der 
engliſchen Geſellſchaft, die Regierung ſowohl wie auch die Ariſtrocratie mit 
oft fürſtlichem Vermögen laſſen es ſich angelegen ſein, dem Gartenbau ihren 
Schutz zu verleihen und betrachten ſchöne Gärten, prachtvolle Gewächshäuſer 
kaum mehr als Luxusgegenſtände. Summen von 40, ja 50,000 E für 
einzelne Bauten dieſer Art zu verausgaben, wofür man auf dem Continente 
ganze botaniſche Gärten errichten könnte, iſt hier durchaus nichts Ungewöhn— 
liches, wie wir es bei dem Palmenhauſe und dem neuen Wintergarten in 
Kew geſehen haben. Geld, dieſer „nervus rerum“, ſteht dem ſtolzen England 
reichlich zu Gebote, und wenn Gärten des Feſtlandes bei einem Vergleiche 
mit engliſchen gemeiniglich den zweiten Platz einnehmen müſſen, ſo dürfen 
wir dieſes gewiß zunächſt dem ungleich vertheilten Mammon zuſchreiben. 
Ein vielleicht noch wichtigerer Agent iſt das engliſche Klima, das dem deutſchen, 
belgiſchen, dem Pariſer und Genfer durch gelinde Kälte im Winter und 
durch nicht übermäßige Hitze im Sommer in Rückſicht auf Pflanzenculturen 
bedeutend vorzuziehen iſt. Namentlich zeichnet ſich das ſüdliche England 
hierin aus, ſo ſchreibt ein Correſpondent des „Cottage Gardener“, daß 
er am 1. Januar 1864 in feinem Garten, Marychurch, Grafſchaft Devonſhire, 
folgende Gewächſe in ſchönſter Blüthe hatte, nämlich: Viburnum Tinus, 
Salvia fulgens, Grahami, Lobelia Erinus, Gentiana acaulis, Spiræa 
filipendula, Aubrietia, Hepatica, Berberis Darwini, Pentstemon, 
Fuchſien, Campanulen, Verbenen, Reſeda, Primeln, Violen, Roſen wie Gloire 
de Dijon und Géant de Bataille und noch mehrere andere. Könnten 
unſere Gärtner alle dieſe Blumen während der Wintermonate auch nur in 
den Gewächshäuſern hervorrufen, ſo ſtände ihnen reicher Gewinn und An— 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 28 


434 


erkennung zu Gebote; in dieſem Garten reichten ſich Frühling und Sommer 
die Hand und erfreuten im trüben Januar, wo die Natur bei uns wie aus— 
geſtorben iſt, den Eigenthümer mit ihren Lieblingen, ſelbſt ohne Zuthat des 
Gärtners. Was ich hier vom ſüdlichen England bemerke, erſtreckt ſich ebenfalls, 
wenn auch in verringertem Maßſtabe, auf den Norden, und finden wir z. B. 
London's Gärten mit einer Anzahl von Gewächſen, namentlich immergrünen, 
bevölkert, die man auf dem Kontinent vergeblich ſuchen muß. Ferne fer es von 
mir, dem engliſchen Gärtner und Gartenfreunde ſeine Verdienſte abzuſprechen, 
ſie haben es mit ſeltenem Geſchicke verſtanden, die ihnen von der Natur 
gebotenen Vortheile richtig zu benutzen, und haben ſomit die Gärtnerei ihres 
Landes auf einen Standpunkt verſetzt, den zu erklimmen für uns Andere 
oft mit bitterer Enttäuſchung und Erfolgloſigkeit verbunden iſt. Wo keine 
oder nur geringe Schwierigkeiten geboten, und man mit bedeutenden pecu— 
niären Mitteln und höchſt günſtigen klimatiſchen Verhältniſſen ſchon halb 
gewonnen Spiel hat, bevor man die Hand an's Werk legt, kann aber auch 
der Anſpruch auf Anerkennung perſönlicher Leiſtungen kein übertriebener ſein, 
und pflichte ich daher durchaus nicht der oft gehörten Meinung bei, daß 
engliſche Gärtner die des Continentes gar ſehr an Geſchick überträfen. Bin 
ich auch, was mich perſönlich anbelangt, die Zeit meines Aufenthaltes dort 
in einem botaniſchen Garten geweſen, wo Pflanzenculturen, wie bekannt, 
nie den Höhepunkt erreichen, als wie in Privat- und Handelsetabliſſements, 
ſo habe ich doch vielfach Gelegenheit genommen, mir ſolche anzuſehen, und 
mit den Vorſtehern und Obergehülfen derſelben in nähere Berührung zu 


kommen; ein Jeder, der England beſucht und Aehnliches gethan, wird hoffentlich 


gleich mir die Ueberzeugung gewonnen haben, daß ſich deutſche und franzöſiſche 
Gärtner in ihrer Praxis ruhig mit den engliſchen meſſen können und namentlich 
erſtere ſie an gründlicher Bildung bedeutend übertreffen. 

Daß ſich die engliſchen Gärtner ſelbſt für die erſten halten, iſt durch— 
aus nicht zu verwundern, und ſteht ganz und gar im Einklauge mit dem 
engliſchen Charakter. „L’Angleterre, c'est la premiere nation du 
monde“, wie der Times-Correſpondent mit großem Pathos ausrief, als 
er, während des Krieges in China, von den Chineſen gefangen und zum 
vermeintlichen Todesplatze geführt wurde, dieſer Ausruf läßt ſich hier bei 
Groß und Klein, bei Hoch und Niedrig, in jedem Stande und Berufe 
wieder erkennen, und brauchen die Deutſchen daheim hierfür auch keiner 
weiteren Beleggründe, wenn ſie nur einen Blick auf die engliſche Politik 
dem Auslande gegenüber werfen. Engliſche Gärtner reiſen ſelten oder nie, 
dagegen trifft man hier eine große Menge junger deutſcher Gärtner, die 
da kommen, um zu ſehen und zu lernen, was erſtere zu dem Glauben 
gebracht, wir könnten nur empfangen, aber nicht geben; mir ſelbſt iſt es 
paſſirt, daß man mich gefragt, was ich denn bis dahin geweſen, da ich 
jetzt nach England gekommen, um Gärtnerei zu erlernen. Meine Antwort 
iſt ein ſtummes „O sancta simplicitas“ geweſen. Kunſtgriffe ſind eben 
nur da erforderlich, wo ſich einem Schwierigkeiten in den Weg ſtellen; wo 
geringe Mittel vorhanden, Wind und Wetter zu bekämpfen, und doch Erfolge zu 
erzielen find, muß man anf Mittel bedacht ſein, die ſolche wenigſtens einiger- 
maßen machtlos machen können, was Wunder daher, wenn wir in der 


r 


435 


deutſchen Praxis meiſtentheils auf eine Complicirtheit ſtoßen, die mit der 
engliſchen Einfachheit im grellen Contraſte ſteht. Dies bezieht ſich nament- 
lich auch auf Gewächshäuſer, man rühmt die engliſchen, und das mit Recht, 
doch ſind ſie der Mehrzahl nach wegen ihrer leichten Bauart durchaus nicht 
für deutſche Winter geeignet. Von den Erdarten iſt daſſelbe zu ſagen, in 
einem deutſchen Garten finden wir oft 5—6 verſchiedene Erden, deren 
Zuſammenmiſchung für dieſe oder jene Pflanzenarten dort die geeignetſte 
erſcheint. Hier ſtößt man eigentlich nur auf 2, Lehm, leichter, unſerer 
Raſenerde zu vergleichen, — ſchwerer, der ſehr thonhaltig iſt, und Haide— 
erde, die entweder gemiſcht oder ungemiſcht und mit einer Hinzufügung von 
Sand, die faſt für alle Pflanzen anzuwenden ſind. Will man raſche, und 
namentlich bei krautigen Sachen günſtige Reſultate erzielen, ſo bedient man 
ſich des Dunges unter verſchiedener Form. Würde man in Deutſchland 
Proteaceen, Rhododendren und andere Kalthauspflanzen in reinen Lehm 
pflanzen, man machte ſchon den erſten Winter traurige Erfahrungen, und 
ſelbſt Haideerde ohne Zumiſchung von Sand- und Holzkohle würde man 
im Gegenſatze mit hier nicht für feinere Cap- und Neuholländer anwenden, 
aus Furcht, durch unvorſichtiges Gießen im Winter die Erde zu verſauern. 
In letzterer Zeit hat man angefangen, den Abfall der Cocosnuß-Schalen, 
hier Cocoa-nut fibre genannt, vielfach in engliſchen Gärten für manche 
Pflanzenarten zu gebrauchen. Im „Cottage Gardener“ finde ich darüber 
folgende Bemerkung: 

„Sehr befriedigende Erfolge haben ſich bei ihrem Gebrauche kund 
„gegeben, Orchideen ſollen gut darin wachſen, und auch andere Pflanzen, 
„die einen poröſen Boden erfordern, gedeihen vortrefflich in einer Miſchung, 
„wo Cocoa-nut-fibre einen bedeutenden Theil ausmacht, und neige ich 
„mich zu dem Glauben hin, daß manche unſerer Gewächshauspflanzen in 
„ihr im unvermiſchten Zuſtande ein kräftiges Wachsthum zeigen werden. 
„Ihre Verdienſte beſtehen ohne Zweifel darin, eine große Quantität von 
„Feuchtigkeit zu abſorbiren, und daher leichter dem Verfaulen oder Sauer— 
„werden zu widerſtehen.“ 

Was mich ſelbſt betrifft, ſo glaube ich, daß dieſe Erdart, wenn ich 
ſo ſagen darf, ſich für Stecklinge feinerer Warmhauspflanzen, wie auch ſelbſt 
zur Cultur einiger Selaginellen und zärtlicher Farne ganz gut eignet, doch 
Orchideen zum Beiſpiel darin zu pflanzen, iſt durchaus nicht anzurathen. 
Bei Veitch in Chelſea machte man dieſes Experiment, war aber ſchon bald 
genöthigt, die ſämmtlichen, darin verpflanzten Exemplare wieder herauszu— 
nehmen, und ſich des Sphagnum's, wie bisher, zu bedienen. Außerdem iſt 
ihr Preis ſelbſt in England ein ziemlich hoher, und würde natürlich in 
Deutſchland durch den Transport noch bedeutend erhöht werden. — Während 
meines Aufenthaltes in Kew ſtellte ich unter Anleitung des damaligen 
Curators Verſuche mit verſchiedenen Erdarten an, um ſie in Bezug auf 
ihre Wärme leitenden Eigenſchaften zu prüfen. Andere ähnliche Verſuche 
mögen vielleicht andere Reſultate ergeben, doch dürfte es wohl nicht 
ohne Intereſſe ſein, meine darüber gemachten Bemerkungen hier folgen zu 
laſſen. 16zöllige Blumentöpfe wurden mit den folgenden Erdarten ange— 

28* 


436 


füllt, darauf in jeden derſelben ein Thermometer gebracht, wonach man fie 
im Farnen⸗Vermehrungshauſe aufſtellte. 
Den 23. October, 1 Uhr Nachmittags: Temperatur des Hauſes 76“ Fahrh., 
8 des Sandes 71 ½“, 
5 der Haideerde 70°, 
5 des Lehms 71 ½0, 
„ d. Cocoa-mut-fibre70½ . 
NB. Die große Differenz hier zwiſchen der Temperatur des Hauſes 
und der der Erdarten wurde wahrſcheinlich durch das plötzliche Durchdringen 
der Sonne hervorgerufen. 
Den 26. October, 7 Uhr Morgens: Temperatur des Hauſes 65°, 
| 1 des Sandes 63 ½ %, 
1 der Haideerde 61 ½ °, 
N des Lehms 61'/,°, 
h der C.-n.-fibre 61“. 
Den 26. October, 1 Uhr Nachmittags: „ des Hauſes 73°, 
1 des Sandes 71 ½ 0, 
. der Haideerde 71“, 
5 des Lehms 71'/,°, 
1 der C.-n.-fibre 70½ °, 
Den 27. October, 7 Uhr Morgens: 1 des Hauſes 690, 
5 des Sandes 66°, 
5 der Haideerde 65°, 
e des Lehms 65 ½ e, 
4 der C. -n.-fibre 651/, “. 
Den 28. October, 7 Uhr Morgens: 5 des Hauſes 700, 
5 des Sandes 68°, 
0 5 der Haideerde 66 ½ e, 
5 des Lehms 67½ , 
1 der C.-n.-fibre 67°, 
Den 28. October, Mittags: hi des Hauſes 73°, 
„ des Sandes 70½ 7 
> der Haideerde 70°, 
1 des Lehms 70½ , 
5 der C. n. fibre 700. 
Den 28. October, 8 Uhr Abends: 1 des Hauſes 700, 
„ des Sandes 67¼ , 
1 der Haideerde 69°, 
" des Lehms 68°, 
5 der C.-n.-fibre 68 ½ °. 
NB. Dieſe letzte Beobachtung verſetzte mich in eine Art von Zweifel 
in Bezug auf die Richtigkeit meiner Unterſuchungen, da ſie mit den bis 
dahin gemachten durchaus im Widerſpruche ſteht; mein Grübeln, weshalb, 
war trotz aller Mühe vergeblich. 
Um 8 Uhr Abends brachte ich die Töpfe in's Freie, es war ein dicht 
bewölkter Himmel, und 2 Stunden ſpäter, um 10 Uhr, ergaben ſich fol⸗ 
gende Zahlen. 


437 


Temperatur der Luft 54°, 
N des Sandes 540, 
a der Haideerde 59°, 
5 des Lehms 55°, 
der C.- n.- fibre 58°. 
Den 29. October, 7 Uhr Morgens: Temperatur der Luft 51“, 
55 des Sandes 490, 
9 der Haideerde 49½0, 
2 des Lehms 481/,0, 
5 der C.- n.- fibre 48½0. 
Den 29. October, 8 Uhr Abends: „ der Luft 56°, 
N des Sandes 55°, 
R der Haideerde 51°, 
3 des Lehms 54°, 
5 der C.- n.- fibre 50°. 
Hierauf brachte ich die Töpfe wieder in's Haus, ſetzte fie auf Unter: 
näpfe, und goß dann in erſtere Waſſer von 65“ Temperatur, welches als— 
bald letztere anfüllte. 36 Stunden wartete ich, ſo daß der in den Töpfen 
enthaltene Boden gänzlich mit Feuchtigkeit geſättigt war, dann ergaben ſich 
folgende Differenzen. 
Den 1. November, 7 Uhr Morgens: Temperatur des Hauſes 63°, 
4 des Sandes 580 
2 der Haideerde 590 
5 des Lehms 58 ½0, 
| 5 der C.- n.- fibre 57½“. 
Den 1. November, 11 Uhr Morgens: 5 des Hauſes 67°, 


5 des Sandes 62°, 

5 der Haideerde 600, 

1 des Lehms 61°, 

1 der C.- n.- fibre 60°. 
Den 2. November, 8 Uhr Morgens: 8 des Hauſes 69°, 


" des Sandes 66°, 
„ der Haideerde 65°, 
„ des Lehms 66°, 
" der C.- n.- fibre 64°, 
Den 2. November, 4 Uhr Nachmittags: „ des Haufes 71°, 
| 1 des Sandes 68°, 
9 der Haideerde 68°, 
1 des Lehms 68°, 
1 der C.- n.- fibre 67°. 
3 des Hauſes 67°, 
n des Sandes 621,5", 
1 der Haideerde 64°, 
0 des Lehms 62½0, 
t der C.- n.- fibre 65°. 
„ des Hauſes 74°, 
N des Sandes 690, 


Den 3. November, 11 Uhr Morgens: 


Den 3. November, 5 Uhr Nachmittags: 


458 


Temperatur der Haideerde 67¼½ e, 
® des Lehms 68°, 
4 der C.- n.- fibre 68. 

Den 3. November, 8 Uhr Abends. 

Ich ſtellte die Töpfe mit Unterſchüſſeln in's Freie, und 2 Stunden 
ſpäter ſchrieb ich folgende Grade nieder: „ 

Temperatur der Luft 41“, 

5 des Sandes 45°, 

0 der Haideerde 61“, 

„ des Lehms 530, 

1 der C.- n.- fibre 60°. 

Den 4. November, 7 Uhr Morgens: Temperatur der Luft 50%, 

$ des Sandes 52°, 
f der Haideerde 51“, 
50 des Lehms 51½ %, 
ci der C.- n.- fibre 51“. 

11 Uhr Morgens machte ich, nachdem um 7 Uhr die Töpfe wieder 

in's Haus gebracht waren, meine Schlußbemerkung. 
Temperatur des Hauſes 700, 
hi des Sandes 65°, 
1 der Haideerde 67°, 
J des Lehms 66°, | 
4 der C.- n.- fibre 66°. 

Für die Güte und Genauigkeit der Thermometer glaube ich einſtehen 
zu dürfen, ebenfalls, daß ich es an der gehörigen Sorgfalt nicht habe 
fehlen laſſen; daß ſich trotzdem gar manche Widerſprüche in meinen Unter— 
ſuchungen ergeben, iſt nicht abzuleugnen, freuen würde ich mich daher, wenn 
ähnliche Verſuche anderswo mit wo möglich einer noch größeren Auswahl 
von Erdſorten angeſtellt, und ihre Erfolge bekannt gemacht würden; dieſer 
Gegenſtand verdient gewiß volle Beachtung, da er uns noch manche Finger— 
zeige für Culturen liefern kann. » 

Jedes Zeitalter bringt gewöhnlich feine beſonderen Eigenthümlichkeiten 
mit ſich, und zeichnet ſich durch neue Sitten und Gebräuche, durch neue 
Liebhabereien und Aeußerungen im Geſchmacke von dem vorhergehenden und 
dem darauf folgenden aus. Gärtnerei macht hiervon keine Ausnahme, auch 
ſie zieht ſtets, friſchen Eingebungen und Einflüſterungen der Mode, der wir 
Menſchen ja nun einmal mehr oder minder huldigen müſſen, Gehör leiſtend, 
neue Gewänder an. Zu allermeiſt ließe ſich dieſe Behauptung auf engliſche 
Blumengärten beziehen, die ein ſo ganz anderes Bild wie jene auf dem 
Continente darbieten, und in ihrer Art einen ſeltenen Grad von Boll 
kommenheit erreicht haben. Einjährige Blumen ſind hier mit Ausnahme 
einiger wenigen, wie z. B. der Perillen, Lobelien, Amarantus melan- 
cholicus ganz auf die Seite geſchoben, und die fogenannten „bedding- 
plants“, hauptſächlich aus Geranien, Calceolarien, Coleus Verschaffeltii, 
Centaurea ragusina und mehreren anderen beſtehend ſind jetzt en vogue, ja 
man hat ein förmliches Syſtem darauf errichtet, welches aber, allem Anſcheine 
nach, den Zenith ſeines Ruhmes bereits erreicht hat. Man ſehnt ſich nach 


439 


Abwechſelung, das Auge, zuerſt geblendet durch die Farbenpracht, ermüdet, 
und wie ſich der Magen auf die Dauer nicht mit Zuckerſpeiſe zufrieden 
ſtellt, ſo ſchaut daſſelbe auch nach etwas Conſiſtenterem aus, nach mehr 
Grün, mehr Contraſt in Schatten und Licht, welches „bedding plants“ 
oft nur in kärglicher Weiſe enthalten. Jedes gute Ding kann übertrieben 
werden, das iſt auch mit den engliſchen Blumengärten im Allgemeinen der 
Fall, und obgleich „bedding plants“ auf den hier ſo herrlichen Raſen 
oft in ihrem „emsemble“ eine mächtige Wirkung hervorrufen, ſo fehlt 
man doch unſtreitig, alles Andere darüber zu vernachläſſigen. 

Denken wir uns ein Beet, mit leuchtend gelben Calceolarien in der 
Mitte, von blauen Lobelien umgeben, und ſcharlach Geranien oder Verbenen 
eingefaßt, ſo haben wir, wenn ſelbiges auf friſchem, grünen Raſen angelegt, 
ſchon einen Farbencontraſt, der Jedem gefallen muß. Andere Zuſammen— 
ſtellungen, wie z. B. Lobelia Erinus mit Gazania uniflora vermiſcht, 
und eingefaßt von Cerastium tomentosum, oder um noch geſuchter in 
unſerem Geſchmacke zu ſein, dieſe Miſchung von blau und orange als 
Grundfarbe, durch einzelne Pflanzen von Centaurea ragusina im Centrum, 
in Zwiſchenräumen von je 10“ unterbrochen, und eingefaßt mit ſcharlach, 
wie „little David Geranium“, ſind einzig in ihrer Art, und rufen, am 
rechten Orte verwendet, einen mächtigen Effect hervor. Namentlich ſind es 
die Geranien, die mit ihren oft ſehr ſchönen Schattirungen in Blumen und 
Blättern aben an ſtehen. Handels- und Privatgärtner wetteifern darin, 
immer neue Varietäten hervorzurufen. Die jährlichen Cataloge mehrerer 
Etabliſſements ſind mit dieſen Producten angefüllt; 2— 3 Thaler für ein— 
zelne Pflänzchen zu verausgaben, iſt durchaus nichts Ungewöhnliches, häufig 
wird aber auch das Publikum durch dieſe hohen Anpreiſungen in ſeinen 
Erwartungen getäuſcht. 

hacun promet beaucoup, mais qu'en sort-il souvent? 
Du vent! 

Als Muſter eines engliſchen Blumengartens glaube ich den vor dem 
Palmenhauſe im Garten von Kew bezeichnen zu können. Es iſt eine ausge— 
machte Sache für den erfahrenen Gärtner, daß die größere Mehrzahl jener 
„bedding plants“ den Boden ebenſo ſehr erſchöpfen, und daher auch eine 
ebenſo ſtarke Zufuhr von Erſatzmitteln, wie Dünger, oder jährliche Erneuerung 
der Erde erfordern als viele unſerer Gemüſearten. Dies wird hier aber nur 
zu häufig vernachläſſigt und in Folge deſſen ſtoßen wir auf Gruppen in 
Privat⸗ und öffentlichen Gärten, die nur einen kläglichen Begriff von dem 
bieten, was ſie ſein ſollten und könnten. Obgleich ich ſeit 5 Jahren keinen 
Sommer in Deutſchland verlebte, glaube ich doch annehmen zu dürfen, daß 
man daheim unſere einjährigen Blumen wie auch Stauden noch nicht ſo 
ganz auf die Seite geſetzt, ſondern ihnen wie bisher auf den Parterres und 
Rabatten einen paſſenden Platz einräumt. Erſtere, namentlich chineſiſche Aſtern, 
Levkojen, Balſaminen und dergl. mehr blühen längere Zeit, erfordern weniger 
Mühe und Arbeit und ſtehen oft jedenfalls beſſer im Einklange mit den 
Gärten, in welchen fie ſich befinden, als die „bedding plants“ auf ihren 
künſtlich geſchnörkelten Beeten, ja die ärmſte Hütte, der glänzendſte Palaſt 
brauchen ſich ihres Schmuckes nicht zu ſchämen, für beide ſind ſie gleich gut 


440 


zu verwenden. Auch ein gemiſchter Styl in Blumengärten, wie ich ihn 
namentlich in den Pariſer und den königlichen Gärten bei Potsdam ange⸗ 
troffen, und welcher in England, als aus der Mode, gänzlich verworfen iſt, 
meiner Anſicht nach durchaus nicht zu verachten. Wo Zierſträucher und 
Dahlien, Stockroſen, Brugmanſien, verſchiedene Solanum ꝛc. die Mitte 
großer Beete und Gruppen bekleiden und kleinere Geſträuche und blühende 
Pflanzen ſich dieſen je nach ihrer Größe gefällig anreihen und das Ganze 
abſchließen, wird ein Bild hervorgerufen, welches faſt das ganze Jahr hindurch 
irgend etwas Neues, Gefälliges darbietet und auch einen angenehmen Total⸗ 
Eindruck zurückläßt. Doch, wie geſagt, es kann mir nicht einfallen, den 
jetzigen engliſchen Blumengärten ihre Vorzüge abſprechen zu wollen, wir ver- 
theidigen unſeren, ſie ihren Geſchmack, ſei denn ein Jeder zufrieden mit dem, 
was Mutter Natur, ein mehr oder minder voller Geldbeutel und ſeine eigenen 
Eingebungen ihm ermöglichen, zu ſeiner und ſeiner Mitmenſchen Augenweide 
hervorzurufen. So ſchreibt Dr. Naudin in der Revue horticole“ folgen: 
dermaßen: 

„Unter der brennenden Sonne des ſüdlichen Frankreichs jene Parterres 
nördlicherer Länder mit ihren friſchen Raſenplätzen und bunten Blumenkleidern 
nachahmen zu wollen, iſt geradezu ein Unding. Die Natur hat Abwechſelung 
auf unſerer Erdkugel angeordnet, und jedem Klima gewiſſe, ihm eigenthümliche, 
beſondere Pflanzenarten angewieſen. Die Gärtnerei kann daher nicht beſſer 
thun als ihr zu folgen, man laſſe dem Norden ſeine grünen Raſenflächen 
und ſchimmernden Blumenteppiche und verſchönere die Gärten des Südens 
immer mehr mit Bäumen und Geſträuchen, die ſich mehr durch Schönheit 
der Belaubung und ein beſtändiges Grün, als wie durch Blumenpracht 
anempfehlen.“ 

Als ſolche bezeichnet er namentlich einige härtere Palmenarten, wie 
Jubæa spectabilis, Livistona australis, Areca sapida, Trachycarpus 
excelsa und tomentosa, Chamærops Martiana und palmetto, Phoenix 
dactylifera und inclinata, — nur ſchade, daß all' diefe Arten, wenn 
auch in vielen Gärten anzutreffen, doch lange nicht in ſolchen Maſſen in 
Europa auftreten, um Aehnliches auszuführen. 

Bis hierher und nicht weiter, ruft mir eine innere Stimme zu, wenn 
ich nach Beſprechung der engliſchen Blumengärten auch die Parks und 
öffentlichen Anlagen in meine Plaudereien mit hineinziehen will. Dieſe 
gehören in das Gebiet der Landſchaftsgärtnerei, und wehe dem, der ſich 
hineinwagt, ohne nicht zuvor ſeine Kräfte geprüft zu haben. Viele bekennen 
ſich zu ihren Jüngern, nur wenige ſind von ihr auserkoren! Nun einige, 
wenn auch oberflächliche Bemerkungen mögen mir ſchon erlaubt ſein. Wirk⸗ 
liche Parks ſind in der Umgebung von London ſelten, der von Windſor 
und Dropmore, und wenn man will, auch Regent's und Hyde-Park, 
gehören zu dieſen, letztere, und vorzüglich Hyde-Park, dieſer Conflux der 
feinen Welt, laſſen aber ſchon zu viel Polirtheit, zu wenig Nachahmung 
von Naturſchönheiten durchblicken, um den Namen „Park“ zu verdienen. 
Damit ſei keineswegs geſagt, daß ſich die Hand des Menſchen nicht gerne 
bei derartigen Schöpfungen bemerkbar machen darf; der Natur gleichkommen, 
heißt dem Unmöglichen nachjagen, wo aber Natur und Kunſt Hand in 


441 


Hand gehen, wo die Werke erſterer letztere verſchönern helfen, und letztere 
erſtgenannten mehr Wöhnlichkeit und Behagen einflößen, da iſt es, wo man 
das Wort: 

„Les ouvrages de la nature et ceux de Ihomme se preétent 

des gräces mutuelles,“ 
mit Recht anwenden kann. 

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts oder zu Ende des 16. eröffnete 
ſich in England ein neues Feld für Landſchaftsgärtnerei, Lord Franz Bacon 
trat zunächſt als warmer Vertheidiger einer neuen Idee, „Nachahmung der 
Natur“, auf, ihm folgten Addiſon, Pope, Henry Englefield, Hamilton 
und andere. Der alte franzöſiſche Styl wurde verdrängt und an Stelle 
deſſen trat ein freieres ſich Gehenlaſſen, das mehr den Inſpirationen groß— 
artiger Naturſchönheiten Gehör leiſtete, als den bizarren Moden und Formeln 
der damaligen Zeit. Freundliche Bilder, effectreiche Contraſte durch Seen, 
Waſſerfälle und ſtolze Baumgruppen in unverkrüppelter Form hervorgerufen, 
weite, in ihren Wirkungen überraſchende Perſpectiven, ſchöne dem claſſiſchen 
Alterthume entnommene Tempel und Grotten fingen an, in den Parks der 
Großen und Reichen zu erſcheinen, und noch jetzt, hat man mir geſagt, ſtößt 
man hier und da auf Parks, die von jener, jetzt ſchon Jahrhunderte alten 
Metamorphoſis zeugen können. Der Heroen des 19. Jahrhundertes giebt 
es nicht viele, London mit ſeinen unſchätzbaren Werken hat jedenfalls viel 
dazu beigetragen, reiches Material für neue Ideen und Schöpfungen zu liefern 
und Sir Joſeph Paxton hat es nicht minder verſäumt, durch treffliche 
Leiſtungen ſich die Gunſt der großen Menge, die Anerkennung wirklicher 
Sachkundigen zu erwerben. Engliſche Landſchaftsgärtnerei gilt in Deutſchland 
gemeiniglich als das Urbild alles Schönen, doch nachdem wir Männer wie 
Fürſt Pückler⸗Muskau, Lenné, Meyer u. a beſitzen, glaube ich, daß ſich 
die Landſchaftsgärtnerei in Deutſchland zur eigenen Individualität entwickelt 
hat, und wir daher durchaus nicht Grund haben, mit neidiſchen Augen auf 
die ſtolzen Inſulaner hinüber zu ſchauen. Ja, ich möchte ſogar noch weiter 
gehen und behaupten, daß, während ſich dieſe Kunſt im eigenen Lande immer 
freier entwickelt, immer mehr die Feſſeln von ſich abſtreift und das Geniale 
an's Tageslicht treten läßt, ſie hier nicht fortgeſchritten ſondern eher einen 
Fuß rückwärts geſetzt hat. Manchen Anlagen bin ich begegnet, wo der alte 
Styl ſich hier und da wieder Eingang zu verſchaffen gewußt, — wie weit 
man hierin gefehlt, wage ich nicht zu entſcheiden. Kömmt man nach Frankreich, 
beſucht die öffentlichen Gärten, geht nach Verſailles, St. Cloud oder Fon— 
tainebleau, ſo malt man ſich ſchon im Geiſte die ſtolzen Königsſchlöſſer vor, 
zu deren Verſchönerung der große Le Nötre ſo viel beigetragen. Mag 
man noch ſo viel gegen die Steifheit, das Gezwungene ſeiner Werke eifern, 
hier ſind ſie unerſetzbar, und ſchildern uns mit ihren langen, geraden Alleen, 
majeſtätiſchen Fontainen, großartigen Terraſſen, koſtbaren Vaſen und mar— 
mornen Statuen die glänzenden, vergangenen Epochen in der franzöſiſchen 
Geſchichte oft beſſer, als wie manches Buch zu thun im Stande iſt. Doch 
Frankreich, und namentlich Paris, iſt nicht hinter der Zeit zurückgeblieben, 
auch hier ſtoßen wir auf Plätze, die von Sinn für Schönheit, dem richtigen 
Verſtändniſſe der Natur zeugen. Ein zweites „Bois de Boulogne“ iſt 


442 


kaum wohl anders mehr zu finden, und ſelbſt ein „Parc de Monceau,“ 
die „Champs Elysèes“ und mehrere Privatbeſitzungen zeugen von 
franzöſiſchen Triumphen in der bildenden Gartenkunſt. Herr Bentham 
veröffentlichte in „Gardener's Chronicle“ (1862) einen Aufſatz über die Pariſer 
öffentlichen Gärten und Anlagen, er ſagt darin unter anderem, „wenn die 
Gärtner der Pariſer Baumzucht uns im Fortſchritte nachſtehen (?) und ſich 
in unſerer Praxis Belehrung holen, ſo verhält es ſich ganz anders mit der 
Anlage ihrer Promenaden u. ſ. w., die ſeit einigen Jahren die ſchönſte Zierde 
ihrer Reſidenz geworden ſind.“ Dann zieht er gegen ſeine eigenen Lands— 
leute zu Felde, und critiſirt mit ſcharfen Worten die in und um London 
neu gebildeten, ähnlichen Anſtalten. Es dauerte nicht lange, ſo erſchienen 
in demſelben Blatte mehrere Artikel, die dieſes zu widerlegen ſuchten und 
in welchen den Pariſern auch kein Härchen Verdienſt gelaſſen wurde. Man 
warf ihnen wenig Geſchmack bei dem Arrangement, ihre Sorgloſigkeit in der 
Unterhaltung und der Vertheilung der einzelnen Blumenarten vor. Die 
neuen Einführungen in der Gärtnerei ſind hier ausgeſchloſſen, ſagte man, 
und an Stelle dieſer finden wir antike, gewöhnliche Pflanzen, die unwürdig 
ſind, ſolche ſchöne Plätze zu bekleiden. Nun, wenn man Canna - Varietäten, 
Caladien, mehrere Begonien und Hibiscus, Cassia floribunda, Amicia 
Zygomeris, Ferdinanda, buntblätterige Solanum und andere zu dieſer 
Claſſe rechnen will, ſo moͤgen jene Herren Recht haben, im Allgemeinen 
hört man aber nur eine Stimme über die Reinlichkeit, Vielſeitigkeit und den 
guten Geſchmack, der in den Pariſer Gärten zu Hauſe iſt. 

Einen Vorzug behält aber England vor uns voraus, es bevölkert 
ſeine Parks ꝛc. mit einer Menge ausländiſcher Gewächſe, wodurch eine 
größere Mannigfaltigkeit, ein beſſerer Contraſt im Farbenſpiel und Formen⸗ 
bildung, ein nicht ſo abſtoßender Wechſel in den Jahreszeiten hervorgerufen 
wird. Namentlich nachdem Fortune und auch der jüngere Veitch jene 
reichen Schätze aus China und Japan dem europäiſchen Geſtade zugeführt, 
nachdem Roezl in Mexico durch die Einführung ſeiner langnadeligen Coni— 
feren und andere Reiſende im Himalaya durch ihre Importationen Bedeu— 
tendes geleiſtet, iſt dem engliſchen Gärtner bei der Ausführung ſeiner Pläne 
ein ſo reiches Material geboten, daß ſich das unſrige nur wie eins zu 
vier dazu verhält. 

Werfen wir einen Blick auf das kürzlich erſt erſchienene Werk von 
Murray, „The Pines and Firs of Japan“, oder blättern wir in Fortune's 
intereſſanten Reiſeſkizzen, um einen Beweis zu erhalten, wie bedeutend ſich 
das engliſche Arboretum und Pinetum in den letzten Jahren bereichert 
haben. Sciadopytis verticillata, Thujopsis dolobrata, mehrere Torreya- 
und Retinospora-Arten, Cephalotaxus drupacea, Fortunei und Har- 
ringtonii, Chamærops Fortunei, Berberis japonica und Deutzia 
crenata fl. pl. möchte ich unter dieſen ihrer Seltenheit, Schönheit, aber 
auch Eigenthümlichkeit wegen beſonders hervorheben. Fortune verdankt man 
ebenfalls die Einführung weiblicher Pflanzen von Aucuba japonica, Herr 
Standiſh ſtellte in der diesjährigen Frühlingsausſtellung in South Ken⸗ 
ſington eine mächtige Pflanze davon aus, die mit tauſenden corallenrothen 
Beeren bedeckt war. Es war ein prachtvoller Anblick und bildete den 


443 


Anziehungspunkt aller Beſuchenden. Denken wir uns viele ſolcher Exem⸗ 
plare zwiſchen Laub- und Nadelhölzern vertheilt, welchen fie in den Winter: 
monaten Leben und Friſche verleihen werden, jo müſſen wir nur um jo mehr 
bedauern, daß die kalten Fröſte ſie wenigſtens für das nördliche Deutſchland 
verſcheuchen. Vor nicht langer Zeit herrſchte hier eine große Controverſe 
in Bezug auf das Verpflanzen immergrüner Bäume und Geſträuche, einige 
ſchlagen den Frühling, andere den Herbſt, noch andere wieder den Winter 
als eine Zeit zum Verpflanzen vor, und ſtützten ſich dabei auf ihre gegen— 
ſeitig gemachten Erfahrungen. Erwieſen iſt es, daß die im Winter ver— 
pflanzten ſchon vor dem Frühlinge Wurzeln machen, und iſt ſelbiger ein 
mittelmäßig gelinder, wie es gemeiniglich in England der Fall iſt, ſo möchte 
ich mich letzterer Meinung zuneigen. 

Ich habe ſchon vorher auf die leichte und gefällige Bauart der engliſchen 
Gewächshäuſer hingewieſen, weiter darauf einzugehen, iſt überflüſſig, da die 
deutſchen Gartenzeitungen immer das Neue und Empfehlenswerthe, was auf 
dieſem Felde zu Tage kommt, als Ueberſetzungen oder Kritiken in ihren 
Blättern aufnehmen. Doch um ſie hier nicht ganz zu übergehen, will ich 
dem Leſer die Beſchreibung eines Gewächshauſes in der Nähe von Dublin 
vorführen. Nicht daß ich eben ſelbſt dageweſen, ich entlehne dieſelbe viel— 
mehr einer kleinen Schrift, welche der Beſitzer darüber vor Kurzem veröffent— 
licht und einigen ſeiner Freunde in England zukommen ließ: 

Description of a Plant-House at Rockville near Dublin. 

By Mr. James Bewley. 

Mein Farnhaus, welches ſich von Norden nach Süden hin erhebt, 
iſt mit einem dreiſpannigen Dache verſehen, es nimmt eine Breite von 60° 
ein, d. i. 3 Spannen mit je 20“. Die Länge beträgt 48“ und die Höhe 
der Seiten kann bis zum Beginn des Daches auf 13“ 6“ angegeben wer: 
den; von dieſen werden 7“ von einer Mauer eingenommen, in welcher nahe 
dem Boden zu Ventilatoren angebracht ſind, die man von außen öffnen und 
ſchließen kann, die übrigen 6“ 6“ ſind von einer Glasfläche aus feinem 
gerippten Glaſe, „Hartley's rough plating“ genannt, bekleidet. Die 
mittlere Spanne wird von 3 Pfeilern getragen, welche in einer Entfernung 
von je 12“ zu einander ſtehen. Selbige, aus rauhem braunen Schiefer 
angefertigt, ſind viereckig, 3“ auf jeder Seite meſſend. Die Steine liegen 
in horizontaler Richtung, und große Zwiſchenräume ſind durch das Heraus— 
nehmen des Mörtels hervorgerufen, um den hier ſich eignenden Pflanzen 
gehörigen Spielraum zu laſſen. Zwiſchen jenen Pfeilern ſind gothiſche 
Bögen, aus demſelben Material beſtehend, angebracht, die mit Farnen, 
Lycopodien und dgl. mehr geſchmackvoll bekleidet ſind. Außerdem ſehen 
wir hier 2 Reihen von je 8 Bögen, und iſt ebenfalls jede Seite mit 8 
6“ langen Bögen verſehen, die auf dieſelbe Weiſe bepflanzt ſind. Jedes 
Dach erhebt ſich zu einer Höhe von 7“ und erſtreckt ſich die bedeutendſte 
Höhe des Hauſes bis zu 21“. Das nördliche Ende des Hauſes bildet eine 
Mauer, welcher ſich eine unregelmäßige Felſenpartie von 10, Höhe anſchließt, 
zur Spitze derſelben führen verdeckte Stufen hinauf, die an beiden Seiten 
von einem ſchmalen Fußſteige begrenzt ſind, um dem Beſucher ein gefälliges 
Bild auf die untere Pflanzenwelt zu bieten; majeſtätiſche Baumfarne 


44 


begrüßen ihn, wenn er oben angelangt iſt. Andere gelungene Felſengruppen 
ſind ebenfalls an der Süd-, Oft: und Weſtſeite des Gebäudes angebracht, 
die bis zum Glaſe emporſteigen, doch werden ſolche von den äußeren Mauern 
durch 6“ weite Zwiſchenräume getrennt, um Luftzug von außen her, wie 
auch Circulation der Wärme, die von einem Paar Azölliger Röhren, welche 
rings um das Haus herumlaufen, ausſtrömt, zu geſtatten. In dieſen 
Röhren beſteht meine ganze Heizkraft. Um freie Luftſtrömung zu erhöhen, 
find Oeffnungen, oder richtiger gejagt, kleine verdeckte Bögen in den Felſen⸗ 
partien, wie auch auf ebener Erde, angebracht, die durch den vorhin erwähnten 
engen Raum mit der äußeren Mauer in Berührung ſtehen. Indem ſich 
nun die Heiß-Waſſer-Röhren den Außenmauern zunächſt befinden und Ven⸗ 
tilatoren in letzteren, ſowie Oeffnungen durch die Felſengruppen und auf 
flacher Erde angebracht ſind, wird eine vollſtändig gleichmäßige Luftſtrömung 
im Hauſe erhalten, — eine nur zu wichtige Bedingung zum Gedeihen der 
Pflanzen. Das Dach iſt von gewöhnlicher Conſtruction, hölzerne Sparren 
ſtehen in einer Entfernung von je 4° zu einander, zwiſchen welchen 3 leichte, 
eiſerne Stangen oder Balken angebracht ſind, und mag hier bemerkt werden, 
daß ich eine Verbindung von Holz und Eiſen dem alleinigen Gebrauche 
eines dieſer Materialien jedenfalls den Vorzug gebe. Alles von Eiſen 
bietet eine zu einförmige Erſcheinung da, um mir zu gefallen. Hölzerne 
Sparren, durch je 4, 5 oder 6° Zwiſchenraum von einander getrennt, 
brechen die dumpfe Eintönigkeit, und ſind außerdem noch von großem, 
practiſchen Nutzen, will man bei dieſer oder jener Gelegenheit einen Nagel, 
Schraube oder Krampe befeſtigen. Auf dieſen Sparren nun ruht das 
äußere Dach, aus einfachen, eingerahmten Schiebfenſtern beſtehend, die eine 
Weite von 4 haben, und damit fie um fo leichter zu bewegen find, hat man ſie in 
2 Längtheile halbirt. Dieſelben ſind mit demſelben Glaſe als wie die 
Seiten verſehen, und werden von einem Schraubenbolzen gehalten, ſo daß 
man ſie ohne viele Umſtände entfernen kann. Das innere und äußere Glas 
iſt 5—6“ von einander entfernt, ich glaube freilich nicht, daß die Ent— 
fernung von irgend welcher Bedeutung iſt, ſobald es ſich um 4—6“ han⸗ 
delt, doch ſoll man all' ſeine Aufmerkſamkeit darauf verwenden, daß die 
äußeren Fenſter möglichſt dicht find, und keine Luftcirculation zwiſchen den 
inneren und äußeren ſtattfindet. Durchaus Feind bin ich von allen 
bewegbaren Fenſtern für Luftzug an den oberen Theilen des Hauſes, ſei 
es in welchem Hauſe es wolle, und habe ich daher in meinem Hauſe das 
Glas nur bis 1“ Entfernung von der Spitze der Kuppe, darüber befinden 
ſich hölzerne Luken oder Schieber, um Luft nach Belieben geben zu können, 
wenn nöthig; dieſelben werden vermittelſt einer höchſt einfachen Einrichtung 
geſchloſſen oder geöffnet. 

Ueber die Temperatur läßt ſich Folgendes bemerken. Mein Farn⸗ 
haus von 60—48“ in Ausdehnung, mit einer mittleren Höhe von 16‘, ent⸗ 
hält 46,000 ! Inhalt, ein Paar Jzölliger Heiß-Waſſer-Röhren läuft um 
das ganze Haus, die Heizkraft kann daher auf 430 Röhren angegeben 
werden, jo daß ein Fuß Röhre auf 100 ' geht. In einem eindachigen 
Hauſe glaube ich kaum, daß dieſe Heizkraft mehr thun könnte, als den Froſt 
bei ſtrengen Wintern abzuhalten, mit dem doppelten Dache dagegen ſinkt 


445 


das Thermometer ſelten unter 48° Fahr., wenigſtens kann ich nur einmal 
erinnern, es auf 46“ gefunden zu haben. Meine Veranſchlagung, daß ich 
14—15 Wärme durch das doppelte Dach gewinne, muß, denke ich, richtig 
ſein. Der Verluſt von Wärme bei kaltem Wetter geht ſehr langſam vor 
ſich, ich möchte annehmen, daß 3 oder 4 Nächte mit ungewöhnlich ſtarkem 
Froſte dazu erforderlich wären, um die Temperatur des Hauſes von 52° 
auf 48° zu reduciren, und wahrſcheinlich würden 36 Stunden dazu gehören, 
dieſelbe Reduction herbeizuführen, würde das Feuer ganz und gar ausge— 
laſſen. Mit einfachem Dache müßte dieſes in weniger denn 6 Stunden 
eintreten. Nicht wenig trägt es zu meiner Beruhigung bei, daß, wenn in 
irgend einem meiner Häuſer das Feuer in der Mitte des Winters eine 
ganze Nacht hindurch ausgelaſſen oder ſehr vernachläſſigt würde, die Inſaſſen 
in keiner Weiſe darunter zu leiden hätten. Die umgekehrten Wirkungen 
ſind im gleichen Maaße von Intereſſe, das iſt die langſame Zunahme von 
Wärme während der Sommermonate. Wir haben im vorigen Jahre (1863) 
einen beſonders heißen Sommer gehabt, doch iſt die Temperatur meines 
Hauſes nie, ſoviel ich weiß, über 70° hinaufgegangen, mit einem Dache 
und demſelben Betrage von Luftſtrömung würde dieſelbe durch einen warmen 
Morgen auf 80—85“ gebracht werden. Eine andere Thatſache iſt eben— 
falls der Erwähnung werth, nämlich die beſtändig gleichmäßige Wärme— 
zunahme, je nachdem wir von flacher Erde höher hinaufſteigen, einerlei, ob 
bei Tag oder Nacht, und erkläre ich dieſes inſofern, als keine Wärme durch 
das äußere Dach zugelaſſen wird. Daher habe ich engliſche Farne und 
andere härtere Pflanzen am Fuße, und Vertreter der Tropen, wie Baum— 
farne und Palmen auf den höheren Partien meiner Felſengruppen wachſend. 
Während man in gewöhnlichen Häuſern zärtliche Pflanzen bei kaltem Wetter 
von all' zu großer Nähe des Glaſes entfernt hält, ſind die meinigen, je 
näher ich dieſelben dem Glaſe bringe, einem höheren Wärmegrade ausge— 
ſetzt. Ein ebenſo wichtiges Reſultat findet noch weiter durch die Nicht-Ver— 
breitung der Wärme durch's Dach Statt. In einfachen Häuſern, wo Feuch— 
tigkeit eine der Hauptbedingungen zum kräftigen Pflanzenwuchſe ausmacht, 
finden wir, einerlei welch' freien Gebrauch wir Abends von der Spritze 
machen, die Luft am folgenden Morgen ſehr trocken, welches wohl der 
großen Verdickung von Feuchtigkeit längs dem Dache hin zuzuſchreiben iſt. 
Nachdem nun die abgekühlte Luft ſich Morgens von der Feuchtigkeit abge— 
ſondert hat, wird dieſelbe, ſobald die Temperatur etwas ſteigt, vollſtändig 
trocken, wodurch den Pflanzen ein nur zu großer Schaden zugefügt wird. 
Bei einem Doppeldache findet wenig Verdickung von Feuchtigkeit längs des 
Daches ſtatt, indem das Schattenleinen zwiſchen dem äußeren und inneren 
Glaſe, als ſchlechter Luftzuführer, dieſes verhindert, und in Folge deſſen 
ſammelt ſich die Feuchtigkeit, ſobald die Luft Nachts über etwas abkühlt, 
auf den Pflanzen ſelbſt ab, — ein getreues Abbild der Natur! Ich bin in 
mein Orchideenhaus Morgens gegangen, welches auch mit Doppeldach und 
Seiten verſehen iſt, und habe die Pflanzen ebenſo ſchön mit Thau bedeckt 
gefunden, als wie eine Kohlpflanzung an einem friſchen Maimorgen. 

Kann dieſes nicht faſt als die Vollendung von Pflanzenculturen ange- 
ſehen werden? 


446 


Wir fangen gewöhnlich im Farnhauſe gegen Ende October, den 
Beginn der kalten Jahreszeit, mit Heizen an, und hören im März damit 
auf, wenn das Haus auf 54° kommt. Auf dieſe Weiſe haben wir nur 
für ungefähr 5 Monate im Jahre Feuerwärme, und während dieſer Zeit 
beläuft ſich der Betrag von Heizmaterial kaum auf die Hälfte von dem, 
was ein eindachiges Haus erfordern würde. Indem wir alſo nur die 
Hälfte von Material für 5 Monate in Anſpruch nehmen, und während der 
übrigen 7 ganz ohne ſolches fertig werden, machen wir eine bedeutende 
pecuniäre Erſparung ſowohl an Kohlen oder Holz, wie auch an Arbeiterlohn 
für Heizen. Ich veranſchlage dieſes auf 20 pCt. das Jahr, nachdem 
ich zuvor die Extra-Ausgabe eines Doppeldaches in Berückſichtigung gezogen. 
Doch ſind dieſes ja nur Nebenſachen im Vergleiche zu dem ſich beträchtlich 
ſteigernden Pflanzenwerthe unter einem Doppeldache. Die Wirkung iſt 
wirklich eine ſchlagende! Kränkelnde oder zärtliche Pflanzen in einem gewöhn— 
lichen Hauſe haben hier bei mir dergeſtalt ihr Ausſehen und Wachsthum 
vermindert, daß man ſie kaum wiedererkennt. Auf einen Punkt möchte ich 
noch hinweiſen, wo Vorſicht erforderlich iſt, wenn es ſich um Doppeldächer 
handelt. Durch die Gleichmäßigkeit der Temperatur und die ſich folgernde 
Nicht⸗Verdickung von Feuchtigkeit wird ſehr mäßiges Spritzen und Begießen 
erforderlich ſein, um den Pflanzen all' ihr Recht zukommen zu laſſen. Ein 
Anfänger kann hierin nur zu leicht das Maaß überſchreiten. Für Wochen 
lang erfordert mein Farnhaus während des Sommers nichts anderes, als 
ein leichtes Beſpritzen jeden Morgen, zwei bis dreimal in der Woche während 
Frühjahr und Herbſt und einmal im Winter. 

Mein großes Pflanzenhaus iſt gegen 130“ lang, 19“ breit und 117 
hoch. Es hat Seitenbörter von 3° Breite, dann Fußwege von derſelben 
Breite und ein Mittelbeet 7“ breit. Unter dieſen Seitenbörtern laufen vier⸗ 
zöllige Heizröhren, im Ganzen ſind 12 Röhren vorhanden. Als ich es 
mit Doppeldach verſah, wurde die Hitze zu groß, und errichtete ich daher 
zu beiden Seiten eine niedrige Mauer aus Ziegelſteinen, und umgab auf 
dieſelbe Weiſe das Mittelbeet. Die Zwiſchenräume füllte ich mit grobem 
Sande aus, bis ungefähr 3“ über die Röhren. Der Sand wird beſtändig 
feucht erhalten, und ſtehen die Pflanzen darauf wie gewiſſermaßen auf einem 
lauwarmen Lohbeete. Ich möchte glauben, daß Jeder, der auf dieſe Weiſe 
die Heizmacht bedeckt, nur befriedigende Erfolge erzielen kann, da Hitze und 
Feuchtigkeit allmählich vordringen. | 

Die Eigenthümlichkeiten und Vortheile von Doppeldächern mögen fol- 
gendermaßen kurz zuſammengefaßt werden: 

Große Erſparniß in Heizung und große Gleichmäßigkeit 
der Temperatur und Feuchtigkeit, und daher beſondere 

Leichtigkeit, Pflanzen auf den Höhepunkt von Culturen 

zu verſetzen. 

So weit wie meine Erfahrung geht, und ich habe jetzt ſchon ſeit einer 
Reihe von Jahren Verſuche damit angeſtellt, ſtehe ich durchaus nicht an, 
dieſes Syſtem einem Jeden beſtens zu empfehlen. 

Der Schilderung eines Glashauſes mag ſich die einer Anlage von 
falten Farnen (Filicetum ?]), für die Verſchönerung von Parks und größeren 


447 


Anlagen von fo großer Bedeutung, anſchließen. Herr Simm, der eine der 
größten Farne-Sammlungen Groß-Britanniens beſitzt, giebt uns als Einlei— 
tung zu ſeinem Cataloge kalter Farne mehrere gute Winke, eine derartige 
Anlage zweckmäßigſt zu errichten; ich laſſe dieſelben in der Ueberſetzung folgen. 


The Hardy Fernery. 


Die Lage derſelben ſollte entweder auf künſtlichem oder natürlichem 
Wege vor kalten Winden und ſtarkem, directem Sonnenlichte geſchützt ſein. 
Wenn Waſſer vorhanden, ſo um ſo beſſer, wenn nicht, ſo muß es eingeführt 
oder wenigſtens in die Nähe derſelben gebracht werden, denn während der 
häufigen Dürre im Sommer iſt fleißiges und reichliches Gießen durchaus 
erforderlich. Auch ein leichtes Beſpritzen an Abenden warmer Tage darf 
nicht verſäumt und ſollte erſt dann nachgelaſſen werden, wenn thauige Nächte 
eintreten. Die Art und Weiſe ihrer Anlage hängt ganz von dem Geſchmacke, 
eigenem Gutdünken und gebotenen Flächeninhalte ab. Baumaterialien giebt 
es viele und eines oder das andere iſt überall zu erlangen. Wo Geld nicht 
in Betracht kommt, ſollte man faſt unverwüſtbares Material wählen, wie 
rohe Quader-Steine, kleinere Felsſtücke, angehäufte Kieſel, im Brennofen 
verdorbene, zuſammengebackte Ziegelſteine, oder ſolche durch Portland-Cement 
verbunden und dergl. mehr. Mühevolle und kleinliche Nahahmung wirklicher 
Felſen bringt nur ſelten die gewünſchte Wirkung hervor, wo die Täuſchung 
vollkommen erſcheint, und wenn dieſes auch der Fall, ſo wird wieder der 
Effect geſchmälert, wenn es bald darauf zum Theil mit Farnen-Belaubung 
bedeckt iſt. Eine beſondere Sorgfalt ſollte ſich aber darin kundgeben, bei 
ihrer Anlage eine beträchtliche Anzahl von Höhlungen und Löchern anzubringen 
und zwar von verſchiedener Größe und Entfernung, um mit den in Größe 
und Wachsthum ſo ſehr von einander abweichenden Arten in Einklang zu 
ſtehen. Dieſe Höhlungen dürften ſo angebracht ſein, daß ſie nicht vollſtändig 
waſſerdicht ſind, damit nicht ein zu langes Verweilen des Waſſers an den 
Wurzeln der zärtlichen Sorten, namentlich im Winter, gewiſſe Zerſtörung 
herbeiführt. Kalk, Flint und andere ähnliche Steine können ſelten in ſolcher 
Größe erlangt werden, um ſelbſt in kleineren Anlagen dieſer Art von irgend 
einer Wirkung zu ſein, geſchweige denn in größeren. Wo Holz im Ueber— 
fluſſe und andere Stoffe ſpärlicher auftreten mag es unter der Form von 
dicken Aeſten oder mittelmäßig ſtarken Baumſtämmen angewendet werden, 
letztere zerſüäge man in Klötze und hüte ſich, eine Länge von 3—4“ zu über: 
ſchreiten, wenn gefällige, gewölbte Linien auf einem kleinen Raume zu Tage 
kommen ſollen. Dieſe Klötze lege man ſtufen- oder etagenweiſe eine 
über die andere, und dergeſtalt, daß die Stufen jeder einen flachen Rand für 
die Aufnahme der Pflanzen bilden. Wenn alte Wurzel- oder Baumſtümpfe 
gebraucht werden ſollen, ſo entferne man die kleineren Wurzeln, geſchieht 
dieſes nicht, verfaulen ſie leicht und bringen Heere von Pilzen und Schwämmen 
hervor, — den Haupteinwand gegen Anwendung von Holz. Doch wo ſie 
zur Benutzung kommen, möge die Erden den kleineren Oeffnungen gehörig 
eingeſchlemmt oder bei weiterem Spielraume eingerammt werden, bei Ver— 
nachläſſigung dieſer Vorſichtsmaßregel ergeben ſich nachher durch das fort— 
währende Senken der Erde manche Mühen und Schwierigkeiten. Ueber der 


448 
gewöhnlichen Erde, die das Fundament bildet, muß hinreichender Platz für 
eine beſſere Bodenart gelaſſen werden. 

Wo Haideerde ſchwierig oder garnicht erlangt werden kann, iſt gute 
alte Lauberde und leichter ſandiger Lehm, oder auch letzterer allein für die 
robuſteren Arten zu empfehlen. Stalldung, durch Alter vollſtändig zerſetzt 
mag ohne Schaden und mit wahrſcheinlichem Vortheile für die härteren und 
ſchnell wachſenden Species zu gebrauchen ſein, für zärtlichere Arten bleibt 
aber Haideerde mit reichlicher Zuthat von Silberſand immer der beſte und 
natürlichſte Compoſt. Cocos-Nuß-Abfall hat in der letzten Zeit in manchen 
Gärten als Erſatzmittel für Haide- oder Lauberde einen großen Ruf erlangt. 
Einige Verwirrung ſcheint aus der Vermuthung entſtanden zu ſein, daß 
„Cocoa-nut- refuse“ und „Cocoa-nut-fibre“ ein und daſſelbe ſein, doch 
eignet ſich letztere durchaus nicht als Surrogat für irgend welche Erdſorte. 
Beide fallen bei der Verarbeitung der Schale und äußeren Ueberzuges für 
allerhand Haushaltgegenſtände reichlich ab, und wird hauptſächlich alter Abfall 
als Erdſorte gerühmt. Doch ungeachtet ſeiner die Feuchtigkeit gut haltenden 
Eigenſchaften möchte ich es ſehr bezweifeln und keineswegs anrathen, für eine 
kalte Farn-Anlage zu große Maſſen davon zu benutzen, wo aber Lehm 
oder gewöhnliche Gartenerde in gleichen Theilen auftritt, kann gegen ſeine 
Verwendung Nichts eingewendet werden. 

In einer eigentlichen Fernery, im Gegenſatze zu einer Felſengruppe, 
wo Farne nur einen zweiten oder dritten Rang einnehmen, ſollten dieſe und 
noch verwandte Pflanzen aber ſichtlich vorherrſchen, doch andere mit gefälliger 
und ſchlanker Belaubung oder auch einem ſo charakteriſtiſchen Habitus wie 
Juccas und Agaven brauchen deshalb nicht ganz ausgeſchloſſen zu werden. 
Ein Geſchmack, welcher ſteife, üppig wachſende Stauden mit dem zierlichen 
Laubwerk der Farne vermiſchen will, möchte als feiner in Frage geſtellt 
werden, doch auch hiervon giebt es Ausnahmen, ſo z. B. die hübſchen Blätter 
unſeres Fenchels und Spargels oder ſelbſt der edle Wuchs einer Kugel— 
Artiſchoke, — Küchenpflanzen, deren Vollendung im Wachsthum-Stadium 
von der größeren Mehrzahl ſolcher, welche ſie auf ihren Tiſchen ſehen, nicht 
gekannt wird. g 

Wenn der aus Stein oder Holz aufgeführte Bau große Proportionen 
einnimmt und größere Partien davon dem Auge auf einmal entgegentreten, 
ſo müſſen entweder einzelne Individuen von beſonderer Größe oder auch 
ganze Gruppen einiger der robuſteren Arten zuſammengeſtellt werden, um 
eine Maſſen-Belaubung hervorzurufen, die mit der maſſiven Conſtruction 
harmonirt. Beim Arrangement darf ferner bemerkt werden, daß immergrüne 
Arten und ſolche mit abſterbenden Wedeln in ſolchem Vereine zu einander 
ſtehen ſollten, daß, wenn die Ruheperiode letzterer eintritt, immer noch hin— 
reichende Abwechſelung und Intereſſe für das Ganze zurückbleibt. Unſchätz⸗ 
bar iſt daher das Winter-Grün von Scolopendrium vulgare, Blechnum 
Spicant, Polystichum aculeatum und angulare, Polypodium vulgare, 
Lastrea æmula, dilatata, Filix mas und die zahlreichen ſchönen, 
charakteriſtiſchen Varietäten der meiſten dieſer Arten. Unter abgehärteten, 
exotiſchen Species von nicht geringer Wichtigkeit für den Winterſchmuck hebe 
ich noch: Lastrea marginalis, intermedia und Polystichum acro- 


* 


449 


stichoides hervor, deren Wedel ſelbſt durch bedeutende Kältegrade nicht 
beſchädigt werden. 

Als die beſte Jahreszeit zum Pflanzen mag Frühjahr, ſelbſt Anfang 
Sommer angegeben werden, bevor das jährliche Wachsthum zu weit vorge— 
ſchritten iſt, doch von practiſcher Seite aus betrachtet, iſt dieſes von unter— 
geordneter oder gar keiner Conſequenz, ſobald die ſchnellkriechenden, ſtamm— 
artigen Arten aus Töpfen verpflanzt werden, andere ertragen gewöhnlich 
zu jeder Jahreszeit das Verpflanzen ohne irgend welche Nachtheile. Nur wo es 
ſich um zärtliche Arten handelt, wie Asplenien, Cystopteris, Woodſien 
möchte es gut ſein, nicht vor April oder Mai, je nach der Localität, mit 
dem Pflanzen zu beginnen. Die Frühlingsfröſte, welche oft ſo verderblich 
unter Fruchtbaumblüthen hauſen, beſchädigen nicht weniger ſelten die jungen 
Wedel einheimiſcher, wie cultivirter Farne. Erſtere erholen ſich gemeinig— 
lich raſch davon, nicht aber ſo letztere, und möchte ich daher, der größeren 
Vorſicht halber, eine Bedeckung von Blumentöpfen oder Glasglocken über 
beſondere Lieblinge angerathen haben. — Doch noch eine andere Gefahr 
droht einer ſolchen Anlage durch die Gefräßigkeit und die raſche Vermehrung 
von Schnecken, Holzwürmern, Raupen und dgl. Ungeziefer mehr; mehrere 
Mittel könnten hier zu ihrer Vertilgung angegeben werden, (wie der Ver— 
faſſer dies auch thut) doch Alle, denen eine ſolche Anlage an's Herz gewachſen, 
werden auch ſchon Wege auffinden, ſie gegen derartige hungrige Gäſte 
wirkſam zu beſchützen. 

N (Fortſetzung folgt.) 


Mittheilungen über einige Gärten Süd⸗ und Mittel: 
| | Deutſchlands. 


In der Hoffnung, daß nachfolgende Zeilen für die Leſer der Hamburger 
Gartenzeitung von einigem Intereſſe ſein möchten, erlaube ich mir, im Nach— 
folgenden einige Notizen, die ich mir auf meiner letzten Reiſe geſammelt 
habe, zu veröffentlichen, mit dem Bemerken, daß Mangel an Zeit mich oft 
meinen Aufenthalt abkürzen hieß und ich deshalb zu entſchuldigen bitte, 
wenn meine Mittheilungen bisweilen nur oberflächlich gehalten ſind. Doch 
werde ich mich bemühen, dieſelben nach der Erinnerung zu vervollſtändigen, 
um jo das Geſehene und Erlebte möglichſt getreu hier vorführen zu können. 

Den verehrten Leſer bitte ich, mir zunächſt nach der würtembergiſchen 
Hauptſtadt, wo ſich für einen Gärtner des Intereſſanten und Schönen gar. 
Vieles vorfindet, zu folgen.“) 

Stuttgart hat ſich in den letzten Jahren bedeutend erweitert und 
verſchönert, namentlich trägt der unweit des königlichen Schloſſes erbauete, 
mit 36 joniſchen Säulen gezierte ſogenannte Königsbau viel zur Verſchönerung 
der Stadt bei. Noch bis vor 3 oder 4 Jahren war der Platz zwiſchen 


) Obgleich wir erſt im vorigen Hefte einige Reiſenotizen über faſt dieſelben Gärten 
gegeben haben, ſo wollten wir dieſe Mittheilungen doch nicht gerne von der 
Hand weiſen, da ſie in mancher Beziehung von den früher gegebenen abweichen. 

Die Red. 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 29 


* * 


450 


dem Königsbau und dem Schloſſe eine kahle, ſtaubige Fläche, deren einzige 
Zierde die, bei Gelegenheit des 25jährigen Regierungsjubiläums König 
Wilhelms errichtete, 56° hohe Jubiläumsſäule war. Heute ift es anders. 
Der Platz iſt in zierliche, regelmäßige Raſenflächen, die mit Blat 

und Blumengruppen geſchmückt ſind, eingetheilt; eine Anzahl ſehr ſchön 
gezogener Lorbeerbäume, die in der Nähe der Säule regelmäßig vertheilt 
ſtehen, ſowie ziemlich ſtarke Agaven, unter denen ſich beſonders vier bunt⸗ 
blättrige auszeichnen, ferner zwei große Springbrunnen, die zu beiden Seiten 
der Säule angebracht ſind, machen dieſen Schloßplatz zu einer wahren 
Zierde der Stadt. | 

Der königliche Schloßgarten, der ſich unmittelbar von der Nord: 
ſeite des Schloſſes bis nach der durch ihre Brunnen und Bäder bekannten 
Stadt Cannſtadt erſtreckt, enthält einige Gewächshäuſer, in denen die vielen 
zur Decoration des Schloſſes und des Schloßgartens nöthigen Pflanzen 
herangezogen werden. Außerdem ſah ich daſelbſt einige ſehr intereſſante, 
von Siebold eingeführte Ahorn-Arten oder Formen, die ſich durch Geſtalt 
und Farbe der Blätter von den gleichfalls vorhandenen Acer polymor- 
phum rubrum und A. japonicum atropurpureum ſehr unterſcheiden 
und nach Ausſage des Herrn Hofgärtners Calmbach, der dem Schloß 
garten vorſteht, ſogar die einzigen Exemplare in Europa ſein ſollen. Ferner: 
Evonymus gracilis fol. var., E. gracilis rosea, Bambusa Fortunei 
fol. vitt., Sedum Sieboldi fol. med. var., Fatsia japonica fol. var., 
Arisema præcox, A. serotinum, A. Sieboldi, Fagara piperita, deren 
wohlriechende Blätter von den Chineſen dem Thee beigemiſcht werden, 
Mimulus cupreus und die neuen Varietäten deſſelben, ſowie das neue 
Pelargonium Mrs. Pollock, eine jedenfalls ſchätzenswerthe Acquiſition, 
wenn daſſelbe nur, ausgepflanzt in's Freie, ſeine brillante Färbung behält. 
In den ſtuttgarter Gärtnereien ſah man es überall unter Glas. 

Das große Baſſin, das ſich nicht weit vom Eingange des Schloß— 
gartens befindet, und in deſſen Mitte ſich eine Fontaine bis zu 80“ erhebt, 
iſt mit ſtarken Orangenbäumen, deren Zuſtand jedoch nicht gerade ſehr gut 
zu nennen iſt, und mit Marmorſtatuen umgeben. Von hier aus führt eine 
prächtige Platanenallee bis faſt nach Cannſtadt. Auf dem Wege dahin 
gelangt man an eine Marmorgruppe, den Raub des Hylas darſtellend, 
(von Hofer) vorüber; ſie ſteht auf hohem Piedeſtal, in Mitten eines runden 
Raſenplatzes, und iſt es nur zu bedauern, daß dieſe Gruppe keinen paſſenderen 
Standort erhalten hat; im Waſſer oder wenigſtens am Ufer deſſelben würde ſie 
erſt mehr zur Geltung kommen; doch wurde mir auf eine dies betreffende 
Frage bemerkt, daß der Wille des verſtorbenen Königs bei der Wahl des 
Platzes entſcheidend war. 

Am äußerſten Ende des Schloßgartens hatte man in dieſem Frühjahre 
mit der Anlage eines zoologiſchen Gartens begonnen, nach dem Tode des 
Königs Wilhelm inhibirte der jetzige König jedoch die weitere Ausführung, 
und ſoll nunmehr Alles wieder entfernt und wieder ſo eingerichtet werden, 
wie es früher war. 

Nahe dem Städtchen Berg liegt auf dem Gipfel eines Hügels die 
reizende, im italieniſchen Style erbauete Villa des Königs, die mit Anlagen, 


451 


die einen Wintergarten, ein zierliches Parterre, Treiberei u. ſ. w. enthalten, 
und von welchen man die ſchönſte Ausſicht auf das Neckarthal hat, umgeben 
iſt. Leider hatte ich nur zu wenig Zeit zur näheren Beſichtigung dieſes 
Gartens. 
Doch das Schönſte, was in und bei Stuttgart in gärtneriſcher Hinſicht 
zu finden, iſt jedenfalls die vom König Wilhelm, wenn ich nicht irre, im 
Jahre 1843 angelegte und nach ihm benannte Wilhelma in Cannſtadt. 
Es iſt dies ein ziemlich großer Garten, der verſchiedene, im mauriſchen 

Style erbauete und mit verſchwenderiſcher Pracht eingerichtete Gebäude, ein 
großes Parterre, Wintergarten u. ſ. w. enthält. Auf eine genaue Beſchrei⸗ 
bung deſſelben kann ich mich natürlich nicht einlaſſen, das überlaſſe ich einer 
mit den Localitäten und Verhältniſſen beſſer bekannten Feder, indem ich mich 
darauf beſchränke, hier nur das Hauptſächlichſte namhaft zu machen.“) 

Vor dem, mit vergoldeter Kuppel geſchmückten Hauptgebäude und den 
rechts und links an dieſem ſich anſchließenden geräumigen Glashäuſern, 
breitet ſich zunächſt das ſehr ſauber gehaltene Parterre aus. Es beſteht aus 
zwei Theilen, indem der unmittelbar vor dem Hauptgebäude ſich befindende 
erſte Theil höher liegt und eine länglich viereckige Geſtalt hat, während der 
zweite Theil, zu welchem man, aus dem oberen kommend, vermittelſt angel— 
rechter Treppen gelangt, von einer, ein großes Oval bildenden, nach der 
inneren Seite offenen Halle umſchloſſen iſt und durch letztere ſeine Geſtalt 
erhält. Drei Baſſins mit Springbrunnen, ſehr ſtarke Exemplare der Mag- 
nolia Yulan Desf. h Alexandrina Hort., pyramidenförmig geſchnittene 
Taxus, einige dicht belaubte Lorbeerbäume, Blattpflanzen, beſonders ſchöne 
Roſen und allerhand Florblumen zieren das große, mit Genauigkeit unter- 
haltene Parterre, deſſen Glanz noch erhöhet wird durch kurzgehaltenen, 
friſchen Raſen. f | 

Dem erwähnten Gebäude auf dem oberen Parterre gegenüber befindet 
ſich auf dem Unteren ein „zweiter gleichfalls im mauriſchen Style errichteter 
Bau, und zieht ſich nun von hier aus an der ſüdöſtlichen Seite der Halle 
die lange Reihe der Gewächshäuſer, auf deren Inhalt ich noch zurückkommen 
werde, entlang. Auf ebenem Wege gelangt man von hier aus, dem Vogel— 
hauſe vorüber, dem Ausgange zu, während hinter dem Parterre ſich das 
Terrain terraſſenförmig erhebt und ganz oben durch einen Pavillon beherrſcht 
wird. Hinter dieſem Pavillon, von dem man die Ausſicht auf Cannſtadt, 
Rothenberg, Schloß Roſenſtein und auf die Villa hat, iſt eine Coniferen— 

Anpflanzung, die manche gute und neue Art und eine nicht geringe Anzahl 
Sequoia gigantea Torr. enthält, gemacht worden. Ich notirte mir z. B. 
Thuya gigantea Nutt., Biota orientalis aurea Hort., Thujopsis 
dolabrata Sieb. et Zucc., Cupressus Lawsoniana Murr., Chamæ- 
cyparis nutksnsis Spach. Cryptomeria japonica Don, C. Lobbii 
Angl., Abies bracteata Hook. et Arnt., A. cephalonica Loud., A. 
grandis Lindl., A. lasiocarpa Lindl., A. nobilis Lindl., A. Pinsapo 
Boiss., Picea Menziesii Carr., P. Morinda Lk., Cedrus Deodara 


*) Eine nähere Beſchreibung findet ſich bereits im vorigen Hefte von Herrn 
A. Sckell. | Die Red. 
297 


452 


Loud., C. Libani Barrel., Pinus Benthamiana Hartw., Araucaria 
imbricata Pav., Cephalotaxus Fortunei Hook. „Alle dieß Coniferen 
überſtehen den Winter hier vollkommen, nur die Nadeln von Cedrus 
Libani waren roth geworden. 

Die ſenkrechten Mauern der Terraſſen ſind mit Apricoſen- und Pfrſch 
bäumen, die theils in einfacher und doppelter Palmettenform, theils in 
Candelaberform und en cordon oblique gezogen ſind, bekleidet. Trotzdem, 
daß die Cultur derſelben hier manche Schwierigkeiten zu überwinden hat, 
ſo erfreuen ſie ſich doch eines guten Gedeihens. Beſonders ſind nach dem 
Herrn Hofgärtner Müller, dem Vorſteher der Wilhelma, die Mauern, an 
denen ſich die ganze Feuchtigkeit der Terraſſen anſammelt, ein großer Uebel— 
ſtand. Herr Müller hat während der Zeit, daß er dieſe Pfirſiche hier cul— 
tivirt, die Erfahrung gemacht, daß einige Pfirſichſorten mehr oder weniger 
gut an dieſem Standorte gedeihen, und bezeichnete er mir folgende vier 
Sorten als diejenigen, welche ſich für dieſe feuchten Mauern am beſten eignen: 
1) Galande oder Bellegarde, 2) Grosse Mignonne hätive, 3) Made- 
leine blanche, 4) Reine des Vergers. Eine ſehr gute, große an 
fruchtbare Pfirſichſorte, Prinzeſſin Marie, wurde hier gezogen. 

Der auf der unteren Terraſſe angebrachte, ſehr zierlich aus Holz ver— 
fertigte Laubengang gewährt, ganz und gar mit Prairieroſen überzogen, 
einen prächtigen Anblick. 

Doch nun zu den Gewächshäuſern, von denen mir geſtattet ſein mag, 
noch einige Worte zu ſagen. Von den 4 Glashäuſern auf dem oberen 
Parterre enthalten die zwei kleineren große, im freien Grunde ſtehende 
Camellien, während die beiden größeren das Bild ächter Tropenvegetation 
bieten, indem hier rieſengroße Exemplare der Bambusa arundinacea L., 
verſchiedene Musa- und Ficus-Arten, ferner Phoenix dactylifera 7 
Livistona chinensis Mart., Corypha umbraculifera L. (letztere von 
beſonderer Schönheit) im freien Grunde ſtehen. Ferner notirte ich mir 
daſelbſt Encephalartos Altensteinii Lehm. nud Cibotium Schiedei 
Schlecht. als ſehr ſchöne Exemplare. 

