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Full text of "Hamburger Garten-und Blumenzeitung : Eine Zeitschrift für die Garten-und Blumenfreunde"

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2044 105 173 611 


HARVARD UNIVERSITY 


LIBRARY 


OF THE 


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Digitized by the Internet Archive 
in 2015 


https://archive.org/details/hamburgergartenu4218unse 


Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 
Kgl. Garten-Inſpektor in Greifswald. 


m I — 


Zweiund vierzigſter Jahrgang. 


Mit 5 Abbildungen. 


I rrTTTTTTTP—(—wdd::t.ttt.t.tttttttttt........... ̃ ͤũfk .. ̃%⅛Ü——᷑!H—. . —— 


Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 
1886. 


F 
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Inhalts-Verzeichniss. 


J. Verzeichniß der Abhandlungen und Mittheilungen. 


Abgebildete und beſchriebene Früchte 39, 81, 113, 174, 225, 326, 366, 423, 506, 500 
Abies, die Gattung — von Broderſen „ ein 
Acclimatiſation neuer Futterpflanzen . 2338 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen 32, 77 109, „171 220, 264, 319, 362, 

419, 465, 501, 555 


e eopäiſcher Waldkäume cv. uahisıtih 300. 2725 
Androsacen, europäiſche — von H. Correooeonrnnsnns. 47 
An fang, der — der Pfirſichkultur in Montreuil .. n. . n NR 
Anzucht von Sämlingen zur Erzielung neuer Spfijerten 10 m BUG eee 
Apfelbaum, — ein rieſiger .. B „ nlite en unten 
Araucaria imbricata von A. Doering „ U „nalg eee 
Arboretum des n Zoeſchen von bre Dr. L. dwbel Ae asi 
Artenbildung .. „ e NEE 
Auf zum Kampfe gegen die Blutlaus von R. Goethe 0 „ RN. e 
Aufſchließung des Untergrundes für die 5 der Dofibäume . eee 
Aurikeln gefüllte. 2 Müsste 
Ausſaat und Keimung von E. Goez er PO ERTL ERE EN I: 
Ausſtellung der englischen rer und Indiens in London e 
Azolla caroliniana . . . 2 4 TR TR Ten se i- 
%%% „ lat WR 
iim üßee „14108 
Beeteinfaſſung im Schatten .. VTVTCTTVTVVTV nee A RE 
Befruchtung der Orchideen, zur Kenntniß der e RE. \ 
Begonia fimbristipula . . u ENTE U SARA 
Beiſpiel, ein intereſſantes — natürlicher Düngung 185 
Beiträge zur Geſchichte der amerikaniſchen Reben im 16. und 17. Sabrhündet 277 
Bekämpfung des Apfelroſtes von R. Goethe . 463 
Benutzung über die — von Bäumen als Erdleitung für Blitzableiter 1 566 
Beobachtungen der Vegetation der Baggerplätze in der Re von Hamburg 232 
Beziehung der Inſekten zu den Pflanzen .. . 437 
Bild, ein — des Wiener e von de Rovat „ nn 
B von Edmond Boiſſier .. Dr ae een 
„ 240 
Blick, ein — in die en Tasmaniens von Baron F. von Mueller 27372 
Blumenernte, die — bei N. L. sen CC „Ane 
Blumeneſſen, das — „„ IE IE N ee 
Blumenſtrauß, um einen — — lange friſch zu erhalten f een 
Blüthezeit, die — der verſchiedenen Obſtſorten .. „ 
Bocksdorn, der ſchwediſche und . — von 2 Brandt ain 
Bodenfeuchtigkeit, über die —. RES ITO 
3 gefüllte Blumen der B. 1 ee ent e AMAHEN 6 
enn „. 1 
per die kültivir ten 1 
B. Vermehrung der . N ER 5 
Brotfrüchte, die — des Congo degets o von . dinvadey ehen een. 
Buxus, ein neuer. . A . een ie 
Camellia Thea, ihre Spnanpmte hee SEI RRTELR 42 


Cedrela sinensis 7 nne 


IV 


Champignonzucht . 
Chemie der Erdbeeren . 
Coffea bengalensis . 


Congreß, internationaler — von anticrptogamen und o antifchiciden Seräthen 


Datura Stramonium und die Phylloxera . 
Denkmal für Alexander von Humboldt. 
Mropmore - Park 3 
Duft, der — der Rofe . 


Dünger, der — und ſeine en in der  Defbaumfultun f 


Düngung von Orchideen 

Edelweiß, zum Schutze des . 

Eichenarten, die portugieſiſchen — von C. Goeze 
Eigenthümlichkeit, eine — Californiens. 


475, 


Einfluß, über den — des Beſchneidens der Krone und der Wurzeln der Obſt⸗ 


Einiges über die erſten Anfänge der See : 
Erdbeeren, einiges über . ; 
Erforſchung, botan. — der chileniſchen Anden 


Ergänzungen, einige litterariſche Ergänzungen für das Jahr 1886 


Espartogras, das — als Flugſandpflanze 


bäume 


Etabliſſement, das — der Compagnie Cont. d' Hort. in Gent von E. 5. Gate g 


Etiquetten aus Beinglas 

Eucalypten, die — und die Opossums 

Fabiana imbricata . : 

Flora, die — der canariſchen Inſeln l 

Flora, über die — der peruaniſchen Anden 
Fortpflanzung, die — der Lycopodien 
Froſtnachtſchmetterling, in Sachen des — von A. Goethe 
Garten, der botaniſche — in Lüttich Kr 

G. 9 — in Montreal. 

G. ein — in Athen 


Gartenbau in den Ver. Staaten während der letzten 50 Jahre. 


885 


49 


Gartenbau⸗Vereine, n Jahresberichte, Sitzungen u. dgl. mehr 


betreffend. 


Baan? e l 
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Büffel 

Darmſtadt. 

Dresden, internat. Gartenbau— Austellung 
re nen uam BR MD: .-.. 


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Sa 97 5 
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König, andwitsaftihes Snfüitut in 


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Meißen 
Nürnberg 
Paris. 1 
Bomologifher-deein, 1. k. k. e f 

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Preisaufgabe . 
Ruſſiſche Garten⸗ und Beinbaufehule 
Schleſiſche Centr.-Ver. . 
Wien De 
Würzburg, fränkiſcher GB. . 
Gärten, Hinehfce und japanefifche (mit Abb.) An, 
G. italieniſche — der ie mr Abbe - 
G. römiſche (mit Abb.) . . 


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46, 317, 


140 
570 


Seite 
Gattungen, die — Dyekia, Hechtia, Pourretia von E. = 5 
Gaulteria fragrantissima . . . „ 
Gemüſe, empfehlenswerthe — von Ilſemann C 
Gemüſebau, der — bei Paris . F 
Geſichtspunkte, neue — betreffs Aurikelfraß von A. von Hemer P 
Getränk, ein neues und nervenerregendes .. V 
Getreidearten, neue oder verbeſſerte — von A. Sch ultz Aa 
Gewächshäuſer, die neuen — des Pariſer Pflanzen garten... 183 
Gladiolus, zeitig blühende. . . ee. 
Grundſätze für die Darſtellung und dufbowabrung von Veerenwein. . . . 185 
Gummigewinnung, die — in Afrika. .. PA ˙ · • · 
%%%½yJhͥHùſ % F . LER 
Handel mit geſchnittenen Blumen .. ee e , e =. 2 
Hauptproduktionsort, der — für C Cbinarinden o eve 
Hausmittel, ein — gegen Diphteritis .. 91 
Hecken, Bäume und Sträucher im Gartenbau der Daulſchen d des 18. Sabehunderte 489 
rium, ein berühmtes BE EL 568 
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Himbeeren, ſchwarze .. Cb 
Hitzegrade diverſer fern CCC 
Höhenbewaldung von N lieh N RD BEIN ES ee 1 EN a 
Hymantophyllum, neue . TCC 
Imantophyllum, eine — Gruppe von E. Neubert VVV 
Induſtriezweig, ein neuer. .. nnn 
Jubaea spectabilis . . ee RE ER hu SC SENT AR, 0%. 8 ER Den SEHE 
Kartoffeltreiberei im Freiland n , . Sana: & > 
JJ aer 922 
eis ein einbringen kaunss 187 
Knodalin . : r 
Knöllchen, über die — an den Leguminosen- url. ieee 
Kokospalme, die — als Blitzableiter .. 323 N 
nne 42 
Krebsdiſtel, die tauriſche — als Heckenpflanze . „ 
Krugblume, die nordamerikaniſche auf dem Thüringer Walde e 
Kurioſum, ein — aus dem Gebiet des Thier- und Pflanzen reiches... 188 
Laboratorien, die botaniſchen — von Buit enzorg, . Antibes, gew. . 17 
Lack, über das — von Cochinchina .. e 
Laubfall, über — von Dr. Hans Moliſch. SS TT 
Lebensthätigkeit in der Ackererde . 61 
Leucadendron argenteum von Dr. R. Maulaig mit einem Nach hiaßen von E. Gocke. 204 
Luftwurzeln von Prunus Paduins . 88 
Mäuſegift, vorzügliches . r 735 
Meerrettig, Urſprung, Kultur und Betümpfung | des — von A. Schub e 
Menge der Unkrautſamen im Boden .. „ 
Mittel, ein — gegen die Reblaus .. SL RA TEE. 
Moorcultur und Torfnutzung in Deutſchland x „FFF 
Morren, Profeſſor Dr. E. —, eine . Side Den! aa T? 
Musa coceinea . ER eure = 
Mutterliebe, die — der Pflanzen 2% V 
Myoporineen, die — Auſtraliens von Baron F. von Mueller. . ... 298 
e Aanarium pflanze 829 
Narras-Pflanze, die — 273 
Nutzpflanzen, über einige der! in den deutſchen Kolonien eingufüprenden von E. bose 5 
Obſt und Gemüſe, nach amerik. Syſteme Rn — . 340 
Obſtbau in Californien .. %% ²˙ um ˙— Zz 
Orchideen-Conferenz, die — in Liverpool . RE EEE BERN EN N DH ERAREN 35; 
Papier aus Algen. e AR ALT EN 
Peperomia, die Gattung — von E. Bone „ 00 5, 


Pfirſichgarten, der größte 2. . SEO ENTE a RE A 132 


VI 


Seite 
Fflanzen von AfghaniſtWa s,, 8 7 
Pflanzenbutter . „ „5 
Phalaenopsis, Reviſton der Gattung EE 4 
Philodendron pertusum . . %% / a 
Picea Breweriana . er er A 
Präpariren, das — ſaftreicher Herbarpfl anzen . J ( 
Preis, der 300,000 Francs — und die Bere, „„ 
Preis, hoher — für eine Orchidee .. „„ 
Primel-Ausſtellung und Konferenz, die Londoner „ „ «P/irõͤ EEE 
Production, die — von Chrysanthemum in Dalmatiiee 
Quinoapflanze, die — und ihre Kultur von F. von e „ 
Reducirung der neuen Roſen .. P. 
Reine-ala, die — und ihre Gebrauchsanwendung e 
Reiſeerlebniſſe, aus meinen an — von M. Pödel — 
Rhus Cotinus var. pendula . . : FTF 
Rieinus communis. . „ % art > 2 
Rieſen⸗Cactus-Dahlia mit Abbildung „ RR Ro 
Boje, die neue — Will. Fr. Benne!!! a ee 
Roſe, eine namenloſe Schöne in Thüringen .. CFF 
Roſen-Ausſtellung, die — in Hamburg von E. Gbee : 
Roſenſorten, welche — geben die beſte Ausbeute an Rofenöl. .. 270 
Samenkataloge, die — der botan. Gärten u. die 1 Yusfaaten. im Brei 
walder Garten von E. Goeze .. 2 349 
Sammlungen, die — des verſtorbenen Prof. Morren „ „ e eee 
Schmakotzer, ein neuer — auf Apfelbäumen 
Schneeglöckchen, Arten und Varietäten 
Schonet die Pilze .. 2 „„, 2er, Ol 
Schulgärten, die — größerer Stäbie , 
Schwalben, die — und die Bienen 
Seide, wilde — in Nicaragua un gans T. 
Sequoia gigantea . 0 „ „„ 
Sorghum- Zucker⸗ Fabrikation, die — in den Ver. Staaten W „„ 
Spargel 5 „„ „ 
Spierſträucher, die frühblühenden — von Th. Broderſen ./ ˙· 1 
Stachys affinis mit Abbildung von E. RR EEE SE a 
Strohflechterei als Hausinduſtrie 8 „ EP 
Sgrrogate für Thee in Japaoæünnnnn as 2 ee u De 
Springen, zwei nere ee En ee 
Thunbergien, die.. 471 


Ueberſicht, kurze — der in den Gärten kultivirten Oyrtandraceen von E. Sorge . 207 
Ueberſicht, kurze, — der ee a und bag Fu ie. 


von E. Goeze. . 404 
Ulmus, die Gattung — von H. Klitzing e 2306 
Umfang, der — der eee in der umgehend von aalen Be | 
lin . 5 5 
Veilcheneſſenz . e Se 
Verbreitung von Pflanzen durch biſenbahnen! %%% u oT ME 
Verwendung der Roſen .. i 1 
Verwerthung, über die kuͤnſtleriſche — der Pflan; en von krofeſtor 3 F. Coin: 12 
Vielſeitigkeit der Kartoffel .. . 33 
Vorherſagung, die — der Nachtfröſte im Frühlinge und im Serie „„ 
Vorkommen von Coniferin und Vanillin im Spargel .. „ 
Wachſen epiphytiſche Orchideen auf Baumfarnern L . 275 
Waldmeiſter, der — als Forſt⸗ Nebennuß ung Be 
Waldverwüſtung, die — in den Ver. Ste 
Waſſerpeſt, die ſogenannte . „ ee er 
Weinbau, der älteſte — in Deutfehland Ken FT 
Weinkrankheit, die jetzt herrſchende — von Dr. 5 Sorauer. F 


Weinkultur, die — in Egypten . „ ae 


VII 


Seite 

Weinproduction, die — der verſchiedenen Länder der Erde . . 128 
Welche Umſtände beeinftuſſen di die Feen und das ene der Arauben- 

beeren?. a 138 

Welwitschia mirabilis, über — — von W. Lang „ lien 

Wie erlangt man harte Varietäten? .. t 

Wie im Heimathslande des Kaffeebaums Kaffee getrunken F 

Wie kann ein botaniſcher Garten den Kolonien zur Hand gehen? .. 194 

Wie führ Zeit iſt erforderlich, um die 4 ee Pflanzen heibelu⸗ 377 
ühren? 5 : 

Wilde, zwei — Exemplare des Eibe baum %% ̃ 2 N ar A a 

Witterungs⸗Anomalien . n a 

Witterungs-Beobachtungen vom Auguſt 1885 und 1884 von C. C. H Müller 28 

1 7 7 September U 7 7 " * ” 66 

” 1 1 October 10 7 * " 17 1 104 

7 * „ November 7 7 0 7 76 17 154 

fe 1 „ el ale n 1 200 

5 1 „ Januar 1886 „ 1885 „ N 10 256 

" " " März " " ” " " [Z 310 

17 77 7 April 57 7 1 „* * 7 346 

0 „ ” Mai " 1 u ” " " 415 

7 7 7 Juni " " 7 " . 7 459 

7 7 " Juli 7 7 7 " . 7 492 

2 8 „ Auguſt 5 8 5 55 552 
Wurzelbau, über den — und Wachsthumsmodus der Primulaceen in Bezug 

auf ihre Kultur, von Dr. M. Maſters „ 

Xanthochymus pietorius . 0 


Zahl und Beſchaffenheit der angebauten Arten feit verſchiedenen Zeitperioden 12 
Zierpflanzen, einige der empfehlenswertheſten — aus der Flora von Neu-Vor⸗ 


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II. Literatur. 


Bericht der kgl. Lehranſtalt zu Geiſenheim . e 
Bericht über die 8. Verſamml. des weſtpreuß. bot. zoolog. Vereins 47 
Bouch é, Carl D. — u. Jul. Bouché, Bau und . der Gewächs, 

häuſer DB 8 383 
Brandis, Dr. The Ringal of the N. W. Himalaya ; ee 
Brinckmeier, Dr. Ed. Die Kunſt des Bouquet- und Kranzbindens e 
Bulletin de l'association pour la protection des plantes . . 141 
Candolle, Alph. de, nouvelles recherches sur le type sauvage de la pomme 

de terre . Sn 
Dammer, Dr. Otto, — Bibliothek der geſammten Naturwiſſenſchaften N 
Da veau, J. Cistinées du Portugal . . „35 


Encyclopädie, allgemeine — der geſammten Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaften 5 „ U >| 
Entleutner, Prof. Dr. Eine Promenade 5 die e und Gärten 


des climat. Curortes Merans 0 o 
V pp ²̃— , . 
h 22 
Forbes, Fr. u. Hemsley, W. Index Florae Sinen sis. 379, 429 
Fünfſtück, Dr. M. Naturgeſchichte des Pflanzenreichs .. 47,286 


Gaerdt, 5. Die Aufbewahrung 1 Abbe iet des Winters 3 40 
Gartenfreund, der praktiſche . V 


VIII 


e st ee ee 
Gaucher, N. Der praktiſche Obftbaumzüchter . 

% „ Die Blutlaus . 
Hartwig, 5 Die Kultur des Pfirſichbaumes 


Hemsley, W. The Gallery of Marianne North's Paintings of Plants 5 


Hüttig, O. ee der Lehre vom Gartenbau, I. u. II. Th. 
Laurent, Dr. E. Les microbes du sol . 

Levy, E. Neue Entwürfe zu Teppich-Gärten und Blumen⸗ Parterns 
List of seeds of hardy herbaceous ann. and perenn. pl. 
Monatsſchrift des G.-V. zu Darmſtadt . 

Morren, Prof. E. La sensibilité et la motibilité des vẽgetaux 
Müller, Baron F. von, key to the system of Victorian plants 
Parey, P. ee eee ee Werke über he 5 
Reichenbachia . 

Nofen:Zeitung . 

Schenck, Profeſſor 9. Die Biologie der Waſſergewächſe 
Sorauer, Dr. P. Ueber das Biegen der Zweige 


238, 


Thümen, F. von, die Bekämpfung der Pilſtrancheiten u unfeer Kulturgemächfe 


Ulmer, E. Katalog über Gartenbau und Botanik 
Westen der eßbaren Pflanzen Japans .. 
Wo „W. The plants of New South- Wales 


Perſonal⸗Notizen. 

Seite 
e, EN Maly, Franz. 
Antoine, Franz +. a a Maurer, Garteninfpeftor . 
Arlt, Gartendireftot >» . . . . 432 Mell, Profeſſor NM. 
Baier, Oberhofgärtner . . . . 432 Morten, Profeſſor Ed. 1 
Bergfeld, Obergärtner . . . . 143 Morris, D.. 
Bermann, Joſeph 1 * Naudin, Charles 
ass „ Nicholſon, George. . 
hh, or, ap iz Noack, Hofgärtner Mart. 
Bleu, A. . Ortgies, Hermann * 
Bosſchere, Ch. 5 479, 576 Pannemäker, P. J.. 
Bull, Dr. H. G. + e Pynaert, Profeſſor Ed. 
Candolle, Profeſſor A. de e Regel, Dr. Ernſt von 
0 Marie eree Rettig 
Crepi „ Rodigas, Profeſſor E. 
Duby, Paſtor J. E. 1 e Schimper, Dr. W. 
Dyer, Profeſſor T. e en Gartentechnite * 
Gaudry, Hofgärtner 60. era Schulz, Ad. : 
Göppert, Denkmal.. „ Soc, Ernſt 
Gravis, Dr.. e Smith, Sohn . 
Haene. Adolphe D Tulasne, Edm. L. R. + 
Hance, Dr. . eee er eee Verſchaffelt, Ambr. F . 
Hooker, Sir Joſeph % Wagner, DR A. 
Hulle, n 333 Watſon . 
Jaeger, Hof arten⸗Inſpektor . Wigand, Dr. Albert 
Kriſtof, bree e F Witte, N. : 
Lepere,.A.-3. ©. „ Wittmack, Profeſſor Dr. L. 
e n N tt, Di: 8, 


IV. Preisverzeichiſe i über Sämereien, Pflanzen ꝛc. 


Seite 96, 144, 192, 240, 288, 336, 432, 480, 528, 576. 
Anzeigen und Beilagen: 386, 384, 480, 528. 


336, 
48, 


431, 


IX 


Pflanzen, auf welche in dieſem Bande näher hingewieſen 
wurde. 


Seite Seite 
Abies nobilis v. robustaa 36 % n 
br ennie, 412 A: änngin ess 22 
Acanthosicyos horrida . . . 407 A. Minn 02 
Adiantum Birkenheadi . . . 321 K. obtusifolle.. .. Hays) 29 
A. elegans - „ A. pübes ens 92,208 
Aerides Bernhardianum 3 N. pyrenai en 20 
een 366 A. Sar menos. 422 
Aeschynanthus cordifolia .. 213 A. sempervivoides 422 
413 loss an A 
T . 2 24004208 N, Wulleniana.: . „©. le 2200298 
F. 213 Anemone Fan nin... 2 
4213 ,, en 
213 Angraecum eitratum, . . . 363 
%% 213 Ai glomera tum 36 
BE T2113 Anguria Warscewiczi . . . 412 
J „21 Anoplophytum strietum . . 169 
T ; : 2.040 218 Anthurium album maximum fla- 
... id een arg vescens . . Syrien 468 
a "200 ea A. Andreanum grandiflorum „ 
nnn amines 214 eie Joseph n 8 
Agonis flexuosa n J . V 
WW (222 r ee 
Allamanda Aubleti . . . 323 Morresa nm 407 
A. cathartica Ä 323 A. Mortfontanense . . 2868 
A. Chelsoni . A. Reine des Belgees . 22g 
rr 323 asSubnla fm . 467 
A. Hendersoni F A. Veitchii var. „ 4 35 
J „323 Aphelandra Macedoiana . . . 172 
323 Axdlisia japo nie 488 
VVT ↄ „8 Arenaria baleari ea 141 
A. violacea . EN Aristolochia longifolia . . » . 420 
Alloplectus capitatus e %%% „ 
„„ 209 panne Ku sonen 


T nr Arthrotaxis cupressoides „len 
J 209 ez ee 
A. Schlimii a 209 Atgeeia exist ae 420 


Alocasia Augustiana Alis 

Rue K „ 504 Barkeria elegans var. nobilis . 172 
A. Lindeni . Fanrerrr ae ee 
erte 35359 Beaufortia splendens . . 364 
Z ee Beaumontia grandifolia. . . 321 
Aloe Bainesii ERROR VON RE RB IT Befaria glauca . . “3,802 
Dshöferacantha a 221 Begonia hybr. Arthur Mallet sr 
Anacardium occeidentale . . . 40 B. semperflorens Sturzi . . . 224 
Bndrosace earneea 2249 Pie n 2 ae ae 
uChamaejasme . . . 2249 Benincasa hispida . . . ... 410 
eien 249 Beleris moll MS 
Bea 230 Billbergia Ender! 
%%% 230 Bismarckia nobilis 28 
UU 250 Blumenbachia Chusquitensis . . 163 
a geraniifolia . . . 422 Bu conlorta na 2... air 
A. glacialis P „ soon Joa are. 
rr 230 FWinigesg 1 
J . 004,4 00.,5. 350 manns 1 
erianeses 422 Bomarea oculata . 222 
ieee 247,250 Boronia heterophylla var. brevipes 37 


X 


Bouvardia Alfred Neuner. 
1 7 SR 
u 
iaumboldti iii 
intermedia . 

leiantha 

longiflora . . 
Präsident Garfield . 
Sang lorrain a 

. Triomphe de Nancy 
„Victor Lemoine 

Brassia elegantula. 
Brazzeia congoensis . . . 
Bryonia alba 

A. dioica 

Bryonopsis laciniosa . : 
B. laciniosa g; erythrocarpa 
Bulbophyllum saurocephalum 
Burchellia capensis . 
Burtonia conferta 

B. pulchella 


dv v y xy 3 30 


Biascabra ; , 
B. villosa 


Calanthe Langei . . . . 
C. natalensis . ; 

C. sanguinaria 

Calceolaria Madame Lemaltre 
Callirhoè pedata . 

Calophaca grandiflora 
Calycophysum pedunculatum 
Camoensia maxima. 

Campanula latifolia . 

Caraguata Andreana 

C. Osyana . 
Catasetum glaucoglossum 5 

C. Lehmanni 

C. tabulare v. serrulata 
Cattleya Bullieri . 

Gaskeliana . f 

lab. Luddemanniana Schroe- 
deriana uhr 
. Lawrenceana v. concolor BR: 
. porphyrophlebia 

. Trianae Vanneriana 
Warscewiczii 

Cephalanthera rubra 

Cerinthe minor 

Cevallia sinuata 


8899 98 


Q 
2. 
+ 
o 


S 


159 


Chamaecyparis Lawson. Rosenthalü 78 


Chirita Blumei. 

C. Moorei 

C. sinensis. 

C. Walkeri 

C. zeylanica . 
Chondrorrhyncha Lendyana 
Chrysosplenium oppositifolium 


Cirrhopetalum pulchrum . . 


Citrullus Colocynthis 
Br vulgaris 


215 
215 
215 
215 
215 
420 
545 
505 
410 
410 


Citrus- Writers IN. „ UT 
Coceinia eordifolia . 
C. quinqueloba 
Coelogyne Foerstermanni 
Colensoa physaloides 
Colocasia Devansayana . 
Columnea aurantiaca 
. aureonitens 
. crassifolia 3 
hirs uta rn 
. repens „ 
„totundiolia” a 
. sanguinea 
scandens 
. Schiedeana . 
Comarum palustre 
Corallocarpus Welwitschii. 
Coronilla varia 
Corydalis Severzovi . 
Crassula Schmidtii 
Crocus aerius . 
C. Koralkowi 
Cueumeropsis edulis . 
Cucumis Anguria. . 
dipsaceus 
Hookerii 
Melo. 
„ d& agrestis 
„ B culta * 
metuliferus IN. 0 De 
myriocarpus 
. Prophetarum 
sativus . „ „ 
ucurbita digitata 3 
. ficifolia a . 
toetidissiman. Em Te 
maxima . 
moschata 
Pepe 3 
Cueurbitella Duriaei . 
Cycas Bellefonti . 
Cyclanthera explodens . 
C. pedata 
Cymbidium eburneum var. Phil. 
brichianum 
Cypripedium apiculatum 
. Calceolus 
. callosum 
. concolor Regnieri 
. germinyanım . . 
. Leeanum superbum . 
. Morganae 
. orphanum 
Sanderianum . 
Winnianum . 
Corallorrhiza innata . 
Cyrtanthus Macowani. 
Cyrtopera Regnieri 


aannagaamannanaan 98999990 


989988989888 


Daphne Mezereun 


Dendrobium hereoglossum . 


Sonandıtum . . 


. perenanthum 

. pogoniates . 
ie 
. stratiotes. 

. strebloceras 
Dianthera bullata . 


SSS 


Dianthus caryopbyllus var. 
Dichrotrichium ternatum 


. melanophtalmum 


Dieksonia Lathamii . 
Didymocarpus crinita 


D. Humboldtiana 
Digitalis ambigua 


Dimorphanthus mandschuricus fol. 
N NS 
„ 


r 
Disa atropurpurea 


Dracaena Don Pedro 1 
D. indivisa fol. var. 


D. Mme. Lucien Linden . 


Drymonia serrulata 
Dyckia altissima . 
. Catharinensis . 
densiflora 
dissitiflora . 

. frigida 

. gigantea 
Lemaireana . 
leptostachys 
montevidensis . 
. Princeps 
ramosa . 
rariflora 
. 
remotiflora 

. sulphurea 


+ 


SSS SS D DSD 


* 


+ 


Ecballium Elaterium . 


Echinocactus Joadii 
E. senilis 
Echinocystis lobata 


Echinops sphaerocephalus. 


Seite 
558 
559 


e 


— — 
OOO 


Epidendrum arachnoglossum can— 


didum . 
E. fraudulentum . 
E. pristes 5 
Epipogon- aphyllus 
Episcia bicolor 
E. bractescens, . 
. cupreata 
. glabra 
. melittifolia . 
. punctata 
splendens 
villosa 8 
arus Bungei 
E. himalaicus . 
age 
E. robustus 


EE EN E= E E 


een 
Eri Rımanni i 

Erica Tetralix 

Erythrina vespertilio 
Esmeralda Clarkei' : ....:. 
Eucomis Zambesiaca 


Fagus sylvatica atropurpurea tri- 
r 3 

Fedia Cornucopiae KEINER 

Feuillea Moorei 

Fieldia australis 

Fremontia californica 


Galanthus, spec. div. 

Galtonia clavata ', 

Gardenia citriodora . PIE 
Genista Andr ena 
Gentiana Bigelo vii 
G. Pneumonanthe 

Gladiolus Kotschyanus . 
Gloxinien, gefüllte . . 
Gagen ela 
Goniophlebium caudiceps . ; 
Gronovia scandens 
Gurania Makoyana . . : 
Gymnogramme fariniferum 
Gymnopetalum Cochinchinense 


Haemanthus Baurü . . . . 
Habenaria milikar is 
Haberloa Rhodopensis . 
Hebei agente s 
H, eoraylinoides - „un: 4.2.00 
H' Ghiesbreghtii . 1 BREN: 
FCC 0. 0a 
B..GWmeann. 2 0... Mass. 
Ei lonetola me 1 un, 
H..Maclellani . . . 

H. pitcairniaefolia 

H, Roezlii . K 
H. zebrina . . 75 
Hemipilia calophylla 
Heritiera calophylla . 
Herminium Monorchis ., 
Hippophaé rhamnoides . 
Hodgsonia macrocarpa . 
Houlletia Brocklehurstiana 
Hoya longifolia . 


Hypericum oblongifolium . . . 
Hypocyrta scabrida . . ... 
H. strigillosa 323 
Jasminum angulare 1975 
i 2 „y, 
Impatiens Hawkeri . . . .. 
Iris Douglasiana rs, 

ISRHrölkoun. er. Way. 


I Niles . 
1 Rosenbachiana REN 


XII 


FCC 
Johnsonia lupulina . 
Juglans Sieboldiana . 


Kaempferia atrovirens 
ide earnee a 
Karatas amazonica 

Kedrostis africana 

Kissenia spathulata 5 
Klaprothria mentzelioides - 
Klugia zeylanica 


Labisia alata 

L. ? Malouiana 8 
Laelia anceps Hilliana . 
L. ” Kienastiana 
L. 5 munda 

1. 7 obscura. 
L. Batemaniana 

L. porphyritis . 2 
Lagenaria vulgaris 
Leschenaultia Baxsteri major. 
Lilium pardalinaum . . . 
Pan 3 
Limnanthemum nymphaeoides 
Linnaea borealis . 

Linum arboreum . 
Lissochilus dilectus . 
Loasa canarinoides 

. hispyida . 

. incana 

lateritra.. . 

nitida N 
F 

„ pieta 

Flarei . 
1. ee 
Luffa acutangula. 

L. eylindrica : 

Lysinotus ternifolius 5 


FEE 


Macrochordium macracanthum 
rs ant 
Mammillaria barbata . 
M. echinata . . 0 
Masdevallia hieroglyphiea 8 
FF 
Maxillaria Endresii . . . » 
Maximowiezia Lindheimeri . 
Melothria Maderaspatana . . 
F727 ] ̃ P Amen 
M. pues 4 
Mentzelia Bartonia . 

M. "battomiordes ".. Wera az 
a GAREERe 
hispida 

nuda 5 5 
oligosperma . > 
e ß 
mn 


S SERRE 


174, 


* 


Mierostylis’ e unse 
Miltonia Peetersina . . .. 
Mitraria coccinea. ,„ . . 


Momordiea Balsamina . 
M. Charantia 2 
M. Cochinchimensis . 


M. Inrolacata s . 
Monotropa Hypopitys . 

M glabra 3 
Mormodes Dayanum 3 
Muguet Fortin * 9 
Myositidium nobile . 


Myrmecodia Beccarii 


Napoleona cuspidata. 

N, imperialis 8 
Nareissus Pseudo-Nareikeus 
Nematanthus corticola . 

N. chloronema . . . 

N. longipes : 

Nepenthes Rafflesiana insignis 
Neumannia arinata 
Nidularium ampullaceum 
Nymphaea sphaerocarpa v. rosea 
N. stellata var. zanzibarensis 


Ochna multiflora 

Odontoglossum aspersum var. epi- 
loglossu m x 

O. cordatum var. Kiens 

O. Harryanum 5 

Oneidium Hübschii . ’ 

O. lepturum - m u Fre 

O. Lanceanum 

O. pardoglossum 

O. Pollettianum 8 

O. tigrinum var. lugens 

Orchidantha Borneensis . 

Orchis purpurea 

Orixa japonica 

Ornithogalum An e 


Pandanus Augustianus . 

P. Kerchovei 

Papaver Pavonium 

Pedicularis Sceptrum Carolinum 

Peperomia arifolia . 

P.-ssarıfolia 2% 

FP. Dlandgꝓꝓa8ass Dr 

ciliolata e 

claytonioides 

eburnea 

emarginata 

estrellensis 2 

Hericaulis- . 27 ST 
5 ß microphylla . 

glabella I 

inaequalifolia 

incana . u En 

Langsdorffi‘ 


een 


Seite 
79 
503 
211 
408 
408 
408 
408 
547 
547 
32 
173 
324 
420 


321 
321 
550 
210 
211 
211 
109 
223 

38 
109 

36 


363 


265 
265 
557 

35 
110 
264 
321 
503 
559 
558 
550 
555 
550 


560 
365 
503 
548 
441 
443 
447 
447 
444 
449 
445 
445 
446 
446 
445 
448 
446 
447 


. magnoliaefolia . 

. marmorata I 

nemorosa 

nummularifolia 

obtusifolia . . 

Ottoniana 

pallescens 

pellucida 

pereskiaefolia . 

pulchella 

resedaeflora , 

Riedeliana 

rubrinodes . 

rupestris 

Sandersii 

scandens 

stenocarpa . 

PT. n. ann. 
55 ß. brachyphylla . 

% 

. „ 

r 

Peponia Mac Kennii 

Peponopsis adhaerens 

Petalonyx 

Phacelia Parryi 

Phains Humblotii 

Phrynium variegatum 

Fhilodendron Andreanum . 

erm 

Pinguicula vulgaris 

Pleurothallis Barberiana 

Podocarpus Vitiensis 

Pogonia pulchella 

Polybotrya Lecheeriana 

Polygala Chamaebuxus purpurea 

Polygonum sphaerostachyum . 

Pontederia crassipes 

Pourretia argentea 

. coarctata 

. flexilis a 

eee 

. longifolia 

. mexicana 

paniculata 

Primula farinosa . 

ier 

P. Reedii 8 

Pinnus Mume var. Alphandi - 

pee. 

Pyrola rotundifolia 


ee eee eee eee ee eee 


r r 


Quercus coccifera . 
is. 
E 

D. lusitanica. . 
wRöobur . : . . 


® * 


Ramondia Relareehn 


Seite 


445 
447 
444 
448 
446 
444 
445 
444 
447 
448 
448 
445 


FC! ˙Üw AA „ 

R. serbica Er Mer fa 

Ranunculus Lyalli l 

Raphithamnus cyanocarpus . 

Rhododendron Br tubiflo- 
rum. Sache 

R. ledifolium v. plena . 

R. Smirnowi 

R. Ungerni . 

R. Yedoänse „ 

Rhodostachy s Andina n 

Ribes oxyacanthoides 

Rosa Godefroyae . 

R. rubiginosa 

R. spinosissima . 

Roſe, Hybride, Her Majesty 

R., eine namenloſe Schöne von Thü- 
ringen. 

R., William Allen Richardson 


Sagenia mamillosa l 
Sarmienta repenns 
Sarracenia Courti 

Saxifraga Huguenini a 

S. Stracheyi . . . ER 
Schismatoglottis neoguineensis j 
Schomburgkiä chionodora . 
Sclerothrix . RAR" 
Scorzonera purpurea S 
Sechium edule 

Selaginella gracilis. 2 
Selenipedium caudatum roseum - 
Sıeana oderifera ; u '........ 
Sicyos angulatus , rufe 
Sicyosperma gracile 
Solanum trilobatum . 172 
Spathoglottis Augustorum . 
Spiraea acutifolia RR 
+ Blamei , 
ballita’ 2.2.3 u 


ea‘, RAN DRIN, 
s . Wohn 
confusa . 

. erenata 


filipendula . N 
re De BA AZ 1 
„hyperieifohg gs. A 
FC 
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prumifola 2.0 0.412708 0 and 
F330 o 


e .; . (00a en 
beg 8 
. trilobata ig Tau SEES 


D n d n d D 


ulmfahi a. l 
Statice Limoniunmm 
Stauranthera grandiflora 
Stratiotes aloides. 

Streptocarpus biflora 1 
8. „ polyanthus. 


< 
< 


. caulescens 

. Fanniniae 
Gardeni . 

. Greenii . 
Helsenbergi 
Kirkii 

. parviflorus 

. polyantha 
Rhexi 
Saundersii 
Sturmia Loeselii . 
Swertia perennis . 
Syringa japonica . 
S. sempervirens 


9 d g gn 9h 9 n S p 


Telfairia occidentalis 

T. pedata . 
Thladiantha dubia 
Thrixspermum indusiatum 
Thunbergia affinis 

Th. alata 

Th. chrysops . 

TI, coccmea . . s 
Th, grandiflora 

Th. Hawtayneana 
anreise 
Th. mysorensis 

Th. natalensis . 


474 
474 
475 


Tillandsia umbellata 
Trichantha minor 
Trichosanthes Anguina 
T. cucumerina 

T. Japonica 

T. Kirilowii 

T. Lepiniana . 

T. palmata . 

Tulipa Kaufmanniana 
T. Ostrowskiana . 
Tussacia pulchella 


Ulmus americana . 
U. campestris . 
U. effusa 

U. montana 


Vaceinium Oxycoccos 
V, uliginosum . Aa: 
Vancouveria hexandra . 
Vanda Lowii 

V. Lindeni . ; 
V. Roxburghi v. rubra g 
Veronica spicata. 


Zygopetalum leopardinum 
Zingiber brevifolium 


VI. Früchte, auf welche in dieſem Bande näher hingewieſen wurde. 


Aepfel. 


Belle de Pontoise . 
Buntzel's Wachs⸗ Reinette 


Gammel Kjögegaard’s Roſenapfel 


Herschendsgabe Sämling 
Pomme Rambour Mortier . 


P. Reinette grise de Furnes . 


BRMEHERAHTEL." 1 020% 
Aprikoſe. 


FH Zuran .' ..* , 


Birnen. 


Ananasbirne von Courtray 
Beurré Hardy. 9 
Butterhirne, holzfarbige N 
Champagner Bratbirne 
Clapp's Liebling 

Comet⸗ Birne 
David von Angers 


Seite 


506 
113 
113 
113 
424 
176 
175 


40 


De Jonghe’s Maibirne . 
Esperen’s Herrenbirne 
Gellert's Butterbirne . 
Giffard’s Butterbirne . 


Goubault’s Dechantsbirne . 


Herbſt⸗Butterbirne, graue 
5 weiße 
Herzogin von Angoulème 
> . N 
Karl Ernest 
Langbirne - b 
Le Brun’s Butterbirne . 
Liegel’s 
Margarethe Marillat . 
Pichelbirne 


Poire Beurré Baltet pere F 


P. B. Alexandre Lucas 
P. Comte de Flandre 
Poire delices d’hiver 
Poire Doyenné de Juillet 
P, President Drouard 
Quetier’s Butterbirne 


Winter-Butterbirne 


Seite 


326 
174 
175 


Regentin ; 
Schmalzbirne, römiſ che 


Sommer⸗Butterbirne, engl 


Sommer⸗Cierbirne. 
Sparbirne 
Stuttgarter Garshirtel 
Wildling von Montigny 
W. von Motte 
Winterbirne, königliche . 


Cydonia Maulei . 


Erdbeeren. 


Fraisier Joseph Schwartz . 
Garteninſpektor A. Koch 
Schwarzer Prinz 

Weiße Dame 


Haſelnuß. 
Duke of Edinburgh. . 


Kirſchen. 


Bigarreau Abbesse de Mouland . 


B. Leona Quesnel 
Rigikirſche . 
Zöſchener October⸗Knorpelkirſche 


Pfirſiche. 
Kanzleipfirſich 8 fe d 
Mignonne, große. 
Pöche Mme Pynaert. 
Rothe Magdalena 


Schloesser's Frühpffe 
Venusbruſt . ? 


Pflaumen. 


Prune Reine-Claude d’Althann . 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


* Ulmer 47. — Edmond Boiſſier 47. — Naturgeſchichte des Pflanzenreichs g = - — 48 
Perſonal⸗Notizen: Profeſſor E. Morren 48 — Ad. d'Haene 48. — Eruſt Seyderhelm 48. — 
Sir Joſeph Hooker 48. — Prof. Lorenz Kriſtof 8 5 5 x 1 7 7 
1 | 
55 Hamburg. 


ie eee 


4 Harvard University 


Zweiundvierzigſter | Erſtes 
Jahrgang. | 


Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 
Kgl. Garten-Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


Seite 

Ueber die Bouvardia-Hybriden unſerer Gärten mit beſonderer Berückſichtigung der von Herrn 

V. Lemoine in Nanzig erzielten Varietäten „„ a e 
Die Gattungen Dyckia, Hechtia und Pourretia von E. Goeze > > 3 ® t 8 
Ueber die künſtleriſche Verwerthung der Pflanzen von Prof. F. Cohn. 2 f 5 2 FR 
Die Brotfrüchte des Congo⸗Negers von H. Nipprdey . . 222020. Beh: =+:18 
Der — Garten von Lüttich C777). K PIE 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom Auguſt 1885 und 1884 von C. C. H. Müller EN a 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen 2 ; 3 2 1 2 3 Bey 
Abgebildete und beſchriebene Früchte PFF 3 Eee ar 
ahl und Beſchaffenheit der angebauten Arten ſeit verſchiedenen Zeitperioden 1045. W. . we A 

artenbauvereine: Paris, Ausſtellung 46. — Lüttich, Mitglieder⸗Verzeichni 


46. — Würzburg, 
Bericht des Vorſitzenden 46. — London, Ausſtellung 46. — Dresden, Ausſtellung k ; 
er 5 ee ae ae nd 
iteratur: Der praktiſche Rathgeber im Obſt⸗ und Gartenbau 47. — Bericht über die 8. Ver⸗ 
ammlung des weſtpreuß. botan.⸗zoolog. Vereins zu Dirſchau 47. — Bücherkatalog von E 


Verlag von Robert Kittler. 


— — — — ͤ—ꝗ ͥ — — — —— 


* 


Im Verlage von R. Kittler in Hamburg erſcheint auch für 1886: 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunft: und Handelsgärtner 
Herausgegeben von Dr. Edmund Goeze. f 

42. Jahrgang. 1885. 12 Hefte a 3—4 Bogen, mit Abbildungen, gr. 8. Geh. Preis 15 Mk. 
Die Ham burger Gartenzeitung iſt nach dem Ausſpruche deutſcher Sachkenner und enge 
liſcher und belgiſcher Blätter die praktiſchſte deutſche Zeitung für Gärtner und Gartenfreunde; 
ſie iſt in England, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien, in Moskau, St. Petersburg 
und Stockholm zu finden, und engliſche Blätter erklärten, daß es die einzige deutſche Gartenzeitung 
ſei, aus der man etwas lernen könne. — Sie bringt ſtets das Neueſte und Intereſſante 
und giebt wohl der Umſtand den beſten Beweis für den werthvollen Inhalt, daß viele andere 
deutſche Gartenzeitungen oft nach Wochen und Monaten als etwas Neues bringen, was wörtlich 
aus der Hamburger Gartenzeitung abgedruckt iſt. — Auch in Schriften über Gartenbau und Bo⸗ 
tanik findet man häufig Wort für Wort die Hamburger Gartenzeitung wieder abgedruckt und als 
Autorität aufgeführt, was wohl am beſten darlegt, daß fie einen dauernderen Werth behält, 
als die meiſten andern Zeitſchriften dieſer Art. Sie bleibt ein beſtändiger Rathgeber und ein voll- 
ſtändiges Nachſchlagebuch für alle Garten- und Pflanzenfreunde. — Auch an Reichhaltigkeit übertrifft 
ſie faſt alle anderen Gartenzeitungen und iſt ſie daher vollſtändiger und billiger als 
andere Gartenzeit ungen zu anſcheinend niedrigeren Preiſen. Es wird ſonach der 
reiche Inhalt dieſer Gartenzeitung für Gärtner und Gartenfreunde, Botaniker und Guts⸗ 
beſitzer von großem Intereſſe und vielem Nutzen ſein. — Das erſte Heft iſt von jeder Buch⸗ 
handlung zur Anſicht zu erhalten. ae ri : a 
Bei der großen Verbreitung dieſer Zeitſchrift ſind Inſerate ſicher von großem Nutzen 

und werden pr. Petitzeile mit 25 Pfg. berechnet. 600 Beilagen werden mit 7 Mk. 50 Pf. berechnet. 


5 Bitte 


Bitt Dia EN 
1 8 E robenummern zu verlangen. 


zu verlangen. 


der Zeitschriften: 


Wiener Landwirthschaftliche Zeitung 


Redacteure Hugo H. Hitschmann u. Dr. Josef Ekkert. 
(Jährlich 104 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspostämtern [Nr 5581] Mk. 6.25) 


Oesterreichische Forst-Zeitung 


Redacteur Prof. Ernst Gustav Hempel. 
(Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspostämtern [Nr. 3917] Mk. 5.—) 


Allgemeine Wein-Zeitung 


Redacteur Prof. Dr. Josef Bersch. 
(Jährlich 52 Nrn. Folio. Viertelj. bei den Reichspostämtern [Nr. 105] Mk. 5.—) 


Der Praktische Landwirth 


Redacteur Adolf Lilli. 


mme u u 


(Jährlich 52 Nrn. Lexicon-Octav. Viertelj bei den Reichspostämtern [Nr. 4221] Mk. 2.50) 
Der Oekonom | 

Redacteur August Wohl. 
(Jäbrlich 24 Nrn. Lexicon-Octav. Ganzjährig bei den Reichspostämtern [Nr. 3894] Mk. 2.40) { 
stehen auf Verlangen mittelst Correspondenzkarte Jedermann und überallhin franco zur Ver- 
fügung. N 
Hugo H. Hitschmann’s Journalverlag |; 
Wien, I., Dominikanerbastei 5. Io 
0 \ 
N 


Im Verlage von Nob. Kittler in Hamburg ſind erſchienen: 


Der Himmelsgarten. 

Chriſtliche Feierſtunden für alle Anbeter des Herrn in Geiſt und Wahrheit. Mit einem Titelkupfer. 
16%. 23 Bogen. Geh. M. 1, 50 Pf., gebunden mit Goldſchnitt M. 2, 40 Pf. | 
Dieſe Sammlung von Kerngebeten enthält für alle Fälle des Lebens Rath und Hülfe. Da 


Büchlein iſt nur kleinen Umfanges, ſo daß es leicht auf Reiſen mitgenommen werden kann, und es wir | 
ficher viele Freuden in und außer dem Hauſe verſchaffen. | 


Ueber die Bouvardia-Hybriden unſerer Gärten 


mit beſonderer Berückſichtigung der von Herrn V. Lemoine in Nanzig 
erzielten Varietäten. 


Die von Salisbury im Jahre 1806 zu Ehren des Aſtronomen 
Bouvard aufgeſtellte Gattung Bouvardia gehört zu den Rubiaceen, wo 
Bentham und Hooker fie zu den Cinchoneen bringen. Sie zählt etwa 
30 Arten, von welchen die meiſten Mexico bewohnen, einige auch in Gua— 
temala und im nördlichen Neu-Granada zu Hauſe ſind. Es ſind mei— 
ſtens krautige oder ſtrauchige Pflanzen mit gegenſtändigen oder wirteli— 
gen Blättern; die gemeiniglich hübſchen Blumen ſtehen in endſtändigen 
Trugdolden. 

Die am häufigſten kultivirte Art, von welcher die zahlreichen, in 
den Gärten jetzt ſo verbreiteten Varietäten und Hybriden abſtammen, iſt 
die Bou vardia leiantha, welche von Hartweg in den Ebenen Gua— 
temalas aufgefunden und vor etwa 35 Jahren bei uns eingeführt wurde. 
Damals zeichnete ſie ſich durch eine lockere Trugdolde und dunkelrothe 
Blumenkronen aus; ſeitdem hat ſich ihr Ausſehen weſentlich verändert 
und zwar in mancher Beziehung zu ihrem Vortheil, Dank den mit an— 
dern Arten bei ihr vorgenommenen Bekreuzungs-Verſuchen. 

Zwei dieſer Garten-Varietäten haben gefüllte Blumen und ſind 
amerikaniſchen Urſprungs, nämlich: 


1. Bouvardia Alfred Neuner. 

Dieſelbe machte zuerſt in dem Etabliſſement der Herren Nanz und Neuner, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Louiſeville (Kentucky) von ſich reden und 
wurde 1881 in den Handel gebracht. Ihre weißen und gefüllten Blumen 
gleichen Tuberoſen en miniature. Sie ſoll durch die ſpontane Verdop⸗ 
pelung einer weißen unter dem Namen B. Davisoni bekannten Bou— 
vardia entſtanden ſein, wurde dann durch Stecklinge fixirt und weiter 
fortgepflangt. 

2. Bouvardia Präsident Garfield. 

Iſt der jüngere Bruder der vorhergehenden und zeichnet ſich durch 
roſarothe Blumen aus, welche Färbung wenigſtens am Schlunde der 
Blumenkrone zu Tage tritt. 

Dieſe beiden Pflanzen empfehlen ſich durch die Zierlichkeit ihrer 
Blumen, die ſie in großer Menge hervorbringen und welche ſich zur 
Binderei vortrefflich eignen. Doch gehören ſie ſchon gewiſſermaßen der 
Vergangenheit an, inſofern fie von einer Reihe neuer und prächtiger Va— 
rietäten, die dem Talent des bekannten lothringiſchen Handelsgärtners 
V. . ihr Daſein verdanken, mehr in den Hintergrund gedrängt 
wurden. 


Notiz über die kultivirten Bouvardien 
von V. Lemoine Sohn. 
Erſt ſeit dem Jahre 1845, wo die Bouvardia flava, Dene. 


zuerſt auftrat, haben ſich die meiſten Arten, welche gegenwärtig eine der 
Hamburger Blumen⸗ und Gartenztg. Band 42. (1886.) 1 


4 


Blumen bemerkbar; fie wurde im Herbſt 1884 als B.leiantha ei n- 
nabarina in den Handel gebracht. Bald folgten ihr 3 neue, aus ders 
ſelben Bekreuzung hervorgegangene Varietäten, jede derſelben hatte ge— 
füllte, rothe Blumen, die aber im Habitus, in der Form und Schatti⸗ 
rung von einander abwichen, es ſind die Bouvardia-Hybriden Trio m— 
phe de Nancy, Sang lorrain, Victor Lemo ine. Ihre be: 
ſonderen Merkmale, kurz zuſammengefaßt, ſind folgende: 


1. Triomphe de Nancy. 

Kräftige und reichblühende Pflanze; Trugdolden groß, ſehr gedrängt 
und ſehr compakt; Blumen groß, mit langer Röhre, lachsroth, aus 3 
in einander gefügten Blumenkronen gebildet und mit dachziegeligen, mehr 
oder minder regelmäßig geordneten Diviſionen, von einer ſchönen lachs— 
orange Farbe, einer bei den Bouvardien bis dahin unbekannten Schat- 
tirung. 

2. Sang lorrain. 

Die Pflanze erinnert in ihrem Habitus an die B. A. Neuner, mit 
welcher ſie die dicken und graden Stengel, die großen und dicken Blät⸗ 
ter und das reichliche Blühen gemein hat. Trugdolden groß; Blumen 
groß, Röhre ziemlich dick, carmoiſinroth, Blumenkrone mit 3 Reihen von 
Lappen, die äußeren ausgebreitet, die inneren grade, was der Blume ein 
halbkugelförmiges Ausſehen verleiht. Farbe glänzend zinnoberroth. 


3. Victor Lemoine. 

Eine dicht belaubte und verzweigte Pflanze wie die B. lei antha. 
Stengel dünn mit Blättern von mittlerer Größe und in gut ausgebil- 
dete Trugdolden endigend. Blumen durch 3 in einander gefügte Blu— 
menkronen gebildet; Röhre roth-purpurfarbig, lang und dünn, Blumen⸗ 
krone 1½ Cm. breit, mit ausgebreiteten, ſehr regelmäßig dachziegeligen 
Diviſionen, zinnober-orangefarbig. Im Blühen äußerſt dankbar. 

Ihre Kultur iſt ebenſo einfach wie jene der jetzt ſo verbreiteten B. 
leiantha und A. Neuner, ſie gedeihen in einer leichten Erde, die 
halb und halb aus alter Laub- und Raſenerde zuſammengeſetzt iſt. Ein kräftiges 
Stutzen im Frühling iſt ſehr anzuempfehlen, desgleichen ein wiederholtes 
Auskneipen während des Sommers, um buſchige Exemplare zu erzielen. 
Wenn man Sorge trägt, die während der Sommermonate im Freien 
eingefütterten Pflanzen dem vollen Sonnenlichte auszuſetzen, und zu Ende 
dieſer Jahreszeit, wenn dieſelben ins Gewächshaus gebracht werden ſol⸗ 
len, zu verpflanzen, ſo bedecken ſich die Pflanzen mit Knoſpen und man 
kann darauf rechnen, im temperirten Gewächshauſe einen Blumenflor zu 
erzielen, der den ganzen Winter hindurch anhält. 

Nachdem dieſe Notiz abgefaßt war, erhielten wir Kunde von zwei 
anderen Varietäten, die noch neueren Datums ſind, nämlich: 


Bouvardia intermedia. 


Varietät amerikaniſchen Urſprungs, welche durch ihren aufrechten 
Habitus, die Textur ihrer etwas dicken und zottigen Blätter, die kuge⸗ 
lige Form ihrer Trugdolden und die Größe ihrer Blumen augenſchein⸗ 


5 


lich in dieſelbe Abtheilung gebracht werden muß, zu welcher die Varietä— 
ten Davisoni, Alfred Neuner, Präſident Garfield etc. ge: 
hören. Die großen und recht gut geöffneten Blumen ſind ſchön roſa— 
carmoiſinroth. 

Bouvardia Dazzler. 


Dieſe engliſche Varietät hat ein ganz anderes Ausſehen. Sie wird 
höher, ihre braunen Stengel ſind etwas vierkantig, die Blätter dünn, un— 
behaart, dunkelgrün und atlasglänzend, die lockeren Trugdolden werden 
aus ziemlich lang geſtielten Blumen zuſammengeſetzt; Röhre weiß, leicht 
roſa-violet gefärbt; Lappen ſehr ausgebreitet, dick, von ſchön lebhafter 
carmoiſinrother Färbung. 

(Belgique Horticole, Mai und Juni 1885, Tafel 13, 7 der hier be⸗ 
ſprochenen Varietäten darſtellend). 


Vermehrung der Bouvardien. 
(Revue horticole, 1882, p. 204). 


Die gebräuchlichſte Vermehrungsweiſe dieſer Pflanzen geſchieht durch 
Stecklinge von halbausgereiften Zweigen. Indeſſen erzielt man hierdurch 
nicht immer befriedigende Reſultate, bisweilen bewurzeln ſich die Steck— 
linge nicht, und können wir hierfür keine Erklärung aufbringen. Ein 
Verfahren, welches faſt immer gelingt, iſt die Wurzeltheilung, oder das 
Stecken derſelben. Man ſchneidet die Wurzeln im Frühling oder ſelbſt 
noch etwas früher, kurz vor Eintritt der Vegetation, in Stücke, welche 
in mit Heideerde gefüllte Töpfe oder Näpfe gelegt werden, letztere bringt 
55 dann unter Glocken ins Vermehrungshaus oder in einen Warm— 
aſten. 

Sobald ſich die Stecklinge bewurzelt haben, werden ſie einzeln in 
Töpfe gepflanzt, die, um das Anwachſen zu befördern, einen warmen 
Fuß haben müſſen. Etwas ſpäter fängt man zu lüften an und wird 
damit, je nach Bedürfniß, fortgefahren. 

Mit Rückſicht auf dieſe Vermehrungsweiſe laſſen ſich Stamm- oder 
Mutterpflanzen vorbereiten. Hierfür wählt man kräftige Exemplare aus, 
die im Freien auf ein lauwarmes Beet gepflanzt werden, welches mit 
gut zerſetzter Unkrauterde oder Heideerde angefüllt iſt. Zur Entwicklung 
eines reichen Wurzelſyſtems iſt während des ganzen Sommers für ſtar— 
kes Begießen Sorge zu tragen. Sobald der Herbſt herannaht, werden 
dieſe Pflanzen ſorgfältig herausgenommen, um die Wurzeln weder zu 
brechen noch zu beſchädigen und in große Töpfe gepflanzt. 

Den Winter über ſchränke man das Gießen ein, um die Pflanzen 
im ruhenden Zuſtande zu erhalten, und das Verfaulen der Wurzeln zu 
verhüten, die eben, ſobald die ſchönen Tage wieder anfangen, zu Steck— 
lingen dienen ſollen. 

Die Kultur der Bouvardien kann gar nicht genug anempfohlen 
werden, ſei es als Gewächshaus⸗ und Marktpflanzen, ſei es zur Aus⸗ 
ſchmückung der Wohnräume und zur Binderei. Die Schönheit, der Far— 
benglanz iſt ein Attribut der Arten und Varietäten mit rothen und ro— 


6 


ſafarbigen Blumen; in den Formen mit weißen Blumen, von welchen 
man neuerdings ſo entzückende Varietäten erzielt hat, kommt aber die 
Grazie zur Geltung. Wir wollen hier nur auf die Bouvardia Wree- 
landi verweiſen, welche in England jo geſchätzt wird und auch in Frank— 
reich mehr und mehr zur Geltung kommt. Mit vollem Recht ſteht auch 
die Varietät Alfred Neuner in hoher Gunſt. 


Notiz über die gefüllten Blumen der Bouvardia leiantha, Benth., 
von P. Duchartre. 
(Bulletin de la Société Botanique de France, 1884, p. 385). 


Herr Victor Lemoine, dem unſere Gärten ſo viele Zierpflanzen ver— 
danken, hat vor kurzem eine reizende Form mit gefüllten Blumen von 
der Bouvardia leiantha, Benth. erzielt, und ſchickte mehrere Blüthen⸗ 
zweige derſelben an die Société nationale d' horticulture. 
Einer dieſer Zweige wurde mir übergeben, ſo daß ich mehrere ſeiner 
Blumen unterſuchen konnte. Dies bot mir Gelegenheit, einige Eigen⸗ 
thümlichkeiten zu beobachten und dürften ſie zu einer Mittheilung an die 
Geſellſchaft hinreichendes Intereſſe darbieten. Zuallermeiſt möchte ich 
daran erinnern, daß die Verdoppelung der Blumen bei den Rubiaceen 
unſerer Gärten keineswegs häufig auftritt. Die von Seemann aufge 
ſtellte und von M. T. Maſters vervollſtändigte Liſte der Pflanzen, bei 
welchen man Varietäten mit gefüllten Blumen kennt, weiſt nur die fol— 
genden 5 Arten aus dieſer großen Familie auf: Ixora grandiflora, 
D. C., Serissa foetida, Comm., Gardenia Fortuneana, Hook,, 
G. forida, E. H. radicans, Thunb. Hieran reiht ſich nun die Bou- 
vardia ee Benth. mit gefüllten Blumen, welche der Züchter 
Herr V. Lemoine Triomphe de Nancy benannt hat. 

Es zeigen dieſe Pflanzen die von Maſters näher charakteriſirte Eigen⸗ 
thümlichkeit, daß ihre Blumen, um gefüllt zu werden, mitten in ihrer 
verwachſenblättrigen Krone eine mehr oder minder große Anzahl von 
Blumenblättern entwickeln, die diſtinkt und getrennt bleiben. 

Bei der Bouvardia leiantha Triomphe de Nancy iſt 
der Vorgang ein ganz anderer, — ſtatt einer einzigen Blumenkrone mit 
langer Röhre und vierlappigem e wie ſie eben der typiſchen Form 
eigen iſt, beſitzt ſie gemeiniglich 2, ſchon ſeltener 3 Blumenkronen, welche 
eine in die andere eingefügt ſind, jede bewahrt ihre Seloſtändigkeit, un⸗ 
tereinander ſind ſie ſich aber ähnlich. Hier haben wir es alſo mit einer 
Vervielfältigung des Blumenkronen-Wirtels zu thun. Dieſe zwei oder 
drei Kronen weiſen einen Saum auf, deren Lappen einer mit dem an- 
dern abwechſelnd ſind, und da nur die innerſte dieſer Blumenkronen 
Staubgefäße trägt, ſo folgt daraus, daß die 4 Staubgefäße, welche ſie 
enthält, in ihrer Stellung von einander abweichen, je nachdem ſich im 
Innern der normalen Blumenkrone eine oder zwei Ergänzungskronen be⸗ 
finden. In der That, werden die vier Staubgefäße, in dem Falle wo 
nur eine Ergänzungs⸗Blumenkrone vorhanden iſt, mit dem Kelch alter- 
nirend, ſtatt demſelben wie bei der einfachen Blume gegenüberzuſtehen; 


7 


fie werden aber wieder dem Kelche gegenſtändig, ſobald die Blume zwei 
Ergänzungs⸗Kronen hervorgebracht hat. 

Dieſe ſelben Staubgefäße haben ſich ſehr ſelten im normalen Zu⸗ 
ſtande bei den gefüllten Blumen der Bouvardia erhalten; faſt immer 
haben ſie eine blumenblattartige Verwandlung erlitten und verdienen die 
hierbei obwaltenden Bedingungen näher geprüft zu werden. 

Nach A. P. de Candolle kann ſich die Verwandlung der Staub⸗ 
gefäße in Blumenblätter, d. h. die Petalodie bald auf den Träger (Cle- 
matis), bald auf den Staubbeutel (Ranunculus), bald auch auf beide 
Theile zugleich (Helleborus) erſtrecken. 

Dieſe Unterſcheidungen mit Recht noch etwas weiter ausdehnend, 
ſagt Maſters, daß es bald der Träger iſt, welcher blumenblattartig wird 
und daß bald auf den Lappen des Staubbeutels, d. h. auf den Pollen 
enthaltenden Fächern oder Säcken, bald endlich auf dem Konnectiv die— 
ſelbe Verwandlung eintritt. Die blumenblattartige Metamorphoſe des 
Trägers tritt am häufigſten ein; jene der Antherenfächer läßt ſich nach 
dem engliſchen Gelehrten bei den Sola num tuberosum und Dul- 
camara, bei den Gattungen Anagallis, Fuchsia, Arbutus, 
Petunia nachweiſen, während jene des Konnectivs, nach den Ausſa⸗ 
gen deſſelben Botanikers am ſeltenſten vorkommt, als Beiſpiele führt er 
gewiſſe Ackerlei-Arten (Aquilegia) mit korollenartigen vielfachen und 
in einander eingefügten Spornen, ſowie die Tacsonia pinnatifida 
an. Im Gegenſatz zu dieſer Anſicht ſcheinen Moquin-Tandon und neuer⸗ 
dings Herr Clos die Behauptung aufzuſtellen, daß die Anthere nie zur 
Bildung von ſupplementairen Petalen in den gefüllten Blumen beitrüge, 
ſondern daß der Träger allein ſich in Blumenblätter umzuwandeln fä— 
hig ſei. Der letztgenannte dieſer Botaniker glaubt, daß dort, wo man 
Antherenlappen ſieht, die blumenblattartig geworden ſind, „eine kleine 
blumenblattartige Platte den Platz der verſchwundenen Anthere einnimmt“ 
und er erklärt, daß „man ſich ſehr hüten muß, als eine Entwicklung des 
Konnectivs die von blumenblattartiger Beſchaffenheit gefärbten Ausbrei— 
tungen anzuſehen, welche bei den gefüllten Blumen oder jenen die es zu 
werden ſtreben, von der Spitze des Trägers, zuweilen vom Konnectiv 
ſelbſt ausgehen.“ 

Die Blume der hier in Frage ſtehenden gefüllten Bou var dia 
ſcheint mir auf dieſe Streitfrage ein gewiſſes Licht zu verbreiten. In 
der That haben ſich die vier Staubgefäße, welche ſich dem oberen Röh— 
rentheile der inneren Blumenkrone anheften und zwar in regelmäßiger 
Alternanz mit den vier Lappen des Saums dieſer ſelben Korolle, unter 
eigenthümlichen und ſehr inſtruktiven Bedingungen in Blumenblätter ver- 
wandelt, — ihr Träger hat ſich nämlich erhalten und iſt keine andere 
Veränderung eingegangen als eine Abplattung und eine geringe Breiten— 
Zunahme; er iſt ſomit ein kleiner dünner und etwas gefärbter Riemen 
geworden, über deſſen Natur man nicht im Zweifel ſein kann. Auf der 
äußerſten Spitze dieſes Trägers pflanzt ſich ein kleines Blumenblatt ein, wel⸗ 
ches bedeutend breiter iſt als er, eine ſchöne lebhaft rothe Färbung zeigt, und 
dem der Korolle ähnlich iſt. Dieſes kleine Blumenblatt iſt flach, oval⸗ 
herzförmig, in der Mitte ſeines Grundes angeheftet, und ſeine nach in— 


8 


nen gelegene Seite trägt faſt immer auf ihrer Mittellinie zwei pollini⸗ 
ſche Säcke, die in ihren Dimenſionen bisweilen reducirt ſind, bisweilen 
ſich aber kaum in ihrer normalen Geſtalt verändert haben. Somit fin⸗ 
den ſich in jedem dieſer ſupplementairen Petalen ein Träger und zwei 
gut gekennzeichnete Antherenfächer, außerdem eine blumenblattartige Platte, 
die viel mehr entwickelt iſt als dieſe zwei andern Theile des Staubgefä- 
ßes, dieſe Platte iſt der äußerſten Spitze des Trägers angeheftet und 
trägt an ihrer inneren Seite angewachſene Fächer. Ich halte es nicht 
für möglich in dieſer Platte anderes zu erkennen als das hypertrophiſche 
und petaliſirte Konnectiv. 

Hinzufügen muß ich noch, daß bei gewiſſen dieſer zu Blumenblät— 
tern gewordenen Staubgefäße keine Spur von polliniſchem Sack vorhan— 
den iſt, während im Gegentheil andere nur wenig petaliſirte einen deut— 
lichen Uebergang bilden zu jenen dieſer Organe, welche in ſehr wenigen 
Fällen ihren normalen Zuſtand beibehalten haben und nichts blumenblatt— 
artiges aufweiſen. 

Somit zieht Vervielfältigung der Blumenkrone zuallernächſt einen 
korrelativen Wechſel in der Stellung der Staubgefäße dem zurückgeblie— 
benen normalen Kelch gegenüber nach ſich, dann auch die blumenblattartige 
Verwandlung des Konnectivs, — dieſes find die zwei intereſſanten Eigen- 
thümlichkeiten, welche uns dargeboten werden in der gefüllten Blume der 
Bouvardia leiantha var. Triomphe de Nancy. 


— — 


Die Gattungen Dyckia, Hechtia und Pourretia. 
Von E. Goeze. 


Unter den zahlreichen Bromeliaceen, die jetzt in unſern Sammlungen 
mehr und mehr Eingang finden, nehmen die drei obengenannten Gattungen 
ſozuſagen eine etwas zweideutige Stellung ein, inſofern ihre Arten ent— 
weder proviſoriſche Gartennamen tragen oder auch eine ziemlich verwirrte 
Synonymie bei ihnen zu Tage tritt. Liebhaber, welche ſich für dieſe 
zum großen Theil ſehr ſchönen Decorationspflanzen intereſſiren, können 
durch eine Reihe von Namen, wie fie in den Pflanzen⸗ und Samencata⸗ 
logen verſchiedener Firmen, wir nennen nur die von Haage u. Schmidt, 
Erfurt, Fr. von der Heiden, Hilden, anzutreffen ſind, leicht irregeleitet 
werden, und da uns im botaniſchen Garten von Greifswald ein ziemlich 
reiches Material zu Gebote ſtand, ſo haben wir an der Hand mehrerer 
botaniſcher Abhandlungen den Verſuch gemacht, hier etwas Klärung zu 
ſchaffen, würden unſererſeits einem Jeden, der dieſe kurzen Mittheilungen 
verbeſſern oder ergänzen könnte, zu Dank verpflichtet ſein. 


I. Dyckia, Schult. fil. 

C. Koch in: Appendix quarta ad indicem seminum 
horti-bot. Berolin. 1873. Bentham u. Hooker: Genera Plan- 
tarum, Vol. III, pars II, pag. 667. 

Die dicklichen, feindornig⸗geſägten Blätter ſtehen in einer dichten 
Roſette. Aehre in einen blattwinkelſtändigen Schaft verlängert, ein— 


9 


fach oder äſtig mit ſitzenden Blumen, die von einer kleinen Braktee 
umſtellt ſind. 

1. Dyckia sulphurea C. Koch mser. S. Braſilien. (D. brevi- 
folia, Baker; List of Bromeliaceae cultivated in the 
Royal Gardens, Kew, 1878.) 

In den Katalogen der beiden obengenannten Firmen als zwei Ar⸗ 
ten aufgeführt. Haage u. Schmidt (Samenkatalog 1884) führen die 
Samen von D. brevifolia als „ſehr ſelten“ an, während doch bekannt— 
lich D. sulphurea mit ihren Aloe ähnlichen Blättern, der ſchönen ein 
Fuß und darüber langen, goldgelben Inflorescenz zu den in unſern Gär— 
ten am verbeitetſten Arten gehört. 

2. Dyckia rariflora, Schult. fil. Braſilien. Dieſe Art, welche ſich 
vom Berliner botan. Garten weiter verbreitet zu haben ſcheint, gehört 
zu den kleinwüchſigen der Gattung und wird in dem „Conspectus 
specierum generis Dyckiae, auct. cl. C. Koch, I. c. jowie im 
Botanical Magazine, Taf. 3449 ausführlich beſchrieben. 

3. Dyckia remotiflora, Ott. & Dietr., Gartenzeitung J, 129. 
Ebenfalls eine kleinwüchſige Art, die der Nr. 2 jedenfalls ſehr nahver— 
wandt iſt, vielleicht nur eine Varietät derſelben ausmacht. 

4. Dyckia gigantea, Lindl. Braſilien. (D. princeps, Lem,, 
Jardin fleuriste, III., Taf. 224. D. ramosa, Hort.) Dies iſt 
eine ſehr diſtinkte Art, die auch viel größere Proportionen annimmt als 
die vorhergehenden. Im Greifswalder botan. Garten blühte ſie und 
ſetzte Samen an. Vergl. Index Sem. 1883. 

5. Dyckia Montevidensis, C. Koch, Montevideo, Sello. 

6. Dyckia Catharinensis, C. Koch mser., Inſel Sta. Catarina, 
Gaudichaud. 

Nach Bentham u. Hooker (Gen. Pl.) ſcheinen die Arten 5 und 6 
zur Gattung Encholirion, Mart. zu gehören. 

7. Dyckia densiflora, Schult. fil. Braſilien, Martius. 

8. Dyckia dissitiflora, Schult. fil., Bahia, Martius. 

Beide Arten ſtehen ſich, ſo namentlich in Bezug auf ihren Habitus 
und ihre Blätter ſehr nahe, ob ſich dieſelben in unſern Sammlungen 
bereits vorfinden, haben wir nicht in Erfahrung bringen können. 

Seitdem der verſtorbene Profeſſor C. Koch in der oben näher be— 
zeichneten Arbeit dieſe 8 Arten beſchrieb, ſind noch folgende hinzugekommen: 

9. Dyckia frigida, Hook. fil. Bot. Mag., Taf. 6294, S. Braſi⸗ 
lien. (Pourretia frigida, H. Lind.) 

Eine ſehr niedliche und diſtinkte Art, nach Hooker unterſcheidet ſie 
ſich von D. princeps durch die kleineren Blumen und längeren Sepa- 
len, ſteht derſelben aber wie auch D. remotiflora und D. altissima Lindl. 
ſehr nahe. C. Koch führt als Synonym der D. princeps die D. gi— 
gantea, Lindl. an, — liegt hier ein Druckfehler von der einen oder an- 
dern Seite vor oder find D. altissima, Lindl. und D. gigantea, Lindl. 
zwei Arten?) 

10. Dyckia Lemaireana, W. Bull's Cat. Rio. 

Die ſtark zurückgebogenen, ca. 1 Fuß langen Blätter find in einer 
dicht übereinander ſitzenden Roſette vereinigt, am oberen Ende laufen ſie 


10 


allmählich in eine Stachelſpitze aus. Die älteren Blätter find dick, rauh 
und ſchmutzig blaßgrün, ihr Rand iſt mit weichen Stacheln beſetzt. 

11. Dyckia leptostachys, J. C. Baker, Gardeners’ Chronicle, 
16. Auguſt 1884, Paraguay. 

Eine der D. rariflora nahverwandte Art. 

12. Dyckia regalis, Hort. 

In der Bromeliaceen-Liſte der Kew⸗Gärten wird dieſe prachtvolle 
Pflanze zu den zweifelhaften Arten gebracht und ſcheint ſie noch nirgends 
in den Gewächshäuſern Europas geblüht zu haben; in den botaniſch— 
gärtneriſchen Zeitſchriften, die uns zur Verfügung ſtanden, findet ſich 
keine auf ſie bezügliche Notiz. Der Greifswalder botan. Garten beſitzt 
ein ſehr ſtarkes Exemplar dieſer Pflanze, welches er vor 4 Jahren von 
Haage u. Schmidt bezog. Dem ganzen Habitus nach haben wir es hier 
entſchieden mit einer Dyckia zu thun, unſere Pflanze ſteht der D. prin- 
ceps am nächſten, unterſcheidet ſich von ihr durch die kahleren, hellgrü— 
neren Blätter von weicherer Conſiſtenz, auch ſind die am Rande der Blät— 
ter auftretenden Dornen viel kleiner und ſtehen weiter von einander ent— 
fernt. Die Unähnlichkeit zwiſchen beiden tritt bei jüngeren Pflanzen noch 
ſtärker hervor; die Samenpflanzen von D princeps find faſt ſchwarz— 
grün gefärbt und zeigen die ſehr dicht bei einander ſtehenden, ſtarken Dornen 
eine dunkelbraune Farbe, — die durch Seitentriebe vermehrten Pflänzchen 
der D. regalis ſind in ihrer ganzen Blattconſiſtenz noch weicher als die 
Mutterpflanze und treten die Dornen an den Rändern viel weniger deut- 
lich hervor. 

In den Katalogen der Erfurter und Hildener Firma wird außer— 
dem noch Dyckia Neillii aufgeführt, über welche wir nichts in Erfah— 
rung haben bringen können. Von der Heiden's ſehr reichhaltige Sue— 
culenten-Sammlung weiſt 9 Dyckia-Arten auf, von welchen aber we— 
nigſtens 2 (D. brevifolia, D. ramosa) als Synonyme zu ſtreichen find. 

In Bezug auf die geographiſche Verbreitung der Gattung läßt ſich 
noch bemerken, daß die Arten meiſtens braſilianiſch ſind, einige die käl— 
teren ſüdlichen Provinzen bewohnen, andere im Norden des Kaiſerreichs 
zu Hauſe ſind. 

II. Hechtia, Klotzsch. 

Blätter dicht roſettig, lang, ſtarr, lederartig, ſtark dornig-gezähnt. 
Blüthenſtiel endſtändig, ziemlich lang, einfach oder ſchwach äſtig, mit klei⸗ 
nen um die Spindel geknäuelten Blumen. 

1. Hechtia glomerata, Zucc., Mexiko. 

2. Hechtia Ghiesbreghti, Lem., Ill. bort X., Taf. 378 u. 
Bot. Mag. Taf. 5842, Mexiko. Die Aehnlichkeit dieſer Pflanze mit 
verſchiedenen Dyckien ſowohl im Habitus wie in den Blüthencharakte— 
ren iſt ſehr auffallend; von Hechtia glomerata ſcheint fie ſich kaum zu 
unterſcheiden. Ihre Hauptſchönheit beſteht in den Blättern; letztere / 
bis 11/, Zoll breit und 10 — 18 Zoll lang, werden von der Baſis nach 
der Spitze allmählich ſchmäler und ſind ſehr ſtark zurückgebogen, ſo daß 
ſie den Topf in ſehr regelmäßiger Weiſe umſpannen. Ihre Ränder 
ſind mit ziemlich entfernt ſtehenden, ſtarren, ſtacheligen Zähnen beſetzt. 
Die Farbe iſt eine glänzend grüne vom Grunde bis zur Mitte, von da 


11 


bis zur Spitze wird fie blutroth oder purpurn. Die untere Seite iſt 
gleichmäßig ſilberig⸗grau. 

3. Hechtia argentea, Hort., Mexiko. Das Greifswalder, vor 
mehreren Jahren von Haage u. Schmidt erhaltene Exemplar dieſer Art 
gleicht ſo ſehr der vorhergehenden, daß ſich einem unwillkührlich die 
Frage darbietet, ob man es hier nicht nur mit einer Varietät zu thun hat. 

4. Hechtia cordylinoides, Baker, Bot. Mag. 6554, Mexiko. 
Im Habitus und der Belaubung iſt dieſe ſchöne Bromeliacee wie die 3 
vorhergehenden, unterſcheidet ſich aber weſentlich von ihnen durch die 
lockerere, äſtigere Inflorescenz und die kleineren Blumen. Die ſitzende 
Roſette hält etwa 4 Fuß im Durchmeſſer. Die 2 Fuß langen, 1½ 
Zoll breiten und an der Baſis etwa ½ Zoll dicken Blätter ſind von 
ſtarrem Gewebe, ſchmutzig grün, glatt, und laufen allmählig in eine ſte— 
chende Spitze aus. Sie ſind mit ſtechenden, ſichelförmigen, deltoidiſchen, 
braunen, ſtarken Dornen bewaffnet. Der dicke und aufrechte Blüthen— 
ſtiel iſt etwa 2 Fuß lang. 

5. Hechtia pitcairniaefolia, Verlot, Revue hort ic., 1868. 
(Pflanzen⸗Verzeichniß von Haage u. Schmidt 1885.) Bentham u. Hoo— 
ker zufolge muß dieſe Art zu der Gattung Rhodostachys gebracht 
werden. 

Als weitere Formen oder auch Arten werden noch genannt: 

Hechtia Roezli (von der Heiden.) 

Hechtia zebrina „ „ 1 

Hechtia glymeana, Hort. Bromel.-Berz. der Kew-Gärten. 
Hechtia longifolia Hort. 0 e # 
Hechtia Maclellani, Hort. N AA UDEE 1 

Die Gattung Hechtia iſt ausſchließlich mexikaniſch und repräſen⸗ 
tirt auf der nördlichen Hälfte des Continents die Gattung Dyckia von 
Braſilien und Argentina. Ein temperirtes Gewächshaus dürfte den Ar— 
ten am beſten zuſagen. 

III. Pourretia, Ruiz & Pavon. 

Inflorescenz einfach oder zuſammengeſetzt, traubig oder ährig, oder 
auch trugdoldig-fopfig. Blätter an der Spitze des Stengels merklich 
kleiner werdend. 

Die Autoren der Genera Plantarum bringen dieſe Gattung zu 
Billbergia. In den botaniſch-gärtneriſchen Schriften ſcheint nichts über 
dieſe Pflanzen, wenigſtens nicht unter dem Namen von Pourretia ver- 
öffentlicht worden zu ſein. Nichts deſtoweniger ſtoßen wir hier und da 
in unſern Sammlungen auf derartig benannte Pflanzen, ja von der Hei⸗ 
den führt in ſeinem Verzeichniß 9 Pourretien auf, nämlich 1. Pourre- 
tia argentea, P. arg. var. brevifolia, 2. P. coarctata, 3. P. flexi- 
lis, 4. P. gracilis, 5. P. Joinvillei, 6. P. longifolia, 7. P. panieu- 
lata, 8. P. violacea, 9. P. yuccoides. 

1. Pourretia argentea, die der Greifswalder Garten von dem Herrn 
von der Heiden erhielt, ſcheint nach dem jungen uns vorliegenden Exem— 
plar ſehr diſtinkt zu ſein, erinnert in ihrer Belaubung keineswegs an 
Billbergia, viel eher an die Gattung Karatas (Bromelia), vielleicht 
noch mehr an Rhodostachys. Ihre ſchmalen, ſtark zuſammengefalteten, 


12 


ſchwach zurückgekrümmten Blätter laufen ſehr ſpitz zu, auf der oberen 
Seite ſind ſie von einer glänzend hellgrünen Färbung, auf der unteren 
Seite ſind ſie mit einem weißen Filz gleichmäßig bekleidet. 

2. Pourretia coarctata R u. P. = Puya coarctata (Haage u. 
Schmidt) =Puya chilensis, Molina, Chile. 

3. Pourretia flexilis, Hort, Kew, Bromeliaceen-Liſte. 

4. Pourretia Joinvillei, Hort., wahrſcheinlich ſynonym mit Bro- 
melia Joinvillei, Van Houtte, dieſe wieder ſynonym mit Bromelia 
bicolor, R. u. P., Chile. 

5. Pourretia longifolia = Pitcairnia longifolia — Piteairnia 
paniculata R. u. P., Peru. 

6. Pourretia paniculata — Pitcairnia paniculata, R. u. P. 

Ueber Nr. 4, 8 und 9 haben wir bis jetzt nichts erfahren können, 
kennen die Pflanzen auch nur dem Namen nach. 

Pourretia mexicana, Hort., Kew, Bromeliaceen-Liſte, Haage u. 
Schmidt, 1885. 

Der Greifswalder Garten erhielt vor mehreren Jahren von dem 
Berliner eine Pflanze unter der Bezeichnung „Puya sp. sub nomine 
Pourretia, Chiles. Dieſelbe dürfte der Puya chilensis, Molina nahe 
ſtehen. — Wir werden nicht verfehlen, nach den Pflanzen der hier kurz 
beſprochenen drei Gattungen fleißig Ausſchau zu halten und hoffen dieſe 
Mittheilungen früher oder ſpäter vervollſtändigen zu können. 


— mn een 
P — —¼ 


Ueber künſtleriſche Verwerthung der Pflanzen. 
Von Profeſſor Ferdinand Cohn in Breslau. 
(Vortrag, gehalten in der Sektion für Obſt-Gartenbau in Breslau). 


Das Thema, welches ich mir heute erwählt habe, geſtattet eine dop— 
pelte Auffaſſung: Einmal können wir unterſuchen, welche Verwendung 
haben die Pflanzen in den bildenden Künſten gefunden? Anderſeits können 
wir uns mit der Frage beſchäftigen: in welcher Weiſe ſind die Pflanzen 
zu verwenden, um einen künſtleriſchen, oder, wie wir auch ſagen können, 
einen äſthetiſchen Eindruck hervorzurufen? Es möge mir geſtattet ſein, 
beide Geſichtspunkte hier zu berühren, da ich glaube, daß unſere Section 
die Aufgabe hat, die Gartencultur nach allen Seiten, alſo nicht blos 
nach der praktiſchen, ſondern auch nach der theoretiſchen, und insbeſondere 
auch nach der äſthetiſchen Richtung zu pflegen und zu fördern. Freilich 
werde ich mich nur auf einzelne Andeutungen beſchränken müſſen, da 
ſelbſtverſtändlich die Zeit nicht ausreicht, das Thema zu erſchöpfen. 

Schon ſeit den älteſten Zeiten ſind gewiſſe Pflanzenformen zu künſt⸗ 
leriſcher Darſtellung benutzt worden; doch iſt ihre Zahl eine auffallend 
geringe, ohne daß man gerade anzugeben vermöchte, warum von den 
unzähligen Geſtalten der Blumen und Blätter nur einige auserwählt, 
die übrigen, vielleicht nicht minder ſchönen von den Künſtlern vernach— 
läſſigt worden ſind. Der botaniſche Horizont der Künſtler iſt nicht viel 
weiter, als der der Poeten, die ſeit den Zeiten der alten Griechen kaum 


15 


andere Blumen zu bringen wiſſen, als Roſen, Lilien und Veilchen, wäh— 
rend ſie von dem übrigen Blumenflor kaum jemals Notiz nehmen. 

Bei der Verwerthung der Pflanzenformen in den Künſten müſſen 
zwei weſentlich verſchiedene Darſtellungsweiſen unterſchieden werden, die 
naturaliſtiſche und die ſtyliſirende. Die naturaliſtiſche Darſtellung beſtrebt 
ſich, die Pflanzengeſtalt möglichſt naturgetreu, am liebſten auch mit den 
natürlichen Farben nachzubilden, und dadurch in der Seele des Beſchauers 
das nämliche äſthetiſche Wohlgefallen zu erregen, wie es durch den Anblick 
der lebenden Pflanze erweckt wird; ſie wird daher vorzugsweiſe in der 
Malerei angewendet. Die naturaliſtiſche Pflanzendarſtellung finden wir 
in ſehr früher und vollkommener Ausbildung bei den Völkern Oſtaſiens, 
bei den Chineſen und Japanern. Namentlich Japan bietet Muſter natur- 
getreuer und zugleich künſtleriſch anmuthiger Abbildungen aus einer an 
Ziergewächſen ſo reichen Flora, die durch den ſchwarzen oder colorirten 
Holzſtich vervielfältigt, eben ſo oft zur Illuſtration von Büchern, als 
zur Dekoration von Papiertapeten, Fächern und anderen Gegenſtänden 
ſeiner Kunſtinduſtrie verwendet werden. Sehr reizvoll und originell iſt 
auch die japaniſche Methode der künſtleriſchen Pflanzendarſtellungen; ſie 
hat in den letzten Jahren auch in Europa allgemeine Nachahmung 
gefunden und eine vollſtändige Umwandlung unſeres Geſchmacks auf 
dieſem Gebiete herbeigeführt. 

Während unſere Künſtler bisher gewohnt waren, blühende Pflanzen 
ſo abzubilden, als ob ſie aus der Mitte des Bildes vom Grunde aus 
herausgewachſen wären, läßt der japaniſche Künſtler den blühenden Zweig 
von der Seite in anmuthiger Biegung quer über die Bildfläche ſich hin— 
ziehen, als ſei, durch ein Fenſter angeſchaut, ein Stück aus dem blühenden 
Gewächſe herausgeſchnitten. 

Die chineſiſche und japaniſche Blumenmalerei hat in Europa ſeit 
dem ſiebzehnten Jahrhundert vorzugsweiſe bei der Dekoration des Por- 
zellans und der Fayence Nachahmung gefunden, die ſich bekanntlich 
von Anfang an nach den Muſtern der oſtaſiatiſchen Kunſtinduſtrie gebildet 
hat. Vielleicht noch einflußreicher auf unſern Geſchmack haben die Blu— 
mendarſtellungen Indiens eingewirkt; hier hatten farbenreiche, zierliche 
Blumenmuſter von jeher zur Auszierung aller möglichen Gebrauchsgegen— 
ſtände gedient. Seit im vorigen Jahrhundert durch die Eroberung der 
Engländer die Handelsbeziehungen zwiſchen Indien und dem Abendlande 
ſich mehr und mehr entwickelten, hat auch ihre Nachahmung in den In⸗ 
duſtrien Englands, Frankreichs und der übrigen Nationen Europas Fuß 
gefaßt. Die Zeit des Rococco entlehnte mit beſonderer Vorliebe ihre 
Dekorationen von indiſchen Blumenmuſtern, und noch heut ſind die Blumen 
auf unſern Kleiderſtoffen, Stickereien, Tapeten meiſt nur mehr oder we— 
niger getreue Copien indiſcher Originale. 

Bei den Völkern des Weſtens wurde jedoch von jeher die ſtyliſirende 
Methode der Pflanzendarſtellung bevorzugt, welche nicht ſowohl nach 
getreuer Wiedergabe einer beſtimmten Pflanzengeſtalt ſtrebt, als vielmehr 
aus ihr nur das Motiv entnimmt, das frei und willkührlich nach rein 
künſtleriſchen Zwecken aus⸗ und umgeſtaltet wird. Die Pflanze wird 
zum Ornament, und es läßt ſich oft der Weg verfolgen, wie ein ſolches 


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Pflanzenornament in dem Lande der Zeit, wo es zuerſt aufkam, noch 
unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Naturobject zeigt, dem es nachgebildet 
wurde, im Lauf der Zeiten aber, und nachdem es auch von andern Völ⸗ 
kern übernommen wurde, ſich von der Urform immer mehr entfernt; 
ſchließlich wird es derſelben oft ſo unähnlich, daß man die größte Mühe 
hat, das Original herauszufinden. Dies iſt namentlich da der Fall, 
wo das Pflanzenornament nicht durch die farbige Malerei, ſondern plaſtiſch 
durch Verzierung von Bild und Bauwerken verwendet wird. Jedoch 
finden wir die ſtyliſirende Darſtellung der Pflanzen ſelbſt auf den far⸗ 
bigen Wandmalereien, mit denen die alten Aegypter ihre Tempel und 
Palaſtwände, die Griechen der ſpäteren Zeit, und nach ihrem Vorbilde 
auch die Römer ſeit dem Ende der Republik die Wände ihrer Wohnungen 
ausſchmückten, wenn dieſe Darſtellungen auch häufig die Pflanzen, denen 
ſie nachgebildet ſind mit Sicherheit erkennen laſſen, ſo ſieht man doch in 
der Regel, daß es dem Künſtler nicht um eine naturgetreue Abbildung, 
ſondern weit mehr um ein hübſches Ornament zu thun war. 

Unter den aus dem Pflanzenreich entlehnten Ornamenten ſtammen 
einige aus den älteſten Zeiten menſchlicher Kultur und haben ſich mit 
geringen Abänderungen bis auf den heutigen Tag im Gebrauch erhalten 
Die wichtigſten derſelben ſcheinen mir die folgenden zu ſein: 

1) Die Palmette; fie beſteht aus einer ungeraden Anzahl ſpatel⸗ 
keilförmiger Blättchen, die von dem mittelſten längſten aus nach beiden 
Seiten an Länge abnehmen, ſo daß ſie zuſammen einen kreisrunden Fächer 
bilden. Vergleichen wir mit der in Griechenland in Vaſenbildern, an 
Tempelfrieſen und auf Stirnziegeln in höchſter Eleganz ausgebildeten 
Palmette die rohen Darſtellungen der Palmen aus den Ruinen des alten 
Ninive, ſo wird es wahrſcheinlich, daß ſich die Palmette in der That 
aus der ſtyliſirten Darſtellung der Palmenkrone (Phoenix) entwickelt 
hat, wenn auch anderſeits das Fächerblatt der in Griechenland einheimi- 
ſchen Zwergpalme (Chamaerops) mit als Motiv benutzt fein mag. 

2) Die Roſette; eine Blume aus 4, 5 oder 6 oder mehr Blätt⸗ 
chen, die um einen gemeinſamen Mittelpunkt ſtrahlig geſtellt ſind; auch 
ſie findet ſich bereits auf den Palaſtwänden von Ninive; ſie kann als 
ſtyliſirte Darſtellung der einfachen Roſe betrachtet werden. In ausge⸗ 
bildeter Form zeigt die Roſette mehrere conzentriſche Kreiſe abwechſelnd 
geordneter Blätter, wie in einer gefüllten Blume. 

3) Die Lotosblume (Nymphaea Lotos oder coerulea). Das 
Ornament ſtammt wohl aus Aegypten oder den Euphratländern und 
zeigt 2 Hauptformen; die geſchloſſene, ſpitz elliptiſche Lotosblume, und 
die aufgeblühte Blume, oft nur durch drei Blättchen, ein mittleres, auf⸗ 
rechtes, und zwei ſeitliche an der Spitze nach außen umgebogene dargeſtellt. 
Sehr häufig find Knospen und offene Blumenkelche abwechſelnd an ein- 
ander gereiht; ſo bildeten ſie den Saum an den antiken Prachtgewändern; 
ohne Zweifel find auch die „Lilienknäufe“ wie das Lilienwerk des Salo— 
moniſchen Tempels als Lotos aufzufaſſen, da der Text hier das Wort 
„Schuchau“ hat, welches zwar gewöhnlich mit „Lilie“ überſetzt wird, 
aber eigentlich die aegyptiſche Bezeichnung für Lotos iſt. Aus dem Lotos 
hat ſich auch das bekannte, einer Iris ähnliche Lilienwappen entwickelt, 


15 


das ſchon im byzantinischen Kaiſerreich beliebt, von dem Haufe der Var 
lois als franzöſiſches Königszeichen adoptirt, jedoch auch anderwärts, z. B. 
von der Republik Florenz angenommen wurde. 

4. Der Acanthus; fein ſchönes, einem Cirſium oder Heracleum 
ähnliche Blatt diente bekanntlich in der ſpäteren griechiſchen und ganz beſon⸗ 
ders in der römiſchen Architektur zur Ausſchmückung der korinthiſchen 
Säulenkapitäle, in deren Mittelpunkt wieder eine Roſette befeſtigt iſt. 
Es iſt ein eigenthümlicher Anblick, wenn wir heut in Italien unter den 
Säulentrümmern antiker Tempel und Paläſte den Acanthus friſch hervor— 
ſproſſen ſehen, der ehemals den Künſtlern das Vorbild für ihre herrlichen 
Kapitäle dargeboten hatte. Auch die antike Arabeske verwendet in ihren 
Windungen ſtets und ausſchließlich das Motiv des Acanthusblatts; daſ— 
ſelbe kehrt bis auf den heutigen Tag in kleinen Abänderungen, aber 
immer leicht erkennbar, in allen Arabesken und unzähligen andern Orna⸗ 
menten wieder. Auch die Gothik hatte das Acanthus⸗Blatt angenommen, 
aber da dem Norden die Anſchauung des lebendigen Urbildes fehlte, 
daſſelbe in ihren „Krabben“ verkümmert und verunſtaltet. 

5. Die Ranke; ſie verbindet ſich gewöhnlich mit der Blume und 
dem Acanthus-Blatt zur Arabeske, iſt aber dem Motiv der Weinranke 
entlehnt, wie die der Spirale oft zugefügten Blätter und Trauben deut⸗ 
lich erkennen laſſen; ſeltener iſt die Ranke des Epheu mit feinen fo cha⸗ 
rakteriſtiſchen Blättern und Beeren angedeutet. 

Die hier aufgezählten Pflanzenformen ſind nahezu die einzigen, die 
ſchon in den älteſten Zeiten der Kultur zu Ornamenten ausgebildet, von 
der griechiſchen, dann von der römiſchen Kunſt aufgenommen und ver— 
edelt, im Mittelalter entſtellt, aber nicht vergeſſen, durch die Renaiſſance 
wieder hergeſtellt und fortentwickelt und bis zur Gegenwart in allgemei— 
ner Kunſtübung geblieben find. Andere Pflanzenformen treten nur ver- 
einzelt auf, z. B. die Früchte: der Pinienzapfen (auf den Bachantenſtä⸗ 
ben), der Granatapfel (u. a. ſchon am Saume des hohenprieſter⸗ 
lichen Gewandes), die Mohnkapſel, der Apfel; die Mandelblüthe (am fie- 
benarmigen Leuchter der Stiftshütte); der Oliven- und Lorbeer⸗Zweig 
u. a. Ein an den antiken Arabesken, ſowie den Kapitälen korinthiſcher 
Säulen ſehr häufig wiederkehrendes Ornament in Geſtalt eines eirunden 
hohlen, am Rande welligen, oben in eine gebogene Spitze ſich verjüngen- 
den Blattes, aus deſſen Grunde ein langer, pfriemförmiger Zahn auf— 
ſteigt, hat neuerdings Jakobsthal aus dem Blüthenkolben von Arum 
Dracunculus abzuleiten, und ſeine Entwickelung in ſpäterer Zeit bis in 
die Palmen der Kaſchmirſchawls zu verfolgen geſucht. Die Gothik be— 
reicherte den Schatz der Pflanzenornamente durch Aufnahme vieler ein- 
heimiſcher Blatt- und Blumenformen (Storchſchnabel, Erdbeere u. |. w.) 

Eine beſondere Wichtigkeit für die künſtleriſche Verwendung der 
Pflanzen hat ihre Gruppirung. Denn — und hierbei wenden wir uns 
zu der anderen Seite der Betrachtungen, zu denen unſer Thema Ver⸗ 
anlaſſung giebt — es kommt für die äſthetiſche Wirkung der Pflanzen 
nicht blos die Anmuth der einzelnen Formen und Farben, ſondern faßt 
noch in höherem Maße die Art ihrer Zuſammenſtellung in Betracht; 
erſt durch eine künſtleriſche Gruppirung gelangen dieſelben zu voller Wir⸗ 


16 


fung. Diejenige Art der Zuſammenſtellung, welche in Europa in den 
letzten Jahrzehnten faſt ausſchließlich in Mode war, das Bouquet, iſt 
eine Erfindung der Neuzeit und zwar eine recht geſchmackloſe, die auch 
wieder in Abnahme zu kommen beginnt. Wie das Wort. ſo iſt auch 
die Sache aus dem einfachen Strauß oder Buſch hervorgegangen, der 
kunſtlos aus den Blumen des Feldes oder des Gartens zuſammengebun— 
den wird. Doch erſt als der deutſche Buſch in das franzöſiſche Bou— 
quet umgewandelt war, iſt er ſalonfähig geworden, hat aber mit feiner 
ſteifen Papiermanſchette, ſeinen auf Drath gezogenen, in grellen Farben⸗ 
contraſten zur flachen Scheibe aneinander gedrückten Treibhausblumen jede 
Spur von natürlicher Anmuth eingebüßt. Beſonders extravagante Pro— 
ducte liebt Italien mit ſeinen Rieſenbouquets von der Größe eines Wa⸗ 
genrades, von denen ich auf der großen italieniſchen Gartenausſtellung 
zu Turin im Jahre 1882 wahre Monſtra ſah. Am ſchlechteſten eignet 
ſich das Bouquet mit ſeiner umgekehrten Kegelform für die Vaſe. in der 
es gewöhnlich untergebracht wird; größeren Geſchmack zeigen die Japaner 
und Chineſen, welche in ihre Blumenvaſen nur einen einzelnen, reich mit 
Blüthen geſchmückten Zweig ſtellen. Die in neuerer Zeit allverbreiteten 
Makartbouquets eignen ſich zwar durch ihren architektoniſcheu Aufbau zur 
Dekorirung größerer Räume, und ihre bleichen Wedel und Riſpen har- 
moniren mit den jetzt herrſchenden gebrochenen Farben unſerer Zimmer— 
einrichtung; doch können ſie, da ſie nur aus künſtlich getrockneten und 
gebleichten Pflanzen gebildet werden, ebenſowenig zum Kapitel der Ver— 
wendung natürlicher Pflanzen gerechnet werden, als die virtuoſen Lei⸗ 
ſtungen moderner Blumenmoſaik aus künſtlich gefärbten Immortellen. 

Das claſſiſche Alterthum kannte unſere Bouquets nicht, deſto grö— 
ßeren Gebrauch macht es von zwei anderen Arten der Pflanzengruppi⸗ 
rung, welche heute nur noch ſelten in künſtleriſcher Geſtaltung uns begegnen, 
dem Kranz und der Guirlande; beide Formen finden wir auch in reich— 
licher Verwendung in den römiſchen Wandmalereien, wie in plaſtiſcher 
Nachbildung als Relief an Architraven, Poſtamenten und Altären. Die 
zwiſchen den Säulen aufgehängte Guirlande oder das Blumengebinde 
wurde im alten Griechenland gleich dem Kranze von kunſtſinniger Hand 
geflochten, ſo daß die Kranzflechterin mit dem Blumenmaler in künſtle⸗ 
riſchen Wettkampf zu treten wagte, wie uns dies von dem Maler Pau⸗ 
ſias und der Glycera von Sikyon berichtet wird — ein Kampf, der be- 
kanntlich Göthe zu einer feiner reizendſten Elegieen angeregt hat. So— 
weit wir aus den erhaltenen Darſtellungen urtheilen können, übertrafen 
die antiken Blumengewinde, aus Oelbaum⸗, Lorbeer⸗, Zerreichen⸗ oder Pi⸗ 
nienzweigen gewunden, mit eingeflochtenen Blumen und Früchten, unſere 
heutigen Guirlanden aus Fichten oder Tannen mit eingebundenen Stroh⸗ 
oder Papierblumen bei weiten an maleriſcher Anmuth; ein Abglanz der⸗ 
ſelben erſchien im Zeitalter der Renaiſſance in den Feſtons, mit denen 
Giovanni da Undine die Loggien des Vaticans ausſchmückte. 

Die Kränze ſpielten im antiken Leben eine ſo hervorragende Rolle, 
daß wir uns ſchwer eine richtige Vorſtellung davon machen können. Sie 
gehören gewiſſermaßen zur officiellen Feſttoilette beider Geſchlechter; da— 
her bekränzte man ſich nicht bloß, wenn man in den Tempel zu Opfer 


17 


und Gebet oder zu einem religiöſen Feſte ging, ſondern auch bei Hoch⸗ 
zeits⸗ oder Begräbnißfeierlichkeiten, ja jedesmal, wenn man fi in Ge⸗ 
ſellſchaft oder zur feſtlichen Mahlzeit begab. Die Kränze vertraten da- 
mals auch in gewiſſer Weiſe unſere Preismedaillen und Ordenszeichen; 
denn ſie wurden von Staatswegen als Belohnung für hervorragende 
Leiſtungen zuerkannt. 

Daß die von dem Preisgericht den Siegern bei den großen natio— 
nalen Feſtſpielen der Griechen zuerkannten Preiſe aus Lorbeer⸗, Oel⸗ 
baum, Pinien⸗ oder Eichenkränzen beſtanden, iſt bekannt; dagegen war 
in Rom die Sitte der Belohnung militäriſcher Verdienſte durch Kränze 
beſonders ausgebildet; es gab verſchiedene Grade ſolcher Ehrenkränze; 
der Mauerkranz wurde dem gegeben, der zuerſt die Mauer der feindli— 
chen Stadt erſtiegen, der Wallkranz dem, der als Erſter den Wall des 
Feindeslagere überſprungen; der Schiffskranz dem, der ein Schiff ero— 
bert. Weit höher als dies wurde der Bürgerkranz geehrt, den der er⸗ 
hielt, welcher einem Bürger das Leben gerettet; er war aus Eichenzwei— 
gen geflochten, der Beſitzer durfte ihn immer tragen und erhielt hohe 
Privilegien; wo er öffentlich erſchien, wurde ihm durch Erheben von den 
Sitzen, ſelbſt vom Senat, die Honneurs gemacht, und er genoß für ſich, 
ſeinen Vater und ſeinen Großvater volle Abgabenfreiheit. Der höchſte 
von allen Ehrenkränzen war der Graskranz, welcher dem, der eine bela⸗ 
gerte Stadt oder ein Heer aus der Gefahr der Vernichtung befreit, von 
den durch ihn Geretteten überreicht wurde; er war aus Gräſern, Kräu— 
tern und Laub geflochten, das aus dem befreiten. Boden ausgeriſſen ward; 
dieſer nur ſelten verliehene Ehrenkranz wurde höher geſchätzt als die 
koſtbarſten Kronen aus Gold und Edelſtein. 

Selbſt die Naturforſcher legten auf die Kränze ſolches Gewicht, 
daß Theophraſt und faſt alle ſeine Nachfolger die zu Kränzen geeigneten 
Pflanzen in eine beſondere Abtheilung des Pflanzenſyſtems, als Kranzge— 
wächſe (Stephanomata) vereinigten; auch Plinius widmet den Kranz— 
1 (Plantae coronariae) ein beſonderes Buch (Das einundzwan- 
zigſte.). 

Wie die antiken Kränze ausgeſehen haben, erkennen wir aus den 
vielen bekränzten Büſten in unſeren Muſeen. Julius Cäſar ſoll den 
Lorbeerkranz getragen haben, um ſeine Glatze damit beſſer zu decken; 
der Vatican beſitzt Büſten von Tiberus, Claudius und andern Kaiſern 
mit der Bürgerkrone aus Zerreichenlaub; viele antike Frauenköpfe (ge⸗ 
wöhnlich als Flora gedeutet) ſind mit dem Blumenkranze geſchmückt. 
Auch auf den Münzen ſind die Köpfe der Fürſten oft bekränzt; endlich 
fehlen auch nicht Abbildungen von Kränzen in den Wandgemälden von 
Rom und Pompeji. Allerdings bemerkt Plinius, daß keine Kunſt der 
Malerei die Mannigfaltigkeit der Formen und Farben im Kranze wie⸗ 
derzugeben vermöge, ſei es nun, daß vielerlei Blumen abwechſelnd mit 
einander verbunden, oder daß die verſchiedenen Arten in geſonderten Schnü— 
ren im Umfang des Kranzes, gewiſſermaßen wie ein Kranz um den an- 
dern, oder auch ſchief um denſelben verlaufen. 

Schwieriger iſt auszumitteln, wie eigentlich die Kränze der Alten 
angefertigt wurden, beſonders wenn man daran denkt, daß dieſelben nicht 

Hamburger Blumen“ und Gartenztg. Band 42. (1886.) 2 


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gar zu ſchwer fein durften, da fie ja während der langen Mahlzeiten 
auf dem Kopfe getragen werden ſollten. Hielten es doch gelehrte Aerzte 
wie Mneſitheus und Kallimachus, für nothwendig, über die mediciniſchen 
Wirkungen zu ſchreiben, welche die verſchiedenen Blumengerüche der bei 
der Mahlzeit getragenen Kränze auf den Kopf ausüben. Daß die jun⸗ 
gen Studenten der Weltweisheit in Athen ſchon am Vormittag mit dem 
Blumenkranze auf dem Kopf vom Syenpoſion her in die Vorleſungen 
ihrer Lehrer kamen, tadelt der ernſte Plinius mit derſelben Entrüſtung, 
die wir heute etwa über den Frühſchoppen laut werden hören. 

Von Plinius erfahren wir übrigens, daß auch bei den Kränzen der 
Alten die Mode ein großes Wort mitzuſprechen hatte: man habe früher 
Kränze nur beim Gottesdienſte getragen, oder ſie als Auszeichnung für 
den Sieger im Kriege oder bei den zu Ehren eines Gottes angeſtellten 
Feſtſpielen zuerkannt; auch ſeien es urſprünglich nur Laubkränze geweſen, 
den erſten Blumenkranz habe die ſchon obenerwähnte Glycera von Si— 
cyon (nach dem Jahre 377 v. Chr.) erfunden; das unter dem Namen 
„die Kranzflechterin“ berühmte Bild des Malers Pauſias, in welchem 
dieſer ſeine kunſtſinnige Freundin abgemalt hatte, war in Rom wenigſtens 
in einer Copie zu ſehen, welche Lucullus in Athen für 6000 Mark ge- 
kauft hatte. Wenn im Winter in Rom die Blumen fehlten, ſo benutzte 
man wie heutzutage Kränze aus künſtlichen Blumen. Doch wurden auch 
Immortellen zu den Winterkränzen verwendet. Unverwelkliche, amaran- 
thus, nannten ſie die Alten, ſie wurden vorzugsweiſe aus Egypten be⸗ 
zogen, und bildeten einen bedeutenden Ausfuhrartikel der alexandriniſchen 
Gärtner; doch begannen dieſe ſchon in der erſten Kaiſerzeit, auch friſche 
Blumen und beſonders Roſen in ganzen Schiffsladungen während des 
Winters nach der Welthauptſtadt Rom zu exportiren. Wenn damals 
Rom ſeine Roſen aus Alexandria bezog, wie wir heute aus Nizza, ſo 
beſchwerten ſich die römiſchen Gärtner, welche inzwiſchen die Roſen im 
Winter unter Glas zu treiben gelernt hatten, über die fremde Concurrenz, 
wie wir aus einem Epigramm Martial's erſehen. 

Plinius erzählt uns weiter, daß außer den mit Stielen zuſammen⸗ 
geflochtenen auch genähte oder vielmehr zuſammengefädelte Kränze in 
Gebrauch waren, und daß man namentlich die Roſenkränze, um ſie leich— 
ter zu machen, aus aneinander gefädelten Blumenblättern zuſammenſetzte; 
dann heftete man Schleifen an den Kranz, bei den etruriſchen Kränzen 
mußten es goldene Schleifen ſein; Claudius Pulcher (um 180 v. Chr.) 
ließ zuerſt in dieſelben Verzierungen eingraviren. Der reiche Craſſus 
ſpendete bei den Feſtſpielen, die er im Jahre 211 vor Chr. gab, zuerſt 
Kränze von purem Gold und Silber. Es werden ſelbſt Kränze mit 
Edelſteinen erwähnt. Bei den Kränzen, welche man beliebten Schauſpie⸗ 
lern zuwarf (Corollaria) waren jedoch die Blätter aus dünnem Kupfer- 
10 und nur vergoldet oder verſilbert, wie uns ebenfalls Plinius be⸗ 
richtet. 

Craſſus iſt übrigens nicht der Erfinder der Kränze aus echtem 
Gold. Die Etrusker, die Hellenen und andere Völker des Alterthums be— 
gruben bereits ihre Helden mit dem Kranz aus goldenen Lorbeerblättern 
und unſere Muſeen ſind reich an ſolchen goldenen Grabkränzen. Aus noch 


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älterer Zeit ſtammen die Guirlanden und Kränze, mit denen die egyp⸗ 
tiſchen Pharaonen aus dem Hauſe der Ramſes bei ihrer Beiſetzung ge⸗ 
ſchmückt wurden. Brugſch hatte im Jahre 1881 die Gräber der XX 
Dynaſtie (1200 - 1100 v. Chr.) in Deir el Bahari aufgedeckt, Schwein⸗ 
furth die Grabkränze 1883 botaniſch unterſucht, ſie beſtehen meiſt aus 
den in der Mitte quer zuſammengebrochenen Blättern der Persea (Mi- 
musops Schimperi) oder der Saſſafweide und aus den Blumenblät⸗ 
tern des Lotus, die mit Fäden aus Palmenblättern aneinander geheftet 
waren. In dem Sarkophag von Ramſes II., dem Pharao aus Moſeszeit, 
deſſen Sarg ein Jahrhundert nach ſeinem Tode erneuert wurde, fanden 
ſich noch mehrere Ellen Blumengewinde. Schweinfurth konnte aus den 
in den Grabgewölben unverſehrt mit vollen Farben erhaltenen Blumen 
eine kleine Flora des alten Egypten zuſammenſtellen. 

Der Gebrauch der Kränze und Guirlanden, der im Alterthum eine 
ſo außerordentlich große Verbreitung hatte, wurde von der Kirche be— 
kämpft, welche in der Bekränzung des Hauptes eine heidniſche Sitte ver⸗ 
dammte; mehr vielleicht trug zur Verdrängung dieſer Sitte das Zurüd- 
ſinken der alten Kultu rländer in die Barbarei bei, welches vor allem den 
Gartenbau zu Grunde richtete und dadurch auch den alten Blumenreich— 
thum vernichtete. Ganz iſt jedoch die alte Sitte der Bekränzung nie— 
mals verſchwunden und es iſt nicht zu bezweifeln, daß ſie von Jahr zu 
Jahr fi wieder weiter und weiter ausbreitet. Wieder, wie bei den al⸗ 
ten Pharaonen, werden Sarg und Grab mit Blumengewinden und Krän— 
zen überſchüttet, werden die Feſträume mit einer Blumenhülle decorirt, 
und wenn es auch nicht wahrſcheinlich iſt, daß die Herrenwelt wieder 
wie im Alterthum mit Roſenkränzen auf dem Kopfe ſich zum Diner ein— 
finden wird, ſo haben es ſich doch die Frauen ſchon längſt nicht nehmen 
laſſen, wenu ſie ſich in feſtlicher Toilette zeigen, Haar und Kleid mit 
Blumengewinden zu ſchmücken; mehr und mehr werden dabei die künſt— 
lichen Blumen, trotz ihrer oft bewunderungswürdigen Naturtreue, von den 
lebenden verdrängt; in England, Frankreich, neuerdings wohl auch bei 
uns pflegt ſelbſt der Herr bei ſolcher Gelegenheit wenigſtens mit einer 
Roſe im Knopfloch zu erſcheinen. Der Blumenluxus unſerer Zeit hat 
eine Höhe und allgemeine Verbreitung erreicht, wie wohl noch nie; ſeit 
einem Jahrzehnt macht ſich auch in Deutſchland von Berlin, Erfnrt, 
Frankfurt ausgehend, in der Anordnung der Blumenkränze, Gewinde, 
Körbe, Tafelaufſätze und anderer Pflanzengruppirungen künſtleriſcher 
Geſchmack in immer feinerer Ausbildung geltend, und ich zweifle nicht 
daran, daß gar manche unſerer modernen Kranzflechterinnen ſich ihrer be— 
rühmten antiken Collegin Glycera ſehr wohl an die Seite ſetzen könnte. 


Die Brotfrüchte des Congo⸗Negers. 
Von H. Nipperdey, Vivi (Congo). 


Vor nun mehr einem Jahre ging ich, einem Rufe der belgiſchen 
Congo⸗Geſellſchaft folgend, nach Afrika, um dort europäiſchen Gemüſe⸗ 
* 


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bau einzuführen und um Verſuche für Plantagenbau zu leiten Meine 
ſchönen Träume von jungfräulichem Boden, von Caffee- und Baumwol⸗ 
len⸗Anpflanzungen waren bald dahin, als ich die dürren Grasſteppen 
und den ſteinharten, rothen Lehmboden des Congo-Hochlandes zu ſehen 
bekam. Ehe ich irgend etwas begann, richtete ich mein Augenmerk auf 
die Anpflanzungen der Neger, annehmeud, daß die Leute, trotz geringer 
Intelligenz, dennoch durch langjährige Erfahrungen bei ihrer Landwirth⸗ 
ſchaft geleitet ſein müßten. 

Was ich geſehen, werde ich dem geneigten Leſer in möglichſt gedrun⸗ 
gener Form hier zu veranſchaulichen ſuchen. 

Das ganze Hügel⸗ und Bergland am unteren Congo beſteht aus 
mächtigen Grasſteppen, nur in den engen Thälern oder an flachen Berg: 
hängen findet man dichte Baumvegetation. Wo nun der Neger etwas 
fruchtbare Erde findet, da legt er den Baum- und Strauchbeſtand nie⸗ 
der, verbrennt das Gras und gründet ſeine Dörfer und Anpflanzungen. 
Sobald die niedrigen Hütten aus Gras und den Blattſtielen der Del- 
palme, Elaeis guineensis oder bisweilen auch der Weinpalme, Raphia 
vinifera aufgebaut find, gehen die Weiber und Sclaven mit ihren kur⸗ 
zen Hacken hinaus, um den Boden zu bearbeiten. Merkwürdig iſt, daß 
die meiſten Nährpflanzen im Weſten Afrikas wie Manihok, Arachis, 
Batate, Mais und Negerbohne (Cajanus indicus) erſt durch die Por- 
tugieſen im Laufe der letzten 3 Jahrhunderte eingeführt ſind. Unwill⸗ 
kürlich ſtellt man ſich die Frage: Wovon hat der Neger vor dieſer Zeit 
ſein Leben gefriſtet, denn heutzutage lebt er faſt nur von Pflanzen-Koſt. 
Hühner, Ziegen und ſehr vereinzelte Schafe zieht er faſt ausſchließlich 
zum Verkauf an den Weißen. Als Brotpflanze behauptet der Manihok, 
Manihot utilissima, Euphorbiaceae, den erſten Platz, der größte Theil 
der Anpflanzungen beſteht aus Manihok-Feldern. Vom Manihok berei⸗ 
ten die Negerweiber das Chikoanga oder Kikwanga, indem ſie die 
großen fleiſchigen Wurzeln von ihrer Rinde befreien, dann einige Zeit 
in Waſſer legen, zerſtoßen und darauf in Brotform und in Bananen⸗ 
blätter eingewickelt, der Gährung überlaſſen. Friſches Manihok- Brot iſt 
warm, als käme es eben aus dem Backofen, es iſt von grauer Farbe, 
lockerer Conſiſtenz und ſchmeckt in Butter gebraten nicht übel. Das 
Pflanzen des Manihoks geſchieht durch Steckholz und zwar auf hügel- 
förmigen, länglichen Beeten, die unſern Spargelbeeten gleichen. Manihok 
braucht mindeſtens ein bis anderthalb Jahr, um Ertrag zu liefern und 
wird ſtets in der trockenen Jahreszeit angepflanzt. In 2ter Linie ſteht 
die Erdnuß, Arachis hypogaea, Leguminosae, von den Eingeborenen 
„Nguba“ oder pinta genannt; ſie iſt mit geringen Boden zufrieden und 
liefert dem Neger nicht nur einen Hauptbeſtandtheil ſeiner Nahrung, ſon⸗ 
dern iſt auch neben der Oelpalme eine ſehr ergiebige Oel-Pflanze. Nguba 
werden theils roh, theils geröſtet gegeſſen und auch ſie geben zerſtampft 
und geröſtet eine Art Brot in Kuchenform. Die Ground oder Pik-Nuts, 
wie der Engländer die Arachiden nennt, bilden ſchon jetzt einen bedeu- 
tenden Ausfuhrartifel von der Weſtküſte, fie liefern ein ſchönes, klares 
Oel, welches dem feinſten Provence-Oel weder an Geſchmack noch an 
Klarheit nachſteht und bald dem letzteren eine gefährliche Concurrenz auf 


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dem Markte bereiten wird. — Cajanus indicus, der Erbſenſtrauch, 
vom Neger „Wandu“ genannt, liefert in feinen erbſenartigen Früchten ein 
gutes nahrhaftes Gemüſe. Cajanus wird ſelten allein, ſondern meiſt 
mit Mais als Zwiſchenfrucht angebaut und trotzdem erſtere mehrjährig 
iſt, behandelt ſie der Neger doch nur als einjährige und ſäet ſie jedes 
Jahr friſch aus. Die ſüße Kartoffel, Batate, Convolvulus Batatas, 
kann nur auf ſehr gutem, feuchtem Boden angebaut werden, weshalb 
man ſie auch ſeltener antrifft; ſie wird aus krautigen Stecklingen gezo⸗ 
gen, die zu 5—6 zuſammen in kleine Erdhaufen geſteckt werden. Genoſ— 
ſen wird ſie roh, in Waſſer gekocht oder in heißer Aſche geröſtet. 

In gleichem Range mit der ſüßen Kartoffel ſteht die Lams-Wur⸗ 
zel, Dioscorea Batatas, auch ſie findet man ſelten in großen Mengen; 
der Neger genießt ſie gekocht oder geröſtet. Alle bisher aufgezählten 
Brotpflanzen, mit Ausnahme des Manihoks, würde der Neger zur Noth 
entbehren können, nur noch zwei ſind ihm unumgänglich nöthig, das iſt 
die Banane und die Oelpalme. Die Banane wird im ganzen Weſten 
Afrikas in zwei Arten cultivirt, welche ſich beide nicht durch Samen, 
ſondern durch Sproſſen fortpflanzen. Die eine, Musa paradisiaca mit 
kleinen länglich ovalen und ſüßen Früchten und mit braunem Anflug auf 
Stamm und Blattſtielen; die andere Musa sapientum mit bis zu 2° (?) 
langen ſtark gebogenen mehligen Früchten und rothen Anflug auf Stamm 
und Blattitielen. *) Die ſüße Banane nennt der Neger Betiba oder 
Bitiba, ſie wird meiſt roh oder in Aſche gebraten gegeſſen und ſchmeckt 
in Butter gebraten vorzüglich. Die „Mako ndo“ oder Plantains der 
Engländer (Musa sapientum) wird gekocht und geröſtet, ihr Fleiſch iſt 
mehlig und kommt im Geſchmack unſerer Kartoffel nahe. Aus Banana- 
faſer webt der Eingeborene eine Art Stoff, welcher überall da getragen 
wird, wo ihm europäiſche Stoffe noch nicht zugänglich oder doch ſchwer 
erreichbar ſind; eine Baſtmatte von großer Feinheit giebt den beſten Be— 
griff für „Native cloth“. 

Die Oelpalme ſchließlich, Elaeis gu ineensis iſt die Pflanze, ohne 
die man nie ein Negerdorf im Weſten Afrikas antreffen wird, wie könnte 
auch wohl ein Neger ohne Palmöl leben? Die reifen rothgelben Palm— 
nüſſe werden gekocht und von ihrem Fleiſch befreit; der ſo entſtandene 
fette Brei wird zu faſt jeder anderen Speiſe als Zugabe und Würze genoſ— 
ſen, außerdem bereitet der Neger daraus ſein „Momba“ oder Palm- 
oil-chop, wie es der Engländer nennt. Wie oben erwähnt, liefert die 
Oelpalme Baumaterial, aber nicht nur das, ſie giebt ihm auch Malafu 
oder Palmwein. Letzteren gewinnt der Neger, indem er die Palme 
dicht unter der Krone anbohrt, in die Oeffnung eine kleine Rinne ſteckt, 
an die er eine Kürbisflaſche befeſtigt. Kommt man in ein Negerdorf, 
ſo iſt man im erſten Augenblick verleitet, die „Calibassen“ an den Pal⸗ 
men für Früchte zu halten, denn an jedem Baume ſind deren 3—4 auf- 
gehängt. Laſſen Sie mich nun noch auf 2 Genußmittel hinweiſen, die der 
Congo⸗Neger baut, es ſind dies Tabak und eine Art Hanf. Tabak ge⸗ 
deiht in den ſumpfigen Congoufern ausgezeichnet, er wird mit Beginn 


*) Dies dürften eher zwei Varietäten ein und derſelben Art fein. Ge. 


22 


der trocknen Jahreszeit, wenn der Fluß zu ſinken beginnt, gepflanzt und 
mit Beginn der Regenzeit geerntet. Jedenfalls kommt der Congo⸗Ta⸗ 
bak dem in der Pfalz gebauten Tabak an Güte gleich, er wird von je— 
dem Weißen in Ermangelung eines Beſſeren geraucht und würde bei 
richtiger Behandlung und Sortenauswahl jedenfalls noch bedeutend beſſer 
ſein. Der Gebrauch des Cannabis ſcheint von Oſtafrika eingeführt zu 
ſein; man kann in der Nähe der Dörfer allnächtlich die Neger furchtbar 
huſten hören, was ſtets geſchieht, wenn fie Haſchiſch rauchen. Der Ne- 
ger raucht getrocknetes Cannabis-Kraut aus 2 Arten von Pfeifen; aus 
einer kleinen thönernen von der Größe eines Fingerhutes und aus einer 
Art Waſſerpfeife, die er aus einem Flaſchenkürbis baut, der Kopf zu letz— 
terer wird aus einer Batate geſchnitten. Als Letztes bleiben uns noch 
einige Fruchtbäume übrig, die in faſt jedem Negerdorf zu finden ſind 
es find dies eine Citrus spec., wahrſcheinlich C. Limonium und Carica 
Papaya. Die Ananas wird manchmal angepflanzt, meiſtentheils aber 
verwildert und zwar in koloſſalen Mengen in den engen und ſchattigen 
Seitenthälern des Congo gefunden. Die Ananas reift hier ihre Samen, 
und die Eingebornen tragen ſelbſt zur Verbreitung am meiſten bei, indem 
ſie die ungenießbaren Schalen mit ſammt dem Samen ſorglos wegwerfen. 
— Dies über die Nährpflanzen und die Landwirthſchaft der Ein— 
geborenen vom Congo. Der europäiſche, weiße Landwirth oder Gärtner 
hat mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, denn an Arten, die ſich 
für den Weißen eignen, iſt der afrikaniſche Boden unfruchtbar, nur da, 
wo die nöthige Feuchtigkeit vorhanden, iſt Ertrag zu erwarten und 
ſolche Plätze ſind ſtets ungeſund. 


Der botauiſche Garten von Lüttich.“) 
Aus dem Franzöſiſchen von R. Ewart, Garteneleve in Greifswald. 


Der Garten des botaniſchen Inſtituts bildet ein Fünfeck, welches 
in ſeiner Oberfläche 4 Hekt. 73 Ar umfaßt. 

Zwei Hauptpforten bilden den Eingang, von denen die eine ſich an der 
Louvrex⸗Straße gegenüber der „botaniſchen Gartenſtraße“ befindet, die 
andere auf die Anges-Straße hinausgeht. Kleinere Nebenpförtchen ge— 
ſtatten den Zutritt auch von den anderen anſtoßenden Straßen. 

Auf dem höchſten Theile des Gartens, 8 M. über der Höhe des 
Eingangs und ſo zu ſagen an die Fouſch Straße angelehnt, erheben ſich 
hintereinander 2 Gebäudegruppen, die durch eine Verzierungsterraſſe ge— 
trennt find. Dieſe Konſtruktionen beſtehen zum Theil aus Gewächshäu⸗ 
ſern, theils aus andern hierher gehörigen Baulichkeiten. 

Von dem Platze ausgehend, auf welchem ſich die Gebäude erheben, 
fällt der Boden unmerklich in ſanfter Neigung ab bis zu der Anges— 
und Louvrex⸗Straßenecke, bei welcher ſich der Haupteingang befindet. Mit 

*) La Belgique Horticole, San. und Febr. 1885. „L’institut Botani- 
que de l' Université de Liege“, 


23 


einem einzigen Blick kann man von diefer Seite aus den Garten und 
die Gebäude, welche ihn im Norden beherrſchen, überſehen. 

Schöne und breite Wege in geſchlungenen Linien durchſchneiden den 
Garten und geſtatten den Spaziergängern und Studirenden ein leichtes 
Umhergehen. 

Der 6 M. breite Hauptweg trennt den Garten in einen Mittel⸗ 
und einen Außentheil. Der erſte umfaßt die Cryptogamen, die Mono- 
co tyledonen, die Felsparthie, den Teich, einen weiten für die Blumenkul⸗ 
tur beſtimmten Raſenplatz und eine ſchattige, aus den höchſten Bäumen 
zuſammengeſetzte Gehölzgruppe. Der zweite Theil wird von den Gymno— 
spermen, den Dicotyledonen und von Specialanpflanzungen eingenom— 
men. Andere 2 oder 3 M. breite Nebenwege trennen die weiteren, ſyſte— 
matiſchen Gruppen, wie z. B. die Monochlamideen, die Polypetalen 
und die Gamopetalen. Die Anlage des Gartens ſteht alſo in Ueber— 
einſtimmung mit der botaniſchen Klaſſification. 

Zahlreiche Fußſteige, welche in die großen Beete hineinführen, um— 
geben jede natürliche Familie, bisweilen ſelbſt jede ihrer Unterabtheilun— 
gen. Sie ſind nur den Studirenden zugänglich. Die Beete, auf welchen 
man die botaniſchen Sammlungen kultivirt, ſind gemeiniglich im Raſen 
eingeſchnitten; ſie haben alle gewundene Contouren und zeigen die verſchie— 
denſten Formen: ſie ſind gruppirt und je nach den natürlichen Verwandt— 
ſchaften mehr oder weniger einander genähert. In jeder Abtheilung ſind 
die Gewächſe in maleriſcher Weiſe geordnet und zwar unter möglichſter 
Berückſichtigung ihrer ſyſtematiſchen Verwandtſchaft, ihres Baues, ihrer 
phyſiologiſchen Anforderungen und je nach dem Grade ihrer Schönheit. 
Mehrere ſind von kleinen Steingrotten umgeben: andere wachſen in klei— 
nen ausgemauerten Baſſins, die von fließendem Waſſer Zufluß erhalten. 

Die bei Anlegung der botaniſchen Schule befolgte Ordnung ſteht 
im Einklang mit derjenigen des natürlichen Syſtems in ſeinen Bezieh— 
ungen zur morphologiſchen Entwickelung. Von einer Quelle aus, die 
auf der öſtlichen Seite der Felsgruppe entſpringt, ſcheint ſich das Pilan- 
zenreich zu ent wickeln. Dieſelbe beherbergt in ſich Algen und an ihren 
Ufern hat man den Hepatikas und Moſen ihren Platz angewieſen, der 
Bach, welcher aus ihr entſpringt, geht an den Farnen, Equisetaceen, 
Lycopodiaceen vorbei und erhält für diejenigen Selaginellen, Pilula- 
rien und Marsilias, die im Freien hart find, die nöthige Friſche. Alle 
dieſe archegoniſchen Kryptocamen werden ungefähr in der Mitte des Gar— 
tens, nahe bei der weſtlichen Ecke der niedrigen Häuſer kultivirt. Ein 
wenig nach Süden, gleichfalls noch in der Mitte, befinden ſich die Mo- 
nocotyledonen, welche 3 Hauptgruppen bilden, deren ſpecielle Einthei- 
lung etwas von der in Deutſchlands botaniſchen Gärten angenommenen 
abweicht. 

Die Gymnospermen oder vielmehr die Coniferen find zum großen 
Theil an der Nordoſtecke des Gartens, welche durch die Louvrex- und 
Fouſch⸗Straße gebildet wird, vereinigt Sie bedecken auf dieſer Seite 
einen ſchroffen Abhang, deſſen Höhepunkt von dem botaniſchen Inſtitut 
eingenommen wird, während ſich an ſeinem Fuße die Wohnung des Ober⸗ 
gärtners befindet. Einige ſtehen noch auf den großen Raſenſtücken zerſtreut. 


24 


Die Dicotyledonen nehmen den äußeren Umkreis des Gartens längs 
der Courtois-, Nyſten⸗, Anges- und Louvrex⸗Straßen ein. Im Hinter⸗ 
grunde nach Südweſten und Süden hin bilden die holzartigen Mono- 
chlamydeen ein dichtes Gehölz, in deſſen Nähe die Euphorbiaceen, Ur— 
ticaceen, Polygoneen, die Chenopodiaceen, Amararantaceen und 
auch die Begoniaceen ihr Gedeihen finden. Dieſe führen zu den Po— 
lypetalen, die im Weſten angepflanzt und in Hypanthifloren und Tha- 
lamifloren getrennt find. Auf der anderen Seite, d. h. im Oſten, fom- 
men dann die Gamopetalen in 4 Gruppen. 

Die große Pflanzenſchule wird durch einige Specialſammlungen ver- 
vollſtändigt. 

Eine ausgedehnte Felsparthie iſt für die alpinen Gewächſe ausſchließ— 
lich beſtimmt. Sie nimmt den höchſten Theil des Gartens nahe der 
Mitte ein. Ihre Form iſt die eines Halbmondes und iſt in 3 Haupt⸗ 
maſſen getheilt, die aus Sand-, Kalk- und Tufſtein beſtehen und durch 
tiefe Einbuchtungen von einander getrennt find. So bietet fie die man— 
nigfachſten Lagen: auf der Höhe auf kleinen Plattformen hat man das 
Miniaturbild einer Alpenweide und Moorlandſchaft dargeſtellt. Unter 
einer dieſer Gruppenabtheilungen befindet ſich eine Grotte für die Hy- 
menophyllen und unter einer anderen ein kleiner Eiskeller. Fließende 
Gewäſſer, die ſich ſtaubartig vertheilen, unterhalten Tag und Nacht die 
nöthige Friſche. Die Waſſerflora entfaltet ſich in kleinen Baſſins, die 
in der Pflanzenſchule zerſtreut liegen, ſowie in dem großen Teich, der 
nahe dem Haupteingange gelegen iſt; die Gewäſſer, welche ihn unterhal— 
ten, fallen in Sprüngen eine Felscascade hinab, die ſelbſt die Alpengrotte 
fortzuſetzen ſcheint. | 

Die Zierpflanzenſchule, welche die Pflanzen umfaßt, deren äſthetiſche 
Eigenſchaften beſonders zum Reize und zur Zierde der Gärten gereichen, 
dehnt ſich über die ganze Weite des botaniſchen Gartens aus und zwar 
derart, daß ſie überall in Wechſelbeziehung zur Pflanzenſchule ſteht. Mit 
anderen Worten die Zierpflanzen können nur in der Nachbarſchaft ihrer 
natürlichen Familie kultivirt werden. So z. B. kann der Gärtner bei 
den hypogyniſchen Monocotyledonen alles, was er an Cyperus, Pa— 
pyrus, Zea, Gynerium, Bambusa u. ſ. w., an Calla und ſelbſt an 
Palmen Ueberſchuß hat, anpflanzen und darüber in möglichſt gefälliger 
Weiſe verfügen. Bei einer anderen Abtheilung, den Lilütforen, kann er 
feine Kulturen durch alle Sorten Zwiebelgewächſe, Yucca, Phormium 
u. ſ. f. verſchönern. Auf dieſe Weiſe trägt die Zierpflanzenkultur zur 
Kenntniß der Botanik bei und flößt Liebe zur Wiſſenſchaft ein. Außer— 
dem iſt der große Mittelraſen, welcher ſich vor den Gebäuden ausdehnt, 
für Teppichbeetanlagen u. ſ. w. vorbehalten. 

Die Schule für die Gehölzkultur, ſowohl für die Zier- als auch 
für die Waldbäume, iſt in die allgemeine Pflanzenſchule hineingezogen, 
jedoch mit Ausnahme einiger, die eine beträchtliche Entwickelung annehmen 
oder welche vereinzelt ſtehen müſſen. Dieſe ſind zerſtreut auf den Raſen— 
ſtücken, am Teichrand und beſonders in der Mitte des Gartens um ein 
Rondell, das ſehr anheimelnd iſt durch die Friſche, welche einem dort 
im Schatten großer Platanen und anderer Bäume von ſchönem Ausſehen 


25 


entgegenweht. Dank dieſer Anordnung liegt der Umkreis des lütticher 
botaniſchen Gartens offen dar, und die Anwohner, wenigſtens die meiſten, 
können ſich des Anblicks des Gartens erfreuen. Aus demſelben Grunde 
bietet der Garten, ohne gerade groß zu ſein, mannigfache und reizende 
Ausſichtspunkte, ſowie ſchattige Promenaden. 

Eine Schule für die Pharmacie, d. h. für die officinellen Pflanzen, 
welche im Freien hart, iſt in der Südoſtecke des Gartens angelegt: die 
Gewächſe ſind darin nach ihren therapeutiſchen Eigenſchaften geordnet. 

Dieſe wird vervollſtändigt durch eine techniſche Pflanzenſchule, die 
aus ſolchen Arten beſteht, welche in der Kunſt, in der Induſtrie oder 
allgemein im Handel Verwendung finden. 

Nahe bei den kleinen Gewächshäuſern oder ganz in der Nähe der 
Gärtnerwohnung hat man die nöthigen Anſtalten für die Ausſaaten, für 
die Baumſchule, für die Placierung der Kalthauspflanzen während des 
Sommers, für die Experimente und wiſſenſchaftlichen Beobachtungen ge— 
troffen und ſelbſt eine Anzucht von gewöhnlichen Pflanzen gemacht, die 
den Studirenden bei den Vorleſungen zur Verfügung ſtehen. 

Ein Waſſerleitungsſyſtem zum Begießen dehnt ſich über den ganzen 
Garten aus. 

Die Etikettirung der Pflanzen iſt Gegenſtand langer Erwägungen 
geweſen; nach vielen Verſuchen und Erfahrungen hat man ſich zu großen 
Etiketten aus ſtarkem Zinkblech von eckiger Form entſchloſſen, welche die 
Namen der Pflanze und die übrigen nothwendigen Bezeichnungen tragen; 
die Namen werden mit einem Hammer vermittelſt beweglicher Buchſtaben 
aus gehärtetem Stahl hineingetrieben. Dieſe Etiketten find unverwüſtlich, 
beſtehen aus einem Stück, ſind billig und ſehen ganz gut aus. Ihre 
Form und Größe find nach dem Habitus der Pflanzen verſchieden. Ei- 
nige Bäume tragen ein Etikett aus Eiſenblech, auf welchem außer dem 
wiſſenſchaftlichen und volksthümlichen Namen eine geographiſche Karte 
gezeichnet iſt, die in rother Farbe den Verbreitungsbezirk der Pflanze 
zeigt. Dieſe Etiketten werden ſehr geſchätzt. 


Die Gewächshäuſer. 

Dieſelben ſind alle auf einem Plateau vereinigt, das den Garten 
im Nord» Nord» Weſten beherrſcht. Sie find von dem pharmaceutiſchen 
Inſtitut durch einen Hof, in deſſen Nähe die Wohnung des Wächters 
iſt, getrennt. Ihre Hauptfront iſt nach Süden oder genauer nach Süd— 
Süd⸗Oſten gewandt, welches die günſtigſte Lage iſt. 

Sie bilden 2 Gruppen, die man als hohe und niedrige Häuſer zu 
bezeichnen pflegt und die durch eine weit ausgedehnte Terraſſe geſchieden ſind. 

Die hohen Häuſer ganz aus Metall ſind größtentheils von verhält— 
nißmäßig alter Bauart: man zählt deren 6, nämlich 4 Mittelgebäude, 
die hinten angelehnt ſind und eine Bedachung in Kreisbogenform auf— 
weiſen, und 2 kreisrunde Pavillons oder Rundbaue. Zu jeder Seite 
eines 5 m breiten Veſtibüls liegen die Mittelhäuſer, zwei unten im 
Erdgeſchoß und die beiden anderen ein wenig zurück auf der darüber 
liegenden Etage; jedes hat eine Länge von 15,70 m bei einer Breite 
von 4,25 m und einer ungefähren Höhe von 4 m. 


26 


Das Bromeliaceenhaus, links von der Vorhalle und parterre gelegen, 
iſt beſonders mit großen Bromelien, Agallostachys, Karatas, Ana- 
nassen, Aechmeen und anderen dornigen Bromeliaceen angefüllt. 

Das Kakteenhaus auf derſelben Seite im oberen Stockwerk ſchließt 
die Succulenten und aloeähnlichen Gewächſe mit ein. Das Haus für 
die Kappflanzen und für die weichholzigen Gewächſe befindet ſich rechts 
in der erſten Etage. 

Das Crinum- und Amaryllideen-Haus liegt unten auf derſelben 
Seite und wird gegenwärtig eingenommen durch Vertreter der Gattungen 
Bilbergia, Portea, Chevalliera, Androlepis, Macrochordion, Hohen- 
bergia etc. und andere große Bromeliaceen. 

Die beiden Rundbauten haben eine achtjeitige Form, eine jede Seite 
iſt 6,40 m breit, der Durchmeſſer beträgt 15,60 m und ihre Höhe in 
der Mitte 16 m; die hinteren Rückwände ſind aus Ziegelſtein erbaut 
und im Innern mit kalkigem und ſchwammichtem Tufſtein verkleidet. 

Der Orangerierundbau liegt zur rechten. Er enthält gegenwärtig 
rieſige Exemplare von Livistona sinensis, Phoenix-dactylifera, Corypha, 
Uhamaerops, Dracaena, ein Philodendron grandifolium Schott von 
mächtigem Umfang, das frei in der Luft aufgehängt, gedeiht. 

Der Rundbau für die Warmhauspflanzen zur linken iſt mit einer 
Warmwaſſerheizung verſehen, die fähig iſt, ſelbſt bei einer Kälte von 
20“, eine Wärme von 30% C. zu halten. 

Der Apparat iſt nach unſeren Anweiſungen ſehr gut eingerichtet 
und von Herrn Ch. Lacroix aus Gent aufgeſtellt. Einige Kupferröhren, 
die beſonders geheizt werden können, laufen an der Bedachung entlang, 
um dort die Bildung von Tropfwaſſer zu verhüten. Der Rundbau iſt 
ohne ſtützende Säulen noch Gerüſte irgend welcher Art aufgeführt. Er 
iſt von Herrn Baumeiſter Chilain zu Lüttich erbaut worden. Derſelbe 
iſt beſtimmt für holzige, nützliche oder officinelle Pflanzen der Aequatorial— 
region, für die Cycadeen, für die Gewürzpflanzen, für die tropiſchen 
Fruchtbäume, für die Pandaneen, für die Bananen u. ſ. w. 

Die ganze Ausdehnung der hohen Gewächshäuſer beträgt 51 m 
und beſitzt eine Glasoberfläche von 696 m. 

Die Terraſſe, welche ſich vor denſelben ausdehnt, iſt 7 m breit, 
ſie ruht auf einer 2 m hohen, monumentalen Mauer, überragt von den 
Geländerdocken und künſtleriſchen Vaſen, in die man Theeroſen und 
Clematis geſtellt hat. In der Mitte gewährt ein doppelter Stufengang 
Zutritt zu den niedrigen Häuſern oder vielmehr zu dem inneren Hofraum, 
welcher auf 3 Seiten von den in Parallelogrammform vertheilten niedri— 
gen Häuſern begrenzt wird. 

Die Geſammtmaſſe der niedrigen Häuſer bedeckt einen Raum von 
800 m Glasfläche. Sie ſtehen alle untereinander durch 2 Tunnel, welche 
unter die Terraſſe geleitet ſind, und ſogar mit den Erdgeſchoſſen der 
hohen Häuſer und der Arbeitsräume in Verbindung. Ein heller Gang führt 
auf ihren Dachſtuhl. Sie beſtehen aus 2 Eckpavillons, einem Aquarium, 
8 Gewächshäuſern und 2 Räumen zum Umtopfen. 

Die eigentlichen 8 niedrigen Häuſer ſind aus Tannenholz erbaut: 
ſie haben Satteldächer, find 5 m breit und 2,70 m hoch. Ihre innere 


27 


Einrichtung ift je nach ihrer Beſtimmung verſchieden, ebenſo die Anzahl 
der Heizröhren. Man kultiviert dort kleinere exotiſche Pflanzen, die für 
die Vorleſungen und für wiſſenſchaftliche Studien beſtimmt ſind; man 
bemerkt hier beſonders viele officinelle und Nutzpflanzen, Orchideen 
und beſonders Bromeliaceen, deren Sammlung bei weitem die reich— 
haltigſte der Welt iſt. Von dieſen 8 Häuſern zeigt ein jedes ſeine be⸗ 
ſondere Pflanzenwelt; links liegen die wärmſten Häuſer. 

Das Haus Nr. 1 oder das Vriesia-Haus, welches auf mindeſtens 
15 — 200 C. gehalten wird, enthält Caraguata, Lamprococeus, Nidu— 
larium und andere Pflanzen verſchiedener Familien. 

Das Haus Nr. 2 oder das Vanilla-Haus iſt ein wenig wärmer; 
man kultivirt darin beſonders Tillandsia, Anoplophytum, Cryptantus 
mi). w. 

Das Haus Nr. 3, das Nepenthes-Haus, iſt das wärmſte und 
feuchteſte (23 — 25 C.). Es tft für die Nepenthes, Orchideen, Aroi- 
deen, Marantaceen u. ſ w. beſtimmt. 

Das Haus Nr. 4 oder das Pitcairnia-Haus iſt ein wenig kühler 
(15 - 18% C.). Außer den Piteairnias, befinden ſich hier eine Anzahl 
Orchideen aus Guatemala, Mexiko und ſelbſt aus Columbien, und einige 
andere Gewächſe aus denſelben Ländern. 

Die Gewächshäuſer des rechten Flügels haben eine friſche Luft und 
ſind kälter. Hier, welche Pflanzen ſie einſchließen: 

Das Haus Nr. 8 oder das Kaphaus iſt für die Pelargonien, Eri- 
ken uud verſchiedene Pflanzen der ſüdlichen Halbkugel beſtimmt. 

Das Haus Nr. 7 oder das peruvianiſche Haus birgt die Begonien, 
Gloxinien, die Achimenen und andere Vertreter der Andenflora. 

Das Haus Nr. 6 oder das Bilbergia Haus enthält viele kleine 
Bromeliaccen aus Braſilien, mit Beigeſellung anderer Gewächſe aus 
derſelben Heimath. 

Endlich das Haus Nr. 5 oder das Puya-Haus beherbergt die Pu- 
vas, die Dykien und andere Bromeliaceen des ſüdlichen Perus und Chiles. 

Die Eckpavillons haben ungefähr 6 m. Höhe und 7 m. Breite. Sie 
ſind aus Eiſen gebaut und dienen beſonders für die exotiſchen Sträucher 
und jungen Bäume. 

Der tropiſche Pavillon an der linken Ecke der niedrigen Gewächs— 
häuſer ſchließt unter anderen officinellen und nützlichen Pflanzen den Kaf— 
feebaum, die Brechwurzel, Chinarindenbäume, Zimmtbaum, Baumwollen⸗ 
bäume u. ſ. w. ein. Man unterhält dort eine Temperatur von 22“ 
252. C. 

Der gemäßigte Pavillon, deſſen Temperatur im Winter ſoviel wie 
möglich zwiſchen 8° und 12° C. gehalten wird, enthält Stauden aus 
Kalifornien, Japan, China u ſ. w. 

Das Aquarium gleichfalls aus Eiſen iſt ein ſtattlicher Vau in et⸗ 
was ſehr verlängerter, achteckiger Form und mißt ungefähr 13 m. in 
Länge und 7 m. in Breite. Das Mittelbaſſin iſt aus gehauenem Stein, 
hat eine ungleiche Tiefe und ruht auf einer ſtarken Grundmauer. Die 
Victoria regia gedeiht darin in beſter Weiſe. Auf dem Pourtour die⸗ 
ſes Hauſes befinden ſich kleine Aquarien für Specialkulturen, die durch 


28 


Waſſer des Sees geſpeiſt werden können, für welches Ciſternen im Erdgeſchoß 
hergeſtellt find. Gegenwärtig zieht man hierin Salvinia natans, Azolla 
corolinea, Pilularia, verſchiedene Marsilias, Limnocharis Humboldti, 
während das große Hauptbaſſin eingenommen wird von: Victoria re- 
gia, Euryale ferox, Nymphea coerulea, N. denticulata, N. Lotus, 
Eichornia Azurea, Pontederia crassipes, Pistia, Stratiotes, Myrio- 
phyllum Proserpinaceum, dem Zuckerrohr, dem Reis, Papyrus antiquo- 
rum, Cyperus Arten u. ſ. w. 

Im Erdgeſchoß befinden ſich die Heizungen und die zugehörigen 
Räumlichkeiten. Dieſelben nehmen die unterirdiſchen Gewölbe von jedem 
Eckpavillon ein und funktionieren in beſter Weiſe, obgleich fie aus ver— 
ſchiedenen Syſtemen beſtehen; ſie ſind hergeſtellt, theils von den Herrn 
Thiriart u. Co., theils vom Herrn Libert, beides Fabrikanten aus Lüt⸗ 
tich. Die Rauchfänge gehen durch 2 Käſten, welche ſie erwärmen, bevor 
ſie in 2 hohe, ſäulenartige Schornſteine eintreten, welche ſich im Hofe zu 
jeder Seite des Aquariums befinden 

In der Mitte des Hofes liegen 2 kleine Häuſer, die nach neuen An- 
gaben erbaut ſind und mit Gas oder Petroleum geheizt werden; ſie 
müſſen ſehr friſch gehalten werden und find das eine für die Odonto- 
glossums und für gewiſſe fleiſchfreſſende Pflanzen, das andere für die 
Hymenophyllen beſtimmt. Der übrige Theil des Hofes wird von ver— 
ſchiedenartig konſtruierten Miſtbeetkäſten ſowie von Verſuchsfeldern ein- 
genommen. 

Endlich im Innern des Hofes auf jeder Seite der niedrigen Häu— 
ſer und nahe bei den Treppengeländern welche zur Terraſſe führen, be— 
findet ſich zur linken des Eſtivarium und zur rechten die Schule der für 
das Studium beſtimmten Pflanzen. 

(Die ſich hieran ſchließenden Mittheilungen über Auditorien, Labo— 
ratorien, Vorleſungen, Sammlungen u. ſ. w. dürften für die deutſchen 
Leſer von geringerem Intereſſe ſein. Red.) 


Witterungs⸗ Beobachtungen vom Auguſt 1885 und 1884. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,3 m über der Höhe des Meeres- 
ſpiegels. 

Auſnahue Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 


1885 | 1884 
Höchſter am 15. Morgens 768,6 am 6., 7., 8. Morgens 769, 
Niedrigſt. , 23. „ 751, „ 31. Abends 757,3 


Mittler engen Be 763,56 


| 
| 
| 
| 


29 


Temperatur nach Celſius. 


1885 1884 
Wärmſter Tag am 6. u. 10. 25,0 am 2. 27,0 
er , „16. 12.0 RT 16,3 
Wärmſte Nacht am 6. u. 10. 1475 15 14,0 
Kälteſte am 28. 0,8 6. U. 27. 6, 
31 Tage über Oe, 31 Tage über 00 
— Tage unter 0% — Tage unter 0° 
Durchſchnittliche Tageswärme 17,9 2255 
31 Nächte über 0“ 31 Nächte über 0% 
— Nacht unter 0° — Nacht unter 0% 


Durchſchnittliche Nach twärme 8,6 10,5 

Die höchſte Bodenwärme in 3 m ties vom 26. bis 31. 10,6 bei 15,4 bis 
fem lehmig⸗ſandigen Boden war 22,4 Lufttemperatur. 
vom 26. bis 31. 10, bei 14,0 bis 
16,3 Luftwärme. 

Durchſchnittliche Bodenwärme 10,1 | 10,4 

Höchſte Stromwärme am 05 20,3 n 12. u. 13. 21,8 

Niedrigſte 5 am 20. 14, sam 30. 17,4 

Durchſchnittliche 16,9 16,7 


Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 1. 453 m. am 1. 401 cm. 
„niedrigſten „18.,19., 20.570 cm. | „ 31. 436 cm. 

Durchſchn. Grundwaſſerſtand 526cm. 434 cm. 

Die höchſte Wärme in der Sonne 
war am 6. 35,0 gegen 25,0 im 


am 19. 35,5 gegen 24,8 im Schatten 


Schatten 
Heller es an 5 Morgen an 5 Morgen 
Matter n U " n 
Nicht ſichtbarer „ 0 1055 ö 
Heller en an 12 Tagen an 5 Tagen 
Matter 
1 helle an 85 matte an helle a an 15, matte an 11 Tagen 
agen 


Nicht ſichth Sonnenſchein an 2 Tag. an — Tagen 


Wetter. 
1885 1884 1885 1884 
Sehr ſchön Bewölkt . . 16 Tage 8 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tag Bedeckt . 1 „ Le 
6, 11 „ Teuhe — „ 


Ziemlich heiter 8 „ 10 „ (Sehr trübe. — „ — „ 


30 


Niederſchläge. 
1885 1884 
an A mee an 4 Morgen 

F „ , 

„ anhaltender „ — om 1 
H T „ 22 „ u 8 TDR- 
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Regen, ewas 5 5 5 5 4 1 

leicht, fein. „ „ „ 2 „ 10 Woge 

77 ⸗ſchauer 7 77 9 77 77 3 " 

anhalt. . " 2 " 77 1 " 
Ohne ſichtbare „ 2 „ e 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1885 1884 
des Monats in Millimeter 7150 mm. 40,3 mm. 
die höchſte war n 10 12,3 mm. am 9. mit 10,5 mm. 
i WSW. bei S 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 77,1 mm. | 43,0 mm. 
die höchſte war am 22. mit 16,3 mm. am 9. mit 13,4 mm. 
bei WSW. | bei S 
Gewitter. 


Vorüberziehende: am 5. 7 U. 30 M.ſam 3. Morg. aus 880 ferner an⸗ 
Vm. aus WSW; am 5. 9 U 15 M.] halt. Donner in NNW; am 23. 
Abds. WSW; am 8. 1 U. 15. M. Nachm. 4 U. 35 M. aus 080. 
Vorm.; am 11. 8 U. Vm. aus SW; 
am 21. 11 U. 30 M. Vorm. aus 
WSW. 
8 am 22. 12 U. Mittags aus am 9. Nachm. 2 U. 30 M. aus SO; 
am 9. Nehm. 5 U. 3 Blitze mit ſtark. 
Donner u. Regenſchauer aus NNO; 
Wetterleuchten: am 7. in 88 W; amam 9. in NNO; am 11. in SSO 
11. in SW. u. NNW; am 19. in WNW u. 
NNO; am 30. ONO. 


4 ˙ 1 ˙ Ä Ä — ü w DEE 


| 
| 


31 


Windrichtung. 

1885 | 1884 1885 1884 
BE: — Mal 4 Mal SSW. 1 Mal 2 Mal 
NNO 19 e een, Or 
NO Ai, 4 „ WSW 1a. Du 
ONO En 3 17 8 11 n 1 7) 
O . 1 77 12 77 WNW 16 77 5 77 
080 RT, , NW 16. ar 
80 ie 10 9 Nee 9 Hs 
SSO 3 " 6 u Still 5 * 0 " 
8 . 3 77 5 77 

Windſtärke. 

1885 1884 1885 1884 
me d Mal ri. h. 9 Mal 2 Mal 
Sehr leicht 10 6 3 5 Hart RE ee 
as Stark 29%, un 
Schwach. .19 „ „ t Steif e. ee — „ 
Mäßig n 7 14 " Stürmiſch Br, 5 


S. ſtk. Sturm — „ 


Grundwaſſer und Regenhöhe. 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Auguſt 1885. 


Grun dwaſſer z i Bodenwärme 
b. d. Erd⸗⸗ s „ e se auf 3 Meter 
Stand oberfläche S. 8 N SE 28 Tiefe 
gemeſſen. = | 7 R 
em. cm. em. Tage mm. Cel. 
am 31. Juli 453 vom 9,5 
„ 20. Auguſt 370 — 117 1.10. 
, 516 * 6 128,3 Höchſte vom 26. 
11.20. bis 31. 10, 
8 27,0 
sr Durchſchnittlich 
2158 10,1 
20 7159 
Nach der Deutſchen Seewarte 20. en 


*) Hiervon 6 Tage unter 1 mm. 
*%* 
" 4 „ 1 mm. 


32 


Au guſt Regenhöhe. 
Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Auguſt 1885 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 71,0 mm;; durchſchnittlich in den letzten zehn 


Jahren 73,6 mm; 
unter den Durchſchnitt fiel ji 870 HE 


1874 40, mm. 879 57,7 mm. 
1875 55, „ 1860 Se 
1878 686 8 1883 67,01 , 
1884 40,3 mm. 

über den Durchſchnitt ſtieg die Regenhöhe: 
1877 94, mm. 1881 103,5 mm. 
1878 127, „ 1882 88% 

C. 5. Müller. 


Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen. 
Gardeners’ Chronicle, 31. Oct. 1885. 


Mormodes Dayanum, Rchb. f. n. sp. Blumen jenen von 
M. Wendlandi gleich, ocherfarbig, mit rothen, longitudinalen Linien auf 
der inneren Seite der Kelch- und Blumenblätter. Lippe zurückgerollt, 
von dreieckiger Form. Farbe weiß, von elfenbeinerner Textur. Die 
kleine ſpitzendige Säule iſt ebenfalls weiß. 

Catasetum (Monachanthus) glaucoglossum, Rchb. f. n. 

typ. + Durch W. Bull von Mexico eingeführt. Der vorliegende 
Blüthenſtiel iſt ſehr ſtark herabgebogen, trägt 9 aufſteigende Blumen, 
die ein ſtarkes Gewebe haben. Sepalen bandförmig, ſpitz, von brauner 
Farbe. Petalen viel größer, oblong, ſpitz, meergrün mit braunen Flecken. 
Die ganz meergrüne Lippe zeigt nach innen einige braune Flecken. Säule 
weißlich, mit purpurnen Längslinien unter der Grube. 

7 5 porphyrophlebia, n. hyb. Veitch. Eine Züchtung 
zwiſchen C. intermedia und superba. Im zwergigen Habitus ähnelt 
fie der C. superba. Die Lippe der ſehr großen Blume iſt von be— 
ſonderer Schönheit. Ihr vorderer Lappen iſt von purpurner Farbe, die 
durch viel dunklere Striche derſelben Färbung prächtig markirt wird. 
Die weißliche Scheibe geht in ein ganz mattes Schwefelgelb über. Säule 
weiß, mit einigen purpurnen Strichen. Die ziemlich breiten Kelch- und 
Blumenblätter ſind roſafarbig. 


Gard. Chr., 7. November 1885. 


Masdevallia hieroglyphica, Rchb. f. Der Autor kann durch 
friſches Material die frühere Beſchreibung nach getrockneten Exemplaren 
vervollſtändigen. Es iſt dies eine ebenſo liebliche Art wie M. Arminii, 
durch die Länge ihrer Schwänze, die Form der Kelchblätter iſt ſie aber 
ganz diſtinkt. Auf der oberen Hälfte ſind die Schwänze malvenfarbig, 
der untere Theil iſt orangebraun. Die hell malvenfarbigen Sepalen 
ſind nach innen purpurn, außen am Grunde weiß. 


33 


Das Dorſal-Kelchblatt weiſt 3 purpurne Linien auf, desgleichen 4 
mannigfaltige Reihen kleiner gleichfarbiger Flecken. Petalen weißlich— 
ſchwefelgelb. Lippe mit unzähligen kleinen purpurnen Flecken auf der 
Scheibe, am Grunde purpurn, dunkler nach vorne. Die weiße Säule 
hat zahlreiche kleine purpurne Flecken unter der Grube. 

Dieksonia Lathamii, T, Moore. n. hyb. Die Züchtung die⸗ 
ſes ſchönen Baumfarn von wahrſcheinlich hybridem Urſprung, verdankt 
man dem Curator des Birmingham botaniſchen Gartens, Herrn Latham. 
Das Wachsthum dieſer Pflanze iſt ein ſehr charakteriſtiſches. Gegen— 
wärtig hält der Stamm 4 Fuß 4 Zoll im Durchmeſſer bei geringer 
Entfernung vom Boden, ſeine Höhe beträgt 3 Fuß, Wedel mit einge- 
ſchloſſen 5 Fuß 6 Zoll. Etwa 60 Wedel ſind vorhanden, von welchen 
der längſte, mit Einſchluß des Blattſtiels, zwiſchen 14 und 15 Fuß mißt. 
Nach den Ausſagen des Züchters, welcher Sporen von Dieksonia antarc- 
tica und arborescens zu gleicher Zeit ausſäete und die Töpfe neben- 
einander ſtellte, keimten jene der erſten Art ſehr bald und reichlich, wäh— 
rend die von der zweiten im ruhenden Zuſtande verharrten. Unter den 
raſch ſich entwickelnden jungen Pflänzchen unterſchieden ſich zwei ſehr we— 
ſentlich von Anfang an, jo daß Latham zuerſt der Meinung war, ſie ge— 
hörten zu D. arborescens. Als ſich jedoch der Stamm zu entwickeln 
anfing, die Wedel ihre volle Größe erreichten, erwieſen ſie ſich als ſehr 
diſtinkt, vereinten gleichſam die Charaktere der beiden oben genannten Ar— 
ten in ſich. Das Gewebe der Wedel dieſer Hybride erinnert an D. ar- 
borescens, ihr allgemeiner Charakter ſteht jedoch der D. antarctica am 
nächſten, doch während bei dieſer die Wedel alle zu gleicher Zeit erſchei⸗ 
nen, werden fie bei der muthmaßlichen Hybride nach und nach hervor⸗ 
gebracht. Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß dieſelbe ſehr 
raſch und kräftig wächſt, die D. arborescens von St. Helena dagegen, 
der ſie in manchen Stücken naheſteht, zu den am langſamſten wachſenden 
Farnbäumen gehört. 

Arthrotaxis cupressoides, Fig. 60 (29. Auguſt und 

e laxifolia, Fig. 134 (7. November). 

Die beiden Arten haben in dieſem Jahre zum erſten Male in England 
Zapfen angeſetzt und Gard. Chr. benutzt die Gelegenheit, einige Notizen 
über dieſe intereſſante Coniferen-Gattung zu geben, welchen wir folgen— 
des entlehnen. 

Arthrotaxis iſt mit Sequoia nahe verwandt, unterſcheidet ſich nur 
durch die Schuppen der Zapfen. Die Arten wachſen ausſchließlich auf 
den Gebirgen Tasmaniens. Beſchrieben hat man 3, nämlich A. cupres- 
soides, A. laxifolia und A. selaginoides. Erſtere geht in den Han⸗ 
delsgärtnereien oft unter dem Namen A. selaginoides, was aber falſch 
iſt, denn dieſelbe hat lockere, größere Blätter, die lanzettlich und viel 
ſchärfer zugeſpitzt ſind. A. laxifolia ſteht in einiger Beziehung, was 
Form der Blätter anbetrifft, zwiſchen A. cupressoides und selaginoi- 
des, ſo daß es nicht unwahrſcheinlich erſcheint, berückſichtigt man die be⸗ 
kannte Variabilität der Blätter verwandter Arten aus dieſer Familie, 
daß nur eine Art von veränderlichem Habitus vorkommt. Zeit und 
Kultur werden zeigen, wie weit ſich dieſe Vermuthung bewahrheitet. A. 

Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 3 


34 


cupressoides, jo weit fie in engliſchen Gärten wächſt, iſt ein harter, 
niedrig bleibender Baum von dunkelgrüner Farbe und eigenthümlichem 
Habitus, die locker geſtellten jüngeren ftielrunden Zweige gleichen Peit⸗ 
ſchenſchnuren. Sir Joſeph Hooker ſpricht von einem coniſchen, 40 —50 
Fuß hohen Baume, mit einem Durchmeſſer von 15 Fuß bei 3½ Fuß 
vom Boden, und aufſteigenden, ſich ausbreitenden, zweizeiligen, undeut⸗ 
lich vierreihigen Zweigchen. Blätter fein gewimpert, rautenförmig⸗eirund, 
ſtumpf, ſtumpf gekielt. Zapfen gemeiniglich geneigt. Die Redaction die⸗ 
fer engliſchen Zeitung erhielt Fruchtzweige der A. cupressoides aus der 
Handelsgärtnerei des Herrn Noble in Sunningdala, ſolche einer zweiten Art, 
muthmaßlich A. laxifolia von Herrn Raſhleigh in Menabilly. Be⸗ 
ſtätigt ſich dieſe Beſtimmung, ſo dürfte dies von großem Intereſſe ſein, 
inſofern man bis jetzt weder von kultivirten noch wildwachſenden Exem— 
plaren Zapfen kennt. Die bis dahin gehegten Zweifel, ob A. laxifolia 
wirklich eine diſtinkte Art ſei, werden dadurch auch beſeitigt. Der Baum 
in Herrn Raſhleigh's Garten iſt 10 Fuß hoch, und der Stamm hält 
5 Fuß im Durchmeſſer. Der Wuchs iſt ein vollſtändig pyramidaler. 
Die Zapfen befinden ſich alle an der nach Oſten gelegenen Seite auf 
bis einige Fuß vom Boden entfernten Zweigen. Das fragliche Exemplar 
wächſt etwa 100 Fuß über dem Meeresniveau und ſteht an einer ziemlich 
offenen Lage, aus Heideerde, Lehm, verfaultem Laubwerk und Sand iſt das 
Terrain zuſammengeſetzt. 

Die Arthrotaxis-Arten machen eher auf Eigenthümlichkeit als auf 
Schönheit Anſpruch, ihr Wachsthum iſt ein ſehr langſames und werden 
fie nur 25—30 Fuß hoch. Sie laſſen ſich nur ſchwer vermehren, da 
man bis jetzt noch keine paſſende Unterlage für ſie gefunden hat. 


Gard. Chr. 14. Novbr. 85., 


Brassia elegantula, Rchb. f. n. sp. Eine kleinblütige Bras- 
sia mit äußerſt ſteifen, meergrünen, keilförmigen, bandförmigen ſpitzen 
Blättern und einer meergrünen, ziemlich kleinen Knolle. Die Inflores- 
cenz beſteht aus einer Traube von wenigen (2—5) Blumen. Deckblät— 
ter ſehr groß, dreieckig. Sepalen grün, mit braunen, transverſalen Stri— 
chen. Lippe weiß, mit wenigen, kleinen braunpurpurnen Flecken. Die 
flügelloſe Säule iſt braun und grün. Nach Herrn F. Sander's Aus⸗ 
ſage ſtammt die Art von Mexico. Reichenbach erhielt eine ſehr ſchöne 
Inflorescenz von Herrn Oberhofgärtner H Wendland. 

Hoya longifolia (Wall) var. Shepherdi, N. E. Br. Fig. 
140. Dies iſt die ſchöne Hoya, welche im Bot. Mag., Taf. 5269 als 
Shepherdi, Hook. abgebildet wurde und welche Sir J. Hooker in der 
Flora of Britsh India als zweifelhaftes Synonym von II. longifo- 
lia aufführt. Die Art ſcheint in den Kulturen noch ſehr ſelten zu ſein, 
verdient jedoch eine weite Verbreitung, da ſie eben ſo ſchön iſt, wie die 
kleine Hoya bella und faſt aus jeder Blattachſe Blumen hervorbringt. 
Die herabhängenden, 5—7 Zoll langen, glänzend grünen Blätter zeich— 
nen ſich durch ihre Schmalheit aus. Auf der unteren Seite ſind ſie 
braunſcheckig. Blüthenſtiele ziemlich kurz, Dolden vielblüthig. 


35 


Gard. Chr., 21. Nov. 1885. 


Atrides Bernhardianum, Rehb. f. n. sp. Eine köſtliche 
Neuheit von Borneo. Prof. Reichenbach erzielt fie von Veitch und be— 
nannte ſie nach dem verdienſtvollen Garteninſpektor a. D. Theodor 
Bernhardi. 

„Die Stellung der Zipfel der Lippe, in dem die ſeitlichen einer über 
dem andern liegen, die vorderen beide auf der Vorderſeite bedecken, iſt 
höchſt eigenthümlich und entſinne ich mich nicht, etwas Aehnliches aus— 
genommen bei Aörides Leeanum geſehen zu haben.“ Die Blüthen— 
traube erinnert ſehr an jene von Aörides quinquevulnerum. Das 
Blatt iſt ſchmal, riemenförmig und ungleich zweilappig. 

Oncidium Hübschii, Rchb. f. n. sp. Ein neues Oncidium 
von der pyramidalen Gruppe. Die Riſpe iſt ſtark verzweigt und blüht 
wie andere derſelben Gruppe. Die zweitheiligen orangefarbigen Flügel 
der Säule machen das beſte Merkmal aus. Die Lippe iſt nach vorne 
ſchmäler als am Grunde und trägt ein ſehr eigenthümliches Syſtem von 
Schwielen. Farbe ſchwefelfarbig mit etwas brauner Schattirung. Der 
Sammler von F. Sander, Herr Hübſch führte dieſe Art vom Ecua⸗ 
dor ein. 


Drei neue Anthurien von W. Bull. 


Anthurium chelseiensis, n. hyb. N. E. Brown. Eine ſehr 
ſchöne Hybride zwiſchen A. Veitchii und A. Andreanum. Die Blätter 
gleichen jenen von A. Veitchii, welches wahrſcheinlich die Pollen liefernde 
Pflanze geweſen iſt. Sie ſoll hübſcher ſein als A. Ferrierense, dage- 
gen einer anderen von der Compagnie Continent. d' Horticulture 
gezüchteten Hybride an Schönheit gleichkommen, obgleich die beiden, was 
Belaubung und Färbung ihrer Blüthenſcheiden betrifft, ſehr von ein— 
ander abweichen. 

Anthurium Veitchii var. acuminatum, N. E. Brown. Bei 
dieſer neuen Varietät ift das Blatt eirund⸗lanzettlich und läuft allmählig 
bei einer ſchwach gekrümmten Linie in eine lange Spitze aus. Inflo⸗ 
rescenz wie bei der typiſchen Form. Wurde durch Bull von Columbien 
eingeführt. 

Anthurium flavidum, n. sp. N. E. Brown. Stengel geſtreckt. 
Blattſtiele ſtielrund, 12— 18 Zoll lang, 2½ —3 Linien dick, hellgrün. 
Blattſcheibe 10— 14 Zoll lang, hell glänzend grün, herzförmig-eirund, 
Spitze lang auslaufend, Grund herzförmig mit abgerundeten Baſallap⸗ 
pen und einer ſehr breiten, abgerundeten Bucht, die 3—4 Zoll im Durch⸗ 
meſſer hält. Schaft 5—6 Zoll lang, etwas ſtielrund, 1½ —2 Linien 
dick, blaßgrün. Blüthenſcheide ſich ausbreitend, gelblich oder blaß gelb— 
lich⸗grün, länglich, abgebrochen-feingeſpitzt, 2—2½ Zoll lang, ½ bis 
1 Zoll lang, Langſpitze 4 Linien lang, Kolben 1% —3 Zoll lang, 3—4 
Linien dick, ſtielrund, ſtumpf, figend, von violet-blaßrother Farbe. Stammt 
von Columbien, wurde von Bull importirt, Scheint zu den hochwach— 
ſenden Arten zu gehören und dürfte immerhin als Zierpflanze Beach⸗ 


tung finden. 
3* 


36 


Abies nobilis, Fig. 146 und 

Abies nobilis var. robusta (A. magnifica Hort) Fig. 147 
Von dieſer prachtvollen nordamerikaniſchen species und ihrer ebenſo ſchö— 
nen Varietät werden in der engliſchen Gartenzeitung zwei große Ab— 
bildungen von in England zur Entwickelung gelangten Zopfen gegeben. 
Hieran ſchließt ſich ein detaillirter Bericht über ihre Geſchichte, ihre bo— 
taniſchen Merkmale, geographiſche Verbreitung, Nutzanwendung u. ſ. w. 


Gard. Chr., 28. November 85. 


Alocasia sinuata, N. E. Brown, n. sp. Eine ſehr ins Auge 
fallende und diſtinkte Neuheit, die kürzlich durch Herrn W. Bull vom 
malayiſchen Archipel eingeführt wurde. Die Pflanze unterſcheidet ſich in 
der That von allen bis dahin kultivirten Arten, wird beſonders bemer— 
kenswerth durch die Menge der Blätter, welche an jedem Triebe erſchei— 
nen. Ihre ſchöne dunkelgrüne Farbe, der ſtark buchtige Rand der Blatt— 
ſcheibe ſind ſehr effectvoll. — Nach den Ausſagen des Sammlers er— 
langt eine vollſtändig ausgewachſene Pflanze in ihrem Vaterlande 4—5 
Fuß im Durchmeſſer. Der nachenförmige Saum der Deckblätter iſt ein 
bemerkenswerthes Merkmal und illuſtrirt ſehr gut den Uebergang der 
Blattſcheibe in eine Blüthenſcheide. Die Pflanze dürfte ein Bindeglied 
zwiſchen Alocasia und Schizocasia bilden, wodurch Engler's Anſicht, daß 
dieſe beiden Gattungen zu einer vereinigt werden müſſen, beſtätigt würde. 

Barkeria Vanneriana, Rchb. f. n. sp. (hyb. nat.?) Dieſe 
hübſche Pflanze hält faſt die Mitte zwiſchen Epidendrum Skinneri und 
Barkeria Lindleyana. Ihre Blumen ſind der letztgenannten ähnlich, 
von ſchöner roſa⸗purpurner Färbung, mit einer kleinen weißlichen Scheibe 
auf der Lippe. Nach Herrn W. Vanner benannt. 

Cattleya Warscewiezii, Rchb. f. Eine herrliche, noch wenig 
bekannte Cattleya-Art, welche ſich durch die ungewöhnlich zarte Färbung 
ihrer Blumen auszeichnet. 


Angraecum glomeratum, H. Ridley, n. sp. Dieſe neue 
Art von Sierra Leone wurde kürzlich von Major Lendy als namen— 
loſe auf einer der Zuſammenkünfte der Horticultural Society vorge— 
führt. Sie hat die ſchmalen, zweilappigen Blätter und den kurzen Stamm 
von Angraecum pertusum und trägt eine einzige, ſeitliche compakte In⸗ 
florescenz von etwa 40 kleinen, weißen, wohlriechenden Blumen. Die 
Struktur der Blumen iſt wie bei A. clandestinum, die Lippe iſt aber 
weniger offen, der Sporn ganz grade und parallel mit dem glatten wei— 
ßen Ovarium. Eine Einführung der Herren Sander. 


Botanical Magazine, November 1885. 


Nymphaea stellata var. zanzibarensis, Taf. 6843. Auf 
dieſe ausgezeichnet ſchöne Nymphaea wurde bereits im vorigen Jahr— 
gang dieſer Zeitung (Seite 231) ſehr ausführlich hingewieſen. 

Calanthe natalensis, Taf. 6844. Eine terreſtriſche Orchidee 
von Natal, mit büſcheligen, geſtielten, gefalteten, breit-lanzettlichen Blät⸗ 
tern und aufrechten, pyramidalen, vielblütigen Trauben. Die Blumen 


37 


halten 1 1½ Zoll im Durchmeſſer, find von blaſſer lila Farbe, die 
an den Spitzen dunkler wird; Lippe orangeroth. 

Boronia heterophylla, var. brevipes, Tafel 6845. Dieſe 
hübſche Pflanze ſtammt vom Schwanenfluffe und zeigt den Habitus von 
B. megastigma, mit welcher fie auch in der Farbe ihrer Blumen über— 
einſtimmt. 

Anemone trifolia, Taf. 6846. Eine europäiſche Art mit ho- 
hen ſchlanken Stengeln, ſie trägt einen Büſchel geſtielter, rundlicher, aus 
3 Theilblättern beſtehender Blätter. Blättchen länglich, zugeſpitzt, ge— 
ſägt. Blumen auf langen Stielen, vereinzelt, denen unſerer Waldane— 
mone ähnlich. 

Polygonum sphaerostachyum, Taf. 6847. Die Art ſtammt 
vom Himalaya. Stengel einfach, aufrecht, Blätter lanzettlich, kurze dicke, 
cylindriſche, dicht zuſammengedrängte Aehren von karmoiſinrothen Blu— 
men. Sehr zierend, eignet ſich trefflich für Felspartien. 


The Garden, 7. Novbr. 1885. 


Iris Korolkowi, Taf. 517. Dieſe prächtige Art von Turkeſtan 
wurde in der Gartenflora, 1873, Taf. 766 bereits abgebildet und 
in unſerer Zeitung deſſelben Jahrgangs, S. 469 kurz beſprochen. Nichts 
deſto weniger kommen wir hier noch einmal auf dieſelbe zurück, uns da— 
bei ſtützend auf den Ausſpruch des berühmten Monocotyledonen-Ken⸗ 
ners und Kultivateurs Max Leichtlin in Baden-Baden: „Es giebt einige 
Pflanzen, welche ich Morgens, ſo lange ſie in Blüthe ſtehen, immer zu— 
erſt aufſuche, um mich an ihrer Schönheit zu erfreuen und zu dieſen ge— 
hört Iris Koralkowi.“ Die zarte Aderung, die reiche Schattirung von 
dunkel purpurbraun rufen einen herrlichen Contraſt hervor mit der rahm— 
gelben Grundfarbe. Auch die Form der Blume iſt eine ſehr graciöſe. 

Die in Weft- und Central-Aſien wachſenden Schwertlilien, von wel— 
chen man jetzt, Dank den Beſtrebungen ruſſiſcher Botaniker ſchon eine 
große Anzahl kennt, ſtehen als intereſſante Gruppe zwiſchen den gewöhn⸗ 
lichen barthaarigen und den Oncocyclus-Iris- Arten, zu welchen die hier 
abgebildete und die nahverwandte I. Leichtlini von Bokhara gehören. Die 
Art beanſprucht dieſelbe Kultur wle I. iberica und I. susiana, man 
gebe ihr einen recht trocknen, ſonnigen Standort, einen ſandigen, beſſer 
noch kieſigen, dabei aber ziemlich reichen Boden und ſchütze ſie im Früh— 
jahr vor zu viel Näſſe von oben. 


Garden, 28. Novbr. 1885. 


Zeitig blühende Gladiolen, Taf. 520. Es iſt ſchwer zu verſtehen, 
warum dieſe Sorte von der G. gandavensis-Sektion faſt ganz verdrängt 
worden iſt. Bekanntlich beanſpruchen beide ein ganz entgegengeſetztes Kul— 
turverfahren, denn während ſich erſtere vom October bis Ende Juni im 
Wachsthum befinden, verlangen die Pflanzen der zweiten Abtheilung von 
März bis zum October ihre Vegetationszeit zu durchlaufen Will man 
nun, wie es häufig geſchieht, die frühblühenden mit den ſpätblühenden, 
was Kultur anbetrifft, über einen Leiſten ſcheeren, mit andern Wor— 
ten ihre Ruhe- und Vegetationsperiode geradezu umdrehen, jo rächt ſich 


38 


das bitter, die Knollen werden mehr und mehr geſchwächt, gehen allmäh- 
lich ganz ein. Bei geeigneter Behandlung machen jedoch die frühblühen— 
den Sorten eine der ſchönſten Zierden unſerer Gärten aus und wäre es 
ſehr zu wünſchen, daß ſie wieder mehr in Aufnahme kämen. Gladiolus 
cardinalis, G. Colvillei und C. ramosus gehören hierher und hat 
man durch Kreuzungen eine Menge herrlicher Varietäten erzielt. 


Belgique Horticole, Mai und Juni 1885. 


Nidularium ampullaceum, Ed. Morr., Taf. 14. Auf dieſe 
braſilianiſche Art von ſehr zierlichem Habitus wurde bereits im 37. Jahr⸗ 
gang unſerer Zeitung (S. 22) kurz hingewieſen. Sie wächſt auf den 
Zweigen mancher Bäume und ſind die kleinen Blattroſetten ziemlich lang 
und eng. Die Blätter ſind braun⸗getigert und haben die Blumen eine 
weiße und blaue Blumenkrone. Die Pflanze macht zahlreiche Seitentriebe, 
ſo daß ihre Vermehrung eine leichte iſt. Während die Breite der Blät— 
ter ziemlich dieſelbe bleibt, ſind die unteren viel kürzer als die oberen. 
Die wenigblüthige Inflorescenz iſt mit einigen grünen und glatten Blü— 
thenſcheiden ausgeſtattet, die viel kürzer ſind als die Blumen. 


L'Illustration horticole, 10. Lieferung, 85. 


Dianthus Caryophyllus, Linn., Taf. 572. Eine Reihe der 
ſchönſten neuen Gartennelken, welche von Herrn Edmond Morren in Jette 
St. Pierre durch Ausſaat erzielt wurden, werden uns hier im farben— 
prangenden Bilde vorgeführt. Es ſind folgende Varietäten: 

Monsieur Rodolphe Coumont mit ſchieferfarbigem Grunde, auf 
dem ſich rothe Streifen und Bändchen bemerkbar machen. 

Président qules Malon, weiße Blume, roth geſtreift beſonders nach 
den Rändern des Saumes der Petalen. 

Directeur Emile Rodigas, jchieferfarbiger Grund, blaßroth und 
purpurn panachirt. 

Madame J. Linden, Blume reinweiß mit fleiſchfarbenen Nuancirungen. 

Madame D. van den Hove, canariengelber Grund mit rothen 
Streifen. 


Revue horticole, 1. Novbr. 1885. 


Houlletia Brocklehurstiana. Dieſe Art gehört keineswegs zu 
den Neuheiten, kann aber ſicherlich, was Schönheit anbetrifft, mit vielen 
derſelben einen Vergleich aushalten. Die ziemlich großen, eckigen und rin— 
nigen Scheinknollen tragen nur je ein Blatt, welches eine Länge von 50 
Cm. und darüber erreicht und etwas an ein Curculigo-Blatt erinnert. 
Der ſehr ſtarke Blüthenſtiel von ſchwärzlicher Farbe erreicht eine Höhe 
von 60 Cm. bisweilen noch mehr, er trägt einige Schuppen (Deckblätter) 
von derſelben Farbe und ſteigt vom Grunde der Scheinknolle empor. An 
ſeiner Spitze endigt derſelbe in eine ährenförmige Inflorescenz von 8 
bis 12 großen Blumen, die ſehr wohlriechend ſind und eine kaſtanienfar— 
bige Grundfarbe zeigen, auf welcher roth-purpurne Streifen und Flecken 
in regelmäßiger Anordnung zur Geltung kommen. Das fleiſchige, ver— 
hältnißmäßig kleine Lippchen iſt purpurn punktirt. Die vorſpringende, 


fernen 


39 


ſehr fleiſchige Säule iſt gelb. Die Art ſtammt aus der braſilianiſchen 
Provinz Rio. 


Illustrirte Garten-Zeitung, 11. Heft 1885. 


Camoensia maxima, Welw. Der verſtorbene Dr. Welwitſch 
war in manchen Stücken ein guter Portugieſe geworden, ſo ließ er es 
ſich denn auch angelegen ſein, die von ihm in den portugieſiſchen Be— 
ſitzungen des tropiſchen Afrika entdeckten herrlichen Pflanzenſchätze nach bes 
rühmten Männern des Landes zu benennen. Sein „Sertum Ang o- 
lense legt hiervon ein glänzendes Zeugniß ab. An Dichtern war und 
iſt Portugal nicht reich, — der Verfaſſer der Lusiadas zählt aber 
unſtreitig zu den Coryphäen der Dichtkunſt und Camoens zu Ehren iſt 
dieſe prachtvolle Schlingpflanze, die Welwitſch in einigen Diſtrikten An- 
golas entdeckte, benannt. Die hier gegebene Abbildung ſtammt aus dem 
Kataloge des Herrn W. Bull, in deſſen Etabliſſement ſich dieſe köſtliche 
Neuheit befindet. Die Schönheit dieſer Pflanze, welche in ihrem Vater— 
lande eine mächtige Liane bildet, ſpottet jeglicher Beſchreibung, Feſtons 
gleich hängen die mächtigen Büſchel der großen weißen goldgelb gerän— 
derten Blumen von den Bäumen des Waldrandes herab. Der 5lappige 
Blumenkelch dieſer Caesalpiniacee erreicht eine Länge von 10—18 em. 


Gartenflora, October, 1885. 


Primula prolifera, Wall., Taf. 1204. Dieſe ſchöne Art wächſt 
in den Khaſia-Bergen im öſtlichen Bengalen bei einer Meereshöhe von 
1300-2000 M. Die verkehrt lanzettlichen oder länglich verkehrt ſpatel— 
förmigen Wurzelblätter bilden eine dichte Roſette. Schaft lang und kräf— 
tig, Blüthen in mehreren mehrblütigen Quirlen übereinander. Die Farbe 
der Blumen iſt buttergelb und ſind ſie wohlriechend. Von mehreren 
Autoren wurde dieſe Art mit der auf Java wachſenden P. imperialis 
für identiſch erklärt, was aber nach Stein's genauen Auseinanderſetzun— 
gen entſchieden falſch iſt. Alle von dieſer Art in Europa kultivirten 
Exemplare ſollen von einer Pflanze ſtammen, die Anderſon Henry durch 
Samen erzielte. 


— BEER 
S —— ——̃̃ ͤ.Ä12— 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 
Bulletin d’Arboriculture etc., October 1885. 


Bigarreau Abbesse de Mouland. Eine ſchöne und große 
Herzkirſche, die in einigen Diſtrikten des belgiſchen Limburg vielfach und 
ſeit uralten Zeiten angebaut wird. Nach einer dort verbreiteten Legende 
heißt ſie nach der Aebtiſſin eines Kloſters, in deren Garten die Varietät 
aufgefunden wurde. In andern Gegenden kennt man dieſe Frucht als 
Bastaard dikke, in noch andern geht ſie unter dem Namen Belle de 
Saint Frond. 

Die Frucht hat ein feſtes, ſehr zuckeriges Fleiſch mit gefärbtem 
Saft. Sie läßt ſich ſehr gut weithin verſchicken und bildet einen ge⸗ 


40 


ſuchten Handelsartikel. Der Baum zeigt einen pyramidalen Wuchs und 
nimmt ungeheure Dimenſionen an. In ‚einer Jugend macht er ſehr 
ſtarke Triebe, doch erſt im 10. bis 12. Jahre beginnt ſeine eigentliche 
Ertragsfähigkeit. 


Oesterr.-ungar. Obstgarten, 16. October 1885. 


Flor Ziran iſt eine ganz neue kaukaſiſche Aprikoſenſorte, die vom 
Kaiſerlichen Gartendirektor Scharrer in Tiflis eingeführt wurde und durch 
die Baumſchulen von L. Späth in Rixdorf-Berlin verbreitet wird. Sie 
iſt ſehr ſtarkwüchſig und vollſtändig winterhart. Die Frucht iſt klein, 
die Haut faſt ſchwarz, Fleiſch orangegelb, von ſehr angenehm gewürztem 
Geſchmack. Höchſt intereſſante und empfehlenswerthe Sorte, die als et— 
was wirklich ganz Neues unter den Aprikoſen angeſehen werden kann. 
Sie iſt übrigens eine ſehr ſchöne Deſſertfrucht und reift erſt nach den 
andern Aprikoſen mit Ende Auguſt. 


L'illustration horticole, 10. Liefer. 1885. 


Anacardium oceidentale, Linn., Taf. 573. Schon oft ift 
dieſer tropiſche Fruchtbaum in Gartenzeitungen des In- und Auslandes 
beſprochen worden, in dieſer belgiſchen Zeitſchriſt wird uns aber nebſt 
einer ſehr detaillirten Beſchreibung der Frucht gleichzeitig eine vorzüg⸗ 
liche Abbildung geboten. Der Kaſchu⸗ oder Acajoubaum iſt, wie A. de 
Candolle mit Sicherheit nachgewieſen, in den Wäldern des intertropiſchen 
Amerika und auf den Antillen ſpontan. Der eßbare Theil gleicht eher 
einer Birne als einem Apfel und im botaniſchen Sinne iſt es keine Frucht, 
ſondern der Blüthenſtiel oder Fruchtträger, der mit einer großen Bohne 
Aehnlichkeit hat. Dieſer fleiſchige Receptakel entwickelt ſich erſt, wenn die 
eigentliche Frucht, d. h. die nierenförmige Nuß ihre ganze Größe erlangt 
hat. Das Fleiſch iſt breiig, von ſehr erfriſchendem, leicht ſäuerlichem 
Geſchmack und bereitet man daraus einen trinkbaren Wein und einen ſehr 
guten Branntwein. Eingemacht, iſt es von herrlichem Wohlgeſchmack. 
Es erlangt dieſe fleiſchige Verdickung zehnmal den Umfang der Nuß, ſie 
iſt von einer dünnen gelblichen dunkelroth geſtreiften Haut umgeben. 
Das Fleiſch ſelbſt nimmt bei der Reife eine weiß⸗gelbliche Farbe an. 
Die harte, gräuliche Schale der Nuß ſchließt einen weißen und eßbaren 
Kern ein. Das Gewebe des Meſocarps wird von zahlreichen Höhlun— 
gen durchzogen, die einen veligen, braun-ſchwärzlichen, cauſtiſchen Saft 
von großer Schärfe enthalten. 


Revue horticole, 16. Novbr. 1885. 


Citrus triptera. Eine japaniſche Citrus-Art, die hier und da 
in unſern Kalthäuſern angetroffen wird, ihrem Werthe nach aber lange 
nicht genug geſchätzt wird. Ihre Früchte, von der Größe einer kleinen 
Citrone ſind freilich nicht eßbar, dagegen empfehlen ſich die ſchönen gro— 
ßen reinweißen Blumen und die höchſt zierliche Belaubung. Die Blät— 
ter ſind hinfällig. Im Vaterlande bedient man ſich dieſes kleinen, ſehr 
verzweigten und ſtarkſtacheligen Strauches, um dichte Hecken zu bilden 
und mit Recht weiſt E. André darauf hin, daß derſelbe in vielen Ge— 


41 


genden des ſüdlichen Europas zu ähnlichen Zwecken dienen könnte. In 
Paris hält er bei geſchützter Lage im Freien aus. Eine Kreuzung die— 
ſer Art mit andern, deren Früchte eßbar ſind, dürfte vielleicht ſehr gün— 
ſtige Reſultate ergeben. | 


Illustrirte Gartenzeitung, 11. Heft, 1885. 


Eine neue Haſelnuß, Duke of Edinburgh (Webb.) Soll nach eng- 
liſchen Berichten die feinſte und beſte der bisher bekannten Sorten fein. 
Die mit Flaum beſetzte Hülſe iſt etwas länger als die Nuß und zuwei— 
len ganz gewöhnlich, aber plump und nicht tief geſchnitten. Die Nuß 
iſt groß, oval, 2 — 2½ em. breit und ca. 3 em. hoch. Die Schale iſt 
nicht jo dünn als wie bei der Varietät Davjanum, dunkelbraun, faſt 
mahagonifarbig, ſchön geſtreift. Der Kern iſt voll, feſt, wohlſchmeckend 
und mit einer blaßbraunen Deckhaut verſehen. 


Zahl und Beſchaffenheit der angebauten Arten ſeit verſchiedenen 
Zeitperioden. 


— 


(Fortſetzung, vergl. S. 550, 1885) 


Wahrſcheinlich werden die tropiſchen Länder innerhalb eines Jahr— 
hunderts großen Nutzen daraus ziehen. Auch die andern werden ihren 
Vortheil dabei finden infolge der ſich immer ſteigernden Erleichterung 
der Beförderung von Materialwaaren. 

Wenn eine Art einmal in den Kulturen Verbreitung gefunden hat, 
ſo geſchieht es ſelten — man kann vielleicht kaum ein Beiſpiel hierfür 
nennen —, daß man ſie gänzlich wieder aufgiebt. Man fährt vielmehr 
hier und da fort mit ihrem Anbau in den Ländern, die etwas zurückge— 
blieben ſind und deren Klima ihr beſonders zuſagt. Bei meinen Unter— 
ſuchungen habe ich einige dieſer faſt aufgegebenen Arten, wie den Fär— 
berwaid (Isalis tinctoria), die Waldmalve (Ilalva sylvestris), ein bei 
den Römern gebräuchliches Gemüſe, einige früher ſehr viel gebrauchte 
mediciniſche Pflanzen, wie den Fenchel, den Kümmel, den Schwarzküm— 
9 u. ſ. w. unberückſichtigt gelaſſen, theilweiſe baut man ſie aber gewiß 
noch an. 

Der Wettſtreit der Arten bewirkt, daß die Kultur einer jeden zu— 
oder abnimmt. Außerdem werden die Färbe- und mediciniſchen Pflan— 
zen durch neuere Entdeckungen in der Chemie bedroht. Der Färberwaid, 
der Krapp, der Indigo, die Minze und mehrere einfache Heilmittel müſ— 
ſen vor der Invaſion chemiſcher Producte zurückweichen. Es iſt immer⸗ 
hin möglich, daß man noch dahin gelangen wird, Oel, Zucker, Stärke— 
mehl anzufertigen, wie man bereits ohne Hinzuziehung von organiſchen 
Stoffen Honig, Butter und Geldes gewonnen hat. Nichts würde die 
Ackerbauver hältniſſe der Welt mehr verändern, als beiſpielsweiſe die 
Fabrikation des Stärkemehls vermittelſt feiner bekannten und anorgani— 

ſchen Beſtandtheile. 
8 Bei dem gegenwärtigen Stande der Wiſſenſchaften giebt es noch 


42 


Producte, welche man vermuthlich immer mehr und mehr dem Pflanzen⸗ 
reiche abzugewinnen verſuchen wird, dies find die textilen, die Gerbma- 
terialien, der Kautſchuck, Guttapercha und gewiſſe Gewürze. Je mehr 
die dieſelben liefernden Wälder zerſtört werden und die Nachfrage nach 
dieſen Subſtanzen gleichzeitig zunehmen wird, um ſo viel mehr wird man 
ſich verſucht fühlen, die Kultur gewiſſer Arten zu betreiben. 

Meiſtens gehören ſie den Floren tropiſcher Länder an. In dieſen 
Regionen, beſonders in Süd-Amerika, wird man auch auf den Gedan— 
ken verfallen, gewiſſe Fruchtbäume, z. B. aus der Familie der Anona- 
ceen, anzubauen, deren Vorzüge den Eingeborenen und den Botanikern 
bereits bekannt ſind. Wahrſcheinlich wird man die Futterpflanzen und 
die Waldbäume vermehren, welche in den heißen und trockenen Ländern 
ihr Fortkommen finden In den gemäßigten und ganz insbeſondere in 
den kalten Regionen wird dieſe Zunahme keine beträchtliche ſein. 

Nach ſolchen Anſchauungen und Betrachtungen ſcheint es wahrſchein— 
lich, daß der Menſch gegen Ende des 19. Jahrhunderts etwa 300 Ar— 
ten im großen und zu ſeinem Nutzen anbauen wird. Dies iſt ein ge— 
ringes Verhältniß zu den 120000 oder 140000 Arten des Pflanzen⸗ 
reichs, in dem andern Reiche iſt aber das Verhältniß der dem Men— 
ſchen nützlich gemachten Weſen ein bedeutend ſchwächeres. Es giebt viel— 
leicht nicht mehr wie 200 Arten von Hausthieren oder ſolchen, die 
einfach für unſern Nutzen aufgezogen werden, und doch zählt das Thier— 
reich Millionen von Arten. Aus den großen Klaſſen der Molluffen 
zieht man die Auſter, und aus jener der Gliederthiere, welche zehnmal 
ſo viele enthält wie das geſammte Pflanzenreich, kann man die Biene 
anführen und noch 2 oder 3 Inſekten, welche Seide liefern. Zweifels— 
ohne iſt die Zahl der Thier- und Pflanzenarten, welche man zu ſeinem 
Vergnügen oder auch aus Wißbegier heranziehen, kultiviren kann, eine 
außerordentlich große, wie dies die Menagerien, die zoologiſchen und bo— 
taniſchen Gärten zur Genüge beweiſen; ich ſpreche hier aber nur von 
ſolchen nützlichen Pflanzen und Thieren, die eine weite und allgemein 
gebräuchliche Verwendung finden. 


Der Wiſſenſchaft iſt es gelungen, den geographiſchen Urſprung faſt 
aller angebauten Arten feſtzuſtellen; weniger Fortſchritte hat ſie aber ge— 
macht in der Kenntniß dieſer Arten im ſpontanen Zuſtande, d. h. als 
wildwachſende, von Kulturen und Wohnplätzen entfernte Pflanzen. Es 
giebt Arten, welche in dieſem Zuſtande überhaupt nicht angetroffen wor— 
den ſind, andere, bei denen die Bedingungen ſpecifiſcher Uebereinſtimmung 
oder wirklicher Spontaneität zweifelhaft ſind. 

In der nachfolgenden Aufzählung habe ich die Arten in Kategorien 
eingetheilt, und zwar nach dem Grade der Gewißheit über die ſpontane 
Beſchaffenheit und die Natur der etwa vorhandenen Zweifel. 

J. Spontane, d. h. wildwachſende Arten, welche von mehreren Bota— 
nikern fern von Wohnplätzen und Kulturen, mit allen Zeichen ein— 


43 


heimischer Pflanzen und unter einer mit einer der angebauten Varietä⸗ 

ten übereinſtimmenden Form geſehen wurden. Das ſind die Arten, 

welche hier unten nicht aufgezählt ſind. Ihre Zahl beträgt 169. 
Unter dieſen 169 Arten gehören 31 zu den mit A oder D be- 
zeichneten Kategorien, ſind alſo von einer ſehr alten Kultur; 
56 werden ſeit weniger als 2000 Jahren angebaut (O) und die 
andern ſind von einem mittlern oder unbekannten Zeitalter. 

II. Unter denſelben Bedingungen geſehen und geſammelt, aber nur 
von einem einzigen Botaniker und in einer einzigen Lokalität 3 

Cucurbita maxima, Faba vulgaris, Nicotiana Tabacum. 

III. Unter denſelben Bedingungen geſehen und erwähnt von einem oder 
zwei mehr oder weniger alten Autoren, die keine Botaniker waren 
und ſich geirrt haben können. Ihre Zahl beläuft ſich auf. 2 

Carthamus tinctorius, Triticum vulgare. 

IV. Von Botanikern in mehreren Lokalitäten als wildwachſende geſam— 
melt, aber unter einer etwas verſchiedenen Form von denen, welche 
man anbaut, die aber die meiſten Botaniker ohne Bedenken der 
ü ane 4 

Olea europaea, Oryza sativa, Solanum tuberosum, Vitis 
vinifera. 

V. Wildwachſende, in mehreren Lokalitäten von Botanikern geſammelt 

unter Formen, die einigen Autoren zufolge verſchiedene Arten aus— 
machen müſſen, während ſie von andern als Varietäten angeſehen 
J ͤ . lee une 8 
Allium Ampeloprasum Porrum, Chenopodium Quinoa, 
Cichorium Endivia var., Crocus sativus var. Cucumis Melo, 
Cucurbita Pepo, Helianthus tuberosus, Lactuca Scariola 
sativa, Linum usitatissimum annuum, Lycopersicum escu- 
lentum, Papaver somniferum, Pyrus nivalis var., Ribes 
Grossularia, Solanum Melongena, Spinacia oleracea var., 
Triticum monococcum. 

VI. Subſpontane, d. h. faſt wildwachſende, einer der angebauten For⸗ 
men ähnliche, aber möglicher Weiſe je nach lokalen Umſtänden den 
Kulturen entſprungene Arten. K eie ene ee Ze 

Agave americana, Amarantus gangeticus, Amygdalus Per- 
sica, Areca Catechu, Avena orientalis, Avena sativa, Ca- 
janus indicus, Cicer arietinum, Citrus decumana, Cucur— 
bita moschata, Dioscorea japonica, Ervum Ervilia, Ervum 
Lens, Fagopyrum emarginatum, Gossypium barbadense, 
Holcus sacharatus, Holcus Sorghum, Indigofera tinctoria, 
Lepidium sativum, Maranta arundinacea, Nicotiana rus— 
tica, Panicum miliaceum, Raphanus sativus, Spergula ar- 
vensis, 

VII. Subſpontane, wie die vorhergehenden, die aber eine von den an— 
gebauten Varietäten genügend verſchiedene Form aufweiſen, um 
von der Mehrzahl der Autoren als verſchiedene Arten angeſehen 
ht, o 3 

Allium ascalonicum (Form von A. Cepa?) Allium Scoro— 


44 


doprasum (Form von A. sativum), Secale cereale (Form 
einer der ausdauernden Secale-Arten. 

VIII. Nicht in einem wildwachſenden, nicht einmal ſubſpontanen Zus 
ſtande entdeckt, vielleicht ſeit Beginn der Kulturen aus angebauten 
Arten hervorgegangen, aber zu verſchieden, um nicht gemeiniglich Ar⸗ 
ten genannt zu werben RE 3 

Hordeum hexastichon (ihren Urſprung ableitend von H. dis- 
tichon?) Hordeum vulgare (ihren Urſprung ableitend von 
H. distichon?) Tritieum Spelta (ihren Urſprung ableitend 
von T. vulgare?) 

IX. Nicht in einem wildwachſenden, nicht einmal ſubſpontanen Zuſtande 
entdeckt, aber aus Ländern ſtammend, welche noch nicht genügend 
erforſcht worden ſind, und die ſpäter vermuthlich mit wildwach— 
ſenden noch ſchlecht bekannten Arten dieſer Länder vereinigt ſein 
, cmd 

Arachis hypogaea, Caryophyllus aromaticus, Convolvulus 
Batatas, Dolichos Lubia, Manihot utilissima, Phaseolus 
vulgaris. 

X. Nicht in einem wildwachſenden, nicht einmal ſubſpontanen Zuſtande 

entdeckt, aber aus Ländern ſtammend, welche noch nicht genügend 
erforſcht worden ſind, oder aus ebenſolchen Ländern, die man nicht 
genauer feſtſtellen kann, verſchiedenartiger als die vorhergehenden der 
bekannten Arten e d eee ee 
Amorphophallus Konjack, Arracacha esculenta, Brassica 
chinensis, Capsicum annuum, Citrus nobilis, Cucurbita 
ficifolia, Dioscorea alata, Dioscorea Batatas, Dioscorea sa- 
tiva, Eleusine Coracana, Lucuma mammosa, Nephelium 
Litchi, Pisum sativum Saccharum officinarum, Sechium 
edule, Trichosanthes anguina, Zea Mays 


In Summa 247 

Dieſen Ziffern zufolge giebt es 194 Arten, die als wildwachſende 
erkannt wurden, 27 zweifelhafte oder ſubſpontane, und 26, die wildwach— 
ſend nicht gefunden wurden. 

Es iſt anzunehmen, daß man früher oder ſpäter dieſe letztern ent— 
decken wird, wenn auch nicht unter einer der angebauten Formen, ſo 
doch wenigſtens unter einer verwandten Form, die je nach der Anſicht 
der Autoren bald Art, bald Varietät genannt wird. Um dahin zu ge— 
langen, müſſen die tropiſchen Länder beſſer erforſcht werden, müſſen die 
Sammler mehr Aufmerkſamkeit auf die Standorte verwenden, müſſen 
viele Floren über die Länder veröffentlicht werden, die gegenwärtig noch 
ſchlecht bekannt ſind, muß man auch gute Monographien von gewiſſen 
Gattungen beſitzen und ſich dabei auf die Charaktere ſtützen, welche in 
der Kultur am wenigſten variiren. 

Einige aus ziemlich gut erforſchten Ländern ſtammende Arten, welche 
mit andern nicht verwechſelt werden können, weil ſie Gattungen für ſich 
ausmachen, ſind im wildwachſenden Zuſtande nicht gefunden worden, oder 
nur ein einziges Mal, was zu der Vermuthung führen kann, daß ſie in 
der Natur ausgeſtorben oder im Ausſterben begriffen ſind. Ich meine 


45 


den Mais und die Pferdebohne. In dem Abſchnitte 4 verweiſe ich auf 
andere Pflanzen, welche ſeit einigen tauſend Jahren auf dem Wege des 
Ausſterbens zu ſein ſcheinen. Dieſe letztern gehören zu artenreichen Gat— 
tungen, was die Hypotheſe weniger wahrſcheinlich macht; anderſeits zei— 
gen ſie ſich aber von Kulturen ſelten weit entfernt und man ſieht ſie ſich 
ſelten naturaliſiren, d. h. verwildern, was eine gewiſſe Schwäche zeigt 
oder auch eine zu große Leichtigkeit, Thieren und Schmarotzern zur Beute 
zu fallen. 

Die 67, ſeit wenigſtens 2000 Jahren (C. F.) der Kultur unter- 
worfenen Arten finden ſich alle im wildwachſenden Zuſtande, mit Aus⸗ 
nahme von 11, die mit * bezeichnet find, und welche man nicht angetrof— 
fen hat oder über welche man Zweifel hegt. Dies iſt ein Verhältniß 
von 83 Procent. 

Auffallender iſt es, daß die größere Mehrzahl der ſeit mehr als 4000 
Jahren (A) oder in Amerika ſeit 3000 oder 4000 Jahren (D) ange— 
bauten Arten noch wildwachſend vorkommen, und zwar in einem mit einer der 
angebauten Formen übereinſtimmenden Zuſtande. Ihre Zahl beläuft ſich 
auf 31 — 49 d. h. 63 Prozent. Fügt man die der Kategorien II, III, 
IV und V hinzu, fo ergiebt dies ein Verhältniß von 81 — 82 Procent. 
In den Kategorien IX und X findet man nicht mehr als 2 dieſer ſehr 
alten angebauten Arten, welche als wildwachſende Pflanzen vielleicht nicht 
mehr vorkommen. 

Von vornherein glaubte ich, daß eine viel größere Anzahl der ſeit 
mehr als 4000 Jahren angebauten Arten ſich in einem ſolchen Grade 
von ihrem ehemaligen Zuftande entfernt haben würde, daß man fie un— 
ter den ſpontanen Pflanzen nicht mehr erkennen konnte. Es ſcheint aber 
im Gegentheil, als ob die der Kultur vorhergehenden Formen ſich ge— 
wöhnlich an der Seite von denen, welche die Züchter erzielten und von 
Jahrhundert zu Jahrhundert vermehrten, erhalten haben. Dies läßt ſich 
durch 2 Gründe erklären. 1) Die Periode von 4000 Jahren iſt im 
Verhältniß zu der Dauer der meiſten ſpecifiſchen Formen unter den pha— 
nerogamiſchen Pflanzen eine kurze. 2) die angebauten Arten erhalten 
außerhalb der Kulturen beſtändig Verſtärkung durch die Samen, welche 
durch den Menſchen, die Vögel und verſchiedene natürliche Agentien in 
vielerlei Weiſe ausgeſtreut und weitergeführt werden können. Die 
auf dieſe Weiſe erzielten Naturaliſationen vermengen häufig aus wild— 
wachſenden Pflanzen hervorgegangene Individuen mit ſolchen, die an— 
gebauten Pflanzen ihr Daſein verdanken; es geſchieht dies um ſo 
leichter, weil ſie ſich gegenſeitig befruchten, indem ſie zu ein und 
derſelben Art gehören. Dieſe Thatſache iſt deutlich nachgewieſen wor— 
den, ſobald es ſich um eine in Amerika in den Gärten angebaute 
Art der alten Welt handelt, und welche ſich ſpäter maſſenhaft auf den 
Feldern oder in den Wäldern niederläßt, wie z. B. die Kardunkel-Ar⸗ 
tiſchoke in Buenos⸗Ayres und die Orangenbäume in mehreren amerikani⸗ 
ſchen Ländern. Die Kultur breitet die Wohnſitze aus, ſie bietet Erſatz 
für den Ausfall, welchen die natürliche Reproduktion der Arten zuweilen 
aufweiſt. Einige Arten machen hiervon eine Ausnahme. (Schluß folgt.) 


46 


Gartenbauvereine, Ausſtellungen u. ſ. w. 


Paris. Eine große allgemeine Gartenbau⸗Ausſtellung wird daſelbſt 
vom 4.—9. Mai a. c. unter den Auſpicien der Société Nationale 
d' Horticulture de France eröffnet werden und richtet dieſe Ge— 
ſellſchaft an die Gärtner, Liebhaber, Vorſteher öffentlicher und wiſſenſchaft— 
licher Gärten des In- und Auslandes die Aufforderung, hieran theilzu— 
nehmen. Das bereits aufgeſtellte und im October-Hefte 1885 jener Ge— 
ſellſchaft veröffentlichte Programm iſt ein ſehr reichhaltiges, dem entſpre⸗ 
chend ſind die ausgeſetzten Preiſe. — Wir hoffen ſpäter ausführlicher auf 
dieſe Ausſtellung zurückzukommen. 


Bulletin de la Société Royale d' Horticulture de 
Liege. V. — 10. Daſſelbe enthält eine ausführliche Zuſammenſtellung 
der ſämmtlichen Mitglieder dieſer Geſellſchaft für das Jahr 1885. | 


Fränkiſcher Gartenbauverein. In der Vereinsverſammlung 
vom 19. October (1885) widmete der Vorſitzende zunächſt dem langjäh⸗ 
rigen Ehrenmitgliede dieſes Vereins, Garten-Inſpektor Eduard Otto einen 
warmen Nachruf. Sodann berichtete der 1. Vereins-Vorſtand über die 
Anfangs October 85 in München veranſtaltete Landesobſtausſtellung, bei 
welcher derſelbe als Preisrichter fungirt hatte und welche dieſem Berichte 
zufolge einen höchſt befriedigenden Verlauf genommen hat. 


London. Internationale Gartenbau-Ausſtellung. Zur 


Feier des Jubiläumsjahrs der Thronbeſteigung der Königin — 1887 


hat die Royal Horticult. Society beſchloſſen, eine internationale 
Gartenbau-⸗Ausſtellung nebſt Congreß im weiteſten Sinne abzuhalten. 


Dresden. Internationale Garten bau-Ausſtellung im 
Mai 1887. Von den Dresdener Handelsgärtnern iſt der Beſchluß ger 


faßt worden, in dem genannten Jahre eine derartige Ausſtellung zu ver⸗ 


anſtalten. (Hoffen wir, daß ſie mit der Londoner nicht coincidiren 


wird.) Das in Ausſicht genommene Terrain im Kgl. Großen Garten 
iſt von Sr. Majeſtät dem Könige zu obigem Zwecke gütigſt überlaſſen 
worden. Der Plan der Ausſtellung iſt bereits fertig geſtellt und von der 


ausführenden Commiſſion genehmigt. Seiner Zeit werden wir Gelegen— 1 
heit nehmen, auf Programm u. ſ. w. ausführlicher zurückzukommen. | 


— 


Feuilleton. 


Neuer Buxus. Derſelbe wird wahrſcheinlich eine große Rolle 
in der Teppichgärtnerei ſpielen. Er bleibt ſehr niedrig und alle ſeine 
Triebe find goldgelb, — eine Farbe, die ſich wohl bei den älteren Blät⸗ 
tern verändert, aber nie grün wird. Ein Hauptvorzug beſteht wohl da- 
rin, daß ſein Blattwerk ſehr widerſtandsfähig iſt und daß die Pflanze 
in allen Böden gedeiht. Der Züchter iſt Herr Candurier, Gärtner in 
Fleurieux ſur l'Arbresle (Rhöne). (Rev. hort.) 1 


47 


Literatur. 


Der praktiſche Rathgeber im Obſt⸗ und Gartenbau. Unter die⸗ 
ſem Titel wird die Verlagsbuchhandlung Trowitzſch & Sohn in Frank⸗ 
furt a. O. vom 1. Januar a. c. eine neue Wochenſchrift erſcheinen laſſen, 
für welche der in Fachkreiſen gutbekannte Herr Johannes Böttner als 
Herausgeber gewonnen iſt. Durch Verfolgung ausſchließlich praktiſcher 
| Sie ſoll, wie es in dem Proſpecte heißt, eine offenbare Lücke in der pe- 

riodiſchen Fachliteratur des Obſt⸗ und Gartenbaues ausgefüllt und für 
Hebung dieſes für die Volkswirthſchaft ſo wichtigen Kulturzweiges in den 
weiteſten Kreiſen gewirkt werden. Wir wünſchen dieſem Unternehmen 
Erfolg. Red. 


Bericht über die achte Verſamml. des weſtpreuß. botan. zoolog. 
Vereins zu Dirſchau, am 26. und 27. Mai 1885. Dieſer Verein hat 
ſich bekanntlich die Durchforſchung Weſtpreußens in botan.⸗zoolog. Hinſicht 
ſeit Jahren zur Aufgabe gemacht, und die alljährlich erſcheinenden Berichte deſ⸗ 
ſelben legen ein glänzendes Zeugniß von ſeinen hierbei erzielten Erfolgen ab. 

Auf S. 255 des vor. Jahrgangs unſerer Zeitung nahmen wir Ge— 
legenheit, auf den reichen, hochintereſſanten 7. Bericht dieſes Vereins hin- 
zuweiſen und ſchon wieder liegt ein 203 Seiten umfaſſendes Opus vor 
uns. Wer im mer ſich mit Specialſtudien über Deutſchlands Flora be— 
faßt, wird das reichhaltige hiergebotene Material mit Freuden begrüßen, 
den Männern, die ſich zu einem Ziele vereinigt haben, ſeine vollſte Aner⸗ 
kennung zollen. Red. 


Die Verlagsbuchhandlung von Eugen Ulmer in Stuttgart hat 
kürzlich einen Katalog veröffentlicht, enthaltend Bücher und Bilderwerke 
aus dem Gebiete der Literatur über 

Gartenbau und Botanik, 
auf welchen wir hier hinweiſen möchten. 


Edmond Boiſſier. Seitens der Familie des verſtorbenen Botanikers 
wurde uns eine kleine Schrift gütigſt eingeſandt, welche die von Herrn Alph. 
de Candolle verfaßte Biographie dieſes berühmten Schweizers, ſowie die 
von dem Prediger in Valleyres gehaltene Grabrede enthält. Profeſſor de 
Candolle, ſein bewährter Freund und langjähriger College auf dem Ge⸗ 
biete gleichen Forſchens ſchildert uns hier in einfacher, prunkloſer Weiſe 
das Leben und das Schaffen dieſes Mannes, der nicht nur ein ausgezeichneter 
Gelehrter, ſondern auch und zuallernächſt ein edler Menſch war. Red. 


Naturgeſchichte des Pflanzen reichs. Herausgegeben von Dr. M. 
Fünfſtück. Im Verlage von Emil Hänſelmann in Stuttgart er- 
ſcheint gegenwärtig unter obigem Titel ein großer Pflanzenatlas mit Text 
für Schule und Haus, — nach der uns vorliegenden erſten Lieferung 
jedenfalls ein vielverſprechendes Werk, da es auf 80 Großfoliotafeln mehr 
als 2000 kolorirte Abbildungen bringen wird, welche von ca. 40 Bogen 
erläuterndem Text ſowie vielen Holzſchnitten begleitet ſind. Zunächſt ſoll 


48 


hier die einheimiſche Flora möglichſt vollſtändig durch Bild und Wort 
veranſchaulicht werden, daneben aber auch exotiſche Vertreter des Gewächs— 
reichs, wie ſie im Handel, in der Induſtrie, Medicin u ſ. w. von Be⸗ 
deutung find, Platz finden. Das ganze Werk erſcheint in 40 zweiwöchent⸗ 
lichen Lieferungen a 50 Pfennig und nach der erſten Lieferung zu ur- 
theilen, läßt es ſich die Verlagsbuchhandlung ſehr angelegen ſein, hier 
für einen billigen Preis etwas Gediegenes zu liefern, was ſicherlich von 
vielen Pflanzenfreunden willkommen geheißen wird. Eine ausführlichere 
Beſprechung behalten wir uns für ſpäter vor, wenn erſt mehrere Xiefe- 
rungen erſchienen ſind. Red. 


Perſoual⸗Nachrichten. 


Profeſſor E. Morren wurde zum Offizier des Leopold-Ordens ernannt. 

Kunſt⸗ und Handelsgärtner Adolphe d'Haene erhielt das Ritter⸗ 
kreuz deſſelben Ordens. 

Ernſt Seyderhelm, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Budapeſt, Oheim 
der rühmlichſt bekannten Firma: Gebrüder Seyderhelm in Hamburg er- 
hielt für ſeine Ausſchmückung ſowie für die ausgeſtellten Pflanzen⸗Exem⸗ 
plare auf der ungariſchen Landesausſtellung in Budapeſt, die bekanntlich 
einen glänzenden Verlauf hatte, von Sr. Majeſtät dem Könige von Un⸗ 
garn das goldene Verdienſtkreuz mit der Krone. Mit großer 
Genugthuung iſt dieſe Auszeichnung von allen denen begrüßt worden, 
welche mit den vielen Verdienſten des Genannten näher bekannt ſind. Hier 
ſei nur noch erwähnt, daß er einer der Gründer der Gartenbau-Sektion 
vom ungar. Landes⸗Induſtrie⸗Verein iſt, als Vice-Präſident dieſer Sektion 
bereits große Dienſte erwieſen hat. 

(Im Auszuge aus einer uns von Budapeſt 
zugegangenen Correſpondenz. Red.) 

Sir Joſeph Hooker. Der Name Hooker iſt aufs innigſte ver⸗ 
knüpft mit den weltberühmten Kew⸗Gärten und jo wird die Kunde, die 
Gardeners' Chronicle bringt, daß der jetzige Direktor dieſer Gärten, 
Sir Joſeph Hooker, welcher ſeinem Vater Sir William vor 20 Jahren 
im Amte folgte, aus dieſer verantwortlichen und aufreibenden Stellung 
am 1. Decbr. 1885 ausgeſchieden iſt, von Botanikern und Gärtnern des 
In⸗ und Auslandes mit gleich großem Bedauern aufgenommen werden. 
Wie wir hören, iſt Sir Joſeph zu dieſem Entſchluſſe gelangt, um ſich 
ganz, ungeſtört von der großen adminiſtrativen Thätigkeit, ſeinen wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Arbeiten, ſo namentlich der Fortſetzung ſeiner „Flora of 
India“ widmen zu können. 

Profeſſor Lorenz Kriſtof, Präſident des k. k. ſteiermärk. Gartenbau⸗ 
Vereins und Redacteur der von dem letzteren herausgegebenen Monats- 
ſchrift „Mittheilungen“ wurde von dem k. k. Unterrichtsminiſterium in 
Wien im Auguſt v. J. zum Direktor des Grazer Mädchen-Lyceums, der 
erſten öffentlichen, dem Sclafjigen Gymnaſium analog eingerichteten weib— 
lichen Mittelſchule in Oeſterreich ernannt. 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


N 7 
1 
5 Im Verlage von Nob. Kittler in Hamburg ſind ferner erſchienen: 


| Die Ürbarmadunaen und verbeſſerungen des Bodens 

zer Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, fumpfige 

Biefen, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu machen, die cultivirten 

indereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 

ma zur Tiefcultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ze. von Dr. William 

debe, Redacteur der illuſtrirten Te Dorfzeitung. Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
eh. M. 7. 60 Pf. 


Di.ieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände— 
ien, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
er Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
id jeiner Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
nz geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beiten Methoden nach zum leichten Stockroden 
i Waldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
m Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
benutzten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


obe, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
lagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
Futterpflanzen, Knollen und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des 
Weinſtockes, der Küchengarten- und Zierpflanzen. Gr. 8°. Geh. M. 3. —. 


be, Dr. William, Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners. Voll: 
ſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen- und Gartenbau 
nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. 
Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8%. Geh. M. 3. — 


öbe, Dr. William, Die künſtlichen Düngemittel und die Compoſte. Mit beſonderer Be⸗ 
rückſichtigung der Vermeidung des Düngerverluſtes in größeren Städten. Für 
Landwirthe, Ortsbehörden, Düngerfabrikanten und Düngerhändler. Gr. 8%. Geh. M. 1, 20 Pf. 


slar, J. L. von. Die Wurzeln der Pflanzen oder die Bodenvergiftung durch die Wurzel— 
ausſcheidungen der Pflanzen. gr. 8. geh. (161 Seiten). 2. Ausg. M. 2, 40 Pf. 

Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er durch den vermehr— 

n Ertrag ſeines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald tauſendfach erſetzt ſehen wird. 

uch Gärkner, Botaniker und Naturfreunde werden daraus noch viel Neues, Nützliches und Beleh— 


indes erfahren. 


} eyer, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueften wich— 
tigsten und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank— 
heiten, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
Guts⸗ und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen ꝛc. Gr. 8. Geh. 


5 Pf. 
rei Taschenkalender: für den Landwirth, Forstmann u. Jäger. 


Jeder Landwirth kennt „Hitſchmann's Taſchenkalender für den Landwirth“ (in Leder fl. 
60, in Leinwand fl. 1.20), der in der bekannten außerordentlich praktiſchen Einrichtung ſoeben 
eleganter Ausſtattung zum 8. Male erſchienen iſt. Er iſt in den Kreiſen der Landwirthe fo ein— 
zebü aal 5 es bei einer Beſprechung genügt, zu ſagen, daß er heuer womöglich noch zweckmäßi— 
zer geſtaltet iſt. 

„ Hempel's Taſchenkalender für den öſterreichiſchen Forſtwirth“ (in Leinwand fl. 1.60, 
im Leder fl. 2.20), dieſes außerordentlich reichhaltige Vademecum für den Forſtmann iſt eben auch, 
u. zw. zum 5. Male erſchienen. Auch über dieſes treffliche Taſchenbuch, das alljährlich eine neue 
Inhaltsvermehrung zeigt, brauchen wir kein Wort zu verlieren. 

ov. Dombrowski's Jagdkalender“ (in Leinwand fl. 1.60, in Leder fl. 2.20) iſt gleichfalls 
im 8. Jahrgange ſoeben erſchienen. Des Redacteurs Name bürgt auch bei dieſem Kalender für die 
Jortrefflichkeit deſſelben. Iſt der Autor doch ein Waidmann par excellence. 

Alle drei Kalender, die unter der Patronanz des bekannten Herausgebers der „Wiener Landwirth⸗ 
ſchaftlichen Zeitung“ und der „Oeſterreichiſchen Forſt-Zeitung“ und auch als Beilagen zu dieſen Blät— 
tern erſcheinen, find durch Hitſchmann's Journalverlag, Wien, I., Dominitanerbafle 5, und durch 
le Buchhandlungen zu beziehen. 


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Druck von Fr. Jacob in Düben. 


Zweiundvierzigſter Zweites 
Jahrgang. Heft. 


| Hamburger 
Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


Seite 
Gartenbau in den Vereinigten Staaten während der letzten fünfzig Jahre ; . . 1 49 
Ueber einige der in den deutſchen Kolonien einzuführenden Nutzpflanzen von E. Goeze 2 51 
Lebensthätigkeit in der Ackererdðe De Selen ie g 5 92 


77. ß a ĩ ð-Vv ĩð re 5 1 
Kulturpflanzen, welche im Ausſterben begriffen oder außerhalb des Kulturbereichs ausgeſtorben ſind 65 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom Septbr. 1835 und 1884 von C C. H. Müller . 8 . R 


In Sachen des Froſtnachtſchmetterlings von Goethe i 3 c 
Ein Blick auf die Pflanzenwelt Tasmaniens von Baron F. von Müller . ; StR 8 72 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen 5 a 8 F 1 5 i 2 5 77 
Abgebildete und beſchriebene Früchte 2 ; 2 5 - a x 8 Burn 81 
Araucaria imbricata von A. Doering 5 5 . 8 8 e 5 5 : ERBE 
Feuilleton: Die Fortpflanzung der Lycopodien 86. — Zur Kenntniß der Befruchtung der Or⸗ 
chideen 86. — Zum Schutze des Edelweiß 87. — Pflanzen von Afghaniſtan 87. — Rhus 


Cotinus var. pendula 88. — Luftwurzeln von Prunus Padus 88 — Kautſchukproduction in 
Deutſchland 88. — Ein neuer Guttapercha⸗Baum 89. — Die Waldverwüſtung in den Ver⸗ 
einigten Staaten 89 — Eine Eigenthümlichkeit Californiens 89 — Moorcultur und Torf⸗ 
e ee Deutſchland 90. — Menge der Unkrautſamen im Boden 91. — Ein Hausmittel 
gegen Diphtheritis 91. — Picea Breweriana 91. — Cedrela sinensis 92. — Vanillin 92. 
— Zwei neue Syringen 92. — Papier aus Algen 92 — Myriophyllum als Aquariumpflanze 93 
Literatur: Die Biologie der Waſſergewächſe von H. Schenck 93. — Gartenzeitungen 94. — Der 
praktiſche un mine 95 — den des Gartenbauvereins zu Darmſtadt 8 95 
Garten bauvereine: Ruſſiſche Garten⸗ und Weinbauſchule 96. — Preis⸗Verzeichniß der Ber⸗ 
liner Ausſtellung : : s 5 5 l E . ; 5 5 : > ; 
Perſonal⸗Notizen: Göppert⸗Denkmal 96 — Dr. H G. Bull + 96. — Profeſſor T. Dyer 96 
Eingegangene Cataloge . a . : 8 0 * en 9 


Hamburg. | 
Verlag von Robert Kittler. | 


Im Verlage von R. Kittler in Hamburg erſcheint auch für 1886: 


Hamburger Garten- und Blumenzeitung. 
Zeitſchrift für Garten⸗ und Blumenfreunde, Kunſt⸗ und Handelsgärtner 
Herausgegeben von Dr. Edmund Goeze. 

42. Jahrgang. 1886. 12 Hefte a 3—4 Bogen, mit Abbildungen, gr. 8. Geh. Preis 15 M 

Die Hamburger Gartenzeitung iſt nach dem Ausſpruche deutſcher Sachkenner und er 
liſcher und belgiſcher Blätter die praktiſchſte deutſche Zeitung für Gärtner und Gartenfreu 
fie iſt in England, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien, in Moskau, St. Petersb 
und Stockholm zu finden, und engliſche Blätter erklärten, daß es die einzige deutſche Gartenzeitu 
ſei, aus der man etwas lernen könne. — Sie bringt ſtets das Neueſte und Intereſſant 
und giebt wohl der Umſtand den beſten Beweis für den werthvollen Inhalt, daß viele and 
deutſche Gartenzeitungen oft nach Wochen und Monaten als etwas Neues bringen, was wört 
aus der Hamburger Gartenzeitung abgedruckt iſt. — Auch in Schriften über Gartenbau und Be 
tanik findet man häufig Wort für Wort die Hamburger Gartenzeitung wieder abgedruckt und aß 
Autorität aufgeführt, was wohl am beſten darlegt, daß fie einen dauernderen Werth behält 
als die meiſten andern Zeitſchriften dieſer Art. Sie bleibt ein beſtändiger Rathgeber und ein vol 
ſtändiges Nachſchlagebuch für alle Garten- und Pflanzenfreunde. — Auch an Reichhaltigkeit übertri 
ſie faſt alle anderen Gartenzeitungen und iſt ſie daher vollſtändiger und billiger a 
andere Gartenzeitungen zu anſcheinend niedrigeren Preiſen. Es wird ſonach de 
reiche Inhalt dieſer Gartenzeitung für Gärtner und Gartenfreunde, Botaniker und Gut 
beſitzer von großem Intereſſe und vielem Nutzen ſein. — Das erſte Heft iſt von jeder Bu 
handlung zur Anſicht zu erhalten. | 

Bei der großen Verbreitung diefer Zeitſchrift find Inſerate ſicher von großem Nutz 
und werden pr. Petitzeile mit 25 Pfg. berechnet. 600 Beilagen werden mit 7 Mk. 50 Pf. berechne 


Die größte, verbreitetſte und in jeder Richtung gediegenſte landw. Zeitung iſt die 


Wiener Landwirthſchaftliche Zeitung. 


Herausgeber: Hugo H. Hitſchmann. — Haupt⸗Mitredakteur: Dr. Joſef Ekkert. 
Sie erſcheint jeden Mittwoch und Samſtag und koſtet viertelj. fl. 2.50, für das Deutſche Reich h 
den Poſtämtern Mk. 6.25. ö 3 
Deftes Ankündigungsblatt für die Kreife der Land⸗ und Forſtwirthe. 

Annoncen werden mit 5 fr. per Spalte und Millimeter, Proſpecte, Kataloge, Preiscourants als Be 
lagen per 1000 Er. bis 25 Gramm Einzelngewicht mit fl. 8 und für weitere je 25 Gramm mil 
fl. 5 mehr berechnet. 


f 
Adminiſtration der Wiener Landwirthſchaftlichen Zeitung 


Wien, I., Dominicanerbaſtei 5. 


Die größte, verbreitetſte und in jeder Richtung gediegenſte Forſtzeitung iſt die 


* * . * 
Oeſterreichiſche Forſt-Zeitung. 
Herausgeber: Hugo H. Hitſchmann. Redacteur: Prof. Ernſt Guſtav Hempel. 
Die „Oeſterreichiſche Forſt-Zeitung“ if das einzige forſtliche Wochenblatt der Welt. 
Sie erſcheint als Zeitung für Forſtwirthſchaft und Holzhandel, Jagd und Fiſcherei jeden Freitag und 
koſtet viertelj. fl. 2, für das Deutſche Reich bei den Poſtämtern Mk. 5. 4 
Beſtes Ankündigungsblatt für Forſt⸗ und Waidmänner, Holzhändler ꝛc. N 
Annoncen werden mit 4 kr. per Spalte und Millimeter, Proſpecte, Kataloge, Preiscourants x. a 
Beilagen per 1000 Ex. bis 25 Gramm Einzelngewicht mit fl. 8 und für weitere je 25 Gramm 
5 mehr berechnet. 


. 
Adminiſtration d. Oeſt. Forſt⸗Zeitung, Wien I., Dominicanerbaſtei 5. 
Die größte, verbreitetſte und in jeder Richtung gediegenſte Wein-Zeitung iſt die 


Allgemeine Wein Zeitung. 


Illuſtrirte Zeitung für Weinbau und Weinbereitung, Internationales Weinhandel 
blatt, Journal für Weinconſumenten. Hötel⸗ und Gaſthof⸗Zeitung. 

Herausgeber: Hugo H. Hitſchmann. — Redacteur: Prof. Dr. J. Berſch. 1 

Sie erſcheint jeden Donnerſtag und koſtet viertelj. fl. 2, für das Deutſche Reich bei den Poſtämterg 

Mk. 5, für alle anderen Länder bei uns fl. 2.50. Ei 

Ankündigungen für die Weinbranche, für Hötels x. | 

werden mit 4 kr. per Spalte und Millimeter, Proſpecte, Kataloge, Preiscourants x. als Beilagen 

per 1000 Ex. bis 25 Gramm Einzelngewicht mit fl. 8 und für weitere je 25 Gramm mit fl. 

mehr berechnet. 


Adminiſtration d. Allg. Wein⸗Zeitung, Wien, I., Dominicanerbaſtei 5. 


49 


Gartenbau in den Vereinigten Staaten während der letzten 
fünfzig Jahre. 

Daß die Nordamerikaner auf dem Gebiete der Pomologie ſich ſehr 
großer Erfolge rühmen können, iſt wohlbekannt, über ihre ſonſtigen Leiſtun⸗ 
gen im Gartenbau hört man aber verhältnißmäßig nur wenig und um 
ſo lieber ergreifen wir die Gelegenheit, hier etwas darüber mitzutheilen, 
welches freilich der Feder eines Amerikaners entlehnt iſt. 

Im Jahre 1837 bildete Philadelphia das Hauptquartier für Gärt— 
nerei, die dortigen Firmen Landreths und Maupays befaßten ſich nament— 
lich mit der Anzucht von Frucht- und Zierbäumen, während jene von 
Buiſt, Sherwood, Dryburg u. ſ. w. ſich eines guten Rufes als Floriſten 
erfreuten, auch einige Privatſammlungen recht Tüchtiges in der Blumen— 
zucht leiſteten. Camellien, Roſen, Pelargonien und chineſiſche Primeln 
machten damals, ſo zu ſagen, den Hauptbedarf des Publicums aus. Von hart— 
holzigen Pflanzen Auſtraliens und des Caps nahmen Acacien, Pimeleen, 
Chorizemas und Leschenaultien den erſten Platz ein und daran ſchloſſen 
ſich einige Cacteen mit leuchtenden Blumen. Farne gehörten dazumal 
zu den größten Seltenheiten. Zur Anfertigung von Bouquets, die nicht 
viel beſtellt wurden, bediente man ſich Roſen, Camellien, einfacher chine— 
ſiſcher Primeln und Nelken, Geranium- Blätter und Thuja-Zweige bil— 
deten hierzu das ausſchließliche Grün. Pflanzen in Töpfen zur Aus— 
ſchmückung von Zimmern und größeren Sälen kannte man kaum, das 
hierzu nöthige Material, wie Palmen, Gummibäume, Dracaenen etc. 
war bei den Handelsgärtnern gar nicht vertreten. 

In New⸗Pork hielten Thorborn, Hogg, Dunlap und Boll die Füh⸗ 
rung, während Downings in Newburg und Wm. Prince in Flushing 
die bedeutendſten Baumſchulen beſaßen. So war Herr Prince nament- 
lich durch ſeinen Eifer bekannt, neue und werthvolle Frucht- und Zier— 
bäume einzuführen; unter dieſen Neuheiten, die übrigens nur wenig An- 
klang fanden, befand ſich auch die chineſiſche Lams- Wurzel (Dioscorea 
Batatas), deren Anbau genügend geprüft wurde, dann gab man ihn aber 
wieder auf, weil die Mühe des Ausgrabens durchaus nicht im Verhält— 
niß ſtand zu der Menge der ans Tageslicht beförderten Wurzeln. 

Boſton wies damals nur eine Handelsgärtnerei von Ruf auf, jene 
von Hovey und Co.; ein Mitglied dieſer Firma ſtand an der Spitze 
des Horticultural Magazine, der einzigſten im Lande bekannten 
Gartenzeitung. Dieſelbe wurde recht gut redigirt, enthielt namentlich 
gute Aufſätze über Pomologie, die Herrn Hovey noch gegenwärtig zu einem 
ihrer eifrigſten Förderer zählt. Er war es, welcher trotz heftiger Oppo— 
ſition die Güte der Concord-Traube immer wieder hervorhob, und 
die Zeit hat gelehrt, daß dieſelbe dieſe warme Vertheidigung wohl ver— 
diente. Die Einwohner von Boſton ſollten dankbar dafür ſein, daß Leute 
wie Hovey und Wilder ihnen nach und nach das richtige Verſtändniß, 
das große Intereſſe für Gärtnerei einflößten, wodurch fie ſich gegenwär- 
tig auszeichnen. Auch Dr. Aſa Gray darf als Förderer ſolch' löblicher 
Beſtrebungen nicht vergeſſen werden. 

Im Jahre 1837 waren Pflanzen, die ſich zu Einfaſſungen für Tep⸗ 

Hamburger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886.) 4 


50 


pichbeete eigneten, faſt gänzlich unbekannt, die damaligen Gruppen beſtan⸗ 
den aus Roſen, gefüllten Dahlien, Scharlach⸗ Pelargonien und Heliotrop, 
ſolche Leiſtungen konnten aber auch nichts weniger als künſtleriſch genannt 
werden. Ungefähr zu derſelben Zeit wurden eine ſcharlachrothe, eine 
weiße und eine violette 1 von W. Brackenridge eingeführt und 
durch Kreuzungen mit dieſen erzielten die Floriſten in wenigen Jahren 
zahlreiche Varietäten, bei welchen faſt alle Farbenſchattirungen mit Aus⸗ 
nahme des Gelbs auftraten. Etwas früher noch war auch die Petu— 
nia phoenicea erſchienen, man befruchtete dieſelbe mit der weißblüthigen 
Petunia nyctaginiflora, und erhielt auf dieſe Weiſe viele ſchöne Varie— 
täten ſowohl mit einfachen wie mit gefüllten Blumen. 

Nun machte ſich die Liebhaberei, die genannten Pflanzen paſſend zu 
gruppiren, mehr und mehr geltend, die durch neue Scharlach-Pelargonien 
in verſchiedenen Schattirungen noch mehr gefördert wurde. Bald be— 
gnügte man ſich aber nicht mehr mit leuchtenden Blumen, ſondern rich⸗ 
tete auch auf Pflanzen mit prächtiger Belaubung ſein Augenmerk, die im 
Laufe der Jahre durch Gattungen wie Centaurea, Coleus, Alternan- 
thera, Achyranthes reichlich befriedigt wurde. Heutzutage kommt es 
nicht ſelten vor, daß ein Beet mit Blumen und Blättern von ebenſo vie⸗ 
len Farben angefüllt iſt, welche Jacob's Rock jo bemerkenswerth mad- 
ten. In Parentheſe ſei hier nur bemerkt, daß recht viel Geſchmack dazu 
gehört, eine Harmonie in den Farben ſowohl bei Einfaſſungen, wie bei 
der Teppichgärtnerei oder auch dem gemiſchten Styl hervorzurufen und 
excelliren hierin namentlich die Damen. 

In Baltimore, wo ſich der Geſchmack für Blumenzucht während der 
letzten Jahre mehr und mehr verfeinert hat, müſſen dieſe Fortſchritte 
auf die Beſtrebungen der Feaſts, der Pentlands und der Hallidays zu⸗ 
rückgeführt werden. Den wirkſamſten Einfluß hat aber jedenfalls die 
Gartenbau-Geſellſchaft von Maryland durch ihre Blumen⸗Ausſtellungen 
ausgeübt Hunderte von Handelsgärtnereien ſind neuerdings in dieſer 
Stadt und ihren Vorſtädten 1 doch genügen ſie noch bei weitem 
nicht, um all' den Beſtellungen für Hochzeiten, bei Begräbniſſen, zu öffentli⸗ 
chen Gaſtmählern und in Privatgeſellſchaften gerecht zu werden, ſo daß 
noch ein großer Bedarf an Blumen und dergl. vom Norden kommen 
muß. — Werfe man einen Blick auf die öffentlichen Promenaden und 
Plätze dieſer Stadt. Welch herrlichen Aublick bieten fie jetzt während 
der Sommermonate da! Welch' ein Unterſchied mit früheren Jahren! 
Sauber gehalten und ſchöne Zuſammenſtellung, legen ſie ein glänzendes 
Zeugniß ab von der immer fortſchreitenden Civiliſation. 

Vor etwa 20 Jahren warf ein Mitglied der zur Bekleidung des 
Waſhington⸗ Denkmals ernannten Commiſſion die Frage auf, was ge⸗ 
ſchehen müſſe, um jenen Grasflächen ein hübſcheres Ausſehen zu geben. 
Man rieth ihm das häßliche Geländer zu entfernen und ſtatt deſſen Strauch⸗ 
parthien und Blumenbeete anzulegen. „Das würde nie gut thun, denn 
von ſolchen Anpflanzungen würde bald nichts übrig bleiben“ — war 
ſeine Antwort. 

Kann ſich nun die Blumenzucht eines raſchen und ſtetigen Fort⸗ 
ſchritts rühmen, ſo ſind auch die Pomologen hierin nicht zurückgeblieben. 


51 


Die einſtige Lifte von einheimiſchen Weinreben, welche kaum mehr als die 
Catawba, Isabella und Lenoir aufwies, iſt jetzt durch neue und 
beſſere Sorten und zwar in großer Menge vervollſtändigt worden. Aus 
vielen derſelben wird Wein bereitet, der an Güte, Dank den Bemühun— 
gen des verſtorbenen N. Longworth und ſeiner Nachfolger vielen europäi— 
ſchen Sorten nichts nachgiebt. 

Im Staate Ohio fand ſich ein J. P. Kitkland, der Züchter der 
beſten Kirſchen, welche jetzt angepflanzt werden. 

Zahlreiche Birnenſorten ſind vom Auslande eingeführt worden, wenn 
wir aber die Bartlett ausnehmen, ſo ſind unſere einheimiſchen bei 
weitem die ſchönſten und ergiebigſten. Zum großen Theil fanden die— 
ſelben ihren Urſprung an Heckenrändern und auf wüſten Plätzen, einige 
gute Arten wurden auch von Clapp und Dana hinzugefügt. Ueber die 
weitbekannte Kieffer-Birne wagen wir hier nicht viel zu ſagen, wir 
fanden die Frucht nicht ſehr weich und ſoll der Baum häufig brandig 
werden. Gegenwärtig erzielen Birnen keine ſo hohen Preiſe wie früher, 
jene geſunde und begehrte Frucht, der Apfel wird aber immer durch neue 
und werthvolle Sorten bereichert und unſere Production an Aepfeln iſt 
eine ungeheure. Die Qualität der Aepfel, welche aus den Mittleren und 
Nördlichen Staaten kommen, hält in Bezug auf Größe und Glätte der 
Schale keinen Vergleich aus mit jenen, die aus den weſtlichen Staaten 
ſtammen, jo daß die Züchter im Staate New-Pork mit ihrer eigenen 
Waare oft zurückſtehen müſſen. 

Im Staate Delaware und den Ländereien, welche die Küſten der 
Cheſapeake Bay umſäumen, giebt es ungeheure Mengen von Pfirſichen, 
die dort vor 50 Jahren angepflanzt wurden und immer neue Frucht— 
gärten werden angelegt, wird damit noch lange fortfahren. Klei— 
nere Früchte wie Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Erdbee— 
ren haben ebenſo ſehr an Arten zugenommen, wie ſie ſich in Qualität 
verbeſſert haben. Jedes Jahr bringt ein Heer neuer Erdbeeren mit ſich, 
von denen einige in der That gut ſind, während die meiſten von irgend 
einem herumreiſenden Charletan als beſſer als die beſten angeprieſen werden. 

Aus dieſen immerhin recht dürftigen Notizen läßt ſich erſehen, daß der 
Gartenbau in der nordamerikaniſchen Union ganz bedeutende Fortſchritte ge— 
macht hat, was den Schriften der Downings, Wilder, Barry, Meehan und 


anderer, die an den Arbeiten der amerikaniſch-pomologiſchen Geſellſchaft einen 


regen Antheil nahmen, zugeſchrieben werden muß. Dabei darf man auch 
die beſchreibenden und illuſtrirten Kataloge nicht vergeſſen, welche von allen 
größeren Firmen veröffentlicht und nach allen Richtungen hin verſandt 
wurden; auch ſie ſind ein weſentliches Mittel zum Fortſchritt geweſen. 


Ueber einige der in die dentſchen Kolonien einzuführenden 
Nutzpflanzen. 
Von E. Go eze. 


Bei Gelegenheit der großen Berliner Ausſtellung (1885) hatten es 
ſich 2 botaniſche Gärten angelegen fein laſſen, Gruppen ſolcher Nutzpflan— 
4* 


52 


zen zuſammenzuſtellen (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1885, S. 499), deren 
Anbau im Großen ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach für dieſe oder jene 
unſerer Kolonien eignen dürfte. Man ging dabei von dem richtigen 
Grundſatz aus, daß bei Gründung neuer Kolonien es nicht allein darauf 
ankommt, die dortigen einheimiſchen Hülfsquellen weiter bekannt zu ma⸗ 
chen, ihre Ausbeute dann ſachgemäß ins Werk zu ſetzen, ſondern ganz 
insbeſondere auch dem Lande, von welchem man Beſitz ergreift, neue zu— 
zuführen. Hier gilt es nun, eine richtige Auswahl zu treffen, die klima⸗ 
tiſchen Anſprüche der betreffenden Arten genau zu erwägen, ihre Ertrags— 
fähigkeit, Dauerhaftigkeit u. ſ. w. kennen zu lernen. Vom praktiſchen 
Standpunkte aus fehlt uns Deutſchen das auf Erfahrung ſich ſtützende 
Verſtändniß hierfür, müſſen wir hierin von andern Nationen zu lernen 
ſuchen und keine geht uns in der Fürſorge für ihre überſeeiſchen Be— 
ſitzungen mit jo gutem Beiſpiele voran wie England. Die unvergleich— 
lich reichen Pflanzenſchätze der Kew-Gärten ſind weit und breit bekannt, 
was aber Kew durch die Initiative der beiden Hooker, Vater und Sohn 
für die engliſchen Kolonien gethan, dürfte auf dem Feſtlande weniger zur 
Kenntniß gelangt fein und doch iſt Kew's Weltruf eben durch die Ein- 
führung einer ganzen Reihe hochwichtiger Nutzpflanzen nach allen Län 
dern, wo die Engländer feſten Fuß gefaßt haben, begründet worden. We— 
ſentlich wurden dieſe Unternehmungen ſeitens der Regierung dadurch un— 
terſtützt, daß fie überall Verſuchs ſtationen oder botaniſche Gärten grün— 
dete, tüchtige Leute aus dem Mutterlande an deren Spitze ſtellte, um Er- 
fahrungen einzuſammeln, die dann wieder von Kew aus zum allgemei— 
nen Beſten verwerthet wurden. Von Kew können wir daher lernen, welche 
Nutzpflanzen ſich am beſten für unſere jetzigen und zukünftigen Kolonien 
beſonders eignen dürften und in den von den Direktoren veröffentlichten 
officiellen Jahresberichten findet ſich eine reiche Quelle ſolcher Belehrung. 
Die letzten 18 Jahrgänge derſelben liegen zur Hand und haben wir zum 
großen Theil die nachfolgenden Notizen ihnen entlehnt. Derartige Nutz⸗ 
pflanzen nun durch Samen, Knollen oder ſelbſt Stecklinge anzuzie— 
hen, dürfte zunächſt, nach dem Beiſpiele Kew's, die Aufgabe des Mutter⸗ 
landes, Deutſchlands ſein und hier können und werden die botaniſchen 
Gärten unſerer Ueberzeugung nach fördernd eingreifen, doch auch die 
deutſchen Handelsgärtnereien vermögen, ganz abgeſehen davon, daß ihr 
Patriotismus ihnen dies gewiſſermaßen zur Pflicht machen ſollte, ein ſol— 
ches Unternehmen zu unterſtützen, um ſich auf dieſe Weiſe ſogar eine nach 
und nach recht ergiebige Erwerbsquelle zu eröffnen. Um letzteres weiter 
zu begründen, verweiſen wir beiſpielsweiſe auf die Londoner Firma Wil⸗ 
liam Bull. Dieſelbe hatte vor etwa 10 Jahren ganze Gewächshäuſer 
mit jungen Samenpflanzen des liberiſchen Kaffeebaums angefüllt, jedes 
Pflänzchen repräſentirte einen Werth von einer Guinee (21 Mark) und 
doch reichte, wie uns der Beſitzer lächelnd erzählte, der Bedarf kaum, um 
allen Beſtellungen von auswärts gerecht zu werden. 

Ganz ſo weit ſind wir nun ſchließlich noch nicht, es wird noch man— 
ches Jahr verſtreichen, ehe derartige verlockende Ordres an deutſche Fir⸗ 
men gerichtet werden, dieſelben ſollten ſich aber allmählich darauf vorbe: 
reiten, damit ihnen ſchließlich die engliſchen nicht den Rang ablaufen. 


53 


Deutſchland hat jetzt überall ſeine Vertreter, die deutſchen Kriegsſchiffe 
berühren faſt alle überſeeiſchen Häfen und ſo dürfte es nicht ſchwer fal— 
len, ſich durch Vermittelung der Konſulate Samen von dieſer oder jener 
Nutzpflanze zu verſchaffen, die man beſonders ins Auge gefaßt hat. Sind 
aus denſelben Pflanzen hervorgegangen, ſo würden wir vorſchlagen, die 
Sendungen in Ward'ſchen Käſten, deren Anfertigung und Transport die 
Regierung wahrſcheinlich übernähme, zunächſt gratis zu machen, um ſpä⸗ 
terhin gute Zinſen daraus zu ziehen. 
Fangen wir unſere Liſte mit der oben ſchon erwähnten 


Coffea liberica, Hiern. an. 


Es kommt dieſe Art nicht allein in Liberien wildwachſend vor, ſon— 
dern auch in Angola, Golungo alto und wahrſcheinlich in mehreren an— 
dern Gegenden des tropiſchen Weſtafrika. Sie zeichnet ſich bekanntlich 
vom gemeinen Kaffeebaum durch raſcheres Wachsthum, größere Blätter 
aus, auch iſt der Ertrag der größeren Samen ein viel reichlicherer und 
außerdem rühmt man von ihr die Leichtigkeit, ſich verſchiedenen Klima⸗ 
ten anzupaſſen. Die Plantagen des gemeinen Kaffeebaums werden über- 
dies ſeit Jahren von einer ſehr ſchlimmen Plage, den Pilzverwüſtungen 
der Hemeleia vastatrix heimgeſucht, jo namentlich auf Ceylon und an⸗ 
dern ſüdaſiatiſchen Inſeln, wogegen die Art von Liberien bis dahin nicht 
darunter zu leiden hatte. In Zanzibar wird dieſelbe bereits angebaut. 
Die Kaffeebohnen verlieren ſehr raſch ihre Keimfähigkeit, man muß ſie 
daher bei längeren Transports in feuchtes Moos verpacken, wodurch ſie 
dieſelbe nicht allein behalten, ſondern auch, nach Ankunft an den Beſtim— 
mungsort ſehr bald keimen. 


Theobroma Cacao, Linné. 


Der gemeine Cacaobaum tritt in den Wäldern des Amazonenſtroms, 
des Orinoco und ihrer Nebenflüſſe bis zu einer Erhebung von etwa 400 
Meter ſpontan auf und wird bereits in verſchiedenen Gegenden des tro— 
piſchen Afrika angebaut. Hier kommt es aber zuallermeiſt darauf an, 
gute Varietäten zu wählen und an ſolchen iſt namentlich Trinidad reich. 
Aus einem Berichte des dortigen Regierungs⸗Botanikers, Herrn Preſtoe 
geht hervor, daß die Ernte der beſſeren Sorten ſich zu jener der ge— 
wöhnlicheren wie 5: 1 verhält. In vielen Ländern haben die Cacao⸗ 
Anpflanzungen von den Angriffen eines Pilzes ebenſo ſehr zu leiden, wie 
die Kaffeebäume und iſt überdies der Cacaobaum in feinen Kulturan⸗ 
ſprüchen nicht ſo leicht zu befriedigen wie jene. Der Boden muß ein 
beſonders reicher fein, ſtagnirende Feuchtigkeit iſt den Wurzeln verderb— 
lich, wie desgleichen Mooſe und Lichenen auf der Rinde dem Wachsthum 
hinderlich ſind. Der Baum gedeiht in einem warmen und ſehr feuchten 
Klima, am beſten ſagt ihm dagegen eine Durchſchnittstemperatur von 
26“ Celſ. zu, auch iſt es wünſchenswerth, daß die zwei Jahreszeiten, die 
trockne und die naſſe ſcharf von einander getrennt ſind. 

Vor einigen Jahren veröffentlichte der Direktor der Regierungsan⸗ 
pflanzungen in Jamaica eine kleine Schrift über den Cacaobaum: „How 
to grow and how to cure it“ (London, Meſſrs. Silver & Co.) 


54 


auf die wir hier hinweiſen möchten. Will man dieſe Kultur in einem 
tropiſchen Lande beginnen, wo die baumartige Vegetation nur ſpärlich 
vertreten iſt, ſo hat man ſich zu gleicher Zeit nach geeigneten Schatten— 
bäumen umzuſehen, da die Cacaobäume von den ausdörrenden Strahlen 
der hochſtehenden Sonne ſehr leiden und als ſolche hat man mehrere 
Erythrina-Arten, jo namentlich E. umbrosa, H. B. von Südamerika 
empfohlen. 
Hieran dürfte ſich zunächſt die Kultur des Zuckerrohrs 


Sacoharum officinarum, Linné 


ſchließen. Gegenwärtig wird daſſelbe in allen heißen Regionen der Erde 
angebaut, es liegen aber eine Menge hiſtoriſcher Beweiſe vor, daß es 
zunächſt im ſüdlichen Aſien verwerthet wurde, von wo es ſich nach 
Afrika und ſpäter nach Amerika ausbreitete. Leider drohen neuerdings auch 
dieſer Kultur mancherlei Gefahren, insbeſondere durch verſchiedene In— 
ſekten, gegen welche gar verſchiedene Mittel verſucht worden ſind; von 
Einigen wird die Anwendung von Kalk, von Andern die von Karbol— 
ſäure als ſehr wirkſam anempfohlen. Als eine außerordentlich raſch und 
üppig wachſende Varietät von reichem Ertrag wird jetzt das in Cochin— 
China gezüchtete Elephanten-Zuckerrohr in vielen Kolonien an— 
gebaut. 

Der Gemüſebau wird in den meiſten tropiſchen Ländern immerhin 
auf große Schwierigkeiten ſtoßen, wenn wir dabei unſere europäiſchen Ge— 
müſe im Auge halten, vielleicht gelingt es mit der Zeit, von ſolchen kli— 
matiſche Varietäten zu erzielen, die ſich hierfür beſſer eignen, doch da die 
Mehrzahl derſelben aus nördlicheren Breiten ſtammt, dürfte ein ſolcher 
Verſuch ziemlich problematiſch ſein und ſo heißt es denn, in den heißen 
Ländern ſelbſt Umſchau zu halten, um zu erfahren, welche Gemüſearten 
dort anzutreffen ſind. In erſter Reihe ſteht jedenfalls die 

Arracacha esculenta, DC. von Südamerika. In den ge⸗ 
mäßigten Bergregionen Venezuelas, Neugranadas und Ecuadors kann 
dieſe Umbellifere der Kartoffel im Werthe gleichgeſtellt werden und ſoll 
ſelbſt ein feineres und wohlſchmeckenderes Mehl liefern. Der untere Theil 
des Stengels nimmt eine zwiebelförmige Verdickung an, auf welcher ſich 
bei kräftiger Vegetation und während mehrerer Monate im Jahre ſeit— 
liche Knollen bilden, die noch mehr geſchätzt werden als die centrale Knolle, 
auch zu ſpäteren Pflanzungen Verwendung finden. Für Hügellandſchaf⸗ 
ten im tropiſchen Afrika dürfte ſie ein werthvolles Gemüſe werden. 

Die Gattung Dioscorea mit faſt 200 Arten, von welchen die meiſten 
aſiatiſchen Urſprungs ſind, mehrere auch in Amerika, nur einige in 
Afrika wildwachſend auftreten, enthält verſchiedene für die Tropengebiete 
wichtige Nährpflanzen. Eine in Afrika angebaute Art, Dioscorea Cayen- 
nensis iſt dort auch einheimiſch, dagegen dürfte die in mehreren Va— 
rietäten auf den Südſeeinſeln kultivirte Dioscorea alata Linné empfeh— 
lenswerther fein. Wahrſcheinlich eignet ſich auch die chineſiſche Vams— 
wurzel, Dioscorea Batatas, Dene. zum Anbau in tropiſchen Ländern. 
Hier dürfen auch Alocasia macrorrhiza, Schott von den Südſeein— 
ſeln, Arum esculentum, Linné, welches an feuchten Orten der meiſten 


55 


intertropiſchen Ländern angebaut wird und die cochinchineſiſche Amor- 
phophallus Rivieri, du Rieu, var. Konjah, Engler nicht überſehen 
werden. Aus der Familie der Leguminosen dürfte Dolichos Soja, 
Linné als Hülſenfrucht erſten Ranges hinzuſtellen ſein, die Samen ſind 
nahrhaft und gleichzeitig ſehr velhaltig, was ihnen in der Küche eine dop— 
pelte Verwerthung giebt. Der Katjangſtrauch, Cajanus indicus, Spren- 
gel wird in den Tropenländern ſehr häufig angebaut, er trägt aber vom 
erſten Jahre an Früchte und wird an manchen Orten nur als einjäh⸗ 
rige Pflanze gezogen. Bekanntlich bilden die Samen einen wichtigen Be- 
ſtandtheil der Nahrung für die Neger, von den europäiſchen Koloniſten 
werden ſie viel weniger geſchätzt, von denſelben höchſtens vor der Reife 
nach Art unſerer Schoten als Gemüſe benutzt. Phaseolus lunatus, 
Linné, Phaseolus trilobus, Willdenow, Dolichos Lablab, Linné und 
Dolichos Lubia ſind vier weitere Hülſengewächſe, deren Kultur für alle 
Tropenländer von großer Bedeutung iſt. Eine im intertropiſchen Afrika 
höchſt wahrſcheinlich ſpontane Art iſt Glyeine subterranea, Linné fil., 
die ſich nach Art der Erdnuß, Arachis hypogaea, Linné mit ihrer 
jungen Frucht oder Hülſe in den Boden eindrückt und iſt ihre Kultur 
in den Gärten des tropiſchen Afrika eine ziemlich verbreitete. Der Okra 
oder Gombo, Hibiscus esculentus, Linné, eine einjährige Malvacee 
liefert in den noch jungen Früchten eins der zarteſten Gemüſe in den 
Tropenländern, als Blattgemüſe für heiße Länder können Amarantus 
gangeticus Linné und Corchorus olitorius, Linné beſonders empfoh— 
len werden. Auch einige einjährige Mesembrianthemum Arten eignen 
ſich vortrefflich hierzu. In Afrika iſt die Kultur des Maniok- oder Caſ⸗ 
ſaveſtrauchs (Manihot utilissima Pohl u. M. Aipi) noch weniger ver— 
breitet, ſo namentlich in den von der Weſtküſte entfernten Regionen wie 
in andern intertropiſchen Ländern, dürfte aber bei weiteren dort vorzu— 
nehmenden Koloniſationsverſuchen von immer größerer Bedeutung wer— 
den, da das aus ihren Wurzeln mit Sorgfalt bereitete Caſſave- und Ta⸗ 
piocamehl eine ebenſo geſunde wie angenehme Nahrung ausmacht. Nicht 
allein aus den Wurzeln der weſtindiſchen Maranta arundinacea, Linné, 
ſondern auch aus jenen verſchiedener Canna-Arten, wie z. B. Canna edu- 
lis, Edwards, C. coccinea, Roscoe, deren Anbau überdies ein außer— 
ordentlich leichter iſt, gewinnt man Arrowroot, welches in keiner intertro— 
piſchen Anſiedelung als vorzügliches Nahrungsmehl fehlen darf.“) Die 
lauchartigen Gewächſe, wie Schnittlauch, Rocambollen-Lauch, Knoblauch, 
Schalotte u. ſ. w. dürften bei einiger Pflege und richtiger Zeit des Aus- 
ſäens reſp. Auspflanzens in den Gärten heißer Ländergebiete ebenſo gut 
gedeihen, wie in nördlicheren Gegenden. 

In allen zwiſchen den Wendekreiſen gelegenen Ländern, wo Europäer ſich 
anſiedeln, kommen auch die Früchte der Tropen mehr und mehr zur Gel— 
tung; manche derſelben beſitzen freilich einen ſtarken Terpentingeſchmack, 


*) Bataten (Convolvulus Batatas Linné) werden in Afrika nur ſelten angebaut 
und ſollen es auch nach A. de Candolle andere Arten ſein; ſo brachte der Reiſende 
Vogel eine an der Weſtküſte angebaute Art mit, die als Batatas paniculata, Choisy 
beſtimmt wurde. Die Wurzeln derſelben find aber abführend, ſomit officinell. 


96 


an den ein europäiſcher Gaumen ſich erſt allmählich gewöhnen kann, an⸗ 
dere ſind in ihren Kulturanſprüchen ziemlich wähleriſch, immerhin müßten 
aber die edelſten in den deutſchen Kolonien Eingang finden und das kann nur 
durch Einführung junger Pflanzen, deren Anzucht keine ganz leichte iſt, 
vom Mutterlande aus geſchehen. Wir wollen hier ſummariſch auf eine 
kleine Vertretung derſelben hinweiſen, halten es nicht für überflüſſig, da- 
ran zu erinnern, daß es bei Anzucht durch Samen vor allen Dingen 
darauf ankommt, ſich ſolche von guten, bereits ſeit lange kultivirten Va⸗ 
rietäten zu verſchaffen, da die wildwachſen den Arten ebenſo wie bei un⸗ 
ſeren Fruchtbäumen meiſtens ſaft- und geſchmackloſe Früchte producieren. 

Aus der Gattung Anona dürften ſich Anona squamosa, Linné, 
der Zucker⸗ oder Zimmtapfel, A. muricata, Linné, der ſtachelige Yla- 
ſchenbaum, A. reticulata, Linné, der netzförmige Flaſchenbaum und A. 
Cherimolia, Lamarck, der Tſchirimajabaum, die ſämmtlich in Mexico 
und einigen Theilen Südamerikas einſchließlich Weſtindiens urſprünglich 
zu Hauſe ſind, ihrer herrlichen Früchte wegen beſonders anempfehlen und 
ſind ſie auch in den Kulturen aller tropiſchen Länder bereits mehr oder 
minder zahlreich vertreten. Apfelſinen, Citronen und Pomeranzen, die 
in Südeuropa ein zweites Vaterland gefunden haben, finden auch in 
wärmeren Gebieten ihr gutes Fortkommen; in Braſilien haben ſie ſich 
dermaßen verbreitet, daß ſie in manchen Gegenden ſubſpontan auftreten 
und auch in den portugieſiſchen Beſitzungen Afrikas ſoll dies hier und 
da der Fall fein. Zu den Guttiferen gehören Garcinia Mangostana, 
Linné, die wohlriechende Mangoſtane und Mammea americana, Jacquin 
die Aprikoſe von San. Domingo; beide erheiſchen ein ſehr heißes und 
gleichzeitig feuchtes Klima und haben die mit ihnen im tropiſchen Afrika 
gemachten Verſuche bis jetzt keinen Erfolg aufzuweiſen. Eine andere Art 
der zweiten Gattung, Mammea africana, Sabine wird unſeres Wiſſens 
nach noch nicht als Fruchtbaum angezogen. Ob ſich unſere Weinrebe 
in feucht⸗-warmen Ländern gefallen würde, iſt mehr als fraglich, dage— 
gen ſollten Vitis Schimperiana, Hochst. und andere Arten von Cen⸗ 
tral⸗Afrika dort zur Weinbereitung Verſuchen unterworfen werden. Der 
echte Jujubendorn, Zizyphus Jujuba, Lamarck wird ſeiner Früchte 
wegen vielfach angezogen, man kennt von ihm eine ganze Reihe von Va— 
rietäten und erſtreckt ſich ſeine Kultur gegenwärtig vom ſüdlichen China, 
dem indiſchen Archipel und Queensland durch Arabien und Aegypten hin— 
durch bis nach Marokko, und ſelbſt bis nach dem Senegal, nach Guinea 
und Angola. 

Drei weitere Arten treten uns aus der Familie der Anacardiaceen 
entgegen, nämlich: 

1. Der Mangobaum, Mangifera indica, Linné. Eine große 
Anzahl von Varietäten deſſelben werden in Südaſien und dem indiſchen 
Archipel angebaut, wo auch aller Wahrſcheinlichkeit nach das urſprüng— 
liche Vaterland zu ſuchen iſt. Gegenwärtig iſt ſeine Kultur im intertro— 
piſchen Afrika, auch auf Mauritius und den Seychellen eine ziemlich ver— 
breitete und hat er ſich in den dortigen Wäldern ſchon etwas naturali— 
ſirt. Man hat die Erfahrung gemacht, daß die gepfropften Bäume weit 
beſſere Früchte liefern, als die unveredelten, aus Samen erzielten. 


57 


2. Die ſüße Mombinpflaume, Spondias duleis, Forster. 


Dieſer Baum welcher auf den Geſellſchafts, Freundſchafts- und Fidſchi⸗ 
Inſeln einheimiſch iſt, gehört noch nicht zu den in den Kolonien häufig 
vertretenen Fruchtbäumen, doch beſitzen feine Früchte, welche einer gro— 
ßen gedörrten Pflaume gleichen, nach den Ausſagen vieler Reiſenden 
einen vorzüglichen Geſchmack. 


3. Der Acajoubaum, Anacardium oceidentale, Linné. 


Derſelbe ſtammt zweifelsohne aus den Wäldern des intertropiſchen 
Amerika, wird jetzt hier und da im Congogebiet und auf den Inſeln des 
Golfs von Guinea angebaut. (Vergl. H. G. & Bl-Z. 1886, S. 40). 


Unſere Walderdbeere wurde ſchon vor einem Jahrhundert nach den 
Gärten mancher Kolonien gebracht und hat ſich dort an einigen feucht 
gelegenen Localitäten, fern von menſchlichen Wohnſitzen naturaliſirt. Im 
Jahre 180! wurden von Bory Saint Vincent auf der Inſel Bourbon 
Plätze angetroffen, die ganz mit rothen Erdbeeren bedeckt waren. Unter 
den bei uns angebauten Fruchtbäumen dürfte ſich der Pfirſichbaum je— 
denfalls am beſten zur Verpflanzung nach überſeeiſchen Beſitzungen eig- 
nen, da er in manchen Gegenden der Neuen Welt ſich vollſtändig ver— 
wildert hat, dort z. B. in Argentina die Unmaſſen ſeiner Früchte nicht 
anders als zur Branntweinbereitung verwerthet werden. Verſchiedene 
myrtenartige Gewächſe, wie namentlich Eugenia- und Psidium-Arten 
ſollten in keinem tropiſchen und ſubtropiſchen Garten fehlen, da ihre 
Kultur eine äußerſt leichte iſt, ihre Früchte eine ebenſo wohlſchmeckende 
wie geſunde Nahrung ausmachen. Der Feigencactus, Opuntia Ficus- 
indica, Miller, welcher ſich ſeit lange in vielen wärmeren Ländern der 
Alten Welt vollſtändig eingebürgert hat, verdient bei allen neuen Anſie— 
delungen eine doppelte Berückſichtigung, erſtens ſeiner Früchte wegen, die 
ſehr erfriſchend ſind und eignen ſich ferner ſeine mit ſtarken Stacheln 
beſetzten Stämme und Zweige, die raſch wachſen, zu Einfriedigungen, die 
gegen die wilden Thiere und wohl auch gegen die Eingeborenen Schutz 
gewähren können. 

Der Sapotillbaum, Sapota Achras, Miller, in den Wäldern der 
Landenge von Panama zu Hauſe, liefert eine der geſchätzteſten Früchte 
aus der Familie der Sapotaceen und eine der beſten der intertropiſchen 
Regionen. Nach Tuſſac erfordern aber die jungen Bäumchen in den An— 
pflanzungen eine ganz beſondere Pflege. Auch der Advogatobaum, Per- 
sea gratissima, Gärtner, deſſen Heimat im Küſtengebiet von Mexiko 
und den Antillen zu ſuchen iſt, gehört zu den geprieſenſten Früchten der 
Tropen. Seine Samen wie die aller Laurineen keimen ſchwer und ver— 
lieren ſehr bald ihre Keimkraft. Schließlich ſei auch noch des Melonen— 
baumes, Carica Papaya, Linné gedacht, der durch ſein raſches Wachs— 
thum den für Manchen nicht anziehenden Geſchmack der Früchte reichlich 
aufwiegt. Als Schlingpflanzen verdienen mehrere Passiflora-Arten ih— 
rer vorzüglichen Früchte wegen eine weite Verbreitung. Hier noch auf 
die vielen Vertreter der Cucurbitaceen und Solanaceen mit eßbaren 
Früchten beſonders hinzuweiſen, möchte überflüſſig ſein, auch Bananen 


98 


und einige mehr können als zu allgemein bekannt mit Stillſchweigen 
übergangen werden. 

Ueberall wo die Europäer in bis dahin noch wenig civiliſirten Län⸗ 
dergebieten ſich niederlaſſen, folgen ihnen auch ihre Hausthiere oder 
zum wenigſten ein Theil derſelben und hierbei hat man oft, je nach dem 
Lande mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da es an den nöthigen 
Futterpflanzen fehlt. Seit Jahren iſt Kew daher beſtrebt geweſen, 
ſolche Arten aufzufinden, die unſere europäiſchen mit Erfolg in tropiſchen 
Ländern vertreten können. Verſuche wurden mit einer ganzen Reihe von 
Arten angeſtellt, hier gedieh die eine, ſchlug die andere fehl, während in 
einer anderen Kolonie gerade das Gegentheil eintrat, ſchließlich einigte 
man ſich aber über einige, die den Hauptbedingungen zu entſprechen ſchienen. 

Unter den Gräſern verdient die einjährige Euchlaena luxurians, 
Dur. (Teosinte) von Guatemala obenangeſtellt zu werden. Dieſe Art, 
welche auch ab und zu in den botaniſchen Gärten Europas kultivirt wird, 
wenn ſie auch in den nördlicher gelegenen ſelten zum Samenanſetzen ge— 
langt, erinnert im Habitus ſehr an Mais, übertrifft denſelben aber bei 
weitem an Ueppigkeit des Wachsthums. Einzelne Pflanzen machen bei 
reichlicher Waſſerzufuhr bis 100 Triebe, ſo daß die Anpflanzung eine 
ſehr weite ſein muß. Faſt bis auf die Erde abgemäht, treiben die Exemplare 
nur um ſo kräftiger von Neuem und liefern die ſaftreichen Stengel und brei— 
ten Blätter ſowohl im friſchen wie getrockneten Zuſtande für Rindvieh und 
Schafe ein in jeder Beziehung ausgezeichnetes Futter. Auch die Samen, die 
maſſenhaft producirt werden, laſſen ſich zu ähnlichen Zwecken verwerthen; 


Dr. Schweinfurth erntete in Kairo von 3 Körnern nicht weniger als 


12000 Samen. In verſchiedenen Gegenden des tropiſchen Afrika wird 
dieſe Grasart bereits angebaut. Das ſogenannte Guineagras, Pani— 
cum maximum, Jacquin (P. jumentorum, Persoon, P. altissimum, 
Hort.) iſt eine ausdauernde Art, welche ſich als nahrhafte Futterpflanze 
in den intertropiſchen Ländern eines großen Rufes erfreut und leicht an— 
zubauen iſt. Eine daraus zuſammengeſetzte Wieſe ſoll bei etwas Pflege 
20 Jahre lang dauern. Die Anpflanzung verſchiedener Leguminosen- 
Bäume, deren Schoten und Samen von Pferden und Maulthieren gern 
gefreſſen werden, hat ſich in vielen heißen und trockenen Ländern vor— 
trefflich bewährt. Hier ſind zunächſt zu nennen Prosopis pubescens, 
DC. von Arizona und P. juliflora, DO. (P. glandulosa) von Ja⸗ 
maica, beide werden von den Engländern Mesquit Beans genannt. 
Ihre Schoten ſind reich an zuckerhaltiger Materie und dadurch ſehr nahr— 
haft. Die letztgenannte Art liefert auch ein dem Gummi arabicum ſehr 
ähnliches Gummi und wird ihr Holz für Möbel ſehr geſchätzt. Beide 
Arten ſollen in trocknen heißen Lokalitäten, wo kaum eine andere Baum— 
vegetation den ungünſtigen klimatiſchen Bedingungen widerſteht, gut ge— 
deihen. Pithecolobium Saman, eine ſüdamerikaniſche Mimosacee ſchließt 
ſich den genannten an. Der raſch wachſende und ſich weit verzweigende 
Baum wird durch ſeine dichte Belaubung ſehr ſchattenſpendend, eine Ei— 
genſchaft, die in heißen trockenen Ländern gar nicht hoch genug veran— 
ſchlagt werden kann. Die Schoten ſind ebenfalls ſehr zuckerhaltig und 
erweiſen ſich beim Rindvieh, bei Schafen und Schweinen als äußerſt mäſtend. 


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59 


Der im Oſten des Mittelmeeres, an der Südküſte Anatoliens und in Syrien 
wildwachſende Johannisbrotbaum Ceratonia Siliqua, Linné läßt ſich 
höchſt wahrſcheinlich zu ähnlichen Anpflanzungszwecken verwenden. Seine 
Früchte oder Hülſen machen bekanntlich ſeit lange in den warmen Ge— 
genden der Mittelmeerregion eine für die Thiere und ſelbſt für den Men- 
ſchen geſuchte Nahrung aus und ſollten die Anſiedler in den deutſch-afri— 
kaniſchen Kolonien dieſen Baum im Auge behalten, zumal größere Men- 
gen von Samen aus Südeuropa leicht zu beziehen ſind. Da wir durch— 
aus nicht die Abſicht haben, hier eine an Vollſtändigkeit grenzende Liſte 
gewiſſer Nutzpflanzen zu geben, ſondern nur auf einige der werthvolleren 
hinweiſen möchten, ſei jetzt einer anderen Kategorie, der ölhaltigen 
Gewächſe gedacht. In den Produkten der Oelpalme, Elaeis guineensis, 
Jacquin iſt ſicherlich der Nationalreichthum des tropiſchen Afrika zum 
großen Theil begründet und ſollte ihre Kultur, die auch in entſprechen— 
den Ländergebieten der Neuen Welt mit Erfolg betrieben wird, immer größere 
Dimenſionen annehmen. Wo größere Trockenheit auftritt, ließen ſich auch 
der ſüdeuropäiſche Oelbaum, Olea europaea, Linné und der Argan⸗ 
baum von Marokko, Argania Sideroxylon, R. S., deren Kerne bekannt— 
lich ein ſehr weißes, wohlſchmeckendes Oel liefern, mit Erfolg anbauen. 
In faſt allen Ländern iſt die Zahl der ölhaltigen Gewächſe eine recht 
beträchtliche, deſſenungeachtet muß man in der Auswahl wähleriſch ſein, 
da die Erträge und die Qualität ein und derſelben Art je nach dem 
Lande, wo ſie angebaut wird, ſehr von einander abweichen. So berich— 
tet der Gouverneur von den Bahamas-Inſeln, daß dort ſeit einigen 
Jahren die Ricinuspflanze mit gutem Erfolg angebaut wird, man hat 
ſich aber dabei nicht der Samen von im Lande häufig verwilderten oder 
naturaliſirten Pflanzen bedient, ſondern hat ſolche aus Oſtindien kommen 
laſſen, wo ihre Kultur eine ſehr alte iſt und wo ihre reichlich producir— 
ten Samen ſehr groß und ölhaltig ſind. Das wirkliche Vaterland der 
Ricinus communis, Linné iſt den neueſten Unterſuchungen A. de Can— 
dolle's zufolge das intertropiſche Afrika und findet das Oel nicht allein 
in der Medicin, ſondern auch in verſchiedenen Zweigen der Induſtrie 
vielfache Verwendung, ja die Chineſen gebrauchen es zur Bereitung von 
Speiſen. — Der Seſam, Sesamum indicum, DC. wird ſchon ſeit 
ſehr langer Zeit in den warmen Regionen der Alten Welt ſeines aus 
den Samen gewonnenen Oeles wegen angebaut, was auch von der Erd— 
nuß, Arachis hypogaea, Linné geſagt werden kann. Textile Gewächſe 
verdienen bei Neugründung von Kolonien eine ähnliche Berückſichtigung. 
Die Nachfrage nach guten Pflanzenfaſern iſt noch immer im Steigen be— 
griffen, die Kultur der ſie liefernden Gewächſe meiſtens leicht ins Werk 
zu ſetzen, ſobald nur die klimatiſchen Verhältniſſe einigermaßen berück— 
ſichtigt werden. Als ſolche erſten Ranges wird ſeit kurzem die Bamia- 
Baumwolle empfohlen. Es iſt dies eine in Egypten erzielte Varie— 
tät der Gossypium barbadense, Linné, deren Haupteigenthümlichkeit 
in ihrem Wachsthumsmodus beſteht. Ganz abweichend von den andern 
Sorten macht fie an der Baſis nur 2—3 Seitentriebe und ſchießt dann, 
ohne ſich weiter zu verzweigen, 8— 10 Fuß in die Höhe; da aus faſt 
allen Blattachſeln Blüthen hervortreiben, ſo iſt die Anzahl der produ— 


60 


cirten Samenkapſeln eine außerordentlich große, und der grade verhält: 
nißmäßig wenig verzweigte Habitus der Pflanze gibt einer viel größeren 
Anzahl von Exemplaren auf einem Felde Platz als bei den andern Sor— 
ten. Es ſoll die Bamiu-Baumwolle indeſſen ein ſtärkeres Begießen er— 
heiſchen als die der gewöhnlichen Sorten. Die Baumwolle ſelbſt iſt von 
recht guter Qualität, ſteht der langhaarigen sea-island nicht nach. 
Unter dem Namen Esparto oder Alfa werden ſehr häufig 2 Gras— 
arten verwechſelt, die beide als textile Pflanzen von Bedeutung ſind, beide 
dieſelbe Heimat haben, nämlich Spanien und Nordafrika, es find Ma- 
crochloa tenacissima, Kunth und Lygeum Spartum, Linné. Der 
Esparto-Verſand dieſer Länder namentlich nach England repräſentirt un— 
geheure Summen, und da beide Pflanzen mit einem ſteinigten, trocknen 
Terrain vorlieb nehmen, würden wahrſcheinlich anderweitig vorgenom— 
mene Anbauverſuche nach und nach befriedigende Erfolge darbieten. Eine 
vortreffliche als pite bekannte Faſer wird aus den Blättern der Agave 
americana, Linné gewonnen, die jetzt, wie bekannt, in der ganzen Mit- 
telmeerregion verwildert auftritt. Ihre leichte und raſche Vermehrung 
durch Wurzelſchößlinge läßt ſie außerdem, ganz abgeſehen von dem aus 
dem Blüthenſchaft gewonnenen Getränk (Pulque) als Heckenpflanze bei 
neuen Anſiedelungen eine nicht unbedeutende Rolle ſpielen. Corchorus 
capsularis, Linné, die Jutepflanze wird als ſolche im ſüdlichen Aſien, 
ſo namentlich in Bengalen maſſenhaft angebaut, man hat ſie auch be— 
reits nach verſchiedenen intertropiſchen Ländern Afrikas eingeführt, doch 
liegen noch keine Berichte von ihrer dortigen induſtriellen Verwerthung 
vor und doch kann ſolche, zieht man den immerſteigenden Jute-Verbrauch 
Europas und Amerikas in Betracht, eine ſehr gewinnbringende werden. 
Aus den Blättern der Curculigo latifolia, Dryander, welche aufge 
weicht und dann geſchlagen werden, fabricirt man in Borneo Kleider von 
ſehr feſtem Gewebe, und die der Curculigo seychellensis werden auf 
den Seychellen zum Verpacken der Tabaksballen benutzt. Die Kultur 
des Tabaks wird ſicherlich in den deutſchen Beſitzungen bald Eingang 
finden, nach und nach an Ausdehnung zunehmen; ſollen aber auch beſſere 
Sorten gewonnen werden, ſo muß man auf die Provenienz der Samen, 
die Auswahl der Sorten viel Sorgfalt verwenden. Ein Pfälzer, der nach Afrika 
auswandern, dort Samen ſeiner in der Heimath angebauten Tabakspflan⸗ 
zen ausſäen würde, dürfte wahrſcheinlich ein noch mäßigeres Kraut, als 
das vaterländiſche erzielen. Unſere Landsleute, die nach jenen ferngelege- 
nen Ländern auszuwandern gedenken, werden dort auch, ſo z. B. in den 
Congo-Niederungen viel vom Fieber zu leiden haben, und dürfte dies 
vielleicht bei dieſem oder jenem den Gedanken wachrufen, dort jenen ſo 
viel geprieſenen Blaugummibaum, Eucalyptus globulus, Labil. anzu= 
pflanzen. Leider liegen aber aus vielen engliſchen tropiſchen Kolonien 
Berichte vor, die ſolche Verſuche als völlig verfehlt hinſtellen. Das Va— 
terland dieſes Baumes iſt Tasmanien und Arten von gemäßigten Kli— 
maten in tropiſche Gebiete einzuführen, ganz insbeſondere wenn es ſich 
um Bäume handelt, bleibt immer ein vergebliches, nur von Enttäuſchun— 
gen begleitetes Unternehmen. Andere Arten dieſer großen Gattung, z. 
B. von Queensland haben mehr Ausſicht auf Erfolg, jo gedeiht Euca- 


61 


lyptus resinifera, Sm. vortrefflich in den Ebenen des nördlichen Indiens 
und rühmt der Gouverneur von Zanzibar, Sir John Kirk das raſche Wachs— 
thum von E. citriodora, welcher dort in 2 Jahren eine Höhe von 20 
Fuß erreichte, mächtige Kronen bildete. Welch' lieblicher Geruch den 
Blättern dieſer Art anhaftet, wird ſchon durch die ſpecifiſche Benennung 
angedeutet, ſo daß hier auch in der Parfümeriekunſt etwas zu machen wäre. 

Es ließen ſich noch aus der Reihe der mediciniſchen Gewächſe, der 
Gewürz⸗, der Kautſchuk⸗ und Guttaperchapflanzen, der werthvollen Holz: 
arten u. ſ. w. u. ſ. w. viele hier namhaft machen, deren Einführung in 
die deutſchen Kolonien Ausſicht auf Erfolg darbietet, — doch können 
ſolche Kulturen erſt ganz allmählich ihren Anfang dort nehmen, iſt es 
auch jedenfalls rathſamer, mit wenigen zu beginnen, und dieſes anzure— 
gen, hierfür eine einigermoßen geeignete Liſte zur Auswahl aufzuſtellen, 
ſollten eben dieſe kurzen Notizen bezwecken. 


Nachſchrift. 

Da es nach den Berichten mancher Reiſenden in den Ländergebieten, 
von welchen die Deutſchen Beſitz ergriffen haben, recht giftige Schlan— 
gen gibt, dürfte es für die Anſiedler von großem Intereſſe ſein, auf 
ein Mittel hingewieſen zu werden, welches ſich als ſicheres Gegengift er— 
wieſen hat. Man verdankt daſſelbe dem Dr. Lazerda, einem braſiliani⸗ 
ſchen Arzte und beſteht es in der Anwendung von übermanganſauren 
Kali. Vermittelſt einer kleinen Morphiumſpritze wird daſſelbe in einer 
dünnen Löſung von etwa 0,02 Gramm unter die Haut des verwundeten 
Körpertheils geſpritzt und zwar möglichſt bald nachdem die Verwundung 
erfolgt iſt. Sehr weſentlich iſt es auch, daß die Kryſtalle des übermangan⸗ 
ſauren Kalis, welches ungemein leicht zerſetzt, erſt unmittelbar vor dem 
Gebrauch in Waſſer aufgelöſt werden. Das Einſpritzen ſelbſt iſt eine 
einfache chirurgiſche Operation, welche ſich leicht erlernen läßt. 


Lebeusthätigkeit in der Ackererde. 


Wenn man die chemiſchen Analyſen des Bodens und der auf ihm 
gewachſenen landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe mit einiger Aufmerkſamkeit 
prüft, dann findet man in der Regel, daß die Menge des dem Boden 
in den Ernten entzogenen Stickſtoffs diejenige Menge Stickſtoff über- 
ſteigt, welche demſelben im Dünger zugeführt worden iſt. Dieſer Ueber- 
ſchuß, welchen Theer“) in Feldverſuchen zu mehr als 50 Proc., Altva- 
ter“) in Laboratoriumverſuchen zu ¼ Proc. fand, iſt um jo bemer⸗ 
kenswerther, wie von dem im Dünger zugeführten Stickſtoffe oft nicht 
unerhebliche Mengen durch Auswaſchung oder Verdunſtung dem Boden 
und den darauf gebauten Pflanzen verloren gehen. 

Hiernach müßte alſo der Stickſtoffvorrath des Bodens allmählich 
erſchöpft werden, wenn jener Mehrverbrauch der Pflanzen nicht aus einer 


„) Vortrag in der Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Freiburg 
i. B. 1883. 
*) Americ. Chemic. Journ. 


62 


anderen Quelle gedeckt würde. Dieſe Quelle glaubte man früher inſo— 
fern in der atmoſphäriſchen Luft erblicken zu dürfen, wie man annahm, 
daß den Pflanzen — insbeſondere den ſogenannten Blattgewächſen, wie 
Erbſen, Klee u. ſ. w. — die Fähigkeit innewohne, den freien Stickſtoff 
der Luft ſich unmittelbar anzueignen. Genaue Unterſuchungen aber ſtell⸗ 
ten dieſe Annahme als irrig heraus. 

Eine Stickſtoffquelle für die Pflanzen iſt die atmoſphäriſche Luft 
nur durch das in ihr enthaltene Ammoniak, welches unmittelbar von 
den Pflanzen aus der ſie umgebenden Luft aufgenommen, und durch die 
gleichfalls darin vorkommende Salpeterſäure, welche mit jenem durch die 
feuchten Niederſchläge aus der Luſt dem Boden zugeführt wird. 

Das Ammoniak iſt ſtets in der atmoſphäriſchen Luft vorhanden 
und die Pflanzen vermögen davon ebenſo wie von der gleichfalls in der 
Luft vorhandenen Kohlenſäure aufzunehmen. Wie groß die auf dieſem 
Wege erworbenen Stickſtoffmengen ſeien, iſt nicht feſtgeſtellt, ohne Zwei— 
fel aber je nach Pflanzenart verſchieden und auf Grund der bisherigen 
Forſchungen im allgemeinen als unerheblich zu erachten. 

Regen und Schnee, Nebel und Thau können, wie ermittelt worden, 
in unſeren Breiten dem Boden etwa 20—30 Kg. Stickſtoff auf 1 Hek⸗ 
tar in Form von Ammoniak und Salpeterſäure zuführen. Dieſe Menge 
aber iſt ſehr gering, zumal mehr als dieſe dem Boden durch Auswaſchung 
und durch Verdunſtung entzogen werden kann. Die Frage, wie der 
Stickſtoffb edarf der Pflanzen Deckung finde, blieb ſo bis in die Neuzeit 
dunkel. Weſentliche Beiträge zur Aufhellung derſelben verdanken wir 
dem Franzoſen Bethelot. In einer erſten Reihe von Unterſuchungen, 
welche bis auf das Jahr 1877 und darüber hinaus zurückreichen, wollte 
derſelbe zunächſt feſtgeſtellt haben, daß der Stickſtoff der atmoſphäri⸗ 
ſchen Luft unter dem Einfluſſe der atmoſphäriſchen Elektricität an orga⸗ 
niſche Bodenbeſtandtheile gebunden werde (7). Weitergehende Unterſu⸗ 
chungen, von deren Erfolgen B. erſt Ende October v. J. öffentliche 
Mittheilung machte), ergaben, daß in lehmigem Sande und in 
reinem Thone (Kaolin) gewiſſe Bodenbeſtandtheile die Fähigkeit beſitzen, 
den atmoſphäriſchen Stickſtoff zu binden. Mehrere hundert, zwei Jahre 
lang fortgeſetzte Unterſuchungen ließen in dieſen Erdarten — und zwar 
bei lockerer Beſchaffenheit derſelben in ihrer ganzen Maſſe, nicht nur an 
der Oberfläche, ſondern auch tiefer hinein — eine fortwährende Zunahme 
an Stickſtoff beobachten. Dieſe Zunahme beruhte nicht auf Bildung von 
Salpeterſäure; der Gehalt an letzterer blieb vielmehr mit geringen 
Schwankungen während der zweijährigen Beobachtungszeit bei allen Pro⸗ 
ben faſt derſelbe. Ebenſowenig ſtand die Stickſtoffzunahme in Beziehung 
zum Ammoniakgehalte, der, urſprünglich gering, geneigt war abzunehmen. 
In dem Kaolin fand die Bildung von Stickſtoff nicht ſtatt, wenn ders 
ſelbe mit Waſſer geſättigt, ſondern erſt nachdem er wieder trocken ge⸗ 
worden und gelockert worden war. Der Vorgang war übrigens der 
nämliche, in freier Luft, auf dem Grunde einer Wieſe, oder gegen Re⸗ 
gen geſchützt im Innern eines Zimmers. Die Beobachtungen in freier 


*) Journ. d'agricult. prat. 1885 II. S. 697. 


63 


Luft wurden angejtelit 0,7 Meter über einer Wieſe und unter einem kleinen 
den Luftwechſel nicht hindernden Dache und auf einem 29 Meter hohen 
Thurme ohne Schutz. Im erſteren Falle konnten die Erdproben nur 
von einigen durch ſtärkeren Wind zugeführten Regentropfen getroffen, 
mußten daher, um Ausdörren zu verhindern, während des Sommers 
ein wenig angefeuchtet werden; im anderen Falle wurde die lehmige Erde 
wiederholt von Regen überſchwemmt. Das abfließende Regenwaſſer wurde 
geſammelt und gleichzeitig mit dem in einem Regenmeſſer aufgefangenen 
analyſirt. Die Ergebniſſe waren in beiden Fällen die nämlichen. Auch 
die auf dem Thurme ausgewaſchenen Erdproben zeigten eine beträcht— 
liche Zunahme an gebundenen Stickſtoff, vor allen die Kaolinproben. 

Um die Menge des aus der Luft aufgenommenen Ammoniaks 
ſchätzen zu können, ſtellte B. neben den Erdproben ein Gefäß mit Schwe— 
felſäure auf. Die hiernach auf die Oberfläche berechnete Menge dem 
Boden aus der Luft zugängig gewordenen Ammoniaks betrug ungefähr 
5 Kg. auf 1 Hektar, davon ungefähr 2,34 Kg. im luftförmigen Zu⸗ 
ſtande aufgeſaugt und 2,66 Kg. durch die Niederſchläge zugeführt. Da— 
gegen an ſich die Menge des im Boden gebundenen Stickſtoffes auf 
25—40 Kg. 

Weitere Unterſuchungen ergaben, daß Licht oder Schatten keinen 
Einfluß auf die Bindung des Stickſtoffes ausübten. Dagegen hörte 
dieſe Fähigkeit der verſchiedenen Bodenarten auf, wenn dieſelben 2 Stun- 
den lang einer Temperatur von 100% C. ausgeſetzt worden waren. 

Hiernach ſcheint das Vermögen thoniger oder lehmhaltiger Erdar— 
ten, Stickſtoff aus der atmoſphäriſchen Luft in ſich aufzunehmen, in eine 
gebundene Form überzuführen und in dieſer Form feſtzuhalten, an die 
Gegenwart und an die Lebensthätigkeit gewiſſer niederer Organismen ge— 
bunden zu ſein. 

Die Dicke der an der Bildung des Stickſtoffes theilnehmenden Bo— 
denſchicht kann nach B. bis 0,45 Meter betragen und die Menge des 
bei einer Dicke von / Cm. gebundenen Stickſtoffes giebt derſelbe bei 
lehmigem Sandboden auf etwa 1%'5 Kg. (bei Kaolin auf 32 Kg.) für 
1 Hektar an. 

Aus früheren Unterſuchungen Anderer wiſſen wir, daß thatſächlich 
niedere Organismen zahlreich in der Ackererde vorkommen — es wur— 
den bis 900 000 Bakterienkeime in 1 Gr. Erde ermittelt —, wo fie als 
Erreger der Zerſetzung organiſcher Stoffe und der Salpeterbildung, als 
Vermittler der Bodengare und der Ernährung höher organiſirter Pflan- 
zen wirken.“) Die neueren Ergebniſſe der Forſchungen Berthelot's ſchei⸗ 
nen, obſchon noch weiterer Begründung bedürftig und unvollſtändig, den 
Kreis der Bedeutung jener kleinen Lebeweſen nicht unerheblich zu erwei⸗ 
tern und damit zur Erklärung der Wichtigkeit eines Lehmgehaltes im 
Boden und des Einfluſſes beizutragen, den manche Weiſen der Boden— 
beſtellung (flaches Schälen der Stoppeln, Obenaufbreiten des Stallmi⸗ 
ſtes, Anbau den Boden dicht beſchattender Pflanzen im Wechſel mit an⸗ 


) Dieſe Forſchungen finden ſich zuſammengeſtellt von Wollny in der Deutſch. 
Landw. Preſſe Jahrg. 1883 S. 295. 


64 


deren u. dergl. m.) auf die Gare des Bodens und auf die Zubereitung 
von Pflanzennährſtoffen in demſelben inſofern ausüben, wie durch dieſe 
Beſtellungsweiſen bezüglich Regelung der Wärme und Feuchtigkeit des 
Bodens diejenigen Bedingungen geſchaffen werden, welche der Entwicke— 
lung und Bethätigung jener kleinen Lebeweſen günſtig ſind. — 
(Mittheilungen über Landwirthſchaft, Gartenbau und Hauswirthſchaft.) 


= m — 
zei 


Einiges über Erdbeeren. 


Dieſen jo beliebten Früchten find immer die Spalten der Gar— 
tenzeitungen geöffnet, bald wird über neue Züchtungen berichtet, bald über 
die Ausdehnung dieſer Kultur in dieſem oder jenem Lande, — doch da— 
mit nicht genug, will man jetzt auch die Blumen der Erdbeerpflanze mehr 
zur Geltung bringen, indem man zu Kreuzungen ſeine Zuflucht nimmt, 
um den ſcharlachrothen Beeren nicht mehr weiße, ſondern in andern Far⸗ 
ben prangende Blumen vorhergehen zu laſſen. — Gegen den Herbſt hin 
bringt die großfrüchtige Erdbeere General Chanzy, deren Anbau 
ein ſehr lohnender iſt, faſt immer roſenrothe Blüthen hervor. Desglei⸗ 
chen zeigen faſt ſämmtliche Blüthen der bei den Franzoſen ſo beliebten 
Monatserdbeere Belle de Me aux nicht ein weißes, ſondern ein zar— 
tes, roſarothes Colorit. Da iſt denn nun die Frage aufgeworfen wor- 
den, ob man dieſen neu auftretenden Typus nicht weiter ausbilden könne, 
um ſchrittweiſe dahin zu gelangen, hübſche Zierpflanzen mit carminrothen 
Blumen zu erzielen, die dann ſpäter ſcharlachrothe, ſchmackhafte Früchte 
lieferten. Die Franzoſen find ſogar ſchon weiter gegangen, indem fie die 
der Gattung Fragaria nahverwandten Potentillen mit ihren gelben, 
ſcharlachrothen und braunſchwarzen Blumen herbeizogen, den Pollen der 
Potentillen auf Erdbeeren übertrugen. Freilich werden dadurch zunächſt 
Pflanzen mit ſchlechteren Früchten entſtehen, immerhin darf man aber er- 
warten, daß, wenn erſt farbige Erdbeerblumen vorhanden ſind, weitere 
Kreuzungen mit großfrüchtigen Erdbeerpflanzen auch nach und nach wohl— 
ſchmeckende und recht ſaftige Früchte unter Beibehalt der farbigen Blü— 
then ergeben werden. Es iſt dies ſicherlich eine recht lohnende Aufgabe, 
die wir, weil ſie eben mal etwas ganz Neues in Ausſicht ſtellt, Gärtnern 
und Liebhabern anempfehlen möchten. 

