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Full text of "Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden"

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HANDBUCH 


DER 


UGHESIISEHEN ARBEITSMEIHODEN. 


HERAUSGEGEBEN VON 


PROF. DR. EMIL ABDERHALDEN, 
DIREKTOR DES PHYSIOLOGISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITÄT HALLE A. S. 


SIEBENTER BAND. 


BEARBEITET VON 


Priv.-Doz. Dr. Hermann Dold, Straßburg i. E. — Prof. Dr. Felix Ehrlich, Breslau. — Prof. Dr. H. v. 

Euler, Stockholm. — Prof. Dr. Otto Folin, Boston. — Priv.-Doz. Dr. E. Grafe, Heidelberg. — Priv.- 

Doz. Dr. Viktor Grafe, Wien. — Prof. Dr. G. Herxheimer, Wiesbaden. — Dr. Max Klostermann, 

Halle a. S. — Dr. Berthold Oppler, München. — Priv.-Doz. Dr. Hans Przibram, Wien. — Prof. 

Dr. Erich Regener, Charlottenburg. — Prof. Dr. Ernest H.Starling, London. — Priv.-Doz. Dr. Georg 
Trier, Zürich. — Priv.-Doz. Dr. Geza Zemplen, Selmeezbänya. 


MIT 198 FIGUREN. 


URBAN & SCHWARZENBERG 
BERLIN WIEN 
N., FRIEDRICHSTRASSE 105b [., MAXIMILIANSTRASSE4 


1913. 


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Alle Rechte vorbehalten. j 


RR #5 


Copyright by Urban & Schwarzenberg, Berlin 1913. 
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Vorwort. 


Der siebente Band des Handbuches der biochemischen Arbeits- 
methoden bringt außer einigen Ergänzungen zu Methoden, die bereits 
in früheren Bänden behandelt worden sind, hauptsächlich die Methodik 
der Grenzgebiete. Es ist ganz unmöglich, das Gebiet desjenigen Physio- 
logen, der im wesentlichen mit chemischen Methoden arbeitet, zu 
umgrenzen. Je nach den Fragestellungen wird bald dieses, bald jenes 
Nachbargebiet betreten. Gerade hierbei zeigt sich am meisten eine 
gewisse Unsicherheit, weil es gilt, Methoden anzuwenden, die dem 
einzelnen Forscher oft etwas ferner liegen. So will man z. B. sich 
rasch über die Zusammensetzung eines bestimmten Nahrungsmittels 
orientieren. Man scheut vor der Untersuchung zurück, weil oft die 
Zeit fehlt, um durch eingehendes Studium der vorhandenen Methoden 
selbst zu entscheiden, welche den gestellten Anforderungen am 
besten entspricht. Oder es interessiert uns, die Morphologie irgend 
eines Gewebes zu studieren. Wie soll man das Präparat härten, 
färben, schneiden usw.? Auf diese Fragen soll der vorliegende Band 
Antwort geben. 

Den Herren Mitarbeitern sage ich auch an dieser Stelle für 
ihre getreue Hilfe meinen herzlichsten Dank. Möge der neue Band 
eine ebenso freundliche Aufnahme finden, wie die bisher erschienenen! 


Halle a.S., den 1. Juli 1913. 
Emil Abderhalden. 


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Inhaltsverzeichnis. 


Seite 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen (Auswahl, Be- 


schaffung und Haltung unter verschiedenen Bedingungen). 


von Prof. Dr. Hans Przibram, Wien. 
I. Auswahl der Arten F 
: Ergiebigkeit des Materiales : 
. Isolierbarkeit der gewünschten Produkte : 
II. ns : 
1. Bezugsquellen 
2. Fang. 
3. Transport . 
IH. Haltung . nt aMI2r® 
1. Unter günstigen Beleengen 
a) Wohnung und Lüftung 
I. Das Terrarium . 
II. Das Aquarium . 
III. Das Insektarium 
b) Heizung und Beleuchtung . 
c) Futter und Trank aE 
d) Reinigung und Körperpflege . 
2. Weiterzucht unter günstigen Bedingungen 2 
IV. Haltung unter willkürlichen Versuchsbedingungen 
1. Chemische Agenzien 
. Feuchtigkeit . 
. Diehte des Mediums 
Mechanische Agenzien . 
. Schwerkraft . i 
. Elektrizität und Den oltimis : : 
. Lieht und andere strahlende Energie 
. Wärme . 


ae 


[0 0) 


Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von Pankreassait. 


von Prof. Dr. Ernest H. Starling, London 


Bearbeitet 


1—64 


I DO 


DD HA AK 
On D» MO 00 


Bearbeitet 
65—73 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) in Tier- und 


Pilanzengeweben. Bearbeitet von Privatdozent Dr. Georg Trier, Zürich . 


A. Betaine des Tierkörpers . 
Karnitin 
Butyrobetain . 


74—99 


R ü : 
5 = 

VI Inhaltsverzeichnis. | 
” 
Seite 
B. Pilanzenbetaine . . . RN ;) 

Darstellung, Trennung er Nanhrra eis ar hansanbstairi (Betain, Trigonellin, 
Stachydrin, Betonizin, Turizin) . » :.. 2» 22... en nee 0. Mi 
Delaln en 
Trigonellin . 82 
Stachydrin . 83 
Betonizin DE u. 15 
Hypaphorin a ee TE 
Ergothionin a CR 86 
Histidinbetain (Baer TAN ENDET NEE 88 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse und 
Melasseschlempe. Bearbeitet von Prof. Dr. Felix Ehrlich, Breslau . . 89-99 

Die verschiedenen Melassen und Melasseschlempen, ihre Herkunft, Beschaffenheit und 
Zusammensetzung. . . - 59 
Abscheidung von Rohrzucker aus Melasse en mittelst des Bistrontiun Auen 91 
Darstellung von . 
Banono: 00 ee Te a 
Betain .. . ö Se 2 Sr NOkgee 
Verwendung des Betainhy Hrbahlonde als Drklersihätene für die Alkalimetrie ee 

Darstellung von 

Ghutaminsäure 23%. 2.0.0 Seal ee A 
Lenzin und Isoleuzin 2-20... 0 d ans. 22 2 ve 
Adanım. ee Er 
WO nn ee ee re 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- und Genußmittel. 
Bearbeitet von Dr. Max Klostermann, Halle a.d.8S.. . . ...... 100-451 


Binlaunpi. ce a Em Terz IRRE EEE pe SE HD 
I. Allgemeine Untersuchungsverfahren. 

Bestimmung des Wassers . . . : et -n 

1. Bestimmung des Wassers in nelen Stoffen ER on ee 

2. N „ Wassers in sirupartigen Massen Be Flüssigkeiten ee. 5 

Bestimmung des Stickstoffes und seiner Verbindungen . . . 2 2 2 2 2.2. 2.2... .104 

1. Bestimmung des Gesamtstickstofles - . - - = 2.0.2 Surz cr e Dei 

2. r » Beinproteins . . n..2...2 2 jeleiner Kol a Be a 

De E „ Amidstickstoftes . . - - . a EL 

4. > „ Albumins der Proteosen EN von Poplona 2 Yen a > LEE 

D. B3 „ Ammoniaks.. . .....,% 2 enin ee ee ee RE EEE ANS 

6. ” der Salpetersäure . . . . . ee a Re 

7. Trennung von Ammoniak, Aminosäuren ah Bänreamiden En re 

Bestimmung des Fettes . . . 22 A RN. LEERE 

1. Bestimmung des Gesamtfettes ( kihrextrikhen). ea Re 

2. = der freien Fettsäuren . . . ce As 

Bestimmung der stickstofffreien Extraktstoffe oder Kohle Km PRN 2 EEE . 112 
1. Bestimmung der Gesamtmenge der wasserlöslichen Kohlenhydrate in 0 

rn. 2 ee Re ae er Re a ee = 

2. Trennung der in ARE \öslichen Kohlenhy ER Bee N en Se El" 


Inhaltsverzeichnis. VII 


Seite 

Anbestmmurng: der Dextrine .: ... Lu ee LE HER EEE A ne 

B. Ri H Auokorartan ' "Ar a La ea 

Allgemeines . . . NE ee ai! 

a) Mabßanalytisches Vorfahren 0 EEE alas 

Verfahren nach Soxhlet . .. . ee I SEHE KMARTD 

n „  Reischanuer zur ARCHE Eu Dasktobe Le 16 

Tabelle zur Bestimmung der Dextrose.. . . . N ale 

Verfahren nach Reischauer zur Bestimmung fer REG ee ee 4, 

Tabelle zur Bestimmung der Maltose - - - 2 2 2.2 2 202 2 2 00.2..120 

b) Gewichtsanalytische Verfahren . . . . En ee Pe 

Bestimmung des Traubenzuckers nach F. Allihın a EEE et 

Tabelle zur Bestimmung des Traubenzuckers. . . » 2 2222.20... 0.4125 

Bestimmung des Invertzuckers nach E.Meißl . . .. 2.2.2.2... .127 

Tabelle zur Bestimmung des Invertzuckers. . . . . re ee . 128 

Bestimmung.der Maltose nach H.SWeinunse en ae ee er 

Tabelle‘ zur Bestimmung- der: Maltose" . "aA 2.2.2 0.0002 2 0. 7430 

Bestimmung der Laktose nach F. Soxhlet . . . ..: 2.:2.....13l 

Tabelle zur Bestimmung des Milchzuckers : - : . . 2 2 2.22.2.2...132 

Bestimmung der Fruktose nach R. Lehmann .. UN. 2 

Tabelle zur Bestimmung der Lävulose . - : . 22.2.2 2 2.2.2.2... .134 

Bestimmung des Rohrzuckers . . . ee DE 

5 „ Invertzuckers nebst Bohsidken | 1725130 

Tabelle für Gemische von 90°/, Rohrzucker und 10°/, Tirektdoker N 2 Y 

" n 3 „ 95°/, Rohrzucker und 5°/, Invertzucker . . . 139 

= = = „ 99°/, Rohrzucker und 1°/, Invertzucker . . .141 
Bestimmung des Invertzuckers neben Dextrose, sowie anderer Zuckerarten 
nebeneinander mittelst Fehlingscher Kupferlösung und Sachssescher 

Quecksilberlösung . . . . i 2 ee 
Bestimmung von Rohrzucker, Beskrois; ande, Malone, Tantlallos und 

Dextrin nebeneinander . . . . u ee SE RAS: 

c) Bestimmung der Zucekerarten durch Polarisation ee een 

Pr des@Rohrzuckers. 2) SruMsuennE, ae 

- denWesirose . - - -- - re EA RENT I 

3. Bestimmung der in Wasser unlöslichen Kohlenhydrate . . . . 2.2... ..146 

A. Bestimmung er . 0.2 2 Ranaas UK. 2b. se 

a) Allgemeines Verfahren . . . . De a Te 

b) Methode von Märker und ae u: iR EEE I DE br 

c > der Verzuckerung der Stärke durch Diners RT 

d) = von J. Mayrhofer.. . a TEA 

e) n BESBarmeErtt Sehe ee en ERTAO 

B* Bestimmung, den Bentesamsgr au mus l:nabs or al 

©; n SBERONTISCHEER EN IREN u Eh: a ea Ferner re 

Verfahren nach Weoewdert a nis ee ER Mr a 

= 1 SENAT ET RT ae A E 

Eeslummmunes der Mmeralstoffe 2 nem. 2 un na a MEN Dee 20,18 

1. Bestimmung der Gesamtmineralstoffe oder Asche und der Reinasche . . . . . 152 

2. = einzelne Minerslbestandteile- - - -. „.70..- m er. 0 sen. ld 


R Beskimmung‘.der BROSphprSsurE. - 0.) 5). 0 0- en, 


vıu Inhaltsverzeichnis. 
Seite 
B. Bestimmung des Chlors. . . . » N En: 
0. > der Alkalität der Auch er den RER Er 


II. Untersnehung der einzelnen Nahrungsmittel. 


Fleisch und Fleischpräparate . . - - : : ven ee ee nennen nen a 108 
1. Hisisch und Fleischwaren . : =. us sn man nt 
1. Bestimmung des Wassers . . . RN De 
2. 5 „ Stiekstoffs nach Kjeldahl RE Hr 
a: 2 Tolles . . 5.24 1.0.0 Tann ul BEE UM 
2 « „ nach E. Baur und H.Barschall. .... 2. . .157 
4. ” der Mineralstoffe . . . . . 16% 
D. = „ Extraktivstoffe, des Binderewahss End ‚der Milskelfänn 
nach E. Kern und H. Wättenborg . '. ;>. win. Vesper. Se 
A, Bestimmung der Extraktivstofle -: ... u... vo RERNIEN a 
B. 5 des Bindegewebes . -. ..... .%. % „ m Mean 
0. “ der Muskelfaser.. 7. -..\.2 4). 0 "Sie rE Er Free 
6. Bestimmung der Tierspezies . . . ji Verla MEI ED 
A. Verfahren, welches auf der Böstimtnnne ae Drache der 
Fette beruht . . .. 198 
B. Verfahren, welches auf de Belang der Jodzahl ee Fette a. 158 
C. Biologisches Verfahren nach Uhlenhuth und Weidanz .....159 
7. Untersuchung auf gesundheitsschädliche Zusätze. . . 2.» 22.2....159 
A. Nachweis von Borsäure und ihren Salzen . . . 194 
B. = „- Formaldehyd und solchen Stoffen, ae bei er Ver- 
wendung Formaldehyd abgeben . . . . Kit, 
0. Nachweis von schwefeliger Säure und ihren Se sowie von unter- 
schwefligsauren Salzen . . . See h RE rl 
D. Nachweis von Fluorwasserstoff nd seinen Salzen Se 153; 
E. P „ 'Salzylsäure'und ihren Salzen ; . 172 Merz res 
F. - „ 'chlorsauren Salzen . „ir... Pa 
G. * „ Farbatollen ul 20. 20. Ve 
H. a „ Benzoösäure. : una. Re 
8. Bestimmung der Stärke \... . 2 un... Wei we ee 
2. Fleischextrakte und Fleischpeptone - - : 2.2.2222. 2 2 SV REM 65 
1. Bestimmung des Wassers . . . . : IR 3e#llbd 
ER 4 „ Gesamtstickstoffes u seiner  VerbindungeioR ie 
A. Bestimmung des Gesamtstickstoffes -. - -. . . 2 2 2 2 2 2 2 2 ..165 
B. & „ Albuminstickstoffesu-.:. . . . . 2 ee iGe 
0. 2 „ Albumosenstickstofles. . . . . ... „nr 22 26s 
D. R „ Pepton- und Fleischbasenstickstoffes . . . » . . - 166 
E. a von‘ Krealin und Krealinin .'. :., WEBER Ar rl 
F. E » Ammoniakstickstoff . ... „2... 0 we 
G. Sonstige Stickstoffverbindungen . . . . 2 2 22 2 2 2 2 2 ...168 
H. Bestimmung des Leimstickstoffes -. - - - » 2 2 2 2 2 2 2 2 2 ..168 
3. Bestimmung des Fettes . . . . is ee 2 Melia. a Le REN 
4. “ „ Zuckers und Dakine ee er ae ee a 
b. = der Minteralekolle , . 2.» . . oo nen. 0 (Ge 
6. 


E des ‚Alkoholaxtraktan-. .. . .. u... cu ver ee 


Inhaltsverzeichnis. 


Eier x 

Allgemeines 

Untersuchung 
Milch . 

Allgemeines : N ee RE 
. Spezifisches Gowant N Milch und des Serums . 
2. Bestimmung des Fettes 


—_ 


3: & der Trockensnbstanz 
4. = der Mineralstoffe . 
D. 5 des Gesamteiweißes . 
6. = „ Milehzuckers . 
(& = „ Säuregrades . 


8. Nachweis der Salpetersänre . 

9. Schmutzgehalt 

10. Prüfung auf Erhitzung . AL 

11. Nachweis von Konservierungsmitteln . he 
A. Kohlensaure und doppeltkohlensaure Alkalien . 

. Salizylsäure . R 

. Benzoesäure . 

. Borsäure 

. Formaldehyd 


. Flußsäure . 


ag u yo no 


£ Wessarstofirunen 
12. Nachweis von Zucker und Zu kankälke 
13. Frische und hygienische Beschaffenheit . 
A. Alkoholprobe 
B. Gärprobe . 
€. Reduktionsprobe D, 
14. Nachweis künstlicher Farbstoffe . 
15. Refraktometrische Prüfung . 
16. Biologische Prüfung . 


Käse 
Allgemeines er 
1. Bestimmung des en 
22 A „ Fettes . ae 
3. 5 „ "Gesamtstiekstoffes S- 
4 - der löslichen Stiekstoffverbindungen 
5. er „ freien Säuren . 
6. a „ Mineralbestandteile . 
7. Untersuchung des Käsefettes auf Abstammung 


A. Abscheidung des Fettes . 
B. Untersuchung des Fettes 
8. Schätzung des Sesamölgehaltes . 
9. Bestimmung der Stärke . 
Speisefette und Öle . 
Allgemeines 


Allgemeine Untersnehungsvarkälein für "Speisefette und Öle . 


1. Bestimmung des spezifischen ‘Gewichtes a. 
2. > „ Schmelz- und Erstarrungspunktes . 


30 A an 


ee 


der Refraktometerzahl . 189 
y) Reinigung der Prismentläche . Er: . 190 
d) Prüfung der Refraktometerskala auf richtige Binstellung . . 190 
4. Bestimmung der Polarisation Do, EEE 
3 > „ flüchtigen, in Wasser \öslichen Fettsäuren (Reichert- 
Meißlsche Zahl) RE } RE ER | ‚ .191 
6. Bestimmung der Verseifungszahl urteilen Zahl) . 192 
Ye S „ Jodzahl nach v. Hübl Eur. . 194 
8. Nachweis von Pflanzenölen im Schmalz nach Bellier .195 
9, 4 „ Sesamöl . . 196 
10. Fi „ Baumwollsamenöl . . 196 
11. Bestimmung der unlöslichen Fettsäuren (ohnerscke Zahl) . .197 
12. Prüfung auf Phytosterin . „4197 
13. Bestimmung der freien Fettsäuren (Bäuregrade) . 200 
14. Prüfung auf Konservierungsmittel . . 200 
A. Nachweis der Borsäure und ihrer Salze . u R 2 . 200 
B. A von Formaldehyd und soleher Verbindungen, elche bei et re: ; 
wendung Formaldehyd abgeben . . 200 
C. Nachweis von Alkali- und Erdalkalihydroxy dba Be: N 201 
D. er „ schwefliger Säure, ihren Salzen und unterschwefligsauren 
Salzen r a BER i 20 
E. Nachweis von ie und seinen Salzen . . 202 
F. : „ Salizylsäure und ihren Salzen . . 202 
G. = fremder Farbstoffe . . 202 
1. Butter und Butterschmalz . . 202 
Allgemeines Ei lee . 203 
1. Bestimmung des Wassers . j E - 203 
2; R von Kasein, Aeicheneker ei Mineralbestandterien E . 203 
I = des Fettes . . 205 
4. Nachweis von er reinitieln. Ben . 205 
5. Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes . . 205 
6. a „ Brechungsvermögens . 205 
7, ee der freien Fettsäuren . . 205 
8. 5 „ Reichert-Meißlschen Zahl . 205 
g, & „ Köttstorferschen Zahl . . 205 
10. a „ Hehnerschen Zahl. . 205 
RM n „ Jodzahl nach v. Hübl. . 205 
12. 5 des Unverseifbaren . .205 
13. Nachweis fremder Farbstoffe . 205 
14. - von Sesamül . . 205 
15. * „ Baumwollsamenöl . . 205 
16. - „  Kokosfett (Polenske) . . 205 


Inhaltsverzeichnis. 


. Bestimmung des Brechungsvermögens 


Seite 
. 185 


a) Aufstellung des Refraktometers und erkmie mit Den Heizyorrichkike 188 
6) Aufbringen des geschmolzenen Fettes auf die Prismentläche und Ablesung 


17. Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes der nichtflüchtigen, wasser- 


unlöslichen Fettsäuren (Juckenack und Pasternack) 


. 208 


18. Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes der flüchtigen, wasserlös- 


lichen Fettsänren . 


. 209 


2. Margarine 


Inhaltsverzeiehnis. 


Schätzung des ee : 
3. Schweinefett . : i 
1. Bestimmung des wa Ä 


17- 
18. 
19. 


5. Speiseöle 


- 


” 


der Mineralbestandteile 
des Fettes . 


” 


” 


Schmelz- und Kraiitsanbertiitte - 
Brechungsvermögens 


der freien Fettsäuren . 


” 


” 


” 


- 


Reiehert-Meißlschen Zahl . 
Köttstorferschen Zahl . 
Hehnerschen Zahl . 
Jodzahl . 


des Phytosterins . 


2. Nachweis von Sesamöl . 


Konserv eg. 


Baumwollsaatöl . 
Pilanzenölen . 
Farbstoffen 
Erdnußöl 

Talg 

Kokostette . 

4. Die übrigen Speisefette . 


1. Bestimmung des ee ha ieikerungspuniibe 


2 


3. 


- 


Brechungsvermögens . 
der Jodzahl 


4. Anleitung zur chemischen king von Baumöl 


a) Bestimmung des spezifischen Gewichtes 


b) 


c) 


„ 


- 


d) Elaidinprobe 
e) Prüfung auf Ben hullenatel . 


J) 


„ 


2 


- 


„ Brechungsvermögens . 
der Jodzahl 


Sesamöl . 
Erdnußöl 


Prüfung auf andere Pflanzenöle . 


Getreide, Hülsenfrüchte, Müllereierzeugnisse, Teigwaren . 
1. Getreide und Hülsenfrüchte 
1. Das Talkumieren . 
2. Farbstofte . 
3. Schwefelung . 
4. Zuckerüberzug . 


. Mehl . 


wos 


or 


n 


- 


der 
des Säuregehaltes 


d 


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T 


1. Bestimmung FB Wasiekchalles : : N ; : 
Gesamtasche und des in Salzsäure Bene Teiles 


Proteinstofte . 
Kohlenhydrate . 


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IV 
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1 JS] 


a 
voll „Eile .) 


X Inhaltsverzeichnis. 


a) Bestimmung der Gesamtmenge . 

b) n „ Stärke. 
6. Bestimmung des Zuckers . 
1: “ „ Fettes . 
8. er der Rohfaser me 
9, Nachweis von Mutterkorn und Unkrautsamen 
10. - „ Alaun, Kupfer, Zink und Blei 
11. Bestimmung des Klebers . 
12. Nachweis von Bleichmitteln . 


13: 4 „. schwefliger Säure . 
BEBrOh NE ce ee u AL ER 
1: SEE des w assers : : 
2. © der Gesamtasche Ei de in Re unlösliehen Teiles ; 
sr = des Säuregehaltes . . » - 0. 2 u 20 Aa er nn 223 
4. Nachweis von Alaun, Kupfer, Zink . - . 2.2.0.0 u nn 
5. Bestimmung der einzelnen Nährstoffe . . . .» - : et 
6. Feststellung des Verhältnisses zwischen Krume end Bade des snosnilhehen 
Gewichtes, des Porenvolumens, des Trockenvolumens und der Porengröße 224 
7. Nachweis von Bosin ...: 2.2... 0 re Be es er 
A Präpasserte Mehlo, ua: 20T An 
Bestimmung von Zucker, Dextrin an Stärke . a een. 2 en 
a) Untersuchung von diastasierten Kindermehlen . . 2. 2.2... ..225 
b) = gewöhnlicher Kindermehle . . 226 
c) Bestimmung der Stärke . . 226 
5. Teigwaren (Nudeln, Makkaroni) . 226 
1. Nachweis von Eizusatz IF: . 228 
a) Bestimmung der eakiunkoenhorsänze . 228 
b) ; des Ätherextraktes . 228 
2. Nachweis von Farbstoffen . . 228 
a) Verfahren von Juckenack . ee 
bh) « -„ Schmitz-Dnmondäu. +... . 2 22 Ks 
c) * SOHLE er RER 2 a 
6: Backwaren: u ae en nd 1 1 IE EEE 
Bauten en nn 2 WR 
Prozentische Zusammensetzung - - 2:2 220 ern nn De 
Allgemeine Untersuchungsverfahren . » = 2 22 202 ru u 
1. Bestimmung der Asche . . ..... ee 
2. < des Gewichtsverlustes bei 1000 220 IT A Eee 4 
s* = „ alkoholischen und ätherischen Frtrakioe SS A EG ee 
4. = der Stärke. 2 Wins 2 nn a es A 
>. N „ Rohfaser . ... . ee u nee OR EN el 
6. R des Gehaltes an ätherischen Ölen ae Sn a 2! 
7 A „. Stuckstolles 4. 2. 2. 0.2.0.2 0 
I Inpwer ee ee B 
2. Muskatblüte (Mazis). ee We En . 
B: Papa TEN. . 2 2 BR Ve 
Br Safran II REN 2 VE EEE WESEL MR 
D. Pialtor |. WERE nV. >. 0 a. Pa rg 


Inhaltsverzeichnis. 


a) Piperinbestimmung . ya 
b) Bestimmung der Bleizahl BR: B usse 


6. Senfmehl Ä 
Bestimmung des Senföles 
Essig . 
Allgemeines 


. Bestimmung des Siirarakaltes 
. Qualitative Prüfung auf freie Minerälkäitren . 


. Quantitative Bestimmung der freien Mineralsäure 


1 
2 
3 
4. Prüfung auf Schwermetalle . 
5 
6 
7 
3 


„ scharfschmeckende Stoffe 
„ Farbstofte . 
„ Oxalsäure . 


. Bestimmung des Alkohols 


Prüfung auf Methylalkohol s 
9. Bestimmung und Untersuchung der Kane 
10. Prüfung auf Azeton . RT erde, Rt 
11. Nachweis und Bestimmüng von Konservierungsmitteln 


a) Prüfung auf Salizylsäure 


b) s „ Benzoesäure 

c) = „ Borsäure 

d) n „ Formaldehyd . 
e) & „ Schweflige Säure 
FJ) = „ Ameisensäure 


Bestimmung der Ameisensäure . 


12. Prüfung auf Pyridin . 


13. 


„ Phenole . 


Zucker- und Zuckerwaren 


Allgemeines 
1. Zucker . 


iR 


He ogo ID + 


Sn Dt 


Ru 


Anlage A: 


ER in a Rafünade 
& im Rohzucker 
> „ Sirup und Melassen 


. Bestimmung des Rohrzuckers neben Raffinose . 


- "von Rohrzucker neben Stärkezucker . 
& des Wassergehaltes . 
A der Asche 


Nachweis von mineralischen Beimengungen en Stärke 2 

. Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Sirupen und Melasse 
10. ß e : ET: age 

2. Zucker und zuckerhaltige Waren hang von Bahareneee Sean. Me- 
lasse, Schokolade, Bonbons, Dagrees, Raffinadezeltehen, Schaumwaren, Dessert- 
bonbons, Marzipanmasse, Kakao und ähnlichen Backwaren, eingedickte Milch) : 

1. Untersuchung der Zuckerabläufe auf Invertzuckergehalt 


Weitere Untersuchungen 


2. Bestimmung des Quotienten 


a) Ermittelung der Prozente Brix : 
Tafel zur Ermittlung der Prozente Brix und der Dichte Be 


20°C 


XI 


Seite 


. 237 


wre 


XIV Inhaltsverzeichnis. 


b) Polarisation . 
Berechnung des Qnotienten 
Anlage B: Anleitung zur Feststellung des Auuklenten von Zuckerablänfen Br 


zur Ermittelung des Raffinosegehaltes . . ©»: » 22 2 nn 2 0. 2200 - 
Allgemeine Vorschriften . . re 0 
1. Feststellung des (Juotienten ohne Rücksicht San an Bafinänegehnkt a RE 
Tafel zur Berechnung des Rohrzuckergehaltes aus der gefundenen Kupfermenge no 
bei zwei Minuten Kochdauer und 01625 g Ablauf... . 2.2... ..256 
Anlage ©: Anleitung zur Bestimmung der Polarisation . . . Ad Sr N 


Ermittelung des Zuckergehaltes wässeriger Zuckerlösungen aus Her Dichte bei 15° 264 
Tafel zur Ermittelung des Zuckergehaltes wässeriger Zuckerlösungen nach 


Windisoh aloe ee ee 
. Zuckerwaren Sr Die ee ee 
1. Trennung der einzelnen nkeraton Sr ; 2.7308 


Anleitung zur Ermittelung des Zuckergehaltes von ck Warn 308 E 
Tafel zur Berechnung des Rohrzuckergehaltes und der gefundenen Kupfer- 


menge bei zwei Minuten Kochdauer . . - .. 2 2 2 2.2 2 2 2.2....808 

2. Bestimmung der Mineralstoffe - . 2. >. 2 wm a ea een. Bl 
3. Nachweis künstlicher Süßstofle - - - - . . „2.00 wm am m mut er ra 
4. Prüfung auf gesundheitsschädliche Farben . . » 2.22.22 202 22 2814 
5. Nachweis von Teerfarbstoffen . . . - nu ae ER 

6. = „ Mineralfarben und eosumdheitsschädlenin Metallen. 2 RRRHIET 2 

Verfahren zum Nachweis von Arsen und Zinn in gefärbten Nahrungsmitteln 315 
IRBSISL KEOTPEee een it... nr Eee ee Ar a 

> lnssgkeiten uno auden 2ens0e 0 re B E e 
Kruchteiifte und Gelses . s m ucn- m ine = EE 
Allgemeines . . » ce EEE 
1. Fruchtsäfte und rnchlienne, ER a 
1. Bestimmung des spezifischen achte tn ee ee 
2: - = SWassarB er ae et 7 FE SE 
3. : = AIKOhDIR Ei 22, 
4. der Asche und Alkalität a 
>. r „freien Säuren. ann... 
6. z des Extraktgehalles - . 2.0.0. m DE 
7. z — .Bixtraktresteg". 20.200 We TEE Er rat) 
8. E „ Stiokstoffgehalies . . 2 . .. 27... „ Me EEE 
9. Nachweis künstlicher Stiekstoffe . . .» .. .» 2.0 2 
10. Bestimmmmg der Zuokerarten.. - . » ...... 0. - Mes rare DEE 
LE) INWArBAUGKBrEE Re Re. 0. DR nn 

DB) Bohr EN 2 WE N 

6 Daxtenan  a  S 7 

d) Stärkemucker a WESER EEE 

e) Polarisation . . - - N Eh 

11. Bestimmung des Gehaltes an erker. a au no 
Tafel zur Berechnung des Gehaltes an Stärkesirup . . -» 2 2 2 2.2....824 

12. Künstliche Farbe 1.7. Pr. ET, 11 2.20 2 
13. Nachweis von Bricht N 2. 
14. E „ 'Konservierungsmittein . . 2 a m is Se 


15. Bestimmung dar Weinsäure '. - ...'. .-. WAR. Kan 2 ee 


Emma tr Ve 
° ee” 
‘ 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
16. Besimmung: der  Zitronensäuren ar De ed ed 23 
1 - „ . Äpfeldäurer'. 1 y Rp le u 5 A ae m 395 
r 18: Nachweis: künstlicher‘ Hruchtäthor rare a ran 80 
19. er von: Metällgiften . .. 0.5. ara Ber Ok AR 
2. Marmeladen, Gelees, Obstmuse usw... . . I PR EG : Er ER 
1. Löslicher und. unlöslicher Teil des Eulalia U Mae er 300 
2. Wassergehalt 2... .... i IE ERIEEL  3 rstl 
3. Bestimmung der löslichen Mineralstoffe AUS TINEER } nn . 326 
4. e des spezifischen Gewichtes und der ESDMENN: a iverHerlen 
Marmelade . . . . RER ABER IT Er 32h 
5. Bestimmung des Stärkesträpe SE FR ARE er ER 
6. es „’. Gesamtzuckr VETERAN 3 9300 
7. 5 der. Gesamisäurenrsns Kae oe ER ee a T 
8: Nachweis ‚von Gelatine nie at EN EEE A neo, 
9. n ARE en TR RITA TE Sn eo Pe oT 


3. Limonaden und alkoholfreie Getränke STETTEN ER Er 1 REN SED 
Nachweis von künstlichen Schaummitten . . . 2. 2. 22 2. 2 2 22 2 2.2..328 
ERmuse- und! Obstdanerwaren ..&, Sun gr u a SEN RER ME 032 
Nachweis: von. Metalleiftenv. 72-2 20. es 

2: 3 „.. KonservierungsmittelndW 3 rer ee al) 

3% a „.  Teerfarbstoftenn ein: 3 NEAR Pr RE 

4 " „ Sinti ar. 2 STE Re 
EN Stärkesirup: ....: Sarnen Bi N ET N nr a 

b) Künstliche Stßstofte EN a IE re A re 3a 

c) Rohrzucker BEN SER EN I La a SR a ER ER EA en 1350 

Home . #2 ci SER ori Zeh SIEWEREN R ar 
Allgemeines: “Pe TE ET ee a 

1. Bestimmung ‘des spezifischen Gewichtes. - . » 2. nes ann nn 2 2 888 

Wassers und der Trockensubstanz . . . . 2. 2..2...833 
Aneralstottone ee ER ee 
= desuSäuregehaltestn anrira REA E  e 
StHeksitoffesunt.n zn RER IR An ER EN 
URKELS  e EN ET e ee 
a) Optisches ee ER? ED A ER PU 333 

b) Bestimmung des ae Sunkers RE N ee AL Eee 

ce) e Ru OhTzuckörsiet age en) EA RR a ee ee 
d)"NachweisrdessStärkesimmpe - ....rizah ESEL ae ee 

e) Quantitative Bestimmung des Stärkesirups . . » -» 2» 2 = 2.2.2.2..8386 

7: Nach weis- von BEE lee I EI Nee 3 

8. Zuckerfreies Extrakt. ..... : u SINE SAME 

9. Fiehes Reaktion zum Nachweis von Künstlichem Ei ertzucker. . . . .337 

10. Nachweis von diastatischen Fermenten . . . » -» 2 2 2 nee 2202 2388 

N. Roalchion nach De Ra near SEN 

1% Tannınfällung nach Bann, Std 9. U RE 33 

13, Biologische Reaktions ia H/: Eur. 2.2 SET 2a 
Bnkchal.Branntweinsund: Liköre’, es ale u 20 2 RE 
Allgemeines . . . £ BE = No = >0 soe  n > 339 
Bestandteile es ran . Br: . 339 

Höhere Alkohole, Fettsäuren, Fettsänreäther, Allah Ba elle ‚Stoll . 339 


= gu In 
4 
[>?} 
fs) 
lar 


” 
4 
3 


Dar 
4 


xVI Inhaltsverzeichnis. 
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes . 
2. “ „ Alkohols . 
3. Nachweis und Bestimmung des Methylalkohols g 
4. Bestimmung des Extraktes 
D. = „ Zuckers . 
6. E der Mineralstoffe . 
Ye Be „ Gesamtsäure . 
8. = des Fuselöls . h Me 10 = er 
a) Bestimmung der Dichte und des Alkoholgehaltes des Brunei 5 
b) Verdünnung des Branntweins auf einen Gehalt von 247 Gewichts- 
prozent Alkohol £ N ee 
c) Ausschütteln des verdünnten Alkohols von 247 Gericht mit 4 
Chloroform . . . RER 5 er Ar 
d) Berechnung der Mir ner im 1% ınntwein entalten Nasen 
nisse der Gärung und Destillation (Fuselöl) . . » » 2 2..2...B346 
9. Nachweis der Aldehyde . . . - ee Re RE Da erg 
Tafel zur Ermittelung des Fuselölgehaltes ICE TREE A 4 
10. Nachweis des Furfurols’ . -.::........2.22. 2207 W A Re 4 
11. Bestimmung der Gesamtester en ra 2 LEHE ZART 
12. E ktinstlicher Süßstoffe ... .. ... 2.12". Vasen. res % 
13. Ri des Giyzerius in Likören .. „7... Camaher.. 22 ze Z.. 
14. Nachweis von Bitterstoffen °- ....... ... . % es. = Eee \ 
15. or „ Farbstffen ..... en > (SV E 
16. Bestimmung gesundheitsschädlicher Meta le 2 RE RE B- 
17. Nachweis und Bestimmung von Blausäure . . . . 2 2 222. 2.2.2..350 
a) Nachweis der freien .Blausäure . .. ... ... 2 era anar er ernten 2850 Y 
b) R „ .gebundenen Blausäure .:.:.- „2.2... Ber 4 
ct) Bestimmung der: freien Blausäure. . . . . 0.0. nm uenr 2 227358 
d) 2 „ gesamten Blausäure .. . en ee Pe Ei 1 
e) - „ an Aldehyde gebundenen Bla AUSÄUTB. "4 Snner ee ee a 
18. Nachweis von Azeton . . . . 351 F 
19. Prüfung auf alle Bestandteile I meinen Bramtweinvergaliiiei 352. 1 
a Äußere Eigenschaften . . . . De DR ee 
. Die Ermittelung des Arschilschalten. BUT NE ee. SE ) 
3, Nachweis eines Gehaltes des allgemeinen Denaturierunere 5) | N 
a) Nachweis des Holzgeistes'. :. ... . . „0A A f 
&) Prüfung auf Azeion . ... ... . „27. .Hio TEE ee B 
6) . 3  Mefihylalkohol  .. .. ..\. 77: eigen SE Er 
b) Nachweis der Pyridinbasen .. . . . .:. 2. BgErin.N.. . 755 “= 
Künstliche Sußstolle . =: 212.. u oeeelenec ne nee. he. En 3) TE 
A: ‚Saccharin 2. Nlessıh er Re 
B. Dein 02002000 ne a Te A se RE 
C. Gluzin . .. : „Wr 60 Er 
Chemische nt Kiss: künstlichen Süßstofte . an Si LE 
I. Nachweis der Art und Menge des einen Süßstofles . -. - - 2 2.2.2....8358 
1. Qualitative Prüfung auf Saccharin . . .. 2. 2 2 2 2 2222 2.858 


D: . 5 „ Parasulfaminbenzoösäure .. .. ses) 
3. Qnantitative Bestimmung des Saccharins und anderer stickstoffhaltiger 
Beimenpüngen ck wur 2 REN, Mol! I na 


Inhaltsverzeichnis. XVII 


a) Bestimmung des Saccharinstiekstofts > 

b) u „ Gesamtstickstoffes und der Parasulfaminbenzo6- 

säure or CE : Ave ar |.8: 

II. Bestimmung des Wassers sowie Ne Ei Art a4 ER der den 


Seite 


. 359 


. 360 


künstlichen Süßstoffen beigemengten anderweitigen Stoffe . . 2 2.2... ..360 
1.»Bestimmung.“ des: Wassers. 7 er ee Be abl) 
2. Nachweis der Art und Menge der beigemengten anderweitigen Stoffe . 360 
a) Bestimmung der mineralischen Bestandteile . . 360 
b) u kohlenstoffhaltiger Beimengungen . 361 
&) Qualitative Prüfung auf Zucker . . 361 
5) Quantitative Bestimmung des Zuckers . . 361 
III. Nachweis von Saccharin neben Salizylsäure und anderen Säuren . . 362 
a) Bei Gegenwart von Benzo&säure z . 362 
DIE 5 „  Wein- und Zitronensäure . . 362 
EL - > „  Salizylsäure NONE ct on . 362 

EEE n „ Fetten, Fruchtessenzen, Parfüm und von ammo- 
niak- und schwefelfreien Stoffen ..363 
Bier 2 . 305 
Allgemeines : REN Le ra a RIEF . 368 
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes und des Extraktgehaltes . 364 
2» e „ Alkoholgehaltes . 365 
3 3 der Kohlenhydrate RER RN: . 366 
4. > „ stiekstoffhaltigen Verbindungen . 366 
5 A „ Mineralstoffe ERSTEN: ee . 366 
6 ” „ Gesamtsäure, der flüchtigen Säure und lenaurs . 366 
7. Nachweis künstlicher Süßstoffe . . 367 
S. Bestimmung des Glyzerins REN: ST, e 2 ABeSe . 367 
9: e der Schwefelsäure, des Kalkes und der Pilcapirelure : . 368 
10. = SEBSCHWEIHTENTSAUTEL FR N EN Eee . 368 
11. E des Chlors w Au . 368 
12. R und Nachweis der Salizylsäure . . 368 
13. Nachweis von Borsäure 2369 
Quantitative Bestimmung der Borsäure . . ». 2. . 2 2 2 2 2 2.0. . 369 
14. Nachweis der Flußsäure . 370 
199: = „  Benzoesäure . 370 
Quantitative Bestimmung der Benzoösäure . Sal 
16: Nachweissyonekermealdehyd um ee ae RE | 
TE 5 „  Hopfenersatzstofen . .. 2.2.2.2... .371 
18. = „  Neutralisationsmitteln 1312 
13}: 5 „  Teerfarbstoffen . 372 
20. E „. Eosin . 372 
Kaffee und Kaffee-Ersatzstofte "313 
Allgemeines . 373 
1. Prüfung auf künstliche Färbung A: Kald 
2 r „  Überzugmittei (Fett, Paraftin ete.) . 374 
3. Bestimmung der abwaschbaren Stoffe . a1 
4. = „  Extraktausbeute . 374 
5: « des Gesamtstickstoffes . 374 
6. 4 „ Koffeins . 374 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. b 


& 2 = 4 
v 


n 
' e Be 
a » 


AA NG weg 


Inhaltsverzeichnis. 


a) nach Juckenack und Hilger 
b) „ Forster und Biechelmann. 
ec) „ Lendrich und Nottbohm . 
7. Bestimmung des Fettes . 
8. < „ Zuckers 


9. £ * in Wasser löslichen keit ; 
Tee . er 

a 

1. Bestimmung des a 

2. = der Asche 

5: s des Koffeins 


a) nach Juckenack und Hilger 
b) „ Forster und Biechelmann. 
ec) „ Lendrich und Nottbohm 
4. Bestimmung des wässerigen Extraktes . 
D. > „ Gerbstoffes . 
. Prüfung auf künstliche Farbstoffe . 


Kakao und Schokolade . 
Allgemeines 


. Bestimmung des Wa assers 


= 


1 

> = der Gesamtasche und ae Alkalität : nn, Sol 
3. - des Zuckers und Nachweis des Slärkezuckars ER 
4 5 and Prüfung des Fettes 


a) Bestimmung des Brechungsvermögens . 
b) E „ Schmeizpunktes . E 
ec) = der Jodzuhl nach v. Hübl . 
d) S „ Köttstorferschen Zahl . 
e) Prüfung auf Anwesenheit von Sesamöl 
f) die Bjürklundsche Ätherprobe . 
9) „ Filsingersche Alkoholätherprobe 

. Bestimmung der Stickstoffverbindungen 


. Bestimmung der Rohfaser . 
. Nachweis von Gelatine i 
9. Ermittelung von Milch und Bahr in hold 
Wein und Most von Trauben und Obst . 
1 er = 
Allgemeines 
1. Spezifisches Gewicht, 
Extraktgehalt . . . 


Rn 1 © 


Tafel zur Ermittelung u Extraktgeh: Me b 


2. Bestimmung des Rohrzuckers 
Wein . ar 
Anweisung zur china ee: 
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes . 


u 3 „ Alkohols 
> en „ Extraktes . . 
4. ” der Mineralstoffe . 


. Nachweis eines Zusatzes von stärkemehlhaltigen Stoflen und ihre Beekmimlngh, 3 


a ne a ee ee 


DE ee) 


ehe) il TEE Ih 
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.. „all elle bus ne, side 


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Sr Se de m 


wu UP DET I re Am Dee ME 


TE 
. « 


N Inhaltsverzeichnis. XIX 


mBestimmugk' der Schwefelsäure . nn. rn a nenn ie nn DI 
b 8 .. KBRAmtSäUNON? 27 Asse Peer.) en. md Ze In. u 
fl« a ». Wuchtigen. SAUTONL PC ee ee RT 
s 2 A DIChUUChÜINENs NAT LETIE ee Eu 
Ss} de Glyzerins "737, re EL Laer In 20 Eee. VENEN 
10. 2 =. AUGKErS:. "a une re BEE EBEN SAN SE: 3 | SRONEREN RCHReE Sup. CC) 
Aallsenteines: uber die- Ausführung MP 
@) Besummung!des Invertzuckerse ea er At) 

b) Pe „  Rohrzuckars 0 ee Perle A BAHT 

a) Trockene Weile. sy ee ee A 
DIASGBWeInE .. Re ER Ren. Een Re EL 
PmRrglatisatlonn =; =. Br 
@)' Bei Weißwein... ia ol ae. 59. are a ee LE? 

B:)" ;-- Rotwein.” 2 a EN EB ER 1.14.20 ETE SEE ER ANT 

12. Nachweis unreinen Stärkezuckers durch Polarisation . . . ». » 2 2..2...403 
18% 2 fremder. HarDStoforZR ae Pr RAT 
14. Bestimmung ‚aller organischen Säuren 2. 2406 
15% „ der. Weinsäure Zr u. a 
@)» Bestimmungsder. Gesamtweinsäure.. 2 0 un en LE Er a0 

b) ® „ETOLEHMWEINBAULEN Ver ee ee Te AR 

ec) B des Weinsteins . . . . PERS PETER 

d) e der an alkalische Erden en Weinsäure ee AUS 
916. Bestimmung der McHBama: =. 2 2 aka LE TaRE 
1l7e = +0 ZUEFOTIENSAUNONR LE EN An, 
18. e A SBSTDSIEINSAUT Er ne ee ee 2 Ve St) 
19: n tt TEE DT EIER EN. 
20. E IE SCHWELITDERSSATTEDE EEE ee ee 
21. = desenacchanınama 2 2. 2.9 DE re Er A 
= der Salizylsäure .. .. . , SE ee Ren) m SE ET Ey 
23. = des arabischen Gummis und ae Den ER ERBE AN 
24. n Sk GETHStaHtEs I a N N 
2D:- e ar ARTE year EEE euere N RESET U 
26. n deruEhesphorsaurs;.., 4... m Tue) HERE Dr Vale 2 416 
97:3Nachweis: ders Salpelersaura:... 0.2... ee ee ee ET 
1. In Weißwein . . . Se rl RE NAT 
Tafel zur "Ermittelung Be A echeleahale ee EL 

3 = r a Eistrakteahaltes rn. 4 ans ET A 

Ne - S "Zuckergehaltes: » u: =. 2 Ali MB 27727490 

DE In: Rotwein TER ren ee REN ES 

28. Nachweis des Baryums und Strontiums. ..:.. 2... 2. went. 2.433 
SI Bestimmung: dessKupferseeg am. Se ee er Al 
ar Pe er nen a Se er Eat 
Allecemeines 2... 2.2 E : En 5 SORT nn ee! 
1. Bestimmung der Schw ebestoffe Re Ba 7 AI 
2. > des Abdampfrückstandes und ER Glühverlnstes ce er 2434 
3. = „: OO nahe re A 
4. ® der. Salpakamswniran x. he ma: 5 See en > Ask 
3 Onalitativer, Nachwee 4 rs ho ae Peer. AR 

2 B).Quantttätive - Bostummgr ee: 5.0 se en ADD 


+4 Se Inhaltsverzeichnis. 
5. Bestimmung der salpetrigen Säure : 2 2 nn Hr mm ne . 
@) Gualitalivar Nachweis. . . 2.2. 0e u cm men A 
DI SGSGHWUVFE Bestimmung . -» a N: un ee a ...48 
6» Dackweis Yon Ammoniak . . . » 2 sn» 0-0 nee re FR 8 
a) Ouslialivor Nachweis . - 2 2 00m wre eu nn . 42 3 
b) Onantiiative Bestimmung . u une ee 439 
c) Nachweis von Albuminoidammoniak . . . : > 2 2 2 2 nme un ch 
7. Bestimmung der Söohwefelsäure - 2.0 2% ve. 0wu 0 re 
8. 4 „- Kohlensäure . ee a te Te 
a) Bestimmung der freien Kohlensäure . . . en 
b) . „ halbgebundenen und freien ET en 4 
c) “ „ fest gebundenen Kohlensäure . . . . . » 2... ..441 — 
d) £: » Gesamtkohlensäure. . . . - 2 2 x. 20 neree 2 2 
9, Bestimmung der Härte. . . . > 2 2... 02th ee 
. Dach Glärk.. . ! ..... Nu. un 2 2 
% der.Rarbonathärte . ... . : . .,2....2 000 0m. 
= » Stesamthärte:-" . - » 2.202 2 00 on 00 cur er ; 
5 „ Mineralsäurehärte . . . nei. 0 
10. = „ organischen Substanz 
11. E - Phosphorsäure . ae x =» 
De = des'Schwefelwasserstofls. -. - - - ©. 2 ce De. . 0. 00 rau $: 
13. z der Kieselsäure . . . es RN 
14. = des Kalkes und der en 2.5 6 2 1 ) 
a) Bestimmung des RKalks . . 2... 2... 0 EEE 
b) © der Mapnesa ©» ..... 0. 06. SE 
19. Bosummmnpder/ Alkalioen. 0. 2 22 2 un nn a 
16. “ des kohlensauren Natrons . . ...... . 2 Me 
7: = von Blei, Kupfer, Zink und ER N 
'18. pi des im Wasser gelösten Sauerstofls -. -. » -. 2 2m un 2... 
19. e des Eisens SM a. : 
2. = „ Mangans. . ER 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels beim ge- 
sunden und kranken Menschen. Bearbeitet von Privatdozent Dr. F. Grafe, 


Heidelberg 4.2 00. une ae nn nn 22 2 DIE | 
I. Einleitung . una nn 
II. Apparate für karten: EN ER 22 1, We BE 


a) Allgemeine Bemerkungen über kurzfristige ee ersuche . 

b) Die Methode von Zuntz-Geppert. ar E 
c) Apparate nach dem Regnauld-Reisetschen Prinzipe (der Apparat von 
Benediet und seine Modifikation durch Rolly) 

x) Beschreibnng der Apparate und Versuchsmethodik 
#) Der Gang eines Versuchs . 
y) Berechnung der Resultate . RR. 
3) Die Vor- und Nachteile der "ARE R An: u. 
d) Der Kopfrespirationsapparat von Grafe. . . 2.2. 222.2... 2.407 - 
III. Die Methodik langdauernder Respirationsversuche . . . . „482 
a) Apparate nach dem Pettenkoferschen Prinzip te parat von Pet 
tenkofer-Voit, der Apparat von Rubner, der Apparat von Steyrer) 4183 


Inhaltsverzeichnis. KT 


Seite 
SBrinzip: der Molhodik .. man SER a 2 ar a eine 1 ABO 
B)- Beschreibung "der. Apnazakuen aunr Aue ie en ne 
Beschreibung; eines | Versuchen zes 2 a De 
6) Berechnung der Versuchsresultate. . . . - a ee 
<) Die Vor- und Nachteile der Halle negfarschen. Methode ey 32]s 
b) Apparate nach dem Prinzipe von Jaquet (der Jaquetsche Originalapparat, 
der Apparat von Grafe, der Apparat von Stähelin) . . »......498 
&) Prinzip der Methode . . . . N RE 
%) Beschreibung der Apparatur ee ihre an tahane RT RAT 
TuBDieiWasserdampfböstianpungne Su heran ua ie 
Ö)nBeschreibung‘, einesn Versuches ee ed 
e)Berechnung ‚der Versuche, 0. 20 ur 10, ee a N 
n) Kritik der Methodik . ... . x Le ee 
c) Apparate nach dem Prinzipe von Borna ad Reiset EN 
Die Respirationskammer von Rolly.» . . db ee NN 
Die Benedietsche Kammer für Säuglinge Ei "Tiere RE GnklPe r 1ee 
d) Die Berechnung des Gesamtstoff- und Kraftwechsels . . . 2 ..2..2.....925 
Anhang: = 
Das, Arbeiten. mit. Gasuhrenen 2.1. nun We Ba REN 2228 
Die Prüfung der Leistungsfähigkeit eines Respirationsapparates 332 
Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. Bearbeitet von Privatdozent 
Dr. Hermann Dold;) Straßburetieh 9.1.2... a. ner 
TEE Le tn N > = 1.0220 RE ER ER Or. uianac Lund, 50.15 
As Geschichtliches Un ea ee SR REIT 
B. Theoretisches über Praspiinngans, Präzipitine ann Präzipitate N EEE ll 
C. Die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Präzipitinreaktiin . . . . . .947 
I. Nachweis und Differenzierung bakterieller Krankheitserreger. . . . . . 547 
I. n = n spezifischer bakterieller und parasitärer Er- 
Erankunpengea Eu aurr. 2er : . 549 
III. Nachweis und Differenzierung eifschen Hieen nd ae Ei- 
WOLBBS- - 2020. 2 ER ER er N a 
a) Nachweis end Ihkerdnziering von lnshchem und ches Eiweiß 
im allgemeinen... rn E a 
b) Nachweis und Dierune von Bint Re Fleisch w er 2557 
c) n n R „ anderen eiweißhaltigen Nahrungs- 
und Genußmitteln (Eiweiß- und Eigelbpräparate, Kaviar, 
HODTRRORESEE OH nn eu ee Bu 
Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. Bearbeitet 
von’ Pro£.:Dr. H. v. Euler; Stoekholm.. : ı. 2 2.2.2 2.2.2.2 „3m, 587 — 631 
le a eV RE BT 
I. Kapitel. Die Lichtquellen und ihre Charakteristik . . -» » 2 .....2....989 
1. Messung der Strahlungsmergie . - - - . - - = 22 2 mm nn. + 990 
Photometrie . - - a ee Ho 
A. Photometrie des len Trektds 2 a 2 A 59,1 
B. = aenekkrumir.... 2. 2000. Ama Een 1008 


C. > BBakremialeke. ©. 0... 20,00 Eee; DIE 


EN 
XXI Inhaltsverzeichnis. 
Seite 
ee urn =. 
Sonnenlicht . . . - ee > 
Künstliche Lichtquellen De ee 
BeaWweigse Zucht . .. . 0°: A ; EA } E srl 
B. Lichtquellen für einzelne abs ich Se 0 
C. Quellen für ultraviolette Strahlen. . . » » -» 2 22.2.2. ..608 
Die UV. Filterlampe von ZeißB . .. .... . ou 
Quecksilberdampflampen . . » . » vu ru 2 2 nn 
1. Quarzlampe . © ._ 20.00 3% 0 vun 0, 0 
Lampe von Weigert. ... . ee 
Charakteristik der One ringe Eee 
. Uviollampen von Schott und Gen... ....'...6B 
3, Andere Lichtquellen . . . . re a 
II. Kapitel. Experimentelles über Absorption und Lichtfilter ee 
Durchlässigkeit für ultraviolette Strahlen...» » 2 2 2 2.2 2 0.2000. .617 
Liehtfilter . . . . N ro 
III. Kapitel. Gefüße und  e zur - Belichling von Be RN RE 
Anhang. Einige Bemerkungen über den Einfluß der Temperatur und der Sensibili- 
satoren . . . ee ee en AR EL re 
A. anhieaien. ne en rn we ee SIR NER "oe 
B: Sonsibilisatorens-..... 2030.00. wa en a. 25 re a u EruE 


Mikroskopische Technik, Bearbeitet von Prof. Dr. G. Herxheimer, Wiesbaden 632714 


Allgemeine Einleitung . - - : » 2.2.2.2... 4 ee Re 
Instrumentarium . . . ee 
Nebenapparate des Miktnsknps len A 

heizbarer ‚Objekttisch =. =... 182 222.02 2). 10.420 2A Eu Fe 
Meßeinrichtungen - ; » . > = = wu. 202 8 unıne pe HU le ME a 
Polarisationseinrichtungen. - » .. 220220000 
Spekteoskopische Einrichtungen , » - - . ........ „wi nie 
Dunkelfeldbelonchtung .... » nun. 2.200 20.20 see 2 A a 
USOREBBIAG- © nal a ana ee 
Farben und Färben u... a 2 200 ee 
Wesen des Färbeprozesses » . : - 2. 2.22.27: 00 u A 
direkte und indirekte Färbung . - : : 2 2. 2 2 2 2 2 2202 2..60 
progressive und regressive Methode . . . . ». . 2 2 2 2 mn nen ner „64 
diffuse, differentielle spezifische Färbung . . . ». 22 2 2 2 2 2.2.0... 64 
eleklivb Harbiingandnu. en som oma ee 
Mehrfaehfärbungen . . . .. . BE: 0: 2 Se 
Einteilung der Farbstoffe in RR SADLE =... 40.0 2 nn 
Mötachromasion nun A naar era een Je Er 
En bloo-Härbne nn a een ee. A E% 
natale Färbung ee nn EEE 
Herstellung von Karblösungen . - = u... 2.2 0a me u 02 va 
Übersicht über die Hauptfarbstofle . -. - . . . © un nn» 2 u eo en Su 

Abschnitt I: ‚Untersuchung frischer Präparate -. » .. . „a... ne re 
Anwendung von Mazerationsflüssigkeiten . - . 2 2 2 2 2 2 2 2 2 22 2.2.20..649 
Untersuehung. von Eiltiesiekäten. 1.0.» . .... m un rn. nu hr 


Zusais Son Besgenkienn.un. 20h ne. rn, 


Inhaltsverzeichnis. 


Abschnitt II: Fixation und Härtung . 
Formol Br 
Orthsches Gemisch . 
Alkohol . u SER FEN 73. 5.3 0% 
SEND. Se re 
Zenkersche Lösung 
Chromsäure - 
Müllersche Flüssigkeit : 
ÖOsmiumsäure 5 DON 
Flemmingsches RN 
Entkalkung 
Entpigmentierung . - 
Abschnitt III: Bekhrvarkiren i 
Abschnitt IV: Einbettung 
Zelloidineinbettung 
Paraftineinbettung 


Abschnitt V: Allgemeine Weitsrhkhahliene Nr Schnitte 


Gefriermikrotomschnitte 
Zelloidinschnitte 
Serienschnitte 
Paraffinschnitte . 
Serienschnitte a . 
Entwässern, Aufhellen und Einschließen 
Abschnitt VI: Farbmethoden 


A. Farbmethoden für allgemeine Zellbestandteile . 
I. Kernfärbungen 
a) Hämatoxylin 
b) Karmin . 8 
II. Protoplasmafärbungen 
van Giesonlösung . 


III. Färbungen feinerer Kersehrnekiren, vor A Mitosen . 
IV. Färbungen der Altmannschen Granula ete. 


Oxydasereaktion 

B. Farbmethoden für Interzellularsubstanzen 

I. Bindegewebe 
Mallory-Methode 
Verocay-NMethode 
Bielschowsky-Methode 
II. Elastische Fasern EEE 

Weigerts elastische Fasermethode 
Unna-Tänzersche Methode 


XXH 


Seite 
. 651 
. 653 
. 694 
. 654 
. 655 
695 
. 656 
. 656 
. 656 
2637 
boh: 
. 659 
. 659 
. 660 
. 670 
. 662 
. 663 
. 663 
664 
. 664 
. 665 
.. 665 
. 666 
. 668 
. 668 
. 669 
. 669 
. 670 
oral 
. 671 
. 672 
. 673 
- 674 
674 
. 674 
ST, 
. 676 
. 676 
SONT 
670 
. 678 


C. Farbmethoden für besondere unter normalen und pathologischen Bedingungen 


vorhandene Stoffe 
I. Fette und Lipoide 
Lipoide und Myeline 
Methode von Fischler 
„ Ciaceio. 
. „ Lorrain-Smith 


. 678 
. 678 
. 680 
. 681 
. 681 
. 682 


Y; 


Cholesterin 


BIESCH BR 1. ee ae 
III. Amyloid 
IV. Glykogen 


Horn . 


Var einen)‘. > a 
- WILORRIEN IN nr 2 WS ee Re ae Be ME 


> VII. Fibrin 


D. Farbmethoden für einzelne SL bzw. Organsysteme 


Li I.. Blut und blntbildende Organe... ... 


er 


1. 


II. 


Frische Präparate . 
Deekglastrockenpräparate . : 
May-Grünwald-Methode . 
Giemsa-Methode 
Kombinierte May-Giems a-Methode 
Triaeid-Methode . 
Plasmazellenmethoden . 
Schnittpräparate 
Giemsa-Methode . 
May-Grünwald-Methode BEE 
Kombinierte May-Grünwal AMeihoaeN F 


. - - 


Unnasche Methode mit polychromem Methylenblau 
Pappenheim-Unnasche Pyronin-Methylgrünmethode 


Nervensystem 

Markscheiden . . E 2 

Achsenzylinder und Neurofibrillen : 

Nissl-Granula 

Neuroglia 

Degenerierte Nerven 

Peripheres Nervensystem . 
Weigertsche RT 
Ramony Cajalsche Methode 
Nisslsche Methode . 
Weigertsche Gliamethode . 
Golgische Methoden 
Marchische Methode 

Sonstige Organe 

Knochen . 
Schmo Jachs Methode. 

Leber . j 

Chromaffine Zellen 

Fettgewebsnekrose . 


E. Farbmethoden für Parasiten . 


Frische Präparate . »...... 
Deckglastrockenpräparate . .... 
Sehnittpräparate . . he 
Besondere Strukturen der Bakterien ae - 


WDOTEN "2: > Nefanae: A as 


"m EEE 


Inhaltsverzeichnis. XXV 


Seite 
Kaps 2 u el ER ee TO 
Geben. Sal, aus 2 22 an: ae RE 
Einzelne» Parasiten Is: 2. 7 Mom 0 ve ee. ER In. en 8 Sn /elelt 
mberkelhazillen. x... sen 1 remri EB 23 2 en 5 all 
Spirochaate pallida ... » 1% 4 2 inne Be 1129) ee Te 

Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. Bearbeitet von 
Prof, Dr>Ottackollın, Boston ur. 7 Pe ne ea 
eHarn.; 2° Eru% ; DIENTE oem ae se Fa 
Jle He A N NN a er a ae 
2. z „. "Hamnsioftessnachpkoltrer se ran. ne ee 
3 . . > ImeHlarn bei Diabetent:?. = 0.0. un rle 
4. n des Ammoniaks im Urin (Folin-Macallum). . .....79 
hi) 3  Krestuninsemellamenach@Riobenen... 20 er. are 
6. . der Harnsäure im Harn (Folin-Macallum) . ......720 

{ = „ Hippursäure im Urin in Form von Benzoösäure (Folin- 
Flanders) BR 720 


ii 


U. Blut > & 
1. Das nen dis Blutes (Folin- Dante] 


12 

3 I: 721 

2. Isolierung des Nichteiweißstickstoffes des Blutes (Folin- Denis) 2 122 
3. Bestimmung des gesamten Nichteiweißstoffes im Blute (Folin-Denis) . . 722 
4 „  Harnstoffes im Blute (Folin-Denis). 723 
Br = „ Ammoniaks „ ee ee FIN 1724 
6. - der Harnsäure „ RN Ger ER NO 


Die quantitative Bestimmung der Cl-Ionen im Blute. Bearbeitet von Dr. Berthold 


Oppler, München . 727 —131 
Die Enteiweißung mit Metaphosphorsäure . 727 
1. Die: grayimetrische -Besimmne 2 2 ea neun nn ee rn 128 

2. „ elektrolytische & 128 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. Bearbeitet von Privatdozent Dr. Geza 


Zemplen, SohneezbanyaknE a, 2 TOR 
Synthese der Glukoside . . . . a er ee 
A. Darstellung von %- bzw. 6-) fothy lrkosid aus d-Glukose mit Methylalkohol 

und Salzsäure . . . & AR: A A te el 2.08, 1812 
B. I. Darstellung der Be ndunpen ® ker a u 2 15 An: 
1. Darstellung von ?-Azetobromglukose aus Glukose und Azetylbromid . . . 740 
27 = »„ £-Glukosepentaazetat durch Azetylierung mit Essigsäurean- 
bydrid und Natriumazetat . . . . : RS 37 0, 
Darstellung von ee pentanzetal aus Batnkose darch Mr lierung 
in der Kälte in Gegenwart von Pyridin...» 2... . 741 
Darstellung von $-Glukose . . .. . ae el 
3. Darstellung von B-Azstohramelnkose aus b-Pente aazetylekukose mit ee 
Bromwasberstoff Su nn 2 ne en 2A 
4. Darstellung von Azetobromzellobiose . . - - - - » 2 2. en nn. . 142 
B. II. Darstellung von B-Glykolddglukosid: - - - . » -- zn ee... 0... 714 
C.. Darstellung von Gluko-vanillin (Vanillin-d-glukosid) . .. 2... ne 744 
D. e » 8-Methylglukosid mit Hilfe von Emulsin. .........74 


Abderhalden, Handbuch der biochemisehen Arbeitsmethoden. VII. e 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
Darstellung der natürlichen Glukoside . . 2 2. 20 nme nenn. 746 
= des Bakankosins . x 2. “0 0. waren n mlolie Kr 
, i ® von Bapliü . 2-2 2 vn Fee 
R w Baptiein. ıv » u 0 e,a sun > he m Me. EEE 747 
x des Zerberins 2 2.22 0 2 1. 
S > Koniferin 00a u 
2 von 'Gaultherin . . » 2 2 u su a u 5 18 SEN ER 
3 ». Glyzyphyllin .. 2022 00 sn und u 5 le a u 
> - Gratioln: 20000000 ee : 750,77 
a 2 Hederın 26. rs er 2 a EEE ) 
. „ Helleborein 1. 2 au m wiege & re ea u 750 
. „.. Halleboriue a Wa: 1 2 We 7 1 ö 
2 „. Hesperidin.. » 2 4 %....0u. 10.05 De aargen van Sr 
n n ‚Iridin. u We 6% a ee u 
E ».. Isoamygdaln: zu. 2.2. sl we ee 
= „' Mandelnitrilelukosid‘.. - .. =-.. » ©», © m u Eu. PR EEE 
R „ Naringin ; : 
n „ Pikrokrozin 
= „ Prolaurasin 
» „ Sakuranin . 
2“ „ Sinalbin . 
> „ Sinigrin . AU ER © 0 © 
= „0 Verbenalin 2. en. 2 Eee ee ES. R 
r „ Paxikalinn Rs aseer neun Rn 
Biochemischer Nachweis der Glukoside in den Pflanzen mit Hilfe von Emulsin 
nach Bourqualot. .. . „u... .. 70 2. (ke Er 
Behandlung der Gewebe . En >. } 
Herstellung der zu prüfenden Lösung . ...... .... 00 won MEER 


Darstellung des Invertins. 

Anwendung des Invertins : 

Prüfung der Flüssigkeit mit Emulsin 

Darstellung des Emulsins . . . ee a ee, BE 
Beispiel der biochenischen Methode Same 2 SEN Be 
Tabellarische Zusammenstellung der wichtigen Hatte Glukoside 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. Bearbeitet von Privatdozent Dr. Erich 
Begener, Berlin.» . 2 2 2 ce 2 2 en en re EEE 
Binleitung 2. ea 2 LA A 
I. Die Fundamentaleigenschaften der radioaktiven Körper. Ruther- 
Tords Zerfallstheorier 2 u 2 N. eh... 0 a Er 
Radioaktives Gleichgewicht . 

II. Die Natur der radioaktiven Strahlen . ee a 2 \ 
©-Strahlen . 7. = uon 0 0 nun. 2 0.00 0 0 
B-Strahlen.. . : ae. nn. se a 
SE Shrahları > Bee 207 Me a... 2,26 

IN. Die Wirkungen der radioaktiven Strahlen... . ... 2 
Photographische Wirkung... 4... Gi N a ae 
Fluoreszenzerregende; Wirkung 1. 2. 1 lul. dan. 


Inhaltsverzeichnis. XxXVu 


Seite 
Chemische und Wärmewirkung - 800 
Elektrische Wirkung . 800 
Siehtbarmachung der Strahlen . 803 
IV. Meßmethoden .804 
Ionisationsströme . 805 
Ionisationskammern . 806 
Elektrometer : . 808 
Komplette Apparaturen . 812 
V. Die radioaktiven Körper .814 
-Tabelle der radioaktiven Körper s14 
Uran 3 814 
Jonium, Radium 815 
Radiumemanation . 819 
Aktive Beschläge . EEE: 821 
Thorium, Mesothorium, Aktinium 822 
VI. Anwendungen. : £ . 823 
Dosierung der Radium- ee Mer khormaprate . 823 
Emanationen . . 825 
Emanationsmessungen . 826 
Lösungen . 830 
Gas- und Wasserbewegung in der Pilanze (Transpiration, Spaltöfinungs- 
mechanismus, Wurzeldruck). Bearbeitet von Privatdozent Dr. Viktor Grate, 
Wien. 0020. Ne u re er en. 2° SE SEE dee 
1. Bestimmung der Wasserabgabe durch Transpiration . 831 
Qualitative Methoden: Stahls Kobaltprobe . . 831 
als Glaskammer für die Kobaltprohk . 832 
. Darwins Horn-Hygroskop . 833 
a Yucca-Hygroskop . = RE . 835 
Lloyds mikroskopische Methode . . » . . . . 837, 839 
F. Darwins und M. Pertz’ Porometer . . 837 
H. Molisch’ Intiltrationsmethode . 840 
E. Steins Verwendung dieser Methode . . 841 
F. W. Negers Intiltrationsmethode zum Zwecke ER 
en eises A Zee, . 841 
Intiltrieren von Koniferen-Nadeln ich ,% vr Ole 
Kollodiumverfahren von Busealioni und Pollacei .. 844 
Quantitative Methoden: Wägung der Versuchspflanze . . 845 
Vorsiehtsmaßregeln s45 
Wage nach Richard Freres Ss4S 
Garreaus Apparat säl 
Geneau de Lamarlieres Apparat 852 
Verschaffelts Apparat . 892 
Alois Apparat . . 853 
Hellriegels Apparat . 853 
2. Bestimmung der Saugung 554 
Kohls Versuchsanstellung E 855 
Pfeffers Transpirationsapparat 856 


Inhaltsverzeichnis. 


- Grafes Apparat zur Bestimmung der Mineralstoffanfnahme . . . . . 


Mac Donglas Potometer . . : Elm un RR, EERETE 3 
Pi am. Pfeffers Apparat für feinere Trsspiratitnliinenkngen ET ET bo 
j Guppenbergers Methodik . ». x. „am mu e % ee An 
AA Vonanoa Appasmmie.ı: . - . n.0-0 an ale a TE an 
Krutitzkys Apparat . . 2.» . en er ..- 
u Selbstregistrierendes Transpirometer von are RN 
DERNERRNELADDERBE N. ES > ne ru RE 
Transpiralionuwage von. FE. Woods . . . . miwlien all ur ur 
Registrierwage von Anderson. . .. 2.2.2200. ErE * ıe 
Registrierapparat von J. Vesque. . 2»... 2.0. er ie 
Vesques Apparat zur Messung der Transpirätion. . » ... welt. 2 
Selbstregistrierender Apparat von Copeland . ... 2.2... ER 
3. Beobachtung des Transpirationsstromes . . » ce on mn nn. “a 
Darbishires. Pinometer . » x. rn. Ka 876 
Potometer von OÖ. Renner . ..... v2... ni ee 
| r EDER WÄn 1... ee a 3 
TE A EEE 2.0. ae 
Pfeffers Instrumente zum Messen des Blutungedrrekeh a 
BAaTranetizEys Appatale .. nu. 2.0 0%. 2 1 
" Gieklhorns Apparat zum sterilen aneen 1 ir Be 
j Nachtrag zur Bestimmung,der Permeabilität -: .. . nme Wmee 


u. H. Lundegärdhs Methodik zur mikroskopischen Bestimmung der Permeabilität ss I 


a be ale Rt a a En RR 94 


Verzeichnis der Druckfehler . . . . . ee ee a a N 


| 
| 
| 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Unter- 
suchungen (Auswahl. Beschaffung und Haltung unter 
verschiedenen Bedingungen). 


Von Hans Przibram, Wien. 


l. Auswahl der Arten. 


Den Ausgangspunkt für biochemische Untersuchungen bildet das 
lebende Material. Wenngleich der Biochemiker selbst öfters in die Lage 
kommen wird, bereits verarbeitete oder mindestens tote Produkte der Lebe- 
wesen zu benützen, so dürfte eine erste Orientierung über das lebende Tier 
(oder die Pflanze), von welchem dieses Produkt stammt, stets von Nutzen 
sein. Wenn es sich vollends um die während des Stoffwechsels vor sich 
eehenden chemischen Prozesse handelt, kann bloß eine Vertrautheit mit 
den Lebewesen selbst die Bedingungen für eine vorteilhafte Bearbeitung 
ihrer Chemismen schaffen. Es gehören daher unter die biochemischen 
Arbeitsmethoden alle jene Maßnahmen, die uns befähigen, in den Besitz 
des gewünschten Arbeitsmateriales zu gelangen, dasselbe in der für unsere 
Untersuchungen geeigneten Weise zu bewahren, zu vermehren oder selbst 
in willkürlicher Weise zu verändern. 

Wie es für den Chemiker auch sonst die erste Frage bei einer neuen 
Untersuchung sein wird, sobald es sich um konkrete Fälle handelt, welche 
Stoffe für das zu untersuchende Problem geeignet erscheinen, so wird 
auch der Biochemiker sich zunächst mit der Auswahl des Materiales zu 
beschäftigen haben. 

Wir haben dabei in Betracht zu ziehen: 

1. Die Ergiebigkeit des Materiales an chemischen Produkten. 

2. Die Isolierbarkeit der gewünschten Produkte. 


1. Ergiebigkeit des Materiales. 

Die Menge des Stoffes, welchen der Chemiker zu seinen Unter- 
suchungen braucht, ist mit Ausnahme der mikroskopischen Methoden ge- 
wöhnlich recht beträchtlich im Verhältnis zu seinem Vorkommen in einen 
einzigen Tierexemplare. Bloß die Wirbeltiere erreichen solche Größen, dal) 
manchmal für eine chemische Analyse ein einziges Individuum ausreicht. 

sernalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmetkoden. VII. 1 


-) Hans Przibram. 


Mithin werden wir eine solche Auswahl der Tierarten treifen müssen, 
daß wir mit möglichst wenigen Exemplaren auskommen oder eine mög- 
lichst großie Anzahl von Exemplaren uns leicht verschaffen können. Die 
erste Alternative wird durch Auswahl jener Tierspezies aus der zu unter- 
suchenden Gruppe erzielt. welche noch die relativ bedeutendste Größe er- 
reichen, die letztere durch solche, welche in der Natur recht häufig sind 
oder in der Gefangenschaft sich leicht beliebig vermehren lassen. 

Unter den Einzelligen, welche alle kleine Formen sind, ist die Loh- 
blüte, Aethalium septieum, die einzige. in größeren Mengen erhältliche. 
Von Infusorien sind Bursaria truncatella und Stentor als größte Arten 
unserer Gewässer zu nennen; Paramaecium läßt sich am leichtesten stark 
vermehren. Die Gewinnung von größeren Mengen der Infusorien muß auf 
der Zentrifuge durch Absatz der sonst diffus in der Nährlösung schwim- 
menden Tierchen geschehen. 

Von den meerbewohnenden Radiolarien. dann von den Schwämmen 
und Korallen sind die Gerüstsubstanzen, welche ganze Ablagerungen bilden, 
leicht in großer Menge erhältlich. | 

Seerosen (Actinia sulcata, equina ete.) und Quallen (Aurelia, Cyanea etc.) 
erreichen zwar recht beträchtliche Größe, liefern aber infolge ihres sehr 
hohen Wassergehaltes sehr wenig organische Substanz. Unter den Stachel- 
häutern sind Seeigel (Echinus), Seesterne (Asterias) und Seewalzen (Holo- 
thuria, Stichopus) zu erwähnen. Die Leichtzerfließlichkeit der Haut bei der 
letztgenannten Gattung macht die Verarbeitung jedoch schwierig. Unter 
den Würmern übertrifft der südeuropäische Lumbricus hereuleus unsere 
Regrenwürmer an Größe: im übrigen kommen die in Haufen lebenden Süß- 
wasserwürmer (Tubifex), die bekannten Blutegel (Hirudo) und einzelne 
Meeresbewohner (Aphrodite, Spirographis ete.) in Betracht. 

Von den Gliederfüßern stellen die Orustaceen in den Molukkenkrebsen 
(Limulus) und in gewissen, den Europäern leichter zugänglichen zehnfüßigen 


Krebsen, wie Hummer (Homarus), Languste (Palinurus), Bärenkrebs (Seylarus), 


Seespinne (Maja), Taschenkrebs (Cancer) und anderen Krabben, gelegentlich 
riesige Exemplare, die !/,—1»m Länge erreichen können. Im Gegensatz 
zu diesen kiemenatmenden Gliederfüßlern gibt es unter den tracheen- 
atmenden bloli wenige größere Formen, welche auch nicht annähernd die 
zenannte Länge erreichen. Die größten Spinnen sind die Vogelspinne (My- 
gale) und der zentralafrikanische Skorpion (Scorpio), der erößte Tausend- 
füber, der giftige Skolopender (Scolopendra): von Insekten sind die tropi- 
schen Zikaden (Cicada orni bereits in Südeuropa), der ägyptische Wasser- 
skorpion (Belostoma niloticum), die Wasserjungfern (Libellula, Aeschna), die 
Heupferde (Locusta viridissima, viel größer die südeuropäischen Saga u. a.), 
Stabheuschrecken (Aplocomus), wandelnden Blätter (Phyllium), Gottesan- 
beterinnen (Mantis, größer Sphodromantis in Ägypten und andere tropische 
Arten), Spinner (Saturnia, Attacus, Cecropia u. v. a.), Schwärmer (Sphinx, 
Deilephila, Smerinthus) und einzelne Käferarten (Lucanus cervus. Hydro- 
philus piceus, (Goliathus gigantheus, Dynastes hereules etc.) zu nennen. Die 


1 
i 
j 
- 


Das lebende 'Tiermaterial fiir biochemische Untersuchungen. 3 


Weichtiere oder Mollusken weisen in allen größeren Abteilungen Forınen 
beträchtlicher Größe auf; wir finden Steckmuschen (Pinna), Süßwasser- 
schnecken (Ampullaria gigas) und namentlich Kraken (Oetopus) von im- 
ponierenden Dimensionen. 

Von den Manteltieren erreicht Phallusia eine größere Länge. 

Während die Lanzettfischehen (Amphioxus oder Branchiostoma) keine 
bedeutende Größe erlangen (am größten ist noch die Form aus Messina), 
gibt es unter den Zyklostomen schon größere Fische (Myxine): fast be- 
liebige Größe kann unter den echten Gnathostomen erreicht werden, hier 
finden sich die Riesenhaie (Uarcharias), die Chimaere (Chimaera), der 
Hausen (Acipenser). der Wels (Silurus), der Huchen (Salmo hucho) und 
andere Wasserungeheuer. Die größten Amphibien sind die ostasiatischen 
Riesensalamander (Uryptobranchus). der Furchenmolch (Necturus), der 
Ochsenfrosch (Rana mugiens), der Hornfrosch (Ceratophrys cornuta) und 
die Riesenkröte (Bufo marinus). 

Die Reptilien sind unter den Riesen durch zahlreiche Schlangen (Boa, 
Python ete.), die Krokodile (Crocodilus, Alligator, Gavialus), Riesenschild- 
kröten (Testudo elefantina) und Seeschildkröten (Chelone mydas, Sphargis 
coriacea) vertreten, die Vögel durch die Straubße (Struthio. Rhea, Dromaeus, 
Casuarius), das Albatros (Diomedea) und manche Raubvögel (Sarcorhamphus, 
(ypa6ötes). die Säugetiere durch viele Huftiere (Elephantus, Rhinoceros, 
Hippopotamus, Cameleopardus, Camelus, Cervus alces ete.), Raubtiere (Felis 
leo. tigris, Ursus arctos, maritimus, ferox u.a.) sowie Affen (Gorilla ete.). 

Nur wenige der Riesenformen lassen sich leicht oder wenigstens 
leicht in größerer Menge halten und züchten. Es wird daher in der Praxis 
überall da, wo es sich nicht um die notwendig isolierte Behandlung jedes 
Exemplares, wie bei manchen physiologischen Stoffwechsel- und Wachstums- 
untersuchungen, handelt, vorteilhafter sein, sich an die etwas kleineren, 
aber leichter in größeren Mengen beschaffbaren und züchtbaren Arten zu 
halten. Vor allem kommen da die domestizierten oder doch schon längere 
Zeit in den Häusern der Menschen wohnenden Tiere in Betracht. sowie 
jene, welche zu irgend welchen Nutzzwecken beständig gehegt oder ge- 
fangen werden. 

Es sind zu erwähnen: der Badeschwamm (Euspongia). das Essig- 
älehen (Anguillula aceti, in den Essigbehältern), der Regenwurm (Lum- 
brieus, Allolobophora, als Fischköder), der Blutegel (Hirudo), der Flußkrebs 
(Astacus fluviatilis) und einige Verwandte; das Heimchen (Gryllus dome- 
stieus) und die Küchenschaben (Periplaneta) sowie andere als Ungeziefer 
bekannte Insekten, der Mehlkäfer (Tenebrio, als Vogelfutter, ebenso die 
Puppen der Ameisen, sog. „Ameiseneier“ ), der Seidenspinner (Bombyx mori), 
die Honigbiene (Apis mellifica) und die Fliegen (Musca domestica, Sarco- 
phaga auf Fleisch, Drosophila auf Obst); die Weinbergschnecke (Helix) 
und die Mießmuschel (Mytilus als Leckerbissen) ete.; karpfenartige Fische 
(darunter die als Zierfische beliebten Goldfische, Cyprinus, Carassius u. a.), 
die Forellen (Trutta) und andere Tafelfische, der Wasserfrosch (Rana 


4 Hans Przibram. 


esculenta, wegen der „Froschschenkel” gesucht), der Laubfrosch (Hyla 
arborea, „Wetterprophet“), die Suppenschildkröte (Caretta), dann die all- 
bekannten Hausvögel (einschließlich Kanarienvogel und Sperling) und Haus- 
säugetiere (unter letzteren auch der Igel. Erinaceus, die Hausmaus, Mus 
museulus und die beiden Arten Ratten, Mus deeumanns und rattus, sowie 
die Bilche, Myvoxus glis, Muscardinus avellanarius u. a.; «das Frettchen, 
Putorius furo, zu zählen), sowie das jagedbare Wild. 

Außer diesen Gattungen sind zu manchen ‚Jahreszeiten noch leicht 
zu haben: die Teichmuschel (Anodonta), die Elritze (Phoxinus), die Bart- 
erundel (Nemachilus) und andere Fische, der Feuersalamander (Salamandra 
maculosa), die Wassermolche (in Europa Molge eristatus, taenlatus u. a.), 
der Grasfrosch (Rana temporaria), Schlangen (Tropidonotus natrix,. Coluber 
longissimus ete.), Schildkröten des Sübwassers (Emys) und des Landes 
(Testudo), Eidechsen (Lacerta, Tarentola etc.), Amsel (Turdus merula) und 
andere nicht jagdbare Vögel. Maulwurf (Talpa) und Fledermäuse (Nocti- 
luca, Plecotus). 

Nicht immer kommt es auf die absolute Größe der Tierart oder auf 
eine größere Menge von Exemplaren an, um ein chemisches Produkt in 
wirksamer Weise zu erhalten. Ein typisches Beispiel solcher Art ist die 
Gewinnung einer Tyrosinase aus dem Tintenbeutel des Tintenfisches (Sepia 
offieinalis), wozu schon ein oder einige wenige Exemplare genügen, um 
die Entstehung von Melanin aus dem mit Preßsaft des Tintenbeutel ver- 
setzten Tyrosin zu demonstrieren, während von größeren Octopusarten der 
Tintenbeutel nicht ausreicht, um deutliche Resultate zu erlangen. Die Sepie 
besitzt eben eine besonders energische Produktion des Sepiapigmentes. 


2. Isolierbarkeit der Bestandteile. 


Von großem Vorteile für die chemische Bearbeitung ist es, wenn der 
zu untersuchende Stoff entweder vom lebenden oder doch frischgetöteten 
Tiere in einem nicht allzu verunreinigten Zustande physikalisch abgetrennt 
werden kann, ehe seine chemische Aufschließung erfolgt. Eine solche Ab- 
scheidung nehmen die Tiere bei den verschiedenen Prozessen der Exkretionen 
und Sekretionen selbst vor und es handelt sich dann bloß um die Auf- 
fangung der betreffenden Flüssigkeiten oder sonstigen Produkte, ehe sie 
sich mit anderen Stoffen vermenet haben. Die Methodik zum Festhalten 
und zur Abzapfung findet man in den Büchern über physiologische Me- 
thodik. » ® 3) 

Ohne weiteres lassen sich jene rasch erstarrenden Abscheidungen 
verarbeiten, die nach der Ablage ein Stück bilden: Fikokone (Lumbrieus, 


') R. Tigerstedt, Handbuch der physiol. Methodik, I. 1. Abt. Allgemeine Technik 
d. physiol. Versuche von J. P. Pawlow bearbeitet. Leipzig, S. Hirzel, 1910 (Wirbeltiere). 