Die übrigen Gewächshäuſer gewähren zur Frühjahrszeit einen über— 
raſchenden Anblick. Die leichtgeſchwungenen, mit Epheu eingefaßten Wege 
führen durch eine Anzahl Häuſer, die große Maſſen Epacris, Camellien, 
Azaleen, Rhododendron u. ſ. w. enthalten, und gelangt man, wenn man 
ferner ein Orchideenhaus paſſirt hat, das jetzt ſehr ſchön blühende Stanhopea 
enthält, in ein großes, helles Haus, in welchem man, von einer, auf einer 
Bodenerhöhung angebrachten Laube einen unvergleichlich ſchönen Blick über den 
aus Selaginellen gebildeten Teppich und das mit Blattpflanzen umgebene 
Baſſin hinweg, durch die ganze Länge der in Blüthenfülle prangenden 
Häuſer hat. Zwei große Araucarien (Araucaria excelsa R. Br. und 
A. Cunninghami Ait. ), die im freien Grunde ſtehen, ſowie große Gruppen 
neuholländiſcher Gewächſe, ſchließen den Selaginellenraſen, der mit zerſtreut 
ſtehenden Palmen, Dracänen, Yucca u. dergl., ſowie einzelnen Schau⸗ 
pflanzen verſchiedener Blüthenſträucher, geſchmückt iſt, von zwei Seiten ein. 
Das ganze Arrangement iſt ein ſehr ſinnreiches, und ungern verließ ich 


453 


bien Tempel, wo Flora ihre beſten Schätze ausgebreitet und man unwill⸗ 
kührlich an die „Tauſend und eine Nacht“ erinnert wird. 

Außer zwei geräumigen Warmhäuſern, die größtentheils Palmen, Dra— 
cänen und dergl. beherbergen, und dem Victoria-Hauſe, deſſen ſtattliche Bewoh— 
nerin bereits bei meinem letzten Beſuche eine Knospe entfaltet hatte (3. Juli), 
erwähne ich nur noch die Weintreiberei und die Ananasculturen, und hätte 
nun damit das Hauptſächlichſte der Wilhelma hervorgehoben, und kann ich 
nur ſchließlich den Wunſch ausſprechen, daß dem Publikum der Eintritt zu 
derſelben ein wenig leichter gemacht werde. 

Von den ſtuttgarter Handelsgärtnereien, in die ich noch einen Blick 
werfen will, ſind jedenfalls die von C. Schickler und die von W. Pfitzen 
die bedeutendſten. Große Schaupflanzen findet man allerdings bei beiden 
nicht, dafür aber bei Erſterem die neuen Einführungen, überhaupt größere 
Auswahl von Gewächshauspflanzen, während bei Letzterem den Florblumen, 
unter denen beſonders die Roſen, von denen eine ziemlich große Collection 
vorhanden iſt, dominiren, beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Inter— 
eſſant iſt in dem Garten von C. Schickler ein etwa 40“ hohes Exemplar 
der Robinia inermis D. C. var. pyramidalis, welche Form bekanntlich von 
hier aus verbreitet wurde. In den Gewächshäuſern, die Palmen, Dracänen, 
Farne, Aroideen u. ſ. w. enthalten, notirte ich mir: Aphelandra Liboniana 
Lind., Aralia leptophylla Hort., Costus zebrinus Hort. Herrenh., 
Geissomeria marmorea Lind., Hibiscus Cooperi, Libonia floribunda 
C. Koch, Pitcairnia tabulzformis Lind., Phyllagathis rotundifolia 
Bl., Tillandsia bi-vittata Lind., Guatteria speciosa. Außerdem ift 
die Eoniferen⸗ Sammlung nicht unbe deutend, ſie enthält manche ſchöne oder 
neuere Art. Im Garten des Herrn Pfitzer ſteht ein prächtiges Exemplar 
der Biota orientalis var. com pacta, und find in den Häuſern die bunt: 
blättrigen Caladien ſtark vertreten. Gynerium argenteum Nees, var. 
albo-lineatum ſah ich hier zum erſten Mal. Die Roſen haben ſich hier 
wie überall außerordentlich kräftig in dieſem Jahre entwickelt und ſehr reich 
geblüht. Mit großen Erwartungen beſuchte ach Hohenheim. Außer den 
dortigen großen Sammlungen, die alle möglichen in landwirthſchaftlicher 
Hinſicht wichtigen Gegenſtände umfaſſen, findet man zwei Baumſchulen daſelbſt. 
In der königlichen exotiſchen Baumſchule werden circa 300 Baum- und 
Straucharten gezogen. Die, nach ungefährer Schätzung, 12 Morgen große 
Obſtbaumſchule, über die ich mir kein Urkheil erlauben will, da ich die 
dortigen Verhältniſſe nicht kenne, hat keinen ſehr guten Boden. 

Somit wären meine Mittheilungen über ſtuttgarter und in der Um— 
gegend liegender Gärten beendet, und wenn, wie geſagt, die Hauptſtadt des 
Intereſſanten gar Vieles bietet, wenn man in der Wilhelma faſt geblendet 
wird von all' der Pracht und Herrlichkeit, ſo haben wir faſt überall in dem 
Lande Gelegenheit, nicht minder Schönes und Gutes zu ſehen. Der Obſt⸗ 
bau in Würtemberg iſt, wie bekannt, ein ſehr bedeutender, und die ſchon 
öfter ausgeſprochene Anſicht, daß ſich alljährlich im Mai faſt das ganze 
Land in einen Blumengarten verwandelt, iſt nicht unrichtig. Ich möchte 
den verehrten Leſer wohl zu Anfang des Maimonates auf die Ruinen des 
Hohen⸗Stauffen bei Reutling en führen und denſelben von da auf die ein 


454 1 


großartiges Blüthenmeer bildende Kirſchblüthe aufmerkſam machen, und bin 
ich überzeugt, daß er dieſen Anblick in feiner Art nicht minder ſchön und 
großartig finden wird, als den Eindruck, den ſo viele exotiſche Pflanzen vor⸗ 
her bewirkten. So ſtark der Obſtbau dort auch getrieben wird, ſo wundere 
ich mich ſehr, daß im Allgemeinen ſo wenig edle Obſtſorten gebaut 
werden. Freilich wird das Obſt auch größtentheils zur Bereitung des beliebten 
Obſtweines oder Moſtes und auch zum Dörren verwandt. 
Von den Birnen ſind mir die Knausbirne, Wadelbirne, Palmiſchbirne, 
Wolfsbirne, Schneiderbirne, Krunbirne, Muscatellerbirne und die Stuttgarter 
Geishirtenbirne; von den Aepfeln Luickenapfel, rheiniſcher Bohnapfel, Dan⸗ 
ziger Kantapfel, Brunnapfel, Champagner⸗Reinette, Canada⸗Reinette, Gold⸗ 
pearmain und kleiner Fleiner als diejenigen bezeichnet worden, die am meiſten 
verbreitet ſind. 

Der Luikenapfel und von den Birnen die Knausbirne ſtehen in hohem 
Anſehen; beide Obſtſorten ſind aber auch äußerſt fruchtbar. Von der Knaus⸗ 
birne ſah ich in der Nähe von Reutlingen ſehr ſtarke Bäume von faſt eichen⸗ 
artigem Wuchs. 

Auch der Weinbau iſt jetzt ein bedeutender, und jene Zeiten, wo der 
Wein von ſolcher Beſchaffenheit war, daß Prinz Eugen erklären konnte, 
lieber noch einmal Belgrad mit Sturm nehmen zu wollen, als noch einen 
Becher dortigen Weines zu trinken, iſt längſt vorüber. Beſonders wird der 
Rothenberger und der Untertürkheimer geſchätzt. 

Abſchied nehmend von Würtemberg, reiſ'te ich durch Obſtwälder hin⸗ 
durch und an Weinbergen vorüber nach Heidelberg und Schwetzingen, 
und nachdem ich hier den allbekannten großen Garten geſehen, bewunderte 
ich die von dem Herrn Garteninſpector Hartweg gezogenen Birnſpaliere. 
Es waren lauter gute Sorten, die Bäume mufterhaft gezogen, ſtrotzend von 
Geſundheit und mit Früchten reich bedeckt. 

Ueber Darmſtadt, wo der botaniſche Garten verlegt wird, und in 
deſſen Hofgarten das allen Beſuchern der Rinz'ſchen Gärtnerei in Frank⸗ 
furt von früher her wohlbekannte, große Glashaus wieder aufgebaut wird, 
fuhr ich nach Mainz. . 

Die Mainzer ſind eifrig bemüht, die Umgebungen der Stadt, nament⸗ 
lich die Glacis der Feſtungswerke, möglichſt durch Anpflanzungen u. ſ. w. 
zu verſchönern. Durch den Bau der feſten Brücke über den Rhein hat die 
ſogenannte Neue Anlage, die, unmittelbar der Mainmündung gegenüber 
liegend, allen Beſuchern Mainz's empfohlen ſei, da man eine ſehr ſchöne Aus⸗ 
ſicht auf die Stadt, den Rhein und das Taunusgebirge hat, eine totale 
Umänderung erfahren, iſt nach Plänen des Herrn Gartendireetors Thelemann 
neu angelegt, und wird von dem ſtädtiſchen Gärtner Herrn Born mit 
großer Sorgfalt unterhalten. Ein mir hier freundlichſt zur Verfügung 
geſtelltes Werk“) belehrte mich, daß da, wo heute die Neue Anlage, zu 


*) Anmerk. Dieſes jedenfalls intereſſante Werk, das dem Churfürſten Lothario 
Francisco gewidmet ift, führt den Titel: 
Wahrhafte und eigentliche Abbildung des wegen ihrer ſchönen und zierlichen 
Architeetur und angenehmen Situation nicht genug zu bewundernden Chur 
Fürſtlich Mayntziſchen Favorita. 
In 14 verſchiedenen Proſpecten und Grundriſſen nach den vom Chur 


455 


Anfang des 18. Jahrhunderts ein großer, im franzöſiſchen Style angelegter 
Garten mit all' den, den damaligen Geſchmack charakteriſirenden ſteifen Par⸗ 
terren, verſchnittenen Bäumen, Waſſerwerken u. ſ. w., die Favorita genannt, 
exiſtirte, der dem Churfürſten von Mainz gehörte. 

Zu Geiſenheim am Rhein hat Herr Conſul Lade einen Garten 
von beträchtlicher Größe angelegt, der außer dem Blumengarten einen Obſt⸗ 
park, zu dem die meiſten Obſtbäume direct aus Frankreich bezogen wurden, 
enthält. Die ganze Anlage iſt noch ſehr jung, verſpricht aber in einiger 
Zeit ſehr intereſſant zu werden. Biebrich und Frankfurt übergehe ich, 
da in dieſen Blättern ſchon öfter die dortigen Gärten erwähnt wurden; ich 
verſetze den Leſer gleich nach Leipzig, um ihn auf die vor einigen Jahren 
von dem Herrn Generaldirector Dr. Lenné angelegten Promenaden aufmerkſam 
zu machen. Dieſelben ſind ſchon tüchtig herangewachſen, und da unter den 
verwendeten Gehölzen eine große Mannigfaltigkeit herrſcht, ſo ſpricht ſich 
das hieſige Publikum, das mit Recht ſtolz auf dieſe Anlagen iſt, ſehr aner— 
kennend über das jüngſt von dem Herrn Rathsgärtner Wittenberg ange— 
ordnete Etiquettiren derſelben aus. 

Sollte Jemand ſchöne 2jährige Pflanzen der Livistona chinensis 
(Latania borbonica) bedürfen, ſo empfehle ſich die Handelsgärtnerei 
von Martin & Moſenthin, in Leipzig die über 5000 Exemplare zur 
Verfügung hat. F. A. Römiſch. 


Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen, 
vom General⸗Major G. A. von Jacobi. 


Die letzte botaniſche Arbeit des am 21. März 1861 in dem hohen 
Alter von fait 88 Jahren dahingeſchiedenen, um die Botanik fo hoch ver- 
dienten Fürſten zu Salm⸗Reifferſcheidt-⸗Dyck war eine Abhandlung 
über die Gattungen Agave und Fourcroya, welche er in dem 7. Jahrgange 
der Bonplandia im Jahre 1859 veröffentlicht hat. 

Der Fürſt hat in dieſer Abhandlung den Verſuch gemacht, die in 
ſeinem Garten auf Schloß Dyck bei Neuß in der Rheinprovinz cultivirten 
Species dieſer Gattung in ſyſtematiſch geordneten Abtheilungen zuſammen⸗ 
zuſtellen. Demnächſt hat er eine Diagnoſe jeder einzelnen Species gegeben 
und die Synonyma derſelben feſtzuſtellen getrachtet. Bei einer Pflanzen⸗ 
gattung, von deren überwiegend größerem Theil die Blüthen noch unbekannt ſind, 
unterliegt die Durchführung einer ſolchen Arbeit nicht nur ſehr großen Schwierig⸗ 
leiten, ſondern iſt auf ſtreng wiſſenſchaftlicher Baſis geradezu unmöglich. 
Be x 0 

Füſtlich Mayntziſchen Hoff⸗Ingenieur Salomon Kleiner auf das acecurateſte 

verfertigten Zeichnungen, in Kupfer geſtochen und herausgegeben auf Koſten 

und Verlag Jeremiae Wolffens ſeel. Erben in Augsburg Anno MDCCXXVI. 
Das 1. Blatt zeigt uns den „perſpectiviſchen Aufzug.“ Das 2. Blatt den 
Grundriß der Favorita, während die übrigen 12 die einzelnen Anſichten, z. B. 
Fontaine Plutonis et Proserpinae, die Cascade, das Luſtſchloß u. ſ. w. bringen. 
— Außerdem enthält das Werk noch gleichartige Anſichten der Schlöſſer zu 
Weißenſtein und Gaibach. | A. R. 


456 


Der Forſcher iſt genöthigt, nach anderen Affinitäten zu ſuchen, um die 
wenigſtens anſcheinend verwandten Arten annähernd richtig zu gruppiren. 

Um zu dieſem Zwecke zu gelangen, hat der Fürſt die Stachelbildung 
als maßgebendes Kriterium angenommen, und hat er hiermit, nach unſerer 
unvorgreiflichen Anſicht, auch einen wenigſtens annähernd zum Ziele führenden 
Weg eingeſchlagen. 5 

Die Stachelbildung liefert vor allem Anderen noch den meiſten Anhalt 
zu einer ſyſtematiſchen Gruppenbildung, und führt dieſelbe, ſofern man 
neben ihr und innerhalb derſelben wieder die abweichende Blattbildung zu 
Hülfe nimmt, zu einem ziemlich feſten Anhalt, ſowie auch danach die 
Pflanzen in Bezug auf ihren natürlichen Habitus ſich gruppiren. 

Außer dem Fürſten haben auch andere Botaniker, theils vor, theils 
nach ihm, den Verſuch gemacht, die ihnen bekannten Agaveen ſyſtematiſch zu 
ordnen. Nach unſerem Dafürhalten aber mit weniger Glück und Erfolg 
wie der Fürſt. 

Eine Hauptſchwierigkeit, welche ſich einer derartigen Arbeit entgegen: 
ſtellt, abgeſehen von der Unkenntniß der Blüthen der meiſten bis jetzt bekannten 
Arten, iſt die, daß die Fachmänner, welche ſich derſelben unterzogen, 
bei Weitem nicht alle Species, die ſie in ihr Syſtem einreihten, aus eigener 
Anſchauung kannten, ſondern daß ſie aus den von Anderen aufgeſtellten 
Diagnoſen die nöthigen Auhaltspunkte entnehmen mußten, behufs Einrei⸗ 
hung einer großen Anzahl Pflanzen in ihr Syſtem. 

Die hervorragendſten Bearbeiter der Agaveen ſind außer dem Fürſten 
Salm: der Profeſſor Kunth im 5ten Bande feiner Enumeratio plantarum, 
der ſich als Mann der ſtrengen Wiſſenſchaft, lediglich an der Blüthe hält, 
daher dann aber auch nur eine ſehr geringe Zahl von Pflanzen feſt in ſein 
Syſtem einreihen kann. | 

Er hat nur zwanzig Species in fein Syſtem feſt eingereiht, während 
im gegenwärtigen Augenblick in unſeren Gärten mindeſtens hundert ver— 
ſchiedene Species vorhanden ſind, und während ſeit dem Erſcheinen ſeiner 
Arbeit, im Jahre 1850, auch wieder eine nicht unbedeutende Anzahl von 
Species in Europa geblüht haben und beſchrieben worden ſind. Außer den 
obenerwähnten Species zählt er noch 28 andere Arten auf, von denen zwar 
Diagnoſen vorliegen, aber keine Blüthenbeſchreibung vorhanden ft. 

Dieſen 49 Species von Agaven fügt er dann noch zehn Species von 
Fourcroya und eine Beschorneria bei. Es erſcheint aber auch die vom 
Profeſſor Kunth gewählte Eintheilung der eigentlichen Agaven in die beiden 
Gruppen von ſolchen mit äſtigem und mit einfachem Blüthenſchafte keinen 
ganz feſten Anhalt zu einer ſyſtematiſchen Gruppirung zu gewähren. So 
wird z. B. in Kunth's Enumeratio, pag. 824, der Blüthenſchaft von A. 
potatorum als ramosus, der von A. scolymus als simpliciter ramosus 
angegeben. Beide Arten ſtehen ſich in ihrem Habitus ſo nahe, daß Fürſt 
Salm ſie ſpecifiſch nicht glaubt von einander trennen zu können. Der 
Ausdruck simpliciter ramosus bezieht ſich jedenfalls auf die in der gedachten 
Beſchreibung angegebene ungewöhnliche Kürze der Aeſte von nur /— / Zoll 
Länge. Dieſe ſogenannten Aeſte ſcheinen aber bloße Stiele zu ſein, welche 
an ihrer Spitze mehrere Blüthen tragen, und ſomit würde A. scolymus 


457 


auch zu den Arten mit einfachem Blüthenſchafte zu zählen fein, oder eine 
Uebergangsform von der einen zur anderen Art bilden. Ihrem ganzen 
Habitus nach ſteht dieſe Pflanze aber A. americana oder lurida näher, 
welche ganz verſchiedenäſtige Blüthenſchafte treiben, und kann unmöglich 
neben A. brachystachis, spicata oder revoluta geſtellt werden. Wir 
können daher einer derartigen Eintheilung eine recht ſtichhaltige Grundlage 
nicht wohl zuerkennen. 

So weit uns bis jetzt die Blüthen von Agaven bekannt ſind, treten 
uns hier in Form und Größe des Blüthenſtandes ſo außerordentlich große 
Verſchiedenheiten entgegen, das es ſehr ſchwierig erſcheint, unſere in dieſer Be— 
ziehung noch ſo lückenhafte Kenntniß in ein einigermaßen wohlgeordnetes 
Syſtem zu bringen. | 

Von dem weit verzweigten baumartigen Stamm des Blüthenſchaftes der 
A. americana bis zu dem dünnen einfachen Stengel der A. brachystachis 
begegnen wir den aller abweichendſten Formen und Abmeſſungen. 

Wie verſchieden ſind die langen weit vorgeſtreckten Aeſte der A. ameri- 
cana von den kurzen aufrecht abſtehenden Aeſtchen der A. Jaquiniana, und 
dieſe letzteren wieder von den horizontal vorgeſtreckten Aeſtchen der A. 
lurida. Noch kürzer find die Aeſtchen der A. scolymus, von nur /— 594 
Zoll Länge, deren Blüthenſtand als simpliciter ramosus bezeichnet wird, 
und möchte hier etwa eine Uebergangsform von den Arten mit äſtigem zu 
denen mit einfachem Blüthenſchaft vorliegen. 

Noch viel verſchiedenartigere Formen finden wir indeſſen unter den 
Arten mit einfachem Blüthenſchaft. Hier begegnen wir zuerſt dem einfachen 
dünnen Stengel mit weit von einander entfernten einzelnen Blüthen der 
krautartigen Agaven und der denſelben nahe ſtehenden Arten; A. brachy- 
stachis, saponaria, maculosa; dann die auf ſtärkerem dicht mit Bracteen 
beſetztem Schafte gerade aufſteigende dichte Blüthenähre der A. Bouchei, 
geminiflora. Hierauf dem ſeitlich abwärts übergebogenen Schafte mit 
ſpindelförmiger Aehre der A. densiflora und Celsii, oder endlich dem 
8 Fuß hohen, 2 Fuß ſtarken gerade aufſtehenden Schafte der A. glaucescens, 
dem die fuchsſchwanzartige ſeitlich in weitem Bogen überhängende mit tauſenden 
von Blüthen dicht beſetzte Blüthenähre entſproßt. Am abweichendften 
tritt uns ſchließlich die Form des Blüthenſtandes der A. dasylirioides 
entgegen. Ein an der Baſis etwa zollſtarker ſeitlich übergebogener Schaft 
mit einem peitſchenförmig ſenkrecht herabhängenden Blüthenſtande.“) 
A. dasylirioides hat auch die Eigenthümlichkeit, daß fie nach der Blüthe 
nicht eingeht, ſondern ſeitlich vom Blüthenſchafte einen neuen Gipfel 
treibt, e daß die alte Blasknospe abſtirbt. 

Es liegen uns hier die aller abweichendſten Formen vor, die ſo lange 
noch nicht wohl ſyſtematiſch geordnet zu werden vermögen, als noch erſt 
von ſo wenigen Pflanzen die Blüthe bekannt iſt. 


*) Wir werden Gelegenheit finden, uns in den Diagnoſen und Adnotationen 
zu den einzelnen Pflanzen ausführlicher über dieſe verſchiedenen Formen auszuſprechen. 


458 


Wenn wir aber aus der Beurtheilung des ganzen Habitus der Pflanzen, 
im Vergleich mit dem, was uns bis jetzt an Blüthen bekannt iſt, eine Ver⸗ 
muthung herleiten ſollen, ſo möchten wir annehmen, daß der Uebergang der 
Pflanzen mit äſtigem Schafte zu denen mit einfachem Schafte, noch innerhalb 
unſerer erſten Abtheilung, der hornartig ſtachelichen zu ſuchen ſein dürfte, 
und zwar in der zweiten Unterabtheilung der subcoriaceae, 

Die mit äſtigem Blüthenſchafte theilt Profeſſor Kunth dann wieder in 
caulescentes und acaules, bei welcher Eintheilung aber auch Species 
neben einander kommen, deren äußerer Habitus zu charakteriſtiſche Verſchie⸗ 
denheiten enthält, als daß man ſich verſucht fühlen könnte, dieſelben als zu⸗ 
ſammengehörige Arten in eine Gruppe zu bringen. A. Keratto, sobolifera 
und vivipara ſind doch zu charakeriſtiſch, ſowohl untereinander, als von 
A. americana, Milleri, potatorum und scolymus verſchieden, als daß 
man dieſelben mit gutem Gewiſſen in ein und dieſelbe Gruppe ſtellen 
könnte. Außerdem bilden auch viele derjenigen Species, deren Blüthenſchaft 
einfach iſt, mit der Zeit Stämme, jo daß bei dieſen auch eine gleiche Unter: 
abtheilung, wie bei der letztgenannten Abtheilung, ſtattfinden müßte. 

Herbert theilt die Agaveen in glaucescentes und virescentes, 
was aber gar keinen nur einigermaßen feſten Anhalt gewährt. Dieſe Er⸗ 
wägungen haben nun auch den Fürſten Salm beſtimmt einſtweilen die Rück⸗ 
ſicht auf den Blüthenſchaft mehr oder weniger ganz fallen zu laſſen, da nur 
die Blüthen der bei Weitem geringeren Anzahl von Agaveen uns bekannt 
ſind; auch ſieht er von Farbe und Blattform bei ſeiner Zuſammenſtellung 
ganz ab und ſtützt ſeine Eintheilung lediglich auf den Charakter der Be⸗ 
waffnung bei dieſer Pflanzenfamilie. Er beſchränkt ſich aber nur auf die in 
ſeinem Garten cultivirten Arten und führt am Ende der Eintheilung nur 
noch mehrere, zwar gut beſchriebene, ihm aber aus eigener Anſchauung nicht 
bekannte Pflanzen nachträglich an, ohne dieſelben aber in ſein Syſtem ein⸗ 
ureihen. 
| Der Fürſt theilt feine Pflanzen in fünf Hauptabtheilungen oder 88 und 
zwar in: 

1. Macracanthae. 
2. Heteracanthae. 
3. Micracanthae. 
4. Inermes und 
5. Herbaceae. 

Mann erhält durch dieſe Eintheilung allerdings beſtimmter und charak⸗ 
teriſtiſcher abgegrenzte Gruppen, und jedenfalls einen feſteren Anhalt für 
eine ſyſtematiſche Ordnung der Familie; es will uns indeſſen erſcheinen, als 
ſeien die Abtheilungscharaktere doch noch nicht ſcharf genug abg zt und 
die Begriffe von groß- und kleinſtachelig zu unbeſtimmt und zu wenig 
feſten Anhalt gewährend, als daß es nicht wünſchenswerth erſcheinen ſollte, 
den Verſuch zu machen, unter Feſthaltung des von dem Fürſten aufgeſtellten 
Principes, eine etwas präciſere Eintheilung aufzuſtellen. 

Endlich hat in neuerer Zeit Herr Profeſſor K. Koch zu Berlin, in den 
Nummern 1—8 des Jahrg. 1860 der von ihm „redigirten Wochenſchrift für 
Gärtnerei und Pflanzenkunde“ eine monographiſche Skizze der Agaveen ver: 


459 


öffentlicht, durch welche er getrachtet hat, dem Bedürfniſſe nach einer ſyſtema⸗ 
tiſcheren Eintheilung dieſer Pflanzenfamilie abzuhelfen. Die Gründe, wes— 
halb wir uns mit dieſer an und für ſich ſo ſehr verdienſtlichen Arbeit nicht 
überall einverſtanden erklären konnten, werden wir weiter unten, wo wir die 
von Herrn Profeſſor Koch aufgeſtellte Eintheilung in extenso mittheilen 
werden, näher angeben. Aus dieſen Gründen ſowohl als aus den oben an— 
geführten Erwägungen wird ſich ergeben, was uns veranlaßt hat, unter Feſt— 
haltung der vom Fürſten Salm angenommenen Baſis eine ſchärfer abge— 
grenzte und ſyſtematiſcher geordnete Eintheilung der Agaveen aufzuſtellen, 
indem wir gleichzeitig ſowohl alle uns ſpeciell bekannten und bisher noch 
unbeſchriebenen Pflanzen, als auch andere uns zwar nicht aus eigener An— 
ſchauung bekannte, aber von guten Autoritäten gut beſchriebene Pflanzen 
in dieſe Eintheilung nach beſtem Wiſſen und Erkennen eingereicht haben. 

Da wir nicht nur ſeit langen Jahren uns mit der Kultur der 
Agaven befaßt haben, und eine nicht unbedeutende Sammlung derſelben 
ſelbſt beſitzen, ſondern auch Gelegenheit gehabt haben, die Agavenſammlungen 
der bedeutenſten Gärten Deutſchlands und Belgiens eingehend zu ſtu— 
diren, ſo haben wir geglaubt, obgleich nicht ſelbſt Fachmann, ſondern nur 
Dilettant der Wiſſenſchaft einen Dienſt zu erweiſen, wenn wir unſere Er— 
fahrungen auf dem beregten Gebiete, durch Veröffentlichung derſelben, einem 
größeren Kreiſe zugänglich machten. 

Um dem Fachmann in den Grenzen dieſes Aufſatzes einen angemeſſenen 
Vergleich unter der bisher verſuchten ſyſtematiſchen Eintheilung der Agaveen 
mit der weiter unten von uns aufgeſtellten Eintheilung zu gewähren, werden 
wir hier ſowohl die Eintheilung des Fürſten Salm als demnächſt weiter 
unten dann auch noch die erwähnte bereits von dem Herrn Profeſſor C. Koch 
aufgeſtellte Eintheilung in extenso folgen laſſen. 

Die in die vorſtehend aufgeführten SS des Fürſten Salm eingereihten 
ſowohl, als auch die überhaupt von ihm erwähnten Species ſind Folgende: 


Fourcroya. 


F. longaeva Zucc. (I.) 
„ gigantea Vent. (2. „ N 


A. americana c. fol. luteis ad 
margines viridibus. 
d. fol. plus mi- 
nusve luteo striatis. 


„ tuberosa Att. (3.) 


Agave. 


F. I. Hacracanthæ. Foliis plus 
minusverepando-dentatis, 
dentibus validis margine 
inter eos herbaceo. 

* Folüs crassis rigidis, dentibus cor- 


neis spinaque terminali saepe vali- 
diissimis. 


A. atrovirens Karw. (I.) 
„americana L. (2.) 

„ = b. fol. viridibus 
| ad margines luteis. 


„pieta H. Paris. (3.) 

„ Milleri Haw. (4.) 

„ mexicana Lam. (5.) 

„ Salmiana Otto. (6.) 

„ Jacobiana Salm. (7.) 

„ tehuacanensis Kar. (8.) 

„ scabra Hort. (9.) 

„ potatorum Zucc. — A. Sco- 
lymus Karw. (10.) 

„vivipara L. (11.) 

„ lurida Ast. (12.) 

„ Ixtly Karw. (13.) 

„ macroacantha Zucc. (14.) 


460 


A.flavescens Hort. Monac. 
„rigida Mill. (16.) 
„ Karwinskii Zucc. (17.) 

„ laxa Karw. (18.) 

„ pugioniformis Zuce. (19.) 
** Foliis tenuioribus, coriaceis, in- 


terdum flaccidis dentibus spinaque 
terminali inermibus. 


A. serrulata Karw. (20.) 
„ rubescens Sim. — A. punc- 
tata Sim. (21.) 

„ flaccida H. Monde. 

„ bulbifera /m. (23.) 

„ bromeliæfolia m. (24.) 

„ Commelyni n. (25.) 

„ sobolifera Herm. (26.) 

F. II. lleteracanthæ. Foliis mar- 
gine cornea aut lignosa 
varie dentata cinitis. 

A. xylonacantha S. (27.) 

„ coerulescens Sm. (28.) 

„ univittata Harb. (29.) 

„ Poselgerii m. (30.) 

„ heteracantha Zucc. (31.) 

0 b. vittata Sim. 

&. III. Nieracanthe. Foliis in- 

tegris, ad margines mi- 

nutissime serrulatis, aut 

ciliato-dentatis. 

* Foliis lanceolatis. 

A. Keratto Mill. (32.) 

„ chloracantha Sn. 

„ mitis H. Monac. (34.) 

„ micracantha Sim. (35.) 

0 b. albidior Sn. 

# Foliis linearibus, canaliculatis. 

A. yucczfolia Red. 

„ maculata Engelm. (37.) 

§. IV. Inermes. Foliis integer- 
rimis, ad margines nudis 
aut filiferis. 

* Foliis lanceolatis. 


(15. 


(22.) 


(33.) 


A. attenuata H. Berol. (88) 
„ fllifera Sim. (39. 
„ filamentosa Sim. (40.) 


** Foliis subulatis. 


A. geminiflora Brande. (41.) 

„ stricta Sim. (42.) 

„ striata Zuce. (43.) 

$. V. Herbacex. Folüs herba- 


ceis marcescentibus e rhi- 
zomate perenni. 
A. brachystachis Cav. (44.) 
„ revoluta Klotæsch. (45.) 
„ undulata Klotzsch. (46.) 
(Species descriptæ qui desunt 
in horto.) 


Fourcroya. 

F. cubensis Haw. A. cubensis 
Jacg. 

is Anita Haw. A. australis 
Steud. 

„ madagascariensis Haw. 

„ cantala Haw. — A. cantala 
Roxb. Fl. ind. II. 167. 


Agave. 
A. flaccida Haw. 
„ angustifolia Haw. 
„ polyacantha Haw. 
2 spicata Cav' 
„ virginica L. 
(Species dubiose, amplius in- 
quirendæ.) 


Agavae aut Foureroye. 

A. Jacquiniana Gasol. — A. lu- 
rida. Jacgq. 

„ aspera Jacg. — (an F. tube- 
rosa Alt.) 

„ Rumphii Hasskarl. *® 

„ lophantha Schiede. 


In den Diagnoſen und Adnotationen zu der in unſerer weiter unten 
folgenden Eintheilung werden wir Gelegenheit nehmen, mehrfach auf dieſe 
Eintheilung zu verweiſen und zurückzukommen, ſowie unſere Abweichung von 
der o benſtehenden Eintheilung näher zu begründen. — 

Die vom Profeſſor K. Koch in der obenerwähnten monographiſchen 
Skizze der Agaveen aufgeftellte Eintheilung iſt Folgende: 


F. 


— 
>; 


* 


— 


. atrovirens Karw. 


I. Foureroya. Vent. 
longæva Karo. Zuce. (I.) 
gigantea Vent. (2.) 
F. fœtida Haw. A. fœtida L. 
tuberosa Ait. Hort. Kew. (3.) 
A. tuberosa Mill. — (A. an- 
gustifolia Hort. Par.) 
Selloa C. Koch. (4.) 
cubensis Haw. — (A. cubensis 
Jacq., A. odorata Pers. syn.) 
Il. Agave. L. 
A. Echte Agaven. 

a. Breitblätterige. 
ferox C. Koch. (I.) 
tehuacanensis Karo. (2.) 
scabra Slim. (3.) 
potatorum Zuce. 


scolymus Karw. 
Jacobiana Sim. (6.) 


b. Grossblätterige. 


(7.) 
americana L. (8.) 
b. intermedia. 
Milleri Haw. — A. virginica 
Mill. (9.) 
picta Hort. Par. (10.) 


Antillarum Descourt. (11.) 
mexicana Lam. (12.) 
Salmiana Otto. (13.) 
Celsiana Hook. (14.) 


Inæquidens C. Koch. (15.) 


c. Schmalblätterige. 


k rupicola Regl. 


Ver& crucis Mill. A. lurida 
Ait.— A. lepida D. Dietr. (16.) 
Ixtly Karw. (17.) 


d. Schwachzähnige. 


„ vivipara L. 


(18.) 
sobolifera Sim. (19.) 


B. Wen ine Agaven. 
(Aloideæ.) 

(20.) 

mitis Hort. Monac. (21.) 

Sartorii C. Koch. (22.) 

chloracantha Sim. (23.) 


A. 


. lophanta Sc de. 


461 


aloina C. Koch. (24.) 
attenuata Hort. Berl. (25.) 


C. Yukkaartige Agaven. 
Yuccoideae. 

a. Breitblätterige. 
polyacantha Haw. (26.) 
Martiana Hort. Berol. 
polyphylla C. Koch. 
micracantha Slm. 
bromelisfolia Slim. 
Commelyni Sim. 
(Fourcroya Commelyni Kunth) 
(Ale americana tuberosa 
minor Com. Hort. Amste III. 
Fig. 19.) 
bulbifera Sim. (32.) 


b. Ganzblätterige. 
filifera Sim. (33.) 
filamentosa Sim. (34.) 


c. Randblätterige. 

(35.) 
heteracantha Zucc. (36.) 
Funkiana C. Koch et Bouche. 
(37.) 


„ carulescens Slm. (38.) 
univittata Hab. (39.) 
Poselgeri /m. (40.) 


. angustifolia Haw. 


‚ xylonacantha Slim. (41.) 


vittata Agl. (42.) 


d. Schmalblätterige. 
(43.) 
rigida Haw. (44.) 
Jacquiniana Schult. 
laxa Karo. (46.) 
Karwinskii Zucc. 
Keratto Sn. (48.) 
pugioniformis Zucc. (49.) 
macroacantha Zucc. (50.) 
flavescens Hort. Monac. (51.) 
serrulata Karw. (52.) 
rubescens Slim. (A. punc- 
tata Sim. A. flacida H. 
Monac.) (53.) 


D. Bromelienartige Agaven. 
(Bromeliaceæ.) 


(45.) 
(47.) 


462 
A. Rumphii Hasskarl. (A. can- 


tala Roxb. Fourc. cantala 
Haw.) (54.) 
E. Sinfenartige Agaven. 
(Littaea.) 


A. geminiflora Gawl. (Bonapar- 
tea juncea Willd. Bonapar- 
tea flagelliformis Hort. Ital. 


Littaea geminiflora Tagleb.) 


A. Yuccxfolia Red. (58.) 
„ maculata Rgl. (A. maculosa 


Hook.) (59.) zer 
G. Krautartige Agaven. 
(Herbaceæ.) ra 


A. brachystachis Chuan. (A. sa- 
ponaria Lindl. A. humilis 
Ram. A. spicata De. A. 
polyanthoides Hort. (60.) 


(55.) „ spicata Caan. (61.) 
„ striata Zuce. (A. stricta » undulata Klotzsch. (62.) 
Sm.) (56.) „ revoluta Klotzsch. (63.) 
„ recurva Zuec. (A. Hystrix »„ Virginica L. (64.) 
Hort. Paris.) (57.) III. Beschorneria. 
F. Rinnenblätterige Agaven. B. yuccoides Hort. (65.) 
(Cannaliculatæ.) „ tubiflora Kunth. (66.) 


So ſchätzenswerth und verdienſtlich auch dieſe Arbeit des Profeſſor 
Koch iſt und ſo entſchiedenen Werth ſie als kritiſches Material zur Beur⸗ 
theilung der Agaven durch die ſehr fleißige Anführung der Quellen hat, 
aus denen der Herr Verfaſſer geſchöpft hat, ſo haben wir uns doch mit der 
von ihm gewählten Eintheilung nicht recht befreunden können. Das ganze 
von ihm aufgeſtellte Syſtem iſt faſt nur auf Größe und Form der Blätter 
gegründet und dennoch hat er dieſe Grundlage nicht durchgängig feſtzuhalten 
vermocht, indem er hie und da auch wieder auf die Art der Bewaffnung 
des Blattes zurückgreift. So zerfällt nach ſeiner Eintheilung die erſte der 
von ihm als Echte Agaven bezeichnete Abtheilung in breitblätterige, 
großblätterige, ſchmalblätterige und ſchwachzähnige. Mehr noch aber als 
dieſer Mangel an Folgerichtigkeit leidet die von ihm zuſammengeſtellte Ein⸗ 
theilung an einer möglichſt ſcharfen und beſtimmten Charakteriſtik ihrer ein— 
zelnen Abtheilungen. 

Seine erſte Abtheilung ſind die Echten Agaven, wie er ſie nennt. — 
Was iſt nun der Charakter derſelben, oder was iſt der Charakter der zweiten 
Abtheilung der Aloeartigen? Hier fehlt der vom Profeſſor Koch zuſammen⸗ 
geſtellten Eintheilung die eigentliche Grundlage, welche eine jede derartige 
Eintheilung haben muß, wenn ſie bleibenden Werth behalten ſoll. 

So muß denn auch jedem kritiſchen Kenner dieſer Pflanzenfamilie es 
auf den erſten Blick auffallen, daß in den einzelnen Haupt- ſowohl, als auch 
Unterabtheilungen, Pflanzen neben einander ſtehen, die ganz entſchieden weder 
nach ihrem allgemeinen Habitus, noch nach den vom Profeſſor Koch ſelbſt 
gewählten Unterſcheidungszeichen zuſammen gehören. A. tehuacanensis 
und Jacobiana können nun und nimmermehr mit A. ferox, scabra und 
potatorum zuſammenſtehen, noch weniger A. Celsiana mit A. americana, 
mexicana oder Salmiana, oder endlich A. micracantha mit Bromeliæ- 
folia und bulbifera. 

Die Haupturſache, wodurch Profeſſor Koch in dieſer Beziehung ſich in 
Widerſprüche verwickelt hat, liegt wohl darin, daß er, als er ſeine Abhand⸗ 


463 


lung ſchrieb, nur die Agaven der berliner und potsdamer Gärten genauer 
und von eigener Anſchauung kannte und bei vielen Pflanzen, die er in ſein 
Syſtem einreihte, Diagnoſen und Beſchreibungen anderer Botaniker zu 
Grunde legen mußte, ohne die Pflanzen ſelbſt geſehen zu haben. Wie wenig 
ausreichend aber häufig ein ſolches Auskunftsmittel iſt, weiß jeder Ber: 
ehrer und Kenner der Pflanzenkunde, der ſich je einmal mit der kritiſchen 
Bearbeitung einer Pflanzenfamilie befaßt hat. 

Da man nun bis jetzt höchſtens von dem vierten Theile der dieſer 
Pflanzenfamilie angehörenden uns bekannten Arten die Blüthe kennt, ſo 
mußten wir darauf verzichten, dieſes einzig untrügliche Merkmal unſerer 
Eintheilung zu Grunde zu legen, und waren genöthigt, unſerem Gebäude 
ein anderes Fundament zu geben. 

Nach allen unſeren langjährigen Beobachtungen können wir da aber 
keine ſicherere auffinden, als die Stachelbildung und demnächſt den ganzen 
Habitus der Pflanzen. Mit einem Worte, eine Vereinigung der beiden 
Grundlagen, deren erſtere vorzugsweiſe der Fürſt Salm und deren letztere 
faſt ausſchließlich der Profeſſor Koch ihre Eintheilungen zu Grunde gelegt 
haben. Mehr oder weniger gehen beide Hand in Hand und ſind nicht 
wohl von einander zu trennen. So haben denn auch wir uns genbthigt 
geſehen, da, wo uns die Charakteriſtik der Stachelbildung als unabweisbarer 
Anhalt im Stiche läßt, die Blattbildung als beſtimmendes Moment einzu⸗ 
ſchieben. f 

Bevor wir nun aber unſere Eintheilung ſelbſt geben, wollen wir ein— 
leitend bemerken, daß wir, da wir die Stachelbildung in derſelben als 
Hauptmerkmal feſtgehalten haben, über dieſelbe, wie ſie bei den Agaven 
vorkommt, noch einige einleitende und erläuternde Worte vorausſchicken 
wollen, welche ſich auf die in dieſer Hinſicht von uns gemachten Beobach— 
tungen gründen. 

Stachelbildung und Habitus ſtehen wie gejagt bei den Agaven in 
einer mehr oder weniger ſcharf hervortretenden Wechſelwirkung. Je gedrungener 
und compacter im Ganzen genommen der Habitus der Agaven, und je feſter 
die Blatttextur iſt, um ſo ſtärker und hervortretender iſt auch im Allge— 
meinen deren Stachelbildung. Bei denjenigen Species, wo dieſes für das 
Auge weniger wahrnehmbar erſcheint, oder wo eine ſtarrere Blatttextur mit 
einer geſtreckteren, mehr ausgebreiteten Form zuſammenfällt, macht ſich die 
Stichhaltigkeit dieſer Annahme mehr durch das Gefühl wahrnehmbar, indem 
bei derartigen Species meiſtentheils die Stacheln um ſo feſter und ſcharf— 
ſpitziger ſind. 

Je weniger robuſt und ſtarr die Blattbildung und der ganze Habitus, 
je dünner oder weicher im Allgemeinen die Blatttertur wird, um fo mehr 
tritt die Stachelbildung in den Hintergrund. Die Stacheln werden kleiner; 
bei dem Uebergang von der fleiſchigen Blatttexktur zu der hornartigen 
Stachelſpitze hört die ſcharfe Begrenzung beider verſchiedenartiger Bildungen 
auf. Eine beſtimmte Grenze zwiſchen Beiden iſt nicht mehr vorhanden, ſie 
gehen allmählig in einander über; die weichere Form gewinnt die Ueber⸗ 
hand; es iſt zuletzt nur eine kleine hornartige Spitze vorhanden, bis endlich 


4 wir 


464 


auch dieſe nur noch eine knorpelartige Conſiſtenz behält und dann ganz in 
die Weichſpitze übergeht. Ren: klin 

Eine fernere, dem aufmerkſamen Beobachter ſich hier ebenfalls auf 
drängende Erſcheinung iſt die, daß, wenn auch nicht durchgehends, ſo doch 
meiſtentheils die Beſtachelung um ſo gedrängter wird, als die Größe der 
einzelnen Stacheln abnimmt. — Das bisher über die Stachelbildung Ge- 
ſagte bezieht ſich faſt nur auf die Bildung, Form und Größe der Rand— 
ſtacheln. 

Nicht weniger charakteriſtiſch tritt uns aber auch die Bildung und Form 
der Endſtacheln entgegen, und will es uns erſcheinen, als hätte man dieſen 
bisher nicht diejenige Aufmerkſamkeit zugewandt, welche dieſelbe zu ver— 
dienen ſcheint. Wir finden uns daher um ſo mehr veranlaßt, die End— 
ſtachelform und Bildung einer näheren Erörterung zu unterziehen, als wir 


zum Theil unſere ganze Eintheilung auf die größere oder geringere Con 


ſiſtenz des Endſtachels gegründet haben. | 

Die Endſtacheln der Agaven laſſen ſich in drei größere Haupt: 

gruppen theilen. Es ſind dieſes: | | 
1. Der rinnige Endſtachel, spina canaliculata. | 
2. Der volle Endſtachel, spina tereti-conica oder conoidea, und 
3. Der gewundene Endſtachel, spina flexuosa. 

In dieſe drei Hauptformen laſſen ſich die Endſtacheln aller bisher in 
Europa bekannten Agaven einreihen, während in jeder derſelben in Bezug 
auf Länge, Stärke und größere oder geringere Conſiſtenz wieder ſehr ver— 
ſchiedenartige Abſtufungen vorkommen. 

Da die Enden aller Längenfaſern des Blattes in den Endſtachel aus— 
laufen, ſich in demſelben vereinigen, ſo iſt an ſich klar, wie ſehr die größere 
oder geringere Stärke dieſer Faſern auf die verhältnißmäßige Stärke des 
Endſtachels einwirken, während die Blattform und namentlich die Form— 
bildung von deſſen Spitze wieder auf die Form der Stachelſpitze einwirkt. 

Wir wollen jetzt in kurzen Worten die Grundſätze darlegen, welche uns 
bei der Aufſtellung unſerer Eintheilung geleitet haben, und werden dabei an 


geeigneter Stelle Gelegenheit finden, die erforderlichen Erläuterungen und 


Beſchreibungen zu den drei oben erwähnten Endſtachelformen zu geben. 

Da die Stachelbildung als Hauptkriterien der Eintheilung von uns 
angenommen war, ſo erſchien es um ſo mehr angezeigt, diejenige Pflanzen— 
form an die Spitze derſelben zu ſtellen, bei welcher dieſe Bildung am aus— 
geprägteſten hervortrat, als gerade dieſer Form der überwiegend größte 
Theil der bisher bekannten Species angehört. Außerdem war dieſes der— 
ſelbe Weg, den auch der Fürſt Salm bei ſeiner Zuſammenſtellung einge⸗ 
ſchlagen hat, und bot ſich uns daher durch deſſen Arbeit ſchon ein weſent— 
licher Anhalt. Welche Gründe uns aber abhielten, die Eintheilung des 
Fürſten ganz beizubehalten, und in dieſelbe nur diejenigen uns näher be— 
kannten Arten einzuſchieben, welche in dem fürſtlichen Garten nicht cultivirt 
worden waren, und uns darauf zu beſchränken, die Reihenfolge der einzelnen 
Arten innerhalb der Hauptabtheilungen jener Eintheilung, durch angemeſſen 
erſcheinendes Einſchieben einiger ſachgemäßer Unterabtheilungen, zu vervoll— 
ſtändigen, haben wir bereits weiter oben mitgetheilt. 


a 


465 


Wir haben nun nach reiflicher Erwägung die bis jetzt bekannten 
Agaven in vier Hauptabtheilungen getheilt und haben dabei, von der ſtarreren 
Form ausgehend, mittelſt allmäliger Uebergänge, mit der weichſten rein 
krautartigen Form geſchloſſen. Wenn es uns nun nicht gelungen iſt, überall 
ſtreng folgerechte Uebergänge von einer Form zur anderen feſtzuſtellen und 
nachzuweiſen, ſo liegt der Hauptgrund einer derartigen Unvollſtändigkeit einmal 
darin, daß uns höchſt wahrſcheinlich noch kaum die Hälfte aller vorhandenen 
Agavenarten bekannt iſt. | 

Wir hegen indeſſen die Ueberzeugung, durch die vorliegende Arbeit einen 
Rahmen geſchaffen zu haben, in welchen ſich ſpäter bekannt werdende Arten 
leicht einſchieben laſſen, wodurch dann manche Lücke in demſelben, mancher 
anſcheinend nicht vollkommen begründete Sprung, angemeſſen ausgefüllt 
werden dürfte. Neben dem allgemeinen Nutzen, den wir durch unſere Arbeit 
der Wiſſenſchaft durch den Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der 
Agaveen zu leiſten beſtrebt ſind, dürfte dieſelbe jedenfalls den unbeſtreitbaren 
Vortheil bieten, daß manche Synonyma feſtgeſtellt und ſomit mancher bis— 
her obwaltende Zweifel über die Berechtigung des einen oder anderen Na— 
mens entweder endgültig feſtgeſtellt, oder doch die vollſtändige Feſtſtellung 
durch einen ſpäteren Forſcher auf dem vorliegenden Gebiete vorbereitet wird. 

Die vier von uns angenommenen Hauptgruppen der 
Agaveen ſind nun Folgende: a 

1. Agav» keratoacanthæ oder hornſtachelige. 

Zu denſelben ſind alle diejenigen Arten gezählt worden, 
deren Endſtachel in eine hornartige ſtechende Spitze endigt. 
Es ſind zu dieſer Abtheilung ſowohl diejenigen Arten gezählt, bei denen 
der Endſtachel gewiſſermaßen einen beſtimmt abgegrenzten hornartigen Theil 
bildet, als auch diejenigen, wo die Stachelbaſis noch fleiſchartig iſt und der 
Stachel ſelbſt nur allmälig in eine hornartige Conſiſtenz übergeht, wo aber 
die Faſerbildung des Blattes eine ſo ſtarke iſt, daß bei vorrückendem Alter 
der Pflanze kein Verwelken und Zerfaſern der Blattſpitze auf natürlichem 
Wege ſtattfindet. | 

2. Agave chondroacanthe oder knorpeligſtachelige. 

Die Blätter dieſer Abtheilung endigen in eine Weichſpitze, wenn auch 
gleich die Randſtacheln noch härtere und mitunter ſtechende Spitzen haben.“) 
3. Agavæ inermes oder unbewaffnete. 

Ohne alle oder mit kaum wahrnehmbarer Randſtachel— 
bildung. | 

| 4. Agavæ herbacer oder krautartige Agaven. 

Die Blätterkrone derſelben ſtirbt alljährlich ab und bildet 
ſich in jeder Wachsthumsperiode neu. ö 


*) Anmerkung. Es liegt in der Natur der Sache und iſt bei dergleichen Ein— 
theilungen unvermeidlich, daß die Uebergänge von einer Abtheilung zur anderen 
nicht immer ganz ſtreng feſtgeſtellt zu werden vermögen. So auch namentlich 
hier der Uebergang von der erſten zur zweiten Abtheilung. Eine ganz ſtrenge 
derartige Sonderung wird erſt einer ſpäteren Zeit und einer ausgedehnteren 
Kenntniß der ganzen Familie vorbehalten bleiben müſſen. 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 30 


466 


Obſchou mehrere Arten dieſer Abtheilungen nicht vollſtändig unbewaffnet 
ſind, ſo haben wir ſie doch, der erwähnten Eigenthümlichkeit wegen, von 
den übrigen Arten getrennt, in einer beſonderen Abtheilung aufführen zu 
müſſen geglaubt. 195 

In dieſe vier Hauptabtheilungen nun haben wir ſämmt⸗ 
liche uns bekannte Agaveen wieder in der Art eingereiht, daß 
die ihrem ganzen Habitus, ſowie ihrer Blattbildung nach ver⸗ 
wandteſten Formen ſich an einander reihen, und bei dieſen Unter⸗ 
abtheilungen iſt dann die Blattform das vorwiegend maß: 
gebende Element geweſen. 

Die wenigen von der Abtheilung Fourcroya bekannten Arten laſſen 
ſich, wenn man bei ihnen eine Unterabtheilung machen will, einfach in Be⸗ 
ſtachelte und Stachelloſe ſcheiden. 

Die von der Abtheilung Beschorneria bisher bekannten Arten ſtehen 
ſich in ihrem äußeren Habitus ſo nahe, daß eine Sonderung derſelben in 
Gruppen nicht gerechtfertigt erſcheint. 

Bevor wir nun zu der Mittheilung unſerer Eintheilung ſelbſt ſchreiten, 
wollen wir nur noch bemerken, daß wir in derſelben die Abtheilung 
Agave, als die bei Weitem am zahlreichſten vertretene, vorangeſtellt und 
dieſer dann erſt die Abtheilungen Fourcroya und Beschorneria, als die 
weniger zahlreich vertretenen Gruppen, angeſchloſſen haben. — Wir laſſen 
jetzt die von uns aufgeſtellte Eintheilung ſelbſt folgen, werden dieſer beſon⸗ 
dere Bemerkungen über die Unterabtheilungen der „„ ſowie über 
die verſchiedenen Stachelbildungen anſchließen und demnächſt Diagnoſen und 
nähere Beſchreibungen über neue noch nicht beſchriebene Species, ſowie 
einige auf eigener Anſchauung beruhende Bemerkungen und Vervollſtän⸗ 
digungen zu bereits vorhandenen Diagnoſen geben.“) 25 

N (Fortſetzung folgt.) 
— — 


Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften abgebildeten oder 


beſchriebenen eme een Pflanzen. 
ortſetzung. Pe 
(Botanical Magazine, Auguſt 1864.) 
Corylopsis spicata Sieb. et Zuce. 
Hamamelideæ. 

Dieſer intereſſante Strauch aus Japan, mit hängenden wohlriechenden 
Blüthentrauben, befindet ſich jetzt zum erſten Male lebend in den europäiſchen 
Gärten, derſelbe wurde von Herrn Veitch von Jokahama eingeführt. 

Im Vaterlande wird dieſer Strauch etwa bis 4 F. hoch, hat langgeſtielte, 


*) Anmerkung. Hinter obenſtehender Eintheilung laſſen wir erläuternde Be⸗ 
merkungen zu den verſchiedenen Abtheilungen und Unterabtheilungen derſelben 
folgen, und ſind dieſe mit in Parentheſe hinter dem Titel der betreffenden 
Abtheilung geſetzten römiſchen Ziffern bezeichnet. Die Diagnoſen jeder ein⸗ 
zelnen Pflanze, reſp. die diesſeitigen Anmerkungen dazu, folgen dann der Reihe 
nach mit derſelben Nummer bezeichnet, welche hinter den Namen der Pflanze 
eingeklammert ſteht. 


467 


drei bis vier Zoll lange, ungleich herzförmige, ſcharf zugeſpitzte, ſtark geaderte 
Blätter, deren Oberfläche ſaftgrün und deren Unterfläche ſilberſcheinend iſt. 
Die Blüthenrispen find 2— 3 Zoll lang, hängend, kleine gelblich grüne Blumen 
tragend, einen den Blumen der Primula veris ähnlichen Geruch verbreitend. 
Die Blüthen erſcheinen zeitig, meiſt ſchon im Februar, ehe die Blätter 
kommen. (Taf. 5458). 
Dendrobium eburneum Rchb. fil. 
Orchideæ. 

Von Herrn Pariſh in Moulmain entdeckt und von Herrn Low von 
dort eingeführt, bei dem dieſe hübſche Art auch zuerſt blühte, und welcher vom 
Profeſſor Reichenbach der obige Namen gegeben worden iſt, in Hinſicht 
auf die elfenbeinartigen Blumen. (Taf. 5459). 

Kalanchœ-grandiflora- Wall. 
(Kalanchoe -Wightiana- Wall.) 
| Crassulaceæ. 

Die Gattung Kalanchoe, nahe verwandt mit der Gattung Bryophyllum, 
enthält nach Decandolle 9 Arten, ohne die hier genannte, die zuerſt von 
Wallich unterſchieden worden iſt. Dieſelbe ſtammt aus dem Lande Myhore, 
wo ſie ſehr häufig vorkommt. Großen blumiſtiſchen Werth hat dieſe Art 
jedoch nicht. (Taf. 5460). | 
15 Delphinium Brunonianum Royle. 

(Delphinium moschatum Hook. & Thoms.) 
Ranunculaceæ. 

Nach Bentham giebt es etwa 40 Arten der Gattung Delphinium, 
die über den gemäßigten Theil der nördlichen Hemiſphäre der alten wie 
neuen Welt verbreitet ſind, und von denen 15 als Bewohner Nordindiens auf— 
geführt werden. Das oben genannte Delphinium ſtammt aus dieſem Lande 
und zwar aus dem weſtlichen Thiebet, wo es in einer Höhe von 14—18000 F. 
vorkommt, wie zu Nubra, Ladak und Hanparang, wo ſelbſt es im Auguſt 
und September blüht und jedenfalls auch wohl bei uns im Freien aus— 
halten dürfte. 

Das D. Brunonianum zeichnet ſich durch einen ſehr ſtarken Geruch 
nach Moſchus aus, weshalb dieſe Art auch von Hooker und Thomſon 
als D. moschatum bezeichnet worden iſt, dieſen Namen jedoch nicht behalten 
kann, da fie zuerſt von Royle als Brunonianum beſchrieben worden iſt. 
Die Blumen ſind groß, blaßblau und violettroth an den Rändern der Blumen⸗ 
blätter gefärbt. (Taf. 5461). 

Cœlogyne odoratissima Wight. 
(Celogyne angustifolia Wight.) 
Orchidee. 

Eine niedliche, zierliche Art von Ceylon, mit kleinen weißen, mit etwas 
gelb auf der Lippe gezeichneten Blumen. Im Vaterlande wächſt dieſe Art 
auf Bäumen und blüht während der Regenzeit von März bis October. 
(Taf. 5462). f 

Aphelandra Liboniana Lind. 
Acanthaceæ. 
Stammt aus Braſtilien und wurde von Herrn Linden eingeführt und 
30* 


468 


unter obigem Namen zuerſt verbreitet. Es ift eine hübſche Pflanze 1 
glänzend grünen, weißrippigen Blättern und einer langen Bluthenrispe 
ſtehend aus dicht aneinanderliegenden purpurrothen Bracteen und hü 1955 
goldgelben Blumen, ähnlich wie bei Aph. variegata und anderen Arten. 
(Taf. 5463). 3 
Illustration horticole, Juli 1864.) 

Cycas Ruminiana Hort. Mosc. 

Cycadeæ. 

Dieſe auf Taf. 405 der Ilustr. hortie. abgebildete Art haben wir 
früher ſchon als neu eingeführt erwähnt, ſelbige ſteht dem C. circinalis 
ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber hauptſächlich durch ihre viel größeren lanzett⸗ 
förmigen Wedel, die, in großer Menge vorhanden, einen prachtvollen Schopf 
bilden, und gehört ſie jedenfalls zu den ſchönſten Arten. Sie ſtammt von den 
Philippiniſchen Inſeln, woſelbſt ſie von dem berühmten Reiſenden Marius 
Porte entdeckt und vou ihm in den botaniſchen Garten zu Moskau eingeführt 
worden iſt. 

Dieſem Reiſenden verdanken wir mehrere ſchon früher in der Garten— 
ang empfohlenen Pflanzen, als z. B. Calamus Imperatrice Marie, 

icolai, Ficus Grellii, Porteana, Pinanga maculata etc. 

Die Arten der Gattung Cycas gehören mit zu den ſchönſten und daher 
auch mit zu den beliebteſten Pflanzen. Von den etwa 10 von den Botanikern 
als verſchieden aufgeführten Arten wird kaum die Hälfte in den Gärten 
cultivirt. 

Lapageria rosea var. albiflora. 
Smilaceæ. 

Eine mehrmals von uns beſprochene herrliche Pflanze. Jedenfalls iſt 
aber die reine Art mit carminfarbenen Blumen um vieles ſchöner als die 
auf Taf. 406 der IIlust. hortic. abgebildete Varietät mit weißen N 
obgleich immer noch zu den ſchönſten Pflanzen gehörend. 

Rosa Thea Jaune d'or. 

Eine ſich durch die Größe ihrer ſchönen goldgelben Blumen auszeichnende 
Theeroſe. Die Blumen ſind ungemein blätterreich, die Blumenblätter meiſt 
zurückgerollt und einen ſehr angenehmen ſüßen, den Theeroſen ſtets eigenen, 
Duft verbreitend. N 

Dieſe herrliche Varietät wurde von dem Gärtner Herrn Oger zu 
Caen (Calvados in Frankreich) aus Samen gewommen und iſt ſelbige 
bereits bei Herrn Am b. Verſchaffelt käuflich zu erhalten. 

Wie auf Taf. 407 der IIIust. hortic. iſt dieſelbe Roſe auch auf Taf. 1561 
der Flores des Serres abgebildet, auf der Tafel des erſtgenannten Werkes 
in ganz geöffneten, auf der des letzteren Werkes in halbgeöffneten Blumen. 


(Flore des Serres et des jardins de l'Europe. T. XV., Liv. 7.) 
Unter dem 15. Juli d. J. iſt wiederum ein Heft dieſes prächtigen 
Werkes erſchienen, in dem ſich die Abbildungen von einigen hübſchen 
Pflanzen befinden. So zeigt Taf. 1554 zwölf ganz ausgezeichnet ſchöne 
Blumenformen von: 
krautigen Calceolarien, 


469 


deren Zeichnung und Größe alles bisher Vorhandene dieſer Art übertrifft, 
und die im Etabliſſement van Houtte von Herrn Conſtant de Bruyker 
gezüchtet worden ſind. Jeden Blumenfreund möchten wir anrathen, ſich dieſe 
Calceolarien zu verſchaffen zu ſuchen. 

| Goodyera pubescens. R. Br. 

Orchideæ. 

Die Schönheit dieſer Orchidee beſteht in ihren Blättern, die von einer 
dunkelblau grünen Farbe mit weißen Nerven und Adern netzartig gezeichnet 
find. Dieſe hübſche Art, die den fo herrlichen Anecochilus-Arten zur 
Seite geſtellt werden kann, iſt im ſüdlicheren Nordamerika zu Hauſe, verlangt 
daher in der Cultur einen nur mäßig warmen Standort. (Taf. 1555). 

Hibiscus Cooperi Hortul. 

Nach Herrn James Veitch iſt dieſe Hibiscus-Art von Herrn Daniel 
Cooper aus dem ſüdlichen Auſtralien in England eingeführt worden, und 
ſoll ſelbige nach deſſen Ausſage große rothe Blumen tragen. 

Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze wegen ihrer hübſchen dunkel— 
und hellroth, weiß, gelblich und grün marmorrirt gefleckten Blätter. 

Am beſten gedeiht dieſe Hibiscus-Art während des Winters in einem 
temperirten Hauſe, während des Sommers fühlt ſie ſich am wohlſten, wenn 
man ſie im Freien, an einem recht ſonnigen Orte zu ſtehen hat. — Ein 
gut gezogenes, gut belaubtes Exemplar iſt von großem Effect. — Vermehrung 
leicht durch Stecklinge. (Taf. 1556). 

Mimulus cupreus- Varietäten. 

Die Herren Handelsgärtner E. G. Henderſon, William Bull und 
Victor Lemoine haben zuerſt ſehr hübſche Varietäten des Mimulus cu- 
preus, befruchtet mit M. quinquevulnerus, in den Handel gebracht, von denen 
wir bereits in den hieſigen Gärtnereien mehrere geſehen und auch den Blumen— 
freunden empfohlen haben. N 

Im vorigen Jahre hat nun auch Herr Fred. Burvenich im Etab— 
liſſement van Houtte eine Serie ſehr hübſcher Varietäten dieſer Mimulus 
erzogen, von denen mehrere auf Taf. 1557 der Flore des Serres abgebildet ſind. 


— 2c ——— 


Gartenbau⸗Vereine. 

Hildesheim. Vom 2. bis 4. October incl. findet die Herbſt-Aus⸗ 
ſtellung von Obſt, Gemüſen und Blumen des hanno verſchen Garten: 
bau⸗Vereines zu Hildesheim ſtatt. Das Programm zu dieſer Aus: 
ſtellung iſt uns leider zu ſpät zugegangen, fo daß wir im Septemberhefte 
der Gartenzeitung nicht mehr auf daſſelbe näher eingehen konnten. 

Breslau. Der ſchleſiſche Central-Verein für Gärtner und 
Gartenfreunde wird in dieſem Herbſte eine Ausſtellung von Obſt, Ge— 
müſen, Blumen, Pflanzen, Weinbeeren ꝛc. veranſtalten und ladet hierzu die 
Gärtner der Provinz Schleſien ein. Die Ausſtellung findet vom 9. bis 
12. October ſtatt, laut des veröffentlichten Programmes. — 

Aus Breslau. (Einige hiſtoriſche Notizen über den ſchleſiſchen 
Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde.) Der Verein 
wurde 1847 unter dem Namen „Verein Breslauer Gärtner“ gegründet. 
Wie zeitgemäß dieſe Gründung war, zeigte der raſche Aufſchwung des 


470 


Vereines, namentlich das ſchnelle Wachſen an Mitglieder, ſo daß ſchon 
5 Jahre ſpäter nicht blos der größte Theil der Gärtner Breslau's, ondern 
auch viele Gärtner in der Provinz Schleſien ihm angehörten. Die 
eines Vereines in Markt⸗Bohrau und in Reiſen bei Polniſch⸗Liſſa, die 
dem „Vereine Breslauer Gärtner“ als Filial⸗Vereine anſchloſſen, Nea 
den Verein, im Jahre 1852 ſeine Statuten einer Aenderung zu unterwerfen 
und den Namen „Schleſiſcher Central-Gärtner-Verein“ anzunehmen. In 
dieſen erſten 5 Jahren ſeines Beſtandes fand auch ein näherer Anſchluß an 
die „Section für Obſt⸗ und Gartenbau der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vater: 
ländiſche Cultur“ ſtatt, da viele Mitglieder des Vereines auch der Section 
als Mitglieder angehörten. So weit dem Schreiber dieſes erſichtlich, war 
der Anſchluß an die Section indeß kein officieller, ſo daß der Central⸗ 
Verein ſich etwa als Filial-Verein der Section betrachtet hätte, ſondern er 
ſprach ſich nur in der Gemeinſamkeit bei den gärtneriſchen Unternehmungen, 
namentlich bei den Ausſtellungen, aus. Dieſe an jich ſchon loſe Verbindung 
lockerte ſich mit der Zeit mehr und mehr, ſo daß im Jahre 1861 nur noch 
10 Mitglieder des Central-⸗Vereines auch der Section als Mitglieder ange⸗ 
hörten. In derſelben Zeit war aber auch der Central-Verein allmälich in 
ſeiner Mitgliederzahl ungemein herabgegangen und auch die Filial⸗ ⸗Vereine 
hatten entweder ihren Beſtand ganz aufgegeben, wie diejenigen in Reiſen, 
oder friſteten nur noch ein Scheinleben fort, wie der in Bohrau, welcher ohne 
alle Beweiſe von Thätigkeit noch jetzt nominell fortbeſteht. Wie es ge⸗ 
kommen, daß der Verband mit der Section immer loſer geworden und daß 
der Central⸗Verein ſelbſt mehr und mehr zurückgegangen, wollen wir un⸗ 
unterſucht laſſen, genug, diejenigen Mitglieder des Vereines, deren Intereſſe 
für das Gedeihen des Vereines, wie für die Hebung der Gartenkunſt und 
des Gärtnerſtandes noch nicht erloſchen war, erkannten, daß es in dieſer 
Weiſe nicht mehr fortgehen könne. Sie verbanden ſich feſter unter einander 
und übertrugen dem gegenwärtigen Secretair, Lehrer Winderlich, die 
Geſchäfte des Secretariates. Derſelbe richtete ſein erſtes Augenmerk auf die 
Feſtigung und Kräftigung des Vereines im Innern, auf regelmäßige 
Sitzungen, auf Abhaltung von Vorträgen, auf gegenſeitigen Austauſch von 
Erfahrungen, Vorzeigungen non Neuheiten, Rundſchauen in mehreren Gärten, 
auf Berichte über die Sitzungen und Rundſchauen in der Localpreſſe u. ſ. w. 
So fanden denn auch im Jahre 1862 nicht blos 18 Sitzungen ſtatt, in 
denen 8 Vorträge gehalten wurden, ſondern es wurden auch 5 Rundſchauen 
gemacht, bei welchen 10 Gärten von Vereinsmitgliedern beſucht wurden. 
Außerdem wurden viele Blumen, Pflanzen, Früchte ꝛc. ꝛc. vorgezeigt, der 
Inhalt von Gartenſchriften beſprochen ꝛc. x. Ein ſehr wichtiger Schritt 
war der Austritt der meiſten Vereinsmitglieder aus der „Section“ und 
damit der engere Anſchluß derſelben an den Verein. Die Gründe dieſes 
Schrittes wollen wir vorläufig unerörtert laſſen, das aber können wir mit 
voller Berechtigung ſagen, daß die Folgen für den Verein höchſt wohlthätig 
waren. Der Jahresabſchluß zeigte einen Beſtand von leider nur 
24 Mitgliedern. 

Mit der Ausſendung der gedruckten Jahresberichte an die Mitglieder, 
an die etwa 80 in Deutſchland beſtehenden Gartenbau⸗Vereine und an die 


471 


Redactionen der hortologiſchen Zeitſchriften wurde das Jahr 1863 anges 
treten. Durch die Sendung an die Vereine ward die Verbindung mit den 
außerſchleſiſchen Vereinen wieder hergeſtellt und wenigſtens von einigen 
Vereinen der Austauſch der Jahresberichte erzielt. Einige der Redactionen 
der Fachzeitſchriften beſprachen in freundlicher Weiſe den ihnen eingeſandten 
Jahresbericht und innerhalb Schleſiens wurde die Thätigkeit des Vereines 
immer bekannter, ſo daß bei einem Ausſcheiden von 6 Mitgliedern am Ende 
des Jahres 1863 dennoch eine Mitgliederzahl von 55 vorhanden war. 
Außerordentlich viel hat die vom Vereine angeſtrebte Gründung einer 
Gärtner⸗Wittwencaſſe zur weiteren Bekanntwerdung des Vereines beige— 
tragen. Daß das Project, für deſſen Realiſirung der Verein ſich über ſeine 
materiellen Kräfte angeſtrengt, nicht zur Ausführung gekommen, liegt nicht 
in ſeiner Schuld, wie in dem vom Vereine am Schluſſe des Jahres 1863 
ausgegebenen Jahresberichte nachgewieſen iſt und darum hier übergangen 
werden kann. Sitzungen wurden 23 abgehalten, und darin 9 Vorträge 
gehalten. Rundſchauen wurden ebenfalls gemacht, wie im vorigen Jahre, 
und 16 Gärten beſucht. Erwähnenswerth iſt es, daß der Verein in dieſem 
Jahre ſeine Firma geändert hat, und ſeit Auguſt, wo die Statuten einer 
abermaligen Reviſion unterworfen wurden, den Namen: „Schleſiſcher 
Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde“ führt. 

Was die Vereinsthätigkeit im Jahre 1864 betrifft, ſo wollen wir dem 
Jahresberichte nicht vorgreifen und darum nur noch anführen, daß die Zahl 
der Mitglieder trotz 8 Austritten bereits auf 89 geſtiegen iſt, darunter 
80 Fachgärtner und 9 Gartenfreunde. 


— e n — 


Garten⸗Nachrichten. 


Zum erſten Male auf dem Continent blühte im September v. J. in 
dem Gewächshauſe des Herrn Rittergutsbeſitzers Reichenheim in Berlin 
eine der ſchönſten und ſeltenſten Orchideen, nämlich die 

Vanda Lowii, Lindl. | 

Es freut uns, mittheilen zu können, daß dieſe herrliche Art nun auch 
in dieſem Jahre um dieſelbe Zeit unter der Pflege des Obergärtners Herrn 
Kramer im Otrchideenhauſe der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck zur 
üppigſten Blüthenentwickelung gelangt iſt. 

Wie das berliner Exemplar, hat auch das des Herrn Kramer zweierlei 
Blüthen an dem 8 Fuß langen Blüthenſchafte erzeugt, ein Umſtand, der auch 
bei dieſer Art in England wahrgenommen worden und jedenfalls derſelben 
eigen iſt. 

Vanda Lowii wurde als ſolche von Lindley im Jahre 1843 in 
Gardener's Chronicle beſchrieben, ſpäter aber vom Profeſſor Reichenbach fl. 
in ſeinem vortrefflichen Werke Nenia Orchidacea von Vanda getrennt 
und als Renanthera Lowii beſchrieben. Die Pflanze iſt in Sumatra zu 
Hauſe, wo ſie von Herrn Hugh Low jun. entdeckt und auch von ihm in 


England eingeführt wurde. 


472 


Das Exemplar bei Herrn Kramer ift etwa 2 Fuß hoch, hat 16—18 
ſehr geſunde Blätter. Aus der Blattachſel eines der mittleren Blätter hat 
ſich der über 8 Fuß lange Blüthenſchaft entwickelt und trägt 
Blumen, von denen die drei unterſten von goldgelber Farbe und a 
inneren Seite wie an der Baſis mit kleinen braunen Flecken gezeichnet find. 
Die übrigen 23 Blumen ſind hellgrünlich-gelb, mit mehr ae bandähn⸗ 
lichen Flecken von brauner Farbe gezeichnet. 


Zu gleicher Zeit mit dieſer prächtigen Orchidee blühten in r genannten 
Sammlung noch: Cattleya superba Schombgk., C. maxima Lindl.; 
Lelia crispa Rchb. fil. und crispa var. purpurea (reflexa maxima) 
prächtig; Coelogyne speciosa Lindl. und Cumingii; Angrecum cau- 
datum Lindl.; Aerides quinquevulnera Lindl.; Rodriguezia (Barling- 
tonia) candida Bat. und barbigera; Calanthe Massuca Lindl. und die 
Hybride C. M. Domini; Cypripedium Dayanum, ſehr hübſch, bar- 
batum Crossi und superbiens Rchb. fil. (Veitchii Hort.); Cirrhæa 
gracilis und C. fusco maculata; Disa grandiflora Lindl.; Epi- 
dendrum vitellinum Ländl. und floribundum H. B. Kth.; Dendro- 
bium candidum; Paradisanthus bahiensis Rchb. fil.; Miltonia 
spectabilis Lindl.; Lælia sup. Schilleriana; Oncidium incurvum 
Bark.; Polyeycnis barbata Rchb. fil. und P. mucifera Rehb. fil. 
(Cycnoches), beide ſehr niedlich; Cyenoches chlorochilon Kl.; Dendro- 
chilum filiforme Lindl., eine Menge Stanhopeen u. dergl. mehr. 

Das neue Cypripedium Pearcii (vergl. Hamburg. Gartenztg., S. 388) 
ſahen wir hier zum erſten Male, jedoch nicht in Blüthe, ebenſo von an- 
deren Pflanzen die von uns im vorigen Hefte erwähnten, von Herrn 
Veitch in Handel gegebenen Neuheiten, als: Eranthemum sanguinolentum, 
Anthurium Scherzerianum und die allerliebſte Maranta striata. 
Alocasia macrorrhiza variegata war in einem prächtigen Exemplare vor⸗ 
handen und iſt jedenfalls eine ſehr empfehlenswerthe buntblätterige Pflanze. 