Die größte Erdbeerenkultur „auf Erden“ dürfte den Mittheilungen 
von Fachblättern nach die der Firma H. u. E. Vinſon in Swanley (Eng⸗ 
land) ſein; es dehnt ſich dieſelbe über ein Terrain von 200 Hektaren 
aus, und ſollen daſelbſt alljährlich an 1000 Tonnen (1 Million Kilo⸗ 
gramm) Früchte gewonnen werden. Auf dem Bahnhofe von Swanley 
kann man häufig während der Saiſon 10 bis 12 Waggons nur mit Erd⸗ 
beerſendungen gefüllt, antreffen, die faſt ohne Ausnahme nach dem Nor⸗ 
den Englands gehen. Nicht weniger als 1000 Arbeiterinnen werden zum 
Pflücken verwendet, die während dieſer Zeit ihr Heim unter proviſori— 
ſchen Zelten aufgeſchlagen haben. 

In Belgien trifft man wenig Erdbeerkulturen außer dem Weichbilde 
großer Städte an, während dieſelben in den Nachbarländern oft ſehr 


65 


weit entfernt von den Marktplätzen liegen, aber trotzdem, Dank einer vor⸗ 
züglichen Verpackung in gutem Zuſtande auf den Markt gelangen. Paris 
bezieht die Mehrzahl der dort conſumirten Erdbeeren aus dem kleinen 
Dorfe Plongaſtel, in der Nähe von Breſt, man hat berechnet, daß von 
da aus alljährlich 2 Millionen Kilogr. nach der franzöſiſchen Hauptſtadt 
und 1—5 Millionen in die Provinzen verſandt werden. Außerdem lie— 
fern aber auch die Umgebungen von Paris, ſowie die Städte Orléans 
und Angers reichlichen Bedarf an vorzüglicher Waare. Die Grafſchaft 
Kent verſieht den Londoner Markt mit trefflichen Erdbeeren, in Deutſch— 
land werden in Stoffenberg (Großherzogth. Baden), Werder (bei Ber- 
lin) in der Umgegend von Dresden und in Vierlanden (bei Hamburg) 
Erdbeeren erſter Qualität gezogen. Für Walderdbeeren zeigt man in Oeſter— 
reich eine ganz beſondere Vorliebe, namentlich ſind es Tyrol und Böh— 
men, die Wien mit ſolchen verſehen. In keinem Lande werden wohl mehr 
Erdbeeren gezogen und verbraucht als in den Vereinigten Staaten Nord- 
amerikas. So kamen beiſpielsweiſe am 9. Juni vor. Jahres nicht we⸗ 
niger als 166 Waggons blos mit Erdbeeren beladen in Philadelphia an, 
und ſoll ſich die Erdbeere ihres hygienischen Werthes wegen bei den Ame— 
rikanern einer ſo großen Gunſt erfreuen. Neuerdings wird auch von 
einem neuen Feinde der Erdbeeren, dem Inſekte Rynchites Germanicus, 
Herbst berichtet, indem die Blätter und Blüthen durch den Stich deſ— 
ſelben ſchadhaft werden und abfallen. 

Lange Zeit ſtanden auch in Deutſchland die engliſchen und franzöſi— 
ſchen Züchtungen obenan, um ſo erfreulicher iſt es, daß neuerdings auch 
die Erdbeeren deutſcher Züchter nicht nur im eigenen Lande, ſondern auch 
im Auslande mehr und mehr zu Anſehen gelangen. So finden ſich in 
der 10. und 11. Lieferung (1885) der Illustration horticole eine 
ganze Reihe von Erdbeeren abgebildet und beſchrieben, die in dem durch 
dieſe Kultur berühmten Etabliſſement von G. Goeſchke gezüchtet wurden. 
Einige derſelben wie z. B. Otto Laemmerhirt und Saxonia 
ſtammen aus dem Jahre 1884, während Hofgartendirektor Jühlke 
und Bavaria (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. S. 469, 1885) noch neueren 
Datums ſind. 


Kulturpflanzen, welche im Ausſterben begriffen oder außerhalb 
des Kulturbereichs ausgeſtorben ſind. 
(Vergl. S. 45.) 

Die Arten, auf welche ich ſoeben hingewieſen habe, bieten drei be— 
merkenswerthe Merkmale dar: 

1) Sie ſind nicht im wildwachſenden Zuſtande entdeckt worden, oder 
dies iſt nur ein⸗ oder zweimal, oft ſogar in zweifelhafter Weiſe geſche— 
hen, obgleich die Regionen, aus welchen ſie hervorgegangen ſind, von 
mehreren Botanikern bereiſt wurden. 

2) Ihnen iſt nicht die Fähigkeit verliehen worden, außerhalb der 
angebauten Länder ſich auszuſäen und ins Unendliche zu vermehren. 

Ham burger Blumen» und Gartenztg. Band 42. (1886.) 5 


66 


Mit andern Worten, man kann von ihnen jagen, daß fie in einem ähn⸗ 
lichen Falle die Bedingung von zufällig auftretenden Arten nicht über⸗ 
ſchreiten. 

3) Es läßt ſich nicht annehmen, daß ſie ſeit der hiſtoriſchen Epoche 
aus gewiſſen verwandten Arten hervorgegangen ſind. 

Dieſe drei Merkmale finden ſich in folgenden Arten vereinigt: 


Pferdebohne (Faba vulgaris) Tabak (Nicotiana Tabacum) 
Kichererbſe (Cicer arietinum) Weizen (Triticum vulgare) 
Erve (Ervum Ervilia) Mais (Zea Mays). 


Linſe (Ervum Lens) 

Hinzuzufügen wäre noch die ſüße Batate (Convolvulus Batatas), 
wenn die verwandten Arten beſſer als verſchieden bekannt wären, und der 
Färbe⸗Saflor, wenn das Innere Arabiens erforſcht worden wäre und 
man dieſe Pflanze nicht dort als eine vor Zeiten von einem arabiſchen 
Schriftſteller angegebene gefunden hätte. 

Alle dieſe Arten, wahrſcheinlich auch noch andere von wenig bekann⸗ 
ten Ländern, ſcheinen im Ausſterben begriffen zu ſein oder ſind es bereits. 

Sie würden verſchwinden, vorausgeſetzt, daß es mit der Kultur auf 
der Erde ein Ende nähme, während die meiſten der andern angebauten 
Pflanzen ſich irgendwo naturaliſirt haben würden und im wildwachſen⸗ 
den Zuſtande verharren würden. 

Die vorerwähnten ſieben Arten haben mit Ausnahme des Tabaks 
ſtärkemehlhaltige Samen, die von den Vögeln, den Nagethieren und ver⸗ 
ſchiedene Inſekten geſucht werden, aber nicht unverſehrt durch ihre Ver⸗ 
dauungsorgane hindurchgehen tönnen. Dies iſt wahrſcheinlich die einzige 
oder wichtige Urſache ihres Zurückſtehens in dem Kampf ums Daſein. 

Somit liefern meine Unterſuchungen über die angebauten Arten den 
Beweis, daß ſich gewiſſe Pflanzenarten ſeit der hiſtoriſchen Epoche auf 
dem Wege des Ausſterbens befanden oder ausgeſtorben ſind, und dies hat 
nicht auf kleinen Inſeln, ſondern auf großen Continenten ſtattgefunden, 
ohne daß man Abänderungen im Klima nachgewieſen hätte. Dies iſt ein 
wichtiges Ergebniß für die Geſchichte der organiſchen Reiche zu allen Epochen. 


Witterungs⸗Beobachtungen vom September 1885 und 1884. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,86 m über der Höhe des Meeres- 
ſpiegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 


1885 | 1884 
Höchſter am 22. Mittags 770, am 12. Morgens 775,0 
Niedrigſt. „ 5. Morgens 749 10 90 5. + 743,8 


WMittler o , iA 759,4 763,7 7 


Temperatur 

1885 
Wärmſter Tag am 17. 21,0 
Kälteſter „ „ 11. u. 26. 11,0 
Wärmſte Nacht am 16. 16,0 
Kälteſte am 19. u. 27. 275 


30 Tage über 0°, 

— Tage unter 0% 

Durchſchnittliche Tageswärme 15,5 

30 Nächte über 0“ 

— Nacht unter 0 

Durchſchnittliche Nachtwärme 8,0 

Die höchſte Bodenwärme in 3 m tie- 
fem lehmig⸗ſandigem Boden war 
am 29. u. 30. 11,0 

Durchſchnittliche Bodenwärme 10,6 

Höchſte Stromwärme am 16., 17. 
u. 18. 15,0 gegen 20 u. 21“ Luft⸗ 
wärme. 

Niedrigſte * am 28., 29. 
30. 11,8 gegen 10 u. 13° do. 

Durchſchnittliche 14,0 


Das Grund waſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 1. u. 2. 515 em. 
„niedrigſten,, 29. 532 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 526 cm. 
Die höchſte Wärme in der Sonne 
war am 15. 33,0 gegen 16,0 im 
Schatten 
Heller . an 5 Morgen 
Matter un N 
Nicht ſichtbarer „ 1 ER 
Heller 5 an 4 Tagen 
Matter 
ere helle an 12, matte an 
9 Tagen 


67 
nach Celſius. 


1884 
am 18. 24,0 
BR 11,8 
e e e 14,0 
21 4,5 


30 Tage über 0° 

— Tage unter 0% 
18,7 

30 Nächte über 0% 
— Nacht unter 0% 
9,5 

vom 27. bis 30. 11,3 


11,0 
am 4. 18,7 gegen 23,0 Luftwärme 


i To 


16,0 

am 1. 435 cm. 

„21:3. 22, 458 cm. 

434 cm. 

am 14. 32,5 gegen 22,2 im Schatten 


an } Morgen 


1 77 


„ 18 
an 9 Tagen 


helle a an 89 matte an 11 Tagen 


Nicht ſichtb. Sonnenſchein an 5 Tag. an 3 Tagen 
Wetter. 
1885 1884 1885 1884 
Sehr ſchön Bewölkt . 10 Tage 13 Tage 
(wolkenlos) — Tage 5 Tage Bedeckt . 6 „ N 
„„ 34, Trübe — „ 
Ziemlich heiter 10 „ sh Sehr trübe — „ — „ 


68 


Niederſchläge. 
1885 1884 
Nebel. . an 6 Morgen an 8 Morgen 
ſtarker. „ 1, Ki 
anhaltender „ 2 I, „ ne ih 
Thau , GERALD: „ 177 „an. I 
Reif . wen " 8 " 
m ſtarker + ET " 83 1 
„„ 1 „ — „ 
Schnee, leichter. „ — Tagen „ — Tage 
10 Böen . bee 17 ee n 
n U. Regen 1 n wur " 
" anhaltend wa 1 e " 
Graupeln . Be N» L " 1 10 
Regen, etwas " 8 1 " 2 " 
„ leicht, fein. „ 7 min 23 Rage „ 2 „13 Tage 
n -[hauer n, A Fun 
1 anhalt. . „ 6 „ " 2 „ 
Ohne ſichtbare „ N „ 


Gewitter. 


Vorüberziehende: (1) am 8. Nachm. (5) am 2. Nachm. 6 Uhr aus WS W. 
5 Uhr 45 aus 080. ohne Regen.] Regen und ferner Donner; am 4. 
Nachm. 5 Uhr 15 aus S8 W. mit 

Regen; am 7. Nachm. 6 Uhr 30 

aus SSO ; ferner Donner u. ſtarke 

Blitze im Norden; am 8. Nachm. 

3 Uhr 30 ferner Donner u. Regen; 


am 22. Nachm. 5 Uhr 30 aus 


NNO); ſtarke Blitze in NNO. 
Leichte: (1) am 6. Nachm. 3 Uhr 5003) am 1. Abends 8 Uhr 30 mit 
mit Regen aus WSW. ſtark. Regen aus 88 W; am 6. Nehm. 
2 Uhr 30 mit ſtark. Blitzen, Regen 
u. Graupelſchauern; am 7. Nchm. 
4 Uhr 55 mit Regen aus 88 W. 
e 11 Uhr mit Regenſchauern u. ſtark. 
Blitzen am ganzen Horizont; am 
4. v. 7 Uhr 20 bis 9 Uhr 20 aus 
O80 ſtark. Regen u. Blitze. | 
Wetterleuchten: (2) am 4. u. 8. inlam 7. Nachm. 4 Uhr 40 ſchöner 
SSO. u. ONO; am 2. u. 25. voll. Regenbogen; am 29. Mond⸗ 
ringe; am 9., 10., 11. u. 15. ſchöne 
Abenddämmerungen. 


69 


Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1885 1884 
des Monats in Millimeter 70,6 mm. 97, mm. 
die höchſte war am 11. 12,2 mm. am 4. mit 54,5 mm. 
bei O. u. NO. bei OSO. u. NNW. 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 66,7 mm. | 102,2 mm. 
die höchſte war am 11. 11,2 mm. am 4. mit 49,6 mm. 
bei G. u. NO. bei 680. u. NNW. 
| Windrichtung. 

1885 1884 1885 1884 
8 1 Mal 4 Mal SSW. 3 Mal 5 Mal 
NNO F ns nne 
NO 4 7 3 „ WSW „ e 
ONO — „ — W. . 4.6% 
4 1 i NUNOT 4% „ 
080 ee, NW 91 , 
SO. . 10 „ NNW Gro Se 
880 En ein Still "RIO Di 
Wb 4 " 6 " 

Windſtärke. 

1885 1884 1885 1884 
Still . 8 Mal 6 Mal Friſch . . 11 Mal 9 Mal 
leicht 9 „ 10 2 Horten sar. ER 0 — „ 
1. „ 9 F 3 
nene en n . 
Mäßig 16 „ 15 de e e 

S. ſtk. Stumm — „ — „ 


September Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Septbr. 1885 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 70,6 mm;; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 69,9 mm; 

unter den Durchſchnitt fiel die Regenhöhe: 


1874 78,5 mm. 1879 50,6 mm. 
1875 55,2 5 755 61,73 
1877 58,1 1 1882 22, 976 
1878 57,6 „ 1883 3 63,0 1 
über den Durchſchnitt ſtieg As Regenhöhe: 
1876 110,0 mm. 1880 119,6 mm. 


1884 97,0 mm. 


Grundwaſſer und Regenhöhe. 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. September 1885. 


. wo SE odenwärme 
v. d. Erd⸗ 5 „ S 3 se f 0 
Stand oberfläche SS S SE BE Tiefe 
gemeſſen. = 8 | 1 
em. ı cm. em. | Tage mm. Cel 
| | 
am 31. Auguſt 516 vom | | 10,4 
„ 5. Septbr. 518 | m 2 1-10. | 
u Se 515.7 08 Bi 8 26, Höchſte am 29. 
5 | 535 — | 20 11.20 | O0 
„ 13. „ 526 9 ( — | 7 19,8 
„26.00, 0,1559. A | 81205 10,6 
ar | 532 — 3 | 
0. 830 Era | | 
23 66,0) 
Nach der Deutſchen Seewarte 23 708 * *) 
*) Hiervon 10 Tage unter 1 mi. 
u " 7 1 " l mm. 


C. C. 5. Müller. 


In Sachen des Froſtnachtſchmetterlings. 
Correſpondenz der Kgl. Lehranſtalt für Obſt⸗ und Weinbau zu Geiſenheim a. Rh. 


In den letzten Jahren ſind von vielen Seiten her Klagen über ein 
beſonders ſtarkes Auftreten des Froſtnachtſchmetterlinges (Geometra bru- 
mata) eingelaufen. In einigen Gegenden ſtellen ſich die Räupchen ſo 
maſſenhaft ein, daß durch ſie ganze Bäume entblättert und ſogar junge 
Früchtchen an- und durchgefreſſen wurden. So ging es vielfach in den 
Kirſchenpflanzungen am Rhein, wo in einzelnen Fällen die Räupchen die 
ganze Kirſchenernte zerſtörten. Gewiß ſind im Rheingau in den letzten 
3 Jahren für viele Tauſend Mark Kirſchen dem Inſecte zum Opfer 
gefallen. 

Blickt man auf die ſo zahlreichen Veröffentlichungen über den Froſt— 
nachtſchmetterling in den Fachſchriften und bedenkt man, wie oft ſchon 
bei Verſammlungen die Mittel zur Bekämpfung des Schädlings beſpro— 
chen und vorgezeigt, auch der gemeinſchaftliche Bezug derſelben angeregt 
und auf jede Weiſe erleichtert wurde, ſo vermag man nicht zu begreifen, 
wie trotzdem der Froſtnachtſchmetterling ſich in jo enormer Zahl vermeh- 
ren und ſo großen Schaden anrichten konnte. Es fehlt leider immer 


noch ſo vielen Obſtzüchtern an der nöthigen Energie, um ſich gegen 


a 


Feinde und Krankheiten der Obſtbäume zu wehren. Gar Manche ſcheuen 
die kleine Mühe oder Ausgabe und überlaſſen den Kampf der Witterung 
und anderen unberechenbaren Einflüſſen. Dabei klagen ſie aber bitter 
über den Ausfall, den ſie in ihren Einnahmen erlitten haben, und er— 
klären ſogar, keine Obſtbäume mehr pflanzen zu wollen, weil das Un⸗ 
geziefer alles Obſt zerſtöre. Und doch iſt es ſo leicht, gerade dieſes Inſect 
mit dem beſten Erfolge zu bekämpfen. Die Unkoſten eines Klebgürtels 
von Polborn'ſchem Raupenbein (Berlin, Kohlenufer 1—3), dem wirkſam⸗ 
ſten der von uns probirten Mittel, belaufen ſich auf 4,6 und bei ganz 
alten, dicken Bäumen auf höchſtens 10 Pfennige. Gemeinſchaftlicher 
Bezug des Klebſtoffes vermindert auch noch dieſe geringe Ausgabe. Und 
welcher Erfolg wird erzielt? 

Wir legen ſeit einer Reihe von Jahren Klebgürtel nicht nur an 
Apfelbäume, ſondern an die Stämme aller Obſtarten, weil die Erfah: 
rung gelehrt hat, daß das Räupchen alle Obſtbäume ohne Ausnahme 
befällt. Während in dieſem Herbſte das Inſect ringsum in überaus 
großer Zahl auftritt, finden ſich an unſeren Bäumen nur noch wenige 
Exemplare. An den Klebgürteln eines Apfel- und zweier Kirſchbäume 
wurden vor einigen Wochen gezählt 492 Männchen und 322 Weibchen. 
Nimmt man für jedes der letzteren ganz gering gerechnet nur 50 Eier 
an, jo können daraus im nächſten Frühjahr 16100 Räupchen hervorge— 
hen. Jeder Obſtzüchter weiß aber, daß auch 10000 Räupchen genügen, 
um die Ernte dieſer 3 Bäume auf die empfindlichſte Weiſe zu ſchmälern. 

Zwiſchen St. Goar und Boppard liegt am Rhein der Ort Salzig, 
welcher durch ſeine Kirſchenculturen bekannt iſt und jährlich bedeutende 
Summen für Frühkirſchen einnimmt Dort tritt ſeit einigen Jahren 
der Froſtnachtſchmetterling in ſo enormen Maſſen auf, daß der Erlös 
aus Kirſchen erheblich reducirt wird. Im vorigen Jahre machte man 
den erſten Verſuch mit Klebgürteln und verbrauchte ungefähr 20 —30 „. 
Polborn'ſchen Raupenleim. Der Erfolg war ſo durchſchlagend, daß ein 
Kaufmann in dieſer Gemeinde in dieſem Herbſte 4½ Ctr. Leim ver: 
kauft hat, womit ca. 3200 Obſtbäume umgürtelt wurden. Kein einzi⸗ 
ger Klebgürtel blieb frei von den Schmetterlingen; an einigen großen 
umfangreichen Stämme der am meiſten befallenen Diſtrikte der Gemar— 
kung hat man bis über 300 Weibchen gezählt. 

Es liegt auf der Hand, daß bei einem derartigen Erfolge das Mit- 
tel nur einige Jahre hintereinander angewendet zu werden braucht, um 
die Zahl der Schädlinge auf ein Minimum zu reduziren. Vielleicht iſt 
es bei ſolchen Maſſen von Schmetterlingen rathſam, noch einen zweiten 
Klebgürtel oberhalb anzubringen, um auch etwa überkletternde Thiere 
aufzufangen Bei ſtärkeren Stämmen kann man den Leim ohne Beden— 
ken auf die vorher etwas zu glättende Rinde auftragen, bei jüngeren 
Bäumen binde man Papierſtreifen von mindeſtens 10 Cm. Breite mit 
2 Bindfaden (oben und unten) um den Stamm und ſtreiche den Leim 
auf das Papier. Soweit die Erfahrungen bis jetzt reichen, fliegen die 
Schmetterlinge auf den Anhöhen früher als in der Niederung; da ſich 
der Polborn'ſche Raupenleim über 4 Wochen und länger klebrig erhält, 
lege man die Gürtel, um ſicher zu gehen, ſchon Mitte October an und 


72 


erneuere lieber den Anſtrich ſpäter noch einmal, wenn etwa der Leim hart 


geworden wäre. f N 
Königliche Lehranſtalt für 10 1 Weinbau in Geiſenheim a. Rh. 
öthe. 


Ein Blick auf die Pflanzenwelt Tasmaniens. 
Von Baron Ferdinand von Müller. 
(Aus dem Engliſchen“) von R. Ewert, Garteneleve in Greifswald). 


Indem wir hier einige kurze Notizen über die Vegetation Tasmaniens 
zum Gebrauch für Touriſten veröffentlichen, iſt es von vornherein aus— 
geſchloſſen, daß wir alle Hauptpunkte berühren, welche ſich in einem ſo 
ſchönen und mannigfaltigen Florengebiete darbieten. Wir wollen uns da— 
mit begnügen, in wenigen Worten auf einige der hervorragenden Eigen— 
thümlichkeiten und bemerkenswerthen Formen der tasmaniſchen Pflanzen⸗ 
welt hinzuweiſen, ſoweit ſie eben für Forſcher, die ſich nur vorüberge— 
hend dort aufhalten, Intereſſe bieten. Die Tieflandvegetation ſtimmt ge— 
meiniglich in ihrer Phyſiognomie derart mit jener von Viktoria und den 
ſüdlichen Theilen von Neu-Süd⸗Wales überein, daß man namentlich auf 
den Höhenzügen und ganz insbeſondere in den alpinen Regionen nach in⸗ 
tereſſanten Eigenthümlichkeiten der tasmaniſchen Flora ſuchen muß. Trotz 
der mit üppiger Baumfarnvegetation umſäumten Bäche und der grandio— 
ſen Wälder der immergrünen Buche (Fagus Cunninghamii) zeigen dieſe 
Landſchaftsbilder mit jenen von Gippsland und anderen Theilen der ge— 
genüberliegenden Küſte eine große Uebereinſtimmung, wenn auch die von 
Baumfarnen und dichten ſchattigen Wäldern umſäumten Gewäſſer in 
Tasmanien der Regel nach viel zugänglicher ſind als in dem ſüdöſtlichen 
Theile des auſtraliſchen Kontinents. Reconvalescenten, welchen es ver- 
ſagt iſt, beſchwerliche und weit ausgedehnte Ausflüge zu unternehmen, 
werden auch in den niedriger gelegenen Theilen der Inſel, an den kla— 
ren, mit Farnen beſetzten Gießbächen, welche durch die ſich hinabſenken— 
den Thäler dahinfließen, Anregung und Genüſſe antreffen, ſich wohl füh— 
len in den parkähnlichen Eucalyptusbergwäldern, oder inmitten der Wie⸗ 
ſenblumen und Heidekräuter, dürften auch der Küſtenvegetation Bewun— 
derung zollen, die, wenn auch in allen Stücken mit jener der anſtoßenden 
Kolonien übereinſtimmend, bei dem feuchten und ſich gleichbleibenden Klima 
Tasmaniens eine das ganze Jahr faſt conſtante Friſche aufweiſt. 
Auch Diejenigen, deren Sinn auf mehr ins Auge fallende Objekte 
geſtellt iſt, können ihre Wünſche leicht befriedigen, wenn ſie etwas in die 
Bergſchluchten eindringen, wo ihnen die alten Bürger der Wälder entge— 
gentreten, welche bei ihrem Jahrhunderte hindurch ungeſtörten Wachsthum 
ſo koloſſale Dimenſionen erreicht haben, daß ſie den rieſenhafteſten Bäu— 
men der Erde nichts nachgeben. Würde man die Meßleine um und längs 
eines gefallenen Blaugummibaumſtammes führen oder den Winkel eines 


*) H. Thomas’s Australian Tourists Guide, 1885. 


73 


Eucalyptus amygdalina von feinem Schatten bis zur Krone meſſen, 
ſo gäbe dies für das Tagebuch eines Reiſenden Notizen, die ſicherlich von 
den meiſten Leuten mit Unglauben aufgenommen würden. 

Man braucht ſeinen Weg nicht weit in die Waldthäler auszudehnen, um 
auf die der Inſel eigenthümliche „Waratah“ (Telopea truncata) zu 
ſtoßen, oder den gleichfalls endemiſchen Aristotelia peduncularis und Anop- 
terus glandulosus, die beide zu den prächtigſten Pflanzen Tasmaniens 
gehören, gewöhnlich Begleiter der eigenartigen Selleriekiefer (Phyllocla- 
dus rhomboidalis) ſind, einen Blick abzugewinnen. In dieſen Schluch⸗ 
ten, die von Moſchusbäumen (Asterargophyllus) oder Saſſafras (Athe- 
rosperma moschatum) oder auch von Plagianthus, sidoides beſetzt ge— 
halten werden, finden ſich unſere ſüdlichſten Vertreter von epiphytiſchen 
Orchideen (Sarcochilus Gunnii), während die Felſen von einer Den— 
drobium-Art (Dendrobium striatum) überzogen werden, welche Gattung 
in einer neuſeeländiſchen Species ihre ſüdlichſte Grenze erreicht. Mooſe, 
Flechten und Pilze kommen in den feuchten Bergſchluchten häufig vor, 
und manche verborgene Form dieſer Pflanzen harret noch der Aufklärung 
eines Beſchreibers. Aber die Forſchungen von Männern, welche ſich dort 
niedergelaſſen haben, wir wollen nur auf R. Gunn, Dr. Milligan und 
den Hon. W. Archer als die hervorragendſten hinweiſen, ſind ſo erſchö— 
pfend geweſen, daß kaum Ausſicht vorhanden iſt, der bereits bekannten 
Phanerogamenwelt neue Formen hinzuzufügen; die wiſſenſchaftliche Thä— 
thigkeit der genannten Herrn hat ſich über einen Zeitraum von 30 
Jahren ausgedehnt, wobei Herr Gunn gleichzeitig auch der Thierwelt 
der Inſel ſeine Aufmerkſamkeit zuwandte. Nichts deſto weniger dürfte 
ein Forſcher, der in bis dahin noch nicht betretene Bergſchluchten ein— 
zudringen oder den friſchen Pfaden der Bergleute zu folgen vermöchte, 
noch ſehr zur Bereicherung unſerer Kenntniß jener Lokalitäten, welche die 
ſeltneren Arten bergen, beitragen; könnte ſich ſomit ſelbſt jetzt noch einen 
Namen als Erforſcher der tasmaniſchen Pflanzenwelt erwerben. So wur: 
den ganz kürzlich Hymenophyllum marginatum und Trichomanes Ma- 
lingii im nordweſtlichen Tasmanien entdeckt, die erſtere bisher nur von 
Neu⸗Süd⸗Wales bekannt, während letztere früher nur auf Neuſeeland ge— 
funden wurde. Die Erdorchideen ſind zahlreich und einige von ihnen be— 

ſonders ſchön. 
| Zieht man das verhältnißmäßig beſchränkte Areal diefer Inſel in 
Betracht, ſo muß die Vegetation als eine reiche und äußerſt mannigfal⸗ 
tige angeſehen werden. Etwa 90 Familien cotyledonariſcher Pflanzen ſind 
vertreten, die, genau angegeben, 950 Arten umfaſſen. Unter dieſen befinden 
ih 80 Bäume, von denen die kleinſten wenigſtens 30 Fuß Höhe errei⸗ 
chen. Die Eucalypten, 10 an der Zahl, herrſchen vor, find oft in Be— 
ſtänden vorhanden; 3 oder 4 derſelben ſind alpin. Aus der Geſammt⸗ 
zahl der Cotyledonen kommen 130 ausſchließlich auf der Inſel vor 
und hiervon ſind wiederum nahe an 80 auf das Hochland beſchränkt. 
Außerdem find die endemiſchen Gattungen meiſt alpin, nämlich: Milliga- 
nia, Campynema, Hewardia, Microcachrys, Diselma, Athrotaxis, 
Bellendena, Cenarrhenes, Prionotes, Pterygopappus, Tetracarpaea; 
während Agastachys, Acradenia („Lady Franklin's“ Baum) und Ano- 


74 


dopetalum („Horizontal Bush“) in ſumpfigen Gegenden auftreten, ſich 
bis zu den Wäldern des Flachlandes ausdehnen. Dagegen können Richea, 
Diplarrhena, Drymophila, Juncella, Nablonium, Orites und Anop- 
terus außerhalb Tasmaniens auch noch im ſüdöſtlichen Auftralien ange⸗ 
troffen werden, und Ourisia in unſerer Nähe nur auf Neuſeeland; Hua- 
naca und Eucryphia finden ſich auch in Südamerika. Die Mehrzahl 
der alpinen Pflanzen gehören Gattungen an, welche auch in nicht gebir- 
gigen Theilen Vertreter haben; Caltha, Anemone, Forstera und Do- 
natia ſind jedoch ausſchließlich alpin. Eine Zwerghimbeerart (Rubus 
Gunnii) mit wohlſchmeckender Frucht iſt den Gegenden eigen, welche im 
Winter mit Schnee bedeckt ſind. Zu den bemerkenswertheſten Eigenthüm⸗ 
lichkeiten der Schneeregion gehören 2 Kompoſiten, Pterygopappus Law- 
renci und Abrotanella forsteroides, da von ihnen große Blumenteppiche 
zuſammengeſetzt werden. Keine Pflanze von ähnlichem Wuchs wird in den 
auſtraliſchen Alpen angetroffen, einige indeſſen in oder nahe bei den Glet— 
ſcherregionen Neuſeelands. Die ſchönen Gletſcherſeen Tasmaniens gehen 
den Alpen Auſtraliens ab. 

Hobart iſt eine der ſehr wenigen Seeſtädte der Welt, von welcher 
aus die alpinen Regionen innerhalb weniger Wegſtunden erreicht werden 
können, und in unſeren auſtraliſchen Kolonien iſt ſie ſogar die einzigſte 
Stadt, welche am Fuße eines Schneeberges erbaut iſt, während die Stra- 
ßen derſelben unmittelbar an das Geſtade des Meeres herangehen. Von 
dieſen Höhen aus, deren Gipfel faſt das ganze Jahr hindurch mit Schnee 
bedeckt ſind, kann man die prächtigſten und weitſchweifendſten Ausſichten 
genießen: bei welchen die rollenden Wogen des Oceans, reizende Par- 
tien der Stadt und die umgebenden im Vordergrund liegenden Berg— 
ketten ſich in ein und demſelben Landſchaftsbilde vereinen. Einige der 
größeren Niederlaſſungen des ebenfalls höchſt maleriſchen Inſellandes 
Neuſeeland nehmen in gleicher Weiſe an dem ſeltenen Vorzuge ſolcher 
landſchaftlichen Compoſitionen theil. 

Eine wenn auch nur roh ausgeführte Bepflaſterung eines ſchmalen 
Weges über die „Plough-Field“ der höher gelegenen Abhänge des Wel⸗ 
lingtonberges, und die einfache Herrichtung einer kunſtloſen mit Eiſenbe⸗ 
dachung verſehenen Steinhütte auf dem Gipfel deſſelben, würde ein häufi- 
geres Beſteigen des auf der Dole ſich befindenden Plateaus herbeiführen. 
Auf dieſe Weiſe würde den Touriſten und Reiſegeſellſchaften in gleicher 
Weiſe genützt ſein, während durch die ſo einfach hergeſtellte Herberge, ſo— 
wohl dem Naturforſcher als dem ſkizzierenden Künſtler paſſende Gelegen— 
heit geboten würde, unter freiem Himmel zu campieren. Solche verhältniß— 
mäßig billigen Anſtalten könnten jedermann Obdach geben, der durch plötz— 
liche in Sturm ausartende Veränderungen des Wetters überraſcht wird, 
noch zumal in Gegenden, die zeitweiſe in Wolken gehüllt ſind. 

Die hübſche blau geſtreifte Gentiane iſt von höchſt gefälliger Wir⸗ 
kung auf den Alpenmatten und bedingt der weiße Waldſauerklee (Oxalis 
Magellanica) an kleinen Bächen eine gleiche Wirkung. Die prächtigſten un⸗ 
ter all' dieſen Pflanzen des Berglandes find zwei palmähnliche Epacri- 
deen, die unter dem ſeltſamen Namen von „Kohlbäumen“ gehen (Richea 
pandanifolia und Dracophyllum Milligani; beide erreichen eine Höhe 


75 


von 30 Fuß oder die erſte ſogar das doppelte; ſie verleihen einer Land⸗ 
ſchaft, die zur Hälfte des Jahres mit Schnee bedeckt iſt, gewiſſermaßen 
ein tropiſches Ausſehen. Ein gewerbsmäßiger Pflanzenſammler würde 
überall in Tasmanien ſeine Bemühungen belohnt finden, ſowohl in Berg 
und Thal als in Wald und Heide. Die Epacrideen find zahlreich und 
oft ſchön und ebenſo die Immortellen (Helichrysum), von welchen die 
ſtrauchigen Arten beſonders in die Augen fallen; auch verdienen die vie- 
len verſchiedenen holzartigen Aſtern, die entzückenden erbſenartigblühenden 
Sträucher des Podalyria-Tribus, die balſamiſchen Rutaceen, die Flie⸗ 
gen fangenden Sonnenthauarten und verſchiedenen Proteaceen erwähnt 
zu werden, da ſehr viele von dieſen außerhalb der Inſel nicht gefunden 
werden. Die vielartigen und oft ſehr zarten Farne, welche die Bäche 
begleiten oder in anmuthigen Gehängen von den Baumſtämmen herab— 
fallen, werden, obgleich fie kaum endemiſche Arten darbieten, ein umfaſ— 
ſendes Material für Damenalbums ausmachen. Von Baumfarnen fin⸗ 
den wir 2 ziemlich weit verbreitete, nämlich Alsophila australis, der 
ſchlankſte von beiden, welcher meiſtens die Abhänge der Höhenzüge beſetzt 
hält, wenn ſolche quellenreich und ſchattig find, und Dicksonia Billar- 
dieri, der mehr in den Thalgründen gefunden wird und bewieſenerma— 
ßen der am leichteſten transportierbare und härteſte von allen Baumfar⸗ 
nen der Erde iſt, ſo daß jeder Beſucher der Inſel zur Erinnerung an 
ſeine Reife mit Leichtigkeit eine von dieſen edlen und ehrwürdigen Pflan- 
zen an einen ſchattigen und feuchten Platz ſeines Gartens verpflanzen 
kann; gärtneriſche Energie vermag in der That dieſen neuen Handelszweig 
für ſpätere Zeiten noch vielmehr zur Entwickelung zu bringen. Der 
Cyathea-Baumfarn iſt weit ſeltener. Koloſſale Todea Farne mit unre⸗ 
gelmäßig viereckigen Stämmen trifft man in tiefen Bergſchluchten, aus 
denen ſie trotz ihres enormen Gewichtes und hohen Alters nach weiten 
Entfernungen ohne Schaden gebracht werden können. Aus der ungeheu⸗ 
ren und kosmopolitiſchen Gattung Senecio find Senecio Bedfordi und 
centropappus bemerkenswerth, während Prostanthera lasiantha, ſoweit 
bekannt, die einzigſte unter mehreren 1000 Labiaten iſt, welche die Höhe 
eines kleinen Waldbaums erreicht. Der Pfefferbaum (Drimys aroma- 
tica) geht von den Wäldern bis in die Alpen hinauf. Fagus Gunni, 
eine Buche der Seelandſchaft, iſt der einzige endemiſche Baum mit ab— 
fallendem Laube auf der Inſel. Die zwergigen alpinen Coniferen, welche 
Tasmanien eigenthümlich ſind, gehören zu den intereſſanteſten der Erde; 
Dacrydium (Microcachrys) tetragonum iſt die kleinſte Zwergart unter 
allen bekannten Coniferen. Die berühmte „Huon-Tanne“ (Dacrydium 
Franklinii) iſt auf die Inſel beſchränkt, ebenſo 2 oder 3 Athrotaxis- 
. welche bei uns, faſt den Mammuth-Baum Kaliforniens ver- 
reten. 

Die Küſten ſind beſonders reich an Algen. Wohl mehr als 300 
Arten ſind durch die berühmten Forſchungen des verſtorbenen Profeſſor 
Harvey in dem großen und ſchön illuſtrirten Werke aufgezählt worden, 
welches dem großen Talente und den urſprünglichen Unterſuchungen des 
Sir Joſeph Hooker über die allgemeine Flora von Tasmanien fein Da- 
ſein verdankt; ſolche Algen ſind dort nicht allein zahlreicher vertreten als 


76 


an den meiſten Küſten der Welt, ſondern es finden ſich unter ihnen auch 
viele Species, z. B. die ſeltene Claudea, welche durch ihre lebhaften Far⸗ 
ben und entzückende Schönheit weit und breit berühmt ſind. Unter den 
Pilzen ſtößt man desgleichen auf einige höchſt bemerkenswerthe, z. B. den 
eßbaren Himbeerenpilz (Cyttaria), der nur auf den Zweigen der Buche 
vorkommt. 

Das reizende Buch von Frau Meredith über ihre „Bush-Friends““ 
der tasmaniſchen Flora würde Liebhabern die anziehendſte Belehrung bie⸗ 
ten; wir ſtoßen in demſelben auf entzückende Schilderungen, denen eben⸗ 
ſo geiſtreiche wie poetiſche Erläuterungen beigegeben ſind. Trotz körper⸗ 
licher Leiden gelang es dem unvergeßlichen Rev. W. Spicer nach einem 
kurzen Aufenthalt auf der Inſel ſein Handbuch für den Gebrauch der 
Touriſten herauszugeben, welches Werk mehr auf die ſyſtematiſche Anord⸗ 
nung Rückſicht nimmt. Herr Rob. Johnſton, ein ſehr begabter Natur⸗ 
forſcher, veröffentlichte ein Feldbuch über die tasmaniſchen Pflanzengat⸗ 
tungen. 

Zur Vervollſtändigung eines Univerſalwerkes über die in Auſtralien 
einheimiſchen Gewächſe dürfte es wünſchenswerth ſein, Sammlungen von 
getrockneten Pflanzen anzulegen, beſonders aus ſolchen Diſtrikten, die weit 
im Innern gelegen ſind oder wo ſich erſt ſeit kurzem Anſiedelungen fin⸗ 
den. Würde dies doch weſentlich dazu beitragen, eine genaue geographi⸗ 
ſche Grenze für die vielen 1000 Species zu ziehen, welche die urſprüng⸗ 
liche Pflanzenwelt Auſtraliens ausmachen, damit man auch auf dieſe Weiſe 
alle Beobachtungen auf reſpective Nutzanwendung, ſei es in Betreff der 
Viehzucht oder für mediciniſche und induſtrielle Zwecke, erkennen lernte 
und im weiteſten Maßſtabe zur Anwendung brächte. Außerdem wird es 
nothwendig, noch fernerhin die Veränderlichkeitsgrade zu ſtudieren, welchen 
mehr oder weniger alle Pflanzen unterworfen ſind, um ſomit ſchließlich 
die genauen Merkmale einer jeden Art feſtzuſtellen. Solchen, die an dem 
Fortſchreiten derartiger Forſchungen ein Intereſſe finden, dürfte es noch 
beſonders einzuprägen ſein, von den Lokalſammlungen keine Pflanzen, mö⸗ 
gen ſie auch noch ſo häufig ſein, ihnen werthlos erſcheinen, auszuſchließen. 
Der Vorgang des Pflanzentrocknens für permanente Sammlungen iſt 
äußerſt einfach und leicht; er bedarf kaum einer Erläuterung, ausgenom⸗ 
men vielleicht die Bemerkung, daß die Papierpackete, die kürzlich geſam⸗ 
melte Pflanzen enthalten, nach mehrſtündigem Preſſen in dünne Lagen 
vertheilt und auf einem warmen, trocknen Platze ausgebreitet werden müſ— 
ſen, um das Austrocknen zu befördern. Kleine Pflanzen ſollten mit ih— 
ren Wurzeln geſammelt werden, und nicht allein blühende, ſondern auch 
in Früchten ſtehende, da gerade bei den letzteren ſich die Haupteigenſchaf— 
ten finden. Waſſerpflanzen, Binſen, Schilf, Mooſe, Flechten und Pilze 
(und an der Seeküſte auch Algen), wenn auch noch ſo klein, ſollten beim 
Sammeln nicht übergangen werden. Jedermann, der ſich wiſſenſchaftlich 
mit den einheimiſchen Pflanzen feiner Nachbarſchaft oder anderer ihm zu— 
gänglicher Lokalitäten beſchäftigen will, kann die ſpecifiſchen Namen von 
dem Schreiber dieſer Zeilen erhalten, wenn ein Duplikat zurückbehalten 
wird, in welchem in Uebereinſtimmung mit dem überſandten die Exem⸗ 
plare aufgezählt find. Eine genaue Kenntniß der einheimiſchen Vegeta- 


77 


tion, mit Berückſichtigung der klimatiſchen und geologiſchen Verhältniſſe 
trägt ſicherlich dazu bei, in die natürlichen, vegetabiliſchen Hülfsquellen 
ſowie auch in die Bedingniſſe des Landbaus der reſpektiven Lokalitäten 
einen Einblick zu ermöglichen. Forſchungen dieſer Art, die auch bei der 
Erziehung nicht unweſentlich ſind, bieten der gebildeten Klaſſe eine Quelle 
reiner und heilſamer Genüſſe, ſind in Jedermanns Bereich. 


Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen. 
Illustrirte Garten-Zeitung, Decbr. 1885. 


Dracaena indivisa fol. varieg., Taf. 34. Herr Handelsgärtner 
E. Weſtenius in Hildesheim iſt der glückliche Züchter dieſer werthvollen 
Neuheit, welche aus Samen von D. indivisa latifolia erzielt wurde. 
Es iſt eine Pflanze von ziemlich üppigem Wuchs, und ſind die elegant 
gebogenen Blätter auffallend weiß geſtreift und geröthet. Da die Pflanze 
bisher kein einziges Blatt entwickelte, welches nicht die charakteriſtiſche 
Panachirung zeigt, ſo dürfte ſich dieſelbe wohl als conſtant erweiſen. 

Azalea balsaminaeflora, Taf. 36. Es verdient dieſe eigen- 
thümliche, aus Japan eingeführte Art jedenfalls eine weitere Verbreitung 
in unſern Gärten. Die Blumen ſind prächtig ſalmroſa, roſettenähnlich 
gebaut, gut gefüllt, regelmäßig geſchindelt. und ſehen Kamelienbalſaminen 
ähnlich. Da ſie ſich lange halten, dürften ſie auch in der Binderei gut 
verwerthet werden. Die buſchig wachſende Pflanze kann durch Stecklinge 
und Veredelung leicht vermehrt werden. Die kleinen Blätter von ver- 
längerter Form ſind auf der Oberfläche, ſowie auf der Nervatur der 
Rückſeite behaart. Es blüht dieſe Art ſehr reich, doch hüte man ſich, die 
um die Blüthenknospe ſich entwickelnden Triebe einzukneipen, weil dies 
eine Vernichtung der Blüthen fürs nächſte Jahr herbeiführen würde. Es 
erinnert dieſe hübſche Neuheit an die altbekannte A. elata fl. pl. und 
wird ſie ſich wahrſcheinlich zu Kreuzungen gut verwenden laſſen. 


Gartenflora, Novbr. 1885. 


Phacelia Parryi, Torr., Taf. 1207. (Iſt auch in dem Kata⸗ 
loge von Haage & Schmidt abgebildet). Die Hydrophyllaceen liefern 
in den Gattungen Nemophila, Eutoca, Cosmanthus, Wigandia und 
Phacelia eine ganze Reihe beliebter, meiſtens einjähriger Gartengewächſe 
und verdient die ſchöne, hier abgebildete Art der letztgenannten Gattung 
beſondere Beachtung, iſt der P. Whitlavia Gray, zunächſt verwandt. 
Dieſelbe wächſt in den höheren Regionen der Sierra Nevada Californiens 
und wurde neuerdings von der Firma H. Dammann & Comp. (bei Nea⸗ 
pel) eingeführt. 

Ph. Parryi „erreicht eine Höhe von 25—30 em und ſtirbt nach 
der Samenreife ab. Ihre ſchönen großen Blätter ſind herzeiförmig, tief 
gebuchtet und gezähnt, lebhaft grün, licht geadert, vom vollen Sonnen- 
lichte oft broncirt und wunderſam ſchattirt. Die Blumenkrone iſt nicht 
glockenförmig ſondern radförmig, am Grunde zirkelrund gebuchtet und 
von ſchöner violetter Farbe. Jedes angedeutete Kronenblättchen iſt mit 


78 


einem großen weißen Flecken geziert, der ungemein wirkungsvoll ſehr viel 
zur lebhaften Färbung beiträgt.“ 

Mammillaria barbata, Engelm. und Mammillaria echi- 
nata, DC. Taf. 1208. Zwei ſehr zierliche und hübſche Arten, die 
von Haage & Schmidt (Erfurt) zu beziehen ſind. Letztere iſt beſonders 
ſchön, wenn ſie ihre zahlreichen, rundlich-ovalen, ſcharlachrothen Beeren⸗ 
früchte zur Schau trägt. 


Wiener illustrirte Gartenzeitung, Decbr. 1885. 


Chamaecyparis Lawsonianum Rosenthalii. Dieſe, hier 
in Farbendruck abgebildete hübſche Coniferen-Neuheit wurde von der 
Firma Peter Smith & Co in Bergedorf gezüchtet und verweiſen wir 
auf den ſoeben erſchienenen Pflanzen-Katalog dieſer Firma. 


Revue horticole, 1. Dechr. 1885. 


Rhodostachys Andina. Von der Gattung Rhodostachys, 
welche Philippi aufſtellte, und die den Gattungen Portea und Ananas 
nahverwandt iſt, befinden ſich mehrere Arten in den europäiſchen Samm⸗ 
lungen, wo ſie meiſtentheils als Bromelien aufgeführt werden. Nach 
der uns vorliegenden colorirten Abbildung iſt dieſe Art, welche häufig 
als Bromelia longifolia, Lindley, B. carnea, Beer, ſelbſt als Pour- 
retia (Puya) coarctata in unſern Gärten angetroffen wird, in der That 
ein Prachtgewächs, in der Inflorescenz und dem ganzen Habitus ſehr di⸗ 
ſtinkt. Die in gedrängten Roſetten ſtehenden Blätter ſind kurz, ſtarr, 
40—60 em lang, von meergrüner, etwas mehlſtaubiger Farbe, dick, flei⸗ 
ſchig, frei am Grunde, wenig zugeſpitzt, mit gleichfarbigen, ſtarken Sta⸗ 
cheln ausgerandet. Im Centrum der Roſetten entwickelt ſich der etwas 
ſitzende endſtändige Blüthenkopf, eingeſchloſſen zwiſchen blüthenſtändigen 
Blättern, die in ſpitze Deckblätter von trüber rother Farbe übergehen. 
Die Farbe der Blumen ſelbſt iſt vom prächtigſten roſa. Es läßt ſich 
dieſe Bromeliacee, welche von den chileniſchen Anden ſtammt, im tem⸗ 
perirten Gewächshauſe, ja ſelbſt im Kalthauſe kultiviren und verdient ſie 
jedenfalls eine weite Verbreitung. 


Revue hortie., 15. Decbr. 1885. 


Prunus Mume, var. Alphandi. Eine reizende Varietät des 
von Siebold und Zuccarini in ihrer Flora Japon ica beſchriebenen 
Baumes, welcher 5— 7 M. hoch wird oder auch eine ſehr verzweigte 3 
bis 4 M. hohe Strauchform bildet. Carrière bemerkt, daß man in Be⸗ 
zug auf die Gattung ſehr getheilter Meinung ſein kann, da dieſe Art 
ebenſo gut zu Armeniaca, zu Amygdalopsis oder zu Prunopsis ge 
zählt werden kann. Die Blumen der wildwachſenden Art ſind einfach 
und weiß, einige der kultivirten Varietäten haben gefüllte Blumen, deren 
Farbe alle Nüancen zwiſchen weiß und roth aufweiſen. Die Früchte glei⸗ 
hen kleinen Aprikoſen, beſitzen einen angenehmen doch recht eigenthümli⸗ 
chen Geruch, werden aber nicht gegeſſen. In den Baumſchulen der Pa- 
riſer Municipalität werden zwei Varietäten gezogen, von welchen die 
ſchönſte nach dem ſo verdienſtvollen Direktor Alphand benannt iſt. 


79 


L’illustration horticole, 11. Lieferung, 1885. 


Anthurium Archidue Joseph, Taf. 577. Eine ſehr ſchöne 
und diſtinkte Hybride zwiſchen A. Andreanum und A. Lindeni, letztere 
die Pollen liefernde Pflanze. In gewiſſer Beziehung erinnert ſie an A. 
Ferrierense, unterſcheidet ſich aber von dieſer durch die verhältnißmäßig 
kürzeren und breiteren Blätter. Die Scheide iſt von ſchöner glänzender 
carmoiſinrother Farbe, die aber ein anderes Colorit aufweiſt als bei 
A. Ferrierense. Einen herrlichen Contraſt hierzu bildet der tief roſa 
gefärbte Kolben. Allem Anſcheine nach dürfte ſich A. Andreanum ganz 
vorzüglich zu Kreuzungen eignen, man kennt ſchon 3 daraus hervor- 
gegangene Hybriden, die aber alle von ziemlich hohem und ſich werfen⸗ 
dem Habitus ſind. Nun handelt es ſich darum, eine Pflanze von zwer⸗ 
gigem Habitus mit kleineren Blättern zu erzielen, die aber Scheiden von 
derſelben Größe und derſelben brillanten Farbe aufwieſe. A. reptans 
oder A. mierophyllum mit A. Andreanum befruchtet, würde vielleicht 
ein derartiges Reſultat ergeben. 

Die hier abgebildete Pflanze wurde von dem Direktor der Com- 
pagnie Continentale d' Horticulture erzielt und nach dem Erz- 
herzog Joſef von Oeſterreich benannt, welcher bekanntlich ein großer Pflan- 
zenliebhaber iſt. In derſelben Lieferung dieſer vorzüglichen belgiſchen Gar— 
tenzeitung werden ferner noch abgebildet: Neue großblumige Varietäten 
von Knollen⸗Begonien, — Phalaenopsis violacea var. Schroederi und 
Pinus Coulteri. 


L’Illustration horticole, 12. Lieferung, 85. 


Vanda Roxburghii R. Br. var. rubra, Taf. 579. Eine ſehr 
ſchöne Varietät der alten typiſchen Form; ſtatt der dunkelbraunen Mar⸗ 
morirung haben die Blumen bei dieſer eine prächtige orangefarbige 
Schattirung angenommen und iſt das Lippchen von rother Farbe. 

Labisia? Malouiana, L. Lind. et Em. Rod. Taf. 580. Vor 
einigen Monaten wurde in dieſer Zeitſchrift die Labisia pothoina, eine 
reizende Myrsinacee abgebildet (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1885, Seite 408), 
jetzt ſcheint es, als ob die C. C. d’H. von ihrem Sammler in Borneo eine 
zweite womöglich noch ſchönere Art dieſer Gattung erhalten hätte. Der 
Stengel der eingeführten Exemplare hat eine Höhe von etwa 10 em, iſt 
holzig und warzig, kupferfarbig und unregelmäßig mit weißlichen Punc⸗ 
tuationen beſetzt. Die faſt ſitzenden Blätter, von O m 20 bis O m 25 
Länge und 0 m 07 bis O m 08 Breite, find lanzettlich, langzugeſpitzt, 
in ihrer Jugend purpurroth uud kahl und werden fie ſpäter auf der 
Oberfläche ſchön purpur⸗ſammetartig. Der Mittelnerv iſt hellgrün und 
geht dieſe Färbung in unregelmäßiger Weiſe in die Blattſubſtanz über. 
Nach dem Staatsminiſter Jules Malou wurde die Pflanze benannt. 

Microstylis bella, Rchb. f., Taf. 581. Dieſe reizende Neuheit 
wird etwa 0 m 60 hoch und trägt große oblonge und wellige Blät- 
ter. Die zahlreichen, in einer Traube ſtehenden Blumen ſind etwas klei⸗ 
ner als jene von Microstylis Josephiana. Die Kelch- und Blumenblät⸗ 
ter ſind von blaßpurpurner Schattirung mit grünen Spitzen. Das 


80 


purpurne Lippchen iſt mit ſehr langen, pfeilförmigen Oehrchen verſehen 
und trägt auf ſeiner Spitze 9 kleine dachziegelig geſtellte Zähne. Das 
Kiſſen vor der Säule iſt von einer dunkel bläulich purpurnen Färbung 
und mit weißen glänzenden Haaren geſchmückt. Die Säule ſelbſt zeigt 
eine blaßgrüne Schattirung. 

Dieſe Neuheit wurde durch Herrn Auguſte Linden von Oſt⸗Malai⸗ 
ſien der C. C. d'H. eingeſchickt. 


The Garden. 


In den December⸗Nummern werden folgende Pflanzen abgebildet, 
reſp. näher beſprochen: 
Triteleia uniflora, Taf 521. (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1866 
S. 351.) 
Orobus canescens, Taf. 522. 
Crataegus tanacetifolius, Taf. 523. 
Pulmonaria virginica, Taf. 524. 


Gardeners’ Chronicle. 


In den December⸗Nummern findet ſich die Beſchreibung folgender 
neuer Arten: 

Eria Rimanni, n. sp. Rchb. f. Dieſe Art wurde nach Herrn 
Ernſt Rimann, dem Sammler für F. Sander in Birma benannt. 

Die Blumen können mit jenen der E. polystachya, Lindl. vergli⸗ 
chen werden, unterſcheiden ſich aber durch die ſehr diſtincte Lippe. Sie 
ſind durchſichtig und von ſehr heller ſchwefelgelber Farbe und haben ein 
langes, ſtumpfes Kinn. Die Lippe iſt ſchwefelfarbig, der Vorderlappen 
ſchön goldgelb, über derſelben treten 2 kleine purpurne Flecken auf und 
befindet ſich an ihrer Baſis eine kleine, purpurfleckige Geſchwulſt. 

Schismatoglottis neoguineensis, N. E. Brown. n. sp. 
Dieſe Art hat nur das neu an ſich, daß fie zu einer anderen Gattung 
gebracht wird. In der Illustration horticole, 1880 wird fie als Co- 
locasia neoguineensis abgebildet und beſchrieben. (Vergl. H. G. u. 
Bl.⸗Z. 1880, S. 400 u. 406. 


Botanical Magazine, December 1885. 


Aloe Bainesii, Taf. 6848. Dieſe Art bildet einen 40 — 60 Fuß 
hohen Baum mit dickem Stamm, der ſich nach der Spitze zu in einer 
gabeligen Weiſe verzweigt und trägt jeder Zweig eiue Anzahl von zurück⸗ 
gekrümmten, gerinnten, lanzettlichen, weitläufig gezähnten Blättern. Die 
ſehr zahlreichen Blumen ſtehen in dichten cylindriſchen aufrechten Trau⸗ 
ben. Ihre rothe Farbe conſtatirt hübſch mit den grünen Segmenten. 
Vaterland Natal und Kaffraria. 

Raphithamnus cyanocarpus, Taf. 6849. Ein immergrüner 
15 —20 Fuß hoher Verbenaceen-Baum von Chile. Die kleinen eirun⸗ 
den, glänzend grünen Blätter, die goldgefärbten Stacheln, zahlreiche kleine 
röhrenförmige, lila Blumen, ſowie ſpäter die glänzend blauen Beeren ma⸗ 
chen denſelben zu einer Zierde für unſere Kalthäuſer. 


Rhododendron javanicum var. tubiflora, Taf. 6850. Eine 1 


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durch Veitch von Sumatra eingeführte Form der Rh. javanicum mit 
blaſſeren Blumen und längerer Kelchröhre. 

Pogonia pulchella, Taf. 6851. Eine recht eigen thümliche Erd— 
orchidee von Hong-Kong, mit kugelrunden, geringelten Knollen, herzför— 
migen, eirunden Blättern, die oben bronzig-grün, unten roth find und 
hervorragende, konvergirende, mit weißlichen Haaren beſetzte Nerven be— 
ſitzen. Die blattloſen, 4— 5 Zoll hohen Blüthenſtiele tragen an der 
Spitze 2 Blumen, jede etwa 1½ Zoll im Durchmeſſer, mit linealiſchen, 
gelblichen Segmenten und einer roſarothen Lippe. 

Crocus Koralkowi und C. aerius, Taf. 6852. Beide Arten 
blühen im Frühling. Erſtere iſt der gemeinen gelbblühenden Art ähnlich, 
die Segmente des Perianths zeigen aber auf der hinteren Seite einen 
bräunlichen Anflug. Sie bewohnt Turkeſtan und Afghaniſtan. C. aerius 
ähnelt C. biflorus, iſt aber auf dem Rücken der Segmente nicht federig; 
fie ſtammt von Klein-Ajien. 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Birne David von Angers. Von dieſer vorzüglichen Frucht giebt 
Herr A. S. Roſenthal in der Wiener illuſtrirten Garten-Zeitung, Fig. 
151 eine ausführliche Beſchreibung, der wir Folgendes entlehnen: 

Geſtalt: groß bis ſehr groß, der Bauch iſt dem Kelche genähert, 
ſtielwärts nimmt die Frucht allmählich ab und endigt in eine ſtumpfke— 
gelförmige Spitze. 

Kelch: offen, mit länglichen zugeſpitzten aufrechten Blättchen und 
flacher enger Einſenkung. 

Stiel: ziemlich lang, meiſtens gebogen, zwiſchen Fleiſchwülſten ein⸗ 
eſteckt. 

1 Schale: ſtrohgelb wenn vollkommen reif, an der Sonnenſeite roth— 
braun punktirt und verwaſchen. 

Fleiſch: reinweiß, ſehr ſaftreich, mit nur geringen Koncretionen 
(Granulationen). 
| Kernhaus: faſt geſchloſſen, Kerne länglich zugeſpitzt, von dunkel— 

ſchwarzbrauner Farbe. 

Die enorm ſpäte Reifezeit, welche Anfangs Februar beginnt und 
oft bis in den April hinein dauert, erhöht ſehr weſentlich den Werth 
dieſer Frucht. Als Formobſtbaum jedenfalls am meiſten zu empfehlen. 
Der Ertrag iſt ein ſehr befriedigender. 

Regentin. 

Geſtalt: dickbauchig, birnförmig, der Bauch ſitzt ſtark nach dem 
Kelche zu, um den die Frucht ſich breit und flach, meiſt beulig abrun⸗ 
det; nach dem Stiele zu geht ſie mit ſchwacher Einbiegung in eine fein 
abgeſtutzte, fein beulige Stielfläche aus. Bei großen Früchten iſt auf 
einer Seite eine Furche, ähnlich wie bei der Forellenbirne nicht ſelten. 

Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 6 


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Kelch: offen, Blättchen in einer meiſt beroſteten, ſehr flachen Kelch— 
höhle ſitzend. 

Stiel: mittellang, ziemlich dick, ſtark roſtig, meiſt ſehr ſchiefſtehend. 

Schale: ziemlich dick, ſich rauh anfühlend, gelblich grün mit wei— 
ßem Schimmer. Punkte ſehr fein und zahlreich; zimmtfarbige Roſtfiguren. 

Fleiſch: ſchwach gelblichweiß, fein, außerordentlich ſaftig, von 
zuckerſüßem, ſchwach parfümirtem, weinigem Geſchmack. 

Kernhaus: geſchloſſen, Kammern klein, Kerne lang zugeſpitzt eiför— 
mig, dunkelbraun. 

Die im December reifende Frucht hält ſich gut aufbewahrt bis 
Oſtern. Selbſt in rauheren Lagen Oeſterreichs wird dieſe Frucht ſehr 
gelobt. Etwas feuchter Boden entwickelt alle ihre vortrefflichen Eigen- 
ſchaften. Der Baum wird nur mittelgroß, trägt bald und außerordent— 
lich fruchtbar. (Aus Dr. Rud. Stoll's Beſchreibung in Oeſter-ungar. 
Obſtgarten, Fig. 113 und color. Abbildung). 


Herzogin von Angouléme. 


Geſtalt: kreiſelförmig bis kegelförmig, durch größere oder kleinere 
Beulen eine meiſt unregelmäßig geformte Birne. Die Rundung der Frucht 
wird durch von der Kelchhöhle laufende Rippen und Beulen oft ſehr be— 
einträchtigt. Birnen von 30 em Umfang und 700 Gramm Gewicht ge— 
hören nicht zu den Seltenheiten. 

Kelch: offen, Blättchen ſehr klein, nicht wellig, in enger, mäßig 
tiefer, unregelmäßiger Kelchſenkung ſitzend. 

Stiel: mittellang, dick, holzig, braun. 

Schale: ziemlich dick, etwas geſchmeidig, grüncitronengelb, bei vol— 
ler Reife citronengelb. Röthe fehlt oder an der Sonnenſeite ſchwach 
vertreten. Punkte dunkelbraun, ſehr zahlreich, Roſtfiguren häufig, Geruch 
bemerklich. 

Fleiſch: weiß oder ſchwach gelblich, fein, ſehr ſaftig, etwas kör⸗ 
nig, Geſchmack ſchwach gezuckert, etwas zimmtartig, ſehr delicat. F 

Kernhaus: geſchloſſen, Kammern wenig geräumig, Kerne meiſt un⸗ 
vollkommen. 

Dieſe im November reifende Birne hält ſich gut 4 Wochen. Die 
altjährlih aus Mittelfrankreich exportirten Früchte der Herzogin von 
Angouleme ſollen nach Forney's Schätzung einen Werth von über 1 
Million Francs repräſentiren. Der Baum wählt kräftig, bildet ſchöne 
Pyramiden, iſt bald und ſehr fruchtbar, verlangt aber eine warme, vor 
Winden geſchützte Lage. (Dr. Rud. Stoll im Oeſterr.⸗ungar. Obſtg, 
Fig. 114 und color. Abbildung). 


Königliche Winterbirne. | 
Geſtalt: kreiſelförmig, ſtarkbeulig und bauchig. Der Bauch ſitzt 


nach dem Kelche zu; nach dem Stiele endigt die Frucht in eine ſtark ab̃⸗ 


geſtutzte Stielfläche. # 
Kelch: groß, Blättchen meift hornartig und unvollkommen, meift 
in ſehr tiefer Kelchhöhle ſitzend. | 
Stiel: lang, ziemlich ſtark, holzig, braun. 


83 


Schale: ziemlich fein, nicht geſchmeidig, hellcitronengelb, ſonnen— 
ſeits goldgelb, ohne Röthe, Punkte ſehr zahlreich, nur einzelne graubraune 
Roſtfiguren. 5 

Fleiſch: gelblichweiß, fein, feſt, in voller Reife nur halbſchmelzend, 
ſaftig, von ſehr ſüßem, gewürztem, angenehmem Geſchmack. 

Kernhaus: meiſt hohlachſig Kammer klein, Kerne meiſt unvollkommen. 

Reift Ende November und hält ſich bis in den März. Jedenfalls 
eine vortreffliche ſpäte Winterbirne. Der Baum wächſt ſehr kräftig, bil— 
det eine große Krone, faſt jährlich fruchtbar, in manchen Gegenden ſo— 
gar ſehr fruchtbar. Veredelungen auf Quitte werden nicht empfohlen. 
Verlangt einen warmen, kalkhaltigen Boden. (Dr. R Stoll im Oefterr.- 
ungar. Obſtg. Fig. 115 und color. Abbild.) 


Stuttgarter Garshirtel. 


Geſtalt: birnförmig, ganz regelmäßig gebaut. 

Kelch: ganz offen, Blättchen langgeſpitzt, weich, fit faſt ftern- 
förmig der Frucht auf. 

Stiel: mittellang, ziemlich ſtark, holzig, etwas gebogen. 

Schale: fein, glatt, am Baume beduftet, gelblichgrün, ſonnenſeits 
erdartig blutroth verwaſchen, ohne Geruch. 

Fleiſch: weiß, fein, halbſchmelzend, feinkörnig, ſehr ſaftig, gezuckert, 
von fein zimmtartigem Geſchmack. 

Kernhaus: geſchloſſen, Kammern verhältnißmäßig groß, mit we- 
nig vollkommenen Kernen. 

Die Mitte Auguſt reifende Frucht muß etwas vor vollkommener 
Reife gepflückt werden, um ſich dann 14 Tage lang zu halten. Eine 
Marktfrucht erſten Ranges. Gedeiht überall und in faſt jedem Boden. 
Der Baum bildet herangewachſen prächtige hochpyramidenförmige Kro— 
nen und iſt ſehr bald und außerordentlich fruchtbar. (R. St. in De 
ſterr.⸗ungar. Obſtgart. Fig 117 u. color. Abb.) 


Giffard's Butterbirne. 


Geſtalt: kegelförmig, gleicht etwas einer römiſchen Schmalzbirne. 
Der Bauch ſitzt nach dem Kelche zu, nach dem ſie ſich ſchön abrundet 
und in eine ſtark abgeſtutzte Kelchfläche endigt. 

Kelch: offen, Blättchen fein, meiſt langgeſpitzt, zurückgeſchlagen, in 
flacher, enger Kelchſenkung ſitzend. 

Stiel: kurz bis mittellang, dick, holzig, beroſtet. 

Schale: ziemlich fein, glatt, ſchwachglänzend, gelbgrün, ſonnenſeits 
hellblutroth verwaſchen; Punkte fein, zahlreich. Roſtfiguren Stiel- und 
Kelchfläche bedeckend. 

Fleiſch: weiß, fein, ſchmelzend, ſehr ſaftig, von feinem, nur ſchwach 
muscirtem Geſchmack. 

Kernhaus: geſchloſſen, Kammern klein, meiſt zwei kaſtanienbraune 
Kerne enthaltend. 

Reift Mitte Auguſt. Sobald die Frucht gelb wird, muß ſie auch 
verbraucht werden. Deſſenungeachtet eine ganz vorzügliche Frucht; in 
gutem, tiefgründigem, etwas feuchtem Boden zählt fie zu den beſten Früch— 

6* 


84 


ten der Saiſon. Der Baum wächſt kräftig, iſt bald fruchtbar. (R. 
St. in Oeſterr.-ungar. Obſtg., Fig. 118 u. color. Abbild.) 


Wildling von Motte. 


Geſtalt: kreiſelförmig oder rundlich, bald regelmäßige, bald unre- 
gelmäßige, ſtark beulige Frucht. Variirt ſehr in der Größe. 

Kelch: offen, Blättchen klein, hornartig, in tiefer Kelchſenkung 
itzend. 

9 Stiel: kurz, verhältnißmäßig dünn, am Ende verdickt, holzig. 

Schale: fein, etwas rauh, grün, ſelbſt in voller Reife nur etwas 
gelber, ohne Röthe. Punkte ſehr zahlreich, grau, oft zu größeren Roſt⸗ 
flecken vereinigt. 

Fleiſch: weiß, ſehr fein, nur wenig körnig, ſehr ſaftig, von ſchwach 
gewürztem, ſüßem Geſchmack. 

Kernhaus: geſchloſſen, Kammern geräumig, meiſt zwei gut aus⸗ 
gebildete ſchwarze Kerne. 

Reift Anfangs October, hält ſich vier Wochen. Selbſt in rauhen 
Lagen als feine Tafelfrucht zu empfehlen. Der Baum verlangt guten, 
tiefgründigen Boden, ſein Wachsthum iſt ein kräftiges, die Kronenbil⸗ 
dung aber nur eine mäßige. (R. St. in Oeſterr.⸗ungar. Obſtg. Fig. 
119 u. color. Abb.). 


Quetier's Butterbirne. 


Geſtalt: kugelige bis kreiſelförmige, beulige Frucht. Der Bauch 
ſitzt in der Mitte. 

ir offen, Blättchen langgeſpitzt, in enger, flacher Kelchſenkung 
ſitzend. 

Stiel: kurz oder mittellang, ſehr ſtark fleiſchig, namentlich an dem 
in die Frucht übergehenden Theile. 

Schale: roſtfrei, glatt, glänzend, hellcitronengelb, ſonnenſeits gold- 
gelb, ab und zu etwas mattroth angehaucht. 

leiſch: ſchwach gelblichweiß, fein, und wenig körnig, ſehr ſaftig. 
ernhaus: hohlachſig, Kammern geräumig, meiſt zwei gut aus⸗ 
gebildete, lichtbraune Kerne. 

Reift im December, hält ſich gut bis in den Februar. Dieſe Birne 
iſt eine vortreffliche neue Einführung. Der Baum wächſt gemäßigt, bil⸗ 
det gute Pyramiden und iſt bald und wie es ſcheint ſehr fruchtbar. (R. 
St. in Oeſterr.⸗ungar. Obſtg. u. color. Abb.). 


Poire Beurré Baltet pere. 


Kräftig wachſender Baum von ſchönem Wuchs, ziemlich verzweigt. 
Die Geſammtmaſſe der Zweige bildet ein pyramidales Ausſehen. Die 
ſchwachgezähnte Belaubung iſt von hellgrüner Farbe. Der Baum iſt 
ſehr fruchtbar und ſitzen die Früchte ſehr feſt. Die ſehr große Frucht 
iſt kurz, breit und abgeſtumpft oder birnförmig angeſchwollen und bau⸗ 
chig. Die zuerſt hellgrüne Schale geht ſpäter in eine gelbliche Schatti⸗ 
rung über, ſonnenſeits zeigt ſie oft ein lebhaftes Roth. Roſtflecke treten 


85 


namentlich nach dem Kelche zu auf. Das weiße, feine, ſchmelzende Fleiſch 
iſt ſehr ſaftig, von zuckerigem, bisweilen weinartigem Geſchmack. Die 
Reifezeit iſt November und hält ſich die Frucht den December über. 
Dieſe nach dem Züchter benannte Birne ſoll gegen ſtarke Kälte unem⸗ 
pfindlich ſein. (Ch. Baltet in Bulletin d’arboriculture, Dechr. 85). 


Araucaria imbricata. 


Eine impoſante Conifere, die ſich durch einen eigenthümlich fremdar⸗ 
tigen Habitus auszeichnet, und an welcher wohl eines jeden Blick mit 
Bewunderung hängen bleibt, der ſie in ihren majeſtätiſchen Formen unter 
einem milderen Himmel England's, Belgiens oder Frankreichs emporſtreben 
ſieht, welche Länder ihr mit Recht den Vorrang unter den Nadelhölzern 
einräumen und verdient fie es wohl, daß ich etwas näher auf fie hin- 
weiſe. 

Dort im fernen Weſten, an den ſüdlichen Ausläufern der Anden von 
Chile und Patagonien zwiſchen zehn Breitegraden, dem 30. bis 46. ſüdlicher 
Breite iſt die Heimath dieſes Baumes, der dort den nomadiſirenden 
Stämmen durch Samen von der Größe einer Wallnuß ein unentbehr— 
liches Nahrungsmittel liefert. Ein einzelner Zapfen liefert an 100 und 
mehr ſolcher Samen, während die Normalzahl der an einem Baume 
hängenden Zapfen ſich auf 50 beläuft, und ihm in dieſem Stadium einen 
erhöhten Reiz verleiht. 

Dem Sammler macht das Zuſammenbringen der Zapfen inſofern 
wenig Schwierigkeiten, da mit Eintritt des dortigen Winters, das iſt in 
den Monaten Februar, März, die gereiften Zapfen von ſelbſt abfallen, 
von wo aus ſie dann nach der Küſte gebracht, um von hieraus nach Eu⸗ 
ropa verſandt zu werden. 

Die erſte Importation nach England wird auf das Ende des vo— 
rigen Jahrhunderts zurückgeführt, von wo aus ſie dann ihre weitere 
Verbreitung nach dem Continent erhielt. Leider hat ſie ſich in unſerm 
lieben Deutſchland noch weniger Eingang verſchaffen können, da das im 
Winter zu rauhe Klima ihr gewöhnlich ein jähes Ende bereitet, zumal 
wenn man eine Eindeckung unterlaſſen hat. Aber auch trotz dieſer ſte⸗ 
hen die Fälle nur vereinzelt da, bei welchen ein gutes Reſultat erzielt 
worden iſt, und ſo finden ſich theils durch günſtige Lage, wie auch durch 
Vorrichtungen gegen den kalten Nord geſchützt, Exemplare, welche ſchon 
zu ſtattlicher Größe herangewachſen find, jedoch nie die jener erhal- 
ten, welche ich Gelegenheit hatte in den botaniſchen Gärten von Kew zu 
ſehen. Es waren dieſes Bäume von annähernd 15 m Höhe bei einem 
Stammdurchmeſſer von ungefähr 50 em. 

Doch läßt ſich hierüber mit der Natur nicht rechten, und wir müſ— 
ſen uns ſchon mit niederen Exemplaren begnügen, welche hauptſächlich als 
Solitairpflanzen in Raſenplätzen einen unvergleichlich ſchönen Effect her⸗ 
vorrufen. Adolf R. Doering. 


86 


Feuilleton. 


Die Fortpflanzung der Lycopodien. Eines der größten Räthſel 
für die Entwickelungsgeſchichte iſt bekanntlich noch immer die geſchlecht⸗ 
liche Fortpflanzung der Lycopodien oder Bärlappgewächſe. Bisher iſt 
es nur de Bary (1858) gelungen, Sporen eines Lycopodium (L. 
inundatum) zum Keimen zu bringen, doch ſtarben die jungen Prothal— 
lien ab, ohne daß Antheridien und Archegonien zur Entwickelung ge— 
kommen wären. Daher fand die Anſchauung, daß die Lycopodien als 
eine auf dem Ausſterbeetat ſtehende Pflanzengruppe die Fähigkeit der ge— 
ſchlechtlichen Fortpflanzung eingebüßt hätten, von vielen Seiten Zuſtim⸗ 
mung. Im Jahre 1872 glückte es denn endlich Fankhauſer bei Yange- 
nau im Emmenthal, 4 Prothallien in Verbindung mit den Keimpflänz— 
chen aufzufinden. Erſtere ſtellten chlorophyllloſe, unterirdiſche Knöllchen 
dar, an deren Oberfläche zahlreiche Antheridien eingebettet waren; Arche— 
gonien wurden nicht gefunden, doch ging aus dem Vorhandenſein der 
Keimpflänzchen wenigſten ſoviel hervor, daß die Prothallien monoeciſch 
waren. 

Ein ähnlicher intereſſanter Fund iſt nun kürzlich von Dr. H. Bruch⸗ 
mann in Gotha gemacht worden. Derſelbe fand in der Nähe des Schnee— 
kopfes im Thüringer Walde beim Ausgraben eines iſolirt ſtehenden 
Pflänzchens von Lycopodium annotinum etwa 10 em unter der Ober— 
fläche 3 kleine Knöllchen von ſchmutzigweißem und filzigem Ausſehen, 
die aber mit dem Pflänzchen nicht im Zuſammenhang ſtanden Sie wa— 
ren ca. 4--5 mm lang und 2 wm dick und zeigten ſich, ausgenommen 
an der Oberſeite, mit einem dichten Filz von Wurzelhaaren bedeckt. Durch 
den aufwärts gekrümmten Rand erſcheinen ſie muldenförmig. Sie laſ— 
ſen einen oberen, generativen Theil, in welchem die Antheridien eingebettet 
ſind, und einen baſalen, vegetativen Theil, deſſen Zellen reichlich mit Reſer— 
venährſtoffen ausgeſtattet ſind, unterſcheiden. Die Antheridien liegen zahl— 
reich in mehreren hügelartig aufgetriebenen Zellpolſtern, derart, daß die 
in den Mitten derſelben befindlichen die größten ſind. Das fernere 
Wachsthum der Prothalliums iſt auf Zelltheilungen am Rande deſſelben 
zurückzuführen. Chlorophyll findet ſich nirgends. Dr. Bruchmann ver— 
muthet, daß die Wurzelhaare dem Prothallium organiſche Subſtanzen 
zuführen, zumal ſie im Innern von Pilzfäden durchzogen ſind, wie ſolche 
auch an den Wurzelhaaren phanerogamiſcher Sagrophyten vorkommen. 

Die Zellen, in welche der Inhalt der Antheridien zerfällt, ſcheinen 
Spermatozoiden-Urmutterzellen zu ſein, da aus jeder 10 Zellen hervor— 
gingen, aus welchen alsdann winzige Gebilde frei wurden, die nach Art 
der Spermatozoiden ſich mit großer Schnelligkeit umher bewegten. 

Archegonien hat auch Dr. Bruchmann nicht finden können, ſomit 
bleibt die Hauptfrage noch immer ungelöft. „Humboldt.“ 

Zur Kenntniß der Befruchtung der Orchideen liefert Forbes in 
feinem kürzlich erſchienenen Werk „& Naturalist's Wanderings in 
the Eastern Archipelago“ intereſſante Beiträge. Während feines 
Aufenthaltes in den Gebirgen von Java war dieſer Forſcher äußerft 
erſtaunt über die Menge der dort vorkommenden Orchideen, welche oft 


j 


4 


1 


| 


87 


das Anziehungsmittel dieſer Pflanzen für Inſekten, nämlich prächtige 
Blüthen und angenehmen Geruch, in hervorragender Weiſe beſaßen und 
dennoch keine Samenkapſeln hervorbrachten; in einem Falle entwickelten 
ſich z. B. aus 360 Blüthen einer Art, die bis zum Welken und Abfal- 
len beobachtet wurden, nur 6 Samenkapſeln. Weiter fand ſich eine be— 
deutende Zahl von Arten mit prächtigen Blüthen, welche ganz beſonders 
für Selbſtbefruchtung eingerichtet zu ſein ſchienen und wohl nie von In— 
ſekten beſucht werden; das ausgezeichnetſte Beiſpiel dieſer Erſcheinung 
trat in einer Pflanze hervor, die Chrysoglossum nahe ſteht und ſich 
ſelbſt befruchtet, ohne überhaupt ihre Blüthen zu öffnen, die inwendig die 
prächtigſten Farben aufweiſen. 

Es ſind dieſe Beobachtungen von ganz bedeutendem Intereſſe, denn 
wir haben in dieſer Erſcheinung eine der normalen Phaſen aus der Ent— 
wickelungsgeſchichte der Pflanzen vor uns. 

Nach unſerer Kenntniß über das Vorherrſchen der Befruchtung durch 
Kreuzung bei den Blüthenpflanzen und die gleichzeitige Ausbildung von 
Lockmitteln für die Inſekten in Form, Farbe und Geruch werden wir 
zu dem Schluß geführt, daß die von Forbes angeführten Arten auch einſt 
der Befruchtung durch Inſekten angepaßt geweſen ſein müſſen. In dem 
in den Tropen in ganz beſonders ausgedehntem Maße heftig auftreten— 
den Kampf ums Daſein ſind nun aber die Inſekten außerordentlichen 
Wechſeln in Bezug auf die Individuenzahl ausgeſetzt, wie kaum eine an⸗ 
dere Organismengruppe und oft verſchwindet ſo eine Art ganz und gar 
durch den Einfluß ihnen ungünſtiger Witterung auf den erſten Entwickel⸗ 
ungsſtufen oder durch die Angriffe von inſektenfreſſenden Thieren. So 
kann es zuweilen ſich ereignen, daß eine Inſektenart in Gegenden, wo 
ſie ganz häufig war, nahezu gänzlich verſchwindet und daß dann Pflan- 
zen, die ſich jo umgeformt hatten, daß nur dieſe Inſektenart fie befruch- 
ten konnte, ebenfalls verſchwinden, wenn ſie nicht Varietäten bilden, die 
ſich ſelbſt befruchten können. Solche Pflanzen dürften wir in den von For— 
bes beobachteten eigenthümlichen Orchideen vor uns haben. „Humboldt“ 

Zum Schutze des Edelweiß. Die Landtage mehrerer Alpenländer, 
ſo diejenigen von Kärnten und Salzburg, trafen in der laufenden Seſ— 
ſion geſetzliche Vorkehrungen zum Schutze des in vielen Alpengegenden 
dem Ausſterben nahen Edelweiß. Das diesbezügliche Geſetz wurde — 
wie uns aus Salzburg berichtet wird — am 15. d. M. vom Salzbur⸗ 
ger Landtag beſchloſſen. Nach demſelben iſt das Ausheben von Edelweiß 
mit Wurzeln unterſagt, wie auch das Feilhalten und der Verkauf, ſowie 
jede ſonſtige Veräußerung der mit Wurzeln verſehenen Edelweißpflanzen 
verboten. Das Ausheben einzelner ſolcher Pflanzen ſammt Wurzeln zu 
wiſſenſchaftlichen Zwecken, ſowie dem Eigenthümer des Grundes zu ſei— 
nem Gebrauche kann jedoch von der politiſchen Landesbehörde geſtattet 
werden. Die Uebertretung obigen Verbots iſt mit fl. 5 bis fl. 50 und 
im Wiederholungsfalle bis zu fl. 100 zu beſtrafen. Im Falle der Un⸗ 
einbringlichkeit der Geldſtrafe iſt dieſe in die entſprechende Arreſtſtrafe um⸗ 
zuwandeln. 

Pflanzen von Afghaniſtan. In einem an Sir J. Hooker gerich⸗ 
teten Briefe berichtet Dr. Aitchiſon, engl. Stabsarzt in Afghaniſtan über 


88 


die von ihm dort neuerdings gemachten botanischen Funde, welche auch 
für den Gartenbau vieles Intereſſante darbieten. Nächſtens werden Sen⸗ 
dungen von Samen und lebenden Pflanzen in Kew anlangen, darunter 
Rosa Margarita, eine hübſche Zwergart, verſchiedene Tamarix, große 
Umbelliferen, Elaeagnus, Gentianen, ein Crataegus, Amygdalus ebur— 
nea, ein knollentragendes Geranium, ein Rheum mit ganz enorm großen 
Blättern, Campanulas, Paeonien, Allium-, Arum. Arten u. |. w. 

Rhus Cotinus var. pendula. In der Revue de IHorti- 
culture Belge beſchreibt Herr Burvenich eine Varietät des Perücken⸗ 
ſtrauchs mit herabhängenden Zweigen, was eine ſehr hübſche Wirkung 
hervorrufen muß. Auch die typiſche Form mit ihrer federähnlichen In⸗ 
florescenz, der zierlichen Belaubung, die namentlich im Herbſte eine pracht⸗ 
volle bronzene und ſcharlachrothe Färbung annimmt, verdient in unſern 
Gärten viel mehr angepflanzt zu werden. 

Luftwurzeln von Prunus Padus. Wer zum erſten Male den 
indiſchen Feigenbaum, die Baniane, ſei es im Bilde oder in der Wirk— 
lichkeit erblickt, dem erſcheint der Baum, deſſen zahlreiche Aeſte ſich zum 
Boden herabſenken, um hier zu wurzeln, ſo daß ein Exemplar gewiſſer— 
maßen einen Wald darſtellt, ſchon infolge dieſer Eigenheit als ein ent— 
ſchieden fremdartiges Gewächs. 

Aber wir finden dieſelbe Erſcheinung wenigſtens an einem einheimi— 
ſchen Baume, an der Ahlkirſche, Prunus Padus, wieder. = 

Herr Kaufmann Mellien machte mich freundlich auf ein Exemplar 
dieſes Baumes aufmerkſam, welches im Schatten und auf feuchtem Grunde 
der früher Berendt'ſchen, jetzt Herrn Kaufmann Melzer gehörenden Villa 
in Jäſchkenthal bei Danzig wächſt. Der mehr oder weniger niederlie— 
gende Stamm deſſelben iſt dreimal gekniet. Er entſendet 11 Aeſte zur 
Erde, welche beblätterte Zweige tragen und zum Theil gegabelt ſind. Das 
Ende (oder die Enden) des Aſtes dringt als Wurzel in den Boden ein 
und erzeugt durch Bildung reicher Adventivknospen hier ſofort einen Buſch 
jungen Stockausſchlages. 

Einmal auf die Eigenthümlichkeit aufmerkſam gemacht, ſuchte ich wei⸗ 
ter und fand noch in derſelben Stunde bei der Förſterei in Jäſchkenthal 
einen zweiten Baum derſelben Art, bei welchem ſich ebenfalls ein geneig— 
ter Aſt am Ende zur Wurzel ausgebildet hatte. 

rof. Dr. Bail 
in Schr. d. Naturf. Geſellſchaft 
3. Danzig, N. F. VI Bd. 3 Taf. IJ. 

Kautſchukproduction in Deutſchland. Dr. G. Kaßner hat ſich die 
Frage geſtellt, ob in Deutſchland eine Production von Kautſchuk, geſtützt 
auf den Anbau einheimischer Culturpflanzen, möglich ſei, und hat durch 
ausführliche Unterſuchungen nachgewieſen, daß die Gänſediſtel, Sonchus = 
oleraceus, eine immerhin bedeutende Menge Kautſchuk enthält. Aller- 
dings eine zu geringe Menge, um rationell daraus Kautſchuk zu machen, 
denn er erhielt aus der getrockneten Pflanze blos 0.25% Kautſchuk, wäh: 
rend die tropiſchen Kautſchukpflanzen, z. B. Siphonia elastica, 30% 
Kautſchuk liefern. Kaßner meint jedoch, daß auch andere Pflanzen aus 
der Familie der Korbblüthler, welche Milchſaft liefern, Kautſchuk enthal— 


89 


ten, wie z. B. Taraxacum, Tragopogon, Cichorium, Lactuca (Salat) 
u. ſ. w., und daß bei entſprechender Cultur der Kautſchukgehalt des Saf— 
tes ebenſo einer Steigerung fähig wäre, wie dies in Betreff des Zucker— 
gehaltes in Folge verbeſſerter Pflege und Sortenwahl bei unſeren Zucker 
rüben erreicht wurde. Eine von Kaßner hierüber verfaßte Broſchüre iſt 
bei Kern in Breslau erſchienen. 

Ein neuer Guttapercha-Baum.“) Da durch rückſichtsloſe Ausbeu⸗ 
tung der Guttapercha-Baum (Isonandra Gutta) bald ganz ausgerottet 
ſein wird, fo ſchlgt M. E. Heckel vor, zur Gewinnung des techniſch 
ſo werthvollen Products den Butterſamenbaum (Butyrospermum Par— 
kli), welcher in den Nilländern und im Gebiet des Niger ganze Wälder 
bildet, zu benutzen. Da derſelbe ſehr raſch wächſt und ſchon vom vier— 
ten Jahr an ausgebeutet werden kann, jo könnte die Kultur dieſes Bau— 
mes in den deutſchen tropiſchen Kolonien, namentlich auf Neu-Guinea, für 
den deutſchen Handel von großer Bedeutung werden. „Hum boldt.“ 

Die Waldverwüſtung in den Vereinigten Staaten iſt bekanntlich 
eine ganz erſchreckliche und koſtet jährlich 25,000.000 Acker Holzland. Da 
der Forſtbeſtand auf 445,100.00 Acker zuſammengeſchmolzen iſt, jo wird 
in 18 Jahren der Wald verſchwunden ſein, wenn dem Abholzen des Be— 
ſtandes nicht Einhalt gethan wird. Dann wird nicht nur Holzman— 
gel, ſondern auch Regenmangel in vielen Theilen des Landes eintreten und 
das Elend iſt fertig. Anderſeits bietet aber gerade einer der Bundesſtaa— 
ten ein Beiſpiel der Maſſenaufforſtung, wie es nicht bald wieder zu finden 
ſein dürfte. Wir ſprechen von Nebraska. Vor dreißig Jahren war kaum 
ein Baum auf ſeinen beinahe unbegrenzten Prairien, mit Ausnahme eines 
ſchmalen, die Ströme entlang liegenden Streifens. Jetzt aber zählt der 
Staat über eine Viertelmillion Acker Wald, die mindeſtens mit 900,000.000 
Bäumen beſtanden ſind. Außerdem zählt er noch 12,000.000 Oſtbäume. 
Nebraska wird in kurzer Zeit vielleicht einer der bewaldeſten Staaten 
in der Union ſein, während in derſelben Zeit die früheren Waldſtaaten 
abgeholzt und ihres Waldſtandes beraubt ſein mögen. 

Eine Eigenthümlichkeit Californiens iſt die Anlage ſeiner Obſt⸗ 
gärten, welche ſich von der Anlage der Obſtgärten im Oſten der Union 
und anderwärts weſentlich unterſcheidet. In den Obſtgärten der meiſten 
Länder, und jo auch des größeren Theiles der Vereinigten Staaten, fin= 
det man Gras, Klee und manchmal ſogar Unkraut zwiſchen den Baum— 


*) Anmerkung. Von verſchiedenen Seiten hat man bereits auf dieſen oder jenen 
Repräſentanten aus der Familie der Sapotaceen als Erſatz der mehr und mehr ver— 
ſchwindenden, hochwichtigen Isonandra Gutta hingewieſen, jo z. B. auf Payena Lee- 
rii, Hassk., Sumatra, Cacosmanthus maerophyllus, Hassk, Java, Sideroxylon at- 
tenuatum, DC., Philippinen; ſie alle liefern aber ein Produkt, welches jenem der 
genannten Isonandra an Güte bei weitem nachſteht. Was nun den Butyrospermum 
Parkii, Hook. betrifft, jo gewinnt man aus feinen Samen ein vegetabiliſches Fett, 
(Gutta-shea), welches ſicherlich gute Verwerthung finden dürfte, daher ſich feine 
Anpflanzung in unſern afrikaniſchen Kolonien auch empfehlen dürfte, — Guttapercha 
wird man aber nie von dieſem Baume gewinnen. Dieſes Fett, welches ſeit 1851 
von Weſtafrika nach England verſchifft wird, jährlich etwa 300 —500 Tonnen, dient 
beſonders zur Seifenproduction, es iſt viel brüchiger als das Guttapercha, welch' letz— 
tere Subſtanz überdies nur in geringen Mengen in dem Gutta shes angetroffen wird. 
Ge. 


90 


reihen. In Californien iſt dies jedoch nicht der Fall. Dort werden die 
Obſtgärten von allem Gras und Unkraut frei gehalten und ihr Boden 
wird dort ebenſo cultivirt wie bei uns die Getreide- oder Kartoffelfelder. 
Dieſem Umſtande iſt es neben dem Klima zuzuſchreiben, daß die meiſten 
californiſchen Früchte viel größer und wohlſchmeckender ſind, als die im 
Oſten gezogenen. Nur hie und da findet man an der Küſte des ſtillen 
Oceans zwiſchen den jungen Bäumen einige Kornreihen oder Kürbis— 
pflanzen. Der größte Theil der Obſtgärten iſt ſo glatt und rein, wie 
der Boden eines Heuſchobers. Hat man ſie im Juli zum letzten Male 
mit dem „Cultivator“ bearbeitet, ſo werden die Erdklumpen nicht ſelten 
noch mit ſchweren Walzen zerdrückt, um dem in der Nacht fallenden 
Thau das Eindringen in den Erdboden und Gelangen zu den Wurzeln 
der Bäume zu ermöglichen. Man kann in Californien durch meilenlange 
Obſtgärten gehen, ohne auch nur ein kleines Raſenfleckchen zu bemerken. 
Nur hier und da unterbricht ein Weingarten die Einförmigkeit der Pfir— 
ſich⸗, Birnen⸗ oder Aprikoſen-Reihen. Die Bäume ſtehen gewöhnlich je 
zehn Fuß von einander entfernt. 

Moorcultur und Torfnutzung in Deutſcbland. Welchen Umfang 
dieſe beiden Zweige in Deutſchland bereits gewonnen haben, welche För— 
derung ſie erfahren, beweiſt wohl der Umſtand, daß ein ſeparater Verein 
für Förderung der Moorcultur beſteht, deſſen nahezu 400 Mitglieder ſich 
über das ganze deutſche Reich vertheilen, und in welchen faſt alle Mini— 
ſterien und Centralſtellen der Provinzen Delegirte behufs Mitwirkung 
entſendet haben. Auch ſämmtliche preußiſche Staats forſtbehörden nehmen 
an den Vereinsbeſtrebungen den regſten Antheil. Der Miniſter der 
Landwirthſchaft Dr. Lucius berichtete über dieſen Verein an den Deut— 
ſchen Kaiſer: „Schließlich darf an dieſer Stelle noch des Vereins zur 
Förderung der Moorcultur im Deutſchen Reiche gedacht werden, welcher, 
hervorgerufen durch den Aufſchwung, den die Moorcultur in den letzten 
Jahren in den einzelnen Provinzen genommen hat, die weitere Verbrei— 
tung der Fortſchritte dieſer wichtigen Cultur auf allen Moorgebieten durch 
gemeinſame Vertretung der hier einſchlagenden Intereſſen und gegenſei— 
tige Belehrung und Anregung bezweckt. Die Thätigkeit dieſes Vereines, 
welcher neben dem mehr excluſiven und behördlichen Charakter der Cen— 
tralmoorcommiſſion die Geſammtheit der Moor- und Torfintereſſenten 
vertreten ſoll, kann als eine werthvolle Ergänzung der conſultativen Ar— 
beiten der Centralmoorcommiſſion nur mit Freuden begrüßt werden, und 
ſteht zu hoffen, daß aus der gemeinſamen Arbeit beider Inſtitutionen 
eine immer raſchere und weitere Verbreitung aller Maßregeln zur He— 
bung der Moorcultur und des Intereſſes an ihrer Hebung erwachſen 
werde.“ Ferner ſoll im Jahre 1886 eine Moorculturausſtellung in Ber- 
lin ſtattfinden, welche folgende Gegenſtände umfaſſen wird: die verſchie— 
denen Moorböden, die Düngearten für die betreffenden Moorböden, 
die Zeichnungen, Koſtenanſchläge und Pläne ausgeführter Moorculturen, 
die Producte ſolcher Culturen, die Maſchinen und Geräthe der Moor— 
cultur und Torfnutzung, die verſchiedenen Torfſorten u. ſ. w. Dieſe Auss 
ſtellung geht ſelbſtverſtändlich von oben genanntem Vereine aus und wurde 
in der letzten Vollverſammlung beſchloſſen. Wien. landwirtſch. Zeitung. 


91 


Menge der Unkrautſamen im Boden. Ueber die Menge der Un⸗ 
krautſamen hat ſeinerzeit Darwin einen intereſſanten Verſuch angeſtellt, 
den vor Kurzem die „Sächſiſche landw. Zeitſchr.“ wieder citirte. Dar— 
win entnahm nämlich im Monate Februar von einer unter Waſſer ſte— 
henden Stelle an dem Rande eines kleinen Teiches drei kleine Proben Bo— 
den, welche getrocknet nur 193 Gr. wogen. Er bewahrte dieſelben in 
einer Schale 6 Monate lang in ſeinem Laboratorium auf, jede Pflanze 
herausreißend, aufſchreibend, ſobald dieſelbe gekeimt war und zählte zuletzt 
im Ganzen 537 von zahlreichen Species, und doch füllte die feuchte Maſſe 
kaum eine gewöhnliche Kaffeetaſſe. 

Ein Hausmittel gegen Diphtheritis. Von Düval wird der 
Mauerpfeffer, Sedum acre als ſolches empfohlen. Die Pflanze iſt be— 
kanntlich geruchlos, hat einen etwas bitteren Geſchmack, und ſoll im 
Schlunde ſehr kratzen, im Magen zuſammenziehend wirken. Das Dü— 
val'ſche Recept iſt folgendes: Man vermiſche ein halbes Liter Mauer- 
pfefferſaft mit ebenſoviel Bier, die Miſchung wird alsdann eine Vier— 
telſtunde gerührt, darauf noch anderthalb Liter Bier hinzufügt und bei 
ſchwachem Feuer bis zur Hälfte der urſprünglichen Menge verdampft. 
Dann läßt man ſie eine Weile ſtehen und verſüßt ſie mit Zucker. Zu 
einem Liter Waſſer werden dann 5 Gramm dieſes Extractes gethan 
und muß der Erkrankte in Zwiſchenräumen von 15 Minuten bis zu 
einer Stunde ein kleines Glas von dieſer Flüſſigkeit trinken. Der Ge— 
ſchmack ſoll wenig einladend ſein, doch ſchon nach dem dritten oder vier— 
ten Glaſe ſtellt ſich Erbrechen von Membranen ein. Ein Liter reicht aus, 
um jeden Belag zu entfernen, es iſt jedoch nach Düval's Erfahrungen 
anzuempfehlen, noch einen zweiten Liter zu trinken, um der Neuentwicke— 
lung von Belag entgegenzuwirken. So lange dieſe Behandlung anhält, 
muß jedes andere Getränk vermieden werden. — Schon im Jahre 1512 
hat der gelehrte Leunſchweig in ſeinem Apothekerbuch den Mauerpfeffer 
gegen bösartiges Halsleiden empfohlen und die von ihm gegebenen Symp— 
tome laſſen annehmen, daß unter jenem bösartigen Halsleiden die Diph— 
theritis verſtanden werden muß. 

Picea Breweriana. Die außerordentlich diſtinkte Art wurde 
im Juni 1884 von Thomas Howell in bedeutenden Höhen auf den 
Siskiyow⸗Gebirgen Californiens entdeckt, wo fie wie auch im Stromge— 

biete des Illinois auf ziemlich trockenen felſigen Boden vorkommt. Es 
wird ein Baum von 100 150 Fuß Höhe bei einem Durchmeſſer von 
1—3 Fuß. Die Rinde iſt von röthlicher Farbe. Die Art wurde be— 
nannt nach Profeſſor W. H Brewer, der jo viel zur Erforſchung der 
botaniſchen Schätze Californiens beigetragen hat. Sereno Watſon be— 
ſchreibt dieſelbe folgendermaßen: Zweige ſchlank, oft verlängert und her— 
abhängend, ſchwach flaumhaarig; Nadeln 5— 12 Linien lang, ½ bis 
faſt ! Linie breit, ſtumpf, glatt und abgerundet oder nach oben ſchwach 
gekielt, Spaltöffnungen nach unten auf jeder Seite des etwas vorſprin— 
genden Mittelnervs, Zapfen 3 Zoll lang, ſchmalcylindriſch, am Grunde 
verdünnt. Deckblätter lineal-oblong (2 Zoll lang); Samen 1½ Linien 
Jon, der Flügel zeigt eine Länge von vier bei einer Breite von 1½ 
inien. 


92 


Cedrela sinensis. Vor einer Reihe von Jahren wurde dieſer 
Baum von China in den Pariſer Pflanzengarten eingeführt und ging 
in Handelsgärtnereien lange Zeit unter dem Namen von Ailanthus 
flavescens, welche Gattung jedoch zu den Simarubaceen gehört. In 
Kew gedeiht dieſe Cedrela als einzigſte Art einer Gattung hoher Bäume 
meiſtens tropiſcher Länder ſehr gut im Freien, ſcheint eben jo hart zu 
ſein wie Ailanthus glandulosus, dem ſie im allgemeinen Habitus nahe⸗ 
ſteht. Andere Arten der Gattung Cedrela werden ab und zu in den 
Gewächshäuſern angetroffen, jo z. B. C. odorata von Jamaica und C. 
Toona von Oſtindien, beide ihres koſtbaren Holzes wegen ſehr geſchätzt. 

Vanillin. Einem Berichte von der bekannten Firma Schimmel & 
Comp. in den „Induſtrieblättern“ zufolge wird der Kampf zwiſchen Va⸗ 
nille und Vanillin auf beiden Seiten mit größter Zähigkeit geführt. Die 
am Banille-Handel Intereſſirten ſuchen durch billige Preiſe ihre Poſition 
zu halten, werden aber doch ſchließlich — wenn darüber auch noch einige 
Jahrzehnte vergehen — unterliegen müſſen. Wenn man bedenkt, daß in 
einer Vanillinfabrik von ganz mäßiger räumlicher Ausdehnung der Va⸗ 
nillebedarf der ganzen Welt, unabhängig von Witterung und Naturereig⸗ 


niſſen, mit Leichtigkeit geſchafft werden kann, daß ferner die Verwendung 


von Vanillin auch enorme wirthſchaftliche Vortheile bietet, ſo wird man zu⸗ 
geben müſſen, daß die Chancen ganz ungleich ſind und daß die Zukunft 
der Vanille⸗Cultur entſchieden gefährdet erſcheinen muß. Während ſich 
im Jahre 1876 das Kilo Vanillin auf 6000 Mk. ſtellte, liefert man es 
heute kaum mit 750 Mk.! Das Kilo feinſte Vanille, durch 20 Gr. Va- 
nillin erſetzt, ſtellt ſich auf 15 Mk. per Kilo. — Vanillin wird aus Na⸗ 
delholzſpänen erzeugt und iſt keine Fälſchung, ſondern der wirkende Be⸗ 
ſtandtheil der eigentlichen Vanillebohnen. 


Zwei neue Syringen. „Sempervirens“ berichtet, daß von dem # 


Baumſchulenbeſitzer K. Wezelenburg in Hazerswoude (Holland), Nahe 
folger von C. de Vos zwei neue Syringen aus Samen gezogen wur⸗ 
den, deren Blumen einen beſonderen Anſpruch auf Größe und Schönheit 


der Farben erheben. Die Blumendolden des einen Sämlings ſind oben ö 
34 cm breit, 22 cm. hoch und haben einen Umfang von 60 cm. Die 
Farbe derſelben ähnelt jener der Blüten der bekannten Varietät Char- 


les 


Papier aus Algen. Dem Journal of Horticulture zu- 
folge hat ein Japaneſe ein Verfahren erfunden, um Papier aus Seeal⸗ 
gen zu fabriziren. Dieſes ſehr feſte Papier ſoll eine derartige Durch⸗— 
ſichtigkeit beſitzen, daß man ſich deſſelben ſtatt des Glaſes zu Fenſtern 


bedienen kann. Es ſoll außerdem verſchiedene Farben ſehr gut annehmen, 


ſo daß eine Imitirung alter bunter Kirchenfenſter dadurch ermöglicht 


wird. Denkt man an die ſtark ſchleimige Subſtanz der Algen, ſo hat 
dieſe intereſſante Entdeckung durchaus nichts Befremdendes und es iſt— 
vorauszuſehen, daß fie in Europa zum Nutzen der Papierinduſtrie wei⸗ 
ter ausgebeutet werden wird. Ei 

Myriophyllum als Aquariumpflanze. Die Thätigkeit des Ver⸗ 
eins „Aquarium“ zu Gotha iſt ſeit Jahren auf Ermittelung derjenigen 
unſerer deutſchen Waſſer- und Sumpfpflanzen gerichtet, welche einer Pflege 


93 


derſelben ſowohl im Zimmeraquarium wie in Gartenbehältern nach je— 
der Seite hin lohnen. Bei dieſer Gelegenheit wurde unſere Aufmerk— 
ſamkeit auf die Entwickelung der Brutknoſpen des Myriophyllum, Tau⸗ 
ſendblatt, gelenkt. Auf Grund von wiederholten einſchlägigen Verſuchen 
und Beobachtungen bezeichnen wir die zu Myriophyllum-Pflanzen aus⸗ 
wachſenden Brutknoſpen als die einzigen Waſſergewächſe, welche ſich auch 
im Winter raſch und kräftig entwickeln. Wir glauben uns des Dankes 
vieler Aquariumbeſitzer zu verſichern, indem wir auf dies zierliche, in 
der Tracht einem freudiggrünen Fichtenzweige ähnelnden Gewächſes hin— 
weiſen und die Anweiſung zu der Behandlung deſſelben geben, wie wir 
fie den unſerem Waſſergarten entnommenen Exemplaren in den Zimmer⸗ 
ſtationen angedeihen laſſen. Myriophyllum gedeiht bekanntlich nur un— 
ter Waſſer. Unſere Beobachtungen, mithin auch die nachfolgenden Fin: 
gerzeige, beziehen ſich nur auf die beiden Arten M. spicatum und M. 
verticillatum. Als Regeln für die Benutzung dieſer zierlichen Pflanzen 
für Aquarien haben unſere Wahrnehmungen ergeben: 

1. Die Knoſpen von Myriophyllum werden gewaſchen und ins 
Aquarium geworfen. Die anfänglich etwa ſchwimmenden Knoſpen wer— 
den ſich nach einigen Tagen ſenken und ſich im Beginne der Entwickelung 
ſelbſt oder unter geringer Nachhülfe aus der wagerechten Lage aufrichten. 

2. Das Aquarium ſtehe in einem geheizten Raume von mindeſtens 
+ 140 R. 

3. Waſſerwechſel iſt möglichſt zu vermeiden. 
pe 4. Boden (Erde) iſt nicht erforderlich; Myriophyllum wächſt ohne 

ieſen. 

5. Sollen die ſich aus den Knoſpen entwickelnden Pflanzen jedoch 
ſpäter aufrecht ſtehen und nicht ſchwimmen, ſo iſt eine dünne Schicht 
Erde, Sand oder Kies einzulegen, worin ſich dieſe mit den fadenförmi— 
gen Wurzeln, welche bald in den unteren Blattquirlen entſtehen, ſelbſt— 
thätig verankern. 

6. Rühren Fiſche das Waſſer um, ſo befeſtige man die Würzelchen 
einfach mittelſt Steinchen. 

7. Es iſt möglichſt für Licht zu ſorgen. 

Verein „Aquarium“ zu Gotha. 


Literatur. 


Die Biologie der Waſſergewächſe von H. Schenck. Bonn (Co⸗ 
hen und Sohn). Aus dieſer ganz vor kurzem erſchienenen Arbeit (vergl. 
Botan. Centralbl. Nr. 51, 52 1885), welche nicht nur für den Botani⸗ 
ker, ſondern auch für den Gärtner von großem Intereſſe fein dürfte, ent⸗ 
lehnen wir im Auszuge Einiges über die Ueberwinterung der Waſ— 
gane ſowie über ihre Keimung und geographiſche Ver— 

reitung. 

Die ſubmerſe Lebensweiſe erleichtert den Pflanzen die Ueberwinte⸗ 
rung, während die Schwimmpflanzen mittelſt beſonderer Vorkehrungen 


94 


den Winter überdauern. Im Allgemeinen überwiegt bei den Waſſerge⸗ 
wächſen die vegetative Vermehrung die Fortpflanzung auf geſchlechtlichem 
Wege und das Zurücktreten der letzteren hat zur Folge, daß verhältniß⸗ 
mäßig ſehr wenige Vertreter der Waſſerflora einjährig find. Als ſolche 
laſſen ſich nennen: Salvinia natans, Najas minor und flexilis, Subu- 
laria aquatica, Elatine Hydropiper, triandra und paludosa. Die 
ausdauernden laſſen ſich in folgende Gruppen gliedern: I. In unverän⸗ 
dertem Zuſtande perenniren beſonders die, welche große, fluthende Polſter 
bilden, wie Ruppia, Zanichellia, Callitriche, Glyceria, Ceratophyl- 
lum, Zostera, Vallisneria, gewiſſe Potamogeton Arten u. a. 2. Die 
in Form von Rhizomen überwinternden ſind meiſt Schwimmpflanzen, 
wie die Nymphaeaceen, Polygonum natans u. a. Gewiſſe Potamo- 
geton-Arten und Sagittaria bilden im Herbſte Knollen und ſterben bis 
auf dieſe ab. 3. Einige bilden im Herbſte eigenthümliche, ſich loslöſende 
Blattknospen, welches Verhalten durch Utricularia veranſchaulicht wird. 
Huttonia palustris zeigt ein ganz analoges Verhalten, ebenſo Aldro- 
vanda, wo dies an eine Anpaſſung an unſer Klima erſcheint, da ſie in 
wärmeren Gegenden unverändert perennirt. 

Die Ceratophyllen können auch eine Art von Winterknospen her⸗ 
vorbringen. Myriophyllum wieder verhält ſich wie Utricularia, Hy- 
drilla geſtaltet ebenfalls die axillären und terminalen Knospen zu Win⸗ 


terknospen um, während Elodea nie ſolche Bildungen aufweiſt. Hy- 


drocharis überwintert wie Utricularia, bei Stratiotes aber treiben die 
ſich loslöſenden Blattknospen ſchon im Herbſt zu jungen Pflänzchen aus, 
die im Schlamm überwintern. Bei einigen Potamogeton-Arten wandeln 
ſich einfach einzelne kleine Seitenzweige direkt in Winterknospen um. Von 
den Lemnaceen bilden Wolffia arrhiza und Spirodela polyrrhiza 
beſondere zu Boden ſinkende Winterſproſſe aus, während bei den Lem 
na-Arten die überwinternden Sproſſe durchaus von der Form und Struk⸗ 
tur der ſommerlichen ſind. ; 
Die Geſtalt des Keimlings der Waſſerpflanzen weicht von der bei 
den Landpflanzen üblichen erheblich ab. Die Reduction des Wurzelwerks 
iſt für erſtere allgemein charakteriſtiſch. Die frei flottirenden Arten zei⸗ 
gen in der Keimung und Geſtalt des Keimpflänzchens die größten Eigen- 
thümlichkeiten. Die Keimungsgeſchichte der am Boden der Gewächſe feſt⸗ 
gewurzelten ſubmerſen und ſchwimmenden Pflanzen zeigt die geringſten 
Abweichungen von dem normalen Verhalten der Landpflanzen. 
Eine Ueberſicht über die geographiſche Verbreitung von 52 Arten 
ſubmerſer Gewächſe und 20 Arten Schwimmpflanzen wird in dieſer Ar⸗ 
beit gegeben. Es geht aus derſelben hervor, daß die meiſten Arten eine 
außerordentlich weite Verbreitung gegenüber den Landpflanzen beſitzen. 
Die Gleichartigkeit der Lebensbedingungen, welche ihnen überall geboten 
wird, die leichte Vertretung durch das Medium ſelbſt, das ſie bewohnen 
und der Transport der Früchte und Samen durch Vögel ſind hier be⸗ 
ſonders in Betracht zu ziehen. Die Mehrzahl der europäiſchen ſubmer⸗ 
ſen und ſchwimmenden Pflanzen bewohnt die Gewäſſer der Ebene und 
der Mittelgebirge. Ihr höheres Aufſteigen hindern die niedrige Tempe⸗ 
ratur, der reißende Lauf und das winterliche Ausfrieren der Gebirgsbäche. 


95 


Gartenzeitungen. Mit dem neuen Jahre haben mehrere unſerer 
deutſchen Gartenzeitungen mancherlei Veränderungen erfahren und wollen 
wir hoffen, daß dieſelben zum Nutzen und weiteren Gedeihen derſelben 
beitragen. Die bis dahin im Verlag von Guſtav Weiſe (Stuttgart) er— 
ſchienenen „Illuſtrirte Monatshefte“ ſind in den Beſitz der Herren 
Herausgeber, Garteninſpektor Max Kolb und Dr. J. Weiß (München) 
übergegangen. Gleichzeitig berichtet die Verlagsbuchhandlung Paul Parey 
in Berlin, daß fie die durch Herrn Staatsrath Dr. E. von Regel be— 
rühmt gewordene Gartenflora, welche bis dahin bei Ferd. Enke (Stutt- 
gart) erſchien, in ihren Verlag übernommen hat, um ſie vom 1. Januar 
1886 ab, mit der von Prof. Dr. Wittmack und Garteninſpektor W. Perring 


redigirten Garten⸗Zeitung zu verſchmelzen. Das neue Journal wird 


wie bisher unter Mitwirkung von Dr. E. Regel und Profeſſor Dr. A. 
Engel vom Garteninſpektor B. Stein herausgegeben werden. Die Hefte 
werden am 1. und 15. eines jeden Monats erſcheinen und ſoll der Jahr⸗ 


gang in Zukunft über 700 Textſeiten in großem Druck, ſowie außer 
zahlreichen Text» Abbildungen 24 Farbendruck-Tafeln umfaſſen. Der 
Abonnementspreis pro Jahr beträgt 20 Mark. Gleichzeitig wird von dem 
Vorſtande des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, 
Dr. Singelmann und dem Vorſtand der Geſellſchaft der Garten— 
freunde Berlins, F. Späth bekannt gemacht, daß ſie in ihrem neuen 
Organ „Deutſche Garten-Zeitung“, welche als Eigenthum des Ver: 
eins zur Beförderung des Gartenbaues in dem Verlage der Hofbuchhand— 
lung von Beuchert und Radetzky, Berlin vom 1. Januar 1886 an er: 
ſcheint, die Verhandlungen beider Vereine und zwar im Texte ſelbſt ab- 
drucken werden. Bereits ſind die 3 erſten Nummern derſelben er— 
ſchienen. 


Der praktiſche Obſtbaumzüchter. Illuſtrirte Zeitſchrift zur He- 


| bung und Förderung des Obſtbaues und der Obſtverwerthung. 


Herausgegeben von N Gaucher unter Mitwirkung der hervorra— 
gendſten Fachgenoſſen des In- und Auslandes. — Stuttgart. 

„Immer neue Zeitungen! wo ſoll das hinaus?“ werden gewiß Manche 
ausrufen, wenn ſie dieſe Annonce leſen. Doch wenn ein Mann wie N. 
Gaucher ſich an die Spitze eines ſolchen Unternehmens ſtellt, dabei von 
bewährten Kräften unterſtützt wird, ſo kann man ſchon mit Recht Tüchtiges 
erwarten und die vorliegenden 6Nummern beſtätigen dies. Das Programm 
iſt ein ſehr vielſeitiges, die erſchienenen Hefte enthalten viel belehrendes und 
intereſſantes Material, ſo daß man zu dem Wunſche „Glück auf“ voll 
berechtigt iſt. — Der jährliche Abonnementspreis beträgt 6 Mark. 


Monatsſchrift des Gartenbauvereins zu Darmſtadt. Nr. 1. 
V. Jahrgang. Januar 1886. Der in dieſer Nummer enthaltene ſehr 
ausführliche Jahresbericht des Präſidenten legt ein deutliches Zeugniß 
ab von dem eifrigen Beſtreben und glücklichen Gedeihen dieſes Vereins. 


— 


96 


GartenbansBereine. 


Eine ruſſiſche Garten- und Weinbauſchule. Wie gemeldet wird, 
beabſichtigt das ruſſiſche Domainen-Miniſterium im Intereſſe des Wein⸗ 
baues in Rußland, deſſen Vorſtand der bekannte Botaniker Dr. Regel 
iſt, beim St. Petersburger botaniſchen Garten eine Hochſchule für Gar— 
ten⸗ und Weinbau in's Leben zu rufen. 


Große allgemeine Garten bau-Ausſtellung zu Berlin 
im September 1885. 

Das Verzeichniß der auf derſelben den Ausſtellern zuerkannten Preiſe 
iſt ſoeben erſchienen. 


Perſoual⸗Nachrichten. 


Göppert⸗Denkmal. In den ſtädtiſchen Promenaden Breslaus, die 
ihr Entſtehen zum großen Theil den eifrigen Beſtrebungen des hochver⸗ 
dienten Botanikers verdanken, wird dem Verſtorbenen ein Denkmal ge— 
ſetzt. Profeſſor Schaper in Berlin hat es übernommen, die Büſte des 
Gelehrten in Bronce auszuführen, und dieſe Büſte ſoll auf einem Gra— 
nitpoſtamente auf dem Rundtheile vor dem Vincenzhauſe ihre Aufſtellung 
finden. 

Dr. Henry Greaves Bull, einer der beſten Pomologen Englands 
und Chef-Redacteur der „Herefordshire Pomona“ ftarb am 31. 
October 1885 in Hereford, 68 Jahre alt. 

Profeſſor Thiſelton Dyer, ſeit mehreren Jahren Aſſiſtant Di⸗ 
rector der Kew⸗Gärten, iſt zum Nachfolger des Sir Joſeph Hooker 
ernannt worden. 


Eingegangene Kataloge. 


Preis⸗Verzeichniß (Frühjahr 1886) über Gemüſe⸗, Gras-, land⸗ 
wirthſchaftliche und Blumen-Samen, Blumenzwiebeln, Stauden, Roſen 
und diverſe Gartenutenſilien von Otto Mann, Leipzig. 

Liste des graines recoltees par le Jardin d’acclimatation de 
Geneve. Allen denen, die ſich für die Anzucht von alpinen Gewächſen in® 
tereſſiren, können wir dieſen ſoeben erſchienenen Katalog empfehlen. Man 
wende ſich direkt an den Direktor dieſes Gartens (nicht zu verwechſeln 
mit dem botaniſchen) Herrn H. Correvon, Plainpalais, Genf. 

53. Jahrgang 1586. „Jühlke's“ illuſtrirter Samen- und Pflan⸗ 
zen⸗Catalog, Ferdinand Jühlke Nachfolger, Erfurt. | 

1886. Haupt⸗Verzeichniß über Samen und Pflanzen von V. Döpp— 
leb, Erfurt. 

1886. Samen-Verzeichniß von Haage & Schmidt, Erfurt. 

1886. Pflanzen⸗Verzeichniß von Haage & Schmidt, Erfurt. 


Druck von Fr. Jacob in Düben 


. 2 
Bude 


IJnm Verlage von N. Kittler in Hamburg iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen 
u haben oder direkt vom Verleger zu beziehen: 


Stiller, E., Grundzüge der Geſchichte und der Unterſcheidungslehren der evangeliſch⸗ 
proteſtantiſchen und römiſch⸗katholiſchen Kirche. 23. ar (8. Stereotypaufl.). 
186. Geh. Preis 10 Pf. Im Parthiepreife koſten 50 Exempl. 3 M. 
Die Verſchiedenheit beider Confeſſionen iſt wohl noch niemals ſo deutlich, ſo treffend aus 
heiligen Schrift bewieſen und doch ſo ruhig dargeleget worden, wie in dieſem kleinen, ſchon 
mehr als 100,000 Exemplaren verbreiteten Buche, welche außerdem auch noch in's Franzöſiſche, 
v8 Italieniſche und zweimal in's Engliſche überſetzt wurde, was wohl hinreichend die Wichtigkeit und 
en hohen Werth deſſelben bezeichnet. — Häufig wurden von Freunden des echten Chriſtenthums 50 
is 100 Exemplare zu M. 3 — und M. 6 gekauft und dann gratis vertheilt. — „Mit der 
ö eff Schrift,“ ſagte 1530 Dr. Eck zu Augsburg, ein großer Feind der Evangeliſchen, „iſt die 
konfeſſion der Evangeliſchen nicht zu widerlegen,“ — und der katholische Herzog von 
ſayern ſprach hierauf: „fo ſitzen die Lutheriſchen in der Schrift und wir draußen!“ 
Das Literaturblatt zur Kirchenzeitung 1857, No. 1, ſagt: „Möge das Schriftchen auch ferner 
unter Jung und Alt fleißig verbreitet werden und in Segen Frucht ſchaffen für das Evangelium 
und die evangeliſche Kirche! Auch in rein evangel. Gegenden wird es zur Stärkung und Läuterung 
des Glaubens mit beſtem Erfolge gebraucht werden können und die Liebe zu unſerer theuren Kirche, 
wie zum Worte Gottes, erwecken und vermehren helfen, nach der alten Erfahrung: Je mehr Er— 
kenntniß um fo mehr Liebe!“ 

i Die literariſchen und kritiſchen Blätter 1853, Nr. 12, ſagen: „Es ift ein verdienftliches 

dert, das proteſtantiſche Bewußtſein bei der Jugend zu wecken Jeder Lehrer follte feinen 
zchülern, jeder Prediger feinen Confirmanden dieſes Schriftchen in die Hand bringen 
und müßten fie es ihnen ſchenken) und beim Confirmationsunterricht auf die Erläuterung 
eſſelben den hauptſächlichſten Fleiß verwenden.“ | 

Dieſen Unterſcheidungslehren ſchließt fih eng an und gehört gleichfam dazu: 
Die Augsburgiſche Confeſſion, für den Schulgebrauch. Herausgegeben von Dr. J. C. 
Kröger. 16. Geh. Preis 20 Pf. 50 Exemplare koſten M. 6 —. 


l 


Im Verlage von Rob. Kittler in Hamburg ſind ferner erſchienen: 


. Die Urbarmachungen und Verbefferungen des Bodens 
der Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, ſumpfige 
Biefen, Teiche, Gräben und en Land nutzbar zu cböhen. die eultivirten 
ändereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 
Img zur Tiefeultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ꝛc. von Dr. William 
debe, Redacteur der illuſtrirten r Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
eh. M. 7. 60 Pf. 


— . a ha 


|| Dieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände⸗ 
ien, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
er Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
d ſeiner Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
mz ame Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beſten Methoden nach zum leichten Stockroden 
A Waldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
m Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
ab nutzten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


Abbe, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
lagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des 
Wieinſtockes, der Küchengarten⸗ und Zierpflanzen. Gr. 86. Geh. M. 3. —. 


obe, Dr. William, Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners. Voll⸗ 
ſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wiefen- und Gartenbau 
nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. 
Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8o. Geh. M. 3. — 
eyer, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueſten wich⸗ 
tigſten und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank⸗ 
heiten, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
5 5 und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen ꝛc. Gr. 8. Geh. 


f N 
Fa 


f Druck von Fr. Jacob in Düben. 


Helden 


ward University 


Zweiundvierzigſter Drittes 
I Jahrgang. Aa Heft. | 


2 
SC ; 2 
N N N 12 3 DN 7 IH: 2 


. 
r 3 2 


a Hamburger 
Garten- um Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten-Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


JJ ĩ ĩ y 0397 
Die Blumenernte bei N. L. Chreſtenſen in Erfurt 8 1 e ; 5 5 8 1401 
Witterungs⸗Beobachtungen vom October 1885 und 1884 von C. C. H. Müller 8 104 

Auf zum Kampfe gegen die Blutlaus x R 1 8 N F 5 
Internationaler Congreß von anticryptogamen und antiſecticiden Geräthen 2 1908 


Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen a E 8 109 
Abgebildete und beſchriebene Früchte } 5 N n 3 4 N ET 
Ausſaat und Keimung von E Goeze CHF 4 Be . . 
Feuilleton: Ein neuer Induſtriezweig 126 — Der Hauptproductionsort für Chinarinden 127.— 

Ev. Musa eoceinea 127. — Der Umfang der Blumenzwiebelkulturen in der Umgebung von Haar 
65 lem 127. — Die Weinproduction in den verſchiedenen Ländern der Erde 128. — Anzucht 


von Sämlingen zur Erzielung neuer Obſtſorten 128 — Die Blüthezeit der verſchie denen 
Obſtſorten 129. — Aufſchließung des Untergrundes für die Wurzeln der Obſtbäume 130 — 
ö Jubaea spectabilis 130. — lleber das Lack von Cochinchina 130. — Ueber die Reine- ala 
4 und ihre Gebrauchsanwendung 131. — Chemie der Erdbeere 131. — Botaniſcher Garten in 


Hamburg. 


Verlag von Robert Kittler. 8 


7 Montreal “ + „ — * . . - * . . . * . . 132 
Die neue Roſe „William Francis Bennett“ . ; 8 u, Ne 1 a 5 x iR 
Reducirung der neuen Roſen 1 Er 8 ae 8 5 „ 
Eein Garten in Athen a ET N N RE BEE 
Welche Umſtände beeinfluſſen die Entſtehung und das Wachsthum der Traubenbeeren 13 88 
Gartenbauvereine: Aachen⸗Burtſcheid 140. — Nürnberg 141. — Darmſtadt 141. — Graz 141 
Literatur: Bericht der Kgl. Lehranſtalt zu Geiſenheim 141. — Roſen⸗Zeitung 141. — Bulletin 
de l’assoeiation pour la Protection des plantes 141. — Allgem. Fneyelopädie der geſammten 
iR, orſt⸗ und Jagdwiſſenſchaften 142. — Empfehlenswerthe Werke über Gartenbau von Paul 
* aren tes . . ED te . 2 . . . Ba IE 143 
Perſonal⸗Notizen: Dr. Berthold 142. — Dr. E Wolszczak 143. — A. J. G. Lepere 143.— 

* Obergärtner Bergfeld 143. — Hofgärtner Charles Gaudry + 143. — Hofgärtner Martin 
6 Noack + 143. — Proſeſſor Alex Mell 143. — Fr Lucas > CR 8 s 148 
D ᷑ ͥ ee... ↄ / N TIER 


Walderde! 
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Jünglinge und Jungfrauen einen Wegweiſer und treuen Begleiter, der ihnen auf allen W 
Stütze und Troſt fein wird, denn fo wie dieſe Gebete aus warmen frommen Herzen kommen, I 
den ſie auch in allen Verhältniſſen zum Herzen ſprechen. 


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Flemming, Neumark, Gellert, Lavater, Rift, Hiller, Novalis, Tiedge, Mahlma 
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zahlreichen Sinnſprüche aus vielen bedeutenden anderen Schriftſtellern und Claſſikern zu beſſeren 
trachtungen anregen werden, als ſie die gewöhnliche Unterhaltungslectüre bietet. 


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Chriſtliche Feierſtunden für alle Anbeter des Herrn in Geiſt und Wahrheit. Mit einem Titelkup 
16°. 23 Bogen. Geh. M. 1, 50 Pf., gebunden mit Goldſchnitt M. 2, 40 Pf. 
Dieſe Sammlung von Kerngebeten enthält für alle Fälle des Lebens Rath und Hülfe. 
Büchlein iſt nur kleinen Umfanges, fo daß es leicht auf Reiſen mitgenommen werden kann, und es M 
ſicher viele Freuden in und außer dem Hauſe verſchaffen. 


Paleario, A., Das wiedergefundene goldene Büchlein: 


Von der Wohlthat Chriſti. 

Aus dem Italieniſchen überſetzt von Pfarrer E. Stiller. 2. Aufl. 125. (VIII, 88 
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vergoldet M. 1, 80 Pf. Pracht⸗Ausg in Leder, reich vergoldet 3 M. 40 Pf. Fi 

Ein Geiſtlicher ſagt hierüber: „Ich kenne außer der heiligen Schrift und Kempf 
Nachfolge Chriſti kein Buch von größerem Werthe;“ Schöneres und Werthvolleres Mt 
„kein Freund dem Freunde, kein Vater dem Sohne, kein Lehrer dem Schüler, k 
„Bräutigam der Braut reichen. Wo dieſe Schrift und die in derſelben enthaltene Wah 
„Eingang findet, da wird Gott mit reichem Segen einkehren.“ Die Ueberſetzung iſt mit ſe 
Wärme geſchrieben, daß ſie unwillkürlich zum Herzen ſpricht, und bittet man ausdrücklich 
Ausgabe von Stiller zu verlangen. 


F f EFT un nm , w] ne 


Jühlke, F., Mittheilungen über einige Gärten des Oeſterreichiſchen Kaiferftaa 
1861. gr. 8°. geh. (49 Seiten) 80 Pf. a 1 
Jüh 


lke, F., Die botaniſchen Gärten mit Rückſicht auf ihre Benutzung und Verwa 
Ein Commentar zu den Bemerkungen über die Führung von botaniſchen Gärten, welche 
öffentlichen Unterricht beſtimmt ſind. Von L. C. Treviranus, ord. Prof. der Botanik zu 
1849. gr. 8. geh. (16 Seiten) 40 Pf. 


————— — 


97 
Die Mutterliebe der Pflanzen. 
I 


A. P. Die zarte Sorgfalt für die Nachkommenſchaft, die Pflege des 
neuheranwachſenden Geſchlechts, iſt bekanntlich kein Sondergut des Men— 
ſchen; auch bei den Thieren iſt ſie von den Vierfüßlern hinab bis zu den 
niedrigſten Lebeweſen mehr oder minder ſcharf und charakteriſtiſch aus— 
geprägt. Entlehnen wir doch ſogar der Thierwelt die Bilder und Gleich— 
niſſe treueſter Mutterliebe. Jene Beiſpiele der Henne, die ihre Küchlein 
unter die Flügel birgt, und der Löwin, die ihre Jungen vertheidigt, ſind 
ſo bezeichnend, ſo anſchaulich, daß ſie überall benutzt und verſtanden wer— 
den. Aber nichts deſtoweniger bleibt eine breite Kluft zwiſchen menſchli— 
cher Mutterliebe und thieriſcher. In dieſer nehmen die halb unbewuß— 
ten inſtinctiven Triebe der Arterhaltung einen breiten Raum ein: in je- 
ner wogt dort, wo ſie durch Vertiefung des Gemüthslebens rein zum 
Ausdruck kommt, der volle Pulsſchlag eines individuellen Lebens. — 
Selbſt im beſten Falle beſchränkt ſich die Mutterliebe des Thieres immer 
nur auf die verhältnißmäßig kurze Zeit der körperlichen Unſelbſtſtändig— 
keit des jungen Nachwuchſes. Sie erliſcht mit dieſer, ohne auch nur 
eine Erinnerung an die einſtige enge Zuſammengehörigkeit zurückzulaſſen. 

Nach Hervorhebung dieſes bedeutſamen Unterſchiedes zwiſchen uns 
und den intelligenteſten Mitgliedern der Fauna, wird es unſeren Leſern 
befremdend erſcheinen, daß wir, auf der Stufenleiter der Organismen 
noch weiter hinabſteigend, uns unterfangen, von der „Mutterliebe der 
Pflanzen“ zu reden. Die Pflanzen haben kein Nervengewebe und ſoweit 
wiſſenſchaftliche Erfahrung reicht, bildet dieſes unerläßlich die körperliche 
Grundlage zum Aufbau eines geiſtigen Lebens. Ohne ein ſolches aber, 
— und mag daſſelbe auch noch ſo ſchwach und geringwerthig ſein, — 
iſt eine Bethätigung der Mutterliebe undenkbar. Unſre Ausdrucksweiſe 
iſt demnach eine bildliche. Sie bedeutet nichts weniger und nichts mehr 
als die ſprichwörtliche Beſcheidenheit des Veilchens, die jungfräuliche Sprö— 
digkeit der Lilie und die Zudringlichkeit der Klette. Allein wenn ſie 
auch keinen anderen Sinn als den einer Parabel beſitzt, ſo hilft ſie uns 
doch im hohen Grade, uns eine wichtige Phaſe im Leben der Pflanzen 
zu vergegenwärtigen. 

Gar manche Naturfreunde halten die Kinder Floras für liebens— 
würdige Müſſiggänger. Und doch kann man wohl mit Recht behaupten, 
daß ſie die eifrigſten Arbeiter, die ſtand hafteſten Kämpfer, auf unſerem 
Erdball ſind. Unausgeſetzt haben ſie ſich mit raſtloſer Thätigkeit gegen 
feindliche Angriffe von Menſchen, Thieren und ihres Gleichen zu ver— 
theidigen. Was da lebt und webt, was da geht, kriegt und fliegt nährt 
ſich von Pflanzen oder von Pflanzenfreſſern. Wir würden nirgends 
mehr an Thälern und auf Hügeln auch nur noch ein Hälmchen oder 
Blättchen erblicken, beſtrebte ſich nicht die Pflanzenwelt in unabläſſigem 

leiß dieſem Anſturm einen Damm entgegenzuſetzen und das ihr im 
Kampf Entriſſene zu erſetzen. In dieſer mühevollen Abwehr einer gro— 
ßen Gegnerſchaft, in welcher es kein Entrinnen, kein Sich-Verſtecken giebt, 
haben Baum, Strauch und Kraut zwei Lebensaufgaben zu erfüllen: ſie 
Ham burger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886.) 7 


98 


müſſen erſtens für ſich und ſodann für eine Nachkommenſchaft ſorgen. 
Dabei iſt es höchſt intereſſant zu beobachten, daß ſie dieſem Theile ih— 
res Berufes noch mehr Eifer und eine erhöhtere Sorgfalt zuwenden, 
als jenem. Die Mutterliebe wirkt mächtiger in ihnen als der Selbſter— 
haltungstrieb. 

Die Anſtrengungen, welche die Pflanzen machen, um ihre Früchte 
hervorzubringen, zu ſchützen und zu pflegen, ihnen einen Platz im Erd⸗ 
boden zu ſichern und ſie durch eine Mitgift an Nahrungsmitteln bis 
zur Zeit der eigenen Erwerbsfähigkeit als ſelbſtſtändiges Pflanzenindivi⸗ 
duum vor dem Verhungern zu behüten, erſcheinen uns, weil ſie alltäg- 
lich ſind, höchſt einfach. Aber dennoch beſteht der Entwickelungsgang der 
Frucht vom winzigen Blüthenſtaub bis zum Aufkeimen der Pflanze aus 
einer Reihe complicirter Vorgänge. Wie unendlich viel ſelbſtloſe Hand⸗ 
lungen das Mutterexemplar dabei zu leiſten hat, wird ſelten bedacht. 
Wir halten es daher für eine lohnende Arbeit, uns einmal in dem Rah- 
men eines Feuilletons ein Bild dieſer Thätigkeit zuſammenzuſtellen. Die 
unmittelbare Anregung dazu giebt uns ein kleines, lebhaft geſchriebenes 
engliſches Werk „The Sagacity and Morality of Plants by J. E. 
Taylor“. Doch, um gerecht zu ſein, müſſen wir hinzufügen, daß dieſes 
Buch wiederum der Hauptſache nach ſeinen Inhalt den Forſchungen 
deutſcher Botaniker, wie Sprengel, Hermann Müller, Fritz Müller, 


Kerner u. |. w. verdankt. Die meiſten Schriften, welche England letzt- 


hin auf dieſem Felde hervorbrachte, namentlich aber die vielgerühmten 
Bücher von Lubbock und Grant Allen beruhen auf den Beobachtungen 
unſrer Gelehrten. Die engliſchen Schriftſteller haben dieſer Ernte nur 
ein geringes Maß eigener Erwerbungen hinzugefügt. Ihr Verdienſt be⸗ 
ſteht weniger in eigenen Stücken als in der anſchaulichen, leicht faßlichen 
Darſtellung der neueſten Ergebniſſe fremder Wiſſenſchaft. 1 

Sobald eine Pflanze ſich mit Blüthen ſchmückt, beginnt ſie ihre 
mütterliche Thätigkeit. Durch ihre mit Saugwerkzeugen ausgeſtatteten 
grünen Blätter athmet fie aus der fie umgebenden Luft nährenden Koh⸗ 
lenſtoff ein. Dieſe Erwerbsfähigkeit ihres Laubes fördert ihr Gedeihen. 


Durch jede Blüthe, die Wiege eines neuen Pflanzenlebens, büßt fie da 


gegen einen Theil dieſes Gewinnes ein; denn die Blüthen entnehmen ihre 
Nahrung nicht der Atmoſphäre, ſondern dem mütterlichen Stock. Sie 
exiſtiren einzig und allein auf Koften ihrer Erzeugerin und je größer © 
die Blüthenpracht, um ſo erheblicher die Ausgabe. = 


Unter dieſen Umſtänden ift es befremdend, daß die Pflanzen ihre 


Blüthen nicht fo einfach wie möglich geſtalten, ſondern fie auch noch au⸗ 
ßer den zur Fruchtbildung unbedingt erforderlichen Vorrichtungen mit 

anſcheinend unnützem Flitterwerk umgeben. Die farbigen Blumenblät⸗ 
ter, der in zahlloſen Formen ſich zeigende künſtleriſche Bau und die 
köſtlichen Wohlgerüche der Blüthen find lange Zeit hindurch für Luxus⸗ 
gegenſtände gehalten. Dieſer Irrthum war begreiflich? Wußte man 
doch, daß zur Erzielung einer Frucht nur zwei Organe unentbehrlich 
ſind: Der Stempel, ein Behälter, in dem Samenknöspchen ſich befinden, 
und das Staubgefäß, ein beſtieltes Beutelchen voll Blüthenſtaub oder 
Pollen. Der in dem kleinen Sack befindliche Pollen fällt nach erlang⸗ 


99 


ter Reife auf die Oberfläche des Stempels. Jedes dieſer Körnchen treibt 
daſelbſt alsbald eine ſchlauchartige Wurzel, dringt in den Behälter ein 
und ſchüttet mit Hülfe jenes Röhrchens ſeinen geſammten Gehalt in den 
Schooß eines Samenknöspchens. Dieſes erwacht aus ſeinem Schlum— 
mer; von neuem Leben durchdrungen, dehnt es ſich aus und wächſt, all— 
mählig ſchwellend, zur Frucht heran, während Stempel und Staubge— 
fäß nach beendeter Arbeit verwelken. 

Der Vorgang iſt höchſt einfach und würde wahrſcheinlich ſich ſtets 
in dieſer Weiſe entwickeln, wäre es nicht ausgemacht, daß derjenige Blü— 
thenſtaub zur ſchönſten und kräftigſten Frucht ſich heranbildet, welcher 
ſich, ſobald er ausgewachſen iſt, nicht in dem heimiſchen Stempel nach 
einer Samenknospe umſieht, ſondern auf den Stempel eines Schweſter— 
ſtockes ſeiner Mutterpflanze gelangt und dort ſeinen Uebergang zur Frucht 
vollzieht. Die Thatſache, daß jedem Pollenkorn eine Fortſendung er— 
ſprießlich iſt, hat den Grund zu dem wunderbar ſchönen Blüthenkleide 
unſerer Erde gelegt. Ihr allein verdanken wir den Farbenzauber und 
die Formenſchönheit der Blumen, an welchen ſich unſer Auge mit Wonne 
weidet. Ohne ſie würde nur ein grünes Laub ſich unſeren Blicken dar— 
bieten. 

Denn während, wie ſchon geſagt, zum Zwecke heimiſcher Ausbildung 
einige unſcheinbare Staubgefäße und ein Stempel einfachſter Art genügten 
und dadurch die Ernährungskoſten der ſich bildenden Frucht auf ein 
Mindeſtmaß beſchränkt bliebe, ruft jetzt die Pflanze, da ſie infolge ihres 
unverrückbaren Standpunktes den Pollentransport nicht ſelbſt auszuführen 
vermag, den Wind oder Inſecten zu Hülfe. Beide aber können ihr bei 
einfachſter Blüthenform keine Trägerdienſte leiſten. Sie ſieht ſich daher 
gezwungen, ihre Einrichtungen durch koſtſpielige Zuſätze zu vervollſtändi— 
gen, um ihren Arbeitsgehülfen das Werk zu ermöglichen und zu erleichtern. 

Infolge der großen Verſchiedenheit der beiden Agenten haben die 
windblüthigen Pflanzen ganz andere Maßregeln zu treffen als die inſec— 
tenblüthigen. Selbſtverſtändlich kann der flüchtige, unſtäte Wind den Ar— 
ten welche, ſich an ihn wenden, nicht für eine zuverläſſige Beförderung 
jedes ihrer Körner bürgen. Sie müſſen ihm daher einen großen Ueber— 
fluß an Pollen, einen wahren Pollenregen, zur Verfügung ſtellen. Sie 
ſorgen ferner dafür, daß der Staub ſich ſchnell aus ſeinem Beutelchen 
entführen läßt, daß er leicht und vielkantig bequem fortzubewegen iſt. 
Auch bringen fie an ihren Stempeln kleine Fangvorrichtungen durch Fä— 
ſerchen, Federchen, Pillen und Klebeſtoffe an. Sie ſtellen ihre Blüthen 
auf eine dem Winde leicht zugängliche Stelle oder laſſen ſie im Frühjahr 
hervorkommen, wo noch kein Laub den Zutritt des freundlichen Boten 
hemmt. Aus Farbenpracht, Wohlgerüchen, ſchönen Formen und Nektar 
macht ſich der Wind nichts. Die Pflanzen, welche ſeine Hülfe in An— 
ſpruch nehmen, haben deshalb keinen Grund, ſich nach dieſer Seite hin 
in Unkoſten zu ſtürzen. Sie fabriziren keinen Honig; ſie geben ihren 
Blüthen meiſtens unſcheinb are grünliche, zuweilen auch bräunliche Hüllen, 
die entweder ſtets geöffnet ſind oder ſich in den Morgen- und Mittags⸗ 
ſtunden entfalten und faſt niemals Duft ausſtrömen. Coniferen und 
Gräſer, Birken und Pappeln gehören in dieſe Categorie. 

7* 


100 


Die inſektenblüthigen Pflanzen haben auf ganz andere Dinge Rück⸗ 
ſicht zu nehmen als die windblüthigen. Der Wind thut ſeinen Dienſt 
unentgeltlich. Er iſt ohnehin ein Gönner der Pflanzenwelt. Bei ſeinen 
Streifzügen über die Erde hat er es ſich zur Aufgabe geſetzt, den Le— 
gionen von Blättern, welche nach Nahrung verlangen, die 45 Millionen 
Tonnen kohlenſtoffhaltiger Kohlenſäure zuzufegen, welche tagtäglich von 
Menſchen und Thieren ausgeathmet werden. So oft er durch das Laub 
raſchelt, führt er dieſem einen hochwillkommenen Vorrath an Lebensmit⸗ 
teln zu. Die Mutterpflanzen können daher mit Sicherheit auf ſeine Be— 
ſuche rechnen; ſie bedürfen keiner Mittel, ihn an ſich zu locken. 

Die Bienen, Wespen, Käfer, Schmetterlinge, Motten, Schwebfliegen 
u. ſ. w. laſſen ſich dagegen nicht aus unegoiſtiſchen Gründen mit den Pflan⸗ 
zen in einem Verkehr ein. Sie kommen nur, wenn dieſe ihnen Honig 
bieten. Die inſectenblüthigen Pflanzen befleißigen ſich daher der Nek⸗ 
tarfabrikation. Damit ihre Boten den Weg nicht verfehlen und keine 
Zeit beim Suchen vergeuden, umgeben ſie ihre Blüthenorgane mit rothen, 
blauen, gelben oder weißen Aushängeſchildern. Jede farbige Blumenkrone 
bedeutet „hier giebt es gute Koſt.“ Die hungrigen Gäſte ſchweben eilends 
herbei und laſſen ſich, zum Dank für die freundliche Gabe, das Haarkleid 
mit Pollen beſtreuen. Sie fliegen ſodann zu einer Schweſterpflanze ihrer 
Wirthin und ſtreifen ihre Bürde daſelbſt auf einem der Stempel ab. 
Jede dieſer Pflanzenart beſitzt in der Inſectenſchaar eine beſondere Spe— 
cies, die ihr dieſe Dienſtleiſtung verrichtet. Die Farbenſprache der Blu— 
men iſt den Inſecten ebenſo bekannt, wie den Seefahrern die Flaggen⸗ 
ſprache der Schiffe auf hohem Meer. Die leuchtend blauen, rothen und 
violetten Blüthen locken Bienen herbei; Scharlach und Purpur richten 
ihren Ruf vielfach an Tagfalter, bräunliche Blüthen bewirken das Her⸗ 
beikommen von Wespen; Blumen, die an faule Stoffe erinnern, richten 
ſich an fäulnißliebende Dipteren. Die Pflanzen, welche ihren Pollen an 
Nachtfalter geben, müſſen, wenn ſie überhaupt ihre dienſtbaren Geiſter 
durch ihr Kleid anlocken wollen, ein Weiß annehmen, daß wie ein kleiner 
Stern in der Nacht leuchtet. Viele von ihnen aber ziehen es vor, gar 
nicht auf das Auge ihrer Inſektenfreunde zu wirken, ſondern ſie durch 
ſtarke Wohlgerüche anzuziehen. Eine Methode, die im Dunklen große 
Vortheile hat. Blumen, welche der Inſektenhülfe nicht mehr bedürfen 
und die Nektarfabrikation einſtellen, pflegen ihre Blüthen anders zu fär- 
ben, um ihren Beſuchern anzudeuten, daß ihre Einkehr jetzt nicht mehr 
zweckmäßig iſt. 

Auch im Bau der ſämmtlichen Blüthentheile nehmen die Pflanzen Rück— 
ſicht auf ihre Bundesgenoſſen. Die Schwärmer ſaugen den Honig frei 
ſchwebend. Für dieſe brauchen keine Stützpunkte eingerichtet zu werden. 
Käfer bedürfen einer feſten Halteſtelle. Die Schmetterlinge lieben zum 
Einſenken ihres Rüſſels enge Röhren; den Wespen behagen offene Becher. 
Leider kommen aber nicht nur nutzbringende Inſecten zur Honigkammer, 
ſondern auch andere. Um dieſe fern zu halten, treffen die mütterlichen 
Pflanzen praktiſche Einrichtungen. So giebt es z. B. einige Sträucher, 
welche beſonders von Ameiſen heimgeſucht werden. Um dieſen Eindring⸗ 
lingen den Zutritt zum Nektar zu verwehren, ſchließen die Stauden ihre 


101 


Kelche zu der Zeit, da ihre kleinen Feinde ihre Sammelarbeit verrichten. 
Die fleißigen Thierchen kennen das Sprichwort nicht „Morgenſtunde hat 
Gold im Munde.“ Sie ſchlafen bis tief in den Tag hinein. So lange 
der Thau noch auf Halmen und Blättern liegt, vermögen ſie doch nichts 
auszurichten. Der Bocksbart und der Rainkohl öffnen daher ihre Kelche 
nur in frühen Morgenſtunden; dann verſchließen fie als ſorgſame Haus— 
frauen ihre Vorräthe. Pflanzen, welche die Blüthen vor dem Zudrang 
läſtiger Raupen zu bewahren wünſchen, beſetzen ihre Stiele mit ſcharfen 
Dornen, wie es die Roſe thut. Manche bilden durch kunſtvoll aneinan— 
der geſchobene Blätter an der Baſis des Kelchſtengels einen Behälter, in 
dem ſie Thau auffangen. Es iſt dies eine Waſſerfalle für kleine diebiſche 
Inſekten. Nicht minder wirkſam zur Vertilgung läſſiger Bettler iſt die 
Anbringung eines Leim⸗Ringes unterhalb der Blüthe. 


Um den jungen Nachwuchs vor dem graſenden Vieh, anderen Vier— 
füßlern und Menſchen zu ſchützen, bedarf es natürlich kräftigerer Mittel. 
In Erkenntniß dieſer Thatſache geben die meiſten Pflanzen ihren Blüthen 
einen widerwärtigen Geſchmack; ja manche verleihen ihnen ſogar ein mehr 
oder minder ſcharfes Gift. Und dieſe Thatſache erklärt die befremdende 
Erſcheinung, daß wir in Sommertagen viele Wieſenblumen ihrer grünen 
Blätter beraubt finden, während ſie ihre Blüthen nicht eingebüßt haben. 
Die Rinder- und Schafheerden hüteten ſich wohl, die farbige Organe zu 
koſten. Ihr Raſſeninſtinkt ſagte ihnen, daß ein ſolcher Verſuch, ihnen 
gar ſchlimme Folgen einbringen würde. (Schluß folgt). 


Die Blumenerute bei N. L. Chreſtenſen in Erfurt. 


Die folgenden Notizen, welche vor kurzem in einem belletriſchteſten 
Journal „Deutſche Illuſtrirte Zeitung“ erſchienen, dürften mit ebenſo 
viel Recht in einer Gartenzeitung Platz finden, da ſie von dem rüſtigen 
Fortſchreiten eines gärtneriſchen Induſtriezweiges ein glänzendes Zeug— 
niß ablegen, was um ſo erfreulicher iſt, da Deutſchland hierbei jedenfalls 
obenanſteht. 

Wer Gelegenheit hatte, in den letzten Jahren Erfurt, die alte Haupt⸗ 
ſtadt Thüringens, mit ihren vielen Thürmen und hiſtoriſchen Gebäuden 
zu ſehen, dem wird das rege Leben und Treiben aufgefallen ſein, welches 
durch das Aufblühen der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei hervorgerufen iſt. 
Und wer hätte nicht ſchon einmal den Samen für ſeinen Garten oder 
die Pflanzen für ſeinen Blumentiſch oder gar ein Blumenarrangement 
zu irgend einer feſtlichen Gelegenheit aus Erfurt bezogen? Er dürfte da— 
her das Intereſſe unſerer Leſer und Leſerinnen wohl feſſeln, wenn wir 
im Nachfolgenden einige intereſſante Mittheilungen über ein Etabliſſement 
geben, welches viel dazu beigetragen hat, den Ruf Erfurts als den der 
blumenreichſten Stadt Deutſchlands zu befeſtigen. Es iſt dies die Gärt— 
nerei von Chreſtenſen, welche im Jahre 1868 von dem jetzigen Beſitzer 
unter den beſcheidenſten Verhältniſſen begründet wurde, heut zu Tage aber 
ein Welthaus im wahren Sinne des Wortes geworden iſt. 


102 


Während die meiſten Erfurter Handelsgärtnereien ſich mit Samen⸗ 
zucht und Handel beſchäftigen, erſtreckt ſich die gärtneriſche Thätigkeit der 
genannten Firma nur auf Kultur folder Blumen und Gräſer, welche ſich 
zum Trocknen eignen. 

Die Blumenernte wird meiſt durch weibliche Arbeitskräfte ausge⸗ 
führt; eine geübte Blumenſchneiderin liefert ca. 15—20000 Stück Blu⸗ 
men per Tag ab. Das Trocknen der Blumen ſelbſt hängt lediglich von 
der Witterung ab, und es muß bei dieſem Prozeſſe die peinlichſte Auf⸗ 
merkſamkeit beobachtet werden, damit die Blumen nicht zu lange liegen 
bleiben, bevor ſie dem Verfahren des Trocknens unterworfen werden. Aus 
dieſem Grunde werden die abgeſchnittenen Blumen täglich dreimal abge— 
liefert und auch ſofort in Arbeit genommen. Das Präpariren und Trod- 
nen geſchieht auf folgende Weiſe: Nachdem die friſch geſchnittenen Blu⸗ 
men zu je 50 oder 100 — je nach der Größe derſelben — gebündelt ſind, 
werden die Bündel auf Stäbe gereiht und ſolche dann ſchichtweiſe in ſogenannte 
Schwefelſchränke — aus Steinen gemauerte Oefen — gehängt. Nach 
ſechsſtündigem Schwefeln werden die Blumen in einen dunkeln Raum 
zum Trocknen gebracht, wodurch die farbigen, jedoch jetzt weiß geworde— 
nenen Blumen allmählig ihre urſprüngliche Farbe wieder gewinnen Dies 
Verfahren iſt indeſſen nur bei einzelnen Blumenſorten, als Ammobium, 
Acroclinium, Aſtern, Helichryſum, Päonien, Rhodanten, Xeranthemum, Ro⸗ 
ſen u. ſ. w. anwendbar, andere z. B. Chryſanthemum, Calendula, Korn⸗ 
blumen, Sanvitalien u. ſ. w., werden in heißen Sand getrocknet und 
dann mittelſt Schwefel präparirt. Man bedient ſich hierzu kaſtenartiger 
Siebe, deren Boden von einer Sandſchicht bedeckt wird; auf dieſelbe wer— 
den nun reihenweiſe, dicht neben einander mit den Stielen nach oben, 
die zum Trocknen beſtimmten Blumen gelegt. Nachdem das Sieb voll 
iſt, ſtreut man langſam wieder feinen Sand auf die Blumen. Hierdurch 
behalten die Blumenblätter ihre natürliche Form und die Blume ihre 
natürliche Geſtalt. Nunmehr ſtellt man die fertigen Siebe in die Schwe— 
felſchränke, um die Blumen mitſammt dem Sande zu ſchwefeln; nachher 
werden ſie getrocknet, wobei man die Vorſicht gebrauchen muß, die Siebe 
erſt auf kurze Zeit an einen kühlen Ort zu bringen, damit die Blumen 
die vom Trocknen herrührende Sprödigkeit verlieren. Würde man die 
Blumen ſofort aus dem Sande herausnehmen, ſo würden die einzelnen 
Blätter ſehr leicht abbrechen, und die Blume wäre verdorben. 

Ein weiteres großartiges Exportgeſchäft iſt die Konſervirung und 
der Handel mit Gräſern. Meilenweit im Umkreiſe Erfurts beſchäftigen 
ſich die Dorfbewohner während der Frühjahrszeit mit dem Sammeln 
derjenigen Grasarten, welche zur Verwendung gelangen. Hauptſächlich 
werden verarbeitet Agroſtisarten, Briza media, Calamagroſtis, Luzula— 
arten, und ſeitdem die Makart-Bouquets Modeartikel geworden find, auch 
alle Sumpf- und Wieſengräſer, Rohrkolben, ſowie Diſteln, Centaurea— 
kelche und andere Fruchtknoten. Während in früheren Jahren die Nach— 
frage ausſchließlich nach chemiſch weiß gebleichten und gefärbten Gräſern 
ſich zeigte, iſt ſeit der Einführung der Makartbouquets ein Umſchlag ein- 
getreten, und nur naturfarbige Gräſer werden verarbeitet. Vor einigen 
Jahren konnten die Farben gar nicht grell und intenſiv genug gefärbt 


103 


werden, jo daß alle Hebel in Bewegung geſetzt wurden, um die gewünſch⸗ 
ten Nuancen zu erzielen; heute dagegen wird die größte Sorgfalt darauf 
verwendet, zarte, matte, der Naturfarbe möglichſt ähnliche Farbentöne 
herzuſtellen, und die meiſten der Gräſer werden ſo verarbeitet, wie ſie 
die Natur hervorbringt, nachdem ſie in dunklen Kammern ſchnell getrock— 
net ſind. 

haber nicht allein wildwachſende Gräſer gelangen zur Verarbeitung, 
ſondern auch Ziergräſer werden in großen Mengen — manche Sorten 
ackerweiſe — kultivirt und gezogen; unter den Kulturgräſern ſind die her— 
vorragendſten: Bromus brizaeformis, von welcher Art über 000 Cent⸗ 
ner per Jahr verſandt werden, Briza maxima, Lagurus ovatus, Avena 
sterilis, Agrostis, Setaria und andere hübſche Arten. Auch der Han— 
del mit fremden Gräſern, welche das Etabliſſement betreibt, iſt ein über— 
aus bedeutender, und es werden ganze Waggonladungen fertig getrockne— 
ter Gräſer aus dem ſonnigen Italien, aus Ungarn und aus den ruſſi— 
ſchen Steppen bezogen. 

Die Urwälder Braſiliens liefern die großen Palmwedel, die Niede— 
rungen am unteren Miſſiſippi produciren das reizend geformte Uniola 
paniculata, und von Californien kommen alljährlich viele Hunderttau— 
ſende der ſilberweißen Pampasblüthen, während von den Ufern des Nils 
die weißgebleichten Wedel der Dattelpalme in ganzen Schiffsladungen über 
Trieſt nach Erfurt gelangen. | 

Eines der unentbehrlichſten Materialien für die von uns beſchriebene 
Induſtrie bildet auch das Waldmoos, welches jährlich in koloſſalen Quan⸗ 
titäten verarbeitet wird. Viele Hunderte der armen Leute in den Thü⸗ 
ringer Walddörfern beſchäftigen ſich mit der mühevollen Arbeit des Zu— 
ſammentragens, mit dem Reinigen, ſowie Bündeln des geſammelten Moo— 
ſes. Ganze Familien finden in dieſer Beſchäftigung einen Erwerb 
für die langen Wintermonate, während welcher ſie ſonſt häufig ohne Ar— 
beit ſein würden. Am Tage wird von den Erwachſenen im Walde Moos 
geſammelt und Abends daſſelbe von Groß und Klein ausgeleſen, gerei— 
nigt und gebündelt. Die Leute verproviantiren ſich im Herbſte förmlich 
mit Moos, indem ſie, — ſolange die Witterung es erlaubt, d. h. bis 
Schneefall eintritt — größere Mengen zuſammentragen und das Moos 
dann in den Wintermonaten, wenn Wald und Feld mit fußhohem Schnee 
bebeckt iſt, reinigen und bündeln. 

Unter den Fabrikräumen intereſſirt vor allem der Arbeitsſaal, in 
welchem die Bouquetbinderei betrieben wird. Hier arbeiten an langen 
Tiſchen geſchickte und geübte Binderinnen, die ſich durch die langjährige 
Thätigkeit eine erſtaunliche Fertigkeit erwerben und auch reiche Gelegenheit 
haben, ihren Geſchmack und Schönheitsſinn auszubilden. 

Schließlich ſei noch erwähnt, daß das Packen ſelbſt eine große Ue— 
bung erfordert; namentlich müſſen Bouquets ſehr ſorgfältig gepackt wer- 
den, damit fie auf dem häufig ſehr langen Wege und in Folge der un— 
terwegs ihnen zu Theil werdenden rauhen Behandlung nicht leiden. 

Wenn wir zum Schluß bemerken, daß mit dem Etabliſſement noch 
verſchiedene andere verwandte Geſchäftszweige verbunden ſind, wie Anfer— 
tigung von Cotillon⸗Artikeln, Herſtellung von Blumenkörben, fo glauben 


104 


wir, dem Leſer einen Begriff von der Bedeutung des Geſchäftes gegeben 
zu haben, das Tauſenden von Händen Beſchäftigung giebt und deſſen 
Entwickelung jedem Liebhaber von Blumen und Blumenſchmuck Intereſſe 
einflößen wird. 


Witterungs⸗ Beobachtungen vom October 1885 und 1884. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres- 
ſpiegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 
1885 1884 
Höchſter am 15. Mittags 770, am 5. Morgens 775, 
Niedrigſt. „ 26. Morgens 736,2 „ 26. „ 742,1 
eee m ante eat MA 760,40 
Wetter. 
1885 1884 1885 1884 
Sehr ſchön Bewölkt . . 11 Tage 15 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tage Bedeckt . 8 „ 4 5 
Holter . nk n 274% in Trübe mae Ber 5 756 
Ziemlich heiter 7 U 5 0 Sehr trübe 4 " Zell 
Niederſchläge. 
1885 1884 
Nebel . .. an 5 Morgen u. 2%. an 3 Morg. u. 2 Ab. 
„ ſtarker Ma, en n 10 " 1 n 
anhaltender mne „ like 
Thau dad ils aun lou lb. UN een Re 
NN T „ — „ 
" jtarfer * 5 1 . 1 17 
" bei Nebel . 7 m 1 m 
Schnee, leichten. „ — Tagen „ — Tage 
„ Böen 5 R 57 e 1 
U U. Regen RN L ABER " 
U anhaltend N „ W „ 
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Rogen, etwas ti. % 3986 10, | Denn e 
n leicht, fein. 3 n 23 Tage | " 6 1 24 Tage 
75 ⸗ſchauer . 1 er „ Ni 
us nuhaltıit ene i | Nu, 
Ohne ſichtbare „ 4 „ nur 


Temperatur nach Celſius. 


1885 1884 
Wärmſter Tag am 1. 15,0 am 1. 19,0 
„ „29. u. 30. 5, ⁴ 2. 4,6 
Wärmſte Nacht am 16. 11,2%. 12,5 
Kälteſte am 20. — 3,0 „ 24. 0, 
31 Tage über 0%, 31 Tage über 0% 
— Tage unter 00 — Tage unter 0° 
Durchſchnittliche Tageswärme 9,9 11,5 
29 Nächte über 0 31 Nächte über 0% 
2 Nacht unter 0% — Nacht unter 0° 


Durchſchnittliche Nachtwärme 4,5 5,7 
Die höchſte Bodenwärme in 3 metie- vom 11. bis 13. 11,8 gegen 11,0 
fem lehmig-ſandigem Boden war Tageswärme. 
vom 1. bis 5. 11,8 gegen 12,4 Ta⸗ 
geswärme. 
Durchſchnittliche Bodenwärme 11,3 | 12,0 
Höchſte Stromwärme am 1. Il,s am 1. 14,6 
Niedrigſte 4 am 31. 6, o am 31. 5,9 
Durchſchnittliche 9,1 10,2 
Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 31. 490 em. am 11., 12., 13. 409 cm. 
„niedrigſten „ 1. 533 om. „ 29. 438 cm. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 510 cm. | 423 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne 
war am 1. 23,5 gegen 15,0 im am 1. 29,5 gegen 19,0 im Schatten 
Schatten 


Heller neee an gen an — Morgen 


die höchſte war am 6. 22,4 mm. 


am 26. mit 23,0 mm. 
bei WSW. u. SSW. 


bei W. u. SSW. 


Matter 77 7 U} 77 
Nicht ſichtbarer „ „ 2 5 5 
Heller e 2 Tagen an — Tagen 
Matter „ — „ 
1 helle an 10, matte an helle an 9, matte an 10 Tagen 
agen 
Nicht ſichth Sonnenſchein an 9 Tag. an 12 Tagen 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1885 1884 
des Monats in Millimeter 88 mm. | 104,5 mm. 
die höchſte war am6. 19, 2 mm. am 26. mit 18, 9 mm. 
bei WSW. u. SSW. bei W. u. SS W. 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 99 mm. | 109,7 mm. 
] 
| 


106 


Gewitter. 
Vorüberziehende: am 1. 5 Uhr Adlam 27. Nachts 12½ Uhr aus SSW. 
Nchm. aus NNW. 3 tk. Blitze. 


Leichte: am 6. 12 Uhr 30 Mittags — 

4 ſtk. Blitze und Donner aus SW. 

Starke anhaltendes: 

Wetterleuchten: am 1. Abds. 10 uhr — — 

in SSW. und WNW. 
am 5. Abends 6 Uhr z ſchöner Re⸗ 
genbogen; am 30. Ab. 6 Uhr 30 
voller Mondring; am 30/31. ſchöne 


Abenddämmerung. 
Windrichtung. 

1885 1884 1885 1884 
N . 1 Mal 3 Mal SSW. 7 Mal 5 Mal 
NNO 2 77 > 77 SW D 22 77 14 77 
NO . 4 " 3 7 WSW . 12 77 11 77 
ONO 5 3 84 5 31 130% 
OÖ 3 = 5 " 2 " WNW . 4 n 7 77 
080 2 " 8 77 NW . 3 77 3 n 
80 . 10 n 2 " NNW . 1 77 9 n 
880 . 5 2 n | 1 " Still re‘ " 4 L 
8 5 . N 77 5 " 

Windſtärke. 

1885 1884 1885 1884 
Still. . — Mal 4 Mal Friſch. . . 12 Mal 12 Mal 
Sat La. RN 18001 Hartke 2 „ 
Leicht 23 „„, f,, ̃⅛7rmt: 5 „ 
Schwaß 222: 22m Si nr AR 
Mäßig „ 9 Stürmiſch . — „ N 

S. ſtk. Sturm vie 77 3 77 


October Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat October. 1885 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 88 mm;; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 77, mm; 


air den Durchſchnitt fiel 15 9 


1875 66,2 mm. 879 62, mm. 
187% 8% „ 1205 47 „ 
1878 28, „ AS 4% „ 
über den Durchſchnitt ſtieg x Regenhöhe: 
1877 ir mm. 881 91,9 mm. 


1880 162,5 „ 1881 104% 


107 


Grundwaſſer und Regenhöhe. 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. October 1885. 


DEUnDme tier 2 8, Bodenwärme 
v. d. Erd⸗ 8 = | 28 auf 3 Meter 
Stand oberfläche 8. 8 8 SE S Tiefe 
gemeſſen. „ | 8 
em. em. em. Tage mm Cel? 
am 30. Septbr. 530 11, 
3. Oktober 533 — 3 3 15,5 Höchſte vom 1. 
„ 498 35 10 s Dis 5. 11, 
" 21. n 499 == 1 1 0,9 
„ 27. 490 Isa — 6 20% Diurchſchnittlic 
. 494 — 4 3 10, A 
MERNN, | 490 4 — | 
23 |99,0*) 
Nach der Deutſchen Seewarte 24 |88,0**) 
) Hiervon 5 Tage unter 1 mm. 
85 „ . „% 1mm. 


C. C. 9. Müller. 


Auf zum Kampfe gegen die Blutlaus. 


„Nachdem ſorgfältige Beobachtungen dieſes für unſere Apfelbäume fo 
gefährlichen Inſectes zu dem Reſultate geführt haben, daß ſich die Ver— 
tilgung am leichteſten und wirkſamſten zur Winterszeit durchführen läßt, 
fordern wir hiermit zu einem allgemeinen Feldzug gegen den Schädling 
und zur nachdrücklichſten Bekämpfung im Laufe der Monate Januar, Fe⸗ 
bruar und März auf. Es müſſen ſämmtliche Wundſtellen an den Bäu— 
men, auf denen im vergangenen Jahre die Blutlaus geſeſſen hat (man 
erkennt ſolche an dem weißlichen Ueberzuge), mit einer der nachfolgend 
beſchriebenen Löſungen gründlich ausgebürſtet werden. Auch räume man 
die Erde von den Stämmen etwas weg, um Blutlauskolonien, welche ſich 
etwa unter Oberfläche des Bodens befinden ſollten, erreichen zu können. 
Wer recht ſorgſam verfahren will, bürſte die ganze Rinde der Stämme 
und der Zweige ab. 

Da bei einem ſolchen Verfahren ziemlich große Mengen Flüſſigkeit 
gebraucht werden, ſo können hier nur die billigen Blutlausmittel in Be— 
tracht kommen. Es ſind dies 

I. gewöhnliche Lauge, wie fie durch Uebergießen von Holzaſche 
mit Waſſer gewonnen wird; 

2. Gaswaſſer, ein Nebenproduct der Gasbereitung, iſt um das 
doppelte mit Waſſer zu verdünnen; 


108 


3. Kalkmilch; 

4. eine Miſchung von Soda und Alaun (2 kg Soda und 
1 kg Alaun werden in 50 1 Waſſer aufgelöſt). 

Es ſei ausdrücklich bemerkt, daß es viel weniger auf das Mittel 
ankommt als auf die Gründlichkeit, mit welcher das Ausbürſten vorge⸗ 
nommen wird. Es muß dabei auch die kleinſte Verwundung der Rinde 
berührt werden, ſo daß das Inſekt in allen ſeinen Schlupfwinkeln getrof⸗ 
fen wird. Bereits ſtärker verlauſte Bäume bürſte man mit doppelter 
Sorgfalt ab. 

Wenn ſo von allen Seiten und mit aller Energie gegen den Schäd— 
ling vorgegangen wird, muß es gelingen, ſeine Ueberzahl auf ein um: 
ſchädliches Maß zu vermindern. Es ſollten in jeder Gemeinde beſondere 
Tage angeordnet werden, an welchen überall das Abbürſten der Apfelbäume 
unter ſachverſtändiger Controlle zu geſchehen hat. Goethe. 


— — — — 
Sm 


Juternationaler Concurs von anticryptogamen und antiſecticiden 
Geräthen. 


S. E. der Miniſter für Ackerbau und Handel in Italien hat mit 
Decret vom 9. Nov. 1885 beſchloſſen, um die Anwendung der Auflö— 
ſungsmittel von Pulver oder Miſchung gegen die Kryptogamen und Pa⸗ 
raſiten der angebauten Pflanzen, und hauptſächlich den Gebrauch der 
Kalkmilch, wider die Peronospora (mildew) zu fördern ein inter- 
nationales Preisausſchreiben für Pumpen, Begießungs- und Pulverungs⸗ 
geräthe eröffnet, welcher Concurs in den venitianiſchen Provinzen u. z. 
zu Conegliano bei der dort gegründeten Weinbau und Oenologie 
Leh ranſtalt ftattfinden wird. 

1° Die angewieſenen Prämien find folgende: 

1. eine goldene Medaille und 500 Lire, 
2. drei ſilberne Medaillen und je 150 Lire, 
3. fünf broncene Medaillen; 

Zudem noch zwei Preiſe, der eine 150 und der andere 100 Fr. be⸗ 
tragend, welche vom Ackerbau-Verein Conegliano's bewilligt worden find. 

2° Ferner wird das Miniſterium für 1000 Lire prämirte Gegen⸗ 
ſtände ankaufen, um fie an den königl. Ackerbaumaſchinen⸗Depöts und 
an den praktiſchen und ſpeciellen Ackerbau-Schulen zu vertheilen. 

30 Die Anfragen behufs Zulaſſung der Concurrenten müſſen mit 
einer kleinen Beſchreibung der betreffenden Geräthe verſehen ſein, und 
ſind ſelbe an die Direction der Königl. Weinbauſchule in Cone— 
gliano längſtens bis 22. Februar 1886 einzuſenden. Auch müſſen dieſe 
Anfragen den Preis der auszuſtellenden Geräthe enthalten. 

40 Die ein⸗ und ausländiſchen Erbauer der zu exponirenden Ob: 
jecte, oder ihre Repräſentanten müſſen die zum Concurs angemeldeten 
Maſchinen am 1. März 1886 bei der Meierei der obenbeſagten Lehr⸗ 
anſtalt vorzeigen können. 

5° Am 2. März und an den folgenden Tagen werden die Verſuche 


109 


zur Vergleichung der Geräthe ſtattfinden, bei welchen Experimenten alle 
Intereſſenten beiwohnen können. 

60 Die Jury wird, nach Beendigung des Concurſes, innerhalb 20 
Tagen einen Bericht über die ausgeſtellt geweſenen Geräthe erſtatten, wel— 
cher in dem „Bollettino di Notizie Agrarie“ des Miniſteriums für 
Ackerbau abgedruckt ſein wird. 

Conegliano, November 1885. 

Die Ausſtellungs-Commiſſion. 


Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen. 


Sarracenia Courti. Eine ſehr ſchöne und diſtinkte Form, welche 
in dem Etabliſſement der Herren Veitch durch gegenſeitige Befruchtung 
von Sarracenia psittacina erzielt wurde. Sie hat indeſſen mehr Aehn⸗ 
lichkeit mit der S. purpurea. (Gartenflora, 1886. Fig. 3 und Gar- 
dener's Monthly Horticulturist, 1886). 

Nepenthes Rafflesiana insignis. Eine ebenfalls durch ge- 
genſeitige Befruchtung gewonnene ausgezeichnete Varietät, die, wie es ſcheint, 
zuerſt bei Herrn W. Bull erſchienen iſt. Die bis ungefähr 30 em lan⸗ 
gen und 25 cm breiten Schläuche find auf grünem Grund grell purpur— 
braun gefleckt. Cartenfl. 86 Fig. 4. 

Anoplophytum strietum (Soland.) Beer. Auf dieſe ſehr 
niedliche Bromeliacee aus Braſilien, welche in der Gartenflora, (Taf. 
1214) abgebildet und ſehr ausführlich beſchrieben wird, wurde bereits in 
der Belgique Hort. 1878, Vol. XIII. (vergl. H. G. und Bl.⸗Z. 
1878, S. 558) eingehend hingewieſen. 

Nymphaea sphaerocarpa v. rosea, Caspary. Dieſe ro⸗ 
ſafarbige Varietät unſerer einheimiſcheu Art wurde von Profeſſor Cas— 
pary in einem Landſee Schwedens entdeckt und dürfte für unſere Teiche 
eine herrliche Acquiſition werden, da ſie vollſtändig winterhart iſt, indem 
ſie einem kalten, rauhen Klima entſtammt. (Abbildung in dem Illuſtr. 
Monatsheften, 1886). 

Erythrina vespertilio. Es unterſcheidet ſich dieſe Art von den 
andern der Gattung durch die außergewöhnliche Form ihrer dreizähligen, 
langgeſtielten Blätter in auffallender Weiſe. Herr Bull führte dieſe noch 
verhältnißmäßig neue Species aus dem weſtl. Theile Auſtraliens ein. Die 
ziemlich ſchlanke, mäßig verzweigte Pflanze wächſt üppig und ſtehen die 
zahlreichen, mit einem nahezu 4 em langen, ovalen Fähnchen verſehenen, 
hängenden Blumen in ſchöner aufrechter Traube. Der botan. Garten in 
Greifswald erhielt im vorigen Jahre Samen dieſer Neuheit von Herrn 
Baron F. v. Müller, die gut keimten und zu kräftigen Pflänzchen her⸗ 
angewachſen ſind. (Taf. 3 in Illuſtr. Garten⸗Zeitung 1886). 

Philodendron Andreanum. Es zeigt dieſe prachtvolle, nach 
ihrem Entdecker E. André benannte Art in ihrer Jugend viel Aehnlich— 
keit mit der von Roezl in den Wäldern von Choco (Neu-Granada) ent- 
deckten Philodendron melanochrysum, ſtammt auch aus denſelben Re— 

gionen. Sowie ſie aber älter wird, nimmt ſie ein ganz anderes Aus 


110 


jehen an, zeigt ein ſehr kräftiges Wachsthum und iſt der ſtarke nicht äſtige ö 
Stamm mit großen niedergebogenen Vlättern bekleidet, welche bei einer 
entſprechenden Kultur noch bedeutendere Dimenſionen annehmen dürften. 
Die Schönheit dieſer Blätter, ganz abgeſehen von ihrer regelmäßigen 
Form, ihrem eleganten Habitus beruht in dem ſammetartigen, ſchillern⸗ 
den Ton. (Color. Abbildung und ausführl. Beſchreibung ſiehe Revue 
hort. 1886). 

Spathoglottis Augustorum, n. sp. Rehb. f. Eine prächtige 
Neuheit mit ſehr großen, glänzenden, eiförmigen, röthlich und grünlich 
braunen Knollen. Die ungewöhnlich breiten Blätter ſind keilförmig, ob— 
long, ſpitz und gefaltet. Der ſtarke Blüthenſtiel wird von einer faſt kopf⸗ 
förmigen Inflorescenz gekrönt. Die hellgrünen Deckblätter ſind ſehr breit 
und ſtark. Kelch- und Blumenblätter helllila, am Grunde dunkler. Es wurde 
dieſe reizende Pflanze auf den Sunda-Inſeln von den Herrn Augufte 
Linden und Auguſte de Rhonne entdeckt und ihnen zu Ehren benannt. 
(Gardeners' Chronicle, 1886, S. 9.) 

Eucomis Zambesiaca, Baker, n. sp. Eine neue, recht hübſche 
Art von den bergigen Regionen des tropiſchen Afrika, die in ihren Cha⸗ 
rakteren zwiſchen Eucomis punctata und undulata ſteht, beide vom Cap, 
welches als Hauptquartier der Gattung anzuſehen iſt. Die voll entwi⸗ 
ckelten Blätter werden über 1 Fuß lang, und ſind in der Mitte zwei 
Zoll breit. Der cylindriſche ungefleckte Blüthenſtiel trägt eine mäßig 
dichte, 4— 8 Zoll lange Traube. Die Blumen find von grünlicher Farbe. 
(G. Chr. I. c.) | 

Oncidium lepturum, n. sp. Rchb. f. Dieſe intereſſante Neu⸗ 
heit wurde durch Herrn Chriſty von Bolivien eingeführt. Die ſchwefel⸗ 
gelben Blumen zeigen zahlreiche hellbraune Flecken auf dem oberen Theile 
der Lippe, vereinzelt treten ſolche auch auf den Kelch- und Blumenblät⸗ 
tern auf. Die Pſeudobulbe iſt birnförmig, 5 125 und glänzend grün 
jein. Blätter keilförmig, oblong⸗ſpitz. (G. Chr. S. 41). . 

Laelia anceps obscura, n. var. Rab f. Eine intereſſante 
und ſchöne Varietät mit ſchmalen, ſehr langen Kelch- und Blumenblättern 
von ſehr dunkler Färbung, die Kelchblätter haben einen weißen Hof am 
Grunde. Die Scheibe der Lippe iſt dunkel . und die vorde⸗ 
ren Theile find vom dunkelſten purpurroth. (8. Chr. 1. c. } 

Laelia porphyritis (hyb. nat.?) Profeſſor Reichenbach hält 
dieſe von Braſilien importirte Pflanze für eine Hybride zwiſchen Lae 
lia (L. pumila?) und Cattleya (C. Darmaniana? nach Herrn Day). 
Die bandförmigen ſpitzen Sepalen find von purpurner und grünlicher Fär⸗ 
bung, die etwas breiteren Petalen ſind hell purpurn. Die Scheibe der 
Lippe iſt hell gelblich weiß. Der vordere Lappen zeigt eine ſchöne pur⸗ 
purne Schattirung, welche auch auf den Spitzen der Seitenlappen zur 
Geltung kommt, auch an den Rändern der weißen Säule zeigt ſich der- 
ſelbe. (G. Chr. S. 73). 

Schomburgkia chionodora, n. sp. Rchb. f. Eine von F. 
Sander von Central-Amerika eingeführte Neuheit, welche bei guter Kul⸗ 


tur eine ſtattliche Pflanze zu werden verſpricht. Die glänzenden ſtielrun: 


den oder vierſeitigen Knollen ſind über einen Fuß lang und ſind mit 10 


111 


bis 12 ſtumpfen Kanten ausgeſtattet. Sie erinnert ſehr an Schomburg- 
kia Humboldti, ſoll aber ſchneeweiße Blumen haben, die im Centrum 
der Lippe einen purpurnen Flecken aufweiſen. (G. Chr. J. c.) 

Heritiera macrophylla. Eine ſtattliche Warmhauspflanze aus 
der Familie der Sterculiaceen. In Gard. Chr. S. 81 wird eine Ab- 
bildung (Fig. 16) der großen, recht eigenthümlichen Früchte gegeben, welche 
der Pflanze in unſern Gewächshäuſern ſicherlich einen doppelten Reiz ver⸗ 
leihen dürften. Ob Heriticra littoralis eine beſondere Art iſt mit klei— 
neren Blättern oder auch nur eine Form der macrophylla, unterliegt 
gewiſſen Zweifeln. Die Pflanze ſtammt aus Oſtindien und iſt in vielen 
botaniſchen Gärten anzutreffen. 

Pontederia crassipes. Es wird dieſe recht eigenthümliche Waſ— 
ſerpflanze bekanntlich während der Sommermonate in jedem größeren 
Aquarium angetroffen und bildet in denſelben mit der Eichornia azu— 
rea oft dichte Maſſen einer ſchwimmenden Waſſervegetation. Sie läßt 
ſich dagegen ſehr ſchwer durch den Winter bringen und das mag auch 
wohl die Urſache ſein, daß ſie in unſern Kulturen faſt noch nie geblüht 
hat. In Gardeners’ Chronicle, S. 113, Fig. 20 wird nun die ſehr 
ſtattliche Aehre der Pontederia crassipes abgebildet und zwar nach einem 
im Oxforter botan. Garten zur Blüthe gelangten Exemplar. Der dor— 
tige Curator bemerkt dazu, daß ſeine Pflanzen, die den Winter beſſer über— 
ſtanden hatten als gewöhnlich, im März in ein kleines, 9 — 10 Zoll tie⸗ 
fes Baſſin gebracht werden, deſſen Boden mit einer Schicht guten Lehms 
bedeckt war. Hierin ſetzten ſich die Pflanzen mit ihren Wurzeln ſehr raſch 
feſt und nahmen alsbald ein von dem gewöhnlichen Habitus ſehr abwei— 
chendes Ausſehen an. 

Fremontia californica. Dieſer ſehr ſchöne Blüthenſtrauch von 
den Felſengebirgen Californiens gehört zur Familie der Sterculiaceen, 
dürfte vielleicht der einzigſte Vertreter derſelben ſein, welcher in einigen 
Gegenden Deutſchlands bei etwas Bedeckung aushält. Trotz ſeiner gro— 
ßen Vorzüge wird er nur ſelten in unſern Sammlungen angetroffen. Im 
„Garden“ 1886 Taf. 525 findet ſich eine ſchöne colorirte Abbildung deſ— 
ſelben und wir benutzen die Gelegenheit, ihn hiermit in Erinnerung zu 
bringen. (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1867 S. 38 u. 556 u. 1879 S. 274). 

Arenaria balearica. Eine der hübſcheſten Zierden für Stein⸗ 
gruppen und Felspartien in unſern Gärten. Dieſe Art zeigt ein ſehr 
raſches Wachsthum, gedeiht ſowohl im Schatten wie im Sonnenſchein, 
und wächſt ſehr ſchnell. Die zierlichen weißen ſternähnlichen Blumen 
mit ihren fadenähnlichen Stielen halten ſich Wochen lang, bilden einen 
reizenden Contraſt zu den ganz kleinen eiförmigen Blättern. Auch auf 
Zwiebelbeeten, um die leeren Zwiſchenräume auszufüllen, läßt ſie ſich ſehr 
gut verwenden. (The Garden, 1886, Taf. 529). 

Schneeglöckchen. Im „Garden“ 1886 Taf. 528 werden nicht we— 
niger als 8 Galanthus-Arten oder vielmehr Formen abgebildet, die ſchon 
deswegen ihre beſonderen Vorzüge haben, weil fie zu verſchiedenen Jah 
reszeiten blühen, die erſten beginnen damit im October, die letzten im 
. In dem die Abbildung begleitenden Artikel beſchreibt Herr Allen 
olgende: 


112 


G. Octobrensis, von Albanien, ſcheint eine Varietät von G. niva- 
lis zu ſein. 

G. praecox oder Corcyrensis, von Corfu, blüht Ende December 
und ſcheint ebenfalls zu G. nivalis zu gehören. 1 

G. Shaylocki hat zwei Eigenthümlichkeiten, nämlich einen blaßgrii- 
nen Flecken auf der Spitze jedes äußeren Blumenblattes und zwei lange 
Scheiden, welche der Blume ein recht eigenthümliches Ausſehen geben. 

G. lutescens ebenfalls eine ſehr ſeltſame Form, die in England ent⸗ 
ſtanden iſt. 

G. virescens, recht eigenthümlich, die äußeren Petaten ſind grün 
mit weißen Spitzen und Rändern. Stammt aus dem Garten des Herrn 
M. Leichtlin in Baden-Baden. 

G. latifolius mit einer Scilla ähnlichen Belaubung. 

G. Imperati, eine ſehr ſchöne Varietät, die echt aber nur ſelten zu 
erlangen iſt. 

G. plicatus variirt ſehr in Blättern und Blumen. 

G. Elwesii, hat die größte Blume. 

G. nivalis, unſere gewöhnliche. 

G. poculiformis, die inneren Petalen find faſt jo lang wie die äuße- 
ren, weiſt keine grüne Zeichnungen auf. 

Eremurus robustus. Die Gattung Eremurus zählt jetzt etwa 
28 Arten, zu den neueren gehören die von Dr. Regel in Turkeſtan ent⸗ 
deckten E. bucharicus, E. Korolkowi, E. Alberti und E. Suwarowi. 
Mehrere wurden in Perſien von Dr. Bunge geſammelt, jo E. Bungei, 
E. luteus, E. albo citrinus, E. pauciflorus. Einige ſtammen von Af⸗ 
ghaniſtan, — E. Aitchisoni und E. aurantiacus, die Zwiebeln letzterer 
dienen den Bewohnern des Hariab-Diſtriktes während 2 Monate im 
Jahre als Hauptnahrung. 

Folgende Arten dürften in den Gärten am beſten bekannt und am 
meiſten verbreitet ſein: 

E. himalaicus, wohl die härteſte aller Arten. Die Blüthenähre 
kann bei kultivirten Pflanzen eine Höhe von 8 Fuß und darüber errei⸗ 
chen. Die dicht um den Stengel ſtehenden Blumen ſind reinweiß, jede 
ſo groß wie ein Gulden. 

E. Olgae, eine verhältnißmäßig noch neue Art, die vor etwa 8 bis 
10 Jahren von Turkeſtan durch Dr. A. Regel eingeführt wurde. Nach 
Herrn M. Leichtlin eine der hübſcheſten und am meiſten ins Auge ſprin⸗ 
genden Arten der Gattung. Die Aehre wird 2—4 Fuß lang und iſt 
die obere Hälfte mit hübſchen lila- oder purpurfarbigen Blumen dicht ber 
ſetzt. Jede derſelben hält etwa 1 Zoll im Durchmeſſer. 

E. robustus, blühte zuerſt im Moskauer bot. Garten, zwei Jahre 
ſpäter bei Herrn M. Leichtlin und ſcheint die am leichteſten zu kultivi⸗ 
rende Art ſein. Eine gute Abbildung findet ſich im „Garden“ 1886, 
Taf. 529. In Amerika brachte dieſe Art vor einigen Jahren eine 8 /. 
Fuß hohe Aehre hervor, davon 3½ Fuß dicht bedeckt mit blaß roſaro⸗ 
then Blumen, jede etwa 2 Zoll im Durchmeſſer haltend, die Blätter wa- | 
ren 3 Fuß lang und etwa 3 Zoll breit. a 

E. spectabilis, geht in Gärten häufig als E. caucasicus. Scheint 


115 


ſehr zu variiren. Die Blumen find blaßgelb oder ſchwefelgelb. Aehre 
2—4 Fuß hoch. Blüht im Juni und ſtammt von Sibirien und dem 
Kaukaſus. (Vergl. „The Garden“ 1886, S. 96 und 97.) 


———— 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Buntzels’ Wachs-Reinette, Es iſt dieſe Sorte noch nicht im 
Handel, verdient aber ihrer Güte, Schönheit, ſehr reicher Tragbarkeit und 
ihres prachtvoll aromatiſchen Wohlgeruchs wegen eine ſehr weite Verbrei⸗ 
tung. Von mittelgroßer, flach kugelförmiger Geſtalt wird der Apfel 
etwa 57 mm. hoch und 73 mm. breit. Der geſchloſſene Kelch iſt aus 
ſchmalen, lang zugeſpitzten, wolligen Blättchen zuſammengeſetzt. Der kurze, 
dickfleiſchig angeſchwollene Stiel iſt wollig behaart. Die feine, glatte, 
glänzende, goldgelbe Schale iſt an der Sonnenſeite faſt orangegelb und 
mit größern, ſchwach carminfarbeneu Punkten angehaucht. Das gelblich⸗ 
weiße, ziemlich feſte, ſaftreiche Fleiſch hat einen ſüßweinigen, angenehm 
gewürzten Geſchmack. Die ziemlich geräumigen Fächer des halbgeſchloſ— 
ſenen Kernhauſes enthält hellbraun gefärbte, kleine Kerne. Eine ſchöne 
und langdauernde Tafel⸗ wie Marktfrucht, die auch zu Dörrzwecken ſehr 
empfohlen werden kann. Der ſchwach wachſende Baum von pyramidalem 
Habitus zeigt eine reiche und faſt regelmäßige Tragbarkeit 

(Deutſche Garten⸗Zeitung). 

Herschendsgabe-Sämling. Dieſer zufällig beim Gute Her⸗ 
ſchendsgabe in Jütland aus Samen entſtandene Apfel zählt zu den beſten 
ſpäten Herbſt⸗ oder früheſten Winteräpfeln. Wird zuerſt im Obſtgarten, 
No. 1. 1886, Fig. 1, abgebildet und beſchrieben. Die Geſtalt iſt et 
was veränderlich, bald mehr zugeſpitzt, bald breiter nach dem Kelche, nach 
dem Stiele aber immer flach abgerundet. Mittelgroß, etwa 70 Mm. 
breit und 60 — 70 Mm. hoch. 

Kelch geſchloſſen oder halb offen; Blättchen fein behaart, Stiel 
dick, weißlichgrün, dicht flaumig behaart, höchſtens 15 Mm. lang. Das 
kleine, offene Kernhaus mit ſchmalen Kammern birgt kleine dunkelbraune 
Samen. Das weiße, oft grünlich ſchimmernde Fleiſch iſt ſaftig, von 
ſüß weinigem Geſchmack. Dieſe ſehr beachtenswerthe Tafelfrucht dürfte 
namentlich für rauhere Gegenden ſehr werthvoll werden. 

Gammel Kjögegaards Roſenapfel. Dieſer vorzügliche, reich— 
tragende frühe Herbſtapfel auf dem gleichnamigen Gute in Seeland durch 
Samen gewonnen, iſt bis jetzt nur in einigen däniſchen Zeitſchriften be⸗ 
ſchrieben worden. 

Die ſchön kurz⸗eiförmige Frucht iſt ca. 60 Mm. breit und etwas 
höher. Kelch halboffen, lang, ſpitzblätterig, dicht graufilzig. Stiel 
weißlichgrün, dünn, am Gliede dick. Schale fettig, fein und glatt, ſtroh⸗ 
gelb, ein wenig heller als beim Gravenſteiner, mit weißlichen Strei⸗ 
fen, an der Sonnenſeite eine feine Röthe. Kernhaus verhältnißmäßig 
groß, herzförmig, mit kleinen Kammern, die zwei große kaſtanienbraune 
Samen enthalten. 


Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 8 


114 


Das Fleiſch ift fein, locker, gelblich weiß, hinreichend faftig, von 
eigenthümlich ſchwach roſenartig parfümirten Geſchmacke. Hat feine höchſte 
Güte Anfangs October, Ende dieſes Monats wird er überzeitig. 

(Obſtgarten 1886, Fig. 2.) 

Comet-Birne. Eine neue amerikaniſche Sorte und zwar ein zus 
fälliger Sämling. Als Marktobſt hat ſie mehrere Vorzüge. Sie ſieht 
wunderſchön aus, indem die feine gelbe Haut an der Sonnenſeite glänzend 
carmoiſinroth iſt. In Qualität kann ſie als gut bezeichnet werden, zeich⸗ 
net ſich durch Frühreife aus. (American. Agriculturiſt und Obſtgarten 
1886, Fig. 3). 


Ausſaat und Keimung. 
Vortrag, gehalten am 8. Februar a. c. im Gartenbau⸗Verein für Hamburg, 
Altona und Umgegend von Dr. Edmund Goeze. 


Meine Herren! Das Thema, welches ich mir heute zur Beſprechung 
ausgewählt, erſcheint auf den erſten Blick ſehr einfach, denn, — ſo ſagen 
gewiß Manche von Ihnen — naturgemäß muß auf eine Ausſaat auch 
eine Keimung erfolgen. In unſern Kulturen treten indeſſen verſchiedene, 
recht bedeutſame Momente dabei zu Tage, die kennen zu lernen und richtig 
abzuwägen, die Aufgabe des Gärtners iſt, ſoll der Erfolg die Arbeit krönen. 

Weit davon entfernt, hier etwas ganz Neues bringen zu wollen, han⸗ 
delt es ſich vielmehr nur um eine Recapitulation der wichtigſten, hierauf 
bezüglichen Thatſachen, wie ſie ſich in der botaniſch-gärtneriſchen Literatur 
theils zerſtreut vorfinden, theils in zwei ausgezeichneten Werken, dem 
Handbuch der Samenkunde von Dr. Fr. Nobbe (Berlin 1876) und 
der Vergleichend. Phyſiologie des Keimungsproceſſes des 
Samens von Profeſſor Dr. W. Detmer (Jena 1880) ſehr ausführlich 
beſprochen werden. Ein ſehr weites Gebiet iſt es, welches ich mt Ih⸗ 
nen durchſtreifen möchte, doch zu Ihrer Beruhigung ſei gleich betonit, daß 
eben nur die Hauptpunkte, wie ſie mit der gärtneriſchen Praxis in mehr 
oder minder naher Veziehung ſtehen, hervorgehoben werden ſollen. 

Wohl in keinem andern Garten gelangt alljährlich im Frühjahr eine 
jo große Anzahl von Samenarten zur Ausſaat wie in den botaniſchen 
Gärten, deren gegenſeitiger Austauſch der von ihnen gezüchteten eine große 
Mannigfaltigkeit bedingt. Daß all' dieſe, wer weiß zu wie vielen natür⸗ 
lichen Familien gehörenden Samen, die im Norden oder im Süden zur ° 
Reife gelangt ſind, ihrem Urſprunge nach bald den Tropen angehören, 
bald in gemäßigteren Himmelsſtrichen, oder auch im hohen Norden, 
auf den Bergen ihre Heimath haben, eine gar verſchiedene Behandlungs⸗ 
weiſe bedingen, dürfte einem Jeden einleuchten. — Meine einſtige Stel⸗ 
lung im pariſer Pflanzengarten brachte es mit ſich, nicht allein tau- 
ſende von Samenarten einzuernten, ſondern eben ſo viele, wo möglich 
noch mehr auszuſäen und bot mir dieſe jahrelange Beſchäftigung eine 
vorzügliche Gelegenheit, Beobachtungen anzuſtellen, die ich ſpäter verwer⸗ 
then konnte, die für mich auch die erſte Veranlaſſung zu dem heutigen 
Vortrage wurden. 


115 


Die Samenkataloge manch' größerer und kleinerer Firma enthalten 
Jahr aus Jahr ein viele ſeltene, oft von weither kommende Arten, die 
nicht immer durch friſche Zufuhr zu ergänzen ſind, nicht häufig begehrt 
werden und entweder nach einer wenig entſprechenden Verpackungsweiſe 
oder bei einer ebenſo mangelhaften Aufbewahrung ihre Keimfähigkeit raſch 
einbüßen. Für die in großen Maſſen auszuſäenden landwirthſchaftlichen 
Samen, die aber nur nach einer verſchwindend kleinen Anzahl von Ar— 
ten und Varietäten gezählt werden können, giebt es glücklicherweiſe Con— 
trolſtationen, welche den Lieferanten ſcharf auf die Finger paſſen, den 
Landmann gegen Enttäuſchungen ſicher ſtellen ſollen. Zu gärtneriſchen 
Zwecken, welche bisweilen eine kosmopolitiſche Vertretung von Arten ins 
Feld rücken laſſen, bei welchen es ſich aber gewöhnlich nur um kleine Quan⸗ 
titäten handelt, iſt eine derartige Ueberwachung ſchwer durchzuführen, 
wenn auch gut conſtruirte Keimapparate zu billigen Preiſen jetzt in Je⸗ 
dermanns Bereich find. Wie viele koſtbare Samenſendungen von über- 
ſeeiſchen Ländern gehen noch immer ganz oder zum großen Theil durch 
puren Unverſtand verloren. Selbſt die dem Anſcheine nach völlig trock— 
nen Samen, die in keiner Fruchtpulpe liegen, enthalten oft noch geringe 
Waſſermengen, welche wenn nicht zuvor an der Luft verdunſtet, beim zu 
feſten Verpacken Schimmel oder Fäulniß herbeiführen. Eine andere Ge— 
fahr droht ſolchen Samen, die auf dem Transport hohen, ausdörrenden 
Wärmegraden ausgeſetzt find; dies trifft beiſpielsweiſe auf Dampfſchiffen 
ein, wo man die Kiſten in die Nähe der Maſchine bringt, oder auch beim 
Paſſiren der Linie. Die von außen, durch dieſe oder jene Urſache beihä- 
digten Samen, oder ſolche, welche vor ihrer völligen Ausbildung geern- 
tet wurden, laſſen desgleichen ein ſpäteres Keimen ſehr zweifelhaft erſchei⸗ 
nen. In vielen, um nicht zu ſagen, den meiſten Fällen iſt das ſpecifi⸗ 
ſche Gewicht ein ſicheres Kennzeichen für die Güte der Samen, ihr Aus- 
ſehen dagegen kann oft irre leiten, denn, im lufttrocknen Raume aufbe⸗ 
wahrt, ſind manche Früchte und Samen längere Zeit hindurch keinerlei 
äußerlich hervortretenden Veränderungen unterworfen. Hüllen oder Schich⸗ 
ten, meiſtens vier an der Zahl, ſchließen den eigentlichen Samen ein 
und ſind ihre Funktionen ſehr beachtenswerthe, repräſentiren ſie doch zu⸗ 
nächſt das feſte, widerſtandsfähige Gebilde, welches dem Embryo, gleich— 
wie die Knospenſchuppe dem werdenden Blatt Schutz vor nachtheiligen 
Einflüſſen von au ßen darbieten fol. Eine große Anzahl von Samen 
beſitzt die beſonders dickwandige Hartſchicht, durch deren Conſiſtenz die 
mechaniſche Feſtigkeit der Samenhülle weſentlich bedingt wird. In dem 
beſonderen Vermögen, Waſſer aufzunehmen, lernen wir die Quellſchicht 
kennen, welche der Austrocknung des Embryo vorbeugen, die Erlöſchung 
der Lebenskraft im Samen länger hinausſchieben ſoll. Die Schwerquell⸗ 
barkeit bietet manchen Samen ein vorzügliches Mittel, gegen Kälte wi⸗ 
derſtandsfähig zu werden, da ſie ſich im lufttrocknen Zuſtande niederen 
Temperaturen gegenüber ziemlich indifferent verhalten. Sobald der Quel- 
lungsproceß eingeleitet, erfolgt gewöhnlich eine Entfärbung der Pigment⸗ 
ſchicht; ſowohl dieſer drei wie auch der Stickſtoffſchicht, für die Sa⸗ 
men der Leguminosen charakteriſtiſch, werde ich im weiteren Lauf mei⸗ 
nes Vortrags Erwähnung zu thun Gelegenheit finden. 

8* 


116 


Iſt es uns darum zu thun, Samen länger keimfähig zu erhalten, 
ſo müſſen wir dem Aufbewahrungsverfahren eine beſondere Sorgfalt an- 
gedeihen laſſen. Bei fleiſchigen oder breiigen Früchten, wie man ſie bei 
den Bromeliaceen, Solanaceen, Cucurbitaceen, Cactaceen u. ſ. w. 
kennt, muß ein vorſichtiges Zerdrücken dieſer ſaftreichen Weichtheile vor— 


genommen, und dann die übrig bleibende Maſſe in der Sonne oder zwi⸗ 


ſchen Löſchpapier in einem mäßig erwärmten Raume getrocknet werden. 
Die Samen ſind ſomit von einer halbweges pergamentähnlichen Umhül⸗ 
lung eingeſchloſſen, bieten bei einer ſpäter vorzunehmenden Ausſaat die 
beſten Chancen zum Keimen. Werden dieſelben dagegen gewaſchen, von 
allen fleiſchigen Anhängſeln befreit, ſo fallen ſie mit wenigen Ausnahmen 
einem zeitigen Verderben anheim. Die Erfahrung zeigt uns, daß von 
einigen der hier erwähnten, z. B. Melonen, Kürbiſſen, Tomaten, diverſen 
Gemüſeſorten ältere Samen friſch geernteten bei weitem vorzuziehen ſind, 
indem die daraus gezüchteten Individuen weniger Stengel und Blätter 
treiben, mehr Früchte anſetzen, oder auch, wie beim Salat, nicht ſo leicht 
in Saat ſchießen. Immerhin ſtehen ſolche Fälle vereinzelt da, und ſtellt 
die allgemeine Regel Samen der letzten Ernte als die für die Ausſaat 
geeignetſten hin. Samen, die in Zapfen, Schoten, Kapſeln eingeſchloſſen 
ſind, dürfte ein guter Gärtner wo möglich bis zu ihrer Ausſaat in ih— 
ren natürlichen Behältern belaſſen, was freilich beim Samenverkauf kaum 
durchzuführen iſt. Wohl alle Samen, ausgenommen die einiger Waſſer⸗ 
pflanzen, welche zur Erhaltung ihrer Lebensfähigkeit unter Waſſer aufzu⸗ 
bewahren ſind, ich erinnere an Victoria regia, den canadiſchen Waſſer⸗ 
reis, Zizania aquatica, ſollten, wie ſchon oben angedeutet, bis zu ihrer 
Ausſaat trocken und bei niedriger Temperatur gehalten werden, einmal 
angefeuchtet, darf weder durch Trockenheit noch geringe Wärmegrade ein 
Stillſtand herbeigeführt werden. Ob das bis zu einem gewiſſen Grade 
vorgenommene Austrocknen, das ſogenannte Dörren der Samen auf den 


ſpäteren Ertrag fördernd einwirkt, iſt eine Frage, die von Manchen be⸗ 


jaht, von Anderen ebenſo entſchieden verneint wird. Profeſſor Wollny 
unterwarf die Samen verſchiedener Getreidearten, des Flachſes und an⸗ 
derer Kulturgewächſe einem ſolchen Dörrverfahren und ſoll nach ihm das 
Wachsthum der aus getrockneten Körnern gewonnenen Pflanzen viel un⸗ 
gleichmäßiger vor ſich gehen, ihr Produktionsvermögen dagegen ein un- 
gleich höheres ſein. Jedenfalls erheiſchen derartig ausgedörrte Samen 


viel conſtantere Feuchtigkeitsgrade, was bei den im Garten oder in TZi- 7 
pfen ausgeſäeten leichter zu bewerkſtelligen iſt als bei Feldſaaten. Auch 
die Größe der Samen iſt keineswegs unweſentlich; je größere Dimenſio⸗ 
nen dieſelben haben, um jo kräftiger wird die ſpätere Entwickelung der 
daraus hervorgegangenen Pflanzen ſein. Kleinere Samen derſelben Art 
können auch nur ein kleines Embryo bergen, deſſen Wurzeln ſchwerer in 
den Boden eindringen, ſind ärmer an Reſerveſtoffen, welche den jungen 

Pflanzen bei ihrer Ausbildung zu erheblichem Vortheil gereichen und 


bleiben überdies nicht ſo lange keimfähig. 


Alten oder kränklich ausſehenden Samen muß man vor der Aus⸗ 


ſaat beſondere Pflege zupvenden. Zunächſt gehörig getrocknet, um dadurch 
jeglichen Keim des Verfalls zu entfernen, breite man ſie alsdann in einen 


117 


warm⸗feuchten Atmoſphäre auf Schieferplatten aus, die wieder mit Löſch⸗ 
papier bedeckt werden. Iſt die Lebensfähigkeit noch nicht ganz erloſchen, 
wird Keimung in verhältnißmäßig kurzer Zeit eintreten, worauf die Aus: 
ſaat in Erde erfolgt. Von de Candolle Göppert, Cohn und Anderen 
find auch Verſuche mit unreifen Samen bezüglich ihrer Keimfähigkeit an- 
geſtellt worden und haben das überraſchende Reſultat ergeben, daß manche 
Samen in dieſem unentwickelten Zuſtande zu keimen vermögen, dabei aber 
einer raſcheren Vergänglichkeit unterworfen ſind. 

Laſſen Sie uns jetzt zu der eigentlichen Ausſaat übergehen, bei wel— 
cher die freie Natur unſere beſte Lehrmeiſter in iſt. Außer in der Erde, 
dem gewöhnlichen Medium, werden von ihr eine ganze Reihe Samen in 
anderen Medien zur Ausſaat gebracht; dort unter einer dicken Moos— 
decke hat ſie den einen, hier zwiſchen Felsſpalten oder auf Baumrinden 
den andern ihren Platz zum Keimen angewieſen, während eine vierte 
oder fünfte Kategorie ſich hierfür den Aufenthalt unter Waſſer auserko— 
ren hat. Für die Fortpflanzung der den tropiſchen Küſtenländern eige— 
nen Rhizophoren oder Mangrovebäume iſt ein Keimen der Samen ſo— 
gar noch im Zuſammenhange mit der Mutterpflanze Bedingniß gewor— 
den. Meiſtentheils vertrauen wir die Ausſaat der Erde an, deren phy— 
ſikaliſche Wirkung hierbei die Hauptrolle ſpielen ſoll, während ihre che— 
miſchen Eigenſchaften dabei erſt viel ſpäter in Betracht gezogen werden. 
Wärme, Feuchtigkeit und Luft, für welche die Erde das geeignetſte Me— 
dium iſt, ſollen den Keimungsprozeß des Samens einleiten, bedingen ihn 
zum großen Theile. Dann erſt, wenn dem Samen das Würzelchen ent— 
ſchlüpft iſt, tritt die chemiſche Wirkung des Bodens zu Tage, fällt den 
Bodenbeſtandthe ilen die Aufgabe zu, das werdende Pflänzchen mit der 
ihm zuſagenden Nahrung zu verſehen. Die Bedeckung ſelbſt richtet ſich 
je nach der Größe der Samen, bei ſolchen fürs freie Land läßt man aber 
immer eine etwas tiefere Ausſaat eintreten, ſei es, um die Gefahr des 
Austrocknens abzuſchwächen, Körnerfreſſenden Vögeln den Raub zu er— 
ſchweren oder auch den ſchädlichen Wirkungen eines Platzregens vorzubeu— 
gen. Mehr als überflüſſig wäre es, wollte ich hier auf die Manipula⸗ 
tionen ſelbſt, wie ſie bei der Ausſaat bräuchlich ſind, auf die dabei zu 
beobachtenden Vorſichtsmaßregeln weiter eingehen, — nur an eins möchte 
ich erinnern, daß nämlich das beim Begießen der Sämereien zur An— 
wendung kommende Waſſer wo möglich aus Fluß oder noch beſſer aus 
Regenwaſſer beſtehe, um den bei der Keimung ſo nothwendigen Sauer— 
ſtoff dem Samen in größerer Menge zuzuführen. — Haben wir für 
die Thatſache, daß Samen vieler wildwachſender Pflanzen an ihrem na⸗ 
türlichen Standorte, deſſen Auswahl oft dem Zufall überlaſſen zu ſein 
ſcheint, raſcher und regelmäßiger keimen, als wenn ſie durch die Hand 
des Menſchen ausgeſäet werden, — eine genügende Erklärung? Ich glaube 
kaum. Gewiſſe Vorgänge in der Natur ſind und bleiben uns ein ver— 
ſchloſſenes Buch, deſſen Geheimniſſen wir wohl nachſpüren, dabei auch 
manches lernen können, die alle zu ergründen aber nicht in unſerer Macht 
ſteht. Unſere ganze Praxis iſt, ſo zu ſagen, aus einer Reihe von Kunſt— 
griffen zuſammengeſetzt, die mit dazu dienen ſollen, die ſich entgegenſtel— 
lenden Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Schwer keimende 


118 


Samen, wie Kaffeebohnen, Roſenkerne u. ſ. w. würden häufig unſerer 
Ohnmacht ſpotten, wenn die Chemie uns nicht Mittel darböte, ihrer Herr 
zu werden; wir greifen zu einer ſchwach concentrirten Löſung von Aetz⸗ 
kali oder Aetznatrion, in Ermangelung dieſer auch wohl zu Chlor, Brom, 
Jod, deren Anwendung nicht allein die widerſpenſtige harte Hülle geſchmei⸗ 
dig macht, ſondern auch ab und zu der geſchwächten Lebenskraft wirkſam 
nachhilft. Will man den jungen Sämlingen den Kampf ums Daſein er⸗ 
leichtern, ſo darf die Ausſaat keine zu dichte ſein, die daraus entſtehen⸗ 
den Uebelſtände laſſen ſich in der Landwirthſchaft nicht beſeitigen, ſchon 
eher, wie Sie wiſſen, in der Gärtnerei durch zeitiges Piquiren oder theil⸗ 
weiſes Ausrupfen. In der Größe oder Feinheit der Samen, der Härte und 
ſehr verſchiedenen Dicke ihrer Umhüllungen, dem Auftreten oder Fehlen 
eines Kerns, dem warmen, gemäßigten oder kalten Klima, unter welchem 
die Pflanzen leben, welche die Samen hervorgebracht haben, kann man 
mit Recht ebenſo viele die Ausſaat modificirende Urſachen erkennen. Die 
Erfolgloſigkeit einer ſolchen wird nach Nobbe ſei es durch Quellungsun⸗ 
fähigkeit, durch eine bereits eingetretene Zerſetzung der organiſcheu Reſer⸗ 
veſtoffe oder auch durch Lebloſigkeit des Embryo bedingt. Dies mag 
ſeine Richtigkeit haben bei Ausſaaten im Großen, wie ſie dem Landmanne 
zufallen, in der Gärtnerei kommt häufig noch ein anderer Factor hinzu, 
— wenn die Kunſt an die Stelle der Natur tritt, mit anderen Worten 
wenn wir durch ein wenig geeignetes Kulturverfahren die dem Samen 
innewohnenden guten Eigenſchaften vernichten oder ſie doch wenigſtens in 
falſche Bahnen leiten. 

Eine Frage drängt ſich mir noch auf, die ich, wenn auch nicht de— 
finitiv beantworten, ſo doch etwas näher beleuchten möchte, ehe wir zu 
den bei der Keimung wichtigen Agentien übergehen. Sie lautet — wie 
lange bewahren die Samen ihre Keimfähigkeit? Dieſe ihre Vitalität iſt 
für Landwirthe, Forſtleute, Gärtner, insbeſondere ſolche, die ſich mit dem 
Samenbetriebe abgeben, von ſehr großer Bedeutung, hat zu ſehr von 
einander abweichenden Meinungsäußerungen Veranlaſſung gegeben. Zwi⸗ 
ſchen langlebigen und kurzlebigen Samen eine ſcharfe Grenze zu ziehen, 
hält ſehr ſchwer, iſt faſt unmöglich, zumal ſich viele auf die Lebensfähig⸗ 
keit derſelben einen Einfluß ausübende Bedingungen unſerer Controle ent- 
ziehen. Die beſondere Art der Samen, der Grad der Durchdringlich— 
keit ihrer Hüllen, ferner die Natur und chemiſche Zuſammenſetzung ihrer 
Theile wirken in direkter oder indirekter Weiſe auf ihre Longevität ein; 
hieran reiht ſich noch die mehr oder minder vollkommene Reife zur Zeit 
der Ernte, das Klima, der Standort, wodurch eine Steigerung oder Ab— 
ſchwächung der Lebensfähigkeit herbeigeführt werden kann. Auch die ein⸗ 
zelnen Familien, Gattungen, ja ſelbſt Arten gehen in Bezug auf die Le⸗ 
bensdauer ihrer Samen ſehr aus einander und handelt es ſich hierbei 
ſpeciell um ihren Inhalt, ob derſelbe velig oder mehlig iſt, ob fie zu den 
exalbuminoſen oder albuminoſen gehören. Jene mit velhaltigen oder 
aromatiſchen Samen, wie die der Umbelliferen und Laurineen einer- 
ſeits, andererſeits die der Cruciferen, Euphorbiaceen und Composi- 
ten, die der meiſten Coniferen und vieler mehr widerſtehen unter den 
ihnen von uns gebotenen Aufbewahrungsmethoden nur eine verhältniß⸗ 


119 


mäßig kurze Zeit den phyſikaliſchen und chemiſchen Einflüſſen, welche die 
Atmoſphäre auf ſie ausübt, müſſen daher möglichſt bald nach ihrer Reife 
wieder ausgeſäet werden. Nach A. de Candolle Unterſuchungen zeich⸗ 
nen ſich die Samen folgender Familien durch eine lange Lebenskraft aus: 
Malvaceen, Leguminosen, Cucurbitaceen, Solanaceen, Poly gona- 
ceen, dann dürften die Amentaceen, Nymphaeaceen, Papaveraceen, 
Gramineen mit einem etwas geringeren Grade folgen, die Labiaten, 
Boraginaceen, Rosaceen ſich anſchließen und ſo weiter abwärts. Ueber 
viele wichtige Familien der Tropen fehlen hierauf bezügliche Beobachtun⸗ 
gen. Palmenſamen verlieren ſehr raſch ihre Keimfähigkeit, erheiſchen aber 
auch oft mehrere Jahre, um alle Keimungsſtadien zu durchlaufen. Pro⸗ 
feſſor Drude, der ſich ganz ſpeciell mit der geographiſchen Verbreitung 
der Palmen beſchäftigt, iſt zu dem Schluſſe gelangt, daß der ſchnelle Ver— 
luſt ihrer Keimkraft die Urſache ihrer örtlichen Beſchränkung jet und bei 
dem Studium der Araceen folgert Engler für dieſe Familie Aehnliches. 
Auch für ſolche mit hornartigem Albumen, wie die der Rubiaceen, na⸗ 
mentlich aus dem Tribus der Coffeaceen iſt Kurzlebigkeit ein beſonde⸗ 
res Charakteriſticum. 

Soll ich hier auf die oft angeführten Thatſachen zurückkommen, wo 
nach dem Urbarmachen von Wäldern, Trockenlegen von Sümpfen, und 
dgl. mehr gemeiniglich eine Vegetation zum Vorſchein kommt, die voll— 
ſtändig von jener abweicht, welche bis dahin das Terrain beſetzt hielt, ja 
ſelbſt auf größeren Entfernungen hin nicht beobachtet wurde. Eine ſolche 
plötzliche Metamorphoſe läßt ſich nur durch das Vorhandenſein von Sa— 
men erklären, die dort, tief unter der Erde begraben, in Reſerve gelegen 
haben, gegen die natürlichen Agentien, welche eine Veränderung hätten 
herbeiführen können, geſchätzt waren. Für Europa ſind es in erſter 
Linie Amentaceen, Leguminosen, (Genista, Trifolium), Erica, Cal- 
luna, Lythrum Salicaria, mehrere Epilobien und einige mehr, die 
hierbei in Frage kommen. Auch in Gräbern, Katakomben, wo Feuchtig⸗ 
keit nicht eindringen kann, die Temperatur eine gleichmäßig niedrige iſt, 
wird die Länge der Zeit, daß Samen keimfähig bleiben, nicht ſelten nach 
vielen Jahren gemeſſen. Der Zufall ſpielt bei ſolch' günſtiger Lage oft 
eine wichtige Rolle, bald iſt es dem Einſtürzen des Bodens zuzuſchreiben, 
dann wieder den Nagethieren, die ihren Winterbedarf an Samen in tiefe 
Höhlungen ſchleppen, durch frühzeitigen Tod aber um all ihre Mühe 
kommen, oder es iſt auch die Erde zur Samenreife von Riſſen durchzo— 
gen, — eine in gemäßigten und ſüdlichen Ländern durchaus nicht ſeltene 
Erſcheinung. Bei alten Völkern war es bisweilen Brauch, ihren Tod— 
ten verſchiedene Sämereien, oft in großen Quantitäten mit in den Sarg 
zu legen; ſo wurden im Jahre 1834 ſteinerne Särge römiſcher Gräber 
aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. Geb. in der Dordogne aus— 
gegraben, welche Samen verſchiedener Pflanzenarten enthielten. Manche 
derſelben keimten, einige wie Heliotropium europaeum, Medicago lu- 
pulina, Centaurea Cyanus gelangten ſogar zum Blühen. Dagegen 
hat es mit dem fabelumwobenen Mumienweizen nichts auf ſich, „noch nie 
iſt es gelungen, ſchreibt A. de Candolle, aus einem Sarge des alten 
Aegypten entnommenen und von Gärtnern ſorgfältig ausgeſäeten Samen 


120 


zum Keimen zu bringen. Nicht als ob dies zu den Unmöglichkeiten ge⸗ 
hörte, denn die Samen halten ſich um ſo viel beſſer, je mehr ſie gegen 
den Zutritt von Luft und Temperatur- oder Feuchtigkeits veränderungen 
geſchützt find und die gegyptiſchen Denkmäler bieten ſicherlich dieſe Be⸗ 
dingungen dar; Thatſache aber bleibt es, daß dieſe Ausſaat⸗-Verſuche von 
dieſen alten Samen nie Erfolg gehabt haben.“ (Origine des plantes 
eultivees, — Deutſche Ueberſetzung von E. Goeze, Leipzig, 1885). Aus 
den unzähligen Beiſpielen von der Langlebigkeit gewiſſer Samen ſei 
ſchließlich noch auf folgende zwei hingewieſen. In Virginien keimten Sa⸗ 
men von Nelumbium luteum, nachdem fie hundert Jahre mit Erde bes 
deckt geweſen und Robert Brown brachte ſolche von Nelumbium spe— 
ciosum zum Keimen, die aus dem Herbarium von Sloane ſtammten, ein Al⸗ 
ter von wenigſtens 150 Jahren aufwieſen. Vielleicht könnten dieſe bei⸗ 
den Beiſpiele aus einer Familie von Waſſerpflanzen, den Nymphaeaceen 
de Candolle's Vermuthung beſtätigen, daß diejenigen Samen, welche ſich 
im Erdboden oder in der Luft am beſten halten, desgleichen im Waſſer 
am längſten ihre Keimkraft bewahren. 

Der Satz, daß in dem Samen ſchon gewiſſermaßen das Tempera⸗ 
ment der zukünftigen Pflanze verborgen liegt, mag uns einen Schritt 
weiter führen. Xerophile und Hygrophile d. h. Trockenheit und Feuch⸗ 
tigkeit liebende Gewächſe, von erſteren weiſe ich nur auf das große Heer 
der Succulenten hin, von letzteren auf die fo charakteriſtiſchen Epiphy⸗ 
ten der Tropen, wie Araceen, Orchideen, Bromeliaceen und Farne 
ſtehen in ihren Lebensbedingungen im ſchroffſten Gegenſatze zu einander; 
einem jeden Gärtner dürften ſolche bekannt ſein und ſomit wird ihm 
auch bei der Ausſaat ihrer Samen die beſte Handhabe geboten. — Die 
oft harte Samenſchale zu erweichen, das Embryo dadurch zu befähigen, 
dieſelbe leichter zu durchbrechen, iſt die erſte und nächſte Thätigkeit des 
Waſſers und nach erfolgter Abſorption iſt die Keimung eingeleitet. Wie 
ſchon bemerkt gelangt auch Sauerſtoff gleichzeitig mit dem Waſſer in 
den Samen, der hierdurch in den Stand geſetzt wird, den großen, für 
ihn im ruhenden Zuſtande nothwendigen Bedarf an Kohlenſtoff abzuge— 
ben, da ſelbiger auf die ins Leben tretende Pflanze ſchädlich einwirken 
würde. Hält man alte oder ſchlecht ausgereifte Samen nach der Aus⸗ 
ſaat ſehr feucht, ſo iſt dies das ſicherſte Mittel, ihre Keimfähigkeit mög⸗ 
lichſt raſch zu zerſtören, ſie gelangen dagegen meiſtens zum Keimen, ſo⸗ 
bald eine verhältnißmäßig hohe Trockenheit beobachtet wird. Derartig 
beſchaffene Samen vermögen immerhin noch ziemlich beträchtliche Waſſer— 
mengen in ſich aufzunehmen, können ſolche aber nicht mehr zerſetzen, ſo— 
mit ſammelt ſich das freie Waſſer in den Höhlungen und Wandungen, 
was eine durch Weichwerden der Hüllen, ſchlechten Geruch der aufgeſpei— 
cherten Reſerveſtoffe ſich kundgebende Fäulniß herbeiführt. Indeſſen ver- 
halten ſich die Samen einer hohen Feuchtigkeit und einem ſtarken Aus⸗ 
trocknen gegenüber durchaus nicht gleichmäßig; letzteres hat auf die ſpä— 
‚tere Entwicklung der Pflanzen ſtets einen nachtheiligen Einfluß, erſtere 
kann unter Umſtänden machtlos bleiben. Es giebt nämlich Samen, die 
das Waſſer für längere Zeit an ſich herantreten laſſen, ohne zu quellen, 
— andere, welche ſogar in einem mit Waſſer durchtränkten Zuſtande zu 


121 


verharren vermögen, ohne daß es ihnen ſchadet, vorausgeſetzt, daß die 
Temperatur des Waſſers eine niedrige bleibt. Vom Meere werden bis— 
weilen weite Pflanzenwanderungen bewirkt, — Samen amerikaniſcher Ar- 
ten ſchwimmen über den Ocean, werden an Europas Küſten geworfen 
und haben ab und zu durch ihr ſpäteres Keimen alle Welt in Erſtaunen 
verſetzt. Ueber ſolche Erſcheinungen berichteten ſchon Linné, Sloane, 
Thonning u. neuerdings auch Martins und handelte es ſich hierbei in 
erſter Reihe um Samen von Guilandina Bonduc, Mucuna pruriens, 
Entada scandens unb Cassia fistula, Leguminosen-Bäume Jamai⸗ 
cas, von welchen wenigſtens die der beiden letztgenannten nach dieſer 
vielleicht Jahrelangen Reiſe zum Keimen gebracht wurden. Ich möchte 
hier noch auf ein in den Kew-Gärten zur Anwendung kommendes Ver— 
fahren bei ſehr harten Samen, die ohne ſich zu regen, über ein Jahr 
im Warmbeete gelegen hatten, hinweiſen. Man bringt dieſelben 24 Stun⸗ 
den lang in ein auf 100% C. erhitztes Waſſer, dann werden ſie wieder 
nach ihrem früheren Standort zurückgebracht und tritt gemeiniglich nach 
8—14 Tagen der Keimungsprozeß ein. 

So ließe ſich über das Verhalten des Waſſers, oder wenn man will 
der Feuchtigkeit dem Samen gegenüber noch Manches anführen, was für 
Sie, meine Herren vielleicht Intereſſe darböte, doch die Kürze der Zeit 
macht es mir zur Aufgabe, mich einem gleichwerthigen Faktor, — der 
Wärme zuzuwenden. 

Vom allgemeinen Standpunkte aus kann man bei Behandlung aller 
Samen dem Grundſatze huldigen, daß der zu ihrer Keimung und ſpäte— 
ren Entwicklung geeignetſte Wärmegrad ſich nie unter der durchſchnittli— 
chen Bodentemperatur befinden ſollte, in welcher die wildwachſenden Pflan- 
zen, von welchen ſie abſtammen, angetroffen werden, ſondern wo möglich 
noch um einige Grade darüber. Für Samen aus kalten und gemäßig- 
ten Ländern dürfte demnach die Bodenwärme zwiſchen 10—15% C. lie: 
gen, bei ſolchen aus warmen gemäßigten variirt ſie je nach den Arten 
zwiſchen 15 — 20% C. und für diejenigen der Tropen beträgt fie 22 bis 
300 C., kann in unſern Kulturen häufig noch weſentlich geſteigert wer— 
den. Der Abweichungen, ſei es nach der einen oder andern Seite hin 
giebt es allerdings eine große Menge. Der Praxis entlehnte Beiſpiele 
können aber auch den Beweis liefern, daß ſowohl durch Abkühlung auf 
niedere, wie durch Erwärmung auf höhere Temperaturen eine Beſchädi— 
gung der Samen und Keimpflanzen eintritt und Temperaturſchwankun— 
gen noch verderblicher wirken. Hat eine Keimpflanze bei niedriger Tem⸗ 
peratur ihre Evolutionen begonnen, jo kann nur bei allmähliger aber con 
ſtanter Temperaturſteigeruug eine befriedigende Fortſetzung in der Entwick— 
lung erfolgen, tft dagegen nach der Ausſaat eine höhere Temperatur in Anwen— 
dung gekommen, als die Samen eigentlich beanſpruchen, ſo muß nach dem Kei— 
men für ein allmähliges Sinken geſorgt werden, um die jungen Pflänz— 
chen mehr und mehr abzuhärten Jede Samenart iſt beim Keimungs— 
akt gewiſſen Temperaturgrenzen unterworfen, dem Minimum und dem 
Maximum, darunter oder darüber iſt überhaupt Keimung nicht mehr 
möglich Zwiſchen beiden liegt das Optimum, bekanntlich der Wärme: 
grad, bei welchem die Entwicklung des Embryo am ſchnellſten und am 


122 


ſicherſten vor ſich geht, die Intenſität der beim Keimungsakte auftreten- 
den phyſiologiſchen Proceſſe ihren Höhepunkt erreicht Man iſt noch nicht 
dahin gelangt, die hohen Temperaturgrenzen für Pflanzen und Samen 
ſo genau feſtzuſtellen wie die niedrigen, neigt ſich indeſſen der Anſicht zu, 
daß einer extremen Hitze von ihnen größerer Widerſtand entgegengeſetzt 
wird als einer extremen Kälte. Durch eine Reihe von Experimenten hat 
Uloth nachzuweiſen verſucht, daß bei verſchiedenen Samen das Minimum 
der Keimungstemperatur beträchtlich tiefer liege als bisher angenommen 
wurde und Kerner iſt bei ähnlichen Verſuchen zu dem Schluſſe gelangt, 
daß das Wachsthum der Keimtheile nicht ſelten, ſo bei verſchiedenen al— 
pinen Gewächſen ſchon unterhalb 4 2“ beginnt. Die Arten, welche zum 
Keimen die höchſten Minima erheiſchen, ſtammen, A de Candolle zufolge, 
alle von heißen Ländern. In kälteren Regionen werden ſie nicht ange⸗ 
troffen, weil, wenn fie dort keimten, der Frühling ſchon zu weit vorge— 
ſchritten wäre, um ihre Samen vor Eintritt des Winters zur Reife zu 
bringen. Viele unſerer gemeinſten Unkräuter, treue Begleiter des Euro— 
päers, wohin er auch ſeinen Wanderſtab richtet, zeigen ſich beim Keimen 
ihrer Samen gegen Kälte und Wärme gleich indifferent, die Weite zwi— 
ſchen Maxima und Minima unter welchen ſie keimen, iſt demnach eine 
ſehr beträchtliche, liefert eine genügende Erklärung für ihre oft ubiquiſti⸗ 
ſche Verbreitung auf der Erde. Nur ganz kurz möchte ich bei dieſer Ge— 
legenheit auf die Verſuche der beiden de Candolles, Alphonſe und Caſimir 
ſowie auf jene von Haberlandt hinweiſen. Erſtere hatten zum Zweck, 
die Samen auf ihre Keimfähigkeit bei niedrigen Temperaturen, ſowie 
überhaupt auf ihre Widerſtandsfähigkeit gegen hohe Kältegrade zu prüs 
fen. Dabei ergab ſich, daß einige Phanerogamen wie Sinapis alba, 
Stellaria media, Senecio vulgaris, ſelbſt noch unter 0 C. zu keimen ver- 
mögen, bei andern, von da aufwärts eine Stufenleiter zur Geltung kommt, 
die je nach den Arten um einige Grade variirt. So keimt Linum usi- 
tatissimum, der gemeine Flachs ſchon bei 1,8 C., Collomja nicht unter 
3° C,, dagegen bei 50, C., Nigella, Iberis, Trifolium bei einer Tem⸗ 
peratur von 5,3 unthätig, fingen bei 5,7 C. ſich zu regen an u ſ. w. 
Man erſieht daraus, daß für alle Samen beim Keimen ein Minimum 
in der Temperatur vorhanden iſt, wo dieſes aber ſchließlich liegt, kann 
nur experimentell für jede Art nachgewieſen werden, da ſelbſt Arten ein 
und derſelben Familie, aus ungefähr denſelben Regionen ſtammend, hierin 
ſehr von einander abweichen. Der jüngere de Candolle, Caſimir ſetzte 
13 Samenarten während 24 Stunden einer nach der Pictet'ſchen Me⸗ 
thode erzeugten Kälte von — 18% C. aus, hernach ausgeſät, hatten nur 
Perilla, Hyoscyamus , Nicotiana ihre Keimkraft eingebüßt, die andern 
3: B. Mimosa pudica, Artemisia annua verhielten ſich ganz normal. 
Ein intereſſantes Gegenſtück hierzu lieferten Haberlandt's Unterſuchungen 
der Keimungsfähigkeit bei ſehr hohen Temperaturen, welche desgleichen 
den Beweis ergaben, daß ſolches Verfahren bei recht trockenen Samen in 
vielen Fällen nicht ſchädlich einwirke. Aus 17 natürlichen Familien, (Gra- 
mineen 28 sp., Liliaceen 3 sp., Chenopodiaceen 2 sp., Polygona 
ceen 2 sp, Urticaceen 1 sp., Campanulaceen 4 sp., Labiaten 1 
sp-, Ranunculaceen 1 sp., Solanaceen 2 sp., Rubiaceen 1 sp, Cru- 


123 


ciferen 8 sp., Papaveraceen 1, Lineen 1, Umbelliferen 7, Cucur- 
bitaceen 4, Sanguisorbeen 1 sp., Papilionaceen 18 sp.,) wurden 88 
Samenarten und Varietäten unſerer Kulturpflanzen 48 Stunden lang 
einer Temperatur von 1000 C. ausgeſetzt und nur 12 derſelben (Aspa⸗ 
ragus officinalis, Allium Porrum, Spinacia oleracea, Lactuca sa- 
tiva, Apium graveolens, Pimpinella Anisum, Cucumis Melo, Al- 
lium sativum und 2 Varietäten von Phaseolus vulgaris) gingen gänz⸗ 
lich ein, bei andern 12 (Zea Mays, Panicum germanicum, P. milia— 
ceum, Anethum graveolens, Foeniculum vulgare, Daucus Carota, 
Carum Carvi, Papaver somniferum, Camelina sativa, Cucurbita 
Pepo, Sanguisorba officinalis, Trifolium pratense) trat eine theil— 
weile Tödtung ein, es keimten von ihnen je 10 — 25%. Die übrigen 
64 Arten keimten vollſtändig, einige etwas früher, wenige ſogar mit einer 
geringen Verſpätung. Bei einem Sinken der Temperatur auf 57,5 C. 
mit Beibehaltung derſelben Zeitdauer ſtellten ſich noch viel günſtigere Re— 
ſultate ein, während das Verhältniß bei 56— 57,5 C. ein vollſtändig 
normales wurde. Auch die Viltin'ſchen Beobachtungsergebniſſe verdienen 
hier noch eine kurze Erwähnung. Von im Winter gleich nach der Ernte 
ausgeſäeten Fichtenſamen erzielte man nur ein ſehr geringes Keimpro— 
cent, während eine Ausſaat ſolcher im darauf folgenden Sommer ſehr 
befriedigend ausfiel. Nun ſetzte man eine Portion dieſer Samen, welche 
im Winter eine jo geringe Keimfähigkeit gezeigt hatten, (21% ) einer 
Temperatur von 55° C. aus und zwar während 3 Stunden 21 M., 
wodurch die Keimfähigkeit auf 97% geiteigert wurde. Den Meiſten von 
Ihnen dürfte es bekannt ſein, daß Samen vieler Zwiebelgewächſe, welche 
nach der Ausſaat im Freien 1—2 Jahre zum Keimen beanſpruchen, im 
Warmbeete ausgeſät, innerhalb weniger Wochen zur Thätigkeit angeregt 
werden. Wenn auch nicht direkt mit unſerm Thema im Zuſammenhange 
ſtehend, möchte ich dennoch auf eine von Schübeler, Direktor des botan. 
Gartens in Chriſtiania beobachtete Thatſache hinweiſen. Im hohen Nor⸗ 
den durchlaufen nämlich manche Kulturpflanzen ihre Entwicklungsſtadien 
von der Ausſaat bis zur Samenreife in kürzerer Friſt und bei niedri- 
gerer Mitteltemperatur als unter höheren Breiten, und nimmt dieſer aus— 
gezeichnete Forſcher die längere Dauer des Tages, d. h. die anhaltende 
Einwirkung des Sonnenlichtes in jenen nördlichen Breiten hierfür in An— 
ſpruch. Ein anderes ganz intereſſantes Factum bot ſich mir ſelbſt wäh— 
rend meines Aufenthalts in Corimbia dar. Samen ein und derſelben 
Art, aus einem nördlich und einem ſüdlich gelegenen botaniſchen Garten, 
Göttingen und Palermo, wurden gleichzeitig und ganz unter denſelben 
Bedingungen ausgeſüt. Die Samen von Palermo keimten raſcher und 
ſicherer als jene von Göttingen, welche in einigen Fällen überhaupt im 
lebloſen Zuſtande verharrten. Bei ihrer weiteren Entwicklung wurden 
indeſſen die Palermo-Pflanzen von denen Göttingens gar bald eingeholt, 
ja ſogar weit überflügelt und ſtand ihre Samenernte in Qualität und 
Quantität hinter jener aus dem Norden gezüchteten ziemlich weit zurück. 

Wir müſſen jetzt auch noch des Lichtes gedenken, welchem man ent: 
weder jegliche Wirkung auf den Keimungsproceß abſprach, oder ſolche ſo— 
gar als ſchädlich anſah. Im Allgemeinen glaubte man, glaubt auch noch 


124 


jetzt, daß Dunkelheit der Keimung förderlich ſei, Helligkeit dieſelbe verzö⸗ 
gere, wenn auch andererſeits die Nothwendigkeit des Lichtzutrittes zun 
Bildung des normalen Chlorophyllſtoffes ſchon frühzeitig anerkannt wurde. 
Die von Dr. Stebler im pflanzenphyſiologiſchen Laboratorium des Zü- 
richer Polytechnicums neuerdings vorgenommenen Unterſuchungen haben 
nun den Beweis geliefert, daß bei vielen landwirthſchaftlichen Samen das 
Licht auf die Keimung einen bedeutend größern, fördernderen Einfluß aus⸗ 
übe als die Wärme, ſo namentlich bei den Gräſern. Dagegen meint 
Stebler eine vortheilhafte Wirkung des Lichtes auf ſchnell und leicht kei⸗ 


mende Samen nicht conſtatiren zu können. Panchon gelangte bei feinen 


Experimenten zu dem Schluſſe, daß das Licht immer die Sauerſtoffauf— 
nahme durch keimende Samen beſchleunige und daß daſſelbe bei niedri— 
ger Temperatur ſtärker wirke als bei hoher. — 

Wir bedecken unſere Ausſaaten mit Erde weniger zu dem Zwecke, 
dieſelben vom Lichte abzuſchließen, als ſie in einer gleichmäßig feuchten 
Atmoſphäre zu erhalten, Unregelmäßigkeiten in der Keimung vorzubeu— 
gen. Feinere Samen wie die von Orchideen, Nepenthaceen, Begonien, 
Calceolarien werden indeſſen auf der Oberfläche des ihnen zuſagenden 
Mediums ausgeſät, ſomit dem wenn auch gedämpften Lichte ausgeſetzt 
und keimen eben in dieſer Lage. Wenn nun dieſe, gemeiniglich viel dif- 
ficileren Pflanzen ein derartiges Verhalten zeigen, ſollte man dann nicht 
glauben, daß größere Samen, welche gegen äußere Einwirkungen viel un- 
empfindlicher ſind vom Lichte eher gefördert als zurückgehalten werden? 
Hier ein Beiſpiel. Manche Topfſämereien werden nicht ſelten gleich nach 
der Ausſaat durch unvorſichtiges Gießen von der dünnen, lockeren Erd— 
ſchicht entblößt, keimen aber deſſen ungeachtet ganz regelmäßig; einjährige, 
im Freien ausgeſäete Samen können durch heftige Regenſchauer blos— 
gelegt, ſomit den mehr oder minder direkten Sonnenſtrahlen ausgeſetzt 
werden und ihre Keimfähigkeit bleibt meiſtens dieſelbe. 

Möchte ich Ihre Geduld, m. H., nicht auf eine zu harte Probe ſteĺ EN 
len, wenn ich vor dem Schluſſe meines Themas noch einer Frage näher 
zu treten verſuche, welche mit dem Gartenbau jedenfalls in naher Bezie⸗ 
hung ſteht. — „Wie lange Zeit gebrauchen meine Samen zum Keimen? 
könnte mir das doch Jemand ſagen!“ hat gewiß ſchon mancher Gärtner 
geſeufzt, und viele werden es nach ihm thun, denn eine beſtimmte Ant⸗ 
wort läßt ſich kaum darauf ertheilen. Bei den in der Landwirthſchaft 
gebräuchlichen Sämereien erſtreckt ſich dieſer Zeitraum über höchſtens einige 
Wochen, während wir oft mit Monaten, ja ſelbſt Jahren zu rechnen ha- 
ben. Es mangelt uns an einer Erklärung, warum manche den Keimungs⸗ 
bedingungen ausgeſetzte Samen nicht keimen, aber ebenſowenig ihrer Le— 


bensfähigkeit verluſtig gehen, — warum andere, die zu ein und derſelben 
Art gehören, ein- und deſſelben Urſprungs find, auf gleiche Vollkommen 


heit und Reife Anſpruch erheben können, zur ſelben Zeit ausgeſät wurden, 
ein ſehr unregelmäßiges, d. h. nicht gleichzeitiges Keimen zeigen, wie dies 
jo häufig bei den Leguminosen zu Tage tritt. In der freien Natur 
kommt jedenfalls der periodiſche Wechſel der Luftbeſchaffenheit hierbei in 


Betracht, der wie bei der Vegetation im Allgemeinen, jo auch ſpeciell im 


Keimungsproceß eine gewiſſe Periodicität bedingt. Sich ſtützend auf die 4 


EEE 


125 


beim Obſte oft zur Geltung kommende Baumreife und Tafelreife, 
wird von verſchiedenen Seiten behauptet, daß eine Nachreifung oder 
Keimungsreifung bei dieſen oder jenen Samen die Dauer des Kei- 
mungsaktes beeinfluſſe. So ſtellte ein engliſcher Blumenfreund (vergl. 
Gardener's Chronicle, 1872, S. 1502) den Satz auf, daß Samen, 
welche alsbald nach der Ernte geſät werden, weit mehr Geduld heraus- 
fordern, als ſolche, denen man zuvor einige Monate Ruhe gegönnt hatte. 
Die bekannten Pflanzen⸗ und Samenzüchter, Henderſon & Co beſtreiten 
dies, behaupten im Gegentheil, daß eine Verzögerung in der Keimung er— 
fahrungsgemäß im genauen Verhältniß ſtehe zu der Zeit, welche der ge= 
reifte Same in der Luft aufbewahrt worden ſei; ihnen zufolge hat ſich 
demgemäß eine zeitige Ausſaat bei ſeltneren Pflanzen ſtets bewährt. Im 
Allgemeinen dürfte die Keimungs⸗Durchſchnittszeit für einjährige Gewächſe 
8—14 Tage betragen. Stauden verlangen hierzu oft die doppelte Zeit 
und ſelbſt darüber hinaus, ich erinnere an Primula japonica, Ranun- 
culus Lyallii, verſchiedene Canna-Arten, Gentianen u. ſ. w., während 
die Samen von Bäumen und Sträuchern durch eine zögernde Keiment— 


wicklung charakteriſirt werden. Das Auftreten von Eiweiß im Samen 
ſoll immer eine Verzögerung des Keimens herbeiführen, auch iſt es leicht 


erklärlich, daß ein unentwickelter Zuſtand des Embryo im gereiften Sa— 
men eine Verſpätung des Durchbruchs bedingt und umgekehrt. Gleich- 
wie die Länge der Keimfähigkeit mit der Länge der Keimdauer 
höchſt wahrſcheinlich in näherer Beziehung ſteht, dürften zwiſchen letzterer 
und der Dauer der Reifezeit des Samens allem Anſcheine nach innige 
Beziehungen obwalten. Um dies weiter zu begründen, verweiſe ich auf 
die epochemachenden Kreuzungsverſuche bei Orchideen, welche ſeit einer 
Reihe von Jahren in dem Etabliſſement der Herrn Veitch, London vor— 
genommen werden. In dem bei Gelegenheit der Londoner Orchideen: 
Conferenz über dieſen Gegenſtand gehaltenen Vortrage (vergl. Hambur— 
ger Garten- und Blumenzeitung, S. 282, 298) macht Herr Veitch ganz 
ſpeciell darauf aufmerkſam, daß die durch die Kunſt erzeugten Kapſeln 
oft über ein Jahr zur Reife beanſpruchen, wiederum die davon ausge- 
ſäeten Samen eine dem entſprechende Zeit zum Keimen erheiſchen, wenn 
ſie überhaupt keimen. Es wäre voreilig, wollten wir hieraus einen Schluß 
für die Samen im allgemeinen ziehen, vielleicht fühlen ſich aber einige 
der anweſenden Herren veranlaßt, dieſer Frage näher zu treten. 

Mein kurzes Expoſé würde unvollſtändig bleiben, wenn ich am 
Schluſſe nicht noch einige kurze Worte über den eigentlichen Keimungsakt 
hinzufügte. Drei qualitativ verſchiedene Vorgänge können nach Nobbe und 
Dettmer bei demſelben unterſchieden werden, nämlich: 

1. Die Quellung der Samen durch Waſſeraufnahme, als das me⸗ 
chaniſche Moment bezeichnet. 

2. Die Auflöſung und Umbildung der Reſerveſtoffe, d. i. das che⸗ 
mi ſche Moment. 

3. Die Entfaltung des Embryo, das morphologiſche Moment. 

Es kommt nicht ſelten vor, daß das Gewebe der Samenſchalen der— 
artig beſchaffen iſt, um das Aufquellen der Samen ſehr zu erſchweren. 
Andererſeits wird aber grade durch gewiſſe Gewebepartien dieſer Scha— 


126 


len eine beſchleunigte Waſſeraufnahme ſeitens der Samen herbeigeführt. 
Stoffwechſel und Wachsthumsproceſſe in den Pflanzenzellen können nur 
dann zur Geltung kommen, wenn hinreichende Feuchtigkeitsmengen vor⸗ 
handen find. Je nach ihrer Größe tritt in keimfähigen Samen ein be- 
trächtliches Quantum von ſtickſtoffhaltigen Verbindungen, d. h. von Er⸗ 
weisſtoffen oder Albuminoiden auf, doch ſind auch noch andere Subſtan⸗ 
zen, namentlich Stärke, Fett und Zucker bald in geringer, bald in grö- 
ßerer Menge in den Samenkörnern enthalten. Von dem ausgezeich⸗ 
neten Pflanzenphyſiologen Julius Sachs iſt nun in ebenſo geiſtreicher wie 
exakter Weiſe nachgewieſen worden, wie die junge Keimpflanze des Sa⸗ 
menkorns aus dieſen Stoffen ihre erſten Wurzeln, Stengeltheile und Blät⸗ 
ter aufbaut. Mit dem fortſchreitenden Wachsthum dieſer Keimtheile ver⸗ 
ändern ſich auch dieſe Stoffe und verſchwinden endlich ganz um die Form 


von Zellgeweben anzunehmen. „Die Reſerveſtoffe ſind gewiſſermaßen die 


Erbſchaft, welche auf die junge Pflanze von ihrer Mutterpflanze über⸗ 
geht, ein kleines Kapital, mit dem ſie ſo lange wirthſchaftet, bis ſie ſelbſt 
in der Lage iſt, die Wachsthumsſtoffe zu erzeugen.“ Nobbe. 1 
Mit dieſem zweiten Moment der Keimung wird auch der atmoſphä⸗ 
riſche Sauerſtoff aufgenommen, zur chemiſchen Thätigkeit angeregt und 
Kohlen und Waſſerſtoffe vom Samen ausgeſchieden. Auf eine bei die⸗ 
ſen Proceſſen nebenher laufende Gährung, auf die Bedeutung der Mikro⸗ 
organismen für das Keimen der Pflanzen haben Paſteur und feine Schü- 
ler Duclaux zuerſt hingewieſen, ſind bei ihren Unterſuchungen zu dem 
Schluſſe gelangt, daß Pflanzen in einem von Mikroorganismen freien 
Boden ein ähnliches Verhalten zeigen wie in deſtillirtem Waſſer, alſo 
nicht zur völligen Entwicklung kommen können. f 
Die erſte Entwicklung des Embryo als drittes und letztes Moment 
der Keimung wird durch das Hervorbrechen der Keimwurzel charakteri⸗ 
ſirt. Das junge im Samen verborgene Pflänzchen iſt gleich dem von 


der Knospe umhüllten Blatte einem Gefangenen zu vergleichen, — phy⸗ 


ſikaliſche und chemiſche Einwirkungen machen die Wände des Gefängniſſes 
biegſam, durchdringlich, durchbrechen ſie, ja ſie verwandeln ſogar dann 
und wann die ſich ihnen in den Weg ſtellenden Subſtanzen in flüſſige 
Materie, die als Nahrung zum weiteren Wachsthum und Gedeihen des 
ſomit befreiten jungen Schößlings dienen ſoll. Derſelbe ſenkt ſein Wür⸗ 
zelchen in den Boden, trägt nach außen ſeine Knospen und erſten Blät⸗ 
ter und damit iſt der Keimungsakt zu Ende, werden dem Pflanzenindi⸗ 
viduum neue Bahnen zur weiteren Entfaltung feiner Organe erſchloſſen. 


Feuilleton. 


Ein neuer Induſtriezweig hat ſich ſeit einigen Jahren in den Ver⸗ 
einigten Staaten Nordamerikas entwickelt, — das Einſammeln und Ver⸗ 
werthen von Herbſtblättern. Dieſe Blätter ſind bekanntlich in Amerika, 
ſo namentlich in den canadiſchen Wäldern von ganz beſonders ſchöner 
Färbung, glänzend dunkelroth, goldgelb, goldbraun, ſcharlachroth, rothgelb, 


127 


braungrün, geflammt, geädert u. ſ. w. Die ſchönſten Exemplare werden 
ausgeſucht, gepreßt wie in Herbarien zwiſchen Papier, und dann mit 
einer leichten Wachslöſung überzogen. So zubereitet, werden ſie zu Bou— 
quets à la Makart, Bilderrahmen, Fenſterbekleidungen u. ſ. w. verwendet. 


Der Hauptproductionsort für Chinarinden iſt bekanntlich in neue- 
rer Zeit Ceylon geworden. Die zuerſt in Java angewandte Methode, 
Pfropfreiſer von beſonders gehaltreichen Bäumen auf andere ſchnellwüch— 
ſige Arten zu pfropfen, iſt nach Ceylon eingeführt worden. Die Produk— 
tion iſt von 16000 Pfd. in 1874, wo der erſte Export ſtattfand, inner- 
halb des verfloſſenen Decenniums auf 11,678,000 Pfd. geſtiegen und 
würde im verfloſſenen Jahre noch erheblich größer geweſen ſein, wenn nicht 
der jähe Preisſturz in Folge Ueberproduktion viele Pflanzer veranlaßt 
hätte, mit dem Schälen der Bäume einzuhalten. Neupflanzungen erſchei— 
nen bereits kaum noch rentabel. — In zweiter Linie kommt Java mit 
ſeinen ausgedehnten Pflanzungen hochprocentiger Cinchona Ledgeriana, 
die aber durchſchnittlich noch jung ſind und den Weltmarkt noch nicht 
ſonderlich beeinfluſſen. Indien, Jamaica und Guatemala fallen noch we— 
niger ins Gewicht, am wenigſten Bolivia, deſſen natürliche Cinchona- 
Waldungen, weil zu abgelegen, bei den heutigen Preiſen nicht konkurriren 
können, während die ſeit Ende der ſiebziger Jahre angelegten Pflan- 
zungen noch zu jung find, um ſchon einen Ertrag zu liefern. (Globus). 

Musa coceinea. Ein alter längſt bekannter Inſaſſe unſerer 
Warnchäuſer, deſſen Verdienſte als ſehr effectvolle Decorationspflanze aber 
lange nicht genug gewürdigt werden. Neuerdings iſt in mehreren Zeit— 
ſchriften von ihr die Rede geweſen und ſo benutzen wir die Gelegenheit, 
unſere Leſer auf ſie hinzuweiſen. Die herrliche Belaubung erhält einen 
doppelten Reiz, wenn aus ihrer Spitze die glänzend ſcharlachrothe In— 
florescenz in Form einer ſtarken Aehre hervorbricht, welche ſich mehrere 
Monate in ihrer ganzen Schönheit erhält. Die Pflanze eignet ſich na— 
mentlich auch zur Ausſchmückung von Zimmern, iſt in denſelben gegen 
verhältnißmäßig niedrige Temperaturgrade unempfindlich. Einigermaßen 
kräftige Ausläufer blühen ſchon im folgenden Jahre, weshalb dieſe Ver— 
mehrung jener durch Samen bei weitem vorzuziehen iſt. 


Den Umfang der Blumenzwiebelkulturen in der Umgebung von 
Haarlem conſtatiren belgiſche Fachblätter nach officiellen Aufzeichnungen 
folgendermaßen: In 30 Gemeinden in der Umgegend von Haarlem wa— 
ren im Jahre 1882 


der Hyacinthenkultur 231,01 ha. 
„ Tulpenkultur 205,73 „ 
„ Crocuskultur . 
„ Narrtiſſenkultur . 


ww + 


Hoteia- u. Dicentra-Kultur 22,43 3 
„ verſchiedene Zwiebelpflanzen 52,15 „ 
ſonach im Ganzen 595,10 ha. 
den Zwiebelpflanzen gewidmet. — Außerdem wurden 36 ha, Wieſengrund 
zur Zwiebelkultur bereitet. 


123 


Die Weinproduktion in den verſchiedenen Ländern der Erde. 
Trotz der ſchrecklichen Verwüſtungen, welche die Phylloxera angerichtet hat, 
iſt Frankreich das meiſt erzeugende Weinland der Welt geblieben. Ob⸗ 


gleich auf die Hälfte vermindert, beträgt die franzöſiſche Weinproduktion 


noch heute 35 Million Hektoliter, auf einer Fläche von mehr als 2 Mil⸗ 
lion Hektaren, und dies iſt ohne Algier zu rechnen, welches noch weit da⸗ 


von entfernt iſt, unter dieſen Zahlen Beachtung zu finden, obgleich es 


ſchon eine Million Hektoliter Wein producirt und die Weinkultur ſich in 
dieſer ſchönen Kolonie mit großer Geſchwindigkeit entwickelt. Italien 


kommt zunächſt nach Frankreich. Seine Produktion beträgt 27 Million 


ektoliter auf 1,870,000 Hektaren. Es macht große Anſtrengungen, die 


lächen, auf denen Wein gebaut wird, zu vermehren und die Güte wie 


das Erträgniß ſeiner Weinberge zu heben. Auf Italien folgt Spanien. 


Seine Produktion beträgt 22 Million Hektoliter auf einer Fläche von 
1,400,000 Hektaren Weinberge. Nach dieſen 3 Ländern, deren Geſammt⸗ 
produktion ſich auf 84 Million Hektoliter beläuft, folgen: 


Oeſterreich⸗ Ungarn 8,500,000 Hektoliter 
Peine , A AI Eee 3 
eee, 2a a ARE Be 
DEIEBIAND =. , , ERBE 
Eren „ d e = Bie ET an SE ii 2 
Schnee N SE RER PER ER BE ET 4 
,, /, Ge 2 N 
Vereinigte Staaten von Amerika . 1,000,000 5 
eee 1,000, 0 („ 


Verſchiedene Länder zuaammen . . 2,600,000 „ 
Zuſammen 28,500,000 Hektoliter. 
Die Geſammtproduktion der civiliſirten Welt beläuft ſich demnach 

auf 112,500,000 Hektoliter Wein. 


(Mittheilungen über Landwirthſchaft, Gartenbau und Hauswirthſchaft.) 


Anzucht von Sämlingen zur Erzielung neuer Obſtſorten. Es 
ſind im vergangenen Etatsjahre zum erſten Male bei Aepfeln, Birnen, 
Kirſchen, Pflaumen und Zwetſchen Kreuzungen mittelſt künſtlicher Be⸗ 
fruchtung ausgeführt worden, wobei man von dem Gedanken ausging, 
gewiſſe Sorten, deren Anbau aus mancherlei Gründen empfehlenswerth 
erſcheint, durch gute Eigenſchaften zu verbeſſern, die ihnen ſeither noch 
fehlten. So möchte man z. B. der ſonſt jo fruchtbaren Clairgeau's But⸗ 
terbirn durch Kreuzung mit der Gellert's B. B. die noch mangelnde 
beſſere Qualität des Fleiſches geben, dem weißen Winter⸗Calville durch 
Kreuzung mit der Winter⸗Goldparmaine etwas von ſeiner Empfindlid- 
keit nehmen u. ſ. w. Ueber das Reſultat dieſes Verſuches ſoll im näch⸗ 
ſten Jahre berichtet werden. 

Die in früheren Jahren ohne künſtliche Befruchtung aus vollkom⸗ 
menen Kernen guter Obſtſorten gezogenen Sämlinge laſſen zur Zeit noch 
wenig Merkmale ihrer künftigen Geſtaltung erkennen. Indeß zeigen doch 
die Sämlinge von 1882, welche nach der Methode Touraſſe behandelt 
wurden, ſchon jetzt Blüthenknoſpen, ſo daß man von ihnen die erſten 


* 5 = 8 
„ ²˙ ne 


129 


Früchte in den nächſten Jahren erwarten kann. — Auffallend iſt die 
große Empfindlichkeit der hier gewonnenen Sämlinge gegen die Angriffe 
paraſitiſcher Pilze. Obwohl Sämlinge in dieſer Beziehung viel härter 
ſein ſollten, als durch Veredelung gewonnene Bäumchen, ſo werden ſie 
doch durch die oben erwähnte Erysiphe pannosa in der ſchlimmſten Weiſe 
befallen und im Wachsthum zurückgehalten. Pfirſichſämlinge haben durch 
den Exoascus deformans viel mehr zu leiden, als Pfirſichveredelungen. 
(Ber. der Kgl. Lehranſt. f. Objt- und Weinb. Geiſenheim.) 

Die Blüthezeit der verſchiedenen Obſtſorten. Da es für den 
Obſtbau mancher Gegenden von großem Werthe iſt, die Blüthezeit der 
einzelnen Obſtſorten zu kennen, um ſich mit der Anpflanzung danach richten 
zu können, wurden in hieſiger Anſtalt in den Jahren 1881—84 incl. die 
Blüthentermine einer großen Zahl von Obſtſorten niedergeſchrieben. In 
dieſem Frühjahre verlief die Blüthe ſo außerordentlich raſch, daß wirkliche 
Unterſchiede bei den einzelnen Sorten kaum zu bemerken waren. Wenn ſich 
auch bei dieſen Beobachtungen ergab, daß die Blüthe in ihrer Entwicke— 
lung nicht unter allen Umſtänden conſtant iſt, ſondern vom Jahrgang 
und von der Individualität des einzelnen Baumes beeinflußt wird, ſo 
blieben ſich doch eine Anzahl Sorten ſo gleich, daß ſie unter allen Um— 
ſtänden als früh⸗ oder ſpät⸗blühend angeſehen werden können. 

Als frühblühend dürfen darnach gelten: 

Von Aepfeln: Reval'ſcher Birnapfel, Calvill Garibaldi, Morgans 
Favorite, Batullenapfel, Charlamowski, Weißer und rother Aſtrakan, 
Braunſchweiger Milchapfel, Virginiſcher Roſenapfel, Pfirſichrother Som- 
merapfel, Weißer Sommer⸗Strichapfel, Wilkenburger Herbſt Rtte., Emi⸗ 
lie Müller, Gelber Richard, Keswiker Küchenapfel. 

Von Birnen: Die Dechantsbirne von Alencon, Grüne Hoyers- 
wer daer, die Crasanne, Marie Guisse, Feigenbirn von Alencon, En- 
gelsbirn, Herzog von Angouleme und die geſtreifte Abart, St. Germain 
Vauquelin, Gute Frühjahrs Louiſe, Forellenbirn, Winter Dechantsbirn, 
St. Germain und die geſtreifte Abart, Graue Winter B. B, Madame 
Treyve, Amalins B. B. und die geſtreifte Abart, Desiré Cornelis, 
Sparbirn, Römiſche Schmalzbirn, Graue Herbſt B. B. 

Als ſpätblühend ſind zu betrachten: 

Von Aepfeln: Großer Bohnapfel, Boikenapfel, Carpentin, Edelbors— 
dorfer, Große Caſſeler Rtte., Weißer, brauner und leichter Matapfel, 
London Pepping, Prinzenapfel, Pariſer Rambour Rtte., Luxemburger 
Rtte., Harberts Rtte., Schickenapfel, Königlicher Kurzſtiel, Kaupanger, 
Wellington, Cludius Borsdorfer, Goldzeugapfel, Thouins Rtte., Cham⸗ 
pagner Rtte., Cuſſel, Glanz Rtte., Capuzine rapfel von Tournay, Süßer 
Holaart, Winter⸗Goldparmaene. 

Von Birnen: Adelhaid von Rèves, Luizets B. B., Bergamotte 
von Tournay, General Dutilleul, President Debouteville, Deutſche 
Nationalbergamotte, Lieutenant Poitevin, Trockener Martin. 

Das Frühjahr 1884 brachte vielfach die merkwürdige Erſcheinung 
gefüllter Aepfelblüthen, die ſich nicht nur an Pyramiden, ſondern ſehr 
häufig aus den im Herbſt 1883 oculirten Augen entwickelten. 

Beſonders zeichneten ſich in dieſer Beziehung Ribstons' Pepping, 

9 


Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 


. 


130 


Harberts Rtte., Gravenſteiner, Rother Eiſerapfel und Engliſcher Him⸗ 


beerapfel aus. (B. der K. L. für Obſt⸗ u. Weinb. Geiſenheim.) 
Aufſchließung des Untergrundes für die Wurzeln der Obſtbäume. 
Wie ſchon früher hervorgehoben, befindet ſich im Muttergarten der An⸗ 
ſtalt in der Tiefe von 1 m eine fefte Schicht eiſenhaltigen Thonſandes, 
welche dem Eindringen der Wurzeln in die Tiefe ein faſt unüberwindba⸗ 
res Hinderniß entgegenſtellt. Im Jahre 1882 wurde neben jedem Hoch⸗ 
ſtamm mit dem Bohlken'ſchen Patent-Erdbohrer je 3 Löcher von 20 cm 
Durchmeſſer durch die gedachte Schicht gebohrt und mit guter Kompoſt⸗ 


erde ausgefüllt. Als man die Wurzeln eines Baumes, welcher den 
Sturm vom 18. Juli zum Opfer gefallen war, herausgrub, zeigte ſich 
deutlich, wie die in der Nähe der Bohrlöcher befindlichen Wurzeln ſich in 


denſelben zahlreich vermehrt hatten und durch die Schicht in die Tiefe 
hinunter gedrungen waren. Der beabſichtigte Erfolg war alſo durchaus 
erzielt; deswegen ſollte der Erdbohrer in ähnlichen Verhältniſſen ſtete 
Anwendung finden. Sicherlich läßt ſich auch mit demſelben der Unter— 
grund bis zu einem gewiſſen Grade entwäſſern, reſp. lüften, wenn man 
Löcher bis zu 2 Meter Tiefe bohrt und dieſelben mit Geröll auffüllt. 
Bei dieſer Gelegenheit ſei auch erwähnt, daß der große Regenwurm, 
Lumbricus terrestris, bei der Aufſchließung des Untergrundes die werth— 
vollſten Dienſte leiſtet, indem die Wurzeln der Obſt bäume durch ſeine 


ſtets ſenkrecht angelegten Gänge in den Untergrund und in das feſte Erd⸗ 
reich eindringen können. Gewiß dürfte dies manchmal allein nur mit 
Hülfe der Wurmröhren möglich ſein. In hieſiger Anſtalt wurden beim 


Graben beſonders tiefer Baumlöcher die Gänge des großen Regenwur⸗ 
mes noch bei 2 m unter der Oberfläche in großer Anzahl conſtatirt. 
(Ber. d. K. L. für Obſt⸗ u. Weinb. Geiſenheim.) 


Jubaea spectabilis. Im vorigen Jahrgang dieſer Zeitung 
(S. 425) wieſen wir auf das prachtvolle Exemplar dieſer Palme im 


Liſſaboner Garten des unlängſt verſtorbenen Königs Don Fernando hin; 
können dieſe Notiz jetzt dahin vervollſtändigen, daß daſſelbe im verfloſ— 
ſenen Jahre blühte und Frucht anſetzte, in dieſem Jahre daſſelbe zu thun 
ſich vorbereitet. 

Ueber das Lack von Cochinchina. Aus verſchiedenen Arten der 
Anacardiaceen- Gattung Melanorrhoea, Wall. wird dieſes Product ge⸗ 
wonnen und hat uns Wallich über die Art und Weiſe der Gewinnung 
dieſes Saftes Näheres mitgetheilt. Die Rindenſchichten werden durch das 
Schlagen mit einem Klöpfel weich gemacht, um die Secretionen reichli⸗ 


cher fließen zu laſſen. Letztere werden in ſchräg laufende Bambus röhre, 


die bis zum Centrum ausgehöhlt ſind, aufgefangen. Alle drei Tage wird 
der Inhalt in ein Gefäß gegoſſen, um Oxydation zu verhindern. In 
Cambodge dient hierzu Melanorrhoea laccitera, in Birma M. usitata 
u. glabra. Der Saft des Cambodge-Baumes, mörac oder mairac 
fließt nicht reichlich; während der 4 oder 5 Monate (December bis April), 
daß die Ausbeutung dauert, gewinnt man kaum 2 Liter von einem 
Baume. Es giebt zwei Mittel, den Saft aufzubewahren, entweder im 
Waſſer oder vermittels des Oelharzes von Dipterocarpus alatus, wo— 
mit man den mairac bedeckt, der ſich dadurch nicht in Harz verwan⸗ 


131 


deln kann. Wird Waffer gebraucht, jo muß daſſelbe alle 4 Tage durch 
neues erſetzt werden und ſoll ſich der Saft auf dieſe oder jene Weiſe 
8-10 Monate conſervieren. Ganz friſch iſt der mairac ſehr ätzend, 
doch ſchon einige Tage nachher verliert er dieſe Eigenſchaft, läßt er ſich 
ohne jegliche Gefahr handhaben. Während er das Gold ſehr ſolide und 
für eine unbegrenzte Zeit fixirt, verhält er ſich anders zu den übrigen 
Metallen, namentlich zum Silber. Politiſche und wirthſchaftliche Ver— 
hältniſſe in den indoschinefiihen Ländern find die Urſache, daß ein jo 
wichtiges Pflanzenerzeugniß bis dahin auf dem europäiſchen Markte nicht 
vertreten iſt und muß noch bemerkt werden, daß das rothbraune Holz 
dieſer Bäume einen noch höheren Werth beſitzt als dieſer Saft, in der 
Kunſttiſchlerei ſehr geſchätzt wird. In den erſten 20 Jahren zeigen die 
Melanorrhoeen ein ſehr raſches Wachsthum. Dann erfolgt ein merfli- 
cher Stillſtand. In den mit einem entſprechenden Klima ausgeſtatteten 
Ländern würde die Kultur dieſer Bäume, ſowohl des Saftes wie des 
Holzes wegen eine ſehr lohnende ſein. 
(Bull. Mens. d. I. Soc. Linn. de Paris). 

Ueber die Reiné-ala und ihre Gebrauchsanwendungen. Dies 
iſt der volksthümliche Name für Adansonia madagascariensis, dieſe ſo 
intereſſante Art, welche an der Weſtküſte der Inſel in großer Ausdeh- 
nung auftritt. Der Stamm des Baumes wird 20 bis 25 Fuß hoch 
und hält 3-10 Fuß im Durchmeſſer, an der Baſis iſt er angeſchwol— 
len. Dies berichtet Bernier von Drégo-Soares, während Grevé in der 
Umgegend von Mouroundava viele Stämme dieſer ſeltſamen Sterculiacee 
antraf, die 50 Fuß hoch waren und 30—40 Fuß im Durchmeſſer hiel— 
ten. Meiſtentheils iſt ſeine Rinde glatt, variirt aber ſehr in der Farbe, 
bald iſt ſie grau, bald bläulich oder auch röthlich. Von der Spitze des 
Stammes breiten ſich ſehr dicke horizontale Aeſte aus. Im Juli beginnt 
er zu blühen und Frucht anzuſetzen, dann iſt er ganz blattlos, die Be⸗ 
laubung erfolgt erſt im November. Es iſt aber insbeſondere durch ihre 
nützlichen Produkte, daß ſich die Reiné-ala auszeichnet; ihre textile Rinde 
wird zum Bedecken der Hütten ſowie zur Anfertigung von Tauen ver: 
werthet. Das Holz iſt weich und ſchwammicht; während der thätigen 
Vegetationszeit liefert es durch Einſchnitte einen waſſerähnlichen Saft, 
der zum Trinken dient. In Mouroundava giebt es Handelshäuſer, welche 
die Samen in großen Maſſen ansführen, doch ſagt Herr Grevs nicht, 
zu welchem Zweck, wahrſcheinlich gewinnt man Oel aus ihnen. Die Sa- 
men liegen in einer eßbaren Fruchtmaſſe eingebettet. Außerdem wird 
der weißeſte und weichſte Theil der * e ausgebeutet. 

alllon 
in Bull. Mens. d. I. Soc. Linn. de Paris. 

Chemie der Erdbeere. Der engliſche Chemiker John Munro hat 
in der Aſche von Erdbeeren Kali im Betrage von 41 40% gefunden 
und daraus den Schluß gezogen, daß es räthlich ſei, Erdbeerpflanzen mit 
Kali zu düngen. Die Thatſache, daß in Töpfen gezogene Erdbeerpflan⸗ 
zen trotz reichlicher Düngung mit Guano und ungeachtet eines reichen 
Blüthenſtandes häufig nur kleine und dürftige Früchte hervorbringen, auch 
häufig von Mehlthau befallen werden, glaubt er auf Kalimangel im Bo⸗ 

9* 


132 


den zurückführen zu dürfen. Es wäre nun Sache der Praxis, dieſe ſehr 


beachtenswerthe Vermuthung durch Verſuche zu erproben. 
(Wiener Illuſtr. Gart Zeitung.) 


Botaniſcher Garten in Montreal. Während faſt alle Kolonien 
Englands, ſelbſt die kleinſten ſich ſeit kürzerer oder längerer Zeit eines 


botan. Gartens erfreuten, zum wenigſten ſich eines ſogenannten Regie⸗ 
rungs⸗Gartens rühmen konnten, war eine der größten wenn auch nörd- 
lichſten Beſitzungen des immer regſamen Albions, — Canada bis dahin 
leer ausgegangen und alle darauf hinzielenden Bemühungen, namentlich 
ſeitens der Montreal Horticultural- Society hatten bis vor Kurzem 
keinen Erfolg gehabt. 


Doch Beharrlichkeit führt zum Ziele und aller Wahrſcheinlichkeit 


nach dürfte auch die canadiſche Hauptſtadt in Bälde einen botaniſchen 


Garten beſitzen, der, wenn das Gründungs-Programm gewiſſenhaft ein⸗ 


gehalten, dem ganzen Lande ſicherlich zur Ehre und zum Nutzen gerei⸗ 
chen wird. 


Die neue Roſe „William Franeis Bennett“. 


Als Bennet in Chapleford im Jahre 1879 mit den ſogenannten 
Thee⸗Hybriden zum erſtenmale in die Oeffentlichkeit trat, ſchüttelten ſeine 
Landsleute über ſein Beginnen die Köpfe und ſprachen ihm, da er kein 
Gärtner war, jeglichen Erfolg ab. Man warf ſeinen Roſen vor, daß 
ſie nur ſchwachen Wuchs machen und blos zur Kultur unter Glas geeig— 
net wären. Erinnere ich mich doch ſtets mit Vergnügen daran, als mir 
der alte William Paul in ſeinen Häuſern in Waltham Bennett's erſte 
6 Thee⸗Hybriden mit der Aeußerung bemerklich machte, „daß fie außer 
der Hauskultur nichts taugen.“ Und welche Erfolge hat Bennett mit ſei⸗ 


nen Sämlingen bisher gehabt! Bei meinem Beſuche war Lady Fitz- 


william, Distinction, Countess of Panbroke und Hein— 
rich Schultheiss eben zum erſtenmale in der Blüthe. Welche Far⸗ 
benpracht! Laſſen wir Bennett ſelbſt ſprechen: „Ich war ſtets ein großer 
Roſenfreund und habe ſeit 40 Jahren viele neue Einführungen kennen 
gelernt. Im Jahre 1865 fing ich an die Roſen näher zu ſtudieren und 
fand bald, daß in der ganzen Zeit kein großer Fortſchritt gemacht wurde 


und dachte ich, daß durch vernünftige Kreuzungen Bedeutendes geleiſtet 


werden könnte. 

Durch meine bedeutenden Erfahrungen bei der Kreuzung der Haus⸗ 
thiere fühlte ich mich um ſo mehr zu meinen Verſuchen veranlaßt. 

„Im Jahre 1870 beſuchte ich die Roſenſchulen in Lyon und ent- 
deckte daſelbſt in betreff der künſtlichen Befruchtung keinen wiſſenſchaft⸗ 
lichen Fortſchritt. Ich fand, daß die Sämlingszucht in Frankreich etwa 
gleich iſt mit der Rindviehzucht auf den Prairien Mexikos. Die Befruchtung 
wird da ſich ſelbſt überlaſſen und das beſte Samenprodukt wird dann 
ausgewählt. Dieſe Betrachtung machte mich ſicher, daß hier noch ein 
weites, unbearbeitetes Feld vor mir lag. 

„Ich verſuchte und fand, daß viele Schwierigkeiten zu überwinden 


133 


waren, ehe ich durch künſtliche Befruchtung Samen ernten konnte und 
wie weit gingen die verſchiedenen Sorten in ihren individuellen Eigen— 
ſchaften auseinander! Die Theeroſen wurden öfter mit Remontanten und 
umgekehrt gekreuzt. Ich fand, daß Moosroſen, Bengalroſen ſich eben— 
falls leicht gegenſeitig kreuzen ließen. 
| Zu meinen Hauptverſuchen benutzte ich gewöhnlich alba rosea 
und President als Samenträger. Zu Kreuzungen verwendete ich 
Louis Van Houtte, Victor Verdier ete. Meine Abſicht war, 
reinweiße und gelbe Remontanten, ſowie purpurrothe, ſehr hochfarbige, 
dunkle Theeroſen zu züchten. In wieweit ich meine Aufgabe gelöſt habe, 
zeigen meine Produkte.“ 
| In der That find Bennett's Leiſtungen ganz außerordentliche und 
die jetzt in verſchiedenen deutſchen Gartenzeitungen abgebildete Theeroſe 
William Francis Bennett dürfte die beſte des Jahrgangs 1886 
ſein. Im Jahre 1884 ſtellte Bennett dieſe Roſe verſchiedene Male zur 
Schau aus und wurde ſie überall mit den erſten Preiſen gekrönt, doch brachte 
ſie Bennet nicht in den Handel. Eines Tages erſchienen nun die Blu— 
menhändlerin Evans und ihr Sohn in Bennett's Etabliſſement, die beide 
von der Schönheit der neuen Roſe ſo entzückt waren, daß ſie für die 
Summe von 22 000 Mark das alleinige Eigenthums- und Verkaufsrecht 
für dieſe Novität erwarben. Einen ſolchen enormen Preis für eine neue 
Roſe zu zahlen, war bis dahin in den Annalen der Roſe unbekannt, 
dürfte wahrſcheinlich ein Unicum bleiben. 

Aus den folgenden Zeitungsauszügen kann der Werth dieſer Roſe 
erſehen werden. 
| „Die W. F. Bennett-Roſe hält alles was im voraus zu ihren 
Gunſten geſagt wurde. Sie erhielt ein Zeugniß erſter Klaſſe. Die Blu— 
men ſind leuchtend karminroth, der Wohlgeruch ausgezeichnet. Sie wird 
ſicher eine Winterroſe erſten Ranges werden.“ (New-York Hort. So- 
ciety.) 

„Wir fanden bei dem Beſuch von Bennett's Häuſern im Jahre 1883 
ein großes Haus voll Topfroſen mit Hunderten von Knospen und auf— 
geblühten Blumen der Varietät W. F. Bennett. Die tiefcarminrothen 
Blumen überragen alle bekannten Theeroſen in der dunklen Färbung. 
In dieſem Hauſe wurden lange Zeit wöchentlich 50 Dutzend Roſen ge— 
ſchnitten; denn ſobald eine Blume entfernt wird, erſchienen drei andere. 
Die Knospen von F. W. Bennett gleichen bis auf die Farbe ganz 
und gar der wohlbekannten Niphetos, man meint in der That, eine 
en karminrothe Niphetos vor ſich zu ſehen.“ (Gardeners’ Chro- 
nicle). 

„Philadelphia Times“ und „Philadelphia Press“ äußern ſich in 
ähnlich anerkennender Weiſe. 

Es entſtand dieſe Roſe aus einer Kreuzung der Theeroſe Presi— 
dent und Xavier Olibo. Ihr Wuchs iſt mäßig, dicht verzweigt; 
das Blattwerk dunkelgrün; die Knospe lang geſtreckt, die Farbe der Blume 
karminroth, ähnlich wie bei General Jacqueminot; Strauch ſehr 


reichblühend. 
Gebrüder Schultheiß in Steinfurth. 


134 


Reduzierung der neuen Roſen. 


Hierzu wurde ich nicht allein durch die Aeußerung vieler Gärtner 
und Roſenfreunde, ſowie durch einen von mir ſchon längſt gehegten Wunſch, 
beſonders aber durch die Korreſpondenz zweier Groß-Roſiſten veranlaßt 
in dieſer brennenden Frage einen Verſuch zu machen. 4 

Es wurde von mir am 7. November 1885 ein darauf bezügliches 
Cirkular an alle Groß-Roſiſten Deutſchlands und Luxemburgs geſandt, 
worin der Vorſchlag gemacht wurde, man möge mir aus den oben an⸗ 
geführten Gründen mit einigen Worten mittheilen, ob die Herren damit 
einverſtanden ſeien, daß fie anſtatt jährlich 70— 80 Neuheiten, von jetzt 
ab nur 20—25 kaufen und vermehren wollten, jedoch mit der Bedingung, 
daß ſich niemand an dieſe Zuſtimmung, ſowie an dieſe Zahl zu binden 
habe, im Falle der eine oder der andere perſönliche Verbindlichkeiten einem 
Züchter gegenüber hätte; blieb eine Neuheit auf dieſe Weiſe unberückſich? 
tigt, (ich gebrauche hier die Worte eines Züchters, welcher ſagt:) jo wird 
deren Ruf im nächſten Jahre ſchon zu uns dringen und wir kaufen ſie 
dann. Ein darauf bezügliches Schema wurde gleichzeitig beigefügt. Daf ⸗ 
ſelbe enthielt die meiſten Züchter, ſowie die Zahl der von denſelben die⸗ 
ſes Jahr in den Handel kommenden neuen Roſen. Hierauf erfolgte von 
nachſtehenden Züchtern Deutſchlands: Heinrich Schultheis, Steinfurth, 
Lambert u. Reiter, Trier, C. W. Mietzſch, Dresden, Wilh. Koelle u. 
Comp., Augsburg, Wilh. Pfitzer, Stuttgart, F. R. Jacobs, Weilburg, 
Friedrich Harms, Eimsbüttel — Hamburg und Max Deegen, Koeſtritz, 
die Zuſtimmung. (Einer hat bis jetzt noch nicht geantwortet.) Die 
Schreiben lauten alle ſehr befriedigend, z. B.: „Die Roſenneuheitsfrage 
iſt von größter Wichtigkeit für alle Kultivateure,“ „mit Freuden begrüße 
auch ich die Reduzierung der neuen zu vermehrenden Roſen,“ „es freut 
uns ſehr, daß (folgen einige Namen) mit der Reduktion einverſtanden 
ſind, hoffen, daß andere große Roſenzüchter beitreten werden und wir 
uns dann von dem unnöthigen Ballaſt befreien.“ „Antwortlich ihrer Zu⸗ 
ſchrift vom 7. d. M. bin ich ſehr damit einverſtanden nur eine Anzahl 
von 20—25 neuen Roſen zuzulaſſen u. ſ. w.“ und noch andere mehr. 
Leider muß ich nun konſtatiren, daß ſich die Liſte der Herren Soupert 
& Notting in Luxemburg mittlerweile auf 53 Sorten erhöht hat. Es 
iſt dieſe Erhöhung dahin zu entſchuldigen, daß genannte Herren dieſes 
Jahr ebenfalls 4 Neuheiten in den Handel bringen und müſſen nun von 
verſchiedenen Züchtern andere Neuheiten dagegen nehmen. Jedoch im 
Prinzip ſind die Herren Soupert & Notting einverſtanden, die Neuhei⸗ 
ten zu reduzieren, das beweiſt ihre Liſte von nur 53 Sorten, ſtatt früher 
70 80; dahingegen aber find die Herren Gebrüder Ketten anderer Anſicht. 

Mag nun der Erfolg noch kein vollſtändiger zu nennen ſein, ſo iſt 
doch der erſte Schritt geſchehen und Deutſchland iſt einig. Es mögen 


nun alle deutſchen Gärtner und Liebhaber das begonnene Project zur 


Durchführung bringen helfen, die Spalten dieſes Blattes ſtehen allen 
Mitgliedern zur gefälligen Aeußerung in dieſer Angelegenheit offen. | 


Wir nehmen um fo lieber Gelegenheit, dieſen Aufjag des Herrn C. P. Straßheim 


(vergl. Roſen-Zeitung Nr. 1, 1886) hier zum Abdruck zu bringen, da eine Reduzierung 
der neuen Roſen ſicherlich ein Deſideratum der meiſten Raſen-Liebhaber iſt. Red. 


135 


Ein Garten in Athen. 


Das alte Hellas iſt nicht nur der Boden, in welchem der Samen 
keimte, der ſich mit wunderbarer Schnelligkeit zur höchſten Blüthe der 
Kunſt entfaltete, nicht nur der Boden, in dem der Baum unſerer Cultur 
wurzelt — es iſt auch der claſſiſche Boden, auf welchem das altehrwür— 
dige Gewerbe der Landwirthſchaft ſich ausbildete. Wie der Alterthums— 
forſcher heute noch das Land, nach Schätzen der Kunſt ſpähend, durchzieht 
und noch immer Neues dem Boden entnimmt, der die Werke der Kunſt 
mehr als zwei Jahrtauſende in ſeinem ſchützenden Schooße barg, ſo findet 
auch Jener, deſſen Auge nach den Reſten ſucht, welche die in Griechenland 
ſo hoch in Ehren gehaltene Kunſt des Ackerbaues hinterlaſſen, noch genug 
des Sehenswerthen, das ihn an die Zeiten gemahnt, in welchen nach der 
naivkindlichen Auffaſſung der altgriechiſchen Religion die Götter ſelbſt 
herabſtiegen und den Hellenen lehrten, wie man den Pflug führt, wie 
man ſäet, den Weinſtock pflanzt und die Traube keltert. Der Wald und 
die Flur, das Thal und der Quell — alle waren durch den Glauben 
des Volkes mit Weſen höherer Art bevölkert, welche den Baum und die 
Blüthe, das allbelebende Waſſer und den fruchtbringenden Boden beſchütz— 
ten. Jene Zweige der Bodencultur und der Landwirthſchaft im Allge— 
meinen, welche den Reichthum des Landes ausmachten, ſtanden unter hö— 
herem Schutze; zum mindeſten waren es Heroen, die man als die Patrone 
derſelben verehrte. Held Jaſon war es, der nach abenteuerreicher Fahrt 
aus Kolchis das goldene Vließ nach Hellas brachte und der Schützer der 
Schafzucht wurde. Der aus einer göttlichen Mesalliance entſproſſene 
Herakles war es, welcher das Land vom Raubgethier befreite und auch 
gelegentlich den Stall des Königs Augias ſäuberte. Während aber der 
heitere Volksglaube des Griechenvolkes den Beſchützern dieſer Zweige der 
Landwirthſchaft nur die Würde eines Heros oder höchſtens die eines 
Gottes zweiter Claſſe verlieh, waren der Feld- und Weinbau, ſowie der 
heilige Forſt der Obhut von echten Vollblutgöttern unterſtellt, und alle 
Zweige der Kunſt vereinigten ſich in dem Beſtreben, dieſe Götter zu ehren 
und ſie in tauſend und aber tauſend bildlichen Darſtellungen dem Volke 
vor das ſinnliche Auge zu führen. Vielleicht noch öfter als die Geſtalten 
der oberſten Götter, welche ewig unnahbar auf den Höhen des Olympos 
thronten, bildete der Meißel des Bildhouers aus dem edlen Steine von 
Paros die Geſtalten jener Götter, deren hilfreicher Beiſtand den Menſchen 
gelehrt hat, der heimiſchen Scholle Nahrung und Frohſinn abzugewinnen. 
Aber nicht blos der bildende Künſtler, der die Götterbilder in dauerndem 
Stein formte — auch der Dichter war der Lobredner des Ackerbaues, 
und ſo innig war bei den alten Hellenen die nutzbringende Thätigkeit des 
Menſchen mit der Verehrung jener perſonificirten Naturkräfte, welche 
dem Menſchen hierbei behilflich waren, verflochten, daß zum großen Theile 
die Religion des Landes mit dieſer Thätigkeit zuſammenfloß und das 
Thun des Landwirthes ein immerwährendes heiteres Gebet zum Lobe 
und Preiſe der Götter war, welche ihn lehrten, dem Boden das nährende 
Brot und den Frohſinn bringenden Wein abzugewinnen. 

Wenn man auf der Hochburg Athens ſteht und den Blick über das 


136 


vom Sonnenlicht überfluthete Land ſendet — hinaus bis an das leuch⸗ 


tende Meer, das wie ein zweiter, nur dunkler blauender Himmel die Küſte 
umſäumt, da träumt man ſich wohl leicht in jene Zeit zurück, in welcher 


die heilige Stadt der Pallas noch in voller Pracht daſtand und das ſtol⸗ 
zeſte Wort war: Ich bin ein Athener! Neben der breiten Straße, welche 


nach Beiraeos führte, ſtanden weiße Bildſäulen zu Ehren der kornſpen⸗ 
denden Ceres und des Wein und Freude bringenden Bacchos; zur Rech⸗ 
ten aus dem heiligen Oelwalde von Kolonos leuchtet das Marmorbild 
der Diana herüber und zur Linken vor dem langgeſtreckten Rücken des 


> N 
in zB 


Hymettos, deſſen reichbegrünte Hänge den zahlreichen Schafheerden üppiges 


Futter bringen und den Bienen den edelſten Honig liefern, erheben ſich 


die Säulen eines Tempels, in welchem man die Göttin der Fruchtbarkeit 


verehrt. Zwiſchen dem Hymettos und den Höhenzügen, über welche die 


heilige Straße nach dem größten Heiligthume des Ackerbauers, nach dem 
heiligen Eleuſis führt, ragen zwiſchen üppigen Saaten die mächtige Pla⸗ 
tane, die dunkle Cypreſſe und der ernſte Oelbaum empor, überſponnen 


von den üppigen Ranken des Weinſtockes, der an ihren Aeſten der Sonne 
entgegenklettert. 
Die alten Götter Griechenlands ſind geſtorben, ihre Tempel zerfallen, 


ihre Bildſäulen liegen zertrümmert im Boden oder ſtehen traurig in den 
Muſeen ferner Länder; kein Opfer dampft mehr vor ihnen und kein 
Rhapſode ſingt mehr ein Lied zu ihrem Preiſe. „Nr. ſo und ſo, Torſo 


einer Ceres, gefunden bei Athen,“ lieſt der Fremde in ſeinem Reiſehand⸗ 


buche, wirft einen flüchtigen Blick auf das „verſtümmelte Bild und geht 


zur nächſten Nummer der Sammlung. — Ja, die alten Götter ſind ge⸗ 


ſtorben und zu Fabelweſen — und mit ihnen iſt nicht nur ihr 


heiterer Cultus in Griechenland verſchwunden, ſondern hat an vielen Or- 


ten auch die treue Pflege des Bodens ein Ende genommen und harrt die 


trauernde Erde dem Wiedererſtehen der Götter entgegen, welche ſie durch 
die Menſchenhand zum lachenden Garten umwandeln können. 

Wer die römiſche Campagna kennt und die Umgebung Athens durch⸗ 
ſtreift hat, dem muß an dem einen und dem anderen Orte eine gewiſſe 
Aehnlichkeit zwiſchen beiden aufgefallen ſein. Hier wie dort liegt trotz 
Sonnenglanz und lauen Lüften etwas wie eine ſtille Trauer in der Na⸗ 
tur; der Boden, welcher einſt im herrlichſten Schmucke des Pflanzenwuch⸗ 
ſes prangte, liegt öde, vertrocknet vor uns; nur graues, ſonnenverbrann⸗ 
tes Gras wächſt aus der dürſtenden geborſtenen Erde hervor, und Geſtrüpp 


überwuchert namenloſe Trümmer, welche vordem Götterbilder oder lebende 


Götter: glückliche Menſchen beherbergt haben. Dort, wo es einſt am 


Rande des plätſchernden Quells lebte und ſprießte, brodelt jetzt ein gift⸗ N 


hauchender Sumpf, und wo einſt muntere Vögel die Luft mit Geſang er— 
füllten, tönt jetzt der heiſere Schrei des Raubvogels oder das unheimliche 
Ziſchen der Viper. Die alten Bauten, welche aus weiter Ferne das klare 
Waſſer nach der Ebene führten, ſind zerborſten, und mit der allbelebenden 
Fluth iſt auch das Leben verſchwunden. Die alten Götter ſind geſtorben, 
aber ſterbend haben ſie noch ihren Fluch über das Land ausgeſprochen, 
in dem man ſie nicht mehr ehren will. Und dieſer Fluch wirkt 
heute noch, und nur langſam vermag der Fleiß des Menſchen den 


137 


Boden, der durch lange Jahrhunderte brach gelegen, zu neuem Leben zu 
erwecken. 

Der heilige Wald von Kolonos iſt heute noch vorhanden, ein trau— 
riger Ueberreſt des grünen Tempels, in welchem die alten Weiſen Grie— 
chenlands luſtwandelten; heute noch ragt der langgeſtreckte Rücken des 

ymettos empor, aber ſeine Hänge ſind kahl und öde; die heilige Straße 
zieht ſich noch gegen Eleuſis hin, aber die Tempel an ihr ſind ver— 
ſchwunden und eine dürre ſtaubige Fläche dehnt ſich an Stelle der lachen⸗ 
den Fluren, welche vor Zeiten den Boden zwiſchen Athen und dem Hafen 
Peiraeos bedeckten, bis an das Meer. — Aber ſo wie das alte Hellas 
— wenn auch nur als ein Schatten deſſen, was es früher war, wieder 
erſtanden iſt, nachdem beinahe ſchon ſein Name von der Erde verſchwun— 
den war — ſo gewinnt auch der alte claſſiſche Boden unter der Hand 
des freien Bauers, der nicht mehr das ſchwere Joch des Moslims auf 
ſich fühlt, neues Leben, und es iſt bezeichnend, daß es gerade jener Fleck 
Erde iſt, welchen die neuen Griechen dem erſten Bürger ihres Landes 
zum Wohnſitze gegeben, daß es der Garten des Königs der Hellenen iſt, 
welcher uns zeigt, was die Natur in dieſem Lande zu leiſten vermag, 
wenn nur der Menſch das Seine hinzu thut. 

Es war in den erſten Tagen des Wonnemonates, als ich den Boden 
von Athen betrat; die glühende Sonne des Südens hatte längſt das 
Grün des Feldes in ein düſteres Graubraun verwandelt, und auf den 
Straßen von Athen, welche eher denen einer neuentſtandenen nordameri— 
kaniſchen Stadt, als jenen der altclaſſiſchen Städte gleichen, lag fußhoher 
Staub. Nachts träumte ich, daß Altvater Zeus vor mir erſcheine und 
mir ſeine ſchönſten Blitze producire, und als ich ob eines allzu heftigen 
Donnerſchlages aus dem Schlafe auffuhr, hörte ich das Praſſeln des Ge— 
witterregens an meinen Fenſtern. Sinnberauſchender Duft quoll mir 
entgegen, als ich am Morgen nach dem Gewitter die Fenſter öffnete; er 
kam von der Seite des Königsſchloſſes, und die Wipfel ſchlanker Palmen 
nickten mir grüßend von demſelben entgegen. Wenige Schritte führten 
nach dem Garten, jenem Garten, der in Europa wohl ſeines Gleichen 
nicht hat, ſelbſt den berühmten Garten von Capo di Monte bei Neapel 
nicht ausgenommen. Von der Hinterſeite des großen Königshauſes ſenkt 
er ſich in ſanfter Neigung gegen das Flußbett des Iliſſos, ſo angelegt, 
daß er dem Auge freien Ausblick auf die in ihren Trümmern noch Ehr— 
furcht gebietenden Bauten des Olympieions und der Akropolis gewährt; 
im Garten ſelbſt zerſtreut liegen zahlreiche ſteinerne Zeugen dafür, daß 
an dieſer Stelle dereinſt Bauten von unſäglicher Pracht geſtanden; hier 
der Knauf einer Säule, welche thurmhoch geweſen ſein mußte, dort der 
zierlich eingelegte Moſaikboden eines römiſchen Bades — Alles von üp— 
piger Pflanzenpracht überwuchert, die von den klaren Waſſern einer Lei— 
tung genährt wird, welche vielleicht ſchon den Krug auf der Tafel des 
Perikles gefüllt hat. 

Wir wandelten zwiſchen ſchattigen Gängen, aus mächtigen Lorbeer— 
ſtämmen gebildet; ſie führten uns in einen Wald, in dem „im dunklen 
Laub die Goldorangen glühen“, und der nebſt den goldigen Früchten den 
Schmuck unzähliger weißer Blumenkelche trägt, welche die Luft mit Wohlge— 


138 


ruch erfüllen. An rieſigen Magnolien und Paulownien rankte ſich der Epheu 
mit handgroßen Blättern empor oder kriecht in ſchwellenden Ranken der Wein⸗ 
ſtock dahin. Auf den freien Plätzen aber ragen die Dattelpalmen mit 
ihren ſchön geſchwungenen Wedeln in die Luft und flattern die zerſchliſ⸗ 
ſenen Rieſenblätter der Paradiesfeige in dem leiſen Windhauche, der vom 
Meere herüberweht. — Es ſind nicht die ſchwindſüchtigen Spitalpflanzen, 
wie wir ſie während unſeres fröſtelnden Sommers in grün angeſtriche⸗ 
nen Kübeln ein wenig an die Luft ſtellen, ſondern es ſind kräftige, frei 
in der Muttererde wurzelnde Kinder des Südens, welche ſich im Kö: 
nigsgarten zu Athen ebenſo wohl befinden, wie etwas weiter ſüdlich an 
den gelben Wogen des heiligen Niles. 

Der Pfad führt in dichtverſchlungene Laubgänge, in denen es am 
hellen Tage geheimnißvoll dunkelt, und mündet an einem kleinen Teiche, 
der aber in reizender Zuſammenſtellung ein Bild der ſüdländiſchen Sumpf⸗ 
flora bietet. Mächtig ſchießen die Halme des breitblätterigen Rohrkol⸗ 
bens aus dem Waſſer empor, höher noch ſteigt der allen Schriftſtellern 
heilige Papyros hinauf; hoch aber über beiden ſchwingt ſich der zierliche 
Schaft des Bambus mit ſeinen im Winde wehenden Blüthenbüſcheln. 
Nahe über dem Waſſer ſtrecken ſich die breiten pfeilförmigen Blätter der 
Calla empor, und zwiſchen ihnen erheben ſich auf ſchlankem Schafte die 
blendendweißen dütenförmigen Blüthen hundertweiſe und hauchen in der 
feuchtwarmen Luft ihre berauſchenden Düfte aus. Das grüne Waſſer 
iſt überdeckt von großen ledrigen Blättern, zwiſchen denen ſich die kaum 
erſchloſſenen, roſig angehauchten Blüthen der Seeroſen wiegen. Hier 
und dort ſtreckt eine Schildkröte den klugen Schlangenkopf aus dem Waſ⸗ 
ſer zwiſchen den grünen Blättern hervor oder ſchnappt nach einer ſchil— 
lernden Libelle, welche wie ein belebter Smaragd durch die Luft ſchwirrt. 

Lange, lange ſaß ich an dieſem Teiche und träumte einen Traum 
vom Garten der Hesperiden. Was hier an engbegrenzter Stätte die 
kundige Hand eines deutſchen Gärtners geſchaffen !), das kann ganz Grie— 
chenland ſein und wird es werden, wenn die alten Götter dem Lande 
wieder günſtig ſind: das claſſiſche Land des Ackerbaues und der Land⸗ 
wirthſchaft, das Land, in welchem ſich die Pracht der Tropen mit der 
Lieblichkeit der gemäßigten Zone vermählt. Dr. J. B. 
(Wien. landwirthſch. Zeitung). 


Welche Umſtände beeinfluſſen die Eutſtehung und das Wachsthum 
der Traubenbeeren ? | 


Dieſen Gegenſtand betreffend wurde in dem Berichte über die Ge— 
neralverſammlung des deutſchen Weinbauvereins 1884 in Form eines 
Vortrags eine Reihe von Beobachtungs- und Verſuchsreſultaten veröf- 
fentlicht. Während ein Theil der mitgetheilten Ergebniſſe bereits in frü— 
heren Jahren feſtgeſtellt worden war, ſind als in dieſem Jahre neu hin» 
zugekommen zu bezeichnen, eine genaue Unterſuchung der Beſchaffenheit 


1) Der Schloßgarten zu Athen wurde 1837 durch den Gärtner Schmidt auf einem 
völlig wüſten Grundſtücke angelegt. 


139 


der Rebenknospen im Winter, eine Verſuchsreihe, welche aufs Neue die 
bier zuerſt feſtgeſtellte Thatſache erwies, daß die aus dem alten Holz der 
Reben austreibenden Ruthen im folgenden Jahre fruchtbar ſind, alſo 
als Bogreben oder Zapfen benutzt werden können, und daß ferner in 
dieſer Beziehung kein Unterſchied zwiſchen den unter: und den oberir⸗ 
diſch entſpringenden Schoſſen beſteht. Neu iſt ferner die Darlegung in— 
wieweit die Fruchtbarkeit des Stockes von Schnitt, Laubbehandlung und 
Düngung beeinflußt werden kann, ſowie ein Theil der über die Befruch— 
tungsvorgänge der Rebenblüthen und über das Durchfallen der Trauben 
gemachten Angaben. 