°) J.v. Uexrkuell, Leitfaden in das Studium der exper. Biologie der Wassertiere. 
Wiesbaden, Bergmann, 1905 (namentlich Seetiere). 

°) M. Gildemeister, Zeitschr. f. biol. Technik u. Methodik. Straßburg, J. Trübner, 
I, 1908/1909 und folg. Bände. J. Barth, Leipzig (zahlreiche einzelne Notizen). 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 5 


Hirudo, Hydrophilus, Mantis und andere Mantidae), Puppenkokone (Bombyx 
und’ viele andere Bombyeidae und Saturnidae) und ausgeschlüpfte Puppen- 
hüllen (Lepidoptera, Tonnen der Muscidae), ferner die bei den „Häutungen“ 
abgeworfenen Hänte der Insekten, Spinnen und Krustentiere. Leicht lassen 
sich die Schalen und Gehäuse der Muscheln und Schnecken vom Tiere 
trennen, wenn es nicht darauf ankommt, das Tier unverletzt zu erhalten. 

Bei den meisten Untersuchungen wird es notwendig sein, durch Zer- 
legung der Tiere die mit den gewünschten Stoffen versehenen Teile zu 
gewinnen. Hiebei können die Praktika für Zootomie » ?) zu Rate gezogen 
werden. welche für die Haupttypen die Zergliederungsart angeben. Die 
Methodik für die zoologischen Handgriffe bringt neuerdings Schubergs 
„Einführung in die Technik des zoologischen Laboratoriums“. >) 

Bei der Auswahl der Arten wird es von größtem Vorteile sein, jene 
auszuwählen, welche in bestimmten, nicht zu schwer isolierbaren Organen 
Stoffe in eroßer Konzentration enthalten. In diesem Zusammenhange sei 
wieder an den Tintenbeutel der Sepien erinnert: hier findet sich Melanin 
in eroßer Menge aufgespeichert, während es sonst nur mühsam in ge- 
ringen Quantitäten aus den pigmentierten Häuten etc. gewonnen werden 
kann oder blol an einzelnen Individuen (Melanosarkomen der weißen 
Pferde z. B.) pathologisch vorkommt. 

In einigen Fällen ist eine mechanische Isolation der die zu gewinnenden 
Stoffe enthaltenen Organe nicht nötig, sondern es genügt die Ausziehung 
der ganzen Tiere durch Lösungsmittel, welche bestimmte Stoffe besonders 
leieht extrahieren. Namentlich eilt dies von Farbstoffen, so dem merk- 
würdigen, bereits von Süßwasser extrahierbaren Farbstoffe der Turako- 
federn, den Farbstoffen des Haarsternes (Antedon), welcher nach dem Tode 
les Tieres ins Wasser austritt, den grüngelben Farbstoffen der Heu- 
schrecken, welche in Äther extrahiert werden. 


Il. Beschaffung. 


Haben wir eine bestimmte Tiergruppe oder Tierart zur Vornahme 
von chemischen Untersuchungen ausgewählt, so tritt nun die Frage der 
Beschaffung des gewünschten Materiales an uns heran. 

Zunächst werden wir die Bezugsquellen für das lebende Material aus- 
findig zu machen haben, sodann uns mit dem Fange und dem Transporte 
der Tiere befassen. 


1. Bezugsquellen. 


Die naheliegendste Quelle für den Bezug von zoologischem Materiale 
wird jedem, der sich noch nicht mit solchen Studien befaßt hat, die Tier- 
handlung erscheinen. In Wirklichkeit befindet sich leider der kaufmännisch 


1) Hatschek und Cori, Elementarkurs der Zoologie. Jena, Fischer, 1896. 
2) W. Kükenthal, Leitfaden f. d. zool. Praktikum. 2. Aufl. Jena, Fischer. 1901. 
3) A. Schuberg, Zoologisches Praktikum. Bd. 1. Leipzig, Engelmann, 1910. 


6 Hans Przibram. 


betriebene Tierhandel noch in einem solchen Zustande, dab er für die 
Wissenschaft nicht jene Bedeutung hat. die ihm zukommen könnte. Die 
Ursache hierfür liegt einerseits darin, daß «die Zoologie bis in die jüngste 
Zeit nur geringes Interesse gezeigt hat, ihre Objekte lebend zu bekommen, 
andrerseits Menagerien und Liebhaber für einzelne, seltene oder durch 
auffallende Eigenschaften auszezeichnete Stücke fabelhafte Preise bezahlen, 
welche meist die für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung stehenden 
Mittel weit übersteigen. 

Daher steht es den Tierhandlungen meist nicht dafür, das für unsere 
Studien in Betracht kommende, gewöhnlichere, und daher selbst in größeren 
Mengen billige Material zu sammeln und zu halten, bis der Bedarf an sie 
herantritt. Die größeren, Aquarien und Terrarien führenden Tierhandlungen 
beschaffen zwar solches Material auf Bestellung, aber auch dann meist zu 
Preisen, welche die Kosten weit übersteigen, die eine anderweitige Be- 
schaffung verursacht. 

Eine Liste von Händlern findet sieh in A. Friedländers zoologischem 
Adrebbuch ?), nach Ländern und Orten geordnet. Dasselbe ist jedoch weit 
von Vollständigkeit entfernt. so fehlen die sehr empfehlenswerten Adressen 
von Tartagli (Bozzi presso Firenze, Italien) und Zgeling (125th street. 
4th av., New York). 

Weitere Adressen leistungsfähiger Firmen und von Tierfängern. even- 
tuell auch die Besorgung des gewünschten Materiales wird man durch An- 
frage an einen zoologischen Garten erhalten können, namentlich jenen, 
der im oder nahe «em (rebiete liegt, welches auch die gewünschte Tierart 
bewohnt. 

Eine Liste der im ‚Januar 1912 vorhandenen zooloeischen Gärten auf 
der ganzen Erde ist von 5. S5. Flower, Direktor des zoologischen Gartens 
in (riza (Kairo, Ägypten), herausgegeben worden und wird von demselben 
versendet. Auch in dem genannten Buche von Friedländer sind die zoolo- 
sischen Gärten und ihr Stab angeführt. 

In diesem Nachschlagewerke findet man ferner die Adressen ein- 
zelner Naturforscher, naturwissenschaftlicher Korporationen, Lehr-. Tier- 
heil- und Versuchsanstalten. welche über die Beschaftbarkeit des Materiales 
ihrer Heimatländer Auskunft zu geben imstande sind. Für Insekten eibt 
außerdem Junks Entomologenadrelibuch Auskunft. ?) 

Die meiste Aussicht, lebendes Material in der für chemische Zwecke 
genügenden Menge zu erhalten, bietet der Aufenthalt an einer der für das 
Studium der Landwirtschaft, des Süßwassers oder des Meeres fast überall 
errichteten Stationen. 

Außer in dem erwähnten zoologischen Adreßbuche finden sich die 
biologischen Stationen, jedoch nur jene Europas (und ausschließlich der 


') 2. vollständig neu bearbeitete Auflage. Juli 1911. Verlag von R. Friedländer 
und Sohn, Berlin. Karlsstraße 11. 
®) 1905. Berlin, W. Junk, Rathenowerstraße 22, 


Das lebende 'Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 


_ 


Agrikulturstationen) zusammengestellt in: Ch. A. Kofoid, The Biologieal 
Stations of Europe. !) 

Dieses recht ausführliche Handbuch erlaubt eine erste Orientierung 
über die zu wählende Station. 

Näheres über die Bedingungen der Belegung eines Arbeitsplatzes 
oder des Bezuges von lebendem Materiale wird man stets am besten 
durch eine Anfrage an die Direktion der betreffenden Station erfahren. 

Alle Stationen geben sich mit der Beschaffung des Materiales für die 
in ihnen Arbeitenden ab, aber nicht alle versenden lebendes Material. So lehnt 
dies z. B. die zoologische Station in Neapel, die größte und bedeutendste 
Seestation der Welt, ausdrücklich ab; die Mitnahme von lebendem Material 
bei Verlassen des Arbeitsplatzes ist jedoch erlaubt. 

Wichtig ist es, sich zu vergewissern, zu welcher Jahreszeit das ge- 
wünschte Material an der zum Aufenthalte gewählten Station erhältlich 
ist. Insbesondere bei Untersuchungen über Eier und Embryonen ist dies 
sehr wichtige, will man nicht unnütz Zeit versitzen. 

Die Neapler Station hat eigene Listen ?2) über die Eiablagezeiten in 
Neapel veröffentlicht und empfiehlt deren Studium vor der Anfrage um 
einen Arbeitsplatz. 

Da es aber auch sonst keineswegs immer möglich, selbst im Heimats- 
orte eines Tieres die gewünschten Mengen in einer bestimmten Zeit zu 
erhalten. so empfiehlt es sich auch für den Biochemiker, stets mehr als 
ein Thema zur Bearbeitung vorzubereiten und auch den Aufenthalt im 
Orte der Station nicht zu knapp zu bemessen. 

Jene Stationen, welche lebendes Material auch versenden, pflegen auf 
Anfrage Listen mit Preisangaben zu senden, so die k.k. zoologische Station 
in Triest, die zoologische Station in Helder (Holland) u.a. Der Versand 
ist manchmal auf bestimmte Distanzen beschränkt, so soll die kgl. biolo- 
gische Anstalt auf Helgoland in letzter Zeit bloß mehr nach Deutschland 
versenden. 

Im allgemeinen wird man Material leichter bekommen, wenn man 
selbst die Heimat der betreffenden Tierart aufsucht, als wenn man sich 
auf die Zusendung- verläßt. 

In größeren oder durch eine besondere Fauna ausgezeichneten Orten 
pflegt es neben den Tierhandlungen Fänger zu geben, die billiger und 
besser arbeiten, schon deshalb, weil sie ein größeres Interesse an dem Ver- 
triebe ihrer Objekte haben und diese auch an die Händler verkaufen. In 
Begleitung solcher Leute (welche in den verschiedenen Instituten oder bei 
Jägern zu erfragen sind) kann man oft selbst die Standorte der betref- 
fenden Tiere aufsuchen und sich von ihrem Vorkommen überzeugen, um 
dann das Gewünschte in Bestellung zu geben (Preis vorher genau aus- 
handeln!). 


') Washington, Government Printing office, 1910. 
®) Mitteilungen der zoologischen Station Neapel. I. 1879. S. 119 ff., 124ff. Il. 
1881. S. 162 ff. VIII. 1888. S. 385 ff. 


= Hans Przibram. 


Weitere, nicht immer teuere Quellen sind die Nahrungsmittelhand- 
lungen, Märkte und Schlachthäuser, da dieselben das lebende Material zu 
Speisezwecken in größerer Menge beziehen, vorrätig halten und nur für 
besondere Leckerbissen Liebhaberpreise einheben. 

Dem Biochemiker wird es ja selten auf besondere Qualität des Ge- 
schmackes ankommen. was den Preis der Nahrungsmittel großenteils be- 
stimmt. Wichtig ist auch hier die Beachtung der Jahreszeit: Fischhand- 
lungen dürfen Fische und Krebse nur außerhalb der Schonzeit (diese in 
den größeren Kalendern angegeben) beziehen, Frösche und Schnecken 
kommen nur im Winter in großer Anzahl zum Verkaufe, erstere, weil sie 
schmackhafter, letztere weil sie zu dieser Zeit „eingedeckelt“, also ohne 
die lästige Schleimsekretion zu halten sind. 

Noch billiger als von den Nahrungsmittelhändlern wird das lebende 
Material von den Produzenten, nämlich den Tierzüchtern und Fischbrut- 
anstalten zu haben sein. Anzeigen über abgebbare Fischbrut finden sich 
stets in den Fischereizeitschriften der verschiedenen Länder'), ebenso in 
den landwirtschaftlichen Zeitschriften und den Vereinsberichten der Bienen-, 
Vogel-, Kaninchen- und Hundezüchter (Zeitschriftenkataloge in den größeren 
Bibliotheken nachzusehen). Die Adressen der Nahrungsmittelhändler und 
der Produzenten sind in den Adreßbüchern (meist auch in den Telephon- 
büchern) alphabetisch innerhalb der Berufszweige geordnet zu finden; eine 
alleemeine Zusammenstellung ist mir nicht bekannt, dürfte auch bei dem 
eroßen Umfange, den ein derartiges Nachschlagebuch annehmen müßte, 
nicht existieren. 

Die billigste Art, sich Material zu verschaffen, ist es, wenn man 
selbst in die Lage kommt. die Tiere fangen zu können. Jedoch wird dies 
dem Biochemiker meist zu viel Mühe und Zeit kosten: für ihn kommt 
ja die Beobachtung der (Gewohnheiten der Tiere, welche den Biologen 
sonst bei den Fangausflügen fesselt, weniger in Betracht. 

Den Fang großer Tiere wird er lieber den Jägern, den Fischfang den 
Fischern überlassen. Im folgenden Abschnitt soll daher der Fang der Tiere 
nur insoweit geschildert werden, als er für die Erlangung jenes Materiales 
wichtig ist, das leicht auf kleineren Exkursionen erbeutet werden kann. 

Zum Selbstfangen der Tiere sind unter den Seestationen jene sehr 
geeienet, die einen flachen, bei Ebbe rasch trocken gelegten Strand be- 
sitzen, so z. B. Roscoff (Normandie). 


2. Fang. 


Das Fangen von Tieren setzt zunächst die Kenntnis des Standortes 
voraus. Eine Orientierung hierüber geben die größeren Naturgeschichten 
der Tiere, namentlich Brehms Tierleben. ?) 


!), In deutscher Sprache: Fischerei-Zeitung, J. Neumann. Neudamm, Preußen; 
Österreichische Fischerei-Zeitung, Wien, I., Schauflergasse 6. 
*) Bibliographisches Institut. Leipzig. Neue Auflage im Erscheinen begriffen. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchuneen. {e) 

Um das gesichtete oder durch andere Merkmale (Fuß- und Fret- 
spuren, Kot, Baue, Geruch) gespürte Tier zu erbeuten, kommen außer an- 
dauerndem Suchen Handwerkzeuge und Fallen in Betracht. 

Das Ergreifen der Tiere, welche ohne weiteres aufgelesen werden. 
muß bei verschiedenen Arten in einer derart angepaliten Weise erfolgen, 
dab weder für den Ergreifer noch für den Ergriffenen ein Schaden er- 
wächst. 

Säugetiere und Reptilien, welche empfindlich beißen können, sind am 
besten im Nacken zu ergreifen (Ratten und Mäuse leichter am Schwanz); 
das gleiche gilt für räuberische Insekten und für die mit Scheren be- 
waffneten Krustazeen, wobei das Halsschild resp. der Uephalothorax als 
dem Nacken entsprechende Teile anzusehen sind. 

Giftige Schlangen und andere giftige Tierarten, wie Skorpion. Skolo- 
pender ete., sind nieht unmittelbar mit der Hand, sondern mit Pinzetten 
zu ergreifen. Gegen Bil) lassen sich auch dicke Lederhandschuhe gebrauchen. 

Die Verwendung von Pinzetten empfiehlt sich auch bei kleineren. 
leicht zerbrechlichen Wirbellosen. Eidechsen und verwandte Reptilien sowie 
(las Amphibium spelerpes verlieren leicht den Schwanz, der dem Verfolger 
in der Hand bleibt, viele Heuschrecken die Springbeine. Daher sind diese 
Tiere auf jeden Fall nur an der vorderen Körperhälfte zu berühren. Zum 
Fange der Eidechsen können Haar- oder Grasschlingen verwendet werden. 
welche den mit großer Neugier das fremde Objekt betrachtenden Lacerten 
um den Hals gelegt und durch das Bestreben des Gefangenen, zu ent- 
kommen, zugezogen werden. 

Für die meisten fliegenden und schwimmenden (Geschöpfe werden 
Netze verwendet, welche je nach der Verwendungsart aus verschiedenem 
Stoffe gefertigt werden. Mit der Erzeugung befassen sich eigene Hand- 
lungen, die alle für den Fang von Insekten !) oder von Fischen?) brauch- 
baren Gegenstände verkaufen. 

Praktisch sind Netze, welche nicht fest mit dem Stocke verbunden. 
sondern mit einer aufschraubbaren Zwinge versehen sind, so dal) auf ein 
und denselben Stock bald ein Mullnetz (für Schmetterlinge und andere 
fliegende Insekten), bald ein Sackleinennetz (zum Abstreifen der auf Ge- 
büschen sitzenden Insekten), bald ein Wassernetz, welches einen raschen 
Abtluß des Wassers durch seine Maschen gestattet, aufgeschraubt werden 
kann (Fig. 1). 

Fallen beruhen meist auf dem Prinzipe des Köderns, das auch ohne 
Falle von Erfolg sein kann, so beim Fange von Abend- und Nachtschmetter- 


!, Die Apparate zum Insektenfang werden in allen größeren lepidopterologischen 
und coleopterologischen Handbüchern beschrieben, z. B. in Berge-Rebel, Schmetterlings- 
bueh. 9. Aufl. Stuttgart. Schweizerbart, 1910. 

>) Über Netzarten und Planktonnetze vgl. Science of the Sea, edit. by H. Fowler, 
London, Murray, 1912 und O. Zacharias, Das Plankton als Gegenstand eines zeitge- 
mäßen biologischen Schulunterrichtes. Arch. f. Hydrobiol. u. Planktonk. 1. 1906. Stutt- 
gart. Schweizerbart. 


10 Hans Przibram. 


lingen mit aufgehängten Apfelschnitten, beim Auslegen von Aas für Toten- 
eräberkäfer (Neerophorus). Zum Anlocken der Tiere, namentlich nächt- 
licher, kann auch eine starke Lichtquelle verwendet werden, am besten 
Bogenlicht. 

Die positive Heliotaxis der meisten Insektenimagos wird auch mit 
Vorteil zum Absammeln «derselben in geschlossenen Räumen verwendet. 
indem die Kerfe stets von den hell erlenchteten Fenstern in eine bereit- 
gehaltene Flasche abzeklopft werden können. Überhaupt ist es beim Fange 
und der Hantierung von Tieren angezeigt, sich mit ihren Bewegungsten- 
denzen !) vertraut zu machen, und dieselben für die eigene Bequemlich- 
keit zu verwenden. So haben viele Insekten außer der Phototaxis noch 
die Tendenz, sich vom Erdboden weg gegen die höchste ihnen erreichbare 
Stelle zu beeeben (negative (reotaxis). Solche 
Insekten können viel leichter in einem nach 

unten zu offenen Gefäß ge- 

Dee fangen und getragen wer- 

(len als in einem nach oben 
zu offenen. 

Die Konstruktion ein- 
facher Fallen wird eben- 
falls den DBewegungsge- 
wohnheiten und Fähigrkei- 
ten der Tierart gerecht sein 
müssen. Die einfachsten 
Fallen bestehen aus einem 
elattwandigen Gefäße. in 
(las ein entsprechender Kö- 
der zereben wird (bei hoher Temperatur kann sogar Wasser als solcher 
verwendet werden). Die zum Köder gelangten Tiere werden durch die 
(Hlattheit der Wände am Zurückkriechen gehindert. 

Um den Rückweg aus einer Falle zu erschweren, werden solche Zu- 
eänge konstruiert, die den Eintritt leicht. den Austritt aber nur sehr 
schwer oder gar nicht erlauben. 

Am bekanntesten sind die Konstruktion der Mäusefallen mit dem nach 
innen gerichteten Stachelkranze ringsum die oben angebrachte Öffnung 
und die Fischreusen mit konisch sich verengernden Einlaufsnetzen. 

Für die stechenden Hymenopteren, aber auch für Fliegen und an- 
(dere Insekten sind Fanggläser praktisch. die folgendermaßen konstruiert 
werden (Fig. 2): 

Auf ein gewöhnliches Einsiederlas «der breiten Form wird ein Karton 
aufgelegt und festgebunden, der ein rundes Loch hat. durch das der ab- 
sebrochene Hals einer Flasche eingesenkt wird. so daß er mit seinem 


') H.Winterstein, Handbuch der vergleichenden Physiologie. Jena, Fischer (im 
Erscheinen, 1912). IV. Bd. 8. „Tropismen“, bearb. v. .J. Loeb. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. {bl 


etwas aufgeworfenen Mundrande auf dem Karton aufliest. Der Flaschen- 
mund ist durch einen Kork verschließbar. Wird die Öffnung der Flasche 
unter ein Insekt gehalten und das Tier durch einen leichten Schlag zum 
Hinabfallen gebracht, so gelangt es durch den Flaschenhals in das weite 
Einsiedeglas und da es nunmehr stets längs der Wände dieses Glases 
hinaufzufliegen sucht, so kommt es stets oben zwischen dem eingesenkten 
Flaschenhalse und den kartonbedeckten Rand des Einsiedeglases. Es 
können daher eine ganze Anzahl sich fangen, ohne daß man den Kork 
aufzusetzen brauchte. Nur beim Transporte oder sonstigem längeren Auf- 
enthalte empfiehlt es sich der Vorsicht halber, doch zu verkorken. 


3. Transport. 

Das im Freien gefangene Tier mul zum. Heimtransporte provisorisch 
verwahrt werden. Hierzu empfiehlt es sich, mit einer Reihe von Emballagen 
ausgerüstet zu sein. Diese sind: 

a) Leinwandsäcke aus dichtem, aber luftdurchlässigem Stoffe, die 
mit einem Zugbande zugezogen und durch Umbinden der Mündung sicher 
verschlossen werden kön- 
nen (Fig. 5). Rig.S: 

In solehen Säcken 
können kleine Säugetiere, 

Echsen, Schlangen, Schild- 

kröten, Amphibien, Schnek- 

ken. Muscheln, Insekten, a 

Spinnen und Krebse grö- 

Berer Art, Seerosen, See- 

igel und Seesterne ver- 

wahrt werden. Es ist stets 

für ein entsprechendes Ver- 

packungsmaterial (Moos, 

Laub, Badeschwämme, 

Tang) zu sorgen, damit 

die Tiere nicht gedrückt werden oder sich gegenseitig verletzen. Manche 
räuberische Tiere, namentlich Heuschrecken, Käfer und Krabben müssen 
jedes Exemplar isoliert verwahrt werden. Hierzu können lange, schmale 
Säcke Verwendung finden. die nach Einsetzen je eines Stückes oberhalb 
desselben abgebunden werden, so daß der volle Sack ein perlschnurartiges 
Aussehen hat. 

b) Fangschachteln, am besten Sätze aus ineinander gepaßten Blech- 
kistehen. die mit einer Vergitterung und einem Einwurfschuber versehen 
sind (Fig. 4). Für kleinere Insekten genügen im Notfalle Pillenschachtehn 
oder Zündhölzchenschachtelhn. 

ec) Fanggläser: für Wassertiere entweder Einsiedegläser, die mit an- 
gefeuchtetem Pergamentpapier bedeckt und zugebunden werden oder ver- 
korkte Flaschen und Eprouvetten. Für Landtiere sind Gläser im der Regel 


12 Hans Przibram., 


nicht zu empfehlen, weil sie keine Luft durchlassen. Es kommt sehr auf 
die Luftbedürftigkeit der einzelnen Arten an. Blattkäfer (Chrysomela) 
können dicht übereinander geschichtet, selbst ohne Verpackungsmaterial 
transportiert werden. 

Von den mit üblem Geruch ausgestatteten Baum- und Schreitwanzen 
vermag selbst eine geringe Anzahl nicht in einem Glasgefäße einige 
Stunden auszuhalten. Die für stechende Hymenopteren beschriebenen Fang- 
gläser eignen sich auch gut zum Transporte, namentlich wenn der aufzu- 
legende Karton mit Löchern zur besseren Luftversorgung versehen wird; 
außerdem können diese Fanggläser ihrer Konstruktion nach längere Zeit 
geöffnet stehen bleiben, ohne daß die Insassen entweichen würden. 

Für den Transport von Tieren auf größere Entfernungen und nament- 
lich für den Versand mittelst Post, Bahn und Schiff kommen die eben 
genannten Emballagen zwar ebenfalls in Betracht, müssen aber in ein 
größeres Transportgefäß untergebracht werden, falls sie nicht von so ge- 


Fig. 4. Fig. 5. 


ringer Größe sind, daß sie als „Muster ohne Wert“ versendet werden 
können (Fig. 5). 

Als Behälter dienen: 

a) Kistchen mit eingesetztem Drahtgitter als Ventilationsfenster, das 
übrigens bei nicht allzu kleinen Tieren oder wenn diese in den beim 
Fange verwendeten Säckchen oder in Gläsern verbleiben, durch Zerlegung 
des Kistendeckels in mehrere Leisten ersetzt werden kann, die dann nicht 
knapp nebeneinander aufgenagelt werden. Ferner 

b) Körbe, welche zur Unterbringung mehrerer Gläser durch Ge- 
flechtwände in mehrere nebeneinander stehende Fächer geteilt sind 
(Fig. 6). 

Die erste Regel für die Verpackung ist die Unterbringung der Ein- 
zelpäckchen in einer solchen Art, dab sie während des Transportes nicht 
durcheinander geschüttelt werden. Also genug und weiches Verpackungs- 
material: Moos, Gras, Laub, zerknülltes Seidenpapier, für Wassertiere 
Wasserpflanzen oder Schwämme. Säugetiere und Vögel sind die einzigen 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 13 


Tiergruppen, die eine enge Verpackung nicht gut vertragen, aber auch 
diesen Tieren sollen in die Versandbehälter genügend Materialien hinein- 
gegeben werden, auf welchen sie gut liegen, stehen, sitzen oder an wel- 
chen sie sich leicht anhalten können. Diese Warmblüter sind nicht in 
den provisorischen Fangsäcken zu belassen. Alle anderen Landtiere und 
amphibisch lebenden Arten können mit Vorteil in den ursprünglichen Em- 
ballagen verbleiben. Mangel an Luft ist bei Versendung außerhalb des 
Wassers nicht zu befürchten, falls keine Glasgefäße oder diehtschließende 
Blechdosen zur Verwendung kamen. 

Die Vorsorge für die Reise erstreckt sich außer auf die richtige 
Verpackung bei den Landtieren auf die Erhaltung der Feuchtigkeit, bei 
den Wassertieren auf die Zufuhr des Sauerstoffes. 

Säugetieren und Vögeln ist ein Wasserbehälter, in entsprechender 
Weise in den Transportkäfig hineingeschoben oder angebunden, mitzugeben. 
Allen anderen außer Wasser 
beförderten Tieren wird ge- SB. 
nügende Feuchtigkeit durch 
gutes Befeuchten der Embal- 
lagen und des Verpackungs- 
materiales vor, eventuell auch 
noch während der Reise zu- 
geführt. Futter ist wieder 
nur Säugern und Vögeln mit- 
zugeben, alle anderen erwach- 
senen Tiere halten sich viel 
besser ohne Futter auf der 


veise. Raupen und andere el 

Insektenlarven müßten auf x 

ihren Futterptlanzen oder in f 
HILIRER PR 


ihrer sonstigen natürlichen 
Umgebung versendet werden. 
Es ist aber entschieden günstiger, die Ruhestadien: Eier und Puppen oder 
selbst Imagines zum Versand zu nehmen. Man beachte dabei die Zeit, 
welche die Eier oder Puppen zum Ausschlüpfen benötigen und die durch- 
schnittliche Lebensdauer der Imagines. 

Für die Geschwindigkeit der Entwicklung ist die Temperatur der 
wesentlichste Faktor. Nach der -bekannten RGT-Regel erhöht sich die 
Geschwindigkeit für 10°C um das Zwei- bis Dreifache bei unseren ge- 
wöhnlichen Temperaturen. 

Die Beachtung der Temperatur ist auch wichtig, da ja nicht alle 
Tiere die gleichen Grade gut vertragen: für Warmblüter, Reptilien, tro- 
pische Fische, Kopffüßler, Einsiedlerkrebse (Eupagurus Prideauxii) und 
Haarsterne (Antedon) sind niedrige, für fast alle anderen Tiere hohe Tem- 
peraturen gefährlich, namentlich auch wegen des raschen Austrocknens 
der Reisebehälter und bei Wassertieren wegen der Abnahme des Sauer- 


14 Hans Przibram. 


stoffgehaltes bei steigender Temperatur, welehe noch dazu den Sauerstoff- 
verbrauch der Kaltblüter bedeutend erhöht. 

Für die Bewohner der Gebirgsbäche und der größeren Meerestiefen 
sind Eispackungen, wobei das Eis aber nicht in, sondern um den Behälter 
zu leren ist, nützlich. 

Um für genügende Durchlüftung der Wassertiere auf der Reise zu 
sorgen, empfiehlt es sich zunächst, keine zu kleinen Gläser zum Trans- 
porte zu verwenden. Für größere Mengen werden nach dem Beispiele der 
k. k. zoologischen Station in Triest Säureballons in Gebinden oder ausge- 
pichte Kübel verwendet. Letztere können durch aufgenagelte Rundkufen 
zum Schaukeln gebracht werden, wodurch das Seewasser fortwährend in 
Unruhe ist und stets an der Oberfläche Sauerstoff aus der Luft aufnehmen ° 
kann. Doch ist bei dieser Art der Verschickung große Gefahr für eine 
Beschädieung der Insassen durch Anschlagen an die Gefäßwände vor- 

handen und diese Methode nur bei 


BET, wenig empfindlichen Tieren empfehlens- 
wert. 

ee j0 Aus demselben Grunde sollen Ver- 
| ZZ —— sandgläser fast ganz angefüllt werden. 
Pe ee Sind die Gläser mit Pergamentpapier 
,KOIZII-IL< verbunden, so ist ein Austausch mit 
en der Luft der Atmosphäre immer vor- 

rag Po handen. Bei hoher Temperatur, stets 


aber bei manchen sehr sauerstoffbe- 
dürftigen Wassertieren ist für eine fort- 
währende Sauerstoffzufuhr zu sorgen. 
Der beste Apparat dieser Art ist 
der „Hydrobion“ (Fig. 7) von Lorenz 
und Kaltenegger'), welcher aus einer 
Bombe komprimierten Sauerstoff durch 
einen Schlauch und eine poröse Durch- 
lüftungszelle aus Ton mittelst eines Reduzierventiles unter geringem Drucke 
ausströmen läßt. Der Apparat wird gewöhnlich an einer Fischbutte ange- 
bracht und funktioniert mehrere Stunden bis zu zwei Tagen. 
Versandvorschriften für die einzelnen Tiergruppen im besonderen 
sind in kleinen Flugblättern zusammengestellt, welche seitens der Biologi- 
schen Versuchsanstalt in Wien zur Ausgabe gelangt sind und von den- 
selben (solange der Vorrat reicht) über Verlangen versendet werden. ?) 
Sind die Tiere in den Transportkäfigen oder sonstigen Reisebehäl- 


3 Sauerstoff; 


tern untergebracht, so mul) — je nach den Bestimmungen des Aufgabs- 
und Ankunftslandes — die äußere Adjustierung des Paketes erfolgen. 


') Der Hydrobion, eine Vorrichtung für den Lebendtransport von Fischen. Zen- 
tralblatt für das gesamte Forstwesen. H. 11. Wien 1903. 

*) P. Kammerer, Anleitung zum Versenden lebender Tiere. Für die biologische 
Versuchsanstalt zusammengestellt. Wien 1902. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 15 


Die Versendung kann in Deutschland und Österreich auf jede über- 
haupt für das betreffende Gewicht zulässige Beförderungsweise geschehen: 
per Post als Fünfkilopaket, Brief- oder Muster ohne Wert-Sendung, per 
Bahn und Schiff als Personen-, „Sperr“-, Eilgut-., Frachtsendung.  Natür- 
lieh ist stets die kurzfristige Beförderung vorzuziehen. Besonders rasche 
Zustellung wird durch „Expreli“aufgabe erzielt: hierbei ratsam nicht an 
eine Einzelperson, sondern an ein Institut oder eine Familie zu adressieren. 
weil Expreisendungen oft bloß an den ausdrücklich auf der Adresse Ge- 
nannten ausgefolgt werden und wenn dieser zufällig nicht zu Hause ist, 
wieder zur Post zurückgenommen oder an eine etwa dieser noch bekannte 
Adresse weitergegeben werden. Rekommandieren der Sendungen hat nach 
meinen persönlichen Erfahrungen eher eine Verzögerung des Transportes 
zur Folge und wird daher nur bei besonders kostbarem und dabei wider- 
standsfähigem Materiale zu verwenden sein. 

Die Behandlung von Tiersendungen pflegt auf den Transportmitteln 
eine gute zu sein, da die lebenden Tiere Interesse und ein gewisses Mit- 
zefühl erwecken. 

Es empfiehlt sich daher stets, auch Inhaltsangabe und Behandlungs- 
anweisungen auf die Adresse zu setzen, wie „lebende Tiere“, „oben“, 
„nicht warmstellen“ oder „nicht kalt halten“, „Vorsicht“ usf. 

Da die Vorschriften für die Adjustierung der Pakete fast überall 
verschieden gehandhabt werden, so erkundige man sich vor der Aufgabe 
an dem gewählten Post- oder sonstigen Verkehrsamt. um zweimalige Wege 
mit den Paketen zu ersparen. Um Zoll und Verzehrungssteuer zu ersparen, 
hat die Deklaration als „Tiermaterial zu wissenschaftlichen Zwecken“ zu 
erfolgen. Auch ist es üblich, Fische als „befruchteten Fischlaich“ zu de- 
klarieren. wodurch die Zollbehandlung erleichtert wird. 

Nicht alle Staaten nehmen lebende Tiere zur Postbeförderung an 
(z.B. England und seine Kolonien), andere (Italien) schließen giftige 
Tiere aus. 


III. Haltung. 


1. Unter günstigen Bedingungen. 


Von größter Wichtigkeit für das (Gedeihen des lebenden Materiales 
ist es, sogleich bei Ankunft desselben an seinem Bestimmungsorte günstige 
Bedingungen anzutreffen. Oft und oft habe ich es erlebt. dab ein wert- 
volles Material ungenutzt verloren ging, weil es bei seinem Eintreffen „vor-. 
läufig“ in den Transportbehältern oder sogar ausgeschüttet in noch unge- 
eigneteren Gefäßen belassen wurde, „da es noch zu keinem Versuche 
aufgestellt war“. Stets soll man sich vor Augen halten, daß Tiere Lebe- 
wesen sind und daher nicht wie irgend ein lebloses, chemisches Material 
vorerst in das Depot gestellt werden dürfen. Weiß man, dal zu einer Zeit 
bestimmte Tiere eintreffen, so ist es das allerbeste, bereits vorher Be- 
hälter mit allem Nötigen ausgestattet vorbereitet zu halten: in einem 


16 Hans Przibram. 


größeren Institute werden alle verschiedenartigen Behälter für jeden Fall 
in einer Reserveanzahl vorhanden sein müssen. 

Es empfiehlt sich, alle Tiere, welche nicht sogleich verarbeitet wer- 
den, zunächst unter günstigen, dem Freilandleben ähnlichen Bedingungen 
zu halten, ehe sie zu Versuchen aufgestellt werden, da auf diese Art eine 
etwa durch den Transport entstandene Schwächung wieder gut gemacht 
und die Organismen in die Gefangenschaft allmählich eingewöhnt werden 
können. Wir besprechen daher zunächst die Aufstellung und Pflege ohne 
Rücksicht auf irgend welche besonderen Versuchsprogramme, bloß nach 
(len Bedürfnissen der Tiere. 

Wir haben uns mit: 

a) der Wohnung und Durchlüftung, 

b) Beheizung und Beleuchtung, 

c) Futter und Trank, 

d) Reinigung und Körperpflege zu befassen. 


a) Wohnung und Lüftung. 


Die Wohnung, welche wir den erwarteten Gästen zuweisen. besteht 
aus dem Wohnbehälter und seiner inneren Einrichtung. Beide haben sich 
(len Luft- und Bewegungs- 
bedürfnissen der Insassen 
anzupassen. Der Wohnbe- 
hälter muß ganz allgemein 
eine genügende Größe be- 
sitzen, um die gewünschte 
Anzahl von Einwohnern 
ohne ihre Schädigung be- 
herbergen zu können. (Eine 
Liste verwendbarer Raum- 
inhalte für niedere Tiere 
bis einschließlich Insekten 
findet sich im Tätigkeits- 
berichte der biologischen 
Versuchsanstalt in Wien!) nach den Aufzeichnungen von P. Kammerer.) 

Für größere Säugetiere und Vögel sind stallartige Käfige mit Aus- 
läufen und Volieren unbedingt notwendig: kleinere Arten lassen sich aber 
bequemer in transportablen Käfigen halten. Für Ratten genügen Behälter 
von 1» Länge, 50 cm Breite und Höhe vollständig für mehrere Familien. 
Diese Rattenkäfige sind entweder aus Eisen (Fig. 8) oder durchlochtem 
Blech oder ganz aus Drahtgeflecht und besitzen wenigstens eine gut schlie- 
bende Türe. Günstige für das Manipulieren namentlich mit wilden Tieren 


Fig. 8. 


‘) Die biologische Versuchsanstalt in Wien, Zweck, Einrichtung und Tätigkeit 
während der ersten fünf Jahre ihres Bestandes (1902—1907), zusammengestellt von 
Hans Przibram, Zeitschr. f. biol. Techn. u. Method. I. 1910. Die Fortsetzung für höhere 
Tiere ist im nächsten Berichte (1908—1912) beabsichtigt. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. ir 


ist die Abteilung des Käfigs durch eine Schubtüre und die Anbringung 
je einer Türe an jedem solchen Abteil. Es lassen sich dann die Tiere leicht 
von einer Abteilung in die andere treiben und absperren, so daß die leer- 
gewordene Hälfte des Käfies gereinigt oder anderen Manipulationen unter- 
worfen werden kann, ohne dal) eine Behinderung durch die Tiere statt- 
finden oder ein Entweichen dieser eintreten könnte. Für Mäuse genügen 
einfachere Käfige; für eine Familie (nach Durham) selbst runde, den ge- 
wöhnlichen Mäusefallen ähnliche Drahtgeflechte, welche auf einen Blechunter- 
satz gut schließend aufgestellt werden (Fig. 9). An eine Stelle der Drahthaube 
ist im Innern ein kleines Kistehen angehängt, in das die Mäuse bei Be- 
unruhigung ihre Zuflucht nehmen. Sind alle Insassen auf diese Weise 
unsichtbar geworden, so wird die Drahthaube abgehoben und auf die 
Tischplatte gestellt, während der Untersatz gereinigt und sonst manipu- 
liert werden kann. Auch Rattenkäfige können in analoger, nur größerer 
Ausführung hergestellt werden (nach Haagedoorn), wobei eine längliche 
Form leichter in größerer Anzahl untergebracht werden kann. Da diese 
erößeren Drahtbehälter ziemlich schwer 
sind und die Ratten nicht so leicht 
wie Mäuse durch die kleinsten Lücken 
entweichen, so können die Drahtkäfige 
direkt auf einen Zementboden aufgestellt 
werden, was für die Reinigung mit Besen 
und Wasser ein grober Vorteil ist. Der 
erößte Nachteil dieser Art Käfige besteht 
aber darin, daß sie nicht übereinander 
aufgestellt werden können; es scheint mir auch fraglich, ob nicht doch das 
Entweichen von Ratten durch sie erleichtert ist. 

Für andere, kleine Säugetiere sind dieselben Behälter, wie für Ratten 
und Mäuse nur in den entsprechenden Dimensionen, für Kletterer (Bilche, 
Hörnchen) mehr hoch als lang, für Läufer und Springer (Springmäuse) 
mehr lang als hoch, praktisch; handelt es sich um Tiere, die nicht nagen 
(Igel, Spitzmaus), so können Boden und ein Teil der Wände auch aus Holz 
bestehen; bei grabenden Tieren (wildes Kaninchen, Maulwurf) vergesse 
man nicht, eventuelle Ausläufe im Freien in einer bestimmten Tiefe zu be- 
tonieren! 

Die Konstruktion der gebräuchlichen Vogelkäfige braucht nicht erst 
beschrieben zu werden: für wissenschaftliche Zwecke sind die einfachsten 
Drahtgitterhäuschen am zweckdienlichsten. 

Für kaltblütige Tiere kommen als Wohnhäuser in Betracht: I. das 
Terrarium, falls es sich um Land-, und II. das Aquarium, falls es sich 
um Wasserbewohner handelt, ferner III. Insektarien, welche hauptsächlich 
den Luftraum abgrenzen. in dem sich die Insekten bewegen oder den ver- 
borgen lebenden genügenden Erdraum lassen. Jede dieser drei Wohnungs- 
arten kann wieder entweder unbeweglich im Freien oder Haus unterge- 
bracht sein oder einen beweglichen Behälter darstellen. 

A nserkalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. > 


Fig. 9. 


18 Hans Przibram. 


I. Das Terrarium. 


Das Terrarium, welches als „Freilandterrarium* in den Bodengrund 
eines Gartens oder Hofes direkt eingelassen erscheint, wird durch Aus- 
erabung und Betonierung der Sohle und der Wände hergestellt (Fig. 10). 

Die Sohle soll etwas schief nach einer Stelle zu abfallen und daselbst 
mit einem Wasserablaufe versehen sein. Der obere Rand der ganzen Ver- 
tiefung wird von einem 
nach innen vorspringenden, 
rund nach abwärts ve- 
krümmten Bleche bedeckt, 
das den Zweck hat, Tiere, 
welche im Innern längs der 


Fig. 10. 


RANINEENTERNN 


KANAAAKAAANNNN 
NANNTEN 


IIIÄNIUN 


Wand emporgeklettert sind 
G oder durch Springen die 
D >, Mauer zu übersetzen su- 
vv EEE FE FE. 77 wen, am Entkommen zu 


verhindern. Ein Wasser- 
zulauf, der von außer- 
halb des Terrariums 
zu betätigen ist, er- 
spart viel Arbeit des, 
Wasserzutragens. 

Für gröbere 
Mengen von Reptilien 
und Amphibien, auch 
Schnecken, welche 
unser Klima vertra- 
een. sind diese Frei- 
landterrarien beson- _ 
ders zur Zucht gut 
verwendbar. Sonst 
wird man die beweg- 
lichen Terrarien vor- 
ziehen, deren zweck- 

ef mäßige Bauart Kam- 

rg merer ‘) angegeben 
hat (Fig. 11). 

Ein viereckiges Eisen- oder bei kleineren Terrarien Zinkblechgestell 
ist bis zu einer gewissen Höhe solid und dient zur Aufnahme der Boden- 
füllung: die Bodenfläche selbst senkt sich von der hinteren zur vorderen 
Längswand im Winkel von 20 Grad, und um das Terrarium trotzdem ge- 


Fig. 11. 


*) Vgl. außer dem erwähnten Berichte der Biolog. Versuchsanstalt P. Kammerer, R 
Das Terrarium und Insektarium. Leipzig, Th. Thomas, 1911. | 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 19 


rade aufstellen zu können, steht es rückwärts auf hohen, vorn auf niedri- 
gen Füßen. In der rechten vorderen Ecke ragt ein kurzes Rohr mit Ab- 
laufhahn oder sonstigem Ablaufverschluß (an einem Kettchen hängende 
Metallklappe) nach außen, welches dem Grundwasser den Abzug gestattet. 
Über dem Metalluntersatz erhebt sich das Terrariumgestell als ein Gerippe 
aus Metalleisten, in welche Glastafeln eingekittet werden, und zwar sind 
die Längswände ganz verglast, wobei sich die vordere Längswand aber in 
Form von zwei gut schließenden Türen öffnen läßt. An den Breitseiten 
reicht die einheitliche Verglasung nicht bis zum Untersatz herab, son- 
dern läßt für die Anbringung eines engmaschigen Drahtgeflechtstreifens 
Platz. 

Diese Streifen können durch eine verglaste Klappe verschlossen wer- 
den. wenn der Luftzutritt von außen verhindert werden soll, sonst dienen 
sie als Ventilation namentlich der Bodenschichten. In ganz ähnlicher Weise 
ist das Dach des Terrariums für Ventilation oder Abschluß eingerichtet. 
Alle Klappen haben Haken zum Aufspreizen, um ihr Herabfallen aufzu- 
halten, wenn sie offen bleiben sollen. 

Insbesondere alle aus Eisen bestehenden Teile der Terrarien sind mit 
einem mehrfachen gegen Verrostung schützenden Anstrich zu versehen: 
blanke Metallteile sind im der Regel schon wegen der starken Wärme- 
strahlung zu vermeiden. 

Praktisch bewährte Größen für die eben geschilderten Terrarien sin« 
Länge 60, Breite 55, Höhe 50 cm oder halb so große von ähnlichen Größen- 
verhältnissen. 

Zur Einrichtung der Terrarien gehört zunächst die Bodenfüllung, 
welche aus mehreren Schichten Kies besteht, dessen Feinheit von unten 
nach oben zunehmen soll, um eine bessere Drainage zu ermöglichen. Über 
den Kies werden dann je nach der gewohnten Umgebung der unterzubrin- 
senden Tierart Sand, Humus-, Lehm-, rote Erde, Kalk- oder Quarzsteine 
aufgeschüttet und für Bepflanzung gesorgt. 

Pflanzen, welche nicht lange aushalten, sind nicht direkt in den 
(rund. sondern in Töpfen einzusetzen. die bis zu ihrer Mündung in den 
Boden eingesenkt werden. 

Auf diese Art wird den Tieren der Übergang vom Boden auf die 
Pflanzen erleichtert und trotzdem eine Auswechslung der Pflanzen rascher 
durchgeführt werden können. 

Wo es auf die Art der Pflanzen nicht ankommt, sind die anspruch- 
losesten zu bevorzugen, welche als „grüne Topfgewächse“ bekannt und 
überall um geringes Entgelt erhältlich sind. 

Zur Ausrüstung des Terrariums gehören endlich Futter- und Wasser- 
näpfchen, deren Wände nie so steil sein sollen, daß hineingelangende 
Tiere nicht mehr den Ausweg finden, und deren Eintiefung bis zum 
oberen Rande in den Boden den Tieren ihre Benützung wesentlich er- 
leichtert. In steilvandigen glatten Wasserbecken ertrinken nicht bloß In- 
sekten, sondern auch Echsen und junge Nagetiere sehr leicht. 

># 


20 Hans Przibram. 


Il. Das Aquarium. 

Jeder Teich oder zementierte Wasserbehälter im Freien kann als 
Aquarium benutzt werden. Wenn die zu haltenden Tiere reine Wasserbe- 
wohner sind, so sind bloß die Ablaufsverhältnisse zu regeln, damit nicht 
die Tiere fortgespült werden können. Für Amphibien und amphibisch 
lebende Reptilien oder andere Flugunfähige Tiere muß eine entsprechende 
Einfriedung gemacht werden. Sind die Wände des Behälters glatt und steil, 
so dab diese Tiere nicht aus ihnen durch ihre eigenen Bewegungsmittel 
herauskommen könnten, so läßt sich eine eigene Einfriedung ersparen, 
indem den Landbedürfnissen der Inwohner durch Anlage einer Insel oder 
eines schräge über den Wasserspiegel aufsteigenden Strandes Rechnung 
getragen wird. 

Zur Anlegung größerer, unbeweglicher Aquarien im Freien oder im 
Hause dient am besten Zement oder Beton (Fig. 12 d). Sollen Glas- 
scheiben (e) eingesetzt werden. so ist eine direkte Verbindung des Glases 

mit den genannten Mate- 
Fig. 12. rialien sowie auch mit den 
eventuell verwendeten Ei- 
senrahmen (a) zu vermei- 
den, weil sonst Sprünge 
im Glase bei allen Tem- 
peraturschwankungen un- 
vermeidlich sind. Die Schei- 
ben werden am besten zu- 
nächst auf Glaserkitt (b) 
eingesetzt und alle Fugen 
zwischen der Zementierung 
und dem Rahmen mit 
tlüssigem Asphalt (e) aus- 
gegossen. Sickert bei großen Becken trotz vorsichtiger Einsetzung der 
Tafeln etwas Wasser durch oder stellen sich nachträglich Haarrisse in der 
Zementierung ein, so kann durch Aufstreichen von Gipsmehl selbst bei 
vollgefülltem Aquarium von außen her die Sickerung wieder zum Stillstand 
eebracht werden. 

Dieser Prozeß soll so lange wiederholt werden, bis die anfänglich 
noch weichbleibende Gipsmasse schließlich ganz erhärtet und weiteres 
Sickerwasser nicht mehr durchläßt. Solche Reparaturen widerstehen selbst 
dem Drucke einer 1 m hohen Wassersäule viele Jahre hindurch. 

Um in großen Aquarien, welche nicht von vorneherein mit betonierten 
Abteilungsfelgen zum Einschieben von Glasscheiben versehen sind, Tiere 
isolieren zu können, kann man sich (nach dem Vorgange der Neapler 
Station) durchlochter Zelluloidplatten !) bedienen, welche mit Azeton zu 
Kästchen zusammengeschweißt und in den großen Aquarien schwimmend 


e 


!) Erhältlich bei Megerlin in Köln a. Rh. 


nz 


Sn TEE 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. >] 
oder ganz eingetaucht mit entsprechendem Deckel angebracht werden. 
Namentlich für fließendes Seewasser ist dies fast die einzige mögliche Me- 
thode, um ökonomisch zu arbeiten. 

Kleinere, transportable Aquarien!) werden gewöhnlich aus starkem 
Eisen (Fig. 13a) angefertigt, das entweder den Boden und drei Seiten- 
wände voll ausfüllt und bloß in der Vorderwand eine Glasplatte eingesetzt 
erhält, oder bloß in einem Eisengestelle besteht, dessen sämtliche Seiten 
ebenso wie der Boden zur Aufnahme einer Glastafel bestimmt sind. Bei 
der letzteren Konstruktionsart ist eine besondere Vorsicht beim Zusammen- 
schluß der Wandtafeln (ce) und des Bodens (d) zu verwenden. Schließen 
dieselben nämlich von allen Seiten zu dieht an die Bodenplatte an. so 
kann sich diese bei Temperaturzunahme nicht weiter ausdehnen und 
springt daher. Sollen Aquarien ausschließlich für Sühwasser Verwendung 
finden. so ist es daher praktisch, die Seitenwände ganz getrennt von der 
Bodenplatte einzusetzen. Beim Seewasseraquarium bietet das direkte Zu- 
sammenschließen der Glas- 
platten insoferne einen Vor- 
teil. als dann das Meerwasser 
nicht mit dem Eisengerüste 
in direkte Berührung kommt, 
was, wie wir noch hören wer- 
den. auf jeden Fall zu ver- 
meiden ist. Man schafft Ab- 
hilfe durch gute Minisierung 
und Anstrich des Eisens und 
besonders dadurch, daß eine 
sehr breite Kittauflage verwendet wird, in die von beiden Seiten her 
Boden- respektive Seitentafeln eingedrückt sind, ohne sich direkt zu 
berühren. 

Seewasser greift alle Materialien mehr an als Süßwasser, und ver- 
mag auch Aquarien, die „süßwasserdicht“ erscheinen, zu verlassen; daher 
mul man sich stets von der „Seewasserdichtiekeit“ der für marine Or- 
ganismen zu verwendenden Behälter überzeugen. 

Um rasch und billig größere Seewasserbehälter herzustellen, kann 
man nach Coris Vorgang Holzbottiche austeeren und mit Sühwasser aus- 
laugen. 

Holz ist nie ohne weiteres als Aquarium zu verwenden, da es stets 
schädliche Teile abgibt. 

Am sichersten sind endlich in bezug auf ihre Dichtigkeit und Un- 
schädliehkeit Glasbehälter aller Größen und Formen, von den Petrischalen 
und Trinkeläsern angefangen bis zu den großen Akkumulatorengläsern. 
Ihr Nachteil besteht bloß in der Zerbrechlichkeit des Materiales. Es emp- 


Fig. 13. 


!) Ausführliche Schilderungen der Aquarientechnik enthält E. Bade, Praxis der 
Aquarienkunde. Magdeburg, Creutz. 1899; Das Süßwasseraquarium. 3. Aufl. Berlin, 
Pfenningstorff; Das Seewasseraquarium. Magdeburg. Creutz, 1906. 


22 Hans Przibhram. 


fiehlt sich, Glaswannen stets auf Filz oder mehrfacher Filtrierpapierunter- 
lage zu stellen und eine schiefe Stellung zu vermeiden, um das Springen 
tunlichst hintanzuhalten. 

Für die meisten kleineren Wassertiere, bis zu den Amphibien hinauf, 
sind Einsiedegläser (Fig. 14) die billigsten und bequemsten Behälter. Nur 
bestehe man beim Bezuge darauf. dal) die Mündung (a) jedes einzelnen 
(ilases so weit sei, dab sie die menschliche Hand durchlasse. 

Wird eine eroßbe Anzahl (über 50) Einsiedegläser gebraucht und 
kommt es dabei nieht auf die Lieferzeit an, so bestelle man bei einer 
Glasfabrik oder deren Niederlage die gewünschte Sorte, welche im Ver- 
hältnis zu den gebräuchlichen 1—3 Litergläsern einen größeren Durch- 
inesser mit entsprechend bequemerer Mündung besitzt (b). 

Kommt es auf die Durchsichtiekeit der Wandung nicht an, so 
können zur Vermeidung von Bruch an Stelle von Glaswannen Tonbecken 
aus glasiertem Tone verwendet werden, die 
aber den Nachteil bedeutenderen Gewichtes 
haben. 

/um Verschlusse der Mündung von 
Einsiedegläsern oder Wannen ist ein nicht 
rostendes Drahtgeflecht am geeignetsten, 
das über den Rand hinuntergreifen soll. 

Die Einrichtung des Aquariums be- 
steht aus dem Grundbelage und aus der 
Wasserfüllung. Die erstere richtet sich nach dem Standorte der einzu- 
setzenden Tiere, er wird also Fluß- oder Meersand. Kies, Felsstückchen, 
Korallen und Schwämme, eingesetzte Wasserpflanzen, Rohr und Höl- 
zer enthalten können. Schwämme sind am besten nicht im lebenden Zu- 
stande, sondern als gut gereinigte Badeschwämme, wie wir sie zur Reini- 
gung gebrauchen, zu verwenden. Holzstücke müssen längere Zeit im Wasser 
gelegen sein, um „wasserfähig” (Megusar) zu werden, d.h. nicht schäd- 
lichen Einfluß auszuüben. 

Die Füllung des Aquariums geschieht entweder mit Süßwasser oder 
mit Seewasser, in seltenen Fällen, für Tiere der Flußmündungen, mit 
Brackwasser,. das aus einer Mischung dieser beiden Wassersorten heree- 
stellt wird. 

Sißwasser kann in der Regel aus jeder zum Nutzgenul) des Menschen 
eingerichteten Leitung entnommen werden. Stark phosphathaltiges Grund- 
wasser und Regenwasser ist meist zu vermeiden. Zuführende Rohre können 
aus Eisen, Hähne und Wechsel aus Messing sein. Ein gleiches gilt für die 
Ablaufvorrichtungen. Es pflegt günstiger zu sein. den Abflul nicht in der 
Bodenhöhe, sondern in der Niveauhöhe des Wassers anzubringen. Er wird 
durch ein Siebblech gegen das Eindringen von Tieren und Pflanzen ge- 
schützt. 

(laswannen oder andere kleine Aquarien ohne eingebauten Abflul 
können für Durchfluß unter Verwendung von Abflußsiphonen eingerichtet 


vie. 14. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 25 


werden. Der einfachste Abflußsiphon (Fig. 15) besteht aus einem doppelt 
gekrümmten Heberrohr, das an einer Stelle ein kleines Luftloch trägt. 
Durch Ansaugen wird das Rohr mit Wasser gefüllt und dieses strömt 
dann von selbst nach, sobald es im Aquarium das Niveau des Luftloches 
erreicht hat. Der in das Aquarium eingehängte Schenkel des Hebers wird 
mit Organtin oder Drahtgeflecht verbunden, um das Entweichen der Tiere 
zu verhindern. 

Für ganz große, eingebaute Aquarien kann das Abzughebersystem 
mit großem Vorteil zur Entleerung verwendet werden (Fig. 16). Dabei 
läßt man den einen Schenkel des Abzugsrohrs bis nahe an den Grund des 
Beckens hinabreichen, während der andere tiefer als der Aquariumboden 
hinabreicht. Außerhalb des Aquariums befindet sich ein Ansaugröhrchen an 
der höchsten Stelle des Ablaufrohres. 
Dieses Röhrchen kann, nachdem der 
Abtluß mit Wasser gefüllt wurde. durch 


Fig. 16. 


II] 


| | 


einen Hahn verschlossen werden, und nun entleert sich das ganze Wasser 
bis auf einen ganz, geringen Rest selbsttätig. 

Mehr Sorgfalt als die Süßwasserleitung erfordert die Seewasser- 
anlage. 

Hier müssen alle Metalle. mit Ausnahme von Blei und Zinn, nament- 
lieh aber Eisen und Kupfer, sowie seine Legierungen Messing. Bronze, 
Phosphorbronze, Aluminiumbronze usf. durchaus vermieden werden. Die 
Leitungsrohre dürfen daher nur aus Blei oder aus innen verzinntem Blei 
bestehen. 

Hähne und Wechsel sind aus Hartblei. noch besser aus Ebonit zu 
wählen. Hartgummihähne (Fig. 17) größerer Dimensionen sind bei August 
Kibele & Co. (Wien, IV.. Panielgasse 18) erhältlich. Die Befestigung dieser 
Hähne an den Rohren geschieht durch Aufbeulung des Rohrendes, in das 
der Ebonithahn etwas eingeschoben wird und Umhüllung dieser Stelle 


4 Hans Przibram. 


durch eine Kautschukmanschette, die mit Darmsaiten fest aufgebunden 
wird. Die Öffnung und Schließung des Hahnes erfolgt mittelst eines Vier- 
kantenschlüssels (a). Kleine Hartgummihähne werden in allen einschlägigen 
Handlungen verkauft und haben bereits Handhaben aus Hartgummi, so 
dal) eigene Schlüssel hierzu nicht nötig sind. 

Eine komplette Seewasseranlage für zirkulierendes Seewasser besteht 
außer den Becken und Leitungen aus einem zementierten oder aus aus- 
gepichtem Holze bestehenden Reservoir, das in einer größeren Höhe als 
das Niveau der Becken ange- 
bracht ist, so dab das See- 
wasser allmählich in diese 
abfließen kann. Aus den 
Becken fließt das Seewasser 
in Filter, welche (nach Cor) 
aus je einem Zementtroge 
(Fig. 18, a Längs-, 5 Quer- 
re schnitt) bestehen, der in zwei 

ungleich große Kammern ge- 
teilt ist. In die größere 
PER en strömt das gebrauchte 
Wasser von oben herein, 
passiert die Filtrierlagen 
und tritt durch ein nahe 
dem Grunde gelegenes 
Loch in der Scheide- 
wand der Kammern in 
die kleinere Kammer 
ein, woselbst es wieder 
durch Filterlagen auf- 
steigt. um dann durch 
ein Abflußrohr nahe 
seiner oberen Mündung 
2 in die  zementierten, 
dunkel zu haltenden 
Lagerzisternen abzu- 

fließen. 

Die Filtrierböden sind von unten nach oben mit Lagen von grobem, 
feinem Kies und durchlochten Schieferplatten bedeckt. Der ganze Filter- 
kasten ist durch einen Holzdeckel vor dem Verstauben zu schützen. Es 
ist günstig, zwei Zisternen zum Ablagern des Seewassers zu haben, damit 
die eine stets ruhen kann, während aus der anderen, bereits geklärtes 
Wasser führenden das benötigte Quantum Seewasser, welches aus dem Re- 
servoir abgeflossen ist, wieder in dieses hinaufgefördert werden kann. Diese 
Beförderung geschieht durch eine Pumpe, bei welcher wieder jeder Kupfer- 
teil, womöglich auch jeder Eisenteil vermieden werden soll. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 215) 


Gelangt bloß stehendes Seewasser !) zur Verwendung, so ist das Re- 
servoir unnötige und eine Füllung der Becken kann direkt mittelst der 
Pumpe erfolgen. 

Für kleinere Mengen zirkulierenden Wassers läßt sich übrigens mit- 
telst elektrisch betriebener Pumpe auch bei fortgesetztem Betriebe des 
Motors das Reservoir vermeiden. 

Die Beschaffung des Seewassers erfolgt entweder durch Bezug natür- 
liehen Meerwassers, worüber die nächstliegende biologische Meeresstation 
Auskünfte zu erteilen imstande ist, oder durch Auflösung von Meersalz in 
Süßwasser. Die erstere Methode ist für das einfache Halten der See- 
tiere entschieden vorzuziehen, da es die recht umständliche Bereitung des 
künstlichen Seewassers erspart und bei den wenigstens in Deutschland und 
Österreich bestehenden besonders ermäßigten Frachtsätzen für Seewasser 
und leere Fässer nieht höher zu stehen kommt als das Seesalz allein. In 
Staaten, welche ein Salzmonopol eingeführt haben, ist für den Bezug von 
Seesalz ebenso wie für jenen für Seewasser eine Bewilligung der zustän- 
digen Finanzbehörde einzuholen, die für wissenschaftliche Zwecke zu er- 
langen keine Schwierigkeit bietet. 

Für sehr großen Bedarf stellt sich der Transportpreis viel billiger, 
wenn ganze Waggonladungen bezogen werden, die aus 20 Fässern zu je 
500 7 Inhalt?) bestehen. 

Die Fässer sind innen gut zu reinigen und zu dichten, können dann 
mehrmals zum Transporte verwendet werden. 

Kleine Mengen Seewasser sind am leichtesten in Säureballen mit 
Strohpackung in Geflechtkörben zu beziehen. 

Eine große Sendung Seewasser genügt jahrelang für den Bedarf 
einer Aquarienanlage, wenn es von Zeit zu Zeit nach Filtrierung dunkel 
lagern kann. Der mit der Verdunstung zunehmende Salzgehalt wird durch 
Zusatz von Süßwasser wieder ausgeglichen. Bei stehendem Wasser kann 
dies sehr leicht durch Ergänzung der Wassermenge auf das durch eine 
Marke bezeichnete ursprüngliche Niveau im Aquarium bewerkstelligt wer- 
den. Sind wiederholt Wassermengen ohne Anbringung einer neuen Wasser- 
standsmarke entnommen worden, oder bei fließendem Seewasser benützt 
man ein Aräometer zur Messung der Dichte und ergänzt das Wasser 
dureh Süßwasser so lange. bis das Aräometer bis zum gewünschten 
Striehe einsinkt. Die käuflichen Seewasseraräometer haben oft diesen 
Strich durch rote Farbe hervorgehoben. Doch ist nicht jedes Seewasser 
von Natur aus gleich schwer, sondern es schwankt seine Dichte je nach 
dem Ursprungsorte. 

Die Versorgung der Aquarien mit frischem Sauerstoff geschieht bei 
strömendem Wasser durch die von demselben mitgebrachten und mitge- 


!) Vgl. den Abschnitt „Durchlüftung“ weiter unten. 
2) Ein Hektoliter natürliches Seewasser kommt auf diese Art in Wien auf 22 R 
(= 1'8 Mk.) zu stehen. 


>26 Hans Przibram. 


rissenen Luftblasen, bei stehendem durch Wasserwechsel, Einbringung 
lebender grüner Pflanzen oder eigene Durchlüftungsanlagen. 

Wasserwechsel soll nicht durch plötzliches Umgießen des Aquarien- 
inhaltes. sondern durch allmähliches Abhebern (Fig. 19) des Wassers und 
allmählichen Zusatz frischen Wassers geschehen. Das frische Wasser ent- 
nimmt man nicht der Leitung, sondern einer tagsvorher im gleichen Raume 
aufgestellten und gefüllten Kanne. 

Um das vom strömenden Wasser mitgerissene Luftquantum zu er- 
höhen, bedient man sich eigener, gläserner Einflußansätze, welche das 


Fig. 19. Fig. 20, 


—. 


Wasser in einem scharfen Strahle einspritzen lassen. Die Wirkung kann 
noch dadurch erhöht werden, daß die Einlaufvorrichtung durch einen langen 
Zylinder geführt wird, der beiderseits offen bis über das Wassernivean 
reicht. 

Praktischer, und bei stehendem Wasser meist unentbehrlich, sind 
eigene Durchlüfter, welche Luft ohne Wasser in die Becken einströmen 
lassen. Die Einströmungskörper für die Luft bestehen aus Glasröhrchen. 
(summischläuchen oder Metallhülsen, in deren in das Aquarium tauchende 
Ende der eigentliche Ausströmungskörper fest eingeschoben ist. Dieser 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 27 


besteht aus schiefabgeschnittenem Bambus (Fig. 20) oder einem ähnlichen 
luftdurchlässigen Materiale. 

“Auch Ausströmungskörper aus Gummi (Zwiess, Steinach, Fig. 21) 
sind konstruiert worden, aber bloß für Seewasser empfehlenswert, da im 
Süßwasser keine feine Verteilung der ausströmenden Luft erreicht wer- 
den kann. 

Um die Luft in die Ausströmungskörper einzupumpen, dienen ver- 
schiedene Vorrichtungen, je nachdem als Betriebskraft Uhrwerk, Schwer- 
kraft, Wasser, Elektrizität oder eine andere Kraft verwendet werden soll. 
Uhrwerk, das zur allmählichen Senkung einer Gasometerglocke dient, ist 
nur für ganz kleine Mengen Luft verwendbar. 

Ein gleiches eilt für jene Durchlüfter, wobei das Abfließen einer 
Wassermenge von einem Gefäß in ein niedriges benutzt wird, indem jene 
aus einer dazwischen geschalteten Flasche Luft verdrängt. 

Die beste Anlage für mittleren Bedarf ist gegenwärtig der Durch- 


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lüftungsapparat von Krebs, welcher leicht an jede Wasserleitung ange- 
bracht werden kann, wobei ausfließendes Wasser schon in sehr geringer 
Menge durch abwechselndes Umschlagen einer Metallzunge in einer und 
der anderen Richtung Luft ansaugt und wieder verdrängt. 

Für große Aquarienanlagen empfiehlt sich eine Durchlüftung (Fig. 22. 
Schema), welche durch Aufstellung von Windkesseln und Verwendung von 
komprimierter Luft von einem Versagen der Betriebskraft oder deren Be- 
wachung während der Nachtstunden unabhängig macht. Eine Kompressions- 
luftpumpe (a), welche durch Elektromotor (b) oder eine andere, gerade 
verfügbare Kraft. betrieben werden kann, saugt Luft aus dem Freien 
(ce Saugkorb) zunächst in zylindrische Stahlkessel (d), deren jeder bis fünf 
Atmosphären Druck auszuhalten vermag und für sich abgesperrt (e) wer- 
den kann. Von den Kesseln kann nur die komprimierte Luft zu einem 
Reduzierventil (/, am besten erhältlich bei Dräger, Hamburg) abgelassen 
werden. das auf den je nach dem zu bewältigenden Wasserstande der 
Aquarien notwendigen Atmosphärendruck automatisch reduziert. Für 1 m 
tiefe Aquarien ist ein Überdruck von 0'2 noch hinreichend. 

Als Leitungsrohre (g) können Eisenröhren verwendet werden, da die 
zuströmende trockene Luft das Eisen nicht angreift, doch sind in der 


28 Hans Przibram., 


Leitung Entwässerungshähne anzubringen. Über den Becken, am besten 
auch im übrigen Verlaufe sind die Leitungen aber vor dem Verrosten gut 
zu schützen. Für Seewasseranlagen empfiehlt Cori (Zool. Station Triest) 
Aluminiumkopallack, der sehr nett aussieht und ausgezeichnet hält (zehn 
Jahre und mehr ohne Ernenerung). 

Die Größe der zu verwendeten Windkessel und der Pumpe richtet 
sich natürlich ganz nach der Menge der Ausströmungskörper, ihrer Inan- 
spruchnahme und der Zeit, während welcher gepumpt werden soll. Bei 
einer konstant fortarbeitenden Pumpe, wie solche namentlich in Amerika 
im Gebrauche sind, können die Vorratskessel sehr reduziert werden. 

Die Berechnung der benötigten Luftmenge geschieht unter Zugrunde- 
leeung der Zeit, welche eine abgemessene Luftmenge unter einem eben 
hinreichenden Druck, um die höchste vorkommende Wassersäule zu be- 
wältigen, braucht, um durch diese auszuperlen. 

Für rasche Herstellung einer Durchlüftung in chemischen La- 
boratorien können endlich auch Bomben mit komprimiertem Sauerstoff 
dienen. 


III. Das Insektarium. 


Die im Handel käuflichen Insektarien sind Holzkäfige mit Draht- 
geflechtwänden und einer seitlichen Tür (Fig. 23). Da sehr viele Insekten 
stets nach aufwärts zu streben, ist es praktisch, eine solche Anordnung 
zu treffen, daß Dach und Wände in einem abgehoben werden können. 
Ein einfaches Modell dieser Art (Fig. 24) besteht aus einem mit Müller- 
gaze überzogenen prismatischen Drahtgestelle, dessen einer Kantenstab zu 
einer kreisförmigen Schlinge auf halber Höhe gewunden ist. In diese 
Schlinge paßt ein Kork- oder Kautschukstöpsel. Dieser Käfig kann in den 
Falz eines Holzbrettehens (a, b Querschnitt, e von oben) eingesenkt wer- 
den. das dann den Boden abgibt. Solche Insektarien sind leicht herzustellen, 
billige und bequem. Wird an Stelle von Müllergaze Organtin verwendet, so 
reduziert sich der Anschaffungspreis noch weiter, aber das Organtin hat 
(die Nachteile geringerer Durcehsichtigkeit und Haltbarkeit, namentlich wenn 
es nab wird. Eine gut erprobte Größe ist 50 cm Höhe bei 25 em Breite 
und Länge. Auf das quadratische Brett kann ein Blumentopf mit der 
Futterpflanze oder zu sonstiger Bestimmung aufgestellt werden. Die Draht- 
schlinge dient nach Öffnen des Korkes zur Einbringung von Insekten, sei 
es, daß diese selbst das gewünschte Objekt sind oder als Futter dienen 
sollen. Auch eine Blumenspritze läßt sich leicht einführen, wenn die Nässung 
des Organtins von außen verhindert werden soll, und die Erde des Blumen- 
topfes kann mittelst des Schnabels einer kleinen Gieflikanne leicht begossen 
werden, alles, ohne daß der Käfig sonst geöffnet werden müßte. 

Für Raupenzucht im großen sind die in den Seidenspinnerzüchtereien 
gebräuchlichen durchlochten Papierunterlagen, welche auf einen Holzrahmen 
aufgelegt werden, sehr praktisch (Fig. 25). Diese Papiere sind in ver- 
schiedenen Sorten erhältlich. welche sich durch die Größe der Löcher 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 29 


unterscheiden. Die Löcher sollen die Exkremente, nicht aber die Raupen 
durchlassen und müssen daher, so lange die Räupcehen klein sind, mit 
sehr geringem Durchmesser, später in immer größeren Dimensionen ge- 
wählt werden. 

Raupenzuchten für unsere einheimischen Schmetterlinge lassen sich 
auch durch Umbinden von Zweigen der als Nahrung dienenden Pflanzen 
mit Organtinsäcken oder durch Überstülpen der krautartigen Futterpflanzen 
mit Drahtzylindern im Freien kultivieren. Die 
Gefahr dabei besteht in dem Eindringen kleinster en 
Schlupfwespen oder Schlupffliegen, weshalb auf 
geringste Maschenweite zu sehen ist. 

Insekten, welche entweder wie viele Käfer 
im Verborgenen leben oder sogar eigene Baue in 
oder an der Erde ausführen und dabei meist 


Fig. 23. 


Fig. 25. 


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imstande sind, Holz anzugreifen und zu durchbohren (Ameisen, Termiten). 
müssen in innen mit Metall ausgeschlagenen Kisten gehalten werden, die 
natürlich auch nach Bedarf des Beobachters mit Glasscheiben ausgestattet 
sein können. 

Für stechende Hymenopteren empfehlen sich die Einriehtungen der 
Bienenzüchter, welche mit sogenannten künstlichen Bienenstöcken arbeiten, 
in die durch ein Glasfenster jederzeit Einblick in das Treiben der Bienen 
gewonnen werden kann, wenn eine dasselbe in der Regel bedeckende Holz- 
platte entfernt wird. 

Für Ventilation ist in allen Kisten durch Anbringung einer vergitterten 
Öffnung im Deckel zu sorgen. 


30 Hans Przibram. 


b) Heizung und Beleuchtung. 

Nicht alle Tiere können in unserem Klima ohne Heizung gehalten 
werden, wenn sie während der Wintermonate benötiet werden und nicht 
im Winterschlafe sich befinden sollen. Im allgemeinen sind die für den 
Gebrauch des Menschen geheizten Zimmer für alle Warmblüter, Reptilien, 
Insekten und viele andere Kaltblüter, die nicht an niedrigere Temperaturen 
angepaßt sind, gut verwendbar. 

Amphibien, Fische des kühlen Wassers, Muscheln, Würmer und die 
aus den nördlichen Meeren stammenden Seetiere werden besser in den an 
geheizte Räume anschließenden Gängen oder Vorräumen untergebracht. 

Nur für tropische Tiere sind eigene Heizungen notwendig. Solche 
können bei den „Kammerer“-Terrarien durch Einschieben einer Öl- oder 
Petroleumlampe unter den schiefen Boden angebracht werden (Fig. 26): 
heizbare Glasaquarien bestehen aus prismatischen Wannen, deren Boden 

Fig. 26. eine muldenförmige, hohle Erhebung 
freiläßt. welche die Unterbringung 


Fig. 27. 


der Heizquelle, als welche schon -ein Nachtlicht genügen kann, gestattet 
(Fig. 27). 

Zur Aufstellung von Aquarien und Terrarien mit tropischen Tieren 
sind die Warmhäuser der Gärtner geeignet; die Verwendung eigener Heiz- 
flammen läßt sich auch dann im Zimmer umgehen, wenn Zentralheizungs- 
rohre oder Öfen eine Überdeckung mit einem Tische oder einer Stellage 
ohne Feuerseefahr zulassen. 

(rasheizung ist wegen der Schädlichkeit der Verbrennungsprodukte 
und wegen der Austrocknung der Luft die ungünstigste Heizungsart, Nieder- 
druckdampt- oder Warmwasserheizung die beste. 

Temperaturschwankungen sind, soferne sie nicht die für die betref- 
tende Tierart geltenden „Behaglichkeitsgrenzen“ übersteigen, eher günstig 
als schädlich. Wie die Einhaltung bestimmter Temperaturen erfolgen kann, 
wird später im Abschnitte über die Haltung von Organismen unter kon- 
stanten Außenfaktoren ausführlich erörtert werden. 

Es möge noch erwähnt werden, dab große Aquarien auch ohne son- 
stige Heizung des Raumes durch ein durchlaufendes verzinntes Rohr einer 
Zentralanlage beheizt werden können. 


Das lebende 'Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 31 


Mit Ausnahme der Höhlentiere und einiger grabender Tiere erfor- 
dern alle zu ihrem Wohlbefinden ein gewisses Mali von Licht. Terrarien 
und Aquarien werden daher am günstigsten in der Nähe von Fenstern 
aufgestellt: schon des besseren Gedeihens der grünen Pflanzen halber. 
Namentlich Reptilien und Insekten entbehren schwer die direkte Sonne. 
Hingegen muß man im Sommer für alle gegen Hitze empfindlichen 
Arten die direkte Sonne fürchten. Seewasser- 
aquarien müssen gegen diese durch Zudecken 
mit Rohrmatten geschützt werden, weil sonst 
eine vollkommene \Veraleung des Wassers 
eintritt, das ganz undurchsichtig wird. 

Künstliche Beleuchtung ist nur inso- 
ferne in den zur Haltung der Tiere dienen- 
den Räumen angenehm, als es eine Mani- 
pulation zu jeder Tages- oder Nachtzeit ge- 
stattet. Dabei ist es wieder gut, wenn der 
Beleuchtungskörper sich ‚derart herumtragen 
läßt, dal er in alle Schlupfwinkel hinemzu- 
leuchten imstande ist. Bei elektrischem Lichte 
wird dies durch eine an langem Seidenkabel 
hängende Suchlampe bewirkt. Ein Drahtkorb 
schützt die Glühlampe vor dem Zerschlagen 
(Fig. 28). 

Schädlieh ist übrigens weder natürliches noch künstliches Licht, auch 
nicht für Höhlen- oder Erdtiere, wenn nicht die Behälter durch die Strahlen 
zu stark erwärmt werden oder ultraviolette Strahlen vorherrschen. 


e) Futter und Trank. 


Wenn es sich darum handelt, Tiere einige Zeit am Leben zu er- 
halten. ohne daß ihre dauernde Aufzucht angestrebt wird, so ist die Trän- 
kung weitaus wichtiger als die Fütterung. 

Jedes Terrarium soll mit einem Trinknapf ausgestattet sein, der täg- 
lich gefüllt wird. Um diese tägliche Füllung zu ersparen, können nament- 
lich bei den intelligenteren Wirbeltieren mit Wasser gefüllte Fläschchen 
dienen, die nach Art der bekannten Tintenfässer seitlich mit einem Schnabel 
versehen sind, der stets bloß einem Tropfen zu entnehmen erlaubt (Fig. 29), 
wenn die Flasche zuvor ganz angefüllt worden war, so dal der äußere 
Luftdruck das Ausfließen des Wassers verhindert. 

In Aquarien ist natürlich eine besondere Tränke unnötig, doch muß 
darauf geachtet werden, daß das Wasser nicht verdirbt. Wird es opales- 
zent, so ist Zeit, das Wasser zu wechseln. Beim Wasserwechsel ist eine 
Verschiedenheit an Temperatur oder Salzgehalt zu vermeiden. Es empfiehlt 
sich, in Zimmern mit Aquarien ohne Durchtluß stets Kannen stehen zu haben, 
welche tags zuvor mit dem Leitungswasser gefüllt worden sind. so dab 


32 Hans Przibram. 
dieses über Nacht dieselbe Temperatur wie jenes .im Aquarium ange- 
nommen hat. 

Im Insektarium würden Trinknäpfe bloß zum Ertrinkungstode der 
Insassen führen. Die notwendige Feuchtigkeit wird hier durch Bespritzung 
der Pflanzen oder der Käfigwände mit einer Blumenspritze hergestellt. 
Bequem sind für diesen Zweck die „Zerstäuber” (Fig. 30), welche nach 
Abschraubung der Pumpvorrichtung (a) mit Wasser gefüllt, wieder ver- 
schraubt und aufgepumpt werden, worauf die Bespritzung durch einen ein- 
fachen Druck auf einen Knopf (b) erfolgt. 

Auf diese Art kann die Bespritzung mit einer Hand durchgeführt 
werden, und die zweite bleibt zur Verhinderung etwaiger Fluchtver- 
suche frei. 

Auch in jenen Terrarien, welche Trinknäpfe erhalten, ist das Spritzen 
für die Erhaltung einer der Vegetation und den Bewohnern günstigen Feuch- 

tigkeit der Luft anzuraten. Die Stärke der Bespritzung 

En. hat sich ganz nach den Bedürfnissen der Pflanzen zu rich- 
ten, welche im Freien die Umgebung der Tiere bilden. 

Als Tierfutter dienen entweder lebende Pflanzen und 
Tiere oder organische Abfälle, endlich agrarische und in- 
dustrielle Produkte. Stets ist es günstig, mehrere Futter- 
mittel abwechselnd zu reichen, wenn dieselben auch dem- 
selben Naturreiche entnommen werden; bloß die lebenden 
Pflanzen müssen gewöhnlich einem engumschriebenen 
Kreise zugehören, um den Geschmack der Pflanzenfresser. 
namentlich unter den Kaltblütern, zu entsprechen. Doch 
ist es meist möglich, ein leicht beschaffbares Surrogat zu 
verwenden, insbesondere Salat für Insekten. welche ein 
weiches, Himbeere, Brombeere oder Rose für Tiere, welche 
ein hartes Blatt vorziehen. Die Futterpflanze wird ent- 
weder eingetopft in den Käfig gestellt oder anderweitig 
angebaut und geschnitten verabreicht. Im letzteren Falle 
empfiehlt es sich, und zwar in warmen Räumen immer, 
die abgeschnittenen Zweige in enghalsige Fläschchen mit 
Wasser zu stecken, damit sie längere Zeit frisch bleiben. 
Manche Tiere vermögen schwer an der Glasflasche empor- 
zukriechen, daher ist diese entweder in die Erde einzutiefen oder mit 
Moosstücken zu bekleiden. 

Die notwendige Futterpflanze wird, falls das betreffende Tier auf 
ihr fressend aufgefunden wird, gleich mit eingesammelt: sonst ist die- 
selbe in den Schmetterlings- und Käferbüchern nachzuschlagen. 

Als lebendes Futter hat sich eine sehr beschränkte Anzahl von Tieren 
eingebürgert, die verhältnismäßig leicht zu beschaffen, weiterzuziehen und 
zu verfüttern gehen. 

Es sind dies: die Wasserflöhe (Daphniden) und die Bachröhrenwürmer 
(Tubifex) für Wassertiere, die Regenwürmer(Lumbrieiden und Enchytraeiden), 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 33 


die Mehlkäferlarven („Würmer“ der Händler, Tenebrioniden), Küchenschaben 
(Periplanetiden) und Fliegen (Museiden) für Kaltblüter des Landes oder 
beider Elemente, Ameisenpuppen („Eier“ der Händler, Formiciden) für 
Vögel und die ihnen nahestehenden Reptilien, endlich Mäuse für Schlangen 
und Säugetiere. 

Um für eine längere Periode stets mit den Futterbedarf an leben- 
den Tieren bei der Hand zu sein, empfiehlt es sich, eigene „Futterzuchten“ 
anzulegen (vgl. Megusar !). 

Die genannten Futtertiere gehören sämtlich zur Kategorie jener 
Tiere, welche organische Abfälle und daher dann auch meist agrarische 
und industrielle Produkte verzehren. Die leichte Beschaffbarkeit des Futters 
für diese Tiere zu allen Jahreszeiten bildet eben einen der großen Vor- 
teile ihrer Massenkultur. 

Daphniden werden in Steintrögen oder Aquarien mit einer Boden- 
schichte von abgefallenem Laube und Lehmerde gehalten. Im warmen 
Zimmer geben sie bald die winter- 
liche Ruheperiode auf und ver- 
mehren sich das ganze Jahr hin- 
durch. Übrigens finden sie sich 
oft unter dem Eise noch im ‚Januar 
und können durch ein eingehacktes 
Loch mit einem Glase oder Netze 
gefischt werden, da sie dem Lichte 
zustreben. 

Tubifex ist nicht leicht auf- 
zuziehen, doch halten sich gesam- 
melte Kolonien bei Wasserdurchfluß 
in einem Bottich oder Troge lange 
Zeit, pflanzen sich auch fort, er- 
fordern aber einen bestimmten, 
aus Pflanzendetritus bestehenden 
Schlamm, um reichlich auszu- 
wachsen. 

Lumbriciden kommen in je- 
dem Komposthaufen und sonst in 
Gartenerde stets vor und pflanzen 
sich eventuell auch in Steintrögen, welche mit Humus gefüllt werden, in 
kühlen Gängen unserer Häuser fort. 

Tenebrioniden werden im kleinen in Tonhäfen, im großen in Kisten 
(Fig. 31, Längsschnitt, a von oben) gehalten, deren Deckel mit einem 


!) Franz Megusar, Über Beschaffung, Haltung und Züchtung jener Tiere und 
Pflanzen, welche bei Führung zoologischer Experimente, insbesondere mit wirbellosen 
und mit niederen Wirbeltieren des Binnenlandes und der Binnenwässer als Futtermittel 
am häufigsten benötigt werden. I. Mitt. Infusorien, Tenebrionidenlarven. Zeitschr. f. biol. 
Techn. u. Method. 1912. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 3 


54 Hans Przibram. 


Ventilationsgitterchen (a) versehen wird. Nach dem Vorgange Megusars 


füllt man zunächst bloß 1 em hoch Kleie ein. welche Schicht allmählich 


durch das Nachfüllen des Futters ansteigt. 

Auf die Futterschichte kommen zwei durch Holzklötzchen auseinander- 
gehaltene Brettchen (I, II) zu liegen. 

Diese Anordnung bietet «den Vorteil, dab bei Aufstreuung des fri- 
schen Futters, bestehend aus einem Gemisch von Kleie, zerriebener Möhre 
oder Zuekerrübe oder verdorbenem Obst, die Larven und Käfer sich zwi- 
schen den Brettern ansammeln und jederzeit ohne Suchen in größerer 
Menge herausgeschöpft werden können. Geht dabei Kleie mit, so kann 
durch Schütteln über einem engmaschigen Siebe das lebende Futter ab- 
gesondert werden. Die Mehlwurmkisten sind nicht stark feucht zu halten 
und womöglich bei verschiedenen Temperaturen aufzustellen, damit die 
Käfer nicht überall gleichzeitig erscheinen. Diese sind nämlich wegen ihrer 
Härte zu Futterzwecken meist unverwendbar. Andrerseits ist solchen 

Kisten eine Schonzeit einzuräumen, da- 
un mit die Brut zur Entwicklung kommen 
kann. 