EZ — 


Literatur. 


Die moderne Anlage des Gartens am Hauſe und der 
ſtädtiſchen Villa. Ein practiſches Handbuch für Gartenbeſitzer, Bauunter⸗ 
nehmer, Architekten und Gärtner, erläutert an 24 fein colorirten Garten⸗ 
plänen nebſt Detailzeichnungen nach bereits exiſtirenden Grundſtücken und 
Verhältniſſen verſchiedenen Charakters und räumigen Umfanges, unter Auf⸗ 
führung und Schilderung der empfehlenswertheſten Ziergehölze und Obſt⸗ 
arten. Nach den Grundſätzen der ſchönen Gartenkunſt, ſowie der Architektur, 
den Anforderungen der Neuzeit gemäß bearbeitet von H. S. Neumann, 
k. preuß. Hofgärtner und Bauführer auf Schloß Albrechtsberg bei Dresden. 
1. Heft. Subſcriptionspreis 1 Thlr. Dresden 1864. Schrag'ſche Verlags⸗ 
Anſtalt. In Erfurt, F. W. Otto. 

Haben wir auch in dieſem Zweige der Gartenkunſt eben keinen Mangel 
an guten Hülfsbüchern, ſo iſt dennoch das Erſcheinen eines neueren guten, 


473 


den Anforderungen der Neuzeit gemäß bearbeiteten Werkes ſtets erfreulich und 
willkommen. Das Neumann'ſche Werk dürfte ſich namentlich den kleineren 
Gartenbeſitzern, den Bauunternehmern und Gärtnern als ein ſehr brauch— 
bares und nützliches erweiſen und empfehlen wir es namentlich allen dieſen, 
und ohne Zweifel wird daſſelbe dazu beitragen, daß man immer mehr 
und mehr geſchmackvollere Hausgärten zu ſehen bekommen wird. 

Das Buch giebt eine leichtfaßliche Anleitung zu den erforderlichen Garten— 
Arbeiten, Behandlung und Verwendung der Materialien, Gewächshäuſer, und 
dürfte namentlich dem Nichtkenner die Aufführung und Beſchreibung der 
empfehlenswertheſten Ziergehölze und Obſtſorten eine ſehr willkommene ſein. 
— Das ganze Werk erſcheint in 3 Lieferungen à 1 Thlr., mit zahlreichen 
colorirten Plänen. E. O—o. 

Anleitung zum Obſtbaumſchnitt und der Nebenzucht, nach dem 
neueſten franzöſiſchen Syſteme, von M. Scheydecker, Profeſſor der Obſt— 
baumcultur und ehemaliger Obergärtner bei der Gartenbau-Geſellſchaft Flora 
in Köln. Herausgegeben von H. Grube, K. Obergärtner und Garten— 
Architekt in Düſſeldorf. Düſſeldorf 1864. In Commiſſion der Schaub'ſchen 
Buchhandlung. Gr. 8. 25 Sgr. 

Nach einer kurzen Einleitung werden in dieſem Buche die einfachen 
wichtigen Grundſätze zur Anzucht jedes Obſtbaumes möglichſt kurz, aber klar 
und verſtändlich gelehrt. Jeder Liebhaber, Gartenbeſitzer und jeder ange— 
hende Gärtner wird mit Hülfe dieſes Buches im Stande ſein, aus Baum— 
ſchulen bezogene junge einjährige veredelte Bäume nach jeder gewünſchten 
Form heranzubilden. Der Herausgeber hielt es für überflüſſig, ſich über 
die Anzucht der Wildlinge, deren Veredelungsarten und über den Betrieb, 
Samen und Baumſchulen in dieſem Leitfaden auszulaſſen, da, wie er richtig 
bemerkt, wohl nur ſelten Liebhaber und Gartenbeſitzer in die Lage kommen, 
ſich ſelbſt Wildlinge zu erziehen und zu veredeln, er wird ſolche meiſt aus 
Baumſchulen beziehen. Die Holzſchnitte ſind vom Verfaſſer ſelbſt gezeichnet 
und ſind wie der ganze Text klar und verſtändlich. E. O oö 


— III 


Feuilleton. 


Die Penſees des Herrn C. Schwanecke. Herr Kunſt- und 
Handelsgärtner C. Schwanecke in Oſchersleben hatte auf der Blumenaus— 
ſtellung der vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's am 16. bis 
18. Septbr. d. J. Penſéesſorten ausgeſtellt, wie wir ſie auf den hieſigen Aus⸗ 
ſtellungen noch nie geſehen hatten. Dieſe Penſées waren in 6 Claſſen 
geordnet, nämlich: 

1. Purpurea marginat a. Die hierher gehörenden zeichnen ſich vor 
allen durch die mannigfaltigſten Farben in purpurrother Grundfarbe, weiße 
Schattirung und weiße Ränder, ſo wie auch durch den meiſt vollendeten 
zirkelrunden Bau und Größe der Blumen aus. Dieſe Sorten wurden vom 
Ausſteller zuerſt gezüchtet und in den Handel gebracht. 

2. Purpurea marginata aurea. Die Grundfarbe wie die 


474 


vorige, aber ſtatt der weißen Ränder goldgelb ſchattirt und gerandet, 
ebenfalls neu. 5 e 
3. Pelargoniiflora. Die Blumen der zu dieſer Abtheilung ge⸗ 
hörenden Sorten find purpur und weiß getuſcht, den Fancy⸗Pelargonien⸗ 
Blumen täuſchend ähnlich, ebenfalls neu und von Herrn Schwanede gezüchtet. 
4. Bronze- und aurikelfarben. Obgleich dieſe hierher gehörenden 
Sorten ſchon länger bekannt und verbreitet ſind, ſo ſahen wir dieſelben doch 
nie in einer ſolchen Mannigfaltigkeit des Colorites, des runden Baues und 
in ſolcher Größe. Die Blumen zogen die Anfmerkſamkeit aller Blumen⸗ 
freunde auf ſich. N 
5. Azurea. Wenn ſchon vor einigen Jahren die neue himmelblaue 
Sorte durch ihre zarte Färbung erfreute, ſo erregte bei dieſen ausgeſtellten 
Blumen das tiefe Ultramarin, das nach den Rändern der Blume verläuft, 
einen feſſelnden Anblick. 
6. Marmorata, in den verſchiedenſten Grundfarben hervortretend, 
marmorirt, geadert, getuſcht und die großen Blumen von rundem Bau. 
Die ausgeſtellten Blumen waren nach den obigen Benennungen in 
Schalen ſortenweiſe geordnet und durch ca. 400 Exemplare repräſentirt. 
Nachdem Herrn Schwanecke's Penjees bereits 7 Mal auf verſchie⸗ 
denen Ausſtellungen prämiirt worden ſind, wurde ihnen auch auf dieſer 
Ausſtellung ein Preis zu Theil. — Das ganze Sortiment koſtet in Samen 
die 1000 Korn 1 Rthlr. E. O—0o. 
Die Calabar⸗Gift⸗Bohne. (Physostigma venenosum Balfour.) 
Von mehreren Seiten ſind dem botaniſchen Garten zu Hamburg Samen 
dieſer ſehr wichtigen Giftpflanze unter dem Namen Calabar-Bohne zuge: 
gangen, aber leider hat es noch nicht gelingen wollen, die Samen zum 
Keimen zu bringen. Nachſtehende Notizen über dieſe Giftpflanze finden 
wir in No. IV. des „Journal of Botany“ von Dr. Berth. Seemann: 
„Durch angeſtellte Verſuche hat ſich herausgeſtellt, daß die Samenhülle der 
Calabar⸗Bohne beruhigende, antreibende, reinigende Eigenſchaften beſitzt. 
Die kräftigſte Wirkung wurde jedoch durch den Kern der Bohne ſelbſt erzielt.“ 
(Dr. A. Robertſon hält die Calabar-Bohne als ein neues Mittel bei 
Augenkrankheiten, indem ſie eine der Belladonna entgegenſetzte Wirkung 
zeigt. Verſuche haben ihm gezeigt, daß ſie eine Art Kurzſichtigkeit her⸗ 
vorbringt, Zuſammenziehung der Pupille bewirkt und ſympathetiſche Aus⸗ 
dehnung der Pupille des anderen Auges). 3 | 
In Liverpool haben nach dortigen Zeitungen leider mehrere Ver⸗ 
giftungen durch den Genuß dieſer Bohne ſtattgefunden. In kurzer Zeit 
wurden an 40 Kinder in ein Hoſpital gebracht, die ſämmtlich von dieſen 
Bohnen gegeſſen, welche ſie auf einem Abfallhaufen gefunden hatten. Ein 
6jähriger Knabe ſtarb in Folge des Genuſſes nach 10 Minuten, trotz aller 
angewandten Gegenmittel. Die Krankheitsſymptome waren eigenthümlicher 
Art, die Kind er ſahen blaß aus, waren erſchöpft und wenn man ſie zum 
Gehen nöthigte, ſo taumelten ſie umher, dennoch waren ſie bei voller Be⸗ 
ſinnung und hatte das Gift keine ſolche betäubende Wirkung wie Opium. Der Puls 
ging anfänglich langſam, einige Kinder bekamen Fieber, waren ſchläfrig, 
die Augen waren glänzend und hervortretend und in den ſchlimmſten Fällen 
war die Pupille zuſammengezogen. Die genoſſene Quantität der Bohnen 


475 


erzeugte ganz verſchiedene Wirkungen. Ein Mädchen, das 12 Bohnen 
gegeſſen hatte, wurde ſchnell und leicht hergeſtellt, während ein anderes Kind, 
das nur 2 Bohnen gegeſſen zu haben angab, kaum mit dem Leben davon⸗ 
gekommen iſt. Ein Knabe, der 6 Bohnen gegeſſen, ſtarb. 

Der Capitain des Schiffes Commodore, welches kurz zuvor von der 
Weſtküſte von Afrika in den Hafen von Liverpool eingelaufen war und eine 
Ladung dieſer Bohnen für die „Afrikaniſche Kaufmanns⸗Geſellſchaft“ gebracht, 
hatte, nachdem die Ladung gelöſcht, das Schiff reinigen und den Müll auf 
einen freien Platz hinfahren laſſen, unter dieſem Müll befanden ſich auch 
viele dieſer Bohne, welche die Kinder fanden, und da ſelbige hübſch aus— 
ſahen, von den Kindern gekoſtet, und da ſie deren Geſchmack nicht übel 
fanden, bald verzehrt wurden. 

Blumenbouquets aus Perlmutter ſind das Neueſte und Schönſte, 
was es in dieſer Art giebt, die gleich Juwelen glänzen. Der perlenartige 
Theil der Muſchel wird in ganz dünnen Streifchen abgetrennt und dieſe 
Streifchen zur Imitation von zitternden Hafer: oder Waizenähren verwendet. 

Die Familie der Hederacew, Dr. Berthold Seemann in 
London, hat in No. 22 ſeines „Journal of Botany“ bereits den Anfang 
einer Reviſion der natürlichen Familie der Hederacem gegeben. Es dürfte 
dieſe Arbeit eine ſehr willkommene ſein, denn ſo viel auch in neueſter Zeit 
über dieſe Familie geſchrieben und veröffentlich worden iſt, ſo herrſcht dennoch 
unter den Gattungen und Arten derſelben in den Gärten eine große Ver— 
wirrung. — Eine ſyſtemantiſche Zuſammenſtellung der Gattungen und Arten 
fol am Schluſſe der Seemann'ſchen Bearbeitung dieſer Familie folgen, da 
es jetzt noch nicht einmal eine vollſtändige Liſte der Gattungen giebt. Zur 
leichteren Erkennung der Unterſchiede der einzelnen Gattungen ſind zu jeder 
derſelben Analyſen gegeben. 

Die Verpflanzung der Gewächſe. Busbequins, ein Oeſterreicher, 
verpflanzte die Syringa (Flieder) von der Türkei nach dem Weſten von 
Europa im 16. Jahrhundert. — Cluſins, ein Belgier, brachte faſt um 
dieſelbe Zeit die Roßkaſtanie vom Oſten. — Der Dichter Pope führte die 
Trauerweide durch einen Steckling ein, den er von Smyrna erhalten hatte. — 
Den erſten Orangenbaum ſah man in Portugal, wohin er aus dem 
Oſten verpflanzt worden iſt. — Den Steppen der Tartarei angehörige Pflanzen 
gedeihen jetzt in Frankreich, von denen die erſten Samen in der Sattelfüllung 
durch ruſſiſche Truppen, die 1814 nach Paris kamen, eingeführt wurden. 
Die türkiſche Armee hinterließ die Samen des orientalifhen Goldlackes auf 
den Mauern von Buda und Venedig. — Die Kanariſche Diſtel keimte in 
Europa aus Samen, der ſich zwei Jahrhunderte lang in einem ausgeſtopften 
Vogelbalge erhalten hatte. Im Jahre 1501, als St. Helena entdeckt wurde, 
fanden ſich nur 60 Pflanzenſpecies auf dieſer Inſel, während es jetzt über 
750 giebt. In der Stroh- und Heuemballage der Thorwaldſen'ſchen Ge: 
mälde fanden ſich mehrere Samen vor, aus denen man in Copenhagen 
25 Pflanzenarten erzog, ſämmtlich dem römiſchen Reiche angehörend. 

Der Catalog (No. 75) des Etabliſſement's von Amb. Verſchaffelt 
in Gent liegt dieſem Hefte bei, derſelbe enthält auch diesmal wiederum eine 
bedeutende Anzahl von neuen und ſeltenen werthvollen Pflanzenarten. Unter 


476 


den neuen empfehlenswerthen Pflanzen nennen wir nur Achyranthes Ver- 
schaffeltii, ein Pendent zu Coleus Ferschaffelti, Amaryllis pyrrochroa, 1 
Dieffenbachia Baraquiniana und grandis, ſämmtlich für's Warmhaus, 
dahingegen Dianthus cincinnatus, 4 neue Fuchſien, Schizostylis coccimea 
Tacsonia Van Volxemi für's Kalthaus. Faſt ſämmtliche Arten find in 
der Illustration hortic. abgebildet, und theilweiſe auch ſchon von uns 
ausführlich beſprochen worden. Außer den Gewächshauspflanzen finden wir 
im Verzeichniſſe auch noch neue Arten für's freie Land, wie auch Fruchtſorten. 
Wir empfehlen das Verzeichniß des Herrn Verſchaffelt den geehrten Leſern 
einer 5 Durchſicht. — 

Erdbeeren. Ein neues illuſtrirtes Verzeichniß (No. 13) der berühmten 
Erdbeer-Culturen des Herrn S. Gloede zu Sablons bei Paris, iſt uns 
zugegangen. Durch daſſelbe werden abermals ein Dutzend ganz neuer, 
empfehlenswerther Erdbeerſorten angeprieſen und in Handel gebracht. Wir 
werden ſpäter auf dieſes Verzeichniß zurückkommen, bemerken jedoch noch, 
daß ſelbiges von der Redaction auf Verlangen franco zugeſandt wird. 

Auch vom Hofgärtner Herrn H. Maurer in Jena iſt ein neues be⸗ 
ſchreibendes Verzeichniß ſeiner Erdbeerſorten erſchienen, auf das wir ebenfalls 
aufmerkſam machen wollen. 

Lilium tenuifolium Fisch., bekanntlich eine der hübſcheſten Lilienarten 
und in den Pflanzenſammlungen ziemlich ſelten geworden, wird in dem neueſten 
Verzeichniſſe über Blumenzwiebeln, Knollen ꝛc. von den Herren Haage und 
Schmidt in Erfurt in größeren Quantitäten und einzeln zu billigen Preiſen 
. angeboten. — 


. 


Perſonal⸗Notizen. 


Hamburg. Am 29. Auguſt d. J. brachten die „Hamburger Nach⸗ 
richten“ folgende Todesanzeige: „Vertrieben aus Texas von Haus und Hof 
durch die Conföderirten, ſtarb in Havana am 21. Juli d. J. Herr 
Fried. Ernſt Leibold, tief betrauert von ſeinen nun gänzlich verwaiſeten 
drei unmündigen Kindern en ann und Louis in Havana und Helena 
Leibold in Hamburg.“ 

Friedrich Vrin war am 9. September 1804 in Dorfgarten bei 
Kiel geboren, wo ſein noch lebender 90jähriger Vater Gärtner iſt. Er 
genoß eine mäßige Erziehung und kam nach der Confirmation zu Herrn 
Booth nach Flottbeck, woſelbſt er die Kunſtgärtnerei erlernte. 

Später im Janack'ſchen Garten in Ham bei Hamburg als Gärtner 
angeſtellt, machte L. die Bekanntſchaft eines preußiſchen Barons (deffen 
Namen uns entfallen iſt), der ihn im Jahre 1835 mit nach Afrika (dem 
Cap der guten Hoffnung) nahm. Im Jahre 1838 kehrte L. mit reich⸗ 
haltigen Sammlungen von dort nach Europa zurück, die er verwerthete. 
Sein Wunſch war jedoch, mehr von der Welt zu ſehen, und auf guten 
Erfolg rechnend, unternahm er 1839 eine zweite Reife nach Amerika. Auf 
der Plantage eines Herrn Baetcke aus Hamburg, in Mexico wohnend, 
machte er von dieſer aus ſeine Excurſionen und kehrte mit bedeutenden 


477 


Sammlungen von Pflanzen, Samen, Thierbälgen ꝛc. 1844 nach Hamburg 
zurück und verheirathete ſich mit der Tochter Sophie des Apothekers 
Herrn D. P. Albers, ging bald darauf nach Dresden und eröffnete 
daſelbſt das zur Zeit bekannte mexicaniſche Dit: und Weſtindiſche Naturalien— 
Cabinet. Da dieſes ihm jedoch nur einen kleinen Gewinn abwarf und ſeine 
Liebe für Amerika auf's Neue in ihm erwacht war, ſo ging er im Jahre 
1847 mit Frau und einer Tochter abermals nach Amerika, und die erſte 
ſich ihm dargebotene Gelegenheit benutzend, baute er ſich in Texas an. Von 
dieſer Zeit an hatte er die Anlegung von Sammlungen aufgegeben, arbeitete 
nur für ſeine Familie, die ſich um zwei Knaben vergrößert hatte. Nach 
längerer Krankheit verlor L. ſeine von ihm faſt vergötterte Frau, und 
nachdem er ſein Töchterchen zu ſeinen Schwiegereltern in Hamburg geſandt, 
führte er mit ſeinen zwei Söhnen ein einſames Leben, bis er, durch den 
unglücklichen Krieg aus ſeiner zweiten Heimath gänzlich vertrieben, Schutz 
in New⸗Orleans ſuchte. Im Begriffe, nochmals eine wiſſenſchaftliche Reiſe 
nach Pukatan zu unternehmen, erkrankte er ſchon auf der Reiſe nach Ha— 
vana, woſelbſt er am 21. Juli d. J. ſtarb. E. DH, 

Chriſtiania. Unterm 28. Februar d. J. wurde Dr. F. C. Schübeler 
vom König von Norwegen und Schweden zum Profeſſor der Botanik und 
Director des botaniſchen Gartens an der königlich norwegiſchen Univerſität 
ernannt. 

Bonn. Am 20. Auguſt d. J. ſtarb plötzlich H. Schacht, ordentlicher 
Profeſſor der Botanik und Director des botaniſchen Garten an der k. Uni— 
verſität zu Poppelsdorf bei Bonn. 

Biebrich. Herrn Garten-Director Thelemann iſt von Sr. Majeſtät 
dem Kaiſer von Rußland der Stanislaus-Orden dritter Claſſe verliehen 
worden. | 

Hannover. In Anerkennung feiner. Verdienſte um den Obſtbau iſt 
der Hofgartenmeiſter Borchers in Herrenhauſen zum Hofgarten-Inſpector 
ernannt worden. 

Dresden. Der Kunſt⸗ und Handelsgärtner Herr Göthe in Ober— 
Görlitz geht, einem ehrenvollen Rufe folgend, nach Karlsruhe, um daſelbſt 
Unterricht im Obſtbau zu geben und zugleich als Obſtbau-Techniker zu 
fungiren. | 
Erfurt. Unter dem 20. Septbr. d. J. ift der K. Garten = Infpector 
und Beſitzer einer Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei, Herr Ferdinand Jühlke 
in Erfurt, zum königl. Gartenbau-Director ernannt worden, in Aner— 
kennung ſeiner früheren Verdienſte als Garten-Inſpector, Lehrer des Garten— 
baues und Vorſteher des botaniſch-öconomiſchen Gartens an der Akademie Eldena. 

n Hildesheim. f Paſtor Adolf Scheele in Heerſum bei Hildesheim. 
(Nekrolog). Die Trauerkunde, daß Paſtor Scheele am 7. Sepbr. d. J. in 
voller Manneskraft hinübergegangen iſt, erfüllt alle Freunde der Naturwiſſen⸗ 
ſchaften, insbeſondere die der Botanik, ſeine Gemeinde und ganz beſonders 
ſeine perſönlichen Freunde und Mitſtrebenden mit unausſprechlichen Schmerzen. 
Seinem für die Wiſſenſchaft unvergeßlichen Andenken ſeien die nachfolgenden 
Zeilen gewidmet. — 

Er war der Sohn des unter Cumberland angeſtellten Koch's 


478 


Aug. Scheele, welcher als Soldat mit feinem hohen Herrn die 
Feldzüge in Holland und Belgien mitgemacht hatte und wurde 1808 
in Hannover geboren. Der Vater ließ dem vielverſprechenden Sohne 
eine tüchtige Erziehung geben und ſchickte ihn dann auf das damals 
berühmte Gymnaſium in Hildesheim, wo der Verſtorbene ſchon als Gym⸗ 
naſiaſt eine ſcharfe Auffaſſungs- und Unterſcheidungsgabe auf dem Felde 
der von ihm autodidaktiſch betriebenen Botanik zeigte. Im Jahre 1827 
bezog er die Univerſität Göttingen, um ſich dem Studium der Theologie 
zu widmen. Auch hier weihte er ſeine ſpärliche Muße nur ſeinen botaniſchen 
Studien, trat in intime Beziehungen zu dem berühmten H. A. Schrader, 
dem damaligen Director des botaniſchen Gartens in Göttingen, zu Oeconomie⸗ 
rath Meyer (Verfaſſer der Flora Hannoverana), ſo wie zu Bartling 
und neuerdings auch zu Grieſebach. Durch die Ereigniſſe von 1830 in 
ſeinen ſtillen Studien geſtört, verließ er Göttingen erſt im Jahre 1831, um 
eine Hauslehrerſtelle bei einem hannoverſchen Edelmanne anzunehmen. Auch 
hier benutzte er ſeine Muße und die Ruhe eines ländlichen Aufenthaltes zu 
ſeinen botaniſchen Excurſionen und Sammlungen. Später, wo er Pfarr⸗ 
Collaborator in Gr. Munzel bei Bad Neundorf wurde, konnte auch ſeine 
größere theologiſche Thätigkeit ihn ſeinen Neigungen nicht entfremden. Im 
Jahre 1842 wurde er zum Pfarrer in Heerſum beſtellt und erwarb ſich die 
Liebe ſeiner Gemeinde im vollen Maße, die ihm auch noch heute erhalten 
iſt. Von dieſem Zeitraume an tritt feine botauiſche Wirkſamkeit mehr in 
die öffentliche Betrachtung. Seine botaniſche ſchriſtſtelleriſche Thätigkeit wandte 
ih auf mehrere Abhandlungen, die ihm einen Namen verſchafften, nachdem 
ſie in verſchiedenen botaniſchen Zeitſchriften erſchienen waren. Auch auf dem 
Felde der Kritik treffen wir ihn oft, insbeſondere, wenn es galt, dem un⸗ 
wiſſenſchaftlichen Zerreißen beſtimmter Arten von Pflanzen, wie es einige 
jüngere Botaniker lieben, entgegenzutreten. . 

Er beſaß ein bedeutendes, mit der ſtrengſten Wiſſenſchaftlichkeit geord⸗ 
netes Herbarium, das in Beziehung auf die deutſche und die ſchweizer 
Flora wohl zu den vollſtändigſten gehört. Daſſelbe iſt auch darum noch 
von ganz beſonderer Merkwürdigkeit, weil es z. B. faſt ſämmtliche Doubletten 
aus dem Herbarium enthält, welches der berühmte Sieber auf Kreta, in 
Egypten, Paläſtina, Syrien und Neuholland ſammelte. Seine Schweizer: 
und Tyroler⸗Alpen⸗Pflanzen ſind meiſtens von Hoflacker geſammelt und 
beftimmt. Die in neuerer Zeit mit allem Eifer den wiſſenſchaftlichen 
Forſchungen unterzogenen Alpen ſind faſt vollſtändig vertreten, von dem 
berühmten Kützing, dem größten Alpologen unſerer Zeit, geſammelt und 
beftimmt. Auch mit Römer (Bergamts Aſſeſſor in Clausthal) unterhielt 
der Verewigte über dieſen Zweig der Botanik einen intereſſanten Verkehr. 


weniger Botaniker als Geologe iſt, fand bei ſeiner Rückkehr aus Texas in 
Scheele einen Botaniker, der im Stande ſei, die ſo forgfältig dort geſam⸗ 
melten Pflanzen wiſſenſchaftlich zu ordnen, zu beſtimmen und zu benennen, 
und dieſer iſt der Verfaſſer des betreffenden Theiles in Römer's berühmten 
Reiſewerke. Unter dem Nachlaſſe Scheele's findet ſich eine Monographie 
(Manuſcript) der Hieracien, welcher die letzte Feile anzulegen der Tod den 


5 


Der Bruder dieſes genannten Herrn, Profeſſor Römer in Breslau, welcher 


m 

1 
4 
1 


479 
| * 
Verfaſſer behindert hat. Dieſes letztere Werk wäre wohl das bedeutendſte in 
feiner Art geworden, und Grenier in Befangon, jo wie namhafte ſchwe⸗ 
diſche und ſpaniſche Botaniker, harrten mit Sehnſucht auf das Erſcheinen 
dieſes Werkes. ö 
Der Verſtorbene war nie verheirathet und hinterläßt nur eine 
Schweſter als Erbin ſeiner reichen wiſſenſchaftlichen Schätze. Da dieſelbe 
dem Vernehmen nach keinen Selbſtgebrauch davon machen kann, ſie alſo ver: 
äußern wird, ſo wäre es im Intereſſe der Wiſſenſchaft dringend zu wünſchen, 
daß irgend ein öffentliches wiſſenſchaftliches Inſtitut dieſelben ungetheilt 
acquiriren möchte und irgend ein hervorragender Botaniker die hinterlaſſene 
Monographie zur Herausgabe vollendete. 


Strohmatten ſind zu haben 

dieſer Art HAMBURG, 
„ he &4 RN 
Aug. Garvens 1 65 e e 

7 . in Hamburg. 


. 


Diesem Hefte liegt bei: 
No. 29. 
Preis-Verzeichniss der Laurentius'schen Gärtnerei 
zu Leipzig. 
Herbst 1864. 


Ruſſiſche Veilchen. 

Viel größer und dankbarer im Winter blühend als das gewöhnliche 
Monatsveilchen, offerirt gut bewurzelte blühbare Senker, das Dutzend zu 
1 Thaler, von Mitte September bis Mitte October c. 

Potsdam, Victoria⸗St. 10. J. Mohs, Kunſt⸗ u. Handelsgärtner. 


Herbſt⸗Offerte. 
Aepfel, Kirſchen u. Zwetſchen, 5—6 Fuß hoch bis 


g %%% „ 100 St. 17 5 5 Sgr. 
Birnen, in derſelben Höher F 
— UP. ͤ uli . W n e 


Sämmtliche Bäume ſind von ſchöner Qualität und das Kernobſt mit 
gutem tragbarem Tafel⸗ und Wirthſchafts⸗Obſt veredelt. 
| Chriſtian Steifs, 
Nürnberg (Tafelhof No. 73) Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


480 


Das | ET 


9 9 ur: 
+ 
H. Arnoldi'ſche Obſt Ca 
aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 5 
beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 
18 Pflaumen enthalten. N 15 E 
Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen & 6 Früchte und zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Athlr, 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indireeter Be⸗ 
ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 
Für Rußland hat die N. Kymmel ' ſche Hof⸗Buchhandlung in Riga, 
„ Eugland haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 
Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, BR 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Dedenburg, 
„ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck R Wagner in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
„ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia | 
den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 


Gloxinien Knollen. 

Verſchiedenen Anfragen diene hiermit zur Nachricht, daß aus der 

Hennig'ſchen Gärtnerei von Anfang October an Gloxinien-Knollen abge 
laſſen werden: f 


8 


7 
U 


Einjährige /%—1 Zoll im Durchmeſſer, pr. Dutzend 3 Thlr. 
3 7 < 4 2 1 5 1 Ts 7 7 77 77 7 4 7 
Zwei⸗ u. dreijährige 2½ —3 „ „ 0 1 1. „ 


Sämmtlich mit Namen. 5 
Das ganze Sortiment, wovon jede Sorte durchaus anders, beſteht 
abgebbar in 20 Sorten. | 
Aufträge auf mindeſtens ein bis höchſtens vier Dutzend nimmt franco 
entgegen der Obergärtner J. C. F. Wiedemann. 
Neuſtadt, Magdeburg. 


Berichtigungen. 4 
S. 406, Z. 19 v. O. iſt zu leſen: G. Göſchke. 
" 407, 7 20 77 I. 1 7 Dr. Iſenſe k. . 


Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: | 
1) Preis-Verzeichniß der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig. 
2) Catalogue de Etablissement hortic. de Ambr. Verschaffelt 


a Gand. 


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481 


Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. 
(Fortſetzung.) 

Londoner Blumen-Ausſtellungen habe ich zu wiederholten Malen 
in Regent's Park, South Kenſington und dem Cryſtallpalaſte beſucht, und 
meine Augen weidlich an all' den Neuheiten, all' den rieſigen Anſtrengungen 
oder glänzenden Erfolgen, die ſich hier im Gebiete der Gärtnerei kund 
gaben, geweidet. Wer nur einmal londoner „show-plants“ von Azaleen 
geſehen, muß zugeben, daß dieſe das Vollkommenſte alles Vollkommenen 
ſind; könnten die Pflanzen ſelbſt ſprechen, ſie würden uns von den tauſend— 
fachen Mühen, der zärtlichen Sorgfalt und dem wetteifernden Talente ihrer 
Züchter erzählen. Wie ſtolze Dome, wie ſchlanke Pyramiden erheben ſich 
hier dieſe mit unzähligen von Blüthen beladenen Erzeugniſſe der londoner 
Gärtnerwelt, und rufen namentlich auf den Fremden einen mächtigen Ein— 
druck hervor. Wer aber hieſige Frühlings-Ausſtellungen, wo auch nament— 
lich Rhododendren eine große Rolle ſpielen, mehr denn einmal beſucht, wird 
durch das immer Einerlei, durch den Mangel an Abwechſelung ſelten frappirt. 
Eine derartige Azalee aus einem jungen Pflänzchen zu ſolchem Wunderbilde 
heranzuziehen, iſt gewiß ein Meiſterſtück an Geduld und tief practiſcher 
Erfahrung, ich könnte hier aber mehrere Etabliſſements anführen, die ein 
Jahr nach dem anderen dieſelben Pflanzen, freilich in derſelben Vollkommen— 
heit, auf den Ausſtellungen produciren und dafür die erſten Preiſe einſäckeln. 
Iſt dieſes auch in Deutſchland der Fall? — Ich glaube kaum! Eine 
Pflanze in geräumigen und hellen Häuſern auf einem Grade von Voll— 
kommenheit zu erhalten, iſt gewiß nicht ſo ſchwierig, als ſie zu ſolchem 
zu bringen, und verdient meiner Anficht nach, nicht regelmäßig ſich wieder— 
holende Anerkennungen von Seiten der Preisrichter. Etwas anderes iſt 
es ſchon mit Orchideen, die ebenfalls auf den Ausſtellungen hier von her— 
vorragender Bedeutung ſind. Eine kräftige, üppig blühende Vanda oder 
Saccolabium-Art, die im Jahre 63 die Gegner aus dem Felde geſchlagen, 
darf wohl ſchon, wie ein gutes „race-horse“ im Jahre 64 oder 65 noch 
einmal und ſelbſt mehr vor die Schranken treten und als Sieger ausge— 
rufen werden. Die Orchideen zeigen ſo viele Capricen, weichen ſo häufig 
von den allgemeinen Cultur-Regeln ab, daß es nicht mehr wie gerecht 
iſt, wenn ein neues Jahr ängſtlicher Pflege auch von Neuem wieder 
belohnt wird. J 

Topfroſen, Pelargonien, Cinerarien, Farne und Blattpflanzen, auch 
treffliche Leiſtungen in feineren Neuholländern und Eriken machen mit 
den vorhin genannten den Hauptreiz für's größere Publikum aus, erſtere 
habe ich ſelbſt in Frankreich, dem Lande der Roſen, nie in ſolcher Voll— 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 31 


482 u 

* 
kommenheit angetroffen. Neuholländern und Eriken ſpricht das hieſige Clima 
mehr denn jedes andere zu, und Farne endlich wie auch Blattpflanzen ſind 
augenblicklich ſo eng mit der engliſchen Geſellſchaft verbunden, ie 
Gärtner in ihren Erfolgen ſich nur eines doppelten Gewinnes gewiß ſind. 
Der wirkliche Gärtner und erfahrene Gartenfreund ſieht aber auch zunächſt 
nach Pflanzen-Neuheiten aus, und dieſe treten ihm hier, das iſt nicht abzu— 
leugnen, in großer Menge entgegen. Was hat nicht allein ein Fortune 
hierin geleiſtet. Ebenſo wenig iſt aber zu beſtreiten, daß die engliſche 
Gärtnerei in dieſem Felde eine Niederlage erlitten hat, vor 20 Jahren 
beanſpruchte England faſt ausſchließlich für ſich allein das Recht, Europa 
mit neuen Pflanzen zu bereichern, ſeit dieſer Zeit haben mehrere Männer 
auf dem Continente den Fehdehandſchuh aufgenommen und den Zweikampf 
mit Glück beſtanden, zollen wir ihnen unſeren Dank und zwar in erſter 
1 05 Herrn Linden in Brüſſel, Verſchaffelt und Van-Houtte 
in Gent. 

Was denken denn die Engländer von deutſchen, franzöſiſchen und 
belgiſchen Ausſtellungen? Die Antwort auf dieſe Frage ließe ſich vielleicht 
am leichteſten durch einige Bemerkungen des Herrn Bull in Chelſea geben 
laſſen, die wir in einem Hefte dieſes Jahrganges von „Gardeners Chronicle“ 
antreffen. Doch ich laſſe ihn ſelbſt reden: 

„In keinem Lande in der That iſt Gärtnerei ſo erfolgreich betrieben 
als wie in dieſem, und brauchen wir nur auf unſere Blumen-Ausſtellungen 
zu blicken, um dieſes bekräftigt zu finden. Kurzum, ich fühle mich nie ſo 
ſtolz im Bewußtſein des Vorranges engliſchen Gartenbaues, als wenn ich 
Blumen-⸗Ausſtellungen auf dem Continente beſuche. Die erſte und vielleicht 
natürliche Frage, womit ein Engländer empfangen wird, iſt: „Was denken 
Sie von unſerer Ausſtellung?“ Ein wie allemale antwortete ih: „Magni- 
fique, mais avez vous vu une exposition des fleurs en Londres?“ 

Herr Bull thäte beſſer, ſcheint mir, ſeine Antwort möglichſt bald zu 
verändern, um einmal nicht mehr Gefahr zu laufen, mit plumpen gramma- 
tikaliſchen Fehlern in einer fremden Sprache vor die Oeffentlichkeit zu treten, 
dann aber auch ſeinen Geſchmacksſinn durch derartige Beſuche zu verfeinern, 
da es keinem Zweifel unterliegt, daß die engliſchen Ausſtellungen in Rückſicht 
auf Arrangement und Decorirung die allerletzte Stufe einnehmen, was auch 
von manchen verſtändigen Leuten hier zugegeben wird. 

Um noch einmal auf die Orchideen zurückzukommen, ſo muß ich eines 
anderen lächerlichen Ausſpruches gedenken, der ſich in demſelben Blatte dieſes 
Jahrganges findet. Ein Correſpondent läßt ſich über die Orchideen— 
Sammlungen in Kew folgendermaßen aus: 

„Manch' einen Tag habe ich unter den Orchideen in Kew verlebt, und 
nachdem ich die meiſten und bedeutendſten Collectionen auf dem Feſtlande 
beſucht, bin ich zu der feſten Ueberzeugung gekommen, daß die in Kew rück— 
ſichtlich der Anzahl ihrer Species höchſtens von einer oder zwei, in guter 
Cultur aber von keiner übertroffen wird.“ | 

Die Kewer Sammlung wurde bekanntlich bis vor wenigen Jahren 
ſehr vernachläſſigt, jetzt hat ſich ihre Cultur auf den Zuſtand von mittel- 
mäßig und ihre Anzahl auf gegen 900 Species emporgeſchwungen. Ich 


483 


möchte dem guten Herrn nur aus der Umgebung einer deutſchen Stadt, 
Hamburg, zwei Sammlungen in's Gedächtniß rufen, die Schiller'ſche und 
Jeniſch'ſche, erſtere zählt, wenn ich nicht irre, gegen 1400 Arten, letztere 
nahezu an 1300, und was nun gar Cultur betrifft, ſo haben Männer wie 
Kramer, J. Schmidt und Stange ſo allgemeine Anerkennung gefunden, 
daß ihnen ein ähnliches Geſchwätze nur Spaß machen kann. 

„Oculos habent, et non vident“ ließe ſich von manchem der 
engliſchen Gärtner behaupten, und möchte ich ſchon wünſchen, daß ſich, wie 
Profeſſor Röper vor einigen Jahren eine Schrift über „vorgefaßte 
Meinungen“ in der Botanik, wo er den Franzoſen und Schweden zu Leibe 
rückt, in die Welt hineinſchickte, ein deutſcher Gärtner finden möchte, um 
eine ähnliche über Gärtnerei vom Stapel laufen zu laſſen, die hauptſächlich 
gegen John Bull in's Feld zöge. | 

Einen beſonderen und gewiß ſehr anzuerkennenden Zweig des englischen. 
Gärtnerweſens bildet die londoner Marktgärtnerei, die in ihren Producten, 
namentlich in Früchten und Gemüſen, von keiner anderen Stadt Europa's 
übertroffen wird. Der Grund hiervon iſt wahrſcheinlich in dem enormen 
Reichthum dieſer Weltſtadt, die der Verſammlungsort des begüterten Adels, 
das Centrum des europäiſchen Handels iſt, zu ſuchen. Gärtner, die ihre 
Waare in „Covent-Garden“ zu Markte bringen, bekommen ſie daher auch 
immer mit den höchſten Preiſen bezahlt. Dünger, jener wahre Goldſtaub 
für erfolgreiche Culturen, iſt billig und reichlich vorhanden, und noch mehr, 
die hieſigen Marktgärtner wiſſen denſelben unter der beſten Form, zu rechter 
Zeit und am richtigen Platze zu verwenden. 

Die „Fulham Fields,“ ein Diſtrict weſtlich von London, an dem nörd:. 
lichen Ufer der Themſe, find mit Marktgärten, die über 2000 Aecker Land 
einſchließen, beſäet, und wid im Allgemeinen behauptet, daß von hier aus 
die feinſten Gemüſe und Früchte für den Markt producirt werden. Ein 
anderer Platz, mehr oder weniger an der Surrey- oder Süd-Seite der 
Themſe gelegen und welcher ſich von Camberwell bis nach Richmond 
erſtreckt, eine Entfernung von 10 engliſchen Meilen, ſteht dem obengenannten 
am Werthe nicht viel nach. Die Surrey-Marktgärtner, wie ebenfalls jene, 
welche ſich zwiſchen London Bridge und Greenwich angeſiedelt haben, einem 
Orte, „Jamaica Level“ genannt, dürfen desgleichen nicht überſehen werden. 
Dieſes niedrig liegende Land iſt an und für ſich ſchon ſehr fruchtbar, da 
die Themſe es lange Zeit überfluthete und viele Fuß tief fetten Boden zu— 
rückgelaſſen hat. Hier werden vorzüglich ſchöne Erdbeeren, Rhabarber, 
Süßholz, Rettige und auch Seekohl angebaut. | 

Gehen wir etwas weiter, jo kommen wir in die Grafſchaft Kent, dem 
Hauptfruchtgarten Englands. Große Maſſen Früchte aller Sorten werden von 
hier auf den londoner Markt gebracht, doch auch durch frühe Erbſen und 
Spargel zeichnet ſich Kent weſentlich aus. Ueberſchreiten wir die Themſe 
und treten in die Grafſchaft Eſſex ein, welche namentlich Bohnen, Erbſen 
Zwiebeln und Kohl hervorbringt; coloſſale Gurken und Melonen kommen 
von Bedfordſhire und Rüben werden ſogar von Buckingham und Berkſhire 
herangeholt. London mit ſeinen 3 Millionen Einwohnern und den 
Tauſenden, die ein⸗ und Are conſumirt Alles und mehr denn 

31²⁷ 


484 
das, denn ſeit dem Handelsvertrage zwiſchen Frankreich und England ſpielen 
die franzöſiſchen Früchte und Gemüſe hier eine große Rolle. 

Samenbau wird verhältnißmäßig wenig betrieben, da der Continent 
viel auf hier exportirt und mag „Gardeners' Chronicle“ auch noch ſo viel 
gegen „German Seeds“ und „Seed-lists“ ſchreien, die engliſchen Gärtner 
ſcheinen doch ihre Rechnung dabei zu machen. 

Kräuteranbau um London herum iſt dagegen von ziemlicher Bedeutung 
und wird hauptſächlich in Surrey angetroffen. Hunderte von Aeckern ſind 
mit Lavendel, Pfeffermünze, Citronenmeliſſe u. ſ. w. bedeckt, nähert man ſich 
im Sommer einer ſolchen Localität, fo wird man ſchon von Weitem durch 
eine Combination ſüßer, erfriſchender Gerüche angenehm begrüßt. — 
Außerdem ſind noch die zahlreichen Gärten bei London zu bemerken, wo 
Früchte, Gemüſe und Champignons in großartigem Maßſtabe angetrieben 
werden. Nach angeſtellten Erkundigungen habe ich erfahren, daß 12000 Aecker 
Land mit Gemüſen und 5000 mit Fruchtbäumen für den Bedarf der 
londoner Märkte bepflanzt ſind. Dieſe finden ſich alle in den benachbarten 
Grafſchaften, und muß man außerdem die rieſigen Lieferungen aus entfern- 
teren Diſtricten, wie Cornwall und Devonſhire in Betracht ziehen, die 
London per Eiſenbahn erreichen. | 

Soweit meine Bemerkungen über dieſen Punkt, die ich größtentheils 
einer kleinen Schrift: 

„Market Gardening round London“ by James Cuthill, 
entlehnt habe. | 

Derſelbe Verfaſſer hat ſich durch mehrere andere Broſchüren, wie über 
Erdbeeren, Champignons, Kartoffeln, auf dieſem Felde wirkliche Anerkennung 
erworben. Kurz vor meiner Abreiſe von Kew ſchickte er mir einen von ihm 
geſchriebenen, höchſt humoriſtiſch gehaltenen Aufſatz zu, in welchem er, ſo zu 
ſagen, eine neue Idee vor die Oeffentlichkeit bringt. — Ich habe es mir 
nicht verſagen können, denſelben meinen „Plaudereien“ anzuſchließen und 
habe wenigſtens' den Verſuch gemacht, in der Ueberſetzung jene originelle 
Schreibweiſe beizubehalten. 

„Meeting of cultivated Fruits and Vegetables to protest 
against the waste of their Food.“ | 

Vorigen Freitag fand im „Globe Artichoke“, „Pine Apple 
Row“, London, eine ſehr beſuchte Verſammlung von Früchten und Gemüſen 
ſtatt, um die Kloaken Londons und die Amalgamation des irländiſchen 
verkohlten Torfes (Irish charred peat*) mit denſelben in nähere Be- 
trachtung zu ziehen. Se. Königl. Hoheit „the Black Jamaica Pine Apple“ 
befand ſich im Präſidentenſtuhle, zu ſeiner Rechten von „the Black Prince 
Strawberry“ und zu ſeiner Linken von Sr. Königl. Hoheit „the Prince of 
Wales,“ Sohn des erſteren, unterſtützt. Die Ehre eines Vice-Präſidenten 

*) Daſſelbe was „charcoal“ iſt, nur mit dem Unterſchiede, daß erſtere Subſtanz 

aus Torf bereitet wird, während „charcoal“ charred coal die bekannte 
Holzkohle iſt. In Irland befinden ſich große Fabriken, um den Verbrennungs- 
proceß des Torfes zu bewerkſtelligen, aus Mr. Curtis Aufſatz ſcheint aber 
hervorzugehen, daß vieletauſend Aecker Land von dem „Irish charred peat“ 


in Irland zum Gebrauche fertig liegen. Da müßte man denn ſchon auf 
unterirdiſche Erdbrände ſchließen. Ed. Goeze. 


485 


war dem edlen Mr. Cabbage von „Fulham Fields,“ ein Bild der Geſundheit 
und Kraft, zuerkannt worden, zu ſeiner Rechten erkannte man „Mr. Black- 
spine Cucumber“ und links von ihm zeigte ſich „Mr. Celery“ von 
„Jamaica Level,“ in all' ſeiner Würde. , 

Der Präſident erhob ſich und ſprach: 

„Mein Herr Vice-Präſident und edle Genoſſen, — mehr denn einmal 
iſt es mir ſchon vergönnt geweſen, vor ſo großen Verſammlungen zu 
erſcheinen, doch muß ich hinzufügen, daß es das erſte Mal iſt, wo ich mit 
einer ſo wichtigen und inhaltsreichen Frage, rückſichtlich einer Zunahme von 
Nahrung für unſere ſich ſteigernden Bedürfniſſe, vor's Publikum trete. Ich 
wünſche, daß ein Jeder der hier Verſammelten ſein Gutachten über flüſſigen 
Dünger und „chäfred-peat“, als zuträglichſte Nahrung für all' unſere 
Familien, ablegen möge, und zwar bevor wir aus einander gehen, da die 
Meiſten von uns wohl morgen früh in „Covent Garden“ einer Verſammlung 
anderer Art beiwohnen müſſen. (Hört, hört!) 30 Jahre ſind verfloſſen, 
ſeitdem meine Familie mit dieſer herrlichen flüſſigen Speiſe bekannt wurde, 
die, da wir ſie direct aus „Kuh⸗, Schweineſtällen und dgl. Oertern mehr 
bezogen, ſich im unverfälſchten, kräftigſten Zuſtande befand. Dies geſchah 
zu „Aſhburton Houſe, Putney Heath.“ Doch machten wir es zu einem 
ſtrengen Geheimniſſe, da ſich in jenen Tagen vielleicht unſere beſten Freunde 
ſelbſt geweigert haben würden, Hände mit uns zu ſchütteln, hätten ſie 
geahnet, welch' üppige Nahrung täglich auf unſerem Tiſche erſchien. 
(Großes Gelächter). Bis dahin erreichten wir nie eine größere Schwere 
als 2 Pfund, welch' einen wohlthuenden Contraſt biete ich jetzt da! Daher 
rufe ich aus: Brown Stout“ für immer! Bei Tafel habe ich oft im 
Stillen herzlich gelacht, wenn Bemerkungen über ſolch' fetten, großen 
Geſellen gemacht wurden, doch habe ich die hohen Herrſchaften über das 
„wodurch“ in Unwiſſenheit gelaſſen. * 

Unter vielen Beifallsbezeugungen nahm der Präſident ſeinen Sitz wieder 
ein und man rief nach dem Vice-Präſidenten und Mr. Spanish Onion. 

Letzterer ſprach zunächſt; 

Schon lange habe er die Ueberzeugung erlangt, daß ſeine Freunde in 
England all' ihre beſte Speiſe in Goſſen und Ableitungscanälen fließen 
ließen, während in ſeinem Vaterlande jeder Tropfen flüſſiger, jedes 
Krümchen feſter Nahrung gerettet würden, und dem Boden zu Gute kämen. 
Der Herr Präſident habe bemerkt, daß ſich ſeine Bekanntſchaft mit flüſſigem 
Dünger ſeit 30 Jahren herſchriebe, in Spanien kenne man dieſe luxuriöſe 
Speiſe ſchon ſeit länger denn 3—400 Jahren. Jedes Frauenzimmer bei 
ihm zu Haufe kenne den Werth von dem, was man hier Koth oder Straßen— 
kehricht nenne, und bewahre es, als wenn es Gold ſei, und das iſt es, es 
iſt des Bodens Gold! (Lautes Geſchrei, hört, hört!) Dünger unter irgend 
einer Form fer dem Lande, was Goldſtaub dem Beſitzer iſt, letzterer könne 
nicht ohne Gold fortkommen, noch könne der Boden ohne eine gute Zuthat 
organiſcher Nahrung, welche man bei ihm Humus nenne, gedeihen. Wenn 
das Land arm an Humus iſt, jo kann auch nur eine klägliche Ernte er: 
wartet werden. Hier ſtehe ich, meine Herren, als ein ſtolzes Erzeugniß 
meines Heimathlandes, ein Gewicht von nahezu 4 Pfund repräſentirend, 


486 


und nun ſchaut auf meinen englifchen Bruder mir gegenüber, ein Pfund 
in der Wagſchaale würde ihn ſchon in die Luft ſchnellen. (Brüllendes 
Gelächter.) Möchte man nicht etwa glauben, daß wir verſchiedener 
Abſtammung ſeien, doch das iſt nicht der Fall, man zerlege uns, und eine 
gleiche Anzahl von Schuppen oder Scheiden wird bei Beiden gefunden 
werden, auch er muß ſeinen Urſprung von der berühmten ſpaniſchen Zwiebel— 
familie herſchreiben. Deſto mehr rührt mich aber ſeine Jammergeſtalt, die 
da Zeugniß giebt, wie wenig ihm von einer kräftigen, organiſchen Nahrung 
geboten wird. Freilich hatten auch ſie lange Zeit ein Geheimniß daraus 
gemacht, und zwar nicht ſo ſehr aus reinem Egoismus, ſondern vielmehr 
aus dem Grunde, welchen der Herr Präſident ſchon vorhin berührt, Leute 
hätten Nichts mit ihnen zu ſchaffen haben wollen, würde man ſie in die 
Details ihrer leckeren Speiſe eingeführt haben. (Beifallsrufen.) Die 
Verſicherung darf ich ausſprechen, daß mein Intereſſe für dieſe große Ver— 
ſammlung ein ſehr lebhaftes iſt, und indem ich aus engliſchen Blättern 
erſehe, daß die „Times“ und „Gardeners' Chronicle“ dem Geſundheits— 
rathe Verweiſe ertheilen, und glaubend, daß dieſes Comité, von dem 
man ſagte, es hätte „hölzerne Köpfe“, aus Leuten des Pflanzenreiches 
zuſammengeſetzt ſei, eilte ich herbei, um meine Brüder bei dieſem großen 
Unternehmen kräftigſt zu unterſtützen, doch, wie mein Erſtaunen beſchreiben, 
nachdem ich finde, daß jener Rath aus Leinwebern, Schuſtern, Schneidern, 
Bartſcherern und ſolchen mehr zuſammengeſetzt iſt; (betäubendes Gelächter) 
das ſind augenſcheinlich nicht die rechten Leute auf dem rechten Platze! 
(Beifallsklatſchen.)“ 

Zum Schluſſe kommend, ſpreche ich die Hoffnung aus, daß wir im 
Stande ſein mögen, aller Welt zu zeigen, daß jede Stadt eine große Menge 
flüſſigen und feſten Dünger hervorbringt und ſolcher muß und darf nicht unnütz 
vergeudet werden. 

Rufe nach Mr. „Vine,“ der ſich alsbald erhob und zu allererſt die Ver— 
ſicherung ausſprach, daß er in dieſer Demonſtration eine hohe Genugthuung 
fände. Trotz all' der ſeiner Erziehung geſchenkten Sorgfalt in „Hampton 
Court“ müſſe er aber auf den Titel eines öffentlichen Redners Verzicht 
leiſten. Man wiſſe allgemein, daß ſeine Familie für viele Jahre durch 
Haufen von Eingeweiden halb vergiftet geweſen ſei, ihm ſei es vergönnt 
geweſen, all' den Zweigen ſeines Hauſes die Entdeckung einer großen 
Kloake, in der Nähe ſeiner Reſidenz, zu verkünden und ihnen ſomit die 
troſtreiche Gewißheit einer unübertrefflichen Nahrung zu liefern. Einerlei ſei 
es ihm jetzt, in was für einen Boden man ihn hineinthäte, wenn nur immer 
Ueberfluß von flüſſigem Dünger vorhanden ſei. Um ſo mehr müſſe er 
aber ſein tiefes Bedauern über die Kunde ausſprechen, daß man beabſichtige, 
die reichen Kloaken Londons dem Meere zuzuführen. | 

Die Reihe des Sprechens kam jetzt an Mr. „Cabbage.“ 

Viele ſchöne Worte erwarte man hoffentlich nicht von ihm und könne 
er nur bemerken, daß ſeine Behandlung in den „Fulham Fields“ eine ſehr 
einfache ſei, und daß man mit rechtzeitigem Ausſäen, gewiſſenhaftem Um: 


Ein jedenfalls derber Hieb gegen die Direction der „Royal Horticultural 
Society,“ welcher faſt alle engliſchen Blätter den Krieg erklärt hatten. E. Goeze. 


487 


\ graben und einer reichlichen Zufuhr von Dünger ihm und feinen Brüdern 
ein gutes Temperament nicht abſtreiten könne. Verſtände er recht, ſo wären 
ſie heute hier verſammelt, um Gutachten darüber abzulegen, in wie fern 
es möglich ſei, die Kloaken London's in Vereinigung mit dem „Irish charred 
peat“ in einen reichen Dünger zu verwandeln, er wäre bereit, ſich als 
Champion für dieſe Idee zu erklären und die Ueberzeugung auszuſprechen, 
daß ſie all' ſeinen Gönnern große Reichthümer in Ausſicht ſtellte. 

Sr. Kgl. Hoheit „the Strawberry“. wünſchte einige Worte zu ſagen, 
bevor die Verſammlung aus einander ginge. 

Meine Familie iſt Allen wohl bekannt und kann 28 nur wenig darauf 
ankommen, von wo wir unſeren Urſprung herſchreiben, ob von Chili, Vir— 
ginien oder den Hinterwaldungen Groß -Britanniens.“ Reiſen hat große 
Veränderungen unter uns hervorgerufen; wir waren einſt, wie der ganze 
Reſt von Euch, ſehr wilde Geſellen und brachten immer Ausläufer hervor, 
Erziehung hat Wunder an uns verrichtet. Einſt nannte man uns „Wood— 
berry,“ doch zwei berühmten holländiſchen Gärtnern verdanken wir unſere 
jetzige Bezeichnung, weil ſie uns Stroh zum Lager anwieſen, um uns vor 
dem Schmutze zu beſchützen. Ich kann nicht umhin, dem hier in dieſer 
hochgeehrten Verſammlung ſo allgemein bewieſenen Intereſſe rückſichtlich 
einer Vermehrung von Nahrungsſtoffen für uns insgeſammt meine volle 
Zuſtimmung zu ertheilen und muß bemerken, daß „charred peat“ ſchon 
für ſich allein Großes an uns geleiftet hat. (Ungeheurer Jubel.) 

Zeichen von Ungeduld ließen ſich wahrnehmen und aus allen Ecken 
des Saales hörte man Stimmen, die nach Mr. „Black Spine Cucumber“ 
verlangten. Ohne äußerlich von dieſer ſchmeichelhaften Demonſtration 
gerührt zu ſein, erhob ſich jener ehrenwerthe Gentleman und ſprach die Zu— 
hörer folgendermaßen an: h 

Mit tiefer Achtung habe ih den Worten gelauſcht, die hier geredet 
worden, und kann nicht umhin, mein Befremden darüber auszuſprechen, wie 
ein ſo aufgeklärtes Land für ſo lange Zeit die wahre, die einzig wahre 
Nahrung des Bodens nicht recht verſtehen, ja noch mehr, gegen ſolche ein 
ſo großes Vorurtheil empfinden ſollte. Man mag es Miſt oder Dung, 
Unflath oder Kehricht nennen, einerlei, ich behaupte, daß die richtige 
Bezeichnung „Pflanzen-Futter“ iſt, welches dem Boden zu unſerem 
Gedeihen anvertraut wird. Gelb vor Aerger wurde ich über die Bemerkung 
von Mr. „Onion“, wie man in Spanien verführe, und daß ſelbſt die Kinder 
dort ſchon den Werth, was Pflanzen-Nahrung ſei, zu würdigen verſtänden. 
Was meine Familie und mich ſelbſt anbelangt, ſo können wir uns durchaus 
nicht hier auf engliſchem Boden beſchweren. Wir gehören zur Nobleſſe und 
leiden oft an Gicht und weißem Mehltau auf unſeren Häuptern. Mein 
Plan iſt nun einfach der, daß, wenn auch immer die Kloaken London's dem 
„Father Thames“ zugeführt würden, es an deſſen Mündung ſein müßte, wo 
wir uns mit ihnen zu thun machten. Ich ſchlage daher vor, wenigſtens 
6 große Reſervoirs zu haben, von welchen jedes die Ebbe von 48 Stunden 
enthalten kann, ſie müſſen in paralleler Richtung zu einander liegen, mit 
guter Drainage verſehen ſein, um das reine Waſſer wegzuführen, nachdem 
„the Irish charred peat“ mit dem eigentlichen Inhalte der Kloaken zu 


488 


Boden geſunken ift. Dieſelben müſſen außerdem mit Maſchinenhaus und 
mit aus Eiſen und Glas erbaueten Trockenſchuppen ausgerüſtet fein. Der 
dazu erforderliche Raum könnte vielleicht auf 50 Aecker veranſchlagt werden. 
Wir wiſſen Alle, daß ſich gegen 3 Millionen Aecker von reicher, ſchwarzer, 
vegetabiliſcher Torferde in Irland befinden. Dieſelbe iſt zum Gebrauche 
fertig, warum ſie daher noch länger unbenutzt laſſen. Ich habe ſie für 
viele Jahre im unvermiſchten Zuſtande erprobt und kann kein Zweifel 
obwalten, daß ſelbige, mit dem Bodenſatz unſerer Kloaken vermiſcht, eine 
unübertreffliche Nahrung für All' und Jeden geben würde. Wohl bin ich 
mir bewußt, daß dieſes eine gar wichtige Frage iſt, wohl weiß ich, daß 
manch' koſtbare Salze in dieſer Auflöſung verloren gehen müſſen, doch ebenſo 
gut wie man ſagen könnte, dieſen Bodenſatz zu retten, ſei nicht der Mühe 
werth, mit ebenſo pielem Rechte möchte man die Behauptung aufſtellen, 
daß der Schlamm von Teichen ohne weiteren Nutzen ſei. Laß' die gewiſſen⸗ 
loſen Städter nur bedenken, in welch' hübſche Patſche ſie gerathen würden, 
wollten wir auch nur für eine Woche all' unſere guten Dinge von dieſer 
großen Metropolis entfernt halten. (Gelächter.) Schließlich bemerke ich, 
obgleich kein Civil⸗Ingenieur, daß ſich die Werke dieſes großen Unternehmens 
auf der „Kentisheside“ des Fluſſes befinden ſollten. Kann nicht die 
Nord⸗Kloake durch lange Röhren im Flußbette hinübergebracht werden, wie 
3. B. bei „London bridge,“ und warum nicht eine andere Verzweigung von 
Röhren durch den „Thames Tunnel“ leiten, der ja eigentlich nur für 
Kloaken⸗Leitungen gut iſt und dann doch von einigem Nutzen ſein würde. 

Mr. „Dioscorea oder Mr. Chinese Lam“ ergriff hierauf das Wort, er 
habe England gehörig durchreiſ't und ſich an manchen Orten aufgehalten, 
doch ſage das hieſige Clima ihm durchaus nicht zu. In dem Lande, wo er 
herkäme, wo Barbaren zu Hauſe ſeien, wie man ihm hier geſagt, rette man 
Alles für den Boden, man kenne nichts, was an Abzugscanäle erinnern 
könne, ein Blick auf die chineſiſche Bevölkerung müſſe ihn unwillkührlich an 
einen engliſchen Kaninchengarten erinnern, wo Alle bunt durcheinander liefen 
aber doch gediehen. Ihm ſcheine, daß der Name von Barbaren ſich nur 
auf ſolche beziehen könne, die eine thörichte Verſchwendungsſucht mit Boden— 
Nahrung darthäten, und das ſei jedenfalls mehr der Fall hier als wie drüben. 

Der Präſident ſchloß die Sitzung, indem er der Verſammlung ſeinen 
Dank ausſprach für die Uebereinſtimmung in ihren Plänen und ſie aufforderte, 
in allen Ecken und Winkeln ihrer Inſel Freunde für dieſe Idee zu 
gewinnen. a 

Eine allgemeine Aengſtlichkeit war ſichtbar über das betäubte Ausſehen 
von Mr. „Potato“, der noch immer viel Schwärze unter den Augen zeigte. 
Doch verſicherte ſein Doctor von Camberwell, daß keine augenblickliche 
Auflöſung zu befürchten ſei, indem er hinzufügte, daß, wenn man ſeinen 
hierüber veröffentlichen Rathſchlägen (Belgian Competition Prize Essay 
on the Potato) folgte, dieſe Anzeichen der ſo ſchlimmen Krankheit bald 
verſchwinden würden. 


Engliſche Garten-Literatur hier ganz mit Stillſchweigen zu über⸗ 
gehen, wäre von einem Gebäude ſprechen, ohne zuvor auf das Fundament 


489 


hingewieſen zu haben; doch umfaßt fie fo verschiedene Epochen, begreift ſo 
Vieles und verlangt ein ſo tiefes Studium, eine ſo erprobte Erfahrung in 
allen Zweigen der Gärtnerei, daß, wenn ich mich mit einigen flüchtigen 
Bemerkungen hervorwagen will, ich zu allererſt das Geſtändniß machen muß, 
weit davon erntfernt zu ſein, ſie gründlich beurtheilen zu können, ſondern 
nur den Wunſch hege, ihr hier öffentlich meinen Dank abzuſtatten für die 
vielen Schätze, die ſie vor meinen Augen entfaltet hat. 

Es ſind zunächſt die Gartenzeitungen, mit denen wir zu thun 
haben, und dieſe ſind hier, will mir ſcheinen, allgemeiner verbreitet und finden 
einen größeren Kreis von Leſern, als wie unſere deutſchen und franzöſiſchen. 
Woran das liegt, iſt wohl ſchwer zu entſcheiden, glauben möchte ich aber, 
daß ſie ihrem Inhalte nach ſchon mehr für's größere Publikum als für 
wirkliche Fachleute beſtimmt ſind. „Gardeners' Chronicle“, auf die ich 
mich ſchon verſchiedene Male bezogen, ſteht unter ihnen obenan und iſt die 
einzigſte, welche auch im Auslande vielfach gehalten und geleſen wird. Sie 
iſt die größte aller europäiſchen Gartenzeitungen und erfreut ſich ſchon in 
ſofern einer bedeutenden Verbreitung, weil ſie Landwirthſchaft mit Gärtnerei 
zuſammen in ihren Columnen aufnimmt. So viel ſteht aber feſt, daß ſie 
nicht das mehr iſt, was ſie vor einem Jahrzehnt war, durchblättert man 
ältere Jahrgänge, ſo ſtößt man auf eine Menge vortrefflicher Original— 
aufſätze, die immer die wichtigſten Fragen der damaligen Zeit behandelten, 
und nicht nur dem rein Practiſchen oder Commerciellen Berückſichtigung 
ſchenkten, ſondern ebenſo gut in das Gebiet der Theorie eindrangen. Daß 
ſie an ſolchen verhältnißmäßig ſehr arm geworden, habe ich aus dem Munde 
mancher erfahrener Leute gehört. Keifen, Parteiſucht und Neid ſind zu— 
weilen die Zeichen eines zunehmenden Alters, und „Gardeners' Chronicle“ 
ſcheint ſich dieſe Schwächen angeeignet zu haben. — Beiſpiele anzuführen, 
um dieſes darzuthun, würde mir nicht ſchwer fallen, mit einem will ich 
mich begnügen. 

Im März dieſes Jahres verkündigte „ſie“ ihren Leſern den bevor— 
ſtehenden Abgang des alten, verdienſtvollen, hochgeachteten Curators von 
Kew⸗Gardens, Mr. John Smith, F. L. S., und deutete auf die wahr: 
ſcheinlich ſtattfindende Ernennung des Obergärtners beim Herzoge von 
Northumberland zu dieſem Poſten hin. So befremdend wie es mir damals 
auch erſchien, Lobpreiſungen für den „Neuling“ anſtatt für den Jedermann 
bekannten Abgänger zu finden, vertröſtete ich mich doch mit der Hoffnung, 
daß dieſes Blatt, als an der Spitze der engliſchen Gartenjournaliſtik 
ſtehend, das Verſäumte einige Monate ſpäter bei dem wirklich erfolgenden 
Wechſel in doppelter Weiſe nachholen würde. Wie ſehr ich im Irrthume, 
bezeugen folgende Zeilen: 

„Wir erfahren, daß Mr. John Smith von Kew, welcher wegen 
ſeiner immer ſchwächer werdenden Augen nicht mehr für activen Dienſt zu 
verwenden iſt, ſeinen Platz als Curator der Königlichen Gärten am 16. Mai 
verlaſſen wird. Die lange Periode ſeines activen Dienſtes, die ſich auf 
über 44 Jahre erſtreckt, iſt, ſo verſtehen wir, durch eine gute Penſion an— 
ſtändig belohnt worden. Wir haben ſchon angedeutet, daß Mr. John 


490 


Smith von Syon Garden Herrn Smith's Nachfolger ift, ein eigen⸗ 
thümliches Zuſammentreffen von Namen!“ 

Man hat mir geſagt, daß der verehrte Redacteur von „Gardeners 
Chronicle“ zu wiederholten Malen Gelegenheit geſucht, den ehrwürdigen, 
vortrefflichen Mann, der ſo viel für die Wiſſenſchaft und in's Specielle für 
die Kewer Gärten gethan, anzufeinden, auf ſolche Weiſe aber zu verfahren, 
blind gegen alle Verdienſte zu ſein und ſeinem eigenen, perſönlichen Miß— 
lieben nur Gehör zu ſchenken, iſt ſchmachvoll und kann nur mit Abſcheu 
und Verachtung beſtraft werden. — Die anderen hieſigen Garten- und bota— 


niſchen Zeitſchriften ſind „Gardeners' Chronicle“ gefolgt und haben entweder 


gar keine Notiz davon genommen oder nur mit einigen kühlen Worten 
darauf hingewieſen. 

Iſt das der Dank, den das großmüthige England Männern zollt, 
die im Staatsdienſte ihre beſten Kräfte aufgeopfert und alt und ſchwach 
geworden ſind? 5 

Obgleich nur ein ſchwaches Organ, ſo möchte ich doch hier, und zwar 
im Namen aller deutſchen Gärtner, die einſt, wie ich vor Kurzem, in Kew 
Garden ſich zu ihrer Ausbildung aufgehalten, Herrn John Smith, jetzigem 
Ex⸗Curator, meinen wärmſten Dank für die freundliche, helfende und er— 
muthigende Aufnahme danken, die wir unter ihm dort gefunden. Kew wird 
für junge deutſche Gärtner nie das mehr ſein, was es geweſen. Seine 
wiſſenſchaftlichen Leiſtungen werden hoffentlich einen würdigeren Lobpreiſer 
finden. Männer wie Robert Brown ſcheuten ſich nicht, ihn zu ihren 
Freunden zu zählen, lebten ſie noch, ſie würden nicht anſtehen, das zu thun, 
was jetzt dem Auslande allein überlaſſen zu ſein ſcheint. 

Nächſt „Gardeners' Chronicle“ iſt es „The Cottage Gardener,“ der 
Beachtung verdient, ein Blatt, welches ebenfalls Oeconomie mit Gärtnerei 
in ſich vereinigt. Für practiſche Gärtner ein recht gutes Blatt, und 
namentlich für Specialitäten wie Blumengärten ſehr zu empfehlen. „The 
Scottch Gardener“ iſt noch eine andere Schrift, die aber eigentlich nur 
für Schottland berechnet iſt, oder wenigſtens ſich nicht weit über deſſen 
Grenzen hinauszieht. „The Proceedings of the Royal Horticul— 
tural Society“, die monatlich einmal erſcheinen, können den eigentlichen 
Gartenzeitungen angereiht werden, und wenn ihre Blätter auch zum großen 
Theile Mittheilungen enthalten, die nur für Mitglieder dieſer Geſellſchaft 
von Intereſſe ſind, finden wir doch zuweilen Abhandlungen darin, die All' 
und Jedem willkommen ſind, ſo die trefflichen Arbeiten über „Coniferen 
von A. Murray.“ Derſelbe Schreiber hat vor nicht langer Zeit ein 
umfangreiches Werk „The Book of the Royal Horticultural Society“ ver— 
öffentlicht, welches, auf's eleganteſte ausgeſtattet und mit prachtvollen Zeich— 
nungen und Photographien verſehen, einen hübſchen Schmuck für größere 
Gartenbibliotheken ausmachen wird. Unter den manchen botaniſchen Your: 
nalen, die der Gärtnerei eine beſondere Aufmerkſamkeit ſchenken, ſteht 
„Botanical Magazine“ von Sir W. J. Hooker obenan, ein unübertreffliches 
Werk, welches leider nur zu koſtſpielig, um von vielen Privaten gehalten zu 
werden. „The Natural Review,“ Dr. Seemann's „Journal of 
Botany,“ „The Technologiſt,“ „Proceedings of the Linnean 


491 


Society“ und noch mehrere andere ftehen alle mehr oder minder mit der 
engliſchen Gartenliteratur in Verbindung und tragen weſentlich zur Hebung 
derſelben bei. Haben wir für Pflanzen-Phyſiologie einen Schleiden und 
Unger, ſo hat England dafür ſeinen Darwin, deſſen Werke in mehrere 
lebende Sprachen überſetzt ſind. Zur Bereicherung der Pflanzen-Syſtematik 
haben namentlich Dr. Hooker, Bentham und Dr. Thompſon durch 
„Genera Plantarum“ Flora Judiens, Neu-Seelands und anderer engliſcher 
überſeeiſcher Colonien in letzterer Zeit viel beigetragen. Sir W. J. Hooker's 
„Filices Exoticae“ oder Zeichnungen und Beſchreibungen exotiſcher Farne, 
die ſich vorzüglich zur Cultur eignen, iſt für jeden Farneliebhaber ein 
elaſſiſches Buch zum Studium dieſer Familie. Schließlich möchte ich noch 
auf ein Werk hinweiſen, von welchem erſt einige Lieferungen erſchienen find, 
nichts deſto weniger aber ſchon ſeinen großen zukünftigen Nutzen darthut, 
ich meine das „Pinetum Britannicum“ von dem Herrn Lawſon in Edinburg 
herausgegeben. Die Lawſon'ſche Gärtnerei beſitzt bekanntlich eine der größten 
Coniferen⸗Sammlungen Europa's, und wenn die Beſitzer derſelben es ſich 
zur Aufgabe geſtellt, alle in Groß-Britannien cultivirten Arten und Abarten 
der Reihe nach durch ausgezeichnet fein ausgeführte, große Zeichnungen und 
gewiſſenhafte Beſchreibungen in dieſem Werke folgen zu laſſen, ſo iſt das 
ein Unternehmen, wofür ihnen gewiß ein Jeder Dank wiſſen wird. Am 
Schluſſe meiner erſten Abtheilung ſtehend, möchte ich nur noch einige Worte 
über die Flora der Grafſchaft Surrey, in welcher die weltberühmten Gärten 
von Kew gelegen ſind, hinzufügen. 

Surrey, im füdsöftlihen Theile Englands gelegen und im Norden 
von der Themſe begrenzt, umfaßt einen Flächeninhalt von 789 D-Meilen 
(engl.). Geologiſch betrachtet, treten 3 Haupt-Strata daſelbſt auf, nämlich: 

1. Die Lehm- und Haſtings-Sand-Formation, die niedrigſte und zugleich 
die älteſte Series der Straten in der Grafſchaft. 

2. Die Kalk⸗ und Grünſand-Formation, welche über erſtere gelagert iſt. 

3. Die Londoner Thon-Formation oder tertiäre Schichten, in Baſſins 
oder Vertiefungen zwiſchen dem Kalke vertheilt oder auch darauf ruhend. 

Hier und da treten auch noch Zuſammenhäufungen auf, die aus einer 
Miſchung von Lehm, Kies und Sand zuſammengeſetzt ſind. Die Oberfläche 
bietet verſchiedene Bilder dar und iſt über und über wellenförmig, in einigen 
Gegenden befinden ſich Hügel von beträchtlicher Höhe (993°), welche eine 
herrliche Fernſicht liefern. 

Die Anzahl der hier auftretenden Pflanzen beläuft ſich auf 984 Species 
mit 65 gut charakteriſirten Varietäten, unter erſteren treten manche auf, die 
eigentlich nicht als britiſche Arten aufgeführt werden können, ſich aber voll— 
ſtändig eingebürgert haben, wie z. B. Impatiens fulva von Nord-Amerika, 
Teucrium Botrys, von Manchen als britiſche Pflanze angeſehen, Lilium 
Martagon, augenſcheinlich eingeführt, Digitaria sanguinalis und mehrere 
andere. Außer dieſen mögen noch Buxus sempervirens mit Juniperus 
communis und Taxus baccata erwähnt werden, die oft ganze Hügel— 
reihen bedecken, keinenfalls aber als einheimiſch ausgegeben werden dürfen. 
— 117 Arten kommen auf allen Straten zu gleicher Zeit vor, 13 ſind 
dem ſeichten Kies eigenthümlich, 55 dem Kalk und 28 dem niedrigen 


492 


Grünſand. 718 Species find Dicotyledonen, 234 Species Monocotyledonen 
und 42 Acotyledonen. 

Folgende Familien ſind am ſtärkſten vertreten, nämlich: 

Ranunculacee 28 Species; Cruciferæ 46 Spec.; Caryophylles 
33 Spec.; Bosacex 5—6 Spec.; Leguminose 45 Spec.; Umbelliferæ 
39 Spec.; Composite 88 Spec.; Scrophulariem 38 Spec.; Labiatz 
38 Spec.; Polygonem 21 Spec.; Orchidee 26 Spec.; Cyperace 
33 Sypee.; Gramine® 79 Species. 