Das Durchfallen oder Abröhren der Trauben beſteht bekanntlich 
darin, daß ein Theil der Fruchtknoten nach der Blüthezeit ſich nicht wei⸗ 
ter entwickelt, ſondern früher oder ſpäter abfällt. Es iſt dies eine für 
unſeren Weinbau hochwichtige Erſcheinung, da in Folge derſelben in man— 
chen Jahren der Ertrag der Weinberge ganz bedeutend, unter Umſtänden 
auf die Hälfte und noch weniger eingeſchränkt wird. Früher war die 
Anſicht herrſchend, es ſei das Abröhren eine direkte Folge ungünſtiger 
Witterung, namentlich von Regen während der Blüthezeit und ſtehe man 
deßhalb der Erſcheinung machtlos gegenüber. In einer im Jahre 1883 
erſchienenen Arbeit habe ich dargethan, daß das Durchfallen die Folge 
unterbliebener oder mangelhafter Befruchtung iſt; daß dieſe allerdings 
durch anhaltenden Regen direkt verhindert werden kann, daß aber in den 
meiſten Fällen eine mangelhafte Ernährung der Blüthen die Urſache iſt. 
Damit war aber auch die Möglichkeit ausgeſprochen, die Erſcheinung 
des Durchfallens wenn auch nicht zu verhindern, ſo doch zu beſchränken. 
In dieſem Jahre wurden nun für dieſe Anſicht neue Belege erbracht, 
und iſt es mir nicht allein gelungen, die Erſcheinung des Durchfallens 
auch an Trauben in einem Glashauſe, die vor Benetzung abſolut ge— 
ſchützt waren, durch theilweiſe Entblätterung der Triebe hervorzurufen, 
ſondern auch in einem Weinberge zu zeigen, daß die von mir vorge— 
ſchlagenen Vorbeugungsmittel von Erfolg begleitet waren. Die das 
Durchfallen verurſachenden ungünſtigen Ernährungsverhältniſſe der Trau— 
benblüthen werden im Weinberge meiſt herbeigeführt durch ein ungünſti— 
ges Verhältniß der noch geſchloſſenen Blüthen gegenüber den ſonſtigen 
wachſenden Theilen des Weinſtocks. Iſt nämlich das Wachsthum der 
letzteren ein ſehr energiſches, ſo werden gtoße Mengen organiſcher Stoffe 
verbraucht und es kann bei ungünſtigen Witterungsverhältniſſen im Stocke 
ſelbſt zu einem Mangel an gelöſten organiſchen Subſtanzen kommen, wo— 
runter in erſter Linie die Blüthe, als weniger energiſcher Anziehungs⸗ 
punkt für dieſelben, leidet. Die Folge hiervon wird vielfach ein Unter 
bleiben der Meme Befruchtung ſein. Dieſe Verhältniſſe werden be— 
ſonders leicht bei ſehr ſtarktriebigen Sorten eintreten, aber auch bei an— 
deren durch beſondere Umſtände herbeigeführt werden könneu. So wird 
3. B. bei naßkalter Witterung das Wachsthum der Triebſpitzen nicht in 
dem Maße gehemmt, wie die Entwickelung der dem Boden näheren und 
der Abkühlung mehr ausgeſetzten Geſcheine und es werden dieſe darum 
in dem Wett⸗Bewerb um die in Folge der ungünſtigen Witterung nur 
in geringerer Menge vorhandene organiſche Nahrung im Nachtheil ſein. 


140 


Es wird dies in noch erhöhtem Maße der Fall ſein, wenn Unkraut den 
Boden bedeckt und ebenfalls die Luft um die Geſcheine abkühlt oder wenn 
überhängende Triebe das Auffallen der Sonnenſtrahlen auf den Boden, 
deſſen Erwärmung und damit auch diejenige der Geſcheine, hindern. Man 
wird alſo gegen das Durchfallen der Trauben ankämpfen können durch 
Freihalten des Bodens von Unkraut während der Blüthezeit, ſowie gleich⸗ 
eitiges jorgfältiges Heften. Die beſondere Wirkſamkeit des frühzeitigen 
Heftens wird zum Theil auch darauf zurückzuführen jein, daß an nicht 
aufgehefteten Trieben die Geizen ſich ſtärker entwickeln, die Blätter dage⸗ 
gen weniger groß werden. Statt einer wachſenden und hierzu Stoff 
verbrauchenden Triebſpitze haben wir jetzt daran mehrere und wird des⸗ 
halb ein Mangel an organiſchen Nährſtoffen in ehem Schoſſen viel eher 
ih einſtellen als bei frühzeitig aufgebefteten. 3 Beweis für die Wich⸗ 
tigkeit eines frühzeitigen Heftens will ich nur — — daß von ei⸗ 
— Weinberge bei Gau⸗Algersheim die eine D vor, die andere nach 

der Blüthe geheftet wurde und daß in Folge des Durchfallens der Er⸗ 
trag der letzteren Hälfte nur etwa ein Drittel von dem der erſteren 
betrug. Als ein weiteres Mittel gegen das Durchfallen iſt das ſogen. 
Ringeln zu nennen. Es hindert das Wegwandern des von den Blättern 
des betreffenden Triebes gebildeten Zuckers nach den übrigen Theilen des 
Stockes und vermindert das Wachsthum der Triebſpitzen, weil beim Ent⸗ 
fernen des Rindenſtreifens ein Theil des jungen Holzes mit durchſchnit⸗ 
ten und an der betreffenden Stelle während längerer Zeit die Bildung 
neuer Holzſchichten, durch welche bekanntlich der Auſtrieb des Waſſers 
erfolgt, vermindert wird. Es dürfen aber ſelbſtverſtändlich diejenigen Ru⸗ 
then nicht geringelt werden, welche als Bogreben für das nächſte Jahr 
beſtimmt ſind; denn es würde hierdurch nicht allein deren Ausbildung 
leiden, ſondern dieſelben auch an der Ringelſtelle leicht abbrechen. Ueber⸗ 
haupt dürfte das Ringeln mehr für den Garten als den Weinberg ſich 
empfehlen. 

Auch bei denjenigen Sorten, deren Trauben regelmäßig durchfallen, 
auch bei günſtiger Blüthezeit, iſt nach meiner Unterſuchung ungenügende 
Ernäbrung die Urſache. Hier wird man ebenfalls durch Ringeln, im 
Großen aber durch geeignete Behandlung der Stöcke Abhülfe ſchaffen 
können. Vielſach wird z. B. ein längerer Schnitt zum Ziele führen. 
Dadurch wird nämlich das Wachsthum der einzelnen Triebe und damit 
ihr Nahrungs verbrauch verringert, ſomit eine beſſere Ernährung der 
Blüthen erzielt. Inwieweit auch die Düngung bei dieſer Frage in Be⸗ 
tracht kommt, wurde in *. bezeichneten Abbandlung von mir dargethan. 

H. Müller⸗Thurgau 
in Ber. d. Kgl. Geha für Objt- und Weindau zu Geiſenheim. 


Garteubau⸗Vereine. 


Zweiter und dritter Jahresbericht des Gartenbau-Vereins zu 
Aachen und Burtſcheid für 1884 und 1885. Erſtattet vom Vor⸗ 
ſitzenden. 


141 


II. Bericht über die Thätigkeit des Gartenbau-Vereins Nürn⸗ 
berg für die Dauer vom 1. Mai 1884 bis Ende 1885. 

| Wir danken ergebenſt für gütige Zuſendung dieſer zwei Berichte und 
wünſchen, geſtützt auf die aus denſelben hervorgehenden Tha tſachen, daß 
beide Vereine ſich auch ferner eines gleich regen Fortſchrittes erfreuen 
mögen. 


Nr. 1. Jahrgang. Januar 1886. Monatsſchrift des Gar— 
| 4 zu Darmſtadt. 


Mittheilungen des K. K ſteiermärkiſchen Gartenbau-Vereins 
an ſeine Mitglieder. 

Wir haben ſchon mehrfach auf dieſe beiden Vereinsſchriften aner— 
kennend hingewieſen, können auch jetzt nicht umhin, dem Wunſche Aus⸗ 
druck zu verleihen, daß alle Gartenbau-Vereine, einerlei ob groß oder 
klein, beſtrebt ſein möchten, von ihrer Thätigkeit alljährlich ein üffentli- 
ches Zeugniß abzulegen. 


e 


Bericht der Königl. Lehranſtalt für Obſt⸗ und Weinbau zu Gei⸗ 
ſenheim am Rhein für das Etatsjahr 1884/85 eritattet von Direk⸗ 
tor R. Goethe. Wir nehmen um ſo lieber Gelegenheit, auf dieſen Jah⸗ 
resbericht hinzuweiſeu, da ſelbiger ein glänzendes Zeugniß ablegt von 
dem ernſten Streben, dem erfolgreichen Wirken, wie ſie in dieſer Anſtalt 
unter der bewährten Leitung des Herrn R. Göthe immer von Neuem 
zu Tage treten. Der erſte Theil des ziemlich umfangreichen Heftes iſt 
geſchäftlichen Mittheilungen gewidmet, hieran reiht ſich ein längeres Ex- 
pose 1. über die Thätigkeit der Anſtalt nach Innen und zwar 
in Bezug auf A. Obſtbau; B. Weinbau; C. Gartenbau; 2. Th ä⸗ 
tigkeit der Anſtalt nach außen; 3 Thätigkeit der Verſuchs⸗ 
ſtation, A. Bericht über die Thätigkeit der botaniſch-phyſio⸗ 
logiſchen Abtheilung (eritattet von dem Dirigenten Dr. Hermann 
Müller⸗Thurgau; B. Bericht über die Thätigkeit der chemiſchen 
Abtheilung lerſtattet von Dr. J. Moritz). Eine Abbildung des 
Spaliergartens der kgl. Lehranſtalt u. ſ. w. ſchließt dieſen Bericht, den 
wir mit großem Intereſſe geleſen haben. Red. 


Noſen⸗Zeitung. Nr. 1. 1886. 1. Jahrgang. Organ des Vereins 
deutſcher Roſenfreunde. Herausgegeben von deſſen Vorſtand. Redigirt 
von C. P. Straßheim, Schriftf., Sachſenhauſen-Frankfurt a. M. 

Der Juhalt dieſer erſten Nummer iſt ein vielverſprechender und da 
wir unſererſeits gerne zur Verbreitung dieſes gewiß allen Roſenliebha— 
bern höchſt willkommenen Organs beitragen möchten, ſei hier ſummariſch 
auf denſelben hingewieſen: 

An unſere Mitglieder und Freunde der Roſe. 
Die Sämlingszucht der Roſe nach wiſſenſchaftl. Prinzipien. (ſehr inſtructiv!) 


142 


Ueberwinterung der Roſen. 
Neue Roſen. 
Die vortheilhafte Verwendung von Coniferen bei hochſtämmigen Ro⸗ 
ſenanpflanzungen. 
Welches ſind die beſten Stämme für hochſtämmige Roſen, Waldwild⸗ 
linge oder aus Samen gezüchtete Canina-Stämme? 
Reduzierung der neuen Roſen. 
Engere oder beliebige Auswahl der Roſenneuheiten. 
Konſerviren von abgeſchnittenen Roſen und Roſenknospen. 
Wunſch und Betrachtungen eines alten Roſenfreundes. 
Kleinere Mittheilungen. 1 
Als der Verein deutſcher Roſenfreunde ihren erſten Proſpekt auf 
Grund der konſtituiren den Verſammlung in Hamburg vor zwei Jahren 
veröffentlichte, ſtellte er dem deutſchen roſenliebenden Publikum eine Fach⸗ 
ſchrift in Ausſicht, wie ſie bis dahin in Deutſchland noch nicht exiſtirte 
und nach der uns vorliegenden Nummer ſcheint ſich dieſes beſtätigen zu 
ſollen. Red. 


€ 
. 
4 


Bulletin de l'association pour la Protection des plantes fondee 
à Genève le 29 Janvier 1883 Nr. 4, 1886. Wir haben ſchon zu 
verſchiedenen Malen Gelegenheit genommen, auf dieſe ſo nützliche Publi⸗ 
kation hinzuweiſen, wollen nicht verfehlen, dieſelbe allen Freunden alpiner 
Gewächſe und ihre Zahl nimmt ſtetig zu, aufs Neue zu empfehlen. Der 
Inhalt des uns vorliegenden Heftes iſt folgender: Bericht des Präfiden- 7 
ten in der General⸗-Verſammlung; — Anzucht alpiner Gewächſe durch 
Samen; — Unſere Aufgabe; — Alpiner Acclimatiſationsgarten; — Das 
Thal von Anniviers; — Die im Ausſterben begriffenen Arten; — Brief 
des Profeſſor C. Hanſen in Copenhagen; — Edelweiß; — Die Preſſe; —- 
Alpenklubs, — Necrologe von Louis Vallette und Edmond Boiſſier. Wir 
hoffen auf einen dieſer Abſchnitte ausführlicher zurückzukommen. Red. 


Allgemeine Encyclopädie der geſammten Forſt⸗ und Jagd⸗ 
wiſſenſchaften. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachautoritäten herausge⸗ 
geben von Raoul Ritter von Dombrowski. (Verlag von Moritz Per⸗ 
les in Wien und Leipzig). Wir machen vorläufig auf das Erſcheinen 
dieſes großartigen Werkes aufmerkſam, welches in circa 60 halbmonat⸗ 
lichen Lieferungen à 2 bis 3 Bogen zu dem niedrig geſtellten Preiſe von 
1 Mark per Heft herausgegeben werden wird. Viele Gärtner ſind lei⸗ 
denſchaftliche Jäger, anderen liegt die Forſtkultur als einen Theil ihrer 
Thätigkeit ob und ſo glauben wir mit Recht, daſſelbe auch unſerm 
Leſerkreiſe anempfehlen zu können, werden jedenfalls ſpäter ausführli⸗ 
cher darauf zurückkommen. Das Werk wird durchwegs Originalarbei⸗ 
ten enthalten und dürfte es nicht allein vom wiſſenſchaftlichen Stand⸗ 
punkte viel Intereſſantes bieten, ſondern auch einen eminent praktiſchen 
Werth beſitzen, indem es ſowohl den neueſten Forſchungen als auch hi⸗ 
ſtoriſchen Rückblicken Rechnung tragen ſoll. Zwei Drittel des Geſammt⸗ 
werkes ſollen der Forſtwirthſchaft, ein Drittel der Jagdwiſſenſchaft 
gewidmet ſein. Red. 


145 


Soeben ift erſchienen und wird auf Verlangen einem Jeden zuge⸗ 
geſandt das Verzeichniß über: Empfehlenswerthe Werke über Garten⸗ 
bau aus dem Verlage von Paul Parey in Berlin. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Privatdocent Dr. Berthold wurde zum außerordentlichen Profeſ— 
ſor der Botanik in Göttingen ernannt. 
Dr. Eruſt Woloszezak erhielt die botaniſche Profeſſur am Poly- 
technikum in Lemberg. 
A. J. G. Lepere, Baumſchulenbeſitzer bei Montreuil erhielt den 
franzöſiſchen Orden du mérite agricole. 
Obergärtner Bergfeld in Braunſchweig wurde zum ſtädtiſchen Gar— 
teninſpektor in Erfurt ernannt. 
Hofgärtner Charles Gaudry in Stuttgart ſtarb daſelbſt im Alter 
von nahezu 82 Jahren. 
T Hofgärtner Martin Roack zu Beſſungen⸗Darmſtadt, langjähri⸗ 
ger Schriftführer des dortigen Gartenbau-Vereins. 
Alex Mell, Profeſſor an der Lehrerbildungs-Anſtalt in Marburg 
a. Dr. wurde mit der Aufſicht über ſämmtliche Schulgärten Steiermarks 
betraut. 
Fr. Lucas, Vorſtand des pomolog. Inſtituts in Reutlingen wurde 
von der Svenska fruk ordlare-föreningen in Ridaholm (Schweden) zum 
correſpon direnden Mitgliede ernannt. 


Eingegangene Kataloge. 


1886. Haupt⸗Verzeichniß über Coniferen nebſt immergrünen 
Pflanzen, Bäume, Sträucher, Obſtſorten, Floriſtenblumen, Stauden, 
Roſen und neueſte Einführungen von Peter Smith & Co., Hamburg: 
Bergedorf 


N 1866. Haupt⸗Preis⸗Verzeichniß von Samen nebſt illuſtrirtem di— 
verſer gärtn. Artikel von derſelben Firma. 

| 1886. Engros-Preiſe. Samen⸗Catalog von Wildpret & Schen— 
kel, Orotava (Teneriffa). 


Böttcher & Voelcker, Samenhandlung Groß Tabarz in Thürin- 
gen. Engros⸗Preis⸗Verzeichniſſe (1886) über Laub- und Nadelholz⸗, Gras⸗ 
und Oekonomie⸗Sämereien. 

1886. Preis⸗Verzeichniß über Gemüſe⸗, Feld-, Wald⸗, Gras⸗ und 
Blumen⸗Sämereien von Alb. Wieſe, Stettin. 


1886. Haupt⸗Verzeichniß über Gemüſe⸗ und Blumen⸗Samen ꝛc. ꝛc. 
von Paul Neidhardt, Erfurt. 


Herbſt 1883 bis Frühjahr 1886. Catalog von R. Val. Wagener 


144 


in Echternach (Großh. Luxemburg). I. Th. Baumartikel. II. Th. Ro⸗ 
ſen und Stauden. 


1886. Haupt-Verzeihniß über Gemüſe⸗, Feld-, Gras-, Wald⸗ und 
Blumenſamen ꝛc. ꝛc. von Carl Cropp, Erfurt. 


Jubiläums⸗Katalog 1886 über Special⸗Culturen von Georginen 
(Dahlien), Roſen ꝛc., J. Sieckmann, Bad Köſtritz (Thüringen). 

Das fünfzigjährige Jubiläum dieſes durch ſeine Georginen-Züchtun⸗ 
gen berühmt gewordenen Etabliſſements ſoll durch dieſen reichhaltigen Ka⸗ 
talog würdig gefeiert werden. Indem wir dem ehrwürdigen Inhaber 
hierzu unſere aufrichtigen Glückwünſche ausſprechen, möchten wir gleich⸗ 
zeitig auf dieſen Katalog, der da Zeugniß ablegt von dem raſtloſen und 
erfolgreichen Streben eines im Kampfe gegen das Ausland bewährten 
Züchters beſonders hinweiſen. 


Emil Singer (gegründet 1870). Kylographiſche Anſtalt ul 
Cliché⸗Lager, Leipzig, Preismedaillen⸗Clichés. 


Knollen⸗Begonia ſeltener Art „Bavaria“ (Auguſt Buchner), Han⸗ 
delsgärtnerei in München. 

Auf die großen Vorzüge dieſes Unicums unter den Knollen⸗Bego⸗ 
nien wird in einem beſonderen Formular hingewieſen; von Ende Feb⸗ 
ruar cr. ſind ſolche vom Züchter zum Preiſe von 10 Stück Mk. 28 u. 
ſ. w. zu beziehen. 


Vierundvierzigſter Jahrgang 1886. Preis⸗Courant der Samenhand⸗ 
lung und Handelsgärtnerei von Heinrich Maurer in Jena. 


Samen-Verzeichniß nebſt einigen Knollen, ae Pflanzen ꝛc. der 
Handelsgärtnerei und Samenhandlung von C. L. Kliſſing Sohn Barth 
(Pommern). | 


1886. Haupt⸗Verzeichniß der Dahlien-Sammlung Gladiolen, Ro⸗ 
ſen, Zierbäume ꝛc. ꝛc. von Max Deegen jr. II in Köſtritz (Thüringen). 


Printemps 1886. Catalogue Generale de Graines, Fraisiers, 
Ognons à fleurs etc. Vilmorin-Andrieux & Co., Marchands⸗ 
Grainiers, Paris. 


H. Cannell & Sons, Complete Illustrated Floral Guide 
for 1886. 

Dieſe beiden ausländiſchen Kataloge, der franzöſiſche wie engliſche, 
ſind wahre Muſter von illuſtrirten Katalogen, welchen wir hier unſerk, 
vollſte Anerkennung ausſprechen. 


Dem 2. Hefte lag gratis bei: Haupt Verzeichniß der Gemüſe⸗, 
urn und Blumen-Samen, Pflanzen ꝛc. von Franz Anton Haage, 
Erfurt. 


Dieſem Hefte liegt gratis bei: Supplement zum Hauptcatalog von 


Otto Mann in Leipzig enthaltend: Neue und ſeltene japaniſche Lilien, 
Blumenzwiebeln und Knollen, Gladiolus, Clem: Jematis pp. 


— gu — 


Druck von Fr. Jacob in dee 


5 Im Verlage von R. Kittler in Hamburg ift erſchienen und in allen Buchhandlungen 
haben oder direkt vom Verleger zu beziehen: 


1 


iller, E., Grundzüge der Geſchichte und der Unterſcheidungslehren der evangelifch- 
proteſtantiſchen und römiſch⸗katholiſchen Kirche. 23. a (8. Stereotypaufl.). 
16. Geh. Preis 10 Pf. Im Parthiepreiſe koſten 50 Exempl. 3 M. 

Die Verſchiedenheit beider Confeſſionen iſt wohl noch niemals ſo deutlich, ſo treffend aus 
ge heiligen Schrift bewieſen und doch jo ruhig dargeleget worden, wie in dieſem kleinen, ſchon 
mehr als 100,000 Exemplaren verbreiteten Buche, welche außerdem auch noch in's Franzöſiſche, 
Italieniſche und zweimal in's Engliſche überſetzt wurde, was wohl hinreichend die Wichtigkeit und 
hohen Werth deſſelben bezeichnet. — Häufig wurden von Freunden des echten Chriſtenthums 50 
100 Exemplare zu M. 3 — und M. 6 gekauft und dann gratis vertheilt. — „Mit der 
ligen Schrift,“ ſagte 1530 Dr. Eck zu Augsburg, ein großer Feind der Evangeliſchen, „iſt die 
nfeſſion der Evangeliſchen nicht zu widerlegen,“ — und der tatholiche Herzog von 
pen ſprach hierauf: „fo ſitzen die Lutheriſchen in der Schrift und wir draußen!“ 
Dias Literaturblatt zur Kirchenzeitung 1857, No. 1, fagt: „Möge das Schriftchen auch ferner 
iter Jung und Alt fleißig verbreitet werden und in Segen Frucht ſchaffen für das Evangelium 
id die evangeliſche Kirche! Auch in rein evangel. Gegenden wird es zur Stärkung und Läuterung 
Glaubens mit beſtem Erfolge gebraucht werden können und die Liebe zu unſerer theuren Kirche, 
e zum Worte Gottes, erwecken und vermehren helfen, nach der alten Erfahrung: Je mehr Er— 
unkniß um fo mehr Liebe!“ 

Die literariſchen und kritiſchen Blätter 1853, Nr. 12, fagen: „Es iſt ein verdienſtliches 
rk, das proteſtantiſche Bewußtſein bei der Jugend zu wecken. Jeder Lehrer ſollte feinen 
hülern, jeder Prediger feinen Confirmanden dieſes Schriftchen in die Hand bringen 
d müßten fie es ihnen ſchenken) und beim Confirmationsunterricht auf die Erläuterung 
ſelben den hauptſächlichſten Fleiß verwenden.“ 

f Dieſen Unterſcheidungslehren ſchließt ſich eng an und gehört gleichſam dazu: . 

Die Augsburgiſche Confeſſion, für den Schulgebrauch. Herausgegeben von Dr. J. C. 
Kröger. 16. Geh. Preis 20 Pf. 50 Exemplare koſten M. 6 —. 


5 
DU 
5 


| Im Verlage von Rob. Kittler in Hamburg find ferner erſchienen: 


; Die Urbarmachungen und Verbeſſerungen des Bodens 

er Anleitung, Wald⸗, Haide- und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, fumpfige 

ieſen, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu machen, die cultivirten 

ndereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 

lig zur Tiefeultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ꝛc. von Dr. William 

ö e, Redacteur der illuſtrirten ee ee ee Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
8 Geh. M. 7. 60 Pf. 


ll Dieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände— 
mn, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
r Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
d ſeiner Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
iz geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beiten Methoden nach zum leichten Stockroden 
Waldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
n Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
be utzten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


be, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
lagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des 
Weinſtockes, der Küchengarten⸗ und Zierpflanzen. Gr. 8. Geh. M. 3. —. 

be, Dr. William, Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners. Voll⸗ 
ſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen- und Gartenbau 
nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. 
Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8%. Geh. M. 3. — 


Reyer, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueſten wich⸗ 

igſten und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank⸗ 
iten, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
hr und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen ꝛc. Gr. 8. Geh. 


323 


2 
3 


| 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


HaIvart Une 


Q3uhweiundvierzigſter Viertes 
Jahrgang. 4 A A Heft. 


Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten⸗Inſpektor in Greifswald. 


— 

Inhalt. 
Seite 
Rieſencactus-Dahlia mit Abbildung VdV Hi Ar 5 tre - n 
Die Flora der canariſchen Inſeln, ſpeciell der Canaren . l 8 8 2 . 3 145 
Neue oder verbeſſerie Getreidearten von A Schultz AB a 1 8 1352 
Witterungs⸗Beobachtungen vom November 1885 und 1884. ; 8 . Rear DA 
Die Familie der Loasaceae von E. Goeze „W NT REN a = rer 155 


Der Erfurter Zwerg⸗Blumenkohl x a ; 5 RUE 2 e 8 
n 18464 


Nützliche Baumſchwämme. i BE FE 168 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen 3 1 
Abgebildete und beſchriebene Früchte ? 3 . ; : 8 5 8 x 5 : 5 
Die botaniſchen Laboratorien von Buiten org, Neapel, Antibes und Kew ee 0 5 11 
Die Sorghumzucker⸗Fabrikation in den Vereinigten Staaten 5 . > i 4 8 93518 
Die neuen Gewächshäuſer des Pariſer Pflanzengartens (Jardin des Plantes) . . e 
Feuilleton: Grundſätze für die Darſtellung und Aufbewahrung von Beerenwein 185. — Die 
beſten Zwiebelſorten 188 — Champignonzucht 186. — Die Weinkultur in Egypten 187 — 
x Was ein Kirſchbaum einbringen kann 187. — Ein Kurioſum aus dein Gebiet des Thier⸗ 
und Pflanzenreiches 188. — Ein intereſſantes Beiſpiel natürlicher Düngung 188. — Der 
größte Pfirſichgarten C 3 
Gartenbauvereine: Deutſche Pomologenverſammlung und Obſtausſtellung in Meißen 189. — 
Preisaufgabe 190. — Primel⸗Ausſte ung in London 5 8 5 - > 190 
Literatur: La Sensibilite et la Motilite des Vegetaux 191. — The plants of New South 
Wales by W. Wools 191. — Ueber das Biegen der Zweige als Mittel zur Erhöhung der 15 


ruchtbarkeit der Obſtbäume von Dr. P. Sorauer i 5 ; . E d . 
Perſonal⸗Notizen: Dr. W. Schimper 192. — 7 E. Tulasne 192. — + Paſtor J. Duby 192. — 

Charles Baltet 192. — Garteninſpector A Wagner 192. — + Profeſſor Edouard Morren 192 

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Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 


76 ] 
Walderde. Blumenerde 
(Humus). ie; 
Einige Hundert Lowrys vorzüglichſter Walderde find preiswerth fco. Bah 
ſtation auch in einzelnen Lowrys abzugeben. 
Proben in 1 Pfund-Beutelchen werden franco überſandt. Anfragen sub E 
3076 befördert Rudolf Mosse, Leipzig. i 


„Wie läßt ſich das Wetter vorausbeſtimmen!“ 


Einzig nur durch den „Hygrometer“, nämlich durch eine vegetabiliſche Wetteruhr. Die— 
ſelbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden ſolche Wetter- 
uhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins-Centrale in Frauendorf, 
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einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübſchen und intereſſanten Zimmerſchmuck. Der 

Preis per Stück iſt ungemein billig, nämlich nur 2 M. Dieſelbe in elegantem Gehäuſe von 
Holz mit Glasdeckel 4 M. 


Mittheilung und Bitte 


an alle Gartenbeſitzer, Kunſt⸗, Zier: und Handelsgärtner, Blumen⸗, Gemüſe⸗ und DE 
baumzüchter, Land- und Forſtwirthe, kurz an alle Jene, welche in Gottes freier Nat 
leben und ſchaffen. 

Wer ſich auf dem Laufenden erhalten will, auf den intereſſanten Gebieten des Gartenbau 
der Obſtbaumzucht, des Weinbaues, der Haus-, Land- und Forſtwirthſchaft, wer über alle dieſe ge | 
nannten Fächer betreffenden Anfragen ſachgemäßen und gewiſſenhaften Rath und Auskunft erhalten 
will, der abonnire auf die jetzt in neuem Kleide erſcheinende, geleſenſte Gartenzeitung Deutſch⸗ 
lands, die 1 


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Vereinigten 


Frauendorfer Blätter. 


Herausgegeben von der praktiſchen Gartenbaugeſellſchaft in Bayern. 1 

Für alle Vorkommniſſe in Garten, Feld, Wald, Weinberg u. ſ. w., überall geben dieſe ae 

8 Tage erſcheinenden Blätter Auskunft und Belehrung. An Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit, Aue 

führlichkeit u. dergl. werden dieſelben von keinem Fachblatt überboten und ſollten daher in keiner vel 

ſtändig geleiteten Hauswirthſchaft fehlen, um fo immer einen treuen, ſicheren und verläßlichen Ralh⸗ 
geber zu haben. 

Die „Frauendorfer Blätter“ bieten dieſes Jahr ihren Abonnenten eine ganz beſondere 


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Jeder Abonnent erhält nämlich gleich mit der erſten Nummer außer mehrfachen Ertra-Bei 
gen, eine extra ſchöne Prämie aus 20 Blumen- und Gemüſe-Sämereien neuer und außerordentlit 
Art beſtehend, gratis zugeſtellt. An dieſer mühſam zuſammengeſtellten Prämie, die ſich bei 
ſeitherigen Abonnenten längſt Hausrecht erworben hat, muß der Empfänger feine Freude habe 
denn fie ſetzt ihn in den Stand, feinen Garten mit dem Neueſten und Schönſten zu ſchmücken, wi 
die Blumiſtik und Gemüſezucht bietet. 

Trotz der Fülle anregenden und unterhaltenden Leſeſtoffes, wie ſolcher thatſächlich 
keiner anderen wöchentlich erſcheinenden Gartenzeitung Deutſchlands geboten wird, beträgt der Ab 
nementspreis auf die „Frauendorfer Blätter“ halbjährig nur 3 M. — 2 fl. ö. W. Bankn. = 4½ Frau 
ganzjährig 6 M. —=4 fl ö. W. Bankn. = 9 Francs für die Zeitung und Prämie zuſammen. V 
abonnirt direct und erhält ſofort die erſchienenen Nummern mit Prämie bei den Verlegern Ge 
5 da in Frauendorf bei Vilshofen in Niederbayern, auch per Poſt und 

uchhandel. 

Allen Leſern obiger Zeilen können wir nicht dringend genug an's Herz legen, ſich jetzt, 
der Frühling naht und mit ihm für jeden Gartenfreund die angenehme Sorge, ſeinen Garten 
groß oder klein, mit Bedacht vorzubereiten, die „Frauendorfer Blätter“ zu beſtellen. Auf alle 8. 
unterlaſſe es Niemand, ſich mittelſt Poſtkarte Probenummern und Proſpecte, die überallhin franco 
Verfügung ſtehen, kommen zu laſſen. 


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145 


Riesencactus-Dahlie, 


Seit einer Reihe von Jahren haben die Juarezi oder Cactus— 
Georginen in unſern Gärten viel Anklang gefunden und mit Recht, 
denn ſie ſind ebenſo originell wie hübſch. Daß aber eine ſo kurze 
Spanne Zeit genügen würde, ſolche Erfolge darin zu erzielen, wie 
ſie uns hier im Bilde vorgeführt werden, hätten wohl ſelbſt die größten 
Säanguiniker kaum zu hoffen gewagt. Herr Max Deegen jr. IL. der be- 
kannte Dahlienzüchter in Köſtritz kann wahrlich auf ſeine neueſte Züch— 
tung ſtolz ſein und iſt es uns eine beſondere Genugthuung, unſere Leſer 
mit derſelben näher bekannt zu machen. In ſeinem vor kurzem heraus— 
gegebenen Kataloge (vergl. vor. Heft unſerer Zeitung) giebt er folgende Be- 
ſchreibung: 

Riesencactus, rein roth. In origineller bizarrer Blumenform 
und Größe übertrifft fie alles in Dahlia-Cactusform dageweſene, ihr 
Hauptvorzug beruht aber auch noch darin mit, daß fie ihre äußeren Blu- 
menblätter in ſanft gewundener und gelockter Form erſcheinen läßt, eine 
Eigenſchaft, die der Dahlie das ſtarre und ſteife ihres bisherigen Aus- 
ſehens nimmt, und gerade dieſe Varietät dadurch nun die Stammmutter 
neuer Varietäten werden und der Dahlia die ſanft gewundene Form, 
wie es die Roſe ſo reizend beſitzt, verleihen kann. Nun gilt es bei der 
bekannten Willfährigkeit der Dahlia nur, durch fleißige Ausſaaten von 
dieſer Varietät neue Abkömmlinge zu erzielen. Die Riesencactus-Dah- 
lie iſt früh und reichblühend mit einem Blumendurchmeſſer bis 18 Ctm., 
ſiehe nebenſtehende Abbildung in natürlicher Größe. 1 Topfpflanze 6 Mark. 
| Daran reihen ſich noch folgende empfehlenswerthe Sorten: 

Feuercactus, leuchtend rein ſcharlachroth, ausgeprägte Cactusform, 
früh und reichblühend mit ſchönen Blumenſtand, Blumendurchmeſſer 7 
tm. 1 Topfpflanze 4 Mark. 

Goldeactus, rein goldig, effectvoll brillirende neue Farbe in run— 
der Cactusform, ausgezeichnet ſich präſentirenden Blumenſtand, beſonders 
I Fe reichblühend, Blumendurchmeſſer 10 Ctm. 1 Topfpflanze 5 

ark. 

Astercactus, roſagelb mit hellpurpur geflammt in geröhrt-gerun— 
deter Cactusform, ſchön horizontalem Blumenſtand, reichblühend, Blumen— 
durchmeſſer 10 Ctm. 1 Topfpflanze 4 Mark. 

Igelcactus, rein lilagelb mit ſpitz lang gewickelten Petalen, ſo daß 
die Blume in ihrer originell komiſchen Form ganz der Benennung Igel- 
Cactus, entſpricht. Aeußerſt früh und reichblühend, Blumendurchmeſſer 
6 Ctm. 1 Topfpflanze 5 Mark. 


Die Flora der oceaniſchen Inſeln, ſpeciell der Canaren. 
Von Dr. E. Roth. 


Wie wir ſchon an den Geſtaden der Oft- und Nordſee, ſowie an 
den innerhalb größerer Flüſſe liegenden Inſeln bemerken können, erfreuen 
ſich dieſe Gegenden einer gleichmäßigeren Vertheilung von Wärme und 
Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 10 


146 


Feuchtigkeit, als dieſes innerhalb des Kontinentes der Fall zu ſein pflegt; 
weder die Sommer zeigen gleich hohe Wärmegrade, noch kühlt ſich wäh- 
rend des Winters die Temperatur gleich ſtark ab. In noch ſtärkerem 
Maßſtabe finden ſich dieſe klimatiſchen einfachen Verhältniſſe bei den ocea⸗ 
niſchen Inſeln, und ſie ſind es beſonders, welche uns den Einfluß der 
genannten Gewalten auf die Anordnung der Pflanzenwelt vor Augen 
führen und uns noch theilweiſe einen Blick in die von Menſchen und 


Thieren noch wenig oder gar nicht veränderte Flora thun laſſen. 


Im folgenden ſoll nun verſucht werden, bei der Schilderung der 


Vegetation der Canaren die einzelnen Beſtandtheile hervorzuheben, ihre 
Verbreitung über den Archipel anzugeben, die Urſachen des Endemismus 
zu erforſchen und auf ähnliche Fragen eine Antwort zu geben. Zu 
Grunde liegt dieſer Erörterung eine Arbeit von D. H. Chriſt in den 
„Botaniſchen Jahrbüchern“, herausgegeben von A. Engler, 1885, 5. Heft: 
„Vegetation und Flora der canariſchen Inſeln“, welche neben reichhalti— 
gem, ſtreng wiſſenſchaftlich botaniſchen Inhalt eine Fülle von intereſſan⸗ 
ten, allgemein gültigen Geſichtspunkten über die Entwickelung der Flora 
auf oceaniſchen Inſeln enthält. 

Geben wir auch für alle Inſeln das Gemeinſame der einfacheren, 


gleichmäßig klimatiſchen Verhältniſſe des Weltmeeres zu, jo unterſcheiden 


ſie ſich doch bedeutend von einander durch ihre größere oder geringere 


Entfernung von dem zunächſt gelegenen Feſtlande, durch ihre Entſtehung, 
ihre relative Größe, ihre Form, ihre Erhebung über der Meeresfläche, 


die Anordnung der auf ihnen befindlichen Gebirge und Gebirgsſtöcke, 


den geognoſtiſchen Bau derſelben, die chemiſche Zuſammenſetzung der ober- 


flächlichen Humusſchichten u. ſ. w. 


Gehen wir einmal auf die Entſtehung der canariſchen Eilande nä⸗ 


her ein, ſo ſind dieſelben entweder Ueberreſte geſunkener Feſtlandsmaſſen 


oder vulkaniſchen Urſprunges, wobei ſie ſich iſoliert emporhoben oder 
gruppenweiſe emporſtiegen. Für den erſten Fall laſſen ſich eine Reihe 
von Beiſpielen anführen, doch möge es genügen an die Sundainſeln und 
die Molukken zu erinnern, welche, nur durch ſeichte Meeresarme unter 
ſich und vom Feſtland getrennt, durch ihre Lage wie geognoſtiſche Be— 
ſchaffenheit auf eine frühere Verbindung unter ſich hinweiſen. 

Wird auf derartigen Inſeln die urſprüngliche Flora immer enger 
und enger zuſammengedrängt, muß der Kampf um das Daſein auf dem 
ſich ſtetig verengernden Terrain immer erbitterter werden, wodurch ſich 
manche Arten nur an einzelnen Lokalitäten werden halten können, wäh- 


rend andere ausſterben und ſich vielleicht nur im verſteinerten Zuſtande 


oder in Mooren, den großen Gräbern der Natur, erhalten, ſo ſind die 
aus dem Meere herauswachſenden Korallenriffe, wie die Inſeln vulkani⸗ 
ſchen Urſprunges, nur auf die zufällige Beſiedelung von Pflanzen ange⸗ 
wieſen, welche vor allem durch Luft- und Meeresſtrömungen herbeigeführt 
werden, neuerdings auch infolge des immenſen Schiffsverkehres vielfach dem 
en und der von ihm importierten Thierwelt ihre Anweſenheit ver- 
anken. 

Die Hauptcharakterzüge der Pflanzendecke oceaniſcher Eilande ſind 
nach Kny die Armuth an urſprünglich einheimiſchen Arten, die verhält- 


147 


nißmäßig große Zahl ſpecifiſch eigenthümlicher Formen, das Vorhanden— 
ſein der Sporenpflanzen und phanerogamiſchen Süßwaſſergewächſe, die 
ſcheinbar regelloſe Vertheilung der übrigen Arten unter die verſchiedenen 
Familien, die Beziehung, welche ihre Flora faſt ſtetig zu der des nächſten 
Kontinents zeigt, und die Eigenthümlichkeit, daß Bäume wie Sträucher auf 
Inſeln nicht ſelten zu Familien gehören, welche anderwärts nur krautartige 
Geſträucher enthalten. 

In Bezug auf die Canaren erfahren wir nun folgendes. 

Die ſieben Eilande, welche den Archipel bilden, liegen in zwei Grup— 
pen getrennt; die eine umfaßt zwei flachere, aber immer noch bis 350 
m hohe Inſeln, welche bis auf !“ an Afrika herantreten, während die 
andere von fünf weſtlicheren gebildet wird, die ſchon über 30 vom Feſt⸗ 
land entfernt im offenen Meere liegen und im Pick von Teneriffa bis 
zur Höhe von 3700 m ſteigen. Chriſt tritt nun für die inſulare Exi⸗ 
ſtenz der Inſeln als ſolche ſeit geologiſch uralter Zeit ein und ſchreibt 
ihre Bildung dem Vulkanismus zu; während man ſonſt vielfach die Ca— 
naren, Madeira, die Azoren und Cap Verden als Ueberreſte eines der— 
einſt zuſammenhängenden Landcomplexes, der ſogenannten Atlantis, auf— 
faßt, führt unſer Gewährsmann für ſeine Behauptung folgende Gründe 
ins Feld. Die ſogenannte Tauſendfadenlinie umfaßt zwar ſämmtliche 
Inſeln des Archipels, jedoch ſo knapp, daß die Abhänge Teneriffas ganz 
nahe dem Geſtade in die ungeheure Tiefe von über 2000 Faden in den 
äußeren Ocean abfallen; nur auf Madeira find foſſile Landpflanzen ge 
funden worden; die fünf weſtlichen Canaren ſteigen als derartig ſteile 
Kegel aus dem Meere empor, daß fie 4- bis 5000 m über den inneren, 
ja 5- bis 6000 m über den äußeren Meeresgrund erhaben find; ferner 
iſt der ganze Aufbau der Inſeln mit ſehr geringen Ausnahmen das Pros 
dukt einer unendlichen, ſeit unzähligen Jahrtauſenden fortgeſetzten Reihen— 
folge vulkaniſcher Erſchütterungen. 

Was nun das Verhältniß der Canaren zu Madeira, den Azoren 
und Cap Verden betrifft, ſo ſind ſie trotz der Entfernung ihrer End— 
punkte in der Länge von 25 Breitegraden durch den gemeinſamen Zug 
vulkaniſcher Bildung und das Auftreten derſelben endemiſchen Pflanzen— 
arten in namhafter Zahl als ein beſtimmt abgegrenztes Gebiet anzuſe— 
hen, deſſen Centrum die Canaren bilden. Dieſe Flora erſtreckt ſich von 
der Breite des Tajo bis zum Senegal durch die ausgleichenden Einflüſſe 
der oceaniſchen Lage, während ſie nach Weſten mit den genannten Inſeln 
abſchneidet, denn die zunächſt gelegenen Bermudasinſeln zeigen einen ame— 
rikaniſchen Charakter, ohne eine der canariſchen Endeme aufweiſen zu können. 

Wie ſchon früher angedeutet, bilden hauptſächlich Winde und Mee— 
resſtrömungen die Wege für die Beſiedelung neu entſtandener Inſeln. 
Hierfür ſteht es aber bei den Canaren ſchlecht, denn nur zuweilen kommt 
unſer Gebiet durch Luftſtrömungen mit Afrika in Verbindung. Der 
herrſchende Nordoſtpaſſat wie der Antipaſſat ſind rein oceaniſche Winde 
oder berühren doch die Oberfläche des Kontinents nicht hinreichend, um 
Samen, Früchte und dergleichen mitführen zu können, ſo daß unſerem 
Archipel nur der ſeltene Oſtwind mit dem Nachtheil ſengender Gluth viel— 
fach Keime von Steppenpflanzen bringt. 

10* 


148 1 
Dieſelben ungünſtigen Verhältniſſe treten bei den Meeresſtrömungen 
ein, welche jeder kontinentalen Verbindung mit der alten Welt ſchlechter 
dings entzogen ſind, denn von dem nach Nordoſt gerichteten Golfſtrom 
ſtreicht über die Azoren und Madeira zu den fünf weſtlichen Canaren 
und den Cap Verden ein Aſt, um ſich dann nach Weſten zu wenden. — Da⸗ 
gegen werden die beiden öſtlichen Canaren von einem ſchmalen, reißenden, 
von Nord nach Süd ziehenden Küſtenſtrom beſpült, ſo daß man ſie im 
Gegenſatz zu jenen rein oceaniſchen Inſeln eher als continentale Eilande 
auffaſſen und bezeichnen möchte. 1 
Dem Golfſtrom verdanken die Canaren vor allem die Gleichmäßig⸗ 
keit ihrer Temperatur, deren tägliche Schwankungen weniger als 40 be⸗ 
tragen; die mittlere Temperatur des kälteſten Monats iſt z. B. auf Te⸗ 
neriffa 17,10 C., während die des wärmſten, Auguſt, 24,50 beträgt. — 
Die Niederſchläge fallen namentlich vom October bis zum März, während 
die übrige Zeit keinen Zoll Waſſer liefert. Nach Chriſt kamen auf 20 
Regentage des Jahres 1880/81 61 mit leichten Schauern und 284 re- 
genloſe Tage; die obere Wolkendecke ſchattete im gleichen Jahre an 78 
Tagen, 211 waren halbhell, 76 hell zu nennen. | 
Es bietet ſich alfo für die Pflanzen eine faſt ununterbrochene Vege⸗ 
tationszeit dar, welche durch den trockenen Sommer nur theilweiſe ge⸗ 
ſtört werden kann, da an den Spitzen der Inſeln, beſonders an dem 
mächtigen Pick von Teneriffa, beſtändig ein Wolken dach hängt, das ein 
natürliches Waſſerreſervoir bildet, ohne welches bei der ſengenden Hitze 
der Sonne keine Kultur möglich ſein würde. | 
Trotz alledem iſt der Boden im Allgemeinen unfruchtbar, da die 
an Nährſtoff reichen Mineralien zu wenig aufgeſchloſſen ſind und nur 
in den Schluchten der Bergregion Beſtände von Lorbeerbäumen zulaſſen, 
während ſich ſonſt die Individuen der canariſchen Vegetation in Geſtalt 
einzelner, aber um ſo energiſcher und kräftiger entfalteter Strauchbäume 
entwickeln. | 
Sehen wir davon ab, die in eine Strand- (700 m), eine Wolfen- | 
(700 bis 1600 m) und oberſte Region, welche nur auf Teneriffa zur | 
vollen Geltung kommt, zu theilende Vegetation im großen und ganzen 
zu ſchildern, ſo mögen doch einige intereſſante Einzelheiten erwähnt 
werden. 
So ſei die impoſante Phoenix Jubae "Webb genannt, von der 
ſchon Plinius ſagt: Hane (Canariam) et palmetis caryotas ferenti- | 
tibus .. . abunndare. Sie iſt wohl unterſchieden von der weit ſtarreren 
und weniger frondoſen, feſtländiſchen Phoenix dactylifera L. und fin⸗ 
det ſich neben zahlreichen Kulturexemplaren auch vielfach wild.“) | 
Ferner beanſprucht hier die mächtigſte monocotyle Baumgeſtalt, die 
Dracaena Draco L., eine Stelle, ſie, die weit eher den Namen eines 
Mammutbaumes verdiente, als die im Vergleich ſchlanke Wellingtonia # 
Californiens. Um einen Begriff von dem Wachsthum dieſes pflanzlichen J 
Ungeheuers zu geben, fo hat Schacht 1857 bei einem Baume in 2½ m 
Höhe einen Umfang von 9,5 m beobachtet, während Chriſt 1884 in 


*) Phoenix canariensis u. Ph. tenuis dürften wohl Synonyma fein. Ge. 


149 


gleicher Höhe jetzt an demſelben Baume eine Peripherie von 11,7 m 
konſtatierte. — 

Wer jetzt nach den Canaren kommt und die von Humboldt ſo herrlich 
geſchilderten hochgeſchwungenen Rebengewinde und Haine fruchtbeſchwerter 
Obſtbäume ſucht, wird ſich ſehr enttäuſcht fühlen, denn die Rebenkultur 
iſt jetzt faſt ganz untergegangen, da der Ertrag der Cochenillenzucht den 
285 Weines bedeutend übertraf. Freilich hat die künſtliche Darſtellung 
der Anilinfarben ſeitdem dieſen Geſchäftszweig vollſtändig lahm gelegt, 
ohne daß die Inſulaner bisher einen anderen gefunden hätten, der den 
Ausfall deckte. 

An Obſt wird vielerlei gebaut. Pfirſiche, Birnen, Aepfel, Pflaumen, 
Kirſchen, Aprikoſen, Feigen, Datteln, Orangen u. ſ. w. 

Während Hartung 1860 nur 977 Arten von den Canaren kennt, 
Joſeph Hooker die dortige Flora auf 1000 Species ſchätzt, kommt F. 
Sauer 1880 zu der Zahl 1246, wobei freilich die von ihm ſelbſt als 
zweifelhaft betrachteten Nummern mitgezählt ſind. Nach Abrechnung der 
Varietäten und Dubia bleibt die Ziffer 1226, welche als annähernd rich— 
tig der folgenden Unterſuchung zu Grunde gelegt iſt. 

Keineswegs wird aber hierdurch die wirklich einheimiſche Flora be— 
reſp. verzeichnet, denn es ſind nicht nur die direkt eingeführten Arten, 
ſondern auch die Unkräuter der Getreidefelder, die Flora der Wege, der 
Straßenränder, die Ruderal- und ein Theil der Strandflora und die 
Frühlingsvegetation des einſt und jetzt der Kultur unterworfenen Landes 
1 welche meiſt aus jährigen Gräſern und Leguminoſen be— 

teht. 

Chriſt ſchätzt dieſen Beſtandtheil der heutigen canariſchen Flora auf 
420 Arten, deren Mehrzahl aus Südeuropa ſtammt. Bemerkenswerth 
iſt hierbei, daß einige von ihnen auf unſerem Archipel zu den häufigſten 
1 zählen, während ſie in ihrer urſprünglichen Heimath ſeltener 
ind. 

Einen zweiten beträchtlichen Antheil ſtellen tropiſche Kosmopoliten, 
welche ſich auf allen Hafenplätzen der Erde angeſiedelt haben, wenn an— 
ders das Klima es nur irgendwie erlaubte. 

Der Reſt von 806 zerfällt pflanzengeographiſch ziemlich genau in 
zwei Theile, 414 Arten nämlich ſind als endemiſch anzuſprechen, während 
392 in identiſcher Form auf dem Kontinente wiederkehren. 

Dieſes Verhältniß von über 50 Procent Endemen erſcheint bei der 
Nähe von Afrika ungeheuer hoch und wird nur noch von dem ebenſo 
küſtennahen Socotra erreicht, wenn auch ein derartiger Procentſatz bei 
entlegenen oceaniſchen Inſeln nicht befremdet; ſo zeigen die in ungeheu— 
rer Entfernung vom Feſtlande gelegenen Sandwichinſeln eine Endemen— 
ſumme von 75 Procent. N 

Zweien großen Gruppen können wir die canariſche Flora in Be— 
zug auf ihre Zugehörigkeit zu den großen Pflanzen reichen zuweiſen. Es 
erſtreckt ſich die Mediterranflora im weiteſten Sinne bis zu dem Archi— 
pel, während ſich unter den Canarenpflanzen weit entlegener Herkunft und 
Verwandtſchaft als wichtigſtes, bisher viel zu wenig beachtetes Kontingent 
die ſüdafrikaniſche oder richtiger altafrikaniſche Flora daneben ſtellt. 


150 


Sehen wir nun dieſe beiden großen Kategorien näher an, jo laſſen 
ſich noch manche Unterabtheilungen ſchaffen, 

1. Identiſche Arten der Mittelmeerflora. Von dieſen ſind nament⸗ 
lich die Formen des Sahararandes, Nordegyptens und Arabiens reich- 
lich vertreten, denn 216 von 1627, welche Ball für das nächſte Feſtland, 
Marokko, angiebt, finden wir auf den Inſeln wieder. Der weſtlichen 
Lage der Inſeln entſprechend haben ſich auf ihnen natürlich namentlich 
die occidentalen Formen des Feſtlandes angeſiedelt, deren Centrum in 
Spanien und Frankreich liegt 

2. Endemiſche, mit mediterranen verwandte Arten. Dieſe kann man 
theilweiſe eigentlich nicht als beſondere Species betrachten, ſondern muß 
ſie als Varietäten oder Formen der kontinentalen Gewächſe anſehen, wie 
ſich ja überhaupt an den Grenzen eines Verbreitungsbezirks überall am 
leichteſten Abänderungen im urſprünglichen Typus finden. 

Beide Gruppen ſtimmen nun darin überein, daß ſie vor allem eine 
ungemein geſteigerte Entwickelung beſitzen, welche ſich hauptſächlich am 
Stamm dadurch ausprägt, daß Kräuter zu Stauden werden, dieſe einen 
meiſt gabeligen oder wirteligen Holzſtamm entwickeln und Sträucher ſich 
zu Bäumen ausbilden. Dieſe Eigenthümlichkeit erſtreckt ſich über alle 
Familien und drückt der ganzen Flora einen beſonderen Stempel auf, 
welcher namentlich bei den Succulenten in hervorragendem Maßſtabe aus— 
geprägt erſcheint. Eine ſolche Fülle von Formen innerhalb einer Gat— 
tung oder doch ſehr nahe verwandter Genera finden wir z. B auch noch 
am Cap bei Erika. Die ein halbes Hundert an Zahl überſchreitenden, 


an Sempervivum ſich anlehnenden Arten find faſt nur auf die Canaren 


beſchränkt, denn von 59 ziemlich ſicheren atlantiſchen Species kommen 
nur 7 auf die anderen Inſelgruppen reſp. Madeira. 

Eine ähnliche Gruppe bilden die baumartigen Euphorbien, von de— 
nen auf den Canaren 10 Arten bekannt ſind, während das ſonſtige Mit⸗ 
telmeergebiet deren nur eine aufweiſt. | 

Hervorzuheben find auch die an Retama und Ephedra erinnern 
den canariſchen Endemen, welche, ſcheinbar blattlos, mit ganz ſchmalen, 
abfälligen oder dünne Zweige nachahmenden Blättern verſehen, ihren kon— 
tinentalen, frondoſen Verwandten habituell ſehr fern ſtehen. 

3. Während wir von arktiſchen Pflanzen keine Spur auf den Ca- 
naren beobachten, ſind einzelne alpine Typen bis dorthin gelangt, freilich 
in ſehr geringer Anzahl. Eine Carex, eine Saxifraga, ein Veilchen bil⸗ 
den das Hauptkontingent. 

In ähnlicher Weiſe können wir die Canarenpflanzen exotiſcher Ver⸗ 
wandtſchaft in mehrere Gruppen theilen, deren hauptſächlichſte die Arten 
umfaßt, welche Afrika entſtammen, wobei beſonders der Süden des ſchwar— 
zen Erdtheiles in Betracht kommt. 

Nicht minder wichtig iſt der amerikaniſche Bruchtheil, welcher ſich 
hauptſächlich aus einer Gruppe tropiſcher Gefäßkryptogamen zuſammen⸗ 
ſetzt, welche dem Golfſtrom gefolgt ſind. 

Die Frage nach der Geſchichte der Canarenflora beantwortet Chriſt 
auf folgende Weiſe: 

1. Der älteſte Beſtandtheil iſt ohne Zweifel der ſüd- oder altafri⸗ 


— TE En nr — — 


! 


151 


kaniſche, denn die Capflora war über den ganzen Erdtheil verbreitet, 
wurde aber ſpäter durch die Einwanderung der tropiſch-indiſchen Pflan⸗ 


zen verdrängt, durch welche 
2. die zweite Beſiedelung der Canaren erfolgte; gemäß dem ent— 


fernten Urſprunge bildet dieſe Gruppe einen kleineren Bruchtheil als 


die erſtgenannte. 
3. Es folgte hierauf die Einwanderung der mediterranen und euro— 
päiſchen Formen, welche jetzt das größte Kontingent ſtellen. Die zahlrei— 


chen, den Inſeln eigenthümlichen Varietäten deuten auf ein hohes Alter 
der Beſiedelung hin. 


4. Das Gleiche gilt von dem amerikaniſchen Zuzug. 
Was nun die Verbreitung der canariſchen Flora über ihr Areal 


| anlangt, jo beſitzt jede Inſel 155 eigenthümlichen Species. Chriſt zählt 
für Teneriffa deren 27 auf, Gran Canaria iſt mit 17 Nummern ver- 


treten. Palma mit 11, Gomera weiſt eine Dekade auf, Hierroo 3 Ars 


ten. Einzelne Gewächſe finden ſich nur auf zweien der Inſeln. Die ſo 
zu ſagen kontinentalen Canaren Lanzerote und Fuerteventura beſitzen un— 
ter 321 Gefäßpflanzen noch 70 endemiſch-atlantiſche, darunter 32 den 
weſtlichen Inſeln fehlende oder auch auf ihnen ſeltene Arten. 


Für Madeira werden von Hartung 700 Species angegeben, unter 


N denen ſich 177 atlantiſche Endeme befinden jollen, während Madeira ſelbſt 
105 eigenthümlich find. Bei den Azoren ſtellt ſich das Verhältniß auf 


73: 599, die Kap Verden beherbergen unter 435 Arten noch 14 atlantiſche 


Endemen. 


Einzelne Canarenpflanzen dringen bis in das ſpaniſche Feſtland vor, 
ja ſtrahlen einzeln in das Mittelmeer hinein, wobei zu bemerken iſt, daß 
aus dem Atlantiſchen Ocean ein heftiger Strom längs der afrikaniſchen 
Nordküſte nach Oſten fließt, welcher den Transport von Organismen 
aus jenem Gewäſſer in das Innere des Mediterranbeckens begünſtigen 
mag. 

Gehen wir das Vorkommen der Canarenflora in Beziehung auf 
ihre relative Häufigkeit durch, ſo ergiebt ſich, daß die Pflanzen ſelten 
maſſenhaft und allgemein verbreitet ſind, denn der harte, ſcharfkantige 
Grus der zerfallenden Lavafelſen verhindert eine raſenförmige oder auch 
nur eine in die Nähe erfolgende Ausbreitung der Pflanzen faſt vollſtändig. 

Daß die Vegetation der Canaren trotz der Seltenheit und Jöolie⸗ 
rung ihrer Formen nicht etwa ausſterbende Reſte einer größeren, früher 
weiter verbreiteten Flora ſind, von welcher nur noch einzelne Trümmer 


als letzte überlebende Individuen übrig find, beweiſt nach Chriſt der Um⸗ 
ſtand, daß von vielen gerade der charakteriſtiſchen endemiſchen Genera 
| eine Mehrzahl von Arten vorhanden ift. 


Im Verhältniß haben zwar die Canaren ſehr wenig Monotypen 


aufzuweiſen, denn dieſen, in der Höhe von 27, ſtehen 24 endemiſche und 
15 kontinentale Genera Enns Sektionen mit mehr als einer Species ge⸗ 
genüber. („Humboldt“.) 


152 


Neue oder verbeſſerte Getreidearten. 


Wenn man die Frühjahrs-Preisverzeichniſſe gärtneriſcher wie land⸗ 
wirthſchaftlicher Sämereien nachſieht, ſo findet man viele Neuheiten reſp. 
Verbeſſerungen verzeichnet, deren manche gewiß einer großen Zukunft ent⸗ 
gegen gehen, andere hingegen auch wieder als nutzlos verworfen werden. 
Es iſt allerdings nicht immer geſagt, daß jeder als Neuheit angekaufte 
Same auch dort, wo er ſeinen Platz im Boden angewieſen bekommt, 
wirklich das wird, was man ſich von ihm verſprach; es ſind ſtets zwei 
Punkte in Betracht zu ziehen, nämlich — Klima und Boden. Entſpricht 
Quantität und Qualität den gehegten Hoffnungen nicht, ſo muß die Aus⸗ 
ſaat an einer anderen Stelle verſucht werden, ehe das abſprechende Ur⸗ 
theil gefällt wird. Unter den größeren Firmen, die ſich mit der Kultur 
reſp. Einführung neuer oder verbeſſerter Getreidearten befaſſen, ſei hier 
nur die Samenhandlung des Hoflieferanten Herrn N. L. Chreſtenſen in 
Erfurt erwähnt. Sieht man den diesjährigen „Special-Catalog für land⸗ 
wirthſchaftliche Neuheiten“ nach, ſo findet man einige Getreidearten ſowie 
1 angeführt, deren Erträge bei der Kultur geradezu erſtaun⸗ 
ich ſind. 


Als erſte ſehen wir Chreſtenſens Goldene Melonen Preis- 
Gerſte. Dieſe, im vorigen Frühjahre von genannter Firma eingeführte 
Prochtgerſte, hat ſich ſchon einen großen Ruf erworben, wie aus einge: 
gangenen Meldungen erſichtlich iſt. Beiſpielsweiſe ſeien hier nur die Gü⸗ 
ter Schwoitſch und Wiehe genannt, wo von 1 Kilo Ausſaat in erſtge⸗ 
nanntem Orte 216 Kilo Körner und 500 Kilo Stroh geerntet wurden; 
am andern Orte, bei derſelben Quantität Ausſaat, war der Ertrag 146 
Kilo Körner und 217 Kilo Stroh. Samen, die am 23. September 
1885 in den Keimapparat gelegt wurden, ergaben eine Keimfähigkeit von 
99% .. Die Chem. Analyſe d. Verſ.⸗Station des Landw. Central⸗Ver⸗ 
eins d. Prov. Sachſen zu Halle a/ S. ergab folgendes Reſultat: 14,74% 
Waſſer, 1,40% Fett, 8,88% Eiweiß, 2,71% Aſche, 4,27% Rohfaſer, 
67,17% ſtickſtofffreie Extractſtoffe. Keimfähigkeit 98%, Verunreinigung 
0, Hektolitergewicht 71,2, 100 Körner wiegen 4,861 Gramm. 

Hiernach könnte man alſo dieſe Gerſte als „Gerſte erſten Ranges“ 
hinſtellen. 

Weiter finden wir Chreſt. Kinnekulla-Gerſte, ein vom Ge⸗ 
birge Kinnekulla am Wenernſee in Schweden eingeführtes Getreide. Dieſe 
ſehr großkörnige Gerſte ſoll den Nachtheil haben, daß von Schweden her 
ſelten reine Saatwaare zu erhalten iſt, da nach Ausſage eines ſchwedi— 
ſchen Züchters alle Gerſtenarten, die in der Nähe des Gebirges Kinne— 
kulla gebaut werden, zuſammen den Namen Kinnekulla-Gerſte erhalten. 
Genannte Firma hat ſich nun der Mühe unterzogen, aus dieſen vielen 
Sorten die beſte, vollkommenſte Sorte zu erzielen. Selbige iſt zweizei— 
lig, beſitzt eine gleichmäßig ſchön gebaute Aehre mit großen Körnern von 
ausgezeichneter Farbe und Qualität. 

Von den verzeichneten Weizenarten iſt Chreſt. Kurzbärtiger 
Sommerweizen von einigen Landwirthen angebaut und als der beſte 
Sommerweizen gerühmt worden. Das Beſtockungsvermögen ſoll ein 


153 


ſehr großes, der Ertrag ein fehr bedeutender und die Widerſtandsfähig— 
keit gegen Roſt die allerhöchſte ſein. Das Korn iſt hübſch geformt, voll 
und von goldgelber Farbe. Das Stroh iſt weich und die Spreu wird 
vom Vieh gern gefreſſen. 

Chreſt. Saskatchewan-Weizen iſt ein vielgerühmter amerika⸗ 
niſcher Weizen. Er wurde vor 6 Jahren in dem im Norden der Pro- 
vinz Manitoba gelegenen Saskatchewan-Thale zuerſt gebaut. Dieſer im 
vorigen Jahre zuerſt angebotene Weizen, liefert nach amerikaniſchen Be- 
richten einen außerordentlich hohen Ertrag, beſitzt ein großes Beſtockungs— 
vermögen und reift ſehr früh. In Folge reichen Klebeſtoff-Gehaltes lie— 
fert er ein beſonders backfähiges Mehl. Das Stroh iſt kräftig, die Aeh— 
ren lang und voll beſetzt bis zur Spitze und von Roſt iſt noch nichts 
bemerkt worden. 

Auch einige Haferſorten finden wir verzeichnet und es iſt unter die— 
ſen als einer der empfehlenswertheſten wohl Chreſt. früher Willkom— 
men⸗Hafer zu nennen. Dieſe neue amerikaniſche Art iſt ein Jahr ſpäter 
als der unten folgende Triumpf⸗Hafer in den Handel gegeben. Im erſten 
Jahre ſeines Auftauchens wurden nur ganz kleine Quantitäten angeboten, 
welche jedoch alle in Amerika angekauft wurden. Der Willkommen-Ha⸗ 
fer iſt außerordentlich kräftig, er erreicht eine Höhe von 5—6 Fuß, be— 
ſtockt ſich ſehr ſtark und beſitzt eine frühe Reifezeit. Der Ertrag iſt ein 
enorm großer; es lieferten 5 Kilo Ausſaat in Abſtand von 26 cm. ges 
ſät 1345 Kilo Körner. Es iſt wohl eine der ertragreichſten Haferſor— 
ten, welche bis dahin jemals gebaut wurden. 

Chreſt. Dannnebrog-Hafer iſt eine aus Dänemark ſtammende 
Haferſorte, welche durch Kultur in Chreſt. Etabliſſement bedeutend ver— 
beſſert iſt. Auf Ausſtellungen, wo unter 50 Haferſorten ſtets der Dan- 
nebrog⸗Hafer zuerſt ins Auge fiel, wurde er zwecks Anbauverſuche ange— 
kauft, und ſind überaus günſtige Reſultate damit erzielt, ſo daß er 
zum Maſſenanbau ſehr zu empfehlen iſt. Das Beſtockungsvermögen iſt 
ein großes und die Reifezeit mittelfrüh. 

Chreſt. Nubien-Hafer iſt eine neue aus England eingeführte 
Sorte, welche ſeit 2 Jahren im Etabliſſement kultivirt wird. Dieſer Ha— 
fer zeichnet ſich beſonders durch ſtarke Halme und große Körnerfülle aus. 
Die Hülſe der Körner iſt dunkelbraun, das Korn ſelbſt ſchön hell und 
glänzend. In Schottland ſoll er viel gebaut werden. Von 10 Kilo 
Ausſaat ergab ſich ein Ertrag von über 600 Kilo ſchöne Saatwaare. 

Zum Schluß ſei hier nur noch Ch reſt. verbeſſ. Triumpf-Ha— 
fer erwähnt. 

Unter den vielen Getreidearten, welche in den letzten Jahren in den 
Handel gegeben ſind, hat wohl keine ſo großes Aufſehen erregt, wie ge— 
rade der Triumpf⸗Hafer. Dieſe aus Amerika eingeführte Sorte, erreicht 
nach einer Abbildung eine Höhe von über 6 Fuß Das Beſtockungsver— 
mögen iſt ein großes und die einzelnen Halme erreichen eine Stärke, daß 
man Federhalter daraus ſchneiden kann. Nach verſchiedenen Ernteberichten 
zu urtheilen, iſt der Ertrag ein ſehr großer. So wurde auf folgenden 
Gütern bei 1 Kilo Ausſaat geerntet, in Schnobelin 130 Kilo, in Marien— 
haide 150 Kilo, in Wiehe 275 Kilo und ebenfalls in Apendorf auch 275 Kilo. 


154 


Wie zu Anfang ſchon bemerkt, haben wir es ſtets mit zwei unbe⸗ 
rechenbaren Faktoren zu thun. — Klimatiſche und lokale Verhältniſſe. 
Dieſes darf jedoch nicht abſchrecken mit neuen Getreidearten Anbauver- 
ſuche zu machen, da ein Saat-Wechſel mit der Rue unumgänglich noth— 
wendig iſt. Schultz, 

1 im bot. Wer zu Greifswald. 


Witterungs⸗ Beobachtungen vom November 1885 und 1884. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferfamp), 12,0 m über Null des neuen 
fp des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres- 
piegels 
Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 


1885 | 1884 
Höchſter am 17. Morgens 776,7 am 11. Morgens 779, 
Niedrigſt. „ 28. Abends 744, „ 28. Mittags 745,9 
i LINES IRB 705,43 
Wetter. 
1885 | 1884 1885 1884 
Sehr ſchön Bewölkt 7 Tage 10 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tage Bedeckt . 5 „ 6,7743 | 
SIEHER 13T 5, Di, Trübe Nan 5 15 
Ziemlich heiter 7 „ Dr Sehr trübe. — „ 1585 
Niederſchläge. 
1885 1884 
Nebel.. an 8 Morgen an 5 Morg. u 1 Ab. 
" ſtarker AI 1 " " 7 " 
„ anhaltender „ 7 Tagen sang 
Thau „ Morg „ 3 Abd. 
Reif Re e, „ 5 Morg 
" ſtarker ade L 2 L " 3 1 
„ ie eee RE EN NR re? „— „ 
Schnee, leichter „ 2 Tag | * 7 Tage 
n Böen . 11 Fr + n 3 1 
" u. Regen F + | " 4 " 4 Tag 
" anhaltend dag " BITTE 
Graupen „, „ „ — „ 
Regen, etwas „ d ,. „ 
1% leicht, fen I | 8 Tage wide 7 Tage 
1 ſchauer e 1 2 „ en 
anhalt. Fon „ n 
Ohne ſichtbare ‚ W e „ 2 „ 


Temperatur 
1885 
Wärmſter Tag am 3. 
Kälteſter „ „ 26. 1,0 
Wärmſte Nacht am 10. 5,5 
Kälteſte am 20. — 9,0 auf freiem 
Felde. — 7, geſchützt. Thermometer 
29 Tage über 0, 
1 Tage unter 0% 
Durchſchnittliche Tageswärme 3,6 
9 Nächte über 0 
21 Nächte unter 0“ 
Durchſchnittliche Nachtwärme — 1, 
Die höchſte Bodenwärme in 3 m tie= 
fem lehmig-ſandigem Boden war 
vom 1. bis 5. 11, 
Durchſchnittliche Bodenwärme 10,5 
Höchſte Stromwärme am 1. 5,6, 
Luftwärme 4,5 
Niedrigſte 5 
Luftwärme 0,5 
Durchſchnittliche 3,0 
Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 11. 480 cm. 
„niedrigſten „ 28. 500 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 488 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war 
am 19. 17,02 gegen 3,0 im Schatten 
Heller e an 5 Morgen 


9,0 


e 


155 


nach Celſius. 
1884 

am 7. a 
„ 25. 
Re 

„ 25. u. 30. —10,5 auf freiem 
Felde —8,8s u. 7,8 geſch. Th. 
24 Tage über 09 

6 Tage unter 0° 

4,3 

10 Nächte über 0% 

20 Nächte unter 0“ 


—1,0 
vom 14 bis 15. 11, 
11,2 5 
am 7. 7, Luftwärme 14,0 
am 29. u. 30. 0,0, „ — 1,6 
277 
am 4. u. 5. 382 em. 


„24. 420 em. 
369 cm. 


am 7. 20,0 gegen 14,0 im Schatten 
an 2 Morgen 


Matter 77 77 77 8 77 
Nicht ſichtbarer „ „ 2 1 0 N 
Heller Sonnenſchein an 2 Tagen an — Tagen 
Matter . RE 
Sonnenblicke: helle an > matte an helle an —, matte an 11 Tagen 
11 Tagen 
Nicht ſichtb. Sonnenſchein an 13 Tag. an 12 Tagen 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1885 | 1884 
des Monats in Millimeter 32,2 mm. | 62,2 mm. 


die höchſte war am 27. 9,6 mm. 
bei O80. 


am 27. mit 18,6 mm. 
bei SW. u. NNO. 


Aufgenommen in Eimsbüttel. 


des Monats in Millimeter 37, mm. | 


die höchſte war am 27. 11, mm. 
bei OSO. 


64,4 mm. 
am 27. mit 1858s mm 
bei SW. u. NNO. 


156 


Gewitter. 
Vorüberziehende: 
Leichte: kamen nicht vor. i 
r kamen nicht vor. 
une e Abenddäm- 5 
Wetterleuchten: 


merung. 
27. anhlit. ſtk. Glatteis. 

Am 27. Abends war der Himmel theilweiſe recht bewölkt, jedoch 
gegen 7 Uhr 45 M. klärte es ſich auf, und es bot ſich die Gelegenheit, 
den Sternſchnuppenfall zu beobachten. Dieſelben kamen faſt ſämmtlich 
aus dem Sternbilde der Andromeda. Die unzählbaren kleinen Stern- 
ſchnuppen verſchwanden raſch auf kurzer Bahn; viele größere nahmen eine 
ſenkrechte, ſowie eine bogenförmige Richtung; letztere hinterließen einen 
hellen Lichtſtreif. Die Zahl der Sternſchnuppen belief ſich in einer Vier— 
telſtunde, in welcher der Himmel völlig klar war, auf 137. 


Windrichtung. 
1885 1884 1885 1884 
N ER 6 Mal 4 Mal SSW. 4 Mal — Mal 
NNO „ ua SW 8 1 
NO 3 77 3 77 WSW. 5 7 11 77 
ONO. . 8 Wr, 25 An 
0 BAR 11 n 1 n WNW 7 2 " 
DEI... . 4:34.56 NW... 1 * 
80. 2 , ie a TONER 4 U ee 
880 Ba os Still. ae Ba 
Bis ee 
Windſtärke. 
1885 1884 1885 1884 
Still . 2 Mal 6 Mal Friſch. 6 Mal 4 Mal 
Sehr leicht IB 9 Hart Rn ER 
STERNEN reg 41 „ Stark. — „ ah 
Schwach „ 34 1 26 Steif 179 e 
Mäßig „ ů , ü = ea 
| ©. ſtk. Sturm — n Te 


November Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat November 1885 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 32,4 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 68,8 mm; 


unter den Durchſchnitt fiel 15 909 


1876 61,5 mm. 879 52, mm. 
1877 45,7 75 1885 45, 7 
1878 58,1 15 1883 60, 5 


1884 62,2 mm. 
über den Durchſchnitt ſtieg = Regenhöhe: 
1875 109,1 mm. 880 85,5 mm. 
1882 98,3 mm. 


157 


Srundwaffer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. November 1885. 


Grundwaſſer + 


o 52 4 
vad Erd & 3 28 aufs Mehr 
Stand oberfläche 8, 8 88 S ne Tiefe 
gemeſſen. 8 8 
erh cm. em. | Tage mm. Cel. 
am 31. October 490 — — — | 
„ 11. Novbr. 480 10 — 2 051 Höchſte vom 1. 
m? BE ua MB: | , bis 5. 110 
„ | 488 a 1 90 
r 489 — 1 — 0 Diurchſchnittli 
8 492 3 — — 0, o oh: 0 
2 | 3 e NO 
„ 492 Te ee 
Be: 490 — 2 — O, o | 
491 F 
8. „ . BOY 3 14. 
, F 
10. 137.0.) 
Nach der Deutſchen Seewarte 10 32.4) 
) Hiervon 5 Tage unter 1 mm. 
=) " 5 n n 1 mm. 
C. C. 9. Müller. 


Die Familie der Loasaceae ). 
Von E. Goeze. 


Manchen kleineren Familien, die unter ihren Vertretern eine ver— 
hältnißmäßig große Anzahl ſchöner einjähriger Arten aufzu weiſen haben, 
wird in unſern Gärten aus dieſem oder jenem Grunde nur wenig Be— 
rückſichtigung zu theil, kann man nur ganz vereinzelt Repräſentanten von 
ihnen antreffen. 

Hierzu gehören auch die Loasaceen, eine aus etwa 100 Arten zu⸗ 
ſammengeſetzte, faſt ausſchließlich amerikaniſche Pflanzengruppe, von wel⸗ 
cher in den Privatgärten kaum mehr als eine Art, die Loasa (Cajo- 
phora) lateritia ab und zu angetroffen wird, während in den botani— 


) Endlicher, Genera; Lindley, Vegetable Kingdom; Bentham & Hoo— 
ker, Genera Plantarum, Vol. I. p. 2; Baillon, Histoire des plantes, 
Tome VIII. 


158 


ſchen Gärten des In- und Auslandes gegenwärtig zwiſchen 15—20 Ar- 
ten davon kultivirt werden. Es iſt wahr, daß ihre Arten bei Botani⸗ 
kern und Gärtnern, ja noch mehr bei Liebhabern in ziemlich ſchlimmen 
Rufe ſtehen, indem faſt ſämmtliche Organe, ſo namentlich die Stengel 
und Blätter an ihren oberen Theilen mit kleinen, feinen Härchen bedeckt 
ſind, die beim Berühren eine ähnliche, ſelbſt noch ſtärkere Wirkung aus⸗ 
üben wie unſere gemeine Brenneſſel. Trotz dieſer ihrer gefährlichen Ei- 
genſchaften halten wir uns für berechtigt, manchen dieſer Pflanzen das 
Wort zu reden, indem ihre Anzucht eine ſehr leichte iſt, die Blumen ſich 
durch gefällige Formen, ſchöne Färbung auszeichnen, und ihr zum Theil 
windender Habitus, verbunden mit außerordentlich raſchem Wachsthum 
ſie zur Bekleidung von alten Mauern, Lauben, oder auch zur Garnirung 
größerer Blumenvaſen ſehr geeignet macht. 

Die Familie der Loaseae wurde zu Anfang dieſes Jahrhunderts 
von Juſſien (Annales du Museum V. 18) aufgeſtellt; bis dahin hatte 
man die dazu gehörigen Gattungen an das Ende der Onagraceen un⸗ 
tergebracht. Auch mit den Cactaceen (Pereskia), den Passifloraceen, 
den Cucurbitaceen (Gronovia), Dipsaceen (Cevallia) und Begonia- 
ceen zeigen fie mancherlei botaniſche Verwandtſchaft. Meiſt krautige Ge— 
wächſe, einjährige, zweijährige, ſeltener ſchon perennirende, verholzen ſie 
ſich bisweilen an der Baſis und bilden dann in ihrem Vaterlande, den 
tropiſchen und ſubtropiſchen Gebieten Amerikas kleine Halbſträucher. Auf 
recht oder windend, rankenlos, ſeltener niederliegend, wiederholt-gabeläſtig, 
gewöhnlich ſteifhaarig, nach oben häufig mit Brennhaaren ausgeſtattet, 
haben dieſe Pflanzen gegenſtändige oder abwechſelnde, ganzrandige, gelappte 
Blätter, aber keine Nebenblätter. Blumen einzelnſtehend, traubig oder 
trugdoldig, ſeltener kopfig. Die aus 5—6 Petalen zuſammengeſetzte Blu⸗ 
menkrone iſt weiß, gelb oder auch von rother Färbung, was namentlich 
bei der ziegelrothen Loasa ſchön hervortritt. Ihre Kultur erheiſcht 
nur wenige Worte. 

Die meiſtentheils kleinen Samen werden in Töpfen oder Terrinen etwa 
Mitte April ausgeſät und bringe man ſie alsdann in ein halbwarmes 
Miſtbeet. Leichte ſandige Erde iſt für die Ausſaat die geeignetſte. Ein: 
jährige Arten können dann Ende Mai direkt aus dem Samentopf an 
einem recht ſonnigen Platze ins Freie gepflanzt werden, während die bien— 
nen und perennirenden in Töpfen weiter zu kultiviren find, man denſel⸗ 
ben während der Wintermonate einen recht hellen und trocknen Stand— 
ort im temperirten Hauſe einräumen muß. 

Aeltere Botaniker ſtellten bis an 20 Loasaceen- Gattungen auf, 
welche aber in den neueren Werken auf über die Hälfte reducirt worden 
ſind. So führen Bentham & Hooker in ihren „Genera“ deren 9 auf, 
von Baillon wird dieſe Zahl noch um eine beſchnitten, indem er Blu- 
menbachia zu Loasa bringt. Unſeres Wiſſens nach werden nur Arten 
von 4 Gattungen hier und da kultivirt, nichts deſto weniger wollen wir 
auch auf die anderen kurz hinweiſen. 

1. Gronovia Linn. 

Eine monotypiſche Gattung, deren geographiſche Verbreitung ſich 
von Texas bis nach Venezuela erſtreckt. Die Art, Gronovia scandens, 


159 


Lin. iſt eine annuelle, ſtark behaarte und borſtige Pflanze von klimmen⸗ 
dem, cucurbitaceenartigem Habitus. Die abwechſelnd ſtehenden, geſtielten 
Blätter find breitherzfürmig und ölappig. Die kleinen Blumen, welche 
in großer Menge producirt werden, ſtehen in doldentraubigen Trugdol— 
den. Die kleine, mit dem Kelchſaume gekrönte Frucht iſt von etwas ku— 
geliger Geſtalt, lederartig, gerippt oder pfriemlich und nicht aufſpringend. 

2. Cevallia, Lag. (Petalanthera, Torr. ). 

Ebenfalls eine monotypiſche Gattung, die in Neu-Mexiko und Texas 
einheimiſch iſt. Cevallia sinuata, Lag. iſt ein perennirendes Kraut, 
was im Habitus an Scabiosen erinnert, ſich ſehr verzweigt und mit 
einem weißgrauen Filz über und über bedeckt iſt. Die abwechſelnd ſte— 
henden Blätter find ungeſtielt. Die Blumen ſtehen in endſtändigen, kopf⸗ 
förmigen Trugdolden beiſammen. Frucht trocken, nicht aufſpringend, von 
oblonger oder verkehrt -eiförmiger Geſtalt, mit dem Kelch und der Blu— 
menkrone gekrönt. Ob in Kultur? 

3. Petalonyx, A. Gray. 

Monotypiſch, Neu⸗Mexiko. Kraut oder Halbſtrauch. Von aufred)- 
tem Habitus. Rauhhaarig. Mit abwechſelnden, etwas ſitzenden Blät⸗ 
tern. Die kleinen weißen Blumen ſtehen in endſtändigen Trugdolden. 
Die kleine, oblonge, ſteifhaarige Frucht unregelmäßig aufberſtend. Noch 
nicht in Kultur. 

4. Kissenia, R. Br. 

Die einzigſte Gattung, welche der alten Welt angehört, ſie kommt 
im tropiſchen ſowie ſüdlichen Afrika, ſowie am Rothen Meere wildwach⸗ 
ſend vor, und zwar nur in einer Art, Kissenia spathulata, R. Br. 
(Fissenia capensis). Ein rauhhaariges Kraut oder Halbſtrauch mit ab— 
wechſelnden, geſtielten, lederartigen, 5— 7fach gelappten Blättern. Die 
ziemlich großen, gelben Blumen ſtehen in endſtändigen Trugdolden. Frucht 
holzig gerippt, 2—3fächerig, nicht aufſpringend. Noch nicht in Kultur. 

5. Selerothrix, Presl. 

Die 2 bis 3 Arten, welche dieſe Gattung ausmachen, bewohnen Me— 
xiko, Venezuela und Peru. Einjährige, verzweigte Kräuter von zierlichem, 
aufrechtem Habitus, mit rauhem Flaumhaar. Blätter entgegenſtehend, 
geſtielt, eiförmig, lanzettlich. Blumen achſelſtändig, vereinzelt oder auch 
in wenigblütigen Trugdolden, von weißer oder gelber Farbe. 

Vielleicht dürfte die eine oder die andere Art in den Gärten anzutref— 
fen ſein. . 

6. Klaprothria, H. B. K. 

Monotypiſch: K. mentzelioides ſtammt von Kolumbien und DVe- 
nezuela und macht ein windendes Kraut aus. Die gegenſtändigen, gejtiel- 
ten, eiförmigen Blätter ſind breit gezähnt. Die kleinen weißen Blumen 
ſtehen in endſtändigen, traubigen Trugdolden. Die rauhhaarige Frucht 
iſt von keuliger oder kreiſeliger Form. Noch nicht in Kultur. 

7. Mentzelia, Linn. (Acrolasia, Presl.; Mikrosperma Hook.; 
Bartonia, Sims.; Eucnide, B. M.). 

Kräuter oder kleine Sträucher von zierlichem oder robuſtem Habi⸗ 

tus, unbehaart oder borſtig. Blätter abwechſelnd, ſitzend oder geſtielt, 
ganzrandig oder lappig. Die oft recht großen, goldgelben oder weißen 


160 


Blumen ſtehen vereinzelt, traubig oder trugdoldig. Kapſel kreiſelförmig, 
keulig, oval. 

Aus dieſer Gattung wird eine ganze Reihe von Arten kultivirt, fol- 
gende dürften die empfehlenswertheſten ſein: l 

Mentzelia oligosperma, Nutt., Bot. Mag. 1760. 

Eine Staude mit knolliger Wurzel, die in Miſſouri und Ober. Loui⸗ 
ſiana einheimiſch iſt, meiſtens im Mai und Juni bei uns zur Blüthe 
gelangt. Die ganze Pflanze, ausgenommen die Blumenkrone, iſt mit ſtei⸗ 
fen Haaren bedeckt, welche wieder an ihrer Spitze mit kleinen, dem blo⸗ 
ßen Auge unſichtbaren Widerhaken bewaffnet ſind. Blätter abwechſelnd, 
eiförmig, ungleich gezähnt. Die achſelſtändigen, vereinzelten Blumen ſind 
glänzend orangefarbig. N 

Mentzelia hispida, Willd., Bot. Mag. 3205. 

Wiederholt⸗gabeläſtige, aufrechtwachſende Staude, mit einer blaſſen, 
weißlichen, glänzenden Rinde bekleidet. Blätter gegenſtändig, eirund, kurz 
geſtielt, rauh auf beiden Seiten. Blumen vereinzelt, endſtändig, groß, 
von etwas mattgelber Farbe. In Mexiko und Peru einheimiſch, in erſte⸗ 
rem Lande werden die zerriebenen Wurzeln als ſtarkes Abführungsmittel 
in der Medicin verwendet. 

Mentzelia urens, Parry. (Eucnide lobata). 

Stammt von Süd⸗Utah; ausdauernd; Blumen groß, weiß. 

Mentzelia ornata, Torr. & Gr. 

Eine zweijährige Pflanze von Californien, die in einem recht trock⸗ 
nen, temperirten Hauſe zu überwintern iſt Sie wird 1 M. hoch, ver⸗ 
zweigt ſich von unten auf, iſt überall ſtark behaart und ſind die Blätter 
gefiedert. Jeder Zweig trägt mehrere, etwa 10 Cm. im Durchmeſſer 
haltende we ßgelbe Blumen, aus deren Mitte ein Büſchel zahlreicher Staub⸗ 
gefäße heroortritt. 

Mentzelia Bartonia Steud. (Bartonia aurea, Lindl., Bot. Mag. 
3649). 

Dieſe einjährige Art mit großen goldenen Blumen wurde ſchon 1834 
durch Douglas von Californien eingeführt. Sie wird 2—3 Fuß hoch, 
verzweigt ſich ziemlich ſtark, iſt von etwas windendem Habitus, ſehr ſaft⸗ 
reich und rauhhaarig. Blätter lanzettlich, fiederſpaltig. Die Blumen⸗ 
blätter ſind am Grunde roth gezeichnet. Sie blüht vom Juli — Oc⸗ 
tober unausgeſetzt und verlangt einen recht ſonnigen Standort. 

Mentzelia (Partonia) decapetala, Sims., Bot. Mag. 1487. (Bar- 
tonia ornata, Pursh.) 

Eine ſehr ſchöne, 3—4 Fuß hohe, zweijährige Pflanze mit ſich aus⸗ 
breitenden Zweigen und mit einer Fülle wohlriechender Blumen bedeckt, 
die ſich erſt nach Sonnenuntergang öffnen, Tags über geſchloſſen bleiben 
ſollen. (2) Sie kommt im Staate Miſſouri vor, wächſt auf dürrem, vul⸗ 
caniſchent Boden. | 

Mentzelia (Bartonia) nuda, Nutt.; Bot. Mag. 5483. 

Wurde von Nuttall entdeckt (Miſſouri) und von dem bekannten 
engliſchen Blumenzüchter Thompſon (Ipswich) unſeren Kulturen zuerſt 
einverleibt. Wenn auch zweijährig, blüht ſie erſt ſpät im Herbſte, ſo 
daß die Samen bei uns nicht zur Reife gelangen können. Die ganze 


161 


Pflanze ift mit kleinen, bartähnlichen Haaren bedeckt und zeigen der aufs 
rechte Stengel und die Zweige eine weiße Farbe. Blätter ſitzend, lau— 
zettlich, ſtumpf. Blumen endſtändig, groß, blaßſchwefelgelb, Brakteen feh— 
len entweder ganz oder ſind ſehr reduzirt. 

Mentzelia bartonioides, J. Hook. (Microsperma bartonioides, 
Walp. Bot. Mag. 4491; Euenide bartonioides, Hook.) 

Eine reizende annuelle Art, die vor Jahren zuerſt durch die Flott— 
becker Firma James Booth u. Söhne in den Handel kam. Zur Kul⸗ 
tur fürs freie Land, um irgend welche Gegenſtände damit zu überziehen, 
ſehr anzuempfehlen, da ſie den ganzen Sommer über in Blüthe ſteht. 
Stengel etwa 1 Fuß lang, hin- und hergebogen, ſaftig; Blätter fteif- 
flaumhaarig, auf ſchlanken Blattſtielen, eirund, ſpitz, gelappt und geſägt. 
Blumen einzelnſtehend auf kurzen ſeitlichen Zweigen. Blumenblätter zwei⸗ 
mal fo lang wie die Kelchlappen, eirund oder eher verkehrt-eirund, ſchwe— 
felgelb, auf der unteren Seite blaſſer, faſt weiß. Dürfte nur im Kalt— 
hauſe oder im kalten Kaſten zur Perfektion kommen. 

8. Loasa, Fuss. (Grammatocarpus, Presl.) 

Dies ift die an Arten reichſte Gattung, man kennt von ihr an 50 
Arten, die ausſchließlich Nord-Braſilien und Guiana im ganzen tropi- 
ſchen und ſubtropiſchen Amerika eine weite Verbreitung zeigen. Es ſind 
aufrechte oder windende, ſeltener niederliegende Kräuter, die mit rauhen, 
borſtigen Haaren bedeckt ſind. Die abwechſelnden oder gegenſtändigen 
Blätter find ganzrandig, gelappt oder doppelt-zuſammengeſetzt. Blumen 
achſelſtändig, vereinzelt, traubig oder etwas riſpig, oft ſchön gelb oder 
ziegelroth. Kapſel ovoid, kugelig oder keulig, ſtielrund oder gerippt, fel- 
ten etwas gedreht, durch den Kelchſaum gekrönt. 

Loasa lateritia, Hook. Bot. Mag. 3632. (Cajophora lateritia, 
Benth. Raphisanthe lateritia Lilj.) 

Es iſt dies wohl die am längſten bekannte und in den Gärten am 
meiſten verbreitete Loasacee, weshalb wir hier auch von einer weiteren 
Beſchreibung wohl abſehen dürfen. 

Loasa nitida, Juss., Bot. Mag. 2372. 

Eine zierliche Annuelle von niederliegendem Habitus, die ſich zur 
Ausſchmückung von Steingruppen vorzüglich eignet. Sie ſtammt von 
Peru. Ganz beſonders bemerkenswerth durch die glänzende, dunkelgrüne 
Färbung auf der Oberfläche der Blätter. 

Loasa incana, Grah., Bot Mag, 3048 
| Die ganze, ſtark verzweigte Pflanze, insbeſondere die Stengel find 
mit rauhen, gebarteten, weißen Haaren dicht bekleidet, zwiſchen welchen 
Brennhaare zerſtreut auftreten. Die den eirunden, ſpitzen und geſtielten 
Blättern gegenüberſtehenden weißen Blumen treten vereinzelt auf. Kommt 
von Peru und blüht bei uns im October-November. 
| Loasa hispida, Linn, Bot. Mag. 3057. (L. urens Jacq., L. 
ambrosiaefolia, Juss.) 

Stengel rund, hin und her gebogen, verzweigt, mit unzähligen, kur— 

zen, rauhen Haaren dicht bedeckt, dieſelben üben keine ſtechende Wirkung 

aus; mehr nach oben find dieſelben aber mit 2 bis Zmal fo langen 

Brennhaaren untermiſcht. Die 5 Zoll langen und 3½ Zoll breiten 
Hamburger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886,) 11 


| 


! 
5 
ö 


162 


Blätter find geftielt, von oblonger Form, fiederſpaltig. Die herabhän⸗ 
genden, dunkelbraunen Blumen haben einen lieblichen Geruch. Eine ſehr 
ſchöne Art von Lima, die während der Sommermonate im Kalthauſe zur 
Blüthe kommt. Irren wir nicht, fo geht auch eine von Roezl in Me⸗ 
xiko entdeckte Art unter dem Namen Loasa hispida; dieſelbe wird 1. 
M. hoch, windet ſich mehr wie die meiſten Loasen, hat dunkelgrüne, ge⸗ 
fiederte, 12 - 18 Cm. lange Blätter. Die reichlich erſcheinenden Blumen 
ſind ziemlich groß und von weißgelber Farbe. | 
Loasa Placei, Hock., Bot. Mag. 3218. | 
Dieſe chileniſche Art von einjähriger Dauer empfiehlt ſich ſehr fürs 
freie Land. Sie wird 3—4 Fuß hoch, verzweigt ſich ziemlich ſtark und 
iſt mit langen, dichotomen Haaren beſetzt. Wurzelblätter herzförmig, ge- 
lappt, mit langen Brennhaaren gewimpert; allmählich werden die Blät— | 
ter ſchmäler, ſpitzer und zeigen eine tiefere Verlappung. Die ziemlich 
kleinen, vereinzelten Blumen haben ſtark zurückgebogene, gelbe Petalen mit f 
rothen Flecken. 
Loasa Pentlandi, Paxt, Bot. Mag. 4095 
Eine hübſche, ſchlanke, 3—4 Fuß hohe, verzweigte Pflanze von Peru 
mit orangefarbigen Blumen. 


4 
k 


im December, jo daß fie bei uns das Kalthaus erheiſcht. Die gelben 
und weißen Blumen werden durch ein rothes Auge noch beſonders ge— 
kennzeichnet. | 
Loasa vulcanica, E. Andre, Bot. Mag. 6410. (L. Wallisi, 
Maxim. h Petrop.) l 
Es verdient dieſe zierliche Einjährige, welche von Edouard Andres 
auf einem Vulkane in Ecuador vor mehreren Jahren entdeckt wurde, je- 
denfalls eine weite Verbreitung, da fie den ganzen Sommer über in Blüthe 
ſteht. Ein 60—80 em. hoher, aufrechter Buſch. Die kahnenförmig auf- 
gebauſchten weißen Petalen ſitzen auf dem orangegelben mit ſcharlachro⸗ 
then Zonen gezeichneten Fruchtboden, der von dem grünen, Slappigen Kelch 
eingerahmt wird. Dieſe Pflanze bietet für manche Zwecke einen vortreff- 
lichen Schutz als Einfaſſung. | 
Loasa canarinoides, J. Hook. (Illairea canarinoides, Lenné et 
Koch. Bot. Mag. 5022.) | 
Dies iſt eine ſehr bemerkenswerthe und ins Auge fallende Pflanze, 
die von Warscewicz in Central-Amerika entdeckt wurde. Einjährig, von 
kletterndem Habitus und mit einer großen Menge von Brennhaaren aus⸗ 
geſtattet. Die ausnehmend großen, gelb und roth gezeichneten Blumen 
hängen herab und erinnern ſehr an jene von Canarina campanuloides. 
Wir haben nicht erfahren können, ob ſie jetzt noch irgendwo kultivirt wird. 
9. Blumenbachia, Schrad. 1 
Aufrechte oder windende Kräuter mit rauhhaariger Belaubung. Blät⸗ 
ter gegenſtändig, etwas ſitzend oder häufiger geſtielt, ganzrandig. Große 
oder kleine, gelbe oder weiße Blumen. Kurze oder verlängerte Kapſel, 
ſehr oft ſpiralig gedreht. Nur durch die aufſpringende Kapſel von Loasa 


163 


unterſchieden. Man kennt von ihr etwa 12 Arten, die im extratropiſchen 
und weſtl. tropiſchen Süd-Amerika zu Haufe find. 

Blumenbachia Chuquitensis, J. D. Hook., Bot. Mag. 6143. 
(Loasa Chuquitensis, Meyen; Cajophora coronata, h. Veitch). 

Eine ſehr ſchöne, perennirende Art, die mit der B. coronata von 
Chile nahverwandt iſt. Von aufrecht ſteifem Habitus. Die dicht mit 
abſtehenden, glänzenden, brennenden Haaren beſetzten Blätter ſind einſchließ— 
lich des Blattſtiels 8—10 Zoll lang. Die ziegelrothen Blumen halten 
1ſ½—2 Zoll im Durchmeſſer. 

Als weitere empfehlenswerthe Arten laſſen ſich noch anführen: 

Blumenbachia contorta, Bot. Mag. 6134. Peru, Ecuador. O 

a 1 mualtiida, 2865. „ 5 8 

Bl. 1 insignis, Schrad. Montevideo. A 

In den botaniſchen Gärten werden außer den hier angeführten Loa— 
saceen noch kultivirt: 

Blumenbachia Hieronymi, Urban; Mentzelia Wrightii Juss.; 
Loasa bryoniaefolia, Schrad.; L. tricolor, Lindl.; L. papaverifolia 
H. B K; Scyphanthus elegans, Don. 

Wie wir erfahren, bereitet Dr. Urban, Cuſtos am Berliner botan. 
Garten eine Monographie dieſer Familie vor. 


Der Erfurter Zwerg⸗Blumenkohl. 


Unter denjenigen gärtneriſchen Kulturvarietäten, denen der Garten— 
bau Erfurts ſeinen Weltruf verdankt, nimmt der „Erfurter Zwerg-Blu— 
menkohl“ eine der erſten Stellen ein, und findet ſich hierüber in den 
Mittheilungen über Landwirthſchaft ꝛc. folgende Notiz: Angeſichts der 
weitverbreiteten Anerkennung, deren ſich dieſe Sorte erfreut, möchte es 
vielleicht faſt überflüſſig erſcheinen, in beſonderem Hinweiſe darauf zurück— 
zukommen. Allein bei dem ewigen Jagen nach „Neuem“ kommt es nur 
zu leicht und zu oft vor, daß ſelbſt das Bewährteſte, ſchon längſt Bekannte 
einmal beiſeite geſetzt und dem „Neuen“ das Feld geräumt wird, bis man 
überzeugt wurde, daß es doch beſſer ſei, bei dem erprobten Aelteren zu 
bleiben. Der „Erfurter Zwerg-Blumenkohl“ iſt eine ſolche Errungenſchaft, 

die nie veralten, der kaum je eine andere Sorte an Güte gleichkommen 
wird. Nur der Preis wird einzig bei anderen Sorten vortheilhafter in 
die Augen fallen, als bei dem Erfurter Zwerg-Blumenkohl, aber eine bil: 
lige Sorte wird derſelbe auch, wenn er echt ſein ſoll, nie werden. Wenn 
man Gelegenheit hat zu beobachten, mit welch unſagbaren Mühen und 
mit welch' peinlicher Sorgfalt der Same vom Erfurter Zwerg-Blumen— 
kohl in den Erfurter Gärtnereien gezogen wird, und ferner in Betracht 
zieht, daß von drei Ernten im Durchſchnitte nur eine befriedigend bezeich- 
net werden kann, dann wird es begreiflich erſcheinen, wie dieſe weltberühmte 
Sorte bei ihren ſcheinbar hohen Preiſen doch immer verhältnißmäßig 
billig iſt, weil dieſelbe alle andern an Sicherheit des Ertrages übertrifft. 
Wenn man Gelegenheit hat, einen Blick in die Fluren von Erfurt zu 
thun, ſei es im Frühjahre, im Sommer, oder im Herbſte, ſo muß man 
11% 


164 


Staunen, welche ausgedehnten Felder dort zum Blumenkohlanbau verwen⸗ 
det werden, und man mag fragen und ſchauen, wohin man will, allüberall 
faſt ohne Ausnahme begegnet man dem echten Erfurter Zwerg⸗ Blumen- 
kohle. Von der erſten Frühbeet- bis zur letzten Herbſtpflanzung benutzt 
man faſt ausſchließlich nur dieſe Sorte, weil ſie eben als die vollkommenſte 
und vortheilhafteſte gilt und für Küche und Tafel die beliebteſte und ge— 
ſuchteſte iſt. Es iſt aber auch in der That ſchon eine wahre Luſt, die wohl⸗ 
geformten, dicht geſchloſſenen, ſchneeweißen Blumen in ihrer oft erſtaun— 
lichen Größe anzuſehen, wozu dann noch beſonders in Betracht kommt, 
daß dieſe Sorte unter allen Umſtänden die zarteſte und wohlſchmeckenſte 
iſt. Der umfangreiche Verſandt, welcher vom Frühjahre bis zum Herbſte 
faſt ununterbrochen mit dem Blumenkohl-Gemüſe nach allen Himmelsge— 
genden hin von Erfurt aus betrieben wird, ſpricht allein ſchon zur Ge— 
nüge für die anerkannte Güte deſſelben, nicht minder aber der Abſatz 
ſowohl in Samen wie Pflanzen dieſer Sorte, welcher das ganze Jahr 
hindurch, beſonders aber zum zeitigen Frühjahre, damit erzielt wird. 
Bemerkt ſei noch, daß für den Bezug an Samen und Pflanzen jetzt die 
rechte Zeit heranrückt, um zur beſten Pflanzzeit im April die Pflanzen 
in Bereitſchaft zu haben. Ueberwinterte Pflanzen, geeignet ſowohl zur 
Anpflanzung in Treibbeeten wie zum zeitigſten Auspflanzen an geſchützten 
Lagen im freien Lande ſind ebenfalls ſchon von jetzt ab zu beziehen. 
Hauptſache beim Anbau von Blumenkohl iſt ein tief und ſorgfältig be⸗ 
arbeiteter Boden, der vor allen Dingen reichliche Kraft beſitzt. Wird 
derſelbe dann während der Kultur von Zeit zu Zeit gut bearbeitet und 
wird bei trockener Witterung mit Gießen nachgeholfen, dann wird man 
immer ſchöne Blumenköpfe erzielen. 4 


Die Mutterliebe der Pflanzen. 
(Schluß). 

II. 
A. P. Das Pollenkorn hat es gut im eigenen Haus. Aber auch 

im zweiten Heim erhält es treffliche Pflege, treue Beſchirmung. Die 
Pflanze, zu der es durch Wind oder Inſektenbeförderung gelangt, ſteht 2 
ihrer Vorgängerin an Selbſtloſigkeit und Arbeitsluſt nicht nach. 
Findet das Pollenkorn ſeinen Weg zur Samenknospe, vereinigt es 
ſich mit dieſer, hat die Fruchtbildung begonnen, ſo iſt die Adoptivmut⸗ 
ter alsbald geſchäftig, Schutz- und Nahrungsmittel zu beſchaffen. Behut⸗ 
ſam ſchließt ſie den Keim der künftigen Pflanze in den Samenkern ein, 
und dieſen legt ſie wiederum, entweder allein oder mit anderen Samen⸗ 
kernen geſchwiſterlich verbunden in eine einfache oder doppelte Fruchthülle. 
So ſucht fie das junge Lebeweſen auf das Beſte zu bergen. Vorſorg⸗ 
lich entfernt ſie die augenfällige Blüthe, in aller Stille und Verborgen— 
heit läßt ſie das kleine Wunder ſich entwickeln und wachſen. Mit gutem 
Grund find die unreifen Früchte grün, hart und ſauer. Sie ſollen be⸗ 
gehrliche Obſtliebhaber nicht anlocken, ſondern abſtoßen. a 
Nach einiger Zeit aber ändern die Mutterpflanzen ihre Taktik; denn 


165 


ſobald ihre Nachkommenſchaft reif ift, ſehen fie ſich abermals veranlaßt, 
ſie in die Fremde hinauszuſchicken. Ließen ſie die Samenkerne nur ſo 
ohne Weiteres zur Erde fallen, ſo gelangten ſie in der unmittelbaren 
Nähe des Stockes in den Boden. In dichtem Gedränge würden die 
Keimlinge emporſprießen, ſich gegenſeitig Platz und Nahrung rauben und 
ſich ſchließlich einander wie feindliche Brüder, ums Leben bringen. 

Zur Verhütung eines fo traurigen Familiendramas treffen die Pflan— 
zen naturgemäß rechtzeitig geeignete Maßregeln. Doch können ſie die 
Frucht nicht ſo leicht verſchicken, wie das winzige Pollenkorn. Für die 
Beförderung des letzteren genügten ihnen, falls ſie nicht windblüthig wa— 
ren, bekanntlich beſchwingte Inſecten. Da ihnen aber zu dieſem neuen 
Zwecke jene winzigen Dienſtleute zu ſchwach erſcheinen, ſo wenden ſie ſich 
an kraftvollere Agenten. Und zwar rufen viele von ihnen aufs neue 
den allzeit hülfsbereiten Wind an. Andere beanſpruchen Vögel oder Vier— 
füßler. Eine dritte Art hat, ſelbſtſtändigen Charakters, ſinnreiche Appa— 
rate erfunden, mit denen ſie die Samen weit fortzuſchleudern vermag. 
Einige wenige benutzen die Wanderluſt der Wellen zur Fruchtverſendung, 
während die Kulturpflanzen zum größten Theil dieſen altmodiſchen Ber 
förderungsmitteln entſagten und ſich von Menſchenhänden bedienen 
laſſen. 

Von den Pflanzen, welche ihre Früchte dem Winde mit auf die 
Reiſe geben, nennen wir in erſter Reihe die Compoſiten oder Vereins— 
blüthler. Nicht alle Mitglieder dieſer großen, 12,000 bekannte Arten 
umfaſſenden Familie verdanken gütigen Luftſtrömungen ihre Verbreitung, 
aber doch die meiſten. Sie wiſſen zudem ihren Gönnern die Tragar— 
beit in mannigfacher Weiſe zu erleichtern. Dieſer Thatſache verdanken 
ſie es wohl zumeiſt, daß ſie in allen Erdtheilen vom Aequator bis zu 
den Polen einen ſo anſehnlichen Grundbeſitz ſich erworben haben. Wo— 
hin wir kommen, auf trockenen Ebenen, in dürren Wüſten, in feuchten 
Wäldern, auf fetten Untergrund und auf ſalzigen Marſchen, all überall 
treffen wir dieſe Compoſiten, in der Regel als Kräuter oder Halbſträu— 
cher, doch auch vereinzelt als Bäume an. Einer der geſchickteſten Mit— 
glieder dieſer Ordnung iſt die allbekannte Wieſenblume Löwenzahn (Le— 
ontodon). Breiten wir in unſeren Gärten einen ſchönen grünen Raſen— 
teppich aus, ſo ſucht ſich dieſe kecke Pflanze alsbald einzuniſten und den 
harmoniſchen Farbenton mit ihren grellgelben Blüthen zu ſtören. Es 
iſt keine geringe Mühe, die Einſchleicherin fern zu halten. Gelingt es 
ihr auch nur einige wenige ihrer Kronen zu entfalten, ſo können wir mit 
Sicherheit darauf rechnen, daß unſere Sammetflur im nächſten Jahr über 
und über mit unechten Goldſtücken beſäet iſt. Nach dieſem Erfolg hat 
ſie gewonnen Spiel. So unleidlich uns nun aber auch das Thun und 
Treiben des Löwenzahn erſcheint, — zugeben müſſen wir ihm doch, daß 
er die Kunſt der Samenverbreitung meiſterhaft verſteht. Die langge— 
ſtielten Federchen, die er ſeinen überaus trocknen, leichten Fruchtkernen 
anfügt, werden auf den Flügeln des leiſeſten Lufthauches weit fort getra— 
gen Nicht ohne Entzücken ruht das Auge des echten Naturfreundes auf 
der Fülle dieſer luftigen zartgefaſerten Samenſchwingen, die in ſymme— 
triſcher Ordnung auf ihren kreisförmigen Untergrunde eine zierliche Krone 


166 


bilden, und nach allen Richtungen hin auseinander treiben, ſobald wir 
ſie mit unſerem Athem anwehen. | 

Die zur Familie der Malvaceen gehörende Baumwollpflanze (Gos- 
sypium), welcher mehr als die Hälfte der Menſchheit ihre Bekleidung 
verdankt, erzeugt ihre feinen nutzbringenden Haare nicht uns zu Liebe, 
ſondern nur um ihre Kerne dem Windtransporte anzupaſſen. Die Sa- 
menhaarſchöpfe der Pappeln, der Weiden und des Wollgraſes dienen dem 
nämlichen Zweck. Eine nicht minder geeignete, aber durchaus andere Ein: 
richtung treffen Eſchen, Ahornbäume und Birken. Sie verſehen ihre Früchte 
mit regelrechten Flügelchen. 

Diejenigen Pflanzen, welche es für beſſer halten, ihre Samenkerne 
durch Vögel in das Land hinaus zu ſchaffen, bleiben dem bei der Pol⸗ 
lenbeförderung befolgten Grundſatze treu „eine Hand wäſcht die andere“. 
Sie befleißigen ſich, ihren befiederten Gäſten Dienſte zu erweiſen, damit 
dieſe ihnen ihre Güte vergelten. Deshalb fabricieren ſie in erſter Linie 
ein wohlſchmeckendes Vogelfutter. Sie verwandeln die Fruchthüllen, 
welche ihre größeren und kleineren, ſteinharten Samenkerne umgeben, in 
ſaftreiche, nahrungshaltige, ſüße Gewebe. Doch ſorgen fie im Gegen— 
ja zu den zu menſchlicher Nahrung beſtimmten Früchten der Cultur⸗ 
pflanzen für eine gewiſſe Beſchränkung ihres Wachsthums. Die Schlehe 
bildet ihre Früchte kaum erbſengroß. Die der Ebereſche, des Eiben— 
baums, der Miſtel und des Geisblattes ſind nur um ein geringes um⸗ 
fangreicher. Kronsbeeren, Rauſchbeeren und Berberitzen ſind bedeutend 
kleiner. Himbeere und Brombeere dagegen beſtehen nicht etwa nur aus 
einer einzigen Frucht, ſondern aus einer ganzen Geſellſchaft, deren eng 
aneinander gepreßte Mitglieder, welche insgemein Miniaturcopien der 
Kirſche und Pflaume ſind. 

Dem Willen der mütterlichen Diplomatinnen entſprechend, verſchlucken 
die herbeigelockten Vögel die ſaftige Hülle und die in ihr verborgenen 
harten Kerne der Früchte. Die letzteren widerſtehen den Verdauungsbe⸗ 
ſtrebungen ihres Magens und werden beim nächſten Ausflug auf die 
Erde geworfen. Der Zweck, ihnen möglichſt weit von ihrem Heimaths— 
platze eine Anſiedelungsſtätte zu verſchaffen, iſt ſomit erreicht. 

Die Farben, welche den Vögeln am meiſten behagen, ſind offenbar 
Schwarz und ein leuchtendes Roth. Manche Pflanzenarten färben nicht 
nur die Fruchthülle, ſondern auch die Samenkerne. Mit klugem Vorbe— 
dacht öffnet z. B. der gemeine Spindelbaum ſeine wunderſchönen purpur— 
rothen Kapſeln nicht eher, als bis der Herbſtwind alles Laub abgeſchüt— 
telt hat. Dann aber klappt er fie jo recht augenfällig auf und zeigt ſei— 
nen Vogelfreunden ſeine orangefarbigen, leuchtenden Kerne. 

Die prächtigſten Früchte finden wir in den Tropen. Die Mutter- 
pflanzen ſcheinen anzunehmen, daß die dortigen, ſchön gefiederten Vögel 
kein Behagen an unſcheinbarer Nahrung haben. 

Es iſt eine bemerkenswerthe Thatſache, daß viele dieſer Früchte einen 
Saft enthalten, welcher Menſchen und obſtliebenden Thieren in mehr oder 
minder hohem Grade ſchädlich iſt, während er den Vögeln keinerlei Be— 
ſchwerden verurſacht. Dieſe ſcheinen mancherlei Gifte vertragen zu kön— 
nen. Es geht ihnen wie den Arſenikeſſern, die ſich allmählich an den 


167 


Genuß dieſes tödtlichen Stoffes gewöhnen und ſchließlich eine Doſis zu 
ſich nehmen, die ihnen beim erſten Verſuch das Leben geraubt hätte. So 
bieten ihnen zum Beiſpiel die kleinen fleiſchigen Beerenzapfen des Eiben— 
baumes, welche vierfüßige Thiere gefährden, ein gutes Futter. Die ſchar— 
lachrothen Beeren der Aronswurzel, die infolge ihres brennendſcharfen 
Saftes das Vieh abſchrecken, werden ebenfalls von Droſſeln gefreſſen. 

Einige dieſer Vogelfrüchte, z. B. Weintrauben und Pflaumen, er— 
halten, ſobald ſie fertig ſind, einen dünnen Wachsüberzug, den wir „Reif“ 
zu nennen pflegen. Dieſes Schutzmittel iſt vorzüglich geeignet, das zarte 
ſaftige Fruchthüllenfleiſch vor dem Zudrang ſchädlicher Obſtpilze oder 
der Beſchädigung durch Regen und ſonſtige Feuchtigkeiten zu bewahren. 

Diejenigen Pflanzen, welche ſich zur Samenverbreitung der Vier— 
füßler bedienen, ſind bei uns zu Lande nur in geringem Maße vertre— 
ten. Daß aber in Südamerika und im Caplande der umgekehrte Fall 
ſtattfindet, zeigt die Schafwolle, welche von dort ausgeführt und in Eng— 
land gewaſchen wird. Dieſelbe enthält eine Fülle von Samen der ver— 
ſchiedenſten Art. Zu Montpellier in Frankreich übergiebt man die auf 
ſolche Weiſe aus Buenos Ayres und Mexico erhaltenen Kerne der Erde 
und iſt ſomit im Stande den Botanikern auf heimiſchem Boden eine aus— 
ländiſche Flora zu erziehen. Die meiſten dieſer Früchte haben kleine haa— 
rige Anhängſel, vermittelſt deren ſie ſich in das Fell eines vorübergehen— 
den Thieres einhängen. Eine ähnliche Vorrichtung hat unſere Klette, 
die ſich mit ihren hakenartigen Stacheln an unſere Kleider klammert und 
ſich auf dieſe Weiſe weit fortſchleifen läßt. 

Das Verfahren der Pflanzen, welche ihre Sprößlinge gleichſam in 
die Welt hineinſchießen, hat etwas höchſt komiſches. Es zeigt uns, daß 
die Mutterliebe auf abenteuerliche Ideen gelangt, wenn ſie für ihre Zwecke 
keine einfachen Wege zu finden weiß. Der Zauberſtrauch in Nordame— 
rika (Hamamelis virginica), der mit Hülfe einer höchſt wirkſamen Maſchi— 
nerie feinen Samen weit fortzuſchleudern pflegt, entwickelt Kraft genug, 
um Vorübergehende empfindlich zu verletzen. Die Vexirgurke (Momor- 
dica elaterium) hat eine ſo große Gewalt beim Oeffnen ihrer reifen 
Kapſeln, daß man ſie nur durch Umwicklung von Metalldraht davon zu— 
rückhalten kann. Das in unſeren Wäldern häufig vorkommende Rühr— 
michnichtan (Impatiens-noli-me-tangere) verdankt ſeinen Namen der 
Plötzlichkeit, mit der es die Klappen ſeiner Samenbehälter bei der leiſe— 
ſten Berührung auseinanderſprengt. 

Die Cocosnußbäume benutzen, wenn ihr Standort es ihnen geſtat— 
tet, die Fortſchwemmungsfähigkeit der Wellen zur Ausbreitung ihrer Art. 
Die großen Früchte ſind geſchloſſene Archen, in denen der Keimling eine 
weite Seefahrt unternehmen kann, ohne auch nur den geringſten Scha— 
den zu erleiden. Er ſchwimmt von Inſel zu Inſel und verwandelt Co— 
rallenriffe in Obſthaine, die ohne den ihnen vom Meere zugeführten Sa— 
menvorrath nackt und kahl bleiben würden. 

So ſorgen die Pflanzen in mannigfachſter Weiſe für die zweckmä— 
ßige Unterbringung ihres jungen Nachwuchſes. Auch geben ſie ihnen, 
um das Maß ihrer Güte voll zu machen, einen Zehrpfennig mit auf 
den Weg. Es giebt kein einziges blühendes Gewächs, daß feine jugend— 


168 


lichen Auswanderer ohne Mitgift aus dem Mutterhauſe entläßt. Dieſe 
Mitgift, Eiweiß und Stärkemehl, nimmt der Keimling im Samenkern 
eingeſchloſſen mit ſich in die Fremde. Der Werth dieſes Capitals iſt 
ſehr verſchieden. Einige Pflanzen geben ihren Kindern ein reiches Legat, 
andere ein geringes. Der Cocosnußbaum iſt in Folge der Fülle des ihm 
mitgegebenen weißen Fruchtfleiſches als ein junger Nabob zu betrachten. 
Die Sprößlinge der Bohnen, Erbſen, Eichen, Haſel nüſſe u. ſ. w. ſind 
ebenfalls trefflich verſorgt. Ihre zum Theil verhältnißmäßig kleinen 
Kerne enthalten ein beträchtliches Quantum an Nahrungsſtoff, der Senf 
und die Kreſſe dagegen find jo ſparſam bedacht, daß fie ſich in dem Erd⸗ 
reich nur für eine kurze Zeit ohne Selbſtarbeit erhalten können. Sehr 
bald haben ſie ihr kleines Vermögen verbraucht und nun müſſen ſie mit 
Hülfe ihrer Samenblätter ſich Kohlenſtoff aus der Luft zu verſchaffen 
ſuchen. Dies Beſtreben beobachtet man, wenn man Kreſſe-Samen auf 
feuchtem Flanell zum Keimen bringt. Während alſo der junge Eichbaum, 
ein Sohn wohlhabender Eltern, ſeine Berufsarbeit nicht eher beginnt als 
bis ſeine Samenperiode, — die Jugendzeit — abgeſchloſſen hinter ihm 
liegt, werden Kreſſe und Senf gleich den Kindern der Fabrikarbeiter ſchoen 
frühzeitig zu einem Erwerbe gezwungen. | 
Unſere Ueberſicht iſt beendet. Wir verfolgten das Schalten und Wale 
ten der Mutterpflanzen von ihren Anfängen bis zu ihrer Endſchaft. Wir 
bemühten uns, zu zeigen, daß eine Fülle von Liebe die Entwickelung des 
jungen Weſens von ſeiner Exiſtenz als unmündiges Pollenkorn bis zu 
ſeinem Eintritt in die Welt als ſelbſtſtändige Pflanze begleitet. Aber 
dennoch haben wir das Thema nur geſtreift, nicht erſchöpft. Die Sorg— 
falt der Pflanzen für ihre Nachkommenſchaft äußert ſich in ſo unendlich 
mannigfaltiger Weiſe, daß wir über dieſen Gegenſtand ein ganzes Werk 
ſchreiben könnten und doch nicht fertig wären. 


Nützliche Baumſchwämme. 


Daß von den faſt unzählbaren, das große Reich der Pilze ausmachen- 
den Formen der weitaus allergrößte Theil zu den Schädlingen und Ver⸗ 
derbern gehört, iſt eine allbekannte Thatſache. Die meiſten der, Menſchen, — 
Thiere und Gewächſe bedrohenden Krankheiten find auf die ſchädigende 
Einwirkung von Pilzen zurückzuführen. Im Verhältniß zu dieſer enormen 
Anzahl nur ſehr gering, wenn auch an und für ſich noch immer zahlreich 
genug iſt die Menge jener Pilzformen, die ganz indifferent find und wer 
der ſchadend noch nützend ſich bemerkbar machen. Nur äußerſt wenige 
endlich giebt es, die für den Menſchen irgend einen Nutzen involviren. 
Es find dies in erſter Linie die „eßbaren Schwämme,“ dann eine Anzahl 
Hefe- und Bacterienformen, welche beſtimmte Gährungen hervorrufen und 
dadurch gewiſſe, für den menſchlichen Haushalt höchſt werthvolle Subſtan- 
zen entſtehen laſſen, und ſchließlich einzelne, anderen Ordnungen und Fa- 
milien angehörende Arten, die, ſei es als Nahrungsmittel, ſei es als 
Heilmittel oder ſonſtwie dem Menſchen Nutzen gewähren. Gerade bei 
der Betrachtung der zu letztgenannter Kategorie gehörenden Species wird 


169 


uns wieder einmal ſo recht klar, daß es keine Regel ohne Ausnahme giebt 
und man niemals ein allgemeines Verd ammungsurtheil fällen ſoll. 
So hat man in der neueſten Zeit, und zwar ganz ſpeciell in Folge 
der lichtbringenden Unterſuchungen R. Hartig's als Urſache äußerſt zahl— 
reicher und ſehr verderblicher Baumkrankheiten die Action großer Baum- 
ſchwämme (meiſtens zu den Löcherpilzen Polyporus und Trametes ge— 
bhörend) erkannt. Neben dieſen gefürchteten und vom Forſtmanne mit 
Recht gehaßten Formen giebt es unter den Baumſchwämmen aber auch 
einzelne, denen man einen gewiſſen Werth nicht abſprechen kann, ja welche 
unter Umſtänden ſogar den Charakter von Waldnebennutzungsobjecten an— 
nehmen können. 
| u dieſen demnach als „nützliche Baumſchwämme“ zu bezeichnenden 
Arten gehört in erſter Reihe der echte Feuerſchwamm oder Zunderſchwamm, 
Polyporus fomentarius Fr. Dieſer Pilz zeichnet ſich vornehmlich durch 
ſeine immer mehr oder weniger genau hufförmige Geſtalt aus; gegen 
die Baſis hin wird er keilförmig und daher oft faſt dreiſeitig, und in 
der Höhe wie Dicke kann er bis 15 cm erreichen. Seine Oberfläche iſt 
mit dicker, harter Rinde von dunkelrauchgrauer bis weißlichhellgrauer 
Farbe bedeckt und immer in mehrere Zonen abgegrenzt, doch dabei aber 
glatt und glanzlos. Bei dem Durchſchneiden zeigt das Innere ſich von 
, weichflociger, ziemlich zäher Textur und gelbbrauner Farbe, welch' letztere 
auch die äußerſt feinen, in mehreren Reihen ſtehenden Röhrchen oder Poren 
beſitzen, welche die untere Seite des Schwammes ausmachen, während ſie 
ſich an ihren Mündungen nur als bläulich-rauchgraue, ſpäter roſtfarben 
werdende, mit zahlloſen punktförmigen Oeffnungen verſehene Fläche dar— 
ſtellen. Der echte Feuerſchwamm kann an allerlei Laubbäumen vorkommen, 
er zieht jedoch entſchieden die Rothbuche vor und findet ſich an dieſem 
Baume, namentlich in Bergwäldern, ſehr häufig, während er an anderen 
Holzarten doch nur immer recht ſelten iſt. Er bewohnt lebende, geſunde 
Stämme (faſt niemals trifft man ihn an Aeſten) und es ſcheint, daß er 
auf dieſelben nicht ſchädlich influirt, wenigſtens zeigen ſich an denſelben 
keinerlei beſondere Zerſetzungserſcheinungen; auch kann ein Baum lange 
Jahre hindurch immerzu den Schwamm produciren, ohne darunter zu 
leiden. Die Schwammſucher laſſen nämlich bei dem Ablöſen der Pilze 
einen geringen Reſt am Stamme ſtehen und ſind dann ſicher, daß in 
wenigen Jahren ſich an der nämlichen Stelle durch Nachwachſen wieder 
ein neues Exemplar gebildet hat. 
| Will man den Polyporus fomentarius feiner Benutzung als Zun— 
der zuführen, ſo werden zuvörderſt die, wie geſagt, mit gewiſſer Vorſicht 
geſammelten Stücke ſowohl von der harten Rinde wie auch von der Röh— 
renſchicht befreit, ſo daß nur mehr das flockigweiche Innere zurückbleibt; 
dieſes wird zuerſt einmal gebrüht, dann aber mehrere Wochen lang in 
einer aus Holzaſche und Salpeter mit Waſſer hergeſtellten Lauge geweicht. 
Schließlich dieſem Bade entnommen, trocknet man die Maſſe und ſchlägt 
auf einem Brette oder Steine ſo lange mit hölzernen Klöpfeln darauf 
herum, bis die roh mit dem Meſſer zugeſchnittenen Scheiben ganz flach 
und vollkommen weich ſind. Damit iſt die ſehr einfache Procedur beendet 
und der Zunder zum Gebrauche fertig. Daß letzterer vornehmlich im 


170 


Feuerentzünden beſteht und trotz Streichhölzern und Lunten der Feuer 

ſchwamm dennoch immer genug angewendet wird, braucht unſeren Leſern 
gegenüber wohl nicht der Erwähnung. Allerdings iſt die ehemalige, üppig 
florirende Feuerſchwamminduſtrie neueſter Zeit ſehr ſtark zurückgegangen, 
doch werden aber noch immer ſehr bedeutende Quantitäten an Zunder 
erzeugt. Das Walddorf Neuſtadt in Thüringen lebt größtentheils von 
der Fabrication und dem Vertriebe des kurzweg „Schwamm“ genannten 
Productes; auch im Schwarzwald, in Böhmen, Siebenbürgen und der 
Schweiz wird hier und da die Zunderfabrication noch recht ſchwunghaft 
betrieben. Sehr beſchwerlich iſt, namentlich in den höheren und felſigen 
Gebirgen, die Einſammlung des Rohmaterials. Um an den Buchenſtäm⸗ 
men auch die hoch oben wachſenden Exemplare herunter holen zu können 
— und dieſelben gelten, ob mit Recht oder Unrecht, mag dahingeſtellt 
bleiben, als die beſten — müſſen die Sammler ſich lange, ſpitze Kletter 
ſporen an die Füße ſchnallen, mit deren Hilfe emporklimmen und, oben 
angelangt, mit einem Arme ſich anklammernd den Pilz ablöſen und in 
den auf dem Rücken hängenden Sack werfen. Schon Mancher ſoll bei 
dieſer Arbeit ſeine geſunden Gliedmaßen oder wohl gar ſein Leben ein- 
gebüßt haben. f 

Anhangsweiſe mag übrigens bemerkt werden, daß außer als Zunder 
der Feuerſchwamm auch in der Heilkunde als treffliches blutſtillendes 
Mittel häufig Verwendung findet. Ueber eine angebliche Benutzung als 
Material zum Dichtmachen der Schiffe, alſo wohl zum Kalfatern, wovon 
kürzlich in den Fachblättern Erwähnung geſchah, vermochten wir Näheres 
und Poſitives nicht in Erfahrung zu bringen. Neben dem echten Feuer- 
ſchwamm dienen übrigens hier und da auch noch andere verwandte For⸗ 
men ebenfalls zur Zunderherſtellung, fo der Fichtenlöcherſchwamm, Poly- 
porus pinicola Fr., der unechte Feuerſchwamm, Polyporus igniarius 
Fr., der Johannisbeerſchwamm, Polyporus Ribis Fr, der Eichenwirr⸗ 
ſchwamm, Daedalea quereina Fr. und andere; das erzielte Product 
iſt jedoch immer nur von ſehr zweifelhafter Güte und im Handel nicht 
abſetzbar, nur für den Localbedarf allenfalls geeignet. 

Ein zweiter wichtiger und werthvoller Baumſchwamm iſt der „Aga— 
ricus“ der Apotheken, der Lärchenſchwamm, Polyporus officinalis Fr., 
ein bereits den alten Römern bekanntes Heilmittel. Dieſer Pilz wählt 7 
ausſchließlich an den Lärchen der alten Welt, an unſerer gemeinen Art, 
wie an den beiden nordaſiatiſchen Species Larix sibirica und Larix 
dahurica. Sein ſtielloſer Hut iſt halbirt, an der Seite angewachſen, 
ſehr unregelmäßig eckig und unförmlich, in der Regel mehrere Hüte von 
verſchiedener Größe miteinander verwachſen, mit harter, riſſiger, dabei 
aber glatter und kahler, concentriſch gefurchter, hellgelb-weißlicher Rinde. 
Das Innere iſt weiß, anfangs faſt fleiſchig-ſaftig, zuletzt zerreiblich, die 
kurzen, feinen Röhren gelblich. Der Geſchmack des gekauten Pilzes iſt 
bitterlich, der Geruch erinnert an friſches Mehl. Dieſer Pilz enthält 
einen harzartigen Beſtandtheil, der heftige, purgirende Eigenſchaften bes 
ſitzt und deshalb ſeit mehr als 2000 Jahren in der Medicin benutzt 
wird; außerdem wirkt er auch ſchweißtreibend und äußerlich wie der 
Feuerſchwamm als blutſtillendes Mittel. Ehedem ward der „Agaricus“ 


171 


allein aus den Waldungen der Centralalpen bezogen; Tyrol, die Schweiz, 
Oberitalien, Frankreich waren die Productionsländer; mit dem immer 
mehr überhandnehmenden Vertilgen der Wälder, mit dem Verſchwinden 


der alten Bäume nahm aber auch der Ertrag des heilſamen Schwammes 


5 ſehr bedeutend ab, und man mußte nach neuen Quellen Umſchau halten. 
Dieſe fand man denn auch im nordöſtlichen Rußland, in den immenſen 
Lärchenwaldungen, welche große Theile des Gouvernements Archangel be— 
decken. Hier, ſpeciell im Pinega'ſchen Kreiſe, wächſt der Schwamm auf 
den ſibiriſchen Lärchenarten, ſoll jedoch nur an kranken Stämmen zu fin— 
den ſein und zuweilen in Maſſen von der Größe eines Männerkopfes 
und im Gewicht von mehr als 7 kg. vorkommen. Er bildet den Haupt— 
ertrag jener Forſte und wird von den Bauern, die ihn im Spätherbſt 
und Winter einſammeln, in Quantitäten von jährlich 100,000 kg und 
mehr im Frühjahr nach Archangel gebracht, von wo er dann im Som— 
mer verſchifft wird. F. von Thümen. 
Wiener landwirthſch. Zeitg. 


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— — U:— .(é—— 0 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


Cypripedium Leeanum superbum, n. var. hyb. Angl. 
Hort. Veitch. Die phenomenale Schönheit der Blumen dieſer neuen 
Hybride ſucht bis jetzt ihres Gleichen. Das Dorſalkelchblatt iſt außer— 
ordentlich groß und prächtig, zahlreiche ausſtrahlende Reihen purpurrother 
Linien ſind auf demſelben zu bemerken, am Grunde iſt die grüne Fär— 
bung reichlich vertreten und ſehr glänzend. 

N Primula Reedii, Ducie, n. sp. Dies ift eine neue Primula— 
Art von dem Kumaungebirge und ſchickte Dr. Duthie Samen davon 
nach Europa. 
| Blätter eirund, lanzettlich, mit einer ſeidenartigen Behaarung beklei— 
det. Schaft aufrecht und feſt, 2— 4 Zoll lang, Blumen 2—3, in Dol— 
den, groß, herabhängend; Kelch breit, ſchneeweiß nach innen, Zähne drei— 
eckig, ſpitz; Blumenkrone etwa 1 Zoll im Durchmeſſer, rahmfarbig, ihre 
Röhre länger als der Kelch und am Grunde faſt weiß; Kapſel kugel— 
rund. Gard. Chron, 6. Febr. 1886. 
. Cypripedium germinyanum n. hyb. Angl. ex h. V. Ein 
Abkömmling von C. villosum und hirsutissimum. Die Blume erin— 
nert entſchieden an jene von C. hirsutissimum, iſt aber etwas größer. Lippe 
kommt jene der erſtgenannten species nahe. Die Kultur dürfte eine ver— 
hältnißmäßig leichte ſein. Nach dem bekannten Orchideenfreunde: Gra— 
fen von Germiny, (Jonville, Rouen) benannt. 
| Adiantum elegans (Moore) n. hyb. (2) Der elegante halb— 
aufrechte Habitus, ſowie die graciöſen Cantouren dieſer Pflanze dürften 
genügen, um ſie allen Liebhabern zu empfehlen. Außerdem ſind ihre We— 
del im Frühling und Sommer lebhaft roſa gefärbt, was die Schönheit 
weſentlich ſteigert. Die zahlreichen kleinen Fiederblättchen find am Rande 
Fhübſch gelappt. Wahrſcheinlich hybriden Urſprungs und dann mit A. 
colpodes in naher Verwandtſchaft ſtehend. G. Chr. 13. Febr. 1886. 


172 


Goniophlebium caudiceps, Moore, n. sp. Ein eleganter 
Zwergfarn mit einfachen, unbehaarten, glänzend grünen Wedeln von feſter 
Conſiſtenz. Lange, dünne, kriechende Rhizome, weshalb die Kultur in 
Körben anzuempfehlen iſt. Herr B. S. Williams führte dieſe hübſche 
Art von der Inſel Formoſa ein. Sie verlangt das Warmhaus. | 

Barkeria elegans (Kuw-West.) var. nobilior. Dieſe pracht— 
volle Varietät überragt alle bis dahin bekannten. Ihre Blumen find 
ungewöhnlich groß und beſitzen einen faſt ſchwarz-purpurnen Flecken auf 
der Lippe. G. Chr. 20. Febr. 1886. Sunda⸗Inſeln. 

Dendrobium (antennata) strebloceras, Rehb. f. n. sp. 
Eine kleinblumige Art mit Sepalen und Petalen wie bei Dendrobium 
stratiotes. Von mehr botaniſchem Intereſſe. f 

Dendrobium (antennata) stratiotes, Rehb. f. n. sp. Eben⸗ 
falls vom malayiſchen Archipel, von dort an das Etabliſſement Linden 
durch A. Linden und A. Roune eingeſchickt. Dieſe höchſt eigenthümliche 
Art hat ziemlich große Blumen, größer als jene von D. taurinum. 
Gard. Chr. 27. Febr. 

Johnsonia lupulina. Von der Gattung Johnsonia find 3 Ar- 
ten bekannt, die alle in Südweſt-Auſtralien, King George's Sound zu 
Hauſe ſind. Kleine buſchige grasähnliche Pflanzen mit einer einfachen, 
Binſen ähnlichen Inflorescenz. Die Blumen ſtehen in Aehren und wer— 
den von großen, überſchlagenden, trocknen, balgähnlichen Brakteen einge— 
ſchloſſen. Leider befinden ſich dieſe äußerſt zierlichen Gewächſe noch nicht 
in Kultur. Die hier abgebildete J. lupulina iſt entſchieden die ſchönſte 
unter ihnen, indem ihre Blumenköpfe größer und glänzender gefärbt ſind 
als jene der beiden andern (J. hirta und J. acaulıs). Für unſere Kalt- 
häuſer dürften ſie eine werthvolle Acquiſition ausmachen. 

Burtonia. Eine reizende Papilionaceen-Gattung von Südweſt— 
Auſtralien, die mit den Pultenaea, Dillwynia, Chorizema u. ſ. w. 
nahe Verwandtſchaft zeigt und ein gleiches Kulturverfahren erheiſcht. Man 
kennt von ihr etwa 6 Arten, heideähnliche Sträucher von kleinem com— 
paktem Habitus und mit in Aehren oder Doldentrauben ſtehenden ſchön 
roth und gelb gefärbten Blumen. Mehrere Arten werden kultivirt, (in eng— 
liſchen Gärten jedenfalls häufiger als in deutſchen), ſo Burtonia conferta, 
B. pulchella, B. scabra und B. villosa, von welchen die beiden letztgenann— 
ten hier abgebildet werden. — Es muß jedenfalls dankbar anerkannt werden, 
daß ſich die vorzüglich redigirte engliſche Gartenzeitung „The Garden“ die 
Aufgabe ſtellt, aus dem in unſern Kulturen der Vergangenheit angehörigen 
reichen Pflanzenſchätze auſtraliſcher und ſüdafrikaniſcher Arten die empfehleus— 
wertheſten durch prächtige colorirte Abbildungen und anregende Beſchrei— 
bungen wieder in Erinnerung zu bringen. The Garden, Febr. Taf. 531. 

Aphelandra Macedoiana, L. Lindl. & Rod. Eine reizende 
Varietät von Braſilien, welche der Compagnie Cont. d' Hort. von Herrn 
Macedo Coſta eingeſchickt wurde. Die Pflanze iſt von unterſetztem, ge— 
fälligem Habitus, ihre Blätter zeigen im Centrum eine ſchöne, alabaſter— 
farbige Panachirung, wie fie mehreren Acanthaceen-Gattungen in ver: 
ſchibbenen Schattirungen eigen iſt. Allustr. Hortie. Taf. 583. 1886. 

Laelia anceps, Lindl. var. Hilliana, Rehb. f. (Vergl. H. 


173 


G. und Bl.⸗Z. 1881, S. 171). Unter den vielen bereits beſchriebenen 
Varietäten der alten mexitaniſchen species L. anceps dürfte die L. a. 
Hilliana obenan ſtehen, zumal jetzt bei den Orchideen jene mit weißen 
Blumen ganz beſonders hoch geſchätzt werden und die weißblütige La e— 
lia Dawsoniana äußerjt ſelten geworden iſt. 1. c. Taf. 584. 

Dracaena Don Pedro Pastor, L. Lind. & Rod. Aus einer 
Kreuzung zwiſchen Dracaena Robinsoniana und D. stricta, letztere die 
Pollen liefernde Pflanze, darf dieſe neue Varietät oder Hybride als eine 
der ſchönſten buntblättrigen Pflanzen angeſehen werden, welche neuerdings 
in dem Etabliſſement der Compagnie Cont. d' Hort. gezüchtet wurden. 
Die breiten, glänzend grünen Blätter ſind je nach den ſecondairen Ner— 
vaturen weißgelblich in verſchiedenen Nuancen geſtreift; auch die Ränder 
zeigen gemeiniglich eine ähnliche Panachirung und tritt dieſelbe in ſo un— 
regelmäßiger Weiſe auf, daß faſt kein Blatt dem andern ähnlich ſieht. 1. 
c. Taf. 585. 

Tillandsia umbellata, Ed. Andre. Eine Tillandsia mit leuch— 
tend tiefblauen Blumen dürfte bis jetzt bei allen Liebhabern der ſich durch 
herrliche Farbenpracht auszeichnenden Bromeliaceen ein Unicum ſein und 
befindet ſich daſſelbe in den Gewächshäuſern des Herrn Alfred Mame bei 
Tours. Die Pflanze verdankt ihre Entdeckung einer botaniſchen Explo— 
ration nach Südamerika, welche auf gemeinſchaftliche Koſten der Herrn 
Mame, Drake und E. André unternommen und mit welcher Herr H. 
Poortman betraut wurde. Sie ſtammt aus der gemäßigten Zone Ecua— 
dors, wo ſie in den ungeheuren Wäldern, welche ſich von der Küſte des 
Stillen Oceans bis zur Cordilleren— Spitze von Cisnsé erſtrecken, von Poort⸗ 
man im Mai 1882 aufgefunden wurde. 

Von niedrigem Wuchs iſt dieſe Art mit 25 — 35 cm. langen, in 
der Mitte 7 —8 mm. breiten Blättern ausgeſtattet, dieſelben find am 
Grunde ſcheidenförmig und laufen nach oben ſpitz zu. Der aufrechte, 
10—20 em. lange, feſte, dünne, am Grunde cylindriſche, nach der Spitze 
zu zuſammengedrückte, etwas gefurchte Schaft iſt vom Grunde an mit 
eng anſchließenden ſpitzen Scheiden umgeben, die allmählig in Deckblät— 
ter übergehen. Inflorescenz in einer ſehr kurzen, zweiſchneidigen Aehre, 
welche 5 — 6 zu gleicher Zeit ſich öffnende Blumen trägt. Die 4 cm. 
langen Blumenblätter ſind vom ſchönſten Saphirblau, gehen im Centrum 
in eine reinweiße Färbung über. Revue hort. 1. Febr. 1886. 

Muguet Fortin. Eine ausgezeichnete, großblumige Maiblume 
von ſehr robuſtem Wuchs. Dürfte als Neuheit erſten Ranges eine große 
Zukunft haben. Von Herrn Caſimir Fortin, Gärtner in Antony (Seine— 
et-Oise) zu beziehen. 1. c. 16. Febr. 

Spiraea bullata, Maxim. „Ein niedriger Strauch mit aufrech— 
ten Zweigen, rundlich-ovalen, blaſig-runzeligen, meiſt geſägten Blättern 
und endſtändigen Corymben kleiner Blumen, die vor dem Aufblühen tief 
purpurroth, aufgeblüht roſenroth und ſpäter immer mehr ausbleichen.“ 
Auf Steinpartien von beſonders gutem Effekt. Unter Schneedecke ſelbſt 
in Petersburg noch hart; in ſchneefreien Wintern muß derſelbe dag egen 

durch Laub» und Tannenreiſer geſchützt werden. In hoch alpinen Lagen 
Japans zu Hauſe. Blüthezeit Juni. Gartenflora, Heft 3, Taf. 1215. 


174 


Lysinotus ternifolia, Wall. „Eine krautige, wahrſcheinlich 
nur zweijährige oder auch halbſtrauchige niedrige Art aus Nepal.“ Der 
Petersburger Garten erzog dieſelbe aus Samen. Im niedrigen Warm⸗ 
hauſe angezogen, macht ſich dieſe Cyrtandracee im Sommer durch einen 
Reichthum hübſcher blaßblauer Blumen bemerkbar. Die Blätter haben 
einen metalliſchen Glanz und ſtehen in Wirbeln zu 3 oder ſind gegen— 
ſtändig. 1. c. Taf. 1216 | 

Billbergia Enderi, Rgl. Der Petersburger Garten erhielt dieſe 
neue Art von dem Gartendirektor Glaziou in Rio de Janeiro. | 

Sie zeigt eine nahe Verwandtſchaft mit B. centralis, B. Liboniana 
und B. strobilospica. Durch die rothen, den Schaft ganz umhüllenden 
bracteenartigen Blättchen, die dichte, endſtändige Blüthenähre, deren ſchar⸗ 
lachrothe Deckblättchen noch bedeutend länger ſind als der Kelch, ſowie 
durch die bis zur Spitze aufrechten und gleichbreiten, ſich gegenſeitig um⸗ 
wickelnden, ſchön grünlich-himmelblauen Blumenblätter zeichnet ſich dieſe 
Art auf den erſten Blick aus. J. c. Heft 4, Taf. 1217. 

Vanda lLowii. Das hier beſprochene und abgebildete Exemplar 
dieſer prächtigen Orchidee von Borneo befindet ſich in den Gewächshäu⸗ 
ſern zu Ferrières⸗en⸗Brie, welchen Herr Erneſt Bergmann vorſteht. Daſ⸗ 
ſelbe hat ohne Korb eine Höhe von 1,80 M. Aus dem Hauptſtamm, 
deſſen Höhe angegeben iſt, wachſen 4 ſtarke Zweige, denen noch 3 ſchwä⸗ 
chere entwachſen. Es hat 120 Blätter, deren Länge im Durchſchnitt 70 
cm. beträgt, alle geſund und ohne Unterſchied. 

Die 17 Blumenzweige find jeder 2,50 M. lang und haben durch⸗ 
ſchnittlich 27 bis 30 Blüthen gebracht, was die Geſammtzahl von 450 
Blüthen ergiebt. Wiener illuſtr. Garten-Zeitung. Febr. 1886. 4 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Birne Clapp's Liebling. Dieſe ſeit etwa 20 Jahren bei uns ein⸗ 
geführte Birne wurde von Thaddäus Clapp in Maſſachuſetts aus dem 
Samen der holzfarbigen Butterbirne gewonnen. Es iſt eine au- 
ßerordentlich feine und werthvolle Sorte, die mit Recht große Berück- 
ſichtigung verdient. Der kräftig und ſchön wachſende Baum bequemt ſich 
allen Formen an, iſt ſehr fruchtbar und in Bezug auf den Boden durch- 
aus nicht wähleriſch. # 

Die große, bisweilen ſehr große Frucht ift birn- oder eiförmig. 
Der kurze, ſtarke und fleiſchige Stiel hält die Frucht feſt am Baume. 
Die glänzende, anfangs grünliche Schale mit rothen Punkten wird zur 
Reifezeit (Ende Auguſt bis Anfang September) citronengelb zeigt ſich 
an der Sonnenſeite hochroth verwaſchen und roth punftirt. Das weiße, 
feine, ſehr ſchmelzende Fleiſch hat einen delikaten, ſüßweinigen Geſchmack. 
Tafelfrucht erſten Ranges, ſollte einige Tage vor N Reife ge⸗ 
pflückt werden. (D. prakt. Obſtbaumzüchter). Fig. ! 

Esperen's Herrenbirne. Der Baum dieſer Sorte zeigt ein mit⸗ 
telmäßiges Wachsthum, iſt aber dauerhaft, in Bezug auf Boden oder La⸗ 
gen durchaus nicht wähleriſch und in allen Formen ſehr fruchtbar. Für 


175 


größere Formen empfiehlt es ſich, diefe Sorte nur auf Wildlingen zu 
verwenden. 

Die meiſtens mittelgroße Frucht variirt ſehr in der Form, gewöhn⸗ 
lich iſt fie kreiſelförmig, eirund oder auch kugelrund. Die zuerſt grün— 
liche Schale, welche am Stiele und Kelch herum häufig mit gräulichen 
| Flecken überzogen iſt, wird zur Reifezeit (Ende Auguſt bis Anfang Oc— 
tober je nach der Form und Lage) gelblich. Der kurze, ziemlich dicke 
Stiel iſt unten oft etwas fleiſchig. Das weiße, feine und ſchmelzende 
Fleiſch iſt ſehr ſaftig, ſüß und von * Geſchmack. — Eine der 
beſten September-Birnen. Fig. 8. 1. 

Gellert's Butterbirne (Hardy's Butterbirne). Ein ſehr ſtark wach— 
ſender Baum, der prachtvolle kerzengerade und koniſche Stämme bildet. 
Er iſt fruchtbar und gehört zu den wenigen, welche den ſtrengen Winter 
1879— 80 in unſern Baumſchulen gut überſtanden haben. Gedeiht auf 
Wildling und Quittenunterlage gleich gut. In Gärten ſind für dieſe 
Sorte alle Formen, die großen wie die kleinen gleich gut geeignet. 

Die große, bis ſehr große Frucht iſt von bauchiger, ſtumpf-kegel— 
förmiger Geſtalt. Der kurze, ſtarke Stiel hält feſt am Baume. Die 
ſehr dünne, gräuliche Schale mit grünlichem Untergrund iſt an der Son— 
nenſeite etwas röthlich gefärbt. Zur Reifezeit (Septbr. bis October) geht 
das Grün in Gelb über. Das weiße, ſehr feine, ſchmelzende Fleiſch iſt 
ſehr ſaftig und beſitzt einen ganz vorzüglichen Geſchmack. Eine in jeder 
Beziehung ſehr zu 8 Sorte, die eine viel weitere Verbreitung 
verdient. Fig. 18. 1. 

Le Brun's Butterbirne. Zur Anzucht von Zwergformen eine ſehr 
zu empfehlende Sorte. Der ſtark wachſende Baum gedeiht prächtig auf 
Quitte und iſt auf dieſer Unterlage fruchtbar und dauerhaft. 

Die große bis ſehr große Frucht iſt von länglicher, kegelartig oder 
birnenförmiger, zuweilen aber auch von abgeſtumpfter, walzenartiger Ge— 
ſtalt. Der ziemlich lange, dicke, oben und unten etwas fleiſchige Stiel iſt 
häufig mit einer Fleiſchwulſt umgeben. Die Schale iſt zuerſt grünlich mit 
vielen grauen Punkten, zur Reifezeit (Octbr.) wird ſie orangegelb und 
die bis dahin wenig bemerkbaren Punkte treten deutlich hervor. Das 
gelblich⸗ weiße, halbſchmelzende ſaftreiche Fleiſch iſt von gewürzigem, ſüß⸗ 
weinigem Geſchmack. — Durch Schönheit, Größe und Qualität eine 
Tafelfrucht erſten Ranges. Fig. 24. 1. o. 

Sparbirne (Franz⸗Madame). Eine der beſten Früh-Birnen von 
ungewöhnlicher Größe und Schönheit. Als Unterlage iſt nur der Wild— 
ling zu empfehlen. Sollte beſonders als Hochſtamm und als Halbſtamm 
gezogen werden. 

Eine ziemlich große Frucht von länglich birnförmiger Geſtalt. Der 
lange, meiſtens gebogene Stiel iſt in der Mitte verjüngt. Die ſehr dicke, 
etwas rauhe Schale iſt grünlich und gräulich marmorirt, auf der Son⸗ 
nenſeite röthlich geſprengt. Zur Reifezeit (Juli-Auguſt) wird der Hin⸗ 
tergrund grünlich-gelb. Das Fleiſch iſt weißlich-gelb, halbfein, ſchmel⸗ 
zend, ſaftreich, von ſehr angenehmem Geſchmack. Die 5 ſollten ei⸗ 
nige Tage vor der Reife abgenommen werden. Fig. 33. 

Quetierapfel. Dieſe neuere Varietät wurde von 1 in Meaux 


176 


durch künſtliche Befruchtung zwischen der Pariſer Rambour-Reinette 
und dem Weißen Winter-Calvill erzogen. Es iſt jedenfalls eine der 
beſten neueren Sorten, die mehr des Anpflanzens werth iſt Im Jahre 
1868 wurde fie in der Revue horticole beſchrieben und warm em— 
pfohlen. 

Der Apfel iſt von flachkugelförmiger, mittelbauchiger Geſtalt. Der 
geſchloſſene Kelch weiſt ſehr kleine, feingeſpitzte, wollige Blüthchen auf. Der 
mittellange, dünne, holzige Stiel ſitzt in tiefer, trichterförmiger Höhle. 
Das gelbliche, ziemlich feſte Fleiſch hat einen fein ſäuerlichen, ſehr ange— 
nehmen Geſchmack. Das offene Kernhaus hat geräumige Kammern und 
meiſt nur einen rothbraunen Kern. Reift im December. Große Frucht— 
barkeit, Dauer, Form, Farbe und Größe, auch Güte ſind in dieſer Frucht 
vertreten. Fruchtgarten, Fig. 1. 

Herzogin von Mouchy. Der Gärtner Florentin Delavier entdeckte 
dieſe prachtvolle Schaubirne auf der Beſitzung des Pfarrers zu Breteuil 
(Oiſe). 

Die große bis ſehr große Frucht iſt 80 — 100 Mm. breit nnd 
90—110 Mm. hoch und von ſtumpf kegelförmiger Geſtalt. Der Kelch 
iſt hornartig, ſtumpfſpitzig und ſteht in einer ſchüſſelförmigen Einſenkung. 
Der meiſt 50 Mm. lange Stiel iſt von rothbrauner Färbung. Die 
Grundfarbe der Schale iſt bräunlich oder gelblich-grün und wird bei 
gut ausgebildeten Früchten zimmetbraun. Das brüchige und nicht ſon— 
derlich ſchmackhafte Fleiſch iſt gelblichweiß und ſüßweinig mit zahlreichen 
Concretionen um das Kernhaus bei minder entwickelten Früchten. Das 
ſehr geräumige Kernhaus enthält ſchöne, vollkommene und zugeſpitzte 
Kerne. Die enorme Haltbarkeit dieſer Frucht verleiht ihr eben den ho— 
hen Werth, ſelbſt bis in den Juni hinein kann man Früchte von ihr 
haben. Der Baum gedeiht auf Wildling und Quitte gleich gut, auf letz⸗ 
terer veredelt, liefert er namentlich köſtliche Schaufrüchte. Fig. 2. J. c. 

Goubault's Dechantsbirne. Eine werthvolle Winterbirne, von dem 
bekannten Gärtner Goubault in Angers erzogen; ſie trug im Jahre 
1843 die erſten Früchte und verdient die allgemeinſte Verbreitung. 

Die Frucht hat eine kreiſelförmige oder dickbauchige Geſtalt. Der 
meiſt offene Kelch iſt mit kleinen, meiſt unvollkommenen Blättchen aus⸗ 
geſtattet. Der mittellange oder kurze, ſtarke und holzige Stiel ſitzt in 
flacher, enger Stielhöhle. Die feine, bei voller Reife citronengelbe Schale 
iſt ohne jegliche Röthe. Das gelbliche, ſchwach lachsroſa Fleiſch iſt ſaft— 
reich, faſt ganz ſchmelzend und von delicatem, ſtark roſenartig gewürztem 
Zuckergeſchmack. Sie reift im Januar und hält ſich ohne zu welken, bis 
in den April. Der Baum wächſt gemäßigt, iſt bald und ſehr fruchtbar. 

anne 
5 Pomme Reinette grise de Furnes. In Belgien wird dieſe 
Varietät als Deſſertfrucht und zum Export ſehr geſchätzt. In Weſt⸗Flan⸗ 
dern namentlich kennt man fie als Peerin ne. 

Die Blätter find auf der Oberfläche dunkelgrün, grau-grünlich auf 
der unteren Seite und laufen ſehr ſpitz zu. Blattſtiel dick. Frucht klein, 
oder mittelgroß, von kugeliger Form, bisweilen etwas koniſch, ſehr ſel— 
ten abgeplattet. Fruchtfleiſch fein, gelblich, recht ſaftig, angenehm ſüß⸗ 


177 


ſäuerlich, ſehr parfümirt. Reifezeit November, hält ſich in den März 
hinein. Bulletin darboriculture Janv. 86. 

Poire President Drouard. Im Jahre 1876 wurde dieſe 
Birne von Herrn Louis Leroy in Angers in den Handel gebracht und 
hat ſeitdem durch große Fruchtbarkeit und Härte, ſowie durch Größe und 
Feinheit der Frucht mannigfache Beweiſe ihrer vortrefflichen Eigenſchaf— 
ten gegeben. 

Der Baum wächſt auf Quitte oder Wildling veredelt gleich gut und 
bildet meiſtens ſchöne Pyramiden, obgleich er ſich auch für andere For— 
men gleich gut eignen ſoll. Blätter dunkelgrün, glänzend, oval abgerun— 
det, gezähnt. Stiel mittellang und von normaler Dicke. Die mehr als 
mittelgroße Frucht zeigt eine ſehr regelmäßige oblonge Form. Schale 
zunächſt grasgrün, mit dunkleren grünen, ſehr feinen Punkten ausgeſtat— 
tet, hier und da zeigen ſich einige gelbe Roſtflecken, bei der Reife ſchön 
goldgelb. Das Fleiſch iſt fein, ſehr ſchmelzend, ſehr ſaftreich und von 
köſtlichem Wohlgeſchmack. 

Reife Januar, hält ſich oft bis zum April. Tafelfrucht erſten Ran— 
ges. 1. c. Fevr. 86. 


Die botaniſchen Laboratorien von Buitenzorg, Neapel, Antibes 
und Kew. 


Die in der engliſchen Zeitſchrift „Nature“ (15. März, 1885) ver⸗ 
öffentlichten, dann im Juli⸗Auguſt⸗Hefte der „Belgique Horticole“ 
wiedergegebenen Notizen über die obengenannten Laboratorien dürften auch 
für deutſche Leſer manches Intereſſante enthalten. Was übrigens jene 
Inſtitute betrifft, ſo möchten wir nur bemerken, daß ſich auch die deutſche 
Wiſſenſchaft dieſelben bereits zu Dienſten gemacht hat; jenes von Neapel, 
von einem Deutſchen Dr. Dohrn, gegründet und geleitet, iſt ſchon lange 
das Reiſeziel von Zoologen und Botanikern geweſen, und war ein bota— 
niſcher Aſſiſtent längere Zeit dort angeſtellt, während das Buitenzorger 
auf Java noch neuerdings von zwei Profeſſoren der Botanik an deutſchen 
Univerſitäten, Grafen Solms-Laubach in Göttingen und Dr. Gröben in 
Roſtock, ſowie einem Herrn Warburg aus Hamburg behufs ſpecieller For— 
ſchungen beſucht wurde. — — — — — — — — — — — — — 

Nach glücklicher Abſolvirung ihrer Examina an einer unſerer Uni— 
verſitäten oder in einem unſerer ſädtiſchen Inſtitute tritt den Studenten 
der Botanik alsbald die Frage entgegen, wie fie die erlangten Kenntniſſe, 
die eingeſchlagenen Lehrmethoden weiter ausbeuten können. Leider werden 
freilich die meiſten von ihnen dann darauf hingewieſen werden, ſich einem 
Berufe zuzuwenden, der ihnen zum Lebensunterhalte die nöthigen Mittel 
darbietet. Das Lehren iſt lucrativ, was ſich von experimentellen For— 
ſchungen eben nicht behaupten läßt, aus welchem Grunde letzteren oft 
auch keine weitere Berückſichtigung zu Theil wird. Immerhin finden ſich 
aber einzelne junge Leute, für welche pekuniäre Erwägungen keinerlei Ge: 
wicht haben, die aber ebenſo wenig über die ſich ihnen darbietenden excep⸗ 
tionellen Gelegenheiten zum weiteren Studium im Klaren zu ſein ſchei— 

Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band 42. (1886). 12 


178 


nen. Einige dieſer mehr oder weniger unabhängigen Perſönlichkeiten ge- 
ben ſich damit zufrieden, den engen Kreis ihrer Univerſität weiter zu 
durchlaufen, andere, dem Beiſpiele ihrer Vorgänger folgend, begeben ſich 
auf die Wanderſchaft nach Deutſchland, um dort an den Vorleſungen 
eines oder des anderen der illuſtren Profeſſoren theilzunehmen, deren Na— 
men ſchon ſeit lange von ihnen hochgehalten wird. Zweifelsohne vermag 
ein Student unter einer ſolchen Führung Großes zu erreichen, man darf 
aber dabei nicht vergeſſen, daß Deutſchland in der gemäßigten Zone liegt, 
daß ſeine Flora kaum von jener Groß-Britanniens abweicht und daß 
ſeine Gärten und Gewächshäuſer den unſrigen keineswegs überlegen ſind. 
Wohl ſchwerlich dürfte es in dem Ideen- oder Projektenkreiſe eines 
jungen Licentiaten liegen, dieſe langweilige und monotone germaniſche Pil⸗ 
gerfahrt durch eine Reiſe nach den Tropen zu erſetzen und doch wird von 
Dr. Treub, dem berühmten Direktor des botaniſchen Gartens von Buiten- 
zorg in einer kürzlich veröffentlichten Schrift darauf hingewieſen, daß ein 
6monatlicher Ausflug nach Java in dem Bereiche eines Jeden liegt, der hier- 
für 5000 Francs verausgaben kann und will. Eine derartige Ausgabe 
ſteht allerdings in keinem Verhältniß zu dem gleichdauernden Aufenthalte 
in einer deutſchen Univerſitätsſtadt, — doch wie viel größer iſt auch der 
Gewinn, die daraus entſpringenden Vortheile. Zunächſt findet man in 
der Tropen⸗Vegetation viel mehr Gelegenheit, viel reicheres Material zu 
anatomiſchen und morphologiſchen Unterſuchungen; man durchblättere bei- 
ſpielsweiſe nur die Annales du Jardin botanique de Buiten- 
zorg, welche von der Menge und dem Werthe der ausſchließlich von 
Dr. Treub ſelbſt angeſtellten Beobachtungen ein glänzendes Zeugniß ab⸗ 
legen. Außerdem hat die Regierung von niederländiſch Indien dem Dir 
rektor obiger Anſtalt genügende Mittel zur Dispoſition geſtellt, um vier 
Forſchern von auswärts ein gleichzeitiges Arbeiten in ſeinem Laborato⸗ 
rium zu ermöglichen. Daß Dr Treub, einer der berühmteſten Gelehr⸗ 


ten unſerer Zeit, an der Spitze dieſes Etabliſſements ſteht, ſtets bereit 


iſt, den Fremden mit Rath und That beizuſtehen, dürfte ſicherlich dieſer 
verlockenden Ausſicht noch einen ganz beſonderen Werth verleihen. Manche 
unter uns hegen vielleicht die Anſicht, als ob das zwiſchen den Wende- 
kreiſen gelegene Buitenzorg nothwendigerweiſe ein ungeſundes Klima dar⸗ 
biete, — in ſeiner Schrift ſucht Dr. Treub dieſer Idee nicht allein ent- 
gegenzutreten, ſondern ſogar den Nachweis zu liefern, daß ein Fremder. 
welcher dort für 5—6 Monate feinen Aufenthalt nimmt, nicht mehr der 
Gefahr des Krankwerdens ausgeſetzt iſt, als wenn er zu Hauſe geblieben 
oder eine Tour auf dem europäiſchen Kontinente unternommen hätte. 
Sowohl vom Standpunkt der Hygiene und des Komforts wie auch in 
Betracht der ſich geltend machenden Vegetation dürfte der Zeitpunkt Oc⸗ 
tober⸗April für einen Aufenthalt in Buitenzorg ſeiner Anſicht nach der 
geeignetſte ſein. Eine ſolche herrliche Gelegenheit ward nie zuvor Stu- 
dierenden dargeboten, möchten denn diejenigen ſie ausnutzen, welche ihre 
Schultern noch nicht unter dem Joch einer profeſſionellen Thätigkeit ge. 
beugt haben. f 

Es führen dieſe von der holländiſchen Regierung den Ausländern 
großmüthig dargebotenen Erleichterungen zu botaniſchen Studien in Tro⸗ 


179 


pengegenden unwillkürlich zu der Erwägung, warum die Engländer mit 
all' ihren Kolonien in dieſer Richtung bis dahin noch ſo wenig geleiſtet 
haben. In den Gärten von Calcutta und Paradenya beſitzt man we— 
nigſtens ebenſo viele Hülfsquellen, um derartige, den botaniſchen Forſchun— 
gen gewidmete Laboratorien ins Leben zu rufen wie die Holländer in 
Buitenzorg. Höchſt intereſſant iſt der von Profeſſor Haeckel veröffent— 
lichte Bericht über ſeine vor kurzem unternommene Reiſe nach Ceylon, 
ſeinen Beſuch in Paradenya (bot. Garten); man erſieht aus demſelben, 
welch' ungeheures Material dem jungen Botaniker für anatomiſche und 
morphologiſche Studien an jenen Orten zur Verfügung ſteht. Herr H. 
M. Ward hat auch den Nachweis geliefert, daß ein verlängerter Aufent— 
halt unter den Tropen für das Studium der Thallophyten ſehr günſtige 
Reſultate herbeiführen kann. 


Doch brauchen wir unſere Schritte nicht nach fernen Weltentheilen 
zu lenken, können uns die Ausgabe einer ſolchen Tropenexpedition erſpa— 
ren, da uns im eigenen Welttheile eine Reihe von Hülfsmitteln dargebo— 
ten wird. So könnte die biologiſche Station von Neapel, deren Tiſche 
meiſtens von Zoologen eingenommen werden, ebenſo gut zu botaniſchen 
Unterſuchungen dienen; die zahlreichen Memoiren, welche in dieſem Inſti⸗ 
tut aus der Feder mancher Gelehrten des Kontinents hervorgegangen ſind, 
liefern den Beweis, daß man ſich hier ebenſo gut dem Studium der Al— 
gen, wie jenem der Seethiere widmen kann. 


Eine andere, ganz insbeſondere für botaniſche Unterſuchungen ein— 
gerichtete Station befindet ſich in Antibes, iſt Eigenthum der franzöſiſchen 
Regierung. Früher war dies die Reſidenz des Herrn Thuret, deſ— 
ſen Forſchungen unter Mitwirkung des Herrn Bornet ſo viel Licht über 
die Reproduktions⸗Erſcheinungen bei den Seealgen verbreitet haben. (Was 
die äußere Ausſtattung von Antibes mit einer luxuriöſen Pflanzenwelt 
betrifft, jo verweiſen wir auf einen Artikel in unſerer Zeitung, 1885, 
S. 289. Ge.) Als Dr. Nandin die Direktion dieſes neuen Inſtituts 
übernahm, wurde auch die Einrichtung getroffen, daß das gut befür— 
wortete Geſuch von Ausländern,) in dieſen Arbeitsräumen dem Stu— 
dium von terreſtriſchen oder maritimen Pflanzenformen für kürzere oder 
längere Zeit obzuliegen, möglichſte Berückſichtigung finden ſollte. 

Daß die Erforſchung von Klimaten, welche dem unſrigen ſehr un— 
ähnlich ſind, für den Studierenden große Vorzüge darbietet, liegt auf der 
Hand, deſſen ungeachtet braucht er zur Befriedigung ſeines Wiſſensdran⸗ 
ges die Heimath nicht mehr zu verlaſſen, denn gegenwärtig werden die 
in den botaniſchen Laboratorien angenommenen Forſchungs-Moduſſe in 
exakter und beſtimmter Weiſe auf unſern Univerſitäten gelehrt und ſo— 
mit einem jungen Manne, der ſich hierfür geiſtig veranlagt fühlt, ſeine 
Examina glücklich alle hinter ſich hat, genügende Gelegenheit geboten, der— 
artige Unterſuchungen zu einem guten Ende zu führen. Welche unerſchöpf— 


*) Profeſſor Dr. Schmitz, Direktor des Greifswalder botan. Gartens war nicht 
allein dort thätig, ſondern beſuchte auch behufs algologiſcher Studien zu verſchiedenen 
Malen und für längere Zeit das Laboratorium von Neapel. 


12* 


180 


liche Quelle zur Ausbeute bieten nicht allein die Gärten von Kew da! 
Ohne Schwierigkeit kann man zu den reichhaltigen, theils leben den, theils 
getrockneten Sammlungen Zutritt erlangen, ſich auch, beſonders ſeit— 
dem Kew mit fernen Weltgegenden im beſtändigen Verkehr ſteht, das 
nöthige Material verſchaffen, um die eine oder andere Unterſuchung zu 
vervollſtändigen. Dank der Freigebigkeit des verſtorbenen Jodrell iſt ein 
wohlausgeſtattetes Laboratorium für botaniſch-phyſiologiſche Arbeiten da- 
ſelbſt errichtet worden. 

Unſererſeits, dies läßt ſich nicht beſtreiten, iſt während der letzten 
Jahre faſt nicht der geringſte Verſuch gemacht worden, ſich mit dem Stu⸗ 
dium der Algen unſeres Litorals ernſtlich zu befaſſen, was unſerer Nation 
keineswegs zum Ruhme gereicht. Die hier vorkommenden Seegewächſe, 
ſelbſt die allergewöhnlichſten, ſind noch ſo wenig bekannt, daß ſich ein ein⸗ 
gehendes Studium mit ihnen immerhin noch lohnen würde. Augenblick⸗ 
lich können derartige Forſchungen nur durch die Initiative von Priva⸗ 
ten ins Werk geſetzt werden, wir dürfen aber hoffen, daß binnen kurzem, 
ſobald die Association marine biologique ſich definitiv ins 
ſtallirt haben wird, es nicht an Botanikern fehlen wird, welche die ihnen 
gebotenen Gelegenheiten auch gerne ausbeuten werden. 

Denkt man an die immer zunehmende Zahl botaniſcher Publicatio— 
nen, die von der Thätigkeit, dem ſtets wachſenden Eifer, den Begriff — 
Art — zu ergründen, Zeugniß ablegen, ſo ſcheint es jetzt viel ſchwieri⸗ 
ger zu ſein, die gebahnten Wege zu verlaſſen, ſich einen neuen Pfad zu 
eröffnen, als früher, wo die botaniſche Wiſſenſchaft noch weniger vorge- 
ſchritten war. Doch darf man die Fortſchritte in unſerm Wiſſen dabei 
nicht überſehen, zunächſt die ſyſtematiſchere Vorbereitung, der ſich die Stu⸗ 
denten unterwerfen müſſen, ehe ſie ihre eigenen „Wege gehen dürfen, dann 
die neuen Unterſuchungs-Methoden, die neuen Ideen, welche augenblicklich 
viel raſcher auf einander folgen als in früheren Zeiten und endlich die 
viel größere Leichtigkeit, ſich ſolchen Forſchungen im Auslande hinzu— 
geben. 2 
Grade die hohe Wichtigkeit dieſes letzten Punktes wird um fo ein- 
leuchtender, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß viele Coryphäen der Wif- 
ſenſchaft ihre Laufbahn als einfache Sammler begonnen haben. Diejeni⸗ 
gen, welche den augenblicklichen Stand der anatomiſchen und phyſiologi— 
ſchen Botanik am beſten abzuſchätzen im Stande ſind, werden wahrſchein⸗ 
lich auch die erſten in der Erkenntniß ſein, daß die auf dieſem Forſchungs⸗ 
gebiete ſowohl im eigenen Lande wie im Auslande dargebotene Gelegen⸗ 
heit augenblicklich viel größer und günſtiger iſt, als zu irgend einer an— 
deren Periode der Naturwiſſenſchaften. Wenn die Studenten ſich heut— 
zutage damit begnügen, ihre Zeit und Energie Beobachtungen von De⸗ 
tails zu widmen, die werthlos ſind, keinerlei Jutereſſe darbieten, ſo fällt 
das 19 5 ſie allein als ein Mangel geiſtiger Initiative und Spannkraft 
zurü 


ne —— 


181 


Die Sorghumzucker⸗Fabrikation in den Vereinigten Staaten. 


Neuerdings hat die Kultur der Zuckerhirſe (Sorghum sacchara- 
tum) in den Vereinigten Staaten an Ausdehnung bedeutend zugenommen, 
doch iſt man zu der Annahme berechtigt, daß dieſer Induſtriezweig kei— 
neswegs ſehr günſtige Reſultate liefern wird Dem „Journal de Phar- 
macie et de Chemie“ entlehnen wir die folgenden, darauf bezüglichen 
Mittheilungen. 

Man kennt zahlreiche Varietäten der Zuckerhirſe. Im Norden ge— 
deiht am beſten der „Early amber“, welcher von Vilmorin in Amerika 
eingeführt wurde. Von der Breite von Chicago bis zu derjenigen von 
St. Louis können zwei andere Varietäten kultivirt werden: der „Liberian“ 
und der „Chineſe“. In der Breite von St. Louis und weiter ſüdlich 
kommt noch der „Honduras“ hinzu. Der Early amber und der Libe— 
rian reifen in 90 bis 100 Tagen, Chineſe und Honduras brauchen nur 
3 Wochen (?) Der Zuckergehalt iſt dagegen nur wenig verſchieden. 

Am meiſten eignet ſich für den Anbau der Zu ckerhirſe ein reicher, 
tiefer, ſandhaltiger Thonboden, der auf ſandigem oder kieſigem Untergrunde 
ruht. Wo der Mais gedeiht, gedeiht auch das Sorghum; tüchtige Drai— 
nage iſt nothwendig. (In der „Nordd. Allg. Ztg.“ heißt es dagegen: 
„. . . die Fröſte, welche dem Mais nicht ſchaden, machen unter Umſtän⸗ 
den das Sorghumrohr für die Zuckerfabrikation unbrauchbar. ..“) 

Da die Wurzeln ſehr lang ſind und ſich tief in den Boden einſen— 
ken, ſo verlangt derſelbe eine ſehr ſorgfältige Vorbereitung. Es iſt gut, 
ihn ein Jahr vor der Bebauung zu düngen, oder, wenn dies nicht mög— 
lich iſt, ſehr koncentrirten Dünger oder Kompoſt nebſt Superphosphat 
zu benutzen. In dem Sorghum wird, wie in der Runkelrübe die Zuder- 
bildung durch Phosphorſäure befördert. 

Die Ausſaat erfolgt zu Anfang Mai oder Ende April, die Ernte 
Anfang September, d. h. zu der Zeit, wo die Körner die Konſiſtenz einer 
weichen Paſte anzunehmen beginnen. Vor dem Schnitte werden die 
Halme gewöhnlich entblättert. Ein Acre gut cultivirten Sorghums er— 
giebt 12 bis 15 Tonnen entblätterter und dekapitirter Halme, d. h. 
26904 bis 33630 kg. auf den Hektar, und 5 Scheffel Korn, d. h. 4 
Hektoliter 35 Liter auf den Hektar. 

In den Farmen werden die Halme dem Drucke der Zuckerrohrwal— 
zen ausgeſetzt und der Saft wird in Siedekeſſeln erhitzt und mit Kalk 
geklärt. Nach dem Abſchäumen dampft man ihn dann gewöhnlich auf 
389 R. ein. In dieſer Syrupform kommt er ſodann in den Handel. 
Eine Tonne Halme giebt 12 ½ bis 15 Gallonen Syrup (d. h. 5,24 bis 
6,28 Liter Syrup pro 100 kg Halme). 

Die Gewinnung des Zuckers aus dem Syrup iſt nicht ſo leicht wie 
beim Zuckerrohr, da die dem Rohrzucker beigemengten anderen Zuckerar— 
ten und fremden Subſtanzen die Kryſtalliſation erſchweren. Meiſtens 
kommt das Preſſionsverfahren in Anwendung, doch hat Herr H. W. Wi— 
ley unter Leitung des Kommiſſars für das Ackerbauweſen, Herrn Dr. 
Loring, 1883 auch die Diffuſionsmethode eingeführt. Dieſelbe ergiebt 
einen um 24 Proc. höheren Betrag an Zucker. Die Zuckerhirſe iſt mehr 


182 


eine Alkohol- als eine Zuckerpflanze, da die 2 bis 3 Proc. unkryſtalliſir— 
baren Zuckers die Kryſtalliſation hemmen, bei der Gährung aber alle 
Aha ſich in gleicher Weiſe betheiligen. 

Nach Prof. Collier hat die 50 05 Erfolgloſigkeit der Kryſtalliſa— 
tionsverſuche folgende Urſachen: 1) die . des Sorghum zur Zeit, 
wo es geſammelt und verarbeitet 135 ) Den Umſtand, daß die Halme 
erſt lange nach dem Einſammeln Weide werden. Dagegen wird das 
beſte Reſultat erhalten, wenn das reife Sorghum an demſelben Tage ver— 
arbeitet wird, wo es geſammelt wurde. 3) Die unvollkommenen Me— 
thoden der Klärung. Wiley empfiehlt einen Ueberſchuß von Kalk mit dar— 
auffolgender Einleitung von Kohlenſäure. 

Das Sorghumkorn bildet ein ſchätzbares Viehfutter. Sein Ertrag 
variirt zwiſchen 2½ und 4 Scheffel per Tonne Sorghum (9,90 bis 
15,52 Liter per 100 kg.). Die Bagaſſe (das ausgepreßte Stroh) läßt 
ſich gut zur Papierbereitung verwerthen. Als Dünger benutzt, giebt ſie 
dem Boden einen Theil deſſen wieder zurück, was die Pflanze ihm wäh— 
rend ihres Wachsthums entzogen hatte. In den Ländern, wo Brenn— 
material theuer iſt, kann die Bagaſſe vortheilhaft zur Heizung der Keſ— 
ſel benutzt werden. 

Die Erfolge, welche man mit der Sorghumzuckerproduktion in New— 
Jerſey und Illinois erzielt hat, widerlegen die Zweifel, welche über die 
Möglichkeit einer Produktion in großem Maßſtabe gehegt wurden. Die 
Zuckerhirſe kann vielleicht dem ſüdlichen Frankreich, das durch die Reb— 
laus ſo ſchwer geprüft wurde, zu Hilfe kommen. Es würde dies eine 
Kulturpflanze mehr ſein, die zu ſeiner Verfügung ſteht. Man kann in 


der That die Zahl der kultivirten Pflanzen nicht genug vermehren, indem 
man ſo die Gefahren vermeidet, welche eine einzelne Kultur mit ſich füh— 


ren kann, wenn ein Schmarotzer oder eine andere Urſache ſie vernichtet. 
(Um die Verſchiedenheit der Anſichten über die Rentabilität dieſer In⸗ 
duſtrie zu illuſtriren, geben wir im Folgenden noch eine in dem erwähn⸗ 
ten Aufſatze der „N. A. Z.“ mitgetheilte Stelle aus dem von der „Shi- 
ping and Commercial List“ im Anfange dieſes Jahres veröffentlich- 
ten Zuckerberichte für das Jahr 1884 wieder. Es heißt da: „In den 
im Betriebe ſtehenden Fabriken wurden im letzten Jahre, nicht mehr als 
eine Million Pfund Zucker hergeſtellt, welcher Betrag im Vergleich zu 
dem Jahresverbrauche des Landes von ungefähr 1200000 Tonnen in 
kommerzieller Hinſicht bedeutungslos iſt. Die Frage der Zuckerbereitung 
aus Sorghum iſt daher nur eine wiſſenſchaftliche Grille. 

Schließlich ſei noch erwähnt, daß zufolge einem in dem Berichte des 
Departement of Agriculture für 1884 abgedruckten Schreiben des 
Verwalters der Zuckerfabrik zu Rio Grande, N. J., dort vom 10. 
September bis 14. November 1883 6795811 Tonnen Sorghumrohr 
verarbeitet, und daß daraus 282 711 Pfd. Zucker und etwa 55000 als 
lonen Melaſſe gewonnen wurden; der durchſchnittliche Zuckergehalt (kry— 
ſtalliſirter Zucker) war 9,75.) 


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183 


Die neuen Gewächshänſer des pariſer Pflanzengartens (Jardin 
des plantes ). 


Betritt man den Jardin des plantes durch die große Ein— 
gangspforte, welche in der Nähe der Auſterlitz-Brücke gelegen iſt, ſo 
dehnt ſich vor unſern Augen zunächſt die botaniſche Schule aus, welche 
zu beiden Seiten von einer Linden-Allee eingeſäumt wird. 

Am äußerſten Ende erhebt ſich ein Complex von Gebäuden, deſſen 
Hintergrund die ſtattlichen Neubauten für die zoologiſchen Sammlungen 
ausmachen. Zur Linken ſchließt ein anderes jenen entſprechendes Gebäude 
die botaniſchen, geologiſchen und mineralogiſchen Sammlungen ein. 

Zur Rechten befinden ſich die Gewächshäuſer. Früher gab es deren 
nur eine Reihe, welche durch einen viereckigen Pavillon ihren Abſchluß 
fand. Vor letzterem liegt der Weg, welcher zu den Muſeen und den für 
die Adminiſtration beſtimmten Räumlichkeiten führt, und auf der anderen 
Seite dieſes Weges befindet ſich ein zweiter im Bau ganz gleicher Pavil— 
lon. Die Conſtruktion dieſer verſchiedenen Glasbauten datirt aus dem 
Jahre 1834 und war der Architekt Rehaut de Fleury der Schöpfer der⸗ 
ſelben. Ein von ihm im Jahre 1854 vorgelegtes Projekt, dieſe Gewächs⸗ 
häuſer durch einen ſich an den alleinſtehenden Pavillon anſchließenden Win- 
tergarten zu beendigen, wurde nicht genehmigt, dafür aber ein Orchideen— 
und ein Farnhaus gebaut, welche ſich beide vor dem linken Flügel aus⸗ 
breiten. Dazumal war von einer architektoniſchen Uebereinſtimmung nichts 
zu bemerken, jetzt dagegen iſt dies anders geworden. Im Jahre 1872 
entwarf Herr André, welcher Herrn Fleury im Amte als Architekt des 
Jardin des plantes oder Museum d'histoire naturelle gefolgt war, einen 
Plan zur Vergrößerung der Bauten, welche die wiſſenſchaftlichen Sammlun⸗ 
gen enthielten und einen andern zur Fortſetzung der Gewächshäuſer. Letzte— 
rer beſtand darin, die beiden Pavillons durch eine andere Conſtruktion 
zu verbinden, welche halbzirkelförmig hervortreten und von einer 20 M. 
hohen Kuppel bedeckt würde. Dieſer Neubau ſollte dann dazu beſtimmt 
ſein, die Palmen, Eucalypten und andere große Bäume aufzunehmen, 
welche in den beiden vorerwähnten Pavillons infolge ihrer Höhe und ih— 
res Umfanges zu Grunde gehen mußten. An den zur Rechten befindli— 
chen, alleinſtehenden Pavillon ſollte ſich dann ein größeres Gewächshaus mit 
2 Stockwerken anſchließen, welches mit jenem zur Linken gelegenen in der 
Form vollſtändig übereinſtimmte. Die Arbeiten nahmen im Jahre 1881 
ihren Anfang, bald darauf, beim Tode von Decaisne verlangten aber die 
hier angeſtellten Profeſſoren eine Aenderung und ſo entſchied man ſich, 
ſtatt des geplanten zweiſtöckigen Gewächshauſes einen großen Wintergar— 
ten zu errichten. 


*) Anmerkung. Vor etwa 25 Jahren veröffentlichten wir in dieſer Zeitung einen 
Aufſatz über dieſen Garten und ſeine Gewächshäuſer, letztere waren dazumal ſchon 
recht alt und wurde ein Theil derſelben im Jahre 1870 durch das Bombardement zer— 
ſtört, im Jahre darauf durch einige unbedingt nothwendige Bauten erſetzt. Erſt ſeit 
kurzem darf dieſes immer noch ſehr bedeutende botaniſche Inſtitut ſich einer ganzen 
Reihe neuer Glasconſtructionen rühmen, über weiche Herr Desjardins in der „Science 
et Nature“ die folgenden Mittheilungen macht. Gee. 


Die Neubauten umfaffen ein großes Gewächshaus und zwei Grup— 
pen kleinerer, ſogenannter Vermehrungshäuſer, welche zur Aufnahme je 
tener und zärtlicher Pflanzen beſtimmt ſind. 

Das große Gewächshaus iſt 14 M. breit bei einer Länge von 60 
und einer Höhe von 9 M. Es iſt eine Conſtruction aus Eiſen, bei wel— 
cher die Ventilation theils durch unten angebrachte, ſich nach der Terraſſe 
hin öffnende Lücken herbeigeführt wird, theils durch Klappen, die ſich oben 
in der Wölbung, und da wo dieſe ihren Anfang nimmt, befinden. Au— 
ßerdem hat man auch Oeffnungen in den untern Räumlichkeiten ange- 
bracht, um dem Gewächshauſe eine temperirte Luft zuzuführen, welche ſich 
mit der von außen kommenden Circulation vereinigt. Das Dampfſyſtem 
iſt als Heizungsmodus gewählt worden. 

Die alten Gewächshäuſer lehnen ſich direkt gegen eine Erderhöhung, 
das Labyrinth genannt, welches auf ſeinem höchſten Punkte die hiſtoriſche 
Ceder vom Libanon birgt. Die neuen, hinter dem kleinen Labyrinth lie— 
genden Gewächshäuſer werden indeſſen durch einen Hof davon getrennt. 

Am äußerſten, dem viereckigen Pavillon gegenüberliegenden Ende be⸗ 
findet ſich der mit letzterem im Niveau liegende Eingang für das Publi⸗ 
kum und mündet derſelbe in die zur botaniſchen Schule führende Linden⸗ 
allee. Hier iſt eine doppelte, infolge der Abſchüſſigkeit des Terrains 
3,50 M. hohe Freitreppe angebracht, die zu einem Schutzdach führt, ehe 
man das eigentliche Gewächshaus betritt. Unter dieſer Freitreppe befin⸗ 
det ſich eine Thür, welche zu den unteren Räumlichkeiten führt, die theil- 
weiſe zu Stallungen, Remiſen und zur Aufnahme der Dampfkeſſel Ver— 
wendung finden. 

Die zwei Gruppen der niedrigen Gewächshäuſer lehnen ſich von un- 
ten nach oben an die Terraſſe, auf welcher der Wintergarten errichtet 
iſt, ſie ſtehen zur Mauer dieſer Terraſſe in ſenkrechter Richtung und wer— 
den paarweiſe durch ein an die Mauer gelehntes Gewächshaus verbun— 
den. Jedes derſelben hat eine Länge von 15 M. bei einer Breite von 
5 und einer Höhe von 4 M. Statt aus Eiſen beſtehen ſie aus dem 
Holze des Pinus ponderosa und iſt für ſie eine Waſſerheizung angenommen. 

Die Oberfläche der alten Gewächshäuſer betrug 1100 M., davon 
gingen 300 M. auf die Orchideen- und Farnhäuſer. Die neuen Ge⸗ 
wächshäuſer mit Einſchluß des centralen Pavillons werden 1600 M. um⸗ 
faſſen, fügt man die niedrigen Häuſer (400 NM.) noch hinzu, ſo hat man 
eine Totalfläche von 3400 M., während jene der Gewächshäuſer in Kew 
nur 3200 M. beträgt. 

Der Geſammtplan iſt indeſſen noch viel grandioſer, denn wie wir 
oben ſchon angedeutet, handelt es ſich darum, die zwei jetzt durch einen 
Weg getrennten viereckigen Pavillons durch eine ungeheure Rotunde von 
bedeutender Höhe mit einander zu verbinden. Dann erſt wird der defi— 
nitive Plan zum Abſchluß gelangt ſein und der Jardin des plan- 
tes wird ſich impoſanter, den Naturwiſſenſchaften gewidmeter Bauten 
rühmen können. 


Feuilleton. 


Grundſätze für die Darſtellung und Aufbewahrung von Bee⸗ 
‚enwein. 

1. Das Obſt ſoll gut reif ſein. Bei überreifen oder zum Theil 
aulen Früchten erhält der Wein oft einen Beigeſchmack und wird trüb. 

2. Schon kleine Mengen Unreinigkeiten im Obſt oder in Gefäßen 
önnen einen ſchlechten Geſchmack erzeugen. 

3. Die Beerfrüchte ſind möglichſt bald nach dem Ernten zu verwen— 
den; will man ſie des Anſammelns halber aufbewahren, jo find ſie zu 
erjtampfen, mit Zucker zu miſchen und vor Luft zu ſchützen. 

4. Die Früchte können ausgepreßt oder ausgelaugt werden, erſteres 
darf nicht zu langſam geſchehen. 

5. Je ſaurer die Früchte ſind, umſomehr iſt der Saft mit Waſſer 
zu verdünnen. Die Stärke (der Weingeiſtgehalt) des künftigen Weines 
zängt von der Menge Zucker ab, welche in den Früchten enthalten iſt 
ind zugeſetzt wird. 

6. Um dem Wein einen noch beſſeren Geſchmack zu ertheilen, kann 
nan vor der Gährung auf den Hektoliter einige Pfund zerſchnittene oder 
ingeweichte zerſtampfte Roſinen oder Zibeben zuſetzen. 5 Kg. derſel— 
ben entſprechen etwa 3 Kg. Zucker, welcher in Rechnung zu bringen iſt. 

7. Die Gährung findet am beſten bei 15—20° C. (12 - 16% R.) 
tatt. 

8 Tritt in 2 Tagen keine Gährung ein, fo läßt man die Flüſſig— 
ſeit wiederholt ab und gießt fie wieder in das Gefäß, um fie mit Luft 
in Berührung zu bringen und ſetzt womöglich Weinhefe zu. 

9. Hört die Gährung bei einem noch ſüßen Wein auf, auch wenn 
er nicht ſehr ſtark iſt, fo rührt man die Hefe auf und miſcht nöthigen— 
falls Weinhefe oder jungen gährenden Traubenwein bei. 

10. Bei Früchten, die man auslaugt oder zerſtampft ſtehen läßt, ſo— 
wie bei Wein während und nach der Gährung iſt die Luft ſorgfäl— 
ig von der Oberfläche abzuhalten. (Eſſigbildung.) 

11. Wenn die Gährung beendet iſt und der Wein klar zu werden 
beginnt, läßt man ihn in ein gut gereinigtes, ſchwach mit Schwefel 
Schnitte auf 6 bis 8 Hektol.) eingebranntes Faß ab. 

12. Beim Lagern des Weines halte man das Faß ſo gut als mög— 
lich voll. Die Spunde ſeien von Akazien- oder Eichenholz und ſo lang, 
daß ſie auch bei einiger Abnahme des Weines in dieſe reichen. 

13. Leinwandlappen an Spunden und Hahn ſind möglichſt zu ver— 
meiden. (Wichtigkeit der gut runden Spund- und Zapfenlöcher.) 

14. Bei gefüllten, gut verkorkten Flaſchen trockne man die Köpfe 
gut ab und tauche ſie in flüſſig gemachtes (ſtark erwärmtes) Paraffin, 
dann kann man die Flaſchen ſtehend, ſonſt nur liegend aufbewahren. 

15. Um ſchäumenden Wein zu erzeugen, laſſe man ihn zuerſt ganz 
vergähren und ſetze dem klaren Weine vor dem Einfüllen in Flaſchen 
16 Gr. Zucker auf den Liter und eine Spur Hefe zu. Iſt der Wein 
nach dem Vergähren noch ſüß, ſo verwende man weniger Zucker zum 
Zuſetzen. (Nach Nerlinger & Bach.) 


186 


Die beiten Zwiebelſorten. In der „Schweizer Gartenbau— 


Zeitung“ findet ſich eine Zuſammenſtellung von Kulturverſuchen mit 


30 verſchiedenen Zwiebelſorten, unter welchen ſich die folgenden zehn als . 


die empfehlenswertheſten erwieſen haben. 

1. Große ſchwarz rothe, plattrunde Braunſchweiger. Die 
Zwiebel iſt ſehr feſt und ſchwer, Farbe dunkelroth, charakteriſtiſch an die— 
ſer Sorte iſt der ſcharfe Geſchmack; hält ſich gut durch den Winter. 

2. Runde, gelbe Zittauer Rieſen. Eine hübſch geformte Zwie— 
bel, faſt kugelrund, von ſchöner, klarer, faſt hellgelber Farbe; die einzel— 
nen Zwiebelblätter ſind ſehr zart, die Zwiebel iſt feſt und ſchwer, von 
feinſtem Geſchmacke und außerordentlicher Haltbarkeit. Es iſt dies eine 
hervorragende Marktſorte. 

3. De Vertus. Eine Sorte, die in allen ihren guten Eigenſchaf— 
ten der vorſtehenden ziemlich nahe ſteht; die Farbe iſt röthlichgelb, die 
Zwiebel ſchön, groß, von guter Haltbarkeit. 

4. Dan vers. Zwiebel mittelgroß, rund, Schale fein, gelb, die 
Sorte iſt ſehr früh, aber immerhin recht haltbar. 


5. Silberweiße Nocera. Zwiebel bei guter Kultur mittelgroß, 


von mildem, faſt ſüßem Geſchmack; es iſt die früheſte aller Zwiebelſor— 


ten; ſie hält ſich im Winter gut. Zur Frühkultur giebt es keine geeig— 


netere Sorte als dieſe. 


6. Königin (Queen Onion.) Eine ſilberweiße Zwiebel, von ausge— 1 
zeichnetem, mildem Geſchmacke, ſehr raſchem Wachsthum und haltbar; im 


Ertrag ſehr gut. 


7. Rieſen von Madeira. Von dieſer Sorte giebt es zwei For⸗ 


men, eine runde und eine längliche (birnförmige); beide erreichen eine 


enorme Größe, find von mildem, ſüßem Geſchmacke; jedoch für den Win- 
ter nicht recht haltbar; für den Gebrauch im Sommer und Herbſt kann 
ich dieſe Sorte ſehr empfehlen, im Ertrag iſt ſie ſehr lohnend. 

8. Magnum Bonum. Eine ausnehmend ſchöne, große, länglich— 
runde Zwiebel von guter Haltbarkeit. Farbe blaßroth. 

9. Bellegarde. Zwiebel oval, von enormer Größe. Ich hatte 
bis über 1 Kilogramm ſchwere Zwiebeln von dieſer Sorte. 

10. Tripoli. Weiße glatte Mammuth. Eine neue italieniſche Sorte 
Zwiebeln von hervorragender Größe. Ich erntete Exemplare mit einem 
Durchmeſſer von 20 Cin bei einem Umfang von 56 Cin. Die Zwie— 
bel iſt plattrund, ſilberweiß, von feinem, mildem Geſchmacke. Die Sorte 
liefert hohe Erträge. 


Champignonzucht. Neben der größeren Aufmerkſamkeit, welche 


in neuerer Zeit den eßbaren und nahrhaften Pilzen zugewendet wird, 
entwickelt ſich die zunehmende Champignonzucht in Kunſtgärtnereien von 


Jahr zu Jahr immer weiter. Deutſche Gärtner haben bereits angefan— 


gen, die Zucht des Champignons, dieſes nächſt der Trüffel und Morchel 


edelſten Pilzes in ziemlich ausgedehntem Maßſtabe zu pflegen und die 
einheimiſchen Gaſthaus- und Privatküchen, welche früher auf den Bezug 
aus Frankreich angewieſen waren, zu verſorgen. Aus Paris, wo die 
Champignonzucht im Großen betrieben wird, werden immer noch große 


Mengen dieſes Pilzes roh oder eingemacht in die Welt geſendet. Im 


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187 


Thüringiſchen, in den Städten Hannover, Braunſchweig und Lübeck ſind 
größere Champignonculturen angelegt worden. Die Erfurter Kunſtgärt— 
nereien tragen durch Lieferung von Champignonbrut und Anleitung zur 
Zucht ganz beſonders bei. Bei dem weit ſtärkeren Verbrauch des Cham— 
pignons in der norddeutſchen Küche als in der ſüddeutſchen und der grö— 
ßeren Anzahl von Conſervefabriken daſelbſt war es natürlich, daß die 
Champignonzucht zuerſt in Norddeutſchland ſich verbreitete. In den öſter— 
reichiſchen Kronländern wird die Champignonzucht zumeiſt nur von Schloß— 
gärtnern für die Küchen der Cavaliere betrieben, weshalb hiervon nur 
äußerſt wenig in den Handel kommt. Größere Gaſthäuſer und wohlha— 
bende Private find deshalb bei Bedarf von Champignons auf das Aus- 
land angewieſen, weshalb der Champignonzucht in Oeſterreich mehr Auf— 
merkſamkeit zugewendet werden ſollte. M. H. 
| Wiener landwirthſchaftl. Zeitung. 
Die Weinkultur in Egypten. Wie wir einem egyptiſch-franzöſi⸗ 
ſchen Blatte entnehmen, hat die egyptiſche Regierung im Laufe der letz— 
ten Wochen beſchloſſen, dem Beiſpiele von Algier und Tunis zu folgen 
und an den Ufern des Nil den Weinbau fo viel als möglich auszudeh— 
nen und zu verbreiten. Dieſe Nachricht iſt wohl inſoferne überraſchend, 
weil das große Nilreich von den Anhängern des Koran bewohnt iſt. 
Sollten vielleicht die ſchlauen Briten in Erwartung zukünftiger Ereigniſſe 
darauf Einfluß genommen haben, ſo wäre dies leicht erklärlich, denn Egyp— 
ten ſcheint wahrlich zur Weincultur wie geſchaffen zu ſein. Die Boden— 
beſchaffenheit könnte nicht günſtiger ſein, der ſandige Boden Egpptens 
wird durch den Nilſchlamm fruchtbar gemacht; das Klima iſt auch vor— 
trefflich, der größte Vortheil jedoch, den Egypten vor andern Ländern ge— 
nießt, beſteht darin, daß dieſes Land nichts von der Reblaus zu befürch— 
ten hat, denn dieſe kann im Sande nicht leben, und wenn ſie auch leben 
könnte, ſo genügt es zu deren Vertilgung, den Weingarten unter Waſſer 
zu ſetzen, was in Egypten keine Schwierigkeiten verurſacht. Bis jetzt hat 
man in Unter⸗Egypten, per Feddan, das find 59 Are, 4800 Kilogr. Trau— 
ben geerntet, welche 34 Hektol. Wein gaben. Es iſt das als ein ſehr 
Sen Ertrag zu betrachten, denn er entſpricht per Hektar ER 57 
ektol. 8 
Wos ein Kirſchbaum einbringen kann, dafür liefern die Unter— 
handlungen der Eiſenbahn-Direktion mit einem Grundſtücksbeſitzer in Nie— 
derlahnſtein den treffendſten Beweis. Bei der Erweiterung des dorti— 
gen Bahnhofes mußte ein Acker reſp. Garten angekauft werden, worauf 
ein Kirſchbaum ſich befand, der nothwendig zu entfernen war. Der Ei— 
genthümer verlangte eine einmalige Entſchädigung von rund 3600 Mk. 
und machte durch Zeugen und actenmäßige Nachweiſe glaubhaft, daß er aus 
dem einen Baume jährlich eine Ernte erzielt habe, welche im Durchſchnitt 
genommen, den Zinſen obigen Capitals an Werth gleich ſtehe. Nach langen 
Unterhandlungen ſind nunmehr dem Baumbeſitzer 2400 Mk als Entſchädi— 
gung für dieſen einen Kirſchbaum ausbezahlt worden. („Auf dem Lande.“) 
Ein Kurioſum aus dem Gebiete des Thier- und Pflanzenrei⸗ 
ches. Ein ſolches, wie es wohl ſelten vorkommen dürfte, hatte ich kürz— 
lich (21. October) zu beobachten Gelegenheit, eine kleine Münchhauſeniade, 


188 


die aber den Vorzug der Wahrheit hat, weil ich ſie mit eigenen Augen 
geſehen habe. In das Victoria Regia-Baſſin des hieſigen bot. Gar⸗ 
tens wurden im Mai etwa 12 große Goldfiſche zum Zweck der Ver— 
mehrung eingeſetzt; dieſe haben ihren Beruf nun ſo gut erfüllt, daß das 
Waſſer im Spätjahr von Hunderten kleiner Fiſchchen in der Größe von 
1½—7 em. wimmelte, welche ſich in dem gleichmäßig 24“ R. warmen Waſ⸗ 
ſer ſehr behaglich fühlten, und wie die Größenangaben zeigen, raſch, her— 
anwuchſen. Es iſt eine äußerſt lebhafte und gefräßige Geſellſchaft, die 
aber ihre Nahrung ſich ſelbſt zuſammenſuchen muß, in Algen, grünen und 
faulenden Blättern, Humustheilen der Erde und dgl. beſtehend, mithin 
auch zur Seinaltung des Waſſers viel beiträgt. Daß dieſelben, ob— 
gleich von rothen Eltern abſtammend, eine ganze Farbenſkala aufweiſen: 
weiß, roth, ſchwarz, ſchwarz und roth, roth und weiß u. ſ. w. darf uns 
nicht wunder nehmen, weil wir wiſſen, daß alle unſere Goldfiſche ſchoen 
ſeit Jahrzehnten mit Karpfen verbaſtardirt ſind und Rückſchläge und Va⸗ 
riationen hier wie im Pflanzenreich eine täglich wiederkehrende bekannte 
Erſcheinung find. Kürzlich nun ſah ich ſolch einen ſchwarz und roth ges ° 
fleckten Burſchen von etwa 6 em Länge langſamer als ſeine Kameraden 
ſich am Rand des Baſſins herumtreiben; an ſeinem Kopf hing ein weiß— 
licher Faden, bei näherer Beobachtung ſah ich, daß ſolcher aus der rechten 
Kieme heraushing; erſt hielt ich dies Ding für einen Wurm, weil ich 
ſchon oft geſehen, daß ein in der Haft verſchlungener und wieder ausge⸗ 
ſtoßener Wurm in Folge ſeiner Krümmungen und Windungen durch die 
Kiemen kommt, und dort zappelt, bis er von einem andern Fiſch heraus— 
gezogen und verſch „lungen wird. Dieſer weißliche Faden aber war die 
Wurzel einer Reispflanze, welche im Kopf des Fiſches wuchs und deſſen 
aufwärts ſteigendes grünes Blättchen auch richtig zwiſchen den Kiemen 
herauskam. Wurzel und Blatt hatten etwas über 2 em Länge, das ge— 
keimte Korn, aufgequollen, lag zwiſchen den Kiemblättern feſt. Die Er— 
klärung zu die ſer Erſcheinung iſt nun folgende: In dem Vic toria-Baſſin 
wird auch die Reispflanze kultivirt, welche ſtets reichlich und guten Sa- 
men anſetzt: es wird nur ſoviel geſammelt als zum Anbau gebraucht 
wird, das übrige fällt ins Waſſer, ſolch ein Korn wurde von dem Gold⸗ 
fiſch verſchlungen, aber als unverdauliche Nahrung wieder ausgeſtoßen, 
blieb aber, in Folge der rauhen, grannigen Oberfläche der Kornhülle im 
Schlund oder den Kiemen des Fiſches hängen, von wo es weder vor— 
noch rückwärts gebracht werden konnte; da die Geſundheit des Fiſches 
hiervon nicht ſehr beeinträchtigt wurde, kam das Korn naturgemäß nach 
einigen Tagen zum Keimen, und Wurzel und Blatt ſuchten ſich, ab- und 
aufwärts ſteigend, einen Ausgang.“ Leider hat der Gehilfe, welcher mit 
dem Fiſche Mitleid hatte, ihn ohne mein Wiſſen ſeiner merkwürdigen 
Frucht befreit, ehe er im Spiritus für ewige Zeit von der Symbyoſe 
zwiſchen Pflanze und Thier hätte erzählen können. 
Jahrbuch für Gartenkunde und Botanik. 

(Ein intereſſantes Beiſpiel natürlicher Düngung) bietet nach den 
Beobachtungen eines franzöſiſchen Forſchers die Limagne in der Auvergne, 
ein großes Thal, welches im Weſten und Südweſten von Gebirgen vul⸗ 
caniſchen Urſprunges (Puy de Döme, Mont Dore, Cantal ꝛc.) begrenzt 


189 


wird. Weſtliche und ſüdweſtliche Winde führen nun große Maſſen vul— 
caniſcher Aſche von den genannten Gebirgen fort und verbreiten dieſelbe 
weithin über die Limagne, welche dieſem Vorgange ihre ſprichwörtliche 
Fruchtbarkeit verdankt. Wenn die in dortiger Gegend ſehr häufigen weſt— 
lichen Winde wehen, welche auf dem Puy de Döme nicht ſelten eine Ge— 
ſchwindigkeit von 10— 25 m in der Secunde erreichen, jo läßt ſich vom 
Gipfel des genannten Berges aus ſehr oft die merkwürdige Erſcheinung 
beobachten, daß die Limagne durch einen leichten Nebel den Blicken ent— 
zogen wird, während der weſtliche Theil des Geſichtskreiſes völlig klar 
iſt. Dieſer Nebel, welcher mit der Stärke der Winde an Dichtigkeit 
wächſt und bei andauernden Niederſchlägen ſtets verſchwindet, wird durch 
ſtaubförmige vulcaniſche Aſche gebildet. Da dieſe Aſche reich an den wich— 
tigſten Pflanzennährſtoffen, Kali, Kalk und Phosphorſäure iſt, und Jahr 
ein Jahr aus in beträchtlichen Mengen (nach Schätzungen ewa 1000 
kg pro ha und Jahr) über die Limagne ausgeſtreut wird, ſo läßt ſich 
die große Fruchtbarkeit dieſer Gegend durch die Annahme, daß die ganze 
Ackerkrume aus übergewehter vulcaniſcher Aſche allmählig gebildet ſei, in 
ungezwungener Weiſe erklären. 

Der größte Pfirſichgarten. Auf dieſe Bezeichnung erhebt wohl der 
Garten des Herrn John Parnell in Georgien (Ver. St. Nordamerikas) 
den meiſten Anſpruch. Die Anpflanzungen erſtrecken ſich über ein Areal 
von 840 Hektaren, begreift etwa 150,000 Bäume, die in Entfernungen 
von 4 M. gepflanzt ſind und alle niedrig gehalten werden, ſo daß die 
Fruchternte ohne irgend welche Leitern vorgenommen werden kann. Faſt 
70,000 dieſer Bäume gehören einer Varietät an, dem Barnell-Pfir- 
ſich, welcher dem Zufall ſein Daſein verdankt. Das Terrain hat nur 
12,000 Dollars gekoſtet und macht gegenwärtig die jährliche Einnahme 
zwei Drittel dieſer Summe aus. Der Abſatz dieſer ungeheuren Frucht— 
maſſen macht keinerlei Schwierigkeiten, ſo verſchickt Herr Parnell im Som— 
mer häufig 900 Kiſten mit Pfirſichen nach New Norf. 


Gartenbau- Vereine u. |. w. 


Deutſche Pomologenverſammlung und Obſtausſtellung 
in Meißen. In Meißen findet im Herbſt dieſes Jahres und zwar 
in der Zeit vom 29. September bis 3. Oktober eine mit der XI. Ver- 
ſammlung deutſcher Pomologen und Obſtzüchter verbundene deutſche 
allgemeine Obſtausſtellung ſtatt und hat der Stadtrath in Mei— 
ßen auf Erſuchen des Landesobſtbauvereins für dieſen Zweck in der be— 
reitwilligſten Weiſe die Räume der Bürgerſchule am Neumarkt zur Ver— 
fügung geſtellt, die ſich vorzüglich dafür eignen. 
| Von Vereinen find für dieſelbe ſchon eine Anzahl Ehrenpreife 
zugeſagt, ſo vom Gartenbauverein für Hamburg, Altona und Umgegend 
ihr ſilberner Ehrenbecher, vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues 
in den preußiſchen Staaten und von der Gartenbaugeſellſchaft „Flora“ 
in Dresden goldene Medaillen, vom Fränkiſchen Gartenbauverein in Würz— 
burg ſilberne Medaillen, weitere ſtehen in ſicherer Ausſicht. 


190 


Das reichhaltige Ausſtellungsprogramm wird in kürzeſter Zeit 
zur Veröffentlichung gelangen, auf Wunſch ertheilt ſchon jetzt Herr Gar⸗ 
teninſpektor Lämmerhirt in Dresden-Neuſtadt, Nordſtraße 16, jede 
Auskunft über die Ausſtellung. 7 


Preisaufgabe. 


Um zur Mitarbeiterſchaft an den „praktiſchen Rathgeber im Obſt— £ 
und Gartenbau“ anzuregen, wird hiermit folgende II. Preisaufgabe ges 
ſtellt: 8 

Organiſation und Statut einer Genoſſenſchaft zur 

beſſeren Verwerthung des Obſtes. b 


Der Preis beträgt 200 Mark. 


Als Preisrichter fungiren fünf Herren, deren Namen gleichzeitig 
mit der Entſcheidung veröffentlicht werden. Die Arbeiten find einzuſen- 
den bis 15. Mai. Die Veröffentlichung der Entſcheidung erfolgt in der 
erſten im Juli erſcheinenden Nummer. . 

Die Arbeiten ſind in einem Kouvert verſchloſſen, ohne Namen an 
die Redaktion des praktiſchen Rathgebers in Obſt- und Gartenbau zu 
Frankfurt a. O. einzuſenden. Ueber der Arbeit muß ein Motto ſtehen. 
Das Kouvert muß außer der Arbeit noch ein zweites verſchloſſenes Kou⸗ 
vert enthalten, auf dem das Motto der Arbeit ſteht. Im zweiten Kou⸗ 
vert befindet ſich der Name des Verfaſſers. Das zweite Kouvert wird ſei- 
tens der Redaktion erſt geöffnet, nachdem die Herren Preisrichter die Ent⸗ 
ſcheidung gefällt haben. In der Arbeit ſelbſt darf nichts enthalten ſein, 
was den Verfaſſer erkennen läßt. 3 

Aus der Preisarbeit und den ſonſtigen eingeſandten Arbeiten wird 
ſeitens des praktiſchen Rathgebers ein Normalſtatut zuſammengeſtellt, 
das im praktiſchen Rathgeber veröffentlicht wird. f 

Einſendungen, welche gegen die Beſtimmungen der Ausſchreibung 
verſtoßen, ſind von der Konkurrenz ausgeſchloſſen. a 

Mit der Einſendung einer Arbeit erkennt der Verfaſſer Obiges als 
für ihn bindend an. ; 

A. Auf die erſte Preisfrage: | 

„Wie kann man aus einem Garten dauernd die höchſten Erträge 

erzielen“ ſind 37 Arbeiten aus den verſchiedenſten Gegenden eingegangen. 


Primula Exhibition and Conference. April 20. u. 
21. 1886. Royal Horticultural Society South-Kensington, London. 
Zu dieſer Primel⸗Feſtivität find auch nach auswärts Aufforderungen er⸗ 
gangen und werden etwaige Theilnehmer erſucht, ihre Sendungen leben⸗ 
der oder getrockneter Exemplare, ſowie Mittheilungen über ihre Kultur 
an Herrn Barron, Superintendent der Royal Horticult. Society's 
Garden in Chiswick einzuſenden. 7 


Ln ter a t ur: 


Lı Sensibilit et la Motilite des Vegetaux. Discours 
prononcé à la Seance publique de la Classe des Sciences de 
P' Académie Royale de Belgique par Edouard Morren. Daß den 
Pflanzen ein gewiſſes Empfindungs- und Bewegungsvermögen eigen ſei, 
wurde ſchon von manchen älteren Gelehrten, wir erinnern beiſpielsweiſe 
an Bernadin de St Pierre (Etudes de la Nature) gemuthmaßt, doch 
erſt der Neuzeit war es vorbehalten, dies nach mehr wiſſenſchaftlichen 
Prinzipien zu begründen. Der geniale Darwin hat auch dieſen For— 
ſchungsweg gewiſſermaßen eröffnet, ihm ſind dann verſchiedene Pflanzen— 
Phyſiologen des In⸗ und Auslandes mit ihren Unterſuchungen gefolgt, 
und daß Profeſſor E. Morren zu dieſen zählt, hat er aufs Neue durch 
dieſen Vortrag documentirt. Mit lebhaftem Intereſſe haben wir den— 
ſelben, der ein für den Laien jetzt auch ſo beliebtes Thema behandelt, 
geleſen, und können nur beklagen, dem gelehrten Verfaſſer hierfür nicht 
mehr unſeren Dank ausſprechen zu können. Red. 


The Plants of New South Wales according to the Census of 
Baron F. von Mueller, K. C. M. G. ete. With an introductory 
essay and occasional notes. By William Woolls, Ph. D. F. L. S. 
Wer immer ſich für die reiche Flora des Auſtrallandes intereſſirt, und es 
wäre wahrſcheinlich zu wünſchen, daß die Gärtner derſelben wieder eine 
größere Aufmerkſamkeit zuwendeten, wird dieſe Arbeit, eine detaillirte Auf— 
Zzählung der ſämmtlichen Pflanzenarten der Kolonie Neu Süd-Wales, 
die durch eine anregende Einleitung noch doppelten Werth erhält, mit 
Freuden begrüßen. Wir verdanken dieſelbe wie ſo viele andere unſerem 
hochverehrten Freunde, Baron F. von Mueller in Melbourne, der uns 
wiederum in ſeinem letzten Briefe vom Neujahrstage mehrere umfang— 
reiche, illuſtrierte Werke von ihm in Ausſicht ſtellt. Red. 


| Ueber das Biegen der Zweige als Mittel zur Erhöhung der 
Fruchtbarkeit der Obſtbäume hat P. Sorauer in Wollny's Forſchun⸗ 
gen zc. einen intereſſanten kleinen Aufſatz veröffentlicht. Bekanntlich wird 
durch das Biegen der Zweige und die Ablenkung derſelben aus der nor— 
malen Wachsthumsrichtung eine Verzögerung des Wachsthums oberhalb 
der Biegungsſtelle um ein Austreiben der Augen unterhalb derſelben her— 
vorgerufen. Wird die Biegung am unteren Theile des Zweiges vorge— 
nommen, ſo werden die Augen meiſtens als Fruchtaugen ausgebildet, wo— 
von ja in der Obſtbaumzucht viel Gebrauch gemacht wird. S. hat nun 
dieſe bekannte Thatſache anatomiſch zu erforſchen geſucht, und gefunden, 
daß an der concaven Biegungsſtelle durch das Biegen eine Lücke im 
Holze entſteht, welche durch hineinwachſendes ſtärkereiches Holzparen⸗ 
chym zuwächſt, ausgefüllt wird. Damit iſt aber an dieſer Stelle das 
Wachsthum nicht ſiſtirt, ſondern erſtreckt ſich noch weiter auf die Bil— 
dung normaler, dickwandiger Holzzellen. Durch dieſe wird an dieſer 
Stelle die Saftleitung nach dem oberhalb gelegenen Zweigtheil ſehr ein— 
geſchränkt und dafür das Austreiben der unterhalb in der Nähe der Bie— 
gungsſtelle liegenden Augen bewirkt. 


* 
u 


1 


192 


Die Ausbildung dieſer Augen zu Fruchttrieben anſtatt von Längs⸗ 
trieben erklärt S. aus dem bei ihnen kleineren Markkörper im Vergleich 
zu den Augen der Zweigſpitzen, welche bei ſchwachem Holzkörper einen 
ſtarken Markkörper beſitzen, das durch ſein Schwellungsvermögen das 
Längenwachsthum dieſer Triebe bedingt. Mllr. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Der bisherige Privatdozent an der philoſophiſchen Facultät zu Bonn, 
Dr. W. Schimper iſt zum a.⸗o. Profeſſor für Botanik ernannt worden. 

+ Edmond Louis Rene Tulasne der berühmte franzöſiſche Cryp- 
togamen-Forſcher, ſtarb in Hyères, wo er ſeit 20 Jahren ſeinen Wohn⸗ 
ſitz genommen hatte. 

+ Paſtor J. E. Duby, Autor des Botanicon gallicum und 
anderer botaniſcher Werke über Algen, Moose, Primulaceen etc. ſtarb 
in Genf, nachdem er ein hohes Alter erreicht hatte. 

Charles Baltet, der ausgezeichnete, auch im Auslande rühmlichſt 
bekannte Baumzüchter in Troyes wurde durch Verleihung des Ritterkreu⸗ 
zes des belgiſchen Leopold-Ordens ausgezeichnet. 

Garteninſpektor A. Wagner in Stuttgart erhielt von dem deutſchen 
Kaiſer den Kronen orden III. Klaſſe. 

7 Profeſſor Dr Charles⸗Jacques⸗Edouard Morren Soeben er⸗ 
halten wir aus Lüttich die Trauerkunde von dem ebenſo plötzlichen wie 
unerwarteten Tode dieſes Mannes, der nicht nur im eigenen Lande, ſon⸗ 
dern auch im Auslande als tüchtiger Gelehrter hoch geſchätzt wurde und 
deſſen Dahinſcheiden auch von den Vertretern des Gartenbaues ſchmerz— 
lichſt empfunden und beklagt werden wird. In einer der nächſten Num⸗ 
mern hoffen wir dem Verſtorbenen einen längeren ehrenden Nachruf wid— 
men zu können. Goeze, d. 4. März. 


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Die „Allgemeine Hausfrauen⸗Zeitung“ erfreut ſich der ſteigenden Anerkennung aller 
bildeten Kreiſe, hat ſich in Tauſende von Familien Eintritt verſchafft und iſt zur unentbehr— 
chen Hausfreundin geworden. a 
In wirthſchaftlichen Angelegenheiten wirkt ſie anregend und belehrend, zieht alles in den 
keis ihrer Beſprechungen, was tüchtige Männer und Frauen als wirklich praktiſch und durch⸗ 
ihrbar erkannt haben, iſt den Frauen treue Beratherin über Geſundheitspflege, Erziehung 
er Kinder, über Küche und Keller, kurz über alles, was für die Hausfrau wiſſenswerth iſt. 
Es ſoll die höchſte Aufgabe dieſes Blattes ſein, das Wohl der Hausfrauen und Familien 
werſtreben, die Freiheit des Geiſtes in ſelbſtändigem Denken und Schaffen in der Frauen⸗ 
gelt zu pflegen und das Leben des Weibes zur menſchenwürdigſten Höhe zu führen. Mit die— 
r redlichen und aufrichtigen Geſinnung empfehlen wir dem Wohlwollen unſerer lieben Haus: 
auen vertrauensvoll das ihnen gewidmete Blatt. 

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Zeitſchrift 
für Garten⸗ und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten ⸗Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


Seite 
Stachys affinis, mit Abbildung, von E. Goeze 8 RT : 2 192 
Die Production von Chryſanthemum in Dalmatien 2 3 198 
Witterungs⸗Beobachtungen vom December 1885 und 1884 von C. € H. wer” „FF 
Leucadendron argenteum von Dr. R. Marloth . ; ; 204 
Kurze Ueberſicht der in den Gärten kultivirten Cyrtandraceen von E. Gez 2 2 20 
Das Arboretum des Ritterguts Zoeſchen bei e von rl Dr. L Diwvel - F 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen . 0 N 220 
Abgebildete und beſchriebene Früchte = 225 


Feuilleton: Das Präpariren ſaftreicher Herbarpflanzen 225 — Das Espartogras oder Atocha 
als Stugfanbpflange 226. — Ueber die Flora der peruaniſchen Anden 226. — Wie im Hei⸗ 
ande des Kaffeebauus Kaffee getrunken wird 227. — Surrogate für Thee in Japan 

— Botaniſche Erforſchung der chileniſchen Anden 228 — Die Sortpflanzung der Lyco- 
len 229. — Gefüllte Aurikeln 230. — Die roſenrothe Zwiebelkartoffel 231. — Ein 
| neuer Schmarotzer auf Apfelbäumen 232. — Beobachtungen der Vegetation der 9 


2 


Wie kann ein botaniſcher Garten den Kolonien zur Hand gehen N Ä 8 . 5 N 194 
in der Umgegend von Hamburg 232. — Ein neues nervenerregendes Getränk 232. — 
ropas Zuderproduction . 
Eeine Imanthophyllum-Gruppe in 26 Varietäten eigener Züchtung von E. Neubert, Hamburg 233 | 
1 Empfehlenswerthe Gemüſe von Ilſemann 234 | 


Gartenbaunereine: Gr. Nose Ausſtelung d. G.⸗V. für Hamburg, Altona und ungegend 


| Deutſche Pomolog. Verſamml. in Meißen 236 
3 Literatur: Planten- Terminologie 237. — Verzeichniß der eßbaren Pflan igen Japans 237. — | 
* ce Ringal of the North-Western Himalaya 238 — Reichenbachia 238. — Die Bekäm⸗ | 
* fung der Pilzkrankheiten unſerer Kulturgewächſe 238 | 
Fer anale Notizen: Maxime Cornu 239 — P. J. Pannemäker 239. — Charles Naudin 239. 
i r a Fe 7 Franz Antoine 239. — Franz an 240. — se von War 240. — 5 rue 9 240 
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7FFPDPbFbCCCbCCCCCCCCCCCCCbCbbCbCTbCPbCCbVTbTbTbTVbTGTCGTGTGTGTVTbTVTVTVTCTCTCTCTGTCT(TVTbTVTCTVTVTVTbTVTbTbTbVTb 


„Wie läßt ſich das Wetter vorausbeſtimmen!“ 


Einzig nur durch den „Hygrometer“, nämlich durch eine vegetabiliſche Wetteruhr. Die⸗ 
ſelbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden ſolche Wetter⸗ 
uhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins-Centrale in Frauendorf, 
Poſt Vilshofen in Bayern, verſendeten Hygrometer ſind die richtigen. — Dieſe haben die Form 
einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübſchen und intereſſanten Zimmerſchmuck. Der 
Preis per Stück iſt ungemein billig, nämlich nur 2 M. Dieſelbe in elegantem Gehäuſe von? 
2 Holz mit Glasdeckel 4 M. f 


Mittheilung und Bitte 


an alle Gartenbeſitzer, Kunft:, Zier- und Handelsgärtner, Blumen-, Gemüſe⸗ und Ob 
baumzüchter, Land- und Forſtwirthe, kurz an alle Jene, welche in Gottes freier Nath 
leben und ſchaffen. a 

Wer ſich auf dem Laufenden erhalten will, auf den intereſſanten Gebieten des Gartenbau 

der Obſtbaumzucht, des Weinbaues, der Haus-, Land- und Forſtwirthſchaft, wer über alle dieſe g 
nannten Fächer betreffenden Anfragen ſachgemäßen und gewiſſenhaften Rath und Auskunft erhalte 
will, der abonnire auf die jetzt in neuem Kleide erſcheinende, geleſenſte Gartenzeitung Deutjd 
lands, die 3 4 


TCC 


Vereinigten i 4 

Frauendorfer Blätter. 
ö Herausgegeben von der praktiſchen Gartenbaugeſellſchaft in Bayern. 
Für alle Vorkommniſſe in Garten, Feld, Wald, Weinberg u. ſ. w., überall geben dieſe all 
8 Tage erſcheinenden Blätter Auskunft und Belehrung. An Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit, Aus 
führlichkeit u. dergl. werden dieſelben von keinem Fachblatt überboten und ſollten daher in keiner ver 
ſtändig geleiteten Hauswirthſchaft fehlen, um jo immer einen treuen, ſicheren und verläßlichen Rath 
geber zu haben. g 
Die „Frauendorfer Blätter“ bieten dieſes Jahr ihren Abonnenten eine ganz beſondere 


freudige Ueberraſchung. 


Jeder Abonnent erhält nämlich gleich mit der erſten Nummer außer mehrfachen Extra-Beilg 
gen, eine extra ſchöne Prämie aus 20 Blumen- und Gemüfe-Sämereien neuer und außerordentlich 
Art beſtehend, gratis zugeſtellt. An dieſer mühſam zuſammengeſtellten Prämie, die ſich bei de 
ſeitherigen Abonnenten längſt Hausrecht erworben hat, muß der Empfänger feine Freude habet 
denn ſie ſetzt ihn in den Stand, ſeinen Garten mit dem Neueſten und Schönſten zu ſchmücken, was 
die Blumiſtik und Gemüſezucht bietet. 

Trotz der Fülle anregenden und unterhaltenden Leſeſtoffes, wie ſolcher thatſächlich vo 
keiner anderen wöchentlich erſcheinenden Gartenzeitung Deutſchlands geboten wird, beträgt der Abor 
nementspreis auf die „Frauendorfer Blätter“ halbjährig nur 3 M. = 2 fl. ö. W. Bankn. 4 ½ Francs, 
ganzjährig 6M. —=4 fl ö. W. Bankn. — 9 Francs für die Zeitung und Prämie zuſammen. Ma 
abonnirt direct und erhält ſofort die erſchienenen Nummern mit Prämie bei den Verlegern Geb: 
Fürſt, Baumſchulenbeſitzer in Frauendorf bei Vilshofen in Niederbayern, auch per Poſt und i 
Buchhandel. 

: Allen Leſern obiger Zeilen können wir nicht dringend genug an's Herz legen, ſich jetzt, Y 
der Frühling naht und mit ihm für jeden Gartenfreund die angenehme Sorge, feinen Garten, 9 
groß oder klein, mit Bedacht vorzubereiten, die „Frauendorfer Blätter“ zu beſtellen. Auf alle Fal 
unterlaſſe es Niemand, ſich mittelſt Poſtkarte Probenummern und Proſpecte, die überallhin franco zu 
Verfügung ſtehen, kommen zu laſſen. 


193 


Stachys aflinis, Bunge, ein neues Gemüſe. 
Von E. Goeze. 


Die Familie der Labiaten, deren jüngſte Schätzung 2600 Species 
umfaßt, welche in Braſilien und im Mittelmeergebiet ihre Hauptconcen— 
tration finden, hat nur eine verhältnißmäßig geringe Anzahl ſolcher Ar— 
ten aufzuweiſen, die vom Menſchen zu dieſem oder jenem Zwecke ver— 
werthet werden. 
g Unter den Heilpflanzen der deutſchen Phar macopoe finden 
ſich 8 Labiatem species verzeichnet (Lavandula vera, Mentha pipe- 
rita, M. erispa, Thymus vulgaris, Th. Serpyllum, Melissa offliei- 
nalis, Salvia officinalis, Rosmarinus officinalis), während früher dieſe 
Zahl faſt das Dreifache be⸗ 5 
trug, manche als ſogenannte 
Hausmittel immer noch ihre 
Anhänger finden Ihre wich⸗ & 
tigſte Rolle ſpielen fie jeden- e 0 
falls ihrer ätheriſchen Oele e 
wegen in der Parfümerie⸗ — EN 
kunſt, bei welcher folgende 
Arten: Pycnanthemum 8 
incanum, Nordamerika, 
Pogostemon Patchouli, 
Oſtindien, Cedronella tri- 
phylla, Canar. Inſeln, Ori- 
ganum Majorana, Nord- 
afrika, Melissa officinalis, 
Südeuropa, Mentha pipe- R\ 
rita, England, Lavandula ee 
Spica, L. angustifolia, L. 
Stoechas, Rosmarinus of- 
‚ fieinalis, Nepeta citrio- 
dora, alle dem Süden un⸗ 
ſeres Welttheils angehörend, 
ganz insbeſondere in Be— 
tracht kommen, ihr Anbau, 
ſo namentlich der von Ei- Stachys affinis, Bunge. 
tronenmeliſſe, Pfeffermünze, Lavendel in Europa und Nordamerika alljähr— 
lich ganz bedeutende Summen erzielt. Von den Imkern werden der ge— 
meine Yſop, die purpurrothe Taubneſſel, das Immenkraut, der Rosma— 
rin, der Quandel und der Garten-Thymian als vorzügliche Bienennah— 
rungspflanzen hochgehalten und vereinzelten Arten, wie Salbei, Thymian, 
Majoran, Saturey wird auch als Küchenkräutern eine gewiſſe Berückſich— 
tigung zu Theil. In unſerer kleinen Schrift „Tabellariſche Ueber— 
ſicht der wichtigſten Nutzpflanzen“, Stuttgart, Ferd. Enke, 1883 
führen wir auch 3 Arten mit eßbaren Knollen auf, nämlich Molucella tu- 
berosa, Tartarei, Nepeta raphanorrhiza, Kaukaſus und Nepeta ma- 
dagascariensis, Madagaskar; hieran dürfte ſich nun die obengenannte 
Hamburger Blumen- und Gartenztg. Band 42 (1886.) 13 


DER 


194 


Stachys affinis anreihen, welche kürzlich von Herrn Paillieux aus ihrem 
Vaterlande, dem weſtlichen Aſien, wo man fie als Choro-Gi kennt, 
nach Frankreich eingeführt und von der rühmlichſt bekannten pariſer Sa- 
menfirma Vilmorin-Andrieux et Cie. in den Handel gebracht wurde. 
Dieſe Herren hatten die große Freundlichkeit, uns das betreffende Clichs 
zur Verfügung zu ſtellen, demſelben 25 Knollen zu Kulturverſuchen bei⸗ 
zuſchließen. Später hoffen wir auf letztere zurückzukommen, heute müſ⸗ 
ſen wir uns damit begnügen, die in dem Supplements-Kataloge 
1885—86 dieſer Firma gegebene Notiz in der Ueberſetzung folgen zu 


laſſen. Die eßbaren Rhizome beſitzen eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den 
Wurzeln der Avena bulbosa, find von perlmutterartiger weißer Farbe 


und haben die ungefähre Größe einer kleinen Oxalis crenata Knolle. 
Als Eſſigconſerven, im Teig gebacken oder auch wie junge Bohnen zuberei⸗ 
tet, machen dieſelben eine ſehr angenehme Speiſe aus. Da die Stachys 
affinis eine ſehr harte Pflanze iſt, ſich als ſehr productiv erwieſen hat, 
und ihre Kultur keinerlei beſondere Pflege erheiſcht, ſo ſollte man auch 
in deutſchen Gärten ihren Anbau verſuchsweiſe ins Werk ſetzen. Hun⸗ 
dert Knollen können zum Preiſe von 25, 10 Knollen zu 3 Francs von 
der genannten Firma (4, Quai de la Mégisserie, Paris) bezogen wer⸗ 
den. Es dürfte noch zu empfehlen ſein, die Knollen nicht lange vor dem 
Gebrauch aus der Erde zu nehmen, da ſie dann leicht ſchwarz werden, 
um ſie weiß zu erhalten hebe man ſie, je nach Bedarf, heraus und ver⸗ 
wende ſie alsbald. 


—̃ Ä—Ä—— 


Wie kaun ein botaniſcher Garten den Kolonien zur Hand gehen? N 


In ſeinem ſehr ausführlichen, höchſt inſtruktiven Berichte über die 
Kew⸗Gärten (Kew and its Work, Gardeners’ Chronicle, Februar 
und März. 1886) ſucht Herr J. G. Baker, der ebenſo rüſtige wie viel⸗ 
ſeitige, dort angeſtellte Botaniker auch obiger Frage näher zu treten, weiſt 
darauf hin, daß bei der Pflanzenauswahl für neue Kolonien oder alte, 
die durch Vernachläſſigung zurückgegangen ſind, ſowie bei Kulturverſuchen 


mit ſolchen öconomiſch wichtigen Pflanzen, die in ihrem Vaterlande durch 


rückſichtsloſe Ausbeute der Gefahr des Ausſterbens entgegengehen, die 
Hülfe, das Gutachten eines botaniſchen Gartens erforderlich find, ſo na- 
mentlich für genaue Identificirung der beſten Arten. Um dies weiter zu 
begründen, hat er ſich in Cinchona, Kautſchuk und Guttapercha drei 
ebenſo bekannte wie ſchlagende Beiſpiele auserkoren. 4 
Cinchona!: 

In gemäßigten Klimaten iſt Chinin eine der nützlichſten Arzneimit⸗ 

tel und in tropiſchen Ländern wird es jetzt allgemein zur Vertreibung 
und Abwehr von Fiebern gebraucht. Chinin und die verwandten Alka- 
loide find bekanntlich das Rinden-Produkt von Bäumen aus der Gattung 
Cinchona, welche im wildwachſenden Zuſtande auf einen ſchmalen Gür⸗ 
tel der ſüdamerikaniſchen Anden bei einer Meereshöhe zwiſchen 2000 bis 


8000 Fuß, insbeſondere längs der öſtlichen Abhänge vom 19“ l ſüdl. Br. 


195 


in Bolivien bis zum 10 nördl. Br. in Venezuela beſchränkt iſt. Nur 
ſchwer kann man dort zu dieſen Bäumen gelangen, deſſenungeachtet fal— 
len ſie einer raſchen Zerſtörung anheim. So iſt beiſpielsweiſe Cinchona 
succirubra, welche früher in all' den Thälern angetroffen wurde, die 
nach der Ebene von Guayaquil offen liegen, jetzt faſt auf die weſtlichen 
Abhänge des Chimborazo beſchränkt. 
Im Jahre 1860 wurde eine Expedition unter Führung des Herrn 
Clements Markham nach den Anden ausgerüſtet, um lebende Pflanzen 
ſowie Samen für Indien zu erlangen; nach vielen Abenteuern und 
Mißerfolgen hatte dieſelbe ſchließlich einen glücklichen Ausgang. Es giebt 
in der Gattung aber 36 Arten, die in ihrer klimatiſchen Conſtitution, 
noch mehr in ihrem öconomiſchen Werthe ſehr von einander abweichen, 
deren botaniſche Unterſcheidung aber ſchwer feſtzuſtellen iſt, weil die ur— 
ſprünglichen Typen durch undeutliche Zwiſchenformen mit einander ver— 
bunden ſind. Von den Holländern wurde eine derartige Expedition un— 
ter Haßkarl ſchon im Jahre 1854 nach den Anden ins Werk geſetzt, lei- 
der gehörte aber eine große Proportion der Pflanzen, welche ſich dieſelbe 
verſchaffte, zu Cinchona Parudiana. einer Art von nur geringem me— 
diciniſchem Werth. Vier diſtinkte Arten werden in den indiſchen ausge— 
dehnten Anpflanzungen angetroffen, nämlich 1. C. su cirubra, welche die 
rothe Fieberrinde des Handels liefert, enthält etwa 57% an Alkaloiden, 
Chinin und Cinchonin in faſt gleichen Theilen. Dieſe Art gedeiht in 
niedrigeren Regionen als die 3 andern, iſt aber gegen Froſt und lang 
anhaltende Dürre ganz beſonders empfindlich. (Nach unſern Erfahrun— 
gen läßt ſie ſich am raſcheſten durch Samen anziehen, — in Coimbra 
hatten einjährige Sämlinge 1—1½ Fuß Höhe erlangt und dabei mäch— 
tige Blätter getrieben; fie erwieſen ſich ſchon hin reichend ſtark, um in 
Ward'ſchen Käſten die Reiſe nach Madeira, den Azoren, Cap Verdiſchen 
Inſeln, ja ſelbſt nach Angola ungefährdet zurückzulegen. Ge.) 2. C. 
micrantha, welche die graue oder Silberrinde (Lima-Chinarinde) lie— 
fert, iſt arm an Chinin, aber reich an Uinchonin. — 3. C. Calisaya 
und ihre Varietät Ledgeriana liefern die gelbe Königs-Fieberrinde oder 
die Calisaya-Rinde, dieſelbe iſt die reichſte von allen an Alkaloiden, un— 
ter welchen Chinin die Hälfte oder ſelbſt drei Viertel ausmacht, — 4. 
C. officinalis, braune Königs- oder Loxarinde enthält ½ — 1% Alka⸗ 
loide, wovon die Hälfte Chinin iſt. 
| In Indien wird das Rindenprodukt insbeſondere als gemiſchtes 
Fiebermittel gebraucht, in welchem die verſchiedenen Alkaloide nicht von 
einander getrennt werden. Man bereitet daſſelbe aus der fein pulveri— 
ſirten Rinde, welche man mit Kalkmilch und Weinſpiritus vermiſcht. 
Am Schluß des Jahres 1882 befanden ſich in den Bengal-Anpflanzun— 
gen faſt 5000,000 Bäume, drei Viertel davon gehörten zu C. suceirubra 
und lieferten dieſe Bäume eine jährliche Ernte von 400,000 Pfund trock— 
ner Rinde. Das Geſammtcapital, welches in Bengal für dieſe Anpflan— 
zungen ſowie für die Zubereitung der Rinde verausgabt wurde, belief ſich 
auf 100,000 L. St. (2 Millionen Mark), hiervon konnte im Jahre 
1878-79 4½%½:% Zinſen bezahlt werden, 5500 Pfund Alkoloiden nicht 
eingerechnet, welche in den Regierungs-Hoſpitälern verbraucht wurden und 
13* 


196 


einem gleichen Bedarf an Chinin entſprachen, was einer Erſparung von 
44 000 L. St. gleichkommt. Nach Dr. King's Schätzung hatte die Re 
gierung Ende 1878 — 79 ſchon 80,000 L. St. anf dieſe Weiſe erſpart 
und ſoll, Herrn Wood, dem Regierungs⸗Quinologen zufolge, der Preis 
des gemiſchten Fiebermittels auf 1 Schilling die Unze ſchließlich herun⸗ 
tergehen. Wie ſchon oben erwähnt wurde, find nur 4 Arten von den be— 
kannten 36 in ausgedehntem Maße in Indien angepflanzt worden und 
weiß man verhältnißmäßig ſehr wenig von dem öconomiſchen Werthe 
der anderen. 


Kautſchuk. 


Die unter dem Namen Kautſchuk in den Handel gebrachte Subſtanz 
iſt bekanntlich der verdickte milchige Saft von wenigſtens 6 verſchiedenen 
Pflanzengattungen, die zu drei ſehr von einander verſchiedenen natürli⸗ 
chen Familien gehören, — Landolphia und Willughbeia zu den Apo- 
cynaceen, Castilloa und Ficus zu den Artocarpaceen und Hevea und 
Manihot zu den Euphorbiaceen. 


Ein Theil davon kommt von Südamerika (hauptſächlich von Para 
und Carthagena verſchifft), ein Theil von Sierra Leone, Mozambiqne 
und Madagaskar und der Reſt vom tropiſchen Aſien. Außer jenen zwei 
genannten Apocynaceen-Gattungen giebt es wenigſtens noch 6 andere, 
welche einen ähnlichen Milchſaft liefern, der aber bis dahin noch nicht in 
ausgedehntem Maße verwerthet wird. Die Vereinigten Staaten zählten 
im Jahre 1883 120 Kautſchukfabriken, in welchen 15000 Menſchen be⸗ 
ſchäftigt wurden. Der Geſammtimport an Rohmaterial nach den Staa 
ten belief ſich in dem genannten Jahre auf 30,000 Tons, was im Werthe 
einer Summe von 6,000,000 L. St. gleichkommt. Der Werth der in 
einem einzigen Jahre verarbeiteten Waare wird auf 50,000,000 L. St. ge⸗ 
ſchätzt. Im Jahre 1883 belief ſich die Einfuhr von ungewaſchenem Kautſchuk 
nach Groß-Britannien und Irland auf 10,000 Tons, zu 3,500,000 L. 
St. abgeſchätzt, im Jahre 1885 dagegen ging der Import dahin auf 
weniger als 2,000,000 L. St. zurück. Keiner der Bäume, welche Kaut⸗ 
ſchuk liefern, iſt bis dahin in ausgedehntem Maße der Kultur unterwor⸗ 
fen worden, doch dürfte der Zeitpunkt nicht ferne liegen, wo dies ins 
Werk geſetzt werden muß oder wo die Zufuhr allmählig abnehmen wird. 
Es giebt etwa 60 diſtinkte Arten dieſer Kautſchuk liefernden Gattungen 
und Botaniker und Forſtleute müſſen ſich darüber klar werden, welche 
von dieſen zur Kultur die empfehlenswertheſten ſind und wo ſich ihr 
Anbau als lucrativ erweiſen wird. Augenblicklich iſt leider der Preis 
von allen Kautſchukarten ſehr niedrig, der beſte Para-Kautſchuk wird 
jetzt in London mit. 2 Sh. 6 Pence das Pfund bezahlt, während man 
1884 4 Sh. dafür zahlte und die beſten afrikaniſchen und aſiatiſchen Ar⸗ 
ten bezahlen ſich mit 2 Sh. das Pfund. 


197 


Lifte der Kautſchuk producirenden Gattungen, ihre Heimathsländer, 
mit der Artenzahl in jeder und dem jährlichen Import: 


= Import nach 
Familie Gattung 5 Vaterland Tons in England 
S während 1880. 
Apocynaceae | Willughbeia | I Trop. Afrika | 530 
5 Landolphia 16 Afrika und Ma⸗ 2200 
einſchließlich dagaskar 
Vahea 
x Hancornia 1 | Brafilien 
85 Urxceola 7 Malay. Halb⸗ 
inſel u. Archipel 
x Dyera 3 Malay. Halb⸗ 
inſel 
5 Couma (Ooilo-| 4 Guiana u. Bra⸗ 
phora) ſilien 
8 Alstonia 3 Malaya u. Viti⸗ 
Inſeln 
25 Cameraria 2 Weſtindien 
Artocarpaceae | Castilloa 3 Centralamerika 100 
und Cuba 
5 Ficus 2 Afrika u. trop. 370 
Aſien 
Euphorbiaceae Hevea I | Amazonas 5768 
| 1 Manihot 1 | Brafilien 35 
60 7003 
Guttapercha. 


| Die beſte Qualität des Guttapercha iſt das Produkt von Dichop- 
sis Gutta, einem Baume, der auf der Malayiſchen Halbinſel vorkommt 
und zu der natürlichen Familie der Sapotaceen gehört. Die Art der 
Gewinnung iſt bei den Malayen eine ſehr verderbliche, ſie hauen einfach 
den Baum ab. Die Rinde wird dann zunächſt abgeſtreift und der dann 
ausfließende Milchſaft in einer Cocosſchale oder in einer Palmenſcheide 
aufgefangen. Der Saft verdickt ſich raſch, wenn er der Luft ausgeſetzt 
wird und bildet Gutta-Percha. Der durchſchnittliche Ertrag von einem 
Baume beläuft ſich auf 20 Pfund. Im Jahre 1875 wurden 10,000,000 
Pfund an Gewicht nach England von Singapore eingeführt, was der Zer— 
ſtörung von vielleicht 50,000 Bäumen gleichkommt. Im Jahre 1842 wurde 
Guttapercha zuerſt weiter bekannt und war der Baum zu jener Zeit in 
den Wäldern auf der Inſel Singapore reichlich vertreten, während der 
nächſten 5 oder 6 Jahre wurde er aber auf jener Inſel gänzlich zerſtört, 
ausgenommen einige Exemplare, die man der Curioſität wegen am Leben 
erhielt. Im Jahre 1847 war derſelbe Baum auf der Inſel Penang 
noch ſtark vertreten, fiel dort aber bald demſelben Schickſal anheim und 


198 


es iſt jetzt die Zeit gekommen, daß die Zufuhr, wenn nicht für eine ſyſte⸗ 


matiſche Anpflanzung irgendwo Sorge getragen wird, von Jahr zu Jahr 


abnehmen wird. Den neueſten autentiſchen Nachrichten zufolge wachſen 6 
diſtinkte Dichopsis species wild auf der Malayiſchen Halbinſel, ſowie 
auf Java und Sumatra und mehrere Arten verwandter Gattungen wie 
Chrysophyllum, Siderxoylon, Bassia, Mimusops, Payena und Imbri- 
caria liefern einen ähnlichen Milchſaft; es muß aber noch nachgewieſen und 
feſtgeſtellt werden, welche Arten für die Kultur die empfehlenswertheſten 
ſind und wie ſie mit dem größten Nutzen angebaut werden können. Der 
jährliche Werth des nach England importirten Guttaperchas ſchwankt zwi⸗ 


ſchen 300,000 und 500,000 L. St. 


Die Production von Chryſanthemum in Dalmatien. 


Es handelt ſich um eine Blume, die noch vor vierzig Jahren auf | 
den öden Hochebenen des Territoriums von Raguſa, der Herzegowina 
und Montenegro's ganz unbeachtet einſam wuchs, und deren Cultur ſeit⸗ 


her einigen Gegenden Dalmatiens zur Wohlhabenheit verholfen hat. Auch 


im verfloſſenen Jahre hat die Chryſanthemumkultur der Küſtenſtrecke von 
Spalato bis Budua und dem dalmatiniſchen Inſelarchipel über eine 


Million Gulden eingetragen, denn es dürften daſelbſt bei 10.000 9 Chry⸗ 
ſanthemumblumen producirt worden ſein, und 1 q getrocknete Blumen 


wird derzeit mit fl. 120—150 bezahlt. Auch die Stengel der Pflanze 
haben einen mercantilen Werth, wenn auch einen unbedeutenden im Ver⸗ 


gleiche zur Blume. 


In den Vierziger Jahren lebte in Raguſa eine arme Frau, welche 
mit dem Erträgniſſe eines kleinen Gartens, den fie ſelbſt cultivirte, küm⸗ 
merlich ihr Daſein friſtete. Ihr Name, Anna Roſauer (alſo wahrſchein⸗ 
lich deutſcher Abſtammung), als der einer großen Wohlthäterin Dalma-⸗ 


tiens und in gewiſſer Beziehung auch als einer Wohlthäterin der inſec⸗ 


tengeplagten und Reinlichkeit liebenden Menſchheit, verdient der Vergeſſen⸗ 
heit entriſſen zu werden. Sie hatte eines Tages in ihrem Garten wild: 
wachſende Chryſanthemumblumen gepflückt (Pyrethrum einerariaefolium 

iſt der wiſſenſchaftliche Name der Pflanze; die Slaven Dalmatiens haben 
fie in letzterer Zeit mit dem zutreffenden Namen Buhac, „Läuſetödter“ 


getauft) und das unnütze Sträußchen in irgend einen Winkel des Gar— 


tens geworfen. Zufällig gewahrte ſie einige Wochen hierauf das welke 
Sträußchen auf der Erde liegen, und es fiel ihr auf, daß rund um das- 
ſelbe eine ſchwarze Hekatombe, von einem todten Ameiſenvolke gebildet, 


zu ſehen war. Das intelligente Weib betrachtete ſich die Sache näher 


und hatte bald das Richtige getroffen. Nur die welken Blumen konnten 


die Inſecten getödtet haben. 
Die arme Gärtnerin hatte eine kleine Entdeckung gemacht, und ſie 


gewahrte, daß ſie dieſelbe zu ihrem Vortheile ausbeuten konnte. Welchen 
Schaden verurſachten die Ameiſen und andere Inſecten in den Sommer: 


monaten in ihrem Garten! Sie ging hinaus, pflückte auf den Anhöhen 


wildwachſende Chryſanthemumblumen, und als dieſelben im Hauſe welk 


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— — . — . . 


199 


und ausgetrocknet waren, zermalmte ſie dieſelben in einem Mörſer zu 
einem Pulver, das fie in ihrem Garten dort aufſtreute, wo die Inſecten 
Schaden anrichteten. Der Erfolg war ein überraſchend guter und nach— 
dem das Pulver ſo vortreffliche Dienſte in ihrem Garten geleiſtet — 
warum ſollte daſſelbe nicht benützt werden können, um dem im Haufe 


niſtenden Ungeziefer an den Leib zu rücken, das allüberall, und beſonders 


in den ſüdlichen Gegenden, eine der größten Plagen der Reinlichkeit lie— 
benden Hausfrauen iſt? Gedacht, gethan; und Anna Roſauer konnte ſich 
bald darauf rühmen, in ihrem Schlafzimmer nicht eines jener grauſigen 
Thierchen zu haben, welche die Betten verunreinigen. Als Zeichen be- 
ſonderer Freundſchaft ſchenkte fie zuweilen ihren Nachbarinnen und Be: 
kannten ein Schächtelchen voll Pulver ihrer Erfindung, damit daſſelbe 
auch in deren Wohnungen das gleiche Wunder wirke. Da der Erfolg 
nirgends ausblieb, wurde es bald ſtadtbekannt, daß die Roſauer ein Mit⸗ 
tel beſitze, ſich in kürzeſter Zeit des Ungeziefers im Hauſe zu entledigen 
und da man ſie von allen Seiten um entgeltliche Ueberlaſſung ihres pro— 
baten Hausmittels beſtürmte, ließ ſie die wenig einträgliche Gärtnerei 
fahren und wurde Inſectenpulverfabricantin, eine Zacherl en miniature, 
zwar ohne Reclame, aber mit ſehr effectvoller Waare. 

Nach dem Tode der Roſauer hatte ein Apotheker Namens Drobaz, 
der das Geheimniß ihres Fabricates kannte, die gute Idee, das Pulver 
auch außerhalb Raguſa's in zierlichen rothen Schächtelchen zu verſenden. 
Mit jedem Tage ſtieg die Nachfrage, nachdem allgemein anerkannt wor— 
den, daß das raguſaiſche Inſectenpulver ſelbſt das perſiſche übertreffe, 
und da die wildwachſenden Blumen bald nicht genügten, um die beſtellte 
Quantität Pulver zu erzeugen, ſo ſah man ſich gezwungen ſich mit der 
Cultur des Pyrethrum einerariaefolium zu befaſſen. 

Den höchſten Preis erzielten die Blüthen des Chryſanthemum im 
Jahre 1878, wo man in Trieſt fl. 270 für 1 q zahlte. Allmählig ſank 
der Preis derſelben, da die rieſenhaft geſtiegene Erzeugung die vermin— 
derte Nachfrage mehr als deckte, bis auf fl. 20 und 15. In den zwei 
letzten Jahren hoben ſich auf einmal wieder bedeutend die Preiſe, und 
1 J getrockneter Blumen wird derzeit wieder, wie oben gejagt, mit fl. 
120-150 bezahlt. Im Uebrigen find alle Grundbeſitzer darüber einig, 
daß ſelbſt in dem Falle, wenn 1 q nur mit fl. 80 gezahlt würde, der 
Chryſanthemumanbau noch immer rentabler wäre als die Weincultur, 
trotz der in Dalmatien ſo hoch ſtehenden Weinpreiſe. 

Das Chryſanthemum wird derzeit in Dalmatien zumeiſt geſäet, und 


zwar gewöhnlich in der erſten Hälfte des Monates Auguſt. Schon nach 
vierzehn Tagen geht der Samen auf, und die Verpflanzung, am beſten 
in gedüngter kalk- oder eiſenhaltiger Erde, findet gewöhnlich im Frühjahre 
ſtatt. Die Pflanze dauert fünf bis acht Jahre. Sie blüht im Mai, 
und in dieſem Monate werden auch die Blumen geſammelt, und zwar 
werden ſie entweder einzeln gepflückt, oder die Stengel der Pflanzen wer— 
den mit den Blumen abgemäht. Letzteres iſt natürlich weniger umſtänd— 
lich und zeitraubend, aber es wirkt nachtheilig auf die Qualität des Pro- 
ductes, da nicht alle Pflanzen gleichzeitig blühen und folglich viele Blu— 
men von der Pflanze getrennt werden, bevor ſie zur vollen Entwickelung 


200 


gelangt find. Die geſammelten Blumen werden, jobald fie ein paar Stun- 
den der Sonne ausgeſetzt find, welk, müſſen jedoch einige Zeit in entſpre⸗ 
chenden Localitäten unter Dach gebracht werden, um gänzlich auszutrocknen. 

Die Chryſanthemumpflanze kann dort abſolut nicht gedeihen, wo die 
Temperatur im Winter unter 5“ C. ſinkt. Sie ſcheint ſich übrigens 
nur in der Nähe der Hochebenen und Küſtenſtrecken, wo man ſie wild 
antrifft, der Cultur anzubequemen, ohne von ihrer inſectentödtenden Kraft 
etwas einzubüßen. Die nach dem Jahre 1878 allmählig eingetretene 
Entwerthung des Chryſanthemum war jedenfalls zum Theile der in ei- 
nigen Handelsplätzen, wo die aus Dalmatien bezogene Blume vermahlen 
wird, in großem Maßſtabe betriebenen Verfälſchung des Pulvers zuzu⸗ 
ſchreiben, zum Theile aber auch dem Umſtande, daß die Amerikaner in 
Trieſt kein Chryſanthemum mehr kaufen wollten, weil fie deſſen Cultur 
mit den aus Dalmatien um theueres Geld bezogenen Samen auch jenſeits 
des Oceans ſchon eingeführt glaubten. Die Pflanze gedieh denn auch 
zur nicht geringen Freude der Yankees in Amerika, aber es ſtellte ſich 
bald heraus, daß ihren Blumen nur Eines abging — die inſectentödtende 
Kraft. Da die Amerikaner nun wieder nach Trieſt ſich wenden müſſen, 
haben ſich die Preiſe des Chryſanthemum neuerdings gehoben, und im 
Intereſſe Dalmatiens, ſowie in jenem der Herzegowina und Montenegro's 
iſt zu wünſchen, daß die Preiſe ſich erhalten. 

Die öſterreichiſche Regierung, bez. das k. k. Ackerbauminiſterium und 
die dalmatiniſche Statthalterei haben die Ausbreitung der Chryjanthe- 
mumkultur ſehr wirkſam unterſtützt; unter Anderem wurden vor einigen 
Jahren aus ärariſchen Mitteln viele Tauſend einjährige Pflanzen ange⸗ 
kauft und unter die Einwohner von Maini, Übli und Poboci (Dorfſchaf⸗ 
ten der an Montenegro angrenzenden ſüdlichen Küſtenſtrecke des Bezirkes 
Cattaro) vertheilt, um dieſelben durch den ſchon im erſten Jahre aus 
der Pflanze gezogenen Nutzen zur Einführung dieſer ſo einfachen und 
dabei ſo lohnenden Cultur zu veranlaſſen. Kirchmayr 

in Wiener landwirthſch. Zeitung. 


Witterungs⸗Beobachtungen vom December 1885 und 1884. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geejtge- 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres- 
ſpiegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Barometerſtand. 
1885 | 1884 
Höchſter am 18. Abends 776,4 am 31. Abends 772,3 


Niedrigſt., 6. Mittags 745,1 „ 20. Mittags 737,1 
Mittlerer Ker 747,3 


| 1885 
Wärmſter Tag am 9. 7,0 
„ „12. — 50 


Wärmſte Nacht am 1. u. 4. 30 
Kälteſte „ am 16. — 11.0 
25 Tage über 00, 


| en az Tageswärme + 2,3 
12 Nächte über 0% 
| 5 Nächte unter 0% 
Durchſchnittliche Nachtwärme — 1,1 
Die höchſte Bodenwärme in 3 m tie 
fem lehmig-ſandigem Boden war 
vom 1. bis 3. 9,8 
Durchſchnittliche Bodenwärme 9,0 
ö Höchſte Stromwärme am 3. u. 4. 3,8 
Niedrigſte eln 12. 93 
Durchſchnittliche 1,3 
Das Grundwaſſer ſtand 
am höchſten am 31. 451 em. 
„niedrigſten „ 1. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 465 cm. 


am 16. 11,0 gegen 5,2 im Schatten 
Heller Sonnenaufgang an 3 Morgen 
Matter EIER 

Nicht ſichtbarer „ „ 26 
Heller Sonnenſchein an 1 Tage 
Matter u 
Sonnenblicke: 

4 Tagen 

| 1 ſichtb Sonnenſchein an 20 Tag. 


" 


helle an 4, matte an 


1885 


die höchſte war am 9. 6,6 mm. 
bei WSW (Schnee). 


die höchſte war am 9. 7,0 mm. 
bei WSW. 


(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
dam 21. 70 em, 
486 em. 


des Monats in Millimeter 24,0 mm. 


201 


Temperatur nach Celſius. 


1884 
am 8. 10,4 
281. — 3, o 
8. 8,0 
— 11,2 


23 Tage über 0“ 

8 Tage unter 0° 
+ 0,4 

16 Nächte über 0% 
15 Nächte unter 0“ 
— 0,7 


am 1. 11,0 


10,0 

am 15. 5,8 
am 1. u. 2. 0,0 
2.3 


„ 1. 255 em. 


212 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war 


am 11. 12,0 gegen 5,0 im Schatten 
an — Morgen 

77 2 
" 29 77 
an — Tagen 


77 


helle an 195 matte an 12 Tagen 


an 18 Tagen 


| Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 


| 1884 
77,3 mm. 


| am 13. mit 12,6 mm. 
bei W. u. WSW. 


Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 26,3 mm. 


| 80,1 mm. 
am 13. mit 1251 mm 
bei W. u. WSW. 


202 


Wetter. 
1885 1884 1885 1884 
Sehr ſchön Bewölkt 6 Tage 15 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tage Bedeckt 99 R 
iter. be 8 
Ziemlich heiter 8 „ 6. Sehr trübe. — „ 1 
Niederſchläge. 
1885 1884 
Nebel! an 5 Morgen an 5 Morg. 
starken ee ee e 
„ anhaltender „ 1 Tag! „ 2 Tagen 
Thau „ — Morg „ — Morg. 
Reif * " 1 " 77 1 " 
5 ſtarker a ah 
n bei Nebel 55 n 1 " 
Schnee, leichter „ 7 Tag „ 2 Tage 
70 Böen " 1: " ( m 2 n % 
FFV „ 2 „ 
77 anhaltend m 1 77 77 1 77 
Graupeln . „ — A „, — „ 
Regen, etwas 2 „ Le 3 
" leicht, fein. Mm 5 5 a m 2 " ; 
" ſchauer 77 3 " ö Seh 77 1 77 wi Tage | 
77 anhalt. 77 1 77 77 7 " j 
Ohne ſichtbare n Fe, 
Gewitter. 


Vorüberziehende: 
Leichte: 

Stark anhaltend.: 
Wetterleuchten: 


1885 


& e e - 


kamen nicht vor. | 


| 


> Mal 


| am 5. Morg. 5 Uhr 
ſtarke Blitze in WSW. 
| famen nicht vor. 4 


Windrichtung. | 
1884 1885 1884 
3 Mal SSW. 3 Mal | 5 Mal 
5 % SW RE 
6 „ WSW. 44020 1 18 
4: „ dn NN 0% 
5: 0 WEN . 18 

2 n BAY 6 " 2 n 

7. „ MOND 69 5 Bil 
3 „ Still 4 „ In 

2 


Windſtärke. 
1885 1884 1885 1884 
12 Mal 1 Mal Friſch . 10 Mal 16 Mal 
Sehr leicht. — „ — „ r rn 
22 „ 5,3 de aer enn nne n 
iich 17 „ 22 „ F . 
ig 23 „ | Be Stürmiſch — „ — „ 
S. ſtk. Sturm 4 , 


| Grundwaſſer und Regenhöhe 

auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
| fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. December 1885. 


Grundwaſſer 2 8 88. Bodenwärme 
ere 8 „5 28 „ auf 3 Meter 
Stand oberfläche SS 2 | Se 2% . 
= 3 18 Tiefe 
gemeſſen. | N R 
cm, em. em. Tage mm. BEN 
| | 
am 30. Novbr. 487 — 125 | — — 

„ 10. Dechr. 461 26 — | Ber Hachſe 11 0 12 
" 11. " 465 rs 4 * mr bis 3. 9,8 
1 460 | 5 | = 3 15 
Bis... | 462 — 2 4 4 Durchſchnittlich 
„ 459 3 — 1 1,4 9,0 
„ | 463 — | Du 12m 
Bi, l „ | 5,5 

20*) 26, 

Nach der Deutſchen Seewarte 202 24,0 
5 Hiervon 10 Tage unter 1 mm. 
SH HE a a en 


December Regenhöhe. 

| Die Regenhöhe in Hamburg im Monat December 1885 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 24,0 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 72,6 mm; 
| unter den Durchſchnitt fiel die Regenhöhe: 
1875 22,7 mm. 1881 3 9 mm. 
1878 490 „ he 42,8 „ 
1879 38, „ 

1884 62,2 mm. 
über den Durchſchnitt ſtieg 750 Regenhöhe: 


1876 134,1 mm. 883 91, mm. 
1877 285 1 375 777 * 
1880 149, N 


C. C. H. Müller. 


204 


Leucadendron argenteum R. Br. 
Von Dr. R. Marloth. 
Unter den mannigfaltigen Gewächſen der Umgegend der Kapſtadt 


zieht wohl keines das Auge des Ankömmlings ſchneller auf ſich, als der 


Silberbaum, Leucadendron argenteum R. Br. Außerhalb der Schluch⸗ 


ten des Tafelberges der einzige Vertreter der einheimiſchen Baumwelt, 
fällt derſelbe neben den viel mächtigeren Kindern anderer Erdtheile, den 


zahlreich angepflanzten Eichen, Pinien und Gummibäumen (Eucalyptus 5 
globulus) durch die eigenartige Farbe ſeines Laubes auf. Scheint näm⸗ 


lich die Sonne auf die vom Winde leicht bewegten Zweige, ſo gewahrt 


man ſchon in ziemlicher Entfernung ein Blinken und Blitzen, „als ob 


die Blätter aus Seide und Silber bereitet werden“, wie ſchon Kolbe“) 


im vorigen Jahrhundert beſchrieben, indem er den Baum Argyroden- 
dron africana foliis sericeis et argenteis nannte. Bei einem jo auf; 
fallenden Gewächſe glaubte denn auch Griſebach noch in der neueſten 
Auflage ſeiner „Vegetation der Erde“ (1884) die von allen bisherigen 
Autoren gemachte Angabe, daß der Baum ſich nur auf der Halbinſel des 
Tafelberges findet, als erwieſen hinnehmen zu können und führte dies 
als beſonders ſchlagendes Beiſpiel an für die höchſterſtaunliche Kleinheit 4 


der Arealkapiſcher Pflanzen. Aber ebenſo wie Drege fand, daß jene be- 


rühmte Orchidee des Tafelberges, die Disa grandiflora, hier the pride 


of Table Mountain genannt, nicht auf dieſen einen Berg beſchränkt iſt, 


ſondern auch weiter nordöſtlich vorkommt, habe ich auf meinen Excur⸗ 


ſionen in Betreff des Silberbaumes in Erfahrung gebracht, daß ſich der⸗ 


ſelbe noch an mehreren anderen Orten findet, weshalb ich es nicht für 
überflüſſig halte, das Wiſſenswertheſte über dieſes intereſſante Gewächs 
hier zuſammenzuſtellen. | 

Leucadendron argenteum ift ein Baum von durchſchnittlich 5—8 m 
Höhe, deſſen Stamm einige Fuß über dem Boden, einen Durchmeſſer 
von 20 — 25 em hat. An beſonders günſtigen Standorten, 3. B. im 
oberen Theile des an der Südſeite des Tafelberges gelegenen Houtbay⸗ 
Thales ſtehen jedoch Gruppen deſſelben, deren Stämme 10 — 12 m Höhe 
und einen Durchmeſſer bis zu 32 em erreicht haben. Die Geſtalt des 
Baumes gleicht der einer jüngern, üppig gewachſenen Kiefer. Die Rinde 
iſt glatt und hellgrau, das Holz weiß und weich. Die Zweige entſprin⸗ 
gen in unregelmäßigen Quirlen und ſind mehr oder weniger ſteil auf— 


wärts gerichtet Die loſe dachziegelförmig anliegenden Blätter ſind lan⸗ = 


zettlich, bis zu 18 em lang, dicht mit ſeidenweichen, ſilberweißen, aufrecht 
anliegenden Haaren bekleidet. Die Behaarung iſt ſo dicht und weiß, 
daß man auf den getrockneten Blättern fließend mit einer Stahlfeder 
ſchreiben oder mit Tuſche malen kann. Dieſe Blätter ſind es auch, welche 
der Ankömmling meiſt als erſte Merkwürdigkeit vom Kap der guten 
Hoffnung nach Europa ſendet, theils unverziert, theils mit Sinnſprüchen, 
Flaggen, Schiffen, Hottentotten oder auch Landſchaften bemalt. Wie be⸗ 


) P. Kolbe, „Beſchreibung des Vorgebirges der guten Hoffnung.“ Frankfurt 
und Leipzig 1745. 


205 


kannt ift der Baum zweihäuſig. Die rundlichen, etwa 6—8 cm im 
Durchmeſſer haltenden Fruchtzapfen reifen von Mai bis Juli, ſo die 
Nüſſe gerade während der Regenzeit ausſtreuend. Sie öffnen ihre Schup- 
pen an ſonnigen, trocknen Tagen und geſtatten dem äußerſt heftig wehen— 
den Südoſt⸗Winde die Nüſſe herauszuſchütteln. Erfolgt dieſes aber, ſo 
gleitet der häutige, unten aufſpringende Kelch an dem etwa einen Centimeter 
langen, völlig verholzten Griffel in die Höhe und bildet von der knopf⸗ 
förmigen Narbe feſtgehalten, einen ausgezeichneten Fallſchirm, deſſen Wir- 
kung noch dadurch erhöht wird, daß die vier Zipfel deſſelben dicht be- 
fiedert ſind. 

Eine Verwerthung des Baumes findet außer jener Spielerei mit 
den Blättern nur inſofern ſtatt, als die Rinde zum Gerben des Leders, 
das Holz aber zum Brennen benutzt wird. 

Was nun das Vorkommen des Baumes anbelangt, ſo habe ich ſchon 
bemerkt, daß derſelbe nicht auf die Halbinſel des Tafelberges beſchränkt 
iſt. Der Silberbaum iſt nämlich von H. Bolus, wohl dem beſten jetzigen 
Kenner der hieſigen Lokalflora, am Heldernberge und von Dr. P. D. 
Hahn, Profeſſor der Chemie am South African College in Kapſtadt, 
am Schaapenberge bei Somerſet Weſt, ſodann von letzterm Herrn auf 
dem Wege von der Paarl nach den Manganminen, ſowie in der Nähe 
von Stellenboſch, in der Nähe der ſogenannten Silberminen. Alle dieſe 
Standorte liegen in der von Norden nach Süden laufenden Kette der 
Drakenſteenberge und find bis zu 12 deutſchen Meilen von Kapſtadt ent⸗ 
fernt. Ob der Baum an allen dieſen, oder auch an einem der neu er— 
wähnten Standorte angepflanzt worden iſt, oder ſich in ferner Vorzeit 
dort ſelbſt angeſiedelt hat, — eine ſelbſtſtändige Ausbreitung in neuerer Zeit 
iſt ausgeſchloſſen, da eine 5 Meilen breite Sandebene jene Bergkette vom 
Tafelberge trennt — vermag ich allerdings nicht zu entſcheiden. Die 
Wahrſcheinlichkeit ſpricht für den letzteren Fall, denn in jüngſter Zeit 
iſt das Anpflanzen deſſelben nicht erfolgt, da Niemand in der Nähe jener 
Plätze etwas darüber weiß, und daß es früher geſchehen ſei, iſt kaum 
anzunehmen, da zur holländiſchen Zeit wohl Eichen-Alleen und einige 
Pinien⸗Haine angelegt worden ſind, Waldkultur aber, oder gar der An— 
bau einheimiſcher Gewächſe niemals verſucht worden iſt. Zudem entſpricht 
die Art und Weiſe des Vorkommens ganz derjenigen an den Abhängen 
des Tafelberges. 

Hier, an der Oſtſeite des Tafelberges, auf einer Strecke von etwa 
3 Meilen ſteht die Hauptmenge der Bäume, denn die kleineren Gruppen 
an der Nord- und Südſeite deſſelben mögen mit denen am ſüdöſtlichen 
Abhange des nahen Löwenkopfes nur etwa 3000 Exemplare enthalten. 
An allen dieſen Standorten tritt der Baum zwar geſellig auf, bildet aber 
niemals dichte Beſtände, wie unſere Eichen oder Buchen, ſondern nur [oje 
Gruppen, deren einzelne Bäume ſich kaum mit ihren Zweigen berühren. 
Daß dies nicht eine Folge etwaigen Ausforſtens iſt, geht ſchon daraus 
hervor, daß an den Orten ſeines üppigſten Gedeihens, alſo um Conſtan⸗ 
tia herum, ſowie im Houtbay⸗Thale der Boden zwiſchen den einzelnen 
Bäumen meiſt von mannshohem Gebüſch bedeckt iſt. Luft und Licht ſcheint 
er eben in reichſtem Maße zu bedürfen, denn auch junge Pflanzen habe ich 


206 


immer nur an den offenen, von Unterholz freien Plätzen zwiſchen den 
einzelnen Gruppen gefunden, welche Stellen zu erreichen den Samen trotz 
des bedeutenden Gewichtes durch die ausgezeichnete Flugeinrichtung er⸗ 
möglicht wird. Die abſolute Meereshöhe kann nicht von Einfluß auf 
das Vorkommen des Baumes ſein, denn während ſich derſelbe am Lö⸗ 
wenkopfe zwiſchen 150 und 300 m findet, ſteigt er bei Wijnberg 
und Conſtantia bis an die Gärten dieſer Ortſchaften hinunter, welche 
kaum 30 m über dem Meere liegen. Eines dagegen iſt von entſchei⸗ 
dendem Einfluſſe auf das Vorkommen des Baumes, nehmlich die Bo⸗ 
denart. Er findet ſich nur dort, wo zerſetzter Granit in reichlicher 
Menge vorkommt und ſcheint alſo einen kalihaltigen Thonboden zu ver⸗ 
langen. Nirgends habe ich den Baum in ſandigen oder auch nur auf 
dem aus Schiefer entſtandenen Boden gefunden, und darin vor allem 
mag die Erklärung für die Thatſache liegen, daß derſelbe an der ganzen f 
Weſtſeite des Tafelberges und dem größten Theil der Nordſeite fehlt, daß 
er auf der Halbinſel des Tafelberges ſelbſt nicht weiter nach Süden geht, 
als bis Conſtantia, ja daß es den Leuten in und um Kapſtadt trotz viel⸗ 
facher Verſuche noch nicht gelungen iſt, denſelben in einem ihrer Gärten 
zu kultiviren. Daß übrigens die Anzahl der Bäume an den Abhängen 
des Tafelberges früher eine viel bedeutendere geweſen ſein muß, und daß 
die einzelnen Gruppen deſſelben nicht immer durch Hunderte von Metern 
getrennt waren, wie das jetzt der Fall iſt, geht aus älteren Beſchreibun⸗ 
gen hervor. Wie ſollten auch die Leute, welche die Cederberge ihres 
Waldkleides beraubten, ſodaß ſie heute in trauriger Oede mit den andern 
Bergketten Süd⸗Afrikas wetteifern können, in der Nähe der Kapſtadt 
einen Baum geſchont haben, und wenn er auch nur als Brennholz zu 
gebraucheu war. Bedürfte es noch eines Beweiſes für dieſen verwüſten⸗ 
den Eigennutz, ſo liefert ihn die ſchon oben erwähnte Houtbay, welche 
ihren Namen von dem Holzbejtande führt, der ſie einſt geſchmückt hat. 

Es ſei uns geſtattet, dieſem intereſſanten Aufſatze, welcher in Eng⸗ 
lers „Botaniſchen Jahrbüchern“ (Bd. VII, Heft 2) veröffentlicht 
wurde, einige auf eigene Erfahrung ſich ſtützende Notizen über den viel⸗ 
gepriejenen Witteboom der Cap⸗Coloniſten hinzuzufügen. Die Kul⸗ 
tur vieler Proteaceen erheiſcht bekanntlich eine beſondere Sorgfalt und 
ſind jene von Südafrika hierin noch anſpruchsvoller, beſitzen, wenn man 
ſo ſagen darf, eine noch zärtlichere Conſtitution als die auſtraliſchen Ver— 
treter dieſer Familie, was Jeder, der Leucadendron-, Isopogon- und 
Protea-Arten im Verein mit llakeen, Grevilleen, Lomatien, Bank- 
sien unter ſeiner Pflege gehabt hat, gewiß beſtätigen wird. 

Was den hier beſprochenen Silberbaum, Leucadendron argen- 
teum betrifft, jo begegnet man nur noch höchſt ſelten größeren Exempla⸗ 
ren in unſern Sammlungen; früher, d. h. vor 30—50 Jahren war 
dies anders, dazumal wurde eine auserleſene Zahl von Proteaceen kul- 
tivirt, ihr Kulturverfahren beſſer verſtanden und gewürdigt als zur Jetzt⸗ 
zeit, die ſich allzuſehr der Pflege tropiſcher Gewächſe zugewandt hat. Wir 
lernten bewußte Proteacee vor einer Reihe von Jahren in all' ihrer 
Glorie auf den Azoren kennen, pflichteten den dortigen Gartenbeſitzern, 
bei, daß ein derartiger, 3— 4 M. hoher Baum, eingerahmt von einer 


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207 


Gruppe anderer exotiſcher Bäume und Sträucher in allen Nuancen des 
Grün, mit ſeiner ſilbernen Belaubung eine unvergleichlich ſchöne Wirkung 
hervorrief. Die Exemplare, welche uns bei dieſer Gelegenheit zu Geſicht 
kamen, bildeten aber nur einen ſchwachen Reſt der großen Cohorte, welche 
einſt von jener Leucadendron-Art auf dieſen Inſeln angetroffen werden 
konnten und die, ohne vorher gekränkelt zu haben, oft im Laufe weniger 
Tage eingegangen waren. Dieſe kleine Schaar wurde daher als ein be⸗ 
ſonders theures Reliquium angeſehen, von dem man trotz aller Pflege 
über kurz oder lang Abſchied zu nehmen habe. Wir befürworte— 
ten eine möglichſt ſtrenge Iſolirung dieſer Bäume, alle holzige Vegeta— 
tion aus ihrer unmittelbaren Nähe zu verbannen, fie als Solitair— 
pflanzen zu verwerthen, da ihre Anſprüche an Boden und Feuchtigkeit 
eben ganz aparte ſind, — möglicherweiſe ſagte ihnen auch zur weiteren 
Entwicklung das inſulare Klima nicht zu. Sämlinge der Leucadendron 
argenteum, von dort nach dem botaniſchen Garten in Coimbra verpflanzt, 
zeigten in den erſten 2 Jahren ein überaus üppiges Gedeihen, doch grade 
hierin war wohl die Urſache ihres ſpäteren Abſterbens zu ſuchen. — 
Später kamen uns noch einmal ſchöne und ſtarke Exemplare des Silber— 
baums in den Gärten des Königs Don Fernando in Cintra zu Geſichte, 
wir hörten aber aus dem Munde ihres königlichen Beſitzers dieſelben Klagen 
über ſein ebenſo plötzliches wie unerklärliches Abſterben. Jedenfalls er— 
heiſcht die Art, im Freien ausgepflanzt, eine geſchützte und iſolirte Lage, 
ein recht mageres und trockenes Terrain aus ſandigem Lehm mit Bau⸗ 
ſchutt untermiſcht und dürfte der Ballen, was auch bei der Topfkultur 
zu berückſichtigen iſt, ein wenig über der Oberfläche hervorragen, damit 
ſich keine Feuchtigkeit um den Stamm anſammeln kann. Hier in Greifs⸗ 
wald wußten wir uns friſche Samen direkt vom Cap zu verſchaffen; die⸗ 
ſelben keimten durchſchnittlich recht gut, Ende September, Anfang Octo— 
ber und da den jungen Sämlingen nur mäßige Ueberwinterungsbe⸗ 
dingungen geboten werden konnten, ſo gingen ſie alle innerhalb weniger 
Monate zu Grunde. Sie beanſpruchen eben einen ſehr ſonnigen Stand— 
ort in einem temperirten Gewächshauſe, widerſtehen viel eher auf längere 
Zeit einer faſt abſoluten Trockenheit als einem wenn auch nur kurzen 
Uebermaß an Feuchtigkeit. 

Augenblicklich gehört es zu den großen Seltenheiten, in einer in— 
oder ausländiſchen Gartenzeitung irgend welche Notizen über die ebenſo 
eigenthümliche wie prächtige Familie der Proteaceen, welche faſt aus⸗ 
ſchließlich der Südhemiſphäre angehören, zu finden, — tempora mutan- 
tur, wir geben uns der Hoffnung hin, daß auch ihnen nach und nach 
wieder mehr Berückſichtigung zu Theil wird, allen voran dem ſchönen 
Witteboom, der ſich durch ſeine impoſante, ſilberglänzende Belaubung 
bei allen wirklichen Pflanzenliebhabern Freunde erwerben muß. Goeze. 


Kurze Ueberſicht der in den Gärten kultivirten Cyrtandraceen. 
Von E. Goeze. 


Die Familie der Gesneraceen wird aus 71 Gattungen mit etwa 
700 Arten zuſammengeſetzt, die wiederum zu 2 Unterfamilien oder 


208 


Tribuſſen, den Gesnereae und Cyrtandreae gehören. Erſtere mit 
22 Gattungen und 230 Arten ſind ausſchließlich auf Amerika angewieſen, 
während von den Cyrtandreae 15 Gattungen mit 223 Arten neuwelt⸗ 
lich find, 34 Gattungen mit 247 Arten*) die Alte Welt bewohnen. Die⸗ 
ſem zweiten Tribus wollen wir hier unſere Aufmerkſamkeit zuwenden 
und legen zwei größere ſyſtematiſche Arbeiten“ *) den folgenden Zeilen zu 
Grunde. Eine derartige Ueberſicht dürfte vielleicht Dieſem oder Jenem 
unſerer verehrten Leſer von Nutzen fein, da die Cyrtandreen ihrer ſchö: 
nen, oft buntfarbigen Blätter, ihrer zum großen Theil prächtigen Blu⸗ 
men und im Allgemeinen leichten Kultur wegen in unſeren Warmhäuſern 
ſtark vertreten ſind, aber auch ſehr häufig mit falſchen Namen angetroffen 
werden. Wir folgen zuerſt Hanſtein, der außer den Gesnereen die 
amerikaniſchen Cyrtandreen bearbeitet hat. Letztere ſind mit wenigen 
Ausnahmen im tropiſchen Südamerika einheimiſch, wo ſie in Braſilien 
ihre Hauptconcentration finden, ſich von da nach Weſtindien, Centralame— 
rika, in vereinzelten Fällen bis nach Mexico ausbreiten; 3 monoty⸗- 
piſche Gattungen ſind Chile eigen. 

Nur auf diejenigen Gattungen reſpective Arten, die in unſeren Samm⸗ 
lungen vertreten find, ſoll hingewieſen werden; eine Beſchreibung der ein- 
zelnen Arten würde zu weit geführt haben, ſo daß wir uns mit Angabe 
der botaniſch⸗gärtneriſchen Werke, in welchen fie abgebildet und näher 
beſprochen wurden, begnügen mußten. 

1. Tussacia, Reichb. Icon. Exot. I. 28, t. 41. | 

Einfache oder äſtige, flaumhaarige oder zottige Kräuter mit kriechendem 
Rhizom. Blätter gegenſtändig, oft weit, die oberſten blüthenſtändigen 
ſind auf Deckblätter zurückgeführt. Kelch oft ſcharlachroth. Blumenkrone 
gelb mit purpurnen Linien. Blumen in einer endſtändigen Trugdolde 
ſtehend. 

4—5 Arten, Weſtindien, Guiana und Columbien. 

Tussacia pulchella, Reichb. A Trinidad. 
(Besleria pulchella. Don, Botanical Magazine, Taf. 1146.) 

2. Episcia, Mart. Nov. Gen. et Sp. III. 39. F 

Flaumhaarige, zottige, oder ſeltener unbehaarte Kräuter mit einem aus 
kriechender Wurzel hervorſchießenden aufrechten einfachen oder äſtigen 
Stengel. Blätter gegenſtändig, gleich oder ungleich. Blumen vereinzelt 
oder büſchelig, oder auch mehrere auf einem gemeinſchaftlichen Blüthen- 
ſtiele. Blumen weißlich purpurröthlich oder häufiger ſcharlachroth. 

30 Arten, trop. Amerika, von Braſilien bis nach Weſtindien und 
Centralamerika. 

Episcia bicolor, Hook, A Braſilien, Bot. Mag. t. 4390. 
. cupreata, Hanst. A Columbien. 


*) Dieſe Schätzung nach: „Genera Plantarum“ auctoribus Bentham et IIooker, 
Londini 1876. 


*) Die Gesneraceen von Dr. Joh. Hanſtein. (Linnaca 1865-66. 34. Bd.) 
Cyrtandreae (Gesneracearum Tribus) auctore C. B. Clarke. (Prodromi nune 
continnatio, nune revisio, editoribus et pro parte auetoribus A. et C. de Candolle. 
Vol. V. pars I. Parisiis 1883). 


209 


(Cyrtodeira cupreata, Hanst., Berl. Allgem. Gar⸗ 
tenztg. 1857, 237.) 
(Achimenes cupreata, Hook., Bot. Mag. t. 4312.) 
Episcia splendens, Hanst., A Columbien. 
(Achimenes splendens, Laurentius’ Cat. 1857). 
(Tapina splendens, Linden's Cat. 1857). 
* punctata, Hanst. A Guatemala. 
(Drymonia punctata, Lindl. Bot. Regiſter 1843.) 
5 5 Bot. Mag. t. 4089). 
( % Hartwegii, Hort.) 
95 melittifolia, Mart., 9 Guadeloupe, Jamaica; Bot. 
Mag. 4720. 
(Besleria mollissima, Wendl., Hort. Herrenh.) 
„ pillosa, Hanst., A Columbien. 
(Drymonia villosa, Knth. et Bouché, Bot. Mag. 
t. 4866. 
© glabra, Hanst., A Columbien. 
(Centrosolenia glabra, Benth.; Bot. Mag. t. 4552). 
4 bractescens, Hanst., A Columbien? 
(Centrosolenia bractescens, Hook.; Bot. Mag. 
t. 4675). 

3. Drymonia, Mart. I. c III. 57, t. 224. 

Niederliegende, wurzelnde oder auf Bäumen kletternde Sträucher, deren 
neugetriebene Zweige und Blätter flaumhaarig find. Blätter gegenjtän- 
dig, dicklich, etwas ungleich. Blüthenſtiele achſelſtändig, kurz, häufiger 
vereinzelt. Die mehr oder minder großen Blumen weißlich oder gelb— 
lich; Lappen der Blumenkrone häufig franſig gezähnt. 

14 Arten, trop. Amerika. 

Drymonia serrulata, Mart., 5 Weſtindien. 
8 bicolor, Lindl.; Bot. Reg. 1838, t. 4). 

4. Alloplectus, Mart. I. c. III. 53, t. 223. 

Unbehaarte, flaumhaarige oder zottige Sträucher und Halbſträucher mit 
oft kletterndem, oder auch aufrechtem Stengel. Blätter gegenſtändig, et— 
was ungleich. Blumen an den Blattwinkeln büſchelig oder ſeltener ver— 
einzelt, bisweilen auf einem kurzen Blüthenſtiel doldig oder kopfig. Kelch 
oft ſcharlachroth, Blumenkrone weißlich. 

30 Arten, geogr. Verbreit. wie bei Nr. 2. 
Alloplectus tigrinus, Hanst., 5 Columbien. 
( leintzia tigrina, Karst.; Fl. des Serres, t. 718; Bot. 
Mag. t. 4774) 
Alloplectus capitatus, Hook,, 5 Columbien; Bot. Mag. t. 4452. 
(A. congestus, Linden's Cat. 1853, 23). 
„ Schlimii, Planch & Lind., h Neu-Granada; Fl. des 
Serres, 8, 827. 
„ chrysanthus, Planch & Lind., 5 Neu-Granada; Fl. des 
Serres, 8, 827. 
parviflorus, Hanst., 5 Braſilien, Peru. 
(A. dichrous, Hook., Bot. Mag. t. 4216.) 


Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 14 


210 


A. dichrus, DC. 5 Brafilien. 
(A. concolor, Hook., Bot. Mag. t. 4371.) 
(Hypocyrta discolor, Lindl., Bot. Reg. 18). 
(A. Pimelianus, Lem., Fl. des Serres, 1840, 2). 


5. Trichantha, Hook. Ic. Pl. t. 666, 667. 
Sträucher mit dünnen, verlängerten, kriechenden und wurzelnden oder 
auf Bäumen kriechenden Stengeln, deren neugetriebene Theile ſowie auch 
die Inflorescenz mit langen, gegliederten, häufig karmeſinrothen Haaren 
bekleidet find. Blätter gegenſtänd ig, ſehr ungleich. Blumen an den Blatt⸗ 
winkeln vereinzelt oder büſchelig, kurzgeſtielt, deckblattlos. Blumenkrone 
von ſchmutzig violetter Farbe. f 
2 Arten, Columbien. 
Trichanta minor, Hook., 5 Columbien; Bot. Mag. t. 5428. 
(Columnea minor, Hanst.) 


6. Columnea, Linn. Gen, n. 792, pro parte. 
Kletternde oder aufrechte Sträucher und Halbſträucher. Blätter gegen⸗ 
ſtändig, etwas gleich oder ſehr ungleich. Blumen an den Blattachſeln 
vereinzelt oder mehrere, geſtielt oder faſt ſitzend, deckblattlos oder in Deck- 
blättern gehüllt. Blumenkronen ſcharlachroth, karmeſinroth oder gelblich. 
60 Arten, geogr. Verbreitung wie bei Nr. 2. | 
Columnea sanguinea, Hanst., 5 Braſilien. | 
(Collandra picta, Kl. & Hanst. — Otto & Dietrich, All- 

gem. Gartenztg. 22, p. 162.) | 
(Colummea picta, Lem. Jardin fleur. 214.) | 
Columnea aureonitens, Hook. h Wejtindien; Bot. Mag. 


t. 4294. | 

(C. pilosa, Lem., Fl. des Serres, 1849, t. 223.) 

3 repens, Hanst., 5 Columbien. 1 
(Alloplectus repens, Hook., Bot. Mag. t. 4250). 

8 aurantiaca, Dene., 5 Columbien; Fl. des Ser- 
res 6, p. 45. 7 

5 scandens, Linn, h Martinique, Portorico; Bot. 


Mag. t. 5118. 
8 rotundifolia, Salisb. 5 Trinidad. 
(C. scandens, Bot. Mag. t. 1614). 
5 crassifolia, Brogn., 5 Mexico; Bot. Mag. t. 
4330; Fl. des Serres 3, 286. 
8 Schiedeana, Schldl., 5 Mexiko; Bot. Mag. t. 4045. 
hirsuta, Swartz, 5 Jamaica; Bot. Mag. t. 3081. 


7. Nematanthus, Mart, I. c. III. 46. t. 220. 

Kletternde oder epiphytiſche, fleiſchige Sträucher mit einfachen oder unre⸗ 
gelmäßig veräſtelten Zweigen. Blätter gegenſtändig, etwas ungleich, dick, 
ganzrandig, unbehaart. Blumen groß, hochroth oder ſchwach purpurn, 
in den Blattwinkeln vereinzelt oder gepaart. 

3—4 Arten, Braſilien. 

Nematanthus corticola, Schrad., Braſilien. 
(N. ionema, Hook., Bot. Mag. t. h 4460). 


211 


Nematanthus longipes, DC. 5 Braſilien; Bot. Mag. t. 4018. 
(Columnea splendens, Paxt. Mag. 10, 5). 
(C. longipedunculata, Hort.) 
5 chloronema, Mart., 5 Braſilien; Bot. Mag. 4080. 
(Columnea grandiflora, Hort.). 
8. Hypocyrta, Mart. I. c. III. 48. 


Halbſträucher, deren Stengel auf Bäumen und Felſen klettern oder 
kriechen. Blätter gegenſtändig, ganzrandig oder etwas gezähnt, häufig 
groß, meiſtens von fleiſchiger Subſtanz. Blumen ſcharlachroth, an den 
Blattachſeln vereinzelt, kurzgeſtielt, deckblattlos. 

10 Arten, davon 1 in Coſta-Rica, die übrigen Braſilien. 

Hypocyrta strigillosa, Mart., 5 Braſilien; Bot. Mag. t. 4047. 
scabrida, Lem, 5 Braſilien; Fi. des Serres 3 

(1847) 238. 

9. Codonanthe, Hanst. 


Unbehaarte oder ſchwach flaumhaarige Halbſträucher, welche auf 
Bäumen und Felſen klettern oder kriechen. Blätter gegenſtändig, ganze 
randig, häufig klein und etwas fleiſchig. Die weißlichen Blumen ſtehen 
an den Blattachſeln vereinzelt und ſind kurz geſtielt. 

5 Arten, Braſilien und Guiana. 

Codonanthe (Hypocyrta) Bot. Mag. 4531. 
10. Mitraria, Cav. in Ann. Cienc. Nat. III. 230, t. 31. 


Ein weitſchweifiger oder auf Bäumen und Sträuchern kletternder 
Strauch, flaumhaarig oder abgehaart. Blätter gegenſtändig, oft klein, 
wenig gezähnt, etwas lederartig, Blumen ſcharlachroth, in den Blattach— 
ſeln vereinzelt, geſtielt. 

1 Art, Chile. 

Mitraria coceinea 5 er 55 Chile; Bot. Mag. t. 4462; Fl. 
des Serres. t. 
11. Sarmienta, 9 8 Pavon, Prodr. 4. 


Ein kriechender oder auf Bäumen und Felſen kletternder Strauch, 
unbehaart, mit dünnem Stengel. Blätter gegenſtändig, klein, etwas flei- 
ſchig, ganzrandig oder ſchwach gezähnt, Blumen ſcharlachroth, an den 

Blattwinkeln vereinzelt, geſtielt. 
| 1 Art, Chile. 
Sarmienta repens, R. & P. h Chile; Fl. des Serres, t. 1646. 

12. Besleria, Linn. Gen. n. 755. 

Einfache oder äſtige Kräuter, Halbſträucher oder Sträucher. Blät⸗ 
ter gegenſtändig, häufig weit und dünnhäutig, kahl oder behaart. Blü— 
thenſtielchen bald an den Blattwinkeln büſchelig und kurz, bald an der 
Spitze des achſelſtändigen Blüthenſtiels verlängert halbdoldig. Blumen 
gelb, weißlich oder ſcharlachroth. 

50 Arten, von Braſilien u. Peru bis nach Weſtindien und Mexico. 
Besleria (Hypocyrta) mollis, Hook. Bot. Mag. t. 4310. 
Clarke's Arbeit umfaßt die Reviſion des Tribus in einer Mono⸗ 
graphie der altweltlichen Gattungen und Arten, die über zwei Drittel 

14* 


212 


der Geſammtmaſſe ausmachen. Geographiſch und auch botaniſch ſchei⸗ 
nen ſich die alt- und neuweltlichen Gattungen der Cyrtandreen nur an 
2 oder 3 Punkten zu berühren. Hitze und Feuchtigkeit erheiſchen die 
meiſten Cyrtandreen der Alten Welt in noch geſteigertem Maaße als 
jene Amerikas, was bei ihrer Kultur als Fingerzeig dienen kann. Die 
größere Mehrzahl der Arten befindet ſich im ſüdweſtlichen Aſien, welches 

ſich von Oſtindien nach Japan und Neu-Guinea erſtreckt; eine einzigſte 
Gattung (Cyrtandra) hat zahlreiche Arten durch Polyneſien nach Tahiti 
und den Sandwich⸗Inſeln zerſtreut. In mannigfachen Formen und un⸗ 
geheurem Reichthum an Individuen erſtrecken fie ſich faſt ohne Unterbre⸗ 
chung über dies weite Ländergebiet. Außerhalb dieſes Areals ſtößt man 
nur auf wenige kleine Gruppen, nämlich in Europa 1 species (Ramon- 
dia) auf den Pyrenäen und 3 spec. (Ramondia, Haberlea) auf dem 
Balkan; in Südafrika vom Cap nach Kamerun und Zanzibar l(einſchließ⸗ 
lich Madagaskar) 22 spec., von welchen 18 einer endemiſchen Gattung 
(Streptocarpus) angehören; in Auſtralien ſtoßen wir endlich auf 4 und in 
Neu⸗Seeland auf 1 spec. Die nördlichſten Punkte, welche von dieſem 
Tribus berührt werden, ſind die Pyrenäen, der Balkan, Nordchina und 
Japan, — die ſüdlichſten das Cap, die auſtraliſchen Blauen Berge und 
die Nordinſel Neuſeelands. Clarke führt 460 species auf, davon ſind 
350 in Oſtindien und dem Malayiſchen Archipel concentrirt, während 
von dem Reſte 110 73 den polyneſiſchen Inſeln angehören. Für die 
Verbreitung der Gattungen ſtellt der Autor 11 Regionen auf und iſt 
es bemerkenswerth, daß nur ſehr wenige species ſich über mehr als eine 
dieſer Regionen erſtrecken. In de Candolle's Prodromus, 9 aus 
dem Jahre 1845 enthalten ſämmtliche Cyrtandraceen 22 Gattungen 
mit 132 Arten, in Clarke's Arbeit werden 41 Gattungen und 460 Ar⸗ 
ten beſchrieben, von welchen faſt die Hälfte neu find oder mit neuem 
Namen belegt wurden. Die neuen Arten ſtammen zum großen Theil 
aus Beccari's Sammlungen in Borneo, Neu-Guinea und Sumatra, viele 
neue Arten wurden auch auf den Sandwich-, Viti-, Samoainſeln und 
Madagaskar entdeckt. Eine botaniſche Erforſchung des Innern von 
China und der Gebirge der Malayiſchen Halbinſel und Cochinchina dürfte 
noch viele neue species bekannt werden laſſen. 


13. Fieldia, A. Cunn. 

Ein auf Bäumen kletternder, kurzhaariger Strauch. Blätter gegen- 
ſtändig, groß, oft ſehr ungleich, grob gezähnt. Die ziemlich großen, gelb⸗ 
grünlichen, herabhängenden Blumen ſtehen vereinzelt an den Blattwinkeln. 
Monotypiihe Gattung. | 
Fieldia australis, A. Cunn. h extratrop. Oſtauſtralien; Bot. 

Mag. t. 5089. 


14. Aeschynanthus, Jack. 

Kahle oder etwas zottige Halbſträucher oder Sträucher, die oft auf 
Bäumen klettern. (Dürften wohl als Halbepiphyten angeſehen werden). 
Blätter gegenſtändig, fleiſchig oder lederartig. Die anſehnlichen Blumen 
ſind von ſcharlachrother ins Grüne übergehender Farbe oder auch gelb 
und grün vermiſcht, ſtehen büſchelig, ſeltener vereinzelt in den Blattwin⸗ 


213 


keln oder an den Spitzen der Zweige, ſind kurz oder laug geſtielt, oder 
auf einem gemeinſamen Blüthenſtiel locker trugdoldig. 
64 Arten, Oſtindien und dem Malay. Archipel, von Kumaon (weſt— 
lichen Himalaya) und Ceylon bis nach Hongkong und den Philippinen. 
Aeschynanthus fulgens, Wall. 5 Malay. Halbinſel; Bot. 


Mag. t. 4891. 
grandiflora, Spreng. 5 Bengalen; Bot. Mag. 
t. 3843. 
longiflora, DC. 5 Java; Bot. Mag. 4328. 
Fl. des Serres ser. I. t. 288. 
speciosa, Hook., 5 Java; Bot. Mag. 4320. 
Horsfieldi, R. Br. Regebs Gartenflora 9, 
. 
purpurascens, Hassk. 5 Java; Bot. Mag. 
t. 4236. 

(A. discolor, T. Moore, Paxt. Fl. Gard. 3, 

Da): 

er T. Moore 5 Java, Paxt. Fl. 
Gard. 3, p. 56. unterſcheidet ſich von der vor- 
bergehenben nur durch die viel längere Blumen— 
rone 

(A. zebrina, Van Houtte, Cat. 1851). 
pulchra, G. Don h Java; Bot. Mag. t. 4264, 
Fl. des Serres 1 ser. t. 197. 
javanica, Roll. 5 Na Bot. Mag. t. 4503, 
Fl. des S. ser. 1, t. 558. 
Lobbiana, Hook. 5 Hera; Bot. Mag. t. 4260. 
Fl. d. S. ser. 1. t. 246. 
Wallichii, R. Br. h Malacca. 