Als kleinere Futtertiere ist es aus 
dem gleichen Grunde besser, nicht Junge 
Mehlkäferlarven, sondern die Larven 
kleinerer Arten zu verwenden. Als solche 


nutus, welcher mit Mehl nach Europa 
eingeschleppt worden ist. 

Für Periplanetiden gilt ganz das- 
selbe wie für die Tenebrioniden, nur 
dal) man sich noch sorgfältiger von dem 
guten Verschlusse der Kisten zu über zeugen hat, um die Schaben nicht als 
uneebetene Gäste in die menschliche Wohnung zu bekommen. 

Die Musciden können je nach ihrer Größe am besten in zugebun- 
denen Einsiedegläsern mit eingesetzten Bananen und sonstigen Obstüber- 
resten (Drosophila) oder in Kammern (Fig.52) gezüchtet werden, die mit 
Stellagen ausgestattet werden, durch deren Gitterstäbe die in oben aufge- 
stellten Gefäßen mit Aas (Calliphora) oder verschiedenen Abfällen (Musca) 
sich entwickelnden Maden bei ihrer Auswanderung vor der Verpuppung 
hinabfallen und von den unten aufgestellten Tassen aufgefangen werden 
(Megusar a. a. 0.). Die erste Beschaffung des Fliegenmateriales geschieht 
im Sommer leicht im Freien durch beschickte Einsiedegläser, während 
im Winter Ställe die beste Quelle abgeben. 

Die in den Zuchtkammern frei fliegenden Zweiflügler können un- 
schwer gesammelt werden, da sie stets den Fensterscheiben zustreben und 
von dort in Gläser abgeklopft werden, welche man rasch mit einer Glas- 
scheibe überdeckt. Die Fliegen benötigen Wärme zum Züchten, daher sind 
sie im Winter am besten in der Nähe einer Heizung zu etablieren. 


kleine Art eignet sich Gmathocerus cor- 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 35 


Zum Verfüttern bereitgestellte Fliegen dürfen nicht in den Gläsern 
einer höheren Temperatur ausgesetzt werden, da sie sonst leicht noch vor 
ihrer” Verwendung eingehen und tote Tiere von den meisten Räubern ver- 
schmäht werden. 

Formiciden in geringem Umfange ihrer Puppen halber zu züchten, 
dürfte kaum der Mühe lohnen, welche die Vorsichtsmaßregeln gegen ihr Ent- 
kommen erfordern. 

Im Freien können jedoch Ameisenkulturen sehr gut durch Wasser- 
gräben isoliert und mit allerhand Abfällen ernährt werden. 

Die zur Mäusezucht dienenden Käfige sind bereits geschildert wor- 
den; die Nahrung kann aus Milch, Brot, Getreide (Wieken, Mutterkorn, 
Buchweizen, Mais und Reis sind zu vermeiden), Hühnerklein und anderen 
Küchenabfällen bestehen, und wie gesagt, ist es am besten, gemischt zu 
füttern. 

Das zu den geschilderten Futterzuchten kaltblütiger Tiere benötigte 
Futtermaterial kann ohne Wechsel längere Zeit belassen werden. Hingegen 
sind Warmblüter womöglich täglich, mindestens 
aber jeden zweiten Tag mit einer für sie aus- Fig. 33. 
reichenden Futtermenge zu versehen. Bei Kalt- 
blütern genügt eine weniger regelmäßige Fütte- 
rung, doch ist die Anfüllung der Futternäpfe 
jeden zweiten Tag günstig. 

Reptilien, welche wie die Schlangen, mit 
lebendem Futter versorgt werden, halten zwar 
eine lange Fastenzeit aus, aber damit soll nicht gesagt sein, dab ein wochen- 
langer Hunger sie günstig beeinflußt. 

Für Wassertiere ist es immer gut, bloß jeden zweiten Tag zu füttern, 
damit etwaige Nahrungsreste, welche das Wasser verderben würden, sicher 
von den Tieren aufgezehrt, eventuell die beeinnende Verderbnis des Wassers 
durch die fortschreitende Sauerstoffversorgung wieder aufgehoben wird, ehe 
neue Fäulniserreger mit dem neuen Futter eintreffen. 

Um Fische mit dem käuflichen Fischfutter zu füttern, ist es erfor- 
derlich, Glasrähmchen (Fig. 35) auf dem Wasser schwimmen zu lassen, 
welche das eingestreute Futtermehl beisammenhalten und vor der Ver- 
tragung im ganzen Becken schützen. 

Aas, welches für viele Krustentiere des Meeres die einzige Nahrung 
bildet, ist nie in großen Stücken zu reichen. Vielmehr wird ein Fisch oder 
.ein Stück rohes Fleisch (Pferdefleisch wird in der Regel nicht gerne ge- 
nommen) in kleine Stückchen geschnitten und jedes Stückchen an einem 
Faden angebunden, der lang genug ist, um über den Rand des Aquariums 
hinabzuhängen, wenn das Fleischstück in das Aquarium selbst bis zu jener 
Niveauhöhe, auf der sich die Insassen bewegen können, eingetaucht worden ist. 

Diese Anordnung bietet den großen Vorteil, daß unverzehrte Aas- 
stücke wieder am nächsten Morgen mittelst des Fadens herausgezogen wer- 
‚den können. 


36 Hans Przibram. 


Viele Fleischfresser, welche kein totes Futter annehmen wollen, können 
hierzu durch Bewegen der Fleischstückchen gebracht werden. Man bediene 
sich hierzu vernickelter Pinzetten (Fig. 34a), im Seewasser noch besser 
Ebonit- oder Holzpinzetten (b). 

Die Pinzetten sollen nieht zu kurz und an den Greifspitzen mit 
Riefen versehen sein; die Spitzen sollen gut aufeinander passen und die 
Federung leicht spielen. 


d) Reinigung und Körperpflege. 

Nahrungsüberreste sind stets, sobald sie ihre Frische eingebüßt haben, 
aus den Käfigen oder Aquarien zu entfernen. Nicht bloß Wasserverderbnis, 
sondern auch das Auftreten von tierschädlichen Pilzkrank- 
heiten auf den Überresten können bloß auf diese Art 
vermieden werden. 

Zur Reinigung der verschiedenen Behälter dienen 
Stroh- oder Drahtbürsten, letztere auch für Aquarien- 
scheiben. Aus den Aquarien wird Unrat jeder Form am 
besten durch eine Glasröhre entfernt, welche zuerst mit 
dem Finger an der oberen Mündung verschlossen in das 
Wasser getaucht wird, so daß die untere Öffnung über das 
zu entfernende Objekt zu liegen kommt. Bei Entfernung des 
Fingers schießt das Wasser samt dem Unrate in die Glasröhre 
ein, da es die darin eingeschlossen gewesene Luftsäule 
zu verdrängen strebt und nach abermaligem Verschlusse 
der oberen Röhrehenmündung bleibt nun beim Herausziehen 
des Röhrchens Unrat und Wasser darin und ersterer kann 
leicht fallen gelassen werden; das mitgezogene Wasser 
gelingt es oft im Röhrchen zu behalten und wieder zu 
verwenden, was bei Salzwasser bestimmter Konzentration von Nutzen 
sein kann. 

Trockenen Kot braucht man nicht täglich zu entfernen, hingegen ist 
es notwendig, Mittel gegen die flüssigen Absonderungen der Warmblüter 
anzuwenden. Am geeignetesten ist die Bestreuung des Käfigbodens mit 
Torfmull, der zugleich Ungeziefer zurückhält und bei der Reinigung ganz 
auseekehrt werden kann. 

Zur Vertreibung von Ungeziefer ist die Behandlung des ganzen ent- 
leerten Käfigs mit heißem Wasser oder Dampf, die Auswaschung mit Lyso- 
form oder einem anderen Desinfiziens zu empfehlen. Glasscheiben können 
mit schwacher Salzsäure gereinigt werden. Ohne die legitimen Einwohner 
aus dem Käfig zu entfernen, ist es hingegen schwer, des Ungeziefers los 
zu werden. Von Läusen befallene Säugetiere können durch Waschung mit 
Methylalkohol von den Parasiten befreit werden. 

Zum Schutze gegen ansteckende Krankheiten und zur Beseitigung 
bereits ausgebrochener Seuchen dienen ebenfalls die angegebenen Des- 
infektionsmittel: für große Räume auch Formoldämpfe. 


Fig. 34. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 37 


Amphibien und Fische werden öfters von Geschwüren und Schimmel- 
pilzen heimgesucht; durch Abpinselung der affizierten Stellen mit Hyper- 
mangan- oder Lysollösung gelingt es manchmal der Krankheit Herr zu 
werden. Selbstverständlich ist die Isolation der erkrankten Tiere zur Ver- 
hinderung weiteren Umsichgreifens der Infektionen geboten. Der verschul- 
dende Faktor für das Gedeihen der Spalt- und Schimmelpilze liegt meist 
in ungenügender Durchlüftung. Namentlich Fischeier, welche bei sehr nie- 
driger Temperatur sich zu entwickeln gewohnt sind, z. B. jene der Bach- 
forelle, erfordern fortwährenden Wasserwechsel und Entfernung von Schimmel 
befallener Stücke. Auch eben zur Verwandlung sich anschickende Amphibien 
scheinen beim Übergange zum Landleben leicht Infektionen zu unterliegen. 

Dehnt sich ein Belag von Saprolegniapilzen als weißer Rasen über 
einen großen Teil des befallenen Tierkörpers aus, so können die Wasser- 
tiere auch ganz in schwache Hypermanganlösungen eingebracht werden, 
sind aber nicht zu lange darin zu belassen. 

Geschwürige Extremitäten von Schwanzlurchen entfernt man im ganzen 
mittelst einer durch die“Flamme sterilisierten Schere, wodurch dem Tiere 
weniger Schaden zugefügt wird, als es das Fortschreiten der Krankheit 
bedingen würde. Zudem wachsen die verlorenen Gliedmaßen bei dieser 
Tierordnung wieder nach. Bei allen Wirbeltieren können brandig gewor- 
dene Beine nach vorheriger Abbindung oberhalb der Erkrankungsstelle mit 
Seidenfaden oder Darmsaite operativ unter Einhaltung aseptischer Grund- 
sätze entfernt werden. Bei Warmblütern unterlasse man nicht zu narkoti- 
sieren! Schwefeläther ist dem Chloroform weitaus vorzuziehen, da letzteres 
bei kleineren Tieren leicht zum Tode führt. Zum Ätherisieren dienen Glas- 
dosen mit eingeriebenen Glasdeckeln. 

Der Äther wird auf ein Stückchen Watta gegossen und diese samt 
dem Tiere in die Glasdose eingebracht. 

Sobald alle Bewegungen des Tieres, mit Ausnahme der Atmung, 
sistiert haben, ist die Operation mit möglichster Geschwindigkeit vorzu- 
nehmen. Üble Nachwirkungen der Narkose habe ich bei Ratten nie ge- 
sehen: die Vorteile bestehen in der Schmerzlosiekeit des Eingriffes, dem 
geringen Blutzufluß und der Ruhe des Objektes, welches der Öperateur 
zu behandeln hat. 

Bei niederen Tieren ist die Narkose häufiger von Üblichkeiten beim 
Erwachen und auch von sonstigen Gefahren begleitet. Für Wassertiere 
wird an Stelle von Schwefeläther Chloralhydrat empfohlen, das direkt ins 
Wasser gegossen werden kann. 

Gesunde, kleinere Tiere brauchen in der Regel keine besondere 
Körperpflege seitens des Menschen, da sie sich selbst reinigen. Bäder sind 
günstig, falls die notwendige Vorsicht gegen das Ertrinken angewendet 
wird. Namentlich bei großer Hitze gehen fast alle Wirbeltiere gerne ins 
Wasser. 

Man vermeide es, Tiere unnötig, namentlich im Beginne ihrer Ge- 
fangenschäft, oft in die Hand zu nehmen, aus ihren Verstecken hervor- 


a8 Hans Przibram. 


zujagen oder sonst zu beunruhigen, da sie sonst in Gefahr geraten, ihre 
Erhaltungsinstinkte zu verlieren. 

Dafür gewöhnen sich fast alle nicht ganz unintelligenten Tiere bald 
an die zur Fütterung, Bespritzung und Reinigung notwendigen Manipula- 
tionen der Wärter und benehmen sich später auch in Gegenwart des 
Menschen ebenso wie unbeobachtet. 


2. Weiterzucht unter günstigen Bedingungen. 


In erhöhtem Maße gilt es, günstige Bedingungen zu schaffen und 
die Tiere nicht unnötigerweise zu beunruhigen, wenn eine Nachzucht be- 
absichtigt ist. 

Viele Tiere schreiten bloß) dann zur Fortpflanzung, wenn ihnen Ver- 
hältnisse geboten werden, die ein Aufziehen der Jungen ermöglichen. Säuge- 
tieren (und Vögeln) ist 
eine entsprechende Lager- 
stätte, die später auch als 
Nest für die Jungen dient, 
zu bereiten. Ratten und 
Mäuse nehmen mit Holz- 
wolle oder Watte vorlieb, 
(die entweder in einer Käfig- 
ecke aufgestapelt oder in 
einem Holzkistehen ver- 
wahrt wird. Hohle Baum- 
strünke sind für die baum- 
bewohnenden Nager, Hörn- 
chen, Bilche und auch die 
Hausratte, Mus rattus, gut 
zu verwenden. 

Reptilien legen ihre Eier gerne in Sand, der etwas feucht gehalten 
ist. Man findet die Eier daher häufig unter oder neben dem Wassernapfe, 
aus dem stets durch das Umherplätschern der Tiere etwas Feuchtigkeit 
vergossen wird. 

Da die Reptilien zur Embryonalentwicklung höhere Temperatur be- 
dürfen als die übrigen einheimischen Kaltblüter, so wurden eigene Brut- 
apparate konstruiert. 

So besteht jener des Oberleutnant Max Wiedemann!) (Wien) (Fig. 35) 
aus einem mit Drahtdeckel (a), Lüftungslöcher (5) und kleinen Füßchen (e) 
ausgestatteten Tongefäß (d), das auf einen glasierten mit Wasser gefüllten 
(Niveau g) Tonuntersatz (e) gestellt und von einem Glassturze (/) überdeckt 
wird. Das Tongefäß enthält von unten nach oben eine Torf-, Kies- und 
Moosschichte, in welch letzterer auf mittlerer Höhe die Eier eingebettet wer- 


GI ort DGyA HH“ — 
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Be ee ne ar m DS ra Fe SF ee H 


!) Zitiert nach Kammerer, Das Terrarium, 1. c. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 39 


den, während der Tonuntersatz mit Wasser bis zur Hälfte der Torfschicht 
angefüllt wird. 

Bekanntlich werden die Eier von Hühnern und anderen Vögeln, wie 
Truthühnern, Straußen usf., jetzt häufig ebenfalls in Brutapparaten er- 


‚brütet, welche den Eiern die Temperatur des Brutvogels zu ersetzen im- 


stande sind. Gewöhnlich erfolgt die Beheizung durch eine Petroleumlampe, 
welche automatisch niedriger oder höher gestellt wird. Im übrigen gibt es 
sehr viele verschiedene Systeme, von denen die amerikanischen Fabrikate 
sich des besten Rufes erfreuen. Ähnliche Apparate kommen als Couveusen 
für vorzeitig geborene Säugetiere in Betracht. Auch normal ee 
kleine Säuger scheinen unter 10°C nicht zu gedeihen. 

In Terrarien, Aquarien und Insektarien bietet die Bepflanzung und 
Bodenbeschickung jene Schlupfwinkel und Materialien, welche zum Nestbau 
oder zur einfachen Eiablage einladen. 

Die meisten Amphibien gehen zur Laichzeit ins Wasser und sind 
daher mit einem geräumigen Wasserbade zu versehen. Der Sonnenschein 
begünstigt vielfach das Auf- 
treten der Brunft. Tagschmet- else, 
terlinge benötigen Flugräume 
zur Begattung. 

Eine besondere Schwie- 
rigkeit bieten für die Weiter- 
zucht jene Tiere, deren Weib- 
chen die Eigentümlichkeit 
haben, das Männchen gerne 
zu verzehren. 

Ich habe bei den Gottes- 
anbeterinnen (Mantiden) dies 
durch Fesselung der weiblichen Exemplare vermieden.!) Als Fessel dient ein 
um die Vorderbeine des Weibehens geschlungenes und auf besondere Art ge- 
knüpftes Bändchen aus Leinen oder Baumwolle Ein zu festes Anziehen 
darf nicht geschehen, da sonst leicht die Vorderbeine verletzt und dann 
vom eigenen Träger abgefressen werden. was wieder das Tier hindert, 
später die Nahrungsfliegen zu erhaschen. 

Für die nur im fließenden Wasser gedeihenden Forelleneier und 
anderer Fischeier dienen Fischbruttröge, die treppenförmig übereinander 
aufgestellt, einen einzigen Zuflußstrahl auszunützen erlauben. Jeder Trog 
(Fig. 36, Längsschnitt) ist mit einem Glas- oder verzinnten Drahtrost (a) 
für die Ausbreitung der Eier und mit einer durch Drahtgitter (b) abge- 
teilten Kammer (ce) versehen, welche das Wegschwemmen der Eier verhindert. 

Das Einströmen des Wassers geschieht am besten von unten, so dal) 
es den Draht- oder Glasrost aufwärts passiert und oben durch das tren- 


1) Hans Przibram, Aufzucht, Farbwechsel und Regeneration der Gottesanbeterinnen. 
II. Arch. f. Entwiekl.-Mech. XXVIH. S. 566. 1909. 


40 Hans Przibram. 


nende Gitter (b) wieder den Trog verläßt. (In der Figur durch Pfeile an- 
eedeutet.) 

Fischeier lassen sich mit Vorteil künstlich besamen, indem zuerst 
die Eier aus dem Weibchen abgestrichen, dann der Samen des Männchens 
ebenfalls durch Bauchmassage (leichter Druck von vorne nach rückwärts) 
darüber gespritzt wird. 

Hingegen ist die jetzt vielfach mit Erfolg angewandte künstliche Be- 
truchtung ohne Samen durch Anwendung chemischer oder sonstiger anor- 
ganischer Mittel für die Weiterzucht bisher nicht empfehlenswert, da 
die Produkte meist viel hinfälliger sind als die durch Besamung gewon- 
nenen, auch die bis jetzt verwendbaren Arten sich z. B. schlecht fortzüchten 
lassen (Echinodermen, Mollusken). 

Viele Säugetiere haben die üble Gewohnheit, ihre Jungen, vor allem 
den ersten Wurf, wenigstens in der Gefangenschaft aufzufressen. Nach 
meinen Erfahrungen läßt sich dieser Unart für die weiteren Würfe durch 
Reichung von genügender Fleischkost vorbeugen. 

Die oft gehörte gegenteilige Ansicht von Züchtern ist jedenfalls für 
die Nagetiere unrichtig. 


IV. Haltung unter willkürlichen Versuchsbedingungen. 


Unsere bisherige Anleitung zum Halten der Tiere ging ausschließlich 
von der Voraussetzung aus, daß es sich um die möglichst günstigen Exi- 
stenzbedingungen für die gefangenen Tiere und ihre Nachkommenschaft 
handle. Diese Forderung deckt sich mit jener der Tierliebhaber: aber schon 
der auf Gewinn ausgehende Tierzüchter wird damit nicht zufrieden sein, 
sondern trachten, die Existenzbedingungen so abzuändern, daß gerade jene 
Eigenschaften, deren starke Entfaltung er an seinen Produkten wünscht, 
gegenüber solchen, die ihm gleichgültig oder sogar unerwünscht sind, ge- 
fördert werden. So wird der Milchwirt, wenn es ihm auf die Erzielung 
gut verwertbarer Kindermilch ankommt, die Kühe der ganz unnatürlichen 
Trockenfütterung im Stalle, der Mäster seine kastrierten Rinder ebenfalls ganz 
unnatürlichen, aber dem Fleischansatz günstigen Bedingungen unterziehen. 

Noch viel weniger kann sich der Biologe damit begnügen, der Natur 
abgelauschte, aber nicht näher analysierte, noch kontrollierte Außenbedin- 
gungen wirken zu lassen, sodald es ihm darauf ankommt, den Zusammen- 
hang zwischen der Veränderlichkeit der äußeren Umgebung und der Ver- 
änderlichkeit des Tierkörpers in bezug auf die Rassen- und Artmerkmale 
zu studieren. Niemand zweifelt heute mehr daran, daß die Unterschiede 
der Rassen- und Artmerkmale zumindest mit chemischen Prozessen einher- 
schreiten, wenn nicht ausschließlich auf solchen basieren. Es wird daher 
voraussichtlich immer mehr ein Konnex zwischen Biochemie und experi- 
menteller Morphologie zustande kommen, was es genügend rechtfertigt, 
auch an dieser Stelle eine Darstellung der von uns willkürlich herstellbaren 
Versuchsbedingungen zu geben. 


Das lebende 'Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 41 


Für die Einwirkung äußerer Faktoren kommen im allgemeinen in 
Betracht: die Kraftquelle (inklusive chemischer Affinität), das Verteilungs- 
system, die automatische Regulierung des Zuflusses und die Kontrolle der 
Einhaltung der Versuchsbedingungen, entweder durch Stichproben mit ge- 
wöhnlichen Meßinstrumenten oder durch fortlaufende Registrierung mit 
eigens konstruierten Schreibeapparaten. 

Wir wollen die äußeren Faktoren nach dem Vorgange C. B. Daven- 
ports in acht Gruppen einteilen und jede derselben getrennt in bezug auf 
die Mittel zur Erzielung willkürlicher Grade behandeln. 

Die Gruppen sind: 

1. Chemische Agenzien. 

2. Feuchtigkeit. 

3. Dichte des Mediums, 

4. Mechanische oder molare Agenzien (Druck, Zug, Stoß ete.). 

5. Schwerkraft. 

6. Elektrizität (und Magnetismus). 

7. Lieht (und andere strahlende Energien). 

8. Wärme. 


1. Chemische Agenzien. 


Die Abänderung der chemischen Umgebung kann entweder die At- 
mosphäre, das Wasser als Bad oder ständiger Aufenthaltsort, die einzu- 
nehmende Nahrung flüssiger und fester Natur oder die Einverleibung von 
Stoffen durch Injektion betreffen. 

Die Veränderung der Atmosphäre geschieht gegenwärtig am be- 
quemsten durch den Ersatz eines Teiles der Atemluft durch eine mittelst 
Reduzierventil aus einer mit komprimiertem Gase der gewünschten Art 
gefüllte Stahlflasche, sogenannte „Bombe“. Sauerstoff und Kohlensäure wer- 
den mit Rechtsgewinden, Wasserstoff mit Linksgewinde in den Handel ge- 
bracht, um gleichzeitige Einfüllunge von Wasser- und Sauerstoff ihrer Ex- 
plosionsgefahr halber zu vermeiden. Die Bomben mit komprimierten Gasen 
sind nicht der Hitze auszusetzen und nicht stark zu erschüttern oder tief 
fallen zu lassen! Ist das gewünschte Gas nicht auf Flaschen abgezogen zu 
erhalten, so müssen die dem Chemiker geläufigen, gläsernen Gaserzeugungs- 
apparate (Kippscher Apparat etc.) verwendet werden, wobei das Aufstapeln 
des Gases meist durch Aufsteigen in einer zunächst mit Wasser gefüllten 
Gasometerglocke erfolgt. Flüchtige Stoffe werden aus einem offenen Schäl- 
chen zur Verdunstung gebracht. 

Handelt es sich um fortdauernde Beeinflussung, so müssen die Tiere 
in abschließbaren Rezipienten gehalten werden. Um für die notwendige 
Atemluft zu sorgen. mul entweder die Manipulation täglich wiederholt 
oder für Zu- und Abströmung von Luft gesorgt werden. Der letztere Vor- 
gang erfordert dann stetigen Zufluß des noch gewünschten Gases. Wie 
sich automatisch Zu- und Abfluß in einem Rezipienten regeln läßt, wird 
bei der Besprechung des Luftdruckes (vgl. 3. Dichte) geschildert werden. 


42 Hans Przibram. 


Flüssige Stoffe können als Zusatz zum Badewasser oder als Trank 
und als Zusatz zur Speise eingegeben werden. Die erstere Methode ist 
für eine größere Anzahl von Wassertieren weit einfacher durchzuführen. 
die letztere erfordert hingegen geringere Mengen des Chemikaliums. 

Bezüglich der von einer Tierart vertragbaren Menge einer bestimmten 
Substanz überzeuge man sich, falls in der Literatur (Toxikologien, toxiko- 
logische Wörterbücher) keine Angaben auffindbar, zuerst durch Serienver- 
suche mit abgemessenen steigenden Zusatzmengen von der Möglichkeit des 
Einwirkungsgrades. 

Bei Flüssigkeiten ist ein solcher Versuch am raschesten so anzu- 
stellen, daß kleine Gefäße mit einer gleichen Wassermenge nebeneinander 
aufgestellt werden und in das erste Schälchen gar kein Chemikalium, in 
das zweite eine sehr kleine, abgewogene Menge der zu prüfenden Substanz, 
in die dritte die doppelte Menge, in die vierte die vierfache Menge usf. 
zur Auflösung gebracht wird. In jedes Schälchen kommt die gleiche An- 
zahl der zu untersuchenden Tiere und nach einiger Zeit zeigt es sich, 
welche Menge des Chemikaliums noch den Tieren ebenso unschädlich ist 
wie das Wasser allein. Bei starken Giften ist natürlich besondere Vorsicht 
geboten (in vielen Staaten werden Gifte bloß gegen einen behördlichen 
Schein, „Giftlizenz“, ausgefolet). Unetikettierte Flaschen, Eprouvetten und Be- 
hälter sind strenge zu vermeiden, übrigens nicht nur aus Sicherheitsgrün- 
den, sondern ganz allgemein, da die Exaktheit des Versuches wesentlich 
verliert, sobald man nicht alles schriftlich fixiert und sich auf das Ge- 
dächtnis verlassen zu können glaubt! 

Die Veränderung der festen Nahrung kann in der Ersetzung eines 
Teiles der natürlichen Nahrung durch andere Stoffe oder ebenfalls in der 
Beimischung starker Arzneistoffe bestehen. 

Die Ersetzung der natürlichen Nahrung kann den Zweck haben, be- 
stimmte Gruppen chemischer Natur von der Einfuhr auszuschließen (ei- 
weiß- oder fettfreie Kost etc.) oder den Einfluß bestimmter Stoffe zu stu- 
dieren. Manches Mal handelt es sich beim Ausschlusse einer bestimmten 
Nahrung darum, zu sehen. ob das Tier zur Entwicklung eines bestimmten 
Merkmales oder Erreichung eines bestimmten Stadiums ein bestimmtes in 
der Nahrung vorhandenes Chemikalium benötigt. In solchen Fällen ist es 
oft nicht notwendig, eine für das fortdauernde Gedeihen der Tiere aus- 
reichende Kost zu geben, sondern bloß eine solche. die einige Zeit das 
Leben zu erhalten imstande ist. 

Handelt es sich zum Beispiel darum, nachzuweisen, ob die grüne 
Färbung mancher Insekten erst durch die chlorophylihaltige Nahrung her- 
vorgerufen wird oder auch ohne diese Aufnahme sich nach dem Aus- 
schlüpfen allmählich herstellt, so kann eine Zuckerlösung dazu dienen, die 
Larven lange genug am Leben zu erhalten. obzwar sie nicht ausreicht, um 
dieselben die ganze Verwandlung durchmachen zu lassen. 

Wollen die Tiere die veränderte Nahrung nicht freiwillig annehmen, 
so kann bei größeren Tieren durch „Stopfen“, wobei aber eine gewisse 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. > 
8 > 


Geschicklichkeit, festes, aber nicht derbes Anpacken, notwendig erscheint, 
nachgeholfen werden. Bei kleineren Tieren muß die Mundpartie in die be- 
treffende Nahrung hineingehalten werden, um ein Zubeißen und nachheriges 
Ablecken bei dem Reinigen der Mundwerkzeuge zu provozieren. 

Die Injektion von Salzlösungen oder Giften erfolgt mittelst Pravaz- 
scher Spritzen (in allen medizinischen Apparatenhandlungen erhältlich). 
Bei Giften besondere Vorsicht wegen der Gefahr der Blutvergiftung bei 
Stichverletzung! 

Da alle Veränderungen der chemischen Faktoren mittelst abgewogener 
oder volumetrisch abgemessener Mengen erfolgt, so ist eine Kontrolle und 
Registrierung nur bei den flüchtigen Substanzen notwendig. Hierher ge- 
hören z. B. die Prüfungsmethoden der Luft auf Kohlensäuregehalt. 

Daß (Quantitäten von Chemikalien genauer mit der Wage als mit 
Volummaßen gemessen werden, braucht dem Chemiker nicht gesagt zu werden. 


2. Feuchtigkeit. 


- 


Um in einem Raume einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad einzuhalten, 
muß dafür gesorgt werden, daß derselbe möglichst dicht abschließt und 
nicht zu klein sei. Erhöhung 


der Feuchtigkeit geschieht Fig. 37. 
durch Aufstellung von Wasser- a 


becken. Bei höherer Tempera- 
tur oder hohen Feuchtigkeits- 
eraden genügt das Aufstellen 
von Becken allein nicht, es 
muß für eine möglichst große 
Verteilungsfläche der Wasser- 
verdunstung gesorgt werden. 
Dies geschieht am besten 
durch nebeneinander in das 
Wasser eingetauchte Asbest- 
streifen. Da die: für den 
Zimmergebrauch im Handel 
erhältlichen Apparate (,Glo- 
ria“, zu haben in den Handlungen für sanitäre Einrichtungen) nur in ver- 
hältnismäßig kleiner Größe und infolge der schönen Ausstattung mit be- 
trächtlichen Kosten erhältlich sind, so empfiehlt es sich, in viel einfacherer 
Weise die Asbestplatten auf Gestellen einzuhängen, die aus Blechstreifen 
oder starkem Draht gefertigt werden und Tonbecken als Wasserreservoir 
zu verwenden (Fig. 37; a einzelne Asbestplatte von der Fläche). Je höher 
die Temperatur, um so mehr solcher Becken werden benötigt; für die 
Verdunstung selbst wäre es gleichgültig, ob mehrere kleine oder ob ein 
großes Becken aufgestellt wird, aber im Interesse leichterer Hantierung 
und Reinigung empfiehlt sich die größere Anzahl. 


44 Hans Przibram. 


Für die biologischen Versuche kommt es nicht auf die absolute 
Feuchtigkeit (die in der Raumeinheit enthaltene Gewichtsmenge Wassers), 
sondern auf die relative Feuchtigkeit an. Bei jeder Temperatur ist die 
Luft nur imstande, ein gewisses Wasserquantum in Dampfform zu erhalten, 
der Rest kondensiert stets wieder an den Wänden (und zwar zunächst an 
jenen Stellen, welche die besten Wärmeleiter sind). Die relative Luftfeuch- 
tigkeit wird nun durch jenen Prozentgehalt an Wasser gemessen, der auf 
die Menge Wasser als 100 bezogen wird, welche bei der gegebenen Tem- 
peratur in der Raumeinheit bei erreichter Dunstsättieung des Raumes vor- 
handen wäre. 

Zur Messung der (relativen) Feuchtigkeit dienen Psyehrometer, welche 
entweder (nach August) auf dem Prinzipe der Temperaturdifferenz auf 
zwei miteinander verbundenen Thermometern beruhen, deren eines in 
einen mit Wasserdunst gesättigten Raum taucht, während die andere nur 
von der Feuchtigkeit des abzumessenden Raumes umgeben ist. Zur Aus- 
rechnung der relativen (und absoluten) Luftfeuchtigkeit dienen entweder 
die bereits am Psychrometer (System „Draca“) angebrachten oder die im 
Buchhandel erhältlichen Tabellen zur Psychrometerablesung von Jellinek. 

Zur raschen Ablesung von Feuchtigkeitsgraden in Prozenten kann 
man sich der allbekannten Haarhygrometer bedienen. Allein eine besondere 
(senauigkeit pflegen dieselben nicht zu beanspruchen und erfordern wieder- 


Fig. 38. 


holte Korrektur ihres Ganges, der durch Anziehen oder Lockerlassen eines 
kleinen, das Haar spannenden Schräubchens erfolgt. 

Besser zu empfehlen sind die Registrierapparate, welche als „Hygro- 
graphen“ (Fig. 38) in den Handel kommen, namentlich jene der Firma 
Richard in Paris (ein Apparat kommt samt den Registrierpapierstreifen für 
1 Jahr auf etwa 150 Fres.). Die Apparate werden bereits kontrolliert ab- 
geliefert, ihre Nachprüfung geschieht durch Einbringung in einen Kasten, 
der ganz hermetisch als dunstgesättigter Raum hergestellt ist und eine 
Glastafel besitzt. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 45 


Bei richtigem Gange des Hygrographen muß der Schreibehebel im 
dunstgesättigten Raume die Federspitze auf die 100°/, markierende Linie 
des aufgespannten Registrierpapierstreifens sich einstellen. Etwaige Ab- 
weichungen lassen sich durch Einstellen einer Schraube (s) mittelst des 
beigegebenen Schlüssels beseitigen. Die Apparate werden gewöhnlich mit 
Ttägiger Laufzeit der Trommel geliefert, so daß jede Woche zu gleicher 
Zeit ein neuer Streifen einzulegen und das Uhrwerk von neuem aufzu- 
ziehen ist. 

Automaten für die Konstanthaltung eines bestimmten Feuchtigkeits- 
grades sind mir nicht bekannt, könnten aber wohl unter Benutzung von 
hygroskopischen Seilen, die Wasserbespritzung betätigen könnten, herge- 
stellt werden. 

Um Trockenheit zu erzeugen, genügen in kleinen Behältern Täßchen 
mit einer wassersaugenden Substanz, Chlorkalzium, eventuell auch Chlor- 
natrium. 

Befindet sich das Täßchen in derselben Raumabteilung wie die Tiere, 
so ist es durch ein Drahtgitter gegen den direkten Kontakt mit diesen 
zu schützen. 1 

Größere Räume können bloß durch einen Luftstrom trocken gehalten 
werden. 

Hierzu sind eigene, in Verbindung mit Trockenböden und Kühllagern 
bereits in der Praxis erprobte Anlagen erforderlich. | 


3. Dichte des Mediums. 


Die Veränderung der Dichte eines flüssigen Mediums erfordert gegen- 
über der Bereitung chemischer Abänderungen keine wesentlich anderen 
Vorrichtungen. Als Meßinstrument dienen die bereits erwähnten Aräometer, 
welche ebenso wie die Einhaltung einer bestimmten Dichte gelegentlich 
der Einrichtung des Seewasseraquariums bereits besprochen wurden. 

Die Veränderung der Dichte eines gasförmigen Mediums, vor allem 
der Luft, erfolgt durch eine Verdünnungs- respektive Verdichtungsluft- 
pumpe. 

Zur Anzeige des erreichten Luftdruckes dienen entweder Quecksilber- 
oder Zeigermanometer, welche direkt an einer Skala Atmosphären abzu- 
lesen gestatten. Auch die gewöhnlichen Barometer und Aneroide sind ver- 
wendbar. Registrierbarometer, sogenannte „Barographen“, werden ganz 
ähnlich den Hygrographen hergestellt und es gilt von ihnen ganz analoges 
bezüglich Gangzeit usf. Zur Kontrolle dienen gute Aneroide oder Queck- 
silberbarometer. 

Um automatisch einen bestimmten Luftdruck in einem Rezipienten 
zu erhalten und dabei auch immer genügend frische Luft zu bekommen, 
läßt sich eine von Ostwald für Quecksilberfüllung angegebene Versuchs- 
anordnung benutzen, indem an Stelle des Quecksilbers, das schädliche Wir- 
kung auf den Organismus auszuüben imstande ist, Wasser substituiert wird, 
was lediglich eine Verlängerung aller Röhren notwendig macht. 


46 Hans Przibram. 


Dieser Apparat besteht für Luftverdichtung (Fig. 39) aus zwei kom- 
munizierenden U-Röhren ungleicher Weite, deren Verbindungsstück (a) 
einen dritten Ansatz zum Anschlusse an den der Verdichtungsluftpumpe 
angeschlossenen Rezipienten (/]) trägt. Die beiden weitest auseinander- 
liegenden Äste der U-Röhren sind nach oben ausgeweitet und offen, der 
zweite Schenkel der dickeren Röhre ist oben von einem Kautschukstöpsel 
durehbohrt, in dem selbst wieder ein oben offenes und ausgeweitetes Röhr- 
chen (5b) verschiebbar durchläuft. 

Beide U-Röhren werden von ihrem freien Ende her mit Wasser ge- 
füllt, bis ein als O-Punkt bezeichnetes Niveau erreicht wird. Das dünne 
U-Röhrehen trägt 
eine Graduierung 
in Zentimeter und 
eventuell Teilun- 
gen derselben. 

Wird nun Luft 
unter Öffnung 
der zuführenden 
Druckluftleitung®) 
in den Rezipien- 
ten und damit 
auch nach Öff- 
nungdes den Auto- 
maten absperren- 
den Hahnes (ec) in 
das U-Röhrensy- 
stem getrieben, so 
verdrängt sie das 
Wasser aus den 
inneren Schenkeln 
der beiden U-Röh- 
ren und die Zenti- 
meter, welche an dem engeren U-Röhrchen abgelesen werden, geben 
den halben jeweils erreichten Druck der Wassersäule an, welcher die Luft 
das Gleichgewicht hält (kann also leicht mittelst Division durch die Dichte 
des @Quecksilbers auf Quecksilberdruck reduziert werden). Das verschieb- 
bare Röhrchen im inneren Schenkel der weiteren U-Schlinge dient dazu, 
um bei Erreichung des gewünschten Druckes eine automatische Ent- 
weichung der überschüssigen Luft zu bewirken. sobald das untere Ende 
des Röhrchens aus dem Wasser taucht und der Innenraum der kommuni- 
zierenden Röhren mit der Außenluft in Verbindung tritt. 

Der analoge Apparat für Luftverdünnung (Fig.40) trägt an Stelle der 
weiteren U-Röhre ein mit mehreren Erweiterungskugeln versehenes Röhren- 


Fig. 39. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 47 


ende, an dem sich ein weiterer Kolben (b) verschieben läßt. Ist die an 
der Graduierung der U-Schlinge ablesbare Verdünnung erreicht, welche 
gewünscht wird, so wird der Kolben so lange nach abwärts verschoben, 
bis das eintauchende Röhrchenende 
eben das Wasser im Kolben ver- 
läßt. Die durch das freigewordene 
Ende einströmende Luft verhindert 
ein weiteres Sinken des Luftdruckes. 
Bei rasch arbeitender Saugpumpe !) 2 
ist es bequemer, die Graduierung 
am verschiebbaren Kolben (b) an- 
zubringen, welche dann den Wasser- 
druck direkt (ohne Multiplikation 
mit 2) ablesen läßt. 

Beide Apparate können ent- 
weder unter dauernder Pumpung 
automatisch arbeiten oder, auch bei 
Unterbrechungen nach jedesmali- 
gem Versperren der Anschlußhähne 
den gewünschten Druck längere 
Zeit erhalten; im letzteren Falle 
müssen aber die Rezipienten und 
Hähne sehr dicht abschließen. 


Fig. 40. 


NSS 
Ip 


4. Mechanische Agenzien. 


Für dauernde Beeinflussung kommen mechanische Agenzien bei 
Tieren selten in Betracht. Höchstens Erschütterungen oder Drucklagen bei 
Eiern. 

Einschlägige Apparate, wie das Zieglersche Durchströmungskompres- 
sorium ?2) werden bei Hermann Albs, Werkstätte für Präzisionsinstrumente, 
Freiburg i. B., angefertigt. 


5. Schwerkraft. 


Die Veränderung der Schwerkraftswirkung geschieht mittelst Klino- 
staten und Zentrifugen. Die ersteren erlauben eine Ausschaltung der nor- 
malerweise einseitigen Anziehung durch die Erde, die letzteren dienen zur 
Verlegung einer starken Schwerkraftwirkung nach einer gewünschten Rich- 
tung. In beiden Fällen läßt sich die gewünschte Massenwirkung durch lang- 
samere oder schnellere Umdrehung der rotierenden Teile erzielen und nach 
dem Massengesetze berechnen. 


!) Eine Wirkung, welche mit jeder Kompressionspumpe zugleich. erreicht werden 
kann, vgl. Fig. 22, 1. 

2) H. E. Ziegler, Ein Kompressorium mit Durchströmung. Zoolog. Anz. 1894; 
Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie. 1897. 


48 Hans Przibram. 


Klinostaten werden entweder mit Uhrwerk 
(nach Wiesner. Fig. 41) im Gange gehalten oder 
mit motorischer Kraft (Elektrizität nach Figdor 
und Portheim, Fig. 42). Letztere Methode!) hat 
den Vorteil, daß ein kontinuierlicher Betrieb und 
eine größere Anzahl Versuche nach den drei auf- 
einander senkrechten Rotationsrichtungen zugleich 
durchgeführt werden, erstere den der viel gerin- 
geren Kosten und leichterer Transportfähigkeit. 
Die Klinostaten werden in den botanischen La- 
boratorien vielfach angewendet; für Tiere kommen 


sie weniger in Betracht, da diese 
selten festsitzend sind und daher sich 
durch eigene Bewegung wieder in die 
normale Schwerkraftswirkung ein- 
stellen: selbst bei Eiern ist eine Zwangs- 
lage notwendig, um den Inhalt vor 
der Drehung in die normale Erdanzie- 
hungsrichtung zu verhindern. 
Hingegen lassen sich durch star- 
kes Zentrifugieren die einzelnen Re- 
servestoffe der Eier nach ihrer Schwere 
trennen. Am handlichsten sind die jetzt überall erhältlichen kleinen, elek- 
trisch oder mit einer Kurbel zu betreibenden Zentrifugen (Fig. 43), welche 


‘) Beschreibung des Apparates, der übrigens aus der Abbildung verständlich ist. 
vgl. Die Biologische Versuchsanstalt in Wien, Bericht, 1. e. S. 259. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 49 


mit zwei nach entgegengesetzten Richtungen fliegenden Metallhülsen (a, 5b) 
versehen sind. Zur Einbringung der Eier dienen Gläschen, welche in diese 
Hüllen passen. Ein aufklappbarer Schutzkorb (e) verhindert Unfälle bei 
etwaigem Abschleudern von Teilen. 

Einen Rotationsapparat mit einer großen, motorisch betriebenen 
Drehscheibe für horizontale Bewegung samt der Berechnung der Zentri- 
fugalkraft gibt Stanislaus v. Stein!) an. 


6. Elektrizität und Magnetismus. 


Zur Ausschaltung der Luftelektrizität dienen Drahtstürze. Willkür- 
liche elektrische Felder oder Ströme bestimmter Intensität, Quantität und 
Qualität können mit elektromagnetischen Apparaten im groben unter Ver- 
wendung des Straßenstromes hergestellt werden. 

Die Verwendung ganzer Käfige solcher Art ist als Arsonvalisation 
in der Medizin bekannt. Apparate liefern die Fabriken elektrischer, zu 
mediko-therapeutischen Zwecken dienender Artikel. Versuchsreihen mit 
langer Kultur der Tiere sind mir aber nicht bekannt und auch keine be- 
sondere Einrichtung zur genauen Einhaltung bestimmten elektrischen 
„Klimas“. 

Auch magnetische Felder werden mittelst Elektromagneten herge- 
stellt, die z. B. unter ein mit Vogeleiern gefülltes Nest angebracht wur- 
den. Doch ist bisher ein deutlicher Einfluß nicht nachgewiesen worden 
und Versuche im größeren Stile sowie hierzu dienende Vorrichtungen nicht 
erdacht worden. 

Zur Messung der Stärke eines elektrischen Stromes dienen, wie all- 
bekannt, Voltmeter für Spannung, Amperemeter für Menge. Zu erwähnen 
wäre noch die Möglichkeit, aus dem Strome einer bestimmten Art einen 
anderen mittelst Transformatoren herzustellen. So kann die Versorgung 
mit Gleichstrom aus einer Wechselstromstraßenleitung entweder unter Ein- 
schaltung eines Wechselstrommotors, der eine Gleichstrom liefernde Dynamo- 
maschine betreibt (.„Wechselstrom-Gleichstromaggregat“) oder unter Be- 
nützung eines Quecksilberdampf-Gleichrichters ?) geschehen. Die Anschaffung 
des letzteren und der Betrieb für geringe Anforderungen ist billiger, hin- 
gegen arbeitet für bedeutende Beanspruchung ein Aggregat klagloser. 

jei Bestellung elektrischer Apparate vergesse man nie genau die 
Art des zur Verfügung stehenden Straßenstromes (ob Gleich-, Dreh-, 
Wechselstrom mit einer oder zwei Phasen etc.), seine Spannung (meist 
110—250 Volt) sowie die maximale Strommenge in Ampere anzugeben; 
dasselbe gilt für den gewünschten Strom bei Transformation. 


!) St. v. Stein, Die Wirkung des kontinuierlichen Zentrifugierens auf die Ent- 
wicklung von Eiern, Kücken, Fischen und Meerschweinchen. Verlag der Universitäts- 
klinik für Ohrenleiden, Moskau. Durch den Buchhandel zu beziehen von Oskar Leiner, 
Leipzig, Königstraße 26B (deutsch). 

2) Zu beziehen von der Westinghouse Cooper Hewitt-Gesellschaft, Berlin, SW. 48, 
Wilhelmstraße 131 (von 250 Mk. an). 


Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 4 


50 Hans Przibram. 


7. Licht und andere strahlende Energie. 


Die Abänderung der Belichtungsverhältnisse bezieht sich auf die 
Qualität der Strahlen, auf deren Einfallungsart und auf die Intensität 
der Bestrahlung. 

In der Natur sind die Tiere in der Regel einen Teil des Tages dem 
zusammengesetzten weißen Lichte exponiert, und zwar fallen die Sonnen- 
(oder Mondes-strahlen entweder direkt auf die Oberfläche des Tieres oder 
werden erst auf dieses von der Umgebung reflektiert, die auch bei be- 
decktem Himmel zerstreutes Licht empfängt. 

Das Tageslicht ist einer genauen Regelung infolge der wechselnden 
Bevölkerung in unseren Klimaten schwer zugänglich; man benützt die 
Aufstellung an Fenstern, welche nach verschiedenen Himmelsrichtungen 
sehen, aber sonst ähnliche Größen- und Beschattungsverhältnisse durch 
Bäume, gegenüberstehende Gebäude usf. besitzen, um entweder auf der 
Südseite direkt einfallende Sonne oder auf der Nordseite bloß zerstreutes 
Tageslicht oder an der Ost- und Westseite dazwischen liegende Verhält- 
nisse zu erlangen. Sollen die Sonnenstrahlen in möglichster Intensität auf 
einen Punkt gelenkt werden, so bedient man sich eines Heliostaten, der 
mit Uhrwerk sich so dreht, daß er gerade dem Laufe der Sonne folgt. 

Alle diese Maßregeln können weder eine zu gleicher Tageszeit gleiche, 
noch weniger eine konstant gleiche Beleuchtung hervorrufen. 

Eine solche kann nur durch künstliche Lichtquellen erzielt werden. 
wobei allerdings wieder die große Beleuchtungsstärke ohne wesentliche Er- 
hitzung des Raumes Schwierigkeiten bereitet. 

Durch vorgeschaltete Wassergefäße, die eventuell von fließendem Wasser 
stetig nachgespeist werden, läßt sich die Bestrahlungswärme reduzieren. 
Eigene „Lichtthermostaten“ sind von Plotnikow!) für photochemische Zwecke 
konstruiert und kommen für Mikrokulturen in Betracht. Wollen wir künstliches 
Licht in bestimmter Intensität und Qualität zur Einwirkung bringen, so müssen 
wir zunächst für die Ausschaltung des weißen Tageslichtes Sorge tragen. 

Ein gleiches gilt in erhöhtem Maße, wenn wir den Einfluß vollkom- 
mener Finsternis (also einer Lichtintensität O0) studieren wollen. 

Die Verdunkelung der Objekte geschieht bei geringer Größe durch 
Blech- oder schwarzüberzogene Holzstürze, die entweder in einen lichtab- 
schließenden Falz oder in eine Sandunterlage eingestellt werden. Empfeh- 
lenswerter ist aber in den meisten Fällen die Benutzung einer biologischen 
Dunkelkammer, welche für größere Objekte und Versuchsreihen ohnehin 
unerläßlich ist, denn die Manipulation unter den Dunkelstürzen, die Ven- 
tilation, die lichtdichte Anbringung von Wasser- oder Luftleitungsanschlüssen 
usf. ist sehr schwierige und nie einwandfrei. 

Bei Anlage biologischer Dunkelkammern ist auf die Beseitigung aller 
Fugen und Ritzen der größte Wert zu legen, da selbst sehr geringe Licht- 


') J. Plotnikow, Photochemische Versuchstechnik. Akad. Verlagsgesellsch. Leipzig 
1912. Apparate sind zu haben bei Fritz Köhler, Leipzig. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 51 


intensitäten, die selbst für photographische Prozesse kein Hindernis abgeben, 
die Reinheit des Versuches zu stören imstande sind. Unbedingt notwendig 
ist ein Vorraum, der bereits selbst liehtdicht verschließbar ist, denn sonst 
muß stets beim Öffnen der Türe durch den Experimentator etwas Licht 
eindringen. Die Beleuchtungslampen, welche für eventuelle Beobachtungen 
mit den Augen (in vollkommener Finsternis muß die Beobachtung durch 
Tasten geschehen) angebracht sind, sind mit rotem Glase versehene Glüh- 
lampen, die nicht von außerhalb der Kammer aufgedreht werden können. 
Erfahrungsgemäß können sonst leicht Unbefugte, ja der Experimentator 
selbst, die Lampen aufdrehen, in der Meinung, am Ausschalter das Licht 
abzudrehen. 

Ein dunkler Anstrich der Dunkelkammer wäre für vollkommene Fin- 
sternis, falls keine selbstleuchtenden Stoffe eingebracht werden, nicht er- 
forderlich, doch empfiehlt es sich, die Wände und die Decke mattgrau zu 
streichen, wenn die Dunkelkammer auch für die Versuche mit konstanter 
‚oder sonst willkürlich gewählter Beleuchtung dienen soll, um die starke 
Reflexion an hellen Stellen zu vermeiden. 

Als Lichtquellen sind die elektrischen, bereits für bestimmte Kerzen- 
stärke bezeichneten Glühlampen, und zwar die mit Metallfäden aus ge- 
zogenem Draht (Osram u.a.), welche in den verschiedensten Stärken (5 bis 
100 und darüber) in den Handel kommen, ihrer Handlichkeit, Billigkeit 
und Haltbarkeit wegen allen anderen weitaus vorzuziehen. Für sehr hohe 
Intensitäten kommen außerdem Bogenlampen und wo eine Azetylenleitung 
besteht, Azetylenlampen in Betracht; doch ist der Geruch der letzteren 
lästig und aus diesem Grunde, wo keine Leitung besteht, entschieden ab- 
zuraten, die transportablen Radfahr- oder Autolampen zu verwenden. 

Die Bestimmung der Lichtstärke einer Lichtquelle geschieht durch 
den Vergleich ihrer Wirkung mit einem als Norm geltenden Standard- 
lichte. 

Doch genügt für biologische Zwecke bis jetzt vollauf die Verwendung 
einer mit einem Standardlichte an einer Technik oder sonstigen einschlä- 
gigen Anstalt verglichenen Glühlampe, soferne diese nicht zu lange im Ge- 
brauche gehalten wird. 

Die Vergleichung der zu prüfenden Lichtquelle geschieht mit 
einem Fettfleckphotometer (nach Bunsen), dessen Prinzip darauf be- 
ruht, daß die Normallichtquelle und zu prüfende auf entgegengesetzten 
Seiten eines mit einem Fettflecke gezeichneten Papierschirmes aufgestellt 
und so lange verrückt werden, bis dieser von keiner Seite mehr sicht- 
bar ist. 

Dann ist die von jeder Seite empfangene Lichtmenge für den Fett- 
fleck gleich. 

Da nun die Lichtintensität mit der Entfernung der Lichtquelle im 
quadratischen Verhältnisse abnimmt, so folgt nach Abmessung der Distanz 
jeder der beiden Lichtquellen (a, a‘) vom Fettflecke, da außerdem die 
Stärke (i) der Normallichtquelle (d. i. ihre Intensität in der Entfer- 


52 Hans Przibram. 
nung 1) bekannt ist, die Stärke (i‘) der zu prüfenden Lichtquelle aus der 
Formel: 


Dieselbe Formel kann dazu verwendet werden, um unter Zuhilfe- 
nahme verschiedener Entfernung von einer Lichtquelle zu gleicher Zeit 
bestimmt abgestufte Intensitäten zu berechnen. Zu diesem Zwecke emp- 
fiehlt es sich, ein Meßband längs der Aufstellungsfläche ausgespannt zu 
befestigen, um jederzeit rasch die Entfernung ablesen zu können. 

Zur raschen Bestimmung hoher Lichtintensitäten mit weit entfernter 
Lichtquelle (Sonne) oder zur Prüfung von Registrierstreifen für Lichtinten- 
sitäten bedient man sich der photographischen Methode. 

Der zuerst von Wiesner angegebene Vorgang zur Messung des „Licht- 
genusses“ beruht auf der Vergleichung der mit der Stoppuhr gemessenen 
Zeit, welche ein noch unbelichtetes photographi- 
sches ( Bunsen- Eder-)Papier'!) braucht, um den- 
selben Farbenton anzunehmen, wie die dem 
kleinen Apparate mitgegebenen, fixierten Nor- 
maltöne besitzen. 

Diese Normaltöne sind daraufhin geprüft, 
welche Lichtstärke sie in einer bestimmten Zeit 
mit dem betreffenden Farbentone versorgt hat. 

Eine Gelbscheibe erleichtert die Verglei- 
chung der fixierten Töne mit denen des frisch- 
belichteten Papieres, welches oft einen anderen 
Farbton aufweist, der die Intensitätsprüfung 
erschwert, und verhindert eine weitere Einwir- 
kung ‘der chemischen Strahlen auf das expo- 
nierte Papier. 

Um eine größerefAnzahl von Aufnahmen rasch hintereinander be- 
quem ausführen zu können, hat neuestens V. Vouk?) den Apparat (Fig. 44 
von oben gesehen) mit zwei Spulen (e, d) versehen, auf deren eine (e) das 
lichtempfindliche Papier aufgewickelt ist, während es nach Belichtung durch 
Linksdrehen einer Kurbel (a) auf die andere Spule (d) überwickelt wird. 
Die Gelbscheibe (/, punktiert) läuft in einem Geleise, so daß sie bei Schief- 
stellung der Kassette leicht über das exponierte Papier gleitet. Zu beiden 
Seiten des in einer mittleren Ausnehmung des zur Füllung der Spulen 
abhebbaren Deckels (b, b) sind auf einem ebenfalls an gleicher Stelle durch- 
brochenen Metallrähmchen, das mit einem Reiber fe) auf dem Deckel be- 
festigt ist, Vergleichstöne (g, h) angebracht. ®) 


Fig. 44. 


) J. Wiesner, Lichtgenuß der Pflanzen. Leipzig 1907. 

) F.Vouk, Ein verbesserter, neuer Wiesnerscher Insolator zur Bestimmung des 
Lichtgenusses. Ber. d. Deutschen bot. Ges. XXX. 1912 (S. 391. Fig. 1). 

) Beide Insolatoren werden von der Firma R. Lechner, Wien, Graben, in den 
Handel gebracht. 


‘ 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 55 


Um eine fortdauernde Registrierung der Lichtintensitäten zu er- 
reichen, werden lichtempfindliche Papiere auf Uhrwerktrommeln aufge- 
spannt, die je nach dem näheren Zwecke eine verschiedene Einrichtung 
erfahren haben. Die Manipulation des Aufspannens erfolgt jedenfalls in der 
Dunkelkammer bei rotem Lichte. 

Der Registrierapparat von Samec und Jenäic!) besteht aus einem 
lichtdichten Holzkasten, einem Metalldeckel zu diesem, einem Uhrwerk 
(Fig. 45) und dem lichtempfindlichen Papier (x), das durch das Laufwerk 
an einer im Metalldeckel ausgelassenen 2 cm breiten Öffnung vorüberge- 
führt wird. Das Uhrwerk mit Ankergang treibt eine Achse, auf welcher 
eine in 300 Teile geteilte Scheibe (r = 2'5 cm) steckt. Diese trägt beim 


Fig. 45. 


Teilstrich O einen 0'15 em langen, vorspringenden Zapfen / und einen 
auf der Scheibenachse beliebig verstellbaren, in einen Zapfen auslaufen- 
den Zeiger II. Die Umlaufszeit der Scheibe beträgt zirka 5 Minuten und 
könnte bei Bedarf durch Beeinflussung der Uhrunruhe (v) variiert werden. 
Bei der Rotation der geteilten Scheibe wird durch den Zapfen / ein 
Anker (n) ausgelöst, der durch eine Feder (0) gegen ein vierzahniges 
Zahnrad (p) gedrückt wird. Jetzt rotiert dieses, getrieben durch eine im 
Gehäuse untergebrachte Feder samt der mit ihm auf der gleichen Achse 
sitzenden Trommel (r) um 90° und schiebt dabei das in die Trommel ein- 
geklemmte lichtempfindliche Papier um ein bestimmtes Maß (in unserem 
Falle um 2°5 cm) fort, wodurch dieses exponiert wird. Das Papier bleibt 


1) M. Samec und A. Jeneic, Über ein selbstregistrierendes Photometer. Sitzungs- 
bericht Akad. Wissensch. Wien. CXIX, Abt. ITa. Mathemat.-naturwissenschaftl. Klasse. 
S. 1571. 2 Taf. 1910. Der Universitätsmechaniker L. Castagna in Wien fertigt diesen 
Apparat an. 


54 Hans Przibram. 


so lange dem Licht ausgesetzt, bis der willkürlich verstellbare Zeiger II 
den Anker zum zweiten Male auslöst und das Papier um die gleiche Strecke 
fortzieht. Die Expositionszeit beträgt je nach der Einstellung 3 Sekunden 
bis 5 Minuten. Die nun freigewordene Papierfläche bleibt so lange in Ruhe, 
bis wieder der Zapfen / den Anker auslöst, also: Umlaufszeit der Scheibe 
weniger der Expositionszeit. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel 
beträgt zirka 1 Stunde, so daß sich das lichtempfindliche Papier bei jedem 
Sprunge nur 0'25 Sekunden in Bewegung befindet. Sobald das Papier ein- 
geführt ist, wird der Deckel aufgesetzt, das Uhrwerk mittelst festen Schlüssels 
(A) aufgezogen und in Gang gesetzt. 

Der Papierstreifen zeigt nach der Exposition zweierlei belichtete Fel- 
der, die durch unbelichtete schmale Streifen voneinander getrennt sind. 
Die während fast 5 Minuten langen Expositionszwischenzeiten bekommen 
bei hoher Lichtintensität so starke Schwärzung, daß Unterschiede der 
Helligkeit nicht mehr zu unterscheiden sind, umgekehrt werden bei ge- 

ringen Intensitäten die wäh- 

ne rend kürzerer Expositions- 

dauer belichteten Felder zu 

wenig beeinflußt sein. DieVer- 

gleichung der Schwärzungs- 

intensitäten, ebenso wie die 

Berechnung der Lichtintensi- 

täten geschieht mit Hilfe des 
Wiesnerschen Apparates. 

Andere Gesichtspunkte 


T 


u 


| - haben mich bei der Kon- 
= struktion meines „Phänogra- 
|| phen“ !) geleitet. Es hat sich 
= mir darum gehandelt, erstens 
eine ganz kontinuierliche Re- 

oe eistrierung der Lichtstärke, 


N ar pe 


zweitens eine automatische 
Summierung der an den auf- 
einanderfolgenden Tagen zu gleicher Tageszeit angetroffenen Intensitäten, 
endlich drittens eine als Kurve ablesbare Tönung zu erreichen. 

Der Phänograph (Fig.46, / mit aufgesetztem, 1/ mit abgenommenem 
Sturze) besteht aus einer mittelst Uhrwerk in 24 Stunden einmal um ihre 
Vertikalachse rotierenden Trommel («), aus einem nicht mitrotierenden 
Untersatz (5b) und aus einem lichtdicht in den kreisförmigen Rand des 
Untersatzes einschraubbaren zylindrischen Sturz (e). Der letztere trägt an 
einer Seite seiner Höhe noch einen Schlitz (d), welcher durch zwei gegen- 

*) Die ausführliche Beschreibung dieses Apparates, den ich im Jahre 1910 kon- 
struieren ließ, wird in der Zeitschrift für Biologische Technik und Methodik erfolgen. 
Die Herstellung der Phänographen besorgte der Mechaniker H. Dümler, Wien, IX., Schwarz- 
spanierstraße. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 55 


einander verschiebbare und mit Schrauben (e) festzustellende keilförmige 
Schneiden (/) verengert bis ganz geschlossen werden kann. Wird die 
Trommel in der Dunkelkammer bei rotem Lichte mit lichtempfindlichem 
Papier (g) überspannt, welches mittelst einer Feder (h) festgehalten wird 
und der Apparat durch Drehung eines Knopfes (6) aufgezogen, mit dem 
Sturze bedeckt und an das Licht gestellt, so entscheidet die Einstellung 
dieser Schneiden, wie lange jeder Vertikalstreifen des Papieres der Be- 
lichtung ausgesetzt bleibt. Ist der Umfang der Trommel mit 24 cm ange- 
fertigt (Graduierung in Millimeter bei k), so wird bei einer Spaltweite von 
lcm das Papier eine Stunde lang der Belichtung zugänglich bleiben; wird 
der Spalt auf 1 mm verengt, so wird bei dieser Einstellung jede Papier- 
stelle bloß */,, Stunde gleich 6 Minuten der Belichtung zugänglich sein. 

Um die Belichtungsintensität einer Woche zu erhalten, ist das Uhr- 
werk mit Ttägiger Ablaufsdauer konstruiert; da aber in einem Tage be- 
reits jeder Teil des Papieres einmal den Spalt passiert hat, so wird nun 
jedesmal zu gleicher Tagesstunde derselbe Streifen abermals der Belich- 
tung zugänglich, so daß.sich die schwärzung der lichtempfindlichen Schichte 
summiert. 

Um den Durchschnitt der Belichtung für eine bestimmte Tageszeit 
während einer Woche zu erhalten, wird vor den Schlitz in ein an dem 
Sturze befestigten hähmchen (2) ein Lichtschirm (m) eingeschoben, der in 
seinem oberen Teile mit einem Visierwinkel, in seinem unteren mit sieben 
horizontal übereinander liegenden Abschnitten versehen ist. Der oberste 
Abschnitt ist leer, so daß er die gesamte Lichtintensität durchläßt, der 
zweite mit einem Blättchen eines dünnen Papieres überklebt, das !/, der 
Lichtintensität zurückbehält, der dritte mit zwei solchen Blättchen usf., bis 
der sechste $/, zurückbehält. Die Schwärzung unter diesem Schirmteile zeigt 
dann den Durchschnitt der Lichtintensität zu jeder Stunde der Woche an. 

Die Verbindung der Stellen eben merklicher Schwärzung ergibt eine 
Kurve, deren tiefster Punkt die höchste Lichtintensität (also gewöhnlich 
zu Mittag), deren höchste Punkte die geringste Lichtintensität (Mitter- 
nacht) bezeichnen. 

Zur Bestimmung der absoluten Lichtintensitäten dienen unbelichtete 
Stücke des zur Trommelspannung verwendeten photographischen Papieres, 
welche unter dem Lichtschirmchen der Einwirkung eines Lichtes bestimmter 
Kerzenstärke in gemessener Distanz ausgesetzt werden. Sowohl diese Kon- 
trollpapiere als auch die Registrierstreifen lassen sich auf dem gewöhn- 
lichen photographischen Wege fixieren (z. B. mit Natron). 

Große Schwierigkeiten bietet es, wenn eine bestimmte Farbqualität 
in einer mit einer anderen Farbe vergleichbaren Intensität zur Anwen- 
dung gebracht werden soll. 

Mitte, um überhaupt färbiges oder auch annähernd Licht einer 
Wellenlänge einwirken zu lassen, sind folgende: 

a) Färbige Flammen: Bogenlampen mit verschiedenen Farbkohlen; Natrium- 

flamme für gelb A = 059), Lithium rot A= 067 und 061), 


56 Hans Przibram. 


Thallium grün & = 054), Indium blau und violett & = 046 p. und 

darüber hinaus). 

b) Färbige Lösungen: Rot bis Fraunhofer-Linie C: Fuchsin in Alkohol. 
doppelschwefelsaures Jod: gelb D bis E Kaliumchromat, grün E bis b 
Nickelnitrat, blau F bis F'/, G, Berlinerblau, F bis H ammoniakalisches 
Kupfersulfat, violett G bis H Parmaviolett. 

ce) Färbige Gläser; rot Rubinglas sowie sonstige Farben bei Schott & Gen., 
‚Jena, erhältlich. 

d) Färbige Pigmente: Rot bis C: Zinnober, orange etwa C Minium. 
goldgelb etwa D Bleioxydul, gelb D bis E chromgelb, etwa E grün- 
gelb Bleichromat, grün E bis b Scheels Grün (giftig), F bis F!/, G 
Berliner, von da bis G ultramarin-blau. 

e) Brechung durch das Prisma: Reinkes!) „Spektrophor“. 

Von diesen Methoden liefert bloß die letzte wirklich homogenes Licht 
der gewünschten Wellenlänge, ist aber dafür praktisch für längeres Halten 

Fig. 47. der Tiere wenig geeignet. Leichter lassen sich konstante 
Flammen zur Einwirkung bringen, doch muß auf die 
meist nicht gleichgültigen Gase durch entsprechende Ven- 
tilation (am besten sind die Versuchstiere durch Glas von 
der Lichtquelle getrennt) kücksicht genommen werden. 
Für färbige Lösungen müssen doppelwandige Gefäße 
dienen; für kleine Objekte genügen die doppelwandigen 
(„Sennebier“ )-Sturzflaschen (Fig. 47), welche von oben her 
mit der Flüssigkeit gefüllt werden können. Färbige Gläser 
sind recht bequem, aber die Intensität der verschiedenen 
Farben ist selten nur annähernd gleich, auch geht meist 
zu viel Licht verloren. 

Färbige Pigmente lassen sich. auf Papiere aufgetragen (im Handel er- 
hältliches färbiges Papier?) bloß für reflektiertes, nicht aber für durch- 
fallendes Licht verwenden. Färbige Gelatine läßt sich als Aushilfe für die 
Bedeckung verwenden. Bei der Verwendung von Farbpapieren dürfen die- 
selben nicht mit den Tieren oder deren nächsten Umgebung in Berührung 
treten, da sonst die chemische Eigenschaft des betreffenden Pigmentes 
eine Rolle spielen kann. Am besten ist es, Glasgefäße von außen und unten 
mit dem färbigen Papier zu umgeben. Runde Gläser sind am einfachsten 
mit einem rechteckigen Papierstreifen, dessen Länge etwas über den Um- 
fang des Glases, dessen Höhe bis zu dem gewünschten, mit der reflek- 
tierten Farbe zu versorgenden Niveau reicht. zu umgeben, indem man mit 
einem Gummibande die Befestigung vornimmt (Fig. 48). Das umwickelte 
Glas wird dann noch einfach auf ein gleiches Papier aufgestellt, das nun 
durch den Glasboden durchscheint. Soll auch beim Aufheben des Glases 


') J. Reinke, Untersuchungen über die Einwirkung des Lichtes auf die Samen- 
ausscheidung der Pflanzen. II. Mitt. Bot. Zeitz. XLII. 1884. 

*) Lichthaltbare Papiere in bestimmten Farbentönen liefert die Milton Bradley Co., 
Springfield, Mass., Vereinigte Staaten von Nordamerika. 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 57 


die Papierhülle des Bodens mitgehen und andrerseits auch das Glas rasch 
von der ganzen Papierhülle mit einem Griffe befreit werden, so beklebt 
man (nach Megusar, II) einen Streifen dünnen Kartons (a) mit dem Papiere, 
läßt den Streifen höher sein, als es sonst erforderlich wäre, und biegt unter 
Anbringung schiefer Einschnitte diesen Rand um (6), so dal) eine Stütze ent- 
steht, auf die ein rund geschnittener, ebenfalls mit dem farbigen Papiere be- 
klebtes Kartonstück (c) aufgelegt werden kann. Der 
Karton muß steif genug sein, um bei Umwicklung 
mit dem Gummiband (d) stehen zu bleiben. 

Die Richtung des einfallenden Lichtes ist 
leichter zu regulieren als Intensität und Qualität. 

Man bedient sich hauptsächlich des Glases, 
eventuell noch eines unter 45° gegen den Glasboden 
geneigten Spiegels, um von unten her die Behälter 
zu beleuchten. Versuche über den Einfluß der Licht- 


richtung können auf solche Art aufgestellt werden, Z 
dal nebeneinander Versuche mit Ober- und Unter- 

beleuchtung aufgestellt und auch das Licht in einem 

Versuch abwechselnd von oben und von unten einfallen I —— % 


kann (Fig.49, 7 Schema von vorne, // Querschnitt). 

Eine solche Vorrichtung besteht aus zwei Mauerträgern (a), die eine 
Glasplatte (b) tragen. Die Glaswannen (ce) zur Aufnahme der Versuchs- 
objekte werden auf diese unter lichtdichten Holzkisten (d) gestellt, deren 
Boden fehlt und deren Deckel aufklappbar ist. Soll von oben beleuchtet 
werden, so bleibt der Deckel offen (e) und unter die Wanne wird ein 
schwarzes Papier geschoben; soll von unten beleuchtet werden, so wird der 


Fig. 49. 


Deckel geschlossen und das Papier entfernt. Nötigenfalls wird das durch 
die unteren Glasplatten verlorene Licht auch bei der Oberbeleuchtung 
durch Auflegen gleichdicker Glasscheiben kompensiert. 

Außer den uns sichtbaren Lichtstrahlen sind wiederholt andere Strahlen- 
arten auf Tiere zur Einwirkung gebracht worden. 

Bezüglich der Messung und des Gebrauches von Röntgen-, Kathoden-, 
Radiumstrahlen usf. verweise ich jedoch auf das zitierte Buch von Plot- 
nikow; für biologische Probleme sind diese von untergeordneter Bedeu- 
tung, da sie in der freien Natur keine Rolle spielen. 


58 Hans Przibram. 


Zur Erzeugung von Ultraviolettlicht dient das Heraeuslicht, welches 
von elektrischem Gleichstrom gespeist wird (zu beziehen durch Westing- 
house-Cooper-Hewitt-Gesellschaft, Berlin SW.). 


8. Wärme. 


Die Temperatur hat neben der Feuchtigkeit auf biologische Prozesse 
den größten Einfluß. Es ist daher besonders wichtig, diesen Faktor in 
unsere Willkür zu bekommen. 

Als Wärmequellen dienen neben der Sonnenwärme, welche einer Re- 
eulation schwer zugänglich ist, künstliche Heizungen, die mit Kohle, Koks, 
Leuchtgas oder Elektrizität betrieben werden. 

Handelt es sich um kleine Räume bis zu der Größe von Schränken, 
so bieten die zwei letztgenannten Heizmittel den ökonomischesten und be- 
quemsten Betrieb. Die im Handel erhältlichen „Thermostaten“ !) bestehen 
aus Kästen, welche einen sehr gut isolierenden Mantel haben und vom 
Boden her geheizt werden. Diese Heizung wird sowohl bei der Gas- als 
auch bei der elektrischen Feuerung derart reguliert, daß bei Erreichung: 
einer bestimmten Temperatur der weitere Zufluß an Leuchtgas, respektive 
elektrischer Kraft sistiert wird. Es geschieht dies bei den meisten Thermo- 
staten durch das Steigen einer Quecksilbersäule, welche das Gas drosselt, 
respektive einen elektrischen Releekontakt ausschaltet. 

Zur Einstellung und Kontrollierung der Temperatur benützt man 
Quecksilberthermometer (mit der 100teiligen Gradskala nach Celsius), welche 
selbst wieder mit geaichten „Normalthermometern“ verglichen sein sollen, 
denn Abweichungen um ein Grad sind bei der gewöhnlichen Handelsware 
keine Seltenheit. Für die meisten biologischen Zwecke genügt Einteilung 
in Grade oder halbe Grade, für. genaue Messungen sind in Zehntel ge- 
teilte Normalthermometer zu verwenden. Die Skala des Thermometers soll 
deutlich lesbar sein und die Gestalt des Instrumentes derart, daß nicht 
Spiegelungen den Stand des (uecksilbers unklar erscheinen lassen. 

/ur Registrierung der Temperaturen finden „Thermographen“ Ver- 
wendung, die ganz analog den Hygro- und Barographen konstruiert sind 
und von denselben Firmen wie diese bezogen werden können. Ihre Ein- 
stellung geschieht nach dem Normalthermometer, indem die Stellschraube 
(Fig. 50 5) so lange mittelst Schlüssels gedreht wird, bis die Feder auf 
dem mit dem Normalthermometer übereinstimmenden Grade des Registrier- 
papierstreifens zu stehen kommt. Beim Bezuge des Apparates sind die 
Temperaturintervalle, für welche er gelten soll, anzugeben und auch dem- 
entsprechend die Papierstreifen zu bestellen. 

Bei hohen Temperaturen mul wegen des raschen Austrocknens die 
Kopiertinte in der Schreibfeder öfters nachgefüllt werden. 


‘) In den Handlungen für elektro-medizinische Apparate sind diese Vorrichtungen 
erhältlich. 


u 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 59 


Zur Beheizung größerer Räume eignet sich weder offenes Gas, noch 
Elektrizität; ersteres wegen der Luftverderbnis, wenn es sich in dem Versuchs- 
raume selbst befindet, letztere wegen ihrer Kostspieligkeit und der ge- 
ringen Dauerhaftigkeit der Drahtspiralen, welche die Wärme erzeugen. 

Als Heizkörper dienen am besten Warmwasser- oder Niederdruck- 
dampfheizungsrohre, welche von einem Kohlen- oder Kokskessel aus ge- 


Fig. 50. 


speist werden. Die Koksfeuerung ver- BEL 
dient wegen der geringeren Rauchent- 
wicklung den Vorzug. Die Erzeugung 
der für die Zentralheizungsanlage not- 
wendigen Wärme kann aber auch mit- 
telst Gaskesseln geschehen, die den 
Vorzug haben, automatisch eine größere 
oder geringere Menge Dampf nach Be- 
darf zu erzeugen (System Ascania, 
Dessau; Schema Fig. 51; a Gaszulei- 
tung, b Gasbrenner,.ce Gasabzug, d Re- 
gulator, e Dampfkessel, f Dampfzulei- 
tung, g Heizschlange, k Kondenswasser- 
rückleitung). 

Wo ein Anschluß an eine bestehende Zentralheizung mit permanentem 
Betriebe vorhanden ist, arbeitet diese billiger, jedoch mul) auf die Einhaltung 
eines konstanten Druckes durch Anbringung eines guten Luftzufuhrregulators 
(Schwimmer) undsorgsame Wartung gesorgt werden. Für hohe Temperaturen ist 
die Nähe des Abnahmeortes der Wärme vom Kessel von ökonomischem Vorteile. 

Größere Zimmer oder Kammern, welche zur Konstanthaltung der 
Temperatur eingerichtet werden sollen, sind von vorn herein so zu wählen, 
daß sie zwischen oder in Räumen gelegen sind, die bereits selbst keinen 
allzu großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. 


60 Hans Przibram. 


Dicke, aus gut isolierenden Substanzen bestehende Wände, wenig 
Türen und Fenster, keine gläserne Bedachung für diese „Außenräume* 
garantieren ein besseres Funktionieren der thermostatischen Kammern. 

Zur Konstanthaltung der Temperatur werden „Temperatoren“ (Fig.52, 
Schema, a) angebracht, die automatisch bei Erreichung der gewünschten 
Temperaturgrade das Heizungsrohr (5), welches in die betreffende Kammer 

(ce) eintritt, noch außerhalb 
nn dieses Eintrittes im Außen- 
raum drosseln und endlich 
ganz abschließen, um bei 
Sinken der Temperatur 
einige Zehntel Grade unter 
die gewünschten Grade 
wieder allmählich zu öff- 
nen. Von diesen Tempera- 
toren gibt es verschiedene 
Systeme, die alle darauf 
hinauslaufen, daß eine in 
einem „Aufnahmekörper“ 
(d) befindliche Flüssigkeit 
durch verschiedene Dampf- 
spannungsentwicklung bei 
verschiedenen Tempera- 
turen die Absperrung be- 
tätigt. 

Dies geschieht auf 
verschiedene Weise. ent- 
weder unter Verwendung 
von Druckluft (Hardy) oder durch elastische Büchsen (Hübner und Mayer, 
Turul), endlich durch eine mit Wasser gefüllte Kupferleitung (e) und 
einen metallringumgebenen Gummischlauch (im Innern von a; „Ulorius“, zu 
beziehen von @. A. Schultze, Berlin-Charlottenburg, jedoch nur gegen vor- 
herige genaue Angabe der Temperaturgrade usw.). Der letztere Regler ist 
am besten zu empfehlen, da er bereits für große Säle (z. B. in Kliniken), 
sowie für kleinere Kammern erprobt ist. Er läßt sich 5 Grade hinauf und 
hinunter von der Mitteltemperatur ebenfalls verwenden, indem die Ein- 
stellung geändert wird. Hauptsache für eine gute und dauernde Funktion 
ist die erste Installation, welche genau nach den Vorschriften der erzeu- 
genden Firma zu geschehen hat. Die Anstauung von Wasser in der Heiz- 
leitung, das Warmwerden der Rückflußleitung infolge mangelhafter Ent- 
wässerung (hufeisenförmige Entwässerungsschleifen (f) unter dem Niveau 
des Fußbodens (g) sind allen Entwässerungsdosen vorzuziehen), Unrein- 
lichkeiten in den Rohren (von der Montage her zurückbleibende Dichtungs- 
fetzen, Metallsplitter usf.) sind strenge zu vermeiden. Bei Einhaltung aller 
Vorsichtsmaßregeln kann eine bis auf + !/, Grad genaue Temperaturkon- 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 61 


stanz selbst in ganz lichten Räumen erreicht werden, welche durch die 
Glasseheiben eine starke Ausstrahlung erleiden. Nur wo starker Wind- 
anfall ist, treten größere Schwankungen ein. 

Alles bis jetzt Gesagte bezieht sich jedoch auf Temperaturen, die 
über der Außentemperatur liegen. Steigt die Außentemperatur über den 
in der Temperaturkammer zu haltenden Wärmegrad, so müssen Maßregeln 
bereit sein, um diesen Einfluß zu paralysieren. 

Am meisten ist der Einfluß direkter Sonnenstrahlen zu fürchten; 
gegen diese schützen bis zu einem gewissen Grade äußere Jalousien aus 
Holzbrettchen, die das Eintreten 
der direkten Strahlen hindern, ohne m 
dem diffusen Licht ganz den Weg 
zu versperren. Räume mit höherer 
Feuchtigkeit leiden viel weniger 
unter dieser vorübergehenden Be- 
strahlung als trockene, weil der 
Wasserdunst als schlechter Wärme- 
leiter viel Wärme absorbiert, ehe 
die Temperatur merklich steigt und 
so auch dem Temperator zur Be- 
tätigung der Heizungssperre längere 
Zeit zur Verfügung steht. 

Steigt die Außentemperatur, 
abgesehen von der Bestrahlung, so 
hoch, daß die gewünschten Innen- 
temperaturen nicht mehr ohneaktive 
Abkühlung gehalten werden, so 
dienen Ventilationen, um mit mo- 
torischem Betriebe die erhitzte 
Luft wegzuschaffen und aus einer 
im Raume unten befindlichen Öff- 
nung (gegebenenfalls genügt das 
Öffnen der Türe) kältere Luft nach- 
zusaugen. 

Solche Ventilatoren lassen 
sich für Wechselstrombetrieb mit 
direkter Betätigung des elektrischen 
Stromes durch ein Thermometer automatisch einrichten, während für andere 
Betriebsarten Relais mit Elementen notwendig sind, die wie bei,„unseren 
Zimmerglocken elektromagnetisch eine Ausschaltung bewirken. & 

Der automatische Ventilator für Wechselstrom (Fig. 53) (fabriziert 
teilweise nach meinen und meines Laboranten A. Weisers Angaben von 
H. Dimler, Wien. IX., Schwarzspanierstraße) besteht aus einer oben offenen 
Glasröhre (a), welche unten in ein kolbenförmiges Gefäl) (b) eingeschmolzen 
ist und deren Quecksilberfüllung durch eine seitlich in einer Kautschuk- 


62 Hans Przibram. 


führung wirkende Stellschraube (c) beliebig hoch eingestellt werden kann, 
ferner aus einem diese Röhre tragenden Metallhalter (d), an dem oben 
durch zwei Führungen (%k) ein langer Metallstift (e) läuft, der dann einen 
auf die Glasröhre angesteckten Metallschutzdeckel (/) durchbohrt und in 
ein halbkugelförmiges, nach abwärts geöffnetes Schälchen (g) ausläuft. 
Nach oben zu läuft der Stift in einen Knopf (h) aus. Zwischen Queck- 
silber und unterem Stiftende ist zur Isolation ein Glaskügelchen () ein- 
geschaltet. 

Die obere Führung (%) des Stiftes ist derart beweglich an dem Me- 
tallhalter angebracht, daß sie durch eine Feder (7), welche den Stift zwi- 


Fig. 54. 


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NIIIIII_’I_—I—S—ISSSS 


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schen den zwei“Führungen umwickelt, und ihre eigene Federung (bei m) 
gegen eine Metallspitze (n) gedrückt wird. Da nun sowohl die obere Füh- 
rung als auch diese Spitze mit der Wechselstromleitung (bei o und p) 
verbunden sind, so schließt sich ein Kontakt und vermag einen einge- 
schalteten Motor (qg) in Bewegung zu setzen, der selbst wieder den in 
einem Fenster oder sonst in der Mauer eingebauten Ventilator (r) treibt. Sinkt 
die Temperatur unter das gewollte Maß, so vermag das Quecksilber die 
Glaskugel und den Stift nicht mehr oben zu halten, diese sinken nach 
abwärts, der obere Knopf des Stiftes drückt die obere Führung nach ab- 
wärts, wodurch der Kontakt mit der Metallspitze unterbrochen wird, da 


Das lebende Tiermaterial für biochemische Untersuchungen. 63 


die beiden stromführenden Klemmen (bei s isoliert) stromlos werden, und 
der Ventilator bleibt stehen. 

Sobald die gewünschte Temperatur wieder durch die Heizung erreicht 
wird, schließt sich infolge Ausdehnung des Quecksilbers und der über 
diesem im Kolben eingeschlossenen Luft, Emporhebung der Kugel und 
des Stiftes und Wiederherstellung des Kontaktes durch die Ausdehnung 
der Feder der Strom und die Ventilation entfernt die überhitzte Luft. 

Zur Herabsetzung der Temperatur dienen ferner Wasserdurchläufe 
(Fig.54, die Pfeile geben die Richtung des Durchlaufes an) mit analogen 
Temperatoren (a), wie sie für Wärmeleitungen erzeugt werden (Schultze, 
Charlottenburg; bei Be- 
stellung maximaler Was- 
serleitungsdruck und ge- an: 
wünschte Temperaturgra- 
de angeben), endlich Käl- 
temaschinen, die wir gleich 
bei Gelegenheit der Käl- - 
tekammern besprechen 
werden. 

Ebenso wie wir 
Wärmegradekonstanthal- 
ten können, die über der 
Außentemperatur oder 
doch nurim Hochsommer 
unter derselben sich be- 
wegen, müssen wir auch 
trachten, tiefere Tempera- 
turen jederzeit willkürlich 


VAZZZTZZEEEEGDGEZGGEEZZEEEEZELLEEG, 


RERCATTE, 


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herzustellen und konstant a — 
zu halten. Nakl, 
Er 7: — Reservoir =) 

In primitiver Weise = Si 


hat man dies durch Ein- — | 

stellen der Behälter -in Eu Ergerzor 

fließendes Wasser oder 

Eis zu erreichen gesucht: doch sind die Fehlererenzen, besonders da die 
Temperatur des Leitungswassers mit der Jahreszeit zu schwanken pflegt 
und die Öffnung eines Eiskastens bereits warme Luft in verhältnismäßig 
großer Menge eindringen läßt, sehr weite. 