Die Anzahl der in der unmittelbaren Nachbarſchaft Kew's gefundenen 
Arten beläuft ſich auf gegen 400, von welchen vielleicht 10 pCt. eingeführt 
ſind. Viele der gemeinſten Pflanzen ſind vollſtändig verſchwunden, andere 
ausländiſche haben ſich ungemein raſch verbreitet und treten jetzt als Unkraut 
auf, fo Impatiens parviflora, Nutt. Nord-Amerika, Erigeron acre, 
Urtica pilulifera, Galinsoga parviflora und Fedia olitoria. Zwei 
Farne habe ich nur in der Nähe Kew's angetroffen, nämlich Pteris aquilina 
und Lastrea Filix mas und desgleichen nur 2 Orchideen, nämlich 
Orchis maculata und Epipactis palustris. 

Einige der ſeltenen Pflanzen ſind folgende: 

Isatis tinctoria, Hypericum androsaceum, Sambucus Ebulus, 
Inula Helenium, Phyteuma orbicularis, Orchis hircina ꝛc. 

Die Gärten, welche ich in und um London, ſowie auch in größerer 
Entfernung, beſucht habe, zerfallen in 3 Abtheilungen: 

1. Königliche und öffentliche Gärten, 

2. Privatgärtnereien, B 

3. Handels-Etabliſſements, 
und beabſichtige ich, von jeder einige der Bemerkenswertheſten dem Leſer in 
kurzen Schilderungen vorzuführen. 

Die königlichen Gärten von „Frogmore“, in der Nähe Windſor's, 
ſtehen einzig in ihrer Art da, und kann man von den dortigen Culturen 
und anderen Bedingungen eines ſolchen Etabliſſements gar nicht zu 
hoch ſprechen. 

Sie enthalten 30 Morgen Land, ſind von einer 12“ hohen Mauer 
eingeſchloſſen und werden von geraden Wegen mehrfach durchſchnitten, wo— 
durch viele kleine Oblonge und in der Mitte ein großes Quadrat hervor⸗ 
gerufen werden. Beim Eintritt treten uns zunächſt auf der rechten Seite 
eine Reihe von Glashäuſern entgegen, welche, ſüd-ſüd-weſtlich gelegen, eine 
Länge von 820“ einnehmen. In der Mitte werden ſie durch die Wohnung 
des Hofgärtners Mr. Ingram in zwei Flügel getheilt; jeder derſelben 
hat 6 Abtheilungen, beſtehend in 1 Warm- und 1 Kalthaus für Decora- 
tionspflanzen, 2 Ananashäuſer, 3 Pfirſichhäuſer, 1 Pflaumenhaus und 
4 Weintreibereien. An der Rückſeite dieſer Häuſer ſind verſchiedene Räum⸗ 
lichkeiten, wie Frucht- und Samenzimmer, mehrere Champignonskeller und 
die zu den Fronthäuſern gehörenden Heizungen angebracht. Ungefähr 
120“ von letzteren gegenüber ſteht eine ähnliche Reihe von Glashäuſern, 
größtentheils dachförmig oder auch Doppelhäuſer genannt, aus 2 Kirſch⸗ 
treibereien, 2 Ananashäuſern und verſchiedenen anderen beſtehend. Zwiſchen 
dieſen 2 Reihen von Gebäuden find die Gurken-, Melonen-, Spargel- und 


493 


Gemüſetreibereien angebracht, ſowie auch die Ananaskäſten. Im Ganzen 
zählte ich 25 Treibhäuſer, alle neu, und deren Conſtruction eine ſehr 
einfache aber äußerſt practiſche iſt, namentlich in Hinſicht auf Lüften, welches 
vermittelſt einer Maſchine geſchieht. Sie ſind meiſtentheils aus Eiſen und 
Kupfer fabricirt. 

Der ſüdliche Theil des Gartens, bei unſerem Eintritte zur Linken gelegen, 
wird vom Gemüſequartier eingenommen, welches aus 6 verſchiedenen 
Abtheilungen beſteht. In der Mitte befindet ſich hier eine geſchmackvolle 
Granitfontaine, welche zugleich als Waſſerreſervoir dient. Die ſämmtlichen 
Mauern ſind auf beiden Seiten mit Fruchtbäumen, in Fächerform gezogen, 
bekleidet, welch' eine Maſſe von dieſen erforderlich war, um eine ſolche 
Bepflanzung von a—z auszuführen, kann man ſich leicht vorſtellen, wenn 
die Länge der Mauern auf 2½ engl. Meilen angegeben wird. Hauptſächlich 
werden hier Birnen, Pflaumen, Aprikoſen, Pfirſiche, Nectarinen und Feigen 
gezogen und durch Hülfe einiger transportabler Häuſer wird ein Theil der 
Pflaumen, Feigen und FPfirſiche früher zur Reife gebracht, um in der 
Lieferung für die Königliche Tafel keine Unterbrechung hervorzurufen, wenn 
die Treibhäuſer geleert ſind. So haben ſie hier den Wein in allen Stadien, 
Ende März oder Anfang April fängt man mit der Lieferung von Trauben 
an und hört erſt Ende Februar im folgenden Jahre damit auf. 

Außer den Fruchtbäumen an den Mauern werden nun noch beſonders 
Aepfel und Birnen, zu beiden Seiten der Hauptwege entlang, an einem 
Drathſpalier in der Form von Laubengängen gezogen. Dieſe Methode von 
laubenförmig gezogenen Fruchtbäumen iſt für ſehr zweckmäßig anerkannt 
worden, weil erſtens bei der geringen Höhe von 4½“ und 5, Breite wenig 
Schatten geworfen wird und die Früchte beim Abfallen ſich auf dem locker 
gehaltenen Boden wenig oder garnicht beſchädigen. Ferner ſind ſie auch 
für den Schnitt in ſo fern von Nutzen, weil der damit betraute Gärtner 
eine beſſere Ueberſicht hat und viel beſſer dazu gelangen kann. 

Die vorzüglichſten Birnen, welche in „Frogmore Gardens“ gezogen 
werden, ſind folgende: 

Marie Louise, Louise Bonne, Conseiller de la Cour, Gansels 
Bergamot, Autumn Bergamot, William Bon Chretien, Beurré Bosc, 
Beurre Diel, Van Mons, Brittish Queen, Sämling von Frogmore, 
noch wenig verbreitet und ausgezeichnet, Napoleon und Knight's Monarch. 

Im vorigen Jahre nahm ich Gelegenheit, Herrn Profeſſor Decaisne 
eine aus nahezu 50 Arten beſtehende Birnencollection aus „Frogmore 
Gardens“ zuzuſchicken, ſowie in dieſem Jahre eine Anzahl Birnenreiſer. 
Herr Decaisne, der ſich durch ſein Werk „Le Jardin fruitier du Muséum““ 
als einer der erſten Pomologen zu erkennen giebt, läßt den hier äußerſt 
gewiſſenhaft beſtimmten Arten vollſtändige Gerechtigkeit widerfahren, wenn 
er mir ſchreibt: 

„Danken Sie in meinem Namen Herrn Powel (Obergehülfe des 
Fruchtdepartements) für die Ueberſendung ſeiner herrlichen Früchte und 
Reiſer. Es iſt ſo ſelten, gut benannte zu erhalten, daß, wenn dieſes 
vorkommt, ich den Himmel dafür preiſe — und iſt dieſes mit jenen der 
Fall, welche ich Ihnen aus Frogmore verdanke.“ 


a un 


494 


Von Aepfeln bemerke ich Folgende: Cox Orange Pippin, Cox’s 
Pomona, Small Golden Pippin, King of the Pippin, Codlin Manks 
und Blenheim Pippin. Pflaumen: Reine Claude de Bavay, Jefferson, 
Coes Golden Drop, Victoria, Smith’s Orleans, Washington und 
Goliath. Kirſchen: Belle d' Orleans, Black Eagle, Late Duke, 
Elton, May Duke, Morello und White Heart. f 

Die jungen Tannenanpflanzungen und andere Geſträuche, die vor 
einigen Jahren von Herrn Ingram außerhalb der Mauern aufgeführt 
wurden, haben jetzt eine hinreichende Höhe erlangt, um die Mauern zu ver— 
decken und Schutz gegen kalte Winde zu liefern. Unter ihnen zeichnen ſich 
namentlich die vielen ſchlanken Cedrus Deodara vortheilhaft aus. — 
Unmittelbar an Frogmore Gardens mit Frogmore Houſe, berühmt geworden 
durch die Geburt des jungen engliſchen Thronerben, ſtößt Windſor Park, 
oder ſtrenger genommen, bilden erſtere einen Theil deſſelben. Auf ſeine 
Beſchreibung kann ich mich hier nicht weiter einlaſſen, er iſt ſo ausgedehnt 
und bietet namentlich für den Landſchaftsgärtner ſo viele herrliche Partien 
dar, daß Zeit und Fähigkeit mir mangelten, intereſſante Notizen an Ort 
und Stelle aufzunehmen. Sollten einige der Leſer denſelben ſpäterhin 
beſuchen, ſo möchte ich ihnen rathen „Virginie Water“ nicht zu überſehen. 
Die berühmte „Herne's Oak,“ über 1000 Jahr alt, unter welcher Shakeſpeare 
ſeine „Merry Wives of Windsor“ geſchrieben, bildete einen beſonderen An⸗ 
ziehungspunkt für Fremde, doch im Auguſt vorigen Jahres mußte auch ſie 
der Alles verwüſtenden Zeit weichen, ein heftiger Windſtoß machte ihrem 
Leben ein Ende. | 

Auf eine andere colloſſale Eiche ſtieß ich, die 12“ im Durchmeſſer und 
40 —50“ im Umfang maaß. 

Das Mauſoleum der Herzogin von Kent, Mutter der Königin Victoria, 
und das im Bau begriffene des verſtorbenen Prinzen Conſort befinden ſich 
beide in Windſor Park, letzteres namentlich, von den feinſten Marmorarten 
ausgeführt, wird, wenn es vollendet, worüber freilich noch einige Jahre 
vergehen können, ein großartiges Kunſtwerk bilden. 

In der Nähe von Cumberland⸗lodge, ebenfalls noch im Parke, iſt ein 
Leviathan-Weinſtock, welcher ein einzelnes Haus von 138“ Länge und 
20“ Breite gänzlich ausfüllt. Er bedeckt gegen 2870 O-Fuß Glas und 
producirt jedes Jahr ohne Wechſel circa 2000 Trauben. Dieſer Weinſtock 
iſt noch beſonders bemerkenswerth durch ſeinen geſunden üppigen Wuchs und 
durch die ſeltene Reinlichkeit von allen Inſecten und Mehltau. Man ſagt, 
daß er im Jahre 1800 gepflanzt ſein ſoll. 

Der große Wein in „Hampton Court“ iſt wohl allgemeiner bekannt, 
als ich ihn im vorigen Jahre zuletzt ſah, näherten ſich die Trauben, die 
auf 1400 veranſchlagt wurden und mehrere 100 K Sterl. einbringen ſollen, 
dem Stadium der völligen Reife, ein köſtlicher, verlockender Anblick — doch 
ſie hingen zu hoch für mich. 

Die Gärten der „Royal Horticultural Society“ befinden ſich in 
„South Kenſington“ und „Chiswick Garden,“ der von South Kenſington 
iſt neueren Datums, während Chiswick Garden den Grundſtein zu dem 
Beſtehen jener vielleicht erſten europäiſchen Gartenbaugeſellſchaft gelegt hat 


495 


und Leute wie Sir Joſeph Paxton aus ihm hervorgegangen find. Erſterer 
iſt in letzter Zeit von allen engliſchen Gartenzeitungen einer ſcharfen Kritik 
unterworfen worden, und ſind wir weit davon entfernt, die Frage, in wie 
fern das Comité gefehlt hat, das Alte ganz zu vernachläſſigen und ſich 
durch die augenſcheinliche oft unzweckmäßige Verſchönerung des neuen Platzes 
in ungeheure Schulden zu ſtürzen, hier weiter zu erörtern. Soviel möchte 
ich nur bemerken, daß, wenn man ſie mit den Gärten in Regent's Park 
vergleicht, die der „Royal Botanic Society“ angehören, ſie einem wie eine 
reine Tändelei erſcheinen, während letztere uns als ein Meiſterwerk im 
Arrangement und guter Führung entgegentreten. Im botaniſchen Garten 
von Regent's Park glaubt man ſich weit von einer ſo großen Stadt wie 
London entfernt, beim Eintritt in die Kenſington Gärten wird das Auge 
durch Haufen von Bauſchutt, Felder von Unkraut und wildem Buſchwerk 
unangenehm berührt. In dieſem Sommer iſt ein Theil des Gartens an 
Handelsgärtner vermiethet⸗ die ihn mit den beſten und neueſten Gruppen- 
pflanzen (bedding plants) verſchönern ſollen. Wenn dieſer Plan im Allge— 
meinen auch nicht zu verwerfen iſt, ſo möchte ich doch glauben, daß Handels— 
gärtner nicht eben die paſſendſten Leute ſind, den höchſten Styl im Arran— 
gement von Blumengärten hervorzurufen. Nichts deſto weniger kann man 
den Gärten in Kenſington ihre Verdienſte nicht abſtreiten; zuerſt iſt es das 
große Conſervatorium, welches das ganze Jahr hindurch immer neue und 
hübſche Bilder darbietet, die Maſſe blühender Pflanzen, zwiſchen welchen 
marmorne und bronzene Figuren und Statuen geſchmackvoll angebracht ſind, 
macht den Mangel an mehr ſelteneren Gewächſen leicht überſehen. Gerade 
in Front deſſelben ſteht das mächtige Monument des verſtorbenen Prinzen 
Albert, die Figur iſt aus Bronze ausgeführt und hat einen coloſſalen 
Granitblock zum Piedeſtal. Nur Schade, daß er, ein ächter deutſcher Mann, 
im Coſtüme eines engliſchen Hoſenband-Ritters dargeſtellt iſt. 

In der Mitte des Gartens befindet ſich eine rieſengroße, künſtleriſch 
ſchöne Fontaine, die ſich mit denen auf dem „Place de la Concorde“ 
in Paris an Großartigkeit meſſen kann. Die Wege zwiſchen kleineren 
Blumeupartien, welche mit Buxbaum eingefaßt ſind, werden auf's ſorgfältigſte 
mit verſchiedenfarbigem Sande beſtreut, doch, aufrichtig geſtanden, kann ich 
nichts hübſches hierin finden. In anderen Gebäuden werden die regelmäßigen 
Verſammlungen der Geſellſchaft abgehalten, doch auch zu Soireen für die 
höchſte Londoner Ariſtrocratie dienen die Gärten in Kenſington. 

Wenn ich ſie hier nur flüchtig beſprochen, ſo will ich dafür dem alten 
berühmten Garten in Chiswick mehr Recht angedeihen laſſen, und verdanke 
ich die nachfolgenden Bemerkungen Herrn R. Thompſon, der mich bei 
meinen wiederholten Beſuchen ſtets mit ausnehmender Freundlichkeit und 
Zuvorkommenheit aufgenommen hat. 

Im Jahre 1822 wurde der Garten von Chiswick angelegt und richtete 
man zunächſt beſondere Aufmerkſamkeit auf das Arboretum, in welchem die 
„Pomacex“ obenan ſtanden, und Dr. Lindley das Hauptmaterial für 
ſeine trefflichen Schriften über dieſe Familie lieferten. Als ich mir im 
verfloſſenen Jahre für Herrn Profeſſor Decaisne Zweige zum Trocknen 
erbat, ergab es ſich, daß keine 20 gut benannte Arten mehr vorhanden 


496 


waren, manche waren gefällt, andere waren durch Vernachläſſigung zu 
Grunde gegangen. Ein derartiges Verfahren kann mit Recht den Vorſtehern 
dieſer Geſellſchaft vorgeworfen werden, weil kaum eine zweite ſo gute 
Collection mehr vorhanden iſt. Die im „Pleaſure. Ground“ in Kew iſt 
noch ſehr jung und ſteht in reinem Sandboden, eine andere in Deutſchland, 
wenn ich nicht irre, im Parke von Muskau, iſt auch noch im Heranwachſen 
begriffen und kann es daher noch eine Weile dauern, bis ſich Botaniker mit 
Hülfe lebender Pflanzen im Stande fühlen, der großen Pomaceen-Ver— 
wirrung ein Ende zu machen. — Doch nun wieder auf „Chiswick Garden“ 
zurückzukommen, ſo umfaßt derſelbe 33 Aecker Land, von welchen gegen 
10 mit Fruchtbäumen bepflanzt ſind, die übrigen 23 werden hauptſächlich 
von Geſträuchpartien und großen Raſenplätzeu ausgefüllt, einige fallen uuf 
die Gemüſezucht und die Gewächshäuſer. 25—30 Leute werden hier 
beſchäftigt, was hinreichend erſcheint, um den Garten nicht in eine ſolche Wildniß 
zu verwandeln, doch faſt die Hälfte der Arbeitzkräfte iſt ausſchließlich für 
die Vermehrung und Pflege von Pflanzen, die nach Kenſington Garden 
geſchickt werden, in Anſpruch genommen. 

Das hübſche, geräumige Conſervatorium wurde im Jahre 1857 all' 
ſeiner Inſaſſen beraubt und mit Reben bepflanzt, die aber ausgezeichnet 
gedeihen, und der Geſellſchaft durch den Verkauf der Trauben eine anſtändige 
Rente geben. 

Die Fruchtbäume, meiſtentheils in Pyramidenform gezogen, ſind in 
großer Auswahl vertreten, von Aepfeln cultivirt man 1700 Varietäten, 
von Birnen 1000, von Pflaumen 300 und von Kirſchen 250. 

Ein langer Glasgang von 200“ Länge, 10° Breite und 12° Höhe 
wurde kürzlich für Weinreben und Pfirſiche errichtet. Der aufrechte in 
Front ſich befindende Theil iſt aus dem früheren „Ewings Glaſswall“ 
gebildet, welcher letztere den gehegten Erwartungen nicht entſprach, da er nur 
aus Eiſen und Glas zuſammengeſetzt war und den Pflanzen während des 
Winters nicht Schutz genug bot, indem die Hitze zu plötzlich ab- und 
zunahm, was jetzt bei der neuen Conſtruction kaum zu befürchten, da 
Heißwaſſer-Röhren in genügender Zahl angebracht ſind. Die Reben ſind 
an der Hintermauer gepflanzt und Pfirſiche und Nectarinen ſtehen in der 
Front dieſes langen Glaskaſtens, in welchem außerdem tauſende von Erd— 
beeren in Töpfen angetrieben werden. 

Der von der „R. H. Society“ ausgeſchickte Reiſende hat manche ſeltene 
oder neue Pflanze importirt, beſonders auch Orchideen, die, nachdem ſie in 
Chiswicks Häuſern zum Wachſen gebracht ſind, unter die Mitglieder vertheilt 
werden oder auch zum Austauſch dienen. Unter feinen neueſten Importa⸗ 
tionen bemerkte ich eine allerliebſte Blattpflanze, Peperomia arifolia, zu 
den Piperaceen gehörend, welche augenblicklich von Herrn Caſimir de Candolle 
bearbeitet werden. Ob Streptocarpus Saundersii, eine Varietät zwiſchen 
St. Rexii und polyanthus, vielfach verbreitet iſt, kann ich nicht ſagen, jeden⸗ 
falls verdient ſie Beachtung für's Warmhaus. 

(Schluß folgt.) 


497 
Neue Erdbeerſorten. 


In dem von uns bereits im vorigen Hefte erwähnten neueſten 
beſchreibenden und illuſtrirten Verzeichniſſe über Erdbeeren des Herrn Ferd. 
Gloede aux Sablons bei Paris, *) werden folgende Sorten, die zum 
erſten Male in den Handel kommen, empfohlen: 

1) Fairy Queen (Jardins royaux de Frogmore). Große 
Frucht, von hübſcher coniſcher oder ovaler Form, orangenroth, glänzend, 
Samen ſtark hervortretend; das Fleiſch iſt ſchneeſchweiß, feſt, voll, zuckerig, 
ſaftig, äußerſt aromatiſch. Es iſt dieſe Sorte eine mehr vervollkommnete 
Carolina superba, von der ſie auch abſtammt. Reift mittelſrüh. 

2) Fertile (de Jonghe). Frucht groß oder ſehr groß, von hübſcher 
coniſcher Form, verlängert oder abgeplattet, lebhaft roth, die Samen hervor— 
tretend; das Fleiſch fleiſchfarben, voll, feſt, ſaftreich, zuckerig, von edelem 
Geſchmacke. Die Pflanze wächſt kräftig und iſt von einer unvergleichlichen 
Fruchtbarkeit. Dieſe Varietät hat einige Aehnlichkeit mit la Constante, 
ihr Wuchs iſt jedoch viel kräftiger und ihre Früchte ſind größer. Reifezeit 

mittelfrüh. 

f 3) Globe (de Jonghe). Frucht groß oder ſehr groß, von hübſcher 
runder oder ovaler Form und carmoiſinrother Farbe. Die Samen liegen 
im Fleiſche ein wenig vertieft, das Fleiſch iſt weiß oder roſaweiß, voll, 
ſaftig, zuckerig, ſehr aromatiſch. Die Pflanze iſt unterſetzt, kräftig und 
fruchtbar. Reifezeit mittelfrüh. 

4) Janus (Bruant). Uebertrifft alle bisher bekannten Sorten der 
Monatserdbeere. Die Frucht iſt von hübſcher Färbung und guter Größe, 
länglich, zuweilen am oberen Ende zweilappig und von exquiſiter Qualität. 
Die Pflanze trägt erſtaunend reichlich vom Frühjahr bis ſpät in den Herbſt. 

5) John Powell Jardins royaux de Frogmore). Frucht 
mittelgroß oder groß, oval mit einem ſchmalen zulaufenden Hals, lebhaft 
roth, glänzend; die Samen im Fleiſche etwas eingeſenkt, das Fleiſch weiß, 
voll, feſt, ſaftig, von ſehr erhabenem Geſchmacke. Die Pflanze iſt ſehr 
fruchtbar und lange tragend. 

6) Leonce de Lambertye (de Jonghe). Das Wachsthum 
ein wenig mehr luxuriöſe als bei der von Lucas, aber ebenfalls fruchtbär. Die 
Frucht iſt groß, von regelmäßig coniſcher Form, zuweilen gegen die Spitze 
zu abgeflacht, von ſchöner rother glänzender Farbe; die zahlreichen Samen 
liegen ein wenig vertieft, das Fleiſch iſt feſt und incarnat weiß, ſehr 
ſaftreich, zuckerig und von erhabenem Geſchmacke. Dieſe herrliche Varietät 
ftammt von der Grosse Sucree, die Frucht iſt ſchöner als die von 
la Constante, ohne jedoch geringer zu ſein. Die Pflanze iſt von hübſchem 
Wuchs und ſehr fruchtbar, ſelbſt die Ausläufer tragen leicht, nicht nur, 
wenn ſie am Platze verbleiben, ſondern auch wenn ſie im Herbſte oder 
Frühe Beet werden. 

odele (de Jonghe). Eine große, ovale oder abgeflachte 
4 lebhaft glänzende Frucht, mit feſtem, fleiſchfarbenem, vollem, ſaftigem, 


*) Culture spéciale de Fraisiers de Ferd. Gloede, Proprietaire aux 
Sablons, pres et par Moret-sur-Loing (Seine et Marne), Paris, 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 32 


498 

zuckerigem Fleiſche und einem ſehr hervortretenden Geſchmacke. Die Pflanze 
iſt ſehr fruchtbar aber von mäßigem Wuchſe und läßt ſie ſich ſchwer ver⸗ 
mehren, da ſie keine Ausläufer treibt. Sie dürfte deshalb allen denen zu 
empfehlen ſein, welche die Ausläufer an den Erdbeerflanzen nicht lieben. 
Es iſt eine völlig diſtincte Varietät und verdient in jeder Sammlung 
kultivirt zu werden. 

8) Premier (Ruffet, Gärtner des Lord Palmerſton). Eine große 
oder ſehr große Frucht von ſchöner runder Form, zuweilen auch oval oder 
gelappt, ſchön roth gefärbt, die Samen erhaben liegend, das Fleiſch feſt, 
voll, weiß, roſa geadert, ſaftreich, zuckerig, ſehr aromatiſch. Die Pflanze 
ſehr kräftig ‚iyaıtend und ganz ungemein fruchtbar. Reifezeit mittelfrüh. 
Auch zum Treiben eignet ſich dieſe Varietät vorzüglich. 

90 President (Green). Eine große ſchöne rund oder oval geformte 
lebhaft rothe Frucht, Samen hervortretend, das Fleiſch fleiſchfarben, voll, 
feſt, ſaftig, zuckerig, aromatiſch. Die Pflanze kräftig und fruchtbar, Reifezeit 
frühzeitig. Dieſe Varietät ſcheint von großem Nutzen zu werden, ſie gehört 
zur Gruppe der Ananas oder engliſchen Erdbeeren, die ſich bekanntlich durch 
Dauerhaftigkeit und Fruchtbarkeit der Pflanzen wie durch köſtliche Früchte 
auszeichnen. Zum Treiben iſt dieſe Varietät ſehr geeignet. 

10) Princess of Wales (Knight). Ebenfalls eine große runde, 
ovale oder abgeplattete, lebhaft rothe Frucht mit hervortretenden Samen. 
Das Fleiſch iſt roſa, voll, ſaftig, ſehr zuckerig und aromatiſch. Ueppiger 
Wuchs und Fruchtbarkeit zeichnet die Pflanze aus. Die Früchte reifen ganz 
ungemein früh, mit denen der May-Queen gleichzeitig, die fie aber an 
Große und Qualität übertrifft. 

11) La robuste (de Jonghe). Große, regelmäßig runde Frucht, 
dunkelroth, mit hervortretenden Samen; das Fleiſch iſt roth, feſt, ſaftreich, 
zuckerig und von erhabenem Geſchmacke. Es iſt eine fruchtbare und ſehr 
ſtarkwuchſige Varietät, die ſich namentlich zur Cultur im Garten eignet. 

12) Sir Joseph Paxton (Bradley). Eine große oder ſehr große 
regelmäßig rund geformte, carmoiſinrothe, lebhaft glänzende Frucht mit her— 
vortretenden Samen; das Fleiſch iſt lachsfarben, voll, ſaftreich, zuckerig, 
ſehr aromatiſch. Dieſe Varietät iſt ſehr fruchtbar, reift zeitig und eignet 
ſich vortrefflich zum Treiben. 

Wegen der älteren bekannten Sorten verweiſen wir auf das Verzeichniß 
ſelbſt. Von ſogenannten Ananas oder engliſchen Erdbeerſorten ſind allein 
178 Sorten im Verzeichniſſe aufgeführt. 


Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. 
Vom General-Major G. A. von Jakobi. 
(Fortſetzung.) 
AGAVEZ Salisb. Endl. 
Agavi formis Herb. Am. 57. 69, 126. 
Agavœ Lin. Vent. Herb. Endl. 


Perianthium superum, basi tubulosum, sexpartitum. Stamina 


499 


tubo corollæ affıxa, æque ac Stylus filiformia, ante anthesin in- 
flexa (exserta). Zucc. - 
I. Keratacanthæ. 

Folia crassa a subcoriacea, margine repando excavata aut 
recta, dentato aut filifero; dentibus corneis vel interdum spinescen- 
tibus validis aut minutis; "spina terminali sæpe validissima 
omninocorneaautspinescente,semper durapungensque. 


$ 1. Marginate. (I.) 

Folia angustata, ensiformia aut lanceolata, rigidissima ple- 
rumque crassa, margine plus minusve distincte solubili cincta fi- 
broso, lignoso aut corneo; dentibus rigidis spinaque terminali va- 
lida, canaliculata. 

* Margine filifere. (II.) 

Agave filifera Sim. 15 

„ filamentosa Sim. (2.) 

„ Schidigera Lem. (3.) 

* Margine dentatæ. 

Ke Funkii C. Koch. (A.) 

„ Ceœerulescens Sim. (5.) 

„ lophantha Schiede. (6.) 

„ Poselgerii Sim. (7.) 

„ univittata Hao. (8.) 

„ heteracantha Zuce. (9.) 

„ Ghiesbrechtii Lem. (10.) 

„ Rohanii Hort. Belg. (II.) 

„ horrida Lem. (12.) 

„ xXpylonacantha Sh. (13.) 

„ Amurensis Nob. (14.) 

„ applanata Lem. (15.) 


$ 2. Carnose. (II.) 
Folia basi semper percrassa carnosa, margine dentata, dentibus 
validis vel minutis, spina terminali omnino cornea, valida. 
* Latifoliæ. 
Folia crassa plerumque rigida sublanceolata, basin versus 
spe attenuata, superne plus minusve longe acuminata, dentibus 
marginalibus validis aut minutis, spina terminali canaliculata. 


T Semimarginatæ. 

Folia plerumque longissime acuminata in suprema parte mar- 
gine integro discolore subcorneo sed non solubili. Dentes 
marginales validi basi perlati ibique interdum confluentes, vel 
spe minores in interstitiis profunde excavatis. 

Agave latissima Nob. Syn. A. atrovirens C. Koch. (16.) 
„ cinerascens Nob. (17.) 
„ ingequidens C. Koch. (18.) 
„ Schlechtendalii Nob. (19.) 


327 


500 


Agave atrovirens Karw. (20.) 


Jacobiana Sim. 
an Syn. A. Montezum& et A. Fernand Cortez 
Hort. Belg? (21.) 
Salmiana Otto. (22.) 

5 ß. recurvata Nob. (23.) 
tehuacanensis Karw. (24.) 
asperrima Nob. (25.) 


+ r Substantia totius marginis folii æqualis. 


* PFoliis lanceolatis. 


Spinæ marginales minutiores ac spina terminalis brevior sed 


crassior. 


Agave Americana Lin. (26.) 


0 8. intermedia C. Koch. (27.) 

. y. foliis luteo marginatis. 

5 J. foliis luteo striatis. 

s. foliis luteis viride marginatis. 

Milleri Haw. (28.) 
picta Sim. (29.) 
lætevirens marginata Hort. Belg. (30.) 
Theometel Rem. (31.) 
Xalapensis Rezl. (32.) 
polyacantha C. Koch. (33.) 


* * Toliis spathulatis. (V.) 


Folia crassa rigidissima spathulata, plus minusve brevia api- 
culata, dentibus marginalibus æque ac spina terminali flexuosa 


plerumque validissimis. 
Agave ferox C. Koch. (34.) 


* 


coccinea Rœi. (35.) 

potatorum Zucc. (36.) 

Scolymus Karo. (37.) 
Schnittspahnii Nob. (38.) 

amoena Lem. (39.) 

Verschaffeltii Lem. (40.) 

scabra Sm. (41.) 

cucullata Lem. (42.) 

* Toliis angustatis apiculatis. (VI.) 


Folia plus minusve crassa recta, rigida angustato-apiculata, 
interdum cylindraceo-aut semeteriti-compressa; inter dentes mar- 
ginales pæne recta, spina termin aliabreviata pervalida tereti-conica. 

Agave flavescens Hort. Monac. (43.) 


£. macroacantha Karw. (44.) 
Besseriana Hort Belg. (45.) 
Karwinskii Zucc. (46.) | 
angustifolia Haw. Syn. A. rigida Mill. (47.) 
Ixtly Harw. (48.) 


501 
$ 3. Subcoriacex. (VII.) 


Folia subcoriacea subrigida, margine recta vel minime sinuata 
plus minusve corneo aut subspinescente dentata, dentibus multo 
minutioribus plerumque triangularibus, spina terminali conoidea 
recta, valida aut tenui, omnino corneo aut spinescente. 

* Foliis angustatis elongatis subflaceidis mox a medio dependentibus. 
Agave F oureroydes Nob. Syn. A. Ixtly C. Koch. (52.) 


99 


elongata Nob. (53.) 
lurida Ast. (54.) 

Ver& Crucis Mill. (55.) 
pallida Nob. (56.) 


* * Poliis latioribus erectis. 


Agave Jacquiniana Gawl. (49.) 


77 
79 


Mexicana Lamb. Syn. A. polyphylla C. Koch. (50.) 
uncinata Nob. Syn. A. multiflora Hort. Kew. et 
A. polyacantha Hort. (51.) 


$ 4. Subcarinat®. (VIII.) 


Folia plus minusve molliora carnosa crassa, plerumque pluri 
carinata, spe enti nitentia, margine minus aut minime dentata, den- 
tibus corneis vel cartilagineis apice solum corneis, spina terminali 
spinescente subcanaliculata aut tereti-conica. 


Agave 


* Dentibus corneis. 
Martiana C. Koch. (57.) 
Offoyana Hort. Belg. (58.) 
melanacantha Lem. (59.) 
Rudis Lem. Syn. A. Malinezii C. Koch. (60.) 

Wochenschr. 1862, p. 198. 
Bouchei Nob. Hort. Berol. (61.) 


* * Dentibus spinescentibus. 
sobolifera Herm. (62.) 
densiflora Hook. (63.) 
Noacki. Syn. A. aloina C. Koch.? (64.) 
Keratto Mill. (65.) | 
lucida Nob. Syn. A. viridis Hort. Belg. (66.) 
pendula Schnittspahn. (67.) 
vivipara Lin. (68.) 
rupicola Regl. (69.) 
mitis Hort. Monac. (70.) 
micracantha Sim. Syn. A. glaucescens Hort. 
Berol. A. concinna Hort. Belg. an Lem.? (71.) 
Ehrenbergii Nob. (72.) 
albicans Nob. (73.) 

Syn. A. micracantha £. albidior Sim. 


§ 5. Margine integerrim®. 


en 


Folia molliora carnosa latolanceolata in spinam corneam 


502 


subvalidam excurrentia, margine pergamineo integerrimo omnino 
inermi; scapo simplici, spica crassa densiflora vn copiose 
vivipara. 
Agave glaucesscens Hook. (74.) 
$ 6. Canaliculatæ. (N.) 8 
Folia angusta recurvata, interdum laxa, pergameneo- cord, 
canaliculata, margine spinescente dentata vel serrulata, spina 
terminali tenui nonnunquam spinescenti. 
Agave pugioniformis Zucc. (75.) 
„ serrulata Sim. (76.) N 
„ rubescens Slim. Syn. A. punctata Sim. (77.) 
„ Rumphii Hassh. (78.) 
„ laxa Kari 9.) 
„ Tuccæfolia Redout. (80.) 


$ 7. Loriformes. (Xl.) 

Folia nummerosissima lori- aut ensiformia interdum apicem 
versus tenua applanata et attenuata, magine serrata, in spinam 
tenuem longissime acuminata. 

Agave Dasylirioides Nob, Hort. Berol. (81.) 
„ dealbata Lem. (82.) | 
$ 8. Juncine e. (XII.) 

Folia lineari-lanceolata, subcylindraceo-, subrhombeo- aut 
semi teriti-compressa, ancipitia, longitudinaliter asperule striata, 
ad margines integras plus minusve serrata seniora interdum 
filifera. 

Agave stricta Sim. (83.) 
„ striata Zucc. (84.) 
„ recurva Zuces. (85.) 
„ geminiflora Brande. Syn. Bonapartea juncea 
Hr (86.) 


„ Chondracanth®e. (XIII.) 


§ 9. Folia Mi minusve lato lanceolata aut angustata in- 
terdum canaliculata et maculis discoloribus instructa, margine 
spinescente aut membranaceo minute vel minutissime dentata aut 
serrulata, abs que spina terminali. 
5 Folia subcoriacea loriformia aut lineari lanceolata, margine spinescente 
dentata. 
Agave bulbifera m. (87.) 
„ bromeliæfolia /m. (88.) 


* * Folia crassa carnosa lanceolata, subspinescente aut membranaceo 
minutissime dentata vel serrulata, in mucronem mox marcescentem 
desinentia. 


Agave Celsiana Hook. (89.) 
„ chloracantha Smi. (90.) 
„„ Sartori Cu Ken. 
„ Pruinosa Hort. Belg. an Lem. (92.) 


* * * Folia mollia canaliculata maculata, margine subinermia. 


503 


Agave maculosa Hook. (93.) 
+ maculata Regl. (94.) 
„ Virginica Lin. (95.) 


III. Inermes. (XIV.) 
$ 10. Folia molliora fragiliaque, lato-lanceolata aut ensiformi- 
canaliculata in mucronem mollem excurrentia, margine integerrimo 
omnino inermi. 
Agave attenuata Hort, Berol. (96.) 
9. 8. compacta Hort. Belg. (97.) 
5 Ellemetiana Hort. Paris. (98.) 
„ Saponaria Hook. (99.) 
„ variegata Nob. an Syn. A. saponaria Dietr.? (100.) 


IV. Herbacea. (XV.) 


Folia herbacea marcescentia e rhizomate perenni, ensiformi- 
canaliculata in mucronem mollem excurrentia; perangusto albo 
vel rubescenti-marginata, margine minutissime serrata, asperula 
aut lavia. 

Agave brachystachis Cab. Syn. A. polyanthoides Hort. 
nec Schlecht. (101.) 
„ spicata Cav. (102.) 
„ undulata Klotzsch. (103.) 
„ revoluta Klotzsch. (104.) 
„ guttata Nob. et Bouchié'. Hort. Berol. (105.) 


Fourcroya. ent. Zucc. XVI.) 
Perianthium superum hexapetalum, tubo nullo. Stamina 
e fundo floris, a petalis libera, basi acque ac stylus valde in- 
crassata ante anthesin erecta (inclusa) Zuce. 
Fourcroya longeva Zucc. (106.) 
3 gigantea Vent. (107.) 
38 atroviridis Nob. et Geppert. (108.) 
55 tuberosa Alt. (109.) 
„ cubensis Haze. (110.) 
I Commelyni Kunth. Syn. A. Commelyni 
5 Sim. (111.) | 
35 Selloa C. Koch. (112.) 
dich: Bedinghausii C. Koch. (113.) 


Beshorneria. . XVII.) 

Perianthium sixfidum tubulosum. Stamina perigyna ante 
anthesin erecta semper inclusa, filamenta basi ventricosa apicem 
versus attenuata linearia. Stylus basi incrassatus. 

Beshorneria tubiflora Kunth. (114). 
er Yuccoides Schlecht. (115.) 
8 Tonelii Nob. (116.) 
5 Parmentieri Nob. Syn Yucca Parmentieri 
Rezl. (117.) 


504 


In der vorftehenden ſyſtematiſchen Eintheilung haben wir, mit wenigen 
Ausnahmen, nur ſolche Pflanzen aufgenommen, welche wir aus eigener 
Anſchauung kennen und von denen wir eine Diagnoſe entweder ſelbſt auf— 
geſtellt haben, oder wo wir bereits von anderen Forſchern aufgenommene 
Diagnoſen bei Gelegenheit der eigenen Beobachtung beſtätigt gefunden haben. 

Wir haben hier im Ganzen nur ſieben Species mit eingereiht, welche 
ſelbſt zu beobachten wir nicht Gelegenheit hatten, die uns aber ſo beſtimmt 
in den Werken gewiegter Botaniker beſchrieben zu ſein ſcheinen und deren 
Abbildungen wir auch theilweiſe geſehen, daß wir geglaubt haben, ihnen 
unbedenklich eine Stelle in unſerer Eintheilung anweiſen zu können. 

Es find dieſes die A. theomete, glaucescens, virginica, saponaria 
und spicata, ſowie die Fourcroya cubensis und Bedinghausii. Weiter 
unten, wo wir die Diagnofen und Adumbrationen zu den einzelnen Species 
geben, werden wir Näheres auch über dieſe ſieben Arten zu ſagen Gele— 
genheit finden. 

Außer den in unſer Syſtem beſtimmt eingereihten Pflanzen werden 
indeſſen in verſchiedenen Gärten noch mehrere andere Arten cultivirt, welche 
uns zum Theil auch wohl bekannt, die aber entweder noch zu wenig 
charakteriſtiſch ausgebildet ſind, oder deren Habitus anderen bereits beſchriebenen 
Pflanzen ſo nahe ſteht, daß wir nicht glaubten, es wagen zu dürfen, ſchon 
jetzt beſtimmte Diagnoſen von denſelben aufzuſtellen und ihnen einen 
beſtimmten Platz im Syſtem anzuweiſen. 

Andere Pflanzen ſind zwar von Botanikern beſchrieben und benannt, 
finden ſich aber in den uns bekannten Sammlungen nicht vor, auch ſind die 
von ihnen aufgeſtellten Diagnoſen nicht ſo ausführlich und beſtimmt, um 
nach denſelben jene Pflanzen einreihen zu können. Wir wollen alle dieſe 
Pflanzen weiter unten aufführen und über dieſelben dann auch dasjenige 
mittheilen, was uns über ſie bekannt geworden iſt. b 

Hoffentlich iſt es uns vergönnt, in nicht gar zu ferner Zeit, auch den 
Pariſer und Londoner Garten beſuchen zu können, wo wir noch eine reiche 
Ausbeute für unſere Arbeit finden dürften und dann auch Gelegenheit haben 
werden, noch manche Synonima feſtzuſtellen. 

Wir hoffen auf dieſe Weiſe einen Weg auzubahnen, auf welchem mit 
der Zeit mehr Ordnung und Licht in die Kenntniß dieſer intereſſanten 
Pflanzenfamilie kommen wird; namentlich wenn unſere Arbeit manche 
Kenner derſelben dazu anregen ſollte, auch ihre Erfahrungen auf dieſem 
Gebiete zu veröffentlichen. 


Anmerkungen, Diagnoſen und Erläuterungen 
zu der vorſtehenden Eintheilung. 
4. Erläuterungen zu den verſchiedenen Abtheilungen der Eintheilung. 
(i.) Agavae marginatæ (Ganzrandige). 

Da wir in unſerer Eintheilung überhaupt die ſtarren Formen oben⸗ 
angeſtellt haben, ſo mußten wir folgerecht auch wieder mit der abſolut 
ſtarrſten Form beginnen. Dieſe umfaßt unſtreitig diejenigen Species, welche 
Fürſt Salm im $ 2 feiner Eintheilung A. heteracanthæ benannt hat. 
Weshalb wir dieſe Benennung nicht beibehalten, iſt bereits weiter oben er: 


505 


wähnt. Wir haben ſie dagegen wohl mehr bezeichnend A. marginatæ 
benannt, weil die ganzen Blattränder von der Baſis bis in den Endſtachel 
hinein, mit einer holz- reſp. hornartigen von der fleiſchigen Blatt— 
maſſe lösbaren Rande verſehen ſind, mit welchem die demſelben auf— 
ſitzenden Stacheln ganz homogen ſind. Wir haben um ſo mehr geglaubt, 
die Benennung heteracanths beſeitigen zu müſſen, als die überwiegend 
größte Mehrzahl der hierher gehörigen Species ſich durch eine hervorſtehend 
gleichartige Randſtachelbildung auszeichnet. Von der Baſis bis zur Spitze 
ſind die Stacheln faſt alle gleich groß, meiſtentheils klein, aber ſehr feſt, 
ſcharf und ſtechend. Hiervon ausgenommen find nur A. heteracantha, 
xylonacantha und horrida, welche ſich durch eine vorwiegend unregel— 
mäßige Randbeſtachelung, ſowohl in Form als Größe, auszeichnen. 


Die Blätter dieſer Gruppe ſind vorzugsweiſe ſtarr und ſpröde, meiſtens 
ſchmal zuſammengedrückt, theils lang geſtreckt, theils kurz, verhältnißmäßig 
dick, größtentheils auf der unteren Seite ſtark gewölbt, auf der oberen Seite 
flach oder nur wenig ausgehöhlt. Die Blattſtellung iſt entweder nach oben 
eingebogen oder gerade abſtehend, nur bei einer Species der A. xylona- 
cantha ſind die älteren Blätter nach unten zurückgebogen. 


In dem allgemeinen Charakter der Blattbildung weicht am meiſten 
A. applanata von den übrigen Pflanzen dieſer Gruppe durch eine größere 
Breite und langgeſtreckte Spitze der Blätter ab. Sie macht den natürlichen 
Uebergang zu der folgenden Abtheilung. Wir finden ferner bei dieſer 
Abtheilung die Form des gerinnten Endſtachels am hervorragendſten 
und charakteriſtiſchten ausgebildet, und iſt auch nur dieſe Endſtachelform 
hier vertreten, was unbedingt ſeinen Grund in der horn- oder holzartigen 
Beſchaffenheit der Blattränder hat, welche ſich in den Endſtachel hinein 
fortſetzen und ſomit ein Zuſammenwachſen derſelben und eine Vereinigung 
der Blattfaſern in eine kegelförmige Rundſpitze verhindern. Man kann 
hier daher auch faſt bis in die äußerſte Spitze hinein die Trennungslinie 
beider Blattränder verfolgen. Am Auffälligſten tritt dieſe Endſtachelbildung 
bei A. xylonacantha und applanata hervor, bei welcher die langgeſtreckte 
Blattſpitze bereits in ihrem äußerſten fleiſchigen Ende eine ſcharf dreieckige 
pyramidale Form annimmt, die ſich auch in der hornartigen Stachelſpitze 
fortſetzt. Die Oberſeite des Endſtachels iſt bei der Letztgenannten ganz flach und 
mit weit auseinanderſtehenden, kurz aufgebogenen, erhabenen ſtarken Rändern 
verſehen, die ſich dann allmälich, je nachdem der Stachel ſich mehr zuſpitzt, 
einander nähern und zuletzt in eine ſich berührende ſcharfe Theilungslinie 
auslaufen. 


(.) Agavæ ſiliferæ (Fadentragende). 


Da wir den ſtechenden Endſtachel als charakteriſtiſches 
Merkmal der hornartig-ſtacheligen Agaven hingeſtellt haben, fo 
konnten die fadentragenden Arten auch nicht von dieſer Abtheilung getrennt 
werden. Ihre ganze Structur aber und namentlich der theilweiſe ſich in 
Fadenform von ſelbſt löſende Blattrand, deſſen Farbe und Subſtanz eine 
andere als die der Blattſubſtanz iſt, deuten unabweislich darauf hin, daß 


EEE N 


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dieſe Pflanzen hierher und nicht zu der Unbewaffneten gehören, wohin ſie 
Fürſt Salm geſtellt hatte. Sie haben von allen uns bekannten Agaven 
vielleicht die ſtärkſte Blattfaſer und werden dieſelben daher auch im Vater⸗ 
lande, dem nördlichen Mexico, behufs Gewinnung dieſer Faſer zu gewerb⸗ 
lichen Zwecken, als Culturpflanze angebaut. Es exiſtiren bereits eine große 
Menge von Samenvarietäten der A. filifera und filamentosa mit längeren 
oder kürzeren, ſchmäleren oder breiteren, langgeſtreckten oder kurz zugeſpitzten 
Blättern, mit häufigerer oder ſpärlicherer Fadenlöſung, mit mehr oder weniger 
weißen Streifen auf den Blattflächen. Die Handelsgärtner machen ſich 
dieſe Formveränderlichkeit reichlich zu Nutzen und geben vielfach von der 
Grundform abweichende Varietäten unter den verſchiedenſten Namen als 
beſondere Species ab. 

Wie bei vielen Agaven ſich die Stachelbildung, namentlich auf ber 
unteren Blattſeite, durch den Druck einpreßt, welchen die Blätter in dem 
noch unentwickelten Blattkegel auf einander ausüben, ſo auch vorzugsweiſe 
bei dieſer Abtheilung. Hier iſt jedoch die Verbindung der Epidermis mit 
der fleiſchigen Blattſubſtanz eine weniger innige, ſowie hier überhaupt die 
ganze Dlatttertur eine vorwiegend faſerige und weniger fleiſchige zu fein 
ſcheint. Durch den oben erwähnten Druck der Blattränder auf die inneren 
Blätter in dem unentwickelten Blattkegel zeichnet ſich nun hier die Stelle, 
wo dieſer Druck ſtattgefunden hat, durch einen etwa eine Linie breiten 
Streifen aus, welcher dadurch eine weiße Färbung erhält, daß ſich hier in 
Folge des erwähnten Druckes und bei der loſeren Verbindung der Epidermis 
mit der Blattmaſſe erſtere an dieſen Stellen von letzteren gelöſ't ba, 
vom Chlorophyll getrennt iſt und nun weiß erſcheint. 

(III.) Agavae carnosae (Fleiſchigblätterige). 

In dieſe zweite Unterabtheilung unſerer Keratacanthæ haben wir 
alle Pflanzen mit dicken fleiſchigen Blättern, von verhältnißmäßig feſter, 
großentheils ſtarrer und ſpröder Textur, eingereiht, dieſe aber wieder nach 
der Verſchiedenheit der Blattform in drei Unterabtheilungen getheilt. 

Oben an ſtehen die 

(IV.) Latifoliae (Breitblätterige), 
mit im Verhältniß zur Blattlänge bedeutenden Breite der Blätter. Einige 
der hierher geſtellten tragen zwar nicht dieſen Charakter, ſondern zeichnen ſich, 
wenn auch gleich dick und fleiſchig, durch etwas ſchmalere und länger geſtreckte 
Blätter aus, konnten aber ihres allgemeinen Habitus wegen nicht von dieſer 
Abtheilung geſchieden werden. Auch würden ſich die beiden letzten der hierher 
gezählten Species, A. xalapensis und polyacantha, ihrer Stachelbildung 
nach, wieder beſſer an die Subcoriace anſchließen, mußten aber der Form 
und Conſiſtenz der Blätter wegen hierher geſetzt werden. 

Unter den Breitblätterigen haben wir nun wieder zwei caratteriſtich 
abweichende Formen unterſchieden und zwar: 

A. Die Semimarginatae (Halbgerandet e). 

Dieſe Abtheilung ſchließt ſich ganz folgerecht an die Marginatæ an, 
weil dieſelben in der oberen Hälfte ebenfalls verſchiedenfarbige faſt horn⸗ 
artige Blattränder haben, die aber nicht von der Blattſubſtanz lösbar, 
-fondern mehr mit detſelben verwachſen find. Die Blätter dieſer Abtheilung 


507 


haben ſämmtlich mehr oder weniger langgeſtreckte, ganz ſchmal zulaufende 
Spitzen. Die Randſtachelbildung hört auf etwa ¼ der Blattlänge nach 
oben zu ganz auf und iſt hier durch den erwähnten, von der Blattmaſſe 
verſchiedenartigen, völlig ſtachelloſen Rand erſetzt. Auch von dem Punkt, wo 
die Randſtachelbildung aufhört, bis etwa zu der halben Blattlänge fließen 
die hornartigen Stachelbaſen häufig derart in einander, daß man glaubt, 
Pflanzen des erſten Paragraphen oder Ganzrandige vor ſich zu haben, und 
erſt in der unteren Blatthälfte kommen entſchieden fleiſchige Zwiſchenräume 
zwiſchen den Randſtacheln zum Vorſchein. 

In dem Verhältniß, wie dieſes Zuſammenfließen der Stachelbaſen ſich ver— 
liert, treten aber dann zuerſt wieder bedeutend kleinere Zwiſchenſtacheln in 
den Ausbuchtungen auf, bis auch dieſe allmälig kleiner und ſeltener 
werden. Eine fernere allen Pflanzen dieſer Abtheilung gemeinſame Eigen: 
thümlichkeit iſt die, daß die Raudbeſtachelung ſich, wenn auch manchmal nur 
in ſchwachen Andeutungen, faſt bis in die Blattbaſen hinein fortſetzt, wo 
die Stacheln aber in demſelben Verhältniſſe als ihre Größe von der Blatt— 
mitte aus abnimmt um ſo dichter ſtehen. 

Je langgeſtreckter die Blattſpitzen von der Mitte der Abtheilung an werden, 
um ſo mehr ſtreckt ſich auch der Endſtachel in eine längere und verhältniß— 
mäßig dünnere Spitze. Die Rinnenform hört beinahe ganz auf und der 
Stachel wird vollkommen pfriemlich. 

Die hierher gezählten Pflanzen ſind in der Art gruppirt, daß diejenigen 
Arten, bei denen der hornartige Rand am ſtärkſten und abgeſchiedenſten 
hervortritt, oben an ſtehen, und daß die einzelnen Pflanzen in der Art auf 
einander folgen, wie dieſe Eigenſchaft allmälig abnimmt, bis wir zu der 
zweiten Hälfte dieſer Unterabtheilung zu den 
B. Substantia totius marginis foliis æqualis (durchweg fleiſchig 

Gerandete) 

gelangen, bei welchen nicht nur alle Randſtacheln durch fleiſchige 
Zwiſchenräume getrennt ſind, ſondern wo auch die Stachelbildung weiter 
nach der Spitze hinaufreicht und wo erſt kurz vor der Baſis des Endſtachels 
der Blattrand eine mehr hornartige Conſiſtenz annimmt. Auch unterſcheidet 
ſich die Blattform der hierher geſtellten Pflanzen von der der vorigen unter 
A. aufgeführten Unterabtheilung dadurch, daß die Blattſpitzen weniger lang— 
geſtreckt, ſondern ſtumpflicher und mehr normal lanzettlich erſcheinen. 

Bei ſämmtlichen zu den Latifoliæ gezählten Pflanzen iſt der End: 
ſtachel mehr oder weniger gerinnt. Bei den Seminarginate iſt er 
vorherrſchend ſehr lang, verhältnißmäßig dünner und ſehr ſpitz, während er 
bei der folgenden Unterabtheilung kürzer, aber, der weniger langgeſtreckten 
Blattſpitze entſprechend, verhältnißmäßig dicker iſt. 

Wir gelangen nun zu der zweiten Hauptabtheilung der Carnosæ, zu den 

N (J.) Feliis spathulatis (Spatelförmigen). 

Sie zeichnen ſich durch eine verhältnißmäßig kurze, dagegen ſehr breite 
Blattform und die ſehr ſtumpf und kurz zulaufende Blattſpitze vor allen 
anderen Arten aus. 

Eine andere Eigenthümlichkeit bei denſelben find die ſehr tiefen Aus⸗ 
buchtungen des fleiſchigen Blattrandes und demgemäß die ſtark hervortre⸗ 


508 


tenden fleiſchigen Erhöhungen, welchen die meiſtens ftarfen und breiten 
Randſtacheln aufſitzen.) Die Blätter find häufig ganz flach, auf der 
Oberſeite gegen die Baſis hin häufig ſogar etwas gewölbt, und nur in der 
oberen Hälfte gegen die Spitze hin mehr oder weniger ausgehöhlt. 

Die Stachelbaſen ſind meiſtentheils ſehr breit und im Verhältniß hiezu 
die Stacheln ſelbſt kurz, plattgedrückt, ſtets hakig gekrümmt. 

Ganz beſonders charakteriſtiſch iſt bei dieſer Abtheilung die End— 
ſtachelbildung. Sämmtliche hierher gehörige Pflanzen haben den 
gewundenen Endſtachel spina terminalis flexuosa. | 

Dieſe Endſtacheln ſind nämlich in der Richtung ihrer Mittelachſe nach 
beiden Seiten hin und her gebogen, ähnlich wie dieſes bei manchen mittel— 
alterlichen zweihändigen Schwertern der Fall iſt, nur daß die ſeitlichen 
Biegungen bei Letzteren kürzer und ſchärfer ſind, als bei den Endſtacheln 
der Agaven. Die Stärke dieſer Endſtacheln ſteht hier in einem ziemlich 
richtigen Verhältniß zu der Größe und Stärke der Blätter. Endlich iſt der 
gewundene Endſtachel nur halb gerinnt, d. h. die Theilungslinie reicht von 
der Stachelbaſis nur bis ohngefähr in die Hälfte der ganzen Stachellänge. 

M.) Foliis angustatis apicultis (Stumpfſpitzige). 

Die Blätter haben eine ſchmal oblonge Form und ſind gerade, bei 
nur geringer Länge ſehr dick und ſtarr, auf der oberen Blattſeite flach, nach 
der Baſis zu ſogar mitunter flach gewölbt, auf der unteren ſtark gewölbt, 
ſo daß ſie einen halbſtielrunden Durchſchnitt bilden. Gegen die Spitze hin 
ziehen die Blattränder ſich in kurzer Biegung zuſammen und bilden einen 
verhältnißmäßig ſtarken vollen Stachel, in deſſen Baſis eine Theilung der 
Blattränder kaum wahrnehmbar iſt, ſo daß wir hier den obenerwähnten 
vollen, kegelförmigen Endſtachel, spina terminalis tereti-conica 
oder conoidea finden, was auch der ſeitlich eng zuſammengedrückten Blatt: 
bilduug, mit nur ſchwach entwickelten Blatträndern, durchaus entſpricht. 
Letztere ſind gerade eng zuſammengedrückt und mit weitſtehenden, meiſtens 
verhältnißmäßig ſtarken Randſtacheln beſetzt. 

Die Stellung der meiſtens kurzen, gerade abſtehenden Blätter, iſt eine 
aufrecht abſtehende. 

Sämmtliche hierher gehörende Arten bilden Stämme. 

(VII.) Suhcoriacex 
(mit weniger fleiſchiger, dünnerer, mehr lederartiger 
Blattbildung.) le 

wenigſtens in der oberen Blatthälfte, während nach der Baſis zu 
noch eine größere Conſiſtenz vorhanden iſt. Die hier zu der erſten 
Unterabtheilung geſtellten Pflanzen find in der unteren Vlatthälfte 
noch ſehr dick und fleiſchig, in der zweiten Unterabtheilung werden 
aber auch die unteren Blatthälften minder fleiſchig. Bei dieſer 
ſowohl als der nachfolgenden Abtheilung können wir, was Blattform 
und allgemeinen Habitus der dahin geſtellten Pflanzen anlangt, eine allgemein 
gütige Charakteriſtik nicht geben. Da wir einmal die Stachelbildung im 
Allgemeinen als Grundlage für unſere Eintheilung angenommen und für 


) Wir wollen dieſe fleiſchigen Randerhöhungen für die Folge Stachelkiſſen 
nennen, um für dieſe Randform eine beſtimmte Bezeichnung zu gewinnen. 


509 


die erſte Abtheilung den hornartigen und ſtechenden Endſtachel als 
charakteriſtiſches Kennzeichen gewählt haben, ſo mußten auch die hier in der 
Abtheilung subcoriacee und subcarinatæ aufgeführten Pflanzen in dieſer 
Hauptabtheilung mit untergebracht werden. Die meiſten der hierher gezählten 
Pflanzen haben eine langgeſtreckte, verhältnißmäßig ſchmalere Blattform und 
machen hiervan nur die unter No. 49, 50 und 51 aufgeführten Arten mit 
verhältnißmäßig breiteren Blättern eine Ausnahme. 

Höchſt wahrſcheinlich kennen wir hier manche ausgleichenden Mittel— 
formen noch nicht, deren ſpätere Kenntniß eine ſchäfere Abzweigung der ganz 
unzweifelhaft zuſammen gehörenden Arten ermöglichen und den natürlichen 
Uebergang zu der nächſtfolgenden Abtheilung klar darlegen wird. 

(VIII.) Subearinatæ (theilweiſe Gerippte). 
Es iſt dies von allen diejenige Abtheilung, die am wenigſten ſcharf ab— 
egrenzt iſt. Sie umfaßt Pflanzen, welche Fürſt Salm theils zu ſeinen 

e theils zu den Micracanth zählt, die wir aber der Natur 
ihrer Stachelconſiſtenz wegen mit zu den Hornartigſtacheligen zählen mußten. 
Die Blattſubſtanz iſt bei ihnen meiſtens eine weichere, die Stacheln vor— 
herrſchend kleiner und von geringerer Conſiſtenz. Die Blattfarbe iſt bei den 
Meiſten lebhaft hellgrün und bei vielen glänzend. Alle hierher gehörenden 
Arten tragen auf der Unterſeite der Blätter, mehr oder weniger und ſtärker 
oder ſchwächer hervortretende Längenrippen. Dieſe Rippen ſind keineswegs 
bloße Mittelrippen, ſondern auch ſeitliche Längenrippen, die vorzugsweiſe in 
der oberen, dünneren Blatthälfte auf der Unterſeite hervortreten. Zuweilen 
machen dieſelben ſich auch auf der Oberſeite des Blattes durch entſprechende 
Vertiefungen bemerkbar. Bei einigen Pflanzen treten ſogar ſehr ſcharfe tiefe 
Furchen auf der Oberſeite des Blattes hervor, wie bei A. rudis. 

Innerhalb der Abtheilung ſind die Pflanzen derart geordnet, daß bei 
denſelben die Stachelconſiſtenz allmälig von oben nach unten zu abnimmt, 
ſodaß bei den ſechs letzten Pflanzen der Abtheilung die Randſtacheln bereits 
eine mehr knorpelartige Conſiſtenz annehmen, während aber bei allen noch 
der hornartige und ſtechende Endſtachel vorhander iſt. Alle diejenigen Arten 
dieſer Abtheilung, deren Blüthen uns bisher bekannt geworden ſind, haben 
einen einfachen Blüthenſchaft, dabei jedoch eine ſehr verſchiedene Form des 
Blüthenſtandes. 

Vorausſichtlich werden ſich ſpäter, wenn erſt noch mehrere bisher unbe— 
kannte Formen bekannt werden, in dieſer Gruppe mehrere natürliche Unter— 
abtheilungen bilden, wozu uns augenblicklich noch zu wenig charakteriſtiſche 
Anhaltspunkte vorliegen. 

(XI.) Margine integerrimæ (Randſtachelloſe). 

Dieſe Abtheilung iſt nur durch eine Species vertreten, die wir leider 
aus eigener Anſchauung nicht kennen, die aber im Sommer 1861 in dem 
Garten zu Kew geblüht hat, und von Sir Willam Hooker im Bot. Mag. 
t. 5333 jo vortrefflich beſchrieben und abgebildet iſt, daß über die Berech— 
tigung, die Pflanze als eigene gute Species aufſtellen zu dürfen, kein 
Zweifel obwalten kann. Außerdem aber ſteht dieſe Species in ihrer eigen— 
thümlich charakteriſtiſchen Bildung noch ganz allein und von allen anderen 
bis jetzt bekannten Pflanzen ſo abweichend da, daß für dieſelbe nothwendig 
eine beſondere Abtheilung gebildet werden mußte. 


910 


Man könnte die Pflanze ihrer pergamentartigen Blattränder wegen 
vielleicht unter die Ganzrandigen ſtellen, doch ſpricht hiergegen der ganze 
Habitus der Pflanze mit ihrem verhältnißmäßig hohen Stamm und den 
ſowohl ſehr langen und breiten als dicken und fleiſchigen Blättern, welches 
alles eine viel weichere Blattconſiſtenz bekundet, und die Pflanze ſomit ſchon 
charakteriſtiſch von den ganzrandigen Agaven trennt. | 

Anderentheils könnte man ſie nach ihrem ganzen Habitus fo wie nach 
Form und Conſiſtenz der Blätter den Unbewaffneten anſchließen, da ſie, 
der Abbildung nach zu urtheilen, in ihrer ganzen Erſcheinung am Meiſten 
Aehnlichkeit mit A. attenuata hat. Hiergegen ſpricht indeſſen ganz ent⸗ 
ſchieden der lange, hornartige und ſtechende Endſtachel. Des letzteren wegen 
mußte die Pflanze daher zu den Hornartigſtacheligen geſtellt werden, während 
ſie ihrer gleichzeitig völlig ſtachelloſen Blattränder wegen von allen anderen 
Unterabtheilungen derſelben getrennt werden mußte. Im Uebrigen reiht ſich 
die von ihr vertretene Abtheilung, der fleiſchigen und weicheren Blätter wegen, 
am Beſten der vorhergehenden Abtheilung an. 

Ein Umſtand, der faſt noch mehr als Alles bisher Geſagte dafür ſpricht, 
daß wir es hier mit einer charakteriſtiſch abgegrenzten beſonderen Unter⸗ 
abtheilung zu thun haben, iſt der, daß die eigenthümlich geformte fuchsſchwanz⸗ 
artig überhängende Blüthenähre zur Zeit der Reife neben reifen Samen- 
kapſeln eine Menge aus den Bracteenwinkeln hervorſproßender junger Pflänzchen 
trägt, was unſeres Wiſſens bei keiner anderen eigentlichen Agave der Fall 
iſt. Auch die aus den Blüthenrispen der Fourcroyen ausſproßenden Knöllchen 
entwickeln ſich noch nicht auf der Mutterpflanze ſelbſt, ſondern erſt nachdem 
ſie gepflanzt, mit der Erde in Berührung kommen. 

(J.) Canaliculatæ (Rinnenblätterige). 

Wir hatten urſprünglich dieſe Abtheilung mit unter die Lederartigblät⸗ 
terigen als eine beſondere Unterabtheilung eingereiht, gewannen bei reiflicher 
Ueberlegung aber ſpäter die Ueberzeugung, daß die hierher gezählten Arten 
viel beſſer als eine eigene Abtheilung von jenen getrennt und hierher geſtellt 
werden. 

Durch die ſehr lang geſtreckte, ſchmale, rinnige, entſchieden zurückgebogene 
Blattform und die faſt mehr pergament- als lederartige fejterer Conſiſtenz 
der Blätter, unterſcheiden fie ſich ganz charakteriſtiſch von den Lederartig- 
blätterigen und bilden einen ſehr guten Uebergang zu der folgenden Ab⸗ 
theilung der Loriformes. 

l.) Loriformes (Riemenförmige). 

Es iſt dies eine neue bisher nur noch ſchwach vertretene Gruppe, die 
einſtweilen nur zwei Arten zählt, von denen die eine im Frühjahr 1863 
von uns im Berliner botaniſchen Garten beſtimmt wurde, wo ſie damals 
geblüht hat, während wir die andere im Sommer deſſelben Jahres in der 
Sammlung des Kunft- und Handelsgärtners de Smet in Gent fanden, 
unter der Agavengruppe, welche derſelbe auf der dortigen Blumenausſtellung 
ausgeſtellt hatte. 

Dieſe Abtheilung zeichnet ſich durch die ſehr zahlreichen ſchmalen und 
langgeſtreckten Blätter aus, welche gegen ihre Spitze hin eine pergament⸗ 
reſp. ſchilfartige Conſiſtenz annehmen. 


511 


Die beiden bis jetzt bekannten Arten waren unter feine der anderen 
Abtheilungen einzureihen, und mußten ſie daher eine eigene Abtheilung bilden, 
welche indeſſen, da auch hier ein zwar nur ſchwacher, aber doch noch horn— 
artiger ſtechender Endſtachel vorhanden iſt, noch mit unter die Hornſtachel— 
artigen gezählt werden müſſen. 

Das Nähere über dieſe Gruppe wird aus den weiter unten folgenden 
Diagnoſen der beiden hierher gehörigen Pflanzen hervorgehen. 

(XII.) Juneinee (Binſenförmige). 

Foürſt Salm hat dieſe Form zu den Inermes gezählt, was uns indeſſen 
nicht ganz gerechtfertigt erſcheint; denn einmal iſt bei allen hierher gehörigen 
Arten noch ein hornartiger ſtechender Endſtachel vorhanden, der bei einigen 
Arten indeſſen an den älteren Blättern ſpäter vertrocknet, anderentheils aber 
iſt die Sägezahnbildung an den Blatträndern mitunter ſo ſcharf, daß man 
ſich, bei dem Hinauffahren längs derſelben mit der Hand, in die Finger 
ſchneidet. 

Ihres außerordentlichen Blätterreichthums, ſo wie der zuſammengepreßten 
theils kantigen Blattform derſelben wegen, reiht ſich dieſe Abtheilung denn auch 
ganz folgerecht an die Vorhergehende an, welche letztere, im Verein mit den 
Rinnenförmigen, einen ganz natürlichen Uebergang von den breitblätterigen 
Formen zu dieſen ganz ſchmalblätterigen bildet. 

Bei oberflächlicher Betrachtung findet man unter mehreren der hier auf— 
geführten Pflanzen keinen, oder nur einen ſehr geringen Unterſchied. Unter— 
ſucht man die Pflanzen aber genauer, ſo ergeben ſich in der Blattform 
und namentlich an deren Baſis, ſo wie auch in der Blattfarbe und der 
robuſteren oder ſchwächeren Sägezahnbildung der Ränder, nicht unweſentliche 
Unterſchiede. 

Geblüht haben bisher leider erſt zwei Species dieſer Gruppe, und wird 
daher die Löſung der noch beſtehenden Zweifel über die Berechtigung des 
Beſtehenbleibens der hier aufgeführten einzelnen Arten, bis dahin ausgeſetzt 
bleiben müſſen, daß wir die Blüthen Aller kennen. 

(XIII.) Chendracanthæ (Knorpeligſtachelige). 

Es umfaßt dieſe Abtheilung alle diejenigen Arten, die zwar noch eine 
mehr oder weniger ſtarke Randſtachelbildung haben, denen aber der Endſtachel 
gänzlich fehlt und die an deſſen Stelle nur mit einer bald verwelkenden 
Weichſpitze verſehen ſind. | 

Auch in dieſer Abtheilung kommen Pflanzen von ſehr verſchiedener 
Blattbildung vor. Bei denen der erſten Unterabtheilung ſind die Blätter 
wenig fleiſchig, mit ſtark hervortretender Mittelrippe, und daher an der Baſis 
dick aber ſeitlich ſtark zuſammengepreßt, in der Mitte und gegen die Spitze 
hin nehmen ſie dagegen eine mehr pergamentartige Conſiſtenz an. Die 
Blattränder ſind ausgehöhlt und mit weit ſtehenden, ziemlich anſehnlichen 
knorpelartigen Stacheln beſetzt, die an ihren Spitzen aber doch ſo viel 
Conſiſtenz haben, um einigermaßen ſtechen zu können. 

Die Blätter der zweiten Unterabtheilung ſind dagegen dick, fleiſchiger 
und von mehr oder weniger weicher Textur. Bei den meiſten derſelben iſt 
die Randſtachelbildung eine ſehr gedrängte, dabei ſind die Stacheln an und 
für ſich aber nur klein und verhältnißmäßig weich. 


512 


Bei der dritten Unterabtheilung endlich find die Blätter dünner, 
weich, mehr krautartiger Natur und näheren ſich in ihrem Anſehen mehr 
denjenigen der Herbaceæ. 


(XIV.) Inermes (Un bewaffnete). 

Nach den für unſere Eintheilung angenommenen Grundſätzen können 
hieher nur wenige Arten gezählt werden, und zwar nur alle diejenigen, 
welche weder am Rande beſtachelt ſind, noch einen Endſtachel tragen. 

Wir können hier im Ganzen nur vier Pflanzen aufführen. 

Die Fachmänner haben bisher immer noch gerechten Zweifel darüber 
gehegt, ob die erſte derſelben eine wirkliche Agave ſei, ein Zweifel, der auch 
endgültig erſt gelöſ't werden wird, wenn ſie einmal irgendwo zur Blüthe 
kommen und letztere ſachgemäß beſchrieben wird. | 

Nach der Abbildung, welcher Hooker J. c. von ſeiner Agave glaucescens 
giebt, könnte man dieſelbe für A. attenuata db. compacta halten, wenn 
jene nicht den langen und ſtarken Endſtachel hätte. Sonſt iſt der ganze 
Habitus dieſer Pflanze der Letztgenannten ſo ähnlich, daß man, auf dieſe 
Aehnlichkeit geſtützt, wohl berechtigt ſein dürfte, auch die A. attenuata für 
eine echte Agave zu nehmen. 


(XV.) IV. Herbacex (Krautartige). 

Von allen zweifellos feſt begrenzten Abtheilungen der Agaven herrſcht 
in dieſer Abtheilung, bezüglich der Feſtſtellung der einzelnen Species, noch 
die meiſte Unſicherheit. 

Der Berliner botaniſche Garten enthält ſieben hierher gehörige Species, 
von welchen aber bisher nur die A. brachystachis syn. polyanthoides 
geblüht hat und zweifellos feſtgeſtellt iſt. Wir haben nun im verfloſſenen 
Sommer, im Verein mit Herrn Garten-Inſpector Bouché, ſämmtliche im 
Garten cultivirten, zu dieſer Abtheilung gehörenden Pflanzen einer genauen 
Unterſuchung unterworfen und ſind zu dem Ergebniß gelangt, daß wir unter 
den jetzt vorhandenen Pflanzen die von Klotzſch 1840 in der „Allgem. Garten⸗ 
zeitung von Otto“ nach Form und Blüthe gut beſchriebenen A. spicata, 
revoluta und undulata nicht wieder haben aufzufinden vermögen. Da nun 
Herr Inſpector Bouché über den Verbleib der ſeiner Zeit von Klotzſch 
beſchriebenen Pflanzen keinerlei Auskunft zu geben vermag, ſo muß einſt⸗ 
weilen angenommen werden, daß die drei obgenannten Pflanzen untergegangen 
ſind. Nur die A. brachystachis Klotzsch iſt unzweifelhaft vorhanden. 


(XVI.) Foureroya. 

Zuvörderſt bemerken wir, daß wir uns der Anſicht des Fürſten Salm 
vollkommen anſchließen, der den Namen Fourcroya als eine etymologiſch 
durchaus richtige Ableitung von Fourcroy, nach welchem die Pflanze 
benannt, beibehält. Wir können keinen irgend vernünftigen Grund dafür 
finden, hier der natürlichen Etymologie muthwillig Gewalt anzuthun. 

Fürſt Salm führt in ſeiner Abhandlung vier beſtimmt feſtgeſtellte 
und drei noch zweifelhafte Arten dieſer Gattung auf. Die Erſteren, 
von denen wir Fourcroya long&va, gigantea und tuberosa 
aus eigener Anſchauung kennen, haben wir denn auch in unſer 


513 


Syſtem aufgenommen und denfelben noch die Agave Commelynöi des 
Fürſten, welche von Kunth ſehr richtig als Fourcroya erkannt iſt, ſowie 
die beiden von K. Koch aufgeſtellten Species Fourcroya Selloa und 
Bedinghausii hinzugefügt. Hierzu kommt denn noch eine neue, der 
F. gigantea nahe verwandte, aber doch auch wieder nicht unweſentlich 
verſchiedene Art, die wir im botaniſchen Garten zu Breslau aufgefunden 
und welcher wir wegen der ſchwarzgrünen Farbe ihrer Blätter den Namen 
F. atroviridis beigelegt haben, fo daß wir acht gute feſtgeſtellte Fourcroyen 
haben aufnehmen können. 

Die außerdem von dem Fürſten noch als zweifelhafte Species aufge— 
führten Fourcroya australis, madagascarensis und Cantala, welche 
Haworth nach kleinen Samenpflanzen beſtimmt hat, laſſen wir um ſo mehr 
hier bei Seite, als wir überhaupt keine zweifelhaften Species in unſer 
Syſtem aufgenommen haben, ſondern alle hierhin zu zählenden Arten in 
einem beſonderen Anhange für ſich behandeln werden. 