(A. Malaccensis, H. Veitch). 
tricolor, Hook. 5 Borneo; Bot. Mag. t. 5031. 
Beleg. Hort. p. 225, t. 4—6. Fl. d. S. t. 384. 
miniata, Lindl. 5. Borneo; Bot. Reg. 1846, 
t. 60. Fl, des Serres t. 226. 
var ß cordifolia — A, cordifolia, Hook., Bot. 
Mag. t. 5131. 


15. Dichrotrichium. Reinw. 

Kahle oder behaarte Kräuter oder epiphytiſche Halbſträucher. Blät⸗ 
ter gegenſtändig oder ſeltener dreiwirtelig, gleich oder ſehr ungleich. 
Blumen etwas doldig oder locker trugdoldig. 

5 Arten, 1 Khaſia, 4 Malay. Archipel. 

Dichrotrichium ternatum, Reinw. 5 Mal. Archip. Belg. 
hortie. 1871, t 22. 

16. Agalmyla, Blume. 

Kriechender, epiphytiſcher Halbſtrauch mit lockerer Rinde. Blätter gegen- 
ſtändig, aber ſehr ungleich und vom erſten Anſatze an abwechſelnd. Blu— 
men ſcharlachroth, anſehnlich, an den Blattwinkeln in dichte Trugdolden 
geſtellt, ſitzend. Monotypiſch. 


214 


Agalmyla staminea, Blume, h Java; Bot. Mag. t. 5747, 
Fl. d. S. ser. I, t. 358. 4 
(A. longistyla, Carrière, Rev. hort. 1873, p. 271 m. Abb.) 

17. Lysionotus, Don. 1 

Epiphytiſche Halbſträucher. Blätter dreiwirtelig, dünnhäutig oder leder⸗ 
artig, gezähnt oder ganzrandig. Trugdolden an den Spitzen der Zweige 
oder in den oberen Blattwinkeln lang oder kurz geſtielt. Dedblätter 
klein, hinfällig. Blumenkrone purpurn oder blaß violett. ) 

3—4 Arten, Nordindien, China, Japan. 

Lysinotus serrata, Don, h Nordindien; Bot. Mag. t. 6538. 
(Chirita polycarpa, Steud. Nomenclator). 7 
Luz ternifolia, Wall. A Nepal; Regel's Gartenflora, 
t. 4215, J 

18. Stauranthera, Benth. | 

Wenig verzweigte Kräuter. Blätter weit, dünnhäutig, an den Kno⸗ 
ten vereinzelt oder mit einem anderen zwergigen, nebenblattartigen ge⸗ 
genſtändig. Blumen ziemlich groß, blau, locker trugdoldig oder einſei⸗ 
tig traubig. | 

2—3 Arten, Oſtindien, Malay. Archipel. 

Stauranthera grandiflora, Benth. A Java; Bot. Mag. t. 5409. 

19. Klugia, Schlecht. 5 

Aufrechte oder aufſteigende, einfache oder verzweigte, kahle oder flaum⸗ 
haarige Kräuter. Blätter abwechſelnd, weit, dünnhäutig, ſehr ungleichſei⸗ 
tig. Endſtändige Trauben. Deckblätter ſehr klein oder fehlend. Blu⸗ ’ 
men blau, ziemlich groß, kurz geſtielt, herabhängend. N 

A Arten, davon 1 in Mexiko und Centralamerika, die übrig 3 
in Oſtindien, Ceylon nnd dem Malay. Archipel. 
Klugia zeylanica, Gardn. A Ceylon. 
(K. Notoniana, Hook., Bot. Mag. t. 4620, Fl. d. S. t. 479). 

20. Jerdonia, Wight. 

Perennirendes, faſt ſtengelloſes Kraut. Wurzelblätter, lang geſtielt. 
Der zierlige Schaft trägt an der Spitze wenige, blaß lilafarbige Blu⸗ 
men. Monotrpiſch. £ 

Jerdonia indica, Wight, A, Gebirge Oſtindiens; Bot. Mag. 
t. 5814. 

21. Didymocarpus, Wall. i 

Faſt ſtengelloſe oder ſtengelige, ſeltener ſich verholzende Kräuter von 
verſchiedenartigem Habitus. Blätter bald wurzelſtändig, bald gegenſtän⸗ 
dig oder ſeltener abwechſelnd. Blüthenſtiele achſelſtändig, oder es ſind 
die Schafte bald dünn 1—3blüthig, bald locker trugdoldentragend. Blu⸗ 
men violett bläulich oder ſeltener gelb. g ö 

72 Arten, Oſtindien, Malay. Archipel und Oſtaſien, eine einzige 
ſoll auch vom tropiſchen Afrika ſtammen. | 

Didymocarpus crinita Jack. A 7 Penang; Bot. Mag. t. 
4554, Fl. d. S. 

D. 7 Hambeldtiana 2 3 N Bot. Mag. 
t. 4757, Fl. d. S. 0 916 | 

D. x Bot. Mag. t. 516). 


215 


22. Chirita, Hamilt. | 

Zottige oder ſeltener kahle, beinah ſtengelloſe oder häufiger ſtengelige, 
einfache oder äſtige Kräuter. Blätter gegenſtändig, dünnhäutig, ſeltener 
dick, gleich oder ungleich. Achſelſtändige oder ſchaftförmige Blüthenſtiele, 
lblüthig oder ſeltener locker vielblüthig oder mehrblüthige Trugdolden an 
den Blattwinkeln. Blumen roſaroth, violett, blau oder gelb, anſehnlich. 

25 Arten, Oſtindien Birma, China, Sumatra, Java. 

Chirita Moorei, Hook. 9 Ceylon; Bot. Mag. t. 4405, Fl. 

des Serres t. 407—8. 
Walkeri, Gardn. A Ceylon; B. M. t. 4327, Fl. d. 
Se ten 
zeylanica, Hook. 9 Ceylon; B. M. t. 4182, Fl. d. 
S. 1846 t. 3. 

(C. vulgaris, Belg. Hort. 3 ic. apud. p. 237.) 
Blumei, Clarke, A Java; B. M. t. 4315, Fl. d. S. 
t. 2. 

(Liebigia speciosa, Endl.) 
sinensis, Lindl. A China; B. M. t. 4284, Bot. Reg. 
n, 


23. Streptocarpus, Lindl. 

Zottige oder wollige Kräuter, bald faſt ſtengellos mit wurzelſtän⸗ 
digen abſtehenden Blättern oder einem einzigen (Keimblatt) ausgerüſtet, 
bald, was aber ſeltener iſt, ſtengeltreibend mit gegenſtändigen Blättern. 
Blüthenſtiel e ſchaftförmig oder achſelſtändig, bald 1—2blüthig, bald trug⸗ 
doldig mehrblüthig, mit kleinen Deckblättern. Die hübſchen Blumen von 
blaß purpurner oder blauer Farbe. 

Gegen 12 Arten, Afrika, beſonders Südafrika und Madagaskar. 

Streptocarpus polyantha, Hook. A Natal; B. M. t. 4850. 


59 


75 Saundersii, Hook. 9 Natal; B. M. t. 5251. 
Fl. d. S. t. 1802, Regel’s Gartenflora t. 826. 

5 Rhexi, Lindl. 9 Südafrika; Bot. Mag. t. 3005. 
Bot. Reg. t. 1173, Regel's Gartenflora t. 204. 

ar Gardeni, Hook. A Südafrika; B. M. t. 4862. 
. 


E Greenii, Gard. Chron. Hybride zwiſchen 8. 
Rexii und S. Saundersii. 
> biflora, Duch. A Südafrika; Fl. d. S. t. 2429. 
. biflora polyanthus, Fl. d. Serres t. 2429. 
Hybride zwiſchen S. polyanthus und S. biflora. 


24. Ramondia, Rich. 

5 Faſt ſtengelloſe Kräuter, durch braunrothe Haare wollig⸗zottig. Blät⸗ 
ter wurzelſtändig, weich runzelig. Schafte blattlos, 1 bis wenigblüthig. 
Blumenkrone violett oder blaß purpurn. 

3 Arten, Gebirge Südeuropas. 
Ramondia pyrenaica, L. C. Rich. 9 Pyrenäen; B. M. t. 236. 
Rev. Hort. 1866, p. 330 mit Abb. Regel's Garten- 
flora t. 703. 


216 


Ramondia Serbica, Panc. 9 Serbien. 
„ Heldreichii, Clarke, A Theſſalien, Olymp. 


25. Haberlea, Frivaldsk. 

Ein perennirendes, faſt ſtengelloſes Kraut. Blätter wurzelſtändig, 
dick, grob gezähnt, kurzhaarig. Schafte blattlos, an der Spitze wenigblit- 
thig, Brakteen klein und ſchmal. Blumen ſchön, kornblumenblau. 

Haberlea Rhodopensis, Frivaldsk, 9 Balkan; Regel's Gar- 
tenflora t. 991, Wien. Illnstr. Gart. Zeitg. 1879, p. 487 
bis 89 mit Abb. 


Hiermit möchten wir unſere Lifte ſchließen, dabei gleich betonen, daß 
dieſelbe auf Vollſtändigkeit keinen Anſpruch erhebt, denn zweifelsohne wer— 
den in verſchiedenen, ſo namentlich botaniſchen Gärten noch andere Arten, 
ja ſelbſt Gattungen der Cyrtandreae kultivirt, immerhin dürfte die⸗ 
ſelbe aber eine ziemlich vollſtändige Auswahl der ſchönſten Arten enthal- 
ten. Es befremdet, daß in unſern Kulturen noch ſo wenige Bekreuzungs⸗ 
verſuche mit Cyrtandreen vorgenommen worden find, während aus dem 
erſten Tribus, den Gesnereae ſchon eine ſehr große Reihe herrlicher 
Hybriden ſolchen Verſuchen ihr Daſein verdanken. Selbſt natürliche Hy⸗ 
riden ſind verhältnißmäßig nur ſehr ſpärlich bei ihnen vertreten. Viel⸗ 
leicht iſt die Annahme berechtigt, daß ſich hier für den Gärtner und Lieb— 
haber noch ein weites Verſuchsfeld öffnet, zumal die Kultur dieſer Pflan— 
zen keinerlei Schwierigkeiten darbietet, ihre Vermehrung durch Stecklinge 
und Samen, die ſie reichlich anſetzen, eine durchwegs leichte iſt. Die Ver⸗ 
treter keiner anderen Gattung dürften wohl eine derartig mit Wärme 
und Feuchtigkeit angefüllte Atmoſphäre beanſpruchen, wie die vielen und 
faſt ausſchließlich prunkenden Aeschynanthus-Arten, denen das tropiſche 
Orchideenhaus am beſten zuſagt, wo fie im Verein mit Farnen und Se— 
laginellen zur Ausſchmückung von Ampeln, Bekleidung von Felspartien 
und dgl. mehr ſehr effectvoll werden. 


Das Arboretum des Ritterguts Zoeſchen bei Merſeburg. 
Von Profeſſor Dr. Leopold Dippel. 


Wer je erfahren hat, wie ſchwer es hält, eine ganze Anzahl von 
den für botaniſche Gärten, wie für dendrologiſche Anlagen überhaupt 
wichtigen und kennenswerthen Holzarten zu erlangen, der wird es mit 
Freuden begrüßen, daß es der Beſitzer des Rittergutes Zöſchen, Herr 
Dr. Dieck, ohne Rückſicht auf materielle Vortheile, ja nicht ohne bedeu— 
tende perſönliche Opfer, unternommen hat, eine Sammlung von den in 
Mitteldeutſchland irgend culturfähigen Gehölzen zuſammenzubringen und 
den Botanikern und Gehölzfreunden zur Verfügung zu ſtellen, wie ſie 
in der That zur Zeit „keine Baumſchule der Welt zu bieten vermag.“ 

Doch es iſt nicht allein die Reichhaltigkeit der Vorräthe an altbe— 
kannten, wie an ſeltenen und ganz neu eingeführten Arten, Abarten und 
Gartenformen (der kürzlich ausgegebene Hauptkatalog umfaßt — neben 


217 


einer großen Anzahl für Landwirthſchaft und Gartenbau empfehlenswer— 
then Obſtbäumen, Obſtſträuchern und Roſen — nicht weniger als gegen 
3000 *) Laubbäume, Sträucher, Halbſträucher und am Wurzelhalſe ver— 
holzende Stauden, ſowie etwa 400 Nadelholzformen), welche die Bedeu— 
tung der Zöſchener Sammlungen ausmacht. Es iſt in erſter Linie die 
dem Gehölzfreunde, welcher die gedachten Sammlungen zu ſeinen Studien 
benützen will, ſowie dem Käufer gebotene, die bekannte, in der Richtig— 
ſtellung, Benennung und Deutung der Arten, Abarten und Formen herr— 
ſchende Unordnung und Unzuverläſſigkeit ſammt den daraus erwachſenden 
Drangſalen beſeitigende, möglichſt volle Gewähr einerſeits für die rich— 
tige, von kundiger Hand durchgeführte Beſtimmung, andererſeits für die 
Aufrechthaltung dieſer letzteren vermöge der unmittelbaren, wiſſenſchaft— 
lichen Ueberwachung der Culturen von Seiten des naturwiſſenſchaftlich 
durchgebildeten, ſich für die Gehölzkunde beſonders intereſſirenden Beſitzers, 
welche dem Angebot ſeinen hohen Werth, ſowie dem Hauptkataloge ſeine 
Wichtigkeit für den wiſſenſchaftlichen Dendrologen, wie für den Liebhaber 
verleiht. Dieſe Umſtände laſſen es gewiß gerechtfertigt erſcheinen, wenn 
gan dieſer Stelle der genannte Katalog der Aufmerkſamkeit der Botaniker 
und Gehölzfreunde, namentlich aber der Beachtung von Seiten der Vor— 
ſtände botaniſcher Gärten empfohlen wird. 
Die Bewältigung eines ſo großen Materials, wie es bei der Auf— 
ſtellung des Zöſchener Hauptkataloges vorgelegen hat, iſt eine Aufgabe, 
deren Schwierigkeit Jeder ermeſſen kann, der ſich einmal mit derartigen 
Dingen beſchäftigt hat. Man wird es daher begreiflich finden, daß wir 
einige Ausſtellungen, die wir in Bezug auf die mit etwas zu großer 
Conſequenz Kochs Dendrologie zu Grunde legende Nomenclatur, einige 
Irrthümer, die ſich eingeſchlichen haben, ſowie mehrere ſtehen gebliebene, 
ſicherlich nur der Unachtſamkeit und Bequemlichkeit des Setzers, nicht 
1 aber dem Verfaſſer zu Laſt fallenden Druckfehler zu machen hätten, nicht 
weiter berühren, ſondern uns dazu wenden, aus dem reichhaltigen In⸗ 
halte der Sammlungen — und zwar unter Abſehen von den zahlreichen, 
in Zöſchen gezüchteten neuen Gartenformen — eine Anzahl von neu ein— 
geführten, oder von Zöſchen aus zuerſt verbreiteten, ſowie von ſchon äl— 
teren, aber in den Baumſchulen ſehr ſelten, gar nicht, oder doch nicht 
echt vorhandenen Arten auszuwählen und dem Leſer vorzuführen. Dahin 
gehören u. A. namentlich: 
3 Acer Californicum T. & Gr. (edt!), caudatum Wall. = ster- 
euliaceum h. b. Berol. (C. Koch.), eissifolium C. Koch, Douglasii 
Lays., glabrum Torr., grandidentatum Nutt., Heldreichii Orphan, 
insigne Boiss., rufinerve 8. & Z. — Alnus maritima Nutt. — 
Amygdalus fasciculata Parry, orientalis Mill., prunifolia Carr. — 
Berberis coneinna Hook., Guimpeli C. Koch, Sinensis Desf., (echt!) 
(Mahonia) Fremonti Torr., nervosa Pursh. — Betula alba Tur— 
b estanica (vom Musart) und alba Turkestanica Fetisowi, occidentalis 


) Seit dem Erſcheinen des Hauptkataloges iſt dieſe Zahl in Folge der im In— 
kereſſe Herrn Dr. Dieck's thätigen in- und ausländiſchen Botaniker bereits auf nahezu 
5000 angewachſen. 


218 


Hook., pumila L., spec. von Alasca. — Carpinus Japonica S. & Z. 
— Catalpa Bungei C. A. Mey. (echt!) — Ceanothus crassifolius 
Torr., divaricatus Nutt., integerrimus Hook & Arn., prostratus 
Benth. — Celtis serrata vom Himalaya. — Cereidiphyllum Japo- 
nicum S. & Z. — Cornus brachypoda C. A. Mey. — Eleuthero- 
coccus senticosus Max. — Evonymus atropurpurea Jaqu., Bun- 
geana Maxm., obovata Nutt? = ovata hort., Sieboldiana Blme. — 
Exochorda Alberti Rgl. — Fraxinus Bungeana var. parvifolia, 
floribunda Wall., longicuspis S. & Z., sogdiana Bge., Turkestanica 
hort., xanthophylla hort.? — Halesia diptera L. — Hedys arum 
multijugum Max. — Helwingia ruscifolia Willd. — Hydrangea 
involucrata Sieb., serrata Thunb., stellata S. & Z., vestita Wall = 
pubescens Dene. — Hypericum Kalmianum L., oblongifolium 
Wall., Olympicum L., sphaerocarpum h. — Jamesia Americana 
T. & Gr., — Ligustrum eiliatum Sieb. — Lonicera Alberti Rgl., 
Ambersti? hispida Pall., involucrata Bks., Karelini Bnge., Kiri- 
lowi Max., microphylla Willd., Morrowii A. Gr., micrantha Trautv., 
quinquelocularis Hardw., tomentella Hook., Turcomannica = 
nummularifolia var.? Webbiana Wall. — Magnolia cordata Michx., 
glauca L. — Myrica californica Cham. — Philadelphus Lewisii 
Pursh. (echt), Mexicanus Schlechtendal, microphyllus h. Zoesch. — 
Pirus betulifolia Bge., heterophylla Rgl. & Schmal. (nicht zu ver⸗ 
wechſeln mit P. heterophylla Arb. Musk.) . rivularis Dougl., (Cydo- 
nia) Sinensis L. — Prunus Armeniaca spontana h., maritima 
Wangh., prostrata Labill., Utabensis h. gall., Japonica Thunb. 
simpl. = Amygdalus glandulosus h. Leroy., Species vom Hima⸗ 
laya, Capuli Carr., cornuta Wall,, Maakii Rupr. — Pterocarya Ja- 
ponica Miqu. — Quercus chrysolepis Liebm., Kelloggii Engelm., 
lobata Nutt. - Hindsii hort., nigra aquatica Walt. — Rhamnus 
alnifolia I' Herit., Caroliniana Wall., lanceolata Prsh., Purshiana 
DC., rupestris Scop. — Rhus cotinoides Nutt., Ribes speciosum 
Pursh, affine Dougl., cereum Dougl., flavum Berl., glaciale Wallr., 
multiflorum Kit., orientale Desf. ?, Schlechtendahli Lge.? = spi- 
catum hort. — Rosa Alberti Rgl., Californica Cham. & Schlechdl., 
Carelica Gries, Gorenkensis Bess, pisocarpa Nutt., Kamtschatica 
Vent.?, lutea Mill., Nutkana Prsl., oxyacanthos M. B. — Rubus 
articus L. biflorus Buchan., deliciosus Torr, Hoffmeisterianus K. 
& B., hybridus Vill. ?, triphyllus Thunbg., villosus Ait. — Salix 
adenophylla Hook., arbuscula L., Chinensis Burm., discolor Mhlbg., 
glabra Scop., glauca L., grandifolia Ser., Hegetschweileri O. Heer, 
herbacea L., humilis Marsh., lancifolia Anders,, livida Wahlbg. 
— depressa L., Lapponum L., lucida Mhlbg., myrsinites L., nigra 
Marsh., petiolaris Sm., pyrolaefolia Ledeb., Pyrenaica Gouan., re- 
ticulata L., retusa L., sericea Marsh., Silesiaca Willd. u. a., nebſt 
einer großen Anzahl von ſelteneren Baftardformen. — Sambucus glauca 
Nutt., pubescens Mchx. — Schizophragma hydrangeoides S. & Z. 
— Sedum populifolium L. — Shepherdia Canadensis L. — So- 
phora affinis T. & Gr., violacea hort. — Sorbus crenata Don, la- 


219 


nata D. Don., Species vom Musart h. bot. Petropol. — Spiraea 
— nach den von Zabel aufgeftellten Sectionen (Wittmack's Gartenzei— 
tung. 1884. Nr. 42) an nicht oder doch ſelten angebauter Arten und 
viele neue von Herrn Zabel gezüchtete Baftardformen. — Stephanandra 
flexuosa S. & Z. — Styrax officinalis L. — Ulmus americana L. 
(echt), crassifolia Nutt., fulva Mehx. (echt) — Viburnum dilatatum 
Thbg., orientale Pall., Sieboldii Miqu.? — Vitis aconitifolia Bg., 


Californica Bth., cinerea Engelm., heterophylla Thbg. var. cordata 


Rgl. (cordata Mchx.), inconstans Miqu. var. rotundifolia Rgl. (ro- 
tundifolia Mchx., vulpina T. & Gr?). 

Was das Zöſchener Arboretum in Bezug auf die Reichhaltigkeit der 
der Landwirthſchaft und dem Gartenbau, der Landſchaftsgärtnerei und 


der Wiſſenſchaft gebotenen Obſt⸗ und Gehölzformen, ſowie auf die Ge— 


währ der richtigen Benennung und Deutung derſelben ſeit ihrem Beſte— 
hen bereits erreicht hat, dürfen wir als eine wahrhaft großartige Leiſtung 
bezeichnen, als eine Leiſtung, welche — wir ſagen es ungeſcheut — dem 
engeren Vaterlande des Beſitzers eine ſtaatliche (von Rußland z. B. be 
reits in großartigem Maßſtabe erfüllte) Verpflichtung abgenommen hat, 


für deren Erfüllung in Anbetracht der hohen Wichtigkeit einer derartigen 


Anlage für die allgemeine Landescultur und die Wiſſenſchaft kleinere Staa— 


ten unſeres weiteren Vaterlandes ſich längſt zu weitgehenden Opfern be- 


reit gezeigt haben. 

Möchte doch endlich die Regierung des leitenden Staats deutſchen 
Reiches dieſe hohe Wichtigkeit erkennen und dem die Kräfte eines noch ſo 
opferwilligen Privatmannes weit überſchreitenden, nun einmal ins Leben 
gerufenen, die Ideale unſeres bedeutendſten Dendrologen, Prf. Karl Koch 
und des Meiſters der Gartenkunſt, Königl Preuß. Gartendirektor Lenné 
verwirklichenden, in kräftiger und gedeihlicher Entwicklung befindlichen Un⸗ 
ternehmen — wie ſie es bei anderen culturellen und wiſſenſchaftlichen Ver⸗ 


anſtaltungen gethan — ihre vollſte Anerkennung und thatkräftigſte För⸗ 


derung zu Theil werden laſſen. Möchten aber auch andererſeits die Män⸗ 


ner der Wiſſenſchaft, wie es bereits von Seiten des Direktors des Pe- 


tersburger botaniſcheu Gartens, Herrn Staatsrath Dr. E. Regel, des 


Herrn Gartenmeiſters Zabel in Münden und anderer geſchehen iſt und 


noch geſchieht, Herrn Dr. Dieck für feine opferwilligen Beſtrebungen um 
die Hebung der Gehölzkunde nach allen Seiten hin diejenige Theilnahme, 
Unterſtützung und Aufmunterung entgegenbringen, welche dieſelben in ſo 


hohem Maße verdienen. 


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1 
5 


wir früher bereits hingewieſen, nehmen jetzt um ſo lieber Gelegenheit, dieſen im Bo— 


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Anmerkung. Auf den reichhaltigen Katalog der Zoeſchener Baumſchulen haben 


taniſchen Centralblatt (1886, Nr. 7, S. 220) veröffentlichten Aufſatz hier wie— 
derzugeben. Ge. 


220 


Alte und neue empfehlenswerthe Planzeı. 


Laelia anceps var. Kienastiana & Laelia anceps var. 
munda. Dies find wiederum zwei neue Varietäten der alten typiſchen 
Form und verdienen ſie beide ihrer Schönheit wegen weitere Verbrei— 
tung. Erſtere, nach dem bekannten Orchideenkultivateur, Herrn Conſul 
Kienaſt (Zürich) benannt, erinnert ſehr an Laelia anceps Dawsoni, un⸗ 
terſcheidet ſich von derſelben durch den roſigen Anflug der ſchönen brei- 
ten Petalen. Dieſelbe ſchöne Färbung tritt auch an den Enden der Sei— 
tenzipfel auf. Was unſere zweite Pflanze betrifft, jo hat fie mit Lae- 
lia anceps Schroederiana die meiſte Aehnlichkeit, bei ihr iſt aber die 
gelbe Farbe auf die drei Kiele am Grunde des mittleren Zipfels be— 
ſchränkt. Die ſchönen und prächtig purpurnen Adern des Seitenzipfels 
liegen auf einem den Kelch- und Blumenblättern gleich weißen Grunde. 
Säule zum Theil grün. 

Kalanchoe carnea, N. E. Brown, n. sp. Die Gattung ent⸗ 
hält mehrere ſehr hübſche Arten und dürfte unter dieſen die hier beſchrie— 
bene jedenfalls mit oben anſtehen. Die niedlichen roſafarbigen Blumen 
ſtehen in flachen Trugdolden und ſind ſehr wohlriechend. Ihr Vaterland 
wird von Dr. Wallace nach Neapel verlegt, während Andere und wohl 
mit größerer Wahrſcheinlichkeit das Cap als ſolches anſehen. Blütezeit 
Januar⸗Februar. Gardener's Chronicle, 6 März 86. 

Cattleya Trianae Vanneriana, n. var. Rchb. f. Eine ſehr 
ſchöne Varietät von guter Färbung (hellroſa); das beſondere Merkmal 
derſelben beſteht darin, daß jedes ſeitliche Kelchblatt am Grunde bis faſt 
zur Spitze einen breiten, orangefarbigen Streifen aufweiſt. 

Calanthe sanguinaria, n. hyb. Angl. Ein höchſt bemerkens⸗ 
werther Sämling, welcher von Sir Trevor Lawrence gezüchtet wurde. 
Dieſe Pflanze hat vollkommen ſechseckige Knollen, welche jenen von Ca- 
lanthe vestita ſehr ähnlich find. Die Blume iſt nicht ſehr groß; das 
geſtielte Ovarium, die äußere Seite der zugeſpitzten Kelchblätter, ſowie 
der Blüthenſtiel ſind ſtark behaart. Blumenblätter breiter als die Kelch⸗ 
blätter, einfach ſpitzz. Sporn kürzer als das Ovarium, ſchön purpurn. 
Die äußere Seite der Blume iſt blaßpurpurn, die innere von dem tief⸗ 
ſten blutroth; Kelch- und Blumenblätter heller und mit zahlreichen tief 
blutrothen Flecken und Punkten. l. c. 13. März. 

Epidendrum arachnoglossum (Rchb. f.) candidum, nov. 
var. Eine der vielen Schönen Pflanzen, welche von Herrn Edouard Ans 
dré in Südamerika entdeckt wurden. Erinnert an Epidendrum erectum 
Hook. f. Die Blumen find vom ſchönſten amethyſt⸗purpurn mit gelber 
Schwiele; die Lippe kann mit jener von E. trierure und E. neograna- 
tense verglichen werden. Die Varietät candidum zeichnet ſich durch weiße 
Blumen aus, bei welchen nur die ſeitlichen Schwielen orangefarbig ſind. 

Cypripedium concolor (Parish) Reynieri, nov. var. Eine 
der letzten Entdeckungen des botaniſchen Reiſenden Auguſt Reynier, wel⸗ 
chen bekanntlich auf ſeinen Entdeckungen in Cambodia ein trauriges Schick⸗ 
ſal ereilte. Friſche Blumen dieſer Varietät wurden von Herrn Gode— 
froy Lebeuf in Paris Profeſſor Reichenbach eingeſchickt, der ſie als das 


221 


non plus ultra von Cypripedium concolor hinſtellt. Die ſehr ſchönen, 
prächtig marmorirten, ſtumpfen Blätter werden eine Spanne lang und über 
2 Zoll breit. Die großen Blumen ſind von diſtinkter gelber Farbe und 
zeigen auf der äußeren Seite der Kelchblätter einen malven-purpurnen 
Fleck. Das vollſtändig rhombiſche Staminodium iſt ocherfarbig mit 
dunkel purpurnen Flecken und einem weißen Rande nach vorne. 

Cypripedium Winnianum, nov. hybr. Angl. ex. hort. reg. 

Veitch. Die Eltern dieſer ſchönen Hybride ſind C. villosum u. C. 
Druryi, am Habitus nähert fie fi) mehr der letzteren, Breite und Fär— 
bung der Blätter ſtimmen mehr mit C. villosum überein, mit welcher 
ſie auch die Petalen ziemlich gemein hat. Nach Herrn Winn in Birming⸗ 
ham benannt. J. c. 20. März. 

Polybotrya Lechleriana, Mettenius. Dieſes ſehr ſchöne 

Farn wurde zuerſt von Lechler in Peru entdeckt, Spruce fand es ſpä— 
ter in einer anderen Lokalität und durch Profeſſor Jameſon wurde ſein 
Standort in Ecuador nachgewieſen. Der Sammler des Herren Veitch, 
Mr. Davis führte lebende Pflanzen nach Europa ein und wurde ein 
ſchön gezogenes Exemplar auf einer der letzten Verſammlungen der Royal 
Horticult. Society in South Kmoington ausgeſtellt, mit dem erſten Preiſe 
bedacht. I. c. 27. März, Taf. 80. 

e Aloe heteracantha, Bot. Mag. Taf. 6863. Vaterland un⸗ 
bekannt. Kurzer einfacher Stamm, einen Büſchel lanzettlicher Blät⸗ 
ter tragend, die häufig aber nicht immer mit kleinen, am Rande ſtehen⸗ 
den Stacheln beſetzt und weiß gefleckt ſind. Die zahlreichen rothen cy— 
lindriſchen Blumen ſtehen in endſtändigen Riſpen. 

Colensoa physaloides, B. M. Taf. 6864. Eine Lobeliacee 

von Neu⸗Seeland mit dicken Zweigen, langgeſtielten, elliptiſch-ſpitzen, ge: 
zähnten Blättern und aufrechten Blüthentrauben, die jenen von Lobelia 
ähnlich ſind, aber eine grünliche Färbung haben. Die Pflanze blühte im 
verfloſſenen Herbſte in Kew. 

Jasminum angulare, B. M. Taf. 6865. Eine niedliche, weiß⸗ 
blühende Art mit dreiblättrigen, dunkel glänzend grünen Blättern. Die 
zahlreichen Blumen ſtehen in endſtändigen Riſpen und jede hat eine ſehr 
lange ſchlanke Röhre. 

Solanum trilobatum, B. M. Taf. 6866. Ein ſtachliger krie⸗ 
chender Strauch mit langgeſtielten, oblongen buchtigen Blättern und Riſ— 

pen purpurner Blumen, denen ſcharlachrothe Beeren von der Größe einer 

kleinen Beere folgen. Die Pflanze iſt in manchen Gegenden Indiens, 
auf Ceylon, dem malayiſchen Archipel und in den wärmeren Theilen Chi⸗ 
nas gewöhnlich. 

8 Echinocactus Joadii, B. M. Taf. 6867. Eine niedliche kleine 
etwas kugelförmige Art mit ungefähr 20 Rippen, welche aus gekerbt 

. lappigen, graden Stacheln beſtehen, die zu 15—20 beiſammenſtehen. Blu⸗ 

men trichterförmig, gelb, 1½—2 Zoll lang. Vaterland unbekannt. 

3 Agonis flexuosa, the Garden, Taf. 534. Die auſtraliſche 

Myrtaceen- Gattung Agonis ſcheint ſowohl in engliſchen Gärten wie 

ſolchen des Kontinents noch wenig bekannt zu ſein, obgleich A. flexuosa 

und A. marginata ſeit vielen Jahren in Kew kultivirt werden, dort jeden 


222 


Sommer in Blüthe ſtehen. Die mit Melaleuca und Leptospermum 
nahe verwandten Arten, von welchen man 10 kennt, welche auf die weſt⸗ 
lichen Regionen beſchränkt ſind, wachſen auf felſigen wüſten Plätzen mit 
ſteinigtem Untergrund oder auch in moraſtigen Sümpfen. Sie bilden 
Sträucher oder kleine Bäume mit abwechſelnden Blättern, die Blumen 
ſtehen in Kluſtern in den Blattachſeln oder auf den Spitzen der jungen 
Triebe. — Agonis flexuosa wird im Vaterlande 40 Fuß hoch, kann 
aber zu der begrenzten Höhe eines kleinen Topfſtrauches herangezogen 
werden. Die dünnen, holzigen, biegſamen oder im Zigzag ſtehenden Zweige 
find mit lanzettlichen, weidenähnlichen, glatten, dunkelgrünen, purpurbe⸗ 
ränderten Blättern bekleidet. Die Blüthenköpfe ſind alle achſelſtändig und 
von breiten Brakteen umgeben, welche im Verein mit den zahlreichen 
langen weißen Staubfäden das Anziehendſte der Inflorescenz ausma⸗ 
chen. — 

A. marginata. Eine ſtrauchige Pflanze mit zahlreichen zweigigen 
Aeſten, von welchen die jüngſten mit ſeidenartigen Haaren bedeckt ſind. 
Die lederartigen, etwas behaarten Blätter erinnern ſehr an jene des ge— 
meinen Buchsbaumes. Die Blüthenköpfe, etwa 20 Blumen enthaltend, 
ſind achſel- oder endſtändig. Die kleinen Blumenblätter ſowie die langen 
haarähnlichen Staubfäden ſind von rein weißer Farbe. 

Linum arboreum, The Garden. Taf. 537. Ein reich ver⸗ 
zweigter Buſch von ſtrauchigem Habitus, der ſich durch ſeine immergrüne 
Belaubung. die großen, goldgelben Blumen vortheilhaft auszeichnet uud 
wegen ſeines reichlichen Blühens einen Platz in jedem Kalthauſe verdient. 
Die Art, bisweilen auch unter dem Namen L. caespitosum gehend, 
ſtammt von der Inſel Kandia und der Levante. 

Eremurus Bungei, The Garden, Taf. 435. Eine prächtige 
Art aus der noch wenig bekannten Flora des weſtlichen Aſiens. Die 
Blüthenſtengel werden etwa 1½ Fuß hoch, ſie iſt überhaupt kleiner und 
ſchlanker als die benachbarte E. robustus. Botaniſch ſteht fie der aus 
derſelben Region ſtammenden E. aurantiacus am nächſten. Die hell⸗ 
gelben Blumen erſcheinen im Juni und Juli. 

Bomarea oculata, The Garden, Taf. 536. Die Amarylli- 
daceen-Gattung Bomarea wird jetzt durch etwa ! Dutzend ſchönblühen⸗ 
der Arten in unſeren Gärten vertreten; die ſchönſte und neueſte dürfte 
B. Carderi fein. welche nach Gardeners' Chronicle in unſerer Zeit⸗ 
ſchrift ausführlich beſchrieben wurde. (H. G. & Bl.⸗Z. 1876. S. 345). 
Die hier abgebildete (Alstroemeria oculata) gehört ſchon zu den in un- 
ſeren Kulturen recht alten Pflanzen, wird aber trotz ihrer Schönheit in 
Deutſchland nur ſelten angetroffen. Sie tft wie die Mehrzahl von klim⸗ 
menden Habitus und erreichen ihre Schüſſe eine Länge von 4— 8 Fuß. An 
der Spitze derſelben ſtehen die großen karmeſinrothen Blumen in Bü— 
ſcheln, welche für mehrere Wochen an der Pflanze oder abgeſchnitten im 
Waſſer friſch bleiben. 

Cycas Bellefonti, L. Lind & Rod. Eine nach dem Marquis 
de Bellefont benannte prächtige Cycadee von Tonkin, die im Habitus 
an Cycas circinalis erinnert. Soweit ſich nach den verhältnißmäßig 
noch jungen Exemplaren urtheilen läßt, die von der Comp. Cont. 


223 


d’Hort. in Gent direkt aus dem Vaterlande eingeführt wurden, bildet 
dieſe neue Art dünne und ſchlanke Stämme, die mit großen, wolligen, 
braun⸗gräulichen Schuppen überzogen ſind. Die zahlreichen Wedel haben 
eine Länge von 1,50 M. und darüber, ſind gefällig zurückgebogen, ellip— 
tiſch und kahl; die Blattſtiele ſind bis zu 0,40 M. von der Baſis mit 
aufrechten Stacheln verſehen, kurz und faſt dreieckig können dieſe als ru— 


dimentaire grundſtändige Blättchen angeſehen werden. Illustrat. hor- 
tic. 1886, Taf. 586. 


Anthurium Reine des Belges. Eine prachtvolle Hybride 
zwiſchen Anthurium Andreanum und A. Lindeni, die im Etabliſſe— 
ment der C. C. d’H. in Gent gezüchtet wurde und im Habitus an die 
vor kurzem beſchriebene A. Archidue Joseph erinnert. Die Blüthen— 
ſcheide zeichnet ſich durch ungewöhnliche Größe und liebliche roſarothe Fär— 
bung aus, der Kolben iſt von roſa⸗fleiſchfarbener Nuance, die nach der 
Spitze zu beſonders intenſiv iſt. 1. c. Taf. 588. 

Neumannia arcuata, E. Andre. Dieſe hübſche Bromeliacee 
wurde von Edouard André im Jahre 1875 — 76 in der neugranadiſchen 
Provinz Cauca entdeckt, wo ſie auf ſchroffen Felsblöcken ihren Stand— 
ort hat. Sie zeichnet ſich ſofort durch den gebogenen Habitus ihres 
Blüthenſchaftes aus, ſowie auch durch die gelben Blumen und kirſchrothen 
Deckblätter. Die ganze Pflanze iſt unbehaart und hat einen halbholzi— 
gen, aufrechten, ſchwarzbraunen, 50 Cm. bis 1 M. hohen Stamm, der 
mit den Ueberreſten vertrockneter Blätter bedeckt iſt. Die an ſeiner Spitze 
ſtehenden Blätter ſind am Grunde ſtark ſcheidig, dann verengen ſie ſich 
plötzlich in einen ſchmalen Blattſtiel, der von feinen, ſtachligen Zähnen 


berandet wird. Die hellgrüne, lanzettlich-zugeſpitzte Blattſcheibe iſt 


75 Cm. bis 1 M. lang und 7—10 Cm. breit, fein ſtreifig⸗netzartig, und 
oben mit einem rinnigen Mittelnerv ausgeſtattet. Revue hortic. 1886, 
S. 108 mit Abb. 

Cyrtanthus Macowani, Baker. Dieſe hübſche Amaryllidee 
wurde 1871 nach Europa eingeführt; fie ſtammt von Kaffraria und den 
ſüdlichen Provinzen der Cap-Colonie und kommt in unſern Kulturen im 
Juni zur Blüthe. Die Kultur iſt leicht und halten ſich die ſcharlachro— 


then Blumen lange Zeit. (Vergl. H. G. und Bl.⸗Z. 1875, S. 413.) 
Belgique hort. 


Caraguata Osyana, Morr. Die Samen dieſer herrlichen Bro- 


meliacee wurden 1875 von Guſtav Wallis in Ecuador geſammelt. Erſt 


„ 


im verfloſſenen Jahre gelangten einige Sämlinge zur Blüthe, im Lütti⸗ 
cher botan. Garten und bei den Herren Jacob Makoy & Co. Als neue 
Art wurde ſie nach dem Präſidenten der Antwerpener Gartenbau-Geſell⸗ 


ſchaft, Baron Oſy de Wychen benannt. In der Mitte der ſehr vollen 
und weit ausgebreiteten Blattroſette erhebt ſich der mächtige, niedrige 
Blüthenkopf von feuerrothen, eng dachziegeligen und nach außen bogen⸗ 
förmigen Brakteen. Die achſelſtändigen, vereinzelten, röhrenförmgen Blu⸗ 


men ſind kürzer als ihr Deckblatt und von goldgelber Färbung. Die 


glatten und auf beiden Seiten grünen Blätter ſind von etwas lederar— 


liger Beſchaffenheit. Die Pflanze verlangt das temperirte Gewächshaus. 


1 
* 
* 
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Fedia Cornucopiae D. C. var. floribunda plena h. Dam- 


224 


mann. Dies muß nach der uns vorliegenden Abbildung (Garten- 
flora, 1. März 1886, Taf. 1218) eine reizende Annuelle ſein, die ſich 
ſowohl fürs freie Land wie für Topfkultur ſehr gut verwerthen läßt. 


Die typiſche Form iſt bekanntlich eine ſüdeuropäiſche Pflanze und wurde 
dieſe zierliche Varietät von Herrn Sprenger, dem Compagnon des Herrn 


Dammann in Portici unweit Syrakus am Anapo entdeckt. Dort wuchs 


maſſenhaft die einfach blühende unſcheinbare Fedia und unter den Tau⸗ 


ſenden von Individuen entdeckte genannter Herr ein einzelnes Exemplar 
mit gefüllten Blumen von leuchtender Purpurfarbe. Mit demſelben wur⸗ 
den alsdann im Etabliſſement zu Portici mehrere Jahre hindurch Züch- 
tungen angeſtellt und das Reſultat derſelben ergab eine einjährige Pflanze 
allererſten Ranges. Sie blüht faſt das ganze Jahr hindurch, ſelbſt ſchon 


bei einer Wärme von 5° R. Will man dieſelbe zeitig zur Blüthe brin- 


gen, ſo müſſen die ziemlich großen Samen im September in lockere Erde 


ausgeſäet und nach dem Aufgehen pikirt und an einem ſonnigen Platze 


des Kalthauſes überwintert werden. Für Bouquets und als Frühlings⸗ 
gruppenpflanze iſt ſie mit ihrer prächtigen Füllung und leuchtenden Farbe 


unſchätzbar. 
Begonia semperflorens Lk. et Otto var. Sturzii. Dieſe von 


Haage u. Schmidt in den Handel gebrachte und in der Gartenflora 
Taf. 1220 abgebildete Varietät dürfte die jo beliebt gewordene B. sem 
perflorens rosea noch an Schönheit übertreffen, da ihre Blumen größer 


ſind und auf ihren Blättern eine mehr oder weniger bunte Färbung zu 
Tage tritt. 


Begonia incarnata, Ad. Weick. Dieſe von den Herrn Wett⸗ 
ſtein u. Sohn, Handelsgärtner in Luzern aus einer Kreuzung der Be 
gonia Wettsteini mit B. incarnata gezüchtete hübſche Neuheit wird in 
der Illuſtr. Garten-Zeitung (3. Heft 1886, Taf. 7) abgebildet und 
dürfte nächſtens in den Handel gegeben werden. Sie zeichnet ſich durch 
einen reichen Flor lieblich roſafarbiger Blumen aus und gehört zu den 


Winterblütlern. 


Neue öfterblühende Hybrid⸗Roſe Her Majesty. Henry Ben⸗ 
net, der Züchter dieſer Prachtroſe, von welcher die Illuſtrierten Mo- 


natshefte (4. Liefer. 1886) eine colorirte Abbildung bringen, betrach— 
tet dieſelbe als ſeine feinſte Produktion unter den Remontanten. 


Es iſt eine Kreuzung zwiſchen Rmt. Mabel Morison und P. R.“ 
Canarie. Die Farbe iſt genau wie bei La France. voll geöffnet zeigt 
ſie im Innern eine zarte Lachsfarbe. Die Petalen ſind am Rande leicht 


zurückgebogen und in der Form gleicht fie der Baronesse Roth- 
schild. Die ganz hellgelblich grünen Blätter ſind in der Jugend röth— 
lich angehaucht und iſt das kräftige Holz mit dünnen, dichten Stacheln 


beſetzt. Sie ſoll ein außerordentlich kräftiges Wachsthum zeigen, über— 


dies ſehr hart ſein. 


0 


225 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Birne Karl Ernest (Charles Ernest). (Baltet freres in 
Troyes). Eine tadelloſe Tafelfrucht, gleich werthvoll für den Obſtlieb— 
haber wie für den Handelsgärtner. 

Die ſehr große Frucht erinnert in der Form ungemein an die Ba— 
chelier's Butterbirne. Der offene oder halbgeſchloſſene Kelch iſt 
mitteltief eingeſenkt. Stiel ſehr ſtark, dick, kurz und holzig. Die zart— 
grüne Grundfarbe der Schale geht ſpäter in ſchwefelgelb über, an der 
Sonnenſeite iſt ſie dunkelzinnoberroth. Das ſehr weiße, ungemein zarte 
und ſchmelzen de Fleiſch iſt ſehr ſaftreich und fein gezuckert. Das meiſten— 
theils hohlachſige Kernhaus birgt kurze, geſpitzte, ſchwarzbraune Kerne. 
— Die Frucht reift um die Mitte November und hält ſich 6 8 Wochen. 

Der kräftig wachſende Baum iſt auf Wildling wie auf Quitte ver— 
edelt, gleich fruchtbringend. Fruchtgarten Nr. 4, 1886, Fig. 4. 

Weiße Herbſt⸗Butterbirne, Liegel's Winter⸗Butterbirne, Graue 
Herbſt⸗Butterbirne, Holzfarbige Butterbirne. Von dieſen 4 mehr 
oder minder gut bekannten und verbreiteten Birnenſorten finden ſich im 
Fruchtgarten Nr. 5 ſehr ausführliche Beſchreibungen und vorzüglich 
colorirte Abbildungen. Der Verfaſſer, Herr Direktor Stoll hat ſich der 
großen Mühe unterzogen, die Literatur und Synonyme dieſer 4 Sor— 
ten gleichzeitig anzugeben und muß man unwillkührlich ſtaunen, über die 
Menge von Namen, die einem in deutſcher, engliſcher, franzöſiſcher und 
italieniſcher Sprache hierbei entgegentreten, die aber auch andererſeits 
den Beweis liefern, daß man es hier mit überall anerkannten vortreff— 
lichen Birnen zu thun hat. 

Poire Beurr& Alexandre Lucas. Dieſe ſchöne Birne verdankt 
dem Zufall ihr Daſein, Herr Lucas, nach dem ſie benannt wurde, ent— 
deckte dieſelbe in den Wäldern von Blois. 

In der Form und Ausſehen erinnert ſie an die Duchesse oder 
auch an Beurre Die l. Das Fleiſch iſt halb ſchmelzend, weinig, ſehr 
zuckerig und ſaftig. Die reingelbe Schale iſt mit grauen Punkten und 
fahlen Flecken durchzogen. Der dicke, etwas fleiſchige Stengel iſt von 
mittlerer Länge. Kelch klein, offen. Reifezeit November bis Ende De— 
cember, von anderer Seite wird Januar und Februar angegeben. Der 
ſtark wachſende und ſehr fruchtbare Baum bildet ſchöne Paramiden. Bul- 
letin d’arboriculture, März 1886. 


Feuilleton. 


Das Präpariren ſaftreicher Herbarpflanzen. Ueber dieſen Ge— 
genſtand ſchreibt Herr P. Hennings in den „Verhandlungen des Bota— 
niſchen Vereins der Provinz Brandenburg“ XXV, S. 219, Folgendes: 
„Seit 3 Jahren wird auf hieſigem Botaniſchen Muſeum eine dem Di— 
rector desſelben, Herrn Profeſſor Eichler, von Herrn Profeſſor Pfeffer 
anempfohlene Löſung, beſtehend aus 4 Th. Waſſer und 1 Th. Spiri⸗ 
tus, welche mit ſchwefliger Säure geſättigt iſt, zum Conſerviren von 


Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band 42. (1886). 15 


226 


Früchten, Blüthen ꝛc. ſtatt des früher ſtets benutzten Spiritus mit Er- 
folg angewendet. Bereits im Frühjahr 1881 machte ich die Beobachtung, 
daß Pflanzen, z. B. Lathraea Squamaria L, welche eine Zeit lang in 
dieſer Flüſſigkeit gelegen hatten, herausgenommen, nicht nur ſehr raſch 
trockneten, ſondern auch ſtatt der ſonſt beim Trocknen eintretenden ſchwärz— 
lichen Färbung ihr natürliches Ausſehen beibehielten. Hierauf geftüßt, 
habe ich dieſe Verſuche während des letzten Jahres weiter fortgeſetzt, und 
ſind gleichfalls von Herrn Dr. Urban eine Anzahl Begoniaceen und 
Craſſulaceen fürs Herbar des Botaniſchen Gartens auf dieſe Weiſe aus⸗ 
gezeichnet präparirt worden. Selbſtverſtändlich wird dieſe Präparations- | 
methode nur bei denjenigen Pflanzen angewendet, die durch ihren Saft⸗ 
reichthum, durch einen zähen Schleim oder durch eigenthümlich dichte 
Beſchaffenheit der Epidermis ausgezeichnet, ſehr ſchwer trocknen, wie z. 
B. Euphorbiaceen, Craſſulaceen, Cacteen ꝛc., oder auch einen dunklen Farb⸗ 
ſtoff, wie manche Aroideen, Orchideen, Rubiaceen, beſitzen, welcher ſonſt 
beim Trocknen der Blätter und Blüthen zu Vorſchein tritt. b g 
Das Espartogras oder Atocha als Flugſandpflanze. Ruſſi⸗ 
ſchen Blättern zufolge werden mit dieſer Grasart, auch als Halfa oder 
Alfa bekannt (Stipa tenacissima, Lin. = Macrochloa tenacissima, | 
Kunth), welches in Spanien, Portugal, Griechenland und Nord-Afrifa 
wild wächſt, Acclimatiſationsverſuche in den ruſſiſchen Transkaſpiſchen 
Provinzen angeſtellt, um die dort durch Wüſtenterrain im Bau begriffe⸗ 
nen Eiſenbahnlinien damit zu beraſen, insbeſondere den gefährlichen Flug⸗ 
ſand mit ihrer Hülfe feſtzulegen. Dieſes Gras hat in Gemeinſchaft mit 
Lygeum spartum, Lin. von der Mittelmeerregion, einer nahe verwand⸗ 
ten aber nicht ſo guten Grasart, welche ebenfalls Esparto genannt 
wird, ſeit einigen Jahren eine gewiſſe Berühmtheit erlangt, indem es 
ſchon eine ungeheure Maſſe Material für engliſche Papiermühlen gelie⸗ 
fert hat. Es iſt eine hohe und perennirende Art, gedeiht auf irgend 
welchem armen Boden und wildwachſend auf Sand und Kies ebenſo gut, 
wie auf lehmigem oder kalkhaltigem oder Gypsboden, ja kommt ſelbſt 
unmittelbar am Küſtenſaume vor. Die ſehr zähe Faſer verdirbt nicht 
leicht, Taue, Körbe, Matten, Hüte und andere Artikel mehr wurden aus 


derſelben verfertigt. Im Jahre 1870 belief ſich die Einfuhr von Es⸗ 
parto-Tauen nach England auf 18500 Tons, während vom Ro hmate⸗ 
rial ungefähr 130000 Tons eingeführt wurden. Einmal im Jahre, 
zeitig im Sommer wird es gerupft. Von dem ruſſiſchen Kriegsminiſte⸗ 


rium iſt bereits ein Fachmann nach Algerien entſendet worden, um die 
Kultur dieſes ſo werthvollen Graſes an Ort und Stelle kennen zu ler⸗ 
nen. In Oeſterreich iſt übrigens Stipa tenacissima Jedermann wohl 


bekannt, denn aus dem ſchon von Natur aus eng zuſammengerollten 


Blatte dieſer Pflanze beſteht das ſogenannte „Stroh“, welches der gan— 
zen Länge nach durch die Virginia-Cigarren geht. | 
Ueber die Flora der peruaniſchen Anden, ſowie über die Geſchichte 
und den Urſprung der Andenflora legte der durch feine Arbeit: On the 
Origin of the European Alps“ ſchon hinlänglich bekannte engliſche 
Botaniker John Ball der Lin nean Society vor kurzem eine Abhand⸗ 
lung vor. Es iſt insbeſondere der weſtliche Abhang der Cordilleren, 


— 


227 


welchem er feine Unterſuchungen zugewandt hat. Die von ihm angeleg— 
ten Sammlungen weiſen im Zuſammenhange mit anderen Anzeichen da— 
rauf hin, daß die Grenze der alpinen Vegetation, ſoweit die unterſuchte 
Gegend von Peru in Betracht kommt, von früheren Forſchern zu nied— 
rig angegeben wurde. 

In vorliegendem Falle kann kein bedeutender Irrthum bezüglich der 
Höhen obwalten, da ſie ſich auf die Meſſungen der Eiſenbahn-Ingenieure 
ſtützen. Die Erklärung für die verhältnißmäßig hohe Ausdehnung der 

gemäßigten Flora hängt von den eigenthümlichen klimatiſchen Bedingun— 
gen ab. Regen fällt nur ſparſam, die Nächte ſind kalt, Froſt iſt aber 
kaum bekannt, dagegen ſind in der öſtlichen Plateauregion Stürme, ſtar— 
ker Schneefall und Fröſte häufige Erſcheinungen. Ball theilt die Vege⸗ 
tation der von ihm beſuchten Region in eine ſubtropiſche trockene Zone 
von der Küſte bis 7000 Fuß, in eine temperirte bis 12900 und eine 
alpine Zone bis 17000 Fuß über dem Meeresniveau. Die Composi- 
ten machen unter den natürlichen Familien der Andenflora fait ein Vier⸗ 
tel der ſämmtlichen Arten aus, die Gramineen ein Achtel, die Scrophu- 
lariaceen ein Zwanzigſtel, — Crueiferen, Caryophyllaceen und Le- 
guminosen ſind mit je einem Dreißigſtel des Ganzen vertreten. Recht 
auffällig iſt das Fehlen der Cyperaceen und das Auftreten von 4 Cras- 
sulaceen. In Bezug auf das Verhältniß der endemiſchen Gattungen 
und Arten gehört bekanntlich die Andenflora zu den eigenartigſten der 
Erde. Ball ſtimmt mit den Forſchern überein, welche die Südpolarlän⸗ 
der als einen großen Inſelarchipel anſehen und möchte in dieſe Gegen⸗ 
5 den Urſprung der antarktiſchen Typen der ſüdamerikaniſchen Flora 
verlegen. 

Wie im Heimathlande des Kaffeebaums, im Somalilande, bei 
den Benedir, Somali und Bajundi Kaffee getrunken wird, ſchildert ein 
Artikel des „Globus“ in Folgendem: Alle dieſe Stämme, welche das 
Heimathland des Kaffeebaums bewohnen, ſind in hohem Grade auf dem 
Genuß ſeiner Frucht erpicht und betrachten ſie als ein ganz unentbehr— 

liches Nahrungsmittel, aber ſie bereiten weder Kaffee in unſerer Weiſe 
durch einen Aufguß von kochendem Waſſer auf die gebrannten Bohnen, 
noch ſtellen fie in der arabiſchen Weiſe aus dem getrockneten Fruchtfleiſch 
den theeartigen Kiſr dar. Ihre Bereitungsart iſt vielmehr folgende. 
In einem Topfe wird zunächſt Seſamöl oder Butter bis zum Sie⸗ 
den erhitzt; jede Familie hat dazu einen eigenen Topf, den man aus⸗ 
ſchließlich zu dieſem Zwecke verwendet, damit ja nichts von dem Föftli- 
chen Aroma verloren gehe. In das kochende Fett wirft man die Kaffee⸗ 
kirſchen, die man zuvor zerbiſſen hat, damit es beſſer eindringen kann; 
dann ſetzt man einen genau ſchließenden Deckel auf und läßt die Kirſchen 
eine Zeit lang ſchmoren. Mittlerweile haben die Gäſte Platz genommen, 
7 Ei ſpärliche Bekleidung als ſchmalen Ring um die Lenden gewickelt, und 
der Inhalt des Topfes wird in eine Holzſchüſſel gegoſſen und cirkulirt. 
Jeder Anweſende nimmt einen Löffel voll des parfümirten Oeles und 
gef ihn ſich in die rechte Hand; mit der linken beginnt er dann zu— 
nächſt feine Ohren und ſeine Naſe einzuſalben, dann reibt er den Reſt 
auf ſeinen Körper ein, und einer hilft dem andern die Stellen zu reiben, 


& 
h 2: 
3 


; 


228 


die er nicht ſelbſt erreichen kann. Mittlerweile iſt die Schüſſel wieder 


zu der Frau zurückgelangt, welche das Kohlenfeuer mit einem Palmblatt 


unterhalten hat; ſie übergießt nun die geſchmorten Kirſchen mit friſcher, 
geſchmolzener Butter und mit Bienenhonig (malep scuine), oder noch 
lieber mit dem Safte des Zuckerrohres (malep kassab), und nun iſt 
das Gericht fertig. Jeder Gaſt füllt ſich die rechte Hand, die als Taſſe 
dienen muß, mit dieſem Leckerbiſſen, mit der linken holt er aus einer 
anderen Schüſſel den gekochten Dingo (Mais), der die gewöhnliche Nah⸗ 


rung bildet, und tunkt das Fett damit aus. Um dieſe Leckerei giebt der 


Somali alles andere hin; auch die Frauen ſind ſehr begierig darauf, 
doch kommt meiſt wenig genug davon an ſie. 


Surrogate für Thee in Japan. In ſeinem höchſt intereffanten | 
Aufſatze über Thee und Theegebräuche in Japan berichtet Dr. H. 
A. Junker von Langegg („Humboldt“, März, 1886) über folgende Pflan⸗ 


zen, die in jenem Lande als Theeſurrogate geſchätzt werden. 


Nuphar japonicum. Die jungen Blätter dieſer Teichroſe liefern 
ein vorzügliches aromatiſches Getränk von gleicher Farbe wie echter Thee⸗ 
aufguß. Zu dieſem Zwecke werden dieſelben klein zerſchnitten und aus⸗ 


gepreßt, um den Saft zu entfernen und dann ſofort mit kochendem Waſ— 
ſer abgebrüht. 


Desmodium Oldhami. Die Blätter dieſer Süßkleeart Fuji Kanzö, | 
welcher zum Hausgebrauche eigens gebaut wird, werden von dem Land⸗ 
volke der mittleren Provinzen ſtatt des echten Thees unter dem Namen 
Kawara-ch A, „Ziegelthee“ oder Hineri- cha, „gerollter“ oder „ges | 


kneteter Thee“ mit großer Vorliebe gebraucht. 


Andere Surrogate find: Kuko-chä, die Blätter des Bocksdorn, 
Kuko (Lycium barbarum), auch der Lycium chinense, welcher ſich von 
dem anderen durch kleinere Blätter unterſcheidet. Der Aufguß iſt von 


dunkelgrüner Farbe und fadem Geſchmacke. — Maira-chä, die Blätter 


von Kara-kogi, eine Art Ahorn, urſprünglich aus China. — Mugi- 
cha, Gerſtenthee, aus jungen Gerſten- oder Weizenhalmen, welche auch 
bisweilen dem Pulverthee zur Verbeſſerung der Farbe beigemengt wird. 
Der Aufguß iſt jedoch gleichfalls ziemlich geſchmacklos. Auch die jungen 


Blätter der Flußweide, Kawa Yänagi (Salix japonica) u. des Maul⸗ 
beerbaums Kuwa (Morus alba) werden als Surrogate benutzt. 

Botaniſche Erforſchung der chileniſchen Anden a der ee 
Jahre unternahm Profeſſor Fr. Philippi eine Reiſe nach 


ſen Vater, Dr. R. A. Philippi, der ſeit vielen Jahren in Chile anſäſſig 
iſt, ſich um die Erforſchung der dortigen Flora große Verdienſte erwor— 
ben hat, in einem vom 21. Auguſt 1885 datirten Briefe an Sir J. 
Hooker einige intereſſante Details, die wir der Zeitſchrift „Nature“ 
entlehnen. 


etwa 100 Menſchen bewohnt wird. Von dort gelangte der Reiſende, 


er Provinz 
Tarapaca in Chile und über die günſtigen Erfolge derſelben giebt deſ⸗ 


Die Reiſe dauerte 110 Tage, erſtreckte ſich von Copiapo bis zum 
Fluſſe Camarones, welcher gegenwärtig die Grenzſcheide zwiſchen 
Chile und Peru ausmacht. Zunächſt ging es nach Antofagaſto, 
einem kleinen, 3570 M. über dem Meere gelegenen Orte, welcher von 


229 


immer dem wüſten Hochplateau folgend, nach Huasco de Tarapaca, 
3500 —4200 M. über dem Meeresniveau und bewerkſtelligte von da end— 
lich ſein Wiederhinabſteigen in die Ebene, — eine Streiftour, welche 8 
Breitegrade umfaßte. Dieſes Hochplateau wird faſt ausſchließlich aus 
einem trachytiſchen Lavabett gebildet und trifft man auf demſelben eine 
Anzahl ausgeſtorbener Vulkane an. Drei derſelben ſind höher als der 
Chimborazo, nämlich der Llullaillaco, 6600 M, der Tumiza, 

6540 M., und der Pular 6500 M. Man ſtößt daſelbſt auf viele 
große Salzſeen und ſind mehrere derſelben vollſtändig ausgetrocknet. Die 
Vegetation im öſtlichen Theile iſt weniger armſelig als im weſtlichen und 
dürfte dies vielleicht dem alleinigen Einfluſſe der Winde zuzuſchreiben 
ſein. Die Zahl der bei dieſer Gelegenheit geſammelten Pflanzenarten 
beläuft ſich auf über 400, von welchen wenigſtens die Hälfte noch unbe- 
kannt ſein dürfte. Eine Polylepis (ohne Blumen) fand ſich nur in einem 
Steinbruch, nicht weit davon, bei einer Meereshöhe von 3700 M. wuchs 
auf einer Adesmoma die paraſitiſche Pilostyles Baterii, welche zur ſel— 
ben Familie gehört wie die Rafflesien. Von Farnen ſeien hier genannt: 
Pellaea ternifolia, Cheilanthes micropterus und eine ſchöne, wahr— 
ſcheinlich neue Cincinnalis spec. Compositen find am reichſten ver- 
treten, im Ganzen 94 species, dann folgen die Gramineen mit 42 spe- 
cies, unter welchen eine neue aus der Gattung Munroa, die Legumi- 
nosen mit 28 — 29, die Verbenaceen mit 15, Solanaceen mit 28, 

Chenopodiaceen mit 15 species. Nach Philippis Anſicht dürften 9 
oder 10 dieſer Pflanzen neue Gattungen ausmachen. Einige unter ihnen 

ſind höchſt eigenthümlich, beiſpielsweiſe eine Verbenacee, die in kleinen 

hemiſphäriſchen Büſcheln wächſt, im Ausſehen gleicht fie ganz einer Com- 
posite. Auch eine andere Gattung, welche zuerſt an Tribulus erinnert, 
muß noch erwähnt werden. 

Die Fortpflanzung der Lycopodien. Im zweiten Hefte dieſes 
Jahrgangs unſerer Zeitung (S. 86) gaben wir eine, dem „Humboldt“ ent— 
lehnte Notiz über die Entwicklungsgeſchichte der Lycopodien wieder. Mitt- 
lerweiſe hat Dr. Treub, der Direktor des bot. Laboratoriums in Buitenzorg 

auf Java die Prothallien einiger tropiſcher Lycopodien, insbeſondere von 

- Lycopodium cernuum entdeckt und auch die Geſchlechtsorgane aufgefunden. 

Das Prothaklium von Lycopodium cernuum iſt von cylindriſcher 
Form und höchſtens 2 mm hoch. Es wird von einem Büſchel geſchweif— 
ter und gebuchteter Lappen gekrönt, während am unteren Ende Wurzel— 
haare entſpringen, in deren Mitte ein knolliger Anhang ſichtbar wird. 
Die untere Hälfte des Vorkeims, welche ſich im Boden befindet, enthält 
nur wenig Chlorophyll; die obere Hälfte dagegen enthält viele Chloro— 
phyllkörner in ihren Zellen und beſonders die Lappen an der Spitze 
ſind von tiefgrüner Farbe. 

N Das Prothallium iſt monoeciſch und die Antheridien und Archego— 
nien ſitzen an ſeinem oberen Theil, unterhalb der Nähe der Lappen, wo 
ſie eine Art Krone oder Ring bilden. 

Die erſte Entwicklung des Prothalliums aus der Spore geht ganz 
in der Weiſe vor ſich, wie es de Bary von Lycopodium inudatum 
beſchrieben hat: Die äußere Sporenhaut platzt in drei Riſſen auf und 


230 


der Plasmainhalt tritt, umhüllt von der inneren Sporenhaut heraus. 
Er theilt ſich zunächſt in zwei Zellen, von denen die eine weitere Thei— 
lungen eingeht, während die andere ungetheilt bleibt. Weiterhin werden 
aber die Theilungen der erſteren, welche durch abwechſelnd geneigte 
Wände erfolgen, zunächſt ſiſtirt; die Endzelle verlängert ſich und theilt 
ſich hierauf durch eine Querwand. Dieſer Theilungsmodus wiederholt 
ſich und es wird jo ein Zellfaden gebildet, welcher ſich bald verdickt, in⸗ 
dem auch Längstheilungen auftreten. Es entſteht ſo ſchließlich das Pro— 
thallium in ſeiner oben geſchilderten Form; der knollenförmige Auswuchs 
deſſelben iſt nichts anderes als der durch die allererſten Theilungen ent⸗ 
ſtandene „Tubercule primaire“. 

Was nun die Sexualorgane betrifft, ſo ähneln die Antheridien nach 
Entwicklung und Geſtalt denen der Ophioglosseen und Marat- 
tiaceen. Sie entſtehen aus je einer oberflächlich gelegenen Zelle, welche 
ſich durch eine der Außenwand parallele Scheidewand in eine innere und 
eine äußere Zelle theilt. Erſtere, die Centralzelle, produzirt durch wie— 
derholte Theilungen die Spermatozoiden „ welche ähnlich wie bei Sela- 
ginella zwei Wimpern tragen. 

Die Entwicklung der Archegonien iſt die gewöhnliche, doch fehlt wie 
bei den Ophioglosseen und Equisetaceen die Baſalzelle. Der Archego— 
niumhals iſt kurz, aber immerhin länger als bei den Marattiaceen. 

Normalerweiſe entſteht aus dem Prothallium nur eine Pflanze, da 
ein Archegonium über die anderen die Oberhand gewinnt. Die Primär⸗ 
wurzel erſcheint an der ganzen Pflanze ſehr ſpät; vor ihrem Auftreten 
iſt letztere ganz auf die Wirkſamkeit von Wurzelhaaren angewieſen. Dies 
ſowie der Mangel einer inneren Differenzirung (Fehlen der Gefäßbündel) 
verleiht der jungen Pflanze eine große Aehnlichkeit mit dem Prothallium, 
aus dem ſie hervorgeht. Dieſe Uebereinſtimmung zwiſchen der unge— 
ſchlechtlichen und der geſchlechtlichen Generation, welche ſich bei den Cryp- 
togamen nirgends in gleichem Maße vorfindet, erſcheint nach Treub 
als eine beſonders intereſſante Thatſache. (Annales du Jard. bot. de 
Buitenzorg, Vol. IV., Part. II.) | 

Gefüllte Aurikeln. Obwohl die Aurifeln vor einigen Jahrzehnten 
eine ſehr geſchätzte Florblume waren, für welche man ganz ſcharfe Schön: 
heitsregeln aufgeſtellt hatte, ſo war man doch gar nicht darauf ausge⸗ 
gangen, gefüllte Varietäten zu ziehen und zu vermehren. So 3 B. zählt 
der 1854 erſchienene fünfte Band von Boſſe's „Handbuch der Blumen⸗ 
gärtnerei“ zwei ſolche Varietäten auf: fore nigro pleno und flore rubro 


duplici, welche ſich damals allein im Handel befanden. Gegen Ende der 7 


Siebziger Jahre erſt hatte der als Aurikelzüchter bekannte thüringiſche 
Maler Heufler eine Sammlung von 100 Stück gefüllten Aurikeln er⸗ 


zielt, die nach feinem Tode an einen Engländer verkauft wurden und da- 


mit wieder für das Allgemeine verſchwanden. | 
Für dieſes Jahr nun wird von der Firma Vilmorin Andrieux, un⸗ 

ter den von ihr felbſt erprobten Sämereien, als eine ganz beſondere Ac⸗ 

ae Samen der Aurikel von Liege mit gefüllten Blumen in der glei— 

chen Farbenmiſchung wie die bisherigen einfachen angeboten Die Blu- 

Aae ſind etwas weniger hoch, die Blumen aber ebenſo groß, wie 


231 


bei den bekannten großblumigen typiſchen Formen. Dieſe Blumen haben 
mehrere Reihen ineinandergeſchachtelter Corollen, deren Ränder ſich dach— 
ziegelförmig ſehr ſchön übereinanderlegen, ſo daß ſie eine volle Blume, 
im Kleinen einer ſchönen gefüllten Camellienblume ähnlich, bilden. Die 
einzelnen Abſchnitte jeder Corolle runden ſich ab und drehen ſich leicht 
einwärts, welches dem Enſemble der ganzen Pflanze ein ſehr graciöſes 
Ausſehen giebt. Dieſe neue Aurikelrace producirt ſich getreu aus Sa⸗ 


men, ſowohl was die Füllung der Blumen, als auch die Verſchiedenheit 


der Färbung betrifft, welche ebenſo lieblich wie ſonderbar auftreten. Es 


iſt jedenfalls eine gute Pflanze zur Topfkultur. 


Die Methode, nach welcher es möglich ſein ſoll, ſechs Monate nach 
der Aus ſaat Aurikelblumen zu haben, iſt kurz folgende: 

Der Samen wird nach dreitägigem Einweichen in Waſſer in Käſt— 
chen zeitig im Frühjahr ausgeſät, indem man die Samen auf der Miſt⸗ 
beet⸗ oder Torferde, womit die Käſtchen über einer zollhohen Scherben— 
oder Steinchenunterlage angefüllt ſind, andrückt und mittelſt eines Schwam⸗ 
mes anfeuchtet. In einem lauwarmen Miſtbeete, in welches die Käſtchen 
eingeſenkt werden, keimen die Pflänzchen nach 12 bis 14 Tagen, wenn die 
Fenſter während dieſer Zeit geſchloſſen gehalten und etwas beſchattet wer⸗ 
den. Vier bis fünf Wochen darnach werden die Pflänzchen mit drei bis 
vier Blättern, die man ſchon etwas an Luft und Licht gewöhnte, in Töpfe 
auf 2 em Entfernung pikirt. Berühren ſich die Pflanzen hier, ſo wird 
das Verpflanzen auf größere Diſtanz und, wenn nöthig, noch ein drit— 
tesmal auf 7 bis 10 em Entfernung wiederholt. Die Erde bleibt, ſo— 
wie der Untergrund aus Steinbröckchen, der gleiche, nur kann man dann 
etwas Holzerde (von alten Weidenſtämmen und dergleichen) zumiſchen. 
Man hält die Pflanzen möglichſt feucht, exponirt ſie ganz der Luft und 
Sonne durch Fenſterabn ahme, und ſchützt fie nur gegen die zu heiße Mit— 
tagshitze. Nach drei bis vier Wochen, wie die Aurikeln etwas erſtarkt 


ſind, fängt man an, ſie mit Malzkeimwaſſer zu begießen und wiederholt 


dies alle 14 Tage. Dieſes Malzkeimwaſſer wird durch Vermiſchen einer 


verhältnißmäßigen Quantität Malzkeime mit der ſechsfachen Quantität 
Waſſer erzeugt, indem man die Maſſe in einem Bottich acht bis zehn 


= 


Tage gähren läßt und es erſt dann verwendet. 


Auf dieſe Weiſe werden die Aurikeln ſchon im Juli und Auguſt zu 


blühen anfangen und kann jeder Liebhaber ſich in ganz kurzer Zeit über— 


zeugen, ob der angebotene Same auch richtig die verſprochenen gefüllten 
Sorten beingt. (Wiener illuſtr. Garten-Zeitung). 

Die roſenrothe Zwiebelkartoffel wird in der Zeitſchrift für land— 
wirthſchaftliche Gewerbe (Nr. 1, 1886) als eine ſehr reichlich tra— 
gende Sorte empfohlen; ſie ſoll außerdem einen hohen Kältegrad vertra— 
gen und in jedem Boden gut gedeihen. — Nach Gumbiner beſteht ſie 
aus folgenden Stoffen: 


Stärkemehl. 25,00] 27 unlösliche 2 = 
Seltulofe e. . 2,00 Subſtanzen = 
— · 1400 2 
Gummi, Salz. 4,00 a 
Beer tar; 68,00 8 


232 


Ein neuer Schmarotzer auf Apfelbäumen. Seit einiger Zeit 
wird in Mitteldeutſchland ein neuer Feind des Apfelbaumes beobachtet, 
es iſt dies ein Pilz (Erysiphe pannosa), welcher wie ein weißlicher Schim⸗ 
mel die jungen Zweige befällt. Die Bäume fangen zu kränkeln an und 
bleiben die Früchte unvollkommen. Man hat den Schwefel ohne Erfolg 
angewandt und ſomit bleibt nichts anderes übrig, als die befallenen Triebe 
mit den daran haftenden Perithecien im Herbſte zu verbrennen. 


Beobachtungen der Vegetation der Baggerplätze in der Umge⸗ 
gend von Hamburg In der „Geſellſchaft für Botanik zu Ham- 
burg“ ſprach Herr W. Zimpel über dieſes Thema, ſuchte darzuthun, 
daß die Zuſammenſetzung der Pflanzenarten dort zum Theil ſehr auf- 
fallend und eigenthümlich ſei. Um dieſes weiter zu begründen, wurden 
vom Vortragenden einige ſeltenere Pflanzen dieſer Standorte aus der 
Gegend der Uhlenhorſt vorgelegt, wie Vicia lutea, V. villosa, Solanum 
Lycopersicum, S. humile, Atropa Belladonna, Datura Stramonium, 
Althaea hirsuta, Salvia verticillata, Echinospermum Lappula, Sily- 
bum marianum, Lepidium sativum, Bunias orientalis, Coronopus 
didymus u. a. m. 

Europas Zuckerproduktion. Nach „Warsch. Dnewn“ war die 
Zuckerproduktion in den einzelnen Staaten Europas in den letzten zwei 
Jahren folgende: 


1884/85 1885/86 

Pfund. Pfund. 
In Deutſchland . .. 2.760,000.000 1.980,009.000 
„ Oeſterr.⸗ Ungarn.. 1.320,000.000 780,000.000 
„ Frankreichch h.. . 758,400.000 660,00.000 
Belgien win um TOT 132,000.00 
„ Holland 91,200.000 72,000.000 
„ a een eee 912,000.000 1.080,000.000 
„ d. übrig. Ländern. 24,000.000 24.000000 


Zuſamnten 6.076,800.000 4.728 000000 
Demnach wird in der gegenwärtigen Zuckercampagne ein Deficit von 
1, 348,800,000 Pfund erwartet. Mit Ausnahme von Rußland tritt uns 
in allen Staaten Europas ein Zuckerdeficit entgegen. In Rußland wird 
der Ueberſchuß auf 163,00 1.000 Pfund geſchätzt. Somit dürfte Ruß— 
land in dieſem Jahre auf dem europäiſchen Zuckermarkte den zweiten Platz 
in Bezug auf die Quantität des von ihm producirten Zuckers einnehmen. 


Ein neues nervenerregendes Getränk als Gegenmittel für über— 
mäßigen Genuß alkoholiſcher Getränke. Das aus der Cocapflanze, Ery- 
throxylon Coca gewonnene Alkaloid, Cocain, welches bekanntlich in 
der Arzneimittellehre eine gewiſſe Bedeutung erlangt hat, neuerdings auch 
gegen die Seekrankheit empfohlen wurde, iſt ſeit einiger Zeit in den Ver— 
einigten Staaten ein ſehr beliebtes Reizmittel geworden. Die „New- 
Vork Sun“ berichtet darüber: Jetzt kann man faſt in jeder Apotheke 
Sodawaſſer bekommen, welches einen mehr oder weniger ſtarken Cocain— 
Aufguß enthält. Männer und Frauen trinken davon den ganzen Tag, 
wie ſie früher bloßes Soda- oder Selterswaſſer getrunken haben. So— 


233 


gar die Schenkwirthe ahmen das Beispiel der Apotheker nach uud liefern 
ihren Kun den, deren Nervenſyſtem durch den übermäßigen Alkoholgenuß 
gelitten hat, Cocain bald in dieſer bald in jener Form. Es übt auf 
das Publicum große Anziehungskraft aus, weil diejenigen, welche es in 
den Handel bringen, behaupten, es kräftige die Nerven und leiſte Erſatz 
für alkoholiſche Getränke. Es iſt indeß noch weit ſchlimmer als das 
Morphium, und ſchon jetzt wiſſen die Aerzte von zahlreichen Vergiftungs— 
fällen zu berichten, welche mit ſchrecklicheren Erſcheinungen auftreten, als 
dies beim Morphinismus der Fall iſt. Merkwürdigerweiſe erfreut ſich 
das neue Reizmittel unter den Temperenzlern einer beſonderen Gunſt. 


Eine Gruppe Imantophyllum in 26 Varietäten eigener Züch⸗ 
tung, von E. Neubert, Hamburg. 


In der letzten Zeit werden faſt in jeder Offerten-Zeitung Imanto- 
phyllum (Clivia miniata) Sämlinge von nur großblumigen Sorten of— 
ferirt, doch glaube ich mit Beſtimmtheit behaupten zu können, daß die 
wirklich großblumigen Sorten in ſo großen Maſſen noch nicht vorhan— 
den ſind, um dieſelben hundertweiſe offeriren zu können. Die erſten gu— 
ten Sorten wurden im Anfang der Sechziger Jahre in einem Privat— 
garten in Neumühlen bei Altona gezogen und ſind bis in die Siebziger 
Jahre nur hier in Hamburg bekannt geworden. 1874/75 verkaufte reſp. 
vertauſchte der Züchter dieſe Pflanzen an verſchiedene Firmen (Gärtne— 
reibeſitzer) in Gent und zwar vielleicht 40 — 50 große ſtarke Exemplare. Von 
dort aus wurden dieſe Imantophyllum zu enorm hohen Preiſen offe— 
rirt und auch nicht mit Unrecht, denn dieſe Pflanzengattung läßt ſich nicht 
wie Azaleen und Camellien vermehren, um dieſe Sorten echt zu behalten, 
ſo daß ſich meiner Ueberzeugung nach nur wenige Handelsgärtner ge— 
funden haben, ſolche Preiſe zu zahlen; dieſe Preiſe in Catalogen haben 
ſich jo hoch gehalten, bis ich 1883 meine Züchtungen auf der großen 
internationalen Gartenbauausſtellung in Gent ausgeſtellt. Das Jahr 
darauf, alſo 1884, waren allerdings die Preiſe für die Sorten bedeutend 
heruntergeſetzt; nun wird mir doch jeder Gärtner zugeben, daß inner— 
halb 2 Jahren ſich nicht mit einmal von dieſen großblumigen Imanto- 
phyllum Tauſende ziehen laſſen. Ich will nicht in Abrede ſtellen, daß 
die alte gewöhnliche Sorte ſchon vorher in vielen Händen geweſen iſt, 
doch iſt damit nicht geſagt, daß wenn man dieſe mit großblumigen Sor— 
ten befruchtet, man von der nächſten Ernte ſchon großblumige erhält. 
Es ſind jetzt einige zwanzig Jahre, daß ich mich mit der Kultur und 
Kreuzung dieſer Pflanzengattung beſchäftige, es iſt mir aber erſt vor 3 
Jahren gelungen, von meinen ſämmtlichen Mutterpflanzen, was aller— 
dings nur das Schönſte und Beſte iſt, welches von dieſer Art bis jetzt 
exiſtirt, 1000 Korn zu ernten; ſelbſtverſtändlich ſteigt dieſe Ernte ſeit je— 
ner Zeit von Jahr zu Jahr; in dieſem Frühjahr habe ich ſogar ſchon 
4000 Korn geerntet. Von dieſen Sämlingen, wie dieſelben auch ſind, 
kann ich mit Beſtimmtheit behaupten, daß es nur großblumige Sorten 


234 


find. wenn dieſelben auch nur nach dem Vater oder der Mutter ſchla— 
gen, denn nach meiner langjährigen Erfahrung habe ich gefunden, daß 
die Blumen der verſchiedenen Jahrgänge immer beſſer und ſchöner ge⸗ 
worden ſind. Nach dem oben Geſagten wird Jeder einſehen, daß es ein 
Ding der Unmöglichkeit iſt. daß, wenn wirklich auch verſchiedene Gärtne⸗ 
reien ein oder mehrere großblumige Sorten in Beſitz haben, ſie im 
Stande find, dieſelben Hundertweiſe anzubieten; bekanntlich hat jede Sa— 
menkapſel höchſtens 5-6 gute Samenkörner. Ich glaube, ohne arro— 
gant zu ſein, behaupten zu können, daß ich von dieſer Pflanzengattung, 
das beſte und größte Sortiment, welches überhaupt bis jetzte exiſtirt, be— 
ſitze. Das oben Geſagte ſoll überhaupt nur dazu dienen, die Pflanzen 
nicht alle hin ſichtlich des Preiſes über einen Kamm zu ſcheeren, denn der 
Unterſchied iſt ein ganz bedeutender, wie auch die Zeit lehren wird. 

Gleichzeitig erlaube ich mir Alle, welche ſich für dieſe Pflanze inter— 
eſſiren, hierdurch freundlichſt einzuladen, ſich von der Vollkommenheit 
und Schönheit des Blumenflors zu überzeugen; es ſtehen von jetzt an 
bis vorausſichtlich Ende April immer mehrere meiner Sortimentspflan⸗ 
zen in meiner Verkaufshalle Hamburg Hohenfelde) Güntherſtraße Nr. 
54 in Blüthe zur gefälligen Beſichtigung. 

Eine photographiſche Aufnahme ) einer jetzt in meiner Halle ausge⸗ 
ſtellten Gruppe meiner Züchtungen in 26 Sorten liegt bei im Maß— 
ſtab 1: 10. E. Neubert. 


Empfehlenswerthe Gemüſe. 
(Salate.) 


Die Neuzeit hat uns mit einer ganzen Anzahl ſchöner und äußerſt 
culturwürdiger Salatſorten bereichert, die wohl verdienen, daß ſie Ein⸗ 
gang in unſere Gärten finden und ein Theil der alten, minderguten Sor 
ten ausgeſchieden werde. Ich habe zum Behufe Auffindung der beſten 
Sorten durch 5 Jahre Culturverſuche mit 62 Salatſorten vorgenom⸗ 
men Die Samen, Originalſaat, wurden aus den verſchiedenſten Gegen— 
den bezogen und führe ich dieſelben nachſtehend an: 


a) Italieniſche Sorten: 

1. Roma. Unter den italieniſchen Salaten für freie Landcultur 
ſchätze ich dieſe Sorte als die beſte. Die Sorte zeichnet ſich durch feſte, 
zarte Köpfe von äußerſt langer Haltbarkeit aus. Die Farbe der Köpfe 
iſt ein ſchönes Lichtgelb, die Blattränder ſind leicht gebräunt. Der Kopf 
ſchließt ungemein feſt, iſt von zartem Geſchmack und ausgezeichnet durch 
enorme Größe. 1 

2. Maddaloni. Bildet große feſte Köpfe und iſt ſehr wohl- 
ſchmeckend, hält ſich ſehr gut. | 

3. Albano. Bildet mittelgroße bis große ſehr feſte Köpfe, die 


*) Wir können nur bedauern, dieſelbe hier nicht wiedergeben zu koͤnnen. 


235 


ſich durch ihre ſchöne gelbe Farbe beſonders auszeichnen, mithin zum 
Marktverkauf ſehr geeignet ſind. Für Sommerkultur iſt dieſe Sorte 
ganz vortrefflich, da die Köpfe lange geſchloſſen bleiben. 


b) Franzöſiſche Sorten. Zu den beſten franzöſiſchen Sorten, 
die hier in unſerem Klima gut gedeihen, zählen die folgenden: 
1. Pelletier. Hervorragend durch die ungemein großen, feſten, 
hellgrünen Köpfe, die Blätter ſind fein gezackt und gefranſt, es hat der 
ganze Kopf ein endivienartiges Ausſehen. Die Köpfe halten ſich in gro— 
ßer Hitze lange, es iſt dieſe Sorte eine unſerer beſten Kochſalate. 


2. Perpignaner Dauerkopf. 


3. Perpignaner rothkantiger Dauerkopf. Beide ſind ganz 
vortreffliche Marktſorten, die ſich durch große, ſchöne, feſte Köpfe und 
zarten Geſchmack auszeichnen; auch die Köpfe dieſer 2 Sorten bleiben in 
der größeſten Hitze längere Zeit geſchloſſen. 

Empfehlenswerth ſind noch 

4. Lorthois, 

5. Non plus ultra (Pariſer Zucker) und 

6. Merveille (Besson rouge). Es iſt dies ein dunkelgrüner 
Salat mit Bronzeroth geſprenkelt, der ſich ganz ſpeciell als Winterſalat 

unter allen am beſten bewährt hat. 

Die franzöſiſchen Salate unterſcheiden ſich im äußeren Anſehen we— 
nig von den italieniſchen, auch dieſe ſind wie jene widerſtandsfähig gegen 
größere Hitze, faſt alle ſind ausgezeichnet durch ſchöne, meiſtens ſehr große 
feſte Köpfe. Wohl aber ziehe ich hinſichtlich des Geſchmackes die italieni— 
ſchen Salate den franzöſiſchen vor; erſtere haben einen ganz beſonders 
zarten, angenehmen, erfriſchenden Geſchmack, wohingegen ich bei den fran— 
zöſiſchen Salaten ſtets einen leiſen Anflug eines bitteren Geſchmackes her— 

ausfand. 

c) Deutſche Sorten. Auch einige deutſche Sorten kommen den 
oben angeführten hinſichtlich Schönheit, Feſtigkeit, Größe und angeneh— 
men Geſchmack des Kopfes gleich, doch habe ich die Erfahrung gemacht, 
5 daß die Köpfe derſelben in unſerem heißeren Klima ſobald die Sonne 
mehr activ wird, leicht in Samen gehen, fie find entſchieden in großer 
Hitze weniger widerſtandsfähig als die italieniſchen und franzöſiſchen Sor— 
r für den erſten Bedarf im Frühling ſind es aber ganz vorzügliche 

. 

Erfurter Dreienbrunner hat ſich hier am beſten bewährt, 

es it ein ſchöner, guter Marktſalat, die Köpfe ſind groß, feſt, von an— 
€ genehmer Farbe und zartem, feinem Geſchmacke. 
* 2. Trotzkopf, großer, brauner. Bildet große, feſte Köpfe; 
dieſe Sorte hielt ſich von den zum Verſuch cultivirten Sorten am 
längſten. 
8 3. Goldgelber, früher Steinkopf. Hervorragend durch die 
Aäußerſt feſten, mittelgroßen, goldgelben Köpfe, eine gute Marktſorte, die 
aber ſchnell verkauft werden muß, da die Köpfe bei warmer Witterung 
ſchnell in Samen ſchießen. 


r BEER 13 


236 


4. Benarys Goldforellen. Von den Salaten mit bunter Be⸗ 
laubung der ſchönſte. Er bildet feſte Köpfe, deren goldgelbe Blätter 
ſchön braunroth geſprenkelt ſind; ſie ſind ſehr zart und wohlſchmeckend, 
für die Decoration der Tafel, zum Garniren verſchiedener Schüſſeln wird 
dieſer Salat von keiner Sorte übertroffen, hält ſich aber leider in der 
großen Hitze nicht. | 

d) Engliſche Sorten. Dieſe kommen in Betreff der Haltbar- 
keit des Kopfes, Geſchmack ſchöner Form, Größe und Farbe den deutſchen 
gleich. 

1. Satisfaction, bildet große, feſte Köpfe, die zart und wohl— 
ſchmeckend ſind. 

2. Early Prizehead, buntblättrige Sorte, Blätter grün mit 
Roth geſprenkelt, bleibt hinſichtlich des ſchönen Anſehens des Kopfes hin— 
ter den Goldforellen zurück. 

3. Wheeler's Tom Thumb. Ebenfalls ein ganz vortrefflicher 
Salat, der ſich durch mittelgroße, aber ſehr feſte Köpfe auszeichnet, für 
Frühcultur im freien Lande ſehr gut. Ilſemann 

im „Fruchtgarten.“ 


Garteubau-Vereine u. ſ. w. 


Programm für die große Roſen-Ausſtellung veranſtaltet vom Gar— 
tenbau-Verein für Hamburg, Altona und Umgegend in Verbin⸗ 
dung mit dem Verein deutſcher Roſenfreunde vom 9. bis 12. Juli 
1886 im Zoologiſchen Garten zu Hamburg. 

Unter dem offiziellen Titel: Gr. Roſen-Ausſtellung ſoll eine große 
allgemeine Sommer-Ausſtellung von Pflanzen und Blumen veran— 
ſtaltet werden und hoffen wir zuverſichtlich, daß das geplante Blumen- 
feſt den vorangegangenen würdig an die Seite geſtellt werden kann. — 
Das uns vorliegende Programm iſt ein reichhaltiges, es umfaßt 167 
Concurrenz-Nummern, für welche zahlreiche und bedeutende Preiſe 
ausgeſetzt ſind. 


Deutſche Pomologenverſammlung und Obſtausſtellung 
in Meißen. In Meißen findet im Herbſte d. J. und zwar in der 
Zeit vom 29. September bis 3. October eine mit der 9. Verſammlung 
deutſcher Pomologen und Obſtzüchter verbundene deutſche allgemeine Obſt⸗ 
ausſtellung ſtatt und hat der Stadtrath in Meißen auf Erſuchen des 
Landesobſtbauvereins für dieſen Zweck in der bereitwilligſten Weiſe die 
Räume der Bürgerſchule am Neumarkte zur Verfügung geſtellt, die ſich 
vorzüglich dafür eignen. Von Vereinen ſind für dieſelbe eine Anzahl 
Ehrenpreiſe zugeſagt, ſo vom Gartenbauverein für Hamburg, Altona 
und Umgegend ein ſilberner Ehrenbecher, vom Vereine zur Beförderung 
des Gartenbaues in den preußiſchen Staaten und von der Gartenbau— 


237 


geſellſchaft „Flora“ in Dresden goldene Preismünzen, vom Fränkiſchen 
Gartenbauvereine in Würzburg ſilberne Preismünzen, weitere ſtehen in 
ſicherer Ausſicht. Das reichhaltige Ausſtellungsprogramm wird in kür— 
zeſter Zeit zur Veröffentlichung gelangen, auf Wunſch ertheilt ſchon jetzt 
Herr Garteninſpector Lämmerhirt in Dresden-Neuſtadt, Nordſtraße 16, 
jede Auskunft über die Ausſtellung. 


ern. 


Planten- Terminologie of alphabetische Verzameling van 
Kunstwoorden de Planten betreffende, met hunne Vertaling ten 
Dienste van Tuinlieden, Bloemisten en Bloemenvrienden bijeen— 
gebracht door A. Fiet Hortulanus aan de Rijks Universiteit te 
Groningen. Assen, Willem van Gorcum. 1885. 

Wir nehmen gern Gelegenheit, auf dieſe kleine Schrift, eine Zuſam— 

menſtellung und kurze Erläuterung der in der Gärtnerei beſonders häu— 

fig vorkommenden botaniſchen Kunſtausdrücke hinzuweiſen, von weiterem 
müſſen wir leider wegen des uns unbekannten Idioms abſehen. Red. 


Verzeichniß der eßbaren Pflanzen Japans von Mueller-Beeck, 
Yokohama. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues 
in den Kgl. Preußiſchen Staaten hat dieſe kleine Arbeit veröffent— 
licht und ſeinen Mitgliedern mit folgender Notiz zugeſchickt: „Seitens 
des Konſulats-Aſpiranten Mueller-Beeck zu Yokohama iſt ein Verzeich— 
niß derjenigen Pflanzen, welche die Japaner entweder direkt als Gemüſe 
und Gewürze verwenden oder aus denen ſie Gewürze und Medikamente 
bereiten, unter möglichſt genauer Angabe der botaniſchen wie der japa— 
niſchen Bezeichnung aufgeſtellt worden und durch Vermittelung des Kai— 

ſerl. General-Eonfulats zu Yokohama nach Deutſchland gelangt. Da 
daſſelbe unſeres Wiſſens das erſte vollſtändige Verzeichniß dieſer Art iſt, 
ſo wird die Veröffentlichung deſſelben von allgemeinem Intereſſe ſein und 
laſſen wir daſſelbe mit dem Bemerken folgen, daß der Herr Verfaſſer 
den deutſchen Gärtnern und Landwirthen, welche Gemüſebau treiben, vor— 
zugsweiſe die japaniſchen Rüben und Bohnen empfiehlt, von denen ſei— 
ner Annahme nach die meiſten in Deutſchland gut gedeihen würden. 
5 Wir bemerken ferner, daß dem Herrn Reichskanzler Sämereien der 
mit einem Stern verſehenen Sämereien eingeſendet worden ſind, welche 
auf Anordnung des Herrn Miniſters für Landwirthſchaft, Domänen und 
Faorſten verſuchsweiſe ausgeſäet werden ſollen und behalten uns weitere 
Mittheilung über den Erfolg der Anpflanzungsverſuche vor. 
N Vielleicht dürfte folgende Notiz hier im Anſchluß von Intereſſe 
fein. Das geſammte Ackerbauland des Kaiſerreichs Japans beträgt nur 
16,822,500 preußiſche Morgen. Aber es iſt ſo fruchtbar und gut kulti— 
bvirt, daß es eine Bevölkerung von 37 Millionen — jo groß wie die 
Frankreichs — ernährt, Reis iſt das hauptſächlichſte Produkt und davon 
werden jährlich 200,000,000 Scheffel geerntet. Gee. 


235 


The Ringal of the North-Western Himalaya by Dr. 
Brandis, F. R. S. Der Autor der „Forest- Flora of North- 
Western and Central India“ hat in dieſer kurzen Notiz genaue, 
unterſcheidende Merkmale der beiden Arundinaria species, A. falcata und 
A. spathiflora gegeben, welche gemeiniglich unter dem dort gebräuch⸗ 
lichen Volksnamen Ring al zuſammengefaßt werden und die man beide 
auch in botaniſchen Werken ſehr häufig als A. falcata bezeichnet. 

Die eine und die andere zeigen eine weite geographiſche Verbreitung, 
ſind aber, ſo weit wie bis jetzt bekannt, auf die äußeren mit einem feuch⸗ 
ten Klima ausgeſtatteten Höhenzüge des Himalaya beſchränkt, doch findet 
ſich A. falcata nur bei 5000 - 7500 Fuß über dem Meeresſpiegel, wäh⸗ 
rend A. spathiflora bis zu 8000 und 10000 Fuß Höhe vorkommt. 
Royle ſpricht von den einjährigen Stengeln des Hügel Bambus, welche 
alle Jahre durch den Schneefall niedergebrochen werden und iſt hiermit 
jedenfalls A. falcata gemeint, während die Stengel der zweiten Art pe— 
rennirend ſind. Erſtere wird auch 6 Fuß hoch, A. spathiflora erreicht 
dagegen eine Höhe von 30 Fuß, dient auch zu allerlei induſtriellen Zwecken, 
was von erſterer nicht behauptet werden kann. Die hier von Brandis 
aufgeſtellten, ſehr genauen Diagnoſen zeigen überdies zur Evidenz, daß 
es ſich hier um 2 botaniſch ſehr diſtinkte Arten handelt. 


Reichenbachia. Unter dieſem Titel beabſichtigen die Herren 
Sander & Co. in St. Alban's eine monatlich erſcheinende Schrift über 
Orchideen herauszugeben. Jede Nummer ſoll 4 color irte Tafeln enthal⸗ 
ten, und wird der begleitende Text im Lateiniſchen, Franzöſiſchen, Deut⸗ 


ſchen und Engliſchen abgefaßt ſein, außerdem ſollen Holzſchnitte darin 


vorkommen. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß dieſe Zeit⸗ 
ſchrift dem großen Orchidologen, Profeſſor H. G. Reichenbach zu Ehren 
benannt wird. Wo Orchideen jetzt jo en vogue find, darf man ſich 
füglich nicht darüber wundern, daß, ganz abgeſehen von den vielen in- 
und ausländiſchen Gartenzeitungen, in welchen ihnen durch Wort und 


Bild eine beſondere Aufmerkſamkeit zu Theil wird, zwei bedeutende mit 
prachtvollen Chromolithographien ausgeſtattete Zeitſchriften dieſer Pflan⸗ 


zengruppe ausſchließlich gewidmet werden ſollen; die ältere iſt bekanntlich 
die in Gent erſcheinende „Lindenia“ Red. | 


Thümen, F. von, die Bekämpfung der Pilzkrankheiten unſe⸗ 
rer Culturgewächſe. 8° 60 p.p. Wien (G. P. Faesy) 1886. Erſt 
der neueren Wiſſenſchaft iſt es gelungen, die bis dahin oft unerklärlichen 
Krankheitserſcheinungen vieler unſerer Kulturpflanzen auf Pilzwucherun⸗ 
gen zurückzuführen und ſomit auch, wenigſtens zum Theil mit Erfolg ge- 
gen dieſelben zu Felde zu ziehen. Wir haben nicht Gelegenheit gehabt, 
obengenannte Schrift aus eigener Anſchauung kennen zu lernen, halten 
es aber deſſenungeachtet für zweckmäßig, nach einem dem botan. Cen— 
tralblatt (Nr. 11, 1886) entlehnten Referat (Möbius, Heidelberg) auf 
dieſelbe hinzuweiſen. 

Die bisher vorgeſchlagenen und mit mehr oder weniger Erfolg in 
Anwendung gebrachten Präſervativ- und Heilmittel gegen dieſe Schäden hier 


239 


zuſammengeſtellt zu finden, dürfte auch für den Botaniker und den Pilz— 
forſcher ſpeciell von Intereſſe und Vortheil fein, da in landwirthſchaftli— 
chen Werken nur einzelne Heilmethoden mitgetheilt werden, die meiſten 
ſich in Fachſchriften zerſtreut finden. In erſter Linie iſt jedoch die Schrift 
für die praktiſchen Land- und Forſtwirthe, Gärtner, Obſt und Wein: 
züchter beſtimmt und ſoll dieſen Belehrung geben, welches Verfahren ſie 
bei den verſchiedenen Krankheiten ihrer Kulturpflanzen eingeſchlagen ha— 
ben und welche der angeprieſenen Mittel erfolgreich oder zwecklos ſind. 
Dementſprechend ſind auch alle theoretiſchen Erörterungen über das We— 
ſen der Krankheit und des Heilmittels ausgeſchloſſen und von der Phy— 
ſiologie, Anatomie und Entwicklungsgeſchichte des betreffenden Pilzes wer- 
den nur die zum Verſtändniſſe nöthigſten Angaben gemacht. Die Krank— 
heiten werden eingetheilt nach dem Anbau der Pflanzen in die der land— 
wirthſchaftlichen, der Obft- und Gartengewächſe, der Weinreben, der Forſt— 
gewächſe; anhangsweiſe wird der Hausſchwamm beſprochen. Natürlicher- 
weiſe wurden nur die Krankheiten behandelt, gegen welche man durch cu— 
rative oder prophylaktiſche Methode etwas auszurichten vermag, deren 
Anzahl ſich hoffentlich gegenüber den Uebeln, die wir nur durch Abtren— 
nen der erkrankten Organe bekämpfen können, bald vermehren wird, wenn 
auch kaum noch viele „Fungicid e“ entdeckt werden. Die Darſtellung 
von der äußeren Form der Krankheit, der Lebensweiſe des Pilzes und 
dem einzuſchlagenden Heilverfahren iſt eine klare und leicht verſtändliche; 
ſie geſchieht theils nach den Beobachtungen anderer namhafter Forſcher, 
theils nach den eigenen Unterſuchungen des Verfaſſers. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Profeſſor Maxime Cornu in Paris erhielt das Ritterkreuz des bel— 
giſchen Leopold-Ordens. 


P. J. Pannemaeker, der durch feine Illuſtrati onen in der „Illu- 
stration Horticole“ bekannte Chromolitograph wurde zum Ritter 
des franzöſiſchen Ordens für landwirthſchaftliche Verdienſte ernannt. 


. Profeſſor Charles Naudin in Antibes wurde von der Kaiſerl. Leo⸗ 
poldin.⸗Carolin. Geſellſchaft (naturae curiosorum) in Halle zum Ehren- 
mitgliede ernannt. 


+ Franz Antoine, k. k. Hofgartendirektor, iſt am 11. März im 
12. Lebensjahre in Wien geſtorben und mit ihm einer der tüchtigſten 
Vertreter des öſterreichiſchen Gartenbaues. In den Jahren 18401846 
gab er ein größeres Werk über Coniferen mit Illuſtrationen heraus und 
im Jahre 1852 erſchien von ihm ein Prachtwerk über den Wintergar— 
ten in der k. k. Hofburg zu Wien, welcher ſeiner Pflege bis an ſein 
Ende anvertraut war. Noch in den letzten Jahren veröffentlichte er präch— 
tige illuſtrirte Serien der von ihm kultivirten Bromeliaceen. Er war 
Ehrenmitglied vieler in- und ausländiſchen Gartenbau-Geſellſchaften. 


240 


Franz Maly, Hofgärtner in Belvedere wurde zum Nachfolger des 
verſtorbenen Franz Antoine ernannt. 

Dr. Ernſt von Regel. Aus Gardener's Chronicle (6. März 
1886) erhielten wir die erſte, ſehr befremdende Kunde, daß der hochver— 
diente Direktor der Kaiſerl. botan. Gärten in St. Petersburg um ſeine 
Penſionirung eingekommen und Profeſſor Dr. Engler als ſein Nachfol⸗ 
ger vorgeſchlagen ſei. In der Gartenflora (15. März) wird dieſe Nach⸗ 
richt als irrthümlich hingeſtellt und geben wir uns der Hoffnung hin, 
die Geſundheit des vor kurzem ſo gefeierten Jubilars in St. Petersburg möge 
es zulaſſen, daß derſelbe noch recht lange in ſeinem einflußreichen, wenn 
auch gewiß recht aufreibenden Amte verbleiben möge. 

Die Stelle eines „Assistant Director of tlie Royal Gardens“ zu 
Kew ift Herrn D. Morris, Direktor „of Public Gardens and Plan- 
tations““ auf Jamaica übertragen worden. 


Bitte. 


Seit Uebernahme der Redaktion dieſer Zeitung ſind dem Unterzeich- 
neten von auswärts ſowohl wie auch von verſchiedenen Orten Deutſch⸗ 
lands Kataloge, Briefe und Packete ſehr häufig via Hamburg zugegan⸗ 
gen, was zu Verzögerungen und mancherlei anderen Uebelſtänden Ver— 


anlaſſung gegeben hat. Das ihm auf dieſe Weiſe von dem pariſer Ver- 


leger Herrn J. Rothſchild zur Recenſion eingeſchickte Werk: A. Er nouf, 


L'art des Jardins gelangte nie in ſeine Hände und eine Senduug 


der Herren Vilmorin-Andrieux et Cie. in Paris entging nur mit ge- 
nauer Noth demſelben Schickſal. Seine ganz ergebene Bitte geht nun 
dahin, man wolle nicht überſehen, daß die Redaktion der Hamburger 
Garten- u. Blumen-Zeitung ſeit über Jahresfriſt von Ham- 
burg nach Greifswald (Pommern) verlegt worden iſt. 
Goeze. 


Eingegangene Kataloge. 

er. 24. 1885-1886. Haupt-Preis-Verzeichniß der Wittkieler 
Baumſchulen bei Kappeln (Schlei). Eigenthümer J. Stolbom. 

Nr. 62. Haupt-Preis⸗-Verzeichniß 1885 -- 1886 von L. Späth,“ 
Baumſchulen bei Rixdorf-Berlin. 

San Antonio (Texas) Leipzig. Frühjahr 1886. Preis⸗Verzeichniß über 
Cacteen aus New-Mexico, Arizona, Texas von C. Runge, San An- 
tonio (Tex.), verkäuflich durch deſſen alleinigen Vertreter Ernſt Berge“ 
in Leipzig. 


1886. Pflanzen-Verzeichniß von bewährten Warm-, Kalthaus- und 


Freiland-Pflagzen nebſt einem Auszuge der empfehlenswertheſten neneften 
und neueren Einführungen von Auguſt Gebhardt jr. in Quedlinburg. 


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welt zu pflegen und das Leben des Weibes zur menſchenwürdigſten Höhe zu führen. Mit die-“ 
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Zweiundvierzigſter 
Jahrgang. 


| Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten⸗ und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


A Tee 


* N Herausgegeben . 
von 
Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten-⸗Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


N Seite 
Das Etabliſſement der Compagnie Centinent, d' Horticulture in Gent 8 - - 241 
Europäiſche Androsacen von H Correvon . A a 8 e x 5 247 


Die Schulgärten größerer Städte . N 2 £ u ; x 5 . 
Witterungs⸗Beobachtungen vom Januar 1886 und 1885 von C. C H. Müller 5 - 4.4256 
Die Quinoapflanze und ihre Kultur von F. von Thümen : i DEM g 0 2 
4 Ueber den Einfluß des Beſchneidens der Krone und der Wurzeln der Obſtbäume bei ihrem Aus= 
pflanzen auf die weitere Entwicklung derſelben 3 : Er false ; 5 5 263 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen 3 2 2 3 . ; : . 
Feuilleton: Welche Roſenſorten geben die beſte Ausbeute an Roſenöl? 270. — Verwendung 
der Roſen 271. — Der Duft der Roſe 271. — Etiquetten aus Beinglas 271. — Veilchen⸗ 
eſſenz 271. — Coffea bengalensis 272. — Neue Hymantophyllum 272. — Die Narras-Pflanze 
273. — Hoher Preis für eine Orchidee 273. — Sequoia gigantea 273. — Das Alter euro⸗ 
er Waldbäume 275. — Gaultheria fragrantissima 275. — Wachſen epippufiiie Orchi⸗ 
een auf Baumfarnen? 275. — Rieinus communis 276. — Wilde Seide in Nicaragua 277. 
Beiträge zur Geſchichte der amerikaniſchen Reben im 16. und 17. Jahrhundert . wie 2 
Die Londoner Primel⸗Ausſtellung und Konferenz (20 —21. April 1886. 2278 | 
Die frühblühenden Spierſträucher von C. Th. Broderſen 8 : R „ 282 


Gartenbauvereine: Garlenbau⸗V. f. Hamburg⸗Altona u. Umgegend 1285 
Literatur: Naturgeſchichte des Pflanzenreichs von Dr. M. Fünfſtück 286. — List of Seeds of 
hardy herbaceons annual and perennial Plants grown in the Royal Gardens, Kew, 1885 
Br 287. — Eine Promenade durch die Anlagen und Gärten des climatiſchen Curortes Meran 
: von Prof. Dr. Entleutner AR f 8 8 8 P e 5 2 


Perſonal⸗Notizen: John Smith El m. F 3 
Eingegangene Cataloge . 5 © 8 2 Zei, y i 5 2 5 1 0 2 8 


Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 


F 
„Wie läßt ſich das Wetter vorausbeſtimmen!“ 


Einzig nur durch den „Hygrometer“, nämlich durch eine vegetabiliſche Wetteruhr. Diez 
ſelbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden ſolche Wetter: 
uhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins-Centrale in Frauendorf, 
Poſt Vilshofen in Bayern, verſendeten Hygrometer ſind die richtigen. — Dieſe haben die Form 
einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübſchen und intereſſanten Zimmerſchmuck. Der 
Preis per Stück iſt ungemein billig, nämlich nur 2 M. Dieſelbe in elegantem Gehäufe von 
Holz mit Glasdeckel 4 M. | 


Mittheilung und Bitte 


an alle Gartenbeſitzer, Kunft:, Zier- und Handelsgärtner, Blumen⸗, Gemüſe⸗ und Ob 
baumzüchter, Land- und Forſtwirthe, kurz an alle Jene, welche in Gottes freier Nat 
leben und ſchaffen. 
Wer ſich auf dem Laufenden erhalten will, auf den intereſſanten Gebieten des Gartenbau 

der Obſtbaumzucht, des Weinbaues, der Haus-, Land- und Forſtwirthſchaft, wer über alle dieſe 
nannten Fächer betreffenden Anfragen ſachgemäßen und gewiſſenhaften Rath und Auskunft erhalt 
will, der abonnire auf die jetzt in neuem Kleide erſcheinende, geleſenſte Gartenzeitung Deutf 
lands, die a N 


7 


Vereinigten 
Trauendorfer Blätter. 
Herausgegeben von der praktiſchen Gartenbaugeſellſchaft in Bayern. F 
Für alle Vorkommniſſe in Garten, Feld, Wald, Weinberg u. ſ. w., überall geben dieſe e 
8 Tage erſcheinenden Blätter Auskunft und Belehrung. An Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit, A 
führlichkeit u. dergl. werden dieſelben von keinem Fachblatt überboten und ſollten daher in feiner ver 
ſtändig geleiteten Hauswirthſchaft fehlen, um jo immer einen treuen, ſicheren und verläßlichen Rah 
geber zu haben. 1 
Die „Frauendorfer Blätter“ bieten dieſes Jahr ihren Abonnenten eine ganz beſondere 3. 
| freudige Ueberraſchung. 14 | 
Jeder Abonnent erhält nämlich gleich mit der erſten Nummer außer mehrfachen Extra-Beilg⸗ 
gen, eine extra ſchöne Prämie aus 20 Blumen- und Gemüſe-Sämereien neuer und außerordentlicher 
Art beſtehend, gratis zugeſtellt. An dieſer mühſam zuſammengeſtellten Prämie, die ſich bei d 
ſeitherigen Abonnenten längſt Hausrecht erworben hat, muß der Empfänger feine Freude haben, 
denn ſie ſetzt ihn in den Stand, ſeinen Garten mit dem Neueſten und Schönſten zu ſchmücken, was 
die Blumiſtik und Gemüſezucht bietet. A 
Trotz der Fülle anregenden und unterhaltenden Leſeſtoffes, wie ſolcher thatſächlich von“ 
keiner anderen wöchentlich erſcheinenden Gartenzeitung Deutſchlands geboten wird, beträgt der Abon⸗ 
nementspreis auf die „Frauen dorfer Blätter“ halbjährig nur 3 M. = 2 fl. ö. W. Bankn. = 4½ Francs, 
ganzjährig 6M. — 4 fl ö. W. Bankn. = 9 Francs für die Zeitung und Prämie zuſammen. Man 
abonnirt direct und erhält ſofort die erſchienenen Nummern mit Prämie bei den Verlegern Gebt. 
er 5 e in Frauendorf bei Vilshofen in Niederbayern, auch per Poſt und 
uchhandel. 
Allen Leſern obiger Zeilen können wir nicht dringend genug an's Herz legen, ſich jetzt, 
der Frühling naht und mit ihm für jeden Gartenfreund die angenehme Sorge, feinen Garten, 
groß oder klein, mit Bedacht vorzubereiten, die „Frauendorfer Blätter“ zu beſtellen. Auf alle Fa 
unterlaſſe es Niemand, ſich mittelſt Poſtkarte Probenummern und Proſpecte, die überallhin franco 
Verfügung ſtehen, kommen zu laſſen. 4 


Im Verlage von Rob. Kittler in Hamburg ſind erſchienen: 


Löbe, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obfti 
lagen, Wein-, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhüt 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüs 
Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, 
Weinſtockes, der Küchengarten- und Zierpflanzen. Gr. 8%. Geh. M. 3. —. 


—ä — 


241 


Das Etabliſſement der Compagnie Continentale dHor- 
ticulture (ehemalige Firma J. Linden) in Gent. 


Wer nicht in der glücklichen Lage iſt, Belgiens großartige Handels— 
gaärtnereien, unter welchen die obengenannter Geſellſchaft ſicherlich obenan— 
ſteht, aus eigener Anſchauung kennen zu lernen, dürfte eine eingehendere 
Beſchreibung ) all' der dort aufgeſpeicherten Pflanzenſchätze mit doppel⸗ 
tem Intereſſe leſen und ſo beeilen wir uns, dieſelbe unſern Leſern in der 
Ueberſetzung zu bringen. 

Die geöffneten Pforten eines monumentalen Gitters laden uns zum 
Eintritt ein, und ſchweifen unſere Augen alsbald über eine weite, ſam— 
metartige Raſenfläche, die mit hübſchen Teppichbeeten, Blumenkörben von 
gefälligen Formen und gar berſchiedenartigen Bäumen und Sträuchern 
hier und da ausgeſchmückt iſt. Ganz in der Nähe hören wir das Rau— 
ſchen einer Quelle, die, aus einer Felſenpartie gleichſam ihren Urſprung 
nehmend, dazu beſtimmt iſt, den in der Mitte des Raſens angebrachten 
kleinen Teich zu ſpeiſen. Buntfarbige Nymphaeen beleben dieſes Ge⸗ 
wäſſer, bilden einen gefälligen Contraſt mit den grünen, welligen Linien 
ſeiner Ufer. In dem vorderen Theile dieſes im engliſchen Style ange— 
legten Garten ſtoßen wir auf härtere Cycadeen und Palmen, baumar⸗ 
tige, mehrere Meter hohe Rhododendren, Pyramiden- und Kronenlorbeer- 
bäume, koloſſale Phormium Exemplare mit bunten Blättern und derartige 
Pflanzen mehr, die während der Sommermonate ſich hier ihres Daſeins 
erfreuen. Ein octogonaler Pavillon von einfacher aber eleganter Kon— 
ſtruction, gewiſſermaßen ein Vorgemach für die zur rechten Hand ſich 
ausdehnenden Gewächshäuſer größerer und mittlerer Dimenſionen hemmt 
zunächſt unſere Schritte und liefert der ſich vor demſelben ausdehnende, 
im franzöſiſchen Styl gehaltene Theil des Gartens, wo Levkojen, Stief— 
miütterchen, Aſtern, Phlox, Scabioſen und dgl. mehr zur Samengewin⸗ 
nung maſſenhaft angezogen werden, einen Beweis von der Vielſeitigkeit 
dieſes Etabliſſements. Dieſe Kulturen einjähriger Gewächſe ſollen jedoch 
allernächſtens nach außerhalb der Stadt verlegt werden, indiſche Azaleen, 
welche zu vielen Tauſenden vorhanden ſind, dafür ihren Platz einnehmen. 
Bei einem kurzen Rundgange treten uns in jenem ſtattlichen Glasgebäude 
ſchon viele ſeltene und auserleſene Vertreter einer exotiſchen Pflanzenwelt 
entgegen; in der Mitte erhebt ſich ein prachtvolles Philodendron Meli- 
noni, welches von köſtlichen Blattpflanzen, blühenden neuen Anthurium- 
Hybriden, Maranten, Croton, Dieffenbachien u. ſ. w. höchſt geſchmack⸗ 
voll eingerahmt wird. Damit beginnt unſere Revue der eigentlichen Ge— 
wächshäuſer, die jo viel des Schönen, des Seltenen und des Neuen dar: 
bieten, daß man kaum weiß, was hier genannt werden, was unerwähnt 
bleiben ſoll. 
Bromeliaceen, Pandanaceen, unzählige Croton, Dracaenen, Ma- 
ranten, Bertolonien und Sonerillen find die vornehmſten Inſaſſen der 


) Visite des Membres du Congreès international de Botanique & d' Hortieul— 
ture d' Anvers à T'établissement de la Compagnie Continentale d' Horticulture & 
Gand par Charles de Bosschere. 


Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗-Zeitung. Band 42. (1886). 16 


242 


drei erſten. Aus der zuerſt genannten Familie verdienen Tillandsia 
musaica, Caraguata cardinalis, die nach Tauſenden hier vertretene 
Vriesea hieroglyphica, Tillandsia Pastuchoffiana und Lindeni, En- 
cholirion corallinum, Vriesa Rodigasiana ihrer Schönheit und Sel— 
tenheit wegen beſonders hervorgehoben zu werden. Eine Farben glitzernde 
Dracaena-Cohorte, an ihrer Spitze die herrliche Dr. Lindeni, ſtarkwüch— 
ſige Sphaerogyne imperialis, impoſante Alocasia Sedeni, metallica 
und Johnstoni bilden einige Gruppen, die nicht minder auf Bewunde— 
rung Anſpruch erheben können. Ganz in der Nähe bemerken wir ein 
reizendes Farnkraut, das noch neue Gymnogramme schizophyllum var. 
gloriosum, welches ſich auf der Petersburger Ausſtellung ſo viele Ver— 
ehrer erwarb, als decorative Pflanze zweifelsohne einer großen Zukunft 
harrt. Das nun folgende Haus, welches eine Länge von 25 M. bei einer 
Breite von 6 M. hat, enthält eine Sammlung Nepenthes, die bezüglich 
ihrer Auswahl, Mannigfaltigkeit und vorzüglichen Kultur kaum etwas 
zu wünſchen übrig laſſen. Welch' eine Fülle von Formen, Größen und 
Farbenſchattirungen bieten ſie in ihren immer bizarren Schläuchen da, 
wie hübſch vereinigen ſich hier die rothen Tinten der hochgeſchätzten Ne— 
penthes sanguinea mit den getigerten Schattirungen der Urnen von 
N. paradisiae, Hookerae villosa, um anderswo die bald hell- bald dun 
kelgrünen Nuancen der vielen anderen Arten und Abarten mehr zur Gel— 
tung gelangen zu laſſen, — überall aber ein phantaſtiſches Bild hervor— 
zaubern, welches auf jeden Beſucher beſtrickend einwirkt. Palmen, dieſe 
königlichen Vertreter des Gewächsreichs, gehören auch zu den Hauptſpe⸗ 
cialitäten dieſes nach den fernſten Weltgegenden ſeine Verbindungen hin 
erſtreckenden Etabliſſements, — braucht man ſich doch nur zu vergegen⸗ 
wärtigen, daß über 300 Arten ihre Einführung nach Europa Herrn J. 
Linden, dem officiellen Vertreter dieſer Geſellſchaft verdanken. Mit 
Recht hat man ihnen daher auch eins der größten und geräumigſten Häu⸗ 
ſer eingeräumt, welches ſogar bis vor wenigen Jahren unter den ſtatt— 
lichſten, hierfür beſtimmten Bauten in Europa rangirte. Es würde viel 
zu weit führen, aus dieſer Elite-Verſammlung auch nur die ſtolzeſten 
alle namhaft zu machen, hier find es rieſige Exemplare von Pritchar- 
dia Martiana, Astrocaryum mexicanum und Hyospathe chiriquen- 
sis, dort nicht minder ſchöne Chamaerops stauracantha, Cocos Bon- 
neti, diverſe Areca, Calamus und Geonoma species, anderswo die 
ihnen im Wuchs ebenbürtigen Zalacca, Livistona Jenkensi, rotundi- 
folia, altissima, Hoogendorpi und unzählige Kentien, die einen immer 
noch graciöſer als die andern, welche den lang begründeten Ruf der Firma 
bei jeder größeren Ausſtellungs⸗-Campagne immer von Neuem glorreich 
aufrecht erhalten. In dem anſchließenden Haufe geriren ſich die Cyca- 
deen als quasi Alleinherrſcher; ein der ſtrengſten Kritik ſpottendes En- 
cephalartos brachyphyllum hat die Führung übernommen, wird da— 
bei ſecundirt von Zamia Lindeni und Z. Tonkinensis, während Cy- 
cas Bellefonti, umringt von einer Schaar noch nicht beſtimmter eine 
Sonderſtellung für ſich in Anſpruch nimmt. Prächtige Imantophyl- 
lum-Hybriden, die hier gezüchtet wurden, machen mit ihrer glänzenden, 
dunkelgrünen Belaubung, den großen leuchtend rothen und orangefärbi- 


243 


gen Blumen eine geſchmackvolle Staffage für dieſe Vereinigung von 
Zapfenpalmen aus. Nichts iſt hier vergeſſen worden, allen Anforderun— 
gen ſucht man gerecht zu werden, ſo hat man denn auch den ſogenann⸗ 
ten Marktpflanzen, insbeſondere durch härtere Palmen und Farne reprä— 
ſentirt, ihr volles Recht angedeihen laſſen, zwei lange Gewächshäuſer mit 
ihnen angefüllt. Dies iſt der bevorzugte Sammelplatz des größeren Pub— 
licums, welchem ſich eine reiche Auswahl bei ſehr beſcheidenen Preiſen 
darbietet. Ein Orchideenhaus kommt jetzt an die Reihe und find es Lae- 
lien, Cattleyen, Miltonien und Odontoglossen, welche ſich in demſel⸗ 
ben durch Stärke und . beſonders hervorthun. Halten wir 
uns bei ihnen nicht weiter auf, da ſich noch ſpäter eine beſſere Gelegen— 
heit bieten wird, der Orchideen, welche zu den enfants cheris der Firma 
gehören, eingehender zu gedenken. Zur Abwechslung kommt einmal wie— 
der ein wenn auch nur niedriges Palmenhaus, deſſen Inſaſſen wie Ver- 
schaffeltia splendida, Pritchardia macrocarpa, Kentia Lindeni, Ca— 
lamus Lindeni, C. farinifera, Phoenix rupicola, eine der graciöſeſten 
aller Dattelpalmen und eine ganze Schaar neuer species viel Rühmli— 
ches von der ihnen zu Theil werdenden guten Pflege zu erzählen wiſſen. 
Unſerm Führer folgend, ſtoßen wir auf ein über 100 M. langes 
Haus, welches ſich gegen eine Mauer anlehnt und dazu dient, die mittel— 
großen Azaleen zu überwintern. Etwas weiter abwärts dehnen ſich die 
in einer Reihe liegenden niedrigen Vermehrungshäuſer aus, die ſo viel 
des Intereſſanten darbieten, von einer ſolch' induſtriöſen Arbeit, einer ſo 
wohldurchdachten Pflege Zeugniß ablegen, daß man ſie gewiſſermaßen als 
die Brutſtätte aller hier erzielten großen Erfolge betrachten muß. Stamm⸗ 
pflanzen von Dieffenbachien, Alocasien, Cyanophyllen, Croton, Ne- 
penthes und vielen mehr fangen hier ihr Werk von Neuem an, nachdem 
das Meſſer des Gärtners ſie all' ihrer Triebe beraubt hat, und wie 
wohl läßt es ſich ihre junge, zahlreiche Nachkommenſchaft in der feucht— 
warmen Atmoſphäre ſein. Eins dieſer Häuſer, zu welchem nur die be— 
ſonders Bevorzugten Zutritt erhalten, dient ausſchließlich zur Vermeh— 
rung der Neuheiten, unter welchen ſehr decorative Aroileen, Pandana— 
ccen u ſ. w. ſchon des Augenblicks harren, wo fie mit einem first 
class certificate decorirt, ihre europäiſche Wanderſchaft beginnen. 
Im Fluge paſſiren wir mehrere Häuſer, die zum größten Theil mit Pal- 
menſämlingen angefüllt ſind; nur einige Jahre Geduld und die darunter 
befindlichen vielen Neuheiten werden jchon ihre Abnehmer finden. Mit 
dieſen Betrachtungen ſind wir in den Verpackungsſaal eingetreten, wo 
etwa 40 Arbeiter bequem neben einander hantiren können. Unſere Neu— 
gierde veranlaßt uns, hier für einige Augenblicke Halt zu machen. Col- 
lis von allen möglichen Formen liegen und ſtehen friedlich beieinander, 
um ſich in Bälde zu trennen, ihre Reiſe nach Nord und Süd, bald nah— 
gelegenen, bald weit über das Meer hin entfernten Orten anzutreten, zu 
welchem Zwecke auch Ward'ſche Käſten reichlich vertreten ſind. Dort wird 
eine Reihe ſeltener Pflanzen ſorgfältig verpackt, mächtige Moosballen und 
was ſonſt noch dazu nöthig, liegen zu ihrer Umhüllung parat, ſchnell ver— 
ſchwinden ſie unter l doch ſo, daß kein Blatt zerbrochen, keine 
Blume gequetſcht wird. Man ſtaunt bei dieſen Manupulationen, welche 
16* 


244 


faft eine Kunſt ausmachen, welche ebenſo wie die Producte ſelbſt es jr 
dem Beſucher klar und deutlich vor Augen führen, daß Belgiens Garten⸗ 


bau in der That auf einer ſeltenen Höhe ſteht. — Nach dieſer kleinen 


Abſchweifung wird unſer Rundgang fortgeſetzt, denn über die Hälfte der 


Häuſer warten noch der Beſichtigung. Ganz en passant werfen wir 
einen Blick in eine Orangerie und ein großes Kalthaus, wo Lorbeerbäume 
überwintert werden oder auch mächtige Exemplare von Camellien und 
andern immergrünen Sträuchern während der ungünſtigen Jahreszeit ih- 
ren Platz finden. Die Büreaus zur Rechten laſſend, und uns der Nord— 
ſeite des Etabliſſements zuwendend, feſſeln zunächſt die Inſaſſen eines 
geräumigen Warmhauſes unſere Aufmerkſamkeit. Welch' üppige Tropen⸗ 
vegetation tritt einem hier entgegen, mit wie vielen Reizen und Schön— 
heiten iſt dieſer Raum angefüllt! Man ſagt, daß dieſe hochedle Verſamm— 
lung der Geſellſchaft ſchon manche, weit über die Grenzen des eige— 
nen Landes hinausgehenden Triumphe errungen haben ſoll und das erſcheint 
nur zu begreiflich. Nur einige der vornehmſten Repräſentanten können 
hier genannt werden, wie denn überhaupt eine derartige Schilderung ſtets 
lückenhaft bleiben muß. Von Alocasien treten Alocasia imperialis, A. 
Thibauti, A. zebrina in den Vordergrund, kaum minder ſchön ſind 
andere Aroideen wie Anthurium Veitchi, A. eristallinum, Dieffen- 


bachia magnifica, Philodendron Melinoni von 3 M. im Durchmeſſer ö 


und Phyllotaenium Lindeni und mehrere noch unbeſtimmte Arten aus 
dieſer Familie ſuchen ihren älteren Collegen nichts nachzugeben. Als Uni⸗ 
cum verdient Pritchardia grandis einen Ehrenplatz. Recht intereſſant 
erſcheint Coccoloba pubescens mit harter, runzeliger Belaubung. Stark 
verzweigte Croton ſind maſſenhaft anzutreffen und von den neuen Dra- 
caena-Hybriden läßt ſich nur ſagen, daß ſie alles bis dahin Erreichte 
noch bei weitem übertreffen. Es iſt wahrlich ein herrliches Vegetations- 
bild, welches die Kunſt hier hervorgezaubert hat, und die rothen, gelben 
und grünen Tinten ſpotten aller Beſchreibung. Die Inſekten freſſenden 
Pflanzen, die ſogenannten Carnivoren, horribile dietu gelangen im 
nächſtfolgenden Raume zur Geltung; da find Darlingtonien, Dionaeen, 


Sarracenien, Cephalotus u. ſ. w. bunt vereint, führen ein behagliches a 


Daſein, indem ſie ſich philoſophiſchen Betrachtungen über ihre Ausnah- 
meſtellung im Gewächsreiche hingeben. 


Nachdem wir dann noch einige Augenblicke in den weiten Räumlich⸗ Fi 


keiten verweilt, wo härtere, ſchönblühende Decorationspflanzen, in erjter 
Reihe die Camellien zu vielen Tauſenden herangezogen werden, zieht es 


uns hin nach den mit Recht ſo viel geprieſenen Orchideenhäuſern. Feucht⸗ { 
warme Lüfte ſchlagen uns entgegen, hier iſt das Heim der Vandas und 


anderer nahverwandter Gattungen und ſchwer iſt's zu entſcheiden, ob der 


urſprünglichen Schönheit dieſer phantaſtiſchen Pflanzengebilde oder dem 
durch Kultur erzielten Blüthenreichthum mehr Bewunderung zu zollen 
iſt. Gleich die erſte Pflanze, Vanda Lowi mit 5 mächtigen, 3½ M. 


langen Blüthenrispen iſt unvergleichlich ſchön und leicht iſt es in der That 
nicht, bei der weiteren Beſichtigung gleichwerthige oder ſich noch ſteigernde 
Prädicate aufzufinden. So verhält es ſich mit Vanda Bafemanni, de 
ren goldgelbe, purpurn⸗gefleckte Blumen das Auge des Kenners erfreuen, 


— * wi 
Br el JR 


r 


245 


während Vanda coerulea im himmelblauen Gewande immer ein gern— 
geſehener Gaſt bleibt. Doch wir ſind lange noch nicht zu Ende mit un— 
ſern Huldigungen, denn wie könnten wohl Vanda Dennisoniana, Vanda 
tricolor mit ihrem anſehnlichen Varietäten-Gefolge, Vanda snavis und 
ihre Perle, die Vanda snavis Lindeni überſehen werden! Auch Aeri- 
des odoratum Demidoffi, Varietäten von Saccolabium illustre tragen 
durch mächtige Inflorescenzen zur Vervollſtändigung des Geſammtein— 
drucks bei, der durch zahlreiche Cypripedien, die immer lieblichen Pha- 
laenopsis wo möglich noch erhöht wird. Für Oncidien, Odontoglos- 
sen, Masdevallien und andere aus höheren Regionen hat man wohl— 
weislich eine niedrigere Temperatur gewählt, wofür ſie ihre Erkennt- 
lichkeit durch reichliches Blühen kundgeben. Nun folgen die Catt- 
leyen, die ſich in einem 50 M. langen Hauſe angeſiedelt haben. Der 
Mittelpunkt wird naturgemäß von den durch Stärke und Umfang ſich 
auszeichnenden Exemplaren eingenommen, die jüngeren haben zu beiden 
Seiten ihre Plätze angewieſen erhalten. Mehrere Hundert gleichzeitig 
geöffnete Blumen ſetzen ein rieſiges Bouquet zuſammen, in welchem weiße, 
magenta, karminrothe und purpurne Schattirungen ſich mit einander ver— 
miſchen, durchkreuzen oder auch gefällig von einander abſtechen, zaubern 
ein Bild hervor, das ganz und voll in ſich aufzunehmen, ein vergebliches 
Trachten ſein würde. Cattleya Eldorado, C. labiata, C. Trianae in ihren 
vielen ſchönen Varietäten, die einen immer noch koſtbarer als die andern, fer— 
ner Cattleya Leopoldi, C. magenta, vielleicht die prächtigſte unter den 
speciossisima-Formen ſtehen obenan, daran reihen ſich die Laelien, 
wie Laelia purpurea und ihre Varietät alba, L. anceps, verſchieden⸗ 
artige Cymbidien und wer weiß wie viele noch mehr. Hier erlangt man 
einen ſchlagenden Beweis von der mächtigen Anziehungskraft der Orchi— 
deen, lernt man verſtehen, daß Liebhaber Jahr aus Jahr ein bedeutende 
Summen für ſie verausgaben, begreift den Wetteifer der Sammler, de— 
ren rühmliche Erfolge zu immer noch größeren anſpornt. 

Hier werden die Orchideen zu unſerer Anſicht nach recht mäßigen Preiſen 
verkauft und wird dies der Geſellſchaft durch die zahlreichen Importa— 
tionen ermöglicht, denn kaum iſt eine zweckentſprechend untergebracht, ſo 
wird auch ſchon eine andere wieder angekündigt. — Vierzehn große Ge— 
wächshäuſer werden von dieſen koſtbaren Gewächſen eingenommen, man 
kultivirt ſie eben mit ganz beſonderer Vorliebe, widmet ihnen ein beſon— 
deres Studium und wiſſen ſie durch prächtiges Gedeihen ſich hierfür dank— 
bar zu erweiſen. Herr J. Linden, der officielle Vertreter der Geſellſchaft, 
hat nicht weniger als 900 Arten nach Europa eingeführt und beſtändig 
ſind Sammler unterwegs, die auf Koſten der Geſellſchaft wenig oder auch 
noch gar nicht beſuchte Länderſtrecken nach Neuheiten, insbeſondere nach 
neuen Orchideen durchforſchen. Dies wird uns in den ſich anſchließen— 
den niedrigen Häuſern ſofort beſtätigt, wo ſich die Ankömmlinge des ver— 
floſſenen Sommers von ihrer langen Reiſe zu erholen anfangen; ſie be— 
ſtehen in erſter Linie aus neuen Vanda-, Dendrobium-, Phalaenopsis-, 

Cattleya- und Cymbidium-Arten. — Es folgen jetzt verſchiedene kleine 
Häuſer, die eine möglichſt complete Auswahl der im Handel am beſten 
gehenden Palmenarten bergen. Zur Abwechſelung weiſen die nun folgen— 


246 


den kleinen Häuſer faſt ausſchließlich Neuheiten aus verſchiedenen Fami⸗ 


lien auf, Aroideen, jo namentlich Alocasien und Schismatoglottis er- 


öffnen den Reigen, dann kommen reizende Anoectochilen, vielverſpre— 
chende Amaryllis und eine ganze Schaar anderer, theils durch prächtige, 
buntfarbige Belaubung, theils durch große und ſchöne Blumen ausge— 
zeichnet. Immer wieder neue Räumlichkeiten und andere Inſaſſen! So 
bemerken wir ſchöne Exemplare der vielgeprieſenen Phoenicophorium 
Sechellarum, unzählige Sämlinge von Livistona rotundifolia, von 
Areca, Calamus, Kentia, Chamaedorea und diverſen mehr. Auch 
einige der im verfloſſenen Jahre in den Handel gegebenen Pflanzen wie 
Kaempferia ornata, Cyrtosperma Matveieffiana, Pothos Enderiana 
haben noch nichts von dem Reiz der Neuheit eingebüßt. 

Gleichſam verborgen hinter jenen, von uns bis jetzt durchſtreiften 
Häuſern liegt eine Reihe noch kleinerer, in welchen man desgleichen mit 
Ausſaaten und ganz insbeſondere mit Züchtung neuer Hybriden durch 
Baſtardirung beſchäftigt iſt. In einem derſelben, welchem die charakteri— 
ſtiſche Bezeichnung „secret“ beigelegt iſt, liegt dem Vermehrungschef ganz 
insbeſondere dieſe ebenſo intereſſante wie lohnende Arbeit ob, — hier 
befinden ſich die mit beſonderer Pflege und Aufmerkſamkeit umgebenen Sa⸗ 
menträger, mit anderen Worten die Mutterpflanzen. 

Tritt uns hier gewiſſermaßen eine Welt im Kleinen entgegen, ſo 
werden wir dagegen beim Eintritt in den großen Wintergarten, eines 
der impoſanteſten Gewächshäuſer Europas, von einer majeſtätiſchen Pal— 
menvegetation begrüßt. Stämme von koloſſalen Dimenſionen, ſei es in 
Umfang, ſei es in Höhe, machen einen ganz vergeſſen, daß nicht Mutter 
Natur, ſondern die von ihr lernende Kunſt des Gärtners dieſe Tropen— 
landſchaft hervorgezaubert hat. Gigantiſche Latanien, Braheen, Ju- 
baeen und Chamaerops eifern ihren Ahnen würdig nach, Areca und 
Kentia, wie A. Baueri u. sapida, Kentia Balmoreana und Forste- 
riana, Rhapis flabelliformis, Phoenix tenuis und reclinata, Sabal 
umbraculifera u. e. m. ſcheinen ſich dieſelbe Aufgabe geſtellt zu haben, 
laſſen ſich die immer wieder laut werdende Bewunderung des beſuchen— 
den Publikums gerne gefallen. Ein immergrüner Dom wird von dieſen 
Fächer⸗ und Fiederpalmen mit ihrer edlen, graciöſen Belaubung conſtru— 
irt, der nach der Spitze zu immer maſſiger, undurchdringlicher wird, 
für deſſen weitere Ausſchmückung durch eine Menge prächtiger Lianen, die 
ſich an eiſernen Stangen von der Gallerie aus nach allen Richtungen 
hinziehen, aufs effektvollſte Sorge getragen iſt. 

Zur Seite dieſes Palmen-Wintergartens erhebt ſich ein zweites, noch 
recht ſtattliches, doch weniger umfangreiches Gebäude aus Holz, welches 
die Baumfarne in all' ihrer Grazie beſetzt halten. 

Ein Wald aus Alsophilen, Balantien, Cyathaeen, Dieksonien 
hat ſich hier zuſammengefunden, wird durch die feuchte und temperirte 
Atmoſphäre in ſeinem Augen erquickenden, immergrünen, leichten Gewande 
erhalten. Arbeiter ſind grade damit beſchäftigt, einen dieſer alten ehr— 
würdigen Geſellen für ſeine Weiterreiſe gehörig zu verpacken, — bei einer 
Stammhöhe von 8 N. weiſt er das reſpectable Gewicht von etwa 3000 
Kilogr. auf. — So könnte man in ſeiner Schilderung all' dieſer Herr— 


247 


lichkeiten noch lange fortfahren, doch müſſen wir uns damit begnügen, 
dieſelbe durch einige ganz kurze Notizen zu vervollſtändigen. So ſei 
noch hingewieſen auf die nach Hunderten zählenden Kübelpflanzen von 
Azaleen, die herrlichen Lorbeerbäume, die überall zerſtreut im Garten 
untergebracht ſind. Auch jene Räumlichkeiten, in welchen die mediciniſch— 
und techniſch-wichtigen Pflanzen, ſowie die tropischen Fruchtbäume, eine 
bevorzugte Specialität der Geſellſchaft, herangezogen werden, können 
ſpäter einmal. 

Wenn große Firmen wie dieſe ſich ihre eignen Werkſtätten halten, 
wo die Waſſerheizungen für den ganzen Häuſercomplex nicht allein repa— 
rirt, ſondern auch neu angefertigt werden, ſo iſt das gewiß für die Dauer 
eine ebenſo praktiſche wie ſparſame Einrichtung. Alle möglichen Hand— 
werke finden ſich hier vertreten, auch die Ställe, Remiſen, Magazine, Ver— 
pflanzungsräume für große Kübelpflanzen und ähnliche Einrichtungen 
mehr machen für ſich allein ſchon ein anſehnliches Gebäude-Complex aus. 
Alles greift eins ins andere, überall herrſcht die größte Ordnung, jeder 
Platz hat ſeine Verwerthung gefunden und bei durchaus nicht übergroßen 
Arbeitskräften ſpringt die vorzügliche Verwaltung dieſes großartigen Ge— 
weſe einem Jeden ins Auge. 

Erſt ſeit kurzem hat man der Ausdehnung des Samen-Departements 
ſeine Aufmerkſamkeit zugewandt, was jedenfalls von der Vielſeitigkeit des 
Etabliſſements ein ſchlagendes Beiſpiel liefert. Es dürfte wohl kaum 
nöthig ſein, darin zu erinnern, daß auch zwei durch Text und Abbildun— 
gen gleich vorzügliche Publicationen, die „Lindenia“, eine Iconogra— 
phie der Orchideen und die „Illustration horticole“, ein Gar— 
tenjournal ſchon älteren Datums unter dieſen Pflanzenſchätzen gleichſam 

wie eine befruchtende Quelle ihren Urſprung nehmen. 


| Europäiſche Androsacen. 
Von Henry Correvon, Director des Acclimatiſations-Gartens in Genf. 


Die Familie der Primulaceen liefert uns eine ganze Sammlung 
ſchöner und intereſſanter Zierpflanzen, die wir in unſeren Steinpartien 
acclimatiſirt haben. Die Zahl dieſer Pflanzen iſt verhältnißmäßig ſo 
groß, daß fie eine beſondere Conferenz in London für dieſes Jahr ver— 
urſachen wird. Meiner Anſicht nach gehören die Androsacen zu den 
allerfeinſten, wenn nicht zu den brillanteſten dieſer Familie, und ſollten 
beſſer gekannt ſein, als ſie es ſind. Es ſei mir erlaubt, daher Einiges 
darüber den Leſern der „Wiener Illuſtrirten Gartenzeitung“ mitzuthei— 
len und die Liſte unſerer europäiſchen Androsacen vor Augen zu bringen. 

Die Androsacen find auf allen unſeren Alpen vertreten. Wäh— 
rend einige Arten, wie A. helvetica, A. lactea, beſonders auf kalkhal— 
tige Territorien begrenzt find, finden wir andere, z. B. A. carnea, A. 
glacialis, nur auf Granitböden. Daher kommt es, daß wir in der Cul— 
tur die einen in kalkhaltige, die anderen in ſchieferhaltige Erde ſetzen müſ— 

ſen. Herr Dr. Ritter v. Kerner, in ſeinem werthvollen Buch über Al— 


248 


penpflanzencultur, giebt darüber ſehr wichtige Anweiſungen. Ich habe in 
unſerem Alpen-Acclimatiſations-Garten in Genf mehrere intereſſante Er⸗ 
fahrungen in der Beziehung gemacht. Alle unſere Schweizer Androsa- 
cen, die A. Charpentieri ausgenommen, ſind bei uns accli matiſirt und 
alle, außer der A. villosa (woher?), bringen uns Samen. Die meiſten 
werden aus Samen beſſer gezogen als durch ein anderes Mittel und ge⸗ 
ben uns auch die geſündeſten und blühbarſten Exemplare. Wir ſchätzen 
die durch Samen erzogenen Alpenpflanzen höher als die aus dem Bo— 
den geriſſenen, da ſie uns immer beſſere Reſultate gegeben haben. Dieſe 
Methode hat die andere vortheilhafte Seite, daß ſie erlaubt, Alpenpflan⸗ 
zen zu erziehen und in großen Maſſen anzubauen, ohne die Schätze der 
Natur zu verringern. Und dies iſt wichtig bei einigen Sorten, wie A. 
pubescens, A. Charpentieri, A. rubrilata, die in einigen Stellen lo— 
caliſirt und durch kleine Colonien in der Natur vertreten ſind. 

In der Schweiz beſitzen wir folgende Androsacen; 

Raſen oder moosähnliche Büſchel mit blühbaren Roſetten und ſtiel— 
loſen Blumen: 

Androsace helvetica Gaud. iſt eine der eigenthümlichſten und der 
charakteriſtiſchſten von allen Pflanzen auf unſeren Alpen. Sie wächſt 
in kalkhaltigen Gebieten und bildet wahre Knäuel oder Ballen ſo dicht 
und feſt zuſammengedrückt, daß man kaum glauben würde, es ſeien Pflan⸗ 
zen. Im Juli, Auguſt bedeckt ſich die Pflanze mit kleinen weißen Blü⸗ 
then, welche ſo zahlreich ſind und ſo nahe aneinandergeſetzt, daß man 
kaum die Belaubung durch die Blumen ſehen kann und der ganze Bal- 
len ſchneeweiß erſcheint. Sie zieht kalkhaltigen Boden vor, eine ſonnige 
und trockene Lage und muß ſchief und ſogar perpendiculär gepflanzt wer- 
den. Sie gedeiht prächtig an den Mauern. 

A. imbricata Lam. (A. argentea Gärtn., A. tomentosa Scheich) 
iſt eine der ſchönſten und unglücklicherweiſe ſeltenſten von allen. Sie 
wächſt in den höchſten Alpen. Sie unterſcheidet ſich von A. helvetica 
durch ihr ſilberweißes Ausſehen und ihre mit einem rothen Auge gefleckte 
weiße Blume. Sie verlangt gleiche Cultur wie die vorige Art, mit Aus⸗ 
nahme des Kalks. Im Genfer Alpengarten gedeiht ſie gut. 

A. pubescens DC. (A. alpina Gaud.) Auch eine ganz niedrige, 
dicht zuſammengedrückte Pflanze mit weißen Blumen und einem gelben Auge 
in der Mitte. Wächſt auf den mittleren Spitzen der Alpen. Nicht ge— 
mein; verlangt eine trockene, ſonnige Lage. | 

A. glacialis Hoppe. (A. alpina Lam., A. pennina Gaud.) it 
gewiß in ihrer Heimath die allerſchönſte Alpenpflanze. Sie kann aber 
in den Gärten ſchwerlich reichlich blühen. Herrlich iſt fie beſonders an⸗ 
zuſchauen mit ihren vom zarteſten Roſa bis reinſtem Weiß gefärbten 


Corollen, vereinigt mit himmelblauem Erytrichium nanum und der ci 


tronengelben Saxifraga aphylla, deren Pflanzen auf den höchſten Päſſen 5 
unſerer Alpen ganz niedrige und moosartig prächtig ſchöne Läppchen 


bilden. Beſonders ſchön iſt dieſe Vereinigung im höchſten Theile des Val 


d'Anniviers (Valois) auf der Forelétaz und auf den Alpen bei Zermatt. 9 


Bei Sorgfalt und Mühe kann wohl in den Gärten die Pflanze 


blühen, wird es aber nie ſo reichlich thun, wie bei ſchmelzendem Schnee. 


249 


Sie verlangt wenig Erde und ſehr wenig Nahrung. In der Natur 
brauchen dieſe Pflanzen ſehr wenig Erde und wachſen bloß in einem im— 


mer mit ſchmelzendem Schnee befeuchteten Kieſe und tragen deſto mehr 


Blumen, je weniger Nahrung ſie haben. Eine feuchte Luft, helles Licht, 
friſches Waſſer ſind ihr nothwendig. 


„ 


A. Charpentieri Heer. (Aretia brevis Heg.) iſt die ſeltenſte 
von allen Schweizer Androsacen. Sie wächſt nur auf einigen Spitzen 


der Teſſiner Alpen, wird aber wieder auf dem Monte Legnone in Ita— 


lien gefunden. Schöne, verhältnißmäßig große roſenrothe Blumen. Iſt 
noch nicht acclimatiſirt in unſerem Genfer Alpengarten. 


A. lactea L. iſt eine der am leichteſten zu kultivirenden. Sie ge⸗ 


deiht in jedem leichten, kalkhaltigen Boden und verlangt eine halbſchattige 


— 


Lage. Dieſe ſehr werthvolle Pflanze gehört beſonders dem Jura an, 
wird aber auf einigen Spitzen der kalkhaltigen Alpen“) gefunden. Sie 
blüht reichlich in der Kultur und giebt größere Blumen als in der Na— 
tur. Ihre Corolle iſt milchweiß und ihre Belaubung dunkelgrün und 
glänzend. 

A. carnea L. aus den granitiſchen Alpen. Dieſe Pflanze iſt auch 


eine der am leichteſten zu kultivirenden Arten und blüht reichlich in der 


vr 


Cultur. Blumen zart roſa und hellgrüne Belaubung. Sie verlangt eine 


leichte, kalkloſe Erde und eine ſonnige Lage. Sie iſt ſehr häufig in den 


Penninen⸗Alpen und beſonders im Val d'Anniviers und bei Zermatt. 


A. obtusifolia All. Eine ſehr zierliche, der lactea ähnliche Art. 


Die Blumen ſind jedoch kleiner und beſitzen in der Mitte ein gelbes Auge, 


welches roth wird, wenn die Blume befruchtet iſt. Sie wächſt an ſon— 
nigen, trockenen Lagen und in leichtem humusreichen Boden. 
A. villosa L. iſt ſehr ſelten in der Schweiz. Sie wächſt nur auf 


der Dole und auf dem Wouache bei Genf, iſt mit A. lactea die leichteſt 


zu cultivirende Art und blüht ſehr reichlich in der Cultur. Sie verlangt 
eine ſonnige, trockene Stelle und einen leichten ſandigen Boden. Die 
Knospen ſind roſenroth und die Blumen rein weiß. Blätter vereinſamt 
in Roſetten, weißwollig und ſilberhaarig. 

A. Chamaejasme Hort Unterſcheidet ſich von der A. villosa 
durch eine grünere Belaubung, ein breiteres Blatt, nur am Rande be— 
haart. Die Blumen ſind weiß mit einem hellen Auge, welches nach der 
Befruchtung roſa wird. Gleiche Cultur. 

Aretia Vitaliana Hort. (Primula Vitaliana L.) iſt die einzige 


gelbblühende Androsace, die wir in Europa beſitzen. Sie wächſt auf 


* 
* 
* 
er 


* 
% 


1 


8 


* 


den höchſten Walliſer Alpen. Durch ihren Wuchs nähert ſich dieſe Pflanze 


der Androsace glacialis. Sie hat verhältnißmäßig große Blumen dun⸗ 


kelgelb und zahlreich. Leichte Cultur, verlangt eine halbſchattige Lage und 


eine leichte Erde. 

Androsace maxima L. und A. septentrionalis L. ſind die zwei 
einzigen annuellen Androsacen der Schweiz. 

Die Pyrenäen beſitzen drei beſondere Arten Androsaceen, die alle 
drei in Culturen zu finden ſind. Es ſind: 


1 ) Bekanntlich auch der niederöſterreichiſchen und ſteieriſchen Alpen. 


250 


A. ciliata DC. (A. alpina Lam.) Mit diefer Pflanze ift bei mir 


etwas ganz Eigenthümliches geſchehen. Ich bekam aus den Pyrenäen 
einige Pflanzen Androsace ciliata, welche im ſpät eren Jahre ſchöne weiße 
Blumen gaben, wie es bei dieſer Pflanze in der Natur der Fall iſt. Die 
Erde wird, zufallsweiſe, gewechſelt. Das zweite Jahr brachten alle meine 
A. ciliata hübſche karminrothe Blumen mit einer Farbe, ſo intenſiv, daß 
ich kaum glauben konnte, es ſei natürlich. Woher kommt das? Ich bin 
noch nicht ganz im Klaren darüber. 

Die Androsace ciliata iſt eine der blühbarſten unter den Andro- 
sacen und läßt ſich gut cultiviren. Sie verlangt eine gleiche Lage und 
Cultur wie A. obtusifolia. Ihre Blumen ſind ſtiellos und die Blätter 
ſind mit Haaren gerandet. 


A. eylindrica DC. (A. frutescens Sep.), auch aus den Pyrenäen, 
hat einen ganz eigenthümlichen Wuchs. Die kleinen Roſetten bilden mit 
der Zeit cylindriſche lange Zweige durch dickes, graues, getrocknetes Laub, 
an deren Spitze eine weiße Blume iſt. Sie verlangt eine trockene, halb— 
ſchattige Lage und eine ſchiefe Poſition, da ſie ſehr leicht verfault. 

A. pyrenaica Lam. (A. diapensioides Lin.) iſt eine ſehr ſeltene 
Species, von welcher ich nie gute Reſultate gehabt habe und über welche 
ich nichts ſagen kann. 

A. elongata L. iſt eine einjährige, dem Süden angehörende An- 
drosace. In Tirol ſind einige Androsacen vertreten, die wir in der 
Schweiz nicht beſitzen und über welche ich wenig ſagen kann, da ich ſie 
noch nicht im Alpengarten kultivirt habe. 

A. Wulfeniana Sieb. (A. Tacheriana Leyb), eine mit rofen- 
rothen, der A. pubescens im Wuchs verwandte, ſehr ſeltene Androsace. 
Sie kommt auf Schiefer vor. 

A Hausmanni Leyb. (ſüdliches Tyrol), mit ſehr ſchönen, roſa⸗ 
rothen Blumen, der A. Wulfeniana ähnlich. 

Und die Hybriden A. Heerii Hegetsch. (A. Helvetica und gla- 
cialis) im Canton Glarus; A. Brüggeri. Jaeg. (A. glacialis und ob- 
tusifolia) in der öſtlichen Schweiz; A. Escheri Brügges (A. obtusi- 
folia und Chamaejasme) und A. hybrida Kern. (A. helvetica und 
pubescens) in der öſtlichen Schweiz; A. pedemontana Rchb. (A. car- 
nea und obtusifolia) Piemont. 


Die Schulgärten größerer Städte.“) 


Erſt ſeit neuerer Zeit erfreut ſich der Schulgarten jener Beachtung, 
die er als pädagogiſches Erziehungsmittel auch wirklich verdient. Allſei— 
tig werden von einſichtsreichen Männern ſehr wackere Verſuche gemacht, 
um jeder Volksſchule einen Raum für einen Garten zu ſichern, und Pri— 
vate und Vereine ſind gerne geneigt, dieſen Garten mit den nothwendigen 
Pflanzen zu verſehen. Doch dieſer Raum, der als Garten bei der Schule 


) Aus: „Der Schulgarten“ von Franz Langauer. Verlag v. G. P. Faeſy 
in Wien. (Vergl. Illuſtr. Garten-Zeitung, 4. Heft, 1886.) 


251 


ſich zeigt, iſt noch lange kein Schulgarten, er iſt ein Anhängſel der Schule, 
das ganz von dem Willen und der Vorliebe ſeines Pflegers abhängt. 
So lange der Schulgarten nicht ein integrierender Beſtandtheil der Lehr— 
mittelſammlung iſt, ſo lange er nicht pädagogiſch ausgebeutet wird, ſo 
lange die Pflege des Schulgartens nicht in den Rahmen der Unterrichts— 
zweige aufgenommen iſt, ſo lange wird auch ſeine Exiſtenz nicht jenen 
Nutzen bringen, der durch den Schulgarten erreicht werden kann. Nur 
im Fluge kann ich hier die Bemerkung einſchalten, daß die Pflege des 
Schulgartens und die darin vorkommenden Arbeiten mir die einzig rich— 
tige Löſung des Handfertigkeitsunterrichtes zu ſein ſcheinen. All das 
Schöne, das mit dem Handfertigkeitsunterrichte von pädagogiſcher Seite 
erreicht werden ſoll, kann durch die rationelle Pflege eines Schulgartens 
zutage gefördert werden. 

Es würde hier zu weit führen, wollte ich außer obigem Satze noch 
die Wichtigkeit des Schulgartens näher erörtern, ſie iſt bekannt und — 
anerkannt. Doch dieſe Erkenntniß iſt nur der erſte Schritt, und vieles 
bleibt noch zu thun übrig, bis der Schulgarten ſeine volle methodiſche 
Verwerthung in der Volkserziehung findet. Einſtweilen ſei gedankt für 
dieſen erſten Schritt, und Sache der Volks- und Aufklärungsfreunde ſoll 
es nun ſein, die Schulgartenfrage nach allen Seiten zu ventiliren. Ins— 
beſondere ſind es drei Intereſſenten, welche in dieſer Frage ein gewich— 
tiges Wort mitzuſprechen haben, dies ſind in erſter Linie die Pädagogen, 
denen die Erziehung unſerer Jugend anvertraut iſt, zweitens die Freunde 
und Förderer des Obſtbaues, die nur durch Einflußnahme auf die Ju— 
gend nachhaltig wirken können, und drittes die Landwirthe, für deren 
Heranbildung durch den Schulgarten vieles geſchehen kann. 

Denn eine der wichtigſten Anforderungen, die an den Schulgarten 
geſtellt werden muß, iſt, daß er den Ortsverhältniſſen angepaßt werde. 
Anders muß der Schulgarten des Dorfes, anders der Schulgarten der 
kleinen Landſtadt und anders der Schulgarten einer Großſtadt bepflanzt 
und gepflegt werden. 

Der Schulgarten des Dorfes ſoll in hervorragender Weiſe der Land— 
wirthſchaft Rechnung tragen und den Kindern eine landwirthſchaftliche 
Lehranſtalt theilweiſe erſetzen. Heutzutage, wo in jedem Fache eine emi— 
nente Fertigkeit verlangt wird, um vor der Konkurrenz zu beſtehen, wo 
alles nach Fachbildung ſtrebt und jedes Jahr neue Fachſchulen entſtehen, 
klingt es faſt wie Ironie, wenn man die paar landwirthſchaftlichen Schu— 
len in ein Verhältniß zur ackerbautreibenden Bevölkerung bringt, und 
dies in einem Staate, der trotz der Zunahme der Bevölkerung noch für 
lange Zeit zu den ackerbautreibenden gezählt werden wird. 

Weit entfernt, die Volksſchule, deren ideale Ziele und Zwecke ich 
ſtets vertheidigen werde, durch meinen Ausſpruch zu einer Fachſchule zu 
qualifiziren, kann ich doch nicht umhin, in Anbetracht der gebieteriſchen 
Forderungen des praktiſchen Lebens, die Behauptung aufzuſtellen, daß es 
gut iſt, wenn die zukünftige Berufsart der Schüler vom Lehrer zur Baſis 
ſeines methodiſchen Wirkens gemacht wird. 

Jeder Stand verlangt von dem Individuum, das ſich demſelben 
widmet, eine Lehrzeit — ja ſogar einen Befähigungsnachweis — nur der 


252 


Landwirth braucht keinen ſolchen zu erbringen, er macht keine Lehrzeit 


durch. Iſt es daher zu verwundern, wenn die Klagen über den Nieder- ö 


gang der Landwirthſchaft ſich mehren? Gerade der Landwirth hat es 
mit ſo vielen Dingen zu thun, die eine hohe Intelligenz fordern. Boden, 
Klima, Pflanzenphyſiologie, Chemie, Mechanik, Naturgeſchichte etc. find 
Faktoren, mit denen der Landwirth rechnen muß, während es die meiſten 
Handwerker nur mit einem einzigen Stoff zu thun haben. Sollte nicht 
gerade deshalb auch die Ausbildung des Landwirthes eine vorzügliche ſein? 
Leider ſehen wir oft das Gegentheil, und obwohl durch die Verſtaatlichung 
und Reorganiſation der Volksſchule ein bedeutender Schritt nach vorwärts 
gethan wurde, ſo bleibt doch diesbezüglich für die Wünſche und Beſtre— 
bungen des Nationalökonomen ein weites Feld offen. 

Der Schulgarten des Dorfes nun kann dieſe angedeutete Miſſion 
übernehmen. 

In die zweite Art der Schulgärten fallen jene der Märkte und der 
kleinen Landſtädte. Hier konzentrirt ſich bereits das geſellige Leben. Der 
Boden iſt in kleine Parzellen getheilt und dieſe müſſen intenſiver ausge⸗ 
nutzt werden. Hier tritt die Spatenwirthſchaft bereits in ihr Recht und 
der Schulgarten iſt der Repräſentant aller jener Arbeiten, die uns ein 
Fleckchen Erde zum angenehmen Aufenthalte machen, die in der Kinder— 
welt die Liebe zur Heimath und zur Scholle wecken und nähren. Und 
dieſe Liebe zur Heimath, dieſe Freude an dem errungenen Beſitze und 
an der Pflege eines kleinen Fleckchens Erde iſt von tief eingreifender Wich— 
tigkeit für das ſoziale Leben, für den Staat. Anarchiſten und Nihiliſten 
ſind heimathloſe Weſen! Wodurch bilden ſich denn die Beſitzer großer 
Fabriken einen ſtets bereitwilligen Grundſtock von Arbeitern? Nicht durch 
Geld, ſondern nur dadurch, daß ſie dieſelben ſeßhaft machen, daß ſie ih— 
nen einen kleinen Beſitz zuweiſen, ein Häuschen und ein Gärtchen bieten. 

Die dritte Kategorie der Schulgärten iſt jene der großen Städte. 
Dieſe Schulgärten ſind ebenſo wichtig, wie die der Dorfſchulen, ja in 
pädagogiſcher Beziehung noch viel wichtiger, als die beiden vorgenannten. 
Welche Fülle von Eindrücken der Natur entgeht nicht dem Stadtkinde 
innerhalb der künſtlichen Steinwände ſeines Aufenthaltsortes? Strauch 
und Bäume, Wald und Feld, Blume und Frucht, die Thier- und Pflan⸗ 
zenwelt find dem Stadtkinde entfremdet. Es iſt losgeſchält von der All— 
mutter Natur und einzig und allein von künſtlichen Gebilden und Ver— 
hältniſſen umgeben. Um jo mehr muß daher das Beſtreben des Päda⸗ 
gogen und jedes Kinderfreundes dahin gerichtet ſein, das Kind wieder in 
innige Verbindung mit der Natur zu bringen und alle Fäden zu ergrei— 
fen, welche uns an ihre Fülle und Macht knüpfen. Dieſe Verbindung 
haben nun wieder die Schulgärten zu bewerkſtelligen! Wie jubelt das 
Stadtkind nicht auf, wenn es ihm vergönnt iſt, einen Tag draußen in 
einem Dorfe zu verbringen, wie wird nicht Auge und Ohr von den 
neuen Eindrücken geſättigt, wie recken und dehnen ſich nicht die jungen 
Glieder, wie froh athmet nicht die Bruſt in Gottes reiner Luft! — 

Das Ideal des Schulgartens einer Großſtadt wäre daher wohl ſo 
ein Quadratkilometer des flachen Landes mit einem obſtreichen Dörfchen 
in der Mitte, mit ſeinen Feldern, Auen und Wäldern, mit ſeiner Flora 


253 


und Fauna, mit feinen Menſchen und ihren Arbeiten und Beſtrebungen! 
Leider können wir unſerer Jugend dies alles nicht bieten und müſſen 
uns darauf beſchränken, ihnen Theile des Ganzen gleichſam en miniature 
vor die Augen zu führen. Was ſollen wir nun den Kindern in Stadt— 
ſchulgärten bieten? Vor allem das, was Stadtkinder nur ſelten zu ſehen 
bekommen. Die Kinder ſollen ſehen, wie das Brot wächſt, wie das Ge— 
treide am Halme ausſieht, wie es geſäet wird und wie es ſprießt. Die— 


ſen Anblick bietet dem Kinde kein Stadtpark! Das Kind ſoll ferner ſehen, 
wie die verſchiedenen Gemüſearten aus Samen entſtehen, wie ſie heran— 


wachſen und ſich ausbilden; es ſoll aber auch den Baum kennen lernen, 
der uns mit ſeinen Früchten erfreut und labt. Dies wären die Haupt⸗ 
faktoren, auf welche das Augenmerk zu richten wäre, aber in anderem 
Sinne als wie bei den Schulgärten des flachen Landes. Das Dorfkind 
ſoll die rationelle Bodenausnutzung, es ſoll die Anbau- und Wachsthums⸗ 
bedingungen ſeiner heimathlichen Nutzpflanzen kennen lernen und daraus 
für ſeinen künftigen Beruf Nutzen ziehen. Das Stadtkind dagegen kann 
ſich mit dem Pflanzenindividuum als ſolchem begnügen. Es genügt für 


das Stadtkind, wenn es überhaupt Korn und Weizen, Gerſte und Ha— 


fer unterſcheiden kann. Der Dorfſchulgarten ſei artenreich, der Stadt— 
ſchulgarten individuenreich. 

Was nun im allgemeinen die Nutz⸗ und Zierbäume, die Nutz⸗ und 
Zierſträucher betrifft, ſo bieten gerade unſere öffentlichen Gärten eine reiche 
Fülle und es bedarf nur des guten Willens, ſo können Theile dieſer Pflan— 
zen den Schulen zum Unterrichte übermittelt werden. 

Dieſer Vorgang wird auch in anderen großen Städten, z. B. in 
Berlin eingehalten, wo ein eigener Diener den verſchiedenen Schulen die 
Pflanzentheile aus der Stadtgärtnerei zu Unterrichtszwecken übermittelt. 
Der Stadtſchulgarten kann daher ſeines meiſt beſchränkten und theuren 
Raumes wegen derartige Bäume und Sträucher leichter entbehren, als 
der Schulgarten der Märkte, die meiſt keinen Park in der Nähe haben, 
wo ſolche Pflanzen gepflegt werden. 

Wie ſchon erwähnt, müſſen die gewöhnlichſten Gemüſearten an Stadt⸗ 
ſchulgärten ebenfalls vertreten ſein, aber auch hier genügt es, wenn einige 


Exemplare vorhanden find. 


Ein bedeutend größeres Gewicht iſt auf die techniſch verwerthbaren, 


auf die Färbe⸗, Geſpinſt⸗ und Oelpflanzen zu legen, denn in einer Groß— 


ſtadt ſtehen die en tſprechenden Induſtrien enge nebeneinander und greifen 
wie Zähne eines Getriebes ineinander. 

Was den Obſtbau betrifft, ſo iſt demſelben ebenfalls Raum zu ge— 
ben. Das Stadtkind ſoll den Apfelbaum vom Birn- und Pflaumenbaum 


unterſcheiden lernen, auch wenn keine Früchte daran hängen. Dies dürfte 
im großen und ganzen genügen. Dem Dorfkinde aber muß noch die 


Belehrung über den Anbau, die Anzucht, die Veredelung und Pflege ꝛc. 
geboten werden. Darin liegt eben der bedeutende Unterſchied zwiſchen 


den drei Schulkategorien. Für den Dorfſchulgarten iſt eine Obſtbaum⸗ 


ſchule, eventuell auch eine Wildbaumſchule ein weſentlicher Beſtandttheil, 
der im Stadtſchulgarten eher zu entbehren iſt. Für das Dorfkind iſt 


es ferner nützlich zu wiſſen, welche Obſtart der Gegend gedeiht und an— 


254 


bauwürdig iſt, welche Unterart, ob z. B. der Borsdorfer oder der rothe 
Herbſtkalville den Boden- und Klimaverhältniſſen angemeſſen iſt. Infolge 


all dieſer Bemerkungen kann ich nur nochmals wiederholen, daß der Schul⸗ 
garten des Dorfes artenreich, der Schulgarten der Großſtadt individuen⸗ 
reich ſei. 

Dieſem Grundſatze zufolge ergiebt ſich die Eintheilung und Bepflan⸗ 
zung des Stadtſchulgartens von ſelbſt. Ein Theil des verfügbaren Lan⸗ 
des, insbeſondere die Umzäunung werde für Obſtbäume und für das 


Beerenobſt beſtimmt, meiſt wird dieſes als Spalier gezogen werden müſ⸗ 


ſen, da dieſer Theil permanent bleibt und kaum ein großer Platz zur 
Kultur von Hochſtämmen vorhanden ſein wird. Auf den zweiten und 
dritten Theil des Stadtſchulgartens kommt abwechſelnd das Getreide 
und Gemüſe zu ſtehen, der vierte Raum endlich gehört den techniſchen 
Pflanzen. 

Auffallend dürfte es ſein, daß ich den Blumen nicht das Wort rede. 
Gewiß würde ich dieſe nicht gerne vermiſſen, ſchon aus äſthetiſchen 
Gründen nicht, aber Raum, Zeit und lokale Verhältniſſe ſind in einer 
Großſtadt dieſem Kulturzweige nicht günſtig. Außerdem habe ich beim 
Schulgarten immer die praktiſche Verwerthung ſeiner Produkte zu Un⸗ 
terrichtszwecken vor Augen; der Schulgarten ſoll ja nicht eminent bota⸗ 
niſche oder kunſtgärtneriſche Zwecke verfolgen! An Mädchenſchulen kann 
jedoch immerhin den Blumen als ſolchen ein Spielraum geboten werden. 

All das Vorſtehende, ſo ſchön es ſich in der Theorie ausnimmt, ſtößt 
aber in der praktiſchen Ausführung auf bedeutende Hinderniſſe. Die Stadt⸗ 
ſchulgärten ſind meiſt enge eingeſchloſſen zwiſchen hohen Mauern; Koh- 
len⸗ und Straßenſtaub hindern durch Verſtopfung der Athmungsorgane 
der Pflanzen das Gedeihen derſelben; die trockene Luft, die von den 
Mauern zurückgeworfenen Sonnenſtrahlen vermehren die Verdunſtung 
in ſolchem Grade, daß der Organismus des Pflanzengebildes nicht nach⸗ 
kommen kann. Ebenſo bietet der Boden, meiſt Schutt und Gerölle, das 
bei den Grundaushebungen gewonnen wurde, den Pflanzen keinen geeig⸗ 
neten Standort. Zudem iſt auch das Waſſer meiſt hart und kalt und 
für eine geeignete Düngung kann nur in den ſeltenſten Fällen geſorgt 
werden. 

Da heißt es denn alle Hilfsmittel in Bewegung zu ſetzen, um dieſe 


Vegetationshinderniſſe wegzuräumen und die natürlichen Bedingungen des 5 


Wachsthums herzuſtellen. 

Es muß demnach ſo manche Pflanze aus dem Verzeichniſſe ausge⸗ 
ſchieden werden, die man gerne kultiviren würde, die aber unter den ges 
gebenen Verhältniſſen abſolut nicht gedeiht. Es muß die Lage genau be— 
rückſichtigt werden, z. B. an Nordwänden dürfen nur die Schattenmo⸗ 


relle, Haſelnüſſe, eventuell Himbeeren gepflanzt werden, ebenſo muß aus 


den anderen Pflanzen, den Kohlarten und den mediciniſchen Pflanzen, eine 


geeignete diesbezügliche Auswahl getroffen werden. Ferner dürfen die 
Koſten einer Erdauswechſelung und der Herbeiſchaffung eines geeigneten 


Düngers nicht geſpart werden. . 
Durch aufgeſtellte Fäſſer muß für überſchlagenes Waſſer in reichem 


Maße geſorgt werden, ebenſo für Spritzen, ſo daß man den ganzen Gar⸗ 


2 


ee 


255 


ten oft und reichlich überbrauſen kann. Nur auf diefe Weile wird es 
gelingen, die Blätter der Pflanzen von dem maſſenhaften Staube und 
Ruße zu reinigen. Eine weitere Schädigung der Pflanzenwelt tritt im 
Stadtſchulgarten durch die Unzahl von Raupen, Spinnen und anderen 
Inſekten ein, die ſich gerade im Stadtſchulgarten breit machen und der 
ſorgenden Hand des Pflegers ſpotten. Hier hilft nur emſiger Fleiß und 
unabhängiges Anwenden der Vertilgungsmittel. 

Sind die Verhältniſſe gar zu ungünſtig, iſt der Schulgarten nur 
ein enger Hofraum, wie ich ſolche ebenfalls kennen gelernt habe, in wel— 
chem nur zur Mittagszeit auf wenige Stunden die ſenkrechten Strahlen 
der Sonne des Hochſommers eindringen, nun dann muß auch dieſes 
Plätzchen verwerthet werden, und zwar für eine Bepflanzung, welche we— 
nigſtens das äſthetiſche Gefühl nicht verletzt, aber nur den Namen eines 
Schulgartens gebe man dieſem Hofraume nicht. Im ungünſtigſten Falle 
können Schattenpflanzen und Raſen den Raum einnehmen und den Kin— 
dern beweiſen, daß jedes Plätzchen werth iſt, bepflanzt und von Men- 
ſchenhand verſchönert zu werden. Solche Schulen müſſen eben von gün- 
ſtiger ſituierten unterſtützt werden, indem letztere erſteren die Pflanzen 
liefern. Und zu dieſem Zwecke kann ich unter anderem nur die Topf— 
obſtbaumzucht wärmſtens empfehlen. So ein Bäumchen im Topfe iſt 
leicht transportabel und kann mit Blüthe oder Frucht in jede einzelne 
Schule gebracht werden. 

Zu den vorangeführten Theſen, welche den Schulgarten betreffen, 
muß ich aber noch eine ſehr wichtige geſellen, ſoll der Schulgarten ein 
Unterrichtsmittel im wahren Sinne des Wortes ſein. Sie lautet: „Es 
ſind die Kinder in geeigneter Weiſe zur Bepflanzung und Betreuung des 
Schulgartens heranzuziehen!“ Nur ſelbſtgeſchaffenes iſt auch wirkliches 
Eigenthum, und die Kinderwelt befreundet ſich ſehr gerne mit dieſen Ar— 
beiten. Trotz dieſer Vorliebe der Kinderwelt ſcheitert aber dennoch die 
Schulgartenfrage in ihrem jetzigen Stadium gewöhnlich gerade an dieſem 
Punkte, und zwar meiſt durch die Unkenntniß der Eltern über den Werth 
des Schulgartens. Da kann nur das Geſetz aushelfen, welches die Theil- 
nahme der Kinder für eine beſtimmte Zeit, die in den Rahmen der Un⸗ 
terrichtszeit fällt, normiert. Ich habe in dieſer Beziehung traurige Fälle 
erlebt und ſah oft den eifrigſten Kollegen, allein und verlaſſen durch die 
Indolenz der Eltern, im Schulgarten ſtehen. Nur die unmittelbare Wit- 
wirkung der Kinder im Schulgarten ſichert alle die reichen Vortheile, die 
man aus dem Schulgarten ſchöpfen kann. 

Dies ſind im allgemeinen die Geſichtspunkte, unter denen der Schul— 
garten einer Großſtadt aufgefaßt werden muß, wenn er ein kräftig wir- 
kendes Agens unſerer Volksſchulen werden ſoll. Der Schulgarten der 
Großſtadt iſt das edelſte Bindeglied unſerer Kinderwelt mit der Natur! 
Gönnen wir unſerer Jugend den anregenden Verkehr mit der Pflanzen⸗ 
welt, der gewiß belebender und bildender auf die Jugend einwirken wird 
als der Anblick des modernen Straßenlebens einer Großſtadt. Schließ— 
lich möchte ich noch erwähnen, daß bei den Schulbauten Wiens faſt gar 
nicht auf Schulgärten Rückſicht genommen wurde. Die meiſt drei Stock 

hohen Gebäude umgeben einen Hofraum, der ſich vermöge ſeiner Lage 


256 


und Eingeſchloſſenheit nur ſelten zum Anbaue irgend welcher Kulturpflane 
zen eignen wird. Dieſem Umſtande iſt nur ſchwer abzuhelfen, höchſtens 
könnte dies bei der Wahl des Platzes für Neubauten geſchehen, und es 
würde durch die Rückſichtnahme auf einen Schulgarten auch den janitä- 
ren Anforderungen an ein Schulhaus Genüge geleiſtet werden. Sollen 
wir aber nicht danach trachten, dieſe Ungunſt der äußeren und inneren 


Verhältniſſe möglichſt zu verringern oder auszugleichen? Welches ſind die 


Mittel dazu? 8 

1. Eine Methodik des Schulgartens. Dieſe Forderung geht den Pä⸗ 
dagogen an, und es kann dieſelbe nur durch jene Männer durchgeführt 
werden, in deren Hand die Ausbildung des Lehrerſtandes liegt. | 

2. Geſetzliche Beſtimmungen, welche die Theilnahme der Kinder an 
der Pflege des Schulgartens normiren. Ein Schulgarten, der nur zum 
Anſchauen da iſt — und ſei er auch der ſchönſte und beſte — wird den 
Kindern nur wenig nutzen und es werden durch das bloße Anſchauen nie 
und nimmer die ethiſchen Ziele erreicht, die man vom Schulgarten zu er⸗ 
warten hat. In dieſer Beziehung kann ſelbſt die koſtſpielige Anlage eines 
Zentral⸗Schulgartens für jede Großſtadt nur ein ſchwaches Surrogat 
bieten, das zwar einen großen Werth hat, aber in dieſer Form nur in⸗ 
er nie aber bedeutende moraliſche Werthe der Kinderwelt brin- 
gen wird. 5 


3. Die ſchon beſtehenden Schulgärten mögen durch eine leitende Hand 
den vorſtehend erwähnten Zielen zugeführt werden. Man gebe dem Pä⸗ 
dagogen die Mittel an die Hand, um einen Schulgarten nach beſtimm⸗ 
ten Prinzipien einzurichten. * 

Bis jetzt liegt das Wohl und Wehe des Schulgartens meiſt in den 
Händen einzelner Perſönlichkeiten und Vereine, welche die Idee der Schul⸗ 
gärten auch praktiſch unterſtützen. Was in dieſer Beziehung gethan wird, 
bringt reiche Saat unſerem Nachwuchſe, auf den wir mit väterlichem 
Stolze ſehen. Nicht das Kraut und nicht der Baum allein iſt es, dej- 
ſen Blätter, deſſen Frucht wir den Kindern im Schulgarten bieten, ſon⸗ 
dern Liebe zur Natur, Liebe zur Arbeit, Liebe zur Heimath und zur 
Scholle, die uns trägt, und außer dieſen Gaben ſprießt im Schulgarten 
auch noch manches Blümchen, das in dem Herzen, im Gemüthe der Kin⸗ 
derwelt reiche Frucht bringen wird. 5 


Witterungs⸗ Beobachtungen vom Jaunar 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge- 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
e des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres- 
piegels. 8 


Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. | 


TUR 


257 
Barometerſtand. 
1886 1885 
Höchſter am 7. Abends 763,5 am 18. Abends 775,7 
Niedrigſt. „ 31. Abends 735, „ 11. Abends 731,7 
Mittlerer . 753,8 762,80 
Re nach Celſius. 
1885 1884 
Wärmſter Tag am 3. 8,0 Mam 31. 9,9 
Kälteſter „ „ 12. u. 24. — 5,0 „ 9. u. 21. 3,0 
Wärmſte Nacht am 2. u. 4. 30 5, 
Kälteſte „ am 16. u. 24. — ia A 25. auf freiem Felde — 13,5, ge⸗ 
ſchütztes Thermometer — 11,0 


23 Tage über 0°, 


auf freiem Felde, geſchützt. Therm. 
2,0 


— 


7 Tage unter 0% 
Durchſchnittliche Tageswärme 
5 Nächte über 00% 

26 Nächte unter 0° 
Durchſchnittliche Nachtwärme — 4,6 
* Bodenwärme: 

2 Meter tief, am 5. u. 6 4,3 
durchſchnittlich 1,9 
vom 6. bis 9. 555 
durchſchnittlich 4,4 

„ 18. bis 20. 7,8 
durchſchnittlich 6,3 
vom 14. bis 19. 9.0 
durchſchnittlich 8,4 
Höchſte Stromwärme am 4. 3,7 
Niedrigſte „ am 9. —0,2 
Durchſchnittliche + 0,6 


1,2 


n m 
" " 


" n 


Das Grundwaſſer jtand 


am höchſten am 13. 383 em. 

„niedrigſten „ 1. 458 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 460 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war 

am 2. 10,0 gegen 7,o im Schatten 


Heller Sonnenaufgang an 4 Morgen 


Nicht ſichtbarer a 


Matter 5 5 
5 0 
Heller Sonnenſchein an — Tage 
Matter 


Sonnenblicke: helle an —, „ matte an 


Nicht ſichtb. Sonnenſchein an 19 Tag. 


Hamburger Garten» und Blumen-Zeitung. Band 42. (1886). 


— 


12 Tagen 


RN 


18 Tage über 0% 
13 Tage unter 0% 
0, 

4 Nächte über 09 
27 Nächte unter 0% 


— 4,6 


am 2. u. 3. 9,5, durchſchnittlich 8,9 
am 1. 0,5 
am 17. bis 28. 0, 


| + 1,0 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 


am 3. 190 em. 
„ 0. 270 em. 
221 em. 


am 31. 13,0 gegen 9,0 im Schatten 
an — Morgen 


helle an 55 matte an 5 Tagen 


an 18 Tagen 
17 


258 


Wetter. 
1886 1885 1886 1885 
Sehr ſchön | Bewölkt . . 11 Tage 6 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tage | Bededt 1 5 „ 
T 3°. % na | 5 „ 
Ziemlich heiter 3 „ 13 „ Sehr trübe. 1 „ — „ 
Niederſchläge. x 
1886 | 1885 
Nebel. . an 14 Morgen an 7 Morg 
" ſtarker ER; " 1 " | * " 
„ anhaltender „ — Tag. UN 
lll Wo „ — Morg 
Reif = 5 ? " 71 | 1 4 ” 
" ſtarker 00 Bir ar " | 75 17 
" bei Nebel . Pe " | N 5 E 
Schnee, leichter. „ 6 Tag. | „ 10 Tag ’ 
" Böen . " 1 m 7 5 " 0 { 
77 U. Regen 7 1 77 ö 7 . | " 2 * 12 Tage > 
" anhaltend " 3 " Inner " * 
Res 3 
Regen, etwas . 5 E 
77 leicht, fein. " 6 7 7 " 
„ 10 Tage ER 0 Tage 
" anhalt. . n 2 " 8 " 
Ohne ſichtbare ee „ 
Regenhöhe. ö 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1886 1885 5 
des Monats in Millimeter 82,7 mm. | 42,4 mm. i 
die höchſte war am 4. 13,3 mm. | am 29. mit 15, 7 mm. 
bei WSW | bei SW. 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 3 
des Monats in Millimeter 94,0 mm. | 4156 mm. 
die höchſte war am 31. 13,7 mm. am 29. mit 16, mm 
bei S. | bei SW. 
Gewitter. 


5 — 
eichte: am 5. Januar 11 Uhr 20 M. Vom a 

aus WSW mit Regen und Hagelſchauer. 5 
Starke anhaltende: — | 


259 


Windrichtung. 

1886 25 1886 1885 
— Ma 1 Mal SSW ee . Mal 
. JT 
00 EN WOW. FEN 19 
ONO. . 2 a * en: 
Bi... * . Por WNW 8 — „ 
080 ET BER. NW Een — „ 
Br... 1 135.5 NNW 3 9 
880 N N. Still Bull: — „ 
8 1 9 77 4 I 

Windſtärke. 

1886 2885 1886 1885 
e Mal — Mal Friſch.. . 16 Mal 5 Mal 
Sehr leicht . — „ — „ n — „ 
%%% ᷣ ̃ PPBa AD IIENSRT- ana PLÄSRR 
ae En an ee Arten ER 
une 165 „ Stürmiſch e 

S. ji. Sturm 5 „ 1 


Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent: 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Januar 1886. 


| Grun dwaſſer 2 8 8 Bodenwärme 
vd. Erd: 5 „ 2 8 auf 3 Meter 
Stand oberfläche S. 8 = Se 29 Tiefe 
gemeſſen. | u Ella: N 
em, em. | em. Tage mm Cel. 
ee | 
am 31. Decbr. 451 | | 
„ 1. Januar 458 7 — 16,4 9,8 
" 9. = | 383 FR; 5 6 345, 
77 10. m j 390 9 — 5 r 
„ | 381 = 9 — — Durchſchnittlich 
„ 390 e eie 8, 
„ 382 — 8 3 1,2 auf 3 m Tiefe 
4022 20 — 6 28, 
„ | 338 — 14 4 15, 
21 94,» 
Nach der Deutſchen Seewarte 24 82,7 


260 


Januar Regenhöhe. 

Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Januar 1886 betrug nach 

der deutſchen Seewarte 82,7 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 

Jahren 45, mm; 7 
unter den Durchſchnitt fiel 15 3 


1876 23,3 mm. 2 24,5 mm. 
1879 29, 2 1983 35,5 
1880 30.1 5 1885 49,4 1 
1881. 25, „ 

über den Durchſchnitt ſtieg . Regenhöhe: 
1877 79,3 min 884 92,0 mm. 
1878 73% 8 


— > 


Die Quinoapflanze und ihre Cultur. 


Die Quinoa, Chenopodium Quinoa Wild., iſt ſeit den urälteſten 
Zeiten eine der wichtigſten Nahrungspflanzen der eingeborenen Bevölke⸗ 
rung von Ecuador, Neu-Granada, Peru, Bolivia und Chile, mit einem 
Worte alſo aller Gebiete an der ſüdamerikaniſchen Weſtküſte geweſen. Als 
die Spanier zu Anfang des ſechzehnten Jahrhunderts dieſe Länder ero⸗ 
berten, fanden fie die Quinogcultur bereits im ausgedehnteſten Maßſtabe 
betrieben, und es ließ ſich keinerlei Ueberlieferung eruiren, daß dies einſt rs 
nicht jo geweſen wäre. Auch heute noch wird das fragliche Gewächs in 
ſeiner Heimath in größter Ausdehnung angebaut, obwohl der Bevölkerung 
jetzt genügend andere, dasſelbe erſetzende Pflanzen zu Gebote ſtänden; aber 
einmal die lange Gewohnheit, das anderemal das enorme Erträgniß laſ⸗ 
ſen in dieſer Hinſicht keine Veränderung zu. Da die Quinoa nicht in 
den heißen, ſondern nur in den gemäßigt kühlen, hoch über dem Meeres⸗ 
niveau ſituirten Partien der obengenannten Länder vorkommt und ange⸗ 
baut wird, ſo iſt zu verſchiedenen Malen anempfohlen worden, auch in 
anderen Gegenden ihre Cultur zu verſuchen; irgend welche nennenswerthe 
Erfolge hat eine ſolche Anempfehlung bisher aber nirgends gehabt. 

Es war kein geringerer als Alexander von Humboldt, der die wifſ- 
ſenſchaftliche Welt zuerſt mit der Quinoa bekannt machte, getrocknete 
Exemplare nach Europa brachte und die Muthmaßung aus ſprach, daß 


dieſes Gewächs auch für unſeren Erdtheil eine Nahrungspflanze werden 


könnte. Aber, wie geſagt, dieſer Anregung wurde nirgends rechte Folge 
gegeben, und nur als Curioſität oder Liebhaberei findet man hier und 
da kleine Quinoapflanzungen. Vor einigen Decennien begann man in 
Frankreich mehrerenorts die Cultur in größerem Maßſtabe und auch mit 
unleugbar günſtigem Erfolge, aber plötzlich hieß es, daß der Genuß der 
Pflanze höchſt gefährliche, ja ſelbſt tödtliche Erkrankungen für den Men⸗ 
ſchen zur Folge habe, und ſo ſah — ohne daß gewiſſenhafte Prüfungen des 
Sachverhaltes vorgenommen worden wären — das Gouvernement ſich 
bewogen, jeden ferneren Anbau geſetzlich zu unterſagen. Daß aber wirk⸗ 


261 


lich der Duinoa derart gefährliche Eigenschaften innewohnen ſollten, läßt 
ſich nach Lage der Dinge durchaus nicht annehmen. Ein Gewächs, wel— 
ches Jahrhunderte lang vielen Millionen von Menſchen als bevorzugtes 
Nahrungsmittel gedient hat, und von dem in ſeiner Heimath nicht nur 
allein die Eingeborenen, ſondern nicht minder auch die daſelbſt wohnen— 
den oder reiſenden Europäer ohne den mindeſten Schaden beträchtliche 
Quantitäten genießen, kann unmöglich auf einmal ſo verderbliche Eigen— 
ſchaften documentiren und die davon Speiſenden in Gefahr, ſogar Le— 
bensgefahr bringen. Es müſſen alſo doch wohl, ſo lautet der logiſche 
Schluß — damals in Frankreich andere Verhältniſſe (die allerdings heute 
kaum mehr vollſtändig dürften aufgeklärt werden können) obgewaltet ha— 
ben und die Schuld der betreffenden Erkrankungen in anderweiten Urſa— 
chen begründet geweſen ſein. 

Namentlich für rauhere und hochgelegene Landſtriche Europa's würde 
der Anbau der Quinoa höchſt wahrſcheinlich recht rathſam erſcheinen, 
denn in ihrem Vaterlande gedeiht dieſe Pflanze noch in einer Höhe von 
über 4000 m über dem Meeresniveau, in einer Region alſo, wo irgend 
ein Getreide, ſelbſt in äquatorialen Gegenden, nicht mehr fortkommt; und 
zwar bildet ſich in dieſer Elevation nicht allein das Kraut üppig und 
vollkommen aus, auch die Samen gelangen, eben der ungemein kurzen 
Vegetationsdauer des Gewächſes halber zur normalen Reife. Die Ver⸗ 
wendungsart der Quinoa iſt nämlich in Südamerika eine doppelte; das 
einemal werden die grünen Blätter als geſundes und wohlſchmeckendes 
Gemüſe — ähnlich wie bei uns der Spinat — genoſſen, und das an— 
deremal dienen die in ungemein großen Mengen producirten Samen als 
beliebtes und allgemein verbreitetes Nahrungsmittel. Dieſe gelblich-wei⸗ 
ßen, kleinen, ſcheibenförmigen Samenkörner werden auf die verſchiedenſte 
Weiſe zubereitet, entweder einfach in Waſſer, oder bei Wohlhabenderen, 
auch in Milch weich abgekocht, oder man zerſtampft ſie zu einer Art von 
Grütze oder mahlt ſie zu feinem Mehl, woraus dann entweder ein Brei 
bereitet oder, geröſtet und gebacken, eine Art Kuchen, bez. Brot hergeſtellt 
wird. Zahlloſe Menſchen genießen jahraus, jahrein derlei Quinbaſpeiſen, 
denen man allgemein Schmackhaftigkeit und bedeutenden Nahrungswerth 
nachrühmt. Es wird dann auch in allen Heimathländern des Gewächſes 
dasſelbe für ebenſo werthvoll und nützlich erachtet, wie Mais und Kar⸗ 
toffeln, und kann man dort dem Quinoaſamen den nämlichen Rang vin⸗ 
diciren, wie er etwa dem Reis in China, Oſtindien und Perſien zır- 


kommt. 


Botaniſch gehört unſere Pflanze zu der Familie der Chenopodiaceen 
oder Meldengewächſe, und fie iſt ſomit ſehr nahe mit der Runkelrübe, 
dem Spinat, der Melde verwandt. Sie ſteht in nächſter Nähe der „ges 
meinen Melde“ oder des „weißen Gänſefußes“, Chenopodium album 
Lin, einer bekanntlich bei uns überall auf Schutt und unbebauten Stel- 
len vorkommenden, höchſt gemeinen Unkrautpflanze, die aber auch man⸗ 
chenorts als beliebtes Spinatgemüſe benutzt wird. Die Quinoa iſt ein 
einjähriges Gewächs, im Habitus dem genannten „weißen Gänſefuß“ ſehr 
ähnlich; wie dieſer iſt ſie über und über weißmehlig beſtäubt, aber ihre 
Blüthenriſpen ſind viel kürzer als die Blätter. Die Stengel werden bis 


262 


1.80 m hoch, die pfeilförmigen Blätter find ſehr tief eingeſchnitten-ge⸗ 
lappt, glatt, ſehr dünn und zart; die kleinen grünlichen Blüthen ſtehen 
in compakten Riſpen; die ſehr kleinen ſcheibenförmigen Samen ſind weiß— 
lich; gegen 500 wiegen erſt 1 g. und 700 g machen Il aus, fo daß 
rund 350.000 Stück auf 1 I gehen. Die Samen bewahren ihre Keim— 
kraft durch einen Zeitraum von mindeſtens 4 Jahren. Eine ihnen inne⸗ 
wohnende eigenthümliche Schärfe — unſeres Wiſſens iſt das chemiſche 
Princip derſelben bisher noch nicht nachgewieſen worden — macht es un- 
bedingt erforderlich, daß man ſie vor dem Gebrauche als Nahrungsmit— 
tel abſiedet und das hierzu verwendete Waſſer fortgießt, ſonſt würden 
die daraus bereiteten Speiſen einen höchſt unangenehmen, ſcharf beißen— 
den Geſchmack erhalten. 

Bis jetzt hat noch Niemand die Quinoa wild gefunden, fie theilt dem— 
nach mit zahlreichen anderen Culturgewächſen das Schickſal, nur in angebau— 
ten Formen bekannt zu ſein. Daß dieſe letzteren ziemlich mannigfach ſind, 
erklärt ſich leicht aus der ſchon ſo ſehr alten Cultur. Die verbreitetſte 
Varietät iſt die „gemeine weiße Quinoa“, auch „Reismelde“, „Chilireis“, 
„peruvianiſcher Spinat“, „Reisſpinat“ bei den Deutſchen, „Anserine 
Quinino blanc“ bei den Franzoſen, „White Quinoa“ bei den Englän⸗ 
dern genannt. Der Wuchs dieſer in allen ihren Theilen mehlig- weiß 
beſtäubten Form iſt aufrecht, die Blüthenriſpen ſind ſehr dicht geknäult. 
die Blätter bis 7 em lang und beinahe ebenſo breit, der Wuchs hoch 
und äußerſt üppig. Die „rothe Quinoa“, die namentlich in Chile viel- 
fach kultivirt wird, entbehrt der charakteriſtiſchen mehligen Beſtäubung 
und iſt dafür in allen Theilen roth, ähnlich, wie wir dies bei der ange- 
bauten Gartenmelde finden. Die Stengel ſind meiſtens gelbroth und 
blutroth gebändert. Die „ſchlitzblättrige Quinoa“ mit tief eingejchnitte- 
nen, wie zerſchlitzten Blättern und die „lanzettblättrige Quinoa“ mit 
ſchmallanzettlichen Blättern haben außer der abweichenden Blattform in 
allem anderen den Habitus der gemeinen weißen Varietät. Beide finden 
ſich nur vergleichsweiſe ſelten angebaut und ſind vielleicht lediglich als lo— 
cale Abänderungen zu betrachten. 

Was nun ſchließlich die Cultur unſerer Pflanze anbelangt, ſo ver— 
langt ſie einen nicht zu armen, dabei jedoch lockeren und leichten Erdbo— 
den. Gegen Ende des Monats April ſäet man die Samen in das gut 
zubereitete Land und zwar recht dünn, denn wenn die jungen Pflänzchen 
einige Wochen alt ſind, muß man ſie immer noch ſehr ſtark lichten, ſo 
daß zum wenigſten jedes 20 bis 25 em von dem andern entfernt ſteht. 
Tritt größere Wärme ein, ſo muß ſehr fleißig gegoſſen werden. Das 
Abpflücken der Blätter zu Gemüſe kann faſt ununterbrochen geſchehen, ſelbſt 
auch dann, wenn man auf Samengewinnung reflectirt. Das Reifen der 
Früchte findet bereits Ende Auguſt oder Anfang September ſtatt. 

. von Thümen. 
(Wiener landwirthſch. Zeitung). 


269 


Ueber den Einfluß des Bejchneidend der Krone und der Wur⸗ 
zeln der Obſtbäume bei ihrem Auspflanzen auf die weitere Ent⸗ 
wicklung derſelben 
haben Bilek und Prof. Th. Magerſtein“) comparative Verſuche ausgeführt, 
welche den Werth des Beſchneidens und Nichtbeſchneidens der Krone und 
der Wurzel darthun ſollten. Zum Verſuche dienten 24 Bäumchen, ge— 
wöhnliche Obſtarten (Apfel, 2 Birnenſorten, Süßkirſche, Sauerkirſche und 
Pflaume). Von jeder dieſer Obſtarten wurden 4 Bäumchen von gleicher 
Größe und gleichem Gewicht ausgewählt und dieſelben in diluvialen, let— 
tigen Sandboden eingeſetzt. Der Schnitt geſchah nach folgendem Schema: 
Krone beſchnitten .. en Wurzelſchnitt, 


Krone nicht beſchnittten. | a Wurzelſchnitt, 


Im Verlauf des Verſuches wurden nun Beobachtung der Knospen⸗ 
entwicklung, Zählung der Blätter, Gewichtsbeſtimmung der Bäumchen 
nach Verlauf eines Jahres, Meſſung des Jahresringes und der Knos— 
penkiſſen (Anſchwellung um die Knospen) ausgeführt. 

Bei ſämmtlichen Bäumchen mit nicht beſchnittener Krone begann die 
Entwicklung der Knospen früher als bei den Bäumchen mit beſchnittener 
Krone, und zwar: 


Beim Apfeldbaume . . . .um 5 Tage früher, 

bei der hochſtämmigen Birne „ 0 R N 

„ „ Pyramiden⸗Birne . „ 12 — 13 „ 5 

"nn Süßkirſche BIN ue 11—12 " 2 

E ar ROTER eee n 8 
Pflaume 8 


Die Zählung der Blätter erfolgte im Juni und Auguſt unter der 
Vorausſetzung, daß die bis zum Juni gebildeten Blätter ihre Nahrung 
den im Baume noch von dem Orion vorhandenen Reſerveſtoffen ent- 
nahmen, daß jedoch der bis zum Auguſt geſchehende Zuwachs mit Hülfe der ſeit 
der Einpflanzung aus Boden und Luft entnommenen Nährſtoffe erfolg te. 
| Im Jänner erfolgte das Ausnehmen der Bäumchen zur weiteren 

Unterſuchung. Es fand ſich zunächſt, daß bei allen Bäumen ein gerades 
Verhältniß zwiſchen Belaubung und Bewurzelung vorhanden war: Bäume 
mit zahlreichen und großen Blättern trugen auch die meiſten und kräf⸗ 

tigſten Wurzeln; letztere waren ſchwächlich bei jenen Bäumchen, bei wel⸗ 
chen ſich einzelne Knospen ſtatt in Blattroſetten in Triebe umgewan⸗ 
delt hatten. Auffallend ſchöne und reichliche Wurzeln zeigte der Apfel 
mit nicht beſchnittener Krone und kurzgeſchnittenen Wurzeln. Günſtig 
wirkte ferner der kurze Wurzelſchnitt bei den Birnen und der Sauerkir— 
ſche. Bei einzelnen Bäumen waren die Schnittſtellen des langen Schnit⸗ 
tes noch nicht vernarbt, einige Wurzeläſte förmlich vermodert. Pflaumen 
und Süßkirſchen hatten bei langem und kurzem Wurzelſchnitt gleichmä— 
ßig ſchöne höne Wurzeln neugebildet. 


*) Biedermanns Centralblatt für Agriculturchemie, daſelbſt Referat nach dem Jahresbe— 
richt der landwirthſchaftlichen Mittelſchule zu Oberhermsdorf, pag. 1883-84, S. 41—50, 


264 


Es folgen die Gewichtsbeſtimmmungen der Bäume: 


| Krone beſchnitten Krone nicht beſchnitten 
Wurzel lang Wurzel kurz. Wurzel lang | Wurzel kurz 
| Gewicht | Gewicht 702 Gewicht | Gewicht 
53 33 338 35 8 Fr 55 |& |ss 33 $ 
re RIP a 
SS. SS. „ S S |BeEeE © 
FR] ER 3 | er sr | Er | ar Er 
I Sramme Gramme 
Te nr | 1.2 
Apfelbaum .. 695 877 182459 507 48 1029 1375 | 346 600 844 244 
Birne, hochſtämmig 645 534 — 591 320 — 552 635 83 554 550 — 
., Pyramide 402 435 33 218 318 100 584 589 15 200 390 190 
Süßkirſche. . 580 892 312 — | — — 659 1000 341 — | — | — 
Sauerkirſche. . 212 45 90531 731 200 233 472 239 490 660 170 
Pflaume . . . 398 475 77400 524 124 417 437 20 425 595 170 


Die hochſtämmigen Birnen und Süßkirſchen mit kurzem Wurzel⸗ 
ſchnitt erkrankten zufällig. 

Aus den oben wiedergegebenen Beobachtungen ſowie aus den bei 
Meſſung des Jahresringes wie der Knospenkiſſen gefundenen Ergebniſ— 
ſen kommen Verfaſſer zu folgenden Schlüſſen: Im Allgemeinen produ⸗ 
ciren Bäume mit nichtbeſchnittener Krone mehr organiſche 
Subſtanz als Bäume, deren Kronen beſchnitten ſind. Bezüglich des 


Wurzelſchnitts iſt anzuführen, daß der kur ze Schnitt in den meiſten 4 


Fällen einer Zunahme an Subſtanz bewirkt hat; zum Nachtheil des 
Baumes iſt dieſer Schnitt durchaus nicht. Wenn in gewiſſen Fällen 
eine Subſtanzzunahme bei beſchnittenen Kronen beobachtet wird, ſo iſt 
dies in der Regel bei langem Wurzelſchnitt zu bemerken; ſolche Zunahme 
iſt übrigens meiſt gering. Im Ganzen läßt ſich keine Regel für alle 
Fälle geben, doch kann als Richtſchnur Folgendes dienen: 

1. Kräftige Kernobſtbäume, recht ſchön entwickelt, mögen an den Kro⸗ 
nen nicht, wohl aber an den Wurzeln beſchnitten werden. 

2. Beim Steinobſt, als auch bei allen auf Zwergunterlagen (Quitte 


und Doucin) veredelten Bäumen, könnte man wohl die Krone beſchnei⸗ 


den, wobei aber zu berückſichtigen iſt, ob die ſchlafend bleibenden Knos— 
pen im nächſten Jahre thätig ſein werden (wenn durch den Schnitt da— 
rauf gewirkt wird), oder ob ſie ſich im Herbſte deſſelben Jahres in Blät⸗ 
ter⸗ oder Blüthenknospen umwandeln. 

Endlich kommt noch in Betracht, daß der Kronenſchnitt oft die ge— 
fällige und auch dem Ertrage günſtige Form der Krone ſtört, und daß 
auch in Folge ſchwächlicher Entwicklung der Knospen im erſten Jahre 
nicht ſelten Waſſertriebe am Stamme auftreten. 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


Oneidium Lanceanum. Es iſt dies eine bereits vor über 50 
Jahren von Surinam eingeführte Art, wo Herr Lance, nach welchem ſie 


e 


269 


benannt wurde, ihr glücklicher Entdecker war. Wenn in guter Kultur, 
macht ſie auf große Schönheit Anſpruch, leider gehört ſie aber zu der 
Reihe ausgewählter Orchideen, welche trotz aller Anſtrengungen nur ſel— 
ten die Erwartungen befriedigen. Eine ächte Epiphyte ſagt ihr die Be— 
handlung wie bei andern halbterreſtriſchen Arten der Gattung durchaus 
nicht zu. Man pflanze ſie auf einen Block oder in einen Teakholz-Kaſten, 
der mit Holzkohle, Scherben und ein wenig faſeriger Heideerde angefüllt 
iſt; die Wurzeln hängen am liebſten ungeſtört frei in der Luft umher 
und ſagt ihr namentlich in der Wachsthumsperiode eine feucht-warme 
Temperatur am meiſten zu, gegen Extreme von Wärme oder Feuchtigkeit 
it fie jedoch ſehr empfindlich. Jetzt trifft man die Pflanze nur noch jel- 
ten in den Sammlungen an; die großen prachtvoll gefärbten Blumen 
ſtrömen einen köſtlichen Vanilleduft aus und kennt man von ihnen ver— 
ſchiedene recht charakteriſtiſche Formen, beiſpielsweiſe C. Lanceanum var. 
Louvrexianum. Die Art gehört zu der planifolia- und knollenlo— 
ſen Sektion der Gattung. „The Garden“, Taf. 539. 

Dendrobium melanophthalmum n. hyb. nat. Die hier 
von Profeſſor Reichenbach beſprochene Pflanze entſprang allem Anſcheine 
nach durch eine natürliche Kreuzung zwiſchen Dendrobium Wardianum 
und crassinode. Die Stengel gleichen jenen der erſtgenannten, wenn fie 
auch etwas mehr knotig ſind. Die Blumen erinnern ſehr an die von 
D. crassinode Barberianum, fie weiſen aber zwei dunkle Augenflecken 
auf. Gardeners' Chronicle, 3. April 1886. 

Anemone Fannini. Auf ſeiner Streiftour durch Natal ſtieß R. 
W. Adlam auf dieſe Art, die von Harvey ſchon vor 20 Jahren als eine 
prachtvolle Pflanze geprieſen wurde, nichts deſto weniger unſern Kulturen 
aber noch fremd geblieben iſt. Die Blüthenſtengel erreichen im Vater— 
lande eine Höhe von 5 Fuß, die handförmig gelappten Blätter halten 2 
Fuß und die weißen, wohlriechenden Blumen 2½ —3 Zoll im Durch- 
meſſer. Blüht vom September bis December auf offenen Grasflächen 
bei einer Meereshöhe von 3600 — 4000 Fuß. Für unſere Kalthäuſer 
dürfte ſie eine ſehr ſchöne Acquiſition werden. 1. c. Fig. 84. 
Odontoglossum aspersum (Rchb. f.) spiloglossum, nov. 

var. Reichenbach neigt ſich der Anſicht des Herrn Harry Veitch zu, daß 
man es hier wahrſcheinlich mit einer Hybride zwiſchen Odontoglossum 
Rossi und maculatum zu thun hat. 

Odontoglossum cordatum (Lindl.) Kienastianum, nov. 
var. Auffällig durch die wenigen breiten Flecken auf Kelch- und Blu⸗ 
menblättern, auf erſteren fließen dieſelben faſt in einander. Die Lippe 
hat einen ſehr dunkelbraunen Vordertheil. 

Lissochilus dilectus, Rchb. f. Wurde vom verſtorbenen Dr. 
Welwitſch in Angola entdeckt, der dieſe Art als „ein prächtiger Lissochilus“ 
bezeichnete und ſollen ihm zufolge die Blumen roſaroth mit purpurner Lippe 
ſein. Der Blüthenſtand wird über 2 Fuß hoch und trägt 4—10 Blu- 
men, deren Größe jener von Bifrenaria inodora, Lindl. gleichkommt. 
Die Wurzelſtöcke erinnern an jene von Ingwer und zeigen recht ſeltſame 
Verzweigungen. Gemeiniglich wird ſie in fetter Raſenerde (English yel- 
low loam) kultivirt, was aber nach den Berichten des Herrn Michalitz, 


266 


der für Herrn Sander den Congo bereiſt, entſchieden falſch iſt. Der— 
ſelbe fand ſie auf leichtem Humusboden wachſend (Meereshöhe 1500 Fuß, 
durchſchnittliche Temperatur 20° R.); fie blüht vom November bis Ja⸗ 
nuar, vom Mai bis October verbleibt die Pflanze im ruhenden Zuſtande. 
J. c. 10. April 1886. 

Roſe William Allen Richardson. Unter den Neuheiten des 
Jahres 1878 —79 verdient dieſe Roſe ganz beſonders geprieſen zu wer— 
den, denn wenn die Blumen auch nicht groß genannt werden können, be— 
ſitzen ſie doch alle möglichen anderen guten Eigenſchaften. Madame Veuve 
Ducher, die Züchterin hatte das Glück, hiermit eine Roſe in den 
Handel zu bringen, welche von kräftigem Wuchſe iſt, ſehr reich und un— 
ausgeſetzt blüht, und welche eine brillante und neue Farbe beſitzt, die 
einzig in ihrer Art iſt. Außerdem iſt die Pflanze von ſehr gefälligem 
Habitus, ſcheint durchaus nicht empfindlich zu ſein und ſchmückt ſich mit 
einer dunklen glänzenden Belaubung. Sie gehört zu den Noisette-Ro⸗ 
ſen und dürfte eine der härteſten ihrer Klaſſe ausmachen; wenn ſie nicht 
jo früh treibt, wie beiſpielsweiſe Marechal Niel, fo trägt das nur 
zu ihrer Empfehlung bei, da ſie auf dieſe Weiſe von den Frühlingsfröſten 
wenig oder garnicht zu leiden hat. In welcher Form ſie auch immer 
gezogen wird, immer bringt ſie dieſe ihre verſchiedenen Vorzüge zu Tage, 
ſei es als hübſcher und reichblühender Hochſtamm oder als weitverzweig⸗ 
ter Buſch, der die Procedur des Beſchneidens nicht kennen gelernt hat. 
Als Kletterroſe gegen einen Wall oder an ein Drahtgitter entfaltet ſie 
aber jedenfalls ihre größte Schönheit, ihren reichſten Blüthenflor. Auch 
unter Glas dürfte ſie auf dieſe Weiſe am meiſten zur Wirkung kommen. 
Als Schnittblume bildet fie mit Marechal Niel und Gloire de 
Dijon ein würdiges Trio. „The Garden“, Taf. 541. 

Podocarpus Vitiensis, Gard. Chr. Fig. 89. (Seemann, 
Journal of Botany, vol. I., p. 33, t. 2; Flora Vitiensis, t. 
77). Die Gattung Podocarpus iſt eine ſehr große und zeigt mannig— 
fache Variationen; über 60 Arten finden ſich in den botaniſchen Werken 
aufgezählt, doch wahrſcheinlich dürften nicht mehr als 40 auf ſpecifiſche 
Unterſcheidung Anſpruch erheben. In den extratropiſchen Regionen der 
ſüdlichen Hemiſphäre ſowie auf den Gebirgen des tropiſchen und öſtlichen 
Aſiens iſt die Gattung ſtark vertreten, auf den Gebirgen des tropiſchen 
Amerika kommt ſie ebenſo häufig vor, in Europa, dem weſtlichen Aſien, 
Nordafrika und Nordamerika fehlt ſie ganz und gar. Die in Gard. 
Chronicle gegebene Abbildung zeigt den Theil eines Zweiges, welcher 
aus der Elvaston Nursery (Mr. W. Barron von Borrowash) 
ſtammt und nach den im Kew Herbar befindlichen Exemplaren der 
Seemann'ſchen Pflanzen zu urtheilen, dürfte die Beſtimmung richtig ſein. 
Herr Barron ſchreibt über ſeine Pflanze: — „Bis jetzt hat man ihr 
als ſtark bewurzelte Topfpflanze keine beſondere Aufmerkſamkeit angedei⸗ 
hen laſſen, doch beabſichtige ich, dies zu ändern, da ihre ganz beſondere 
Schönheit in dieſem Jahre Aller Augen auf ſich lenkte. Ihre Höhe be⸗ 
trägt 6 Fuß 3 Zoll, die Zweige halten 5 F. 2 3. im Durchmeſſer und 
mißt ein Wedel ähnlicher Zweig 2 F. 6 Z. in Breite. Sicherlich kann 
man ſie als eine ſehr elegante, graciöſe Pflanze hinſtellen. Von wo ich 


267 


die Pflanze bezogen habe, ift mir augenblicklich entfallen, doch will ich 
verſuchen, ihrem Urſprunge nachzuſpüren. 

Im Jahre 1879 gelangte ein Exemplar unter dem Namen Tor rey a 
bogotensis nach Kew, letztere Art findet ſich aber daſelbſt im Win— 
tergarten und iſt augenſcheinlich diſtinkt, ſie hat rundere Blätter und gleicht 
der hier abgebildeten nur in der zweizeiligen Stellung der Blätter und in 
der Farbe ihrer Belaubung. Seemann beſchreibt ſeine Podocarpus vi— 
tiensis als eine der hübſcheſten Coniferen. 

„Sie erreicht eine Höhe von 60 Fuß und 9 Fuß im Umfang, das 
Holz iſt von ausgezeichneter Qualität, fie hat herabhängende, äußerſt gra— 
ciöſe Zweige, weshalb die Pflanze für unſere Warmhäuſer eine koſtbare 
Acquiſition werden dürfte. — Ich habe von ihr eine Abbildung ganz ins— 
beſondere zu dem Zwecke anfertigen laſſen, ein möglich vollſtändigeres 
Material zu erlangen als ich zu ſammeln im Stande war. Sie ge— 
hört jedenfalls zu den ſchönſten Coniferen, die ich geſehen habe, weicht 
im Habitus ſo ſehr von allen übrigen ab, daß wir es hier wahrſchein— 
lich mit einer neuen, Podocarpus nahverwandten Gattung zu thun ha— 
ben, — vorläufig brachte ich fie zu letzterer. Von dem Monographen 
der Coniferen für de Candolle's Prodromus, Profeſſor Parlatore 
wird dieſe Anſicht getheilt.“ — In der Parlatore'ſchen Monographie 
wird Podocarpus vitiensis aber nicht erwähnt, ebenfalls nicht in Car- 
rière's Traité General des Coniferes, noch in der 2. Auflage 
von Gordon's Pinetum. 

Zweifelsohne befinden ſich noch andere Exemplare dieſer ſchönen Co— 
nifere in engliſchen Gärten (vielleicht auch in deutſchen) und durch Ein— 
ſendung von Blüthen könnten die Zweifel, die ſterilen Zweigen derarti— 
ger kritiſcher Pflanzen anhaften, gelöſt werden. Was die Färbung der 
Blätter unſerer Art betrifft, ſo iſt dieſelbe von einem glänzenden lebhaf— 
ten Grün. 

Viele Autoren laſſen die Gattung Podocarpus nicht gelten, nehmen 
dafür Nageia an, welcher der bei weitem am früheſten veröffentlichte 
Name der Gattung iſt. -e. 

Bismarckia nobilis Hildebr. & Wendl. Auf die Entdeckung 
dieſer prachtvollen Fächerpalme in Weſt⸗Madagaskar wurde bereits kurz 
in unſerer Zeitung hingewieſen (1881, S. 334), jetzt finden wir im 7. 
Heft der Gartenflora 1886 einen intereſſanten und ausführlichen 
Bericht über des „Reichskanzlers Palme“, dem auch eine colorirte 
Abbildung von der Pflanze ſelbſt und ihrer Frucht beigefügt iſt. (Taf. 
1221). Herr Garteninſpector B. Stein hat dieſen Aufſatz am diesjäh— 
rigen Geburtstage des Fürſten Bismarck verfaßt und da ſich kleinere 
Exemplare dieſer Palme bereits in verſchiedenen deutſchen Gärten in Kul— 
tur befinden, dürften einige Einzelheiten über dieſe neue, allem Anſcheine 
nach monotypiſche Borassineen-Gattung hier um fo mehr am Platze fein. 

Eine ſehr ausführliche Beſchreibung dieſer Gattung giebt uns Wend— 
land in der „Botaniſchen Zeitung“ (11. October 1880), auf welche wir 
hier nicht weiter zurückkommen können. Hören wir, wie ſich der leider 
ſo früh heimgegangene, unermüdliche Hildebrandt über dieſe Palmenart 
ausſpricht: 


268 


„Hier miſcht fi unter die Sata (Hyphaene coriacea) 
eine prachtvolle andere Fächerpalme mit kräftigem Säu: 
lenſtamme. Bis 3 Meter ſpannen ihre derben Blattflächen; 
die Blattſtiele find weißgeſtreift; rieſige Trauben pflaumen⸗ 


großer, dunkelbrauner Früchte hängen herab. Ganze Haine 
dieſes urkräftigen Gewächſes paſſirten wir. Der ſtarke 
Wind blies in das mächtige Laub, ſo daß es klappernd und 
klatſchend zuſammenſchlug.“ 

Hildebrand vertraute die von ihm geſammelten Früchte dem alten 
Bouché an, der auch jo glücklich war, gegen 70 junge Pflanzen daraus 


zu erzielen. Dies war im Frühjahre 1881. Zwanzig Keimlingen war 


die Spitze der Pfahlwurzel zeitig weggenommen, auch die Wurzel durch 


weiteres Einſtutzen zur Veräſtelung gezwungen worden, ſo daß ſich dieſe 3 


ganz beſonders kräftig entwickelten. Stein war ſo glücklich, eins dieſer 
Exemplare für den Breslauer botaniſchen Garten zu erhalten und zeich— 
net ji die Art allem Anſcheine nach durch ein ſehr langſames Wachs⸗ 
thum aus, denn das in Frage ſtehende Exemplar hat jetzt 6 Wedel, welche 
zuſammen über 1 M. Durchmeſſer halten und einen halben M. hoch 
ſind. Was die Kultur betrifft, ſo dürfte ſie von jener anderer Palmen 
heißer Zonen nicht abweichen. 

Linnaea borealis. Dieſe reizende Caprifoliacee, „dem ſtillen 
Veilchen gleich, das im Verborgenen blüht“ gehört noch immer zu den 
Desideraten vieler Gärten. B. Stein in feinen „Beiträgen zur Kul⸗ 
tur der Alpenpflanzen“ (Gartenflora 1886, ©. 207) ſtellt fie als eine 
der niedlichſten aller dieſer kleinen Rankpflanzen hin, welche im Halbſchat⸗ 
ten raſch einen Quendel ähnlichen, zarten Raſen bildet und im Mai bis 
Juni im Schmucke ihrer ſo ungemein zierlichen, weißen, röthlich ange— 
hauchten Doppelglöckchen prangt. 

Gute Heideerde ſagt ihr als echte Waldpflanze am meiſten zu, auch 
beanſprucht ſie eine reichliche Befeuchtung und einen halbſchattigen Stand— 
ort. Man hat im Breslauer botaniſchen Garten die Büſte Linnés mit 
einem ausſchließlich von Linnaea borealis gebildeten, 3 Meter im Durch- 
meſſer haltenden Teppich eingefaßt, was ſicherlich eine ebenſo geſchmack— 
volle wie ſinnreiche Verzierung iſt. Soweit der Schatten benachbarter 
alter Thuya das Beet deckt, ſchreibt Herr Stein, iſt gar keine Pflege nö— 
thig, der ſonnige Theil dagegen bedarf ſteter Nachpflanzung. Da im kal⸗ 
ten Sandbeet jeder Steckling von Linnaea leicht Wurzel ſchlägt, iſt das 
Material dazu immer ohne Schwierigkeit zu beſchaffen. 

Anthurium Mortfontanense. Eine prachtvolle Hybride von 
Anthurium Andreanum, welche die Herren Chantrier in Mortefontaine 
(Oiſe) durch künſtliche Befruchtung erzielten und welche ſich den ſchon 
früher in demſelben Etabliſſement gezüchteten würdig an die Seite ſtellt, 


Wer Egon 


wenn fie dieſelben an Schönheit nicht ſogar noch übertrifft. Die Hy 


bride weiſt ſo zu ſagen, die Charaktere beider Eltern auf, ſie beſitzt die 


große und ſchöne Belaubung des A. Veitchii, befruchtet mit dem Pollen 
des durch prachtvolle Blumen ausgezeichneten A. Andreanum. Die ſten⸗ 


gelloſe Pflanze zeigt ein ſehr kräftiges Wachsthum und dürfte ſich als 


3 


eine ſehr werthvolle Acquiſition viele Freunde erwerben. In der Revue 


269 


horticole (1. April 1886) wird von ihr eine vorzügliche colorirte Ab— 
bildung gegeben. 

Dianthera bullata, N. E. Brown. Die Blumen faſt aller 
Acanthaceen können ſchön genannt werden, bei dieſer neuen Art, welche 
der Compagnie Continentale d'iHorticulture de Gand 
kürzlich von Borneo einführte, handelt es ſich aber noch viel mehr um 
die decorative Belaubung, indem die ſtark bauſchigen Blätter auf der obe— 
ren Seite eine glänzend dunkelgrüne, auf der unteren eine purpurne Fär— 
bung aufweiſen. Als Blattpflanze erinnert ſie mehr an eine Rubiacee 
als an eine Acanthacee. IIlustration horticole 1886, Taf. 589. 

Philodendron squamiferum, Poepp. (P. erinipes, C. Koch.) 
Jedenfalls eine der hübſcheſten unter den kletternden Arten der Gattung, 
die, wenn auch ſchon ſeit Jahren bekannt, doch noch lange nicht die ver— 
diente Verbreitung in unſern Sammlungen gefunden hat. Sie charakte— 
riſirt ſich durch die Form der Blätter und durch ihre rothen ſeidenartig 
gekräuſelten Blattſtiele. Die Endknospe iſt lang und von roſarother 
Färbung. Bei den jungen Pflanzen ſind die Blätter dreilappig, ſpäter 
werden fie gefiedert⸗fünflappig. Die Blüthenſcheiden erſcheinen paarweiſe, 
fie haben eine purpurn⸗röthliche Röhre, während der Saum im Innern 
rahmfarbig iſt. Nach außen tritt dieſelbe Farbe wie bei der Röhre her— 
vor. Die Art ſtammt von Braſilien und Guiana. 1. e. Taf. 590. 

Eine namenloſe Schöne in Thüringen. Herr Max Degen in 
Köſtritz beſitzt nach den neueſten Hefte der „Deutſchen Roſenzeitung“ dieſe 
Theeroſe, die niemand näher kennt und ſich ſtets als eine äußerſt dank— 
bar blühende Roſe erwieſen hat. „Wie ſo manche alte gute Sorte dem 
Wechſel, dem ewigen Drange nach Neuem, unterlegen und verſchwunden 
iſt, ſo iſt auch dieſe Roſe früher nicht genügend beachtet worden, trotzdem 
ſie werthvoller iſt, als viele der neueren Erzeugniſſe. Man kann es Herrn 
Max Deegen nur danken, daß er unter all dem Neuheitstrubel dieſe 
„Perle unter den Theeroſen“ beſchützt und bewahrt und ſich befleißigt 
hat, dieſelbe den Roſenfreunden um billigen Preis wieder zugänglich zu 
machen. Der Wuchs und die Belaubung iſt die der Theeroſe, der bü— 
ſchelförmige Blüthenſtand deutet auf die Noiſetteroſen hin. Auf der vor— 
jährigen Verſammlung deutſcher Roſenfreunde in Darmſtadt waren vom 
Genannten eine Anzahl Blumen eingeſendet mit der Bitte, dieſelben zu 
beſtimmen, wenn einer der Anweſenden dieſe Roſe kenne. Referent die- 
ſer Mittheilungen wollte dieſe Roſe an der Form, der Färbung und dem 
büſchelförmigen Blüthenſtande als eine ihm altbekannte Roſe, die er zu— 
fällig bei einem Zwickauer Roſenfreund wiedergefunden, erkennen als die 
alte Noiſetterroſe „Mme. Créard“, der fie in der Blume ziemlich gleicht. 
Als wir jedoch auf der Rückreiſe von Darmſtadt einen kleinen Abſtecher 
nach Köſtritz machten, hatten wir Gelegenheit, dieſe Roſe am Stocke zu 
ſehen, wo wir allerdings einen Unterſchied fanden; es war uns dies 
wieder eine Mahnung, in der Beſtimmung der Roſen, wenn ſie nicht auf 
den Pflanzen ſelbſt beobachtet werden können, höchſt vorſichtig zu ſein, 
da dies leicht zu Verwechſelungen Gelegenheit bietet. 

0 Die „Namenloſe Schöne“, wie Herr Max Deegen dieſe Thee-Noi⸗ 
ſetteroſe treffend bezeichnet, iſt wirklich eine beſondere Schönheit und wird 


270 


ih wieder in die Sammlungen einbürgern, ja, fie wird vielleicht 1 


noch eine „gefeierte Schönheit“ werden, wenn ihr Werth erſt voll an- 
erkannt ſein wird. Heutzutage wird von einer Roſe viel verlangt, 


wenn ſie vor dem ſtrengen Richter Gnade finden ſoll. Da ſoll der 
Wuchs ein proportionierlicher ſein, nicht allzu ſchwach, auch nicht allzu 
üppig, dieſes finden wir an der „Namenloſen Schönen“. Die Form 
der Blumen muß regelrecht ſein, das beſitzt dieſe Sorte, die Fär— 
bung ſei rein, der Flor ſei dankbar und vor allem ſoll die Roſe „duf⸗ 
ten“. Und der ſtarke, doch mild aromatiſche Geruch, die reizende Ge— 
ſtalt der Knospe, hat ſie bei den Damen außerordentlich beliebt gemacht; 


das Kolorit iſt weiß, ſelten etwas fleiſchfarbig nüanciert, öfter ſogar mit 


einem leichten Ton von zartem Gelb angehaucht. Ju Blühen iſt ſie 
äußerſt dankbar, der Flor iſt im Sommer beſonders reich, und unauf— 


hörlich erſcheinen bis in den Spätherbſt Blumen, welche ſich bei ſelbſt 


nicht beſonders günſtiger Witterung leicht öffnen.“ — 
Zum Schluß ſei noch erwähnt, daß Herr Max Deegen jun. in Köſt⸗ 


ritz (Reuß) dieſe vorzügliche Roſenvarietät im vergangenen Jahre zahl⸗ 


reich vermehrt hat und für 1,50 M. pro Stück wurzelechte Topfpflan⸗ 
zen abgiebt. Vor allen Dingen ſei die „Namenloſe Schöne“ allen denen 
empfohlen, welche einen willig blühenden und fein duftenden Roſenſtock 
am Zimmerfenſter zu haben wünſchen. 

Calanthe Langei F. von Müller. Dieſe neue ind hübſche Art 
ſtammt von Neu-Caledonien, von dort gelangte fie nach Melbourne, wo 


ſie im Auguſt vorigen Jahres bei Herrn Conſul Fr. Lange blühte. 


Die Blätter erreichen eine Länge von etwa 2 Fuß und nach der Mitte 
zu eine Breite von 2½ Zoll. Die Blüthentrauben werden 3—4 Zoll 
lang, Blumen kaum wohlriechend, von faſt dottergelber Farbe. 1 
Kelchlappen etwa ½ Zoll lang; die ſackförmige Baſalverlängerung 
des Läppchens faſt ſo lang wie das Ovarium zur Zeit der Blüthe. Es 
ſteht dieſe Art der Calanthe curculigoides am nächſten. 
„Southern Science Record.“ 


Jeuilleton. 


Welche Noſenſorten geben die beſte Ausbeute an Roſenöl? Nach 
Berichten der „Pharm. Ztg“ über Verſuche, welche mit in Deutſch— 
land geernteten Centifolien, Bourbon-, Remontant- und Theeroſen ans 
geſtellt wurden, lieferten 25 Kilogr. Centifolien-Roſenblätter 16 Gr, 
dieſelbe Menge von Bourbon-, Remontant- und Theeroſen dagegen nur 
6 Gr. vollkommen reines Oel, und ſoll ſelbiges Dank der überaus ſorg⸗ 
fältigen Deſtillation das türkiſche Produkt bei weitem übertreffen. Ne⸗ 
ben dem viel feineren, kräftigeren Geruch ſoll das deutſche Roſenöl eben- 
falls eine größere Gefrierfähigkeit beſitzen. Während das türkiſche Oel 
ſchon bei durchſchnittlich E 20% C. erſtarrt, zeigt ſich die bei dem deut⸗ 
ſchen erſt bei + 320 C. Eine beſondere Sorgfalt muß daher auf das 
Aufthauen verwendet werden. Außer Schimmel und Comp. in Leipzig 
erzeugen jetzt auch noch Gebr. Schultheiß Roſenöl. 


271 


Verwendung der Roſen. Form und Duft derſelben ſoll man er- 
halten können, wenn man am hellen Sonnenſchein halb geöffnete Roſen— 
knospen mit langen Stielen pflückt und die Stiele verſiegelt oder anbrennt. 
Dieſes ſcheint aber etwas fraglich zu ſein Alsdann hält man ganz trocke⸗ 
nes, fein geſtoßenes Salz bereit und packt ſie mit demſelben ſo, daß 
fie ſich gegenſeitig nicht berühren können, in eine Blechbüchſe mit herme— 
tiſch ſchließendem Deckel, oder läßt ſolche verlöthen, ſtellt ſie an einen 
recht trockenen Ort bis zum Gebrauche, zu welchem man die Knospen 
herausnimmt und nachdem man die Stiele abgeſchnitten, in lauwarmes, mit 
etwas Kampfer vermiſchtes Waſſer ſtellt, worinnen man fie einige Stun- 
den ſtehen läßt. Sie entfalten ſich dann ein wenig mehr und haben an— 
geblich Farbe und Geruch friſcher Roſen. 

Den Duft der Roſe feſſeln wir auf verſchiedene Weiſe. Um die 
Roſen als Räuchermittel zu erhalten, vermiſcht man die Roſenblätter mit 
etwas Salz, vermengt ſie mit einer ganz kleinen Prieſe feingeſtoßener 
Gewürznelken, drückt fie feſt in Glas- oder Porzellanbüchſen, verſchließt 
ſie gut und thut zum Gebrauche eine kleine Quantität in eine warme, 
doch nicht zu heiße Röhre oder Schaufel, wodurch ſich ein, wenig von 
friſchen Roſen zu unterſcheidender Geruch in den vorher gut gelüfteten 
Zimmern verbreitet, welcher ſehr angenehm iſt. Ebenſo kann man Ro⸗ 
ſeneſſig zum Räuchern bereiten. Zu dieſem Zwecke übergießt man die 
duftenden Blätter der Roſen mit ſtarkem Eſſig und läßt ſie einige Tage 
in der Sonne deſtilliren. Zu Waſchungen verwandt, iſt dieſer Eſſig dem 
Roſenwaſſer vorzuziehen. Die Bereitung des Roſenwaſſers iſt allgemein 
bekannt, man verleiht demſelben viel größere Dauer, wenn man dem von 
den Blättern abgegoſſenen Waſſer, nachdem man es durch ein feines Tuch 
filtrirt hat, einige Tropfen Benzoetinctur hinzufügt. 

„Auf dem Lande.“ 

Etiquetten aus Beinglas. Eine ſehr beachtenswerthe Neuheit bie— 
tet allen Gärtnern und Gartenfreunden Eduard Schilberger, Glaſer 
und Aquariumhändler, Wien, VII. Kaiſerſtraße 123, in Etiquetten aus 
mattgeätztem milchweißen Beinglas. Die Vorzüge dieſer Etiquetten be- 
ſtehen, außer ihrer Billigkeit im Verhältniſſe zu ihrer Schönheit, darin, 
daß die ſehr harten Glas-Etiquetten (daher der Name Beinglas) mit che⸗ 
miſcher Tinte oder mit gewöhnlichen Hardtmuth-Bleiſtiften Nr. 4 unaus⸗ 
löſchbar beſchrieben werden können, weiters daß das Beſchriebene von den 
Etiquetten mittelſt Salzſäure wieder leicht entfernt werden kann und die⸗ 
ſelben dann wieder beſchrieben werden können. Herr Schilberger erzeugt 
dieſe Etiquetten in 30 verſchiedenen Größen zum Stecken und Hängen 
mit eingebrannter Schrift oder matt geätzt zum Selbſtbeſchreiben. Hun⸗ 

dert ſolcher Etiquetten (zum Selbſtbeſchreiben) werden von 2 fl. aufwärts 
* Die Hardtmuthſtifte und Säure liefert der hu eben⸗ 
alls. 78 

Veilcheneſſenz. Jetzt, wo allenthalben der ſüße Duft der Veilchen 
uns erfreut, können wir nach einer Vorſchrift, welche die Zeitſchrift „Für's 
Haus“ bekanntgiebt, daran denken, uns den Veilchengeruch auf Flaſchen 
zu ziehen. Man macht dies nämlich ſo: 100 Gr. Blüthenblättchen ohne 

Kelch und Anhängſel vom wohlriechenden Veilchen werden mit 300 Gr. 


272 


kochendem Waſſer übergoſſen und 8— 10 Stunden (nicht länger) ziehen 
gelaſſen (digerirt). Darauf wird der Saft nicht zu ſtark ausgepreßt, durch 
ein wollenes Tuch gegoſſen und zum Abſetzen ein- bis zweimal 24 Stun⸗ 
den bei Seite geſtellt. Geräthſchaften von Metall oder Holz ſind dabei 
zu vermeiden. 300 Gr. dieſes Aufguſſes werden nun in einem kupfer⸗ 
nen Keſſel mit 500 Gr. guter Raffinade zu Saft gekocht. Der fo er- 
haltene Saft wird abgeſchäumt, nochmals durch ein Tuch gegoſſen und 
dann ſofort noch heiß in nicht zu große Flaſchen gebracht. Dieſer 
Saft wird ſeines herrlichen Aromas und der ſchönen Farbe wegen in 
Speiſen auch zu Veilcheneis verwendet. 8 

Coffea bengalensis. Ein ſehr ſchöner Warmhausſtrauch, der 
ſich durch compakten Habitus, große, Vinca-ähnliche, reinweiße Blumen, 
ſowie durch reichen Ertrag an ſeinen großen, kirſchenähnlichen, glänzend 
rothen Beeren ſehr empfiehlt. In den Kew-Gärten erregten mehrere 
Exemplare dieſer Art ſowohl im Blüthe- wie Fruchtzuſtand die allgemeine 
Bewunderung. Auch Coffea travancorensis läßt ſich mit Recht für un- 
ſere Kulturen empfehlen, — die Blumen ſind etwas kleiner als bei der 
vorhergenannten, beſitzen aber einen köſtlichen, an Jasmin erinnernden 
Wohlgeruch. 

Neue Hymantophyllum. Im Mai ⸗Hefte veröffentlichten wir 
einige Mittheilungen des Herrn E. Neubert, Hamburg über ſeine pracht⸗ 
vollen Imantophyllum- Züchtungen, wollen im Anſchluß daran eine un⸗ 
ter obigem Titel im „Garden“ veröffentlichte Notiz hier wiedergeben, 
Dieſe ſchönen Kalthauspflanzen (temperirtes Haus), welche ſich ſeit lange 
eines großen Beifalls auf dem Kontinent erfreuen, werden jetzt auch in 
England mit immer größerer Vorliebe gezogen und wird ihnen nament⸗ 
lich in der Handelsgärtnerei des Herrn Williams, Holloway eine beſon⸗ 
dere Aufmerkſamkeit gewidmet. Augenblicklich findet ſich daſelbſt ein Haus 
ganz mit blühenden Exemplaren angefüllt, eine auserleſene Sammlung 
aufweiſend, die, außer zahlreichen, in dieſer Gärtnerei ſelbſt gezüchteten 
Sämlingen die beſten in Belgien und England erzielten Varietäten ent⸗ 
hält. Die nicht große Farbenabwechſelung iſt ihr einzigſter Fehler, indeſſen 
machen einige Sämlinge hiervon eine rühmliche Ausnahme, da ſie in ih⸗ 
ren Blumen die zwei Extreme aufweiſen, nämlich eine ſehr blaſſe, in der 
That faſt gelbe Färbung und eine ſehr dunkle, ganz ſcharlachrothe, die 
reichſte von allen bis dahin gezüchteten. Die zart gefärbte Varietät hat 
die paſſende Bezeichnung au rantiacum erhalten, eine ihr naheſtehende, 
welche in dieſem Jahre zuerſt blühte, nannte man Baroness Schroe- 
der. Der mit der glänzendſten Farbenſchattirung ausgerüſtete Sämling 
heißt Meteor, ſeine großen, ſchön geformten Blumen ragen deutlich 
über der Belaubung hervor. Man beabſichtigt dieſe neuen Sämlinge 
noch 1 bis 2 Jahre weiter zu kultiviren, bevor ſie in den Handel ge⸗ 
bracht werden. Die ſchönſte der auf dem Feſtlande gezogenen Varietä⸗ 
ter iſt zweifelsohne Ambroise Verschaffelt mit mächtigen Blüthen⸗ 
köpfen, bei welchen eine lebhafte orange-ſcharlachrothe Färbung zu Tage 
tritt, ſie wächſt außerdem ſehr kräftig und blüht ebenſo reichlich. Eine 
der beſtgefärbten Sorten iſt auch General Gordon mit prächtig ſchar⸗ 
lachrothen Blumen. Lindeni und miniatum splend ens find des— 


273 


gleichen ſehr empfehlenswert. Hat man einige dieſer Schönheiten vor 
Augen, ſo erſcheint es einem um ſo begreiflicher, daß die Liebhaberei für 
ſie ſich immer mehr verallgemeinert. In den Katalogen des Herrn Wil— 
liams ſoll übrigens von jetzt an Himanthophyllum ſtatt Im an- 
tophyllum geſetzt werden, da letzteres die unrichtige Schreibweiſe iſt. 

Die Narras-Pflanze Acanthosicyos horrida vom tropiſchen 
Afrika. Ueber dieſe recht ſeltſame monotypiſche Cucurbitaceen-Öattung 
findet ſich bereits im 40. Jahrgang diefer Zeitung (1884, S. 526) eine 
kurze Notiz, die wir heute durch einige dem Garden entlehnte Mit- 
theilungen vervollſtändigen können. Trotz aller mit ihr in England ange— 
ſtellten Kulturverſuche hat man noch keine Erfolge erzielt, wenn es auch 
an keimfähigen, immer von Neuem eingeſchickten Samen durchaus nicht 
mangelte. In Kew hat man es an Bemühungen wahrlich nicht fehlen 
laſſen, hat aber höchſtens bis 1 Fuß hohe Sämlinge gezogen, die dann 
wieder eingingen. Bekanntlich wächſt dieſe Pflanze in der Welwit- 
schia-Region, während letztere aber nur zwiſchen Felſen und unter ähn— 
lichen Bodenverhältniſſen vorkommt, ſucht ſich die Narras jene Plätze 
aus, welche aus reinem Sande beſtehen. 

Von der Welwitschia beſitzen die Kew-Gärten kräftige junge Pflan⸗ 
zen, die vor mehreren Jahren aus Samen erzogen wurden. 

Acanthosicyos horrida ſteht unter allen Cucurbitaceen einzig in 
ihrer Art da, denn während alle übrigen einen niederliegenden Habitus zeigen, 
tritt ſie uns als ein ſehr ſtachlicher, blattloſer Zwergſtrauch entgegen, 
welcher eine Menge Melonen ähnlicher, ſehr angenehm ſchmeckender Früchte 
hervorbringt. Zur Reifezeit begeben ſich die Eingeborenen haufenweiſe 
nach der Küſtenregion, wo die Pflanze ausſchließlich wächſt und leben faſt 
nur von dieſen Früchten. Die ebenfalls eßbaren Samen werden ſorg— 
fältig in Säcken geſammelt und für ſpätere Benutzung verwahrt. So 
ſind die Kinder in der Capſtadt ſtets ſehr froh, wenn es auf dem Markte 
Boter pitgies (Butterſamen) giebt, die Frucht dagegen ver— 
trägt keinen folgen Transport, muß im Vaterlande ſelbſt, Damara— 
land verſpeiſt werden. Palgrave ſtellt ſie als köſtliche Frucht hin, 
doch ſeine Angaben über den Wachsthumsmodus, die Bodenart, welche 
die Pflanze beanſprucht, laſſen wenig Ausſichten auf Kulturerfolge in 
Europa zu. Die Samen gleichen in Größe und Form den Melonen— 
ſamen, ihre Schale iſt aber härter und erinnert der Kern im Geſchmack 
ſehr an Mandeln; ſelbſt nach dem weiten Transport von Centralafrika 
nach England ſoll derſelbe noch ein vortrefflicher ſein. 

Hoher Preis für eine Orchidee. Die gelbblühende Varietät von 
Odontoglossum Pescatorei, welche auf einer der letzten Verſammlungen 
in „South Kensington“ als „Knox’s variety“ ein first class 
ertificate erhielt, wurde bald darauf in Stevens Rooms nach 
ebhaftem Bieten zum Preiſe von 165 L. St. verkauft. Es iſt eine ge- 


ſammengeſetzte Aehre trug. Eine Varietät von Odontoglossum Alex- 
andrae erzielte ebendaſelbſt eine Woche ſpäter den noch nie erreichten 
Preis von 160 L. St. 

Sequoia gigantea. Dem intereſſanten Berichte des Herrn J 
Ham burger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886,) 18 


274 


G. Baker über „Kew and its work“ (Gard. Chr. März und April | 


1886) entlehnen wir einige Notizen über dieſen Baum, den Sir J. 
Hooker als „den Fürſten unter allen Coniferen-Bäumen“ hinſtellt. 
Zweifelsohne gehört die Art einem kühleren Klima an als jenem der ka— 
liforniſchen Niederungen und wurde, indem fie ſomit die Eisperiode über- 
ſtand, befähigt, ſich unter gewiſſen beſchränkten Bedingungen auf der Si⸗ 
erra Nevada feſtzuſetzen. Sie dehnt ſich daſelbſt, mit ab und zu auf— 
tretenden Zwiſchenräumen, längs der weſtlichen Abhänge der Sierra faſt 
200 Meilen in einer nordweſtlichen und ſüdöſtlichen Richtung aus und 


zwar bei einer Meereshöhe von 5000 bis 8000 Fuß. Nach Norden 


zu finden ſich die Bäume in kleinen iſolirten Gruppen, jede aus einigen 


Hunderten zuſammengeſetzt, die meiſten derſelben ſind alt und wachſen 
unter einem Gemiſch von gigantiſchen Pinus- und Abies-Arten, die 


allem Anſcheine nach die Herrſchaft über ſie gewinnen. Solches ſind die 


von Touriſten frequentirten Haine (Calaveras, Mariposa ete.). Süd⸗ 
wärts bilden die Mammuthbäume dagegen einen koloſſalen, 40 Meilen 
langen und 3—10 Meilen breiten Wald, deſſen Continuität nur durch 


die tiefen Furchen unterbrochen wird, welche das Gebirge durchſchneiden; 
hier verdrängen fie alle anderen Bäume und ſtreichen mit ihren mächti⸗ 


gen Kronen himmelwärts. Von einer Entfernung aus geſehen, erſcheint | 
dieſer Wald wie ein Meer grüner wogender Wellen, die den von ihm 


bekleideten Höhenzügen und Flußbecken im gefälligen Laufe folgen. 


Die Jahrtauſende, während welcher die Sequoia-Bäume im sta- 
tus quo verblieben ſein müſſen (ein Beweis für die lange Dauer der 
vorhandenen klimatiſchen Bedingungen) ſind Minuten zu vergleichen, denkt 
man an die Zeit, welche von dieſer ſelben Art auf ihrer Wanderung 
durch den amerikaniſchen Continent in nördlicher und ſüdlicher Richtung 
beanſprucht wurde. Bis zu welcher Ausdehnung ſich nun auch einſt die 
Reiſen unſerer Sequoia erſtreckt haben mögen, — jetzt find ſie zu Ende, 


Nicht weniger als 5 Sägemühlen ſind da, wo ihr Wachsthum am üp⸗ 
pigſten und kräftigſten iſt, errichtet worden, und allein von einer dieſer 
Mühlen wurden im Jahre 1875 2,000,000 Fuß von geſchnittenem Holz 


— des Menſchen Machtſpruche: „bis hierher und nicht weiter“ muß 
auch ſie ſich unterwerfen. Das Schickſal dieſer edlen Bäume iſt beſiegelt. 


der Sequoia geliefert. Ganz vor Kurzem hat ſich noch eine neue Ge— 


ſellſchaft gebildet, um an dieſem Zerſtörungswerke theilzunehmen und iſt 
die Verſchwendungsſucht der kaliforniſchen Holzfäller ſchier unglaublich. 
Zuerſt haut man die jungen handlichen Bäume nieder, darauf wird der 


Wald in Brand geſetzt, um den Boden zu lichten, ſo daß auch der junge 
Nachwuchs dem Verderben anheimfällt. 

Noch mehr Ruin führt das Vorgehen der Schafzüchter herbei, welche 
die Kräuter anzünden, um die Weide zu verbeſſern, und deren Heerden, 


nach zehn tauſenden zu zählen, alles was ihnen an niedrigen Pflanzen⸗ 
wuchs entgegentritt, verſchlingen, gründlicher aufräumen als die gefürchte⸗ 


ten Heuſchrecken. Der Zerſtörung der kaliforniſchen Wälder hat Pro: 


portionen angenommen, welche einem Jeden, ausgenommen dem Augenzeu⸗ 


gen unglaublich erſcheinen müſſen. Der Werth des gegenwärtig Jahr 
aus Jahr ein in den Vereinigten Staaten durch Feuer zerſtörten Hol⸗ 


275 


zes beläuft ſich nach Profeſſor Sargent's Schätzung auf 25,000,000 
Dollars. 

Das Alter europäiſcher Waldbäume. Häufig ſtoßen wir in die⸗ 
jer oder jener Zeitung auf intereſſante Notizen über das hohe Alter eini⸗ 
ger unſerer Waldrieſen, nun erfahren wir aber aus dem „Indian agri- 
eulturist“, daß jene Berichte von tauſendjährigen Exemplaren deut⸗ 
ſcher Waldbäume in den Bereich der Fabeln gehören. Selbſt das Alter 


der ſogenannten hiſtoriſchen Bäume, — 700 bis 800 Jahre — iſt durch— 


aus nicht ſicher begründet, denn kein deutſcher Baum kann bei voller 
Kraft und Entwickelung ein ſolches Alter aufweiſen. Der hier nicht ge— 
nannte Schreiber behauptet, daß das höchſte Alter von Coniferen-, aber 
nicht von Laubbäumen erreicht wird. Die älteſten, welche man kennt, 
hatten, wie dies aus den Jahresringen nach gewieſen wurde, ein Alter von 
500 bis 570 Jahren und ſind dies Föhren der böhmiſchen Wälder, Fichten 
Finnlands ind Schwedens. Manche der Tannen in den Wäldern Böh⸗ 
mens zeigten ein Alter von 429 Jahren. Die gemeine Lärche, wie man 
ſie in Bayern antrifft, erreicht ein Alter von 274 Jahren. Die Eiche 
weiſt unter den Laubbäumen die höchſten Jahresziffern auf, man kennt 
von ihr in Aſchaffenburg ein Exemplar mit dem reſpektablen Alter von 
410 Jahren. Die älteſten Rothbuchen finden ſich ebenfalls in Aſchaffen⸗ 
burg, 245 und 226 Jahre. Das Maximum⸗Alter anderer Bäume iſt 
wie folgt: Eſche 170 Jahre; Ulme 130; Birke 160 — 200; europäiſche 
Eſche 219; Erle 145; Ahorn 224 Jahre. — Wie kommt es, möchten 


wir fragen, daß der „Indian Agriculturist“ über das Alter un⸗ 


ſerer Waldbäume ſo wohl unterrichtet zu ſein, ſich anmaaßt? 


Gaultheria fragrantissima. Die Arten dieſer Gattung va⸗ 
riiren ſehr im Habitus und Größe, und find es namentlich die niedri— 
ger bleibenden, welche Zierſträucher von beſonderer Schönheit ausmachen. 


So füllen die härteren amerikaniſchen Arten überall ihren Platz aus, be— 
ſonders, wenn ſie in Heideerde gepflanzt werden, ſolche aber, die zärtli⸗ 


cherer Konſtitution wenn auch eben ſo ſchön ſind, werden nur zu leicht 


von anderen Pflanzen verdrängt, welche leichter und raſcher zum Blühen 
gelangen. Die oben genannte Art gedeiht in Irland und wahrſcheinlich 
auch in einigen Theilen des ſüdlichen Englands recht gut im freien Lande, 
weiter nördlich verlangt ſie dagegen das Kalthaus. Die lederartigen, 
immergrünen Blätter find mehr oder weniger oval oder elliptiſch, varii— 
ren in der Form und werden in großen Mengen auf dicken, herabhän— 


genden Zweigen hervorgebracht. Die kurzen kräftigen Trauben weißer 


Blumen erſcheinen in den Blattachſeln und tragen, halb unter der Be— 


laubung verborgen, weſentlich zur Schönheit der Pflanze bei. Erſt nach— 


dem ſie ein Weilchen geöffnet dageſtanden, breiten ſie einen lieblichen Wohl⸗ 
geruch aus. Noch ſchöner, dafür aber auch nicht ſo hart iſt die eben— 
falls vom Himalaya ſtammende G. nummularioides. Wie Gardener's 
x Chronicle, dem wir dieſe Notiz entlehnen, berichtet, eignet ſich G. fra- 


grantissima ſehr gut zur Kultur im Korbe, welcher dicht unter Glas im 


Kalthauſe angebracht wird. 


Wachſen epiphytiſche Orchideen auf Baumfarnen? Dies iſt 
eine Frage, welche neuerdings in engliſchen Gartenzeitungen mehrfach er⸗ 
18* 


276 


örtert wurde, in dem von Einigen dieſe Thatſache beſtritten, von Anderen — 
ebenſo energiſch bejaht wurde. Vom allgemeinen Standpunkte aus ließe 
ſich vielleicht die Behauptung aufſtellen, daß die meiſten dieſer herrlichen 
Epiphyten nicht auf Farnſtämmen wachſend, angetroffen werden, obgleich 
die Region der Farnbäume gleichzeitig die Heimath vieler Orchideen iſt. 
Es gibt indeſſen manche recht bemerkenswerthe Ausnahmen von dieſer 
Regel und auf ſolche weiſen zwei Correſpondenten des „Garden“ hin. 
So ſchreibt Herr J. Douglas, daß Zygopetalum maxillare in ihrer 
Heimath, dem Orgelgebirge, nur auf den Stämmen von Alsophila fe- 
rox angetroffen wird. In England kennt man dieſe Art unter dem Namen 
Tree Fern Zygopetalum und in dem großen Orchideen-Importge— 
ſchäfte von Sander in St. Albans wird Alsophila ferox zu dieſem Zwecke 
vielfach kultivirt. Auch viele Cattleyen laſſen ſich ſolche Unterlage gerne 
gefallen. Cattleya superba und C. gigas, zwei Arten, deren Kulturen 
in Töpfen nicht immer gelingt, erfreuen durch kräftiges Wachsthum, reichli— 
ches Blühen, wenn man ſie auf in Stücke zerſchnittene Baum-Farnſtämme 
befeſtigt und dieſe in einem der wärmſten Häuſer dicht unter Glas aufge- 
hängt werben. Auch die liebliche goldgelbe Cattleya citrina hat ſich für 
ſolche Kultur auf Boumfarnſtämmen ſehr dankbar erwieſen. Herr Burbidge 
erinnert ferner daran, daß manche Orchideen auch auf Palmſtämmen ihr 
Heim aufſchlagen, ſo fand Anſell die nach ihm benannte Ansellia auf den 
Stämmen der Oelpalme wachſend. Weniger verſtändlich erſcheint es, daß ſich 
hierfür auch Orangenſtämme eignen ſollen, wie dies vou Herrn Syme 
behauptet wird, ohne daß er die betreffenden Arten namhaft macht. 
Orangenſtämme haben bekanntlich ein ſehr hartes Holz und iſt ihre Rinde, 
es ſei denn, daß die Exemplare ſehr alt ſind oder kränkeln, durchaus 
nicht riſſig, ſo daß nun ſich fragen muß, wo und wie die Wurzeln der 
Orchideen Halt gewinnen. 

Rieinus communis. Die Kultur dieſer jo ornamentalen Blatt- 
pflanzen fürs freie Land iſt bekanntlich eine ſehr leichte, deſſe. ungeachtet 
entſprechen fie nicht immer den Erwartungen, weil man es von vorn⸗ 
herein bei ihrer Anzucht verſieht. Sehr häufig werden die Samen zu 
früh ausgeſäet, was entſchieden falſch iſt, da die Pflanzen dann für län⸗ 
gere Zeit mit kleinen Töpfen vorlieb nehmen müſſen, fie ſomit im freienWachs⸗ 
thum gehindert werden, und dieſer Stillſtand auf die ganze ſpätere Ent⸗ 
wicklung hemmend einwirkt. Man wolle ſich die Thatſache vergegenwär⸗ 
tigen, daß dieſe Pflanzen ſofort mit der Entfaltung der Cotyledonar-Blätter 
in ein raſches Wachsthumsſtadium eintreten, welches, ſollen fie zu vol- 
ler Ueppigkeit gelangen, in keiner Weiſe geſtört werden darf. Es iſt das 
her rathſam, die Ausſaat bis zu der Zeit zu verſchieben, wo man den 
Sämlingen reichlich Raum und eine entſprechende Temperatur bieten 
kaun. Wo man über Häuſer zu verfügen hat, die etwas wärmer ſind als 
ein gewöhnliches Kalthe 1s, kann die Ausſaat Mitte April erfolgen, in 
den meiſten Fällen werden aber noch beſſere Erfolge erzielt, wenn man 
dieſelbe bis Anfang Mai verſchiebt, weil die zuerſt immer etwas zärtli⸗ 
chen Ricinus⸗Pflanzen nicht vor den erſten Tagen des Juni ausgepflanzt 
werden dürfen, was ſomit einen Monat Zwiſchenraum ergiebt. Auf 
längere Zeit hat man in den Häuſern keinen Platz für ſie und reicht 


277 


dieſelbe auch vollkommen aus, um bei dem definitiven Auspflanzen kräftige 
Pflanzen herangezogen zu haben. Ihuen haftet ein ſehr raſches Wachs— 
thum an, — iſt bei der Anzucht die gehörige Wärme vorhanden, errei— 
chen ſie ſehr bald eine anſehnliche Höhe und ſpät ausgeſäete Samen brin— 
gen unter dieſen Bedingungen Pflanzen hervor, welche nach entſprechen— 
der Abhärtung und bei ebenſo ſorgfältigem Auspflanzen ſich ſofort 
ins Zeug legen und Schon frühzeitig im Sommer Staunenswerthes ge— 
leiſtet haben. Der beſte Platz zur Anzucht iſt ein niedriges Haus mit 
Satteldach oder ein warmes Miſtbeet aus Mauerſteinen, da ſie zunächſt 
eine warme geſchloſſene Atmoſphäre beanſpruchen, nach und nach, fo.oie 
ſie höher werden, friſche Luft zugeführt werden muß. Die Samen ſollten 
einzeln in dreizöllige Töpfe mit ſandiger Erde angefüllt, ausgeſäet wer— 


= den, ſpäter beim Verpflanzen in größere Töpfe muß die Erde aber eine 


recht fette ſein, um das Wachsthum im ſteten Steigen zu erhalten. Ein 
ſorgfältiges Gießen gehört mit zu den Haupterforderniſſen, auch das Be— 
ſpritzen an warmen Abenden iſt durchaus nicht unweſentlich und befinden 
ſie fi) bei dieſer Behandlung bereits in 8zölligen Töpfen, wenn der Mo— 
ment des Auspflanzens da iſt. Dann erreichen, jo ſchreibt J. C. C. im 
„Garden“ (24. April) ſolche Varietäten wie Obermanni im Laufe des 
Sommers eine Höhe von 10 Fuß und darüber und aus der mächtigen 
Belaubung thun ſich Blätter von über 3 Fuß im Durchmeſſer hervor. 

Sanguineus, welche gemeiniglich 8 Fuß hoch wird, iſt eine ſehr ins 
Auge fallende Varietät mit rother Belaubung. Bourbonensis wird faſt 
ebenſo hoch und zeigen die Blätter eine purpurne Färbung; Gibsoni 
mit dunkler Belaubung und von durchſchnittlich 6 Fuß Höhe iſt beſon— 
ders als Solitairpflanze von großartiger Wirkung. Die Verwendung 
dieſer Ricinus-⸗Pflanzen, ſei es in Gruppen mit anderen vereint oder auch 
vereinzelt, iſt eine ſo vielſeitige und lohnende, daß dieſe kurze Notiz dop— 
pelt gerechtfertigt erſcheint. 

Wilde Seide in Nicaragua. Der folgende Abſchnitt aus dem 
Berichte des dortigen brittiſchen Conſuls Ilßer dürfte von um ſo grö— 
ßerem Intereſſe ſein, da man neuerdings über Seidenſpinnen manches 
geſchrieben hat. — „Es findet ſich hier ein Produkt, welches ich in mei- 
nem letzten Berichte zu erwähnen vergeſſen habe, und dem man noch nicht 
die gehörige Aufmerkſamkeit gewidmet hat, wenn es auch den Naturfor— 
ſchern bekannt ſein dürfte. Dies iſt eine wilde Seidenart, welche man 
in bedeutenden Mengen auf den Bäumen im Segovia-Gebirgsdiſtrikte 
antrifft. Die Indianer jener Gegenden ſammeln ſie ein und verfertigen 


daraus Schnüre und Stricke, aus welchen Maulthierzügel und andere 


hübſche wie nützliche Gegenſtände hergeſtellt werden, die alsdann von den 
Eingeborenen eine glänzend rothe oder gelbe Färbung erhalten. Aus al— 
len Berichten erſieht man, daß der Wurm (denn es iſt keine Seidenſpinne), 
welcher dieſe Seide ſpinnt, dem echten Seiden wurm ſehr ähnlich iſt; die 
Bäume, von welchen das Material geſammelt wird, ſcheinen einer Pi- 
nus species anzugehören, auf welcher ſich die Fäden von Aſt zu Aſt wie 
gigantiſche Spinnengewebe hinziehen“ 
1 Beiträge zur Geſchichte der amerikaniſchen Reben im 16. und 
17. Jahrhundert. Die erſten Schifffahrer, welche die nordamerikaniſchen 


278 


Küſten betraten, waren erſtaunt über das rieſige Wa chsthum der dort 
einheimiſchen Reben. 1524 landete etwa 100 Meilen ſüdlicher als der 
Parallelkreis von Rom, an den Küſten des gegenwärtigen Staates Dela- 
ware der Seefahrer Jean de Verazzano. Er ſah dort die Weinreben 
ſich um die Bäume ſchlingen, wie er dies in der Lom bardei zu ſehen ge— 
wohnt war. Wenn die Pflanzer, ſchrieb er, ſie mit Sorgfalt kultiviren 
würden, möchten ſie ohne Zweifel einen ſehr guten Wein geben, denn die 
getrockneten Trauben ſind ſüß und ſchmackhaft, ſie ſind nicht ſehr verſchie⸗ 
den von jenen, die unſere Weingärten hervorbringen. Die Indianer be⸗ 
achten die Reben überall wo ſie wachſen, ſchätzen ſie und pflegen ſie da— 
durch, daß ſie die Blätter der Bäume wegnehmen, auf welche ſie ſich hin— 
aufſchlingen, damit die Trauben beſſer ausreifen können (Ramuſio t. III. 
fol. 421 f.). 

Ein Schiffscapitän von Dieppe ſchrieb 1539 über die wilden Trau— 
ben von Nurembeégue, welcher Bericht von Ramuſio (t. III. fol. 42 6 f.) 
in's Italieniſche überſetzt und publicirt wurde. Nurembegue iſt nach ihm 
der einheimiſche Name der Oſtküſte der Vereinigten Staaten, welche Jean 
de Verazzano und die Portugieſen „Terre francaise“ nannten. 

Im September 1535 bemerkte Jaques Cartier, der von Saint Lau⸗ 
rent aufbrach, um das Indianerfort, Hochelaga zu viſitiren, längs des 
Fluſſes Reihen von Weinreben, die mit Trauben beladen waren, ſo daß 
es ausſah, als ſeien ſie von Menſchenhand angepflanzt; aber ſie waren 
weder kultivirt noch beſchnitten und producirten doch ebenſo große und 
ſüße Trauben wie die unſerigen. 

In der Geographie von Robbe, citirt von Bruzen la Martiniere in 
ſeinem geographiſchen Lexikon (La Haye 1730 im Artikel Canada), wird 
in gleicher Weiſe von den Reben Canadas geſprochen, welche die Bäume 
umklammern, in deren Nähe ſie wachſen, ſo daß es ausſieht, als ob die 
Bäume die Trauben tragen würden, die Aeſte derſelben ſind bedeckt mit 
Trauben. Mit dieſen Trauben, fügt er hinzu, macht man einen Wein, 
der nach längerem Liegen im Faſſe ſich von derſelben Süßigkeit zeigt, 
wie jener von Canarien und ſchwarz iſt wie Tinte. 

Der Dictionnär von Bruzen la Martinière (Artikel Port-Royal) 


erwähnt ferues noch der wilden Reben als in Acadien, in der Umgebung 


von Port⸗Royal (jetzt Annapolis) wachſend. v. N 


n „Weinlaube.“ 


Die Londoner Primel-Ausſtellung und Konferenz. 
(20.—21. April 1886). 


Was die Engländer einmal anfaſſen, das hat Hand und Fuß,. — 
von einem ſolchen Enthuſiasmus, wie er bei ihnen für einzelne Pflauzen⸗ 
gattungen und Familien zu Tage tritt, hat man in Deutſchland kaum 
eine Ahnung. Botaniker, Gärtner und Liebhaber gehen hierbei Hand in 


Hand und welche Erfolge erzielt werden, geht aus der diesjährigen Pri— 
mel⸗Feſtivität, aus der Orchideen— Ausſtellung und Konferenz des ver— 
floſſenen Jahres, aus den vielen, ſich ſtetig wiederholenden Chrysanthe- 


ee 


279 


mum- und Nareissus-Ausſtellungen, den ſich daran knüpfenden Discuſ⸗ 
ſionen und Verhandlungen deutlich genug hervor. Die letzten Nummern 
(24. April) der beiden engliſchen Gartenzeitungen — Gardeners' Chro— 
nicle und The Garden find angefüllt mit ausführlichen Berichten 
über dieſe Primel⸗Ausſtellung und alles, was damit im Zuſammenhange 
ſteht und kann ſolche zweifelsohne als ein bedeutungsvolles Ereigniß gärt— 
neriſcher Beſtrebungen der Jetztzeit hingeſtellt werden. 

Die Beſchickung der Ausſtellung war eine recht zahlreiche, wäre je— 
denfalls, ſo namentlich vom Auslande aus eine noch bedeutendere gewe— 
ſen, wenn nicht die vorhergehende ungünſtige Witterung und andere miß— 
liche Verhältniſſe, jo namentlich die leidige Phylloxera-Frage bezüglich 
der Ausfuhr lebender Pflanzen von England aus hemmend eingewirkt hätten. 

Unter den ausgeſtellten Sammlungen that ſich jene der Kew-Gär⸗ 
ten durch ihre Reichhaltigkeit beſonders hervor, ſie enthielt nicht weniger 
als 118 Arten, Varietäten und Hybriden, von welchen ein großer Pro— 
centſatz in Blüthe ſtand. Solche, durch ihre Blumen mehr ins Auge 
ſpringenden Arten wie P. Boveana, obconica, japonica, involucrata 
etc. bildeten impoſante Gruppen, die der ganzen Sammlung von vorn— 
herein einen beſonderen Reiz verliehen. Ganz beſonders intereſſant für 
den Kenner war P. admontensis, eine Kreuzung zwiſchen P. Clusiana 
und P. Auricula. Hieran reihten ſich P. erosoides, die typiſche in- 
tegrifolia von den Pyrenäen, P. mistassinica eine kleine nordamerika⸗ 
niſche Art vom Habitus unſerer farinosa, P. mollis, eine reizende Art 
vom Himalaya, P. Olgae, eine neue turkeſtaniſche Art von beſonderem 
Werthe und viele, viele andere, theils durch Seltenheit, theils durch ſchö— 
nes oder reichliches Blühen ausgezeichnet, die alle hier anzuführen der 
Raum leider nicht geſtattet. Wir möchten nur noch bemerken, daß Kew's 
Erfolge auch mit krautigen Pflanzen wie z. B. den Primeln aus allen 
möglichen Himmelsgegenden erſt neueren Datums ſind, jedenfalls auf die 
Initiative des Sir J. Hooker, das ausgezeichnete Kulturverfahren des 
Herrn John Smith, welche beide vor Kurzem aus ihren reſpectiven Aem⸗ 
tern ausgeſchieden, zurückzuführen ſind. 

An die Kew -Pflanzen ſchloß ſich eine Sammlung ſehr ſchöner 
Zeichnungen alpiner Primeln, die von Herrn Sentner, München aus⸗ 

geſtellt war. 
| Der botaniſche Garten von Glasnevin war durch viel weniger Ar— 
ten vertreten, als man urſprünglich beabſichtigt hatte, immerhin fanden 
ſich unter den 18 ausgeſtellten Arten einige von beſonderem Intereſſe, 
jo P. erosa, P. pubescens, eine hübſche Varietät von P. emarginata 
und ein ſtarkes Exemplar der ziemlich ſeltenen blauen Gartenprimel. Eine 
recht anſehnliche Kollektion war aus Edinburgh angelangt und hatte Herr 
Lindſay, Curator des dortigen botan. Gartens dieſelbe perſönlich geord— 
net. Eine vom Himalaya noch ungetaufte Primula species erhielt ein 
first class Certificate, reizend war P. ciliata Balfouriana mit 
karmoiſin⸗purpurnen Blumen, ſelten P. Kitaibeliana mit ſternähnlichen, li⸗ 

lafarbigen Blumen, beſondere Beachtung verdienten auch P. Allionii, P. 
_ prolifera (imperialis), P. elliptica, P. minutissima, Varietäten von 
P. eiliata und verſchiedene mehr. Auch 5 Androsacen und die zierliche 


280 


Soldanella montana zeigten ſich hier. Die Edinburger Sammlung be- 
ſtand im Ganzen aus gegen 50 Arten, Varietäten u. ſ. w. 


Die Handelsgärtnereien, unter ihnen die erſten Firmen hatten des- 


gleichen bedeutende Anſtrengungen gemacht, um in dieſem allgemeinen Pri— 
mel-Wettfampfe durch ihres Namens würdige Leiſtungen zu beſtehen. 
Obenan ſtanden die Herren Backhouſe & Son, Pork, deren Pflan— 
zen faſt eine kleine Ausſtellung für ſich hätten bilden können. Gar- 
deners’ Chronicle, dem wir dieſe Notizen entlehnen, giebt eine detail— 
lirte Aufzählung, aus welcher die folgenden ganz beſonders genannt zu 
werden verdienen. Die ſeltene P. Floerkeana mit röthlichen Blumen, 
die ſchöne P. Parryi von Nordamerika, deren magentafarbige Blumen 
auf hohen Stielen ſtehen. P. Göbeli, eine Varietät von P. Auricula 
mit weißgepuderten Blättern und purpurnen Blumen, — dies ſoll, wie 
Einige vermuthen, die Stammpflanze unſerer Garten-Aurikel ſein. Auch 
P. Allioni, P. Balbisi, P. glaucescens, P. spectabilis, Varietäten 
von P. denticulata und P. Dinyana dürften aus der großen Menge 
noch beſonders genannt werden. 

Die Firma hatte nebenher andere Alpenpflanzen wie Polygala cha- 
maebuxus purpurea, Arabis blepharophylla superba, mehrere Sol- 
danellen und Androsacen in vorzüglicher Kultur ausgeſtellt. Daß eine 
mit Schläuchen reich ausgeſtattete Darlingtonia californica auch hier in dies 
ſer Primel-Verſammlung nicht überſehen wurde, verſteht ſich wohl von ſelbſt. 

Die Herren Paul & Son, Cheshurſt hatten namentlich Arten und Hy- 
briden europäiſchen Urſprungs ausgeſtellt, außerdem eine noch unbenannte 
indiſche Primula species, deren dicke Blüthenſtiele Köpfe purpurner Blu⸗ 
men trugen. | 

Die kleine Primel⸗Gruppe des Herrn R. Dean, Ealing beſtand aus 
einer Varietät der alpinen Auricula mit theilweiſe gefüllten Blumen, de— 
ren Antheren ſich in abortive Petalen umgewandelt hatten. Man hatte 
derſelben den Namen Evolution beigelegt. 

Auch die Herren J. Veitch & Son, Chelſea hatten eine hübſche Samm⸗ 
lung beigeſteuert, worunter P. obconica, P. pulcherrima, eine Varietät 
von P. denticulata, P. involuerata und P. rosea beſonders ins Auge fielen. 
T. Ware, Tottenham ſtand mit der ſeinigen nicht zurück, es waren in derjelben 
viele Arten in kräftigen Exemplaren vertreten. Verſchiedene Orchis, wie 
O. myoides, O. scabiosa, O. provincialis, O. Robertiana und einige 
andere Zwiebel- und Knollengewächſe trugen zur Ausſchmückung dieſer 
Gruppe weſentlich bei. 

Die Leiſtungen verſchiedener Liebhaber waren desgleichen alles Lo— 
bes werth, wir müſſen aber hier davon abſehen, auf Einzelheiten weiter 
einzugehen. | 

Dieſer Primel-Ausſtellung ſchloß ſich jene der National Auri- 
cula Society an, welche aber hinter der des vorigen Jahres in Aus- 
dehnung ziemlich zurückblieb, was auf die ungünſtigen Witterungsverhält- 
niſſe im Frühjahr geſchoben werden kann. 

Wir möchten jetzt noch kurz auf die bei der Primel-Konferenz zum 
Vortrag gelangten Themata hinweiſen. 

Herr Hibberd eröffnete den Reigen mit ſeiner Arbeit über den Ur— 


281 


ſprung und die Geſchichte der Garten-Aurikel. Schon im 
Jahre 1882 hatte derſelbe über dieſen Gegenſtand geſprochen, der dies— 
mal aber noch viel erſchöpfender behandelt wurde. Seit 3 Jahrhunder— 
ten läßt ſich die Geſchichte dieſer Blume, die einſt und jetzt viele Vereh— 
rer gefunden, ſich zu immer größerer Vollkommenheit entwickelt hat, mit 
Sicherheit verfolgen, und grade aus den hiſtoriſchen Belegen botaniſcher, 
gewiſſermaßen der Vergangenheit angehörenden Werke, wir verweiſen nur 
auf „De Plantis Epitome“ von Matthiola aus dem Jahre 1586, 
ann man mit ziemlicher Gewißheit den Urſprung der Aurikel nachwei— 
ſen Aus der Neuzeit angehörenden Werken citirt Vortragender auch je— 
nes von Profeſſor Kerner „Die Geſchichte der Aurikel, deſſen An— 
ſichten über den Urſprung derſelben aber der Hauptſache nach nicht von 
ihm getheilt werden. — An die ſich hieran ſchließende Diskuſſion bethei— 
ligten ſich mehrere der Anweſenden, ſo namentlich Herr J. G. Baker von 
Kew, der, wenn auch hier und dort anderer Meinung, doch darin mit 
dem Vortragenden übereinſtimmte, daß die Aurikel unſerer Gärten von 
der wildwachſenden Primula Auricula abſtammen, während Primula 
pubescens zweifelsohne die Stammpflanze der alpinen Auricula ſei. 
Profeſſor Foſter bemerkte hierzu, daß P. pubescens entſchieden als Hy— 
bride zwiſchen der Auricula und P. hirsuta angeſehen werden muß. — 
Wir können nur bedauern, dieſen Vortrag hier nicht in extenso wie— 
dergeben zu können, da derſelbe grade vom gärtneriſchen Standpunkte 
viel Intereſſantes enthielt. Hieran ſchloß ſich der Vortrag des Herrn 
Horner: Nach welcher Richtung hin ſollten Verſuche zu dem 
Zwecke an geſtellt werden, eine Veredelung der zur Gattung 
Primula gehörenden Floriſtenblumen herbeizuführen? Die 
beiden Hauptpunkte, auf welche es hierbei ankommt, ſind jedenſalls die 
Farbe und die Größe der Blumen. Herrn Baker's Arbeit: Syn op— 
ſis der europäiſchen Primel-Arten und ihre geographiſche 
Verbreitung laſſen wir hier im Auszuge folgen, zumal derſelbe, von 
einer möglichſt ſtarken Reducirung der Arten ausgehend, niit den Anſich— 
ten kontinentaler Botaniker nicht ganz übereinſtimmen dürfte. 
J. Gruppe. Primulastra. 
Junge Blätter zurückgerollt, unten nie mehlig. Kelch ſtark gerippt. 
Blumen gelb. 
1. Primula vulgaris, Hudson. 
Ueber ganz Europa verbreitet, mit Ausnahme der Mittelmeerregion. 
| 2. P. elatior, Jacquin. 

Verbreitung wie die vorige. 

3. P. officinalis, Scopoli. 
Ueber ganz Europa, in der Mittelmeerregion ſelten und nicht typiſch. 

II. Gruppe. Aleuritia. 
Blätter unten oft mehlig, im jungen Zuſtande zurückgerollt. Kelch 
nicht gerippt. Blumen lila. 

4. P. farinosa, Linné. 

Nord- und Centraleuropa, Gebirge von Spanien. 

5. P. stricta, Hornemann. 
Gebirge Scandinaviens und nördliches Rußland. 


282 


6. P. sibirica, Jacquin, var. finmarchica, Jacquin. 

Gebirge Scandinaviens, die typiſche Form nur in Sibirien. 

7. P. frondosa, Janka. 
Gebirge von Thracien; ſehr ſelten. 
8. P. longiflora, Allioni. 
Gebirge Centraleuropas. 
III. Gruppe. Auriculastra. 
Junge Blätter eingerollt; Kelch kurz, ſowohl Röhre wie Zähne. 
9. P. Auricula, Linné. 
Gebirge Centraleuropas. 
10. P. Palinuri, Petagna. 
Vorgebirge des Pulinurus, Neapel. 
11. P. marginata, Curtis. 
Alpen der Dauphiné und Piemonts. 
12. P. carniolica, Jacquin. 
Alpen Oeſterreichs und der Lombardei. 
13. P. viscosa, Villars. 
Pyrenäen und Gebirge Centraleuropas. 
14. P. daonensis, Ley bold. 
Granitiſche Alpen der Schweiz und Oeſterreichs. 
IV. Gruppe. Arthritiea. 
Junge Blätter eingerollt; Kelch lang; Röhre cylindriſch oder trich— 
terförmig. Blumen immer lila. 
15. P. lilacina, Duby. 
Alpen der Lombardei. 
16. P. spectabilis, Trattinick. 
Alpen Centraleuropas. 
17. P. integrifolia, Linué. 
Pyrenäen und Gebirge der Schweiz und der Lombardei. 
18. P. Allioni, Loiseleur. 
Alpen Piedmonts ; eine geographiſche Varietät (P. tyrolensis, Schott.) 
in Tyrol. 
19. P. minima, Linné. 
Gebirge der Schweiz, Norditaliens, Oeſterreichs und der Türkei. 
20. P. glutinosa, Wulfen. 

Engadin, Gebirge der Lombardei und Oeſterreichs. 

Den Schluß der Konferenz bildete Dr. Maſters' Vortrag: Ueber 
die Wurzelſtruktur und den Wachsthumsmodus der Primu- 
laceen mit Rückſicht auf ihre Kultur. Wir glauben im Inter⸗ 
eſſe mancher Leſer unſerer Zeitung zu handlen, wenn wir denſelben im 
Juli⸗Hefte in der Ueberſetzung bringen. 


Die frühblühenden Spierſträucher 
von C. Th. Broderſen, Gartengehülfe am botan. Garten, Greifswald. 


Unter den Sträuchern der an Arten ſo außerordentlich reichhalti— 1 
gen Gattung Spiraea, welche für jeden Landſchaftsgärtner, ſowohl im 


283 


größten Park, wie im kleinſten Hausgarten geradezu unentbehrlich find, 
nehmen die Frühjahrsblüher wohl den erſten Platz ein. Abgeſehen da— 
von, daß dieſelben zu den am erſten blühenden Zierſträuchern gehören, 
ſind ſie beſonders wegen ihres, ſowohl durch Blüthenreichthum wie Zier— 


lichkeit derſelben hervorgebrachten Effects ſehr beliebt. Es ſind alle nie— 


drige buſchige Sträucher, welche am Rande der Gehölzgruppen ihre haupt— 
ſächlichſte Verwendung finden und zum Theil ſchon Anfang April durch 


ihre Blüthenfülle das Auge erfreuen. Die Anzahl der hierzu gehören— 


den Arten iſt eine recht große und da bei vielen die Unterſcheidungsmerk— 
male nur gering ſind, ſo herrſcht namentlich in der Nomenclatur dieſer 
Gruppe ſelbſt in renommirten Baumſchulen oftmals große Verwirrung. 
Wenngleich es nun auch eines etwas eingehenden Studiums bedarf, um 
die Arten nach ihren Eigenſchaften zu beſtimmen, ſo ſind letztere doch ſo 
charakteriſtiſch und durchſchlagend, daß ſie kaum Zweifel obwalten laſſen. 
Bei der Unterſcheidung ſind beſonders die Blätter, deren Nebenblätter 
ſtets verkümmert ſind, maßgebend, häufig jedoch auch Zweige und Blü— 
then. Die Thatſache, daß bei der Eintheilung der Gattung Spiraca auch 
der Umſtand in Betracht gezogen iſt, ob die Blüthen aus ſeitlichen Knos— 
pen der vorjährigen Zweige, alſo gleich im Frühjahr, oder am Ende der 
jährigen Triebe alſo im Sommer bis Herbſt erſcheinen, bedingt, daß die 
ganze Reife der Frühblüher in eine Gruppe fällt. Es iſt dies die Gruppe 
Chamaedryon. Der Blüthenſtand iſt eine oft mehr oder weniger ver— 
längerte Doldentraube. Die Heimath der meiſten Arten iſt Oft-Europa, 
Shin und Sibirien, einige der ſchönſten jedoch ſtammen aus Japan und 
ina. 

Bei Aufzählung der Arten nun ſoll der Verſuch gemacht werden, die 
hauptſächlichen Eigenſchaften hervorzuheben und iſt in der Reihenfolge ſo 
weit thunlich die Blüthezeit, bei den am zeitigſten blühenden beginnend, 
ins Auge gefaßt. 

Spiraea acutifolia. Will d. Sibirien, 30—60 cm. hoch. Spitz— 
blättriger Spierſtrauch. Syn. Sp. sibirica Hort. = Sp. alpina 
Hort. Blüht ſchon Anfang April in wenigblüthigen Dolden. Die Blät— 
ter ſind ſchmal, zugeſpitzt, ganzrandig und nur die Unterfläche kaum behaart. 

Spiraea prunifolia. S. et Z. Japan. Pflaumblättri— 


ger Spierſtrauch. 1—1½ m hoch. 


Leicht kenntlich durch die glänzend grünen, länglich oder elliptiſchen, 


am Rande gezähnelten Blätter. An den etwas eckig geſtreiften Zweigen 


erſcheinen die Blüthen in ſitzenden Dolden. Iſt etwas empfindlich. Weit 
werthvoller und vorzüglich zum Treiben iſt die zuerſt als Species ein— 


geführte gefüllt blühende Sp. prunifolia fl. pl. Hort. 


Spiraea Thunbergi Bl. Japan. Thunberg's Spierſtrauch. 


Syn. Sp. crenata. Thunb. ½ 1 m hoher Strauch mit dünnen be- 
haarten Zweigen und ſchmalen, elliptiſchen, ſcharfgeſägten, völlig unbe— 
haarten Blättern. Auch zum Treiben recht gut. 


Spiraea confusa. Regl. et Koern. (Sibirien, Rußland). Ge— 


meiner Spierſtrauch. Syn. Sp. chamaedryfolia Cambess. Dieſe 


1—1½ Fm. hohe Art trifft man am häufigſten an; fie iſt beſonders 


durch den in die Länge gezogenen Blüthenſtand gekennzeichnet. Die läng— 


P 
N 2 


284 


lich eirunden Blätter find faſt figend und zwar find die unteren ganz- 
randig, die oberen wenig gezähnt, kaum behaart. 

Spiraea chamaedryfolia L. Rußland, Sibirien. Gamander— 
blättriger Spierſtrauch. Eine der verbreiteſten Arten mit etwas 
ſparrigem Wuchs und eckig geſtreiften Zweigen. In dem faſt eirunden 
Blüthenſtande gehen die einzelnen Blüthen mehr von einem Punkte aus. 
Blätter ziemlich breit, ſcharf geſägt, an der Spitze doppelſägezähnig. 

Spiraea flexuosa Fisch. Sibirien. — Gebogener Spier— 
ſtrauch; hat kahle, eckige, hin- und hergebogene Zweige 1 1½¼ m hoch. 
Die Blätter ſind nur anfangs unterſeits ſchwach behaart, an der oberen 
Hälfte mit ſcharfen Sägezähnen. 

Spiraea crenata L. Oſt⸗Europa, Orient, Sibirien. Gekerbt— 
blättriger Spierſtrauch. Wird nicht höher wie S. flexuosa und 
hat einen ſchönen buſchigen Wuchs. Beſonders charakteriſtiſch find die 
umgekehrt eiförmigen, mit 3 Hauptnerven und an der Spitze mit 3— 5 
Kerbzähnen verſehenen Blätter, welche unterſeits blaugrün gefärbt find. 
An der Baſis der Doldentrauben befinden ſich ſtets kleine Blätter. Blü— 
thezeit April Mai. Zwiſchen dieſer Art und Sp. hypericifolia ſowie 
Sp. cana giebt es noch folgende Blendlinge: 

Sp. Pikowiensis— Besser — Sp. Nicoudierti Bosse 
mit längeren Blättern. 

Sp. inflexa Hort. Junge Triebe und Blätter behaart. 

Sp. Besseriana Hort. Faſt wie crenata. 

Spiraea cana W. et Kit. Oſt-Europa. Graublättriger 
Spierſtrauch. Der Strauch wird nur 50-60 em hoch und ſehr 
dicht und buſchig, während die kleinen Blüthen in beblätterten Dolden— 
trauben erſcheinen, ſodaß dieſelben weniger zum Vorſchein kommen. Die 
Blätter ſind ganzrandig und beiderſeits graufilzig. 

Spiraea ulmifolia Scop. Ungarn-Oeſterreich. Ulmen blätteri⸗ 
ger Spierſtrauch. Syn.: Sp. chamaedryfolia Jacq. Blüht vom 
Mai bis Juni. Der Blüthenſtand bei dieſer Art eine verlängerte Dol— 
dentraube, wodurch dieſelbe am erſten von der ſehr ähnlichen Sp. chamae- 
dryfolia L. zu unterſcheiden iſt, überhaupt iſt ſie in allen Theilen größer 
und buſchiger, 1½ — 2 m hoch. Die doppelt geſägten Blätter find 
nur am Rande und Stiele ſchwach behaart. Formen hiervon ſind Sp. 
latifolia, Sp. corymbosa und Sp. undulata Hort. | 

Spiraea media Schmidt. Ungarn, S. W. Rußland. Länglich⸗ 
blätteriger Spierſtrauch Syn. oblongifolia. W. et Kit. = cha- 
maedryfolia Koch. Zweige und Blätter find hier behaart, letztere läng⸗ 
lich und nur am oberen Drittel gezähnt. Formen ſind: 

Sp. media Pikowiensis Hort., unbehaart. 4 
Sp. mollis C. Koch betulaefolia Hort. Blätter beider⸗ 
ſeits graufilzig. 5 

Spiraea Cantoniensis Lour. Canton, Japan, China. Spier⸗ 
ſtrauch aus Canton. E 

Syn. Sp. Reevesiana Lindl.— Sp, lanceolata Poir.= Sp. co- 
rymbosa Roxbg. — Sp. sinensis speciosa Hort. Sp. Humanni Hort. 
Iſt etwas empfindlich. Die unbehaarten, unterſeits blaugrünen Blätter 


285 


find elliptiſch und grob geſägt, oft 3 — ölappig. Blüthezeit Mai bis 
Juni. Ungleich ſchöner iſt die, auch zum Treiben ſehr geeignete gefüllte 
Sp. Cantoniensis fl. pl. 

Spiraea trilobata L. Sibirien, Nord-China. Dreilappiger 
Spierſtrauch. Syn.: Sp. triloba Will d. = Sp. rotundifolia Hort. 
— Sp. aquilegiaefolia Hort. Blätter und Zweige find hier ganz un— 
behaart, erſtere ſehr breit mit 3 Hauptlappen, die gezähnt ſind. 

Spiraea pubescens Turez. Nord⸗China. Dichtbehaarter 
Spierſtrauch. Syn: Sp. procumbens Hort. Blätter, Blüthenſtiele 
und Kelch ſind filzig behaart. Der Strauch iſt, da für unſere Winter 
zu empfindlich, nicht empfehlenswerth und man trifft ihn auch ſelten an. 

Spiraea hypericifolia L. Oſt-Europa, Orient, Sibirien. Jo- 
hanniskrautblättriger Spierſtrauch. Der 1—1½ m hohe 
Strauch hat 3 nervige Blätter, welche nur ſelten gekerbt ſind. Am Stiel 
der Doldentraube befinden ſich hier keine Blätter. Formen hiervon ſind: 

Sp. obovata W. et Kit., mit rothem Fruchtknoten. 
Sp. thalictroides Pall. = sibirica Hort. — aquilegifo- 
lia Hort., fein behaart. 

Spiraea Blumei G. Don. Japan. Blume's Spierſtrauch. 
Syn: Sp. chamaedryfolia Bl. Von allen angeführten Arten iſt dieſe 
in Folge ihres Blüthenreichthums, ſchönen Habitus und Blattfärbung 
wohl die ſchönſte. Sie wird 1—1½ m hoch und eignet ſich auch ſehr 
gut als Solitairſtrauch. Charakteriſtiſch ſind die runden unbehaarten 
Zweige, länglich eirunden geſägten Blätter und ſchönen großen Ende 
Mai— Juni erſcheinenden Blüthen. — 

Gleich nach dieſer angeführten Reihe der Früh blüher folgend, oft 
ſogar mit den letzten Repräſentanten zugleich blühend, ſind die Vertreter 
der Gruppe Sorbaria, der gefiedertblättrigen Spierfträuder, 
welche ebenfalls ſehr geſchätzt ſind. Es ſind die 3 Arten: 

Sp. sorbifolia L. Syn.: Sp. pinnata Much. Sibirien, Nord» 
China, welche 2— 3 m hoch wird, ſonſt kaum zu unterſcheiden von Sp. 
grandiflora Sweet, Syn.: Sp. sorbifolia alpina Pall. = S. Pal- 
lasi Don. Sibirien. Sie wird kaum 1 m hoch und iſt daher zu Fels⸗ 
parthien ſehr geeignet. 

Sp. Lindleyana Wall. Himalaya. Eine etwas empfindliche Art, 
welche ſich von den vorigen nur durch die weit längeren Fiederblättchen 
unterſcheidet; dieſelben ſind 5—6 Mal länger als breit. 


Gartenbau⸗Vereine. 


Eine überaus wichtige Frage für die hieſigen Handelsgärtner iſt am 
vorigen Sonnabend den 8. Mai in einer vom Verwaltungsrath des Gar— 
tenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgegend zuſammen berufenen 
Verſammlung aller Handelsgärtner Hamburgs und Umgegend zum Aus- 
trag gebracht worden. Es hatte ſich nämlich im verfloſſenen Monat der 
Vorſtand des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. 
Preuß. Staaten“ mit dem Erſuchen an den hieſigen Gartenbauverein ge— 
wandt, Umfragen darüber zu halten, 


286 


„ob ſich die einheimische Gärtnerei hinſichtlich ihrer wirthſchaftli— 
„chen Lage und ihrer Erwerbsfähigkeit im Rückgange befinde? 
„ob dieſer Rückgang auf die Concurrenz des Auslandes zurück— 
„zuführen ſei? 

„und ob die deutſche Gärtnerei des Schutzes durch einen Zoll 


„auf die Einfuhr gegenwärtig zollfrei eingeführter gärtneriſcher Ern | 


„zeugniſſe zu bedürfen glaube? 
Der Verwaltungsrath des Gartenbau-Vereins hat es darauf für ſeine 
Pflicht erachtet, eine Kommiſſion, beſtehend aus feinen gärtneriſchen Mit— 


gliedern und anderen kompetenten Perſonen der einzelnen Zweige der 
Gärtnerei niederzuſetzen, um nach näherer Prüfung der hieſigen Verhält- 
niſſe die oben geſtellten Fragen eingehend zu beantworten. Nachdem die⸗ 


ſes geſchehen, wurde das Reſultat der Berathungen einer von circa 400 


Perſonen beſuchten Verſammlung vorgelegt und vou derſelben mit allen 
gegen eine einzige Stimme angenommen. Es wurde dadurch feſtgeſtellt, 
daß die Lage der einheimiſchen Gärtnerei ſich in den letzten Jahren nur 
in der Baumzucht und in der Produktion von Schnittblumen verſchlech⸗ 


tert habe, daß aber die Urſachen nur zum kleinſten Theil in dem Maſ⸗ 
ſen⸗Import von gärtneriſchen Erzeugniſſen zu ſuchen ſeien, und daß bei 
Einführung eines Schutzzolles, der, wenn er von Wirkſamkeit ſein ſollte, 


ſehr hoch zu bemeſſen wäre, Kampfzölle zu erwarten ſeien, die den Ex— 9 


port gärtneriſcher Erzeugniſſe aufs Schlimmſte ſchädigen würden. Es 
ſei daher ein Schutzzoll unter allen Umſtänden aufs Nachdrücklichſte zu 
verwerfen. 


ie 


Naturgeſchichte des Pflanzenreichs herausgegeben von Dr. M. 
Fünfſtück. E. Hänſelmann's Verlag, Stuttgart 1885. 

Auf dieſen „großen Pflanzenatlas mit Text für Schule und 
Haus“ haben wir bereits kurz hingewieſen (1886, S. 48), jetzt liegen 


von den projectirten 40 Lieferungen à 50 Pf. die erſten 9 vor und un⸗ 


ſere zu Anfang ausgeſprochene Vermuthung, daß dieſe durch Text und 


Abbildungen gleich vorzügliche Publication ein Gemeingut des deutſchen | 
Volkes werden, ſich der im ſelben Verlag ſchon in der zweiten Auflage 


erſcheinenden „Naturgeſchichte des Thierreichs“ würdig anreihen 
dürfte, findet mehr und mehr Beſtätigung. In der That, Jung und 
Alt werden dieſes umfangreiche Werk gleich vollkommen heißen, denn 


hier wird einem Jeden Gelegenheit geboten, ſich durch naturgetreue colo= 


rirte Abbildungen mit den Pflanzen ſeiner Heimath, vielen ausländiſchen 
Gewächſen, deren Produkte dem Menſchen von Nutzen ſind, bekannt zu 


machen und ſolche Studien werden ſelbſt für den bis dahin Unkundigen 
bald genußreich werden. Daß dem Ganzen gewiſſermaßen als Einlei⸗ 
tung ein kurz gefaßter und doch recht ausführlicher Grundriß der jyjter 


matiſchen Botanik beigegeben wird, dürfte die wiſſenſchaftliche Bedeutung 
dieſes gemeinnützigen Werkes noch weſentlich erhöhen, — beiſpielsweiſe 


verweiſen wir auf den Abſchnitt: Morphologie, der in gedrängter 


Form, leicht verſtändlicher Sprache Alles enthält, was dem Anfänger zu 


2 


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287 


wiſſen noth thut. Dies Buch iſt nicht für Gelehrte geſchrieben, ſondern 
für „Schule und Haus“, hier wird es ſich viele Freunde erwerben, und 
auch dem Gärtner, den Forſt- und Landwirthen können wir daſſelbe nach 
beſter Ueberzeugung empfehlen. Auf Einzelheiten einzugehen, müſſen wir 
uns bis ſpäter, wo das Werk ſeiner Vollendung entgegengeht, vorbe— 
halten. Red. 

List of Seeds of hardy herbaceous annual and pe- 
rennial Plants grown in the Royal Gardens, Kew, 1885. 
Unter den zahlreichen, alljährlich erſcheinenden Samenkatalogen der bota— 
niſchen Gärten Europas dürfte der hier genannte für diesmal wenig— 
ſtens das meiſte Intereſſe wachrufen, inſofern es das erſte Mal iſt, daß 
Kew einen derartigen Katalog veröffentlicht, wie denn überhaupt die bo— 
taniſchen Gärten Großbritanniens mit wenigen Ausnahmen (Chelsea, 
Edinburgh) dieſem auf dem Feſtlande ſo regen Tauſchverkehr unter ſich 
nicht beigetreten ſind. Es enthält die ſer Samenkatalog außer vielen Va— 
rietäten zwiſchen 3000 — 3500 Arten, übertrifft hierin wenn nicht alle 
ſo doch die meiſten Gärten des Feſtlandes. Darüber dürfte man ſich 
füglich wundern, denn einerſeits ſpielte der „herbaceous ground“ 
in Kew wenigſtens in früheren Jahren bei weitem nicht eine ſo wichtige 
Rolle wie die botaniſche Schule in den anderen botaniſchen Gärten 
und dann iſt jedenfalls das Londoner Klima zur Reife vieler Samen 
lange nicht ſo geeignet wie das vieler kontinentalen Plätze. Beim Durch— 
blättern des umfangreichen Katalogs fiel uns zunächſt der große Reich— 
thum an Crocus species auf und enthält dieſe Sammlung kultivirter 
Arten einen um ſo größeren Werth, weil ſie dem Monographen der 
Gattung, Mr. G. Man ſicherlich ihre Zuſammenbringung und richtige 
Beſtimmung verdankt. Hier finden wir 37 Arten und 10 Crocus-Va⸗ 
rietäten, auch Iris (32 sp., 13 var.) Allium (52 sp., 16 var.) und ei- 
nige andere Monocotylen-Gattungen find vorzüglich vertreten, dürften 
unter der ſcharfen Controle des Herrn J. G. Baker auch alle richtig 
benannt ſein. Aus der großen Reihe der Dicotyledonen heben wir fol 
gende als beſonders ſeltene oder ſchöne Arten hervor: 

Aconitum palmatum Don., Sikkim (12000 Fuß), Delphinium 
Kashmirianum Royle, Indien, Dicentra thalictrifolia Hk. et Th., 
Khaſia, Aseyrum Crux-Andreae L., Virginien, Erodium trichoma- 
naefolium L’Herit., Libanon, Geranium Wallichianum Sweet, 
Nepal, Dryas Drummondii Hook., Saxifraga purpurascens Hook. 
fil., Sikkim, Heracleum Wallichii D. C., Sikkim, (12000 Fuß), 
Pleurispermum dentatum Bth., Sikkim (12000 Fuß), Pratia an- 
gulata Forst., Neu⸗Seeland, Swertia speciosa Wall., Sikkim (11000 
Fuß), Rheum Ribes L., Syrien und Rh. spieiforme Royle, Indien. 