Erst mittelst der mit motorischer Kraft getriebenen Kältemaschinen 
gelingt es, ganz entsprechend den Wärmekammern auch Kältekammern 
(Fig. 55, Schema) herzustellen. Es empfiehlt sich zur Vermeidung von 
schädlichen Dämpfen, als Kältegenerator nicht eine mit Ammoniak oder 
schwefliger Säure, sondern mit Kohlensäure betriebene Kältemaschine 
(Kompressor) zu verwenden (wie solche beispielsweise von Ztiedinger im 
Augsburg hergestellt werden). Als Kälteausstrahlungsrohre dienen Rippen- 


64 Hans Przibram. Das lebende Tiermaterial f. biochem. Untersuchungen. 


rohre ähnlich wie in den Heizanlagen zur Wärmeausstrahlung. In diesen 
Rippenrohren und der dazu gehörigen Leitung zirkuliert eine Salzlösung 
(Pfeile geben in der Figur die Richtung des Durchflusses an), welche fort- 
während mittelst einer kleinen Pumpe aus einem Reservoire emporgepumpt 
wird und wieder nach Durchströmung der Leitungen in dieses zurück- 
fließt. Bei Betätigung des Kältekompressors (was meist mit Elektromotor 
geschieht) und nachheriger Expansion der komprimierten Kohlensäure in 
den das Salzreservoir umgebenden Schleifen wird die Salzlösung stark 
unter Null abgekühlt und nimmt in ihrer Zirkulation daher die in den 
Räumen vorfindliche Wärme mit. Zur Konstanthaltung niedriger Tempe- 
raturen gehört eine sorgfältigere Wärmeisolation als für höhere. Doppelte 
Wände aus gut isolierendem Material, doppelte Fensterscheiben mit Luft- 
zwischenraum, Vermeidung von Metallteilen, die vom Innern bis nach außen 
führen (Holzleisten und Filzeinlagen zur Abdichtung), seltenes Betreten 
(das Öffnen der Türe bedingt in Wärmekammern kaum nachweisliche, in 
Kältekammern aber leicht empfindliche Schwankung) sind dringend ge- 
boten. Als automatische Temperaturregler (a) gibt es gegenwärtig bloß 
eine Type, welche von Schultze unter Modifikation des Wärmetemperators 
„Clorius“ für die Biologische Versuchsanstalt in 
223 Wien konstruiert wurde und der nach mehreren 
Versuchen nunmehr allen biologischen Ansprüchen 
senüren dürfte; jetzt sind die Resultate fast 
ebenso befriedigend wie bei den Wärmetempe- 
ratoren. 

Da durch fortwährende Kondensation des 
Wassers an den Kühlrohren sich bei niederen 
Temperaturen der Räume, selbst über Null, große 
Feuchtigkeit ansammelt, pflegt leicht eine Ver- 
eisung der Kühlrohre einzutreten, die sehr schäd- 
lich ist. da sie als Isolationsmantel wirkt und 
eine weitere Abkühlung des Raumes behindert. 

Einschmieren der Kühlrohre mit Glyzerin 
dient zur Vermeidung dieses Übelstandes. 

Ist große Feuchtigkeit unerwünscht, so tut man besser daran, bei 
Anlage der Kühlleitungen einen Vorkühlraum einzuschalten, in dem unter 
Absatz des Wasserdunstes die Luft vorgekühlt und von da aus erst in 
die Kühlkammern strömt. Doch ist hiermit notwendigerweise eine eigene 
Ventilation verbunden, die wieder eine genaue Einhaltung der Tempera- 
turen erschwert. 

Für Temperaturen unter Null, in denen Tiere bloß für kurze Zeit 
belassen werden dürfen, genügen wohl stets an Stelle der Kammern klei- 
nere, gut isolierte Schränke oder Zylinder (Fig. 56), in welche bloß die 
Versuchstiere mit den notwendigen Temperaturmeßapparaten hineinkommen, 
während der Beobachter von außen durch einen doppelten Glasdeckel seine 
Beobachtungen macht. 


Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von 
Pankreassaft. 


Von Ernest H. Starling, London. 


Um Pankreassaft in größerer Menge zu erhalten, bedient man sich 
am besten des Sekretins. 

Durch Zaiwlow ist gezeigt worden, daß nach Zuführung von ver- 
dünnter Säure, wie 0'4°/,iger HCl, in das Duodenum, sei es direkt 
oder indirekt durch den Magen, sich ein Reflexfluß von Pankreasaft 
durch eine permanente oder temporäre Fistel ergießt. Popielski!) und 
Wertheimer?) haben dargelegt, daß dieser Reflexfluß noch nach Durch- 
trennung aller nach außen führenden Abdominalnerven und selbst nach 
Zerstörung des Plexus solaris erhalten wird. Der letztgenannte Forscher 
fand ferner, dab der Reflexfluß nicht nur durch Zuführung von Säure in 
das Duodenum, sondern auch in den oberen Teil des Dünndarms hervor- 
gerufen wird, und daß sich die Wirkung der Säure um so mehr verringert, 
je weiter die betreffende Einführungsstelle im Dünndarm vom Pylorus 
entfernt ist. Wurde die Säure in das Ileum unmittelbar über die Ver- 
bindung zwischen lleum und Colon eingeführt, so zeigte sich keine 
Wirkung mehr. 

Von Bayliss und Starling®) wurde dargetan, daß der erwähnte Säure- 
effekt nach Zuführung von Säure durch eine Öffnung des Dünndarms 
erzeugt wird, wenn die Nervenverbindungen des letzteren gänzlich abge- 
trennt worden sind. Die beiden Autoren schlossen daraus. daß der be- 
treffende Reiz auf die Pankreasdrüse ein chemischer sein muß, der vom 
Darm auf dem Wege der Blutbahn zur Drüse vermittelt wird. Sie fanden, 
daß, wenn man die Schleimhaut des Darmes mit 0'4°/,iger HCl anreibt, 
die Flüssigkeit abfiltriert und das Filtrat in das Blut einführt. bereits 


!) Popielski, Gazette elinique de Bolkin (russ.) (1900). 

2) Wertheimer, Journ. de Physiol. T. 3. p. 335 (1901). 

3) Bayliss and Starling, Proc. Roy. Soc. Vol. 18. p. 352 (1902) und Journ. of 
Physiol. Vol. 69. p. 325 (1902). 


Abde rh alden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 5 


66 Ernest H. Starling. 


nach weniger als einer Minute eine reichliche Menge von Pankreassaft ab- 
gegeben wird. Sie folgerten daraus, daß der Pankreassaftfluß normaler- 
weise durch eine chemische Substanz bedingt wird. Diese Substanz, die 
als Sekretin bezeichnet wurde, wird zu der Klasse der Hormone (che- 
mischen Boten) gerechnet. 

Dieses Sekretin wird in den Zellen der Schleimhaut des Duodenums 
und des Dünndarms durch die Wirkung der Säure auf eine Substanz 
erzeugt, die als Vorstufe des Sekretins aufgefaßt wird und mit dem 
Namen Prosekretin belegt wurde. Es wird direkt von den unterliegen- 
den Kapillarien aus den Epithelzellen absorbiert und durch das Blut 
zu der Pankreasdrüse geführt, wo es auf die Sekretzellen spezifisch er- 
regend wirkt. 

Gewinnung des Pankreassaftes. Um Pankreassaft mit Hilfe des 
Sekretins zu gewinnen, kann man in folgender Weise verfahren: 

Am besten bedient man sich zu diesen Versuchen des Hundes; 
jedoch reagiert auch irgend ein anderes Tier auf die Injektion von 
Sekretin. Das letztere ist aus dem oberen Teil des Dünndarmes irgend 
eines Wirbeltieres darstellbar.') 

Um einen ausgiebigen Safttluß zu erzielen, füttertt man den Hund 
24 Stunden vor der Entnahme mit einer reichlichen Menge Fleisch. Vor 
der Operation wird das Tier mit einer geringen Dosis Morphium betäubt 
und dann mit etwas flüchtigem Anästhetikum., z.B. mit Äther oder mit 
einer Alkohol-Chloroform-Äthermischung, narkotisiert. Das Abdomen wird 
längs der Linea alba geöffnet, dann wird diejenige Stelle des oberen 
Teiles des Dünndarmes (Jejunum) aufgesucht, wo die Verbindung mit der 
Bauchwand aufhört. Für die Gewinnung des Sekretins isoliert man sich 
nun ein Darmstück von etwa 60 cm Länge, und zwar so, daß man zu- 
nächst an dem entsprechenden Ende und an den Blutgefäßen Ligaturen 
anlegt und dann das fragliche Stück aus dem Körper entfernt. Steht noch 
ein anderer Hund zur Verfügung, so kann man vorteilhaft sowohl das 
Duodenum als auch den oberen Teil des Jejunums ausschneiden. Das 
Duodenum ist derjenige Teil des Darmes, welcher an Sekretin am reichsten 
ist. Der größte der Pankreasgänge wird dann bloßgelegt, wo er in den 
Darm eintritt, und zwar 1 oder 2 cm vor dem hinteren Rande des Pan- 
kreas, d.h. an dem Punkte, wo dieser Rand das Duodenum verläßt. Nach- 
dem man um den Ductus herum eine Ligatur gelegt hat, wird ersterer 
durch einen kleinen Schnitt geöffnet, dann wird eine Kanüle eingeführt 
und festgebunden. Von Wichtigkeit ist, daß die Kanüle nicht mit Gewalt 
eingeführt wird, da sonst das zarte schleimige Gewebe des Ductus vor 
die Kanüle gestoßen und die letztere dadurch verstopft werden kann. An 
der Kanüle befestiet man am besten ein langes Glasröhrchen, so daß der 
Saft ziemlich weit weg vom Hunde, über den Rand des Tisches in einer 


') Bayliss and Starling, Journ. of Physiol. Vol. 19. p. 174 (1903). 


- 


Be 444 
Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von Pankreassaft. 67 
sicher gestellten Flasche bequem aufgefangen werden kann. Für die In- 
jektion des Sekretins wird eine Kanüle in die Jugularvene eingeführt: 
das Sekretin läßt man dann aus einer Bürette zufließen. 

Häufig empfiehlt es sich, zu gleicher Zeit den arteriellen Blutdruck 
mit Hilfe einer in die Karotis eingeführten Kanüle, die mit einem Queck- 
silbermanometer verbunden ist, zu registrieren. 


Darstellung des Sekretins. 


Der Darm wird im strömenden Wasser rein gewaschen. Dann wird 
mit einer Schere aufgeschnitten und die Schleimhaut von dem unter- 
liegenden Muskelgewebe mit Hilfe eines Skallpels vollständig abgekratzt. 
Die Schleimhaut wird in einem Mörser mit einigen Tropfen 0'4°/,iger 
Salzsäure und mit etwas Sand tüchtig zerrieben. Hierauf wird noch 
soviel O'4°/,ige Salzsäure hinzugesetzt, bis man eine rahmartige Flüs- 
sigkeit erhält. Die Mischung wird in eine Porzellanschale gebracht und 
über offener Flamme bis zum Kochen erhitzt. Sobald die Mischung heftig 
siedet, fügt man tropfenweise 10°%/,ige Natronlauge hinzu, bis die Flüssig- 
keit fast neutral geworden ist. Man muß sorgfältig darauf achten, nicht 
zu viel Alkali hinzuzusetzen, die Flüssigkeit muß jedenfalls schwach, aber 
doch deutlich sauer auf Lackmuspapier reagieren. Im allgemeinen erkennt 
man den richtigen Punkt der Azidität daran, daß sich die koagulierten 
Proteine zusammenballen und zu Boden der siedenden Flüssigkeit sinken: 
man muß dann eine klare, überstehende Flüssigkeit beobachten können. 
Nun wird die Mischung durch ein Faltenfilter filtriert. Falls die an- 
nähernde Neutralisation richtig ausgeführt worden ist, filtriert die Flüssig- 
keit außerordentlich schnell durch. Das Filtrat stellt die zur Injektion ge- 
eignete Sekretinlösung dar. 

Zum Gebrauche füllt man die Flüssigkeit in eine Bürette und läßt 
daraus in Zwischenräumen von 10 Minuten je 2—3 cm® in die Vene 
fließen. Bereits während der ersten 60 Sekunden des Zufließens der Se- 
kretinflüssigkeit wird ein lebhafter Saftfluß erzeugt, der 10—15 Minuten 
andauert. Bei Zuführung der Sekretinflüssigkeit von 10 zu 10 Minuten 
kann einige Stunden lang ununterbrochen ein Saftfluß erzielt werden; man 
kann dabei bei einem Hunde von S—10 kg im Verlaufe von 7—8 Stunden 
bis 200 em Saft erhalten. 


Eigenschaften des Sekretins. 


Der Extrakt der Darmschleimhaut enthält nach dem oben angege- 
benen Darstellungsverfahren außer den auf die Pankreassekretion ein- 
wirkenden Substanzen natürlich auch viele andere Beimengungen. Eine 
sichtbare Wirkung einer solchen Substanz macht sich-z. B. bei der Injek- 
tion durch plötzliches beträchtliches Absinken des Blutdruckes geltend — 


IE 


68 Ernest H. Starling. 


eine Erscheinung, welche ihrer Größe und Dauer nach sowohl von dem 
betreffenden Tiere als auch von der Herkunft des Sekretins abhängig ist. 
Dieselbe Wirkung auf den Blutdruck wird auch durch Extrakte hervorge- 
rufen. die aus dem unteren Teile des Ileums stammen und die auf die 
Pankreasdrüse ohne Einflul) sind. Eine gleiche Wirkung verursachen auch 
andere Extrakte aus verschiedenen tierischen Geweben. Das Sinken des 
Blutdruckes ist sowohl bei Hunden als auch bei Katzen bemerkbar. Da- 
gegen ist er nicht zu beobachten beim Arbeiten mit Kaninchen und Affen, 
bei welchen Sekretininjektion sogar eine leichte Blutdruckerhöhung er- 
zeugen kann. 

Jedenfalls ist es möglich. den Sekretinextrakt in der Weise zu 
reinigen, daß die Wirkung auf den Blutdruck vollständig fehlt, während 
hingegen die Reizwirkung auf die Pankreasdrüse erhalten bleibt. Zweifellos 
geht daraus hervor, daß der Einfluß auf den Blutdruck nicht von der 
Substanz, die den sekretomotorischen Reiz auslöst, abhängt. Irgend eine 
andere Snbstanz oder auch verschiedene Substanzen müssen für jene Er- 
scheinung verantwortlich gemacht werden. Zu diesen anderen Substanzen 
können wir wahrscheinlich die kürzlich von Dale und Barger als Iminazol- 
äthylamin beschriebene Verbindung rechnen. Sicher ist aber dieses Pro- 
dukt nicht die einzige Substanz, die in dem Schleimhautextrakt vorhanden 
ist und die die Blutdruckänderungen hervorruft. Das einzige Kriterium für 
die (regenwart oder Abwesenheit des Sekretins in einer Lösung ist, vor- 
läufig wenigstens noch, die Wirkung der betreffenden Lösung auf die 
Pankreasdrüse. Von diesem Standpunkte aus kann man folgende Angaben 
über die Eigenschaften des Sekretins machen: 

Das Sekretin ist beständig in schwachsauren Lösungen, dagegen wird 
es schnell von alkalischen Lösungen zerstört. 

Es wird in Lösung durch Zusatz einiger Tropfen Kaliumpermanganat- 
lösung ebenfalls zersetzt. 

Die Zersetzung scheint durch einen Oxydationsprozeß hervorgerufen 
zu werden. 

Fast neutrale Sekretlösungen, wie sie in oben angegebener Weise er- 
halten werden, verlieren schnell ihre Wirkung, wenn sie im Laboratorium, 
der Luft ausgesetzt, aufbewahrt werden. Indessen kann man sie einige 
Zeit lang aufbewahren, ohne dal) sie einer Zersetzung anheimfallen, wenn 
sie aufgekocht sind und unter Abwesenheit von Luft oder unter Wasser- 
stoff aufbewahrt werden. 

Sekretin ist schwach diffusibel. Es wird durch Trypsin, aber nicht 
durch Magensaft, zerstört. Die Zerstörung durch Trypsin ist nicht etwa 
auf die Alkalinität des betreffenden Mediums zurückzuführen: denn, wenn 
Sekretin mit Pankreassaft gemischt wird. wird es viel rascher zerstört. 
falls der Saft durch Zusatz einer geringen Menge Enterokinase, die natür- 
lich nicht seine Reaktion verändert, aktiviert worden ist. 


| 
| 
| 
| 


Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von Pankreassaft. 69 


Sekretin wird auch durch Darmsaft oder durch Mazeration von Darm- 
schleimhaut zerstört. 

Sekretin ist löslich in Wasser, in verdünnten Salzlösungen, in Säure 
oder Alkali; auch wird es leicht von 70°/,igem Alkohol gelöst. Unlöslich 
ist es dagegen in Chloroform, Äther, Aceton und absolutem Alkohol. Es 
wird durch Quecksilberchlorid in neutraler Lösung und auch von Pikrin- 
säure gefällt. 

Die erwähnten Eigenschaften können, wie im Folgenden gezeigt wird, 
für die Darstellung des Sekretins in reinerem Zustande, als es durch ein- 
faches Auskochen der Darmschleimhaut gewonnen wird, herangezogen 
werden. 

Methode nach Stepp.!) Nach Stepp gewinnt man eine ziemlich 
reine Sekretinlösung in folgender Weise: 

Die schwach saure, rohe Sekretinlösung wird auf dem Wasserbade 
zur Trockene verdunstet. 

Der dunkelbraune Rückstand wird in einer geringen Menge 70°/,igen 
Alkohols aufgenommen; dann wird filtriert. Zu dem Filtrate fügt man das 
Neunfache seines Volumens an absolutem Alkohol. Hierdurch wird ein 
Niederschlag erzeugt, der neben wenig Sekretin zum größten Teil Natrium- 
chlorid enthält; diese Füllung wird verworfen. In dem klaren Filtrate setzt 
man das gleiche Volumen Äther hinzu. Man erhält dabei eine zweite weiße 
Fällung, von der abfiltriert wird und die, nach dem Verdunsten des Äthers, 
aus einem leichten, weißen Pulver besteht. Dieses Produkt stellt ein 
kräftig wirkendes Sekretinpräparat dar, das fast oder überhaupt gänzlich 
frei von Überwirkunge auf den Blutdruck ist. 


keinigungsmethode nach Dale und Laidlaw.:) 


Nach einer kürzlich veröffentlichten, vorläufigen Mitteilung dieser 
Autoren kann das Sekretin in folgender Weise dargestellt werden: 

Von dem oberen Zweidrittel des Dünndarmes von Hund und Katze 
wird die Schleimhaut abgekratzt. Man wägt und zerreibt dann mit einem 
Fünftel des Gewichtes an Ätzsublimat, hierauf setzt man für je lg 
Schleimhaut 249 Wasser hinzu und bringt die Mischung in ein Gefäß, wo 
man sie längere Zeit gut aufbewahren kann. Wenn man eine genügende 
Menge Material gesammelt hat, wird die Mischung aufgekocht. Dann wird 
durch Papier oder Musselin filtriert. Die Flüssigkeit, die nur geringe Mengen 
Sekretin enthält, wird verworfen: der Niederschlag wird in einer Presse 
trocken gepreßt. Der Preßkuchen wird zerbröckelt und in ein angemessenes 
Volumen einer 2°/,igen Essigsäurelösung, die 1°/, Quecksilberchlorid ent- 
hält, suspendiert (für je 1 g der ursprünglichen Schleimhaut rechnet man 
ungefähr 4 cm? Säurelösung). Die Mischung wird aufgekocht. Hierauf wird 


1) Stepp, Journ. of Physiol. Vol. 34. p. 441 (1912). 
2) Dale and Laidlaw, Proc. Phys. Soc. Journ. of Physiol. 44 Vol. p. XI (1912). 


70 Ernest H. Starling. 


filtriert. Zu dem Filtrate setzt man 10°/,ige Natronlauge, bis es fast 
neutral ist, d.h. bis die hervortretende gelbe Fällung von Quecksilberoxyd 
beim Schütteln gerade verschwindet. Man erhält dann einen weißen, 
flockigen Niederschlag, der das Sekretin enthält. Diese Fällung wird auf 
einem Filter gesammelt, getrocknet und in Wasser suspendiert. Durch die 
Flüssigkeit wird Schwefelwasserstoff geleitet; die saure Mischung wird nun 
sorgfältig neutralisiert, erhitzt und frei von Schwefelwasserstoff gekocht. 
Dann wird vom Quecksilbersulfid abfiltriert. Auf diese Weise erhält man 
eine höchst wirksame Sekretinlösung. 

Als vorteilhafter empfiehlt es sich, den Quecksilberniederschlag nicht 
in Wasser, sondern in 75°/,igem Alkohol zu suspendieren und durch diese 
Flüssigkeit Schwefelwasserstoff zu leiten; man neutralisiert hierauf und 
filtriert vom Quecksilbersulfid ab. Aus dem klaren Filtrate erhält man 
schließlich durch Zusatz eines Überschusses von Aceton einen weißen Nieder- 
schlag, der das gesamte Sekretin enthält. 

Aus der wässerigen Sekretinlösung wird durch Zusatz überschüssiger 
Pikrinsäure ein amorphes Pikrat gefällt. Löst man dieses in verdünnter 
Sodalösung. so erhält man eine zur Injektion geeignete Lösung von hoher 
Sekretinwirkung. 


3edingungen für die Wirksamkeit des Sekretins. 


Während man zur Gewinnung von Pankreassaft durch Reizung des 
Nervus vagus ganz bestimmte Vorsichtsmaßregeln anwenden muß, macht 
sich die Wirkung des Sekretins selbst unter den entgegengesetzten Be- 
dingungen geltend, wie z. B. unter tiefer Anästhesie und bei einem sehr 
niedrigen Blutdruck. Die Injektion von Sekretin wird solange eine Sekretion 
von Pankreassaft verursachen, bis die Drüsenzellen vollständig entleert 
sind, d.i. bis die Zymogengranulae aus diesen Zellen gänzlich verschwunden 
sind. Wie zu erraten ist, erhält man einen besonders reichlichen Saftfluß 
von einem gesunden Hunde mit lebhafter Zirkulation: es ist schon des- 
halb vorteilhaft, den druckherabsetzenden Effekt einer Sekretinlösung so- 
viel als möglich zu vermindern. Weder Morphin noch Atropin üben irgend 
eine bemerkenswerte Wirkung auf den Sekretineffekt aus. Dieser Befund 
steht im Gegensatz zu Beobachtungen Pawlows über die Erzeugung der 
Pankreassaftsekretion auf andere Weise. Es zeigte sich nämlich, daß die 
genannten Alkaloide den Einfluß des Nervus vagus auf die Pankreasdrüse 
vermindern oder zerstören und ferner, dal eine sehr kleine Dosis Atropin 
die Wirkung des Pilokarpins auf die Pankreassekretion gänzlich vernichtet. 
Aus folgender Tabelle (De Zillwa‘) ist die Zusammensetzung von Sekretin- 
saft, wie er zu Beginn und am Ende eines Versuches erhalten wird, er- 
sichtlich. Ferner ist aus dieser Zusammenstellung der deutliche Unterschied 
von diesem Safte und von jenem, der nach Injektion von Pilokarpin ge- 
wonnen wird, erkenntlich. 


') De Zillwa. Journ. of Physiol. Vol. 31. p. 229 (1904). 


Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von Pankreassaft. 71 


Arkalität 


| Anzahl der cm? = Na OH, 


kurs 1OremE Salt... #11 127 2: 
d. 1. Na für 100cm? . .|| 0'292] 2 | 
Gesamtmenge fester Kör- | 16 | ' 2 
per in 100 em® I 1:56/ a r Se | 
Koagulum | 
unter 
55°C = 0:38 
| Koagulum 
| Gesamteiweiß . ... . .| 05 —_ _ 0:63 X zwischen 55° | 
| und 75° 
— (6) 
| Opazität über 
| 292 
' 1:00] 
Scheer. gl. -1..092| 1:00 ! 1:00 1:30 1:00 0:98 
- B | 02808) .< r 
hlorde ee. 22... | 02966) | = 0265| — | = 
Gesamtstickstoff . . . . | — _ — 07350] — - 


. Sekretinsaft von 3 Hunden. Spez. Gew. 1'014. 
. Sekretinsaft: Probe «) gesammelt zu Beginn, 5) am Ende des Versuches. 
. Pilokarpinsaft. 
. Sekretinsaft, nach und nach je 10cm? gesammelt: (1) die ersten 10cm’; (12) die 
zwölften 10 em. 
Nachdem 60cm? gesammelt worden waren, wurden 60 cm? 3°/,iges Na, CO, injiziert. 
70 cm® n - n = 50 em? 3°/,iges 4 a 
5 110 cm? = = = R 30 cm? 3°/ ıges = 5; 
Die Alkalität des Pilokarpinsaftes war zuweilen etwas stärker; bei einer Probe 


ya 


entsprach sie nn NaOH. 


Derjenige Saftfluß, der durch fortgesetzte Reizung des Nervus vagus 
erhalten wird, scheint dem Pilokarpinsaft ähnlich zu sein. Andrerseits ist 
der Sekretinsaft anscheinend ganz analog dem Safte, den man bei einem 
Hunde mit einer permanenten Fistel durch Injektion von Säure in das 
Duodenum oder nach entsprechender Fütterung erhält. 

Andere Wirkungen des Sekretins: Nach Injektion von einer 
rohen Sekretinlösung können außer Pankreassaftsekretion und dem Ab- 
sinken des Blutdruckes folgende Erscheinungen beobachtet werden: Ver- 
mehrung der Gallensekretion; die Menge des Flusses kann verdoppelt oder 
verdreifacht werden. 

Darmsaftsekretion (Delezenne und Frouin); 

Speichelsekretion: 

Verstärkte Peristaltik. 

Von diesen Erscheinungen sind wahrscheinlich nur die beiden ersten, 
nämlich der Effekt auf die Galle und den Darmsaft, spezifisch und auf 


vr 


12 Ernest H. Starling. 


das Sekretin zurückzuführen. Der Speichelfluß wird durch das Zentral- 
nervensystem bewerkstelligt; er wird aufgehoben nach Durchschneidung 
der Chorda tympani und des Sympathikus. Er kommt wahrscheinlich erst 
in zweiter Linie infolge des plötzlichen Abfalles des Blutdruckes in Betracht. 
Die erhöhte peristaltische Erscheinung kann auf irgend ein Extraktions- 
produkt zurückgeführt werden, das durch Kochen des Darmgewebes mit 
Säure erhalten wird. 


Prosekretin. 


Die beste Methode zur Extraktion des Sekretins aus der Schleimhaut 
ist die Behandlung der letzteren mit einer verdünnten starken Säure, wie 
z.B. mit 0°4°/,iger Salzsäure. Lösungen von Kohlensäure, Milchsäure und 
Borsäure sind für die Extraktion kaum wirksamer als reines Wasser. Da 
normalerweise der Reiz für die Sekretion beim Eintritt des stark sauren 
Chymus in das Duodenum hervorgerufen wird, schlossen Bayliss und 
Starling, dal» das Sekretin aus einer bestimmten Vorstufe, dem Pro- 
sekretin, hervorgeht und daß die Bildung des Sekretins in den Epithel- 
zellen des Darmes wahrscheinlich durch hydrolytische Prozesse stattfindet. 
Diese Annahme ist indessen nicht mit allen Tatsachen in Vereinbarung 
zu bringen. Das Sekretin, das physikalisch wirksam ist, wird nicht im 
Darmlumen produziert; es gelangt vielmehr aus den Zellen direkt in die 
unterliegenden Blutgefäße. Wir müssen jedenfalls annehmen, dal) die Säure, 
sobald sie in Berührung mit dem freien Rande der Zellen gelangt, ent- 
weder von den Zellen absorbiert wird oder in irgend einer Weise die 
Permeabilität der Zellen verändert. Im ersteren Falle könnte die Vorstufe 
des Sekretins durch die Säure in den betreffenden Zellen abgespalten 
werden: im anderen Falle könnte das vorher gebildete Sekretin durch die 
verbundenen Ränder in die unterliegenden Kapillarien dringen. Wird Se- 
kretin in das Darmlumen eingeführt, so zeigt es keinen Einfluß auf die 
Pankreassekretion. Entweder wird es nicht absorbiert oder, falls es wirklich 
zur Absorption gelangen sollte, wird es bei seinem Durchgang durch die 
Zellen zerstört. 

Nach Delezenne*) findet sich das Sekretin vorgebildet in den Epithel- 
zellen der Schleimhaut. Der Grund, warum es daraus durch Wasser oder 
durch Salzlösung nicht extrahiert werden kann, wird darauf zurückgeführt, 
dab es durch irgend eine Fermentwirkung in dem Maße, wie es aus den 
Zellen extrahiert wird, zerstört wird. Sollte diese Annahme richtig sein, 
so wäre es schwierig zu verstehen, warum kochendes Wasser, das doch 
das Ferment zerstören würde, nicht ein ebenso wirksames Extraktions- 
mittel wie verdünnte Säure darbietet. Andrerseits beweist die Tatsache, 
dab Sekretin aus der Schleimhaut durch starke Seifenlösungen oder durch 


') Delezenne, Journ. de Physiol. et de Path. Compt. T. 14. p. 521, 540 (1912). 
Vgl. auch den dort angeführten vollständigen Literaturnachweis. 


Die Anwendung des Sekretins zur Gewinnung von Pankreassaft. 73 
> - 1 


70°/,igen Alkohol (Fleig!) extrahiert werden kann, dal» keine sehr ausge- 
sprochene chemische Veränderung und wohl sicherlich kein hydrolytischer 
Vorgang für die Infreiheitsetzung des Sekretins herangezogen werden 
kann. Viel wahrscheinlicher dürfte es sein, daß Sekretin in den Zellen 
vorhanden ist, zwar nicht frei, sondern von irgend einem Bestandteil des 
Protoplasmas adsorbiert (möglicherweise von einer Substanz lipoidartigen 
Charakters), aus welchem es vielleicht durch verschiedene physiologische 
Reizungen während des Lebens des Tieres freigemacht wird, z.B. durch 
Senföl und wie es sicherlich durch Anwendung verschiedener chemischer 
Extraktionsmethoden nach dem Tode der Zellen geschieht. Zwischen dieser 
Betrachtungsweise und derjenigen von Delezenne besteht in gewisser Be- 
ziehung kein sehr großer Unterschied; in beiden Fällen hängt jedenfalls 
die Darstellung des Sekretins eher von der Art der Extraktion als von 
der Bildung der Substanz ab. 

Es ist jedenfalls von untergeordneter Bedeutung, ob wir von einem 
Sekretin sprechen, das im adsorbierten und unwirksamen Zustande in der 
Zelle als Prosekretin vorkommt, oder ob wir nur sagen, dal) das Sekretin 
in der Zelle in irgend einer Weise gebunden ist, so dal es eines Spe- 
zifischen Reizmittels an der Oberfläche der Zelle oder besonderer Sub- 
stanzen, die in die Zelle eindringen, bedarf, um in Freiheit gesetzt zu 
werden und dann in die Blutbahn gelangen zu können. 


t) Fleig betrachtet das Sekretin, das nach diesen Methoden (dureh Seifenlösungen 
oder durch Alkohol) extrahiert worden ist, als verschieden von demjenigen, das mit 
Hilfe von Säure gewonnen wurde. Er nennt dieses Produkt Sapocrinin respektive 
Äthylocrinin. Journ. de Physiol. et de Path. p. 32 (1904). 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren 
(Betaine) in Tier- und Pflanzengeweben. 
Von Georg Trier, Zürich. 


Von den in der Natur auftretenden, an basischen Stickstoffatomen 
vollständig methylierten Aminosäuren (Betainen) ist nur der einfachste Re- 
präsentant, das Betain par excellence C, H,,NO, (Glykokollbetain, N-Tri- 
methylammoniumessigsäure), welches der ganzen Gruppe den Namen ge- 
geben hat, sowohl im Tier- wie im Pflanzenreich aufgefunden worden. | 

Aus tierischen Geweben sind ferner isoliert worden: das Karnitin 
(Oxybuttersäurebetain), C,H,,NO,, und das Butyrobetain, C,H,,NO,. 


Aus Pflanzenextrakten sind bis jetzt erhalten worden: 

das Betain (Glykokollbetain), C, H,, NO,;, 

das Stachydrin (z-Prolinbetain), C, H,; NO;, 

das Hypaphorin (Tryptophanbetain). C,, Hıs Ns O,. 

das Trigonellin (Nikotinsäurebetain), C, H, NO,, 

das Betonizin und Turizin (Oxyprolinbetaine), C- H,; NO,. 

Ferner dürfte hierher zu zählen sein das Arecain, C,H,,NO,. 

In Pilzen ist außer dem Glykokollbetain (im Mutterkorn, Champignon) 
aufgefunden worden: das Ergothionin (Thiohistidinbetain), C, H,, O, N; S, 
und das Herzynin (Histidinbetain), C, H,, 0, N;. 


A. Betaine des Tierkörpers. 


Betain, C,H,, NO,. siehe unten. 
Karnitin, U,H,, NO,.) 


Die Synthese des isomeren, inaktiven Isokarnitins (8-Oxy-y-trimethyl- 
aminobuttersäurebetain) ist von A. Rollet?) und von R. Engeland°) aus- 
geführt worden. Die Synthese des inaktiven z-Oxy-y-trimethylaminobutter- 


') Siehe dieses Werk, Bd. 2. S. 1047. 1068. 
®) A. Kollet, Zeitschr. f. physiol. Chem. 69. 60 (1910). 
°) R. Engeland, Berichte d. Deutschen chem. Ges. 43. 2705 (1910). 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) ete. 75 


säurebetains, welches vermutlich die Razemform des Karnitins ist, wurde 
von #. Fischer und A. Göddertz ‘) ausgeführt. 

Das Sulfat dieser razemischen Verbindung ist äußerst löslich in Wasser. 
Mit Phosphorwolframsäure gibt die wässerige Lösung auch bei Gegenwart 
freier Mineralsäure einen farblosen, kristallinischen Niederschlag. der aus 
heißem Wasser in feinen, meist büschel- oder fächerartig verwachsenen 
Nädelchen kristallisiert. Das Goldsalz. C-H,;0,N.HAu(l,, bildet gelbe. 
häufig lanzettförmig ausgebildete und zu Büscheln vereinigte Nadeln. Es 
hat keinen scharfen Schmelzpunkt. Im Kapillarrohr fängt es gegen 162° 
an zu sintern und schmilzt erst zwischen 175—176° (korr.) zu einer klaren, 
orangeroten Flüssigkeit. 

Das Chloroplatinat ist ın Wasser äußerst leicht löslich und wird 
daraus durch Alkohol zunächst als Sirup gefällt. Kristallisiert in dünnen 
Nadeln. Schmilzt nicht ganz konstant nach vorherigem Sintern gegen 216° 
unter Zersetzung. 


Butyrobetain, U, H,,NO,. 


Eine Verbindung von der angenommenen Zusammensetzung Ü- H,- NO3. 
welche aber nach Takeda °) mit dem y-Trimethylaminobuttersäurebetain 
identisch ist und danach der Formel C- H,; NO, entsprechen muß, fand 
L. Brieger >) in faulem Pferdefleisch. Brieger isolierte diese Verbindung aus 
dem Quecksilberniederschlag. Aus dem zerlegten Niederschlag wurde durch 
wiederholtes Behandeln der salzsauren Salze mit absolutem Alkohol das 
Putreszin entfernt. Die alkoholische Lösung wurde wieder mit alkoholischer 
Sublimatlösung gefällt und der Niederschlag des öfteren mit nicht zuviel 
Wasser ausgekocht. Das schwer lösliche Kadaverinquecksilberchlorid kristalli- 
sierte bald heraus und in dem Filtrate blieben leicht lösliche Quecksilberver- 
bindungen zurück, welche mittels Schwefelwasserstoff zerlegt wurden. Der 
Rückstand wurde zum Sirup eingedampft und mit Goldchlorid versetzt. 
Es fiel das Chloraurat der oben genannten Verbindung aus. Im Filtrate 
der Goldfällung verblieb die Verbindung C,H,,; NO,. das Mydatoxin. 

Aus dem Harn mit Phosphor vergifteter Hunde isolierte Takeda (l. €.) 
das Butyrobetain aus der zweiten Phosphorwolframsäurefällung. („Lysin- 
fraktion“. entsprechend dem Verfahren von Kossel und Kutscher, siehe 
unten.) Die aus der Basenlösung gewonnenen salzsauren Salze wurden bis 
zur Kristallisation eingedampft, mit Methylalkohol aufgenommen, filtriert, 
die eingedunstete Lösung mit Alkohol aufgenommen und mit Sublimat ge- 
fällt. Aus der zerleeten Quecksilberfällunge wurden die salzsauren Salze zum 
Sirup eingeengt und mit Alkohol behandelt. Der im Alkohol lösliche Teil 
wurde in konzentriert-alkoholischer Lösung mit 20°/,iger alkoholischer 
Platinlösung ausgefällt. die Platinsalze mit Schwetelwasserstoff zerlegt und 
die wiedergewonnenen Chlorhydrate mit 30°/,iger Goldlösung gefällt. 


1) E. Fischer und A. Göddertz, Berichte d. Deutschen chem. Ges. 43. 3272 (1910). 
2) K. Takeda, Pflügers Arch. d. Physiologie. 133. 365 (1910). 
>) L. Brieger, Ptomaine. III. S. 28 (1886). 


76 Georg Trier. 


Das so erhaltene Goldsalz ist jenes des y-Trimethylbutyrobetains. Das 
Betain läßt sich durch Methvlierung der y-Aminobuttersäure gewinnen !), 
die ihrerseits bei der Fäulnis von Glutaminsäure entsteht. ?) 

Das freie Betain bildet aus wässerigem Alkohol mit Äther gefällt 
schneeweibe Kristallblättehen. Sie enthalten wahrscheinlich 3 Moleküle 
Kristallwasser, die über Schwefelsäure langsam aber gänzlich entweichen. 
Das Betain ist in absolutem Alkohol leicht löslich. Bei 130° erweicht es, 
schrumpft dann allmählich zusammen und schäumt bei ca. 222° auf (Will- 
stätter). 

Das salzsaure Salz kristallisiert nach Brieger in feinen Nadeln, die 
in absolutem Alkohol unlöslich sind. Schmelzpunkt 205°. Goldsalz, C,H,- 
NO,.HC1.AuCl;. Dimorph. Nadeln oder Blättchen. In kaltem Wasser 
schwer. in heißem leicht löslich. Schmelzpunkt 176°. Platinsalz, (C,H,, 
NO,.HCI, Pt Cl, hellrote, viereckig oder sechseckig begrenzte, längliche 
Täfelehen oder flächenreiche Prismen. Kristallwasserfrei. In kaltem Wasser 
ziemlich leicht, in warmem sehr leicht. in Alkohol auch in der Hitze fast 
car nicht löslich. j 


Platinsalz des Äthylesters, (C,H, N.C00.C,H,), Pt.C],. 


Aus dem Chlorid durch Erhitzen mit alkoholischer Salzsäure. Wenig 
löslich in Wasser. Schmilzt unter Aufschäumen bei 222°. 

Die Salze werden außer durch Goldchlorid. noch durch Phosphor- 
wolframsäure, Phosphormolybdänsäure, Kaliumquecksilberjodid (im Über- 
schuß des Fällungsmittels löslich), Jodjodkalium, Kaliumwismutjodid, nicht 
aber durch Platinchlorid und Pikrinsäure gefällt. 


B. Pflanzenbetaine. 
(Betain, Trigonellin, Stachydrin, Betonizin und Turizin.) 


Zur Isolierung der Pflanzenbetaine sind von E. Schulze mehrere Me- 
thoden ?) angegeben worden, die in den letzten Jahren weiter ausgearbeitet, 
zu einem Verfahren geführt haben, das den wissenschaftlichen Anforderungen 
am meisten gerecht wird.*) Dieses Verfahren beruht im wesentlichen darauf, 
daß man die in entsprechender Weise hergestellten und gereinigten Ex- 
trakte mittelst Phosphorwolframsäure fällt, die Fällung nach dem von 
Kossel und Kutscher für die Aufteilung der basischen Spaltungsprodukte 
der Eiweißkörper ausgearbeiteten Verfahren behandelt, worauf man eventuell 
vorhandene Betaine neben Cholin und anderen Verbindungen in der so- 
genannten „Lysinfraktion“ erhält. 


') R. Willstätter, Berichte d. Deutschen chem. Ges. 35. 617 (1902). — ER. Engeland 
und Fr. Kutscher, Zeitschr. f. physiol. Chem. 69. 282 (1910). 

®) D. Ackermann, Zeitschr. f. physiol. Chem. 69. 273 (1910). 

°) E. Schulze, Landwirtschaftl. Versuchsstationen. 46. 23 (1896), 

*) E. Schulze, Landwirtschaftl. Versuchsstationen. 59. 344 (1903); Zeitschr. f. 
physiol. Chem. 60. 155 (1909). — E. Schulze und E. Winterstein in Bd. 2. S. 522. 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) ete, z. 


—] 


Andere Darstellungsverfahren sind von Bri teger, Jahns, Stanek u. 
angewandt worden. Nach unseren Erfahrungen ist es je nach Art des 
Untersuchungsobjektes und der Basen. die man gewinnen will, von Vorteil, 
die verschiedenen Verfahren in entsprechender Weise miteinander zu 
kombinieren. Die Wahl des Verfahrens wird vornehmlich davon abhängen, 
welchen Zweck die betreffende Untersue hung verfolet. 


Darstellung, Trennung und Nachweis der Pflanzenbetaine. 
(Betain, Trigonellin, Stachydrin, Betonizin, Turizin.) 


Die beiden früher allein bekannten Betaine, Betain (Glykokollbetain) 
und Trigonellin, lassen sich leicht und sehr vollkommen von dem stets 
vorhandenen Cholin ') trennen, da ihre salzsauren Salze in absolutem 
Alkohol sehr schwer löslich sind, während sich Cholinchlorid sehr leicht 
auflöst.?2) Zur Trennung des Cholins von den Betainen kann man sich auch 
der Quecksilbersalze bedienen. Sowohl Cholin als auch die Betaine fallen 
in alkoholischer Lösung., mit alkoholischer Sublimatlösung versetzt. fast 
quantitativ aus, wenn die Lösung genügend konzentriert ist und die Fäl- 
lung längere Zeit stehen gelassen wird. Im Filtrat dieser Fällune können 
sich z. B. Guanidin und Phenyläthylamin vorfinden. Die Quecksilberdoppel- 
verbindung des Cholins ist in Wasser schwerer löslich als jene der Be- 
taine; man kann daher durch wiederholte Umkristallisation eine Trennung 
herbeiführen. Gut eignet sich die von Stanek angerebene Methode der 
Trennung von Cholin von Betain oder Trigonellin. Sie beruht darauf. daß 
in alkalischer Lösung nur Cholin von Kaliumperjodid gefällt wird, während 
die Betaine erst beim Ansäuern der Lösung ausfallen. Diese Methode leistet 
insbesondere gute Dienste, wenn es sich um die Trennung des Cholins 
von Betainen wie Stachydrin handelt, dessen salzsaures Salz in Alkohol 
ziemlich löslich ist.®) Stachydrinchlorid läßt sich von Cholinchlorid durch 
absoluten Alkohol nicht leicht vollkommen abtrennen. Wir verfuhren meist 
so, dal) wir alle drei Trennungsoperationen anwandten. 

Das Verfahren gestaltet sich dann in folgender Weise: Die nach Zer- 
legung der zweiten Phosphorwolframsäurefällung erhaltene jasenlösung, die 
sogenannte „Lysinfraktion“ ®), wird mit überschüssiger Salzsäure versetzt 
') Siehe unsere Bemerkung in Zeitschr. f. physiol. Chem. 73. 387. Fußnote (1911), 
sowie E. Schulze u. @. Trier, ebenda 81. 53 (1812). 

2) Siehe Bd. 2. S. 522. 

3) Für die Trennung des Cholins von Betain und Trigonellin ist das einfachere 
Verfahren der Behandlung der salzsauren Salze mit absolutem Alkohol vorzuziehen. 

*) Das Lysin selbst findet sich in den Extrakten nur selten in nachweisbaren 
Mengen. Es wird erhalten, indem man die trockenen Chloride der „Lysinfraktion“ mit 
heißem absoluten Alkohol extrahiert; ein verbleibender Rückstand, der sich in Methyl- 
alkohol löst, kann Lysin enthalten. Außerdem kann durch den Methylalkohol auch salz- 
saures Ornithin gelöst werden, doch ist diese Verbindung bis jetzt in Pflanzen nicht 
nachgewiesen worden. Nach A. Kiesel (Zeitschr. f. physiol. Chem. 75. 176 (1911) dürfte 
das Ornithin der Phosphorwolframfällung größtenteils entgehen. Falls das Lysin schon 
bei der Extraktion der salzsauren Salze mit Äthylalkohol in Lösung gegangen ist, kann 


78 George Trier. 


und zur Trockne eingedunstet. Um eine zu starke Bräunung der Salze zu 
verhindern, ist es zweckmäßig, bei niedriger Temperatur einzudunsten und 
öfters ein wenige Wasser zuzusetzen, ehe man zum Sirup einengt. Der 
Sirup wird im Vakunmexsikkator vollkommen getrocknet und sodann mit 
kaltem absolutem Alkohol extrahiert. Dabei bleiben meist unorganische 
Salze (K) zurück, ferner aber auch ein Teil des salzsauren Betains oder 
Trigonellins, falls diese vorhanden sind. Die alkoholische Lösung wird mit 
einem größeren Überschuß einer gesättigten alkoholischen Sublimatlösung 
versetzt und zweckmäßig noch festes Sublimat oder eine heißgesättigte 
alkoholische Sublimatlösung zugefügt. Nach mehrtägigem Stehen wird die 
@Quecksilberföllung abgesaugt und mit Alkohol ausgewaschen.!) Die Queck- 
silberfällung wird dann durch Umkristallisieren aus heißem Wasser in 
mehrere Fraktionen zerlegt. Jede Fraktion wird dann mit Schwefelwasser- 
stoff zerlegt. das Quecksilbersulfid gut ausgewaschen und die regenerierten 
salzsauren Salze unter vorsichtiger Entfernung der überschüssigen Salz- 
säure vollkommen getrocknet. Hierauf wird jede Fraktion mit wenig 
absolutem Alkohol extrahiert. Die erste Fraktion enthält zumeist Cholin 
und wird daher entweder vollkommen oder doch zum größten Teil sich 
lösen. Die aus den in Wasser leichter löslichen Fraktionen der Quecksilber- 
fällung erhaltenen Anteile der salzsauren Salze werden dagegen insbeson- 
dere bei Anwesenheit von Betain oder Trigonellin, aber auch bei Gegen- 
wart von Betonizin, Stachydrin einen in Alkohol weniger löslichen Rück- 
stand hinterlassen. Diese Rückstände werden nun nach den unten ange- 
gebenen Verfahren auf die Anwesenheit von Betainen geprüft. Die durch 
Alkohol in Lösung gegangenen Anteile, aus welchen bei weiterer Behandlung 
kein in absolutem Alkohol schwerer löslicher Anteil mehr abgesondert wer- 
den kann, werden vereinigt. der Alkohol abgedunstet, mit Wasser aufge- 
nommen. mit verdünnter Sodalösung behandelt. von einem eventuell auf- 
tretenden Niederschlag abfiltriert und mit einer Lösung von Jod in Jod- 
kalium gefällt. Das Reagens wird nach Stancks?) Vorschrift bereitet aus 
153 9 Jod. 100 y Kaliumjodid und 200g Wasser. Von der Fällung, die das 
Cholin enthält. wird abgesaugt und das Filtrat entweder direkt mit mole- 
kularem Kupfer zerlegt. oder es wird erst angesäuert, worauf die Perjodide 
der Betaine ausfallen. die abgesaugt und ausgewaschen werden. Die Per- 
jodide werden in einer Schale mit Wasser übergossen und so lange mit 
molekularem Kupfer (dargestellt durch Fällen einer Lösung von Kupfer- 
sulfat und Zinksulfat durch Zinkblech) behandelt, bis der Niederschlag eine 


es eventuell im Filtrat der (Quecksilbersalze durch Zusatz von Baryt abgeschieden 
werden. 

!, Das alkoholische Filtrat könnte neben anderen Basen (s. 0.) auch den von mir 
als Spaltungsprodukt von Lezithinen [Eilezithin, Lezithin aus Bohnen-, Erbsen-. Hafer- 
samen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 73. 383 (1911): 76. 496 (1912); 80. 409 (1912)] auf- 
gefundenen Aminoäthylalkohol (Kolamin) enthalten. Näheres siehe in meiner 
Sehrift: „Über einfache Pflanzenbasen und ihre Beziehungen zum Aufbau der Eiweiß- 
stoffe und Lezithine.“ Berlin 1912, Gebr. Bornträger. 

®) VI. Stanök, Zeitschr. f. physiol. Chem. 46. 280; 47. 83; 48. 334; 54. 354. 


u \ 


re 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) ete. 79 


liehte Farbe annimmt und der Jodgeruch verschwindet. Dann setzt man 
Kupferchlorid zu und kocht auf. Es wird vom ausgeschiedenen Kupfer- 
jodür und -chlorür abfiltriert und der in Lösung gebliebene Rest des 
Kupfers durch Schwefelwasserstoff entfernt. Die so erhaltenen salzsauren 
Salze enthalten nun den in Alkohol löslichen Anteil der Betainfraktion. 
Sie werden in gleicher Weise wie die oben erhaltenen Anteile auf Betaine 
geprüft. 

Gewisse Pflanzen, wie die Labiaten Stachys silvatica und Betonica 
offieinalis, enthalten Betaine, deren salzsaure Salze in Alkohol ziemlich 
bis leicht löslich sind und deren Trennung von Cholin ete. durch Alkohol 
nur sehr unvollkommen gelingt. In Form der getrockneten freien Ver- 
bindungen lösen sie sich dagegen in kaltem absolutem Alkohol schwer. 
Die Isolierung dieser Betaine, des Betonizins und Turizins geschieht daher 
zweckmäßig in der Weise, daß man die durch Ausfällen mit einem Alkaloid- 
fällungsmittel erhaltenen Basengemische zunächst in neutraler Lösung 
vollkommen eindunstet und gut trocknet. Hierauf extrahiert man mit 
absolutem Alkohol, der ‚Betonizin und Turizin zurückläßt, während die 
übrigen Basen nach den oben angegebenen Verfahren weiter aufgearbeitet 
werden. Bei Verwendung von Phosphorwolframsäure als Fällungsmittel 
schafft man zweckmäßig erst die durch Silbernitrat und Silbernitrat und 
Baryt fällbaren Verbindungen fort, entfernt dann Silber und Baryt durch 
Salzsäure und Schwefelsäure und bringt dann die neutrale Lösung zur 
Trockne, um sie mit Alkohol zu extrahieren. 

Selbst wenn man nunmehr die in Lösung gegangenen Basen wieder 
mit Phosphorwolframsäure fällt, so hat man doch an diesem teuren Fäl- 
lungsmittel durch vorhergehendes Abtrennen der Betonizinbasen gespart. 

Die zweite Phosphorwolframsäurefällung kann man überhaupt um- 
gehen, wenn man zur Ausfällung von Arginin, Histidin etc. Silbersulfat 
an Stelle von Silbernitrat benützt. 

Enthalten die Extrakte viel Kalisalze (was besonders bei wässerigen 
Extrakten oft der Fall sein kann) oder viel Ammoniumverbindungen !) 
(von zersetzten Amiden stammend). so kann?) man die Phosphorwolfram- 
säure durch das billigere Wismutkaliumjodid ®) oder besser das Wismut- 
natriumjodid ersetzen. 

Bei der Untersuchung von grünen Tabakblättern +) hatten wir auch 
mit der Anwesenheit von flüchtigen Alkaloiden zu rechnen. In diesem Falle 
mußten diese erst durch Wasserdampfdestillation entfernt werden, dann 
wurde mit Wismutkaliumjodid gefällt und die noch unreinen Basen durch 


') Handelt es sich bloß um Ammoniumverbindungen, so kann man durch Er- 
wärmen mit verdünnter Sodalösung oder Natronlauge erst das Ammoniak vertreiben. 
Die Betaine werden bei dieser Behandlung nicht verändert. 

2) Die Ausbeute an Betainen wird dadurch aber geringer. 

3) Darstellung des Fällungsmittels siehe Hoppe-Seyler-Thierfelder, Handbuch d. 
Physiol. u. Pathol. Analyse. S. 760. 

*) N. T. Deleano u. G. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 79. 243 (1912). Anal. Acad. 
Romäne. II. 34. Nr. 16 (1912). 


x0 Georg Trier. 


Fällung mit Phosphorwolframsäure weiter gereinigt. Auf diesem Wege ge- 
lang der Nachweis des Glykokollbetains. 

Durch unsere Untersuchungen !) ist es bekannt geworden, daß auch 
mehrere Betaine nebeneinander vorkommen können. Wir fanden neben 
Stachydrin Trigonellin in Stachys tuberifera 2), in Betonica offieinalis 3) 
neben Stachydrin Betonizin und Turizin. 

Auch Betain und Trigonellin scheinen nebeneinander vorzukommen. 
E. Schulze*) fand nämlich früher im Hafer Trigonellin, ich konnte vor 
kurzem darin Glykokollbetain nachweisen ?) und Stanek ®) hatte die Betain- 
menge im Hafer bestimmt, bemerkte aber in einer späteren Arbeit, dab 
ihm die Bestimmung der Natur des „Betains“ des Hafers nicht gelungen 
sei und daß vielleicht Trigonellin vorliege. 

Was nun die Trennung der einzelnen Betaine voneinander betrifft, 
so kann dies eine recht schwierige Aufgabe sein. Für den eben genannten 
Fall, dab die beiden früher allein bekannten Betaine, Glykokollbetain und 
Trigonellin, nebeneinander sich vorfinden sollten, fehlt es uns heute über- 
haupt an einer Methode. Die Trennung der wenigen in Labiaten neben- 
einander sich vorfindenden Betaine erwies sich als sehr mühevoll. Wie 
schwierig müßte sich erst die Trennung einer größeren Anzahl der unter- 
einander sehr ähnlichen Betaine gestalten! Es ist nicht unwichtig, auf 
diesen Umstand hinzuweisen, da von R. Engeland?) der Versuch gemacht 
worden ist, an Stelle der Estermethode von Emil Fischer zur Trennung 
der Aminosäuren aus Eiweißhydrolysen deren Umwandlung in Betaine zu 
benützen. 

Hat man nach einem der oben beschriebenen Verfahren Verbindungen 
erhalten, die man für Betaine hält, so wird man sich über deren Natur 
durch folgende Vorprüfungen orientieren. Liegen die Verbindungen in 
freier Form vor, so müssen sie neutral reagieren und beim Erwärmen 
auf 100° ein Molekül Wasser abgeben.) Sie sind im Wasser sehr leicht, 
die meisten auch in Alkohol leicht löslich. 

Die salzsauren Salze reagieren stark sauer und pehalten diese Reaktion 
auch nach wiederholtem Eindunsten. Die Salzsäure verhält sich so, als 
wenn sie im freien Zustand vorhanden wäre und läßt sich titrimetrisch 
bestimmen. Die Salze werden gefällt durch Phosphorwolframsäure und 


') E. Schulze u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 67. S. 48 (1910). Frühere An- 
gaben über gleichzeitiges Vorkommen von verschiedenen Betainen erwiesen sich als 
irrtümlich. 

°) E. Schulze u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 67. 59 (1910). 

') E. Schulze u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 76. 258 (1912). 

*) E. Schulze, Landwirtschaftl. Versuchsstat. 46. 47 (1896). 

°) Noch nicht veröffentlicht. 

®), Stanök, Zeitschr. f. physiol. Öhem. 48. 334 (1906); Zeitschr. f. Zuckerindustrie 
in Böhmen. 34. 297 (1910). 

”) R. Engeland, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 42. 2962 (1909). 

°) Ergothionin enthält 2 Moleküle Kristallwasser, y-Butyrobetain wahrscheinlich 
3 Moleküle (s. o.). 


Bi 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) ete. s| 


Phosphormolybdänsäure, Kaliumperjodid, Wismutjodidjodalkali, Kalium- 
quecksilberjodid (ein Überschul) löst, nach dem Reiben mit einem Glasstab 
sieht man meist gelbe Kristalle auftreten; Driöegers Reaktion), durch Gold- 
chlorid (Betonizin und Turizin nur in sehr konzentrierter Lösung), in 
alkoholischer Lösung durch Platinchlorid. 

Tritt beim Erhitzen im Glührohr Pyridingeruch auf, so kann Trigo- 
nellin vorliegen. Wird beim Erhitzen der mit Salzsäure befeuchtete Fichten- 
span purpurrot gefärbt, so können Betaine der Pyrrolgruppe (Stachydrin, 
Betonizin. Turizin) anwesend sein. Hat man Ursache, mehrere Betaine 
nebeneinander zu vermuten, so wird man zunächst die gut getrockneten 
salzsauren Salze in absolutem Alkohol zu lösen suchen. Am schwersten lösen 
sich die salzsauren Salze von Betain und Trigonellin, leichter Betonizin 
und Stachydrin, am leichtesten Turizin. 


Betain !), C,H,.NO,. 


Über den Nachwes im Harn siehe A. Kohlrausch.:) 

Darstellung aus Krabbenextrakt), aus der Miesmuschel*), aus dem 
Muskelgewebe des Dornhais®), aus Giftdrüsen und frischen Muskeln von 
Kephalopoden.® ) 

Kürzlich wurde Betain auch im Säugetierorganismus aufgefunden. 
K. Bebeschin') fand Betain in Ochsennieren, die nach der Methode 
von Gulewitsch und Krimberg auf Extraktivstoffe verarbeitet worden 
waren. 

Aus Mutterkorn erhielt F. Kraft®) Betain nach der Methode von 
Jahns®) (Kaliumwismutjodid). Aus Champignonextrakt gewann Fr. Kutscher 1°) 
das Betain aus dem Filtrat der Pikrinsäurefällung, die das Trimethylhistidin (?) 
einschloß. Über die Trennung von Betain und Lysin mittelst Pikrinsäure 
s. Ackermann und Kutscher (l. c.). 

Zum Nachweis des Betains kann man das salzsaure Salz, das Chlor- 
aurat. das Platinsalz und das Pikrat benützen. 

Als Ergänzung zu den in diesem Werke (l.c.) bereits gemachten 
Angaben wäre hinzuzufügen: 


!) Siehe auch dieses Werk, Bd. II. S. 522. 1055. 1063. 1064 (1910); Bd. Ill. 
S. 866. 872. 

2) A. Kohlrausch, Zentralbl. f. Physiol. Bd. 23. S. 143 (1909); Zeitschr. f. Biol. 
Bd. 57. S. 273 (1911). Siehe auch Fr. Kutscher, dieses Werk, Bd. III. S. 866. 872. 

3) D. Ackermann u. Fr. Kutscher, Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. 
Bd. 13. S. 610 (1907); Bd. 14. S. 688 (1907); D. Ackermann, dieses Werk, Bd. I. S. 1055. 

#) L. Brieger, Ptomaine. II. S. 77 (1886); D. Ackermann |]. c. 

5) 4. Suwa, Pflügers Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. 128. S. 421 (1909). 

6, M. Henze, Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 70. S. 253 (1910). 

?) K. Bebeschin, Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 72. S. 380 (1911). 

s) F. Kraft, Arch. d. Pharmaz. 244. 336 (1906). 

9) Jahns, Arch. d. Pharmaz. 235. 152 (1897). 

10) Fr. Kutscher, Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel, 21. 535 (1911). 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 6 


82 Georg Trier. 


Goldsalze von gleicher Beschaffenheit und normalem !) Goldgehalt 
erhält man am besten, wenn man die Lösung des salzsauren Salzes bei 
Gegenwart von etwas Salzsäure mit starker Goldehloridlösung ausfällt. Der 
im ersten Augenblick amorphe Niederschlag verwandelt sich schnell in stark 
glänzende. quadratisch begrenzte Blättehen, die abgesaugt. mit verdünnter 
Salzsäure ausgewaschen und einen Tag über Schwetelsäure getrocknet werden. 

Auch das Platinsalz ist in verschiedenen Formen beschrieben 
worden. 2) Eine von mir mehrfach beobachtete Umwandlung der wasser- 
freien in die kristallwasserreichste Form scheint für das Betain cha- 
rakteristisch zu sein. Man fällt das in warmem 95°/,igem Alkohol ge- 
löste salzsaure Betain mit alkoholischer Platinchloridlösung. Der Nieder- 
schlag wird aus Wasser umkristallisiert. Ich erhielt nun in mehreren 
Fällen erst rote wasserfreie Nadeln, die nach kurzer oder längerer Zeit sich 
in die von Wüllstätter beschriebenen rhombenförmigen Täfelehen um- 
wandelten. Die letzteren enthalten 4 Moleküle Kristallwasser, die schon an 
der Luft nach und nach abgegeben werden; die Kristalle verwittern. Für 
4 Moleküle Wasser berechnet sich 10:07°/, Gewichtsverlust. Das Pikrat des 
Betains schmilzt bei 180—182°. 


Trigonellin °), C,H, NO,. 


Für die Gewinnung aus Kaifee*) werden die rohen Bohnen erst 
mittelst Äther entfettet, dann das grobe Pulver längere Zeit mit Schwefel- 
säure dieeriert und das Kaffein durch Chloroform extrahiert. Die Ausbeute 
betrug (nach dem Kaliumwismutjodidverfahren) 10!/,;, g Trigonellin aus 
41/, kg arabischem Kaffee. Wiedergewinnung aus dem Harn.°) Nach Fütte- 
rung mit Nicotinsäure. 6) 

Die freie Verbindung kristallisiert mit 1 Molekül Wasser. Farblose 
Prismen. Sehr leicht löslich in Wasser und warmem Alkohol. Beim Erhitzen 
schmilzt es bei 130° im Kristallwasser. Wasserfrei schmilzt es gegen 220° 
unter Zersetzung und vorheriger Bräunung. 

Das salzsaure Salz, C,H,NO,.HCl, kristallisiert in flachen, stark 
glänzenden, rechtwinklig begrenzten Tafeln, die in Wasser sehr leicht, in 
kaltem absoluten Alkohol sehr schwer (1:344) löslich sind. Schmilzt unter 
Zersetzung bei 260°. 

Die Salze des Trigonellins werden außer von den oben genannten 
Basenfällungsmitteln auch durch Zusatz von Gerbsäure gefällt. Die Fällung 


') Über abnormale Chloraurate des Betains siehe E. Fischer, Berichte d. Deutschen 
chem. Ges. 35. 1593 (1902); R. Willstätter, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 35. 2706 (1902). 

®) ©. Liebreich, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 3. 162 (1870); E. Jahns, Ber. d. 
Deutschen chem. Ges. 26. 1495 (1893); R. Willstätter, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 35. 
598 (1902); Beilsteins Handbuch (II. Aufl.). I. 1187. 

®) Siehe auch dieses Werk, Bd. III. S. 911. 

*) O0. Görte, Dissertation Erlangen 1902; K. Polstorff u. ©. Görte, Wallach-Fest- 
schrift. 1909. S. 569. 

°) A. Kohlrausch, Zentralbl. f. Physiol. 23. 143 (1909); siehe auch Bd. III. S. 866. 

°) D. Ackermann, Zeitschr. f. Biologie. 59. 17 (1912). 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) etc. 83 


ist indessen nur geringe und löst sich leicht im Überschuß des Fällungs- 
mittels. 

Zum Nachweis des Trigonellins eignen sich das charakteristische Aus- 
sehen des Chlorhydrats, dessen Schwerlöslichkeit in Alkohol, der Geruch 
nach Pyridin beim Erhitzen, besonders aber die Chloraurate. 

Bei der Fällung des salzsauren Salzes mit Goldlösung scheint zunächst 
ein wasserhaltiges Aurat zu entstehen, das keinen scharfen Schmelzpunkt 
und keine konstante Zusammensetzung zeigt. Aus verdünnter Salzsäure 
mit überschüssiger Goldlösung umkristallisiert, erhält man das normale 
Chloraurat C,H,NO,.HCl.AuCl,. In kaltem Wasser schwer lösliche 
Blättchen oder flache Prismen, die bei 197—198° ohne Zersetzung schmelzen. 
Kristallisiertt man die Fällung aber nur aus Wasser um, so erhält man 
ein basisches Chloraurat, das nach Jahns)! der Formel (C,H, NO,), 
3HCI1.3AuCl, entspricht. Ein solches Salz enthält 377°/, Au. Es wurde 
‚öfters ein etwas höherer Goldgehalt ermittelt. Dieses Salz kristallisiert in 
feinen Nadeln, die sich in kaltem Wasser schwer lösen und bei 186° ohne 
Zersetzung schmelzen. 

Chloroplatinate, (C-H,NO,.HC]), PtCl,. Es sind Platinsalze mit 
4 Molekülen Kristallwasser 2), mit einem Molekül Kristallwasser ?) und ohne 
Wasser #) beschrieben worden. Die‘ Platinate lösen sich leicht in Wasser, 
sind aber in Alkohol kaum löslich. 

Das Pikrat°), C,H, NO,.C,H;,N; O,. bildet glänzende Prismen, die 
in Wasser leicht, in absolutem Alkohol schwer, in Methylalkohol leicht und 
in Äther fast unlöslich sind. Schmelzpunkt 198— 200°. 


Stachydrin °), Ü,H,,NO;. 


Die freie Base ist in Wasser und Alkohol ungemein leieht löslich. 
Farblose, durchsichtige Kristalle mit einem Molekül Kristallwasser. Schmeckt 
unangenehm süßlich. Schmilzt bei 235° unter Umlagerung in den isomeren 
Hyerinsäuremethylester. ”) Physiologisch unwirksam. Wiedergewinnung aus 
Harn. ®) 

Das’salzsaure Salz, C,H,,NO,.HCl, kristallisiert in großen, durch- 
siehtigen, wasserfreien Prismen, die sich in Wasser sehr leicht und auch 
in kaltem absoluten Alkohol lösen (1:12'8). Schmilzt unter Zersetzung 
bei 235°. 


') E. Jahns, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 18. 2518 (1885). 

2) E. Schulze u. S. Frankfurt, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 27. 769 (1894). 

>) 4. Hantzsch, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 19. 31 (1886). Solche Salze erhielt 
ich auch aus pflanzlichem Material. 

4) E. Jahns (1. c.); A. Hantzsch (l. c.). 

5) K. Yoshimura u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 77. 296 (1912). 

6, A.v. Planta u. E. Schulze, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 26. 939 (1893); Arch. 
d. Pharm. 231. 305 (1893); Landwirtschaftl. Versuchsstat. 40. 230 (1893). 

) G. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 67. 324 (1910). 

8) E. Schulze u. G. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem., 67. 80 (1910). 


84 Georg Trier. 


Im Kraute von Galeopsis grandiflora wie in den Blättern von Citrus 
aurantium fanden wir ein optisch aktives Stachydrin, dessen salzsaures 
Salz in etwa 5°/,iger Lösung für &p= — 265° zeigte. 

/um Nachweis des Stachydrin eignet sich neben der Fichtenspan- 
reaktion (Pvrrolreaktion) besonders das Chloraurat C,H, NO,. HCl AuQ],. 

Es bildet vierseitige Blättchen von rhombischem Habitus. (Eine ähn- 
liche Form zeigt auch das normale Trigonellinaurat, doch lassen sich die 
Verbindungen durch den Schmelzpunkt leicht unterscheiden.) Es ist in 
kaltem Wasser sehr schwer, auch in heißem Wasser nicht ganz leicht lös- 
lich. Schmilzt um 225° unter Zersetzung. 

Platindoppelsalz, (C, H,, NO,. HC]), Pt.C],. 

Durch Fällen der alkoholischen Lösung mit alkoholischer Platinchlorid- 
lösung. Sehr leicht löslich in Wasser und verdünntem Alkohol, schwer lös- 
lich in 50°, ,igem Alkohol, unlöslich in absolutem. Kristallisiert aus starkem 
Alkohol in Nadeln. Aus Wasser in großen orangeroten rhombischen Kri- 
stallen mit 2 Molekülen Kristallwasser oder in unscheinbaren Formen mit 
4 Molekülen Wasser. 

Mit Quecksilberchlorid entsteht erst eine ölige, in Wasser leicht 
lösliche Fällung, bei weiterem Zusatz eine kristallinische Fällunge. In Wasser 
ziemlich löslich, schwer löslich in Alkohol. Das freie Stachydrin wird nicht 
gefällt. 

Pikrat, C,H,NO,.C,H,N, O,, Nadeln, in Wasser ziemlich löslich. 
Schmelzpunkt 195°. 

Chloraurat des Methylesters!), C,H,N.CO0O.CH, HCl. AuCh,. 
In Wasser schwer löslich. Schmelzpunkt 85°. 

Chloraurat des Äthylesters, C,H,,N.COO.C,H,HCl.AuCl,. In 
Wasser schwer löslich. Schmelzpunkt 59— 60°, zersetzt sich bei 241— 244°. 

Jodwasserstoffsaures Salz des Äthylesters. Schmelzpunkt 88 
bis 89°. 

Pikrat des Äthylesters, Nadeln. Schmelzpunkt 94—-96°. 


Betonizin ° °), C,H, NO,. 


Die freie Base scheidet sich aus verdünntem Alkohol in gut aus- 
eebildeten Kristallen aus. In Wasser sehr leicht löslich. Die wasserfreie Ver- 
bindung ist in kaltem absoluten Alkohol schwer löslich. [x ]p!’>=— 36'609. 
Schmelzpunkt 245 244°. 

Das salzsaure Salz, C, H,, NO, .HCl, kristallisiert aus heißem Alkohol 
in prismatischen Nadeln. Leicht löslich in Wasser und heißem Alkohol, 
ziemlich schwer in kaltem Alkohol. Das salzsaure Salz dreht ebenfalls links. 
[x |p!5= — 24°79°. 

Chloraurat, C,H, NO,.HÜCl. AuCl,. Schmelzpunkt 231°. 

') E. Jahns, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 29. 2065 (1896). 


’) E. Schulze u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 76. 258 (1912); 79. 235 (1912). 
») Nach unveröffentlichten Versuchen von Prof. A. Küng. 


a 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) ete. s5 


Nur sehr konzentrierte Lösungen werden durch Goldehlorid zefällt. 
Das Betonizin zeigt die Reaktionen der Betaine. Es gibt wie das Stachydrin 
sehr intensive Pyrrolreaktion. 


Turizin!), C,H, NO,. 


Das Turizin begleitet das Betonizin. Die freie Base und das salzsaure 
Salz sind rechtsdrehend. Die freie Base ist in absolutem Alkohol sehr schwer 
löslich, dagegen löst sich das salzsaure Salz sehr leicht in Alkohol. Schmelz- 
punkt 249°. 


| Betonizin und 


Betain Trigonellin | Stachydrin Murizin 

BT 1 Z n - I 

'Chloraurat: Au= 43:14°/, 41'33°/, u. 3772 | 40:82 | 3953 | 
| \ 


'Platinsalz: Pt= 30'28 | 28:44 2797 2678 
| | 

Zu den Pflanzenbetainen dürfte auch das Arecain, C,H,,NO,, zu 
zählen sein, das von Jahns?) in den Arecanüssen in kleiner Menge auf- 
gefunden wurde. i 

Die freie Verbindung reagiert neutral, kristallisiert mit einem Molekül 
Kristallwasser. Bildet farblose luftbeständige Kristalle, die in Wasser und 
verdünntem Weingeist leicht löslich, in absolutem Alkoho! in der Kälte 
beinahe unlöslich sind. Schmilzt unter Aufschäumen bei 213- 214°. Physio- 
logisch unwirksam. Verhält sich gegen Fällungsmittel wie ein Betain. 

Salzsaures Salz, C.H,, N0,.HC. 

Platinsalz, (C, H,, NO,.HCI),.PtCl,. Enthält kein Kristallwasser. 

Schmilzt bei 213-—-214° unter Aufschäumen. 

Chloraurat, C,H,, NO,.HCl. AuC!.. 

Prismen. Schmelzpunkt 186 — 187°. 


Hypaphorin ®), C,,H,, Ns ©». 


Hypaphorin. das Betain des Tryptophans, findet sich zu 3%, in den 
Samen von Erythrina Hypaphorus Boerl. Es kann in Form des Nitrats 
leicht isoliert werden. Die freie Base ist in Wasser sehr leicht löslich. Es 
schmilzt bei 255° unter Zersetzung. &» = + 91— 93°. Gibt beim Erhitzen 
indolartig riechende Dämpfe. Durch Erhitzen mit wässeriger Kalilauge 
wird es unter Bildung von Trimethylamin und Indol zersetzt. Es reduziert 
Goldehlorid, Kaliumpermanganat und Eisensalze; mit Glyoxylsäure und 
Schwefelsäure gibt es die Reaktion von Adamkiewiez (Hopkins und Cole). 
Physiologisch unwirksam. 


1) Nach unveröffentlichten Versuchen von Prof. A. Küng. 

?®) E. Jahns, Arch. d. Pharm. 229. 669 (1891). Das Arekain ist vielleicht ein N- 
Methyltetrahydronicotinsäurebetain; siehe meine Inaugural-Dissertation. Zürich 1910. 

3) M. Greshoff, Mededeelingen uit’s Lands Plantentuin. 7. 29 (1890): 25. 54 (1898); 
P. vr. Romburgh, Koninkl. Akad. van Wetensch. Amsterdam. Bd. 19. S. 1250 (1911); 
P.r. Romburgh u. @. Barger, Transaet. of the Chem. Soc. 99. 2068 (1911). 


S6 Georg Trier. 


Salzsaures Salz, C,,H,s 0: N,. HCl. 

Nitrat, 0,050, N,.HNO,. Sc hwer löslich in Wasser. Schmelzpunkt 
215— 220°. 

Durch Methylierung von Tryptophan mit Jodmethyl und Alkali in 
methylalkoholischer Lösung bildet sich der Methylester des Hypaphorin- 
jodids C,, H,, O, N, .J. Schmelzpunkt 197°. 100 Teile Wasser lösen bei 18° 
0'501 g dieser Verbindung. Mit wässeriger Natronlauge geht er in das 
Hypaphorin über. 

Nach Marino-Zueco !) sollen die Blüten von Chrysanthemum einerari- 
folium Bocc. (Dalmatinisches Insektenpulver) eine betainartige Base von 
der Formel C,,H,;s N; O, enthalten, das Chrysanthemin. Wir fanden im 
dalmatinischen Insektenpulver an Stelle dieser Base ein Gemisch von Cholin 
und Stachydrin.°) Es war vorauszusehen, daß die Angaben von Marino- 
Zueco über die Eigenschaften des Chrisanthemins nicht vollkommen richtig 
sein konnten, da man aus der Darstellung und Beschreibung des Chrysan- 
themins ersehen kann, daß die Ben von dem stets vorhandenen Cholin 
nicht befreit worden waren. 

Als Begleiter des Glykokollbetains fanden wir in jungen Pflanzen von 
Vieia sativa Verbindungen, die dem Betonizin und Turizin sehr ähnlich 
sich erwiesen. Im Gegensatz zu den bisher von uns erhaltenen Betainen 
vermochten sie aber Silber- und Kupferoxyd aufzulösen. Ihre Betainnatur 
erschemt vorläufig fraglich. 3) 


Ergothionin °), C, H,, O, N, S. 


Nach Tanret*) wird Mutterkorn mit 90°/,igem Alkohol extrahiert, 
der Extrakt eingeengt, von Harzen und Schmieren durch Filtration befreit, 
mit 20°/,iger Schwefelsäure versetzt, um Farbstoffe und Ergotinin zu ent- 
fernen. Die Schwefelsäure wird dann mittels Baryt ausgefällt, die Lösung 
durch Versetzen mit Bleisubazetat gereinigt, filtriert, das gelöste Blei durch 
Schwefelsäure entfernt; sodann wird alkalisch gemacht, mittelst Chloroform 
erschöpfend behandelt, um noch Alkaloide auszuziehen, hierauf mit Essig- 
säure angesäuert und nun mit einer warmen 8°/,igen Sublimatlösung aus- 
gefällt. Die ausgewaschene Fällunge wird mit Schwefelwasserstoff versetzt, 
das Filtrat vom Schwefelquecksilber zum Sirup eingeengt. Das so erhaltene 
salzsaure Salz wird mit Alkohol gewaschen und aus Wasser umkristallisiert. 
Nach diesem Verfahren erhält man aus 1 kg Mutterkorn 1 Ergothionin- 
chlorhydrat. 

Zur Darstellung der freien Base wird das salzsaure Salz bei gelinder 
Temperatur in 80°/,iger Schwefelsäure aufgenommen, die Salzsäure durch 


') Marino-Zucco, Atti della Reale Accad. dei Lincei. (4.) 5. I. S. 527; 6. 1. 571; 
7. 1.121; (5.) 4. 1. 247; Gazzetta chimica italiana. 19. 209; 21. 516: 25. I. 257. 

*) K. Yoshimura u. @. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 77. 290 (1912). 

") E. Schulze u. G. Trier, Zeitschr. f. physiol. Chem. 79. 235 (1912). 

*) Tanret, Comptes rendus de l’Acad, des sciences. Bd. 149. S. 222 (1909); Journ. 
Pharm. et chim. (6.) 30. S. 145 (1909); Annal. Chim. et Phys. (8.) 18. 114 (1909). 


nn... ud 


Nachweis und Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine) etc. 87 


wiederholtes Behandeln mit Äther entfernt, dann die verdünnte Lösung 
mit Bariumkarbonat gefällt, filtriert, unter vermindertem Druck eingeengt 
und aus heißem 60°/,igem Alkohol umkristallisiert. Oder man löst das 
salzsaure Ergothionin in wenig heißem Wasser und fügt Kalziumkarbonat 
in geringem Überschuß hinzu, kocht, filtriert. Beim Abkühlen scheidet sich 
das Ergothionin aus. Beim Einengen erhält man nach Zusatz von 95°/,igem 
Alkohol weitere Mengen, die man aus 60°/,igem Alkohol umkristallisiert. 

Das Ergothionin kristallisiert aus Wasser in farblosen Lamellen mit 
2 Molekülen Wasser, die über Schwefelsäure abgegeben und an der Luft 
wieder aufgenommen werden. Kristallsystem nach M. Wyrouboff monoklin. 
Sehr leicht löslich in heißem Wasser, in 8°6 Teilen Wasser von 20°; ın 
30 Teilen 60°/,igem Alkohol in der Kälte, in 6—7 Teilen beim Kochen: 
in 45 Teilen 80°/,igem, 330 Teilen 90°/,igem und 1000 Teilen 95°/,ıgem 
kochenden Alkohol. Wenig löslich in heißem Methylalkohol und Azeton; 
unlöslich in Äther, Chloroform und Benzin. 

&p = + 110°. 

Nicht flüchtig. Schmilzt im Maquenneschen Block unter Zersetzung 
gegen 290° innerhalb 10 Sekunden. Im frischen Zustand geruchlos; beim 
Aufbewahren nimmt es einen unangenehmen Geruch an. 

‚ Schwache Base, die auf Lackmus nicht reagiert. In den gut kristal- 
lisierenden Salzen mit Mineralsäuren lassen sich diese mit Methylorange 
oder Lackmus so titrieren, als ob sie in freier Form vorliegen würden. 

Die Salze werden durch Kaliumquecksilberjodid, Perjodid, Quecksilber- 
chlorid, nicht aber durch Pikrinsäure und Gerbsäure gefällt. Die Lösungen wer- 
den durch Erwärmen mit Alkali und Chloroform grün gefärbt, beim Neutra- 
lisieren blau. Mit Alkali geschmolzen, wird nach Zugabe von Säure Schwefel- 
wasserstoff frei. Dagegen wird beim Kochen mit starker Kalilauge der Schwefel 
nicht entfernt.!) Die Verwandtschaft mit dem Histidin zeigt sich daran, dab 
das Ergothionin mit p-Diazobenzolsulfosäure eine intensive Rotfärbung gibt.t) 

Gleich anderen Betainen ist es physiologisch unwirksam. Mit 50°/,iger 
Kalilauge entsteht neben Trimethylamin eine ungesättigte schwefelhaltige 
Säure, welche beim Behandeln mit verdünnter Salpetersäure in S-Glyoxalin- 
akrylsäure übergeht (Barger und Ewins). 

Ergothionin ist eine einsäurige Base; durch den Eintritt des Schwefels 
in den Glyoxalinring werden die basischen Eigenschaften desselben vernichtet.t) 

Salze: Salzsaures Salz, C,H,, 0,N,S.HC1.2H,. 

Rhombische Kristalle, die bei 105° das Kristallwasser verlieren. Schmilzt 
im Maquenneschen Block bei 250°. Sehr leicht löslich in kaltem Wasser 
und in Methylalkohol, leicht löslich in verdüntem Alkohol, schwer im starkem 
Alkohol. «= + 88°5°. Mit überschüssigem Silbernitrat entsteht eine Doppel- 
verbindung (AgCl), [(C, H,; 0; N; S),. Ag; O]. 

Sulfat, (C,H,; 0; N, S),H,SO,.2H,0, löst sich in 7 Teilen Wasser 
von 10°. Schmilzt unter Zersetzung gegen 265°. &» = + 814°. 


1) @. Barger und 4A. J. Ewins, Transactions chem. Soc. 99. 2336 (1911). 


SS Georg Trier. Nachweis u. Darstellung methylierter Aminosäuren (Betaine)ete. 


Phosphat, C,H,,;0,N,8.H,PO,. Wasserfrei. Löslich in 20 Teilen 
Wasser von 19%, = +83:8°. 

Quecksilberdoppelsalz. C, H,, O0; N, 8. HCl. Hg (],. 

In 180 Teilen kalten Wassers löslich; in kochendem Wasser ziemlich 
löslich. Bei Gegenwart von überschüssigem Sublimat in Wasser kaum löslich. 

Mit überschüssiger Platinlösung entsteht ein orangerotes, nicht kristal- 
lisierendes, in Wasser ziemlich lösliches Salz. Goldlösung gibt eine blutrote 
Färbung. 

Über Jodide siche Tanret (1. e.) und Barger und Bwins (I. e.). 

Mit einer Lösung von 9 Molekülen Eisenchlorid gekocht. geht das 
Ergothionin in S-Glyoxalin-4-propiobetain (Histidinbetain) über. Dieses Histi- 
dinbetain kann isoliert werden durch Entfernung des Eisens mittelst 
Sodalösung, Ansäuern mit Schwefelsäure und Ausfällen mit Phosphorwolfram- 
säure. Aus der Basenlösung wurde mittelst heißer wässeriger Pikrinsäure- 
lösung ein Dipikrat 0, H,, 0, N;.(0, H,O, N,), erhalten, welches in dunkel- 
gelben Prismen kristallisierte. Wenig löslich in kaltem, leichter in heißem 
Wasser. Das Pikrolonat bildet lange, dünne, orangegelbe Nadeln, die bei 
229 230° schmelzen. Das Golddoppelsalz bildet aus verdünnter Salzsäure 
große, breite, dunkelorangegelbe Prismen (Barger und Ewins). 


Histidinbetain (Herzynin)') aus Pilzen, C,H,,O;N;. 


Eine in Form des Goldsalzes analysierte Verbindung, welche sich als 
Histidinbetain erwies und als Herzynin bezeichnet wurde, fand Fr. Kutscher ') 
in einem Handelspräparat der wasserlöslichen Extraktstoffe aus Cham- 
pienon. Die gleiche Verbindung fand C. Reuter ®) im alkoholischen Extrakt 
von Boletus edulis, und zwar sowohl in der sogenannten „Areininfraktion“, 
wie in der „Lysinfraktion“. Kutscher gewann die Base aus der „Lysin- 
traktion“, über das Pikrat. Nach ‚einer freundlichen Privatmitteilung von 
Herrn Dr. €. Reuter erwies sich die von ihm gefundene Verbindung mit 
dem von Barger und Erins aus dem Ergothionin gewonnenen Histidin- 
betain identisch. 

Das Chlorid ist in Wasser und Alkohol löslich. 

(rolddoppelsalz, 0,H,,O,N, .2HAuCl,. Schmelzpunkt 183°. In Wasser 
fast unlöslich. Aus heißer" verdünnter Salzsäure in langen orange- 
gelben Spieben. 

Monopikrat, feine, weiche, gelbe Nädelchen. Schmelzpunkt 201°. 

Dipikrat, längliche Platten oder flache Prismen. Schmelzpunkt 212° unter 
vorheriger Bräunung. 

Nitrat, wavellitartige Gebilde oder dicke, glashelle Krystalle (C. Reuter). >) 


') Fr. Kutscher, Zentralbl. f. Physiol. 24. 775 (1910); Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- 
u. Genußmittel. 21. 535 (1910). — R. Engeland u. Fr. Kutscher, Zentralbl. f. Physiol. 
26. 569 (1912). 

*) €. Reuter, Zeitschr. f. physiol. Chem. 78. 167 (1912). 

°) E. Winterstein u. €. Reuter, Zentralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenkunde. I. 34. 
566 (1912). 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen 
aus Melasse und Melasseschlempe. 