Die Art Fourcroya iſt nach ihrer Blüthe hinlänglich als beſonderes 
Genus feſtgeſtellt, wir haben aber bisher nirgendwo einiger charakteriſtiſcher 
Eigenthümlichkeiten in dem Habitus der Fourcroyen erwähnt gefunden, 
welche ſich bei allen uns bekannten Arten mehr oder weniger ſcharf aus— 
geprägt vorfinden, und die daher da, wo die Blüthe einer Pflanze noch nicht 
bekannt, ſehr füglich als vorläufiger Anhalt zur Beſtimmung der Pflanze 
um ſo mehr dienen können, als dieſe Eigenthümlichkeiten bei keiner anderen 
zu den Agaveen gehörenden Art in dieſer Weiſe vorhanden ſind. | 

Die erſte diefer Eigenthümlichkeiten iſt die, daß die Baſis der Blätter— 
krone ſtets eine mehr oder weniger ſtark ausgeprägte Bulbenform beſitzt. 
Die Blätter der Fourcroyen haben nämlich bei Weitem nicht die 
fleiſchige Conſiſtenz des größten Theiles der Agavenblätter, dahingegen ſind 
ſie mit einer durchgehenden ſtarken Mittelrippe verſehen, welche an der 
Baſis einen förmlichen Knollen bildet. Aus dem Complex dieſer einzelnen 
feſt über⸗ und nebeneinander ſtehenden knolligen Blattwurzeln entſteht dann 
eine Bulbenform, die um ſo deutlicher hervortritt, je blattreicher die Pflanze 
iſt und um je mehr die Blätter dicht über ihrer Baſis ſeitlich zuſammen— 
gedrückt ſind, ſo daß hier die eigentliche Blattſubſtanz ſich außerordentlich 
verſchmälert und nur noch die ſtarke Mittelrippe mit ſchwachen Andeutungen 
der Blattränder übrig bleibt. Am deutlichſten tritt dieſe Bulbenbildung bei 
den F. Selloa zu Tage. Hier ſind die verhältnißmäßig ſehr breiten und 
gleichzeitig dicken Blattbaſen zu jener Bulbe feſt zuſammengepreßt; gleich 
über den knolligen Blattwurzeln aber verſchmälern ſich die Blätter 
bedeutend. Wie bei allen Agaven ſtehen nur die jüngſten, erſt ſo eben vom 
feſten Blattkegel gelöſ'ten Blätter gerade aufrecht. Bald aber fangen ſie an, 
ſich nach außen zu biegen, mitunter in einem flachen Bogen, ſehr häufig aber 
auch in einem ſcharf ausgeprägten Winkel, deſſen Scheitel auf dem unteren 
Drittel der ganzen Blattlänge ſitzt. Je älter die Blätter werden, um ſo 
mehr rückt dieſer Winkel nach unten, bis er bei den ganz alten Blättern 
dicht über der Blattwurzel ſitzt. Der Umfang der Pflanze nun, um dieſe 
Winkelbiegung der älteren Blätter gemeſſen, iſt ein geringerer, als der um 
die dicht zuſammengepreßten Blattbaſen und ſomit tritt hier die bulbenförmige 

Hamburger Garten- und Blumenzeirung. Band XX. 33 


514 


Geſtalt des Fußes der Blätterkrone deutlich hervor. Wahrnehmbar iſt diefe 
Bildung bei allen uns bekannten Fourcroyen, ſie tritt aber bei den weniger 
blattreichen und auch bei den ſtammbildenden nicht ſo auffällig zu Tage, 
wie bei F. Selloa, welcher in dieſer Beziehung die F. tuberosa am 
nächſten ſteht. “) ü 

In gleichem Maaße, wie dieſe Bulbenform den durch das Auge wahr: 
nehmbaren Habitus der Fourcroyen charakteriſirt, ebenſo iſt den Blättern 
derſelben eine mehr durch das Gefühl wahrnehmbare Eigenthümlichkeit ges 
meinſam. Bei allen hierher gehörigen Pflanzen nämlich iſt die untere Blatt⸗ 
fläche mehr oder weniger rauch (asper). 2 

Bei einigen verbreitet ſich dieſe Tuberkelbildung der unteren Blattſeite 
über die ganze Fläche derſelben, bei anderen tritt ſie vorzugsweiſe auf der 
meiſtens kielförmig vorſtehenden Mittelrippe hervor und wieder bei anderen, 
wie der Fourcroya Commelyni, zeigt ſie ſich in der Längenrichtung der 
Blätter nur ſtreifig. Bei den Agaven kommt eine Rauhheit auf der Blatt⸗ 
fläche nur höchſt ſelten vor, dann aber ſtets ſowohl auf der oberen, als 
auf der unteren. 5 

Von den uns bekannten Arten iſt ſie nur der Agave xylonacantha, 
asperrima und Amurensis eigenthümlich. 

Die beiden obenberegten Eigenthümlichkeiten, die bei allen uns bekannten 
zu der Gattung Fourcroya gehörenden Pflanzen vorhanden ſind, charakteriſiren 
dieſelben unſeres Erachtens hinlänglich, um da, wo uns die Unkenntniß der 
Blüthe im Stich läßt, einen ziemlich untrüglichen Anhalt dafür zu gewinnen, 
daß eine Pflanze, bei welcher jene Eigenthümlichkeiten erkennbar vorhanden 
ſind, einſtweilen ohne Bedenken zu den Fourcroyen zu ſtellen iſt. 

(XVII.) Beschorneria. 

Dieſes von Kunth im 5. Theil ſeiner Emmeratio plantarum, pag. 
844, aufgeſtellte Genus iſt erſt durch einige wenige Arten in unſeren Gärten 
vertreten. Wir haben in unſer Syſtem nur vier Species als feſt beſtimmt 
aufnehmen können, da wir nicht vermocht haben, die Ueberzeugung zu gewinnen, 
daß die neuerdings vom Profeſſor K. Koch aufgeſtellte B. Decosteriana 
(Berl. Wochenſchr. No. 24, Jahrgang 1864) ſich ſo weſentlich von der B. 
Yuccoides unterſcheidet, um fie als eine eigene Art anerkennen zu können. 

Wir wollen nun dasjenige hervorheben, was die bisher bekannten Be— 
ſchornerien in ihrem Habitus als Pflanze charakteriſirt. Es kommen 
hier nur zwei Blattformen vor und zwar die rinnigſchwertförmige 
und eine langgeſtreckt lanzettliche. 

In Betreff der erſtgenannten Form ſtehen ſie in der Beschorneria 
tubiflora Kunth den krautartigen Agaven, hinſichtlich der zweiten Form, 
in den übrigen drei aufgeführten Species den Fourcroyen am nächſten. 


*) Wir möchten daher vermuthen, daß dieſe Letztere ihren Namen von dieſer 
Bildung erhalten hat. 

In Sprengels „Car. Linnäi Syst. veget.“, Pag. 79, wird zwar von 
ihr geſagt, radice tuberosa und in Dietrichs „Syn. Plant.“ heißt es von 
ihr, Pag. 1192, Radix in tuber incrassata; wir haben aber bei den von 
uns cultivirten Pflanzen dieſer Species nichts knolliges an der Wurzel ent⸗ 
decken können, dieſelbe iſt vieltheilig und holziger Natur. Von der Geſtalt 
der Wurzel kann der Name hier daher nicht hergeleitet werden. 


515 


Die Blattränder aller Arten find mit ſehr ſchmalen pergamentartigen 
weißlichem Rande verſehen und auf dieſem mit ſehr kleinen, kaum ſichtbaren 
Sägezähnen beſetzt. Die Blattränder ziehen ſich in langgeſtreckten Linien in 
eine Weichſpitze zuſammen. Die Conſiſtenz der Blätter iſt theils eine ſchilf— 
artige, weniger fleiſchig, aber weit feſterer, zäherer Structur, als die Blätter 
der krautartigen Agaven; theils nähert ſie ſich im unteren Theile der Blätter 
einer mehr lederartigen Beſchaffenheit. Die Blattflächen ſind theils glatt, 
theils rauh, und bietet dieſe Beſchaffenheit kein charakteriſtiſches Merkmal für 
dieſes Genus, da bei einigen Arten beide Flächen glatt ſind, während bei 
anderen nur die untere Fläche gleich denen der Fourcroyen rauh iſt, und 
bei der letzten der im Syſtem aufgeführten, der F. Parmentieri, beide Blatt— 
flächen ſehr rauh ſind. 


(Fortſetzung folgt.) 


ueberſicht der in anderen Garten ſchriften abgebildeten oder 
beſchriebenen A ens perthen Pflanzen. 
(ortſetzung.) 
Ourisia coccinea Pers. 
(Dichroma coceinea Cav.) 

10 Scrophularineæ. f 

Eine von us bereits im 18. Jahrg., S. 485 der Hamburg. Gartenztg. % 
ausführlich beſprochene, ſehr hübſche Pflanze nach der Abbildung im Bot. 
Mag., Taf. 5335. In der flore des serres abgebildet auf Taf. 1558. 

Phaisnopsis Schilleriana Rchb. fil. 
Orchidee. 

Die Tafeln 1559 und 1560 der flore des serres zeigen eine recht hübſche 
Abbildung dieſer ausgezeichneten Orchidee, die wir bereits zu verſchiedenen 
Malen ausführlich beſprochen haben. 

Auf Taf. 1561 iſt die auf S. 468 erwähntete Rosa Thea jaune 
d'or und auf Taf. 1562 die bekannten gefüllt blühenden Varietäten der 
Portulaca grandiflora abgebildet. 


(Botanical Magazine, September 1864.) 
Urceolaria pendula Herb. 

(Urceolaria pendula Herb. Crinum urceolatum R. et Pav. Collania 
urceolata Schult. Urceolaria aurea Gard. Chron.) 
Amaryllideæ. 

Eine alte, aber ſchöne, in den Gärten ziemlich ſelten gewordene Pflanze, 
die neuerdings durch Herrn Pearce bei Herren Veitch eingeführt worden 
iſt. Ihr Vaterland iſt Pern und Chili. Der Blüthenſchaft dieſes Zwiebel⸗ 
gewächſes erreicht eine Höhe von 14 — 16 Zoll, an der Spitze eine Dolde 
von 10—12 herabhängenden Blumen tragend. Die glockenförmige Blumen— 
krone iſt nach dem Saume zu eng zuſammengezogen, dieſer grün gefärbt, 
während der übrige Theil hübſch goldgelb iſt. (Taf. 5464.) 

Macleania pulchra Hook. 
Vaccine. 
Eine ſehr hübſche Pflanze von Neu⸗Granada, die unter dem Namen 
33* 


516 


Thibaudia floribunda verbreitet worden ift, mit der fie jedoch nichts gemein 
hat. Es iſt ein kleiner Strauch mit langen, herabhängenden Zweigen und 
ziemlich großen, kurz geſtielten, elliptiſchen oder länglichen Blättern, von denen 
die jungen röthlich gefärbt ſind. Die Blumen, ebenfalls herabhüngend; ſind 
groß und ſcharlachroth gefärbt mit gelben Saume. (Taf. 5465.) 
Cypripedium caricinum Lindl. 
(Selenipedium caricinum Rchb. fil. Cypripedium Pearcii Hort) 
Örchidex. 

Durch Herrn Pearce bei Herren Veitch im vorigen Jahre von Peru 
eingeführt und unter Cypripedium Pearcii von ihnen in den Handel gegeben. 
(Siehe Hamburg. Gartenztg. S. 388 diefes Jahrg.) (Taf. 5268.) 

Eranthemum Cooperi Hook. 
Acanthacex. 

Samen dieſer hübſchen und diſtincten Art erhielten die Herren Veith 
von Herrn Daniel Cooper aus Neu-Caledonien, und blühten die © 
dem Samen erzogenen Pflanzen bereits in Juni d. J. im Warmhauſe. 
iſt eine halbkrautige Pflanze, ſtark veräſtelt, mit drei Zoll langen und ¼ an 
breiten, kurz geſtielten, ſchmallanzettlichen, zugeſpitzten, am Rande tief ein- 
geſchnittenen Blättern. Die Blumenkrone beſteht aus einer langen weißen Röhre 
mit großem ausgebreiteten fünflappigen Saume, von denen der untere, mittlere 
Lappen wie die übrigen weiß, aber hübſch mit feinen violetten Punkten ge⸗ 
zeichnet iſt. (Taf. 5467.) 

Genethyllis fimbriata Kipp. 
Myrtaceæ. 

Wie alle Arten dieſer Gattung, eine ſehr hübſche Pflanze. aus dem 
weſtlichen Auſtralien ſtammend, woſelbſt fie von Drum mond zuerſt entdeckt 
worden iſt, neuerdings iſt ſie von Hrn. Oldfield aufgefunden und bei Herren 
Veitch eingeführt worden, bei denen ſie im Juni d. J. blühte. — Es iſt 
ein kleiner Strauch mit ganz kleinen, ſtumpfen, ſitzenden, drüſenartig punf- 
tirten, am Rande gewimperten Blättern. Die Blüthenhülle ift / Zoll lang, 
endſtändig, einzeln, hängend, ſitzend, aus mehreren Schuppen oder Bracteen be 
ſtehend, von denen die äußeren die kleinſten und mehr blattartig ſind, aber 
größer als die Blätter, dachziegelartig liegend, zurückgebogen an der Spitze. 
Die inneren ſind die größten und roſafarbig, ſo daß ſie das Anſehen von 
Petalen haben, die Blumen ſind ſehr klein, umgeben von der Blüthenhülle. 
(Taf. 5468). 


(Fortſetzung folgt.) 
nNII— 


Gartenbau⸗Vereine. 


Chemnitz. Der Erzgebirgiſche Gartenbau-Verein zu Chemnitz wird 
alljährlich mehrere Preis-Fragen aus dem Geſammtgebiete der Gärtnerei 
zu ausſchließlicher Beantwortung durch Gärtnergehülfen aus⸗ 
ſchreiben, und hat als Preis für die beſten Arbeiten über folgende 3 Fragen: 

1 Louisd'or, 1 Ducaten und 1 Ehrendiplom ausgeſetzt. 

1. Welches iſt das ſicherſte Mittel gegen die Verwüſtungen der ſchwarzen 
Fliege (Thrips hæmorrhoidalis) und der gelben Spinne (Acarus telarius)? 


517 


2. Welche neueſte Coniferen eignen fich zur Freiland-Cultur für Nord- 
deutſchland und empfehlen ſich durch ihre Schönheit? 

3. In welcher Weiſe hat ſich ein ſtrebſamer Gartengehülfe für ſein 
Fach fortzubilden? 

Die Beantwortungen ſind in deutſcher Sprache abzufaſſen und mit 
einem Sinnſpruch (Motto) zu verſehen; Name und Adreſſe aber in einem 
verſiegelten Couvert, das als Aufſchrift das gleiche Motto trägt, beizufügen, 
nebſt einem Zeugniß des gegenwärtigen Prinzipals über gute Führung und 
eigene Arbeit des Bewerbers, bis zum 31. Juli 1865 an Herrn 
Apotheker Fedor Häpe, Vorſitzender des erzgeb. Gartenbau— 
Vereines zu Chemnitz franco einzuſenden. 

Im Couvert iſt zu bemerken, ob die Rückſendung nicht gekrönter Arbeit 
gewünſcht wird. Die eingehenden Beantwortungen werden durch eine vom 
Geſammtvorſtande des Vereines erwählte Commiſſion beurtheilt, die Preis— 
Arbeiten den Vereins-Acten einverleibt und wird deren Veröffentlichung in 
der geeigneten Form vorbehalten. Der Verfaſſer kann dieſelbe jedoch ebenfalls 
drucken laſſen. | 

Chemnitz, den 1. Septbr. 1864. 

Der Vorſtand des Erzgebirgiſchen Gartenbau-Vereines. 

Hamburg. Am 16. September eröffneten die Vereine der „Vereinigten 
Gärtner Hamburg's und Altona's“ ihre vierte Ausſtellung von 
Pflanzen, Blumen, Gemüſen und Obſt im Logenhauſe auf dem Valentinskamp, 
bei der ſich nicht nur viele Handelsgärtner, ſondern auch mehrere Privat— 
gärtner betheiligt hatten. Auch von Hildesheim, Erfurt, Aſchersleben, Nor— 
wegen u. ſ. w. waren Einſendungen eingegangen. Das Arrangement im 
Hauptſaale, in dem die Topfgewächſe ihren Platz gefunden hatten, welche theils 
aus Blattpflanzen, theils aus blühenden Arten beſtanden, war ein recht gefälliges, 
ſo wie denn auch die Pflanzen ſelbſt, trotz des ſchlechten Sommers, recht friſch, 
kräftig und geſund erſchienen. Im Vorſaale hatten die vielen abgeſchnittenen 
Blumen, Bouquets, Kränze ꝛc. ihren Platz; die Früchte, Gemüſe und das 
Obſt, mit noch einigen Pflanzenſammlungen, befanden ſich in dem großen 
Zelte, das dem Hauptſaale angefügt war, ausgeſtellt. — Recht erfreulich war 
es, die zur Concurrenz eingelieferten Sachen immer bei einanderſtehend anzu— 
treffen, ſo daß deren Ueberſicht ſehr erleichtert wurde. Im Vorſaale fanden 
wir, außer Geräthen, Gartenſtühlen ꝛc., eine Ausſtellung von Anſchauungs— 
und Lehrmitteln des rühmlichſt bekannten Herrrn Heſtermann aus Altona, 
ein Herbarium von Giftpflanzen, ein Landwirthſchaftliches Herbarium, eine 
Holzſammlung, nachgebildete Pilze und Schwämme ꝛc. Möchten dieſe aus— 
geſtellten Sachen, die wirklich recht inſtructiv ſind, viele Liebhaber gefunden 
haben! — Die Gebrüder Dippe aus Quedlinburg, mit der kleinen ſilbernen 
Medaille gekrönt, hatten ganz vorzügliche Aſtern ausgeſtellt, ebenfalls ſahen 
wir Aſtern von Herrn Wohlers, mit dem Preisdiplom bedacht, und 
Georginen und Aſtern von Herrn Chriſtopher. Wenn man die Regel— 
mäßigkeit ſowohl im Baue, wie in der Färbung, durch ſolche reichhaltige 
Collectionen verfolgt, ſo kann man ſich hierdurch eine ziemliche Zeit ſehr an— 
genehm mit dieſer Pflanzenart allein beſchäftigen. Eben ſo reichhaltig war 
die Collection der abgeſchnittenen Roſen, mit der kleinen ſilbernen Medaille 


518 


prämiirt, des Herrn Harms in Eimsbüttel, wie auch die von Georginen 
des Herrn Homann in Altona, welche die große ſilberne Medaille erhalten 
hatte. Das größte Intereſſe erregte jedoch bei mir die Collection von 
Sträuchern und Bäumen des Herrn Th. Ohlendorff in Ham, theilweiſe 
mit Beeren, weil unter derſelben wirklich höchſt intereſſante Formen ſich 
fanden und eine ſolche überſichtliche Zuſammenſtellung aus ſo vortrefflichen 
Exemplaren ſehr belehrend iſt. Die große ſilberne Medaille war dieſer 
Sammlung zuertheilt worden. — Außerdem ſahen wir noch im Vorſaale 
Aſtern und Nelken von Herrn Kühne in Altona, neue Züchtungen der 
Gebrüder Dippe in Quedlinburg und auf einer langen Quertafel ver⸗ 
ſchiedene Blumenkörbe, Bouquets ꝛc. Wir bemerkten einen Blumenkorb von 
Herrn von Ahn (Preisdiplom!) und ein Bouquet von demſelben, letzteres 
ebenfalls mit dem Preisdiplom ausgezeichnet, ferner einen Kranz von Herrn 
H. Schmidt, ein Bouquet von Herrn H. D. Heyn (k. ſ. M.), einen 
Kranz von Herrn Hübener (k. ſ. M.), einen Kranz und Fruchtkorb (k. ſ. M.) 
von Herrn H. L. Kruſe, Gärtner bei Herrn Conſul Burchard, u. ſ. w. 
Das eine Ende dieſer Tafel nahmen eine Sammlung Maiskolben, Roggen, 
Erbſen und Bohnen aus Chriſtiania ein, vom Profeſſor Herrn Dr. Schübeler, 
Director des dortigen botaniſchen Gartens, und eine Collection Birnen und 
Aepfel, die ebenfalls mit der k. ſ. M. und dem Preisdiplom prämirt 
waren. — An dem anderen Ende waren eine Collection abgeſchnittener 
Georginen von Herrn P. W. Grimm, eine Sammlung Gladiolus (k. ſ. M.) 
von Herren Peter Smith & Co., Georginen (k. ſ. M.) des Herrn 
F. Grage in Barmbeck und Georginen(Preisdiplom) des Herrn Riechers. 
Die Sammlung Sträucher und Bäume (ohne Früchte) des Herrn Herm. 
Ohlendorff hatte die k. ſ. M. als Auszeichnung erhalten. — Das Fräulein 
von Horn, Gärtner Herr Wohlers, hatte für bunte Begonien, die ſich im 
großen Saale befanden, das Preisdiplom erhalten und Herr Herrm. 
Ohlendorff für eine Collection, in der ſich Yucca quatricolor, 
Ligustrum ovalıfolium, Bambusa Fortunei fol. var. ꝛc. befanden, die 
große ſilberne Medaille. — Ebenfalls bemerkten wir da hochſtämmige 
Fuchſtien von Herrn J. F. Rethwiſch und hochſtämmige Roſen (Preis: 
diplom) des Herrn F. Harms in Eimsbüttel. Ganz beſonders beſchäftigte 
uns aber eine Zeitlang ein Eupatorium aromaticum des Fräul. von 
Horn, Gärtner Herr Wohlers, das ſich durch eine Fülle von Blüthen 
auszeichnete und mit Recht ein Preisdiplom verdient hatte und die große 
Gruppe des Herrn Herm. Ohlendorff (große ſilberne Medaille), in der 
wir Dracna australis, Bonapartea juncea, Blechnum brasiliense 
und andere intereſſante Pflanzen bemerkten. Ausgezeichnet fanden wir auch 
die Cakteen des Herrn J. F. Rethwiſch (k. ſ. M.). — Die große 
ſilberne Medaille hatte Herr C. H. Droege, Obergärtner Elbring, 
für mehrere Cakteen erhalten. Die Ampeln mit ihren Pflanzen machten 
ebenfalls einen angenehmen Eindruck, die des Heren F. Harms in Eims⸗ 
büttel hatten ein Preisdiplom erhalten. — Ausgezeichnet hinſichtlich der 
Farben wie der Blüthenſtellung waren die Pelargoniencollectionen, von 
denen die des Herrn J. H. Sottorf mit der kleinen ſilbernen Medaille 
und die des Herrn H. D. H. Klok mit der großen ſilbernen Medaille, 


519 


fo wie die des Herrn E. Hübener und C. Naumann mit Preisdiplomen 
prämiirt waren. — Herr H. D. H. Klok hatte dann eine Gruppe von 
Petunien (Preisd.), ſechs verſchiedene Sorten Heliotrop (k. ſ. M.) und Ber- 
benen (Preisd.) aufgeſtellt. — Herr F. Szirovi (k. ſ. M.) Granaten, 
Herr J. H. Sottorf Petunien. Die Herren Hübener und Naumann 
Verbenen (k. ſ. M.), Heliotrop (Preisd.) und Granaten (Preisd.); der 
Verein Horticultur eine Gruppe Coleus, Herren P. Smith & Co. eine 
Gruppe Coniferen, beſonders Thuja und Juniperus, prämiirt mit einem 
Extra⸗Preiſe, die große ſilberne Medaille, und Solaneen in 12 Sorten 
(k. ſ. M.). Von Herrn F. Harms in Eimsbüttel ſahen wir dann hoch— 
ſtämmige Fuchſien (k. ſ. M.); eine Erythrina crista-galli von Herrn 
D. M. Wohlers (Ehrenpreis). — Im Zelte befanden ſich auf der 
Mitteltafel Gruppen von hochſtämmigen und anderen Fuchſien, der Herren 
Klok, Wohlers, H. Ohlendorff, eine Coniferen-Gruppe von Herrn 
H. Ohlendorff (große ſ. M.). — Die Seitentafeln enthielten Gemüſe 
und Obſt. Wir notirten die Erbſen, Möhren u. ſ. w. des Herren 
J. Chriſtoph, prämiirt mit der kleinen ſilbernen Medaille; Herr Senator 
Godeffroy, Obergärtner Backenberg, große ſilberne Medaille für 
Artiſchocken; Herr Pariſh, Obergärtner Hartmann, hatte eine Steckrübe 
von 20 B geſandt, Herr J. Sottorf hatte ein Preisdiplom für Kohl 
erhalten; Herr J. Chriſtoph die kleine ſilberne Medaille für Rothenkohl 
und Blumenkohl; Herr J. Sottorf die kleine ſilberne Medaille für Rüben, 
Preisdiplom für Runkelrüben und ein Sortiment von Kohl; Herr J. Köhler 
die kleine ſilberne Medaille für Rettige, Herr J. Chriſtoph Preisdiplom 
für Gurken; der „Verein Horticultur“ für Artiſchocken Preisdiplom; 
Herr J. Sottorf kleine ſilberne Medaille für Erbſen und Herr Bann 
Preisdiplom für Erbſen und Bohnen; Herr Brunckhorſt die kleine ſilberne 
Medaille für ein Sortiment Kartoffeln; Herr Dr. Tanck ein Preisdiplom 
für Sellerie, Herr Bleckwedel aber für daſſelbe die kleine ſilberne 
Medaille. — Die Gemüſe des Herrn E. Hanſen in Chriſtiania waren 
mit der kleinen ſilbernen Medaille, die Trauben des Herrn Dr. Sieveking, 
Obergärtner Lück, ſo wie die des Herrn Joh. Weſſelhöfft, Gärtner 
Voß, waren mit der großen ſilbernen Medaille prämiirt worden, die 
Johannisbeeren des Herrn Sottorf mit der kleinen ſilbernen Medaille. 
Die Aepfel des Herr Conſul Burchard, Obergärtner Kruſe, hatten ein 
Preisdiplom, die des Herrn Jürgens die große ſilberne Medaille. Die 
Ausſtellungen des „Vereins Horticultur“, als die Birnen, waren mit 
der kleinen ſilbernen Medaille, die Collection Pilze mit der kleinen ſilbernen 
Medaille, die Aepfel mit der kleinen ſilbernen Medaille und die Himbeeren 
mit dem Preisdiplom prämiirt worden. Endlich haben wir noch die Hildes— 
heimer glühende Kohle, eine Pflaume von ziemlichen Umfange, die ſchönen 
Pflaumen des Superintendenten Herrn Oberdieck (Preisdiplom) und die Aepfel 
und Birnen des Herrn C. F. Liepe in Gothenburg (kleine ſilberne Medaille) 
anzuführen. — Möglich iſt es, daß wir trotz der ſorgfältigen Aufzeichnun 

doch noch etwas vergeſſen haben, vielleicht kann auch irgend etwas falſ 

notirt ſein. Sollte ſolches in der Aufzählung ſtattfinden, ſo bitten wir, es 


577 


zu entſchuldigen. — Noch haben wir die Modelle zu erwähnen, welche 


520 


Herr Auguſt Garvens ausgeſtellt hatte. Es waren Strohmatten, wie 
ſie in dem erſten Hefte dieſes Jahrganges der Gartenzeitung empfohlen 
worden ſind. Dieſe Modelle zeigten deutlich, wie verſchiedenartig die 
Matten mit Nutzen zu verwenden ſind. Auch Modelle, auf eine leichte 
Art Span e zu beſchatten, hatte Herr Garvens ausgeſtellt. 

Die feſtliche Abendmahlzeit, welche die Herren Ausſteller mit den 
Herren Preisrichtern im Alſter-H§tel am Abend des erſten Ausſtellungstages 
vereinte, zeichnete ſich durch große Gemüthlichkeit und ungezwungene Fröh— 
lichkeit, wie zugleich durch die dem Tage angemeſſene Würde aus, die 
jedes Mitglied in Wort 5 That an den Tag legte. 

Dr. F. W. Klatt. 

Hildesheim. Obſt⸗, Gemüſe⸗ und Blumen⸗Ausſtellung des 
Gartenbauvereines in Hildesheim, am 2., 3. und 4. October 1864. 
Die diesjährige Ausſtellung übertraf die der früheren Jahre ohne alle Frage 
ſo an Reichhaltigkeit der Gegenſtände, wie an geſchmackvoller Anordnung. 
Beim Eintritt in den Ausſtellungsſaal wurde unſer Blick durch eine 
Sammlung von Aſtern und 1 gefeſſelt, ausgeſtellt von den Gärtnern 
Blume und Krüger, dazwiſchen wechſelten Löwenmäuler vom Gärtner 
von Uslar, prachtvolle Georgineu und Stiefmütterchen vom Gärtner 
Weſtenius. Die linke Wand zierte eine für die Jahreszeit wunderbar 
ſchöne Sammlung von Remoutant-, Bourbon-, Noiſette ꝛc. ꝛc. Roſen, Helio⸗ 
tropen, Reſeda, Petunien von Blume. An derſelben Wand bot ſich dem 
Auge eine Sammlung gut cultivirter Begonien, Palmen und Farnekräuter 
aus dem gräflich Wallmoden'ſchen Garten in Walshauſen, ausgeſtellt von 
dem Gärtner Wöhleke dar. Die hintere Wand des Saales war gänzlich 
gedeckt durch eine terraſſenförmig aufgeſtellte Gruppe ſ. g. Neuholländiſcher 
Pflanzen, unten eingefaßt von blühenden Lilien und Fuchſien. Ausſteller: 
Gärtner Enger. Die rechte Saalwand war geziert zunächſt mit einem 
Sortiment von Fuchſien, deren Blüthengröße, Farbenpracht und Neuheit der 
Exemplare allgemein auffiel; daran ſchloß ſich eine Gruppes verſchiedener 
blühender Pflanzen, unter denen die Pelargonien, Heliotropen, Lilien, ſchön 
cultivirte Eriken beſonders gefielen (Ausſteller: Gärtner Sperling) und 
ein Sortiment blühender Balſaminen vom Gärtner von Uslar beendete 
die farbenſchimmernde Reihe. Die Mitte des Saales bot dem Auge den 
maleriſcheſten Anblick. Um eine hochſtämmige Dracena Draco gruppirten 
ſich verſchiedene andere Dracänen, Palmen, Pucca, Begonien und andere 
Blattpflanzen von Sperling. Das Intereſſe der Damenwelt erregte be— 
ſonders ein Sortiment abgeſchnittener Roſen, Kränze und Bouquets von 
getrockneten Blumen, prachtvoll gebundene Ballbouquets und Brautkränze, 
— alles vom Gärtner Blume ausgeſtellt. Noch bemerken wir die ausge⸗ 
ſtellten Gartengeräthe vom Kaufmann Schulte hieſelbſt und den Gebrüdern 
Dittmar in Heilbronn. Ganz beſonders erwähnen müſſen wir die vom 
hieſigen Schmiedemeiſter Troll erfundenen Krauthacken, die ihrer practiſchen 
Anwendbarkeit wegen den Gartenbeſitzern nicht genug zu moi find. 
(Im Preiſe von 15, 17½, 20 Silbergroſchen.) 

Im zweiten Saale iſt dem Nützlichen der Vorzug vor dem Ange⸗ 
nehmen gegeben. Das von der Ackerbauſchule und dem Tiſchler 


521 


Dubenkrop ausgeſtellte Dörrobſt, getrocknet in dem von Lucas erfundenen 
Darrofen, überſtieg jede Vorſtellung, welche wir bislang von ſchönem ge— 
dörrtem Obſt gehabt haben. Apfel-, Brombeeren- und Johannisbeeren— 
Wein vom Kaufmann Bütten bewies, daß auch Norddeutſchland in dieſem 
Producte mit dem Süden zu wetteifern vermag. Derſelbe Ausſteller hatte 
auch Syrup aus Kirſchen und Himbeeren, 20 Sorten Kartoffeln und 6 Sorten 
Vitsbohnen geliefert. Gurken und Kartoffeln vom Amtsrichter Groſſe, 
verſchiedene Gemüſearten von Könneker in Hohenhameln. Ausgezeichnete 
Sortiments von Plumage-Kohl, rieſige Kohlköpfe, Kohlrabi, Rettige, 
Zwiebeln, Sellerie waren ausgeſtellt von von Uslar. Die ſchönſten 
Gurken vom Gartenbeſitzer Hoffmeiſter zu Moritzberg bei Hildesheim. 
(Der Garten und die Wirthſchaftsgebäude dieſes Herren verdient bei vorkom— 
mender Gelegenheit eine nähere Beſprechung. Vor etwa 12 Jahren noch 
ein nackter ſteiniger Berg, der nicht einmal Viehweide gab, iſt das Ganze 
jetzt vielleicht der ſchönſte Punkt und ein ſehr beliebter Vergnügungsort bei 
Hildesheim. Alles durch den Beſitzer, faſt durch die alleinige Kraft ſeiner 
Hände geſchaffen.) Kohlrabi von ganz ungewöhnlicher Dicke hatte der 
Maſchinenmeiſter Loges aufgeſtellt. Melonen vom Gärtner Megzer; 
Artiſchocken, dicker Kohl, Gurken, Vitsbohnen, Erdbeeren, Salat, Rüben 
vom Gärtner Kohlmeier auf dem Krongute Steuerwald. Eine Orangerie 
des bekannten Pomologen Butterbrodt, von kleinen Obſtbäumen auf 
Töpfen und zehn Sorten ſ. g. Obſtkraut (Mus) fanden mannichfachen 
Beifall. Büttner, Binder, Schnepel, Bürger u. A. haben ver— 
ſchiedene Obſtſorten ausgeſtellt. Das Intereſſanteſte nach dieſer Richtung 
hin bieten aber die ausgeſtellten Obſtſorten des Herrn Superintendent 
Oberdieck zin Jeinſen und des Herrn Waiſeninſpector Palandt in 
Hildesheim. Herr Oberdieck hatte 75 Birnen- und Aepfel-Sorten; Herr 
Palandt 240 Obſtſorten, darunter 6 Sorten völlig reifer Weintrauben, 
ausgeſtellt. — Vor dem Eingange in die Säle waren junge Bäume aus 
den Plantagen der Herren Liecke und Könnecker ausgeſtellt. Leider 
duldete die ſtrenge Kälte nur wenig deren Betrachtung. . 

Zu Preisrichtern behufs Beurtheilung und Prämiirung der ausgeſtellten 
Gegenſtände waren gewählt, die Herren: Gartenmeiſter Enger (von hier), 
Superintendent Oberdieck (Jeinſen) und Schiebeler jun. (Celle). In 
Behinderung des letzteren trat Herr Regiſtrator Söchting (von hier, als 
Blumiſt in weiteren Kreiſen bekannt) ein. Nach dem Verdict des Gerichtes 
wurden folgende Preiſe erkannt. | 

| A) für Obſt und Bäume: 

Erſter Preis: Herr Inſpector Palandt für „ſeine ausgezeichnet 
reichhaltige, gut cultivirte und richtig benannte Obſtcollection.“ 

Zweiter Preis, in zwei Theile getheilt: a) Herr Liecke, von hier, 
für „Obſt und Bäume;“ b) Herr Könnecker in Hohenhameln, für „vor— 
zügliche Wildlinge und Veredelungen.“ 

Dritter Preis: Herr Butterbrodt für „Obſt, namentlich Zwerg— 
bäume mit Früchten.“ 

N Diplome erhielten: 

Das erfte: Gärtner Ebeling in Hannover, „für ein Sortiment 

von 30 gut cultivirten und meiſtens richtig benannten Birnen.“ 


— 


522 


Das zweite: Gärtner Bürger in Marienrode, für „Obſt.“ 

Das dritte: Gärtner Stolte für „13 gut cultivirte Birnenſorten 

Superintendent Oberdieck, welcher entſchieden auf jede Prämteng 
verzichtet hatte, ward vor allen anderen lobende Erwähnung für ſein aus⸗ 


geſtelltes Obſt zuerkannt. 
B) für Gemüſe: 


Erſter Preis: Gärtner Kohlmeier in Steuerwald. 

Zweiter Preis: Gärtner Bürger in Marienrode. 

Dritter Preis: Gärtner Hoffmeiſter zu Moritzberg. 

Diplome erhielten: 

Das erſte: Handelsgärtner von Uslar. 

Das zweite: Kaufmann Büttner. 

c) für Blumen und Pflanzen: 

Erſter Preis: Gärtner Sperling für die „reichhaltigſte Sammlung 
ſeltener und gut cultivirter Pflanzen.“ 

Zweiter Preis: Gärtner Enger. 

Dritter Preis: Gärtner Weſtenius für „Georginen.“ 

Diplome erhielten: 

Das erſte: Gärtner Wöhleke in Walshauſen, für „Hlatthſlee 5 

Das zweite: Gärtner Blume“) für „blühende und abgeſchnittene 
Roſen.“ 

Das Dritte: Gärtnergehülfe Dannenbaum für „ein geſchmackvolles 
Pyramideubouquet.“ 

Ehrenvolle Erwähnung fanden: Hofmaurermeiſter Frankenberg für 
Myrthen und Friſeur Horn für ein Rieſenbouquet. 

D) für Fabrikate aus Obſt und für . e 5 

Erſtes Diplom: Schmiedemeiſter Troll für die von ihm erfundene 
„Krauthacke.“ 

Zweites Diplom: Ackerbauſchule „für Fabrikate von gedörrtem Obſt.“ 

Etwa 450 von den ausſtellten rasılfänden kamen auf etwa 800 Looſe 
zur Verlooſung. 

Erfurt. Das Programm für den zweiten Congreß deutſcher 
Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde und allgemeine deutſche 
Ausſtellung von Gemüſen und landwirthſchaftlichen Produkten, Obſt, 
Pflanzen, Blumen, Gartengeräthſchaften ꝛc. in Erfurt, im September 1865, iſt 
erſchienen und werden wir in einem der nächſten Hefte auf daſſelbe zurückkommen. 


Die Gräſer. 


Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau⸗ Geſellſchaſt 
„Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. 
(Aus dem 15. Jahrgang der Verhandlungen genannter Geſellſchaft) 
Gas. 


Wenn die grünen Wieſen, ausgeſtreckt im goldenen Sonnenſruhl in 
uns die Bewunderung erwecken und ſüße Ruhe in unſer Herz ſenken, ſo iſt 


) Vielleicht hätten die von dieſem Herrn ausgeſtellten Gegenſtände eine größere 
Anerkennung verdient. 


523 


dies nicht minder der Fall, wenn wir die üppigen Kornfelder in ſaftigem Früh— 
lingsgrün vor uns ausgedehnt ſehen. Und dann kommt die Zeit der Kornblüthe. 

Nicht weniger erquickend für Auge und Herz ſind die Getreidefelder im 
Hochſommer, wenn die hellgelben Flächen des Roggens, der Gerſte und des 
Hafers und die braunen des Weizens unterbrochen werden von dem Schar— 
lachroth der Mohnblüthe und dem Azur der Kornblume. Und endlich fallen - 
die ſegensſchweren Aehren vom ſcharfen Schnitt der Senſe und Sichel, Garbe 
reihet ſich an Garbe und hochbeladen ſchwankt der Erntewagen zur Scheune. — 
Wie mannigfach der Nutzen iſt, den uns das Getreide bietet, brauche ich 
nicht zu erwähnen; außerordentlich vielfältige Nahrungsmittel für den Menſchen 
werden daraus bereitet, während es auch techniſchen Zwecken dient; durch 
Korn und Stroh nützt es der Viehzucht. Alle Nationen haben den Ackerbau 
als die Quelle des Wohlſtandes anerkannt und mit dem Getreidebau kam 
auch Geſittung in die Landſchaften, die Wurzel, aus der Künſte und Wiſſen— 
ſchaften hervorſproſſen. — Wo wir Halmfrüchte finden, ob in weit entfernten 
Ländern unter der glühenden Tropenſonne, ob in unſerer ſchönen Heimath, 
ausgebreitet in herrlichen Thälern und an ſonnigen Hügeln, überall erzählen 
ſie uns von Frieden, Civiliſation und häuslichem Glücke. Der Menſch, welcher 
den Samen ausſtreut, kann kein wilder Wanderer über die Erde ſein; er 
muß wachen über Saat und Ernte und ſich bei ſeinen Feldern dauernd nieder— 
laſſen. Unter dem ſchützenden Dache weilt die ſorgliche Hausfrau, die Kinder 
pflegend und erziehend; — der Feldbau brachte ſegnend in ſeinem Gefolge 
die Liebe in die Familien, die Anhänglichkeit an die Nachbaren und die hehren 
Gefühle für das Vaterland. 

Ein Theil unſeres Getreides geht außerordentlich weit nordwärts; am 
weiteſten in Lappland, wo unter dem 70° noch Gerſte gebaut wird, die zwar 
in manchen Jahren nicht zur Reife gelangt, doch in der Regel in ſechs 
Wochen ihre Vegetation beendet, während im ſüdlichen Schweden drei bis 
vier Monate dazu erforderlich find. In Lappland wird nämlich das Wachsthum 
der Pflanzen ſehr befördert durch die während des Sommers ununterbrochen 
ſcheinende Sonne, ſo daß auch die Gerſte in dieſer kurzen Zeit reift. — 
Auf den Sofoten, einer langgeſtreckten Inſelgruppe zwiſchen dem 68. und 70. 
Grade nördl. Breite, wird ſogar ſo viel Gerſte gezogen, daß ſie neuerdings 
einen Ausfuhrartikel bildet. — Man will ermittelt haben, daß dem Getreide, 
welches hoch im Norden gereift iſt, eine raſchere Entwickelung innewohne, ſo 
daß dieſe Frucht, im Süden geſäet, ebenfalls ſehr raſch reife und dabei 
außerordentlich reich trage. — Ob ſich dieſe Behauptung bewahrheitet, wird 
ſich bald zeigen. — In Rußland geht die Gerſte über Archangel an die 
Küfte des weißen Meeres hinaus. — Während aber andere Halmfrüchte in 
den Tropenländern gedeihen, iſt Gerſte dort nicht zu acclimatiſiren; ſie liebt 
die Höhen und die gemäßigte Zone. — f 

Der Hafer wird in Rußland und Schweden bis zum 65° nördl. Breite 
cultivirt; in Schottland bildet er das Hauptnahrungsmittel, namentlich in 
der Verwendung als Brei (Porridge), wie er von den Bauern allgemein 
genoſſen wird. An der Oſtküſte Amerika's gedeihen Hafer und Gerſte kaum 
bis zum 51. Breitengrade. 

Der Roggen iſt die vorwiegende Getreideart der nördlichen gemäßigten 


524 


Zone, in Norddeutſchland, Dänemark, Schweden und Rußland wird er haupt: 
ſächlich gebaut und liefert wohl einem Drittel der europäiſchen Bevölkerung 
das tägliche Brot. 2 
In England, im ſüdlichen Deutſchland, in Frankreich, Ungarn, in der 
Krim, im Kaukaſus und in Centralaſien iſt die eigentliche Stätte der Weizen⸗ 
cultur; Roggen und Gerſte verſchwinden allmälig, ſowie der Wein das Bier 
erſetzt. Nördlich erſtreckt ſich die Cultur des Weizens bis Petersburg, Drontheim 
und Inverneß. Am mittelländiſchen Meer, in Spanien, Italien und Griechenland, 
Perſien, Nordindien, Arabien, Egypten und Nubien muß ſich der Weizen 
ſchon mit dem Mais in die angebauten Länderſtriche theilen; in einigen 
dieſer Länder tritt der Reis und die Moorhirſe, in Nubien die Poa abys- 
sinica, als Brotfrucht hinzu. Auf der Nordſeite der Himalayakette ſteigt 
der Weizen und die Gerſte bis in eine Höhe von mehr als 13,000 Fuß über 
die Meeresfläche. Gerſte dient dort zum Futter für die Maulthiere und Pferde. 

In der heißen Zone iſt das Welſchkorn in Amerika, der Reis in Aſien 
überwiegend, beide ſind faſt gleich in ihrer Ausdehnung in Afrika. Wahr⸗ 
ſcheinlich iſt dieſe Vertheilung auf der hiſtoriſchen Thatſache begründet, die 
dem Reis ſeine Heimath in Aſien anweiſ't; — ziemlich allgemein wird aber 
Amerika als das Vaterland des Welſchkorens angeſehen, obgleich man es dort 
noch nirgends wildwachſend vorgefunden, wohl aber fand man dieſe Pflanze 
in Afrika, 200 und mehr Meilen vom Ocean aufwärts am ganzen Niggerſtrom 
in großer Ausdehnung cultivirt. — REN 

Wie gejagt, das Heimathland der Getreidearten iſt in ein undurch— 
dringliches Dunkel gehüllt und Niemand weiß zu ſagen, wer ihnen zuerſt 
das Geheimniß der Brotbereitung abgewann und fie zuerſt cultivirte. — 
In unſerem Vaterlande iſt der Hafer in den älteſten Zeiten heimifch geweſen; 
die Schriftſteller der alten Römer erwähnen den Haferbrei als allgemeine 
Nahrung unſerer Voreltern. Mit der Völkerwanderung iſt der Roggen aus 
den Kaukaſusländern bei uns eingedrungen; er breitete ſich ſchnell aus, doch 
ſcheinen ihn die Römer nur dem Namen nach gekannt zu haben; dieſe bauten 
nur Gerſte, Dinkel und Weizen. Die Deutſchen benutzten aber zu ſeinem 
Anbau ſchon den Pflug, das Ausdreſchen erfolgte durch die Füße von Thieren 
und die Körner wurden zwiſchen großen Steinen zermalmt. 

Weizen, Spelt und Gerſte führten die Römer in die von ihnen eroberten 
Provinzen ein; dort erhielt der Ackerbau bald das entſcheidende Uebergewicht 
und übte ſeinen wohlthätigen Einfluß auch auf die angrenzenden freien Länder. 
Nur den Dinkel haben die alten Deutſchen wenig aufgenommen und merk⸗ 
würdiger Weiſe iſt er noch heute nur in jenen Gegenden eingebürgert, wo 
die Römer ihre feſten Standquartiere hatten. 

Zu den cultivirten Gräſern gehört auch die Hirſe, welche ebenſowohl 
zu Speiſen, wie zum Füttern des Geflügels verwendet wird. In Anſpielung 
auf ihren Namen (Milium) gilt ſie als Bild des Tauſendfachen und Unend⸗ 
lichen; — und es iſt dieſes Bild ein treffendes, denn neuerdings eingegangene 
Berichte aus Amerika melden von einer Rieſen-Hirſe, deren Halm 6 Fuß 
hoch wird; man zählte die Körner mehrerer Aehren und jede derſelben ergab 
circa 25,000 Körner. Dieſe Hirſe wird auf einer Farm bei Newbury im 
Staate Newyork gebaut. — Die Rispenhirſe (Panicum miliaceum) wird 


525 


ſchon im ſüdlicheren Deutſchland mit Nutzen gebaut, während die Kolbenhirſe 
(Panicum italicum) in Frankreich und Italien cultivirt wird. Beide ſind 
ſchöne Gräſer, deren ſchlanke Halme einen hellen und graziöſen Aehrenbüſchel 
tragen; — fie können ſich aber nicht vergleichen mit der baumartigen Moor— 
hirſe Oſtindiens, deren Halm, nicht ſtärker als ein Gänſekiel, einen Yeder- 
büſchel trägt, der, im Winde wehend, einer weißen Flagge gleicht. Der 
leiſeſte Luſtzug biegt die ſchlanken Halme tief nieder und nichts kann dem 
Reize der Bewegungen eines ſolchen dichten Feldes voller wallenden Aehren 
verglichen werden. — Die indianiſche Moorhirſe (Holcus Sorghum) wird 
ſehr ſtark in Afrika gebaut, wie auch in Arabien und Kleinaſien. Sie liefert 
unter allen Brotfrüchten die reichlichſte Ernte; eine Pflanze giebt den Lebens— 
unterhalt eines Tages für eine ganze Familie. Sie bildet die Hauptnahrung 
vieler Hottentotten- und Negerſtämme und iſt in den holländiſchen Colonien 
am Cap unter dem Namen Dhurra oder Kafferkorn bekannt. In Paläſtina 
wird ſie 8 Fuß hoch, in Nubien 16 Fuß. In Armenien wird ſie als 
Futterkraut gebaut und als ſolches 7—8 Mal abgemäht. — Die Blüthen— 
ſtiele werden zu Beſen gebraucht, wovon Ihnen ſeiner Zeit auch hier eine 
Probe vorgelegen hat. Die Kaffern bereiten nicht allein ihr Brot aus den 
Körnern, ſondern auch die Tialva, einen berauſchenden Trank und einen 
guten Eſſig, Tiala genannt. — a 

Der Mais (Zea Mays) gedeiht am beſten im feuchten und heißen 
Tropenclima, wo er 800-fältig trägt. Weniger einträglich iſt er in der 
gemäßigten Zone; er ſteigt auf die Gebirge Amerika's bis zu 12,000 Fuß 
über die Meeresfläche. Man hat eine ſehr große Menge von Spiel-Arten, 
wovon manche wunderſchön in Farbe und merkwürdig in Form und Stellung 
der Körner um den Fruchtkolben ſind. Die Pflanze iſt bekannt und 
ich erinnere nur an die ihr eigenthümlichen, ſchönen, weißen Faſern, welche 
aus den weiblichen Blüthendolden herabhangen, während die männlichen 
gebogenen Blüthenähren gleich Hahnenfedern zuſammenſtehen. — Der Mais 
wird bei uns, mehr aber noch im nördlicheren Deutſchland, als Grünfutter 
gebaut, während die Körner zum Mäſten der Gänſe verwendet werden. — 
Der Pferdezahn-Mais wird bei uns 15 Fuß hoch und iſt eine ganz hübſche 
Decorationspflanze. — Die Cultur des Mais verbreitete ſich ſchnell in Indien, 
China und Japan, und letzteres Land ſoll denſelben ſchon vor 1200 Jahren 
beſeſſen haben. Heutzutage findet ſein Anbau in allen Ländern der tropiſchen 
und gemäßigten Zone Statt, vor Allem aber in Amerika, wo er auf die 
verſchiedenartigſte Weiſe zubereitet und genoſſen wird. Schon die alten 
Peruaner und Mexikaner bereiteten mehrere Arten von Brot daraus; in anderen 
Ländern wird der ganze noch nicht vollkommen reife Kolben blos in Salz— 
waſſer geſotten und ſo auf den Tiſch gebracht. Das Chicha der Peruaner, 
ein geiſtiges, aus dem Mais bereitetes Getränk, ſchmeckt anfänglich dem 
Weißbier, ſpäter dem Moſt ähnlich und wird ſehr geiſtreich. Aus dem Saft 
der Stengel wird in Mexiko ein ſehr wohlſchmeckender Branntwein, Pulque 
de Mahio, gewonnen, wie auch ein guter Syrup daraus bereitet. — Dort 
werden ungeheure Quantitäten von Mais verbraucht; man rechnet auf jeden 
Menſchen jährlich circa 350 Pfund. — 


(Fortſetzung folgt.) 


526 


Feuilleton. 


Lilium auratum. Von dieſer unſtreitig ſchönſten Lilienart ſind am 
5. October durch Heern Stevens in London an 700 Exemplare, von denen 
die meiſten ſich in Blüthe befanden, in Auction verkauft worden. Bereits 
giebt es auch ſchon Varietäten dieſer Lilie, ſo blühte unlängſt eine ſolche 
bei Herrn W. Bull, bei welcher die bandartigen Zeichnungen ſtatt goldgelb, 
dunkelroth waren. | 


Auguſt van Geert's Gartenetabliſſement in Gent. Das jo eben 
erſchienene Preisverzeichniß für 1864 — 1865 dieſes Etabliſſements zeigt 
uns auch wieder, welch' eine enorme Anzahl neuer, ſchöner und ſeltener Pflanzen 
in den verſchiedenen Handelsgärten Belgien's, namentlich in Gent, vorhanden 
iſt und die den Pflanzenfreunden zu meiſt ſehr billigen Preiſen offerirt werden. 
Neben den Etabliſſements von Amb. Verſchaffelt und Van Houtte iſt 
es auch namentlich das des Herrn Aug. van Geert, welches alljährlich 
eine beträchtliche Anzahl Neuheiten in den Handel bringt, und ſo finden wir 
denn auch in dem neueſten Verzeichniſſe (No. 56) nahe an 40 Arten, die 
theils ganz neu, theils während der letzten Jahre eingeführt, aber noch 
ſelten ſind, verzeichnet, ſowohl unter den Gewächſen des Kalt- und Warm⸗ 
hauſes als auch unter denen des freien Landes, auf deren nähere Bezeichnung 
wir jedoch verzichten müſſen und wir die Pflanzenfreunde auf das genannte 
Verzeichniß ſelbſt aufmerkſam machen können. 


Die Dauer der Keimfähigkeit einiger Samen. Damit die Gärtner 
nicht an den Erfolg zweifeln, wenn die Keimung einiger Samen lange auf 
ſich warten läßt, machen wir auf einige Erfahrungen in dieſer Beziehung 
aufmerkſam. Die Samen einiger Carex- und Cyperus- Arten liegen oft 
mehrere Jahre in der Erde, ehe fie keimen. Samen von Narcissus keimen 
erſt nach einem oder mehreren Jahren. Linum grandiflorum und andere 
ölhaltige Samen, deren Oel nicht ranzig wird, keimen am beſten, wenn ſie 
mehrere Jahre aufbewahrt worden ſind, und die Samen von Sinapis arvensis 
keimen gewiß auch nur deshalb trotz alles Ausrodens der Pflanzen auf den 
Feldern, weil der Samen ſich ſo lange gut in der Erde erhält. (Belg. 
hortic.) b 

ö ADD 


| Perſonal⸗Notizen. 


Wörlitz. Abermals hat die Gärtnerwelt einen herben Verluſt zu be— 
klagenz am 29. Auguſt d. J. ſtarb der herzogl. Garteninſpector zu Wörlitz, 
Gottlieb Ludwig Schoch, in einem Alter von 70 ½ Jahren. Am 26. Fe 
bruar 1794 in Wörlitz geboren, erlernte Schoch die Gärtnerei unter Hof— 
gärtner Eyſerbeck in Luiſium bei Deſſau, conditionirte ſpäter in mehreren 
anderen Gärten, und 1814 nach Wörlitz zurückgekehrt, wurde er als Hülfs⸗ 
gärtner bei ſeinem Vater angeſtellt. 1817 wurde er zum Hofgärtner in 
Luiſium ernannt und kam 1826 nach Wörlitz, wo er faſt 38 Jahre als 
herzogl. Garteninſpector gewirkt hat. Bei Gelegenheit ſeines 50jährigen 


527 


Dienſtjubiläums, am 1. Mai d. J., erhielt Schoch von Herzoge von Anhalt— 
Deſſau die große goldene Medaille für Verdienſt und Wiſſenſchaft. 
Hamburg. Sir Robert Schomburgk, dem wir unter vielen Anderen 
auch die Einführung der Victoria regia verdanken, iſt am 11. October 
über England in Hamburg eingetroffen, leider aber in einem ſehr leidenden 
Geſundheitszuſtande. Sir Robert Schomburgk ging bekanntlich im Jahre 
1857 als engliſcher General-Conſul nach Siam (vergl. Hambg. Gartenztg. 
XVI., S. 131), mußte aber aus Geſundheitsrückſichten den Staatsdienſt 
quittiren und gedenkt nun in ſeinem Bate oder in England den Reſt 
ſeiner Jahre in Ruhe zu verleben. 1 


S. & J. Rinz, 

Hamnſchelm in Frankfurt a/ M., Bureau: Markt 25, 
empfehlen ihre reichhaltigen Beſtände von Ohſthäumen in den vorzüglichſten 
neueren und bewährteſten älteren Sorten, Zwerg- und Hochſtämme; ferner 
Zierbäume und Sträucher, Coniferen, Roſen, Staudengewächſe, 
Fruchtſträucher, Weinreben und Erdbeeren in den edelſten Sorten ꝛe. ꝛc. 
und bitten um gütige Aufträge. 

Der ſo eben erſchienene Catalog pro 1864/65 ſteht auf Bank, 
Verlangen gratis und 1 zu 3 


Strohmatten. 


Strohmatten ſind zu haben 
dieſer Art HAMBURG, 
Beni: Nödingsmarkt 
Aug. Garvens, & 58. 
Samen ⸗Offerte. 
Blumenkohl, Erfurter, fee P a Lth. 15 Sgr. 
ig 5 
Letzte Sorte wurde nur von großen, ſchneeweißen, feſten Köpfen geerndtet 
Er furt, October 1864. G. Gleichmann, 


Kunſt⸗ und W 


Nuſſiſche Veilchen. 


Viel größer und dankbarer im Winter blühend als das gewöhnliche 
Monatsveilchen, offerirt gut bewurzelte blühbare Senker, das Dutzend zu 
1 Thaler, von Mitte September bis Mitte October c. 

Potsdam, Victoria⸗St. 10. J. * Kunſt⸗ u. Handelsgärtner. 


528 
Das 


H. Arnoldi'ſche Shit. Cabinet 


aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 
beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 
18 Pflaumen enthalten. 

Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte u zwar 
bei directer Beſtellung zum Preis von Rthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be⸗ 
ſtellung, daß heißt auf Ha 9 Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 

Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in ae 

„ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 
Lane, Cannon Str. Welt in London EC, 
„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, 
„ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, 
E Oeſterreich⸗ „Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner i in Prag, 
„ die Schweiz hat die Scherer ſche Buchhandlung in Solothurn, 
Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 


Gloxinien-Knollen. | 
Verſchiedenen Anfragen diene hiermit zur Nachricht, daß aus der 
Hennig'ſchen Gärtnerei von Anfang October an Gloxinien-Knollen abge⸗ 
laſſen werden: a 
nge Ba ER N Zoll im Durchmeſſer, pr. Dutzend 3 Thlr. 

| | 2: 


Zwei⸗ u. dreijährige 2 De ee vr eb ee 
Sämmtlich mit Namen. Er 
Das ganze Sortiment, wovon jede Sorte durchaus anders, beſteht 
abgebbar in 20 Sorten. 
Aufträge auf mindeſtens ein bis höchſtens vier 5 nimmt franco 
entgegen der Obergärtner J. C. F. Wiedemann. 
Neuſtadt, Magdeburg. 


Herbit Offerte. 
Aepfel, Kirſchen u. Zwet chen, 5—6 Fuß hoch bis 

zur Nronß eee 8 100 St. 17 * 5 Sgr. 
Birnen, in derſelben Höhe ee „ „ 20 
Birnen, ſehr ſtar kk m8 „ 34 „ 


Sämmtliche Bäume ſind von ſchöner Qualität und das Kernohſt it 
gutem tragbarem Tafel- und Wirthſchafts-Obſt veredelt. 
Chriſtian Steiſs, 
Nürnberg (Tafelhof No. 73). Kunſt⸗ und Handelsgärtner, 


* 


. 


529 


Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. 
(Schluß.) 


Nachdem ich wiederum an den Ausgangspforten von „Chiswick Garden“ 
ſtehe, muß ich den Leſer bitten, mir nach „Batterſea Park,“ eine der 
beſuchteſten Promenaden London's, zu folgen, wo der „Subtropical Garden“ 
während der letzten zwei Sommer die Aufmerkſamkeit Aller mit Recht auf 
ſich gezogen hat. Letzterer, die ſchönſte Zierde des Parks, iſt am weſtlichen 
Ende einer verdeckten Bucht des Sees gelegen und nimmt einen beträcht— 
lichen Raum ein; die hier auftretenden Pflanzen überraſchen uns um ſo 
mehr, weil wir ſie ſonſt nur in Warmhäuſern anzutreffen pflegen und ſich 
ihr Ausſehen nur zu ihrem Vortheile verändert hat. 

Mr. Gibſon, der fähige Obergärtner, iſt, nachdem er im erſten Jahre 
die Beete durch warmen Dünger für die Aufnahme der tropiſchen Gewächſe 
zurichtete, welches, wenn auch mit ganz gutem Erfolge, ſo doch auch mit 
ziemlichen Ausgaben und Mühen begleitet war, einem andern Plane gefolgt, 
der ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertroffen hat. Er hielt es für 
möglich, daß hinreichende Bodenwärme für die Pflanzen erlangt werden 
könne, wenn er die Beete auf einer Maſſe von Bauſchutt anlegte und ihnen 
eine ſolche Form gebe, daß die Seiten während des ganzen Tages die 
Sonnenwirkung verſpürten; die mehr oder weniger aus den Sonnenſtrahlen 
abſorbirte Wärme würde ſich dann in dem Bauſchutt für einige Zeit feſt— 
ſetzen. Gedacht, gethan, die Beete wurden in Folge deſſen auf Haufen von 
Bauſchutt in einer Dicke von 18“—2“, je nach der Breite derſelben, an— 
gelegt, nachdem die Erde zuvor bis zu einer Tieſe von 9“ herausgenommen 
war. Die Bauſteinſtücke wurden dann der Art gelegt, daß ſie an den 
Ecken einen Winkel von 25“ bildeten, und erſtreckten ſie ſich bis 2“ über die 
Grenzen des ganzen Beetes hinaus. Auf die hiedurch hervorgerufenen 
Rand- Abdahungen wurde 3“ guter Boden geworfen und dann die Bau— 
ſchutt⸗-Fläche mit Grasſoden, die grüne- Fläche nach unten, belegt. Alsbald 
brachte man eine Erdmiſchung, aus verfaultem Laube, Lehm und Flußſand 
zuſammengeſetzt, in einer Höhe von 9— 12“ darauf. 

Dieſes Arrangement, welches zunächſt eine ausgezeichnete Drainage 
bewirkte, machte aber auch häufiges Begießen während trocknen Wetters 
nothwendig, während dagegen bei vielem Regen die Beete durchaus nicht 
mit Feuchtigkeit überfüllt wurden, was von ebenſo großer Wichtigkeit iſt, 
als fleißiges Begießen während längerer Dürre. Die Form der Beete war 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 34 


530 


auf die kreisrunde, oblonge und ovale beſchränkt. Die Enden der letzten 
beiden Arten wurden, ſoviel wie es die Umſtände erlaubten, möglichſt nach 
Norden und Süden gerichtet, damit die eine oder andere Seite faſt den 
ganzen Tag hindurch die Sonnenſtrahlen in ſich aufnähme. Außerdem hielt 
man es Mitte Auguſt für nothwendig, ſämmtliche Beete mit einer guten 
Zufuhr von verrottetem Dünger zu verſehen, da der nur aus 9—12“ tiefe 
gute Boden zu leicht erſchöpft ſein könne. Gehöriges Abhärten der Pflanzen 
vor dem Auspflanzen war desgleichen nicht überſehen worden. — Große 
Bäume allein können dieſen zärtlichen Gewächſen nicht Schutz genug bieten, 
wo aber niedriges Buſchwerk zwiſchen und unter ihnen auftritt, wird eine 
vortreffliche Schutzmauer gebildet, wie ſich hier genügend erwieſen hat. 

Daß dieſes einfache Syſtem, künſtliche oder vielmehr natürliche Boden— 
wärme durch künſtliche Mittel hervorzurufen, noch bedeutend verbeſſert werden 
kann, möchte ich zuverſichtlich glauben; auf dem Continente hat man ein 
ähnliches ſchon vor mehreren Jahren, wenn ich nicht irre, mit recht günſtigem 
Erfolge erprobt. 

Doch nun zu einigen Gruppen ſelbſt. 

Wir ſtoßen zunächſt auf ein 60° langes uud 6 ½“ breites oblonges 
Beet, mit Canna Ann&i im Centrum, von Canna discolor umgeben 
und mit Pteris ceretica albo-lineata eingefaßt. Gerade dieſem gegen— 
über befand ſich ein anderes mit Coleus Verschaffeltii und Centaurea 
ragusina zur Einfaſſung, die rothbraunen Blätter erſterer und die ſilber— 
glänzenden der Centaurèea bewirkten einen gar ſchönen Contraſt. 

Ein anderes Beet war aus folgenden Pflanzen zuſammengeſetzt: 

Uhdea pinnatifida, Nicotiana glauca und wigandioides, Po- 
lymnia grandis, Verbesina sinuata, verbascifolia, Senecio Ghies- 
breghtii, Solanum marginatum, pyracanthum, atropurpureum, macro- 
phyllum u. a. Species. Ferner aus Hibiscus rosa sinensis, Cassia corym- 
bosa, spinifolia, Plumbago capensis und mit Amarantus melan- 
cholicus ruber zur äußeren und Pelargonium Dandy und Lantana 
Sellowi zur inneren Einfaſſung. — Die nächſte Gruppe, welche der 
Bemerkung werth iſt, war mit Cyperus alternifolius bepflanzt, die Ober: 
fläche war ganz mit Lycopodium helveticum und denticulatum bedeckt, 
während die breiten, glänzenden Blätter von Salvia argentea als Ein⸗ 
faſſung dem Ganzen etwas Originelles und Anziehendes verliehen. Eine 
Zuſammenſetzung aus Saccharum Madeni, Bambusa gracilis und 
japonica, Livistona borbonica, Aralia farinifera, Rhopala corco- 
vadensis und elegans, Crinum amabile, Hedychium Gardnerianum, 
Phoenix sylvestris, Panax excelsa und mehreren Aloe-Species nahm 
nicht weniger Beachtung in Anſpruch.“ N 

Was dieſe und ähnliche Pflanzen in einem gewöhnlichen oder ſogar 
ungünſtigen Sommer thun werden, muß abgewartet werden, im vorigen 
(1863), der ungewöhnlich warm war, haben ſie ſich vollſtändig acclimatiſirt. 

Unter den Privatgärten, über welche ich einige Notizen geben kann, 
befindet ſich zunächſt, ganz in der Nähe von Kew, an der linken Seite der 
Themſe, der von „Syon Houſe,“ Sommerreſidenz des Herzogs von North— 
umberland. Meinen Leſern, die die engliſche Geſchichte ſtudirt, wird dieſer 


531 


Platz ſchon bekannt fein, da die ſchöne, geiftreiche aber jo unglückliche Lady 
Gray, auch als Queen Jane bekannt, hier vor ihrer Thronbeſteigung ihre 
Tage den tiefen Studien widmete. — Das Schloß iſt ein mächtiges Gebäude, 
von eben nicht ſehr ſchöner Bauart, welches die vielen Fenſter, ebenſo viele, 
wie Tage im Jahre, nur noch mehr darthun. Laſſen wir daſſelbe rechts 
liegen und verfolgen einen ſchmalen, von alten Bäumen begrenzten Pfad, 
der uns zu den Gewächshäuſern bringt, letztere von einer hohen Mauer 
eingeſchloſſen. Die hier gelungene Befruchtung einer Cocos nucifera wurde 
im vorigen Jahre als ein großes Ereigniß in der gärtneriſchen Welt bekannt 
gemacht. Die Frucht hatte bei meinem letzten Beſuche ſchon eine Größe 
von über 6“ erreicht und glich im Ausſehen einer grünen Melone (Anfang 
April 64). Die von mehreren Autoren empfohlene Anwendung von 
Meer: oder Kochſalz zum beſſeren Gedeihen dieſer an den Meeresgeſtaden 
vorkommenden Palme war von dem damaligen Obergärtner ſorgfältig be— 
obachtet worden. — Für einige tropiſche Fruchtbäume, wie Garcinia Man- 
gostana, Jambosa vulgaris, iſt ein beſonderes Haus eingerichtet und ſollen 
ſie ſchon mehrfach ihre Früchte in demſelben zur Reife gebracht haben. Das 
Victorien⸗Haus iſt ſehr niedrig, was, wie auch der alleinige Gebrauch von 
Regenwaſſer, zum Gedeihen der Waſſerpflanzen weſentlich beiträgt, obgleich 
es ſich dadurch zum Schauhaus weniger eignet. Orchideen ſind in 2 Häuſern 
vertreten, doch da ich noch auf einige der beſten Orchideenſammlungen zu 
ſprechen komme, ſo können wir dieſe gerne mit Stillſchweigen übergehen. 
Die Wein⸗, Ananas⸗, Kirſchen⸗ und Pfirſichtreibereien verdienen ebenfalls, 
wenn man ſolche von Frogmore noch im Gedächtniß hat, keiner weiteren 
Erwähnung. Das altherthümliche, mit einer Glaskuppel verſehene Conſer— 
vatorium liegt an der entgegengeſetzten Seite des Gartens, in demſelben 
thaten ſich vorzüglich Corypha australis und Phoenix dactylifera durch 
eine beträchtliche Höhe hervor. Merkwürdig iſt es, daß man in England 
ſo wenig Aufmerkſamkeit auf die Cultur der Orangen verwendet, eigentliche 
Orangerien, wie in Verſailles, Sansſouci und Herrenhauſen habe ich nirgends 
angetroffen. Der Blumengarten vor dem Conſervatorium zeugt ſchon in 
der Anlage von gutem Geſchmack, der Park endlich iſt von beträchtlicher 
Ausdehnung, doch dürfte weniger Verwilderung und eine größere Auswahl 
ſeltener Bäume und Geſträuche wünſchenswerth ſein. 

In Genf und Paris beſuchte ich mehrere den Herren Rothſchild 
gehörende Gärten, hier befindet ſich ein anderer „Gunnersburg Park,“ 
woſelbſt ſich ebenfalls ein Repräſentant dieſer Cröſus-Familie angeſiedelt hat. 

Die niedrigen, neuen und höchſt practiſchen Häuſer, in welchen eine 
gute Auswahl von Pflanzen und ebenfalls treffliche Cultur anzutreffen ſind, 
erfreuen ſich allgemeiner Anerkennung. Unter den Treibereien, die in bedeu— 
tender Menge vorhanden, bemerke ich nur das Haus für Gurken. Die Pflanzen 
wurden dicht unter den Fenſtern gezogen und lieferten das ganze Jahr hin— 
durch Früchte für die Tafel. Doch werden die alten Pflanzen alljährlich 
durch junge Sämlinge erſetzt. Wer die alte aber ſchöne Schlingpflanze 
Stephanotis floribunda hier in all' ihrer Ueppigkeit ſieht, wie ſie ein 
ganzes Haus ausfüllt, wird nicht verſäumen, ſie in ſeinem eigenen Garten 
mehr zur Geltung kommen zu laſſen; auch in einem ganz kalten Hauſe 

34* 


532 


gedeiht fie vortrefflich. Der hieſige Obergärtner, Mr. Forſyth, erzählte 
mir, daß er von ihr jedes Jahr tauſende von Blumen ſchnitte, die im 
Winter und Frühling zu Bouquetten garnicht hoch genug geſchätzt werden 
können. Unter den verſchiedenen Weinreben machte man mich auf Lady 
Downe's Seedling aufmerkſam, eine Varietät die ſich durch ſpätes Tragen 
empfiehlt. Es iſt bekannt, daß die Centaurea ragusina ſchwer Samen 
anſetzt, hier hatte man von einigen alten Pflanzen eine reiche Samenernte 
gewonnen, doch, o weh, ſämmtliche junge Pflanzen, die mehrere Käſten aus⸗ 
füllten, hatten die ſilberweiße Färbung in ihren Blättern verloren und 
zeigten dafür eine keineswegs hübſche blaugrüne Schattirung. Sollte ſich 
bei zunehmendem Alter die gewünſchte Metamorphoſe noch einſtellen — ich 
zweifle daran, dann könnte es aber auch fraglich erſcheinen, ob Centaurea 
ragusina eine echte Species iſt. 

Eine gewöhnliche, 400“ lange, ſüdliche Spaliermauer, an welcher ſich 
Pfirſiche und Nectarinen befinden, iſt vor einem Jahre ganz mit Glas 
überdacht worden, ſo daß die Bäume jetzt gelinde angetrieben werden können, 
doch auch für Roſen- und Erbdbeertreiberei leiſtet ſie vortreffliche Dienſte. 

An den Garten ſtößt der eigentliche Park, der mit ſeinen trefflichen 
Coniferen, alten Buchen und Eichen, einem hübſchen Gewäſſer und maleriſchen 
Fernſichten wirkliche Reize in ſich ſchließt. 

Im verfloſſenen April machte ich per Pony-Equipage, via Windſor, 
einen belohnenden Ausflug nach „Dropmore Park“ und „Cliveden 
Houſe,“ letzteres der Herzogin von Southerland gehörend. 

Dropmore Park iſt ganz beſonders durch ſeine famoſen Coniferen berühmt 
geworden, ſchönere Exemplare habe ich nirgends geſehen, und ſie allein dürfen 
einen Liebhaber dieſer Familie, welche kürzlich vom Profeſſor Parlatore 
für de Candolle's Prodromus bearbeitet iſt, zu einem Ausfluge nach 
England verlocken. Obgleich das Wetter bei meinem Beſuche regneriſch 
und ſtürmiſch war, gelang es mir doch, eine kleine Skizze der überaus 
ſchönen Araucaria imbricata anzufertigen, auch die Höhe und das Alter 
anderer ſeltener Arten wußte ich mir durch die Güte des Obergärtners, 
Herrn Froſt, zu verſchaffen. So notirte ich: 

Araucaria imbricata 65“ Höhe. Alter: 33 Jahre. 

Dieſer Baum iſt nicht eines einzigen ſeiner Zweige beraubt und bildet 
eine vollſtändig regelmäßige Pyramide. 

Cedrus Deodara 49“ 10“ Höhe. Alter: 30 Jahre. 
„ Libani 68“ 1 „ 65 0 

Eine 4— 500 Schritte lange Cedern-Allee, nur zu bedauern, daß die 
Bäume zu gedrängt ſtehen, und auch nach unten hin von Buſchwerk ſehr 
beeinträchtigt werden. 

Abies Douglasii 89“ Höhe. Alter 35 Jahre. Abies excelsa 
58° 8“ Höhe. Alter 40 Jahre. Abies Menziesi 36“ 8“ Höhe. Alter 
24 Jahre. Abies Morinda 30“ 6“ Höhe. Alter 25 Jahre. Picea 
cephalonica 30° 8“ Höhe. Alter 25 Jahre. Picea Pinsapo 25“ 2“ 
Höhe. Alter 21 Jahre. Picea nobilis 37“ 6“ Höhe. Alter 30 Jahre. 
Picea Nordmanniana 19“ 9“ Höhe. Alter 16 Jahre. Pinus Lam- 
bertiana 31“ 6“ Höhe. Alter 20 Jahre. Pinus Laricio 63“ 6“ Höhe. 


533 


Alter 40 Jahre. Pinus Cembra 44“ Höhe. Alter 50 Jahre. Pinus 
ponderosa 56“ 7“ Höhe. Alter 36 Jahre. 

Außerdem ſtoßen wir noch auf eine Menge Bäume, die, wenn auch 
jünger und niedriger, von einem Deutſchen dennoch mit Neid betrachtet 
werden. Araucarien habe ich zu Dutzenden gezählt, manche über 20 Höhe, 
desgleichen ſtarke Pflanzen von Cryptomeria japonica, Cupressus Law- 
soniana uud Macnabiana, Abies religiosa und noch verſchiedene mehr. 
Die 10—12“ hohen Waldungen von Rhododendron ponticum müſſen 
in voller Blüthe einen großartigen Anblick gewähren. 

Ein allerliebſtes chineſiſches Traubenhaus, eine geſchmackvolle Felſen— 
partie mit Fontainen und üppiger Farnen-Vegetation, dürfen nicht überſehen 
werden. Die Gewächshäuſer ſind von geringer Bedeutung, eine Rosa 
Banksia mit colloſſalem Stamme, iſt das einzigſte Bemerkenswerthe 
in ihnen. 