Eine Promenade durch die Anlagen und Gärten des elimatiſchen 
Curortes Meran. Von Profeſſor Dr. A. F. Entleutner. Meran, 
1886. S. Pötzelberger's Buchhandlung. Wer zum Vergnügen oder auch 
ſeiner Geſundheit wegen das reizende Meran aufſucht, um dort unter einem 
ſüdlichen Himmel, umgeben von großartigen und gleichzeitig lieblichen Na- 


288 


turſchönheiten die Miseren des alltäglichen Lebens wenigſtens für ein 
Weilchen zu vergeſſen, dem dürfte dieſes kleine Büchelchen ein ebenſo an⸗ 
genehmer wie nützlicher Begleiter werden, da es ihn einweiht in die rei— 
chen Pflanzenſchätze exotiſcher Floren, welche dort, von kundiger Hand ge— 
pflanzt, eine zweite Heimath gefunden haben und für Fremde wie Ein— 
heimiſche ſicherlich einen der vielen Anziehungspunkte die ſes jo viel und 
oft gepieſenen Kurortes ausmachen. Der Herr Verfaſſer, Mitglied ver— 
ſchiedener botaniſcher Vereine Deutſchlands und Oeſterreichs, hat es 
ſich angelegen ſein laſſen, den Kurgaſt mit all' dieſen ſtattlichen und ſchö— 
nen Pflanzengeſtalten aus allen möglichen Weltgegenden bekannt zu ma⸗ 
chen und iſt ihm dies auch durch eine anregende Schilderung der einzel— 
nen Anlagen von Gärten ſowie durch die genaue Specifizierung der ſo 
reich vertretenen Pflanzenarten aufs Beſte gelungen. Wir haben mit 
vielem Intereſſe von feiner kleinen Schrift Kenntniß genommen, empfeh- 
len ſie allen denen, welche ihre Wanderſchaft nach Meran antreten ſol— 
len oder welche vielleicht an einem anderen, klimatiſch ebenſo begünjtig- 
ten Orte Anpflanzungen von ſchönen und zärtlicheren Bäumen und Sträu⸗ 
chern vorzunehmen gedenken. Red. 


Perſonal⸗Nachrichten. 

Mr. John Smith, Curator der Kew-Gärten iſt aus Gefundheits- 
rückſichten um ſeine Penſionirung eingekommen und wird ihm bei die— 
ſer Gelegenheit in Gardeners' Chronicle ein ebenſo warmer wie ſicher⸗ 
lich verdienter Anerkennungstribut gezollt. Im Jahre 1864 trat er die⸗ 
ſes ſein Amt an und iſt es bemerkenswerth, daß zwei Männer gleichen 
Namens dieſelbe Stellung hintereinander innehielten. Sein Vorgänger, 
der jetzt hochbetagte Mr. John Smith, durch ſeine Arbeiten über Farne 
ꝛc. auch im Auslande vortheilhaft bekannt, iſt ſeit vielen Jahren blind, 
ſonſt aber noch an Geiſt und Körper rüſtig. 


— — 


Eingegangene Kataloge. 


1886. Pflanzen-Verzeichniß von bewährten Warm-, Kalthaus- und 
Freiland⸗Pflanzen nebſt einem Auszug der empfehlenswertheſten neueſten 
und neueren Einführungen von Auguſt Gebhardt in Quedlinburg. 

Damman u. Co. Cultivateurs et Marchands Grainiers in San 
giovanni, Teduccio bei Neapel annonciren in uns zugegangenen Schrei— 
ben vom März u. April ac. die bereits erfolgte oder auch nächſtens zu 
erwartende Ankunft von Samen vieler ſeltener und ſchöner Palmenarten, 
deren Preiſe ſowohl en gros wie en detail ſehr niedrig geſtellt ſind. 
Specificirte Liſten wird die Firma auf Verlangen einſchicken. 

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Allgemeine Hausfrauen-Zeitung. 


9 Wochenſchrift für das geſammte Hausweſen. 


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2 Ausgabe A M. 2. 50. 5 . 
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Kreis ihrer Beſprechungen, was tüchtige Männer und Frauen als wirklich praktiſch und durch— 
führbar erkannt haben, iſt den Frauen treue Beratherin über Geſundheitspflege, Erziehung 
der Kinder, über Küche und Keller, kurz über alles, was für die Hausfrau wiſſenswerth iſt. 
CEas ſoll die höchſte Aufgabe dieſes Blattes ſein, das Wohl der Hausfrauen und Familien 
zu erſtreben, die Freiheit des Geiſtes in ſelbſtändigem Denken und Schaffen in der Frauen 
welt zu pflegen und das Leben des Weibes zur menſchenwürdigſten Höhe zu führen. Mit dies 


frauen vertrauensvoll das ihnen gewidmete Blatt. 

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Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, ſumpfige 

en, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu machen, die eultivirten 
Mereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhö 

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N, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 

einer Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 

geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beſten Methoden nach zum leichten Stockroden 

zaldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 

Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 

usten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


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be, Dr. William, Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners. Voll⸗ 
| liche Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen- und Gartenbau 
nußlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. 
Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8%. Geh. M. 3. — 

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Druck von Fr. Jacob in Düben. 


Zweiundvierzigſter Siebentes 
Jahrgang. Heft. 


S 


Garten- und Blumenzeitung. 


s Zeitſchrift 
für Garten⸗ und Blumenfreunde, 


1 Samburger 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


a Herausgegeben 
. von 
2 
Dr. Edmund Goeze, 

8 0 Kgl. Garten ⸗Inſpektor in Greifswald. 
e Inhalt. 
R Seite 

Ueber den Wurzelbau und eee en der Primulaceen in Bes zug auf ihre Kultur, von 

Dr. M. Maſters . . . . . . 289 

Die Myoporineen Auſtraliens von Baron F von Mueller 8 2 N R = . NET: 
3 R von Notar N. Seuffert e N 3 ; . 299 
Eein Bild des Wiener Gemüſebaues von F. Novat u. N l g 2 8 „ 90 
15 Ueber die Bodenfeuchtigkeit g 5 e 8 g 4 x A 5 304 
Die Gattung Ulmus von H. 1 d 8 VV 
Empfehlenswerthe Gemüſe von Ilſemann . . „ „ 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom März 1886 und 1885 von C. C 9. Müller 33 
Neue Geſichtspunkte 1 Aurikelfraß von Al. von Homeyer. 8 = + 3 1 
Der ſchwediſche und aufrechtwachſende Bocksdorn von + 1 5 5 : b l 33 
Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen N 7 5 - 2 : „ 
Abgebildete und beſchriebene Früchte 5 326 
Feuilleton: Der 300,000 Francs⸗ Preis und die Phyllor era 327 — Acclimatiſation neuer Fut⸗ 
7 terpflangen 328. — Der Anfang der Pfirſichkultur in Montreuil 329. — Das Vorkommen 
si 4 von Coniferin und Vanillin im Spargel 329 
Literatur: Neue Entwürfe zu Teppich⸗ Gärten und Blumen- Parterre's, ſowie deren Aulage 
iR und Bepflanzung von Exnjt Levy 329. — The Gallery of Marianne North’s e of | 
* Plants and their Homes, descript. Catal. compl. by W. B Hemsley 2 330 


Gartenbauvereine: Blumenausſtellung der königl. Geſellſchaft Flora in Brüſſel 334. — Früh⸗ | 
jahrsausſtellung der k. k Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien 334 — Ausſtellung der Nationa⸗ 
len Gartenbau = run in Paris 331 — Ausſtellung des Gartenbau⸗Vereins zu Halle 

2. S 335. — K. k öſterreichiſcher Pomologen⸗Verein 335 | 

Perſonal⸗Notizen: + Ambroſe Verſchaffelt 335. — Maurer 336. — Rettig 336. — G. L van 
Hulle und E. Rodigas 336. — N 336. — Heu * 336 — BE 336. — | 
Adolf Schulz 2 8 x i . Kaas | 

Eingegangene Gätaloge RU He, , rs BE ee | 

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Hamburg. 
Berlag von Robert Kittler. | 


Im Verlage von N. Kittler in Samburg iſt ſoesen neu erſchienen: 


Neues vollſtändiges Taſchenwörterbuch 7 


2 Theile. 3. Auflage. Geh. 1335 Seiten. Preis M. 11. — f 

Das einzige ſeiner Zeit nutzbare portugieſiſche Wörterbuch von Wagener (zu M. 34, 5 

vor circa 70 Jahren erſchienen, iſt durch die völlige Umwandlung beider Sprachen ſo gänzlich v 
und unbrauchbar geworden, und das Wollheim'ſche Wörterbuch iſt an Umfang ſo klein und 
unvollſtändig, daß es in Wirklichkeit für die portugieſiſche Sprache kein Wörterbuch gab, mi 
es möglich geweſen wäre, auch nur einen portugieſiſchen Zeitungsartikel, einen Preiscouran 
dergleichen richtig zu überſetzen, denn ſelbſt Worte wie: Dampfmaſchine, Eiſenbahn, Jacarand 
Mahagony, Manioca und die meiſten braſilianiſchen Producte fehlten in allen Wörterbüchern. 
Nur nach Herbeiſchaffung der koſtſpieligſten Materialien und Hülfsmittel aus Portugal 
Braſilien war es nach 5½ Jahren endlich moglich, jetzt ein ſo zuverläſſiges und vollſtändiges 
terbuch herzuſtellen, worüber die günſtigſten Urtheile aus Portugal, Braſilien und von verſchie 
portugieſiſchen und braſilianiſchen Conſulaten vorliegen. In welchem Umfange unvollſtändig di 
herigen Wörterbücher waren, möge die eine Thatſache ſagen, daß dieſes neue Wörter 
mehr als 130,000 Wörter und Redensarten mehr enthält, als das Wollhen 
Wörterbuch welches bis jetzt für das beſte galt. 
Man kann hiernach beurtheilen, von wie großer Wichtigkeit dieſes Werk für alle Bibliot 

für Philologen und Liebhaber der lebenden Sprachen, für Kaufleute und beſonders für Auswa 
nach Braſilien iſt, die ſich bei Kenntniß der Sprache ſehr oft mehr Schaden werden erſparen kö 
als das Buch koſtet. | 


Früher find erſchienen: 
Böſche, E. Th., Neue portugieſiſche Sprachlehre oder gründliche Anweiſung 
practiſchen Erlernung der portugieſiſchen Sprache. Zum Schulgebrauch und 8 
unterricht. 2. Aufl. 80. Geh. M. 3 —. 

Nach dem Ausſpruche der gebildetſten hieſigen Portugieſen und Braſilianer iſt dieſe Gram 

von allen bis jetzt erſchienenen die beſte und einzig richtige, die ſowohl zum S 
unterricht, als zum Schulgebrauch am zweckmäßigſten abgefaßt it. Eine gründliche Univerf 
bildung in Deutſchland, ein mehr als zehnjähriger Aufenthalt in Portugal und Braſilien um 
tägliche Umgang mit den Einwohnern verſchafften dem Verfaſſer eine ſo gründliche Kennthl 
portugieſiſchen Sprache, wie ſie ſich wohl nicht leicht ein Anderer verſchaffen kann. 
Dazu gehört als 2. Band: | 
Monteiro, Dr. Diego, Portugieſiſche und deutſche Geſpräche oder Handbuch der por 
ſiſchen und deutſchen Umgangsſprache zum Gebrauche beider Völker. Eine leichtfa 
Anleitung. ſich in allen Verhältniſſen des Lebens verſtändlich zu machen. Für den W 

richt, für Geſchäftsleute, Reiſende und Auswanderer nach Braſilien. Nebſt einem Anl 

1 von Titulaturen, Formularen in Briefen, Rechnungen, Quittungen, Wechſeln 2.7 
gleichungen der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 86. Geh. M. 2, 40 Pf. 

Es ſind dies die erſten practiſch brauchbaren portugieſiſchen Geſpräche, die eine genaue 
leitung geben, ſich in der portugieſiſchen Sprache richti g auszudrücken, was bisher in Deutſe 
noch jo verſchieden gelehrt wurde, daß man niemals wußte, was richtig und was falſch ſei. 


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E . — —·˙— — K ˙ O 


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Böſche, E. Th., Portugieſiſch-braſilianiſcher Dolmetſcher oder kurze und leicht 
liche Anleitung zum ſchnellen Erlernen der Portugieſiſchen Sprache. Mit genauer A 
der Ausſprache. Für Auswanderer nach Braſilien und zum Selbſtunterricht. Nebſt 
Wörterbuche, Formularen zu Briefen, Rechnungen, Contracten, Wechſeln ꝛc., Vergleich 
der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 8%. Geh. M. 2, 40 Pf. . 

Da dieſer Dolmetſcher einen kurzen, aber correcten Auszug aus der portugieſiſchen Gran 
deſſelben Verfaſſers enthält, die von hieſigen Portugieſen und Braſilianern für die beſte 
bis jetzt erſchienenen erklärt wurde, hat man die Gewißheit, daß das daraus Gelernte it 
richtig portugieſiſch iſt. Außer dieſer kurzen Sprachlehre enthält das Buch noch Geſpräch 
alle im täglichen Leben vorkommenden Gegenſtände mit genauer Angabe der Ausſp 
und ein kleines Wörterbuch, ſo daß der Auswanderer während der Seereiſe durch dieſes Bu 
portugieſiſche Sprache hinreichend erlernen kann, um ſich in Braſilien ſogleich über alle 
verſtändlich zu machen und dadurch vielem Schaden und Verdruß zu entgehen. 


289 


Ueber den Wurzelban und Wachsthumsmodus der Primulaceen 
in Bezug auf ihre Kultur). 
Von Dr. M. Maſters. 


Für praktiſche Zwecke dürfte es ſich oft anempfehlen, eine lebende 
Pflanze mit einer Art von Mechanismus zu vergleichen, deſſen Conſtruk— 
tion und Zuſammenſetzung darauf hinzielt, eine gewiſſe Arbeit möglichſt 
wirkſam und ſparſam, je wie die Umſtände es zulaſſen, auszuführen. Wir 
wollen bei dieſer Gelegenheit an dieſem Vergleiche feſthalten, ohne daß 
es nöthig ſein dürfte, noch beſonders darauf hinzuweiſen, wo derſelbe 
nicht zutrifft und wo der große Unterſchied liegt zwiſchen einer Maſchine, 
die ihren mit gleicher Struktur und Begabung ausgeſtatteten Vorgängern 
ihr Daſein verdankt, die ſich ſelbſt erhält, ihre eigene Kraft aus Sonne, 
Luft und Waſſer ergänzt, ſich entwickelt und ihrer eigenen Energie ange— 
paßt hat und einer ſolchen, welche durch die Kunſt des Menſchen geſchaf— 
fen wurde, zu ihrer Unterhaltung und Kraftanwendung auf künſtliche Mit— 
tel angewieſen iſt, keine ihr innewohnende Fähigkeit einer je nach den Um— 
ſtänden wechſelnden ſelbſtſtändigen Einrichtung aufzuweiſen hat. Hiervon 
ausgehend, können wir uns die Frage vorlegen, welcher Thätigkeit unſere 
Maſchine obzuliegen berufen iſt, wie ſie ihrem Baue entſprechend, in den 
Stand geſetzt wird, das zu vollbringen, was man von ihr erwartet und 
wie wir von Ungefähr dieſe ihre Thätigkeit ſteigern oder hemmen kön— 
nen. Zur weiteren Illuſtration derartiger Betrachtungen können uns die 
Primulaceen ein ebenſo treffendes Beiſpiel liefern wie irgend eine an— 
dere Pflanzenfamilie und machen fie überdies die Gruppe aus, welche aus— 
drücklich dazu erkoren wurde, den Text für obiges Thema herzugeben. 
Zuläſſig erſcheint es, hier den Ausdruck — Wurzel — im weiteren Sinne 
des Wortes, was eben die Gärtner gemeiniglich darunter verſtehen, zu 
gebrauchen, nicht im engeren, ſcharf begrenzten, wie der Begriff — Wur— 
zel — von den Phyſiologen aufgefaßt wird. | 

Die Anforderungen. 

Welche Aufgabe fällt denn nun unſerer Maſchine — der Wurzel 
— zu? Zuallernächſt vom Boden Beſitz zu ergreifen, die Pflanze mecha— 
niſch darin zu befeſtigen. Wie ſie dieſes ausführt, wird ſpäter genügend, 
wenn auch nur beiläufig erläutert werden und iſt jedenfalls kein Gegen— 
ſtand, bei welchem wir als Pflanzenzüchter länger zu verweilen brauchen. 
Die Gewächſe, mit welchen wir es hier zu thun haben, können durch 
Froſt aus dem Boden gehoben werden, kaum dürften ſie aber je durch 
Fluthen weggewaſchen oder durch Winde entwurzelt werden. Feſt zu 
pflanzen, beim Verpflanzen die Krone feſt in die Erde zu drücken, ſind 
Regeln, welche die allgemeine Erfahrung lehrt, Regeln, welche der Bau 
der Wurzel, auf welchen wir gleich zu ſprechen kommen, nur beſtätigt. 

Für den Unterhalt der Pflanze zu ſorgen, iſt eine andere, der Wur— 
zel ſtetig auferlegte Pflicht. Wir haben zu unterſcheiden zwiſchen Bo— 
den⸗Nahrung und Luft⸗Nahrung. Die durch Licht und Wärme angereg— 


) On the root-strueture and mode of growth of Primulaceae in relation to 
eultivation. Vergl. Gardeners’ Chroniele, Vol. XXV. p. p. 522—524. 


Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band 42. (1886). 19 


290 


ten Blätter ſammeln und geftalten die eine um; die Wurzeln, beeinflußt 
durch Wärme, abſorbiren und zerſetzen die andere. Es würde über die 
Grenzen dieſes Vortrages hinausgehen, wollten wir hier die Art und 
Weiſe, wie dies geſchieht, weiter auseinanderſetzen, — jedes neuere bota= 
niſche Handbuch giebt hierüber Aufklärung und ganz insbeſondere vermö— 
gen die wahrhaft wunderbaren Deutungen, wie ſie uns in den Abſchnit⸗ 
ten über die Bewegungen der Wurzeln in Darwin's Werke: The po- 
wer of movement in plants entgegentreten, Belehrung zu bieten, 
Fingerzeige zu geben von den Aufnahme-, Löſungs⸗, Gährungs⸗, Ver⸗ 
wandlungs⸗Vorgängen, welche aus jeder Wurzelſpitze, jedem Wurzelhaar 
mit oder ohne Beihülfe von Mikroorganismen ein Laboratorium und 
eine Werkſtatt machen. Jede Wurzelſpitze, jedes Wurzelhaar iſt überdies 
ſo empfindlich wie ein Nerv, reagirt nicht allein auf jede Berührung, 
ſondern übermittelt auch den Nachbarzellen Eindrücke von dem berührten 
Punkte aus. Auch mit der Beweglichkeit eines Muskels laſſen ſich dieſe 
Wurzeltheile vergleichen, ſie wenden ſich dem zu, was ihnen nützlich, wei— 
chen jenem aus, was ihnen hinderlich oder ſchädlich iſt, ſetzen ſo ihren 
Weg durch den Boden hindurch fort, paſſen ſich den Umſtänden an, als 
wenn ſie wirklich mit Verſtändniß begabt wären. Sie ſind thätig wie 
das Gehirn, ſagt Darwin, und empfangen, übermitteln in der That wie 
ein empfindendes Organ Eindrücke, leiten den Wachsthums-Gang und 
die Bewegung, ſo daß es ſchwer fallen dürfte zu ſagen, worin ihre In⸗ 
feriorität zum Nervenſyſtem der niederen Thiere zu ſuchen tft. i 

Handelt es ſich um einjährige Pflanzen, welche innerhalb weniger 
Wochen oder Monate ihren Lebenscyclus durchlaufen, jo beſteht die Auf- 
gabe der Wurzel faſt nur darin, die Pflanze im Boden zu befeſtigen, auf 
Nahrungsſuche auszugehen und ſolche, wenn gefunden, zu verwerthen. 

Bei ausdauernden Gewächſen, zu welchen die meiſten unſerer Pri- 
mulaceen gehören, liegt ihr, der Wurzel aber noch eine andere Pflicht 
ob, — einen Stapelplatz für Waſſer und Nahrung herzurichten. Die 
ſo aufgeſtapelte Nahrung, insbeſondere Stärke und verwandte Stoffe, wird 
nicht direkt von der Wurzel abſorbirt und bei Seite geſchafft, ſondern 
wird theils durch Wurzelthätigkeit und Boden-Nahrung, theils durch Blatt⸗ 
thätigkeit und Luft⸗Nahrung in den Blättern verarbeitet und ſpäter nach 
der Wurzel oder dem Wurzelſtocke geſchafft und dort niedergelegt. 

Eine ähnliche Stärkebildung tritt auch bei einjährigen Pflanzen ein, 
ſie wird aber beim Fortſchreiten des Wachsthums verbraucht oder im 
Samen niedergelegt, um von dem jungen Sämling, ſobald er ſein Leben 
auf eigene Rechnung beginnt, verwerthet zu werden. Auf alle Fälle ſind 
die Ablagerungs⸗Erforderniſſe einer einjährigen Pflanze gering im Ver⸗ 
gleich zu jenen einer ausdauernden. Um ſich darüber zu vergewiſſern, 
wie und auf welche Weiſe die Nahrung erlangt, zerſetzt, aufgeſpeichert 
und verbraucht wird, müſſen wir uns Kenntniſſe aneignen, welche ſicher⸗ 
1 unter allen anzuführenden für Kulturzwecke die größte Bedeutung 
aben. 4 


Ein anderes von der Wurzel (sensu latiori) auszuführendes Stück 
Arbeit beſteht in der Fortpflanzung und können wir ſicherlich durch die 


291 


Beobachtung, wie dieſes ſpontan ins Werk geſetzt wird, einige nützliche 
Winke für unſer eigenes künſtliches Verfahren erlangen. 

Dies iſt denn in ſehr allgemeinen Ausdrücken die Natur der Arbeit, 
welche geſchehen ſoll, ſolches find in kurzen Umriſſen die betreffenden An— 
forderungen. 

Der Mechanismus. 

Die folgenden Bemerkungen ſollen einige Illuſtrationen der Ma— 
ſchinerie liefern, vermittels welcher die eben erwähnte Arbeit ausgeführt 
wird, denn während die Arbeit ſelbſt immer dieſelbe bleibt, find die Ein- 
zelheiten dieſer Maſchinerie gar verſchiedenartig. 

Einjährige Arten. 

Nur ſehr wenige der kultivirten Primulaceen fallen in dieſe Ka⸗ 
tegorie. Einige der Androsacen und Anagallis gehören zu den einjäh- 
rigen; ſolche könnten aber vom gärtneriſchen Standpunkte aus mit Still⸗ 
ſchweigen übergangen werden, wenn nicht ein Umſtand einträte, der, trotz 
ſeiner großen Bedeutung, häufig nicht gekannt oder überſehen wird, näm⸗ 
lich die Thatſache, daß Samenpflanzen, ſelbſt von jenen Arten die dazu 
beſtimmt ſind ausdauernd zu ſein, für alle praktiſchen Zwecke einjährig 
ſind. Wenn die im Samen aufgeſpeicherten geringen Hilfsmittel abge⸗ 
ſperrt find, beſitzen die jungen Sämlinge nur ein kleines Kapital, wo⸗ 
rauf ſie ziehen können, es muß ſomit für ſie wie bei den einjährigen gute 
Nahrung leicht zu erreichen ſein und müſſen ſie überdies mit raſchen Mit⸗ 
teln verſehen ſein, ſolche zu verwenden, falls fie nicht dahinwelken fol- 
len. (Etliches (Same) fiel in das Steinigte, da es nicht viel Erde hatte 
und ging bald auf, darum, daß es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die 
Sonne aufging, verwelkte es und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es 
dürre. Matthäi 13, 5. 6.) 

Centunculus minimus. Dieſes Unkraut, welches einen Gärt— 
ner höchſtens zu feiner Zerſtörung auffordert, kann uns nichts deſto we— 
niger hier ſehr gut zur Beſprechung dienen. Es ſendet in den Boden 
eine dünne Pfahlwurzel, die ſich gerade unter der Oberfläche verzweigt 
und mehr und mehr ausbreitet, bis eine beträchtliche Fläche Landes da— 
von überzogen iſt. Hier giebt es keine großen, feſthaltenden Wurzeln 
— ſie ſind auch nicht nöthig, andererſeits aber eine ſtarke Vervielfälti— 
gung von kleinen Faſern und eine daraus folgende Ausdehnung von ab- 
ſorbirender Oberfläche. Man beachte auch, daß ſich hier kein Stämm⸗ 
chen findet, mit andern Worten, das Wurzelchen entſpringt direkt unter⸗ 
halb der beiden Samenblätter, ohne daß ſich ein wahrnehmbares Zwi⸗ 
ſchenknotenſtück antreffen läßt. Bei einem Primel-Sämling kann man 
gemeiniglich das Würzelchen beobachten, welches Verzweigungen ausfen- 
det, ferner einen aufrechten cylindriſchen Theil, welcher die Cotyledonen 
trägt, bisweilen aber auf ſehr kleine Dimenſionen beſchränkt iſt; — dies 
it das Stämmchen oder tigellum. Ueber den beiden Samenblättern 
befindet ſich das Blattfederchen (Keimknöſpchen), welches zwiſchen dem Sa⸗ 
menlappenkörper verſteckt iſt. Bei dieſen Sämlingen tritt uns die recht 
eigenthümliche Wahrnehmung entgegen, daß, während die premären oder 
Hauptwurzeln ſcheitelrecht abwärts gehen, die ſekundären eine horizontale 
Richtung verfolgen. 

19* 


292 


Es iſt leicht verſtändlich, daß der Same von Centunculus nicht 


tief eingeſenkt wurde, denn das Stämmchen iſt jo zu jagen der verſchwin— 
dende Theil. Ebenſo klar dürfte es ſein, daß der Boden für ſolch' eine 
Pflanze ein leichter, lockerer, ſubſtantieller, hinreichend trocken gelegter ſein 
ſollte. Man ſtelle dieſem die Keimung von Primula reticulata entge— 


gen, bei welchem das Stämmchen nicht nur ſehr lang iſt, ſondern auch 


die zwei Cotyledonen auf langen, aufrechten oder aufſteigenden Stengeln 
in die Höhe gehoben werden, grade als ob die Pflanze in den Spalten 
der Felſen wüchſe und einen langen Weg vor ſich hätte, um ihre Sa— 
menblätter dem Lichte und der Luft auszuſetzen. Die Anforderungen von 
Sämlingen ſind, was wohl kaum bemerkt zu werden braucht, von der— 
ſelben Art. Wir alle kennen die Pflege, welche erforderlich iſt, um Kei— 
mung und Anzucht dieſer zärtlichen Organismen herbeizuführen. 

„Frühe ſäe Deinen Samen und laß' Deine Hand des Abends nicht 
ab.“ Prediger Salomon., 11, 6. 

Der Wachsthumsmodus der Androsacen iſt ein ähnlicher. Sie ge— 


hören freilich der Mehrzahl nach nicht zu den einjährigen, in dem Wachs⸗ | 


thum ihrer Wurzeln folgen aber einige von ihnen (die raſenbildenden 
Arten) dem Modus der Annuellen. Die Samenpflanzen haben Wur⸗ 
zeln von annuellem Charakter, beſitzen ein langes Würzelchen, welches 


zahlreiche Verzweigungen abgiebt. Für Ablagerungen hat die ausgewach⸗ 
ſene Pflanze wenig Vorkehrungen getroffen, indem ſie aus einem dichten 


Blätterbüſchel beſteht, und aus den Achſeln einiger derſelben lange dünne 
Ausläufer wie bei der Erdbeere hervorgehen, die an ihren Enden einen ähn- 
lichen Blätterbüſchel tragen wie die Stammpflanze. Aus der unteren 
Fläche dieſes Büſchels entſpringen Wurzeln wie jene von Centunculus 
und wie dieſe nicht für einen längeren Zeitraum, ſondern nur zu tempo⸗ 
rärem Gebrauche beſtimmt. Es bedarf in der That nur einer kurzen 
Spanne Zeit, daß der Blattbüſchel neue Ausläufer entwickelt, ſomit in 
einer andern Generation den Prozeß ſeiner eigenen Entſtehung wieder- 
holt. Nach dieſem eigenthümlichen Wachsthumsmodus zu ſchließen, hat 
es den Anſchein, als ob die Androsacen das Terrain, in welchem ihre 
Wurzeln ſich ausbreiten, raſch erſchöpfen, hinſtreben: „To-morrow to 
fresh woods and pastures new“ Milton, Lycidas, t. 193. | 
Ob dieſes für den Kultivateur kein werthvoller Fingerzeig iſt, muß 
ich Andern, die hierin mehr Erfahrung beſitzen, zu entſcheiden überlaſſen, 
denn ich ſelbſt habe, trotz ſtrengſter Beobachtung jener Eigenthümlichkei⸗ 
ten, mit dieſen Pflanzen keine Erfolge erzielt. 
Aus dauernde Arten. 
Gleich den einjährigen erfordern dieſe während der Wachsthumspe⸗ 


riode eine tägliche Nahrungszufuhr, ſind außerdem darauf hingewieſen, 


ihre Vorrathskammern wieder zu füllen. Somit muß man das Wachs⸗ 
thum ihrer Wurzeln von zwei Geſichtspunkten aus betrachten, — dem 
Einſammeln und dem Aufſpeichern von Nahrung. | 
Die wirkliche Waſſeraufnahme wird ſelbſtverſtändlich in den Wur⸗ 
zeln der perennirenden auf gleiche Weiſe bewerkſtelligt, wie in jenen der 
Annuellen, doch ermöglicht der perennirende Habitus es, auf dieſe Arbeit 
längere Zeit zu verwenden, ſichert ſomit eine weitere Wurzelausbreitung 


293 


als dies bei einer einjährigen möglich iſt. Bei einer perennirenden, cae— 
teris parıbus, können ſich die Wurzeln weiter ausbreiten, bei der 
Nahrungsſuche tiefer in den Boden eindringen als in dem Falle einer 
einjährigen. 

Bei letzterer bleiben, wie Gärtner zu ſagen pflegen, die Wurzeln 
„zu Haufe“ und liegt keine große Nothwendigkeit für ein Kanaliſations— 
Syſtem vor, um das Waſſer von ſeiner Quelle nach dem Stamme zu 


leiten, bei perennirenden kommt es aber häufig vor, daß die beſte Nah— 


rungsergänzung ziemlich weit vom Stamme entfernt liegt und müſſen 
ſomit die Wurzelfaſern die Flüſſigkeit aus dem Nährboden ſchöpfen, ſie 


in einer ganzen Reihe von Kanälen nach dem Stamme hinſchaffen. Die 


dickeren Wurzelfaſern haben bekanntlich nur ein geringes oder gar kein 
Abſorptionsvermögen, ſolches iſt eben auf die dünnſten Extremitäten der— 
ſelben ſowie auf die Wurzelhaare (wenn ſolche vorhanden) beſchränkt. Es 
braucht wohl kaum betont zu werden, daß die Zahl, die Länge, die ſtär— 
kere oder ſchwächere Veräſtelung der Wurzeln durch die phyſikaliſche Be— 
ſchaffenheit des Bodens weſentlich bedingt werden, in welchem die Pflanze 


grade ihren Standort aufgeſchlagen hat. 


„Pinguibus haeterris habiles, laevioribus illae“. 
Dieſen Verhältniſſen die gehörige Berückſichtigung zu Theil werden laſ— 
ſend, weiſt jede Pflanze mehr oder weniger ihren eigenen diſtinkten Cha— 
rakter auf. Die Wurzeln der meiſten Primula-Arten find beiſpielsweiſe 
ſehr verſchieden von jenen der Androsacen und laſſen abweichende An— 
forderungen zu Tage treten. Doch ſelbſt bei ein und derſelben Gattung 
ſtoßen wir in dieſer Beziehung auf Variationen. Bei der gemeinen Pri— 
mel und Polyanthus, bei P. cashmiriana, P. capitata, P. amoena, 
P. Auricula, P. denticulata, P. nivalis, P. longiflora, P. cortusoi- 
des etc., ſind die Wurzeln gemeiniglich ziemlich dick und fleiſchig, die auf 
geringe Entfernung mehr oder weniger vertikal abwärts ſteigen, ohne ſich 
zu verzweigen und dann kurze faſt horizontale Veräſtelungen mit weni— 
gen Wurzelhaaren bilden (P. Auricula ausgenommen, bei welcher die 
Wurzeln, wenigſtens ab und zu mit einem ſammetartigen Ueberzug von 
Haaren bekleidet find). Solche Wurzeln ſchöpfen keine Nahrung aus der 


Oberfläche, vermögen aber bis zu einer beträchtlichen Tiefe in den Bo— 


den auf Nahrungsſuche einzudringen. während ihr fleiſchiger Habitus und 


ihre Waſſerreſervoirs jenes andern Arten eigene dichte Netzwerk faſeri— 


ger Wurzeln unnöthig machen. Primula rosea, P. Kaufmanniana, 
P. involucrata und Cortusa Matthioli liefern Beiſpiele von dieſer dicht 
vernetzten und verhältnißmäßig oberflächlichen Wurzelentwicklung. Sie 
beſitzen wenige oder gar keine große Wurzeln oder Zufuhrfaſern, ſondern 
im Gegentheil eine verworrene Maſſe von feinen faſerigen Wurzeln, die 


nach allen Richtungen hin ſich erſtrecken, ſich ſelbſt, ſo zu ſagen, jedes 
nur zu erreichende Stückchen Erde zu Nutzen machen. Hier haben wir 


% 


ſicherlich einen guten Fingerzeig, daß jenen Pflanzen bei ihrer Kultur ein 
möglichſt tiefer, ſehr leichter, reicher, feuchter, um nicht zu ſagen naſſer 
Boden geboten werden muß. Bei heißem, trocknem Wetter empfiehlt ſich 


auch die Anwendung von halb verfaultem Dünger, um einer Austrock— 


nung der Wurzeln vorzubeugen. 


294 


Bei einigen Androsacen ſtoßen wir auf eine Vorkehrung, um die 
Wurzeln feucht zu erhalten, fie gegen die Gefahr des Austrocknens zu 
ſchützen. So iſt beiſpielsweiſe bei Samenpflanzen von A. elongata das 
Stengelchen ſehr lang und das dünne Würzelchen ſteigt, ohne ſich zu ver⸗ 
äſteln, in verticaler Richtung weit hinunter, um dann in der Nähe ihrer 
Spitze eine Menge ſehr veräſtelter feiner Faſern zu bilden. 

Bei Soldanella zeigt ſich uns ein Büſchel ziemlich dicker Faſern, 
welche vertikal in den Boden eindringen und bis zu dem Punkte unver⸗ 
äſtelt bleiben, wo ſie zahlreiche verhältnißmäßig kurze horizontale Faſern 
entwickeln. 

Aufſpeicherung und Ruhe. 

Bei perennirenden Arten haben wir ganz beſonders in Erwägung 
zu ziehen, welcher Art die Einrichtungen ſind, an geeigneten Plätzen Nahrung 
aufzuſpeichern, um ſolche wenn nöthig zu verbrauchen, und wie ſich die 
Struktur⸗Modificationen verhalten, welche mit dem periodiſchen Wechſel 
thätigen Wachsthums und relativer Ruhe in Verbindung ſtehen. Von 
einer gemeinen Schlüſſelblume, einerlei ob „vom Rande eines Baches“ 
oder ſonſt woher ſtammend, ob im gelben oder anders farbigen Gewande 
läßt ſich ſagen, daß zu der einen Jahreszeit ihre beſtändige Sorge da⸗ 
rin beſteht, ihren Vorrath zu vergrößern, während ſie zu einer anderen 
darauf hinzielt, ſich für den Winter gemüthlich einzurichten. Unſere Pri⸗ 
mel iſt freilich in dieſen Dingen nicht ſehr wähleriſch, wir können aber 
vielleicht Nutzen daraus ziehen, wenn wir dieſelbe als eine Illuſtration 
allgemeiner Anwendung hinſtellen 

Der Wurzelſtock. 

Da derſelbe meiſtens unterirdiſch iſt, wird er als Wurzel bezeich⸗ 
net, obgleich dies vom botaniſchen Standpunkte aus unrichtig iſt, inſo⸗ 
fern er Blätter, Knospen und Sproſſen hervorbringt und die innere 
Struktur eines Stammes beſitzt, Eigenſchaften, welche einer Wurzel un⸗ 
ter gewöhnlichen Verhältniſſen (exceptis practermissis) nicht zu- 
kommen. Der Wurzelſtock oder das Rhizom iſt eine weitere Entwick⸗ 
lung des Blattfederchens oder des Stengelchens oder auch von beiden zu⸗ 
ſammen. Gewöhnlich hat derſelbe eine mehr oder minder horizontale 
Richtung wie bei der Primel, in andern Fällen iſt er horizontal wie bei 
der Aurikel, wo er ſich aus dem Boden hervorarbeitet, Knospen und 
Sproſſen derart anſetzt, daß Keiner ihn für eine Wurzel halten kann. 
Ob nun horizontal oder aufrecht, ſendet er nahrungsſuchende Wurzeln 
in den Boden und ſind dieſe Wurzeln meiſtens fleiſchig, dienen in der 
That nicht nur als Nahrungsſucher, ſondern ebenſo gut als Stapelplätze 
für dieſelbe und theilen ſomit die Aufgabe des Stockes ſelbſt. An dem 


offenen Ende des Stockes findet ſich eine Knospe oder eine Anhäufung 
von Knospen, vermittels welcher die Pflanze wächſt. Aus dieſen Knos⸗ 


pen entſpringen die Blätter und Blumen. 
Polarität des Stockes. 
Infolge dieſer Knospenlage wächſt der Stock an dem einen Ende, 
dehnt ſich aus und treibt in neues Terrain herein, während das andere, 
nachdem es ſeinen Vorrath an Waſſer und Stärke an die wachſende Knospe 
abgegeben hat, allmählig abſtirbt. So bewerkſtelligt die Pflanze in fried⸗ 


295 


licher Weiſe und ganz nach und nach einen Standort-Wechſel, was darauf 
hindeutet, daß ein gelegentliches Verpflanzen ſehr wünſchenswerth iſt. Die⸗ 
ſes progreſſive Abſterben an einem Ende brachte alte Aurikel-Züchter auf 
den Gedanken, das Ende der „Rübe“ zu entfernen und hiergegen ließ 
ſich nichts einwenden, vorausgeſetzt, daß ihr chirurgiſcher Schnitt ſich auf 
den todten Theil allein beſchränkte, nicht auch die geſunden und (poten⸗ 
tiell) thätigen Wurzeln mit einbegriff. In ſolchem Falle würde dem Stocke 
die Arbeit auferlegt werden, neue Wurzeln zu bilden und würde er die— 
ſes auch unter günſtigen Umſtänden raſch genug vollbringen. 

Das progreſſive Wachsthum an einem Ende mit dem progreſſiven Ab⸗ 
ſterben an dem andern im Zuſammenhange ſtehend, iſt ein ſehr charak— 
teriſtiſches Merkmal bei den Primulaceen, macht ſich überdies häufig 
zu einer ſehr frühen Periode bemerkbar. Die Wurzel⸗Vorrichtung bei 
der Samenpflanze ſcheint für den ausſchließlichen Gebrauch des Säm⸗ 
lings beſtimmt zu ſein (welcher ſomit, wie ſchon vorher bemerkt, vom graf- 
tiſchen Geſichtspunkte aus eine Annuelle iſt), und wenn ſich das B attfe⸗ 
derchen nach und nach in einen permanenten Stamm mit ſeinen Blät⸗ 
tern und möglichen Blumen entwickelt, ſo gehen von der plumula neue 
Wurzeln aus. 

Die Entwicklung des büſcheligen Stammes aus dem Blattfederchen 
wird durch die Schlüſſelblume ſchön illuſtrirt, worauf Herr Holland mich 
vor einigen Jahren aufmerkſam machte. Die Samenpflanze keimt wie 
gewöhnlich, nach einiger Zeit wird aber das Stengelchen durch das Gewicht 
des raſchwachſenden Blattfederchens nach abwärts gebeugt und nimmt eine 
mehr oder weniger horizontale Richtung an. Adventivknospen gehen dann 
von der Spitze des urſprünglichen Stengelchens oder dem Grunde des 
Blattfederchens aus, das allmählig abſtirbt und die junge Pflanze unab— 


hängig zurückläßt. 
Schutz. 


Noch auf eine andere Vorkehrung in Bezug auf den Wurzelſtock 
dürfte hier aufmerkſam gemacht werden, nämlich auf die Art und Weiſe, 
in welcher bei den meiſten Arten, ſo namentlich bei P. latifolia, P. gra- 
veolens, P. Paliuri das tief abwärts ſteigende Rhizom gegen Wärme— 
verluſt wie auch gegen mechanische Beſchädigung durch die dichte, von den 
Ueberbleibſeln der alten Blätter herrührende Bekleidung geſchützt wird. 
Man vergleiche dieſes mit dem Vorgange, wie er bei Aurikeln ſtattfin— 
det, die ſich aus dem Boden drängen, deren Wurzelſtöcke wenig oder gar 
keine Spur von den Blättern unterhalb der Narbe aufweiſen, d. h. dem 
Platze, wo dieſelben abgefallen ſind. Es dürfte ſich der Mühe verlohnen, 
darüber Gewißheit zu erlangen, ob dieſe Eigenthümlichkeiten bei der Au— 
rikel nicht im Zuſammenhange ſtehen mit den aus der Seite des Rhi— 
zoms entſpringenden Knospen. 

Knollen. 

Die Knolle eines Cyclamen (eine urſprünglich aus dem tigellum 
herrührende Entwicklung) iſt der Hauptſache nach daſſelbe wie der Wur⸗ 
zelſtock, unterſcheidet ſich nur durch ihre mehr oder weniger kugelige Form. 

Von ihrer Baſis oder ihren Seiten ſendet ſie Nährknospen aus und bil⸗ 


296 


det an der Spitze eine oder mehrere Knospen. Ihr fleiſchiges Gewebe 
iſt mit Stärke und Baumaterial zum weiteren Wachsthum angefüllt. 
Winterknospen. 

Bei Primula rosea und P. involucrata, P. farinosa, P. rotundifo- 
lia und wahrſcheinlich bei vielen andern Arten mehr ſtoßen wir auf eine 
Entwicklung, die wir als Winterknospen bezeichnen können. Thatſächlich 
ſtirbt hier der Stock faſt ganz ab, ſo daß nur die Knospen, welche ſich 
an ſeiner Baſis oder an den Enden ſeiner Veräſtelungen bilden, zurüd- 
bleiben. Dieſe Knospen entſtehen aus verbreiteten Blattſtielen, die dicht 
über einander gepackt ſind, grade ſo wie bei einem Selleriekopfe. Sie 
ſind am Grunde mit zahlreichen Wurzelfaſern ausgerüſtet, welche, bei 
P. involuerata ſehr fleiſchig, faſerig bei P. rosea dazu dienen, während 
der trocknen Jahreszeit hinreichende Feuchtigkeit zu liefern. Sorgfältig 
im Centrum der Blätter weggepackt, befindet ſich die Inflorescenz, deren 
winzige, perlähnliche Blumen ſich ſicher unter ihren ſchützenden Hüllen 
eingeniſtet haben, grade ſo wie wir dies bei den Zwiebeln beobachten 
können. Primula denticulata iſt nicht in ſolch' glücklicher Lage, bei ihr 
breiten ſich die Blätter weit aus, ſchließen oben nicht zuſammen, um den 
Blüthenſtand zu bedecken und die Folge davon iſt, daß letzterer biswei— 
len durch die crapriciöſen, der Jahreszeit nicht entſprechenden Sonnen⸗ 
ſtrahlen, wie ſie in einigen Wintern vorkommen, angeregt wird, ſeine Blu— 
men zu einer Zeit öffnet, wo „ein Froſt, ein tödtender Froſt“ dieſelben 
nur zu wahrſcheinlich beſchädigen wird oder wo, wenn dies nicht eintritt, 
die Blumen durch Näſſe oder Schnee dem Verderben anheimfallen können. 
Selbſtverſtändlich läßt ſich dieſem leicht vorbeugen, indem man einen Tan⸗ 
nenzweig oder eine andere Schutzdecke über die Pflanze ausbreitet. 

Die Bildung eines dicken Wurzelſtockes von Knollen, von fleiſchigen 
Wurzeln oder von großen Winterknospen können wir uns dahin erklä⸗ 
ren, daß die Pflanze ſparſam genug iſt, einen Vorrath für die Zukunft 
auf die Seite zu bringen und daß fie ſich außerdem einer ſinkenden Tem— | 
peratur und andern widrigen Umſtänden anpaßt und zur Ruhe geht. Sn 
unſerm wechſelnden Klima eine ſolche Ruhe herbeizuführen, iſt bisweilen, | 
wie Gärtner wohl wiſſen, eine recht ſchwierige Aufgabe. Nach meiner 
eigenen Erfahrung iſt eine Bedeckung von Farnkraut, Stroh, oder Tan- 
nenzweigen hierfür ſehr empfehlenswerth. 

Die vorhergehenden Notizen beziehen ſich auf ſolche Pflanzen, die im 
freien Lande wachſen oder höchſtens, um ſie gegen die Unbilden der Jah— 
reszeiten zu ſchützen, im kalten Kaſten überwintert werden. Bei den Kul⸗ 
turen unter Glas ſind die Anforderungen und Bedingungen etwas ver— 
ſchieden. Die Pflanze wird zu einem gewiſſen Zwecke angezogen und 
nimmt der Gärtner weniger Rückſicht auf den natürlichen „Habitus“ der 
Pflanze unter normalen Verhältniſſen, iſt auch nicht ſo ſehr darauf bedacht, 
wie er zu ihrem Gedeihen beitragen kann, ſondern trachtet vielmehr dar— 
nach, wie er ſie ſeinen Anforderungen, den von ihm gebotenen Bedingun⸗ 
gen anbequemen kann. Er mag es ſelbſt nöthig oder vortheilhaft erach— 
ten, den natürlichen Lauf der Dinge umzudrehen, da anzutreiben, wo die 
Pflanze, ſich ſelbſt überlaſſen, zur Ruhe gehen würde, das Wachsthum 
hier zurückzuhalten, wo das natürliche Streben auf Wachſen gerichtet iſt. 


297 


So iſt beiſpielsweiſe die Bildung der Cyclamen-Knolle ein Anzeichen, 
daß die Pflanze unter natürlichen Verhältniſſen eine Ruheperiode hat 
und pflegten die Cyclamen-Züchter früher, als ſich dieſe Kultur noch 
nicht auf einer ſolchen Höhe befand, wie jetzt, eine forcirte Ruhe durch 
das Abtrocknen der Knollen herbeizuführen. Jetzt iſt die Praxis grade 
in das Gegentheil umgeſchlagen, und weiſt die Thatſache, daß die Belau— 
bung der Cyclamen eine perſiſtente iſt, ſchon darauf hin, daß eine ſolche 
Ruheperiode, wie ſie alte Gärtner dieſen Pflanzen angedeihen ließen, un— 
ter künſtlichen Bedingungen durchaus nicht nothwendig, kein Mangel an 
Nahrung um dieſe verlängerte Wachsthumsperiode zu unterhalten zu be— 
fürchten iſt, denn für Nahrung kann der Gärtner hinreichend ſorgen und 
zwar zu Zeiten, wo die Natur ſelbſt ihre Vorrathskammern ſchließen 
möchte. Dies rechtfertigt die gegenwärtige Behandlung der Cyclamen, läßt ſie 
der Kultur von Zwiebeln mit immergrüner Belaubung analog erſcheinen. 

Knechtiſche Nahahm ung der Natur, — eine ſolche Nachahmung, wie 
wir ſie eben herbeizuführen vermögen, iſt, zum mindeſten geſagt, nicht 
viel beſſer als mechaniſche Routine. Des Gärtners Weisheit beſteht zu— 
nächſt darin, daß er Pflanzen und ihre Gewohnheiten kennt, dann in dem 
Geſchick und Verſtändniß, welche er zur Anwendung bringt, um die Pflanze 
zu veranlaſſen oder zu unterſtützen, ſich ſelbſt unnatürlichen Bedingungen, 
der Erfüllung künſtlicher Anforderungen anzupaſſen. Ob nun vom Stand: 
punkte des Phyſiologen oder jenem des Kultivateurs, immer iſt ein gründ— 
liches Studium der Lebensgeſchichte von Pflanzen durchaus geboten, um 
ſich wirklicher Erfolge rühmen zu können. 

Nicht Jedem iſt er vergönnt, die höchſte Stufe zu erreichen, es liegt 
aber eine Genugthuung in der Ueberzeugung, daß jeder Schritt auf die— 
ſem Wege ein wirklicher Gewinn iſt, ein Glied in der Kette wirklichen 
Fortſchrittes, eines Fortſchrittes, der, wenigſtens ſo weit die Geſellſchaft 
im Großen davon betroffen wird, keinen Rückgang kennt. 


An dieſen eben inſtruktiven wie intereſſanten Vortrag, der durch 
eine Reihe ſehr guter Zeichnungen weiter erläutert wurde, ſchloß ſich eine 
anregende Discuſſion, der wir noch Einzelnes entlehnen wollen. 

Der Vorſitzende, Herr Llewellyn hob zunächſt hervor, daß ſich über 
die Kultur dieſer ihrer Lieblingspflanzen ſehr viel ſagen ließe, jedenfalls 

ſei das Thema von dem Vortragenden, Herrn Dr. Maſters ſehr gründ— 
lich behandelt worden. Seiner Anſicht nach bedürften die Primeln ſehr 
viel Waſſer, und dürfte ihnen ſolches nie vorenthalten werden. Man 
wäre jetzt ſehr darauf bedacht, in der Kultur der neuen indiſchen Pri— 
meln Erfolge zu erzielen. 

In Bezug auf die an ſumpfigen Plätzen wachſenden Primeln be— 
merkte Dr. Maſters, daß ihre Wurzeln faſt immer ſehr zertheilt wären, 
bei einigen hätte er jedoch ſehr faſerige Wurzeln angetroffen, während 
andere ſehr lange dicke fleiſchige Wurzeln aufwieſen. 

Herr Jenkins ſprach von der Himalaya-Primel, betonte, daß er die- 
ſelbe für längere Zeit recht erfolgreich kultivirt hätte. Was die Primula 
sikkimensis anbeträfe, jo verlange ſolche einen tiefen Boden und reich— 
lich Waſſer. Kohlen⸗Aſche oder Cocosnuß⸗Faſer mache im Winter eine 


298 


ausgezeichnete Bedeckung für fie aus. Um wirklich gute Reſultate zu er- 
zielen, ſolle man dieſe Art als zweijährige behandeln. Nach des Rev. 
Wolley Dod Anſicht beanſprucht dieſe Art eine nördliche Lage und hat 
ſich ihre Varietät rosea beſonders dankbar gezeigt. 

Schließlich bemerkte Herr Fraſer noch, daß er atmoſphäriſche Be⸗ 
dingungen bei der Primelkultur für viel wichtiger halte als die Boden⸗ 
beſchaffenheit. Wenn erſtere befriedigend ausfielen, ſo käme es auf die 
Erdmiſchung viel weniger an. Auch für beſtändige Feuchtigkeit ſollte 
Sorge getragen werden, denn nach der Blüthezeit träte kein Stillſtand 
im Wachsthum ein. Beſchattung ſei dagegen von ſecundärer Bedeutung. 


r ———— 


Die Myoporineen Auſtralieus.“) 


„Anbei ſende ich Ihnen das Vorblatt und eine der Steindrud-Ab- 
bildungen meines neuen Werkes über Myoporinae, welches 76 Arten 
dieſer Familie illuſtrirt und deſſen Erſcheinen hier in den nächſten Wo⸗ 
chen erfolgen wird. 

Da namentlich die Eremophilen als Zierſträucher angeſehen wer⸗ 
den müſſen, ſo dürften Sie in Ihrer Zeitſchrift vielleicht Notiz davon 
nehmen. Dieſe prächtigen Gewächſe ſollten doch nach und nach ihren Weg 
in die Gärten Süd-Europas und in die Gewächshäuſer des nördlichen 
Europa finden. Daß manche derſelben in europäiſchen Kulturen ſo leicht 
eingehen, hat wohl darin ſeinen Grund, daß ſie zu feucht gehalten wer— 
den. Bewohnen ſie doch dürre Wüſtenregionen mit trocknen und oft 
heißen Lüften, wie der Genus⸗Name ſchon andeutet. Oft keimen die 
kleinen Nüſſe auch wohl deshalb nicht, weil das dicke holzige Pericarp 
nicht aufſpringt und dürfte es ſich anempfehlen, daſſelbe vor der Ausſaat 
anzuraſpeln oder anzufeilen. Hier paſſiren die Eremophila-Früchte manch⸗ 
mal erſt durch den Magen des Dromaius, oder es ſchweift ein „Buſchfeuer“ 
über ſie hin, oder auch mögen ſie nach Jahren langſam im Boden ver⸗ 
weſen, ohne daß die kleinen zarten Samen von Fäulniß gefährdet wer⸗ 
den. Es ſcheint noch wenig bekannt zu ſein, daß unter den Alyopori- 
neen ziemlich hohe Bäume vorkommen. Ich habe daher für das Ti- 
telbild Myoporum insulare gewählt, welches ebenſo wie M. laetum 
und auch M. Sandvicense 40 Fuß hoch wird. 

Seit ich (1882) den „Census“ der auſtraliſchen Pflanzen veröf- 
fentlichte, iſt nur die ſchöne Eremophila Laanii hinzuge kommen, jo daß 
ſchwerlich noch neue Myoporinae zu finden ſein werden, da das Innere 
von Auſtralien nach vielen Richtungen hin durchſtreift worden iſt und 
die meiſten Reiſenden meinem Wunſche entſprechen, nebenher Pflanzen zu 
ſammeln. In Neu-Guinea können freilich noch neue Myoporum-Arten 
aufzufinden ſein, da in der Hawaia-Gruppe die Ordnung bis ins hohe 
Gebirge vertreten iſt.“ Ferd. von Mueller. 


*) Einem an uns gerichteten Briefe, Melbourne, 19. April 1886 er 
— . 


299 


Höhenbewaldung. *) 


Vortrag des 1. Vereins⸗Vorſtandes in der Verſammlung des fränkiſchen 
Gartenbau⸗Vereins vom 19. April. 

Die vielfach gemachte Wahrnehmung, daß ſich die klimatiſchen Ver⸗ 
hältniſſe in unſerm Frankenlande, früheren Zeiten gegenüber etwas un⸗ 
günſtiger geſtaltet haben, daß insbeſondere die Regenmenge in der wär⸗ 
meren Jahreszeit nicht mehr gleichmäßig vertheilt iſt, ſondern einerſeits 
lange anhaltende Trockenheit auf die Fruchtbarkeit des Bodens nachthei⸗ 
lig einwirkt, anderſeits bei raſcher Schneeſchmelze und ſtarken, mit Gewit⸗ 
tern verbundenen Regengüſſen große Ueberſchwemmungen die Flußthäler 
verheeren. Daß endlich auch ein ausreichender Schutz gegen die zur Zeit 
der Frühjahrsfröſte der Vegetation ſo gefährlichen rauhen Nord- und 
Oſtwinde nicht mehr geboten iſt, findet durch die im Laufe der letzten 
Jahrhunderte allmählig ſtattgefundene Entwaldung vieler Höhenzüge ihre 
vollſtändig zutreffende Erklärung, wie ſolches auch von Herrn Univerſi⸗ 
täts⸗Profeſſor Dr. Sandberger dahier in einem vor einigen Jahren in 
der geographiſchen Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. abgehaltenen ſehr in- 
tereſſanten Vortrag hervorgehoben und nachgewieſen wurde. Die all- 
mählige Wiederbewaldung der kahlen Bergrücken und Bergabhänge er— 
ſcheint daher vom Standpunkt der volkswirthſchaftlichen Intereſſen im 
hohen Grade als rathſam und zweckentſprechend, um den vorſtehend an— 
geführten Mißſtänden entgegenzutreten. In richtiger Erkenntniß dieſer 
Sachlage hat die k. Kreisregierung von Unterfranken in neuerer Zeit in 
mehreren Gegenden Unterfrankens, insbeſondere in der von Waldungen 
theilweiſe entblößten Rhöngegend die allmählige Wiederaufforſtung ange: 
ordnet und in Vollzug geſetzt. Nach erhaltenen officiellen Mittheilungen 
wurde gegen Ende der fünfziger und Anfang der ſechziger Jahre mit der 
Auffirſtung einiger Theile des Rhöngebirges begonnen. Dieſe Auffirſtung 
erſtreckte ſich im Forſtamt Kothen auf die Bewaldung der Dammersfel- 
der Kuppe, woſelbſt 56 Tagewerk mit reihenweiſe gepflanzten Fichten und 
Buchen angepflanzt wurden; ſodann in der Abtheilung Schindhecke unter 
dem Dammersfelder Wieſenhauſe mit etwa 150 Tagwerk, welche durch 
ſtarke Fichtenpflanzen abwechslungsweiſe mit Weißtannen aufgeforſtet wur— 
den und bereits einen anſehnlichen geſchloſſenen Beſtand bildet, der dem 
daſelbſt zahlreichen Rehwilde einen willkommenen Schutz gegen ſeine ver— 
ſchiedenen Feinde und gegen die Unbilden der Witterung darbietet. Wei— 
terhin wurden auch im Forſtamt Gefäll etwa 20 Tagwerk auf dem Tod⸗ 
tenmannsberg, ſowie 50 bis 60 Tagwerk in den verſchiedenen Gemein— 
dewaldungen des Forſtamts Biſchofsheim a/ Rhön und Fladungen aufgeforſtet 
und werden in dieſen beiden Aemtern die Aufforſtungen noch alljährlich auf 
kleineren Flächen fortgeſetzt. Zu dieſen Aufforſtungen werden faſt aus— 
ſchließlich Weißtannen und Fichten verwendet, welche dem Schneedruck 
ziemlichen Widerſtand leiſten und ſich überhaupt nach den gemachten Er— 
fahrungen zur Aufforſtung der Rhön ganz vorzüglich eignen. Weit ſchwie— 
riger, als an den angeführten Punkten, iſt unverkennbar die Aufforſtung 


) Für gütige Einſendung dieſes Vortrags ſprechen wir dem 1. Vereinsvorſtande 
unſern verbindlichſten Dank aus. 


300 


des faſt von jedem Baumwuchs entblößten Plateaus der hohen Rhön; 
aber gerade die Bewaldung dieſes kahlen, allen Winden und Stürmen 
ſtets freien Eingang geſtattenden Hochplateaus dürfte für die klimatiſchen 
Verhältniſſe unſeres Frankenlandes, zur regelmäßigeren Vertheilung der 
atmoſphäriſchen Niederſchläge, ſowie zum Schutz gegen rauhe Nordwinde 
von großer Bedeutung ſein. Außer der Rhön wurde auch der ſüdlich 
von Münnerſtadt gelegene Schindberg theilweiſe mit Kiefern und Schwarz: 
kiefern aufgeforſtet, und zeigen dieſe Kulturen gutes Gedeihen. Sehr 
zweckmäßig wäre auch die Wiederbewaldung der Oedungen, welche auf 
den längs der Mainufer ſich hinziehenden Bergrücken und Plateaus, na= 
mentlich im Gebiete des Wellen- und Muſchelkalkes in großer Anzahl an⸗ 
getroffen werden; nach den diesfalls gemachten Erfahrungen ſind es vor 
Allem die Schwarzkiefer und die gewöhnliche Kiefer, welche wegen ihrer 
Genügſamkeit und wegen ihres leichten Fortkommens, ſelbſt auf ganz ſtei⸗ 
lem Boden, ſich zur Beſtockung von Kalködungen vorzüglich eignen. Auch 
die reiheweiſe Anpflanzung der Akazie (Robinia) und des mit dem Na⸗ 
men Goldregen bezeichneten Bohnenbaumes (Cytisus Laburnum) wird 
für derartige Kalk-Plateaus, wegen der durch dieſe Gehölze raſch erfol- 
genden Humusbildung, als zweckmäßig empfohlen. Wenn derartige Kalk— 
ödungen wenigſtens beraſt ſind, und in einzelnen Schleedornen und Wach⸗ 
holderſträuchern bereits einige Vegetation beſitzen, wird deren Aufforſtung 
mit vier⸗ bis fünfjährigen Ballenpflanzen von Kiefern und Schwarzkie⸗ 
fern unſchwer gelingen; die Anzucht dieſer Ballenpflanzen wird in beſon— 
deren, für dieſen Zweck anzulegenden Pflanzgärten leicht zu bethätigen 
ſein. Auf ſolche Weiſe könnte in der Umgegend von Würzburg die we⸗ 
nigſtens theilweiſe Wiederbewaldung des Nikolausberges, der von der Höch⸗ 
berger Straße zur Waldſpitze anſteigenden Anhöhe, des Steinbergrückens 
und des Lindlesberges, ſowie der auf dem Plateau des Roßberges gele— 
genen großen Oedung nach und nach ohne allzu große Koſten, ſicher 
lich aber zum großen und dauernden Nutzen unſerer Stadtgemeinde und 
ihrer Einwohner, ſowie zur wahrhaften Verſchönerung der ſtädtiſchen Um: 
gegend durchgeführt werden. In ähnlicher Lage, wie die unterfränkiſche 
Kreishauptſtadt, befinden ſich noch zahlreiche Uferorte unſerer Mainge⸗ 
gend, bei denen die die Flußufer begleitenden Anhöhen des zierenden und 
ſchirmenden Waldſchmuckes größtentheils entbehren. Möge deshalb dieſe 
Anregung den betheiligten Gemeinden Anlaß bieten, dieſer volkswirthſchaft⸗ 
lich wichtigen Frage näher zu treten, durch allmählige Wiederbeforſtung 
der Uferanhöhen für die Reben⸗ und Obſtkulturen des Mainthales einen 
wirkſamen Schutz zu ſchaffen, und auf ſolche Weiſe eine wahrhaft gemein⸗ 
nützige und ſegensreiche Thätigkeit zu entfalten. 


m——————_ 


Ein Bild des Wiener Gemüſebaues 


In den „Gartenbau-Blättern“ entwirft F. Novak unter dieſem Ti⸗ 
tel eine ſehr naturgetreue Schilderung des Wiener Gemüſebaues, welcher 
wir Folgendes entlehnen: 


301 


„Die Wiener Gemüſebauer wählen nur bewährte Sorten, und es 
kann die nachfolgende Angabe als ein Muſter bei der Auswahl der Gat⸗ 
tungen dienen. Ich führe die Gattungen in der alphabetiſchen Ordnung 
an, und zwar geht die Benennung, welche die Wiener Gemüſebauer ge— 
brauchen, zuvor, dann folgt die Benennung, wie ſie in Samenverzeichniſ— 

ſen üblich iſt: 
Biſſen — Mangold, großblättriger. 
Fiſolen — Bohnen, niedrige Neger. 
Fenſter⸗Fiſolen — Bohnen, niedrige holländiſche Treibbohnen. 
Dillenkräutel — Dill. 
Andivie — Endivien, Wiener, gelbe krauſe. 
’ breite grüne. 
Zwergel⸗ Erbſen — Ausleſe⸗Erbſen de Grace. 
Vögerl — Feldſaat gewöhnlicher. 
1 holländiſcher 
Umorken — Gurken, frühe, grüne, reichtragende Miſtbeetgurken. 
5 lange, griechiſche von Athen. 
5 Pariſer Trauben. 
Carfiol — Erfurter Zwerg, echt Haage'ſcher. 
„ nachgebaut. 
Kraut — Wiener früheſtes Treibkraut. 
Kölch — Wirſing Wiener Kapuz. früher, glatter. 
fr 5 * kleiner, krauſer 
großer, ſpäter. 
En; — (ober der Erde) Wiener feinlaubige, blaue und weiße Treib— 
| ohlrabi. 
Wiener feinlaubige, blaue und weiße Treibkohlrabi II. Qual. 
Goldrüben — Carotten, Dauwicker und Parifer. 
Gelbe Rüben — Möhren, Altringham und Frankfurter. 


Paradiesapfel — großer, rother, dicker. 


Peterſilien Wurzel, lange mähriſche. 

| 1 gewöhnliche Schnittpeterſilie. 

Pfeffer, ſpaniſcher, langer, rother. 

Paſtinak, Jutton's Student. 

Porre, franzöſiſche Sommerporre. 

„ Erfurter Winterporre. 

Monatrettig — Radies runde, ſcharlachrothe. 

| „ lange, weiße (Wiener Baſtard). 
Rettig, Winter⸗, Erfurter runder, ſchwarzer. 

Rothe Rüben, Cippeiſche neue, plattrunde. 

| Erfurter dunkellaubige, lange. 

| Waſſerrübe, Amerikaniſche frühe, weiße. 

Salat, feſtköpfiger, gelber (der Hitze am meiſten widerſtehend). 
„ Wiener Dauerkopf. 

„ Treibſalat, roth geſprengter. 

Schabel-⸗Schnittſalat. 

Schwarzwurzel, gewöhnliche. 

Zeller — Sellerie, Wiener kurzlaubige. 


302 


Zeller — Sellerie, Erfurter Knollen. 
Spinat „großblätſchäter“ de Gaudry. 

„ „g'pitzter“, langblättriger. 

„ runder, breit und rundblättriger. 
Rudelkraut — Thymian, Deutſcher Winterthymian. 
Zwiebel, rothe Braunſchweiger. 

N gelbe Zittauer. 

N weiße ſpaniſche. 

Die Marktpreiſe des Gemüſes ſteigen und fallen je nach der Jah⸗ 
reszeit und Qualität, hauptſächlich jedoch nach dem Willen der Wieder⸗ 
verkäufer. So koſtet z. B. eine Butte (etwa ½ Hktl.) Spinat fl. 1.50 
und auch nur 10 kr., 30 Stück Carfiol 12 fl. bis nur 1 fl. 100 Kilo 
Zwiebeln 8 bis 3 fl., daher weniger als Erdäpfel. Kurz, manchmal 
weiß der Gemüſebauer nicht, ob der erlöſte Betrag bloß eine Entloh⸗ 
nung für die Arbeit iſt, oder ob nur der Same mit demſelben bezahlt 
wird. Am einträglichſten iſt noch die „Champignon⸗Cultur“, denn ein 
1 Körbchen, etwa ¼ Kilo enthaltend, wird mit 70 kr. bis 3 fl. 
bezahlt. 4 
Das auf den Markt gebrachte Gemüſe muß ſchön und makellos 


ſein, ſonſt kauft es Niemand. — Die Wiener Gemüſebauer bilden einen 
Gewerbeverein, deſſen Thätigkeit aber ganz unbedeutend iſt. Die meiſten 
von den Gemüſebauern beſchäftigen ſich auch mit der Blumenzucht, die 


ſich aber blos auf die Marktblumen beſchränkt; die nöthigen Glashäu— 
ſer bauen ſie ſich ſelbſt auf, was ſehr einfach iſt: es wird eine etwa ½ 
bis 1 Meter tiefe Grube ausgegraben und mit Brettern ausgezimmert; 
dann werden einige Pfähle eingetrieben, auf welche Balken mit Miſtbeet⸗ 
fenſtern gelegt werden und das Glashaus iſt fertig. „Auf allen vieren“ 
kann man dort bequem herumſpazieren. Ich hatte öfters Gelegenheit, 
eine ähnliche Gärtnerei zu beſuchen und will ſie hier kurz beſchreiben. 
Ich brauchte für meinen Privatbedarf verſchiedene billige und ſchöne Blu⸗ 
men, und ſolche find bei Herrn X, Landſtraße, L . .. gaſſe, zweites Haus 
rechts, zu bekommen. Außer einem zertrümmerten Thore und großen 
Miſthaufen weiſt nichts darauf hin, daß ſich hier eine „Ziergärtnerei“ 
befände. Ich ſprang über einen der Miſthaufen und ſtand am Hofe, 
wo mich ein barfüßiger, ſeine Pfeife ruhig rauchender Mann mit dieſen 


Worten empfing: „Was wollen's denn?“ — „Habe ich die Ehre mit 


Herrn k.?“ — „Na! i bin ſein G'hilf'.“ Ich theilte ihm die Urſache 
meines Beſuches mit; „gengen's do übri zur Frau. “ Ich ging. Die 


Frau war eben in einem Schuppen mit Bouquetbinden beſchäftigt. Sie 11 


führte mich in den Garten und zeigte mir etwa 30—35 Glashäuſer, die 4 
alle nach der oben angeführten Art gebaut und je 15 Meter lang war 
ren, wobei ſie bemerkte, daß eine jede Thür mit einem Täfelchen verſe⸗ 


hen iſt, auf dem verzeichnet iſt, welche Kinder der Flora das Glashaus 


enthält. Hierauf empfahl ſie ſich und ließ mich allein. Ich durchſchaute 
zuerſt alle Täfelchen; fie find klein und ſcheinen mit hebräiſchen oder rufe 
ſiſchen Buchſtaben beſchrieben zu ſein. Doch bei genauerem Betrachten 


erſieht man, daß es ein „Primerlnhaus“, Fuchs haus“ (Fuchſienhaus) 9 


u. ſ. w. bedeuten ſolle. Die Thüren ſind ſämmtlich 1 Quadratmeter im 


303 


Ausmaaß und ſcheinen eher für kleinere Vierfüßler als für Menſchen da 
zu ſein. Ich öffnete ein „Fuchshaus“, legte mich auf die Erde und kroch 
rücklings über drei Stufen in das Innere. Da ſuchte ich mir die nöthi— 
gen Exemplare auf, die wirklich zur Zierde eines jeden Salons gereichen 
würden und zahlte für blühende Primula 15 kr., Cineraria hybr. 15 
kr., für verſchiedene Begonien 10— 12 kr., für zweijährige blühende Fuch⸗ 
fin 8 kr., für Pelargonien 5 kr., Ficus elastica (etwa 1½ Fuß hoch⸗ 
und ſehr ſchön) 40 kr. u. ſ. w. 

Viele Blumengärtner kultiviren auch ſeltenere Blumengattungen, die 
ſie dann an Blumenhändler verkaufen, welche aus dem Schweiße Ande— 
rer reich werden.“ | 

An dieſe Schilderung anknüpfend, bemerkt die Zeitſchrift „Auf dem 

Lande“, daß die gegenwärtigen Erwerbsverhältniſſe ſehr häufig zu einer 
Specialiſirung der Culturen zwingen. Der Eine erzeugt z. B. faſt aus⸗ 
ſchließlich Zwiebeln und Paradiesäpfel, der Andere legt ſich auf die Cul— 
tur von Erbſen, Bohnen und Gurken oder Früh- oder Spätmelonen, der 
Dritte iſt in Schnittblumen beſonders ſtark. So haben wir z. B. die 
Glashäuſer eines Gärtners geſehen, der ſammt Familie nur von Mo— 
natsroſen, Theeroſen, Tag- und Nachtviolen, ſowie der Tuberoſencultur 
ſeinen Verdienſt fand und etwa ein Dutzend Glashäuſer beſaß, welche 
blos in die Erde verſetzte Monatsroſenſtöcke enthielten, die zu den ver- 
ſchiedenen Jahreszeiten ununterbrochen Blüthen liefern mußten und dazu 
entſprechend angetrieben wurden. Dieſe Gärtner verwenden faſt nur 
Pferdemiſt aus Wiener Ställen und Compoſt, den ſie ſelbſt bereiten. 
Die Gärten ſind alle zur Bewäſſerung eingerichtet, mit größter Reinlich— 
keit und Ordnung gehalten. Die Bewäſſerung erfolgt mit Hilfe einfa— 
cher Schöpfwerke oder Pumpen, welche durch einen Pferdegöpel betrieben 
werden. Der arbeitende Gaul, welcher ausſchließlich von den Abfällen 
der Gärtnerei lebt, alſo im Sommer faſt niemals Heu oder Hafer er- 
hält, hat in der Nacht das Gemüſe nach Wien auf den Markt zu füh— 
ren und muß in der Frühe und Abends Waſſer ſchöpfen. Manche Cul⸗ 
turen werden aber ſogar dreimal begoſſen. Das Begießen erfolgt nicht 
mit Spritzkannen, ſondern durch Anſchütten mit Schaufeln. Es iſt näm- 
lich der ganze Flächenraum mit offenen Rinnen durchzogen, und befinden 
ſich in denſelben in entſprechenden Entfernungen beckenartige Erweiterun— 
gen, aus welchen ſich das Waſſer mit einer Schaufel gut faſſen und in 
die Luft über das Beet ſchleudern läßt. 
ö Obwohl dieſe Rinnen und Becken nur im Boden ſelbſt gegraben ſind, 
bleibt das Waſſer doch ganz klar, und beſitzen dieſe Leute eine ſo große 
Gewandtheit in der Vertheilung des Waſſers, daß das ganze breite Beet 
vollkommen gleichmäßig durchtränkt iſt und kein einziger trockener Fleck 
mehr gefunden wird. Die meiſten Gartenanlagen finden ſich auf mehr 
ſandigen Böden im Donaugebiet und ſind in der Regel auf Pachtgrün— 
den angelegt. Eigener Grundbeſitz iſt ſelten, und noch ſeltener iſt unter 
den Gemüſegärtnern Vermögen zu finden, obwohl es in der Regel ſehr 
fleißige und genügſame Leute ſind. 


304 


Ueber die Bodeufeuchtigkeit. 


Landwirthe und Gärtner wiſſen, daß auch bei langer Trockenheit der 
Boden immer noch eine gewiſſe Menge Waſſer beſitzt. Sinkt dieſe Waj- 
ſermenge unter eine ge wiſſe Grenze, ſo gehen die Pflanzen zu Grunde. 
Wenn es aber lange nicht geregnet hat, ſo kann der Boden aus der 
Tiefe Waſſer anſaugen, dieſes geſchieht durch die Capillarkraft, und iſt 
dies auf der Eigenſchaft beruhend, daß das Waſſer in engen Gefäßen 
bis zu einem gewiſſen Maße in die Höhe ſteigt. Eine zweite Art der 
Waſſerzunahme des Bodens bei Ausſchluß von Regen oder dergleichen 
oberirdiſchen Zuflüſſen wird durch die Eigenſchaft der 95 er⸗ 
reicht und beſteht dieſe darin, daß der trockene Boden aus der mit Waſ⸗ 
ſerdampf geſättigten Luft Waſſer anzieht, ähnlich wie unſer Kochſalz aus 
der Luft Waſſer anzieht und feucht wird. Nicht jeder Boden zieht Waſ⸗ 
ſer gleich gut an, und glaubt man aus vielen Verſuchen gefunden zu ha⸗ 
ben, daß die atmoſphäriſche Feuchtigkeit, wenn anderſeits der Boden nur 
trocken bleibt, auf das Gedeihen der Pflanzen keinen Einfluß habe, daß 
alſo die hygroſkopiſche Bodenfeuchtigkeit für die Vegetation werthlos dei. 
Dieſe Fragen ſind beſonders für regenarme, trockene Gegenden von In⸗ 
tereſſe und hat deshalb Profeſſor Dr. Eug. W. Hilgart (Biedermanns 
Centralbl. für Agric.⸗Chemie 1885, 594 nach Forſchungen auf dem 
Gebiete der Agric.-Phyſik 1885, 8. Band) ſich damit beſchäftigt, das 
rüber Aufklärung zu ſuchen. Hilgard hat zuerſt darauf hingewieſen, daß 
die bisherigen Verſuche keineswegs beweiskräftig ſeien, weil dieſelben in 
Töpfen geſchehen ſeien und die bei Topfcultur erhaltenen Reſultate nicht 
ohne Weiteres verallgemeinert und auf die Feldcultur übertragen wer⸗ 
den dürften. Ein fundamentaler Unterſchied zwiſchen Topf⸗ und Feld⸗ 
pflanzen iſt vor Allem der, daß letztere ihren Waſſerbedarf zum großen, 
wenn nicht größten Theile durch ihre Tiefwurzeln aus Bodenſchichten bes 
ziehen, in welchen ſtets capillares, aus den unteren Bodenſchichten ſtam⸗ 
mendes Waſſer vorhanden iſt, und daß deshalb ſolche Pflanzen bei einem 
Feuchtigkeitszuſtand der Ackerkrume, bei dem Topfpflanzen längſt welk 
ſind, noch ganz ungeſtört ihre Lebensfunction verrichten können. Ver⸗ 
faſſer macht auf einen diesbezüglichen ſehr lehrreichen, aber wenig beach⸗ 
teten Verſuch Henrici's“) aufmerkſam, welcher das Wachsthum einer un⸗ 
ter ganz beſonderen Bedingungen befindlichen jungen Himbeerpflanze be⸗ 
obachtete. Dieſelbe wuchs in einem mit Gartenerde gefüllten und in 
einen Trichter eingeſetzten Filter. Der Trichter hing in einer weithalſi⸗ 
gen Flaſche, auf deren Boden ſich eine Waſſerſchicht befand; in letztere 
tauchte das Trichterrohr eben ein. Die Erde im Trichter wurde an⸗ 
fangs mäßig begoſſen, bis nach einigen Wochen mehrere ſtarke Wurzelfa⸗ 
ſern durch das Filter ſproßten, dann durch das Trichterrohr in das 
Waſſer e und ſich im letzteren ausbreiteten. 

e Erde im Trichter, welche alſo von da ab kein Waſſer mehr er⸗ 
hielt, ws bald lufttrocken. Deſſenungeachtet wuchs die Pflanze, wenn 
auch langſam, weiter und hatte zu Ende September (der Verſuch war 


) Henneberg's Journal f. Landwirthſchaft, 1863, p. 280. 


305 


im April begonnen) 8 Blätter. Die Waſſerwurzeln waren ſehr kräftig 
entwickelt, während in der Trockenerde des Trichters der Wurzelbeſtand 
ſchwach war. Die Pflanze wurde nun nach Wegnahme der Waſſerwur— 
zeln in freie Gartenerde verpflanzt und wuchs freudig weiter. 

| Die bei dieſen Verſuchen künſtlich geſchaffenen Bedingungen gleichen 
faſt genau denjenigen, unter welchen im californiſchen Sommer alle ein— 
heimiſchen Gewächſe ſich entwickeln müſſen, und zwar ſteht letzteren nicht 
einmal flüſſiges Waſſer, ſondern nur ein mäßig feuchter Untergrund zur 
Verfügung. Hat die Pfahlwurzel bei Eintritt der Sommerdürre den 
Untergrund noch nicht erreicht, jo ſtirbt die Pflanze ab, während nebenan 
die nur wenige Tage älteren Sämlinge unbehindert fortwachſen, trotzdem, 
daß mindeſtens drei Viertheile des Wurzelſyſtems, und zwar gerade der 
ſtarke Beſtand der Nährwurzeln ſich in ſtaubtrockenem Erdreich befinden. 
Hier vollzieht ſich alſo das obige Experiment alljährlich in größtem Maß— 
ſtabe. Daß in ſolchen Klimaten ein großer Theil der Vegetation die 
Nahrung aus der ſtaubtrockenen Obererde bezieht, während durch die 
Tiefwurzeln vorwiegend nur der Waſſerbedarf gedeckt wird, dafür ſpricht 
das friſche Ausſehen der zahlreichen, nur wenige Zoll unter der Ober— 
fläche liegenden Faſerwurzeln und die nackte Beſchaffenheit der Pfahl und 
ſonſtigen Tiefwurzeln. Wenn in Californien doch bisweilen auch die un— 
empfindlichſten Pflanzen der Sommerdürre unterliegen, ſo geſchieht dies 
unter dem Einfluß der gefürchteten heißtrockenen Winde („Norther“). 
Während ſolcher Witterung iſt der Boden Nachmittags faſt zu heiß zum 
Anfaſſen, und die Nährwurzeln der ſterbenden Pflanzen erſcheinen wie 
gebraten, ſo daß augenſcheinlich nicht die Trockenheit, ſondern die Hitze 
die Todesurſache geweſen iſt. 

Zieht man nur die in gutem Culturzuſtande befindlichen Bodenar— 
ten in Betracht, ſo iſt es zweifellos, daß ſich weitaus am ſchnellſten der 
Scandboden erhitzt, weil bei dieſem, da er die geringſte Waſſerzurückhal— 
tungskraft (Capacität) beſitzt, auch die kleinſte Wärmemenge zur Verdunſtung 
des Waſſers verbraucht wird. 

Noch ungünſtiger aber liegen die Verhältniſſe bei dem in Califor- 
nien mit dem Namen „Adobe“ bezeichneten ſchweren Thonboden, ſofern er 
unbeſtellt geblieben iſt. Dieſer trocknet unter obigen Umſtänden zu einer 
faſt ſteinharten, gut leitenden Maſſe ein, in welcher die Nährwurzeln ebenſo 
wie im Sandboden nahezu gebraten werden; überdies bilden ſich tiefe 
und weite Riſſe, durch deren Vermittlung die Erwärmung auch der tie— 
feren Bodenſchichten beſchleunigt wird. Befindet ſich der Thonboden da— 
gegen in gutem Krümelzuſtande, jo kann eine jo ſtarke Erhitzung deſſel— 
ben nicht eintreten. 
| Es beſitzt demnach in trockenen Klimaten ſchon aus dieſem einen 
Grunde die hygroskopiſche Bodenfeuchtigkeit für die Vegetation eine hohe 
Bedeutung, aber auch abgeſehen von dieſen extremen Verhältniſſen giebt 
es jedenfalls unzählige Fälle, in welchen die hygroskopiſche Beſchaffenheit 
des Bodens auch außerhalb der Regionen der Sommerdürren einen be— 
deutſamen Einfluß auf das Wohlergehen der Pflanzen ausübt. 
| So wird bei Bodenarten von hohem Waſſeraufnahmsvermögen die 
tagsüber ſtattfindende Oberflächenverdunſtung durch die nächtliche Auf— 


Hamburger Garten- und Blumen⸗ Zeitung. Band 42. (1886). 20 


306 


nahme theilweiſe wieder erſetzt werden können Ebenſo wird in den Fäl⸗ 
len, wo der bugrosfopiihe Zuftand der Wurzeln gegenüber demjenigen 
des Bodens außer Gleichgewicht gekommen ißt — ein bei dem ſteten 
Wechſel der Temperatur und des Feuchtigkeitszuſtandes der Atmoſphäre 
4 nicht ſeltenes Ereigniß — die Waſſeraufnahme der Ackererde 

der Luft von weſent licher Bedeutung ſein. Auch bei der Thaubildung, 
ſoweit ſie durch die Wirkung der kalten Nachtluft auf die Verdunſtung 
aus dem wärmeren Boden hervorgerufen wird, ſpielt zweifellos die waj- 
ſeranziehende Kraft des Bodens eine wichtige Rolle. 

„Auf dem Lande.“ 


— 


Die Gattung Uimus. | 

Von H. Klitzing, Gartengehülfe am botaniſchen Garten zu Greifswald. 
Alle Rüſtern dürften bei Anpflanzungen noch in größerem Maße 
Berückſichtigung finden, wie es bis heute geſchieht. Der hübſche Wuchs, 
ſowie die herrliche Belaubung haben der Ulme von jeher einen hervorra⸗ 
genden Platz unter unſern Waldbäumen geſichert. Als Nutzholzbaum ſehr 
eiche eignet ſich die Ulme auch ganz beſonders zu Schutzpflanzunge 
und hat ſie ſich namentlich an der baumloſen, den ſtarken Stürmen aus⸗ 
geſetzten Weſtküſte Schleswigs und Jütlands, wo fie zu dieſem Zwecke 
angepflanzt wurde, ſehr bewährt. Die Ulme it in den dortigen Baum 
2 der wichtigſte Handelsartikel geworden. 


In Bezug auf die Nomenklatur läßt jedoch die Gattung Ulmus 
noch del zu wünſchen übrig und herrſcht in dieſer Hinſicht in vielen Gär- 
ten noch große Verwirrung. Freilich ſind die vielen Varietäten ſehr oft 
nicht mit Sicherheit von einander zu unterſcheiden, doch hat man bei Be⸗ 
ſtimmung der einzelnen Species ziemlich genaue Anhaltspunkte. Wer z. 
B. Ulmus montana näher kennt, wird ſchwerlich in die Verſuchung kom⸗ 
men, ſie mit einer andern Species zu verwechſeln. 

Sämmtliche Ulmen haben einfache, ſtets 2 ungleiche Hälften 1 
Blätter, deren Rand geſägt erſcheint. Vor den Blättern erſcheinen aber 
ſchon aus beſonderen Knospen die zwitterigen Blüthen. Die Frucht bil⸗ 
det eine Flügelfrucht und reift der Same oft ſchon im Mai. Da letzte⸗ 
rer ſehr bald ſeine Keimkraft verliert, muß er ſchon 8—14 Tage nach 
der Reife ausgeſäet werden. 

Es laſſen ſich bei der Gattung Ulmus 4 Species unterſcheiden, alle 
andern in den Gärten vorkommenden Arten ſind als Varietäten von 
ſteren 1222 

I. Ulmus campestris L. Feldulme, Feldrüſter. Heimath Mittel⸗ 
Europa. Charakteriſtiſch für dieſe Species iſt der fiſchgrätenartige Bar 
der Zweige, ſowie die Bildung der Wurzelausläufer. 

Die Zweige bei campestris ſind dünn, glänzend glatt, rothgelb bis 
rothbraun, die Knospen ſtumpf, ſchwarzbraun, ſelten weißlich behaart. 
Was die Blätter anbetrifft, ſo ſind dieſe klein, von derber Beſchaffenheit 
und erſcheinen meiſt kahl, nur in den Nervenwinkeln ſind ſie etwas behaart 


307 


und iſt der Blattrand geferbt, geſägt. Während die kahlen oder jehr 
feinflaumig erſcheinenden Blattſtiele meiſt lang erſcheinen, ſind dagegen die 
Stiele der in Büſcheln erſcheinenden Blüthen ſehr kurz. Das Perigon 
iſt roſtroth und weiß gewimpert. Die Frucht iſt meiſt klein, kahl, ver- 
kelhrt⸗eiförmig und das excentriſch gelagerte Nüßchen zeigt in der Nähe 
des Randes eine röthliche Farbe. 

| U. campestris beſitzt 3 Hauptformen, es giebt eine groß-, eine 
klein⸗ und eine glattblättrige. Zu der kleinblättrigen gehören nana und 
monumentalis, zu der großblättrigen suberosa (Korkulme). 


II. Ulmus montana Smith. Bergulme, Bergrüſter. Heimath 
Schottland. syn.: scabra, Mill. Zeigt den üppigſten Wuchs und be— 
ſitzt die größten Blätter von allen Ulmen. Dann bilden die dicken ein— 
jährigen Triebe, ſowie die ſtumpfen, großen dunkelbraunen Knospen noch 
ein Hauptmerkmal. Bei vielen Varietäten dieſer Art iſt die Stellung 
der Blätter eine auffallende, dieſelben legen ſich nämlich mehr oder weni— 
ger um den Zweig, wie wir es in dieſem Grade bei den andern Species 
nicht antreffen. 

Die Blätter, unterſeits auf allen Nerven rauhhaarig, ſind am Grunde 
ein wenig ungleich, am Rande ſcharf doppelt⸗geſägt. Die Blattſtiele, wie 
auch Blüthenſtiele ſind ſehr kurz und erſcheinen die Blüthen in großen 
Büſcheln. Bei den Staubgefäßen, welche zu 5 oder 6 vorhanden ſind, 
bemerkt man violette Beutel. Das Perigon iſt gewimpert. Ins Auge 
zu faſſen ſind ferner die ſehr kurz geſtielten, eiförmigen Früchte, deren 
oft grünliche Nüßchen concentriſch oder mehr nach dem Rande zu liegen. 
Die Rinde iſt ſeicht langriſſig. 

Es giebt eine Menge Varietäten von montana: 

latifolia. N 

tricuspis. Der Blatthauptnerv theilt ſich in der Mitte des 
Blattes und erſcheint das Blatt dreilappig. 

exoniensis (Dampieri). Wuchs ſteif. Bei dieſer Varietät iſt das 
Legen der Blätter um den Zweig beſonders charakteriſtiſch. 

Dampieri Wredei. Goldulme. 

gigantea (Pitteursi), ziemlich häufig. 

horizontalis. Zweige mehr wagerecht. 

pendula. 

viminalis. 

crispa. 

antarctica 

antarctica aurea. 

vegeta, die am ſchnellſten wachſende Ulme, man trifft fie daher 
ſehr häufig in Baumſchulen. Sie zeichnet ſich auch noch durch 
helle Belaubung aus. 

III. Ulmus effusa, Willd., Flatterrüſter. Heimath Nord-Deutſchland. 

syn. laevis. Pall. 
„ . eiliata. Ehrh. 
„ pedunculata. Foug. 
Hauptkennzeichen: Der ausgeprägt ſchlanke Wuchs und die ſehr lan— 
20* 


308 


gen Blüthenſtiele. Wie man ſchon aus dem Namen Flatterrüſter erſe⸗ 
hen kann, iſt der ganze Aufbau des Baumes mehr locker. 


Die Zweige ſind dünn, hellbraun, glatt und mit ſpitzen, zimmtbrau⸗ 
nen Knospen bedeckt, welch' letztere ſich wiederum durch deutlich erkennbare 
dunkelbraune Schuppen charakteriſiren. Die dünnen Blätter, am Grunde 
ſehr ungleich und oberſeits kahl, beſitzen unterſeits eine ſcharfe Behaarung 
und am Rande erſcheinen fie doppelt geſägt. Der Blattſtiel iſt kurz, doch 
nicht ſo kurz wie bei montana. Die ſehr langgeſtielten Blüthen bilden 
lockere Büſchel, die Frucht iſt klein und rings bewimpert, das Nüßchen 
concentriſch. 

IV. Ulmus americana, L. Amerikaniſche Ulme. In Deutſch⸗ 
land ſehr ſelten. Dieſe Species hat den kürzeſten Blattſtiel, die Blätter 
erſcheinen ſitzend. 

Die kurzen, braunen, mit ſehr kurzen feinen Härchen beſetzten Zweige 
beſitzen längliche, ſpitze Knospen, welche mit 6—8 Deckſchuppen verſehen 
ſind. Die länglichen, zugeſpitzten Blätter zeigen eine ſehr ſchiefe Baſis 
und einen ſehr tief und ſcharf doppelt gezähnten Rand. Alle Zähne ha⸗ 
ben wiederum hakenartig gekrümmte Spitzen. Im Gegenſatze zu der 
hellgrünen, ſcharfhaarigen Oberſeite iſt die Unterſeite blaſſer und weich⸗ 
haarig. Die ungleich lang geſtielten Blüthen find denjenigen der effusa 
ähnlich und beſitzen 5—6, ſelten 8 Staubgefäße, welche violette Beutel 
aufweiſen. Die Frucht iſt glatt, lang geſtielt, doch nicht ſo lang, wie bei 
effusa und am Rande gewimpert. Das Nüßchen erreicht über der Mitte 


faſt den Einſchnitt. Varietäten von dieſer Art ſcheinen noch wenig ve 1 


kannt zu ſein. 

Gleich der Eiche und der Linde ein Lieblingsbaum unſerer Vorvö⸗ | 
ter ſtellt die Ulme mit ihrem ſtolzen Wuchs und dem ſchönen, wenn auch 
prunkloſen Blätterſchmuck ſo recht ein Bild des deutſchen Mannes in der 
Urſprünglichkeit ſeines Charakters dar, feſt, einfach und treu. | 


Schlicht und edel iſt der Zuſchnitt der Blätter, dunkler und weni- 


ger glänzend ihr Grün als das der in neuerer Zeit eingeführten Wald⸗ 
bäume, ſelbſt prunkloſer als das Laub der Eiche und der Linde, aber 
wohlthuend für das Auge und anſprechend für Sinn und Gemüth. Schön 
und wohlgeformt wölbt ſich die Krone und verleiht der Ulme die wür⸗ 
dige Stellung, die ſie unter den übrigen Waldbäumen einnimmt. Und 
wollen wir das Grab eines theuren Dahingeſchiedenen mit einem Trauer⸗ 
baume ſchmücken, ſollten wir da nicht in erſter Linie an die Trauerulme 
denken? Mit ihrem unvergleichlich reichen Blätterſchmuck ſtellt ſie gleich⸗ 
ſam den treueſten Beſchützer dar, ſogar die einzelnen Blattränder neigen 
ſich nach unten zum Zeichen treuer Anhänglichkeit. 

Ueberall, wo das Auge des Menſchen ſich an den Reizen einer ſchö⸗ 
nen Landſchaft erfreuen ſoll, darf die Ulme als echt deutſcher Baum nicht 
fehlen, ihr maleriſcher Wuchs, die ſaftige, dunkle Färbung der Blät⸗ 
ter zwiſchen dem lichteren Grün anderer Laubbäume gewähren allüberall 
einen beſonderen Reiz. 


309 


Empfehleuswerthe Gemüſe. 


Anknüpfend an die im Mai-Hefte der Hamb. Gart. u. Bl.⸗Zei⸗ 

tung gegebene Aufzählung der beſten Salatſorten, laſſen wir eine ſolche 

von Zwiebeln folgen, wie Herr Ilſemann ſie im „Fruchtgarten“ weiter 
empfiehlt. 

Eine unſerer einträglichſten und beſten Gemüſepflanzen iſt die Zwie— 
bel; ich habe ſchon ſämmtliche im Handel befindlichen Sorten auf ih— 
ren Culturwerth hin erprobt und da ganz intereſſante Reſultate gewon— 
nen, die ich der Beachtung der Leſer des „Fruchtgarten“ empfehle. Nach 
5jährigen Verſuchen mit allen Eulturformen der Zwiebel habe ich das 
nachſtehend näher beſchriebene Sortiment für das beſte gefunden. 

a) Frühe Sorten. Die frühen Sorten ſind faſt alle durch mil— 
den, angenehmen Geſchmack ausgezeichnet, ſie ſichern dem Cultivateur einen 
höheren Gewinn als die ſpäten Sorten. Die früheſte und beſte aller iſt 
die „weiße Maggiajola“ (Maizwiebel), in der Farbe kommt fie der Mai— 
königin ziemlich nahe, iſt aber größer als dieſe und reift um circa 8 bis 

12 Tage früher, die Maggiajola reift hier Anfangs bis Mitte Juni. 

Italieniſche Königin, ſteht der vorhergehenden in Ertrag und 
Frühreife ganz gleich, nur ſind die Zwiebeln bedeutend kleiner; für Pri— 
vatgärten möchte ich dieſe Sorte ganz beſonders empfehlen, es iſt eine 
feſte, hübſche, runde Zwiebel von ſehr mildem Geſchmacke. 

Nocera hat die gleichen Eigenſchaften wie die Vorigen, dahingegen 
kann ich die ſo viel gerühmte „ſilberweiße plattrunde Pariſer“, die als 

eine der allerfrüheſten empfohlen wird, als ſolche nicht empfehlen, indem 
ſie ihre Reife um mindeſtens 14 Tage ſpäter erlangt als die andern an— 
geführten Sorten. 

b) Mittelfrühe Sorten. Unter den mittelfrühen Sorten nimmt 
die „rothe platte Tripoli Rieſen“ den erſten Rang ein; die Zwiebel er⸗ 
reicht oft eine ganz enorme Größe und iſt auf dem Markt ob ihres ſchö— 
nen Anſehens und milden Geſchmackes eine ſehr geſuchte Sorte. 

Ihr gleich in Geſchmack, Anſehen und Größe iſt die „blaßrothe frühe 
Aetna“, auch dieſe iſt eine gute Marktſorte. Daſſelbe gilt von der „frü— 
hen plattrunden ſilberweißen Tripoli“ und „frühen ſchwarzrothen platt— 
runden Tripoli“. 
| e) Späte Sorten. Neben Größe ſind Feſtigkeit der Zwiebel, 
Haltbarkeit die erſten Bedingungen, die ich an eine Winterzwiebel ſtelle, 
für den Hausgarten ſind die mittelgroßen Sorten wohl die beſten, da— 
hingegen ſind für unſeren Markt, namentlich gegen das Frühjahr hin, die 
großen Sorten immer ſehr geſucht. Nach meinen Erfahrungen iſt die 

„Zittauer runde gelbe Rieſen“ eine der allerbeſten, ich behaupte 
von ihr, daß ſie von keiner anderen übertroffen wird. Sie hat eine ge— 
; fällige kugelige Form, ſchöne gelbe Farbe, iſt von feinſtem Geſchmacke und 
b andere Haltbarkeit; es iſt eine Marktzwiebel erſten Ranges, die 
vor allen anderen die Cultur im Großen verdient. 
5 Goldgelbe Rieſen della Rocca, kommt der vorſtehenden im 
Geſchmack und Anſehen nahe, übertrifft dieſelbe an Größe bedeutend, iſt 
| aber nicht ſo feſt und von fo langer Hultbartet, hält ſich etwa bis zu 


310 


Ende April, während fih die Zittauer Rieſen bis in den Juni hinein f | 


gut aufbewahren läßt. 

Die braunrothe Rieſen-Garganus gehört mit zu den größ— 
ten aller Zwiebelſorten, ebenſo die weiße Rieſen-Garganus. Ich 
habe von dieſen Sorten gar nicht ſelten Zwiebeln von 1 1½ Kg. Schwere 
geerntet, für den Anfang des Winters bis gegen Ende März ſind ſie 


ganz vorzüglich, beide Sorten haben einen angenehmen milden Geſchmack 


und eignen ſich für größere Haushaltungen ganz vortrefflich. f 

Freunden einer ſcharfen Zwiebel will ich noch, da die bisher ange — 
führten alle einen milden Geſchmack haben, die „ſchwarzrothe Braunſchwei⸗ 
ger“ empfehlen; es iſt dies eine plattrunde, ſehr feſte und haltbare Win⸗ 
terzwiebel, die von allen am ſchärfſten im Geſchmacke iſt. / 1 


II. Porree. Zu einem Culturverſuche ſandee Hr. Damann in San 
Giovanni a Teduccio vergangenes Jahr 2 Porree-Sorten dem königl. 
Akademiegarten zu Ungar.⸗Altenburg ein. Dieſer erſte Culturverſuch hat 


nun jo befriedigende Reſultate ergeben, daß ich nicht verabſäume, Gar: 


e dieſe 2 Sorten vorzuſtellen. 


Italieniſcher Rieſen Winter. Iſt in allen Dimenſionen 
5 größer als der Carentan und der Mußelburgh, er iſt nach mei— 


nem Erachten der größte und ſchönſte aller Porree-Formen, ausgezeich⸗ | 
net durch einen feinen, milden, angenehmen Geſchmack. Derſelbe ſoll auch 


in unſeren Gegenden vollkommen winterhart ſein; über dieſen Punkt kann 
ich noch nicht berichten, da die hieſigen zur Ueberwinterung im Frei 1 
gelaſſenen Pflanzen noch unter meterhohem Schnee ſtehen. E 


2. Dunfelgrüner Ostia. Von gleich großen Dimenfionen wie 


der erſtgenannte, ausgezeichnet durch eine ſchöne dunkelgrüne Farbe und 


mildem Geſchmacke, ſoll ebenfalls winterhart ſein. 


Witterungs⸗Beobachtungen vom März 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge⸗ 


biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen f 


Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres⸗ 
ſpiegels. | 
Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 
1886 | 1885 
Höchſter am 10. Morgens 777, am 13. Morgens 773, 
Niedrigſt. „ 3. 515, gie 739, 0 „ 6. Mittags 77 


Mittlerer 8 763,7 761,9 


311 


Temperatur nach Celſius. 


1886 1885 

Wärmſter Tag am 27. 16,0 am 14. 10,0 
ier „ „ 2. — 6,0 % 23. Be 
Wärmſte Nacht am 28. 12, „28. 4,0 
Kälteſte „ am 2. — 14,5 auf „ a — O,s auf freiem Felde, ge— 

freiem Felde, geſchütz. Therm. — 12,0 ſchütztes Thermometer — 6,0 
9 Tage über O00, 31 Tage über 0“ 

22 Tage unter 00 — Tage unter 0° 
Durchſchnittliche Tageswärme 3,15, 

9 Nächte über 00% 17 Nächte über 0% 

22 Nächte unter 00 14 Nächte unter 0° 


Durchſchnittliche Nachtwärme — 3,4 0, 
Höchſte Bodenwärme: 
½ Meter tief, am 31. 1,0 
durchſchnittlich 0,2 
5 „ vom 1. bis 6. 3,0 
durchſchnittlich 2,3 
1 e 1. bis 5. 4,6 
durchſchnittlich 4,3 
pom 1 is 48 
durchſchnittlich 5,3 am 8. u. 9. 7,8, durchſchnittlich 7, 
Höchſte Stromwärme am 31. 6,1 ge- am 31. 5,8 
gen 7,3 Luftwärme 
Niedrigſte „ am —0,o 
Durchſchnittl. „ 05, 
Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 31. 355 cm. am 6. 72 cm. 
„niedrigſten „21. e 23. 1%. 31..200:.c. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 405 cm. 130 cm. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war 
amm 26. 23, gegen 15,0 im Schatten am 29. 22,0 gegen 7,0 im Schatten 
Heller Sonnenaufgang an 2 Morgen an 3 Morgen 
Matter b . 8 i 
Nicht ſichtbarer „ „ „26 5 £ 20 N 
Heller Sonnenſchein an 2 2 Tagen an 8 Be 
Matter f 
een helle an 7, matte an | helle an 7, matte an 8 Tagen 
5 Tagen 
Nicht ſichtb Sonnenſchein an 14 Tag. | an 8 Tagen 


am 10. 2,7 
3,5 


Wetter. 
1886 | 1885 1886 1885 
Sehr ſchön | Bewölkt . . 10 Tage 9 Tage 
(wolkenlos) — Tage — Tage Bedeckt N 12 
PDeiter Bi | 4 5 Abe) 2.13 
„Jiemlich heiter 8 „ 5 „ (Schr trübe — „ — 


312 


Niederſchläge. 
6 


1885 
on an 8 Morg. 
" ſtarker e 1 a are 1 
„ anhaltender „ 3 Tag „ — Tage 
Wan Si 5 Allorn: „Nor 
Nei, ee A 
" ſtarker 3 9 0 1 5 n 
„ bei Nebel! „ 
Schnee, leichter „ 9 Tag. 1 5 Tag 
Böen i 5 10 0 „ " ; 
ZART ass ne 9 Tagen " 3 „(13 Tagen 
" anhaltend 5 77 " 1 n 
Grauen „ ke 
Regen, etwas „ IE, 
" leicht, fein. " 5 n We ei " 
TT e „ — „ 2 Tagen 
" anhalt. . 1 " n " | 
Ohne Aihiharei:: „ 10 „ 35 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
6 | 
des Monats in Millimeter 41,5 mm. 28,7 mm. 


am 4. mit 8,6 mm. 


die höchſte war am 15. 6,6 wm. 


bei NO. 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 

des Monats in Millimeter 38,0 mm. | 25,4 mm. 

die höchſte war am 28. 11,2 mm. am 4. mit 9,s mm 

bei SW. bei 080. u. WSW. 
Gewitter. 

Vorüberziehende: — 
Leichte: — ; 
Starke anhaltende: — kame geit DEE, 
Wetterleuchten: — 
am 17. Nachts 11 Uhr 45 M. ſchöner voller 

Mondring. 

Windrichtung. 
1886 1885 1886 1885 

N 4 Mal 6 Mal SSW. 3 Mal — Mal 
NNO Bi 8. „ „ 8 & 
NO Br 3 „ IWW 5 „ 
ONO 3 De Aber 10 
O4 12.40 2 „ EISEN: 8 49 
080 6 n 5 5 NW 4 " 19 n 
So, 175.% 4 „ NNW * Na 
SSO . — „ Still 8 5 
8 3 " — 10 


bei O80. u. WSW. “ 


315 


Windſtärke. 
1886 1885 | 1886 1885 
Still 20 Mal 5 Mal Friſch . . 4 Mal 9 Mal 
k En leicht „ — „ n . en 
23 „ 3 1 Stark. 1 n 


| 4 
Schwach. .26 „ CTT 
f Mäßig 338 " 15 " Stürmiſch 7 
5 S. ftl. Stumm 1 „ 
Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent- 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. März 1886. 


— DD — — 


ee e 
Stand oberfläche eo S 28 ER Fi 
ER S Tiefe 
gemeſſen. — 
em. em. em. Tage mm. F 
FFF 
am 28. Februar 385 
„ 1. März 320 — 5 Se 
1 486 4 aa h 5 
u. 40 — 34% „„ >=: 
1 | N 27 5 
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29. „ 10 | 185 5 
31 „ „ | E a 
2 17 38,5") 
1% Nach der Deutſchen Seewarte 18 41,5**) 


5 Davon waren 9 Tage unter 1 mm. 
. " " 8 " 77 77 77 
Regenhöhe. 
5 Die Regenhöhe in Hamburg im Monat März 1886 betrug nach 
| * deutſchen Seewarte 41,86 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 54,4 mm; 
unter den Durchſchnitt fiel 11 Regenhöhe: 
1879 49, mm. 1883 19,4 mm. 
1880 42,0 „ 1884 26,0 „ 
1885 28,0 1 


314 


über den Durchſchnitt ſtieg die Regenhöhe: 
1876 91,7 mm. 1878 86, mm. 
1877 60% „ 1881 79,0 
1882 620 „ 


Neue Geſichtspunkte betreffs Aurikelfraß. 
Von Major Alexander von Homeyer. 

Mit Bezug auf verſchiedene Erörterungen über den Aurikelfraß bleibt 

immer noch die Frage zu erörtern: ö 
„Wer iſt der Thäter der Blatt- und Blüthenbeſchä⸗ 
digung, die wir finden, wenn der Beſchädiger bereits 
wieder verſchwunden iſt. 

Die Frage läßt ſich mit den einfachen Worten: „Das iſt der 
Sperling geweſen!“ nicht abthun. Um ſie zu löſen, muß man ihr 
wirklich näher treten, und auf die Sache wiſſenſchaftlich eingehen, da es 
ſich hier um einen richterlichen Spruch handeln ſoll. 

Bevor dies meinerſeits verſucht wird, mache ich darauf aufmerkſam, 
daß ich nicht ausgeſprochen habe, daß der Hausſperling ein nützlicher Vo⸗ 
gel iſt, wohl aber (1885 S. 215) geſagt habe: 

„Vielleicht iſt der Sperling doch nicht ganz ſo ſchäd⸗ 
lich, wie Viele glauben!“ 

Da ich mich ſeit vielen Jahren (ſeit 1866) wiſſenſchaftlich mit En⸗ 
tomologie, namentlich mit den Lepidopteren und deren Entwickelung, und 
zwar mit den Macros wie den Micros beſchäftige, jo erlaubte es meine 
Zeit nicht, mich mit der geſammten Ornithologie gleich viel zu beſchäfti⸗ 
gen, wohl aber erlaubte es meine Zeit, mich gründlich mit einigen Lieb⸗ 
lingsvögeln der europäiſchen Ornis zu beſchäftigen. Dazu gehört der 
Sperling (Passer domesticus), die Wachholderdroſſel (Turdus pilaris), 
der Girlitz (Serinus luteolus), die Haubenlerche (Alauda cristata), die 
Pieper (Anthus), die Felſendroſſeln (Petrocossyphus saxatilis und 
cyaneus), die beiden Nachtigallen (Luscinia vera und philomela), die 
Schwirrſänger (Lecustella). — Von Neuem trat dazu der Kuckuck 
(Cuculus), die Bekaſſine (Telmatias gallinago) mit ihrem Meckern, und 
die Spechte (Picidae). — Dieſe wenigen Arten und einige andere ge⸗ 
nügen mir vollkommen. 
Umm nun auf die Aurikelfrage zu kommen, jo bieten ſich für ihre 
Löſung zwei Mittel: 

A. Genaue Beſichtigung der Wundränder der Blätter un 


B. Unterſuchung des Mageninhaltes der verdächtigen 
Vögel. 4 
A. Genaue Beſichtigung der Wundränder der Blätter. 
In Bezug auf den Blattfraß giebt es, wenn wir von einem Käfer⸗ 
fraß, der jedoch meiſtens nur an Holzarten auftritt, jedenfalls aber 
Aurikeln gänzlich bedeutungslos iſt, abſehen: „3 Kategorien“. 


319 


1. Zeigen ſich die Blattverletzungen als Ausschnitte vom Blattrande 
bogig in die Blattfläche dringend und ihre Ränder ſelbſt ſehr regelmä— 
ßig feinzackig, wie man dies mit einer Loupe ſehr wohl controlliren kann, 
ſo iſt dies Raupenfraß, und zwar, wie aus meiner Mittheilung (S. 
214) hervorgeht, in den meiſten Fällen Agrotis-Fraß. Bei dieſem Fraß 

findet ſich auf dem Boden unter und in der Nähe der Pflanze faſt ſtets 
Raupenkoth; auch ſieht der Mann von Fach namentlich auf entſprechend 
empfindlichem Boden die Nachtwandler-Wege der Raupen. Bei ſandigem 
Boden treten dieſe Wege ganz deutlich hervor. Ich bemerke hier aus- 
drücklich noch, daß die Agrotis-Raupen zur Zeit, wenn der Sperling ſei— 
ner Nahrung nachgeht, nicht oben auf den Aurikelblättern oder Blüthen 
ſitzen und freſſen, ſondern daß fie zu dieſer (Tages-)Zeit in oder an der 
Erde unter oder in der Nähe der Futterpflanzen unter Erdklößchen, un⸗ 
ter welken Blättern ꝛc. ſchlummern. Die Agrotis-Raupen, die in mehr 
oder minder erwachſenem Zuſtande überwintern, gehen Tags nur im Win⸗ 
ter bei verhältnißmäßig warmem Sonnenſchein (ſonniges Thauwetter), 
namentlich an ſonnigen Lehnen, Hohlwegen ꝛc. ausnahmsweiſe dem Fraß 
nach, während ſie im Frühling, Sommer und Herbſt Nachtfreſſer ſind. 
Eine alleinige Ausnahme davon macht eine ſehr gründliche und gute Acker— 
beſtellung. Iſt nämlich bei Vorhandenſein vieler Agroten der zur Saat 
vorbereitete Acker völlig rein und unkrautfrei, dann natürlich wirkt bald 
der Futtermangel „der Hunger“, und die Agroten wandern auch bei 
Tage d. h. fie ſuchen Futter. Hier find es dann die Saatkrähen (Cor— 
vus frugilegus), die Staare (Sturnus vulgaris), die Regenpfeifer (Cha- 
radrius auratus), die weiße Bachſtelze (Motacilla alba) und wie ich 
ſelbſt wiederholt, namentlich in der Nähe der Gehöfte beobachtet habe, die 
Sperlinge (Passer domesticus), und namentlich bei der Frühjahrsbe⸗ 
ſtellung von Letzteren die Männchen, welche aufräumen, während die Keil- 
hacken (Numenius arquatus) dieſe ſchädlichen Saatraupen auch aus der 
Erde ſelbſt hervorzuholen verſtehen. 

Ich kann noch berichten, da ich gezwungen bin, auf die Sache mög— 
lichſt detaillirt einzugehen, daß die Agrotis-Raupen als ſehr ſtarke Freſ— 
ſer gewiſſermaßen auch verſchwenderiſch freſſen, daß ſie oft ein Blatt nach 
der Stielwurzel zu von beiden Seiten benagen, auch den ſaftigen Sten— 
gel mit durchbeißen, nachdem er von beiden Seiten benagt iſt, ſo daß das 
Blatt mit ſeinem vorderen Theil ab⸗ und auf den Boden fällt. In den 
warmen ſonnigen Wintertagen (namentlich im Februar bei Thauwetter) 
ziehen die Raupen derartig abgebiſſene Blätter, namentlich von Winter- 
ſaat gern in die Winterruhlöcher, um gelegentlich davon im Intereſſe des 
Stoffwechſels zu freſſen. Im Sommer bei der Fülle der Pflanzennah- 
rung geſchieht dies aber gewöhnlich nicht, da es den Raupen bequemer 
iſt, feſtſitzende Blätter zu benagen. Ausnahmsweiſe ſah ich dies Fort⸗ 
ſchleppen der Blätter zur Sommerszeit auf Flugſandboden (Mombach 
bei Mainz) bei Agrotis vestigialis, exclamationis und segetum. Die 
Grasblätter ſteckten vorn in den Ruhhöhlen, und ſah ein Theil von ih— 
nen aus dem Eingangsloche hervor. — Bei einem ſolchen Gierfraß der 
oft ⅝ Finger langen Raupen kommt es denn auch oft genug vor, daß 
man nach geſchehenem Fraß, Morgens nach Tagesanbruch ganze Blatt— 


316 


theile auf dem Boden um die zerfreſſene Pflanze herum antrifft, wie das 
jedem wirklichen Lepidopterologen hinlänglich bekannt iſt. 

2. Unregelmäßiger Rand- und Blattflächen-Fraß. Die 
Wundränder zeigen einen feinen durchſichtigen Saum, der ſich bald nach 
dem Fraß bräunt und gleichzeitig zuſammenſchrumpft. Der Rand wird 
gebildet durch die den Wundrand überragende Oberhaut der einen Blatt 
ſeite. In dieſem Falle waren Schnecken die Thäter, nament- 
lich die Nachtſchnecken. Mit ihrer, mit außerordentlich zahlreichen 
und feinen, zu dichtſtehenden Querreihen geordneten Zähnen beſetzten, aus- 
geſtreckten Reibeplatte (Zunge) faſſen ſie irgend eine Stelle der Blattfläche 
oder des Blattrandes an und reißen ihre Nahrung in den Mund hin— 
ein, wobei die Oberhaut der anderen Blattſeite (namentlich zu ſehen bei 
dicken, fetten Blättern) weniger mit abgeriſſen wird, und als vorragen— 
der Saum ſtehen bleibt. — Iſt der Fraß noch friſch, ſo documentirt 
den Urheber auf der Pflanze oder in der Nähe derſelben außerdem auch 
der zurückgelaſſene Schleim. Gerade bei Aurikeln kommt Schneden= 
fraß häufig vor. Ich beſitze in Greifswald in meinem kleinen Gar— 
ten ſchöne Aurikeln, und habe ich dort leider ſehr oft Schneckenfraß zu 
beklagen; während die Agrotis-Raupen bei meinen Aurikeln nicht lange 
das freie Freſſen haben, und in den Raupenzwinger wandern. 

Wie ſchädlich gerade die Schnecken den Aurikeln ſind, belehrte mich 
ein Fall in Ober-Mützkow bei Herrn Rittergutsbeſitzer Helms, der als 
großer Blumenfreund ein Warm- und Kalthaus hat. Man war mit 
dem Gärtner nicht zufrieden, die Pflanzen im Kalthauſe ſahen entſetzlich 
aus. Ich unterſuchte die Sache und fand ich namentlich an Aurikelnn 
großen Fraß vor. Bald ſagte ich: „Das ſind Schnecken!“ — Drei 
Abende wurde nun im Kalthauſe mit Hülfe von Laternen Jagd auf die 
Schnecken gemacht (es waren die grauen Acker-Nachtſchnecken und am erſten 
Abende einige 60 Thiere getödtet, die anderen Abende weniger. Nach 14 
Tagen erhielt ich die briefliche Nachricht, daß nun alle Schnecken todt 
ſeien, und die Aurikeln und Cinerarien ſich wieder zu erholen anfingen. 

Die Wundränder ſind ſcharf und glattrandig, ſehr 
unregelmäßig zerriſſen; dann iſt es ein Vogel geweſen. Ich 
überſehe Morgens beim Ankleiden meinen kleinen Garten ſehr genau, da 
er unmittelbar vor dem Fenſter meiner Schlafſtube liegt. Ich gehöre zu 
den Frühaufſtehern. Beim Ankleiden werfe ich gern einen Blick zum 
Grün des Gartens hinab, und oft ſehe ich Sperlinge oder einen Buch⸗ 
finfen (Fringilla coeleps), die ſich auf dem Boden zwiſchen den Pflan⸗ 
zen zu ſchaffen machen. Beſchädigung durch Zerbeißen reſp. 
Zerreißen meiner Aurikeln durch Vögel habe ich bis jetzt 
noch nicht beobachtet. So habe ich mir denn den Vogelfraß an den 
grünen Blättern anderer Pflanzen, an Kohl und Salat genau angeſehen, 
die ich meinen Stubenvögeln vorſteckte. — Ich bezweifle nicht die Beob⸗ 
achtung des Herrn Profeſſor Dr. Liebe, daß ſeine Zimmervögel auch an 
die in den Käfig geſteckten Aurikeln gingen, aber Zimmer und Natur, 
„Zwang und Freiheit“ ſind immerhin zwei verſchiedene Sachen. Zim⸗ 
merbeobachtungen ſind recht hübſch, aber Beobachtungen in Gottes freier 
Natur ſind mir lieber. 1 


317 


Die durch einen Vogel herbeigeführte Blattbeſchädi— 

gung iſt in erſter Linie durch große Unregelmäßigkeit ge— 
kennzeichnet; ferner zeigt ſich bei genauer Controle auch gewöhnlich 
das Eingreifen des Schnabels, namentlich auf der Unterſeite des Blattes. 
Die Vögel nagen (knappern) übrigens ſehr verſchieden. Am ſanfteſten 
thut es der Hänfling, der Kanarienvogel; lebhafter, heftiger der Stieg— 
litz, der Zeiſig; ſehr rüde pflückend der Sperling, der Grünling. Alle 
aber ſcheinen darüber übereinzuſtimmen, daß ſie nach kurzem Nagen (Knap— 
pern) ſchließlich reißen, pflücken, d. h. ein ganzes Stück abbeißen. Ich 
glaube, daß dies das Stück iſt, was vorher wiederholt mit dem Schna— 
bel in raſcher Kaubewegung durchdrückt (gequetſcht) wurde. Nur bei 
ganz zarten Salatblättern kommen ſägeförmige Abnagungen vor. Wenn 
nun bei einem ſtärkeren Blatt nicht die ganze Wundſtelle aus dem Blatt 
ausreißt, ſo zeigen ſich deutlich die Schnabelkniffe. — Auch bei den Vö— 
geln kann es ähnlich, wie bei den Raupen vorkommen, daß Blattſtücke 
und Blüthentheile um die Pflanze herum am Boden liegen. Beim Vo— 
gelfraß werden es mehr kleinere, ſehr unregelmäßige Blattſtücke ſein, beim 
Agrotisfraß mehr die ganzen Vorderſtücke der Blätter. 


Die Herren, welche ſich für die Sache ſpeciell intereſſiren, verweiſe 
ich auf all' dieſe verſchiedenen Freßarten, und bitte ich ſie bei ferneren 
Beobachtungen dieſelben zu Rathe zu ziehen, denn mit einfachen Aburthei— 
lungen iſt Nichts gethan. Auch gehören die Vergleiche mit an— 
deren Vögeln nicht hierher, da jede Vogelart ihre eigene 
Manier und Weiſe hat. Ein Dompfaff, ein Waldhuhn kann ſehr 
wohl etwas thun, was ein Sperling noch lange nicht zu thun braucht. 


Im Auszuge aus: „Monatsſchrift des Deutſchen Ver. zum Schutze d. Vogelwelt.“ 
| 1886. Nr. 4. 


——— 


Der ſchwediſche aufrechtwachſende Bocksdorn. 


(Lycium europaeum var.) 


Vor etwa 5 Jahren brachte ich zum erſten Male eine Heckenpflanze, 
den ſchwediſchen, aufrechtwachſenden Bocksdorn, welcher in Schweden und 
den Fjorden (Scheeren) Norwegens einheimiſch iſt, nach Deutſchland. 
Mit beſtem Erfolge pflanzte ich denſelben zunächſt in denkbar rauhe— 
ſter Freilage auf dürftigſtem Boden im nördlichen Schleswig und auf 
den Nordſeeinſelnn an. Dort, wo bisher alle Verſuche mit ande— 
ren Hecken⸗ und Schutzpflanzen mißglückt waren, gedieh' der ſchwedi— 
ſche Dorn prächtig. Dieſe lebenden Zeugen bürgen für ſeinen Werth; 
ſie veranlaßten auch die Herren Preisrichter, dem ſchwediſchen Dorne 
in Verfaſſers Preisſchrift als beſte Heckenpflanze den Ehrenplatz einzu- 
räumen. 

Sämmtliche Lycium-Arten gehören zu den früheſttreibenden Geſträu— 
chen. Alle haben eine Eigenſchaft gemein, die der größten Anſpruchslo— 
ſigkeit betreffs des Bodens. Sie wachſen mehr oder weniger üppig. Das 


318 


in Deutſchland bekannte L. barbarum und das überhangende einheimiſche 
L. europaeum find ſogar läſtige, ja oft gefürchtete Wucherpflanzen. Ha⸗ 
ben ſie einmal feſten Fuß gefaßt, ſo wuchern ſie ins Nebengelände und 
erſticken andere Pflanzen; dabei frieren die jungen Triebe ſelbſt in gelin⸗ 
den Wintern ſtark zurück. Somit ſind ſie als Heckenpflanze in jeder 
Weiſe verwerflich. Anders unſer ſchwediſcher Dorn. Auch er iſt ſehr 
anſpruchslos, dabei aber äußerſt hart, zäh und widerſtandsfähig. Auf 


baarem Dünenſande, auf ſteilen Wällen, auf Gebirgskämmen, ja in Er: 
manglung von Erde auf künſtlichen Schanzen von angeſchwemmtem See⸗ 
graſe, um Gehöfte am Nordſeeſtrande einzufriedigen, habe ich ihn mit 
beſtem Erfolge gepflanzt. Auf unfruchtbarem Lehmboden, auf Haideland, 
in kalt ſumpfigem Flachlande, in der Prellſonne, wie im Baumſchatten,— 
überall füllt er den ihm angewieſenen Platz würdig aus. Fürwahr ein 


Unikum. Was ihn aber beſonders werthvoll macht, ſo daß keine andere 
Heckenpflanze der bekannten Geſträuche ihn unter den bezeichneten ſchwie-⸗ 
rigen Verhältniſſen auch nur annähernd erſetzen kann, iſt ſein ſchnelles 
Wachsthum unter ſelbſtſtändiger Bewahrung geſchloſſener Form. In 
wenigen Jahren erzielt man ſehr dichte, undurchſichtige Hecken beliebi⸗ 


ger Höhe bis 8 Fuß, in denen er ſich regelmäßig ohne Schnitt, in na 
türlicher, dem Auge wohlgefälliger Form erhält. Dabei überſchreitet er 


nicht wie feine wuchernden Verwandten den ihm angewieſenen Pflanz- 
ſtreifen. Auch für kleinere Gärten verwendbar, liegt doch die Zukunft 


des nordiſchen Bocksdorns hauptſächlich in der Verwendung zu Strecken, 


wo es ſich darum handelt, gründlichen Schutz gegen klimatiſche Einflüſſe 


und unberufene Eindringlinge, oder Markirung der Grenzlinie zu ſchaf⸗ 
fen; hier iſt er am Platze, beſonders wenn Weißdorn, Hainbuche, Ligu⸗ 
ſter ꝛc, nicht gut gedeihen wollen. Wie mancher Garten, Acker, Wein⸗ 


berg, wie manche Baum- und Gehölzſchule, würde an Werth bedeutend ö 


gewinnen, wenn ſie genügend geſchützt wären. Forſt- und Wildgehege, 
Eiſenbahnkörper, öffentliche Plätze, Feſtungswerke und unzähliges anderes 


Gelände, das der Einfriedigung bedarf, könnten in dieſer Pflanze ein une 
übertroffenes Material finden. 2 
Die beſte Pflanzzeit iſt der zeitige Herbſt, ſobald das Laub ſich ab- 


löſt und das junge Holz genügend ausgereift iſt. Da Lycium wie oben 
erwähnt, ſehr zeitig ausgrünt, iſt auf hoch und trocken belegenem Gelände 
die Frühjahrspflanzung nicht anzurathen. Trockene Winde, dürftiger, an 
Feuchtigkeit mangelnder Boden, Frühjahrsfröſte ꝛc. laſſen die Frühjahrs⸗ 


pflanzung nicht aufkommen. Einige Wochen vorher muß der Pflanzſtrei⸗ 
fen 2 Spaten tief und 80 Cm. breit möglichſt unkrautfrei umgegraben 


werden. Als Pflanzmaterial iſt 30 bis 40 Cm. langes kräftiges Sted- 


holz (wie bei Weidenkultur) zu empfehlen. Daſſelbe wächſt, im Herbſte 
gepflanzt, ſehr ſicher und regelmäßig an. Im Frühjahre geht dann die 
Bewurzelung und Veräſtelung raſch vor ſich und bildet ſchon in demſel⸗ 
ben Jahre eine bis 2 Fuß hohe und entſprechende Hecke. Die doppel⸗ 
reihige Pflanzung hat ſich beſſer bewährt als die einreihige. Die Höl- 


zer werden in der Reihe mit 20 Cm. Abſtand, die beiden Reihen unter * 


ſich 40 Em. von einander gebracht. Sorgt man dafür, daß die neue 
Pflanzung nicht von Anfang an von hohen Unkräutern erſtickt wird, ſo 


319 


läßt der ſchwediſche Dorn fpäter in der Hecke durchaus keine andere 
Pflanze aufkommen. Allen Freunden unſerer kleinen gefiederten Sänger 
möchte ich den ſchwediſchen Dorn beſonders warm empfehlen. Eine %y- 
ciumhecke bietet, wie keine andere Hecke auch nur annähernd, den Sing— 
vögeln, den eifrigen Inſektenvertilgern, ein ebenſo ſtilles, wie ungeſtörtes 
Daheim. Keine rückſichtsloſe Hand, kein neugierig Auge ſtört ſie hier im 
Labyrinthe des Gezweiges. Selbſt Katzen, Wieſeln ꝛc. bleiben die Neſter 
unzugänglich. Der Sturm, welcher ſteife Hecken ſchüttelt und rüttelt, 
wird an den elaſtiſchen Zweigen gebrochen. Es ſind denn auch infolge 
benannter Vorzüge in letzten Jahren allerorts Anpflanzungen vorgenom— 
men und liegen, wo richtig vorgegangen wurde, mir die günſtigſten Be— 
richte vor. 

Leider ſind aus Unkenntniß oder vielleicht gar auch in unredlicher Ab— 
ſicht Steckhölzer des L. barbarum als „echt ſchwediſche Sorte“ verkauft 
worden. Als Merkmal diene: 1. Die Rinde des ſchwediſchen Dorns iſt 
glatt, bei jungem Holze glänzend, nicht riſſig oder falzig wie bei L. bar- 
barum oder des in Deutſchland einheimiſchen L. europaeum. 2. Die 
Dornen ſtehen wagerecht, oder gar mehr nach oben gerichtet, nicht ſäbel— 
förmig nach unten gebogen. 3. Die einjährigen Triebe veräſteln ſich ſo— 
fort nach deren Entſtehen, während alle andern Arten ſchlanke, aſtfreie 
Ruthen bilden. 4. Späteres ſicheres Erkennungszeichen iſt, wie ſchon er— 
wähnt, daß der ſchwediſche Dorn nicht über die Pflanzſtelle durch Aus— 
läufer ſich verbreitet. Da übrigens erſt ſeit 2 Jahre über Schleswig⸗Hol⸗ 
ſtein hinaus ſüdlich Pflanzungen vorgenommen worden ſind, dürfte die 
ſicherſte Bezugsquelle der hohe Norden ſein. Intereſſenten bin ich gerne be⸗ 
reit auf Wunſch Näheres mitzutheilen. 

Theodor Brandt, Landſchaftsgärtner, Wyck auf Nordſeeinſel Föhr. 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


Cypripedium Sanderianum, Rchb. f. n. sp. Eine neue Art 
von überraſchender Schönheit, deren Heimath der malayiſche Archipel iſt. 
Sie ſteht den Cypripedium laevigatum , C. philippinense) und C. 
Roebeleni ſehr nahe, namentlich letzterer i in den ſchmaleren Kelchblättern. 
Der ſtarke ſchwärzlich purpurne ſammetartige Blüthenſtiel hat am Grunde 
eine purpurne und grüne Scheide, ob dieſes Merkmal aber conſtant iſt, 
bleibt fraglich. Die vorliegenden Blüthenſtiele tragen je 2 Blumen, Au⸗ 
tor glaubt aber, daß ſie wie bei C. laevigatum unter guter Kultur 
reichblühender ſein dürften. Die grünen Deckblätter haben nach außen 
einen purpurnen Anflug, und ſind an den Rändern gewimpert. In Länge 
kommen fie den grünen, mit ſteifen purpurnen Haaren bedeckten Eierſtöcken 
gleich, können auch kürzer oder länger als jene ſein. Die ſehr concaven, 
dreieckig⸗lanzettlichen, dunkel⸗purpur⸗nervigen Kelchblätter haben nach innen 
einen hellweißlichen Anſtrich. Blumenblätter linealiſch, ſtumpf, faſt drei— 
mal ſo lang wie die Kelchblätter, am Grunde breiter. Nach vorne tritt 

eine mattgelbe, dann eine ſchwach purpurne Färbung auf, dazwiſchen zei— 


320 


gen ſich kleine, dunkelpurpurne Flecken. Die dunkel bräunliche Lippe zeigt 
faſt dieſelbe Form wie bei C. Stonei. Das Staminodium iſt anders 
geformt wie bei den vielen andern Arten. Die Blätter ſind ſo glänzend 
wie jene von C. laevigatum, ſteif, breit, wie gefirnißt. — Mit Recht 
trägt dieſe auffallende Neuheit den Namen des Mannes, dem ſie, wie ſo 
viele andere prächtige Orchideen ihre Einführung verdankt. 

Cattleya labiata Lüddemanniana Schroederiana, n. 
var. Das iſt die Cattleya speciosissima Schroederiana, welche in 
England ſo viel Furore machte. Die große, prachtvolle Blume iſt ſchnee— 
weiß. Hier und da machen ſich orangefarbige Linien und purpurne Striche 
bemerkbar. Gard. Chr. 1. Mai 1886. 

Syringa japonica, Decaisne. (Ligustrum amurense, Rup- 
recht; L. amurense var. japonica Maximowiez). Dieſe neue, voll— 
ſtändig harte Syringe verſpricht einer der prächtigſten und werthvollſten 
Zierſträucher unſerer Gärten zu werden; ſie wächſt ſehr raſch und blüht 
erſt, wenn die Blüthezeit der meiſten Bäume und Sträucher vorüber iſt. 
Profeſſor Sargent, Direktor des Harvard Arboretum in Cambridge 
(Maſſachuſetts) erhielt im Jahre 1876 von Herrn Clark in Sapparo 
(Japan) Samen einer Oleacince, die als kleiner Baum beſchrieben wurde. 
Die aus dieſen Samen gezüchteten Pflanzen blühten im verfloſſenen Som- 
mer zum erſten Mal in Amerika und wurden als Syringa japonica 
identificirt. Unter Kultur zeigt dieſelbe ein ſehr kräftiges und raſches 
Wachsthum, bildet bereits kleine, 15 —16 Fuß hohe Bäume. Der grade 
Stamm iſt mit einer dünnen, ſehr glatten, etwas hellröthlichen Rinde 
überzogen. Die kleinen weißen, faſt gänzlich geruchloſen Blumen ſtehen 
in mächtigen, zuſammengeſetzten, 18 — 24 Zoll langen und 16—18 Zoll 
breiten Riſpen. In Amerika blühte dieſe Art Anfang Juli, zeichnete ſich 
durch die Länge ihrer Blüthezeit aus. Die Blätter ſind 5 oder 6 Zoll 
lang, zugeſpitzt, am Grunde keilförmig, lederartig, ſtark netz förmig gea= 
dert, oben ganz glatt, Mittelrippe und primäre Adern unten ſchwach be— 
haart. Sie weichen von jenen vieler japaniſcher Pflanzen darin ab, daß 
ſie, ohne die Farbe zu verlieren, zeitig abfallen. G. Chr. Fig. 123 
nach Arnold Arboretum. 

Thrixspermum indusiatum, Rchb. f. n. sp. Eine ſchöne 
Entdeckung der Herrn Linden auf dem malayiſchen Archipel. Die wei- 
chen glänzenden Blätter ſind ſehr lang und breit, der braune Blüthen— 
ſtengel iſt kürzer als die Blätter, und trägt nur eine Blume mit ſehr 
kurzen, dreieckigen Deckblättern. Blume ziemlich klein, weiß nach außen, 
gelblich nach innen mit rothen Flecken. Das Charakteriſtiſche der Pflanze 
liegt in dem cylindriſchen Sporn, welcher an ſeiner Spitze eine Art von 
Kappe trägt. Lippe weiß, Eierſtock braun. 

Cymbidium eburneum (Lindl.) Philbrickianum, n. var. 
Rehb, f. Im Wachsthum dem Cymbidium Parishii ſehr ähnlich. 
Kelch⸗ und Blumenblätter ziemlich ſchmal; Seitenzipfel der Lippe eckig. 
Blumenfarbe ganz weiß, was eben die Schönheit dieſer Varietät bedingt. 

Cattleya Lawrenceana (Rchb. f.) concolor, n. var. Rehb. 
f. Eine werthvolle Einführung der Herren Sander. Blumenfarbe hell- 
purpurn. 


321 


Beaumontia grandiflora. Dieſer prachtvolle immergrüne Apo— 
cynaceen-Schlingſtrauch von Oſtindien wurde ſchon vor über 50 Jah— 
ren nach Europa eingeführt, wird aber nur höchſt ſelten in unſern Warm— 
häuſern angetroffen. Er erfordert jedenfalls eine ſehr hohe Temperatur 
und eine ſehr ſorgfältige Pflege, um feine großen, Brugmansıa ähnlichen 
Blumen, die in endſtändigen Doldentrauben ſtehen, zur vollkommenen Ent— 
wicklung zu bringen. Die Blätter erreichen eine Länge von gegen 9 Zoll. 
Gard. Chr. Fig. 129. 


Oncidium pardoglossum, Rchb. f. n. sp. An Oncidium 
amictum erinnernd, aber durch die ſehr lange, ſchwefelgelbe Säule von 
dieſer Art abweichend. Die ſchmalen, kaſtanienbraunen Blumen laſſen auf 
der Lippe die gelbe Farbe hervortreten, welche auf dem Dorſalkelchblatt 
eine dunkle Schattirung annimmt. 

Cypripedium apiculatum, n. hybr. Angl. (Cypripedium bar- 
batum X Boxalli). Eine recht bemerkenswerthe und hübſche Hybride, 
welche von Herrn Drewett, Riding gezüchtet wurde und Merkmale der 
beiden Eltern an ſich trägt. 1. . 15. Mai 1886. 

Adiantum Birkenheadii, T. Moore, n. sp. Eine ſehr hübſche 
und charakteriſtiſche Art, die von den Herrn Birkenhead (Mancheſter) durch 
Ausſaat gewonnen wurde und von den vielen andern bis jetzt bekannten 
Arten der Gattung weſentlich abweicht. Der Wuchs iſt ein ſehr gedräng— 
ter, was, im Verein mit der leichten Verzweigung der glänzend dunkel— 
grünen Wedel zu ihrer Empfehlung als Solitairpflanze beiträgt. 


| Epidendrum fraudulentum, Rchb. f. n. sp. Der ganze Ha— 

bitus dieſer neuen Art iſt jener eines ſchmalblättrigen Epidendrum elon- 
gatum, die Blumen gehören indeſſen zu einer anderen Sektion, jener der 
Schistochila carinata. Blumen hell roſa, Säule und unterer Theil des 
Ovariums purpurn. Kiel und Schwielen gelb. 


Napoleona imperialis und N. cuspidata. Selten, nur höchſt 
ſelten trifft man die erſtgenannte Art dieſer tropiſch afrikaniſchen Gat— 
tung, deren ſyſtematiſche Stellung immer noch Zweifel offenläßt, in 
dieſem oder jenem Garten an und noch ſeltener iſt es, daß ſie dort 
ihre eigenthümlich geformten, jedenfalls aber ſehr ſchönen Blumen zur 
Entfaltung bringt. Einige Botaniker nehmen für dieſe Gattung nur 
eine, geographiſch weitverbreitete Art an, während der verſtorbene Miers 
7 aufſtellte, welche je eine verſchiedene Region bewohnen, alle aber auf 
das weſtliche tropiſche Afrika von Senegambien im Norden bis ſüdlich 
nach Angola beſchränkt ſind. Der Curator des Edinburger botaniſchen 
Gartens Herr Lindſay hat nun kürzlich die beiden obengenannten Arten 
zur Blüthe gebracht, die daraufhin in Gardeners' Chronicle abgebildet und 
ausführlich beſchrieben werden. Die Blätter der weniger bekannten Art, 
Napoleona cuspidata, Miers, welche Mann in Old Calabar entdeckte, 
zeichnen ſich durch beſondere Größe, ihre verhältnißmäßig dünne Tex— 
tur, blaſſe Faͤrbung und zahlreiche an den Rändern ſtehende Drü— 
ſen aus. Die Blumen halten 2½ Zoll im Durchmeſſer; Kelchab— 
ſchnitte eirund ſpitz, Blumenkrone faltig, rahmfarbig, am Grunde kar— 
moiſinroth, die äußerſte aus zahlreichen, frei ſich ausbreitenden, lineal— 

Hamburger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886.) 21 


322 


lanzettlichen Fäden beſtehende corona mißt die halbe Länge der Blu⸗ 
menkrone. Die zweite Reihe der corona iſt carmoiſinroth, einwärts ge⸗ 
bogen und bedeckt faſt vollſtändig den dritten Strahlenkreis, wo einzelne 


Antheren zum Vorſchein kommen. Ob auf die Blumenfarbe und die 


Anzahl der corona-Fäden viel Gewicht zu legen iſt, ſcheint fraglich, da 
dieſe Merkmale ſowohl bei den cultivirten wie wildwachſenden Exempla-⸗ 


ren ſehr variiren. l. c. 22. Mai 1886. Fig. 147. 


Catasetum Lehmanni, Rgl. Es wurde dieſe hübſche Art 
von dem verdienten Reiſenden Lehmann in den Anden Columbiens ent— 


deckt und an den botaniſchen Garten zu St. Petersburg eingeſchickt, wo | 


fie im Herbſte des verfloſſenen Jahres zuerſt zur Blüthe gelangte und 
ſich als neue species entpuppte. Sie hat mit C. Hookeri viele Aehn⸗ 


lichkeit, weicht durch die Nervatur der Blätter, die grünen Blättchen der 


Blüthenhülle ſowie durch die reingelbe Lippe von derſelben ab. 
Gartenflora, 10. Heft, 86. Taf. 1223. 
Catasetum tabulare, Lindl. var. serrulata Rchb. f. Eine 
neue Varietät des alten C. tabulare, welche ebenfalls von Lehmann in 
den Anden Columbiens entdeckt und nach Petersburg geſchickt wurde. 
Blumenblätter grüngelb, innerhalb bräunlichroth punktirt. Die Lippe 
zeigt von außen eine ähnliche Färbung. J. e. Taf. 1223. 


Macrochordium macracanthum, Regl. Durch Herrn Gla⸗ 


ziou, Rio de Janeiro dem Petersburger Garten eingeſchickt. Eine hübſche 


neue Art, die in ihrem Blatt-Habitus an eine Ananassa erinnert und 
mit M. luteum, Rgl. naheverwandt iſt, von welcher ſie insbeſondere durch 
die viel größeren Blätter abweicht. J. o. Fig. 34. 


Iris Douglasiana, Herb. Eine reizende Iris des kaliforniſchen 
Küſtenlandes, welche bereits im Jahre 1827 von Hubert beſchrieben wurde, 
aber erſt ſeit kurzer Zeit ihren Weg in unſere Gärten gefunden hat. 


Der kurze Blüthenſchaft trägt 1— 3 langgeſtielte Blumen, die aus den 
ſcheidenartigen Deckblättern weit vortreten. Die äußeren, eiförmigen, 
zugeſpitzten Perigonblätter zeigen eine weiße Färbung mit ſehr markirten 
roth⸗lila Aderungen, die inneren breit linearen, wellig krauſen Blätter 
haben faſt dieſelbe Zeichnung. Der reinweiße Griffel hat einen lilafar⸗ 
bigen, ſtark kielig vortretenden Mittelnerv. Aus dem kurzen, kriechenden 
Wurzelſtocke ſchießen die ſchmal langlinearen, die Blüthe überragenden 
Blätter hervor. Es iſt dies wirklich nach der uns vorliegenden colorir⸗ 


ten Abbildung eine allerliebſte Pflanze, die zeitig blüht und winterhart 
ſein dürfte. Gartenfl. 9. Heft, Taf. 1222. 


Trichosanthes palmata. Eine in Indien gemeine Cucurbi- 
tacee mit weißen, wohlriechenden Blumen, die 4 Zoll im Durchmeſſer 
halten und deren Petalen an den Rändern mit langen, ſich verzweigen⸗ 


den, eine Franſe bildenden Fäden ausgerüſtet ſind. Die Frucht hat un⸗ 


gefähr 2 Zoll im Durchmeſſer, iſt von kugeliger Form und auf der 


ſcharlachrothen Farbe treten 10 orangefarbige Streifen hervor. 
Bot. Magazine, Taf. 6873. 


Gentiana Bigelovii. Dieſe 1— 2 Fuß hohe Enzian-Art ſtammt 


ren 


! ER 


5. ee 


323 


von den Felſengebirgen, erſtreckt ſich von Colorado bis nach Neu-Mexico. 
Die aufrechten ſich verzweigenden Stengel ſind mit linealen oblongen 
Blättern beſetzt; die röhrigen, glockenförmigen, blauen Blumen ſind etwa 
1 Zoll lang und ſtehen in den Blattachſeln an den Spitzen der Zweige. 
J. c. Taf. 6874. 

Haemanthus Baurii. Ein eigenthümliches Zwiebelgewächs von 
Caffraria, mit zwei großen, breit eiförmigen, ſich ausbreitenden Blättern, 
Blüthenſtiel kurz, eine dichte, vielblütige, von großen weißen Brakteen 
umgebene Dolde tragend. Jede Blume iſt röhrig, trichterförmig, weiß 


und etwa 1 Zoll lang. 1. . Taf. 6875 


1 Godefroyae. Vergl. 147 G. el 3. 1885, 

C. Taf. 6876. 
"Hoya Griffithii. Vergl. Hamb. G. & Bl.⸗Z. 1885, ©. 520. 

: J. E. Taft 6877. 
Allamanda Schotti (A. Hendersonii). Dieſer ſtark wachſende 
Schlingſtrauch blüht bei guter Cultur den ganzen Sommer hindurch. 
Wird er im Winter trocken gehalten, ſo verliert er alle Blätter und blüht 
an den im Frühjahr ſtark treibenden jungen Schüſſen. Die Zweige er— 
reichen oft eine Länge von 15 — 20 Fuß und werden die langen dunkel— 
grünen Blätter durch verlängerte Spitzen und ſchwach verdickte Ränder 
gekennzeichnet. Die Blumen ſtehen in einer endſtändigen Riſpe und iſt 
ihre Farbe tief citronengelb, in der Knospe tritt eine purpurne Schat— 
tirung zu Tage. Jedenfalls eine, wenn auch ſchon ziemlich alte, ſehr em— 

pfehlenswerthe Warmhauspflanze. 

The Garden, 1. Mai 1886. Taf. 542. 
Allamanda cathartica. Dieſe Art erſtreckt ſich von Panama 
und Britiſh Guiana bis nach Rio Janeiro und iſt, vielleicht infolge die⸗ 
ſer weiten geographiſchen Verbreitung vielfachen Variationen in Bezug 
auf Habitus und Blumen unterworfen. In der letzten Monographie 
der Gattung werden A. Schotti, grandiflora, Aubleti, Hendersoni und 
neriifolia als Varietäten dieſer Art hingeſtellt, was aber jedenfalls für 
gärtneriſche Zwecke viel zu weit gehend iſt. Durch reichliches Beſchnei— 
den und Auskneipen kann dieſer Schlingſtrauch auch zum Hochſtamm her⸗ 
angezogen werden. Bisweilen bringt ſie in der Cultur ihre großen ſtach— 


| ligen Früchte, jenen der Roßkaſtanie ähnlich, zur Entwickelung. 


Allamanda neriifolia. Blüht ſchon als ganz kleine Pflanze 


und bringt ihre großen Büſchel ſchöner Blumen faſt das ganze Jahr 
hindurch hervor; auch zeichnet ſie ſich durch einen mehr zwergigen Habi⸗ 


tus aus, Eigenſchaften, die ſie für kleine Warmhäuſer ganz beſonders 
empfehlenswert machen. Jede Blume iſt etwa 2½ Zoll lang und faſt 
ebenſo breit, ihre Farbe iſt wie bei den meiſten tiefgelb, innerhalb der 
Segmente und Röhre bemerkt man einige orangefarbige Striche. 
Allamanda grandiflora. (A. Aubleti.) Eine der ſchönſten 
und dankbarſten Warmhauspflanzen, die aber nur dann ein üppiges 
Gedeihen zeigt, wenn ſie auf eine der kräftigeren Arten veredelt wird. Sie 
blüht erſt im Herbſte. Die 3 Zoll langen und 1 Zoll breiten Blätter 
ſtehen je 3 in Wirteln zuſammen. 
Allamanda nobilis. Dies iſt entſchieden die Königin der Al- 
21* 


324 


lamanden und auch noch verhältuißmäßig neuerer Einführung, da fie 
erſt 1868 von W. Bull eingeführt wurde. Sowohl im ganzen Habi- 
tus, wie in ihrer üppigen, dunkelgrünen Belaubung, in der Größe, glän-⸗ 
zenden Färbung, dem Magnolia ähnlichen Wohlgeruch ihrer ausnehmend 
zahlreich erſcheinenden Blumen zeichnet ſie ſich vor allen anderen Arten 
vortheilhaft aus und muß es um ſo mehr Wunder nehmen, daß dieſer 
durchaus nicht ſchwer zu kultivirende Schlingſtrauch nur höchſt ſelten in 
unſeren Gewächshäuſern angetroffen wird. | 

Allamanda violacea. Im Habitus und Belaubung nähert 
ſich dieſe Art am meiſten der A. cathartica, unterſcheidet ſich aber von 
allen übrigen durch 3 Zoll lange und faſt ebenſo breite Blumen, die von 
ſchöner purpurner Farbe find. Gardner, welcher ſie in der braſiliani⸗ 
ſchen Provinz Ceara entdeckte, entwirft von ihr eine ſehr enthuſiaſtiſche 
Beſchreibung. Ob in Kultur, ſcheint fraglich. f 

Außer den hier genannten giebt es noch eine ganze Reihe anderer, 
theils wirklicher Arten oder auch nur Varietäten, in vielen Gärten iſt 
die Nomenclatur auch eine ziemlich verwirrte. Eine ſehr diſtinkte Art iſt 
A. angustifolia mit langen, linealen Blättern, endſtändigen Blüthentraus 
ben und großen gelben Blumen. Sie ſoll nur 3 Fuß hoch werden. 
Auch A. verticillata iſt ſehr charakteriſtiſch. In den engliſchen Gärten 
wird bisweilen eine unter dem Namen A. Chelsoni angetroffen und 
Weſt⸗Af rika als Vaterland angegeben, was aber entſchieden falſch iſt, da 
alle Allamanden in Südamerika zu Hauſe ſind. Die Blumenfarbe der 
meiſten bewegt ſich in gelben Schattirungen, bei einigen iſt dieſelbe pur⸗ 
purn. 

Rosa spinosissima, Scotch Briers. Von dieſer allen Winden 
und Wettern prächtig widerſtehenden und äußerſt dankbaren Roſe giebt 
es eine Reihe reizender Varietäten, die faſt alle Farbenſchattirungen in 


weiß, gelb und roſa aufweiſen. Man darf ſich füglich darüber wundern, 


daß dieſer höchſt graciöſe Schlingſtrauch nicht eine viel allgemeinere Ver⸗ 
wendung findet. The Garden, 15. Mai 86. Taf. 544. 

Streptocarpus-Arten und Varietäten. In unſerer Aufzählung 
der Cyrtandraceen (vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 5. Heft, 86) finden ſich 
folgende Arten und Hybriden: S. Rexi, S. polyantha, S. Saundersi, 
S. Gardeni, S. Greenii, S. biflora. 5. 

Außer dieſen werden im „Garden“ (22. Mai 1886) noch fol 
gende Arten beſchrieben: Streptocarpus parviflorus von Südafrika, S. 
Kirkii, S. caulescens, beide vom tropiſchen Afrika und durch ihren Ha- 
bitus ſehr charakteriſtiſch, S. Helsenbergi von Central-Madagaskar und 
S. Fanniniae von Natal. Die Kultur aller Arten iſt eine ſehr lohnende. 

Myosotidium nobile. Dies iſt in der That eine prachtvolle 
Staude, die, wenn nicht in Blüthe, wenig mit den Boragineen, zu wel⸗ 
chen ſie gehört, zu thun zu haben ſcheint. Sie wurde vor etwa 30 Jah- 
ren von den Chatham-Inſeln, Neu-Seeland eingeführt, findet ſich aber 
nur noch ſelten in den Gärten vertreten. Der Greifswalder botan. 
Garten verdankt dieſelbe der Güte des Barons Ferdinand von Müller. 
Die von Melbourne im Januar eingeſchickten Samen keimten ſehr raſch, 
und haben ſich zu kräftigen Pflänzchen entwickelt, welche ein Blühen im 


325 


nächſten Jahre erwarten laſſen. Die Blumen ſind von einer hellblauen 
Farbe mit einem breiten weißen Rande, beim Aufblühen tritt, wie bei 
vielen Vertretern dieſer Familie eine purpurne Schattirung zu Tage, die 
allmählich in blau übergeht, indeſſen iſt dieſelbe bei unſerer Pflanze auf 
5 Flecken, welche mit den Lappen der Blumenkrone alterniren, beſchränkt. 
Die Blüthenſtengel ſind ſehr conſiſtent, die obere Seite der ſehr großen 
herzförmigen Blätter iſt hellgrün, während die untere Fläche mit einer 
zarten angedrückten Pubescens, wie dies auch bei einigen Myosotis-Ar— 
ten beobachtet wird, überzogen tft. Gardeners' Chronicle (29. Mai 86) 
giebt eine gute Abbildung dieſer neuſeeländiſchen Boraginee. 

| Maxillaria Endresii, Rchb. f. Wurde von dem verftorbenen 
Endres in Coſta Rica entdeckt und blühte bereits im Jahre 1870 im 
Hamburger botaniſchen Garten. Knollen breit elliptiſch; Blätter keil— 
bandförmig, ſtumpf; Blüthenſtiel ziemlich kurz; Deckblatt dem geſtielten 
Ovarium an Länge gleich oder kürzer. Kelch- und Blumenblätter hell— 
ocherfarbig, eine Färbung, die auch in den anderen Theilen mit einigen 
purpurnen und gelben Schattirungen vorwaltet. Die gekrümmten Kelch— 
und Blumenblätter verleihen der Pflanze ein ganz beſonderes Ausſehen. 

Gard. Chr. 29. Mai 86. 

Calceolaria Madame l.emaitre. In der Revue horticole 
(Nr. 9, 86) findet ſich eine colorirte Abbildung und detaillirte Beſchrei— 
bung dieſer halbſtrauchigen Varietät, welche von Herrn Leuret in Ar— 
cueil gezüchtet wurde. Durch die Schönheit, die Größe, Form und ins— 
beſondere durch die reinweiße Farbe ihrer Blumen nimmt ſie unter al— 
len bekannten Varietäten und Hybriden der Gattung einen ſehr hervor— 
ragenden Platz ein. Die Pflanze iſt verhältnißmäßig hart und blüht 
einen großen Theil des Sommers über. Sie vermehrt ſich durch Steck— 
linge, ob auch durch Samen, in welchem Falle ſie eine neue Race bilden 
würde, ſcheint nicht unwahrſcheinlich. 

Begonia hybride Arthur Mallet. Eine prächtige, farbenſchil⸗ 
lernde Hybride, durch eine Bekreuzung der B subpeltata mit der B. 
Eldorado erzielt, die mit B. Noemi Mallet deſſelben Urſprungs den 
Typus einer neuen ſehr intereſſanten und äußerſt zierreichen Gruppe der 
durch Blüthenreichthum und Blattſchönheit charakteriſtiſchen Gattung 
Begonia ausmacht. Die etwa 15—18 Em. langen und 6— 8 Cm. brei- 
ten Blätter ſind auf der unteren Seite von einer glänzenden, ſehr dun— 
kelrothen Schattirung; auf der Oberfläche iſt dieſelbe roſa-violet, wie 
mit Perlen beſetzt und mit herrlichen Reflexen, die je nach dem Vegeta— 
tionsſtadium und dem auf fie fallenden Lichte an Intenſivität variiren. 
Die colorirte Abbildung in der Revue horticole (Nr. 11, 86) giebt 
eine gute Idee von der Schönheit der Pflanze. 
| Rosa Godefroyae. Dieſe neue Roſe wurde im Jahre 1881 
von Herrn Godefroy Lebeuf (Argenteuil) aus Samen gewonnen, welche 
er von dem damaligen Hofgärtner des Schah von Perſien, Herrn Piſ— 
ſard erhielt. 

Ein aufrechter, compakter Buſch, deſſen Blätter, Stengel u. ſ. w. 
vollſtändig kahl ſind und welcher ſich, zu den remontirenden Roſen gehö— 
rend, durch einen außerordentlichen Blüthenreichthum auszeichnet. Die 


326 


mehr dünnen als dicken Zweige haben eine glatte, röthliche, glänzende, nicht 
meergrüne Rinde und find mit wenigen kleinen, zunächſt roſtfarbenen, ſpäter 
gelb⸗fuchsrothen Stacheln beſetzt. Blätter vollſtändig unbehaart, ſehr lange 
perſiſtent, wenn auch ſchließlich hinfällig, mit 5 —7 lang- und ſchmal⸗ovalen, 
feingezähnten, glänzend dunkelgrünen Blättchen. Blüthenſtände aufrecht, in 
der Art wie bei der Bengalroſe. Knoſpen verlängert, gefranſt, vor dem 
Aufblühen von den Kelchtheilen reizend eingehüllt. Blumen groß, weit 
geöffnet, reinweiß mit zahlreichen Blumenblättern. Antheren ſchön gold- 
gelb, klein. — Aus Perſien ſtammt desgleichen die vor einigen Jahren 
beſchriebene Rosa Pissardi, die aber zu den einfachen Roſen gehört. 
Carrière in Rev. hort. (Nr. 16, 86.) 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


De Jonghe's Maibirne. Dieſe ſeit 1856 viel verbreitete, ſpäte 
Winterbirne wurde von dem Züchter de Jonghe 1860 beſchrieben und 
iſt ſeitdem in vielen in- und ausländiſchen Gartenzeitungen ausführlich 
beſprochen worden. Der ihr von dem Erzeuger urſprünglich beigelegte 
Name iſt „Poire Besi-Mai“. Ohne weiter auf die Beſchreibung 
zurückzukommen, ſei nur bemerkt, daß die erſten Früchte gemeiniglich im 
Februar reifen, die letzten oft bis in den Mai hinein dauern. Stoll 
ſchreibt von dieſer Sorte: „Die de Jonghe's Maibirne iſt eine unſerer werth⸗ 
vollſten Birnen, durch Größe, Schönheit und ganz außerordentlicher Frucht- 
barkeit ausgezeichnet. 1 

Wenn die Güte des Fleiſches wohl von manchen Sorten übertrof⸗ 
fen werden mag, jo muß bei ſpäten Sorten ein anderer Maßſtab ange⸗ 
legt werden; dafür ift fie aber eine ganz unübertroffene feine Compot⸗ 
birne. Der Baum wächſt kräftig, bildet ſehr ſchöne Pyramiden und it # 


nach allen bis jetzt gemachten Erfahrungen jährlich ſehr fruchtbar. Die # 
Frucht ſitzt ſehr feſt am Baume. Als Winterbirne, namentlich in war⸗ 


men Böden, jedenfalls eine der werthvollſten, zum allgemeinen Anbau jehr # 
zu empfehlen.“ Fruchtgarten, Nr. 9, 1886, Fig. 14. 7 

Kanzleipfirſich. Eine ſehr alte Sorte, deren Entſtehung Andre Le- 
roy zufolge ſchon in das Jahr 1670 oder 1671 zu legen iſt. Sie iſt 
weder im „Illuſtrirten Handbuche“ noch in Lauche's Pomologie bejhrie- F 
ben, obwohl fie der Anempfehlung ſehr werth iſt. Die große, kugelför⸗ F 
mige, mehr oder weniger abgeplattete Frucht reift Ende Auguſt, meiſtens 


aber erſt Anfangs September. Hat der Baum einen guten Standort 


am Spalier, ſo iſt er außerordentlich fruchtbar. — Auch für Topfobſt⸗ 
zucht geeignet. J. c. Nr. 10. color. Abb. 1 
Rothe Magdalene. Einer der älteſten Pfirſiche, deſſen Literatur 
eine recht verwirrte zu fein ſcheint und erſt André Leroy hat in feinem 
Dictionnaire Klarheit darin geſchaffen. N 
Unter den ſpäter reifenden Pfirſichen (Mitte Auguſt) zeichnet fie ſich 
durch Güte, Fruchtbarkeit und Unempfindlichkeit aus. | 
J. e. color. Abb. 


327 


Venusbruſt. Schon im Jahre 1667 als Teton de Venus be— 
ſchrieben. Jetzt weit über Gebühr verbreitet, woran aber mehr der pi— 
kante Name als innere Werth ſchuld iſt. Als ſpäte Frucht ſehr zu em— 

pfehlen, obwohl die Fruchtbarkeit etwas größer ſein könnte. 
J. c. color. Abb. 

Große Mignonne. Eine alte, ſchon von Merlet 1667 als Ve- 
loutée beſchriebere Sorte, die ſich jetzt in allen Gärten und Baumſchu⸗ 
len eingebürgert hat. Nicht weniger als 57 Synonyme werden von ihr 
aufgezählt. Reift in warmen Lagen ſchon nach dem 15. Auguſt, in rau: 
heren Lagen erſt Anfang September. Der Baum iſt von außerordent— 
licher Fruchtbarkeit und durchaus nicht empfindlich. 1. c. color. Abb. 

Beurré Hardy. Eine der beſten Herbſtbirnen franzöſiſchen Ur⸗ 
ſprungs, die ſich ſeit etwa einem halben Jahrhundert in Kultur befin— 
det. Die ziemlich große Frucht iſt eiförmig, ſtumpf, buckelig. Schale 
dick, rothgelb, fahlbraun gefleckt und punktirt. Fleiſch weiß, ſehr fein 
und ſchmelzend, außerordentlich ſaftreich, mit einem ſehr zarten muska— 
tellähnlichen Nachgeſchmack. Reifezeit September — October. Muß etwas 
vor der Reife gepflückt werden. Der Baum wächſt ſehr kräftig, auf 
Wildling veredelt iſt die Fruchtbarkeit eine normale, auf Quitte eine ge— 
ſteigerte. Beanſprucht einen fetten Boden. 

Bulletin d'arboricultere April 86. color. Abb. 

Prune Reine-Claude d’Althann. Dem Geſchmacke nach dürfte 
| dieſe Pflaume kaum zu den ächten „Reine Claude“ gehören, vielmehr 
in die Sektion zu bringen fein, welche Dr. Hogg als Free Nectari- 
nes (Prunes Brugnons) bezeichnet. Sie tt böhmiſchen Urſprungs, 
wurde im Garten des Grafen Michel-Joſeph Althann gewonnen. Eine 
Frucht erſten Ranges, ſie iſt von außerordentlich ſchönem Ausſehen und 
läßt ſich wegen der Feſtigkeit ihres Fleiſches gut verſchicken. Der Baum 
zeichnet ſich durch große Fruchtbarkel aus. 

Rev. hort. Nr. 10, 1886. color. Abb. 


Feuilleton. 


Der 300.000 Francs⸗Preis und die Phylloxera. Die franzö⸗ 
ſiſche Regierung hat bekanntlich vor einigen Jahren einen Preis von 
300.000 Fres. ausgeſchrieben für ein Mittel, welches die Phylloxera 
wirkſam zu bekämpfen im Stande iſt. Die oberſte Phylloxera-Commiſ⸗ 
ſion hat nun in der letzten Sitzung vom 2. März die Anträge des Be— 
richterſtatters Dr. Ménudier angenommen, welche dahin lauten, daß 
die ſämmtlichen 161 ſeit dem letzten Jahre zur Zerſtörung der Phyllo⸗ 
era vorgeſchlagenen Mittel noch Alles zu wünſchen übrig laſſen, daher 
der Preis noch ein weiteres Mal für's künftige Jahr zu reſerviren be⸗ 
ſchloſſen wird. 

Wir entnehmen dieſem intereffanten Berichte, welcher eine Ueberſicht 
der Frage auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte giebt, die nachfolgenden 
diverſen Beobachtungen: 


328 


Nach einem Rapporte des agricolen Comités des oberen Beaujolais 


ſei die Anwendung von Schwefelkohlenſtoff, gem iſcht mit 


einem gleichen Gewichte von Petroleum, der Anwendung des 
reinen Schwefelkohlenſtoffes (sulfure de carbone) vorzuziehen. 

Die Behandlung mittelſt Arſenik, die in den letzten Jahren vor⸗ 
geſchlagen wurde, hat in Folge der ernfteften und genaueſten Experimente 
nur negative Reſultate ergeben. In Wirklichkeit iſt das Arſenik gegen 


die Phylloxera unwirkſam, es macht den Boden unfruchtbar und endlich 4 


iſt es auch gefährlich, wie der bei ſeiner Anwendung herbeigeführte Tod 
eines Winzers es beweiſt. 

Die Ueberfluthungen geben dagegen, beſonders im ſüdlichen Frank 
reich, immer mehr und mehr günſtige Reſultate, wobei jedoch zu bemer⸗ 


ken iſt, daß die Ueberſchwemmungen nur unter gewiſſen, gewöhnlich ſelten 


vorkommenden Bedingungen angewendet werden können. 3 
Die widerſtandsfähigen amerikaniſchen Rebſorten, veredelt mit unſern 
edlen Weintraubenarten, geben endlich ſo außerordentlich befriedigende 


Weinernten, daß der größte Theil der alten Gegner derſelben — ſelbſt 


Fachautoritäten, welche ſich bisher hartnäckig zeigten — ihre Meinung 
zu Gunſten derſelben umgewandelt haben. u 
Das Anſtreichen der Reben (la badigeonnage) zur Zerſtörung der 
Wintereier wird in vielen Gegenden vorgenommen und berechtigt wirklich 
zu guten Hoffnungen. 4 
Zum Schluſſe wiederholt Dr. Menudier die Empfehlung der ſchon 
bekannten Mittel zur Vernichtung der Phylloxera in Weingärten mit ein⸗ 
heimiſchen Reben bepflanzt: das Unterwaſſerſetzen der Weingärten und 
die Behandlung derſelben mit Schwefelkohlenſtoff (sulfure de carbone) 
und mit Kaliumſulfocarbonat. L. v. N. 4 
in „Weinlaube.“ 

Acelimatiſation neuer Futterpflanzen. In ſeinem Werke „Aus 
wahl von außertropiſchen Pflanzen empfiehlt Baron von Mül⸗ 
ler verſchiedene in Auſtralien einheimiſche Arten der Gattung Atriplex 4 
als vorzügliche Futterpflanzen, deren Anbau reſp. Naturaliſation in ver- 
ſchiedenen Ländern mit einem analogen Klima ſehr lohnend werden dürfte. 
Es find Atriplex erystallinum, J. Hooker, Südoſt-Auſtralien, Atris 
plex halimoides, Lindley, über den größten Theil des ſalzigen wüſten 
Innern von Auſtralien verbreitet, Atriplex nummularium, Lindley, 


Queensland, Victoria, Süd⸗Auſtralien, Atriplex spongiosum E. von 2 


Mueller, Gentral- Auſtralien und Atriplex vesicarium, Heward, Südoſt⸗ . 


und Central⸗ Auſtralien. Dieſe Weideſalzbüſche Auſtraliens liefern nicht 


nur ein geſundes, treffliches Maſtfutter, ſondern können auch als Sand 
bindende Pflanzen verwerthet werden. Der genannte Botaniker ſchickte 
von dieſen und einigen anderen Arten Samen an die franzöſiſche Accli⸗ 
matiſationsgeſellſchaft in Paris und berichtete vor Kurzem Herr Prilleug 
über den Anbau derſelben. 2 

Im ſüdlichen Frankreich, ſo im Departement der Seealpen bei un⸗ 
tibes und in den ſalzhaltigen Gebieten der Inſel Camargue im Mittel- 
meer hat ihre Ausſaat ſchon gute Reſultate geliefert, indem ſie dort 


vortrefflich gedeihen, mit Blättern und Blüthen dicht bedeckte Zweige 


329 


liefern. Auch Chenopodium nitrariaceum, F. von Mueller gehört 
hierher, es iſt dies ebenfalls ein ziemlich hoher Salzbuſch des Inneren 
von Auſtralien, der als Schaffutter vorzüglich iſt. Die Vegetation dieſer 
Halbſtauden iſt nach Herrn Naudin in Antibes eine ungemein üppige, 
indem die etwas holzigen Stengel, nach oben in zahlreiche Zweige ſich 
theilend, die mit ſaftigen Blättern über und über beladen ſind, eine Höhe 
von etwa 1 M. erreichen. Naudin ſchickte Samen dieſer Chenopodi- 
aceen an den General Loyſel in Algier, um ſie in den Oaſen der algie— 
riſchen Sahara ausſäen zu laſſen, und ſollen die Ausſaat-Verſuche in 
dem ſalzigen Terrain von Ghatdin ſchon recht günſtig ausgefallen ſein. 
Falls ſich dieſe Pflanzen in Frankreich acclimatiſiren laſſen, dürften ſie 
auch für die Küſtengegenden Italiens und Dalmatiens nutzbringend wer— 
den, ja vielleicht auch in manchen Heidegegenden Mitteldeutſchlands. 

Der Anfang der Pfirſichkultur in Montreuil. Die weltberühmte 
Pfirſichgärtnerei zu Montreuil in Frankreich hat dem Fruchtgarten zu— 
folge folgenden hiſtoriſchen Urſprung. Ein alter verwundeter Soldat der 
franzöſiſchen Armee, Namens Girardot, zog ſich in der Mitte des vori— 
gen Jahrhunderts ouf feine kleine, beiläufig 3 Hektaren betragende Be⸗ 
ſitzung zurück und hatte den Einfall, auf derſelben eine Anzahl paralleler 
Mauern bauen zu laſſen, an denen er Pfirſiche am Spalier zog. So 
verwandelte er ſein Gut in 67 einzelne Gärten und, Dank ſeiner geſchick— 
ten Methode im Behandeln und Beſchneiden der Bäume, brachten ihm 
dieſe durchſchnittlich 30 — 40.000 Francs im Jahre ein. Er hatte die 
beſten und frühzeitigſten Früchte; oft ſtanden 60 Equipagen vor ſeinem 
Thore, um ſeine Wunder anzuſehen; er wurde bald ein reicher Mann, 
ſeine Kulturart ein Gemeingut der Bewohner von Montreuil und die 
Grundlage ihres jetzigen Wohlſtandes. 

Das Vorkommen von Coniferin und Vanillin im Spargel con⸗ 
ſtatirte Edmund O. von Lippmann, welcher durch den zuweilen vor— 
kommenden ſchwach vanilleartigen Nachgeſchmack beſonders des präſervir— 
ten Spargels darauf aufmerkſam wurde. Es gelang ihm, etwas Vanil— 
lin und beträchtliche Mengen von Coniferin aus dem Spargel darzuftel- 
len, beide ſtimmten in allen chemiſchen und phyſikaliſchen Eigenſchaften 
mit dem Vanillin und Coniferin anderer Herkunft überein, und kommen 
bekanntlich dieſelben auch in der Vanilleſchote, in dem Nadelholze, in den 
Kernen der Trauben vor. Dieſe intereſſante Entdeckung zeigt, daß die 
Verbreitung von Vanillin und Coniferin im Pflanzenreiche viel allgemei- 
ner iſt, als man anzunehmen pflegt. 

(Induſtriebl. nach Berichten der deutſchen chem. Geſellſch. 18. 3335.7“) 


SEHE 


Neue Entwürfe zu Teppich⸗Gärten und Blumen-Parterres fo- 
wie deren Anlage und Bepflanzung. Von Ernſt Levy, weil. Land— 
ſchaftsgärtner. — Vierte umgearbeitete und erweiterte Auflage, herausge— 
geben von Dr. Ed. Brinckmeier. Mit 8 Tafeln in Farbendruck, ent— 
33 95 Figuren. Preis 2,50 M. Verlag von Hugo Voigt, Leip— 
zig, 1886. 


330 


Dieſe von dem ehemaligen Gründer und Chef des Brinckmeier'ſchen 
Palmengartens herausgegebene neue Auflage der Levy'ſchen Schrift wird 
wahrſcheinlich eine raſche Verbreitung finden, da die Zeichnungen ſehr ge— 
fällige ſind, die Auswahl der Pflanzen für die einzelnen Figuren eine 
ebenſo geſchmackvolle iſt, und eine gar zu grelle Farbenzuſammenſtellung 
ſorgfältig vermieden wird. Den vielen Freunden für Teppichbeete wird 
es nicht ſchwer fallen, aus dem in dieſer Schrift gegebenen das für ſpe- 
cielle Fälle Geeignete zu finden, indem ſie es entweder jo verwenden wie 
es vorliegt, oder es dem Zwecke angemeſſen modificiren. Auch auf eine 
möglichſt billige Herſtellung größerer Teppichbeete iſt hier beſonders Rück⸗ 
ſicht genommen worden. 1 


The Gallery of Marianne North's Paintings of Plants 
and their Homes, Royal Gardens, Kew. Descriptive Ca- 
talogue compiled by W. Botting Hemsley, A. L. S. etc. Dieſe 
einzig in ihrer Art daſtehende Gemälde-Sammlung iſt den königl. Kew⸗Gär⸗ 
ten als ein in der That fürſtliches Geſchenk einverleibt worden und dürfte 
es auch deutſche Leſer intereſſiren, etwas über die Geſchichte und den Ur- 
ſprung derſelben zu vernehmen. 

Fräulein Marianne North, eine ebenſo kühne Reiſende wie talent— 
volle Künſtlerin, welche ihren Pinſel faſt ausſchließlich dem Gewächsreiche 
geweiht hat, beſuchte in den Jahren 1872 — 1885 die verſchiedenſten Län— 
der unſerer Erde, wie Chile, Braſilien, Jamaica, Nordamerika, Indien, 
Ceylon, Südafrika, Seychellen, Teneriffa, Borneo und Java, Japan, Neu-See⸗ 
land, Auſtralien und entwarf unter dieſen tropiſchen und gemäßigten Him- 
melsſtrichen eine ganze Reihe (der beſchreibende Katalog zählt 818 Num⸗ 
mern auf) von Pflanzenbildern nach der Natur, entweder eine oder meh- 
rere Arten darſtellend oder auch beſonders ſchöne Scenerien mit dieſem 
oder jenem charakteriſtiſchen Baume im Vordergrund wiedergebend. Kew, 
auf welches die Engländer mit Recht ſtolz find, empfing ſchon jo man- 
ches koſtbare Geſchenk, ſo wurde beiſpielsweiſe aus Privatmitteln ein 
pflanzenphyſiologiſches Laboratorium daſelbſt vor einigen Jahren erbaut, 
Kew war denn auch der glückliche Empfänger dieſer künſtleriſch ſchönen 
und botaniſch genauen Oelgemälde. Doch damit nicht zufrieden, ließ die 
großmüthige Geberin auf ihre Koſten ein ebenſo ſchönes wie praktiſch ein 
gerichtetes Gebäude in dieſen Gärten errichten, überwachte ſelbſt mit Ken— 
neraugen die Aufſtellung ihrer Schöpfungen. Auch die Druckkoſten des 
Katalogs wurden von ihr gedeckt und welch' allgemeines Intereſſe dieſe 
Sammlung erregt, geht ſchon aus der Thatſache hervor, daß bereits die 
vierte Auflage des Katalogs erſchienen iſt. Im engſten Anſchluß an die 
Gewächshäuſer und Muſeen jener Gärten bieten dieſe Gemälde ein wei— 
tes und reiches Feld der Belehrung auf dem Gebiete der Botanik da. 
Solche unter ihnen, welche förmliche Landſchaftsbilder vorführen, haben 
außerdem noch den beſonderen Werth, daß derartige Naturſchönheiten, die 
jetzt über kurz oder lang der immer weiter vorwärts rückenden Koloni⸗ 
ſation, welche Axt und Pflug, Waldbrände und unzählbare Heerden in 
Bewegung ſetzt, weichen müſſen, wenigſtens bildlich der Nachwelt überlie⸗ 
fert werden. Eine Weltkarte befindet ſich gleichzeitig in der Gallerie und 


331 


hat man darauf mit farbigen Punkten die Länder näher vermerkt, über 
welche die Künſtlerin ihre erfolgreiche Thätigkeit ausgedehnt hat. Zur 
leichteren Orientirung des Beſuchers hat Herr Hemsley ein kurzes pflan— 
zengeographiſches Expoſé der betreffenden Ländergebiete gegeben und re— 
präſentiren dieſe Gemälde nach ſeiner Schätzung 146 Ordnungen, 727 
verſchiedene Gattungen und etwa 900 Arten, von letzteren wurden manche, 
die weniger deutlich hervortraten, unberückſichtigt gelaſſen. Aus jedem 
Lande laſſen wir die in dieſem Kataloge gegebene Beſchreibung eines die— 
ſer Gemälde hier folgen. 

Nr. 12. Einige in Quilpué (Chile) wildwachſende Blu— 
men. Auf der rechten Seite des Gemäldes mehr nach oben hin bemer— 
ken wir die buſchigen Blätter und herabhängenden, orangefarbigen Blu— 
men der Lobelia salicifolia, Don,, untermiſcht mit dem lieblichen Blau 
von Conanthera bifolia, R. & P. Hieran ſchließen ſich eine grüne und 
weiße Chloraea und die kleine blaßgelbe Lithraea venenosa, Miers 
(Rhus caustica Hook. et Arn.), welche ebenſo giftig fein ſoll wie einige 
nordamerikaniſche Arten der Gattung. Weiter nach unten zu tritt uns 
eine Alstroemeria, wahrſcheinlich A. peregrina, R. & P. mit roſa- und 
orange⸗purpurnen Blumen entgegen, dieſelben werden eingefaßt von jenen 
der A. aurantiaca, einer anderen Chloraea und des „Mint Bush“ 
(Psoralea glandulosa, Linn.) Die geſtreiften Blätter und eigenthüm⸗ 
lich geformten, trübe purpurnen und grünen Blumen gehören zu Ari- 
stolochia chilensis, Miers, ferner fallen noch eine purpurblüthige Oe- 
nothera, eine gelbe Varietät der vielfarbigen Salpiglossis sinuata R. 
& P. und ein Strauch mit rothen Blüthen, der nicht identificirt werden 
konnte, ins Auge. Auch der für dieſes Land ſo charakteriſtiſche Seifen— 
ſtrauch, Quillaja saponaria, Molina kommt durch feine grünen Blumen 
und Samenkapſeln auf dieſem Gemälde zur Geltung. 

Nr. 29. Braſilianiſche Früchte und Gemüſe. Im Vor⸗ 
dergrund liegen die Früchte der Oehro (Hibiscus esculentus, L.), 
deren mucilaginöſe Eigenſchaften zum Verdicken von Suppen und dgl. 
mehr dort ſehr geſchätzt werden. Eine Kürbisart, Borbora genannt, 
ſowie Blumen und Knollen der ſüßen Kartoffel (Ipomoea Batatas L.) 
bilden den Hintergrund, dazwiſchen ſchimmert die rothe Guianga- Frucht, 
einer Myrtacee hervor. 
| Nr. 112. Blätter, Blumen und Früchte der Granadilla, 
Jamaica. Die Früchte mehrerer Arten und Varietäten von Paſſions⸗ 
blumen werden bekanntlich ſehr geſchätzt. Hier iſt es die Passiflora ma- 

erocarpa, Mast. 
. Nr. 194. Wildwachſende Blumen aus der Nachbarſchaft 
von New⸗PYork. Nach vorne zur Linken die eigenthüm liche „Cancer— 
Root“ oder nackte Sonnenwurz (Aphyllon uniflorum Torr. & Gr.), 
ein unſern Sonnenwurzarten verwandter Wurzelparaſit, dadurch bemer— 
kenswerth, daß jeder Stengel immer nur eine Blume trägt, dahinter der 
ſcharlachrothe und gelbe Ackelei (Aquilegia canadensis L.) mit dem pur— 
n Frauenſchuh in der Mitte und Blumen von Azalea nuditlora 
L. und Andromeda Mariana L. zur Rechten. 
Nr. 221. Belaubung, Blumen und Frucht eines gemei— 


332 


nen indiſchen Waldbaumes. Dies iſt Bauhinia variegata, Linn. 
Die Gattung Bauhinia enthält ſehr zahlreiche Arten, die in warmen 
Ländern eine weite Verbreitung zeigen. Sie gehört zu den Legumino— 
sae, iſt mit Cassia und Poinciana nahverwandt. Man beobachte die 
zweizähligen Blättchen, Dank dieſes Merkmals verfiel man auf den glück— 
lichen Gedanken, die Gattung nach den Gebrüdern, John und Caspar 
Bauhin, Botaniker des 16. Jahrhunderts zu benennen. 

Nr. 247. Blätter und Blumen des rothen Baumwollen— 
baumes und ein Paar langſchwänziger Fliegenfänger, Cey— 
Ion. Ein ſehr großer Baum (Bombax malabaricum, DC.), der in 


den Wäldern Südindiens und Birmas ſehr gemein iſt. Gleich dem wei N 


ßen Baumwollenbaum (Eriodendron anfractuosum ſind die Samen 
dieſes Baumes in ſeidenartiger Wolle eingehüllt, welche zum Stopfen von 
Kiffen und Pfühlen Verwendung findet. Dieſe ſogenannten Baumwol- 7 
lenbäume gehören zur ſelben Ordnung wie die ächte Baumwollenpflanze, 
die Wolle ihrer Samen iſt aber zu kurz und ſpröde, um Gewebe 
daraus zu bereiten. Der Name des hier abgebildeten Vogels iſt Muss 
cipeta paradisi. 

Nr. 331. Das Knobholz und Blumen von Natal. Einer 
der eigenthümlichſten Bäume Südafrikas iſt der „Knobhout“ oder „Knob— 
wood“ (Zanthoxylum capense, Harv. = Fagarastrum capense, 
Don.), deſſen Stamm mit knopfähnlichen Auswüchſen der Rinde beſetzt 
iſt; dieſelben laſſen ſich mit der Zeit leicht abnehmen und dienen den Kin- 
dern zum Spielzeug. Auf dem hier abgebildeten Stamme wächſt eine 
Angraecum species, dann bemerkt man auch noch die Blumen eines 
Schlingſtrauches, Ceropegia Saundersoni, Dene, aus der Familie der 
Apocynaceen. N 

Nr. 467. Palmen, Capuciner-Bäume ꝛc. auf den Klippen nahe 
bei Venus Town, Mahé (Seychellen), Die am meiſten ins Auge ſprin— 
gende Palme iſt Stevensonia grandifolia, Duncan mit Schraubenpal— 
men (Pandanus) zur Linken. Dahinter ragen todte und lebende Exem— 
plare des Capuziner-Baumes (Northea seychellana, Hook. f. = Mimu- 
sops Hornei, Hartig) hervor, welcher ſich durch eine ſchöne Belaubung 
auszeichnet. Eine epiphytiſche Feige umſchlingt einen aſtloſen Stamm 
zur Rechten. 1 

Nr. 511. Drachenbaum in dem Garten des Herrn Smith, 
Teneriffa. Der Drachenbaum oder richtiger der Drakenblutdbaum 
(Dracaena Draco, L.) iſt in Teneriffa zu Hauſe und gehört zu den 


berühmteſten Bäumen in der Naturgeſchichte. Noch vor wenigen Jahren — 
befand ſich in einem Garten Orotavas ein gigantiſches Exemplar defſ-— 
ſelben, welches kaum an Größe zugenommen hatte, nachdem es von den See- 


fahrern zu Anfang des 15. Jahrhunderts beſchrieben worden war. Die- 
ſer Baum hatte eine ungefähre Höhe von 75 Fuß und hielt ſein Stamm 

gegen 78 Fuß im Umfang. Schon lange vor der Zerſtörung des Bau— 
mes durch einen Sturm im Jahre 1867 war der Stamm vollſtändig 
hohl. Humboldt und andere Gelehrte vermutheten früher, daß dieſe Art 


ein ſehr hohes Alter erreichte, jetzt weiß man aber, daß der Stamm in 4 


einer verhältnißmäßig kurzen Periode feine volle Ausdehnung erlangt. Der 


333 


dicke harzige Saft deſſelben findet jetzt kaum noch Verwendung, das Dra— 
chenblut des Handels kommt von einer Calamus species. 

561. Eine neue Schlauchpflanze von den Kalkſteinge— 
birgen von Sarawak, Borneo. Dieſe, Nepenthes Northiana, 
Hook. f. hat von allen bekannten Arten, N. Rajah, Hook f. ausge— 
nommen, die größten Schläuche. Nachdem die Herren Veitch dieſes Ge— 
mälde geſehen hatten, ſandten ſie einen beſonderen Sammler nach Bor— 
neo, um die Art zu erlangen, was auch gelang, indem derſelbe lebende 
Pflanzen derſelben heimbrachte, welche mit vollem Recht den Namen ih— 
rer Entdeckerin trägt. 

Nr. 585. Spinnen-Orchidee, in Singapore kultivirt. 
Eine Arachnanthe species, wahrſcheinlich A. moschifera, Blume, (Re— 
nanthera Arachnites. Lindl.); Japan wird als Vaterland derſelben 
angegeben, wahrſcheinlich ſtammt ſie aber vom malayiſchen Archipel. Das 
centrale Blumenblatt (labellum) hat einen vanilleartigen Geruch, ſobald 
daſſelbe entfernt wird, find die Blumen geruchlos. 

Nr. 610. Ein im botaniſchen Garten Buitenzorg (Java) 
von Palmen und Bananen beſchatteter Schneiderladen. Die 
Sagupalme (Sagus laevis, Rumph.) erreicht in 15 Jahren eine Höhe 
von etwa 30 Fuß und treibt dann eine große endſtändige Inflorescenz. 
Bevor dieſe zur Reife gelangt, wird der Baum abgehauen, das Mark 
herausgenommen und durch vieles Waſchen zum Verbrauch im eigenen 
Lande oder auch zum Export zubereitet. Nach Wallace's Schätzung ge— 
nügt ein Baum, um einen Mann während eines Jahres zu ernähren. 

Nr. 658. Fernanſicht vom Berge Fuſiyama (Japan) und 
Wistaria. Dieſer ſchöne Schlingſtrauch, Wistaria chinensis, DC. iſt 
in China und Japan zu Hauſe und wurde gegen das Jahr 1816 nach 
Europa eingeführt. Die Originalpflanze ging faſt zu Grunde, indem 
ſie zu Anfang in einem Warmhauſe kultivirt wurde. 

Nr. 709. Anſicht vom botaniſchen Garten, Hobart To— 
ron, Tasmanien. Grasbäume (Xanthorrhoea sp.) und eine „Oyster 
Bay Pine“ (Frenela rhomboidea, Endl. var. tasmanica) im Vor— 
dergrund. 

Nr. 721. Neuſeeländiſche Blumen und Früchte. Die ſphä— 
riſche Pflanze im Vordergrund ſtellt ein kleines Exemplar der „Vege— 
table Sheep“ (Raoulia eximia, Hook. f.) da. Sie bewohnt die Ge— 
birge, wird ſo groß und ſieht von einer kleinen Entfernung aus einem 
liegenden Schafe ſo ähnlich, daß mancher Schäfer ſchon häufig die Gipfel 
der ſteinigten Berge erklommen hat, um ſtatt eines verirrten Schafes nur 
einen Klumpen dieſer Compoſite anzutreffen. Hinter der Raoulia bemer⸗ 
ken wir auf dem Gemälde einige Wedel des Neu-Seeland eigenthümlichen 
Trichomanes reniforme, Forſt. Die ſtachlichen Blätter ſind jene der 
ſüdlichen Brombeere, (Rubus australis, Forst.) welche eine gelbliche ſaure 
Frucht hervorbringt, und die gelben eßbaren Beeren find jene der Ka- 
raka (Corynocarpus laevigata, Forst.), einem Repräſentanten der Ana— 
cardiaceen mit großen lorbeerähnlichen Blättern. Zur Linken befinden 
ſich einige herabhängende Aehren einer blauen Veronica, und eine andere 
Art, wahrſcheinlich V. speciosa, R. Cunn. wird weiter rechts darge— 


351 


stellt, während die Mitte von den büſchelartigen, ſcharlachrothen Blumen 
des Metrosideros tomentosa, A. Cunn. mit den weißen der Plagian- 
thus Lyallii Hook. f. contraſtirend, ausgefüllt wird. 

Nr. 742. Wilde Blumen von Victoria und New South 
Wales. Im Hintergrunde 2—3 Arten von Styliaium, eine artenreiche 
(80 sp.) faſt ausſchließlich auf Auſtralien beſchränkte Gattung. Sie find 
bekanntlich bemerkenswerth durch die große Reizbarkeit, welche im Cen— 
tralorgan (Säule) der Blume beim Berühren zu Tage tritt. Zur Ned: 
ten ſehen wir eine gelb und purpurn blühende Orchidee (Diuris sp.). 
Die gelbblühende Compoſite mit dunklem Mittelpunkt iſt ein ſüdafrika⸗ 
niſches Unkraut (Cryptostemma calendulacea, R. Br.), welches in 


wenigen Jahren faſt alle Wieſen in Victoria überzogen hat. Eine Pa— 5 
pilionacee, Platylobium triangulare R. Br., ſowie Blumen der 


Epacris longiflora, Cav. liegen mehr nach vorne zu, während jene 
einer Grevillea sp. die rechte Seite des Bildes ausfüllen. 

Mögen dieſe wenigen Beiſpiele genügen, um dem verehrten Leſer die 
Vielſeitigkeit dieſer Gemälde, den ebenſo belehrenden wie intereſſanten Inhalt 
des Katalogs einigermaßen zu veranſchaulichen. Unſerm Freunde, Herrn 
Hemsley ſprechen wir am Schluß beſten Dank für gütige Ueberſendung 
ſeines Buches aus. Goeze. 


— — 


Gartenbau Vereine. 


Ausſtellungen. i 

Am 26. April eröffnete die königl. Geſellſchaft Flora in Brüffel 

ihre 106. Blumenausſtellung, die ſehr erfolgreich verlief, ſich durch die 
Menge neuer Pflanzen ganz beſonders auszeichnete. Obenan ſtand hierin 


die Compagnie Continentale (Gent), doch auch andere Firmen 


und verſchiedene Liebhaber, dann auch der botaniſche Garten von Lille 
hatten ſehr Tüchtiges geleiſtet. Unter den Neuheiten ſeien erwähnt: Oy- 
phokentia d' Haenei, Areca Baueri var. hyeroglyphica, Colocasia 
Grusoniana und Sayenia mamillosa, eine intereſſante Einführung von 
Neu⸗Guinea. 


Die kaiſerl. königl. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien hielt 4 


ihre jährliche Frühjahrsausſtellung vom 15.— 19. April ab, welche ſich durch 
Vorführung vieler Neuheiten auszeichnete. Palmen, Neuholländer und Aroi- 


deen ſetzten die Hauptgruppen zuſammen. Die wenigen Orchideen waren in 
beſonderen Glaskäſten, um ſie gegen die ungünſtige Witterung zu ſchützen. 
Himalaya- und Hybride- Rhododendren, Azalea mollis und indica, 
ſowie prachtvolle Roſen prangten im ſchönſten Flor. Schönbrunn zeich- 


nete ſich durch ſeine vorzügliche Proteaceen-Sammlung aus, auch eine Palme 
von demſelben Garten, Saribus subglobosus verdiente beſondere Beachtung. 


In den Tagen vom 11. bis 16. Mai fand die Ausſtellung der Natio- a 1 
nalen Gartenbau-Geſellſchaft in Paris ſtatt, auf welcher Herr # 
Chantin durch feine große Gruppe von Palmen, Baumfarnen, Orchideen ꝛc. 


als erſter Sieger hervorging. Daran reihten ſich die Herren Truffaut 


335 


mit Orchideen, Bromeliaceen, Warmhauspflanzen und indiſchen Aza- 
leen; Chantin Freres mit Sämlingen von Dracaena, Croton und An- 
thurium; Bleu mit ſehr ſchönen Caladien, Anthurium Scherzerianum 
Parisiense und prächtigen Samenpflanzen von Bertolonien. Die Ro— 
ſen des Herrn Charles Verdier erregten wie immer allgemeine Be— 
wunderung. Die Annuellen waren durch das Haus Vilmorin An— 
drieux & Co. vorzüglich vertreten. Lemoine von Nancy hatte einige 
gefüllte Syringen eingeſchickt. Die Gruppe des Herrn Maſſange von 
Baillonville beſtand aus 50 Exemplaren ſehr ſchöner Cattleya Mossiae, 
C. Mendelii, verſchiedenen Cypripedien etc. und machte ihrem Ausſtel— 
ler alle Ehre. Aus den ſpäter erſcheinenden Verhandlungen dieſer Ge— 
ſellſchaft hoffen wir Einiges über den gleichzeitig abgehaltenen Kongreß 
veröffentlichen zu können. 


Gartenbau-Verein zu Halle a. S. Derſelbe wird in den 
Tagen vom 4. bis incl. 8. September d. J. eine Ausſtellung veranſtalten. 
Herr Dr. ph. Heyer wird Intereſſenten gerne weitere Auskunft ertheilen. 


kurzem die jedenfalls ſehr anerkennungswerthe Einrichtung getroffen, in 
ſeinem Vereinsorgane einen Verkehrsanzeiger einzurichten, der zwiſchen den 
Producenten und Conſumenten öſterreichiſcher Bodenprodukte eine raſche 
Vermittelung herbeiführen ſoll. Alle Nachfragen nach friſchem Obſt und 
Obſtprodukten werden mit Angabe der Adreſſe des Nachfragenden in 
demſelben gratis aufgenommen und darf man mit Sicherheit erwarten, 
daß die engen Wechſelbeziehungen zwiſchen Produktion und Conſum da— 
durch nur noch deutlicher zu Tage treten werden. Wir werden von dem 
löblichen Vorſtande dieſes Vereins erſucht, die hierauf bezügliche Notiz in 
unſerem Blatte zu veröffentlichen: 
„Auskunft über verfügbare Vorräthe an Obſt und Obſtprodukten 
in Oeſterreich ertheilt die Vorſtehung des k. k. öſterreichiſchen Pomolo— 
gen⸗Vereins (Leechwald-Graz, Steiermark, Oeſterreich). Specielle Wünſche 
und Bedürfniſſe in dieſen Artikeln beſorgt deſſen Organ gratis zur all- 
gemeinen Verlautbarung, darauf die Producenten derart offeriren wer- 
den. Derlei Anliegen ſind gleichfalls unter vorſtehender Adreſſe an die 
Vereinsleitung zu dirigiren, welche die Publication beſorgt.“ 


Perſonal⸗Nachrichten. 


v + Ambrofe Verſchaffelt. Wohl wenige ausländiſche Gärtnereien 
erfreuten ſich vor Zeiten eines ſo ausgezeichneten Rufes wie jene des Herrn 


Verſchaffelt in Gent, ein Ruf, der glücklicherweiſe durch den Beſitzwechſel, 


indem die Compagnie Continentale die Gärtnerei käuflich erwarb, 
in keiner Weiſe geſchmälert wurde. Nun iſt der rühmlichſt bekannte Grün— 
der in ſeinem 62. Jahre nach ſchweren Leiden zur ewigen Ruhe einge— 
gangen, (16. Mai). Der Name Verſchaffelt wird aber ſtets in den An- 
nalen des europäiſchen Gartenbaues ein hochangeſehener bleiben. 


336 


Herr Maurer, Inſpektor des botaniſchen Gartens in Jena hat am 3 
J. Juli d. J. fein Amt niedergelegt, um fi) ganz den Baumſchulen zu 
widmen, welche er nach dem Tode ſeines Vaters übernommen hatte. 

Herr Rettig, bisher Gehülfe am Berliner botan. Garten iſt zum 
Nachfolger des Herrn Maurer ernannt worden. 

Prof. G. L. van Hulle und Prof. E. Rodigas in Gent erhielten 
von ihrer Regierung die königlich belgiſche Medaille I. Cl. für bürger- 
liche Verdienſte. 

Dr. Gravis, bisher Aſſiſtent des Profeſſor E. Morren iſt zu ſei— 
nem Nachfolger als Profeſſor der Botanik und Direktor des botaniſchen 
Gartens in Lüttich ernannt worden. 

Herr George Nicholſon, ſeit 14 Jahren Subcurator der Kew-Gär⸗ 
ten iſt an Stelle des penfionirten Herrn John Smith zum Curator die— 
ſer Gärten ernannt worden. 

Herr Watſon iſt in die Stelle des Herrn Nicholſon eingerückt. 

Kunſt⸗ und Handelsgärtner Adolf Schulz in Berlin wurde von 
Sr. Majeſtät dem Kaiſer auf die Dauer von 5 Jahren in den Volks— 
wirthſchaftsrath berufen, — eine dem ganzen deutſchen Gärtnerſtande zu 
Theil gewordene Auszeichnung. 


Eingegangene Kataloge. 


Dammann & Co., San Giovanni à Teduccio (Italien). Samen⸗ 
Offerte von ſeltenen Palmen und Pinus Parryana (Mai). 

Lorenz Braun, Aquarienfabrikant in Würzburg. Als Speciali— 
tät liefert die Fabrik ſogenannte „Bilderaquarien“, eine reizende Neuheit, 
welche eine ebenſo originelle wie wirkungsvolle Wanddecoration für jeden 
Salon bildet. 

F. Sündermann, Lindau am Bodenſee (Bayern). Verzeichniß 
von Alpenpflanzen, ſubalpinen Stauden, Freilandfarnen, Erdorchideen und 
Waſſerpflanzen. 

Nr. 72. 1886. Preis-Verzeichniß von Blumenzwiebeln kultivirt 
en gros von C. H. Eldering & Söhne, Heemſtede bei Haarlem 
(Holland.) 

Die Wittwe Emma Gradke bringt hiermit zur Kenntniss, 
dass sie das Geschäft unter der alten Firma weiterführen wird 
und dass sie ihren Geschäftsführer Herrn Carl Bannert seit dem 
1. März 1886 entlassen hat. 

F. Gradke, Kunst- und Handelsgärtnerei. 
Zarskoje-Selo bei St. Petersburg. 


W Dieſem Hefte liegt gratis bei: Offerte von F. C Heinemann 
Samen- und Pflanzenhandlung in Erfurt. 


Pruck von Fr. Jacob in Düben 


| Im Verlage von Rod. Kittler in Hamburg find ferner erſchienen: 


m. Die Urbarmachungen und Verbefferungen des Bodens 
der Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, ſumpfige 
Wieſen, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu machen, die cultivirten 
zändereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 
ung zur Tiefeultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ꝛc. von Dr. William 
webe, Redacteur der illuſtrirten landwirthſchaftlichen Dorfzeitung. Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
* Geh. M. 7. 60 Pf. 
Dieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände— 
eien, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
de Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
nd ſeiner Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
anz geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beſten Methoden nach zum leichten Stockroden 
uf Waldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
um Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
nbenugten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


| 


— * 


Beyer, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueſten wich⸗ 
tigſten und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank— 
heiten, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
Guts⸗ und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen ꝛc. Gr. 8. Geh. 
75 Pf. i 


Fuydt, P. C. de, Theoretiſche und praktiſche Anleitung zur Cultur der Kalthaus- 
pflanzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über 
Pflanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung 
der verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien Lande und für das Zim— 
mer, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern zu kultivirenden Pflanzen. Mit 18 Ab⸗ 
bildungen. Gr. 8. Geh. M. 2,25 Pf. 

* EN, 

öbe, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
lagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
Futterpflanzen, Knollen und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt⸗ und Maulbeerbäume, des 
Weinſtockes, der Küchengarten- und Zierpflanzen. Gr. 85. Geh. M. 3. —. 


— at 


R 

übe, Dr. William, Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners. Voll⸗ 

4 ſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen- und Gartenbau 
nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. 

Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8. Geh. M. 3. — 

) F 


Föbe, Dr. William, Die künſtlichen Düngemittel und die Compoſte. Mit beſonderer Bes 
f kückſichtigung der Vermeidung des Düngerverluſtes in größeren Städten. Für 
1 dandwirthe, Ortsbehörden, Düngerfabrikanten und Düngerhändler. Gr. 8%. Geh. M. 1, 20 Pf. 


Fölar, J. L. von. Die Wurzeln der Pflanzen oder die Bodenvergiftung durch die Wurzel⸗ 
ausſcheidungen der Pflanzen. gr. 8. geh. (161 Seiten). 2. Ausg. M. 2, 40 Pf. 
„Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er durch den vermehr⸗ 
n Ertrag ſeines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald tauſendfach erſetzt ſehen wird. 
auch Gärtner, Botaniker und Naturfreunde werden daraus noch viel Neues, Nützliches und Beleh— 

Indes erfahren. 


| 11677 F., Mittheilungen über einige Gärten des Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaates. 
1861. gr. 8. geh. (49 Seiten) 80 Pf. 


1 ühlke, F., Die botaniſchen Gärten mit Rückſicht auf ihre Benutzung und Verwaltung. 
Eein Commentar zu den Bemerkungen über die Führung von botaniſchen Gärten, welche zum 
öffentlichen Unterricht beſtimmt ſind. Von L. C. Treviranus, ord. Prof. der Botanik zu Bonn. 

- 1849. gr. 8%. geh. (16 Seiten) 40 Pf. 


* 


1 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


A l 


DIET EEE TUE ZTE BRD ET EERS 
7 h 2. 2 
2 


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— 
* 


rd University 


Zweiundvierzigſter Achtes 
Jahrgang. 


Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 
für Garten⸗ und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 
Kgl. Garten ⸗Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


Aus meinen engliſchen Reiſeerlebniſſen von M. Rödel 
Nach amerikani 1 65 Syſteme gedörrtes Obſt und Gemüſe 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom April 1886 und 1885 von C. C. 


05 sit 150 3 2 
Die Samenkataloge der botan. Gärten und die Reer keien N im Greifswalder Garten 


von E. Goeze 8 
Alte und neue empfehlenswerthe pflanzen 8 . 5 - 
Abgebildete und beſchriebene Früchte 
Feuilleton: Wie erlangt man harte Varietäten? 367. — Denkmal für Alexander von Hum⸗ 


* 


boldt 368. — Pflanzenbutter 368. — Obſtbau in Californien 368. — Handel mit geſchnit⸗ 
tenen Blumen 369. — Ausſtellung der engliſchen Kolonien und Indiens in London 371. 
— Datura Stramonium und die Phylloxera 372. — Die Sammlungen des verſtorbenen 


Profeſſor Morren 372. — Fabiana imbrieata 373 — Ueber die Knöllchen an den Legumi⸗ 
5 373. — Knodalin 374. — Einiges über die erſten Anfänge der Ziergärten⸗ 
anlage } x 

Garten aubereine, Aus tetfingen u. ſ. w. Gärtneriſche Excurſion nach England 376. — 
. ber die Thätigkeit des Gartenbau⸗Vereins zu Potsdam 377. — Jahresbericht 
des leſi 5 Central⸗Vereins für Gärtner und Gartenfreunde 377. — Internationale 
Gartenbau⸗Ausſtellung zu Dresden, Mai 1887 5 : 

Literatur: L’art des Jardins 377. — Index Florae sinensis. By Fr. B. Forbes & W. B. Hems- 
ley. 379. — Les Microbes du Sol par E. Laurent 380 — Nouvelles recherches sur le type 
sauvage de la Pomme de terre par A. de Candolle 381. — Bau und Fee PAR . 
ee von Carl D. Bouchs und Julius Bouches A 


Hamburg, 
Verlag von Robert Kittler. 


375 


a 


u 


— — 


Im Verlage von N. Kittler in Hamburg iſt ſoeben neu erſchienen: 


Neues vollſtändiges Taſchenwörterbuch 3 | 
der portugieſiſchen und deutſchen Sprache. 


Mit beſonderer Rückſicht auf Wiſſenſchaften, Künſte, Induſtrie, Hande i 

2 Bearbeitet von E. 0. Bf x er N 
2 Theile. 3. Auflage. Geh. 1335 Seiten. Preis M. 11.— 1 

Das einzige ſeiner Zeit nutzbare portugieſiſche Wörterbuch von Wagener (zu M. 34, 50 

vor circa 70 Jahren erſchienen, iſt durch die völlige Umwandlung beider Sprachen ſo gänzlich ver 
und unbrauchbar geworden, und das Wollheim'ſche Wörterbuch iſt an Umfang ſo klein und de 
unvollſtändig, daß es in Wirklichkeit für die portugieſiſche Sprache kein Wörterbuch gab, mit 
es möglich geweſen wäre, auch nur einen portugieſiſchen Zeitungsartikel, einen Preiscourant 
dergleichen richtig zu überſetzen, denn ſelbſt Worte wie: Dampfmaſchine, Eiſenbahn, Jacarandah 
Mahagony, Manioca und die meiſten braſilianiſchen Producte fehlten in allen Wörterbüchern. 

Nur nach Herbeiſchaffung der koſtſpieligſten Materialien und Hülfsmittel aus Portugal 1 

Braſilien war es nach 5½ Jahren endlich möglich, jetzt ein fo zuverläſſiges und vollſtändiges W 
terbuch herzuſtellen, worüber die günſtigſten Urtheile aus Portugal, Braſilien und von verſchiedeng 
portugieſiſchen und braſilianiſchen Conſulaten vorliegen. In welchem Umfange unvollſtändig die bel 
herigen Wörterbücher waren, möge die eine Thatſache jagen, daß dieſes neue Wörterb 
mehr als 130,000 Wörter und Redensarten mehr enthält, als das Wollheim 
Wörterbuch, welches bis jetzt für das beſte galt. 
Man kann hiernach beurtheilen, von wie großer Wichtigkeit dieſes Werk für alle Bibliothe 
für Philologen und Liebhaber der lebenden Sprachen, für Kaufleute und beſonders für Auswand 
nach Braſilien iſt, die ſich bei Kenntniß der Sprache ſehr oft mehr Schaden werden erſparen könn 
als das Buch koſtet. N | 


Früher find erſchienen: 


Böſche, E. Th., Neue portugieſiſche Sprachlehre oder gründliche Anmeifung 
practiſchen Erlernung der portugieſiſchen Sprache. Zum Schulgebrauch und Sebi 
unterricht. 2. Aufl. 80. Geh. M. 3 —. . 1 

Nach dem Ausſpruche der gebildetſten hieſigen Portugieſen und Braſilianer iſt dieſe Gramm 
von allen bis jetzt erſchienenen die beſte und einzig richtige, die ſowohl zum Selbe 
unterricht, als zum Schulgebrauch am zweckmäßigſten abgefaßt iſt. Eine gründliche Univerfitä 
bildung in Deutſchland, ein mehr als zehnjähriger Aufenthalt in Portugal und Braſilien und Del 
tägliche Umgang mit den Einwohnern verſchafften dem Verfaſſer eine ſo gründliche Kenntniß de 

portugieſiſchen Sprache, wie ſie ſich wohl nicht leicht ein Anderer verſchaffen kann. 1 

Dazu gehört als 2. Band: N 

Monteiro, Dr. Diego, Portugieſiſche und deutſche Geſpräche oder Handbuch der portugi@l 
ſiſchen und deutſchen Umgangsſprache zum Gebrauche beider Völker. Eine leichtfaßlich 
Anleitung, ſich in allen Verhältniſſen des Lebens verſtändlich zu machen. Für den Unter 
richt, für Geſchäftsleute, Reiſende und Auswanderer nach Braſilien. Nebſt einem Anhang 
von Titulaturen, Formularen in Briefen, Rechnungen, Quittungen, Wechſeln ꝛc., Ve 
gleichungen der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 8%. Geh. M. 2, 40 Pf. | 

Es find dies die erſten practiſch brauchbaren portugieſiſchen Geſpräche, die eine genaue 
leitung geben, ſich in der portugieſiſchen Sprache richtig auszudrücken, was bisher in Deutfchle 
noch jo verſchieden gelehrt wurde, daß man niemals wußte, was richtig und was falſch ſei. | 


Böſche, E. Th., Portugieſiſch⸗braſilianiſcher Dolmetſcher oder kurze und leicht faß 
liche Anleitung zum ſchnellen Erlernen der Portugieſiſchen Sprache. Mit genauer Angah 
der Ausſprache. Für Auswanderer nach Braſilien und zum Selbſtunterricht. Nebſt einen 
Wörterbuche, Formularen zu Briefen, Rechnungen, Contracten, Wechſeln ꝛc., Vergleichung 
der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 8%. Geh. M. 2, 40 Pf. 1 

Da dieſer Dolmetſcher einen kurzen, aber correcten Auszug aus der portugieſiſchen Grammati 
deſſelben Verfaſſers enthält, die von hieſigen Portugieſen und Braſilianern für die beſte al | 
bis jetzt erſchienenen erklärt wurde, hat man die Gewißheit, daß das daraus Gelernte wirk 

richtig portugieſiſch iſt. Außer dieſer kurzen Sprachlehre enthält das Buch noch Geſpräche ü 

alle im täglichen Leben vorkommenden Gegenſtände mit genauer Angabe der Ausfpra 

und ein kleines Wörterbuch, ſo daß der Auswanderer während der Seereiſe durch dieſes Buch 

portugieſiſche Sprache hinreichend erlernen kann, um ſich in Braſilien ſogleich über alle D 

verſtändlich zu machen und dadurch vielem Schaden und Verdruß zu entgehen. 


— — 


337 


Aus meinen engliſchen Reiſeerlebniſſen. 
Von Martin Rödel. 


. 

Ungefähr 20 engliſche Meilen nördlich von London, mit drei Eiſen— 
bahnen von der Rieſenſtadt aus leicht zu erreichen, liegt in Hertford— 
ſhire das kleine Städtchen St. Albans, bis vor wenigen Jahren vielleicht 
nur bekannt durch ſeine Abtei, die längſte und eine der älteſten Kirchen 
Englands. Wie anders jetzt! Deutſcher Fleiß und deutſche Intelligenz 
haben ihm einen Namen gemacht, wie er in der Gärtnerwelt Englands 
überhaupt, vornehmlich aber bei den Orchideenliebhabern — und das iſt 
gleichbedeutend mit der hohen Ariſtokratie des Inſelreiches — hoch— 
achtbarer kaum daſteht. Vielleicht iſt gerade die Specialität der deutſchen 
Firma F. Sander & Comp., die Orchideen, die Urſache, daß in Deutſch— 
land, wo man der Orchideencultur noch immer mit gewiſſem, aber durch— 
aus nicht gerechtfertigtem Mißtrauen gegenüberſteht, das Geſchäft und die 
großartige Ausdehnung deſſelben noch weniger bekannt iſt. Ich glaube 
daher wenigſtens nicht das Mißfallen der verehrten Leſer zu verdienen, 
wenn ich ſie bitte, mit mir eine kurze Wanderung durch eine Gärtnerei 
zu unternehmen, wie ſie in ihrer Art wohl nirgends — der Engländer 
ſetzt mit Vorliebe hinzu: in the world — zu finden iſt. 

Durch eine mit einer Tropfſteingrotte verſehene und durch verſchiedene 
Decorationspflanzen geſchmackvoll ausgeſtattete Vorhalle gelangen wir in 
das erſte Orchideenhaus, ein ſogenanntes Schauhaus. Eine feuchte ſehr 
warme Luft empfängt uns, denn das Haus iſt meiſt Cattleyen und Lae- 
lien zum Wohnſitze angewieſen. Wir begegnen hier zuvörderſt einer al— 
ten Bekannten, ich meine den Bruchſtücken jener durch ihre Größe be— 
rühmten Cattleya Skinneri, die im Jahre 1884 von einem Reiſenden 
des Geſchäftes, Herrn A. Hübſch, aus Mexiko nach hier überführt wor— 
den war. Sie wurde den Leſern der deutſchen Gärtnerzeitung 
noch in demſelben Jahre durch einen kleinen Artikel bekannt, der ihrer 
Größe und ihrer Koſtbarkeit gewidmet war. Das mit ihr in Ausſicht 
genommene Projekt, ſie in einem eigens dazu erbauten Hauſe als Anzie⸗ 
hungskraft erſten Ranges zu verwenden, verwirklichte ſich aber leider nicht. 
Die Weitercultur der ungeheuren Pflanze in ihrem natürlichen Zuſtande 
war unmöglich; ſie wurde getheilt, erfreut aber auch ſo noch heute durch 
ihre unzähligen Blüthen. Seinem Zwecke — als Schauhaus — gemäß, 
beſitzt das Haus eine beſondere Zierde in mehreren künſtlichen, der Na— 
tur aber außerordentlich getreu nachgeahmten Felſengruppen, die durch ihre 
mannigfaltige Bepflanzung und einen Waſſerfall en miniature ein klei— 
nes Stück Tropennatur verſinnbildlichen. Unſer Blick fällt außerdem 
noch auf die ſchön duftenden und noch mehr durch Farbenpracht ausge— 
zeichneten Blüthen von Laelia elegans und purpurata und eine Menge 
Baumfarne, deren Stämme von dem reizenden Zygopetalum Gautieri 
überwuchert find. Ueber unſeren Häuptern meiſt in luftigen Teakholz— 
körbchen präſentiren ſich eine Anzahl künſtlich befruchteter Orchideen, de— 
ren ſchwellende Fruchtbehälter uns einen Zukunftszweig der Orchideen— 
cultur ahnen laſſen. Vielleicht weilt unſer Blick auch noch wohlgefällig 


Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 22 


338 


auf einem ſchönen Exemplar von Adiantum Farleyense, deſſen Grazie 
wohl um ſo mehr zur Geltung kommt, als unſer Auge bisher wenig 
durch die ſteifen Blätter der Cattleyen und Laelien gefeſſelt wurde. 
Das zweite Haus iſt meiſt mit Vandeen angefüllt. Das Mittelbeet 
enthält verſchiedene Species von Vanda und Aerides; dicht unter dem 
Glaſe hängend finden wir Saccolabium ampnllaceum, giganteum und 
Blumei, Aerides Fieldingi und noch andere Arten eben jetzt blühend 
vertreten. Auf den Seitentabletten fällt uns beſonders das anmuthige 
Cypripedium niveum ins Auge, während Cypr. Stone: und Röbel 
line mehr durch das Abſurde ihrer Blüthen wirken. Auch das hierſtehende 
Dendrobium Deari zählt zu den lieblichſten ae der Orchi⸗ 
deenwelt. Die zwei nächſten Häuſer gehören ausſchließlich dem Odonto- 
slossum Alexandrae mit ſeinen vielen Varietäten und Hybriden. Sie 
gewähren namentlich jetzt einen wundervollen Anblick. Unzählige von Blü⸗ 
then find gleich einem Schleier über Tauſende von Pflanzen ausgebrei⸗ 
tet. Und wie verſchieden ſind die Blumen wieder unter ſich! Vom zar⸗ 
teſten Weiß bis zum dunklen Roſa, bis zum Schwefelgelb, mit rothen, 
rothbraunen, violetten Flecken oder ganz ohne Zeichnung ſchweben die Blü⸗ 
then, diademartig angeordnet auf ihren Stielen. Schwer nur trennt ſich 
das Auge von der zarten Pracht, und doch wird es vielleicht noch mehr 
gefeſſelt durch den farbenprächtigen Inhalt der beiden nun folgenden Catt⸗ 
leyen-Häuſer. Zuerſt Cattleya Wagneri mit ihren zartweißen großen 
Blumen, dann Cattleya Trianei und Mossiae in faft eben jo viel 
Schattirungen als Exemplaren; die ariſtokratiſche Cattleya Mendelli, 
die duftende Laelia elegans und purpurata mit Dutzenden von Blüthen! 
Auch einige Pflanzen der ſeltenen nur einmal importirten Cattleya Law- 
renciana, und des noch nicht lange dem Handel übergebenen Angrae-⸗ 
cum Leoni entdecken wir. Freudig begrüßt das von vielen Sehen faſt 
ermüdete Auge die kleinen Fontainen am Ende des Hauſes, die mit Calla 
aethiopica und anderen Waſſerpflanzen decorirt und mit Stephanotis 
umrankt, dem Hauſe wiederum das Gepräge eines Schauhauſes aufdrücken. 
Ein letzter Blick noch zurück läßt uns unter den Tabletten lange Reihen 
friſch importirter Cattleyen hängend ſehen, die hier nach der langen See⸗ 
reiſe wieder zu neuem Leben erweckt werden ſollen. Ei; 

Das nächſte Haus birgt wiederum Odontoglossum und zwar aus 
ßer Od. Alexandrae noch vornehmlich Od. Pescatorei und macula- 8 
tum; doch ſind auch noch viele andere Species, aber in geringerer Ans 
zahl als die obengenannten vertreten. Ein erhöhtes Intereſſe nimmt das 
Dendrobium-Haus in Anſpruch. Es führt eigentlich ſeinen Namen nicht 
ganz mit Recht, denn ſein Inhalt beſteht ungefähr aus hundertfünfzig 
Arten der verſchiedenſten Gattungen. Da präſentiren ſich am Eingange 
die langen Trauben von Dendrobium thyrsiflorum und densiflorum, 
die reich mit Blüthen beſetzten Pſeudobulben von Dend. fimbriatum, 
nobile und Wardianum. Die Blumen von Anguloa Rückeri und 
Lycaste Harisoni ſchwängern die Luft mit würzigem Dufte. Wohin 
das Auge ſieht, entdeckt es neue Formen; bald verweilt es mit Wohl⸗ 
gefallen bei einer harmoniſchen Farbenzuſammenſtellung, bald mit Inter⸗ 
eſſe auf einer ſonderbaren Geſtalt, bald ſchweift es längs der blumigen 


339 


Wand, oder es vertieft ſich bewundernd in den Blüthenreichthum einer 
Schaupflanze. Doch auch von dieſem Hauſe müſſen wir ſcheiden und da— 
mit zugleich von dem intereſſanteſten Theile der Gärtnerei. Die vier 
letzten Häuſer, welche die glänzende Reihe abſchließen, gehören ausſchließ— 
lich den Odontoglossen, deren Anzahl wohl nicht mehr weit von hun— 
derttauſend entfernt iſt. Lange Reihen von Odontoglossum Cervantesi, 
Pescatorei und Oerstedti begleiten uns beim Durchwandern, den erſten 
Platz an Maſſe nehmen aber wiederum Odontoglossum Alexandrae 
ein. In den zwei letzten Häuſern finden wir ſie ausgepflanzt auf vier 
80 Meter langen und 1½ Meter breiten Beeten. Sie ſtehen hier 1 
bis 2 Jahre, um dann kräftig herangewachſen und in Töpfe gepflanzt, 
die durch den Verkauf eingeriſſenen Lücken wieder auszufüllen. Längs 
der ſchmalen Seite der letzten drei Häuſer befindet ſich ein kleines Treib— 
haus, jetzt eben angefüllt mit Epidendrum vittelinum, Dendrobien, 
Oncidien, Calanthen und einigen blühenden Exemplaren von Vanda 
teres. Durch zwei lange Corridore kehren wir von da zurück zu dem 
Eingange, doch nicht ohne vorher noch einen bewundernden Blick auf die 
zartroſaen, duftenden Blüthentrauben von Odontoglossum citrosmum 
und die gelben Blumen von Cattleya citrina zu werfen. 

Die Bewäſſerung aller Häuſer geſchieht theils durch Quell-, theils 
durch Regenwaſſer. Um dies letztere immer in genügender Menge vor— 
räthig zu haben, ſind die Wege zwiſchen den Häuſern cementirt, das bei 
jeden Regen von den Dächern herabſtrömende Waſſer wird da geſammelt 
und durch ein Rohr nach den in jedem Hauſe befindlichen Baſſins gelei— 
tet. Dieſelben beſitzen eine ſolche Ausdehnung, daß auch in den trockenſten 
Zeiten kaum ein fühlbarer Mangel eintritt. Um immer die erforderliche 
Feuchtigkeit der Luft zu bewahren, finden wir in allen Häuſern noch eine 
ſehr praktiſche Ein richtung. Ungefähr in der Höhe von dreiviertel Me— 
ter laufen längs der Wände, der Wege und unter den Mitteltabletten 
Waſſerleitungsröhren hin, die an beiden Seiten mit kleinen Löchern ver— 
ſehen ſind. Sobald der dazu gehörige Hahn aufgedreht wird, ſenden ſie 
einem Regen gleich ihr Waſſer auf den Boden und an die Wände; ſo 
genügen wenige Minuten, um die vielen langen Häuſer gründlich zu durch— 
näſſen. 

Es bleibt uns nun noch übrig, auch dent langen dreiſtöckigen Schup— 
pen, der ſich an der Gärtnerei hinzieht, einen Beſuch abzuſtatten. Die 
oberſten Räumlichkeiten, die mit den Häuſern direct in Verbindung ſte— 
hen, werden zum Verpflanzen benutzt; die mittelſte Etage dient zum Aus⸗ 
packen und Ausputzen der friſch importirten Pflanzen, während zu ebe— 
ner Erde die verkauften Pflanzen verpackt und expedirt werden. Hier 
herrſcht an den Wochentagen ein reges Leben, und es bietet ſich nament— 
lich beim Auspacken vieles Intereſſante. Faſt allwöchentlich kommen große 
Sendungen aus allen Himmelsrichtungen an, und gar manche weitbe— 
kannte Namen — ich nenne nur Hübſch, Klaboch, Riemann, Förſtermann 
— finden wir unter Denen, die mit Gefahr ihres Lebens die Pflanzen— 
ſchätze vermehren. Ein kleines Muſeum hat ſich allein aus den Gegen— 
ſtänden zuſammengeſetzt, die die Sammler zur Erinnerung an ihre Rei- 
ſen mitgebracht haben. 

21" 


340 


war hat mitunter die lange Seereiſe einen nicht unbedeutenden 
Theil der Orchideen dem Verderben entgegengeführt und ſelbſt von den 
ſcheinbar noch lebensfähigen gehen beinahe zwanzig Procent im Laufe der 
erſten Monate zu Grunde, dennoch wird der Schaden reichlich wieder 
aufgewogen durch den enormen Werth, den zuweilen eine einzige Pflanze 
repräſentirt, ſo wurden vor Kurzem zwei Odontoglossum- Hybriden für 
160 und 164 Guineen verkauft; eine dunkle Varietät von Cattleya Men- 
delli erzielte den Preis von 140 Guineen, und wurde dann zu Ehren 
des Käufers „Duke of Marlbourough“ genannt. Wir in Deutſchland 
können freilich ſolche Werthe nicht begreifen, aber der unergründliche Geld— 
beutel der engliſchen Ariſtokratie geſtattet ſchon eher das Betreiben einer 
ſo koſtſpieligen, faſt zum Sport gediehenen Liebhaberei. 

Wir haben nun zwar die Wanderung durch die neue Gärtnerei — 
es giebt nämlich in St. Albans auch noch eine alte, in die Einſicht zu 
nehmen nur ſelten einmal einem Auserwählten geſtatttet iſt — vollendet, 
aber es dürfte wohl nicht übel angebracht ſein, würde mir der verehrte 
Leſer im Geiſte auch noch wenige Minuten in das kleine Orchideenhaus 
in Süd⸗Kenſington folgen, in welchem jetzt Herr Sander für die Dauer 
der Colonial⸗Ausſtellung eine Orchideenausſtellung eröffnet hat. Das In⸗ 
nere des Hauſes zeigt eine der Natur nachgeahmte Felſenmauer mit einem 
kleinen plätſchernden Waſſerfall. Auf den Felſen und in die vielen Höh— 
lungen deſſelben ſind nun die Orchideen in ihren Töpfen angebracht, doch 
ſo, daß die Töpfe durch Moos, Farne und andere decorative Pflanzen 
verdeckt ſind, ſo daß der Anſchein erweckt wird, als wurzelten ſie frei 
auf dem Felſen. Es dürfte wohl kaum ein ſchönerer Effekt durch eine 
Maſſenausſtellung von Orchideen je erzielt worden ſein als hier, wo ſich 
die maleriſche Anordnung mit der Farbenpracht und dem Formenreich⸗ 
thum paart. Es würde mich zuweit führen, wollte ich mich in eine Auf- 
zählung der ausgeſtellten Sorten einlaſſen, dieſelben ſind auch noch dazu 
fortwährend wechſelnde, da alltäglich die abgeblühten Pflanzen durch neue 
erſetzt werden. Im Hauſe ſelbſt bemerken wir noch auf einem Tiſche das 
neueſte epochemachende Unternehmen der Firma, ich meine die Reichen- 
bachia, eine monatlich erſcheinende Zeitſchrift für Orchideen, die ſowohl 
textlich — ſie erſcheint in drei Sprachen nebeneinander mit einer latei⸗ 
niſchen Erklärung von Prof. Reichenbach — wie auch in ihren Abbildun⸗ 
gen bis jetzt unübertrefflich daſteht. 

Wir nehmen nun Abſchied, faſt übervoll von all dem Geſehenen und 
ſtolz in dem Bewußtſein, daß am Gärtnerhimmel Englands der Stern 
eines Deutſchen zu den leuchtendſten gehört. 


Nach amerikaniſchem Syſteme gedörrtes Obſt und Gemüſe. 


Eine auf Erfahrungen der gräflich H. Attems' ſchen Centralſta— 
tion (St. Peter bei Graz) baſirte Studie. 


Aus dieſer ſehr gründlichen und deshalb höchſt belehrenden Studie 
entlehnen wir folgende Abſchnitte: 


341 


Was iſt aber „gedörrtes Gemüſe“, was iſt nach amerikani— 

chem Syſteme „gedörrtes Obſt? 
hören wir Viele fragen. Es iſt richtig; vorerſt haben noch ſehr Wenige 
den rechten Begriff, was eigentlich „gedörrtes Gemüſe“ bedeutet, wie es 
behandelt wird. Unter Dörrobſt verſtehen gar Viele nur die alten im 
Backofen oder in der Sonne im Schmutze von Millionen Fliegen gedörr— 
ten Zwetſchen, Prunellen, Kletzen ꝛc., wie wir ſie bisher in den Schau— 
fenſtern unſerer Kaufleute zu ſehen gewohnt waren und ob dieſer Eigen— 
ſchaften verſchmähten. Im Intereſſe der raſchen Einbürgerung dieſes 
neuen Artikels wollen wir uns bemühen, die Sache klar zu legen. Das 
kleine Packetchen ſtellt eine kleine Wagenladung Gemüſe vor und die klein— 
ſten Ziegel gedörrter Aepfel oder Birnen 10, ſage zehn Kilo friſches Obſt 
und gut 10 Gläſer Dunſtobſt; die größeren (2½ Kilo) 25 Kilo! Nur 
daß die kleine Wagenladung Gemüſe in einer Hand zu halten iſt und 
die 10 Compoötgläſer in einem Päckchen liegen, das man bequem in die 
Taſche ſtecken kann. | 

Wenn man weiß, daß z. B. bei Wirfing (Kohl) von 30 Kilo, die 
im Garten gewachſen, nach Abzug des Rohen, 20 Kilo zur Verarbeitung 
gelangen, davon noch circa 50 Procent — 10 Kilo, weggeputzt werden 
und daß aus den reſtiren den 10 Kilo nur 1 Kilo Netto Dörrwaare re— 
ſultirt, welches 100 Eßportionen vorſtellt, ſo bekommt man erſt einen 
Begriff, was in dem kleinen gepreßten Päckchen ſteckt, was dieſes Päckchen 
werth iſt. — Daſſelbe Verhältniß beiläufig iſt bei grünen Schnittbohnen; 
Carotten, Spinat geben nur circa 7 Procent und Kürbiſſe gar nur 3 
Procent Dörrwaare. 

Dieſes eine Kilo alſo, das kleine Päckchen, welches gepreßt wie ein 
kleiner Ziegel ausſieht, genügt, um 100 Menſchen abzuſpeiſen oder für 
eine Familie auf lange Zeit. 

Dies iſt zu wiſſen nöthig, weil zumeiſt die anſcheinend kleine Quan— 
tität falſch tarirt wird. — In der erſten Zeit kommt es gewöhnlich vor, 
daß viel zu viel für eine Mahlzeit eingeweicht wird. 

Die Eßportion Wirſing, Schnittbohnen, Carotten, Secunda Erb— 
ſen, die circa kr. 3 koſtet, die Portion Brechbohnen A kr. 2½, die Prima 
(kleinſte) Tafelerbſen, Spinat, Sauerampfer, Kürbiſſe, Rothkraut, Winter— 
frausfohl u. ſ. w., welche fr. 5 bis kr. 6 koſten, find gewiß billig, wenn 
man bedenkt, daß ſie, ſelbſt im Sommer am Markte gekauft, geputzt fix 
und fertig hergerichtet, nicht billiger herzuſtellen ſein dürften. — Und 
wie minimal erſcheinen dieſe Preiſe, wenn die Verwendung in Rückſicht 
auf Jahreszeit, Aufenthaltsort ꝛc. in Betracht kommt! 

Ein ähnliches Verhältniß iſt beim Obſte. Ein ! Kilo-Packet Aepfel 
3. B. eingeweicht, entſpricht dem Inhalte von circa 10 bis 15 gewöhn— 
lichen Gläſern Dunſtobſtes, koſtet rund fl. ! und genügt reichlich für 
50 bis 60 Portionen. 

10 Deka Aepfel (koſten kr. 10), dazu 5 Deka Zucker, = kr. 2.4), 
iſt kr. 12.4, ſonach die Portion auf circa kr. 2 kommt. 

Man kann ſomit mit Fug und Recht Dörrobſt, Dörrgemüſe 

Volksnahrung 
nennen. Die gedörrten Aepfel ſind in aller Welt bereits eingebürgert, 


342 


im Norden namentlich und mag fie auch bei uns Niemand mehr miſſen, 
der ſie einmal kennen gelernt. Wir kennen in Oeſterreich Familien, in 
denen ſie ſeit Jahr und Tag Lieblingsſpeiſe geworden und ſelten am 
Tiſche fehlen dürfen. In jedem Hauſe werden ſie bald unentbehrlich ſein, 
wenn ſie nur erſt bekannt geworden. Bislang kennt man ſie kaum dem 
Namen nach. ü 

Und gar nach amerikaniſcher Art gedörrte Birnen, Pfirſiche und 
Aprikoſen, die wohlſchmeckenden Reineclauden, die geſchälten und entkernten 
Pflaumen; ſie können mit dem beſten franzöſiſchen Producte rivaliſiren. 

Im leckerſten Hausſtande, dort, wo die feinſte Küche geführt wird, 
können ſie ebenbürtig auftreten mit den prunkendſten Fabrikaten Frank⸗ 
reichs und Italiens und ſind im vollſten Sinne des Wortes eine 

Delicateſſe. 

Nach amerikaniſchem Syſteme gedörrte Birnen, Reineclauden, Pfir⸗ 
ſiche und Marillen dürfen jedoch mit den faden, geſchmackloſen, kleinen, 
weißen, unreifen Producten unſerer Südländer nicht verwechſelt werden; 
ſie haben ungleich höheren Werth. 

Und ſo iſt es auch beim Gemüſe. Gedörrtes Gemüſe hat nichts 
gemein mit dem ſchleimigen, geſchmackloſen, nur für's Auge berechneten 
Inhalte der Gläſer und Blechbüchſen. Gedörrtes Gemüſe hat gleich dem 
gedörrten Obſte Geſchmack, charakteriſtiſche Eigenſchaften, Aroma und alle 
Vorzüge des friſchen Naturproductes beibehalten, hat nur Waſſer abge⸗ 
geben, welches dem Dörrproducte unmittelbar vor dem Gebrauche einfah I 
durch das Einquellen in kaltem, reinen Waſſer wieder zugeführt wird, ſo 
daß es genau wie friſches Obſt, friſches Gemüſe zur Verwendung gelangt. 

Es werden bereits alle Gemüſe mit wenig Ausnahmen (Spargel 
3. B. laſſen ſich ſchlecht dörren) gedörrt. Die Centralſtation für Obſts⸗ 
und Gemüſeverwerthung in (St. Peter) Graz hat in 2jähriger Campagne 
alle die Schwierigkeiten überwunden, die dieſer und jener Gemüſeart an⸗ 
fänglich entgegenſtanden und wer die in Peſt im Jahre 1885 und kürz⸗ 
lich bei der Frühjahrsausſtellung in den Blumenſälen in Wien zur Aus⸗ 
ſtellung gelangten, 40 Kiſten Dörrproducte dieſer die Bahn eröffnende 
Anſtalt geſehen, dem wird erſt klar, um was es ſich handelt, wenn jetzt 
von Dörrobſt und Dörrgemüſe ſo viel geredet, geſchrieben und gedruckt wird. 

Die ſchwarzgelben Packets der Anſtalt find eben in den Handel ger 
kommen und werden gewiß ſehr bald Verſtändniß für die Sache in alle 
Winkel des Reiches tragen. ö 

In Deutſchland entſtehen Dörranſtalten wie die Pilze. In Oeſter⸗ 
reich geht es damit langſamer, wenn auch allerorts Induſtrielle Obſt⸗ 
Darren (nach amerikaniſchem Syſteme), fabriziren. — Es ſteht jedoch zu 
hoffen, daß als Erfolg der mühevollen, koſtſpieligen Experimente, Studien 
und Leiſtungen der Grazer Mutteranſtalt ſehr bald auch eine öſterreichi- 
ſche Production geſchaffen ſein wird, wenn in erſter Linie die Producen⸗ 
ten — die öſterreichiſchen Landwirthe — mit Ernſt die vom H. Grafen 
Attems eröffnete Bahn einſchlagen, wenn der öſterreichiſche Kaufmann 
dieſen Artikel in's Auge faßt und — im Anfange mindeſtens — unſer 
Ackerbau⸗ und Handelsminiſterium und auch das auswärtige Amt für 
die volkswirthſchaftliche Bedeutung dieſes neuen Productionszweiges das 


343 


richtige Verſtändniß an den Tag legen — und dafür mit den weitrei— 
chenden materiellen und moraliſchen Mitteln, die nur der Staat verfüg— 
bar hat, entſprechend nachhelfen. 

Wir gehen nun zu den einzelnen Producten über, um möglichſt ge— 
nau klar zu legen, was die Dörre vermag und was ſie vorläufig noch 
nicht vermag. Unſere Daten entſtammen den an der Grazer Centralſta— 
tion gewonnenen Erfahrungen. 

In der Centralſtation wurden alle einheimiſchen Obſtarten gedörrt 
und wurden rückſichtlich der Technik, Auswahl der Sorten, Behandlung 
der Dörrwaare ꝛc. reiche Erfahrungen geſammelt. 

Ueber die Technik des Dörrverfahrens und alle einſchlägigen Pro— 
ductions⸗Momente haben wir bereits im Vorjahre detaillirt berichtet. 
Jenen, welche darüber noch nicht unterrichtet ſind, ſteht der ganze Bericht 
als Brochüre zur Verfügung“) 

Hier nun Einiges in Rückſicht auf die Natur der Waare und auf die 

Sorteneigenſchaften des Dörrproductes und deſſen 

Verwendung. 


Aepfel (Scheiben, Spalten, Rohre) können — von den roheren Sor— 
ten namentlich — in beſtechendſter Weiſe ſchneeweiß hergeſtellt werden, 
bleiben kurze Zeit weiß, werden bald trotz Abſperrung gegen Luft und 
Licht gelblich. Einige Sorten und gerade die edelſten ſind vom Anfange 
an gelblich oder chamois und werden bald lichtbraun. Daran darf man 
ſich nicht ſtoßen. Die weiße Farbe iſt bald hergeſtellt, man braucht nur 
einen Schwefelkaſten anzuſchaffen, wie es die Amerikaner faſt ausnahms⸗ 
los thun und das ſchönſte Weiß iſt hergeſtellt — auf Koſten der Ge— 
ſundheit. — 

Die Centralſtation in Graz hat ſonach auf ihrer Etiquette, auf dem 
ſchwarzgelben Emballagepapier und überall, wo die Anſtalt erſcheint, aus— 
drücklich hervorgekehrt: 

„Garantirt ungeſchwefelt“. 

In gleicher Weiſe iſt es beim Gemüſe. Wir wiſſen ja, was von 
Salicyl zu halten iſt. Schwefel wie Salicyl, vorſichtig angewendet, ſind 
zum mindeſten nicht abſolut geſundheitsſchädlich, doch wo iſt die richtige 
Grenze? Daher hat die Centralſtation auf allen Gemüſepackets ſtehen: 
„Garantirt ſalicylfrei“. 

Was die Farbe anbelangt, ſo iſt das, was für Aepfel geſagt wurde, 
ſo ziemlich für alle anderen Obſtarten gleich maßgebend. 

Den Geſchmack anbelangend, hat die Anſtalt conſtatirt, daß das 
Edelſte kaum edel genug iſt. Selbe hat nur die alleredelſten Reinetten, 
Calville, Peppings und in gleicher Weiſe Reineclauden, Birnen nur in 
edlen Sorten gedörrt, weil ſie ſich zum Grundſatze gemacht hat, in erſter 
Linie das Endreſultat, — das fertige Gericht auf der Tafel im Auge 
zu behalten. Wer die kleinen weißen Birnen, die blaſſen ſogenannten 
Prunellen, in den Auslagen unſerer Delicateſſen-Handlungen bei Tiſche 
kritiſch unterſucht, der muß ſich ſagen, daß ſie nicht Fiſch und nicht Fleiſch 


) Diürch die Leitung des ka k. öſterreichiſchen Pomologen-Vereins, Leechwald (Graz). 


344 


ſind. Es kommt Alles auf den Zuckerzuſatz an; iſt viel Zucker zugelegt N ö 


worden, ſo hat man ein ſüßliches Gericht vor ſich, ſonſt ein fades. 


Birnen, Prunellen, Marillen ſchmecken nahezu ganz gleich; Alle zu— | 


ſammen einfach normal ſüß. 


Dagegen voll ausgereiftes Obſt, nach amerikaniſchem Syſteme richtig 


gedörrt, gekoſtet, iſt wie Tag und Nacht. 
So iſt es auch mit dem Gemüſe. 


Die Conſerven von franzöſiſchen, Lübecker, Bozener Blechdoſen, mit 
dem Waſſerinhalte darin, enthalten ein ausgewäſſertes Gemüſe; ſtets ſchme⸗ 


cken Alle gleich, mögen es nun Erbſen, Bohnen oder was immer ſein. 


Spargel, ja die wollen wir gelten laſſen, die kann vorläufig der 


Dörrer nicht einmal ſo herſtellen, wie ſie die Blechbüchſen liefern. 


Aber Erbſen, Sproſſenkohl, Bohnen, Wirſing, Winterkrauskohl, Ca- 
rotten ſind ungleich beſſer und ſteht es außer aller Frage, daß Dörrge⸗ 


müſe ſehr bald alle Blechbüchſen aus dem Felde ſchlagen wird. 


Ad Erbſen iſt übrigens noch zu bemerken, daß nur die allerbeſte, 
theuerſte Sorte in Betracht kommen kann. Die Secundaſorte (Alles, 
was über 2 Millimeter groß iſt) bleibt hinter den Anforderungen der 
feinſten Küche zurück. Die großen Erbſen ſind nicht zart, ſelbſt wenn 


man fie 12 Stunden vorher einqguellt. 


Cardy, Scorzonerwurzeln, Mongold, Spargeln wollte bisher auch f 
nicht gelingen ſo recht zart und weich zu erhalten. Speiſekürbiſſe ſind 


nur ſehr fein, nudlich geſchnitten, als brauchbar anerkannt worden. 


Kartoffeln, wenn feine gute Tafelſorten gewählt, ſind wie friſche, 
auch wenn ſie jahrelang in der größten Hitze herum gelegen, nur müſſen 


ſie lange Zeit einweichen. 


Weißes Kraut iſt nur als Süßkraut und Rothkraut, fein nudlich 


geſchnitten, gleich dem friſchen verwendbar. 


Ganz vorzüglich iſt Spinat, unbedingt dem friſchen gleich zu ſtellen; 
ebenſo Winterkrauskohl — ſchmeckt ganz herrlich — und Carotten (feinſte 


Tafel⸗) ſind ungleich beſſer, als die friſchen vom Garten weg. 


Eine große Rolle werden die Suppenwurzeln und Küchenkräuter 


ſpielen. 
Wo in der Welt werden dieſe, ſowohl hygieniſch wichtigen, als den 


Speiſen erſt den Wohlgeſchmack gebenden Gartenproducte auch praktiſch 


angewendet? — Sie ſtehen zumeiſt nur in den Kochbüchern. 


Eine „Carotte“, eine „Peterſilwurzel“, das iſt ſo ziemlich das ganze 
Alphabet der heutigen Suppenwurzeln — in der Praxis. Die Theorie 
freilich, die lehrt gar viel ſchöne Sachen, welche allerdings früher nur 
ſchwer durchführbar waren, jetzt aber — durch das neue Dörrverfahren 


leicht erreichbar ſind. 


Wo ein gut beſetzter Gemüſemarkt oder ein eigener Gemüſegarten | N 


zur Verfügung ſteht, da iſt es ſelbſtverſtändlich auch jetzt erreichbar. Sel- 
ten nimmt ſich aber die einkaufende Köchin die rechte Mühe, all' die nö— 
thigen Dinge herum zu ſuchen. Aus dieſem Grunde ſind ſie auch zumeiſt 
in den Küchen nahezu unbekannt. 


Die Centralſtation in Graz hat alle dieſe Wurzeln und Kräuter in N 
ausgedehntem Maßſtabe ſelbſt kultivirt und gedörrt. Porré, Schalotten, 


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345 


Peterſilie, Suppencarotten, Thymian, Esdragon, Baſilicum, Majoran, 
Tripemadame ꝛc,, wie fie alle heißen mögen, dieſe wohlthätigen Zuthaten, 
von Allem iſt Vorrath vorhanden und abgeſehen davon, daß ſie bei Ho— 
tels, in Badeorten, im ſignorilen und bürgerlichen Hausſtande zweifels— 
ohne raſch Eingang finden werden, iſt ihre Verwendung in der Armee, 
bei der Marine, im Spitale — von ganz ungeahnter Tragweite. 

| Die maßgebendſten Autoritäten für Hygiene ſprechen ſich dahin aus, 
daß in ſo bequemer Form, ſo billig, ſo haltbar, leicht anwendbar, dieſe 
antiscorbutiſchen, auf Ernährung, Geſundheit jo mächtig einwirkenden 
Küchenkräuter von ganz eminenter Bedeutung werden müſſen. 

8 Wie bequem und angenehm iſt es zudem für die Hausfrau, für die 
Köchin aus der 5, 10 Kilo-Kiſte das ganze Jahr hindurch einfach den 
Bedarf an Suppenwurzeln und Küchenkräutern herausſtechen zu können, 
ohne erſt täglich darnach ſuchen zu müſſen, abgeſehen davon, daß man 
gut ½ Jahr nicht Alles und über Winter kaum das Nothwendigſte, 
wenn überhaupt Etwas erthält. 

Eine gewichtige Rolle ſpielen auch die Abfälle des Obſtes, welche zu 
Geleé, Mus verarbeitet werden. Aepfel-, Pflaumen-⸗, Pſirſichmus erzeugt 
die Centralſtation in vorzüglicher Qualität und iſt dafür vorerſt nur 
das Ausland Abſatzgebiet. 

In ganz Deutſchland, in England, im Norden, Schweden, Norwe— 
gen, auch in Rußland zählt Obſtmus (Aepfelkraut) zur täglichen Nah— 
rung, in Wien fängt man damit an. 

Der Verfaſſer beſpricht dann die „Gebrauchsanweiſung“, erörtert 

ferner in beſonderen Abſchnitten: „Gedörrtes Gemüſe und Dörrobſt im 
Haushalte“ — „Dörrobſt und gedörrtes Gemüſe mit Rückſicht auf den 
Gaſtwirth, das Hotel, — die Badeorte“ „Dörrobſt und gedörrtes Ge— 
müſe in Rückſicht auf das Spital“ — „Der Werth des gedörrten 
Gemüſes für die Armeeverpflegung” — „Dörrobſt und gedörrtes 
Gemüſe in Rückſicht auf die Marine“ — „Die Dörrproducte im Ex⸗ 
porte“ — „Das neue Dörrverfahren in Rückſicht auf die Länder Oſter— 
reichs“ — „Das neue Dörrverfahren in Rückſicht auf das Reichsland 
Bosnien“. 

Die ſo verdienſtvolle Schrift ſchließt mit dem Abſchnitte: 

Die volks wirthſchaftliche 0 des neuen Dörrver— 
| ahrens. 

5 Der Alltagsmenſch ſieht in der Einführung des Dörrverfahrens nur 

trockene Aepfel, dürre Carotten, runzligen Kohl und verhornte Kartoffel— 
ſcheiben. — Der denkende Volkswirth hat einen anderen Geſichtskreis. 
Was das bedeutet, Schaffung einer lohnenden, neuen Bodenproduk— 
tion, welcher der Weltmarkt offen ſteht, einer Produktion, welche geeignet 
iſt, der niedergehenden Landwirthſchaft einen Weg zu eröffnen, 
um den Ausfall, welchen die überſeeiſche Concurrenz dem heimischen Acker 
bau ſchlug, zu decken; — was das aber bedeutet, Werthe von Millionen 
an Aepfeln, Birnen, Zwetſchen, die ſonſt unter dem Baume oder im Kel— 
ler unverwerthet verfaulen würden, zu retten, in baares Geld umzu— 
ſetzen, National-Capital zu ſchaffen; — was das bedeutet, intenſive 
Culturen hervorrufen, Tauſende von Händen dabei zu beſchäfti— 


346 


gen; — was das bedeutet, der breiten Volksmaſſe, die zu deren Ernäh⸗ 


rung ſo unentbehrlichen Kohlenhydrate der Gemüſe auch in der Winters⸗ | 


zeit zugänglich zu machen; — was das bedeutet, in die Nahrungs- 
weiſe des Volkes durch Zuführung billiger, leicht zu beſchaffender, ſtets 
und überall bequem zu erlangenden vegetabiliſchen Nahrung ſo mächtig 


einzugreifen, das wird nur Denjenigen klar, welche offenes Auge für den | i 


Kernpunkt des Gedankens, der hier die Hauptrolle ſpielt, haben. 

Es iſt eine patriotiſche Pflicht, ſolche Beſtrebungen zu ſchützen, 
zu fördern. Wer ein warmes Herz hat für Volk und Vater⸗ 
land, der wird bei uns ſein, wird mit uns ſtreben, arbeiten, 
denken, handeln und — ſich mit uns freuen, wenn das voll 
gelingt, was wir ernſtlich anſtreben. 


Witterungs⸗Beobachtungen vom April 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtges 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres: 
ſpiegels. 


Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 
Bar ometerſtand. | 
1886 | 1885 
Höchſter am 1. Abends 771,1 am 10. Morgens 7717 
Niedrigſt. „ 8. Abends 747,1 „ 8. Mittags 744,5 
Mittlerer 760, 758,2 
Temperatur nach Celſius. 
1886 18 
Wärmſter Tag am 3. 20,0 am 23. 18,5 
Klteſter „ „. 5,010 2 3 5,5 
Wärmſte Nacht am 5. 8,0 % 28. 9,5 


4. — 5,5 auf freiem Felde, ge⸗ A 
ſchütztes Thermometer — 3,0 


Kälteſte „ am 26. — 1,5 auf 
freiem Felde, geſchütz. Therm. + 1,0 


30 Tage über 09, 
— Tage unter 0% 


Durchſchnittliche Tageswärme 12,7 
24 Nächte über 0“ 
6 Nächte unter 60 
Durchſchnittliche Nahtwärme 2,5 


Des Bodenwärme: 
2 Meter tief, am 29. 9,3 
durchſchnittlich 6,5 
N 5 297, 30. 6,5 
durchſchnittlich 4,6 


2 " " 7 28., 29., 30. 5,8 | 
durchſchnittlich 5,3 
3 15 „28, 29, 30. 5,6 


durchſchnittlich 5, 


30 Tage über 0% 
— Tage unter 0° 
13,2 

22 Nächte über 00 
8 Nächte unter 0° 
3,0 


vom 26. bis 30. 7,8, durchſchnitts 
lich 7,3 N 


347 


Höchſte Stromwärme am 27. 14,0 am 29. 14,8 gegen 16,0 Luftwärme 
gegen 19,0 Luftwärme 
Niedrigſte „ am 1. 6,0 gegen am 1. 6,5 
9,0 Luftwärme 
Durchſchnittl. „ 10,8 13,3 
Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 25. u. 26. 254 cm. | am 13. 65 cm. 
„niedrigſten „ 1. 542 ei. |. 40.223 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 298 cm. | 145 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war am 20. u. 21. 28,0 gegen 21,0 im 


am 28. 32,0 gegen 19,5 im Schatten Schatten. 
Heller en an 8 Morgen an 10 Morgen 
Matter n 7 " 77 7 77 
Nicht ſichtbarer „ 5 15 1 13 5 
Heller Sonnenſchein an 8 Tagen an 13 Lagen 
Matter 2 
eben helle an 10, matte an helle an , matte an 2 Tagen 

agen 
Nicht ſichth Sonnenſchein an 5Tag. an 8 Tagen 
Wetter. 
1886 1885 | 1886 1885 

Sehr ſchön | Bewöllt . . 9 Tage 10 Tage 

(wolkenlos) — Tage 1 Tage Bedeckt . 3 „ ur 
Heiter r . 2 
iich beiter 12, 7 Sehr trübe. — „ — „ 

Niederſchläge. 
1886 | 1885 
an 2 Morgen an 3 Morg. u. 1 Ab. 

CCT 3 

eier 1 324, „— Tage 
rr „2 Abd „ 1 Morg 
W 1 

2 a 
Beer Nebel 2, — „ N 
Schnee, leichter „ — Tag „ — Tag 

n 8 Böen f 8 U | RE " 

m u. Regen " 1 2 er 2 " 

U anhaltend W 55 | 9928 5 
„ „ 
„ 5 „ 16 Tagen „ 5 „ 

+ leicht, fein. " 2 " | ” 1 1 
pauer „ 3 „ ae 15 Tagen 

ei, „ 4 „ | W 
Ohne ſichtbare 8 17 8 17 " 10 n 


348 


Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1886 | 1885 
des Monats in Millimeter 63,7 mm. | 65,0 mm. 
die höchſte war 85 31. 133 mm. | am 10. mit 22,o mm. 
bei O. u. 086. bei NO, WSW. u. NW. 


Aufgenommen in Eimsbüttel. 


des Monats in Millimeter 64,6 mm. 65, mm. | 
die höchſte war am 21. 12,3 mm. | am 10. mit 18,4 mm 
bei O. u. 680. bei NO, WSW. u. NW. 
Gewitter. 


Borüberziehende: 2; am 17. Ab. 9 U. 45 — 
M. aus =. am 18. Nachm. 4 U. 15 


M. aus O 1 
Leichte: 1 am 17. Ab. 11 Uhr aus NNO. 1 am 2. 4 Uu. 15 M. 3 
m. ſtk. Regenſchauer. Blitze u. Donner aus NO. 


Starke anhaltende: 1 am 18. Nehm. 3 U. — 


FEE 
„ 15 è wBmn 2 Polen 
| | S. ſtk. Sturm 77 


45 M. aus O. m. groß. Hagel u. ſtark. 
Regenſchauer. 
1 am 27. in ONO. 
Windrichtung. 
1886 11885 1886 1885 
Nie 4 Mal 3. Mal SSW 2 Ma. 
NNO 1 8 NS 983 
NO W 125 ; WRW: 5 VOSSN, 1.98 
ONO A 3 W 1 * a 
0 . 10 „ WN 5 4 1:7 
080 8 10 % N 1 8 
80. Be 8 - NNW 8 „ 3 „ 
880 3 * = n Still 3 51 >. 
8 5 
Windſtärke. 
1886 1885 1886 | 1885 
Still. 3 Mal — Mal Friih . Mal Mal 
Sehr leicht Pi 14 17 Hart . " " 
Leicht 24 œœ„ 128%, 0 Sr. ; A 
8 
3 


Schwach. . 2 
Mäßig 1 


11 


349 


Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent- 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. April 1886. 


de , „ |, 5 2S sauf 3 Meter 
Stand oberfläche SS | SE 82 
gemeſſen. | 22798 a: 
cm, cm. em. Tage mm. E 
| | | | | j 
am 31. März 355 | som « 
32 32 — 1 5,7 S 
„ 324 = 1 10,2 = 
„ 316 N A 
; " 8. L | 321 | ER 5 1 11,9 — S 
15. „ | 281 | 60 — 3 13,1 . 
77 18. 75 | 290 vg 9 3 15,5 all 
6 „ | 2844 36 —? 3 
0 275 — e 
16*) 64,6 


Nach der Deutſchen Seewarte 18 * 63,7 
29 Davon waren 7 Tage unter 1 mm. 
8 


77 " m 77 


April Regenhöhe. 
Die Regenhöhe in Hamburg im Monat April 1886 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 63,7 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 43, mm; 
| unter den Durchſchnitt fiel die Regenhöhe: 

18 


1877 19,0 mm. 81 13,1 mm. 
1878 37,3 „ 1882 23,1 „ 
1879 0, „ 1888 8, „ 
1880 43,1 1884 31,7 „ 


über den Durchſchnitt ſtieg die Regenhöhe: 
1876 52,7 mm. 1885 65,9 mm. 


Die Samenkataloge der botaniſchen Gärten und die diesjährigen 
Ausſaaten im Greifswalder Garten. 


Von E. Goeze. 


Wie bekannt, veröffentlichen die größeren Handelsgärtnereien des In— 
und Auslandes alljährlich Pflanzen- und Samenkataloge, um allen An⸗ 
forderungen und Nachfragen eines oft recht verwöhnten Publikums ge— 
recht zu werden. Ebenſo iſt es auch ſeitens der Direktionen der meiſten 
botaniſchen Gärten Europas eine althergebrachte Sitte, mit Beginn des 


350 


Jahres ein Verzeichniß der vorjährigen, in den reſpektiven Gärten ge 
ernteten Sämereien zum gegenſeitigen Austauſche herauszugeben. Sicher⸗ 
lich iſt dies eine recht praktiſche und Vielen willkommene Einrichtung, die 
weſentlich dazu beiträgt, unter den einzelnen Gärten nähere Beziehungen 
aufrecht zu erhalten, der ſyſtematiſchen Botanik ein weites Demonſtra⸗ 
tionsfeld zu eröffnen. Den kleineren Inſtituten dieſer Art wird ſomit 
Gelegenheit geboten, ihre Sammlungen im Allgemeinen zu bereichern oder 
auch beſondere Familien, ſelbſt Gattungen, die vorzugsweiſe vertreten fein 
ſollen, zu completiren, was überdies durch den Umſtand, daß Nord-, 
Mittel⸗ und Südeuropa gleichzeitig durch ſolche „Indices Seminum“ 
repräſentirt werden, noch weſentliche Förderung findet. Häufig kommt 
es auch vor, daß die größeren wiſſenſchaftlichen Etabliſſements, in wel = 
chen man den einzelnen Arten nicht immer eine jo ſpecielle Berückſichti⸗ 


gung zu Theil werden laſſen kann, von den räumlich bei weitem kleineren 


Anſtalten manche gute alte Pflanze wieder erhalten können, welche ſonſt | 


Gefahr gelaufen wäre, aus den Kulturen zu verſchwinden. Die ein- und 


zweijährigen wie perennirenden Arten machen wie leicht begreiflich, die 
Hauptmaſſe jener Samenkataloge aus, ganz insbeſondere erſtere, deren 
Anzucht am wenigſten von klimatiſchen Bedingungen abhängig iſt, wenig 
Mühe, kurze Zeit und einen verhältnißmäßig geringen Raum beanſprucht. 


Bei den Stauden iſt die Artenzahl eine ſchon viel beſchränktere, jede Art 


bleibt, ſo zu ſagen, in dem ihnen angewieſenen Quartier ſtationär, kann 
höchſtens einmal durch eine neu eingeführte oder beſonders intereſſante erſetzt 
werden. Früher wurden in vielen Privatgärten ſchöne Stauden mit 
Vorliebe angezogen, gegenwärtig hat der Geſchmack ſich einer andern 
Richtung zugewandt, was wiederum für die Handelsgärtnereien maßge⸗ 
bend wurde. Die einſt viel bewunderten reichhaltigen Staudenſortimente wä⸗ 
ren daher zum großen Theil dem Verderben anheimgefallen, hätten ſie 
nicht in den botaniſchen Gärten eine ſichere Zufluchtsſtätte gefunden, dort 
des Augenblickes harrend, wo fie aus dem Dunkel heraustreten, eine be⸗ 
vorzugte Stellung wieder einnehmen werden. Bezüglich der Bäume und 
Sträucher fürs freie Land, iſt die Zahl der Samen tragenden Arten 
ſchon eine ſehr viel geringere, namentlich in den Gärten des nördlichen 
Europa, nimmt von da ſtetig zu, bis ſich in den ſüdeuropäiſchen bereits 
eine beträchtliche Menge ſolcher holziger, dort fructificirender Arten an⸗ 
treffen läßt, die in nördlicheren Gegenden nur im Kalt- oder Warmhauſe 
fortkommen. Das Samenanſetzen der bei uns in Töpfen und unter 


Glas kultivirten Gewächſe gehört der Hauptſache nach zu den Selten— 


heiten und demgemäß weiſen auch die Kataloge von Nord- und Mittel⸗ | 


europa eine nur geringe Anzahl ſolcher Arten auf. 


Wir haben augenblicklich nicht in Erfahrung bringen können, wann 
der Brauch eines derartigen Samenaustauſches aufgekommen und welche 
Gärten hierin die Initiative ergriffen haben, halten es aber für wahr⸗ 
ſcheinlich, daß dies ſchon zu Linné's Zeiten oder bald nach ihm eintrat, 
die nordiſchen Gärten damit den Anfang machten, jene des Südens nach 
und nach dieſem Beiſpiele folgten. Der Anfang dürfte jedenfalls ein 
ſehr beſcheidener geweſen ſein und erſt ganz allmählig haben die Kataloge 
verſchiedener Gärten einen höchſt reſpectablen Umfang angenommen, wo⸗ 


522. en — — 


n 


351 


durch gewiſſermaßen ein Wettkampf hervorgerufen wurde, die Zahl der 
Gattungen und Arten möglichſt zu ſteigern, die Vereinigung von Ord— 
nungen zu einer recht mannigfaltigen zu machen. Gegenwärtig finden 
ſich in Deutſchland 26 eigentlich botaniſche Gärten, die mit wenigen 
Ausnahmen den Univerſitäten der betreffenden Länder unterſtellt ſind; 
12 fallen auf Preußen, 3 auf Baiern,! auf Würtemberg, 2 auf Sach— 
ſen, 3 auf Baden, Braunſchweig, Darmſtadt, Hamburg, Mecklenburg, 
Sachſen-Weimar und Elſaß find je durch einen vertreten. Oeſterreich— 
Ungarn beſitzt 11 botaniſche Gärten, Rußland 9, Schweden und Nor— 
wegen 4, Dänemark 1, die Schweiz 4, Belgien 5, Holland 4, Frankreich 
21, Italien 20, Spanien 3, Portugal 3, Großbritannien und Irland 9, 
Rumänien 2, und je 1 gehört Serbien und Griechenland an, die über— 
ſeeiſchen (Afrika 5, Amerika 8, Aſien 11], Auſtralien ꝛc. 7) kommen hier— 
bei um ſo weniger in Betracht, weil ſie einmal dieſen Brauch des gegen— 
ſeitigen Samenaustauſches nicht mitmachen, andererſeits mehr zu Kolo— 
nialzwecken unterhalten werden. Auch nicht die ſämmtlichen Gärten Eu— 
ropas verſchicken ſolche Samenkataloge, manche haben ſich hieran nie be— 
theiligt, beiſpielsweiſe die meiſten engliſchen, andere haben es wieder auf— 
gegeben, wie jener von Athen, wo überhaupt der Gartenflora zufolge 
die Botanik ſehr im Argen zu liegen ſcheint. Seit mehreren Jahren haben 
einige Direktoren deutſcher botaniſcher Gärten es eingeführt, nur alle 2 bis 3 
Jahre ein ſolches Samenverzeichniß zu veröffentlichen und dürfte ſich die— 
ſes unſerer unmaßgeblichen Meinung nach ſehr anempfehlen, denn wo 
es ſich um größere Kataloge handelt und die Deſideranten immer die— 
ſelben bleiben, iſt es kaum anders möglich, als daß der Katalog eines 
Jahres mit wenigen Abwechſelungen eine ziemlich genaue Copie des vor- 
hergehenden iſt. 

Es dürfte vielleicht dieſen oder jenen der verehrten Leſer intereſſiren, 
zu erfahren, wie ſich das numeriſche Artenverhältniß in den einzelnen 
Katalogen geſtaltet, welche Ordnungen vorwalten, welche Florengebiete 
am reichſten vertreten ſind, und welchen Procentſatz die ein — zweijährigen 
und perennirenden Arten im Vergleich zu den holzigen einnehmen. Lei— 
der geſtattete es die Zeit nicht, all' die vorliegenden Kataloge auf derar— 
tige Fragen hin näher zu prüfen, um in Bezug auf die einzelnen Län⸗ 
der je nach ihren klimatiſchen Bedingungen Vergleiche anzuſtellen, was 
vielleicht zu einigen ganz intereſſanten Schlüſſen geführt haben würde. 
Immerhin dürften einige Beiſpiele für etwaige ſpätere Unterſuchungen 
nach dieſer Richtung hin hier am Platze ſein. 

Unter den deutſchen botaniſchen Gärten ſteht der Berliner durch 
ſeine Größe, die Menge der Gewächshäuſer, den Reichthum ſeiner Samm⸗ 
lungen obenan und demgemäß bietet auch der „Index Seminum in 
Hort. Bot. Reg. Berolinensi anno 1885 collectorum“ die größte Aus- 
wahl. (Direktor Profeſſor A. W. Eichler, Garteninſpector W. Perring.) 

Derſelbe iſt nach dem „Syllabus der Borlejungen über ſpe⸗ 
cielle und mediciniſch-pharmaceutiſche Botanik“ von Dr. A. 
W. Eichler geordnet, das darin aufgeſtellte Syſtem, welches auch von an— 
dern Direktoren botaniſcher Gärten angenommen wurde, ſtützt ſich vor— 
nehmlich auf morphologiſche Charaktere, kann, wie der Verfaſſer bemerkt, 


352 


als eine Fortſetzung des Brongniart's Syſtems angeſehen werden, das 
ſeinerſeits wieder auf das alte von Juſſieu, dem Begründer der natürli⸗ 


chen Methode zurückzuführen iſt. Neunzig Ordnungen (2 Cryptoga- 


mae, 1 Gymnospermae, 13 Monocotyleae, 74 Dicotyleae) mit 684 


Gattungen, gegen 2000 Arten und etwa 80 Varietäten find in dieſem 


Samenverzeichniſſe vertreten. Die an Arten zahlreichſten Ordnungen ſind 


Filices (38 g. 209 sp. u. div. var.), Gramineae (50 g. 153 sp. u. 
einigen var.), Compositae (126 g. 249 sp. div. var.), Cruciferae 


(39 g. 124 sp. u. verſch. var., Arabis allein 22 sp.), Caryophyllaceae | 
(24 g. 97 sp., Silene allein 34 sp.), Labiatae (29 g. 98 sp., Sal- 


via 37 sp.), Leguminosae (42 g. 121 sp. u. vielen var.). Dann 


folgen die Umbelliferen (45 g. 90 sp.), Scrophulariaceae (24 g. 57 


sp.), Liliaceae (23 g. 55 sp.), Rosaceae (8 g. 55 sp.), Malvaceae 
(13 g. 49 sp.), u. ſ. w. Fünf Ordnungen find durch 100 — 200 Ar⸗ 
ten und Varietäten vertreten, 13 durch 20— 100, 16 durch 10—20, 39 
durch 1—3 und 17 durch 4 — 10 Arten. Die ein- und zweijährigen 
dürften von der Geſammtzahl etwas mehr als ein Drittel ausmachen, 


Bäume und Sträucher fürs freie Land kaum 100 Arten aufweiſen und 


die Gewächshauspflanzen excluſive der Farne desgleichen ungefähr 100 
Arten betragen. Als Supplement werden noch diverſe Sämereien von 
Oſtindien (Dr. Brandis), aus dem botan. Garten von Madras und von 
Puerto⸗Rico (P. Sintenis) aufgeführt. 

Kaiſerl. botan. Garten in St. Petersburg; Direktor Dr. 


E. v. Regel, Obergärtner E. Ender u. H. Höltzer. Der „Delectus 


Seminum“ a. 1885 weiſt 92 Ordnungen auf, 2 der Cryptog. mit 
39 g. u. 274 sp. und var., 15 der Monocotyled. mit 123 g. u. 409 
sp. U. var., 75 der Dicotyled. mit 669 g. und etwa 2300 sp. u. var. 
Hieran reihen ſich ca. 300 Samenarten, die in Südrußland (Becker), in 
Turkeſtan (A. Regel), in Transkaukaſien, in der nördlichen Mongolei, in 
der ſüdlichen Mandſchurei, in Nordamerika, Auſtralien und in Oſtindien 
geſammelt wurden. Daß derartige Nachträge von ſeltneren Sämereien, 
die überdies von wildwachſenden Pflanzen geſammelt wurden, oft wie es 
hier der Fall iſt, aus beſonders intereſſanten Florengebieten ſtammen, 
den 8 eines ſolchen Samenkataloges weſentlich erhöhen, liegt klar auf 
der Hand. 

Bort Muſeum von Stockholm; Direktor V. Wittrock. 

„Delectus Fructuum cum seminibus maturis.“ 

9 mondcotyled. Ordnungen mit 40 g. u. 90 sp.; 45 dicotyled. 


Ordn. mit 161 g. und etwa 250 sp. Trotz feiner Kleinheit führen wir ö 


grade dieſen Katalog hier an, weil die meiſten der in demſelben zum 
Tauſch ausgebotenen Samen von wildwachſenden Pflanzen Skandinaviens 
herrühren und manche dieſer Arten aus erſter Quelle zu beziehen, zu 
den großen Seltenheiten gehört. 

Bot. Garten von Upſala; Direktor Th. M. Fries, Obergärt- 
ner Fr. Petterſon. „Semina Selecta a. 1885.“ 


1. Ordn. d. Cryptogam mit 5 g. 6 sp.; 1. Ordn. d. Gymno- © 


sperm. mit 9 g. 14 sp.; 94 Ordn. d. Dicotyled. mit 639 g. 1750 


sp. Hier wie anderswo machen die Gramineae unter den Monocoty- ö 


0 
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4 
4 
1 
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1 . = 4 =. 
rl ur in ri ie Fa I rw ai Pens nem nme en nm nn anna 


353 


len, die Compositen unter den Dicotylen den Hauptbeſtand aus. Ei— 
nige direkt aus Nordamerika bezogene Sämereien, wie beiſpielsweiſe un⸗ 
ter den Coniferen Torreya californica und Libocedrus decurrens 
dürften raſchen Abſatz gefunden haben. 
| Botan. Garten von Copenhagen; Direktor Eugen Warming, 
Obergärtner Th. Friedrichſen. „Index Seminum“ a. 1885. 
106 Ordnungen; Filices 30 gen. 85 sp.; 15 monocotyled. Ordn. 
143 g. 270 sp.; 90 dicotyled. Ordn. 680 g. 1290 sp. Es ſcheint 
mehr und mehr der Brauch um ſich zu greifen, Samen wildwachſender 
Arten in dem betreffenden Kataloge mit aufzunehmen, ſo hier ſolche aus 
der däniſchen Flora. Bekanntlich verlieren die Pflanzen, je länger ſie der 
Kultur unterworfen ſind, manche ihrer charakteriſtiſchen Merkmale, oder 
modificiren dieſelben derart, daß es oft ſchwer hält, ſie nach den Beſchrei— 
bungen, reſp. Abbildungen wieder zu erkennen. Botaniſche Gärten ſollen 
aber möglichſt die typiſchen Formen aufweiſen und das kann nur geſche— 
hen, wenn ab und zu der alte Stock durch friſche Zufuhr von den na— 
türlichen Standorten ergänzt wird. Botaniſche Gärten dienen ferner da— 
zu, manchen ſeltenen wildwachſenden Arten, welche durch die Sammelwuth 
einzelner Individuen der Gefahr des Ausſterbens ausgeſetzt ſind, ein ſiche— 
res Heim darzubieten. Letztere Aufgabe hat ſich namentlich der Genfer 
Acclimatiſations⸗Garten geſtellt und der Direktor Herr Correvon weiſt 
nach, daß viele prächtige Alpenpflanzen, dort aus Samen gezüchtet, die 
beſten Chancen zur Anpflanzung in den Gärten darbieten, während alle 
die, welche oft zu unpaſſenden Jahreszeiten meiſtens in wenig geeigneter 
Weiſe von all' den vielen Touriſten geſammelt und heimgebracht werden, 
faſt ohne Ausnahme einem frühen Tode geweiht ſind. 
| Bot. Garten von Budapeſt; Direktor Dr. Juränyi, Obergärt- 
ner Fekete. 
„Delectus Seminum“ a. 1885. 
115 Ordnungen, 3 Cryptog. 21 g. 45 sp. u. var. 


Gymnosperm. 5 „ 14 „ 15 
15 Monocotyl. 84, 244 „ . 
95 Dicotyled. 503 „ 1100 „ er 


Der des Wiener botan. Gartens fiel entweder in dieſem Jahre ganz 
aus, oder wurde dem Greifswalder nicht zugeſchickt. Durch die reichen, 
koſtbaren und richtig beſtimmten Gewächshausſammlungen können übri— 
gens auch die Gärten von Schönbrunn und Herrenhauſen mit zu den 
botaniſchen Gärten gezählt werden. 
Botan. Garten von Lüttich; Direktor Profeſſor E. Morren, 
Obergärtner J. Maredal. „Choix de graines“ en 1885. 
5 93 Ordnungen, 3 Cryptog. 20 8. 32 sp. 
17 Monocotyl. 130 „ 362 sp. 
73 Dicotyled. 471 „ 1400 sp. 
Hier verdient die Ordnung der Bromeliaceen beſonders genannt 
zu werden, denn durch nicht weniger als 32 sp. iſt dieſelbe in dem vor— 
jährigen Samenkataloge vertreten. Bei einiger Sorgfalt keimen dieſelben, 
wenn bald nach der Ernte ausgeſäet, ſehr gut, dagegen längere Zeit trocken 
aufbewahrt, iſt ihre Keimkraft eine raſch vergängliche. 
1 Hamburger Garten» und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 23 


354 


Botan. Garten von Amſterdam; Direktor Prof. A. Oude⸗ 
mans, Obergärtner A. Plemper van Balen. „Index Seminum“ a.“ 
1885. J 

104 Ordnungen; Filices 15 g. 29 sp.; Gymnosperm. 2 g. 4 
sp.; 16 Monocotyl. 68 g. 135 sp.; 87 Dicotyled. 384 g. 650 p. 

Botaniſcher Garten von Zürich; Direktor C. Cramer, In⸗ 
ſpektor E. Ortgies. 1 

„Selectus Seminum“ a. 1885. In dieſem Verzeichniſſe wer⸗ 


den die 700 Arten nicht nach Ordnungen aufgeführt, ſondern nach ihrer 


Dauerzeit und beſonderen Kulturanſprüchen, wie J. Filices: 25 g. 49 sp., 


II. Plantae alpinae: 59 g. 113 sp.; III. Plantae perennes: 114 g. 


180 sp.: IV. Plantee annuae: 138 g. 188 sp.; V. Plantae biennes: 
33 g. 44 sp.; VI. Plantae frigidarium v. calidarium incolentes: 
79 g. 132 sp. Das numeriſche Verhältniß der Gattungen zu den Ar⸗ 
ten iſt jedenfalls ein ſehr entſprechendes, da es in kleineren Gärten 
ſicherlich viel mehr darauf ankommt, möglichſt viele Gattungen vertreten 
zu haben, die ſich leichter unterſcheiden laſſen, als von einigen Gattun⸗ 
gen eine große Anzahl Arten zu kultiviren, es ſei denn ſchon, daß letz- 
tere zu den Nutzpflanzen gehören, aus verſchiedenen, weit von einander 
entfernten Florengebieten abſtammen, oder beſtimmte, recht charakteriſtiſche 
Untergattungen ausmachen. In die letzte Rubrik für das Kalt- und 
Warmhaus fallen zunächſt diverſe Sämereien, welche der Züricher Gar⸗ 
ten von Orotava erhielt und die theils einen Bruchtheil der in unſeren 


Gärten noch fo ſparſam vertretenen Flora der Canaren vorführen, theils 


auch als Repräſentanten tropiſcher Regionen dort in Orotava als Frei⸗ 
landpflanzen ein kräftiges Gedeihen zeigen. Ferner wird einem hier Ger 
legenheit geboten, eine anſehnliche Gesneraceen-Verſammlung zu begrü- 
ßen; nicht weniger als 33 Arten und Varietäten aus den Gattungen 
Locheria, Naegelia, Trevirania und Tydaea werden in dieſem Ver⸗ 
zeichniß als Knöllchen aufgeführt. 5 

Bot. Garten von Montpellier; Direktor J. E. Planchon, 
Obergärtner Roudier. „Catalogue des graines“ recoltees en 
1885. ri 
Da wir von jedem Lande nur einen Samenkatalog als Beifpiel 
vorführen, jener des „Jardin des plantes“ in Paris diesmal leider 
abhanden gekommen iſt, ſo ſoll Montpellier dafür eintreten, obgleich das 
dort publicirte Verzeichniß keineswegs zu den umfangreichen gehört, nichts 
deſto weniger aber in mehr denn einer Beziehung unſere Beachtung ver⸗ 
dient. Viele der gewöhnlichen Pflanzen, ohne Uebertreibung, läßt ſich ihre 
Zahl auf hunderte von Arten veranſchlagen, die faſt ohne Ausnahme in 
den größeren Katalogen des In- und Auslandes angetroffen werden, 
find in dieſem Verzeichniſſe einfach unterdrückt worden und beſteht dafür 
die Mehrzahl aus Arten des Mittelmeergebiets und der Cevennen, 


welche an ihren natürlichen Standorten geſammelt wurden. Einzelnen 


kleineren Ordnungen iſt ferner eine beſondere Berückſichtigung zu Theil 


geworden, jo den Ampelideen und Nymphaeaceen. Erſtere werden | 


durch die Gattungen Ampelopsis (tricuspidata S. & Z.), Cissus (an- 


tarctica Vent, incisa Nutt., aconitifolia Planch., indivisa Willd, | 


355 


heterophylla Planch., orientalis Lamk.) und Vitis (aestivalis Michx., 
arizonica Engelm, Berlandieri, Planch., californica Benth., candi— 
cans Engelm., Championi (hybride) Planch., einerea Engelm,, 
cordifolia Michx., fieifolia Bunge (Thunbergü S. & Z.) riparia 
Michx.) vertreten. Die Samen ſämmtlicher Ampelideen keimen be⸗ 
kanntlich, wenn friſch, ſehr leicht und regelmäßig und bietet ſich einem 
hier ſomit eine vorzügliche Gelegenheit, aus der Hand des Monographen die— 
ſer Familie, von welcher eine ganze Reihe von Arten durch die Phyllo- 
zera-Verwiftungen unſerer Vitis vinifera eine immer größere öcono— 
miſche Bedeutung erlangt, werthvolle Acquiſitionen zu machen. 

Botaniſcher Garten von Palermo; Direktor Auguſtino To— 
dora. „Index Seminum“ a. 1885. 

Durch ſeine prachtvolle Lage, den Reichthum ſeiner dem herrlichen 
Klima angepaßten Pflanzenſammlungen nimmt der Palermo-Garten un⸗ 
ter jenen von der Natur ſo reich begünſtigten Südeuropas ſicherlich ei— 
nen ſehr hervorragenden Platz ein. Dichte Hecken, hohe Mauern verſe— 
hen hier gleichſam die Stelle der anderswo ſo nöthigen Glasbauten, um 
die zärtlicheren Arten gegen den zu ſtarken Sonnenbrand, oder auch gegen 
den Einfluß ſchädlicher Winde zu ſchützen. Ganz und gar kann man aber 
auch im Süden nicht ohne Gewächshäuſer fertig werden, denn immer 
nur vereinzelte Arten der epiphytiſchen Orchideen, Aroideen, Bromelia- 
ceen und vieler Holzgewächſe der Tropen nehmen mit den Bedingungen, 
wie man ſie ihnen dort unter freiem Himmel bieten kann, vorlieb. Der 
Samenkatalog dieſes Gartens dürfte nicht allein für andere botan. Gär— 
ten, ſondern auch für Handelsgärtnereien und viele Liebhaber manche, 
vielleicht längſt begehrte Desideraten enthalten. Im Ganzen bringt er 
4 Ordnungen der Cryptogamen (35 g. 108 sp. u. var.), 25 der 
Monocotyledonen (234 g. 966 sp. u. var.) und 126 der Dicotyledo- 
nen (886 g. 3379 sp. u. var.). Unter den Einſamenblättrigen bemter- 
ken wir 16 Agaven und 3 Fourcroyen ; die Gattung Canna weiſt, man 
höre und ſtaune, nicht weniger als 87 sp. u. var. auf, während Aloe 
deren 54 zählt, die Liliaceen im Ganzen 208 sp. enthalten. Das ub i 
bene ibi patria ſcheinen ſich auch die Palmen als Wahlſpruch aus⸗ 
erkoren zu haben; nicht weniger als 5 Gattungen mit 30 sp. u. var. 
haben dort im verfloſſenen Jahre reife Früchte mit keimfähigen Samen 
hervorgebracht. Aus den dicotyledoniſchen Ordnungen ſeien folgende 
namhaft gemacht: Araliaceen (7 g. 19 sp. u. var.), darunter 6 Pa- 
ratropia-, 4 Oreopanax- und 1 Tupidanthus-Art. Bei den Ascle- 
piadeen machen ſich 19 Stapelia-Arten bemerkbar. Es folgen die Au— 
rantiaceen, Citrus mit 10 sp. u. 28 var. und drei andere Gattungen 
mit je einer Art. Leider iſt es aber eine auf Erfahrung begründete 
Thatſache, daß die Samen ſämmtlicher Orangengewächſe, einmal aus ih— 
ren ſaftigen Früchten gelöſt und trocken aufbewahrt, ihre Keimkraft ſehr 
raſch einbüßen. Schon zu wiederholten Malen haben wir hier und na— 
mentlich in Portugal ſolche Samen von Palermo bezogen, aber faſt ohne 
Ausnahme war das Reſultat der Ausſaat gleich Null. Nur dann wer⸗ 
den günſtige Erfolge erzielt, wenn die Samen, ſo zu ſagen, aus der 
Frucht direkt der Erde anvertraut werden. Aehnlich verhält es ſich mit 
23* 


356 


den Samen verſchiedener anderer ſaftreicher Früchte, jo machten wir bei- 
ſpielsweiſe im hieſigen Garten vor kurzem die Beobachtung, daß auf 
dieſe Weiſe behandelte Samen von Cereus nycticalus befruchtet mit 
C. grandiflorus und von Anthurium Scherzerianum innerhalb weni⸗ 
ger Tage keimten, worüber ſonſt eben fo viele Wochen hingehen. Bei 


Cacteen fanden wir früher ſogar einigemale Samen, die noch in der 


Frucht ſelbſt den Keimungsprozeß angefangen hatten. Letztere Familie 
findet ſich im Palermo-Samenverzeichniß durch 11 g. und 138 sp. auf- 
geführt. Unter den Geraniaceen thun ſich 60 sp. von Pelargonium 
hervor, denen ſich 71 Mesembrianthenum sp. u. var. als Bürger 
deſſelben Vaterlandes — Südafrika anreihen. Die ſich im Süden un⸗ 
ſeres Welttheils jo heimiſch fühlenden Labiaten können ſich in Palermo 
einer ſtattlichen Vertretung rühmen, der Katalog zählt nicht weniger als 


41 g. auf, darunter allein Salvia mit 76 sp. u. var. Malpighiaceen 


(3 g. 4 sp.), Burseraceen (2 g. 3 sp.), Sapotaceen (2 g. 4 sp.) | 
durch Samen vertreten zu finden, dürfte für die Gärtner Europas im⸗ 


merhin zu den Seltenheiten gehören. 
Botaniſcher Garten von Madrid; Direktor M. Colmeiro. 
„Catalogus Semin um“ a. 85 collect. 


Was Gattungen und Artenzahl anbetrifft, kommt keiner der ſümmt⸗ 
lichen Samenkataloge jenen des Madrider Gartens gleich. Hier ſtoßen 
wir auf 16 monocotyl. Ordnungen mit 173 g. (116 g. d. Gramineen) 
und 900 Arten, während 116 dicotyled. Ordnungen 1120 g. und 5040 
sp. enthalten. Auch jener des botan Gartens von Valencia zählt zwi⸗ 
ſchen 4— 5000 sp. auf. Darf hieraus nun auch der Schluß gezogen 
werden, daß der Madrider Garten ein ſehr großes Terrain umfaßt? 
Wo Tauſende von Samenarten geerntet werden, muß doch auch für alle 
die Pflanzen, welche ſie hervorbringen, recht reichlich Platz vorhanden ſein. 
Der Flächeninhalt, über welches dieſer Garten gebieten kann, iſt aber ein 
ſehr beſchränkter und ſo bleibt es ein ſchwer zu löſendes Rechenexempel, 
wie und wo dieſe ungeheure Samenmenge, d. h. den Arten nach dort 


alljährlich producirt wird. Meteorologiſche Bedingungen kommen hier— 


bei auch in Betracht, ſehr dürre und heiße Sommer ſind für eine 
durchſchnittlich gute Samenernte ebenſo verderblich wie beſonders regen- 
reiche und erſtere kommen gerade in Madrid faſt alljährlich zur Gel⸗ 


tung. 


Botan. Garten von Coimbra; Direktor J. Henriques, Ju 


ſpector A. Moller. „Index Seminum“ a. 1885. 


In dieſem Kataloge dürften namentlich die Monocotyledonen ein | 


größeres Intereſſe wachrufen, da von 59 Liliaceen, 54 Iridaceen, 18 


Amaryllidaceen, 13 Orchidaceen und 7 Araceen, zum großen Theil 
einheimiſchen Arten, Zwiebeln reſp. Knollen ſtatt der Samen angeboten 


werden. Im Ganzen werden 123 Ordnungen darin aufgeführt, — 3 


Cryptog. (19 g. 38 sp.), 16 Monocotyl. (92 g. 258 sp.), 104 Di- 
cotyled. (862 g. 1389 sp.). Jede Art trägt außerdem die laufende 
Nummer, die ſtatt des Namens ſich auf der Samenkapſel befindet, was 


bei Fertigſtellung der Deſideraten viele Schreibereien erſpart. Die reiche 
und ſchöne Flora Luſitaniens, welche Linné zu dem Ausrufe veranlaßte: 


Sennen e, 


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397 


terra felicissima, India Europae, iſt in dieſem Kataloge, ſo 
namentlich auch in jenem des Liſſaboner Gartens ſtark vertreten. 

| Dieſe wenigen Beiſpiele dürften genügen, um dem verehrten Leſer 
eine Einſicht in den ſich alljährlich wiederholenden botaniſchen Samen— 
austauſch zu gewähren; wir möchten daran die Bemerkung knüpfen, daß, 
wenn auch dieſe Samenkataloge zuerſt und zuallermeiſt nur zum Verkehr 
der betreffenden Gärten unter ſich beſtimmt ſind, ſie doch auch unter 
Umſtänden Handels- und Privatgärtnereien zu gute kommen können. 

) So weit unſere Erfahrung reicht, wiſſen wir mit Beſtimmtheit, daß 
derartige Geſuche um Ueberlaſſung dieſer oder jener beſonders wünſchens— 
werthen Sämereien ſeitens der Direktionen verſchiedener Gärten eine 
möglichſte Berückſichtigung gefunden haben. 

Etwa 1400 Arten gelangten in dieſem Jahre im Greifswalder Gar— 
ten zur Ausſaat, darunter 1100, die derſelbe von 47 Gärten des In— 
und Auslandes bezogen hatte und können die der Gewächshauspflanzen 
auf gegen 300 veranſchlagt werden. Da mit der Ausſaat letzterer ſchon 
im Februar begonnen wurde, mußten die kleinen Kalt- und Warmhäuſer 
hierzu dienen. Wir erzielten dabei viel günſtigere Reſultate, als in den 
Vorjahren, wo die Ausſaat erſt im April, Mai, je nach der Witterung 
in den dazu fertig geſtellten Käſten vorgenommen wurde. Den Samen 
fürs Warmhaus konnte von Anfang an eine ziemlich hohe Bodenwärme 
bei geſchloſſener Luft gegeben werden, während jene des Kalthauſes ganz 
dicht unter Glas nach der Südſeite hin untergebracht, die Töpfe / in 
ziemlich trocknen Sand eingefüttert wurden. Dies verhinderte einerſeits 
ein zu raſches Austrocknen, wodurch das, namentlich in dieſer Jahreszeit 
recht leidige Gießen mehr wegfiel, andererſeits nahm der Sand, Tags 
über oft von der Sonne beſchienen, eine etwas höhere Temperatur als 
die des Hauſes an, ſo daß die beim Keimen ſo verderblichen Tempera— 
turſchwankungen viel weniger zur Geltung kamen. Das Keimen vieler 
Arten war dementſprechend ein raſches und regelmäßiges, ſchon im März 
erfolgte bei manchen ein kräftiges Wachsthum und im April wurde be— 
reits mit dem Piquiren der Anfang gemacht. Geſchieht die Ausſaat ſpä— 
ter im Jahre, jo haben ſich die Sämlinge bis zum Herbſt oft nicht der— 
art gekräftigt, um den verſchiedenen Unbilden eines langen Winters ohne 
Scchaden widerſtehen zu können. Ein frühzeitiges Piquiren iſt manchen 
Arten ebenſo ſchädlich wie andern förderlich, feinere Coniferen, Acacien 
und verſchiedene mehr find ſehr empfindlich dagegen, neuholländiſche Myr- 
taceen, jo Eucalypten und Melaleucen ſcheinen es aber zu beanſpru— 
chen. Man verpflanze ſolche in Bulten, die dann ſpäterhin wieder getheilt 
oder auch bis auf eine Pflanze zurückgeſchnitten werden können. 
| Bei ganz kurzer Beſprechung einzelner Sendungen ſei der wieder— 
holten, aus gegen 80 Arten beſtehenden Remessen des Herrn Baron 
Ferdinand von Mueller von Melbourne zuerſt gedacht, weil ſie eben hübſche 
Novitäten, manche ſeltene Art aufweiſen. Wir nennen beiſpielsweiſe Ble- 
Pharocarya involucrigera, F. v. M. (Sapindaceen) von Queensland, 
Pittosporum melanospermum F. v. M. N. Auſtralien, Marianthus 
Sp. S. W. Auſtralien (Pittosporeen), einige noch unbeſtimmte Brachy- 
cChitou sp. (Sterculiaceen), Oxylobium procumbens, F. v. M. Victoria, 


358 


Boronia crassipes, Bartling und B. megastigma, Nees. Solanum 
esuriale Lindl. und S. ellipticum R. Br., Convolvulus erubescens 
Sims und Myositidium nobile F. v. M. Neu⸗Seeland gehören zu den 
krautartigen Vertretern der dortigen Flora. Zu wiederholten Malen er⸗ 
hielten wir Samen der Duboisia Hopwoodii, F. v. M., erſt in dieſem 
Jahre glückte es uns, ſie zum Keimen zu bringen. Dieſer Strauch, der 
Pitury, welcher die Wüſtenregionen des Innern bewohnt, verdient ſeiner 
ſtark ſtimulirenden Eigenſchaften wegen kultivirt zu werden. Eine andere 
Art derſelben Gattung, Duboisia myoporoides, R. Br. von Oſt⸗Au⸗ 
ſtralien iſt bei der Augenheilkunde in Gebrauch gekommen und ſollen 
beide Alkaloide Dubois in und Piturin unter einander verwandt find. Wir 
heben ferner noch hervor Eucephalartos Fraseri Mig. und E. Denisonii 
F. v. M., beide von Neu⸗Süd⸗Wales und Queensland, Livistona Leich- 
hardti, F. v. M., Port Darwin, Xanthorrhoea Tatei, F. v. M. Queens⸗ 
land, eine Haemodorum sp. von Weſtauſtralien ſowie je eine unbeſtimmte 
Hakea und Banksia von W. und S. W. Auſtralien und die ſehr zier⸗ 
lichen Proteacee! Isopogon anemonifolius, R. Br. und Grevillea 
heliosperma R. Br. In Auſtralien gereifte Samen der Manihot Gla- 
ziovii, J. Mueller, dieſes durch ſein Produkt — Ceara Kautſchuk be⸗ 
rühmt gewordenen Euphorbiaceen-Baumes Braſiliens kamen uns aus 
derſelben Quelle zu und konnten wir wenigſtens ein bereits mehrere Fuß 
hohes Exemplar daraus ziehen. Auch der Regenbaum oder Guango, Al- 
bizzia Saman, F. v. M., welcher ſich von Mexico bis nach Braſilien 
und Peru ausbreitet, wird in Auſtralien vielfach angepflanzt, die von 
dort erhaltenen Samen keimten gut. — Unter den aus den Katalogen 
bezogenen Sämereien verdienen folgende namhaft gemacht zu werden: 

Carlsruhe. Pandanophyllum humile, Hassk. (Cyperacee), 
Cinnamomum zeylanicum, Ble, Erythroxylon Coca, Lam, letztere 
nicht als Same, ſondern als Stecklingspflanze, die noch nachkommen ſoll. 

Madrid. Sciadophyllum Brownei Spr., ſchöne Araliacee von 
Jamaica, Duboisia myoporoides, R. Br. (vergl. oben), Brassaia ac- 
tinophora Endl. einer Marcgraviacee von Neu-Seeland, (wir glaubten 
dieſe kleine Familie auf Amerika beſchränkt;) übrigens keimten die letzten 
beiden Arten bis jetzt noch nicht. Pinus amabilis, Dougl., die califor⸗ 
niſche Silbertanne u. P. Pinsapo, Boissier, die ſpaniſche Fichte. Daß 
Coniferen-Samen, ſo lange fie friſch find, gut keimen, iſt allgemein be⸗ 
kannt, nur mit der Cryptomeria japonica, D. Don haben wir bis 
jetzt bei den oft wiederholten Ausſaatverſuchen nie Erfolge erzielt und 
iſt es uns leider bis jetzt nicht gelungen, der Sache auf den Grund zu 
kommen. 

Paris. Cedrela sinensis, Juss. dürfte vielleicht unſere Winter 
überdauern. Euphorbia piscatoria, Ait, von den Canaren; Aloe 
Max Leichtlini, Naud. Samen von Afghaniſtan (Dr. Aitchiſon) 
durch die Güte des Herrn Ch. Naudin. 4 Umbelliferen, darunter eine 
dort als Heilpflanze ſehr geſchätzt. — Rheum sp. purgatif; Lophan- 
thus chinensis, Benth. 

Lemberg. Xanthorrhiza aprifolia, Herit. Nordamerika. Die 
einzigſte uns bekannte ſtrauchartige Ranunculacee mit hübſchen chocola⸗ 


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ſie länger als ein Jahr im Topfe conſervirten. 


359 


| defarbigen, in Trauben ftehenden Blumen und ſehr zierlicher Belaubung. 
Warum wird dieſer Strauch ſelbſt in botaniſchen Gärten ſo ſelten an— 


getroffen und wenn, meiſtens in ſchwachen Exemplaren. Die Culturan⸗ 


ſprüche ſcheinen ſich auf ein halbſchattiges Moorbeet zu beſchränken. Die 


von Lemberg mehrere Male erhaltenen Samen keimten nicht, obgleich wir 


Montpellier. Evonymus fimbriatus Hort. non Wall. Hierzu 


bemerkt Profeſſor Planchon, daß die in den Gärten häufig unter dieſem 
Namen angetroffene Art von ihm als Evonymus pendula Wall. iden⸗ 


tificirt wurde, nur bleibt die Gartenpflanze ſtrauchig, während die wild— 
wachſende typiſche Form einen Baum mit hängenden Aeſten bildet. Die 
eigentliche Evonymus fimbriatus hat dünnhäutige und nicht lederartige 
Blätter. — Dasylirium gracile Hort. Die erhaltenen, bereits gekeim⸗ 
ten Samen ſind das Produkt einer Kreuzung zwiſchen dieſer Art oder 
Varietät und dem Dasylirium glaucum Hort. Schließlich bittet Plan- 
chon um Auskunft, ob die höchſteigenthümliche Monſtroſität des gemei— 
nen Seifenkrauts, Saponaria officinalis # hybrida L. (Saponaria con- 
cava anglica Bauh., Gentiana concava Gerarde) mit wechſelſtändigen 
Blättern und mit zu einer gomopetalen corolla verwachſenen Blumen— 
blättern, welche gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Grafſchaft 
Northampton von Gerarde aufgefunden und im 17. Jahrhundert in vie— 
len Gärten angebaut wurde, ausgeſtorben oder noch irgendwo anzutref— 
fen jei. In letzterem Falle bittet er um Zuſendung von einigen Steck- 
lingen, da die Pflanze ſteril und demnach keine Samen anſetzt. 

Rom. Der Katalog weiſt zunächſt viele wildwachſende Arten der 
Flora Italiens auf. Aus der Liſte der exotiſchen erhielt der hieſige Gar— 
ten folgende, die auch zum großen Theil ſchon gekeimt haben: Tama- 
rindus indica, L., Malpighia urens, L., Chrysophyllum oliviforme, 


Lam,, Grabowskia boerhaaviaefolia W. Arn., Croton ciliato-glan- 


dulosum Orteg., und verſchiedene mehr. In dem dortigen Garten ſcheint 
man ſich auch mit der Befruchtung von Orchideen zu befaſſen, da An- 
graecum eburneum, Pet. Th., A. sesquipedale, Pet. Th, Cattleya 
eitrina, Lindl., C. Harrisoniana, Batem., Cypripedium insigne 
Wall., C. venustum, Wall., Maxillaria picta, B. M. Vanda snavis, 


Lindl., V. tricolor, Rchb. f., außer diverſen wildwachſenden Erdordi- 


deen in dem diesjährigen Index Seminum aufgeführt werden. 

Peſt. Cissus discolor, Bl. Es dürfte wohl zu den Seltenheiten 
gehören, daß dieſe beliebte Warmhauspflanze auch Samen anſetzt. 

Würzburg. Clianthus Binnendykii, Teysm. Die Samen keim⸗ 
ten gut und beſitzen die jungen Sämlinge einen Clianthus ähnlichen Ha⸗ 
tus. Wir glaubten bis dahin, daß die Gattung Clianthus auf die 2 
gut bekannten Arten von Neu⸗Seeland und Auſtralien, Cl. puniceus und 
Cl. Dampieri beſchränkt ſei, während dieſe dritte allem Anſcheine nach 
von Java ſtammt. 

Petersburg. Embothrium coceineum, Forst. Dieſe prachtvolle 
Proteacee von der Magellanſtraße iſt leider immer noch ein ſeltener 
Gaſt in unſern Kalthäuſern. Die in Petersburg gereiften Samen ge⸗ 
langten hier nicht zur Keimung. — Zieria Smithii, Andr. Ein zier⸗ 


360 


licher Rutaceen-Strauch Auſtraliens, welcher desgleichen mehr Beachtung 
ſeitens der Gärtner verdiente. — Euryangium Sumbul, Kaufm. Die 
Samen der berühmten Sumbulpflanze wurden von A. Regel in den tur⸗ 


keſtaniſchen Regionen geſammelt und erwieſen ſich noch als keimfähig. 


Münſter. Pandanus Lais, Kurz. Da keine Provenienz ange- 


geben wird, muß man annehmen, daß die Samen von einer im dorti— 
gen Garten kultivirten Pflanze herrühren, was immerhin bemerkenswerth 


erſcheint. Bis dato hat ſich der einzigſte von dort erhaltene Same nicht 


gerührt. 