Von Felix Ehrlich, Breslau. 


Als Ausgangsmaterial für die Gewinnung einzelner organischer Sub- 
stanzen kommen außer dem Rübensaft selbst besonders folgende Abfälle 
der Rübenzuckerindustrie in Betracht: 


1. Die Melasse der Rohzuckerfabriken. 

Die Melasse ist das Abfallprodukt der Rübenzuckerfabrikation, aus 
dem unter Einhaltung aller für die Kristallisation günstigen Bedingungen 
durch Eindicken und Stehenlassen kein Zucker mehr gewonnen werden 
kann. Sie stellt normal einen zähflüssigen, braun oder schwarzbraun ge- 
färbten, eigentümlich basisch riechenden Sirup dar, der gegen Lackmus und 
Phenolphtalein stark alkalisch reagiert. Ihr spezifisches Gewicht ist ge- 
wöhnlich 142 entsprechend 42° Baume resp. 80° Brix oder Balling. Die 
Zusammensetzung der Melasse ist je nach Beschaffenheit der rohen 
wübensäfte und je nach der Arbeitsweise der betreffenden Fabriken eine 
etwas veränderte. Sie enthält durchschnittlich etwa 20°/, Wasser und 80°), 
Trockensubstanz. Der Hauptbestandteil der Melasse ist der Rohrzucker, der 
48—50°/, ihres Gewichtes bildet und aus der Melasse nur durch Osmose 
oder durch Fällung mittelst Strontian, Kalk, Bleioxyd ete. entfernt werden 
kann. Der übrige Teil der Trockensubstanz setzt sich aus zirka 10°/, an- 
organischen und 20°/, organischen Substanzen zusammen. Die organischen 
Substanzen der Melasse bestehen außer aus Rohrzucker und wechselnden 
Mengen Raffinose hauptsächlich aus Säuren, besonders Aminosäuren, die 
darin teils frei, teils an Kalium, Natrium und Kalk gebunden enthalten 
sind. Ferner kommen noch geringe Mengen von Abbauprodukten des 
Nukleins und Pektins der Rübe als Bestandteile der Melasse in Frage. 


2. Die Melasse der Zuckerraffinerien. 

Sie ist in der äußeren Beschaffenheit und in der Zusammensetzung 
der Rohzuckermelasse sehr ähnlich, unterscheidet sich von dieser nur durch 
einen etwas höheren Gehalt an Zuckerzersetzungsprodukten und durch ge- 
ringeren Aschegehalt. 


90 Felix Ehrlich. 


3. Die Restmelasse der Strontian-Melasseentzuckerungs- 
anstalten. 

Diese Art von Melasse fällt beim Umkristallisieren und Reinigen des 
Rohzuckers ab, der durch Entzuckern der beiden erstgenannten gewöhn- 
lichen Melassen mittelst Strontianhydrat gewonnen wird. Sie ist aschen- 
ärmer und zuckerreicher als die typische Melasse und besonders durch 
ihren hohen Gehalt an Raffinose ausgezeichnet. 


4. Die Melasseschlempe der Strontian-Melasseentzuckerungs- 
anstalten. 

Hierunter versteht man die sich bei der Entzuckerung der gewöhn- 
lichen Melasse mittelst Strontianhydrat ergebenden zuckerfreien Abfall- 
laugen, die vom überschüssigen Strontian durch Einleiten von Kohlendi- 
oxyd befreit und im Vakuum auf die Konzentration der ursprünglichen 
Melasse eingedickt sind. Die so erhaltene Melasseschlempe vom spezifischen 
Gewicht 1:40—1'42 stellt ebenfalls einen. schwarzbraunen Sirup dar, der 
mit Ausnahme von Zucker und Raffinose alle Substanzen der Melasse ent- 
hält und dieselbe Konsistenz und äußere Beschaffenheit wie diese besitzt. 
Der Gehalt der Melasseschlempe an Wasser beträgt etwa 20°/,, an Asche 
30°/,, an organischer Substanz 50°/,. Sie enthält durchschnittlich 4°/, 
Stickstoff. Die Hauptmenge der organischen Substanzen bilden Amino- 
säuren, Fettsäuren, Milchsäure ete. Die Reaktion der normalen Melasse- 
schlempe ist stark alkalisch. 

Scharf zu unterscheiden von dieser „Strontian-Melasseschlempe* ist 


5. Die Melasseschlempe der Melassespiritus-Brennereien. 


Diese „Gärungs-Melasseschlempe* bildet das Abfallprodukt der Me- 
lassebrennereien und wird nach -Abdestillieren des Alkohols aus den vor- 
genommenen Melasselösungen durch Eindampfen gewonnen. Sie reagiert 
gewöhnlich stark sauer, wenn nicht beim Konzentrieren ein Zusatz von 
Alkali oder Kalk erfolgt ist. Äußerlich bis auf den bierähnlichen Geruch 
der Strontian-Melasseschlempe sehr ähnlich, ist sie wie diese zuckerfrei, 
unterscheidet sich aber in ihrer Zusammensetzung dadurch von ihr sehr 
wesentlich, daß sie nur sehr geringe Mengen Aminosäuren enthält, mit 
Ausnahme des Betains, das vollständig erhalten geblieben ist, da es zum 
Unterschiede von anderen Aminosäuren bei der Gärung durch Kulturhefe 
nicht angegriffen wird. Außerdem finden sich in der Gärungs-Melasse- 
schlempe noch Abbausubstanzen aus dem Hefenuklein und eventuell die bei 
der Gärung entstandene und nicht abfiltrierte Hefe selbst. 


Bezugsquellen für die Abfälle der Rübenzuckerindustrie. 
Gewöhnliche Rohzuckermelasse und Raffineriemelasse ist von 
jeder Rohzuckerfabrik resp. Zuckerraffinerie oder von größeren Melasse- 
futterhandlungen zu beziehen. Restmelassen und Strontian-Melasse- 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse etc. 3] 


schlempe werden von den fünf deutschen Strontian-Melasseentzuckerungs- 
anstalten in Dessau. Groß-Mochbern (bei Breslau), Hildesheim, Oschers- 
leben und Rositz abgegeben. Gärungs-Melasseschlempe ist dünnflüssig 
oder konzentriert in größeren Melassebrennereien erhältlich (zum Beispiel 
bei Wilkening in Hannover und Brüggemann in Heilbronn). 


Um aus Melasse bestimmte organische Substanzen zu gewinnen, ist 
es meist nötig, den Rohrzucker vorher daraus abzuscheiden. Hierzu dient 
am besten das folgende Verfahren, das auch auf andere saccharosehaltige 
Flüssigkeiten angewandt werden kann, vorausgesetzt, daß sie nur sehr 
wenig reduzierende Zuckerarten enthalten. 


Abscheidung von Rohrzucker aus Melasse oder anderen zucker- 
haltigen Flüssigkeiten mittelst des Bistrontium-Saccharat- 
verfahrens.:) 

In eine im Sieden erhaltene 20°/,ige Melasselösung wird langsam so- 
viel kristallisiertes Strontianhydrat, Sr(OH),; +8H, 0, unter stetem Um- 
rühren eingetragen, daß auf 1 Teil Zucker der Melasse (durch Polarisation 
angezeigt) 21/, Teile kristallisiertes Strontianhydrat kommen. Nach einiger 
Zeit beginnt die Abscheidung des Rohrzuckers in Verbindung mit Strontian 
als Bistrontium-Saccharat, C,s Has O,, + 2Sr © im Form eines dichten sandigen 
schweren Niederschlages. Das nur in der Siedehitze beständige Bistrontium- 
saccharat wird nach längerem Kochen, wenn die Abscheidung beendet 
ist, in siedend heißem Zustande von der Melasselösung, in der es gebildet 
wurde, durch Absaugen auf einer Nutsche getrennt und mit kochender 
gesättigter Strontianhydratlösung ausgewaschen. 

Die Zerlegung des so erhaltenen Bistrontium-Saccharats zur Gewinnung 
von Rohrzucker kann einmal in der Weise erfolgen, daß man das 
Saccharat in Wasser suspendiert, die Mischung auf dem Wasserbade er- 
hitzt und sie gerade bis zum Verschwinden der Phenolphtalein-Alkalität 
unter starkem Rühren oder Schütteln mit Kohlensäuregas sättigt, dann 
vom Strontiumkarbonat abfiltriert und die eventuell noch mit Kohle be- 
handelte und abermals filtrierte Zuckerlösung im Vakuum bei 50—60° 
zum Sirup verdampft, der dann der Kristallisation überlassen wird. Bei 
Verarbeitung größerer Mengen Melasse verfährt man indes zweckmäßiger 
so. daß man das heiß) ausgewaschene Bistrontium-Saccharat zunächst stark 
abkühlt und etwa 24 Stunden mit etwas kaltem Wasser verrührt stehen 
läßt. Hierbei zersetzt sich das Saccharat in Rohrzucker, der in Lösung geht, 
und in Strontianhydrat, das sich infolge seiner schweren Löslichkeit ın 
kaltem Wasser in Kristallen abscheidet und durch Filtrieren und Aus- 
waschen in ziemlich reiner Form auf diese Weise fast vollständig wieder- 


1) Scheibler, D. R.-P. 15.385 (1880). Das Verfahren war schon um 1860 von 
M. Fleischer erfunden und in den Fabriken Dessau und Waghäusel eingeführt. Es ist 
jetzt das allgemein übliche Verfahren der Strontian-Melasseentzuckerungsanstalten. 


492 Felix Ehrlich. 


gewonnen werden kann. Aus dem zuckerhaltigen Filtrat läßt sich der ver- 
hältnismäßig kleine Rest des Strontians leicht mit Kohlensäure ausfällen, 
worauf dann der Zucker wie oben angegeben durch Konzentrieren der 
Lösung isoliert wird. 

Zur Gewinnung der zuckerfreien Melasse, der Melasseschlempe, 
wird das heiße, vom Bistrontium-Saccharat ablaufende Filtrat zunächst 
stark abgekühlt, um die Hauptmenge des überschüssigen gelösten Strontian- 
hydrats durch Kristallisation abzuscheiden. Das Filtrat der Kristalle befreit 
man dann mittelst Kohlensäure vom gelösten Strontian und dampft die 
strontiumfreie Flüssigkeit auf dem Wasserbade zum dicken Sirup ein. 


Für die Gewinnung größerer Mengen organischer Substanzen aus 
den Abfällen der Rübenzuckerindustrie außer dem Zucker eignen sich die 
Rhestmelassen und Melasseschlempen der Strontian-Melasseentzuckerungs- 
anstalten am besten. Im Folgenden sei die Darstellung von Raffinose 
aus Restmelasse und von Betain, Glutaminsäure, Leuzin und Iso- 
leuzin, Adenin und Vernin aus Strontian-Melasseschlempe näher be- 
schrieben. 


Raffinose. 


Verfahren von Koydl!) und Stone und Baird?): Verdünnte Me- 
lasse (am besten Strontian-Restmelasse) wird mit überschüssigem Bleiessig 
gefällt und das Filtrat mit Ammoniak versetzt, wodurch der größte Teil 
Raffinose niedergeschlagen wird. Die ausgewaschene Bleiverbindung sus- 
pendiert man in Wasser, fällt das Blei mit Kohlensäure und Soda voll- 
ständig aus und dampft die Flüssiekeit zum dünnen Sirup ein. Zu diesem 
fügt man auf | Mol. durch Polarisation angezeigter Raffinose (als Rohr- 
zucker gerechnet) 3 Mol. kristallisiertes Strontianhydrat, erhitzt das Ganze 
auf dem Wasserbad 3 Stunden, filtriert das ausgeschiedene Saccharat 
heiß ab, wäscht mit kochender Strontianlauge aus und zerlegt es mit 
Kohlensäure. Die strontiantreie Flüssigkeit wird zum Sirup eingeenet. aus 
dem dann nach dem Impfen und Stehenlassen in etwa einer Woche die 
Raffinose auskristallisiert. Erfolgt die Kristallisation nicht in gewünschter 
Weise, so empfiehlt es sich, die Raifinose aus dem Sirup mit kaltem 
Methylalkohol, in dem sie sich im Gegensatz zum Rohrzucker leicht löst, 
zu extrahieren und den Rückstand des Extrakts erst aus Methylalkoho] 
und dann aus Wasser fraktioniert zu kristallisieren. 

Verfahren der Zuckerraffinerie Hildesheim.®) In Jahren, in 
denen die Zuckerrüben sehr viel Raffinose enthalten. reichert sich diese 


') Österr.-ung. Zeitschr. f. Zuckerind. Bd. 20. S. 700; Bd. 21. S. 92. 

?) Neue Zeitschr. f. Rübenzuckerind. Bd. 38. S. 193. — Nach E. ©. vr. Lippmann, 
Chemie der Zuckerarten. 1904. II. S. 1629. 

°) Nach freundlicher privater Mitteilung des Herrn Direktor Siegert-Hildesheim. 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse etc. 95 


in den Restmelassen der Strontianentzuckerungsanstalten derartig an, dal) 
sie sich daraus oft in bedeutenden Mengen und gut kristallisiert spontan 
abscheidet. Ein freiwilliges Auskristallisieren der Raffinose tritt gewöhnlich 
ein, wenn aut 10° Saccharose 35-—-36°und mehr Raffinose in den Sirupen 
vorhanden sind. Zu ihrer Gewinnung kann in diesem Fall einfach so ver- 
fahren werden, daß man die lange Zeit zur Kristallisation kühl aufbe- 
wahrten Restmelassen auf einer Nutsche über Haarfilz absaugt, das zurück- 
bleibende Rohprodukt mehrfach unter Zusatz von Tierkohle umkristallisiert 
und die schließlich erhaltenen Kristalle so lange mit einer verdünnten 
Raffinoselösung auswäscht, bis alle Saccharose beseitigt ist. 

Die reine Raffinose, Cs Hz; 0,5, +5H,0, kristallisiert mit 5 Mol. 
Kristallwasser und besitzt in wässeriger Lösung ein spezifisches Drehungs- 
vermögen von |] = — + 105°5°, während Saccharose eine spezifische Drehung 
von |] = + 66°5° zeigt. 


Betain. 


Verfahren von F. Ehrlich!): In einer Kugelmühle oder in einem 
ähnlichen geeigneten Schüttel- oder Rührapparat wird 1 Ag Strontian-Me- 
lasseschlempe von ca. 20°%/, Wassergehalt mit 1'/, 7 Äthylalkohol von 95 
bis 96°/, sehr energisch längere Zeit durchgemischt. Nach einigem Stehen 
setzt sich die ungelöst gebliebene Schlempe als zähe Masse an dem Boden 
und den Wandungen des Gefäßes ab und man kann nun davon den bräun- 
lichen alkoholischen Extrakt vollständig abgießien. Aus der alkoholischen 
Flüssigkeit dampft man eventuell unter Zusatz von Tierkohle und nach 
erfolgter Filtration den Alkohol ab, den man auf diese Weise vollständig 
wieder gewinnen und je nach Bedarf wieder zu einer neuen Ausschüttlung 
von Schlempe verwenden kann. Der aus dem Extrakt gewonnene Sirup 
wird auf dem Wasserbade scharf eingeengt und mit einem geringen Über- 
schuß von konzentrierter Salzsäure übergossen einige Zeit kühl aufbewahrt. 
wobei zunächst anorganische Salze ausfallen. Das Filtrat wird darauf 
weiter eingeengt, bis es zu einem Kristallbrei von Betainhydrochlorid er- 
starrt, der nach Hingerem Stehen unter Kühlung auf Haarfilz scharf ab- 
gesaugt wird. Das Rohprodukt liefert bei zweimaligem Umkristallisieren 
aus Äthvl- oder Methylalkohol unter Zusatz von Kohle vollkommen reines 


1) Felix Ehrlich, Verfahren zur Gewinnung von Betain und von Betainsalzen aus 
Melasse, Melasseschlempe und sonstigen Abläufen der Rübenzuckerfabrikation. D. R.-P. 
Nr. 157.173, Kl. 12 g, vom 4. März 1904 (nominell auf ©. Stiepel lautend). Nach diesem 
Verfahren arbeitet jetzt die Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation in Berlin, die 
aus Betainhydrochlorid die pharmazeutischen Präparate „Acidol“ und „Acidol-Pepsin*“ 
als Ersatz für die offizinelle Salzsäure herstellt. — Derselbe, Die organischen Nicht- 
zuekerstoffe der Rübe und die Möglichkeit ihrer technischen Verwendung. Zentralbl. f. 
d. Zuekerind. Bd. 16. S. 1271 [1908]. — Derselbe. Die technische Verwertung der 
Niebtzuckerstoffe der Rübe. Chemiker-Zeitung. 1911. Nr. 73. S. 661. — Derselbe, Über 
die Gewinnung von Betainhydrochlorid aus Melasseschlempe. Berichte der Deutsch. 
Chem.-Gesellsch. 45. S. 2409 [1912]. 


94 Felix Ehrlich. 


Betainhydrochlorid, dessen Ausbeute bei vollständiger Aufarbeitung der 
Mutterlaugen je nach Herkunft der Melasseschlempe 100-120 g, das heißt 
10-—-12°/, auf die ursprüngliche Schlempe berechnet, beträgt.!) 

Um aus dem Hydrochlorid das freie Betain zu gewinnen, löst man 
das Salz in wenig Wasser, neutralisiert die Lösung mit Natronlauge mög- 
lichst genau geren Phenolphtalein, verdampft die Flüssigkeit auf ein kleines 
Volumen und trägt den erhaltenen Kristallbrei in viel Alkohol unter 
Rühren ein, wobei das entstandene Natriumchlorid ausgefällt wird. während 
das freie Betain in den Alkohol geht. Die alkoholische Lösung ergibt 
beim Abdestillieren des Alkohols ein bereits ziemlich reines Betain, das 
man, im Falle es noch nicht ganz aschefrei ist, wieder mit Alkohol aus- 
zieht und schließlich beim Verdunsten der Lösung als rein weiße Kristall- 
masse erhält. Die freie Base ist sehr hygroskopisch und muß daher, 
damit sie nicht zerfließt, in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. 
Verwendung des Betainhydrochlorids als Urtitersubstanz für 


die Alkalimetrie. 


Das reine Betainhydrochlorid enthält kein Kristallwasser, ist nicht 
hygroskopisch und bei 110° unzersetzt zu trocknen. Es löst sich verhältnis- 
mäßig leicht in Wasser und spaltet dabei als Chlorid einer sehr schwachen 
Base weitgehend hydrolytisch Salzsäure ab. Man kann den Salzsäuregehalt 
einer solchen Lösung unter Verwendung der üblichen Indikatoren, am 
besten von Phenolphtalein mit Alkalilösung austitrieren und daher das reine 
Betainhydrochlorid mit Vorteil als bequem zu handhabende Urtitersubstanz 
für die Alkalimetrie benutzen. 

Das Betainhydrochlorid von der Formel 


(CH,), N. CH, . COOH — 


Cl 
—(, H,, 0, NCI (Mol. 1535) enthält 2378°/, HC. 
10000 4 Betainhydrochlorid verbraucht zur Neutralisation 6515 em} 


u = 
joa OH. 
Glutaminsäure. 


Verfahren von K. Andrlik®): Zu 1kg der auf 66--70° Balling 
entspr. 1'32—1'35 spez. Gew. eingedickten resp. verdünnten Strontian- 
Melasseschlempe setzt man 100 9 96°/,igen Alkohol und darauf unter fort- 


') Auch eingedickte Gärungsmelasseschlempe, die noch das ganze Betain der ur- 
sprünglichen Melasse enthält, ist mit Vorteil zur Darstellung des Betains zu verwenden, 
nur muß, im Falle die Schlempe sauer reagiert, ihr vor dem Ausschütteln mit Alkohol 
zweckmäßig ein Überschuß von Kalzinmkarbonat beigemengt werden. 

°) K. Andrlik, Darstellung der Glutaminsäure aus den Melasseabfallaugen. Zeit- 
schrift des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie. Bd. 53. S. 829 (1903). 


& 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse ete. 05 


währendem Umrühren allmählich in kleinen Portionen 125 —135 g reine 
konzentrierte Schwefelsäure (von etwa 96—98°/,). Nachdem die ziemlich 
heftige Reaktion beendet ist, fällt man die entstandenen Sulfate der Al- 
kalien mit 400—600 g Äthylalkohol aus, läßt das Ganze unter kräftigem 
Umrühren auf 50°C abkühlen und saugt dann die ausgefallenen Salze 
möglichst schnell über Haarfilz auf einer Nutsche ab. Das ca. 12—1'4 I! 
fassende Filtrat bewahrt man längere Zeit kühl auf. Nach 24 Stunden ist 
gewöhnlich der größte Teil der Amimosäure auskristallisiert, die darauf 
abgesaugt und durch Waschen mit 80°/,igem Alkohol von der Mutterlauge 
befreit wird. Die feuchten Kristalle werden aus kochendem 50°/,igen Alkohol 
oder aus Wasser unter Zusatz von Tierkohle umkristallisiert. Man erhält so 
als 1. Fraktion 30—50g reine Glutaminsäure. Beim Eindampfen der 
Mutterlaugen und darauf folgendem Zusatz von heißem 80°/,igen Alkohol 
sind nach dem Abkühlen noch 20-—-30 9 weniger reiner Substanz zu ge- 
winnen. 

Größere Ausbeuten an Glutaminsäure liefert folgendes Verfahren, das 
aber mehr Alkohol erfordert: 

1 kg Melasseschlempe wird mit einer 30°/,igen Lösung von 400 9 
Weinsäure vermischt und zur Abscheidung der Alkalien sofort mit dem 
3—4fachen Volumen 96°/,igen Alkohols versetzt. Das Filtrat dampft man 
auf etwa 700 cm’ ein und fällt es mit 3 7 96°/,igem Alkohol. Der sich ab- 
setzende sirupöse Niederschlag wird nach einigem Stehen kristallinisch. 
Das aus siedendem 50°/,igen Alkohol oder Wasser unter Zusatz von Tier- 
kohle umkristallisierte Rohprodukt liefert bei vollständiger Aufarbeitung 
etwa 6065 g reine Glutaminsäure. 

Die reine Glutaminsäure schmilzt im geschlossenen Kapillarrohr bei 
schnellem Erhitzen bei 208° unter Zersetzung. In wässeriger Lösung dreht 
sie [x] > + 121°, in I Mol. HCl enthaltender Lösung os] = + 30:05°. 


Leuzin und Isoleuzin. 


Verfahren von F. Ehrlich‘): Bewahrt man stark eingedickte 
Strontian-Melasseschlempe in einem kühlen Raume lange Zeit auf, so 
setzen sich daraus beträchtliche Mengen kristallinischer Niederschläge ab. 
Diese bestehen anfangs aus einem schweren sandigen Pulver, das bald zu 


1) Felix Ehrlich, Über neue stickstoffhaltige Bestandteile der Zuckerabläufe. Be- 
richte des V. Internationalen Kongresses für angewandte Chemie zu Berlin. 1903. Sekt. V. 
Bd. 3. S.37. — Derselbe, Über das natürliche Isomere des Leuzins. I. Mitt. Ber. d. 
Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 37. S. 1809-1840 (1904). — Derselbe, Über den 
neuen optisch-aktiven Nichtzucker, das Isoleuzin. Zeitschr. d. Vereines d. Deutschen 
Zuckerindustrie. Bd. 54. S. 775-803 (1904). — Derselbe, Über das natürliche Isomere 
des Leuzins. II. Mitt. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 40. S. 2538—2562 (1907). 
— F. Ehrlich und A. Wendel, Zur Kenntnis der Leuzinfraktion des Eiweißes. Biochem. 
Zeitschr. Bd. 8. S. 399—437 (1908). 


96 Felix Ehrlich. 


Boden sinkt und hauptsächlich anorganische Salze umschließt. Später erst 
sammelt sich über dem sandigen Bodensatz häufig in sehr dicker, fast 
den ganzen Sirup erfüllender Schicht eine spezifisch leichtere, fein verteilte, 
zähe, schlammige Masse mikroskopisch feinster Kriställchen, die bei ge- 
nügend langdauerndem Stehen der mindestens auf 1'41 spez. Gew. kon- 
zentrierten Schlempen große Quantitäten Leuzin und Isoleuzin enthalten. 
Der (Gehalt der Niederschläge an diesen Aminosäuren ist sehr verschieden 
je nach der Herkunft der betreffenden Melasseschlempe, je nach der 
Arbeitsweise der Fabrik, je nach der Stärke der Konzentration und der 
Art der Behandlung und Aufbewahrung der Schlempe, so daß sich hier 
keine allgemein gültigen Ausbeuteverhältnisse angeben lassen. Am meisten 
Leuzine sind bisher stets aus der Dessauer Melasseschlempe erhalten 
worden, in günstigsten Fällen bis zu 1—2°/, ihrer Trockensubstanz. Doch 
schwanken auch hier bei gleicher Behandlungsweise die Ausbeuten an 
Leuzinen aus den Schlempen verschiedener Jahrgänge sehr beträchtlich. 
was auf den je nach Düngung, Kultur, Witterung, Standort ete. wechselnden 
(rehalt an gelöstem Eiweiß oder Aminosäuren in den ursprünglichen Rüben 
zurückzuführen ist. 

Zur Abscheidung der leuzinhaltigen Niederschläge aus den Melasse- 
schlempen verfährt man am besten in der Weise, dal man den oberen 
dünnflüssigeren kristallfreien Teil der Schlempe abdekantiert und die dicke 
Kristallmasse mittelst einer guten Pumpe auf einer Nutsche mit großer 
Oberfläche über feinen Haarfilz in kleinen Portionen absaugt, wobei man 
jedesmal die zurückbleibenden Kristalle von dem Filztuche entfernt. Das 
Absaugen braucht nur soweit zu erfolgen, dal» die Masse gerade noch mit 
brauner Mutterlauge durchtränkt ist. 

Zur Isolierung der Leuzine wird der so erhaltene dieke Kristallbrei 
in einer Kugelmühle oder in einem ähnlichen Misch- oder Rührgeefäß zu 
je 1%kg mit 22 96°/,igem Alkohol und 100 cm3 25°/,igem wässerigen 
Ammoniak durchgeschüttelt. Darauf läßt man absitzen,, schüttet den braunen 
ammoniakalisch-alkoholischen Extrakt von dem am Boden und an den 
Wandungen des Gefäßes haftenden Sirup ab, kocht ihn mit Tierkohle auf, 
filtriert und destilliert aus dem Filtrat den Alkohol ab, der nach even- 
tuellem Zusatz von Ammoniak wieder zur Ausschüttlung von neuen Mengen 
der Schlempeniederschläge zu verwenden ist. Der erhaltene sirupöse Extrakt 
wird nach einiger Zeit offen in einer Porzellanschale auf dem Wasser- 
bad erhitzt. Beim Abkühlen erstarrt er vollständig zu einem Brei von 
Kristallen, die nach einigem Stehen abgesaugt und mehrmals mit Alkohol, 
der einige Tropfen Ammoniak enthält, gewaschen werden. Man gewinnt 
so die Leuzine in Form eines lockeren fast farblosen Pulvers. dessen 
Gesamtmenge bei Aufarbeitung der Mutterlaueen im besten Falle etwa 
30 g beträgt. 

Um aus dem Gemisch der Leuzine zunächst das Isoleuzin zu isolieren, 
werden 209 des Rohproduktes in einer geräumigen Porzellanschale in 1/ 
Wasser gelöst und in die kochende Lösung 159 feingepulvertes Kupfer- 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse ete. 97 


karbonat eingetragen. Darauf dampft man das Ganze zur Trockene ein 
und extrahiert den Rückstand erschöpfend mit konzentriertem reinen 
Methylalkohol. Die tiefblaue methylalkoholische Lösung ergibt beim Ver- 
dunsten ein Kupfersalz, das durch Kristallisation aus wenig 90°/,igem 
Alkohol leicht zu reinigen ist. Das so in glänzenden blauen Blättchen er- 
haltene Isoleuzinkupfer wird mit Schwefelwasserstoff in der Hitze zerlegt, 
wobei sich zur besseren Abscheidung des Schwefelkupfers ein Zusatz von 
frisch gefälltem Tonerdebrei empfiehlt. Die beim Verdampfen des Filtrats 
verbleibende Aminosäure suspendiert man in heißem Alkohol und setzt 
hierzu unter stetem Kochen tropfenweise soviel Wasser. dal gerade voll- 
ständige Lösung eintritt. Von einer noch bestehenden Trübung wird nach 
Aufkochen mit Kohle heiß abfiltriert und das Filtrat mit absolutem Alkohol 
übersättigt. Nach nochmaligem Umkristallisieren erhält man auf diese 
Weise im ganzen etwa 65g reines Isoleuzin aus 209g hohprodukt. 
Weitere Mengen lassen sich noch bei der Zerlegung der in Methylalkohol 
unlöslichen Kupfersalze isolieren. 

Zur Gewinnung des Leuzins und gleichzeitig zur vollständigen Ab- 
scheidung des Isoleuzins,. dessen Kupfersalz mit dem des Leuzins hart- 
näckige Mischkristalle bildet, wird das in Methylalkohol unlösliche 
Kupfersalz in Wasser suspendiert, heiß mit Schwefelwasserstoff zerlegt, 
das Filtrat vom Schwefelkupfer nach dem Aufkochen wieder mit über- 
schüssigem Kupferkarbonat behandelt und die nach dem Eintrocknen er- 
haltenen Kupfersalze von neuem mit Methylalkohol erschöpfend extrahiert. 
Hierbei wird wiederum ein Teil Isoleuzin vom Leuzin abgetrennt. Führt 
man dieses Verfahren mit dem jedesmal unlöslich verbleibenden Kupfer- 
salz in der angegebenen Weise 3 4mal weiter fort, so erzielt man schließ- 
lich eine vollständige Entmischung der beiden Aminosäuren, und das zu- 
letzt unlöslich in Methylalkohol zurückbleibende Kupfersalz liefert dann bei 
der Zerlegung ein isoleuzinfreies Leuzin. Diese Methode, die auch auf 
die Leuzine jedes Eiweißkörpers anwendbar ist, ergibt bei den Leuzinen 
der Melasseschlempe ein partiell razemisiertes Leuzin, das bereits infolge 
der alkalischen Reaktion der Säfte im Zuckerfabriksbetriebe seine optische 
Aktivität zum Teil eingebüßt hat. 

Das reine optisch-aktive natürlich vorkommende l-Leuzin hat eine 
spezifische Drehung von Kia 10:34° in H, O und flo — + 154 in 


20°/ iger Salzsäure.!) 


ud 


Das d-Isoleuzin aus Meiasseschlempe dreht in wässeriger Lösung 
E 2]. — + 974°, in 26°/,iger Salzsäure el = + 36°80°. Es enthält in 
geringen Mengen das entgegengesetzt drehende d-Allo-isoleuzin beigemengt, 
das sich ebenfalls infolge der alkalischen Reaktion der Zuckersäfte durch 


1) Felix Ehrlich, Über eine Methode zur Spaltung - razemischer Aminosäuren 
mittelst Hefe. Biochem. Zeitschr. Bd. 1. S. 26 (1906). 


Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 


=] 


Is Felix Ehrlich. 


Umlagerung aus d-Isolenzin gebildet hat.!) Das reine d-Isoleuzin dreht 
wahrscheinlich höher, und zwar in H,O [2], — + 113° und in 20°/,iger 
+ 40°6°.°) 


200 


Salzsäure [x] , = 


Adenin. 


Verfahren von K. Andrlik®): 1 Teil Strontian-Melasseschlempe 
wird mit 2 Teilen Wasser verdünnt, die Lösung mit 0'1 Teil Kupfer- 
vitriol und nach 1stündigem Kochen mit 0'053 resp. 0:04 Teilen Ätz- 
natron versetzt, nochmals '/, Stunde gekocht, kochendheiß durch Lein- 
wand filtriert und der zurückgehaltene Niederschlag mit heifjem Wasser 
ausgewaschen. Der Rückstand wird in etwa der sechsfachen Menge Wasser 
verteilt und in die Flüssigkeit Schwefelwasserstoff unter Zusatz von Ätz- 
baryt (auf 1 Teil Melasseschlempe ca. 02—0'3 Teile) eingeleitet. Die vom 
Schwefelkupfer abfiltrierte und mit Kohlensäure gesättigte Lösung wird 
zum Sirup eingedickt, wobei sich Krusten abscheiden, die in der Wärme 
durch Absaugen von der sirupösen Mutterlauge befreit werden. Die Krusten, 
die hauptsächlich aus Adenin bestehen, werden zur Reinigung in warmer 
verdünnter Salzsäure gelöst und die Lösung auf dem Wasserbad zur 
Kristallisation eingedampft. Nach dem Erkalten werden die abgeschiedenen 
Kristalle mit einer kleinen Menge kaltem Wasser gewaschen, in warmem 
Wasser gelöst, die Lösung mit Ammoniak übersättigt, der gebildete ge- 
ringe Niederschlag abfiltriert und das Filtrat zur Trockne verdampft. Aus 
dem Rückstande werden mit kaltem Wasser Chlorammonium und geringe 
Mengen farbiger Substanzen ausgelaugt, der Rückstand in heißem Wasser 
eelöst, die Lösung mit Tierkohle entfärbt und der Kristallisation über- 
lassen, die eventuell wiederholt wird, wobei dann reines Adenin resultiert. 
Aus 40 kg Melasseschlempe sind etwa 209g, d.h. also 0'05°/, Adenin zu 
eewinnen, ein Teil davon in fester Form, während der Rest im Sirup ver- 


bleibt, bei dessen Aufarbeitung außer Vernin (siehe den folgenden Ab- 


schnitt) noch eine weitere Menge Adenin zu erhalten ist. Aus dem Sirup 
kann man auch den Rest des Adenins mittelst Pikrinsäure fällen. Das 
umkristallisierte Pikrat wird dann zur Isolierung des Adenins mit Salz- 
säure versetzt, die Pikrinsäure durch Ausschütteln mit Äther oder Benzol 
beseitiet und aus dem verbleibenden Adeninchlorid mittelst Ammoniak 
Adenin freigemacht. Auf diese Weise werden noch weitere 0'03°/, Adenin 
eewonnen, so daß die Gesamtausbeute an Adenin etwa 0'08°/, der Melasse- 
schlempe beträgt. 


'), F. Ehrlich, Über das natürliche Isomere des Leuzins. II. Mitt. Ber. d. Deutschen 
chem. Gesellsch. Bd. 40. S. 2538 (1907). 

®) R. Loequin, Proprietes des acides x-amino-3-methylethylpropioniques optique- 
ment actifs et de leurs derives. Identification avec l’isoleueine de M. F. Ehrlich. Bull. 
Soe. Chim. 4° Ser. T. 1. p. 595 (1907). 

°), K. Andrlik, Über die Darstellung des Adenins aus Melasseabfallaugen. Zeit- 
schrift f. Zuckerindustrie in Böhmen. Bd. 34. S. 567 (1910). 


| 
| 


Darstellung einiger biochemisch wichtiger Substanzen aus Melasse ete. 99 


Vernin. 


Verfahren von K. Andrlik!): 40 kg Strontian-Melasseschlempe 
werden in 602 Wasser gelöst, mit einer Lösung von 4%g Kupfervitriol in 
87 Wasser versetzt, das (remisch etwa 1 Stunde gekocht, um vorhandene 
Saccharose zu invertieren, sodann eine Lösung von 16009 Ätznatron in 
8/2 Wasser zugegeben und wiederum !/, Stunde gekocht. Der abgeschiedene 
rostfarbene Niederschlag wird auf einem Leinwandfilter gesammelt, nach 
dem Auswaschen mit heißem Wasser mit Wasser ausgekocht, nochmals 
auf das Filter gebracht und mit heißem Wasser so lange gewaschen, bis 
das Filtrat farblos abläuft und mit «-Naphtol und Schwefelsäure nicht mehr 
die Zuckerreaktion ergibt. Der ausgewaschene Niederschlag wird in heißen 
Wasser suspendiert, nach Zusatz von Ätzbaryt vollständig mit Schwefel- 
wasserstoff zerlegt. Nach Entfernung des Schwefelkupfers sättigt man die 
Lösung mit Kohlensäure, filtriert vom Baryumkarbonat ab, dampft zum 
Sirup ein und saugt das ausfallende wenig lösliche Adenin noch warm ah. 
Das sirupöse Filtrat erstarrt beim Abkühlen zu einer weichen von kristalli- 
nischen kugeligen Aggregaten durchsetzten Masse. Durch wiederholtes 
Umkristallisieren und Behandlung mit Tierkohle gewinnt man etwa 149 
vollkommen reines und 29 weniger reines Vernin, d. h. im ganzen 
ca. 0°04°/, der Melasseschlempe. 

Auch gewöhnliche Rohzuckermelasse kann man nach diesem Verfahren 
auf Vernin verarbeiten und erhält dabei aus 10 kg Melasse etwa 29 Vernin, 
d. h. 0:02°/, der Melasse. 

Das Vernin von der Formel C,.H,;N; O0; + 2H, 0 ist eine Guanin- 
d-Ribose. Die reine kristallwasserhaltige Substanz besitzt in einer Lösung 
von 1'5°/, Schwefelsäure eine spezifische Drehung von [2]% = — 84°. 


!) K. Andrlik, Über ein Guaninpentosid aus Melasseabfallaugen. Zeitschr. f. 
Zuckerindustrie in Böhmen. Bd. 35. S. 437 (1910—1911). — E. Schulze und Trier, Zur 
Frage der Identität des aus Melasse dargestellten Guaninpentosids mit dem Vernin. 
Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 76. S. 145 (1911— 1912). 


=] 
I 


Die wiehtigsten Methoden zur Untersuchung der 
Nahrungs- und Genußmittel. 
Von Max Klostermann, Halle a.S. * 


Einleitung. 


Die gesamte Nahrungsmittelchemie läßt sich in 3 Teile zergliedern. 

Die wissenschaftliche Nahrungsmittelchemie erforscht die Zu- 
sammensetzung der Nahrungsmittel sowie die Veränderungen, welche sie beim 
Aufbewahren und Herrichten erleiden, und übernimmt zugleich die Ausarbei- 
tung der erforderlichen Untersuchungsverfahren. 

Die eigentliche Nahrungsmitteluntersuchung erforscht die Be- 
schaffenheit, den Nöhrwert und die Eignung der Nahrungsmittel zum Ge- 
nußb und beurteilt sie auf Grund ihrer Zusammensetzung und ihres 
Nährwertes. 

Als praktische Anwendung beider schließt sich die Nahrungs- 
mittelkontrolle an, die die Kenntnis der einschlägigen Gesetze und Ver- 
ordnungen, sowie der Herstellung und Verfälschung der Nahrungsmittel 
voraussetzt. Ihr liegt die Beaufsichtigung des Verkehrs mit Nahrungsmitteln 
ob und ihre Beurteilung auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen und 
bestimmter „Normen“. 

Die Nahrungsmittelchemie umfaßt daher ein sehr umfangreiches Ge- 
biet und entnimmt eine größere Anzahl von Untersuchungsverfahren auch 
anderen nichtehemischen (Gebieten. Als solche sind zu nennen die Botanik, 
Physik, Hygiene und Bakteriologie. Als angewandte Chemie nähert sie sich 
auch wieder den Grenzgebieten der reinen und anderen Gebieten der 
angewandten Chemie, z. B. der physiologischen Chemie, der physikalischen 
Chemie, der Biochemie, der Gärungschemie usw. 

Im folgenden soll eine Zusammenstellung der wichtigsten chemischen 
Untersuchungsverfahren gegeben werden, wobei auch häufig benutzte 
physikalische Verfahren berücksichtigt worden sind; auf andere nicht- 
chemische Verfahren ist wenigstens hingewiesen und durch Literaturangaben 
wird das Auffinden erleichtert. Nicht berücksichtigt werden konnte die 
Botanik und die Beurteilung auf Grund der Untersuchungsergebnisse, 
da dies den Rahmen des Werkes überschritten hätte. Um aber hierfür 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 101 


wenigstens Anhaltspunkte zu geben, ist am Anfang jedes Kapitels die 
durehschnittliche Zusammensetzung und die Herkunft der Nahrungsmittel 
kurz angegeben worden. 

Das Bedürfnis nach geeigneten Untersuchungsverfahren wurde nament- 
lich dringend, als es darauf ankam, bei der Beaufsichtigung des Verkehrs 
mit Nahrungsmitteln Verfahren anzuwenden, welche einwandfreie Ergeh- 
nisse liefern und zugleich durch Einfachheit der Ausführung den prakti- 
schen Zwecken entsprechen. 

Es kam hierbei besonders auf einheitliche Methoden an, damit 
auch dann, wenn verschiedene Analytiker den gleichen Gegenstand unter- 
suchen, die Ergebnisse möglichst sicher und überemstimmend ausfallen. Um 
aus der Fülle der bekannten Verfahren die besten herauszusuchen, ver- 
einigten sich auf dem Gebiete der Nahrungsmitteluntersuchung erfahrene 
Chemiker unter Leitung des kaiserlichen Gesundheitsamtes in Berlin, um 
die Bearbeitung der einzelnen Gegenstände durchzusprechen und zu ver- 
teilen. 1902 wurde die Arbeit abgeschlossen und unter dem Namen 
„Vereinbarungen zwr einheitlichen Untersuchung und Beurtei- 
lung von Nahrungs- und Genußmitteln sowie Gebrauchsgegen- 
ständen für das Deutsche Reich“ während der Zeit von 1897 bis 
1902 veröffentlicht. 

Diese vereinbarten Verfahren haben zwar keinen verbindlichen oder 
amtlichen Charakter, aber sie wurden für die empfehlenswertesten gehalten 
und bilden auch heute noch die Grundlage für die Untersuchungen. 

Im Laufe der Zeit sind naturgemäl) eine große Zahl von Verfahren 
aus mehrfachen Gründen abänderungs- oder erweiterungsbedürftig gewor- 
den. Die serologischen Untersuchungen z. B. waren damals noch kaum be- 
kannt oder gehörten noch zu dem Spezialgebiet der Bakteriologen und hatten 
noch keine Anwendung auf die Nahrungsmitteluntersuchung gefunden. 

Das Erscheinen ganz neuer Nahrungsmittel brachte es ferner mit 
sich. daß die Verfahren zum Teil geändert und ergänzt werden mußten. 
Außerdem war auch eine große Anzahl neuer Methoden im Laufe der Zeit 
aufgekommen und unter anderen hat sich auch das Kaiserliche Gesund- 
heitsamt mit der kritischen Sichtung und Nachprüfung neuer Unter- 
suchungsverfahren beschäftigt. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß auf dem Gebiete der Nahrungs- 
mittelchemie alles noch in einem gewissen Fluß begriffen ist, was eine 
geeignete Auswahl unter den verschiedenen Untersuchungsverfahren er- 
schwert. 

Im folgenden sollen daher nicht alle bekannten oder empfohlenen 
Verfahren beschrieben werden, sondern nur solche, welche in der Praxis 
angewendet werden und gute Ergebnisse liefern. Für eingehende Studien 
ist „Die Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel“ von König 
als das ausführlichste und neueste Werk zu empfehlen. 

Sehließlich eibt es in Deutschland noch sogenannte amtliche Ver- 
fahren, die für die Untersuchung einiger Nahrungsmittel vorgeschrieben 


102 Max Klostermann. 


und als Anlagen zu bestimmten Gesetzen veröffentlicht worden sind. Diese 
Anweisungen werden als „amtliche“ hervorgehoben werden. 

An Literatur sind in erster Linie die „Vereinbarungen zur einheit- 
lichen Untersuchung und Beurteilung von Nahrungs- und Genußmitteln sowie 
(sebrauchsgegenständen für das Deutsche Reich“ (Berlin, Verlag von Jul. 
Springer) benutzt worden, ferner das oben angeführte Werk von J. König 
(Berlin 1910, Verlag von Jul. Springer). Die weitere Literatur ist bei den 
einzelnen Autoren angegeben. 


I. Allgemeine Untersuchungsverfahren. 


In diesem Kapitel wird eine Reihe von Verfahren beschrieben werden, 
welche für die meisten Nahrungsmittel brauchbar sind; um Wieder- 
holungen zu vermeiden, werden sie hier gemeinsam zusammengestellt. 


Bestimmung des Wassers. 


Die Bestimmung des Wassers in Nahrungs- und Genuß- 
mitteln erfolgt stets indirekt, d.h. es wird der beim Trocknen 
gefundene Gewichtsverlust als „Wasser“ bezeichnet. 

Für eine genaue Bestimmung ist eine möglichst gute Durchschnitts- 
probe erforderlich , diese gewinnt man durch sorgfältiges Mischen einer 
größeren Menge des Ausgangsstoffes nach genügendem Zerkleinern oder 
Mahlen. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, daß viele Stoffe hyero- 
skopisch sind und Wasser aus der Luft aufnehmen, andere dagegen leicht 
Wasser, z. B. Kristallwasser, verlieren. 


1. Bestimmung des Wassers in festen Stoffen. 


Feste, lufttrockene Stoffe trocknet man nach genügender Zerklei- 
nerung in einem Trockenschranke bei 100--105°C bis zum konstanten 
(rewichte. Angewendet werden 5—10g. 

Bei sehr wasserreichen festen Stoffen (Fleisch, Wurzelgewächsen, 
(semüsen etc.) empfiehlt sich ein Vortrocknen bei 40--50°C, indem 
man sie entweder unter möglichster Vermeidung eines Wasserverlustes 
in dünne Scheiben zerschneidet und diese an dünnen Drähten aufspießt. 
oder indem man sie nach dem Zerschneiden in flachen Porzellanschalen 
ausbreitet und einige Tage bei gleicher Temperatur vortrocknet. Man ver- 
wendet gewöhnlich zunächst eine größere Menge (etwa 500 9) und läßt 
sie nach dem Vortrocknen 2—3 Stunden an der Luft liegen, bis sie luft- 
trocken ist und beim Wiegen und Zerkleinern keine wesentliche Feuchtig- 
keit mehr aufnimmt. Die Substanz wird dann gewogen, zerkleinert und 
sotort in gutschließende Glasbüchsen gefüllt. Hiervon werden kleinere 
Proben zum vollständigen Austrocknen bei 100--105° C verwendet. 

Aus diesen Bestimmungen berechnet man den Wassergehalt. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 103 


2. Bestimmung des Wassers in sirupartigen Massen und Flüssig- 
J keiten. 


Bei flüssigen, sirupartigen, gelatinösen und ähnlichen Massen er- 
mittelt man den Wassergehalt in der Weise, daß man eine Platinschale 
mit etwa 2049 Seesand oder mäßig feingepulvertem Bimsstein und einem 
kurzen Glasstab beschickt. Die Schale mit Inhalt wird ausgeglüht, im Ex- 
sikkator erkalten gelassen und gewogen; dann wiegt man soviel des 
zu untersuchenden Stoffes, wie 1—2g Trockensubstanz entspricht, hinein. 
dampft im Wasserbade ein und trocknet hei 100—105°C bis zur Ge- 
wichtsgleichheit. Um Wasserverdunstung zu vermeiden, ist die Schale wäh- 
rend des Wiegens mit einem Uhrglase zu bedecken. 

Besteht ein Gegenstand aus einer festen Masse und einer Flüssig- 
keit und kann keine hinreichend gleichmäßige Mischung erhalten werden, 
so müssen die festen und flüssigen Anteile getrennt untersucht werden. 

Das Trocknen soll nach den „Vereinbarungen“ bei 100 -105° C 
geschehen. es wird aber gewöhnlich bei 100—110° C vorgenommen, und 
zwar werden gewöhnlich “zwei Bestimmungen ausgeführt, von denen, falls 
sie genügend übereinstimmen, das Mittel genommen wird. Zum Trocknen 
werden Trockenschränke aller Art verwendet, jedoch gibt es für einige Stoffe 
besondere Schränke, von denen u. a. der nach Sorhlet!) zu erwähnen ist. 

Der Trockenraum dieses Schrankes ist 47cm lang, 95cm breit, 
30cm hoch und ringsum, mit Ausnahme der Einführungsöffnung, mit 
60%/,iger Glyzerinlösung (Siedepunkt 109°) gefüllt. Am Boden befinden 
sich acht Messingröhren von 15mm Durchmesser, die an der hinteren 
inneren Wand und an der Vorderwand des äußeren Kastens eingelötet sind 
und von der siedenden Flüssigkeit umspült werden. Das Verschlußstück 
bildet eine mit Filz bezogene Holzplatte, welche mittelst einer Feder in 
die Öffnung des Trockenraumes eingepreßt wird. Dicht hinter der Ein- 
führungsöffnuneg ist in der oberen Wand ein kurzer, 40 mm weiter Rohr- 
stutzen angelötet. welcher nach außen geht. Diese Öffnung bildet mit den 
acht Messingröhren eine Lüftungsvorrichtung, welche für ständige Er- 
neuerung der Luft sorgt; die volle Wirkung wird aber erst erreicht, wenn 
man den Rohrstutzen mit einem etwa 1m langen und 40 mm weiten Mes- 
singrohr verbindet, in welchem eine kleine Lockflamme brennt, um den 
Zug zu verstärken. Ein Glimmerfenster gestattet die Beobachtung der 
Flammengröße in diesem Kamin. Durch diese Anordnung erzielt man 
einen Luftstrom von stündlich etwa 10cm®, welcher die acht Heizröhren 
passiert, nahezu die Temperatur der siedenden Flüssigkeit annimmt, über 
die zu trocknende Substanz hinweggeht und durch den Kamin nach auben 
abzieht. Die Geschwindigkeit des Luftstromes ist aber so geregelt, dab 
auch von den leichtesten Stoffen nichts tortgerissen wird. Zur Erhaltung 
eines gleichen Flüssigkeitsstandes und gleicher Konzentration des Glyzerins 


1) Zeitschr. f. angew. Chemie. 1891, S. 363. — König, Chemie d. menschl. Nahrungs- 
u. Genußmittel. Bd. 3. S. 20. 


104 Max Klostermann. 


dient ein Kugelkühler. Zum Trocknen wird die Substanz in Hache Nickel- 
schalen von 90 mm Durchmesser und 10mm Höhe gebracht. Beim Wiegen 
bedeckt man sie mit einem Deckel von Nickelblech mit übergreifendem 
Rand. Die Schalen werden mit einer langgestielten Schaufel in den Trocken- 
raum geschoben und ebenso wieder herausgenommen. 

Der Vorzug dieses Trockenschrankes besteht im schnellen Austrocknen 
von Stoffen, wie Milch, Bier, Sirup usw., besonders wenn sie mit Locke- 
rungsmitteln, wie Bimssteinpulver, vermengt worden sind. 

Auch für die Untersuchung von Wein gibt es eine besondere 
Art von Troekenschrank, der aber auch zum Trocknen ähnlicher 
extrakthaltiger Flüssigkeiten, wie Bier, Honig u. dg]., verwendet werden kann. 
Die einzelnen Zellen sind im Lichten 100mm tief, 100 mm breit und 50 mm 
hoch und müssen von lebhaft siedendem Wasser umgeben sein, zu welchem 
Zwecke der Trockenschrank entweder mit Vorrichtung für gleichbleibenden 
Wasserstand oder mit Rückflußkühler versehen ist. Unter dieser Voraus- 
setzung ist es gleich, wie viele solcher Zellen zu einem Schranke vereinigt 
werden. Die in festen Gelenken und Angeln gehenden Türen sind auf der 
Innenseite mit Asbest ausgekleidet und führen zur besseren Lüftung am 
Boden und an der Decke je drei kreisrunde Löcher von 2mm  Durch- 
messer. Zum Schutze gegen die Verbrennungsgase der Flamme ist an 
der Unterseite ein etwa 4Jdmm breites Blech angebracht: die Schalen 
stehen nicht unmittelbar auf dem Boden der Zellen, sondern auf beson- 
deren Dreifüßen oder Einsätzen. 


Bestimmung des Stickstoffes und seiner 
Verbindungen. 


In der Regel begnügt man sich mit der Bestimmung des Gesamtstick- 
stoffes, vervielfacht diesen mit 6°25 und erhält die sogenannte „Stick- 
stoffsubstanz“, wobei man von der Annahme ausgeht, dab die Stickstotf- 
substanzen (Eiweißstoffe) durchschnittlich 16°/, Stickstoff enthalten. 

Zum qualitativen Nachweis führt man den Stickstoff organischer 
Verbindungen durch Schmelzen mit metallischem Kalium oder einem (Ge- 
menge von Kaliumkarbonat und Magnesiumpulver in Cyanverbindungen über. 
Die wässerige Lösung der Schmelze wird mit wenig Ferrosulfat- und Eisen- 
chlorid gelinde erwärmt und mit Salzsäure angesänuert. Färbt sich die Lösung 
blau, durch Bildung von Berlinerblau, so war in der Substanz Stickstoff enthalten. 
Auch die Rhodanreaktion ist empfindlich. Zu diesem Zwecke dampft man die 
Lösung der Schmelze unter Zusatz von Schwefelammonium bis zur Trockene 
ein und prüft mit Salzsäure und Eisenchlorid. ob Rhodanide vorhanden sind. 


1. Bestimmung des Gesamtstiekstoffes. 
Das Verfahren von Will-Varrentrapp wird kaum noch ange- 
wendet und ebenso das von Dumas, welches allerdings den Vorzug hat, 
für jede Substanz brauchbar zu sein. 


u, 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 105 


Ganz allgemein wird jetzt nach dem einfacheren Verfahren von 
Kjeldahl gearbeitet, welches darauf beruht, daß der Stickstoff in orga- 
nischen Stoffen durch Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure bei Geeen- 
wart oxydierender Mittel vollständig in Ammoniumsulfat übergeführt wird. 

Zur Aufschließbung verwendet man folgende Säuremischungen: 

a) 4 Volumen konzentrierte und 1 Volumen rauchende Schwefelsäure; 
auf jedes Liter setzt man 100 4 Phosphorsäureanhydrid hinzu (Wilfahrt). 

b) 1 Liter konzentrierte Schwefelsäure und 200 9 Phosphorsäure- 
anhydrid (Kellner). 

c) Ein Teil Kaliumsulfat und 2 Teile konzentrierte Schwefelsäure 
(Gunning). 

d) 5-10 g Kaliumsulfat, 25 em Schwefelsäure und 1 Tropfen Queck- 
silber ( Wohltmann). 

Bei schwer verbrennlichen Stoffen sind Säuremischungen, welche 
Phosphorsäureanhydrid enthalten, vorzuziehen. 

Man verfährt gewöhnlich am besten nach Gunning und Attenberg!). 
welche 20 cm® konzentrierte Schwefelsäure und 1 9 metallisches Quecksilber 
verwenden. Nach dem Auflösen gibt man 15— 18 g Kaliumsulfat hinzu und 
die Zerstörung ist dann meistens in 2—3 Stunden beendet. Das Erhitzen hat 
zunächst langsam zu erfolgen. Nach vollständiger Zerstörung setzt man 250 em® 
Wasser hinzu, sodann 80 em® salpetersäurefreie Natronlauge vom spez. 
Gew. 135 und 25 cm® einer Schwefelkaliumlösung, welche 40 g Schwefel- 
kalium im Liter enthält. Nach Zusatz von etwas Zinkpulver wird sofort 
ein Destillationsrohr aufgesetzt, destilliert und das Destillat in eine abge- 
messene Menge von 1/,-Normalschwefelsäure und genügend Wasser ein- 
geleitet, so dab die Spitze des Destillationsrohres in die Flüssigkeit ein- 
taucht. Zum Zurücktitrieren der überschüssigen Schwefelsäure mit '/,-Normal- 
kalilauge wird Kongorot als Indikator benutzt. 

Die Stickstoffbestimmung nach KAjeldahl hat den Vorteil, dal die 
Stoffe nur so weit vorgetrocknet zu werden brauchen, dal) es möglich ist, 
1—2 g einer guten Durchschnittsprobe zu erhalten. 

Bei erobpulverigen oder solchen Stoffen, von denen (z. B. Fleisch, Fleisch- 
erzeugnisse, (emüs@ ete.) schwer eine gleichmäßige Mischung herzustellen 
ist, verfährt man zweckmäßig in der Weise, dal man 10-20 9 mischt 
und in einer Porzellanschale mit 150 cm® der Schwefelsäuremischung unter 
Umrühren so lange auf dem Wasserbade erwärmt, bis sich alles zu einem 
gleichmäßigen Brei gelöst hat. Darauf giebt man die Lösung in ein 200 em? 
fassendes Kölbchen. spült mit dem Schwefelsäuregemisch nach. läßt erkalten 
und füllt auf 200 cm® auf. Hiervon werden 20 cm (entsprechend 10—2:0g 
Substanz) abgemessen und in üblicher Weise nach Ajeldahl weiter verbrannt. 

Von Flüssigkeiten werden 50—500 cm’, nach dem Ansäuern mit 
Schwefelsäure, im Verbrennungskolben bis auf 20—50 em? verdampft und 
dann nach Zusatz des Schwefelsäuregemisches weiter verbrannt. 


!), Chem.-Zeitung. Bd. 22. S. 505 (1898). 


106 Max Klostermann. 


Bei Gegenwart von Nitraten- Nitriten-, Nitro-, Nitroso-, Azo-, 
Diazo- usw. Verbindungen liefert das Ajeldahlsche Verfahren keine sicheren 
Ergebnisse, und man mul dann das Verfahren von Jodlbaur‘) anwenden. 
Man mischt etwa 1 g des betreffenden Stoffes in einer Reibschale mit 2—3 9 
eebranntem, fein gepulvertem Gips und bringt die Mischung in einen 
Kjeldahl-Kolben. Hierzu fügt man unter Abkühlung 25 em? Phenolschwefel- 
säure — 40g Phenol auf 1 Liter konzentrierte Schwefelsäure von 66° Be. — 
und mischt vorsichtig durch leichtes Hin- und Herbewegen. Nach Verlauf 
von ungefähr 5 Minuten fügt man ganz allmählich und unter Abkühlung 
2—3g durch Waschen mit Wasser gereinigten Zinkstaub, sowie 2 Tropfen 
(Juecksilber hinzu. Nun wird gekocht, bis die Flüssigkeit nicht mehr gefärbt 
ist. Nach dem Erkalten wird das Ammoniak wie bei der Bestimmung nach 
Kjeldahl ermittelt. 

Es ist für die Sicherheit dieses Verfahrens wesentlich, daß die zu 
verbrennenden Stoffe nicht zu feucht, sondern genügend trocken sind. 

Durch Multiplizieren mit dem Faktor 6'25 rechnet man den gefun- 
denen Stickstoff auf „Stickstoffsubstanz“ oder „Rohprotein“ um. 


2. Bestimmung des Reinproteins. 


Will man erfahren, wieviel wirkliches Protein in einem Nahrungs- 
mittel vorhanden ist. so wird dies nach einem besonderen Verfahren von 
4. Stutzer 2) bestimmt, welches von F. Barnstein®) vereinfacht worden ist. 
Es werden 1-2 g des zu untersuchenden Stoffes durch ein 1 mm-Sieb ge- 
bracht und in einem Becherglase mit 50 cm3 Wasser aufgekocht; stärke- 
haltige Stoffe werden 10 Minuten im Wasserbade erhitzt. Hierzu setzt man 
25 cm® einer Kupfersulfatlösung. welche 60 4 kristallisiertes Kupfersulfat 
im Liter enthält, und darauf unter Umrühren 25 em? einer Natronlauge, 
welche 12:5 y Natriumhydroxyd im Liter enthält. Nach dem Absetzen wird 
(lie überstehende Flüssigkeit durch ein Filter abgeeossen ; der Niederschlag 
wird in gleicher Weise wiederholt mit Wasser behandelt. schließlich auf 
(das Filter gebracht und mit warmem Wasser so lange ausgewaschen, bis 
(das Filtrat mit Ferroeyankalium- oder Chlorbaryumlösung keine Reaktion 
mehr gibt. Dann wird der Stickstoifgehalt des Filterinhaltes nach Ajeldahl 
bestimmt. 

Beim Vermischen von 25 em® Kupfersulfatlösung und 25 em? Natron- 
lauge der eenannten Konzentration entsteht ein basisches Kupfersulfat, 
welches etwa 038g Kupferhydroxv« enthält und das offenbar der wirksame 
Bestandteil ist, der den Niederschlag erzeugt. Die überstehende Flüssig- 
keit zeigt noch deutliche Reaktion auf Kupfer. Nach diesem Verfahren 
werden auch dann noch richtige Werte erhalten. wenn das Natron in so 


') Landw. Versuchstation. Bd. 35. S. 447 (1888). 

*) Report. f. analyt. Chem. 1885. S. 162. 

°) Landw. Versuchstation. Bd. 54. S. 327 (1900). — J. König, Chem, d. N. u. @. 
Bd. 3.1. S. 253. 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 107 


eroßer Menge hinzugefügt wird, dab das Kupfer nicht als basisches Salz, 
sondern vollständig als Oxydhydrat ausgefällt wird: die Menge der Natron- 
lauge darf aber nicht so groß sein, daß die Flüssigkeit über dem Nieder- 
schlag alkalisch reagiert. 

4A. Stutzer‘) schlägt vor, so viel Natronlauge zuzusetzen, daß ?/, des 
Kupfers als Hydroxyd und der Rest als basisches Sulfat ausgeschieden wird, 
während nach der Vorschrift von Barnstein nur !/, des Kupfers als Hydroxyd 
und 3/, als basisches Sulfat abgeschieden wird. A. Stutzer empfiehlt daher, 
auf 1 9 Substanz 100 «m3 Wasser, 20 em? 10°/,ige Kupfersulfatlösung und 
20 cm3 2:50/,ıge Natronlauge zu verwenden. 

Auch bei der Bestimmung des Reimproteins wird allgemein der Fak- 
tor 625 gebraucht. obgleich man sich wohl bewußt ist, dab für pflanzliche 
Proteine der Faktor oft wesentlich niedriger liegt, da sie einen höheren 
Stickstoffgehalt besitzen. 


3. Bestimmung des Amidstiekstoffes. 


Die Differenz zwischen „Gesamtstickstoff“* und „Proteinstickstoff“ 
wird als Amidstickstoff bezeichnet und gewöhnlich auf keinen besonderen 
Stoff umgerechnet. 


4. Bestimmung des Albumins, der Proteosen und Peptone. 


Zunächst werden 5—10g Substanz mit etwa 200 cm® Wasser längere 
Zeit ausgezogen und schließlich auf 250 cm3 aufgefüllt. Darauf wird durch 
ein trockenes Filter gegeben und das Gelöste von dem Ungelösten ge- 
trennt. Die Lösung prüft man zunächst auf Anwesenheit von Albumin, 
indem man in einem heagenzglase 5 cm? mit wenig: Salpetersäure ansäuert 
und kocht. Entsteht hierbei ein Njederschlag, so ist Albumin vorhanden. 

Zur Bestimmung werden 100 cm® der Lösung in gleicher Weise er- 
hitzt. und das Albumin wird auf einem Filter gesammelt und ausgewaschen. 
Dieses wird mit Inhalt nach Kjeldahl verbrannt, und die gefundene Stick- 
stoffmenge, mit 625 multipliziert, ergibt die Menge des koagulierbaren 
Eiweiß (Albumin). 

Zur Bestimmung der Proteosen wird das Filtrat von der Albumim- 
bestimmung mit Schwefelsäure schwach angesäuert und mit Zinksulfat 
kalt gesättigt. Die hierbei ausgeschiedenen Proteosen werden abfiltriert 
und mit einer gesättigten Zinksulfatlösung ausgewaschen. Der Filterrück- 
stand wird ebenfalls nach ÄKjeldahl verbrannt und der gefundene Stickstoff 
ergibt mit 6°25 multipliziert die Proteosen. 

Es ist darauf zu achten, daß bei größeren Mengen von Ammoniak 
sich unlösliche Doppelsalze von Ammonsulfat und Zinksulfat bilden, wo- 
durch das Ergebnis zu hoch wird. Falls dies zu befürchten ist. wird die 
Zinksulfatfällung zunächst mit Magnesia längere Zeit erhitzt, um das Am- 
moniak zu entfernen. Oder man wiederholt den Versuch, bestimmt in einer 


!, Journ. f. Landwirtschaft. Bd. 54. S. 237 (1906). 


108 Max Klostermann. 


zweiten Probe das Ammoniak quantitativ und zieht den Ammoniakstick- 
stoff von dem Gesamtstickstoff (Ammoniak- + Proteosenstickstoff) ab. 

Die Peptone bleiben hierbei gelöst und die Lösung ist zunächst 
qualitativ mit Kupfersulfat zu prüfen, ob sie überhaupt vorhanden sind. 
Ist dies der Fall, so fällt man die Peptone mit einer Phosphorwolfram- 
säurelösung, welche man sich herstellt, indem man 120 4 Natriumphosphat 
und 200 g Natriumwolframat in 1/ Wasser löst und 100 cm Schwefel- 
säure (1:3) zusetzt. Von dieser Lösung setzt man so lange zu, bis kein 
Niederschlag mehr entsteht und läßt einen Tag bei gewöhnlicher Tem- 
peratur stehen. Dann wird filtriert und mit verdünnter Schwefelsäure (1:3) 
nachgewaschen. 

Das Filter nebst Rückstand wird wieder nach Kjeldahl verbrannt, und 
durch Multiplizieren des gefundenen Stickstoffes mit 6°25 erhält man die 
Menge Pepton. 

Dies Verfahren gibt aber keine guten Resultate, da auch eine Reihe 
anderer Stoffe, z.B. Alkaloide, Fleischbasen und Ammoniak, mitge- 
fällt werden. Den Fehler, welcher durch das Ammoniak verursacht wird, 
kann man, wie vorher bei den Proteosen angegeben worden ist, beseitigen. 
Eine sichere Trennung von den übrigen Basen ist dagegen bislang nicht 
möglich. 


5. Bestimmung des Ammoniaks. 


(Qualitativ wird das Ammoniak entweder durch Erwärmen der 
Substanz mit Kalilauge am Geruch und an der alkalischen Reaktion des 
(rases erkannt oder mittelst Ness/erschen Reagens, welches einen rötlich- 
braunen Niederschlag. bei sehr verdünnten Lösungen aber nur eine gelbe 
Färbung hervorruft. 

Zur quantitativen Bestimmung des Ammoniaks in Flüssigkeiten 
oder wässerigen Lösungen fester Körper destilliert man mit einem Über- 
schuß von frisch geglühter Magnesia, leitet das Destillat in eine abgemes- 
sene Menge Normalsäure und verfährt im übrigen, wie bei der Bestimmung 
des Gesamtstickstoffes nach Kjeldahl angegeben worden ist. 


6. Bestimmung der Salpetersäure. 


(Jualitativ wird die Salpetersäure mittelst Diphenylamin oder Bruzin 
nachgewiesen. Da Diphenylamin auch mit andern Stoffen. wie salpetriger 
Säure, Chlorsäure, unterchloriger Säure, Brom-, Jod-, Chromsäure und 
Ferrisalzen eine Blaufärbung gibt, zieht man Bruzin vor, welches zwar 
mit Überchlorsäure ebenfalls reagiert, dageren nicht mit den übrigen, falls 
genügend Schwefelsäure zugesetzt wird. 

In wässerigen Lösungen bestimmt man quantitativ die Salpeter- 
säure nach dem Verfahren von Sehlösing- Wagner mit der Abänderung 
von Schulze-Thiemann!), welches darauf beruht, daß Salpetersäure durch 


') Tiemann-Gärtner, Handbuch der Untersuchung und Beurteilung der Wässer. 
Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 9. S. 401 (1870). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nabrungs- u. Genußmittel. 109 


rauchende Salzsäure und Eisenchlorür in Stickoxyd übergeführt wird. Dieses 
Verfahren ist stets anwendbar und kommt namentlich dann ausschließlich 
in Frage, wenn größere Mengen organischen Stickstoffes zugegen sind, 
welche hierbei nicht stören. Zur Ausführung werden 50-500 em3 Lösung, 
je nach dem größeren oder geringeren Gehalte an Salpetersäure, in einer 
Schale auf 20—30 em? eingedampft und dann durch Einsaugen in ein 
etwa 150 cm? fassendes, oben durch Glas verschlossenes Dennersches Kölb- 
chen gebracht. Das Kölbchen besitzt einen doppelten Glasansatz in Form 
von 2 Glasröhren, von denen die eine fast bis auf den Boden des Kölb- 
chens reicht, während die andere am Kopf angeschmolzen ist. Beide 
Röhrchen sind außen durch ein Kautschukrohrstück mit zwei längeren 
Glasröhren verbunden und können durch zwei Quetschhähne abgeschlossen 
werden. Zunächst verdampft man durch Öffnen der Quetschhähne so viel 
der Flüssigkeit, dal) nur noch 20 bis 30 cm® zurückbleiben. Hierauf wird 
der eine Quetschhahn geschlossen und die kurze Röhre mit einem Schiff- 
schen Sammelapparat verbunden. welcher mit frisch ausgekochter, noch 
warmer 20—30°/,iger Natronlauge gefüllt ist. Nunmehr wird die Flüssig- 
keit im Kölbcehen nochmals so lange gekocht, bis sich im Schifschen 
Apparat keine Luftblasen mehr ansammeln. Ist das Wasser in dem Kölb- 
chen bis auf ungefähr 10 «m eingedampft, so läßt man erkalten. Dann 
öffnet man vorsichtig den andern Quetschhahn und läßt eine gesättigte, 
frisch bereitete Lösung von gleichen Teilen Eisenchlorür und rauchender 
Salzsäure eintreten. Es genügen etwa 10 em? dieses Gemisches. 

Nachdem der Quetschhahn wieder geschlossen ist, wird das Kölb- 
chen zunächst so lange erwärmt, bis der nötige positive Druck im Innern 
vorhanden ist, dann öffnet man den Quetschhahn zum Schi//schen Sammel- 
apparat und treibt in diesen die Stickoxyddämpfe hinüber. Ist die Flüssig- 
keit bis auf 5 ©m® verdampft, so läßt man nach dem Schließen des Quetsch- 
hahns wieder erkalten und läßt durch das andere Rohr nochmals ungefähr 
5 cm3 Eisenchlorürlösung und rauchende Salzsäure eintreten, verfährt wie 
vorher und treibt noch gebildetes Stickoxyd durch Öffnen des anderen 
Quetschhahnes wieder in den Schij//schen Apparat über. 

Mit dem Ablesen des Gasvolums wartet man wenigstens 1 Stunde. 
damit es die Temperatur der umgebenden Luft annimmt. Vor dem Ab- 
lesen wird durch Senken der Flüssigkeit in der Ausgleichsbirne ein gleicher 
Luftdruck wie außen hergestellt. Das Volumen wird unter Berücksichtigung 
des Barometerstandes B, der Temperatur T und der Tension des Wasser- 
dampfes t auf trockenes Gas von 0° bei 760 mm Barometerstand nach 
der folgenden Formel umgerechnet. Es bedeutet V! das Gasvolumen bei 
0° und 760 mm Barometerstand, V das abgelesene Volumen bei der Tem- 
V (B—-t) 273 
760 (273+T) 

Aus dem reduzierten Gasvolumen berechnet man schließlich die 
Salpetersäure. lem Stickoxydgas wiegt bei 0° und 760 mm Barometer- 
stand 0°001343g; da zwei Moleküle NO einem Molekül N, O, entsprechen, 


peratur T, dem Barometerstand B und der Tension t. V!— 


110 Max Klostermann. 


so entspricht 1em® Stickoxydgas von 0° und 760mm Barometerstand 
0'002417 9 Salpetersäure (Ns O,). 

Einfacher ist das Verfahren von Ulsch?), welches darauf beruht, 
dal Salpetersäure sowohl in saurer als auch in alkalischer Lösung leicht 
zu Ammoniak reduziert werden kann. Am einfachsten arbeitet man 
in saurer Lösung und reduziert mit dem offizinellen -Ferrum hydro- 
genio reducetum des Deutschen Arzneibuches. Die Ausführung geschieht 
in folgender Weise: In einem Rundkolben von '/,! Inhalt mit flachem 
Boden, wie er z. B. für die Stiekstoffbestimmungen nach Kjeldahl benutzt 
wird, bringt man 25cm? der wässerigen Nitratlösung, welche höchstens 
0°5g Kaliumnitrat oder die äquivalente Menge eines anderen salpetersauren 
Salzes enthalten darf. Man fügt darauf 10cm® verdünnte Schwefelsäure 
vom spez. Gew. 135 (erhalten durch Mischen von ungefähr 2 Volumen 
Wasser mit 1 Volumen konzentrierter Schwefelsäure) und 5g des käuf- 
lichen Ferrum hydrogenio reductum hinzu. Um Verluste zu vermeiden, 
hängt man in den Hals des Kolbens ein birnförmiges, oben offenes 
Glasgefäß von 25cm® Inhalt oder einen zugeschmolzenen Trichter, der mit 
kaltem Wasser gefüllt ist. 

Durch vorsiehtiges Erwärmen mit sehr kleiner Flamme unterhält 
man eine lebhafte, nicht stürmische Gasentwicklung und steigert die Hitze 
in dem Malle, wie die Reaktion schwächer wird, so daß etwa 4 Minuten 
nach Beginn des Erwärmens die Flüssigkeit zu sieden beginnt, was an 
dem Abtropfen des kondensierten Wassers an der Spitze der Birne zu er- 
kennen ist. Nachdem man ungefähr eine halbe Minute im schwachen Sieden 
erhalten hat, ist die Reduktion beendet. 

Nach dem Erkalten verdünnt man mit 50 cm® Wasser, übersättigt | 
mit 20cm? Natronlauge vom spez. Gew. 135 und destilliert das Ammoniak | 
in gleicher Weise wie bei der- Stickstoffbestimmung nach Kjeldahl ab. | 

Mit diesen beiden Verfahren kommt man vollständig aus; es wird aber 
in neuerer Zeit auch das sogenannte Nitronverfahren vielfach angewendet, - | 
welches von M. Busch?) stammt; man benutzt zur Ausführung die von 
4. Gutbier?) angegebene Form. Bislang hat aber dieses Verfahren nur | 
wenig Eingang gefunden. | 

Über eine kolorimetrische Bestimmung kleiner Mengen siehe später. 


7. Trennung von Ammoniak, Aminosäuren und Säureamiden, 


Die Trennung beruht darauf. daß die Aminosäuren mit salpe- 
triger Säure freien Stickstoff bilden. Die NH,-Gruppe wird bei dieser 
Reaktion in die OH-Gruppe verwandelt, und es entsteht z. B. aus Aspara- 
einsäure Äpfelsäure, aus Leuzin Leuzinsäure. Die Säureamide dagegen 
bilden keinen Stickstoff, sondern die am Karboxyl hängende NH,-Gruppe 
') Chem. Zentralbl. Bd. 2. $. 926 (1890). BE 
*) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 9. S. 464 (1905). 
°) Zeitschr. f. angew. Chemie. Bd. 18. S. 494 (1905). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 11] 


wird in Ammoniak umgewandelt. Dies gelingt übrigens auch durch 
einfaches Kochen mit Salzsäure. Die Aminosäureamide geben daher nur 
eine Gruppe beim Behandeln mit salpetriger Säure in Form von Stick- 
stoff ab. 

Zur quantitativen Bestimmung werden die Körper in Wasser 
oder 30—40°/,igem Alkohol gelöst. Nach Entfernen des Alkohols durch 
Eindampfen werden zunächst die Albumine, Proteosen und Peptone 
mit Phosphorwolframsäure gefällt, und das Filtrat wird zu folgenden 
Bestimmungen benutzt: 

Das Ammoniak wird in einem aliquoten Teil durch Magnesia aus- 
getrieben und bestimmt. 

Ein zweiter Teil der Lösung wird mit etwa 8°/, konzentrierter Salz- 
säure zwei Stunden gekocht, worauf man wieder mit Magnesia den Stick- 
stoff bestimmt. Dieser besteht aus Säureamidstickstoff + Ammoniak- 
stiekstoff. Zieht man das Ergebnis der Ammoniakbestimmung ab, 
so erhält man den Säureamidstickstoff. 

In einem dritten Quantum bestimmt man den Aminosäurestick- 
stoff, indem man zunächst wieder mit Salzsäure kocht und mit Magnesia 
zur Trockene verdampft, um den Ammoniak- und Säureamidstickstoff zu 
entfernen. Der Rückstand wird mit Wasser aufgenommen, filtriert und mit 
salpetriger Säure behandelt. Der entwickelte Stickstoff wird in einem Eudio- 
meter aufgefangen. Als Absperrflüssiekeit dient gewöhnlich eine konzen- 
trierte alkalische Kaliumpermanganatlösung, um die nitrosen Gase und die 
Kohlensäure zu entfernen, welche zum Austreiben der Luft durch den 
Apparat geleitet worden ist. Der gefundene Stickstoff entspricht dem 
Aminosäurestickstoff. 


Bestimmung des Fettes. 


Unter Fett versteht man bei der Analyse der Nahrungs- 
und Genußmittel den Ätherextrakt der wasserfreien Substanz, 
d.h. alleaus der wasserfreien Substanz durch wasserfreien, über 
Natrium oder Natriumamalgam destillierten Äther extrahier- 
baren, bei einstündigem Trocknen im Dampftrockenschrank 
niehtflüchtigen Bestandteile. 

Man bezeichnet daher bei solchen Substanzen, welche außer Fett 
noch wesentliche Mengen anderer in Äther löslicher Bestandteile enthalten, 
die erhaltenen Werte auch als „Ätherextrakt“. 


1. Bestimmung des Gesamtfettes (Ätherextraktes). 


Die Bestimmung wird so ausgeführt, daß 5—10yg der gemahlenen oder 
gut gepulverten Substanz bis zur Erschöpfung mit Äther extrahiert werden. 
Nach beendeter Extraktion wird der Äther aus dem Extraktionskölbehen 
abdestilliert, der Rückstand eine Stunde im Wasserdampftrockenschrank 
getrocknet. im Exsikkator erkalten gelassen und gewogen. 


u Bz I 


112 Max Klostermann. 


Das Ausziehen geschieht in dem bekannten So.rhletschen Extraktions- 
apparat. Die Masse wird gewöhnlich vorher mit Sand gemischt, in fettfreie 
Papierhülsen gebracht und im Trockenschrank kurze Zeit getrocknet. Die 
obere Öffnung der Hülse wird mit Watte verschlossen, die Hülse wird 
dann in den Apparat gebracht und mit Glaskugeln bedeckt, welche bis zum 
höchsten Punkt des Hebers reichen sollen. Dies geschieht, um ein Heben 
des Wattestopfens zu vermeiden, um möglichst oft mit frischem Äther zu 
extrahieren und um mit möglichst geringen Äthermengen arbeiten zu 
können. Um ganz sicher zu gehen, dal keine Substanz mitgerissen wird, 
kann auch die Ablauföffnung am Boden des Apparates noch mit einem 
Wattefilter verschlossen werden. auf das dann die Hülse zu stehen kommt. 
Zur vollständigen Erschöpfung genügen gewöhnlich 5 Stunden. Jedenfalls 
ist es nicht ratsam, das Ausziehen übermäßig lange auszudehnen, da auch 
andere Stoffe, welche im allgemeinen in Äther so gut wie unlöslich sind, 
sich in warmem Äther etwas lösen und sich bei der fortgesetzten Extraktion 
im Destillationskölbchen anhäufen. wodureh die Genauigkeit des Resultates 
ungünstig beeinflulst wird. 

Flüssige Körper werden zunächst auf entfetteter Watte oder fett- 
freiem Filtrierpapier verteilt. getrocknet und dann ausgezogen. 

Sollte eine Reinigung des Ätherauszuges in besonderen Fällen er- 
wünscht sein, so kann man den Rückstand in Petroläther auflösen, filtrieren 
und das Filtrat wiederholt mit Wasser und schwacher Säure ausschütteln, 
um organische Säuren, Alkaloide und andere Verunreinigungen zu entfernen. 


2. Bestimmung der freien Fettsäuren. 


Das gewogene Ätherextrakt oder eine bestimmte Menge des zu unter- 
suchenden Fettes wird entweder in säurefreiem Äther gelöst und mit 
alkoholischer !/,,- oder ?/,,-Normalkalilauge unter Verwendung von Phenol- 
phtalein als Indikator gesättigt, oder es wird in einem säurefreien Gemisch 
von gleichen Teilen Äther und Alkohol gelöst und mit wässeriger !/,,- oder 
'/,,-Normalkaiilauge unter Verwendung von Phenolphtalein als Indikator 
gesättigt, wobei man, falls sich die Lösung trübt, gelinde erwärmt. 

Die zur Sättigung der freien Fettsäuren verbrauchte Menge Alkali- 
lauge drückt man entweder als Säuregerade aus, worunter man die An- 
zahl Kubikzentimeter Normalalkalilauge versteht, welche zur Sättigung von 
100 4 Fett erforderlich sind, oder als freie Säure (=Ölsäure) in Prozenten 
des Fettes (1 cm® Normalalkalilauge entspricht 0'282 g Ölsäure). 


Bestimmung der stickstoffreien Extraktstoffe oder 
Kohlenhydrate. 


Unter sticekstofffreien Extraktstoffen versteht man den 
hest. welcher übrig bleibt, wenn man von einer Substanz ihren 
Gehalt an Wasser, Stickstoffsubstanz, Ätherextrakt. Rohfaser 
und Asche abzieht. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 115 


Der Begriff stickstoffreie Extraktstoffe umfaßt eine ganze Reihe verschie- 
dener Verbindungen, von denen die wichtigsten und verbreitetsten die Zucker- 
arten, die Dextrine und die Stärke sind; außerdem gehören hierher: Pflanzen- 
gummi, Pflanzenschleime, Pflanzensäuren, ferner die Pektin-, Bitter-, Farbstoffe 
u.del. Gewöhnlich werden die stickstofffreien Extraktstoffe, wie oben angegeben, 
aus der Differenz berechnet. Vielfach ist jedoch auch die Bestimmung einer 
oder mehrerer der gut charakterisierten chemischen Verbindungen erforderlich. 


1. Bestimmung der Gesamtmenge der wasserlöslichen Kohlenhydrate 
in festen Körpern. 

Zur Bestimmung der löslichen Kohlenhydrate in festen Körpern 
digeriert man je nach dem Gehalt 10—25 g der möglichst fein zerklei- 
nerten Substanz?!) in einem 500 em3-Kolben mit 250 cm? Wasser etwa eine 
Stunde lang bei Zimmertemperatur, oder man schüttelt !/, Stunde im 
Schüttelapparat, füllt bis zur Marke mit kaltem Wasser auf und filtriert nach 
kurzem Absetzenlassen, falls erforderlich unter Zusatz von indifferenten 
Klärungsmitteln, durch ein trockenes Falten- oder Asbestälter. 

50 oder 100 cem® des Filtrates befreit man durch Aufkochen und 
Filtrieren von gelöstem Albumin, dampft in einer Platinschale auf dem 
Wasserbade zur Trockene, trocknet 2 Stunden im Luittrockenschranke bei 
100-—-105° C, wiegt, verascht den Inhalt und wiegt wiederum. Der Unter- 
schied beider Wägungen ergibt die Gesamtmenge der wasserlöslichen 
sickstofffreien Extraktstoffe oder Kohlenhydrate. 

Nach dem Verfahren gelingt meist die Entfernung des Albumins 
nicht vollständig, der Rest ist aber so gering, daß er bei der Bestimmung 
vernachlässigt werden kann, oder man bestimmt in einem anderen Teile 
des wässerigen Auszuges den Stickstoff nach Kjeldahl. Die Menge der ge- 
fundenen Stickstoffsubstanz (N mal 6°25) bringt man von der Gesamt- 
menge der wasserlöslichen Kohlenhydrate in Abzug. 


2, Trennung der in Wasser löslichen Kohlenhydrate. 


Die folgenden Verfahren liefern keine genauen, sondern nur an- 
nähernde Resultate. Aus dem Grunde ist die gleichmäßige Ausführung 
dieser Trennungsverfahren erforderlich, damit die Ergebnisse wenigstens 
unter sich vergleichbar sind. 

Die Hauptgruppen bilden die Dextrine- und Zuckerarten, welche 
zunächst voneinander zu trennen sind. 


A. Bestimmung der Dextrine. 


Als „Dextrine“ bezeichnet man diejenigen in kaltem Wasser löslichen, 
in 90°/,igem Alkohol unlöslichen Kohlenhydrate, welche nach der Inversion 
mit Salzsäure reduzierende Zuckerarten liefern. 

Etwa 25 Trockensubstanz oder ein entsprechender Teil einer Flüssig- 
keit oder etwa 200 em des nach 1. erhaltenen Auszuges werden in einer 


1) Sehr fettreiche Stoffe sind vorher durch mehrmaliges Übergießen mit wasser- 
freiem Äther von der Hauptmenge des Fettes zu befreien. 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. Ss 


114 Max Klostermann. 


Porzellanschale auf dem Wasserbade fast bis zur Trockene eingedampft.!) 
Der Rückstand wird in 10 oder 20 em® warmen Wassers gelöst und die 
Lösung unter fortwährendem Umrühren allmählich mit 100 bzw. 200 cem3 Al- 
kohol von 95 Vol.-Proz. versetzt. Nachdem der Niederschlag, welcher die 
Dextrine enthält, sich abgesetzt hat, filtriert man und wäscht den Rückstand 
unter Reiben mit einem Pistill mehrmals mit kleinen Mengen Alkohol (herge- 
stellt durch Vermischen von 1 Vol. Wasser mit 10 Vol. Alkohol von 95 Vol.- 
Proz.) aus. Der Rückstand wird in Wasser gelöst, eingedampft, abermals in 
10 em® Wasser gelöst und in gleicher Weise nochmals mit Alkohol gefällt. 