Ein kurzer Spaziergang bringt uns von hier nach „Cliveden Garden,“ 
deſſen Obergärtner, Herr Fleming, ſich durch eine kleine Schrift: 

„The System of Floral Decoration, as practised at Cliveden“ 
bekannt gemacht hat. 

In dieſem Büchelchen ſind 2 Hauptpunkte zu bemerken, wie ſie ſich 
auch in dem Garten ſelbſt zu erkennen geben. 

1) Aengſtliches Vermeiden, die ganze Fülle des Blumenſchmuckes aus— 
ſchließlich auf die Sommer: und Herbſt-⸗Monate zu verſchwenden. 

2) Sichtbares Streben, die alten Stauden und perennirenden Gewächſe, 
welche meiſtentheils ganz bei Seite geſetzt ſind, um ihren vielleicht friſcheren 
aber durchans nicht ſchöneren Rivalen Platz zu machen, wieder mehr zur 
Geltung zu bringen. 

Zu dem Wohnhauſe, einem wahren prinzlichen Gebäude, das im Mai 
dieſes Jahres den in England vergötterten italieniſchen Helden, Garibaldi, 
beherbergte, führen breite, ſauber gehaltene, von Raſenplätzen begrenzte, 
Fahrwege, rechts davon liegen verſchiedene andere Bauten, alle in neumo— 
diſchem Style und mit dem Herrenhauſe im beſten Einklange ſtehend, links 
von den Fahrwegen liegt ein Theil des großen Parks. Auf der anderen 
Seite des Schloſſes befindet ſich eine elegante Terraſſe, von welcher wir die 
herrlichſte Ausſicht auf die ſich anmuthig ſchlängelnden Themſe-Ufer und die 
kleinen Inſeln genießen. Steigen wir die granitenen Stufen der Terraſſe 
hinab, ſo werden wir zunächſt durch zwei bewundernswerth ausgeführte Rand— 
Einfaſſungen, die dann, Mitte April, ein ebenſo buntes wie anziehendes 
Bild ausmachten, überraſcht. Der äußerſte Rand beſtand aus Epheu, der 
in großer Regelmäßigkeit den Boden bedeckte, daran ſchloſſen ſich mehrere 
Reihen der gefüllten weißen Maßliebe (Bellis), hierauf kamen gelbe, blaue 
dunkle Stiefmütterchen, die leuchtend rothe Silene pendula und endlich 
Mondrauten und Levcojen (Cheiranthus), welche letztere ſich unmittelbar an die 
Terraſſe anſchloſſen, deren Mauern mit Kletterroſen, Jasminen und 
Glycinen geſchmackvoll überhängt waren. Sobald dieſe Frühlingsblumen 
dem Ausblühen nahe ſind, werden ſie ſämmtlich herausgenommen, und die 
Beete von Neuem mit Geranien, Calceolarien u. dgl. mehr bepflanzt. 
Andere Beete aus Cheiranthus Marschalli, Saxifraga granulata fl. pl. 


534 


albo, der gefüllten Cardamine pratensis und der doppelten, rothen 
Anemone gefielen im ſelben Grade. Die niedrigen Gewächshäuſer, welche 
eines an das andere ſtoßen, zeugen von dem Reichthume und dem vor⸗ 
trefflichen Geſchmacke der Beſitzerin, und wenn wir hier auch auf keine 
beſonders ſeltenen Pflanzen ſtoßen, ſo wird dieſer Mangel durch Maſſen 
reichblühender Topfgewächſe leicht überſehen. Eines derſelben, das Boudoir 
der Herzogin, iſt ganz mit Spiegelwänden ausgelegt, und Flora's Kinder, 
ſelbſt aus den entfernteren Ländern, wetteifern mit einander ſich darin zu 
beliebäugeln. Treibereien ſind beſtens vertreten, die in Töpfen gezogenen 
Feigen, mit 6—9 Früchten an jedem Zweige, dürften beſonders hervorge⸗ 
hoben werden, weil man ihnen reichlich Kalk in der Erdmiſchung ange⸗ 
deihen läßt. 

Wer ſich längere Zeit in London aufhält, thut gut, auch die im 
weſtlichen Theile der Grafſchaft Suſſex gelegenen Gärten von „Dangſtein“ 
zu beſuchen. Was mich ſelbſt betrifft, ſo gereut es mich durchaus nicht, 
2 Tage und die nöthigen Reiſe- und Zehrungskoſten für dieſe Excurſion 
aufgeopfert zu haben. 

Nachdem ich zuerſt das Wohnhaus von edler griechiſcher Architectur 
beſichtigt hatte, trat ich in das oſtindiſche Orchideenhaus. Stolze Exemplare 
von Vanda suavis und tricolor, 3—4“ in Höhe und mit Blumen beladen, 
ferner Vanda ceerulea, Batemani und gigantea, Saccolabium retusum, 
Blumei, guttatum, Aerides Larpent&, Fieldingii, deren Blüthentriebe 
faſt 3° lang waren, Aerides odoratum majus und Brookü fielen mir 
zunächſt auf. Auch kräftige Pflanzen von Cypripedium caudatum roseum, 
Cymbidium eburneum, Coelogyne cristata, Angræcum virescens, 
Sarcopodium Lobii und eine herrliche Vanilla lutescens mit mehreren 
fait reifen Samenſchoten ſtanden mit in erſter Reihe. 

Kaum daß ich dieſes Haus verlaſſen, ſo forderte mich ſchon eine Reihe 
niedriger Doppelhäuſer, die eine Länge von 102“ einnehmen, mit 4 Ab⸗ 
theilungen, zur weiteren Inſpection auf. 

1. Abtheilung. Warmhaus, mit großen Pflanzen von Pothos 
argyræa, Sphærostema marmorata, Allocasia metallica, Lowii und 
Veitchii, Cissus porphyrophyllus, Plocostema lasianthum und 
Gleichenia heterophylla. 

2. Abtheilung. Aquarium, durch feine verſchiedenfarbigen Nym- 
phæen, die ſeltene Lycopodium laterale, Neu⸗Seeland, Lycopodium 
sp. Borneo, Ouvirandren, Sarracenia Drummondii, flava, purpurea, 
variolaris, Cephalotus follicularis und viele Nepenthes-Speies höchſt 
intereſſant und koſtbar. 

3. Abtheilung. Begonien- und Caladien-Haus. 

4. Abtheilung. Tropiſches Farn⸗Haus. 

Nachdem ich ihnen eine Stunde geſchenkt, brachte mich mein feundfie 
Führer zu der großen Fruchttreiberei und dem tropiſchen Fruchthauſe, beide 
zuſammen eine Länge von 130° einnehmend. Letzteres darf ich wohl 
ſagen, nahm meine ganze Aufmerkſamkeit in Anſpruch, da hier verſchiedene 
Arten auftraten, die ich erſt vor Kurzem in einer kleinen Arbeit beſchrieben 
hatte. Sie befanden ſich ſämmtlich im freien Lande, unter welchem die 
Heiß⸗Waſſer⸗Röhren entlang liefen. 


535 


Mangifera indica, Garcinia Mangostana, Blighia sapida, 
Cookia punctata, Myristica sebifera und moschata, Musa Caven- 
dishii und Castiglioni, Psidium Cattleyanum und pyriferum, letztere 
voll von Früchten, Passiflora edulis und quadrangularis, Tangerine 
Orange, Eugenia Jambosa und Ugni, Eriobotrya japonica erfreuten 
ſich ohne Ausnahme des beſten Gedeihens und bringen viele von dieſen ihre 
Früchte zur vollkommenen Reife. Als Nachtrag zu meinem früher hierüber 
veröffentlichten Aufſatze (Siehe S. 206) gebe ich die Beſchreibung von: 

1. Eugenia Ugni. 

Die Beeren dieſer Art zeigen die Größe einer mittelgroßen Stachel— 
beere, und beſitzen viel Aroma und Colorit. Die kleinen Büſche empfehlen 
ſich aber auch ſchon durch ihre immergrüne, glänzende Belaubung und durch die 
unzähligen, weißröthlichen, duftenden Blüthen. Anfangs October beginnen 
die Beeren zu reifen, eine Zeit, wo andere Tafelfrüchte im Abnehmen 
begriffen ſind. 

2. Orange Tangérine. 

Ein Bäumchen von 2“ Höhe, hat 20 Früchte zur Reife gebracht, eir 
anderes doppelt ſo hohes ſoll hier mehrere hundert Orangen geliefert haben. 

3. Eriobotrya japonica. 

Von dieſer japaneſiſchen Frucht ſei nur noch bemerkt, daß der Ober— 
gärtner Mr. Vair durch die Bekreuzung zweier Pflanzen Varietäten zu 
erlangen hofft. 

Mit dem Palmenhauſe mache ich den Beſchluß, ſo daß Beſte für's 
Ende aufſparend. Daſſelbe zeigt eine ſtolze Structur, mißt 80“ in Länge, 
50“ in Breite und 30“ Höhe in der mittleren Partie, es enthält 4 Abthei— 
lungen, aus welchen ich nur die ſeltenſten Pflanzen hervorheben will. 
Cocos Naia, Sabal Blackburniana, Sestorii, elegans und tepigilota. 
Raphia tædigera, Geonama macrostachys, Cyathea serra und 
Argania sideroxplon. Der Nordflügel iſt größtentheils mit Orchideen 
angefüllt, wie Dendrobium chrysotoxum, Houlletia, Miltonia, Cym- 
bidium giganteum, 15 Species von Anecochilus, auch Hymenophyllum- 
und Trichomanes-Arten und eine prächtige Riphdopteris peltata. 

Der Oſtflügel enthält ſeltnere Warmhauspflanzen, z. B. Theophraſten, 
Rhopala, Aralia pulchra und leptophylla. 

Ein großes Kalthaus, 103“ lang, 32“ breit und 16“ hoch für 
Camellien, Neuholländer, Ericen, ſowie auch für kalte Farne, Goniophle- 
bium repens, Odontosoria tenuifolia, Todea Fraseri ſehr ſelten, 
muß noch wenigſtens hier erwähnt werden. 

Das botaniſche Muſeum enthält desgleichen reiche Schätze aus dem 
geſammten Pflanzenreiche, doch Zeit und Platz fehlen mir, weiter darauf 
einzugehen. 

Habe ich die Orchideen dieſes Beſitzes ſchon ſpeciell erwähnt, ſo ver— 
dienen 3 Privatcollectionen in der unmittelbaren Nähe London's noch mehr 
Beachtung; unter ihnen ſteht die des Herrn Rücker in Wandsworth obenan. 
Was Orchideen⸗Kunde und Cultur belangt, will ich mich gerne zu den 
Laien zählen, doch auch ſolche können gegen die ſeltenen und auserleſenen 
Arten der Rücker'ſchen Sammlung nicht blind ſein. u 


536 


Im Haufe der oſtindiſchen Arten ſtanden Anfangs Mai folgende in Blüthe: 
Vanda tricolor in mehreren Varietäten, Vanda suavis, Rolliſſon's 
Varietät, Saccolabium guttatum, Aerides virens, Fieldingii und 
Veitchii, Phalænopsis amabilis, Cypripedium Stonei u. m. A. 

Im Hauſe ſüdamerikaniſcher Arten: 

Cattleya Mossi var., Odontoglossum Pescatorei und nævium, 
Epidendrun macrochilum, Trichopilia crispa, Anguloa Clowesii 2c. 

Das Aquarium enthielt Burlingtonia fragrans und einige Oncidien, 
auf Thonröhren gezogen, was ihnen vortrefflich zu behagen ſcheint. Für 
importirte Orchideen ſollen ſich jene Thonröhren namentlich eignen. Einige 
Disa grandiflora ſtanden gerade vor der Blüthe. Das ſeltene, wunder: 
ſchöne Angræcum sesquipedale war in einem ſtarken Exemplare vertreten; 
nun für 90 £ St. läßt ſich auch ſchon etwas erwarten. Auch Vanda Lowei 
und gigantea machten ſich durch große, kräftige, importirte Pflanzen 
bemerkbar. | 

Von ausgezeichneten Farnen ſei nur Todea pellucida, Todea superba 
und Hymenophyllum æruginosum genannt. 

Manches könnte ich über dieſen Muſtergarten noch hinzufügen, doch 
treibt's mich weiter zu „Mr. Baſſarts“ Orchideen, die in Cultur vielleicht 
die eben genannten noch übertreffen. 

Liſte der Mitte Mai in Blüthe ſtehenden: 

Dendrobium nobile pendulum, Phalænopsis Schilleriana mit 
ſehr dunklen Blumen und ansnehmend großen, in der Marmorirung ſehr 
abweichenden Blättern. — Aerides Dayanum, dem Aerides quinque- 
vulnerum naheſtehend, Dendrobium filiforme mit 17 Blüthenrispen, 
Vanda tricolor, suavis, gigantea, Dendrobium primulinum gigan- 
teum, Trichopilia crispa, eine noch unbeſtimmte Orchidee mit ſchönen, 
feurig orangegelben Blumen, der L&ia cinnabarina vielleicht am 
nächſten, doch ſchöner wie Epidendrum vitellinum, Dendrobium 
Dayanum mit 100 Blumen, Saccolabium Dayanum, Cypripedium 
grandiflorum und eine auserleſene Anecochilus-Collection. 

Die meiſten der hier genannten Arten erlangten auf der diesjährigen 
Frühlingsausſtellung den erſten Preis. 

„Mr. Day's“ Orchideen. 

In Blüthe ſtanden hier: 5 

Dendrobium marginatum, densiflorum album, infundibulum, 
macrophyllum, Paxtoni, Cymbidium eburneum mit 6 Blüthentrieben, 
Brassavola Digbyana ſehr eigenthümlich, Arpophyllum giganteum, 
mit 9 Blüthentrieben und eine große Auswahl anderer. Unter den Farnen ſei 
nur Trichomanes crisp und T. Kaulfussii erwähnt. 

Würden die reſpectiven Herren Obergärtner ſehen, mit welchem Ge— 
ſchwindſchritt ich ihre koſtbaren Sammlungen übergehe, ſie würden mir, 
Gott weiß nicht was vorwerfen; wie dem aber auch ſei, und gefaßt auf 
die Stürme, die mir möglicherweiſe von drüben drohen, ſchließe ich hiermit 
meinen zweiten Punkt, um noch, wenn auch in derſelben Kürze und Unvoll⸗ 
ſtändigkeit meinem dritten Punkte einige Berückſichtigung zu ſchenken. 

Die großen Londoner Handelsetabliſſements ſtehen entweder in directer 


537 


Verbindung mit den deutſchen Gärten oder erhalten auch die Vorſteher der: 
ſelben durch deutſche und engliſche Gartenzeitungen ſtets Bericht über das 
Neueſte und Bemerkenswertheſte ihrer Sammlungen. Sie daher einer näheren 
Beſchreibung zu unterwerfen, wäre überflüſſig, einige kurze Bemerkungen 
werden genügen. i 

In Culturen ſteht das Etabliſſement des Herren Veitch und Söhne, 
Chelſea, unſtreitig als erſtes da; als ich es im Mai vor meiner Abreiſe 
zum letzten Male beſuchte, waren gerade die Pflanzen von der großen 
Brüſſeler Blumen⸗Ausſtellung zurückgekommen, wo ſie ſich ebenſo gut die 
erſten Preiſe zu erringen wußten als wie zu Hauſe. 

Unter den Pflanzen, die ich mir in meinem Taſchenbuche niedergeſchrieben, 
mögen vielleicht einige des Nennens werth ſein, ſo die niedliche Sarmienta 
repens, mit Mitraria ähnlichen Blumen, Cryptomeria elegans, japa⸗ 
neſiſcher Ahorn mit rothem, ſehr fein geſchlitztem Laube, Rhododendron 
Gibsoni, Azalea Stella, Genethyllis tulipifera, Maranta Species Philip— 
pinen, Cypripedium Species Veitch, Cypripedium Species Philippinen, 
erſtere bereits im Handel, letztere trägt mehrere Blumen auf einem Stengel 
wie Cypripedium Lowei, im Habitus erinnerte ſie mich aber mehr an 
Uropedium als an Cypripedium. 

Für Importationen leiſtet die Gärtnerei der Herren Low in „Upper 
Clapton“ wahrſcheinlich die wichtigſten Dienſte. Ganze Häuſer ſind nur 
mit importirten Pflanzen angefüllt, deren Werth ſich auf wenigſtens 
2— 300,000 Thaler veranſchlagen läßt. Hier zählte man die herrlichen 
Baumfarne, Dicksonia antarctica und Cyathea dealbata, alle in 
gefunden, ſtarken Stämmen, und die eigenthümliche Kingia australis nur 
zu Dutzenden, und kommen wir nun gar zu den Orchideen-Importationen, 
unter welchen ſich Phalænopsis Schilleriana, rosea, amabilis und 
grandiflora, Odontoglossum grande, Epidendrum aurantiacum, 
Jonopsis violacea, Sophronitis grandiflora, Cattleya marginata, 
Vanda gigantea, Cattleya bicolor, Aclandiæ, Leptotes bicolor, 
Dendrobium Dayanum, eburneum und nodatum und namentlich auch 
Aerides Schroederianum beſonders hervorthaten, jo müſſen wir ſie nach 
hunderten von kleinen Pflänzchen zählen. Die Wege der Orchideenhäuſer 
werden täglich mehrere Male mit flüſſigem Kuhdünger begoſſen, deſſen Aus— 
dünſtung zu dem Gedeihen der friſch Angekommenen weſentlich beitragen ſoll. 

Die Herren Low haben jetzt einen Sammler in Madagascar, der nur 
für das vorhin ſchon erwähnte Angræcum sesquipedale ausgeſchickt iſt. 
Im Ganzen ſind 30 Gewächshäuſer hier vorhanden, die alle ſehr 
lang und größtentheils ſehr niedrig ſind. Die Vermehrung der Ericen, 
Neuholländer und Coniferen hat in einigen derſelben einen Glanzpunkt 
erreicht, der, glaube ich, von keinem anderen Garten Englands oder des 
Feſtlandes übertroffen wird. | 

Unter den Kalthauspflanzen ſcheinen mir folgende empfehlenswerth: 

Crotalaria purpurea, sp. vera, Grevillea rosea, Genista Eve- 
restiana, mit ſtark goldfarbigen, ſehr dicht ſtehenden Blüthen und Erica 
Bonplandii, ſelten und ſchwer zu vermehren. 


538 


Die Etabliſſements der Herren Williams & Rolliſſon zeichnen 

ſich ebenfalls durch Orchideen aus, Erſterer iſt der Verfaſſer des 

„Orchid Grower’s Manual,“ 
ein Buch mit vortrefflichen Fingerzeigen für Liebhaber dieſer Familie, auch 
war er der erſte der Phaleenopsis Schilleriana nach England einführte; 
bei Herrn Rolliſſon finden wir viele der älteren Arten, die ſonſt nur wenig 
mehr anzutreffen ſind. Dieſer Garten iſt auch noch durch vortreffliche 
Kalthauspflanzen und ein reiches Farneſortiment bekannt. 

Die Herren Henderſon in St. John's Wood und Wellingtonroad 
machen namentlich mit Neuheiten in krautigen Sachen, wie Geranien, 
Fuchſien u. |. w., einen enormen Abſatz, obgleich auch ihre anderen Samm- 
lungen viele gute und neue Pflanzen enthalten. 

Unrecht wäre es von mir, wollte ich hier nicht die Gelegenheit er— 
greifen, um auf das kürzlich erſt etablirte Geſchäft zweier Landsleute, Herren 
Herbſt und Stenger, Kew-road, Richmond, mit einigen Worten hinzuweiſen. 
Herr Herbſt war lange Zeit Inſpector des botaniſchen Gartens in Rio de 
Janeiro und gedenkt von ſeinen dortigen Freunden werthvolle Sendungen 
zu erhalten. Herr Stenger hat ſich in Deutſchland und Frankreich als 
Reiſender der Herren Henderſon vielfache Anerkennung erworben. Pflanzen⸗ 
neuheiten ſoll beſondere Berückſichtigung geſchenkt werden. Die Protection 
eines Mannes wie Sir William Hooker und die gediegenen Kenntniſſe 
beider Vorſteher, des einen mehr in practiſcher, des anderen mehr in com— 
mercieller Beziehung, laſſen nur günſtige Erfolge vorausſehen. 

Herrn Turner's Nurſery, Slough, zwingt uns Bewunderung ab 
über die ausgezeichneten Roſentreibereien. England's Clima iſt friſch und 
feucht und kann man daher nur vermittelſt Häuſer ſo ſchöne Reſultate in 
Roſenzucht erhalten, — dies ſcheint Herr Turner mehr wie jeder Andere 
zu verſtehen. — Ein Tul penbeet befindet ſich hier, leider waren dieſelben bei 
meinem Beſuche (Mitte April) noch nicht in Blüthe, deſſen Werth auf 
1000 £ Sterl. veranſchlagt wird. Unter den Hauspflanzen ſei nur Bu- 
genvillea speciosa in 6 Varietäten, und Oldenlandia Deppei bemerkt. 

Mag Herr Bull auch noch ſo geringſchätzig über deutſche Gärten 
denken und ſprechen, man muß nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten 
ſuchen, und ſo finde denn auch ſein Etabliſſement, Chelſea, in dieſen 
Zeilen einen Platz. Viele ſeltene und neuere Pflanzen wären hier aufzu— 
zählen, doch mögen nachſtehende genügen, nämlich Chamsrops staura- 
cantha, Asplenium ferulaceum, Anecochilus speciosus, Lastrea 
varia, Trichomanes speciosa und Adiantum Feei. — Das große 
Schauhaus iſt ganz mit Reben bekleidet, die ſelbſt vortrefflich gedeihen und 
die ſich hier befindenden Pflanzen durchaus nicht beeinträchtigten. 

Schließlich möchte ich noch auf eine kleine Gärtnerei hinweiſen, der 
Name iſt mir leider entfallen, wo ich eine bedeutende Menge gewöhnlicher 
Gewächſe mit variierten Blättern antraf, als da ſind: Plantago major 
rubra, Bubus corylifolius variegatus, Budbeckia laciniata variegata, 
Artemisia vulgaris var., Convallaria angustifolia fol. var., Con- 
vallaria majalis variegata superba, Ruta graveolens var., Symphoria 
glomerata var., Hesperis arabidifolia var., Cacalia suaveolens 


539 


variegata, Heracleum mehrere species var., Salix caprea variegata 
und einige mehr, was diefe und ähnliche in ihren bunten Schattirungen 
zur Verſchönerung unſerer Gärten beitragen können, wird die Zeit lehren. 
Von England habe ich bereits Abſchied genommen, nicht wiſſend, ob 
ich je dahin zurückkehren werde, wenn ich mich von den geehrten Leſern jetzt 
verabſchiede, ſo ſpreche ich in der Hoffnung, daß ihnen meine „Plaudereien 
aus Gärtnereien London's und Umgebung“ nicht allzu lang und — weilig 
vorgekommen ſind, auf ein baldiges Wiederſehen von Schottland aus. 
Edingburg, im Auguſt 1864. Edmund Goeze. 


Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. 
Vom General-Major G. A. von Jacobi. 
(Fortſetzung.) 


B. Diagnoſen und Erläuterungen zu den einzelnen in unſerem 
Syſtem aufgeführten Species. 


I. Agave filifera. Sim. hort. Dich. pag. 8 und 309 und 
Bonpl. VII. S. 94. Lem. Illust. hort. VII. Pl. 243. C. Koch. 
Wochenschr. 1861, p. 39. 

Fürſt Salm ſagt über dieſe Species an letzterwähnter Stelle 
Folgendes: 

Agave acaulis, foliis a basi ad apicem sensim attenuatis 
erecto-patulis numerosis confertis rigidissimis perviridibus, supra 
planis subtus convexiusculis apice canaliculatis, ad margines 
fibrosis, filis sepe solutis capillaceis albis, spina terminali valida 
fusca. Sm. 

Dieſe Art und die folgende habe ich aus dem Pariſer botaniſchen 
Garten erhalten. Beide waren ganz junge Pflanzen und ſchienen zuerſt 
nur in der Zahl ihrer Blätter verſchieden zu ſein; es zeigten ſich aber bald 
weſentliche Unterſchiede, welche in den Diagnoſen angegeben ſind. Die 
Blätter der A. filifera ſind ſehr zahlreich, dunkelgrün, 9 Zoll lang, an 
ihrer Baſis 1 Zoll breit und allmälig ſpitz auslaufend. 

So weit Fürſt Salm. 

Wir fügen hier nur noch unter Hinweiſung auf das weiter oben 
sub (II.) Geſagte hinzu, daß der Diagnoſe hinſichtlich des Endſtachels noch 
das Wort — canaliculata — beizufügen iſt. Der Endſtachel iſt hier 
eigentlich gar nicht mehr gerinnt zu nennen; er iſt vielmehr auf der Ober— 
ſeite ganz offen, flach ausgehöhlt und mit ganz ſchmalen aufgebogenen 
Rändern verſehen. Seine obere Fläche iſt eine vollſtändige Forſetzung der 
in ihrem oberen Theile flach ausgehöhlten oberen Blattfläche, und die ſo 
gebildete ſehr breite Rinne ſetzt ſich bis in die äußerſte Spitze des Stachels 
fort. Auch iſt in der Diagnoſe Seite 506 der sub (II.) des Fürſten 
erwähnten weißen Streifen auf den Blättern nicht gedacht, welche doch 
für dieſe Unterabtheilung der ganzrandigen Agaven ſo charakteriſtiſch iſt. 


540 


2. A. filamentosa. Sim. Bonpl. VII. pag. 94. — Syn. A. filifera 
. depauperata Sim. A. filifera major Hort. und C. Toch. J. c. 
p. 89. Se 

Der Fürſt jagt am angeführten Orte: 

Agave acaulis, foliis lineari-elongatis longe productis squaroso- 
patentibns flexuosis rigidis late viridibus, supra canaliculatis 
subtus convexis, ad margines fibrosis, filis sæpe solutis capilla- 
ceis albis, spina terminalı valida fusca. Sum. 

Dieſe Art unterſcheidet ſich von der vorigen durch ihre 1½ bis 2 Fuß 
langen, nur 8 bis 9 Linien breiten, hellgrünen Blätter, deren ſparriger 
Wuchs von der regelmäßigen Richtung jener der A. filifera ganz abweicht. 

Wir haben ſeiner Zeit ein Exemplar dieſer Pflanze unter dem oben⸗ 
erwähnten Namen A. filifera major aus einem holländiſchen Garten 
erhalten. 


3. A. Schidigera. Lem. Illustr. horticole IX. vol. t. 330. 


Acaulis; foliis nummerosis e basi ad apicem sensim attenuatis 
in spinam brevem tenuem interdum marcescentem excurentibus; 
supra concaviusculus subtus connexis, rigidiusculis; patentibus, 
supra sordide viridibus opacis medio fascia pallidiore notatis subtus 
pallidioribus, utrinque maculis oblongis albidis membranaceis 
solubilibus munitis, ad margines fibrosis, filis angusto-tæniæfor- 
mibus irregulariter dependentibus ac tortis. Nob. 


Dieſe Pflanze wurde 1861 durch den Handelsgärtner Jean Verſchaffelt 
zu Gent aus Mexico eingeführt. Sie iſt ſeitdem vielfach aus vaterlän⸗ 
diſchen Samen in den belgiſchen Gärten gewonnen worden und hat bereits 
eine weitere Verbreitung gefunden. Nach einer Mittheilung, die wir dem 
Handelsgärtner Herrn M. Verheyen zu Brüſſel verdanken, iſt dieſelbe in 
der mexicaniſchen Provinz Mitchuacan, nahe bei dem Vulkan Juralio, 
gefunden worden. Sie ſteht ganz entſchieden den beiden Vorgenannten ſehr 
nahe und wird faſt allgemein für eine bloße Spielart derſelben angeſehen. 
Wir haben uns dieſer Anſicht nicht anſchließen können, ſo ſehr auch bei 
oberflächlicher Anſchauung der Habitus der Pflanze dafür ſprechen mag, 
und können wir uns nur der 1. c. von Lemaire ausgeſprochenen Anſicht 
anſchließen, daß ſie eine eigene, von den vorigen verſchiedene Art iſt. Wir 
würden weit eher geneigt ſein, A. fllamentosa für eine aus klimatiſchen 
Verhältniſſen hervorgegangene Spielart von A. filifera anzuſehen. 


Einmal iſt das Gefüge ihrer Blätter ein viel loſeres als bei A. filifera 
und filamentosa, was augenſcheinlich daraus erhellt, daß der Druck, den 
die Blattränder in dem unentwickelten Blattkegel auf die Blattflächen ausüben, 
viel größere und breitere Stücke der Epidermis loslöſ't, ungeachtet dieſer 
Druck hier ein viel geringerer iſt, da ſich das in Entwickelung ſtehende Blatt 
ſofort von der Endknospe ablöſ't und ſich freiſtehend entwickelt, während bei 
A. filifera und filamentosa die Endknospe aus einem ſehr robuſten, feſt 
zuſammengepreßten Kegel ſehr vieler Blätter beſteht, welche ſich erſt allmälig 
von demſelben ablöſen, je nachdem ſie beinahe ihre volle Entwickelung erlangt 


541 


haben. Ebenſo find die ſich von den Blatträndern loslöſenden Faſern hier 
nicht bloße Fäden, ſondern es ſind ſchmale Bänder, indem dieſe Fäden ſtets 
noch feine Hauttheile mit abreißen, die dann als ſchmale Bandlocken von 
beinahe ½ Linie Breite herabhängen. Einen ferneren Grund dafür, daß 
wir hier eine eigene Species vor uns haben, der ebenfalls auf eine verſchiedene 
und loſere Blattſtructur hindeutet, leiten wir aus Beobachtungen ab, die 
wir bei der Cultur der Pflanze gemacht haben. Wenn man nämlich die 
Pflanze im Winter ſehr trocken hält, ſo ſchrumpfen die Blätter zuſammen 
und werden auf ihrer oberen Fläche runzelich. Giebt man der Pflanze dann 
bei höherer Temperatur wieder mehr Waſſer, ſo nehmen die verſchrumpften 
Blätter allmälig wieder ihre alte Geſtalt an und die Runzeln verſchwinden. 
Bei A. filifera und filamentosa iſt dieſes nie der Fall. Wenn dieſelben 
in der Ruheperiode zu trocken gehalten werden, ſo vertrockenen wohl die 
älteren Blätter allmälig von der Spitze nach der Baſis zu, ſterben dann 
aber auch mit der Zeit ganz ab und erholen ſich nie wieder, wenn man 
den Pflanzen auch in angemeſſener Weiſe mehr Feuchtigkeit zuführt. Endlich 
findet man häufig auch Exemplare von A. Schidigera, welche an Stelle 
des ſtechenden Endſtachels nur bald verwelkende Weichſpitzen haben, weshalb 
wir anfangs glaubten, fie unter die hermes einreihen zu müſſen. Da 
aber doch auch viele der von uns beobachteten Pflanzen an den Blattſpitzen 
harte, ſtechende Hornſtacheln tragen, ſo mußten wir von dieſer Anſicht 
zurückkommen. 


Dieſe Species iſt eine ſehr ſchöne Zierpflanze, die den eigenthümlichſten 
Anblick gewährt. Die Blätter der größten, uns vorgekommenen Exemplare 
waren 8 bis 9 Zoll lang, an der Baſis 6 bis 8 Linien breit und von der 
Hälfte ihrer Länge an nach oben zu allmälig zugeſpitzt. Die obere Blatt— 
fläche iſt flach ausgehöhlt, die untere gewölbt. Von den ſtachelloſen 
Blattränder n löſen ji 1½ bis 2½ Zoll lange, ½ bis ½ Linie breite, 
unregelmäßig gedrehte Bandlocken ab, welche ſeitlich herabhängen. Auf 
beiden Flächen der ſchmutzig dunkelgrünen, glanzloſen Blätter erſcheinen 
viele verhältnißmäßig große längliche weiße Flecke, die durch die hier von 
der Blattſubſtanz losgelöſ'te Epidermis gebildet werden. Auf der Oberſeite 
befindet ſich ein hellerer Mittelſtreifen und die Unterſeite der Blätter iſt 
bedeutend blaſſer gefärbt, als die obere. Jene Flecken, ſowie die weißliche 
Farbe der Blattränder, im Verein mit den herabhängenden Bandlocken, geben 
der Pflanze von Weitem das Anſehen, als ob ſie mit Rauhfroſt befallen 
wäre. Die Blattſtellung iſt eine abſtehende, und nehmen die älteren 
Blätter eine völlig wagerechte Stellung an. Die ſchöneren Exemplare dieſer 
Pflanze find ſehr geſucht und werden in Belgien, Holland und Frankreich 
mit ungeheuren Preiſen bezahlt. Auf der im April 1864 zu Brüſſel ab- 
gehaltenen Auction der Sammlung des dort verſtorbenen Herrn van der 
Vinnen wurden die zwei ſchönſten Exemplare mit je 560 Franks bezahlt. 


4. A. Funkiana. C. Koch et rd n 


Acaulis, foliis angustatis rigidiusculis strictis in spinam tenuem 
sed perrigidam castaneam excurentibus; supra plano-concaviusculis, 


542 


subtus convexiusculis, patentibus; csiis medio fascia lata paulum 
pallidiori; junioribus margine ochracea senioribus cinerea cornea 
dentata, dentibus remotis parvulisdeorsum curvatis, scaberrimis. Nob. 

Herr Profeſſor Koch hat diefe Pflanze dem Gartendirector Funk auf 
Schloß Dyck zu Ehren benannt. In ihrem ganzen Bau kommt ſie der 
A. Lophanta und cœrulescens ſehr nahe, zeichnet ſich aber charakteriſtiſch 
durch die ſchöne hechtgraue Blattfarbe aus. Die regelmäßig abſtehenden 
Blätter find von der Baſis bis über die Mitte 1½ Zoll breit und ſpitzen 
ſich von da an geradlienig langgeſtreckt in einen ſehr ſtechenden, ½ Zoll 
langen, gerinnten Endſtachel zu. 

Die Oberſeite der Blätter iſt von der Baſis aufwärts anfangs flach, 
höher hinauf flach ausgehöhlt. Durch dieſe Blattform unterſcheidet ſich dieſe 
Art charakteriſtiſch von den beiden folgenden, indem bei A. Funkiana der 
Querſchnitt des Blattes an der Baſis eine Geſtalt annimmt, welche dem 
Querſchnitt einer Linſe ähnlich iſt, während er bei A. Lophanta und ce- 
rulescens beinahe halbſtielrund iſt. Die kleinen Randzähne ſtehen ſehr 
entfernt, doch befinden ſie ſich am ganzen Rande von der Baſis bis zu 
6 Zoll unterhalb des Endſtachels in ziemlich regelmäßigen Abſtänden; ſie 
find ſehr ſtarr und ſtechend. Der Contraſt der zart hechtgrauen Blattfarbe 
mit dem anfangs ockerbraunen, ſpäter weißlich aſchfarbenen Rande, im Verein 
mit den faſt roſettenartig regelmäßig abſtehenden Blättern und deren ſchlanker 
langgeſtreckter Form, geben der Pflanze ein außerordentlich graciöſes Anſehen. 


5. cœrulescens. Sim. Bonpl. VII pag. 92. C. Koch J. c. p. 47. 

Die Diagnoſe des Fürſten lautet: 

A. acaulis, foliis elongatis angustis erecto-patulis rigidis 
strictis lævibus opacis utrinque glauco-cerulescentibus sensim 
attenuatis, supra plano-concaviusculis subtus convexis, margine 
cinctis sublignosa superne integerrima inferne dentata; dentibus 
parvulis subremotis rectis vel uncinatis albidis, spina terminali 
subulata valida fulvida. Sim. 

Der Fürft hat die Pflanze aus dem Pariſer Garten erhalten. Wie 
alle ganzrandigen Agaven gehört ſie auch zu den kleineren dieſer Gattung. 
Die von der Baſis bis zur Mitte 1 bis 1¼ ä Zoll breiten Blätter erreichen 
eine durchſchnittliche Länge von 1½ Fuß. Die Stacheln find nur klein, 
ſtehen ſehr entfernt, find aber ſehr ſtechend. Von den vorigen unterſcheidet 
ſie ſich durch etwas ſchmälere, auf der Rückſeite bedeutend gewölbtere, auf 
der Oberſeite mehr ausgehöhlte Blätter. In der Blattfarbe zwiſchen beiden 
Pflanzen den Unterſchied beſtimmt auszudrücken, dürfte ſchwierig ſein. 
A. cœrulescens iſt entſchiedener bläulich, während der Farbe von A. Fun- 
kiana mehr grau beigemiſcht iſt, doch iſt die Farbe der Letzteren zarter. 
Schließlich iſt noch zu bemerken, daß die Rückſeite der Blätter mit dunkel⸗ 
grünen, mehrfach unterbrochenen ſchmalen Längenſtreifen verſehen iſt. 

6. A. Lophanta. Schiede. Linnea IV. 582 und in Otto Gartenztg. 
1842. no 7. p. 51. C. Koch. J. c. pag. 46. Malpays de Naulingo 
| Mexicanorum. 

A. acaulis; fohis strictis rigidis angustatis in apicem longum, 
spina valida subpollicari canaliculata brunnea, acuminatis, supra 


543 


basin versus planis demum concaviusculis in suprema parte cana 
lieulatis subtus convexis, obscure-viridibus medio fascia pallidiore 
subtus lineolisque saturatioribus longitudinaliter striatis, inferne 
rore glauco suffusis, erecto patentibus, margine lignosa solubili 
primo ochracea demum cinerea dentata cinctis, dentibus concolo- 
ribus tenuibus remotis incurvulis. Nob. 


Der berliner botaniſche Garten hat die Pflanze feiner Zeit durch 
Herrn Schiede aus Mexico erhalten. Sie ſteht ihrem ganzen Habitus nach 
der A. cœrulescens und Funkiana am nächſten. Ihre geraden, lang zuge— 
ſpitzten, dicken, an der Baſis beinahe halbſtielrunden Blätter ſind 2 Fuß 
lang, über der Baſis 2 in der Mitte 1 ½ Zoll breit und laufen von hier 
aus in eine gerade langeſtreckte Spitze, mit einem ſtarken fait zolllangen 
gerinnten dunkelbraunen Endſtachel aus. Die obere Blattſeite iſt in ihrem 
unteren Theile flach, weiter oben flach ausgehöhlt und gegen die Spitze hin 
rinnenförmig; die untere Blattſeite iſt ſtark, faſt halbkreisförmig gewölbt. 
Blattfarbe ſchmutzig dunkelgrün mit einem breiten, blaſſeren Mittelſtreifen, 
unten blaſſer grün mit kleinen dunkelgrünen Längenlinien. Blattſtellung 
etwas aufrecht abſtehend; Blattränder mit einem ſchmalen aufgebo- 
genen, anfangs bräunlich oferfarbenen, ſpäter aſchfarbenen, ablösbaren hol— 
zigen gezähnten Rande verſehen; Zähne klein, dünn aber ſehr hart und 
ſtechend, weitſtehend nach unten gerichtet, mit dem Rande gleichfarbig. 

Wenn Profeſſor Koch, 1. o. pag. 46, die Anſicht ausſpricht, daß dieſe 
Pflanze wahrſcheinlich mit der A. Keratto Mill. identiſch ſei, ſo erhellt 
hieraus, daß er die A. Keratto noch nicht geſehen hatte, als er dieſe Ver— 
muthung ausſprach. Die von Miller aufgeſtellte Diagnoſe iſt zwar voll— 
kommen richtig, aber doch ſehr dürftig, und läßt daher wohl zu manchen 
Vermuthungen Raum, wenn man die Pflanze ſelbſt nicht kennt. Dahin— 
gegen iſt die Diagnoſe des Fürſten Salm in Bonpl. VII., pag. 93, ſehr 
erſchöpfend und hätte wohl ſchon wegen der Worte — foliis parsiniis 
nitidis integris, margine tenui serrulatim dentata darauf 
führen können, daß hiemit A. Lophanta des berliner Gartens nicht füglich 
identiſch ſein könne. 


7. A. Poselgerii. Sn. Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch 1. c. 
pag. 47. 

Wir geben nachſtehend dasjenige, was Fürſt Salm an dem angeführten 
Orte vollkommen erſchöpfend über die Pflanze ſagt: 

Acaulis, foliis confertis anguste lanceolatis erecto patulis 
rigidiusculis parum carnosis, supra canaliculatim incurvatis per 
viridibus cum linea media paulum pallidiore, subtus convexis 
pallide viridibus, lineolisque saturatioribus longitudinaliter striatis, 
margine tenui cinctis cornea fulwvo-rubra superne integra inferne 
dentata, dentibus remotis uncinatis rigidis acutissimis etin 1 
brunneum attenuatis; scapo simplice. Sim. 

Der Herr Dr. Poſelger hat dieſe Pflanze, die zu den kleinſten in der 
Gattung Agave gehört, von ſeiner Reiſe mitgebracht. Er fand ſie häufig 
an dürren und ſteinigen Stellen auf der mexikaniſchen Hochebene, wo ſie 


a" 


544 


Lechugilla genannt und zur Berfertigung einer Art Bindfaden benutzt 
wird. Ihre zahlreichen, kaum 8 bis 9 Zoll langen und 8 bis 9 Linien 
breiten Blätter zeichnen ſich durch ihre brennend rothen und ſcharfen Rand— 
ſtacheln aus. Ihr Blüthenſchaft wird etwa 8 Fuß hoch und trägt blaß— 
röthliche Blumen in einer dichtgedrängten Blüthentraube oder Aehre. Wir 
haben nur das Eine zu dem Vorſtehenden zu bemerken, daß die Pflanze 
zwar keinen hohen, aber doch einen kurzen Stamm bildet und daher mit 
subcaulescens bezeichnet werden muß. Auch kann der hinſichtlich der Form 
der oberen Blattſeite gebrauchte Ausdruck canaliculatim incurvatis nur 
auf den oberſten, der Spitze nahe ſtehenden Theil angewandt werden, während 
der übrige Theil der Oberſeite des Blattes faſt ganz flach iſt. Ueberhaupt 
ſteht die Form des Querſchnittes der Blätter der von A. Funkiana am 
nächſten. Vaterland das nördliche Mexiko. 


8. A. univittata. Haro. Phil. magaz. vol. X. pag. 414. Sim. 
H. Dyck. p. 308 und Bonpl. VII. p. 92. C. Koch. J. c. p. 4. 


A. acaulis, foliis elongatis angustis erecto-patentibus rigidis, 


strictis nitidulis sensim attenuatis, supra plano-concaviusculis per- 
viridibus cum linea media flavida, subtus convexis pallide viridibus 


lineolisque saturatioribus notatis, margine cinctis lignosa aut 


cornea superne integerrima inferne dentata, dentibus validis remotis 
uncinatis primo fuscis dein cinereis, spina terminali subulata 
valida brunnea. Sim. 


Wir bemerken zu dieſer gut abgefaßten Diagnoſe noch Folgendes: 


Seit der Fürſt ſeiner Zeit dieſelbe aufſtellte, hat ſich die Pflanze in unſeren 
Gärten noch mehr ausgebildet und einen, wenn auch nur kurzen, Stamm 
erhalten. An dem Exemplare in dem fürſtlichen Garten ſtehen die Rand— 
ſtacheln allerdings ziemlich entfernt. Wir haben aber ſeitdem in Belgien 
Pflanzen dieſer Art geſehen, bei denen die Stacheln ziemlich gedrängt 
ſtehen und auch ſtärker find, als an den Exemplaren auf der Dyck. Die- 
ſelben ſind nach aufwärts gekrümmt. Dieſe Art ſtammt aus dem berliner 
Garten. Ihre Blätter find 1'/, Fuß lang und an der Baſis 1 ½ Zoll 
breit. Bei keiner anderen uns bekannten Art tritt der hellere Mittelſtreifen 
ſo entſchieden hervor. 


9. A. heteracantha. Zucc. act. Acad. Cœs. Leop. Nat. Our. 
XVI. 2. pag. 675. Sim. in H. Dich. pag. 8 und 303. und in 
Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch. l. c. pag. 46. Munt. Phyt. cur. 
fol. 814 t. 95. Alo ferox? Hernan. Lib. VIII. 272. Mexcalmetl? 

A. acaulıs; foliis late lanceolatis planis viridibus, margine 
castaneo corneo dentato cinctis, dentibus valde approximatıs 
compressis deltoideis acuminatis magnitudine ac directione varüs 
rectis vel uncinatis, spina terminali valida recta subulata. Zuce. 

Auch hier müſſen wir hinzufügen, daß die uns bekannt gewordenen 
Pflanzen dieſer ſchönen Art im Alter kurze Stämme bilden, ſo wie daß 
der Endſtachel, wie bei allen zu dieſer Abtheilung gehörenden Pflanzen, 
gerinnt iſt. 


545 


Die zahlreichen Blätter find aufrecht abſtehend, auf der Oberſeite 
flach, unterhalb flach gewölbt, gerade, ſtarr, 1½ Fuß lang und in der 
Mitte 2 ½ Zoll breit, abwärts ein wenig verſchmälert, in einen 1½ Zoll 
langen gerinnten Endſtachel ſpitz auslaufend. Die dem hornartigen 
Rand aufſitzenden Randſtacheln von ſehr verſchiedener Form und Größe, 
platt auf breiter Baſis, entweder gerade oder auch ſowohl auf- wie abwärs 
gekrümmt. Unſeres Erachtens dürfte dieſe Pflanze identiſch mit der in 
Munting's phytographia curiosa abgebildeten Alo& ferox fein. Uns 
iſt wenigſtens keine Agave bekannt, welche außer dieſer mit der dort darge— 
ſtellten Pflanze irgend eine Aehnlichkeit hätte. 


10. A. Ghiesbrechtii. Lem. 


Acaulis, rosacea; foliis numerosis brevibus oblongo-lanceolatis 
rigidissimis in spinam validam trigonam canaliculatam acuminatis; 
supra convexo-concaviusculis subtus convexis; sordide viridibus 
subnitentibus, patentibus incurviusculis senioribus patentissimis aut 
humifusis, margine cornea discolore junioribus cinereo-castanea 
senioribus cinerea dentata; dentibus validis rigidissimis superne 
curvatis. Nob. 

Von A. Verſchaffelt in Gent 1862 eingeführt. 

Mit dieſer Art kommen wir zu den ganz kurzblätterigen roſenartigen 
Formen dieſer Abtheilung. Blätter 4½ Zoll lang an der Baſis und in 
der Mitte 1½ bis 1°/, Zoll breit, dazwiſchen etwas verſchmälert; in der 
unteren Hälfte auf beiden Seiten gewölbt, jedoch unten bedeutend mehr als 
oben und dicht über der Baſis 9 Linien dick, im oberſten Drittel oben flach 
gewölbt, auf der Unterſeite faſt kielartig gewölbt und in ſcharfer Linie in 
den dreikantigen ſtarken ½ Zoll langen Endſtachel auslaufend. 

Die anfangs grau- braunen, ſpäter aſchfarbenen hornartigen Blatt: 
ränder ſind mit ſtarken, verſchiedenartig gekrümmten, meiſtens nach oben 
gebogenen, bis zu 2 Linien langen, ungleich großen Stacheln ziemlich dicht 
beſetzt. Die Blattſtellung iſt eine abſtehende, doch biegen ſich die älteſten 
Blätter ganz nach unten und graben ſich mit ihrem oberen Theile förmlich 
in den Erdboden ein, da ſie bei ihrer geringen Länge und ſehr ſtarren, 
unbiegſamen Conſiſtenz, ſo wie bei der ſehr dicken Baſis, ſich nicht flach 
auf die Erde legen können. 

Ueber das Vaterland dieſer zu den kleinſten ihrer Gattung gehörenden 
Pflanze (ſie hat nur 8 Zoll Durchmeſſer bei etwa gleicher Höhe), ſowie 
über das Vaterland der beiden folgenden Arten vermögen wir leider Ver— 
läßliches nicht mitzutheilen, da dieſe Arten von Handelsgärtnern eingeführt 
ſind, welche in ihrem kaufmänniſchen Intereſſe begreiflicherweiſe ihre Quellen 
geheim halten. Ihrer ſtarren Form nach zu urtheilen, werden die Pflanzen 
aber auch wohl den höher gelegenen Gegenden des nördlichen oder mittleren 
Mexikos angehören. 

II. A. Rohanii. Hort. Bely. 

Acaulis, rosacea; foliis brevibus elongato-lanceolatis junioribus 
subadscendentibus senioribus humifusis, supra planis vel con- 
vexiusculis subtus convexis, in spinam terminalem validam cana- 

Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX,. 35 


546 


liculatam semipollicarem contractis; atroviridibus nitentibus fascia 
media pallidori; margine corneo discolori dentato, dentibus con- 
coloribus rigidis recurvulis. Nob. 

Dieſe Pflanze ſteht der Vorhergehenden ſehr nahe, unterſcheidet ſich von 
derſelben aber genugſam durch die ſchmäleren, ſpitzer auslaufenden ſchwarz⸗ 
grün hellglänzenden Blätter mit einem blaſſen Mittelſtreifen und deren auf⸗ 
ſteigend gebogener Stellung. Sie bildet unbeſtreitbar eine der ſchönſten 
und eleganteſten Arten dieſer Abtheilung. 

Blätter 6“ lang, über der Baſis 1 ½ und in der Mitte 2 Zoll. 
breit, verhältnißmäßig ſehr dick, auf der Oberſeite flach und nur nach der 
Spitze zu, wo ſich die Ränder nach dem Endſtachel zuſammenziehen, an 
beiden Seiten etwas ausgehöhlt, während die Blattmitte erhöht hervortritt; 
auf der Unterſeite ſtark gewölbt. Blattſtellung anfangs aufiteigend, 
ſpäter wagerecht abſtehend. Die hornartigen Blattränder ſind bei den 
jüngeren Blättern ſchön kaſtanienbraun, bei den älteren hellaſchfarbig. 
Die gleichfarbigen Randſtacheln von mittlerer Größe ſtehen durchſchnittlich 
77 Zoll entfernt und ſind nach unten zu gekrümmt. An der Mitte der 
Blätter ſind dieſelben am größten, verkleinern ſich nach oben und unten 
bedeutend, ſtehen dann aber in der letztgenannten Richtung etwas dichter. 
Die Pflanze hat 14 Zoll Durchmeſſer bei 9 Zoll Höhe und unterſcheidet 
ſich daher auch ſchon in ihren Abmeſſungen nicht unweſentlich von den 
Vorhergehenden. 

Wir fanden die Pflanze, deren Vaterland uns unbekannt, im Sommer 
1863 auf der Blumenausſtellung zu Gent unter der Agavengruppe des 
dortigen Handelsgärtners de Smett. 


12. A. horrida. Lem. 

Acaulis, rosulata paucifolia; foliis ovato-lanceolatis brevibus 
crassissimis rigidissimis, in spinam longam validissimam tortam *) 
semi canaliculatam desinentibus; adscendentibus; supra ad basin 
ventricosis deinde planis, subtus perconvexis; lte perviridibus 
nitidis; margine discolore perlato arecto corneo, grandidentato; 
dentibus validissimis magnitudine ac directione variis, junioribus 
late aurantio-brunneis senioribus cinerascentibus confertis. Nob, 

Wir fanden dieſe Pflanze im September 1862 unter der von Herrn 
Ambr. Verſchaffelt in Gent auf der Ausſtellung des internationalen pomo— 
logiſchen Congreſſes zu Namur aufgeſtellten Pflanzengruppe. Sie war von 
dieſem überaus thätigen und intelligenten Handelsgärtner erſt in demſelben 
Jahre aus Mexiko neu eingeführt. Unter den kleinen Agaven, zu denen ſie 
gehört. iſt ſie unbedingt die Schönſte. 

Die 6 Zoll langen eirunden, nach unten zu ſtark ver ſchmalerten 
Blätter, find in der Mitte 1 ½ Zoll breit und laufen nach oben zu mit 


*) Wir haben hier die Bezeichnung tortus für die Form des Endſtachels ange⸗ 
wandt, während wir bei der Abtheilung der Spatulate, den Ausdruck 
flexubsus gewählt haben. Der Endſtachel von A. horrida iſt aber auch 
wirklich ſchraubenlinienartig gewunden, während bei den, zu der eben erwähnten 
38 gehörenden Pflanzen, derſelbe nur ſeitlich in Bogenlinien hin und her 
gebogen iſt. 


547 


einer lanzettlichen Spitze in einen überaus langen, ſtarken, halbgerinnten, 
gewundenen Endſtachel aus; an der Baſis beträgt ihre Breite nur 9 Linien. 
Auf der Oberſeite ſind hier die Blätter ſehr ſtark, bauchig verdickt und 
beträgt ihre Stärke hier 1 Zoll, ſo daß der Querdurchſchnitt der Blätter 
an dieſer Stelle ein gedrückt-eirunder, faſt kreisförmiger iſt. Dieſe bauchige 
Verdickung der Oberſeite erſtreckt ſich bis zur halben Länge des 
Blattes, wo dann die Oberfläche eine flache Form annimmt, welche, ſeitlich 
durch die faſt ſenkrecht aufgebogenen Blattränder begrenzt, in den halbge— 
rinnten Endſtachel ausläuft. Die Unterſeite der Blätter iſt ſehr ſtark 
gewölbt und nimmt in der oberen Hälfte eine ſcharfe wellig gekrümmte 
Kielform an. Der mehr als zolllange Endſtachel iſt an ſeiner Baſis 
2 und in ſeiner Mitte noch 1 Linie ſtark. Die ungewöhnlich breiten 
hornartigen Blattränder ſind beinahe ſenkrecht aufwärts gebogen und 
mit eben ſo ungewöhnlich großen als phantaſtiſch hin und her gebogenen 
Stacheln beſetzt. Auf den ungleich großen, theilweiſe ſehr breiten delta— 
förmigen Blattbaſen ſtehen Stachelſpitzen, die mitunter in drei bis vier 
verſchiedenen Biegungen hin und her gebogen ſind; doch iſt der bei Weitem 
größte Theil der Stachelſpitzen nach Unten gerichtet. Einzelne Stacheln 
erreichen einſchließlich der Breite des durchlaufenden Blattrandes eine Höhe 
von 4 bis 5 Linien; eine Abmeſſung, die im Hinblick anf die kleinen 
Blätter um ſo ungewöhnlicher erſcheint. Bei faſt allen mit ſtarken Rand— 
ſtacheln bewaffneten Agaven ſind die Stacheln in der Mitte des Blattes am 
kräftigſten, nehmen aber nach Oben und Unten hin bedeutend an Größe ab. 
Hier aber iſt der ganze Rand bis auf ¼ Zoll oberhalb der Baſis mit 
beinahe gleichſtarken Stacheln beſetzt. Von hier an verſchwindet die eigent— 
liche Stachelform ganz und der Rand nimmt die Form einer unregel— 
mäßig wellig und höckerig gebogenen Linie an. Die Blattfarbe iſt ein 
friſches glänzendes Saftgrün, welches im Vereine mit der ſchönen, lebhaft 
orangegelblich braunen Färbung der Blattränder und Stacheln 
der jüngeren Blätter einen eigenthümlichen Anblick gewährt und der Pflanze 
ein brillantes Anſehen verleiht. An den älteren Blättern nehmen Rand und 
Stacheln eine helle Aſchfarbe an. Die Blattſtellung iſt eine abſtehend 
aufſteigende. Bei der im Verhältniß zur Blattlänge außerordentlichen Dicke 
der Blattbaſen iſt es ſelbſtredend, daß die ſtammloſe Pflanze nicht blattreich 
ſein kann. 

Der Durchmeſſer der beſchriebenen Pflanze, die ihrem ganzen Habitus 
zu Folge nicht mehr jung zu ſein ſchien, betrug 8 bis 9 Zoll, bei etwa 
6 Zoll Höhe, und iſt ſomit die A. horrida unter allen uns bis jetzt be— 
kannten Agaven die Kleinſte. Herr Verſchaffelt verkaufte dieſe Pflanze an 
Herrn van der Vinnen zu Brüſſel und bei der Verſteigerung von deſſen 
Sammlung im April d. J. erſtand ſie ein Herr Maigret von Mons, der 
nach dem Urtheile von Sachkundigen jetzt wohl die ſchönſte und reichhaltigſte 
Agavenſammlung in Belgien beſitzen dürfte. 

13. A. Xylonacantha. Sim. in Bonpl. VII. p. 92. C. Koch I. c. p. 47. 

A. acaulis, foliis elongatis recurvato-deflexis squarrose diver- 
gentibus rigidis asperis einereo-virescentibus, sensim attenuatis, 
supra concaviusculis subtus convexis apicem versus carinulatis et 

f * 


548 


triquetro productis, margine cinctis lignosa repando-grandiden- 
tata; dentibus cinerascentibus remotis compressis deltoideis mag- 
nitudine et directione variis, spina terminali subpollicari rigidissima 
brunnea; scapo simplice, floribus laxe racemosis. 

Scapus gracilis basi diametro vix 9-lineari, et pedes 5—6 altus, 
simplex, viridis, glaber, inferne bracteis sterilibus acuminatis in- 
structus. Flores in racemum laxum dispositi, erecti, breve pedi- 
cellati sepe geminati et bractea basi lata, apice acuminata, pallide 
violacea suffulti. Perianthium sesquipollicem longum, perviride, 
inferne tubolosum, tubo supra germen parum constricto, apice 
sexpartitum, laciniis erectis, strictis, angustis, obtusiusculis, viri- 
dibus, 6—7 lineas longis. Stamina basi laciniarum inserta, et 
longe exserta; filamenta rubro-fuscis, erectis filiformibus, sesqui 
pollicem longis; antheris magnis linearibus, flavis versatilibus. 
Stylus filiformis, erectus, staminibus brevior; stigma trigono-globu- 
losum. Capsula parvula, trigona. Flores inodori. Sim. 

Weiter jagt Fürſt Salm: 5 

Ich habe dieſe Pflanze aus dem Pariſer botaniſchen Garten erhalten, 
wo ſie aus Samen gezogen worden iſt. Ihre Blätter ſind 1½ Fuß lang, 
an ihrer Baſis 2½ Zoll breit, und laufen allmälig in eine dreikantige Spitze 
und einen ſtarken Endſtachel aus. Die Blätter ſind wenig zahlreich, ſteif, 
zurückgekrümmt, ſparrig divergirend und an ihrem Rande mit einem breit⸗ 
zähnigen Saum eingefaßt, der aus einem Gewebe von Holzfaſern beſteht 
und von dem Blattrande ablösbar iſt. Die Pflanze hat im Garten auf 
der Dyck geblüht und ihren Samen zur Reife gebracht. Sie gehört zu 
den nur einmal blühenden Arten und iſt nach der Blüthe abgeſtorben. 

Zu der obeuſtehenden Diagnoſe des Fürſten Salm haben wir nur zu 
bemerken, daß die Pflanze, nach welcher der Fürſt ſeiner Zeit dieſe Diagnoſe 
aufſtellte, ſich ſeitdem noch mehr entwickelt und namentlich einen, wenn auch 
nur kurzen, aber ſehr ſtarken Stamm von 6 Zoll Höhe und 2½ Zoll 
Durchmeſſer gebildet hat. Auch in anderen Gärten habe ich noch bei Weitem 
jüngere Exemplare mit vollſtändig ausgebildetem Stamme gefunden. Die 
Blätter der obenbeſchriebenen Pflanze ſind jetzt 20 Zoll lang, an der Baſis 
2½, in der Mitte 2°/, und oberhalb der Baſis 1⅝ Zoll breit. Ebenſo 
dürfte es zu einer ſcharfen Charakteriſtik der Pflanze beitragen, dem cau- 
lescens noch das Wort paucifolia beizufügen, da Letzteres eine Eigenſchaft 
der Pflanze andeutet, welche in gleichem Maaße nur ſehr wenige Arten mit 
ihr theilen. Uebrigens exiſtiren auch bereits mancherlei Varietäten von dieſer 
Art, auf welche namentlich die Sammler von Profeſſion in Belgien und 
Holland Jagd machen, und dieſelben eventuell mit enormen Preiſen bezahlen. 
Wir haben bei dem Handelsgärtner Verheyen zu Brüſſel ein Exemplar mit 
einem ungewöhnlich breiten Holzrande und überraſchend großer Beſtachelung, 
ſowie ein noch ganz junges Exemplar mit helleren Mittelſtreifen in den 
Blättern, geſehen. Es ſind dieſes indeſſen wohl nur Samenvarietäten, auf 
welche in botaniſcher Beziehung kein weiterer Werth zu legen iſt. 


14. A. Amurensis. Nob.— Syn. A. espèce du fleuve de I Amur. H. Belg. 
A. acaulis, foliis oblongo-lanceolatis, a medio ad apicem 


549 


sensim in spinam longam tenuem semicanaliculatam flexuosam acu- 
minatis; patentissimis recurvulis; supra concaviusculis asperiusculis, 
subtus convexis superne subcarinatis perasperis; sordide viridibus 
opacis; margine tenui lignoso dentato junioribus rubro - fusco 
senioribus cinereo-fusco; dentibus concoloribus irregularibus erecto- 
incurvulis plerumque superne curvatis. Nob. 


Herr Ambr. Verſchaffelt in Gent hat vor mehreren Jahren Samen 
von einem Geſchäftsfreunde aus der Krim erhalten, aus welchem er dieſe 
Pflanze erzogen hat. Nach Angabe des Letzteren iſt der Samen auf einer 
wiſſenſchaftlichen Expedition am Fluße Amur in Nordaſien geſammelt. Der 
ſüdlichſte Theil des Amur liegt unter 47½ Grad Norderbreite und 130. Grad 
öſtlicher Länge von Ferro, alſo etwas ſüdlicher wie Paris. Der Ort, wo 
dieſe Pflanze vorkommt, muß daher eine eigenthümlich günſtige Lage haben, 
um die Bedingungen in ſich zu vereinigen, unter denen die uns bis jetzt 
bekannten Agaven vorkommen. Außerdem iſt dieſe Pflanze die erſte Agave, 
die uuſeres Wiſſens in Wien als neu aufgefunden iſt und gewährt ſomit 
ein ganz beſonderes Intereſſe. 


Die in unſerem Beſitze befindliche Pflanze kann 6 bis 8 Jahre alt 
“fein. Die Blätter derſelben ſind 5 Zoll lang, 1 ¼ Zoll breit, über der 
gleichbreiten Baſis etwas verſchmälert, von der Mitte nach oben hin in 
ſehr flacher Bogenlinie zu einer langgeſtreckten Spitze mit einem 1¼ Zoll 
langen, verhältnißmäßig dünnen, nur wenig und eng gerinnten, gewundenen 
Endſtachel auslaufend, Die Oberſeite iſt flach ausgehöhlt, die Unterſeite 
gewölbt. Beide Blattſeiten find rauh, jedoch die Untere bedeutend mehr 
als die Obere, und auf jener nimmt dieſe Rauheit wieder gegen die Blatt— 
ſpitze hin bedeutend zu. Dieſe vermehrte Rauheit der Unterſeite wird durch 
eine Menge mit der Längenrichtung der Blattaxe paralell laufender, häufig 
unterbrochener Reihen kleiner, aber dem unbewaffneten Auge vollkommen 
wahrnehmbarer Höcker gebildet, deren über die Blattfläche erhabenen Baſen 
in einander fließen. Die Blattſtellung iſt im unteren Drittel eine 
abſtehende, von da an wagerecht vorgeſtreckte, bei den älteſten Blättern eine 
etwas zurückgebogene. Je drei und drei Blätter eines jedes Triebes, mit 
ihren Baſen übereinander greifend, ſind ſehr regelmäßig um die Centralachſe 
geſtellt, wodurch die Pflanze ein ſehr regelmäßiges Anſehen gewinnt. Die 
Blattfarbe iſt ein ſchmutziges mattes dunkelgrün. Die Blattränder 
ſind mit einem durchlaufenden gezahnten, holzigen roſtbraunen Rand um— 
geben, der bei den älteren Blättern in's Graue ſpielt. Die gleichfarbigen 
anſehnlichen Randſtacheln ſtehen auf dem Blattrande in ziemlich regelmäßigen 
und nicht weiten Abſtänden vertheilt, mit ihrer Spitze nach Oben und 
gleichzeitig nach Innen gebogen. Der Durchmeſſer der beſchriebenen Pflanze 
beträgt beinahe 1 Fuß, ihre Höhe 5 Zoll. Was die Blattfarbe, ſowie 
Form und Farbe der Zähne anlangt, ſo hat die Pflanze viele Aehnlichkeit 
mit der Vorgenannten, unterſcheidet ſich von derſelben aber ſehr charak— 
teriſtiſch durch Größe, Form und Stellung ihrer Blätter, ſowie deren regel— 
mäßige Vertheilung um die Centralachſe und den ungleich größeren Blatt— 
reichthum. 


550 


15. A. applanata. Lem. 

Acaulis, rosuluta; folia nummerosa, rigidissima, stricta, brevia 
crassa late oblongo-lanceolata, in spinam validissimam longam 
trigonam subtus scabram supra percanaliculatam determinata; 
supra concaviuscula subtus convexa; juniora arecta seniora 
undique patentia; lævia, opaca, dilute cinereo-viridia; margine 
corneo junioribus ferrugineo, senioribus cinerascente, dentato; den- 
tibus validis concoloribus, subremotis complanatis cuspidatis 
deorsum curvatis rigidissimis. Nob. 


Es hat wohl kaum jemals eine Pflanze eine ihrem Habitus wider: 
ſprechendere Benennung erhalten, als dieſe; was ſich nur daraus erklärt, 
daß ſie nach ganz jungen Exemplaren benannt worden iſt, bei denen die Blätter 
noch eine verhältnißmäßig weiche Textur haben und ſich nach ihrer Ent⸗ 
wickelung aus der Endknospe ſofort flach auflegen. Die jungen Pflanzen 
bieten in ihrem Habitus auch nicht den entfernteſten Anhalt zu einer 
Beurtheilung für den Charakter der entwickelten Pflanze. Die weichblätterige, 
hellgrau-grüne junge Pflanze, bei welcher ſich nur ſehr ſchwache Andeu⸗ 
tungen für eine Stachelbildung, ſowohl am Rande, als an der Spitze der 
Blätter, ſowie für den ſpäter vorhandenen hornartigen Rand derjelben . 
finden, läßt nicht im entfernteſten ahnen, daß hieraus mit der Zeit ſich eine 
ſo ſtarre und ſcharfe Form entwickeln werde. 

Wir haben dieſen Namen indeſſen beibehalten, da die Pflanze unter 
demſelben bereits in Europa vielfach verbreitet iſt und da wir durch Auf: 
ſtellung einer anderen Benennung, den an und für ſich ſchon ſo großen 
Wirrwarr in der Benennung der Agaven nur noch vergrößert hätten. Die 
Pflanze ſelbſt exiſtirt bereits ſeit längerer Zeit in Europa, ohne daß ſie in 
weiteren Kreiſen bekannt und als eine eigenthümliche gute Species erkannt 
und beſchrieben worden wäre. Schon vor mehr als zehn Jahren fand der 
eifrige Sammler und Pfleger ſucculenter Pflanzen, Herr Kaufmann Haſelo ff 
in Berlin, ein Exemplar dieſer Pflanze bei einem kleinen Krautgärtner in 
Berlin und erwarb dieſelbe ohne ſelbſt zu wiſſen oder zu erkennen, was er 
an ihr beſaß. Als wir im Sommer 1862 die in der Sammlung des 
Herrn Haſeloff vorhandenen Agaven einer genaueren Beſichtigung und 
Prüfung unterzogen, erkannten wir ſofort in dieſer Pflanze eine eigenthüm⸗ 
liche, uns bis dahin unbekannte Species, ohne indeſſen zu ahnen, daß wir 
hier die uns dem Namen nach wohl bekannte A. applanata vor uns hätten. 
Als wir dann aber einige Wochen ſpäter ein vollſtändig ausgebildetes 
Exemplar derſelben in der Sammlung des Herrn Tonel in Gent zu unter⸗ 
ſuchen Gelegenheit hatten, erkannten wir ſofort die Identität der Haſe⸗ 
loff'ſchen Pflanze mit jener. 


Die Blätter umfaſſen ſich an der Basis um faſt mehr als die Hälfte 
des unteren Durchmeſſers der Endknospe, ſind 9—10 Zoll lang und an 
der Baſis über 4 Zoll breit, verſchmälern fi) jedoch ſofort auf 2½ Zoll, 
behalten dieſe Breite bis zu °/, ihrer ganzen Länge bei und ſpitzen ſich 
von hieraus faſt geradelinig in einen ſehr ſtarken, an feiner Baſis / Zoll 
breiten, dreikantigen, auf der Unterſeite ſehr rauhen, höckerigen, etwas nach 


551 


Innen gebogenen Endſtachel zu, deſſen ganz flache Oberſeite erhöhte 
Ränder hat, die ſich in der, bis gegen das äußerſte Ende, gerinnten Spitze 
vereinigen. An der Baſis ſind die Blätter 1“ dick, von da an ſich ſofort 
nach oben ſtark verdünnend, ſtarr, unbiegſam, beinahe aufrecht abſtehend; 
ihre Oberſeite flach ausgehöhlt, die Unterſeite ziemlich ſcharfkantig gewölbt. 
Der unentwickelte Blattkegel an ſeiner Baſis ſehr ſtark, 4 bis 5 Zoll 
Durchmeſſer, beinahe dreikantig pyramidal, kurz, in ſcharfer Spitze zulaufend; 
die Blattränder in demſelben ungewöhnlich ſtark auf die inneren Blätter 
drückend, ſo daß die Stachelform der Erſteren, auf den Letzteren ſehr tief 
eingedrückt erſcheint, wodurch ſich auf der Außenſeite der Blätter, bei der 
ſehr langen Blattſpitze ein förmlicher Kiel bildet, der in der unteren Kante 
des dreieckigen, auf der Unterſeite ſehr rauhen Endſtachels ausläuft. Die 
Blattränder ſind mit einem hornartigen, aufwärts gebogenen, gezähnten 
Rande umgeben; Zähne ſtarr, ſtark und ſehr ſpitz, nach unten gekrümmt, 
flach zuſammengedrückt, ziemlich regelmäßig, etwa zollweit von einander 
ſtehend. Blattfarbe aſchfarben⸗ hellgrün, glanzlos, glatt; Farbe der 
Blattränder und Zähne in der Jugend dunkel rothbraun, im Alter 
dunkel aſchfarben. Die ſehr regelmäßig aufrecht abſtehenden Blätter bilden 
eine ſchön geformte Roſette. 

Die beſchriebene, jedenfalls ausgewachſene Pflanze hatte 2 bis 2½ Fuß 
Durchmeſſer, bei beinahe 1½“ Höhe, und gehört ſomit zu den Mittelgroßen 
ihrer Gattung. Vaterland Mexiko. f 


16. A. latissima. Nob. — Syn. A. atrovirens I. c. C. Koch. 

Subcaulescens, maxima; foliis perlatis oblongis, valde crassis, 
ad partem superiorem subito in apicem lanceolatum integrum 
fusco marginatum, spina pollicari canaliculata, contractis; supra 
planis vel convexiusculis subtus convexis; junioribus arectis senio- 
ribus a medio reflexis læte viridibus subnitentibus, junioribus vix 
rore glauco pr&ditis; margine dentata; dentibus irregularibus 
aproximatis aurantio-brunneis, basi latis inter se in marginem 
concolorem confluentibus. Nob. 

Blätter 3 lang, an der Baſis 5 7½“ breit, 4“ dick, in der Mitte 
8“ breit; im Verhältniß zu ihrer Länge und Dicke ziemlich weicher Textur 
und daher ſehr bald von der Mitte an zurückgebogen; Blattrand gerade, 
mit ungleich großen, auf ſehr breiter zuſammenfließender rhombenformiger 
Baſis ſtehenden, anfangs ſchön orangegelblich braunen, ſpäter braunen, nach 
Unten gebogenen Zähnen beſetzt. Die Stachelbaſen fließen der Art in 
einander, daß ſie einen förmlichen, den Stacheln in Farbe und Textur 
ähnlichen Rand bilden, doch iſt derſelbe weder ſtetig durchlaufend noch von 
der Blattmaſſe ablösbar und ſeine Beſchaffenheit daher nicht derart, um die 
Pflanze unter die Ganzrandigen ſtellen zu können. Sie bildet aber, als in 
der Randbildung auf jene hinweiſend, ihrer Blattbildung nach dagegen zu 
den Fleiſchigblätterigen gehörend, einen natürlichen Uebergang zwiſchen beiden 
Abtheilungen und iſt deshalb von uns hierher an die Spitze der Carnose 
geſetzt worden. Die Ränder der ſtumpf lanzettlichen Blattſpitze ſind 
ſtachellos, aber mit einem den Zähnen gleichfarbigen hornartigen Rande 


552 


verſehen, der ſich in den ſehr ſtarken, mehr als zolllangen gerinnten End— 
ftachel verläuft. Blattfarbe lebhaft ſaftgrün, beinahe glänzend, in der 
Jugend leicht bereift. 

Die Pflanze hat 6 Fuß Durchmeſſer, bei 4½ bis 5 Fuß Höhe und 
gehört zu den Größten ihrer Gattung. Sie hat bisher in dem Berliner 
botaniſchen Garten für A. atrovirens gegolten und iſt auch noch unter 
dieſem Namen von Herrn Profeſſor Koch in ſeiner mehrerwähnten mono⸗ 
graphiſchen Skizze beſchrieben worden. Die von Karwinsky eingeführte, im 
Dyck'ſchen Garten ſeit mehreren Jahrzehnden cultivirte und vom Fürſten Salm 
in ſeiner Hort. Dyck p. 302 im Jahre 1834 bereits beſchriebene A. atro- 
virens iſt eine ganz andere Pflanze. 

Wir haben daher die obſtehende Diagnoſe von Erſterer aufgeſtellt und 
ihr wegen der großen und ungewöhnlich breiten Blätter den obſtehenden 
Namen beigelegt. Wo die Pflanze herſtammt und wer dieſelbe eingeführt 
hat, iſt nicht zu ermitteln geweſen. 

Dieſelbe Pflanze ſteht auch im Münchener botaniſchen Garten als 
A. atrovirens und möchte man daher anzunehmen berechtigt ſein, daß dieſes 
die urſprüngliche Pflanze dieſes Namens ſei. Sie weicht indeſſen in zu 
weſentlichen Eigenſchaften von der gleichnamigen Pflanze im Dyck ſchen Garten 
ab, als daß man annehmen könnte, es lägen hier nur zwei Samenvarietäten 
vor. Die Randſtachelbildung, ſowie Form, Stellung, Textur und Farbe der 
Blätter ſind zu verſchieden, um die letzterwähnte Annahme als zuläſſig 
erſcheinen zu laſſen.“) 

Im Jahre 1834 beſchrieb Fürſt Salm ſeine damals noch junge Pflanze 
der A. atrovirens, deren Blätter erſt 6—7 Zoll lang waren. Die Pflanze 
kann alſo jetzt 37 bis 38 Jahre alt ſein und von ungefähr gleichem Alter 
kann man die unter dieſem Namen im Münchener Garten vorhandene Pflanze 
ſchätzen. Es erſcheint nur auffallend, daß derſelben in keinem anderen 
botaniſchen Werke aus jener Zeit Erwähnung geſchieht; daß namentlich 
Zuccarini in ſeiner Abhandlung über einige Pflanzen aus den Gattungen 
Fourcroya und Agave, in den Verhandlungen der Kaiſerl. Leopold. Karl. 
Akademie der Naturforſcher, Jahrgang 1833, derſelben gar nicht erwähnt, 
da die Pflanze doch von Karwinsky entdeckt und zwar auf demſelben Berge 
Tanga der mexicaniſchen Provinz Oaxaca, wo er die F. longæva fand. 
Eine auch ſelbſt in der Jugend ſchon ſo auffallende Pflanze konnte Zuccarini's 
Aufmerkſamkeit doch unmöglich entgehen, wenn dieſelbe damals ſchon in dem 
Münchener Garten vorhanden war. 