Pflänzchen. 


Palermo. Aus der großen Reihe ſchöner und ſeltener Gewächs— 
hauspflanzen, die im dortigen Garten zweifelsohne im Freien gedeihen 


und von welchen der hieſige einige aus Samen zu erzielen ſo glücklich 


war, ſeien genannt: Plumiera acutifolia, Gaspar, P. bicolor, R. P., ö 
Pr hypoleuca, Gaspar, E ıncamala, B tricolor, R. P. 


Die Plumieren beanſpruchen ſehr viel Wärme und gleichzeitig nur we— 
nig Beſchattung, um ihre prächtigen, Oleander ähnlichen Blumen zur Ent- 
wicklung zu bringen. In Nord- und Mitteleuropa dürfte daher die Kul⸗ 


tur im Victoria-Hauſe ihnen am meiſten zuſagen. Excaecaria (Stillin- 
gia) sebifera, J. Müll., der Talgbaum von China und Japan. Der 
fettige Ueberzug der Samen macht bekanntlich den vegetab iche Talg 
aus. Der Baum erträgt geringe Nachtfröſte, obgleich die Belaubung da⸗ 
runter leidet. — Ilex paraguariensis St. Hil., der Maté-Strauch und 
Ilex vomitoria, Ait. von Virginien. — Heteropteris chrysophylla, 
H. B. und Cipadessa subscandens, H. B. eine Malpighiacee und 
eine Meliacee von Südamerika. Was mag Olea speciosa, Hort. fein? 


— Argania sideroxylon, R. & Sch., der Arganbaum von Marocco. 
Aus den ſehr harten Samen wird ein ſchönes klares Oel gepveßt, wel⸗ 


ches zur Speiſe dient. Brachychiton sumatranum, H. V. H. Der f 


generiſche Name iſt entſchieden falſch, da die Gattung Brachychiton, welche 


nach Anderen auch nur eine Untergattung von Stereutia ausmacht, auf g 


Auſtralien beſchränkt iſt. 


Durch 2 ſchöne Agaven, A. grandidentata H. Belg. und A. pul- 


cherrima wurde 91 5 Succulenten⸗ Sammlung von dort bereichert. 


Durch die Güte des Herrn Worlöée, Hamburg erhielt unſer Garten f | 


friſche Cola-Nüſſe, Cola acuminata. 
Jena. Protea mellifera, Thbg. und Encephalartos Altenstei- 
nii, Lehm., beide von Südafrika. Der Jenenſer Garten erhielt dieſe 


Samen von dem neuerdings vielfach genannten Dr. Pechuel⸗Löſche, dies | 


jelben erwieſen ſich aber bei uns als keimungsunfähig. 

Copenhagen. Oeratozamia robusta Mig. mit dem Pollen von 
C. brevifrons Miq. befruchtet. Wir haben es hier alfo | mit einem Cy- 
cadeen-Bajtard zu thun. Die Samen keimten bald. In dieſem Kata— 


Berlin. Bauhinia Krugii Urb. u. Caesalpinia 0 Sw. 
Beide von Puerto-Rico, ſo auch Gouania Domingensis, L., (Rhamna- 
cee), Renealmia occidentalis Griseb. (Seitaminee) und Serjania po- 
Iyphylla, Radek. (Sapindacee) feimten raſch und bilden bereits hübſche 


| 3 
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1 
9 
7 
Bar - 
+ 
ra; 


lloge findet ſich eine ganze Reihe ſchöner Aroideen, von welchen Knollen 
angeboten werden. 

| Eine recht intereſſante und dabei ganz hübſche Urticacee iſt Pouzolzia 
rhexoides, die wir im vorigen Jahre von dort erhielten und welche im 
Warmhauſe bereits geblüht hat. 

| Utrecht. Ochroma Lagopus Sw., Phoberos chinensis, Lour., 
ncaria sessilifructus, Roxb., Jatropha gossypifolia Lin., Costus 
speciosus, Sm. und Alpinia Allughas Rose. dürften in den Warm- 
häuſern Europas nicht allzu häufig angetroffen werden, weshalb die hier 
offerirten Samen doppelt willkommen waren. 

Stockholm. Setzt Linnaea borealis, dieſe reizende Caprifolia- 
cee in Deutſchland leicht Frucht an? Sie findet ſich in der Nähe von 
Greifswald, auch auf der Inſel Uſedom, bis jetzt war es uns aber nie 
gelungen, ſolche an der lebenden Pflanze zu beobachten. Jetzt erhielten 
wir reife Samen von dem Stockholmer Garten, und füllen die jungen 
Sämlinge einen vierzölligen Topf dicht an. Auch Lobelia Dortmanna, 
Lin. gehört zu den Seltenheiten der deutſchen Flora, in Schweden ſcheint 
ſie häufiger vorzukommen. 
| Breslau. Diverſe Sämereien vom Congo (Ledien), von Argenti— 
nien (Dr. Hieronymus) und von Auſtralien-Neu⸗Seeland (Baron F. von 
Mueller) ſind in dem vorjährigen Verzeichniſſe enthalten, ſo Lithraea 
Gilliesii, Griseb. von Argentinien, Adansonia digitata L. (Congo) 
u. a. m. 

Graz. Bonplandia Erythrochiton, Spr. Die Gattung Bon— 
plandia Cav. (non Willd.) gehört zu den Polemoniaceen, — B. ge- 
miniflora Cav. eine hübſche Annuelle wird in botan. Gärten häufig kul⸗ 
tivirt. Der richtige Name für B. E. einer baumartigen Rutacee von 
Braſilien iſt Galipea pentandra, St. Hil. oder auch Erythrochiton 
brasiliensis, Mart. 

Liſſabon. Hoffmannseggia Falcaria, Cav. Eine ſehr zierliche, 
niedrigbleibende Caesal piniacee von Chile. — Nicotiana glauca, Grah. 
Dieſe holzige Art von Braſilien tritt in der Nähe Liſſabons am Meere 
ſubſpontan auf. Mit ihren dicken, breiten, faſt fleiſchigen Blättern und 
ziemlich großen gelben Blumen macht ſie für die Sommermonate eine 
hübſche Zierde unſerer Gärten aus, empfiehlt ſich namentlich für Blatt— 
pflanzengruppen. — Jonopsidium acaule, Rchb. Wer ſich reichlich 
Samen von dieſer ganz niedrigen Crucifere mit zierlichen weißen, blaß— 
violetten Blumen verſchaffen kann, der mache einmal den Verſuch, ein 
rundes oder ovales Beet ganz damit zu beſäen. Der Effekt iſt ein über- 
raſchender. Solche Blumenparterres ſahen wir mehrfach zeitig im Früh— 
linge in Liſſabon, ſie glichen friſchgefallenem Schnee. — Thymus und 
©) Teuerium, dieſe beiden höchſt intereſſanten Gattungen der ſüdeuropäi— 
ſchen Flora finden ſich in dem Liſſaboner Kataloge ſehr reich vertreten, 

und da ſich der Direktor des Gartens Graf de Ficaltho ſpeciell mit den 
Läabiaten Portugals beſchäftigt, dürfte auch die Beſtimmung der Arten 
richtig ſein. 
1 Wir ſchließen hiermit dieſe — Plaudereien, ohne auf andere Gär— 
ten, deren Kataloge noch manches Intereſſante enthalten, weiter einzuge— 


361 


362 


hen. Bemerken möchten wir noch, daß die diesjährigen Ausſaaten von 
Ein⸗ und Zweijährigen ſehr ſchlechte Reſultate ergeben haben, und zwar 
infolge eines für Greifswalder Verhältniſſe ganz außerordenlich dürren 
Sommers, denn in den Monaten Mai und Juni regnete es ſo gut wie 
gar nicht. Entweder erfolgte keine Keimung, oder es bildeten ſich ſchwache, 
niedrigbleibende Pflanzen, deren Samenernte eine ſpärliche zu werden ver⸗ 
ſpricht. Selbſt bei den Georginen trat dieſes deutlich hervor, ſie fingen 
ſchon Ende Juni zu blühen an, erreichten aber nur eine Höhe von i Fuß 
und etwas darüber. 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


Vier neue Begonien. In dem Wiener k.k. Hofburg⸗Reſervegarten wur⸗ 
den durch künſtliche Befruchtung der Begonia Comtesse Louise 
Erdödy (Begonia Rex var. foliis spiralibus) 4 neue ausgezeichnete 
Varietäten gewonnen, welche die Abnormitäten der Mutterpflanze beibe⸗ 
halten haben, in der Farbenzeichnung von derſelben aber weſentlich ab- 
weichen, insbeſondere 3 derſelben. Die eine zeichnet ſich durch ein gro⸗ 
ßes, dunkelgrünes, metalliſch glänzendes, röthlich ſchimmerndes Blatt aus. 
Bei der zweiten tritt eine nur ihr eigene Blattfärbung auf, die Farbe 
iſt ein helles Grün mit ſchönem gelben Schimmer. — Das ſchön ge⸗ 


zeichnete Blatt der dritten Varietät iſt hahnenkammartig zufammenge 


faltet und wird von einem flachen, breiten, ganz monſtröſen Blattſtiele 
getragen. — Wer Liebhaber von derlei Abnormitäten iſt, und es giebt 
derer leider nur zu viele, wird dieſe Begonia monstrosa-Varietäten mit 
Freuden begrüßen. 
Wiener illuſtr. Garten⸗Zeitung mit color. Abbild. 6. Heft 1886. 
Juglans Sieboldiana, Maxim. Eine in den Gärten noch 
recht ſeltene Art, welche namentlich von deutſchen Baumſchulen aus 
vielfach falſch verbreitet wird. Schon der erſte ſpecielle Kenner der ja⸗ 
paniſchen Flora, Thunberg beging den Irrthum, die Juglans Sieboldi- 
ana als ſynonym der Juglans nigra hinzuſtellen. Seitdem iſt die Sy⸗ 
nonymie eine ziemlich verwickelte geweſen. Der Baum zählt zu den ſchön⸗ 
ſten und herrlichſten Formen der Juglandeae. Die jungen Triebe ſind 
rauh, klebrig, mit röthlichem Filz befäet, desgleichen die jungen Früchte. 
Die Blätter ſind außergewöhnlich lang und nehmen im Herbſte eine 
gelblich⸗braune Schattirung an. Zur Blüthezeit im Frühling fällt dern 
Baum durch die in Menge erſcheinenden Kätzchen, die von purpurrother 
Narbe gekrönten weiblichen Blüthen beſonders in's Auge. Nicht weni⸗ 
ger ſchön iſt die Krone des Baumes im Herbſte, wenn die an langen 
Trauben hängenden Nüſſe, oft bis 20 an einer Traube, ihrer Reife ent— 
gegenſehen. In Japan ſollen die Früchte ungenießbar ſein. Die in 
Deutſchland geernteten gleichen dagegen im Geſchmack denen unſerer ge— 
wöhnlichen Wallnuß. Das Holz ſoll dem desſelben an Güte nicht nach— 
ſtehen, nur etwas weniger ſtark geadert ſein. 
Fruchtgarten, Nr. 11, 86. 
Callirho& pedata, Asa Gray. var. compacta h. Damm. 


363 


Eine durch ganz zartes Incarnat ausgezeichnete Varietät. Die in 
friſcher Roſenfarbe prangenden Blumen ſind weiß umrandet und geäu— 
gelt. Die Blätter find mehr graugrün als bei der Stammpflanze. Je⸗ 
denfalls eine ſehr zu empfehlende Neuheit, die in dem Garten des Herrn 
Dammann (Teduccio bei Neapel) gezüchtet wurde. 

J Gartenflora, Heft 11, 86. Taf. 1224. 

Crassula Schmidtii Rgl. In den Gärten dürfte dieſe ſehr 
zierliche Art am beſten als Cr. gracilis bekannt ſein, unter welchen Na⸗ 
men ſie von Herrn Fr. Ad. Haage (Erfurt) in den Handel gebracht wurde. 
Herrn E. Schmidt (Erfurt) dagegen, der fie als Ur. rubicunda ver⸗ 
breitete, führte fie von Südafrika ein. Am nächſten ſteht ſie Cr. scabra 
und Cr. scabrella, mit Cr. rubicunda hat fie die rothen Blumen 
übereinſtimmend. J. c. Heft 12, Taf. 1225. 

Ochna multiflora. Ein reizender Blüthenſtrauch vom tropiſchen 
Afrika, woſelbſt er bereits von Afzelius entdeckt, ſpäter wieder von Pers 
rotet und Mann aufgefunden wurde. Herr W. Bull führte ihn vor 
2—3 Jahren in die europäiſchen Kulturen ein und ſtellte ganz kleine, 
12 —18 Zoll hohe, blühende Exemplare aus. Die gelben, höchſt zierli— 
chen Blumen ſtehen in Trauben und ſind ſehr wohlriechend. Der Frucht— 
boden zeigt eine eigenthümliche Entwicklung, ganz ausgewachſen, wird er 
ſehr fleiſchig, nimmt eine röthliche Färbung an und trägt die anfangs 
grünen, ſpäter dunkleren Samen. Die Familie der Ochnaceen und 
vorzugsweiſe die Arten der Gattung Ochna werden in den tropiſchen 
und ſubtropiſchen Regionen der Alten Welt angetroffen. 

Journal de Horticultura Pratica, Nr. 6, 86 mit Abbildung. 

Caraguata Andreana, Morr. Unter den vielen ſchönen Arten 
dieſer Bromeliaceen-Gattung dürfte die nach dem Entdecker, Herrn 
Ed. André benannte einen hervorragenden Platz einnehmen. Sie wächſt 
auf den Anden von Paſto (Neu⸗Granada) und wurde 1881 durch Sa⸗ 
men nach Europa eingeführt, von Herrn Bruant (Poitiers) in den 
Handel gebracht. Durch die Länge der Blumenkrone zeigt dieſe Cara-⸗ 
guata einige Verwandtſchaft mit der Gattung Schlumbergera. Im Ha⸗ 
bitus erinnert fie an C. Van Volxemi, weicht aber durch die Form 
der Inflorescenz und ganz insbeſondere durch ihre lang-röhrenförmigen 

Blumen von derſelben weſentlich ab. Revue hortic. Nr. 12, 86 mit color. Abb. 
| Angraecum citratum, Petit Thonars. „Eine Perle vom 
reinſten Waſſer“ — mit dieſem Ausrufe begrüßte Gardeners’ Chronicle 
dieſe reizende Art, als ſie vor etwa 12 Jahren den Kenneraugen der 
Orchiodophilen in London entgegentrat. Gleich der impoſanten A. ses- 
quipedale ſtammt auch ſie von Madagaskar. Blätter elliptiſch zugeſpitzt, 
rinnenförmig, dick, lederartig. Aus ihrem Grunde entſpringt die etwa 
32 cm. lange Blüthenähre, auf welcher die rahmfarbigen, wohlriechenden 
Blumen mit großer Regelmäßigkeit vertheilt find. IIIustrat. hortic. 4 
livr. 1886, Taf. 592. 

Alocasia Augustiana, L. Lind. et Rod. Eine der vielen 
ſchönen Entdeckungen des Herrn Auguſt Linden im Papua⸗Lande. Dieſe 
Art zeichnet ſich nicht wie ſo manche andere der Gattung durch eine ſchil⸗ 
lernde Blattfärbung aus, empfiehlt ſich aber durch einen gedrungenen Ha- 


364 


bitus, glänzende, ſchön grün nüancirte, ſchildförmige Blätter und roſa— 
farbige, panachirte Blätter. l. e. Taf. 593. 
Beaufortia splendens, Paxt. Alle Beaufortien ſtammen von 
Auſtralien, bilden niedrige, gedrungene Sträucher mit ſehr zierlicher Ber 
laubung und einer ſehr ins Auge fallenden Inflorescenz. Unter den in 
Kultur befindlichen Arten verdient die hier beſprochene ganz insbeſonders 
ihrer Schönheit wegen eine viel allgemeinere Verbreitung in unſeren 
Kalthäuſern. 1 e. Taf. 594. 
Lilium Parryi, Watson. Eine ſehr ſchöne Art von Califor⸗ 
nien mit gelben, hier und da dunkel gefleckten Blumen, die einen ange— 
nehmen Wohlgeruch verbreiten. (vergl. H. G. & Bl.⸗Z. 1880, p. 378). 
I. C. Taf. 3 
Selenipedium caudatum Rchb. var. roseum. Eine ausge⸗ 
zeichnete Varietät der alten typiſchen Form, die bei großer Schönheit und 
hohem Preiſe immer noch zu den Seltenheiten in unſeren Sammlun⸗ 
gen gehört. Auch 8. caudatum var. splendens und S. caudatum var. 
longissimum ſind ſehr diſtinkte Formen. l. e Taf. 596. | 
Dracaena Mme. Lucien, Linden. Dieſe herrliche Blattpflanze 
iſt das Produkt einer Kreuzung zwiſchen Dracaena Robinsoniana be⸗ 
fruchtet mit dem Pollen der Dr. stricta. In der Form der Blätter, 
ihrem Colorit und dem Habitus der Pflanze treten einem, ſo zu ſagen, 
beide Eltern entgegen. Die außerordentlich große Mannigfaltigkeit der 
Panachirung, wie ſie uns in den Blättern entgegentritt, bedingt jedenfalls 
die Hauptreize dieſer neuen Hybride. Kein Blatt gleicht dem andern und 
bildet die rothe Magentafarbe zu der ſehr dunklen grünen Grundfarbe 
einen prächtigen Contraſt. Erie | 
Sagenia mamillosa, T. Moore. Die Compagnie Cont. 
d’Hortie. führte dieſes ſehr charakteriſtiſche und gleichzeitig ſehr ſchöne Farn⸗ 
kraut von den Molukken ein. Auffällig iſt es, daß die Preisrichter auf 


der April-Ausſtellung in Brüſſel von der jedenfalls irrthümlichen Anſicht 
ausgingen, daß es ſich hier um keine Neuheit handele und iſt Herr Lu- 
cien Linden ſicherlich berechtigt, gegen ſolch' willkürliches Verfahren ener- 


giſch zu proteſtiren. Der ausgezeichnete Farnkenner, Herr Thomas Moore 
hat dieſe Sagenia als neue Art beſchrieben und damit iſt alles geſagt. 
Sie ſteht einer Varietät der 8. decurrens am nächſten, doch ſind die 
Fruchthäufchen bei letzterer lange nicht ſo regelmäßig vertheilt wie bei 
unſerer Pflanze. Die Wedel ſind ſehr charakteriſtiſch durch den breiten 
Flügel der Spindel und des Stiels wie auch durch die ungetheilten Seg— 
mente. Die ſeitlichen Segmente würden Fiederblätter ausmachen, wenn 
ſie nicht durch den Flügel der Spindel zuſammengefügt würden; ſie ſte⸗ 


hen etwas auseinander und find ziemlich groß. Die zitzenwarzige Ober- | 


fläche der Wedel iſt ebenſo eigenthümlich wie hübſch zu nennen. Ausges 

wachſene Wedel erreichen eine Höhe von etwa 60 em. Die Pflanze zeigt 
im Warmhanſe ein ſehr robuſtes und üppiges a : 
. 

Anthurium Andreanum grandiflorum. Im verfloſſenen 

Jahre erregte ein Exemplar dieſer Art durch die außerordentliche Ent— 

wicklung der Blüthenſcheide allgemeine Bewunderung, dieſelbe hielt im 


365 


Durchmeſſer eine Breite von 14 und eine Länge von über 21 em., wäh⸗ 
rend die Länge des Kolbens 10 em. betrug. Herr Linden glaubte, daß 
dies ein Spiel des Zufalls ſei, in dieſem Jahre hat ſich dagegen bei der— 
ſelben Pflanze dieſelbe Erſcheinung wiederholt, ſo daß man jetzt anneh⸗ 
men darf, daß es ſich hier um eine conſtante Varietät handelt. 

TR e, Taf. 599. 
Pandanus (Barrotia) Kerchovei, L. Lind. & Rod. Die- 
fer neue Pandanus von den Admiralitäts-Inſeln erregte auf den 

diesjährigen Ausſtellungen in Brüſſel, Gent und Paris eine allgemeine 
Bewunderung und verdient dies auch namentlich durch ſeinen äußerſt ele— 
ganten Habitus. Die ſehr ſchmalen und zahlreichen Blätter ſtehen in 
einer lockeren Roſette um den kurzen und dünnen Stamm. Ihre glän⸗ 
zend grüne Färbung tritt durch die dicht bei einander ſtehenden, gräu— 
lich⸗weißen Zähne, welche den Rand einfaſſen, nach 15 Spie zu kleiner 

werden, nur noch deutlicher hervor. l. c. Taf. 600. 

Colocasia Devansayana, L. Lind. et Rod. Desgleichen eine 
Entdeckung des Herrn Auguſt Linden im Papua⸗Lande. Habitus und 

Belaubung machen dieſe neue Aroidee zu einer ſehr empfehlenswerthen 
Pflanze. Aus einem kurzen und knolligen Wurzelſtock erhebt ſich ein 
Bündel geſtreckter und abgerundeter Blattſtiele, die am Grunde von einer 
ſcheidenförmigen, gräulichen Membran eingeſchloſſen ſind. Dieſe leicht bo— 
genförmigen, kupferfarbig glänzenden Blattſtiele verlängern ſich in das 
breite Blatt hinein und bilden den Mittelnerv. Der Saum des auf— 
gerichteten, graden, flachen, ſchildförmigen Blattes iſt zweimal jo lang wie 
breit. Die beiden ſeitlichen Lappen ſind ungefähr ein Drittel ſo groß 
wie die eigentliche Blattſcheibe. J. C. Taf. 601. 
| Selaginella gracilis n. sp. T. Moore. Dieſe neue, ſehr de⸗ 
corative Art ſtammt von den Südſeeinſeln und verdankt den Herrn Veitch 
und Söhnen ihre Einführung nach Europa. Sie ſteht der 8. Wallichii, 
einer der hübſcheſten aller kultivirten Selaginellen am nächſten, unterſchei— 
det ſich aber durch ihren ſchlankeren Habitus, wird auch nicht ſo groß 
wie jene. Weitere Verſchiedenheiten von dieſer und den zwei andern nah⸗ 
verwandten Arten 8. Lobbii und S. Victoriae treten in den ſchmäleren 
Fiederblättchen, ihrer grünen Farbe auf beiden Seiten, den etwas rau— 


hen Stengeln, Blättern und Deckblättern u. ſ. w. zu Tage. 


Gard. Chr. 5. Juni 1886. 
Impatiens Hawkeri, Hort. Bull. Dieſe prachtdolle Art ſtammt 
von den Südſeeinſeln, wo Lieutenant Hawker ſie entdeckte. Die ſcharf 
geſägten Blätter ſind elliptiſch, zugeſpitzt. Die ſehr großen, flach ausge⸗ 
breiteten Blumen zeichnen ſich durch eine tiefkarmoiſinrothe Färbung aus, 
welche in der Mitte, um das kleine weiße Auge herum in eine glänzend 
bläuliche Schattirung übergeht. Die Pflanze zeichnet ſich durch ſchnellen 
Wuchs, gefälligen Habitus und großen Blüthenreichthum aus; bei geeig⸗ 
neter Kultur blüht ſie ununterbrochen von März bis Oktober. 
J. c. 12. Juni, 1886. Fig. 168. 
Karatas (Eunidularium amazonica, Baker. Dieſe ſehr 
charakteriſtiſche Pflanze, welche ſich ſeit vielen Jahren in unſern Samm⸗ 
lungen befindet, ſcheint nie beſchrieben worden zu ſein. Sie gehört zu 


366 


der typiſchen Gruppe der Untergattung Nidularium, wird in den Gär⸗ 
ten auch bisweilen als Bromelia amazonica oder Aechmea amazonica 
angetroffen. Im Uebrigen iſt ſie zu bekannt, als daß eine weitere Be⸗ 
ſchreibung hier nöthig wäre. F 

Aerides Godefroyanum n. sp. Rehb. f. Eine Einfüh⸗ 
rung des Herrn Godefroy-Lebeuf von Cochinchina. Die Blumen können 
mit jenen der Aerides maculosum verglichen werden. Sie haben eine 
hell weiße röthliche Grundfarbe. In den Kelch- und Blumenblättern tre⸗ 
ten ametyſtfarbene Streifen und Flecken auf. Charakteriſtiſch iſt der ſehr 
kleine eckige Sporn. Die Lippe iſt vom hellſten weiß roſa, die ganze Scheibe 
dagegen tief amethyſtfarbig. Säule wie bei Aerıdes affine. Blätter zu⸗ 
rückgebogen, breit, Ränder aufrecht, ſo daß ſie rinnenförmig genannt wer⸗ 
den können. J. c. 26. Juni 1886. 

Lilium pardalinum. Die Panther⸗Lilie gehört zu den beſten 
aller Lilien Nordamerikas, erhält dadurch noch einen beſonderen Werth, 
daß ihre Kulturanſprüche weit eher zu befriedigen find als die der an⸗ 
dern. Ihre Heimath iſt Californien, wo ſie ein weites Territorium in⸗ 
nehält, namentlich auf feuchtem Boden in der Nähe von Gewäſſern präch⸗ 
tig gedeiht. In Höhe des Wuchſes, Blattſtellung, Größe und Farbe 
der Blumen iſt ſie extremen Varationen unterworfen, ſo daß man un⸗ 
ter hundert Pflanzen kaum zwei antrifft, die ſich vollſtändig ähnlich ſind. 
Man hat denn auch eine Reihe von Varietäten aufgeſtellt, unter welchen 


puberulum, Robinsoni, californicum, Ellacombei (Michauxi, caro- 


linianum) pumilum und die hier abgebildete Warei die diſtinkteſten ſein 


dürften. Das typiſche L. pardalinum hat die eigenthümlichen, kriechen 
den, wurzelſtockähnlichen Zwiebeln, wie fie auch bei einigen andern nord- 
amerikaniſchen Arten vorkommen. Die jungen Zwiebeln des L. parda- 
linum bilden ſich oft auf der Spitze der alten oder ſtehen in ſo nahem 
Zuſammenhange mit ihnen, daß fie eine compakte Maſſe ausmachen, welche 
im Vaterlande oft einen Durchmeſſer von mehreren Fuß erreicht. Gut 


ausgewachſene Zwiebeln bilden oft 8—10 Fuß hohe Blüthentriebe. Her⸗ 
vorſpringende Merkmale dieſer Art find ihre diſtinkt⸗wirtelige, Sharf zus 
geſpitzte Belaubung und graciöſe Stellung der Blumen. 1 

The Garden, 5. Juni 1886. Taf. 547. 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Ananasbirne von Courtray. Eine uralte, flandriſche Sorte, welche 
bereits im Jahre 1784 durch den belgiſchen Pomologen Six bekannt ge⸗ 
macht wurde, aber erſt im Jahre 1853 eine weitere Verbreitung fand, 
indem die Commission royale de Pomologie in Brüſſel ſie 
als eine Birne erſten Ranges zum allgemeinen Anbau empfahl. N 

Die Geſtalt iſt eine ſchön birnen- oder kreiſelförmige. Der horn— 
artige und aufrechtſtehende Kelch liegt in einer flachen, geräumigen Ein- 
ſenkung. Stiel kurz, ſtark und am Fruchtende meiſtens mit Fleiſchwül⸗ 
ſten verſehen. Die Grundfarbe der Schale iſt gelblichgrün und fettig⸗ 


367 


glänzend, bei der Reife wird die Frucht grünlichgelb, oft ſogar ſtrohgelb, 
an der Sonnenſeite iſt dieſelbe röthlichbraun angelaufen. Das ſehr feine 
und gelblichweiße Fleiſch iſt außerordentlich ſaftreich und von ſehr ge— 
würzhaftem, zimmetartigen Geſchmack mit fein weinſäuerlichem Geſchmack. 
Reift Ende Auguſt oder Anfang September, muß vorſichtig gebrochen 
werden und bedarf einer Zeit zur Nachreife. — Der Baum wächſt aus⸗ 
gezeichnet gut, beſonders auf Quitte und bildet muſtergültige Pyramiden. 
Nach Herrn Roſenthal's Ausſpruch, ſollte dieſe Birne in keinem Obſt⸗ 
garten fehlen. Wiener ill. Gart.⸗Ztg., 6. Heft 1886, Fig. 48. 

Margarethe Marillat. Eine vorzügliche Sommerbirne fran— 
zöſiſchen Urſprungs, die ſich erſt ſeit einer verhältnißmäßig kurzen Zeit 
weiter zu verbreiten anfängt. 

Geſtalt groß bis ſehr groß, ſchön birnförmig. Kelch offen, unvoll— 
kommen, hornartig und klein, in einer ziemlich geräumigen flachen Ein- 
ſenkung ſitzend. | 

Stiel kurz, dick und holzig. Schale von grüner Grundfarbe, glatt 
und ziemlich dick, gegen die Reiſezeit ſich ſonnenwärts röthlichgelb fär— 
bend. Das gelblichweiße, bei völliger Reife ſehr ſaftreiche Fleiſch iſt an— 
genehm gezuckert und äußerſt wohlſchmeckend. In günſtigen Jahren reift 
die Frucht Ende Auguſt und dauert bis in den October. Um frühes 
Teigwerden zu vermeiden, ſind vorſichtig Pflücken und ſorgfältig Aufbe— 
wahren eine große Hauptſache. — Der Baum mächſt ebenſogut auf 
Quitte wie auf Wildling und iſt ſehr fruchtbar. 

| Fruch garten, Nr. 11, Fig. 15. 

Die Rigikirſche und die Zoͤſchener October⸗Knorpelkirſche. Beide, 
erſtere eine kleine Herzkirſche, werden im Fruchtgarten als ſehr ſpäte 
Süßkirſchen empfohlen, da ihre Ernte vom Auguſt bis in den Octo— 
ber hineinfällt. 

Poire Delices d'hiver. Eine köſtliche Winterbirne belgiſchen 
Urſprungs, die aber allem Anſcheine nach noch ſehr wenig bekannt iſt. 
Die große, bisweilen ſehr große Frucht zeigt eine längliche Form, die 
Schale iſt rauh und broncefarbig, das halbfeine Fleiſch iſt zart, ſaftig, 
ſäuerlich, ſehr wohlſchmeckend. Die Frucht reift im Dezember, dürfte 
ſich bei guter Aufbewahrung noch länger halten. Der Baum zeigt auf 
Quitte ein ſehr kräftiges Wachsthum und bildet ſchöne Pyramiden. Die 
Fruchtbarkeit iſt eine ſehr große. 

Bulletin d'arboriculture Mai, 1886. 


nm 


Feuilleton. 


Wie erlangt man harte Varietäten? In einem kurzen Aufſatze: Froſt⸗ 
harte Knospen⸗Variationen (Thiel's Landw. Jahrbücher 1885, S. 707) ſucht 
Herr Dr. F. Noll, Aſſiſtent am botan. Inſtitut in Heidelberg der Be⸗ 
antwortung dieſer Frage näher zu treten. Geſtützt auf ſeine Beobachtun⸗ 
gen der Wirkungen des Winters 1879/80 in Marburg glaubt derſelbe 


368 


annehmen zu dürfen, daß nicht allein die einzelnen Individuen ein und 
derſelben Art ſich gegen Froſt verſchieden verhalten, ſondern daß dies 
auch bei einzelnen Theilen einer und derſelben Pflanze eintreten kann. 

An einem Birnen⸗Zwergſtamm fand man einen dreijährigen geſunden 
Trieb, während der ganze übrige Baum, einſchließlich der Wurzeln abge⸗ 


ſtorben war. Ein Birnen-Hochſtamm zeigte ganz dieſelbe Erſcheinung, 


nur war hier der Trieb ein zweijähriger. Ein Exemplar von Pterocarya 
caucasica hatte nur einen geſunden 10jährigen Aſt und zahlreiche Wur⸗ 
zelſchößlinge in derſelben Verfaſſung aufzuweiſen, bei Leycesteria for- 
mosa und Spiraea callosa waren nur je ein dünnes geſundes Reis übrig 


geblieben. Solche widerſtandsfähige Zweige im Frühjahr zu beachten und # 


zu vermehren, dürfte Aufgabe des Gärtners fein und ließe ſich dieſe Wi- 
derſtandsfähigkeit, nach Anſicht des Verfaſſers, vielleicht im Laufe der Zeit 
durch fortgeſetzte Vermehrung der härteſten Nachkommen der jetzt erprob⸗ 
ten ſteigern. 

Denkmal für Alexander von Humboldt. Für den Humboldthain, 
ſo berichtet die „Illuſtrirte Gartenzeitung“ (6. Heft 1886) haben die 
ſtädtiſchen Behörden von Berlin einen ganz eigenartigen Schmuck beſchloſ⸗ 
ſen, ein Denkmal für Alexander von Humboldt, zu dem die von ihm 
durchforſchten Länder, Geſteine und Pflanzen beitragen ſollen. Die Fels- 
ſtücke ſollen ſich an einer ſenkrechten Hügelwand aufbauen, welche gleich? 
zeitig einen architektoniſchen Schmuck erhalten wird. Auf und zwiſchen 
dieſen Felsſtücken ſollen nun die Pflanzen der Tropenwelt, ſoweit ſie auf 
Humboldt Bezug haben, vertheilt werden. Der weitgereiſte Botaniker 
Dr. Bolle, ſelbſt ein Schüler Humboldt's, welcher der Kommiſſion an- 
gehört, hat derſelben ſehr ſinnige Vorſchläge zu dieſem Zwecke unterbrei⸗ 
tet. Nach Mittheilungen des betreffenden Herrn im Berliner Geſchichts⸗ 
verein ſind bereits aus Südamerika, wo Humboldt's Name in hohen 
Ehren gehalten wird, Angebote zu Sendungen ſolcher Art eingegangen. 

Pflanzenbutter. Die Oelfabrik von Colmar in Beſigheim (Würt⸗ 
temberg) verfertigt eine neue Butter aus Cocosnußöl, welche ärmer an 
Waſſer und gleichzeitig billiger als Kuhbutter iſt. Drei größere Heil⸗ 
bronner Kaufleute führen bereits dieſelbe und verſchiedene Stimmen aus 
dem Leſerkreiſe der Heilbronner Blätter haben ſich in denſelben bereits 
dahin vernehmen laſſen, daß dieſe neue Butter ſowohl zum Kochen als 
zum Eſſen vortrefflich ſei. Alſo wieder eine neue Concurrenz für die Na- 
turbutter! 1 

Obſtbau in Californien. Der Umſtand, daß die meiften Früchte 
in Californien etwa 6 Wochen früher zur Reife gelangen, als in den 
übrigen Staaten der Union, bietet zu einer ſehr geſteigerten Ausfuhr die 
günſtigſte Gelegenheit. 

Nach Angabe der hieſigen Eiſenbahnbehörden ſind im Jahre 1885 
von hier nach den öſtlichen Staaten verſandt worden: Orangen, Apfele 7 
ſinen, Citronen in 1121 Waggonladungen; ſonſtige friſche Früchte in 
1146 Waggonladungen. ; 

Die Verſendung geſchieht in Eiſenbahnwagen, in denen durch Eis 
eine geeignete Temperatur erhalten wird. | 

Die großen Unkoſten des Eiſenbahntransportes nach den Tauſende 


369 


von Meilen entfernten Oſtſtaaten haben dieſer Ausfuhr allerdings ein 


ſchweres Hinderniß in den Weg gelegt und den Gewinn der hieſigen Obſt— 
züchter häufig auf ein Minimum beſchränkt. Der bis vor Kurzem für 
1 Waggon Ber Fahrpreis nach dem Oſten war 600 Doll, in jüngſter 
Zeit 450 Doll. 

Die Größe und Wichtigkeit der hieſigen Obſtproduktion hat jedoch jetzt 
zu einer Vereinigung der californiſchen Obſtzüchter geführt. Auf gemein- 


ſames Betreiben hat ſich die Eiſenbahnverwaltung erboten, während der 


Saiſon zunächſt dreimal wöchentlich einen Schnellzug von je 15 Waggons 


| ausſchließlich für Früchte zu 300 Dollar für den Waggon (20.000 Pfund) 


zu befördern, auf gewöhnlichen Frachtzügen dagegen nur 200 Doll. für den 


Waggon zu berechnen. Die Verſendung friſcher Früchte würde in Folge 


eines derartigen Uebereinkommens jedenfalls eine ungleich gewinnbringendere 
werden und an Umfang zunehmen. 

In noch höherem Grade hat man, da auch die Ausfuhr friſcher Früchte 
zur Verwerthung der hieſigen Production keineswegs ausreicht, darauf Be— 
dacht genommen, die Früchte durch Dörren und Einmachen verwendbar zu 
machen. 

Vor Allem hat die Roſinenfabrikation Californiens einen bedeuten— 
den Aufſchwung genommen, namentlich in den ſüdlichen Diſtrikten des 
Staates, in denen die Weinbereitung, diejenige ſchwerer ſüßer Weine aus⸗ 
genommen, der Hitze wegen weniger vortheilhaft iſt. Die im Jahre 1884 
auf 175.000 Kiſten (zu 20 Pfund) ſich belaufende Roſinenproduction iſt 
im Jahre 1885 bereits auf 470.000 Kiſten geſtiegen. 

Das im Ganzen auf etwa 3 Millionen Dollars geſchätzte Geſammt⸗ 


produkt der theils in der Sonne, theils in Dörranſtalten getrockneten 
Früchte im Jahre 1885 wird wie folgt angegeben: 


Roſinen (470.000 en bon 1115 20 8 9.400.000 Pfund 


Pflaumen 62769000 % 
JJ ͤͤ— 1.829 000 % 
JJ / ˙ 0000 3,250.000 N 
VV 100000 % 
JJ 1900000 % 
Aprikoſen Hr 650909 


Zur Herſtellung dieſer Quantität getrockneter Früchte waren angeb⸗ 


lich 110 Millionen Pfund friſcher Früchte erforderlich. 


Außerdem wurden an 


Wallnüſſen 1,250.000 Pfund 
C es 
Mandeln e 1.050.000 


und durch die in Verbindung mit der Obſtcultur betriebene Bienenzucht 
2,000.000 Pfund Honig und 6.000 Pfund Wachs geliefert. 
An eingemachten Früchten ſind im Jahre 1885 hergeſtellt worden 


I Bes 600.000 Kiſten. Jede Kiſte enthält 2 Dutzend Blechdoſen zu 


2 Pfund; dies würde alſo im aa etwa netto 28 Millionen Pfund 
Fiche ergeben. ( Deutſch. Handels⸗Archiv.“) 
Handel mit geſchuittenen Blumen. In ganz bedeutendem Maße 


haben ſich in den letzten Jahren im Süden Frankreichs die Blumenkul⸗ 


Ham burger Blumen⸗ und Gartenztg. Band 42. (1886.) 24 


370 


tur und der Handel mit geſchnittenen Blumen für den Verbrauch der Städte 
und den Export entwickelt. % 
In der Umgebung von Cannes und Nizza werden ausgedehnte Fel⸗ 
der ausſchließlich für dieſe Cultur, welche von Jahr zu Jahr größere 
Dimenſionen annimmt, verwendet. Von den Hauptſorten der beſonders 
für den Export kultivirten Blumen erwähnen wir die Roſe in ihren ver⸗ 


ſchiedenen Gattungen, die Thee-Roſe, Marehal Niel, Gloire de Dijon u. 


ſ. w., dann kommen die Mimoſa, die Hyacinthe, die Narciſſe, die Nelke, 
das Veilchen, die Anemone, der Ranunkel u. ſ w. % 

Handlungshäuſer, welche beinahe alle in Nizza oder Cannes Maga- 
zine haben, kaufen dieſe Blumen, deren Erblühen mitten im Winter durch 
die jeder Blumengattung angepaßte Kultur herbeigeführt wird, und ſen- 
den fie hinaus; Paris tft das große Centrum für Conſum und Reex⸗ 
port. Es wird kein Feſt gegeben, keine Hochzeit oder Soirée findet 
ſtatt, wo man nicht in verſchwenderiſcher Weiſe die ſchönſten und felten- ° 
ſten Blumen unſeres Landes verwendet. = 

Von Paris hat dieſe Mode ſich ſchnell über England, Deutſchland, 
Schweden, Oeſterreich u. ſ. w. verbreitet, wo mehrere Häuſer dieſes De⸗ 
partements ihre Vertreter haben. 4 

Der von den Eiſenbahn⸗Geſellſchaften eingeführte Dienſt für kleine 
Packete, der Poſtpacketdienſt und deſſen Ausdehnung auf den internatio⸗ 


nalen Verkehr hat die Entwicklung des Handels in geſchnittenen Blumen 


ganz beſonders gefördert. Ihrerſeits hat die Poſt durch die Bewilligung | 


von Sendungen in Frankreich und nach dem Ausland von Packeten zu 


350 Gr. brutto den Detailverkauf und die Privatſendungen ſehr er⸗ 
muthigt. # 
Der Verſandt per Eiſenbahn geſchieht in Körbchen aus Schilfrohr 
oder Korbweide. Vom 15. December bis zum 15. Mai giebt es wohl 


keinen Perſonenzug, welchem nicht Waggons mit Blumen angehängt ſind. 
Die Sendungen haben eine derartige Bedeutung angenommen, daß ſeit 


zwei Jahren die Eiſenbahn-Geſellſchaft Paris-Lyon-Méditerranse einen 


beſonderen Güterzug für das Departement Nizza hat einrichten müſſen. 


Die Bureaux der „grande vitesse“ bieten Abends, wenn die Kunſt⸗ 
gärtner ihre Waare bringen, den Anblick des regſten Lebens und jeden 
Tag findet auf den Abfahrt⸗Perrons eine mächtige Anhäufung kleiner 
und großer Körbe ſtatt, welche inmitten der ausſteigenden Reiſenden den 
Bahnhöfen der Küſtenſtrecke, zur Zeit des Zugverkehres, einen ganz beſon⸗ 
deren und ganz charakteriſtiſchen, maleriſchen Anblick verleiht. Ei 


Vom Bahnhof Cannes allein wurden 1884 193.400 Kg. geſchnit⸗ 


tene Blumen in 55.300 Collis abgeſendet. Wenn man annimmt, daß 
jedes Kilogramm durchſchnittlich für 3 Fres. verkauft wird, erhalten wir 
einen Betrag von 580.200 Fres. Fügt man dazu den Lokalverbrauch 
und die Zahl der Poſtexpeditionen, welche ſchwer zu beſtimmen iſt, die 
jedoch, wie man uns verſichert, nicht weniger als 5000 Kg. beträgt — 
was zu demſelben Preis von 3 res. noch 150.000 Fres. ausmachen 
würde — dann bewerthen ſich die in 1884 nur aus der Stadt Cannes 
expedirten geſchnittenen Blumen mit 730.200 Fres. 1 


371 


Zählt man zu dieſen Ziffern noch den Werth der von den anderen 
Bahnhöfen des Departements abgeſendeten Blumen, dann kommt man 
gewiß auf einige Millionen Francs, welche jährlich in das Departement 
kommen und ſich hauptſächlich unter die ackerbauende und arme Bevölkerung 
vertheilen und einen gewiſſen Wohlſtand mit ſich bringen. 
| Auch der Export nach England und der Blaue für Deſtil⸗ 
lirung veranlaſſen einen ſehr bedeutenden Verkehr. 
Die Parfumerie allein bezieht jährlich aus Nizza und Cannes 80.000 
Kg. Orangeblüthen, 77.000 Kg. Roſen, 19.000 Kg. Jasminen, 65.000 
Kg. Akazieblüthe (Acacia Farnesiana) 150.000 Kg. Veilchen ꝛc. 
Die Auskünfte über den Import und den Export wurden uns theil⸗ 
weiſe von dem Zollamt zur Verfügung geſtellt, allein da der größte Theil 
des Exports unſeres Productes über die Eiſenbahn befördert wird, ſind 
die Daten nothwendigerweiſe unvollſtändig. 

Andererſeits iſt der Beſtimmungsort gewiſſer Waaren ziemlich ſchwer 
zu ermitteln. So bewerthet z. B. der Umſatz von geſchnittenen Blu- 
men für Bouquets im Departement der See-Alpen ungefähr 3.000.000 
Fres., von welchen ein Drittel den Export nach dem Ausland repräſen⸗ 
tirt — aber behufs einer größeren Raſchheit der Beförderung findet der 
größte Theil der Expeditionen nach dem Norden Europas, wie bemerkt, 
durch Vermittler an den Pariſer Bahnhöfen ſtatt, und kann man über 


den Export keine genauen Daten bekommen. 


Eine große Menge exotiſcher und einheimiſcher Strauchpflanzen zur 
Ornirung und alle Ejjenz- und Parfumpflanzen werden im Departement 


cultivirt, jedoch iſt die von dieſer Kultur in Anſpruch genommene Bo⸗ 


denoberfläche ſehr ſchwer unter Ziffern zu bringen. 


Auszug aus dem Jahresbericht des k. k. öſterreichiſchen Conſulats in 
Nizza pro 1885. 


Ausſtellung der engliſchen Kolonien und Indiens in London. 


Dieſe zu Anfang Mai d. J. eröffnete Ausſtellung bietet dem Beſucher 


eine vorzügliche Gelegenheit, ſich mit den werthvollen und koſtbaren Pro⸗ 


dukten jenes ungeheuren Ländergebietes, über welches England ſeine Herr⸗ 


ſchaft ausgebreitet, bekannt zu machen. Gardeners Chronicle zu⸗ 
folge wird hier auch dem Botaniker und Gärtner ein weites Feld zu in⸗ 
tereſſanten Studien, nutzbringenden Beobachtungen eröffnet und kündigt 
dieſe engliſche Gartenzeitung bereits an, daß im Laufe des Sommers eine 


N | Reihe größerer Aufſätze über dieſe Ausſtellung, ſoweit das Pflanzenreich 


mit ihr zu thun hat, in ihren Spalten veröffentlicht werden ſollen. Un⸗ 
ter den je nach ihrer Ausdehnung und Wichtigkeit geſondert zu berückſich⸗ 
tigenden 24 Kolonien und Beſitzungen ſtehen Indien und Ceylon obenan, 
dies mächtige Areal weiſt eine ſehr zahlreiche Bevölkerung auf und nir⸗ 


gendwo anders iſt die Mannigfaltigkeit der Produkte eine derartig aus⸗ 


gedehnte. Daran reihen ſich Canada, Auſtralien, Neu-Seeland, Weſtin⸗ 
dien, das Cap und die kleineren Kolonien, die alle in ihrer Weiſe und 
je nach den mehr oder weniger günſtigen dort vorherrſchenden klimatiſchen 
Bedingungen vorzügliche Leiſtungen aufweiſen. Welch' reiche Sammlung 

koſtbarer Hölzer aus allen Weltgegenden iſt hier nicht zuſammengebracht, 
24* 


372 


wie reich find die feinen Gewürze, die werthvollen mediciniſchen Droguen 
vertreten, hieran reihen ſich wieder die Textilpflanzen u. ſ. w., u. ſ. w., 
ſo daß nichts von Belang hier fehlt, ein Jeder, der die Ausſtellung be— 
ſucht, ſeine beſondere Wißbegierde befriedigen kann. — Ein ganz beſon⸗ 
ders intereſſantes Bild dieſer Ausſtellung wird durch eine Reihe von Ge— 
wächshäuſern hervorgerufen, deren Inſaſſen, ſoweit Raum und andere 
Umſtände es zulaſſen, die Flora der verſchiedenen Kolonien veranſchauli⸗ 
lichen ſollen. Auf derartige pflanzengeographiſche Zuſammenſtellungen iſt 
ſchon in verſchiedenen Gärten Bedacht genommen worden, hier dürften 
ſie einem aber, ſchon weil es ſich um ein ſo großartiges Unternehmen 
handelt, beſonders vollſtändig und in vorzüglicher Kultur vorgeführt 
werden. 

Die Herren Veitch haben Repräſentanten der Flora von Neu-Süd⸗ 
Wales geſtellt, durch Herrn Bull iſt die Flora von Queensland vertre⸗ 
ten und dem Herrn E. G. Henderſon fiel die lohnenswerthe Aufgabe zu, das 
reiche ſüdafrikaniſche Florengebiet den Beſuchern durch viele charakteriſti⸗ 
ſche und hervorragende Typen vor Augen zu führen. Herrn Barron's 
Verſuche, die reihe Farnwelt von Victoria und Neu-Seeland durch mög⸗ 
lichſt viele Arten und Exemplare auf dieſer Ausſtellung zur Geltung zu 
bringen, ſollen guten Erfolg gehabt haben. Aus Trinidad war eine mäch⸗ 
tige Cacaopflanze (Theobroma Cacao) herbeigeſchafft worden, die in 
den erſten Tagen nach der Eröffnung der Ausſtellung nicht nur Früchte 
ſondern auch grüne Blätter aufwies. Schließlich verweiſen wir noch auf 
die Orchideen des Herrn Sander, welche in einem der Häuſer zwiſchen 
Korkmaſſen, auf Baumäſten u. ſ. w. mit Farnkräutern untermiſcht ge⸗ 
ſchmackvoll arrangirt find, einen Einblick in ihre natürlichen, meiſtens epi⸗ 
phytiſchen Lebensbedingungen gewähren Daß Herr Sander, dieſen Zweck 
vor Augen, Mexiko, Neu⸗Granada und andere Länder mehr als zur enge 7 
liſchen Krone gehörig anſieht, dürfte ſchließlich, ſelbſt in den Augen der 
Diplomaten, kein großes Verbrechen ſein. 4 

Datura Stramonium und die Phylioxera. Ein Correſpon⸗ 
dent in einer franzöſiſchen mediciniſchen Zeitſchrift berichtet, daß das Aus⸗ 
pflanzen des Stechapfels zwiſchen den Weinreben die Reblaus tödte. — 
Wenn nun auch die Wurzeln der Datura wie die übrigen Theile der 


Pflanze entſchieden giftige Eigenſchaften beſitzen, ſo bleibt es vorläufig 


doch fraglich, ob ſie dieſe vernichtende Wirkung auf die Phylloxera aus⸗ 
üben. 


ners Chronicle zufolge ſollen die Bibliothek, das Herbar, ſowie die vie⸗ 
len Zeichnungen von Bromeliaceen, welche dem verſtorbenen Botaniker 
gehörten, Eigenthum der belgiſchen Regierung werden, um ſie dem Lütti⸗ 
cher botaniſchen Inſtitute, an welchem der Verſtorbene ſo bahnbrechend 
wirkte, einzuverleiben. Die Sammlungen lebender Pflanzen ſollen dage⸗ 
gen öffentlich verſteigert werden, was wohl einen regen Wettkampf zwi⸗ 
ſchen vielen Bromeliaceen-Liebhabern herbeiführen wird.“) | 

) Nachſchrift. Die belgiſche Regierung hat in der That dieſe Sammlungen 
angekauft, während die einzig in ihrer Art daſtehende Sammlung lebender Bromelia- 
ceen von der Direktion der Kew⸗Gärten käuflich erworben wurde. Red. 


Die Sammlungen des verſtorbenen Profeſſor Morren. Garde- 


373 


Fabiana imbricata. Dieſe zierliche, Erica-ähnliche Solanacee 
von Chile, welche in unſeren Kalthäuſern jetzt lange nicht mehr ſo häu⸗ 
fig angetroffen wird, wie früher, wird im Vaterlande ſelbſt ihrer offi- 
cinellen Eigenſchaften wegen geſchätzt. Die Blattſpitzen derſelben, dort als 
Pichi bekannt, ſollen ein vorzügliches Specificum gegen Blaſenkonkretio⸗ 
nen abgeben. Es handelt ſich bei dieſer Drogue um Harzabſonderungen 
ſowie um ein noch unbekanntes Alkaloid und dürfte es ſich anempfehlen, 
daß europäiſche Aerzte dieſe Pflanze einer eingehenden Beachtung unter⸗ 
würfen. Die chileniſchen Schäfer gebrauchen die Pichi als ein ausge⸗ 
zeichnetes Mittel gegen eine Krankheit der Schafe. 


Ueber die Knöllchen an den Leguminoſenwurzeln. Die knollen⸗ 
förmigen Gebilde, welche ſich an den Wurzeln der Leguminoſen vorfin⸗ 
den, haben Anlaß zu den verſchiedenartigſten Deutungen gegeben, und die 
meiſten neueren Forſcher haben ſie trotz ihres conſtanten Auftretens für 
Pilzgallen (Mycocecidien) erklärt. Nur De Fries hat ſie als normale 
Bildungen bezeichnet; die Richtigkeit dieſer Anſicht zu beweiſen hat jüngſt 
J. Brunchorſt (in den „Berichten der deutſchen botaniſchen Geſellſchaft“) 
unternommen. 

Jene Forſcher, welche ſich vor Brunchorſt mit der Unterſuchung die⸗ 
ſer Knöllchen befaßten, haben in denſelben Pilzfäden (Hyphen) und eigen⸗ 
thümliche, bacterienähnliche Körperchen aufgefunden. Dieſe Körperchen 
ſtehen mit den Hyphen in keinem Zuſammenhange, da ſie auch in ſolchen 
Knöllchen zur Entwicklung gelangen, welche gar keine Hyphen enthalten; 
ſie find überhaupt nicht pilzlicher Natur, wie bisher allgemein angenom- 
men wurde, ſondern fie find von dem normalen Plasma durch Differen- 
zirung gebildete Eiweißkörper, welche bei der Ernährung der Pflanze eine 
Rolle ſpielen. Brunchorſt nannte ſie „Bacteroiden“. Ihre Form iſt 
nicht bei allen Arten der Leguminoſen die gleiche; fie iſt bald einfach, ſtab— 
förmig oder langgeſtreckt, bald eine durch Sproſſung verzweigte, ſo daß 
ſie einem Y ähnelt, bald rundlich oder ſemmelförmig, welch' letztere Form 
auf Theilung hindeutet. Auch innerhalb einer und derſelben Pflanze kann 
die Form dieſer Bacteroiden während der Entwicklung derſelben eine Aen⸗ 
derung erfahren. Daß dieſe Bacteroiden nicht von den Pilzhyphen her- 
rühren, wird auch dadurch erwieſen, daß letztere unter Umſtänden in zahl⸗ 
reiche Sporen zerfallen, die von den Bacteroiden deutlich verſchieden ſind. 
Nach der Blüthezeit, wo ja von der Pflanze nur noch wenig Subſtanz 
gebildet wird, werden die Bacteroiden aufgelöſt und zur Fruchtbildung 
verwerthet. 

Daß, wie De Fries meint, die Knöllchen der Leguminoſenwurzeln 

die Aufgabe haben, geringe Spuren von anorganiſchem Stickſtoffe auf⸗ 
zunehmen, dürfte, ſoweit die bisherigen Erfahrungen reichen, wohl nicht 
richtig ſein. Beſſer begründet ſcheint aber die Annahme zu ſein, daß die 
Knöllchenbildung von dem Gehalte des Bodens an organiſchen Stoffen 
abhängt Dieſe Annahme entſtand durch die Beobachtung, daß ſich die 
Knöllchen im Moorboden reichlich, in ſterilem Sande dagegen gar nicht 
entwickeln. Brunchorſt ſtellt nun die Hypotheſe auf, die Leguminoſen be— 


374 


ſäßen in den Knöllchen Organe, vermöge welcher ſie in der Lage ſind, 
irgend welche ſtickſtoffhaltige organiſche Stoffe des Bodens zu verwerthen. 
Den Bacteroiden käme etwa die Rolle eines organiſirten Fermentes zu, 
welches die Fähigkeit beſäße, aus den in den Laubblättern gebildeten Koh⸗ 
lehydraten (in den Knöllchen findet ſich Stärke in eigenthümlicher Anord⸗ 
nung) und dem (organiſchen) Stickſtoffe Eiweiß zu erzeugen. | 
Wiener landwirthſch. Zeitung. 
Knodalin. Profeſſor Mühlberg in Aarau giebt ein unter dieſem 
Namen von ihm zuſammengeſetztes Mittel gegen Ungeziefer aller Art in 
den Handel und iſt Herrn J. C. Schmidt, Erfurt, der Allein-Verkauf 
deſſelben übertragen worden. Das von Dr. E. von Regel in der Gar— 
flora gegebene Referat laſſen wir hier folgen: ö 
„Es iſt dies eine Flüſſigkeit, die zu Extraktform in flachen Flaſchen 
zu ¼8 Liter per Dutzend zu 4 Mk. 50 Pfg., zu ½ Liter per Dutzend 
zu 7 Mk., per ¼ Liter das Dutzend zu 12 Mk und endlich in Blech⸗ 
gefäßen zu 1 Liter Inhalt das Dutzend zu 30 Mk. abgegeben wird. 
Man vermiſcht dieſelbe mit 15 bis 30 Theilen Waſſer und beſpritzt 
mittelſt eines Pulveriſators die vom Ungeziefer heimgeſuchten Pflanzen mit 
demſelben. Gegen Thrips und gewöhnliche Blattläuſe genügt, wie ſich 
der Referent überzeugt hat, die 30fache Verdünnung, die jedoch mittelſt 
eines Pinſels aufgetragen wird, da beim Beſpritzen nicht alle Theile dern 
Pflanzen und grade die Blattwinkel und Unterſeite der Blätter nicht ge- 
nugſam befeuchtet werden. Thrips, eine der ſchlimmſten Feinde der Warm⸗ 
hauspflanzen, die ſonſt gar nicht zu vertreiben find, weichen dem Knoda- 
lin, auf dieſe Weiſe verwendet. Ei 
Gegen Wollläuſe, Schildläuſe und Spinnen ꝛc. muß dagegen nur 12 
bis 15fache Verdünnung angewendet und die Pflanzen zuvor mit einem 
Pinſel gereinigt und dann erſt mit dem Knodalin beſpritzt oder befruch⸗ 
tet werden, bei Palmen und ähnlichen Pflanzen, wo dieſes Ungeziefer ſeine 
Schlupfwinkel, von denen es ſich hauptſächlich verbreitet, zwiſchen den Blatts 
ſcheiden und Stengel hat, muß zuvor mit dem Pinſel gut gereinigt und 
dann die Flüſſigkeit mit dem Pinſel noch gut zwiſchen gebracht worden. 
Die 15fache Verdünnung, jagt Herr J. C. Schmidt, gebe ein ſiche⸗ 
res Mittel gegen Fliegen, Mücken, Bremſen, Schwaben, Flöhe, Blattläuſe, 
Raupen, Erdflöhe, Schnecken, Ameiſen c. Wir werden in dieſer Be⸗ 
ziehung unſere Verſuche fortſetzen und halten mit Herrn J. C. 
Schmidt das Knodalin für das beſte bis jetzt bekannte Mittel gegen un⸗ 
geziefer aller Art, welches die Pflanzen heimſucht, leider verbietet ſich die 
allgemeine Anwendung durch den ſtarken unangenehmen an Naphtha⸗ 
lin und Methyl-Alcohol erinnernden Geruch, jo daß man genöthigt iſt, 
Zimmerpflanzen im Freien oder im Winter in einer abgelegenen Lokalität 
und nicht im Zimmer ſelbſt dem Reinigungsprozeß zu unterwerfen. Au⸗ 
ßerdem kommt zur Anwendung im Großen in Gewächshäuſern und dem 
freien Lande, daſſelbe, beſonders wegen der Transport-Auslagen, noch zu 
theuer zu ſtehen. Für beſchränkteren Gebrauch können wir aber das Kno- 
dalin ganz unbedingt empfehlen, da es ſich bei den vorgenommenen Ver⸗ 
ſuchen als den Pflanzen unbedingt unſchädlich erwieſen hat. Der Refe- 
rent bemerkt hierzu noch, daß eine Verdünnung von Yo —⁰100 Kali 


375 


sulfur-carbonicum eine ähnliche Wirkung beſitzt und wahrſcheinlich der 
wirkſame Stoff im Knodalin iſt. 

Einiges über die erſten Anfänge der Ziergartenanlage. Auguſt 
Demmin hat vor einiger Zeit in einem Feuilleton des „Rh. Kur.“ über 
die geſchichtliche Entwicklung der Gartencultur einige Daten über die er⸗ 
ſten berühmt gewordenen Ziergartenanlagen geſammelt. Wir (Zeitſchrift 
„Auf dem Lande“) entnehmen denſelben, daß die ſo gerühmten ſchwebenden 
Gärten Babylons, eins der „ſieben Weltwunder“, Räthſel geblieben find. He— 
rodot (484 - 406 v. Chr.) hat dieſelben bei feiner ſonſt in's Einzelne greifenden 
Beſchreibung der aſſyriſchen Hauptſtadt völlig mit Stillſchweigen übergangen 
und die Beſchreibungen davon durch Strabo, Diodor und Philon (50 v. Chr. 
bis 50 n. Chr.) haben den Schleier wenig gelüftet, obſchon hier angegeben 
wird, daß „der Lage nach“, die von Semiramis (1916-1874 v. Chr.) 
geſchaffenen Anlagen von 120 Mtr. Seitenbreite ſich ſtaffelartig erhoben 
hätten. Neuere Forſchungen ſchreiben alles von dieſen Gärten erſt um 
600 v. Chr. Nabopolaſſar zu, welcher dieſelben für ſeine Gemahlin Amy 
tis, aber nur in 125 Mtr. Länge und Breite auf 40 Mtr. hohen, mit 
Steinplatten, Asphalt, Gyps, Bleiplatten und Gartenerde über einander 
bedeckten Bogenſchlägen, hätte bauen laſſen. 

Da in den „Paradieſe“ benannten unregelmäßigen Obſtbaumpflan⸗ 
zungen der alten Perſer, bei welchen bekanntlich wie bei den Indiern, das 
Naturgefühl viel mehr wie bei den ſogenannten romaniſchen Völkern her- 
vortritt, auch dem ſonſtigen Schaffen der Mutter Erde freier Lauf ge— 
laſſen war, ſo können dieſelben ebenſo, wie die chineſiſchen Gärten, als 
Vorläufer des „engliſchen“ Gartens angeſehen werden. 

Der durch Regelmäßigkeit feiner Baumreihen charakteriſirte Gar— 
ten des Cyrus zu Sardes in Lydien muß hingegen als Ahne aller fälſch— 
lich „franzöſiſch“ benannten rechtwinkeligen Gärten gelten, deren erſtes 
Auftauchen nicht in Frankreich, ſondern in Italien ſtattgefunden hat, wo 
ſie ihre Entwicklung in den noch ſteifen Gärten der Römerhäuſer fan⸗ 
den und Jahrhunderte unverändert fortgebaut worden ſind. 

Auch im griechiſchen Heroenalter war, was jetzt unter Luſtgarten 
verſtanden wird, unbekannt; die von Homer (Odyſſee, Bd. VII) beſchrie⸗ 
benen des Alkinoos (vom XIII. Jahrh. v. Chr.) zeigten nur Weinreben, 
Granat⸗, Feigen⸗, Oel- und andere, vermuthlich in Wechſelreihen (Quin- 
conses) .. d. h. rautenförmige oder im Kreuz geſtellte Obſtbäume. 
In dieſen faſt 140 Aren (ein Are = 100 Quadratmeter — alſo 14.000 
Quadratmeter) bemeſſenden Anpflanzungen mit Brunnen wurden außer- 
dem nur noch Gemüſe gezogen. Allen übrigen ſo gerühmten Gärten 
des Akademos, des Limos (V. Jahrh. v. Chr.), des Epikuros (IV. 
Jahrh.) würde heute keine ſolche Bedeutung gegeben werden können und 
die der griechiſchen Verfallzeit erſter Jahrhunderte chriſtlicher Zeitrechnung, 
worüber Beſchreibungen in den Romanen des Heliodor, Achilles, Taci⸗ 
tus und Euſtathus vorkommen, erſcheinen in noch ungünſtigerem Lichte. 
Die Römer, deren Vorliebe für das Landleben mehr einen leidenſchaft— 
lichen Hintergrund hatte, hatten Pomona in hetärenartige Gewänder ge— 
kleidet und bewohnten ihre Villen nicht ländlicher Genuͤſſe, ſondern der 
Gelage und Ausſchweifungen aller Art wegen, denen die Begüterten ſich, 


376 


nachbarlichen Beobachtungen hier entzogen, maßlos hingeben konnten. 
Alles war da ſo mit Standbildern, Vaſen, Treppen und Stützmauern 
überladen, daß dieſe Pflanzungen ebenſowenig zu den wahren Gärten ge— 
zählt werden können, wie die, welche in den Städten den Griechen zu 
körperlichen und redneriſchen Uebungen dienten. Herkulaniſche Ausgra- 
bungen zufolge beſtand der römiſche Garten wirklich meiſt nur aus von 
Brunnen, Fußgeſtellen, Freitreppen und Mauerwänden un terbrochenem 
Gitter- und Spalierwerk. Den Griechen und Römern fehlte, wie ſchnn 
bemerkt, das Naturgefühl aller mehr zur beſchaulichen Einſamkeit neigen 


den indiſchen Raſſen, deren Abkömmlinge in Europa ſpäter den Wald 
bis vor ihre Stadtmauern ſchonten, während die Römer ſelbſt die Berge 
gänzlich entholzten und dadurch Italien wohl für immerwährende Zeiten 


unheilbare Wunden ſchlugen. 


Der Garten des Lucullus und ähnliche Gärten bei Rom (160 v. | 
Chr.) waren indeſſen doch ſchon die erſten lateiniſchen Nachahmungen 


des aſiatiſchen, alſo des Baumgartens. Bald aber erhielt der Stein und 


die Schattenloſigkeit wieder aufs Neue in den Gärten die Oberhand. Uun⸗ 


ter Cajus Marius und Auguſtus hatte der aſiatiſche dem beſchnittenen, 
zugeſtutzten, rein römiſchen Garten wieder gänzlich Platz machen müſſen. 
Schon damals ſchor man den Buxbaum in Geſtalt von Namen, Thie⸗ 


ren und Menſchen, wie dies Plinius der Jüngere (100 n. Chr.) mit 


Genugthuung ſchildert. Die Gartenkunſt war alſo bereits in ihrem Ent⸗ 
ſtehen auf Abwege gerathen, wo fie verſtümmelte, ſtatt zu helfen! Und 


dieſe Ungeheuerlichkeiten werden von obengenanntem Plinius ebenſo rei⸗ j 
zend, wie der nur aus Cichorie, Kürbiß, Epheu, Akanthe, Myrthe, Nar- 


ziß und Roſe ohne jeden Baum beſtehende Garten von Virgil (F 19 nach 
Chr.) in ſeiner Georgica, Buch 4, Vers 121, gefunden. Auch Columella, 


(Praefatio ad Carmen de cult. hort.) erwähnt noch nicht einen einzi⸗ 
gen Baum in den von ihm beſungenen Gärten. Bekanntlich hatte die 
ſer im erſten Jahrhundert nach Chr. zu Gades geborene älteſte gelehrte 


Ackerbaukundige alle Theile vom römiſchen Reiche behufs ſeiner Special⸗ 
ſtudien bereiſt und 42 n. Chr. Aufenthalt in Rom genommen, wo er 
„De Re rustica“*) in 12 Büchern, das 10. in Verſen, ſowie ein an⸗ 
deres Werk, „Arboribus““) betitelt hinterlaſſen hat. N 


Gartenban⸗Vereine, Ausſtellungen ꝛc. 


Gärtneriſche Excurſion nach England. Für den 15.—20. Juli | 
d. J. wird ſeitens verſchiedener Garten⸗Celibritäten Belgiens ein derar⸗ 
tiger Ausflug geplant und da die Koſten deſſelben verhältnißmäßig ſehr 


gering find, jo werden ſich zweifelsohne auch deutſche Gärtner daran ber 


theiligen. Wir können nur bedauern, daß uns dieſe Annonce jo ſpät zu 
gegangen iſt, daß wir ſie erſt post testum bekannt geben können. | 


) Beide find 1543 in Straßburg gedruckt und in's Franzöſiſche von Claude Co— 


tereau (Paris 1552), von Saboureaux de la Bonnetrie (1771) und von Dubois (1846, 


Coll. Panckoucke) überſetzt worden. 


377 


Jahres⸗Bericht über die Thätigkeit des Gartenbau⸗Vereins zu 
Potsdam vom 1. Januar 1885 bis dahin 1886. Es fanden im Gan⸗ 
zen 25 Sitzungen ſtatt, was ſchon an und für ſich ein glänzendes Zeug— 
niß von der Thätigkeit dieſes Vereins ablegt. Außer den geſchäftlichen 
Mittheilungen gehörten verſchiedene intereſſante Vorträge ſowie Referate 
aus in⸗ und ausländiſchen Fachblättern zur Tagesordnung. Auch die 
günſtigen Vermögensverhältniſſe des Vereins laſſen ein weiteres Gedei— 
hen mit Sicherheit vorausſetzen. 


Jahres⸗Bericht des Schleſiſchen Central⸗Vereins für Gärtner 
und Gartenfreunde zu Breslau für das Jahr 1885. Die 18 Sitzun— 
gen, welche der Verein im verfloſſenen Jahre abhielt, erfreuten ſich einer 
ſehr regen Betheiligung; manche ſeltene und ſchöne Pflanzen wurden auf 
denſelben vorgezeigt, verſchiedene wichtige Gegenſtände ausführlich erör— 
tert. Eine ſehr inſtructive Abhandlung des Wanderlehrgärtners Siegert: 

„Welches find die Urſachen, daß der Obſtbau in Schleſien (mit Aus- 

nahme einiger Kreiſe) auf ſo niedriger Stufe ſteht, und welche 

Mittel giebt es, dieſelben zu heben?“ 
findet ſich in dieſem Jahresbericht abgedruckt. Vom 4. bis 12. Septem⸗ 
ber d. J. wird der Verein eine Provinzial-Obſt⸗ und Gartenbauaus⸗ 
ſtellung in Kleinburg- Breslau veranſtalten, die alle Ausſicht hat, ſehr 
reichlich beſchickt zu werden. 

Möchte die Zukunft der Vergangenheit entſprechen, das iſt der beſte 
Wunſch, den wir dem Vereine zurufen können. 


Internationale Gartenbau⸗Ausſtellung zu Dresden, Mai 1887. 
Als beachtenswerthe Notiz bringt das Geſchäftsamt zur Mittheilung, 
daß es den Ausſtellern von Baumſchulartikeln auf deren Anſuchen bereits 
zum Herbſt d. J. geſtattet werden ſoll, die Aufſtellung der Ausſtellungs⸗ 
Objecte auszuführen und daß es denſelben überlaſſen bleibt, die Abräu⸗ 
mung der ausgeſtellten Bäume und Gehölze, ſoweit dieſelben nach der 
Ausſtellung nach dem Urtheile der Verwaltung des Königl. großen Gar— 
tens den übrigen Anlagen in keiner Weiſe zur Unzierde gereichen, erſt 
zum Herbſt 1887 ſpäteſtens bis 30. October d. J. vorzunehmen, nach 
dieſer Friſt iſt jeder Anſpruch der Eigenthümer verfallen. Den Baum⸗ 
ſchulbeſitzern iſt ſomit eine große Sicherheit gegen Verluſte gewährt und 
dürfte dies wohl Veranlaſſung ſein, daß werthvolle Gehölze in bedeuten— 
der Anzahl zur Anſicht gelangen werden. 


rtr. 


L'art des Jardins Pares — Jardins — Promenades. Etude 
historique — Principes de la composition des Jardins — Planta- 
tions — Decoration pittoresque et artistique des Parcs et Jardins 
publies. — Traite pratique et didactique par le Baron Ernouf. Troi- 
sieme edition, entierement refondue, avec le concours de A. 
Alphand, Directeur des travaux de la ville de Paris, ect. Ouvrage 
orne de 510 illustrations. Paris, J. Rothschild, éditeur. 


378 


Nachdem bereits verſchiedene deutſche Gartenzeitungen das Erſcheinen 
dieſes Prachtwerkes angekündigt, ſich gleich anerkennend über den ebenſo 
gediegenen und reichen Inhalt wie die künſtleriſche und ſolide Ausſtattung 
deſſelben ausgeſprochen und in ihren Spalten mehrere der darin enthal- 


tenen Pläne und Vogelperſpektiven von Gärten der Gegenwart und Ver⸗ 


gangenheit aufgenommen haben, befinden auch wir uns endlich“) in der 
glücklichen Lage, dieſem großartigen Unternehmen ſeitens des pariſer Ver— 
legers, Herrn J. Rothſchild, dem Genie des Herrn Alphand einen war— 


men Anerkennungstribut zu zollen. Man braucht nicht ſpeciell Land⸗ | 


ſchaftsgärtner zu ſein, um den Werth dieſes Buches beurtheilen zu kön- 


nen, Allen, die Sinn und Verſtändniß für die bildende Gartenkunſt ha⸗ | 


ben, bietet es eine reiche Quelle des Neuen, Intereſſanten und Belehren- 
den und iſt der Gartenliteratur auf dieſem Gebiete durch daſſelbe eine 


ſehr weſentliche Bereicherung zu Theil geworden. Die erſte Auflage von 
„l'art des Jardins“ erſchien im Jahre 1868 in zwei kleinen Ban⸗ 


den, einige Jahre ſpäter folgte eine zweite von demſelben Verfaſſer, Ba- 
ron Ern ouf bearbeitet, die desgleichen raſch vergriffen wurde. In dieſer 
dritten, gänzlich umgearbeiteten Auflage können wir, wenn wir wollen, 
ein ganz neues Werk begrüßen, welches, ohne jegliche Uebertreibung einen 
ganz aparten Platz einnimmt und ſich ſicherlich bei dem verhältnißmäßig 
niedrigen Preiſe gar viele Freunde erwerben wird. Man muß es in der 


That unter Händen haben, um ſich von der Vielſeitigkeit und Gediegen⸗ 


heit des Inhalts einen richtigen Begriff machen zu können. 1 

Das Werk zerfällt in zwei Theile, einen hiſtoriſchen und einen theo⸗ 
retiſchen, und bedingt die Kenntnißnahme des erſteren erſt das richtige ver⸗ 
ſtändniß des zweiten. Wir lernen zunächſt die Gärten Griechenlands, 


des alten Aegyptens, des Orients, der Chineſen und Japaneſen, die rü- 
miſchen Gärten durch Wort und Bild kennen, gelangen dann zu jenen 
des Mittelalters, den italieniſchen der Renaiſſancezeit und den franzöſi⸗ 


ſchen des 16. und 17. Jahrhunderts bis zu Le Nötré. “| 
Wie Le Nötre's Genius für die Neugeſtaltung der franzöſiſchen 


Gärten im Allgemeinen und ganz ſpeciell für die der prachtvollen könig⸗ 
lichen Schlöſſer geradezu bahnbrechend, ſein Stil auch für das Ausland 
maßgebend wurde, wird Jedermann bekannt ſein, immerhin dürfen wir 


aber nicht vergeſſen, daß ſein eminentes Talent vielleicht nie jo zur Gel T 
tung gekommen wäre, wenn er nicht unter und mit einem Könige ge- 
plant und ausgeführt hätte, deſſen Vorliebe für alles Grandioſe und 
Prunkhafte ſprichwörtlich geworden iſt. Die Gärten der Tuilerien, von 
Verſailles, St. Cloud ꝛc. mit ihren herrlichen Statuen, koſtbaren Vaſen, 
graden impoſanten Wegen und nicht zu vergeſſen ihren wahrhaft feen= = 


er alſo das Packet gar nicht annehmen durfte, oder es ſofort an Herrn R. 
Kittler ausliefern mußte. = 


319 


haften Fontainen und Cascaden haben einen Weltruf erlangt, denſelben 
bis auf die Jetztzeit bewahrt, trotzdem der gegenwärtige Geſchmack ganz 
entgegengeſetzte Richtungen verfolgt, ſehr verſchiedenen Tendenzen huldigt. 
Welchen Contraſt zu den franzöſiſchen rufen nicht die engliſchen, eine 
Landſchaft nachahmenden Gärten hervor! Ein noch lebender franzöſiſcher 
Scchriftſteller äußert ſich über dieſelben folgendermaßen: „ſie verkündigen 
die Ankunft eines anderen Geſchlechts, das Vorwalten eines anderen Ge— 
ſchmacks, die Herrſchaft einer anderen Literatur, die Gewalt eines ande— 
ren Geiſtes, der leichter in ſich aufnimmt, der Einſamkeit mehr huldigt, 
der Ermüdung raſcher ausgeſetzt iſt und ſich mehr nach innen wendet.“ 
(Taine, Voyage en Italie). 

Der zweite Theil dieſes Werkes umfaßt das weite und ſchwierige 
Gebiet der Theorie der Gartenkunſt. Das erſte Kapitel handelt zu— 
nächſt ſehr eingehend über Anlage von Gärten im Allgemeinen. Wie 
ſoll man dabei vorgehen, in welcher Weiſe ſollen die recht mannigfalti— 
gen Arbeiten ausgeführt werden? Dieſe und ähnliche Fragen in Bezug 
auf Pflanzung, Terrain, Alleen, Einrichtung und Anlage von Terraſſen, 
von Gewäſſern mit beſonderer Berückſichtigung der Uferbepflanzungen, 
von Brücken, Felſen, Waſſerfällen, auf die Conſtruktion von Gewächshäu⸗ 
ſern u. ſ. w. werden in kurzer, präciſer und leicht verſtändlicher Weiſe be— 
antwortet und wo Worte nicht ausreichen, werden ſie durch die Menge ſchö— 
ner Illuſtrationen reichlich ergänzt. Könnten ſich doch recht viele Gärtner 
und Gartenfreunde mit uns an all' dieſen prächtigen Abbildungen er⸗ 
freuen! Hier machen wir ganz beſonders noch aufmerkſam auf die ſo 
naturgetreue Wiedergabe von verſchiedenen Pflanzen, wie Farne, Uoni- 
feren, Gräſer, Palmen, Laubbäumen und Blattpflanzen, die wir ſelten 
ſo ſchön illuſtrirt geſehen haben. Das zweite Kapitel wendet ſich der 
Anlage der regelmäßigen ſogenannten franzöſiſchen Gärten und jener des 
gemiſchten Stils zu und das dritte iſt den Stadt- und Erziehungsgär⸗ 
ten gewidmet. In dem vierten Kapitel kommen die Schöpfungen der 
Neuzeit zu ihrem Recht, hier werden die engliſchen, deutſchen und ande— 
ren ausländiſchen wie franzöſiſchen Parks eingehender beſprochen und gleich— 
zeitig wird auch auf die Verdienfte der Männer hingewieſen, welchen man 
all' dieſe bewundernswerthen Schöpfungen verdankt. Das fünfte und 
letzte Kapitel begreift endlich die Promenaden und Squares und dienen nicht 
weniger als 80 Pläne und Anſichten zur Veranſchaulichung des Geſagten. 

Möchte dieſes kurze und doch ſchon ziemlich ausgedehnte Referat vor 
der Hand genügen, um die Luſt des Leſers rege zu machen, das Pracht— 
werk — L'art des Jardins — aus eigener Anſchauung kennen zu ler— 
nen. Das gütige Anerbieten des Herrn Verlegers, uns Clichés von Plä⸗ 
nen und Gartenanſichten für unſere Zeitung zur Verfügung zu ſtellen, 
haben wir mit Dank acceptirt und hoffen ſomit in Bälde auf jenes epoche- 
machende Werk zurückzukommen. Red. 


Index Florae Sinensis. Anke enumeration of all the plants 

| known from China proper, Formosa, Hainan, Corea, the Luchu 

Archipelago and the island of Hongkong, together with their dis- 
tribution and synonymy. 


380 


By Francis Blackwell Forbes, F.L.S ete. and William B. Hems- 
ley, A. L. S. etc. — Part I. (Map and Pl.) — London May 1886. 

Das eigentliche China, ſoweit dies ungeheure Reich der Wiſſenſchaft 
bis jetzt erſchloſſen wurde, ſowie die in dieſer Aufzählung berührten Nach— 
bargebiete haben für unſere Gewächshäuſer und Gärten bereits ein ſehr 
beträchtliches Kontingent ſchöner und werthvoller Pflanzenarten beigeſteuert. 
Brauchen wir doch nur an die erfolgreichen Reiſen von Fortune und 
Veitch zu erinnern, um dies beſtätigt zu finden. Es fehlte aber bis da⸗ 
hin an einem Werke, welches einen leichten Ueberblick der von dort ger 
kommenen Pflanzenſchätze geſtattete, ſo mangelte es namentlich dem Gärt⸗ 
ner an einem Nachſchlagebuch, um dieſe oder jene Art, ihre Synonyma 
und geographiſche Verbreitung raſch und ſicher aufzufinden. Mit großer 
Freude begrüßen wir daher obiges Werk, deſſen erſter Theil, 23 Ord— 
nungen (Ranunculaceen — Ternstroemiaceae) einſchließend, ſoeben 
erſchienen iſt, während der zweite im Druck ſchon weit vorgeſchritten iſt. 
Wir haben lange keine ſyſtematiſche Arbeit in die Hand genommen, welche 
ſich für praktiſche Zwecke ſo gut verwerthen ließe wie die vorliegende und 
geben uns der Hoffnung hin, daß die Herrn Verfaſſer für dieſe ihre mühe⸗ 
volle Aufzählung auch ſeitens der Gärtner die verdiente Anerkennung 
finden mögen. Außerdem ſtößt man hier auf die Beſchreibung mehrerer 
neuer Arten, ſo Viola Websteri, Hemsl. n. sp. — Polygala hong- 
kongensis, Hemsl. n. sp. — Polygala Mariesii, Hemsl. n. sp. — 


Eurya distichophylla, Hemsi. n. sp. Iſt das Buch erſt einmal ganz g 


fertig, jo wird ſich unſere Vorausſetzung ſeines großen praktiſchen Wer⸗ 
thes in vollem Maaße bewähren. Red. 


‚ Les Microbes du Sol. par Emile Laurent, Professeur A 
’Ecole d' Horticulture de Vilvorde. — Bruxelles, 1886. g 

Verfaſſer dieſer kleinen Schrift iſt durch experimentelle Unterſuchun- 
gen über den Nutzen der Mikroorganismen im Boden mit Bezug auf 
das Wachsthum phanerogamiſchen Gewächſe zu recht günſtigen Reſulta⸗ 
ten gelangt, die durch weitere Forſchungen vervollſtändigt und ergänzt, 


im Laufe der Jahre für den Land- und Gartenbau ſicherlich eine neue 


Aera eröffnen werden. 


Bekanntlich glaubte man Jahrhunderte lang, daß die organiſchen | 


Beſtandtheile des Bodens direkt zur Ernährung der angebauten Pflanzen 


dienten und betrachtete ſomit den Humus als einen Nähr⸗Reſerveſtoff, 
aus welchem die Pflanzen ganz nach Belieben ſchöpfen könnten. Liebig 
lieferte zuerſt den Nachweis, daß die Nahrung unſerer Kulturgewächſe 


hauptſächlich mineraliſchen Urſprungs ſei und die organiſchen Ueberreſte 
im Boden daher zunächſt auf einfachere, anorganiſche Zuſammenſetzungen 
zurückgeführt werden müſſen, ehe die grüne Pflanze ſie verwerthen kann. 
Dem Humus ließ man, als ziemlich oder völlig überflüſſig, keine 
weitere Berückſichtigung zu Theil werden und erſt in neuerer Zeit zog 
er die Aufmerkſamkeit der Chemiker wieder auf ſich, welche die Verwand— 
lungen kennen zu lernen wünſchten, denen die organiſchen Stoffe im 
beſtellbaren Boden unterworfen ſind. Dank den Arbeiten der Herren 
Schloeſing, Muntz, Warington u. a. m. iſt die Salpeterbildung im Boden 


381 


klar zu Tage getreten, weiß man, daß ſich in den an Reſten organiſchen 
Urſprunges reichen Bodenarten Nitrate bilden. Die Erklärung dieſer Er⸗ 
ſcheinung hat die Rolle des Humus wieder in den Vordergrund gebracht 
und gelangte man auf dieſe Weiſe zu einer klareren Einſicht über die Be— 
deutung der im Boden befindlichen Bakterien unter dem Einfluſſe gewiſ⸗ 
ſer in denſelben vorhandenen Mikroorganismen (Micrococeus nitrificans). 

Der Verfaſſer ſtellte ſich nun die Aufgabe, Buchweizen in einem bak⸗ 
terienloſen Humus anzuziehen. Die Ausſaat wurde in eigens zu dieſem 
Zwecke von ihm conſtruirten Töpfen vorgenommen und unterſchied er da— 
bei & 5 

1. Töpfe mit gewöhnlicher Gartenerde angefüllt. 
2. mit ſteriliſirtem, dann mit Bakterien des Bodens durch— 
ſetztem Terrain angef. 
mit ſteriliſirtem Boden angef. 
mit ſteriliſirtem Boden, dem chemiſche Düngerarten bei— 
gefügt, angef. 

Es würde zu weit führen, hier auf das dabei eingeſchlagene, ganz 
beſondere Kulturverfahren weiter einzugehen, als Schlußreſultat ergab ſich, 
daß die dritte Serie in jeder Beziehung weit hinter den übrigen zurück— 
blieb, die zweite etwas mehr Blumen und Früchte ergab als die erſte. 
Der Agrikulturchemie liegt es nun ob, ſich weiter mit den biologiſchen 
Eigenſchaften der Bakterien des Bodens zu befaſſen. Welche Entdeckun— 
gen hieraus hervorgehen werden, läßt ſich noch nicht ſagen, doch darf man 
mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß viele von Landwirthen beobach— 
tete Thatſachen, welche mit den gegenwärtigen Theorien ſchwer in Eins 
klang zu bringen find, auf dieſe Weiſe ihre wirkliche wiſſenſchaftliche Aus⸗ 
legung erhalten dürften. Red. 


8 —— 77 


m 


> 


— [10202 


Nouvelles recherches sur le type sauvage de la Pomme 
de terre (Solanum tuberosum) par M. Alph. de Candolle. 
Seneve, April, 1886. Dieſe neueſten Unterſuchungen über den wildwach⸗ 
ſenden Typus der Kartoffel wurden gewiſſermaßen durch die verſchiede— 
nen Abhandlungen bedingt, welche man in engliſchen Fachſchriften neuer» 
dings über daſſelbe Thema veröffentlichte und die mit den auf ſehr ein⸗ 
gehende, ſyſtematiſche wie pflanzengeographiſche Studien begründeten An— 
ſichten des berühmten Genfer Botanikers mehr oder weniger nicht über— 
einſtimmten. 

Im Jahre 1883 erſchien A. de Candolle's Werk: Origine des 
plantes eultivées (Deutſche Ueberſetzung bei Brockhaus, 1884); bald 
darauf brachte J Baker in dem Journal of the Linnean So- 
ciety. Vol. N p. 489 eine Abhandlung über die knollentragenden So- 
lanum- Arten, Taf. 41 Solanum tuberosum zur Veröffentlichung. (Vergl. 
H. G. u. Bl. Z. 1884, S. 148) und Sir J. Hooker gab im Bota- 
nical Magazine, Taf. 6756 eine Abbildung von Solanum tubero- 
sum, Sabine, welche Art ihm zufolge zu Solanum Maglia, Schech- 
tendal gehört. — Darauf Bezug nehmend, ſchrieb A. de Candolle eine 
kurze Mittheilung in unſerer Gartenzeitung (1884, S. 289), in welcher 
er die Baker⸗ und Hooker'ſchen Anſichten zu widerlegen ſuchte. „Ueber 


382 


den geographiſchen Urſprung der angebauten Pflanze, ſo ſchrieb er da- 
mals, läßt ſich ſtreiten, der Typus der Art kann aber nur die von Clu⸗ 
ſius, Bauhin und Linné gegebene Pflanze ſein, für ſie allein muß der 
Name — Solanum tuberosum — erhalten bleiben.“ 
Damit war aber die Sache nicht abgethan, im Gegentheil, de Can⸗ 
dolle fühlte ſich veranlaßt, das kurze Expoſe durch weitere ſehr minutiöſe 
Unterſuchungen zu begründen, welche er in der April-Sitzung der Société 
de physique et d'histoire naturelle de Genève bekannt 
gab. (In den Spalten von Gardeners’ Chronicle (17. Apr., 1. 
Mai, 8. Mai 1886) erſchienen faſt gleichzeitig ſehr weitſchweifige Aus⸗ 
einanderſetzungen über „the origin of the Potato,“ die aber der 
Hauptſache nach nichts Neues brachten.) Die de Candolle'ſche Schrift 
gipfelt ſo zu ſagen in dem Satze: „Je mehr man ſich dem Studium 
der knollentragenden Arten hingiebt, um ſo größeres Befremden erregen 
dieſe trennenden, geringen Verſchiedenheiten.“ Will man, ſo fährt Ver⸗ 
faſſer fort, den urſprünglichen, primitiven Zuſtand einer angebauten Art 
richtig erkennen, muß ſich die Aufmerkſamkeit zu allernächſt den Organen und 
Merkmalen zuwenden, die abzuändern, nicht im Intereſſe des Menſchen liegt. 
Am Schluſſe ſeiner Schrift giebt Verfaſſer eine Reihe von Diag⸗ 
noſen, welche den definitiven Standpunkt klarlegen, auf welchen er nach 
ſorgfältigen Unterſuchungen an faſt ausſchließlich authentiſchen Exempla⸗ 
ren gelangt iſt. Wir müſſen uns darauf beſchränken, hier die Namen 
ſeiner Arten und Varietäten wiederzugeben, es ſind folgende: 
Solanum Bridgesi, A. de Cand. Chile, Provinz Valdivia. 
(Solanum tuberosum, Baker, Jour. Linn. Soc. 20, 
p. 490, t. 41.) | 
S. „ tuberosum, L. 
« Chiloense. Inſel Chiloe. 
(S. esculentum? var. Philippi in herb. DC.) Dieſe 
Varietät ſteht der angebauten Kartoffel ſehr nahe. 
8 eultum. Die größeren Knollen variiren in Form, Farbe u. 
ſ. w. Blumenkrone weiß oder blau. 
„ Sabini. Am cglileniſchen Küſtengeſtade. 
(S. tuberosum, Sabine; Trans, hort. soc. 5, p. 
249, 1.2 u. 10. 
8. Maglia, Hook. fil. Bot. Mag. Taf. 6756). 
d Maglia. Am chileniſchen Rüftengetabe 
(S. tuberosum Poepp. in herb. DC. 
S. Maglia, Molina? Schlecht. Baker, I. c. t. 42). 
Solanum Mandoni, A. de Cand. Gebirge von Bolivien, Prov. 
Larecaja. 
(S. tuberosum herb. Mandon 397. Baker l. c. p. 496). 
In einer der letzten Nummern (27. Juni) von Gardeners' Chro- 
nicle wird bereits kurz auf die de Candolle'ſche Schrift mit dem Be 
merken hingewieſen, ausführlicher darauf zurückzukommen, demnach gewinn 
es den Anſchein, als ob dieſe intereſſante Streitfrage noch zu weitere 
Erörterungen ſeitens der engliſchen Botaniker Veranlaſſung geben wird. 
Red. 


een e e 


383 


Bau und Einrichtung der Gewächshäuſer. Ein Handbuch für 
| Gärtner und Baumeiſter von Carl David Bouché, weiland Kgl. Gar— 
teninſpektor am Kgl. botan. Garten in Berlin und Julius Bouché, Kgl. 
Garteninſpector am botan. Garten der Univerſität Venn. Bonn, Ver⸗ 
lag von Emil Strauß. 1886. In dem Vorworte dieſes durch Reich— 
haltigkeit und Gediegenheit gleich ausgezeichneten Werkes, welches ohne 
allen Zweifel ſeiner Beſtimmung, eine grade nach dieſer Seite hin ſich 
oft fühlbar machende Lücke in unſerer Gartenbau-Literatur auszufüllen, 
im vollſten Maaße entſprechen dürfte, giebt der letztgenannte der beiden 
Herren Verfaſſer einige hiſtoriſche Notizen von dem Entſtehen des ſeitens ſeines 
verſtorbenen Vaters ſchon vor 15 Jahren geplanten und angebahnten Bus 
ches. Daß eine Arbeit, die ein derartig weites und ſchwieriges Gebiet 
umfaßte, ſehr viele Vorſtudien erheiſchte und demnach erſt ganz allmäh— 
lich zum Abſchluß gelangen konnte, iſt leicht einzuſehen. Carl David 
Bouhe war aber grade der Mann, ſich durch mancherlei Hinderniſſe und 
Schwierigkeiten nicht abſchrecken zu laſſen, ſie wurden alle glücklich über— 
wunden, ſo namentlich auch, Dank den bereitwilligſt zur Verfügung ge— 
ſtellten Unterſtützungen der Kgl. Staatsminiſterien für Landwirthſchaft ꝛc. 
und für öffentliche Arbeiten, die koſtbare Herſtellung der zum beſſeren 
Verſtändniſſe des Textes unbedingt nothwendigen Zeichnungen und mit 
friſchem Muthe machte ſich der damals ſchon oft kränkelnde Mann, der 
überdies ſchon nicht mehr zu der jüngeren Generation zählte, an die ei— 
gentliche Bearbeitung dieſes Buches. Die Genugthuung, ſein bedeutſa— 
mes Werk auch in der Vollendung begrüßen zu können, ſollte ihm leider 
nicht mehr zu Theil werden und ſo blieb es dem Sohne überlaſſen, das 
vorhandene koſtbare Material zu verwerthen, das vom Vater Begonnene 
zu vollenden. — Wohl dem Sohne, welchem es vergönnt iſt, ſeinem Va— 

ter ein ſolch' bleibendes Denkmal zu ſetzen, — wohl dem Vater, der ſich in 
dem Sohne einen jo würdigen Erben eines in der deutſchen Gärtner— 

welt hochangeſehenen Namens erzogen hat! 

Herr Julius Bouché erinnert daran, daß die in der deutſchen Gar— 
tenbau⸗Literatur vorhandenen, zum Theil ganz vorzüglichen Werke über 
Gewächshausbauten als Werke älterer Zeit die durch die Erfindungen 
der Neuzeit gemachten Vervollkommnungen in Heizapparaten und in der 
ſo überaus wichtigen Herſtellung und Fabrikation von Eiſenconſtruktio⸗ 
nen größtentheils entbehren, und wäre überhaupt noch eine Begründung, 
mit ſolcher auf ſehr eingehende Studien, einer jahrelangen Erfahrung be⸗ 
gründeten Arbeit an die Oeffentlichkeit zu treten, von nöthen, ſo iſt ſie 
hierin voll und ganz zu finden. Der dem Texte beigefügte Atlas in 
Quart enthält 29 ſehr fein ausgeführte lithographirte Tafeln mit 400 
Zeichnungen von Miſtbeet⸗ und Gewächshauskonſtructionen, denen die 
nothwendigen Maaße beigefügt find. 

Hier auf den reichen Inhalt des Textes, wenn auch nur ganz kurz 
einzugehen, würde weit die Grenzen eines Referates überſchreiten, um 
aber dem Leſer einigermaßen einen Begriff zu geben von dem, was ihm 
in dieſem Buche geboten wird, wählen wir unter den 24 Abſchnitten den 
18. und 19. aus, laſſen von denſelben die einzelnen Punkte, wie ſie im 
Inhaltsverzeichniß aufgeführt werden, hier folgen: 


354 


18. ADEIDOPpaDaIE für Gewächshäuſer, Miftbeete, Treibkäſten ꝛc. 
S. 176— 210 | 
1. Lage der Heizvorrichtungen. S. 176. 


2. Sn der Feuerung, des Heerdes, der Leitungen und des Schornſteins. { 
1 h 
3. Ausnutzung der Brennmaterialien durch zweckmäßige Aufſtellung = 5355 
apparate, Conſtruktion der Roſte, Feuerzüge, Schieber u. ſ. w. 5 
4. Verwendung geeigneter Materialien zur Herſtellung der Feuerungen, et 7 
Rohre, Rauchkanäle. 201. f 
5. Richtiges Verhältniß zwiſchen dem cubiſchen Inhalt des zu erwärmenden 
Raumes und der die Wärme ausſtrahlenden Flächen der Heizapparate. 
S. 202. = 
6. Leichte Abwartung und Unterhaltung der Heizungen. S. 205. 4 
7. Einfachheit und praktiſche Einrichtung der e e e für ge⸗ 


ringere oder ſtärkere Wärmeerzeugung. S. 20 f 
8. Gleichmäßige und ſchnelle Erwärmung aller zur Wärmeausſtrahlung beſtimm⸗ 
ten Theile des Heizapparates. S. 208. 5 


19. Die verſchiedenen Heizſyſteme für apa und Frei⸗ 
beete ſowie Anlage derſelben. Seite 210-327 1 
A. Oefen. S. 210. 
B. Der Kanal oder die Kanalheizung. S. 213. 
C. Die Waſſerheizung. 226. 
a. Waſſerheizung mit Niederdruck oder Warmwaſſerheizung. S. 2322 
b. Die Waſſerheizung mit Hochdruck oder Heißwaſſerheizung (Perkins 
ſche Waſſerheizung. S. 291. 
Die Dampfheizung. S. 304. 
Die combinirte Wafler- und Dampfheizung. S. 319. | 
1 in Verbindung mit mit Steinen gefüllten Heizöfen. 


Q 


G. Die Polmaiſeheizung. | 
Hierzu Tafel XXVII, XXVIII, XXIX. 5 
Get 10 5 Ei vollſtändiges Sachregiſter trägt zur Erleichterung beim Nachſchlagen we⸗ 
entil 
Dem verſtorbenen Carl David Bouché wurde durch eine langjährige 
Thätigkeit als Inſpector an einem der größten botaniſchen Gärten Eu⸗ 
ropas, durch einen regen und ausgedehnten Verkehr mit Fachgenoſſen 
mehr wie vielen Andern eine ausgezeichnete Gelegenheit geboten, reiche Erfah⸗ 
rungen über Gewächshausconſtruktionen zu ſammeln und ſo darf ſich der Sohn 
mit vollem Recht der Hoffnung hingeben, daß das von ihm mit großem Fleiß 
vollendete Werk ſeines Vaters dem Gärtner wie Architekten, ja ſelbſt dem 
ausführenden Handwerker eine ſichere Richtſchnur ſein wird. — Die 
ganze Ausſtattung des Buches ift, dem Inhalte entſprechend, vorzüglich, 
durch die ſehr ſorgfältige Ausführung der im Atlas enthaltenen 400 Zeich⸗ 
nungen konnte der Preis auf nicht weniger als 24 Mark geſetzt werden. 
Für manchen Gärtner wird dies leider ein ſehr triftiger Grund ſein, 
ſich das Buch nicht anzuſchaffen, um jo viel mehr werden aber die Gar⸗ 
tenbau⸗Vereine, ſowie die Beſitzer und Vorſteher größerer Gärten, es ſich 
angelegen ſein laſſen, daſſelbe ihren Bibliotheken einzuverleiben. Red. 


— 


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CCC A tr BOHRER TREE RL a Tora as wa 


— 


Dieſem Hefte liegt gratis bei: Preisverzeichniß von Blumen⸗ 
boch. erdbeeren alla ꝛc. von L. Sag? Röder; Berlin. 


Druck von Fr. Jacob in Düben 


Uheingauer Wein-Blatt. 


(Eingetragen im Poftfataloge unter Nr. 4201.) 


Jachſchrift für den geſammten Weinhandel unter beſonderer Berückſichtigung des Rhein= f 
auer Weingeſchäftes. 

Erſcheint zu Winkel im Rheingau jeden Sonntag. — Bringt ausführliche Weinberichte 
us dem Rheingau, Rheinheſſen, der Pfalz, von der Moſel und Nahe, aus Oeſterreich-Ungarn, 
[ſaß⸗Lothringen, Frankreich, England, Amerika ꝛc. ꝛc. 

Das Blatt enthält einen Weinverſteigerungskalender und meldet auch die Weinverſtei⸗ 
| ngsreſultate. : 

Die Rheingauer Verſteigerungsliſten werden vollſtändig mit Namens-Angabe der Herren 
ſteigerer und der erzielten Preiſe abgedruckt. 

Auf den Weinhandel Bezug habende Inſerate finden durch das Rheingauer Wein- Blatt 
irkſamſte Verbreitung. — Inſertionspreis die viergeſpaltene Zeile oder deren Raum 25 Pfg., 
n Reklamentheil 1 Mark. 

8 Abonnements pro Quartal Mk. 2.50 nehmen ſämmtliche Poſtanſtalten, zu Mk. 2.39 
iin das Haus die Expedition und die Filial-Expedition „G. Faber'ſche Buchhandlung in 
ainz“ entgegen, welche auch den Bezug auf dem Wege des Buchhandels vermittelt. 


Im Verlage von Nob. Kittler in Hamburg find ferner erſchienen: 


| Die Urbarmachungen und Verbefferungen des Bodens | 
Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, ſumpfige 
en, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu machen, die cultivirten 
ſereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 
zur Tiefeultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ꝛc. von Dr. William 
e, Redacteur der illuſtrirten ee Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
0 eh. 4. > 


Dieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände- 
die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
einer Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beſten Methoden nach zum leichten Stockroden 
Baldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
lutzten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 
1 
Ber, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueſten wich⸗ 
den und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank⸗ 
en, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
ts⸗ und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen x. Gr. 8. Geh. 


t, P. C. de, Theoretiſche und praktiſche Anleitung zur Cultur der Kalthaus⸗ 
inzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über 
Binzen-Phyfiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung 
;verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien Lande und für das Zim⸗ 

„ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern zu kultivirenden Pflanzen. Mit 18 Ab⸗ 
ungen. Gr. 8. Geh. M. 2,25 Pf. N 


„ Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
hen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
terpflanzen, Knollen⸗ und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des 
mftoces, der Küchengarten⸗ und Zierpflanzen. Gr. 8%. Geh. M. 3 


= at 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


Zweiundvierzigſter Neuntes 
f ahrgang. * Sr A Heft. 


— 


S 5 ” 
N 18 N 2% — 2 7 4. 7 2 
); 2 0 30 2 Mm. WI > N 
2 Z S2 


Hamburger 


| 
Garten- und Blumenzeitung. 


3 Zeitſchrift 
i für Garten⸗ und Blumenfreunde, 
3 Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten⸗Inſpektor in Greifswald. 


N Inhalt. 
5 8 
ie Roſen⸗Ausſtellung in Hamburg vom 9.—12. Juli 1886 von E. Goeze . s £ 385 
Düngung von Orch 1 85 ? 1,2401 
u Ueberſicht 2 5 ichtigſten Nuß und hübſcheſten Zier⸗ ⸗Cucurbitaceen von E. Gone : . 404 | 
for Dr. Eduard Morren. Eine biographiſche Skizze 5 e 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom Mai 1886 und 1885 von 6. C 8. Weiler g i e 3 
in te und neue empfehlenswerthe Pflanzen. . : 8 5 a 
Abgebildete und beſchriebene Früchte = 2.7488 
8 nilleton: Begonia fimbristipula 425. — Neue Krankheit der Mandelbäume 425. — H'ren- 425 
beſen 425. — Camellia Thea, ihre Synonymie 425. — 5 wilde e 25 = en⸗ | 
baumes 426. — Der Gemüſebau bei Paris N 427 
6 erkenpereine; Fränkiſcher Gartenbau⸗Verein 427 
Literatur: Index Florae Sinensis 429 — Cistinses du Portugal 429 — Key to the System | 
of Victorian Plants 429 — Reichenbachia 429. — Die Aufbewahrung friſchen Obſtes wäh⸗ 
rend des Winters 430. — Die Kultur des F am Spalier 430. — Die Kunſt 
des Bouquet⸗ und Kranz-Bindens . 431 
onal⸗Nachrichten: Pröſeſſor 4 — 5 Jaeger N Profeſſor Edouard Pynaert 431. 
E Dr. Hance 431. — Profeſſor A de Candolle 432. — Joſeph 5 432. — F. Abel 
432. — Oberhofgärtner Baier 432. — „ san Be . 
8 hargene Kataloge . . „ 2 * 
Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 


. 


Im Verlage von N. Kittler in Hamburg it ſoeben neu erſchienen: 


Neues vollſtändiges Taſchenwörterbuch f 
der portugieſiſchen und deutſchen Sprach 


Mit beſonderer Rückſicht auf Wiſſenſchaften, Künſte, In duſtrie, Handel, Schiffahrt x. 
Bearbeitet von E. Th. Böſche. 1 
2 Theile.“ 3. Auflage. Geh. 1335 Seiten. Preis M. 11. — 
Das einzige ſeiner Zeit nutzbare portugieſiſche Wörterbuch von Wagener (zu M. 34, 5 
vor circa 70 Jahren erſchienen, iſt durch die völlige Umwandlung beider Sprachen fo gänzlich v 
und unbrauchbar geworden, und das Wollheim'ſche Wörterbuch iſt an Umfang ſo klein und 
unvollſtändig, daß es in Wirklichkeit für die portugieſiſche Sprache kein Wörterbuch gab, m 
es möglich geweſen wäre, auch nur einen portugieſiſchen Zeitungsartikel, einen Preiscouran 
dergleichen richtig zu überſetzen, denn ſelbſt Worte wie: Dampfmaſchine, Eiſenbahn, Sacaranı 
Mahagony, Manioca und die meiſten braſilianiſchen Producte fehlten in allen Wörterbüchern 
Nur nach Herbeiſchaffung der koſtſpieligſten Materialien und Hülfsmittel aus Portuga 
Braſilien war es nach 5½ Jahren endlich möglich, jetzt ein jo zuverläſſiges und vollſtändiges 
terbuch herzuſtellen, worüber die günſtigſten Urtheile aus Portugal, Braſilien und von verſch 
portugieſiſchen und braſilianiſchen Conſulaten vorliegen. In welchem Umfange unvollſtändig d 
herigen Wörterbücher waren, möge die eine Thatſache ſagen, daß dieſes neue Wörte 
mehr als 130,000 Wörter und Redensarten mehr enthält, als das Wollhe 
Wörterbuch welches bis jetzt für das beſte galt. 
Man kann hiernach beurtheilen, von wie großer Wichtigkeit dieſes Werk für alle Biblio 
für Philologen und Liebhaber der lebenden Sprachen, für Kaufleute und beſonders für Auswg 
nach Braſilien iſt, die ſich bei Kenntniß der Sprache ſehr oft mehr Schaden werden erſparen ke 
als das Buch koſtet. 8 N 


Früher ſind erſchienen: 


Boöſche, E. Th., Neue portugieſiſche Sprachlehre oder gründliche Anweiſun 
practiſchen Erlernung der portugieſiſchen Sprache. Zum Schulgebrauch und 
unterricht. 2. Aufl. 8%. Geh. M. 3 —. 4 

Nach dem Ausſpruche der gebildetſten hieſigen Portugieſen und Braſilianer iſt diefe Gran 
von allen bis jetzt erſchienenen die beſte und einzig richtige, die ſowohl zum & 
unterricht, als zum Schulgebrauch am zweckmäßigſten abgefaßt iſt. Eine gründliche Univerfi 

bildung in Deutſchland, ein mehr als zehnjähriger Aufenthalt in Portugal und Braſilien u 

tägliche Umgang mit den Einwohnern verſchafften dem Verfaſſer eine fo gründliche Kenntni 

portugieſiſchen Sprache, wie ſie ſich wohl nicht leicht ein Anderer verſchaffen kann. 
Dazu gehört als 2. Band: 

Monteiro, Dr. Diego, Portugieſiſche und deutſche Geſpräche oder Handbuch der poll 
ſiſchen und deutſchen Umgangsſprache zum Gebrauche beider Völker. Eine leichtfe 
Anleitung, ſich in allen Verhältniſſen des Lebens verſtändlich zu machen. Für den 
richt, für Geſchäftsleute, Reiſende und Auswanderer nach Braſilien. Nebſt einem An 
von Titulaturen, Formularen in Briefen, Rechnungen, Quittungen, Wechſeln ꝛc., 
gleichungen der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 8%. Geh. M. 2, 40 Pf. ö 

Es ſind dies die erſten practiſch brauchbaren portugieſiſchen Geſpräche, die eine genaue 
leitung geben, fi in der portugieſiſchen Sprache richtig auszudrücken, was bisher in Deutſe 
noch jo verſchieden gelehrt wurde. daß man niemals wußte, was richtig und was falſch ſei. 


Böſche, E. Th., Portugieſiſch-braſilianiſcher Dolmetſcher oder kurze und leich 
liche Anleitung zum ſchnellen Erlernen der Portugieſiſchen Sprache. Mit genauer 2 

der Ausſprache. Für Auswanderer nach Braſilien und zum Selbſtunterricht. Nebſt e 
Wörterbuche, Formularen zu Briefen, Rechnungen, Contracten, Wechſeln ꝛc., Vergleicht 

der Münzen, Maaße und Gewichte ꝛc. 8%. Geh. M. 2, 40 Pf. | 

Da dieſer Dolmetſcher einen kurzen, aber correcten Auszug aus der portugieſiſchen Gran 
deſſelben Verfaſſers enthält, die von hieſigen Portugieſen und Braſilianern für die beſte 
bis jetzt erſchienenen erklärt wurde, hat man die Gewißheit, daß das daraus Gelernte Mt 
richtig portugieſiſch iſt. Außer dieſer kurzen Sprachlehre enthält das Buch noch Geſpräch 
alle im täglichen Leben vorkommenden Gegenſtände mit genauer Angabe der Ausſſ 
und ein kleines Wörterbuch, ſo daß der Auswanderer während der Seereiſe durch dieſes Bu 
portugieſiſche Sprache hinreichend erlernen kann, um ſich in Braſilien ſogleich über alle 
verſtändlich zu machen und dadurch vielem Schaden und Verdruß zu entgehen. 


— 


385 


Die Roſen⸗Ausſtelluug in Hamburg vom 9.—12. Juli 1886. 
| Von E. Goeze. 


Dieſem längſt geplanten, im Voraus ſchon vielfach beſprochenen Blu— 
menfeſte perſönlich beizuwohnen, war uns leider nicht vergönnt, doch wur— 
den wir einigermaßen durch die ſchriftlichen Mittheilungen, welche uns 
Hamburger Freunde gütigſt zukommen ließen, entſchädigt, ſuchten ande— 
rerſeits die Lücken durch eine acht Tage ſpäter dahin unternommene Reiſe 
auszufüllen. In der That zehrten wir dann noch an den beaux restes 
dieſer oder jener beſonders hervorragenden Leiſtung, konnten unſere Wiß— 
begier durch mündlichen Verkehr mit einigen der dortigen Collegen befrie— 
digen. So gleichſam doppelt gerüſtet, wollen wir verſuchen, dem Leſer 
ein anſchauliches Bild von dem zu entwerfen, was dem Beſucher dieſer 
Ausſtellung feſſelnd entgegentrat, wenn ſich dabei auch das Sprichwort 
— keine Roſe ohne Dornen — für das Ausſtellungs-Komitee, den 
Vorſtand des Gartenbau-Vereins im vollſten Sinne des Wortes bewahr— 
heitete. Hier ſei gleich zu Anfang bemerkt, daß die officielle Bezeichnung 
„Große Roſen-⸗Ausſtellung“ keine ganz zutreffende war, inſofern auch an— 
dere Pflanzen in großer Menge und vorzüglicher Güte auf derſelben ver— 
treten waren und nicht viel daran gefehlt hätte, daß die Roſen, die nun 
einmal bei dieſer Gelegenheit den erſten Platz einnehmen ſollten, ihrer 
hohen Beſtimmung nicht nachgekommen wären. Bekanntlich hatten ſich 
ſeiner Zeit die Roſenzüchter von Mittel- und Süddeutſchland für die Ab— 
haltung einer großen allgemeinen Roſen-Ausſtellung in Hamburg ſehr in- 
tereſſirt und ſolche betreffenden Orts aufs wärmſte befürwortet. Daß 
ſie nun, grade vor Thoresſchluß andern Sinnes wurden, ihre Sendun— 
gen ausblieben, iſt eine ſchwer zu erklärende Thatſache, die leicht andere, 
noch viel weniger erfreuliche hätte nach ſich ziehen können. In die— 
ſer peinlichen Lage richtete man ſein Augenmerk auf die nachbarlich ge— 
legene Hanſaſtadt Lübeck und wurde diesmal in ſeinen Erwartungen 
wahrlich nicht getäuſcht. Ganz abgeſehen von den Leiſtungen einiger Lü— 
becker Firmen, auf welche wir ſpäter zurückkommen werden, war die Col— 
lectiv⸗Ausſtellung von dortigen Roſen-Kultivateuren ſicherlich ein nee 
plus ultra und fand denn auch die allgemeinſte Anerkennung. Dieſelbe 
beſtand aus nahezu 8000 abgeſchnittenen Blumen von untadelhafter Friſche 
und Vollkommenheit und war aus erheblich über 60 verſchiedenen Sor— 
ten zuſammengeſetzt. Hamburg wird dieſen Freundſchaftsdienſt der Bru— 
derſtadt nicht vergeſſen und Lübeck ſelbſt darf ſtolz darauf ſein. 

Es hält nicht leicht, für eine ſolche Roſen-Ausſtellung den geeignet- 
ſten Termin im Voraus zu beſtimmen, — ſo wäre es diesmal vielleicht beſ— 
ſer geweſen, dieſelbe etwas früher anzuſetzen oder auch erheblich ſpäter, d. h. 
nach dem Reifen der Oculanten. Mehr oder minder iſt man bei ſolchen 
Gelegenheiten von klimatiſchen Bedingungen abhängig, die von einem Jahre 
zum andern vartiven; etwas Glück gehört immer dazu und das Glück 
war auch diesmal den Hamburgern hold. Ob ſich nun derartige Spe— 
cial⸗Ausſtellungen in größeren Städten Bahn brechen werden, dürfte die 
Zeit lehren, wir unſererſeits möchten ihnen das Wort reden, da ſie eben 
mal etwas ganz Neues bieten, das größere Publicum ſowohl wie viele 

Ham burger Blumen⸗ und Gartenztg. Band 42. (1886.) 25 


386 


Liebhaber dadurch beſonders angeregt werden. Außerdem laſſen ſich meh⸗ 
rere ſolcher Ausſtellungen in einem Jahre mit verhältnißmäßig viel ge— 
ringeren Koſten ausführen, als die neuerdings ſtetig an Ausdehnung zu⸗ 
nehmenden großen Ausſtellungen, welche die Beſucher entweder überſät⸗ 
tigen oder deren Anſprüche beſtändig ſteigern, dabei horrende Ausgaben 
für den betreffenden Verein und häufig große Opfer ſeiner Mitglieder 
an Pflanzen im Gefolge haben. Nach einigen Jahren kann dann wieder 
mit erneutem Eifer, friſchen Kräften zur Abhaltung einer großen allge— 


meinen Ausſtellung geſchritten werden, und was Hamburg ſpeciell anbe⸗ | 


trifft, dürfte auch en attendant für eine geeignete Lokalität als Erſatz 
für die im vorigen Jahre abgebrannte große Ausſtellungs-Halle Sorge 
getragen worden ſein. Fügen wir noch hinzu, daß größere Firmen, längſt 
etablirte reiche Privatgärtnereien bei ſolchen allgemeinen Wettkämpfen auch 
immer als die erſten Sieger hervorgehen, die kleineren ſich mit beſchei- 
deneren Preiſen begnügen müſſen. Durch Special-Ausſtellungen wird da⸗ 
gegen mehr für Gleichberechtigung geſorgt und überdies müſſen, was 
wahrlich keine Nebenſache iſt, die Kulturen ſelbſt nur dadurch gewinnen. 
Blicke man doch nur auf England, wo ſolche ſchon lange Gänge und 


Gebe ſind und was da geleiſtet wird in Rhododendron und Azaleen, 


Hyacinthen, Narcissen, Chrysanthemen und Primeln etc,, kann uns 
lange noch als Richtſchnur dienen. 


Wenden wir uns jetzt, nach dieſer langen, Manchem vielleicht jehr 
überflüſſig erſcheinenden Einleitung, unſerer Ausſtellung wieder zu, für 


welche diesmal der zoologiſche Garten auserſehen worden war. Allen 


Beſuchern Hamburgs dürfte dieſe großartige Schöpfung des Garten-In⸗ 
genieur Jürgens aus eigener Anſchauung bekannt ſein; eine kahle, dürre 


Sandfläche fand ſich hier vor 25 Jahren vor, und jetzt wechſeln impo⸗ 
ſante Baum- und Strauchgruppen und üppige Raſenflächen zwiſchen an⸗ 
muthig gezogenen Wegen harmoniſch mit einander ab. Nirgendwo an⸗ 
ders hätte eine ſolche Blumen-Ausſtellung mehr Effect erzielt als gerade 


hier; auf dem dunkelgrünen Raſen kamen die Roſen, die zum großen 
Theil ſchon im April ausgepflanzt worden waren, doppelt zu ihrem Recht 
und den vielen koſtbaren Tropenbewohnern bot ji in den weiten Räu⸗ 


men der ſtolzen Merck-Halle ein geeignetes Feld, um in geſchmackvoller 
Gruppirung ihr ſtrahlendes Blatt- und Blüthenkleid zu entfalten. Ei 
Der Zufall wollte es, daß die Gründungen zweier Brüder, zwei 


um Hamburg's Wohl hochverdienter Männer nach langen Jahren ſich 


hier auf einem Gebiete begegneten. Ernſt, Freiherr von Merck, ſ. Z. 


k. k. öſterreichiſcher General-Conſul ( 6. Juli 1863) war der Gründer 1 


der zoologiſchen Geſellſchaft, trug durch feinen Einfluß, feine hochherzige 
Liberalität ſehr weſentlich zum kräftigen Gedeihen der Geſellſchaft und ih- 
res ſchönen Gartens bei. Sein Bruder, Syndicus Dr. C. H. Merck 
(J 6. October 1880) war ein begeiſterter Pflanzenliebhaber, Dank ſei⸗ 


nem thatkräftigen Eingreifen nahm die große internationale Gartenbau⸗ 


Ausſtellung im Jahre 1869 jenen glänzenden, epochemachenden Verlauf. 
Bald darauf unternahm derſelbe die Reorganiſation des Gartenbau-Ver⸗ 
eins für Hamburg, Altona und Umgegend, der ſeit jener Zeit immer 
mehr an Bedeutung zunahm, gegenwärtig über 1200 Mitglieder zählt. 


387 


Vergangenheit und Gegenwart reichen ſich in dem Verſtorbenen und dem 
jetzigen Ehrenpräſidenten dieſes Vereins, Herrn Bürgermeiſter Dr. Kir— 
chenpauer vertrauensvoll die Hand, und wo ſolche Männer an der Spitze 
ſtehen, da muß der Erfolg das Werk krönen! 

Trotz feines hohen Alters, ungeachtet feiner vielen und weitverzweig— 
ten Berufspflichten als Oberhaupt der Stadt läßt Sr. Magnificenz 
der Herr Bürgermeiſter der Wiſſenſchaft, den Künſten ſtets ſeine hohe 
Protection zu Theil werden und um dieſes von Neuem zu bekräftigen, 
wurde auch die Ausſtellung von ihm eröffnet und dürfte ſeine poetiſch 
angehauchte Rede hier einzuſchalten ſein. 

„Verehrte Anweſende! Ich folge einer ehrenden Aufforderung, wenn 
ich um die Erlaubniß bitte, wenige Worte an Sie zu richten, damit auch 
dieſe Ausſtellung nicht ſo ohne Sang und Klang in die Oeffentlichkeit 
trete, und eine wenn auch noch ſo beſcheidene Feier das Ende der dan— 
kenswerthen Arbeiten des Ausſtellungs-Comité bezeichnen. Eines weis 
teren feſtlichen Gewandes aber bedarf dieſe Feier nicht. Sehen wir doch, 
wohin wir blicken, dieſe geräumige Halle und ihre Umgebung in dem 
ſchönſten Schmucke prangen, den überhaupt die Kunſt des Gärtners der 
unerſchöpflich reichen Schaffenskraft der Natur zu entlocken vermag. Ber 
wundernd ſtehen wir ſo oft — und jetzt in der Fülle des Hochſommers 
noch mehr als ſonſt — vor der Pracht und dem Reichthum der Natur, 
wenn wir aber hier uns umſehen, ſo können wir doch nicht umhin, mit 
Befriedigung, ſelbſt mit einem gewiſſen Stolz es auszuſprechen, daß der 
Menſch der Macht und dem Reichthum der Natur doch nicht ſo ganz 
ohnmächtig gegenüber ſteht. Wir ſehen es hier auf's Neue, wie er der 
Natur ihre Geheimniſſe abzulauſchen, ihre Geſetze zu erforſchen, ihre Mit— 
tel und Wege zu ergründen verſteht, um auf denſelben Wegen — zwar 
ſelbſtverſtändlich nicht Neues zu ſchaffen — aber doch die einmal vor— 
handene Art ſo abzuändern, daß immer neue Formen, neue Farben, neue 
Reize dem unermüdlich nach Neuem ſuchenden Auge entgegentreten, und 
zu der Bewunderung der Natur tritt dann die freudige Anerkennung des 
eben ſo unermüdlichen Fleißes wie der Geſchicklichkeit des Gärtners. Die 
Blume, welche heute hier Alles andere beherrſcht, bietet für das eben Ge— 
ſagte das ſchönſte Beiſpiel. Wie klein iſt die Zahl der Roſen-Arten, welche 
in Deutſchland oder ſelbſt in Europa die Natur über die Wälder und 
Fluren vertheilt hat; wie viel kleiner noch die Zahl der Arten, welche 
aus anderen Welttheilen überſiedelten, wie beſcheiden ihr natürliches Ge— 
wand, wenn ſie einfach mit ihrer fünfblättrigen Blumenkrone vor uns 
ſtehen — und nachdem Jahre und Jahrzehnte hindurch die Gartenkünſt— 
ler aller Länder wetteifernd ihre Kunſt daran geſetzt haben — wie ganz 
anders jetzt? Jeder Gartenliebhaber weiß es, jeder Katalog beweiſt es, 
die heutige Ausſtellung wird es uns zeigen, wie Hunderte und wieder 
Hunderte von Abarten aus den wenigen Mutterarten gezogen und zu im— 
mer neuer Pracht herangezogen worden ſind. Wie in ſo vielem Ande— 
ren, was die Culturſtaaten treiben, geht es auch dem Gartenbau, der 
Blumenzucht. Die Production wird allmählig zu groß, und die großen, 
allgemeinen Ausſtellungen, ſelbſt diejenigen, welche alle Zweige eines Fa⸗ 
ches umfaſſen, werden zu groß. Man verſucht es mit Specialausſtellun⸗ 

25˙ 


388 


gen, welche dem Ausſteller die Gelegenheit bieten, jeine ganze Kraft auf 
einen einzelnen, beſtimmten Gegenſtand zu verwenden, und welche den Be⸗ 
ſchauer in den Stand ſetzen ohne allzugroßen Zeitaufwand das Beſte, 
was in dieſem Theile geliefert werden kann, beiſammen zu ſehen. Man 
wird unſerem Hamburg⸗Altonger Gartenbau-Verein darin Recht geben 
müſſen, daß er, wenn er aus der großen Maſſe der Gegenſtände des 
heutigen Gartenbaus eine einzelne Blumenart herausnehmen wollte, daß 
dann ſeine Wahl auf keine andere fiel, als auf die Königin der Blumen, 
die Roſe; — der Pflanze, welche die Pracht und Größe der Blüthen, 
die endloſe Mannigfaltigkeit der Farben, die Lieblichkeit des Duftes und 
ſelbſt die Zierlichkeit des grünen Laubes, mit einander vereint; um alle 
anderen Pflanzen zu überſtrahlen und dem Ausſpruch der Dichter Recht 
zu geben: „daß ſie der Blumen allerſchönſte ſei.“ 4 

Und, verehrte Anw., es iſt nicht in unſeren beiden Städten allein, 
daß die Wahl gebilligt wird. Wir haben den aufrichtigen, wärmſten 
Dank, welcher den Ausſtellern gilt, hinüber zu ſenden über das Meer, 
nach Dänemark, auch Schweden, über die Landesgrenzen hinaus nach 
Oeſterreich — und vor allem in die verſchiedenen Theile des deutſchen 
Vaterlandes, welche Alle darin haben zuſammenwirken wollen, daß das 
Hervorragendſte in ſeiner Art geliefert werde. So möge denn, wie wir 
Alle uns des Anblickes freuen, das Werk den Meiſter loben! | 

Meines Amtes aber iſt es, zu dieſer Stunde den Beginn der Aus⸗ 
ſtellung zu bezeichnen. Ich kann das nicht beſſer, nicht würdiger thun, 
als wenn ich auch wieder des Namens gedenke, den wir Deutſche lieben, 
und den Europa ehrt; des Herrſchers, der ein Held des Krieges, der 
wahre Schutz des Friedens iſt, unſeres allverehrten Kaiſers; ihm gilt 
das Hoch, mit welchem ich die Ausſtellung zu eröffnen die Ehre habe, 
und ich bitte Sie, in daſſelbe einzuſtimmen. Se. Majeſtät der Deutſche 
Kaiſer lebe hoch, hoch, hoch!“ 

Bei unſerem Rundgange dürfte den Roſen als den Königinnen des 
Feſtes zunächſt ein Anerkennungstribut gezollt werden. Sie waren theils 
im Freien ausgeflanzt, theils in Töpfen ausgeſtellt oder wurden auch, 
wie ſchon bemerkt, in vielen tauſenden von Exemplaren als abgeſchnittene 
Blumen vorgeführt und bekundeten der Hauptſache nach recht vorzügliche 
Leiſtungen der betreffenden Ausſteller. 

Leider hatte der Regen kurz vor Eröffnung der Ausſtellung viel von 
der urſprünglichen Schönheit der im Freien ausgepflanzten Roſengrup⸗ 
pen zerſtört. Ihre Blüthezeit genau zu reguliren, ſcheint ſchier unmög⸗ 
lich, man muß es als eine Glücksſache bezeichnen, ſolche Pflanzen gerade 
dann im ſchönſten Flor zu haben, wenn man mit ihnen paradiren will. 

Zu der erſten Nummer des Programms: eine Prachtgruppe von 
Roſen aus allen Gattungen nicht unter 200 Stück hatten ſich drei Con⸗ 
currenten gemeldet, die Herren C. Görms, Potsdam, Ferd. Nevermann 
und C. Rohrdanz, beide aus Lübeck und ging erſterer als Hauptjieger 
hervor. Was die Prämien ſelbſt betrifft, verweiſen wir auf die dieſem 
Berichte angefügte Liſte. Herrn Görms Roſen waren in der That vor⸗ 
züglich, zeichneten ſich durch ſorgfältige Sortenauswahl, reiches Blühen, 
gute Kronen und gejunde Stämme aus; beſonders hervorzuheben find 


1 F 


x 1 EISEN 


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389 


i Etoile de Lyon, Baron Nathaniel von Rothschild, Professeur Che- 
vreul, Prosper Langier, Duchess of Bedfort, Ww. Sowitt, Ulrich 


Brunner fils u. a. m. 


Die zweite Concurrenz-Nummer lautete wie die erſte, nur daß hier 
100 ſtatt 200 Exemplare gefordert wurden. Aus dem Sortiment des 
Herrn C. Raſtedt, Lübeck, dem der erſte Preis zuerkannt wurde, ſeien 


erwähnt: Sultan of Zanzibar, Anna Olivier, alba rosea, Mme Al- 


fred de Rougemont, Empereur de Maroc, Mlle Clorinde Leblond. 
Bei Concurrenz Nr. 3 — 50 hochſtämmige Roſen wurde von Ertheilung 
des erſten Preiſes abgeſehen, weil die Pflanzen in ihrer Entwicklung et— 
was zurückgeblieben waren. Dagegen fiel bei Concurrenz Nr. 4 — 
Gruppe von 50 niedrigen Roſen Herrn F. Schmidt & Sohn der erſte 
Preis zu. Für eine Gruppe von 25 Theeroſen, unter anderen Mad. 
Chedane Guinoisseau, Mad. Lambard, Mad. Bérad hatte C. Raſtedt, 
Lübeck das Beſte geleiſtet, während ſolche von 25 Remontantroſen durch 
F. Schmidt & Sohn, Weſel am befriedigendſten beſchickt wurde. Für 
die Concurrenz: eine Gruppe von 100 Stück Treibroſen hatte ſich nur 
ein Ausſteller, C. Raſtedt, Lübeck gemeldet, was vielfach befremdete, da 
man von einer berühmten Hamburger Roſenfirma gerade bei dieſer Ge— 
legenheit Außerordentliches erwartet hatte. Dagegen wußte Herr Fr. 
Harms, denn der iſt hier wohl gemeint, durch ſeine Geſammtausſtellung, 
insbeſondere auch durch ſeine Gruppe mit Neuheiten ſelbſt ſehr geſteigerte 
Anſprüche im vollſten Maße zu befriedigen. Seine Roſen ſtanden hors 
de combat und erregten die von ihm bepflanzten Beete mit Hochſtämmen 
in gleicher Weiſe die Bewunderung des Kenners wie des Laien. Sehr 
ſchön waren beiſpielsweiſe Heroine de Vaucluse, Coquette de Blan- 
ches und Mme Victor Vervier; desgleichen Merveille de Lyon, Geof— 
froy de St. Hilaire, Louis van Houtte, Marie Baumann und ver— 
ſchiedene mehr. Unter den Novitäten verdienen Mme Fanny Pauwels, 
Souvenir de Victor Hugo, Grace Darling, Comtesse Horace de 
Choiseul und als piece de resistance W. F. Bennett genannt zu 
werden. Um nur ein Beiſpiel von der ungeheuren Ausdehnung der Ro— 
ſenzucht des Herrn Fr. Harms in Eimsbüttel zu geben, ſei hier erwähnt, 
daß er dieſen Winter 40 — 60 000 abgeſchnittene Roſen allein von der 
W. F. Bennett zu liefern im Stande fein wird. Das ſpricht, will 
uns ſcheinen, recht ſehr zu Gunſten dieſer zuerſt hochgeprieſenen, dann 


1 häufig mit Achſelzucken behandelten Roſe. Da hieß es zuerſt Bennett's 


5000⸗Dollar⸗Roſe beſitze das Parfüm von Général Jacqueminot, die 
Form der Roſe Niphetos und die Größe von Marechal Niel, jetzt wird 
ſie von Manchen, die beſondere Kenner ſein wollen, als ein großartiger 
Schwindel hingeſtellt. Zum Treiben eignet ſie ſich ganz vortrefflich und 


1 liefert daher während der Wintermonate eine zu dieſer Zeit ſchwer zu 


beſchaffende Blumenfarbe. Ueberdies ſchreibt Herr Paul Drawiel von ihr 
( deutſche Garten⸗Zeitung, 28. Juli, 1886): „Dieſe Roſe hat entſchieden 
Fortſchritte gemacht, denn wer ſie in dieſem Frühjahr ausgeſtellt geſehen, 


in der Verſammlung d. Ver. z. Bef. des Gartenbaues in Berlin und ſie 


jetzt in Hamburg wiederſah, erkannte ſie nicht wieder, ſo hat ſie ſich zu ihrem 
und unſerem Vortheile verändert.“ 


390 


Unter den andern Hamburger Herren, deren Roſenzüchtungen viele Aner⸗ 
kennung fanden, ſei es in ausgepflanzten Gruppen oder auch in abgeſchnittenen 
Blumen, nennen wir Gerhard Rushpler, Langenfelde bei Altona, deſſen 
Roſarium in der Nähe des Aquarium als eine ganz vorzügliche Leiſtung 
bezeichnet werden kann. Herr F. F. Stange, der einſtige ſo erfolgreiche 
Orchideenkultivateur bei Conſul Schiller hat ſich als jetziger Handels⸗ 
gärtner mehr als einmal durch feine bewundernswerthen Citrus-Kultu⸗ 
ren hier und anderswo glänzender Errungenſchaften zu erfreuen gehabt; 
diesmal excellirte er durch eine reizende Gruppe Polyantha-Roſen, die 
in der Zierlichkeit ihrer Blumen eben etwas Beſonderes ausmachten. Die 
Roſen des Herrn Conſul Laeisz (Obergärtner Stern) zeichneten ſich durch 
ſelten kräftige Entwickelung und untadelhafte Friſche aus, ſeine La France, 
Marie Baumann, Mme Victor Verdier waren geradezu muſtergültig, 
auch Maréchal Niel, Fischer Holmes, Beauty of Stapelfort, Perle 
d' Angers, Bouquet d'Or und a. m. ließen in dieſem Sortiment kaum 
etwas zu wünſchen übrig. Gleichwerthig waren die Roſen des Herrn E. 
L. Behrens, hier fielen die Marie Baumann, Due d’Edimbourg, Prince 
de Porcia, Prince Eugene de Beauharnais beſonders ins Auge. Die 
Herren C. Böttcher und H. A. Homann hatten je 50 und 25 einzig 
prächtige Souvenier de la Malmaison ausgeſtellt Der zweite erregte 
auch allgemeines Aufſehen durch ſeine Maréchal Niel Roſen. Schließ⸗ 
lich verweiſen wir noch auf die Sortimente der Herren Th. Burchard, 
Uhlenhorſt, G. Jenſen, Blankeneſe und W. Lehmann, ebendaſelbſt, die 
desgleichen ihrem Werthe nach gewürdigt wurden. Von auswärtigen 


Firmen ſei hier noch kurz hingewieſen auf Gebrüder Ketten, Luxemburg, L. 
Larſen, Kopenhagen, Groth, Wilſter, H. Revermann, Münſter i. W. 


Max Buntzel, Nieder-Schönweide bei Berlin, Lambert & Reiter in Trier; 
auch J. E. Vollert, Lübeck und ganz insbeſondere C. Million ebendaſelbſt 
dürfen hier nicht ungenannt bleiben. Um zu recapituliren, ſei hier noch 


einmal auf die Collectiv-Ausſtellung abgeſchnittener Roſen von 9 Lübecker { 
Firmen als eine unübertreffliche Leiſtung hingewieſen und jene des Herrn 
Fr. Harms wußte bei dieſer Gelegenheit den Ruf des altbewährten 


Hamburger Hauſes glänzend aufrecht zu erhalten. An den ihnen ger 


wordenen Auszeichnungen hat ſicherlich das große Publikum den allge- | 
meinſten Antheil genommen und freuen wir uns, denſelben auch unſerer⸗ 


ſeits hier laut werden laſſen zu können. | 
Zu Anfang dieſes Berichtes wurde ein Wort zu Gunſten der Spe 


cialausſtellungen eingelegt und doch, ohne inconſequent zu erſcheinen, mi 


ſen wir bekennen, daß die diesjährige Roſenausſtellung ſich nicht ſolcher 
Erfolge hätte rühmen können, wäre fie nicht von anderen Seiten ſehr 
thatkräftig unterſtützt worden. Da galt es zu allermeiſt, die prächtige 
Ernſt Merd-Halle würdig auszuſtaffiren, und wie ſchon jo oft zuvor bewies 
Herr Fr. Kramer, Obergärtner bei Dr. Rücker-⸗Jaeniſch, Flottbeck, daß er 
eine ſolche lohnende, wenn auch keineswegs leichte Aufgabe würdig zu lüs 
ſen verſtände. Seine aus etwa 200 Pflanzen zuſammengeſetzte Gruppe 
nahm den hohen gewölbten Mitteltheil der Halle ein, umrahmte gewiſſer⸗ 
maßen in den ſaftigſten Schattirungen, im prächtigſten Blatt- und Blü⸗ 
thenſchmuck die Marmorbüſte des Freiherrn Ernſt von Merck. Alles 


391 


was aus dieſem Garten kommt, muß ſich durch irgend etwas auszeich⸗ 
nen, — gute Kulturen find ſelbſtredend, doch auch viele Seltenheiten, 
manche recht bemerkenswerthe Neuheiten dürfen nie fehlen und den Hin— 
tergrund bilden dann immer die ſtattlichen Exemplare von Palmen, Pra- 
caenen und anderen Warmhauspflanzen, die der Sohn zum Theil ſchon vom 
Vater in Pflege übernommen hat. Aus der Reihe der Blüthenpflanzen ſeien 
genannt ſehr ſchöne Clerodendron Kaempferi, Eucharis Sanderiana, 
die wunderhübſche Pavonia Wioti, die leuchtende, großblumige Scutel- 
laria Moeiniana, eine der beſten Einführungen des Oberhofgärtners H. 
Wendland und einige neue Formen von Anthurium Andréanum eige— 
ner Züchtung mit dunkelkarminrothen Blumen. Hieran reihten ſich 
herrliche Bromeliaceen, wie Vriesea Duvaliana, hieroglyphica, Bil- 
bergia spec. buntblättrig, Caraguata sanguinea, Massangea musaica, 
dann die nicht minder ſchönen Aroideen Anthurium Ferrierense, Scher- 
zerianum, Andreanum maximum, erystallinum, Dieffenbachia Bau- 
sei, Alocasia Putzeysi, Sanderiana, regina, acuminata, Schissma- 
toglottis Rolbelinii und Lavallei. Außerſt graciös find die mimoſen⸗ 
artige Euphorbiacee, Reidia glaucescens mit ganz kleinen weißröthli— 
chen Brakteen und die beiden Asparagus-Arten, A. tenuissimus und 
plumosus nanus. Letztere dürften für Handelsgärtner zu feineren Blu⸗ 
menarrangements bald unentbehrlich werden und iſt ihre Kultur eine 
durchaus leichte, wie wir dieſes im Greifsw. botan. Garten, wo die erſte der 
beiden genannten Arten bereits geblüht und Frucht angeſetzt hat, erprobt 
haben. Eine faſt 2 M. hohe Heliconia aureo-striata, mehrere Zamia 
villosa, Areca Verschaffelti, Phoenix rupicola, Aralia Chabrieri und 
Phyllanthus mimosaefolius mögen den Schluß dieſer kurzen Aufzählung 
machen. Den Glanzpunkt der Rücker⸗Jaeniſch'ſchen Gewächshauspflanzen 
bilden aber unſtreitig die Orchideen, — eine Sammlung, wie ſie in 
Deutſchland wohl ſchwerlich ihres Gleichen findet, — daß dieſe nun auf 
der Ausſtellung fehlten, lag an der Jahreszeit. Nichts deſto weniger 
notirten wir 8 Tage ſpäter bei einem Beſuche des Gartens, im Fluge 
folgende Arten, die in Blüthe ſtanden: Laelia elegans alba, Saccola- 
bium guttatum, Bolbophyllum barbigerum, Dendrochilum filiforme, 
Miltonia Warscewiezi, Epidendrum cochleatum, Dendrobium chry- 
sotoxum, Phajus albus, Pleurothallis sp., Cattleya Leopoldii, Cy- 
pripedium conchiferum, C. stenophyllum, Warscewiczella discolor, 
Odontoglossum naevium und verſchiedene der reizenden Masdevallien 
wie M. Chimaera, Reichenbachii und tridactylis. Auch zwei aller— 
liebſte Utricularien, die eine U. montana ſtanden in voller Blüthe. 
Von der denſelben Raum zierenden großen Palmen-Gruppe der Frau 
Wm. Behrens, Nienſtädten haben wir viel Rühmliches gehört; 8 Tage ſpä— 
ter beſuchten wir den an der Elbe herrlich gelegenen Garten, konnten uns 
unter der Leitung des bewährten Obergärtners Herrn Sander mit eiges 
nen Augen von der trefflichen Auswahl und vorzüglichen Kultur dieſer 
Elitepflanzen überzeugen. Wenn Raum und Zeit es zuließen, würden 
wir gerne ein wenig länger bei all' den Schönheiten, die einem in die— 
ſem Garten verlockend entgegenkamen, verweilen, doch müſſen wir uns 
damit begnügen, dieſes und jenes aus der Schatzkammer herauszugreifen, 


392 


jo namentlich die ganz exquiſiten, in einem reichen Sortimente vertretenen 
Fuchſien. Herr Sander machte uns auf eine Lapageria rosea var. 
alba aufmerkſam, die im vorigen Jahre über 6000 Blumen producirt 
hatte, auch die augenblicklich blühende Hoya imperialis dürfte als Schling⸗ 
pflanze für's Warmhaus volle Beachtung verdienen. Seine Alocasien, 
Anthurien, beiſpielsweiſe A. Lindeni konnten jede Concurrenz aushal⸗ 
ten, jo auch verſchiedene Bromeliaceen , unter welchen wir zu unſerer 
Freude ſelten üppige Ananassa Porteana entdeckten. Neu war uns die hoch⸗ 
ſtämmige Begonia Ohlendorfii mit großen metallbraunen Blättern und 
blendend weißen Blumen, die, wenn wir jene der jetzt ſo beliebten Knol- 
len⸗ Begonien ausschließen, in ihrer Größe wohl unerreicht daſtehen. 

Auf der linken Seite vom Eingang der Halle hatte Herr L. Stue⸗ 
ben (Obergärtner Krück) eine Gruppe von Palmen, Farnen und andern 
Decorationspflanzen aufgeſtellt, die ihrem Beſitzer und Kultivateur alle 
Ehre machten. Hart daneben hatte der Garteninſpector Reimers der 
Frau Etatsräthin Donner, Ottenſen eine Gruppe von ſogenannten In⸗ 
ſektenfreſſern zur Schau gebracht, die ſelbſt dem verwöhnteſten Auge Bei⸗ 
fall abrang. Ja ſelten ſchön und auserleſen muß dieſe Sammlung ge⸗ 
weſen ſein, deren einzelne Exemplare wir bald darauf in den Gewächs 
häuſern ſelbſt con amore beſichtigen konnten. Da waren fie alle bei- 
ſammen, Sonnenthauarten und Fliegenfänger, Darlingtonien und Sar 
racenien, die reizende Krugpflanze Auſtraliens, Cephalotus follicularis 
an der Seite ſtattlicher Nepenthes mit ihren z. Th. mächtigen Schläu⸗ 
chen. Specificieren wir etwas. Nie zuvor haben wir die rieſige Drosera 


dichotoma von Auſtralien in jo vollkommen entwickelten Exemplaren ge: 
ſehen wie hier, fie allein machte einen Gang nach jenem pflanzenreichen, 


künſtleriſch ſchön angelegten Garten zu einem ſehr lohnenden. Herr 


Reimers theilte uns mit, daß ihre langen, ſchmalen Blätter Fleiſchſtück⸗ 
chen entgegenwachſen, die man in einer Entfernung von 4 6 Zoll über 
ihnen aufhängt. Erſt nach Stunden und immer ſehr allmählig erfolgt die 


Wiederausbreitung der Blätter, welche Fleiſch oder Inſekten zur Nahe 


rung ſich auserkoren haben. Drosera capensis wenn auch in viel klei⸗ 
neren Dimenſionen iſt desgleichen eine ſehr intereſſante Vertreterin die⸗ 
ſer Ordnung und freuten wir uns, dieſelbe hier durch eine Sendung kräfti- 


ger Drosophyllum lusitanicum Sämlinge von Greifswald aus ver— 
vollſtändigen zu können. Selten prächtig waren die Sarracenien, ſolche 
Schläuche, ſolche Färbung ſieht man nicht oft und die Darlingtonia ca- 
lifornica war wahrlich nicht hinter ihnen zurück. Aus der Reihe der 


Nepenthes ſei nur auf N. bicalcarata hingewieſen, erſcheint es doch, 


als ob ſie eine Ausnahme von der allgemeinen Regel bilden wollte, in- 
dem ſie ſich am Deckelrande mit kräftigen und ſcharfen Stacheln bewaffnet 
hat, die jedem Eindringling von vornherein ein gebieteriſches veto zurufen. 

Wir können es uns nicht verſagen, auch aus dieſem Garten einige 
kurze Notizen einzuſchalten. 28 Glashäuſer luden zum Eintritt ein, — 
ja, da hätte es eben ſo vieler Stunden bedurft, wie uns Minuten 
zur Verfügung ſtanden, um all' den Sehenswürdigkeiten die gebüh— 
rende Achtung zu zollen. Eine Medinilla magnifica, die im verfloſ— 
jenen Jahre 246 Blüthendolden getragen hat, iſt ſicherlich ein Unicum. 


395 


Unter den Bromeliaceen verdient Vriesea Pastuchoffiana! als 


das größte in den Kulturen vorkommende Exemplar hier ein beſon— 
deres Ausrufungszeichen. Eine blühende, ſehr ſtark entwickelte Pflanze 
von Cochliostemma Jacobianum, zweifelsohne eine der ſchönſten, 
bis jetzt eingeführten Commelynaceen hatte Herrn Inſpector Reimers 
im vorigen Jahre zu einer Bekreuzung mit Dichorisandra metallica 
veranlaßt, — was daraus wird, muß die Zeit lehren, vorläufig 
geben die Sämlinge noch keine beſonderen Merkmale von ſich. Disa 
grandiflora mal in 30 — 40 vollblühenden, kräftig entwickelten Exempla— 
ren vor ſich zu ſehen, iſt ein Glückszufall, den man zu würdigen ver— 
ſteht. Von epiphytiſchen Orchideen werden verhältnißmäßig nur wenige 
Arten angezogen, einige Winterblütler aber, z. B. Cypripedium insig— 
ne, Coelogyne cristata maſſenhaft, um fie zum Schneiden zu verwer— 
then und auch die Anoectochylus Sammlung erfreute ſich eines ſelten 
üppigen Gedeihens. Recht bemerkenswerth erſchienen auch Kreuzungen 
von Silber-Gymnogrammen mit cristata ähnlicher Belaubung. Als 
niedriges Farn können wir Doryopteris caleomelanus beſtens empfeh— 
len, jo auch eine blühende Globba, G. coceinea und die goldgelb ge— 
ſtreifte Alpinia vittata. Ganz können wir hier die ſo verführeriſchen 
Fruchthäuſer nicht mit Stillſchweigen übergehen, die jedenfalls ſeitens der 
ſie inſpicirenden Fachleute hohe Anerkennung finden dürften. Pfirſiche, 
Trauben und Ananas walten vor, was ſie hier leiſten müſſen, geht bei— 
ſpielsweiſe aus der Thatſache hervor, daß von der Golden-Champion im 
verfloſſenen Jahre unſerem Gewährsmanne zufolge über 6000 Pfund 
Trauben geſchnitten wurden, und man Früchte von Ananas 9 Pfund 
im Gewicht erntete. Die Frühpfirſiche hatten vor kurzem abgetragen, 
welch' einen vielverſprechenden Anblick boten die fruchtbeladenen Bäume 
der ſpäteren Sorten dar. Was Herr Reimers hier als Landſchaftsgärt— 
ner geleiſtet hat, und was er noch zu leiſten im Begriffe ſteht, darüber 
ausführlicher zu berichten, muß competenteren Leuten überlaſſen bleiben. 
Sein gotiſcher Blumengarten im unmittelbaren Anſchluß an das ſchloß— 
artige Gebäude mit dem ſich zu ſeinen Füßen hinſchlängelnden Elbſtrom, 
der von ihm geplante, ſchon in Ausführung begriffene, 50 Fuß hohe 
Waſſerfall ſind und werden Schöpfungen, denen das Beiwort großartig 
von Rechtswegen zukommt. Auch die hier meiſterhaft betriebene Fo— 
rellenzucht bietet angenehme Zerſtreuung und viele leckere Biſſen. 
| Revenons & nos moutons, d. h. kehren wir zur Ausſtellung zus 
rück, wo es gar noch vieles zu ſehen, manches zu bewundern und einiges 
zu berichten giebt. Die Halle ſelbſt hält uns noch ein Weilchen auf; zu— 
nächſt feſſelt eine Gruppe blühender und nicht blühender Pflanzen, welche 
Herr E. Lange, Obergärtner bei Herrn Auguſt Bolten aufgebaut und die ſich 
durch geſchmackvolles Arrangement und reichen Blumenſchmuck anſehnlich 
hervorhebt. Die von Herrn Max Böning, Wandsbek aufgeſtellten Farne 
und Selaginellen nahmen ſich in ihren zierlichen Formen, ſaftigen 
Schattirungen recht maleriſch aus, zeugten auch von guter Pflege und 
kann man jenen des Herrn Hanſing (Obergärtner Herr Förſter) ein 
ähnlich günſtiges Prädicat ſtellen. Bromeliaceen für ſich allein wa⸗ 
ren nicht zahlreich vertreten, — wenig aber gut — hatten ſich die Pflan— 


394 


zen des Herrn Fr. Worlee, Wandsbeckerſtieg als Deviſe auserkoren. Will 
man aber eine auserleſene Geſellſchaft dieſer immer beliebter werdenden 
Pflanzen kennen lernen, ſo muß eine Wanderung nach dem Garten des 
betreffenden Ausſtellers unternommen werden, iſt ſicher, von dem Vor— 
ſitzenden des Gartenbau-Vereins für H., A. & U. in ebenſo liebenswür⸗ 
diger wie bereitwilliger Weiſe empfangen und zu ſeinen Lieblingen 
geführt zu werden. Viele Raritäten und noch unbeſtimmte, direkt im⸗ 
portirte Neuheiten entdeckten wir hier, vergaßen aber leider im Laufe 
einer lebhaften Unterhaltung Notizen aufzunehmen, was ſpäter einmal 
nachgeholt werden ſoll. Auch wer ſich ſpeciell für Agaven intereſſirt, 
findet in dem Garten des Herrn Worlee viele neue und ſchöne Arten, 
manche derſelben als Originalpflanzen. — Herr C. Heinszen, Hamburg, 
Obergärtner Langeloh, hatte desgleichen verſchiedene blühende Bromelia- 
ceen und Cypripedien ausgeſtellt, die vielen Beifall fanden. | 
In dem an die linke Seite der Merck-Halle grenzenden Veranda⸗ 
Pavillon wurde der Beſucher zunächſt von holden Frühlingskindern be⸗ 
grüßt, — dies waren die blühenden Syringen, Hyacinthen und Maiglöck— 
chen des Herrn F. W. Böttcher, Hoheluft, welche ſicherlich als eine zu 
dieſer Jahreszeit ſehr anerkennungswerthe Leiſtung hingeſtellt zu werden 
verdienen. Daran ſchloß ſich nun ein buntes, maleriſches Chaos aller 
möglichen Florblumen. Die Hamburger Firma Ernſt & von Spreckel⸗ 
ſen hatte hier ihr Feld aufgeſchlagen, wußte zu alten Ehren neue zu er- 
werben. Ihre Kollektion Knollen-Begonien in den verſchiedenſten Nuan⸗ 
cen des Roth, Gelb, Chamois, Fleiſchfarben und Weiß mit zum Theil 
ſehr großen Blumen war von durchſchlagender Wirkung, dürfte die Lieb⸗ 
haberei für dieſe höchſt dankbaren Gewächſe noch mehr verallgemeinern. 
Auch ſehr kräftige, vielfarbige Caladien und die geſprenkelten oder geti⸗ 
gerten Gloxinien, Gloxinia hybr. erecta tigrina waren durch die Firma 
als beſondere Neuheit in einer größeren Kollektion vertreten. Grade ge— 


genüber befand ſich eine tadellos kultivirte Gruppe von reinfarbenen Glo- f 
xinien des Herrn Hugelmann, Eilbeck und hatte das Publikum Gelegen⸗ | 


heit, ſich zu Gunſten der einen oder der anderen zu entſcheiden. Recht 
gut waren die Pelargonien-Sortimente des Herrn Aug. Bolten (Ober⸗ 
gärtner Lange), noch beſſer die Odier-Pelargonien des Herrn Huch, 
Eimsbüttel, alle Farben vom reinen Weiß bis zum dunklen Carminroth 


waren in den großen und ſchön geformten Blumen vertreten, — ſchade, 


daß die Liebhaberei für ſie im Abnehmen begriffen iſt. Es iſt uns lei— 
der nicht möglich, hier Allen gerecht zu werden, alle die Leiſtungen nam⸗ 
haft zu machen, welche ſich auf dieſem oder jenem Gebiete auszeichneten. 
Unter den im Freien ausgeſtellten Blumen und Pflanzen gibt es noch viel 
Sehenswerthes, ſo insbeſondere die prachtvollen Stiefmütterchen des Herrn 
Wrede, Lüneburg, auf dieſem Felde iſt Herr Wrede nun einmal die erſte 
Größe, wenn auch damit nicht gejagt ſein ſoll, daß jene der Herrn Roe— 
mer, Quedlinburg und Schwanecke, Oſchersleben keine Anerkennung verz 
dient hätten. Die hochſtämmigen Heliotrop des Herrn Böttcher, Eims⸗ 
büttel fanden nicht minder ihre Anhänger. Uoniferen waren diesmal 
nur ſchwach vertreten, Herr Schlohbohm, Eidelſtedt hatte ein Sortimen 
von 25 Sorten geſtellt, welches recht befriedigend ausfiel, dagegen ſuchte 


395 


man vergebens nach den ſtolzen Pflanzen der durch ihre Coniferen-Züch⸗ 
tungen berühmt gewordenen Firma Peter Smith & Co. (Inhaber Ju— 
lius Rüppell und Theodor Klink). Dieſe Herren hatten es vorgezogen, 
mal mit ganz neuen Erfolgen das Publikum zu überraſchen, ihre Kollek— 
tion von Topfobſtbäumen war eine vielverſprechende, die Früchte befan— 
den ſich noch in der Entwicklung, müſſen aber, darnach zu ſchließen, bei 
der Reife ſehr reſpektable Dimenſionen annehmen. Die Tuffſtein-Grotte 
auf dem Wege zum Aquarium von Herrn Gottfried Mehler, Grindelhof, 
ein in Koloſſaldimenſionen ſehr geſchmackvoll arrangirtes Teppichbeet des 
Herrn H. Dencker, Eimsbüttel erheben beide begründete Anſprüche, in die— 
ſem Berichte nicht unerwähnt zu bleiben. Die vielen im Pavillon zur 
Schau gebrachten Blumenarrangements dürften hier am Schluß noch eine 
ganz kurze Beſprechung erheiſchen, zumal vorzügliches darin geleiſtet wurde, 
man auch diesmal das Beſtreben zeigte, nicht wie früher durch Bizarre— 
rien, noch durch koloſſale Dimenſionen und Maſſenhaftigkeit zu wirken, 
ſondern vielmehr durch Feinheit in der Form und durch paſſende Blü— 
thenfarben Effekt zu erzielen. Der Kränze, Bouquets, Tafelaufſätze u. 
ſ. w. gab es unzählige; hier aus der großen Reihe auch nur das Beſte 
auszuwählen, würde viel zu weit führen, wir müſſen uns damit begnü— 
gen, das Hauptobjekt dieſes Theils der Ausſtellung etwas näher zu be— 
ſchreiben. Es iſt eine gefüllte Vaſe auf einer großen Platte von ſchwar— 
zen Stiefmütterchen, die auf einer Staffelei ruht. Oben ſind die hübſchen 
Margorathenblumen angebracht, während aus dem großen Vaſen-Strauß 
die Blumen von Imantophyllum, Anthurium, Orchideen, Lilien, Ro— 
ſen, Nelken, die farbigen Blätter von Cissus discolor, das zierliche Laub 
von Asparagus etc. hervortreten. Mehr oder minder war es eine ge— 
naue Copie von dem, was dieſelben Ausſteller, die Gebrüder Seyderhelm 
im vorigen Herbſte in Berlin zur Schau brachten, nur mit dem Unter— 
ſchiede, daß diesmal die Stiefmütterchen die Stelle der dunkelbraunen 
Scabiosen einnahmen. 

Daß Hamburg eine Blumenſtadt par excellence iſt, ihre Gärtner 
die höchſte Anerkennung verdienen, trat auch auf dieſer Ausſtellung glän— 
zend zu Tage; möchte uns noch recht oft Gelegenheit geboten werden, über 
Gärten⸗ und Pflanzenſammlungen Hamburgs ausführlicher zu berich— 
ten! Es enthält dieſer Wunſch gleichzeitig die Bitte an dortige Collegen, 
uns hierin durch kürzere oder längere Mittheilungen freundlichſt unter— 
ſtützen zu wollen. 


Liſte der prämirten. 
A. Roien. 
J. Im Freien ausgepflanzt. 

Nr. 1. Für eine Prachtgruppe von Roſen aus allen Gattungen 
nicht unter 200 Stück. Carl Görms, Potsdam, Fruchtſchale der Gar— 
tenbaugeſellſchaft zu Frankfurt a. M. Ferd. Nevermann, Lübeck III. 
Preis 75 M. Carl Rohr dantz, Lübeck, Extra-Preis 25 M. 

Nr. 2. Für eine Prachtgruppe von Roſen aus allen Gattungen 
nicht unter 100 Stück. C. Raſtedt, Lübeck, 1. Preis 100 M., Eh: 


396 


renpreis vom Verein deutſcher Roſenfreunde. Wilhelm Hedlund, Lü— 
beck, II. Preis 75 M. F. Schmidt & Sohn, Weſel Extra⸗ Preis von 
Dr. Schlüter 20 M. Steltzner & Schmaltz Nachf., Lübeck Ey 
tra⸗Preis 10 M. | 
Nr. 3. Für eine Gruppe von 50 Roſen (hochſtämmige), C. Mil- 
lion, Lübeck II. Preis 30 M. Ferd. Nevermann, Lübeck Extra- 
Preis 20 M. v. Wichmann. f 
Nr. 4. Für eine Gruppe von 50 Roſen, at F. Schmidt 
& Sohn, Weſel J. Preis gr. ſilb. ga u. 15 M. C. Million, für 
beck II. Preis kl. ſilb. Med. u. 10 M = 
Nr. 5. Für eine Gruppe von 25 Roſen, Thee, C. Raſtedt, Lü⸗ 
beck I. Preis gr. ſilb. Med. u. 10 M. Ferd. Nevermann, Lübeck 
II. Preis kl. ſilb. Med. u. 5 M. 
Nr. 6. Für eine Gruppe von 25 Roſen, Remontant. F. Schmidt 
& Sohn, Weſel, I. Preis gr. ſilb. Med. Ferd. Nevermann, Lü⸗ 
beck II. Preis kl. ſilb. Med i 
II. In Töpfen. 
Nr. 13. Für eine Gruppe von 100 Stück Treib-Rojen, C. Raſtedt, 
Lübeck II. Preis 75 M | 


III. Roſen in Sortimenten. 


(Abgeſchnittene Blumen). 7 
Nr. 14. Für ein Sortiment von Roſen aus allen Gattungen, E. 
L. Behrens, Hamburg, Obergärtner F. Bartels I. Preis gr. ſilb. Med. 
u. 40 M. Gebrüder Ketten, Luxemburg II. Preis kl. ſilb. Med. u. 
20 M. Lauritz Larſen, Copenhagen zoologiſcher Garten III. Preis g 
kl. ſilb. Med. u. 10 M. 
Nr. 15. Für ein Sortiment von Roſen aus allen Gattungen F. 
Schmidt & Sohn, Weſel I. Preis gr. ſilb. Med. u. 25 M. E. L. 
Behrens, Hamburg II. Preis kl. ſilb. Med. u. 20 M. Heinr. Re⸗ 
ver mann, Münſter i W. III. Preis kl. ſilb. Med. u. 10 M. N 
Nr. 16. Für ein Sortiment von Roſen aus allen Gattungen, Theo⸗ 

dor Burchard, Hamburg 1. Preis gr. ſilb. Med. u. 15 M. Ger⸗ 
hard Huſen, Blankenſee II. Preis kl. ſilb. Med. u. 10 M. W. Leh⸗ 
mann, Extra⸗Preis gleich II. Preis kl. ſilb. Med. u. 10 M. f 
Nr. 20. Für ein Sortiment von Remontant-Roſen, A. Groth, 
u II. Preis kl. ſilb. Med. Pi; 
Nr. 22. Für ein Sortiment von Thee-Roſen, Gebrüder Ketten, 
Luxemburg II. Preis kl. ſilb. Med. u. 20 M. j 
IV. Einzelne Roſenſorten. 
a. Thee. | 
Nr. 31. Für 25 Marechal Niel, C. A. Homann, Hamburg J. Preis 
gr. ſilbC. Med. F. Schmidt & Sohn, Weſel II. Preis kl. fild. Med. 
Nr. 35. Für 25 Etoile de Lyon, F. Schmidt & Sohn, Weſel 


II. Preis. 
b. Bourbon. 1 
Nr. 38. Für 50 Souvenir de la Malmaison, Carl Böttcher, 
Hamburg I. Preis gr. ſilb. Med. u. 10 M. | 


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ſilb. Med. 


397 


Nr. 39. Für 25 Souvenir d. J. Malmaison, H. A. Homann 
1. Preis gr. ſilb. Med. 
c. Thee⸗Hybride. 


Nr. 40. Für 50 La France, Gebrüder Ketten J. 15 gr. ſilb. 
Med. u. 10 M. C. Million II. Preis kl. ſilb. Med. u. 

Nr. 41. Für 25 La France, Guſtav Stern II. Preis fl. ſilb. 
Med. Obergärtner b. Herrn C. Laiesz, Uhlenhorſt. 

d. Remontant. 

Nr. 47. Für 25 Marie Baumann, Guſt av Stern I. Preis 
gr. ſilb. Med. 

Nr. 52. Für 25 Madame Victor Verdier, Guſtav Stern J. 
Preis gr. ſilb. Med. C. Million, Lübeck II. Preis kl. ſilb. Med. 

Nr. 54. Für 25 Captain Christy, C. Million, Lübeck II. Preis 
kl. ſilb. Med. 

Nr. 55. Für 25 Fischer Holmes, Guſtav Stern J. Preis gr. 


e. Neuere Sorten. 

Nr. 58. Für 20 Lady Mary Fitzwilliam, Max Buntzel, Nieder⸗ 
ſchönweide b. Berlin I. Preis gr. ſilb. Med. 

Nr. 59. Für 10 L. M. Fitzwilliam, Ferd. Nevermann, Lü⸗ 
beck II. Preis kl. ſilb. Med. 

Nr. 60. Für 25 Merveille de Lyon, Max Buntzel I. Preis 
gr. ſilb. Med. 

Nr. 66. Für 5 Wm. Fr. Bennet, Max Buntzel J. Preis bron⸗ 


zene Medaille. 
V. Neue Roſen. 
Nr. 70. Für ein Sortiment Roſen aus den Jahren 1884, 85 u. 


86. In 10 Sorten. Max Buntzel II. Preis kl. ſilb. Med. 


Nr. 71. Für neue deutſche Sämlinge, Maibaum, Neuhaus a/d. 
Oſte I. Preis. 

Nr. 71 b. Für ein Sortiment Roſen von 12 Sorten, Guſtav 
Stern J. Preis. Frl. 


Nr. 72a. Für ein Sortiment Viola tricolor maxima in 12 Sor⸗ 


ten, H. Wrede, Lüneburg II. Preis. 


B. Decorationsgruppen. 
Nr. 74. Für eine Gruppe von 100 Stück blühenden und nichtblü⸗ 


henden Pflanzen, Aug. Bolten, Obergärtner E. Lange, Hamburg J. 


Preis gr. gold. Med. 
Nr. 80. Für eine Gruppe von 50 Stück engl. Pelargonien, 


F. Huch, Hamburg I. Preis kl. gold. Med. 


Nr. 82. Für die effectvollſte men von Scharlach Pelarg., Johs. 
Maaß, Hamburg II. Preis kl. ſilb. M 

Nr. 88. Für eine Gruppe von 50 Stic Knollen⸗Begonien, Ernft 
& von Spreckelſen, Hamburg I. Preis gr. ſilb. Med. u. 30 M. 

Nr. 84. Für eine Gruppe von 25 Coniferen, W. Schlobohm, 


| Eidelſtedt extra Preis 1 kl. ſilb. Med. 


398 


Nr. 85. Für eine Gruppe von 30 Caladien, Ernjt & von 
Spreckelſen 1. Preis gr. ſilb. Med. u. 25 M. 
Nr. 86. Für ein Teppichbeet J. D. Dencker, Hamburg 1. Preis 


kl. gold. Med. 
C. Neuheiten. 
Nr. 94. Für 3 neue Begonien in Blüthe, Paul Hirt, Uelzen 
II. Preis kl. ſilb. Med. 

Nr. 96. Für neue eigene Züchtungen, Albert Lindberg, Lübeck 

I. Preis gr. ſilb. Med. Paul Hirt, Uelzen II. Preis kl. ſilb. Med. 
D. Sortimente. 

Nr. 99. Für eine reichhaltige Sammlung von ſogenannten inſek⸗ 
tenfreſſenden Pflanzen, Th. Reimers, Garten-Inſpector bei Frau 
Etatsräthin Donner, Neumühlen I. Preis 50 M. von E. L. Behrens 
u. 1 gr. ſilb. Med. des zoologiſchen Gartens. 

Nr. 100. Für 20 Farne und Lycopodiaceen in mindeſtens 10 
verſch. Arten, Hauſing, Obergärtner Förſter I. Preis gr. ſil b. Med. 
Max Böning, Marienthal II. Preis kl. ſilb. Med. Adolf Herbſt, 
Marienthal extra Preis 1 kl. ſilb. Med. 

Nr. 102. Für 10 Bromeliaceen, C Heins zen, Hamburg J. Preis 
gr. ſilb. Med. u. 15 M. Frd. Worlee, Hamburg II. Preis kl. ſilb. 
Med. u. 10 M. 

Nr. 103. Für 25 Georginen, J. A. Hügelmann, Hamburg I. 
Preis gr. ſilb. Med. u. gr. bronz. Med. d. Z. G. a 

Nr. 107. Für 10 Knollen⸗Begonien, gefüllt, verſchieden, Paul 
Hirt, Uelzen I. Preis gr ſilb. Med. Ernſt & von Spreckelſen, 
Hamburg II. Preis kl. ſilb. Med. 

Nr. 110. Für 10 Petunien, gefüllt, verſchieden, Ernſt & von 
Spreckelſen, Hamburg J. Preis gr. ſilb. Med. 

Nr. 11 Für 25 engliſche Pelargonien in mindeſtens 20 Sorten. 
F. 99 Hamburg I. Pr. gr. ſilb. Med. | 

Nr. 117. Für 10 Pelargonium peltatum, derſelbe. I. Pr. gr. 
ſilb. Med. 
Nr. 122. Für 10 Citrus sinensis, F. W. Böttcher, Hamburg J. 
Pr. gr. ſilb. Med. 
Nr. 124. Für 5 Araucarien in mindeſtens 3 Arten oder Varietä— 
ten, F. L. Stueben, De Pr. gr. ſilb. Med. 
Nr. 130. Für 25 eſeda, Ernſt & von Spreckelſen, Hamburg 
II. Pr. kl. ſilb. Med. 
Nr. 132. Für 25 Heliotrop, F. W. Böttcher, Hamburg J. 
Pr. gr. ſilb. Med. | 
Nr. 133. Für 3 Heliotrop, hochſtämmig. Derſelbe, Hamburg 
I. — 15 ſilb. Med. 
136. Für 25 Phlox Drummondi. Johs. Maaß, Ham⸗ 
ug Pr. gr. filb. Med. H. Tümler, Hamburg II. Pr. kl. ſilb. Med. 
Nr. 141. Für 1 Paar Lorbeeren, Pyramiden. Derſelbe, Hamburg 

I. Pr. gr. ſilb. Med. 

Nr. 142. Für 1 Paar Lorbeeren, Kronenbäume. Derſelbe, 
Hamburg J. Pr. gr. ſilb. Med. | 


399 


Nr. 146. Für den beiten Gartenplan, von einem Gärtnergehülfen 
oder Lehrling gezeichnet, Wilh. Coetlen, Anhalt I. Pr. gr. ſilb. Med. 
und 20 M., Köhler, Wandsbeck II. Pr. kl. ſilb. Med. und 15 M., 
Richard Deutſch, Herrenhauſen III. Pr. bronzene Med. u. 10 M., 
C. Freytag, Hamburg extra Preis gleich II. Preis. 


Abgeſchnittene Blumen und Blumenarrangements. 


| Nr. 147. Für eine hervorragende Leiſtung der Blumen-Arran⸗ 
gements: Gebrüder Seyderhelm J. Pr. gold. Med. G. Deje- 
brock II. Pr. gr. ſilb. Med. u. 20 M. J. Jaworsky III. Pr. kl. 
ſilb. Med. u. 10 M. Ernſt Preiß extra Pr. gr. ſilb. Med. Carl 
Hosmann extra Preis kl. ſilb. Med. 


Nr. 148. Für den ſchönſten Blumenkorb, Carl Hoßmann J. Pr. 
gr. ſilb. Med. F. Johs. Beckmann, Altona II. Pr. kl. ſilb. Med. G. 
Deſebrock, Hamburg III. Pr. bronzene Med. Traugott Marſch 
extra Preis kl. ſilb. Med. 

ö Nr. 149. Für den zierlichſten Blumenkorb Johannes Morten⸗ 
ſen, Hamburg J. Pr. gr. ſilb. Med. A. Aſſian, Wandsbeck II. Preis 

kl. ſilb. Med. 

| Nr. 150. Für den ſchönſten Tafel⸗Aufſatz, Adolph Sundfeldt, 
Hamburg II. Pr. kl. ſilb. Med. 

Nr. 151. Für den ſchönſten von Blumen und Pflanzen arrangir- 
ten Tafel⸗Aufſatz, C. F. Fiſcher 1. Pr. gr. ſilb. Med. Fahrenberg 
II. Pr. kl. ſilb. Med. F. Johs. Beckmann, Altona III. Pr. bronzene Med. 
G. Deſebrock extra Preis bronzene Med. 

Nr. 152. Für ein Ball⸗Bouquet, Adolph Sun dfeldt I. Preis 
gr. ſilb. Med. E. H. W. Wolter II. Pr. kl. ſilb. Med. Carl Hosmann 

III. Pr. bronzene Med. 

| Nr. 155. Für ein Hand » Bouquet in Straußform, J. Jaworsky 
I. Pr. gr. ſilb. Med. 

Nr. 153. Johannes Mortenſen II. Pr. kl. ſilb. Med. Fah⸗ 

renberg III. Preis bronzene Med. 

| Nr. 154. Für ein Vaſen⸗Bouquet, G. Deſebrock III. Pr. bron⸗ 
zene Med. 

Nr. 155. Für ein Braut⸗Bouquet, A. Aſſian, Wandsbeck J. Pr. 
gr. ſilb. Med. Paul Hermann, Hamburg II. Pr. kl. ſilb. Med. 
Carl Hosmann III. Pr. bronzene Med. 
| Nr. 156. Für einen Brautkranz, Fahrenberg, Hamburg I. Pr. gr. 
ſilb. Med. Carl Hosmann II. Pr. ſilb. Med. 

Nr. 157. Für 1 Taufkranz, J. Joh s. Beckmann, I. Pr. gr. ſilb. 
Med. Paul Herrmann II. Pr. kl. ſilb. Med. A. Kaufmann Frl. 
Hamburg III. Pr. bronzene Med. 
| Nr. 158. Für 1 Trauer⸗Kranz. Paul Hermann I. Pr. gr. 
ſilb. Med. Adolph Sundfeld II. Pr. kl. ſilb. Med. Carl Hos— 
mann III. Pr. bronzene Med. H. Munzel extra Pr. gr. ſilb. Med. 
C. H. W. Wolter bronzene Med. extra. J. Jaworsky extra kl. ſilb. 
Med. Johannes Mortenſen kl. ſilb. Med. extra Preis. 

Nr. 159. Für Palmwedel mit Bouquet, Carl Hos mann I. Pr. 


400 


gr. ſilb. Med. Traugott Marſch II. Preis kl. ſilb. Med. Fade 
renberg III. Pr. bronzene Med. 5 
Nr. 160. Für Trauer⸗Symbole. G. Deſebrock I Pr. gr. filb. 
Med. Carl Hosmann II. Pr. kl. ſilb. Med. E. Krüger III. Pr. 
bronzene Med. F. Joh s. Beckmann extra bronzene Med. 2 
Nr. 162. Für das geſchmackvollſte Blumenkiſſen, Carl Hos mann 

I. Pr. gr. ſilb. Med. Adolph Sundfeld II. Pr. kl. ſilb. Med. G. 
Deſebrock extra gr. ſilb. Med. 4 
Nr. 163. Für das ſchönſte nur aus Roſen beſtehende Blumen⸗Ar⸗ 
rangement, Carl Hosmann I. Pr. gr. ſilb. Med. und 20 M. Trau⸗ 
gott Marſch II. Pr. kl. ſilb. Med. und 10 M. 3 
Außer Programm: 1 

Traugott Marſch kl. ſilbC. Med. F. Johs. Beckmann gr. ſilb. 
Med. Carl Hosmann gr. ſilb. Med. Friedrich Schumacher brz. 
Med. H. Th. Wiechmann brz Med. E. Krüger gr. ſilb. Med. 
u 100 M.. E. Stegemann kl. ſilb. Med. 33 
1 Roſarium, Herr Gerhard Ruſchpler, Langenfelde 1 große 
goldene Med. N 55 
Für eine Gruppe Neuheiten, Herrn F. Harms das Niederdenkmal 

in Bronze, Geſchenk des Herrn General Conſul Lade. = 
Für Nr. 83. 84.85. Herrn F. Schmidt u. Sohn, Wefel ſilb. Med. 

der Gartenbau-Geſellſchaft Frankfurt a. M. 5 
1 ſilb. Med. und 20 M. von Herrn Carl Schiever für Migno⸗ 
nette⸗Roſen (Polyanth). 41 
Ehrenpreis Paul Parey, Buch der Roſe, Obergärtner Stern für 
Geſammtleiſtung. | 
Silberne Medaille des Zool. Garten und 75 M. vom Verein 
deutſcher Roſenfreunde Herren Gebrüder Ketten, Luxemburg für Ge⸗ 
ſammtleiſtung. 1 
Bronze⸗Med. des Zool. Gartens für hochſt. Treibroſen L. Becker, 
Lochſtedt bei Hamburg. | 
Bronze⸗Med. d. zool. Gartens, Herrn Paul Herrmann für Blur 
menarrangement. 7 
Frdr. Harms, Ehrenbecher des Vereins H. A. u. Umgegend für 
abgeſchnittene Roſenblumen. = 
Lübecker Roſenausſtellung (Geſammtausſtellung) 150 M. und je gr. 

ſilb. Medaille den 9 Firmen. 2 
Herrn E. L. Behrens 50 M. für 1 Gruppe Thee und Theehybriden. 
Außer Concurrenz: = 

Herrn Dr. Rücker⸗Jeniſch (Obergärtn. Fr. Kramer) d. gr. gold. 
Med. und 300 M. für die große Decorationsgruppe in der gekuppelten 
Niſche der Merckhalle. 8 
Frau W. Behrends (Obergärtn. F. Sander) die gr. gold. Med. u. E 
81 


100 M. für die große Decorationsgruppe in der Merckhalle. 5 

Unter A. m. erhielt Herr Ernſt Preis, Uhlenhorſt einen Extra- 
Preis (gr. ſilb. Med.) für einen monumentartigen Taufſtein in Säulen⸗ 
form. Die architektoniſche Verzierung iſt durch Blumen, namentlich Ro⸗ 
ſen verwirklicht. € 


401 


Düngung der Orchideen. 


Eine der Hauptfragen, mit der ſich die engliſche Orchideen-Conferenz 
beſchäftigte, betraf die Düngung der Orchideen in der Weiſe, wie man ſie 
anderen Topfpflanzen zu geben gewöhnt iſt, d. h. indem an die Wurzeln 
Dünger in flüſſiger oder feſter Form gebracht wird. 

Im Allgemeinen nimmt man an, daß größere Mengen von Am— 
moniak in der Luft eines Orchideenhauſes während der Hauptwachsthums— 


periode weſentlich zum Wohlgedeihen beitragen. Die Thatſache, daß ſo 


viele epiphytiſche Orchideen mit von den übrigen Pflanzen ſo weſentlich 
verſchiedenen Wurzeln außerhalb der Erde leben, hat zu der Anſicht ge— 
leitet, daß jene Epiphyten von Waſſer und Luft allein lebten. 

Dagegen muß ſich jeder ſelbſt ſagen, iſt zu bedenken, abgeſehen da— 
von, daß dieſe oft klimmenden Orchideen zum Theil mit ihren unterſten 
Wurzeln auch bis zur Erde hinuntergehen, daß die in einem fortwäh— 
renden Verrottungsprozeß befindliche Rinde der Bäume wohl im Stande 
iſt, eine fortwährende Nahrungszufuhr zu geben. Ferner ſind die Or— 
chideenwurzeln kurzlebig; dieſe geben nach ihrem Verfall Gelegenheit zur 
Ernährung der jährlich an den jungen Scheinknollen ſich erzeugenden 
Wurzeln. Das beweiſt ſchon zur Genüge, daß die epiphytiſchen Orchi— 
deen vielmehr zum Leben haben, als Thau und Regen ihnen bieten kön— 
nen. Wenn auch die meiſten Orchideencultivateure den Pflanzen kaum 
mehr als Sphagnum und Torf und gewiß keinen Dünger gegeben haben, 
ſo iſt das durchaus noch kein Beweis dafür, daß letzterer ſchädlich wäre 
und wenden andere ſchon ſeit lange Düngung mit den beſten Erfol— 
gen an. 

Als Schreiber dieſes mit Orchideenculturen anfing, vor mehr als 
30 Jahren, erreichte derſelbe ein weſentlich kräftigeres Wachsthum durch 
regelmäßige tüchtige Düngung als ohne dieſe bei allen Calanthes, Zy- 
gopetalum, Lycaste, Anguloa, Cymbidium, Phajus und anderen 
ſtarkwüchſigen Gattungen. 

1: Schreiber brauchte völlig verrotteten Stall- oder Kuhdünger, wo— 
von er der gewöhnlichen Miſchung für Orchideen ein tüchtiges Theil zu— 
ſetzte. Eine ganze Reihe tüchtigſter Orchideenzüchter, die derſelbe kennen 
lernte, haben regelmäßig mit Düngung gearbeitet. Beſonders erwäh— 
neenswerth iſt das wunderbare Wachsthum einer Collection auf der Be— 
ſitzung Hurſt⸗Houſe bei Liverpool, die Schreiber vor etwa 25 Jahren 
zu ſehen bekam. Die dort verwendete Miſchung beſtand aus der Erde 


eines alten Pilzbeetes und Holzkohle und Torf zu gleichen Theilen; da⸗ 


rin wurden ohne Unterſchied cultivirt: Cattleya, Laelia, Oncidium, 
Dendrobium, Cypripedium, Lycaste, Aerides, Saccolabium, Vanda 
und Andere. Wer jene Culturen ſah, brauchte nicht nach der Miſchung 
zu fragen; die Erde war unbedeckt und nicht das geringſte Moos wurde 


dabei verwendet. Einer der beſten Orchideengärtner, der nur Dendro- 


bium nobile und andere zum Blumenſchneiden geeignete Arten für den 
Verkauf cultivirte, pflegte trocknen Pferdemiſt auf die Scherben zu legen, 
worauf dann der Topf mit Torf und Sphagnum gefüllt wurde. 

E Schreiber könnte jo eine Menge von Fällen anführen, in denen 
Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 26 


402 


Düngung bei Orchideen mit dem beiten Erfolge angewandt wurde, und 
zwar nicht bloß verſuchsweiſe, ſondern regelmäßig; die Maßregel iſt alfo 
durchaus keine Erfindung der Neuzeit. 2 
Der großartigſte Erfolg von Düngungen bei Orchideen war ja ſchon 
auf einer Ausſtellung in der Waltham-Abbey im vorigen Jahre zu ſehen. 
Der Cultivateur derſelben war Hr. Gilks auf Higham Hill in Walt 
hamstow. Auffällig war der ungewöhnlich ſtarke Trieb und die Länge 
der Blüthenſtände und die Zahl der Blüthen, die einzelne Arten entwickelt 
hatten. 1 
Der Augenſchein lehrte, daß nur der letztjährige Trieb jo außerge 
wöhnlich ſtark war, während die älteren Triebe nichts voraus haben 
vor anderen mittelmäßig geſunden Pflanzen. Statt der langſamen, 
gradweiſen Entwicklung der Pflanzen, wie fie gewöhnlich bei gut bes 
handelten Orchideen beobachtet wird, hatten hier die Scheinknollen und 
Blätter gewiſſermaßen einen plötzlichen Sprung gemacht in ihrer Ent⸗ 
wicklung, wie Schreiber es früher noch nie geſehen hatte, was jeder beſtä⸗⸗ 
tigte, der etwas von Orchideen verſtand. Schließlich ſtellte es ſich her⸗ 
aus, daß die Pflanzen mit Fiſch-Guano behandelt worden waren. Ver⸗ 
faſſer erhielt jpäter Erlaubniß, die Culturen zu beſuchen. Die Samm⸗ 
lung war nur verhältnißmäßig klein und füllte 3 Häuſer. Beſonders 
bemerkenswerth war eine ganze Stellage mit Lycaste Skinneri. Die 
letztjährigen Knollen und Blätter dieſer Art erinnerten der Größe nach 
mehr an Anguloa als an Lycaste; die Knollen einzelner Exemplare 
hatten eine Länge von 6 ½ bis 7 engl. Zoll und einen Umfang von 7/ 
Zoll, während die Blätter bis 28 engl. Zoll lang und 5 Zoll breit war 
ren. Die Maſſe und Größe der Blüthen entſprach der wunderbaren 
Entwicklung der ganzen Pflanzen. Cymbidium Lowi, welches gewöhn⸗ 
lich 2 Triebe auf einmal entwickelt, hatte hier 10 Triebe, wobei mehrere 
der Blüthenſtände über 4 Fuß lang waren. In derſelben Weiſe bewährte 
ſich die Düngung bei Cattleya und Laelia. Etwa 18 importirte Pflan⸗ 
zen von Laelia purpurata, die 3½ Jahre vorher für 5 shill. das 
Stück gekauft waren, hatten eine bewundernswürdige Stärke erreicht, eine 
kleine Pflanze von Laelia elegans trieb letztes Jahr von einer Bulbe 
doppelt aus, deren Blätter 7½ Zoll lang und 2 Zoll breit waren; die 
Blätter der neuen Knollen ſind 13 engliſche Zoll lang und 3 Zoll breit, 
die Bulben entſprechend groß. Eine Cattleya lobata, die letztes Jahr 
nicht zum Blühen kam, kam dieſes Jahr mit doppelten Trieben, von de⸗ 
nen beide blühten und deren neue Knollen völlig die Größe der Mutter— 
knollen erreicht haben. Denſelben wirklich erſtaunlichen Erfolg der Dün⸗ 
gung mit Fiſch⸗Guano ſah man bei verſchiedenen Odontoglossum- Arten. 
Importirte Pflanzen von Odontoglossum crispum haben nach 2 Jah⸗ 
ren eine Stärke erreicht, wie man fie kaum je zu ſehen bekommt. O. Uro- 
Skinneri hat ebenfalls eine ſeltene Entwicklung erreicht; während letzt— 
jährige Bulben von O. pulchellum 3½ Zoll lang und 4½ Zoll im 
Umfang und wenigſtens 3 mal fo ſtark find als die Mutterknollen. 
Oncidium macranthum iſt kaum je ſo groß zu ſehen geweſen wie 
bei dieſer Behandlung. Einige hundert Exemplare von Sophronitis gran- 
diflora ſtehen in ungewöhnlich ſtarker Entwicklung; die Blüthen ehen 


. 


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403 


buchſtäblich gehäuft. Species von Zygopetalum, Cypripedium, Cym- 
bidium eburneum, C. Mastersi, Angraecum sesquipedale und eine 
Menge anderer Arten zeigen die Erfolge der Düngung in nicht mißzu— 
verſtehender Weiſe. Von Oneidium Laucianum ſollte man der Art 
ſeines Wachsthums nach kaum denken, daß Düngung daſſelbe beeinfluſſen 
könnte, aber eine Pflanze davon, die aus nur einem Triebe beſtand und 


bei der man letztes Jahr Düngung anwendete, machte danach ein mehr 


als doppelt jo großes Blatt wie das erſte. Man machte die erſten Ver— 
ſuche mit der Düngung natürlich nur an wenigen Pflanzen ein Jahr vor 
der letzten Triebzeit; die Erfolge waren aber ſo in die Augen ſpringend, 
daß man letztes Jahr dieſelbe bei allen vornahm. Ein augenſcheinlicher 
Beweis für den Vortheil des Verfahrens iſt, daß jene zuerſt gedüngten 
Pflanzen bei dem vorjährigen Triebe alle doppelt ausbrachen und daß 
jeder Trieb bedeutend größer war als der Muttertrieb. Es iſt durchaus 
nicht zuviel geſagt, daß einige vorjährige Bulben von Lycaste Skinneri 
viermal die Größe ihrer Mutterbulben erreicht haben. Es iſt faſt un⸗ 
nöthig zu erwähnen, daß die Hauptſache bei der Orchideenkultur darauf 
beruht, die Pflanzen zu einer richtigen Stärke und Reife zu bringen, um 
es ihnen möglich zu machen, doppelt durchzubrechen, da davon thatſächlich 
die Erhaltung und Vergrößerung des Exemplars abhängt. 

Von größtem Intereſſe wird es ſein, die oben beſprochene Collection 
auch fernerhin zu beobachten. Man mag noch jo ſehr gegen die Dün- 
gung der Orchideen ſein, gegenüber dieſer Collection in ihrem heutigen 
Zuſtande wird man ſeine Meinung ändern müſſen. Allgemein iſt ja be⸗ 
kannt, daß gewiſſe Düngerarten ganz beſonderen Effect auf beſtimmte 
Pflanzengattungen haben und da muß man als augenſcheinlich anerkennen, 
daß jener Fiſch⸗Guano alle übrigen Düngerarten in ihrer Wirkung auf 
Orchideen übertrifft. Selbſtverſtändlich muß man, wie bei allen Dünge- 
verſuchen, ſo bei den Orchideen mit ganz beſonderer Vorſicht vorgehen. 
Es war bei allen oben genannten Verſuchen der Dünger in ſehr kleinen 
Quantitäten verwendet worden. Ein 4z;ölliger Topf voll Fiſch-Guano 
iſt die Zuſatzmenge für 3 Scheffel Orchideenerde und iſt es nöthig dieſen 
Zuſatz ſehr gleichmäßig durchzumiſchen, damit nicht einzelne Partien der 
Erde mehr enthalten, als die da hineingepflanzten Orchideen vertragen 
können. Es iſt entſchieden nicht ausreichend, wenn man, wie das manche 
thun, den flüſſigen Dünger oben auf die Erde der Töpfe ſprengt; das 


Sphagnum würde ſofort abſterben, was ein Beweis dafür wäre, daß der 


Guß zu ſtark für die Orchideenwurzeln ſein würde. Die beſte Art, den 
Dünger gleichmäßig zu miſchen, würde wohl ſein, daß man die Erde 
dünn ausbreite und dann das entſprechende Quantum Guano gleichmäßig 


drüber ſtreute, durch ein tüchtiges Durcheinanderwerfen würde dann ge⸗ 


wiß eine gute gleichmäßige Miſchung entſtehen. 

Bei den oben erwähnten Verſuchen war der Dünger ſowohl in feſter 
Form unter die Erde gemiſcht, als auch dem Gießwaſſer beigemiſcht wor— 
den; leider hatte Schreiber vergeſſen nach der Stärke des Zuſatzes für 
das Waſſer zu fragen. Doch iſt letzteres leicht feſtzuſtellen, und darf 
man wohl annehmen, daß die flüſſige Düngergabe den meiſten Einfluß 


auf die Entwicklung der Pflanzen haben wird. Der Guano ſtammt aus 


26* 


404 


Norwegen vom ſogenannten Codfiſh oder Stockfiſch. Das Düngepulver 
wird angefertigt aus dem Fiſch der mit allen Knochen erft getrocknet und 
dann zermahlen wird, wonach dem Fabrikate noch ein Zuſatz von ſchwe⸗ 
felſaurem Kali und ſchwefelſaurer Magneſia gegeben wird. Bekannt und 
viel verwendet iſt es ja ſchon für landwirthſchaftliche Zwecke; man kam 
darauf, es bei Orchideen zu verſuchen, bei einer Unterſuchung über den 
Effect des Düngemittels bei allen möglichen Culturpflanzen und empfeh⸗ 
len wir weitere Fortführung derartiger Verſuche, nur wiederholen wir 
die Bemerkung, daß bei Orchideen ein ſo ſcharfer Dünger nur mit der 
aller ängſtlichſten Vorſicht angewendet werden darf, bis man die zuläſſige 


Düngermenge durch Erfahrung genau kennt. (The Garden. 
Kurze Ueberſicht der wichtigſten Nutz⸗ und hübſcheſten Zier⸗Cu⸗ 
curbitaceen. 

Von E. Goeze. 


Während der Sommer- und Herbſtmonate hat man Gelegenheit, ſich 
mit der Kultur mancher Vertreter dieſer faſt ausſchließlich tropiſchen Fa⸗ 
milie zu befaſſen, und wer einmal Cucurbitaceen unter Händen gehabt, 
ſei es, um Gurken, Kürbiſſe, Melonen im freien Lande oder in Miſtbeet⸗ 
fenſtern heranzuziehen, ſei es um andere ihres raſchen Wuchſes, meiſt zier⸗ 
lichen Belaubung, bisweilen großen weißen, gelben, ſeltener rothen Blu⸗ 
men und oft hübſch geformten oder ſchön colorirten Früchte wegen für 
Garten und Gewächshaus zu verwerthen, dürfte faſt immer im Stande 
ſein, Pflanzen als zu dieſer Ordnung gehörig auf den erſten Blick zu er⸗ 
kennen. Faſt immer krautig oder halbſtrauchig, ſehr ſelten baumartig, 
meiſt annuell oder perennirend, verleihen die krautigen und ſchlingenden 
Zweige, die ſehr häufig von einer ſeitlichen, einfachen, zweiſpaltigen oder 
verzweigten, ſpiraliſch gedrehten Ranke begleitet ſind, den Cucurbitaceen 
ein ganz beſonderes Ausſehen. Die ſehr häufig flaumhaarigen, wechſel⸗ 
ſtändigen Blätter, durch das Fehlen von Nebenblättern weiter charakteri⸗ 
ſirt, kennt man als handlappig, getheilt, zuſammengeſetzt, gefingert und 
anderweitig durch ihre Ränder und Einſchnitte ausgezeichnet. Im nor⸗ 
malen Zuſtande ſind die Blumen eingeſchlechtlich, — monoeciſch oder dioe⸗ 
ciſch, nur bei einer Gattung kommen ſtets hermaphrodite Blüthen vor, 
ab und zu treten ſolche auch bei anderen Gattungen auf. Die Frucht 
iſt ſehr großen Variationen unterworfen, ſo namentlich in Bezug auf 
Form und Größe, es giebt erbſengroße, dann wieder erreichen die Früchte, 
wie beiſpielsweiſe bei den angebauten Kürbiſſen, ungeheure Dimenſionen; 
bald find fie glatt, dann wieder behaart, borſtig, höckerig, gefurcht, mei⸗ 
ſtens fleiſchig, bisweilen rindig, ziemlich häufig aufſpringend. Faſt alle 
Farbenſcalen des Grün, Gelb und Roth finden ſich bei ihnen vertreten, 
auch weiß⸗ oder gelb-⸗geſtreifte und marmorirte Früchte find durchaus 
nicht ſelten. Die in ihnen auftretenden wäſſrigen Säfte erfreuen ſich gar 
verſchiedener Eigenſchaften, ſie können geſchmacklos oder ſüß, zuckerhaltig 
und nahrhaft ſein, in andern Fällen, wie bei der gemeinen Bryonia, der 
Koloquinthe iſt ihnen eine außerordentliche Herbigkeit eigen, welche durch 
das Auftreten von bel-harzigen, bitteren oder abführenden Sub⸗ 


405 


ſtanzen bedingt wird. Die nicht felten recht großen Samen verſchiedener 
Cucurbitaceen ſind ſehr belhaltig und finden ſomit im Haushalte des 
Menſchen ab und zu Verwerthung. 

In de Candolle's Prodromus (vol. III. 1828) ſtellt Seringe 
für die Cucurbitaceen 2 Tribuſſe mit 21 genera und 192 species 
auf; Bentham & Hooker (Genera Plantarum vol. I. pars III, 
1867) ſchätzen die Zahl der Arten dieſer den Passifloraceen ſehr nah— 
verwandten Familie auf 470, welche zu 68 Gattungen gehören und Cog— 
niaux, dem man die neueſte, ſehr ausführliche Monographie der Cucur— 
bitaceen verdankt (Monographiae Phanerogamarum, eine 
Fortſetzung des Prodromus, vol. III. 1881) beſchreibt 600 species 
in 80 Gattungen, welche er in 8 Tribuſſe bringt. Die geographiſche 
Verbreitung der Arten iſt gemeiniglich eine ſehr beſchränkte und ſind ſolche, 
welche ſich über weitere Ländergebiete erſtrecken, faſt immer ſeit vielen 
Jahrhunderten angebaut worden, haben ſich infolge deſſen an manchen 
Orten naturaliſirt. Was die Gattungen betrifft, jo iſt ihr Verbreitungs— 
bezirk faſt immer ein genau begrenzter, man kennt kaum 8, alſo 1 auf 
10, welche gleich zeitig in der Alten und Neuen Welt vorkommen. Oſt⸗ 
indien und der indiſche Archipel (118 sp.), Centralafrika (115 sp.) und 
Braſilien (112 sp.) find die Länder, wo fie ihre größte Artenconcentra⸗— 
tion entwickeln und gehören nach Cogniaux 288 sp. (47,8) der Alten 
Welt, 313 sp. (52,2) Amerika an. 

Wie kommt es nun, möchten wir fragen, daß verhältnißmäßig ſehr 
wenige Cucurbitaceen, von Varietäten und Formen natürlich abgeſehen, 
in unſern Gärten Aufnahme gefunden haben, trotzdem ſie als meiſtens 
einjährige oder perennirende Pflanzen keine großen Kulturanſprüche zu 
machen ſcheinen. Der bei weitem größeren Mehrzahl nach tropiſch, ge— 
deihen verhältnißmäßig nur wenige Arten bei uns im Freien, die Kalt— 
und Warmhäuſer bieten auch gewöhnlich keinen paſſenden Aufenthaltsort 
für ſie, in erſteren werden ſie wegen der zu trocknen Luft gar ſehr von 
Ungeziefer heimgeſucht und in den mehr oder minder ſtark beſchatteten 
Warmhäuſern iſt ihr Wachsthum ein kümmerliches, die Blätter werden 
gelb oder auch die Zweige vergeilen und von Blühen und Fruchtanſetzen 
iſt garnicht die Rede. Dagegen zeigen viele Vertreter, z. B. aus den 
Gattungen Telfairia, Feuillea, Trichosanthes, Momordica ete. in 
einem Aquarium, wo ſie reichlich Licht erhalten, die Luft eine feuchtwarme 
iſt, ein ſehr üppiges Gedeihen. Es giebt indeſſen eine ganze Anzahl ſehr 
zierlicher Arten, die bei einiger Sorgfalt während der Sommermonate 
recht gut im Freien fortkommen. Die Samen müſſen zeitig im Früh⸗ 
jahre bei ziemlich hoher Bodenwärme ausgeſäet werden, dann piquire man 
die jungen Pflanzen bei mäßiger Bodenwärme und verpflanze ſie meh— 
rere Male in recht fette Erde, ſorge auch für hinreichend Licht und Luft— 
zufuhr. Ende Mai werden ſie ins Freie gepflanzt, und zwar wo mög— 
lich in eine beſonders ſonnige, vor Winden geſchützte Lage; wird dann für 
reichliches Gießen, ab und zu mit flüſſigem Dünger Sorge getragen, ſo 
zeigen ſie bis zu den erſten Nachtfröſten ein ſelten kräftiges Wachsthum. 
Doch kommt es auch vor, daß letzteres ein zu üppiges wird, die Pflan⸗ 
Zen zu ſehr ins Kraut ſchießen, dann erſt ſpät zu blühen anfangen und 


406 


ihre Früchte, die häufig die Hauptſchönheit bedingen, bei der dann bereits 
vorgeſchrittenen Jahreszeit nicht zur Reife gelangen. Ein mäßiges Aus⸗ 
oder Beſchneiden der Triebe hilft jedoch dieſem Uebelſtande ab. Auch daß 


viele der Arten dioeciſch find, man ſomit häufig nur ein Geſchlecht be⸗ 


ſitzt, andererſeits Samen wildwachſender ſchwer zu beſchaffen ſind, mag 
mit dazu beitragen, daß die Cucurbitaceen als Zierpflanzen ſeltene Gäſte 


bei uns find. Vor Jahren beſchäftigte ſich Profeſſor Ch. Naudin ſehr 


eingehend mit dieſen Pflanzen, und zwar vom botaniſchen wie gärtneris 


ſchen Standpunkte aus; im pariſer Pflanzengarten kultivirte er eine große 


Menge, unternahm auch ſehr intereſſante Kreuzungsverſuche mit ihnen. 


Seit jener Zeit haben wir manche derſelben aus eigener Erfahrung lieb | 


gewonnen und glauben ihre Anzucht befürworten zu dürfen. Zu dieſem 
Zwecke wurde die folgende Aufzählung derjenigen Arten gemacht, welche 


bereits hier und da kultivirt werden, eine viel größere Anzahl harrt noch 


der Einführung. 


Hodgsonia Hook f. et Thoms. Oſtindien und Malay. Archi⸗ 


pel. Monotppiſche en 


H. macrocarpa, H. f. & Th. Naudin in Flore des Serres 12, 


Taf. 1262—1263. Ein 20—30 M. hoher Schlingſtrauch mit lederar⸗ 


tigen, perſiſtenten, handförmig gelappten Blättern und großen, ſchönen, 


weiß⸗gelblichen Blumen. Die filzige, 7—12 em. lange und 10-16 cm, 
dicke Frucht zeigt eine braunrothe Farbe. 


Telfairia Hook. Schlingſträucher des tropiſchen Weſt⸗ und Oſt⸗ | 


afrika. Man kennt zwei Arten: 
T. pedata, Hook. Bot. Mag. af, 2751— 2752. 
(Fevillea pedata Sm. Bot. Mag. Taf. 2681). 


Frucht fleiſchig, 40—90 cm. lang, 15—25 cm. dick. Dieſe Art wird 
ihrer velhaltigen Samen wegen, die 2½ —3 cm. breit find, an der Küſte 


Oſtafrikas und auf den Inſeln Zanzibar und Mauritius angebaut. 


40 60 cm. lang, ſtumpf geſchnäbelt, gelb⸗ grün. 


Trichosanthes Linn. Die 40 Arten dieſer Gattung bilden 4 


2 


T. occidentalis, Hook. f. Bot. Mag. Taf. 6272. Frucht fleiſchig, A 


» 9 


einjährige oder perennirende Schlingkräuter und bewohnen das ſüdöſtliche 1 


Aſien und Auſtralien. 


T. cucumerina, Linn. Oſtindien und Auſtralien. Sun eiför⸗ 


mig, von der Mitte bis zur Spitze coniſch, 5—6 em. lang, 3½ 4 


cm. dick, vor der Reife meergrün, mit weißen Linien ſchön geſtreift, ſpä⸗ | 


ter gelblich, zuletzt gelbroth. 
T; 


Anguina, Linn. Oſtindien. Bot. Mag. 722; Rev. hort. 


1859, p. 593 c. ic 
(F. 5 Jacq. Fl. d. Serres, 4, Taf. 405). 


Frucht zierlich, verſchiedenartig gedreht, ſelten über 1 M. lang, bei der 


Reife roth⸗orangefarbig. Dieſe wie die vorhergehende ſind einjährig, 


werden ab und zu ihrer hübſchen Früchte wegen in den Aquarien kulti⸗ 
virt. Im tropiſchen Aſien wird die einer fleiſ chigen Leguminoſenſchote ähnliche 
Frucht ſehr geſchätzt und wie die Gurken im gekochten Zuſtande gegeſſen. 


*) Anmerkung. Von den vielen Synonymen, wie fie in der Cogniaux'ſchen Mono- | 


graphie aufgeführt werden, heben wir nur die in den Gärten angetroffenen Namen hervor. 


407 


T. Kirilowii, Maxim. Amurgebiet, China. 
(Eopepon vitifolius, Naud. 
E. aurantiacus, Naud. Huber Cat. 1870 u. 1872). 
Frucht eiförmig oder eiförmig⸗oblong, 7 oben etwas ſpitz, am Grunde 
leicht verdünnt, kahl, ocher-orangefarbig, 9 10 cm. lang, 5½ —7 cm. 
dick, Fruchtbrei zuckerhaltig. 

T. Japonica, Regel, Ind. sem. hort. Petrop. 1868. Frucht ovoid, 
am Grunde und an der Spitze ſpitzig, grün-gelblich, mit 9 Furchen. 8 
em. lang, 5 cm. dick. 

T. Lep iniana, Cogn. Oſtindien. 

(Involucraria Lepiniana, Naud. Huber Cat. 1868). 
Frucht ovoid, kahl, roth, 8 Cm. lang, 6 Cm dick. 

Gymnopetalum, Arn. Zierliche, kletternde oder am Boden 
ſich hinziehende Kräuter. Die 6 bekannten Arten finden ſich in den wär— 
meren Theilen von Aſien und auf Java. 

Cochinchinense, Kurz. 

(Scotanthus tubiflorus, Naud.) 
Frucht ſehr roth, ovoid oder ovoid⸗oblong, am Grunde etwas ſpitzig, an 
der Spitze in eine lange Vorſpitze auslaufend. 

Peponia, Naud. Niederliegende oder kletternde Kräuter vom 
trop. und Südafrika. 7 Arten. 

P. Mac Kennii, Naud. Kaffraria. Frucht oblong⸗eiförmig, an 
der Spitze koniſch, ſehr kahl, von der Dicke eines Hühnereis, zuerſt grün 
und weiß mar morirt, bei völliger Reife ſchön roth. 

Lagenaria, Ser. Monotypiſche Gattung vom trop. Afrika und 
ſüdl. Aſien. 

L. vulgaris, Ser. Flaſchenkürbis. Wird in allen Tropenländern 
angebaut und find durch die ausgebreitete Kultur viele Formen entſtan⸗ 
den, die oft als Arten beſchrieben wurden. Die Art dürfte in ihren 
meiſtens großen Früchten ebenſo polymorph ſein wie der gemeine Kürbis. 
Nach Form und Größe der Frucht ſtellte Ch. Naudin 9 Varietäten auf. 

Die bemerkenswertheſten Formen find die Gourde des pele- 
rins, mit flaſchenförmiger Frucht, die Congourde, bei welcher der 
Flaſchenhals verlängert iſt, die Gourde massue oder trompette 
und die Calebasse. Von kleineren Formen nennen wir die Gourde 
tabatiere. Die Härte des äußeren Theils der Frucht macht fie zu 
Gefäßen, um Flüſſigkeiten darin aufzubewahren, ſehr geeignet. Das in⸗ 
nere Fruchtfleiſch iſt bald ſüß und eßbar, bald bitter und von abführen— 
der Wirkung. 

Acanthosicyos Welw., Aufrechter, ſtarrer, ſehr verzweigter 
Strauch vom trop. und ſubtrop. Weſtafrika, monotypiſche Gattung. 

A. horrida, Welw, Angola. Vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1884, S. 526. 

Thladiantha, Bunge. Kletternde, perennirende Kräuter mit 
knollenförmigen Wurzeln. Südöſtliches Aſien und Java. 5 Arten. 

„ dubia, Bunge, nördl. China. 
Rev. hort. 1861, p. 164; Gard. Chr. 1881, p. 845; Bot. 
Mag. Taf. 5469; 
Belg. hort. vol. 22, p. 90, Taf. 6. 
Von dieſer hübſchen, vollſtändig winterharten Zierpflanze wurde zuerſt 


408 | / 3 
nur die männliche Pflanze nach Europa eingeführt, erſt eine Reihe von 
Jahren ſpäter folgte die weibliche. Die 4— 5 cm. lange, 2½ em. 
dicke Frucht zeigt bei ihrer Reife eine ſchöne hochrothe Farbe und bleibt 
wie die der meiſten Zier-Cucurbitaceen lange am Stengel ſitzen. 3 
Momordica, Tourn. Einjährige oder perennirende, ſchlingende 
oder niederliegende Kräuter, die meiſten afrikaniſchen Urſprungs, einige Arten 
ſind über die tropiſchen Regionen beider Hemiſphären verbreitet. 26 Arten. 
M. Charantia, Linn. Bot. Mag. Taf. 2455; trop. und ſubtrop. 
Reg. beider Hemiſph. 

Rev. hort. 1859, p. 629, Fig. 134 u. 135. 

Fl. d. Serres 10, Taf. 1047. 


The Garden 12, p. 161 cum ic. 
(Cucumis africanus, Lindl. Bot. Reg. 12, Taf. 980. ö 
Momordica Jagoriana, C. Koch, Wochenschr. 1858, Nr. 12. Belg. 

hort. II, p. 92): 


Die orangefarbige, 8— 15 em. lange, höckerige Frucht ift bei der 
Reife dreiklappig. In dem gelben Fruchtbrei liegen die ſchwarzen, eigen⸗ 
thümlich geformten, von einer hochrothen, ſchleimigen Maſſe eingeſchloſſen, 
was, wenn die Pflanze an Pfeilern oder Spalieren gezogen wird, einen 
hübſchen Anblick gewährt. | 

M. Balsamina, Linn. Rev. hort. 1857, p. 180, Fig. 75. Bal⸗ 
ſamapfel. Vaterland wie vorige; Frucht orangefarbig-roth, geſchnäbelt, 
fleiſchig, 3—6 Cm. lang. i 

M. involucrata, E. Meyer, Natal. | 

(M. Balsamina, var. Huberii, Naud.) 

Frucht orangefarbig, auf beiden Enden verdünnt, 3—5 Um. lang 
unregelmäßig aufberſtend. 1 

M. Cochinchinensis, Spreng. Bot. Mag. Taf. 5145; Fl. d. 
Serres 14, Taf. 1478. Eine ſehr hohe, auf Bäumen kletternde Art mit 


5 
19 


perennirender knolliger Wurzel. Frucht eirund, nach oben ſpitz, roth, flei- 4 1 


ſchig, ſtielrund, dicht ſtachelig, 12— 15 Cm. lang. 1 

uffa, Tourn. Die 6 bekannten Arten, einjährige Kräuter, ge 

hören mit Ausſchluß einer amerikaniſchen, den wärmeren Regionen der 
alten Welt an. 

L. cylindrica, Roem, Südaſien. 


(Poppya Fabiana, K. Koch, in berl. allg. Gart.-Z. 1856; Momordica zu 
eylindrica, Linn; h 
Luffa Veitchii, Naud. Rev. hort. 1873, p. 58.) 


Frucht 10-30 Cm. lang, 6—10 Cm. dick, ſpindelförmig oder mit 5 
kurzer Spitze. Das grobe Gewebe des Fruchtmarkes kann als Waſch⸗ 
ſchwamm Verwendung finden, man findet es zu dieſem Zwecke ab und 


zu in den Parfümerieläden. Die Samen, die ſogenannten courgettes 
ſollen als Abſud die Haut geſchmeidig machen. ö 

L. acutangula, Roxb. ſcharfeckige Netzgurke. Trop. Aſien, Bot. Mag. 
Taf. 1638. Frucht 15—30 Cm. lang, 6 —10 Cm. dick, keulenförmig, 


am Scheitel ſtumpf oder mit kurzer Spitze, nicht warzig. Die Form 1 
der Frucht iſt viel geringeren Abänderungen unterworfen geweſen, als bei 


den andern angebauten Cuecurbitaceen. | 
Ecballium, A. Rich. Mittelmeerregion, monotypiſche Gattung. 


409 


E. Elaterium, A. Rich. Bot. Mag. Taf. 1914. 


(Momordica Elaterium, Linn; 

Ecballium agreste, Rehb.) 

Frucht immergrün, auf beiden Seiten ſtumpf, 4—5 Em. lang, 2 
bis 2½ Cm. dick. Von der Vexier- oder Spritzgurke ſchrieb ſchon Pli— 
nius: semen exhilit, oculorum etiam periculo. In eini⸗ 
gen Ländern findet ſie wegen ihrer ſehr ſtarken Bitterkeit in der Medizin 
noch Verwendung. 

Bryonia, Tourn. Perennirende Kräuter, welche in den gemäßig— 
ten Regionen Europas und Weſtaſiens zu Hauſe ſind. 7 Arten. 

B. dioica, Jacgq. Mittel- und Südeuropa ꝛc. Rothe Frucht von der 
Größe einer Erbſe. 

B. alba, Linn. Europa, Caucaſus. Die ebenfalls kleinen, beeren⸗ 
artigen Früchte ſind von ſchwarzgrüner Farbe. Die fleiſchigen Wurzeln 
beider Arten beſitzen ſehr reizende Grundſtoffe, ſolche können durch Ko— 
chen entfernt werden und es bleibt reichlich Stärkemehl zurück, welches 
zur Alcohol⸗Bereitung Verwendung findet. 

Bryonopsis, Arn. Einjährige Kräuter im ſüdl. Aſien, Auſtra⸗ 
lien u. ſ. w. 2 Arten. 

B. laciniosa, Naud. Fl. d. Serres 12, Taf. 1202. Oſtindien. 

ß erythrocarpa, Naud. Illustr. hort. 12, Taf. 431. 

Die karmeſinrothen, weißgebänderten Früchte ſind von der Form 
und Größe einer Kirſche. Sehr niedliche Zierpflanze, die an einer ſon— 
nigen Mauer ſelbſt im Freien recht gut bei uns gedeiht. 

Cucumis, Linn. 26 Arten. Trop. Aſien und Afrika, einige au— 
ſtraliſch und amerikaniſch. 

Melo, Linn. Melone; ſüdl. Aſien und trop. Afrika, in den ge- 
mäßigten und warmen Regionen der Erde angebaut, tritt ſie an vielen 
Orten ſubſpontan auf; man kennt von ihr unzählige Varietäten, die größ- 
tentheils der Kultur ihr Daſein verdanken, in der Form und Güte ih— 
rer Früchte ſehr von einander abweichen. 

Naudin ſtellt für ſie 2 Unterabtheilungen auf: 

6. agrestis. 


(Unter den vielen Synonymen ſeien nur genaunt: 
C. Chate, Linn.; C. jucundus, F. v. M.; C. Pancherianus, Naud.) 


Von allen bis jetzt bekannten Arten und Varietäten hat C. Pan- 
cherianus die kleinſten Früchte, in Größe und Form erinnern ſie an 
eine gute Olive. 


6 eulta. 
(C. Dudaim, Linn.; Belg. hort. 2, p. 205 cum ic. Fl. d. Serres 14, 
Taf. 1474. 
Rev. hort. 1862, p. 71 cum ic. 
C. deliciosus, Roth.; C. persicodorus, Seiz.; C. Momordica, Roxb. 
C. flexuosus, Linn. C. odoratissimus, Moench. 


C. utilissimus Roxb.; C. Cantalupo, Rehb.; C. Chito, Morr. Belg. hort. 1.) 

C. Prophetarum, Linn. Trop. Afrika; Rev. hort. 1861, p. 393. 

Frucht 3-4 Cm. lang, faſt ebenſo dick. Lange Zeit glaubte man, daß 

dies die en jei, deren bitteres Mark der Prophet Elias durch Zu— 
ſatz von Mehl genießbar gemacht habe. 
C. dipsaceus Ehrenb. Arabien. 


410 


C. sativus, Linn. Gurke. Vaterland wahrſcheinlich Oſtindien. 

Frucht klein oder groß, gelb, grün, kahl. 
$ Sikkimensis, Hook. f. Bot. Mag. Taf. 6206; Gard. 
Chr. 1876, p. 305, Fig. 56. 

C. metuliferus, E. Meyer. Süd- und tropiſches Afrika; Rev. 
hort. 1860, p. 187, cum ic. Frucht etwas dreikantig, fleiſchig, leuchtend 
roth, 12—15 Cm. lang, 6—7 Cm. dick. 

C. Anguria, Linn. Anguriagurke, Braſilien, Antillen, Bot. Mag. 
Taf. 5817. Frucht von der Größe eines Hühnereies, ſehr ſtachelig, ver 
ſchiedenfarbig, bei der Reife blaßgelb. Man ißt fie gekocht oder in Eſſig 
eingemacht. F 

C. Hookerii, Naud. Centralafrika. Illustr. hort. 1871, p. 239. 
Frucht 5 Cm. lang, 3½ Um. dick. 

C. myriocarpus, Naud. Südafrika. 

(C. grassularioides hort.) N 

Citrullus, Neck. Trop. Afrika und Aſien. Einjährige, ſeltener 
perennirende Kräuter von moſchusartigem oder ſtinkendem Geruch, nieder 
liegend. 3 Arten. 

C. vulgaris, Schrad. 

(Cucumis Colocynthis, Thunb,; Cucumis Citrullus , Ser.) 

Waſſermelone, in allen warmen Regionen angebaut und ſubſpon⸗ 
tan. Von allen Produkten der Wüſte iſt die Waſſermelone, ſo ſchreibt 
Livingſtone, zweifelsohne das ſtaunenwertheſte. Die Eingeborenen ſchla— 
gen die Frucht mit dem Beil an, um ſie auf die Süßigkeit oder Bit⸗ 
terkeit ihres Saftes zu prüfen. 3 

Die Frucht erreicht oft eine ſehr beträchtliche Größe und wird ih- 
res erfriſchenden, ſüßen Saftes wegen in allen heißen Ländern ſehr ge- 
ſchätzt. Die ſchwarzen Kerne liegen in meiſtens roſarothem Fruchtbrei 
eingebettet. 

C. Coloeynthis, Schrad., Coloquinthe, Mittelmeerregion, trop. Afrika, 
Weſtaſien. Die Frucht von der Größe einer Orange findet ihrer äußerſt 
bitteren Eigenſchaften wegen in der Medicin Verwendung. 


Benincasa, Savi. Oſtindien, Auſtralien ꝛc. Monotypiſche Gattung. 2 


B. hispida, Cogn. Weißer Kürbis. 
(B. cerifera, Savi.) 1 
Einjährig, kriechend, weich behaart. Das Volumen der Frucht iſt 
von der Größe eines kleinen Kürbiſſes, zuweilen größer, ſie läßt ſich wäh⸗ 
rend mehrerer Monate im Jahre leicht conſerviren und macht gekocht 
ein ſehr wohlſchmeckendes Gemüſe aus. Zur Reifezeit bedeckt ſich die 
Frucht mit einer wachsartigen und ſtaubichten Ausſchwitzung. Die Kul⸗ 
tur der Pflanze iſt ſehr leicht, wie alle anderen Eß-Cucurbitaceen erheiſcht 
ſie einen recht ſonni gen Standort. 8 
Cucumeropsis, Naud. Einjährige, hochſchlingende Kräuter des 
tropiſchen Afrika. 2 Arten. 
C. edulis, Cogn. Die Frucht von der Größe eines Gänſeeies 
wird gegeſſen. . 
Calycophysum, Karst. Perennirende, hochſchlingende Kräuter 
von Neu⸗Granada. 2 Arten. 


411 


C. pedunculatum Karst & Triana. Frucht 15—18 Cm. lang, 
8-10 em. dick, herabhängend, wohlriechend, grün weißgeſtreift, eßbar. 

Sicana, Naud. Perennirend, ſchlingend; Südamerika. Monoty— 
piſche Gattung. 

S. odorifera, Naud. Die etwa 50 em. große, bei der Reife gelb— 
röthliche Frucht ift äußerſt wohlriechend und dient als Speiſe. 

Coccinia, Wight et Arn. Niederliegende oder kletternde, peren— 
nirende Kräuter mit meiſtens knolligen Wurzeln. Trop. und Südafrika, 
trop. Aſien. 13 Arten. 

C. quinqueloba Cogn. Bot. Mag. Taf. 1820. Südafrika. Frucht 
hochroth, von der Größe und Form eines Taubeneis 


C. cordifolia, Cogn. Oſtindien. Frucht wie die der vorhergehenden. 
(C. Indica Wight. et Arn.) 


Peponopsis, Naud. Amerikaniſcher Schlingſtrauch, monotypiſch. 

P. adhaerens, Naud. Venezuela. Die Pflanze klettert wie Epheu; 
Frucht unbekannt. 

Cucurbita, Linn. Einjährige Kräuter, oder auch perennirend 
mit dickem, rübenförmigen Wurzelſtock. Frucht ſehr polymorph, oft von 
gigantiſchen Dimenſionen; wärmere Regionen von Aſien, Afrika und 
Amerika. 10 Arten. 

C. maxima, Duch. Rieſenkürbis. Südliches Aſien. 


C. Pepo, Linn. Gemeiner Kürbis, ſüdliches Aſien. 
(C. Melopepo, Linn.) 


©; moschata, Duch. Moſchustürbis, ſüdliches Aſien. Die Frucht 
iſt durch einen mehr oder minder flaumartigen Anflug, durch ihr in ges 
ringerem oder höherem Grade nach Moſchus ſchmeckendes Fleiſch leicht 
zu erkennen. 

C. fieifolia, Bouche. 7 709 Aſien? Belg. hort. 11 p. 93. 


(C. melanosperma, A. Br. 
Alle perennirende ee zu welchen der feigenblättrige Kür— 
bis auch gehört, ſtammen nach A. de Candolle von Mexico und Ca— 
lifornien. Die Samen dieſer Art find braun oder ſchwarz. 

Die vier Kürbisarten ſcheinen unter ſich keine Kreuzungen einzuge— 
hen, bei anderen generiſchen Gruppen laſſen ſich von ſelbſt ſehr unterein— 
ander verſchiedenen Arten Hybriden mit Leichtigkeit erzielen. Die Früchte 
dieſer 4 Arten variiren ſehr in der Farbe, ſind äußerſt polymorph und 
erlangen, ſo namentlich bei C. maxima oft ganz koloſſale Dimenſionen. 
Wo ihre hundertjährige Kultur angefangen, wo ihr urſprüngliches Vater⸗ 
land zu ſuchen iſt, hat A. de Candolle in feinem: Origine des plan- 
3 EN ſehr gründlich nachgewieſen. (Vergl. H. G. u. Bl.-3. 1884, 

444. 

C. digitata, A. Gray. Rev. hort. 1863, p. 131, cum ic. Neu: 
Mexico. Frucht von der Größe einer Orange, weiß und grün geſtreift 
und marmorirt, bei der Reife gelblich. 

C. foetidissima, Kth. Mexico, Californien. 

5 A. Gray; Rev. hort. 1855, p. 61 cum ic, ibid 1857, p. 
53 fig. 2 


) 
Sphäriſche oder etwas obovoidale Frucht, von der Größe eines Hühner- 
eis, hochgrün, mehr oder weniger weiß marmorirt. 


412 


Melothria, Linn. Zierliche, einjährige oder perennirende, Hletternde 
oder niederliegende Kräuter; warme Regionen der Erde. 54 Arten. 


M. punctata, Cogn. Südafrika, afrikaniſche Inſeln. 
(Pilogyne suavis. Schrad. Rev. hort. 1862, p. 226.) 


Ein ſehr zierliches Schlinggewächs, was ſich zur Bekleidung von Lauben, 
Feſtons u. ſ. w. vorzüglich eignet. Soll knollenartige Wurzeln bilden, 
die ſich den Winter durch wie Dahlien-Knollen aufbewahren laſſen. Die 
ſehr kleine Frucht iſt braunroth. | 

M. pendula, Linn. Nordamterifa. Frucht ellipſoidiſch, ſehr klein. 


M. Maderaspatana, Cogn. trop. Afrika, Aſien und Auſtralien. 
(Mukia scabrella, Arn.) 


Die 7—12 Mm. dicke Frucht nimmt bei der Reife eine hochrothe 
Farbe an. | 


Kedrostis, Medic. Niederliegende oder ſchlingende perennirende 
Kräuter, Afrika, Oſtindien. 11 Arten. | 
K. Africana, Cogn. Südafrika. 
(Rbynchocarpa disseeta, Naud., Bryonia Africana, Linn.) 
Frucht 12 — 15 Mm. lang, 7 —9 Mm. dick, orangefarbig⸗xöthlich. 
Corallocarpus Welw. Kräuter, ſchlingend oder niederliegend, trop. 
Afrika u. Aſien. 15 Arten. 
C. Welwitschii, Hook. f. 
(Rhynchocarpa Welwitschii, Naud.) 
Frucht kahl, hochroth, weichfleiſchig, 17--20 Mm. lang, 9— 12 Mm dick. 


Anguria, Plum. Perennirende, hochſchlingende Kräuter vom 
tropiſchen Amerika, 17 Arten. 

V. Warscewiczii, Hook. f. Bot. Mag. Taf. 5304. Mexico, Ve⸗ 
nezuela. Frucht unbekannt. 4 

Gurania, Cogn. Perennirende, hochkletternde Kräuter oder 
Sträucher vom tropiſchen Amerika, 49 Arten. 


G. Makoyana, Cogn. Guatemala. 
Se Makoyana, Lem. Fl. des Serres, vol. 3, Taf. 222; Garden 16, 
323. cum, ic.) 


Frucht unbekannt. 


Maximowiczia, Rupr. Perennirende Schlingkräuter von Texas 
und Mexico. 2 Arten. | 
M. Lindheimeri, Cogn. 
(Sieydium Lindheimeri, A. Gray. Rev. hort. 1861, p. 364. Bryonia 
Abyssinica, Gouault, Rev. hort. 1853. p. 61, cum. ic.) 


Frucht 2½ — 3½ em. dick, bei der Reife hoch roth. | 
Cucurbitella, Walp. Perennirende Schlingkräuter, extratrop. 
Südamerika, 4 Arten. | 
C. Duriaei, Cogn. Braſilien. 
(Prasopepon Purigel, Naud.) 
Frucht etwas ſphäriſch, 2½—3 cm. dick, grün. 
Abobra, Naud. Perennirend, hochſchlingend, extratrop. Südame⸗ 
rika, monotyp. Gattung. 
A. tenuifolia, Cogn. 
(A. ide Naud. Rev. hort. 1862, p. 111, cum. ic.) 
Frucht An jttelrumd, hängend, 1 em. lang, ſchön karmeſinroth. 


413 


Echinocystis, Torr. et Gr. Einjährige oder perennirende 
Schlingkräuter, wärmere Th. von Nordamerika, 22 Arten. 
E. lobata, Torr. et Gr. 


(Momordica echinata, Muhl.) 
Frucht tahl 4—5 cm. lang, 3—4 cm. dick, meergrün. 

Cyelanthera, Schrad. Einjährig oder perennirend, kletternd, 
trop. Amerila, 39 Arten. 

C. pedata, Schrad. Mexico, Guatemala. Garden 1877, p. 617. 
cum. Ic. 

Scheibengurke. Frucht etwas höckerig, oblong, zuerſt grün, dann 
gelblich⸗weiß. 

3 edulis, Naud. Belg. hort. 1872, p. 360. 
Wird in Bolivien angebaut. 
C. explodens, Naud, Rev. hort. 1861, p. 165. Springgurke. 
(C. elastica, in vielen Katalogen). 
Frucht faſt ſaftlos, bei der Reife blaß gelblich. 
icyos, Linn. Einjährige Kräuter, ſchlingend oder niederliegend, 
meiſtens amerikaniſch, einige Südſeeinſeln und Auſtralien, 30 Arten. 

S. angulatus Linn. er Sud gelblich, am Grunde 
abgerundet, 12— 14 Mm. lang, 21 — 3 Mm. d 

Sieyosperma, A. Gray. Einjährig, letternd oder niederliegend, 
Texas, monotypiſch. 

S. gracile, A. Gray. Fit ht ſchmutzig braunroth oder ſchwärzlich, 

2— 4 Mm. lang, 2 Mm. dick 

Sechium, P. Browne. Hoher Schlingſtrauch, wärmere Theile Ame— 
rikas, monotypiſch. 

S. edule, Sw. Chochekürbis. Rev. hort. 1853, p. 155; 1861, 
p. 165; Gard. Chr. 1865 p. 51, cum. ic. Frucht grün-⸗gelblich, tief 
öfurchig, von der Größe einer Birne, unbewaffnet oder bisweilen ſtache⸗ 
lig, an der Spitze zuletzt etwas aufſpringend, enthält nur einen Samen, 
daher um ſo fleiſchiger. Gekocht eine ſehr beliebte Speiſe in allen wär- 
meren Ländern. 

Feuillea (Fevillea) Linn. Hohe Schlingſträucher vom tropi⸗ 
ſchen Amerika, 6 Arten. 

. Moorei, Hook. f. Bot. Mag. Taf. 6356. Guiana? 

In den Kew⸗Gärten kultivirt, Frucht unbekannt. 

Es hätte dieſe Liſte der in den Gärten, namentlich einigen botanischen 
kultivirten Cucurbitaceen noch nm eine gute Anzahl von Arten bereichert 
werden können, der Hauptſache nach dürften aber die in Kultur befind⸗ 
lichen mit ihren für gärtneriſche Zwecke wichtigſten Synonymen hier auf⸗ 
geführt worden ſein. Von einer Aufzählung der unzähligen Garten-Na⸗ 
men der vielen Varietäten aus den Gattungen Cucumis, Cucurbita etc, 
mußte hier ſelbſtredend abgeſehen werden. 


Prof. Dr. Eduard Morren. 


Dem verſtorbenen Ehrenmitgliede des Gartenbau-Vereins für Ham⸗ 
burg, Altona und Umgegend dürfte auch in der Hamburger Garten⸗ 


414 


zeitung ein warmer Nachruf gewidmet werden; da es uns aber an bio⸗ 
graphiſchen Notizen hierzu mangelte, bringen wir unſeren Leſern die Skizze, 
wie ſie von dem Leben und Wirken Morrens in der Wiener Illuſtr. 
Gartenzeitung veröffentlicht wird. 

Carl Jakob Eduard Morren, zu Gent am 2. December 1833 ge⸗ 
boren, kam ſchon 2 Jahre ſpäter nach Lüttich, an deren Univerſität ſein 
Vater, Carl Morren, als Profeſſor der Botanik berufen worden war. 
Von dieſem urſprünglich zur diplomatiſchen Laufbahn beſtimmt, wurde 
ihm eine ſorgfältige, im Collegium St. Gervais beendigte, Erziehung zu 
Theil; Eduard Morren begann bereits ſich mit Eifer und Erfolg dem 


Studium der Rechte zu widmen, als er, gegen Ende des Jahres 1852, 


dieſe Richtung plötzlich verließ und ſich mit allem Fleiße und Hingebung 
auf das Studium der Naturwiſſenſchaften warf. Es war dies nicht die 
Folge einer damals noch nicht ſo regen Vorliebe für dieſelben, als die 
des Impulſes kindlicher Liebe und Familienaufopferung; Zeuge der erſten 
Anfälle, die Earl Morren dem öffentlichen Leben entreißen mußten, ſuchte 
er ſich vorzubereiten, ihn eventuell auf der zu verlaſſenden Lehrkanzel, 
ſowie in ſeinem literariſchen Wirken zu erſetzen — nnd dies ehrenwerthe 
Streben fand auch den gewünſchten und verdienten Erfolg. Die Akade⸗ 
mie der Wiſſenſchaften zuerkannte dem jungen Mann bereits am 16. De⸗ 
cember 1852 einen Preis für ſeine Beantwortung der Concursfrage über 
die Färbung der Gewächſe — und kaum 3 Jahre ſpäter am 8. März 
1855, wurde er, nur auf Grundlage ſeines mit großem Erfolge ausge⸗ 
ſtellten Candidatendiplomes zur Supplirung der väterlichen Lehrkanzel an 
der Lütticher Uuiverſität berufen, wo er erſt am 7. April deſſelben Jahres 
das Doctorat „mit großem Erfolge“ gewann. Seine im Lehramte ſo⸗ 
wohl als Docent, wie als Begleiter bei botaniſchen Ausflügen entwickelten 
Vorzüge erwarben ihm ebenſo die Liebe und Anhänglichkeit ſeiner Hörer, 


wie ihn in ſeinen zahlreichen Schriften ein eleganter und bilderreicher Stiel, | 
mit gründlicher Kenntniß der behandelnden Stoffe in theoretiſcher und 


praktiſcher Beziehung gepaart, als achtungswerthen Gelehrten erſcheinen 
ließen; Eigenſchaften, die bereits in ſeiner „Inauguraldissertation“, die 
er der Genter Univerſität zur Erlangung der Doktorwürde der botani- 


ſchen Wiſſenſchaften am 15. December 1861 überreichte, ſowie dem in 


den zahlreichen Bänden der „Belgique horticole“ und in den Jahres⸗ 


bulletins der „Federation des Sociétés d'horticulture de la Belgi- 


que“ glänzend an den Tag traten. b 

Seine Ernennung zum Secretär dieſes für die Entwicklung des 
belgiſchen Gartenbaues ſehr bedeutſamen Vereines fand am 3. Mai 
1859 ſtatt; die zum a. o. Univerſitätsprofeſſor der Botanik am 31. De⸗ 
cember 1861 und zum wirklichen Mitgliede am 15. December 1871. 
An Ordensauszeichnungen wurden ihm das Ritterkreuz der Ehrenlegion, 
des Ordens Iſabella der Katholiſchen, des niederländiſchen Löwenordens, 
des portugieſiſchen Chriſtus- und des italieniſchen Löwenordens noch vor 
dem im Jahre 1875 erhaltenen belgiſchen Leopoldorden verliehen, das er im 
vorigen Jahre mit dem Officierkreuze vertauſchte; auch war er Com⸗ 
mandeur des rumäniſchen Kronen-, ſowie Ritter des ruſſiſchen St. Anna⸗ 
ordens. Unermüdet in ſeinem Fleiße (der ſich unter Anderem auch in 


415 


der Errichtung des neuen botaniſchen Inſtitutes der Lütticher Univerſi⸗ 
tät, der Vervollſtändigung des botaniſchen Gartens mit einem Bromelia- 
ceen-Hauſe und einer Abbildung von Alpinen offenbart) kämpfte er meh— 
rere Jahre lang mit einen ihm peinigenden Magenleiden, ohne ſich in 
ſeinem Wirken beirren zu laſſen. So gab er denn noch am 25. Feb— 
ruar früh ſeine gewohnte Vorleſung und wohnte Nachmittags (bereits 
ſchmerzgeplagt) einer Prüfungsſitzung bei — von wo an er bettlägerig 
wurde und blieb, bis er am 28. durch den Tod erlöſt wurde. Das aus 
allen Ständen überaus zahlreich beſuchte Leichenbegängniß, akademiſche 
Trauerfeierlichkeiten (welche die für den Lauf des Jahres geplanten Feſte 
der 25jährigen Lehramtsthätigkeit als Profeſſor erſetzen mußten!) und 
wie ſchon erwähnt, der übereinſtimmende Nachruf aller Blätter gaben 
Zeugniß, wie ſehr ein unerſetzlicher Verluſt erkannt worden ſei. Das 
Gedächt niß des Verſtorbenen aber wird außerdem durch ſeine während 
einer 30 jährigen Thätigkeit unzähligen Pflanzen gewidmete Unterſuchung 
und Namensgebung erhalten bleiben, würde er auch nicht in zahlreichen 
Schriften ſein Andenken geſichert haben. Beſonders hervorzuheben ſind 
hierbei die zahlreichen in der „Belgique horticole“ enthaltenen Mono— 
graphien von Bromeliaceen, eine Familie, deren Studium und Beſchrei⸗ 
bung ſich Morren mit warmer Liebe und Ausdauer gewidmet hatte. 


— nn nn 


Witterungs⸗Beobachtungen vom Mai 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
ne des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres- 
piegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Bar ometerſtand. 
1886 1885 

Höchſter am 5. Morgens 775,4 am 30. Morgens 765,2 
Niedrigſt. „ 13. Abends 744,1 „ 3. Mittags 746,5 
Mittlerer 2 761,2 757,7 
| Temperatur nach Celſius. 

1886 1885 
Wärmſter Tag am 20. 28,5 am 29. 29,5 
2. . E 9,0 
Wärmſte Nacht am 21. u. 22. 12,0 „ 29. u. 30. 13,0 
Miteſte „ am 3. — 45,5 „ 14. — 3,5 
31 Tage über 0°, 31 Tage über 0% 
— Tage unter 0° — Tage unter 09 
Durchſchnittliche Tageswärme 18,0 | 14,0 
24 Nächte über 0% 24 Nächte über 0% 
7 Nächte unter 0% 7 Nächte unter 00 


Durchſchnittliche Nachtwärme 5,8 4,0 


416 


Een Bodenwärme: 
2 Meter tief, am 24. 15,2 
durchſchnittlich 10, 
1 5 ei 31. 10,0 
durchſchnittlich 7,9 
2 vom 26. bis 31. 7, 1 
durchſchnittlich 6 vom 24. bis 31. 7», durchſchnitt⸗ 
3 " „ am 30. 31. 7,2 lich 7,7 
4 


77 " 


durchſchnittlich 6,5 

7 „vom 29. bis 31. 6,9 
durchſchnittlich 6,5 

5 my e eee ae 

durchſchnittlich 6,5 4 

Höchſte Stromwärme am 23. 20,6 am 29. 17,3 gegen 29,5 Luftwärme 
gegen 26,2 Luftwärme | 

Niedrigſte „ am 3. 10, gegen am 12. u. 13. 10,8 gegen 9,0 Luft⸗ 


8,5 Zuftwärme | wärme 

Durchſchnittl. „ 15,3 135, 
Das Grundwaſſer ſtand | 

(von der Erdoberfläche gerneiien) 

am höchſten 296 am 8. 140 cm. 

„niedrigſten „ 1. 4275 em. „ 311 cm; 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 370 cm. | 263 cm. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war am 29. 36,0 gegen 29,5 im 

am 21. 41,0 gegen 26,8 im Schatten | Schatten. 
Heller Sonnenaufgang an 15 Morgen an 6 Morgen 
Matter „ 5 n 
Nicht ſichtbarer „ 8 11 


Heller 1 an 10 Tagen a an 4 Tagen 
Matter j 
Sonnenblicke: helle an 3, „matte an helle an 18 matte an 11 Tagen 

5 Tagen | 3 
Nicht ſichb. Sonnenſchein an 4 Tag. an 2 Tagen 


Wetter. 

1886 1885 1886 1885 ge 

Sehr ſchön Bewölkt. . 6 Tage 17 Tage 

(wolkenlos) 3 Tage — Tage Bedeckt . — „ | 1, 
Heiter . 2 Wü be er | 
Ziemlich heiter 6 „ 11 „ Sehr trübe. — „ — „ 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. | 
1886 | 1885 I 
des Monats in Millimeter 43,6 mm. | 75, mm. 
die höchſte war am 16. 9,7 mm. am 2. mit 19,1 mm. 
| 


bei W. bei NW. u. ONO. 


317 


Aufgenommen in Eimsbüttel. 


des Monats in Millimeter 44,1 mm. | 79, mm. 
die höchſte war am 15. 8,s mm. am 2. mit 15,3 mm. 
bei W. u. WSW. bei NW. u. ONO. 
Niederſchläge. 
1886 1885 
elan 2 Morgen | an 1 Morg. u. 1 Ab. 
1 ſtarker . mil CT " * 1 
" anhaltender r + | EEE " 
Thau . „ 4 „ Re „ 
Reif Thea 7. 1 + " 2 
w_.arter . Ss: a 
" bei Nebel Seren " ER „ 
Schnee, leichter „ — Tag. „ — Tag 
5 Böen . as 1 N 1 
50 u. Regen r " I n 
" anhaltend ER n a 
Graupeln . 8 35 
„% 2 „ . 
fein „3 „ 12 Tagen „ 2 „ 20 Tagen 
„ ſchauer a 1 | 3 1 
1 anhalt. „ 2 „ | W 2 * 
Ohne ſichtbare 1 " W 


Gewitter. 
Vorüberziehende: 2; am 22. Nm. 5 U. 30 3; am 4., 6. u. 25. 


M. aus SW; am 24. Vm. 11 U. 15 
M. aus SW. 
Leichte: 1 am 23. Ab. 7 Uhr 30 M. aus 5; am 4., 18., 24., 25. u. 
SSW. u. WNW. | 29, 
Starke anhaltende: — 5 
Wetterleuchten: — 1 am 10. 
Windrichtung. 
1886 1885 1886 1885 
N „ 12 Mal 3 Mal SSW. 7 Mal 4 Mal 
NNO 5 en n 12 
NO 4 „ 7 WSW EDEN 13 
ONO Big 1. 00 W. e, A 
0 N 2 77 6 77 WNW = 5 77 10 77 
080 8885 „„ N Re 1 
SO. Dan 6 „ NNW 6 N 
SSO * " 6 " Still 7 n Ben: 
8 4 5 


Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗Zeitung. Band 42 (1886). 27 


418 


Windſtärke. 

1886 1885 1886 1885 
Still. . 7 Mal — Mal Friſch .. 5 Mal 7 Mal 
Sehr leicht 25% 12 „ Hart — „ 
„„ ne, _ 8 
Schwach. . 18 „ 18 % ich Steife. 1 12 
Mäßig gr AA L 30 „0 Stürmiſch FRE RR 

S. ſtk. Sturm — — 


Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferfamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Mai 1886. 


Grundwaſſer 


v. d. Erd? E| | 3 2 8 9 al 
SF Fa au eier 
Stand oberfläche LE SE 25 22 
gemefen | ”E 5 R FE Tiefe 
| em. em. Tage mm. Cel. 
| | J OODiurchſchnittlic 
am 30. April f 275 | „ . . A A 
„ 10. Mai | 345 | — | 70 1.10. 0.2 SN S SS 
| 2 2 
„* K 33,7 S 
„ 
" 31. 1 427 5 | 31 21.31 9-7 N Ser 
| | ists 5 a 


157 J 1 4% Zrracn main 
Nach der Deutſchen Seewarte 12 43, HE zu, = ae 
1 Davon waren 5 Tage unter 1 mm. 
5 3 


77 77 77 77 m " 


Mai Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Mai 1886 betrug nach | 
der deutſchen Seewarte 63,5 mm; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 50, mm; 


unter den Durchſchnitt fiel die 1 
188 


1876 49,3 mm. 2 44,2 mm. 
1880 28,2 „ 6 1883 30% 
1881 28,3 „ 1884 49, „ 
über den Durchſchnitt ſtieg die 1570 
1877 51, mm. 1879 80, mm. 


1878 57 „ 1885 75,1 


" 


419 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen, 


Zwei neue Rhododendron vom Kaukaſus. 

Rhododendron Smirnowi, Trautv. Ein hoher Strauch mit 
dicht weißflockig-filzigen Aeſten, Blatt- und Blüthenſtielen. Die großen, lede— 
rigen, ausdauernden Blätter ſind von oblonger Form mit etwas ſtumpfer 
Spitze und zurückgebogenen Rändern; oben kahl, zeigen ſie unten einen dicht 
weißflockig⸗filzigen Ueberzug. Die in einem Doldenſtrauß ſtehenden Blüthen 
ſind von karmin-purpurner Färbung. Dieſe neue Art ſteht dem 09 cau- 
casicum am nächſten. Gartenflora, Hft. 13, 86. Taf. 1226, Fig. 2. 

Rhododendron Ungerni, Trautv. Die Aeſte und Blattſtiele 
dieſes Hochſtrauches ſind mit Ausnahme der filzig⸗weichhaarigen Blatt— 
achſeln glatt. Die großen, lederartigen, dauernden Blätter ſind oblong 
und verſchmälern ſich nach dem Grunde hin. Die weißlichen Blüthen bil— 
den einen Doldenſtrauß. J. c. Taf. 1226, Fig. 1. 

Iris Rosenbachiana, Rgl. Dieſe ſchönſte bis dahin bekannte 
Iris aus der Untergattung Xiphion wurde von Dr. Albert Regel in 
Turkeſtan entdeckt, wo ſie in einer Höhe von 2000 m vorkommt. Man 
kennt von ihr 2 Varietäten, eine blaue und eine violette. Die Art zeich— 
net ſich durch kleine Zwiebeln aus. Den Blumen iſt eine ſehr lange 
Röhre eigen. 

Nach der Blüthe, wenn das Kraut abzutrocknen beginnt, müſſen die 
Zwiebeln aus dem Boden genommen, in Sand eingeſchlagen und an einem 
trockenen, vor Regen geſchützten Orte aufbewahrt werden. Im Spät⸗ 
herbſte pflanzt man ſie ins freie Land und gebe ihnen eine gute Deckung 

von Laub oder Dünger, um ſie gegen a Fröſte zu ſchützen. 
| Sf 14, Ff 1227. 

Dendrobium perenanthum, Rchb. rn. sp. Dieſes ſchwarz⸗ 
fleckige Dendrobium bildet wegen ſeiner auffallenden Lippe, welche mit 
jener von Epidendrum glaucum verglichen werden kann, den Typus 
einer neuen Gruppe. Die Stengel ſind ſehr kräftig und glänzen wie 
Bambusrohr. Die zahlreichen Blüthentrauben tragen Blumen, welche an 
D. macrostachyum erinnern, aber von einem feſteren Gewebe find. Se⸗ 
palen und Petalen von einer ſchwefelgelben Farbe. Lippe weiß, der mitt— 
lere Zipfel und Ränder des oberen Theiles gelb, Kiele braun, theilweiſe 
purpurn. Von Herrn L. Linden eingeſchickt. 

Vanda Lindeni, Rchb. f. n. sp. Steht der Vanda hastifera 
am nächſten und ſtammt von den Sunda⸗Inſeln. Die Blumen find fo 
groß wie jene von Vanda concolor. Höchſt charakteriſtiſch ſind die ſehr 
welligen, keilförmigen, oblongen, ſtumpfen Sepalen und Petalen von hell⸗ 
gelber Farbe und ſtark rother Schattirung auf der Scheibe und Außen- 
ſeite. Die ſeitlichen, faſt viereckigen oder etwas rhombiſchen Zipfel der 

Lippe ſind weißlich⸗ gelb mit einigen ſchwarz-purpurnen Flecken auf dem 
oberen Rande. Der Mittelzipfel iſt von höchſt eigenthümlicher Struktur, 

dabei ſehr fleiſchig, mit 4 purpurnen Linien über der Scheibe. Säule gelb. 
Gard. Chr. 17. Juli 1886. 


| Masdevallia striatella, Rehb. f. n. sp. Die Blumen 
erinnern an jene von M. chloracea und campyloglossa, 1 geiötofiene 


420 


weiße Perigon mit mehreren zimmtbraunen Längsſtreifen läuft in drei 
kurzen gelben Schwänzen aus. Die lanzettlichen Petalen ſind weiß und haben 
einen braunen Mittelnerv. Die weiße Lippe iſt am Grunde und an der 
Spitze gelb und weiſt 3 purpurne Längsnerven auf. Die ebenfalls weiße 
Säule hat purpurne Ränder. Das ziemlich dicke, keilförmige, bandför— 
mige, ſtumpfe Blatt wird 5 Zoll lang, und kaum 1 Zoll breit. | 

Chondrorrhyncha Lendyana, Rchb. f. n. sp. Eine reizende 
Novität. Die Blume iſt faſt jo groß wie jene von Warscewiczella 
discolor, die Petalen find aber ſehr groß, übertreffen bei weitem die Se— 
palen. Beide ſind von der hellſten weißlich-gelben Schattirung, die Lippe 
iſt viel dunkler. Die weiße Säule zeigt nach vorn am Grunde einige 
kleine purpurne Linien. J. c. 24. Juli. 

Myrmecodia Beccarii, Bot. Mag. Taf. 6883. Dieſe höchſt 
eigenthümliche Rubiacee (Tribus Cinchoneae) iſt eine Epiphyte und 
ſtammt vom Golf von Carpentaria, von wo die Herren Veitch ſie ein⸗ 
führten. An den Stämmen entwickeln ſich unförmliche, ſtachlige Knollen; 
Ameiſen durchziehen dieſelben nach allen Richtungen und bauen in dieſen 
Höhlungen ihre Neſter, was das Gedeihen der Pflanzen ſelbſt wenig oder 
garnicht berührt. 

Aristolochia longifolia, B. M. Taf. 6884. Das Vaterland 
dieſer Art iſt Hong⸗Kong. Sie hat einen kurzen dicken Stamm, aus welchem 
ſchlanke, ſich windende Triebe hervorſchießen, die mit kurzgeſtielten, langlan⸗ 
zettlichen, nach unten filzigen Blättern verſehen find. Die röhrenförmi 
gen, kurzgeſtielten Blumen ſind in der Mitte jäh zurückgebogen. Saum 
ausgebreitet, ſchief, zweilappig, purpur⸗braun. ö 

Galtonia clavata, Bot. Mag. Taf. 6885. Die Gattung Gal- 
tonia unterſcheidet ſich merklich im Habitus von Hyacinthus, wenn auch 
die Struktur der Blume faſt ein und dieſelbe iſt. Die Blumen ſind lang, 
röhrenförmig und von grüner Farbe, — keine beſondere Empfehlung für 
unſere Gärten, in welchen die beiden vorher beſchriebenen Arten, G. can- 
dicans und G. princeps ihrer Schönheit wegen ſehr geſchätzt werden. 

Pleurothallis Barberiana, B. M. Taf. 6886. Eine niedliche 
kleine Orchidee, die aber bei Gärtnern wenig Anklang finden dürfte. ö 

Tulipa Kaufmanniana, B. M. Taf. 6887. Nimium ne 
crede colori dürfte bei dieſer und andern Tulpen, welche in der Farbe 
ihrer Blumen ſo auffällig variiren, als Wahlſpruch angenommen werden. 
Bei unſerer Art find die Segmente des Perianthiums bisweilen weiß, 
nach außen braun oder auch karmeſinroth angehaucht; bisweilen gelb mit 
röthlicher Nuance nach innen. 1 


Ataccia cristata. Dieſe höchſt eigenthümliche Pflanze wurde ge- 
gen das Jahr 1840 von Oſtindien nach Europa eingeführt. Die Gat⸗ 


tung Ataccia iſt jetzt zu Tacca gebracht worden, von welcher 8 — 9 Ar⸗ 


ten bekannt ſind, die für ſich allein die kleine monocotyledoniſche Familie 


der Taccaceae ausmachen. Selbige zeigt mancherlei Verwandtſchaft mit 
den Amaryllidaceen, obgleich zwiſchen beiden ſchon im allgemeinen Ha- 
bitus ſehr markirte Verſchiedenheiten obwalten. Andererſeits zeigen die 


Taccas gar keine Berührungspunkte mit den Aroideen, zu welchen ſie 


in gärtneriſchen Werken ſehr häufig gebracht werden. Die Heimath dern 


421 


Taccas findet ſich auf der malayiſchen Halbinſel, in Oſtindien, Mada⸗ 
gaskar und im tropiſchen Amerika, — die drei in Gärten bekannten Ar- 
ten ſtammen alle von der malayiſchen Region und erheiſchen ſomit eine 
tropiſch feuchte Atmoſphäre in den Gewächshäuſern. Es ſind F. cristata, 
T. artocarpifolia und T. pinnatifida, Erſtere, bei weitem die ſchönſte, 
hat ein fleiſchiges Rhizom, aus welchem die dunkel-purpurne grüne Be— 
laubung hervorſproßt. Die Blattſcheibe iſt etwa 1 Fuß lang, der Blatt- 
ſtiel mißt gegen 4 Zoll. Der aufrechte Schaft iſt länger als die Blät— 
ter, dick, eckig, glatt und dunkel⸗-purpurn. Die Deckblätter finden ſich 
derart geſtellt, daß das eine ſich auf der Vorder-, das andere auf der 
Rückſeite der Blumen befindet, beide ſind kahnförmig und ungeſtielt, das 
andere Paar ſteht Seite an Seite hinter den Blumen und nimmt eine 
grade, nach aufwärts gerichtete Stellung ein, ähnlich wie das Dorſal— 
Kelchblatt eines Cypripedium. Sie find nach unten purpur-braun ge⸗ 
färbt, oben grün und beträgt ihre Längegegen 5 Zoll. Die dunkel-pur⸗ 
purnen Blumen meſſen 1 Zoll im Durchmeſſer, die fehlgeſchlagenen oder 
Staubfäden ſind am Grunde purpurn, nach oben gelblich. 


Was ihre Kultur anbetrifft, ſo nehme man gute faſerige Heideerde 
etwa zu / und ¼ Sphagnum, zu dieſer Miſchung wird reichlich Holzkohle 
und Topfſcherben, auch eine nicht zu geringe Portion Silberſand, um die 
Miſchung leicht durchdringbar zu machen. Während der Sommermonate 
jagt ihr eine Tagestemperatur von 75 — 85“ Fahr. am meiſten zu und 
muß fie im ſchattigſten Theile des Hauſes untergebracht werden. Reich⸗ 
liches Spritzen und tüchtige Waſſerzufuhr nach den Wurzeln ſind weitere 
Bedingniſſe. Im Winter halte man die Wurzeln trockner und bringe die 
Temperatur auf 60 65“ Fahr. Bei dieſem Kulturverfahren und nach 
einer guten Ruheperiode erfreut die Pflanze durch reichliches Blühen. 

The Garden, 17. Juli 1886, mit Abb. 


Malva lateritia. Die ziegelrothe Malve iſt ein ſeltener Gaſt 
in unſern Gärten, obgleich fie ſchon im Jahre 1836 von Braſilien ein- 
geführt wurde. Einjährig, vom zierlichen Habitus erreicht ſie eine Höhe 
von etwa 6 Zoll. Die Blumen ſtehen auf langen Stielen, welche aus 
den Achſeln der oberſten Blätter hervortreten. Ihre Farbe wird als zie— 
gelroth beſchrieben, doch kommen auch fleiſch- und lachsfarbige Schattirun- 
gen vor, wie man ſie bei Geranium lancastriense kennt. Die oberen 
Blätter ſind dreilappig, hart und beim Berühren rauh anzufühlen. Auf 
einer ſonnigen Steingruppe ausgepflanzt, zeigt die Pflanze ein ſehr üp— 
piges Gedeihen, blüht vom Juni bis September unausgeſetzt. Nur wäh— 
rend eines recht trocknen Sommers bringt ſie ihre Samen zur Reife. 
Durch die niederliegenden Zweige, welche auf dem Boden leicht Wurzel 
ſchlagen, läßt ſie ſich leicht vermehren, auch geſchieht dieſes durch Steck— 
linge. l. e Taf. 553. 

Hemipilia calophylla. Dieſe kleine terreſtriſche Orchidee mit 
dem Habitus einer Ophrys ſteht den Gattungen Satycium und Habe— 
naria ſehr nahe. Sie hat eine fleiſchige Knolle von der Größe eines 
Dattelkerns und ein herzförmiges, vereinzeltes Blatt von etwa 3 Zoll 
Länge, welches buntſcheckig und braun-roth geadert iſt. Die Blumen ſte⸗ 


422 


hen auf einem aufrechten, dünnen, 6 Zoll langen Stiele, etwa 12 an der 
Zahl und find fo groß wie die Blume von Ophrys apifera. Kelch- und 


Blumenblätter weiß mit grünen Spitzen und zeigt die große flache Lippe 9 


eine ſchön amethyſt-purpurne Färbung. Es giebt 2 Arten dieſer Gattung, 
beide in Oſtindien zu Haufe, die obenbenannte wächſt auf Kallſteinfelſen 
in der Nähe von Moulmain, und blühten vor kurzem einige Knollen 
von ihr in den Kew-Gärten. Die Blumen find wirkliche kleine Juwele 
und iſt das Blatt ebenſo ſchön gezeichnet wie jenes einer Anoectochilus- 
Art. Sie gedeiht am beſten in lehmigem Boden und muß man den Topf 
auf einer Stellage im Warmhauſe unterbringen. 1. c. 24. Juli. 


Androsace lanuginosa. The Garden, Taf. 55. Unter den 
Alpinen ſtehen die Androsacen den Primeln würdig zur Seite. Im 6. 
Hefte a. C. unſerer Zeitſchrift haben wir nach H. Correvon eine Ueber⸗ 
ſicht der europäiſchen Arten gegeben, jetzt folgen wir dem „Garden“ und 
möchten auf einige der indiſchen kurz hinweiſen. 

A. lanuginosa vom Himalaya befindet ſich ſchon nahezu 50 Jahre 
in unſeren Kulturen. Dieſe Art läßt ſich leicht durch ihre langen, ſtark 
beblätterten, Sproſſen ähnlichen Zweige ſowie durch die kleinen zerſtreuten 
Roſetten von allen andern unterſcheiden. Die Blätter find von lanzett-⸗ 
licher Form und iſt die ganze Pflanze mit langen ſeidenartigen Haaren 
bedeckt. Die Sproſſen ähnlichen Zweige ſchlagen nie Wurzeln, wie dies 


bei A. stolonifera der Fall iſt. Eine Varietät oculata hat einen di⸗ 3 


ſtinkten purpurnen Ring um das Auge herum und ſoll bei guter Kultur 
ganz beſonders reizend fein. Sie ſetzt reichlich Samen an, doch läßt ſie 
ſich auch durch Stecklinge leicht vermehren. Man findet die Art auf dem 
weſtlichen Himalaya bei einer Meereshöhe von 10000 Fuß. Außerdem 
werden beſprochen reſp. empfohlen: = 

A. Chamaejasme mit 2 Varietäten uniflora und coronata. 4 

Dieſe Art zeigt eine ſehr weite geographiſche Verbreitung, man fin⸗ 


det ſie im weſtlichen Tibet, in Barjila und Karakorum bei Höhen von 12000 


bis 15000. Sie erſtreckt ſich bis nach dem arktiſchen Rußland, nach 
Central- und Nord-Aſien und dem arktiſchen Amerika, findet ji) ebenfalls 
in den europäiſchen Alpen reichlich vertreten. 

A. geraniifolia. Eine neue Art aus der ſproſſentreibenden Sek⸗ 
tion. Als Gartenpflanze für Felſenpartien ſehr zu empfehlen. Bei 9000 
bis 10000“ über dem Meere. 3 
A. Hookeriana. Ebenfalls eine verhältnißmäßig neue Art, die 
erſt vor Kurzem in unſere Gärten eingeführt wurde. Bei 12000 bis 
14000 über dem Meere. 5 

A. sarmentosa. Eine großen Variationen unterworfene Art. 


Man kennt von ihr eine Menge von Formen oder Varietäten, jo vil. 


losa, foliosa, Watkinsei, grandifolia und primuloides, die im Hi⸗ 
malaya zwiſchen 10000 - 14000 über d. M. vorkommen. 1 
A. sempervivoides. Eine reizende kleine Art vom weſtlichen 
Tibet, dem Scinde⸗Thale und Kashmir. 2 
A. villosa. Die auf dem Himalaya wachſende Form iſt von der 
unſerer Alpen recht ſehr verſchieden. Sie iſt nämlich dicht behaart oder 


423 


zottig, die Blätter ſtehen in größeren kugeligen Roſetten und auch die 
Blumen ſind größer. 

Dendrobium Stratiotes, Rchb. f. Eine ebenſo eigenthümliche 
wie anziehende Neuheit, welche von den Herren Aug. Linden und Aug. 
de Ronne auf den Papua⸗Inſeln entdeckt wurde. 

Die Blumen ſind größer als jene von Dendrobium taurinum. 
Das Dorſal⸗Kelchblatt iſt geſchweift, ſpitz und ebenſo gedreht wie die ſeit— 
lichen Sepalen, welche gerandet ſind. Die linealen zugeſpitzten Petalen 
ſind ebenfalls gedreht und größer als die Petalen. Das Lippchen iſt drei— 
ſpaltig. Die Säule läuft zu beiden Seiten in einen rechten Winkel aus. 
Nach Herrn Aug. Linden zeichnet ſich dieſe Orchidee, die bemerkenswer— 
theſte, welche er auf ſeiner Entdeckungsreiſe antraf, durch ſehr reiches Blü— 
hen aus, er zählte an Pflanzen mit zehn Knollen 250 zu gleicher Zeit 
aufgebrochene Blumen. Die weißen Blumen mit karmoiſinroth gerande— 
tem Lippchen waren von großartiger Wirkung. 

L’illustration Horticole, 1886, 7. livr. pl. 602. 

Alocasia? Lindeni, Rod. „Die Serie von Neuheiten in der 
ſo reichen Familie der Aroideen ſcheint in der That unerſchöpflich zu 
ſein“ und müſſen wir dieſem Ausſpruche unſeres verehrten Collegen, 
Profeſſor Rodigas ganz und voll beiſtimmen. Eine kleine Pflanze die— 
ſer Art erregte ſchon die allgemeine Aufmerkſamkeit auf einer der letzten 
Sitzungen der kgl. Gartenbaugeſellſchaft in London und Dr. Maſters 
ſchreibt von ihr: „die Pflanze trägt ein eigenthümliches Gepräge an ſich 
und dürfte von großem decorativem Werthe ſein, ſobald ſie ſich ordent— 
lich entwickelt hat. Haben wir es hier mit einer wirklichen Alocasia zu 
thun, oder wird ſie ſich ſpäter, wenn ſie zum Blühen gelangt, als eine 
Homalonema entpuppen? Die Art wurde von Herrn A. Linden im Pa⸗ 
pua⸗Lande entdeckt und ſoll ſich durch einen impoſanten Habitus auszeich— 
nen. Ganz insbeſondere ins Auge fallend ſind die blendend weiße Fär— 
bung der Blattſtiele und die gelbliche Schattirung der auf den dunkel— 
grünen Blättern hervortretenden Adern. Die im Beſitze der Compag— 
nie Continentale d'Hortic. in Gent befindlichen Exemplare zeigen ein 
ſehr raſches und kräftiges Wachsthum. l. C. Taf. 603. 

Gymnogramme fariniferum L. Linden & Rodigas. Im 
ſtrengſten Sinne des Wortes iſt dieſe höchſt zierliche Gymnogramme 
keine neue Art, macht vielmehr eine ſehr charakteriſtiſche Form der G. 
schizophyllum aus. l. c. Taf. 603. 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Sommer⸗Eierbirne. Eine ſehr alte alemanniſche Sorte, die ſchon 
Valerius Cordus in feiner Historia stirpium (1561 nach feinem 
Tode herausgegeben) als pyrum ovat um beſchreibt. Man kennt von 
ihr 13 Synonyma. Als Sommer-Marktfrucht erſten Ranges eignet fie 
ſich ſehr gut zum Kochen und Dörren. In einem milden, guten Boden wächſt 


424 


der durch feine düſtere graue Belaubung leicht kenntliche Baum kräftig und 
iſt ein Jahr um das andere ſehr fruchtbar. Reift Mitte Auguſt. 
Fruchtgarten, Nr. 12, Fig. 16 und color. Abb. 
Wildling von Montigny. Dieſe Butterbirne wurde in der erſten 
Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Montigny-Lencoup (Frankreich) 
aufgefunden. Eine ganze Reihe von Synonymen kennt man von ihr. Reift 
Mitte October und Hält ſich mehrere Wochen. Selbſt in trockenem Sandbo- 
den iſt die Fruchtbarkeit eine regelmäßige und fallen die Früchte in win⸗ 
digen Lagen nicht leicht ab. l. c. Fig. 17 u. color. Abb. 
Sparbirne. Eine ſehr alte, wahrſcheinlich aus Frankreich ſtam⸗ 
mende Sorte. Nur wenige Synonymen kommen vor. Reift Anfangs 
Auguſt, ſeltener ſchon Ende Juli. In vielen Großſtädten beherrſcht ſie 
den Obſtmarkt. Sollte vor voller Reife abgenommen werden, dann hält 
ſie ſich gut über 14 Tage. Zum Kochen und Dörren ausgezeichnet. Der 
kräftig wachſende Baum iſt bald und in etwas feuchtem Boden faſt jähr⸗ 
lich außerordentlich fruchtbar. 1. c. Fig. 18 u. color. Abb. 
Engliſche Sommer⸗Butterbirne. Wurde bereits von Le Lectier 
(1628) als Po ire d' Angle terre beſchrieben. Man kennt nur einige 
Synonymen. Reift meiſt ſchon Ende September, wenn noch grün ge= 
pflückt, hält ſie ſich 14 Tage und darüber. Wird in vielen Städten 
als eine ſehr beliebte ſpätere Sommerbirne geſchätzt. In etwas feuch— 
tem Boden zeichnet ſich der Baum durch ganz außerordentliche Frucht— 
barkeit aus. l. c. Fig. 19 u. color. Abb. 
Schloeſſer's Frühpfirſich. Eine rheinländiſche Localſorte, in der 
Gegend von Köln ſehr häufig angebaut, dort allgemein als Wahlen's 
Pfirſich bekannt. Reifezeit Ende Juli, längſtens Anfang Auguſt. Gehört 
unſtreitig zu den edelſten und vortrefflichſten Frühpfirſichen. Der Baum 
wächſt ſehr kräftig und iſt durchaus nicht empfindlich. 
l. c. Nr. 13, Fig. 20. 
Pomme Rambour Mortier. Ein Apfel jüngeren Datums und 
belgiſchen Urſprungs. Der Baum ſoll den härteſten Wintern wider⸗ 
ſtehen und wenig von der Blutlaus zu leiden haben. Die große Frucht 
iſt ein ausgezeichneter Tafelapfel und reift vom Februar bis April. Zur 
Kultur im Großen iſt dieſe Sorte ſehr zu empfehlen, der Baum gedeiht 
in jedem Terrain und zeichnet ſich durch große Fruchtbarkeit aus. 
Bull. d’arboriculture, Juni 1886, color. Abb. 
Poire Comte de Flandre. Eine ausgezeichnete Birne belgi- 
ſchen Urſprungs. Die große oder ſehr große Frucht iſt ſtets kernlos, 
was bei den Birnen höchſt ſelten vorkommt. Muß auf Wildling ver— 
edelt werden, da der Baum nicht ſehr kräftig wächſt, ſeine Fruchtbarkeit 
iſt eine befriedigende. Die Frucht reift Mitte December bis Mitte Ja⸗ 
nuar und hält ſich in einem guten Keller bis Ende des Monats. An 
Güte kommt fie der Poire-Colmar gleich. 1. c. Juli, color. Abb. 


— — 


425 


Feuilleton. 


Begonia fimbristipula. Dieſe im vorigen Jahre auf der In— 
ſel Hongkong neu entdeckte Begonie ſoll ſich durch den Wohlgeruch ihrer 
Blüthen, wie ihn bisher keine Art aufzuweiſen hat, auszeichnen. Nach 
England eingeführt, hat ſie daſelbſt bereits geblüht. Aus dem kleinen 
knolligen Wurzelſtock entwickelt ſich alljährlich im Frühling ein einziges 
Blatt, ſpäter folgt dann ein ſteif aufrechter Blüthenſchaft, auf welchem 
die dunkelnelkenroſa Blumen in einem gedrängten Kopfe geordnet ſind. 
Der Durchmeſſer der männlichen Blüthen beträgt 2½ —3 em, die weib— 
lichen ſind kleiner. Das an einem kurzen Stiele ſitzende Blatt legt ſich 
theilweiſe knapp an den Boden an; von unregelmäßig herzförmiger Ge— 
ſtalt iſt es auf der dunkelolivengrünen Oberfläche haarig, unterhalb pur— 
purn ſchattirt. 


Neue Krankheit der Mandelbäume. Nach den Unterſuchungen 
des Profeſſors Maxime Cornu am pariſer Pflanzengarten ſoll eine bis— 
her nicht beachtete Krankheit der Mandelbäume in vielen Gegenden des 
ſüdlichen Frankreichs epidemiſch auftreten. Ein Pilz, Polystigma ful- 
vum, Tul. iſt die Urſache derſelben. Durch orangefarbene Flecke macht 
ſich dieſer Pilz auf den Blättern, oft auf der ganzen Blattfläche bemerk— 
bar. — In Deutſchland wird durch eine verwandte Art, Polystigma 
79 0 5 Tul. den Schlehen und Pflaumenbäumen oft viel Schaden zu— 
gefügt. 

Herenbeſen. Mit dem Namen Hexenbeſen (Wetterbüſche, Koller— 
büſche, Donnerbeſen) bezeichnet man bekanntlich abnorme Zweigwucherun— 
gen, welche hie und da in den Baumkronen auftreten und von fern einem 
Miſtelbuſch oder einem Elſterneſt ähneln. Die Natur dieſer Bildungen 
iſt erſt theilweiſe aufgeklärt. Einige können durch Verwundungen entſte— 
hen. Ein Theil aber wird durch paraſitiſche Pilze erzeugt. Am befann- 
teſten iſt in dieſer Hinſicht der Hexenbeſen der Weißtanne, welcher durch 
einen Roſtpilz, das Aecidium elastinum hervorgerufen wird. Eine an— 
dere Art, (Aecidium Magellhaenicum Berkl.) verurſacht, wie Prof. 
P. Magnus gezeigt hat, mächtige Hexenbeſen an der Berberitze. Außer— 
dem verurſachen, wie von E. Bäthay, Roſtrup und Sadebeck nachgewie— 
ſen wurde, mehrere Arten der Pilzgattung Exoascus Hexenbeſen an ver⸗ 


ſchiedenen einheimiſchen Bäumen, nämlich an Kirſchen (Prunus avium, 


Cerasus, P. Chamaecerasus), an der Kriechenpflaume (Prunus In- 
sititia), dem Weißdorn, der Hainbuche und der Birke (Polycladıa). 

Prof. Magnus hebt hervor, daß der Pilz nur auf den erſten Blät— 
tern der im Frühjahre ausſproſſenden Triebe der Hexenbeſen erſcheint, 
höchſtens tritt er noch auf den folgenden Blättern fleckenweiſe auf. Da 
die infizirten Blätter bald abfallen und die Pilzflecken vertrocknen, ſo iſt 
im ſpäteren Sommer an den Hexenbeſen äußerlich keine Spur mehr von 
dem Pilze zu finden. „Humboldt“. 


Camellia Thea, Link, Enum. Pl. Hort. Bot. Berol. II. (1822) 
p. 73. In Forbes' und Hemsley's „Index Florae Sinensis“ 
findet ſich folgende Synonymie des chineſiſchen Theeſtrauchs: 


426 


Camellia Bohea, Griff. 
. „ theifera, Griff. 
(Dyer in Hook. f. Fl. Brit. Ind. 
Franchet in Pl. David.) 
Camellia viridis, Link, ut supra. 
Thea sinensis Linn. Sp. Pl. ed. I. 
„ Bohea et T. viridis Linn. Sp. Pl. ed. 2. 
„ cochinchinensis et T. santoniensis, Lour. Fl. Cochinch. 
assamica, Masters in Journ. Agric. et Hortie. Soc. 
India. 
„ japonica Kaempf. Amsen. Exot. 
„ chinensis, Sims, Bot. Mag. t. 998. D. C. Prodr. I; 
Seem. in Trans. Linn. Soc. XXII. 
Zwei wilde Exemplare des Eibenbaumes (Taxus baccata) ha⸗ 
ben ſich in der Nähe von Roſtock erhalten und giebt Herr stud. jur. L. 
Krauſe im „Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeſchichte in Meck⸗ 
lenburg“ eine Abbildung und Beſchreibung derſelben. Nur einer von die⸗ 
ſen uralten Bäumen ſteht noch inmitten ſeiner urſprünglichen Waldum⸗ 
gebung in der Roſtocker Heide, bildet daſelbſt ein wildverworrenes Strauch 
werk, welches eine über 40 m im Umfang haltende Fläche überzieht. 
Neun ziemlich nahe bei einanderſtehende Stämme ragen aus der Mitte 
dieſes Geſtrüpps empor und bilden ſie augenſcheinlich die ſelbſtſtändig 
gewordenen unterſten Zweige eines jetzt vollſtändig verſchwundenen Baumrie⸗ 


ſen. Der Hauptſtamm war 1805 noch vorhanden. Der Umfang der 


ſtärkſten Stämme beträgt am Boden durchſchnittlich 0,75 bis 1 m; der 
ſtärkſte hat in einer Höhe von 0,75 m über dem Boden noch 1 m Um- 7 
fang. Im Jahre 1879 betrug die größte Höhe noch 7½ m, ſpäter 
ſind von ruchloſer Hand die beiden höchſten Spitzen abgehackt worden. 
Rings um dieſe neun größeren Bäume herum wuchern übereinander und 
durcheinander, nach außen hin immer niedriger werdend, kleine Bäume 
und Büſche, meiſt wurzelnde Zweige jener Hauptſtämme, welche ſo von 
einem Kranze wild verwachſenen Geſtrüppes umgeben ſind. — Das zweite 
Exemplar iſt lange ſchon ſeiner alten Umgebung beraubt und ſteht jetzt 


etwas über 2 km vom Walde entfernt in einem Garten zu Mönkhagen. ks 


iſt ein einzelner, etwa 10 m hoher, mächtiger Baum, deſſen Alter auf 
ungefähr 1500 Jahre berechnet worden iſt. Als vor Jahrhunderten das 


deutſche Dorf Mönkhagen auf dem neugerodeten Waldboden entſtand, E 


war dieſer Eibenbaum alſo ſchon ein Ehrfurcht gebietender, faſt tauſendjäh⸗ 
riger Greis. Daher blieb er denn auch vom Beile verſchont und er⸗ 


hebt jo noch immer feine ſtolze, ca. 9g m im Durchmeſſer haltende Krone 1 


mitten unter kultivirten Obſtbäumen als letzter Reſt des einft hier em 
porragenden Urwaldes. Der Stamm mißt in einer Höhe von 0,96 m 
über dem Boden 2,91 im Umfange. In 1,7 m Höhe zweigt ſich der 


erſte Aſt ab, der einen Umfang von 1,3 m hat und dicht darüber ſitzt der 


zweite Zweig von 1,15 m. Umfang. In einer Höhe von 2,21 m über 
dem Boden hat der Hauptſtamm immer noch einen Umfang von 1,71 
m. Leider iſt der Stamm unten ſchon faſt ganz hohl; aber dennoch 
blühet und grünet die alte Eibe immer noch auf's Neue. Namentlich 


427 


in den letzten beiden Jahren hat fie ſich wieder ſtark herausgemacht und 
im Herbſte 1772 eine ungewöhnliche Menge ihrer ſchönen rothen Früchte 
getrieben. 

Der Gemüſebau bei Paris. Das 8½ Quadratmeilen große 
Seine⸗Departement iſt zu ſeinem größten Theile von Gebäuden aller Art, 
Straßen und Plätzen, öffentlichen Anlagen, Parks und Wäldern, Kirchhö— 
fen, Feſtungswerken, zahlloſen Villen und Landhäuſern bedeckt. Die we— 
niger fruchtbaren hochgelegenen Striche werden dabei meiſt mit Getreide 
und Futterpflanzen bepflanzt. Nichtsdeſtoweniger iſt die Gärtnerei ſo 
bedeutend, daß ihr jährlicher Ertrag auf 15 — 16 Millionen Fres. berechnet 
wird. Das Meiſte davon kommt auf die in Miſtbeeten gezogenen Früh— 
gemüſe von denen für 7 Millionen verkauft wird. Man rechnet 4.70 
Fres. Ertrag auf den Geviertmeter der Miſtbeete, deren zweite Ernte 
dagegen nur auf 0.45 Fres pro Meter angegeben wird, wodurch noch 
800.000 Fres. herauskommen. Die im Freien gezogenen Gemüſe brin— 
gen 7,500.000 Fres. oder 1.55 Fres. pro Meter. Die Miſterde (aus 
alten Miſtbeeten) bringt an 2 Millionen. Dieſen und einigen anderen 
kleinen Erträgniſſen ſtehen an circa 14 Millionen Ausgaben für Pacht 
des Bodens, Betriebseinrichtungen, Pferde, Dünger und Arbeiter gegen— 
über. Der Reinertrag iſt deshalb nicht ſo bedeutend, als man erwarten 
könnte. Derſelbe wird mehr und mehr beeinträchtigt durch den Mitbe— 
werb der Provinzen und beſonders Algeriens, welcher durch die Vervoll— 
kommnung der Verkehrsein richtungen möglich geworden iſt. In Paris 
ſelbſt ſind ungefähr 6000 Perſonen, Frauen inbegriffen, beim Gemüſebau 
beſchäftigt. 8 (Nat.⸗Ztg.) 


Gartenbau⸗Vereine. 


* Fränkiſcher Gartenbauverein. In der am 5. Juli l. Is. 
in den Centralſälen abgehaltenen Verſammlung widmete zunächſt der 1. 
Vereinsvorſtand dem Andenken Seiner Majeſtät des Königs Ludwig II., 
dem höchſten Protektor der bayeriſchen Landwirthſchaft, welcher dem frän— 
kiſchen Gartenbauverein bei verſchiedenen Anläſſen, ſo auch insbeſondere 
durch Spendung eines prachtvollen, kunſtvoll gearbeiteten Königs-Preiſes 
bei dem 1880 zu Würzburg ſtattgefundenen Pomologen-Kongreſſe, ver— 
bunden mit allgemeiner deutſcher Gartenbau-Ausſtellung, Zeichen der Als. 


lerhöchſten Huld und Gnade gegeben hat, tiefempfundene Worte, und er— 


hoben ſich die verſammelten Vereins-Mitglieder von ihren Sitzen, um 
den Gefühlen der allgemeinen Trauer über das unſerem Allerhöchſten 
Königlichen Hauſe widerfahrene große Unglück einen entſprechenden Aus— 
druck zu verleihen. Herr Univerſitäts-Profeſſor Dr. Semper machte hier— 


auf ſehr intereſſante und anregende Mittheilungen über mehrere von ihm 


mit Anzucht von Kulturpflanzen in anderen, als den in der Kunſtgärt— 
nerei gebräuchlichen unglacirten Töpfen angeſtellten Verſuchen, indem der— 
ſelbe der Verſammlung ein in einem großen Früchtenglas gezogenes 
Prachtexemplar einer Begonia rex Leopardinus, ſowie eine in einem 


glacirten Topf ohne Abzugsloch gezogene, vollſtändig geſunde Latania 


Eingeſchickt. 


428 


Borbonica zur Vorzeigung gelangen ließ; letzterer Topf war übrigens 
unten mit Sand und Kohlen und oben zu zwei Drittheilen ſeiner Höhe 
mit Erde gefüllt. Aus dieſen wohlgelungenen Verſuchen ergiebt ſich deut— 
lich, daß es zum guten Gedeihen unſerer meiſten Zimmerpflanzen durch— 
aus nicht erforderlich iſt, ſolche in den gewöhnlich hierzu verwendeten, 
unſchönen, unglacirten Blumentöpfen zu kultiviren, daß man vielmehr 
Palmen und andere zur Aufſtellung in unſeren Wohnungsräumlichkeiten 
geeignete Dekorationspflanzen, bei ſonſt entſprechender Pflege, mit beſtem 
Erfolge auch in eleganten, glacirten Töpfen, in Majolikas, Porzellange⸗ 
fäßen u. ſ. w. kultiviren kann, was zum ſchönen vortheilhaften Eindruck 
ſolcher Dekorationsgewächſe nicht unweſentlich beiträgt. Der 1. Vereins- 
Vorſtand erſtattet hierauf Bericht über die Vertretung der Gartenkultur 
bei der am 15. Mai l. Is. zur Eröffnung gelangten ſchwäbiſchen In⸗ 
duſtrie- und Gewerbe-⸗Ausſtellung zu Augsburg, und bemerkte zunächſt, 
daß die ſämmtlichen Partien des großartigen, kunſtvoll angelegten Aus- 
ſtellungs-Parkes ſich in ſehr paſſender und harmoniſcher Weiſe dem für 
die einzelnen Ausſtellungsgebäude gewählten Bauſtyl anſchließen, was be⸗ 
ſonders bei den feinen, eleganten, mit einzelnen prachtvollen Dekorations- 
pflanzen abwechſelnden Teppichgruppen, welche die in edlem Renaiſſance⸗ 
Styl aufgeführten Gebäulichkeiten der kunſthiſtoriſchen Abtheilung und 
des Haupt⸗Ausſtellungsbaues mit ſeinen drei mächtigen Kuppeln umgeben, 
in angenehmſter Weiſe hervortritt. Der größte Theil des Ausſtellungs⸗ 
parkes, aus weiten, mit Baum- und Gehölzgruppen, mit ſchönen Soli⸗ 
tär⸗Bäumen und Blumengruppen beſetzten ſmaragdgrünen Wieſenparthien 
gebildet, iſt in engliſchem Parkſtyl gehalten, und findet ſeinen ſchönſten 
Schmuck in einem großen, unregelmäßig geformten, mit Schwänen und 
ausländiſchen Enten beſetzten Teich, deſſen Ufer mit den mannigfaltigſten 
fremden Nadelhölzern, mit dekorativen Rohrarten und Bambuſen u. ſ. 
w. in geſchmackvollſter Weiſe bepflanzt find. Ein von einer Felsparthie 
herabſtürzender Waſſerfall, eine ſehr gelungene Anlage alpiner Stauden⸗ 


gewächſe, in der ſich die maſſenhaft zwiſchen Felstrümmern gepflanzten, 
in reichſter Blüthe ſtehenden Alpenroſen prachtvoll ausnehmen, ſowie ein 
auf einer Terraſſe gegen den kleinen See vorſpringender, geſchmack voller 
Kiosk, von dem ſich üppig wucherndes Fächerpalmen⸗Gebüſch grazibs 


zur Waſſerfläche herabneigt, verleihen der Umgebung dieſer den Mittel- 


punkt des Ausſtellungsparkes bildenden Waſſerfläche Reiz und Abwechs⸗ 4 | 
lung. Eine beſondere Zierde der an ſchönen und anziehenden Parthien 
überaus reichen Park-Anlage bildet das großartige, aus tauſenden von 


Roſenbäumchen, Trauerroſen, Pyramiden- und Buſchroſen in etwa 1500 


Sorten gebildet, mit Geſchmack und Eleganz angelegte Roſarium des 


rühmlichſt bekannten Roſiſten Wilhelm Kolle zu Augsburg. Auch das 
von ſchönen Darſtellungen der Plaſtik umgebene große Baſſin unmittelbar 


vor dem Haupteingang des Haupt⸗Ausſtellungsgebäudes, aus dem ein 
mächtiger Waſſerſtrahl bis zu der ziemlichen Höhe der Kuppel empor⸗ 


ſteigt, das reizende, mit Hirſch- und Rehgeweihen geſchmückte Gebirgs- 
forſthaus mit dem umgebenden, aus Saatbeeten aller einheimiſchen Holz 


gattungen und vielen ausländiſchen Koniferen gebildeten Forſtgarten, jo: | | 


wie ein elegantes mit koſtbaren Inſtrumenten ausgerüftetes Wetterhäus⸗ 


429 


chen bilden reizvolle Details des ebenſo mannigfaltigen als geſchmackvoll 
durch Herrn Stadtgärtner Jung zu Augsburg angelegten Ausſtellungs⸗ 
parkes, der auf jeden Beſucher der ſchönen, reichhaltigen ſchwäbiſchen Ge— 
werbe⸗ und Induſtrie-⸗Ausſtellung den vortheilhafteſten Eindruck hervor— 
bringen wird. Herr Kunſt- und Handelsgärtner W. Wahler dahier 
hatte die Freundlichkeit, zu dieſer Verſammlung, welche mit einer Blu— 
men⸗ und Pflanzen-Verlooſung beſchloſſen wurde, ein Sortiment von 
über 100 abgeſchnittenen Roſen von den neueſten und vorzüglichſten Sor— 
ten aus ſeiner großartigen Roſengärtnerei zu Eſtenfeld einzuſenden; dieſe 
Roſen gelangten zunächſt zur Vorzeigung und ſodann zur Vertheilung 
unter die erſchienenen Vereinsmitglieder. 


ear. 


Index florae Sinensis. By Fr. Blackwell Forbes, F. L. 
S. & William Botting Hemsley, A. L. S. Von dieſer, auch für 
gärtneriſche Zwecke ſehr nützlichen Publication, welche wir bereits im vo— 
rigen Hefte unſerer Zeitſchrift ausführlicher beſprachen, iſt ſoeben der zweite 
Theil (Journal of the Linnean Society vol. XXIII. No. 151) erſchienen, 
der die Ordnungen Ternstroemiaceae — Leguminosae: Papilionaceae 
behandelt. Auch zwei neue, zu den Rutaceen und Papilionaceen gehörige 
monotypiſche Gattungen, Psilopeganum und Fordia mit den Arten P. 
sinense, Taf. III und F. cauliflora, Taf. IV werden von dem einen 
der Verfaſſer, Herrn Hemsley beſchrieben. Nach einer beigeſchloſſenen 
Notiz darf man auf das baldige Erſcheinen der weiteren 1 17 San 

— — E £ 

Cistinees du Portugal par J. Daveau. (Extrait du „Bole- 
tim da Sociedade Broteriana IV). Eine der intereſſanteſten und ſchön⸗ 
ſten Familien der artenreichen und höchſt eigenthümlichen Mediterranflora 
macht jedenfalls die der Ciſtroſen aus und hat fie auch in Boiſſier, Will- 
komm und Lange und verſchiedenen anderen Botanikern, vom gärtneri— 
ſchen Standpunkte in Sweet zahlreiche Bearbeiter gefunden. Die mei— 
ſten Arten wachſen in Südeuropa, Weſtaſien und Nordafrika, verſchiedene 
erſtrecken ſich nach Centraleuropa, dem mittleren Aſien, Aegypten, den 
Cap Verdiſchen Inſeln und den Canaren und einige finden ſich auch in 
Nordamerika. Verfaſſer der vorliegenden Studie bringt die portugieſi— 
ſchen Cistineen auf 44 Arten, (Cistus 11, Halimium 9, Tuberaria 
6, Helianthemum 14 und Fumana 4 sp.), von dieſen iſt keine dem 
Königreiche eigenthümlich, die meiſten theilt es mit dem benachbarten Spa⸗ 
nien, Cistus laurifolius ift eine der ſeltenſten Arten, C. ladaniferus je⸗ 
denfalls die gemeinſte. Meilenweite Flächen werden von ihr occupirt, er- 
halten durch ſie ihren phyſiognomiſch beſtimmenden Charakter. 

Zu gärtneriſchen Zwecken, ſei hier in Parantheſe bemerkt, nehmen 
die Cistineen lange noch nicht den ihnen gebührenden Platz ein. 

R 


— ed. 
Key to the System of Victorian Plants. By Baron 
F. von Mueller. Melbourne 1885. Dieſe kleine Schrift des uner— 
müdlichen Botanikers Auſtraliens iſt ebenſo praktiſch eingerichtet wie hübſch 


430 


ausgeſtattet und hat zunächſt wohl den Zweck, das locale Studium der 
dortigen, überaus reichen Flora zu erleichtern und aufzumuntern. Wer 
immer ſich für Vertreter der auſtraliſ ſchen Flora intereſſirt, dieſelben auch 
botaniſch richtig erkennen will, dürfte in dieſer, durch 152 ſehr ſauber 
ausgeführte Holzſchnitte illuſtrirten Arbeit weſentliche Unterſtützung fin⸗ 
den. Es verlohnt ſich wahrlich ſchon der Mühe, dieſe Illuſtrationen 
einer eingehenden Durchſicht zu unterwerfen, um ſich mit den vielen, 
höchſt eigenthümlichen Typen des Auſtrallandes vertraut zu 1 
Red. 


Reichenbachia. Chromolithographiſche Abbildung, Beſchreibung 
und Kulturanweiſung der ſchönſten Orchideen. 

Unter Mitwirkung wiſſenſchaftlicher Autoritäten herausgegeben von 
F. Sander in St. Albans, England. Nach einer uns ſoeben zugegange⸗ 
nen Mittheilung hat Herr Paul Parey, Berlin dieſe koſtbare Zeitſchrift 
in Verlag genommen und fordert derſelbe zum Abonnement auf. Die 
Ausgabe geſchieht in Heften von 4 Chromos nebſt dem dazu gehörigen 
Text und beträgt der Subſcriptionspreis des Heftes 7 M. 50 Pfg. 
Dies iſt ein, für deutſche Verhältniſſe allerdings recht hoher Preis, dürfte 
aber mit dem, was man dafür erhält, vollſtändig im eee 


Die Aufbewahrung friſchen Obſtes während des Winters. Eine 
Zuſammenſtellung der verſchiedenen Methoden von Heinrich Gaerdt, Kö⸗ 
nigl. Gartenbau⸗Direktor. Frankfurt a. O. Verlag der Königl. Hofbuch⸗ 
druckerei Trowitzſch & Sohn 1886. a 

An der Hand dieſer kleinen, höchſt inſtruktiven Schrift dürfte es dem 
Laien, der vielleicht ſein Obſt mit Mühe geerntet oder auch für ſchweres 
Geld erworben hat, ein Leichtes ſein, ſeine ſaftige Waare während der 
langen Wintermonate gut zu conſerviren und auch der Fachmann wird 
ſicherlich in derſelben manche Fingerzeige entdecken, die von ihm bis da⸗ 
hin unbeachtet geblieben ſind. Der als Capacität auf gärtneriſchem Ge⸗ 
biete bekannte Autor bietet uns hier eine Zuſammenſtellung der verſchie⸗ 
denen Conſervirungsmethoden der Früchte, worüber man nur ſehr zer⸗ 
ſtreut in Zeitſchriften und größeren Werken einige Notizen antrifft, hat 
gleichzeitig feine eigenen reichen Erfahrungen in dieſer Schrift niederge⸗ 
legt. Wie ſchon die alten Griechen und Römer die Kunſt, das Obſt 
lange Zeit im friſchen Zuſtande zu erhalten, kannten, wird hier des wei— 
teren auseinandergejegt. Wir haben dieſe Publication von Anfang bis 
zu Ende durchgeleſen und Manches daraus gelernt, möchte es Vielen 
gleich uns ergehen. Red. 


Lepère, die Kultur des Pfirſichbaumes am Spaliere. Zweite 
umgearbeitete Auflage von J. Hartwig. Großherzogl. Sächſ. Garten⸗ 
inſpektor in Weimar. Weimar 1886. Verlag von Bernhard Fr. Voigt. 
In der erſten Auflage erſchien das Werk des berühmten pariſer Pfir⸗ 
ſichzüchters Lepere in wortgetreuer Ueberſetzung, wobei aber mancherlei, 
durch klimatiſche Differenzen bedingte Uebelſtände nicht zu vermeiden wa⸗ 
ren. In dieſer zweiten Auflage nun hat ſich der Herr Garteninſpector 

J. Hartwig bemüht, die Lehren und Vorſchriften Lepere's derart um⸗ 


431 


zugeſtalten, daß ſie unſern deutſchen Verhältniſſen mehr entſprechen und 
iſt ihm dieſes, ſo weit wir es zu beurtheilen im Stande ſind, ſo gut 
gelungen, daß man es hier mit einem ganz ſelbſtſtändigen Werke zu thun 
hat, welches ſicherlich von allen Kultivateuren dieſer edlen Frucht aufs 
Wärmſte bewillkommt werden wird. Zur weiteren Erläuterung des Tex⸗ 
tes dienen 29 ſehr ſauber ausgeführte Abbildungen. 


Die Kunſt des Bouquet⸗ und Kranz⸗Bindens praktiſch und leicht 
faßlich dargeſtellt. Von Dr. Ed. Brinckmeier, Hofrath ꝛc. Zweite ver⸗ 
mehrte und verbeſſerte Auflage. Mit 1 Titelbild und 99 Abbildungen. 
Leipzig, Verlag von Hugo Voigt. 1886. Die Kunſt, leichte, geſchmack⸗ 
volle Bouquets und Kränze zu binden, ruht ſeit Jahren der Hauptſache 
nach in den Händen von Frauen und Mädchen, manche derſelben haben 
dadurch ihr gutes Fortkommen in der Welt gefunden, anderen iſt dieſe 
Kunſt eine gar liebe Unterhaltung in Mußeſtunden geworden. Für alle 
dieſe iſt nun das uns vorliegende Buch in erſter Linie geſchrieben wor— 
den, doch wird die Generation der jüngeren Gärtner daſſelbe mit glei— 
chem Nutzen zu ihrer weiteren Ausbildung verwerthen können. Daß es 
vielfach warmen Anklang gefunden, geht ſchon aus dem Umſtande hervor, 
daß kurze Zeit nach dem Erſcheinen der erſten Auflage eine zweite nöthig 
wurde. Wir beglückwünſchen den Herrn Verfaſſer, der ſich bereits durch 
ſein „Gartenbuch für Damen“, Neue Entwürfe zu Teppich— 
Gärten und Blumen-Parterres“ in der gärtneriſchen Welt einen 
wohl- und weitbekannten Namen erworben hat, ebenſo ſehr zu dieſem 
Erfolge wie die verehrliche Verlagshandlung zu der von ihr hierzu aus— 
gehenden Anregung. Der erſte Abſchnitt handelt von der Bouquetbinde— 
kunſt im engeren Sinne, im zweiten Abſchnitte wird die Kranzbinderei 
mit Einſchluß von Guirlanden, Kronen u. ſ. w. ausführlich beſprochen 
und im dritten lernen wir die Behandlung und Zubereitung der zu trock— 
nenden, zu bleichenden und zu färbenden Blumen, Gräſer und Mooſe 
kennen. Der Anhang über Transparentbouquets und Blumentiſche mit 
ſelbſtthätigen Fontainen iſt ganz am Platze. Red. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Hofgarten⸗Inſpektor Jaeger in Eiſenach wurde von der Geſellſchaft 

für Botanik und Gartenbau Flora in Dresden zum Ehrenmitgliede er— 
nannt. 
Profeſſor Edouart Pynaert wird im October a. c. ſein 25jähriges 
Amtsjubiläum feiern. Um dem verdienten Manne ein Zeichen warmer 
Anerkennung darzubringen, hat ſich ein Comité gebildet und werden die 
Freunde und Verehrer des Jubilaten aufgefordert, ihre Beiträge an Herrn 
Fr. Burvenich pere in Gentbrugge einzuſchicken. 
Dr. Hance. Das Journal of Botany bringt die Kunde von 
dem Tode dieſes ſo verdienſtvollen Forſchers der chineſiſchen Flora. Seit 
mehreren Monaten leidend, ſtarb er vor Kurzem in Canton und wird 
ſein Dahinſcheiden ſicherlich eine fühlbare Lücke in der Botanik jenes Lan⸗ 
des zurücklaſſen. 


432 


Profeſſor A. de Candolle. Bei dem 500jährigem Jubiläum der 
Heidelberger Univerſität ernannte die dortige philoſophiſche Facultät den 
berühmten Genfer Gelehrten zu ihrem Ehrendoktor. 1 

Joſeph Bermann, der verdiente langjährige Secretär d. k. k. Gar⸗ 
tenb.⸗Geſellſchaft und jo thätige Redakteur der „Wiener Ill. Gartenz.“, 
dem auch als Kunſt- und Muſikalienhändler viel Günſtiges nachgeſagt 
wird, wie er desgleichen als Menſch volle Hochachtung verdiente, weilt 
nicht mehr unter den Lebenden, eine kurze Krankheit raffte ihn am 4. 
Juli d. J. mitten in ſeinem Wirkungskreiſe dahin. Die vielen nahen und 


fernen Freunde werden ihm ſtets ein treues, ehrendes Andenken bewahren. 


Herrn Kunſt⸗ und Handelsgärtner F. Abel iſt das Secretariat d. 
k. k. Gartenb. G. übertragen worden. 4 
Oberhofgärtner Baier in Herrenhauſen wurde von Sr. Majeſtät 


dem Könige von Preußen mit dem rothen Adler-Orden IV. Cl. decorirt. 
In Sondershauſen ſtarb der fürſtliche Gartendirektor Carl Arlt. 


Eingegangene Kataloge. 