Es empfiehlt sich, auch das alkoholische Filtrat einzudampfen, den 
Rückstand in 10 em® Wasser zu lösen und nochmals mit Alkohol zu fällen. 

Die vereinigten alkoholischen Filtrate werden durch vorsichtiges Er- 
wärmen auf dem Wasserbade von Alkohol befreit und zur Bestimmung 
der Zuckerarten auf ein bestimmtes Volumen gebracht. 

Der Filterrückstand enthält die Dextrine. Man löst sie in heißem 
Wasser, führt sie in Dextrose über und -bestimmt diese maßanalytisch 
nach Fr. So.hlet oder gewichtsanalytisch nach F' Allihn. 

Zur Inversion löst man die Dextrine in 300 cm3 Wasser und bringt 
je 100 cm® in Kölbehen von 200 em Inhalt, fügt etwa 70 cm Wasser und 
20 em Salzsäure vom spez. Gew. 1'125 hinzu und erwärmt die erste Lösung 
1 Stunde, die zweite 2, die dritte 3 Stunden lang im kochenden Wasser- 
bade am Rückflußkühler. Die Lösungen werden rasch abgekühlt, mit Na- 
tronlauge neutralisiert oder bis zur schwachsauren Reaktion versetzt und 
so weit verdünnt, dab sie höchstens 1°/, Dextrose enthalten. In 25 cm 
jeder Lösung wird die Dextrose bestimmt. Das höchste Resultat wird als 
das richtige angenommen. Die gefundene Menge wird durch Multiplikation 
mit 0'90 auf Dextrine umgerechnet. 


B. Bestimmung der Zuckerarten. 
Die nach Fällung der Dextrine verbliebene alkoholische Lösung dient 
zur Bestimmung der Zuckerarten und darf hierfür nicht mehr als 
höchstens 1°/, Zucker enthalten. 


Allgemeines. 

(uantitativ wird Zucker entweder auf chemischem Wege ge- 
wichtsanalytisch nach Allihn oder maßanalvtisch nach So.rhlet oder 
auf optischem Wege durch Polarisation bestimmt. 

Außerdem wird noch die Eigenschaft der Kohlenhydrate, von der 
Formel C,H,,0;. C,H;0, und C,.H,,,, unter dem Einfluß von Säuren 
durch Hydrolyse in solche von der Formel C,H,,0, und C,H,,0, über- 
zurehen, benutzt, um den Zucker nach der Inversion sowohl durch Polari- 
sation als auch mit Fehlingscher Lösung zu bestimmen. Verhältnismäßig 
einfach sind die optischen Verfahren: schwieriger aber findet man sich 
zwischen den Fällungsverfahren mit Fehlingscher Lösung zurecht, da diese 


‘') Enthält die Lösung freie Säuren, so ist vorher mit Natriumkarbonat zu neu- 
tralysieren. 


. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 115 


vielfach in verschiedener Konzentration und Zusammensetzung verwendet 
wird, Jede Änderung sowohl der Konzentration als auch der Kochdauer 
führt aber zu anderen Ergebnissen, und man hat deshalb bei Zuckerunter- 
suchungen die angegebenen Arbeitsvorschriften genau zu befolgen. Stärke, 
Dextrine und Rohrzucker reagieren zwar theoretisch mit Fehlingscher 
Lösung nicht, aber beim Kochen mit dieser werden sie als Laktone um- 
gewandelt, so daß sie ebenfalls schwach reduzierend wirken. 

Glukose, Lävulose, Invertzucker und Arabinose reduzieren 
Fehlingsche Lösung, Maltose und Milchzucker reduzieren sie zwar auch, 
aber in geringerem Grade als nach der Behandlung mit Säuren. Mit Säuren 
geht Milchzucker in ein Gemenge von gleichen Teilen Galaktose und 
Glukose, Maltose in Glukose über. 

Man kann daher durch Bestimmung des Reduktionsvermögens vor 
und nach der Inversion für Maltose und Glukose die Konstanten gewinnen, 
um sie nebeneinander quantitativ zu bestimmen. Dieses Verfahren versagt, 
wenn zugleich Saccharose zugegen ist, weil der beim Invertieren gebil- 
dete Invertzucker, insbesondere die Lävulose. durch die Säure wieder zer- 
stört wird, wenn sie so lange einwirkt, bis die Maltose oder der Milch- 
zucker völlig hydrolysiert sind. 

Wegen dieser leichten Zersetzbarkeit der Lävulose ist auch bei dem In- 
versionsverfahren nach Olerget-Herzfeld die Konzentration der Salzsäure und 
die Inversionstemperatur niedrig gewählt worden, damit die Lävulose nicht 
angegriffen wird. Nach dem Verfahren von Olerget wird das Drehungsvermögen 
des Milchzuckers und des käuflichen Stärkezuckers noch nicht wesentlich 
verändert. Man kann daher auf diese Weise Rohrzucker neben Milchzucker oder 
käuflichem Stärkezucker bestimmen. Das Verfahren versagt aber wieder, falls 
auch Raffinose zugegen ist, da Raffinose auch durch schwache Säuren ihre Dre- 
hung ändert. Für den Fall, daß von optisch aktiven Zuckerarten nur Saccha- 
rose und Raffinose zugegen sind, haben Tollens und Herzfeld eine Inver- 
sionsvorschrift angegeben, welche in den Ausführungsbestimmungen zum 
Deutschen Zuckersteuergesetz beschrieben wird. Außerdem ist von Baumann!) 
noch ein Verfahren ausgearbeitet worden, um Rohrzucker und Raffinose 
neben größeren Mengen von Invertzucker zu bestiınmen, welches darauf be- 
ruht. dal) man das optische Inversionsverfahren mit dem chemischen Reduk- 
tionsverfahren mittelst Fehlingscher Lösung vereinigt und so drei Konstante 
gewinnt, mit deren Hilfe sich die Menge der Zuckerarten berechnen läßt. 

a) Maßanalytische Verfahren. 

Das maßanalytische Verfahren nach Sorhlet?) wird folgendermaßen 
ausgeführt: Zunächst stellt man sich eine Kupfersulfatlösung her, indem 
man chemisch reines Kupfersulfat aus verdünnter Salpetersäure und 
darauf dreimal aus Wasser umkristallisiert. Die Kristalle werden zwischen 
Fließpapier getrocknet und etwa 12 Stunden an der Luft liegen gelassen 


1) Zeitschr. d. Verb. der deutschen Zuckerindustr. S. 779 (1898). 
2) Journ. f. prakt. Chem. (N. F.) Bd. 21. S. 227 (1880). 


Ss* 


116 Max Klostermann. 

damit sie lufttrocken werden. Hiervon werden 34.630 4 zu 500 cm® Wasser ge- 
löst. Die Seignettesalzlösung bereitet man in der Weise, daß man 1739 
weinsaures Natriumkalium in Wasser zu 400 em löst und 100 cm® einer 
Natronlauge zufügt, welche 5167 Natriumhydroxyd im Liter enthält. 

Durch Vermischen gleicher Volumen Kupfer- und Seignettesalzlösung, 
welche getrennt aufbewahrt und erst beim Gebrauch vermischt werden, 
erhält man die Fehlingsche Lösung. 

Zunächst ist es erforderlich, zu prüfen, wieviel Zucker die fragliche 
Lösung ungefähr enthält. Dazu werden 50 em3 Fehlingscher Lösung mit 
soviel Zuckerlösung versetzt, dal) nach der vorgeschriebenen Kochdauer 
völlige Entfärbung eintritt. Die Kochdauer beträgt für Glukose, Invert- 
zucker und Fruktose 2 Minuten, für Maltose 4 und für Laktose 
6 Minuten. Hat man so den ungefähren Gehalt gefunden, so wird durch 
Verdünnen und Eindampfen eine etwa 1°/,ige Zuckerlösung bereitet. Dann 
wird wieder zu 50 em® Fehlingscher Lösung soviel Zuckerlösung zuge- 
geben, dab jene nach der entsprechenden Kochdauer fast farblos, jedenfalls 
nicht mehr blau ist. Um zu prüfen, ob noch unzersetztes Kupfer vorhan- 
den ist, wird durch ein doppeltes Filter filtriert, das Filtrat mit Essig- 
säure angesäuert und mit einem Tropfen Ferrocyankalium versetzt. 
Rosafärbung zeigt geringe, Rotfärbung größere Kupfermengen an. Bleibt 
die Lösung farblos, so ist schon zu viel von der Zuckerlösung zugesetzt 
worden. Die Titration wird nun so oft wiederholt. bis von 2 Zusätzen, 
welche um 0'1 cm® Zuckerlösung verschieden sind, der eine noch kupfer- 
haltiges, der andere kupferfreies Filtrat ergibt. Die richtige Menge liegt 
dann in der Mitte, und sie enthält so viel Zucker, wie imstande ist, 50 em® 
Fehlingscher Lösung vollständig zu reduzieren. Nach Sosxhlet entsprechen: 
50 0m® Fehlingscher Lösung = 0'2565 Glukose, — 03890 Maltose, 

— 02470 Invertzucker, = 0°'3580 kryst. Laktose, 
— 0'2572 Fruktose, 

Vielfach wird auch das Verfahren von Reischauer angewendet, bei dem 
man sich des sogenannten Reischauerschen Sternes bedient. In je 6 dünn- 
wandige, weite Reagenzgläser bringt man genau 5 em® Zuckerlösung, welche 
für diese Bestimmung aber nicht mehr als 05 y Zucker in 100 Teilen enthalten 
darf. In die einzelnen Gläser fügt man dann 1. 2, 3, 4, 5 und in das letzte 
6 cm® der Fehlingschen Lösung und setzt den Stern mit den Reagenzgläsern 
20 Minuten lang in ein kochendes Wasserbad. Nach dem Herausnehmen er- 
kennt man schon an der überstehenden Flüssigkeit, in welehem Röhrchen noch 
Kupfer im Überschuß vorhanden ist und nimmt das letzte, gewöhnlich gelb 
gefärbte Röhrchen heraus und filtriert. Das Filtrat wird mit Ferrocyankalium 
auf Kupfer geprüft. Enthält z.B. Röhrchen Nr. 4 kein Kupfer, wohl aber Nr. 5, 
so wiederholt man den Versuch, indem man in die Röhrchen 415, 430, 
445 usw. em? Fehlingscher Lösung gibt und nun wieder diejenigen aufeinander- 
folgenden Gläschen aussucht, von denen das eine noch Kupfer enthält, das an- 
dere nicht. Dies Verfahren wird innerhalb der gefundenen Grenzen schließ- 
lich nochmals wiederholt. Die Berechnung erfolgt nach folgenden Tabellen: 


Die wiehtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 17 


Tabelle 


zur Bestimmung der Dextrose nach Reischaue r, berechnet von K. Kruis. 


| cmd | cm’ em’ cm’ | 
| Fehling- | mg Fehling- mg Fehling- | mg Fehling- ma 
sche Dextrose sche Dextrose sche | Dextrose sche Dextrose | 
= Lösung Lösung BOsapE 
| 100 Bl 142 | 768 184 | 163 2:26. Id ei 
| 101 564 143 773 185 | 968 | 227 110 
1:02 Hl 144 ALT 18H: 2], = 9.72 228 | 51:64 
1:05 >85 LAD 4 82 1:87 977 229 | 11:69 
1:04 590 146 787 188 | 981 230 | 1173 | 
17 2:05 594 147 192 189 | 9:86 er Be I tal 
12106 | 5:99 | 1.48 196 | 190 | 991 | 232 | 11.82 ! 
OT 604 149 s01 1:91 95 2:39 1-87 ı| 
108 608 150 8:06 1:92 10:00 25 11:92 
| 1:09 613 151 200 193 | 10:04 2:35 11:96 
11:10 618 152 8:15 194 | 1009 | 2:36 | 12:00 
111 622 153 | 820 195 | 1013 De |, 12:09 
112 627 154 | ‚824 1.96 ‘| 10:18 2.38 12:10 
113 632 155 | 8:29 EI | +1023211.239 02714 
114 636 156 334 1:98 10:27 240 12:19 - | 
Pet, 641 1:57 S38 199 | 10:32 241 12:24 
1:16 646 158 843 2:00 | 10:36 242 12:28 
1-1 651 1:59 848 2:01 1041 243 2233 
1'185 655 1 HOT ER 2:02 | 10:45 244 251 
1:19 660 1:64,01 2897 203.1.1.0:50 245 12:42 
1:20 665 162 8:62 2.04 10:55 246 12°47 
121 669 163 28:66 2:05 | 1059 247 1251 
122 674 1:64 | S71 206 | 1064 248 12:56 
123 679 O9 WAS Ze 2:07 1068 249 12:60 
124 684 1:66 S'S0 2:08 10'753 250 12:65 
1:25 688 167 Ss ZUM SIOTT 251 12:69 
126 693 168 | 889 >10 1082 252 12:74 
ei 698 1:69 394 211 1087 2: 12:79 
1'28 1027 270 8:99 >12 109] 54 12853 
129 LOT 1-73 9.03 2:19 1096 255 12:88 
1:30 RZ Te OS 214 11:00 256 12:92 
131 Hart 1:75 913 2219 1104 2:57 12:97 
132 221 1:74 9-17 2116 11:09 258 1502 
135 126 L>19 9-32 ZA 11:14 2:59 13:06 
| 1:34 731 176 | 9236 | 218 | ır18 | 260 | 1311 
135 33 ty 931 2.19 21525 261 13°16 
1:36 740 1:78 36 220 1128 262 1320 
37 145 1:79 40 22] WlE32 2'63 1325 
1:58 149 150 9-45 2 11:37 264 1329 
1:39 154 1°S1 4-49 2 141 265 13:3: 
140 159 1582 954 224 11:46 2:66 1339 | 
141. 764 183 959 2.29 1150 2:67 1345 


118 Max Klostermann. 


em’ em’ cm" em" | 
Fehling- mu Fehling- my Fehling- md Fehling- mg 

sche Dextrose sche Dextrose sche Dextrose sche Dextrose 

Lösung Lösung Lösung Lösung | | 

268 |-1348 | 312 | 1550 | 356 | 1753 | #00 ı 1957 | 

2.659 1352 3413 19:95 357 1758 +0] 1962 | 

270 1357 314 15°60 3:58 1762 402 | 1967 

>71 13:62 315 1564 59 17:67 403 19-71 

212 13:66 316 15°69 IB) 11212 +04 19:76 

273 13:71 >17 19.13 361 1776 +05 19:80 

274 13°76 318 1578 3062 1781 +06 19:85 | 

2-75 13:80 319 1583 365 17:86 4207 19-90 | 

2:76 13°85 320 15°87 3:64 1790 LOS 19-95 

2Uu | 13891 32 1592 | 3:65 | 1795] 40977 Tas 

2:78 13.94 3.22 19°96 366 1799 +10 20.04 | | 
9.79 13-09 3253 1601 367 IS 04 411 20.09 | | 
2-80 1403 | 34 16:06 | 3:68 18:09 412 |- 2013 | 

2-8] I+0S ea oO) 369 18:13 4-13 20-18 | 

282 | 1412 | 326 | 1615 70 | 1818 | +14 | 2023 | 

2:83 1417 327 1619 a 1823 4-15 2021 

284 | 1422 | 328 | 1624 72 | 1827 1 416 | 2032 | 

85 1426 329 1629 19 18:32 417 20:31 | | 
IS 143 3:30 1633 374 |) 1837 +18 20-41 | 
2-37 1435 351 1638 375 1841 419 20.46 | 
IS 14:40 3:32 643 310 18-46 420 20-51 | 
2-89 1445 3533 16°47 31T 18:50 21 20.55 | 
90) 1449 3.34 1652 378 18:55 422 20.60 | 
2-9] 144 SioB, 16°56 re 18°60 423 20.69 | 
-92 1458 356 16°61 380 1864 424 2069 | 
2:95 1463 3:37 16°66 3-81 18:69 425 2074 | | 
2-94 1468 3:38 16:70 3:82 18:73 326. | 2 | 
09H [472 230 1675 3-83 1878 427 283 | 
29157 1477 340 1679 384 18:83 428 >USS | | 
-97 1481 341 16:84 3:85 I8°88 429 20.93 | | 
2.98 1486 3:42 1789 386 18:02 +30 20:98 | 

299 1491 345 1693 387 18°97 31 21:02 | 
300 1495 344 IHOS 388 19:02 432 21-07 

>01 19:00 349 1702 380 19:06 4533 21.12 | 
302 15904 346 17:07 >90 19-11 454 21:16 

308 1509] 347 | ıTı2 | 391 | 1915| 435 | 2121 | | 
3.04 1514 348 1716 3:92 19:20 436 | 21-26 | 
305 IH1S 349 1721 393 1925 457 21-30 | 
3.06 1523 3D0 1726 394 19:29 4-38 21-35 

307 1527 3Dl 1750 395 1934 439 91-40 

308 1532 war 1735 3:96 19:39 440 9144 

3:09 15:37 >53 1739 5-97 19:43 +41 2149 

>10 1541 3D4 1744 3:98 19-48 442 2154 

311 1546 3-55 1749 3.99 19-53 4.43 2158 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 119 


cm’ cm’ cm’ cem® 
Fehling- mg Fehling- mg Fehling- mg Fehling- mg 
sche Dextrose sche Dextrose sche Dextrose sche | Dextrose 
Lösung Lösung | Lösung Lösung 
| 
444 2163 4-84 2351 v2 2534 562 2719 
I 4.45 21'068 485 23.90 524 2539 3 3120 
Bar 21:73 486 | 23:60 10925 12544 I 564 | 2728 
ı #47 ZA, 487 23:09 2b 2549 26» 21.32 
ı 448 21:82 4.88 2370 DT 2553 66 Ale 
ı 449 2187 489 | 2374 528 2558 567 2742 
1.00 3191 4:90: 23:79 929 2563 268 TAT 
+51 2196 49] 23:84 530 2568 5:69 2751 
4:52 22:01 492 | 23:89 hrall 3572 9-10 2190 
| 4.553 22:05 4:93: | ‚22:99 592 21 Do 2761 
+54 22:10 +94 | 23:98 533 11.29:82 De 2765 
455 32-14 495 24-03 534 | 2586 9:713.. 17.2770 
456 22:19 496 | 24-07 5.35 2591 574 ZH 19 
4:57 2224 497 | 2412 236 2596 919, | 27:80 
458 223.29 498 | 2417 531 2600 5:76 2784 
4:59 22:8 4199 | 3422 538 2605 SE 2789 
460 22-38 5:00. |, 2426 53% I 26:10 59.18, 192190 
| 461 22:43 OL 2, 2 540 | 26:15 579 | 2798 
12:62 |, 22481 52a 256.541 | 26719 580 | 28:03 
I else, 22:52 503 | 24-40 542 | 2624 581 | 2808 
| 464 23-57 504 | 2445 543 | 2629 583 28:13 
465 22-62 505. |, 2:50 544 | 2654 lee 
466 22:66 >06 | 2455 545 | 26°38 584 | 2822 
19.5:4:67 22T 307 | 2459 546 2643 D’8D | 2826 
| ‚468 2276 DOS 24.64 547 2648 586 | 2831 
469 22:80 509 ! 2469 548 26:32 81 1.2856 
470 2285 510 | 2473 549 26:57 DiXofo) 2841 
471 2290 >11 2478 5.90 2662 80 2846 
472 22:94 512 | 24:83 »Dl 2666 590 >80 
4:73 22:99 >13. 2488 552 2672 591 28:55 
474 25304 9:47 24:92 559 2676 592 28:60 
4:75 23:09 515 24-97 554 2681 593 | 2864 
476 2315 9:10 25:02 555 | 2685 994 2869 
477 2318 5-17 2506 556 265.90 595 | 2874 
478 23253 5:18 2511 557 26'935 596 | 2879 
479 2328 519 25:16 DDS 2699 597 28:83 
4.80 BE 520 25.20 559 2104 DIS 2888 
481 | al 2525 560 27:09 5:99 28:93 
4.82 2342 322 2330 >61 2714 OO 2897 
483 2346 


Die Bestimmung der Maltose nach Reischauer erfolgt ebenso, wie 
die der Dextrose, jedoch wird der Stern nur 15 Minuten in das kochende 
Wasserbad gesetzt. Die Zuckerlösung muß so verdünnt sein, dab sie zwischen 
0:15 und 088 y Maltose in 100 «3 enthält. 


120 Max Klostermann. 


Tabelle 


zur Bestimmung der Maltose nach Reischauer, berechnet von E. Wein. 


cm’ [077 cm“ em’ 
Fehling- mg Fehling- mg Fehling- mg Fehling- mg 
sche Maltose sche Maltose sche Maltose sche Maltose 
Lösung Lösung Lösung Lösung | 


1:00 7126 142 10:28 184 122 | 2:26 | 16°36 
101 133 143 10:35 1'85 13:36 D:0R 1643 
1:02 T4l 144 10.42 186 1344 2:28 16°50 ı 
1:03 748 145 10:49 187 | 1351 2:29 | 1658 
1:04 755 146 10°57 188 | 1358 230 | 1665 | 
105 | 762 [47 |.1064 | ‚189. | 1366270 231. lea 
1:06 770 1-48 1071 1-90 13:73 2327| 162001 
1:07 ia, 1-49 10:78 191 13-80 2.33 16:87 | 
1:08 784 1:50 10'85 1:32 13:88 234 | 1694 
1:09 192 151 10°92 1:93 13-95 935,1 1a 
1:10 7:99 152 | 1099 1:94 14-02 2-36 17:09 
[11 S:06 1:53 1107 1:95 | 1409 2-37 1716 
112 813 154 1114 1:96 1417 238 | 1723 
[13 | 821 155 | 1121 | 197 | Mason 
114 828 156 11'28 1-98 14-31 >40: | 17584 
115 s’35 157-1 11:35 1:99 1439 24] 1745 
116 842 158 | 1143 200 | 1446 2-42 | 1753 
L°17 849 1'59 11:50 >01 14-53 243 | 1760 | 
118 857 1 Fe 2:02 1461 2-44 | 1767 | 
1-19 64 161 1164 >05 14-68 2-45 | 1774 | 
120 871 162 1171 204 14-75 2.46 1782 
el 878 163 11:78 2:05 14-82 2-47 | 1789 
122 885 164 | 118 2.06 1490 2.48 | 1796 
1:23 892 165 | 119% 2:07 14-97 2-49 18:04 
124 899 166 | 12:00 2:08 15:04 2.50) 1831154 
125 O6 167.1 1207 2:09 15:12 251 18:18 | 
1:26 914 168 | 12:14 >10 15-19 2:52 18:26 | 
27 921 1:69 1221 Da 15-26 2:53 18:33 | 
128 28 170 | 1298 >12. | 153411 9527778299 
1-29 9:35 ara 12:35 213 15-41 355 18:47 | 
1:30 742 172 12:42 2:14 19:48 256 1859 | 
1-31 449 173 | 1250 >15 15-55 957: 186234 
1:32 YH6 174 12:57 2:16 15-63 258 18:69 
rest! 64 1:75 12:64 DAN 15-70 259 18:77 | 
1:34 9:71 26 1.1273 >18 15°77 2.60 1884 | 
1:35 9:78 {37 12:78 >19 15°85 261 1891 | 
1:36 Y85 ITS 12:86 220 15°92 262 18:99 | 
153 9:92 179 |! 1293 22] 15.99 263 | 1906 | 
138 10.00 180 1300 22 16°07 2:64 19:14 | 
139 | 1007 181 13:07 2:93 16:14 265 1921 | 
1-40 | 1014 182 13'15 2-24 1621 266 19:29 | 
[41 102] 183 13:22 295 1628 267 | 19:36 | 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 121 


em’ cm? cm? cm’ 
| Fehling- mg Fehling- | mg Fehling- mg Fehling- mg 
sche Maltose sche Maltose sche Maltose sche Maltose 
ı Lösung Lösung Lösung Lösung 
| | 
2:68 | 1944 >12 22:73 356 | 26°02 +00 | 29.32 
2:69 1951 Ska) 2280 3DT1 | :2609 +01 29:39 
270 19:59 314 II-88 998 .| 2617 402 2947 
Meet 19:66 ’’1d 2295 359 2624 405 29.54 
Ka | 1974 16 23:03 360 2632 +04 29.62 
273 | 1981 17 | 2310 | 361 | 2639 | 205 | 29:69 
2-74 ı 1989 318 2378 >62 |: 26°47 +06 2977 
1,1996 | 319 | 2aonne nm 02554 | "107 | 29:84 
Bee | 20:04 20 | 2333 1 3:64 | 2662.| 408 | 29:92 
wen 20711 32] 2340 | 365 | 26:69 | 4.09 | 2999 
273 | 2019 322 23:48 00 | 2011 410 . 3007 
219... 20:26 323 2355 BUT 07 2084 Za 3014 
280 | 20:34 324 | 2363 368 2692 117 3022 
281 2041 327 2370 3:69 2699 Ale, 30:29 
282 20:49 26 2378 >70 21:07 414 3037 
283.1 .20:56 >27 23:85 3.71 DIA 415 3044 
| 284 20.64 ‚28 25:93 372 22 4-16 3092 
285 | 2071 329 2400 3:73 2029 ET 3059 
2.86 20:78 >30 2-8 314 Tal 418 30:67 
287 2086 33r ıı 2aasın 30 2744 4-19 3074 
2:88 20'953 332 U Da 316 >12 420 30:82 
2:89 2101 333 24-30 >11 2759 | 30:89 
2:90 | 2108 334 24-38 3:78 ITHT 422 30:97 
EI DE 335 24-45 379 21704 4253 3104 
2:93 » 21:23 336 sa 80 2782 424 3112 
2:93 21-30 Bl 24-60 3:81 2789 425 31:19 
a te 338 24-67 3:82 2797 4:26 3127 
2:95 ar 45 3:39 24-75 383 28:04 4:27 313 
2095 ı 21:55 3.40 24:82 384 2812 428 3142 
2:97 2160 341 24-89 385 28:19 429 3149 
O8 te 24-97 386 28-27 +30 3157 
2.99 31.79 343 2504 DOT 283 231 3164 
300 21'853 342 29.12 388 2842 4:32 3172 
301 21:90 345 | 25-19 >89 8:49 433 39 
302 2198 346 25-27 3.90 2857 4:34 3187 
>03 22:05 347 2353 391 864 +35 3194 
304 2218 348 25-42 392 28:72 +36 32:02 
305 I3DI) 3:49 25-49 3953 28:79 4-31 3209 
3.06 22:28 320 255% 394 8:57 438 ah 
3:07 22.39 351 2564 3.95 2894 4:39 3224 
308 22-43 3:52 2572 3.96 29:02 +40 3232 
3:09 22-50 353 2579 3:97 29:09 4-41 32:39 
| 310 | 2258 | 354 | 2587 3:98 | 2917. | 442 | 3247 
I 311 |) 29265 355 ı 2594 3:99 | 2925 443 32-54 


[22 Max Klostermann. 


a en 
| cm’ cm’ em" cm’ | 
Fehling- ma Fehling- m Fehlingy- mg Fehling- mg 
sche Maltose sche Maltose sche Maltose sche Maltose 
Lösung Lösung Lösung Lösung | 


444 19) 84 3562 325 5848 5:62 1 47 
( 


4.45 0) 485 3569 524 38:55 9:53: | A129 
4°46 17T LS6 SDrıt 525 3861 554 1, ‚Als 
+47 S4 4:87 3584 526 3868 369 | 4137 | 
LA48 992 SS 35:92 527 3875 266 4144 | 
440 90 4.89 3299 528 3882 967 4151 | 


+0 
+»1 


2077 +90 3607 529 38:89 568 ı 4158 
14 +9] 3614 330 3896 69 4169 


452 22 492 3622 931 39:03 HD 4172 

455 329 493 | 36:29 5:32 | 39:10 571 | 81 | 
454 37 494 | 3637 533 39:17 H72 | ZEa 
455 "44 495 3644 534 3924 51a 4198 | 
456 52 4:96: | 36:52 5:39 39:30 9.74 .12.4207 7 
4-57 59 497 3659 »'56 39.37 575 | 42:16 | 
+58 67 +98 5667 937 39-44 76 42:25 | 
459 74 +99 3674 538 3951 DT 49-34 | 
+50 82 >00 3682 539 | 3958 578 42-42 

+61 89 >01 36°89 540 39:65 979 |, Aal 


4-62 
465 


502 36:97 941 39:72 580 | 4260 
9:03 04 542 39:79 581 | 4269 


| 
464 12 504 2) 543 | 39:86 582 174958 
4.65 19 5:05 8) 9.44 3993 583 | 42-86 
466 > >06 7 545 | 


3999 | 584 | 42:95 | 
40.06 | 585 | 43:04 | 


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469 3449 >09 7149 548 4020 587 43:22 
470 3457 9:10 DT 549 4027 588 | 43:30 
471 3464 Dal 3764 550 4034 589 | 43:39 
472 3472 5:12 3771 551 4041 5.90 | 4348 
4753 3479 913 3778 552 4IAR8 >91 | A358 
4:74 34.87 514 3T8D 555 4055 5:92 4366 | 
475 34.94 5:19 3792 54 40.62 5'953 4374 | 
476 3902 516 ‚7:99 3)5) 4068 594 4383 | 
471 ‚09 517 38:06 »D6 40753 595 4392 
4:18 3911 9:18 38:15 5957 40-82 296 4401 
4-79 3524 19 3820 558 4089 597 | 4410 
+80 3532 5:20 38927 559 4096 »98 4418 
+81 3539 921 38:54 >60 41:03 599 | 4427 


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41:10 600 4456 
483 3994 
b) gewichtsanalvtische Verfahren. 
Die gewichtsanalytische Bestimmung nach Allihn?) ist die gebräuch- 
lie hste. Es sind für die verschiedenen Zuckerarten Lösungen von 


1) Journ. f. prakt. Chem. (N. F.) Bd. 22. S. 46 (1880). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 123 


bestimmtem Gehalt und bestimmte Mengen erforderlich. Ferner 
ist eine bestimmte Kochdauer und Arbeitsweise einzuhalten und 
zur Berechnung des Zuckers sind besondere Tabellen (von Wein!) 
zu benutzen. Nach Allikn wird mit einem UÜberschuß von Fehlingscher 
Lösung gearbeitet und das reduzierte Kupfer wird abfiltriert, gewaschen 
und gewogen. 

Zum Filtrieren bedient man sich eines sogenannten Allihnschen 
Röhrchens: ein gewöhnliches Papierfilter ist nicht brauchbar, weil der 
Kupferoxydulniederschlag oft so fein ist, daß kleine Mengen hindurch- 
gehen und weil ein vollständiges Auswaschen der Papierfilter nicht gelingt. 

Als Trichter dient eine Verbrennungsröhre von etwa 15 mm lichter 
Weite, welche 7—S cm vom Ende auf ein Drittel ihrer Stärke ausgezogen 
worden ist. Man schneidet den zusammengefallenen Teil durch, läßt aber 
noch 2—3 cm des verjüngten Teiles an der weiten Röhre sitzen. Als 
Filtermasse benutzt man weißen, langfaserigen Asbest, welchen man mehr- 
mals mit starker Kalilauge auskocht und mit Wasser gut auswäscht. 
schließlich wird mit Salpetersäure ausgekocht und wieder mit Wasser gut 
nachgewaschen. Dann wird der Asbest ausgeglüht. In das Röhrchen bringt 
man zunächst einen kleinen Platinkonus und darauf eine dicke Lage von 
gereinigtem Asbest, der mäßig festgestopft wird. Die Asbestmasse soll 
etwa ein Drittel des Röhrchens einnehmen. Die Art des Stopfens ist das 
Wichtigste bei der Herrichtung des Filters: wenn die Asbestlage zu dicht 
ist, so läuft die Flüssigkeit, auch bei Anwendung der Saugpumpe, zu lang- 
sam durch, manchmal sogar gar nicht. Da das Kupferoxydul schnell von 
der Fehlingschen Lösung getrennt werden muß, weil es sich beim Er- 
kalten zum Teil wieder auflöst, so würde man bei zu langsamem Filtrieren 
unrichtige Resultate erhalten. 

Ist das Filter ordnungsgemäß hergerichtet, so wäscht man es unter 
Anwendung der Saugpumpe mit heißem Wasser aus. bis im Filtrat keine 
Asbestfäserchen mehr erscheinen. Dann verdränet man das Wasser mit Al- 
kohol, den Alkohol schließlich mit Äther, verbindet den verjüngten Teil 
mit einer Saugpumpe und saugt langsam Luft hindurch. Ist der Äther 
verdunstet, so erwärmt man allmählich den Teil des Röhrchens, welcher 
mit Asbest gefüllt ist. mit einem Bunsenbrenner und gelüht schließlich gut 
aus. Man läßt im Exsikkator erkalten und wieet. Zum Filtrieren setzt man 
das Röhrchen auf eine Saugflasche, indem man den verjüngten Teil in einen 
durchbohrten Gummistopfen steckt. Auf das weite Ende setzt man ein 
kleines Trichterchen und gießt zunächst von der kochend heißen Flüssig- 
keit so viel hinzu, dal) das höhrchen fast gefüllt ist. Nun wird die Saug- 
pumpe langsam in Gang gesetzt, und entsprechend der ablaufenden 
Flüssigkeitsmenge gießt man oben soviel nach, daß das Röhrchen niemals 
leer läuft. Der größte Teil des Niederschlages bleibt gewöhnlich in der 
Schale zurück, und das Filtrieren der fast klaren Flüssigkeit gelingt ver- 


1). E,. Wein, Tabellen zur quantitativen Bestimmung der Zuckerarten,. Stuttgart 1888. 


124 Max Klostermann. 


hältnismäßig schnell. Dann spült man zum Schluß das Kupferoxydul mit 
heißem Wasser in das Filterröhrchen und wäscht so lange nach, bis 
das Filtrat nicht mehr alkalisch reagiert. Man verdrängt das Wasser 
mit Alkohol, gibt Äther nach und trocknet das Röhrchen im Trocken- 
schrank. 

Um die organischen Stoffe, welche mitgerissen sind, zu zerstören, 
wird durch das Röhrchen Luft gesaugt und zugleich der Kupfernieder- 
schlag geglüht, der dabei in schwarzes Kupferoxyd übergeht. 

Da die Tabellen meistens auf metallisches Kupfer (Cu) berechnet 
sind, so kann man entweder das Kupferoxyd wiegen und auf metallisches 
Kupfer umrechnen, oder man reduziert es im Wasserstoffstrom und wiegt 
es als metallisches Kupfer. Zur Reduktion verbindet man mittelst Glasröhr- 
chen und durchbohrtem Korkstopfen das weite Ende des Filterröhrchens 
mit einem Wasserstoffentwicklunesapparat und leitet Wasserstoff hindurch. 
Nachdem die Luft ausgetrieben worden ist, erhitzt man die Asbestschicht 
mit kleiner Flamme, worauf die Reduktion schnell verläuft. Es ist aber 
längeres Erwärmen notwendig, um das entstehende Wasser vollstän- 
dig auszutreiben: dann läßt man im Wasserstoffstrom erkalten und wiegt. 
Aus den Tabellen kann man dann den Zuckergehalt entnehmen. 


Die Fällung nimmt man am besten in einer glatten Porzellanschale 
vor, in die man zunächst die angegebene Menge Fehlingscher Lösung und 
des Wassers bringt. Man erhitzt zum Kochen und fügt die erforderliche 
Menge der Zuckerlösung hinzu; sobald die Flüssigkeit wieder kocht. be- 
obachtet man die Zeit und läßt das Ganze, so lange wie vorgeschrieben ist, 
langsam kochen. Dann entfernt man die Flamme, läßt die Flüssigkeit einen 
Augenblick ruhen, damit sich das Kupferoxydul absetzt, und filtriert so- 
fort in der vorher beschriebenen. Weise. 

Will man den Niederschlag als Kupferoxyd wiegen, so muß die Luft. 
welche zur Oxydation gebraucht wird, vorher durch konzentrierte Schwefel- 
säure oder Chlorkalzium getrocknet werden. Da ein Teil Kupferoxyd 
0'799 Teilen Kupfer entspricht, so ist die gefundene Menge zur Berechnung 
von Cu mit 0'799 zu multiplizieren. 


Bestimmung des Traubenzuckers nach F. Allihn. 


30 em® Kupferlösung (69278 g zu 12 gelöst), 30 em? Seignettesalz- 
lösung (173g Seignettesalz und 125 4 Kalihydrat in Wasser zu 500 em® 
gelöst) und 60 cm? Wasser werden zum Sieden erhitzt. Darauf werden 
25 cm® einer Zuckerlösung zugegeben, welche nicht mehr als 1°/,ig sein 
darf, und das Ganze wird 2 Minuten lane im Sieden erhalten. 

Für diese Zuckerbestimmung ist eine etwas andere Seignettesalz- 
lösung vorgeschrieben, als sie sonst zur Fehlingschen Lösung gehört. Man 
kann aber, ohne das Resultat wesentlich zu verschlechtern, auch die ge- 
wöhnliche Lösung (173 g Seignettesalz und 51'6 4 Natriumhydroxyd zu 
500 em Wasser) verwenden. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 125 


Tabelle 


zur Bestimmung des Traubenzuckers (Dextrose) nach F. Allihn. 


117 a ee 17 mg mg mg | mg mg mg 
' Kupfer | Dextrose | Kupfer | Dextrose | Kupfer | Dextrose | Kupfer | Dextrose 


1} 


E10 61 52 26.9 94 479 136 693 
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I ek 1] 24 279 ai 8 158 7038 
1 #13 T6 55 284 97 | 494 139 70:8 
N 8 36 IR 98 | 499 140 713 
N wiö 8:6 571 0 898 99 | 504 Al ı MR 
"ri JO 58 | 298 100 50.9 142 123 
17 0) 59. | 308 101 514 143 729 
| 18 100 650 308 102 519 144 13 
) 105 61 313 103 52-4 145 73:9 
1.520 10 62 318 104 52.9 146 T44 
2] 119 63 32:3 105 93:8 147 749 
1. 99 12°0 64* | 328 106 540 148 755 
98 125 65 333 107 545 149 760 
| 1,24 13:0 66 338 108 55:0 150 165 
95 135 67 343 109 HR) 151 TO 
26 140 68 345 110 560 152 %UH 
37 145 69 353 111 565 153: I 784 
>8 150 A) 358 12a \ 570 154 | 786 
29 155 Tal 36°3 113 51» 155 7191 
30 160 12 368 114 580 156 196 
31 165 3 | 308 | 115 586 | 157 80:1 
9 170 TE 08 116 591 158 80T 
33 175 15 | 383 117 396 159 | 8192 
} 18°0 761 1 7388 118 | 601 160 ST 
35 185 7, 393 119; |: ‚606 161 322 
36 18:9 78 398 120 61-1 162 827 
37 194 |" 79: | 40:3 121 616 163 833 
8 199 80 | 408 122 621 164 S3°8 
39 30% Ir ga 41:3 123 62.6 165 843 
40) 20.9 82 418 124 63.1 166 Ss4'8 
41 >14 83 23 125 637 167 853 
ED 1:0 S4 48 126 642 168 85.9 
10,43 224 85 434 127 647 169 864 
HA 229 sh 43:9 128 652 170 | 869 
45 234 87 | 444 129 657 171 874 
46 23:9 88 | 449 130 662 k72 879 
AT 244 89 | 54 131 66°7 173 835 
| 48 249 90 |, 459 132: | 672 174 89:0 
| 49 25.4 91 464 133 | 677 175 895 | 


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126 Max Klostermann. 


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mg md md md md ma mg mg 
Kupfer | Dextrose Kupfer _ Dextrose Kupfer | Dextrose | Kupfer | Dextrose | 
| | | 
178 91°] 222 1143 266 137°8 310:“.|: 1163:0%7 
179 JG 223 1148 267 138°4 311 1626 
ISO 92] 224 1153 268 138°9 312 .| 1631 
IS1 26 225 1159 269 | 1395 313 163°7 
182 931 226 1164 270% „1: LAOD 314.7] 1643 
183 937 227 1169 >71 140°6 315 | 1648 
154 94.2 228 1174 272 1411 316 I’ 1695 
IS5 947 229 1180 2713 141'7 317 165°9 | 
IS6 952 230 1185 274 1422 318: | 1061 
187 957 231 1190 275 142°8 319 | 1670 
ISS 963 232 1196 276 1433 320: 0WBn 
180 TE 233 120-1 977 143°9 321: 4 | RR 
190 973 2534 120:7 278 1444 332, 1:x1680, 0 
191 978 235 121-2 379 | 1450 323 1692 
192 I84 236 a 380 |: 1455 324 1697 
193 I8-0 237 22:3 281 1461 339: 1... Me 
194 II-4 238 122°8 282 1466 326 | 1108 
195 1O00 239 1234 283 | 1272 321: 
196 1005 240 123°9 284 1477 32821 21720 
197 1010 241 124°4 >85 1483 339.21, 1A 
198 1015 242 125°0 >86 148°8 330 1:78 
199 1020 243 1255 387 | 1494 33. 210, .LTSAa) 
200 1026 244 126°0 IS8 149.9 332 | 1742 
20] 1032 245 1266 | 289 | 1505 | 333 | 1748 
202 1037 246 1271 290 151°0 334 | 1753 | 
203 1042 247 127°6 29] 1516 335 | 17597 
204 1047 >48 128°1 292 1521 336 | 1765 | 
205 1053 249 1287 293 947 33T a) 
206 1058 2350 1292 294 1532 338 1776 
207 1063 251 1297 295 1538 | 339 1781 
US 1068 252 1303 296 1543 540 1787 
200 1074 253 130°8 297 1549 341 1793 
210 1079 354 1314 298 155°4 342 | 1798 
>11 108-4 255 1319 294) 156°0 343 180.4 | 
212 1090 256 1324 300 156°5 344 | 1809 | 
213 1095 257 1330 301 1974 345 IS15 
214 1100 IH8 1335 302 1576 346 | 1821 | 
215 1106 59 1341 303 1582 347 1526 | 
216 111-1 50 1346 304 | 1587 348 | 1832 | 
217 1116 >61 135-1 305 1593 349 | 1837 
218 1121 262 1357 306 159°8 350 | 1843 | 
219 1127 263 1362 307 1604 351 | 1849 
220 1132 264 136°8 308 160.9 392 1 1804 | 
22] 1137 265 1373 309 1615 353 | 1860 | 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 127 


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a —— na —— 


| I 
| ma mg mg md mg | mg mg mg 
' Kupfer | Dextrose Kupfer | Dextrose Kupfer | Dextrose Kupfer | Dextrose 


1 


394 IS6°6 382 2025 +10 2187 +57 4 
355 | 1872 385 2031 En a a 5 5) 458 5° 
396 1877 Blog! 20337 412 2199 459 H: 
357 IS8°3 385 2043 N 2204 +40 


ir nr 


| 358 | 1889 | 386 | 2048 | 414 | 2210| 44 
359 | 1894 | 387 | 2054| 45 | 2216| 2 


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360 1900 Btate) 206.0 +16 22223 445 
361 1906 389 | 2065 A417 2228 444 8 
362 1911 390 2071 +18 2235 445 9) 
365 1917 391 SATT +19 2239 446 2398 
364 192-3 392 2085 420 2245 447 2404 
365 192-9 395 2O8'S 421 2231 448 2410 
366 193-4 394 2094 4922 229.1 449 2416 
Bloyı 1940 393 2100 435 22653 450 2492 
368 1946 396 2106 424 2269 451 2428 
369 1951 397 2.62 223) 22158 452 2434 
3T0 195-7 398 FKET7 426 2280 4553 2440 
Aymi 196-5 399 EN, 427 228°6 AHA 2446 
3704 1968 +00 2129 428 2292 455 2452 
375 1974 401 2135 429 2298 +56 245°7 
a4 1980 402 2141 430 2304 A457 246°3 
375 198-6 +03 2146 451 2310 +58 2469 
376 199-1 +04 2152 432 2316 459 3475 
371 1997 +05 2158 433 2322 +50 2481 
378 2003 +06 2164 454 2328 461 2487 
379 2I0S 407 2170 435 233° 462 249.3 
380 2014 +08 2175 436 2339 4653 2499 
S 


-_ 


202°0 409 2181 


ı. 


Bestimmung des Invertzuckers nach E. Meissl. 


25 cm! Kupferlösung und 25 cm3 Seignettesalzlösung (173g Seignette- 
salz, 51'6g Natriumhydroxyd zu 500 cm® Wasser) und 25cm® der nicht 
mehr als 1°/,igen Invertzuckerlösung werden mit 25cm Wasser versetzt. 
Die zum Sieden erhitzte Flüssigkeit wird weitere 2 Minuten im Sieden 
erhalten. 


128 Max Klostermann. 


Tabelle 
zur Bestimmung des Invertzuckers nach E. Meissl. 
(Nach den von E. Meissl ermittelten Reduktionsfaktoren berechnet von E. Wein.) 


I 
es rt BEER" er BUCH | Tara Bi | Ingark- | 
Kupfer Banker Kupfer snölker Kupfer | acer Kupfeı | 
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90 469 131 68°7 173 |. 908 213. | 111864 
g] 474 132 692 173 | 914 214 1142 | 
0) 479 133 697 174 91:9 215 1147 
93 ı 484 134 703 15 | 924 21621 JA 
Y4 48:9 135 10°8 176 | 930 21.7 | Ba 
95 495 136 113 177. | 935 >18 | M84 
96 | 500 137 719 178 | 944 219- | leo 
97 | 505 138 724 179° | 946 220 . lan 
a | 139 129 180 952 221 1181 
40 516 140 185 181 957 222 | lerza 
100 52] 141 740 182 96-2 53. | gas 
ee 142 745 183 968 234 1198 | 
102 532 143 715-1 184 97-3 >35 | 1204 | 
103 537 144 756 185 97:8 226 120°9 
104 543 145 76:1 186 98-4 ar 12157 
105 >48 146 76°7 187 99:0 238 2927 
106 55-3 147 11.2 IS8 99-5 229 122°6 
107 | :-9299 148 8 189 100-1 230 1232 
LOS 564 149 183 190 | 1006 233 1238 | 
109 56:9 150 18°9 191 | 1012 232 | 124335 
110 | 575 151 794 192 101-7 233 1249 
111 80 152 S0O 193 102-3 >34 | >53 
112 85 153 305 194 102-9 235 | 92604 
113 59-1] 154 |: 81:0 195 103-4 236 | 1266 
114 596 155 s16 196 | 1040 237 | 1272 
115 501 156 s2] 197 1046 538 | 1268 
116 60°7 157 827 198 | 1051 239 | 1283 
1147 612 158 332 199 105-7 240 | 1289 
118 617 159 SB 200 106-5 >41 | 1233 
119 623 160 843 20] 106-8 322 | 1300 
120 62°8 161 S4HS 202 107-4 243 | 1306 
121 63: 162 s>4 203 | 1079 244 1312 | 
122 63°9 163 859 204 108-5 945 13 
123 644 164 36:5 205 109-1 246 1323 | 
124 64.9 165 870 06 109-6 247 132°9 
125 655 166 876 207 1102 248 1335 
126 560 167 881 208 | 110-8 249 | 1341 
127 665 168 tale 5) II) 111-3 250 1546 
128 671 | 169 392 210 | 1109] 251 1352 
129 576 170 897 >11 112-5 252 135°8 
130 681 | 171 903 >12 1130 | 2353 136°3 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 129 


2 | mg An mg | mg ar | „mg | 
Kupfer Invert- Kenfer Invert- Kupfer Invert- Kupfer Invert- | 

\ zucker zucker zucker zucker 
354 | 1369 299 | 1632 343 | 1896 387 I | 
255 1375 300 163°8 344 | 1902 388 al! 
256 138°1 301 1644 | 3451719081 5389 | 2180 
257 138°6 302 1650 346 | 1914 390 | 2187 
258 | 1392 303 | 1656 347: | 1920 391 2193 
259 | 1398 304 166°2 348 1926 392 2199 | 
260 | 1404 | 305 | 1668 | 349 | 1932 | 393 | 2205 | 
261 1409 306 1673 350 193°8 394 | 232172 | 
262 1415 307 | 1679 351 | 194-4 395 a:Br | 
263 1421 308 1685 | 352 1950 | 396 9324 | 
264 1427 309 | 1691 353 | 1956 397 2231 
365 | 1432 310 | 1697 3ad | 1962 398 2237 
266 | 1438 | 311 | 1703 | 355 | 1968 | 399 | 2943 | 
au | 1444 312%. | 120:9 356 | 1974 400 | 2249 | 
268 | 1449 313 LH 357 1980 AOE | BET. 
269 145°5 >14 11 358 | 1986 402 | 2264 | 
270 146° 1 315 1797 359 199-2 403 2a], | 
271 1467 | 316 1733 | 360 | 1998 | 404 | 278 | 
272 1472 3 1739 361 200-4 405 2286 | 
273 1478 318 1745 362 201-1 406 | 2293 
274 1484 319 1751 263.%1.201:7. |, 407. | 2300 
275 1490 320 1796 64 | 202-3 408 | 23077 
276 1495 | 321 | 1762 | 365 | 2030 | 409 | 314 
ST 1501 322 | 1768 366 | 2036 410, 1 989 
278 | 1507 323. |" ac 367 2042 411 232-8 
279 1513 324 | 1780 368 2048 412 2335 
280 | 1519 325 | 1786 369 205-5 413 2343 
281 1525 326 1792 370 206-1 414 235:0 | 
re u we en 2067 | 415 | 2357 | 
283 1537 328 180-4 372 2073 416 236-4 
284 1543 329 181-0 373 208-0 417 237-1 
285 1549 | 330 | 1816 374 208-6 418 2378 
286 155°5 33. |: 1822 375 209-2 419 238-5 
287 1561 352 1 Re 976 209-9 420 2392 | 
>88 156°7 333 183-5 I 377 2105 421 2399 | 
289 1572 334 184-1 378 211-1 422 2406 
290 157°8 3355 | 1847 379 2117 423 2415 
29] 158-4 336 185-4 380 212-4 424 2420 
292 1590 337 186-0 381 213-0 425 2427 
293 1596 338 186-6 382 213-6 426 2434 
294 1602 339 187-2 383 2143 427 24471 | 
295 160°8 340 | 1878 5384 214-9 428 2449 | 
296 | 161-4 341 188-4 385 2155 429 2456 | 
21, 162:0 342 189-0 386 216-1 430 | 2463 | 
298 162°6 | 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 9 


130 Max Klostermann. 


Bestimmung der Maltose nach E. Wein. 
25 cm® Kupferlösung, 25em® Seignettesalzlösung (wie vorher) und 
>25 cm® der nicht mehr als 1°/,igen Maltoselösung werden gemischt, erhitzt 
und dann 4 Minuten im Kochen erhalten. 


Tabelle 


zur Bestimmung der Maltose nach E. Wein. 


md mg mg mg mg mg mg mg 
Kupfer | Maltose Kupfer _ Maltose Kupfer | Maltose | Kupfer | Maltose | 


| 
30 253 | 68 583 | 106 919 144 | 1260 | 
31 26] 518) 392 107 92-8 145 126°9 
32 270 70 60-1 108 937 146 | 1278 
33 279 7 | 610 109 946 147 1287 
34 387 19: 1,668 110 955 148 | 1296 
34) 296 13 627 111 964 149 1305 
36 307 74 63°6 > 973 150 1314 | 
37 313 1b) 645 119 981 151. .]- 18237 
38 322 16 654 114 0 152 1332 | 
39 33-1 17 662 115 99,9 153 1341 | 
40 339 78 671 116 100°8 154 13501 
41 348 19 580 17 1017 155 1359 
42 357 Su 689 118 102°6 156 156°8 
453 365 S1 697 119 1035 FT IS4T 
44 374 82 706 120 1044 158 1586 
45 383 83 219 21 1033 159 395 
46 391 s4 724 122 106°2 160 | 1404 
47 400 85 732 123 1071 161 | 1413 
48 40.9 S6 741 124 1080 162.1 219422 
49 418 7 750 125 108°9 163 1431 | 
50 426 SS 139 126 1098 164 | 1440 
51 435 sg 76°8 127 1107 165 | 1449 
52 444 0 IT 128 1116 166 145°8 
53:1 ..492 31 18:6 129 19» 167 1467 
54 46°] 92 1795 130 1134 168 1476 
55 470 93 30:3 131 1145 169 | 1485 
»6 418 34 8l’2 152 1192 170 1494 
Ay 487 I) 82] 133 1161 171 1503 
IN 49-6 96 830 154 1170 172 1512 
59 50.4 97 339 135 117°9 1731121920 
60 913 Us S48 136 118°8 174 1529 
61 522 49 857 137 1197 1793 153°8 
62 3531 100 sb°6 138 120°6 176 1547 
63 3.9 101 875 139 1215 177 155°6 
64 DES 102 8.4 140 122-4 178 156°5 
65 557 105 892 141 1233 179 15714 
66 566 104 90] 142 1242 180 1583 
67 5914 105 910 145 1251 1S1 1592 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 131 


nn 


mg | mag ma mo mg | mg | mg | mg 

| Kupfer | Maltose Kupfer Maltose | Kupfer | Maltose | Kupfer | Maltose 

1 

VIER 1601 212 186°8 242 213°6 372 2406 
183 ! 1609 213 | 1877 245 2145 273 | 2415 

| 184 161°8 >14 1886 >44 2154 374 | 2424 

a 215 1895 245 | 2163 275 | 2433 

NwEs6: |; 1636 216 1904 246 31772 916: |. 2442 
fer | 1645 17 1912 247 2181 al. 1945: 

| 188 | 1654 218 | 1921 >48 190 278 | 2460 | 

| 189 | 1663 219 171980 249 | 2199 279 | 2469 | 
1 DR RN 220 | 1939 >50 | 2208 380 | 23478 | 
ou | 4681 321 1948 351 | 217 8] 2487 | 
192 1659:0 222 1957 352,1, 22236 282 | 2496 

I #931 | 169:8 223 196°6 353 | 235 283 2504 
29 12707 224 1975 354 294-4 >84 513 
952 | 1716 225 198-4 355 2355 385 2522 
96 | 1705 226 | 1993 256 2262 >86 2531 
197 1734 397 200.2 SH 1, DT 387 | 2540 | 
1980 | 1743. | 228 | 20ER] 9258. |.228:0.| #288.) 2349) 
199 | 1752 229 2020 2359 228-9 289 2558 | 
2001 | 1761 230 202-9 260 229-8 290 2566 
201 17TO 21 2038 ae | 2830:7 291 2575 
202 177-9 2332 204-7 262 | 2316 292 2584 
203 | 1787 233 205.6 263 2325 2953 2593 
204 179-6 234 206°5 264 | 233-4 294 2602 
205 1805 | 235 | 2074 | 265 | 2343 | 29% 36171 
206 1814 236 208°3 366 | 2352 296 262:0 
207 182-3 337 2091 267 2361 297 262°8 

ı 208 1832 238 2100 268 2370 298 |. 2637 

| 209 IS+1 239 2109 269 2379 299 | 2646 | 

1'240 1850 240 2118 DHV 2588 300 2655 | 
211 185-9 >41 2107 Sit | 9397 | 


Bestimmung der Laktose nach F. Sosxhlet. 
35 cm: Kupferlösung, 25 cm® Seignettesalzlösung (wie vorher), 20 bis 
100 cm® Zuckerlösung, je nach Konzentration, werden gemischt; das Ganze 
wird auf 150cm® gebracht und 6 Minuten lang im Kochen erhalten. 
9* 


132 Max Klostermann. 


Tabelle | 


zur Bestimmung des Milchzuckers nach F. Soxhlet. 
(Nach den von F\ Soshlet ermittelten Reduktionsfaktoren berechnet von E. Wein.) 


1 ma mg 2 md i | mag 
K unter Aueh- K Et: lt K 5 ir BUT Ku Mer Bahr 
zucker 1 zucker I zucker j zucker 
| 
100 716 [41 1020 189-1 131 2 1642 | 
j. 01 124 142 102°8 183.| 239 224 | 1649 | 
102 731 143 | 1035 184 | 1347 | 225 | 1657 | 
103 138 144 | 1045 185. Iso 226 ı 1664 
104 746 145 | 1051 186 136°2 227 1,1082 
105 . 753 146 | 1058 187 130 | 228 26998) 
106 161 147 | 1066 188 1371 229 | 1686 | 
| 107 os 148 1073 180 138°5 230 | 1694 
| 108 776 | 149 | 1081 | 190 | 139 231 | 1701 | 
109 783 | 150 | 1088 | -ı91 | 1400 | 232 | 1709 | 
110 790 151 1096 192 1408 | 233 1716 | 
er 798 32 1 21008 193 141°6 234 | 1784 
| 112 0 153 1 194 Haar 1235 1731 | 
#113 813 154 2119 195 1431 256 1739} 
I. 014 820 155 |! 1126 196 1439 237 1746 | 
115 827 156 113°4 197 1446 238 1754 | 
116 835 | 157 | 1121 | 198 | 1454 | 939 | 1769 | 
117 842 | 158 | 1149 | 199 | 1462 | 240 | 1769 
118 850 | 159 | 1156 | 200 | 1469 | 241 | 1777 | 
119 | 857 | 160 | 1164 | 201 | 1a | 222 | 1785 | 
20 | 864 | 161 | ııTı | 202 | 1485 | 243 | 1793 | 
121 3872 162 1179 203 149-2 244 | 180777 
122 879 165 | 1186 204 1500 245 | 1808 | 
123 887 164 | 1194 205 150:7 246 | 1816 | 
124 394 165 | 1202 206 1515 247 1824 | 
125 90:1 166 | 1209 | 207 1522 | 248 | 1832 | 
126 90.9 167 1217 308 1530 | 249 1840 | 
127 91:6 168 1224 209 153% 250 1548 
128 92-4 169 1932 210 | 1545 251 | 1855 | 
129 931 170 | 1239 211 155-2 252 1863 
130 938 171 1247 212 1560 | 253 | 1871 
131 946 172 1255 213 156-7 254 187°9 
132 993 173 1262 | 214 1575 | 255 1887 
133 96-1 174 1270 | 215 158-2 | 256 1894 
134 969 175 127°8 216 1590 | 257 | 1902 
135 976 176 128°5 217 159-7 258 | 1910 
136 83 177 1293 218 160.4 | 259 191°8 
137 99-1 178 ı 1301 219 161-2 260 | 1925 | 
138 II-8 179 | 1308 220 161-9 261 1933 | 
139 100-5 180 | 1316 | 221 1627 262 | 1941 | 
140 101-3 181 | 1324 222 1634 | 263 1949 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 133 


de 


———————————— En 


mü ng mg ng mg et mg | | 
Kupfer a Kupfer Ze Kupfer en Kupfer | Ben 
zucker zucker zucker | zucker | 
u | ar | 
202 1.1997 299 2335 333 2500 3067: | 21.79 
| 269 1964 300, | 2244 334 2508 368 | 2788 | 
13266 |, 197-2 | 301 22352 | 335 | 2516 | 369 | 2796 | 
| 367 | 1980 | 302 | 2259 | 336 | 2525 | 370 | 2805 | 
| 268 | 1988 308 | 2267 337 2533 371 2814 | 
269 1995 304. | Ber 358 2541 372 2822 | 
270 12003 309 2283 339 | 2549 375 2831 
at 1 2011 306 2291 340 2557 374 283°9 
12019 307 2298 341 256° 375 I8L8 
Bear 2027.) 308 | 2306 17342 1 2304 I 376 | 2887 
Bee | 2035 309 2314 343 | 2582 377 2865 
Br 2083 310 2322 344 | 2590 Bee) 28TA | 
Fe9r76 | 2051 311 2329 345 2598 379 2882 | 
DL 2059 312 1.2331 346 2606 380 2891 | 
278 206°7 315 2345 SA, 2614 381 2899 | 
Br 172075 514 | 2a 948 2625 382 2908 | 
330. | 20853 317 1 20 349 | 263-1 383 2917 
> | 2091 316 236°8 350 | 2639 384 2925 
| 282 | 2099 17 2376 35. 15 2647 385 2934 
933: 2107 318 2384 353 |.2555 386 2942 | 
Mae ‚| 2115 319 239:2 27.%1200°3 387 >| 
| 285 | 2123 | 320 | 2400 | 354 | 2672 | 388 | 2960 | 
Beer, 9131 138 2407 | 355 | 2680 | 389 | 2968 | 
11287 2139 32 2415 356 | 2688 390 | 2977 | 
>88 3147 323 2423 357 | 2696 3917 | 29857] 
280 3155 324 245° 358 2704 392 299.4 | 
| 290 | 2163 325 | 2489 359 | 2712 393 3003 | 
In. 293 SR 326 | 2446 360 2121 394 3011 | 
292 | 2179 | 327 | 2454 | 361 | 2729 | 395 | 3020 | 
293: | IST I ee 257.396 | 230282 
292° | 2195 1.32% | 2270 363 2745 397 3037 | 
295 2203 330 | 2477 364 | 2753 398 3046 | 
296 2211 331 248-5 365 | 2762 399 3054 
IT 33, I 332 | 2492 366 PATE | 400 3063 
298 DPI | 


3jestimmung der Fruktose nach KR. Lehmann. 

25 cm3 Kupferlösung, 25 cm® Seignettesalzlösung (346g Seignettesalz 
und 250g Natronhydrat werden in Wasser zu 1000 em® aufgefüllt) und 
50 cm3 Wasser werden zum Sieden erhitzt; dann werden 25 cm® Lävulose- 
lösung, welche nicht mehr als 1°/,ig sein darf, hinzugefügt. Man unterhält 
15 Minuten im Sieden. 


154 Max Klostermann. 


Tabelle 


zur Bestimmung der Lävulose nach R. Lehmann. 


| nn nn 


mg mg md“ md md mg mo mg | 
| Kupfer | Lävulose | Kupfer | Lävulose Kupfer | Lävulose | Kupfer | Lävulose 
20 115 63 | 3225 | 106 | 5807 |. 149 | 84687 
>| 178 64 3284 107 | 5868 150 83531 | 
a 5 (699) 3343 108 | 59:30 151 8593 | 
23 04 66 3402 109 59:91 152 36:55 | 
24 9:67 67 3462 110 | 6052 153 8716 
2) 10:30 68 35-21 [ll 6113 154 8778 | 
6 10:81 69 3581 112 I 6 155 S840 | 
27 11:33 70 3640 12 6236 156 SIOD 
28 | 1184 1 3700 114 6297 157 89:69 | 
20) 12:36 12 3759 115 BBDS 158 | 9034| 
30 1287 13 38:19 1.16- 64522 159 9098 | 
31 | 1346 7 3878 | 117 | 6484 160 91:63 
32 1405 vb) 39:38 118 | 6546 161 92-26 
6) 14.64 76 3998 119 | 66:09 162 92-90 | 
34 15°23 17 4058 120 | 6672 163 93:53 | 
35 1582 TS 41°17 121) NORD 164 9417 | 
36 16°40 79 4177 1223: 6192 165 ISO 
37 16°99 SO 42:37 123 | 6853 166 9544 
ale) 1491 s1 42:97 124 6913 167 96-08 ı 
39 I816 82 43:57 125 | 6973 | 168 9671 | 
40 18:74 83 4416 | 126 | 7035 | 169 97:35 | 
41 19:32 84 | 4476 | 127 | 7096 | 170 97-99 
42 1991 6) 4536 128 | 7158 171 IS63 | 
3 2049 SH 4596 129 12:19 172 99-27 | 
44 2108 87 4697 130 | 7281 175 99-90 | 
45 | 2166 SS AUT 131 | 7343 174 100.54 
u 5) 0 4778 132 | 7405 175 01-18 
47 2285 070) 4838 133. | E67 176 10182 
48 | 342 9] 408 134 7529 v4 10246 | 
49 242.00 92 49-58 135 7591 178 10311 
50 | 2459 95 DOIS 136 16:33 179 10375 
51 2518 44 5078 137 119 150 10459 
52 25976 0) 51:38 138 TCHR 181 105.04 
53 2635 36 5198 139 1839 IS? 10568 
54 2695 97 B2-58 140 7901 185 106°33 | 
159) 2752 Is 53:19 141 | 7964 184 106°97 | 
56 2811 99 5379 142 S0'28 185 10762 
57 2870 100 54-39 143 0-91 186 108°27 
Ds 29.30 101 22.00 144 s1:5D 187 10892 
59 II.80 102 5562 145 82-18 IS8 10956 
50 3048 105 56:23 146 S2-8] 189 11021 
61 3107 104 D6°85 I47 | 8543 190 11086 | 


62 31:66 109 DT46 148 ! 84:06 191 11150 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 13; 


mg 


| ( mg mg 
Kupfer 


Kupfer Lävulose 


| 
| 
mg mg mg mg | mg 
Lävulose | Kupfer | Lävulose | Kupfer | Lävulose 


192 112-14 | 237 141°94 | 2820 1 17 
193 11978 | ı 238 14262 | 283 17 
194 | 11342 | 239 | 143:29 | 284 17 
195 | 11406 240 14397 | 285 17 
196 11272 |: 241 14465 | 286 175° 
17 
17 
17 
17 


—| 


20513 
' 205°88 
20662 
20736 
| 20810 
. 208°83 
20957 
210.30 
21104 


oe © 


Zu 
a 


197 11538 942 | 1453917287 
198 11604 243 14600 | 288 
199 | 11670 244 146°67 289 
200 | 11736 245 14735 | 290 
20] 111802 
202 | 11868 247 
203 | 11933 248 


5 ‘= 
OD m 


IV 
Hr 


14803 | 291. | 17924 
14871 | 292. |-179:95 
14940 | 293 | 18065 
204 | 11999 | 249 | 15008 | 294 | 181-36 


DV 
ft 
IV — 
OR 


—| 
Zi 
v 
er 
wi 
IV 


OR 


NSS SS SUORSEHSERSCHSCHSURSCH SER SCH SCH OH SHIT 


en mo Ma Pan Pin Ayanan ya. ern am, am. dran (ehr ern un Man. perm 
> 2 DW I I DD DE I I I ee De er 
b bg 


2 
2] 

EA 

209. 1. 12065 250 15076 295 18207 0) 2147: 
>00 | 191-380. 251 15144 | 296 | 18278 | 2148 
20 1.121096 252 192212 297 | 18349 2121623 
208 | 12261| 253 | 15281 | 298 | 18421 3 | 21697 
209 2327 254 155349 299 | 18492 34471 SIT 
>10 | 12392] 255° 1 15877 |, 300 | 185631 345° 151847 
211 12458 256 15491 301 | 18635 346 |21923 
212 | 12524 | 2357 | 15565 | 302 | 18706 | 347 | 21997 
213 12590 258 | 15640 303 1817-78 348 2071 
214 12656 2597 Na 304 | 1883-49 349 22146 
0, 12722 260 | 157.88 305. | 18921 350 Da 
216 12785 261 | 15849 306 | 189-935 351 222°96 
27 12848 262 | 159-09 307 190-655 352 22372 
218 12910 263 1 15970 308 19137 353 D24-AN 
KR 12973 264 | 160:30 309 192-09 354 22523 
220 130°36 2092.102.160:91 310 19281 355 IIZOI8 
221 13107 266 16163 >11 19353 356 22674 
222 SET 267 16235 312 19425 357 22749 
223 13248 268 16307 13 194.97 358 22825 
1224 13318 | 269 163°79 314 | 19569 359 229.00 
21) 133°89 270 16451 15 19641 360 22976 
226 13496 271 16521 316 19712 361 23052 
San 13523 272,1, 1659.90 ‚17 19783 362 23128 
228 135°89 273 1: 16660 318 198°55 363 232°05 
229 136°89 21... 16729 319 19926 364 2328 
230 13723 275 16799 320 19997 365 23357 
231 13790 276 16868 32] 20071 366 23433 
232 18857 271 16937 322 20144 367 23510 
233 13925 Alte) 17006 325 20218 368 23586 
00254 13918 279 17075 324 202°91 369 25665 
0235 14059 280 17144 325 20365 370 23739 
236 TEL DN 281 17214 326 20439 al 23816 


136 Max Klostermann. 

md ma md mg md mg mg mg | 
Ba Lävulose | Kupfer | Lävulose | Kupfer | Lävulose ANDRE Lävulose | 

_ m —— z— —_— —| 

| 

‚> 38-93 7 376 24187 380 | 24445 83 | 24717 | 
375 >: 3969 anT 24251 381 | 24534 84 | 24808 | 
374 | 24046 | 378 | 24315 | 382 | 246925 |. 385 | 24899 | 
375, | 24123 | 379. | 243:79 | | | 


Bestimmung des Rohrzuckers. 

Zur gewichtsanalytischen Bestimmung mittelst Fehlingscher Lösung 
wird der Rohrzucker mit Salzsäure in Invertzucker übergeführt. 100 em® 
der nicht mehr als 1°/,igen Rohrzuckerlösung erhitzt man in einem 250 cm? 
Meßkolben eine halbe Stunde im kochenden Wasserbade mit 30 em3 1/,„-Nor- 
malsalzsäure, setzt nach dem Abkühlen ebensoviel !/,„-Normalkalilauge hinzu 


und füllt auf 2 


50 em3 mit Wasser 


auf. Von dieser Lösung verwendet man 


E. Meissl. Zur Um- 


Bestimmung nach 
der gefundene Invertzucker 


50cm® zur gewichtsanalytischen 
rechnung auf Rohrzucker wird 
Faktor 095 multipliziert. 


mit dem 


Bestimmung des Invertzuckers neben Rohrzucker. 


Enthält das Gemenge von Rohrzucker und Invertzucker mehr 


als 10°/, Invertzucker, so wird dieser zuerst nach E. Meiss! bestimmt 
und der Invertzuckergehalt nach der zugehörigen Tabelle berechnet. 


Dann wird invertiert wie vorher und abermals der Invertzucker bestimmt. 
Die Differenz der Bestimmung vor und nach der Inversion ergibt dann, 
mit 0°95 multipliziert, die Rohrzuckermenge. 

Es ist jedoch zu berücksichtigen, dal Rohrzucker, für sich mit 
Fehlingscher Lösung erhitzt, bedeutend weniger Kupfer reduziert, als wenn 
er mit Invertzucker zusammen auf die Kupferlösung einwirkt. Demnach be- 
eünstigt die Anwesenheit anderer reduzierender Zuckerarten auch die redu- 
zierende Wirkung des hohrzuckers. Doch sind die Reduktionsverhältnisse 
nur dann stark abweichend, wenn auf 10 Teile Invertzucker mehr als 
90 Teile Rohrzucker kommen. 

Wenn man in diesem Falle den Invertzucker maßanalytisch nach 
F. Soxhlet bestimmt, wobei ein Überschuß von Kupferlösung vermieden 
wird, wirkt der Rohrzucker nicht störend auf die Reduktion ein. 
Die Resultate der maßanalytischen Bestimmung des Invertzuckers 
sind daher auch bei (Gegenwart von Rohrzucker zuverlässig. 

Will man aber bei Anwesenheit von geringen Mengen Invert- 
zucker neben viel Rohrzucker den Invertzucker gewiehtsanalytisch bestim- 


so 


men. so mulı man folgendermaßen verfahren: 
25 cm® Kupferlösung und 25 em® Seignettelösung (gewöhnliche) werden 
mit 25cm® der Zuckerlösung , welche nicht mehr als 1°/, reduzieren- 


den Zucker enthalten darf. und mit 25 cm? Wasser versetzt. Man erhält 
2 Minuten im Sieden. 


Für diese Verhältnisse gelten die folgenden Tabellen: 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 137 


Tabelle 


für Gemische von 90/, Rohrzucker und 10", Invertzucker. 


n- mo ni md { nd ne mg | 
Kupfer yet Kupfe r Invert: K re Suyesr Ku Tr url 
zucker zucker zucker zucker 
| | | 
98 | 500 | 100 | 19 | 182 | 943 | 3a | 1172| 
3 2.909 I41 eh: 185 948 EB ih 
{00 I) 91.0 142 729 184 953 226 118°3 | 
101 516 143 734 185 959 33T LIBRI 
0a. 52] 144 +0 186 54 228 .ı IE] 
103 | 526 145 745 187 969 229 | 1200 | 
104 531 146 750 ISS 975 330.11. 1304 
105 | 536 147 755 189 98-0 23 1211 
106 Be! 148 761 190 98:5 >37 Fb 
107 547 149 166 191 IIU) 235 1232 
108 552 150 771 192 | 996 932 U. 
109 557 151 Teer 193 1002 re 
110 562 152 182 194 | 1007 956 11238 
111 568 153 78-8 195 1015 237 124-4 
11? 573 154 793 196 1018 238 |. 1249 
113 578 155 79-8 197 1024 239 1254 | 
114 583 156 S0-4 198 102-9 240 126°0 | 
115 D8°S 157 80-9 199 1035 241 1265 | 
116 594 158 ° 814 200 1040 242 act 
17 599 159 | .820 201 1046 995. 1.1276 
118 604 160 | 825 202 | 1051 244 | 1282 
119 509 161 | 830 203 1057 39.2, A287 
120 615 162 833-6 204 106 2 246 | 1293 
121 620 163 | 841 205 LO6'8 247 1298 
122 625 164 | 846 206. | 1073 248 130°3 
123 630 RO. 2,2955 207 1079 249 1509 
124 635 166 | 857 208 108°4 250 1314 
a lat 2269 209 1090 251 1320 
126 646 168 | 868 210 1095 352 132-5 
127 651 169 | 873 >1] 1101 253 133-1 
128 65°6 170 878 2 1106 254 133-6 
129 661 171 884 215 a 255 1342 
130 66°7 172 880 214 FRIST >56 134-7 
131 672 73 95 215 1123 >57 135-3 
132 0707 174 I0-0 216 1128 >58 1358 
133 682 175 90-5 >17 1134 259 136°3 
134 68°7 176 91-1 218 1139 260 136-9 
135 695 It 91-6 219 1145 >61 137-4 
136 698 178 92-1 220 1150 262 1580 
137 703 179 92-7 221 1156 263 1385 
138 70-8 180 93-2 222 1161 264 139-1 
139 71:3 181 93-7 >93 116°7 265 139-6 


158 Max Klostermann. 


ma N Sr mg N are mu eh md I dh ' | 
Kupfer Kupfer BEER Kupfer en Kupfer ee 
266 140°? 309 1645 352 1890 

267 140°7 310 1648 353 | 1896 396 2165 
268 1412 all 1654 554 | 1902 397 2169 
2650 I+1’8 312 1660 355 | 1907 398 | 2176 
70 | 1423| 313 | 1665 | 356 | 1913 | 399 | 2182 | 
271 1429 >14 1671 357 | 1919 400 2189 | 
272 1454 >19 1677 BDS | 1925 401 | 2196 
273 1440 316 168°5 359 | 1930 | 402 2202 
274 1445 Snlr IHS’S 60 | 1936 403 220.9 
275 1451 318 1694 361.092 404 BD 
276 149°7 519 1700 362 194°8 405 2222 
211 1462 320 1105 365 1955 406 | 2229 
278 1467 32] LG 364 1959 407 | 2235 
279 1473 322 BT 5103) 196°6 OS 2242 
2S0 1478 329 23 366 1971 409 2249 | 
281 1454 324 1728 367 1976 410 2256 | 
282 148°9 325 1754 368 1982 411 2265 
85 1495 326 1740 369 198°8 412 22a. 
>84 150°0 321 1745 370 1994 415 DANS N 
285 1506 328 1752 Sun! 2000 414 2286 
IS 151-1 329 1757 372 2006 415 229-3 
>87 151°7 330 176°3 373 2012 416 | 2301 | 
ISSN 152-3 351 1769 374 2019 41T 230-8 
289 152-9 332 bräre) 379 2025 418 2318 
290 1534 353 1780 376 20532 419 Daran 
20] 1540 354 178°6 314 2038 420 2330 4 
292 1946 335 92 BUke) 2045 421 2338 
2953 155°1 336 1798 379 2051 422 2345 
294 155°7 337 1805 380 2UD8 423 2553 
295 1563 358 1809 >s1 2064 424 2360 
306 1D6°8 339 1815 382 2071 425 236°7 
297 IT 4 34) 182] 383 2077 426 23T 
298 a) 341 1827 354 2084 427 2382 
299 IDS°6 542 1852 58D 2090 428 2390 
300 1591 345 1I83°8 386 209-7 429 2397 
301 1597 344 1544 387 210.3 450 2405 
302 1605 349 IS5O ISS 2110 431 2412 
303 1508 346 IS5°5 389 2116 432 2420 
304 1614 347 IS6°1 390 } 24: 


) 
>30» 1620 548 186°7 391 >) 
306 162°6 349 1875 392 2 
307 1651 350 IST’ 393 > 
BOS 163°7 3a ISS'4 394 > 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 139 


Tabelle 
für Gemische von 95°/, Rohrzucker und 5°/, Invertzucker. 
TT— esse EEE EEE EEE 


I I 


2 ng m« A: 2 DR mG mg 

| Kupfer Tawarie Kupfer de Kupfer Du Kupfer nu 

| zucker zucker | zucker zucker 

| 

| | ———— 

Be 454 142 692 184 905 226 ee 
101 489 143 697 15D IS DEN a) 
102 494 144 17102 186 915 228 11435 
105 499 145 707 187 918 229 MI: 
104 204 146 112 188 92-3 250 1146 
105 209 147 ALT 189 | 92-8 Zall la 

| 106 Het 148 1293 190 935 232 1927 
107 519 149 127 191 5-8 933 1162 
108 92:4 150 132 192 94-5 254 116°8 
109 92:9 151 TEST 195 ILS 235 | Br, 
110 534 152 742 194 95-53 256 1179 
1 53°9 153 AT, 195 95-8 257 11854 
112 H4.4 154 19:2 196 96:3 238 1190 
113 94.9 155 137 197 968 239 1195 
14 954 156 162 198 97-3 240) 1201 
13 55:9 157 767 199 97-8 241 1206 
6... .526:3 158 NER 200 98-5 242 1 | 
117 68 159 Re 201 IS°8 245 15257 | 

18 2:3 160 182 202 995 244 1223 | 
9 ) 8:8 161 187 203 II-S 245 1228 | 
120 | 583 162 192 204 1004 246 123°4 
12] DISS 165 797 20D 100.9 347 1239 
22 395 164 802 206 1015 248 1245 
125 59-8 165 807 207 1020 249 1250 
124 60° 166 812 208 102°6 250 125°6 
125 HO'S 167 817 209 1051 25] 1261 
126 615 168 322 210 103-7 252 126°7 
127 618 169 BT et 1042 259 12:73 
128 6353. 2E70 332 212 1048 254 1278 
129 62°8 171 BES 213 | 1053 255 128°4 
130 633 172 43 214 105.9 256 128'9 
131 638 175 S+S 215 1064 257 1295 
132 643 174 SD 216 1069 258 1301 
135 648 73 S58 217 1075 259 130°6 
154 [079323) 176 Ss6°5 218 1080 260 3452 
155 HS 7X S6°S 219 1086 261 1518 
136 665 178 875 2320 109°] 262 132°3 
137 66:8 179 ST8 a LOHN 263 132-9 
158 53 150 Ss3 >22. 1 102 264 1334 
139 678 Is1 SSS 223 | 1108 265 1340 | 
140 683 182 89:3 >34 ‚| LUIS 266 1346 | 
141 687 183 IS 335 | 1119 267 1351 | 


140 Max Klostermann. 


mg mg ng mo 


mid me ind md Ri 

| Kupfer Se Eher a Kupfer ae Kupfer aa 

| 
IHN 1357 312 160°7 355 185°6 3098 PAR) 
2650 136°3 313 161°2 356 1862 399 1 

I 2970 | 136°8 314 1618 357 I86°8 +00 2127 

| 271 | 1374 315 | 1624 358 1874 401 2133 | 

: 1912 1379 6 | 1630 359 1880 402 2139 
273 138-5 7 163-5 360 IS8°6 403 2146 
274 1391 8 | 1641 361 1892 404 2151 

| 25 139°6 9 ! 1647 362 1808 405 2157 

| 276 1402 0 | 1653 363 1904 | 406 2164 

1 ar 140°8 1 | 1658 364 1910 407 2170 
78 141°3 2 | 1664 365 1916 408 2176 

| 279 141°9 3 1670 366 192-1 409 2182 

| 280 | 1424 4 1675 | 8367 | oT I 0 Zee 
281. 1 1430 5 168-1 368 193-3 411 2194 | 
282 | 1436 6 168-7 369 193-9 412 2200 | 


NEN BEN SEN BEN BEE SCH SON SORT SCH SUR SOR SON SOHSOHTOENGETSH SE TOT SE OH TO OH On 


.) 
.) 
3 
3 
‚) 
’) 
3 
3 
.) 
‚) 
3 
| 283 1441 327 169-5 370 1945 113-2006 
| 284 | 1447 | 328 1698 | 371 195-1 414 2213 
| 285 | 1453 329 170-4 372 1997 415 2219 
IS 145°8 330 171-0 373 196°3 +16 222 | 
| 287 1464 3a 1716 374 1969 417 DON 
u ee 729) 332 FT2-l BYB) 1975 418 IT 
289 | 1475 333 MIT 376 1980 419 22343 
290) 1481 334 13.3 DIT 198°6 0 1 2229 
291 | 1486 335 173-9 Byke) 199-2 42 7 28 
292 1492 5536 | 174 579 | 199-8 422 2269 
293 | 1498 337 | 1750 380 200.4 433 I 3280 
294 | 1503 | 338 1756 | 381 2010 1 24 | 2290 
295 1509 339 176-2 38? 201-7 425 2300 
236: | 1985 340 176-8 383 202-3 426 231°0 
97 1521 341 | 177-4 384 | 202-9 | 427 3320 
298 | 1526 342 178-0 385 203-5 428 2330 
299 | 1532 343 78-2 386 204-1 429 2540 
300 | 1538 344 179-1 387 2047 430 2351 
301 1544 345 179-7 DISS 20-3 43 2561 
302 | 1549 346 | 180-3 389 2059 432 2371 
303 | 1555 347 180-9 390 2068 435 2381 
304 | 1561 348 | 1815 39] 2072 434 239°] 
305 156°7 349 | 182-1 392 2078 435 2402 
306 1572 350 182-7 393 2084 436 241°2 
307 I 1T8 31 IS33 394 2090 437 2422 
308 | 1584 352 183-9 395 2096 458 2432 
309 1589 353 1845 396 2102 459 2442 
310 1595 354 1850 397 2108 440 2455 
311 160°1 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. ]4] 


Tabelle 


. für Gemische von 99°/, Rohrzucker und 1°, Invertzucker. 