Wir haben vor mehreren Jahren in dem königlichen Garten zu Herrin: 
1 bei Hannover eine Agave gefunden, die dort unter dem Namen 

. Salmiana ſtand. Wir erkannten in derſelben ſofort die A. atrovirens 
1 Fürſtl. Salm'ſchen Sammlung, und ein Ableger derſelben, den uns Herr 
Hofgarteninſpector Wendland freundlichſt überließ, hat jetzt ſo ziemlich dieſelbe 
Größe, wie die Pflanze auf der Dyck, als Fürſt Salm dieſelbe 1834 in 
ſeinem Horto Dyckense beſchrieb und ſtimmt ganz genau mit jener 


*) Weiter unten werden wir bei A. atrovirens Sim. nochmals auf 9 charak⸗ 
teriſtiſchen Unterſchiede eingehender zurückkommen. 


553 


Beſchreibung überein, ſodaß wir überzeugt find, die echte vom Fürſten 
beſchriebene Pflanze zu beſitzen. Dagegen mögen die bisher eben ſo benannten 
Pflanzen des Berliner und Münchener Gartens ſpäter nach dieſer Beſchreibung 
des Fürſten als A. atrovirens, wegen einer annähernden Aehnlichkeit mit 
derſelben, etikettirt worden ſein. Wir ſind indeſſen feſt überzeugt, daß hier 
zwei verſchiedene Pflanzen unter demſelben Namen vorliegen. 


17. A. einerascens. Nob. 

A. acaulis; folis obovato-oblongis rectis, rigidissimis, supra 

basin valde attenuatis ibique crassissimis, in apicem lanceolatum, 
spina terminali validissima inferne perlata canaliculata, desinen- 
tibus; supra planis subtus convexis; junioribus erecto-patentibus 
senioribus patentissimis; opacis cinerascenti-viridibus; toto margine 
dentatis; dentes pro mole foliorem permagni, nummerosi, approxi- 
mati subdeltoidei, cuspidati, subfalcati, basi subconfluentes inferne 
spectantes magnitudine valde variantes, fusci. Nob. 
Eine ſehr eigenthümliche Pflanze, welche hinſichtlich des Charakters ihrer 
Randbeſtachelung der vorigen ſich enge anſchließt, wenn auch gleich bei ihr 
ein Zuſammenfließen der Stachelbaſen nicht in dem Maaße ſtattfindet, wie 
bei der A. atrovirens, ſo iſt dagegen die Maſſe und Größe der Stacheln 
im Vergleich zur qualitativen Ausdehnung der Blätter eine viel bedeutendere. 
So mußten wir ſie denn auch, dem von uns auf geſtellten Grundſatze 
getreu, wegen der überwiegend ſtarken Beſtachelung, deren Form ſie in ihrem 
Charakter den Ganzrandigen nahe bringt, hierher ſetzen, wenn ſie auch gleich 
nach Form und Größe der Blätter ſchlecht hierher paßt und aus dieſer 
Rückſicht weit eher zwiſchen A. tehuacanensis und A. asperrima hätte 
geſtellt werden müſſen. 

Die Blätter ſind einſchließlich des Endſtachels beinahe fußlang, an 
der Baſis und über der Mitte 3 und dicht über der Baſis 2 Zoll breit und 
hier 1½ Zoll ſtark. Aus einer Betrachtung dieſer Abmeſſungen geht zur 
Genüge hervor, daß wir hier eine der ſtarrſten und kompacteſten Formen 
vor uns haben, um ſo mehr, als die Pflanze durchaus nicht zu den unbedingt 
Blattarmen gehört, ſondern in dieſer Hinſicht ſich in der Mitte hält. 

Die Blattform iſt verlängert eirund, nach oben lanzettlich zugeſpitzt, 
nach unten bedeutend verſchmälert. Die Blattflächen ſind glatt, die 
obere flach, die untere an der Baſis ſtark, nach oben zu weniger ſtark 
gewölbt. Die Blattfarbe iſt ein aſchfarbiges Hellgrün. Die Blatt— 
ſtellung der jüngeren Blätter iſt aufrecht abſtehend, die der älteren hori— 
zontal abſtehend. Hinſichtlich des Charakters ihrer Randbeſtachelung ſteht 
ſie der A. heteracantha ſehr nahe, doch iſt ihre Beſtachelung eine ſowohl 
relativ als abſolut dichtere und ſtärkere. Von dem unteren Rande des 
Endſtachels an bis zur Blattbaſe ſind die ganzen Blattränder mit ſehr 
verſchieden großen, zum Theil ſehr ſtarken Zähnen beſetzt. Gegen die Spitze 
und die Baſis hin laufen die hornartigen Stachelbaſen in einander und 
bilden einen zuſammenhängenden Rand, während in der Blattmitte fleiſchige 
Einbuchtungen die breiten Stachelkiſſen trennen. Die flach zuſammengepreßten, 
auf ziemlich breiter Baſis ſtehenden, durchgehends nach unten gerichteten 


554 


Stacheln ſind an Größe ſehr verſchieden und ſehr barrok geformt; wenn 
auch nicht in gleichem Maaße wie bei A. horrida, ſo doch auch wellig hin 
und her gebogen. Die längſten Stacheln ſind 4 bis 5 Linien lang, zwiſchen 
zwei größeren aber häufig oft doppelſpitzige kleinere. Sehr hervortretend 
in Form und Größe iſt der Endſtachel, der mit 1 ¼ Zoll faſt ein Achtel 
der ganzen Blattlänge einnimmt und an ſeiner Baſis 2 bis 3 Linien breit 
und ſehr breit gerinnt iſt. Die Baſis der hornartigen Subſtanz geht aber 
in keiner Weiſe etwa allmälig in die fleiſchige Blattſubſtanz über, ſondern 
iſt auf der Ober- und Unterſeite in einer ſcharfen revolutiv gekrümmten Linie 
von der fleiſchigen Blattſubſtanz ſcharf getrennt. 

Die Herkunft dieſer höchſt eigenthümlichen Pflanze iſt leider nicht 
nachweisbar. 

Herr Garteninſpector Sinning im botaniſchen Garten zu Poppelsdorf 
bei Bonn, wo ich die Pflanze fand, wollte dieſelbe von der Dyck erhalten haben. 
Da es indeſſen nicht anzunehmen ift, daß man dort ein Unicum, als ſolches 
unerkannt, jollte weggegeben haben, und wir dieſe oder eine ähnliche Pflanze 
niemals in der uns ſehr genau bekannten dortigen Sammlung geſehen haben, 
ſo kann hier nur ein Irrthum des Herrn Sinning obwalten. Es iſt ſehr 
zu beklagen, daß in den öffentlichen Gärten oft eine ſo wenig genügende 
Controle über die Herkunft der Pflanzen ausgeübt wird. 


18. A. inæquidens. C. Koch 1. c. pag. 28. 

A. acaulis; foliis latis elongato-lanceolatis inferne attenuatis 
basin versus margine integra undulato-membranacea, ad partem 
supremam non minus integra discolore, in spinam terminalem 
longam ac validam canaliculatam brunneam contractis, supra planis 
vel concaviusculis subtus convexis, junioribus adscendentibus seni- 
oribus a medio recurvatis vel subdependentibus,. læte viridibus 
subnitentibus; margine dentatis, dentibus castaneis magnitudine 
regulariter alternantibus, basi latis deltoideis majoribus lin. 
3—4 longis plerumque sursum curvatis. Nob. 


Gleich mehreren anderen dürfte auch dieſe Pflanze als Unicum im 
Berliner Garten exiſtiren. Wenigſtens iſt uns dieſelbe auf unſeren Wanderungen 
durch andere Sammlungen noch nicht wieder vorgekommen. Es iſt eine der 
ſchönſten und anſehnlichſten Arten ihrer Gattung und zeichnet ſich eben ſo 
ſehr durch ihren kräftigen Bau und das ſchöne Saftgrün ihrer Blätter, als 
durch das dunkele Caſtanienbraun ihrer Randſtacheln aus. Ihre Abſtammung 
iſt leider unbekannt. f 

Die Blätter find 2¼ Fuß lang, an der Baſis 4½½ Zoll breit und 
2½ Zoll dick und etwas oberhalb der Mitte beträgt die Breite 7 Zoll. 
Blattfarbe ein ſchönes helles, faſt glänzendes Saftgrün. Die Blatt⸗ 
ſtellung der jüngeren Blätter iſt eine ſteil aufſteigende, bald jedoch legen 
ſich die Blattſpitzen da, wo das Blatt beginnt dünner zu werden, nach 
Außen um, und die älteren Blätter biegen ſich von der Baſis an bogenförmig 
zurück und hängen ſpäter ſogar über den Topfrand herunter, werden alſo 
im Vaterlande ſich flach auf der Erde ausbreiten. Die Stachelbildung 
iſt eine ganz eigenthümliche, indem mit faſt voller Regelmäßigkeit größere 


555 


und kleinere Stacheln mit einander abwechſeln. Die größeren Stacheln ſind 3 bis 
4 Linien lang mit deltaförmiger ſehr breiter Baſis und nach oben gekrümmter 
Spitze. Von gleicher Form ſind die kleineren aber von bedeutend geringen 
Abmeſſungen, die dann ſtets in der Ausbuchtung des Blattrandes zwiſchen 
2 großen Stacheln ſtehen. Dieſer eigenthümlichen Stachelbildung hat Profeſſor 
Koch den Namen für die Pflanze entlehnt. Im oberſten Theile der Blatt— 
ränder hört die Stachelbildung auf und treten an deren Stelle gebräunte 
hornartige Ränder, die ſich in einer ziemlich kurzen Biegung zu dem ſehr 
ſtarken 1½ Zoll langen ſchwarzbraunen, bis auf ?/, feiner Länge gerinnten 
Endſtachel zufammenziehen. Gegen die Baſis hin hört ebenfalls die Rand— 
ſtachelbildung auf, die Ränder nehmen eine dünnhäutige Conſiſtenz und in 
Folge deſſen neben der hier ſeitlich zuſammengedrückten ſehr dicken Mittelrippe 
eine wellige Form an. 


19. 4. Schlechtendalii. Nob. — Syn. A. mexicana Cels. 


A. subcaulescens; foliis oblongo-lanceolatis inferne sensim 
attenuatis, in apicem longum suprema parte brunneo marginatum, 
spina terminali longa gracili dimidio canaliculata desinentibus; 
supra concavis subtus convexis; obscure viridibus pruinosis opacis; 
adscendentibus apice horizontaliter porrectis, margine sinuata 
omnino dentato; dentibus approximatis basicarnosa, cuspidatisdeor- 
sum curvatis castaneis, plerumque minoribus interpositis. Nob. 

Im Jahre 1858 fanden wir bei Fr. Ad. Haage jun. in Erfurt kleine 
Samenpflanzen, die derſelbe unter dem Namen der A. mexicana aus Paris 
von Cels erhalten hatte. So klein die Pflanzen auch noch waren, ſo erkannten wir 
doch ſofort, daß hier ein Irrthum in der Benennung obwalte und daß dies 
keine Sämlinge der echten A. mexicana Lamk ſein konnten. Je mehr 
und mehr ſich dieſe langſam wachſende Pflanze ausbildete, umſo mehr er— 
kannten wir die Richtigkeit unſerer urſprünglichen Vermuthung. Nachdem 
ſich die Pflanze nunmehr ſeit 6 Jahren in unſerer Cultur befindet und 
dieſelbe ſich ſoweit ausgebildet hat, daß man ihren Charakter deutlich erkennen 
kann, vermögen wir dieſelbe als eine eigenthümliche gute, bisher noch nicht 
beſchriebene Art unſer'm Syſtem einzureihen und ihr die für ſie geeignete 
Stelle in demſelben anzuweiſen. Wir haben ſie nach dem um die Botanik 
ſo hoch verdienten Director des botaniſchen Gartens in Halle, Herrn 
Profeſſor von Schlechtendal, benannt. 

Blätter 7 bis 8 Zoll lang, an der Baſis 3, in der Mitte 2 Zoll 
breit und dazwiſchen auf 1½ Zoll verſchmälert, länglich, an der Baſis 
halbumfaſſend, darüber merklich verſchmälert in eine langgeſtreckte, lanzett— 
liche Spitze mit einem ſchlanken, 9 Linien langen halbgerinnten braunen 
Endſtachel auslaufend; Oberſeite ausgehöhlt, nach der Spitze zu faſt 
gerinnt, Unterſeite gewölbt. Blattſtellung ſehr entſchieden aufſteigend. 
Bei den Blättern mittleren Alters tritt dieſe Form ſo ausgeprägt, wie bei 
faſt keiner anderen Art hervor. Das unterſte Drittel des Blattes ſteht 
unten 45“ ab, das mittlere Drittel erhebt ſich dann in kurzer Biegung mit 
65 bis 70° und das letzte Drittel geht mit ſich allmälig verflachender 
Biegung in eine vollſtändig horizontale Lage über. Die älteren Blätter 


556 


nehmen ſelbſtverſtändlich eine mehr abſtehende Lage an, ohne indeſſen die 
zweifache Biegung in dem Blatte ſelbſt ganz zu verlieren. 

Als eine fernere Eigenthümlichkeit im Bau dieſer Pflanze iſt zu 
bemerken, daß die Blätterkrone bereits jetzt eine Form angenommen hat, welche 
es mit Beſtimmtheit vorausſehen läßt, daß mit der Zeit ſich ein Stamm 
bilden wird. Es ſtehen jetzt bereits ſechs vollkommen ausgebildete Blätter 
übereinander, ſo daß jetzt ſchon ein deutlich ausgebildeter, wenn auch noch 
mit Blättern bekleideter Stamm vorhanden iſt. Auch bildet die Endknospe 
keinen feſtgeſchloſſenen Blattkegel, ſondern das eben erſt in der Entwickelung 
begriffene Blatt iſt bereits vollſtändig gelöſ't und freiſtehend. Die Blatt— 
farbe iſt dunkelgrün; in der Jugend auf beiden Blattſeiten ſtark bereift. 
Auf der Oberſeite verliert ſich dieſer Reif bei den älteren Blättern, während 
er auf der Unterſeite beſtehen bleibt. Die ausgebuchteten Blattränder 
tragen deltaförmige Stachelkiſſen oder fleiſchige Blattbaſen und ſind mit 
ziemlich nahe ſtehenden, ſpitz zulaufenden, nach unten gebogenen, caſtanien⸗ 
braunen feinen Stacheln beſetzt. In der Mitte der Ausbuchtungen 
ſtehen meiſtentheils bedeutend kleinere, manchmal doppelſpitzige Stacheln. 
Die Beſtachelung reicht von dem unterſten Theile der Blattbaſe bis auf 
J Zoll von der Baſis des Endſtachels, ſo daß hier nur ein ſehr kurzer 
Raum für den ſtachelloſen gebräunten Rand bleibt. 


16. A. atrovirens. Karw. Salm hort. Dyck. p. 302 et in Bon- 
plandia VII. vag. 87. 

A. acaulis; foliis latis elongatis crassis rigidissimis nitidis 
atroviridibus, subtus convexis, supra concaviusculis, ad margines 
repando-dentatis, dentibus validissimis corneis, æque ac spina 
terminalis longe producta aurantio-brunneis. Sim. 

An der auf der Dyck befindlichen Pflanze find die Blätter gegen- 
wärtig über 2½ Fuß lang, an der Baſis und in der Mitte 5 Zoll breit 
und oberhalb der Baſis bis auf 4“ verſchmälert. Von der Mitte an ver: 
laufen ſie zu einer langgeſtreckten geraden Spitze in einen ſehr ſtarken, 
1½ Zoll langen und lang gerinnten Endſtachel; auf der Oberſeite von 
der Baſis bis gegen die Mitte hin flach gewölbt, von da an flach ausge— 
höhlt, Unterſeite gewölbt, ſtarr, ſehr dick an der Baſis, 2½ Zoll ſtark. 
Blattſtellung gerade aufrecht abſtehend. Blattfarbe faſt glanzlos, 
ſchwärzlich grün, mit einem graugrünen Anfluge, namentlich auf dem 
unteren Theil der Unterſeite. Blattränder ziemlich gerade mit ſtarken 
hornartigen, weitſtehenden Stacheln beſetzt, zwiſchen den Stacheln wenig aus⸗ 
gehöhlt. Stacheln ſtark auf breiter, rombenförmiger hornartiger Baſis mit 
fleiſchigem Fuß und ſtarker, bald gerade abſtehender, bald abwärts gebogener, 
Spitze; in der Jugend dunkel caſtanienbraun, im Alter graubraun; in den 
Zwiſchenräumen häufig ein bis zwei bedeutend kleinere Stacheln. An der 
oberen Hälfte der Blattränder verlaufen die Stachelbaſen vielfach in ein⸗ 
ander und bilden einen ſchmalen, hornartigen braunen Rand, der gegen 
die Blattſpitze zu, ſtachellos fortlaufend, in den Endſtachel endet. 

Die Pflanze wurde von Karwinski auf dem Gipfel des Berges Tanga, 
der Provinz Oaxaca in Mexiko gefunden. Ihre Blätter erreichen eine Länge 


557 


von 12 Fuß und der Blüthenſchaft eine Höhe von 30 Fuß. Dieſes iſt 
dieſelbe Pflanze, welche Fürſt Salm in ihrer Jugend im Jahre 1834 in 
ſeinem Hortus Dyckensis beſchrieben hat und iſt dieſes überhaupt die 
einzige Beſchreibung, welche von A. atrovirens in der Agavenliteratur 
vorkommt. Ihr gebührt daher auch unbeſtreitbar der Name, und mußten 
die im Berliner und Münchener Garten unter demſelben Namen vorhan— 
denen Pflanzen, die ſich ſo weſentlich von derſelben unterſcheiden, eine andere 
Benennung erhalten. j 

Die weſentlichſten Merkmale, wodurch A. latissima I. ſich von A. 
atrovirens II. unterſcheiden, wollen wir hier kurz noch einmal hervorheben. 


Blattform und Textur: x 


Sehr breit; Länge zur Breite wie 
9: 2; im ganzen genommen weich, 
weshalb die Blätter ſehr bald ſich 
nicht mehr aufrecht erhalten können 
und ſich nach Außen ſtark zurückbiegen. 
Die Blattſpitze iſt mehr ſtumpflich 
als langgeſtreckt lanzettlich. 


Bedeutend ſchmäler; Länge zur 
Breite wie 6: 1, ſtarr, gerade auf— 
recht abſtehend. Erſt die älteſten 
Blätter biegen ſich bei mehr hori— 
zontaler Lage in ihrem oberen Theile 
nach Außen zurück. Die Spitze iſt 
ſehr langgeſtreckt lanzettlich. 


Beſtachelung. 


X b 
Die Stachelbaſen größtentheils in 
einanderfließend und dadurch einen 
hornartigen, aber nicht lösbaren Rand 
bildend. Anfangs ſchön orangegelb— 
braun, ſpäter braun. 


II. 

Ziemlich entfernt ſtehend. Im 
oberen Theile der Blätter verlaufen 
ſich die hornartigen Stachelbaſen viel— 
fach in einander und bilden ebenfalls 
einen hornartigen, aber viel ſchmaleren 
Rand. In den viel größeren 
Zwiſchenräumen kommen häufig kleine 
Stacheln vor. Anfangs ſchwarzroth 
braun, ſpäter graubraun. 


Blattfarbe. 


I. 
Lebhaft gefättigtes Saftgrün. 


| II. 
Schwarzgrün. 


21. A. Jacobiana. Sim. Bonpl. VII. pag. 88. C. Koch. J. c. p. 
24. (An. Syn? a Montezume et Fernand Cortes. Hort. Belg.) 

A. acaulis; foliis lato-oblongis rigidissimis inferne incrassatis 
in apicem longum integrum brunneo marginatum, spina terminali 
perlonga valida canaliculata brunnea, desinentem, acuminatis; 
erecto patulis sursum curvatis; luride viridibus, junioribus inferne 
untrinque rore glauco obductis; supra ad basin planis demum 
concavis subtus convexis, ad margines erectiusculos repando, den- 
tatis; dentibus corneis remotis subrecurvatis basi latis subdecuren- 
tibus brunneis. Nob. 

Wir erhielten diefe Pflanze im Jahre 1849 aus dem Karlsruher bota- 
niſchen Garten, wo ſie aus Samen gezogen wurde, deſſen Herkunft nicht 


558 


nachgewieſen werden konnte. Seitdem haben wir dieſelbe nur in der 
Sammlung des Herrn Tonel zu Gent wiedergefunden, wo wir unter der 
Benennung A. Montezumæ und A. Fernand Cortez zwei Pflanzen geſehen 
haben, welche wir, wenn ſie ſich überhaupt in irgend einer Weiſe von 
A. Jacobiana unterſcheiden ſollten, doch höchſtens nur für Samenvarietäten 
derſelben erkennen können. Die Erſtgenannte würde eine robuſtere in allen 
Abmeſſungen größere, die Letzterwähnte eine gracilere Form der Art dar— 
ſtellen. Da beide Formen noch nirgendwo beſchrieben ſind, ſo gebührt 
unſerer Pflanze jedenfalls die Priorität der ihr vom Fürſten Salm beige— 
legten Benennung. 

Blätter 1½ Fuß lang und länger, an der Baſis 6 Zoll breit und 
4 Zoll dick, in der Mitte 5 bis 5 ¼½ Zoll breit und dazwiſchen auf 4 Zoll 
verſchmälert. Gleich oberhalb der Mitte der Blätter beginnt deren Ver— 
ſchmälerung und von hier aus laufen die Ränder in einer langgeſtreckten 
convex⸗concaven Bogenlinie in die ganz ſchmale und nach Innen gebogene 
Blattſpitze aus, welcher der 1½ Zoll lange, ſtarke, gerinnte, braune End- 
ſtachel aufſitzt. Die Oberſeite der Blätter iſt unterhalb flach, weiter auf— 
wärts, allmälig zunehmend, ausgehöhlt, bis gegen die Spitze hin die Aus- 
höhlung rinnenartig wird; die Unterſeite iſt gewölbt und zwar nach oben 
und unten zu ſtärker als in der Mitte. Blattſtellung aufrecht abſtehend 
mit nach Innen gebogener Spitze. Blattränder aufgebogen, weitläuftig, 
von der Baſis an beginnend, gezähnt, im oberſten Viertel mit einem unbe— 
waffneten, ſchmalen, braunen Rande verſehen. Zähne ſtark, aber im Ver⸗ 
hältniß zur Blattmaſſe klein, von der Mitte aus nach Oben und Unten zu 
bedeutend verkleinert, auf ſehr breiter, wenig erhabener, häufig in einander 
laufender Baſis, nach unten gekrümmt, dunkel graubraun. Blattfarbe 
ſchmutzig dunkelgrün, auf der Unterſeite von der Baſis mehr oder weniger 
aufwärts bereift, mit ziemlich ſcharfem Abſatze in horizontaler Richtung. 
Mitunter erſtreckt ſich dieſer Reif bis auf die Hälfte der Blattlänge und 
zeigt häufig breite, bandartige, intenſiver graue Streifen. 


22. A. Salmiana. Otto. in Allg. Garten-Zeitung, 1842. p. 51. 
Sim. in Bonpl. pag. 88., C. Koch in l. c. p. 28. 

A. acaulis, paucifolia; foliis lato-elongatis inferne attenuatis, 
in apicem perlongum integrum brunneo-marginatum spina termi- 
nali gracili longa subulata acuminatis; supra basin versus planis 
vel convexiusculis demum concavis in suprema parte canaliculatis, 
subtus convexis inferme semiteretibus, junioribus adscendentibus 
senioribus patentissimis; obscure-viridibus subtus a basi usque ad 
medium glaucescentibus ibique sæpe fasciatim transverse lato- 
striatis; ad margines profunde sinuatos. repando grandi-dentatis; 
dentibus basi lata carnosa, corneis deltoideis, apice cuspidatis 


*) Profeſſor Koch erwähnt beider obgenannten Formen in No. 25, Jahrgang 1862, 
ſeiner Wochenſchrift, gelegentlich einer aphoriſtiſchen Relation über die 
Tonel'ſche Sammlung zu Gent. Seiner dort ausgeſprochenen Anſicht, daß 
A. Montezum& der A. americana, die A. Fernand Cortez aber der 
A. scolymus nahe ſtehe, können wir uns indeſſen nicht anſchließen. 


559 


plerumque deorsum curvatis interdum minoribus in medio in- 
terpositis. Nob. 

Dieſer Art iſt zuerſt in der Allgemeinen Garten-Zeitung von Otto, 
1842, Erwähnung geſchehen. Es iſt dort aber nur ihr Name aufgeführt, 
eine Diagnoſe aber nicht gegeben. Es iſt alſo anzunehmen, daß die Pflanze 
aus dem berliner Garten ſtammt. Die erſte Diagnoſe ſtellte Fürſt Salm 
in der Bonplandia J. c. auf und ſagt dort alsdann noch weiter: 

Die Blätter dieſer ausgezeichneten Art ſind gegenwärtig in meinem 
Garten 2½ Fuß lang und in ihrer Mitte 6 Zoll breit. Sie find abwärts 
nur wenig verſchmälert, durch ihre Dicke jedoch von allen verwandten Arten 
unterſchieden. Auch unterſcheidet ſie ſich durch die geringe Anzahl ihrer 
ſparrigen, unregelmäßig vertheilten Blätter, deren kaum 6—7 gleichzeitig 
entwickelt ſind. 

Wir bemerken hierzu Folgendes: Die Verſchmälerung der Blätter von 
der Mitte nach der Baſis zu iſt keinesweges unbedeutend; fie beträgt ¼ der 
größten Blattbreite. Die große Dicke der Blätter an der Baſis aber iſt 
mehr oder weniger allen halbrandigen Agaven mit der langgeſtreckten ſchmalen 
Spitze gemein, ſowie mehreren derſelben auch die geringere Zahl gleichzeitig 
entwickelter Blätter. 

Die Blätter find geſtreckt, 2½¼ Fuß lang, in der Mitte breit, nach 
der Baſis zu merklich verſchmälert und dort bei 4½ Zoll Breite 3 Zoll 
dick; von der Mitte an in eine ſehr langgeſtreckte ſchmale Spitze mit einem 
1¼ Zoll langen, dünnen, pfriemlichen, kaum merklich gerinnten, durchweg 
hornartigen Endſtachel auslaufend; oberhalb an der Baſis flach gewölbt, 
dann bald flach ansgehöhlt und gegen die Spitze hin gerinnt; unterhalb 
ſehr ſtark gewölbt, an der Baſis halb ſtielrund. Blattſtellung anfangs 
aufſteigend, ſpäter horizontal abſtehend, ſparrig auseinanderfahrend und 
unregelmäßig um die Centralaxe vertheilt. Die Endknospe ſtets nach einer 
Seite, aber auch wohl wellig hin und her gebogen. Battfarbe matt, 
dunkelgrün, auf der Unterſeite bis zur Mitte ſtark bereift und hier mit 
breiten bandartigen, intenſiver grauen Streifen verſehen. Der bereifte Theil 
des Blattes in ziemlich ſcharf begrenzter Querlinie von dem oberen grünen 
Blatttheil geſchieden. Blattränder ſehr tief ausgebuchtet, mit ſtarken, 
auf hoher, zuerſt fleiſchiger, dann hornartiger, deltaförmiger Baſis, ziemlich. 
weit ſtehenden, feingeſpitzten, meiſtens nach unten gekrümmten, flach zuſammen— 
gedrückten, anfangs braunen, ſpäter graubraunen Stacheln; von der 
Baſis bis auf ½ öder oberſten Blattlänge fortlaufend, wo dann der ſtachel— 
(oje braune Blattrand beginnt. Hier und da in den Zdwiſchenräumen 
kleinere Stacheln. Vaterland unbekannt. 


23. A. Salmiana & recurvata. Nob. 

Wir haben dieſe Form im berliner Garten gefunden. Sie unter— 
ſcheidet ſich von der Hauptform durch bedeutend ſchmälere, nach der Baſis 
zu kaum merklich verſchmälerte, tief gerinnte, ſtark zurückgebogene und etwas 
rauhe Blätter, von denen die älteren ſich der Art über den Topfrand zurück— 
biegen, daß man den Topf ſtets auf eine erhöhte ſchmale Unterlage ſtellen 
muß. Die fleiſchigen Stachelbaſen ſind weniger breit, die Stachelſpitzen 
feiner und der ganze Habitus der Pflanze ein ſchlanker, jedoch noch ſparrigerer. 


560 


24. A. tehuacanensis. Karw. Otto J. c. p. 51. Sim. in Bonpl. 
VII. 2.:89: G BR 

A. acaulis; foliis lanceolato-elongatis perrigidis supra basin 
vix attenuatis et istinc sensim in apicem longum, id est in spinam 
terminalem longam gracilem semi canaliculatam, attenuatis; supra 
ad basin planis mox valde concavis in suprema parte canalicu- 
latis, subtus percrassis valge convexis pænè carinatis; luride-viri- 
dibus opacis glabris; juniorihus subascendentibus squarosis senio- 
ribus patentissimis; margine perprofunde excavato, grandidentato; 
dentibus introrsum versis irregularibus deltoideis complanatis 
deorsum vel antrorsum curvatis, in medio sinuum nonnunquam 
minoribus, castaneis. 

Wir haben unſere Pflanze aus dem Münchener Garten erſt neuer: 
dings erhalten, wo dieſelbe irrthümlich unter dem Namen der A. scabra 
geführt wurde, während letztere ohne Namen vorhanden war. Herr von 
Karwinsky hat dieſe Pflanze in den Münchener Garten eingeführt und Fürſt 
Salm dieſelbe auch von dort als A. scabra erhalten. Es iſt dieſe Art 
noch wenig verbreitet und die meiſten unter ihrem Namen in den Gärten 
cultivirten Pflanzen ſind A. Salmiana, mit welcher ſie allerdings für den 
oberflächlichen Beobachter auch einige Aehnlichkeit hat. Sie unterſcheidet ſich 
von denſelben aber durch eine viel hellere, etwas ſchmutzig grüne Farbe, einen 
noch mehr ſtarren und ſparrigen Wuchs, ſowie durch größere, enger ſtehende 
und weit ſtarrere, ſtechendere caſtanienbraune Stacheln, ſowie durch ihre tiefer 
und mitunter eckig ausgehöhlten, aufgebogenen Blattränder hinlänglich. 

Die erſte Diagnoſe der Pflanze hat Fürſt Salm a. g. O. veröffentlicht, 
und ſtimmt dieſelbe im Ganzen genommen ſehr gut mit den charakteriſtiſchen 
Merkmalen derſelben überein, mit der einzigen Ausnahme, daß die Blatt- 
flächen als rauh bezeichnet ſind, was nicht der Fall iſt. Die vom Profeſſor 
K. Koch a. g. O. aufgeſtellte Diagnoſe iſt wahrſcheinlich nach einer 
A. Salmiana aufgenommen, welche unter dem Namen der A. tehuaca- 
nensis im berliner Garten geführt wurde. Bis jetzt iſt dieſer Garten noch 
nicht im Beſitz einer echten Pflanze dieſer Art. 

Wir ſelbſt ſind lange über die Identität dieſer m. im Zweifel 
geweſen und haben geglaubt, daß Karwinsky, dem die A. Salmiana 
möglicherweiſe aus eigener Anſchauung unbekannt ſein konnte, dieſer den 
erwähnten Namen gegeben habe. Nachdem wir nun aber im verfloſſenen 
Sommer im Münchener Garten die Pflanze unter dem Namen der A. scabra 
in mehreren Exemplaren vorgefunden, ſo waren wir keinen Augenblick mehr 
darüber im Zweifel, daß dieſes die echte A. tehuacanensis ſei, um jo mehr, 
da auch der Fürſt Salm ſchon angiebt, daß er ſie von dort als A. scabra 
erhalten habe. f 

Die Pflanze iſt um Weniges blattreicher als A. Salmiana. Die 
Blätter ſind länglich lanzettlich, über der ſehr breiten halbumfaſſenden Baſis 
wenig verſchmälert und ſpitzen ſich von der Mitte ihrer Länge allmälig in 
eine langgeſtreckte Spitze mit einem 1½ Zoll langen nicht robuſten, aber 
ſtarren und ſehr feſten, halbgerinnten, braunen Endſtachel zu. Auf der 
Oberſeite ſind ſie unten flach, indeſſen ſehr bald tief ausgehöhlt, mit ſehr 


561 


aufgebogenen Rändern, ſodaß man fie füglich breit gerinnt nennen kann; 
auf der Unterfeite an der Baſis ſtark verdickt, find fie hier ſehr Scharf, faſt eckig, 
gewölbt. Die Blätter find 15 Zoll lang und in der Mitte 3 bis 3½¼ Zoll 
breit. Die jüngeren Blätter haben eine faſt aufſteigende, die älteren eine 
wagerecht abſtehende Stellung. Die Blattfarbe iſt ſchmutzig hell ſaftgrün, 
auf der Unterſeite ſind die Blätter über der Baſis breitſtreifig bereift. Die 
Blattränder ſind ſehr tief, oft eckig ausgehöhlt, mit ſehr hohen delta— 
förmigen, mitunter faſt rechteckigen fleiſchigen Stachelkiſſen beſetzt, denen die 
hornartigen deltaförmigen breiten Stachelbaſen aufſitzen. Stachelſpitzen 
ziemlich fein geſpitzt und ſtechend, gleich den Baſen platt gedrückt, bald auf— 
bald abwärts, bald hin und her unregelmäßig gekrümmt und meiſtentheils 
etwas einwärts, d. h. nach der Längenachſe des Blattes hin, gebogen. Stachel— 
farbe bei den jüngeren dunkelcaſtanienbraun, bei den älteren graubraun. 
Die Beſtachelung beginnt dicht an der Baſis und reicht bis auf 2 Zoll von 
der Endſtachelbaſis, ſodaß der ſtachelloſe hornartige Rand bei dieſer Art nur 
ſehr kurz iſt. In den Zwiſchenräumen finden ſich hie und da 1 bis 2 bedeutend 
kleinere Stacheln. Vaterland? 


25. A. asperrima. Nob. e Horto. Monac. von Lindheimer als 
| sp. e Talmit 

A. acaulis, perpaucifolia; foliis stbbrevibus oblongo-lanceo- 
latis basin versus vix attenuatis in apicem perlongum brunneo- 
marginatum integrum, id estin spinam terminalem sesquipollicarem 
validam subulatam subtus scabram attenuatis, supra canaliculatis, 
subtus valde convexis et ad basin percrassis semiteretibus, utrinque 
asperis; patentibus; obscure-viridibus opacis, junioribus rore glauco 
adflatis; margine erecto profunde excavato repando grandi- 
dentato, dentibus validissimis junioribus ferrugineis demum obs- 
cure castaneis, basi carnosa insidentibus introrsum ac deorsum 
versis (vel curvatis), interdum interpositis minoribus. 

Die Pflanze ſtammt aus dem Münchener Garten, wo fie unter der 
Benennung spec. e Talmit aus Samen gezogen war, welchen Herr Lind— 
heimer dorthin geſandt hatte. Ganz beſtimmte Angaben über ihr Vaterland 
haben wir nicht erlangen können, doch vermuthet Herr van Mar ius, daß 
Lindheimer den Samen derſelben mit einer Sendung geſchickt habe, welche 
aus Texas oder vielleicht auch aus den Regionen weſtlich der Rocky-Mountains 
ſtammt. 

Blätter wurzelſtändig, ſehr wenig zahlreich, fußlang, in der Mitte 
2½ Zoll breit und nach der Baſis zu kaum merklich verſchmälert; an der 
Baſis 1½ Zoll dick, halbſtielrund. Die Blattform iſt von der Baſis bis 
auf ¼ der Länge eine ziemlich regelmäßig längliche; von da an läuft 
dieſelbe in eine langgeſtreckte gerade Spitze mit einem 1½ Zoll langen, 
ſtarken pfriemlichen Endſtachel, aus, der nur in ſeinem unterſten Theil ganz 
kurz gerinnt und auf der Unterſeite rauh iſt. Die Blattflächen ſind auf 
beiden Seiten rauh; vermöge der ſenkrecht aufgebogenen Blattränder iſt die 
Oberſeite gerinnt, die Unterſeite ſehr ſtark gewölbt und an der Baſis ſehr 
dick. Die Blattſtellung iſt abſtehend; die Blattfarbe ganz matt 

Hamburger Garten» und Blumenzeitung. Band XX. 86 


562 


dunkelgrün, bei den jüngeren Blättern mit einem leichten Reif überzogen. 
Die ſehr tief, mitunter eckig ausgebuchteten Blattränder ſind mit ziemlich 
weitſtehenden großen und ſtarken, anfangs roſtbraunen, ſpäter dunkelbraunen 
Stacheln beſetzt, deren deltaförmige, hornartige Baſen den eben jo 
geformten fleiſchigen, ſehr hohen und breiten Stachelkiſſen aufſitzen. Die 
hornartigen Baſen ſind gleich den Blattflächen ſehr rauh und ſowohl auf 
den Seitenflächen, als auf den in der Blattrandebene liegenden ſcharfen 
Kanten mit Höckern beſetzt, die ſelbſt dem unbewaffneten Auge noch ſichtbar 
ſind. Ebenſo rauh und höckerig wie die Stachelkanten ſind auch die 
ſtachelloſen, hornartigen Blattränder im oberſten Dritttheile der Blätter. 
Die Stachelſpitzen ſind unregelmäßig geformt, meiſtens nach unten, häufig 
aber auch nach oben gebogen, meiſtentheils hakenartig gekrümmt, mitunter auch 
gerade aufrecht ſtehend, ſämmtlich aber ſchon in ihren Baſen nach Innen 
gebogen. Mitunter ſtehen in den Zwiſchenräumen auch noch kleinere 
Stacheln. 
Die Pflanze gehört zu den Kleineren ihrer Gattung. Der an allen 
Theilen der Pflanze hervortretende Charakter der Rauhheit hat uns ver— 
anlaßt, dieſer Eigenthümlichkeit derſelben den ihr beigelegten Namen zu 
entlehnen. \ 
(Fortſetzung folgt.) 


* 


— Ta Da 


Veredelung der hochſtämmigen Nojen im Winter. 


(Vortrag im Verein „Horticultur“ in Hamburg von P. Wünſche.) 


Obgleich das Oculiren der Roſen im Spätſommer entſchieden die beſte 
Veredelungsart iſt, ſo kann man doch auch mit der Winterveredelung die 
beſten Reſultate erzielen; man gewinnt damit ſo manchen Stamm mehr, 
indem durch die feuchte Temperatur das Bewurzeln ſchneller und ſicherer 
von Statten geht, und man kommt damit auch 1 bis 2 Jahre früher zum 
Ziele. Mein Verfahren iſt hierbei folgendes: 

Im Monate October kaufe oder ſuche ich mir ſelbſt, wenn ich die 
Gelegenheit dazu habe, ſoviel Hagebutten (wilde Roſen), als ich nur irgend 
unterzubringen vermag, wobei genau darauf zu achten iſt, daß die 
Wurzeln der Wildlinge keinen Froſt bekommen; bei den Angekauften kann 
man ſich durch den Schnitt davon überzeugen, ob ſie Froſt erhalten haben 
oder nicht, denn die geſunden Wurzeln ſind weiß, während die vom Froſt 
gelittenen, eine ſchwärzliche Färbung haben. Nachdem ich mich hiervon 
überzeugt habe, nehme ich die Wildlinge und ſchneide die Wurzeln derſelben 
gehörig kurz. Bei zu ſtarken Wurzeln bediene ich mich einer Baumſäge, 
die entitandenen Schnitte ſchneide ich mit einem ſcharfen Meſſer nach und 
führe jeden Schnitt ſo aus, daß er nach unten zu ſtehen kommt, da ſie auf 
dieſe Weiſe leichter Wurzeln bilden können, zugleich ſchneide ich die Nebenäſte 
ſorgfältig ab, damit der erſte Saft die Wunden überwallen kann. Die 
Erde miſche ich mir aus 3 Theilen nicht zu fetter Miſtbeeterde und einem Theil 
groben Sand, pflanze die gehörig geſchnittenen Wildlinge hinein und wähle 


563 


mir möglichſt kleine Töpfe. Nachdem die Roſen gehörig angegoſſen find, 
ſtelle ich ſie für 3 bis 4 Wochen in ein Kalthaus, wo ſie in dieſer Zeit 
bei häufigem Spritzen Callus und auch ſchon einige Wurzeln bilden werden. 
Nach dieſer Zeit bringe ich dieſelben in ein Warmhaus, am liebſten an die 
Hinterwand deſſelben, das heißt nicht gerade hinter die Stellage, wo ſie 
gar kein Licht bekommen, ſondern damit ſie nur vor etwaigem Sonnenſchein 
geſchützt find; iſt der Platz beſchränkt, jo ſtelle ich 2 bis 3 Reihen über: 
einander und ſorge für ſtete Feuchtigkeit. Sobald die Roſen durch ſtarkes 
Anſchwellen der Augen zeigen, daß ſie Luſt haben, zu treiben, ſo ſchreite 
ich zur Veredelung. In dieſer Zeit hat der Wildling ſchon Saft genug, 
das Reis zu ernähren, und dieſer erſte Saft iſt auch entſchieden der beſte, 
um ſich mit demſelben zu vereinigen. Die Art der Veredelung hängt lediglich 
von der Stärke der Reiſer ab, welche ich im Herbſt ſchneide und im Kalt— 
hauſe aufbewahre. Sind Reiſer und Wildlinge von gleicher Stärke, ſo iſt, 
wie allbekannt, das Copuliren die beſte und ſicherſte Methode. Da jedoch 
in der Regel die Wildlinge ſtärker ſind, ſo wähle ich am liebſten das 
Anplakken, wobei ich das Reis ſo zuſchneide, wie bei dem Pfropfen hinter 
der Rinde; ich ſchneide den Wildling über einem Zugauge ſchräg ab und 
führe alsdann den Schnitt am Wildlinge der Länge und Breite des Schnittes 
des Edelreiſes entſprechend aus, paſſe das Reis genau auf einer Seite an 
und umwickele es ſorgfältig mit Papierpflaſter, damit weder Luft noch 
Waſſer mit der Wunde in Berührung kommt. Am Wildlinge laffe ich 
immer an der Veredelungsſtelle ein Zugauge (was jedoch nicht mit um— 
wickelt werden darf), welches ich durch öfteres Einkneifen beeinträchtige, 
jedoch niemals ganz vernichte. Iſt die Operation vorüber, ſo beſpritze ich 
die Pflanzen fleißig, was ich des Tages 3 bis 4 Mal mit 16 bis 18° 
warmem Waſſer wiederhole. Die geeignetſte Haustemperatur iſt 14 bis 16° 
Wärme. Wenn ich ein wachſendes Auge habe, ſehe ich zu, die Triebe des 
Wildlings allmälig zu unterdrücken, damit kein Saft dem Edelreiſe verloren 
gehe, denn ſobald der Wildling grün wird, kann ich ſicher ſein, daß dem 
Reiſe alle Nahrung entzogen wird, abſtirbt und alle die Mühe und Arbeit 
verloren iſt. 

Jeder Made oder Raupe, ſowohl am Edelreiſe wie am Wildlinge, 
muß gehörig nachgeſtellt werden, um das Einfreſſen in denſelben zu ver⸗ 
hüten. Nach Verlauf einiger Wochen werden die Reiſer ſchon ſchön getrieben 
haben, und ſobald ſie das fünfte bis ſechste Blatt entwickelt, ſchneide ich 
die Spitze über dem vierten Blatte ab, binde die Stämme ſorgfältig an Stäbe 
und bringe ſie in's Kalthaus, dicht unter Glas, wo ich ſie allmälig an 
Luft gewöhne und vor zu ſtarker Sonne ſchütze. Sobald es die Witterung 
erlaubt, bringe ich ſie an einen geſchützten Ort in's Freie. Der größte 
Theil hiervon wird ſchon ſchöne Kronenbäume abgeben, den Reſt pflanze ich, 
ſobald keine Nachtfröſte mehr zu befürchten ſind, in's freie Land. 

muB 


Gartenbau⸗Vereine. 
Wien. Am 22. bis 27. April 1865 findet in Wien eine große 
Ausſtellung von Pflanzen, Obſt, Gemüſe und Garten-Induſtrie⸗ 
36 * 


564 


Gegenſtänden u. ſ. w. ftatt, welche in den neu erbauten Localitäten 
der Geſellſchaft in Wien, an der Ringſtraße, gegenüber dem Stadtparke, 
abgehalten wird. Jedermann ſteht es frei, alle in das Gartenfach einſchlagende 
Gegenſtände aus dem Auslande zur Coucurrenz einzuſenden. 

Das ſehr reichhaltige Programm zu dieſer Ausſtellung iſt bereits 
erſchienen. Nach demſelben beginnt die Eröffnung am 22. April 9 Uhr 
Morgens. Die Zeit vom 18. April früh bis 20. April Abends iſt zur 
Uebernahme und Aufſtellung der auszuſtellenden Gegenſtände beſtimmt. Die 
Preiszuerkennung geſchieht am 21. April um 10 Uhr Vormittags. Bis 
längſtens den 18. April wollen jene Herren, welche ſich bei dieſer Aus— 
ſtellung betheiligen, die Namenliſten der auszuſtellenden Gegen— 
ſtände um fo gewiſſer im Geſellſchafts-Gebäude in der Kanzlei übergeben, 
da ſpäter eingereichte Namenliſten nicht mehr in den Ausſtellungs-Catalog 
aufgenommen werden können. 

Jene Herren, welche um den 1. Preis concurriren wollen, werden 
aufgefordert, die Namenliſte der zur Concurrenz beſtimmten Pflanzen bis 
längſtens den 15. April 1865, mit Unterſchrift verſehen und geſiegelt, an 
die Geſellſchafts-Kanzlei überſenden zu wollen. 

Se. Majeſtät der Kaiſer haben mit Allerhöchſter Entſchließung vom 
6. Auguſt d. J. Zwei Preiſe, im Ganzen funfzig Ducaten Gold, 
zu beſtimmen geruht, welche unter dem Titel: Kaiſerpreiſe für ganz 
beſonders vorzügliche Leiſtungen im Gartenfache jährlich 
einmal an Handelsgärtner des Inlandes bei der erſten Frühjahrs-Aus⸗ 
ſtellung der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft vom Jahre 1865 an — durch 
dieſelbe zu vertheilen ſind. | 

Der Ausſchußrath der Geſellſchaft hat in Folge deſſen beſchloſſen, den 
bewilligten Betrag in zwei Preiſen, und zwar: 

1. Preis mit 40 Ducaten in Gold, 
2. " n 10 n ” 
zur Vertheilung zu bringen. 1 

Von folgenden Herren des Ausſchußrathes der Geſellſchaft ſind nach— 
benannte Privat⸗Preiſe gezeichnet. 

1. Herr Director Dr. Fenzl, prov. Präſident der Geſellſchaft, für ein 
gut belaubtes, ſchön blühendes Exemplar von Cantua dependens: 2 Ducat. 

2. Herr Johann, Freiherr von Mayr, für 40 Stück Azalea indica 
in reichſter Blüthe und neueren Sorten: 10 Duc. | 

3. Herr Rudolf Edler von Arthaber für eine Sammlung von 40 Stück 
der ſchönſten, neueſten Roſenſorten in hochſt. Exemplaren: 10 Duc. 

4. Herr Doctor Joh. Mitſcha für die ſchönſte Sammlung von 6 Stück 
vollblühender Peonia arborea in ſtarken Exemplaren: 5 Duc. 

5. Herr Friedrich Gerold für eine Sammlung von 30 Stück der 
ſchönſten und neueſten Rhododendron arboreum: 6 Duc. N 

6. Herr J. G. Beer, General-Secretair der Geſellſchaft, für 3 Baum⸗ 
farne mit ſchönen Blätterkronen und mindeſtens 3 Fuß hohem Stamm: 
6 Duc. 

Von den übrigen ausgeſetzten zahlreichen Preiſen wollen wir noch 
erwähnen: 


565 


1. Preis: Die große goldene Medaille für 12 der in neueſter 
Zeit eingeführten Arten, welche ſich durch Pracht und Blüthe oder eine 
dieſer Eigenſchaften beſonders auszeichnen und zu einem höheren Grade der 
Entwickelung gediehen ſind. Jene Sammlungen, deren Arten ihrer Anzahl 
nach am meiſten verſprechen, beliebte Culturpflanzen zu werden, ſollen den 
Vorzug erhalten. 

1. Acceſſit: Die goldene Medaille für 6 Arten wie oben. 

2. „ Die Vermeil-Medaille für 6 Arten wie oben. 

2. Preis: für 10 ausgezeichnet ſchön blühende, tropiſche Orchideen: 
Die goldene Medaille. | 

3. Preis: für 25 Arten der ausgezeichnetſten Aroideen, wie: Alocaſien, 
Philodendren, Anthurien ꝛc.: Die Vermeil- Medaille. 

4. Preis: für eine Sammlung Bromeliaceen von mindeſtens 30 Stück, 
mit beſonderer Berückſichtigung wen eingeführter Arten: Die ſilberne 
Medaille 1. Cl. 

5. Preis: für eine Sammlung Scitamineen, 12 Stück, als: Curcuma, 
Heliconia, Phrynium, Maranta, mit Berückſichtigung neu eingeführter, 
ſchöner Arten: Die ſilb. Med. 1. Cl. 

6. Preis: für eine Sammlung von Araliaceen in mindeſtens 15 gut 
cultivirten Exemplaren: Die ſilb. Med. 1. Cl. 

7. Preis: für Baumfarne mit ſchön ausgebildeten Wedeln: Die 
Vermeil⸗ Medaille. 

8. Preis: für mindeſtens 20 Stück ausgezeichnet ſchöner, nicht baum- 
artiger Farn kräuter und Lycopodiaceen: Die ſilb. Medaille 1. Cl. 

9. Preis: für eine Sammlung von mindeſtens 25 Arten von Coniferen 
in gut cultivirten Exemplaren: Die Vermeil-Medaille. 

10. Preis: für 6 Pracht⸗Exemplare verſchiedener Coniferen: Die 
Vermeil-⸗ Medaille. 

11. Preis: für die reichhaltigſte Sammlung von Proteaceen: Die 
Bermeil-Medaille. 

12. Preis: für die reichhaltigſte und werthvollſte Sammlung von 
Cacteen: Die ſilberne Med. 1. Cl. 

13. Preis: für exotiſche Papilionaceen, mindeſtens 12 verſchiedene 
Arten, aus verſchiedenen Geſchlechtern, reich und ſchön blühend, mit beſonderer 
Berückſichtigung der Neuheit: Die ſilb. Med. 1. Cl. 

14. Preis: für eine Sammlung blühender Acacien, von mindeſtens 
12 Arten, in 20 Exemplaren: Die ſilb. Med. 2. Cl. 

15. Preis. für eine Sammlung von mindeſtens 25 verſchiedenen bunt— 
blätterigen Caladien: Die ſilb. Med. 2 Cl. 

16. Preis: für mindeſtens 12 Stück reich blühende Pæ oni a arborea: 
Die ſilb. Med. 1. Cl. 

17. Preis: für Pflanzengruppen, welche ſich durch große und 
werthvolle Gewächſe beſonders auszeichnen: Die Vermeil-Med. 

18. Preis: für eine Gruppe großer, ſchön cultivirter, exotiſcher Pflanzen: 
Die ſilb. Med. 1. Cl. 

1.9. Preis: für eine bei der Ausſtellung am geſchmackvollſten arrangirte 
Gruppirung von Pflanzen: Die Vermeil-Med. 


566 


20. Preis: für die ſchönſten Vorrichtungen mit Blumen geziert: Die 
ſilb. Med. 1. Cl. 

21. Preis: für Blumen⸗Bouquete u. ſ. w.: Die ſilb. Med. 1. Cl. 

Die 2. Abtheilung des Programms enthält 22 Preisaufgaben für die 
„getheilte Concurrenz“ zwiſchen Handelsgärtner und Gartenliebhaber, 
die 3. Abtheilung enthält dagegen die Preiſe zur Concurrenz, ausſchließlich 
für Handelsgärtner, die 4. der Allgemeinen Concurrenz für Obſt und 
Gemüſe und die 5. endlich 3 Preiſe zur Concurrenz für Pläne und Garten⸗ 
Induſtrie⸗Gegenſtände, für welche wir auf das Programm ſelbſt verweiſen, 
das wir den ſich dafür Intereſſirenden gern bereit ſind, mitzutheilen. 


K T. 


Die Gräſer. 
Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau⸗Geſellſchaft 
„Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. 
(Aus dem 15. Jahrgange der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) 


(Schluß.) 


Die mexikaniſchen Sagen wiſſen viel vom Mais zu erzählen, wie es 
denn auch bei der hohen Wichtigkeit dieſes Getreides für jenes und alle 
anderen Länder Mittel- und Südamerika's, wie auch für den größten Theil 
von Nordamerika, nicht anders zu erwarten iſt. — Eine Jungfrau, vom 
Himmel niederſteigend, brachte die goldenen Maiskörner, und als noch der 
Luftgott Quetzalcoatl auf der Erde lebte, erreichten die einzelnen Kolben eine 
ſolche Schwere, daß ein Mann an einer einzigen zu tragen hatte. — Die 
große Göttin Centeotl, die Ernährerin, veränderte ſogar ihren Namen nach 
dem Stadium, in welcher die Maispflanze ſich befand. — Am Vorabend 
des Feſtes der Ankunft der Götter ſtreute man Mais⸗Mehl vor das Thor 
des Tempels, um den Fußtritt des Schöpfers der Welt am andern Morgen 
zu ſehen, und die Bildniſſe der Götter formten die Prieſter aus Maismehl 
und Menſchenblut. — 

In Monomatapa, einem ehemaligen Negerreiche, goß der Kaiſer bei 
Eintritt des Neumondes ein Gefäß voll gekochten Maiſes auf den Boden, 
und feine Höflinge mußten die Körner mit dem Munde vom Boden aufeſſen. — 

Keine Culturpflanze erleidet einen ſo bedeutenden Wechſel in Form der 
Frucht, in Größe und Vegetationszeit, wie der Mais. In den Tropen⸗ 
gegenden Amerika's wird er 18 Fuß hoch, während er an der Grenze ſeiner 
Vegetation nur bis zu 3 Fuß ſich aufrichtet. In den warmen Ländern 
braucht der Mais 6— 7 Monate zu feiner vollkommenen Ausbildung, in 
kälteren Climaten reift er in der Hälfte jener Zeit. Die aus Amerika bezogenen 
Maisarten bringen bei uns nur in ſehr günſtigen Lagen und warmen Sommern 
reife Körner, allmälig aber kommen ſie beim Nachbau früher zur Reife, bis 
ſie in unſere Sorten ausgeartet ſind und dabei auch deren Formen angenommen 


567 


haben. So verliert ſich z. B. der Eindruck auf dem Korn des Pferdezahnmais 
und ſeine faſt viereckige, plattgedrückte Form ſchon nach einigen Jahren. Ebenſo 
variirt auch die Farbe. Aus dieſen Gründen iſt es eben fo ſchwer, wie 
unnütz, den Mais in Klaſſen zu theilen; nur die ſpitzkörnigen Sorten ſcheinen 
etwas beſtändiger in der Form zu ſein. — 

In Ungarn, wo er Kukuruz heißt, in Frankreich und Italien, wird der 
Mais ſtark gebaut, und im letzteren Lande liefert er ein Hauptnahrungsmittel, 
die Polenta, ein dicker, mit Waſſer gekochter Brei. — Das Maisbrot iſt 
ſchwammig und hat einen ſüßlichen Geſchmack, an den man ſich übrigens 
ſchnell gewöhnt. Man bereitet auch aus den Maiskörnern eine nahrhafte 
Grütze zu Suppen. — Die Hüllen der Kolben dienen, fein zerriſſen, zum 
Auspolſtern von Stühlen. Das Sroh des Mais hat als Viehfutter, bei 
richtiger Behandlung, einen höheren Werth, als alle anderen Halmfrüchte, 
denn es enthält mehr Zucker- und Stärkeſtoff. 

Aus Maisſtroh fertigt man in neueſter Zeit auch ein Papier, und eine 
derartige Fabrik in Oeſterreich hat die letzte Londoner Induſtrie-Ausſtellung 
mit einer großen Anzahl verſchiedener Erzeugniſſe aus dieſem Material beſchickt. 

Schließlich erwähne ich noch, als zu den angebauten Gräſern gehörig, 
das Canariengras (Phalaris canariensis), ein hübſches Gras mit breiten 
Blättern und kurzen, dicken, mit den kleinen Samen dicht beſetzten Aehren. 
Die Samenkörner ſind von den getrockneten, glänzend gelben Blüthenhüllen 
umſchloſſen und dienen vielen kleineren Vögeln zum Futter, namentlich aber 
den Canarienvögeln, die uns durch ihren Geſang erfreuen, obgleich dieſe 
Töne vielleicht durchzittert ſind vom Schmerz über die verlorene Freiheit oder 
von Sehnſucht nach einer Gefährtin, von der wir den armen Vogel ohne 
Erbarmen getrennt halten. — 


IX. 


Kaum weniger prächtig als die Bambusſtämme ſind die gigantiſchen 
Gräſer aus der Familie des Zuckerrohres, welche indeſſen in der heißen Zone 
nicht jv häufig vorkommen, als die erſterwähnten. Undurchdringliche Büſche 
von ſchilfartigen Blättern bildend, aus deren Mitte hohe, ſchlanke Schafte 
mit großen ſilberfarbigen Blüthen-Federbüſchen ſich erheben, ſchwanken ſie 
leicht und zierlich im Winde und wecken mit Recht die Bewunderung. — 
Das Zuckerrohr iſt urſprünglich in Indien zu Hauſe, wenigſtens diejenige 
Varietät, welche zur Bereitung des Zuckers jetzt in ſo großem Maßſtabe 
angepflanzt wird; doch findet man auch auf den Südſeeinſeln und in den 
Tropenländern Amerika's wildes Zuckerrohr, das vielleicht durch fortgeſetzten 
Anbau dem erſteren gleich in der Menge und Güte des Saftes werden 
könnte. — Das Zuckerrohr (Saccharum officinarum) ſcheint zuerſt nach 
Arabien gekommen zu ſein, dann nach der Inſel Cypern und Egypten. 
Darauf wurde es durch die Eroberungszüge der Araber nach dem Oceident 
verbreitet und im Jahre 1148 baute man es ſchon ſtark auf Sicilien. Von 
den canariſchen Juſeln brachten es die Portugieſen nach Braſilien und Weſt⸗ 
indien, welche beiden Länder bis jetzt der Hauptſitz von der Cultur dieſer 
nützlichen Pflanze blieben, die unſeren Mahlzeiten ſo manchen Comfort bereitet 
und der Deſtillation und Medizin nun unerſetzlich iſt. Um das Jahr 1460 


568 


ſcheint der Zucker zuerft in England in allgemeinen Gebrauch gekommen zu 
ſein und die Engländer, die Wichtigkeit dieſes Erzeugniſſes einſehend, ver- 
breiteten daſſelbe nun ſchnell in alle Länder; doch war noch zu Anfang des 
18. Jahrhunderts der Zucker bei ſeinem hohen Preiſe nur den Reicheren zu- 
gänglich. — Betrachtet man dagegen jetzt die vielfältige und allgemeine Ver⸗ 
wendung des Zuckers zu Punſch und Liqueur, Chocolade, Thee und Caffee, 
zu Confitüren und Eingemachtem, — ermißt man die großartige Ausdehnung 
der Fabrication deſſelben aus den Stoffen anderer Pflanzen (wodurch indeſſen 
der Rohrzucker nie erreicht werden wird), — ſo muß dies unſer Staunen 
erwecken. n 

In den tropiſchen Ländern werden große Quantitäten des Zuckerſaftes 
durch die ärmere Volksclaſſe verbraucht, indem man den reifen Stamm anbohrt 
und ausſaugt; in Manilla, Rio Janeiro und auf den Sandwichinſeln bringt 
man die Rohre zu dieſem Zwecke ſogar auf den Markt, und dieſer Saft iſt 
fo nahrhaft, daß viele Menſchen ganze Tage ohne alle andere Nahrung aus⸗ 
dauern können. 

Die Arbeiten in den Zuckerplantagen ſind ſehr mühevoll und werden 
nur von Negern verrichtet. In Kurzem gedenke ich die Cultur dieſer 
Pflanze in den amerikaniſchen Tropenländern mitzutheilen. Bei Anlage eines 
neuen Zuckerrohrfeldes werden die Arbeiter in regelmäßigen Intervallen, deren 
Ausdehnung ſich nach der Güte des zu bepflanzenden Bodens richtet und 
in gerader Linie entweder der Länge oder Breite des Feldes nach aufſtellt. 
Die Richtung und Entfernung der einzelnen Neger von einander wird durch 
ein Seil geregelt, in welches Knoten geknüpft ſind. Jeder Arbeiter ſteckt 
nun an ſeinen Platz einen ſpitzen Stock und darauf wird das Seil unter 
den Füßen der Arbeiter durchgezogen und hinter denſelben damit die neue 
Linie beſtimmt. Währenddem hackt jeder Arbeiter ein Loch von 2 U“ Weite 
und 9“ Tiefe, geht dann zurück und beginnt auf der neuen Linie dieſelbe 
Arbeit. Je nach der Feſtigkeit des Bodens muß jeder Neger 8— 20 folder 
Löcher in der Stunde aushauen. Sind einige Reihen der Pflanzlöcher fertig, 
ſo beginnen die Frauen und Kinder das Einlegen der Pflanzen, wozu man 
den 1—1 ½¼“ langen oberen Theil des Zuckerrohres benutzt; dieſe Setzlinge 
ſollen weit mehr Zuckerſtoff erzeugen, als die Wurzelſchößlinge. Eine dritte 
Kette von Arbeitern trägt die Pflanzen den Frauen zu und häufelt die auf⸗ 
geworfene Erde auf die gelegten Setzlinge. — Während der erſten Periode 
des Wachsthumes wird eifrigſt in den Zuckerrohrfeldern gegätet, wobei die 
Arbeiter einen Stock bei ſich führen, um die häufig in dieſen feuchten Feldern 
lagernden Schlangen abzuwehren. Auch die trocken werdenden unteren Blätter 
des Rohres werden ſpäter ſorgfältig entfernt und zu gleicher Zeit die Pflanzen 
angehäufelt. Am angeſtrengteſten iſt die Arbeit während der Ernte; die 
kräftigſten Arbeiter hauen mit einem breiten und langen Meſſer die Rohr⸗ 
ſtengel ab, während die ſchwächeren das Rohr aufſammeln, binden und den 
Laſtthieren aufladen, welche es nach der Mühle bringen. Das ausgepreßte 
Rohr dient zum Heizen der Keſſel. Bei der Ernte muß Alles, vom Hauen 
bis zum Heizen genau ineinander greifen, damit möglichſt raſch die Felder, 
wenn fie in das vortheilhafteſte Stadium eingetreten ſind, geräumt werden. 
Das Rohr muß an demſelben Tage gepreßt werden, an welchem es geſchnitten 


569 


wird, weil es ſonſt über Nacht ſauer werden würde. — Sofort nach der 
Ernte und kurz vor der Regenzeit beginnt dann wieder das Bepflanzen neuer 
Felder; doch liefert ein ſolches Feld 20 — 25 Jahre lang ergiebige Ernten. 

Das an den Meeresküſten wachſende Zuckerrohr hat einen etwas ſalzigen 
Geſchmack, eignet ſich aber vorzüglich zum Brennen des Rums. 

Das Zuckerrohr iſt eine der wenigen angebauten Pflanzen, welche das 
Begießen mit ſüßem und ſalzigem Waſſer gleich gut ertragen; mit ihm der 
Piſang, die Cocospalme und die Aprikoſe. 

In Weſtindien wird hauptſächlich eine Varietät des Zuckerrohres mit 
violetten Halmen und ſchön gemalten Blättern zur Rumbereitung angebaut, 
namentlich auf Jamaika. 

Das Zuckerrohr wird in den vier großen Welttheilen innerhalb der 
Wendekreiſe angebaut und ſeine Cultur erſtreckt ſich ſogar in Nordamerika 
bis zum 32. Grade nördl. Breite. — Die Einfuhr von Rohrzucker nach 
Europa betrug in den letzten Jahren circa 12 Millionen Centner, während 
ſie früher noch bedeutender war. | 

Das Zuckerrohr verlaſſend wende ich mich zu der Familie der Eyper— 
Gräſer, unter denen die Erdmandel (Cyperus esculentus) in den wärmeren 
Gegenden Europa's, ſelbſt in Franken, hier und da wegen ihrer eßbaren 
Wurzelknollen angepflanzt wird, die einen angenehmen Geſchmack haben, zu 
Arzneimitteln und als Caffeeſurrogat verwendet wurden. 

Eine wichtige Pflanze des Alterthumes war das Papier-Cypergras (Cy 
perus papyrus nach Linné, Papyrus antiquorum nach Wild.), an den 
Flußufern der Inſel Sicilien und im Nilthale heimiſch. Aus der Zellen— 
maſſe, welche ſich zwiſchen dem Marke und der Rinde des dickeren Theiles 
der Halme befindet, bereiteten die alten Egypter zuerſt das Papier; ſie ver— 
banden dieſe Theile der Pflanze zu Streifen, preßten und trockneten ſie an 
der Sonne. Das Wort Papyrus iſt unbekannten Urſprunges, vielleicht von 
Babeer entſprungen, dem Namen der Pflanze in Syrien. Man nannte 
die Pflanze auch Biblos und nach den verſchiedenen Theilen derſelben ſind 
die Benennungen entſtanden, die noch heute unſer aus anderen Stoffen her— 
geſtelltes Schreibmaterial hat. Biblos heißt im Griechiſchen das Buch, im 
Lateiniſchen gebraucht man dafür die Worte folium, tabula, liber, woraus 
unſere deutſchen Benennungen ſtammen. 

Aus dem Worte Biblos iſt auch die Benennung der großartigen und 
lehrreichen Schriftenſammlung entnommen, auf die ſich die chriſtliche Religion 
gründet. 

Bei den alten Egyptern wurde dieſe Pflanze ſehr gepflegt und bildete 
einen bedeutenden Handelsartikel. Das Mark, die Spitzen und die Wurzel 
dienten zu mancherlei Speiſen; die Stengel und den holzigen Theil der 
Wurzeln benutzte man zur Anfertigung mannigfacher Geräthſchaften. Aus 
Papyrus machte die Mutter des Moſes das Schiffchen, in welchem ſie 
unter Thränen ihr Kindlein gezwungen ausſetzte; noch jetzt befahren die 
Abyſſinier den See T'Tſana in leichten Papierkähnen, wie ſie es ſchon zu 
der Zeit des Propheten Jeſaias thaten. An einen Kiel von ächtem Aca— 
cienholz werden die Halme angefügt und verbunden, und die Segel und 
Stricke dieſer außerordentlich ſchnellen Schiffchen verfertigen ſie aus den 
Faſern der Pflanze. Ebenſo ihre Matten, Hüte, Decken und Sandalen. 


* 


570 


Schon Plinius ſpricht von der Anwendung dieſer Pflanze zu Booten 
und Antigonus benutzte die Faſern zu Tauen und Stricken, ehe diejelben 
aus Lygeum Spartum verfertigt wurden. 

Mit den Spitzen der Halme und den doldigen Blüthenbüſcheln 
ſchmückten die Alten die Tempel ihrer Götter und die egyytiſchen Prieſter 
durften nur aus Papyrus verfertigte Sandalen tragen. — Aus Achtung 
vor dieſer heiligen Pflanze, ſo behauptete man, berührten die Krokodille 
keinen Papierkahn, weil einſtmals die Göttin Iſis in einer ſolchen Barke gefahren. 

Bei guter Cultur erreicht der dreieckige Schaft, der aus vielen Lagen 
zwiebelartig in einander gelegter Blätter beſteht, eine Höhe von 12— 15 Fuß; 
er iſt am unteren Ende mit braunen Scheiden umlegt und bildet mit ſeinen 
meergrünen Blättern eine hübſche Schmuckpflanze für das Warmhaus und 
den Garten. — | 

Ich ſchließe nun mit der Beſchreibung einzelner Gräſer und will hier 
nur noch der buntblätterigen und einiger anderen merkwürdigen Gräſer kurz 
gedenken, um dann im folgenden letzten Vortrage von der Verbreitung der 
Wieſen im Allgemeinen zu reden und einige Bilder aus dem durch ſie 
bedingten Leben vorzuführen.) — 

Phalaris arundinacea fol. varieg. iſt das in unſeren Gärten ge⸗ 
wöhnliche, jo wunderſchöne Bandgras; ziemlich häufig iſt auch Dactylis 
glomerata, das Knaulgras mit bunten Blättern; daran reihen ſich noch 
von einheimiſchen Gräſern Alira cspitosa und cœrulea mit geſtreiften 
Blättern; auch vom Clarinettenrohr exiſtirt eine Varietät mit ſchönen, 
gelblichweiß gerandeten Blättern. Fremde bunte Gräſer ſind Pharus vittatus, 
deſſen breite Blätter durch weiße Längsſtreifen ausgezeichnet ſind; es ſtammt 
aus Venezuela und gehört in das Warmhaus. Vom Zuckerrohr hat das 
erwähnte violette eine Varietät, auf deren Blatt längs der Mittelrippe ein 
blendend weißer Streifen ſich hinzieht, und ſchließlich hat man auch noch 
einige buntblätterige Formen von Bambusa neuerdings eingeführt. 

Aus der letzteren Gräſerfamilie hofft man nun auch einige Arten zu 
beſitzen, die bei uns im Freien aushalten und eine prächtige Zierde unſerer 
Gärten werden können. In der Gärtnerei des Dr. Siebold in Leyden haben 
Bambusa aurea und Phyllostachys bambusoides mehrere Winter ſchon 
im Freien ganz gut ausgehalten; ihre eleganten Blätter behielten ſogar unter 
dem Schnee ihre grüne Farbe. — Wir haben bereits viele decorative Gräſer, 
unter denen Gynerium argenteum wohl die erſte Stelle einnimmt, und 
immer neue tauchen auf, von denen beſonders Erianthus Raxenne 
empfohlen wird. In Cumana wächſt eine Grasart mit quilförmigen Aeſten, 
welche 8—10 Fuß rankt und den Maulthieren ein vortreffliches Futter bietet. 

An der Küſte von Panama vegetirt das Seegras, welches den 
Bewohnern das Material liefert zu den Guayaquil-Hüten, deren Feſtigkeit 
und Schönheit weltberühmt iſt. Man nennt dieſe Hüte dort Sombrero, 
Schattengeber, und bezahlt ſie mit 200 Gulden per Stück. Ein ſolcher 
Hut kann aber auch 20 und mehrere Jahre benutzt werden und iſt eben ſo 
geſchmeidig wie undurchdringlich vom Regen. 8 


*) Hierüber ſpäter einige Mittheilungen. Die Red. 
— rr — 


571 


Literatur. 


Adreßbuch ſämmtlicher Kunſtgärtnereien, Samen- und 
Pflanzenhandlungen Deutſchland's und der Schweiz, mit genauen 
Angaben aller ihrer Geſchäftszweige. Ein Hand- und Hülfsbuch für 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Herausgegeben von J. O. Otto in Erfurt. 
2. Jahrg., ausgegeben den 1. Novbr. 1864. Erfurt bei F. W. Otto. 
Gr. 8. Geh. 95 Seiten. 

Alphabetiſch nach Städten geordnet, enthält dieſes Adreßbuch mehr als 
1000 Adreſſen von Handelsgärtnern und herrſchaftlichen Gärten, mit 
genauer Angabe, welche Geſchäftszweige jeder Gärtner vorzugsweiſe 
betreibt, ob er blos Pflanzen-, Bäume-, Sträucher: oder auch Samen- 
handel betreibt und welche ſpecielle Pflanzen er vorzugsweiſe cultivirt, 
ſo daß beſonders Handels-Gärtner manche wichtige Notiz für ihr Geſchäft 
daraus ſchöpfen werden. So wie dieſer zweite Jahrgang ſchon große 
Vorzüge vor ſeinem Vorgänger hat, hoffen wir, daß ſich nach und nach 
daraus ein ganz unentbehrliches Hülfsbuch für jeden Handelsgärtner 
entwickeln wird, wozu wir eine größere Theilnahme von Seiten der 
Gärtner wünſchen, deren Namen darin noch vermißt wird. 

Ein ähnliches Adreßbuch iſt in derſelben Buchhandlung auch über die 
Kunſtgärtnereien, Samen- und Pflanzenhandlungen Frankreichs, Hollands 
und Belgiens erſchienen, welches mit demſelben großen Fleiße zuſammen— 
getragen iſt, wie das deutſche Gärtner-Adreßbuch, und halten wir beide für 
jeden größeren Handelsgärtner ſchon jetzt für unentbehrlich. 

Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung. Nebſt An⸗ 
gaben zur Anzucht aller baum- und ſtrauchartigen Gehölze des freien 
Landes. Bearbeitet von Jul. Sckell, Großherzogl. ſächſ. Gartenconducteur. 
Leipzig, Arnoldiſche Buchhandlung. 8. Geh. 238 Seiten. 

In dieſer nicht gerade großen Schrift iſt die Anzucht und Kultur 
aller Baumarten und Geſträucher, die in Deutſchland vorkommen, ſo gründlich 
behandelt, daß man darnach wirklich auch in der Praxis verfahren und alle 
Arbeiten verrichten lernen kann, die ſowohl bei Behandlung der einzelnen 
Bäume und Geſträuche im Garten wie in den Baumſchulen vorkommen. 
Das Buch giebt überall davon Beweiſe, daß der Verfaſſer nach eigenen 
Erfahrungen geſchrieben hat, und hat er dieſe auf ſo deutliche Weiſe wieder— 
geben, daß man ſich leicht Rath für alle Fälle holen kann. Nur wären 
einige Abbildungen zu verſchiedenen Abſchnitten dem Buche von gutem 
Nutzen geweſen, das wir übrigens als ſehr tüchtig und practiſch ganz 
beſonders empfehlen können. C. 