1886. Catalog von Fr. Bur gaß. Engros⸗Culturen zum Export. 
Landsberg a. W. 

Verzeichniß über echte Haarlemer Blumenzwiebeln, diverſe Knollenge⸗ 
wächſe, Sämereien zur Sommer- und Herbſt⸗Ausſaat von Friedrich 
Spittel, Arnſtadt bei Erfurt. N 

Gräfl. Heinr. Attems' Samencultur-Station in St. Peter bei 
Graz. Aus einer ſeitens der Verwaltung uns zugegangenen Annonce er⸗ 
fahren wir zu unſerem großen Bedauern, daß die Anſtalt vom 1. Juli 
d. J. aufgelöſt worden iſt. | 

Der Doppel⸗Evaporator, neuejter, automatiſch doppelwirkender, pa⸗ 
tentirter Trocken- und Dörr⸗Ofen von Eugen Schniter, Ing., Zü⸗ 
rich. Die in den letzten Jahren erſchienenen zahlreichen Dörrapparate er⸗ 
heiſchen alle mehr oder weniger viel Aufwand von Zeit, Koſten, Mühe 
und Brennmaterial. Das von dem ſchweizer Ingenieur erfundene 


neueſte Syſtem ſoll nun dieſen Mängeln Abhülfe bringen und ohne 


hier weiter auf das ſehr ausführliche Proſpekt einzugehen, wollen wir 
Intereſſenten auf daſſelbe mit dem Bemerken aufmerkſam machen, daß 
ſolches von dem Erfinder zu beziehen iſt, der überdies bereit iſt, weitere 
Auskunft zu ertheilen. 1 
Dr. F. von Hoyden Nachfolger, Salicylfäure- Fabrik in Radebeul bei 
Dresden, N. Konſervirung von Früchten, Fruchtſäften, Moſt und Obſtweinen. 
1886 1887. Preis-Verzeichniß von C. W. Mietzſch. Roſen⸗ 
culturen, Baum ſchulen und Handelsgärtnerei Dresden⸗A. 
Herbſt 1886. Frühjahr 1887. Engros-Preis⸗Liſte von C. 
W. Mietzſch, Dresden-⸗A. | 
1886. Haage & Schmidt in Erfurt. Verzeichniß von Blumen⸗ 
zwiebeln, Knollengewächſen ꝛc. für Herbſt 18 86. 1 


Druck von Fr. Jacob in Düben 4 


Ein KRunstgärtner, der in Obſt, Gehölz, Roſenculturen- und Ge— 
iſebau gründlich bewandert iſt, wird auf d. Dominium Dubbertech bei Schmen⸗ 
/Pommern zum 1. October d. J. geſucht. 


Uheingauer Wein-Blatt. 


(Eingetragen im Poſtkataloge unter Nr. 4201.) 


Fachſchrift für den geſammten Weinhandel unter beſenderer Berückſichtigung des Rhein— 
Jgauer Weingeſchäftes. 

| Erſcheint zu Winkel im Rheingau jeden Sonntag. — Bringt ausführliche Weinberichte 
aus dem Rheingau, Rheinheſſen, der Pfalz, von der Moſel und Nahe, aus Oeſterreich-Ungarn, 
Elſaß⸗Lothringen, Frankreich, England, Amerika x. ꝛc. 

b Das Blatt enthält einen Weinverſteigerungskalender und meldet auch die Weinverſtei— 
gerungsreſultate. 

Die Rheingauer Verſteigerungsliſten werden vollſtändig mit Namens-Angabe der Herren 
Steigerer und der erzielten Preiſe abgedruckt. 

Auf den Weinhandel Bezug habende Inſerate finden durch das Rheingauer Wein-Blatt 
wirkſamſte Verbreitung. — Inſertionspreis die viergeſpaltene Zeile oder deren Raum 25 Pfg., 
im Reklamentheil 1 Mark. . 

Abonnements pro Quartal Mk. 2.50 nehmen ſämmtliche Poſtanſtalten, zu Mk. 2.39 
rei in das Haus die Expedition und die Filial-Expedition „G. Faber'ſche Buchhandlung in 
Mainz“ entgegen, welche auch den Bezug auf dem Wege des Buchhandels vermittelt. 


3 ee Er] u“ 


Im Verlage von Rob. Kittler in Hamburg find ferner erſchienen: 


Die Urbarmachungen und Verbefferungen des Bodens 

r Anleitung, Wald⸗, Haide⸗ und Bruchboden urbar, unfruchtbaren Boden, ſumpfige 
Peſen, Teiche, Gräben und angeſchwemmtes Land nutzbar zu en die cultivirten 

dereien zu verbeſſern und den Ertrag und Bodenwerth zu erhöhen. Nebſt Anwei⸗ 
Ig zur Tiefeultur, Drainirung und Einzäunung, zum Deichbau ꝛc. von Dr. William 
be, Redacteur der illuſtrirten landwirthſchaftlichen Dorfzeitung. Mit 68 Abbildungen. Gr. 8. 
Geh. M. 7. 60 Pf. 
Dieſes Buch lehrt die vortheilhafteſte Benutzung und Verbeſſerung beſonders ſolcher Lände— 
1, die bisher entweder gar nicht in Kultur waren, weil Felſen und Steine, Sumpf und Moraſt 
Haide und Wald dies verhinderten, oder die wegen der ſchlechten Beſchaffenheit des Erdreichs 
ſeiner Vermiſchung mit Raſeneiſenſtein, Säuren und anderen ſchädlichen Beſtandtheilen nur 
geringen Ertrag lieferten. Ferner weiſt es die beſten Methoden nach zum leichten Stockroden 
Waldboden, zur Tiefcultur, Drainirung und Trockenlegung von Sümpfen, zum Deichbau und 
Schutze gegen Ueberſchwemmungen, zur Bepflanzung von Straßen, Gräben und ſonſt bisher 
enutzten Landes. Das Buch iſt für Landwirthe und Grundbeſitzer von größter Wichtigkeit. 


her, J. G., Die höchſten Erträge der Kartoffeln durch den Anbau der neueſten wich— 
gſten und ertragreichſten Varietäten. Ihre Kennzeichen, rationelle Kultur, Eigenſchaften, Krank— 
eiten, ſchädlichen Thiere, Aufbewahrung, Benutzung und Geſchichte. Für Landwirthe, Gärtner, 
uts⸗ und Gartenbeſitzer, landwirthſchaftliche Fortbildungs- und Landſchulen x. Gr. 8. Geh. 
5 Pf. 


dt, P. C. de, Theoretiſche und praktiſche Anleitung zur Cultur der Kalthaus⸗ 
flanzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über 
flanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung 
er verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien Lande und für das Zim— 
er, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern zu kultivirenden Pflanzen. Mit 18 Ab— 
Gr. 8. Geh. M. 2,25 Pf. 


e, Dr. William, Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtan⸗ 
gen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
d Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, 
utterpflanzen, Knollen- und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des 
zeinſtockes, der Küchengarten- und Zierpflanzen. Gr. 8%. Geh. M. 3. —. 


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Druck von Fr. Jacob in Düben. 


mes N 


Harvard University 


Zweiundvierzigſter 
Jahrgang. 


Hamburger 


Garten. und Blumenzeitung. 


Zeitſchrift 


für Garten⸗ und Blumenfreunde, 


Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


Kgl. Garten⸗Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 

Seite 
Aus meinen engliſchen Reiſeerlebniſſen von M. * 8 4 5 4383 
Beziehung der Inſekten zu den Pflanzen 8 R N A A 437 
Die Gattung Peperomia von E. Goeze a 2 RZ x 8 443 
Die Orchideen⸗Conferenz in Liverpol R i 3 5 2 450 
Spargel 456 
Witterungs⸗ Beobachtungen vom Juni 1886 und 1885 von C. C. s. Muler 459 
Bekämpfung des Apfelroſtes und Anderes von R. PAR 3 463 
Alte und neue empfehlenswerthe e P 1 8 3 465 
Die Thunbergien 1 471 
Der ee und feine Anwendung in der Obſtbaumkultur 475 

Feuilleton: Wie viel Zeit ift erforderlich, um die Blüthe get triebener Pflanzen herbeizuführen 

5 477. — Artenbildung 477. — Schonet die Pilze 477. — Der Waldmeiſter als Gurte Neben⸗ 
nutzung 478. — en. P. Bern im Freiland 478. — Schwarze Himbeeren 479 
e Witte 479. — 3 de 8 479. — A. . 479. — Maurer 480 
ngegangene Kataloge N - . 1 480 


Anzeige. — Beilage. 


Hamburg. 
Verlag von Robert Kittler. 


F 


. 


c c c -p - . . . —— TE EB — WE —k— ' ' —rͤ———̃ —+§—ð—,? e j⅛—T — ——— 5: 
5 


Wer ſeinen Abſatz erweitern will, inſerire in dem praktiſchen Wochenblatt 


Hausfrauen: 
Für's Haus 


(Dresden), welches in einer notariell beglaubigten Auflage von 200.000 erſch 
Zeilenpreis für je 10,000 Abdrücke 10 Pfg. Für Beilagen von je 1000 Cire 
ren 3 Mark. — Probe⸗Nummern gratis. 


Im Verlage von R. Kittler in Hamburg iſt ſoeben neu erſchienen: 
Ein Winteraufenthalt in Pau, 

als Heilmittel für Alle, welche an Krankheiten der Hals- und Bruſtorgane leiden oder fonf 
ſchwacher Geſundheit ſind. Nebſt Nachrichten über die Mineralquellen der Pyrenäen und 
Nutzen. Für Aerzte und Kranke, von J. B. Cornelius. 8. Geh. M. 1, 20 Pf. N 

Dieſes Schritchen iſt ür Leidende ein wahrer Troſt, denn man erſieht daraus, wie die 
milde und ruhige Lut von Pau ſelbſt ganz Schwachen noch Hülfe und Linderung bringen 
die ſie in Nizza und an anderen Orten des mittelländiſchen Meeres vergeblich ſuchen werden, 
dort heftige, ſcharfe Winde oft mehr ſchaden als nützen. Auch im vorletzten ſtrengen Winter Ü 
Pau fortwährend ſo mildes Wetter geweſen, daß es am Tage nicht einmal bis zum Froſte 
während in ganz Italien, bis Palermo oft 3—6°9 Kälte waren. Es iſt dieſe Schrift daher für 
wie für Kranke und Schwache von größter Wichtigkeit. 


Die Lungenſchwindſucht mit Erfolg geheilt 3 

durch Naphta von Dr. J. Haſtings, aͤlteſtem Arzt an der Klinik in der Blenheimſtraße in L 
Aus dem Engl. von Dr. med. J. H. Janſen. 8. Geh. M. 1, 20 Pf. 

Ein höchſt ſegensreiches Schriftchen für alle Bruſtkranke und beſonders auch allen Aerzt 
empfehlen. N 


Gott mein Troſt. 

Evangeliſches Gebetbuch für die Sonn-, Feſt- und Wochentage, für Beichte und Communion 
beſondere Lebensverhältniſſe und Kranke, von E. Stiller (Pfarrer und Senior). Eine Samt 
evangeliſcher Kerngebete, mit einem Stahlſtich. Miniatur-Ausg. 120. (202 Seiten). € 
M. 1, 50 Pf., daſſelbe reich gebunden und mit Goldſchnitt M. 2, 40 Pf. 

Der bekannte Verfaſſer der Unterſcheidungslehren der evangeliſchen und katholiſchen $ 

die ſchon in mehr als 100,000 Exemplaren verbreitet find, liefert hier für Haus und Famili 
Jünglinge und Jungfrauen einen Wegweiſer und treuen Begleiter, der ihnen auf allen 
Stütze und Troſt ſein wird, denn ſo wie dieſe Gebete aus warmen frommen Herzen kommen, 
den ſie auch in allen Verhältniſſen zum Herzen ſprechen. 


r 


Der Himmelsgarten. 4 

Chriſtliche Feierſtunden für alle Anbeter des Herrn in Geift und Wahrheit. Mit einem Titelk 
16%. 23 Bogen. Geh. M. 1, 50 Pf., gebunden mit Goldſchnitt M. 2, 40 Pf. 
Dieſe Sammlung von Kerngebeten enthält für alle Fälle des Lebens Rath und Hülfe. 
Büchlein iſt nur kleinen Umfanges, ſo daß es leicht auf Reiſen mitgenommen werden kann, und es 
ſicher viele Freuden in und außer dem Hauſe verſchaffen. ö 


2 


T 


— ae 


paleario, A., Das wiedergefundene goldene Büchlein: 


Don der Wohlthat Chriſti. 

Aus dem Italieniſchen überſetzt von Pfarrer E. Stiller. 2. Aufl. 12%. (VIII. 8 

Geh. 50 Pf. — Fleg. gebd. mit Goldſchnitt und Goldpreſſung M. 1, 50 Pf. — Do. ſeh 
vergoldet M. 1, 80 Pf. Pracht⸗Ausg in Leder, reich vergoldet 3 M. 40 Pf. ’ f 
Ein Geiftliher ſagt hierüber: „Ich kenne außer der heiligen Schrift und K 
Nachfolge Chriſti kein Buch von a Werthe; Schöneres und Werthvolleres 
„kein Freund dem Freunde, kein Vater dem Sohne, kein Lehrer dem Schüler, 
„Bräutigam der Braut reichen. Wo dieſe Schrift und die in derſelben enthaltene W 
„Eingang findet, da wird Gott mit reichem Segen einkehren.“ Die Ueberſetzung iſt mit 
Wärme geſchrieben, daß ſie unwillkürlich zum Herzen ſpricht, und bittet man ausdrückl 
Ausgabe von Stiller zu verlangen. 


435 


Aus meinen englischen Reiſeerlebniſſen. 


Von Martin Rödel. 
. 


Der Reiſeſtaub war noch kaum von meinen Füßen abgeſchüttelt, die 
Millionenſtadt barg mich noch kaum einen Tag in ihren Mauern, als 
ich mich aufmachte, um einem längſt gehegten Wunſche gemäß die engli— 
ſchen Parks, die Vorbilder unſerer modernen deutſchen, mit eigenen Au— 
gen kennen zu lernen. Zwar trugen gerade diejenigen, denen mein erſter 
Beſuch galt, der Regentspark und der Hydepark nicht ſo den ausgeprägt 
engliſchen Charakter, als die zahlreichen Parks, die die Sommerſitze des 
engliſchen Adels verſchönern, inſofern hier in London mehr den Bes 
dürfniſſen der Stadtbewohner Rechnung getragen, und daraufhin Man— 
ches geopfert oder auch hinzugefügt wird, was dem landſchaftlichen Reize 
Abbruch thut. 

Ich kam im März hier an; Deutſchland lag noch im weißen Win- 
terkleide, im tiefen Winterſchlafe zeigte die Natur noch kein Fünkchen ih⸗ 
res Lebens; das ſcheint vielleicht eine ungünſtige Zeit, die erſten Studien 
im engliſchen Parke zu machen. Aber gerade das Winterkleid iſt es, welches 
den engliſchen Park mehr als etwas Anderes vom deutſchen unterſchei— 
det. Zwar hatte auch hier die Sonne noch mit den winterlichen Nebeln 
zu kämpfen, zwar verſuchte auch hier noch keine Frühlingsblume den er— 
warteten Lenz einzuläuten, aber ſchon hatten ſich die Fluren mit einem 
lebendigen Grün bedeckt. Doch noch Eins war es, was beſonders 
einen eigenartigen Eindruck auf mich hervorbrachte, und das waren die 
vielen immergrünen Bäume und Sträucher, die ſelbſt dem winterlichen 
Parke das Gepräge des Lebens aufdrückten. Große Rhododendronbüſche, 
Liguſter, Buchsbaum, Ilex und ſelbſt Aukuben und Lorbeerſträucher wa— 
ren zur Verpflanzung benutzt. Hohe Cedern, Wellingtonien, Araucarien 
und andere Coniferen, Ilexbäume und vor Allem die faſt bis an die 
Spitze ihrer Zweige von Epheu überwucherten, noch im Winterſchlafe ru— 
henden Laubhölzer bildeten die größeren Gruppen. Es war damit ein 
Bild von ganz beſonderer Wirkung geſchaffen, wie es eben nur das um⸗ 
nebelte England mit ſeinem milden Winter zu erhalten vermag. Wenige 
Wochen darauf hatte ſich das Bild verändert; zu beiden Seiten des ſo— 
genannten „Breiten Weges“ im Regentspark erblühten unterdeſſen Tau⸗ 
jende von Hyacinthen und Tulpen; die Rhododendronbüſche im Hyde— 
park bedeckten ſich mit den purpurn glühenden Blüthenballen, und dazwi— 
ſchen tummelten ſich unzählige geputzte Menſchen, zu Fuß, zu Roß und 
zu Wagen, um den eingezogenen Frühling zu genießen. Aber einziehen 
hatte ich ihn nicht ſehen! Nichts ſah ich von dem herrlichen Maigrün, 
das wie mit einem Schlage in einer warmen Nacht die erwachenden Bäume 
und Sträucher in Deutſchland wie mit einem grünen Schleier überzieht, 
das die verjüngte Natur nach einem lauen Regen mit allen Reizen jpie= 
len läßt. Nach und nach hatten ſich in den nebeligen Tagen die verſchie— 
denen Bäume und Sträucher belaubt, zu erſt faſt verdeckt durch die im— 
mergrünen Gewächſe, und als ſie endlich die Oberhand gewannen, dann 
war das Grün zu geſättigt und dunkel, um noch vortheilhaft mit den 

Hamburger Garten⸗ und Blumen⸗Zeitung. Band 42. (1886). 28 


434 


glänzenden immergrünen Laube contraftiren zu können. Nur die Blut⸗ 
buchen ſchimmerten im herrlichen Kirſchroth dazwiſchen, und die Silber⸗ 
pappeln leuchteten daraus hervor, wie edle Steine in einer ſchönen Faſf - 
ſung. 

5 Um dieſelbe Zeit war es auch, als ich den Park zu Greenwich be— 
ſuchte. Lenötre ſelbſt hat ihn angelegt; jetzt könnte man aber beinahe 
jagen: hic fuit Ilium! Zwar find die edlen Kaſtanienbäume zu gigan⸗ 


tiſchen Alleen herangewachſen, aber dürre Aeſte, zerſplitterte Stämme, 
kahle Flecke auf den großen Raſenflächen zeigen an, daß er am längſten 


zum Lobe feines Schöpfers beſtanden hat. Nur eins an ihm iſt groß⸗ 6 


artig und überwältigend: Die Ausſicht, die man von da aus über das 


umliegende Flachland genießt. Der Park liegt auf einer Höhe ungefähr = 
55 m. über der Themſe, gekrönt mit den Gebäuden der weltberühmten 
Sternwarte. Am Fuße fließt der majeſtätiſche Strom, belebt von Tau⸗ 
ſenden buntbewimpelten Schiffen aller Größen; der Themſe gegenüber be⸗ 
ginnen die Docks mit ihrem Maſtenwalde, links ſchließt ſich London an, 
deſſen Häuſermeer am Horizonte im grauen Nebel verſchwimmt. Das 
Panorama wird geſchloſſen durch den Hainault- und Epping⸗Foreſt und 
die waldbedeckten Höhen von Hampſtead, aus deren dunklem Grün zahl⸗ 


loſe Villen und Schlöſſer hervorſchauen. Vielleicht nur noch ein Punkt 


um London vermag in dieſer Hinſicht mit dem Greenwich-Park erfolg⸗ g 


reich zu wetteifern, und das iſt der Park des Cryſtallpalaſtes zu Sy 
denham. Die Rundſchau von den beiden Thürmen, die neben dem Pa⸗ 


laſte ſich 86 m. hoch erheben, umfaßt ſechs Grafſchaften und den Lauf | 


der Themſe bis dahin, wo fie ihre gelben Fluthen ins Meer ergießt. Der 
Park ſelbſt gehört mit zu den ſchönſten, die ich je geſehen. Schöne Ter⸗ 


raſſen, Waſſerkünſte, grünbekleidete Colonaden, lauſchige Waldplätzchen, 
Berg und Thal wechſeln in ihm ab. Ein langgeſtreckter Teich mit ro 
mantiſcher Umgebung birgt die ehernen Figuren urweltlicher Thiere, die 
zum Theil im Waſſer ſelbſt, zum Theil auf einer Inſel liegend, eine Vor⸗ 


weltslandſchaft von ſeltenem Effekte hervorbringen. Die Beete, welche die | 


Terraſſen vor dem Palaſte ſchmücken, find meiſt mit Blumen von je 
einer Sorte bepflanzt. Vorherrſchend dabei ſind Pelargonien, überhaupt 
ſolche Pflanzen, deren Blüthen eine recht leuchtende grelle Farbe beſitzen. 
Und ich muß geſtehen, ein Beet mit nur einer Sorte bepflanzt und in 


voller Blüthe ſtehend, wird niemals ſeine Wirkung verfehlen und über⸗ ii 


trifft in jeder Beziehung die, welche man oft in Deutſchland findet, und 1 
die eine ganze Sammlung gerade zu einer Zeit blühender Pflanzen ent⸗ 


halten. Selbſt in den Hausgärtchen, die in den kleineren Städten Eng "I 
lands die Straßen zu beiden Seiten zu ſchmücken pflegen, findet man 


den Gebrauch, durch Anwendung einer Sorte Blumen in Maſſe zu wir— 


fen, eingeführt. Allerdings läßt ſich der mitunter wenig entwickelte Ge 1 


ſchmack manche Verirrung zu Schulden kommen, und es gehört eben ein 
engliſches Auge dazu, um einen Garten voll gelber Narciſſen oder voll 
Calendula ſchön zu finden, aber die meiſten dieſer Gärten ſind doch 
wahre Schmuckkäſtchen. Der vordere Theil wird nur zur Zierde gehal- 
ten, während der Theil hinter dem Hauſe für das Gemüſe reſervirt bleibt. 
Einen beſonderen Schmuck erhalten die Gärten allerdings auch wieder 


435 


durch die immergrünen Sträucher. Die Gärten der wohlhabenden Klaffe 
zeichnen ſich meiſt durch ein ſchönes Exemplar von Araucaria imbricata 
aus, aber wenn es auch nur ein buntblättriger Ilex iſt, oder ein Buxus 
oder eine Aucuba, immerhin verleiht es dem Gärtchen ſelbſt im Winter 
ein freundliches Anſehen. Beſonders trägt hierzu noch die Bekleidung 
der Wände bei, und kein Haus, das einen Vorgarten beſitzt, wird eine 
kahle Vorderwand zeigen. Im Allgemeinen werden hierzu Roſen bevor— 
zugt, meiſt rothe, doch auch Maréchal Niel und Gloire de Dijon ſind noch 


häufig genug zu finden. Eine herrliche Zierde bilden ſie ſowie die groß— 


blumigen Varietäten von Clematis, aber doch nur für die kurze Zeit ih⸗ 


rer Blüthe, während der immergrüne, graziös rankende Jasminum offi- 


einale und der im Frühling im weißen Blüthenſchmuck und im Winter 
mit rothen Früchten prangende Cotoneaster unaufhörlich das Haus mit 
freudigem Grün beleben. 

Doch ich bin jetzt den Hausgärten zu Liebe von meinem eigentlichen 
Thema abgewichen; ich wollte über die engliſchen Parks ſchreiben. Von 


den ſchönen Privatparks, die zahlreich in der weiteren Umgegend Londons 


ausgeſät ſind, ſind es bis jetzt erſt zwei, deren ich mich eingehend widmen 
konnte. Der eine iſt der Gorham-Park bei St. Albans. In dieſem 
brachte einſt Lord Bacon zuerſt feine reformatoriſchen Ideen zur Aus⸗ 
führung; leider geht auch dieſer wie der Greenwich-Park ſeinem Verfalle 
entgegen, eine Ruine hinter dem Wohnhauſe des jetzigen Beſitzers, des 
Lord Verulam, zeigt noch den Platz, wo Bacon ehemals wohnte und wirkte. 
Der Park iſt echt engliſch ohne Wege, nur ein einziger führt vom Ein— 
gange im großen Bogen zum Wohnhauſe. Rieſige Kaſtanien, Linden, 
Ulmen und Eichen find über ſeine weiten Grasflächen vertheilt; das Un— 


terholz fehlt gänzlich, es würde ſich auch nicht halten, denn eine große 


Menge Hirſche, Rehe, Rinder und Schafe weiden Tag und Nacht, Som— 
mer und Winter darin. Trotz des fehlenden Unterholzes werden doch 


recht ſchöne landſchaftliche Bilder erzeugt, beſonders da, wo die hügelige, 
waldige Umgebung mit in den Rahmen des Parkes gezogen iſt. Nur 


in der nächſten Nähe des Wohnhauſes wird der Park noch in ſeiner ur— 
ſprünglichen Geſtalt erhalten. Dichte Hecken von Prunus Lauro-Cera- 
sus und Prunus Lusitanica wechſeln mit Rhododendrongruppen und 


Fontainen ab; leider iſt es aber Niemanden geſtattet, dieſes abgeſperrte 
Parterre in Augenſchein zu nehmen. 


Der Zweite, eine wahre Perle unter den Parks von England, iſt 


der Park des Lord Salisbury in Hatfield. Er wurde in der Zeit der 
Königin Eliſabeth, alſo in der zweiten Hälfte des ſechszehnten Jahrhun— 


derts angelegt, iſt aber vielfach im Lauf der Jahre verändert und erwei— 
tert worden und bildet nun eine glückliche Vereinigung von Wildpark und 


Luſtgarten. 


Durch ein kunſtvoll geſchmiedetes Thor treten wir in die breite Eingangs— 
allee, überſchreiten dann eine hohe Brücke, die ſich im kühnen Bogen über 
einen Theil Hatfields hinwegwölbt und befinden uns nun auf dem gro— 


ßen freien Raſenplan vor dem Schloſſe. Das Schloß ſelbſt entzückt we— 
niger durch ſeine Bauart als durch die lebendige Bekleidung ſeiner Wände. 
Uralter Epheu ſchlingt ſeine Ranken bis unter die Zinnen des Daches; 


28* 


436 


Jasminum officinale, Lonicera, Ficus, Rosa sempervirens, Clema— 
tis und vor Allem die herrliche Magnolia grandiflora ſorgen für den 
Blumenſchmuck in dem dunklen Grün, ja ſogar Spaliere von Punica 
Granatum, wenn auch nur in kleineren Exemplaren, machen die Ab⸗ 
wechſelung noch mannigfaltiger. Es iſt ein Anblick von ſeltener Schönheit, 
und ſollten die vielen Gärtner, welche London alljährlich beſuchen, dem 
Parke zu Hatfield einen halben Tag widmen. 

Rings um das Schloß liegen terraſſenförmig die ſieben verſchiede— 
nen Parterres. Das erſte rechts iſt von einem dunklen Lindenlaubengang 
umſchloſſen. In der Mitte iſt ein elegant geformter Springbrunnen, 
umrankt von Gloire de Dijon Roſen. In den ſammetartigen Raſen 
ſind ſymetriſch Blumenbeete vertheilt, jedoch wieder mit je einer Sorte 
von Blumen bepflanzt; ſchöne blaue Penſées, dunkelpurpurne Nelken, 
leuchtende Pelargonien ergötzen in wohlgefälliger Abwechslung das Auge 
des Beſchauers. Dazwiſchen erheben ſich die höheren Gruppen von Canna, 
umſäumt mit buntblättrigem Mangold. Mächtige edle Kaſtanienbäume, 
große Cedern und Blutbuchen begrenzen den Hintergrund nach dem Parke 
zu. Am Ende des Lauben ganges führt ein Weg zu dem etwas tiefer ge— 
legenen Roſenparterre. Eine alte Kirche mit Epheu und Glycinen be— 
wachſen, ſchließt die eine Seite nach den Oeconomiegebäuden zu ab. Ein 
herrlicher Roſenflor bedeckt alle Beete und die eiſernen Bogen, an denen 
ſich die Theeroſen hinranken. Nur eins vermißte ich trotz des vielen Flei⸗ 
ßes und Geldes, das an das Roſarium verwendet ſchien; die Etiquetten 
fehlten, alle Roſen waren namenlos. 

Vom Roſarium aus gelangt man über eine Treppe in das dritte 
Parterre. Ringsum zieht ſich eine Rabatte von Monatsroſen, während 
den Raſen große Lorbeerbüſche und Beete mit Valeriana rubra ſchmücken. 
Ueber eine dichte Hecke hinweg hat man eine hübſche Ausſicht nach dem 
Städtchen, während ſich auf der anderen Seite etwas höher gelegen das 


begrünte Schloß in ſeiner ganzen Ausdehnung präſentirt. Das vierte 


Parterre liegt direct vor dem Schloſſe und iſt eigentlich das am wenig⸗ 
ſten geſchmackvollſte. Die Beete in dem Raſen waren in der Form der 
Bauart des Schloſſes entſprechend und mit einer ziemlich plumpen ſtei— 
nernen Einfaſſung umgeben; dazwiſchen ſtanden große mit Pelargonien 
angefüllte Vaſen, während die Beete ſelbſt eine Bepflanzung von PBelar- 
gonien und Georginen trugen. Von dieſem Parterre aus erſtreckt ſich 
ein wohl ein Kilometer langer und 60 m. breiter Raſenplatz, von vier- 
fachen Reihen mächtiger Bäume eingefaßt, ſchnurgerade bis an den ent- 
fernten Wald. Von Ende dieſer Rieſenallee aus geſehen macht das Schloß 
einen wahrhaft impoſanten Eindruck, und die Macht und der Reichthum 
ſeines Beſitzers konnte faſt nicht treffender illuſtrirt werden als durch 
dieſe gigantiſche Allee, die unvermittelt aus dem Walde heraus nach ſei— 
nem Wohnſitze führt. 

Vom Schloſſe aus links liegen die drei letzten Parterres, immer 
eins mit dem anderen durch eine breite Treppe verbunden, und jedes et⸗ 
was tiefer liegend. Vom unterſten aus ſenkt ſich ſanft ein hübſch bepflanz⸗ 
ter Abhang nach einem von vielen Waſſervögeln bewohnten künſtlichen 
Teiche. Das oberſte Parterre enthält Teppichbeete, die ſich aber weder 


437 


durch ihre Form noch Bepflanzung auszeichnen. Wir gehen deshalb. 
über den Mittelweg, der auf beiden Seiten von einer Reihe Taxus bac- 
cata fastigiata eingefaßt iſt, nach dem zweiten, in welchem ſich der Irr— 
garten befindet. Der Zutritt zum Irrgarten iſt Niemandem geſtattet, 
doch konnte man von der Treppe aus ſeine wunderliche Wegführung deut— 
lich überſehen. Hinter dem Irrgarten verbindet ein Roſenlaubengang 
das zweite Parterre mit dem letzten; dieſes iſt ganz ohne Wege und nur 
in der Mitte durch ein ſternförmiges Beet von Levkoyen und Nelken ver— 


ziert. An den Seiten find heckenartige Beete mit ſpaniſcher Wicke (La- 


thyrus odoratus). Von hier aus gelangt man, wie ſchon oben erwähnt 
nach dem Teiche. Die Bepflanzung des Abhanges iſt wunderbar ſchön, 
ſie beſteht meiſt aus immergrünen Laubhölzern und Coniferen, nur zu— 
weilen unterbrochen durch eine Blutbuche oder eine Silberpappel. Die 
Form des Teiches läßt eigentlich etwas zu wünſchen übrig; ſie bildet ein 
Trapezoid das aber beinahe einem Rechtecke gleicht. Eine merkwürdige 
Gruppe befindet ſich an dem einen Ende. Sie macht faſt den Eindruck 
einer Alpenpartie, beſteht aber nicht aus Felſen, ſondern aus alten Baum— 
wurzeln und knorrigen Aeſten. Zur Bepflanzung ſind nur Epheu, Rho— 
dodendron und Farne angewendet. Welcher Zweck mit dieſer Gruppe er— 
reicht werden ſoll, blieb mir unklar, zur Zierde gereicht ſie ſicherlich nicht, 
wenn ſie auch durch ihre Sonderbarkeit den Beſucher einige Zeit zu feſ— 
ſeln vermag. 
| Der dem Schloſſe zunächſt liegende Theil des Parkes zeichnet ſich 
beſonders durch wundervolle Baumgruppirungen aus. Natürlich tragen 
dazu wieder die Immergrünen und Coniferen bei. Mächtige Ilexbäume, 
Cedern, Wellingtonien und am meiſten die großen Exemplare von Arauca- 
sia imbricata und Cryptomeria geben der Landſchaft ein faſt vorwelt— 


liches Anſehen. Dichte Rhododendronhaine laſſen ahnen, in welcher Blü— 
thenpracht das Frühlingskleid des Parkes ſtrahlt. Nach und nach geht 


die Parklandſchaft in den Wald über; ſtundenweit erſtreckt ſich derſelbe 


vom Schloſſe aus in das Land hinein, mannigfaltig in ſeiner Abwechſe— 


lung von Laub und Nadelholz, von Wieſen und Farnenhainen, von Berg 
und Thal, und belebt von vielen Hirſchen und Rehen und unzähligen 


wilden Kaninchen. Prächtige Ausſichten eröffnen ſich zuweilen dem ent— 


zückt ſchauendem Auge, bald ſieht man das Schloß umgeben von den bun⸗ 
ten Parterres auf dem Berge thronen, bald genießt man eine weite Rund— 
ſchau über die umherliegende hügelige, waldbedeckte Landſchaft. Eine hei— 


i lige Stille umfängt uns allenthalben und nur am Horizonte zeigt uns 


ein grauer Nebelſchein, wie nahe wir uns dem Herzen der Welt, dem 
unermeßlichen London befinden. 


Beziehung der Juſekten zu den Pflanzen. 
Seit der verhältnißmäßig kurzen Zeit, in welcher die Knight-Dar— 


winſche Theorie in Europa allgemeiner bekannt wurde, hat dieſelbe eine 
"fo außerordentlich ſchnelle und weit vorwärtsgreifende Weiterausbildung 


erfahren, daß eine Reaktion unausbleiblich wurde; man fängt jetzt ſchon 


438 


an zu zweifeln, ob Kreuz-Befruchtung nöthig, ja ob eine ſolche überhaupt 
vortheilhaft für das Leben und die Erhaltung der Art ſei. g 
Als Sprengel, Knight, Delpino, Müller und eine Menge anderer 
Autoritäten behaupteten, daß die Hülfe der Inſekten nöthig wäre für die 
vollkommene Fruchtbarkeit gewiſſer Pflanzen, und als dann Charles Dar⸗ 
win ſeine eigenen praktiſchen Unterſuchungen über dieſen Gegenſtand an⸗ 
ſtellte, da zweifelte kaum mehr Jemand, der der Sache vorurtheilsfrei 
gegenüber ſtand, an den innigen Beziehungen zwiſchen dem Thier- und 
Pflanzenreiche. Man meinte, Darwin hätte ſich frei gehalten von den 
vermeintlichen Schwächen und Fehlern der Theorien Sprengel's und der 
früheren Forſcher; doch hatte auch er, bevor er ſelbſt ſich auf irgend 
welche kritiſchen Unterſuchungen einließ, im Allgemeinen die Wahrheit ih- 
rer Schlüſſe beſtätigt. Es erhoben ſich manche Stimmen dagegen und 
man beklagte offen, daß die Annalen der botaniſchen Literatur von einer 
Menge von Lügen und Phantaſtereien wimmelten, wie man es bei einer 
Experimental-Wiſſenſchaft kaum für möglich halten dürfte. Sprengel's 
Werk erſchien 1793 und Darwin ſchrieb ſeine „Befruchtung der Orchi— 
deen“ im Jahre 1862, welche ſo begeiſtert aufgenommen wurde, aber 
ſehr bald er wohlbegründeten Einwand erfahren mußte, daß bei den mei⸗ 
ſten Orchideen die Arbeit beſuchender Inſekten nur mittelbar geſchähe 
durch die Einrichtung der Blüthen. „Kritiſche Unterſuchungen, die etwa 
Aehnliches im Auge hatten, oder auch weit über die Endfolgerungen hin⸗ 
ausgingen, ja ganz wo anders hingeriethen,“ leiteten wenigſtens zu der 
Ueberzeugung, daß doch vielmehr Sinn und Bedeutung in der Form 
eines Blumenblattes und der Stellung eines Pflanzenhaares zu ſuchen 
ſei, als man früher annahm, und daß die Inſekten nicht blos aus müßi⸗ 
gem Vergnügen oder wegen des nöthigen Unterhaltes um prachtvolle Blü- 
then herumgaukelten, ſondern daß dieſelben berufen ſeien, die Schönheit 
der Pflanzen zu erhöhen, und das Leben zu verlängern und ſei — ſetzte 
man hinzu — dieſer Beruf beiderſeitig ſowohl verſtanden, daß die Pflan⸗ 
zen ihrerſeits zu unterſcheiden lernten zwiſchen nützlichen und unbrauch⸗ 
baren Beſuchern, daß ſie beſondere Einrichtungen entwickelten zur An⸗ 
lockung oder Ausſchließung. Von da ab iſt es nur ein Schritt dazu, daß 
man in Farbe und Form der Blüthen und in all den ſchönen Eigen- 
ſchaften, die man nun auf einmal als einen Theil der natürlichen Ent⸗ 
wickelung anerkannte, geheime, ſehr wunderbare Abſichtlichkeiten erblickte, 
und dieſe für ein Haupt⸗ „Moment in dem hochgehenden Meere des Lebens 
hielt, wenn man nicht die ganze Theorie als phantaſtiſch und falſch vers N 
werfen wollte. 
Ein weiterer Schluß iſt, daß wir der Inſektenwelt die Schönheit 
unſerer Gärten und Felder verdanken, und daß Blüthen allein ihretwe⸗ 
gen und durch ſie exiſtiren. Und wenn wir ſoweit gekommen ſind, muß 
der oberflächlichſte Beobachter ſich bewogen fühlen, zu unterſuchen, was für | 
* 


—r . 0 0000A00 an 


Grundlagen dafür vorhanden ſind, in wieweit der Augenſchein dieſe Auf- 
faſſungen beſtätigt, ob wir wirklich anerkennen müſſen, daß die Erde auf 
ſchöne Blüthen verzichten müßte, wenn die Inſektenwelt vertilgt würde. 

Um recht und billig über die eigentliche Knight-Darwinſche Theorie 


urtheilen zu können, müſſen wir aus den eigenen Worten dieſer hochbe⸗ 


439 


gabten Männer erſehen, zu welchen Schlüſſen fie perſönlich kamen. Da⸗ 
bei werden wir finden, daß der rollende Stein einer neuen Doctrin nicht 
mehr eines weiteren Stoßes bedarf, wenn er einmal in Bewegung iſt; 
wir werden ſehen, wie eilig paſſende Trugſchlüſſe entſtehen, welche mit 
vorgefaßten Ideen harmoniren, und wie zu weit getriebene Spekulatio— 
nen, als echte Münze ausgegeben werden. Der beliebteſte Text für Dar- 
win's Jünger iſt ſein oft mißverſtandener Grundſatz, „Natur verbietet 
dauernde Selbſtbefruchtung;“ als wenn er vorausgeſehen hätte, daß die— 
ſer Satz zu vielen Irrthümern führen würde, definirte er den Sinn 
davon in einer Art Einleitung zu feinem Werke über „Kreuz- und Selbſt— 
befruchtung“ Seine eigenen Worte find dieſe: „Im Jahre 1862 faßte 
ich meine Beobachtungen über Orchideen in dem Ausdrucke zuſammen: 
„Natur verbiete dauernde Selbſtbefruchtung; hätte ich dabei das Wort 
dauernd fortgelaſſen, der Satz wäre falſch geweſen.“ Und an einer an— 
deren Stelle: „Durch meine perſönlichen Beobachtungen an Pflanzen ge— 
langte ich vor einer Reihe von Jahren zu der Ueberzeugung, daß es ein 
allgemeines Naturgeſetz ſei, daß Blumen darauf angewieſen ſeien, wenig— 
ſtens hin und wieder einmal, kreuz-befruchtet zu werden durch den Pol 
len einer anderen Pflanze.“ Dieſe Meinung wurde noch beſtätigt von 
Andrev Knight mit den Worten: „Bei keiner Art kommt Selbſtbefruch— 
tung durch eine unbegrenzte Reihe von Generationen vor.“ 

Man ſieht wie weit die vorſichtigen Ausdrücke dieſer ſorgfältigen 
Forſcher hinter den raſch Geſetzgebenden, ſpäteren Schriftſtellern zurück— 
bleiben, welche, wenn fie auch in die Fußtapfen Darwins traten, augen- 
ſcheinlich nur die der Theorie günſtigen Fälle ſtudirten, ohne die ſo zahl— 
reichen und gewichtigen, dagegen ſprechenden Thatſachen zu beachten. Sie 
ſcheinen vergeſſen zu haben, daß es eine Menge von Pflanzen giebt, de— 
ren Pollen durch den Wind übertragen wird, die alſo völlig unabhängig 
von der Hilfe der Inſekten ſind; daß eine Menge durch Knospen, Able— 
ger, Zwiebeln, Knollen und Stecklinge vermehrt werden, außer den über 
dreißig natürlichen Ordnungen kleiſtogamiſcher Blüthen, welche, gegen Be— 
ſucher abgeſchloſſen, unbedingt auf Selbſtbefruchtung angewieſen ſind. Im 
Jahre 1869 gab Severin Axal einen Begriff von der Einſeitigkeit dieſer 
Leute und brachte, außer den eben erwähnten Thatſachen, eine Liſte von 
ſolchen Pflanzen, bei welchen Selbſtbefruchtung unvermeidlich ſtattfindet, 

indem er auch die Waſſerpflanzen heranzog, deren Blüthen unter gewöhn— 
lichen Umſtänden an der Oberfläche des Waſſers erſcheinen und durch 
den Wind kreuz⸗befruchtet werden, während ſie bei ungewöhnlich hohem 
Waſſerſtande geſchloſſen bleiben, ſich ſelbſt befruchten und doch fortpflan- 
zungsfähige Samen erzeugen. Selbſt die neueſten Beobachtungen bei Or— 
chideen, jenen Hauptobjekten der Inſektenthätigkeit, beweiſen uns, daß Wech⸗ 
ſel⸗Befruchtung durchaus nicht jo vortheilhaft ſei, als man annahm, in= 
dem viele tropiſche Arten, welche beſonders als für Kreuzbefruchtung an— 
gepaßt bezeichnet ſind, bis zu einem außerordentlichen Grade unfrucht— 
bar befunden worden; während verſchiedene andere, welche augenſchein— 
liche Anlage zu geſchloſſener Befruchtung beſaßen, Samen in Maſſe er- 
zeugten. Dies muß als ein überraſchender Gegenbeweis gegen Darwin 
erſcheinen; doch muß man ſich erinnern, daß derſelbe in ſeiner gewohn— 


440 


ten Offenheit auf die Unfruchtbarkeit mancher engliſcher Orchideen auf— 
merkſam macht und darauf hinweiſt, daß Ophris apifera vorzüglich für 
Selbſtbefruchtung eingerichtet iſt, und daß Ophris muscifera und ara- 
nifera niemals von Inſekten beſucht werden. Bekannt iſt ferner, daß 
eine Menge alpiner Pflanzen weit hinausgegangen ſind über die Höhen, 
in welchen ſie noch Samen zur Reife bringen können; wie denn meiſt die 
Kräuter der Hochgebirgswieſen ſich durch Knöllchen oder Zwiebeln ver- 
mehren; ja viele unſerer heimiſchen Pflanzen produziren keine Samen. 
Meerrettig (horseradish) giebt niemals Samen (? Fragezeichen des Ue⸗ 
berſetzers.) Vinca breitet ſich weit aus durch ſeine Ausläufer. Die Zucht⸗ 
formen der Erbſe halten ſich rein, weil die Inſekten nicht die Befruch-⸗ 
tung beſorgen. Der Beifuß giebt ſehr ſelten Samen. Der Mohn brachte 
eine Menge Samen bei Ausſchluß der Inſekten. Argumente, die, an⸗ 
wendbar für und gegen, von Darwin ſelbſt beigebracht worden, als er 
bewies, daß die Nachkommen kreuz⸗-befruchteter Blüthen größer und kräf- 
tiger wären. „Man möchte erwarten,“ ſagte er ſelbſt, „daß der Prozeß 
der Kreuzung für die Sämlinge ſolcher Pflanzen, welche außergewöhnlich 
ſteril ſind, vortheilhafter wäre, als für diejenigen ſolcher Pflanzen, welche 
für gewöhnlich ziemlich vollſtändig ſelbſtbefruchtungsfähig und deshalb 
der Kreuzbefruchtung nicht bedürftig wären; das iſt aber nicht das Re— 
ſultat der Beobachtungen.“ Er giebt auch zu, daß man bei Ophris api 
fera und anderen ſich ſelbſt befruchtenden Orchideen durchaus keine Zei— 
chen von Degeneration fände, daß dieſelben vielmehr recht kräftig vege— 
tirten. Die Meinung, daß brillante Farben und reich gefüllte Nektarien 
nur als Lockmittel für die Inſekten beſtimmt wären, iſt vielfach wider- 
legt von auswärtigen Gelehrten, welche Pflanzen mit auffällig ſchönen 
Blüthen beſchreiben, die ebenſo ſehr dazu eingerichtet ſind, ſich ihre Selbſt— 
befruchtung zu ſichern, als andere es ſind für Kreuzbefruchtung, und eine 
Menge unſerer einheimiſchen Blumen, welche viel Nektar bergen und Pol 
len in Maſſe fabriziren, werden von unſeren Schmetterlingen, Fliegen 
und Bienen völlig unbeobachtet gelaſſen. Außerordentlich zweifelhaft tft 
ferner, daß die Farben-Mannigfaltigkeit der Blumen einzig den Inſekten 
zu verdanken ſein ſoll, und daß all die herrlichen Farben, welche aus 
dem urſprünglichen Gelb entſtanden, in Folge ihrer auswählenden Thä— 
tigkeit (gewiſſermaßen durch von ihnen ausgeübte künſtliche Zuchtwahl) 
erzeugt ſein ſollen, iſt eine ſo hinfällige Lehre, daß wenige Worte ſie wi— 
derlegen werden. s 

Der Satz lautet, daß die Farben der Blüthen den Zweck haben, 
Inſekten anzuziehen, und daß gewiſſe Farben direkt die Anziehung be— 
ſtimmter Inſekten-⸗Arten beabſichtigen. Daß Blüthen, welche von einer 
Menge kleiner Fliegen-Arten befruchtet ſein wollen, weiß, während Käfer⸗ 
freunde gelb ſeien. Schmetterlinge ſollten roth, lila oder blau vorziehen, 
Bienen blau, da blaue Blumen in der Regel auf Befruchtung durch Bie— 
nen eingerichtet find. Einer unſerer neueren, poetiſch angelegten Botani⸗ 
ker ſagt dazu, daß die Bienen die blaue Farbe um ſo mehr lieben lern 
ten, je mehr die Blumen blau wurden, d. h. daß ſie beſtändig die blaueſten 
Blumen am meiſten begünſtigten. So wird der ſpezielle Geſchmack der 
verſchiedenen Inſekten-Arten, als das in Form einer Zuchtwahl wirkend 


441 


Moment angeſehen, welches weiße, roſa, rothe, purpurne und blaue Blu— 
menkronen aus den urſprünglich gelben entſtehen ließ. 

Da können wir nun nicht die Frage unterdrücken, wie denn die In⸗ 
ſekten irgend welche Zuchtwahl au süben konnten, wenn nicht die Blüthen 


zuerſt eine Neigung zu variiren kundgaben? 


Wir finden für dieſe Frage keine genügende Antwort; aber wir haben 
folgende Thatſachen vor uus, welche für ſich ſelbſt ſprechen. 

Die Pigmente bunter Blumenblätter finden ſich aufgeſpeichert in dem 
ganzen übrigen Gewebe der Pflanze und iſt deren nur eine kleine Anzahl 
nöthig, um eine unendliche Reihe von Variationen zu ermöglichen. Die 
gefärbten Subſtanzen ſind ſehr oft dieſelben, wie jene in gewiſſen Blät— 
tern nach dem Schwinden des Chlorophylls; ſo daß leuchtend farbige 
Petalen oft vollſtändig den ſchön gelb und roth gefärbten Blättern des 
Herbſtes, oder denen des erſten Frühlings entſprechen. Die weiße Farbe 
von Blüthen iſt einfach nichts weiter, als der Reflex des Lichtes durch 
farbloſe, luftgefüllte Zellen und Gewebe. 

Schwarze Flecke auf Blüthen oder Samen, wie z. B. an der Gar— 
tenbohne, entſtehen durch eine Häufung violetten Pigmentes; ebenſo wie 
die Farbe ſo vieler ſchwarzer Beeren, bei denen die Intenſität des Pig— 
mentes jo ſtark iſt, daß es die Lichtſtrahlen nicht mehr hindurch läßt. 
Die ſcheinbar ſchwarzen Beeren von Solanum nigrum enthalten ein 
ſchönes, in Waſſer und Alkohol leicht lösliches Violet; daſſelbe wird durch 
Zuſatz von Säure purpurroth und durch Ammoniak grün gefärbt. Ab— 
geſehen vom Chlorophyllgrün, welches nur ausnahmsweiſe eine Blüthen— 
farbe iſt, ſind die Pigmente gelb, roth und blau, wovon die beiden letz— 
teren im Zellſaft ſchon vorkommen. Das Gelb iſt identiſch mit dem in 
dem Thierreich unter dem Namen Lipochrome vorkommenden Farbſtoffe; 
die Farbe der Orangenſchale entſteht durch daſſelbe Pigment, wie jene 
der Butterblume. Das Roth der Roſen, Nelken, des Mohnes rührt 
Alles von einem und demſelben Farbſtoffe her. Die Farbennüancen deu⸗ 
ten auf weiter nichts, als eine ſtärkere oder geringere Anhäufung des 
Pigmentes; wozu noch Beimiſchungen von Säuren und von Lipochrome 
kommen. In den Zellen findet übrigens keine Miſchung zweier Farben 
ſtatt, nur wirken das Roth des Saftes und das Gelb im Protoplasma, 
wie man beides in ſcharlachrothen Blüthen findet, genau ſo, wie zwei 
verſchiedenfarbige Glasſcheiben voreinandergeſetzt dem Auge eine Miſchung 
beider Farben zeigen. Bei Verminderung des Lichtzutrittes kann eine 
vollſtändige Veränderung des Zuſammenſetzungs-Verhältniſſes der Farb— 
ſtoffe eintreten, nur kann man darüber keine Regel aufſtellen, da einige 
Blüthen ihre Farben auch in der Dunkelheit erhalten, während andere 
ſie verlieren. Thatſächlich hat man feſtgeſtellt, daß Blüthen ihre inten— 
ſivſte Färbung im Dunkeln erlangten, ſelbſt wenn die ganze Pflanze im 
Dunkeln gehalten und kein Chlorophyll erzeugt wurde. Dabei iſt zu er— 
innern, daß Chlorophyllgrün immer in Begleitung von Chlorophyllgelb 
auftritt, welch' letzteres weniger lichtempfindlich iſt und nach dem Schwin— 
den des Grüns noch bleibt. Es iſt hier am Platze, auch an den Einfluß 
des Bodens auf die Farbenbildung zu denken. 

Jeder Mann kennt den großen Einfluß verſchiedener Bodenzuſam— 


442 


menſetzungen auf die Färbung der Pflanze, und daß ein Verſetzen einer 
Pflanze unter Umſtänden eine Aenderung in den Farben derſelben zur 
Folge haben kann. So iſt z. B. ſehr viel Sorgfalt nöthig bei der Her— 
ſtellung einer Erdmiſchung für Tulpen und verſchiedene andere Florblu— 
men, da es paſſiren kann, daß ſie bei zu ſtarker Ernährung ihre ſchönen 
Streifen verlieren, welche bei dem Liebhaber ihren Werth beſtimmen. 
Solche ſchöne Streifung, wie ſie auch bei Blättern ſehr oft vorkommt, 
beruht auf einer krankhaften Veränderung, und wird man oft erleben, 
daß Sämlinge von derart bunten Zweigen kaum oder garnicht geſtreift 
ſind. Sicherer und bedeutender ſind Variationen, welche durch Kreuzbe— 
fruchtung erzielt ſind. Bei den Levcoyen iſt ein farbiges Blatt, welches 
man mit ſeinem Stiele in die Rinde pfropft, im Stande, dem Zweige 
ſeine Variation mitzutheilen, wenn es ſelbſt auch ſehr bald vergeht. Gärt— 
ner erzählt von dem Experiment, daß man zwei in der Farbe der Beeren 
verſchiedene Reben längsſpaltete, die nicht zuſammengehörigen Stücke zu— 
ſammenwachſen ließ, wonach nun die derart kombinirten Reben Trauben 
beider Farben, ſowie Trauben von geſtreiften und neugemiſchten Farben 
brachten. Darwin führt dieſen Fall auch an und bemerkt, „Dieſe That— 
ſachen ſind um ſo bemerkenswerther, als es Andrev Knight niemals ge— 
lang, geſtreifte Beeren durch Befruchtung weißfrüchtiger mit dunkelfrüch— 
tigen Reben zu erlangen.“ Er zieht hieraus auch den phyſiologiſch hoch— 
wichtigen Schluß, daß die Elemente, welche die Erzeugung eines neuen 
Weſens beeinfluſſen, durchaus nicht nothwendigerweiſe zu den männlichen 
und weiblichen Geſchlechtsorganen in Beziehung ſtehen müſſen. Sie tre⸗ 
ten in dem Zellgewebe in ſolcher Mächtigkeit auf, daß ſie zur Wirkung 
gelangen können ohne jene Hülfe. f 
Daß Inſekten, angenommen ſie beſitzen den unſerigen ähnliche Sin⸗ 
nesorgane, einigen Einfluß auf die Erhaltung einer farbigen Art haben, 
indem ſie durch leuchtende Petalen oder ſtarken Geruch auf Entfernungen 
hin angelockt werden, ſoll dabei nicht geleugnet werden, denn das hieße 
die ſehr verſtändliche Lehre von dem Ueberleben des Paſſenſten in Frage 
ſtellen. Der Züchter, welcher eine ähnliche Zuchtwahl vornimmt, beſtätigt 
ihre Richtigkeit; aber es hängt nicht allein von ſeiner Wahl ab, und weiß 
er ſehr wohl, daß er, um zum Ziele zu kommen, noch eine Menge an— 
derer Mittel nöthig hat. Gewiß iſt für den gärtneriſchen Züchter der 
Werth der Kreuzungs-Methode ein ganz bedeutender; er kann ſchönere 
Blumen erzielen zur Erlangung höherer Preiſe, aber es bleibt mehr als 
zweifelhaft, ob im bloßen Kampfe um die Exiſtenz bei den Pflanzen die 
Hülfe der Inſekten unentbehrlich iſt. Im Gegentheil muß eine derartige 
Abhängigkeit von äußerer Hülfe ganz natürlich ebenſo gut ein Hinderniß 
ſein, als ein Mangel an Selbſtſtändigkeit es für das Vorwärtskommen 
eines Menſchen iſt. Die Frage bleibt alſo: Iſt Kreuzbefruchtung thats 
ſächlich nothwendig für die Erhaltung einer Art, oder iſt ſie ſelbſt nur 
ſo wünſchenswerth, als man ſie herſtellen will; und ſind die Farben der 
Blüthen ein bloßes Mittel zum Zwecke der Kreuzbefruchtung? Wir wiſ— 
ſen zweifellos, daß wundervolle Farben vorhanden ſind, wo ſie dem Trä— 
ger keinen erſichtlichen Vortheil bringen; daß manche Blüthen ihre herr— 
lichſte Färbung erlangen, wenn die Befruchtung geſchehen iſt; und daß 


443 


ganze, Familien exiſtiren, welche völlig unabhängig von den Inſekten ſind 
und doch keine Zeichen von Degeneration zeigen. Eine andere Frage iſt 
noch die: Iſt die Schönheit zwecklos in dem Plane des Welt-All's? Man 
kann mit Recht behaupten, daß friſche Farben bei Früchten und Blüthen 
nur als Führer für Vögel und anderes Gethier dienen, damit die Frucht 
verſchlungen und die Samen verbreitet werden, und daß alſo bloße 
Schönheit und Mannigfaltigkeit im Naturleben nicht Zweck ſind. Wenn 
aber das der Fall ſein ſoll, ſo müſſen wir auch den Zweck angeben kön— 
nen für die reichen Farben der Wolken, die weichen Töne der Waldland— 
ſchaft, den Schimmer der Ströme — ebenſo gut, wie für das Blumen— 
kleid der Erde! 

Dieſe Nützlichkeits⸗Theoretiker aber haben noch nicht die ganze Welt 
mit Sturm genommen. Es giebt glücklicherweiſe noch eine Menge ſorg— 
fältiger Beobachter, welche ſich nicht ſcheuen, noch an den Zweck des Schö— 
nen in ſich zu glauben, welche zugeben, daß der Schleier noch lange nicht 
gelüftet iſt, und welche anerkennen, daß der größte Weiſe der iſt, welcher 
die Geheimniſſe der Pflanzenwelt am beſten kennt. 

(Aus dem „Pharmaceutical Journal“ überſetzt von Fr. Ledien. 
Gartenflora.) 


Die Gattung Peperomia, Ruiz et Pavon. 
Von E. © deze. 


Unter den im Prodromus (pars XVI, sect. prior, 1869) von 
Caſimir de Candolle bearbeiteten Piperaceen (9 genera, 1031 spe- 
cies) nehmen die Peperomien in unſern Gewächshäuſern unzweifelhaft 
den erſten Platz ein, was freilich nicht viel ſagen will, denn aus der gro— 
ßen Reihe beſchriebener Arten (389) trifft man gemeiniglich nur etwa 
6 in Kultur an, während einige botaniſche Gärten deren vielleicht gegen 
40 aufweiſen. Warum dieſe höchſt zierlichen Gewächſe nicht eine viel all- 
gemeinere Beachtung finden, dürfte ſchwer zu erklären ſein, zumal ſie ſich 
von mehr denn einer Seite vortheilhaft empfehlen, ihre Kultur in jedem 
Warmhauſe nicht die geringſte Schwierigkeit darbietet, manche ſelbſt im 
Wohnzimmer als hübſche Ampelpflanzen kräftig gedeihen. — Es find ent⸗ 
weder einjährige oder durch einen kriechenden oder knolligen Wurzelſtock 
perennirende Kräuter, ab und zu bilden ſie auch niedrige Halbſträucher 
und zeigen immer einen recht charakteriſtiſchen Habitus. Meiſtens kriechen ſie 
mit ihren ſaftigen Stengeln auf dem Boden hin, können dann in kurzer 
Zeit in den ſchattigen, feuchtwarmen Urwäldern weite Strecken überzie— 
hen, oder auch ſie leben epiphytiſch ſelbſt paraſytiſch auf Baumſtämmen. 
Den wärmeren Regionen beider Hemiſphären angehörend, zeigen ſie ihre 
bei weitem größte Verbreitung in Amerika, wo ſie ſich von Chile und 
Argentinien bis nach Mexiko und Florida erſtrecken. 

Hier ſoll kurz auf die bereits in Kultur befindlichen Arten hinge— 
wieſen werden. 

Peperomia asarifolia, A. Dietr., Mexiko. 

Dieſe Art und viele der folgenden werden als einjährige (O) beichrieben, 


444 


was im Vaterlande ſelbſt ſich bejtätigen mag, während fie dagegen als 
kultivirte Pflanzen ausdauernd werden. — Blätter langgeſtielt, halb ei— 
rund, an der Spitze ſtumpf oder ſpitzlich, am Grunde rundlich-herzför— 
mig, auf beiden Seiten kahl, dünnbäutig, etwas durchſichtig, zwölfnervig. 
Die achſel- und endſtändigen Kätzchen überragen um Vieles die Blätter. 


P. Sandersii, C. DC. 
i var. argyreia, Miq. Bot. Mag. Taf. 5634; Belg. hort. 1867, 
a 
F. 1 var. fol, var. Belg. hort. 1869, Taf. VIII. Flore des Ser- 
res, XXIII, Taf. 2438.) 
Eine ſehr hübſche Blattpflanze, deren Vaterland unbekannt zu ſein ſcheint. 
Blätter langgeſtielt, ſchildſtielig, eirund- oder herzförmig-gerundet, in eine 
Spitze auslaufend, 7—9nervig, auf beiden Seiten kahl, oben hellgrün 
und ſchön weiß bandirt, unten blaßgrün. Blattſtiel roth. Kätzchen lang— 
geſtielt, end- oder ſeitenſtändig, dichtblüthig. 
P. arifolia, Miq., Braſilien. 
Alle Theile dieſer Pflanze ſind ſaftig und kahl. Blätter langgeſtielt, et— 
was oberhalb der Baſis ſchildſtielig, gerundet eirund, nach oben ſpitzlich, 
am Grunde leicht herzförmig oder eingedrückt-abgeſtutzt, dünnhäutig, et— 
was durchſichtig. Kätzchen endſtändig, langgeſtielt, ziemlich dichtblütig, 
viel länger als das Blatt. 
P. claytonioides, Kunth, Guatemala. 


Eine ſtengelloſe Art mit knolliger, ſpindeliger Wurzel. Blätter langge— 
ſtielt, etwas unterhalb des Centrums ſchildſtielig, eirund- kreisrund, ſpitz— 
lich nach oben auslaufend, undeutlich ö5nervig, fleiſchig, ſehr kahl, unter— 
halb meergrünlich. Blattſtiel kahl, roth-liniirt. Die langgeſtielten Kätz— 
chen etwas länger als die Blätter. 

P. pellucida, Kunth, Südamerika, Weſtindien, trop. Afrika. 
Als kultivirte Pflanze bleibt dieſe Art ganz niedrig, wird nur einige 
Zoll hoch und fällt wegen der Durchſichtigkeit ihrer Theile ſehr in's Auge. 
Sie ſcheint einen recht feuchten und ſchattigen Standort zu beanſpruchen, 
wo der ihr wird, giebt es kaum etwas reizenderes. Blätter geſtielt, del— 
toidiſch-herzförmig, zugeſpitzt oder ſtumpflich, kahl, durchſichtig, dünnhäu— 
tig, Blattſtiel am Grunde ſtengelumfaſſend; Kätzchen blattgegenſtändig, 
lockerblütig. 

P. Ottoniana, Mig. 
Dieſe Art, welche einen kleinen, verzweigten Strauch bildet, wurde höchſt 
wahrſcheinlich durch Eduard Otto von Cuba eingeführt, im Prodromus 
heißt es nur: in horto Berol. culta. Blätter abwechſelnd oder an 
der Spitze der Zweige gegenſtändig, geſtielt, elliptiſch, nach beiden Seiten 
etwas verdünnt, ſpitzlich, oben und unten kahl, nach der Spitze zu ge— 
wimpert, dünnhäutig, etwas durchſichtig. Kätzchen endſtändig, dichtblütig, 
die Blätter faſt um das Doppelte überragend, fadenförmig. 

P. nemorosa, C. DC., Weſtindien. 
Stengel aufrecht, kahl, vierſeitig; Blätter geſtielt, eirund-elliptiſch, etwas 
ungleichſeitig, zugeſpitzt, am Grunde ſpitzlich, gleichmäßig in den Blattſtiel her— 
ablaufend, auf beiden Seiten kahl, dünnhäutig, etwas durchſichtig; Kätzchen 
achſelſtändig, einzelnſtehend, faſt noch einmal jo lang wie die Blätter. 


445 


P. glabella, A. Dietr. Jamaica. 


Ein von der Baſis aus ſich bewurzelndes Kraut. Blätter geſtielt, ellip— 
tiſch, kurz zugeſpitzt, am Grunde ſpitzlich, auf beiden Seiten kahl, ſchwarz— 
punktirt; Kätzchen an den Spitzen der Zweige, dichtblütig, vereinzelt. 
P. trinervis, Ruiz & Pav., Peru, Braſilien. 
(P. lenconeura, hort. Berol.) 
Ein am Grunde niederliegendes, ſich bewurzelndes Kraut. Blätter ab— 
wechſelnd oder an der Spitze der Zweige gegenſtändig, geſtielt, meiſtens 
elliptiſch⸗ lanzettlich, zugeſpitzt, am Grunde ſpitz, die unteren am Grunde 
abgerundet, alle oberhalb bei den Nerven flaumhaarig, gewimpert, leder— 
artig⸗durchſichtig, auf beiden Seiten ſtark ſchwarz punktirt; Kätzchen ach— 
ſel⸗ oder endſtändig, dichtblütig, die Blätter um das doppelte oder drei— 
fache überragend. 
f. brachyphylla, Braſilien. 
(P. brachyphylla, A. Dietr.) 
Die Pflanze wird nur ½ Fuß hoch, iſt ſaftig, am Grunde niederliegend 
und wächſt auf Baumrinden paraſitiſch. 
P. Estrellensis, C. DC., Braſilien. 
(P. myrtifolia, A. Dietr,) 
Eine lange, kriechende Art mit kahlen, faſt vierſeitigen Stengeln und 
Zweigen. Blätter geſtielt, elliptiſch-lanzettlich, etwas rautenförmig, an 
der Spitze ſtumpf, am Grunde abgerundet oder ſpitz, auf beiden Seiten 
kahl oder nach der Spitze zu mit feinen Härchen bedeckt, dünnhäutig, et— 
was durchſichtig; Kätzchen endſtändig, langgeſtielt, die Blätter um das 
Doppelte oder Dreifache überragend, dichtblütig. 
P. Riedeliana, Regel, Gartenflora 1859 p. 229, Taf. 265. 
Es ſtammt dieſe einjährige Art von Braſilien. Blätter kurzgeſtielt, ei⸗ 
rund⸗zugeſpitzt, am Grunde abgerundet oder ſchwach herzförmig, kahl, nach 
der Spitze zu gewimpert, ſchwarz punktirt; Kätzchen end- und achſelſtän⸗ 
dig, länger als die Blätter, ziemlich dichtblütig. 
P. pallescens, Miq. Guatemala. 
Dieſe einjährige (?) Art wurde von der Londoner Gartenbau-Geſellſchaft 
eingeführt. Zweige blaß grau-braun werdend; Blattſtiele bis zwei Zoll 
lang; Blätter 4—3 Zoll lang, abwechſelnd oder wirtelig-gedrängt, ellip- 
tiſch⸗eirund, zugeſpitzt, am Grunde leicht zuſammenneigend-herzförmig; am 
Rande gezähnelt⸗wogig; Kätzchen geſtielt, meiſtens endſtändig und gepaart, 
dichtblütig. 
P. magnoliaefolia, A. Dietr., Braſilien, Weſtindien. 
Dies iſt eine ſehr ſtattliche Art, welche in keiner Sammlung fehlen ſollte; 
im Prodromus wird derſelben das einjährige Zeichen angehängt, am 
Schluß der Diagnoſe heißt es aber — suffruticulus pedalis, 
Blätter geſtielt, verkehrt-eirund, bisweilen etwas ſpatelförmig oder abge⸗ 
rundet, an der Spitze kurz verdünnt, ſtumpflich, oft ſehr leicht ausge— 
randet, am Grunde in den Blattſtiel zuſammengezogen, auf beiden Sei— 
ten kahl, ſtarr, etwas glanzlos; Kätzchen endſtändig, dichtblütig, wenig 
länger als die Blätter. 
P. emarginata, Ruiz & Pav., Peru. 
Eine am Grunde kriechende, fleiſchige, unbehaarte, einjährige (?) Pflanze 


446 


Blätter ziemlich langgeſtielt, oblong⸗ſpatelförmig, an der Spitze ausge 


randet, am Grunde keilförmig in den Blattſtiel verſchmälert, auf beiden 
Seiten kahl, dünnhäutig, etwas durchſichtig; Kätzchen endſtändig, dichtblü⸗ 
tig, ziemlich langgeſtielt, faſt von der Länge der Blätter. 

P. obtusifolia, C. DC., Weſtindien. 


Blätter kurz geſtielt, verkehrt-eirund-ſpatelförmig, an der Spitze abgerun⸗ 


det, leicht ausgerandet, am Grunde in einen kurzen Blattſtiel herablau⸗ 


fend, auf beiden Seiten kahl, ſtarr, etwas mattglänzend; Kätzchen end— 
ſtändig, vereinzelt, fadenförmig, dichtblütig, länger als die Blätter. 

P. rupestris, Kunth, h? Braſilien. 

ß eordifolia, Wawra. 
Stengel holzig; Blätter geſtielt, eirund-oblong, zugeſpitzt, am Grunde 
abgerundet oder ſtumpflich, auf beiden Seiten kahl, lederartig, glanzlos; 
Kätzchen achſel⸗ und endſtändig, dichtblütig, die Blätter überragend. 

Die Varietät fol im Schönbrunner Garten kultivirt werden. 

P. stenocarpa, Regel, Gartenflora 1859, p. 291, Taf. 271. 
Eine einjährige Art von Rio de Janeiro. Blätter geſtielt, eirund⸗ellip⸗ 
tiſch, zugeſpitzt, am Grunde ſpitz, ſtarr, etwas glanzlos, auf den beiden 
Seiten flaumhaarig und gewimpert, zuletzt abgehaart, mit flaumhaarigem 
Blattſtiel; Kätzchen achſel- und endſtändig, die Blätter mehreremale über⸗ 
ragend, dichtblütig. 

P. incana, A. Dietr., A Braſilien. 

Ein fleiſchiger, weiß⸗filziger Halbſtrauch. Blätter geſtielt, kreisrund, am 
Grunde faſt herzförmig oder eirund, dick, lederartig, glanzlos; Kätzchen 
10 verlängert, die Blätter um das Dreifache überragend, dicht— 
blütig. 

P. urocarpa, Fisch. & Mey, Gartenflora 1859, p. 22, Taf. 

265. | 
Einjährige Art von Braſilien. Blätter geftielt, eirund-herzförmig, ſpitz⸗ 
lich, auf beiden Seiten ſchwach flaumhaarig, 5— 7nervig; Kätzchen in die 
achſel⸗ und endſtändigen, einblätterigen Zweige ausgehend. 

P. scandens, Ruiz & Pav., Peru, Weſtindien. 

Ein kriechendes oder kletterndes, einjähriges (?) Kraut mit fadenförmi⸗ 
gen, ſchwach behaarten Stengeln. Blätter ziemlich langgeſtielt, eirund— 
abgerundet oder etwas nierenförmig, an der Spitze ſtumpflich, dünnhäu— 
tig, etwas lederartig, 5nervig; Kätzchen vereinzelt, den Zweigen gegen— 
blattſtändig oder achſelſtändig, geſtielt. 
flexicaulis, Wawra. 
Einjähriges, fleiſchiges und verzweigtes Kraut, im Schönbrunner Gar— 
ten kultivirt. Blätter geſtielt, eirund-elliptiſch, ſtumpflich zugeſpitzt, am 
Grunde kurz ſpitzig, kahl, oder die jüngeren an der Spitze ſchwach-flaum⸗ 
haarig, oberhalb geſättigt grün, nach unten bläſſer, mattglänzend; Kätz— 
chen achſelſtändig, oft gepaart oder zu dreien; Blütenſtiel dem Blattſtiele gleich. 
5 microphylla. 

Ebenfalls im Garten von Schönbrunn. 

P. obliqua, Ruiz & Pav., Peru. Bot. Mag. Taf. 1822. 
Stengel ſtielrund; gegliedert; Blätter kurz, geſtielt, ſchief oblong-eirund, 


447 


an der Spitze verdünnt, ſpitz, kahl, fleiſchig; Kätzchen achſel- und endſtän⸗ 
dig, dichtblütig, länger als die Blätter. 

P. marmorata, Hook. fil. Bot. Mag. Taf. 5568. 

Dies iſt eine der verbreitetſten Arten in unſeren Warmhäuſern und ſicher⸗ 
lich eine der hübſcheſten. Sie ſtammt von Süd-Braſilien und wurde 
von dem Reiſenden Weir vor etwa 20 Jahren der Londoner Garten⸗ 
bau⸗Geſellſchaft eingeſchickt, kam dann zuerſt als P. arifolia in den Han⸗ 
del. Es iſt eine robuſt wachſende, ſich veräſtelnde, aufrechte, perennirende 
und keineswegs einjährige Pflanze. Blätter geſtielt, gedrängt, eirund, 
ſpitz, am Grunde tief-herzförmig, fleiſchig-lederartig, auf beiden Seiten 
kahl, oben mattgrün-weiß marmorirt, unten blaſſer, Lappen abgerundet, 
ſich überdeckend; Kätzchen an der Spitze des Stengels gedrängt, mit 
Schuppen geſtict, den Blättern gleichkommend, geſtielt, ziemlich dicht⸗ 
blütig. 

P. Langsdorffii, Miq., Braſilien. 

Kaum 1 Fuß hoher Halbſtrauch mit blaß röthlichen, ſchwach flaumhaa⸗ 
rigen Zweigen, — wahrſcheinlich eine Form von P. blanda. 

Blätter geſtielt, die oberen abwechſelnd, die übrigen gegenjtändig, 
verkehrt⸗eirund oder elliptiſch-rautenförmig, an der Spitze etwas verdünnt, 
ſtumpflich, am Grunde faſt keilförmig, auf beiden Seiten flaumhaarig, 
etwas fleiſchig, gewimpert; Kätzchen endſtändig, kurz geſtielt. 

er rubrinodes, Kunth & Bouche, Guatemala. Dieſe Art wurde 
durch Warscewicz in den Berliner botan. Garten eingeführt. Sie iſt 
von aufrechtem Habitus und zeichnet ſich durch ihre roth⸗liniirten Zweige 
aus. Blätter gegenſtändig, an der Spitze der Zweige 3—6wirtelig, ge⸗ 
drängt, ungleich, geſtielt, oblong, an der Spitze ſtumpf, etwas ausgeran⸗ 
det, am Grunde keilförmig, dick-fleiſchig, dünnhäutig, etwas mattglänzend; 
Kätzchen endſtändig, zu dreien, ſehr lang geſtielt, dichtblüthig, die Blätter 
um das Dreifache überragend. 

P. ciliolata, Miq., Süd⸗Mexiko. Blätter gegenſtändig oder zu vie- 

ren, ſchwach geſtielt, verkehrt-eirund⸗ oder elliptiſch-kreisförmig, ſtumpf, 
ausgerandet, oder ſehr kurz ſpitz, unten blaß-, oben geſättigt⸗grün, glän⸗ 
zend, am Rande dicht gewimpert, einnervig. Fleiſchig, ſaftig, mit Aus⸗ 
| nahme der Blattränder kahl. Blattſtiele einige Linien lang. Blätter in 
ein und demſelben 1 wenn mehr als zwei vorhanden, verſchiedenge— 
ſtaltet, ½ — 1 Zoll lang. 
| P. pereskiaefolia, Kunth, Peru, Braſilien ꝛc. 
| (P. rubricaulis, A. Dietr.) 
Stengel halbaufrecht, am G verholzt, ſchwach wiederholt-gabeläſtig. 
Zweige lederartig-fleiſchig, ſtielrundlich, tief gefurcht. Blätter zu dreien 
oder vieren, ſehr kurz geſtielt, eirund⸗elliptiſch⸗ an der Spitze ſtumpf oder 
ſpitzlich, auf beiden Seiten kahl, lederartig, mattglänzend, dreinervig; Kätz— 
chen endſtändig, lang geſtielt, fadenförmig, viel länger als die Blätter, ziem⸗ 
lich dichtblüthig. 

P. blanda, Kunth, Südamerika. Die etwa 1 Fuß hohe, ſaftige 
Pflanze wird an der Baſis etwas holzig. Stengel aufrecht, ſtielrund, 
grün⸗roth, behaart; Blätter gegenſtändig, zu dreien oder vieren, kurz ge— 
ſtielt, elliptiſch⸗ rautenförmig oder rhombiſch⸗elliptiſch, nach beiden Seiten 


448 


ſpitz, die unteren elliptiſch-abgerundet, alle auf beiden Seiten flaumhaa— 
rig, gewimpert, braunroth-punktirt, dünnhäutig, etwas durchſichtig, fünf⸗ 


nervig; Kätzchen achjel- und endſtändig, oft an der Spitze der Zweige 


wirtelig gedrängt, fadenförmig, viel länger als die Blätter. 

P. rubella, Hook., Mexiko. Eine ganz niedrige, raſenförmige, ge— 
ſellige Art, die ſich auch in Gewächshäuſern ſehr gut, ſei es mit einigen 
Selaginellen vereint, ſei es allein zur Bekleidung größerer Flächen ver— 
werthen läßt. Blätter 2—5wirtelig, meiſtens zu vieren, geſtielt, elliptiſch 
oder elliptiſch-lanzettlich, etwas lederartig, kurz behaart, dreinervig; Kätz—⸗ 
chen achſelſtändig, Blüthenſtiel kurz flaumhaarig, hellroth. 

P. pulchella, A. Dietr., Weſtindien. Ein handhohes, fleiſchiges, 
blaßgrünes, wirtelig verzweigtes, zart flaumhaariges Kraut. Blätter zu 
vieren oder fünfen, kurz geſtielt, oblong-verkehrt-eirund oder etwas ſchau— 
felförmig, an der Spitze ſtumpf, am Grunde etwas keilförmig, dick flei⸗ 
ſchig, unten concav, auf beiden Seiten ſchwachhaarig, Blattſtiel ſehr fein- 
haarig; Kätzchen endſtändig und achſelſtändig, oft wirtelig, geſtielt, faſt 
dichtblüthig, fadenförmig, die Blätter um das zwei- oder dreifache über⸗ 
ragend. 

O. inaequalifolia, Ruiz & Pav., Peru. Ein krautiger, aromati⸗ 
ſcher, 1 Fuß hoher Halbſtrauch. Stengel kahl oder ſammethaarig; Blät- 
ter zu vieren oder ſechſen, geſtielt, ungleich, die oberen länger, oblong— 
ſpatelförmig, an der Spitze ſtumpf, am Grunde in den Blattſtiel aus— 
laufend, die unteren verkehrt-eirund, alle kahl, ſtarrlich-dünnhäutig, durch⸗ 
ſichtig⸗punktirt, mattglänzend, dreinervig; Kätzchen end- und achſelſtändig, 
wirtelig, ziemlich dichtblüthig, die Blätter um vieles überragend. 

P. nummularifolia, Kunth, trop. Südamerika, Weſtindien. 

(P. prostrata, Hort. Gard. Chr. 18 79, p. 716, Fig. 102. 
P. rotundifolia, Humb.) 

Dies iſt eine allerliebſte Art, welche von Herrn B. S. Williams 
als P. prostrata in den Handel eingeführt wurde. Sie bildet eine kleine, 
auf den Erdboden hinlaufende, zuweilen auch an Baumſtämmen hinauf⸗ 
fteigende Pflanze mit kaum 1 cm. großen, kreis runden, dunkelgrünen, weiß 
gerippten und geränderten Blättern. Die Kätzchen gleichen in der Form 
einem Rattenſchwanze. Sie eignet ſich ganz vorzüglich als Ampelpflanze, 
nimmt ſelbſt mit einem temperirten Hauſe vorlieb. 


Im Jahre 1869 erſchien die Monographie der Piperaceen im 
Prod rom us, ſeitbem find nun noch verſchiedene, ſehr hübſche Pepe- 
romia-Arten nach Europa eingeführt worden und werden häufig in den 
Warmhäuſern angetroffen, es find: 

P. resedaeflora, Lind. & André, Columbien. 

Bot. Mag. Taf. 6619. — Illustr. hortie., 3. Ser. 
Taf. 26. 

Die Riſpen hübſcher weißer Blumen gleichen in Form denen einer 
Reſeda und die kleinen, rundlichen, ſchwarzgrünen Blätter mit rothen 
Stengeln laſſen erſt den Charakter der Gattung deutlicher hervortreten. 
Eine ſehr liebliche Art, die in ihrem Vaterlande als Epiphyt auf Eichen 
und auf den Stämmen der Weinmannia wächſt. 


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449 


P. velutina, Lind. & Andre, Ecuador. IIlustr. hort., Taf. 89. 

Hinſichtlich ihrer Blattfärbung und Zeichnung kann dieſe Art vielen 
Anoectochilus ebenbürtig zur Seite geſtellt werden. Ihre halbkreisrun— 
den Blätter an weinrothen Stengeln ſind wie die ganze Pflanze mit einem 
ſehr reichen und zarten, ſammetartigen Flaum bedeckt. Die Oberfläche 
iſt ſeidenartig dunkelgrün, viel heller ſilberig geadert und berandet und 
in der Mitte mit einem ſilberweißen Streifen gezeichnet. Die Unterſeite 
des Blattes iſt lachsfarbig, grün marmorirt. Die Irflorescenz iſt uns 
unbekannt. 

P. eburnea, Lind., Ecuador. Gehört zu den decorativſten Arten 
der Gattung. Die halbkreis runden, zugeſpitzten, am Rande umgerollten, 
glänzend grünen Blätter contraſtiren ſehr hübſch mit den elfenbeinweißen 
Blattſtengeln. 

P. Verschaffeltii, Ch. Lem., Braſilien. IIIustr. hort. Taf. 598. 

Eine von Buraquin eingeführte Art, die der P. marmorata am 
nächſten ſteht. | 

Ueber die Entſtehung der adventiven Wurzeln und Laubknospen an 
Blattſtecklingen von Peperomia hat Dr. Ernſt Beinling intereſſante Un— 
terſuchungen angeſtellt (Cohn, Veiträge zur Biologie der Pflanzen, 3. 
Breslau 1883) und geht aus denſelben hervor, daß ſolche Blattſtecklinge 
aus den Familien der Begoniaceen, Crassulaceen, Piperaceen, Gesnera- 
ceen etc. in ihrem Bildungsgange mehr oder minder von einander abweichen. 

Aus der ſehr artenreichen Gattung Piper (635 beſchriebene spe- 
cies) werden uur ſehr wenige als Zierpflanzen in unſeren Sammlungen 
angetroffen wie beiſpielsweiſe: 

Piper porphyrophyllum, N. E. Brown, Malay. Halbinſel. 

(Cissus porphyrophylla, Lindl. Flore des Serres Taf. 1491; Revue hort. 
1883, p. 560, Fig. 110.) 


P. ornatum, N. E. Brown; Gard. Chr. Oktbr. 1884. 
P. borneense, N. E. Brown, Weſtl. Borneo. 
P. metallicum, Compagn. continent. d' Hortic. 
In den botaniſchen Gärten werden außerdem kultivirt: 
P. nigrum, Lin, Sunda⸗Inſeln, Südaſien. Schwarzer Pfeffer. 
P. longum, Lin., Philippinen, Timor, Südaſien. Zirkel-Fliegenpfeffer. 
P. Betle, Lin, Borneo, Hongkong, malay. Archipel. Betelpfeffer. 
P. Cubeba, Lin. fil., Borneo, Java. Cubebenpfeffer. 
P. methysticum, Forst, Otahati. Kavapflanze. 
Dieſe 5 Arten fanden und finden zum Theil noch jetzt in der Me— 
dicin Verwendung. 
Aus anderen Gattungen dieſer Ordnung trifft man noch hier und da 
folgende Arten in den Gewächshäuſern Europas an: 
Anemiopsis californica, Hook. & Arn., A Neu-Californien. 
Bot. Mag. Taf. 5292. 
Houttuynia cordata, Thunb., O Japan. 
Bot. Mag. Taf. 2731. 
Saururus cernuus, Lin., A Nordamerika. 
Dies iſt eine recht hübſche Sumpfpflanze. 


Ham burger Blumen» und Gartenztg. Band 42. (1886.) 29 


450 


Die Orchideen-⸗Couferenz in Liverpol. 9 
Im vorigen Jahr gange unſerer Zeitung (S. 282, 298) veröffent- 


lichten wir einige der Hauptpunkte, wie fie auf der Londoner Orchi⸗ 


deen⸗Conferenz zur Sprache kamen, und halten es jetzt für um ſo mehr 


geboten, auch über jene, welche vor kurzem bei Gelegenheit der großen i 


Blumen⸗Ausſtellung in Liverpol abgehalten wurde, ein kurzes Referat zu 
geben, entlehnen daſſelbe auch diesmal der ſtets bewährten Quelle,. — 
Gardeners' Chronicle. Es handelte ſich hier zu allernächſt um 


die Nomenclatur von Orchideen und bot dieſer Gegenſtand ein um 
ſo größeres Intereſſe, da die ſeit einigen Jahren ſo beliebt gewordenen 
Orchideen⸗Baſtarde in ihrer Benennung zu mancherlei Verwirrungen und 


Irrthümern Anlaß gegeben haben. 


Mr. Ridley, vom botan. Departement des British Museum 
fiel die Aufgabe zu, dieſes Thema in einem längeren Vortrage der Ver⸗ 


ſammlung klarzulegen und betonte derſelbe gleich zu Anfang, daß der Zu⸗ 


ſtand, in welchem ſich die Orchideen-Nomenclatur augenblicklich befindet, 


jedenfalls einer großen Vereinfachung bedürfe. Dringende Gründe hier⸗ 


für liegen genügend vor, wenn man den ungeheuren Umfang dieſer Fa⸗ 


milie, in welcher bereits über 5000 Arten bekannt ſind, in Erwägung 
zieht, die verworrene Synonymie, das ſtetige rapide Zunehmen neu ein⸗ 
geführter Arten weiter berückſichtigt. Für unſere Orchidologen, deren 


Zahl eine nur ſehr beſchränkte bleibt, iſt es faſt unmöglich geweſen, die 
Arten irgend einer der größeren Gattungen wiſſenſchaftlich zu ordnen oder 


zu ſyſtematiſiren, weil ohne Unterlaß neues Material aus den verſchiedenſten 
überſeeiſchen Ländergebieten hinzugelangte. Somit vergrößern ſich die Schwie⸗ 


rigkeiten von Jahr zu Jahr und wird hierin kein Stillſtand erfolgen, bis ein Bo⸗ 
taniker ſich der dem Anſcheine nach beſcheidenen, in Wirklichkeit aber hoch⸗ 
wichtigen Aufgabe unterzieht, die ſehr zerſtreuten Arbeiten früherer Ge- 


nerationen zuſammenzubringen, dieſelben zu ſortiren und in leicht faßli⸗ | 
cher Form zu ordnen. Vom allgemeineren Standpunkte aus läßt ſich 


die ganze Gruppe von Orchideen in zu kultivirende und nicht zu 


kultivirende Arten eintheilen. Unter letzteren ſind ſolche zu verſtehen, 
welche, wenn auch an und für ſich intereſſant, der Kultur nicht für wür⸗ 


dig erachtet werden und deshalb in erſter Linie nur nach Herbarium 
Exemplaren bekannt ſind. Als Regel verurſachen dieſe dem Syſtemati⸗ 4 


ker kein Kopfzerbrechen, weil fie einmal nur wenige Synonyme aufwei⸗ 
ſen, meiſtentheils ſorgfältiger beſchrieben find und außerdem die That⸗ 
ſache dabei ins Gewicht fällt, daß typiſche Exemplare faſt immer in einem 
oder dem anderen unſerer größeren Herbarien anzutreffen ſind. Bei den 
durch größere Blumen, prächtigere Farben mehr ins Auge fallenden Pflan⸗ 


zen iſt dies nicht immer der Fall. Einige der kleinblütigen Arten fin⸗ 
den bisweilen, Dank dieſem oder jenem Zufalle und oft in großen Zwi⸗ 


ſchenräumen ihren Weg in unſere Orchideenhäuſer und werden dann, o 
weh, faſt bei jeder Gelegenheit mit einem neuen Namen begrüßt. 
Solche Täuflinge verurſachen viel Mühe, da fie bald von ſchöne⸗ 
ren Arten verdrängt, oft, namentlich in älteren Werken ſchlecht bes 7 


ſchrieben, ſelten abgebildet und als Herbarium-Exemplare nicht aufbe⸗ 0 


451 


wahrt wurden. Daß hierdurch häufig Irrthümer entſtanden, darf nicht 
Wunder nehmen. 

Heute haben wir es aber ganz insbeſondere mit den in unſeren Kul— 
turen Eingang gefundenen Arten zu thun und ſind dieſe mit einer Sy— 
nonymie belaſtet, welche ſicherlich Klärung dringend nothwendig macht. 
Die Lieblinge der Gärtner laſſen ſich in zwei Sektionen bringen, in jene, 
bei welcher die Arten unter dem Einfluſſe der Kultur nur wenig variiren 
und in die andere, bei welcher eine oder wenige Arten einer Gattung ſo 
bearbeitet und auserleſen wurden, daß eine endloſe Mannigfaltigkeit von 
ſogenannten Arten das Reſultat davon iſt, zu jenen der erſten Abtheilung 
möchten wir ſolche Gattungen wie Dendrobium und Coelogyne zählen. 

Von dieſen repräſentiren die meiſten der ſpecifiſchen Namen, wie ſie 
in Garten-Katalogen angetroffen werden, in der That mehr oder weniger 
diſtinkte Arten oder zum mindeſten doch gut markirte Varietäten. Die 
andere Sektion wird am beſten durch die Cattleyen vorgeführt. Die 
Zahl der zu dieſer Gattung gehörigen Arten iſt durchaus keine übermä— 
Big große. In den Genera Plant arum veranſchlagt Mr. Bent- 
ham ſie auf 20 und unſerer Anſicht nach geht er eher über die Marke 
hinaus, als daß er darunter bleibt. Die Namen jedoch, welche man in 
Gartenbüchern antrifft, zählen nach Legionen und werden, trotzdem ſie faſt 
mit einfachen Formen von Cattleya labiata gleichbedeutend find, mit wirk⸗ 
lich echten Arten wie C. citrina, C. Forbesii etc. gleichwerthig angeſe⸗ 
hen. Zwiſchen ſolchen Formen und guten Arten müßten Unterſcheidun⸗ 
gen aufgeſtellt werden und könnte dies leicht geſchehen, wenn erſteren Fan⸗ 
taſie⸗Namen beigelegt, ihre klaſſiſche Benennung aufgehoben würde. Die 
lateiniſche Sprache iſt in manchen Fällen nicht überreich an paſſenden Ad— 
jektiven und fällt es daher oft recht ſchwer, dieſen Formen ein lateiniſches 
Eigenſchaftswort beizulegen; folgende Namen, einem kürzlich erſchienenen 
Handelskataloge entnommen, können dieſes darthun: — Cattleya Mos- 
siae superba, C. Mendelii superba, C. Trianae superba, C. Tria- 
nae rosea superba, C. Eldorado superba, C. Gaskelliana superba; 
alle dieſe gehören als Varietäten zu C. labiata und haben durchaus nichts 
zu thun mit der gut bekannten Art Cattleya superba. Alle derartige 
Kulturformen ſollten demnach ebenſo behandelt werden wie es bei Auri- 
keln, Roſen, Tulpen ſeit vielen Jahren zu geſchehen pflegt, d. h. man lege 
ihnen, wenn nöthig, Fantaſie⸗Namen irgend einer Sprache, die klaſſiſchen 
ausgenommen, bei. Ganz insbeſondere bezieht ſich dieſes auf Cattleya 
labiata, Masdevallia Lindenii, Odontoglossum crispum und Pesca- 
torei, Lycaste Skinneri, Cypripedium insigne und barbatum; es 
giebt aber noch zahlreiche andere Arten, von welchen 2 oder 3 Kulturfor⸗ 
men klaſſiſche Bezeichnungen erhalten haben, ſtatt ihnen mehr zutreffende 
fancy names anzuhängen. — Etwas anderes iſt es, wenn es ſich 
um die Benennung wirklicher Varietäten handelt, d. h. ſolcher Pflanzen- 
formen, welche gewiſſe unterſcheidende Merkmale aufweiſen, die ziemlich 
conſtant bleiben. 

Als Beiſpiel einer derartigen wünſchenswerthen Reviſion ſeien hier 
die Namen von Varietäten der Coelogyne cristata angeführt, wie fie 
ih in einem Garten-Kataloge neueren Datums antreffen laſſen: Coelo- 

29* 


452 


gyne cristata, C. c. Chatsworth Varietät; C. c. hololeuca, C. e. 
Lemoniana und C. c. maxima. Unter dieſen giebt es nur einen, der 
zu verwerfen iſt, nämlich den letzten, denn beim Aufſuchen der urſprüng⸗ z 
lichen Beſchreibung fanden wir, daß ihr einzigſter Unterſchied von ande— 


ren Formen in den etwas größeren Blumen beſteht. Ganz abgeſehen 


von der Thatſache, daß die Größe der Blumen wahrſcheinlich durch eine 
Extrazufuhr von Nahrung bedingt wird, wahrſcheinlich bei eben derſelben 
Pflanze unter weniger günſtigen Bedingungen wieder abnehmen würde, 


iſt auch die Größe der Blumen für ſich allein durchaus ungenügend, eine 1 
Pflanze von der anderen zu unterſcheiden, es ſei denn ſchon, daß dieſelbe 
ſo zu Tage tritt, um in Zahlen feſtgeſtellt zu werden, wie z. B. 10 Zoll 


im Durchmeſſer anſtatt 3. Aller Wahrſcheinlichkeit nach verdiente die in 
Frage ſtehende Varietät gar keinen beſonderen Namen und wenn, höch⸗ 
ſtens einen Fantaſie⸗Namen. — Die übrigen Namen ſprechen für ſich 
ſelbſt, fo iſt C. eristata hololeuca eine durch ihre Farbe diſtinkte Vva⸗ 
rietät, bei welcher der gelbe Fleck auf der Lippe fehlt. 4 

Will Jemand eine neue Varietät benennen, jo ſollte er zunächſt be⸗ 


denken, ob er mit wenigen Worten die Urſache der Verſchiedenheit bei der⸗ 


ſelben ſpecificiren kann, z. B. Coelogyne cristata alba, bei welcher die 
Lippe gänzlich weiß iſt. Iſt dies nicht der Fall, beruht die Verſchieden? 
heit auf ſolche Geringfügigkeiten, daß Worte dieſelbe nicht klar zum Aus⸗ 
druck bringen können, wie einem dieſes bei vielen, man möchte faſt jagen, 
den meiſten der unzähligen Varietäten von Cattleya labiata entgegen 
tritt, ſo ſollte man nur einen Fantaſie-Namen wählen. i 

Gardeners’ Chronicle brachte kürzlich einen Artikel über Iris 
cengialti und weiſt der Verfaſſer, Profeſſor Michael Forſter darauf hin, 
daß es durchaus nicht in Betracht komme, ob eine Varietät von ſolchem 
Werthe zuerſt in einem Garten auftritt oder in dem natürlichen Stand» 
orte der typiſchen Pflanze; wo aber eine Pflanze ſo unbedeutend von 
einer anderen abweicht, um auf keine (lateiniſche) Varietäts⸗- Bezeichnung 
Anſpruch zu erheben, immerhin aber irgend eine Benennung wünſchens⸗ 
werth erſcheint, greife man zu einem Fantaſie-Namen. Dieſe unbede⸗ 
tenden Modificationen machen in der That durchaus keine Varietäten im 
ſtrengen Sinne des Wortes aus, ſondern nur Formen, welche ſich, wenn 


nöthig, noch wieder in Unterformen bringen laſſen. Eine Species läßt 
ſich ſomit erforderlichen Falls in subspecies, varietas, subvarietas, 


Form und Unterform eintheilen. So iſt beiſpielsweiſe Cattleya labiata 
eine species, C. labiata Trianae eine Varietät, C. labiata Trianae 
alba eine subvarietas und alles was dann kommt, würde eine Form 


ausmachen. Unſerem Dafürhalten nach ließe es ſich ſehr empfehlen, wenn 


alle Formen der Pflanze, von der subvarietas abwärts, mit Fantaſie⸗ 
Namen belegt würden. | 

Häufig hat man den Vorſchlag gemacht, Pflanzennamen bis zu einem 
gewiſſen Grade beſchreibend zu machen, in der Praxis iſt dies aber meiſt 
unausführbar. Derjenige, welcher eine Pflanze benennt, ſollte es ſich aber 
immerhin angelegen ſein laſſen, mit dem Namen etwas zum Ausdruck 
zu bringen, was mit ihr in näherer Beziehung ſteht, ſo beiſpielsweiſe den 
Entdecker, oder den Ort, wo ſie aufgefunden wurde, oder auch ihre Farbe 


453 


u. ſ. w. In ſeinen Instructions pour les Jardins aus dem 
Jahre 1697 ſchlägt Quintenye bei Beſprechung der Nelkennamen vor, 
daß die Fantaſie⸗Namen die Farben der Blumen angeben ſollten. So 
würde er eine graue und purpurne Sorte als den Grand Provin- 
eial oder den Grave Philosopher oder auch als General Pe- 
ter bezeichnen, indem der Anfangsbuchſtabe die Initialen der Farben in 
der Blume wiedergiebt. Die Schwierigkeit in der Durchführung eines 
ſolchen Planes liegt ſchon darin, daß Keiner, der Pflanzen zu benennen 
hat, denſelben als Norm anſehen würde. 

Die Regulirung der Nomenclatur von Hybriden iſt desgleichen eine 
ſehr dringende Nothwendigkeit. Gemeiniglich werden ſie als species be— 
handelt, erhalten klaſſiſche Namen, welche in keiner Weiſe ihren Urſprung 
andeuten. Bei wilden Hybriden iſt dies bis zu einem gewiſſen Grade 
zu entſchuldigen, da es häufig beim Auffinden einer Pflanze, welche zwi— 
ſchen zwei species zu ſtehen ſcheint, mit großen Schwierigkeiten verbun— 
den iſt, ſich darüber klar zu werden, ob man es hier mit einem Binde— 
gliede oder einer natürlichen Hybride zu thun hat. Bei Garten-Hybri⸗ 
den jedoch, deren Eltern bekannt ſind, iſt die oben angedeutete Praxis 
ſehr zu verwerfen. Gewiſſe Namen, wie beiſpielsweiſe Cattleya exoni- 
ensis X deuten freilich den Garten-Urſprung an und auch bei Cypri- 
pedium Sedeni X iſt man nicht darüber im Zweifel, daß fie der Cul— 
tur ihr Daſein verdankt. In wiſſenſchaftlichen Werken bezeichnet man 
gewöhnlich eine Hybride durch einen zuſammengeſetzten Namen, wie z. B. 
Carex axillari-remota. 

Dies könnte noch abgekürzt werden, indem man Theile der zwei 
Wörter abſchnitte, aus dem Reſt einen compakteren Namen zuſammenſtellte, 
wie Dr. Maſters dies ausführte, indem er eine Hybride zwiſchen den 
zwei Gattungen Lapageria und Philesia als Philageria bezeichnete. 
Wir halten dafür, daß dieſer Plan, ſobald es ſich um eine Hybride 
zwiſchen zwei Gattungen handelt, immer durchgeführt werden müßte. In 
einigen Fällen würde es allerdings ſchwer halten, einen netten Namen, 
der aus den zwei zuſammengeſetzt wäre, zurecht zu drechſeln, doch ſolche 
wie Catlaelia und Sophro-cattleya klingen, ſcheint uns nicht ſchlechter, 
wie viele generiſche Namen, z. B. Cienkowskia, Warscewiczella etc., 
mit welchen wir zu thun haben. So verwirrt iſt die gegenwärtige No— 
menclatur dieſer generiſchen Hybriden, daß wir Pflanzen gekannt haben, 
die Laelias genannt wurden, obgleich ihre Abſtammung der Hauptſache 
nach auf Cattleya zurückzuführen iſt, z. B. Laelia Dominiana rosea, 
welche von der mit C. Dowiana bekreuzten C. exoniensis abſtammen 
ſoll, letztere ſelbſt eine Hybride zwiſchen C. Mossiae und Laelia pur- 
purata. 

In Bezug auf Hybriden zwiſchen species iſt die Sache noch ſchwie— 
riger, denn wenn auch zuſammengeſetzte Namen in einigen Fällen zuläß— 
lich ſind, ſo ſind ſie es in anderen wegen der Länge und Schwerfällig— 
keit einiger ſpecifiſcher Bezeichnungen nicht. Wo es auszuführen, können 
ſie in Anwendung kommen, in allen Fällen ſollte aber, ſobald man da— 
rüber ſicher iſt, daß es ſich um eine Hybride handelt, ein Kreuz (X) nach 
dem gedruckten Namen geſetzt werden. Wo dieſelben Eltern verſchiedene 


454 


Formen erzeugen, könnte dem zuſammengeſetzten ein Fantaſie-Name hin⸗ 
zugefügt werden, um ſie von einander zu unterſcheiden. 

An dieſen Vortrag knüpfte ſich nun folgende Diskuſion: 

Dr. Maſters, welcher im Allgemeinen mit Mr. Ridley's Bemer⸗ 
kungen übereinſtimmte, nahm Gelegenheit, gegen die hier und da ſich feſt⸗ 
geſetzte Anſchauung zu proteſtiren, als ob der Hauptſache nach zwiſchen 
der Nomenclatur von Orchideen und einer anderen Pflanzenfamilie ir— 
gend welcher Unterſchied beſtände. Seiner Anſicht nach würde die au— 


genblickliche Verwirrung in hohem Grade durch Perſönlichkeiten hervor⸗ 


gerufen, die von ſolch' heikler Arbeit nichts verſtänden. Die Prinzipien 
botaniſcher Nomenclatur ſeien hinlänglich bekannt, wurden von Botani⸗ 
kern anerkannt und mehr oder weniger ſtrikte befolgt. Botanikern er⸗ 


ging es aber wie anderen Leuten, indem fie nicht immer ihre eigenen Grun - 
ſätze zur ausſchließ lichen Richtſchnur machten. Außerdem verfielen fie in — 


ebenſo viele Irrthümer, doch beſtände zwiſchen dem Syſteme, deſſen ſich 
die Botaniker bedienten, uud dem Nicht-Syſteme, welches von Gärtnern 
eingeſchlagen würde, jener Unterſchied, daß botaniſche Irrthümer immer 
rectificirt werden könnten, weil die Art und Weiſe der Veröffentlichung 


und Eintragung ſtets ein leichtes Nachſchlagen behufs zukünftiger Befti- 


tigung oder nothwendiger Verbeſſerung ermöglichte, während augenblick— 
lich nichts derart für eigentliche Gartennamen bekannt ſei. Das Recht 
der Gärtner, ihre Pflanzen nach eigenem Belieben zu benennen, erkenne 
er herzlich gerne an, doch mit dem Vorbehalt, daß es ihnen nicht gejtate 
tet ſei, den Botanikern nachzuahmen, indem ſie ſich ihrer techniſchen, der 
ſelben Sprache entlehnten Ausdrucksweiſe bedienten und dadurch Verwir⸗ 
rung hervorriefen. Durch den unberechtigten Gebrauch von lateinischen 
und griechiſchen Namen, wie fie nach dem von Botanikern feſtgeſetzten— 
Plane gebildet würden und durch den Mangel irgend eines vollgültigen 
Publikation⸗ und Regiſtration⸗Syſtems wären die Züchter ſelbſt in ho— 


hem Grade verantwortlich wegen der Verwirrung, über welche fie fid = 


jetzt ſo ſchwer beklagten. Dr. Maſters wies dann daraufhin, daß die 
Royal Horticultural Society Regeln zur Richtſchnur für Gärt 
ner aufgeſtellt habe, dieſelben ſeien aber meiſtens nicht weiter berückſich? 
tigt worden, fänden, ſelbſt ſeitens der verſchiedenen Komitees, mehr An =) 


erkennung in ihrer Nichterfüllung als in ihrer Befolgung. Für rein 


gärtneriſche Zwecke empfiehlt derſelbe die Anwendung von Fantaſie-Namen, 
die jo zuſammengeſetzt ſeien, um je den Schluß daraus ziehen zu können. 
daß die Pflanze von irgend einer botaniſchen Autorität geprüft und be— 
nannt worden ſei. Auch ſollte die Geſellſchaft ſich dagegen ſtreuben, ei— 
nen botaniſchen Namen anzuerkennen, bis die Pflanze von einer compe⸗ 
tenten Autorität identificirt wäre. In derſelben Weiſe ſollten auch die 

Komitees, feiner Anſicht nach es ablehnen, einen beliebigen Fantaſie-Namen 
für ihrer Kenntnißnahme unterbreitete Pflanzen anzunehmen, bis man auf die 
Empfehlung von Fachkundigen hin darüber im Klaren wäre, daß die 
fragliche Pflanze auch wirklich einen beſonderen Namen verd iene, in der 
That derart von den bis dahin bekannten Variationen abweiche, um eine 
eigene Bezeichnung zu beanſpruchen. Ein Verzeichniß ſollte aufgeſtellt 
und von Zeit zu Zeit alle Namen darin veröffentlicht werden; erſchiene 


455 


es nothwendig, ſo könne zunächſt ein proviſoriſcher Name beigefügt wer— 
den, der dann gegebenen Falls durch einen permanenten erſetzt würde, 
wenn erſterer bei näherer Prüfung ſich als ungenau oder mangelhaft 
erwieſe. 

Mr. Enoch Harvey ſtimmte Dr. Maſter's Vorſchlägen bei und for- 
derte die Geſellſchaft auf, ein Komitee oder eine competente Perſönlich— 
keit damit zu beauftragen, eine Sammlung von Zeichnungen und von 
getrockneten authentiſch benannten Exemplaren anzulegen, um ſolche, wenn 
nöthig, zu Rathe ziehen zu können. 

(Es mag hier in Parentheſe geſagt ſein, daß dieſer Plan in den 
Kew⸗ und Britiſh-Muſeum-⸗Herbarien befolgt wird, während Profeſſor 
Reichenbach im Beſitze einer unvergleichlichen Sammlung befähigt wird, 
die Anforderungen der Gärtner von einem rein botaniſchen Standpunkte 
aus zu ergänzen.) 

Mr. Shirley Hibberd ſpielte auf die commerzielle Seite der Frage 
an, wies in humoriſtiſcher Weiſe darauf hin, wie ein Mr. Blank, im 
Beſitze einer Orchidee, mit einem Flecken in der einen Ecke eines Blu— 
menblattes, der Pflanze einen Namen beilegte und ſie flugs, ohne ſich wei— 
teren Sorgen und Gedanken hinzugeben, verkaufte. Er erhielt den Preis 
für ſeine Pflanze und damit war die Sache zu Ende. Im Uebrigen be— 
fürwortete Sprecher, „die Namen aller Garten-Varietäten auszuſtoßen.“ 

Mr. Goldring kritiſirte einige von Mr. Ridley's Angaben, war 
verſchiedener Auſicht in Bezug auf den Werthes Grad, der gewiſſen Or— 
chideen⸗Formen beigelegt werden müſſe und mehr Berückſichtigung verdiene, 
als dies ſeitens Mr. Ridley's der Fall zu ſein ſchiene. Mr. Goldring 
hatte desgleichen gegen die Angabe etwas einzuwenden, daß die Form 
der Scheinknolle durch Kultur Veränderungen unterliegen könne, wie Mr. 
Ridley dies bei gewiſſen species vorauszuſetzen ſchiene. 

Zur Bekräftigung feiner Anträge führte Mr. Ridley mehrere Bei- 
ſpiele an, die von Dr. Harvey und Sir Trevor Lawrence beſtätigt wur— 
den. Derſelbe ließ desgleichen an alle Orchideen-Kultivateure einen Auf- 
ruf ergehen, ihm vollſtändige Exemplare zum Beſtimmen einzuſchicken, 
0 dieſelben im Muſeum für ſpätere etwaige Nachforſchungen aufzube— 
wahren. 

Sir Trevor Lawrence erklärte ſeine Bereitwilligkeit ſowohl Herrn 
Profeſſor Reichenbach wie Mr. Ridley mit Exemplaren zu verſehen und 
forderte ſeine Orchideen-Collegen auf, ein Gleiches zu thun, ſoweit ſich 
bierfür Gelegenheit böte. 

Profeſſor Michael Foſter ſtimmte mit vielen der Dr. Maſter'ſchen 
Bemerkungen überein, und hob hervor, wie wünſchenswerth es ſei, dem 
Namen in dieſer oder jener Weiſe eine beſchreibende Bezeichnung beizu— 
legen, ſo daß die Beſchaffenheit oder Geſchichte der Pflanze bis zu einem 
gewiſſen Grade in dem Namen eingeſchloſſen läge. Namen von Hybri— 
den ſchlug er vor, ſollten wo möglich mit einem Conſonanten endigen; 
wenn Dr. Maſters Gattung Philageria X Philager benannt worden 
wäre, jo würde ihr hybrider Charakter zwiſchen Lapageria und Phi- 
leria ſofort angegeben worden ſein. 

Mr. Lynch und der Vorredner befürworteten die Gründung einer 


456 


Sammlung von Zeichnungen und Herbarien-Exemplaren zum ſpäteren 
Vergleichen. Hierfür müſſe ein Gärtner mit guten botaniſchen Kennt⸗ 
niſſen ernannt werden, deſſen beſondere Aufgabe darin beſtände, die Samm⸗ 
lung in Ordnung zu halten und ſich mit den Fragen der Nomenclatur 
im Allgemeinen zu befaſſen. Mr. Lynch ſchlug ferner vor, man möge 
an Profeſſor Reichenbach das Anſuchen ſtellen, von ſeiner langjährigen 
Thätigkeit eine allgemeine Skizze zu entwerfen. 

Aus dem kurzen Referate, welches wir über dieſe Conferenz zu ge— 
ben im Stande waren, wird man erſehen, daß einige recht gute praktiſche 
Winke gegeben und weiter erörtert wurden. 


Spargel. 
Flugs dann ſtich mir im Garten 
die neu geſchoſſenen Spargel. 
Voß' „Louiſe“. 
Wenn wir im botaniſchen Inventar des Wonnemonates Umſchau 
halten, ſo finden wir nicht nur Blumen und Kräuter, welche das Auge 
und das Herz des Poeten erfreuen, wie Mairöschen und Maiglöcklein 
und viele andere es thun, nicht nur Pflanzen, welche durch Farbenſchmelz 
und lieblichen Duft hervorragen, — auch der Magen kommt nicht zu 
kurz, und der Mai ſendet ſeine Gaben in die Hausmannsküche und in 
die Küche des Feinſchmeckers, auf den Tiſch des Fleiſcheſſers und des 
Vegetarianers. Ä 
Die Krone dieſer Maiſpenden iſt unſtreitig Asparagus officinalis, 
der Spargel. Darum ſagt auch der Dichter Corvinus in einem ſeiner 
vielen Hochzeitsgedichte: 
Wer Spargelſtengel haben kann, 
Sieht keine Hopfen-Käymgen an. 
Der Name iſt dem Griechiſchen nachgebildet; gleich den Deutſchen, 


bei welchen die mundartlichen Variationen Sparge, Sparjes, Spargen, | 


Spargle, Sparig, Spars, Sparſach, Sparſen, Spart, Sparz vorkommen, 
hielten ſich die meiſten Völker an denſelben Stammnamen. Asparagus 
bedeutete urſprünglich überhaupt einen hervorſprießenden Keim; dies gab 
auch einen Naturſymboliker des 17. Jahrhunderts Anlaß, dieſe Pflanze 
mit dem Sinnſpruche: Ex generico speciale — „Aus einem Allgemei- 
nen ein Beſonderes“ — zu verſehen. Zedler's Namendeutung ſei der 
Curioſität halber mitgetheilt; nach ihm verdankt der Spargel ſeinen Na— 
men dem „Aufwachſen aus rauhen Stielen“; Andere ſagen, weil er des 
„Halſes Rauhigkeit heile“. In Livland und Litthauen, wo die Bevölke— 
rung ihre Heiligenſtatuen und Feldſäulen mit Spargelkränzen und Sträu— 
ßen ſchmückt, iſt der Name „Gotteskraut“ allgemein; die alten Polen hat— 
ten die Bezeichnung „Donnerkraut“, die Ruſſen heißen die rothen Früchte 
„Wolfsbeeren“; Pritzel und Jeſſen führen auch die Bezeichnung „Teufels— 
ſtraubim“ an, ohne aber den Ort anzugeben, wo er gebräuchlich iſt. 
Dieſe vier Namen laſſen in dem Spargel eine heilige Pflanze aus der 
Heidenzeit erkennen. Die rothen Beeren veranlaßten den Namen „Ko— 
rallenkraut“. 


457 


Zu keiner Namengebung gab die unſcheinbare Blüthe Veranlaſſung, 
die nur für den Botaniker von Fach Intereſſe bietet. Für den ſchmau— 
ſenden Menſchen hat auch Wurzel, Staude und Frucht nichts Verlocken— 
des, er verehrt einzig und allein die jungen, fleiſchigen Stengeltriebe, auch 
„Pfeifen“ genannt, welche in verſchiedener Dicke im Frühling aus der 
Erde hervorſchießen und, kaum an's Tageslicht getreten, vom Gärtner 
abgeſchnitten, „geſtochen“ werden. 

Der Anbau des Spargels bildet ein wichtiges Kapitel der Gemüſe— 
gaärtgerei und hat bereits ſeine eigene Literatur. In Deutſchland ſtehen 
Braunſchweig, Darmſtadt, Ulm, Lübeck, Wolfenbüttel in der Spargelzüch— 
terei obenan; der berühmteſte öſterreichiſche Spargel iſt der Eibenſchitzer; 
in Frankreich dominirt der von Argenteuil, das in einem Monat um 
4—5 Millionen Francs nach Paris liefert und Spargel von 20 cm 
Umfang erzeugt. Noch dicker ſoll der Holländer Spargel werden. 

Man zieht die Spargel hauptſächlich aus Samen, doch erſt nach 
zweijähriger ſorgfältiger Pflege erſcheinen ſtechbare Keime. Sie verlangen 
einen guten Boden und viel Dünger. 

Wollt Ihr fette Spargel eſſen, 

Müßt Ihr ſie im Miſtbeet züchten! 
ſagt Adolf Pichler, und der alte Coleris giebt dem Taubenmiſt den Vor— 
zug. Regen mindert den Ertrag, ſtarke Winde färben die Köpfe blau. 
Man unterſcheidet nach der Güte Soloſpargel, Mittelſpargel und Sup— 
penſpargel. 

Ueber den Anbau mehr zu ſprechen, iſt hier nicht der Platz; die 
Werke von Göſchke und Brinkmeyer geben dem Wißbegierigen darüber 
den beſten Aufſchluß. Merkwürdig ſind die Anſichten der Alten. In dem 
Werte „In Sina und Europa“ heißt es, wenn man Widderhorn raſple 
und ſolches Pulver mit Erde decke, „da wachſen Spargen drauß, wie des 
Fürſten Cadmi Bruder mit den Drachenzähnen“. Plinius kennt dieſelbe 
Fabel aus griechiſchen Autoren; Taberngemontanus ſchrieb es dem Cor— 
nelius Agrippa nach, ohne es jedoch zu glauben; er läßt pulveriſirtes 
Thierhorn nur als Düngungsmittel gelten. Colerus verlangt, daß Spar— 
gel im „Oſtermonat im Vollſchein um 8 Uhr“ geſäet werde. 

Schon die alten Römer verwendeten beſondere Sorgfalt auf die 
Spargel zucht. Als das beſte Product ward von ihnen der auf der In— 
ſel Neſis — heute Neſida — wachſende geſchätzt, desgleichen der raven— 
natiſche, von welchem drei Stück ein Pfund ſchwer wurden, wie Plinius 
mittheilt. Von dem Ravenna-Spargel ſpricht auch Martial im 13. Buche 
ſeiner Epigramme: 

a Kein in den Gärten der Seeſtadt Ravenna gesogener zarter 

Spargel übertrifft Stangen, die Niemand gepflegt. 
Er meint damit wohl den wilden Spargel, den auch Juvenal — — 
| jeiner Bäurin, des Stockens ſatt, zuſammenlas. 
Den Römern wurde er von ihren Köchen als gustatio, als Vorgericht 
aufgetiſcht. 

Die Römer dürften die Delicateſſe nach Deutſchland gebracht haben; 
eine geringere Sorte muß jedoch ſchon heimiſch geweſen fein in den Fel— 
dern des oberen Germanien, da ſich Tiber is über ſie den Witz erlaubte, 
ſie ſei ein Kraut, welches dem Spargel ſehr ähnlich ſei. 


458 


Hohberg, der große rurale Poet, widmete dem Spargel mehrere 
Dutzend Verſe: 

In allen Gärten iſt die Spargel hochgeſchätzet 
Auf Fürſtentafeln auch mit Wolluſt aufgeſetzet; 
Nur wenig überbrannt, mit Eſſig, Salz und Oel 
Und Pfeffer angericht' — 

Der Zubereitungsarten giebt es viele; welche die beſte, das iſt eine 
offene Frage. Wie excentriſch nicht nur Gelehrte, ſondern auch Fein— 
ſchmecker manchmal in ſolchen Streitpunkten ſind, kennzeichnet am beſten 
folgende Anecdote. Fontenelle und Du Bos konnten ſich auch im Punkte 
der Spargelbereitung nicht einigen. Nach heftigem Zanke theilten ſie end— 
lich einen Spargelbund, damit Jeder ſeine Hälfte nach ſeinem Geſchmacke 
zubereiten laſſen könne. Nachdem die Spargel dem Koche übergeben waren, 


wurde Fontenelle vom Schlage gerührt. Du Bos ließ ihn in den Ar⸗ 


men der Diener, lief in die Küche und rief dem Koche zu: Mettez tous 
au beurre! 

Voß ſcheint Spargel ſehr geliebt zu haben, denn in ſeiner „Louiſe“ 
erwähnt er deſſelben mehrmals; Schiller malt den Beſitz der Frau Kir— 
chenräthin Griesbach mit den Worten: 

Es wachſen faſt Dir auf dem Tiſch 

Die Spargeln und die Schoten! 
und der bayeriſche Pfarrer gedenkt bei ſeiner poetiſchen Schilderung des 
Himmels und ſeiner Wonnen ausdrücklich der Spargel. 

Spargel ſollen nur kurze Zeit ſieden, daher die ſprichwörtlichen Re— 
densarten: „Die Spargel ſind ſchon gar“, „Es wird eher als Spargel 


gekocht fein“. Suetonius erzählt in der vita Augusti: Wollte der Kai⸗ 3 


ſer ausdrücken, daß eine Sache ſchnell gemacht fei, jo ſagte er: „Schnel— 
ler als Spargel kocht“. 
Spargel ſind eine ſehr nahrhafte, geſunde Koſt; der Engländer Evelyn 


behauptet, daß nach dem Fleiſche nichts ſo nahrhaft ſei wie ſie, und der 9 


alte Balthaſar Schnurr gab für den „Hewmond“ folgende Regel: 
Bad' nicht, laß Dich nicht curir', 
Meid' Würtz und Wein, trink gut alt Bier, 
Salat von Lattig, Spargeln, Kreſſig, 
Drauff Eier, Würſt, Oel, Rofeneflig, . 5 8 
Nach den Anſichten beſonders älterer Heilkünſtler giebt es faſt keine 
Stelle des menſchlichen Körpers, dem der Spargel nicht in irgend einer 


Weiſe nützlich wäre, und zwar nicht nur die Stocktriebe, ſondern auch die 


anderen Pflanzentheile. 


Klare Augen machen fie nach Plinius, nach Tabernaemontanus hei⸗ 
len fie das „Hauptweh“, fie vertreiben Ausſchläge, ſogar die „grüne Geel⸗ 
ſucht“. Bei ſchlechten Zähnen wirken fie Wunder; die Wurzel zu „Pul⸗ 
ver geſtoßen und das Pulver in einer Baumwollen an den ſchmerzhafti⸗ 
gen Zahn gehalten, zeucht denſelbigen ohn einigen ſchmerzen aus“ Mit 
Wein gekocht nützen ſie den Bruſtkranken und Allen, welchen, um mit 
Heine zu ſprechen, verſchiedene Tropfen „Rückenmarksſchmalz“ ausgeſaugt 


wurden. Lunge und Magen ſtärken ſie; den Nieren- und Lendenkranken 


rieth ſchon der alte Poet Serenus Asparagicum caput vino sume ve- 


susto — Spargelköpfchen mit altem Wein! Sand und Stein vertreibt 


das Spargelwaſſer, geſchwollene Schenkel ꝛc. heilt der Wurzelabſud; auch 


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459 


bei Fiebern, Wafferfucht u. ſ. w. wurden Spargel verſchrieben. Spar- 
gelöl half beim Biſſe und Stiche giftiger Thiere. Zur Zeit der Conti⸗ 
nentalſperre lieferten die Früchte ein Kaffeeſurrogat. Groß iſt die Spar— 
gelwirkung auf die Secretionsorgane; Juſtinus Kerner erzählt uns ſeine 
diesbezüglichen Erfahrungen bei der Seherin von Prevorſt. Nach Taber⸗ 
naemontanus helfen ſie den ſchwachen Männern in den Sattel. Heine 
ſcheint dieſen alten Glauben nicht richtig aufgezeichnet zu haben, da er in 
feinen Gedichten zum Polterabend ſingt: 

Es kommt der Lenz mit dem Hochzeitsgeſchenk: 

Er bringt Jasmin und Röſelein 

Und Veilchen und duftige Kräutchen 

Und Sellerie für den Bräutigam 

Und Spargel für das Bräutchen. 

Gerade für junge Frauen 2 die Pflanzen nach Plinius einen 
nachtheiligen Einfluß. Nach Chryſippus bringt das Waſſer, in welchem 
re gekocht wurde, den Hunden fiheren Tod. Die Chemiker ſtellten 
das Aſparagin aus der Pflanze dar. Noch manches wäre in dieſer Rich— 
tung von der officinellen Maigabe zu erzählen. Hohberg hat alle Schmer⸗ 
zen in Verſe gefaßt, bei denen ſie erſprießlich iſt; bei ihm mag man das 
Fehlende nachleſen, wenn man ſich vor ſolcher Poeſie nicht fürchtet. 
(„Bohemia“.) 


Witterungs⸗Beobachtungen vom Juni 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,6 m über der Höhe des Meeres— 
ſpiegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


Barometerſtand. 

1886 | 1885 
Höchſter am 28. u. 29. Morgens 767,2 am 12. Morgens 771,4 
Niedrigſt. „ 23. c 751% „ 20. Mittags 749,5 

| Mittlerer 9 „ 7934 
ee nach Celſius. 
1886 1885 
Wärmſter Tag am 1. 24,0 am 5. 29,0 
ltr „ „ 22. % id n I 12, 
Wärmſte Nacht am 2. 14% „ 26. 18,0 
Kälteſte „ am 5. auf freiem Felde 353 „ 12. u. 17. auf fr. Felde 2,0 
geſchützt. Therm. 6,0 geſchützt. Therm. 4,0 
30 Tage über 09, 30 Tage über 0° 
— Tage unter 0% — Tage unter 0% 


Durchſchnittliche Tageswärme 18,5 20,8 
30 Nächte über 0% 30 Nächte über 0% 


460 


— Nächte unter 0% — Nächte unter 09 
Durchſchnittliche Nachtwärme 7,3 9,1 
1 65 Bodenwärme: 
2 Meter tief, am 12. 15,2 
durchſchnittlich 13,3 
7 „ „ 30. 11,6 
durchſchnittlich 10,9 
3 „ vom 22. bis30. 10,0 
durchſchnittlich 9,1 
3 1 „ am 30. 8,8 
durchſchnittlich 8,0 
Ah „ am 28. u. 30. 8,0 
durchſchnittlich 7, 
B e eee RE 
durchſchnittlich 7,3 
Höchſte Stromwärme am 10. 20,8 
Niedrigſte „ am 24. 15, 
Durchſchnittl. „ 18,6 
Das Grundwaſſer ſtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 1. u. 2.427 cm. 
„niedrigſten „29. u. 30. 464 cm. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 465 em. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war 
am 29. 35,0 gegen 19,4 im Schatten 
Heller Sonnenaufgang an 95 Morgen 
Matter AR 
Nicht ſichtbarer „ x 12 
Heller Sonnenſchein an 16 Tagen 
| 


am 28., 29. u. 30. 8,8, durch⸗ 
ſchnittlich 8,9 


am 29. 22,4 
am 2. 15, 
18,7 


am 1. 281 cm. 

„ 28. 410 em. 

361 em. 

am 5. u. 6. 41,0 gegen 29,0 u. 
25,0 im Schatten. 

an 16 Morgen 


77 77 77 


9 
an 1 5 Tagen 


Matter f 
Sonnenblicke: helle an 8, matte an helle "ai 9, matte an 3 Tagen 
4 Tagen 
Nicht ſichtb⸗ Sonnenſchein an 1 Tag. an 2 Tagen 
Wetter. 
1886 1885 1886 1885 
Sehr ſchön Bewölkt . . 15 Tage 6 Tage 
(wolkenlos) 1 Tage 1 Tage Bede k ar 
Heiter iz N 8 * TFE — „ 
Ziemlich heiter 8 % ee Sehr trübe . — „ — „ 
Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1886 1885 
des Monats in Millimeter 74,0 mm. 60,1 mm. 
die höchſte war am 17. 13,2 mm. | am 29. mit 15,4 mm. 
bei SW. u. WSW. bei 880. 


des Monats in Millimeter 64,7 mm. | 61,2 mm. 
die höchſte war am 16. 19,0 mm. am 26. mit 15,5 mm. 
bei SW., WSW. u. W. bei NO. 
Niederſchläge. 
1886 1885 
Nebel an — Morgen an 4 Morg. 
5 ſtarker . "Liest " r 1 
anhaltender ; „ „ 5 8 
Thau P „ I „ 
. 1 ee ee 
n ſtarker ar ern " 18 MD 
" bei Nebel Ar " . Mess} " 
Schnee, leichter „ — Tag. „ — Tag. 
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7) U. Regen 7 70 1 " 
" anhaltend Mi sa " W 77 
Graup eln Ay " 8 " 
ee „„ Tale Gr 
„ 8. > 15 Tagen „ 2 „ I agen 
„ cſchauer RL GE Re 
dena FREE Fa 
Ohne ſichtbare 1 1 
Gewitter. 
Vorüberziehende: 1 am 24. Vm. 8 U. 45 4; am 3., 6., 15. u. 29. 
M. aus 88 W mit Regenſchauer. 
Leichte: 3; am 2. Nachts 12 Uhr. 30 M. 4; am 7., 20., 29. Nehm. 
mit ſtk. Regen; am 10. Nehm. 3 U. 45 u. 19. Abends. 
M. aus NNO; am 12. Nehm. AU. aus 
NNO mit ſtark. Regen. 
Starke: — 1 am 26. 
Wetterleuchten: 1 am 1. Ab. 10 U. in — 
SSW u. SW. 
| Windrichtung. 
1886 1885 1886 1885 
N», .. 9 Mal 5 Mal SSW. — Mal — Mal 
NNO SERIE * . 123 9 
NO a Fr WSW 108 3 ib 
ONO ER: u W. ee Gr 
1 A 3 WNW N N 
080 A 4 „ NW „ 
SO. MR TREE 4 8 NNW Wa 3 
.— „ 8 Still * 2 
1 — 


461 


Aufgenommen in Eimsbüttel. 


462 


Windſtärke. 

1886 1885 1886 1885 
Stil.. . 1 Mal 2 Mal Friſch . . 10 Mal 6 Mal 
Sehr leicht. 8 „ DI 8 Hart — „ 
. 2 ; Stark 5 4 
Schwach . . 17 „ 8 Steif „ 4 
N 0 „ Stürqmiſßyhy;ß;ß 

S. ſtk. Sturm — — 


Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent⸗ 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Juni 1886. 


Grun dwaſſer 


— 
- 


v. d. ErdF⸗ = | 3 8 123] 5 
S, „ 8 SS auf 3 Meter 
Stand oberfläche SS Se SE 22 Ei 
gemefen, rs 2 = SE Tiefe 
em. em. Tage mm. Cel. 
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„„ 10 11.20, 3 
„ . „„ 45 0 a 
„20. 4 9 13 4 8 
„ „ %% i 
7 30. 75 | 464 | zu | 8 | Bir Se 
15 64, 7 


Nach der Deutſchen Seewarte 15 74 8 558 


Juni Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Juni 1886 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 74,0 mn; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 64,86 mm; | 


unter den Durchſchnitt fiel die er 


1876 62,1 mm. 1883 10,7 mm. 
1881 170 1 1805 60, % 
über den Durchſchnitt ſtieg die Regenhöhe: 
1877 65, mm. 1880 134, mm. 
1878, 67% „ 1882 85,3 „ 


1879 176,6 6 1884 67, „ 


463 


Bekämpfung des Apfelroſtes und Anderes. 
Von Rud. Goethe in Geiſenheim. 


Die Bekämpfung des Apfelroſtes und der Obſtmade. Ein vorzüg— 
liches Mittel gegen den Apfelroſt (Fusicladium) iſt das Schwefeln. Soll 
ein vollſtändiger Erfolg erzielt werden, ſo muß man mit dem Schwefeln 
unmittelbar nach der Blüthe beginnen und daſſelbe ſtets wiederholen, ſo— 
bald ein Regen den Schwefelſtaub abgewaſchen hat. Die erſten Sporen 
des Pilzes entſtehen unzweifelhaft nicht auf den Apfelbäumen ſelbſt, ſon— 
dern ſie fallen aus der Luft auf die Bäume nieder. 

Der Umſtand, daß die geſchwefelten Kalvillen beinahe frei von der 
Obſtmade geblieben ſind, während die zur Kontrolle nicht geſchwefelten 
Früchte in höherem Grade von dem Schädling zu leiden hatten, läßt die 
Vermuthung aufkommen, daß der Geruch nach Schwefel den eierlegenden 
Weibchen der Tortrix pomona zuwider und fie deshalb vorziehen, un— 
geſchwefelte Bäume aufzuſuchen. Es ergiebt ſich aus dieſer Wahrneh- 
mung vielleicht ein wirkſames Mittel gegen dieſes Inſekt, welches alljähr⸗ 
lich die Obſternten um ein Bedeutendes reduziert. Jedenfalls ſollen in 
hieſiger Anſtalt die umfaſſenſten Verſuche vorgenommen werden. 

Das Aufhängen von Papierſtückchen während der Flugzeit des Inſek⸗ 
tes, die man mit Naphthalin getränkt hatte, ſcheint ebenfalls günſtig ge⸗ 
wirkt zu haben. 

Roſt auf Weißdornhecken. Auf dem Weißdornzaune der Anſtalt hat 
ſich im vergangenen Jahre der Gitterroſt, Gymnosporangium clava- 
riaeforme DC., ſehr unangenehm bemerklich gemacht und insbeſondere 
die Triebe der veredelten rothblühenden Kronenbäumchen beſchädigt. Be— 
kanntlich kommt dieſer Pilz vom gemeinen Wachholder, Juniperus com- 
munis, wo er gelbe Fruchtkörper bildet. Abſchneiden ſämmtlicher bef al⸗ 
lenen Stellen und Verbrennen derſelben hat gute Dienſte gethan. 

Blutlaus und Schildläuſe. Ueber das erſtere Inſekt erſchien eine 
Broſchüre, betitelt „die Blutlaus“, von R. Goethe, 2. vermehrte Auflage, 
Verlag von Paul Parey in Berlin, welche die bewährteſten Mittel ent- 
hält. Ueber deren Anwendung ſpricht ſich nachſtehender Paſſus aus: 

Aus dieſem Grunde dürfen wir es bei einem einmaligen Gebrauche 
der verſchiedenen Löſungen nicht bewenden laſſen, ſondern müſſen das 
Verfahren in Zwiſchenräumen von einigen Wochen mehrfach wiederholen, 
wenn wir einen thatſächlichen Erfolg erzielen wollen. Wenn die Mittel 
hier und da nicht den gehegten Erwartungen entſprachen, ſo liegt dies 
nicht an Mangel an Wirkung derſelben, ſondern es fehlte an der Kon— 
ſequenz in der Anwendung. 

Das Inſekt kann ebenſowenig mit einemmale unterdrückt werden, 
als es ein alle Läuſe ſofort und vollſtändig tödtendes Mittel giebt; wir 
ſind aber mit Hilfe der erfolgreich angewendeten Subſtanzen in der Lage, 
das Uebel auf ein Mininum zu reduzieren, wenn wir die nöthige Aus⸗ 
dauer beſitzen. An dieſer fehlt es ganz beſonders, und das erklärt 
das Ueberhandnehmen der Plage. Die Vertilgung der Blutlaus iſt eine 
ſchwierige Arbeit, welche nicht einmal von jedem beliebigen Tagelöhner 
vorgenommen werden kann, ſondern ein gewiſſes Maaß von Intelligenz, 


464 


Scharfblick und Geſchicklichkeit verlangt. Deshalb ſollten ſich unſere Obſt— 
züchter ſelbſt der Sache annehmen oder doch wenigſtens die Ausführung 
der Arbeit perſönlich überwachen. 

Beobachtungen über Schildläuſe enthält eine Schrift, welche von 
demſelben Verfaſſer in den Jahrbüchern des naſſauiſchen Vereins für 
Naturkunde, Jahrgang 37, S. 107 ff., erſchienen iſt. Es werden 19 
verſchiedene auf Obſtbäumen und Reben lebende Species, 8 Schlupfwes⸗ 
pen ſowie Käfer als natürliche Feinde geſchildert und auf 3 Tafeln Abbildun⸗ 
gen dargeſtellt. Ueber die Schädlichkeit dieſer Inſekten und die Mittel 
gegen dieſelben ſpricht ſich nachſtehender Paſſus folgendermaßen aus: | 

Gewöhnlich erachtet man den Schaden, welchen Schildläuſe unſeren 
Kulturpflanzen anzurichten vermögen, für gering und wenig bedeutend. 
Es unterliegt aber gar keinem Zweifel, daß dieſe Thiere trotz ihrer Klein— 
heit, wenn ſie in großer Zahl auftreten, die Kräfte einer Pflanze derar⸗ 
tig zu erſchöpfen vermögen, daß Siechthum, Unfruchtbarkeit und vorzei- 
tiges Abſterben die Folge ſind. In dem Maße als die Pflanze geſchwächt 
wird, bietet ſie den kleinen Inſekten ein immer günſtigeres Feld für ihre 
Entwickelung: es ſcheint als ob der Saft der kränklichen Pflanze den Thie⸗ 
ren weit mehr zuſage, als derjenige der geſunden. Im Zuſammenhange 
damit ſteht die Beobachtung, daß man auf kräftig ernährten, ganz geſun⸗ 
den Pflanzen ſehr ſelten Schildläuſe bemerkt, während fie auf ſchwächli⸗ 
chen, mangelhaft ernährten Pflanzen faſt immer mit großer Sicherheit 
aufgefunden werden können. Aus dieſer Beobachtung reſultirt die That⸗ 
ſache, daß man beiſpielsweiſe einen von Schildläuſen befallenen Apfelbaum, 


Stachelbeer- oder Johannisbeerſtrauch von Schildläuſen befreien kann, wenn N 
man ihn reichlich und wiederholt düngt. Mit der Zunahme der Kräfte 
ſchwinden auch die für das Inſekt und feine Entwicklungen günſtigen Bee Tr 


dingungen. Der Kampf gegen dieſe kleinen Schädlinge iſt alſo nicht ge⸗ 
rade ſchwer; man mache die Pflanzen durch ſorgfältige Pflege geſund und 


kräftig und fie werden die Schmarotzer verlieren oder von ihnen frei 


bleiben. 

Anthonomus pomorum. Die weißgelbe Larve dieſes Käfers, welche 
die Blüthen von Apfel- und auch Birnbäumen auffrißt, richtet in den 
Anſtaltsgärten ebenſo wie die Obſtmade alljährlich beträchtlichen Schaden 
an. Zur Bekämpfung des Inſektes wurden ſeither in jedem Frühlinge 
die leicht erkennbaren befallenen Blüthen in großer Zahl geſammelt und 


verbrannt, ohne daß man eine Abnahme der Larven im nächſten Jahre 


hätte konſtatiren können. Jetzt zum erſtenmale iſt der Erfolg der konſe— 


quenten Bekämpfung hervorgetreten und hat ſich an einer erheblichen Ver⸗ 


minderung des Schädlinges zu erkennen gegeben. 

Blüthezeit verſchiedener Obſtſorten. Als frühblühende dürfen nach 
in Geiſenheim gemachten Beobachtungen gelten: Aepfel: Reval'ſcher Birn- 
apfel, Calville Garibaldi, Morgaus Favorite, Batullenapfel, Charla- 
mowski, weißer und rother Astrakan, Braunſchweiger Milchapfel, vir— 
giniſcher Roſenapfel, phirſichrother Sommerapfel, weißer Sommer-Strich⸗ 
apfel, Wilkenberger Herbſt⸗Reinette, Emilie Müller, gelber Richard, Kes⸗ 
nicker Kuchenapfel. 

Frühblühende Birnen. Dechantsbirne von Alen gon, grüne Hoyers— 


465 


werdaer, Craſanne, Marie Guiſe, Feigenbirne von Alengon, Engelsbirne, 
Pirdene von Angouléme und die geſtreifte Abart, graue Winter-B.⸗B., 

adame Treyve, Amaulis-B.⸗B. und die geſtreifte Abart, Desire Cor- 
nelis, Sparbirne, römiſche Schmalzbirne, graue Herbſt-B. B. 

Als ſpätblühende Aepfel ſind zu betrachten: Großer Bohnapfel, Boi— 
kenapfel, Carpentin, Edelbors dorfer, große Kaſſeler Reinette, weißer, brau- 
ner und leichter Mattapfel, London Pepping, Prinzenapfel, Pariſer Ram⸗ 
bour⸗Reinette, Luxemburger-Reinette, Harbert's-Reinette, Schickenapfel, 
königl. Kurzſtiel, Kaupanger, Wellington, Cludius, Borsdorfer, Goldzeug— 
apfel, Thouin's⸗Reinette, Champagner-Reinette, Kaſſel, Glanz⸗-Reinette, 
Kapuziner⸗Apfel von Tournay, ſüßer Holaart, Winter⸗Goldparmäne. 

Spätblühende Birnen. Adelhaid von Räéves, Luizet's Butterbirne, 
Bergamotte von Tournay, General Dutilleul, Président Débouteville, 
deutſche Nationalbergamotte, Lieutenant Poitevin, trockener Martin. 

Aufſchließung des Untergrundes für die Wurzeln der Obſtbäume. 
Wie ſchon früher hervorgehoben, befindet ſich im Muttergarten der An— 
ſtalt in der Tiefe von 1 m eine feſte Schicht eiſenhaltigen Thonſandes, 
welche dem Eindringen der Wurzeln in die Tiefe ein faſt unüberwindba⸗ 
res Hinderniß entgegenſtellt. Im Jahre 1882 wurden neben jedem Hoch- 
ſtamm mit dem Bohlken'ſchen Patent⸗-Erdbohrer je 3 Löcher von 20 cm 
Durchmeſſer durch die gedachte Schicht gebohrt und mit guter Kompoſt— 
erde ausgefüllt. Als man die Wurzeln eines Baumes, welcher dem Sturm 
vom 18. Juli zum Opfer gefallen war, herausgrub, zeigte ſich deutlich, 
wie die in der Nähe der Bohrlöcher befindlichen Wurzeln ſich in denſel— 
ben zahlreich vermehrt hatten und durch die Schicht in die Tiefe hinun— 
tergedrungen waren. Der beabſichtigte Erfolg war alſo durchaus erzielt; 
deswegen ſollte der Erdbohrer in ähnlichen Verhältniſſen ſtete Anwendung 
finden. Sicherlich läßt ſich auch mit demſelben der Untergrund bis zu 
einem gewiſſen Grade entwäſſern, reſp. lüften, wenn man Löcher bis zu 
2 m Tiefe bohrt und dieſelben mit Geröll auffüllt. 
| Bei dieſer Gelegenheit ſei auch erwähnt, daß der große Regenwurm, 
Lumbricus terrestris, bei der Aufſchließung des Untergrundes die werth— 
vollſten Dienſte leiſtet, indem die Wurzeln der Obſtbäume durch feine 
ſtets ſenkrecht angelegten Gänge in den Untergrund und in das feſte Erd— 
reich eindringen können. Gewiß dürfte dies manchmal allein nur mit 
Hilfe der Wurmröhren möglich ſein. In hieſiger Anſtalt wurden beim 
Graben beſonders tiefer Baumlöcher die Gänge des großen Regenwurmes 
noch bei 2 m unter der Oberfläche in großer Anzahl konſtatirt. 
| (Illuſtr. Garten⸗Zeitung.) 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


| Labisia alata, N. E. Brown. Dieſe neue und ſehr ſchöne Art 
ſtammt von Borneo und Sumatra, von wo ſie durch Sammler der 
Compagnie Cont. d’Hort. in Gent eingeführt wurde. Sie ſteht 
der L. pothoina ſehr nahe. Die Blätter zeigen auf der Oberfläche eine 
| Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band 42 (1886). 30 


466 


höchſteigenthümliche, aſchgraue grüne Färbung, die auf der unteren Seite 
in dunkelgrün übergeht. Die kleinen, außen weißen, nach innen lebhaft 
roth gefärbten Blumen erſcheinen in großer Menge, bilden zu der gro- 
ßen und üppigen Belaubung einen hübſchen Contraſt. 

IIlust rat. hort. 1886. 8. Lieferung, Taf. 605. 


Phrynium variegatum, N. E. Brown. Aus dem botaniſchen 
Garten von Singapore durch die C. C. d'H. in Gent ein geführt. Un⸗ 
ter den zahlreichen Pflanzen mit weiß panachirter Belaubung, welche ge⸗ 
genwärtig unſere Gewächshäuſer ſchmücken, dürfte es wenige geben, welche 
an Schönheit dieſer gleichkommen. Durch die zarte und reizende Pana⸗ 
chirung ihrer Blätter bildet ſie in der ganzen Familie der Scitamineen, 
ſo zu ſagen, ein Unicum. Die Pflanze wird 30— 35 Cm. hoch, die gra⸗ 
den Blattſtiele zeigen eine blaſſe, weiß-grünliche Schattirung, die durch 
grüne Streifen noch mehr gehoben wird. Die Blattſcheibe iſt verlängert, 
etwas zugeſpitzt, nach oben und am Grunde ſcharf abgerundet, hier macht 
ſich auf beiden Seiten ein rahmfarbiges Colorit geltend, welches in un- 
regelmäßiger Weiſe durch große hellgrüne Bänder meiſt bis zur Mitte 
des Blattes durchzogen wird, oder auch es erſcheinen dieſe Bänder längs 
den beiden Seiten des Mittelnervs, zuweilen bilden ſie auch auf der Mitte 
der Blattſcheibe ein breites, zuſammenhängendes Band. Häufig iſt die 
Hälfte, ſelbſt zwei Drittel des ganzen Blattes vn was eine herrliche 
Wirkung hervorruft. J. c. Taf. 606. 


Anthurium album maximum flavescens de la Devan- 
saye. Es wurde dieſe auffallend ſchöne Form des Anthurium Schertze- 
rianum var. lacteum von Herrn A. de la Devanſaye gezüchtet, der in 
ſolchen Kreuzungen großen Eifer bewieſen und welcher ſich bereits gro— 
ßer Erfolge rühmen darf, denn Anthurium Schertzerianum album, 

S. andegavense, A. 8. Devansayanum u. A. S. Rothschildia- 
num verdanken ihm ihr Daſein. Die hier abgebildete, aus der A. S. 
Vervaeneanum mit rein weißer Blüthenſcheide hervorgehend, übertrifft 
alle übrigen noch an Schönheit. l. c. Taf. 607. 


Gardenia citriodora. Dieſe niedrige, compakt wachſende und 
von unten aus ſehr verzweigte Warmhauspflanze, welche ſchon ſeit vie⸗ 
len Jahren nach Europa eingeführt wurde, findet immer noch nicht die 
richtige Würdigung, — ſie ſollte in keinem Warmhauſe fehlen. Die per⸗ 
ſiſtenten, glänzend dunkelgrünen Blätter erinnern an jene des Kaffeebau⸗ 
mes und hauchen die reinweiß en Blumen einen köſtlichen Wohlgeruch aus. 
Auch blüht die Pflanze ſehr reich, läßt ſich leicht durch Stecklinge ver⸗ 
mehren und iſt in ihren Kulturanſprüchen beſcheiden. 

Rev. hort. 1886, Nr. 15. mit color. Abb. 


Genista Andreana. Richtiger wäre wohl, wie Herr Ed. An— 
dré bemerkt, die Bezeichnung Sarothamnus scoparius var. Andreana 
geweſen. Die Varietät unterſcheidet ſich von der typiſchen Form durch 
die dunklere Färbung der Zweige und Blätter, zuallermeiſt aber durch 
die prächtige Färbung der ſeitlichen Petalen (Flügel, welche tief karmoi— 
ſinroth iſt, was dem Strauche zur Feat eine beſondere Schönheit 
verleiht. . c, Nr. 16, m. color. Abb. 


467 


Neu eingeführte Cacteen. 

Pilocereus Dautwitzii. 

Corens lormata. 

Echinocactus Lecomtei. 

Mammillaria nobilis. 

Wiener Illuſtr. Garten-Zeitung, Heft 8 und 9, 1886. mit color. Abb. 

Saxifraga Stracheyi Hook. & Thoms var alba. Wie S. cras- 
sifolia u. S. cordifolia der Flora Sibiriens unmerklich in einander überge⸗ 
hen, jo find auch die Unterſchieve zwiſchen S. lingulata, Wall., S. ciliata, 
Royle und S. Strachei, Hook. f. ſehr ſchwankend und demgemäß find 
dieſe Arten auch unter gar verſchiedenen Namen beſchrieben worden. Die 
hier abgebildete Varietät alba der typiſchen Form hat rein weiße Blu— 
menblätter. Der Petersburger botan. Garten erhielt dieſelbe von Herrn Max 
Leichtlin und zwar als S. afghanistanica. Sollte als Topfſtaude kul⸗ 
tivirt werden. Gartenflora, Hft. 15, Taf. 1228. 

Cypripedium orphanum, n. hybr. Angl., Hort. Veitch. Ein 
Waiſen⸗Frauenſchuh, — das ſcheint eine ſeltſame Bezeichnung und hat 
doch feine Berechtigung, denn es entiprang dieſe Hybride in dem Etab— 
liſſement der Herren Veitch, ohne daß man dort über die Elte en irgend 
welchen Nachweis liefern konnte. Nach Profeſſor Reichenbach's Vermu— 
thung find ſolche aber in Cypripedium Druryi und C. Argus zu ſu⸗ 
chen. Das kleine Deckblatt, die kleinen unteren Sepalen, der gelbe Rü— 
cken der Lippe, die tiefen Linien in der Mitte des oberen Sepalen und 
die etwas herabgebogenen Petalen ſprechen für Cypripedium Druryi, — 
in gleicher Weiſe erinnern das kurze Blatt, die hohen Blütenſtiele, die 
Flecken auf den Petalen, die Staminodien, das obere Kelchblatt mit Aus- 
nahme der Mittellinie an Cypripedium Argus. 

Gard. Chronicle, 7. Auguſt 86. 

Dendrobium pogoniates, Rchb. f. n. sp. Eine zierliche bo⸗ 
taniſche Curioſität, nichts mehr. Vaterland Nord-Borneo. 

Zygopetalum Leopardinum, n. hybr. Angl. Hort. Veitch. 
Auch bei dieſer hübſchen Neuheit iſt man über die Abſtimmung im Un⸗ 
gewiſſen. Die Sepalen und Petalen ſind hell grünlich-gelb mit ſehr zahl⸗ 
reichen kleinen zimmtfarbigen Flecken. Dieſelben treten in ähnlicher Weiſe 
auf, wie in den Blättern einer Vriesea musaica. Die innere Seite 
erinnert an eine Ansellia. Die Lippe beſteht aus einem epichylium 
und einem hypochylium, erſteres zeichnet ſich durch eine ſehr ſchöne pur- 
purne Färbung aus. Mr. Harry Veitch mag wohl Recht haben, wenn 
er Zygopetalum maxillare als eine der Eltern hinſtellt, vielleicht iſt Z. 
Burkei die zweite. L c. 14. Aug. 86. 

Anthurium subulatum, N. E. Brown, n. sp. Eine ſehr 
diſtinkte und recht hübſche Art, leicht zu erkennen an der ſehr langen, 
pfriemlichen Spitze der weißen Blütenſcheide, welche durch den pur— 
purfarbigen Kolben, die dunkelgrüne Belaubung noch mehr hervortritt. 
Von Mr. W. Bull aus Columbien eingeführt. 

Anthurium Mooreanum, N. E. Brown. n. sp. Blütenſcheide 
zurückgebogen oder ausgebreitet, 4 — 4½ Zoll lang, 6—7 Linien breit, 
lineal⸗oblong, nach oben zuſammengerollt zugeſpitzt, grün-purpurn, Kol⸗ 

30* 


468 


ben kurz geſtielt, 5 — 6 Zoll lang, 2½ Linien dick, ſtielrund, oliven⸗ 
braun. Obere Seite der Blätter hellgrün, untere weißlichgrün. Was 
terland unbekannt, bei Mr. W. Bull in Kultur. 
l. e. 21. Auguſt 1886. 

Ardisia japonica. Einer der niedlichſten Beerenſträucher fürs 
Kalthaus, der ſich ſchon in einem kleinen Topfe durch zwergigen com⸗ 
pakten Wuchs auszeichnet. Die in einem Quirl zuſammengeſtellten Blät⸗ 
ter ſind lanzettlich, feingeſägt, immergrün und laufen oben und unten ſpitz 
zu, den weißen Blumen folgen kugelrunde rothe Beeren, die in großer 
Menge auftreten und mit der dunkelgrünen Belaubung einen hübſchen 
Contraſt ausmachen. J. c. Fig. 44. | 

Cypripedium Morganae, hybr. Angl. Hort. Veitch. Mag 
auch die Arbeit eines HybridensZühters die Botaniker oft in Verlegen-⸗ 
heit ſetzen, ſo darf ſie immerhin ihre Berechtigung darin finden, daß durch 
ſolche Kreuzungsverſuche oft prachtvolle Blumen erzeugt werden, die uns 
ſonſt abgehen würden. Gerade bei Orchideen liegen genügend Beweiſe 
vor, daß die Natur nicht anſteht, ſich ſolcher Kreuzungen als ein Mittel 
zur Verbeſſerung oder Erneuerung einer Gattung zu bedienen. Im 
wildwachſenden Zuſtande gehen der Regel nach nur ſolche, welche dicht 
neben einander wachſen, ſolche Baſtardirungen unter ſich ein, während 
man ſich hierzu in Gärten eben der allerſchönſten, oft weit von einander 
entfernt wachſenden Formen bedienen kann, was genügend für die Wich⸗ 
tigkeit und Nützlichkeit der langſamen Arbeit eines Hybriden-Züchters 
ſpricht. Doch noch etwas anderes iſt hierbei nicht zu überſehen, daß 
nämlich ſolche künſtliche Varietäten meiſtentheils viel leichter zu kultiviren 
ſind als importirte species. Wir brauchen nur an die zahlreichen in 
dem Etabliſſement der Herren Veitch & Söhne gezüchteten Cypripedien 
zu denken, um dies beſtätigt zu finden. So iſt Cypripedium Fairrie- 
num eine gut bekannte, widerſpenſtige Pflanze, ihre Nachkommen, C. 
vexillarium und C. Arthurianum zeichnen ſich dagegen durch leichtes 
Blühen aus; C. Schlimii wird nur von wenigen mit Erfolg kultivirt, 
C. Sedeni wiederum, welche daraus hervorging, wie auch die ganze Reihe 
der Sedeniformen Cypripedien brüſten ſich von Rechts wegen durch 


raſches Wachsthum und beſtändiges Blühen. Wer würde ferner je ges 


ahnt haben, daß eine Verbindung zwiſchen C. Roezlii und C. cauda- 
tum, letztere an vielen Orten wenig gut gedeihend, die rieſige C. grande 
als Reſultat ergäbe, welche in Blume und Wuchs gleich prachtvoll iſt, 
im Habitus mehr an Phormium als an Cypripedium erinnert. 
Auch C. Morganae, vor kurzem bei Baron von Schroeder in Blüthe, 
liefert ein ſchlagendes Beiſpiel wie Schönheit und kräftiges Wachsthum 
gleichzeitig durch reiflich erwogene Verbindungen erzielt werden können. 
Die Pflanze wurde vor einigen Jahren durch eine Bekreuzung der 
C. Veitchii mit C. Stonei gezüchtet und mit welchen Erfolgen! Die brei— 
ten Petalen, jenen der ſeltenen C. Stonei platytaenium ſehr ähnlich, 
ſind weiß mit einem leichten ſchwefelgelben Anſtrich und überreich purpur⸗ 
braun gefleckt, das Dorſalkelchblatt iſt weiß mit roſarother Schattirung 
und rothgeadert, Lippe von ähnlicher Färbung. Die breite und hübſche 
grüne Belaubung iſt ſchwach gewürfelt, kurzum die Pflanze iſt eine groß— 


469 


artige Züchtung. Sollte in den wärmſten Häuſern mit den Borneo spe- 
cies kultivirt werden. l. e. Fig. 45. 

Bulbophyllum Saurocephalum, Rchb. f. n. sp. Ein kro⸗ 
kodilsköpfiges Bulbopbyllum! Die Orchideen ſcheinen in der That in der 
Schönheit wie Bizarrerie ihrer Blumen unerſchöpflich zu ſein. 

Sepalen hell ocherfarbig mit braunen Linien. Petalen klein, weiß, 
mit röthlicher Mittellinie und Rändern. Lippe am Grunde tiefpurpurn; 
Säule weiß mit einigen purpurnen Streifen und hell ocherfarbigen Flü— 
geln. Dieſe ſehr ſeltſame Art ſtammt von den Philippinen. 

Epidendrum pristes, Rchb. f. n. sp. Im Habitus dem E. 
ellipticum ähnlich, aber durch größere und ſehr leuchtende Blumen aus— 
gezeichnet. Ein ſchönes Zinnoberroth waltet in allen Theilen der Blume 
vor. Von Mr. W. Lee, Leatherhead eingeſchickt. 

Coelogyne Foerstermanni, Rchb. f. n. sp. Von F. Foer⸗ 
ſtermann auf den Sunda-Inſeln geſammelt. Die Blumen ſind ſchnee— 
weiß mit etwas gelblichem braun auf der Scheibe der Lippe. Das ſtarke 
Rhizom iſt mit zahlreichen ſepiabraunen Scheiden bedeckt und eine Menge 
von Wurzeln gehen abwärts. Die alten Bulben zeigen die Narben von 
2 Blättern und Spuren einer aufſteigenden Inflorescenz. Ein oder zwei 
Blüthenſtiele entſpringen auf der einen oder anderen Seite der beblätter— 
ten Bulbe. Dieſe Blüthenſtiele ſind 1—2 Fuß hoch, mit dichten Schei— 
den bedeckt, — der blumentragende Theil iſt hin und her gebogen und 
weiſt 20, nach Herrn Foerſtermann's Ausſagen bis 40 Blumen auf. 

Laelia Batemaniana, n. bybr. (Hort. Veitch). Eine Hybride 
zwiſchen einer Cattleya und einer Sophronitis! Eine bigeneriſche Hy⸗ 
bride, bei welcher aus den beiden Eltern, einer Cattleya und einer Sophro- 
nitis eine Laelia zum Vorſchein kam, iſt ſicherlich eine ſo unerhörte That— 
ſache, daß man, bürgten nicht die beiden Namen Veitch und Reichenbach 
in der ebenſo bewährten engliſchen Gartenzeitung für ihre Reellität, un— 
willkürlich an eine Taſchenſpielerei glauben müßte. Welche Folgerungen 
die Wiſſenſchaft aus dieſem großartigſten Kreuzungsverſuche des Mr. Se— 
den ziehen wird, iſt abzuwarten, doch dürften wohl manche Theorien da— 
durch hinfällig werden. 

Wir haben es hier mit einer Laelia en miniature zu thun, 
deren kurzer Blüthenſtengel jener einer Sophronitis iſt. Längſte Bulbe 
1½ Zoll, eine mit einem, eine andere mit zwei Blättern, die 1½ Zoll 
lang und %, Zoll breit ſind. Die einblättrige Bulbe hat eine kurzge— 
ſtielte Laelia-Blume, doch ſind die Petalen hübſch rautenförmig wie jene 
von Sophronitis grandiflora. Die Sepalen find bandförmig-ſpitz, die 
ſeitlichen ſchwach zurückgekrümmt, und die Petalen zeigen eine hell pur— 
purne Krappröthe mit einem ganz ſchwachen lila Anfluge, der ſich, wie 
es ſcheint, ſobald die Blumen älter werden, verdunkelt. Lippe dreiſpaltig, 
Seitenzipfel lang, keilförmig ⸗oblong, ſtumpfwinkelig, Mittelzipfel oblong, 
ſtumpf, undeutlich wellig, von dem wärmſten Dahlia karminroth mit einer 
hell lilafarbigen Schattirung. Dies iſt die piece de resistance, 
auf welcher die charakteriſtiſche Schönheit dieſes kleinen Juwels beruht. 
Die Seiten⸗Zipfel und Scheibe find weiß mit einem hell purpurn⸗lilafar⸗ 
bigen Rande. Säule weiß mit einigen purpurnen Flecken an den Ecken. 


470 


Es bietet dieſe Neuheit ein weites Gebiet für Erwägungen über Nomenc⸗ 
latur. Sollen alle bigeneriſche Hybriden Zwiſchennamen erhalten, wie bei⸗ 
ſpielsweiſe die wohlklingende Philageria von Maſters? Was würde man 
von einer Catsophia oder Sophronitidicattleyidium halten? Wir ken— 
nen viele Hybriden, deren Blumencharaktere einem der Eltern, deren Blatt⸗ 
merkmale dem andern der Eltern gleich ſind und in dieſem Falle kann 
man ſie zu der Gattung bringen, deren Blumen ſie aufweiſt. Hier liegt 
aber die Sache anders, — aus dem Gemiſch einer Sophronitis und 
Cattleya geht eine Laelia hervor. — Um zu einem Schluß zu kommen, ſcheint 
Profeſſor Reichenbach geneigt zu fein, die ſämmtlichen Sophronitis mit 
Ausnahme der Sophronitis violacea, als Laelia cernua, pterocarpus, 
militaris, purpurea, grandiflora hinzuſtellen, was allerdings dem Wun⸗ 
der von vorherein feine Bedeutung nehmen würde. I. c. 28. Aug. 1886. 

Ranunculus Lyallii, Bot. Mag. Taf. 6888. Dieſe ſtattliche 
species von Neu-Seeland zeichnet ſich durch ihre kräftigen ſchildförmigen 
Blätter und Riſpen großer weißer Blumen aus. 

Iris Milesii, B. M. Taf. 6889. Eine species vom nordweſtli⸗ 
chen Himalaya mit lilafarbigen Blumen, der Kiel auf den Kelchblättern 
iſt tief geſägt, ſo daß ſie ein Bindeglied zwiſchen den gewimperten und 
barthaarigen Schwertlilien ausmacht. | 

Cerinthe minor, B. M. Taf. 6890. Eine ausdauernde Bora- 
ginee mit ſitzenden herzförmigen Blättern und ſich wölbenden Büſcheln 
gelber glockenförmiger Blumen. 

Disa atropurpurea, B. M. Taf. 6891. Von dieſer Gattung 


ſollen nicht weniger als 100 Arten beſchrieben worden fein. Die hier ab ° | 


gebildete hat ſchmale, lineale, zugeſpitzte Blätter und ſtehen die vereinzel⸗ 
ten roſa⸗lilafarbigen Blumen an den Enden der aufrechten Blüthenſtiele. 
Die größte Länge jeder Blume beträgt etwa 1½ Zoll. 

Ribes oxyacanthoides, B. M. Taf. 6892. Eine amerikani⸗ 
Ihe Stachelbeere, welche Sir Joſeph Hooker ihrer Früchte wegen zur Kul- 
tur anempfiehlt. Die büſchelweiſe ſtehenden Beeren ſind kugelrund, lila— 
farbig und von der Größe einer kleinen Kirſche. Sie wird als ein be— 
ſtändiger Trage. hingeſtellt, ſoll ſelbſt dann gedeihen, wenn unſere gemeine 
Stachelbeere aus Mangel an Feuchtigkeit zu Grunde geht. 

Polygala Chamaebuxus purpurea. Die vorliegende Abbil⸗ 
dung der purpurfarbigen Varietät von der in Deutſchland, Oeſterreich 
u. ſ. w. wildwachſenden P. Chamaebuxus iſt in der That ſo reizend, 
daß Jeder, der ſie ſieht, die Pflanze zu beſitzen wünſchen müßte. Die 
großen gelben oder magenta-purpurnen Blumen bilden im Frühſommer 
eine Hauptzierde für Steingruppen oder auf halbſchattigen Moorbeeten. 
Gegen ſtarken Sonnenbrand muß die Pflanze geſchützt werden. Der Bo— 
den ſollte aus ſandigem Lehm beſtehen, untermiſcht mit Kalkabfall oder 
kleinen Steinen. Man vermehre die Pflanze im Auguſt durch Stecklinge 
auf Sand unter einer Glasglocke. Auch P. vulgaris, calcarea und 
amara, ſowie die nordamerikaniſche P. paucifolia empfehlen ſich als ganz 
niedrige Halbſträucher zu ähnlichen Zwecken wie die erſtgenannte. N 

The Garden, 14. Aug. 1886. Taf. 557. 


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Die Thunbergien. 


Ein Warmhaus aus den fünfziger und ein ſolches aus den achtzi— 
ger Jahren dürften in vieler Beziehung, was ihre Inſaſſen anbetrifft, 
ſehr von einander abweichen. Das Einſt und Jetzt iſt auch bei unſeren 
Pflanzenſammlungen großen Veränderungen unterworfen, zum Theil wurde 
dies bedingt durch die vielen koſtbaren Einführungen von überſeeiſchen 
Ländern während der letzten dreißig Jahre, ebenſoviel hat aber auch die Ge— 
ſchmacksrichtung damit zu thun gehabt, welche viele ſchöne krautartige und 
holzige Gewächſe für das Warmhaus als veraltet bei Seite ſetzte, ſich da— 
für mit faſt zu excluſiven Tendenzen den in ihrer Belaubung graciöſeren 
Formen vieler Monocotyledonen zuwandte. Es läßt ſich füglich darü⸗ 
ber ſtreiten, ob dies ein Gewinn oder Verluſt iſt, ſoviel ſteht aber un— 
ſerer Anſicht nach feſt, daß gerade viele krautige und holzige Vertreter 
der Dicotyledonen während ihres meiſt lange anhaltenden, faſt zu al— 
len Jahreszeiten ſtattfindenden Blühens unſeren Sammlungen ein far⸗ 
benprangendes Gepräge verliehen, was ihnen jetzt häufig abgeht. Gleich 
den Stauden fürs freie Land hat man dieſelben mit wenigen Ausnah- 
men in die Rumpelkammer der Vergangenheit gethan und liegt es den 
Gartenzeitungen ob, ſie wieder, an die guten, bewährten Eigenſchaften er— 
innernd, in ihre Rechte einzuſetzen. Nicht jedem Beſitzer eines Warm: 
hauſes iſt es vergönnt, ſtarke Exemplare von Orchideen, Bromeliaceen, 
Scitamineen und einigen mehr, die ein reiches und regelmäßiges Blühen 
in Ausſicht ſtellen, ſeiner Sammlung einzuverleiben, kleinere Exemplare 
von ſolchen erheiſchen aber gemeiniglich viel Zeit, ehe fie die an fie ge— 
ſtellten Erwartungen befriedigen können und mittlerweile fehlen die Blu— 
men, die erſt die Monotonie des wenn auch noch ſo geſchmackvollen Ar— 
rangements wirkſam unterbrechen können. Werfen wir beiſpielsweiſe einen 
Blick auf die Familie der Acanthaceen , deren Gattungen wie Thun- 
bergia, Meyenia, Hexacentris, Dipteracanthus, Ruellia, Stephano- 
physum, Geissomeria, Aphelandra, Justicia viele ſchön und leichtblü— 
hende Arten aufweiſen, die jetzt nur noch ſehr vereinzelt bei uns angetroffen wer— 
den, trotzdem ihre Kultur die allerleichteſte iſt, man fie, Dank ihrer ſchnel— 
len Vermehrung auch mit geringen Koſten beſchaffen kann. In einer der 
letzten Nummern des „Garden“ findet ſich eine Abbildung in Farben⸗ 
druck von der prächtigen Thunbergia laurifolia (Taf. 563) und wird 
bei dieſer Gelegenheit auf die bereits kultivirten Arten der Gattung hin— 
gewieſen; wir wollen uns dies zu Nutzen machen und unſeren Leſern 
aus dem hier Gebotenen Einiges mittheilen. Etwa 30 species von 
Thunbergia ſind beſchrieben worden und von dieſen befindet ſich gegen 
ein Dutzend hier und da in Kultur. Einige derſelben zeichnen ſich durch 
einen ſtarken, kräftigen, kletternden Habitus aus, während andere ſtrau⸗ 
chig ſind, einen mehr oder weniger compakten Wuchs aufweiſen. Alle 
machen keine großen Kulturanſprüche, blühen, mit Ausnahme der Thun 
bergia (Hexacentris) coccinea ſehr leicht. Mit reichlicher Waſſerzu⸗ 
fuhr während der Wachsthumsperiode und recht nahrhaftem Boden ſei 
man aber nicht ſparſam, wenn auch einige, um ſie zu reichen Blühen zu 
veranlaſſen, eine Periode verhältnißmäßig großer Trockenheit und ſtarker 


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Lüftung beanſpruchen. Die raſchwachſenden Schlingſträucher ſollten womög⸗ 
lich ins freie Land gepflanzt werden, ihre Schüſſe zum Bekleiden von Säulen 
dienen oder auch zu Feſtons, welche ſich im Hauſe gefällig hinziehen können. 

Th. affinis. — Eine Einführung neueren Datums von Oſtafrika, 
wo der verſtorbene Hildebrandt dieſe Art zuerſt entdeckte. Sie bildet 
einen ſchlank verzweigten Schlingſtrauch mit dünner, glatter Belaubung, 
deren Blätter faſt ſtengellos ſind. Die Blumen ſind jenen der Meye— 
nia erecta in Form und Farbe ſehr ähnlich, nur find fie gewöhnlich ziemlich 
viel größer. Ein ſehr gefälliger Habitus, reichliches Blühen, ſowie die ſchöne 
tiefblaue Farbe ihrer Blumen machen dieſe Art zu einer ſehr erwünſch— 
ten Acquiſition für unſere Warmhäuſer und beanſprucht ſie überdies für 
ihre freie Entwickelung lange nicht ſoviel Raum wie z. B. T. laurifolia 
und einige andere. 

Th. alata. — Meiſtens behandeln wir dieſe Art wie eine einjäh⸗ 
rige, ſtreng genommen iſt ſie aber ausdauernd. In einem temperirten 
Kalthauſe oder auch kühleren Warmhauſe iſt dies eine ſehr niedlich, ſchnell 
wachſende Schlingpflanze, die ſowohl im Schatten wie vollen Sonnen⸗ 
lichte gut gedeiht. Kahle Stämme von alten Pflanzen laſſen ſich mit 
dieſer Art ſehr geſchmackvoll decoriren und auch als Ampelpflanze findet 
ſie eine ſehr paſſende Verwendung. Wir können ſie als eine windende 
Pflanze bezeichnen, deren Blätter ſpießförmig ſind; ihre achſelſtändigen 
Blumen, die ſie in großer Menge hervorbringt, ſind einen Zoll lang und 
weit und beſitzen ſie einen flachen, ſich ausbreitenden Rand. Die Farbe 
der Blumen iſt großen Variationen unterworfen, bald ſind fie weiß, hell⸗ 
oder blaßgelb, orangefarbig mit purpurnem Centrum, oder von mehr 
einförmiger, orange und weißer Farbe. Auch eine Varietät mit pana=, 
chirten Blättern (Th. alata var. Doddsi) wird kultivirt. Nicht nur in 
Europa, ſondern auch in allen Tropenländern, wo man den Gartenbau 
huldigt; iſt dieſe zierliche kleine Schlingpflanze ein allgemeiner Liebling. 
In Afrika einheimiſch, hat ſie ſich in Indien und anderswo naturaliſirt. 
Th. aurantiaca iſt nur eine Form dieſer species, während Th. fra- 
grans oft mit ihr verwechſelt wird. Letztere hat jedoch einen geflügelten 
Blattſtiel und bringt rein weiße, wohlriechende Blumen. Als Garten— 
pflanze iſt ſie nicht ſo gut zu verwerthen wie Th. alata, obgleich ihr 
von indiſchen Botanikern ein hohes Lob geſpendet wird. 

Th. chrysops. — Eine ſehr ſchöne, Meyenia ähnliche Pflanze mit 
kletterndem Habitus, ſpießförmigen, gezähnten Blättern und großen, ach— 
ſelſtändigen, tiefblauen Blumen; vor etwa 40 Jahren wurde ſie unter 
dieſem Namen in mehreren Zeitſchriften abgebildet, wir wiſſen aber nicht, 
ob ſie ſich augenblicklich noch in Kultur befindet. Ein Sammler des ver⸗ 
ſtorbenen Grafen von Derby, Mr. Whitfield entdeckte ſie in Sierra Leone. 
Die Blumen dieſer Art ſind größer als jene der Meyenia und ſind ſie von 
großer Wirkung, indem das goldgelbe Auge von einem tiefen Indigo— 
blau eingefaßt wird, welch' letzteres nach den Rändern der Lappen hin 
in Violett übergeht. Es iſt eine Warmhauspflanze, die, wenn aus un⸗ 
ſeren Kulturen verſchwunden, einer Wiedereinführung würdig wäre. 

Th. coceinea (Hexacentris). — Durch die Form ihrer Blumen 
iſt dieſe Art ſehr charakteriſtiſch, ſchade nur, daß ſie als Gartenpflanze 


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häufig Enttäuſchung verurſacht, inſofern ſie nur ſelten zum reichlichen Blühen 
elangt. 

; Sie iſt von kriechendem Habitus, überzieht weite Flächen, wenn man 
ſie ungeſtört läßt und entwickelt gegen den Herbſt hin Hunderte von Blü— 
thentrauben, deren Knospen aber meiſtentheils alle abfallen, bevor ſie in 
das Stadium des Aufbrechens eingetreten ſind. Die Stengel ſind vier— 
eckig und variiren die Blätter in der Form von ſpieß- zu herzförmig, 
auch ſind ſie auf mannigfache Weiſe gezähnt oder gelappt. Die Blüthen— 
trauben ſind achſelſtändig oder auch befinden ſie ſich an den Spitzen kur— 
zer Zweige, bisweilen hängen ſie bis zu einer Länge von 3 Fuß herab 
und ſtehen die Blumen paarweiſe in je 2 Zoll Entfernung von einander. 
Jede Blume ſteht auf einem 2 Zoll langen Stiel und wird ihre Röhre 
durch zwei große braune Deckblätter verdeckt, welche die Blume ringsum 
einſchließen und ihr ein krugähnliches Ausſehen verleihen. Die Lappen 
der Blumenkrone ſind kurz, zurückgebogen, glänzend ſcharlachroth mit gel— 
bem Schlunde, dieſe Farbenzuſammenſetzung im Bunde mit den chocola— 
debraunen Deckblättern iſt von großer Wirkung. Wir haben dieſe Pflanze 
mehreremale in Blüthe geſehen (vor vielen Jahren blühte ſie auch faſt all— 
jährlich im Hamburger botaniſchen Garten. G— e), augenſcheinlich iſt man 
aber noch nicht dahin gelangt, daß ſie alljährlich alle ihre Blumen zur Entfal— 
tung bringt. In dem tropiſchen Jungles Oſtindiens ſoll fie fi) durch häufi⸗ 
ges Vorkommen auszeichnen. Möglicherweiſe iſt das Fehlen von Son— 
nenlicht und Wärme zu Beginn des Winters, gerade, wenn dieſe Art 
zu blühen anfangen will, die Urſache, daß ſie in unſeren Kulturen ge— 
meiniglich fehlſchlägt. 

Th. grandiflora. — Ein großer, ſchnellwachſender Schlingſtrauch, 
mit langen, glatt berandeten Trieben, die ſpießförmige, 5 Zoll lange, tief 
gezähnte oder gelappte Blätter tragen, welche ſich beim Berühren auf 
beiden Seiten faſt ſo rauh anfühlen wie Sandpapier. 

In den Blattachſeln entſpringen die kurzen, dicken Blüthentrauben, 
ſtarke Schüſſe tragen ſo viele wie 12 Blumen in jeder, nicht über 3 Zoll 
langen Traube. Die Größe der Blumen rechtfertigt die ſpecifiſche Be— 
zeichnung, da ſie 3 Zoll in Länge und Weite meſſen. Die Röhre iſt kurz 
und weit und theilt ſich der Saum in 5 große, ſich ausbreitende Lappen. 
Ihre Farbe iſt blaßblau, geht im Schlunde faſt in weiß über, wo in— 
deſſen auch gewöhniglich einige tiefer gefärbte Streifen auftreten. Die 
Art blüht von Mitte des Sommers an bis in den Winter hinein. Zieht 
man ſie in einem großen Hauſe, wo reichlich Raum vorhanden iſt, ſo 
daß ihre Schüſſe ſich ausbreiten und Feſtins bilden können, gewährt dieſe 
Pflanze während ihrer Blütheperiode einen gar prächtigen Anblick. Man 
ſollte die Triebe abwärts hängen laſſen, wenn die Pflanze am Glasdache 
entlang gezogen wird, um auf dieſe Weiſe die Blumen zu voller Geltung 
zu bringen. Als Topfpflanze gelangt ſie nie zu ihrer vollen Entwick— 
lung, — man darf bei ihrer Kultur mit Raum, Waſſer und nahrhaftem 
Boden nicht ſparſam ſein und muß ſie erſt zu einem kräftigen Exemplar 
herangewachſen ſein, bevor ihre empfehlenswerthen Eigenſchaften ganz und 
voll ins Auge treten. In Indien und China zu Hauſe, ſoll die in 
den Gärten ſeit 1823 eingeführte Form von Bengalen ſtammen. 


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Th. Hawtayneana. — Ein Schlingſtrauch von Nepal und eine 
ſehr hübſche Blüthenpflanze fürs Warmhaus. Die Blätter ſind oval, 
kahl, dunkelgrün und ungeſtielt; die aus den Blattachſeln hervorkommen⸗ 
den Blumen haben eine gelbe, 11 Zoll lange Röhre und einen fünflap⸗ 
pigen, ſich ausbreitenden Saum von tief blau-purpurner Schattirung. 
Die Art blüht ſehr reich und gehört zu derſelben Gruppe wie die Meye- 
nias, von welchen fie ſich jedoch durch die runden, anſtatt eckigen Sten- 
gel unterſcheidet. Ob ſich dieſe Pflanze noch in Kultur befindet, vermö⸗ 
gen wir nicht anzugeben. 

Th. laurifolia. — Dieſer ſchöne Schlingſtrauch fürs Warmhaus iſt 
auch unter dem Namen Th. Harrisi bekannt; man hatte nämlich dieſe 
zwei Namen zwei leicht unter einander urſprünglich verſchiedenen Formen 
beigelegt, erſt ſpäter gelangte man zu der Einſicht, daß es ſich um eine 
ſehr variable Art handle. Die als Th. Harrisi bekannte Form iſt die 
beſſere der beiden, indem ihre Blumen glänzender gefärbt ſind und grö— 
ßere Trauben bei ihr hervortreten als bei jener, auf welche ehemals die 
Bezeichnung laurifolia beſchränkt wurde. Sie zeigt einen ſehr ſtarken 
Wuchs, hat lange tauähnliche Triebe und eirunde, lorbeerähnliche Blätter, 
deren Ränder ſchwach gezähnt oder wellig find, ihre Oberfläche iſt kahl 
und glänzend. Die Blumen ſtehen in kurzen Trauben, welche aus den 
Blattachſeln entſpringen, nicht weniger als 24 können ſich dichtgedrängt 
in einer Traube beiſammenfinden, die eine Länge von nicht über 4 
Zoll erreicht. Die Blumen ſind ungewöhnlich groß, von ſehr gefälliger 
Form und zeichnen ſich durch eine ins violett übergehende bläuliche Fär⸗ 
bung mit purpurnen Streifen und gelbem Schlunde aus. Im Septem⸗ 
ber des Jahres ſtand ein großes Exemplar im Kewer Palmenhauſe in 
voller Blüthe, zog ſich am Dache entlang, hing von allen Seiten ihre 
farbenprangenden Feſtons herab, wahrlich ein unvergleichlich ſchöner An- 
blick. So behandelt, kann ſie den Allamandas ebenbürtig zur Seite ge⸗ 
ſtellt werden. Ihr Vaterland iſt Indien und datirt ihre Einführung 
aus dem Jahre 1857. 1 

Th. mysorensis (Hexacentris). — Eine der prächtigſten aller 
Warmhaus-⸗Schlingpflanzen und eine, welche am leichteſten zu behandeln 


und in Blüthe zu bringen iſt. Sie macht lange, kletternde Triebe, welche 


herabhängen oder auch, wenn man will, Feſtons bilden. Die elliptiſchen 
oder ſproßförmigen Blätter ſind an den Rändern gezähnt und kurz ge— 
ſtielt. Die Blumen ſtehen in langen, herabhängenden Trauben, welche die 
kurzen Zweige abſchließen und bisweilen 2 Fuß und darüber lang ſind. 
Jede Blume hat einen ziemlich langen, nach aufwärts gebogenen Stiel, 
ſo daß ſie faſt aufrecht erſcheint. Die Blumenkrone erinnert in ihrer 
Form an ein großes Löwenmaul oder Mimulus, indem der obere Lap— 
pen eine Art Kappe bildet, die zwei ſeitlichen flügelähnlich aus gebreitet 
ſind, während der untere abwärts gerichtet iſt. Dieſe Lappen ſind gelb 
mit breiten ſcharlachrothen Rändern, und iſt die Farbe der Röhre pur⸗ 
purn. Da jede Blume 2 Zoll im Durchmeſſer hält und von feſter Con— 
ſiſtenz iſt, ſo iſt die Wirkung, welche die zahlreichen langen Trauben her⸗ 
vorrufen, eine großartige. Die Art blüht ſo frei, gedeiht bei einer ſo 
einfachen Behandlung, daß fie in jedem Warmhauſe monatelang ihre herr— 


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lichen Blumen entfaltet. Ins freie Land gepflanzt, nimmt fie bald be⸗ 
deutende Dimenſionen an und kommt ohne alle Mühe zum Blühen; als 
Topfpflanze kann man ſie zu hübſchen Exemplaren heranziehen. Um ſie 
als ſolche zum Blühen zu veranlaſſen, ſorge man für eine trocknere At— 
moſphäre und reichlichen Luftzutritt. Sie ſtammt von Mysore und den 
Nilgherries und wurde gegen das Jahr 1855 eingeführt. Eine gelb— 
blühende Form von ihr kennt man als lutea. 
| Th. natalensis. — Eine diſtinkte, ſtrauchige Pflanze mit eirunden, 
ſitzenden Blättern, deren Adern ſehr hervortreten. Die achſelſtändigen 
Blumen hängen etwas nieder und werden zuſammengeſetzt aus einer 2 
Zoll langen Röhre, welche faſt ganz durch die zwei großen grünen kelch— 
ähnlichen Deckblätter verdeckt wird und einem großen, ſich ausbreitenden, 
fünflappigen Saume von blaß purpurner Farbe. Die Blumen erſchei— 
nen im Juli und wenn auch nicht mehr als zwei auf jedem Zweige zu 
gleicher Zeit geöffnet ſind, ſo reicht das vollkommen aus, um der Pflanze 
beſondere Reize zu verleihen. Als Topfpflanze behandelt, ſorge man zei— 
tig im Jahre für reichliches Einkneipen, wodurch ſie ſehr buſchig wird. 
Seit 1858 in Kultur. Kann in einem temperirten Kalthauſe gezogen 
werden, wenn man in demſelben für eine beſtändig feuchte Atmoſphäre ſorgt. 


Der Dünger und ſeine Anwendung in der Obſtbaumkultur. 
Ueber dieſes ſo wichtige Thema iſt oft, von competenter Seite und 

in vielen in⸗ und ausländiſchen Fachſchriften geſchrieben worden, deſſen— 
ungeachtet hält Herr Chr. Ilſemann es für angebracht, in dem „Frucht⸗ 
garten“ ausführlicher darauf zurückzukommen und da grade der Herbſt 
und der Frühling die zum Düngen unſerer Obſtbäume geeignetſten Jah⸗ 
reszeiten ſind, wollen wir die uns gebotene Gelegenheit benutzen und dem 
Verfaſſer in ſeinem längeren Expoſé folgen. 
* Ein erſter Grundſatz des landwirthſchaftlichen Pflanzenbaues ſagt: 
„Durch rationellen Betrieb und reichlich und richtig angewandten Dünger 
liegt es in unſerer Macht, dem Boden die reichſten Ernten und höchſten 
Erträge abzugewinnen.“ Dieſen Grundſatz können wir nun auch in noch 
erhöhtem Maßſtabe auf den Gartenbau anwenden durch rationellen Be— 
trieb unſerer Pflanzenculturen; durch das einſichtsvolle Wiſſen von der 
Pflanzennahrung nach Qualität und Quantität, welche im Boden vor— 
handen ſein muß, um den Gartenbau rentabel zu machen, durch eine in— 
tenſivere, beſſere Bearbeitung des Bodens kann und muß der Gärtner 
dem Boden viel reichlichere Ernten und weit höhere Erträge abgewinnen, 
als dies die Großculturen der Landwirthſchaft können. 
| Die Düngerlehre iſt eines der wichtigſten Capitel des Gartenbaues, 
ſie iſt die Baſis, vermöge der wir es in unſerer Hand haben, unſere 
Producte zu immer beſſeren, nützlicheren, einträglicheren zu geſtalten; dies 
hat die Landwirthſchaft längſt erkannt und gewürdigt, nicht aber ſo der 
Gartenbau und vorzugsweiſe der Obſtbau. 
| Durch die Erforſchung des Kreislaufes der Stoffe hat die Wiffen- 
ſchaft das Höchſte dadurch geleiſtet, daß ſie tiefer drang als die Beobach— 
tung von Dünger, Futter, Vieh, indem ſie dem Entwicklungsleben des 
Stoffes zu folgen begann. Es iſt die Verweſung der Stoffe nichts An— 


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deres, als eine langſame Verbrennung der organischen Stoffe, die außer⸗ 3 


halb des lebenden Körpers ftattfindet. Vermoderung ift eine langjame 
Verweſung. In der Mehrzahl der Fälle wirken nun Verweſung und 
Fäulniß zuſammen, wenn abgeſtorbene Pflanzen und Thiere der Rückbil⸗ 
dung anheimfallen. Verweſung und Fäulniß ſind nicht eher zu Ende, 
bis aller organiſche Stoff in Ammoniak und Stickſtoff, in Kohlenfäure 
und Waſſer verwandelt iſt. Man ſieht in dem Stoffwechſel eine ewige 
Macht der Verjüngung, eine immer fließende Quelle jugendkräftigen Le⸗ 
bens. Es kommt nur darauf an, ob man ſich beſcheiden kann, den Stoff 
ruhen zu laſſen, oder ob man ihn in immerwährende Bewegung ſetzt 
und neues, ſchwellendes Leben im Garten und auf dem Felde erwachſen 


läßt. Es iſt Tod in dem Leben und Leben in dem Tode, denn in der 


Luft und in dem Moder ſchweben und ruhen die ewig ſchwellenden Keime 
zu neuem Leben. Wer den Tod in dieſem Zuſammenhang kennt, der 
hat des Lebens unerſchöpfliche Triebkraft erfaßt. Es iſt die größte Be⸗ 
reicherung, die das Leben der Chemie verdankt, daß wir es täglich beſſer 
0 lernen, welcher Stoff zu jeder Pflanze gehört. | 
ie Grundprincipien eines rationell betriebenen gärtneriſchen Pflan- 
zenbaues beſtehen nun keinesfalls darin, daß der Gärtner genau Buch 
und Rechnung führt über den Kreislauf der hauptſächlichſten Pflanzen⸗ 


nährſtoffe, welche aus dem Boden in die Ernte übergehen und mit dm 


Dünger dem Boden von Neuem wieder zurückerſtattet werden, ſo daß 
dem Boden für die durch die Ernten entzogenen Nahrungsſtoffe wieder 
vollkommener Erſatz gewährt wird. An einen verſtändigen Gärtner ſtel- 
len wir heutzutage noch viel höhere Anſprüche, er muß wiſſen und durch 
ſeine Beobachtungen klarſtellen können, was eben fein Grund und Boden 


zu jeder Zeit benöthigt, damit er im Stande iſt, ſchnell die relativ höchſte b Ä 


Ertragsfähigkeit aus dem Boden zu entnehmen; nur durch einen derar⸗ 
tig wirthſchaftlich geleiteten Betrieb iſt der Gärtner im Stande, aus ſei— 
nem Boden den höchſten Reingewinn zu erzielen. Es iſt wohl Jedem, 
der ſich mit Pflanzenbau befaßt, zur Genüge bekannt, daß ſowohl der 
gärtneriſche, wie auch der landwirthſchaftliche Pflanzenbau in den letzten 
Jahren einen mächtigen Aufſchwung genommen hat und beſtrebt iſt, von 


Jahr zu Jahr immer beſſere Producte zu liefern, immer einträglichere f 


3 dem Boden abzunehmen; mit dem Wachſen der Bevölkerung, mit 

dem Fortſchritte der Cultur vermehren ſich eben auch die Anforderungen, 
die die Menſchheit an die Producte ſtellt, die ſie zur Erhaltung ihres 
Beſtehens benöthigt. Die Verfeinerung der Sitten und Gebräuche un- 
ſerer modernen Culturſtaaten fordert von uns weit höhere, weit edlere 
Producte des Gartenbaues, als dies vor einem halben Jahrhundert der 
Fall war. In dem Weſen des gärtneriſchen Pflanzenbaues haben wir 
das Beiſpiel eines ununterbrochenen, ewigen Strebens nach immer nütz- 
licheren, beſſeren, vollkommeneren Producten unſerer Culturpflanzen. Fra⸗ 

gen wir nun, welch' wichtigen Factoren haben wir dieſes ſo hohe Ziel zu 
verdanken? In erſter Reihe iſt es die verſtändige Anwendung der Dünge⸗ 
mittel, durch die ſind wir in die Lage verſetzt, die intenſivſte Ausnützung 
unſeres Bodens zu erreichen. Doch ich komme zu weit von meinem 

Thema. (Schluß folgt.) f 


477 


Feuilleton. 


Wie viel Zeit iſt erforderlich, um die Blüte getriebener Pflan- 
zen herbeizuführen? 
ö Hierüber ſind bereits wiederholt Beobachtungen gemacht worden und iſt 
man dabei nach der Revue horticole zu folgenden Reſultaten gelangt. 
| Man rechnet, daß durchſchnittlich nöthig find für: Azalea indica 
40 Tage Stand im Warmhaus bei 620° C. Wärme, wenn fie im Ja⸗ 
nuar oder Februar blühen ſollen; die Dicentra spectabilis braucht 30 
Tage bei 4300; die Gardenia blüht im März nach 49 Treibtagen bei 
700% die Hyacinthen verlangen 36 Tage bei 315°, wenn fie im Januar⸗ 
Februar blühen ſollen; Jasminum nudiflorum 21 Tage bei 315°; 
Rhododendron 47 Tage bei 760%; Roſen 48 Tage bei 690; Syrin- 
gen 34 Tage bei 485%; Rubus rosaefolius 37 Tage bei 520%; Spi- 
racen 27 Tage bei 305° und Tulpen 34 Tage bei 485 Wärmegraden. 
Seelbſtverſtändlich find dieſe Ziffern als nur annähernd zu betrachten, 
doch können ſie Treibgärtnern als Fingerzeig dienen. Die Ermittelung 
dieſer Ergebniſſe geſchah durch Multiplikation der durchſchnittlichen täg— 
lichen Wärmegrade des Treiblokals mit der Zahl der Tage von Einſtel— 
lung der Pflanzen an bis zu Beginn derſelben. Bemerkt muß ſchließ— 
lich noch werden, daß es vortheilhaft iſt, die Pflanzen nach einem Froſt, 
etwa bei 4 4—5°, als während eines Froſtes ins Haus zu bringen. 
| Beim Treiben ſpielt bekanntlich auch das Licht eine große Rolle, — 
reichlich Licht dürfte ſicherlich bei vielen Treibpflanzen eine bedeutende Wärme⸗ 
menge erſetzen. 
Artenbildung. Thomas Meeham beobachtete ein Exemplar von 
Cvypripedium insigne mit ährenförmiger (subspicate) Blüthe und es 
gelang ihm, dieſe „Anomalie“ ſowohl durch Ableger wie durch Samen 
fortzupflanzen. Als dieſes bekannt wurde, erhielt er genau dieſelbe Form 
von verſchiedenen Seiten her eingeſandt, und befanden ſich ſolche darun— 
ter, welche ſchon ſeit vier Jahren beobachtet worden waren. 
| Unbedingt würde man, da dieſe Abweichung ebenſo bedeutend wie 
konſtant iſt, die Pflanze für eine neue Art erklären, wenn man nicht die 
Abſtammung kennte. Höchſt wahrſcheinlich dürfte ſie ſich erhalten und 
tritt uns dann zweiffellos derſelbe Vorgang entgegen, durch welchen ſich 
ſchon unzähligemale neue Arten gebildet haben. Es hat ſich dieſe neue 
Form zunächſt nicht durch allmähligen Uebergang aus der älteren ge— 
bildet, ſondern ſie iſt ganz plötzlich und fertig aufgetreten. Somit 
kann auch nicht von einer Zuchtwahl, einer Anpaſſung oder einer Ein— 
wirkung der Umgebung die Rede fein, denn in dem Meeham'ſchen Fall 
zeigt eben nur ein Exemplar von zahlreichen, denſelben Bedingungen aus— 
geſetzten die Umbildung. Endlich iſt die neue Form nicht nur in einer 
Lokalität aufgetreten, ſondern an mehreren faſt gleichzeitig. Es kann alſo 
eine neue Form gleichzeitig an verſchiedenen Punkten entſtehen und iſt es 
durchaus nicht nöthig, daß jede Art von einem einzigen Stammvater ab— 
geleitet wird. (Proceedings Acad. Philadelphia, 1885). 
| Schonet die Pilze. Die Zeit, wo friſche Pilze als ſchmackhaftes 
Nahrungsmittel die Speiſekarten wieder bereichern werden, iſt nicht mehr 


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fern. Es ift daher an der Zeit, den Pilzſammlern ein mahnendes Wort 
— in ihrem eigenen Intereſſe — zuzurufen. Durch die unverſtändige 
Art der Sammler iſt zu befürchten, daß das vorzügliche Volksnahrungs⸗ 
mittel immer ſeltener wird, daß wir ſchließlich ganz auf daſſelbe wieder 


verzichten müſſen. Nicht nur, daß man die Schwämme mit Stumpf I 


und Stiel aus dem Boden reißt und ſomit jeden Nachwuchs unmöglich 
macht, vergißt man auch dann, wenn man ſchon den Pilzſtiel oberhalb 
des Bodens abſchneidet, das im Boden gebliebene Stück mit ein. Hand 


voll Erde zu bedecken; geſchieht dies nicht, ſo vernichten die Maden der 1 


Pilzfliege den Reſt des Stieles. Die Lehrer möchten es den Kindern 


und Erwachſenen einprägen: Schützet die Pilze! Reißet ſie nicht ab oder 
aus, ſondern ſchneidet fie ab! Werfet eine Hand voll Erde über den ſte⸗ 


hengebliebenen Stumpf! Erntet nur ausgewachſene Schwämme und jdo- 


net die junge Brut! Fördert das Wachsthum der Pilze, indem Ihr in 


zweckmäßiger Weiſe geeignete Schwämme mit ihren Sporen ausſetzt und | 


vergrabet! Schützet die koſtbare Naturgabe im Intereſſe der armen Be— 1: 


völferung. (Frnd. Bl.) 1 

Der Waldmeiſter als Forſt⸗Nebennutzung. Der herrliche Ge⸗ 
ſchmack des Maitranks, jo ſchreibt ein Mitarbeiter der „Forſtl. Zeit⸗ 
ſchrift“, brachte mich auf den Gedanken, daß derſelbe Duft voch auch in 
der getrockneten Pflanze fortbeſtehen müſſe; ich beſchloß, einen Verſuch zu 
machen, ſammelte Waldmeiſter in der Blüthezeit, wie man ihn hier kauft, 
riß die Blätter ſorgfältig ab, ſo daß keine Stengel dabei waren, und 
trocknete dieſe Blätter in der vollen Mittagshitze auf Papierb gen, bis 


fie ganz zuſammenſchrumpften und ſchwarz wurden, dann hob ich fie auf. 
Eines Tages im Winter holte ich den Waldmeiſter hervor und bereitete 


ihn wie Thee — ich ſtaunte über den herrlichen Duft, die ſchöne gold— 


braune Farbe. Setze ich ihn Bekannten vor, jo find ſie voll Lobes über 
das wunderbare Getränk und wollen es nicht glauben, daß dies Walo- TI 


meiſter und nicht der feinſte aſiatiſche Thee ſei. Wer den Verſuch macht, 
wird daſſelbe Ergebniß finden. Vielleicht läßt ſich der Waldmeiſter im 


Großen aubauen. Das Verfahren des Trocknens, bemerkt dazu die Res Ti: 


daction der „Iſis“, dürfte indeſſen mit viel mehr Vorſicht und Sorgfalt 
auszuführen fein, wenn der Duft des Waldmeiſters nicht verloren gehen joll.) 7 

Kartoffeltreiberei im Freiland. Schon ſeit langen Jahren hat 
man Verſuche gemacht, Kartoffeln im Miſtbeet zu treiben, dee auch, wenn 
nicht immer, ſo doch vielfach mit Erfolg gekrönt wurden; jedoch hört man 
(und zwar nicht mit Unrecht) häufiger klagen, daß dieſe im Miſtbeet ges- 
zogenen Früchte den andern Garten- und Feldkartoffeln an Güte nach⸗ 
ſtehen. Kartoffeln aus dem Miſtbeet haben gar zu oft einen wäſſerigen 
Geſchmack, die Früchte ſelbſt bekommen leicht grüne Flecken. 


Das Treiben der Kartoffeln im Freiland dürfte gewiß noch zu den 1 
Seltenheiten gehören und wäre für Gartenliebhaber, Privatgärtner c. 


ſehr zu empfehlen. — Im Winter reſp. im zeitigen Frühjahr grabe man 


auf dem betreffenden Grundſtück die erforderlichen Furchen einen guten 


Spatenſtich tief aus, die ausgeworfene Erde wird einſtweilen zur Seite 
placirt. Zur Kräftigung des Bodens in den Furchen iſt es von Bor: 
theil, denſelben von Zeit zu Zeit mit Jauche zu tränken. — Gegen Ende 


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März wird eine Schicht Laub, verrotteter und friiher Pferdedünger mög— 
lichſt gleichmäßig vertheilt in die Furchen gebracht und nun letztere einige 
Centimeter hoch mit Erde angefüllt. Mit dem Setzen reſp. Legen der 
Saatkartoffeln kann alsdann begonnen werden und ſind ſelbige in der 
Regel 1½ Fuß in der Reihe auseinander zu legen; die Entfernung der 
Furchen voneinander halte man ſtets zwei Fuß. — Bei dieſer Manipu⸗ 
lation iſt genau darauf zu achten, daß das am meiſten vorgekeimte Auge 
der Saatfrucht nach oben zu liegen kommt; iſt die Frucht zertheilt, ſo 
lege man die Schnittfläche ſtets auf die Erde, im entgegengeſetzten Falle 
dürfte das Wachſen und Gedeihen langſam, eventuell mit Mißerfolg vor 
ſich gehen. — Sind die jungen Pflanzenſtengel an der Erdoberfläche em— 
porgewachſen, ſo wird der ausgeworfene zur Seite liegende Boden nach 
und nach um die Pflanze gehäufelt, was zur raſchen Weiterentwicklung 
und zur Stärkung der Pflanze weſentlich beiträgt. Zur Abhaltung et— 
waiger ſtarker Fröſte iſt es immerhin rathſam, niedrige Stellagen (aus 
Pfählen und Latten beſtehend), ſtets für zwei Furchen geeignet, zu errich— 
ten, um im Falle der Noth die Pflanzen durch Decken mit Stroh-, Rohr- 
oder Baſtmatten ꝛc. ſchützen zu können. 

Als zum Treiben für's Freie geeignet empfehlen ſich folgende Sor— 
ten: Frühe weiße Roſenkartoffeln, Mai-Königin, in Katalogen mit dem 
engliſchen Namen „The May Queen“ bezeichnet, Deutſche Sechswochen— 
Kartoffel und die Schulmeiſter⸗-Kartoffel; Magnum bonum, Aurora und 
die Elephanten⸗Kartoffel ſind hierzu nicht zu empfehlen. 

Es ſei noch bemerkt, daß die in erwähnter Weiſe gezogenen Früchte 
vier Wochen früher geerntet wurden, wie die erſten Garten⸗Frühkartoffeln; 
die Reifezeit genau nach Monat und Datum anzugeben, iſt unmöglich, 
da ſtets auf die Lage und die klimatiſchen Verhältniſſe der betreffenden 
Gegend Rückſicht zu nehmen iſt. — Die Saatfrucht nehme man nicht zu 
groß, die Größe einer gewöhnlichen grünen Wallnuß iſt ſchon maßgebend. 

(Der Obſtgarten.) 

Schwarze Himbeeren. Wie K. Kircher in der „Gemüſegärtn.⸗ 
Ztg.“ mittheilt, wird demnächſt eine eigenartige Neuheit aus Amerika, 
nämlich eine ſchwarze Himbeere hier eintreffen, von der man ſich viel ver⸗ 
ſpricht. Dieſe Neuheit, „Glinfield“ mit Namen, wird von der Gärtner— 
firma Viccart Collyer & Comp. als erſte Hybride zwiſchen Himbeeren 
und Brombeeren, — deren gegenſeitige Befruchtung in Europa bisher 
nicht gelingen wollte — ſeit dieſem Jahre angeboten und verbreitet. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Herr H. Witte in Leyden, Redakteur des Sempervirens erhielt 
das Ritterkreuz des ſpaniſchen Ordens Isabella a Catholica. 

Herr Ch. De Bosſchere, Sekretär des botaniſchen Congreſſes in 
Antwerpen wurde von der franzöſiſchen Regierung zum Officier d' Aca— 
dé mie ernannt. 

Herr A. Bleu, Generalſekretär der nationalen Gartenbaugeſellſchaft 
Frankreichs, im Auslande auch durch ſeine Orchideen-Kreuzungen bekannt, 
wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. 


480 


Garteninſpektor Maurer in Jena wurde durch Verleihung des Rit⸗ 
terkreuzes II Kl. des Großherzogl. ſächſ. Hausordens vom weißen Fal⸗ 
ken ausgezeichnet. | 


Eingegangene Kataloge. 


Emil Liebig, vormals L. L. Liebig, Handelsgärtnereien Dresden. 
Pflanzen⸗Catalog 1886-87. 47. Jahrgang. | 

Die Special⸗Culturen von Azaleen, Camellien, Rhododendron, 
Eriken und Roſen dieſer Firma erfreuen ſich eines ſo ausgezeichneten 
Rufes, daß es kaum nöthig ſein dürfte, hier auf dieſelben noch ſpeciell 
hinzuweiſen. Durch Reichhaltigkeit und ſorgfältige Auswahl zeichnet ſich 
auch der neue, ſoeben erſchienene Katalog aus. 

Nr. 21. 1886. 10. Jahrgang. Verzeichniß der echten Haarlemer 
Blumenzwiebeln, Knollengewächſe, Lilium, Farne, Roſen u. ſ. w. von 
Otto Mann, Samenhandlung, Leipzig. 

1886. Preis⸗Verzeichniß über Haarlemer Blumenzwiebeln nebſt div. 
Knollen⸗Gewächſen, Pflanzen ſowie Sämereien, zur Herbſt⸗Ausſaat geeig⸗ 
net von Ferdinand Jühlke Nachfolger, Erfurt. 

E. H. Krelage & Zoon, Haarlem. Catalog von colorirten Ab⸗ 
bildungen von Pflanzen, Blumen, Früchten u. ſ. w. Supplement Nr. 
3, Auguſt 1886. 5 

Dammann & Co. S. Giovanni & Teduccio (Italien). Samen 
von neuen und ſeltenen Pflanzen von den Viti-Inſeln. Palmenſamen 
ebendaher ſowie von Java, den Philippinen, Californien ꝛc. 5 

Hauptverzeichniß der Special-Roſenkulturen von C. Schmitt, Elt⸗ 
ville im Rheingau. 

1886. Barr & Son, Deseriptive Autumn Catalogue of 
Bulbs and Plants for all seasons. London, W. C. 12, King Street. 

Nr. 119. Compagnie Continentale d' Horticulture a Gand (Bel- 
gique). Catalogue des plantes nouvelles comprenant également 
les Orchidées, Nepenthes, Palmiers, Plantes de serre chaude, col- 
lections diverses & prix réduits, Cycadées, Fougeres, Azalees etc. 
1886 — 1887. | 


Das Weinkauff’sche Garten-Etablissement 


(Pomologisches Institut) zu Bad Kreuznach . 

185 a des Beſitzers halber unter günſtigen Bedingungen zum 
erkauf. 
Die Garten-Anlagen beſtehen faſt nur in Spalier- und Pyramiden⸗ 
Tafel⸗Obſt, einer hübſchen Garten-Villa und haben einen Flächenraum 
von circa 8 preuß. Morgen. | 
Das Nähere: Kreuznach, Boſenheinerſtraße Nr. 43. 


Dieſem Hefte liegt gratis bei: Proſpekt über Bau-Einrich⸗ 
tungs⸗Gewächshäuſer don C. D. u. J. Bouché, Verlag von E. Strauß 
in Bonn. 


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„Wie läßt ſich das Wetter vorausbeſtimmen!“ 


Einzig nur durch den „Hygrometer“, nämlich durch eine vegetabiliſche Wetteruhr. Die— 
B ſelbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden ſolche Wetter— 
Fuhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins-Centrale in Frauendorf, 
b Poft Vilshofen in Bayern, verſendeten Hygrometer ſind die richtigen. Dieſe haben die Form 
ö e iner niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübſchen und intereſſanten Zimmerſchmuck. Der 
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früheſte), Sir J. Paſton (die beſte), König Albert von Sachſen und Mammouth (die größ— 
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M. 4 


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3 Die immerblühenden oder Monatserdbeeren find wegen ihrer außerordentlich vom Mai 
bis in den November andauernden Tragbarkeit und des Aromas ihrer Früchte Jedermann zu 
empfehlen. Sie übertreffen an Feinheit des Geſchmacks alle übrigen. 

Nota. Die alleingünſtige Zeit zur Anlage neuer Erdbeerpflanzungen ſind die Monate Auguſt 
K bis Oktober. Nur bei der zeitigen Herbſtbepflanzung kann man im folgenden Jahre auf 
eine Ernte dieſer friſchen, gefunden Früchte rechnen; denke alſo jeder Gartenbefiger daran, 
einen Verſuch mit unſeren Erdbeeren zu machen; derſelbe muß wider Erwarten große Re— 
fultate ergeben. Die rationellſte Kulturmet hode wird jeder Beſtellung gratis beigefügt. 


Pereins-Centrale Frauendorf, 
Poſt Vilshofen, Niederbayern. 


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pflanzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über 
Pflanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung 
der verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien Lande und für das Zim⸗ 
mer, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern zu kultivirenden Pflanzen. Mit 18 Ab- 
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lagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung 
und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülfenfrüchte, 
Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rübengewächſe, Handelspflanzen, Obſt⸗ und Maulbeerbäume, des 
Weinſtockes, der Küchengarten⸗ und Zierpflanzen. Gr. 8%. Geh. M. 3. —. 


far, J. L. von. Die Wurzeln der Pflanzen oder die Bodenvergiftung durch die Wurzel⸗ 
| dungen der Pflanzen. gr. 8. geh. (161 Seiten). 2. Ausg. M. 2, 40 Pf. | 
Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er durch den vermehr⸗ 
Ertrag ſeines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald tauſendfach erſetzt ſehen wird. 
9 Gärtner, Botaniker und Naturfreunde werden daraus noch viel Neues, Nützliches und Beleh— 


des erfahren. 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


> Aweiunpniergigfter Elftes 
Jahrgang. re a Heft. 


Hamburger 


Garten. und Blumenzeitung. 


4 Zeitſchrift 


BR für Garten⸗ und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


3 . von 
* N Dr. Edmund Goeze, 
Kgl. Garten⸗Inſpektor in Greifswald. 


Inhalt. 


Der — 4 — und ſeine Anwendung in der Obſtbaumkultur (Schluß) 
* der Gattung Phalaenopsis 
er Bäume und Sträucher im Gartenbau der Deutſchen des 26 Jahrhunderts 
kterungs⸗ Beobachtungen vom Sal 1886 an 1885 von 15 C. H. M 
ſogenannte Waſſerpe 3 3 
ung Abies von roderſen RITTER 
e und neue empfehlenswerthe Pflanzen 
Agedldete und beſchriebene Früchte 
Die jetzt herrſchende Weinkrankheit von Dr. P. Sorau 
ng, Kultur und Bekämpfung des Meerrettigs von A. Schultz 5 
Di e Alete en Eichenarten von E. Goeze 2 
nilleton: Azolla earoliniana 519. — Dropmore Park 519. —  Xanthochymus pietorius 520. 
— Der ältefte Weinbau in Deutſchland 520. — Vielſeitigkeit der Kartoffel 521. — Bana⸗ 
nen und Ananas 521. — Philodendron perfusum 521 — Ein rieſiger Apfelbaum 521. 
— Die r in Afrika 522. — Strohflechterei als Hausinduftrie 522. — Keim⸗ 
„ fbigteit alter ſeſamen 522. — Die nordamerif. der Va auf dem Thüringer Walde 
523. — Das Blumeneſſen 523. — Die Vorherſagun 8 im e 28 im 
Herbſte 524. — th Inſtitut in Kö 
Literatur: Die Blutlaus 
ze. en Schmidt, Gartentechutter 1 527. — Hermann Drtgies t 527. — 
f der Dr. L. Wittmack 5 
gangene 0 


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Verlag von Robert Kittler. 


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ſchwacher Geſundheit ſind. Nebſt Nachrichten über die Mineralquellen der Pyrenäen und 
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Dieſes Schritchen iſt ür Leidende ein wahrer Troſt, denn man erſieht daraus, wie die |i 
milde und ruhige Lut von Pau ſelbſt ganz Schwachen noch Hülfe und Linderung bringen 
die ſie in Nizza und an anderen Orten des mittelländiſchen Meeres vergeblich ſuchen werden, 
dort heftige, ſcharfe Winde oft mehr ſchaden als nützen. Auch im vorletzten ſtrengen Winter 
Pau fortwährend jo mildes Wetter geweſen, daß es am Tage nicht einmal bis zum Froſte f 
während in ganz Italien, bis Palermo oft 3—6° Kälte waren. Es ift dieſe Schrift daher für? 
wie für Kranke und Schwache von größter Wichtigkeit. 


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die ſchon in mehr als 100,000 Exemplaren verbreitet find, liefert hier für Haus und Familie, 
Jünglinge und Jungfrauen einen Wegweiſer und treuen Begleiter, der ihnen auf allen W 
Stütze und Troſt ſein wird, denn ſo wie dieſe Gebete aus warmen frommen Herzen kommen, 
den ſie auch in allen Verhältniſſen zum Herzen ſprechen. f 


paleario, A., Das wiedergefundene goldene Büchlein: 


Von der Wohlthat Chriſti. 1 

Aus dem Italieniſchen überſetzt von Pfarrer E. Stiller. 2. Aufl. 12°. (VIII, 88 

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vergoldet M. 1. 80 Pf. Pracht⸗Ausg in Leder, reich vergoldet 3 M. 40 Pf. ; 5 
Ein Geiftliher ſagt hierüber: „Ich kenne außer der heiligen Schrift und Ken 
Nachfolge Chriſti kein Buch von Pa Werthe; Schöneres und Werth volleres 
„kein Freund dem Freunde, kein Vater dem Sohne, kein Lehrer dem Schüler, 
„Bräutigam der Braut reichen. Wo dieſe Schrift und die in derſelben enthaltene Wal 
„Eingang findet, da wird Gott mit reichem Segen einkehren.“ Die Ueberſetzung iſt wi 
Wärme geſchrieben, daß fie unwillkürlich zum Herzen ſpricht, und bittet man ausdrücklich 
Ausgabe von Stiller zu verlangen. 


. ˙ r 


481 


Der Dünger und feine Anwendung in der Obſtbaumkultur. 
(Schluß). 


Vergegenwärtigen wir uns doch einmal einen Obſtbaum; er iſt an ſei— 
nem Standorte gepflanzt worden, bei der Pflanzung wurde nichts ver— 
ſäumt, um auf ein ſchnelles und üppiges Gedeihen des jungen Baumes 
hinzuarbeiten, wir haben die Grube genügend groß und tief gemacht, wir 
haben in das Pflanzloch, namentlich um die Wurzeln herum, eine beſon— 
ders lockere und kräftige Erde gegeben. Es giebt keine Baumart auf die— 
ſer Welt, welche uns für unſere Mühe und ſorgfältige Pflege dankbarer 
belohnt, als der Obſtbaum. Die Wurzeln des jungen Baumes breiten 
ſich nun auch ſchnell nach allen Seiten und Richtungen hin aus, gar bald 
haben ſie das lockere Erdreich durcharbeitet, um im weiteren Umkreis 
neue Nährſtoffquellen für den Baum zu ſuchen, die ſie auch anfangs in 
reichlichem Maße finden. Durch dieſen Vorgang könnte nun Mancher zu 
der Annahme verleitet werden, daß wir den Baum nicht zu düngen brau— 
chen, da ja die Wurzeln ſich weiter ausbreiten und unausgeſetzt auf der 
Suche nach Nahrung ſind, ſollten aber wirklich einmal die Quellen auf 
einige Zeit verſiegen, ſo wird ja durch Regenwaſſer, durch Bodenbearbei— 
tung alsbald wieder von Neuem den Wurzeln Nahrung zugeführt. Den— 
ken wir nun aber einmal darüber nach, welch einen enormen Verbrauch 
von Nahrungsſtoffen ein größerer Baum zur Ausbildung ſeiner Früchte 
benöthigt und welche Mengen von Nahrungsſtoffen die anderen Organe 
des Baumes zu ihrem Wachsthume, zu ihrer Ausbildung benöthigen. In 
ſolchen Fällen wird es wohl jedem denkenden Obſtbaum-Kultivateur klar 
ſein, daß wir nur durch eine reichliche Zufuhr von leicht aſſimilirbaren 
Nährſtoffen den Baum auf der Höhe ſeiner Geſundheit, ſeiner Frucht— 
barkeit erhalten können; verſäumen wir dieſe Zufuhr von Nahrungsſtof— 
fen, ſo dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Baum unregelmäßige 
Ernten bringt und in ſeiner Tragbarkeit immer mehr nachläßt. Es iſt 
wohl Allen bekannt, welch nachhaltigen, löſenden Einfluß die Feuchtigkeit 
ſowie die Beſtandtheile der atmoſphäriſchen Luft, vorzugsweiſe der Sauer— 
ſtoff und die Kohlenſäure, auf die ganze Maſſe des Bodens äußern. 
Durch dieſe Thatſachen iſt es uns eben möglich gemacht, die Fruchtbar— 
keit der Erde zu erhöhen, zu verbeſſern. Darum lockern wir in mög— 
lichſt großem Umkreis um den Baum das Erdreich, ſorgen wir durch dieſe 
kleine Arbeit für eine gehörige Durchlüftung des Bodens. Mit dieſer 
Arbeit allein haben wir nun aber keinesfalls unſere Schuldigkeit ge— 
than, ſondern wir haben auch eine rationelle Düngung anzuwenden, um 
den Baum bei dauernder Geſundheit und ſteter Tragbarkeit zu erhalten. 
Wie ich nun ſchon geſagt habe, haben wir bei dieſer Arbeit vor Allem 
darauf Rückſicht zu nehmen, dem Boden diejenigen Subſtanzen zurückzu- 
geben, welche ihm vom Baume durch die Production der vielen Früchte 
entzogen wurden. Um nun zu wiſſen, welche Beſtandtheile der Boden 
benöthigt, um unſere Düngemittel darnach zu wählen, müſſen wir wiſ— 
ſen, welche Aſchenbeſtandtheile die verſchiedenen Früchte enthalten; obgleich 
dieſe Beſtandtheile je nach den Verſchiedenheiten der Früchte eine große 
Variation bekunden, ſo können wir dennoch bei der Wahl unſerer Dün— 

Hamburger Blumen⸗ und Gartenztg. Band 42. (1886.) 31 


482 


gemittel mit einiger Sicherheit vorgehen. So iſt die procentiſche Zuſam⸗ 
menſetzung der Aſche folgende: 

Bei Aepfeln: Reinaſche in der Trockenſubſtanz 144%, Kali 
35·68% , Natron 26˙09% , Kalk 408%, Magneſia 875%, Eijenoxyd 
140%, Phosphorſäure 13˙59%, Schwefelſäure 609% Kieſelſäure 432%. 

Bei Birnen: Reinaſche in der Trockenſubſtanz 197%, Kali 54·69%, 
Natron 852% Kalk 798%, Magnefia 522%, Eiſenoxyd 104%, Phos⸗ 
phorſäure 15200, Schwefelſäure 5.69%, Kieſelſäure 149%, - 

Aus dieſem iſt nun erſichtlich, daß nächſt dem Kali die Phosphor- 
ſäure und bei den Aepfeln das Natron es iſt, welches in größeren Maſ— 
ſen verbraucht wird und daher theils in den verwendeten Stalldüngerar— 
ten, theils vermittelſt der concentrirten Düngemittel dem Boden in ge- 
eigneter Weiſe und Form zurückerſtattet werden muß. f 

Für die Düngung der Obſtbäume nach mehr als einer Richtung 
hin iſt nun eines der beſten Düngungsmittel die Jauche. Bei ihrem 
Reichthum an Stickſtoff und mineraliſchen Beſtandtheilen, ihrer Fähigkeit, 
die Nährſtoffe in leicht aſſimilirbarer Form abzugeben, dient fie wejent- 
lich dazu, den Obſtbaum in ſeinem Wachsthum zu unterſtützen. Ueber 
die Methode des Düngens ſind verſchiedene Meinungen; nach meinem 

Dafürhalten ſind die nachfolgenden zwei wohl die beſten. Dem Alter des 
Baumes und dem Umfange des Wurzelvermögens entſprechend wird ein 
25—30 Um. tiefer und ebenſo breiter Graben ausgeworfen, dieſer wird 
alsdann mit dem flüſſigen Dünger angefüllt und das ausgeworfene Erd— 
reich wieder zum Zufüllen des Grabens benutzt. Eine andere Methode, 
der von manchen Obſtbaum-Cultivateuren der zuerſt angeführten gegenü⸗ 
ber der Vorzug gegeben wird, iſt die folgende. 1 

Es iſt dies die Methode der Düngung mittelſt Dungrohren. In 
entſprechender Entfernung vom Stamme werden 30 Cm. tiefe Löcher ges 
macht, in dieſelben Drainröhren hineingeſetzt, um durch dieſe den Wur⸗ 
zeln den Dünger zuzuführen. Je nach der Größe des Baumes kann man 
eine größere oder kleinere Anzahl ſolcher Rohre eingraben; zu beachten 
iſt noch, daß die Rohre nach der Düngung nicht offen bleiben dürfen, 
ſondern bedeckt werden müſſen, damit die Luft nicht zu ſehr in die Tiefe 
des Bodens dringt. Je nachdem wir nun im Frühjahr oder im Nach⸗ 
ſommer düngen, iſt die Wirkung des Düngers eine verſchiedene; die Pra- 
xis hat uns dahin belehrt, daß eine Frühjahrsdüngung den Holztrieb bes 
fördert, die Düngung im Nachſommer (Auguſt-September) hingegen den 
Anſatz und die Ausbildung der Fruchtknospen befördert, indem gerade 
1 Zeit in den Knospen die meiſten Reſerveſtoffablagerungen ſtatt⸗ 

nden. 

Die Anwendung der käuflichen concentrirten Düngemittel wird noch 
lange nicht in dem Maße vom Gärtner gewürdigt, wie dieſe es in der 
That verdienen, namentlich ſollte der Obſtbaum-Cultivateur dieſe Dünge⸗ 
mittel häufiger anwenden. Auch die Anwendung dieſer Düngemittel ſollte 
faſt ausſchließlich in flüſſiger Form geſchehen; den Dünger in flüſſiger 
Geſtalt geben, heißt den Bäumen die fertige Nahrung reichen. Alle Kali- 
ſalze üben einen ſehr wohlthätigen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Bäume 
aus. Kali iſt mit das Lebenselement der Obſtbäume ſowie des Wein⸗ 


483 


ſtockes. Fehlt Kali dem Boden, jo gedeihen keine Bäume und keine Re— 
ben. Die verſchiedenen, zu Düngungszwecken zu verwendenden Arten von 
Kaliſalzen ſind: 

| 1. Chlorkalium (Salzſaures Kali) als Düngeſalz fünffach con⸗ 
centrirtes Kaliſalz mit 50% Kali. Es wird für Düngungszwecke fein 
gemahlen geliefert, obgleich "hei der großen Löslichkeit deſſelben die feine 
Vertheilung von geringer Wichtigkeit iſt. 

2. Schwefelſaures Kali. Dieſes kommt fein gemahlen und 
lufttrocken mit 90% ſchwefelſaurem Kali in den Handel. 

Daß die Anwendung dieſer Düngemittel bisher noch eine ſo geringe 
geblieben iſt, können wir wohl nur dadurch erklären, daß bis heute noch 
ſo wenige diesbezügliche Erfahrungen vorliegen, ferner daß viele Gärtner 
gar nicht wiſſen, was ſie unter concentrirtem Dünger zu verſtehen haben. 
Ich veröffentlichte z. B. im Jahre 1884 in Möller's „Deutſche Gärt⸗ 
ner⸗Zeitung“ einen Artikel über Düngungsverſuche im Gemüſegarten mit 
Superphosphat, ich habe wohl einige 20 Anfragen von Gärtnern erhal: 
ten, was Superphosphat eigentlich ſei, andere wieder verlangten genaue 
Recepte über die Anwendung, u. ſ. f. Genaue Recepte laſſen ſich für 
die Wahl und Anwendung der concentrirten Düngemittel nun einmal 
nicht geben, dies bleibt dem denkenden Cultivateur einzig und allein über— 
laſſen, er muß die Güte ſeines Bodens vorher genau beſtimmen können 
und dann hiernach die Wahl und die Stärke des Düngers treffen. Nur 
eine Regel will ich noch anführen: daß das Zuviel eher ſchadet als das 
Zuwenig. 


Reviſion der Gattung Phalaenopsis. 


Von dieſer prachtvollen Orchideengattung beſitzt man jetzt über 40 
benannte Formen, von welchen ſich die meiſten augenblicklich in Kultur 
befinden. Die darauf bezügliche Literatur iſt aber recht zerſtreut, und da 
ſeit dem Jahre 1874 keine General-Reviſion vorgenommen wurde, ſo 
wollen wir mit dem Material, welches uns zu Gebote ſteht, dieſes ver— 
ſuchen, gleichzeitig mit einer Aufzählung der Arten auf die wichtigeren 
Beſchreibungen und Abbildungen hinweiſen und daran einige Bemerkun— 
gen über die geographiſche Verbreitung und die allgemeine Geſchichte der 
Gattung knüpfen. Im Jahre 1874 veröffentlichte Profeſſor Reichenbach 
in ſeinen Xenia Orchidacea eine allgemeine Ueberſicht, in welcher 
11 Formen aufgezählt werden, obgleich damals ſchon mehr als 11 be— 
ſchrieben worden waren. Gegenwärtig iſt dieſe Zahl um über das drei— 
fache geſtiegen und hoffen wir, daß die folgenden Notizen von allen de— 
nen, welche jenen lieblichen Pflanzen, „the grandest of all Or- 
| chids“, wie der verſtorbene Dr. Lindley fie nannte, zugethan ſind, mit 
Intereſſe geleſen werden. 
Allgemeine Geschichte. 


| Rumpfhius ſcheint die erſte species dieſer Gattung entdeckt und den 
erſten Bericht darüber im Jahre 1750 veröffentlicht zu haben. Im VI. 
Bande feines Herbarium Amboinense giebt er die eb 


484 | 1 ö 


und Abbildung einer Pflanze, welche er „Angraecum album ma- 
jus“ nannte. Dieſe Pflanze wurde von ihm auf der Inſel Amboina 
wachſend angetroffen, dort überzog ſie tauartig, ſo ſchreibt er, niedrige, 
dicke, mit Moos bedeckte Bäume oder hing auch in verwickelten Knäueln 
von denſelben herab. 74 

Zwei Jahre ſpäter entdeckte ſie Osbeck bei ſeiner Heimkehr von 
China an ber weſtlichſten Spitze Javas, wo er anlegte und zwar in der 
Nähe einer waſſerreichen Stelle auf New-Island. Von ihm geſammelte 
Exemplare wurden an Linné geſchickt, der die Pflanze in der erſten Aus⸗ 
gabe feiner berühmten Species Plantarum als Epidendrum ama- 
bile beſchrieb. Das Werk erſchien 1753; die wenigen epiphytiſchen Or⸗ 
chideen, welche Linné kannte, wurden von ihm bekanntlich alle in ſeine 
Gattung Epidendrum eingeſchloſſen — ein Name, der dann ganz be- 
ſonders b und bezeichnend war. 0 

e die Pflanze von Osbeck aufgefunden wurde. 1 

Osbecks Bericht über die Pflanze und ihre Entdeckung bietet ſo 
viel Intereſſantes, daß wir denſelben kurz wiedergeben wollen. In ſei⸗ 
nem Voyage to China and the East India ſchreibt er etwa fol⸗ a 
gendermaßen: 

Am 19. Januar 1752 ankerten wir Mittags in der New⸗-Bay, der | 
weſtlichſten Spitze Javas. Nachmittags brachte uns ein Boot an den 9 
Strand, die Landung war keine leichte, weil der Boden ganz mit Koral- 
lenriffen beſetzt war, ſo daß ich mich ſchließlich den Schultern meiner f 
Leute anvertrauen mußte, die bis über die Schultern im Waſſer ſtanden. 
Das Land hier iſt ſehr hoch gelegen und die aus den Waldſchluchten her— 4 
vorkommenden Gewäſſer ſtürzen ſich unter brauſendem Getöſe in das 
nah’ gelegene Meer. Der Wald war ſo dicht, daß wir ihn nur mit gro⸗ 
ßer Schwierigkeit paſſiren konnten, dazu war Alles mit Feuchtigkeit an- 
gethan, weil die Regenperiode eingeſetzt hatte Die Bäume waren außer— 
ordentlich hoch und ſchlank und ließen mit ihren Kronen nur wenig Licht 
durchkommen. Epidendrum amabile wuchs auf den Zweigen von Bäu— 
men an der Küſte. Die Pflanze hat große, weiße, wohlriechende Blu- 
men, wie ich ſolche nie zuvor geſehen hatte. Während mehrerer Tage 
lag die Pflanze in meinem Zimmer, ohne daß die Blumen welkten, im 
Gegentheil erfüllten ſie daſſelbe mit ihrem lieblichen Wohlgeruch.“ Es 
verdient erwähnt zu werden, daß ſich Osbecks Exemplare noch vollſtändig 
erhalten in Linnés Herbarium (Eigenthum der Londoner Linne an So- 
ciety) vorfinden. 

Swartz veröffentlichte 1799 eine Schrift über die Linné'ſche Gat⸗ 
tung Epidendrum und machte aus derſelben 6 Gattungen; er wies da— 
rauf hin, daß Osbecks Pflanze von Epidendrum verſchieden ſei, weil 
zwiſchen der Säule und dem Grunde der Lippe keine Cohäſion aufträte, 
deſſen ungeachtet ließ er ſie da, wo Linns ihr einen Platz angewieſen 
hatte. Roxburgh, dem die lebende Pflanze bekannt war, brachte ſie zu 
Swartz's Gattung Cymbidium, mit welcher die Verwandtſchaft ſchon 
viel deutlicher hervortritt. Er berichtet, daß die Pflanze auf den Mo⸗ 
lukken heimiſch ſei, von da nach den botaniſchen Garten der oſtindiſchen 
Compagnie in Calcutta eingeführt wurde; ihm zufolge blühte ſie im März 


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435 


und April und waren die Blumen ſehr groß, weiß und wohlriechend. 


Roxburgh's Flora Indica wurde wahrſcheinlich vor 1820 geſchrieben 


— er ſtarb 1822; der Band aber, in welchem dieſe Abänderung ſtatt— 


fand, erſchien erſt 1832. 


Von Neuem hören wir von unſerer Pflanze aus Java. Dr. Hors⸗ 
field fand ſie daſelbſt 1809 und zwar nur in einer Lokalität, in dem Di⸗ 
ſtrikte von Padjittau, einer Niederung, die ſüdlich nicht weit vom Ocean 


entfernt liegt. Später wurde ſie von Dr. Blume beobachtet in der Küſte 


nahegelegenen Wäldern der kleinen Inſel Nuſa Kambangan. Letzterer 
veröffentlichte ſeine Bijdragen im Jahre 1825 und ſtellte eine neue Gat— 
tung für die Pflanze auf, — Phalaenopsis, ſo benannt wegen einer 
vermeintlichen Aehnlichkeit mit gewiſſen Mottenarten. Ihm verdankt man 
ebenfalls eine ausgezeichnete Analyſe der Blume. 

Die erſte in Kultur befindliche Phalaenopsis. 

Als Lindley 1833 feine Genera and species of Orchida— 
ceae veröffentlichte, wurde die Gattung in England noch nicht kultivirt 
und war ſeine Beſprechung den vorerwähnten Quellen ganz und gar ent— 
lehnt. Das Jahr 1838 brachte auch eine Phalaenopsis in unſere Kul— 
turen. Im Botanical Register bildete Dr. Lindley eine Pflanze 
ab, welche er P. amabilis nannte, doch in der That handelte es ſich hier 
um eine andere. Er bemerkt dazu: — „Dieſe ſehr ſeltene und ſchöne 
Epiphyte blühte vor wenigen Wochen in dem Epiphyten-Hauſe der 
Herren Rolliſſon, Tooting und zwar zum erſten mal, glaube ich in Eu— 
ropa. Sie wurde durch Mr. Cuming von Manilla eingeſchickt.“ Ein recht 
verdrießlicher Irrthum ſeitens Lindley's, denn die Pflanze von den Philippi- 
nen wird in den Gärten noch jetzt unter dem Namen amabilis angetroffen. 

Im Jahre 1840 wurde die Philippinen-Pflanze in Paxton's Ma- 
gazine of Botany abgebildet, es heißt daſelbſt: „unter allen denen, 
welche ſich durch Subſkription an der botaniſchen Forſchungsreiſe des 
Mr. Hugh Cuming betheiligt hatten, waren die Herren Rolliſſon die ein— 
zigſt glücklichen, welche ein lebendes Exemplar dieſer lieblichen Pflanze 
3 1837 erhielten.“ Die Paxton'ſche Abbildung wurde 5 Jahre 


ſpäter in der Flore des Serres reproducirt, Abbildungen und Stand— 


orte beider species wurden aber in der beigefügten Beſchreibung ſehr 


durcheinander geworfen. Im Botanical Magazine vom Jahre 


1847 findet ſich desgleichen eine Abbildung der Pflanze, doch auch hier 
blieb der Irrthum unentdeckt. 

Die Java Pflanze wurde wiederum von Bennet in ſeinen Plan- 
tae Javanicae Rariores, 1838 abgebildet und hebt Verfaſſer her— 
vor, daß ſie die unmittelbare Nähe der Küſte ganz beſonders zu lieben 
ſchiene, ſowohl an mehreren Standorten auf Java wie auch auf den Mo— 
lukken gefunden worden ſei. Endlich, faſt ein Jahrhundert nach ihrer 
erſten Entdeckung und 10 Jahre ſpäter als die Pflanze von den Philip- 
pinen, gelangte fie im lebenden Zuſtande nach England. Am 7. Septem- 
ber 1847 wurde ein Exemplar von Herrn H. Schröder in der Horti— 
cultural Society ausgeſtellt und mit der ſilbernen Banks-Medaille gekrönt. 
Jedoch wurde ſie nur als eine ſchöne Varietät der Manilla-Pflanze an⸗ 
geſehen. Gardeners' Chronicle brachte jedoch im darauffolgenden 


486 


Jahre einen Holzſchnitt von jeder der beiden species und Dr. Lindley 
bemerkte hierzu, daß zwiſchen beiden ſo viele Unterſchiede aufträten, um 
keinen Zweifel rückſichtlich ihrer ſpecifiſchen Verſchiedenheit aufkommen zu 
laſſen. Um jo mehr mußte es befremden, daß Lindley, obgleich er da⸗ 
rauf hinweiſt, daß die großblumige Art durch die Herren Veitch von 
Java eingeführt worden ſei, in ihr auch dann noch nicht die Blume ſche 
species erkannte (welche er in ſeinen Genera and species of Or- 
chidaceae genau beſchrieben hatte), ſondern ſie von neuem unter dem 
Namen P. grandiflora beſchrieb; er muß wohl der Anſicht geweſen ſein, 
daß Benett's Abbildung trotz alledem eine andere species darſtellte. 

Dr. Reichenbach wies in der Hamburger Gart. & Bl.Zei⸗ 
tung, 1862 auf dieſe Verwirrung hin und benannte die Manilla-Pflanze 
von neuem, — P. Aphrodite, — deſſenungeachtet hat man in Gärten 
Lindleys Namen noch beibehalten. Bei der folgenden Aufzählung iſt der 
Name amabilis für die urſprüngliche Pflanze in Uebereinſtimmung mit 
den anerkannten Prioritätsrechten aufrecht erhalten worden. 

Eine dritte species wurde im Jahre 1848 als „P. rosea, die 
Pink Butterfly-Flower“ beſchrieben. Dieſelbe wurde von Mr. T. Lobb 
in Manilla gefunden und den Herrn Veitcch eingeſchickt. „Dies iſt, jo 
ſchreibt Dr. Lindley, eine ganz unerwartete Vermehrung der Gattung 
Phalaenopsis, von welcher ſie genau den Habitus beſitzt.“ Schon frü⸗ 
her wurde dieſelbe von Cuming entdeckt, derſelbe ſammelte auch Exem⸗ 
plare für ſein Herbar, ſcheint ſie aber nicht im lebenden Zuſtande nach 
Europa eingeführt zu haben. Meyen hatte fie zu ebenderſelben Zeit ge 
ſammelt und Schauer ſtellte nach den Meyen'ſchen Herbar-Exemplaren 
eine neue Gattung (Stauroglottis) auf. 

Im Jahre 1852 wurde P. intermedia in Lindley's und Paxton's 
Flower Garden beſchrieben. Die Herren Veitch und Söhne hatten 
dieſelbe von den Philippinen eingeführt. Lindley ſchrieb darüber „es iſt 
nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe ſchöne Pflanze einen natürlichen Hybri⸗ 
den zwiſchen P. amabilis und rosea darſtellt. Mit der erſteren ſtimmt 
ſie in ihrer Belaubung, ſowie in den Gäbelchen der Lippe überein, mit 
der letzteren in Farbe, in der Spitzigkeit der Petalen und in der eigen⸗ 
thümlichen Form des Mittellappens der Lippe.“ Dieſe ſcharfſüchtige Vers 
muthung Lindley's hat ſich ſpäter vollkommen beſtätigt. Die Pflanze, 
welche vor etwa 3 Monaten in dem Etabliſſement der Herren Veitch 
zur Blüthe gelangte und welche mit der wildwachſenden intermedia voll⸗ 
ſtändig identiſch iſt, wurde von Herrn Seden durch eine Bekreuzung der 
P. amabilis (Lindley) mit dem Pollen von P. rosea erzielt. | 

Eine 5. species (P. deliciosa) erſchien 1854. Sie wurde nach 
getrockneten Exemplaren von Java beſchrieben und ſcheint bis jetzt noch 
nicht lebend eingeführt worden zu ſein. Sechs Jahre ſpäter kamen noch 
mehrere neue Arten hinzu. Die ſchöne P. Schilleriana blühte zum er⸗ 
ſtenmal in Europa in der Sammlung des Conſul Schiller bei Hamburg. 
Dieſer Herr hatte ſie zwei Jahre früher von Manilla erhalten, aus einer 
Sendung von dreißig Pflanzen kam eine lebend an. Eine Java-Pflanze, 
welche 1827 als Polychilos cornucervi beſchrieben worden war, wur 
zu Phalaenopsis gebracht und zwei andere species wurden nach Abbil- 


. 


487 


dungen beſchrieben, — P. Devriesiana nach einer von De Vrieſe in 
Java angefertigten Zeichnung und P. Sumatrana nach einer ſolchen von 
Korthals in Sumatra entworfen. Letztere gelangte bald darauf in Kul— 
tur, von P. Devriesiana ſcheint aber nichts weiteres bekannt geworden 
zu ſein. 

Im darauffolgenden Jahre kam nur eine species hinzu — Tri- 
choglottis pallens von Lindley, welche Reichenbach zu Phalaenopsis 
brachte. Sie ſtammt ebenfalls von Manilla und Lindley ſah ſie 1850 
blühend in Chatsworth. In unſeren heutigen Kulturen ſcheint ſie nicht 
mehr vertreten zu ſein. 

Zehn species waren ſomit bekannt geworden, das Jahr 1862 brachte 
neuen Zuwachs, 4 species, von welchen die eine jedoch nicht wirklich 
diſtinkt iſt. Sie wurden von Profeſſor Reichenbach beſchrieben — P. 
Hebe von Java, P. Lowii von Borneo, P. Wightii von Oſtindien, 
(welche jedoch jetzt von Bentham zu Doritis gebracht iſt) und P. am— 
bigua. Letztere ſollte die Blumen von amabilis (Aphrodite) und die 
Blätter von grandiflora haben und glaubte man, daß es ſich hier mög— 
licherweiſe um eine Hybride zwiſchen beiden handle. Dies iſt aber höchſt 
unwahrſcheinlich, denn die beiden species haben verſchiedene Standorte, 
und wenn ſomit keine natürliche Hybride, iſt fie ebenſo wenig ein Gar⸗ 
tenprodukt. Augenſcheinlich macht ſie eine Form von P. Aphrodite aus 
mit etwas längeren Blättern als gewöhnlich. 

Das Jahr 1864 begrüßte 2 neue Ankömmlinge. P. pantherina, 
eine niedliche species mit rothen Flecken auf gelbem Grunde, welche von 
Reichenbach in der Botaniſchen Zeitung nach getrockneten Exempla— 
ren beſchrieben wurde. Die Herren Low erhielten ſie von Borneo, ſie 
ſcheint aber wieder verloren gegangen zu ſein. Die Beſchreibung der an— 
dern, P. Ruckeri findet fi in den Proceedings of the Royal 
Horticultural Society; man ſagte, daß auch ſie von Borneo ſtamme, 
jedoch erwies ſie ſich nur als eine ſehr ſchöne Varietät der P. grandiflora. 

Im Jahre 1865 kamen 3 neue species hinzu, — die ſchöne P. 
Luddemanniana von den Philippinen, die kleine eigenthümliche P. Pa— 
rishii von Birma und P. amethystina von den Sunda Inſeln, eine, 
nebenbei geſagt, etwas vage geographiſche Bezeichnung. — P. Mannii 
wurde 1871 von Aſſam kommend, beſchrieben und, P. Veitchiana von 
den Philippinen ein Jahr ſpäter. Letztere ſollte eine natürliche Hybride 
ſein und kannte man nur ein Exemplar von ihr. Die ſchon erwähnte 
Monographie Reichenbachs im 2ten Bande feiner Xenia Orchid a— 
ceae aus dem Jahre 1874 führte nur 11 species auf, obgleich zu der 
Zeit ſchon mehr bekannt waren, wie wir ſoeben geſehen haben. Im ſel— 
ben Jahre reihten ſich P. fuscata von der malayiſchen Halbinſel und 
P. Esmeralda von Cochin-China an. Ein Jahr darauf erſchienen P. 
leucorrhoda und P. casta, beide von den Philippinen und nur Varie— 
täten der P. Aphrodite. Dann folgten P. Stobartiana 1877, P. an- 
tennifera und Corningiana 1879, nur von der zweiten dieſer 3 spe- 
cies wurde das Vaterland, Birma angegeben. Die folgenden 3 Jahre 
brachten 11 neue species. P. tetraspis und P. speciosa langten 1880 
von den Andamanen an, P. Stuartiana augenſcheinlich nur eine 


488 


Form von P. Aphrodite, 1881 von den Philippinen und P. macu- 
lata von Borneo. Im Jahre 1882 begrüßten wir P. Mariae von Bor⸗ 
neo, P. fasciata von den Philippinen und P. delicata, deren Standort 
nicht genannt war, ſie ſteht der P. intermedia jedoch ſo nahe, daß wir 
in ihr mit Recht eine Pflanze derſelben Heimath vermuthen können. 
Schließlich wurden 1883 noch 3 weitere species beſchrieben, P. Valenti 
und P. Reichenbachiana von ungenannten Lokalitäten und P. Boxalli 
von den Philippinen. 
Geographiſche Verbreitung. 

Die Gattung Phalaenopsis hält ein Areal inne, welches ſich von 
Aſſam und dem öſtlichen Himalaya nach Birma, den Andamanen und 
durch den indiſchen Archipel bis nach den Molukken und Philippi-⸗ 
nen erſtreckt. Die Sektion Euphalaenopsis iſt mit Ausnahme der ur⸗ 
ſprünglichen P. amabilis von Blume (P. grandiflora Lindl.), welche 
auf Java, Borneo, Celebes und den Molukken vorkommt, auf die Phi: 
lippinen beſchränkt. Die Sektion Proboscidoides beſteht aus einer ein⸗ 
zigen species, die Borneo und Moulmein angehört. Die Sektion Es- 
meralda enthält 2 species und findet ſich nur auf der ſiameſiſchen Halb—⸗ 
inſel mit Einſchluß Birmas. Die Sektion Stauroglottis ſchließlich kommt 
mit Ausnahme der Molukken auf dem ganzen Gebiete vor. Wir erſehen 
daraus, daß die Philippinen als der an Arten reichſte Ländertheil hinge— 
ſtellt werden können. Alle die 11 dort vorkommenden ſind endemiſch, ob— 
gleich wahrſcheinlich !! oder 2 nicht ſpecifiſch diſtinkt ſind. Dann folgt 
Borneo mit 6, von welchen 3 auch anderswoher bekannt ſind. N 

Java beſitzt 5 species, von welchem 3 oder 4 vielleicht endemiſch 
ſind. Nur 2 species find von den Andamanen bekannt. Auf Su⸗ 
matra finden ſich 2 und auf den Molukken 1 sp., keine von ihnen iſt 
daſelbſt endemiſch. Nur eine species kennt man von Aſſam, desgleichen 
nur eine von der malayiſchen Halbinſel, während 4 oder 5 in jener Re⸗ 
gion angetroffen werden, die Birma und Cochin-China umfaßt; eine der⸗ 
ſelben erſtreckt ſich bis nach dem öſtlichen Himalaya und eine zweite un- 
ter ihnen zeigt ſich auch auf Borneo. Es giebt ſchließlich noch 5 spe- 
cies, von welchen das Vaterland nicht angegeben iſt. Die hier entwor— 
fene Skizze wird zweifelsohne noch Abänderungen erleiden, ſobald wei— 
tere Nachrichten einlaufen. Bei einigen der species mögen die Stand— 
orte ungenau angegeben worden ſein, was bei Garten-Orchideen leider 
nur zu häufig vorkommt. Andererſeits bleibt die Thatſache feſtſtehend, 
daß die meiſten der species einen ziemlich beſchränkten Verbreitungsbe⸗ 
zirk aufweiſen, was übrigens mit der geographiſchen Verbreitung der Or— 
chideen im Allgemeinen ganz übereinſtimmt. B. A. Rolfe 

in Gardeners' Chronicle, 7. Aug. 1880. 

Der Verfaſſer giebt dann in den folgenden Nummern eine ſehr de— 
taillirte Aufzählung der einzelnen Arten mit ihren Varietäten, Synony⸗ 
men, den Schriften, wo ſie abgebildet reſp. näher beſchrieben werden. 


489 


Hecken, Bäume und Sträucher im Gartenbau der Deutſchen des 
achtzehnten Jahrhunderts. 


Keiner ſpricht ein überflüſſiges oder zu reiches Lob aus, der einge— 
ſteht, daß unſere Vorfahren wackere Männer geweſen ſind. Ihr Geſchick 
im Gartenbau, den ſie ſo hochgehalten und in mancher Hinſicht ſo ſehr 
vervollkommnet haben, fordert trotz Dieſem und Jenem unſere Bewun⸗ 
derung heraus. Sie wußten jedem Geſchmacke ihrer Zeit zu genügen 
und verſtanden es recht wohl, ſich Alles, was ſie in ihren Gartenbau 
einbezogen, eben nach ihrem Sinne unterthan zu machen. 

Wie trefflich und ſchmuck haben ſie ihre Hecken hergeſtellt! Oft weit 
hinragende lebende Wände waren dies, die Einen durch ihr friſchgrünes 
Blattgewirr, die Anderen durch ihre aromatiſchen Gaben einnehmend, die 
ſie verſchwenderiſch Jedermann entgegenbrachten. 

Mochten nun dem Beſcheidenen ſelbſt die ſimpelſten Hecken genügen 
und für herrliche Schöpfungen gelten — der Anſpruchsvollere fand nur 
an jenen ein ganzes Gefallen, die ſo dicht verwachſen waren, daß ſie auch 
das' ſchärfſte Auge an keinem Pünktchen durchſchauen konnte, und welche 
überdies noch die Eigenſchaft hatten, ſelbſt bei der größten Höhe nur 
30 cm ſtark zu ſein. Buchen, namentlich die Hage- oder Weißbuchen, 
verwendete man am liebſten für Hecken; doch wurden auch Linde und 
Ahorn nicht verſchmäht. Hecken aus Roſen- oder anderen blühenden 
Sträuchern gehörten gleichfalls nicht zu den Seltenheiten, ebenſo Hecken 
aus Obſtbäumen, vornehmlich aus Kirſch⸗, Aprikoſen⸗, Pfirſich- und Pflau⸗ 
menbäumen, welche man meiſt bis zur Höhe von 3 m zog. 

Die Pflanzung der wilden Hecken erfolgte im Frühling oder Herbſt. 
Man verſetzte die jungen Sträucher faſt in eben der Höhe, die ſie haben 
ſollten, je 30 em weit von einander. Um ſie unten möglichſt dicht zu 
bekommen, ſetzte man abwechſelnd 1¼ und 2 m hohe Sträucher. Die— 
jenigen Hecken, welche die Bogengänge bekleiden ſollten, wurden bis 10 m 
hoch geſetzt, wozu man die Gräben mit beſter Erde, welcher Sand bei— 
gemengt war, ausfüllte und in den erſten Jahren auch fleißig nachſetzte. 
Die Rothbuche war da namentlich ein ſtark geſuchter Artikel, weil ſie ſehr 
früh eine Höhe von 10 m erreicht, leicht gedeiht und ſchon im ſechſten 
Jahre eine gut belaubte Hecke giebt, auf welche man in anderen Fällen 
oft zwei Decennien warten muß, wie die Ueberlieferung ſagt. 

Baumhecken hieß man ſolche, die in der Höhe von Stämmen viel— 
jähriger Bäume gezogen und beſchnitten wurden. Ihr Zweck war, entweder 
als Schattenſpender oder auch als Deckwände für die Wohnhäuſer zu dienen. 

Bruſthecken waren nur 1 — 1’ m hoch und 15— 30 cm dick. Sie 
beſtanden aus allen Arten blühender oder wilder Geſträuche, hatten oft 
Geländer zu erſetzen und wurden auch zur Begrenzung und Einfaſſung 
derjenigen Gartenſtücke gebraucht, über welche man hinwegſehen wollte. 

Roſenhecken beſtanden aus dicht zuſammengedrängten Roſenſträuchern, 
die, gehörig gewartet und beſchnitten, ebenſo hoch zu ziehen waren, wie 
Buchenhecken. Mitunter geſtaltete man aus ihnen förmliche kleine Büſche. 
In Frankreich faßte man damit die kleinen Irrgänge, wie auch die Bö— 

ſchungen der Luſtberge ein. 


490 


Die Stämme der Bäume mußten, um als tadellos ſchön bezeichnet 


werden zu können, möglichſt gerade und ſtets um ein Drittel höher ſein 


als die daneben ſtehenden Hecken, deren Höhe wieder durch die Breite 


des ihnen zunächſt befindlichen Ganges oder Gartenſtückes beſtimmt war. 


Das Adjectiv „hochſtämmig“ gebührte nur jenen Bäumen, deren Schaft, 
ehe die Krone anſetzte, über 4 m hinausging. Je gerader und hochſtäm⸗ 


miger die Bäume waren, deſto mehr anerkannte man ſie als wirkliche N 


Zierde, und deſto größer legte man die Hecken neben ihnen an. 


In dem von mir benützten Quellenwerke heißt es, daß man ſich Ei 
vormals in dieſer Sache nicht zu helfen wußte. „Heutzutage“, ſo iſt, 


nur in einigermaßen „ungeſchliffenerem“ Style, weiter zu leſen, „wählt 
man im Walde die ſchönſten Stämme und läßt ſie, bis auf dreißig Fuß 
im Schafte, verſetzen; wenn man mit ihnen vernünftig umgeht und ſie 
wohl gewartet werden, kommen ſie zum größten Theile fort. Erſetzt 
man gar die abgeſtorbenen Bäume wieder durch friſche, ſo hat man in 
kürzeſter Zeit einen ſchattigen Garten.“ — Probatum est! 


Manche Bäume, mit denen man Gänge und Freiplätze bepflanzte, 
meiſt Taxus, beſchnitt man im Geäſte kegelförmig, viereckig und oben ſpitz 


auslaufend und benannte ſie Pyramiden oder auch Prachtkegel. Oft ver— 
änderte man ihre Geſtalt auch noch durch künſtlich ausgeſchnittene Knöpf⸗ 


chen und Reifchen, erklärte fie aber bald, weil fie zu gedrechſelt und un⸗ 


natürlich ausſahen, als Spielereien und verwarf fie, gleichwie die wider— 
ſinnigen Zacken und Spitzen an den Hecken. 


In keinem bedeutenderen Garten mangelte es an einem Buſch aus N 


Sträuchern oder jungem Holze. Mehrere ſchmale, krumme Wege, mit 


Bruſthecken aus Buchen oder Blumenſträuchern eingeſäumt, führten durch 2 


dies Luſtgebüſch. Zuweilen ließ man die Sträucher ſehr dicht ineinander 


wachſen und beſchnitt fie o ben, um darüber hinwegſehen zu können. Man | 1 


bekleidete auch die Berge mit ſolchem Buſchwerk. 

Als Quinconce bezeichnete man ein von Hecken umſchloſſenes Gar: 
tenſtück, in welchem reihenweiſe wilde Bäume derart gepflanzt zu werden 
pflegten, daß ſie möglichſt viele Gänge und Sternausſichten bildeten. Die 


gelungenſten Baumſtücke ſollen jene geweſen ſein, deren Umfang ein re- i 
gelrechtes Viereck war, in dem die Bäume eine ſchachtförmige Anordnung 


hatten. Gewöhnlich erübrigte man im Mittel derjenigen Quinconces, 
die über acht Baumreihen beſaßen, durch Weglaſſung von vier Bäumen 


einen freien Platz, welchen man mit Raſen belegte oder mit einem Springe 
brunnen verſah. Sehr ausgedehnte Quinconces zertheilte man durch 
Sandgänge in verſchieden geſtaltete Raſenſtücke und durchſchnitt dieſe wie 


der mit 1 m breiten Schlangenwegen. Kleine Baumſtücke in ſtark be— 
ſuchten Gärten beſtreute man völlig mit Kies und Sand. 


Schon von den alten Griechen und Römern wurden dieſe Garten⸗ 


ſtücke ihrer freien Durchſicht, ihrer vielfach ineinander laufenden Gänge 
und des wohlthuenden Schattens halber, den ſie verbreiteten, hochgeſchätzt, 


Vitruvius, ein berühmter Baumeiſter zu Julius Cäſar's und Auguftus’ 


Zeiten, lehrt in einem ſeiner vielen Werke, daß es gut ſei, einen Baum 
auch im Centrum des Vierecks zu pflanzen; doch ging dadurch jedenfalls 
das hübſche Ausſehen der Kreuzgänge verloren, welche dieſe bei ſchacht⸗ 


491 


förmiger Anlage haben mochten. Der Abwechslung wegen wurden trotz— 
dem auch Baumſtücke nach Vitruvius gern geſchaffen. 

Exotiſche Bäume gab man in große hölzerne, runde oder vierkantige 

Käſten, um welche eiſerne Bänder oder Reifen gelegt waren. Dieſe Ge— 
fäße wurden meiſt grün⸗ und weißſtreifig angeſtrichen und Baumkübel 
geheißen. Die runden zog man als ſchöner und dauerhafter den ecki— 
gen vor. 
N Dem Baumſchnitt wurde großer Werth beigemeſſen; er ermöglichte 
es ja, durch Entfernung überflüſſiger Aeſte die Fruchtbäume ertragsfähi⸗ 
ger zu machen und die Zierbäume zu verhalten, ſich in jeder Geſtalt, die 
man haben wollte, zu entwickeln und zu belauben. Obſtbäume beſchnitt 
man mit Säge und Meſſer, wilde Bäume und Hecken mit der Baum— 
ſcheere oder wohl gar mit einer Sichel; freilich erreichte man mit letz— 
terem Werkzeuge keine glatten und geraden Hecken. 

Das Einbinden der blühenden Sträucher, mit denen die Laubhütten 
bezogen waren, nahm man alljährlich aus dem Grunde vor, um dieſe 
Gewächſe ſehr dicht zu haben. Auch neugepflanzte Buchenhecken band man 
während der erſten Jahre ein und beſchnitt ſie nicht, da es ſonſt wohl 
eines zehnjährigen Wachsthums bedurft hätte, bis ſie entſprechend hoch 
und dicht belaubt geweſen wären. 

Manche Hecke unterbrach man durch einen 60 em tiefen Einſchnitt, 
den man zum Unterſchiede von einer Blinde oder Niſche oben offen ließ 
und ſo breit ausführte, daß in demſelben eine für 6—8 Perſonen be— 
rechnete Bank Platz fand. Sonſtige Oeffnungen in den Hecken wurden, 
wie auch die Bogengänge, oben halbkreisförmig geſchloſſen. 

Bei den Einfaſſungen großer Gartenplätze und Teiche wandte man 
für alle neben einander befindlichen Thüren von gleicher Weite und Höhe 
eine einheitliche Bogenſtellung an, die ſich namentlich bei Teichen, durch 
das Bild im Waſſerſpiegel verdoppelt, ſehr günſtig ausnahm. Auch den 
in einer anderen Heckenwand oder in einem Bogengange vorhandenen 
Durchläſſen gab man einerlei Bogenſtellung. Das hierfür angenommene 
Verhältniß war 2: 5, das der Schäfte zur Oeffnung 1: 1; deren 
Weite betrug 2—3 w. Als Schaft bezeichnete man die volle Wand oder 
Hecke zwiſchen zwei Oeffnungen. 

Runde, zur Ausſicht freigelaſſene Lücken in Heckenwänden wurden 
Ochſenaugen geheißen. Sie ſind in der franzöſiſchen Baukunſt, der man 
ſie eigentlich entlehnt hatte, als Fenſter vielmals zur Ausführung gelangt. 

Pfähle, an welche man Bäume band, trieb man mit einer Fauſt— 
ramme ein oder ſtieß mit dem Pfahleiſen ein Loch und gab ſie in dieſes. 

In die ſtarken Baumſtämme der Luſtwälder ſchnitt man oft kurze 
moraliſche Sätze, „artige Zweideutigkeiten, witzige Einfälle oder Räthſel 
in gebundener und ungebundener Rede und in verſchiedenen Sprachen 
als Denkſprüche. Wo der zu geringe Durchmeſſer der Bäume dies nicht 
geſtattete, ſchrieb man ſolche Sprüchlein auf Blech, das als Baumrinde 
bemalt war und befeſtigte dieſes an geeignetem Orte. 

Bäume wie Hecken pflegte man nach Erforderniß oder Geſchmack 
in geſchloſſenem Rundbogen, in Halbkreisform oder geradlinig zu pflan= 
zen, bez. anzulegen. 


492 


Hochſtämmige Roſenſtöcke, welche aus 2—3 m hohen, geraden Ha⸗ 
gebuttenſträuchern durch Pfropfen oder Aufäugeln zu kleinen Bäumen 
mit prächtigen Kronen gezogen wurden, benützte man als Roſenbäume 
an Stelle des Taxus zur Beſetzung der Berge und großen Freiplätze, 
wo ſie mit Blumenkörben und Töpfen abwechſelten 

Wiener landwirth. Zeitung. 


Witterungs⸗Beobachtungen vom Juli 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,86 m über der Höhe des Meeres⸗ 
ſpiegels. 

Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 


e e ee 

1886 1885 
Höchſter am 2. Morgens 769, am 22. Morgens 772,5 
Niedrigſt. „ 14. Abends 748 4 ef N 759, 
Mittlerer En 760,3 763,1 

Temperatur nach Celſius. 

1886 1885 
Wärmſter Tag am 22. 27, am 12. 28,4 
Kälteſter „ „ 28. 15% 11104: BE 15, 
Wärmſte Nacht am 31. = A 5 16, 
Kälteſte „ am 1. 1 " 4,0 
31 Tage über 0°, 31 Tage über 00 
— Tage unter 0% — Tage unter 0° 
Durchſchnittliche Tageswärme 20,3 21, 
31 Nächte über 0° 31 Nächte über 0% 
— Nächte unter 0% — Nächte unter 0% 


Durchſchnittliche Nahtwärme 10,0 10,9 
Höchſte Bodenwärme: 
½ Meter tief, am 23. 16,3 
durchſchnittlich 14,5 
8 „ vom 26. bis 28. 13,5 
durchſchnittlich 12,7 
2 i, „ vom 30. biss 1. 11,3 
durchſchnittlich! 0,2 vom 21. bis 31. 9,5 bei 15, bis 
Bi & „ am 31. 9,9 22,0 Luftw., durchſchnittlich 9,3 
durchſchnittlich 9,5 
ii „ am 30. u. 31. 9, \ 
durchſchnittlich 8,6 
8 „ vom 28. bis 31. 8,6 
durchſchnittlich 8,3 
Höchſte Stromwärme am 22.23. 21s am 13. 24,3, Luftw. 24,0 
Luftwärme 27,0 u. 24,0 | 


1 


493 


Niedrigſte am 14. 17,7, Luftw. 20,0 am 23. 18,0, Luftw. 22,0 
Durchſchnittl. „ 19,2 21,0 

Das Grundwaſſer ſtand 

(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 1. 466 cm. am 1. 405 em. 

| „niedrigſten „ 31. 513 cm. „ 31, 403 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 4 4 em. 433 cm. 

Die höchſte Wärme in der Sonne war am 8. 39,0 gegen 25,3 im 
am 22. 41,0 gegen 27,0 im Schatten Schatten. 

Heller Sonnenaufgang an 5 Morgen an 12 Morgen 


Matter " ler 1 " 11 17 
Nicht ſichtbarer „ 5 ro N 

Heller Sonnenſchein an 8 Tagen an 11 Tagen 

Matter „ BER " | " 1 " 

Sonnenblicke: helle an 12, matte an helle an 11, matte an 8 Tagen 
10 Tagen 
Nicht ſichtb. Sonnenſchein an! Tag. an — Tagen 

Wetter. 
| 1886 1885 1886 1885 
Senhhr ſchön Bewölkt. . 7 Tage — Tage 
| (wolkenlos) — Tage 7 Zage Bedeckt . — „ — „ 
S En 119. ER REN it — „ 
Ziemlich heiter 16 „ . Sehr trübe. — „ — „ 
Niederſchläge. 
1886 | 1885 

Nebel.. an 4 Morgen u. 1 Abd. an 2 Abd. 

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Schnee, leichter. „ — Tag. „ — Tag. 

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bare „ 8 5 > RE 


494 


Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Seewarte. 
1886 | 1885 
des Monats in Millimeter 59,2 mm. | 12, mm. 
die höchſte war am 23. 16,5 mm. am 12. mit 6,1 mm. 
bei WSW. u. W. E. bel N 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 63,1 mm. | 12,3 mm. 
die höchſte war am 23. 17, mm. am 12. mit 5,2 mm. 
bei WSW u. W. bei N. 
Gewitter. 


Vorüberziehendes: 3; am 8. Ab. 6 U. aus 3; am 8. Ab. 10 U. 30 M. 
NNW; am 16. Abds. 8 U. aus ONO; aus W.; am 13. Nchm. 6 U. 
am 26. Nachm. 4 U. 45 M. aus W. 15M. aus WSW; am 26. 

Nehm. 4 Uhr aus 080. 

Leichtes: 2; am 8. Ab. 8 U. 15 M. aus 1 am 16. Ab. 9 U. 30 M. 
NNW m. Regen; am 24. Mitt. 12 U. aus WSW mit Regen. 
45 M. aus WNW. mit ſtark. Regen. 

Starkes anhaltendes: — 1 am 12. Nehm. von 3 U. 

20 M. bis 4 U. 30 M. aus 
SW. mit Regen. 
Wetterleuchten: 1 am 31. in S. u. SSW. 2; am 12. in WNW; am 


16. in WSW. 
Windrichtung. | 
1886 1885 1886 1885 
N; . 1 Mal 9 Mal SSW. . 7 Mal 1 Mal 
NNO ET u kan. u} 6 
NO eben 7 „ Iwsw 8 87 
ONO 8 3 N. = Fe 3 
. — „ 1 „ WNW we 3 
080 1 „ EN 18 „ 
SO. 3 4 „ NNW 2 8 
S8S0 vers 1 „ Still 2 3.4 
8 833 
Windſtärke. 7 
1886 1885 1886 1885 
— gi 2 Mal Friſch. 8 Mal 8 Ma 
Sehr leicht 18 „ 1 Hart — „ — 
Leicht „ 22 Stark — 3 „ 
Schwach . . 22 4 29 * Steif — * — a 
Mäßig 18 „ * „ Stürmiſch — „ — Fe 
S. ſtk. Stum — „ — „ 


495 


Grundwaſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent: 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Juli 1886. 


r 8 Bodenwärme 
v. d. Erd?! 8 5 3 auf 3 Meter 
Stand oberfläche S. S 8 SE 885 Tiefe 
| en | — — 8 
| cm. em. Tage mm Cel. 
am 30. Juni om 30. Jun 4% — 464 — | — 1.10. Durchſchnittlich: 
rn 12. Juli j 496 — | 32 3 11,3 r 2 0 
„ 489 ne S 
N | 500 | 20 5 22,2 7 
9 502 7 — 21.31. El si 
2 | 513 | — | 11 | 7 129,6 | ur 
15 163 2 = S uErS) Re 
Nach der Deutſchen Seewarte 14 59. e eee 
) Davon waren 4 Tage unter 1 mm. F 
Er 77 77 4 77 77 1 77 e 


Juli Regenhöhe. 

Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Juli 1886 betrug nach 
der deutſchen Seewarte 59,2 mm; durchschnittlich in den letzten zehn 
Jahren 94,s mm; 
unter den Durchſchnitt fiel die 8 


1876 48,1 mm. 93,4 mm. 
„ 1885 78,0 8 
a0, 012 1885 12,0 8 
über den Durchſchnitt ſtieg die 8 
1878 113,3 mm. 880 163,6 mm. 
1879 112,5 1861 140,0 1 


77 


Die ſogenannte Waſſerpeſt. 


Wohl keine zweite Pflanze iſt ſo mit Unrecht durch einen leichtfertig ihr 
beigelegten Namen allgemein in Verruf gebracht worden, wie die ſogen. 
Waſſerpeſt (Elodea canadensis oder Anacharis alsinastrum). Erſt ge⸗ 
gen die Mitte dieſes Jahrhunderts von Kanada nach England und Schott— 
land gelangt, wurde dieſe unter Waſſer wachſende Pflanze ſpäter von da 
nach Nord-Deutſchland gebracht, wo ſie mit erſtaunlicher Schnelle ſich 
derart ausbreitete und vermehrte, daß ſie in manchen Gewäſſern der 
Schifffahrt hinderlich wurde. Auf dieſen Umſtand allein iſt die Bezeich⸗ 
nung „Waſſerpeſt“ zurückzuführen; die Pflanze breitete ſich aus wie die 
Peſt und wurde von Schiffern gehaßt wie die Peſt. Sonſt hatte dieſelbe 


496 


durchaus nichts Peſtartiges an ſich. Im Gegentheil, weit entfernt, etwa 
das Waſſer zu verpeſten, diente die Elodea gerade durch ihre Raſchwüch⸗ 
ſichkeit und durch ihre Vermehrungsfähigkeit, alſo durch ihren Verbrauch 
an Pflanzennährſtoffen, die ſie dem Waſſer entzog, und durch den von 
ihr während des Wachsthums ausgeſauchten Sauerſtoff dazu, das Wa 
jer zu reinigen. Indem die Pflanze jo den vorhandenen Fiſchen ein ges 4 
ſundes Waſſer ſchuf, diente ſie zugleich auch der Vermehrung derſelben, + 
indem fie der Entwickelung von Fiſchnahrung Vorſchub leiſtete, und den 
jungen Fiſchen gegen ihre Feinde im Thierreiche Unterſchlupf und Schutz 
gewährte. Da die von den Unreinigkeiten des Waſſers ſich nährende 
Elodea in dem Maße ſich maſſenhafter und üppiger entwickelt, wie ſolche 
in dem Waſſer enthalten ſind, jo ſtellt dieſelbe gleichſam die chemiſch aus⸗ 
geſchiedenen Unreinigkeiten des Waſſers in Pflanzenform und damit eine 
Maſſe dar, welche um ſo mehr zur Düngung der Felder geeignet iſt, 
als ſie in ihrer Zuſammenſetzung derjenigen des Stallmiſtes nahe kommt 
und entſprechend ihrer Zartheit raſch in Verweſung übergeht Nach Un- 
terſuchungen an der landwirthſchaftlichen Verſuchsſtation zu Dahme und 
Zuſammenſtellungen im „Landw. Bl. f. d. Hzgt. Oldenburg“ ſind 
enthalten in je ! Fuder = 10 Ctr. 5 

friſchem Stallmiſt. friſcher Elodea. 


Feuchtigkeit . 1500 Pfd. 1546 Pfd. f 
off 480 35 Be 1 
22 .. u... JRSH59E 8313 1 
Kalk ann n n 17 20 n 9 n fl 
en 95 ern Dr BR 
1 u BT 9 2 in 
. A 71 N 


2,8 1 
Nach Angaben in demſelben Blatte ſoll die Elodea ſogar ein nicht = 
blos von Waſſervögeln, ſondern auch von landwirthſchaftlichen Vierfüß⸗ 
lern gern und gedeihlich genoſſenes Nahrungsmittel ſein. Damit nicht 
genug, man will in neuerer Zeit auch noch beobachtet haben, daß, was 
leicht erklärlich erſcheint, die Elodea durch ihre Wirkung, die freien Waſ; 
ſerläufe ſchleunig zu reinigen, auch ganze Gegenden von Krankheitskeimen 
befreie. E 
Diesbezüglich theilt Sanitätsrath Dr. Brandes in Hitzacker (Han⸗ 
nover) in der „Allgem. medic. Central⸗Ztg.“ mit, daß er die Waſſerpeſt 
für eine der ſegenbringendſten Pflanzen halte. Er habe die Bemerkung 
gemacht, daß zwei Krankheiten, die vor 34 Jahren und ſpäter dort je— 
des Jahr endemiſch und häufig in großen Epidemien vorkamen, ſeit Ver⸗ 
breitung der Waſſerpeſt allmählig und in den letzten vier Jahren voll⸗ 
ſtändig verſchwunden jeien. Dies find das Wechſelfieber und die Ruhr. 
Das Wechſelfieber war in der dortigen Marſchgegend die verbreitetſte 
Krankheit. Die Ruhr iſt dort früher oft ſporadiſch und dreimal in gro 
ßen Epidemieen vorgekommen, hat öfters tödtlich geendet und iſt vielleicht 
die ſchmerzhafteſte aller inneren Krankheiten. 
Man hat bereits im Blute von Kranken mit Febris recurrens 
(Rückfallfieber) die Spirochaete Obermeieri und einen Bacillus mala- 
riae als Erreger der Febris intermittens gefunden. Indeß iſt es noch 


497 


nicht aufgeklärt, wie jene Mikroben in den menſchlichen Körper gelangen, 
und man muß einſtweilen annehmen, daß das Wechſelfieber aus Verwe— 
ſung pflanzlicher Stoffe in ſtehenden Gewäſſern und die Ruhr meiſtens 
aus derſelben Urſache entſtehe. Die Waſſerpeſt nährt ſich nun auch 
von verweſten Pflanzenſtoffen und verzehrt ſomit bei ihrem ſchnellen 
Wachsthum faulige Subſtanzen, welche Malaria und Ruhr erzeugen. 
Außerdem zwingt ſie zu häufigem Reinigen der ſtehenden Gewäſſer und 
giebt ſomit zu einer heilſamen Maßregel Anlaß. Dr. Brandes iſt der 
feſten Ueberzeugung, daß in ſeiner Gegend Wechſelfieber und Ruhr durch 
die Waſſerpeſt vertrieben wurden und ſchlägt deshalb vor, ſie in Gegen— 
den, wo Malaria und Ruhr noch häufig ſind, anzupflanzen, ähnlich wie 
man in Italien an ſolchen Orten zu gleichem Zwecke die die Feuchtigkeit 
aufſaugende Sonnenblume und den auſtraliſchen Fieberbaum (Eucalyp— 
tus) angepflanzt hat. Ob die aus Kanada ſtammende Waſſerpeſt auch 
in den Gewäſſern der Tropen fortkommen werde, müſſe der Verſuch leh— 
ren. Jedenfalls wäre es ein Gewinn, wenn die mörderiſche Malaria dort 
dadurch vertilgt würde. 

Die Erwägung all' dieſer vielſeitigen Nützlichkeit führt zu dem Schluſſe, 
daß man beſtrebt fein müſſe, die Elodea in allen Gewäſſern anzuſiedeln, 
zu denen ſie bisher den Weg noch nicht gefunden hat. Die Befürchtung, 
ſie könnte in läſtiger Weiſe überhand nehmen, iſt inſofern unbegründet, 
wie die Erſchöpfung der Gewäſſer an Pflanzennährſtoffen ihrer weiteren 
Ausbreitung von ſelbſt ein natürliches Ziel ſetzt und die Waſſerwege 
für die Schiffe frei zu halten der anwohnende betriebſame Landwirth in 
den damit gewonnenen reichen Ernten an Futter- oder Düngermaſſen 
immer willkommenen Anlaß finden wird. In dieſer Erkenntniß ſollte 
man fernerhin die Elodea auch nicht mehr Waſſerpeſt nennen. Wäre 
man um einen anderen Namen in Verlegenheit, dann wäre es richtiger, 
ihr die Bezeichnung „Waſſerſegen“ beizulegen. 

Aus „Mittheilungen über Landwirthſchaft, Gartenbau und Hauswirth— 
ſchaft“.) 


Die Gattung Abies 
von C. Broderſen, Gartengehülfen. 


Sowohl durch die Lieferung der verſchiedenſten Arten von Nutzholz, 
als auch durch die außerordentliche Reichhaltigkeit an unſchätzbarem Ma— 
terial für den Landſchaftsgärtner, verdient die Gattung Abies wohl als 
die wichtigſte der ganzen Conikeren-Familie hingeſtellt zu werden. Keine 
andere Gattung ſtellt ſo recht den Typus der Nadelhölzer dar, wie ge— 
rade Abies. So charakteriſtiſch iſt der durch das ausgeprägte Spitzen— 
wachsthum hervorgebrachte ſchlanke, regelmäßige Bau, daß jedes Kind, 
nachdem es am heiligen Chriſtfeſte die erſte Bekanntſchaft mit dem das 
Feſt ſymboliſirenden Chriſtbaum gemacht hat, beim Anblick einer Abies 
ſofort den „Tannenbaum“ erkennt. 

Bei allen Fachgenoſſen ſollte man demnach zum Mindeſten eine ge— 

Hamburger Garten- und Blumen⸗ Zeitung. Band 42. (1886). 32 


498 


naue Kenntniß gerade dieſer Coniferen-Abtheilung vorausſetzen. Wie 
wird einem da aber zu Muthe, wenn in einem wohl mehr denn Hundert 
Mitglieder zählenden Fachverein bei Erledigung des Fragekaſtens die Frage 
aufgeworfen wird: „Wie unterſcheidet man Tannen von Fichten?“ und 
ihre Beantwortung dahin findet: „Bei den Fichten ſind die Nadeln län— 


ger als bei den Tannen?“ — Muß man da nicht die Hände über den 


Kohf zuſammenſchlagen und ſolches gar nicht für möglich halten? Und 
boch ſt obiger Fall vor nicht zu langer Zeit laut Bericht thatſächlich 
vorgekommen. f 

Möge nun die folgende nähere Beſchreibung dazu beitragen, man- 
chen der verehrten Leſer mit der Gattung Abies näher bekannt zu ma- 
chen, dann wäre der Zweck derſelben erfüllt. 13 

Zunächſt etwas ſpecieller auf die Stellung der Abies in der Zar 


milie der Coniferen eingehend, gehört fie in jene große Abtheilung, wo 


„die Eichen der Samen umgewendet, die Samen nackt und die 
Fruchtblätter offen ſind.“ Die erſte Familie dieſer Abtheilung führt 
nach ihrer Hauptgattung Abies den Namen „Abietineae“ und ihre 
hauptſächlichſten Merkmale ſind kurz folgende: Die Knospen ſind bedeckt, 
mit Schuppen verſehen. Die Staubfäden der monöciſchen Blüthe find 
der Axe des Kätzchens angewachſen und nach oben in ein hahnenkammar⸗ 
tiges Anhängſel verbreitet. Der aufrechte oder hängende Zapfen iſt zus 
ſammengeſetzt aus zahlreichen um die Axe ſpiralig angeordneten Frucht? 
ſchuppen, welche durch Bracteen geſtützt ſind und am Grunde 
je 2 nackte Samen tragen. Die Samenreife iſt 1- oder 2jährig. Die 
Familie umfaßt die meiſten einheimiſchen und eine Menge von ausländiſchen 

Arten. Es gehören dazu die Gattungen: Abies, Pinus, Larix, Pseu- 
dolarix und Cedrus. Alle dieſe Gattungen wurden von Linné unter 
dem einen Namen Pinus zuſammengeſetzt und iſt dies wohl auch der 
Grund, daß heute noch viele Gärtner im Unklaren ſind über den Unter⸗ 
ſchied beſonders zw ‚hen Pinus und Abies. Als einfachſtes und ſicher⸗ 
ſtes Unterſcheidungsmerkmal mag hier cageführt werden, daß man unter 
Pinus (Kiefer oder Fähre) alle diejenigen Coniferen zuſammenfaßt, de⸗ 
ren Nadeln zu mehreren, 2, 3 oder 5, zuſammen in einer Scheide ſte⸗ 


hen, während bei Abies (Tanne, Fichte) die Nadeln immer einzeln ſtehen. 


Die Eintheilung der Abies baſirt nun der Hauptſache nach auf die 
Haltung und die Beſchaffenheit der Zapfen und die damit zuſammenhän⸗ 
gende Beſtändigkeit der Fruchtſchuppen. Während nämlich bei den auf- 
rechtſtehenden Zapfen die Fruchtſchuppen ſich von der Spindel löſen und 


jo den Samen herausfallen laſſen, ſind dieſelben bei den hängenden Za- N 


pfen bleibend, der Same kann hierbei von ſelbſt herausfallen und ſpäter 
fällt der ganze Zapfen ab. Bei allen Abies-Arten ſind die Fruchtſchup⸗ 
pen durchgängig mehr lederartig und nicht ſo holzig wie bei Pinus. 
Der Same iſt ſtets geflügelt und die Samenreife einjährig. Die Brac⸗ 
teen, welche auch bei der Eintheilung beſonders in Betracht kommen, ſind 
bei der ganzen Gattung ſehr ausgebildet und reichen oft über die Frucht 
ſchuppen hinaus. 

Geſtützt auf oben erwähnte Grundlagen zerfällt nun die Gattung 
Abies in 3 Hauptgruppen und zwar: N 


499 


J. Tsuga. Der kleine Zapfen iſt hängend mit bleibenden 2ſami— 
gen Fruchtſchuppen. Der Same iſt eckig und klein, die Flügel halbrei— 
tend auf denſelben aufgeſetzt, die kurzgeſtielten Nadeln find flach, faſt 2“ 
reihig, unterſeits blaugrün oder weißlich. Die Bezeichnung der Gruppe, 
Tsuga, geht auch häufig als Gattungsname für die Arten. Nach der 
Beſchaffenheit der Nadeln und Bracteen theilt man die Gruppe in 2 
Unterabtheilungen. 


a. Tsuga a a, mit ſtumpfen Nadeln und eingeſchloſſenen Brac⸗ 
teen und 

b. Pseudotsuga, mit ſpitzen Nadeln und über die Frucht— 
ſchuppen herausragenden Bracteen. 


II. Abies verae. Weißtannen. Der faſt walzenförmige und ſtumpfe 
Zapfen iſt hier aufrecht, mit abfallenden 2ſamigen Fruchtſchuppen. Der 
faſt dreieckige Same hat eine ſehr harzreiche Schale; die Flügel ſind in 
die innere Fläche des Samens eingeſchlagen. Die kurzgeſtielten Nadeln 
ſind flach, 2zeilig geſtellt, unterſeits mattgrün oder mit 2 weißlichen Längs⸗ 
ſtreifen je zwiſchen dem Mittelnerv und dem Rande gezeichnet. Wie bei 
der erſten Gruppe, ſo unterſcheidet man auch hier ſolche 


a. mit eingeſchloſſenen und 
b. mit den Fruchtſchuppen gleich oder hervorſtehenden Bracteen. 


| III. Picea. Der kegelförmige, ſtumpfe Zapfen iſt hängend mit 
bleibenden 2ſamigen Fruchtſchuppen. Der Same iſt eiförmig, ſpitzig, mit 
langen, abgerundeten Flügeln, welche der Außenfläche des Samens ange— 
wachſen find. Die viereckigen Nadeln find in vielzeilige Spiralen angeord— 
net. Auch hier geht die Bezeichnung Picea oft als Gattungsname für 
die Arten. 
Nachdem ſomit eine kurze Ueberſicht der Eintheilung von Abies ge— 
geben, ſoll nun eine Aufzählung der für uns wichtigſten Vertreter aus 
den einzelnen Gruppen folgen: 


| I. Gruppe: Tsuga. 
a. Tsuga vera. 
Abies canadensis, Mehx. Schierlingstanne (N.-Am.) 


syn. Tsuga canadensis, Carr. 
Abies Mertensiana, Lindl. (N.⸗Am.)“ 
Abies Menziesi, Loud. (N.⸗Am. Calif.) 
syn. Ab. Sitchensis Lindl. 

Wird oft zur Gruppe Abies vera gezählt und hält in der Beſchaf— 
fenheit der Nadeln die Mitte zwiſchen beiden; Habitus und Anſehen 
der Belaubung jedoch bringt ſie den Hemlokstannen näher. 

Abies Hookeriana, Murr. 


syn. A. Pattoni, Jeffr. 
b. Pseudotsuga. 
Abies Douglasi, Lindl. (N.⸗W. Calif.) 
syn. A. californica, Don. Tsuga Douglasi, Carr. 
32* 


500 


II. Gruppe: Abies vera. 


a. Bracteen eingeſchloſſen: 
Abies Pinsapo, Boiss. (Pyren.) 
Abies Pichta, Fisch. (Sibir.) 
Abies amabilis, Forbes (N.⸗Am.) 
Abies grandis, Lindl. (N.-Ealif.). 
syn. Ab. Gordoniana, Carr. 
Abies lasiocarpa, Lindl. (R.-Am.). 


b. ee mit den Fruchtſchuppen gleich oder hervor⸗ 
ſtehend 
Abies pectinata, DC. (Europa) Weißtanne, Edeltanne, 
syn. Ab. alba, Mill. 
Abies cephalonica, Loud. (Griechenland). 
syn. Ab. Apollinis, Lk., Ab. Luscombeana Loud. 
Abies Nordmanniana, Lk. (Crim, Kauk.). 
Abies balsamea Mill., (N.⸗Am.) Balſam⸗Tanne. 
syn. Ab. balsamifera, Mx. 
Abies Fraseri Lindl. mit der Zwergform, 
Ab. Fr. Hudsonica, Knight. 
Abies bracteata, Hook. et Arn. (Calif.). 
Abies nobilis, Fa (N.⸗W. Am.). 
Abies Fortunei, Carr, syn. A. Jezůoensis Lindl. 
Abies Eichleri, Lauche. 


III. Gruppe: Picea. 


Abies excelsa, DC. Gemeine Fichte, Rothtanne. 
syn. Pinus Abies, L. Formen hiervon jind: 
Ab. exc. Clanbrasiliana, Loud. 
„ „ compacta Bth. Cat. 
„ „ monstrosa, Loud. 
E 1 * 
Abies orientalis, Poir. (Or.) Sapindusfichte. 
Abies obovata, Loud. Sibiriſche Fichte. 
syn. A. Ajanensis, Lindl. A. Wittmanniana, Hartwiss. 
Abies Alcocquiana, Lindl. 
Abies Smithiana, Loud. (Himal.). 
syn. Ab. Khutrow, Loud. A. Morinda, Hort. 
Abies alba, Mx. (N. Am Amerikaniſche weiße Fichte. 
Abies nigra. Mx. (N.⸗Am.). Amerikaniſche ſchwarze Fichte. 
Abies rubra, Mx. (N.⸗Am.). Amerikaniſche rothe Fichte. 


501 


Alte und neue empfehleuswerthe Pflanzen. 


Echinocactus senilis, Ph. Etwa 200 Arten Echinocactus 
ſind beſchrieben worden, unter dieſen weiſt die von Philippi als neue 
species beſchriebene höchſt auffallende Kennzeichen auf. 

F. senilis iſt beinahe cylindriſch, von 5—6 em Durchmeſſer und 
ſcheint keine bedeutendere Größe als etwa 8 em zu erreichen. Statt der 
ſonſt auftretenden Stacheln findet ſich auf den Höckern eine Menge ſtei⸗ 
fer gekrümmter Borſten, 2½ —3 em lang, die zuerſt grauweiß find, 
ſpäter ſchwarz werden. Bei der über 4 em. langen Blüthe verwandeln 
ſich die Kelchblätter allmählig in zahlreiche, ſchmale, linealiſche Blumen⸗ 
blätter von karminrother Farbe; wenn die Blüthe vollſtändig offen iſt, 
ſind die äußeren derſelben zurückgeſchlagen. Da die Pflanze keine Seiten⸗ 
triebe macht, dürfte ſie nur durch Samen zu vermehren ſein. — Eine 
chileniſche Art, von den Bewohnern der Gegenden, wo ſie auftritt „vie— 
jecito“ d. h. „Alterchen“ genannt. 

Gartenflora, Hft. 17. 1886. Taf. 1230. A. 

Saxifraga Huguenini, Brügger. Eine ſehr zierliche Art, 
welche ganz beſonders durch ihren gedrungenen Raſenbau mit den dach- 
ziegelig geſtellten Blättern von allen bis dahin bekannten Arten abweicht. 
Am nächſten ſteht ſie Saxifraga aspera u. S. bryoides. 

Sie wächſt bei einer Meereshöhe von 6500 —7000 Fuß auf den 
Graubündener Alpen und wurde von Profeſſor Brügger entdeckt. Vor⸗ 
läufig iſt fie in den Gärten noch nicht vertreten. I. c. Taf. 1230. B. 


Calophaca grandiflora, Rgl. Dieſe ſchöne neue Art wurde 
von A. Regel in Oſtbachara im Amu-Darja⸗Gebiet, an dem Fluſſe Akſu 
und in den Provinzen Ruleb und Darwas bei 4 6000“ Höhe entdeckt. 
Es iſt, jo ſchreibt E. Regel unbedingt die ſchönſte der drei bis ietzt be— 
kannten Arten dieſer Gattung und wird, da fie bei 46000“ Höhe im 
Gebirge wächſt, auch im Klima Deutſchlands im freiem Lande aushalten. 
— Sehr ſchön ſind die gelben Blumen dieſes ziemlich hohen Strauches, 
ſie ſind auch größer als jene von C. wolgarica Fisch. und C. Hoveni, 
Schrenk, mit welchen Arten fie in ihren Charakteren ziemlich überein- 
ſtimmt. J. C. Hft. 18, Taf. 1231. 


Burchellia capensis. Dieſer prächtige Blüthenſtrauch aus der 
Familie der Rubiaceen wurde ſchon im Jahre 1818 vom Cap nach 
Europa eingeführt, iſt aber trotz ſeiner großen Vorzüge in unſeren 
Sammlungen verhältnißmäßig ein Fremdling geblieben, höchſtens daß 
man ihn ab und zu in den botaniſchen Gärten antrifft. Man begreift 
es kaum, warum derſelbe, welcher faſt alle Vorzüge in ſich vereint, die 
eine Zierpflanze erſten Ranges darbieten ſoll, im Handel ſo ſelten vor— 
kommt. Außerdem iſt derſelbe durchaus nicht empfindlich, nimmt mit 
einem Kalthauſe oder der Orangerie ſehr gerne vorlieb und macht ſich 
jedes Jahr durch reichliches Blühen bemerkbar, auch zum Treiben kann 
man ihn ſehr gut verwerthen. Er erreicht eine Höhe von I—2 M., 
verzweigt ſich ſtark und iſt von compaktem Habitus. Die ſehr kurz ge⸗ 
ſtielten, etwas elliptiſchen, zugeſpitzten Blätter find von lederartiger Con— 
ſiſtenz und von glänzender, dunkelgrüner Farbe. An der Spitze der 


502 


Zweige erſcheinen die in Köpfen ſtehenden Blumen von leuchtend orange 
rother Schattirung. Blüthezeit April Mai. Durch Stecklinge leicht zu 
vermehren und zeigen dieſe, kaum angewachſen, ſchon Neigung zum Blü⸗ 
hen. Kurzum, die Burchellia capensis verdiente eine Markt pflanze 
zu werden. Revue hortie., Nr. 18. color. Abb. 1 
Befaria glauca, Bot. Mag. Taf. 6893. Ein ſehr hübſcher, 
immergrüner Kalthausſtrauch. In feinen Blättern erinnert er an Rho- 
dodendron, die zahlreichen Blumen ſtehen in lockeren, endſtändigen, py⸗ 
ramidalen Riſpen. Die glockenförmige, 2 Zoll im Durchmeſſer haltende 
Blumenkrone iſt aus 7 roſarothen Petalen zuſammengeſetzt. Die Gat— 
tung Befaria (Ericaceen) wächſt auf den Anden und bildet die hier ab⸗ 
gebildete Art auf jenen Neu-Granadas bei einer Meereshöhe zwiſchen 
5500 u. 7200 Fuß dichte Gebüſche. 2 
Iris Statellae, Bot. Mag. Taf. 6894. Eine gelbblühende Schwert 
lilie mit zurückgebogenen, gelben, bebarteten Kelchblättern und aufrecht 
blaß roſafarbigen Blumenblättern. Sie ſtammt aus dem Palermo bo- 
taniſchen Garten, ihr eigentliches Vaterland iſt unbekannt. f 


Tulipa Ostrowskiana, Bot. Mag. Taf. 6895. Eine von Dr. 
Albrecht Regel von Central-Aſien entdeckte species, welche ſchon früher 
beſprochen wurde. 3 

Corydalis Severzovii, Bot. Mag. Taf. 6896. Dieſe niedliche 
Art erinnert an die gemeine C. bulbosa, die gelben Blumen find aber 
viel größer und tragen einen purpurfarbigen Sporn. Wurde durch Dr. 
A. Regel von Weſt-⸗Turkeſtan nach Europa eingeführt. 9 

Gladiolus Kotschyanus, Bot. Mag. Taf. 6897. Dies iſt eine 
ſehr intereſſante Art mit blauen Blumen. Dr. Aitchiſon führte diejelbe 
vom nordweſtlichen Afghaniſtan nach Europa ein. Die Blätter ſind 
ſchmal, lineal- lanzettlich. Die Blumen ſtehen in ährenähnlichen Trugdol-⸗ 
den, jede iſt etwa 1 Zoll lang, trompetenförmig mit einem etwas ſchie⸗ | 
fen Saum. 

Phains Humblotii, Rchb. f. Eine in unſern Sammlungen 
noch ſehr jeltene und ſehr ſchöne Art. Sepalen und Petalen ſind ziem- 
lich breit und die Lippe zeigt große ſeitliche Zipfel und einen breiten, faſt 
nierenförmigen, welligen Mittelzipfel. Die Sepalen und Petalen find 
ſchön purpurn gefärbt. Die äußeren Petalen haben einen länglichen wei⸗ 
ßen Streifen, welcher durch eine ſchmale purpurne Linie getheilt wird. 
Seitenzipfel der Lippe mit braunen Streifen und Querſtrichen auf wei⸗ 
ßem Grunde nach außen, Mittelzipfel hell purpurn. Schwiele ſchön gelb. 
Säule weißlich mit grüner Spitze. Blätter und Bulben erinnern im 
Habitus und allgemeinen Ausſehen an Phains grandifolius, find aber 
weniger breit, beſitzen auch kein ſo feſtes Gewebe und iſt ihre Färbung 
eine blaſſere. 

Cyrtopera Regnieri, Rehb. f. n. sp. Stattlicher Rivale von 
Cyrtopera flava, Lindl. mit ſchöner, großer, chromgelber Blüthent raube. 
Die ſichelförmigen Sepalen und Petalen ſind lanzettlich ſpitz. Lippe von 
eigenthümlicher Form, oblong-lanzettlich, mit einer weiten ſtumpfen Ecke 
auf jeder Seite, Säule dreiſeitig. Blumen nicht ganz ſo groß wie jene 


0 


*. 5 = * 
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903 


der eben erwähnten C. flava. Wurde von Herrn Regnier in Cochin⸗ 
China entdeckt. Gard. Chronicle, 4. Septbr. 86. 
| Cypripedium callosum, Rehb. f. n. sp. Von Siam durch 
Herrn Regnier eingeführt. Sieht wie Cypripedium Argus aus, Blät— 
ter faſt grün, Petalen eigenthümlich herabhängend. Blüthenſtiel ſehr lang. 
Oberes Kelchblatt ſehr groß, quer elliptiſch-ſpitz, mit ſehr zahlreichen 
grünen Nerven und purpurnem Anhauch auf weißem Grunde. Die feit- 
lichen Sepalen bilden einen kleinen bandförmigen, ſpitzen, ſchwach nervi⸗ 
gen Körper, der halb ſo lang iſt wie die Lippe und von dieſer ganz be— 
deckt wird. Petalen bandförmig, ſtumpf, ſpitz, ganz herabgebogen, der— 
art, daß ſich die beiden auf ihren inneren Seiten faſt einander berühren, 
grün, purpurn an der Spitze, gewimpert. 

Oncidium Pollettianum, Rchb. f n. sp. (hyb. nat.?) Eine 
ausnehmend ſchöne und äußerſt ſeltene Art, oder vielleicht wahrſcheinlicher 
eine Hybride, obgleich, wie neuerdings nachgewieſen wurde, Oncidien 
nur ſehr ſelten und dann nur wenige Kapſeln anſetzen, was aber Prof. 
Reichenbach nicht zugiebt. Die hier in Frage kommende Pflanze mag 
ein Baſtard ſein zwiſchen Oncidium dasytyle und vielleicht Oneidium 
Gardneri. Säule ganz hell weißlich-gelb; Flügel purpurn gefleckt auf 
hell weißlich-gelbem Grunde. Petalen kaſtanienbraun mit ſchmalem, gel- 
bemRande; Sepalen gelb, kaſtanienbraun eingefaßt. 

Miltonia Peetersiana, Rchb. f., n. hyb nat.? Bulbe und 
Vlatt wie bei Miltonia Clowesii. Blüthenſtiel ſehr ſtark, nicht bejon- 
ders zweieckig, ſondern mehr rundlich. Blumen nur ſchwer von jenen 
der Miltonia spectabilis Moreliana zu unterſcheiden, die Lippe iſt aber 
am Grunde ſchmäler und an der Spitze plötzlich verbreitert. Sepalen 
und Petalen ſchön dunkel kaſtanienbraun-purpurn; Lippe vom reichſten 
purpurn mit 5 ungleichen gelben Kielen am Grunde und zahlreichen dun— 
kel⸗ purpurnen Flecken. Wahrſcheinlich eine Hybride zwiſchen Miltonia 
spectabilis Moreliana und M. Clowesii. J. c. 11. Sept. 86. 

Papaver Pavoninum, Schrenk. (P. cornigerum, Stocks). 
Ein hübſcher einjähriger Mohn von Turkeſtan und auch von Afghani⸗ 
ſtan. Die Pflanze hat einen zwergigen Habitus; Belaubung zierlicher 
und entſchieden weniger krautig wie bei den meiſten einjährigen Arten der 
Gattung. Die zwei Kelchblätter ſind je an der Spitze in ein ſeltſames, 
hornähnliches Anhängſel verlängert. Petalen glänzend ſcharlachroth, jeder 
derſelben zeigt nahe am Grunde eine glänzend ſchwarze Zone. Ganz ge— 
öffnet halten die Blumen faſt 4 Zoll im Durchmeſſer. Die Art zeich⸗ 
net ſich durch reiches Blühen aus, ein mittelſtarkes Exemplar bringt 
bis 100 Blumen hervor. J. c. Fig. 67. 

Aristolochia ridicula, N. E. Brown, n. sp. Die Gattung 
Aristolochia iſt bekannt wegen der eigenthümlichen und phantaſtiſchen 
Formen, wie ſie in den Blumen der verſchiedenen Arten auftreten; keine 
fällt aber vielleicht dadurch fo ſehr in die Augen, wie dieſe neue braſi— 
lianiſche, von Herrn W. Bull in den Handel gebrachte Art. Hier ſind die 
Blumen in der That ſehr poſſierlich, indem die zwei Lappen an den Sei⸗ 
ten des Mundes der Blume unwillkürlich an die Ohren eines Affen erinnern. 

Ein Schlingſtrauch, deſſen ſtielrunder Stamm mit langen, horizon⸗ 


504 


tal ſich ausbreitenden Haaren bekleidet iſt. Blattſtiele 1½ —2½ Zoll 
lang, ſtielrund, mit gleicher Bekleidung; Blatt 3—4 Zoll lang, 4—5 Zoll 
breit, kreisrund oder kreisrund-nierenförmig, am Grunde herzförmig, an 
der Spitze ſtumpf abgerundet, ganzrandig, auf der Oberfläche glänzend 
gelblich grün, auf der Unterſeite blaſſer, auf beiden Seiten mit kurzen, 
ziemlich ſtarken Haaren bedeckt, von recht unangenehmen Geruch. Die 
Röhre der Blume mißt Ay Zoll in Länge, ihre Farbe iſt nach 
außen ſchmutzig weißlich, mit röthlichen oder purpurn⸗braunen Adern, 
nach innen ſcheinen die purpurn-braunen Adern durch den weißlichen 

Grund hin durch und weiße Haare treten überall auf. Der ganze Saum 
iſt von einer rothbraunen Farbe, dicht bedeckt mit dunkel braun⸗purpur⸗ 
nen Zeichen; auf rahmfarbigem Grunde ſind die Lappen in etwa drei 
viertel ihrer Länge mit keulenförmigen, dunkel purpur⸗braunen Haaren 
bedeckt. J. c. 18. Septbr. Fig. 73. 1 

Alocasia grandis, N. E. Brown, n. sp. Herr Bull führte 
dieſe Art von Weſtindien ein. Sie iſt ebenſo ſchön wie A. Thibautu, 
fällt durch ihre Inflorescenz noch mehr ins Auge, indem die ſchwärzli⸗ 
chen Blattſtiele einen hübſchen Contraſt bilden zu den großen weißen 
Blüthenſcheiden. 