2 md en Mg i | mg } mg | 
Kupfer IE Kupfer TEEN, Kupfer el Kupfı l un 
zucker zucker zucker zucker 

150 49:2 172 700 214 | 917 256 1137 | 
131 497 173 10:97) W210] 9,922 257 1142 
132 302 174 710 216 99-7 II 1147 
133 50°7 175 u) DIT 933 259 1133 
134 512 176 720 >18 38 260 1158 
135 51:7 177 725 219 | 943 >61 116°3 
136 522 178 730 2) IS 52 1168 
137 52-7 179 135 221 | 953 65 117-4 
138 532 180 LO 329) | »95:9 64 1179 
139 53°7 Is1 745 225 964 265 I18°4 
140 542 182 750 224 96-9 56 118°9 
141 547 183 155 225 974 267 1195 
142 552 184 760 3961.) 97:9 68 1200 
143 557 185 766 291: 984 269 1205 
144 62 IS6 174 228 II0 270 LoHET 
145 )6°7 IST 176 229 99H 271 1216 
146 572 ISS 781 230 100°0 272 1221 
147 577 180 786 231 1005 273 1226 
148 82 190 792 232 1011 274 1232 
| 149 587 191 7197 233 1016 275 1237 
| 150 392 192 802 234 1021 276 1242 
151 597 193 80:7 235 1026 Du 124-7 
| 152 602 194 81:3 236 | 10872 ITS 1253 
153 06 195 818 237 10337 279 1258 
| 154 61'1 196 823 238 1042 280 126°4 
155 616 197 328 239 | 1047 >81 126°9 
| 156 62-1 198 83-3 240 | 1053 >82 127-4 
157 62:6 199 83:0 24] 1058 283 1280 
158 63 200 Ss44 242 106°3 >84 1285 
| 159 636 201 84-9 243 | 1068 >85 129-1 
I 160 641 202 s>4 344 | 1074 286 1296 
| 161 646 203 85-9 245 | 1079 287 1302 
I 162 651 204 86-5 246 1084 ISS 130-7 
is | .656 | 2052 | war. | 1089. | -289, 11310 

| 164 66° 1 206 875 248 | 1095 290 131:8 | 

165 666 207 SS0 249 | 1100 29] 132-3 | 
| 166 671 208 SS 2350 | 1105 292 132-9 
k 3167 676 209 Ss] >51 1111 293 133-4 
168 68-1 210 896 250. | 1116 294 133-9 
169 68-6 211 90-1 53 | 1121 295 | 1345 
170 691 212 90:6 254 | 1126 296 135-0 
171 696 213 912 255 | 1132 397 135-6 


142 Max Klostermann. 


| ma di mg mg mg il md | Ki 
' Kupfer IR Kupfer ae get Kupfer age Kupfer un 
zucker zucker zucker zucker | 
DIS 136° 1 329 1529 360 1695 39] 185°9 
299 136°7 330 1534 361 169°8 392 1564 
300 1372 331 1539 362 1704 393 186°9 
>01 1547 32 1545 363 1709 394 STD 
302 1383 353 1550 364 7 395 1880 | 
303 138°8 334 1555 365 1719 396 1885 | 
304 1394 I3D 160 66 72:9 397 1891 
305 1399 136 156°6 367 /krf=3 8) 398 1896 | 
306 140°5 337 1571 368 1735 399 1902 | 
307 141°0 38 1576 369 1741 400 19077 7 
308 1415 339 1582 ByK0) 1746 401 1912 | 
309 142°1 540 1587 Du 179 402 191°8 
310 142°6 341 1592 372 79:06 403 Io 
311 1432 | 342 1598 | 373 1762 404 1928 
312 143°7 345 1603 BYE: 1767 409 1954 | 
315 1445 344 160-8 319 772 406 1939 | 
314 1448 345 161°3 376 1778 407 1945 | 
315 145'3 346 1619 377 1783 408 1950 
316 145°9 347 162-4 378 1789 +09 1955 
317 146°4 >48 162-9 379 1794 +10 196°1 
318 1470 349 163-5 380 1799 411 196°6 
319 1475 350 1640 381 1805 412 ira, 
320 1480 351 164-5 382 1810 15) 1977 
321 148°6 352 1650 383 1IS1'6 414 1982 
>22 1491 353 165-6 384 1821 415 198°8 
320 149°7 354 166-1 385 1826 416 1993 | 
324 1502 355 166°6 386 1832 417 1998 | 
325 1507 356 1672 387 18557 418 2003 | 
326 1515 357 1677 588 184°2 419 2009 | 
327 1518 358 1682 389 IS4°8 420 2014 
328 1523 359 1I68°8 390 1853 


Zur Ermittlung der auf eine bestimmte Menge Invertzucker treffen- 
den Kupfermenge in Gemischen, die zwischen den vorstehenden 3 Tabellen 
liegen, dient die nachfolgende Tabelle, deren Zwischenglieder leicht durch 


Interpolation zu finden sind. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 143 


Bei 
'  Gemischen von 
Rohrzucker (R) THE SR ; 
und 245 | 225 | 200 | 175 | 150 | 125 | 100 75 50 


treffen auf mg Invertzucker 


Invertzucker (I) 
in Prozenten 


nz 


mg Kupfer 


9R+ 1LI| — — [417°3|370'8|323°6|2775|230°0|182°0|131°5 
9gR+ 21I| — — 1393°7|357°7|304°7|259°7 |213°7|166°0|113°8 
g7R+ 3I| — — |385°7|350°6 |298°4| 253°5|207°9|158°3| 1079 
S$R+ #1I| — — [3817/3391] 295°3| 250°8 | 205°0|155°4|105°7 
9H9R-+ 51 |4397|4201|3793]3370|2934)249°0|2033|153°6|1032 
94R-+ 6 1 |4585|416°5|376°6 13547 290-1) 245°4| 1998| 1510| 1015 
93R+ TI |4376)413°9|3746|332°3|2878| 2429| 1973| 1492] 1002 
92R + 31 |4370|411'9|373:1|330°4|286°3|241°0|195°4[147'9| 993 
91 R-+ 91 (4365| 410'3|3720|328°8|285°112394!193°9|146°8| 98°6| 
ı 9OR + 10 I 4361| 4092371113278] 284-0|238°2|19271146°0| 980) 
| | 
| | 


Bestimmung des Invertzuckers neben Dextrose sowie anderer 
Zuckerarten nebeneinander. 


Um Zuckerarten nebeneinander zu bestimmen oder ihre Identität 
mit einer bekannten festzustellen, bedient man sich ihrer Eigenschaft, 
Fehlingsche Kupferlösung und Sachssesche Quecksilberlösung in 
verschiedenen, aber unter gleichen Arbeitsbedingungen konstanten Verhält- 
nissen zu reduzieren. Die Ausführung der Bestimmung geschieht auf mab- 
analytischem Wege.) 

Für die Berechnung der Zuckermengen hat Fr. So.rhlet gefunden, 
dal) 1y der verschiedenen Zuckerarten in 1°/,iger Lösung folgende Mengen 
Fehlingscher und Sachssescher Lösungen reduziert: 


1g Zucker in 1°/,iger | 100 em? der 
Lösung reduziert Lösungen von 
Fehlin g Sachsse  Fehling Sachsse 
Zucker Bl. 5 3 | 
werden reduziert in 
R S 1°/,iger Lösung durch | 
| cm cm ya ra | | 
| mg | mg 
Traubenzucker (Dextrose) . . .| 2104 | 3025 | 4753 | 3305 
Inyertzucker _..,)23.2 Ss 24.2034- |; 376:0, |) - 49417 W72669 
Bavulose . =... 0020 Se |; 4495 1. |: ELITE 235 
Milchzucker:. .. » =.2 0222127480 |: 2145 |) 67557. A609 
Desgl. (nach der Inversion) . . | 2024 | 2577 | 4941 | 3880 
Malaktose. 5 .-.: :: Sc 1960 | 2260 | 5102 | 4420 
Maltose- ., . , tal 1976 | 7788 | 5060 


1) Fr. Sosxhlet, Journ. f. prakt. Chem. N. F. Bd. 21. S. 300 (1880). 


y# we, WE 


144 Max Klostermann. 


Wenn man eine 1°/,ige Zuckerlösung, welche z. B. Dextrose (durch 
Inversion von Dextrin) und Invertzucker (durch Inversion von Rohrzucker) 
enthält, einerseits mit Frhlingscher Kupferlösung. andrerseits mit Sachsse- 
scher (uecksilberlösung titriert, so berechnet sich der Gehalt an Dextrose 
und Invertzucker aus den beiden Gleichungen : 

ax+byj=F,ex+d=S 


Darin bedeutet: 
die Anzahl der Kubikzentimeter Frhlingscher Lösung. welche durch 
I 4 Dextrose reduziert wird: 
die Anzahl der Kubikzentimeter Fehlingscher Lösung, welche durch 
I g Invertzucker reduziert wird: 

ce die Anzahl der Kubikzentimeter Sachssescher Lösung, welche durch 

I g Dextrose reduziert wird: 

d die Anzahl der Kubikzentimeter Sachssescher Lösung, welche durch 

I 4 Invertzucker reduziert wird: 

F die Anzahl der für I Vol. der Zuckerlösung (etwa 100 cm?) verbrauchten 
Kubikzentimeter Fehlöngscher Lösung: 
S die Anzahl der für I Vol. der Zuckerlösung (etwa 100 cm?) verbrauchten 

Kubikzentimeter Sachssescher Lösung: 

x die Menge der gesuchten Dextrose in Gramm, enthalten in 1 Vol. 
der Zuckerlösung: 

v die Menge des gesuchten Invertzuckers in Gramm, enthalten in 1 Vol. 
der Zuckerlösung. 

Handelt es sich um Bestimmung von Dextrose und Invertzucker neben- 
einander, so würden die Formeln lauten: 

2104xX 72024y=F, 
3025x + 3760y—S8. 

Hieraus berechnet man die Dextrosen und den Invertzucker in be- 
kannter Weise. 

Statt dieses Verfahrens kann man sich auch des Verfahrens von 
Kjeldahl bedienen. welches darauf beruht, daß man zunächst das Reduk- 
tionsvermögen gegen eine geringe Menge (etwa 15 cm®) Fehlingscher Lö- 
sung bestimmt und dann unter Anwendung einer vielfachen (n) Menge 
der Zuckerlösung eine Bestimmung unter Benutzung von 50 oder 100cm® 
Fehlingscher Lösung ausführt. !) 


m. 
= 


_— 
_ 


Bestimmung von Rohrzucker, Dextrose, Lävulose. Maltose, 
Isomaltose und Dextrin nebeneinander. 
ei gleichzeitiger Anwesenheit dieser Zuckerarten und des Dextrins 
bestimmt man: 
a) Das Reduktionsvermögen für Frehlingsche Lösung, 
x) in der Lösung direkt, 


') Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 35. S. 345 bzw. 347 (1896). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 145 


%) nach der Inversion mit Invertin (bei 50—55°). 
”) in dem Gärrückstande nach dem Vergären mit einer geeigneten, 
Maltose nicht vergärenden, reingezüchteten Weinhefe direkt, 
3) in dem nach y erhaltenen Gärrückstande nach der Inversion mit 
Salzsäure nach Sachsse mit 1, 2 und 4 Stunden Kochdauer. 
b) Die Dextrine durch Alkoholfällung in der ursprünglichen Lösung. 
Aus diesen Bestimmungen ergibt sich: 


1. Der Rohrzucker aus der Differenz von x und %, 

2. die Summe von Dextrose und Lävulose aus der Differenz von 
< und y, 

3. die Summe von Maltose und Isomaltose aus der Differenz 
von $ und b, 

4. der Gehalt an Dextrinen aus b. 


Sind einzelne der angeführten Zuckerarten nicht zugegen, so können 
unter Umständen Vereinfachungen eintreten. 

Aus dieser Übersicht ergibt sich keine Trennung von Maltose und 
Isomaltose und keine von Dextrose und Invertzucker:; auch ist keine 
Rücksicht genommen auf den Einfluß, den die Gegenwart von Rohr- 
zucker auf das Reduktionsvermögen anderer Zuckerarten ausübt. 

Wenn die Werte auch nur annähernde sind, so ist doch in allen 
Fällen, in welchen Malzextrakt oder Stärkezuckersirup, bzw. Most- und 
Süßweine in Frage kommen, ein Bedürfnis für eine solche Trennung der 
Zuckerarten vorhanden und für die meisten Fragen genügt die nach vor- 
stehendem Verfahren zu erzielende Genauigkeit. 

Bestimmung der Raffinose neben Rohrzucker, siehe unter Zucker. 


C. Bestimmung der Zuckerarten durch Polarisation: 
Bestimmung des Rohrzuckers. 
Die spezifische Drehung des Rohrzuckers beträgt bei 175° = + 665°. 
Polarisiert man eine Rohrzuckerlösung im 200 mm-Rohr bei 175°C, 
so entspricht 1° Drehung im Polarisationsapparat von 


9 Rohrzucker in 
100 em? Lösung 


Mitscherlich, Laurent, Wild mit Kreisgradteilung . . . . 0:75 
Soleil-Ventzke-Scheible | ., , 
WUCKErSk DEE 7er 26048 
DE Hünsch | mit Zuckerskala 026048 
Soleil-Dubosg mit Zuckerkala . . . 2»... 2. 2 2 20. 01635 


Bestimmung der Dextrose. 


Bei verdünnten, bis zu 149g wasserfreie Dextrose in 100 cm® enthal- 
tenden Dextroselösungen beträgt die spezifische Drehung der Dextrose +53°, 
während sie bei konzentrierteren Lösungen nicht unerheblich größer ist. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 10 


146 Max Klostermann. 


Da die kristallisierte Dextrose Birotation zeigt, so darf die Polari- 
sation erst nach 24stündigem Stehen der Lösung oder nach !/,stündigem 
Erwärmen auf 100°C vorgenommen werden. 

Verwendet man zur Polarisation Dextroselösungen, welche nicht mehr 
als 144 wasserfreie Dextrose in 100 cm® enthalten, so entspricht 1° Dre- 
hung im 200 mm-Rohr im Polarisationsapparat von 

g Dextrose in 
100 em? Lösung 


Mitscherlich, Wild und Laurent mit Kreisgradteilung . . . 09434 
Soleil-Ventzke-Scheibler | _., - 
Schmidi-Hänsch j mit Zuckerskalı 0,3268 
Soleil-Dubosqg mit Zuckerskala . - -. . „ .. un. „ 2.0202 


Weiteres über die polarimetrische Zuckerbestimmung siehe unter 
Kapitel „Zucker“. 


3. Bestimmung der in Wasser ünlöslichen Kohlenhydrate. 


Die Gesamtmenge der wasserunlöslichen Kohlenhydrate 
ergibt sich aus der Differenz der Gesamtmenge der Kohlenhy- 
drate und der wasserlöslichen Kohlenhydrate. 


A. Bestimmung der Stärke. 


Als „Stärke“ bezeichnen wir diejenigen Kohlenhydrate, welche in 
kaltem Wasser unlöslich sind, durch Diastase oder überhitzten Wasserdampf 
aber löslich werden und nach der Inversion Fehlingsche Lösung reduzieren. 

Da das Umwandlungsprodukt der Stärke Dextrose ist, wird der 
teduktionswert der Zuckerlösung nach Fr. Sosxhlet oder F. Allihn er- 
mittelt und auf Dextrose berechnet. Diese ergibt mit 0'9 vervielfacht 
die Stärkemenge. 

Unter den vorgeschlagenen Methoden sind folgende am meisten zu 
empfehlen: 

a) 3 9 des möglichst fein gepulverten Stoffes werden, falls Zucker 
oder Dextrine vorhanden sind, mehrmals mit kaltem Wasser ausgezogen.!) 
Der Rückstand wird in einem bedeckten Fläschchen oder besser in einem 
bedeckten Zinnbecher von 150—200 em Inhalt mit 100 cm® Wasser ge- 
mischt und in einem Soschletschen Dampftopf 3—4 Stunden lang bei 3 At- 
mosphären Druck erhitzt. In Ermanglung eines Dampftopfes kann man 
sich auch der Reischauer-Lintnerschen Druckfläschehen bedienen, welche 
8 Stunden auf 108—110°C im Glyzerinbade erhitzt werden. 


i) Wenn man den Extraktrückstand auf dem Filter noch feucht mit Alkohol 
behandelt und an der Luft trocknen läßt, so läßt er sich quantitativ vom Filter ent- 
fernen. Will man nieht mit kaltem Wasser wieder ausziehen. so kann man auch die 
einzeln bestimmten Mengen von Zucker und Dextrin von der Gesamtdextrose abziehen 
und den Rest auf Stärke berechnen. Sehr fettreiche Stoffe werden vorher mit Äther 
entfettet. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 147 


Der Inhalt des Bechers oder Fläschehens wird noch heil) durch einen 
mit Asbest beschickten Trichter filtriert und mit siedendem Wasser aus- 
gewaschen. 

Der Rückstand darf unter dem Mikroskop keine Stärkereaktion mehr 
geben. Das Filtrat wird auf etwa 200 em3 ergänzt und mit 20 cm3 einer Salz- 
säure vom spez. Gew. 1'125 3 Stunden lang am Rückflußkühler im kochen- 
den Wasserbade erhitzt. Darauf wird rasch abgekühlt, mit Natronlauge so 
weit neutralisiert, bis die Flüssigkeit nur noch schwach sauer reagiert, dann 
auf 500 em? aufgefüllt, und in dieser Lösung nach dem Filtrieren die 
Dextrose nach Allöhn bestimmt. Die gefundene Dextrose mit 0°9 multi- 
pliziert ergibt die entsprechende Menge Stärke. 

Will man die Dextrose maßanalytisch nach So.rhlet bestimmen, so 
ist die Zuckerlösung auf ein geringeres Volumen einzuengen. 

b) Methode von Märcker und Morgen.!) 5 g der sehr fein gepul- 
verten Substanz werden mit 50 cm® Wasser in einem kleinen zylindrischen, 
etwa 100 cm® fassenden Metallgefäß 20 Minuten durch Einstellen in kochen- 
des Wasser verkleistert, sodann auf 70°C abgekühlt, mit 5 «m® Malzaus- 
zug?) (100 y Grünmalz auf 500 em® Wasser) versetzt und 20 Minuten zur 
Verflüssigung des Stärkemehls in einem Wasserbade bei 65° 0 gehalten. 
Alsdann fügt man 5 em? einer 1°/,igen Weinsäurelösung hinzu (die Flüssig- 
keit enthält dann etwa O'1°/, Weinsäure), bringt das mit einem Metall- 
schälchen zugedeckte (Grefäß in einen So.hletschen Dampftopf und erhitzt 
!/, Stunde auf 3 Atmosphären. Nach dem Erkalten und Öffnen des Dampf- 
topfes senkt man das Gefäß wieder in das Wasserbad von 65° und ver- 
setzt mit 5 cm® Malzauszug. Nach 20 Minuten ist alles Stärkemehl mit 
Sicherheit gelöst, und man spült den Inhalt des Metallgefäßes in einen 
250 em®-Kolben, filtriert und invertiert 200 cem® des Filtrates mit 15 cm? 
Salzsäure vom spez. Gew. 1'125. Nach dreistündigem Kochen ist die In- 
version beendet; man bringt dann die invertierte Flüssigkeit in einen 
500 em3-Kolben, neutralisiert®) mit Kali- oder Natronlauge, füllt bis zur 
Marke auf und verwendet von dieser Lösung 50 cm? zur Bestimmung der 
Dextrose. 50 cm? entsprechen 0:24 g Substanz. 

Zur Bestimmung des Dextrosewertes des Malzauszuges werden hier- 
von 50 cm® mit 150 cm? Wasser und 15 cm® Salzsäure wie oben invertiert, 
dann neutralisiert und auf 250 cm® aufgefüllt. Hiervon werden 50 em}, 
die 10 cm® Malzauszug entsprechen, zur Reaktion verwendet. Da in 
50 cm® der invertierten Stärkelösung 0'8 cm® Malzauszug enthalten sind, 
so ist hierfür der Dextrosewert in Abzug zu bringen. 

c) Verfahren der Verzuckerung der Stärke durch Diastase, 
welche das Erhitzen im Dampftopf umgeht. Von der Substanz 
wird so viel abgewogen, dal) der Stärkegehalt nicht über 2 9 beträgt. Die 


1) M. Märcker, Handbuch der Spiritusfabrikation. 4. Aufl. S. 94 (1886). 

:) Oder eine Diastase. 

3) Die Flüssigkeit darf schwach sauer, aber nicht alkalisch reagieren. 
107 


Br, 


148 Max Klostermann. 


feingemahlene Substanz wird in einer Reibschale mit lauwarmem Wasser 
angerieben. um die Klümpchen zu zerteilen, und mit Wasser in einen 
200 em®-Kolben gespült, bis die Gesamtmenge etwa 100 cm® beträgt. Die 
Stärke wird durch Erwärmen im Wasserbade verkleistert, dann auf 60 bis 
65° C abgekühlt und mit 15 Tropfen eines Malzauszuges oder einer Lösung 
von reiner Diastase!) versetzt. Die Mischung wird sodann 2 Stunden lang 
auf 60-—-65° C erwärmt, auf 200 cm? aufgefüllt und filtriert. 100 em3 des 
Filtrates werden mit 10 em® einer Salzsäure vom spez. Gew. 1'125 3 Stunden 
lang im kochenden Wasserbade erhitzt, dann mit Natronlauge bis zur 
schwach sauren Reaktion versetzt und auf 250 cm® aufgefüllt. In dieser 
Lösung wird die Dextrose bestimmt. Falls mit Malzauszug verzuckert 
worden ist, ist sein Zuckergehalt zu bestimmen und in Abzug zu bringen. 
Bei Benutzung von reiner Diastase ist eine Zuckerbestimmung unnötig. 

Dieses Verfahren ist weniger empfehlenswert, als die vorhergehenden. 
Jedenfalls ist es unbedingt erforderlich, sich zu überzeugen, dab in dem 
Filterrückstande mikroskopisch durch Jod keine Stärke mehr nachweisbar 
ist, da sie mitunter nicht völlig gelöst wird. 

Nach allen diesen Verfahren wird nicht nur Stärke bestimmt, son- 
dern es werden, wie J. König und R. Großsmann?), J. C. Lintner) nach- 
gewiesen haben, auch die Hemizellulosen, namentlich die Pentosane 
mitbestimmt, die den Reduktionswert mehr oder weniger erhöhen. Deshalb 
hat man sich bemüht, andere Verfahren auszuarbeiten,. welche den wirk- 
lichen Stärkegehalt angeben. 

d) Das Verfahren von J. Mayrhofer*) beruht auf der Unlös- 
lichkeit der Stärke in alkoholischer Kalilauge, worin Zucker, Eiweib. 
Fette usw. löslich sind. 

10—20 g Substanz werden in einem Becherglase mit 50 cem® 8°/,iger 
alkoholischer Kalilauge übergossen und mit einem Uhrglase bedeckt auf 
ein kochendes Wasserbad gestellt. Nach kurzer Zeit ist die Masse gelöst. 
Man verdünnt, wenn nötig, mit heißem 50°/,igen Alkohol, läßt absitzen. 
und filtriert. Den Rückstand wäscht man 2mal mit heißer alkoholischer 
Kalilauge und schließlich mit reinem Alkohol aus, bis das Filtrat mit 
Säure klar bleibt und nicht mehr alkalisch reagiert. Nun gibt man das 
Filter in das ursprüngliche Gefäß zurück und erwärmt mit 60 cm? wässe- 
rieer Normalkalilauge !/,;, Stunde lang. Nach dem Erkalten wird mit 
Essigsäure angesäuert und das Volumen der Flüssigkeit auf 100 cm! ge- 


!) 2 kg frisches Grünmalz werden in einem Mörser mit einer Mischung von 17 
Wasser auf 2! Glyzerin übergossen, durchgemischt und 8 Tage stehen gelassen. Dar- 
auf preßt man die Flüssigkeit gut aus und filtriert. Das Filtrat wird mit dem 2- bis 
2’5fachen Volumen Alkohol versetzt, der Niederschlag abfiltrirt, mit Alkohol und Äther 
entwässert und über Schwefelsäure getrocknet. Für den Gebrauch wird die Diastase in 
glyzerinhaltigem Wasser gelöst. 

>) Landw. Versuchsstationen. Heft 48. S. 81 (1897). 

®) Zeitschr. f. angew. Chem. S. 725 (1898). 

*) Forschungsber. über Lebensmittel. IV. S. 47 (1897). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 149 


bracht; dann wird filtriert und in einem aliquoten Teil die Stärke mit 
gleichen Teilen Alkohol ausgefällt. Der Niederschlag wird auf einem gewo- 
genen Filter gesammelt und mit 50°/,igem Alkohol so lange gewaschen, 
bis das Filtrat beim Verdampfen auf einem Uhrschälchen keinen Rückstand 
mehr hinterläßt. Schließlich wird mit absolutem Alkohol und Äther aus- 
gewaschen und bei 100° bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. 

Soll noch eine Trennung des Glykogens, welches nach dieser Methode 
mitgefällt wird, von der Stärke durchgeführt werden, so ist nach #. Baur 
und E. Polenske‘) zu verfahren, welche sie durch partielle Fällung mit 
Ammoniumsulfat trennen. 

e) Auf ähnlicher Grundlage beruht das Verfahren von @. Bau- 
mert.?2) Nach diesem werden 3 y9 des feingepulverten Stoffes in einem 
Becherglase mit 2—5 cm3 Wasser gleichmäßig verrieben und unter fort- 
gesetztem Umrühren und Abkühlen mit 10 cm? Salzsäure (1:19) versetzt. 
In 10 Minuten ist die gequollene Masse dünnflüssig geworden. Man fügt 
unter Rühren und guter Kühlung Natronlauge (20°/,) im Überschuß hinzu 
und spült den Inhalt des Becherglases mit Wasser in ein Kölbehen von 
250 em® Inhalt. füllt zur Marke auf und filtriert nach dem Absetzen durch 
ein Faltenfilter. 

Zu 25 cm? des Filtrates wird 1 9 feinflockiger Asbest und unter 
kräftirem Umrühren werden 50—60 cm? Alkohol zugesetzt. Sobald der 
Niederschlag sich klar abgesetzt hat, wird er mit Hilfe einer Saugpumpe 
in einem vorher ausgeglühten Asbestfilterröhrchen gesammelt, zunächst mit 
Alkohol unter Zusatz von 3—D cm? verdünnter Salzsäure (zur Zersetzung 
des Stärkenatriums), darauf mit 80°/,igem, mit absolutem und schließ- 
lich mit Äther ausgewaschen. Nachdem das Röhrchen getrocknet und ge- 
wogen worden ist, wird der Inhalt im Sauerstoffstrom verbrannt und das 
Röhrchen nach dem Erkalten wieder gewogen. Der Gewichtsverlust ist Stärke. 


B. Bestimmung der Pentosane. 


Unter Pentosanen versteht man die Anhydride der Pentagly- 
kosen oder Pentosen bezüglich Methylpentosen. 

Zur Bestimmung werden sie durch Destillation mit Salzsäure in Fur- 
furol übergeführt und dieses mit Phlorogluzin gefällt, welches hierbei 
in Phlorogluzid übergeführt wird. 

Nach Tollens®) und Krüger geschieht dies folgendermaßen: 2—5g 
der zu untersuchenden Substanz werden mit 100cm? Salzsäure vom spe- 
zifischen Gewicht 1'06 in einem etwa 300 cm fassenden Kolben aus einem 
Bade von KRoseschem Metall (1 Teil Blei, 1 Teil Zinn, 2 Teile Wismut) 
destilliert. Sobald 30cm® abdestilliert sind, werden wieder 30cm? Salzsäure 


t) Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. S. 576 (1906). 

2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Heft 18. S. 167 (1909). 

3) Journ. f. Landwirtsch. Bd. 48. S.357 (1900) und J. König, Chem. der menschl. 
Nahrungs- und Genußmittel Bd. 3. Teil 1. S. 448. 


150 Max Klostermann. 


nachgefüllt, bis etwa 400cm® Destillat gewonnen worden sind und kein 
Furfurol mehr überdestilliert. Zur Prüfung auf Furfurol wird ein Tropfen 
einer Lösung von essigsaurem Anilin mit einem Tropfen Destillat auf Fil- 
trierpapier zusammengebracht; falls Rotfärbung entsteht, enthält das De- 
stillat noch Furfurol. Das Destillat wird mit doppelt soviel Phlorogluzin 
(Merck) wie dem zu erwartenden Furfurol entsprechen würde, versetzt, 
welches man vorher in Salzsäure vom spezifischen Gewicht 1'06 gelöst hat. 
Man rührt wiederholt um. läßt 15—18 Stunden stehen, filtriert durch ein 
gewogenes Filter oder einen Goochtiegel mit Asbesteinlage. wäscht mit 
150 cm® Wasser nach und trocknet dann im Wassertrockenschrank 3"/, bis 
4 Stunden Jane. Aus dem gewogenen Phlorogluzid berechnet man das 
Furfurol nach folgender Tabelle: 


Erhaltene Divisor für die 
Phlorogluzidmenge: Berechnung auf Furfurol: 
WODGES 7 2 10) 1 00 re ee 
Ver eh 115:°%). 
1 Ser 1:35 
Ve ri, 
I 
(1221 0 RM = > ||: 3:5).. 
Ve 1:30. 
5 We: 
(Ve 2 1:5. 
aan MM. 2 Se 
MAD a 2 08 er 
a 
Gala SE 5.0. 2 
DO 208 en, 0 SITE 


Die Umrechnung auf Pentosane erfolgt nach folgenden Formeln: 
Pentosane: Pentosen: 


1:68 (Furfurol— 00104) = Xylan 1'91 (Furfurol— 00104) = Xylose 

2:07 (Furfurol—0'0104) = Araban 235 (Furfurol — 00104) = Arabinose 

1'88 (Furfurol—0'0104) = Pentosane 2:13 (Furfurol—- 00104) — Pentosen 
(allgemein) (allgemein) 


©. Bestimmung der Rohfaser. 


Unter „Rohfaser“ versteht man denjenigen Rest organischer 
Substanz, welcher übrig bleibt. wenn man 3g eines feingepul- 
verten Stoffes nacheinander je !,,Stunde mit 1!/, °/,iger Schwefel- 
säure und 1!/,°/,iger Kalilauge kocht (Weender-V erfahren). 

Zur Ausführung der Bestimmung werden 3g der feingepulverten, 
nötieenfalls entfetteten Substanz in einer Porzellanschale. welche bis 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 151 


zu einer kreisförmigen Marke 200 cm Flüssigkeit fabt, mit 200 cm 3 11/,°/, iger 
Schwefelsäure genau !/, Stunde unter Ersatz des verdampfenden Wassers 
gekocht, sofort durch ein dünnes Asbestfilter filtriert und mit heißem 
Wasser ausgewaschen. Darauf spült man das Filter mit Inhalt in die 
Schale zurück, gibt 50cm® einer Kalilauge hinzu, welche 50g Kalihydrat 
im Liter enthält, füllt bis zur Marke der Schale auf, kocht wieder genau 
1/, Stunde unter Ersatz des verdampfenden Wassers, filtriert durch ein 
neues Asbestfilter und wäscht reichlich mit kochendem Wasser und darauf 
mit Alkohol und Äther nach. Das lufttrockene Filter nebst Inhalt bringt 
man verlustlos!) in eine ausgeglühte Platinschale und trocknet 1 Stunde 
bei 100— 105° ©. Nachdem die Schale im Exsikkator erkaltet ist, wird sie 
so schnell wie möglich gewogen, darauf kräftig geglüht, bis kein Aufleuchten 
von verbrennenden Rohfaserteilchen mehr zu sehen ist, dann läßt man 
im Exsikkator erkalten und wiegt schnell. Die Differenz zwischen der ersten 
und zweiten Wägung ergibt die Rohfaser von 3g Substanz. 

Diese enthält vielfach noch beträchtliche Mengen (2—5/,) Stick- 
stoffsubstanz, die nötigenfalls in einem gleichbehandelten Teile der 
Substanz durch Verbrennen nach Kjeldahl ermittelt und von der Rohfaser 
abgezogen werden müssen. 

Sehr stärkereiche Stoffe werden zweckmäßig vor dem Behandeln 
mit Säure und Alkali zur Lösung der Stärke mit Malzaufguß behandelt. 

Das Verfahren nach Weender hat den Mangel, daß die Pentosane 
Lignin und Kutin nur teilweise gelöst werden. Deshalb hat J. König?) ein 
Verfahren ausgearbeitet, nach dem eine pentosanfreie oder wenigstens 
möglichst -arme Rohfaser erhalten wird. die allerdings reicher an Lignin 
ist, als nach Weender. Aber das Lienin läßt sich leicht durch Oxy- 
dation mit Wasserstoffsuperoxyd und Ammoniak entfernen und indirekt 
bestimmen. 

Die Ausführung geschieht folgendermaßen: 3 9 lufttrockene Substanz 
werden in einer Porzellanschale mit 200 em® Glyzerin vom spez. (rew. 1:23, 
dem auf 1/ 209g konzentrierte Schwefelsäure zugesetzt worden ist, ent- 
weder am Rückflußkühler bei 133 bis 135° gekocht oder in einem Auto- 
klaven bei 157° + Stunde lang erhitzt. Darauf läßt man erkalten, ver- 
dünnt auf ungefähr 400 bis 500 cm, kocht nochmals auf und filtriert 
heiß durch einen Goochtiegel mit Asbestfilter. Der Filterrückstand wird 
mit 400 cm3 heißem Wasser, darauf mit Alkohol und schließlich mit 
einem erwärmten Gemisch von Alkohol und Äther ausgewaschen, bis das 
Filtrat vollkommen farblos ist. Nach dem Trocknen wird gewogen, ver- 
ascht und wieder gewogen. Die Differenz ist Rohfaser. 


!) Dies erfolgt unschwer, wenn man das Filter mittelst eines Platinspatels abhebt 
und das dem Trichter oder der Filterplatte etwa noch Anhaftende mit einem Gummi- 
wischer in die Platinschale befördert. Vorteilhaft kann man sich zur zweiten Filtration 
eines größeren Goochtiegels bedienen. 

2) Zeitschr. f. Unters. der Nahr. und Genußm. Bd. 1. S. 1 (1898); ebenda. Bd. 6. 
S. 769 (1903). 


152 Max Klostermann. 


Will man noch das Kutin und Lignin entfernen. so wird der 
Rückstand nicht getrocknet, sondern verlustlos in ein Becherglas gebracht. 
mit 100 bis 150 .cm® 3°/,igem Wasserstoffsuperoxyd und 10cm® Am- 
moniak versetzt und 12 Stunden stehen gelassen. Dann werden noch so 
oft 10 cm® 30°/,igen, chemisch reinen Wasserstoffsuperoxyds zugesetzt. 
bis die Masse völlige weiß geworden ist; bei häufigerem Zusatz fügt man 
noch 5em® Ammoniak hinzu. Nun erwärmt man 1 bis 2 Stunden im 
Wasserbad und filtriert durch ein Asbestfilter. Der Filterrückstand wird 
gut ausgewaschen und 2 Stunden mit 75 cm® Kupferoxydammoniak 
unter öfterem Umrühren, zuletzt bei gelinder Wärme, behandelt und 
wieder durch einen (roochtiegel filtriert. Der Rückstand wird zunächst 
mit etwas Kupferoxydammoniak, dann mit Wasser nachgewaschen, 
darauf bei 105 bis 110° getrocknet, gewogen, geglüht und wieder gewogen. 
Die Differenz ergibt die Menge des nicht oxydierbaren Teiles, das Kutin. 
/ur Abscheidung der Zellulose wird das Filtrat mit 300 cm SUprozentigem 
Alkohol versetzt und stark gerührt. Es wird in üblicher Weise filtriert. 
mit warmer verdünnter Salzsäure, dann mit Wasser und schließlich mit 
Alkohol und Äther ausgewaschen, getrocknet, gewogen und verascht. Der 
(rewichtsunterschied ergibt die Menge aschefreier Reinzellulose. 

(resamtrohfaser weniger Zellulose und Kutin ergibt die Menge 
des oxvdierbaren Anteils der Rohfaser, die Lignine. 


Bestimmung der Mineralstoffe. 


Unter Mineralstoffen versteht man den anorganischen Rückstand, 
welcher nach dem Glühen verbleibt. 


1. Bestimmung der Gesamtmineralstoffe oder der Asche. 


5 bis 109g eines Stoffes oder des Rückstandes einer entsprechenden 
Menge Flüssigkeit werden in einer ausgeglühten und gewogenen Platin- 
schale bei möglichst niedriger Flamme verkohlt. Die Kohle wird mit heißem 
Wasser ausgelaugt, die Lösung durch ein möglichst aschefreies Filter in 
ein kleines Becherglas filtriert und mit heißem Wasser nachgewaschen. 
Das Filter mit dem Rückstande wird darauf in die Platinschale zurück- 
gebracht, getrocknet und vollständig verascht. Darauf wird das Filtrat in 
der Schale auf dem Wasserbade unter Zusatz von Ammoniumkarbonat 
eingedampft, nochmals kurze Zeit schwach geglüht und nach dem Erkalten 
gewogen. 

Vielfach ist außer der Bestimmung der Gesamtasche auch die der 
Reinasche oder der in Salzsäure löslichen Aschenbestandteile erforderlich. 

Man erwärmt dann die Gesamtasche auf dem Wasserbade 1 Stunde 
lang mit 10°/,ieer Salzsäure, filtriert das Unlösliche ab, glüht und 
wiegt es. Die Differenz zwischen der Gesamtasche und dem Rück- 
stande ist die Menge der in Salzsäure löslichen Aschenbestandteile. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 153 


Nicht selten enthält der in 10°/,iger Salzsäure unlösliche Rück- 
stand noch wesentliche Mengen löslicher Kieselsäure. Man entfernt sie 
durch halbstündiges Auskochen mit einer kalt gesättigten Lösung von 
Natriumkarbonat, der etwas Natronlauge zugesetzt wird. Die Menge der 
(Gesamtasche abzüglich des Rückstandes ergibt die Menge der 
Reinasche. 

Für genaue Aschenbestimmungen ist es erforderlich, falls das Leucht- 
gas stark schweftelhaltig ist, andere Heizquellen, wie Spiritus- oder Benzin- 
lampen zu verwenden, um den Einfluß der Verbrennungsprodukte auf die 
alkalischen Aschen auszuschließen. 

Im allgemeinen ist es bei Nahrungsmitteln nicht angebracht, über- 
mäßig stark zu erhitzen, da man mit langsamem Erhitzen schneller zum 
Ziele kommt und dem Schmelzen der Karbonate und dem Einschließen 
von Kohle vorbeugt. Sollte die Masse trotzdem schwer weiß brennen, so 
genügt fast immer ein vorsichtiges Aufweichen mit destilliertem Wasser, 
dem eventuell etwas Wasserstoffsuperoxyd zugesetzt werden kann. Nach 
dem Verdampfen des Wassers wird wieder langsam erhitzt und dieses 
Verfahren ist, falls erforderlich, mehrmals zu wiederholen. Hierbei werden 
auch eyansaure Salze zerstört. Die Verwendung von Ammoniumnitrat 
ist dagegen nicht zu empfehlen. 

Für viele Zwecke ist aber ein Zusatz von bestimmten Stoffen er- 
forderlich, da sonst z. B. Phosphor, Schwefel, Arsen usw. verloren gehen. 
Sollen in der Asche Chlor, Schwefel oder Phosphor bestimmt werden, so 
ist Baryt oder Soda zuzusetzen; sollen Zink, Zinn, Blei oder Arsen bestimmt 
werden, so kann zweckmäßig mit konzentrierter Schwefelsäure 
unter Zutropfen von Salpetersäure verascht werden, ähnlich wie bei 
der toxikologischen Analyse. In allen übrigen Fällen ist möglichst 
ohne Zusatz zu arbeiten. 


2. Bestimmung einzeiner Mineralbestandteile. 


Von den Bestandteilen der Asche sind häufig quantitativ zu be- 
stimmen: Kalk, Magnesia, Kali, Natron, Schwefelsäure, Phosphorsäure 
und Chlor. 

Da die Verfahren zur Bestimmung der fünf ersten Bestandteile, von 
denen der Kalk in essigsaurer Lösung gefällt werden mul), die üblichen sind 
(siehe auch unter Abschnitt Wasser), so soll nur auf die Bestimmung der 
Phosphorsäure und des Chlors näher eingegangen werden. 


4. Bestimmung der Phosphorsäure. 


Die Bestimmung der Phosphorsäure in der Asche erfolgt nach 
der Molybdänmethode. Die salpetersaure Lösung wird in einem Becher- 


154 Max Klostermann. 


glase mit Molybdänlösung') versetzt, bis die Flüssigkeit auf O1g P,O, 
nicht unter 50 cm® Molybdänlösung enthält. 

Die Mischung wird im Wasserbade auf ca. 80 bis 90° erhitzt, etwa 
1 bis 2 Stunden beiseite gestellt. filtriert und der Niederschlag mit 
Ammonnitratlösung?) ausgewaschen. Das Becherglas, an dessen Wandungen 
noch Niederschlag anhaftet. wird unter den Trichter gestellt, der Filter- 
rückstand mit 2'/,°/,igem Ammoniak gelöst und das Filter mit soviel 
Ammoniak nachgewaschen, bis das Filtrat etwa 75 cm® beträgt. 

Man neutralisiert das überschüssige Ammoniak annähernd mit Salz- 
säure, läßt erkalten und gibt auf 01 g P,O, tropfenweise unter fortwähren- 
dem Umrühren 10 cm® Magnesiamischung ®) zu: man fügt noch '/,; des 
Volumens Ammoniak (2!/,°/,) hinzu, läßt einige Stunden mit einer Glas- 
platte bedeckt stehen und filtriert den Niederschlag ab. Dieser wird mit 
21/,0/,igem Ammoniak bis zum Verschwinden der Chlorreaktion ausge- 
waschen, kurze Zeit an der Luft oder im Trockenraum abgetrocknet 
oder auch direkt in einem Platintiegel langsam getrocknet. Man erwärmt 
anfänglich bei bedecktem Tiegel mit kleiner Flamme, nach Verjagen der 
Feuchtigkeit unter Schieflegen des Tiegels etwa 10 Minuten lang stärker, 
bis das Filter verkohlt ist: und schließlich 5 Minuten im Gebläse, bis die 
Asche weißgebrannt ist. 

Statt eines Papierfilters kann man sich auch vorteilhaft eines @ooch- 
schen Tiegels mit Asbestfilter bedienen. Soll Phosphorsäure in einer salz- 
sauren Lösung bestimmt werden, so muß sie vorher durch wiederholtes 
Eindampfen mit Salpetersäure von Salzsäure befreit werden. 

Über die titrimetrische Bestimmung siehe unter €. 


B. Bestimmung des Chlors. 


Wenn nur Chlornatrium bestimmt werden soll, so kann dies in der 
bei möglichst niedriger Temperatur und ohne Zusatz hergestellten Asche _ 
geschehen. ®) 


') Molybdänlösung nach Wagner-Stutzer: 150 g molybdänsaures Ammon werden 
in möglichst wenig Wasser gelöst, 400 9 Ammonnitrat hinzugefügt, die Flüssigkeit mit 
Wasser zu 17 verdünnt und diese Lösung in 17 Salpetersäure von 1:19 spez. Gew. 
langsam unter Umrühren eingegossen. Die so bereitete Lösung wird 24 Stunden bei 
ca. 35°C stehen gelassen und, falls ein gelber Niederschlag von phosphormolybdänsaurem 
Ammon entsteht, filtriert. Der bei längerem Aufbewahren der Molybdänlösung ent- 
stehende gelbe Bodensatz besteht aus einer gelben Modifikation der Molybdänsäure. 

?®) 150 9 Ammonnitrat werden mit 10 cm® Salpetersäure (1'19 spez. Gew.) und 
Wasser zu 1 / gelöst. Statt dieser Lösung bedient man sich auch wohl einer verdünnten 
Molybdänlösung (1 Teil der vorstehenden Lösung + 3 Teile Wasser). 

®) Magnesiamischung: 55 g kristallisiertes Chlormagnesium und 70 g Chlorammo- 
nium werden in 650 cm® Wasser und 350 cm” 10°/,igen Ammoniaks gelöst. 

4 Wenn es sich aber um möglichst große Genauigkeit der Chlorbestimmung 
handelt, muß die Substanz vorher mit einer hinreichenden Menge (etwa 20cm? 5°, iger) 
Natriumkarbonatlösung unter Zusatz von etwas Natronlauge eingedampft und bei mög- 
lichst niedriger Temperatur verascht werden. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 155 


Man bestimmt dann das Chlor entweder in der salpetersauren Lösung 
der Asche 

a) gewichtsanalytisch mit Silbernitrat (die gefundene Chlorsilber- 
menge mit 0'2474 multipliziert ergibt die vorhandene Chlormenge) oder 

b) mabßanalvytisch nach ‚J. Volhard oder in neutraler Lösung nach Mohr. 


C. Bestimmung der Alkalität der Asche. 


Sehr häufig ist die Alkalität der Asche von Wichtigkeit, weil man 
daraus schließen kann, wieviel organische Salze, beziehungsweise Säuren 
vorhanden sind. Mit dieser Bestimmung kann man auch die titrimetrische 
Bestimmung der Phosphorsäure verbinden. 

Die Asche wird mit überschüssiger !/,„-Normalsalzsäure und Wasser 
in ein Kölbehen aus Jenaer Glas gespült, dieses wird mit einem Uhrglase be- 
deckt und eine Stunde lang auf dem Wasserbade erwärmt. Nach dem 
Erkalten wird ein Tropfen einer Methylorange- und Phenolphtaleinlösung 
zugesetzt und mit !/,-Normalkalilauge bis zum Umschlag des Methylorange 
titriert. Darauf fügt man 10cm3 einer 40°/,igen neutralen Chlorkalzium- 
lösung hinzu und titriert weiter bis zur Rötung des Phenolphtaleins. 

Die zur Neutralisierung gegen Methylorange verbrauchten Kubikzenti- 
meter Normalsäure ergeben die Alkalität der Asche: die vom Umschlag 
des Methylorange bis zum Umschlag des Phenolphtaleins verbrauchten 
Kubikzentimeter Normallauge, mit 47°52 multipliziert, ergeben Milligramme 
Phosphatrest (PO,). 


II. Untersuchung der einzelnen Nahrungsmittel. 


Fleisch und Fleischpräparate. 


Hierzu gehören Teile des tierischen Körpers und daraus bereitete 
Produkte. 

Als Nahrungsmittel wird namentlich das Muskelfleisch verwendet, 
ferner die Leber, die Niere, das Blut, die Milz, die Thymusdrüse 
und das Gehirn. 

Die chemischen Bestandteile des von Fett, Sehnen und Knochen 
möglichst befreiten Muskelfleisches sind folgende: 

1. Wasser: Die Muskeln des erwachsenen Säugetieres enthalten 
72-—79°/, Wasser: embryonales Fleisch enthält bis zu 98°/,,. das niederer 
Wirbeltiere, z. B. der Fische, 79—82°/,, das fetter Fische, z. B. Aal, nur 
53°/, Wasser. 

2. Stickstoffhaltige Verbindungen: 

a) Aus der Gruppe der Proteinstoffe: Muskelfaser mit Myosin 
(13—18°/,), Muskelalbumin, Serumalbumin, Globulin. Blutfarb- 


stoff und Nuklein, ferner das leimgebende Bindegewebe (2—5°/,): 


156 Max Klostermann. 


b) die nichteiweibartiren, stickstoffhaltigen Bestandteile 
des Fleisches: Antipepton oder Fleischsäure, Kreatin, Kreatinin, 
Hypoxanthin (Sarkin, Xanthin, Karnin, Lezithin, Harnstoff, 
Harnsäure, Taurin, Leuzin. 

3. Fett. Es findet sich auch in dem vom Fettgewebe befreiten 
Muskelfleische noch in Mengen von 05 -4%/,. 

4. Stiekstofffreie Bestandteile: In der Hauptsache Glvkogen 
(namentlich im Pferdefleisch und embryonalen Kalbfleisch) und Zucker, 
welcher aus dem Glykogen gebildet wird; ferner Äthylenmilchsäure, 
Fleischmilchsäure und geringe Mengen anderer organischer Säuren 
(Essigsäure, Ameisensäure und Buttersäure). 

5. Mineralstoffe (etwa 1—2°/,): Sie bestehen größtenteils aus 
Kaliumphosphat, daneben aus Kalzium-, Magnesiumphosphat und 
Chlornatrium. 

6. Gase: Das Fleisch enthält vorwiegend Kohlensäure und nur 
wenig Stickstoff. 

Die drüsigen Organe (Leber, Niere usw.) unterscheiden sich von 
den Muskeln chemisch hauptsächlich durch den größeren Gehalt an 
Nukleinstoffen. Das Blut ist durch einen hohen Gehalt an Blutfarb- 
stoff charakterisiert. Reich an Blutfarbstoff und Nuklein ist die Milz. 

In den nervösen Organen findet sich in reichlicher Menge Lezithın 
und Cholesterin, sowie Protagon und seine Derivate die Zerebro- 
side, neben Eiweibstoffen und anorganischen Salzen. 

Das embryonale Fleisch ist durch hohen Wassergehalt und Anwesen- 
heit von Muzin ausgezeichnet, welches den wässerigen, kalt bereiteten 
Auszügen fadenziehende Beschaffenheit erteilen kann. 

Das Knochenmark enthält wenig Wasser (nur 6°/,), wenig Stick- 
stoffsubstanz (5°/,) und besteht hauptsächlich aus Fett. 


1. Fleisch und Fleischwaren. 


Für die Bestimmung der chemischen Bestandteile wird das Fleisch 
mit geeigneten Maschinen zu einer möglichst feinen und vollkommen 
eleichmäßigen Masse zerkleinert. 

Man bestimmt: 

1. Das Wasser zunächst durch Vortrocknen bei ca. 50°, dann durch 
vollständiges Austrocknen bei 105 bis 110° bis zum gleichbleibenden Gewicht: 

2. Den Stickstoff nach Kjeldahl (S. 105). Durch Multiplizieren der 
eefundenen Stiekstoffmenge mit 6°25 erhält man die Stickstoffsubstanz. 
Da man jedoch als Gesamtsumme der einzelnen Bestandteile beim Fleisch 
meist eine höhere Zahl als 100 erhält, so empfiehlt es sich, den geringen 
(rehalt an stickstofffreien Extraktstoffen zu vernachlässigen und die 
Summe von Wasser, Fett und Mineralstoffen von 100 abzuziehen und als 
Stickstoffsubstanz anzugeben. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 157 


5. Das Fett durch Ausziehen der wasserfreien Substanz mit Äther 
nach S. 111: nachdem man die Masse vom größten Teil des Fettes befreit 
hat, verreibt man sie mit Seesand und zieht dann weiter aus. 

Die Bestimmung des Fettes geschieht einfacher nach FE. Baur und 
H. Barschall.‘) 

Man schneidet von dem zu untersuchenden Fleisch Fett und Sehnen 
weg und gibt es viermal durch die Fleischhackmaschine. Einen Teil des 
so zerkleinerten Fleisches zerquetscht man weiter in einer großen Reib- 
schale, bis es möglichst breiig geworden ist. Davon wiegt man Mengen 
von etwa 29 ab und bringt sie in Kolben von passender Größe, in 
denen das Fleisch mit 20 cm einer Schwefelsäure übergossen wird, welche 
aus 1 Vol. Schwefelsäure (spez. Gew. 1’81) und 1 Vol. Wasser besteht. Die 
Mischung wird auf ein Wasserbad gestellt und unter zeitweiligem Um- 
schwenken löst sich das Fleisch in 20 bis 30 Minuten auf. Wenn keine 
ungelösten Teile mehr zu sehen sind, entfernt man den Kolben vom 
Wasserbad und verdünnt mit Wasser auf etwa 100 cm®. 

Die Fleischlösung wird in einen Scheidetrichter gegeben und mit 
100 cem® Äther überschichtet, nachdem mit diesem vorher der Kolben, der 
die Fleischlösung enthielt, ausgeschwenkt worden ist, um die letzten 
Fetttröpfchen, welche noch an den Wandungen hängen, in den Scheide- 
trichter zu bringen. Dann wird tüchtig geschüttelt, wobei das Fett vom 
Äther aufgenommen wird. 

Nach dem Absetzen trennt man die beiden Schichten, gießt den 
Äther in ein Becherglas und läßt ihn eine Zeitlang stehen, damit die letzten 
Wassertröpfehen sich am Boden des Becherglases sammeln können. 

Die Ätherausschüttelung wiederholt man nochmals in gleicher Weise, 
aber die zweite Behandlung liefert nur noch sehr wenig Fett. 

Aus dem Becherglase gießt man die Ätherlösung in ein gewogenes 
Destillierkölbehen und destilliert den Äther ab. Die Ausschüttelungen der 
Pepsinaufschlüsse sind gewöhnlich etwas trübe und müssen durch ein kleines 
Filter filtriert werden. Nach dem Verjagen des Äthers wird das Kölbchen 
mit dem Fettrückstand etwa eine halbe Stunde im Wasserdampfschrank 
getrocknet; man läßt darauf im Exsikkator erkalten und wiegt. 

4. Die Mineralstoffe durch Veraschen nach S. 152. 

5. Die Extraktivstoffe, das Bindegewebe und die Muskel- 
faser nach dem Verfahren von E. Kern und H. Wattenberg.?) 

A. Extraktivstoffe: Etwa 509g des möglichst vom Fett befreiten 
und sorgfältig zerkleinerten Fleisches werden wiederholt mit kaltem Wasser 
ausgezogen und die Filtrate auf ein bestimmes Volumen (1000 em?) ge- 
bracht. Hiervon dienen abgemessene Teile zur Bestimmung der Gesamt- 
menge der Extraktivstoffe (durch Trocknen bei 105—1109), der 

1) Arb. a. d. kaiserl. Gesundheitsamt. Beiträge zu den Vereinbarungen. Bd. 1. 


S. 187 (1911). 
2) Journ. f. Landwirtsch. S. 549 und 610 (1875). 


158 Max Klostermann. 


Mineralstoffe (nach 8. 152), des Gesamtstickstoffes (nach 8. 105) sowie 
des Eiweißstickstoffes. Zur letzten Bestimmung wird das Eiweiß durch 
längeres Kochen abgeschieden, auf einem gewogenen Filter gesammelt und 
nach dem Trocknen gewogen; das Filter mit Inhalt wird nach Kjeldahl 
verbrannt. Die Differenz zwischen Gesamtstickstoff und Eiweib- 
stickstoff ergibt die Menge des Nichteiweißstickstoffes. 

B. Das Bindegewebe wird in dem Rückstande der Kaltwasser- 
extraktion bestimmt, welcher wiederholt längere Zeit mit Wasser gekocht 
wird; in abgemessenen Teilen der auf 1000 em® aufgefüllten Filtrate wird 
der Gesamtrückstand und der Stickstoff wie unter A bestimmt. 

Da Bindegewebe in der Regel 18°/, Stickstoff enthält, so berechnet 
man die Menge des Bindegewebes durch Multiplikation des gefundenen 
Stickstoffes mit 555. 

©. Der Rückstand der Auskochung von B ist Muskelfaser; sie 
wird auf einem gewogenen Filter gesammelt, zur Entfernung des Wassers 
mit warmem Alkohol, zur Entfernung des Fettes mit Äther extrahiert, ge- 
trocknet. gewogen und verascht. Die Differenz zwischen dem Ge- 
samtrückstande und der Asche ergibt die Menge der Muskulatur. 

6. Bestimmung der Tierspezies: 

Es kommt hauptsächlich die Unterscheidung des Pferde- und 
Rindfleisches in Frage, manchmal allerdings auch die Feststellung der 
Tierspezies überhaupt. Hierfür kommen zwei Verfahren in Anwendung, das 
sogenannte biologische Verfahren und das chemische Verfahren. Für die 
chemische Prüfung besteht eine amtliche Vorschrift, welche in den Aus- 
führungsbestimmungen des Fleischbeschaugesetzes vom 22. Februar 1908 ver- 
öffentlicht worden ist. Die früher gebräuchliche Bestimmung des Glykogens 
ist als unsicher fallen gelassen worden. 


A. Verfahren, welches auf der Bestimmung des Brechungsver- 
mögens des Pferdefettes beruht. 


Aus Stücken von 50 g möglichst mit fetthaltigem Bindegewebe durch- 
setztem Fleische wird das Fett durch Ausschmelzen bei 100° oder, falls 
dies nicht möglich ist, durch Auskochen mit Wasser gewonnen und im 
Zeiß- Wollnyschen Refraktometer nach der Anweisung (im Abschnitt „Speise- 
fette und Öle*) zwischen 38 und 42° geprüft. Wenn die erhaltene Refrakto- 
meterzahl auf 40° umgerechnet den Wert 515 übersteigt, so ist auf die 
Gegenwart von Pferdefleisch zu schließen. 


B. Verfahren, welches auf der Bestimmung der Jodzahl des 
Pferdefettes beruht. 

Aus Stücken von 100 bis 200 9, möglichst mit fetthaltigem Binde- 
gewehe durchsetztem Fleische wird das Fett wie beim Verfahren unter A 
eewonnen und seine Jodzahl nach der im Abschnitt „Speisefette und Öle“ 
gegebenen Anweisung bestimmt. Die Anwesenheit von Pferdefleisch ist als 
erwiesen anzusehen, wenn die Jodzahl des Fettes 70 und mehr beträgt. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 159 


€. Das biologische Verfahren beruht auf der Fällung des Eiweißes 
aus wässeriger Lösung, wenn artgleiches Antiserum zugegeben wird. Ge- 
nauere Angaben für die Ausführung finden sich bei Uhlenhuth und Weidanz 
„Praktische Anleitung zur Ausführung der biologischen Eiweißdifferen- 
zierungsverfahren“. Jena 1909, Verlag Gust. Fischer. 

7. Untersuchung auf gesundheitsschädliche Zusätze (Kon- 
servierungsmittel). 

Für die Nahrungsmittelchemie ist von besonderer Wichtigkeit die 
Prüfung auf verbotene Zusätze, worunter hauptsächlich Konservierungs- 
mittel verstanden werden, oder künstliche Farbstoffe, welche zur Färbung 
von Fleischwaren dienen. Die Untersuchungsverfahren sind amtlich vorge- 
schrieben in den Ausführungsbestimmungen zum Fleischbeschaugesetz. 

Die Untersuchungen sind folgendermaßen auszuführen. 


A. Nachweis von Borsäure und ihren Salzen. 


509 der feinzerkleinerten Fleischmasse werden in einem Becherglase 
mit einer Mischung von 50 cm’ Wasser und 0'2 cm® Salzsäure vom spezi- 
fischen Gewicht 1'124 zu einem gleichmäßigen Brei gut durchmischt. 
Nach halbstündigem Stehen wird das mit einem Uhrglase bedeckte Becher- 
glas, unter zeitweilieem Umrühren, '/, Stunde in einem siedenden Wasser- 
bade erhitzt. Dann wird der Inhalt noch heiß auf ein Gazetuch gebracht, 
abgepreßt und die Flüssigkeit durch ein angefeuchtetes Filter gegossen. Das 
Filtrat wird nach Zusatz von Phenolphtalein mit !/,-Normalnatronlauge 
schwach alkalisch gemacht und bis auf 25 em® eingedampft. 5 cm® von 
dieser Flüssigkeit werden mit 0'5 em® Salzsäure vom spezifischen Gewicht 
1'124 angesäuert, filtriert und auf Borsäure mit Kurkuminpapier ') geprüft. 
Dies geschieht in der Weise, daß ein etwa 8 cm langer und 1 cm breiter 
Streifen geglätteten Kurkuminpapieres bis zur halben Länge mit der an- 
gesäuerten Flüssigkeit durchfeuchtet und auf einem Uhrglase von etwa 
10 cm Durchmesser bei 60 bis 70° getrocknet wird. Zeigt das Kurkumin- 
papier nach dem Trocknen keine sichtbare Veränderung der ursprünglich 
gelben Farbe, dann enthält das Fleisch keine Borsäure. Ist dagegen eine 
rötliche oder orangerote Färbung entstanden, dann betupft man das Papier 
mit einer 2°/,igen Lösung von wasserfreiem Natriumkarbonat. Entsteht 


!) Das Kurkuminpapier wird durch einmaliges Tränken von weißem Filtrier- 
papier mit einer Lösung von 0'1g Kurkumin in 100cm® 90°/,igem Alkohol her- 
gestellt. Das getrocknete Kurkuminpapier ist in gut verschlossenen Gefäßen, vor 
Licht geschützt, aufzubewahren. Das Kurkumin wird in folgender Weise hergestellt: 
309 feines bei 100° getrocknetes Kurkumawurzelpulver (Curcuma longa) werden 
im Sosxhletschen Extraktionsapparat zunächst 4 Stunden lang mit Petroleumäther aus- 
gezogen. Das so entfettete und getrocknete Pulver wird alsdann in demselben Apparat 
mit heißem Benzol 8 bis 10 Stunden lang, unter Anwendung von 100 cm? Benzol, er- 
schöpft. Zum Erhitzen des Benzols kann ein Glyzerinbad von 115 bis 120° verwendet 
werden. Beim Erkalten der Benzollösung scheidet sich innerhalb 12 Stunden das für 
die Herstellung des Kurkuminpapiers zu verwendende Kurkumin ab. 


1650 Max Klostermann. 


hierdurch ein rotbrauner Fleck, der sich in seiner Farbe nicht von dem 
rotbraunen Fleck unterscheidet, der durch die Natriumkarbonatlösung auf 
einem reinen Kurkuminpapier erzeugt wird, oder eine rotviolette Färbung, 
so enthält das Fleisch keine Borsäure. Entsteht dagegen ein blauer Fleck, 
so ist die Gegenwart der Borsäure nachgewiesen. Bei blauvioletten Färbungen 
und in Zweifelsfällen ist der Ausfall der Flammenreaktion ausschlaggebend. 
Die Flammenreaktion ist in folgender Weise auszuführen: 5 em® der 
verbliebenen alkalischen Flüssigkeit werden in einer Platinschale zur 
Trockne verdampft und verascht. Zur Herstellung der Asche wird die ver- 
kohlte Substanz mit etwa 20 cm’ heißem Wasser ausgelaugt. Nachdem die 
Kohle bei kleiner Flamme vollständig verascht worden ist, füet man die 
ausgelaugte Flüssigkeit hinzu und bringt sie zunächst auf dem Wasserbad, 
alsdann bei etwa 120° 0 zur Trockne. Die so erhaltene, lockere Asche wird 
mit einem erkalteten Gemisch von 5 cm® Methylalkohol und 05 em: kon- 
zentrierter Schwefelsäure sorgfältig zerrieben und unter Benutzung weiterer 
5 cm® Methylalkohol in einen Erlenmeyerkolben von 100 em® Inhalt gebracht. 
Man läßt den verschlossenen Kolben unter mehrmaligem ‚ Umschütteln 
'/, Stunde lang stehen; dann wird der Methylalkohol aus einem Wasser- 
bade von 80 bis 85° vollständig abdestilliert. Das Destillat wird in ein 
Gläschen von 40 cm® Inhalt und etwa 6cm Höhe gebracht, welches mit 
einem zweimal durchbohrten Stopfen verschlossen wird, durch den 2 Glas- 
röhren in das Innere führen. Die eine Röhre reicht bis auf den Boden 
des Gläschens, die andere nur bis in den Hals. Das verjüngte äußere Ende 
dieser Röhre wird mit einer durchlochten Platinspitze, die aus Platin- 
blech hergestellt werden kann, verseben. Durch die Flüssigkeit wird hierauf 
ein getrockneter Wasserstoffstrom derart geleitet, daß die angezündete 
Flamme 2 bis 30m lang ist. Ist die Flamme bei zerstreutem Tageslicht 
beobachtet, grün gefärbt, so ist Borsäure im Fleische enthalten. 


B. Nachweis von Formaldehyd und solchen Stoffen. welche bei 
ihrer Verwendung Formaldehyd abgeben. 

30 9 der zerkleinerten Fleischmasse werden in 200 cm® Wasser gleich- 
mäßig verteilt und nach halbstündigem Stehen in einem Kolben von 
etwa 500 cm® Inhalt mit 10 cm® einer 25°/,igen Phosphorsäure versetzt. 
Von dem zum Sieden erhitzten Gemenge werden. unter Einleiten eines 
Wasserdampfstroms,. 50 cm® abdestilliert. Das Destillat wird filtriert. Bei 
nicht geräuchertem Fleische werden 5cm® des Destillats mit 2 «ms 
frischer Milch und 7 cm Salzsäure vom spezifischen Gewicht 1'124, welche 
auf 100 cm® 0'2 cm® einer 10°/,igen Eisenchloridlösung enthält, in einem 
geräumigen Probiergläschen gemischt und etwa ’/, Minute lang in schwachem 
Sieden erhalten. Durch Vorversuche ist festzustellen. einerseits, daß die 
Milch frei von Formaldehyd ist. andrerseits, daß sie auf Zusatz von Form- 
aldehyd die Reaktion gibt. Bei geräucherten Fleischwaren ist ein Teil 
des Destillats mit der 4fachen Menge Wasser zu verdünnen und 5 cm® der 
Verdünnung sind in derselben Weise zu behandeln. Die Gegenwart von 


u 


a 
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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 161 


Formaldehyd bewirkt Violettfärbung. Entsteht diese nicht, so bedarf es 
einer weiteren Prüfung nicht. Im anderen Falle wird der Rest des Destillats 
mit Ammoniak im Überschusse versetzt und unter zeitweiligem Zusatze 
geringer Mengen Ammoniakflüssigkeit so zur Trockne verdampft, dab die 
Flüssigkeit immer alkalische Reaktion behält. Bei Gegenwart von nicht 
zu geringen Mengen von Formaldehyd hinterbleiben charakteristische Krv- 
stalle von Hexamethylentetramin. Der Rückstand wird in etwa 4 Tropfen 
Wasser gelöst und je ein Tropfen wird auf einen Objektträger gebracht und 
mit den beiden folgenden Reagenzien geprüft: 

1. Mit 1 Tropfen einer gesättigten Quecksilberchloridlösung. Es ent- 
steht hierbei sofort oder nach kurzer Zeit ein regulärer, krystallinischer 
Niederschlag; bald sieht man drei- und mehrstrahlige Sterne, später 
Oktaeder: 

2. mit 1 Tropfen einer Kaliumquecksilberjodidlösung und einer sehr 
geringen Menge verdünnter Salzsäure. Es bilden sich hexagonale sechs- 
seitige, hellgelb gefärbte Sterne. 

Die Kaliumquecksilberjodidlösung wird in folgender Weise hergestellt: 
Zu einer 10°/,igen Kaliumjodidlösung wird unter Erwärmen und Um- 
rühren so lange Quecksilberjodid zugesetzt, bis ein Teil desselben ungelöst 
bleibt; die Lösung wird nach dem Erkalten abfiltriert. 

In nieht geräucherten Fleischwaren ist die Gegenwart von 
Formaldehyd erwiesen, wenn der Rückstand die Reaktion mit Quecksilber- 
chlorid gibt, in geräucherten Fleischwaren erst dann, wenn beide 
Reaktionen eintreten. 


C. Nachweis von schwefliger Säure und ihren Salzen, sowie von 
unterschwefligsauren Salzen. 


30 g fein zerkleinerte Fleischmasse und 5 cm® 25°/,ige Phosphorsäure 
werden auf dem Boden eines Erlenmeyerkölbehens von 100 cm® Inhalt 
durch schnelles Zusammenkneten gemischt. Hierauf wird das Kölbchen sofort 
mit einem Korke verschlossen. Am Grunde des Korkes ist ein Spalt, ın 
dem ein Streifen Kaliumjodatstärkepapier so befestigt ist, dab sein unteres, 
etwa lem mit Wasser befeuchtetes Ende sich ungefähr 1 cm über der 
Mitte der Fleischmasse befindet. Die Lösung zur Herstellung des Jodstärke- 
papiers besteht aus 0'1 9 Kaliumjodat und 19 löslicher Stärke in 100 cm? 
Wasser. 

Zeigt sich innerhalb 10 Minuten keine Bläuung des Streifens, die 
zuerst gewöhnlich an der Grenzlinie des feuchten und trockenen Teiles 
beginnt, so stellt man das Kölbchen bei etwas loserem Korkverschlub auf 
das Wasserbad. Entsteht auch jetzt innerhalb 10 Minuten keine vorüber- 
gehende oder bleibende Bläuung des Streifens, so läßt man das fest ver- 
schlossene Kölbehen erkalten. Macht sich auch jetzt innerhalb !/, Stunde 
keine Blaufärbung des Papierstreifens bemerkbar, dann ist das Fleisch 
als frei von schwefliger Säure zu betrachten. Bei Bläuung ist der entschei- 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 11 


162 Max Klostermann. 


dende Nachweis der schwefligen Säure durch nachstehendes Verfahren zu 
erbringen. 

a) 304g der zerkleinerten Fleischmasse werden mit 200 cm? ausge- 
kochtem Wasser in einem Destillierkolben von etwa 500 em Inhalt unter 
Zusatz von Natriumkarbonatlösung bis zur schwach alkalischen Reaktion | 

| 


a 
1 


angerührt. Nach einstündigem Stehen wird der Kolben mit einem zweimal 
(durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen zwei Glasröhren 
in das Innere des Kolbens führen. Die erste Röhre reicht bis auf den 
Boden des Kolbens, die zweite nur bis in den Hals. Diese führt zu einem 
Liebigschen Kühler und an diesen schließt sich luftdicht eine kugelig auf- 
gehlasene U-Röhre (sogenannte Peligotsche Röhre) an. 

Man leitet durch das bis auf den Boden des Kolbens führende Rohr 
Kohlensäure, bis alle Luft aus dem Apparat verdrängt ist, bringt dann 
in die Peligotsche Röhre 50 em Jodlösung (erhalten durch Auflösen von 
5g reinem Jod und 75 g Kaliumjodid in Wasser zu 1/; die Lösung muß 
sulfatfrei sein), lüftet den Stopfen des Destillierkolbens und läßt, ohne das 
Einströmen der Kohlensäure zu unterbrechen, 10 cm? einer wässerigen 
25°/,igen Lösung von Phosphorsäure einfließen. Alsdann schließt man den 
Stopfen wieder, erhitzt den Kolbeninhalt vorsichtig und destilliert unter 
stetigem Durchleiten von Kohlensäure die Hälfte der wässerigen Lösung ab. 
Man bringt nunmehr die Jodlösung, die noch braun gefärbt sein muß, in ein 
Becherglas, spült die Peligotsche Röhre gut mit Wasser aus, setzt etwas 
Salzsäure zu, erhitzt das Ganze kurze Zeit und fällt die durch Oxydation 
der schwefligen Säure entstandene Schwefelsäure mit Baryumchloridlösung 
(1 Teil kristallisiertes Baryumchlorid in 10 Teilen destilliertem Wasser ge- 
löst). Im vorliegenden Falle ist eine Wägung des Niederschlags nicht 
unbedingt erforderlich. Liegt jedoch ein besonderer Anlaß dazu vor, so 
läßt man ihn absetzen und prüft durch Zusatz eines Tropfens Baryum- 
chloridlösung zu der überstehenden Flüssiekeit, ob die Schwefelsäure voll- 
ständig ansgefällt ist. Hierauf kocht man das Ganze nochmals auf, läßt 
6 Stunden in der Wärme stehen, gießt die klare Flüssigkeit durch ein 
Filter von bekanntem Aschengehalt, wäscht den Niederschlag im Becher- 
glase wiederholt mit heißem Wasser aus, indem man jedesmal absetzen 
läßt und die klare Flüssigkeit durch das Filter gibt, bringt zuletzt den 
Niederschlag auf das Filter und wäscht so lange mit heißem Wasser, 
bis das Filtrat mit Silbernitrat keine Trübung mehr erzeugt. Filter 
und Niederschlag werden getrocknet, in einem gewogenen Platintiegel ver- 
ascht und geglüht; hierauf befeuchtet man den Tiegelinhalt mit wenig 
Schwefelsäure, raucht diese ab, glüht schwach, läßt im Exsikkator erkalten 
und wägt. 

Ergab die Prüfung ein positives Ergebnis, so ist das Fleisch als 
mit schwefliger Säure, schwefligsauren Salzen oder unterschwefligsauren 
Salzen behandelt zu betrachten. Liegt ein Anlaß vor, zu ermitteln, ob die 
schweflige Säure unterschwefligsauren Salzen entstammt, so ist in folgender 
Weise zu verfahren: 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 163 


b) 509 der zerkleinerten Fleischmasse werden mit 200 em® Wasser 
und etwas Natriumkarbonatlösung bei schwach alkalischer Reaktion unter 
wiederholtem Umrühren in einem Becherglase eine Stunde ausgelaugt. Nach 
dem, Abpressen wird der Auszug filtriert, mit Salzsäure stark angesäuert 
und unter Zusatz von 5g reinem Natriumchlorid aufgekocht. Der Nieder- 
schlag wird abfiltriert und so lange ausgewaschen, bis im Waschwasser 
weder schweflige Säure noch Schwefelsäure nachweisbar sind. Dann löst 
man den Niederschlag in 25 cm® 5°/,iger Natronlauge, fügt 50 cm® ge- 
sättigtes Bromwasser hinzu und erhitzt bis zum Sieden. Nun wird mit 
Salzsäure angesäuert und filtriert. Das vollkommen klare Filtrat gibt bei 
Gegenwart von unterschwefligsauren Salzen im Fleische auf Zusatz von 
Baryumcehloridlösung sofort eine Fällung von Baryumsulfat. 


D. Nachweis von Fluorwasserstoff und seinen Salzen. 


25 der zerkleinerten Fleischmasse werden in einer Platinschale mit 
einer hinreichenden Menge Kalkmilch durchgeknetet. Dann trocknet man, 
verascht und gibt den Rückstand nach dem Zerreiben in einen Platin- 
tiegel, befeuchtet das Pulver mit etwa 5 Tropfen Wasser und fügt 1 cm? 
konzentrierte Schwefelsäure hinzu. Dann wird der Tiegel zum Erhitzen 
auf eine Asbestplatte gestellt und mit einem großen Uhrglase bedeckt, das 
auf der Unterseite in bekannter Weise mit Wachs überzogen und be- 
schrieben ist. Um das Schmelzen des Wachses zu verhüten, wird in das 
Uhrglas ein Stückchen Eis gelegt. 

Sobald das Glas sich an den beschriebenen Stellen angeätzt zeigt, ist 
der Nachweis von Fluorwasserstoff im Fleische als erbracht anzusehen. 


E. Nachweis von Salizylsäure und ihren Verbindungen. 


509g der fein zerkleinerten Fleischmasse werden in einem Becher- 
glase mit 50 cm? einer 2°/,igen Natriumkarbonatlösung zu einem gleich- 
mäßigen Brei gut durchmischt und '/, Stunde lang kalt ausgelaugt. 
Dann setzt man das mit einem Uhrglase bedeckte Becherglas !/, Stunde 
lang unter zeitweiligem Umrühren in ein siedendes Wasserbad. Der Inhalt 
wird heiß auf ein Gazetuch gebracht und abgepreßt. Die abgepreßte 
Flüssigkeit wird mit 59 Chlornatrium versetzt und nach dem Ansäuern 
mit verdünnter Schwefelsäure zum beginnenden Sieden erhitzt. Nach dem 
Erkalten wird filtriert und das klare Filtrat im Schütteltrichter mit einem 
gleichen Raumteil einer Mischung von gleichen Teilen Äther und Petro- 
leumäther kräftig ausgeschüttelt. Sollte sich hierbei eine Emulsion bilden, 
so entfernt man zunächst die untere klar abgeschiedene wässerige Flüssig- 
keit und schüttelt den Rest unter Zusatz von 5 g pulverisiertem Natrium- 
chlorid nochmals mäßig durch, worauf sich nach einiger Zeit genügend 
Äther abscheidet. Dieser wird zweimal mit je 5 cm® Wasser gewaschen, 
durch ein trockenes Filter gegossen und in einer Porzellanschale unter 
Zusatz von etwa 1 cm? Wasser bei mäßiger Wärme und mit Hilfe eines 
Luftstromes verdunstet. Der wässerige Rückstand wird nach dem Erkalten 


11% 


164 Max Klostermann. 


mit einigen Tropfen einer frisch bereiteten 0'05°/,igen Eisenchloridlösung 
versetzt. Eine deutliche Blauviolettfärbung zeigt Salizylsäure an. 


F. Nachweis von chlorsauren Salzen. 

309 der zerkleinerten Fleischmasse werden mit 100 cm® Wasser eine 
Stunde lang kalt ausgelauet und zum Kochen erhitzt. Nach dem Erkalten 
wird die wässerige Flüssigkeit abfiltriert und mit Silbernitratlösung im 
Überschusse versetzt. 25 em® der abfiltrierten, klaren Flüssigkeit werden 
mit 1 em® einer 10°/,igen Lösung von schwefligsaurem Natrium und 1 em? 
konzentrierter Salpetersäure versetzt und bis zum Kochen erhitzt. Ein 
Niederschlag, der sich auf erneuten Zusatz von kochendem Wasser nicht 
löst, besteht aus Chlorsilber und zeigt die Gegenwart chlorsaurer Salze an. 


(. Nachweis von Farbstoffen oder Farbstoffzubereitungen. 


50 g der zerkleinerten Fleischmasse werden in einem Becherglase 
mit einer Lösung von 5g Natriumsalizylat in 100 cm® eines Gemisches 
aus gleichen Teilen Wasser und Glyzerin gut durchgemischt und !/, Stunde 
lang unter zeitweiligem Umrühren im Wasserbad erhitzt. Nach dem Er- 
kalten wird die Flüssigkeit abgepreßt und filtriert, bis sie klar abläuft. 
Ist das Filtrat nur gelblich und nicht rötlich gefärbt, so bedarf es einer 
weiteren Prüfung nicht. Im anderen Falle bringt man den dritten Teil der 
Flüssigkeit in einen Glaszylinder, setzt einige Tropfen Alaunlösung und 
Ammoniak in geringem Überschusse hinzu und läßt einige Stunden stehen. 
Karmin wird durch einen rot gefürbten Bodensatz erkannt. Zum Nachweise 
von Teerfarbstoffen wird der Rest des Filtrates mit einem Faden unge- 
beizter, entfetteter Wolle unter Zusatz von 10 cm’ einer 10°/,igen Kalium- 
bisulfatlösung und einigen Tropfen Essigsäure längere Zeit im kochenden 
Wasserbad erhitzt. Bei Gegenwart von Teerfarbstoffen wird der Faden rot 
gefärbt und behält die Färbung auch nach dem Auswaschen mit Wasser. 


H. Nachweis von Benzoäsäure. 


Nach K. Fischer und O. Grünert‘) werden 50 g Fleisch mit 100 em® 
>0°/,igem Alkohol gemischt, mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und 
1 Stunde ausgezogen. Man prebt die Flüssigkeit durch ein Gazetuch ab, 
macht alkalisch und erwärmt, bis der Alkohol verdunstet ist. Dann wird.mit 
5 g Kochsalz versetzt, mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und aufgekocht. 

Das Filtrat wird mit Äther ausgeschüttelt, der Äther mit Wasser 
gewaschen und verdunstet. Der Rückstand wird mit Kalilauge neutralisiert 
und mit Natriumazetat und Eisenchlorid versetzt ; ein rötlichgelber Nieder- 
schlag zeigt Benzoesäure an. Oder man löst den Ätherrückstand in Wasser. 
macht mit Ammoniak alkalisch, verdampft zur Trockene und sublimiert 
die Benzo@säure durch Auflegen eines gekühlten Uhrglases. Auf diese 
Weise erhält man die Benzoösäure rein. 


') Zeitschr. f. Unters. d. Nahr.- u. Genußm, $. 721 (1909). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 165 


Man kann den Ätherrückstand auch mit Ammoniak eindampfen und 
genau den Neutralpunkt mit Lackmuspapier feststellen; sobald dieser er- 
reicht ist, wird mit verdünnter Eisenchloridlösung, wie vorher, geprüft. 

Ferner gelingt der Nachweis, wenn man den Ätherrückstand mit 
2 Tropfen 50°/,iger Ameisensäure mischt und Kalkmilch zusetzt; verdampft 
man zur Trockene und erhitzt den Rückstand vorsichtig in einem 
Reagenzglase, so tritt der bekannte Geruch nach Bittermandelöl auf 
(Salizylsäure stört nicht). 

Man kann den AÄtherrückstand auch mit Alkohol aufnehmen und 
nach Zusatz von konzentrierter Schwefelsäure im Reagenzglase kochen. Es 
entsteht Benzoösäureäthyläther, welcher sehr charakteristisch riecht und 
mit Äther ausgeschüttelt werden kann. 

8. Bestimmung der Stärke: 

Vielfach wird zur Verfälschung oder als Bindemittel Stärke ver- 
wendet, deren quantitative Bestimmung nach S. 148 (Verfahren nach 
J. Mayrhofer) erfolgt. Von der gefundenen Menge zieht man 0'5°/, für 
Gewürzstärke ab, falls es sich um gewürzte Waren handelt. 


2. Fleischextrakte und Fleischpeptone. 


Für die Analyse!) werden, falls sie in kaltem Wasser fast völlig lös- 
lich sind, von festen und sirupösen Präparaten 10—20 g. von flüssigen 
25-509 in kaltem Wasser gelöst, filtriert und auf 500 em? aufgefüllt. 

Entsprechende Mengen dieser Lösung dienen zur Bestimmung der 
einzelnen Bestandteile. Für die Bestimmung des Gesamtstickstoffes 
der Mineralstoffe und des Wassers verwendet man die ursprüngliche 
Substanz. 

1. Bestimmung des Wassers. 

Man trocknet unter Zusatz von Sand so viel von der ursprünglichen 
Substanz, als 1-—-2g Trockensubstanz entspricht. Man löst zur besseren 
Verteilung in Wasser und verfährt im übrigen nach S. 102 der allgemeinen 
Untersuchungsmethoden. 

2. Bestimmung des Gesamtstickstoffes und seiner einzelnen 
Verbindungsformen. 

A. Bestimmung des Gesamtstickstoffes. 

In so viel der ursprünglichen Substanz, als höchstens 1g Trocken- 
substanz entspricht, wird der Gesamtstickstoff nach Kjeldahl bestimmt. 

Bei ungleichmäßigen Gemischen verführt man zur Erzielung einer 
besseren Durchschnittsprobe nach S. 105, Abs. 6. 

B. Stickstoff in Form von unlöslichem und löslichem Eiweiß (Albumin). 

Man löst von festen oder sirupösen Präparaten 10—20g in kaltem 
Wasser oder verdünnt von flüssigen Präparaten 25-50g mit etwa 100 
bis 200 em® kaltem Wasser und trennt das Unlösliche durch Filtrieren vom 


!) Nach J. König, Stutzer une Bömer, Vereinbarungen. 


166 Max Klostermann. 


Gelösten, wäscht mit kaltem Wasser aus und verbrennt das Filter mit 
Inhalt nach Kjeldahl. Die geiundene Stickstoffmenge, von der die des 
Filters abzuziehen ist, wird mit 625 multipliziert und ergibt die Menge 
der unlöslichen Eiweilstoffe. 

Ob Muskelfasern vorliegen, zeigt die mikroskopische Untersuchung. 

Das Filtrat wird mit Essigsäure schwach angesäuert und gekocht. 
Scheidet sich hierbei Eiweiß (Albumin) in Flocken ab, so wird es ab- 
filtriert. mit heißem Wasser gewaschen und nach Kjeldahl verbrannt; 
die eefundene Stiekstoffmenge, abzüglich des Filterstickstoffes, mit 625 
multipliziert, ergibt die Menge des koagulierbaren Eiweißes (Albumin). 
Das Filtrat wird auf 500 em? aufgefüllt. 

Wenn die Fleischpräparate nur geringe Mengen unlöslichen und 
eerinnbaren Eiweißes enthalten, so ist eine Trennung nicht erforderlich. 

©. Bestimmung des Albumosenstickstoffes. 

Zur Bestimmung der Albumosen (einschließlich des Leimes) verwendet 
man 50 cm® des Filtrates der Albuminfällung. 

Sie werden nach A. Bömer!) mit Schwefelsäure schwach angesäuert 
(um das Ausfallen von unlöslichen Zinksalzen zu verhindern) und mit fein- 
gepulvertem Zinksulfat in der Kälte gesättigt. Sobald sich die Albu- 
mosen ausgeschieden haben, wird filtriert, der Rückstand mit kaltge- 
sättigter Zinksulfatlösung nachgewaschen und nach Kjeldahl verbramnt. 
Durch Multiplizieren der gefundenen Stickstoffmenge, abzüglich des Filter- 
stickstoffes, mit 625 erhält man die Albumosen. Fleischpeptone und 
-Extrakte enthalten in der Regel nur wenige Ammoniakstickstoff, 
und da geringe Mengen von Ammoniaksalzen in einer gesättigten Lösung 
von Zinksulfat keine unlöslichen Doppelsalze von Ammoniaksulfat mit 
Zinksulfat bilden, so kann von einer besonderen Bestimmung des Am- 
moniakstickstoffes abgesehen werden. 

Sind dagegen nennenswerte Mengen Ammoniak vorhanden, so 
müssen weitere 50 cm® der Lösung. in derselben Weise mit Zinksulfat gefällt 
werden; in dem Niederschlag wird nach F der Ammoniakstickstoff bestimmt 
und dieser von dem Stickstoff des Zinksulfatniederschlages abgezogen. 

D. Bestimmung des Pepton- und Fleischbasenstickstoffes. 

Enthalten die Fleischpräparate neben Pepton auch Fleisch- 
basen, so ist eine Trennung bis jetzt unmöglich: wenn aber die qualitative 
Reaktion die Abwesenheit von Pepton ergeben hat oder die Peptone 
frei von Fleischbasen und anderen Alkaloiden sind, so fällt und be- 
stimmt man die Peptone oder Fleischbasen am besten durch Phosphor- 
wolfram- oder Phosphormolybdänsäure. 

Für den qualitativen Nachweis von Pepton empfiehlt sich die 
Biuretreaktion nach R. Neumeister.:) 

Das Filtrat der Zinksulfatlösung wird mit so viel konzentrierter 
Natronlauge vermischt, bis sich das ausscheidende Zinkhydroxyd wieder 


') Zeitschr. f. anal. Chemie. Bd. 34. S. 562 (1895). 
?), Zeitschr. f. Biol. (N. F.) Bd. 8. S. 324 (1890). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 167 


vollständig gelöst hat; gibt man nun zu der klaren Lösung einige Tropfen 
einer 1°/,igen Lösung von Kupfersulfat. so zeigt eine rotviolette Färbung 
Pepton an. 

“ Bei dunkelgefärbten Präparaten (Liebigs Fleischextrakt) können sich, 
wegen der unerläßlichen Verdünnung, geringe Mengen von Pepton dem 
Nachweis entziehen. 