Joh. Aug. Friedr. Schmidt's kleiner Hausgärtner. Achte 
vermehrte und verbeſſerte Auflage von J. Hartwig, Großherzogl. ſächſ. 
Hofgärtner in Weimar. Mit 11 erläuternden Abbildungen. Weimar, 
1865. Bernh. Friedr. Voigt. Kl. 8. 351. S. Preis 25 Sgr. 

Der kleine Hausgärtner giebt eine kurze Anleitung, Blumen und Zier— 
pflanzen in kleinen Gärten und Zimmern zu ziehen, mit einem Verzeichniſſe 
und Culturangabe der beliebteſten Zierpflanzen für Kalthäuſer und für das 
freie Land. Schon in ſeinen erſten Auflagen hat ſich dieſes kleine Buch bei 


572 


den Blumen- und Gartenfreunden als ein ſehr brauchbares und nützliches 
eingebürgert, wofür ſchon der Umſtand ſpricht, daß daſſelbe jetzt bereits in 
achter Auflage erſchienen iſt und zwar im größeren Formate und den Zeit⸗ 
anſprüchen huldigender Bearbeitung, in einer Bearbeitung, wie ſie von einem 
unſerer tüchtigſten Schriftſteller anf dem Gebiete der Gartenkunſt zu erwarten 
war. Die Tendenz des Buches iſt hauptſächlich um dem Laien ein Leitfaden 
zu ſein, ſeine Pflanzen und Blumen im Garten und im Zimmer ohne große 
Koſten und Mühe ziehen zu können, und dieſen Zweck erfüllt es in gediegener 
Weiſe, ſo daß wir es allen Beſitzern von kleinen Gärten, wie überhaupt 
allen Pflanzenfreunden, beſtens empfehlen, aber auch den jungen angehenden 
Gärtnern dürfte es ein nützliches kleines Handbuch ſein. E. Oo. 

Der Garten⸗Ingenieur. Handbuch der geſammten Technik 
des Gartenweſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Gärtner-Gehülfen und 
Lehrlinge, Ingenieure, Architecten, Mauer- und Zimmermeiſter c. Von 
R. W. A. Wörmann, Privat⸗Garten⸗Ingenieur. Berlin, 1864. Ernſt 
Schotte & Co. 

Die erſten 3 Lieferungen dieſes für jeden Gärtner unenthehrlichen Werkes 
erwähnten und empfahlen wir bereits S. 573 des vorigen und S. 183 des 
diesjährigen Jahrganges. Es freut uns, nun mittheilen zu können, daß 
wiederum drei Hefte erſchienen ſind und ſomit das Werk hoffentlich recht 
bald ſeiner Vollendung entgegengeht, was um ſomehr zu wünſchen, da daſſelbe 
eine längſt gefühlte, große Lücke in der Garten-Literatur ausfüllt. 

Die vor uns liegenden Hefte ſind: 

1) Vierte Abtheilung, 1. Heft: Die practiſche Mathematik 
als Vorbereitung zum Planzeichnen, Feldmeſſen und Nivelliren. Mit 
4 Tafel⸗Abbildungen. 

2) Vierte Abtheilung, 2. Heft: Die practiſche Mathematik als 
Vorbereitung zum Feldmeſſen. Ebenfalls mit 4 Tafel-Abbildungen. 

3) Fünfte Abtheilung, 1. Heft: Die Schutzwände und Schutzhäuſer 
(Conſervatorien). Mit 5 Tafel-Abbildungen. 

Das 1. und 2. Heft der vierten Abtheilung des „Garten-Ingenieur“ 
handelt 1) über die Größen im Allgemeinen, Größenlehre, das Maaß, die 
Decimalbrüche. 2) Die Längenmaaß⸗ Werkzeuge. 3) Ueber den Vergleich 
des preußiſchen Maaßes mit dem engliſchen und franzöſiſchen. 4) Ueber die 
gerade Linie und ihre Meſſung. 5) Ueber den Winkel, den Kreis, den 
Winkel und ſein Maaß, den rechten Winkel, über die mechaniſche Herſtellung 
des rechten Winkels, die Abſciſſe und Ordinate. 6) Ueber die Aufnahme 
der geraden Linie und ihrer Umgebung. 7) Ueber die parallelen Linien, 
das Dreieck, Congruenz der Dreiecke mit Rückſicht auf den Kreis und 
8) über das Viereck, die Vierecke mit Rückſicht auf den Kreis. Gegenſtände, 
ohne deren Kenntniß kein Gärtner oder wer ſich ſonſt mit Gartenanlagen 
befaſſen will, im Stande iſt, ſolche kunſtgerecht auszuführen. Sich dieſe 
Kenntniſſe mit Leichtigkeit anzueignen, bietet der Garten-Ingenieur die beſte 
Gelegenheit. f 

Das 1. Heft der 5. Abtheilung behandelt wiederum einen ſehr wich⸗ 
tigen Theil der Gartentechnik, nämlich die Schutzwände und Schutzhäuſer, 
auf den wir beſonders aufmerkſam machen. E. O—o. 

. 


573 


Feuilleton. 


Zwerg⸗Victoria⸗Aſtern. Dieſe von den Herren Gebrüdern Dippe in 
Quedlinburg gezogenen neuen Zwerg-Aſtern fanden auf der Ausſtellung im 
September d. J., welche von dem Vereine der vereinigten Gärtner 
Hamburg's und Altona's abgehalten wurde, den allgemeinſten Beifall. Die 
Form und Bauart dieſer Aſter iſt ganz die der hohen Victoria-Aſter. Die 
Blumen ſind ebenſo groß, ſchön geformt und dicht gefüllt. Bei kräftiger 
Cultur werden die Pflanzen nicht über 10“ hoch; die Blüthenſtengel bilden 
ſich kugel⸗pyramidenförmig und tragen die coloſſalen ſchneeweißen Blumen 
aufrecht. Die Pflanzen müſſen ebenfalls, wie bei den übrigen Victoria— 
Aſtern, 1½“ Quadrat gepflanzt werden, um ein günſtiges Reſultat zu 
erzielen. 1000 Korn koſten bei den Gebrüdern Dippe 8 Thlr. — 
100 Korn 1 Thlr. 

Die Victoria-Aſtern, ebenfalls von den Herren Gebd. Dippe erzogen, 
ſind jetzt bereits in 4 Farben vertreten, nämlich: dunkelblau mit weiß, 
carmoiſin, hellblau mit weiß und carminroſa. 

Blumiſtiſche Neuheiten der Herren Gebrüder Dippe. Nachſtehende 
von den Gebrüdern Dippe in Quedlinburg gezüchtete Neuheiten werden 
den Blumenfreunden beſtens empfohlen. Es ſind: 

Antirrhinum majus Tom Thumb, leuchtend zinnoberfarben. 
Dieſe reizende Zwergform iſt ganz verſchieden von allen bisher bekannten 
Sorten. Das glänzende dunkelgrüne Laub bildet ſich zu einer compacten kugeli— 
gen Form von 4“ Höhe, über welcher ſich die dicht beſetzten Bluthenſtengel 
in aufrechter Stellung etwa 4— 7“ hoch erheben. Frühzeitig ausgeſäet, 
entwickeln die Pflanzen ſchon im erſten Jahre einen ſehr großen Bluthen— 
reichthum (100 Korn koſten 5 Sgr.). | 

Chrysanthemum carinatum atrococcineum. Unter den 
Varietäten dieſer hübſchen einjährigen Pflanze iſt diefe eine ſehr hervorragende, 
mit Blumen in den verſchiedenen prächtigen Schattirungen von hellſcharlach bis 
dunkelblutroth. Gleich ſchön iſt das Ch. carinatum purpureum mit ſchönen 
carmoiſinen und purpurvioletten Blumen. Die Cultur dieſer Pflanze iſt 
bekanntlich eine ſehr leichte, die Blüthezeit beginnt ſchon Anfangs Juni und 
dauert bis Ende September, weshalb ſie ſich für Gruppen ganz beſonders 
eignet. 6 

ö Phalacræa calestina Tom Thumb. Eine ſchöne Neuheit 
von ſehr niedrigem compacten Bau und überaus reichblühend in hell und 
himmelblauen Farben. 


Perſonal⸗Notizen. 

Cambridge. Herr W. Mudd, der während einer Reihe von Jahren 
der ausgedehnten Gärtnerei von „Great Ayton Hall“ in Porkſhire vorſtand, 
iſt jetzt als Curator des botaniſchen Gartens in Cambridge angeſtellt 
worden. Herr Mudd iſt nicht nur als vorzüglicher Cultivateur und 
Gärtner bekannt, ſondern hat ſich auch einen Namen unter denjenigen Bota— 


ui 


574 


nifern Englands und des Continentes erworben, die ſich mit dem Studium 
der Flechten befaſſen, durch ſein ſchätzenswerthes Werk: „A Manual of 
British Lichens,“ ein Werk mit 130 Abbildungen von Sporen ij 
vergroßertem Maßſtabe. (G. Chron.) 

Hamburg. Der ehemalige Obergärtner der Ruperti'ſchen Veſteung 
in Hamm, Herr H. L. Kruſe, hat ſich jetzt ſelbſtſtändig etablirt und in der 
kl. Johannisſtraße hierſelbſt eine Pflanzen- und Blumenhandlung eroffnet. 
Herr Kruſe hat ſeit einer Reihe von Jahren von feiner Geſchicklichkeit und 
ſeinem Geſchmacke im Binden von Kränzen, Anfertigung von Bouquets 
und Aufzierung von Blumenkörben ꝛc. durch Einſendungen ſeiner Fabrikate 
auf die Hamburger Blumen-Ausſtellungen rühmende Beweiſe geliefert. | 

Zloenburg. f Am 25. October d. J. ſtarb hierſelbſt der in der 
Gartenwelt ruhwlichſt bekannte Hofgarteninſpector Julius Friedrich 
Wilhelm Boſſe nach kurzem Krankenlager an einer Bruſtentzündung im 
vollendeten 76. Lebensjahre. Des Verſtorbenen practiſchen wie literariſchen 
Verdienſte, die ſich derſelbe um die Förderung der Gartenkunſt erworben 
hat, ſind zu allgemein bekannt, als daß wir näher darauf hinzuweiſen 
nöthig hätten. — Julius Friedrich Wilhelm Boſſe, ein Sohn des 
im Jahre 1793 verſtorbenen Hofgärtners Boſſe zu Raſtede (im Großherzogth. 
Oldenburg), iſt am 12. Auguſt 1788 geboren. Zum Gärtner erzogen, 
arbeitete der Verſtorbene u. A. in dem konigl. botaniſchen Garten zu 
Berlin (vom 1. Mai bis 1. October 1807), conditionirte als Gartengehülfe 
im fönigl. Garten zu Carlsaue bei Kaſſel (1810), erhielt hierauf die 
Gärtnerſtelle bei dem königl. preußiſchen Kammerherrn Freiherrn zu Inn⸗ 
und Knyphauſen zu Lütelsburg in Oſtfriesland, die er vom März 1812 
bis 1814 inne hatte, und wurde unterm 11. Juni 1814 von dem ſeel. 
Großherzog Peter zu Oldenburg als Hofgärtner angeſtellt, in welcher Stellung 
er bis zum 1. November 1856 verblieb. Während dieſer letztgedachten 
Anſtellung verwaltete Boſſe den Schloßgarten, den fo genannten herrſchaft⸗ 
lichen Garten, deſſen höchſt geſchmackvolle Anlage ſein Verdienſt iſt. Mit 
dem 1. November 1856 mußte Boſſe nach faſt 43jähriger thätiger Dienſtzeit 
aus Geſundheitsrückſichten ſeine Entlaſſung erbitten, die ihm auch auf die 
ehrenvollſte Weiſe ertheilt worden iſt, wie wir ſeiner Zeit mittheilten (ſiehe 
Hamburg. Gartenztg. 18561 Jahrg., S. 47). 

Im Jahre 1859 erſchien von ihm die 3. ſehr vermehrte und verbeſſerte 
Auflage ſeines rühmlichſt bekannten Handbuches der Aimee 

O0. 


Berichtigungen und Nachträge. 


S. 457. Z. 14 v. u., anſtatt: 8 Fuß hohen, 2 Fuß lies: 2 Fuß hohen, 2 Zoll. 
„457. „13 „ „ hinter „überhängenden“ ſchalte ein: 8 Fuß lange, af. 
„459. „13 v. o., anſtatt: eingereicht lies: eingereiht. 

„ 459. „19 „ „ hinter Dilettant iſt ein Komma zu ſetzen. 
„459. 1. Sp., Z. 10 v. u., anſtatt: plusminusverepando fies: plus 
minusve repando. 


* 


S. 459. 


575 


1. Sp., Z. 2 v. u., anſtatt: ? lies: f. 


7 459. 2. 2.130 17 77 7 77 77 Y 


„ #59. 
„ 460 


„463. 
„ 463. 
„ 464. 
„ 464. 
„ 464. 
„465. 
„465. 


„ 465. 
„ 466. 


„ 498. 
„ 500. 


2. "nn 15 nn " q 1 . 

u. 461, 1 Sp., Z. 15, 22 u. 24 v. u., anſtatt: 5 lies: E. 

Z. 14 v. o., anſtatt: keine ſichere lies: kein ſicheres. 

„, 5 ihre lies: ihren. 

„ II, 5 dieſelbe lies: dieſelben. 

„ 22 („ 4 ſcheint lies: ſcheinen. 

a a 90 Hauptkriterien lies: Hauptkriterium. 

„ 22 v. o., „ Kerxatoacanthe lies: Keratacanthe. 
23 7 eine hornartige ſtechende lies: einer horn— 

artigen ſtechenden. 

Z. 15 v. u., anſtatt: chondroacanthæ lies: chondracanthæ. 

iii. 00, gehdren Artcht hierher, ſondern zu der An⸗ 

merkung auf Seite 465, und muß es dort in Zeile 1 anſtatt: Ab- 

theilungen heißen: Abtheilung. 

Z. 3 v. u., anſtatt: Agavi formis lies: Agaviformes. 

„ „ termin aliabreviata lies: terminali abre- 


* 15 0 


. 3.4 v. u. und Seite 500, Z. 2 v. o. und 2 v. u. iſt vor 8/u., 


ein — zu ſetzen. 


. 3.18 v. o., iſt hinter pluri ein — zu ſetzen. 
. „ 19 „ „ anſtatt: sæpe enti nitentia lies: sæpe nitida. 
„ 19 u. 20 v. u., lies: Rudis Lem. — Syn. A. Malinezii 


C. Koch. Wochschr. 1862, p. 198 (60.) 


. 3.18 v. u., anſtatt: Bouchei lies: Boucheéi. 
„ 14 hinter Noackii ein? zu ſetzen. 


8 „ „ muß es heißen: Mitis Hort. Monac. — 1 A. 


oblongata et A. d'Ousselghemiana Hort. Belg. (70.) 
Z. I v. u., anſtatt: lato lanceolata lies: lato-lanceolata. 
. „ 1 v. o., „ pergamineo lies: pergameneo. 
6 5 corcacea lies: coreacea. 
19 „ 5 Nob. Hort. Berol. lies: Nob. et Bouche 


Hort. Berol. 


Z. 2 v. u., anftatt: Hort. Belg. an Lem. lies: Lem. 

. „ 5 u. 9 v. u., anſtatt: Beshorneria lies: Beschorneria. 
en 1 v. o., anſtatt: theomete lies: theometel. 

.n 1 „ zu der lies: zu den. 

5 1 25 v. u. iſt hinter it, S. 507 Z. 16 hinter aber und Z. 17 


o. hinter abnimmt ein Komma zu ſetzen. 


v 
Z. 20 v. u., anſtatt: Gerandete lies: Gerandeten. 
„ 18 v. o., „ aplicultis lies: apiculatis. 
. „ 19 v. u., hinter gerade ein Komma. 
. „ I. o., anſtatt: Commelynoi lies: Commelyni. 


X. 15 „ ſchmalen pergamentartige lies: ſchmalen perga— 
mentartigen. 


— ————— ya 


N 9 
* + 


* 


576 
4 


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bei directer Beſtellung zum Preis von Athlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton 
und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Ber 
ſtellung, daß heißt euf Weg des Buchhandels oder ſenſtiger Verleger, 
erhöht ſich der Preis auf 2 ¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle 
deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. 

Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, 
. England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 
9 Lane, Cannon Str. Weit in London Ec, 

„ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, 
Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in 5 
„Oeſterreich. Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, 
die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, 
Aimeriia hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 
den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, 
übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. 


H. Arnoldi in Gotha. 


n 


1 


Strohmatten ſind zu haben 
dieſer Art HAMBURG, 
bei Rösingsmarit 


+ 


Aug. Garvens, & 


re 


2 . 


Stellengeſuch. 

Ein in allen Fächern der Gärtnerei wohl ausgebildeter Gärtner, der 
ſowohl größeren herrſchaftlichen Gärtnereien als Handelsetabliſſements ſelbſt⸗ 
ſtändig vorgeſtanden hat und die beſten Zeugniſſe aufweiſen kann, ſucht ein 
anderweitiges ane Die Redaction dieſer Zeitſchrift nimmt hierauf 
bezügliche Briefe entgegen. 


Dieſem Hefte liegt gratis bei: 
Anzeige von Gartenbüchern aus dem Verlage von Otto Spamer in Leipzig. 


* 


7 - = * 
— 


*: 


1 


5 
* 


— 


* 


1 ’ 577 
4 | | 


Im Verlage von N, Kittler in Ham burg ſind ſo eben erſchienen: 
Die Krankheiten der Culturpflanzen 


5 auf Aeckern, in Obſtanlagen, Wein⸗, Gemüje- und Blumengärten. 


Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung und Heilung aller innerlichen und äußerlichen 

Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rüben⸗ 

gewächſe, Handelspflanzen, Obſt⸗ und Maulbeerbäume, des Weinſtockes, der Küchen— 

garten⸗ und Zierpflanzen von Dr. William Löbe, Redocteur der Illuſtrirten Land⸗ 
wirthſchaftlichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. 

Es ſchließt ſich dieſe Schrift gleichſam als Fortſetzung an die vor einigen 
Monaten von demſelben Verfaſſer erſchienene Schrift: „Die Freunde und Feinde 
des Landwirths und Gärtners“ und bekämpft andere dem Landwirthe und 
Gärtner Schaden bringende Feinde auf ſo praktiſche und wirklich anwendbare Weiſe, 
daß Jeder dem Verfaſſer danken wird, ſobald er die hierin angegebenen Mittel und 
Rathſchläge befolgt hat. — —ö a 


Die künſtlichen Düngemittel und die Compoſte. 

Mit beſonderer Berückſichtigung der Vermeidung des Dün gerverluſtes 

in größeren Städten. Für Landwirthe, Ortsbehörden, Düngerfabrikanten 

und Düngerhändler von Dr. William Löbe, Redacteur der Illuſtrirten Landwirth⸗ 

ſchaftlichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 12 Sgr. SUR 

Trotz aller Mahnungen Liebig's und anderer Autoritäten geht noch immer durch 

unzweckmäßige Anlagen ſo viel Dünger verloren, daß es Zeit iſt, endlich hierin 

Wandel zu ſchaffen und wird dieſe Schrift viel dazu beitragen, die Kraft des 

Bodens zu vermehren und die Ernten ebenſo bedeutend zu erhöhen, wie es z. B. 
in England ſchon längſt geſchehen iſt. 


Ferner ſind in demſelben Verlage erſchienen: 


Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners. 
Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen⸗ 
und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntuiß, Abhaltung und Vertilgung der 
den Pflanzen ſchädlichen Thiere von Dr. William Löbe. Nach den bewährteſten 

Erfahrungen. Gr. 8. Geh. 1 . 

Noch niemals wurden die den Pflanzen nützlichen oder ſchädlichen Thiere ſo 
ausführlich und gründlich behandelt und nirgends finden ſich fo viele auf Erfe“ ung 
begründete Schutzmittel angegeben, wie in dieſem Buche des bekannten Red. teurs 
der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung, und iſt daher das Buch für jeden Landwirth, 
Gärtner und Gartenbeſitzer unentbehrlich. 


Die höchſten Erträge der Obſtbaumzucht 
oder rationelle Kultur, Eigenſchaften, Kennzeichen und Benutzung der für Deutſch— 
land paſſendſten, von den Pomologenverſammlungen zu Naumburg, Gotha und Berlin 
ganz beſonders empfohlenen Obſt⸗ und Beerenfrüchte. Leicht verſtändliche Anleitung 
zur Anzucht, Pflanzung und Pflege von ca. 170 der prachtvollſten und nützlichſten, 
gegen klimatiſche Verhältniſſe am wenigſten empfindlichen und ſelbſt für mehr rauhe 
Gegenden tauglichen Obſt- und Beerenfrüchte, welche ſich nach langer Erfahrung als 
die beſten bewährten von J. G. Meyer. Für Gärtner, Landwirthe, Guts- und 
Gartenbeſitzer, Schullehrer, landwirthſchaftliche Lehr-Anſtalten und Landſchulen. Mit 
12 Holzſchnitten. Gr. 8. Geh. Preis 16 Ngr. 

Während alle bisherigen Bücher über Obſtbaumzucht alle Obſtarten gleich. 
mäßig behandeln und oft nicht einmal gute und geringe Sorten genau unterſcheiden, 
hat obiges Buch nur die Beſtimmung, ſich nur auf eine beſtimmte Anzahl zu 
beſchränken, die ſich nach langjähriger Erfahrung als die für Deutſchland am beſten 
geeigneten bewährt haben, ganz für das deutſche Klima paſſend ſind und durch 
ſtets reichlichen Ertrag den meiſten Nutzen bringen. Es iſt dieſe Schrift 
deshalb von dem größten Intereſſe, denn man wird, wenn man nach der Anleitung 
dieſes Buches geht, künftig von 10 Bäumen reichere Ernte haben, als ſie jetzt oft 
30 oder 40 fuer 


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6 Be 


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+ 578 4 = 


Die Buchhaltung für Handelsgärtner, 
Leicht verſtändliche, praktiſche Anleitung, die kaufmänniſche einfache Buchführung 


* 


4 
1 
E 


in kurzer Zeit ſelbſt gründlich zu erlernen und auf alle Verhältniſſe des 3 * 


und Pflanzenhandels anzuwenden von J. G. Meyer. Für Kunſt⸗ und Handels⸗ 
gärtner, Garten-Gehülfen und Lehrlinge. Gr. 8. Geh. 9 Ngr. 

Es iſt dies die erſte Anleitung, den Gärtner in die richtige Gef ſchäfsführun 
ſeines Betriebes einzuweihen und ihn darüber zu unterrichten, wie er auf leichte Weit 
ſein Geſchäft ſtets in Ordnung halten, es ſchnell überſehen und ſich dadurch viel 
Nutzen ſchaffen kann. u et 


Theor. und prakt. Anleitung zur Kultur der Kalthauspflanzen. 


(Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über 
Pflanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen 
Errichtung der verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien 
Lande und für das Zimmer, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern au 
kultivirenden Pflanzen von P. C de Puydt. Mit 18 Abbildungen. Gr. 8. 
Geh. 22% Nor. 
Durch langjährige Erfahrungen und e iſt dem Verfaſſer Alles, was 
irgend zur Pflanzenkuftur gehört jo geläufig geworden, daß er furz zuſammen⸗ 
rängt Alles klar und verſtändlich giebt, was nur irgend hierbei von Wichtigkeit iſt. 
Der praktiſche Gärtner wie der Gartenliebhaber finden eine ſo genaue Angabe der 
vielen verſchiedenen Manipulationen vom Ausſäen an bis zur Samenkultur im Freien 
oder der Behandlung im Winter, daß er ohne alle weitere Anleitung und große Lehr⸗ 
bücher ſich in allen Fällen hierin Raths erholen und unterrichten kann. Dabei iſt 
auch ſtets Rückſicht auf kleine Gärtner und Pflanzenfreunde genommen, die hiernach 
mit geringen Koſten alle Einrichtungen treffen können, die zur Erwerbung, Vermehrung 
und Conſervirung ſchöner und dankbarer Pflanzen nöthig ſind, worüber für jede Be⸗ 
handlung und Einrichtung nur das angegeben wird, was ſich von dem Neuen als. 
das praktiſchſte und vortheilhafteſte bewährt hat. Nicht jeder Gärtner macht ſo viele 
Erfahrungen, und da dieſe meiſt ſehr theuer zu ſtehen kommen, wird der reiche Inhalt 
dieſes Buches ſowohl Gärtnern wie Blumenfreunden viele Tee und Kosten 


erſparen. 
Die praktiſche Obſttreiberei 


in Treibhäuſern, Treibkäſten, Miſtbeeten und an Talutmauern, für den praktiſchen 
Gärtner bearbeitet von W. Tatter, Königl. Hofgärtner in Linden bei Hannover. 

Mit 46 in den Text gedruckten Abbildungen. Gr. 8. Geh. 1 15 Ngr. 

Mit großer Sachkenntniß iſt hier das Reſultat langjähriger Praxis und 
Erfahrung niedergelegt, wodurch es jedem Gärtner und Gartenliebhaber leicht wird, 
die verſchtedenen Obſtarten in größter Vollkommenheit in viel früherer Zeit als ſonſt 
zur Reife zu bringen. Durch zweckmäßige Einrichtung der Treibhäuſer und Treib⸗ 
käſten wird es möglich ſein, ohne große Mühe und Koſten, oft ſelbſt ohne Heizung, 
die überraſchendſten Erfolge zu erzielen. Die genaue Beſchreibung der Anlage der 
Treibhäuſer und Käſten, die gründliche Behandlung der fruchttragenden Pflanzen, die 
Beſeitigung der ihnen ſchädlichen Inſeeten und Krankheiten ꝛc. ꝛc. macht es Jedem 
möglich, Wein, Aprikoſen, Pfirſiche, Pflaumen, Kirſchen, Erdbeeren, Johannisbeeren, 
Stachelbeeren, Feigen, Anannas, Bananen, x in e Wee und 
Jahreszeit zu erziehen. N 5 5 


Blumenzcitung (Weißenſeer). Be 


Gegründet von Friedrich Häßler. Redigirt von Julius Sckell. Erſter 155 
ſechsunddreißigſter Jahrgang, 1828 bis 1863. 4. à Jahrgang (52 Nummern) à 2½ Thl 
Mehrere Jahrgänge zuſammengenommen werden je nach der Größe der Vorräthe g 
etwas billiger abgelaſſen. 

Mit dem 36. Jahrgange iſt dieſe Zeitung geſchloſſen und iſt von 1864 an mit 
der Hamburger Gartenzeitung vereinigt. 


. 


PIE 


u. 


* | 2 9 » 


n | 
* ö 579 


* N N 17 2 * 

Ein Winteraufenthalt in Pau “ 
als beſtes Heilmittel für Alle, welche an Krankheiten der Athmungs- und Bruftorgane 
leiden oder ſonſt von ſchwacher Geſundheit ſind. Nebſt Nachrichten über die Mine— 
ralquellen der Pyrenäen, deren Gebrauch und Nutzen von J. B. Cornelius. 8. 

Geh. 12 Ngr. K a 
Ein höchſt ſegensreiches Schriftchen für alle Bruſtkranke und Schwache, die 
in Pau ſelbſt dann noch Heilung finden werden, wenn Meran, Nizza und ähnliche 
Orte nicht halfen. Auch im letzten ſtrengen Winter iſt fortwährend in Pau ſo mildes 
Wetter geweſen, daß es am Tage nicht einmal bis zum Froſte kam, während in Pa— 
lermo und ganz Italien oft 3—6“ Kälte war. Es iſt dieſe Schrift ſowohl für Aerzte, 
wie für alle Kranke und Schwache von größter Wichtigkeit. 


Jühlke, F., (königl. Garten⸗Director.) Mittheilungen über einige Gärten des 
Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaates. Gr. 8. Geh. Preis 8 Ngr. 

Es find dieſe Mittheilungen für jeden Botaniker, Gärtuer und Blumenlieb— 
haber von großem Intereſſe, da ſie in belehrender Weiſe nicht nur die bedeutenderen 
Gärten und Gartenanlagen kurz beſchreiben, ſondern auch reichen Stoff darbieten 
und viele Notizen bringen, aus denen man lernen kann, wie man die Erfahrungen 
des Verfaſſers auch bei ſich zu Hauſe benutzen und verwenden kann. N 


Jühlke, F., (königl. Garten⸗Director.) Die botaniſchen Gärten mit Rückſicht auf 
ihre Benutzung und Verwaltung. Ein Commentar zu den „Bemerkungen über 
die Führung von botaniſchen Gärten, welche zum öffentlichen Unterricht beſtimmt 
ſind, von L. C. Treviranus, ord. Prof. der Botanik zu Bonn.“ Gr. 8. Geh. 4 Ngr. 


Schübeler, C. F., Ueber die geographiſche Verbreitung dr Obſtbäume und 
1 


botaniſchen Geſtrauche in Norwegen. Gr. 8. Geh. l 

Es enthält dieſe kleine Schrift ſo außerordentlich viele intereſſante Thatſachen 
und Beobachtungen über Boden, Klima und Cultur, der Obſt- und Waldbäume, 
Geſträuche und Getreidearten, daß ſie in vielen botaniſchen und landwirthſchaftlichen 
Zeitungen großes Lob erfuhr, und iſt fie auch für deutſche Gärtuer, Obſtzüchter, 
Land⸗ und Forſtwirthe, beſonders in rauhen Gebirgsgegenden, von großer Wichtig— 
keit, da ſie ganz vortreffliche Winke giebt, wie ſolche Stellen ihres Landes nutzbarer 
zu machen ſind, die rauhen Winden und Kälte vorzugsweiſe ausgeſetzt ſind. 


Bielke, H. von, Anleitung zur zeitgemäßen Förderung des Flachsbaues 
und zur zweckmaßigen Behandlung des Flachſes. 8. Geh. 10 Ngr. 

Beſonders durch die fehlerhafte Cultur und Behandlung des Flachſes ſind die 
deutſchen Leinen von den Engländern, Irländern und Belgiern auf den fremden Märkten 
verdrängt worden, und es bietet obige Schrift den Leitfaden, wie, durch Auwen— 
dung der in Belgien und Irland gebräuchlichen und weit zweckmäßigeren Bearbei— 
tung des rohen Flachſes zur Zeit der Ernte, das deutſche Produkt wieder zu der 
hohen Stufe gelangen kann, die es einnehmen muß, wenn es jene fremde Concurrenz 
wieder überholen ſoll. Dieſe auf Erfahrung begründete Schrift giebt hierzu die 
ſicherſte Anleitung; auch iſt deren Preis ſo billig geſtellt, um durch größtmöglichſte 
Verbreitung dieſes Reſultat recht bald zu erreichen. 


Bielke, H. von, über die zunehmende Unfruchtbarkeit des Bodens und die 
geeignetſten Mittel, dieſem Uebel abzuhelfen. 8. Geh. 5 Ngr. 

Dieſe Schrift eines erfahrenen, praktiſchen Landwirthes giebt 
viele vortreffliche Mittel an wie man durch verſchiedene Düngungsarten, 
richtige Saatfolge u. ſ. w. die Fruchtbarkeit des Bodens bedeutend vermehren 
kann. Es kann ſich daher jeder Landmann durch dieſe Schrift für einen geringen 
Preis einen großen Nutzen verſchaffen und auch jeder Gärtner wird daraus noch 
manches Neue erfahren. 5 
Recepttaſchenbuch, Haus: und landwirthſchaftliches, für deutſche Hausfrauen. 

Enthaltend 666 von einem Verein deutſcher Hausfrauen geprüfter und bewährt 
gefundener Recepte für jede Haushaltung. Nebſt einem vollſtändigen Regiſter. 
8. Cart. 1 Thlr. nn a 2 


580 


* 


Sonder, Dr. O. W., Flora Hamburgensis. Beſchreibung der phanerogamiſchen 
Geewächſe, welche in der Umgegend von Hamburg wild wachſen, und häufig cul- 
tivirt werden. 8. 606 Seiten. Geh. 2 Thlr. 12 Ngr. 1. 
Es iſt dieſes Werk, die Frucht 20jährigen Sammelns, das erſte, welches 
dem Freunde der Pflanzenkunde als wirklich zuverläſſiger Führer dienen kann. 
Es enthält genaue Beſchreibung, Angabe der Standorte u. ſ. w. von circa 
1100 Pflanzenarten, von denen 992 einheimiſche, die meiſt auch im ganzen übrigen 
nördlichen Deutſchland einheimiſch ſind, wodurch das Werk alſo bei der genauen 
Beſchreibung der Pflanzen auch für das ganze übrige nördliche Deutſchland von 
großem Nutzen iſt. — — f | 
Spreckelſen, Th. von, Neues Verfahren, die Wein: und Nojen- Krankheit 
durch Schwefelblüthe zu vernichten. Gr. 8. Geh. 3 Ngr. 
Wenn bisher auch ſchon viel Nutzen durch Anwendung der Schwefelblüthe 
bei der Krankheit der Reben-, Roſen⸗, Pfirſich- und anderer Obſt-Bäume erreicht wurde, 
ſo war der Erfolg doch nicht für alle Fälle erlangt worden. Es wird nun aber dieſer 
Erfolg ganz ſicher durch dieſes neue Verfahren erreicht, da die Art der Anwendung 
allein die Urſache war, daß die Krankheit nicht total verſchwand, wie es nach dieſer 
neuen Benutzungsweiſe der Schwefelblüthe ſicher geſchieht. 


E Er Die Alpenwelt in ihren Beziehungen zur Gärtnerei. Gr. 8. 
Geh. 1: r. 

Die Darſtelung einer rationellen Cultur der Alpinen umfaßt den haupt⸗ 
ſächlichſten Inhalt obigen Büchleins und wenn wir bedenken, wie ſchwierig dieſe 
Cultur iſt, ſo glauben wir, daß es als ein zweckmäßiger Beitrag zu unſerer Garten— 
literatur von den Liebhabern der herrlichen Alpinen aufgenommen werden wird, 
da es einestheils für jene, welche ſich mit der Zucht der Alpenpflanzen befaſſen, manche 
beachtungswerthe Winke enthält, anderntheils aber andere zur Cultur dieſer Gewächſe 
anregen dürfte. G. Wallis beurkundet in feiner Abhandlung eine größere Ver⸗ 
trautheit mit den natürlichen Erforderniſſen, welche den ſublimen Alpenpflanzen im 
fremden Gebiete, ob im freien Gartenraume, ob im geſchloſſenen Hauſe, geboten werden 
müſſen, damit ſie gedeihen können. Er hat das Leben dieſer Pflanzen auf ihren heimath⸗ 
lichen Standorten in den Alpen beobachtet und baſirt die Cultur derſelben auf die 
möglichſte Berückſichtigung und Hervorrufung jener climatiſchen und geognoſtiſchen 
Verhältniſſe, welche ihnen dort wie hier zur Bedingung einer vollkommenen Lebens⸗ 
entfaltung werden. (Correſpondent.) 


Fiſcher, Friedr. Ferd., Gründe und Anleitung Braunkohle als ein direktes 
und wahrhaft nährendes Düngungsmittel verwenden zu können. Für jedweden 
Landwirthſchaftsbeſitzer verſtändlich und allgemein ausführbar dargeſtellt. 

Gr. 8. Geh. 5 Ngr. 5 

Haas, Dr. A. A., Kern der Erfahrungen auf dem Gebiete der Haus⸗ und 

Feldwirthſchaft. Ein Wegweiſer durch Arbeit zum Wohlſtande. 8. Geh. 21 Ngr. 


Nichard, H., Die Kartoffelkrankheiten im Allgemeinen, beſonders aber die jetzt 
herrſchende, ihre Kennzeichen und Urſachen mit Angabe der Mittel, die ſchäd⸗ 
lichen Folgen der Krankheit zu vermindern und derſelben für die Zukunft vor⸗ 
zubeugen. 8. Geh. 54 Bogen. I Ngr. N 


Schmalz, Dr. Heinr. Gottl., Die Maeeration thieriſcher Stoffe in Güllegruben, 
ein unſchädliches und kräftiges Beförderungsmittel der Fruchtbarkeit, vom geſund⸗ 
heitspolizeilichen Standpunkte aus betrachtet. Gr. 8. Geh. 5 Ngr. f 


Uslar, J. L., von, Die Wurzeln der Pflanzen oder die Bodenvergiftung durch 

die Wurzelausſcheidungen der Pflanzen. 2. Ausg. Gr. 8. Geh. 24 Ng-r. 

Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er 

durch den vermehrten Ertrag ſeines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald 

tauſendfach erſetzt ſehen wird. Auch Gärtner, Botaniker und Naturfreunde werden 
daraus noch viel Neues, Nützliches und Belehrendes erfahren. 


Druck von Scharuweber 4 Anoop in Hamburg. 


* 


4 
u * 
Inhalts-Berzeichniß. 
I. Verzeichniß der Mitarbeiter des 20. Jahrganges. 
Fler; W., Handelsgärtner. Landerer, *. 
Cohn, Dr. Ferd. Niepraſchk, J. Garten-Vorſteher. 
Dahmen, Notar. Otto, Ed., 9 ⸗Inſpector. 
Farmer, J. Römiſch, A. Kunſtgärtner. 3 
Fauſt, Carl. v. Schlechtendal, Prof. Dr. 
Garvens, G 95 Schlotthauber, Dr. * 
Geitner, G., Handelsgärtner. Schroeter, L., Kunſtgärtner. 


Göppert, Geh. Mediz.⸗Rath Prof. Dr. 
Goeze, Edmund, Kunſtgärtner. 
Graichen, H., Rechtsanwalt. 


Sckell, A., een e 
den A., Handelsgärtner. 
Tatter, W., Hofgärtner. 


Hl, C. F., Kunſtgärtner. 51 N Oskar, Obergärtner. 
Jacobi, G. A. v., Geueral⸗Major. Ultſch, H 8 Vue en 
We Ferd., Gartenbau⸗Director. en „Haudelsgärtner. 


II. Abhandlungen und Mittheilungen. 


. Seite. 
EEE ELENA ee 189 
Achimenes, Beitrag zur Cultur derſ. Vom Kunſtg. C. F. Hl. 118 
e / br EL > DET DR 428 
Agaveen, Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung e Vom General-Major 

f JJ N 29 We SURRIREORRERREN A URREE 455. 499. 539 
V d te nennen ae De 285 
Alocasia macrorrhiza fol. varieg. u. ihre Cultur. Vom Handelsg. A. Stelzner 9 
Alpenbild im EI ß 31 
Alpenpflanzen, eine Aufſtellung derſelben. 88 Kunſtg. L. Schroeter 106 
Ananas, Cultur derſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter. 64 
Anemone Jap. hybride Honorine Jobert, einige Worte über. Vom Handelsg. 

.. ⁵ ᷑̃ ͤ ͤ ͤ . ea een 121 
Arboretum Muscaviense. Von E. Otto 286 
Aſtern, Zwerg⸗Victoria der Herren Gebrd. Dippe cn ꝗ 573 
Ausſchmückung beſonderer Punkte des Landſchaftsgartens. Vom Kunſtg. L. Schroeter 116 
Maleen, Auswahl der vorzüglichſten % 1 „ „ „„ 178 


Bambusa Fortunei varieg. u. Sedum Sieboldii fol. med. varieg., einige Worte 
über dieſelben. Vom Handelsg. A. Stelzen 
7 ͤœNpœ ̃˙—dNĩĩ¼ͤ . ĩ bene eh 137 
Baumrinde, über die öconomiſche Anwendung verſchiedener. Vom Kunſtg. Ed. Goeze 13 
J PR ONE EUER G WERE 140 
Blätterkohl, neuer rother, zu Gemüſe, Viehfutter, Färben 2c. Vom Rechtsanwalt 


r Rn ee ee 181 
Blumenbouquets des Landvolkes im Orienteee 138 
—— , , , , , , ‚—‚ .. 475 


Blumenmärkte —.. ß ̃ è dÜU-d! „„ 189 


II 


Blumen uh l 53 Se 2 
Botanische Excurſion in's Rieſengebirge. Vom Geh. Med.: Rath Prof. Dr. Göppert 281. 310 
Cacteen⸗Verzeichniß des Herzn Sende .:.:.x. . 2. un BEEapr a. le 135 
Cactus⸗Formen, Dr. ©. Engelmann’ s neuere Mittheilungen darüber. Vom Prof. 


Dr. b. Schlechten alk Nie, ae 158 
Calabar Giftbo hne ff! I 474 
Cattleya Mossise-Barietäten in Blüthe bei Herrn Warne nnn 320 
Cerus grandiflorus, blühend am Tage zu haben... nnd 378 
Chineſiſcher The -Menltur deſſ in : Beafiken u. Ir Fra a Ar 46 
Cocus⸗Palme in Frücht zu hon 80 50. 378 
Coniferen, ausgezeichnete Exemplarr ee 136 
Dahlia imperialis, Mittheilungen über dieſelb¶e a-p g· OU«/ .... 46. 307 
* 5 Hrn. Heinemann 8 Urtheil darüber! 8 N 
„ J. Niepraſchk's Urtheil darüber!, 169 
Dictamnus albus, Entzündbarkeit der Blüthen deſſelbe nnd. 62 
Drei Neuheiten bei Herrn Laurentius... sss e 135 
Düngungs⸗Mittel im Oriente: 63 
engen, neueſte, von Veitchc hh EP 11 
möbel und Drahtarbeſitennsmgmdlm n a 239 
„ Einrichtungen zum Schutze der Bäume in Straßen und öffent⸗ 
lichen Anpflanzungen. Von N. Sell. ee 177 
Enger age, Vertilgung derſel ben 139 
Erdbeere, „Perl von Raſtede.“ Von E. J. H. Waltheeeeee 50 
Erdbeer⸗Sammlung des Herrn F. Gloede m : e 476 
neue, des Herrn F. Gloede . 497 
Euphorbia procera gegen Tollwute hh 47 
Familie der Hede race 2 EP 475 
Fehler der Doppelfenſter an eiſernen Treib- und Gewächshäuſern. Von Dr. 
Schlotthaulberrnrnn A a 131 
Feinde der Obſtbäume. Vom Kunſtg. L. Schroetenrnrn»n. 193 
Fruchtbarkeit auf St. elena d 238 
Gartenbau⸗Vereine: 
Berlin. Programm zur Preisbewerbung am 42. Sahresfefte........ 133 
N Preisvertheilung bei der Ausſtellung am 42. 19 . 356 
Bremen. Bericht über die Ausſtellung vom 22.—25. April 64 ...... 255 
Breslau. Jahresbericht des Schleſiſchen Central-Vereines für Gärtner 
e und Gartenfreunde 180 
1 Bericht über die Blumenausſtellung der Section für Obft- und 
Gartenbau der Schleſ. Geſellſchaft T 257 
8 Aufklärung über den Schleſiſchen Central-Verein 55 Gärtner 
und Gartenfreunde er re 408 
1 Ankündigung einer Herbſt⸗Ausſtellnn g 469 
* Hiſtoriſche Notizen über den Schleſiſchen Central⸗ Verein für 
Gärtner und Gartenfreunde: 469 
Brüſſel. Ankündigung einer internationalen Ausſtellung von Pflanzen 
und Blumen; OT TE 133 
" Programm zur internationalen Ausftelung und zum Congreſſe 
am 24.26, April 1ũ¶ũ 145 
Chemnitz. Preisaufgg ben Ve 516 
Cöln. Programm zur Ausſtellung vom 2.—9. October 64 ........ 328 
Danzig. Bericht der Pflanzen⸗Ausſtellung vom 11.—16. Juni 64. Von 
O. Teichert! A 275 


Frankfurt a. M. Umwandlung des Titels e in „Gartenb.⸗Verein 
für Frankfurt a. M.)) „ Ä? f 
„ Programm zur Ausſtellung vom 30. Septbr. bis 4 Dctbr.. 360 
Hamburg. Programm zur 186 des Garten- u. Blumenb. Vereines 
vom 3.—6. Mai. 186õ44 .. EEE 


* 
III 
8 ö Seite. 
Hamburg. Bericht über die Pflanzen⸗ u. Blumenausſtellung vom 3.—6. Mai 
a des Garten⸗ u. Blumenb.⸗Vereineeeeꝝmmss 261 


7 


Programm zur Ausſtellung vom 16.— 18. Septbr. des Vereines 
Der deiii irrer, 323 
1 Ausſtellung am 16. Septbr. des Vereines der vereinigten Gärtner 517 
Hannover. Bericht über die Ausſtellung von Erzeugniſſen des Gartenbaues 


vom 14.—17. Auguſt 864. Vom Hofgärtner Tatter..... 271 

Hildesheim. Generalverſammlung des Vereines. 409 

0 Ankündigung der Herbſtausſtellung 2... 469 

1 Austellung am 2., 3. u 4. Octoberr r 520 
Meerane. Landwirthſchaftlicher Verein, Mittheilungen über denſelben . 71 
Rürnberg. Programm zur Ausſtellnnnn g 135 
Trier. Ankündigung iner Aüsſtellun g ae 180 
Weimar. Programm zur Ausſtellung vom 20.—21. Auguſt 1864. 232 
Wien. Programm zur 43. Ausſtellung der k. k. Gartenb.⸗Geſellſchaft 71 

5 Mais ſteiengs bericht 358 
Programm zur Frühjahrsausſtellung im J. 1865. 563 

Garten, der botaniſche in Breslau. Vom Geh. Mediz.-Rath Prof. Dr. Göppert 345 
der Frau Senator Jeniſch in be 4.42... 344 
Garten⸗Etabliſſement es Herrn G. Gei Planning ...,.00uge: 286 
„ Amb. Verſchaffelt in G nt 239 


Garten zu Wörlitz, als Landſchaftsgarten betrachtet. Vom Kunſtgärtner L. Schroeter 148 

ein, Berieigung. e r nen. en 139 

Gärten, Beiträge zur Geſchichte derſelben, beſonders in Schleſien. Vom N 
Mediz.⸗Rath Prof. eu Gperr!k! 


%%% l/ N 555 
Gärtnerei des Herrn Handelsgantnere 8 Boyſen in Ottenſen 343 
5 N W. Buſch bei Hamb % 409 

5 D eueuner 409 

5 der Herren „ ae 92 

des Herrn Stueben auf der Uhlenhorft bei Hamburg...... 409 
Gärtnerlehranſtalt %%% . a 88. 406 
Gewächſe, landwirthſchaftliche, nützliche und ſchädlicheee ͥ· %( R- 136 
% ͤ M Ä) ̃ ᷣ VVweꝛ̃ꝛꝛ ²·¹w an neneng 46 


Gräſer, die, 10 Vorträge über dieſelben. Von Carl Fauft....361. 411. 522. 566 
Merken, über das Frihtreiben derſeleee ns 308 
Na èÜV n Eee 235 
Internationale ens nebſt Congreß von Botanikern und Gärtnern 
%%% mm ̃ꝶꝑdßß̃ ̃ » ᷑ - 385 


dere , ̃ ̃ ̃ ð 47 
Johannisbrot (Ceratonia siliquah ))) „ 309 
HKalkdängung, Vom Rechtsanwalt H. Grai chens 230 
%%% / . u ¶ 379 
JV ̃ V ͤ ⁰ K ;ͥO 139 


ii e des Gebäudes in 'der Gartenanlage. Vom mess 


r / // % „ ae, Dane ala .e ee 


„% %% i e „ „ „„ „„ „„ „„ ae ee 


en Berichte FT f D 351 
„ uli der ſymmetriſchen Baumformen. Vom Kung. 
. %%% EAN RE RB 5 Ile cc c ( ( (( a ee e 

20: 

Landwirthſchaftliche e 0 333 

Lederſtreifen als c San 2.0.00" 2 189 

Baan ien in Potsdea nnn 378. 526 

BERKER e 476 


Lilien, japaniſche, Import derſelben in England und Art und Weiſe, ſolche zu 
L DR MER SE EISEN 347 


IV 


Lostage und die Bauernregeln. Von J. Farmen 
Mamuth-⸗Erbſe, über die neue ſchwediſche, außerordentlich voltragende. Vom 
Garteninſpector „ dd Sr SA NE 


Manna der Seraein. ne. ii sn een. Sa 
Melonenzucht in Mißbeetkäſten. Vom Kunſtg. L. Schro Rr 151 
Mineralſalz⸗Löſung zum Begießen der Blumen 379 
Mittheilungen ‚us einige Gärten Süd- und Mittel-Deutſchlands. Vom Kunſtg. 

A Rö miſch F ee 2 =: 0; Din Kb 449 
Mosquito- ae geographiſche Verbreitung deſſelbe ß 3 60 
Muschia Woll atom in Blei ::: N RER RT u 429 
Nelkeneuſtur . A RE RT RE N 429 
Neuheiten, blumiſtiſche bei Herren Gebrd. Dip pn nr 572 
Neüheiten von Florb lumen N 45 
Obſtbaumkrankheit und Mittel dagegen. Von Dahmen 78. 122 
k d ER E 379 
Orangenbäumchen, ſchnelle Anzucht derſelben. Vom Handelsg. von der Weſten 153 
Orchideen, blühende, bei Frau Senator Jeniſcch hh. 471 
Orchideen, blühende bei Herrn Conſul Schilleerrrnrnrn 278. 345 
Orch e Cultur. Vom Kunſtg. L. S i” nn Rz 197 
Orchidee Preiſgeed d 429 
Orchideenſammlung des Herrn Conſul SchilltnnnAnNnnNnsnsns. 51 
aämmtung, verkäufch e na 284 
Orchideen, Ve packung derſelben zum Verſande FREE EN ad 379 
Patent Asphalt⸗ Fizz 141 
des Herrn C. Schwane cke I ee 473 

+ Cultur derſelben. Vom Handelsg. von der Weſten 113 
Mleumm lũ l!!! LE Er N 285 
Pflanzenarten, Verzeichniß derjenigen, welche mit gefüllten Blumen bekannt ſind 39 
Phlonzen, buntblätter ige Ban 2 re 189. 379 
Pflanzen, empfehlenswerthe, abgebildet oder beſchrieben in anderen Garten⸗ 

heiten mm enn 53. 126. 225. 298. 403. 467. 515 
Pflanzen ⸗Etiquetten, dauerhafte 285 


Pflanzeneülturen. Von E. Ot N E 1 
Pflanzenmodelle, ein neues Hülfsmittel des bot. Studiums. Von Dr. F. Cohn 251 
Pflanzen, neue, bei Herrn Gröne wegen n 1 222 


eie Neue, bei Herrn Amb. Perſch affe! 72. se 223 
Pflanzen⸗ und Samenverzeichniß der Herren Gebr. Dippe in Quedlinburg. 92 
1 5 des Herrn F. Jühlke in Erfut 91 

45 R der Herren Platz & Sohn in Erfurt. TE 92 

5 5 des Herrn Reitenbach in Plicken 92 

. 5 der Herren Schiebler & Sohn in Celle 92 

der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf 92 

Pflanzen⸗Verzeichniß der Herren J. Booth & Söhne in Flottbeck N, 2... 188 
1 des Herrn van Geert in Gent el 526 

5 5 G. Geiger in Planitz: 

1 8 H. Heubner in Plauen e 

5 * W. Lauche in Potsda n 136 

1 „ Laurentißz in Leipzig 188. 285 

0 des Schloßgartens in Tetſchte n 1 187 

3 des Herrn 1 Beridintiett: nd Fr 475 

Veitch in Chelſaa 386 

Pflanzen zur Ane Vom Kunſtg. D. Schroeter 68 


Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. Vom Funde 


Ed., Gez RR SR er 
Portulaca grandiflora fl. pl. des Herrn Deegen.... .......uneneecennen 
Promenaden um Breslau. Vom Geh. Mediz. Rath Prof. Dr. Göppert 424 
ertilgungs⸗ Methode 2A Selen. 190 


6 


5 Seite 
Robinia inermis Rhederi über dieſelbe. Von E. Otto:: 
Rhodanthe-Samen, über das Keimen deſſelben w [- LſFw eU. 140 
Rhododendron, das Vorkommen und die Cultur der einheimiſchen ... ...... 7 
eniferenſtamm , ) §•—·— 379 
Ppfafgf ) ER Degree 92 

een, Auswahl’ ganz rzügli g 8 155 
Roſen, Vermehrung der hochſtämmigen im Winter. Von Wünfde.......... 562 
Roſen⸗Verzeichniß von Soupert & Notting 1 187 
Salep⸗Sammlung in Griechenland. Von H. Landerer .. ..... . 23% 
Dauer der ge ii werlelben....x: sudl as a. ae olalki- 526 
r / 140 
Schwämme, giftige, unſchädlich und genießbar zu machen m ÜLKP 380 
r / // tele ner 139 
e "Deobadytent.: Von J. Farmer.. san ehe 289 
Sonnenblumen, Benutzung derſelben .... . .. J ͥͥͤ ͤ KK 47 
Spalierbäume, Heften derſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter............... 242 
Spaziergang durch Schiebler & Sohn's Garten-Etabliſſemene 390 
Spartium junceym. der Alten in Griechenland 2 138 
ee... ̃ᷣmN . 0!́ 348 
tere in riss . 450 
Steriphoma clemoides in Blüthe. Von E. Otdo ooo Ar 337 
is sebitera, chineſtſcher Talg baun 47 
Strohdecken, dauerhafte und billige. Von Aug. Gar ven e 35 
Studien über die Mög ichkeit aus Gattungen Varietäten zu erziehen. Von J. Farmer 29 
n, Eu derſelben inne seen ann ee 
Treiberei der Monatserdbeer-Sämlinge in Töpfen. Vom Hofg. Tatter 119 
Tropenfrüchte, Beſchreibung einiger Weſtindiens und der Inſel Bourbon. Von 

oe, e e, ee een BI ER WERNE RT 206 

Vanda Lowii blühend bei Frau Senator Jen iſgũ .. 471 

y ̃œẽͥůh!nn, a a re neh 475 

e ̃ ᷣ NN en en een 337 
Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Major 

l / a an a ana en 455. 499. 539 


Victoria vegia, erzielte Reſultate bei dem Tiefpflanzen derſelben. Bon G. Geitner 120 
iss zue enten noed gg a ee ee 30 
Wanderung durch einige Gärten Deutſchland's Von A. Sckell ............ 392 
Warmhauspflanzen, Bemerkungen über deren Cultur in Zimmern, Doppelfenſter 

1 Bm ade 
Was an der Gärtnerei iſt Kunſt? Vom Kunſtg. H. Uliſhch rn 201 
Weinſtock, Düngen und Begießen deſſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter 241 
Wittwen⸗, Waiſen⸗ und Alter⸗Verſorgungscaſſe für deutſche Gärtner. Entgegnung 

dam iii ) 


f . ¾ ͤ— V.. ¼ v nie ee Sranakle Haas 48 
%%% (// en 94. 140 
ꝰoii”3l a is C 140 
/// ̃ (K ᷣðᷣͤ§˙§˙¾C̃—Üð—.d 136 


des Rhododendrons, Azaleas Ste. 42 

Florens, Dr. Otto, Die ſchädlichen Garteninſekte n 331 
ed Fr., Anleitung zur Cultur des Beerenobſtes in Gärten 91 
eſchwind, R., Die Hybridation und Sämlingszucht der Rofen............ 377 
Grube, G., Anleitung zum Obſtbaumſchnitt u. der Reben zucht 473 
Hooibrenk, D., Die künſtliche Befruchtung der Körner früchte. 376 


Jäger, H., Illuſtriertes allgemeines Garten buch. 89 


. 0 
VI 
£ ö Seite. 
Kerner, Prof. Dr. A., Cultur der Alpenpflanzen F 376 
Leonce de Lambertye, erdbeeren 8 184 


Löbe, Dr., Wilh., Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners 45. 186 

Meyer, J. G., Die kaufmänniſche Buchhaltung für Särtner................ 

Neumann, H. S., Die moderne Anlage des Gartens am Hauſe und der 
ſtädtiſchen Villa 


e . , nee 


Otto, J. O., Adreßbuch ſämmtlicher Handelsgärtnereien N .... 571 
Petzold und G. Kirchner, Arboretum Musca viene 330 
Rivers, Th., Die Obſtbaumzucht in Töpfen. 2. Aufl., von J. Hartwig 234 
Sckell, Jul., Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung e 571 
Taſchenduch für Pomolo gen ee FREE 90 
Wörmann, R. W. A., Handbuch der geſammten Technik des Gartenweſens . 90 


N Garten- Ingenieur „„ „ %%% FAR EA Ce 91. 183. 572. 


IV. Perſonal⸗Notizen. 


Beförderungen, Ehrenbezeugungen, Todesfälle ꝛc. 


; m Seite Seite 

Aeg Dr 0.008 ann, GWH. 48 
Hahl ernſt 94 Martius, Dr. C, F. o 202 287 
... Mayer), Aa 
A T 5 Morſc ; 95 
CCC 141 Mud Ä 573 
PP 477. Neuber 382 
,, RN RE a 57%. |- N ce... 1 95 
hoo KEN Br ae 253 Pringsbeim, Br.. 287 
Deegisnef Proſeſſoe rr 95 Regel, Dr.. zz 287 
51 0 VO 190 Reichenbach Bl, Dr. ö. G. 287 
r Tr 287 Richter, .... A 94 
Setünfoil TTT 382 Schacht, Dr. ; 477 
hn d . 382 Scheele, Adolf. En 477 
Fienmann Call, 191 Schoch, G. L. . ae 526 
ie enn, Fer 94 Schomburgk, Sir Rob 527 
Flach h.. e 141 Sheer, 94 
rie Prof. . ðͤò 237 Schübeler, B oe 477 
Garovaglio, Dr. SJ... 0 Sele, mmm 191 
Gay, Jacq. Etienne F............ 191 Seemann, Dr., Berth. W 
o a ZH |: Smith; Jh, une 287 
DOREEN... . 48] Sprue, Ri.. . 334 
I!! EN 191 Thelemann Fahr „ 0 2 er ne 477 
r.. 477 Treviranus, L. Ch. T. 3 287 
. Eee Fr = Turczaninoff, R. 239 
Habſch, DE, W. / end. 1 Sep . ei 287 
Koch, Profeſſor A Wille, . Vee 191 
V 158 Woods, Joh. 2.7... . 2 ee 191 
Krüger, Dr Herm. . 8 334 Zaubitz, 8 . e it 94 
c ar Er 57 Zaubitz, G. u. N. 94 


V. Anzeigen über verkäufliche Samen, Pflanzen, Samen⸗ und 
Pflanzen⸗Verzeichniſſe ꝛc. 


von: Arnoldi, Seite 192, 240, 288, 335, 384, 432, 480, 528, 576. — Bahlſen, 
W., 48, 95, 96, 143, 335. — Bahnſen, James, 144. Boettner, Gebr., 192. 
— Dücker, G., 144. — Garvens, Aug., 143, 191, 240, 288, 336, 364, 431, 


VII 


479, 527, 576. — Geitner, G., 96, 383. — Haugck, C., 384. — Herger, J. 
Ernſt, 144. — Jühlke, F., 141. — Laurentius, 143, 288, 583, 479. — Metz & Co., 
141. — Mohs, J., 479, 527. — Ohlendorff, H., 336. — Rexer, Carl, 191. — 
Rinz, S. & J., 527. — Rudolph, G., 432. — Smith & Co., P., 95, 96. — 


eu 


Mit Heft 


is ines 23 


VI. 


th, L., 336. — Steiß, Chr., 479, 528. — Stellengeſuch, 576. — Stelzner 
eyer, 142. — Unger, J., 588. — Wiedemann, J. C. F., 480, 528. 


Samen- und Pflanzen-Berzeichniſſe wurden vertheilt: 
1 von: Herrn C. Feidel. 
Herren F. C. Heinemann. — P. Smith & Co., — E. Weſtenius. 


A O 


10 
12 


Herren J. Bahnſen. — Metz & Co. — F. W. Otto. 


Herrn H. Ohlendorff. 

Herrn A. Verſchaffelt. 

Herrn Späth. 

Herren Laurentius. — Amb. Verſchaffelt. 
Herrn Otto Spamer, Bücheranzeiger. 


Pflanzen, welche in dieſem Bande beſchrieben oder 


beſprochen ſind. 


Seite Seite. 
Acacia ferruginea....... 24 | Anecochilus zebrinus 12 
Achras Sapo ta ... 25. 216 Anemone jap. hybrida Honorine 
Ada auräntiser.... un... 299 ber .. ao 121 
Adansonia digitata........... 24 | Anona Cherimolia 207. muricata 
Adenium obesa&.......2..... 58 207. palustris 208. squamosa 208 
Aechmea distichantha......... 340 | Anthurium Scherzerianum 355. 386 
Aegle Marmelos ............ 15] Antirrhoea vertfeillata 29 
Aesculus Hippocastanum 20 | Aphelandra Liboniana........ 467 
Aethionema cordifolium....... 405 | Aquilegia spectabiäs ......... 405 
Agati grandiflora ............. 25 | Aralia racemosa var. sachali- 
Agave Amurensis 548. applanata nensis 504. spinosa......... 20 

550. asperrima 561. atrovirens Araugaria Rule! 1 

551. 556. cinerascens 553. Ard panicul ata 17 

cœrulescens 542. filamentosa o 2.2 126 

540. filifera 539. Funkiana Aristolochia leuconeura 127 

541. Ghiesbrechtii 545. hete- Artocarpus incisa 214. integri- 

racantha 544. horrida 546. J r 215 

insequidens 554. Jacobiana Asplenium ferulaceum......... 12 

557. latissima 551. lophantha Aubrietia Hendersoniü........ 355 

542. mexicana 555. Poselgeri Aucuba japonica......... 341. 355 

543. Rohani 545. Salmıana Averrhoa Caramb ola 215 

558. S. 8 recurvata 559. Schi- adifchta indien. 16 

digera 540. Schlechtendalii Azalea ind. Comet 386. stella 386. 

555. tehuacanensis 560. uni- VESA. 386 

vittata 544. Xylonacantha 547. 

Wee r 428 Bambusa Fortunei fol. varieg. 112 
Aglaonema oblongifol. varieg. 222 Barringtonia racemosa....... 29 
Alocasia macrorrhiza fol. var. 9 | Begonia Manni .............. 299 
Alsophila latebros zz. 222 | Berberidopsis corallina...... 387 
Alstroemeria Caldasü........ 305 | Bifrenaria tyrianthina......... 225 
Ari l 29 | Bignonia antisyphilitica 27. che- 
Amischotolype glabrata 226. lonoi des. 18 

7% A 226 | Bilbergia polystachya ........ 340 


Blechnum nitidum contractum, 387 


| 4 
VIII 
0 * Seite. 
Bletia elegans 405 
Boehmeria bifda............. 12 


Bolbophyllum psittacoglossum 54 
Bomaria Caldasiana 505. multi- 


DO PN a 387 
bez eis. 55 
PP 404 
Brassica puf pures 181 
Burlingtonia decora v. picta. 59 
Byrsonima crassifolia......... 22 
Oaladium formosum 223. ma- 

crophyllum 223. mirabile 223. 

Smitzu Mri de. 223 
Calamus Imperatrice Mari 223. 

Pe 223 
Calotropis gig anten 27 


Camellia alba ornatissima 405. 
Fanny Sachioli 59. Ninfa de 
Tebro 299. Petazzi 304. Sa- 
sanqua varieg. 388. variegata 388 


Came Faria obe 58 
Campella marginata 226 
a 15 
ora Pari 227 
P 211 
Dastanea Pnilla. 20 


Cattleya elegans 405. Mossiæ 
variet. plures 320. Lindleyana 340 


Ceanothus Veitchianus........ 388 
bedr akTaona a TZE 21 
Cerasus serotina.............. 17 
Cerato sihiqujs 309 
Cereus Engelmanni 161. grandi- 
florus 578. variabilis 163. vi- J 
or 1... 2 161 | 


Ceropegia Bowkeri 54. Gardneri 304 
Chaetogastra mollis.......... 403 
Chrysanthemum carinatum va- 


CCC 301 
Chrysophyllum buranhelm 17. 

Cainito 210 
Cinnamodendron corticosum 15 
Cinnamomum Culila wan 28 
Citrus decumana 214. Limetta 214 
ra Heul es 16 
Coelogyne angustifol. 467. odo- 

ir e 467 
Bollaniz urceolaatkKa 2 515 
Condaminea corymbosa....... 27 


Conyza canescens 57. pinifolia 57 


Gs punct ata 217 
Gerd aaa 27 
E Horida 2:81. 17 
Corylopsis spieata............ 466 
ba eis 55 
Corysanthes limbata.......... 12 
Cosmibuena hexandra........ 26 


2 


var 


. e a 

Crataeva Tapia. Bart 55 
Crinum urceolatunn 5 515 
Croton Eleuteria 19. 2 China 1. 


Oymbidium tigrinum 


Cystorchis javanica .........: 223 
Dahlia Decaisneana 128. impe- 
real -....... 46. 97. 239. 306 
Dammara hypoleuca .......... 12 
| Daphne Mezereum........... 19 
Delphinium Brunonianum 467. 
moschatyß a Me... 467 
Dendrobium barbatulum 306. 
ciliatum 227. eburneum 467. 
Farmeri aureo-fulva 340. Fyt- 
chianum 229. 306. infundi- 
bulum 306. luteolum 305. mar- 
Sinatum n 8 402 
Desfontainia spinosa 344 
ı Desmodium Skinneri var. albo- 
F Be: ie 341 
| Deutzia crenat a 129 
Dianthus cincinnatus ......... 129 
Dichroma coccinea......... 515 


Cycas Ruminiana 224. 468. Sia- 
iss . 1 222 

Cypripedium caricinum 516. 
Pearcii 555. 388. 516. Stonei 345 


Dietamnus albus 62. fraxinella 28 


Dieffenbachia Barraquiniana 
129. 224. grandis 24 
Diervilla muitiflora........... 126 
Dioscorea argyræa 224 
Diospyros Kaki 215. Mela- 
noxylon... 7 Is N . 25 
Dipteracanthus affinis........ 57 
| Dir ci palu 2: . 28 
Doryanthes excelsa .......... 130 
Dracaena brasiliensis 69. Coo- 
peri 356. 388. limbata 388. 
robust ] =. . lfle:izi 388 


| Drimys granatensis 14. Winteri 14 


Echinocactus pubispina 160. 
Scopa 306. Simpsoni 1 


Elaeodendron Boxburghi .. 22 
Emblica officinalis 22 
Eranthemum Cooperi 388. 

516. crenulatum var. grandifl. 

305. sanguinolentum 389. tu- 

berculatum 53. 389 
Eria myristicæformis. 58 
Erigeron capen se 57 
Eriobotry a Japonica.......... 216 
Eriococcus glaucescens....... 305 
Erodia febiiſu ga. 16 
Escheria gloxinieflora........ 126 


Eugenia Michelii 215. racemosa 215 
Euphorbia procera........... 47 


* 


E vonymus atropurpurea ...... 28 
Exostemma carib eum 29 
Ficus Grellei 224. indica 25. 
Porteana 224. racemosa..... 25 
Forręestia Bispida.. :.... 2: 226 
Fugosia cuneiformis 57 
Gralipea cuspa ria 16 
Garcinia Mangostana ......... 216 
Gardenia octomera 3.....2 56 
Genethyllis fimbriata......... 516 
Gladiolus Gandavensis var. 46. 
sericeo-villosus............. 226 


Gloxinia maculata var. insignis 
126. trichotoma............ 126 


Goodyera pubescens .......... 469 
Hrias cauiera 209 
Guatteria longifolia........... 15 


Guazuma ulmifolia 15. tomentosa 15 
Gymnogramma japonica...... 387 


Hamamelis virginiea ........ 28 
Hechtia Ghiesbrechtii......... 55 
Helichrysum leucocephalum 
302. Mayp ni, ° u. 229 
Heliconia aurantiaca 58. brevi- 
spatKkͤeke ee . 58 
Helipterum corymbiflorum.... 802 


Hibiscus capnodorus 97. Cooperi 
469. cuneiformis 57. grossu- 
lariefol. 53. Hügelii var. quin- 

- quevulnerus 53. Pinonianus 53. 
EN ee A 

Hippeastrum fulgidum fl. pl., 

Hollarhena antidysenteria 26. 
febrifuga 


Horsfieldia aculeata.......... 223 
Hymenaea Courbarile........: 23 
Hymenodictyon excelsum . 26 
Jacaranda Caroba, 306. digitali- 
flora 300. gloxiniæflora 306 
Jambosa magnifica. „ 223 
Inge unguis cat 24 
Ipomaea flilicaulis 226. Turpe- 
T1111 ĩ˙ 102 26 
ea ventriesssss 342 
see a ...0.. 21 


Justicia diantherum 305. Hona- 
moorensis 305. latifol. 306, 55 
N 305 


orbiculata ) 
Kalanchoe grandifl. 467. Wight- e 

KM, ARENA 467 
Khaya senegalensis..........:. 22 
elegans 405 
Lagunaria cuneiformis........ 57 
Lamprococcus Laurentianus.. 228 
Lapageria rosea fl. albo ...... 468 
F 56 
Latania borbonica ............ 215 


* 
4 


* 

IX 
„ ? 
se Seite. 
Ihurus®werges Mir an 216 
Leptopteris superba.......... 387 
Leptorhynchus suaveolens ... 306 
Liegle, 223 
ı Ligmfarıa Hodesoni em, „AR; 58 

Libium auratum 378. 526. col- 

chicum 404. giganteum 344. 

monadelphum 404. Szovitzi- 

anum 404. tenuifolium...... 426 
Liriodendron tulipifera....... 22 

| Livistona chinensis 69 
Lobelia Erinus var. Cracovien- 

s 3. Paxtonr u. NIE: 343 
Lucuma mammosa ........... 210 
Lycaste tyrianthina:.......... 225 
Lychnig.Senno.. KW Yan 405 


MLacleania pulchra5l5.speciosa 402 
Magnolia glauca 22 
Mamillaria barbata 163. bico- 

lor 163. papyracantha 163. 


recurvispin. 163. vivipara... 159 
Mammea americana........... 208 
Manettia cordifolia........... 29 
Mangifera indickaaa 216 

| Maranta striats , 389 
Martynia perennis 126 
Maxillaria tyrianthina........ 225 
Meconopsis aculeata 403 
Medinilla farinosa............ 223 
Miconia puiverulenta ......... 57 
Micranthella Candollei ...... 403 
Mic#stylis discelorr ee, 53 


Mimulus cupreus 130.469. repens 128 


Miltonia Remellt‘... 2.2.0.8 304 
Monstera dilacerata 225. multi- | 
Juga 225. pinnatifida........ 225 


Moraea edulis 305. fugax 305. 


Fp 305 
Muschia Wollas toni 429 
Mut tis. 300 
Mr õe 2 25 

[Neet s RNRodie i 18 
Neowedia affini s 57 
Nerium odoratum 29. obesum.. 58 
BP lea reuropea:.......... ee... 28 
Opuntia fragilis 161. hysteri- 

cina 161. Missouriensis 161. 

Pes Corvi 161. pulchella.... 164 
dia coccinea .............“e 515 
Pachypodium obesum....... 58 
Paeonia Mout.albo-gigantea 228. 

President Lambinon 54. rosa- 

prolifera 228. Stuart Low... 54 
Pandanus littor alis 223 
Parisium Wrage .. „ein 2 53 
Passiflora quadrangularis... .. 210 


Pelargonium Bowker i 127 


% > 4 
7 ‘ * x 
>; Seite. 0 * RR . 3 

Persea gratissima .... 208 | Schleichera trijvga 3 2 2 
Phalacraea celestina var 2 Sciadophyllum palmatu 
Pbilodendron pinnatifidum.. Seindapsds decursivus 225. 
Phalaenopsis ene . 5 18 laceratus 225. pinnatifidus. . 225 
Phrynium Van-den-Heckei.. 59 Scutellaria costaricensis ...... 305 
Pinkneya pubennnss 23 Sedum Siebo.dıi med. varieg 112. 355 
Ping ET... 55 Selenipedium caricinum 516 
Pionandra fragrans .......... 300 Sims amag 23 
Piscidia Erythrina e 23 Solanum anthropophagorum 128. 
Planera acumin ata 389 fragı 300. eee 188 
Pleetranthus iruücosus ...... 503 Soymida febrifug „ 21 
Polßppß e x 2.3 226 Sphaeraelea Kcerifolie 1 
Polygonum sachalinensis ..... 302 | Stenogastra concinna multifl. 299 
Populus tremuloides.......... 25 | Stephensonia grandifolia..... 355 
Portulaca grandiflora pl. ...... 93 | Steriphoma clemoides......... 337 
Prinos verticillata .......2...- 17 | Stillingia sebifera .....u...... 47 
Prumnopitys elegans 389 | Stipa elegantissma 302 
Psammisia slerophylla........ 340 Strychnos nux vomica........ 17 
Psidium pomiferum 209. pyri- Stuartia grandiflora........... 355 

fern sale 209 | Swietenia Mahagoni 21 
Pteris erstata..... ......%.;,: 387 Syzigium Jambolanum ........ 27 
Punica Granatum .......... 27. 217 | Tacsonia van e e 59 
Auamoclit Nationis ......... 229 Tamarindus officinalis BE ;, 
Quercus alba 25. pedunculata.. 24 | Terminalia tomentosa ........ 27 
Raphi o lepis ovata 355 Thibaudia sarcantha.......... 340 
Reidea glaucescens ........... 305 Todadlia aueleata. 23 
Remijia ferrugin een 29 | Trevesia sundaica............. 04 
Renanthera Lowei........... 431 Trichantha ming 255 
Retinospora squarrosa........ 389 | Triehinium macrocephalum 341. 
Rhaphiolophora dilacerata .. 225 Manglesü...... BR... 
Rhododendron Baron Osy 127. ı Tropaeolum speciosum 344. tri 

Comtesse de Devon 342. Prin- color var. Schultzii 302. trie. 

cesse de Galles............. 342 V. Regelanu n 


Rh ynchosia albo-nitens ...... 341 | Ulmus campestris 26. fulvaa 25 
Rosa la Comtesse Ouvaroff 55. | Urceolaria aurea 515. pendula 515 
Francois Lacharme 55. Thea Vanda L ‚ ‚ 471 
Jaune d'or 1468 515 Vanguiera edulis . 217 
Saccolabium Harrisonianum _ 298 Verbascum pheniceum 404. pu- 
Salisia gloxinieflora .......... 126 niceu m— .... 
Samadera indica ........ 8 29 Veronica pinifolia ai 57 
Sambucus nigra...... Br 27 | Nigtoria Er ............ 120 
Saponaria Kotschyi ..... Ber. 301 Viggss enn ʒ 30⁵ 
Sarcoglottis Ess eri. 12 Waitzia corymbosa........... 306 
Sarcopodium psittacoglossum. 2 Weigela floribunda ........... 126 
Sassafras offiemalis........... Xanthoxylon fraxineum ..... 16 
Sauranthera grandifola ...... % Dlopis Gh 14 
Saxifraga Fortunei var. tricolor 01 e hagta ta 223 
Schiuns eee Zizyphus Jujuba 22 
Schizostylis coccinea......... 157 * Jambolana 217 


u. 


Berichtigungen. 
Seite 96, 192, 336, 382, 480, 574. 4 


Brieſwechſel. * 


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