Zingiber brevifolium, N. E. Brown, n. sp. Eine Ingwer⸗ 
art von zwergigem Habitus, die ſich insbeſondere durch die orangegelbe, ³ 
roth geſtreifte Farbe der Deckblätter der Blüthenähre auszeichnet. Sie 
wurde durch Herrn W. Bull von den Philippinen eingeführt. E 

J. C. 25. Septbr. = 

Hypericum oblongifolium. Dies iſt ein ſehr ſchöner Bir 
thenſtrauch vom Sikkim⸗ Himalaya, wo er in Höhen zwiſchen 8— 12 000 f 
Fuß angetroffen wird, in den Khaſia- Bergen findet man ihn bei einer 
Meereshöhe von 4 — 6000 Fuß. Der richtige Name iſt eigentlich Hy- 
pericum Hookerianum und ſteht dieſe Art dem H. triflorum ſehr 
nahe. Der compakte Habitus, die immergrüne Belaubung, die durch die 
rothen Zweige, glänzend dunkelgrünen Blätter und großen goldgelben 
Blumen hervorgerufenen Contraſte machen dieſen 6—8 Fuß hohen Strauch 
zu einer ſehr werthvollen Gartenpflanze, die indeſſen unter einem nord- 
deutſchen Klima im Miſtbeete oder Kalthauſe überwintert werden muß. 
Weitere empfehlenswerthe Arten dieſer Gattung ſind: Hypericum patu- 
lum von der Inſel Formoſa und Japan, ein niedrigerer, ſteiferer Buſch 
mit kleineren Blumen; H. Kalmianum und H. prolificum, beide von 
Nordamerika, erſtere mit meergrünen Blättern und Blumen von etwa 
1 Zoll im Durchmeſſer; H. aureum, ein noch ziemlich ſeltener Strauch 
von den ſüdlichen Vereinigten Staaten; H. empetrifolium und H. Co 
ris, niedrige, ſehr zierliche Sträucher des ſüdlichen Europa; H. orien- 
tale von der Levante und H. reptans vom Sikkim⸗Himalaya. 

The Garden, 4. Septbr. 1886. Taf. 560. 

Vancouveria hexandra. Eine höchſt zierliche Berberidee vom 
Oregon-Gebiet, welche in unſern Gärten nur noch vereinzelt angetroffen 
wird. Die Pflanze iſt von beſcheidenem Habitus, ihre Blumen fallen 
durchaus nicht, ſei es durch Größe oder Farbenglanz, beſonders in die 
Augen, ſie ſind aber von einer ſehr zarten Struktur, die bei näherer Be— 


ara erg 


505 


trachtung ein beſonderes Intereſſe darbietet. Ihre Belaubung, wie jene 
eines zierlichen Epimedium hat etwas farnähnliches, erinnert mit ihren 
dünnen, drahtähnlichen Stengeln an ein graciöſes Adiantum. An einem 
geſchützten, halb . Standorte erreicht die Pflanze bald bedeutende 
Proportionen. J. c. 18. Septbr. 86. mit Abbild. 
Cirrhopetalum pulehrum N. E. Brown. Eine der ſchönſten 
Arten der Gattung. Die Form der Blumen erinnert an die des Schuhs 
einiger Cypripedien. Die blaßgelben Sepalen ſind purpurn punktirt, 
ebenſo die Petalen, während die Lippe von dunkel purpurner Farbe iſt. 
Das abgerundete, dunkelpurpurfarbige Dorſalkelchblatt iſt mit einer lan- 
gen, ſeidenartigen Spitze verſehen. 

Jede Dolde trägt 7 zu gleicher Zeit geöffnete Blumen. — Der 
kriechende Stengel iſt mit braunen Schuppen bekleidet und trägt in ge⸗ 
wiſſen Entfernungen kurze, vierſeitige Bulben, die faſt ebenſo lang wie 
breit ſind. Von Halmahera durch die Compag. Cont. d' Hort. eingeführt. 

L'illustr. hort. 9. Liefer. 86, Taf. 608. 

Dimorphanthus mandschuriens, Maxim. var. fol. varieg. 


= Die typifhe Form dieſer ſtattlichen Araliacee dürfte jetzt in vielen Gär⸗ 


ten Deutſchlands vertreten ſein, die hier abgebildete Varietät mit weiß 
=) panadirten Blättern ſoll von ganz beſonderer Schönheit fein und wahr⸗ 
ſcheinlich einen gedrängteren Habitus aufweiſen. eh Pflanze findet ſich 
im Beſitze der Comp. Cont. d' Hort. Ie. Taf. 609. 

| Kaempferia atrovirens, N. E. Brown. Eine von Borneo 
durch die C. 6. d' H. eingeführte Zingiberacee, die an Schönheit der Be⸗ 
laubung oder der Blumen mit mehreren Repräſentanten dieſer Gruppe 


freilich nicht concurieren kann, deſſenungeachtet aber mit ihren dunkelgrü— 


nen, ſammetartigen Blättern, ihren dunkel blau-violetten Blumen auf die 
| Bezeichnung Zierpflanze vollen Anſpruch erhebt. Sie zeichnet ſich auch 
durch einen gefälligen und niedrigen Habitus aus. 1. o. Taf. 610. 

Brazzeia congoensis, Baill. Ein ſchöner, 4 M. hoher Strauch 
mit abwechſelnden, kahlen und lanzettlichen Blättern. Die weißen Blu- 
men ſind auf der Rinde des Stammes eingefügt. Aus dem vorliegenden, 
nicht vollſtändigen Material glaubt der Autor ſchließen zu dürfen, daß 
dieſer Strauch zu den Tiliaceen gehört, in welcher Famile er einen 
neuen, durch die Struktur feiner Blumen höchſt eigenthümlichen Typus 
ausmachen dürfte. Die Gattung wurde nach dem Chef der Congo-Expe— 
dition, M. Savorgnan de Brazza benannt. 

Syringa sempervirens, sp. nov. Franch. Von Herrn De— 
lavay in der chineſiſchen Provinz Yun-nan bei einer Meereshöhe von 
2500 M. entdeckt. Die lederartigen und bleibenden Blätter bilden den 
wichtigſten Charakter dieſes 2 M. hohen Strauches, welcher vollſtändig 
kahl iſt, und ſich ſtark verzweigt. Blätter kurzgeſtielt, eirund oder faſt 
kreisrund, ganzrandig mit zurückgerolltem Rande. Trugdolden wenigblü— 
tig; Blumenkrone weiß. Die Früchte bilden eine Art Steinfrucht. 

Nr. 77. Bull. mens. d. l. Soc. Linn. de Paris, 


906 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Belle de Pontoise. Dieſer ſehr große Apfel iſt von der Form 
des Kaiser Alex ander, doch die Färbung iſt eine intenſivere. Sehr 
charakteriſtiſch iſt der bläulichrothe Duft, der die Frucht ungemein anziehen | 
macht. Reifezeit November bis Januar, — nach dem Ausſagen des Herrn C. 
F. Binz in Durlach (Baden) ſoll es die einzige gediegene Schaufrucht in 
den Wintermonaten fein. Der Baum verlangt fetten Boden und reihe 
liche Bewäſſerung, um zu vollkommener Entwickelung zu gelangen. 15 

Fruchtgarten, Nr. 14, Fig. 21. 1 

Champagner Bratbirne. Zu Birnenweinbereitung iſt dieſe Sorte 
ausgezeichnet, findet z. B. in Würtemberg, Baden, Schweiz ꝛc. zu die⸗ 
ſem Zwecke eine weite Verwendung. Es ſoll namentlich der aus zwei 
Dritteln Champagner Bratbirnen und einem Drittel Aepfeln bereitete 
Wein ganz vorzüglich fein. Woher die Sorte ſtammt, läßt ſich nicht ber 
ſtimmen, bekannt iſt ſie ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts. “iA 

Die flach bergamottförmige Frucht gelangt auf jungen Hochſtämmen 
zur größten Entwicklung. Das weiße, ſehr ſaftreiche, um das Kernhaus 
ſteinige Fleiſch iſt von zuckerigem, ſtark adſtringirendem Geſchmack. Die 
Frucht wird erſt Mitte October gelb und hält ſich bis Mitte November. 
Der Baum wächſt in der Jugend ſehr ſchwach und muß ſpäter häufig 
verjüngt werden. Am beſten pfropft man Reiſer dieſer Sorte auf ältere, 
ſtarkwüchſige Birnbäume. Fruchtgarten, Fig. 27 und color. Abbild. 

Pichelbirne. Eine oberöſterreichiſche Localſorte, die dort zu den ge- 
ſchätzteſten Moſtbirnen gehört. Die kreiſelförmige bis eiförmige Frucht 
hat ein weißliches, feſtes, ſtark adſtringirendes, ſaftreiches Fleiſch. Reift 
von Mitte October an und hält ſich in teigem Zuſtande bis gegen Weih- 
nachten. Der Baum zeichnet ſich durch außerordentlich kräftiges Wachsthum 
und Unempfindlichkeit gegen Boden und Lage vor vielen anderen aus und 
trägt ein Jahr um das andere ſehr reichlich. * 

l. c. Fig. 28 u. color. Abb. 

Langbirne. Eine ſehr alte, allemanniſche Sorte, die in der Schweiz 
und Südweſt⸗Deutſchland vielfach angebaut wird. . 

Leroy beſchreibt fie in feinem Dietionaire als Poire d'àane 
(Eſelsbirne). Es iſt eine flaſchenförmige, bis faſt gurkenförmige, zuwei⸗ 
len ſpindelförmige Frucht. Das gelblichweiße, ſaftreiche, abknackende, um 
das Kernhaus etwas körnige Fleiſch iſt vor der Reife ſtark adſtringirend, 
reif geworden dagegen von gewürztem, gezuckertem, nur wenig herbem 
Geſchmack. ö 

Ende Auguſt reifend, hält ſie ſich, etwas grün gepflückt, 3 Wochen. 
Zum Dörren, ſowie zum Obſtwein ausgezeichnet, eignet ſich dieſe Frucht 
auch vortrefflich zur Branntweinbrennerei. Bei langſamem Wachsthum 
wird der Baum außerordentlich groß, erreicht ein hohes Alter und iſt 
mit zunehmenden Jahren ungemein fruchtbar. 

J. c. Fig. 29 u. color. Abb. N 

Römifhe Schmalzbirne. Eine der verbreitetiten Sorten in Defter- 
reich und Deutſchland, über ihren Urſprung läßt ſich aber nichts mit Ber 7 
ſtimmtheit jagen. Nicht zu verwechſeln mit der Beurré romain der 


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I e . ER u . . , . , „ Zi Tu. 7 


507 


| älteren franzöſiſchen Pomologen. Jedenfalls eine ſehr alte deutsche Frucht. 


Die Geſtalt iſt eine durchaus regelmäßige, birnförmige. Recht vollkom⸗ 


mene Früchte meſſen 2 Zoll in der Breite und 4 Zoll in der Länge. 
Das weiße, halbſchmelzende oder rauſchende, nur wenig körnige Fleiſch 
iſt von angenehmem, nur wenig gewürztem Zuckergeſchmack. Reift von 


Mitte Auguſt an. Wenn auch nur eine Tafelfrucht zweiten Ranges, ſo 


verdient ſie doch ihrer Schönheit und der vortrefflichen Verwendbarkeit zu 
Tafelzwecken wegen eine weite Verbreitung, zumal ſie ſich auch zum Dör— 
ren und im unreifen Zuſtande ſelbſt zum Obſtwein vorzüglich eignet. 
Der Baum wählt außerordentlich kräftig und iſt bald ſehr fruchtbar. 
J. C. Fig. 30 u. color. Abb. 
Bigarrean Léona Quesnel. Eine ausgezeichnete, von Herrn 
Richard Tymann gezüchtete Herzkirſche belgiſchen Urſprungs und noch ganz 
neueren Datums. 
Die recht große Frucht iſt von abgerundeter, faſt ſphäriſcher Form. Nach 
der Sonnenſeite iſt die rothe Färbung auf gelblichem Grunde eine ſehr 
intenſive. Das weiße, feſte aber nicht harte Fleiſch iſt ſehr ſaftig und 
von ſehr angenehmem, zuckerigem Geſchmack. Die Frucht reift in der 
erſten Hälfte des Juli. Der ſehr kräftig wachſende Baum bildet ſchöne 
Pyramiden und iſt außerordentlich fruchtbar. 
Bulletin d' arboriculture, Auguſt 1886, color. Abb. 
Poire Doyenné de Juillet. Dieſe Sorte macht weder auf 
Größe noch Neuheit Anſpruch, ſie iſt aber von hübſchem Ausſehen, höchſt 
angenehmem Geſchmack, ſehr fruchtbar und reift ihre Frucht zu einer Zeit, 
wo gute Birnen noch zu den großen Seltenheiten gehören. Wie das häu— 
fig bei guten Früchten vorkommt, hat dieſe Birne eine Menge von Sy— 
nonymen aufzuweiſen. Die Frucht iſt klein, tritt auf dem Baume in 
Büſcheln auf, hat eine ſehr ſchöne goldgelbe, auf der Sonnenſeite lebhaft 
rothe Färbung. Ihr Fleiſch iſt halb ſchmelzend, ſaftig parfümirt. Reift 
Anfangs Juli, doch wenn man ſie nach und nach pflückt, ſo kann man 
während einer langen Zeit Früchte von ihr auf dem Tiſche haben. — Der 
Baum iſt von einer außerordentlichen Fruchtbarkeit, ſein Wachsthum iſt 
aber ein mittelmäßiges. Die Blätter find klein, lang geſtielt, ſtehen ziem⸗ 
lich dünn zerſtreut, was dem Baume immer ein kränkliches Ausſehen ver— 
leiht. Die Veredelung auf Quitte iſt durchaus nicht zu empfehlen, hin— 
gegen zeigt dieſe Varietät auf Wildling veredelt, ein befriedigendes Wachs- 
thum. In einem alten Werke „Het Fruit kundig Woorden- 
bock door Serrurier, Amſterdam 1806“ iſt von ihr ſchon uns 
ter dem Namen „Doyenne d' été“ die Rede. 
8 l. c. Septbr. 86, u. color. Abb. 
Fraisier Joseph Schwartz. Dies iſt eine neue, ſo zu ſa— 
gen remontirende Erdbeere, welche von einem Lyoner Liebhaber, Herrn 
Maſſon gezüchtet wurde. Derſelbe fand in den Waldungen des Ajol-Tha- 
(Vogeſen) eine Erdbeerpflanze, welche ſich durch die Größe und Schönheit 
ihrer Belaubung weſentlich von den andern unterſchied, auch waren die Wur— 
zeln viel kräftiger. Herr M verſuchte eine Kreuzung mit der Varietät 
Marquise de Mortemart, dieſelbe glückte ihm und ergab die Aus— 
ſaat eine Elite-Varietät mit äußerſt kräftigen Wurzeln, von großer Frucht⸗ 


508 


barkeit und frei remontirend. Die großen Früchte, abgerundeter als jene 
der oblongen Varietät, ſind orangeroth, glänzend, gefirnißt. Wenn die 
Saiſon zu Ende geht, variirt die Frucht etwas in der Form, ſie wird 
größer, iſt weniger gefärbt und von länglicher Form. Das Fleiſch iſt 
ziemlich feſt, roſaroth, ſehr zuckerig und parfümirt. Von Mai bis zu 
Beginn der Herbſtfröſte trägt dieſe Varietät. 1 

L'Illustrat. hortie. 9. Liefer. 1886. 


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Die jetzt herrſchende Weinkraulheit. 
Von Dr. Paul Sorauer. 


Die Nachrichten aus den Weinbaugegenden lauten nicht günſtig. 
Theilweiſe iſt es die zu lang anhaltende Trockenheit, welche den normalen 
Reifungsproceß der Trauben hindert; zum größeren Theil aber iſt es 
eine, namentlich in der Moſelgegend ſich ausbreitende Pilzkrankheit, die 
durch vorzeitige vollſtändige Entblätterung der diesjährigen Weinernte 
ernſte Gefahren bereitet. 


Da dieſe aus Amerika herübergekommene noch kein volles Jahrzehnt 
bei uns einheimiſche Pilzepidemie in rapider Ausbreitung begriffen iſt, 
ſich in den Einwanderungsorten für lange Jahre feſtgeſetzt und dort 
ähnliche Verwüſtungen anrichtet, wie die Reblaus, ſo iſt es geboten, die 
öffentliche Aufmerkſamkeit auf dieſen neuen Feind hinzulenken und die 
Mittel anzugeben, die der Ausbreitung der Krankheit entgegenwirken. 


Der Pilz iſt ein naher Verwandter des die allgemein bekannte Kar⸗ 
toffelkrankheit hervorrufenden Schmarotzers und führt den Namen Pe- 
ronospora viticola. Er wurde im Jahre 1877 zum erſten Male in 
Europa beobachtet und zwar zu Werſchatz in Ungarn. Im folgenden 
Jahre beobachtete ein franzöſiſcher Forſcher, Planchon, der den Pilz in 
Amerika kennen gelernt hatte, deſſen Vorkommen in mehreren Oertlichkei⸗ 
ten des ſüdweſtlichen Frankreich. Das Jahr 1879 zeigte den Paraſiten 
ſchon in weiterer Ausdehnung; Planchon meldete ihn aus dem Departe⸗ 
ment der Rhone und Vaiſſet aus Yenne in Savoyen während Pirotta 
ihn gleichzeitig bei Voghera in Italien (Provinz Pavia) beobachtete. 
Ein Jahr ſpäter ſtellte ihn Prillieux feſt im Arondiſſement von Vendoͤme 
(Loire et Cher) und in Touraine in der unmittelbaren Umgebung der 
Stadt Tours, ſowie in Mettray (Indre et Loire). 

Zu derſelben Zeit fand ſich die Krankheit in Algier ein; im Jahre 
1881 fand ſie Gemadius in Griechenland, 1882 kam die Anzeige ihres 
Erſcheinens aus dem Elſaß und jetzt iſt ſie bei uns. 

Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß der Pilz ſich ausbreiten 
werde ſo weit die Weinkultur überhaupt betrieben wird und ich habe die 
Ueberzeugung, daß er in manchen Gärten Norddeutſchlands bereits ſeinen 
Einzug gehalten hat, aber, da er mikroskopiſch klein, bisher noch nicht 
erkannt worden iſt. Es iſt deshalb vortheilhaft auf die dem unbewaff— 
neten Auge kenntlichen Merkmale hinzuweiſen. 


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509 


| Das erſte Auftreten der Krankheit macht ſich durch das Erſcheinen 
von verſchiedenen großen, weißlichen Schimmelflecken meiſt auf der Blatt— 
unterſeite in der Nähe der Nerven kenntlich. Die Blattoberſeite wird 
gan den befallenen Stellen gelblich bis roth; allmählig werden dieſe Stel— 
len trocken und die Blätter fangen an, ſich zu kräuſeln, vom Rande her 
gänzlich ſich zu bräunen und endlich abzufallen. Das Auftreten des Pil⸗ 
zes und die Os des Blattes folgen in der Regel ſehr ſchnell auf: 
einander. Der Schaden für den Weinſtock iſt je nach der Zeit des Er— 
| ſcheinens des Schmarotzers verſchieden. Bei zeitigem Eintritt (Juni, 
b Juli) und ſtarker Ausbreitung werden die Blätter ſtark in ihrer Aſſimi— 
lationsarbeit geſtört und in Folge deſſen leiden die Trauben Nahrungs⸗ 
mangel; die Beeren bleiben klein und werden nothreif. Kann ſich der 
Stock nicht mehr erholen, ſo leidet auch das für das nächſte Jahr wich— 
tige Tragholz, zumal da dieſe Reben auch viel fröſtempfenlicher ſind. 
Kommt die Peronospora gar auf die jungen Beeren, ſo fallen dieſelben 
alsbald ab. Tritt der Pilz ſpäter im Jahre (Auguſt, September) auf, 
dann wird durch die ſchnelle Entblätterung der Zuckerbildungsproceß in 
den Beeren herabgedrückt. 

| Aehnlich wie bei der Kartoffelkrankheit zeigt ſich, namentlich bei feuch— 
ter Witterung, ein weißlicher Schimmelanflug um die braunen Blattflecke 
herum; es ſind dies die aus den Spaltöffnungen des kranken Blattes 
hervortretenden Knospenträger, nämlich zierlich baumartig veräſtelte, bis 
% mm hohe Pilzfäden mit ovalen Knospenkapſeln. Gelangen dieſe 
Kapſeln in einen Waſſertropfen, ſo treten oft ſchon nach einer Stunde 
aus ihnen die eigentlichen Knospen hervor. Von hohem Intereſſe iſt 
deren thierähnliche Bewegung, die etwa eine halbe Stunde andauert. So⸗ 
bald die farbloſen, mit einer Wimper im Waſſertropfen herumrudernden 
Thierknospen (Zooſporen) zur Ruhe gelangt find, treiben fie einen zar— 
ten Keimfaden, der die geſunde Oberhaut des Blattes durchbohrt und 
zu einem dicken, zwiſchen den Blattzellen hinlaufenden Fadengewirr (My⸗ 
celium) auswächſt. Dieſe Myeelfäden find das eigentlich ſchädigende Or— 
gan der Peronospora; von ihnen gehen nämlich zahlreiche, blaſenartige 
Ausſtülpungen in die einzelnen grünen Zellen des lebendigen Blattes hin⸗ 
ein und verzehren den Inhalt deſſelben; daher die Verfärbungserſcheinun⸗ 
gen und der ſchnelle Tod der erkrankten Blattheile. 

Später entwickeln ſich auf dieſem wuchernden Mycel des Pilzes zahl⸗ 
reiche Geſchlechtsorgane, welche die Bildung der Fruchtkörper einleiten. 
Die von Farlow in Amerika zuerſt entdeckten Früchte ſtellen dickwandige, 
glänzende Kugeln dar, welche manchmal ſo reichlich im Blatte vorhanden 
ſind, daß gegen 200 Stück auf das Quadratmillimeter kommen. Man 
| kann ſich nun ein Bild von der ungeheuren Schnelligkeit der Pilzvermeh- 
rung machen, wenn man bedenkt, daß von den Knospenbäumchen mehr 
als hundert auf einem Quadratmillimeter fi) erheben, daß jedes Bäum⸗ 
chen 20 bis 50 und mehr Knospenkapſeln trägt und jede Kapſel 6 bis 
8 ſofort keimende Zooſporen austreten läßt, ſobald Thau oder Regen 
die Entwickelung begünſtigen. Die Knospenbildung übernimmt die Ver⸗ 
mehrung des Schmarotzers innerhalb der Sommerzeit. Ueber Winter 
bleiben in den abgeſtorbenen Blättern die oben erwähnten Fruchtkugeln 


510 


— 
9 


(Ooſporen) lebendig; dieſelben entwickeln nun im nächſten Jahre (nach 
einem Berichte der Michigan pomological society) wieder thierähn⸗ 
liche Knospen, welche bei günſtiger Witterung auf das junge Weinlaub 
übergehen und den Cyklus der Krankheitserſcheinungen wieder einleiten. 
Die Intenſität der Krankheit hängt von der Witterung ab; die bis⸗ 
herigen Erfahrungen zeigen, daß der Pilz gegen Trockenheit empfindlich 
iſt. Leider muß man aber nach den jetzt auftretenden Nachrichten aus 
den Moſelgegenden zu dem Schluſſe kommen, daß auch die Trockenheit 1 
nicht immer einen Schutz gegen die Pilzinvaſion bietet. Es wäre jehr 
wünſchenswerth, daß jetzt in den Orten, in denen die Krankheit epidemiſch 
auftritt, genauere Unterſuchungen betreffs der Abhängigkeit der Pilzaus⸗ 
breitung von den Witterungsverhältniſſen angeſtellt würden. 4 
Um der Ausbreitung der Krankheit entgegenzutreten, verſäume man 
nicht, im Spätherbſte die trockenen Weinblätter zu ſammeln und zu ver⸗ 
brennen. Sollte im nächſten Jahre der Pilz wieder bei großer Trocken- 
heit erſcheinen, dann ſtrebe man nach Möglichkeit, in den angeſteckten 
Bezirken eine Bewäſſerung der Weinſtöcke eintreten zu laſſen. Es wird 
in ſolchen Fällen die trockene Luft die Vermehrung der Peronospora ſtark 
vermindern und gleichzeitig die Bewäſſerung den durch den Pilz geſchwäch⸗ 
ten Weinſtock kräftigen, ſo daß derſelbe neue Blätter hervorbringen kann, 
die nicht nur den Trauben deſſelben Jahres zu Hilfe kommen, ſondern 1 
auch die Holzreife für den Winter begünſtigen. Ganz beſonders aufmerk- 
ſam aber machen wir den deutſchen Intereſſentenkreis auf die Erfolge, 
welche mehrere Forſcher in Italien und Frankreich, wo die Krankheit ſtel⸗ Ei} 
lenweis ſehr verheerend aufgetreten iſt, mit einem einfachen Mittel in 
dieſem Jahre erzielt haben. So berichtet Müntz in den Compt. rend. 
über einen Stillſtand der Krankheit nach Beſpritzen der Stöcke mit 5% — 
bis 10% Kupfervitriollöſung; die derartig behandelten Trauben ergaben 
nach den Unterſuchungen von Millardet und Gayon im Moſte einen grö- 
ßeren Zucker⸗ und Alkoholgehalt; der fertige Wein enthielt kein Kupfer. 
Letztgenannte beide Forſcher wendeten auch eine Miſchung von Kupfervi- 
triol und Kalk an und wieſen nach, daß ſchon durch eine ſehr gering 
konzentrirte Löſung die Lebensfähigkeit der Pilzknospen aufgehoben wird. 
Am beobachtenswertheſten erſcheinen die Beobachtungen von Cuboni und 
Pirotta. Danach läßt ſich die Kalkmilch (ungelöſchter Kalk in Waſſer ge⸗ 
löſt) mit ſehr günſtigem Erfolge nicht nur als Heilmittel, ſondern auch 
als Vorbeugungsmittel verwenden. Man muß nur die Weinſtöcke mög⸗ 
lichſt vollſtändig beſpritzen, wann die Krankheit ſich in ihren erſten Spu— 
ren zeigt. Sobald der Kalk vom Regen abgewaſchen iſt, muß die Vor⸗ 
nahme erneuert werden. Da wo der Wein zur Moſtbereitung verwen- 
det wird, ſtellt ſich allerdings ein Uebelſtand ein, da die Trauben beim 
Moſten durch den kohlenſauren Kalk einen Säureverluſt erleiden. Nach 
den in der Weinbauſchule zu Conegliano angeſtellten Verſuchen beträgt 
dieſer Verluſt an organiſchen Säuren 1,5 bis 2%; man muß deshalb 
die Trauben vor dem Verbrauche mit jäurehaltigem Waſſer abwaſchen 
oder dem Moſte Weinſäure zuſetzen. 1 
Ein Beſtreichen des ganzen, entblätterten Weinſtockes im Herbſte mit 
Kalk wird nicht nur als Zerſtörungsmittel für manche unter den Rinden⸗ 


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514 


fetzen niſtende Inſekten, ſondern auch als Vorbeugungsmittel gegen die 
Peronospora und gleichzeitig al? Bekämpfungsmittel der Schwindelpocken⸗ 
krankheit des Weinſtocks empfohlen werden können Letztere Krankheit, 
durch einen anderen Pilz (Sphaceloma ampelinum) hervorgebracht und 
durch Auftreten ſchwarzer, ſich allmählig geſchwürartig vertiefender Flecke 
am grünen Holze und an den Trauben charakteriſirt, iſt, nach den mir 
zugegangenen Einſendungen zu ſchließen, in dieſem Jahre bei uns beſon— 
ders häufig. (Aus Mittheilungen über Landwirthſchaft, 

| Gartenbau und Hauswirthſchaft). 


Urſprung, Kultur und Bekämpfung des Meerrettigs. 
Von A. Schultz, Obergehülfe im botaniſchen Garten zu Greifswald. 


| Es klingt zwar eigenthümlich, wenn man über das Kulturverfahren, 

welches bei einer Pflanze anzuwenden iſt, ſpricht, und zu gleicher Zeit 
gegen ſie ins Feld zieht. Leider iſt es aber gerade bei vielen der bei 
uns verwilderten Kulturpflanzen der Fall, daß ſie dort, wo ſie erſt ein— 
mal angebaut, kaum wieder zu vertreiben ſind. Bei allen aber, mag es 
ſein, was es wolle, hält es nicht ſo ſchwer, ſich ihrer wieder zu ent— 
ledigen, wie beim Meerrettig. Hat er erſt einmal von den ihm überlaf- 
ſenen Feldern Beſitz ergriffen, ſo genügen ein paar Jahre, um ihn dann 
dort als urſprünglich anſehen zu können. Dieſes war auch wohl die 
Urſache, daß bei den Angaben über ſeinen Urſprung große Verwirrung 
herrſchte, da die Gelehrten durch das maſſenhafte Auftreten des Meer- 
rettigs ſtets auf Irrwege geleitet wurden. 


Prof. Alphonſe de Candolle giebt uns nun in ſeinen ebenſo inter— 
eſſanten wie lehrreichen Werke „Der Urſprung der Culturpflanzen““) 
nähere Aufklärung über den Urſprung dieſer Crucifere, und in Anbe⸗ 
tracht der großen Stellung, die der Meerrettig bei uns als Würze ein- 
nimmt, ſehe ich es für erachtet an, einen Theil des über den Urſprung 
handelnden Abſchnittes hier wiederzugeben. 

„Die Cochlearia,“ ſchreibt de Candolle, iſt eine Pflanze des ge- 
. mäßigten Europa, namentlich des Oſtens. Sie iſt von Finnland bis 
nach Aſtrachan und der Wüſte Cuman verbreitet, auch iſt ſie von Griſe— 
bach für mehrere Lokalitäten der europäiſchen Türkei aufgeführt, wo ſie 
namentlich in der Nähe von Enos am Meeresſtrande häufig ſein ſoll. 
Je mehr man ſich dem Weſten Europas nähert, um ſo weniger ſcheinen 
die Autoren von Floren über die einheimiſche Eigenſchaft ſicher zu ſein, 
um ſo zerſtreuter und verdächtiger werden die Standorte. In Norwe⸗ 
gen findet ſich die Art ſeltener als in Schweden, auf den britiſchen In⸗ 
ſeln mehr als in Holland, wo man keinen fremden Urſprung muthmaaßt. 
Nach den verſchiedenen Namen der Art zu urtheilen, wäre der urſprüng⸗ 
liche Wohnſitz eher im Oſten als im Weſten Europas; es findet ſich der 


*) Deutfh. Von Dr. Ed. Goeze. Verlag, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1884. 


512 


ruſſiſche Name Chren in allen flaviſchen Sprachen wieder; Krenai i 
Lithauiſchen, Chren im Illyriſchen. Derſelbe hat ſich in einigen deut⸗ 
ſchen Dialekten, z. B. in der Nähe von Wien, eingebürgert, oder iſt 
auch, trotz Einführung der deutſchen Sprache, dort verblieben. Auch das 
franzöſiſche Wort Cran oder Cranson wird davon abgeleitet. Das in 
Deutſchland gebräuchliche Wort „Meerrettig“ und in Holland Meerra⸗ 
dys, woraus unſer Dialekt der franzöſiſchen Schweiz das Wort Méredi 
oder Meredi abgeleitet hat, hat nichts jo Urſprüngliches wie das Wort 
Chren. Wahrſcheinlich entſtand es daher, daß die Art in der Nähe des 
Meeres gedeiht, eine Eigenſchaft, welche fie mit vielen Cruciferen theilt, 
und welche ſich gerade für ſie darbieten muß, wo ſie im öſtlichen Ruß⸗ 
land mit ſeinen vielen ſalzigen Terrains ſpontan vorkommt. Der ſchwe 
diſche Name Peppar-rot läßt auch vermuthen, daß die Art in Schweden 
auch neueren Datums iſt als die Einführung des Pfeffers in den Han⸗ 
del des nördlichen Europa. Es wäre jedoch auch möglich, daß dieſern 
Name einen ältern unbekannt gebliebenen verdrängt hätte. Der engliſche 
Name Horse radish (Pferderadis) hat nichts Urſprüngliches an ſich, 
was zu der Annahme berechtigen könnte, daß die Art vor der anglo-ſächſiſchen 
Herrſchaft im Lande aufgetreten ſei. Man will eben nur die Stärke der 
Radis damit andeuten. Der walliſche Name Rhudygi maurth iſt nur 
die Ueberſetzung des engliſchen, woraus man ſchließen kann, daß die Cel⸗ 
ten von Großbritannien keinen beſonderen Namen hatten und die Art nicht 
kannten. Im weſtlichen Frankreich bedeutet der gebräuchlichſte Name 
Raifort ganz einfach eine ſtarke Wurzel. Früher pflegte man in Frank⸗ 
reich Moutarde des Allemands, Moutarde des capueins zu ſagen, 
was auf einen fremden und wenig alten Urſprung hinweiſt. Dagegen 
bietet das Wort Chren aller flaviſchen Sprachen, welches in einige 
deutſche und franzöſiſche Dialekte als Kreen und Cran oder Cranson 
eingedrungen iſt, etwas ſehr Urſprüngliches, beweiſt ſomit das hohe Al⸗ 

ter der Art im gemäßigten Oſteuropa. Jedenfalls iſt es höchſtwahr⸗ 
ſcheinlich, daß die Pflanze ſeit ungefähr 1000 Jahren durch die Kultur 

von Oſten nach Weſten fortgepflanzt und naturaliſirt wurde.“ # 

Alle dieſe Angaben und verſchiedenen Hinweiſe, die uns der berühmte 
Genfer Gelehrte giebt, berechtigen uns zu der Annahme, daß der Schleier, 
der den Urſprung des Meerrettigs bis dahin umhüllte, hierdurch gelüf⸗ 
tet iſt, denn jahrelange Nachforſchungen waren es, die de Candolle 
im Verein mit andern bedeutenden Männern der Wiſſenſchaft aus 
ſtellte, welche uns dieſe wichtigen Aufſchlüſſe lieferten und ſomit 
alle bis dahin auf Irrthum beruhenden Angaben über den Urſprung bes 
ſeitigten. 

Wir gehen jetzt zu der Kultur des Meerrettigs über. Allerdings wird | 
derſelben noch zu wenig Beachtung geſchenkt, einestheils wohl, weil die Pflanze 
durch ganz Nordeuropa in großen Maſſen verwildert auftritt und für ganz 
geringes Geld geliefert werden kann, andererſeits ſcheut ſich Mancher, ſeinen 
guten Kulturboden dieſer Wucherpflanze preiszugeben, denn wo ſie einmal im 
Boden eingebürgert iſt, hält es ſchwer, demſelben andere lohnende Er— 
träge abzugewinnen. Doch ganz ſo ſchlimm wie man glaubt iſt es nicht. 
Der einer beſonderen Kultur unterworfene Meerrettig hat den großen 


513 


Vorzug vor dem verwilderten, daß die Wurzeln weit zarter find und 
der Geſchmack ein bedeutend ſchönerer iſt. Um recht gute Reſultate zu 
erzielen, iſt es zweckmäßig, mit dem Platze in einigen Jahren zu wechſeln. 
Hierzu dient ein recht kräftiger Kulturboden in ſonniger Lage; derſelbe 
darf jedoch nicht zu trocken, aber auch nicht zu naß ſein, da beides für 
das Gedeihen nicht zuträglich iſt. Im Herbſte wird das dazu beſtimmte 
Land recht tief mit fettem Kuhdünger umgegraben, dann etwa 1 Mtr. 

breite, flach gewölbte Beete hergeſtellt. Die Pflanzung kann ſchon Mitte 
April beginnen und werden hierzu am beſten Wurzeln von etwa 1½ 


em Stärke und 40—50 cm Länge verwendet, welche man im Herbſte 


herausnimmt und den Winter über in Sand einſchlägt. Nachdem die 
Wurzeln von allen Seitenfaſern gründlich gereinigt ſind, werden mit dem 


Pflanzholze auf jeder Seite des Beetes ſchräge Löcher in den Boden ge— 


macht, doch darf das Wurzelende nur etwa 25 cm tiefer liegen wie der Kopf, 
der ein wenig aus der Erde hervorragen kann. Hierauf wird die Pflan⸗ 
zung feſt angetreten. Die hauptſächlichſte Arbeit iſt nun das Reinhalten 
der Beete von Unkraut, dieſes muß aber vorſichtig geſchehen, um die Wur— 
zeln nicht zu beſchädigen. Mitte Juli wird die Erde von den Wurzeln 
behutſam entfernt und die ſämmtlichen ſeitlichen Faſerwurzeln abgeſchnit— 
ten, doch bleibt das bewurzelte Ende im Boden unberührt; ſollten ſich 
mehrere Köpfe gebildet haben, jo werden die übrigen entfernt, daß höch— 
ſtens nur 2 ſtehen bleiben. Nach Ausführung dieſer Arbeit werden die 
Wurzeln wieder in ihre alte Lage zurückgebracht und feſtgetreten. Auf 
dieſe Weiſe erlangt man kräftige glatte Stangen. Im Spätherbfte wird 
der Meerrettig herausgenommen, was aber mit Vorſicht geſchehen muß, 
damit von den feineren Wurzeln nichts im Boden verbleibt, inſofern je- 
des kleine Wurzelſtück austreibt und bald zum läſtigſten Unkraut wird; 
außerdem laſſen ſich auch die unteren Wurzeln gut für die nächſte Pflan⸗ 
zung verwenden. Es iſt dieſe Kultur für den Privatgebrauch ſehr em— 
pfehlenswerth, ob aber in Maſſenkultur betrieben, die Einnahme mit den 
Unkoſten im Einklange ſteht, laſſe ich dahin geſtellt, da der Meerrettig wie 
ſchon oben geſagt, an vielen Orten in Maſſen verwildert auftritt. b 

Die Bekämpfung des Meerrettigs iſt mit mancherlei Schwierigkeiten 
verbunden; derſelbe kann aber, wenn man ſich Mühe und Arbeit nicht 
verdrießen läßt, in einigen Jahren vollſtändig ausgerottet werden. Der 
einzige Weg ihn los zu werden iſt folgender: Im Herbſte wird das Land 
recht tief umgegraben, noch beſſer wäre ein Rijolen, wenn auch nur auf 
60 em.; da ſolches aber, namentlich bei größeren Flächen nicht immer 
möglich iſt, ſo muß ein tiefes Umgraben ſchon genügen, wobei alle Wur⸗ 
zelſtücke, ſelbſt die feinſten Faſern auszuſammeln find. Im Frühjahre 
beginnt nun die mühevolle Arbeit, die in kurzen Zwiſchenräumen den 
ganzen Sommer hindurch bis in den Herbſt hinein, verrichtet werden 
muß, nämlich das Ausziehen der aus dem Boden kommenden jungen 
Schößlinge; dieſelben ſind jetzt ſo zart, daß ſie mit Leichtigkeit ausgezo⸗ 
gen werden können. Wird dieſe Manipulation ein Jahr hindurch aus- 
geführt, ſo iſt im darauffolgenden Jahre ſchon eine Abnahme zu bemer— 
ken, da durch das Abreißen der jungen Triebe der Wurzelſtock zu ſehr 
geſchwächt wird, um immer aufs Neue friſche Triebe zu bilden und ſo 

Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42 (1886). 33 


514 


gezwungen wird, ſeinem Untergange durch ſich einſtellende Fäulniß all⸗ 
mählig entgegen zu gehen. 


Die portugieſiſchen Eichenarten 
von E. Goeze. 


Vor einer Reihe von Jahren veröffentlichten wir in der Linnaea 
(Bd. XII, Heft 4) eine längere Abhandlung über die Pflanzenwelt 
Portugals, in welcher wir auch den dort einheimiſchen, zum Theil 
eigenthümlichen Eichenarten eine nähere Beſprechung zu Theil werden lie⸗ 
ßen. Wir möchten auf dieſes Thema hier noch einmal mit einigen Zu⸗ 
ſätzen und Abänderungen zurückkommen; vielleicht, daß unſere Mitthei⸗ 
lungen dazu beitragen werden, jenen prächtigen Baumformen des ſonni⸗ 
gen Luſitaniens weitere Freunde zu erwerben. 1 

Nimmt man für alle Eichenarten 2 Centra an, — ein orientales 
und ein occidentales, fo liegt Portugal im orientalen und zwar an 
der weſtlichſten Grenze deſſelben. Hieraus ließe ſich vielleicht der Schluß 
ziehen, wenigſtens vom theoretiſchen Standpunkte aus, daß die portugie⸗ 
ſiſchen Quercus species reich an Varietäten ſein müſſen, denn bekannt⸗ 
lich variirt jede große Pflanzengattung am meiſten in ihren Arten an 
den Grenzen des Central⸗Sitzes. Von vielen Botanikern wird die Zahl 
der europäiſchen Eichen auf etwa 40 Arten angegeben, die, ſehr zerſtreut, 
im Süden unſeres Welttheils ihre größte numeriſche Kraft entwickeln. 
Es laſſen ſich dieſe 40 species aber auf faſt die Hälfte reduciren; nehme 
man doch einmal das Prachtwerk von Kotſchy: Die Eichen Europas 
und des Orients zur Hand, viele der von ihm als neu beſchriebenen 
Arten ſind auf alte, längſt bekannte zurückgeführt worden und ſelbſt manche 
der in älteren Werken beſchriebenen Arten ſind neuerdings als Formen 
oder Abarten erkannt worden. E 

Unter den portugieſiſchen Eichen findet ein häufiges Baſtardiren ſtatt, 
zieht man ferner die allgemeine Verbreitung mancher dieſer Arten durch 
ganz Europa oder wenigſtens durch den ganzen Süden, ſowie durch das 
weſtliche Aſien und Nordafrika in Betracht, jo find dies entſchieden ge⸗ 
wichtige Gründe, um eine Polymorphität für dieſelben anzunehmen. Die⸗ 
ſer Formenreichthum zeigt ſich insbeſondere bei den Arten mit immer⸗ 
grünen oder faſt bleibenden Blättern und iſt es häufig nicht ganz leicht, 
von ein und demſelben Baume 5 bis 6 ganz homogene Exemplare zu 
erlangen. 1 

Die Autoren des Prodromus Florae hispanicae führen 17 
Eichenarten an, von welchen 4 freilich mit Fragezeichen verſehen ſind. In 
der Flora lusitanica brachte Brotero die Artenzahl auf 11. Da⸗ 
gegen hat Alphonſe de Candolle im Prodromus (Vol. XVI., Sect. 
poster.) die Eichen der iberiſchen Halbinſel ſchon um ein bedeutendes re⸗ 
ducirt und dürften geographiſche Gründe ebenſo ſehr wie ſyſtematiſche 
hierzu die Veranlaſſung geweſen ſein. Nehmen wir für Portugal 3 
Waldregionen an, ſo wird die erſte faſt ausſchließlich von der Seekiefer, 
Pinus maritima gebildet, die das Littoral nördlich vom Tajo bis zu den 


515 


nach der Küſte ſich erſtreckenden Gebirgsabfällen umfaßt. Die zweite be- 
greift die Eichen mit abfallendem Laube und nimmt das transmontane 
Gebiet im Norden jenes Fluſſes in Beſchlag, alſo jene Länderſtrecken, 
welche zwiſchen Spanien und jenen Höhenzügen liegen, die dem Ocean 
zugewandt ſind. Schließlich die Region der immergrünen Eichen, welche 
für ſich allein faſt das ganze, ſüdlich vom Tajo gelegene Territorium 
einnimmt. 

Wir wenden uns jetzt den einzelnen Arten zu. 

I. Ouercus Robur, Lin. Sommereiche. 

Gemeiniglich nimmt man für dieſe Art 2 Varietäten an, nämlich 
1. Q sessiliflora, Salisb. und 2. Q. pedunculata, Ehrh. Für die por⸗ 
tugieſiſche Flora dürften aber auch noch Q. racemosa, Lam. et Brot. 
und Q pubescens, Willd. zu berückſichtigen ſein. Die erſte und letzte 
der 4 genannten ſind namentlich im Süden des Königreichs ſehr poly— 
morph und weichen von nordeuropäiſchen Typen weſentlich ab. Die eigent- 
liche Art mit den var. pedunculata und racemosa tritt nur im Nor⸗ 
den des Königreichs auf, wo ſie zuweilen für ſich allein, häufiger aber 
noch mit der folgenden Art, Nr. II und Castanea vesca Waldungen 
bildet. In Deutſchland erreicht Quercus Robur ein hohes Alter und 
oft eine enorme Größe; ſolche Baumrieſen, wie wir ſie im eigenen Va⸗ 
terlande anzuſtaunen häufig Gelegenheit haben, ſcheinen in Portugal nur 
ganz vereinzelt aufzutreten, ſind uns nie zu Geſicht gekommen, auch iſt 
das Wachsthum der Sommereiche dort ein viel weniger raſches als 
bei uns. 

II. Quercus Tozza, Bosc., Tanzin-Eide. 
(Q. pubescens, Brot. 
Q. humilis, Fl. fr. 3, p. 312, non Lam.) 

Eine der hübſcheſten und am ſchnellſten wachſenden Eichen, die ſelbſt 
auf ſandigem Boden gut fortkommt und von welcher ganz vorzügliche 
Gerbrinde gewonnen wird. 

Es zeigt dieſe Art eine viel größere geographiſche Verbreitung als 
im Allgemeinen angenommen wird. Sie findet ſich nicht nur auf der 
iberiſchen Halbinſel, ſondern auch in den Waldungen am Bosporus und 
Schwarzen Meere, wie desgleichen die weſtlichen Pyrenäen einen ihrer 
Standorte ausmachen. De Candolle hält dieſen Baum für keinen in 
Frankreich urſprünglich einheimiſchen und ſchon der längſt verſtorbene 
portugieſiſche Botaniker Correa da Serra ſtellt Portugal als eigentliches 
Vaterland dieſer Art hin. Im Prodromus Fl. hisp. ſind die Diag⸗ 
noſe derſelben und jene der unter Nr. I bereits erwähnten . sessiliflora 
kaum von einander zu unterſcheiden, — möglicherweiſe daß Q. Tozza 
nur eine ſüdweſtliche Form von Q. sessiflora ausmacht, dann ſchließlich 
auch zu Q. Robur gezogen werden müßte. 

Im ſüdlichen Frankreich wird dieſe Art häufig angepflanzt, liefert 
dann nach Mathieu ab und zu füge Eicheln, was von der wildwachſen— 
den nicht bekannt iſt. 

III. Quercus humilis, Lam., Zwergeiche. 
(Q. fruticosa, Brot.) 
In der Form ihrer Blätter variirt die Zwergeiche ſehr ſtark, kann 
33* 


516 


aber immerhin als eine recht charakteriſtiſche Art angeſehen werden, die durch⸗ 
aus keine Verwandtſchaft mit Q. lusitanica (Nr. IV) zeigt, wie de Can⸗ 
dolle dies anzunehmen ſcheint. Bei Gibralta erreicht ſie ihre öſtliche 
Grenze. Meiſtentheils bildet ſie nur kleine Büſche von 3 Zoll bis 3 
Fuß Höhe und weite, öde Flächen werden von ihr im Königreiche einge 
genommen. 4 
IV. Quercus lusitanica, Lam., Portugieſiſche Eiche. j 
(Q. hybrida, Brot.; Q. alpestris, Boiss.; Q. austra- 
lis, Lk.; Q Cerris var. y. Fl. fr. 3 pag. 311; Q. py- 
renaica, Willd.) 
Von allen iberiſchen Eichenarten iſt dies die formenreichſte. Ein 
ſehr ſchöner Baum, der ſeit Cluſius beinahe 2 Jahrhunderte gänzlich 
überſehen wurde und dann plötzlich in verſchiedenen Ländern und unter 
verſchiedenen Namen wieder auftauchte. Die Art tritt im öſtlichen und 
weſtlichen Theile der Alten Welt zwiſchen dem 41. u. 42.“ nördl. Br. 
auf, im Weſten überſchreitet ſie die Pyrenäen nicht. Was Portugal ſpe⸗ 
ciell betrifft, ſo kommt ſie ausſchließlich im Süden vor, wo ſie hier und 
da allein, meiſtens aber mit Kaſtanien, Oelbäumen, Kiefern und der 
Korkeiche den Waldbeſtand ausmacht. Der verſtorbene Dr. Welwitſch, 
ein ausgezeichneter Kenner der portugieſiſchen Flora ſprach uns gegen⸗ 
über die Vermuthung aus, daß Quercus lusitanica eine Hybride zwi⸗ 
ſchen Q. Robur und Q. Ilex oder Q. Suber jet; könnte dieſes mit Ge⸗ 
wißheit nachgewieſen werden, jo würde dieſe Kreuzung dadurch ein dop⸗ 
peltes Intereſſe darbieten, inſofern es ſich bei den muthmaßlichen Eltern 


um eine Art mit abfallendem Laube und um eine andere mit immergrü⸗ 


ner Belaubung handelt. Q. lusitanica hat folia decidua, die aber in 
der Form und Conſiſtenz an jene der Korkeiche erinnern. — Eine etwas 
zweifelhafte Art, die höchſt wahrſcheinlich zu unſerer Nr. IV gezogen wer⸗ 
den muß, iſt Quercus hispanica, Lam. (Q. Pseudosuber var. d. ae- 
gilopifolia, Prodromus; Q. hispanica var. aegilopifolia, Lam.; Q. 
Pseudosuber var. e. gibraltarica, Prodromus; Q. hispanica var. 
gibraltarica, Lam.). Nach Brotero, dem Autor der Flora Lusita- 
nica beſäße die ſpaniſche Eiche folia sempervirentia, Webb da⸗ 
gegen ſchreibt ihr f. semidecidua zu. Erſterer beſchreibt dieſelben 
ferner als utrinque viridia, während Willkomm's Charakter lau- 
tet: folia supra laete viridia, subtus incano-tomentosa. 
— Geſtützt auf die von Welwitſch in Algarvien geſammelten Exemplare 
(Herbarium der Liſſaboner Polytechniſchen Schule) ſchließt der portu⸗ 
gieſiſche Forſt⸗Ingenieur Herr Barros Gomez, daß Q. hispanica, Lam. 
eine Hybride oder ſogar nur eine Form von Nr. IV, Q. lusitanica, 
Lam. ſei. — Allen dieſen Vermuthungen und Folgerungen Rechnung 
tragend, wäre alſo zunächſt die duvidöſe Art, Q. hispanica glücklich bes 
ſeitigt und müßte weiter Q. lusitanica mit Hülfe des Zauberwortes 
Hybridisation zu einer noch älteren — Urspecies zurückgeführt werden. 
Quercus Ilex, Lin., Steineiche. 
(Q. rotundifolia, Lam. } 
Q. cyclophylla, Welw. mss. eine ſehr charakteriſtiſche Form). 
Im Portugieſiſchen heißt dieſer Baum „Azinheiro,“ was aus 


517 


dem Arabiſchen „zeen“ abzuleiten iſt. Die Art breitet fih auch nach 
Algerien und dem Himalaya aus, welches Gebirge ſie bis 10,000 Fuß 
hinanſteigt. In Portugal iſt ſie ſtark vertreten, ſo namentlich im Sü⸗ 
den, wo man von ihr viele Varietäten kennt. Jener gräuliche Anhauch, 
welcher ſüdeuropäiſchen Landſchaften ſo häufig eigen iſt, wird zum gro— 
ßen Theil durch die Steineiche bedingt, die von ferne auch mit den Del- 
bäumen viele Aehnlichkeit zeigt. 


Hierzu gehört auch Quercus Ballota, Desf. 
Ballota dürfte aus dem arabiſchen Beliot ſtammen, womit die 


Araber in Nordweſt-Afrika und in Südweſt⸗-Europa die ſüßen Eicheln 
bezeichneten. Vielleicht iſt der von Theophraſt als Entanodrys und 
Hemeris bezeichnete Baum gleichbedeutend mit der Desfontaine'ſchen 
Art, oder auch macht Theophrast's Hemer is eine der Varietäten von 
Q. Robur aus, die nach Profeſſor Tenore eßbare Eicheln tragen. Die 


Süße der Eicheln iſt jedenfalls bei Q. Ballota eine äußerſt variable Ei- 


genſchaft, ſo findet man auf den Märkten von Liſſabon und Setubal bei 
den ſogenannten ſüßen Eicheln, die alle von Q. Ballota kommen, und 
wie Kaſtanien gegeſſen werden, eine große Verſchiedenheit im Wohlge- 
ſchmack und in der Süße ihrer Kerne. — Spach behauptet ſogar von 
Q. Cerris, L., daß ihre Eicheln im Orient gleich andern ſüßen Eicheln 
von den dortigen Bewohnern gegeſſen werden. — In Portugal vielfach 
angebaut, kommt Q. Ballota daſelbſt auch wild vor. 


VI. Quercus Suber, Lin., Korfeiche. 
Zu dieſer alten bekannten Art dürfte Gay's Quercus occidentalis 


| (Q. Cintrana, Welw. mss.) gehören. Der Hauptcharakter, welchen Gay 
zur Unterſcheidung ſeiner Art von Q. Suber anführt, — difffert 
foliis ultra annuis vix prestantibus et maturatione 


bienni — weshalb A. de Candolle fie mehr als phyſiologiſche denn 


als morphologiſche Art angeſehen haben will, iſt jedenfalls nicht ſtichhal— 
tig, da ſolcher auch häufig an Exemplaren der Korkeiche beobachtet wird. 
„Die Korkeiche von Cintra, die vom verſtorbenen Welwitſch entdeckt und 
von den Anhängern einer neuen Claſſification als Quercus occidentalis be- 
zeichnet wurde, zeigt in ihrer Frucht, ſo ſchreibt Barros Gomez, durchaus kei— 
nen mehr zweijährigen Charakter als viele andere Arten, bei welchen kein Zwei⸗ 
fel obwaltet, daß die Reife eine einjährige in der That, eine zweijährige nur 
dem Anſcheine nach iſt. In Portugal gehört die ſcheinbare Zweijährig⸗ 
keit wirklich einjähriger Eicheln durchaus nicht zu den Seltenheiten, weil 
das Wachsthum der Korkeiche hier derſelben in einem einzigen Jahre 1, 
2 und ſelbſt 3 Triebe zu machen geſtattet; grade derſelbe Fall, wie er 
bei Quercus lusitanica auftritt. 

Die verlängerte Blüthezeit der Korkeiche, welche im April anfängt, 
mit der Hitze des Sommers kaum aufgehört hat und bei dem erſten 
Herbſtregen von Neuem anſetzt, — auf dieſe Weiſe 2 oder ſelbſt 3 auf- 
einanderfolgende Serien von Eicheln liefert, von welchen die letzte im Ja⸗ 
nuar reift, iſt ſehr oft nicht nur von aufeinanderfolgenden Trieben, ſon— 
dern ſelbſt von theilweiſem Falle des einjährigen Blattes begleitet, derart, 
daß die jungen unteren Triebe, die kaum einige Monate alt ſind, entlaubt 
erſcheinen und ſomit den zweijährigen Charakter zu repräſentiren ſcheinen. 


518 


Die einjährige Belaubung der portugieſiſchen Korkeiche braucht nicht 2 N 


oder ſelbſt 3 Jahre zu dauern, wie Mathieu dieſes von der Art, welche 


er als Q. Suber beſchreibt, behauptet, — es iſt überdies nicht nöthig, 
daß die Belaubung immer eine einjährige ſei, wie dieſes bei der Art, 
welche er Q. occidentalis nennt, der Fall fein fol. Die Belaubung va 


riirt je nach der meteorologiſchen Beſchaffenheit eines jeden Jahres oder 


iſt auch von lokalen Bedingungen abhängig. In gewiſſen Jahren fällt f f 


die ganze Belaubung, doch kommt es ebenſo häufig vor, daß dieſelbe ſich 
2 Jahre und ſelbſt noch länger auf den Bäumen erhält.“ Dies ſind 


die Hauptgründe, welche Herr R. Gomez gegen die ſpecifiſche Unterſchei⸗ % | 
dung der Q. occidentalis von Q. Suber vorführt und es läßt ſich nicht 


lengnen, daß dieſelben ſtichhaltig ſind. Indeſſen räumen Autoritäten wie 


Willkomm und Grieſebach ihr eine ſpecifiſche Bedeutung ein. So ſchreidtt 


erſterer: su ber fere qualitatis ut vera Q. Suber producit, 


und in der Vegetation der Erde heißt es: Der beſte Kork wird 
in der Gascogne gewonnen, wo eine Eiche wächſt, die aus 


Portugal zu ſtammen ſcheint, — Quercus occidentalis. Nach 


Willkomm wäre aber die franzöſiſche Korkeiche — Quercus Ilex cor- 


tice suberos o. Auch Kotſchy behauptet, daß Q. llex, die botaniſch % 


ſchwer von Q. Suber, wenn nicht durch die Zweijährigkeit der Eichen 


zu unterſcheiden iſt, unter gewiſſen Bedingungen ebenfalls Kork erzeuge. 


Vielleicht dürfte von ſpäteren Monographen Quercus Ilex und Q. N 


Suber zu einer Art vereinigt worden, — erſtere, die auch eine viel wei- 
tere geographiſche Verbreitung zeigt, müßte dann für die typiſche Form 
angeſehen werden, . Suber dagegen theils für die kultivirte, theils für 


die verwilderte Abart. In dieſem Falle dürfte die Gay'ſche Art — G. 


occidentalis als ein Bindeglied zwiſchen beiden angeſehen werden. Bei⸗ 
läufig möchten wir noch bemerken, daß Quercus Pseudo-Suber, Santi, 


die übrigens in Portugal nicht vorkommt, desgleichen als eine Varität 


der ächten Korkeiche, Q. Suber anzuſehen iſt. 


VII. Quercus cocci fera, Lin. Kermeseiche. 
(Q. Mesto, Boiss.; Q. pseudo-coccifera, Webb; 
Q. aquifolia, Q. inops, Q. echinata, Kotschy; 
Q. rigida, Willd.). 

Dies iſt wiederum eine Art mit abfallendem Laube, welche in Süd⸗ 
europa, Nordafrika und Südweſt-Aſien einheimiſch iſt. Auf ihr lebt die 
Kermes⸗Schildlaus, Coccus ilicis, von welcher ein rother Farbſtoff ge— 
wonnen wird. In der Form der Blätter ift dieſe Eiche ſehr variabel. 
In manchen Gegenden des Königreiches iſt die Carrasca eine wahre Land— 
plage, die da, wo ſie einmal auftritt, kaum wieder auszurotten iſt. Sie 
und die Steineiche ſind die beiden einzigſten Quercus species, welche 
das ganze Mittelmeergebiet bewohnen. 


— 


519 


Feuilleton. 


ö Azolla caroliniana. Nach einer Mittheilung in der Garten- 
flora ſcheint ſich dieſe äußerſt zierliche Pflanze, deren Ueberwinterung 
in unſern Gewächshäuſern oft ſehr ſchwer zu bewerkſtelligen iſt, in Nord⸗ 
deutſchland einbürgern zu laſſen. Im Jahre 1883 im Breslauer bota⸗ 
niſchen Garten ausgeſetzt, hatte ſie ſich dort enorm vermehrt, ſo daß ſie 
noch im ſelben Herbſt fuhrenweiſe abgeſchöpft wurde. In den Jah⸗ 
ren 1884 u. 1885 hielt fie ſich in mäßigen Schranken. In dieſem Früh⸗ 
jahr ſchien ſie bis zum Juni verſchwunden, tauchte dann auf und über⸗ 
zieht jetzt (Mitte Auguſt) den 1,5 ha großen Teich vollſtändig, jede an— 
dere Vegetation verdrängend. 

0 Dropmore Park. Ueber dieſen prachtvollen Park in der Nähe 
Londons gaben wir vor 22 Jahren einige Notizen in der Hamb. Gart. 
u. Bl.⸗Zeitung (1864, e aus Gärten Londons und Umgebung). 
Der Güte des dortigen Obergärtners Herrn Froſt verdankten wir da⸗ 
mals einige Daten über die Höhe und das Alter verſchiedener dort an— 
gepflanzter Coniferen. Jetzt findet ſich in Gardeners’ Chronicle (11. 
Septbr. 1886) eine Beſchreibung dieſes Parks mit genauer Angabe der 
Höhenverhältniſſe und des Alters eben derſelben Coniferen, ſo daß ein 
Vergleich der damaligen Notizen mit den jetzigen einiges Intereſſe dar⸗ 
bieten dürfte. 

Abies Douglasii 2 Höhe; Alter 35 Jahre (1864) 

99 0 24° „ Umfang 15°, Ausbreitung der Aeſte 
22 yards (engl. Elle) (1886). 
Ein anderes, im Jahre 1865 gepflanztes Exemplar dieſer species 
hat jetzt (1886) eine en von 90“ und 10“ 4" im Umfang. 
Abies nobilis 6“ Höhe, Alter 30 Jahre (1864). 
80 „ Zbweige bis auf die Erde (1886). 
Cedrus Libani 68“ „ Alter 65 Jahre (1864). 
1 1007 „ Umfang bei 3 Fuß 
vom Boden 15“ (1886). 

Eine 4 — 500 Schritte lange Cedern-Allee, nur zu bedauern, daß die 
Bäume zu gedrängt ſtehen, und auch nach unten hin vom Buſchwerk ſehr 
beeinträchtigt werden. (1864). In der langen Allee haben die Bäume 
eine durchſchnittliche Höhe von 80 bei einem Umfange von 8— 10 Fuß. 
(1886). 


Cedrus Deodara 49“ 10“ Höhe, Alter 30 Jahre (1864), 
N = 65‘ „ 7“ im Umfang. (1886), 
„ atlantica, 70“ Zapfen tragend, 

ein herrlicher Baum, wurde 1847 gepflanzt. (1886), 

Araucaria imbricata 65 Höhe, Alter 33 Jahre (1864), 

63° Umfang 82“. (1886). 

Hier dürfte in den damaligen oder jetzigen Höhenangaben ein Irr⸗ 
thum obwalten. Wir entwarfen damals eine Bleiſtifts⸗Skizze dieſes 
Prachtbaumes, der vom Boden aus bis zur Spitze eine vollkommen re— 
gelmäßige Pyramide bildete. Immerhin ſcheint es uns höchſt wahrſchein⸗ 
lich, daß iss ſchon damals (1864) 65“ hoch war. 


520 


In unſern damaligen Mittheilungen verwieſen wir noch auf die 
Höhe und das Alter folgender species, welche Gard. Chr. nicht erwähnt, 


nämlich: 
Abies excelsa 58° 5" Höhe, Alter 40 Jahre. (1864), 
„ Menziesii 38 % „ Ü r 
„ Morinda 3s e * 
Picea c&phalonica SS e * 
„ Pinsapo 25 2 4 
„ Nordmanmiana 19° 9 f „ „ 1 5 
Pinus Lambertiana 31“ 6“ „, „ 20 „ 4 
„  Laricio 63. 5 „ 5 
„ Cembra 44 „ 000 > p 
„ ponderosa 56, 1% „ ee N 
Gardeners’ Chronicle giebt dagegen genaue Angaben über die fol 
genden species: 
Pinus macrocarpa, 51 Jahre alt. (1886). 
„ Lemoniana, im Jahre 1839 ausgepflanzt 1 
» insignis, " n n n 1 
12 Fuß im Umfang. | 
Sequoia gigantea, „ „ 1862 ausgepflanzt. Höhe 
70“, Umfang 11½ Fuß. * 


Taxodium sempervirens, 80“ Höhe „5 

Xanthochymus pietorius. Dieſer immergrüne Strauch aus 
der Familie der Clusiaceen dürfte in den Gewächshäuſern Europas nur 
ſelten angetroffen werden. Gardeners' Chronicle (11. Septbr. 86) be⸗ 
richtet, daß derſelbe in dem Chelsea botaniſchen Garten faſt alljährlich 
ſeine gelben eßbaren Früchte hervorbringt. Im Vaterlande Central-In⸗ 
dien werden dieſelben von den Eingeborenen ſehr geſchätzt. Die Pflanze 
ſteht den Gareinien, welche Gummi-Gutti produciren, ſehr nahe, liefert 
ſelbſt jenes Gummi. Auch als Blattpflanze iſt dieſer immergrüne Strauch 
eine hübſche Zierde für jedes Warmhaus. Im kleinen Chelſea-Garten 
ſollen überdies ſehr viele werthvolle techniſch und mediciniſch wichtige 
Pflanzen mit Erfolg kultivirt werden. 

Der älteſte Weinbau in Deutſchland iſt nach Reichelt, ſoweit nach⸗ 
weisbar, nicht ſchon in der römiſchen Zeit zu ſuchen, ſondern erſt in dem 
Zeitraum der merowingiſchen Könige. Die älteſte noch darüber aufbe⸗ 
wahrte Urkunde aus dem Jahre 613 nennt die Orte Kirchheim, Marley, 
Vene, (Feugenheim), Virdenheim und von Valliscoronae aus der Umge⸗ 
gend von Straßburg. Von hier aus breitete ſich der Weinbau nament⸗ 
lich am Rhein- und Donaugebiet, ſowie in Mitteldeutſchland weiter aus, 
wie der Verfaſſer aus Urkunden nachweiſt, bis er ungefähr um das Jahr 
1000 ſeine größte Ausbreitung in Deutſchland erlangte. Das älteſte 
Bild über die Art der Rebkultur in früheſter Zeit in Deutſchland iſt eine 
Randzeichnung auf einer Handſchrift des 12. Jahrhunderts aus Oeſterreich. 
Es zeigt die Kultur der Rebe an Pfählen, wie ſie noch in einem Theile Oeſter⸗ 
reichs ſowie am Rhein und in Elſaß üblich iſt und als bei den Grie— 
chen gebräuchlich, ſich auf dem Schild des Achilles darſtellt, ſowie in der 
Odyſſee beſchrieben iſt. Daß, wie im Alterthum auch zur Zeit des äl- 


521 


teſten deutſchen Weinbaues von dem Keltern die Trauben mit Füßen ge⸗ 
treten wurden, zeugt ein Verbot Karls des Großen gegen dieſe Sitte in 
ſeinen Kapitularien. 
| Vielſeitigkeit der Kartoffel. Pariſer Fachblättern zufolge ſoll es 
einem Lyoner Induſtriellen gelungen fein, kryſtalliſirten, eßbaren Zucker 
auf elektriſchem Wege und mit ſehr geringem Koſtenaufwand aus den 
Kartoffelknollen darzuſtellen. Wie bekannt, liefert dieſe Knolle bisher nur 
Stärkezucker, der, wenn auch in der Induſtrie Verwendung findend, im 
Haushalte wegen ſeiner nicht kryſtalliſirbaren Eigenſchaft bis dahin nicht ge— 
braucht wurde. Da die Runkelrübe augenblicklich ſchon mehr Zucker lie— 
fert als nöthig iſt, ſo dürfte dieſe Lyoner Erfindung für's erſte noch 
ziemlich werthlos bleiben, ob ſich aber die Verhältniſſe rückſichtlich des 
Rübenbaues zur Zuckergewinnung im Laufe der Zeiten nicht mal ändern 
werden, ſcheint ziemlich wahrſcheinlich und dann dürfte anch dieſe Erfin— 
dung ihre praktiſche Verwerthung finden. 
Bananen und Ananas. Die Illustration hortiole berichtet über 
getrocknete und nach Art der Feigen zuſammengepreßte Bananen, die 
neuerdings von Medellin (Columbien) eingeführt wurden und von 
vorzüglichem Geſchmack waren. — In der weſtafrikaniſchen Stadt Frank— 
ville iſt eine Deſtillation von Ananas⸗Branntwein errichtet worden und 
ſoll dieſer köſtliche Alcohol den Geſchmack der grünen Chartreuse be— 


ſitzen. 

Philodendron pertusum. In einer der letzten Sitzungen der 
Soc. nat. d’hort. de France wurden von Profeſſor Maxime Cornu 
einige Früchte dieſer Aroidee mit dem Bemerken vorgelegt, daß dies die 
einzigſte Art der Ordnung ſei, welche eßbare Früchte liefere und zwar 
erinnerten dieſelben im Geſchmacke ſowohl an die Ananas wie an die 
Melone. — In den Gewächshäuſern des bot. Gartens zu Coimbra brach— 
ten wir dieſe Früchte mehrfach zur Reife, können auch Aehnliches über 
ihren Geſchmack ausſagen, möchten aber zugleich bemerken, daß fie ji) 
nie zu Tafelfrüchten eignen werden, da ſich nach dem Genuſſe ein ſchmerz— 
haftes Brennen im Halſe einſtellt, was wahrſcheinlich auf kleine Kryſtalle 
oder Härchen, die dem Fruchtbrei anhaften, zurückzuführen iſt. Ge. 


Ein rieſiger Apfelbaum. In der Grafſchaft Cheſter, Staat Con⸗ 

necticut findet ſich ein Apfelbaum, deſſen Dimenſionen in der That gi— 
gantiſch ſind. 

' Dieſer Koloß wächſt auf der Beſitzung der Herrn Delos-Hotchkiß. 
Er beſitzt 8 Hauptzweige, von welchen 5 im erſten, die drei übrigen im 
darauf folgenden Jahre tragen. Es kommt ſomit bei dieſem Baume das 
Geſetz der Alternanz zur Geltung, ähnlich wie man es bei allen Bäu— 
men im Fruchtgarten betrachten kann, ſobald ſie ein gewiſſes Alter er— 
reicht haben. Das Alter des Baumes wird auf 175 Jahre geſchätzt. 
Bei 50 c. Entfernung vom Boden mißt er 4 m. 15 c. im Umfang. Die 
totale Höhe des Rieſen beträgt 20 m. und bedecken ſeine Zweige eine 
Fläche von 33 [m. In mehr denn einem Jahre hat die eine Hälfte 
des Baumes 14 Hektoliter Aepfel gebracht. 
| Bullet. d’arboricult., Aug. 1886. 


922 


Die Gummigewinnung in Afrika. Man findet Gummi arabi⸗ 
cum in der großen Saharawüſte, beſonders bei den Farbez⸗, Braquez⸗ 
und Darman-Stämmen, die mehrere Oaſen zwiſchen dem Senegal und 
dem Atlantiſchen Ocean bewohnen; die größten Gummibaumwälder ſind 
jene von Sabel-al-Fatag und Al-Hiebar; die erſteren liefern das weiße 
Gummi, welches das geſuchteſte iſt; die anderen geben die grauen und 
rothen im Handel vorkommenden Gummiſorten. 

Die Wüſten⸗Akazien ſind kümmerlicher und mehr gebogen, als jene, 
welche in der Nähe des Stromes wachſen, deſſen Gebiet ihrem Gedeihen 
mehr zuſagt, aber die Gummibäume ſind da wenig zahlreich. 

Im November ſpringt die Borke an mehreren Stellen auf und läßt 
das a durchfließen. In dieſer Zeit fangen die heißen Winde zu 
wehen an, die verſengten Bäume verlieren ihre Blätter und gleichen un⸗ 
ſeren Bäumen in Winter. Das Gummi fließt aus den Riſſen der Rinde 
gewöhnlich als Tropfen in der Größe eines Rebhuhneis aus, der an 
der Borke kleben bleibt. Er trocknet ſchnell und man kann ihn dann 
leicht loslöſen. Das Aeußere iſt matt, aber der Bruch iſt glänzend und 
glazirt. Es wird ſehr durchſcheinend, wenn man es einen Augenblick in 
den Mund nimmt. Es dauert ungefähr einen Monat, bevor der Baum 
ſeinen ganzen Vorrath geliefert hat. 

Die Eingebornen bereiten fih dann auf die Gewinnung vor. Sie 
laſſen die Kinder, Greiſe und nur einige in der Vollkraft ſtehende Män⸗ 
ner zur Wartung des Viehes im Lager zurück, während der ganze Stamm 
ſich in die Wälder begiebt; das Lager wird für die Dauer der Einheim⸗ 
jung — ungefähr 6 Wochen — aufgeſchlagen und Alle obliegen der Ar— 
beit unter Oberaufſicht ihrer Häuptlinge. 

Das gewonnene Gummi wird in Säcken aus gegerbtem Rindsleder 
geſammelt und dieſe werden paarweiſe auf die Kameele oder Ochſen geladen. 

Die Arbeit geht langſam vor ſich. Iſt ſie beendet, dann wird das 
Lager aufgehoben und der Stamm tritt nun den Marſch in der Rich⸗ 
tung nach den in einer bedeutenden Entfernung vom Fort Louis liegen⸗ 
den Ufern des Senegals an. In Golam, einer kleinen Station, unge⸗ 
fähr 1000 Km. von Saind⸗Louis am Senegal erwarten die Kaufleute 
die Stämme mit der Gummi⸗Ausbeute. Wie das „Bulletin du Mu- 
see comm.“ berichtet, wird der Preis gewöhnlich in Frauen und Mäd⸗ 
chen bezahlt, die die Stämme wieder im Inland weiter verkaufen. 

„Auf dem Lande.“ 

Strohflechterei als Hausinduſtrie in Sachſen. Die von der ſäch⸗ 
ſiſchen Regierung durch Unterhaltung von Flechtſchulen wirkſam unter⸗ 
ſtützte Strohflechterei, welche jetzt in Sachſen in größerem Umfange aus⸗ 
geübt wird, als in ihrem Urſprungslande Italien, und welche beſonders 
bei Dresden viele Menſchen, namentlich Frauen und Kinder beſchäftigt, 
liefert jährlich Strohhüte (feine und grobe) zu einem Geſammtwerth von 
4 bis 5 Millionen Mark; außerdem noch aus Stroh geflochtene Körb— 
chen, Schatullen, Vaſen, Federn, Blumen, Sträuße. Le, 
Keimfähigkeit alter Gemüſeſamen. Im vorigen Jahre wurden 
in der landwirthſchaftlichen Verſuchsſtation zu New⸗York mehrere Expe⸗ 
rimente angeſtellt, um den Einfluß des Alters auf die Keimfähigkeit von 


523 


Sämereien feſtzuſtellen. Die Sämereien ſtammten natürlich aus verſchie⸗ 
denen Jahrgängen und rührten von zuverläſſigen Samenzüchtern her. 
Zu den Sämereien, welche ihre Keimkraft am längſten bewahren, gehö— 
ren die Paradiesäpfel, Broccoli-Kohl, rothe Rüben, Erbſen, Gurken, Zucker⸗ 
melonen, Eierpflanzen, Salat und weiße Rüben. Rübenſamen behielt faſt 
ſeine geſammte Keimkraft 7 bis 8 Jahre lang und lieferte noch in 12 
Jahren einen halben Ertrag. Paradiesäpfel zeigten in 14 Jahren eine 
geringe Veränderung. Salatſamen war noch gut in 4 bis 5 Jahren. 
Zuckermelonenſamen verlor nichts an Kraft in 10 Jahren und Gurken— 
ſamen blieb ungefähr dieſelbe Zeit gut. Von 13jährigem Gurkenſamen 
keimte noch die Hälfte, von 19jährigem 7%. Rothe Rüben fingen an, 
im 6. Jahre etwas zu verlieren, im 14. Jahre keimte nur noch etwa 
ein Drittel. Zu dem Samen, welcher in 2 bis 3 Jahren bedeutend 
ſchlechter wird, gehören: Spargel, Mohrrüben, Blumenkohl, Sellerie, 
Paſtinak und verſchiedene andere. Le. 

Die nordamerikaniſche Krugblume auf dem Thüringer Walde. 
Ueber dieſe höchſt intereſſante Thatſache berichtet Dr. Karl Müller in der 
„Natur“ (Nr. 42, 1886). 

Ein Correſpondent dieſes Blattes fand auf einer kürzlich unternom⸗ 
menen entemologiſchen Excurſion nach einem der Hochmoore des Thürin- 
ger Waldes eine Pflanze, die ihm zur Gattung Sarracenia zu gehören 
ſchien und theilte dieſes Factum zur näheren Aufklärung beſagtem Herrn 
mit. Müller erinnerte ſich nun, daß die Sarracenia purpurea von ei⸗ 
nem Erfurter Gärtner-Hauſe vor wenigen Jahren auf einem der Hoch— 
moore des Schneekopfes ausgepflanzt worden ſei, und daß ſie jetzt 
dort von Jemand aufgefunden wurde, zeigt, daß fie ſich vollkommen ein- 
gebürgert hat. Nachdem dieſer Verſuch ſo glückliche Reſultate ergeben, 
dürfte es anzuempfehlen ſein, dieſen lohnenden Acclimatiſations-Verſuch 
anderswo zu wiederholen; iſt es mit der einen species dieſer nordame— 
rikaniſchen Gattung geglückt, dürften ſich auch die andern hierzu eignen 
und unſere deutſche Flora würde durch eine ſolche Naturaliſation eine 
weſentliche Bereicherung erfahren. Jedenfalls iſt es aber ſehr anzurathen, 
derartige Anpflanzungen an ſehr verborgenen Stellen vorzunehmen, da— 
mit ſie nicht dem Vandalismus ſogenannter Pflanzenſammler anheimfallen. 

Das Blumeneſſen. Dieſe neueſte Extravaganz unſerer an Thor— 
heiten aller Art ſo reichen Zeit wird jetzt in Amerika immer mehr Mode. 
Candirte, friſche Veilchen, welche mit 6 Dollar per Pfund (das Kilo alſo 
bei 30 Gulden) bezahlt werden, ſind das Neueſte auf dieſem Gebiete; 
candirte Roſenblätter ſind en vogue. Junge Damen ſind die Haupt⸗ 
verehrerinnen dieſer Leckerei, die ſo in die Mode gekommen iſt, daß das 
Gramm im Detail ſich mit 12 bis 15 Kreuzer bezahlt macht. Die can⸗ 
dirten Blumen kommen aus Frankreich nach Amerika; doch dürfte es bei 
der ſtarken Nachfrage nicht lange dauern, bis auch in Nordamerika ſolche 
Zuckerwaare hergeſtellt wird; natürlich wird man dort, dem Geſchmack 
des Landes Rechnung tragend, mit der Fabrikation candirter Kürbisblü⸗ 
then, Gänſeblümchen u. dgl. den Anfang machen. 

Eigentlich ſind dieſe candirten Blumen eine orientaliſche Erfindung, 
die ſich in der Türkei bis zum Range einer Kunſt erhoben hat und noch 


524 


heute ausgeübt wird. In der Hauptſtadt Bosniens, in Serajevo, haben 
unſere Vergnügungszügler Gelegenheit, einen Vertreter dieſer Kunſt, der 
auf dem Philippovic-Platz anſäſſig iſt und ein großes Geſchäft betreibt, 
kennen zu lernen. 

Uebrigens finden ſich Spuren der Blumeneſſerei auch in den civili⸗ 
ſirten Ländern. So verwendet man zum Aufputz des Salates ſehr häu⸗ 
fig gelbe, rothe und braune Blumen von Tropaeolum majus und minus 
und die ſo ſchön blauen, nur ſelten roſarothen oder weißen Blüthen von 
Borago officinalis. Die erſteren, die Blumen der Capucinerkreſſe, ge⸗ 
ben einen angenehmen Senfgeſchmack, der durch den im Sporne befindli⸗ 
chen Honigſaft eigenthümlich gemildert wird, während die vergißmeinnicht⸗ 
blauen Boretſchblüthen dem Salate einen ſehr prononcirten Gurkenge⸗ 
ſchmack mittheilen. Kappernblüthen ſind in Eſſig eingelegt in jeder fei⸗ 
nen Küche zu finden und an ihrer Stelle das Surrogat Knospen von 
Caltha und Tropaeolum ſehr gebräuchlich. 

Eine andere Art des Verſpeiſens von friſchen Blumen beſteht in 
der Einhüllung ſolcher in einen Wein — oder Eierteig und Ausbacken 
derſelben aus dem Schmalz. Hierzu werden in unſeren Gegenden am 
liebſten Hollunderblüthen oder kleine Träubchen von Akazien (den weißen, 
wohlriechenden Schmetterlingsblumen von Robinia Pseudoacacia) ver- 
wendet und ſehr gerne gegeſſen. In Italien macht man es ebenſo mit 
den großen fleiſchigen, männlichen gelben Blumen der Kürbisgewächſe, 
während man die weiblichen Blüthen mit den daran befindlichen jungen 
zarten Fruchtknoten als zartes Gemüſe zubereitet. Auch werden dort die 
großen aromatiſchen Blumen von Phaseolus Carocalla gebacken und ge— 
zuckert. — Dieſer in der Wiener Illuſtr. Garten- Zeitung ent⸗ 
haltenen Notiz ſchließt ſich eine andere an, welche ſich im Jahrbuch für 
Gartenkunde und Botanik findet und welche den Feinſchmeckern 
neue Genüſſe in Ausſicht ſtellt. Es handelt ſich hier um die Bereitung 


4 A 


einer Bowle aus Maréchal Niel-Blüthen. Der köſtliche Duft der Blüthe 


theilt ſich dem Geſchmack der Bowle ſchon nach wenigen Minuten mit 
und übertrifft an Wohlgeſchmack faſt das Aroma einer Waldmeiſter- oder 
Pfirſich-Bowle. Auf 2 Flaſchen Moſelwein rechnet man 3 mittelgroße 
Blumen dieſer Theerofe und läßt dieſelben etwa 10—15 Minuten darin 
ziehen. Da Blüthen von Maréchal Niel faſt das ganze Jahr hindurch 
zu haben ſind, ſo kommt es jedenfalls auf einen Verſuch an. 

Die Vorherſagung der Nachtfröſte im Frühlinge und im Herbſte. 
Dem Herrn A. Kammermann an der Genfer Sternwarte iſt es kürzlich 
gelungen, ein Verfahren zu finden, mit Hilfe deſſen es auch dem Laien 
möglich iſt, ſchon am Nachmittage die tiefſte Temperatur der folgenden 
Nacht voraus zu beſtimmen. „Eine für die Landwirthſchaft höchſt be— 
deutungsvolle Frage,“ ſchreibt derſelbe, „iſt im Frühlinge unzweifelhaft 
die Vorausbeſtimmung der tiefſten Nachttemperatur, und gerade dieſe fün- 
nen die meteorologiſchen Centralanſtalten für einen beſtimmten Ort un⸗ 
möglich beantworten. Es iſt ja längſt bekannt, daß zwei nur einige Mei⸗ 
len oder noch weniger von einander entfernte Orte zwei ſehr verſchiedene 
Nachtminima aufweiſen können und meiſt auch aufweiſen. Dieſe Beſtim⸗ 
mung iſt alſo nur durch örtliche Beobachtungen möglich, und zwar, wie 


525 


ich zeigen werde, mit ziemlich großer Annäherung, ſchon um 1 Uhr Nach— 
mittags.“ Es ſchien anfangs, als ob der Beobachter, welcher ſich des 
Kammermann'ſchen Verfahrens bedienen wollte, gezwungen ſei, eine be— 
ſtimmte Konſtante für einen Ort zu ermitteln. Neueſte Unterſuchungen 
und im Beſonderen diejenigen des Dr. Troska, haben aber ergeben, daß 
die von Kammermann für Genf gefundenen Zahlen allgemeine Giltigkeit 
haben. So iſt es uns denu endlich ermöglicht, in einer höchſt einfachen 
und ſehr ſicheren Weiſe Nachtfröſte im Frühlinge und Herbſte vorherbe— 
ſtimmen zu können, und der alte Wunſch der Landwirthe, Winzer und 
Gärtner iſt durch die fortſchreitende Wiſſenſchaft erfüllt! 

Kammermann bediente ſich zu ſeinen Unterſuchungen des „feuchten 
Thermometers,“ deſſen Einrichtung und Handhabung folgende iſt: Ein 
gutes Celſius⸗Thermometer (100theilige Skala) mit möglichſt großer Grad⸗ 
eintheilung wird an ſeiner Kugel mit einer Hülle von Muſſelin oder 
Leinwand in einfacher Lage umwickelt und aus einem darunter aufgeſtell— 
ten mit Waſſer angefüllten Gefäße andauernd feucht gehalten. Dies auf 
dem Wege kapillarer Leitung zu vermitteln, dient ein entſprechend lan— 
ges Bündel von etwa zehn Baumwollfäden, welche oberhalb der Thermo— 
meterkugel zuſammengeſchlungen, im übrigen Verlaufe zuſammengeflochten 
werden und in das mit Waſſer gefüllte Gefäß hineinhangen. Die Mu— 
ſelinhülle, ſowie die Baumwollfäden müſſen vor dem Gebrauche in war— 
mem, weichem Waſſer ausgewaſchen und fernerhin ſehr ſauber gehalten 
werden; gut iſt ein monatlicher Wechſel. Das feuchte Thermometer iſt 
ſodann an einem Orte aufzuſtellen, wo es vor den Sonnenſtrahlen und 
auch vor der Ausſtrahlung des Hauſes geſchützt iſt, am beſten innerhalb 
eines weiß angeſtrichenen, nicht zu ſtark lüftenden Kaſtens, wie ſolcher zu 
dieſem Zwecke von den Mechanikern verfertigt wird. 

Man wird bemerken, daß ein feuchtes Thermometer um einige Grade 
tiefer ſteht, als ein trockenes, eine Erſcheinung, welche ihren Grund in 
dem ſtetigen Verdunſten des Waſſers der feuchten Hülle hat, dementſpre⸗ 
chend um ſo mehr, je trockner die Luft iſt. Die wichtige Thatſache nun, 
welche Kammermann fand und auf welche ſich die Vorherſagung gründet, 
iſt, daß die tiefſte Temperatur der nächſten Nacht 4“ C. unter den Stand, 
welchen das feuchte Thermometer am Nachmittage zeigt, hinabgeht. Nacht⸗ 
froſt ſteht alſo zu erwarten, wenn eine Verminderung des tiefſten Stan— 
des, welchen das feuchte Thermometer am Nachmittage zeigt, um 4% C. 
bis unter den Gefrierpunkt fällt. 

Dieſe Anzeige wird von allen Beobachtern als ſehr ſicher bezeichnet. 
Die Beläge für die Zuverläſſigkeit derſelben finden ſich in mehreren Auf— 
ſätzen der „Meteorologiſchen Zeitſchrift“ für das laufende Jahr. 


Köſtritz, 1. October. Am 1. November eröffnet die mit dem 
hieſigen landwirthſchaftlichen Inſtitut in Verbindung ſtehende Objt- und 
Gartenbaulehranſtalt, ſowohl in der Gehilfen als Lehrlingsabtheilung den 
Winterkurſus, zu welchem die Anmeldungen zeitig an den Direktor ein⸗ 
zureichen ſind. In die Gehilfen⸗Abtheilung werden junge Leute aufge⸗ 
nommen, welche ihre praktiſche Lehrzeit bereits beſtanden haben und die 
Abſicht hegen, ſich theoretiſch weiter auszubilden und in Spezialfächern zu 


526 


vervollkommnen. Der Kurſus zerfällt in Winter- und Sommerkurſus 
und ſteht es dem einzelnen frei, entweder nur einen oder beide zuſammen 
durchzumachen. In die Lehrlingsabtheilung werden nur ſolche junge Leute 
aufgenommen, welche ſich erſt dem gärtneriſchen Beruf widmen und es 
vorziehen an Stelle der reinpraktiſchen Lehrzeit bei einem Gärtner, ſich 
theoretiſch und praktiſch zugleich auszubilden, was beſonders in allen den 
Fällen zu empfehlen iſt, in welchen die Eltern auf eine geiſtige Ausbil⸗ 
dung Werth legen. Söhne wenig bemittelter Eltern können Freiſtellen 
erhalten. 

Mit der Anftalt find 50 Morgen Obſtſchulen, 12 Morgen Roſen⸗ 
ſchulen, 30 Morgen Weidenſchulen, 50 Morgen Plantagen und 7 Morg. 
Garten verbunden, in welchen der praktiſche Unterricht ertheilt wird. 

Der Unterricht umfaßt: 

1) Die Lehre vom Obſtbau, Obſtverwerthung und Gemüſebau ein— 
ſchließlich der Spalier- und Formbaumzucht, ferner Blumenzucht, Dendro— 
logie und Landſchaftsgärtnerei. 

2) Botanik, ſowohl ſpezielle Pflanzenkunde, als Phyſiologie und 
Anatomie. Uebungen mit dem Mikroskop. 

3) Das für den Gartenbau wichtigſte aus dem Gebiete der Phyſik, 
Chemie und Zoologie mit beſonderer Berückſichtigung der Bodenkunde, 
Düngerlehre und Wetterkunde. 

4) Die Feldmeßkunde verbunden mit Aufnahme von Gartenanlagen, 
geometriſchem Rechnen und Zeichnen von Plänen, Früchten, Model⸗ 
len u. ſ. w. 

5) Die Lehre von der einfachen Buchführung, Uebung in Korrejpon- 
denz und Kalligraphie. 

Köſtritz iſt ein wegen ſeiner Obſtbaumſchulen, Georginen- und Ro⸗ 
ſenkulturen weithin berühmter Ort, der in dem fruchtbaren und reichen 
Elſterthale, eine halbe Stunde von der fürſtlichen Reſidenz Gera ent- 
ae gelegen iſt, und auf dem Gebiete der Gärtnerei hervorragendes 
eiſtet. 

Näheres über die Aufnahmebedingungen bei Dr. H. Settegaſt. 


Li 


Die Blutlaus. Populäre Abhandlung über dieſelbe, nebſt Anfüh- 
rung der geeignetſten Schutzmittel und Angabe der beſten, billigſten und 
wirkſamſten Vertilgungsverfahren. Verfaßt und herausgegeben von N 
Gaucher, Beſitzer und Direktor der Obſt- und Gartenbauſchule zu Stutt⸗ 
gart. Dieſes Schriftchen, deſſen Motto: „ Wegen eines ſchlechten Zah— 
nes laſſe nicht das ganze Gebiß ausziehen“, ſchon von vornherein 
ſeine Richtung kennzeichnet, iſt vor allen Dingen beſtimmt, beruhigend 
und aufklärend auf die Beſitzer von Apfelbäumen zu wirken. In witzig 
ſatyriſcher Weiſe geißelt der bekannte Verfaſſer die theilweiſe aus durch⸗ 
ſichtigen Gründen genährte Blutlauspanik, wendet ſich dann gegen die 
Anzahl der dagegen empfohlenen Mittel, die oft mehr ſchaden als nützen, 
um zum Schluſſe ganz einfache und billige Verfahren zu der Vertilgung 
der Blutlaus anzugeben, welche aber durch eine langjährige Praxis von 


527 


ihm ſelbſt erprobt find. Die Behandlung des Stoffes iſt eine jo geift- 
reiche, daß die Broſchüre wohl ſchon dadurch allgemeines Intereſſe erre— 
gen wird. Der Preis beträgt nur 50 Pfg. für das 48 Seiten umfaj- 
ſende Werkchen. 


Perſonal⸗Nachrichten. 


Der Gartentechniker Herr Schmidt iſt einem Telegramm aus San⸗ 
ſibar zufolge auf Soma geſtorben. Dies iſt entſchieden ein ſchwerer Ver— 
luft, der die deutſche oſtafrikaniſche Geſellſchaft getroffen hat. — Mit den 
deutſchen Gärtnern in den afrikaniſchen Beſitzungen ſieht es leider nicht 
zum Beſten aus, ſo hat auch Herr H. Nipperdey aus Jena Geſund— 
heitsrückſichten wegen ſeine Stellung aufgeben müſſen, weilt jetzt wieder 
in Deutſchland, wo er, wie wir zu unſerer großen Freude erfahren, 
eine ihm zuſagende Stellung in Quedlinburg gefunden hat. Allen jungen 
deutſchen Gärtnern, welche eine Ueberſiedelung nach Afrika beabſichtigen, 
möchten wir ein ſorgfältiges Studium der „Deutſchen Kolonialzeitung“ 
dringend anrathen, ſo finden ſich beiſpielsweiſe im 19. Heft (1. Octbr. 
1886) höchſt gewiſſenhafte Berichte über die Klimatologie der dortigen 
Gegenden und auch über Tropen-Hygieine im Allgemeinen werden eben- 
daſelbſt ſehr ſchätzenswerthe Beiträge geliefert. 

Herman (Chriſtian Georg) Ortgies. Beſſer ſpät als gar nicht! 
Es iſt ſtets das Beſtreben der Redaction dieſes Blattes geweſen, die 
Leſer ſobald wie thunlich von dem Dahinſcheiden der Männer zu be— 
nachrichtigen, welche ſich um den Gartenbau verdient gemacht haben und 
gerade in dem vorliegenden Falle hätten wir es uns doppelt angelegen 
ſein laſſen, weil der Verſtorbene unſerem Blatte, namentlich zu Zeiten 
unſeres Vorgängers durch ſeine vielfachen Beiträge ſehr nahe ſtand. 
Am 17. Juni d. J. verſchied nach ſchweren Leiden Herr Herman Ort⸗ 
gies, Vorſteher der Taubſtummen-Anſtalt in Bremen und erſt durch den 
Necrolog in der „Deutſchen Garten-Zeitung Nr. 40“ wurden wir von 
dieſem traurigen Ereigniß in Kenntniß geſetzt. Vielleicht haben wir eine 
darauf bezügliche, viel früher erſchienene Notiz in irgend einer der deut— 
ſchen Gartenzeitungen überſehen, eine direkte Anzeige iſt uns nicht gewor⸗ 
den. — In der „Deutſchen Gärtner-Zeitung“ (April 1884) gab der Ver⸗ 
ſtorbene eine von warmen Freundſchaftsgefühlen angehauchte Biographie 
des Garteninſpektor Eduard Otto und ahnte damals wohl kaum, daß 
Göthe's: 

„Warte nur, balde 
Ruheſt auch Du!“ 
bei beiden, bei dem von ihm Gefeierten und ihm ſelbſt ſo raſch ſchon zur 
Wahrheit werden ſollte. Was er als Direktor einer fo ſegensreichen An- 
ſtalt gewirkt und geleiſtet, wird von Herrn Hoffmann, dem Schreiber des 
Necrologs in pietätvoller Weiſe geſchildert, wir möchten hier nur be— 
tonen, daß Ortgies im Jahre 1840 gemeinſam mit ſeinem Vater und 
einigen gleichgeſinnten Männern den Bremer Garten bau-Verein 
gründete, wie er denn überhaupt neben feinem eigentlichen Berufe Gärt— 
ner mit Leib und Seele war und der in- und ausländiſchen Gartenlite⸗ 


528 


ratur feine beſondere Aufmerkſamkeit zuwendete. Seit einer Reihe von 
Jahren ſchon leidend, erreichte er doch zum Wohle der ihm anvertrauten 
Kinder ein Alter von 67 Jahren; der Name Ortgies aber, welcher in 
ſeinem Bruder E. Ortgies, Inſpektor des Züricher botan. Gartens noch 
einen ſo würdigen Vertreter findet, wird von Allen, die dem Verſtorbe— 
nen nahe ſtanden, immerdar in Ehren gehalten werden. 

Profeſſor Dr. L. Wittmack, Berlin iſt von der Royal Horti- 
cultural Society in London zum korreſpondirenden Mitgliede er— 
nannt worden. 


Eingegangene Kataloge. 


Jardin alpin d'acelimatation, Genève 1886. Supplément au 
Catalogue de Plantes. Von Erdorchideen beſitzt der Genfer Acclima— 
tiſations⸗Garten augenblicklich die vollſtändige Sammlung jener der 
Schweiz und Central-Europas; Collectionen von 25, 50 oder 100 species 
und Varietäten werden zu 20, 40 und 75 Fr. abgegeben. 

Nr. 22. 1886-87. Catalogo geral do Real Estabelecimento 
Horticola de Jose Marques Loureiro, Porto. Portugal beſitzt 
eine Specialität, das ſind feine prächtigen Camellien-Züchtungen und möch⸗ 
ten wir wohl wünſchen, daß dieſelben auch in Deutſchland bekannt würden. 

Verzeichniß der Königlichen Landes-Baumſchule in Alt-Geltow und 
bei Potsdam pro 1. October 1886/87. 

1886 — 1887. Catalog über Beeren- und Schalen-Obſt ꝛc. von 
Heinrich Maurer, Inhaber: L. Maurer, Großh. S. Garteninſpector 
in Jena. 

18. Jahrgang. Der Roſengarten von Gebrüder Kletten, Roſiſten 
in Luxemburg. Katalog und Preisliſte 1886— 87. Enthält eine ganze 
Reihe von Abbildungen der ſchönſten Sorten. 

Preis⸗Verzeichniß von H. Rathje, Baumſchulen in Sörup, Schleswig. 

Nr. 66. Haupt⸗Preis⸗Verzeichniß 1886 — 1887 von L. Späth, 
Baumſchule bei Rixdorf-Berlin. 

Nr. 25. 1886. Haupt⸗Preis⸗Verzeichniß. Wittkieler Baumſchulen 
bei Kappeln (Schlei) von J. Stolbom. 

Preis⸗Verzeichniß der Gehölz-Sämlinge, Bäume, Sträucher und 
Nadelhölzer in den Baumſchulen des Forſtverwalters a. D. J. Kmetſch, 
Burg, R.⸗B. Liegnitz. Herbſt 1886 u. Frühjahr 1887. 

Herbſt 1886. Frühjahr 1887. Parthie-Preiſe von Coniferen, 
Laubholz und ſonſtigen Pflanzen. Ohne Rabatt und ſoweit der Vorrath 
reicht. Peter Smith & Comp., Inhaber der Firma J. Rüppell & 
Th. Klink, Hamburg⸗Bergedorf. 


Baumschule Zöschen b. Merseburg 
ca. 8000 Obft- und Gehölzſorten in Cultur. Zahlr. Neuheiten, dabei 
die Octoberknorpelkirſche. Die wiſſenſch. bearb. Cataloge gratis. 


Druck von Fr. Jacob in Düben 


Inm Verlage von Rob. Kittler in Hamburg ſind ferner erſchienen: Fortſetzung von Averdieck 
kinderleben unter dem Titel: 
kante auf Neifen oder Kinderleben. 4. Theil von E. Averdieck. Für Kinder von 8—12 
Jahren. Mit 6 color. Bildern und 12 Holzſchnitten. 8. Cart. 3 M. 60 Pf. 

Seit Jahren wurde die Verfaſſerin, beſonders von Kindern aufgefordert, über die weiteren 
özchickſale der Meiler'ſchen Familie zu berichten, doch fand die Verfaſſerin erſt jetzt Zeit, dieſen oft 

usgeſprochenen Wunſch zu erfüllen, und geſchah dies auf der Reiſe in einer Weise, die den Kindern 
bieder ebenſo viele Freude oder mehr machen wird, als die früheren Erzähl ungen, denen ſich dieſer 
erte Band anſchließt. 
1 Von den früheren Bänden dieſer ſo beliebten Averdieck'ſchen Kinderſchriften ſind abermals neue 
luflagen nöthig geweſen und find ſoeben erſchienen: 
Averdieck, E., Karl und Marie, oder Kinderleben. 1. Theil. Eine Sammlung von Er⸗ 
zahlungen für Kinder von 5—9 Jahren, mit 6 color. Bildern. 11. Aufl. 8. Cart. 2 M. 70 Pf. 
Averdieck, E., Noland und Eliſabeth oder Kinderleben. 2. Theil. Eine Sammlung von 
Erzählungen für Kinder von 6—10 Jahren. Mit 6 Bildern. 9. Aufl. 8. Cart. 3 M. — 
Averdieck, E., Lottchen und ihre Kinder, oder Kinderleben. 3. Theil. Eine Sammlung 
von Erzählungen für Kinder von 7—12 Jahren. Mit 8 Bildern. 6. Aufl. 8. Cart. 3 M. 60 Pf. 
10 Durch die langjährige Leitung einer Schule erwarb ſich die Verfaſſerin eine ſo tiefe Kenntniß 
es kindlichen Gemüth's und Charakters, daß es ihr dadurch möglich war, dieſen Schilderungen aus 
em Familienleben einen fo eigenthümlichen Reiz zu verleihen, der die Kinder noch nach mehrmaligem 
geſen immer wieder freudig bewegt und Geiſt und Gemüth zum Guten anregt. Auch die Eltern 
erden darin manchen vortrefflichen Wink über die heilſame Erziehung der Kinder finden. Jeder 
Nieſer drei Bände enthält eine ganz für ſich beſtehende Sammlung kleiner Erzählungen, die 
unter ſich den Zuſammenhang haben, daß ſie in einer Familie ſpielen. 


9 
12 
2 


Efröger, Dr. J. C., Bilder und Scenen aus der Natur und dem Menſchenleben für die reifere 
Jugend. Eine Muſterſammlung von Erzählungen, Natur- und Geſchichtsbildern in Poeſie und 
Proſa, zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Gr. 8. Lexikon-Format. 42 Bogen (650 Seiten) 
mit 6 color. Bildern. Gebd. Preis 9 Mk. 

Der Hamburger Correſpondent jagt hierüber: Durch feine Reichhaltigkeit und Gediegen- 
eit erſetzt es mehr als 3 Bände gewöhnlicher Jugendſchriften in der Art, wie die Dielitz'ſchen, und 
ann als wahres Haus- und Familienbuch betrachtet werden, denn wo man es auch aufſchlagen 
nag, es bietet des Intereſſanten und Belehrenden ſo reichen und abwechſelnden Stoff, daß Kinder 
3 immer und immer wieder zur Hand nehmen und ſelbſt Erwachſene es mit großem Intereſſe leſen 


5 4 


berden. N BER 

——_ — do. Blüthen und Früchte für friſche und fröhliche Kinder. Mit 6 Bildern. Gr. 8. 
15 Gebd. (354 S.) 3 Mk. — Daſſelbe, feine Ausg., 4 Mk. 50 Pf. 

1 Der anregende und vielſeitige Inhalt dieſes Buches wird jedes Kindergemüth für längere Zeit 
yelehrend und unterhaltend anziehen, und es iſt als vorzügliches Prämien- und Feſtgeſchenk zu em: 
fehlen. 

3 4 — do. Perlen für die Jugend. Eine Muſterſammlung von Eedichten, Erzählungen, Na— 
1 tur⸗ und Völkerſchilderungen zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Mit 6 color. Bildern. 
Gr. 8. (378 S.) Gebd. 5 Mk. 

j Die Hamburger Nachrichten ſagen hierüber: Es enthält reichlich 200 Geſchichten, Erzählungen 
ind Gedichte, welche den Verſtand feſſeln, zum Nachdenken anregen und dabei das Gemüth erheben 
md ausbilden und wird ſicher immer und immer wieder von den Kindern zur Hand genommen wer— 
en, wenn ſie andere Bücher längſt bei Seite legten, wie ich dies bei einem andern Buche von Dr. 
Kröger („Blüthen und Früchte für Kinder“) fo oft geſehen habe. 

— — do. Lehr: und Leſebuch für Schule und Haus. Geordnete Leſeſtücke aus deutſchen 

* Dichtern und Proſaiſten. Zur Bildung des Geiſtes und Herzens. 1. Theil (354 Seiten). 
2. 9. 3 Wok. Seiten). Gr. 8. Geh. a 2 Mark. — 3. Theil (659 Seiten). Gr. 8. 
Geh. ark. 

Unter ſo vielen ähnlichen Leſebüchern zeichnet ſich dieſes Buch von Kröger beſonders dadurch 
ortheilhaft aus, daß es nicht bloß den Verſtand ausbildet und bereichert, ſondern daß es gleichzeitig 
uch die Bildung des Herzens und Gemüthes in's Auge faßt, daß es die Jugend nicht bloß zu be— 

ehren, ſondern auch zu veredeln ſtrebt. 

Kühner, A., Erſtes Leſebuch für Kinder von 6 bis 9 Jahren. Gr. 8 Geh. 80 Pf. 


Anderſen, H. C., Neue Märchen. Ueberſetzt von H. Zeiſe und Dr. Le Petit. 2. Auflage. 
Mit 14 Bildern von Otto Speckter. 2 Bde. 8. God. Mk. 5,25 Pf. 

A nderſen ſelbſt nennt in der Vorrede zu feinen Werken die Zeiſe'ſche Ueberſetzung die Beſte 
md Speckter's Name ſteht bei allen Kindern fo gut angeſchrieben, daß dieſe Ausgabe der reizenden 
Märchen von Anderſen wohl keiner weiteren Empfehlung bedarf. 


Druck von Fr. Jacob in Düben. 


Zweinndvierzigiter 3 w ölfte 8 
Jahrgang. A A Heft. 


BE Hamburger 


Garten- und Blumenzeitung. 


A Zeitſchrift 
für Garten- und Blumenfreunde, 
Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 


Herausgegeben 


von 


Dr. Edmund Goeze, 


13 dur Garten ⸗Inſpektor in Greifswald. 


Mit 3 Abbildungen. 


Seite 
Chineſiſche 3 sche Gärten . 5 . . 529 
milde © . - REN es 2 BER, } ee 
Fer Gärten der Rengiſſance A 8 ER’ : NIE Re 
eber Laubfall von Dr H. Moliſch 538 
f £ Einige 2 ee eg Biergewäche aus der Flora von Reu-Borpommern und fügen 5 
* von 41 
Sitterungs⸗Beubachtungen vom Augu ſt 1886 md 1885 von © 6. H. Müller al a 3 
Alte und neue ee Fru Janzen f 5 5 P # =) ‚bb 
„ ebildete und beſchriebene Früchte g 5 r ele . „*** 
eber Welwitschia mirabilis Hook fil. von Wilh. Lang 561 
Feuilleton: Die Kokospalme als Blitzableiter 565. — Verbreitung der Pflanzen durch Eiſen⸗ 
bahnen 565. — Witterungs⸗Anomalien 565. — Ein Mittel gegen die Reblaus 565. — Um 
Blumenſträuße lange friſch zu erhalten 566. — Vorzügliches Mäuſegift 566. — Ueber die 
Benutzung von Bäumen als Erdleitung für . 566 — Hitzegrade diverſer Miſt⸗ 
arten 567 Beeteinfaffung im Schatten 567 — Die Schwalben und die Bienen 567. — | 
3 Ein berühmtes Herbarium 568. — Die tauriſche Krebsdiſtel als Heckenpflanze 568. — Die 
* Euealypten und die — 569 
R er über d. Thätigkeit d. Fränk. Gartenbauvereins im Jahre 1885 570. 
3 — Mittheil. d 1 Pomologen⸗Vereins 570. — Gartenbau⸗Verein Nürnberg 570. 
— Ver. zur Bef EB Gartenbaues in d Kgl. Preuß Staaten u ſ. w. 570. — Inter⸗ 
1 nationale Savtenban Ausstellung, Dresden 570 
4 Literatur: Der a Gartenfreund 571. — Bibliothek der ke Naturwiſſenſcaſten 
j 1. — Grundriß der Lehre vom Gartenbau = D. Hüttig, Th. 572 
. Itterariſche Ergänzungen für das Jahr 1 572 
n de N She De Bist 576. — prof. &. Pünzert 576, 
„ 570 
> Singegangene Kataloge r r , ER. 
Hamburg. | 


Berlag von Robert Kittler. 


/ 


Im Verlage von N. Kittler in Hamburg erſcheint auch für 1887 


Hamburger Garten: und Blumenzeitung. 
Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 
Herausgegeben von Dr. Edmund Goeze. 

43. Jahrgang. 1887. 12 Hefte a 3—4 Bogen, mit Abbildungen, gr. 8. Geh. Preis 15 
Die Hamburger Gartenzeitung iſt nach dem Ausſpruche deutſcher Sachkenner und 
liſcher und belgiſcher Blätter die praftif ch ſte deutſche Zeitung für Gärtner und Gartenfreunde 
fie iſt in England, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien, in Moskau, St. Petersbi 
und Stockholm zu finden. — Sie bringt ſtets das Neueſte und Intereſſanteſte und giebt wohl 
Umſtand den beſten Beweis für den werthvollen Inhalt, daß viele andere deutſche Gartenzeitungen 
nach Wochen und Monaten als etwas Neues bringen, was wörtlich aus der Hamburger Ga 
zeitung abgedruckt iſt. — Auch in Schriften über Gartenbau und Botanik findet man h 
Wort für Wort die Hamburger Gartenzeitung wieder abgedruckt und als Autorität aufger 
was wohl am beſten darlegt, daß ſie einen dauernderen Werth behält, als die meiſten ar 
Zeitſchriften dieſer Art. Sie bleibt ein beſtändiger Rathgeber und ein vollſtändiges Nachſchl 
buch für alle Garten- und Pflanzenfreunde und werden noch mehrfach die ſämmklichen äl 
Jahrgänge beſtellt. — Auch an Reichhaltigkeit übertrifft fie faſt alle anderen Gartenzeitungen u 
iſt ſie daher vollſtändiger und billiger als andere Gartenzeitungen zu 
ſcheinend niedrigeren Preiſen. Es wird ſonach der reiche Inhalt dieſer Gartenzeitun 
Gärtner und Gartenfreunde, Botaniker und Gutsbefitzer, Gartenbau-Vereine 
Bibliotheken von großem Intereſſe und vielem Nutzen ſein. — Das erſte Heft iſt von jeder 
handlung zur Auſicht zu erhalten. e j ; 
Bei der großen Verbreitung diefer Zeitſchrift find Inſerate ſicher von großem Ni 

und werden pr. Petitzeile mit 25 Pfg. berechnet. 600 Beilagen werden mit 7 Mk. 50 Pf. beres 


Im Verlage von R. Kittler in Hamburg find ferner erſchienen: 
| Ein Winteraufenthalt in Pan, x 

als Heilmittel für Alle, welche an Krankheiten der Hals- und Bruſtorgane leiden oder ſonſt von 
ſchwacher Geſundheit ſind. Nebſt Nachrichten über die Mineralquellen der Pyrenäen und ihr 
Nutzen. Für Aerzte und Kranke, von J. B. Cornelius. 8. Geh. M. 1, 20 Pf. N 

Dieſes Schritchen iſt ür Leidende ein wahrer Troſt, denn man erſieht daraus, wie die | 

milde und ruhige Lut von Pau ſelbſt ganz Schwachen noch Hülfe und Linderung bringen 
die fie in Nizza und an anderen Orten des mittelländiſchen Meeres vergeblich ſuchen werden, 
dort heftige, ſcharfe Winde oft mehr ſchaden als nützen. Auch im vorletzten ſtrengen Winter i 
Pau fortwährend fo mildes Wetter geweſen, daß es am Tage nicht einmal bis zum Froſte an 
während in ganz Italien, bis Palermo oft 3—6° Kälte waren. Es iſt dieſe Schrift daher für A 
wie für Kranke und Schwache von größter Wichtigkeit. 


Gott mein Troſt. 1 


Evangeliſches Gebetbuch für die Sonn-, Feſt- und Wochentage, für Beichte und Communion 

beſondere Lebensverhältniſſe und Kranke, von E. Stiller (Pfarrer und Senior). Eine Samm 

evangeliſcher Kerngebete, mit einem Stahlſtich. Miniatur-Ausg. 12. (202 Seiten). Geh. 

M. 1, 50 Pf., daſſelbe reich gebunden und mit Goldſchnitt M. 2, 40 Ff. 

Der bekannte Verfaſſer der Unterſcheidungslehren der evangeliſchen und katholiſchen Kirk 

die ſchon in mehr als 100,000 Exemplaren verbreitet find, liefert hier für Haus und Familie, 

Jünglinge und Jungfrauen einen Wegweiſer und treuen Begleiter, der ihnen auf allen 2 

Stütze und Troſt ſein wird, denn ſo wie dieſe Gebete aus warmen frommen Herzen kommen, 
den ſie auch in allen Verhältniſſen zum Herzen ſprechen. f u 


Paleario, A., Das wiedergefundene goldene Büchlein; 


Don der Wohlthat Chriſti. N 

Aus dem Italieniſchen überſetzt von Pfarrer E. Stiller. 2. Aufl. 12%. (VIII, & 

Geh. 50 Pf. — Eleg. gebd. mit Goldſchnitt und Goldpreſſung M. 1, 50 Pf. — Do. ſeh 
vergoldet M. 1, 80 Pf. Pracht-Ausg in Leder, reich vergoldet 3 M. 40 Pf. 24 
Ein Geiſtlicher ſagt hierüber: „Ich kenne außer der heiligen Schrift und Ke 
Nachfolge Chriſti kein Buch von größerem Werthe;“ Schöneres und Werthvolleres 
„kein Freund dem Freunde, kein Vater dem Sohne, kein Lehrer dem Schüler, 
„Bräutigam der Braut reichen. Wo dieſe Schrift und die in derſelben enthaltene W 
„Eingang findet, da wird Gott mit reichem Segen einkehren.“ Die Ueberſetzung iſt mit 
Wärme geſchrieben, daß fie unwillkürlich zum Herzen ſpricht, und bittet man ausdrückl 
Ausgabe von Stiller zu verlangen.“ 1 


90 


| m 5 
1 


. 


4 


Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. 


Band 42 


(1886). 


Garten der Gärten. 


Fig. 19 u. 20. 


530 


Eine neue Welt, ſo zu ſagen, tritt uns in dieſen Gärten entgegen. Auch 
in ihnen giebt ſich das Gefühl für die Schönheiten der Natur lebhaft zu 
erkennen, doch bekundet ſich daſſelbe zu allernächſt durch die Nachahmung. 
Um viele Jahrhunderte ſind uns dieſe Völker der mongoliſchen Race durch 
die Erfindung der unregelmäßigen Parkanlagen vorangegangen, wie ſie 
ſich nicht minder jener des Porzellans, des Pulvers, des Kompaſſes und 
der Buchdruckerei rühmen können. — Leicht hält es nicht, ſich darüber 


klar zu werden, auf welche Weiſe der Geſchmack für dieſe landſchaft⸗ 


lich angelegten Gärten bei ihnen ausgebildet wurde. Sehr competente 
Künſtler wollen in derſelben eine Ableitung, gewiſſermaßen eine pflanz— 
liche Fortſetzung der verdrehten und höchſt eigenartigen Architektur Chi— 
nas erkennen. Wir unſererſeits möchten ebenſo ſehr eine überlieferte Remi— 
niscenz der von den Vorfahren jener Völker bewohnten Gebirgsregionen 
darin erblicken. Die Erfinder der Künſte und Wiſſenſchaften, welche un— 
ter der Regierung des erſten chineſiſchen Kaiſers (Hoang-Ti, 2698 
v. Chr.) lebten, ſtammten, ſo berichten die chineſiſchen Schriftſteller, von 
der Region der Kouen-Loun-Gebirge, auf welchen die zwei großen 
Flüſſe des Landes, der Hoang-Ho (gelber Fluß) und der Yang- 
Tſe-Kiang (blauer Fluß) entſprangen. Man weiß außerdem, daß die 
Prinzen der älteſten Dynaſtien in den weſtlichen, an dieſe Gebirge an— 
grenzenden Provinzen ihren Wohnſitz aufgeſchlagen hatten. Hier wie an⸗ 
derswo, wenn auch in noch großartigeren Proportionen, mußten die Aus- 
wanderer abwärts ſteigen, indem ſie dem Laufe dieſer Flüſſe und ihrer 
Nebenflüſſe folgten, und ſich wie dieſe nach verſchiedenen Richtungen hin 
ausbreiten, je nachdem die niedriger gelegenen Ländereien alluvialer For⸗ 
mationen bewohnbar wurden. 

Sehr alte, wenn auch recht hyperboliſche Berichte über die Pracht 
und Ausdehnung der kaiſerlichen Parks liegen vor, wir wollen uns aber 
bei ihnen nicht länger aufhalten, nehmen lieber jene über die Kaiſer der 
gegenwärtig noch regierenden tartariſchen Dynaſtie zur Hand, die ſchon 
viel zuverläſſiger ſind. 3 

Der Jeſuit Pater Gerbillon entwirft eine auf eigene Anſchauung 


beruhende Beſchreibung (1690) von dem „Garten des immer wäh⸗ 


renden Frühlings,“ welcher von Kang-Hi, dem Ludwig XIV. 
dieſer Dynaſtie in der Umgegend von Peking angelegt worden war. 4 

„Dieſer Palaſt, ſchreibt er, liegt zwiſchen zwei großen Waſſerflächen, 
welche von kleinen künſtlichen Erhöhungen faſt ganz überragt werden und 
Aprikoſen⸗, Pfirſichbäume u. ſ. w. bilden die Baumvegetation dieſer Anz 


höhen. Die Chineſen wiſſen ihren Landhäuſern und Gärten durch au- 


ßerordentliche Sauberkeit, ſowie durch eigenthümlich geformte, recht ver- 
wittert ausſehende Felsſtücke einen beſonderen Anſtrich von Schönheit zu 
verleihen. Ganz beſonderes Gewicht legen ſie auf Luſthäuschen und kleine, 
von grünen Flecken eingefaßte Parterres. Die ganze Nation zeigt eine 
beſondere Vorliebe für Gärten und die Reichen verausgaben große Sum⸗ 
men dafür.“ i 
Der „Sartender®ärten“(Yven-Ming-Yven), (fiehe Fig. 
19 u. 20) welcher 1860 (von den franzöſiſchen Soldaten) geplündert wurde, 
war 1723 vom Katjer)) out-C hing angefangen, wurde aber erſt durch ſeinen 


531 


Sohn Kien-Long beendigt. Für das Hiſtoriſche der Parks und Gärten iſt 
dieſe Schöpfung von großer Bedeutung. Attiret, ein talentvoller Künſt— 
ler, war gleichzeitig als Jeſuit bis zu ſeinem Tode in China thätig. Von 
dieſem „Garten der Gärten“ ſpricht derſelbe mit Bewunderung, „es 
herrſcht in demſelben, ſo berichtet er, eine dem Auge wohlgefällige Un— 
ordnung, eine ländliche und natürliche Gegen-Symetrie .. .. Auf einem 
ausgedehnten Terrain hat man mit der Hand kleine Berge errichtet, die 
20—60 Fuß hoch find und unzählige kleine Thäler bilden. Kriſtallklare 
Waſſerläufe bewäſſern dieſelben und vereinigen ſich an verſchiedenen Punk— 
ten zu Baſſins, die wie jene mit prachtvollen, bisweilen ſehr langen Bar— 
ken befahren werden. In jedem dieſer Thäler, ſowie am Rande der Ge— 
wäſſer befinden ſich ſehr vollſtändig ausgeſtattete Gebäude, die mit Hö— 
fen, offenen und geſchloſſenen Gallerien, Blumenparterres, Cascaden u. ſ. 
w. verſehen ſind, was einen höchſt gefälligen Anblick gewährt. Man ver— 
läßt das eine mit Luſthäuschen und kleinen Gärten geſchmückte Thal, um 
zu einem anderen zu gelangen, welches wiederum, ſei es durch die For— 
mation des Terrains, ſei es durch die Struktur der Gebäude ganz ver— 
ſchiedenartig ausſieht. Die Hügel ſind mit Blüthenſträuchern und Bäu— 
men bedeckt, die Kanäle ſehr pittoresk mit Felsſtücken eingefaßt, von wel— 
chen einige vorgerückt ſind, andere weiter zurücktreten, was eine genaue 
Nachahmung der Natur ausmacht. Blumen, je nach der Jahreszeit ver— 
ſchieden, brechen aus dieſen Steinpartien hervor. Außer dieſen Kanälen 
giebt es auch noch mit kleinen Kieſelſteinen gepflaſterte Fußſteige, die von 
einem Thale zum anderen führen. 

„In einem dieſer Thäler angelangt, bemerken wir Gebäude, deren Fa— 
gade aus Säulen und Fenſtern beſteht. Die Bauholzſtücke find vergols 
det, bemalt, gefirnißt. Die aus grauen Backſteinen errichteten Mauern 
ſind ebenſo ſorgfältig behauen wie glatt gemacht; die Dächer beſtehen aus 
gefirnißten, rothen, gelben, grünen u. ſ. w Ziegeln, welche durch ihren 
Farbencontraſt und Zuſammenſetzung eine gefällige Abwechſelung in den 
einzelnen Abtheilungen und Zeichnungen hervorrufen. Es beſtehen dieſe 
Gebäude faſt nur aus einem Erdgeſchoß, einige haben aber auch ein Stock— 
werk. Felſen, natürlichen Treppen vergleichbar, führen zu ihnen hinauf. 
Nach vorne hinaus hat man auf Marmorblöcken bronzene Figuren und 
Urnen zum Verbrennen von Wohlgerüchen poſtirt. Jedes Thal hat ſein 
beſonderes Luſthaus.“ 

„Die Kanäle werden in gewiſſen Diſtanzen von Brücken durchſchnit— 
ten, welche aus Backſteinen, Quaderſteinen oder aus Holz conſtruirt ſind. 
Auch in ihrer ganzen Bauart weichen dieſelben ſehr von einander ab, 
einige ſind gewunden, andere geſchlängelt, dieſe weiſen kleine, von Säulen 
getragene Ruhepavillons auf, jene find an beiden Enden mit Triumphbö— 
gen geſchmückt.“ 

„Wie ſchon oben geſagt, ergießen ſich die Kanäle in Baſſins. Eins 
derſelben, welches nach allen Richtungen hin faſt eine halbe Meile (fran— 
zöſiſche) im Durchmeſſer hat, heißt das — Meer und bildet einen der 
ſchönſten Aufenthaltsorte. An ſeinen Rändern befinden ſich große Ge— 
bäude, die wiederum durch kleine Kanäle oder auch durch Hügel von ein— 
ander getrennt werden. Hier tritt einem eine bis ins Unendliche gehende 

: 34˙ 


532 


a u Fe 


Mannigfaltigkeit entgegen, Eins gleicht nicht dem Andern.“ Attiret ſpricht 


ferner noch von den eingehegten Räumen für die Jagd, die Menagerien, 
u. ſ. w., ſowie von den mit Kupferdraht eingefaßten Fiſchreſervoirs. So 


wird auch die im Mittelpunkt des Parks gelegene kleine Stadt von ihm 


beſchrieben, die eben zu beſonderen Beluſtigungszwecken für den Kaiſer be— 
ſtimmt war. 

Dieſe Beſchreibung hatte in Europa einen Wiederhall, wie der be— 
ſcheidene Verfaſſer es ſich wohl kaum hatte träumen laſſen. Sie rief ... 
im Syſtem der unregelmäßigen Gärten eine große Menge von Verände— 
rungen hervor. Seitdem man China beſſer kennt, wird auch in Attiret's 
Wahrhaftigkeit kein Zweifel mehr geſetzt. Derſelbe hatte ſogar mehrere 
Einzelheiten, die unglaublich erſchienen haben würden, zu erwähnen unterlaſ— 
ſen, wie beiſpielsweiſe die Dächer mit wieder aufgerichteten Rändern und 
mit Glöckchen behängt und die ſchwimmenden Inſeln, welche den Bewoh— 
nern von Cashmire ſowie den alten Mexikanern bekannt waren. Nur 
ſein etwas großer Enthuſiasmus könnte ihm vielleicht zum Vorwurf ge— 
macht werden, und giebt er ſelbſt zu, daß er auf die Länge der Zeit dem Einfluß 
des chineſiſchen Geſchmacks Raum gab. In der That ſind dieſe Nach- 
ahmungen pittoresker Gegenden häufig nichts anderes als eng beſchnittene 
und verſchrobene Verkleinerungen. Die Chineſen gehen mit den Felſen, 
Bäumen, Flüſſen u. ſ. w. grade jo zu Wege, wie mit den Füßen ihrer 
Frauen. Die Scenerien des „Gartens der Gärten“ und anderer 
deuten auf die beſtändige Sucht hin, allen Gegenſtänden jedweder Art 
ein barokes, außergewöhnliches Ausſehen zu verleihen. Es giebt dort bei« 
ſpielsweiſe Brücken mit viereckigen Bögen und als einen Gegenſatz hierzu 
vollſtändig runde Portale. Die Bäume tragen ſichtbare Spuren von Ber: 
ſtümmelungen, von beabſichtigten Mißbildungen, um ihre natürliche Form 
abzuändern, ſowie um größere Blumen und in größerer Menge zu erzielen. 

Mit dieſer eigenthümlichen Geſchmackslehre war es nicht möglich, daß 
die Chineſen dem regelmäßigen Style, ſei es für Gebäude, ſei es für 
Gärten irgend welche Beachtung ſchenkten. „Wenn ſie, ſchreibt Attiret, 
Abbildungen von unſern Gebäuden ſehen, werden ſie durch dieſe koloſſa— 
len Wohnhäuſer erſchreckt. Ganz insbeſondere erſcheinen ihnen unſere 
Etagen unerträglich. Europa muß, pflegte der Kaiſer Kang-Hi zu ſa⸗ 
gen, recht klein und armſelig ſein, weil es nicht Land genug beſitzt, um 
ſeine Städte auszudehnen, man dort gezwungen iſt, in der Luft zu leben.“ 


Sein Enkel jedoch verfiel während der letzten Hälfte ſeiner Regierung auf 


den Einfall, einige Nachahmungs-Verſuche dieſer Paläſte und der ſo viel ge— 
prieſenen franzöſiſchen Gärten zu machen. Die Jeſuiten pflanzten ſogar 
in Peking grade Alleen, die noch vorhanden ſind. Der als „ruhiges 
Meer“ bekannte Palaſt mit ſeinen Gärten, Terraſſen und Waſſerkünſten, 
unter der Leitung der Jeſuiten erbaut, bot eine eigenthümliche und kei⸗ 
neswegs häßliche Verquickung des franzöſiſchen und chineſiſchen Styls. 
Man führt beſonders die ſinnreiche Zuſammenſetzung einer Waffer- 
uhr an, die aus 12 Figuren phantaſtiſcher, um ein Baſſin gruppirter 
Thiere zuſammengeſtellt war, indem die Zahl der zu gleicher Zeit her— 
ausgelaſſenen Strahlen mit jener der Tagesſtunden übereinſtimmte. 
Die japaneſiſchen Gärten weichen in nichts von jenen Chinas ab. 


Römiſche Gärten. 


533 


s nach einer von Schinkel unternommenen Wiederherſtellung. 


iniu 


Villa des Pl 


534 


Ueber die urſprüngliche römiſche Gartenkunſt iſt uns nichts bekannt. 
Cincinnatus und der alte Cato beſaßen Meiereien und Gemüſegärten, 
aber keine Blumenparterres und Landhäuſer. Nach der Zerſtörung Car- 
thagos, der Eroberung Griechenlands und Aſiens befand ſich jeder reiche 
Römer im Beſitz von Gärten: Es war dies gewiſſermaßen die Ergän- 
zung feines Luxus, bildete eine zweite Gallerie, in welcher er alle Kunſt⸗ 
gegenſtände vereinigte, die er gekauft, erobert oder auch in den fremden 
Provinzen geraubt hatte. So pries man „die ſchönen Alleen“ von Lu⸗ 
cullus ebenſo ſehr wie ſeine Bücher, Gemälde, Statuen und ſogar wie 
ſeine Gaſtmähler. Auch Männer wie Saluſt, Pompeius, Cäſar, Anto— 
nius, Cicero ꝛc. ꝛc. hatten dazumal berühmte Gärten. Keiner der rö— 
miſchen Kaiſer ging mit ſeiner Vorliebe für Gärten ſo ins Extrem wie 
Nero. Nach dem Brande von Rom ließ derſelbe auf den Trümmern 
eines Stadttheils einen Palaſt erbauen, welcher weit ſchöner war als der — 
frühere und gleichzeitig dort einen Park anlegen, der nach den Ausſagen 
des Tacitus noch bedeutend großartiger war als der Palaſt. 

Man ſtieß in demſelben auf Weinberge, Kornfelder, Weiden, Wild- 
gehege, ſowie auf See- und Flußbäder und einen ungeheuren Speiſeſaal 
in Form einer Rotunde, deſſen Tiſche Tag und Nacht gedeckt waren. | 

Die Champs-Elysées des alten Roms bildeten die Umgebun⸗ 
gen Braia's mit dem prachtvollen Golf und „nirgendwo anders, ſchreibt 
Broſſes, verſteht die Natur ſich ſo zu ſchmücken, die Ruinen mit Blumen 
zu umwinden als an dieſem Geſtade, dem ewigen Zauber für Künſtler 
und Dichter.“ 

Plinius der Jüngere, der ein enragirter Gartenliebhaber war, 
beſaß mehrere, hiſtoriſch berühmte Gärten. Eine feiner Villen, die La u— 
rentina am Meeresgeſtade lag nicht allzufern von Rom und bot einen 
leichten Zugang zum Meere Hier hatte man von der Seite der Ge- 
statio (Einfaſſungs-Allee), die dem Schaum der Wogen ausgeſetzt war, 
Rosmarin ſtatt Buchsbaum pflanzen müſſen und Maulbeer- wie Feigen⸗ 
bäume, welche die Nähe des Meeres gut ertragen, machten zum größten 
Theil die baumartige Vegetation aus. 

Plinius hatte in feinem Vaterlande, an den Ufern des Como-Sees 
zwei andere Villen, von welchen jede ein beſonderes Gepräge, einen ihr 
eigenthümlichen Reiz darbot. Die eine, welche er die Tragödie nannte, 
lag majeſtätiſch auf einem Vorgebirge zwiſchen zwei Meerbuſen, von ihr 
beherrſchte man den ganzen See. Die andere dagegen, die Komödie 
war unmittelbar an den Ufern gelegen. „Von der einen, ſo ſchreibt er, 
folge ich von Ferne den Fiſchern, wenn ſie auf den Fang ausgehen, in 
der andern bin ich von meinem Zimmer und faſt von meinem Bette aus 
ſelbſt Fiſcher.“ 

Seine Lieblings-Villa befand ſich aber in der Region der oberen Tiber. 
(Siehe Fig. 31). Die Wohnung lag auf einer iſolirten Anhöhe, inmit— 
ten einer weiten, mit bewaldeten Anhöhen, Weinbergen, Wieſen, Kornfel— 
dern ausgeſtatteten Landſchaft; nur war keine Spur von Felſen zu ent— 
decken, zweifelsohne ein wichtiges Detail, um nach den Ideen des Plinius, 
welche nicht die unfrigen ſind, eine vollkommene Landſchaft zuſammenzu— 
ſetzen. Der Beſitz war von Mauern eingeſchloſſen, welche durch hölzerne 


— 


939 


Paliſſaden und Lorbeerbäume verdeckt wurden und war das Ganze von 
unten nach oben angelegt, um auf dieſe Weiſe die Ausſicht ringsherum 
von allen Seiten frei zu laſſen. Hier ſtieß man auf zahlreiche Exem⸗ 
plare pflanzlicher Bildhauerkunſt. Dieſer Ausſchmückungs-Modus, der 
zur Zeit des Auguſtus durch einen Liebhaber Namens Matius auf⸗ 
gekommen war, hatte ganz beſonders die Kunſt oder Induſtrie der Gärt⸗ 
ner⸗topiarii, d. h. Scherer oder Schnitzler von Sträuchern entwickelt. 
Plinius zeigte ſeinen Gäſten mit Stolz die aus verſchiedenen geome— 
triſchen Figuren zuſammengeſetzten Parterres; hierzu bediente man ſich 
des Buchsbaums, der bald eine Kugelform zeigte, bald wieder aus Buch⸗ 
ſtaben zuſammengeſetzte Wörter, wie den Namen des Beſitzers oder den 
des Künſtlers; auch Thiere in natürlicher Größe und ſich gegenüber ſte— 
hend, wurden auf dieſe Weiſe hergeſtellt. Dieſe kindlichen Kunſtgriffe 
zeigten ſchon den Verfall an. Einer der intereſſanteſten Theile dieſes 
Parks war das Hippodrom, ein großes Parallelogramm, an dem einen 
Ende rechtwinkelig beſchnitten und an dem andern in ein halbzirkeliges 
Labyrinth auslaufend, welches durch eine Cypreſſen-Aupflanzung abgeſchloſ— 
ſen wurde. Die zwei großen Seiten wurden von Platanen eingefaßt, die 
durch Epheu-Feſtons unter ſich verbunden wurden, — eine Ausſchmückung, 
die heutzutage mit vielem Glück in der „avenue de la fontaine 
de Medicis“ des Luxemburger Gartens nachgeahmt wurde. 

Es waren dieſe Gärten außerdem noch bemerkenswerth durch den 
Reichthum an ſchönen Gewäſſern ſowie durch die Eigenthümlichkeit gewiſ— 
ſer Waſſerkünſte. Mit Stolz wies Plinius auf einen behauenen Mar— 
morblick hin, der eins dieſer aus Binſen geflochtenen Lager vorſtellte, welche 
zur Mahlzeit (stibadium) dienten. Das Waſſer, welches aus dem 
unteren Theile des stibadium, gleichſam unter dem Drucke der Gäſte 
hervorſprudelte, fiel in ein Baſſin zurück. 


Italieniſche Gärten der Renaiſſance. 


„Der Winter hat in dieſen Landſchaften ſeine Macht verloren. Grade 
die gänzliche Verlaſſenheit ſowie die Ruinen machen hier einen beſonde— 
ren Reiz aus. In den aller Kultur entblößten Gärten ſcheinen es ſich 
die der Freiheit überlaſſenen mächtigen Weinreben bei Abweſenheit des 
Menſchen wohlſein zu laſſen. Sie haben ſich der Wohnungen bemächtigt, 
überziehen die Colonnaden, haften dem verſtümmelten Marmor an und 
ſcheinen mit den verlaſſenen Statuen zu liebkoſen. ALU’ dieſes iſt ſehr 
wild und ſehr anmuthig.“ 

In dieſen Worten hat Michelet ebenſo genau wie poetiſch den 
Eindruck wiedergegeben, welchen die Paläſte und italieniſchen Gärten der 
Renaiſſance-Zeit trotz ihres vernachläſſigten Ausſehens oder vielmehr in— 
folge dieſes Bildes der Oede noch heute auf den Beſucher hervorrufen. 
Indem die großen Architekten jener Epoche den Styl der Gebäude des 
Alterthums nachahmten, führten ſie uns, ſo zu ſagen, inſtinktmäßig die 
Parterres, die mit Vaſen und Statuen geſchmückten Terraſſen, die Säu⸗ 
lengänge und laubbekränzten Bogen, die künſtlich getriebenen Waſſerwerke 


536 


wie eine decorative Ergänzung vor Augen. Was in dieſen Schöpfungen 
zu Grunde gegangen iſt oder gealtert hat, iſt gerade das, was zunächſt 


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am meiſten geprieſen wurde, — die den Launen der Mode eingeräumten 
Zugeſtändniſſe (wie beiſpielsweiſe die hydrauliſchen Ueberraſchungen). 


537 


Auch jetzt bewahren dieſe Gärten eine große und mächtige Anziehungs— 
125 erſchließen fie uns doch das Verſtändniß für die Kunſt der Land— 
aft. 

Meiſtentheils find dieſelben auf abſchüſſigem Terrain amphitheatra— 
liſch angelegt. Einerlei ob ſie höher liegen als das Wohnhaus oder die⸗ 
ſes gleichſam über ſie hinwegragt, weiſen ſie immer Terraſſen, weite Trep— 
pen und Waſſerfälle auf, oft auch bedingt die Erhabenheit des Terrains 
ſchiefe oder ſich windende Alleen, was die Einförmigkeit unterbricht. Wenn 
man die ein Specialintereſſe darbietenden Kunſtgegenſtände ausſchließt, 
welche ſich oft in Menge in dieſen Parks der Renaiſſance und der da— 
rauf folgenden Zeit angehäuft finden, ſo läßt ſich die Behauptung auf— 
ſtellen, daß man nach dem Beſuche von 5—5 alle geſehen hat. Zu den 
intereſſanteſten Norditaliens gehört zuallernächſt der Palaſt Giuſti, 
„welcher von der Natur genügend ausgeſtattet wurde, ſagt Broſſes, um 
in ſeinem Garten ſogar Felſen auftreten zu laſſen, vermittelſt welcher 
man Grotten und Gießbäche ohne Ende erhält, die wieder von kleinen 
Rotunden überragt werden, welche von allen Seiten nach der Stadt 
hin ſowie nach dem durch den Lauf der Etſch durchſchnittenen Lande of— 
fen ſind. Zur Linken iſt die Ausſicht eine unbegrenzte, während dagegen 
zur Rechten die Berge Tyrols derſelben ein Halt ſetzen. Außerdem ver— 
leihen ihm die vielen außerordentlich hohen und ſpitz zulaufenden Cypreſ— 
ſen ein ganz beſonderes Ausſehen. Auch giebt es dort ein Labyrinth. 
Ich lärmte bei hellem Samenſchein länger als eine Stunde darin um— 
her, ohne meinen Weg wiederfinden zu können.“ Seit dem Beſuche des 
geiſtreichen Stadtraths von Dijon ſind dieſe Gärten kaum unterhalten 
worden, ſie haben aber dadurch eher gewonnen als verloren „Die Ve— 
getation daſelbſt iſt prachtvoll, ſchreibt ein Touriſt aus dem Jahre 1878. 
Schöne Bäume wie Lorbeer-, Citronen- und Oelbäume, zwiſchendurch mit 
den ſchwärzlichen Cypreſſen vermiſcht, ziehen ſich den Hügel hinan. Auf 
ſich ſchlängelnden Pfaden, die ſich unter den Bäumen verlieren, die Na: 
ſenplätze umgeben und ſich längs den Terraſſen hinziehen, wo mehr oder 
weniger beſchädigte Statuen zur Hälfte von den Schlingpflanzen verdeckt 
werden, gelangt man nach oben. 

Bei einer gewiſſen Höhe wird der Weg ſteiler und kleine Treppen 
mit wackeligen Stufen führen zur oberen Terraſſe. Von hier aus dehnt 
ſich die ganze Gartenfläche im hellen Sonnenſcheine vor unſern Augen 
aus, die enormen Cypreſſen ſorgen für große Schattenmaſſen und die 
rothen Thürme Veronas zeichnen ſich ſcharf in der klaren Luft ab. 

In dem von J. Rothſchild mit ſo viel Pracht und Sorgfalt her— 
ausgegebenen Werke finden ſich noch verſchiedene dieſer Gärten durch Wort 
und Bild illuſtrirt, bei welchen wir uns nicht länger aufhalten können. 
Nur einen, den Ludoviſi-Garten (ſiehe Fig. 52) möchten wir dem 


Ledſer im Bilde vorführen. Derſelbe befindet ſich in Rom und wird 


von den alten Mauern der ewigen Stadt eingefaßt. 


Dank der großen Zuvorkommenheit des Herrn J. Roͤthſchild in 
Paris iſt es uns jetzt auch ermöglicht worden, eine Reihe von Abbildun⸗ 
gen mit der dazu gehörigen Beſchreibung aus ſeinem berühmten Werke 


938 


„L'Art des Jardins“ (vergl. H. G. & Bl.-3. 1886) in mehreren lau⸗ 

fenden Nummern unſerer Zeitung wiederzugeben. Im Januarhefte ſol⸗ 

len die engliſchen Gärten beſprochen und veranſchaulicht werden u. ſ. f. 
| Red. 


— — 


Ueber Laubfall. 
Von Dr. Hans Moliſch. 


Im 34. Jahrgange dieſer Zeitung (1878. S. 337) gaben wir einen 
Auszug aus Alphonſe de Candolle's Schrift: Feuillaison, De- 
feuillaison, Effeuillaison, einige Jahre ſpäter erſchien eben- 
daſelbſt (1884, S. 337) Dr. Sorauer's intereſſante Arbeit „Des Blat⸗ 
tes Arbeit“, heute nun entlehnen wir einen Aufſatz über obiges Thema, 
welcher jo recht dem jetzt herrſchenden Spätherbſte angepaßt iſt, der Il⸗ 
luſtrirten Garten-Zeitung (1886, S. 222). l 

Erſcheinungen, die uns auf Tritt und Schritt begegnen, oder in 
verhältnißmäßig kurzen Zeitabſchnitten ſich regelmäßig wiederholen, ver— 
lieren alsbald unſer Intereſſe, da ſie den Reiz der Neuheit für uns ein⸗ 
büßen. Dies mag nicht zum geringen Theile die Urſache davon ſein, 
warum die allergewöhnlichſten Naturerſcheinungen ihren Urſachen lange 
Zeit unbekannt bleiben, und warum es ſo lange währt, bis jemand nach 
dem Weſen ſolcher Erſcheinungen forſcht. — Wie viel Jahrhunderte mußten, 
um nur ein Beiſpiel zu erwähnen, vergehen, bis man ſich ernſtlich die 
Frage ſtellte, warum die Hauptachſe und die Hauptwurzel eines Baumes 
an allen Punkten der Erde die lotrechte Richtung einnehmen? Erſt am 
Anfange dieſes Jahrhunderts wurde der urſächliche Zuſammenhang zwi⸗ 
ſchen der Richtung der genannten Pflanzentheile und der Schwerkraft feſt⸗ 
geſtellt. Aehnlich verhält ſich die Sache beim Laubfall, erſt in den jeh- 
ziger Jahren war es dem Pflanzenanatomen H. v. Mohl vorbehalten, 
uns einen einigermaßen klaren Einblick in die Mechanik des Blattfalls 
zu verſchaffen, indem er jene merkwürdige Veränderung erkannte, die ſich 
im Innern des Blattgrundes, da wo das Blatt in den Stamm übergeht, 
wenig Tage oder wenig Wochen vor dem Abfallen einſtellt. An der Ba— 
ſis des Blattſtieles entwickelt ſich zu dieſer Zeit eine ungemein zarte Ge— 
webeplatte, die ſogenannte Mohlſche Trennungsſchichte, deren einzelne Be— 
ſtandtheile (Zellen) heranwachſen, ſich ſchließlich von einander trennen und 
auf dieſe Weiſe den Zuſammenhang zwiſchen Blatt und Stamm aufheben. 
Es ſoll im folgenden nicht meine Aufgabe ſein, auf dieſen, namentlich 
für den Botaniker, ſehr wichtigen Punkt näher einzugehen, auch ſoll dies⸗ 
mal die herbſtliche Entlaubung nicht zum Gegenſtand unſerer Betrachtung 
gemacht werden, es ſoll vielmehr die Laubfrage nur ſo weit ſie für den 
Gärtner von Intereſſe iſt, kurz erörtert werden. Ihn intereſſiren aber 
nicht ſo ſehr die inneren Vorgänge, die ſich an der Ablöſungsſtelle des 
Blattes vollziehen, ſondern in erſter Linie die äußeren Bedingungen, un⸗ 
ter welchen ſich der Laubfall vollzieht. Denn nur zu oft macht der 
Pflanzenzüchter, beſonders dann, wenn Pflanzen aus dem freien Lande in 


539 


Töpfe geſetzt, oder von einem Gewächshaus in ein anderes gebracht wer— 
den, zu ſeiner unangenehmen Ueberraſchung die Wahrnehmung, daß ſich 
viele entlauben, ohne daß er ſich über die wirkenden Urſachen Rechenſchaft 
zu geben weiß. Die Kenntniß der Letzteren iſt alſo für ihn von 
einſchneidender Wichtigkeit und deshalb ſoll auch von dieſen hier die 
Rede ſein. 

Ich bin in der glücklichen Lage darüber Genaueres ſagen zu können, 
weil ich, anknüpfend an die bekannten grundlegenden Unterſuchungen des 
ausgezeichneten öſterreichiſchen Phyſiologen J. Wiesner, über die herbſt— 
liche Entlaubung *) ſelbſt zahlreiche Verſuche zur Erneuerung der Blatt— 
fallurſachen angeſtellt und darüber in einer Abhandlung ausführlich berich— 
tet habe.“) 

An der Hand der folgenden einfachen, ohne Zuhilfenahme eines be— 
ſonderen Apparates ausführbaren Verſuche, kann ſich jeder Gärtner mit 
den gewöhnlichſten Laubfallurſachen bekannt machen. 

1. Verſuch. Wird ein belaubter Zweig des erſten beſten Holzge— 
wächſes oder eine im Topf kultivirte Pflanze, z. B. Fliederbäumchen, dem 
freien Lande entnommen und in einen mit Waſſerdampf geſättigten Raum, 
etwa in eine große, mit Waſſer abgeſperrte Glasglocke gebracht, ſo fallen 
in 1—2 Wochen gewöhnlich alle Blätter ab. Im dunſtgeſättigten Raum 
vermag die Pflanze, im Gegenſatz zu den unter normalen Verhältniſſen 
gezogenen Gewächſen, kein Waſſer durch die Blätter zu verdampfen, ſie 
kann — um es kurz zu jagen — nicht transpiriren.“ “) Die Hemmung 
der Transpiration iſt hier, wie Wiesner zuerſt zeigte, die Urſache der 
Entlaubung. 

2. Verſuch. Wird eine in feuchter Luft kultivirte Pflanze, z. B. 
eine Warmhauspflanze (Croton, Boehmeria etc.), in einen trockenen 
Raum, etwa in ein geheiztes Zimmer geſtellt, ſo erfolgt oft ſchon in 
wenigen Tagen theilweiſe oder gänzliche Entblätterung. Hier war es 
nicht die Herabſetzung der Transpiration, im Gegentheil, hier war es 
die in der trockenen Luft abnorm geſteigerte Waſſerverdunſtung, welche 
die Bildung der Trennungsſchichten und in weiterer Folge den Blattfall 
hervorrief. 

3. Verſuch. Derſelbe Effekt wird bei vielen Gewächſen erzielt, wenn 
dieſelben allmählich immer weniger, ſodann garnicht mehr begoſſen und 
ſchließlich im total welken Zuſtande plötzlich reichlich mit Waſſer verſorgt 
und vielleicht überdies noch in einem feuchten Raum gebracht werden. 
Azaleen, Fuchſien, Evonymus werfen zumeiſt wenige Stunden nach der 
reichlichen Waſſerzufuhr ihre Blätter ab. 

Um es ganz allgemein zu ſagen: ſobald bei einer Pflanze der Waſ— 
ſergehalt, ſei es durch geſteigerte Transpiration oder durch mangelhafte 
Waſſerzufuhr oder durch beide zugleich durch ein gewiſſes Minimum, 
welches ſich gewöhnlich durch Welken zu erkennen giebt, ſinkt, fallen die 


*) Unterſuchungen über die herbſtliche Entlaubung der Holzgewächſe. Sitzber. 
d. k. Akad d. Wiſſenſchaft zu Wien 1871. 

*) Unterſuchungen über Laubfall. Ebenda. 93. Bd. 1 Abt. 1886. 

***) Unter Transpiration verſteht man in der Pflanzenphyſiologie die Abgabe von 
Waſſerdampf durch die Oberfläche der Pflanze. 


540 


Blätter ſchon während des Welkens oder nach plötzlicher ausgiebiger Be⸗ 3 
wäſſerung ab. 3 
Die Kenntniß der vorgebrachten Thatſachen ift für den Gärtner von 1 


größter Wichtigkeit, weil er nur zu häufig in die Lage kommt, Pflanzen 


von einem Ort an den andern, von einem Gewächshaus in ein anderes 


ſtellen zu müſſen und hierdurch, ohne es zu wollen, auch die Transpirae 
tionsgröße, welche, wie wir geſehen haben, auf die Entlaubung jo großen 
Einfluß nimmt, verändert. Innerhalb gewiſſer Grenzen verträgt aller- — 


dings die Pflanze eine ſolche Wandlung in der Größe der Waſſerverdun- 
ſtung, beſonders wenn dieſelbe nicht unvermittelt, ſondern in langſamer— 
Steigerung in der Pflanze platzgreift. Bi 

Gerade diefen Umſtand vor Augen habend, muß ſich der Gärtner 
ſorgfältig hüten, Pflanzen aus einer feuchten Atmosphäre plötzlich in eine 
ſehr trockene und ebenſo umgekehrt aus der letzteren in eine feuchte zu 
ſtellen. Gewöhnt man die Pflanze jedoch nach und nach an eine andere 
Luftfeuchtigkeit — wobei ſelbſtverſtändlich gewiſſe, je nach der Natur dern 
Pflanzen verſchiedene Grenzen nicht überſchritten werden dürfen — jo 
behält fie ihren Blätterſchmuck. Tüchtige Gärtner beſitzen in dieſer Ge⸗ 
wöhnung der Pflanze an verſchiedene feuchte Luft eine große Geſchicklich— 
keit, ſie wiſſen durch paſſende Lüftung des Gewächshauſes oder durch öf— 
teres Beſprengen der Gewächſe ſtets das richtige, für die Pflanze paſſende 
Maß von Luftfeuchtigkeit herzuſtellen. 

Die härteſte Probe hat wohl dieſe Geſchicklichkeit des Gärtners dann 
zu beſtehen, wenn Pflanzen aus dem freien Lande gehoben und in Töpfe 
eingepflanzt werden. Da die feineren Auszweigungen des Wurzelſyſtems 
bei dieſem Vorgang abgeriſſen, mithin die eigentlichen waſſeraufſaugenden 
Theile entfernt werden, ſo muß die Pflanze, ſoll dieſelbe nicht total ver— 
welken, nunmehr in ziemlich feuchter Luft aufgeſtellt werden. Hier nun 
gerade das Richtige zu treffen, die Pflanze weder zu feucht noch zu trocken 
zu halten, iſt eine wichtige, mitunter ſehr ſchwierige Aufgabe des Gärt— 
ners. Verſteht er dieſelbe nicht zu löſen, dann laſſen oft hunderte Pflan— 
zen ihre Blätter fallen, wie ich dies zu wieder holten Malen an Abutilon, 
Myrten und anderen Gewächſen geſehen habe. 

4. Verſuch. Werden Topfpflanzen an ihrem gewöhnlichen Stand— 
orte ſo ins Waſſer geſtellt, daß der Topf mit ſeinem unteren Theil einige 
Centimeter unter Waſſer taucht, ſo kann man nach längerer Zeit an vie— 
len Gewächſen gleichfalls eine vollſtändige oder theilweiſe Entlaubung her— 
vorrufen. Bei den angegebenen Verhältniſſen füllen ſich die kapillaren 
Räume des Bodens, die Luft aus demſelben verdrängend, alsbald mit 
Waſſer und geſtatten derſelben nur einen langſamen und mangelhaften 
Zutritt. Zweifellos greifen die in dem naſſen humöſen Boden ſtattfin— 
denden Fäulnißprozeſſe, ferner die hierbei auftretenden reichlichen Humus⸗ 
ſäuren die Wurzeln an und ſtören dieſelben in ihrer normalen Thätig⸗ 
keit. So kann es kommen, daß eine Pflanze, obwohl mit Waſſer über— 
reichlich verſorgt, zu welken beginnt und in Folge der geringeren Waſ— 
ſeraufnahme die Blätter abſtößt. Ob hierbei nur die gehemmte Waſſer— 
zufuhr, oder ob noch andere Urſachen, vielleicht geringe Nährſtoffzuleitung— 
oder die Aufnahme fauliger Produkte durch die kranken Wurzeln, eine 


541 


Rolle ſpielen, müſſen uns ſpätere Unterſuchungen entſcheiden. Beſon— 
ders empfindlich gegen ſtagnierende Bodennäſſe ſind im allgemeinen ſtark 
transpirirende, ferner ſolche Pflanzen, deren Wurzeln durch naſſen ſau— 
ren Boden und durch mangelhafte Durchlüftung leicht angegriffen wer— 
den. (Erifen). 

| 5. Verſuch. Stellt man eine Pflanze, etwa eine Fuchſia oder einen 
Coleus unter ſonſt normalen Bedingungen in einen finſtern Raum, ſo 
findet Entblätterung ſtatt. Bei der einen Pflanze früher, bei der ande— 
ren ſpäter. Gewächſe mit krautigem, leicht welkendem Laub (Fuchsia, 
Coleus) verlieren die Blätter ungemein raſch, oft ſchon nach einer Woche 
völlig, etwas länger, mitunter mehrere Wochen läßt die Entlaubung bei 
Gewächſen mit lederigem Laub (Azalea, Rhododendron) auf ſich war— 
ten, noch länger, manchmal monatelang bei den ſchwer welkenden Konife— 
ren, (Föhre, Fichte, Eibe). 

Um eine Pflanze zu entblättern, iſt es durchaus nicht nöthig, wie 
es in unſerem Verſuche der Fall war, ihr das Licht völlig zu entziehen, 
oft genügt ſchon Halbdunkel, ja bei ſehr lichtholden Pflanzen meiſt fon= 
ſtanter Abſchluß des direkten Sonnenlichtes. Daher und auch noch aus 
anderen Gründen das Beſtreben des Gärtners, namentlich zur Zeit des 
Winters, wo die dargebotene Lichtmenge der kurzen Tage und des häufig 
eintretenden Regens und Schneefalls halber eine ohnedies geringe iſt, ſeine 
Pflanzen möglichſt günſtigem Lichte auszuſetzen. Dieſes Beſtreben des 
Gärtners kommt ſogar in den Bauprinzipien der Gewächshäuſer überall 
zum Ausdruck. 

Damit ſteht keineswegs die Gewohnheit der Gärtner im Widerſpruch, 
manche Kulturpflanzen, wie z. B. Oleander, Evonymus, Kamelien und 
einige andere, in Kellern oder finſteren geſchloſſenen Beeten den Winter 
über zu bewahren — dieſe wenige Pflanzen ſind eben gegen dauernden 
Lichtabſchluß ſehr widerſtandsfähig, aber auch nur dann, wenn die Tem— 
peratur beſtändig ſo niedrig gehalten wird, daß es nicht zur Ausbildung 
der Trennungsſchichten kommen kann. 

Die Ausführung weniger, ſehr einfacher Verſuche hat uns denn ge— 
lehrt, daß nicht immer etwa ein und dieſelbe Urſache, ſondern daß eine 
ganze Reihe verſchiedener, ihrer Natur nach mitunter ſogar entgegenge— 
ſetzter Urſachen eine Pflanze ihres Blätterſchmuckes beraubt; verſtärkte 
oder gehemmte Transpiration, mangelhafte Waſſerzufuhr, ſtagnierende 
Bodennäſſe und Lichtmangel geben entweder jede einzeln für ſich oder zu— 
ſammenwirkend den Anſtoß zur Ausbildung der Trennungsſchichte und 
in weiterer Folge zur Ablöſung des Blattes. 


Einige der empfehlenswertheſten Zierpflanzen aus der Flora von 
Neu⸗Vorpommern und Rügen. 
Von E. Goeze. 


Die herbſtliche Verfärbung der Blätter, der über kurz oder lang 
durch heftige Stürme oder eiſige Lüfte bewirkte Blattfall unſerer Bäume 


542 


und Sträucher, das Verdorren und allmählige Einziehen der unzähligen 
Kräuter, welche bis dahin im buntfarbigen Gewande Feld und Flur 
geſchmückt hatten, mahnt uns daran, daß wiederum der Abſchnitt eines 
Jahres mit ſeinem ſteten Wechſel von Sonnenſchein und Regen, Kälte 
und Wärme, mit dem dadurch bedingten Erwachen, Blühen, Fruchttra⸗ 
gen und Abſterben der ſo reich ausgeſtatteten einheimiſchen Pflanzenwelt 


bald abgelaufen iſt. Nach all' dem raſtloſen Arbeiten, den ſtaunenswer⸗ 


then Leiſtungen der verfloſſenen Frühlings- und Sommermonate ſchei⸗ 
nen ſich die Gewächſe nun gleichſam zur Ruhe zu rüſten, um neue Kräfte 
zu ſchöpfen, ungeſchwächt dazuſtehen, wenn die Stunde des Erwachens 
geſchlagen hat. Für ein Weilchen ſollen wir nun all' die mannigfaltigen 


Geſtalten der grünen Blätter und bunten Blumen, der zarten Halme 


und Stengel entbehren, an welchen ſich unſer Auge bei den Streifzügen 
draußen hinaus, in der freien, ſchönen Gottesnatur erfreute. — Erinnerung 
iſt nun freilich kein Erſatz, aber fie hilft über das Entbehren leichter hin⸗ 
weg, und ſo wollen wir unſererſeits die Gelegenheit wahrnehmen, eine 


kurze Rundſchau zu halten in der Flora von Neuvorpommern und 


den Inſeln Rügen und Uſedom, welche ſich vieler ſeltener und jchö- 


ner Arten rühmen darf, legen dieſer Auswahl das unter demſelben Ti⸗ 


tel erſchienene Werk des Dr. Th. Fr. Marſſon (Leipzig 1869) zu Grunde. i 
Es handelt ſich hier um ein verhältnißmäßig ſehr kleines Florengebiet, 
welches aber durch ſeine ſo wechſelnde Configuration an Wald und Heide, 


Wieſe und Flur, Dünen und Flußufer beſonders reich ausgeſtattet iſt. 


Manche dieſer deutſchen Arten haben wir bereits einer Einführung in 3 


unſere Gärten für würdig erachtet, andere harren noch des Moments, 
wo die veredelnde Hand des Gärtners und Liebhabers ſich ihrer ans 


nimmt, — vielleicht, daß dieſe kurzen Mittheilungen hierzu Veranlaſſung 3 


geben. 

Hepatica triloba, Chaix. 

Das zierliche Leber blümchen erſcheint ſchon in den erſten ſonni⸗ 
gen Tagen des April, ein Jeder, der dann den entlaubten Wald durd- 
ſtreift oder am Bachgelände nach den erſten Frühlingsboten ſucht, freut 
ſich, wenn er dies zierliche Gebilde mit ſeinem offenen tiefblauen Auge 
aus dem moſigen Boden hervorbrechen ſieht, fühlt ſich vielleicht verſucht, 
einen Bulten behutſam auszugraben, um in ſeinen Garten zu verpflan— 
zen, was auch meiſtens, ſelbſt wenn die Blumen ſchon in voller Entwick— 
lung ſtehen, von Erfolg begleitet iſt. Giebt man ihm einen etwas ſchat— 
tigen Standort, etwa am Rande einer Gebüſchgruppe, ſorgt für leichten, 
ſandigen Boden, ſo wird das Pflänzchen im folgenden Jahre durch rei— 
ches Blühen dieſe kleine Mühe doppelt lohnen. 

Anemone ranunculoides, Lin. 

Wo Anemone nemorosa, Lin. die weiße Oſterblume mit ih- 
ren oft purpurn angehauchten Blumen im Walde den Frühling einzu— 
läuten ſcheint, drängt ſich nicht ſelten die gelbe hahnenfußartige Ane— 
mone, auch Windröschen genannt, hinzu, um durch den gefälligen Farben⸗ 
contraſt ihre und der nahverwandten Schweſter Reize zu erhöhen, wozu auch 
die feingezeichneten und gebreiteten grünen Hüllblätter nicht unweſent⸗ 
lich beitragen. Während ſich das weiße Buſch-Windröschen mitunter ganz 


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543 


roſenroth oder blaßgelb, auch hellbau verfärbt, zeigen die hie und da auf— 
tretenden Blendlinge zwiſchen beiden Arten Schattirungen von mattem 
Gelb bis zu Weiß. Auch gefüllte Blumen von beiden Arten kommen 
ab und zu vor. 

Pulsatilla vernalis, Mill. 
| Das Frühlings Windröshen gehört hier ſchon mehr zu den 
Seltenheiten, hat ſeinen Standort in Nadelhölzern und auf Heideboden 
aufgeſchlagen und charakteriſirt ſich durch feine weißen, außen violett an⸗ 
geflogenen Kelchblätter. 

Pulsatilla vulgaris, Mill. 

Viel gemeiner iſt die großköpfige Küchenſchelle, die mit der 
vorhergehenden ſo ziemlich dieſelben Lokalitäten theilt, gleich ihr im April 
und Mai in voller Blüthe ſteht. Auf kurzem, aufrechtem Stiele ſitzt der 
violett purpurne Blumenkopf und find die Blätter des tulpenartigen Kel— 
ches von außen mit grauen Seidenhaaren überzogen. 

Pulsatilla pratensis, Mill. 

Die Wieſen⸗Küchenſchelle iſt eine Bewohnerin von ſonnigen 
Hügeln, Heiden, findet ſich auch, ſtellenweiſe ſogar häufig, in den Dünen 
der Seeküſte. Sie iſt der vorhergehenden ſehr ähnlich, hat aber meiſt 
kleinere und zwar hängende, ſchwarz violette, außen weißzottige Blüthen, 
die an der Spitze zurückgerollt ſind. 

Trollius europaeus, Lin. 

Die gemeine Trollblume hat ſich naſſe Wieſen auserkoren, wo 
ſie im Mai — Juli durch ihre großen, blaßgelben Blumen den Platz 
würdig ausfüllt. Andere Arten wie Tr. altaicus, americanus, asiati- 
cus etc. durch noch größere und leuchtendere Blumen ausgezeichnet, ge— 
hören zu den beliebten Stauden unſerer Gärten; warum ſind wir dem, 
was uns ſo nahe liegt, oft wenig zugethan?. 

Aquilegia vulgaris, Lin. 

Der gemeine Ackelei iſt für unſere Provinz nur auf Rügen als 
wirklich wildwachſende Pflanze anzuſehen, zuweilen trifft man ihn auch 
am Waldrande in Neu⸗Vorpommern an, muß dann aber als Gartenflücht⸗ 
ling aufgenommen werden. 

Durch die Kultur ſind bekanntlich viele ſchöne Spielarten des Acke⸗ 
leis entſtanden, auch Kreuzungen zwiſchen der gemeinen Art und mehre— 
ren exotiſchen haben hübſche Reſultate ergeben, immerhin bleibt die ty— 
piſche Form der Aquilegia vulgaris mit ihren großen, hängenden, blauen 
oder purpurnen Blüthen eine große Zierde, ſei es für den Garten oder 
draußen in der freien Natur. 

Delphinium Consolida, Lin. 

Vom Juni bis September iſt der auf Aeckern häufige Fel d⸗ 
ritterſporn mit ſeinen dunkelblauen Blumen eine unſtreitig ſtattliche 
Erſcheinung, wird aber nichts deſto weniger zu den Ackerunkräutern ge- 
zählt, freilich zu den weniger läſtigen, welche auch nicht jo maſſenhaft auf- 
treten wie die Kornblume, die Kornrade oder der Klatſchmohn. Von den 
Alten wurde unſere Art oder die ſüdeuropäiſche D. Ajacis als die Trauer⸗ 
blume angeſehen, die nach dem Tode des Ajax dem Boden entſproſſen ſein 
ſollte. Im Mittelalter galten beide Arten als vorzügliche Wund⸗ 


544 


ſollten. 
Actaea spicata, Lin. 


Das Ch riſtophskraut gehört zu den ſeltneren Vertretern unſe— | 
rer neuvorpommerſchen Flora. Die weißen Blüthen an kurzer, geftielter - 


heilmittel, welche die Wunden ſchnell ſchließen und heilen (conſolidieren) 


Traube und ſpäter die glänzend ſchwarzen Beeren, welche an jene der 
Einbeere erinnern, verleihen unſerer Pflanze zu verſchiedenen Jahres⸗ 


zeiten ein hübſches Ausſehen. 
Corydalis cava, Schweigg. & Körte. 


Der gemeine Leichenſporn oder der Hohlwurz tritt hier und 
da in Wäldern und Gebüſchen auf, dann aber faſt immer in großen 
Schaaren beiſammen. Schon zeitig im Frühling kommt die reiche Blü- 
thentraube voll purpurroth und röthlich weiß bemalter Blümchen zum 
Vorſchein. Auf Rügen wächſt die ziemlich ſeltene C. pumila, Rchb., 
welche nur halb ſo hoch wird wie die vorhergehende Art, und ſich durch 


viel kleinere Blüthentrauben auszeichnet. 
Viola mirabilis, Lin. 


Dieſe Art mit hell⸗lilafarbigen, wohlriechenden Blüthen iſt bis jetzt 


nur auf Rügen beobachtet worden, wo ſie in Laubwäldern und Gebüſchen 


auftritt. Bekanntlich vermittelt ſie den Uebergang der ſtengelloſen zu den 1 
ſtengeltragenden Veilchen und wird durch breit nieren-herzförmige, kurz 


zugeſpitzte Blätter beſonders gekennzeichnet. 
Parnassia palustris, Lin. 


Die Sumpf⸗Parnaſſie, auch wohl Herzblatt genannt, gehört 


zu den ſchönſten Zierden unſerer Herbſtwieſen und wer ihre prächtigen, 


zartgeaderten weißen Blumen in großen Schaaren beiſammen ſieht oder 


auch der einzelnen Blume, zwiſchen deren 5 Staubgefäßen 5 lyraförmige | 


Necta rien von höchſter Zierlichkeit ſtehen, beſondere Beachtung ſchenkt, wird 


ſicher den Wunſch verſpüren, dieſe reizende und doch dabei ſo ſtattliche 3 


Droseracee ſeinen Sammlungen einzuverleiben. Man pflanze ſie in 
Moorerde, Torfgrus mit Gartenerde vermiſcht thut's auch, und halte ſie 
während der Vegetationszeit ſehr feucht, doch dürfte kalkhaltiges Waſſer 
nicht anzuempfehlen fein. Ihre Kultur bietet durchaus keine Schwierig- 


keit, und gleichwie fie der Liebhaber willkommen heißen wird, dürfte ſie 


ſich auch für Handelsgärtner zum Schneiden trefflich eignen, denn ſchöne 
und große weiße Blumen finden immer Verwendung. 

In Nordamerika und Oſtindien kommen andere Arten dieſer Gat— 
tung vor, die jetzt gemeiniglich zu den Droseraceen gezählt wird, früher 


brachte man ſie wechſelweiſe zu den Hypericineen, Violaceen, Saxifra- a 


gaceen und Tamariscineen, oder machte auch eine eigene Familie, Par- 
nassieen daraus. 

Dianthus superbus, Lin. 

Unter den hier vorkommenden Nelkenarten iſt dieſe mit ihren duf— 
tenden, höchſt zierlich zerſchlitzten roſenrothen Blumen entſchieden die hüb⸗ 
ſcheſte. 


Orobus vernus, Lin. 


18 


Die Frühlings-Walderbſe beginnt zu blühen, wenn der Laub— 


wald ſein duftiges, hellgrünes Gewand angethan hat und trägt dann mit 


545 


ihrer friſchen Belaubung, den langgeſtielten Blüthen, die, anfangs pur- 
purn, ſich allmählich in ſchönes Blau verfärben, nicht unweſentlich zur 
Ausſchmückung desſelben bei. Etwas ſpäter tritt Orobus niger in ihre 
Stelle. 
| Coronilla varıa, Lin. 
Nur 2 Fundorte werden von der bunten Kronenwicke angege— 
ben, der eine auf dem Feſtlande, der andere auf Rügen und zählt ſie ſo— 
mit zu den ſeltenen, aber jedenfalls zu den zierlichſten und ſchönſten uns 
ſerer Feldblumen. Aus dem kriechenden Wurzelſtocke ſchießen die gerun— 
deten Dolden hervor, deren Blumen in der roſenrothen bis purpurro— 
then Fahne, dem weißen Flügel und Schiffchen und dem ſchwarz-pur— 
purnen Schnabel eine gar liebliche Farbenzuſammenſtellung aufweiſen. 

Spiraea Filipendula, Lin. 

Im Juni und Juli werden die Triften, Hügel und Gebüſche hin 
und wieder von der knolligen Spierſtaude geſchmückt, welche auch 
in unſeren Gärten häufig angetroffen wird, und deren vielzackige gefiederte 
Blätter und roth angehauchte Knoſpen und Blüthen ſehr zierend ſind. 
Viel häufiger iſt die ulmenblättrige Spiraea und zwar in der Form 
6. foliolis utrinque viridibus, macht ſich auf ſumpfigen Wieſen 
und an Gräben ſchon von Weitem durch ihre wallenden Trugdolden ſchnee— 
weißer Blüthen bemerklich. 

Comarum palustre, Lin. 

In Torfſümpfen und auf naſſen Wieſen ift das Blutauge jehr 
gemein, zählt aber nichts deſtoweniger durch ihre prächtig dunkelrothen 
Blumen, die fie im Juli — Auguſt reichlich hervorbringt, zu den hübſche— 
ſten Vertretern unſerer neuvorpommerſchen Flora. Die Pflanze hat 
einen kriechenden Wurzelſtock und wird 1— 2 Fuß hoch. Ihre gedreie— 
ten oder fünffiederigen Blätter ſind auf der Unterſeite blaugrün gefärbt, 
die Blüthen ſtehen in endſtändigen Doldentrauben; es ſind nicht die flei- 
nen blutrothen Blumenblätter, ſondern vielmehr die großen inneren Kelch— 
zipfel mit ihrer braunrothen Farbe, welche den Haupteffect hervor— 
bringen. 

Rosa rubiginosa, Lin. 

Unter den vier Roſenarten verdient dieſe beſonders hervorgehoben 
zu werden, die in Gebüſchen und Hecken, ſowie auf Anhöhen beſonders 
mit lehmigem Untergrunde ziemlich häufig iſt und ſich mit ihren hübſch 
gefärbten, balſamiſch nach Obſt duftenden Blättern, den kleinen, geſättigt 
rothen Blüthen und ſpäter im Herbſte durch die ſchön ſcharlachrothen 
en ein volles Anrecht auf die Bezeichnung Zierpflanze erwor— 
ben hat. 

Chrysosplenium oppositifolium, Lin. 

Während das gemeine Milzkraut, C. alternifolium an feuch— 
ten Orten unter Gebüſch ſehr häufig iſt, tritt das kleinere und zartere 
gegenblätterige Milzkraut nur ganz vereinzelt auf Rügen auf. 
Seiner Zierlichkeit wegen verdient unſer Pflänzchen mit ſeinen faſt kreis— 
9 Blättern den grünlich-gelben, winzigen Blüthen immerhin Be— 
achtung. 


Hamburger Garten- und Blumen⸗Zeitung. Band 42 (1886). 35 


546 


Scorzonera purpurea, Lin. 


Eine ſehr ſeltene Vertreterin unſerer Flora, die im Mai- Juli hier 
und da auf Triften und Hügeln angetroffen wird. Blüthen heller oder 
dunkler roſenroth. Nach Marſſon dürfte 8. rosea, W. K. zu unſerer 


Art gezogen werden. 
Echinops sphaerocephalus, Lin. 


Die rundköpfige Igels diſtel, auch wohl Kugeldiſtel genannt, 
ſtammt urſprünglich aus Südeuropa, tritt hier und da an Wegen und 
auf altem Gemäuer verwildert auf. Ein ſtattlicher Repräſentant der 
Compositen, der ſich mit ſeinen großen kugelrunden, blaublühenden Köpfen 


recht ſtattlich ausnimmt und in einem größeren Garten paſſende Ver⸗ 


wendung finden dürfte. 
a mpanula latifolia, Lin. 


Dieſe ſtattliche Art mit großen violetten Glockeublumen, welche ein? 


zeln in den Blattwinkeln ſitzen, findet ſich ab und zu in ſchattigen Laub⸗ 
wäldern und feuchten Gebüſchen, ein Fingerzeig, wie ſie ſich auch in Parks 


und größeren Gärten mit Vortheil verwenden läßt. 
Erica Tetralix, Lin. 


Die Glocken- oder Moorheide iſt eine ziemlich häufige Ber 
wohnerin von Torfmooren und ſumpfigen Heideboden, wo ſie im Juli bis 


Auguſt mit ihren urnenförmigen, blaßroſa, ſeltener weiß gefärbten Blü⸗ 
then, die oft ziemlich montone Vegetation aufs wirkſamſte ausſchmücken 


hilft. 
Vaccinium uliginosum, Lin. 


Die Sumpf⸗Heidelbeere oder Rauchbeere hat während der 


Monate Mai⸗Juni in Mooren, beſonders in Waldbrüchen der Nadel⸗ 


hölzer ihr Blüthenkleid entfaltet, doch auch durch ihren gedrungeren 


Habitus, ihre größeren, bläulich bereiften Beeren, die Ende Sommer 


reifen, iſt ſie der gemeinen Heidelbeere oder Bickbeere weit über 


legen. 
Vaccinium Oxycoccos, Lin. 


Zwiſchen Sphagnum warm gebettet, iſt die überaus zierliche Moos⸗ 


beere, ein kleiner, zarter, niederliegender Strauch auf Torfmooren ſehr 


häufig, wird dann beſonders anziehend, wenn die dunkelpurpurrothen, 


verhältnißmäßig großen Beeren Ende Auguſt —Mitte September zur 


Reife gelangen. Auch die Bärentraube (Arctostaphylos uva ursi, 


Spr.) ſowie die Rauſchbeere (Empetrum nigrum, Lin.) fallen in ih- 


rer Beerenreife beſonders ins Auge. Nicht minder verdienen der kleine 
wilde Rosmarin (Andromeda polifolia, Lin.) und der große wilde 
Rosmarin oder Sumpf-Porſt (Ledum palustre, Lin.) unſerer 


Torffümpfe Erwähnung, da ſie mit ihren roſenrothen, reſpektive weißen 


Blüthen zum Straußbinden einladen, wenn auch bei letzterer der unan⸗ 


genehme Geruch nicht ſelten Enttäuſchung hervorruft. Ab und zu wer 
den hier und auch wohl anderswo Büſchel des Sumpf-Porjt zum 


Verkaufe als Mottenvertilger feilgeboten. 
Pyrola rotundifolia, Lin. 


* 1 8 


Dieſe Art, ſowie auch ihre Geſchwiſter P. chlorantha, Sw., P. 
media, Sw., P. minor, Lin., die man wohl auch insgeſammt als Win⸗ 


547 


tergrün oder Waldmangold bezeichnet, gehören ſicherlich zu den 
ſchönſten Zierden unſerer Laub- und insbeſondere Nadelhölzer. Sie ſte— 
hen in den Monaten Juni-⸗Juli in voller Blüthe und harmoniren die 
in Trauben ſtehenden porcellanig-weißen oder auch grünlich gelben ſelbſt 
roſa angehauchten Blüthen auf's lieblichſte mit den immergrünen, leder— 
artigen, grün glänzenden Blättern. Lindley verſicherte, daß ſämmtliche 
Pyrola-Arten Wurzelſchmarotzer wären, doch ſcheint dies nicht wahrſchein— 
lich, obgleich eine Verpflanzung in unſere Gärten in den ſeltenſten Fäl- 
len von Erfolg begleitet iſt. Noch ſchöner als die Genannten iſt Mone- 
pis uniflora, P. M. E. (Pyrola uniflora, Lin), aber nicht jo häufig, 
aus deſſen großer, weißer Porcellanblüthe ein köſtlicher ätheriſcher Wohl— 
geruch ſtrömt. Faſt die doppelte Höhe erreicht Chimophila umbellata, 
Nutt. (Pyrola umbellata, Lin.), deren kleine, roſenrothe Blumen mit 
violetten Staubgefäßen wenigblütige Dolden bilden. Aus der 7. Art un— 
ſerer Gattung Pyrola, die desgleichen Neuvorpommern angehört, hat 
man eine dritte Gattung gemacht, — Ramischia, Opitz und zwar R. 
secunda, Grecke (Pyrola secunda, Lin.), deren kleine, weißgrünliche 
Glockenblumen eine einſeitswendige Traube zuſammenſetzen. Könnte man 
dieſe überaus reizenden Gewächſe der Kultur unterwerfen und manche 
Gärtner haben ſchon ganz anderes zu Wege gebracht, jo würde dies eine 
für unſere Gärten hochwillkommene Acquiſition ſein. Wir haben es 
mit der Ausſaat dieſer und jener Art verſucht, konnten aber auch auf 
17 5 Wege keine Erfolge erzielen, — vielleicht daß Andere glücklicher 
ſind. 

Monotropa Hypopitys, Lin. 

Dieſer echte Schmarotzer ift in unſern Wäldern auf den Wurzeln 
von Eichen, Buchen und Kiefern ſehr verbreitet und ſteht den Pyrolas 
verwandtſchaftlich recht nahe. Das Ohnblatt oder der Fichtenſpar— 
gel hat ein durchſcheinend bleichgelbes Ausſehen, iſt ſehr ſaftig und wird 
beim Trocknen ſchwarz, breitet alsdann auch einen vanillenartigen Ge— 
ruch aus. Nach pommerſchen Aberglauben muß die Pflanze, wenn ſie 
in der Nähe eines Hauſes hervorwächſt, ſofort ausgeriſſen werden, um 
nicht den baldigen Tod eines Bewohners deſſelben herbeizuführen. 

Monotropa glabra, Bernh. (M. Hypophegea, WIIIr.). 

Iſt der vorigen ſehr ähnlich, theilt auch mit ihr dieſelben Standorte, 
unterſcheidet ſich aber durch einen zierlichen niedrigen Wuchs, auch ſind alle 
ihre Theile glatt, „die ganze Pflanze erſcheint wie aus Wachs gegoſſen.“ 

Limnanthemum nymphaeoides, Lin. 

Dieſe hübſche gelbblühende Gentianee, welche für unſere Zimmer⸗ 
Aquarien ſo trefflich zu verwerthen iſt, findet ſich bis jetzt nur im Ge— 
biet des Peene⸗Fluſſes, iſt ſelbſt da keine ſehr gewöhnliche Erſcheinung. 

Swertia perennis, Lin. 

Eine Bewohnerin von naſſen Wieſen und Torfbrüchen, doch durch— 
aus nicht häufig. Die tiefviolette, mit ſchwärzlichen Flecken bedeckte Blu— 
menkrone iſt ziemlich groß und mit lanzettlichen ſpitzen Zipfeln verſehen, 
die am Grunde 2 franſig-gewimperte Honigdrüſen tragen. Da die Fär— 
bung der Blumen, welche ſich im Auguſt — September entfalten, recht 


35 


548 


eigenthümlich iſt, die Pflanze auf einem Moorbeet luſtig gedeiht, kann 
man ihr mit Fug und Recht einen Platz in unſeren Gärten einräumen. 


Gentiana Pneumonanthe, Lin. 


Unter den drei einheimiſchen Enzian-Arten (G. campestris, Lin, 


G. Amarella, Lin.) verdient der Lungen-Enzian als Zierpflanze jeden⸗ 


falls die meiſte Beachtung; kann ſie auch nicht mit den Arten der Alpen 
rivaliſiren, deren herrliche tiefblaue Farbe das Entzücken aller Touriſten 
ausmacht, ſo iſt doch ihre dunkel azurblaue Blumenkrone für den Kenner 


ein würdiges Objekt der Bewunderung, die durch die nach innen mit 5 hellen 


grünpunktirten, nach außen mit 5 grünen Streifen verſehene Röhre noch 


geſteigert wird. Die alpinen Enzianen bieten überdies bei ihrer Ver— 


pflanzung in die Gärten mancherlei Schwierigkeiten, während unſere Art 


eine Bewohnerin von Wieſen und moorigen Heiden, durchaus nicht an⸗ 
ſpruchsvoll iſt. 

Veronica spicata, Lin. 

Unſere Flora beſitzt 18 Arten dieſer Gattung, wir wollen hier nur 


den auf trockenen Anhöhen und Triften ſelten vorkommenden ährenför— 1 


migen Ehrenpreis hervorheben, deſſen fußhoher Stengel meiſtens mit 
einer einfachen dichten Traube bläſſer oder dunkler blau oder lila gefärb⸗ 
ter Blüthen endigt. Nicht zu verwechſeln mit der zur ſelben Zeit (Juli⸗ 


Auguſt) blühenden Veronica longifolia, Lin., welche mindeſtens doppelt 


ſo hoch zu wachſen pflegt und ihre Endähre dunkelblauer Blüthen ge— 
wöhnlich mit einigen Seitenähren umgiebt. | 

Digitalis ambigua, Murr. 

Während der gemeine rothe Fingerhut hier ein Fremdling iſt, 


hat man D. ambigua in ſchattigen Laubwäldern, aber bis jetzt nur an 


einem Standorte aufgefunden. Sie zeichnet ſich durch eine trüb-ſchwe⸗ 
felgelbe, drüſig behaarte, innen netzartig braungefleckte Blumenkrone aus, 
auch find die Zipfel des viertheiligen Kelches einnervig. 

Pedicularis Sceptrum Carolinum, Lin. 


Einen prächtigen Schmuck für unſere Wieſen machen die 3 Pedi- 


— 


cularis-Arten (palustris, silvatica) aus, die Landleute wollen aber nicht 


viel von ihnen wiſſen, weil ſie dem weidenden Vieh ſchädlich ſein ſollen. 
Marſſon hat aber jedenfalls Recht, wenn er das Karls-Scepter, zu 


Ehren des Königs Karl XI. von Schweden jo benannt, als eine Pradt- 
pflanze hinſtellt, die ſich durch ihre Größe und den geſchloſſenen Blumen- 
ſchlund von allen übrigen Arten unterſcheidet. Der kerzengrade, 3—4 
Fuß hohe Stengel iſt mit über zollgroßen, goldgelben, in einer verlän- 
gerten endſtändigen Aehre ſtehenden Blumen beſetzt, deren Unterlippe an 
der Spitze blutroth gefärbt iſt. Sie blüht nicht wie die andern zeitig 
im Jahre (Mai — Juli), ſondern erſt im Auguſt— September, fo daß 
ihre Samen nicht immer zur Reife gelangen, auch kennt man von ihr 
nur einige Standorte, z. B. die Peene⸗Wieſen bei Anclam. Können wir 
direkt oder indirekt zur Einführung dieſer herrlichen Pflanze in unſe re 
Gärten etwas beitragen, ſo ſoll das gewiß nicht verſäumt werden. 

Pinguicula vulgaris, Lin. 

Auf Moorwieſen kommt das Fettkraut, dieſes ſpannenhohe Ge— 


wächs häufig vor und ſind die dunkelvioletten, veilchenähnlichen Blumen | 


549 


(Juni⸗Auguſt) ebenſo zierlich, wie die in einer Roſette beiſammenſtehen— 
den gelbgrünen, wie mit Fett beſchmierten Wurzelblätter, aus welchen erſtere 
ſich erheben. Zur ſelben Familie, den Lentibulariaceen zählen auch die 
Utricnlarien, von welchen wir hier 3 species, Utricularia vulgaris, Lin., 
U intermedia, Hayne und U. minor, Lin kennen. Die zweite Art, der 
mittlere Waſſerhalm iſt die bei weitem ſeltenſte, während der gemeine 
Waſſerhalm oder das Blaſenkraut durch ſeine anſehnlichen, larvenför— 
migen, goldgelben Blüthen am meiſten ins Auge fällt. Die Pinguicula wie 
auch die Utricularien zählen zu den Inſektenfreſſern und hat man die 
Frage aufgeworfen, warum ſolche gerade unter den Sumpf- und Moor— 
pflanzen ſo beſonders häufig vertreten ſind. Vielleicht ließe ſich dieſelbe dahin 
beantworten, weil der Standort dieſer Gewächſe an ſtickſtoffhaltigen Beſtand— 
theilen, welche zum Reifen der Samen erforderlich ſind, beſonders arm iſt. 

Primula farinosa, Lin. 

Auf torfigen, ſumpfigen Wieſen hier und da, ſo auch unmittelbar 
bei Greifswald anzutreffen und im Mai Juni im reichen Blüthenkleide 
ſtehend. Die hellröthliche oder lila Blumenkrone mit gelbem Schlunde 
ſticht gefällig ab von den weiß mehligen Stengeln und Kelchen und macht 
ſich dieſer Ueberzug bekanntlich auch auf der Unterſeite der Blätter be— 
merkbar. — Primula officinalis und elatior find viel häufiger. — Un⸗ 
ter den Primulaceen nennen wir ferner Lysimachia vulgaris, Lin., 
den gelben Weiderich und Lysimachia thyrsiflora, Lin., beide wie 
desgleichen L. Nummularia, Lin, in Sümpfen, Gräben u. ſ. w. viel⸗ 
fach anzutreffen, wo dagegen L nemorum, Lin., nebenbei bemerkt eine 
höchſt zierliche Ampelpflanze und zur Ausſchmückung unſerer Felspar— 
tien ſehr geeignet, ſich hier und da an feuchten Stellen in Laubwäldern 
niedergelaſſen hat. — Trotz ihres häufigen Vorkommens darf die Waſ— 
ſerfeder oder das Waſſerveilchen, Hottonia palustris, Lin. in 
dieſer Aufzählung nicht fehlen, da ſie den Gräben und Sümpfen wäh— 
rend der erſten Sommermonate mit ihren quirlſtändigen, kammförmig 
gefiederten, untergetauchten Blättern, aus deren Achſeln geſtielte, röthlich— 
weiße Blüthen hervortreten, beſondere Reize verleihen. 

Statice Limonium, Lin. 

Wenn die blaue Strandnelke oder der See-Lavendel den 
halbmeterhohen Blüthenſtengel emportreibt, die in einer eigenthümlichen 
Riſpe ſtehenden blauvioletten Blumen bis in den September hinein ent> 
faltet, iſt die Zeit gekommen, wo die zahlreichen Badegäſte vom bis da— 
hin ſo gaſtlichen Strande der Oſtſee Abſchied nehmen und die halbwe— 
ges zu den Immortellen zählenden Blumen unſerer Art werden dann 
nicht ſelten als liebes Erinnerungszeichen mit heimgebracht. 

Daphne Mezereum, Lin. 

Der gemeine Seidelbaſt oder Kellerhals iſt bis jetzt nur an 
einer Stelle in der Nähe von Anclam gefunden worden; im Uebrigen 
iſt dieſer kleine Strauch eine in unſern Gärten, ſei es durch ſeine zeitig 
im Frühling erſcheinenden purpurrothen, narkotiſch duftenden Blüthen, 
ſei es durch die im Sommer reifenden erbſengroßen, ſcharlachrothen Bee— 
ren, ſo gewöhnliche Erſcheinung, als daß wir hier länger bei ihm zu 
verweilen nöthig hätten. 


Hippophaö rhamnoides, Lin. 1 

Eine beſondere Zierde der Oſtſeeküſte bildet der Stranddorn, 
der in unſerer Flora ſtellenweiſe maſſenhaft auftritt. Dieſer ſehr äftige, | 
4— 10° hohe Strauch oder kleine Baum zeichnet ſich ebenſo ſehr durch 
ſeine ſilberglänzende Belaubung, wie durch die eiförmige, orangefarbene 
Scheinfrucht von der Größe einer Kirſche aus. Wenn letztere im Spät⸗ 
herbſt zu voller Reife gelangt ſind, den Strauch maſſenhaft bis zum 


Eintritt ſtarker Fröſte bedecken, iſt der Contraſt zwiſchen den ſilberglän⸗ N 
zenden, oft bräunlich ſchülferigen Blättern und den leuchtend goldgelben f 


Früchten ein überaus gefälliger. Fügen wir noch hinzu, daß dieſer Strauch, 
wie auch ſein Name Stranddorn ſchon andeutet, im ſandigſten Boden, 


in exponirteſter Lage gut gedeiht, ſo ſind dies weitere Empfehlungen für 1 i 


ſeine Anpflanzung. 
Stratiotes aloides, Lin. * 
Die ſowohl, die Waſſeraloe oder Krebsſcheere, wie auch Hy- 
drocharis Morsus ranae Lin. der Froſchbiß gehören zur monocoty⸗ 


ledoniſchen Familie der Hydrocharideen, zu Deutſch Waſſerfreun⸗ 2 | 


dinnen und find beide gar zierliche Gewächſe für Zimmeraquarien, hel⸗ 
fen auch ſtehende Gewäſſer, in welchen ſie hier recht allgemein vorkommen, 
prächtig ausſchmücken. Erſtere zeichnet ſich durch vierkantige, ſchwertför⸗ 
mige, am Rande ſtachelig⸗gezähnte Blätter aus, desgleichen durch ihre eben⸗ 


falls dreiblättrigen, hübſchen weißen Blüthen, die aus der ſchwimmenden 


Blattroſette hervortreten. Die ihren Stiel umfaſſenden zwei breiten Hüll⸗ 
blätter erinnern in ihrer Geſtalt an eine Krebsſcheere. Die Vermehrung 
der Waſſeraloe durch Ausläufer iſt eine ſehr rapide, ſo daß ſie in 
manchen Gegenden der vielleicht mit Unrecht fo geſchmähten Elodea ca- 
nadensis, der Waſſerpeſt (vergl. S. 495) als läſtiges Unkraut 
gleichgeſtellt wird. — Unſere zweite Pflanze, der Froſchb'iß erinnert 
in ihrem Wuchſe ſehr an Limnanthemum nymphaeoides, welche aber 
keine Nebenblätter hat, auch eine verſchiedene Blattnervatur aufweiſt. Sie 
ſitzt entweder mit ihren langen Wurzelausläufern im Schlammgrunde 
feſt oder ſchwimmt auch frei umher. Die anſehnlichen, ſchneeweißen, 
vierblättrigen Blüthen kommen aus einer zweiblättrigen Scheide hervor 
und ſind dioeciſch. 

Ornithogalum umbellatum, Lin. 

Unter den hier wachſenden Liliengewächſen iſt der doldige Milch— 
ſtein ſicherlich die anmuthigſte Blumengeſtalt, zugleich aber auch wohl 
die ſeltenſte. Aus den ſchmalen, ſich gefällig neigenden Blättern ſteigt 
der glatte, aufrechte Stengel empor, an deſſen Spitze die außen mit 


grünen Rückenſtreifen verſehenen blendend weißen Blüthen ſtehen, welche 


in einer lockeren Schirmtraube auseinander fallen. 

Narcissus Pseudo- Narcissus, Lin. 

Man kennt für dieſe Flora nur einen Standort, wo die gemeine 
gelbe Narciſſe als wirklich wildwachſende Pflanze auftritt, anderswo 
iſt fie ein aus Gärten nicht ſelten entſprungener Flüchtling. 

Orchis purpurea, Huds. 

Unter den Monocotyledonen giebt es keine Familie, die hier durch 
ſo viele ſchönblühende Arten vertreten iſt, wie die der Orchideen. Wir 


551 


beſitzen 8 Orchis-species, nämlich O. purpurea, Huds., O. militaris, 
Lin., O. Morio, Lin., O. mascula, Lin., O. palustris, Jacq., O. la- 
tifolia, Lin., O. incarnata, Lin und O. maculata, Lin. Fünf der⸗ 
ſelben ſind recht verbreitet und meiſt häufig, nämlich Nr. 3, 4, 6, 7 und 
8, die anderen 3 zählen zu den Seltenheiten, ſo O. purpurea nur auf 
dem Kalkboden der Rügen'ſchen Halbinſel Jasmund, O. militaris nur 
bei Stralſund in einer Sandgrube mit mergeligem oder kalkhaltigem 
Untergrund und O. palustris an einigen Stellen ganz vereinzelt auf— 
tretend. Aus der Gattung Ophrys kennt man nur O. muscifera, 

Huds., welche zu den ſeltenen Erſcheinungen der ſumpfigen Peene-Wieſen 
gehört. — Es ließen ſich außerdem noch 14 Gattungen mit zuſammen 
20 Arten aufzählen, wir wollen uns damit begnügen, auf einige der 
ſchönſten oder ſeltenſten kurz hinzuweiſen. 

Auf Wieſen und an Gebüſchen findet ſich hier und da die ſchöne, 
ſchwach nach Vanille duftende Marien-Thräne oder Fliegen— 
Stendel, Gymnadenia conopsea, R. Br., deren kleine, hell purpur⸗ 
rothe Blüthen bis in den Auguſt hinein ausdauern. 

Herminium Monorchis, R. Br. mit nur einer einzigen, kugeligen 
Knolle hat ebenfalls kleine aber zahlreiche Blüthen von grünlich-gelber 
Farbe und feinem Wohlgeruch und iſt eine Wieſen-Bewohnerin. 

Epipogon aphyllus, Sw. 

Kommt auf Rügen und der Inſel Uſedom in ſchattigen Buchen— 
wäldern zwiſchen abgefallenem Laube vor, bald truppweiſe, bald einzeln, 
iſt ſie in manchen Jahren ſehr ſelten. 

Ceiphalanthera rubra, Rich. 

Dies iſt ein ſtolzer Repräſentant mit prächtig großen, halboffenen 
hellpurpurnen Blumen. Die Laubwälder von Rügen, Uſedom und bei 
Demmin weiſen ihr einen beſchränkten Verbreitungsbezirk an. Noch ſel— 
tener iſt C. grandiflora, Rab. (C. pallens, Rich.) mit großen gelb—⸗ 
lich⸗weißen Blumen, die ausſchließlich Rügen bewohnt. 

Corallorrhiza innata, R. Brown. 

Die niedliche Korallenwurz mit ſpannenhohem, blattloſen Stengel 
und kleinen gelblich⸗grünen, auf der Lippe rothpunktirten Blüthen breitet 
ihren korallenartig hin und hergebogenen Wurzelſtock zwiſchen abgefalle⸗ 
nem Laube in ſchattigen Buchenwäldern aus, doch auch in Torfſümpfen, 
ſelbſt faſt ſchwimmend unter Sphagnum findet ſie ſich hier und da 
truppweiſe. 

Sturmia Loeselii, Rchb. f. und Mala xis paludosa, Sw. 
gehören desgleichen zu den winzigen Vertretern dieſer Familie, die aber 
gerade durch ihre Zierlichkeit anziehend werden. Beide kommen hier und 
da in ſchwammigen Torfſümpfen zwiſchen Moospolſtern vor. 

Cypripedium Calceolus, Lin. 

Ende gut, Alles gut, — pflegt man zu ſagen, ſo ſoll denn auch 
eine der ſchönſten Blumen unſerer Flora und ohne Zweifel die ſtatt— 
lichſte aus der Reihe der Orchideen dieſe Aufzählung beſchließen. Früher 
war der Venus- oder Frauenſchuh auf Rügen recht häufig, wuchs 
dort auf dem Kalkboden ſchattiger Laubwälder und Gebüſche ſtellenweiſe 
in großen Mengen, doch ſeitdem der Strom der Touriſten nach jener 


552 


von der Natur ſo überaus reich und maleriſch ausgeſtatteten Oſtſeeinſel 
immer geſtiegen iſt, manche derſelben ſich ein Geſchäft daraus machten, 
jene ſo vielfach begehrte Gartenpflanze von dort maſſenhaft auszuführen, 
hat ſie ſich mehr und mehr nach wenig beſuchten Orten zurückgezogen, 
um ſo ihrer Heimathsinſel erhalten zu bleiben. i 


Witterungs⸗ Beobachtungen vom Auguft 1886 und 1885. 


Zuſammengeſtellt aus den täglichen Veröffentlichungen der deutſchen 
Seewarte, ſowie eigenen Beobachtungen auf dem frei belegenen Geeſtge— 
biete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp), 12,0 m über Null des neuen 
Nullpunktes des Elbfluthmeſſers und 8,3 m über der Höhe des Meeres⸗ 


ſpiegels. 
Aufnahme Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr und Abends 8 Uhr. 
Barometerſtand. 

1886 | 1885 
Höchſter am 19. u. 31. 766,6 am 15. Morgens 763,8 
Niedrigſt., 2. . 7563 
Mitlernen laut. OL, Bil 759,8 

Temperatur nach Celſius. 

1886 | 1885 
Wärmſter Tag am 30. u. 31. 27,5 am 6. u. 10. 25,0 
„ „ u., 15.2.1, 1131 be 12,6 
Wärmſte Nacht am 14. 14% % „ 6. u. 10. 14,6 
Kälteſte „ am 28.a. freiem Felde! „ 28. auf freiem Felde 0,8 

geſchütz. Thermom. 7,5 geſchütz. Thermometer 8,0 

31 Tage über 0°, 31 Tage über 0° 
— Tage unter 0% — Tage unter 0° 
Durchſchnittliche Tageswärme 20,7 17,9 
31 Nächte über 0% 31 Nächte über 0% 
— Nächte unter 0% — Nächte unter 0“ 


Durchſchnittliche Nahtwärme 10,2 8,6 
Höchſte Bodenwärme: 

1/, Meter tief, am 11. u. 25. 15,3 

durchſchnittlich 14,4 

2 „ Im 28. u. 29. 137 

durchſchnittlich 13,6 


2 „ „ am29.,30.u.3 1. 11, 
durchſchnittlich !, vom 26. bis 31. 10,4, durch- 
3 „ „ vom 26.bis31. 10,5 ſchnittlich 10,1 
durchſchnittlich 10,3 
n, „am 26. u. 31. 9,6 
durchſchnittlich 9,5 
N „vom 23. bis31. 9,5 


durchſchnittlich 9,1 
Höchſte Stromwärme am 26. 21,7 am 7. 20,3 
Luftwärme 22,0 


559: 


Niedrigſte am 6. u. 7. 17, am 20. 14, 
Luftwärme 18,0 u. 19,0 
Durchſchnittl. 19,2 16,0 


Das Grundwaſſer jtand 
(von der Erdoberfläche gemeſſen) 
am höchſten am 1. 514 cm. am 1. 453 cm. 
ien, one n 534 cm. | „ 18. u. 19. 570 em. 
Durchſchn. Grundwaſſerſtand 524 cm. 526 cm. 
Die höchſte Wärme in der Sonne war am 6. 55,0 gegen 25,0 im 
am 21. 36,0 gegen 21,2 im Schatten Schatten. 
Heller Sonnenaufgang an 1 Morgen an 9 Morgen 


Matter " ” 19 L " 9 17 

Nicht ſichtbarer „ „il 813 5 

Heller Rn an 16 Tagen an 12 Tagen 
Matter 


1 3 " 
Sonnenblicke: helle an 4, matte an helle an 8, matte an 6 Tagen 
7 Tagen 
Nicht ſichth Sonnenſchein an — Tag. an 2 Tagen 


Wetter. 
1886 1885 1886 1885 

Sehr ſchön Bewölkt . . 12 Tage 16 Tage 

(wolkenlos) Ef — Tage Bedeckt . 6 „ Ban 
Heiter BAR 2 3 C — „ 
Ziemlich heiter 5 „ e übe — „ 

Niederſchläge. 
1886 | 1885 

aan ! Morgen an 4 Morg. 

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1 „eu 12 Abd. „ 8 „ . sy 11° 
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Schnee, leichter. „ — Tag „ — Tag 

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eich fein, l! 1 Tagen „ 4 „ 20 Tagen 

n -[hauer . 9 1 " W 

n anhalt. a " 6 . " 2 " 
bare 8 E 


551 


Regenhöhe. 
Aufgenommen von der Deutſchen Sete 
1886 1885 
des Monats in Millimeter 44,4 mm. 715 mm. 
die höchſte war am 2. 18,1 mm. am 22. mit 12,3 mm. 
bei O. u. 080. bei WSW 
Aufgenommen in Eimsbüttel. 
des Monats in Millimeter 46,6 mm. | 77,1 mm. 
die höchſte war am 2. 18,1 mm. am 22. mit 18; s mm, 
bei O u. O80. bei WSW. 
Gewitter. 


Vorüberziehende: 3; am 14. 9 U. 45 M. 5; am 5. 7 U. 30 M. vm. 

Vorm. aus 880; ferner Donner am 14. aus WS Wjzam 5. 9 u. 

1 U. 30 M. Nm. aus 880 mit Regen; 15 M. Ab. aus WSW; 

am 23. Morg. 5 U. 15 M. aus 88 W. am 8. 1 Uhr 15 M.; am 
11. 8 u. aus SW; am 

21. 11 U. 30 M. aus 


WSW. 
Leichtes: — am 22. 12 U. Mitt a. SW. 
Starke: — — | 
Wetterleuchten: am 1. in SSW. am 7. in SSW; am 11. hi 
| in SW. 
Windrichtung. 
1886 1885 1886 1885 
N >= 3 Mal — Mal SSW. . 2 Mal | 1 Mal 
NNO 1.4 1% ̃ͤ KH. 9 
NO 8 4 „ N 1 
ONO E „ . 
ER 5 „ %%% 
080 5 1 1 n NW 8 " 16 " 
S0. 10. 4 „ NN 4 „ 77 9 
880 5 „ | 8 57 
8 N 6 77 | 3 77 
Windſtärke. 
1886 1885 1886 | 1885 
Still . 5 Mal 5 Mal Friſch. 2 Mal 9 Mal 
Sehr leicht e 10. Hart 8 — 0 
Lein e 2 f Stark — „ 275 
Schwach .. 32 „ 19 Steif — „ 2 
Mäßig. . 14 „ 19 „ Stürmiſch — ih 
| S. ſtk. Sum — „ — „ 


555 


Grund waſſer und Regenhöhe 


auf dem frei belegenen Geeſtgebiete von Eimsbüttel (Großer Schäferkamp) 
12 m über dem neuen Nullpunkt des Elbfluthmeſſers. 2630 m Ent- 
fernung (Luftlinie) von der deutſchen Seewarte. Auguſt 1886. 


Grundwaſſer |». 8 Bodenwärme 
v. d. Erd) 8 — 2 auf 3 Meter 
Stand oberfläche SS = S 5 — Tiefe 
gemeſſen. el ur R 
cm. em. Tage mm Cel. 
am 31. Juli | e Durchſchnittlich 
5 3 Auguſt J 534 21 | — 7 27,1 . h 
| 11.-20. An So 
| | 1. 19% %% 
21.-31. „ 
| Er no 


Nach der Deutſchen Seewarte 14 44.4 = 


— — = — — 


Auguſt Regenhöhe. 


Die Regenhöhe in Hamburg im Monat Auguſt 1886 betrug nach 


der deutſchen Seewarte 44,4 mul; durchſchnittlich in den letzten zehn 
Jahren 75,3 mm; 


unter den Durchſchnitt fiel die a 


1876 64,9 mm. 67, mm 
1 „ „ 7 5 40% 
880 3% 1885 70,0 „ 
über den Durchſchnitt ſtieg die 1 
1877 94, mm. 1 103,5 mm. 
1878 127,0 f 3055 88,5 


Alte und neue empfehlenswerthe Pflanzen. 


Orixa japonica, Thunb. (Evodia ramiflora, Asa Gray; Ce- 
lastrus Orixa, Sieb. & Zuce.) Dieſer ſehr charakteriſtiſche Rutaceen- 
Strauch von Japan dürfte in den Gärten noch wenig verbreitet ſein und 
wenn, nur in männlichen Exemplaren; nach einem im Breslauer botani— 
ſchen Garten ſehr ſchönen und kräftigen Exemplar, welches in den letzten 
Jahren reichlich männliche Blüthen entwickelte, giebt Profeſſor Engler in 
der Gartenflora (19. Heft, 1886, Taf. 1232) eine ausführliche Be- 
ſchreibung deſſelben. Der dornenloſe Strauch wird etwa mannshoch und 
ſeine älteren Zweige glatt, während die jüngeren ſowie die Blattſtiele mit 
weichen Haaren dicht bekleidet ſind. Die einjährigen Blätter ſind ellip— 


556 


tiſch oder verkehrt eiförmig, oberſeits etwas glänzend und leuchtend grün. ö 


Die in denſelben reichlich vertretenen Oeldrüſen verleihen ihnen einen ſtar⸗ 


ken Geruch. Kürzer als die Blätter find die lockeren Blüthentrauben der 


männlichen Blüthen, während die weiblichen meiſt nur vereinzelt ſtehen. 


Vielleicht dürfte das ätheriſche Oel ein dem der ſüdamerikaniſchen Pilo- ° 
carpus-Arten ähnliches Product geben. } 

Rhododendron y@doense, Maxim. und Rh. ledifolium, 
Sweet, var. plena. Dieſe zwei hübſchen Rhododendren, von welchen 
die erſte eine neue Art ausmacht, die zweite eine Form der alten R. le- 
difolium darſtellt, brachten die Japaner zur internationalen Ausſtellung 
in St. Petersburg im Jahre 1884 mit und blüheten beide in dieſem 
Jahre im dortigen botan. Garten. Staatsrath Dr. E. von Regel giebt 
von der Art in der Gartenflora (20. Heft 1886, Taf. 1233) eine 
ausführliche Beſchreibung. „Sie unterſcheidet ſich von den verwandten 
Arten durch die zu 5 auf den Spitzen der Zweige ſtehenden länglich-lan⸗ 
zettlichen mit borſtenförmigen Haaren beſetzten Blätter, die mit den Blu: 
men zugleich ſich bilden, welche noch durch bedeutend ſchmalere kleinere 
Blätter geſtützt werden, die ſich ſchon im Herbſte vorher bildeten.“ Die 
meiſt zu drei ſtehenden, kurz geſtielten, gefüllten Blumen find von lila— 
roſenrother Färbung. Die Blumen der Rh. ledifolium var. plena 
zeigen eine beträchtlich dunklere Schattirung. 

Gefülltblühende Gloxinien Herrn Kunſtgärtner Victor Hübſch, 
iſt es nach vielen, unausgeſetzt eifrigen Verſuchen gelungen, durch 
künſtliche Befruchtung gefülltblühende Gloxinien in drei Farben, weiß, 


roſa und lila zu erzeugen und dürften dieſe Erſtlinge, von welchen die 


Wiener Illuſtr. Garten-Zeitung eine Abbildung giebt (Fig 61) 
ſicherlich die Stammeltern von ganz neuen, höchſt willkommenen Formen 
werden. Hier ſei gleichzeitig auf ein Kulturverfahren hingewieſen, wel: 
ches Herr Hübſch für Gloxinien und knollenbildende Gesnerien mit Er- 
folg eingeſchlagen hat. 

Er läßt dieſelben nicht einziehen, ſondern ſchneidet die Stengel nach 
der Blüthe ab und erhält ſie in dieſem Zuſtande gleichmäßig feucht. Nach 
etwa 14 Tagen fangen ſie an von neuem auszutreiben. Sobald die Triebe 
ſtärker geworden ſind, werden die Pflanzen mit möglichſter Vorſicht in 
größere Töpfe verſetzt. Auf dieſe Weiſe behandelt, ſollen die Gloxinien 
im November und December ebenſo ſchön wie in den Sommermonaten 
blühen. 

Fagus silvatica atropurpurea tricelor, hort. Auf der 
internationalen Gartenbau-Ausſtellung (1885) in Paris wurde dieſe drei— 
farbige Blutbuche zum erſten Mal dem Publikum vorgeführt und erregte 
allgemeine Bewunderung. Die bekannten Baumzüchter Gebrüder Tran⸗ 
ſon in Orleans hatten dieſelbe dort als hervorragende Neuheit in vielen 
Exemplaren ausgeſtellt und brachte die Revue d’horticulture belge 
et &trangere im Juli⸗Hefte dieſes Jahres eine farbige Abbildung 
derſelben, während das Jahrbuch für Gartenkunde und Botanik 
(September) einen Holzſchnitt davon giebt. Bei dieſer dreifarbigen Blut- 
buche nehmen die Blätter im Frühling, gleichwie bei der gewöhnlichen 
Form, anfänglich ein lebhaft hell kirſchrothes Colorit an, welches vom Rande 


557 


aus eine nach dem Mittelnerv ſich ſtreifenförmig erſtrecken de zart roſa— 
rothe Färbung zeigt. Später im Jahre nimmt der rothe Grundton eine 
dunklere Schattirung an, daſſelbe tritt auch bei den anfänglich hellroſa— 
farbenen Streifen ein. Im Herbſte dagegen erſcheinen die Blätter faſt 
alle gleichmäßig dunkel gefärbt. Es werden wohl Jahrzehnte vergehen, 
ehe wir dieſe buntblättrige Neuheit in größeren Exemplaren bewundern 
können, immerhin dürften aber auch kleinere Exemplare unſeren Gärten 
zur großen Zierde gereichen. 

Cattleya Bullieri. Hier dürften wir es keinenfalls mit einer 
neuen species, ſondern vielmehr mit einer ſchönen Form der alten, im— 
mer durch neue Erſcheinungen glänzenden Cattleya Mossiae zu thun ha— 
ben. Von Herrn Rougier⸗Chauvière, welcher die Pflanze aus Neu-Gra⸗ 
nada bezog, erhielt ſie obigen Namen und wurde als ſolche in der Re— 
vue horticole (Nr. 19, 1886) abgebildet. Die Größe, die Regelmä— 
ßigkeit und die herrliche Färbung der Blumen ſichern ihr bei allen Or— 
chideenliebhabern eine warme Aufnahme. 

Leschenaultia Baxteri major. Einſt gab es eine Zeit, wo 
die reizenden Leschenaultien Auſtraliens in unſern Kalthäuſern ſehr ge— 
hegt wurden, wegen der prächtigen rothen und blauen Schattirungen ih— 
rer Blumen allgemein beliebt waren. Dann verſchwanden ſie mehr und 
mehr aus unſern Kulturen, in welche fie neuerdings, wie es ſcheint, wie— 
der mehr Eingang finden. Zu den ſchönſten der Gattung gehört die 
obenbenannte, von welcher die Revue horticole (Nr. 20, 1886) eine 
8 Abbildung giebt. (Vergl. H. G. u. Bl.⸗Z. 1884, S. 563, 1885, 

1 

Gongora flaveola, Rchb, f. n. sp. Steht Gongora gratula- 
bunda und G. pleiochroma nahe. Die hell ochergelben Blumen ſte— 
hen in einer reichen Traube; bei der dunkleren Lippe kommt die gelbe 
Farbe mehr zur Geltung; Säule grün. Braune Flecken zeigen ſich am 
Grunde des langen, ſchmalen mittleren Kelchblatts, ſowie auf den Peta— 
len, der Lippe und Säule. 

Aristolochia salpinx, Mast. n. sp. Herr W. Bull führte 
dieſe hübſche Art von Paraguay ein. Sie zeigt die meiſte Verwandtſchaft 
mit der ſüdbraſilianiſchen A. triangularis oder A. Sellowiana, doch 
unterſcheidet ſie ſich von derſelben durch die Form der Blätter und ganz 
insbeſondere durch die dreifache Theilung der Säule. 

| Gardeners’ Chronicle, 9. Octbr. 1886, Fig. 92. 

Odontoglossum Harryanum, Rchb. f. n. sp. Profeſſor 
Reichenbach bezeichnet dieſe neue Art als „a grand and most unex- 
pected surprise,“ fo daß man ſchon im voraus auf eine ganz be— 
ſondere Schönheit rechnen kann und das will bei den Odontoglossen, 
die alle ſchön ſind, viel ſagen. Die Dimenſionen der Bulben und Blu— 
men erinnern an jene eines gut ausgewachſenen Odontoglossum luteo- 
purpureum. Die Blumen ſtehen in einer Traube, doch aus wie vielen 
dieſelbe zuſammengeſetzt wird, bleibt vorläufig eine offene Frage. Die 
ziemlich breiten, bandförmigen, oblong⸗ſpitzen, welligen Sepalen find braun 
und werden von einigen hieroglyphiſchen transverſalen grünlich-gelben Li⸗ 
nien durchzogen, welche ſpäter eine intenſiv gelbe Färbung annehmen. 


558 


Die etwas ſchmäleren Petalen zeichnen ſich durch gelbe ꝛzurückgebogene 
Spitzen aus, in der Mitte ſind ſie braun und haben am Grunde zahl— 
reiche malvenfarbige Flecken und Punkte auf weißem Grunde. Die Lippe 
zeigt ſo ziemlich dieſelbe Färbung. — Nach Herrn Harry Veitch be⸗ 
nannt. | 
Dendrobium hercoglossum, Rchb. f. n. sp. Der dünne 
Stamm wird kaum 1 Fuß lang und trägt mehrere ſeitliche Trauben an 
der Spitze. Man kann die Blumen mit jenen von D. aduncum ver⸗ 
gleichen, doch ſteht das Kinn ſchiefer und find die amethyſtfarbenen Kelch- 
und Blumenblätter mehr zugeſpitzt. Säule hellgrün. Anthere dunkel 
purpurn. Die Art wurde von Herrn Förſtermann in Malacca entdeckt. 
l. c. 16. October 86. 2 

Habenaria militaris, Rchb. f. n. sp. Von Herrn Godefroy 
Lebeuf in Cochinchina entdeckt und von Herrn Regnier (Fontenay sous 
Bois, Seine) Profeſſor Reichenbach als blühende Pflanze eingeſchickt. ks 
zeichnet ſich dieſe neue Art durch einen höchſt eigenthümlichen Farbencon⸗ 
traſt aus, welcher ins bläulich Graue ſpielt. Die geöffneten Blumen hal⸗ 


ten gut 2 Zoll von der Spitze des Helms bis zu jener des Sporns und 


ähneln (Sporn ausgenommen) den Blumen einer gut entwickelten Or- 


chis purpurea. Als Art erinnert fie an Habenaria crinifera, Lind. 


Orchidantha Borneensis, N. E. Brown. Hier handelt es 
ſich um eine neue Scitamineen-Gattung, deren einzigſte bis jetzt bekannte 
Art als — Borneensis beſchrieben und als lebende Pflanze von der 
Compagn. Cont. d' Hort. in Gent von Borneo eingeführt wurde. Gärt⸗ 
ner werden wenig an ihr zu bewundern finden, da ſie weniger ſchön als 
intereſſant iſt, vielleicht dürfte fie aber deſſenungeachtet bei manchen Or⸗ 
chideen⸗Liebhabern eine günſtige Aufnahme finden, da ihre Blumen jenen 
gewiſſer Orchideen ſehr ähnlich find, vielen derſelben an Schönheit gleich⸗ 
kommen. Dieſe ungefähr fußhohe Blattpflanze gleicht in ihrem Habitus 
einer kleinen Heliconia, fie hat eirund-lanzettliche oder eirunde, glänzend 
grüne Blätter und kleine zuſammengezogene zwei- bis dreiblüthige Aeh⸗ 
ren von Orchis ähnlichen, etwa 1 Zoll langen Blumen, die aus dem 


Grunde der Stengel hervorſchießen. Die drei Kelchblätter zeigen am 


Grunde eine blaßgelbliche, nach oben auf beiden Seiten eine trübe pur⸗ 
purne Färbung, die ſeitlichen Petalen dagegen find von einer ſchwärzlich⸗ 
violetten Schattirung. l. e. 23. Octbr. 1886. u 
Dendrobium Smilliae, F. von Müll. Nach Profeſſor Rei⸗ 
chenbach's Ausſage ſoll dieſe Art viel ſchöner fein, als die Abbildung 
in Fitzgerald's Prachtwerke über auſtraliſche Orchideen vermuthen läßt. 
Wahrſcheinlich wurde dieſelbe nach einem friſch importirten Exemplar ge⸗ 
macht, während Reichenbach Blüthenſtände dieſer Art aus den Kulturen 
der Herren Sir Trevor Lawrence, W. Bull und namentlich Williams 
(Vater und Sohn) erhielt. Das müſſen in der That herrliche Blüthen⸗ 
ſtände ſein, die mit mehr als 100 großen Blumen beladen ſind. Die 
Knospen ſtehen alle der Quere nach, faſt rechtwinkelig auf der Haupt⸗ 
achſe. Ihre roſenrothen Blüthenſtiele und geſtielten Eierſtöcke ſowie die 
Krone und Baſaltheile der Sepalen bilden einen hübſchen Kontraſt zu dem 
hellen Grün der übrigen Partien der Kelchblätter. Die geöffneten Blu⸗ 


959 


men find abwärts geneigt und bilden eine hellgrüne Maſſe, welche durch 
die dunklen Zipfel der Sepalen und Petalen und die viel dunkleren ſporn— 
förmigen Spitzen der Lippen gehoben wird. 

Dendrobium inauditum, Rchb. f. n. sp. „Dieſe Neuheit, 
jo ſchreibt Reichenbach, iſt eins der most curions things, welche 
ich je unter meinen Händen hatte,“ — ſie ſtammt von Polyneſien und 
wurde durch die Compagn. Continent. d' Hort. in Gent eingeführt. 
Die eigenthümlichen Bulben ſtehen in dichten Kluſtern beiſammen, ſie ſind 
angeſchwollen, ſpindelförmig, gefurcht, dick am Grunde, und in einen lan— 
gen, plötzlich ſchmal zuſammengepreßten Stengel ausgedehnt; letzterer iſt 
an der Spitze in einen ſehr kurzen, becherförmigen Körper verbreitert, 
welcher ein längliches, am Grunde etwas keilförmiges, an der Spitze 
ſtumpf ſpitzes Blatt trägt. Während der eigentliche Stengel eine ſchwärz— 
lich kaſtanienbraune Färbung zeigt, iſt die obere kurze zuſammengepreßte 
becherförmige Ausdehnung grün. Aus den alten, ſehr fajerig geworde— 
nen Blüthenſcheiden entſpringen 2 neue ſchöne Blumen auf drei Zoll lan— 
gen Stielen, dieſe Blumen find jenen von D. longicolle und D. tipu- 
loideum ſehr ähnlich. Sepalen und Petalen (faſt 1½ Zoll lang) ſind 
ſchwefelgelb. Lippe und Säule hell ocherfarbig, reich braun marmorirt 
und gefleckt. Es iſt die erſte Art dieſer Abtheilung, welche zum erſten 
Mal ſeit faſt einem halben Jahrhundert in Europa blühte, da Dendro— 
bium longicolle im Jahre 1840 zur Blüthe gelangte. 

Esmeralda Clarkei, Rchb. f. n. sp. Eine der Vanda Cath- 
carti naheſtehende Pflanze. Der Blüthenſtiel trägt 3 Blumen, welche 
die Lippe von Vanda Uathcarti mit den Sepalen und Petalen einer 
Renanthera, z. B. flos aͤris in fich vereinigen. Mittleres Kelch- und 
Blumenblatt keilförmig, bandförmig, ſtumpf, gerade, vom dunkelſten ka— 
ſtanienbraun, mit einigen ſchmalen hell ocherfarbigen querlaufenden Bän— 
dern am Grunde, nach außen ſchwefelgelb. Seitliches Kelchblatt gekrümmt 
und von derſelben Farbe. Die ebenfalls gekrümmten, ſchmäleren Petalen 
mit einem ſehr ſchmalen Grunde. Alle dieſe Theile haben zahlreiche, 
transverſale, gelb⸗ocherfarbige Nähte. Der größere Theil der Lippe weiß— 
ltch. Rand und Fläche zwiſchen den Kielen des vorderen Zipfels hell— 
braun. Seitliche Zipfel mit braunen, transverſalen Streifen. Schwie— 
len weiß mit etwas braun. Säule ocherfarbig mit braunen Flecken. An⸗ 
theren ocherfarbig mit röthlichen Spitzchen. Die Pflanze wurde im Jahre 
1875 von C. B. Clarke, dem gelehrten Monographen indiſcher Compo— 
ſiten ꝛc. in Oſtindien entdeckt. 

Oncidium tigrinum (Llave & Lexarza) var. lugens. Dieſe 
Varietät hat ſowohl Sepalen wie Petalen von einer einförmigen, röth— 
lich braunen Farbe nach innen, während die äußerſten Spitzen gelb ſind. 

J. c. 31. Octbr. 1886. 

Alocasia Margaritae, L. Lind. et Rod. Eine Prachtpflanze 
Javas, eingeführt von der Compagn. Continent. d' Hort. in Gent. Em⸗ 
pfiehlt ſich ſowohl durch den ſtattlichen und graciöſen Habitus, wie durch 
die Schönheit ihrer glänzenden Belaubung. Die feſten, gleichſam bron= 
zirten Blattſtiele gehen aus leicht flaumigen, braun purpurnen Scheiden 
hervor, deren Ränder purpur⸗xoſenroth eingefaßt find, Die verkehrt⸗ 


560 


herzför nigen, ſchildſtieligen Blätter ſind ein wenig geneigt, ziemlich dick, 
ſehr glänzend und von einer faſt ſammetartigen grünen Schattirung. 
Die Pflanze wächſt ſehr raſch und dürfte vorausſichtlich große Propor⸗ 
tionen annehmen. Sie wurde nach Frau Lucien Linden benannt. a 
L’illustration hortie. Taf. 611. J 

Pandanus Augustianus, L. Lind. & Rod. Dieſer elegante 
Pandanus wurde im Papualande von Herrn Auguſte Linden entdeckt und 


erhielt den Namen jenes muthigen Forſchers. Man muß indeſſen die ® 


vollſtändige Entwicklung und das Blühen der Pflanze abwarten, um mit 
Sicherheit die ſpecifiſchen Charaktere feſtſtellen zu können. Augenblicklich 
erinnert dieſelbe am meiſten an P. Kerchovei, von welchem ſie ſich in- 
deſſen auf den erſten Blick durch die viel breiteren Blätter unterſcheidet, 
die fein grün geſägt ſind. Der Habitus iſt ein ſehr gefälliger. 
I. e. Taf. 612. 
Cattleya Gaskeliana, B. S. Will. Es gehört dieſelbe zu den 
ſchönſten und charakteriſtiſchſten Formen der Cattleya Mossiae. 
l. e. Taf. 613. 


Abgebildete und beſchriebene Früchte. 


Cydonia Maulei, hort. Im Fruchtgarten (Nr. 19, 1886, 
Fig. 35) empfiehlt Herr Chr. Ilſemann dieſe vor einigen Jahren von 
Japan eingeführte Art (?) als hübſchen Zierſtrauch, deſſen Früchte gleich!?“ 
falls ſehr gut zu verwerthen ſind. 

Der Strauch hat mehr Dornen als Cydonia japonica und wird 
er nicht ſo hoch wie jene Art, auch ſind ſeine Zweige weniger aufwärts 


ſtrebend und biegen ſich mehr ſeitwärts. Die gelbrothen Blüthen erſchei⸗ 


nen im April in überaus reicher Anzahl. Schon ganz kleine, junge Pflan⸗ 
zen bringen Früchte hervor, die im Auguſt-September zur Reife gelan 
gen und zur Bereitung von Marmelade, Confitüren, Paſten durch ihr 
feines Aroma noch werthvoller ſind als jene der C. japonica. Verdient 
C. Maulei in Norddeutſchland als Zierſtrauch volle Beachtung, ſo dürfte 
er in wärmeren Gegenden ſeiner Früchte wegen allgemein angezogen 
werden. 

Drei neue Erdbeeren. a 

Weiße Dame. Frucht mittelgroß, regelmäßig eiförmig, einer rie⸗ 
ſigen Stachelbeere ähnlich, von reinweißer Farbe, leicht roſa angehaucht, 
glänzend. Samen regelmäßig vertheilt, flach liegend und ſehr hervortre— 
tend, rothbraun, bei völliger Reife dunkelbraun. Kelch anliegend, hell— 
grün, Fleiſch reinweiß, nur nach dem Kelche zu etwas geröthet, ſchmel— 
zend, ſehr ſaftig, von köſtlichem, aprikoſenähnlichem Geſchmack. Die kräf— 
tige Pflanze bildet ſehr lange Frucht- und Blattſtiele. 

Schwarzer Prinz. Eine ausgezeichnete Tafel⸗ und Marktſorte, welche 
ſchon wegen der prächtigen ſchwarzen Farbe als Neuheit allgemeine Be 
achtung verdient. Die Früchte ſind von bedeutender Größe, die zuerſt 
erſcheinenden ganz breit, die ſpäteren mehr regelmäßig länglich rund. 


Farbe tief dunkelroth bis ſchwarz. Samen eingedrückt, heller gefärbt. 


561 


Kelchblätter zahlreich, groß und zurückgeſchlagen. Das Fleiſch dieſer Sorte 
iſt dunkelblutroth, ſehr ſüß und von feinem Parfüm. Reifezeit mittelfrüh 
bis ſpät. Die Pflanze wächſt ſehr kräftig und trägt ungemein dankbar. 

Garteninſpektor A. Koch. Eine ſehr frühzeitige Sorte von un— 
geheurer Tragbarkeit, die gleichzeitig eine extra gute ſein ſoll. Auch zur 
Früh⸗ oder Treibkultur wird die niedrig wachſende Pflanze ganz beſon— 
ders empfohlen. 

Früchte ſehr groß, breit abgeſtumpft, länglich faſt keilförmig, von 


| hellrother Farbe. Die, auch bei völliger Reife citronengelb ſchimmern⸗ 


den Samen liegen in engen Grübchen eingebettet. Kelch anliegend, Fleiſch 
ziemlich feſt, ſehr aromatiſch, ſchön roſa gefärbt, nach der Mitte zu hel— 
ler werdend und von eigenthümlichen, faſt weißen Adern durchzogen. 

Dieſe 3 Neuheiten, welche in der Wiener Illuſtr. Garten— 
Zeitung (Heft 10, 1886, Fig. 64, 65 u. 66) abgebildet werden, ver- 
dankt man abermals dem rühmlichſt bekannten Erdbeerzüchter, Herrn G. 
Göſchke in Cöthen. 

Péche Mme Pynaert. Nach der farbigen Abbildung im Bul- 
letin d’arboriculture (Nr. 10, 1886) zu urtheilen, muß dieſe Frucht 
ausnehmend groß und prächtig gefärbt ſein. — Herr Gaujard erzielte 
dieſe neue Varietät aus einer im Jahre 1881 gemachten Ausſaat der 
Pöche Mme. Gaujard. 

Der Baum wählt ſehr kräftig und trägt große, glänzende, fein ge⸗ 
zähnte Blätter, deren Stiele mit 2, zuweilen 3 und ſelten 4 nierenför⸗ 
migen Drüſen beſetzt ſind. 

Die Zweige bedecken ſich mit Fruchtknospen, ſo daß wir es hier mit 
einer ſehr reich tragenden Sorte zu thun haben. Die große oder ſehr 
große Frucht (je nach der Menge, welche man dem Baume läßt) wird 
durch eine bisweilen ſehr hervortretende Furche beſonders charakteriſirt. 
Die leicht flaumige Oberhaut iſt nach der Sonnenſeite tiefroth gefärbt 
und läßt ſich leicht vom Fleiſch trennen. Das ſehr ſchmelzende Fleiſch 
iſt um den Kern herum karmoiſinroth, in den übrigen Theilen weißlich, 
ſehr ſaftig, leicht ſäuerlich und von außerordentlichem Wohlgeſchmack, auch 
läßt es vom Kern leicht los. 

Reifezeit in der zweiten Hälfte des Auguſt. 


Ueber Welwitschia mirabilis Hook fil. 
Vortrag von Herrn Wilh. Lang, gehalten in der Geſellſchaft für 
Botanik zu Hamburg. 


Bei meinem einjährigen Aufenthalt als Obergärtner in den Royal 
Botanic Gardens zu Kew 1883/84 wurde mir die Aufgabe zu Theil, 
junge Welwitschien zu kultiviren, welche am 15. Juli 1880 in Kew 
ausgeſät worden und aus Angola ſtammten. In Gardeners' Chronicle 
vom 26. März 1881 iſt auf Seite 402 folgende Anzeige über dieſe Son⸗ 
derlingspflanze zu leſen: „Keimung der Welwitschia. Die Pflanze ge⸗ 
hört gewiß nicht zu den neueren Wundern, ganz gleich, wozu ſie ſich 

Hamburger Blumen- und Gartenztg. Band 42. (1886.) 36 


562 


auch immer entwickeln möge; zu einem der ſeltſamſten Geſchöpfe entfaltet 


ſie ſich aber in der That. In den Keimungsſtadien jedoch, in welchen 


ſie ſich augenblicklich in Kew präſentirt, könnte man ſie ganz gut für 
einen Ahornſämling halten . . . . und man kann ſich jetzt vollkommen 
davon überzeugen, daß die beiden ungemein großen Blätter dieſer Pflanze, 
nicht, wie man früher annahm, die weiter wachſenden Kotyledonen find, 
ſondern die wirklichen Blätter, welche rechtwinklich zu den Kotyledonen“ 
(alſo in decuſſirter Stellung zu dieſen), „aber etwas höher ſtehend inje- 
rirt find.” Bei meinem Eintritt in die Kew Gardens, am 1. April 
1885, fand ich drei junge Welwitschien in einem auf Warmhaustem⸗ 
peratur gehaltenen Hauſe vor, aus dem ſie aber bald, da die Luft zu 
feucht gehalten werden mußte, herausgenommen und in ein temperirtes 
Haus, welches Succulenten und Kapzwiebeln beherbergte, dicht unter 
Glas geſtellt wurden. 

Die lederartigen, durchaus einfachen und ſitzenden Blätter, deren ſich | 
überhaupt nur zwei entwickeln, find gegenſtändig inſerirt; fie haben eine 
lineariſche bis lanzettliche Form, eine ſtarke Mittelrippe und viele ſchwä⸗ 
chere, derſelben parallel laufende Nerven. Die Farbe der ausgebildeten 
Blätter iſt graugrün, während des Wachsthums jedoch an der Baſis 


röthlichbraun. Der zwiſchen den Blattbaſen liegende Vegetationspunkt 3 


läßt zwei hintereinanderliegende (nußförmige) Körperchen erkennen, deren 
Bedeutung zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt worden iſt; doch liegt die Ver⸗ 
muthung nahe, daß ſich aus ihnen vielleicht ſpäter einmal der Zapfen⸗ 
fruchtſtand entwickelt. 

Das Stämmchen ragt ca. 2½ cm über der Erde hervor und ver— 
dickt ſich nach oben zu ziemlich plötzlich um das 3—4fadhe ſeines baſalen 
Umfanges zu einem im Querſchnitt eirunden Gewebepolſter, in deſſen 
Mitte der ziemlich tief eingeſenkte Vegetationspunkt ſich befindet, und wo 
alſo die beiden einzigen Blätter entſpringen, welche die Pflanze während 
ihrer ganzen Lebensdauer hervorbringt. Dieſelben kehren in der erſten 
Zeit, wo ſie faſt genau ſenkrecht emporragen, die Oberflächen ihrer Blatt— 
ſpreiten einander zu. Sehr bemerkenswerth iſt es, daß am Grunde der 
Blätter zu beiden Seiten einer jeden Blattſpreite, alſo an 4 Punkten, 
vertrocknete, nebenblattartige Anhängſel ſich befinden, über deren wahre 
morphologiſche Bedeutung ich mir bisher noch nicht die gewünſchte Klar— 
heit verſchaffen konnte. An ſeiner Baſis iſt das Stämmchen durch eine 
friſche grüne Farbe ausgezeichnet, während der übrige Theil deſſelben von 
einer riſſigen, hellbraun gefärbten Borke bedeckt iſt. 

Die Blätter, welche ſich nach der Spitze zu ein wenig verjüngen, 
liegen nicht völlig flach, ſondern find nach dem Ende zu ganz allmählig 
mit halber Wendung gedreht, ſodaß die urſprüngliche Unterſeite des Blat⸗ 
tes an ſeiner Spitze der Sonne zugekehrt iſt. Etwa 8 em von der Ba⸗ 
ſis der Blätter ub zieht ſich ein dunkler Streifen quer über dieſel⸗ 
ben hin. Dieſer rührt von einer wellenförmigen Einbuchtung im Blatte 
her, welche genau an der Stelle entſtanden iſt, wo die Blätter im Früh⸗ 


jahre zu wachſen begonnen hatten. Man konnte noch mehrere ſchwächere 3 


derartige Streifen wahrnehmen, welche mich zu dem Schluſſe kommen 
ließen, daß die Pflanze ſtärkere und ſchwächere Wachsthumsperioden hat, 


| 
| 
| 


563 


die auf dieſe Weiſe ſichtbar werden. Das Wachsthum der Blätter ift 
bemerkenswerther Weiſe alſo kein Spitzenwachsthum, ſondern ſtimmt in 
gewiſſer Beziehung mit demjenigen von manchen Algen, wie z. B. La- 
minaria saccharina überein und erfolgt daher vom Grunde des Blat— 
tes aus, indem es ſich gleichſam wie ein Fingernagel aus dem polſterar— 
tig verdickten Stämmchen hervorſchiebt. Es tritt ſomit auch gleichzeitig 
mit dem freudigen Wachsthum am Grunde der Blätter allmählig ein 
Vertrocknen derſelben von der Spitze her ein; ſo war z. B. bei der größ— 
ten Pflanze, als im März 1884 die neue Wachsthumsperiode begann, 
der im Jahre 1882 zur Entwicklung gelangte Theil des Blattes ſchon 
ganz eingetrocknet. Die kleinſte Pflanze dagegen hatte im Frühjahre 1883 
die Blätter bis zum Grunde verloren, ehe ſie von Neuem zu wachſen 
begann, und das Endreſultat im November 1883 war ſehr dürftig; es 
betrug nur 3 em, während es bei der größten Pflanze auf 7,30 em 
kam. Daß der Verluſt der Blätter die kleine Pflanze ſehr geſchwächt 
haben mußte, bemerkte ich im Frühjahre 1884, denn während ſie am 1. 
April die neue Wachsthumsperiode noch gar nicht begonnen hatte, waren 
bei der großen Pflanze die Blätter ſchon wieder 0,80 em vorgeſchoben 
und dieſe allein während des Monats März, da bis zum 1. März auch 
die Pflanze geruht hatte. Doch muß ich dabei bemerken, daß das Ab— 
ſterben der Blätter bei der kleinſten Pflanze ungewöhnlich ſchnell vor ſich 
ging, was wohl einem Fäulniß erzeugenden, mikroskopiſchen Pilz zuzu⸗ 
ſchreiben ſein dürfte, vielleicht demſelben, welcher Herr Siber in den nicht— 
gekeimten Samen vorgefunden hat. So ſtarb beiſpielsweiſe ein Blatt 


ſchneller von oben her ab, als es vom Grunde her nachwuchs. 


Ueber die Cultur bin ich in der Lage folgendes mittheilen zu können: 

Die jungen Pflanzen ſtanden in langen, 3— 4zölligen, gut drainirten 
Töpfen, welche wieder in größere, hohe Töpfe in groben Flußſand ein— 
geſenkt waren, ſodaß ein breiter Sandring zur Erhaltung einer gleich— 
mäßigen Feuchtigkeit den urſprünglichen Topf umgab. Dieſe kleine gärt- 
neriſche Erfindung iſt zwar nicht auf dem Patentamt angemeldet, wird 
aber trotzdem als anerkannt praktiſch vielfach angewendet. Die Erde, in 
welcher die Pflanzen ſelbſt ſtanden, war eine Compoſition von ſehr gro— 
bem Sand, zum Theil noch kleine Steinchen enthaltend, und lehmiger 
Raſenerde in mehr oder weniger großen Stücken, wie ſie in England für 
ſo viele Pflanzen mit großem Erfolge angewendet wird. Der hohe Werth 
dieſer Raſenerde dürfte wohl darin beſtehen, daß die in derſelben reichlich 
enthaltenen fetten und nahrhaften Lehm- und Humusbeſtandtheile durch 
die untermiſchten Grasüberreſte auf natürliche Weiſe ſo porös erhalten 
werden, daß die Wurzeln mit der größten Leichtigkeit überall dahin zu 
gelangen vermögen, wo ſich ihnen die meiſte Nahrung bietet. Ein anderer 
wichtiger Umſtand iſt der, daß durch die vermehrte Poröſität des Bodens auch 
ein ſtärkerer Luftzutritt zu demſelben ermöglicht wird, wodurch eine ge— 
ſunde Wurzelbildung erzeugt und viele im Boden vorhandene Stoffe über— 
haupt erſt für die Pflanze nutzbar gemacht werden. 

Die vorzüglichen Eigenſchaften dieſer Raſenerde fallen jedoch, glaube 
ich, bei der Cultur reichbewurzelter Pflanzen viel mehr ins Gewicht, als 
gerade bei der eine Pfahlwurzel bildenden Welwitschia, bei welcher das 

36* 


564 


gute Gedeihen hauptſächlich von der Beſchaffung ihrer heimathlichen Tem⸗ 
peraturverhältniſſe und dem richtigen Ermeſſen der erforderlichen Feuch⸗ 
tigkeit, oder richtiger Trockenheit, abhängen dürfte. | 1 

Regelmäßig jeden Abend wurden die Pflanzen mit geräumigen Glas⸗ 
glocken, die zuvor trocken ausgewiſcht wurden, bedeckt, während dieſelben 
den Tag über abgenommen blieben. | 

Die Temperatur des Hauſes betrug in der kalten Jahreszeit durch⸗ 
ſchnittlich Nachts SON. und Tags 12“ R., ſtieg jedoch im Sommer, namentlich 
bei Sonnenſchein, beträchtlich höher, da, verhältnißmäßig wenig gelüftet 


werden konnte. Kam nun die Temperatur durch direkte Sonnenſtrahlen 
— Schatten wurde nie gegeben, über 20° R., jo bot ſich das Schauſpiel 
eines Welkens dar, indem ſich die Blätter der Welwitschia bis auf den 


Topfrand niederließen, um ſich erſt am Abend, wenn die Sonne von den 
Blättern verſchwand, allmählich wieder in ihre alte Poſition zu begeben. 

Carl Müller ſchildert uns in ſeinem Buche „über die Pflanzenwelt“ 
die Welwitschia als mit ihren beiden Rieſenblättern auf dem Boden 


aufliegend, was, wie er ſagt, den Eindruck hervorruft, als ſollte die Pflanze 
vor dem gänzlichen Verſinken in den Erdboden geſchützt werden, und es 


iſt mir daher der Gedanke gekommen, daß es vielleicht richtiger ſein würde, 


auch in der Kultur die Welwitschien bis an die Stammanſchwellung 1 


einzupflanzen und nicht, wie es in Kew der Fall war, ein, wenn auch 
nur kurzes, Stämmchen über dem Boden frei ſtehen zu laſſen. s 

Das Begießen, welches ſo oft über Leben und Tod von Pflanzen 
entſcheidet, fand höchſtens einmal per Woche ſtatt; bei trüben Wetter hin⸗ 
gegen vergingen auch wohl 14 Tage, ehe ich bei aufgedeckten Glasglocken 
den Sand des äußeren Topfes ſo durchnäßte, daß ich ſah, wie der innere 
Topf das Waſſer durchließ und an die die Pflanze umgebende Erde ab⸗ 
gab; direkt um die Pflanze ſelbſt blieb dieſe jedoch ſtets trocken. 1 


Die größte der Welwitschien gedieh bei dieſem Kulturverfahren 1 


ganz beſonders gut, denn, als ſie einmal mit dem kleinen Topf heraus⸗ 
gehoben wurde, zeigte es ſich, daß ſie eine lange, kräftige Wurzel durch 
das Topfloch in den lockeren Sand entſandt hatte. 

Die Pflanzen, welche im Frühjahre 1884, von der Keimung an ge⸗ 
rechnet 3 Jahre alt waren, ſtanden in Kew übrigens nicht in einem dem 
allgemeinen Publikum zugänglichen, ſondern in einem zum Vermehrungs⸗ 
Departement gehörigen Hauſe. 


Im botaniſchen Verein in München ſprach Herr Dr. Dingler eben⸗ 
falls über dieſe zu Rhinoceros und Flußpferd ein würdiges Seiten ſtück 
liefernde Pflanze, machte ſeine Demonſtrationen an einem trockenen Exem⸗ 
plar, welches die Geſtalt eines rieſigen Hutpilzes zeigte und welches ein 
Gewicht von 53 Pfund repräſentirte. Nach Dingler's Vergleichungen 
mit den Hooker'ſchen Exemplaren muß dieſes von Herrn Dr. Max Buch⸗ 
ner mitgebrachte Exemplar das größte ſein, welches bis dahin nach Eu⸗ 
ropa importirt wurde. 


565 


Feuilleton. 


Die Kokospalme als Blitzableiter. Nach den Beobachtungen des 
Sir Emerſon Tennent ſoll dieſe Palme die Häuſer vor dem Blitze ſchützen, 
indem ſie ſelbigen ableitet. Im Jahre 1859 (April) wurden während 
einer Reihe von Gewittern in einer einzigen Plantage nicht weniger als 
500 Exemplare dieſer Palme vom Blitz getroffen. Mögen die Bäume 
auch noch ſo leicht vom elektriſchen Fluidum berührt werden, ſo iſt doch 
ein völliges Abſterben die Folge davon. Bisweilen finden ſich nur die 
Ränder der Zweige verſengt, oder auch nur die Wedel ſind gebräunt, wo 
der Baum berührt wurde und trotz der Geringfügigkeit dieſer äußeren 
Veränderungen tritt, wenn auch erſt ganz allmählig der Tod ein. 
Verbreitung von Pflanzen durch Eiſenbahnen. Man hat kürz⸗ 
lich wieder einmal in Schweden ein Beiſpiel für die intereſſante Erſchei⸗ 
nung feſtgeſtellt, daß durch Vermittlung der Eiſenbahnen die Pflanzen- 
zenwelt eines Landes in kurzer Zeit eine nicht unbeträchtliche Aende— 
rung ihres Charakters erfahren kann. In der Parochie von Arbra (Pro— 
vinz Helſingland, nördl. Schweden), deren Flora gründlich unterſucht wor⸗ 
den war, ſind ſeit dem Jahre 1878 (dem Zeitpunkte der Eröffnung einer 
Eiſenbahnlinie, welche dieſe Landſchaft mit der großen nördlichen Linie 
der ſchwediſchen Eiſenbahnen verbindet) ſieben neue Pflanzen aufgetreten. 
Es find dies: Galium Mollugo, Plantago lanceolata, Euphorbia he- 
lioscopia, Dactylis glomerata, Bunias orientalis, Avena fatua und 
Rudbeckia hirta. Die 4 erſten Arten kommen aus den ſüdlich von 
Arbra gelegenen Parochien. Avena und Bunias gehören der Provinz 
Gaſtrikland an und ſind die ganze Linie entlang gewandert. Rudbeckia 
hirta iſt im Oſten der Vereinigten Staaten einheimiſch und durch Schiffe 
nach Schweden gebracht, wo ſie ſich ſehr ſchnell verbreitet. Während des 
Zeitraums von 4 Jahren hat ſie eine Strecke von einem Breitegrad zu⸗ 
rückgelegt, das macht 28 km im Jahr. Auch an einigen Punkten Deutſch⸗ 
lands bildet Rudbeckia hirta einen intereſſanten Florenbeſtandtheil. 
Witterungs⸗Anomalien. Hier in Deutſchland und anderswo in 
Mittel⸗Europa beklagte man ſich über die außerordentliche Trockenheit des 
verfloſſenen Sommers und doch iſt dieſelbe ſehr unbedeutend zu jener, 
welche in Texas auftritt. In mehreren Gegenden jenes Landes iſt ſeit 
15 Monaten kaum ein Regentropfen gefallen, jo daß die dortigen Land⸗ 
wirthe ihre Beſitzungen verkaufen und in die öſtlichen Staaten zurückkeh⸗ 
ren. Das unverantwortliche Entwalden der weſtlichen Länder Nordame⸗ 
rikas ſoll zum großen Theil dieſe ungewöhnliche Trockenheit bedingen. 
Ganz anders lauten die Nachrichten von Auſtralien und dem Cap 
der guten Hoffnung, wo ausnahmsweiſe ſehr viel Regen gefallen iſt. 
Ein Mittel gegen die Reblaus. Was den Unterſuchungen und 
Verſuchen erſter wiſſenſchaftlicher Größen bisher nicht gelungen iſt, näm⸗ 
lich die Auffindung eines ſicheren und zweckmäßigen Mittels, den Wein⸗ 
tod vom Verderben durch die Reblaus zu ſchützen, wollen die Karlo— 
viczer Weinbauern Wafilie und Johann Konculics durch praktiſche Ver⸗ 
ſuche gefunden haben, zu welchen ſie durch die Beobachtung angeeifert wur⸗ 
den, daß in einem vollkommen verſeuchten Weingarten einzelne Stöcke 


566 


geſund geblieben ſind, in deren unmittelbarer Nähe ſich Kukuruzſtauden 


(Mais) befanden. Nachdem ſie die weitere Wahrnehmung gemacht, daß 


dort and Konkuruz angebaut worden, ſchloſſen fie daraus, daß 
ſich dieſer als Mittel gegen die Reblaus bewähren dürfte und ſtellten mit 
dem Anbau deſſelben Verſuche an, die nach ihrer Angabe in der That 
den Erfolg gehabt haben ſollen, daß ſich ſelbſt ſchon hochgradig angegrif⸗ 
fene Weinpflanzungen raſch erholten. Die Reblaus ſoll nämlich die min— 
der zarten, oder ihr minder zuſagenden Wurzeln des Weinſtocks vollkom⸗ 
men verlaſſen und ſich an jenen des Kukuruz anſiedeln. Da der Verſuch 
leicht ausführbar und faſt koſtenlos iſt, wäre es zu empfehlen, ihn in ver⸗ 
ſeuchten Weingärten zu machen und Berichte über den Erfolg zu ver— 
öffentlichen. Mitth. über Landwirthſch., Gartenbau ꝛc. 

Um einen Blumenſtrauß lange friſch zu erhalten, benutzt man 
nach der „Braunſchw. landw. Ztg.“ folgendes einfache Mittel: Man wirft 
etwas ſalpeterſaures Natron, ungefähr ſo viel, als man bequem zwiſchen 
Daumen und Zeigefinger halten kann, beim Wechſel des Waſſers in die 
Vaſe, und die abgeſchnittenen Blumen werden ſich über zwei Wochen in 
ihrer vollen Schönheit erhalten. 

Als vorzügliches Mäuſegift wird Chromgelb (chromſaures Blei- 
oxyd), wie es als gelbe Malerfarbe, namentlich aber auch zum Anſtrei⸗ 
chen der Etiketten in Gärtnereien verwendet wird, empfohlen. Man über⸗ 
zieht 1 Kg. Roggenkörner durch Kneten mit den Händen mit einem ge⸗ 
wöhnlichen Kleiſter und mengt ½ Kg. Chromgelb mit 100 Gr. Weizen- 


mehl darunter. In dieſes Pulver wirft man die überkleiſterten Körner 


und rührt darin ſo lange um, bis ſie mit einer trockenen gelben Kruſte 
überzogen ſind. Dieſe Körner find zum Vergiften der Mäuſe ſehr be— 
quem anzuwenden, da man ſie leicht in die Löcher und Winkel bringen 
kann. Der Tod der Mäuſe erfolgt ſehr bald; bei Anwendung dieſer 
Körner im Felde iſt es gerathen, dem Kleiſter etwas Leim beizuſetzen, 
damit die Kruſte feſter wird. „Auf dem Lande.“ 
Ueber die Benutzung von Bäumen als Erdleitung für Blitz⸗ 
ableiter bemerkt Prof. Dr. Gieſeler in der „Niederrheiniſchen Geſellſchaft 
für Natur- und Heilkunde“ nach dem „Oeſt. l. W.“ Folgendes: Vor dem 
Poppelsdorfer Schloß ſind die den Raſenplatz einfaſſenden Ulmen durch 
verzinkten Eiſendraht zum Schutze des Raſens verbunden. Die zweite 
Ulme von Bonn aus wurde letzten Sommer vom Blitz getroffen, 
deſſen Spuren ein von der Spitze des Baumes bis genau zu dem 
Nagel, der den Draht befeſtigt, niedergehender klaffender Rindenriß 
bezeichnet. Alſo an dieſer Stelle hat der Draht ſo viel von der Elek— 
tricität aufgenommen und auf ſeine anderen Stützpunkte vertheilt, daß 
jeder derſelben eine unſchädliche, keine Spuren hinterlaſſende Menge zur 
Erde abführte. Dieſe Erfahrung kam dem Verfaſſer zur Erinnerung, 
als er zur Begutachtung des Blitzableiters auf dem Wirthſchaftsgebäude 
des Drachenfels berufen wurde, deſſen etwa auf 20 Meter in dem trocke— 
nen Boden des auf Fels liegenden Plateaus eingegrabene Erdleitung ſich 
beim letzten Gewitter durch abſpringende Funken ungenügend erwieſen 
hatte. Am Drachenfels iſt das Grundwaſſer nicht zu erreichen und es 
erſcheint nach der geſchilderten Erfahrung geboten, die Erdleitung unter 


967 


anderen Mitteln auch dadurch wirkſamer zu machen, daß man die End— 
drähte an die benachbarten Bäume da anſchließt, wo deren Wurzeln be⸗ 
ginnen. Bei Durchſicht neuerer Bücher über Blitzableiter fand Verfaſſer 
in keinem derſelben dieſe gewiß ſehr wirkſame Methode erwähnt und ge— 
ſtattet ſich an dieſer Stelle darauf hinzuweiſen. 

Hitzegrade diverſer Miſtarten. Nach Noiſette bringen die verſchie— 
denen Miſtarten der Thiere, als Heizmaterial unſerer Warmbeete ver— 
wendet, folgende Hitzegrade Aae 


Schafmiſt SL. 6070, anhaltend 4 Monate 
Eſels⸗ oder Pferdemiſt . .. 55-60 K 1 
Gerberlohe .. 30—40° 8 De. ehe 


Halbtrockn. Laub m. Pferdmiſt 40 —500 „ 7—9 
Laub und ein Drittel Ki 30 —400 1 4 


Trockenes Laub . . . 35 —400 REN 7 
40600 Lt 92 = 
semireteen . .. 2 40500 1 0 

8 Fruchtgarten. 2 


Beeteinfaſſung im Schatten. Als Einfaſſung für im tiefen Schat⸗ 
ten gelegene Beete oder Wegränder wird in der „Gartenflora“ Asarum 
europaeum, die Haß elwurz, empfohlen. Die flachliegenden Rhizome 
(Wurzelſtöcke) werden in circa 5 Em. tiefe Gruben gelegt und gut angegoſ— 
ſen; das iſt die ganze Arbeit, welche die anſpruchsloſe Pflanze verlangt. 
Aan bildet in kurzer Zeit dichte Wälle von immergrünen, glänzend 
dunkelgrünen Blättern, welche von keinem Inſect angegriffen werden. Da 
die Pflanze nicht rankt und nur ſehr kurze Jahrestriebe macht, erſpart 
ſie auch für lange Zeit jedes Schneiden oder Stutzen. Sie gedeiht noch 
an Orten, wo ſonſt die Beſchattung jede Vegetation tödtet 

Die Schwalben und die Bienen. In der Prager landw. Zei— 
tung ſchreibt Fr. Andres: Jeder Bienenzüchter beklagt den Verluſt an 
Bienen; es iſt deshalb nicht zu wundern, wenn er auch die Schwalbe als 
eine Feindin betrachtet; denn wir können zur Sommerszeit, beſonders 
im Auguſt und September leicht beobachten, daß ſie ihre Jungen auch 
mit Bienen füttert. So habe auch ich die Schwalben für Feindinnen der 
Bienen gehalten und aus dieſem Grunde mir vorgenommen, ſie aus mei— 
nen Stallungen zu verjagen. Bevor ich jedoch zur Ausführung meines 
Vorhabens ſchritt, beobachtete ich ſie einige Zeit und fand zu meiner Ver— 
wunderung, daß die von den Schwalben erjagten Bienen bei der Fütte— 
rung noch leben und erſt von den Jungen erdrückt werden. Da mich 
die Sache intereſſirte, ſtellte ich eine Leiter an eines der Neſter und be— 
eilte mich unmittelbar nach der Fütterung hinaufzuſteigen und in der 
Nähe den merkwürdigen Umſtand zu beobachten, daß die jungen Schwal— 
ben von den noch lebenden Bienen nicht geſtochen werden! Es gelang mir 
auch öfter, die den Jungen gereichten Bienen denſelben zu entreißen; aber 
wie war ich freudig überraſcht, als ich fand, daß es nur Drohnen 
ſeien. Arbeitsbienen fand ich niemals vor. Dieſe Erfahrung 
beſtimmte mich, die Schwalben zu ſchonen und möglichſt zu vertheidigen, 
weil ſie meiner Anſicht nach für den Bienenſtand nützlich ſind, da ſie die 
Stöcke von unnützen Schwelgern befreien. 


968 


Ein berühmtes Herbarium wird in nächſter Zeit Deutſchland 
verlaſſen und nach Paris wandern. Es iſt die Pflanzenſammlung La 
marcks, des bekannten Vorgängers Darwins. Sie war in den Beſitz des 
Roſtocker Profeſſors Röper gekommen, aus deſſen Nachlaß die franzöſiſche 
Regierung ſie für das Botaniſche Muſeum des „Jardin des Plantes“ 
erworben hat. Auch die Behörden von Kew ftanden ſeinerzeit mit den Erhen 
des verſtorbenen Profeſſors wegen Ankauf dieſes Herbars in Verhandlung. 
Die tauriſche Krebsdiſtel als Heckenpflanze. Im vorigen Jahr⸗ 
gang dieſer Zeitung (S. 197) wieſen wir darauf hin, wie der Anbau 
von Onopordon tauricum zu ſtrategiſchen Zwecken für Hindernißpflan⸗ 
zungen bei Feſtungswerken in Deutſchland befürwortet wurde und konn⸗ 
ten nicht umhin, dies als eine Chimäre unſerer Anſicht nach hinzuſtellen. 
Jetzt veröffentlicht Herr Albert Fürſt in den Mittheilungen über 
Landwirthſchaft, Gartenbau ꝛc. einen Aufſatz über obiges Thema 
und halten wir dafür, daß eine derartige Verwendung manches für ſich 
hat. Genannter Herr ſchreibt: „Die tauriſche Krebsdiſtel hat eine aus⸗ 
dauernde Wurzel, aus welcher ſie alljährlich beim Eintritt milder Witte⸗ 
rung einen ſtarken, vierkantigen Stamm treibt, welcher die Höhe von 2 bis 
3 Metern und die Stärke von 1— 1½ [Zoll Durchſchnitt erreicht und 
ebenſo wie die ſtarken Aeſte und großen Blätter mit ſcharfen Stacheln 
überdeckt iſt. Werden nun einjährige Pflanzen in den Reihen 12 Zoll 
von einander und vielleicht eine zweite Reihe in Verband 8 Zoll davon 
entfernt gepflanzt, jo erzielt man einen äußerſt dichten Zaun, welchen we⸗ 
der unberufene Menſchen noch Hausthiere oder Wild durchbrechen können. 
Ganz beſonders empfiehlt ſich die Zaunanlage dort, wo man gepachtete 
Felder oder offene Gemüſegärten auf eine Reihe von Jahren vor dem 
Betreten Unberufener, oder auch dort, wo man junge Pflanzungen im 
Frühjahre vor den ſchädlichen ſcharfen Winden ſchützen will. Diesbe— 
zügliche Verſuche haben erwieſen, daß die durch eine ſolche Zaunanlage 
geſchützten Gurken, Kohlpflanzen u. ſ. w. überraſchend frühzeitige und 
auffallend lohnendere Erträge lieferten, als dieſelben Sorten, welche in 
freierer Lage angepflanzt wurden. Der ganz bedeutende Nutzen, welchen 
demnach eine ſolche Schutzanlage bietet, iſt um ſo höher anzuſchlagen, als 
die Koſten, auf 5—6 Jahre und länger vertheilt, ſich kaum auf 4—6 
Mark für 1000 Meter berechnen, ſo daß es wohl der Mühe werth wäre, 
ſelbſt einen Verſuch bei den, ſchädlichen Winden ausgeſetzten Getreidefel- 
dern zu machen, um beſonders den Roggen während der Blüthezeit vor 
zu ſtarken Winden zu ſchützen. Wo es ferner gilt, anzulegenden oder an— 
gelegten Hecken von Weißdorn, Zaunroſen ꝛc. einen Schutzzaun zu geben, 
iſt unſtreitig der billigſte und beſte ein ſolcher von der tauriſchen Diſtel; 
denn jo lange die junge Pflanzung des Schutzes bedarf, dauert ſelbe aus 
und bildet indeſſen ſelbſt den Zaun, um dann, wenn die dauernde Hecke 
genügend herangewachſen iſt, ohne weitere Arbeit zu verſchwinden. Ein 
ganz beſonderer Vortheil, welchen die Tauriſche Diſtel vor allen anderen 
Zaunpflanzen bietet, liegt darin, daß ſchon im erſten Sommer die Pflan- 
zung ihren Zweck erfüllt, wenn die Pflanzung im Herbſte erfolgte; denn 
die einjährigen Samenpflanzen, im September oder October an Ort und 
Stelle gepflanzt, erreichen ſchon im nächſten Sommer ihre vollſtändige 


969 


Höhe und Stärke. Der Bedarf an Pflanzen ift ein ſehr geringer, da 
bei einreihiger Anlage auf 1 Meter 3 Stück, alſo für 1000 Meter nur 
3000 Pflanzen gebraucht werden, und erfordert die ganze Anlage keiner— 
lei Vorarbeiten, ſondern die Pflanzen können an Ort und Stelle mit 
dem Setzholze wie Krautpflanzen geſetzt werden. Bei trockener Witte⸗ 
rung iſt ſelbſtverſtändlich ein Angießen nach dem Pflanzen erforderlich; 
dann aber iſt die ganze Arbeit auf eine Reihe von Jahren vollendet. 
Die Anzucht der Pflanzen iſt eine ſehr leichte; man ſäet den Samen ein- 
fach auf Gartenbeete wie Spinat ꝛc. und harkt die Saat etwas ein; in 
6—8 Tagen kommen die Pflanzen hervor und entwickeln ſich auffallend 
ſchnell. Während des Aufgehens müſſen die Sämlinge ſtets etwas feucht 
gehalten werden. Es unterliegt ſonach keinem Zweifel, daß ſich die tau— 
riſche Krebsdiſtel als Schutzzaunpflanze allgemein einführen wird. Als 
wirkungsvolle Zierpflanzen auf Raſenplätzen iſt ſie hier und da bereits 
bekannt und verwendet. In meiner Baumſchule zu Schmalhof, Poſt Vils— 
hofen in Riederbayern ſind Proben ſolcher Hecken zu ſehen. Jeder Be— 
ſucher der Baumſchule blieb verwundert vor dem majeſtätiſchen Blätter⸗ 
und Stachelwerke ſtehen, ſich dahin äußernd, daß es freilich ganz unmög— 
lich ſei, hier durchzukommen; denn wenn die äußerſt ſpitzen Stacheln nur 
ein wenig in die Haut dringen, verurſachen ſie ein länger andauerndes 
ſchmerzhaftes Brennen und man zieht ſich mit Scheu von dannen zurück. 
Die Eucalypten und die Opossums. Seit längerer Zeit iſt 
eine beträchtliche Abnahme der Waldbäume in verſchiedenen Gegenden der 
auſtraliſchen Kolonien conſtatirt worden. Schon Peter Me. Pherſon 
hatte die Vermuthung ausgeſprochen, die neuerdings von K. H. Bennett 
beſtätigt wird, daß man den Opoſſums die Urſache dieſer Zerſtörung zu— 
ſchreiben müſſe. Nach früheren Beobachtungen Bennetts waren die Opoſ— 
ſums vor 25 Jahren in der Kolonie Victoria (Gipps Land) ſehr ſtark 
vertreten, jo erzählt man ſich, daß eine aus 4 Jägern beſtehende Geſell⸗ 
ſchaft in verhältnißmäßig kurzer Zeit 250,000 Felle dieſer Thiere zuſam⸗ 
menbrachte. Früher war jene Gegend von den Ureinwohnern des Lan— 
des ſtark bevölkert, deren Hauptnahrung aus Opoſſum-⸗Fleiſch beſtand, als 
die Bevölkerung immer mehr decimirt wurde, nahmen die Opoſſums be- 
denklich zu. Die von den Opoſſums angegriffenen Bäume beſtanden faſt 
ohne Ausnahme aus den dort ſtark vertretenen Eucalyptus rostrata 
(Red Gum) und Eucalyptus melliodora (Yellow Box.) Zu 
gewiſſen Zeiten des Jahres ſcheinen die Blätter dieſer Bäume den Opoſ— 
ſums ganz beſonders ſchmackhaft zu ſein und pflegen ſie dann Nacht für 
Nacht einen oder mehrere derſelben in großen Schaaren zu beſuchen, bis 
faſt alle Blätter verſchlungen find. Dann ſuchen fie friſche Bäume auf. 
Wenn nach Monatsfriſt die abgefreſſenen Bäume neue Triebe gemacht 
haben, kehren ſie zu ihnen zurück und ſofort, 2—3 Monate lang, bis die 
Bäume ſchließlich ganz erſchöpft find und abſterben. Zu ihrem Unter— 
gange mag desgleichen der ſtinkende Urin beitragen, mit welchem die Bäume 
ganz imprägnirt werden. In Neu⸗Süd⸗Wales ſollen die Bäume in der⸗ 
ſelben Weiſe zerſtört werden. In der Nachbarſchaft von Melbourne da— 
gegen wird nichts derartiges bemerkt, was ſich aus dem Umſtande erklä— 
ren läßt, daß es dort keine Opoſſums giebt. 


570 


Gartenbau⸗Vereine u. ſ. w. 


Bericht über die Thätigkeit des Fränkiſchen Garten⸗ 
bauvereins im Jahre 1885. Schon zu wiederholten Malen wurde 
uns die ſtets willkommene Gelegenheit geboten, über das gedeihliche Wir⸗ 
ken und Schaffen dieſes Vereins Bericht zu erſtatten; der uns vorlie- 
gende Bericht über die Thätigkeit im verfloſſenen Vereinsjahre legt aber 
mals ein glänzendes Zeugniß ab, wie ſich die einzelnen Mitglieder und 
ſo namentlich auch die Herren des Vorſtandes die Förderung des Gar— 
tenbaus nach allen Richtungen hin angelegen ſein laſſen. Wir wünſchen 
aufrichtig, daß dieſes gute Beiſpiel an vielen Orten, wo es mit ſolchen 
Vereinen noch recht kümmerlich beſtellt iſt, Nachahmung finden möge. 


Mittheilungen d. k. k öſterreichiſchen Pomologen-Ver— 
eins. Die uns vorliegende Nr. 10 bringt außer der Correſpondenz der 
Vereinsleitung und verſchiedenen Notizen einen ſehr ausführlichen Bericht 
über die Obſt-⸗Ausſtellung in Bozen und die Wander ver 


ſammlung daſelbſt. Die Ausſtellung war in jeder Beziehung eine mu⸗ 


ſtergültige und in der Verſammlung unter dem Vorſitze des Herrn Gra- 
fen Attems wurden auf die Obſtverbreitung und Verwerthung bezügliche 
Fragen ſehr eingehend erörtert. 
Gartenbau-Verein Nürnberg. Dieſem Verein kommt das 
hohe Verdienſt zu, im October d. J. die erſte bayeriſche Fortbil⸗ 
dungsſchule für Gärtner eröffnet zu haben. Beharrlichkeit führt 11 
zum Ziele, — ſchon vor 4 Jahren war ein dahinzielender Antrag geſtellt 
worden, doch damals fehlten die Mittel, die jetzt bei einer ſehr weiſen 
Sparſamkeit und nach einem günſtigen Abſchluß der vorjährigen Gar⸗ 


tenbau⸗Ausſtellung herbeigeſchafft werden konnten. Die Zahl der Schü; 
ler beträgt bereits 39 und tüchtige Lehrkräfte ſichern das Gelingen dies 
ſes ſo anerkennungswerthen Unternehmens, dem wir ein auf richtiges „Glück 


auf“ zurufen. 

Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. 
Preußiſch. Staaten und der Geſellſchaft der Gartenfreunde 
Berlins. Mit dem J. Januar 1887 wird die 1852 von Dr E. Regel 
begründete Gartenflora, welche ſeit einigen Jahren unter Mitwirkung 
von Dr. E. Regel und Profeſſor Dr. A. Engler vom Garteninſpector 
B. Stein in Breslau herausgegeben wird, Organ obigen Vereines wer⸗ 
den und übernimmt Profeſſor Dr. L. Wittmack die Redaction. — Die 
Deutſche Garten-Zeitung hört ſomit zu erſcheinen auf und Re- 
gel's Gartenflora tritt an ihre Stelle. 


Dresden. Für die Beſchickung der im nächſten Jahre in Dresden ftatt- 
findenden Internationalen Garten bau-Ausſtellung liegen ſchon 
jetzt zahlreiche Anmeldungen von Gärtnern und Induſtriellen vor, welche ſich 
mit ihren Erzeugniſſen an der Bewerbung um Preiſe des ſehr mannig⸗ 
faltigen Programm's zu betheiligen wünſchen. 


571 


Insbeſondere find auch Architecten und Fabrikanten unter den zu: 
künftigen Ausſtellern reich vertreten, welche Wintergärten, Gewächshäuſer, 
Brücken, Veranden, Gartenpavillons, Einfriedigungen und dergl. Gegen— 
ſtände einzuliefern beabſichtigen. Das große Areal bietet zur wirkungs— 
vollſten Verwendung ſolcher Objekte der landſchaftlichen Baukunſt die 
günſtigſte Gelegenheit; im Intereſſe der Ausſteller ſelbſt aber liegt es, 
Anträge um Aufnahme ihrer Fabrikate unter Einſendung von geichnun⸗ 
gen und een zur Erlangung recht vortheilhafter Plätze bis 
Dezember d. J. bei dem u für die Internationale Garten— 
bau⸗ Ausſtellung einzureichen, da ſpätere Anmeldungen bei dem voraus— 
ſichtlich eintretenden Raummangel zurückgewieſen werden müßten. 

Auch ſeien diejenigen Herren, welche ſich mit Entwerfung von Gar— 
tenplänen befaſſen, hiermit aufmerkſam gemacht, daß die Concurrenz Nr. 
393 des Programms, Umgeſtaltung des Kaiſer — Wilhelm — Platzes 
zu Dresden, N. durch das Geſchäftsamt zu beziehen ſind. 


ile ratur. 


Der praktiſche Gartenfreund. Illuſtrirte Wochenſchrift für Gar— 
tenliebhaber. Herausgegeben von A. Radetzki und Th. Lange. Schon 
wieder eine neue Gartenzeitung, — wo ſoll das hinaus! — wird viel— 
leicht Mancher ausrufen und leugnen läßt ſich nicht, daß hierin neuer— 
dings viel geleiſtet wird. Man kann ſich aber ſagen, daß der Gartenbau 
mit ſeinem weit verzweigten Gebiete immer weiter um ſich greift, in 
größere Kreiſe eindringt und es daher ebenſo wenig an Stoff wie an 
Leſern mangelt. Die uns vorliegende erſte Nummer dieſer Zeitſchrift 
zeugt von einer mit der Praxis wohlvertrauten Redaction und bieten die 
darin enthaltenen, meiſt kürzeren Abſchnitte dem Gartenliebhaber eine 
reiche Auswahl zur Befriedigung ſeines Wiſſensdurſtes. Red. 

Bibliothek der geſammten Naturwiſſenſchaften unter Mitwirkung 
hervorragender Fachmänner herausgegeben von Dr. Otto Dammer. 
Mit Farbendrucktafeln und Holzſchnitten. Stuttgart, Verlag von Otto 
Weiſert. Die erſte Lieferung dieſer ein ungeheures Gebiet zu umfaſſen⸗ 
den Bibliothek iſt ſoeben erſchienen und möchten wir den verehrten Leſer 
auf dieſe durchaus populäre Bearbeitung aller Zweige der Natur— 
wiſſenſchaft aufmerkſam machen. Sie ſollen Grundlehren der Chemie 
und Phyſik bringen, der Aſtronomie gebührende Beachtung widmen, ſich 
ferner mit dem Bau der Erde, mit den Mineralien und Geſteinen be— 
ſchäftigen, die phyſikaliſche Geographie und die Vorgänge in unſerer At— 
moſphäre beſprechen und die Vorherſage des Wetters erklären. Auch eine 
tiefgreifende Ueberſicht über das ganze Pflanzen- und Thierreich 
wird gegeben und der Heimath der Thiere mit beſonderer Ausführlichkeit 
gedacht. Darwins Lehre, welche heutzutage auf unſer geiſtiges Leben 
einen ſo großen Einfluß ausübt, wird in einem beſonderen Bande er— 
läutert werden. 

In wöchentlichen, ca. 4— 5 Bogen ſtarken reich illuſtrirten Lieferun— 
gen zum Preiſe von 1 M. pro Lieferung ſoll dieſe Bibliothek er— 


972 


ſcheinen und wird in ungefähr 60—70 Lieferungen complet fein. Für 
ein unregelmäßiges Erſcheinen des Geſammtwerkes iſt Sorge getragen 
worden, da ein großer Theil der Manuſcripte bereits fertig vorliegt. 

an, Red. 


Grundriß der Lehre vom Gartenbau. Ein Leitfaden für den Un 
terricht an landwirthſcha ftlichen Lehranſtalten, Gartenbau-Schulen und 
zum Selbſtunterricht. Von O. Hüttig, Direktor emerit. und Lehrer 
des Gartenbaues. I. u. II. Theil. (Deutſche landwirthſchaftl. Laden 
Bibliothek, 29. u. 30. Heft). Leipzig, Karl Scholtze, 1886. Verfaſſer, 
welcher als Lehrer im Gartenbau ergraut iſt, erfreut ſich bereits durch 


eine Reihe gediegener Schriften einer in Fachkreiſen allgemeinen Aner⸗ E 
kennung und wird dieſer in 3 Theilen zu erſcheinende Grundriß, 


zwei Theile liegen bereits vor, dazu beitragen, das von ihm jo praktiſch 
und klar Gelehrte in weiteren Kreiſen, ſo namentlich unter den jüngeren 
Gärtnern zu verbreiten. Die Bearbeitung des Themas iſt jedenfalls eine 
ganz eigenartige, dürfte gerade ſo als Leitfaden recht zweckent⸗ 
ſprechend ſein. f 

Wir hätten für den I. Theil: Allgemeines eine andere Bezeich⸗ 
nung gewünſcht, da Verfaſſer in einigen der 10 Abſchnitte ſchon viel mehr 


in Einzelheiten eingeht als man unter dem Titel: Allgemeines er⸗ 


warten konnte. Das Autoren-Verzeichniß ſcheint ziemlich willkürlich zu⸗ 
ſammengeſetzt zu fein, jo werden beiſpielsweiſe Männer wie G. Bentham, 
Alphonſe de Candolle, Endlicher, M. Maſters, Ch. Naudin, Steudel, die 
dem Gartenbaue näher ſtanden oder mindeſtens ebenſo nahe wie manche 


der von ihm citirten, in demſelben nicht aufgeführt. Auch hätten in die⸗ 1 


ſem Verzeichniß manche Druckfehler füglich vermieden werden können. Es 


ſind dies aber Erwägungen ſecundärer Ordnung, die den Werth des 


Schrift nicht weſentlich beeinträchtigen. 


Der II. Theil: Die Kultur von Topf- und Kübelpflanzen 


und das Treiben von Nutz- und Ziergewächſen giebt ein kurzes 
Expoſé von den Haupterforderniſſen zur Kultur exotiſcher Gewächſe und 
hat Verfaſſer den reichen Stoff in gedrungener Form und mit großer 
Liebe bearbeitet. — Beiden Theilen ſind viele in den Text gedruckte, gute 
Abbildungen beigegeben. k 
Geſtützt auf das bereits Gebotene dürfen wir dem III. Theil — 
— Schulgärten und Gartenkalender — ein günſtiges Progno- 
ſtikon ſtellen. Red. 3 


Einige litterariſche Ergänzungen für das Jahr 1886. 


Eine ganze Reihe von Publicationen, botaniſchen und gärtneriſchen 
Inhalts wurden in dieſem Jahrgange unſerer Zeitung kürzer oder län⸗ 
ger beſprochen, doch iſt dies gleichbedeutend mit nichts im Vergleich zu 
der Maſſenproduktion, die ſich auch auf dieſem, allerdings ſehr weiten 
Gebiete im nun bald verfloſſenen Jahre 1886 kundgegeben hat. Der 
Verſuch, ſämmtliche diesjährige Schriften über den Gartenbau hier kurz 


573 


aufzuzählen, würde ſchon viel zu weit führen, ganz abgeſehen davon, daß 
uns hierfür auch die Quellen fehlten; im Nachfolgenden beabſichtigen wir 
daher auch nur, auf einige Arbeiten gleichſam als eine Ergänzung hin— 
zuweiſen, die ein allgemeineres Intereſſe in Anſpruch nehmen. 

Vor noch nicht langer Zeit machte die elektriſche Pflanzenkul— 
tur viel von ſich reden, wußten die vereinzelten Anhänger ſie nicht ge— 
nug zu rühmen; augenblicklich verlautet nichts mehr von ihr; vielleicht 
daß man neue, gründlichere Verſuche anſtellt, um den jedenfalls nicht un— 
weſentlichen Einfluß des elektriſchen Lichtes auf manche Pflanzenkulturen 
auch wirklich praktiſch zu verwerthen. Zur Abwechſelung hat man da— 
für den Magnetismus mal aufs Tapet gebracht und die von Dr. Karl 
du Presl in der Zeitſchrift: „Ueber Land und Meer“ (Nr. 46, 1886) 
veröffentlichte Abhandlung: 

„Die Pflanzen und der Magnetismus“ 

dürfte außer bedenklichem Schütteln der Köpfe manche gläubige Seelen 
finden. Da aber Verfaſſer auf von ſehr glaubwürdigen Perſönlichkeiten 
unternommene Experimente hinweiſt, ſo verdient ſeine Abhandlung jeden— 
falls volle Beachtung. Am liebſten hätten wir dieſelbe unſern Leſern in 
extenso gebracht, müſſen uns aber, kraft der beigefügten Bemerkung: 
„alle Rechte vorbehalten,“ — darauf beſchränken, ein Resumé darüber zu 
geben. 

Verfaſſer nimmt einen magnetiſchen Agens an, den nachzuweiſen durch 
ſinnliche Wahrnehmung Reichenbach's angeſtellten Experimenten zum 
Theil geglückt iſt. In einer ſpäteren Beſprechung behält er es ſich vor, 
ſeine Uebertragbarkeit auf unorganiſche Körper darzuthun, während er in 
der uns vorliegenden Schrift es ſich angelegen ſein läßt, die Uebertrag— 
barkeit dieſes magnetiſchen Agens auf ſoche organiſche Körper zu bewei— 
ſen, bei welchen die alsbald ſich kundgebenden Erſcheinungen nicht das Be— 
denken aufkommen laſſen, als ob die bloße Phantaſie hierbei eine Rolle 
ſpielte. Kann dieſe Uebertragbarkeit auf Pflanzen nachgewieſen wer— 
den, ſo iſt, wie er ſehr richtig bemerkt, jegliche Phantaſie von vornherein 
ausgeſchloſſen. Gar ſehr verſchiedener Art können die bei magnetiſirten 
Pflanzen ſich einſtellenden, das Wachsthum derſelben afficirenden Wirkun⸗ 
gen ſein. Auf Koſten der Verlangſamung des Wachsthums tritt eine kräf— 
tigere Entwickelung der Blüthen und Früchte ein, oder auch erſtere blei— 
ben zurück, was der Samenbildung dann wieder zu gute kommt; ein 
ſchnelleres Wachsthum kann ebenfalls beobachtet werden, ohne daß 
ſelbiges auf die Blüthen nachweisbar reagirte. Herr Dr. du Presl führt 
dann verſchiedene ſehr intereſſante Verſuche vor, die dies weiter begrün— 
den ſollen, — man vergleiche Nr. 46 der obengenannten Zeitſchrift und 
ſchließt mit einem Citate aus der Unterredung Ségurs mit Maria An: 
toinette über Magnetismus, in welcher es wörtlich heißt: 

„Ich möchte nun wahrlich wiſſen, ob die Pferde (von pariſer Thier⸗ 
ärzten magnetiſirte Pferde, bei welchen auch die Wirkungen durch jene be— 
zeugt wurden) zu viel Phantaſie beſaßen, oder die Gelehrten (unter ſol— 
chen wurde die derzeitige pariſer Akademie der Wiſſenſchaften verſtanden, 
welche ſich zunächſt ablehnend gegen jene Lehren verhalten hatte), zu 
wenig.“ 


974 


In Wollny's Forſchungen auf dem Gebiete der Agricul- 


turchemie (Bd. VIII. Heft 3—4.) hat Dr. P. Sorauer eine ſehr ber 


lehrende Abhandlung über die Stecklingsvermehrung der Pflanzen veröf- N 


fentlicht. Hier wird dieſe gärtneriſche, auf den erſten Blick nicht ſchwie⸗ 
rig erſcheinende Arbeit vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus erörtert 
und wäre es zu wünſchen, daß dieſelbe in weiten Kreiſen Verbreitung 
fände. Nach einer allgemeinen Ueberſicht der Stecklingsvermehrung bei 
Phanerogamen, kommt Verfaſſer ſpeciell auf die Stecklingsbildung der 
Samenpflanzen zu ſprechen, bei welchen bekanntlich die verſchiedenſten Glie— 
der zu dieſer Vermehrungsweiſe Verwendung finden können. 

Jede größere, mit Reſerveſtoffen verſehene, chlorophyllreiche Parenchym— 
maſſe, die, vom Muttertheil getrennt, im Stande iſt, längere Zeit am 
Leben zu bleiben, ſoll, nach des Verfaſſers Anſicht, unter günſtigen Ver⸗ 
hältniſſen als Steckling Wurzeln und Triebe erzeugen können. 

Je nach ihrer näheren Beſchaffenheit verhalten ſich die Zweigſteck— 
linge verſchieden. So ſchließen ſich ſaftig-fleiſchige Stengel an der Schnitt⸗ 
fläche durch Korkbildung ab und laſſen, ohne weſentliche Neubildungen zu 
zeigen, die Wurzeln alsbald hervorbrechen; Zweige mit ſtarkentwickeltem 
Holzkörper bilden dagegen zunächſt einen größeren Vernarbungswulſt und 
Wurzeln kommen erſt viel ſpäter bei ihnen zum Vorſchein. An einem 
Fuchſien⸗ und Roſenſtecklinge find die Bildung der Vernarbung und de— 
ren Verſchiedenheiten weiter erörtert, auch durch Abbildungen klargelegt. 
Zwiſchen Callus und Vernarbungsgewebe macht Verfaſſer einen Unter- 
ſchied. Callus nennt er die Erſtlingsbildung, die aus den erſten Zell⸗ 
theilungen hervorgeht, und ganz insbeſondere an der Spitze der Zellrei— 
hen fortwächſt. Das Vernarbungsgewebe, meiſtentheils auch Callus ge⸗ 
nannt, iſt das durch Entſtehung einer Korkzone bereits differenzirte Ge⸗ 
bilde, das ſchon dem Gewebtheile ähnlich geworden iſt, aus deſſen Wunde 
es entſtand. Stets gültige Regeln über die Art der Callusbildung laſ⸗ 


ſen ſich nicht aufſtellen. Bisweilen machen die Stecklinge nur ſehr ge⸗ 4 


ringen oder keinen Gallus an der convex fi) verwölbenden Wundfläche, 
in einem anderen Falle liefern dieſelben Pflanzen bedeutende Callusmaſſe. 
Bei einer derartigen Verſchiedenheit kommen äußere Verhältniſſe mit in 
Betracht und daß die wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen über die Steck— 
lingsvermehrung nicht ganz übereinſtimmende Reſultate gegeben haben, 
dürfte ſich aus der Verſchiedenartigkeit der Entwickelung erklären laſſen. 
— Verfaſſer beſpricht dann die Vermehrung durch Wurzel-, Knollen— 
und Blattſtecklinge und deren anatomiſche Eigenthümlichkeiten, — diejeni⸗ 


gen unſerer Leſer, welche ſich hierfür intereſſiren ſollten, verweiſen wir 


auf die Schrift ſelbſt. — 

„Saat und Pflege der landwirthſchaftlichen Cultur— 
pflanzen“ ſo lautet der Titel eines bei Paul Parey in Berlin er⸗ 
ſchienenen Werkes, welches den berühmten Agronomen Ewald Wollny 


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zum Verfaſſer hat. Es finden ſich in dieſem umfangreichen Werke 


die zahlreichen, auf Saat und Pflege der landwirthſchaftlichen Kultur⸗ 
pflanzen bezüglichen Verſuche ſorgfältigſt geſammelt, kritiſch verarbei— 


tet und durch eigene Unterſuchungen weſentlich bereichert. Zwiſchen land» F 


wirthſchaftlichen und gärtneriſchen Culturpflanzen iſt vom experimentellen 


975 


wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus keine ſcharfe Grenze zu ziehen und 
dürfte dies Werk, welches von Seiten der theoretiſchen und praktiſchen 
Landwirthſchaft mit Anerkennung begrüßt wurde, auch vielen Gärtnern 
die Quelle eines ſehr ergiebigen Studiums werden. Um dies weiter 
zu begründen verweiſen wir kurz auf den Inhalt des Buches. 


J. Die Saat der landwirthſchaftlichen Culturpflanzen. 

1. Das landwirthſchaftliche Saatgut. — 2. Die Keimung des Saat- 
guts. — 3. Die Keimfähigkeit und Keimungsenergie in ihrer Abhängig— 
keit von Alter, Reifegrad, Größe, Temperatur, Einwirkung von Salz— 
löſungen und anderen Stoffen u. ſ. w. — 4. Die Beſchaffenheit des Saat— 
guts und feine Einwirkung auf das Produktionsvermögen der Pflanzen. — 
5. Die Veredelung und Züchtung der Culturpflanzen. — 6. Der Samen— 
wechſel. — 7. Die Werthbeſtimmung des Saatguts nach ſubjektiven und objek— 
tiven Merkmalen. — 8. Die Vorbereitung des Saatguts durch Vorquellen, 
Vorkeimen, Dörren, Beizen u. ſ. w. — 9. Die Größe des Bodenraums. — 
10. Die Vertheilung des Bodenraums je nach der Saatmethode. — 11. Die 
Saatzeit und ihr Einfluß je nach Boden, Klima, Pflanze u. ſ. w. — 12. Die 
Saattiefe und deren Einfluß auf die ſpätere Entwicklung. — 13. Die Gemeng⸗ 
ſaat. — 14. Die Pflanzung. — 15. Die Herſtellung entſprechender Saatgut⸗ 
qualität und der erforderlichen Entwickelungsbedingungen für die Pflanzen. 

II. Die Pflege der landwirthſchaftlichen Kulturpflanzen. 

1. Der Schutz der Gewächſe gegen ungünſtige Witterungsverhält- 
niſſe, Bodenzuſtände, ſchädliche Thiere und Pflanzen. — 2. Die Mittel 


zur Beförderung des Pflanzenwachsthums. — — 


Die Pilze ſind jetzt, ſo zu ſagen, Modepflanzen geworden, wohin 


man blickt und hört, treten einem durch Pilze bedingte Abnormitäten bei 


Menſchen, Thieren und Pflanzen entgegen und ſomit dürfte auch der für 
Land⸗ und Forſtwirthe, Gärtner, Gartenfreunde und Botaniker von O. 
E. R. Zinnermann herausgegebene „Atlas der Pflanzenkrankhei— 


ten, welche durch Pilze hervorgerufen werden (Halle a/ S. W. 
Knapp) ſeitens der gärtneriſchen Kreiſe allgemeine Beachtung finden. 
So werden beiſpielsweiſe durch die zahlreichen Arten der Gattung Puc- 


einia manche Krankheiten unſerer Gartenpflanzen erzeugt, deren genaue 
Erkennung uns zunächſt obliegt, um geeignete Maßregeln dagegen ergrei- 
fen zu können. Ein ſolcher Atlas, von dem bis jetzt die 4 erſten Hefte 
mit ſehr genauen, detaillirten Abbildungen dieſer Pilze in ihren verſchie— 
denen Stadien erſchienen ſind, wird daher von Vielen mit Freuden be— 
grüßt werden. 

Da wir in den Händen manches Gärtners Garckes Flora von 
Deutſchland angetroffen haben, und in der That kann man ſich keines 
beſſeren Führers durch die einheimiſche Flora unſeres Vaterlandes bedie— 
nen, jo möchten wir hier nur konſtatiren, daß dieſelbe in ihrer 15. ver- 
beſſerten Auflage erſchienen iſt (Berlin, Paul Parey, 1885), was mehr 
als alle Anpreiſungen für den hohen Werth dieſes vorzüglichen Buches 
ſprechen dürfte. 

Schon zu wiederholten Malen haben wir Gelegenheit genommen, 
den jungen Gärtner vor der jetzt ihm häufig ſo verführeriſch entgegen— 
tretenden Auswanderung nach den tropiſch-afrikaniſchen Kolonien zu war: 


976 


nen, kommen hier noch einmal darauf zurück, indem wir auf den in der 
Gartenflora (Septbr., Oktober 1886, Fortſetzung folgt) von Herrn 
Franz Ledien, z. Z. in Stettin veröffentlichten, ſehr gediegenen, auf eigene 
Anſchauungen beruhenden Aufſatz über die Anſichten des Gärtners 
in den afrikaniſchen Tropenländern ſpeciell am Congo kurz 
hinweiſen. In der That müſſen dieſe Ausſichten ſehr wenig ermuthigend 
ſein und ſo komiſch es klingt, dürfte Herr Ledien doch Recht behalten, 
wenn er alle dortigen Kulturverſuche als „raffinirte Pflanzenquälereien“ 
hinſtellt. Drum prüfe, wer ſich — wenn auch nicht ewig, wie es im 
Gedichte heißt, ſo doch für eine Reihe von Jahren bindet, um dort in 
jenen ungeſunden, für europäiſche Kulturen ſo wenig geeigneten Länderſtre⸗ 
cken ſein Heil als Gärtner zu verſuchen. Im günſtigſten Fall wird Ent⸗ 
täuſchung ſein Loos ſein, häufiger noch bringt er auch einen ſiechen Körper 
heim, oder auch er fällt dem — ſchwarzen Kontinent zum Opfer. In 
allen tropiſchen Ländern, die noch der Kultur unterworfen werden ſollen, 
müſſen Gärtner die Pioniere des Landwirthes ſein, wo ſie aber ein — 
198 Ye ausſprechen, dürfte für letzteren ſicherlich kein Gras 
wachſen. 


Perſonal⸗Nachrichten. | 


Die Herren Bernard, Crépin und Ch. De Bosſchere erhielten 
das Kommandeurkreuz des ſerbiſchen Ordens vom heiligen Sava, letzte— 
rer der dreigenannten Herren wurde gleichzeitig zum Ritter der rumäni⸗ 
ſchen Krone ernannt. 

Profeſſor Eduard Pynaert feierte am 24. October das 25jährige 
Jubiläum ſeiner Ernennung zum Lehrer an der Regierungs⸗Gartenbau⸗ 
Schule in Gent und wurden ihm bei dieſer Gelegenheit vielfache Be— 
weiſe der Anerkennung ſeines erfolgreichen Wirkens dargeboten. 

Dr. Albert Wigand, dem zu Ehren die Hydrophyllaceen - Gat⸗ 
tung Wigandia benannt wurde, ordentlicher Profeſſor der Botanik 
und Direktor des botaniſchen Gartens der Univerſität Marburg, iſt am 
22. October nach längerem Leiden geſtorben. 


— 


Eingegangene Kataloge. 


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Knollen und Orchideen. 

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ringen. Engros-Preis⸗Verzeichniß über Laub- und Nadelholz, Gras- und 
Oeconomie⸗Sämereien. Zur Herbſt⸗Cultur 1886. 

Katalog und Preis⸗Courant Herbſt 1886 und Frühjahr 1887 von 
R. Val. Wagener, Söhne, Baumſchulenbeſitzer und Roſiſten in Ech— 
ternach (Luxemburg). 


Druck von Fr. Jacob in Düben 


Im Verlage von Rob. Kittler in Hamburg find ferner erfihienen: Fortſetzung von Averdieck 
nderleben unter dem Titel: 
ante auf Neiſen oder Kinderleben. 4. Theil von E. Averdieck. Für Kinder von 8—12 
Jahren. Mit 6 color. Bildern und 12 Holzſchnitten. 8. Cart. 3 M. 60 Pf. 
| Seit Jahren wurde die Verfaſſerin, beſonders von Kindern aufgefordert, über die weiteren 
hickſale der Meiler'ſchen Familie zu berichten, doch fand die Verfaſſerin erſt jetzt Zeit, dieſen oft 
sgeſprochenen Wunſch zu erfüllen, und geſchah dies auf der Reife in einer Weiſe, die den Kindern 
eder ebenſo viele Freude oder mehr machen wird, als die früheren Erzählungen, denen ſich dieſer 
rte Band anſchließt. 
Von den früheren Bänden dieſer ſo beliebten Averdieck'ſchen Kinderſchriften ſind abermals neue 
iflagen nöthig geweſen und ſind ſoeben erſchienen: 
verdieck, E., Karl und Marie, oder Kinderleben. 1. Theil. Eine Sammlung von Er⸗ 
Zählungen für Kinder von 5—9 Jahren, mit 6 color. Bildern. 11. Aufl. 8. Cart. 2 M. 70 Pf. 
verdieck, E., Roland und Eliſabeth oder Kinderleben. 2. Theil. Eine Sammlung von 
Erzählungen für Kinder von 6—10 Jahren. Mit 6 Bildern. 9. Aufl. 8. Cart. 3 M. — 
verdieck, E., Lottchen und ihre Kinder, oder Kinderleben. 3. Theil. Eine Sammlun 
von Erzählungen für Kinder von 7—12 Jahren. Mit 8 Bildern. 6. Aufl. 8. Cart. 3 M. 60 Pf. 
Durch die langjährige Leitung einer Schule erwarb ſich die Verfaſſerin eine ſo tiefe Kenntniß 
s kindlichen Gemüth's und Charakters, daß es ihr dadurch möglich war, dieſen Schilderungen aus 
Familienleben einen ſo eigenthümlichen Reiz zu verleihen, der die Kinder noch nach mehrmaligem 
en immer wieder freudig bewegt und Geiſt und Gemüth zum Guten anregt. Auch die Eltern 
rden darin manchen vortrefflichen Wink über die heilſame Erziehung der Kinder finden. Jeder 
eſer drei Bände enthält eine ganz für ſich beſtehende Sammlung kleiner Erzählungen, die 
iter ſich den Zuſammenhang haben, daß ſie in einer Familie ſpielen. 


röger, Dr. J. C., Bilder und Seenen aus der Natur und dem Menſchenleben für die reifere 

Jugend. Eine Muſterſammlung von Erzählungen, Natur- und Geſchichtsbildern in Poeſie und 
Proſa, zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Gr. 8. Lexikon-Format. 42 Bogen (650 Seiten) 
mit 6 color. Bildern. Gebd. Preis 9 Mk. 

Der Hamburger Correſpondent ſagt hierüber: Durch ſeine Reichhaltigkeit und Gediegen— 
it erſetzt es mehr als 3 Bände gewöhnlicher Jugendſchriften in der Art, wie die Dielitz'ſchen, und 
n als wahres Haus- und Familienbuch betrachtet werden, denn wo man es auch aufſchlagen 
ag, es bietet des Intereſſanten und Belehrenden ſo reichen und abwechſelnden Stoff, daß Kinder 

immer und immer wieder zur Hand nehmen und ſelbſt Erwachſene es mit großem Intereſſe leſen 


Blüthen und Früchte für friſche und fröhliche Kinder. Mit 6 Bildern. Gr. 8. 
Gebd. (354 S.) 3 Mk. — Daſſelbe, feine Ausg., 4 Mk. 50 Pf. 
Der anregende und vielſeitige Inhalt dieſes Buches wird jedes Kindergemüth für längere Zeit 
1 und unterhaltend anziehen, und es iſt als vorzügliches Prämien- und Feſtgeſchenk zu em- 
ehlen. en | 
— — do. Perlen für die Jugend. Eine Muſterſammlung von Gedichten, Erzählungen, Na- 
tur⸗ und Völkerſchilderungen zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Mit 6 color. Bildern. 
Gr. 8. (378 S.) Gebd. 5 Mk. | 
Die Hamburger Nachrichten ſagen hierüber: Es enthält reichlich 200 Geſchichten, Erzählungen 
rd Gedichte, welche den Verſtand feſſeln, zum Nachdenken anregen und dabei das Gemüth erheben 
id ausbilden und wird ſicher immer und immer wieder von den Kindern zur Hand genommen wer— 
n, wenn ſie andere Bücher längſt bei Seite legten, wie ich dies bei einem andern Buche von Dr. 
öger („Blüthen und Früchte für Kinder“) fo oft geſehen habe. 5 
— — do. Lehr⸗ und Leſebuch für Schule und Haus. Geordnete Leſeſtücke aus deutſchen 
Dichtern und Proſaiſten. Zur Bildung des Geiſtes und Herzens. 1. Theil (354 Seiten). 
2. A Seiten). Gr. 8. Geh. a 2 Mark. — 3. Theil (659 Seiten). Gr. 8. 
Geh. 3 Mark. 

Unter ſo vielen ähnlichen Leſebüchern zeichnet ſich dieſes Buch von Kröger beſonders dadurch 
rtheilhaft aus, daß es nicht bloß den Verſtand ausbildet und bereichert, ſondern daß es gleichzeitig 
ich die Bildung des Herzens und Gemüthes in's Auge faßt, daß es die Jugend nicht bloß zu be— 
hren, ſondern auch zu veredeln ſtrebt. i { 
ühner, A., Erſtes Leſebuch für Kinder von 6 bis 9 Jahren. Gr. 8 Geh. 80 Pf. 


nderſen, H. C., Neue Märchen. Ueberſetzt von H. Zeiſe und Dr. Le Petit. 2. Auflage. 
Mit 14 Bildern von Otto Speckter. 2 Bde. 8. God. Mk. 5,25 Pf. 
Anderſen ſelbſt nennt in der Vorrede zu feinen Werken die Zeiſe'ſche Ueberſetzung die Beſte 
d Speckter's Name ſteht bei allen Kindern ſo gut angeſchrieben, daß dieſe Ausgabe der reizenden 
tärchen von Anderſen wohl keiner weiteren Empfehlung bedarf. 


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