Für den qualitativen Nachweis von Fleischbasen neben Pepton 
versetzt man einen Teil der wässerigen, filtrierten Lösung mit überschüs- 
sigem Ammoniak bis zur deutlich alkalischen Reaktion, filtriert von dem 
Niederschlage (Phosphate) ab und gibt zum Filtrat eine Lösung von sal- 
petersaurem Silber (etwa 2:5 g Silbernitrat in 100 cm® Wasser). Der Nieder- 
schlag enthält die Silberverbindung der Nanthinbasen und beweist in- 
direkt die Anwesenheit von Fleischbasen. ?) 

Die quantitative Bestimmung der Peptone und Fleischbasen 
geschieht in folgender Weise: 

Das Filtrat der Zinksulfatfällung wird mit Schwefelsäure stark an- 
gesäuert und mit einer Lösung von phosphorwolframsaurem Natrium 2), zu 
der man auf 3 Raumteile 1 Raumteil verdünnte Schwefelsäure (1:3) fügt, so 
lange versetzt, als noch ein Niederschlag entsteht. Dieser wird durch ein 
Filter von bekanntem Stickstoffgehalt filtriert, mit verdünnter Schwefel- 
säure (1:35) ausgewaschen und sein Stickstoffgehalt nach Kjeldahl er- 
mittelt. Durch Multiplizieren des gefundenen Stickstoffes mit 625 erhält 
man die entsprechende Menge Pepton. 

Sind neben Pepton Fleischbasen oder sind Fleischbasen allein 
zugegen, so kann der Gehalt an Pepton+Fleischbasen, bzw. der 
Fleischbasen allein wegen ihres hohen Stickstoffgehaltes nicht durch 
Multiplizieren des Stickstoffes mit 6°25 berechnet werden. Es empfiehlt sich 
in solchen Fällen nur zu sagen „in Form von Pepton + Fleischbasen und 
eventuell von Ammoniak vorhandene Stickstoffmenge*“. 

Statt Fleischbasen und Pepton im Filtrat der Zinksulfatfällung 
zu bestimmen. kann man sie auch zugleich mit den Albumosen mit 
Phosphorwolframsäure fällen. Von dem Ergebnis ist der Albumosenstick- 
stoff in Abzug zu bringen und der Rest als Pepton+Fleischbasen- 
stickstoff zu bezeichnen. 

Ein Teil der Fleischbasen wird durch Phosphorwolframsäure sehr 
langsam gefällt; man muß daher einige Tage warten, bis alles ausgefällt ist. 

Da durch Phosphorwolframsäure auch der Ammoniakstickstoff 
gefällt wird, so ist bei der Berechnung des Pepton+ Fleischbasen- 
stickstoffes der nach F gefundene Ammoniakstickstoff in Abzug zu 


1) Eigentlich nur die Anwesenheit von Hypoxanthin und Xanthin. Weil diese 
aber in allen Fleischsorten und Fleischerzeugnissen in geringerer Menge vorkommen 
als Kreatin und Kreatinin ete., und diese stets begleiten, so kann aus dem Nieder- 
schlage auch auf die Anwesenheit der anderen Fleischbasen geschlossen werden. 

2) 120 g phosphorsaures Natrium und 200 9 wolframsaures Natrium werden in 


1 2 Wasser gelöst. 


168 Max Klostermann. 


bringen, oder man bestimmt in einer zweiten Phosphorwolframsäurefällung 
den Ammoniakstickstoff durch Destillation mit Magnesia. 

E. Ermittlung von Kreatin und Kreatinin: 

Dies kann mittelst der Reaktion von Jafe‘) in Fleischextrakten 
und Peptonen kolorimetrisch quantitativ bestimmt werden. 

F. Bestimmung des Ammoniakstickstoffes: 

Manche Fleischextrakte liefern bei der Destillation mit Magnesia 
oder mit Baryumkarbonat nicht unbedeutende Mengen Ammoniak. Ob 
dies als Ammoniaksalz fertige gebildet vorhanden ist oder aus anderen or- 
sanischen Verbindungen erst bei der Destillation abgespalten wird, muß 
noch dahingestellt bleiben. Man verfährt wie folet: 100 cm® der Fleisch- 
extraktlösung werden mit etwa 100 cm® Wasser verdünnt und hieraus das 
Ammoniak durch Magnesia oder Baryumkarbonat ausgetrieben. 

@. Aus der Differenz des Gesamtstickstoffes und der Summe 
des unter B bis E bestimmten Stickstoffes ergibt sich der Gehalt des 
Präparates an „sonstigen Stickstoffverbindungen“. 

H. Bestimmung des Leimstickstoffes: 

Enthält das zu untersuchende Präparat Leim, so findet man ihn 
nach den vorstehenden Verfahren als Albumose. 

Eine Trennung des Leims von den Albumosen oder des Leim- 
peptons von den Eiweißpeptonen ist mit einiger Genauigkeit nicht 
möglich. A. Stutzer ?) hat für den Zweck ein Verfahren angegeben, auf 
welches verwiesen werden soll. 

3. Bestimmung des Fettes. 

In Fleischextrakten, welche sich in Wasser klar lösen, ist kein Fett 
vorhanden und seine Bestimmung deshalb nicht erforderlich. Enthalten die 
Fleischextrakte jedoch Fett, so bestimmt man es durch Extrahieren des 
nach 2 B erhaltenen, getrockneten Niederschlages mit Äther und Ver- 
dunsten der ätherischen Lösung in einem gewogenen Kölbchen. 

4. Bestimmung von Zucker und Dextrin in Suppen- 
würzen. 

Diese erfolgt in der wässerigen Lösung nach S.114 und 113 der all- 
gemeinen Untersuchungsmethoden. 

5. Bestimmung der Mineralstoffe, 

Zur Ermittlung der Asche verführt man nach S. 152. 

6. Bestimmung des Alkoholextraktes, 

J. v. Liebig verwendet für die Beurteilung des Fleischextraktes die 
Bestimmung des Alkoholextraktes und verfährt in folgender Weise: 

2g Extrakt werden in einem Becherglase abgewogen, in 90 cm3 
Wasser gelöst und darauf mit 50 cm® Weingeist von 93 Vol.-°/, versetzt. 
Der Niederschlag setzt sich fest am Glase an, worauf der klare Weingeist 


') Zeitschr. f. Physiol. Bd. 10. S. 399 (1886) und Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesund- 
heitsamt. $. 562 (1906). 
?) Zeitschr. f. anal. Chem. Bd.34. 8. 568 (1895). 


Ye 
.E 


-Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 169 


in eine gewogene Schale abgegossen werden kann. Der Niederschlag wird 
mit 50 cm® Weingeist von 80 Vol.-"/, ausgewaschen; dieser wird zu dem ersten 
Auszuge gegeben, im Wasserbade bei 70% verdampft und der Rückstand 
6 Stunden bei 100° getrocknet. 

“ H. Röttger ‘) bemerkt hierzu, daß einmaliges Auswaschen mit 50 cms 
Alkohol und 6stündiges Trocknen nicht genügen. Man soll daher öfters, 
mindestens dreimal, mit Weingeist von 80 Vol.-"/, nachwaschen und bis 
zur Gewichtskonstanz trocknen, die häufig erst durch 35—40stündiges 
Trocknen bei 100° erzielt wird. 


Eier. 


Als Nahrungsmittel kommen im allgemeinen nur Hühnereier in 
Betracht, deren Schwere zwischen 40 und 70 y schwankt. 

Das Ei besteht aus der Schale, dem Eiereiweiß und dem Eigelb. 
Durchschnittlich besteht ein Ei aus 12°, Schale, 58°, Eiweiß, 30°/, 
Eigelb. 

Die Schale besteht hauptsächlich aus kohlensaurem Kalk, ferner 
geringen Mengen von Magnesiumkarbonat und Erdphosphaten und 
etwas organischer Substanz, welche die Schalenhaut bildet. 

Das Eiereiweiß enthält 847—86'4%/), Wasser, 0'3—0'8°%/, Mi- 
neralstoffe, 12—15'5°%, Stickstoffsubstanz. Außerdem enthält es 
Fett, Lezithin, Cholesterin. Den Hauptbestandteil bilden die 
Stickstoffsubstanzen, das Eieralbumin, das Eierglobulin und 
Eimukoid. 

In den Mineralbestandteilen des Eiweil) ist besonders der hohe 
Gehalt an Kali, Natron, Eisen, Kieselsäure und Fhosphorsäure 
hervorzuheben. 

Das Eigelb ist von einem dünnen Häutchen umgeben. Es ist un- 
durchsichtig, gelb gefärbt und im Gegensatz zum Eiweil nur zum Teil in 
Wasser löslich. Es enthält 472—53°8°/, Wasser, 0'53—1'65°/, Mineral- 
bestandteile, 15°7—17'5°/, Stickstoffsubstanzen, 28°7—36°2°/, Fett. 
Die Stickstoffsubstanz besteht hauptsächlich aus Vitellin, außerdem 
aus Lezithalbumin, welches in siedendem Alkohol löslich ist. 

Der in Äther lösliche Teil des Eigelbs enthält die Fette, ferner 
Lezithin, Cholesterin, Glyzerinphosphorsäure und Farbstoffe. 
Die Zusammensetzung des Eidotters ist nach M. @Gobley: 


WASSer... . 213: SA 2, SDE BB 
Varel: 12/0 SA nl 2. sure 
Nuklein: +. SMS... 2 
HEbk.. Ar. 422.0 2 Ri, 5) Se 
Cholesterin... Ks... 3 24 


t) Bericht über die 8. Versammlung der freien Vereinigung bayr. Vertreter der 
angewandten Chemie in Würzburg. S. 99 (1889). 


170 Max Klostermann. 


Glvzerinphosphorsäure . 2 2 2.20. 1’29%/, 
Lezithin FE 720), 
020 A 75. 00207°.. 020,2). 
Karmstolle. . - . 4. Wi NT MANOR 
en 5 0 Ar NR EEE MERKLISTE 


Die Mineralbestandteile des Eigelbs bestehen in der Haupt- 
sache aus Phosphorsäure, ferner Natron, Kali, Kalk, Magnesia, 
Eisen. Da die Phosphorsäure 63°8—66°7°/, der Asche ausmacht, so rea- 
gjert diese sauer. 

Zur Prüfung der Eier auf Frische benutzt man das Durchleuchtungs- 
verfahren und die Bestimmung des spezifischen Gewichtes, welches bei 
frischen Eiern 1'0784—-1'0942 beträgt, bei 3 Wochen alten ungefähr 
1:05. Die Güte wird mit dem Geruch geprüft. 

Getrocknetes Eiweiß: Der Wassergehalt, Aschengehalt, 
Stiekstoffgehalt und Fettgehalt wird nach den allgemeinen Bestim- 
mungsmethoden geprüft. Die unlöslichen Bestandteile werden durch 
Abfiltrieren von dem Gelösten getrennt und gewogen. Zur Prüfung auf 
Fibrin kocht man 01 9 Eiweiß mit 10 cm® 30°/,iger Essigsäure 5 Mi- 
nuten lang; ist kein Fibrin zugegen, so erfolgt völlige Lösung und auch 
anf Zusatz von 20 cm® Wasser oder Weingeist wird nichts abgeschieden. 

Verfälschungsmittel, wie Gummi, Dextrin, Gelatine usw., wer- 
den durch die Jodabsorption nachgewiesen. Zu diesem Zwecke übergiebt 
man nach 7. Röttger’) 1g der lufttrockenen Substanz in einer Liter- 
flasche mit eingeriebenem Stöpsel mit 50 cm? Wasser und fügt nach dem 
Autflösen (nach 5—6 Stunden) ohne vorherige Filtration so viel Jodjodkalium- 
lösung hinzu, wie genau 20 cm® !/,,-Normal-Natriumthiosulfatlösung ent- 
spricht. Nach 3tägigem Stehen dieser Mischung sollen beim Titrieren, 
unter Zusatz von 500 cm® Wasser und Stärkekleister als Indikator, nicht 
mehr als Il cm® und nicht weniger als 6°5 cm !/,„-Normal-Natriumthio- 
sulfatlösung verbraucht werden. 11 cm® entsprechen einer Jodabsorptions- 
zahl von rund 110: 6°5 cm® einer solchen von rund 170. Die erhaltenen 
Werte sind auf wasserhaltige und wasserfreie Substanz zu berechnen. 

Eigelb kommt ebenfalls in Konservenform im Handel vor. Es wird 
nach den allgemeinen Bestimmungsmethoden untersucht. wobei zum Auf- 
sangen flüssiger Konserven Gips verwendet wird. Auf Konservierungs- 
mittel wird geprüft wie unter Fleisch S. 159. 

Über den Nachweis von Eigelb in Backwaren und dergleichen 
siehe dort. 


Milch. 


Milch ist die in den Brustdrüsen der weiblichen Säugetiere nach 
einem Geburtsakte längere Zeit sich absondernde, durch regelmäßiges 
und vollständiges Ausmelken gewonnene Flüssigkeit. Die ausgedehnteste 


') H. Röttger, Lehrb. d. Nahrungsmittelchemie, 1910. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 171 


Verwendung findet die Kuhmilch,. weshalb hier unter „Milch“ immer 
nur Kuhmilch gemeint ist. | 
Die Milch hat den Charakter einer Emulsion und enthält als Haupt- 
bestandteile: Wasser, eiweillartige Stoffe (Kasein, Laktoglobulin.* Al- 
bumin, Nukleon, Lezithin). Milchfett, Milehzueker und Mineralstoffe. 
Die durchschnittliche mittlere Zusammensetzung der Tagesmilch 
größerer Kuhherden beträgt für Deutschland: 


Dan al Re 
NVassen, Aa 4 ah 860—89:50/, 
Beabt,, UkBSae sn.) De 25— 450), 
Stickstoffsubstanz . . . 3'50%, 30— 4:0°/° 
Milchzucker . . 2/8 608 3:6— 550% 
Mineralbestandtelle. . . 075%, 06— 09%), 


Dieser mittleren Zusammensetzung entspricht ein spezifisches Ge- 
wicht von 1'0315 bei 15°. Das Gewichtsverhältnis des Fettes zu den 
eiweibartigen Stoffen ıst 100:103. Die Trockensubstanz beträgt 
im Mittel 12'25°, und enthält bei einem spezifischen Gewicht von 
1'333 im Mittel 27°750/, Fett; die fettfreie Trockensubstanz beträgt 
im Mittel 8°85°/, und hat für alle Sorten von Kuhmilch sehr annähernd 
das gleichbleibende spezifische Gewicht von 16 bei 15%. 

1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes. 

Es wird bej 15° vermittelst besonderer Laktodensimeter oder mit 
der Mohrschen Wage bestimmt. 

Für die Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Milch- 
serums scheidet man das Kasein (nicht Albumin) durch Zusatz von 
Essigsäure bei 40% ab (2 cm? 20°%/,ige Essigsäure auf 100 cm® Milch). 
Dann läßt man erkalten, filtriert und bestimmt das spezifische Gewicht 
vermittelst besonderer Laktodensimeter oder wie oben nach Mohr. 

Mitunter ist es schwer, auf diese Weise ein klares Filtrat zu erzielen: 

Ein gutes und schnelles Verfahren ist von Pfyl und Turnau!) an- 
gegeben, die folgendermaßen vorgehen: 

50 cm3 Milch werden mit 5cm® Tetrachlorkohlenstoff in einer 
Stöpselflasche 5—10 Minuten gut durchgeschüttelt,. mit 1cm® einer 
20°/,igen Essigsäure versetzt. nochmals einige Minuten geschüttelt und 
zentrifugiert. 

Die über dem Kuchen sich abscheidende Flüssigkeit ist klar. und 
wo eine Zentrifuge nicht zur Verfügung steht. kann das Koagulum ohne 
Schwierigkeit durch Filtrieren von dem Serum abgetrennt werden. 

Bei Kolostrum oder bei Milch kranker Tiere kann die doppelte Menge 
Essigsäure erforderlich werden. Bei der Messung der Lichtbrechung_ ist 
der vermehrte Essigsäurezusatz durch Abzug von 0'2 Refraktometergraden 
zu berücksichtigen. 


1) Arb. a. d. kaiserl. Ges.-Amt. Bd. 40. S. 245 (1912). 


172 Max Klostermann. 


Der Tetrachlorkohlenstoff muß rein sein. Insbesondere darf er bei 
längerem Schütten mit Wasser und nachfolgendem Zentrifugieren oder 
Filtrieren die Liehtbreehung des Wassers höchstens um 0'2 Refraktometer- 
erade ändern. 

2. Bestimmung des Fettes. 

Diese führt man gewichtsanalytisch nach Adams aus, wobei man 
10—12g Milch aus einer gewogenen und später zurückzuwägenden Spritz- 
flasche auf einen horizontal ausgespannten, 56cm langen und 6'5 cm 
breiten. vorher mit Äther extrahierten Filtrierpapierstreifen aufspritzt. 
Nachdem der Streifen lufttrocken geworden ist, rollt man ihn zusammen, 
trocknet im Wassertroekenschrank und extrahiert das Fett mit Äther im 
Soxrhletschen Apparat. 

Gewöhnlich werden aber Schnellmethoden angewandt, von denen 
die von Gerber und Röse-Gottlieb-Farnsteiner die üblichen sind. 

Nach Gerber bringt man 10 cm® reine Schwefelsäure (S = 181) ın 
ein sogenanntes Butyrometer. Es sind dies besonders konstruierte Glas- 
röhren, welche an einer Seite geschlossen, verjüngt und graduiert sind. 
Dann werden 11cm® Milch vorsichtig darüber geschichtet und dazu wird 
l cm: Amylalkohol (S = 0'815) gegeben; das Röhrchen wird mit einem 
Gummistopfen fest verschlossen und der Inhalt durch Schütteln gut durch- 
mischt, bis sich alles Kasein aufgelöst hat. Schließlich wird zentrifugiert 
und das Röhrchen in ein Wasserbad von 60— 70° gelegt. Nach dem Heraus- 
nehmen wird die Fettschicht an der graduierten Skala abgelesen. 

Zur Bestimmung nach Röse-Gottlieb-Farnsteiner werden 10 em® Milch 
in ein Röse-Gottliebsches Schüttelrohr gebracht und der Reihe nach 2°0 cm? 
10°/,ieen Ammoniaks, 10cm: absoluten Alkohols, 25cm® Äther und 
25 em® Petroläther zugesetzt und jedesmal gut durchgeschüttelt. Man läßt 
dann einige Stunden stehen und kann das Volumen der Ätherschicht an 
der Skala ablesen. Ein abgemessener Teil wird mittelst Pipette in ein ge- 
wogenes Kölbehen gebracht, der Äther verdunstet, der Rückstand 1 Stunde 
bei 100° getrocknet und gewogen. Die gefundene Menge wird auf die 
gesamte Ätherfettlösung umgerechnet, und das Ergebnis gibt dann an, wie 
viel Fett in 10 cm® Milch enthalten ist. 

Geronnene Milch wird ebenso geprüft, nur wird sie vorher mit 
dem 1Öten Teil ihres Gewichtes an Ammoniak (S = 091) versetzt und bis 
zur völligen Wiederaufquellung des ausgeschiedenen Kaseins geschüttelt. 
Das Ergebnis wird mit 1'1 vervielfältigt. 

53. Bestimmung der Trockensubstanz. 

Hierfür werden 2—3 g Milch in einer flachen Schale abgewogen und 
im Wassertrockenschrank bis zum gleichbleibenden Gewicht eingetrocknet 
und gewogen. Bei größeren Mengen ist es notwendig, Seesand zuzufügen. 

Die Trockenmasse t kann auch nach der Fleischmannschen Formel 
aus dem spezifischen Gewicht (s) und dem Fettgehalt (f) berechnet 
werden. 


. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 173 


t=12 f + 2'065 ne oder nach der Formel von Haleni« 
und Möslinger 
Rn 
t= — - s=5(08t—J). 
08 
Die fettfreie Trockensubstanz erhält man aus der Gesamt- 
trockensubstanz nach Abzug des Fettgehaltes. 
Das spezifische Gewicht der Trockensubstanz (m) berechnet 
sich nach der Formel 
ts 
ts— 100 s + 100 
4. Bestimmung der Mineralstoffe. 
109g Milch werden in einer gewogenen Platinschale auf dem Wasser- 
bade zur Trockene verdampft und nach S. 152 der allgemeinen Unter- 
suchungsmethoden verascht. 


mz= 


5. Bestimmung der Gesamteiweißstoffe. 

Nach Kjeldahl unter Verwendung von 15—20g Milch und 20 cm‘ 
Schwefelsäure. Der gefundene Stickstoff wird mit dem Faktor 637 ver- 

vielfältigt. 

Nach Ritthausen‘) (Gesamteiweiß). 25g Milch werden mit 400 em® 
Wasser verdünnt, mit 10cm® Fehlingscher Kupfersulfatlösung und mit 
6°5—T’D em? einer Kali- oder Natronlauge versetzt, welche 1429 KOH 
oder 1029 NaOH im Liter enthält. Die Flüssigkeit muß nach dem 
Absetzen des Niederschlages ganz schwach sauer oder neutral sein. 
darf aber keinesfalls alkalisch reagieren. Nach dem Absitzen wird die 
Flüssigkeit durch ein Filter von bekanntem Stickstoffgehalt filtriert. der 
Niederschlag einige Male mit Wasser durch Abgießen gewaschen, dann 
aufs Filter gebracht, mit Wasser ausgewaschen und mit dem Filter nach 
Kjeldahl verbrannt. Von dem gefundenen Stickstoff wird der Gehalt des 
Filters abgezogen und die Stiekstoffsubstanz durch Vervielfältigen mit 
6'357 berechnet. 

Zur Gewinnung des Kaseins wird die amphoter reagierende Milch 
mit Kochsalz versetzt, wobei sich das Kasein abscheidet. Dieses wird aus- 
gewaschen und nach Kjeldahl bestimmt. 

Ist alles Kasein ausgefällt und erwärmt man die Lösung auf 35°. 
so erhält man das Laktoglobulin. 

Wird das von Kasein und Laktoglobulin befreite Filtrat auf 
75—76° erhitzt, so scheidet sich das Albumin ab. 

6. Bestimmung des Milchzuckers. 

Bei der Milchzuckerbestimmung verfährt man zunächst in gleicher 
Weise wie bei der Eiweißbestimmung nach Ritthausen; man füllt die 


1) Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 17. S. 241. 


I D/ un 


174 Max Klostermann. 


Flüssigkeit mit dem Eiweißniederschlage auf 500 cm? auf, filtriert durch 
ein trockenes Faltenfilter, setzt 100 em® des Filtrates zu 50 «m® kochender 
Fehlingscher Lösung, erhält die Flüssigkeit 6 Minuten im Sieden und 
verfährt weiter nach S. 131. 

Für eine genaue Bestimmung ist es besser, auch den Kalk zu ent- 
fernen, da sonst zu wenig Zucker gefunden wird, und zwar geschieht dies 
am einfachsten durch Zusatz von etwas Fluornatrium. 

Die polarimetrische Bestimmung liefert ebenfalls brauchbare Resul- 
tate, jedoch darf das Eiweiß nicht mit Bleiessig gefällt werden. Nach 
Scheibe (Zeitschr. f. anal. Chem.. S. 401 [1901]) fügt man zu 75 cm? Milch 
75 em® Schwefelsäure (20 Grew.-%/,) und 75 em® Brückes Reagens, füllt auf 
100 auf und filtriert. Das Filtrat wird bei 175° im 400 mm-Rohr pola- 
risiert. Um den Niederschlag za berücksichtigen, ist das Ergebnis für 
Vollmilch mit 0'94, für Magermilch mit 0'97 zu vervielfachen. 

Im Halbschattenapparat von Schmidt und Hänsch mit Kreisteilung 
und Natriumlicht ist 1° im 400 mn-Rohr — 04759 y Milchzucker in 100 cm? 
Wasser. Siehe auch S. 178: Bestimmung der Refraktion. 

7. Bestimmung des Säuregrades. 

Diese wird nach Sosrhlet- Henkel durch Titration mit ?/,-Normalnatron- 
lauge in 50 cm® Milch vorgenommen (Indikator: Phenolphtalein). Der Säure- 
gehalt gibt die Anzahl Kubikzentimeter '/,-Normalnatronlauge an, welche 
zur Neutralisierung von 100.cm® Milch erforderlich waren (Schwankungen 
55-00, im Mittel 6°9— 75 Säuregrade). 

Ss. Der Nachweis von Salpetersäure. 

Nachweis mit Diphenylamin: Man bringt in ein Porzellan- 
schälchen 2cm® Diphenylaminlösung in Schwefelsäure und über- 
schichtet tropfenweise mit dem zu prüfenden Milchserum. Dann läßt 
man 2—3 Minuten ruhig stehen, schwenkt die Schale leise und beob- 
achtet, ob sich blaue Streifen bilden, oder ob die ganze Flüssigkeitsschicht 
blau gefärbt wird. 

Ober man bringt 5—10cm® Milchserum in eine Porzellanschale, 
unterschichtet mit konzentrierter Schwefelsäure und fügt eine Messer- 
spitze Diphenylamin zu. Nach einiger Zeit schwenkt man die Schale 
vorsichtig und an der Berührungsstelle zeigen sich blaue Streifen, oder es 
entsteht eine blaue Zone. 

Auch mit Formaldehvdschwefelsäure kann die Salpetersäure 
nachgewiesen werden (Fritzmann).') 

9. Schmutzgehalt der Milch. 

Die bisherigen Methoden der quantitativen Bestimmung des 
Schmutzgehaltes ergeben kein richtiges Bild von der wirklichen Ver- 
schmutzung der Milch. Um sich aber über den Grad ein ungefähres Urteil 
zu bilden, genügt es, eine Menge von '/, 2 /, Stunde lang stehen zu 


‘) Zeitschr. f. öffentl. Chemie. S. 610 (1897). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 175 


lassen und festzustellen, ob sich ein Bodensatz gebildet hat. Man kann 
auch die gleiche Menge Milch durch ‘eine Wattescheibe filtrieren. 

Zur quantitativen Bestimmung des Schmutzgehaltes schüttelt man 
nach. Renkt) die Milch tüchtig durch und gießt nach Zusatz von etwas 
Formalin 12 in einen hohen Standzylinder. Nach dem Absetzen des 
Schmutzes hebert man die Milch vorsichtig bis auf 30—40 cm® ab, füllt 
mit destilliertem Wasser wieder auf 17 auf und wiederholt dies, bis das 
Wasser hell und klar bleibt. Dann filtriert man durch ein gewogenes 
Filter, extrahiert den Rückstand mit Alkohol, dann mit Äther, trocknet 
und wiegt. 

10. Prüfung auf Erhitzung. 

Den Nachweis gekochter Milch führt man dadurch, dal man die 
Milch freiwillig gerinnen läßt und das klar filtrierte Serum zum Kochen 
erhitzt. Gekochte oder bei hohen Temperaturen sterilisierte Milch bleibt 
hierbei klar, ungekochte gibt eine starke, ein Gemisch von ungekochter 
mit gekochter Milch eine weniger starke Ausscheidung von Albumin. 

M. Rubner:) trägt für den Zweck so lange Kochsalz unter Schütteln 
in die Milch ein, bis sich ungelöstes Kochsalz am Boden des Gefäßes an- 
sammelt, erwärmt auf 30—40° und prüft das Filtrat wie vorhin. 

Schneller kann mit Guajaktinktur und wenige Wasserstoffsuper- 
oxyd geprüft werden, wodurch ungekochte Milch blau gefärbt wird. 

Oder man setzt zu 10 cm® Milch 1 Tropfen 0'2°%/,ige Wasser- 
stoffsuperoxydlösung und einige Körnchen p-Phenylendiamin, wo- 
bei ungekochte Milch tiefblau gefärbt wird (Peroxydasewirkung). Saure 
Milch ist vorher mit Kalkwasser zu neutralisieren. Bei (regenwart von 
Formalin ist diese Reaktion nicht verwendbar (R. Eichholz, Molkerei- 
zeitung, Berlin 1900, 10, 271). 

Für die Beurteilung ®) ist aber noch folgendes zu berücksichtigen: 
Die Phenylendiaminreaktion besitzt den Nachteil, dab ältere abge- 
kochte Milch, wahrscheinlich durch Bakterienwachstum, eine positive 
Reaktion zeigt: in. diesem Falle muß daher noch mit Guajaktinktur ge- 
prüft werden, da abgekochte Milch auch bei längerer Aufbewahrung mit 
Guajaktinktur niemals eine Blaufärbung zeigt. Wohl aber verhindert ein 
größerer Gehalt von Wasserstoffsuperoxyd die Guajakreaktion, 
namentlich dann, 'wenn das Wasserstoffsuperoxyd längere Zeit auf die 
Milch eingewirkt hat. Kleine Mengen Wasserstoffsuperoxyd beschleunigen 
bekanntlich die Guajakreaktion, größere dagegen unterdrücken sie (1'5 bis 
3 cm3 5°/,iges H,O, in 100 cm® Milch). Die Konservierungsmittel doppelt- 
kohlensaures Natron, Borax, Borsäure und Salizylsäure haben auf die 
Guajakreaktion keinen Einfluß. Formalin kann die Guajakreaktion roher 
Milch erst bei Zusatz erheblicher Mengen abschwächen (20 cm® Formalin 


!) Münchener med. Wochensehr. Nr. 6 u. 7 (1891). 
>) Hygienische Rundschau. S. 1021 (1895). 
5) Kühn, Zeitschr. f. Fleisch- u. Milehhygiene. H. +. S. 115 (1912). 


176 Max Klostermann. 


auf ein Liter Milch). namentlich dann, wenn das Formalin längere Zeit auf 
die Milch eingewirkt hat. 

Kaliumbiehromat dagegen macht die Guajakreaktion unbrauchbar, 
da sie auch bei abgekochter Milch positiv ausfällt. 

Ferner kann auch durch Verunreinigungen (Blut) eine positive Reaktion 
vorzetäuscht werden. 

ll. Nachweis von Konservierungsmitteln. 

A. Den Zusatz von kohlensaurem und doppeltkohlensaurem 
Alkali erkennt man unter Umständen an der verstärkten alkalischen 
Reaktion der Milch oder sicherer an dem vermehrten Kohlensäure- 
zehalt der Asche. 

Da nur wenig Soda benutzt wird (höchstens 1 g pro Liter), so ist 
aus dem Aschengehalt kein sicherer Schluß möglich. Dagegen enthält reine 
Milch höchstens 2%, Kohlensäure und durch Bestimmung dieser Säure ist 
der Nachweis zu erbringen. 

Als Vorproben benutzt man folgende Verfahren: 100 cm® Milch geben 
mit 5— 10 cm® Alizarinlösung (2: 1000 Alkohol von 90°/,) bei Gegenwart 
von Soda deutliche Rotfärbung (P. Sü/). Oder man fügt zu 10 cm® Milch 
10 em® Alkohol und einige Tropfen Rosolsäure (1: 100). Die Milch wird rosa 
bis rötlich, wenn Soda oder Natriumbikarbonat vorhanden ist (E. Schmidt). 
Ein Zusatz von 0°1°/, läßt sich noch gut erkennen, wenn man die gleiche 
Reaktion mit normaler Milch daneben hält. 

B. Salizylsäure nach der von Oh. Girard') angegebenen Methode. 
100 cm® der zu prüfenden Milch und 100 em® Wasser von 60° werden mit 
8 Tropfen Essigsäure und 8 Tropfen salpetersaurem Quecksilber- 
oxyd gefällt, geschüttelt und filtriert. Das Filtrat wird mit 50 cm® Äther 
ausgeschüttelt: der Äther wird verdunstet und der Rückstand mit Eisen- 
chlorid auf Salizylsäure geprüft. 

©. Benzoesäure nach E. Meissl.2) 250—500 em3 Milch werden mit 
einigen Tropfen Kalk- oder Barytwasser alkalisch gemacht, auf ein 
Viertel eingedunstet und unter Zusatz von Gipspulver zur Trockene ver- 
dampft: die trockene, feingepulverte Masse wird mit verdünnter Schwefel- 
säure befeuchtet und drei- bis viermal mit 50°/,igem Alkohol kalt ausge- 
schüttelt. Die vereinigten sauren alkoholischen Auszüge werden mit Baryt- 
wasser neutralisiert und auf ein kleines Volumen eingeengt. Der Rückstand 
wird abermals mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und mit kleinen 
Mengen Äther ausgeschüttelt. Der Äther hinterläßt beim freiwilligen Ver- 
dunsten fast reine Benzoesäure, die nach S. 164 erkannt wird. 

D. Borsäure. 100 cm® mit Kalkmilch alkalisch gemachte Milch werden 
eingedampft und verascht. Die Asche wird nach S. 159 auf Borsäure geprüft. 

E. Formaldehyd. 10 cm® Milch werden mit 7 cms Salzsäure 
(5 = 1'124), welche auf 100 cm® 0'2 cm® einer 10°/,igen Eisenchlorid- 


') Zeitschr. f. anal. Chemie. Bd. 22. S. 277 (1883). 
®) Zeitschr. f. anal. Chemie. Bd. 21. S. 531 (1882). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 177 


lösung enthält, in einem kleinen Kölbehen gemischt und '/, Minute lang 
gekocht. Bei (Gegenwart von Formaldehyd entsteht violette Färbung. 

Man kann auch die Reaktion nach M. Riegel‘) mit salpetersäure- 
haltiger Schwefelsäure ausführen. 

F. Flußsäure. Die Prüfung geschieht mit 100-200 em! Milch, wie 
bei en S. 163 angegeben ist. 

. Wasserstoffsuperoxyd. Nach Kothenfusser?) gibt man zu 
etwa en Milch oder Serum 20 Tropfen 2°/,ige alkoholische Benzidin- 
lösung und einige Tropfen verdünnter Essigsäure, es entsteht Blau- 
färbung, wenn Wasserstoffsuperoxyd zugegen ist. 

12. Nachweis von Rohrzucker und Zuckerkalk. 

Der Nachweis erfolgt nach E. Baier und P. Neumann. >) 25 cm? 
Milch oder Rahm werden in einem kleinen Kölbehen mit 10 cm° einer 
5%/,igen Uranazetatlösung vermischt und nach etwa 5 Minuten durch ein 
Faltenfilter filtriert. Von dem klaren Filtrat gibt man 10cm® in ein 
Reagenzrohr, gibt 2 cm® einer kaltgesättigten Ammoniummolybdatlösung 
und 8cm? einer Salzsäure hinzu, welche man erhält, wenn man 1 Teil 
25°/,ige Säure mit 7 Teilen Wasser mischt. Man schüttelt um und setzt 
das Reagenzglas 5 Minuten in ein auf 80°C erwärmtes Wasserbad. Nach 
dieser Zeit ist die Lösung bei (Gegenwart von Saecharose mehr oder 
weniger blau, je nach der Menge der vorhandenen Saccharose. Nach 
weiteren 10 Minuten ist die Farbe tiefblau, während sie bei normaler 
Milch mehr oder weniger grünlich, ohne den charakteristischen blauen 
Farbenton ist. 

Der Kalknachweis ist wegen der Schwankungen des Kalkgehaltes der 
Milch unsicher. 

In Rahm oder Milch kann die Saccharose auch nach Rothenfusser *) 
nachgewiesen werden. Sein Reagens besteht aus einer Mischung von 20 cm? 
5°/,iger alkoholischer Diphenylaminlösung, 60 cm® Eisessig und 
120 cm® verdünnter Salzsäure 1 + 1. Kurz vor dem Gebrauch mischt 
man 2 Teile Bleiessig mit 1 Teil Ammoniak (10°/,) und versetzt mit 
dieser Mischung ein gleiches Volumen Milch oder Rahm, schüttelt tüchtig 
durch und filtriert. Zu einem Teil des Filtrates setzt man zwei Teile des 
vorstehenden Reagens und stellt die Mischung 2—5 Minuten in das 
kochende Wasserbad. Bei Anwesenheit von Saccharose entsteht blaue 
Färbung. 

Zum quantitativen Nachweis von Rohrzucker in eingedickter Milch 
verfährt man, wie unter Zucker später angegeben wird. 

13. Frische und hygienische Beschaffenheit der Milch. 

A. Alkoholprobe. 10cm® Milch werden mit 10 cm® Alkohol von 
68%) | gemischt, frische Milch gerinnt nicht. 


rn Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd.6. S. 603 (1903). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 16. 35.589 (1908). 
3) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 16. S.51 (1908). 
%) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd.18. S. 135 (1909). 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden VI. 12 


178 Max Klostermann. 


B. Die Gärprobe. Die Milch wird für sich und mit Lab versetzt, 
12 Stunden bei 40° bebrütet und an der Hand der Burstertschen Tafel 
bewertet. Während dieser Zeit wird auf Gasentwicklung, (Gerinnen, Ge- 
ruch usw. geachtet. 

©. Die Reduktaseprobe. Sie beruht darauf, daß keimhaltige Milch 
imstande ist, Methylenblaulösung zu entfärben. Nach Chr. Bartel‘) 
werden 10 em® Milch mit 0'5 cm® Methylenblaulösung (5 cm3 gesättigte 
alkoholische Methylenblaulösung werden mit 195 cm® Wasser verdünnt) ver- 
setzt. mit flüssigem Paraffin überschichtet und in ein Wasserbad von 40 
bis 45° gestellt; es wird die Zeit bis zur Entfärbung notiert. Je schneller 
die Entfärbung vor sich geht, desto mehr Bakterien enthält die Milch. 
Entfärbt sie sich innerhalb 3 Stunden nicht, so ist sie als gute Handels- 
milch anzusehen. 

14. Nachweis künstlicher Farbstoffe. 

Für diesen Nachweis hat das Hygienische Institut in Hamburg fol- 
gendes Verfahren ausgearbeitet: 

100— 200 em® Milch oder Rahm werden mit Essigsäure schwach an- 
gesäuert und auf 80° erwärmt. Das Koagulum, das außer den Eiweiß- 
stoffen auch das Fett und den Farbstoff enthält, wird mittelst Koliertuch 
vom Serum getrennt, noch zweimal zur Entfernung von Milchzucker mit 
Wasser behandelt, abgepreßt und noch feucht wiederholt mit Alkohol aus- 
gekocht, bis dieser nicht mehr gefärbt ist. Die vereinigten Alkoholauszüge 
werden bis auf 10—20 cm® eingedampft, der Rest. erforderlichenfalls nach 
Zusatz der gleichen Menge absoluten Alkohols, im Eisschrank gekühlt. 
Nach 12stündigem Stehen gießt man die fast fettfreie, bei Anwesenheit 
von fremden Farbstoffen ziemlich stark gefärbte, alkoholische Lösung in 
einen kleinen Zylinder und hängt einen Streifen von Filtrierpapier hin- 
ein. Die Flüssigkeit steigt langsam durch Kapillaritätswirkung auf und ver- 
dunstet. Während bei reiner Milch, je nach der natürlichen Farbe, eine 
schwach gelbliche bis bräunliche bandförmige Verfärbung am oberen Teile 
des Papiers entsteht, zeigen die meist gebrauchten „Käsefarben“ charak- 
teristische breite Färbungen (Orleans z. B. rosa bis rötlich orange) unter- 
halb des auch bei reiner Milch entstehenden Bandes. 

Die Papierstreifen befreit man vom anhaftenden Fett durch Waschen 
mit Petroläther, der die Farbstoffe auf der Faser nicht angreift. 

Nach diesem Verfahren lassen sich viele der in milchwirtschaftlichen 
Betrieben gebrauchten Farbstoffe auffinden, manche aber auch nicht. 

15. Die refraktometrische Untersuchung. 

In neuerer Zeit ist auch das Refraktometer häufiger zur Unter- 
suchung der Milch herangezogen worden. 

R. Braun?) hat ein Verfahren zur Bestimmung des Milchzuckers 
im Serum angegeben. ‚Jedoch gibt dies nur hinreichend genaue Resultate 
für Kuhmilch, nicht für andere Milch. 


_ 


') Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 15. 8. 385 (1908). 
®) Milchzeitung. Bd. 30. S. 578, 596, 613 (1901). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 179 


Auch zur Untersuchung auf Wässerung von Milch ist dies Ver- 
fahren von ©. Mai und S. Rothenfusser !) im großen Umfange angewendet 
worden und hat gute Ergebnisse geliefert. 

.16. Um zu erkennen, von welcher Tierart eine Milch stammt, be- 
dient man sich der biologischen Prüfung nach Uhlenhuth.?) 


Käse. 


Käse ist die aus Kasein, Parakasein, Albumin, Fett, Milch- 
zucker, Salzen und Wasser bestehende Masse, welche aus Milch ge- 
wonnen wird und einen Reifeprozeß durchgemacht hat. 

Man unterscheidet Labkäse und Sauermilchkäse. Die Käsemasse 
kann auch nur aus dem Albumin der Milch bestehen, welches durch 
Kochen der Molke unter Zusatz von etwas saurer Molke abgeschieden wird. 

Man nennt die Käse: 

a) Rahmkäse, wenn Rahm oder Rahm mit Vollmilch verwen- 
det wird; 

b) vollfette, ganz fette oder Vollmilchkäse, wenn die Milch 
unentrahmt verwendet wurde; 

c) fette und halbfette, wenn die Milch schwach abgerahmt wurde 
oder aus gleichen Teilen Vollmilch und Magermilch besteht; 

d) magere (Magerkäse), wenn sie aus entrahmter Milch hergestellt 
worden sind. 

Bei der Käsereife werden folgende Bestandteile gebildet: 

Kasein, Kaseoglutin, Albumosen, Peptone Amidosäuren 
(Leuzin, Tyrosin, Phenylamidopropionsäure), Ammoniak, Milchsäure, 
Buttersäure und andere flüchtige Säuren. 

J. König gibt für die verschiedenen Käse folgende mittlere Zusammen- 
setzung an. 


In der Troekensubstanz 


u a 
in Prozenten 
Bahmkäse . 2.2.2 22.273631 15:84 40:74 310 29:60 63:96 
Fettkäse ERS = 27a) 30:25 4:97 4089 48:79 
Halbfettkäse . . . .. 3979 29:67 23:92 4:73 49:23 39:68 
Magerkäse .. .. . 46° — 34.06 11:65 4:87 63:08 21:58 


Auf 1 Teil Fett kommen nach Herz°) folgende Mengen fettfreier 
Trockenmaße: 


Bei überfetteten oder Rahmkäsen. . . ...... . weniger als 0:67 Teile 
salltetten-Käsen  .ı 2.3747. zakurrEge =. n „ or —125 , 

Bestetten. Käsen; .: .. *2 1.0. = e rriE 4 ».125 2:00, 
halbfetten Käsen „ 200—3'00 „ 


Maserkäsen‘. .'. .'. = one Ar. mehr als 30020 775 


er 


\) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 16. S. 1 u. 2 (1908). 
2) T'hlenhuth und Weidanz. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1909. 
3) Deutsche laudw. Presse. S. 869 (1896). 


Zur Untersuchung von Käse bestehen zum Teil besondere amtliche 
Untersuchungsverfahren, welche im Folgenden nebst anderen Verfahren 
aufgeführt sind. 

Der Käse darf nieht nur der Rindenschicht oder dem inneren Teil 
entstammen. sondern muß einer Durchschnittsprobe entsprechen. Bei großen 
Käsen entnimmt man mit Hilfe des Käsestechers senkrecht zur Oberfläche 
ein zylindrisches Stück, bei kugelföürmigen Käsen einen Kugelausschnitt. 
Kleine Käse nimmt man ganz in Arbeit. Die Menge soll mindestens 300 g 
betragen. 

Harte Käse zerkleinert man vor der Untersuchung auf einem Reib- 
eisen: weiche Käse werden in einer Reibschale zu einer gleichmäßigen 
Masse verarbeitet. 

Die Auswahl der auszuführenden Bestimmungen richtet sich nach 
der Fragestellung. Handelt es sich um die Entscheidung der Frage, ob 
Milchfettkäse oder Margarinekäse vorliegt, so genügt die Untersuchung 
des Käsefetts. 


180 Max Klostermann. 


1. Bestimmung des Wassers. 

Die Wasserbestimmung kann mit der Bestimmung des Fettes ver- 
bunden werden. Man verfährt dabei folgendermaßen: 

25 bis 5g in kleine Würfel geschnittene Hartkäse werden in einem 
Erlenmeyerschen Kölbchen genau abgewogen und auf 40° erwärmt, das 
Kölbehen wird darauf unter die Glocke einer Luftpumpe gebracht, um 
einen Teil des Wassers zu entfernen. Dies Erwärmen und Evakuieren wird 
so lange wiederholt, bis keine merkliche Gewichtsabnahme mehr eintritt. 
Der entwässerte Rückstand wird zu wiederholten Malen mit kaltem Äther 
digeriert, die ätherische Lösung des Fettes wird jedesmal durch ein gewogenes, 
zuvor mit Äther ausgezogenes Filter gegossen und der Rückstand in einem 
Schälchen zerdrückt. Nach nochmaligem Auswaschen mit Äther wird der 
tückstand auf das Filter gebracht, dort wiederholt mit Äther nachge- 
waschen und zuletzt mit dem Filter in einen Extraktionsapparat gebracht, 
um ihn dort noch längere Zeit mit Äther auszuziehen. Dabei empfiehlt es 
sich, die Masse einige Male aus dem Extraktionsapparate herauszunehmen 
und wieder zu zerkleinern. 

Den Rückstand trocknet man bei 100 bis 105° in einem Trocken- 
schranke, bis keine Gewichtsabnahme mehr eintritt. 

Die ätherischen Lösungen sammelt man in einem gewogenen Kölb- 
chen, destilliert den Äther ab, trocknet das zurückbleibende Fett im Dampf- 
trockenschrank und wägt es. 

Aus der Differenz des Gewichts der ursprünglich verwendeten Käse- 
masse und der entfetteten Trockensubstanz ergibt sich die Menge von 
Wasser + Fett: zieht man die letztere hiervon ab, so enthält man die 
Menge des Wassers. 

Hierbei ist zu berücksichtigen, daß mit dem Wasser einige andere 
flüchtige Stoffe (Ammoniak und andere Zersetzungsprodukte) fortgehen, 
und dal) der Äther außer dem Fette auch noch andere Stoffe, wie z.B. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 181 


Milchsäure, aufnimmt. Wenn diese Mengen im allgemeinen auch nicht 
besonders ins (Gewicht fallen, so ist es doch zweckmäßig, bei sauren Käsen, 
besonders bei Sauermilchkäsen, die Käseprobe für die Fettbestimmung 
mit Sodalösung bis zur neutralen oder ganz schwach alkalischen Reaktion 
zu versetzen, den Käse zu trocknen und dann erst die Wasser- und Fett- 
bestimmung in der beschriebenen Weise vorzunehmen. 

Das Wasser kann auch in der Weise bestimmt werden, daß 3 bis 
>g Käsemasse in einer Platinschale mit geglühtem Sande zerrieben und 
im Dampftrockenschranke bis zum gleichbleibenden Gewichte getrocknet 
werden. 

Neuerdings ist folgendes einfachere Verfahren von Weigmann !) vor- 
geschlagen worden: 
5g der Käsemasse werden in einer Platinschale mit geglühtem 
Sand oder Bimssteinpulver so gut wie möglich vermischt, zuerst einige 
Tage im evakuierten Exsikkator und darauf im Dampftrockenschrank acht 
Stunden lang getrocknet. 

Die genauesten Ergebnisse erhält man mit dem Verfahren von 
©. Mai und E. Rheinberger.”) Nach ihrer Vorschrift bringt man 8—12 y 
zerkleinerten Käse in einen Erlenmeyer-Kolben , fügt 200 em® Petroleum 
hinzu, 3—5 g Bimssteinstückchen, legt einen Kühler vor und destilliert 
etwa 75 cm? ab, bis sich die wässerige Schicht nicht weiter vermehrt. Das 
Destillat wird in einer graduierten Röhre mit aufgesetztem Rückflußkühler 
aufgefangen. Der untere Teil der Röhre ist für die genaue Ablesung der 
wässerigen Schicht verjüngt, sodaß die zweite Dezimale noch geschätzt 
werden kann. Man stellt die Röhre zum Temperieren in Wasser von 15° 
und liest die Höhe der Wasserschicht ab. 


9 
{9} 


2. Bestimmung des Fettes. 


Die Bestimmung des Fettes kann nach Nr. 1 erfolgen, oder man 
bringt 5 bis 5g Käsemasse mit reinem Seesand in einen Mörser und er- 
wärmt einige Stunden im Dampftrockenschranke. Darauf zerreibt man die 
Masse, füllt die Mischung in eine entfettete Papierhülse, spült die Schale 
mit entwässertem Äther nach und zieht das Fett im Extraktionsapparat 
4 Stunden mit entwässertem Äther aus. Die Käsesandmischung wird darauf 
nochmals zerrieben und wiederum 2 Stunden extrahiert. Schließlich wird 
der Äther abdestilliert, der Rückstand 1 Stunde im Dampftrockenschranke 
getrocknet und gewogen. 

Die Extraktionsmethoden geben namentlich bei mageren 
Käsen zu niedrige Resultate. Bei Anwendung von Lauge als Lösungsmittel 
für den Käse erhält man nur das unzersetzte Käsefett. Will man auch 
die bei der Reife durch Spaltung des Käsefettes entstandenen Fettsäuren 
mitbestimmen, so muß Säure als Lösungsmittel angewendet werden. 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. H. 6. S. 94 (1910). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. H. 19. S. 475 (1912). 


. 


182 Max Klostermann. 


Rasche und annähernde Resultate gibt, ausgenommen bei ganz 
mageren Käsen, die Methode von N. Gerber, genaue dagegen die Methode 
von Schmidt-Boudzynski in der Abänderung von E. Ratzlaff. 

Verfahren von Boudzynski-Ratzlaff: 3—5 g der Probe werden in 
einen runden mit Kork verschließbaren Stehkolben von etwa 130 cm# Inhalt 
eingewogen, mit 10 cm® Salzsäure vom spez. Gewicht 1'125 versetzt und 
auf kleiner Flamme unter Umschwenken vorsichtig erhitzt. Bei beginnen- 
dem Sieden löst sich der Käse vollständig auf, und die Flüssigkeit färbt 
sich braun. Die etwas abgekühlte, klare Lösung wird noch warm, damit 
das Fett noch flüssig ist, in das Röse-Gottliebsche Rohr gebracht, mit 
wenig heißem Wasser nachgespült und die Flüssigkeit im Rohr durch Ein- 
stellen in Wasser abgekühlt. Darauf wird der Fettrest im Kolben mit 
5cm® Alkohol (95°/,ig), 25 cm® Äther und 25 cm3 Petroläther in das 
Rohr gespült und nach jedem Zusatz kräftig umgeschüttelt. Es wird weiter 
wie bei der Milchfettbestimmung nach Gottlieb verfahren, mit dem Unter- 
schied, daß in gleicher Weise noch zweimal ausgeschüttelt wird. Das Ab- 
hebern kann bereits nach wenigen Minuten erfolgen, falls die Ätherfett- 
lösung klar geworden ist. 

3. Bestimmung des Gesamtstickstoffes. 

1-2 9 Käsemasse werden in einem Rundkölbchen aus Kaliglas mit 
25 cm® konzentrierter Schwefelsäure und 05 g Kupfersulfat gekocht, bis 
die Flüssigkeit farblos geworden ist: man verfährt dann weiter nach den 
Allgemeinen Methoden S. 105. 

4. Bestimmung der löslichen Stickstoffverbindungen. 

15—20 g Käsemasse werden bei etwa 40°C getrocknet und die ge- 
trocknete Masse in der unter Nr. 1 und 2 angegebenen Weise mit Äther 
extrahiert. 10 g der fettfreien Trockensubstanz verreibt man mit Wasser 
zu einem dünnflüssigen Brei, spült diesen in einen 500 em3-Kolben, füllt 
mit Wasser bis zu etwa 450 cm? auf und läßt das Ganze unter zeit- 
weiligem Umschütteln 15 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen. 
Dann füllt man die Flüssigkeit bis zur Marke auf, schüttelt um und fil- 
triert. 100 cm® Filtrat werden in einem Rundkölbehen aus Kaliglas ein- 
gedampft und der Rückstand mit 25 cm® konzentrierter Schwefelsäure 
und 0°5 4 Kupfersulfat gekocht, bis die Flüssigkeit farblos wird. Zur Be- 
stimmung des Stickstoffes verfährt man dann weiter wie unter 4 ange- 
geben ist. 

5. Bestimmung der freien Säure. 

10 4 Käsemasse werden mehrmals mit Wasser ausgekocht, die Aus- 
züge vereinigt, filtriert und auf 200 em aufgefüllt. In 100 cm® der Flüssig- 
keit titriert man nach Zusatz einiger Tropfen einer alkoholischen Phenol- 
phtaleinlösung die freie Säure mit '/,,-Normal-Alkalilauge. Die Säure des 
Käses ist auf Milchsäure zu berechnen: 1 cm® 1/,,-Normalalkalilauge ent- 
spricht 0:009 g Milchsäure. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 183 


6. Bestimmung der Mineralbestandteile. 

5 g Käsemasse werden in einer Platinschale mit kleiner Flamme 
verkohlt. Weiter wird wie bei der Bestimmung der Mineralbestandteile 
in der Butter verfahren, ebenso bei der Bestimmung des Kochsalzes in 
der Käseasche. 

Da bei der Veraschung?!) des gesalzenen Käses Chlorwasserstoff 
entweicht, so versetzt man die eingewogene Menge mit ungefähr der 
gleichen Menge wasserfreiem Natriumkarbonat und erhitzt vorsichtig mit 
kleiner Flamme bis zur vollständigen Verkohlung. Die Kohle wird mit 
Wasser ausgezogen, und die Auszüge werden mit dem weißgebrannten 
Rückstand eingedampft; dann wird getrocknet, gewogen und die zugesetzte 
Menge Natriumkarbonat in Abzug gebracht. 

Die filtrierte Lösung der Gesamtasche dient zur Bestimmung des 
Chlors oder Kochsalzes (S. 152). 

7. Untersuchung des Käsefettes auf Abstammung. 

A. Abscheidung des Fettes aus dem Käse. 

x) 200— 300 g zerkleinerte Käsemasse werden im Trockenschrank auf 
8S0—90°C erwärmt. Nach einiger Zeit schmilzt das Käsefett ab; es wird 
abgegossen und durch ein trockenes Filter filtriert. 

5) 200 yg Käsemasse werden mit Wasser zu einem Brei angerieben. 
Der Brei wird mit so viel Wasser in eine Flasche von 500—600 cm® In- 
halt mit möglichst weitem Halse gespült, daß insgesamt etwa 400 cm3 ver- 
braucht werden. Schüttelt oder zentrifugiert man die geschlossene Flasche, 
so scheidet sich das Käsefett an der Oberfläche ab. Es wird abgehoben, mit 
Eis gekühlt, ausgeknetet, geschmolzen und durch ein trockenes Filter filtriert. 

) Je?) nach dem Fettgehalt werden 300—500 g mit Wasser zu einer 
Emulsion verrieben, diese bringt man mit einer größeren Menge Wasser 
in einen Präparatenzylinder, setzt Kalilauge zu und schüttelt kräftig durch. 
Nach kurzem Stehen sammelt sich das von Fettsäuren befreite Fett oben 
an: es wird abgenommen und mit kaltem Wasser bis zur neutralen 
Reaktion ausgewaschen. 

B. Untersuchung des Käsefettes. 

Das Käsefett wird nach denselben Grundsätzen wie Butterfett unter- 
sucht. Handelt es sich um Margarinekäse, so ist noch die folgende Prüfung 
auszuführen. 

8. Schätzung des Sesamölgehaltes des Käsefettes. 

1 cem® Käsefett wird mit 9 em® Baumwollsamenöl, das mit Furfurol 
und Salzsäure keine Rotfärbung gibt, vermischt. Man prüft die Mischung 
nach dem S. 196 angegebenen Verfahren auf Sesamöl. Hat das Käsefett 
den vorgeschriebenen Gehalt an Sesamöl von der vorgeschriebenen Be- 
schaffenheit. so muß die Sesamölreaktion noch deutlich eintreten. 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- und Genußmittel. S. 95 (1910). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- und Genußmittel. H. 6. S. 95 (1910). 


184 Max Klostermann. 


9, Die Bestimmung der Stärke in stärkemehlhaltigem Käse 
erfolgt am zweckmäßigsten nach dem Verfahren von Mayrhofer (S. 148). 


Speisefette und Öle. 


Zur Ernährung dienen sowohl Fette des Tierreiches als auch des 
Pflanzenreiches. 

Die tierischen Fette bestehen vorwiegend aus den Triglyzeriden 
der Stearin- Palmitin- und Ölsäure, neben denen sich nur im Butter- 
fett noch erhebliche Mengen von Glyzeriden niederer Fettsäuren finden; 
sie enthalten außerdem alle Cholesterine. 

Die pflanzlichen Fette enthalten neben den Glyzeriden der 
Stearin-, Palmitin- und Ölsäure noch mehr oder weniger Glyzeride 
der Leinölsäure. einige auch Laurinsäure, Myristinsäure, Ara- 
chinsäure u.a. mitunter auch wesentliche Mengen niederer Fett- 
säuren: außerdem enthalten alle Phytosterine. 

Für die Untersuchung von Fetten bestehen eine ganze Anzahl von 
amtlichen Verfahren, welche im folgenden und bei den einzelnen Fettarten 
mit aufgeführt sind. 

Um Wiederholungen zu vermeiden, werden die für alle Fette ge- 
meinsamen Untersuchungsverfahren in dem Kapitel „Allgemeine Verfahren“ 
beschrieben werden. 


Allgemeine Untersuchungsverfahren. 

1. Bestimmung des spezifischen Gewichts. 

Das spezifische Gewicht ist wegen des geringen Unterschiedes zwischen 
den spezifischen Gewichten der verschiedenen Fette nur von geringer Be- 
deutung. 

Bei flüssigen Fetten geschieht die Bestimmung bei 15° mittelst des 
P’yknometers. 

Bei festen Fetten bestimmt man meist das spezifische Gewicht 
bei 100%. 

2. Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes. 

Zur Bestimmung des Schmelzpunktes wird das geschmolzene Butter- 
fett in ein an beiden Enden offenes, dünnwandiges Glasröhrehen von !/, 
bis 1 mm Weite von U-Form aufgesaugt, so dal) die Fettschicht in beiden 
Schenkeln gleich hoch steht. Das Glasröhrehen wird 2 Stunden auf Eis 
gelegt, um das Fett völlig zum Erstarren zu bringen. Dann ist das Glas- 
röhrchen mit einem geeieneten Thermometer durch einen dünnen Kaut- 
schukschlauch so zu verbinden, daß das Fett sich in gleicher Höhe mit der 
(Juecksilberkugel des Thermometers befindet. Dieses wird in ein etwa 3 cm 
weites Probierröhrchen, welches Wasser oder Glyzerin enthält, eingetaucht 
und die Flüssigkeit erwärmt. Das Erwärmen muß, um jedes Überhitzen zu 
vermeiden, sehr allmählich geschehen. Sobald das Fettsäulehen vollkommen 
klar und durchsichtig geworden ist, ist der Schmelzpunkt erreicht. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nabrungs- u. Genußmittel. 185 


Zur Ermittlung des Erstarrungspunktes füllt man das Fett 
2—3 cm hoch in ein dünnes Probierröhrehen oder -Kölbchen und hängt 
mittelst eines Korkes ein Thermometer so weit hinein, dal die Kugel 
vom flüssigen Fette völlig bedeckt ist. Dann hängt man das Probier- 
röhrchen oder Kölbchen in ein Becherglas mit warmem Wasser von 
40—50° und läßt langsam erkalten. Die Quecksilbersäule sinkt allmählich, 
bleibt aber bei einer bestimmten Temperatur eine Zeitlang stehen, um 
dann erst weiter zu sinken. Das Fett erstarrt während des Konstantbleibens, 
und diese Temperatur ist der Erstarrungspunkt. 

Mitunter beobachtet man während des vollständigen Erstarrens ein 
deutliches Steigen. Man betrachtet in diesem Falle die höchste Tem- 
peratur, welche das Quecksilber während des Erstarrens erreicht als 
den Erstarrungspunkt. 

5. Bestimmung des Brechungsvermögens. 

Die wesentlichen Teile des Refraktometers (vgl. Fig. 57) sind zwei 
(Glasprismen, die in den zwei Metallgehäusen A und B enthalten sind. Je 
eine Fläche der beiden Glasprismen liegt frei. Das Gehäuse B ist um die 
Achse € drehbar, so daß die beiden freien Glasflächen der Prismen auf- 
einandergelegt und voneinander entfernt werden können. Die beiden Metall- 
gehäuse sind hohl; läßt man warmes Wasser hindurchfließen, so werden 
die Glasprismen erwärmt. An das Gehäuse 4 ist eine Metallhülse für ein 
Thermometer M angesetzt, dessen Quecksilbergefäß bis in das Gehäuse 4A 
reicht. X ist ein Fernrohr, in dem eine von 0—100 eingeteilte Skala an- 
gebracht ist; J ist ein Quecksilberspiegel, mit dessen Hilfe die Prismen 
und die Skala beleuchtet werden. 

Zur Erzeugung des warmen Wassers kann die in Fig. 58 gezeich- 
nete Heizvorrichtung dienen. Der einfache Heizkessel ist mit einem 
eewöhnlichen Thermometer 7, und einem sogenannten Thermoregulator 
S, mit Gasbrenner B, versehen. Der Rohrstutzen A, steht durch einen 
Gummischlauch mit einem 1/;—1 m höher stehenden Gefäße ©, mit 
kaltem Wasser (z. B. einer Glasflasche) in Verbindung: der Gummischlauch 
trägt einen Schraubenquetschhahn £,. Vor Anheizung des Kessels läßt man 
ihn durch Öffnen des Quetschhahns &, voll Wasser fließen, schließt dann 
den Quetschhahn, verbindet das Schlauchstück @, mit der Gasleitung und 
entzündet die Flamme bei B,. Durch Drehen an der Schraube P, reguliert 
man den Gaszufluß zu dem Brenner 5, in der Weise, dab die Temperatur 
des Wassers in dem Kessel bei der Untersuchung fester Fette 40—45° C. 
bei derjenigen von Ölen 25—30°C beträgt. Sollten jedoch Fette zur Unter- 
suchung gelangen, die schon bei 42° erstarren, so ist die Bestimmung des 
Brechungsvermögens bei einer Temperatur vorzunehmen, welche ausreicht. 
um das Fett geschmolzen zu erhalten; hierzu wird es einer Erhöhung der 
Temperatur über 60° hinaus nicht bedürfen. An Stelle der hier beschriebenen 
Heizvorrichtung können auch andere Einrichtungen verwendet werden, 
welche eine möglichst gleichbleibende Temperatur des Heizwassers gewähr- 
leisten. Falls eine Gasleitung nicht zur Verfügung steht, behilft man sich 


186 


Bezeichnung der Öle oder 
Fette 


I. Trocknende Ole. 
Leinöl . 
Mohnöl 
Hanföl . 
Walnußöl 
Sonnenblumenöl . 


II. Nichttrocknende Ole. 
Olivenöl 

Mandelöl . 

Aprikosenöl 

Rüböl 

Sesamöl 

Arachisöl ER 
Baumwollsamenöl . 
Rizinusöl . . 


. 10'925 — 0'926 


Max Klostermann. 


Physikalische und chemische Kon- 


Natürliches Fett Fett- 


1 
Erstarrungs- 
punkt 
Grad © 


Spezifisches 
Gewicht 
bei 15° C 


Schmelz- 
punkt 
Grad © 


Schmelzpunkt 
Grad ( 


'0-930—0'941 
0:924— 0'937 
0:925—0'931 


0:924—0'936 


0:914—0'920 
0:917— 0'920 
0915 —0'920 
0:911— 0918 
0:921— 0'924 
0'911— 0'926 
0.920—0'930 
0.960 — 0'964 


Buchenkernöl . 0:920— 0'923 
Haselnußöl . 0:917— 0'924 
Leindotteröl ?) 0.920—0'933 
III. Trane. 

Dorschlebertrane 0:920— 0941 
Robbentrane 0'916—0'930 — 
Sardinenöl 0:923— 0'934 = 

IV. Feste Pflanzeniette. 
Palmöl 0:921—0 941 27—43 21—39 5 
Palmkernöl . 0:952— 0'955 23—28 10—24 21—29 
Kokosöl 0'925 —0926 20—28 14—23 24—27 
Kakaobutter 0945 —0'976 28—36 20—27 48—53 
Muskatbutter’°) 0945 — 0'995 38-51 | -41—44 42-5 
Malabartalg 0'915 36:5 | 305 56°6 
Japantalg 0:975— 0'980 50—56 40,5—41°0 —_ 
V. Feste tierische Fette. 
Kuhbutter . 0926-0" 946) 28—35 19—26 
Ziegenbutter 0931 27—385 24—31 +7 
Schafbutter — 29—30 12 _ 
Oleomargarine 0:924—0'930 34:0 20—22 42—45 
Rindstale 0:942—0'953 | 42°5—49'0 27—38 41—47 
Hammeltalg 0:937— 0'961 43—55 31—41 41—57 
Schweinefett 0 931—0'938 34—48 26—32 35—47 
Pferdefett 0917 —0'933 34— 39 20—48 36—44 
Gänsefett 0:916—0°930 25 —4U) 18—24 36—41 
Knochenfett 0.914—0'916 21—22 15-17 30—45 
Wollschweißfett . 0'973 39—425 38—40 — 

') Nach Röttger, Lehrbuch der Nahrungsmittelchemie. 1910. — ?) Von Camelina 


ist das spezifische Gewicht des Kuhbutterfettes 0'365—0'868; des Rindstalgs 0'860 bis 


0:860. — 


5) Bei 40°C. — ®) Bei japanischem und chinesischem Schweinefett wurden 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


187 


stanten der Fette und Öle.!) 


säuren Hüblsche Jodzahl : 
re EAI Reichert- 
Refraktion He} 0 Köttstorfer- Meissische 
nach Zeiß- ERBELEG ID sche Zahl Zahl ,flüchtige 
Erstarrungs- | Wolmy bei Zahl mg KOH. für Fettsä Hokieärron für 
man 9°C 1 g Fett Fett s#säuren’ I’; g Fett cm? 
ra y 


1/0 N-KOH 


| 
13: 3—17:5| 81'0—87°5 — 188—195 | 170— 202 | 190—210| 00—0'9 | 1 
16°0— 17:0] 72:0—745 9538 190—198 | 131— 158 150 00—06 | 2| 
140—16°0 —_ = 190—193 | 140—166 — — 3| 
16:0 = _ 186—197 | 132—152 167 _ | 4| 
170—18'0 722 950 188—194 | 120—135 154 — 5 
I I 
17—25 | 622—628| 955—962 | 185—196 | 79— 9% | 93-104| 03-15 | 6 
| 5-12 | 640-648 96:2 188-195 | 33-102 | 102 . { 
0 696—66°6 - 192—193 .| 100—101 | — _ | 8 
12—19 68:0 951 168—179 | 94—106 | 121—126| 00-09 | 9 
18—29 | 66°2—690 95:86 187—195 | 103—115 | 129—140| 01—12 10 
22—32 | 65°8—67°5 9586 186—197 | 97—103 | 105—129| 00—1'6 11 
31—40 | 67°6—69'4 | 955— 963] 191—196 | 102—117 | 142—152| 05—10 |12| 
30 = — 176—186 | 82—844 | — — 13. 
170 — 9516 191—196 | 104—120 | —_ — 14 
I:0 = 955 187—197 | 83— 90 | 91—98 0:99 115] 
13—14 == — 188 133—142 | 165 _ 16 
— 750 — 171—213 | 123—168 | _ 01—03 [17] 
_ — — 178—196 | 91-1524 — — 18) 
= — — 190—197 | 156—194 | — — 19 
39—46 365°) 956 196—203 | 50—52 94:6 0,3—10 20) 
20—26 365°) —_ 241—255 | 10—18 = 35—68 21 
16—23 [33:535'5°) — 246— 268 8—10 32—54 | 60-85 22] 
45—51 |46°0-47°5°) 94:6 192—202 | 33—42 — — 23) 
400 — —_ Zi 310 —_ — 24 
548 = — 197.9 — | u — 25, 
— — — 207—238 4—15 | — — 26 
33—38 |39'4-36°0°) 875 219—232 | 26-38 -- 20—34 ,27 
_ 36°543'8°) 2 221—242 | 21—29 | = 17-29 28) 
_ 444°) — 2278 351 - 26—33 |29| 
40-43 |48:6-49°2°) -- 192—200 | 44—55 — 01-10 |30 
39—47 |45'0-50'0°) 96:0 193—200 | 35—48 8s9—92 | 01-10 31 
39—52 147°548:7°) 955 192—198 | 33—46 92:7 0:1—12 [32] 
34—42 148:5—-71'5°) 9616 195 —200 | 46—77°) |89-116°%)] 03—1'11 |33 
30-38 [51:0-60:0°) | 948—955| 183—200 | 71—90 |124—125| 02—21 34 
31—40 |50:0-51°5°) | 924— 957 | 184—198 | 59—81 _ 02-20 135 
| 36-43 = _ 181—195 | 46—63 | = En 36) 
| = _ — — 20—21 | == 7—10 [37] 
| | | 
sativa Crucif. — °) Aus dem Samen des Muskatbaumes Myristica office. — *) Bei 100° 


0'861; des Hammeltalgs 0'858—0'860; des Schweinefettes 0'861; des Margarin 0'859 bis 
Jodzahlen bis 101'7 beobachtet und solche der flüssigen Fettsäuren bis zu 1387. 


188 Max Klostermann. 


in der Weise, daß man das hochstehende Gefäß ©, mit Wasser von 
etwa 45° oder 30° füllt. es durch einen Schlauch unmittelbar mit dem 
Schlauehstücke D des Refraktometers verbindet und das warme Wasser 


durch das Prismengehäuse 
fließen läßt. Wenn die Tem- 
peratur des Wassers in dem 
hochstehenden Gefäbe €, 
bis unter 40° oder 25° gesunken ist, muß es wieder auf die Temperatur von 
45° oder 30° gebracht werden. 


x) Aufstellung des Refraktometers und Verbindung mit der 
Heizvorrichtung. 


Man hebt das Instrument aus dem zugehörigen Kasten heraus, wo- 
bei man nicht das Fernrohr X, sondern die Fußplatte anfaßt, und stellt 
es so auf, dal) man bequem in das Fernrohr hineinschauen kann. Zur Be- 
leuchtung dient das einfallende Tageslicht oder das Licht einer Lampe. 

Man verbindet das an dem Prismengehäuse B des Refraktometers 
(Fig. 57) angebrachte Ansatzstück D mit dem Rohrstutzen D, des Heiz- 
kessels; gleichzeitig schiebt man über das an der Metallhülse des Thermo- 
meters angebrachte Schlauchstück X einen Gummischlauch, den man zu 
einem tiefer stehenden leeren Gefäl oder einem Wasserablaufbecken leitet. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 189 


Man öffnet hierauf den Schraubenquetschhahn &, und läßt aus dem Ge- 
fäße ©, (Fig.58) Wasser in den Heizkessel fließen. Dadurch wird warmes 
Wasser durch den Rohrstutzen D, (Fig. 58) und mittelst desGummischlauches 
durch das Ansatzstück D (Fig. 57) in das Prismengehäuse 5, von hier 
aus durch den in der Fig. 57 gezeichneten Schlauch nach dem Prismen- 
gehäuse A gedrängt und fließt durch die Metallhülse des Thermometers M, 
den Stutzen X und den daran angebrachten Schlauch ab. Die beiden Glas- 
prismen und das Quecksilbergefäß des Thermometers werden durch das 
warme Wasser erwärmt. 

Durch geeignete Stellung des Quetschhahns regelt man den Wasser- 
zufluß zu dem Heizkessel so, daß das aus E austretende Wasser nur in 
schwachem Strahle ausfließt, und daß das Thermometer bei festen Fetten 
eine Temperatur von nicht unter 38° und nicht über 42°, bei Ölen nicht 
unter 23° und nicht über 27° anzeigt. Liegen Fette zur Untersuchung 
vor, welche schon bei 42° erstarren, so darf die Temperatur des Heiz- 
wassers nur allmählich gesteigert und nach Beendigung der Messungen 
nur allmählich wieder vermindert werden. Einer Erhöhung der Temperatur 
über 60° hinaus wird es nicht bedürfen. 


8) Aufbringen des geschmolzenen Fettes auf die Prismenfläche 
und Ablesung der Refraktometerzahl. 


Man öffnet das Prismengehäuse des Refraktometers, indem man den 
Stift F (Fie. 57) etwa eine halbe Umdrehung nach rechts dreht, bis An- 
schlag erfolgt; dann läßt sich die eine Hälfte des Gehäuses (B) zur Seite 
legen. Die Stütze 4 hält B in der in Fig. 57 dargestellten Lage fest. 
Man richtet das Instrument mit der linken Hand so weit auf, daß die 
freiliegende Fläche des Glasprismas B annähernd horizontal liegt, bringt 
mit Hilfe eines kleinen Glasstabes drei Tropfen des filtrierten Fettes auf 
die Prismenfläche, verteilt das geschmolzene Fett mit dem Glasstäbchen 
so, daß die ganze Glasfläche davon benetzt ist, und schließt dann das 
Prismengehäuse wieder. Man drückt zu dem Zwecke den TeilB an A an 
und führt den Stift # durch Drehung nach links wieder in seine anfäng- 
liche Lage zurück: dadurch wird der Teil B am Zurückfallen verhindert 
und zugleich ein dichtes Aufeinanderliegen der beiden Prismenflächen be- 
wirkt. Das Instrument stellt man dann wieder auf seine Bodenplatte und 
eibt dem Spiegel eine solche Stellung, daß die Grenzlinie zwischen dem 
hellen und dunklen Teile des Gesichtsfeldes deutlich zu sehen ist, wobei 
nötigenfalls der ganze Apparat etwas verschoben oder gedreht werden muß. 
Ferner stellt man den oberen ausziehbaren Teil des Fernrohres so ein, 
daß man die Skala scharf sieht. 

Nach dem Aufbringen des geschmolzenen Fettes auf die Prismen- 
fläche wartet man etwa drei Minuten und liest dann in dem Fernrohr ab, 
an welchem Teilstriche der Skala die Grenzlinie zwischen dem hellen und 
dunklen Teile des Gesichtsfeldes liegt: liegt sie zwischen zwei Teilstrichen. 


190 Max Klostermann. 


so werden die Bruchteile durch Abschätzen ermittelt. Sofort hinterher liest 
man das Thermometer ab. 

Die abgelesenen Refraktometerzahlen sind in der Weise auf die Nor- 
maltemperatur von 40° umzurechnen, dab für jeden Temperaturgrad, den 
das Thermometer iber 40° zeigt, 0'55 Teilstriche zu der abgelesenen Re- 
fraktometerzahl zuzuzählen sind, während für jeden Temperaturgrad, den 
das Thermometer unter 40° zeiet, 0'55 Teilstriche von der abgelesenen 
Refraktometerzahl abzuziehen sind. 


y) Reinigung des Refraktometers. 


Nach jedem Versuche müssen die Oberflächen der Prismen und deren 
Metallfassungen sorgfältig von Fett gereinigt werden. Dies geschieht 
durch Abreiben mit weicher Leinwand oder weichem Filtrierpapier, wenn 
nötig, unter Benutzung von etwas Äther. 


ö) Prüfung der Refraktometerskala auf richtige Einstellung. 


Vor dem erstmaligen Gebrauch und späterhin von Zeit zu Zeit ist 
das Refraktometer daraufhin zu prüfen, ob nicht eine Verschiebung der 
Skala stattgefunden hat. Hierzu bedient man sich der dem Apparat bei- 
gegebenen Normalflüssigkeit.) Man schraubt das zu dem Refraktometer 
gehörige gewöhnliche Thermometer auf, läßt Wasser von Zimmertemperatur 
durch das Prismengehäuse fließen (man heizt also in diesem Falle die Heiz- 
vorriehtung nicht an), bestimmt in der vorher beschriebenen Weise die 
Refraktometerzahl der Normalflüssigkeit und liest gleichzeitig den Stand 
des Thermometers ab. Wenn die Skala richtig eingestellt ist, muß die 
Normalflüssigkeit bei verschiedenen Temperaturen folgende Refraktometer- 
zahlen zeigen: 


Bei einer Tem- Skalen- Bei einer Tem- Skalen- 
peratur von teile . peratur von teile 
ee ee 6 16° 6.22 ER NBA 
we ie 15°, SEE 
715 er LER 2° 140 00,277 
220 , 73:0 130.100 Be 
217, 713°6 129 . N. N ER RER 
BAD. 45 119. SI 
19 „ +9 10°, IE BO 
IBr 155 90.1 EEE UESTN 
71% 761 a N A ls 


Weicht die Refraktometerzahl bei der Versuchstemperatur von der 
in der Tabelle angegebenen Zahl ab, so ist die Skala bei der seitlichen 


') Die Normalflüssigkeit ist von der Firma Carl Zeiß in Jena zu beziehen; sie 
ist vor Licht geschützt und in gut verschlossenen Gefäßen aufzubewahren und darf nicht 
älter als 6 Monate sein. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 191 


kleinen Öffnung @ (Fig. 57) mit Hilfe des dem Instrument beigegebenen 
Uhrschlüssels wieder richtig einzustellen. 
4. Bestimmung der Polarisation. 


Mitunter wird auch die Drehung eines Öles bestimmt. Harzöle und 
auch andere Fette und Öle bestimmter Pflanzenfamilien (Euphorbiaceen) 
besitzen ein starkes Drehungsvermögen. Die Prüfung geschieht entweder 
mit dem Öl selbst, welches, wenn nötig, vorher mit Tierkohle entfärbt 
wird, oder bei festen Fetten in geeigneten Lösungsmitteln. z. B. Äther 
oder Petroleum. 

5. Bestimmung der flüchtigen, in Wasser löslichen Fett- 
säuren (der Reichert- Meiss!schen Zahl). 

Genau 5g Butterfett werden mit einer Pipette in einem Kölbchen 
von 300— 350 cm? Inhalt abgewogen und auf das kochende Wasserbad 
gestellt. Zu dem geschmolzenen Fette läßt man aus einer Pipette 10 cm® 
einer alkoholischen Kalilauge (20 9 Kaliumhydroxyd in 100 em? Alkohol 
von 70 Vol.-°/, gelöst) fließen. Während man den Kolbeninhalt durch 
Schütteln öfter zerteilt, läßt man den Alkohol zum größten Teile weg- 
gehen; es tritt bald Schaumbildung ein, die Verseifung geht zu Ende 
und die Seife wird zähtlüssig; sodann bläst man solange in Zwischenräumen 
von etwa je !/, Minute mit einem Handgebläse unter gleichzeitiger schütteln- 
der Bewegung des Kolbens Luft ein, bis durch den Geruch kein Alkohol 
mehr wahrzunehmen ist. Man verfährt am besten in der Weise, daß man 
mit der Rechten den Ballon des Blasebalgs drückt, während die Linke den 
Kolben, in dessen Hals das mit einem gebogenen Glasrohre versehene 
Schlauchende des Ballons eingeführt ist, faßt und schüttelt. Auf diese Art 
ist in 15, längstens in 25 Minuten die Verseifung und die vollständige Ent- 
fernung des Alkohols bewerkstelligt. Man läßt sofort 100 cm® Wasser zu- 
fließen und erwärmt noch mäßig einige Zeit, bis die Seife vollkommen klar 
gelöst ist. Sollte hierbei ausnahmsweise keine völlig klare Lösung zu er- 
reichen sein, so wäre der Versuch wegen ungenügender Verseifung zu 
wiederholen. 

Zu der etwa 50° warmen Lösung fügt man dann 40 cm® verdünnte 
Schwefelsäure (1 Raumteil konzentrierte Schwefelsäure auf 10 Raumteile 
Wasser) und einige erbsengroße Bimssteinstückchen. Der Kolben wird darauf 
sofort mittelst eines schwanenhalsförmig gebogenen Glasrohres (von 20 cm 
Höhe und 6 mm lichter Weite), welches an beiden Enden stark abgeschrägt 
ist, mit einem Kühler (Länge des vom Wasser umspülten Teiles nicht 
unter 50 cm) verbunden, und es werden genau 110 cm® Flüssigkeit ab- 
destilliert (Destillationsdauer nicht über !/, Stunde). Das Destillat mischt 
man durch Schütteln, filtriert durch ein trockenes Filter und mißt 100 cm® 
ab. Diese werden nach Zusatz von 5—4 Tropfen Phenolphtaleinlösung 
mit !/,-Normalalkalilauge titriert. Der Verbrauch wird durch Hinzuzählen 
des 10. Teiles auf die Gesamtmenge des Destillates berechnet. Bei jeder 
Versuchsreihe führt man einen blinden Versuch aus, indem man 10cm: 


192 Max Klostermaun. 


der alkoholischen Kalilauge mit so viel verdünnter Schwefelsäure versetzt, 
daß ungefähr eine gleiche Menge Kali wie bei der Verseifung von 5 
Fett ungebunden bleibt, und im übrigen wie bei dem Hauptversuche ver- 
fährt. Die bei dem blinden Versuche verbrauchten Kubikzentimeter T/jo- 
Normalalkalilauge werden von den bei dem Hauptversuche erhaltenen ab- 
gezogen. Diese Zahl ist die Keichert-Meissische Zahl. Die alkoholische 
Kalilauge genügt den Anforderungen, wenn bei dem blinden Versuche 
nicht mehr als O‘4cm® \/,,-Normalalkalilauge zur Sättigung von 110 cm# 
Destillat verbraucht werden. 

Die Verseifung des Butterfettes kann statt mit alkoholischem Kali 
auch nach folgendem Verfahren ausgeführt werden. Zu genau 5 g Butter- 
fett gibt man in einem Kölbchen von etwa 300 cm® Inhalt 209 Glyzerin 
und 2cm® Natronlauge (erhalten durch Auflösen von 100 Gewichtsteilen 
Natriumhydroxyd in 100 Gewichtsteilen Wasser, Absetzenlassen des Un- 
gelösten und Abeiefen der klaren Flüssigkeit). Die Mischung wird unter 
beständigem Umschwenken über einer kleinen Flamme erhitzt; sie gerät 
alsbald ins Sieden, das mit starkem Schäumen verbunden ist. Wenn das 
Wasser verdampft ist (in der Regel nach 5— 8 Minuten), wird die Mischung 
vollkommen klar; dies ist das Zeichen, daß die Verseifung des Fettes 
vollendet ist. Man erhitzt noch kurze Zeit und spült die an den Wänden 
des Kolbens haftenden Teilchen durch wiederholtes Umschwenken herab. 
Dann läßt man die flüssige Seife auf etwa 80-—-90° abkühlen und gibt 
90 cm® Wasser hinzu. Meist entsteht sofort eine klare Seifenlösung; an- 
dernfalls bringt man die abgeschiedenen Seifenteile durch Erwärmen auf 
dem Wasserbade in Lösung. Man versetzt die Seifenlösung mit 50 cm® 
verdünnter Schwefelsäure (25 cm? konzentrierte Schwefelsäure im Liter 
enthaltend) und verfährt weiter wie vorher. 

6. Bestimmung der Verseifungszahl (der Köttstorferschen 
Zahl). 

Man wägt bei Schmalz 2—-2°5 g, bei den übrigen Fetten 1—2 g Fett in 
einem Kölbehen aus Jenaer Glas von 150 cm Inhalt ab, setzt 25 cm® einer 
annähernd '/,-normalalkoholischen Kalilauge hinzu, verschließt das Kölbehen 
mit einem durchbohrten Korke, durch dessen Öffnung ein T5cm langes 
Kühlrohr aus Kaliglas führt. Man erhitzt die Mischung auf dem kochenden 
Wasserbade 15 Minuten lang zum schwachen Sieden. Um die Verseifung 
zu vervollständigen, ist der Kolbeninhalt durch öfteres Umschwenken, je- 
doch unter Vermeidung des Verspritzens an den Kühlrohrverschluß, zu 
mischen. Man versetzt die vom Wasserbade genommene Lösung mit einigen 
Tropfen alkoholischer Phenolphtaleinlösung und titriert die noch heiße 
Seifenlösung sofort mit !/s-Normalsalzsäure zurück. Die Grenze der Neutrali- 
sation ist sehr scharf: die Flüssigkeit wird beim Übergang in die saure 
Reaktion rein gelb gefärbt. 

Bei jeder Versuchsreihe sind mehrere blinde Versuche in gleicher 
Weise, aber ohne Anwendung von Fett auszuführen, um den Wirkungswert 
der alkoholischen Kalilauge gegenüber der ?/,-Normalsalzsäure festzustellen. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 193 

Aus den Versuchsergebnissen berechnet man, wieviel Milligramm 
Kaliumhydroxyd erforderlich sind, um 1 9 des Fettes zu verseifen. Dies 
ist die Verseitungszahl oder Köttstorfersche Zahl des Fettes. 

.Zu 5. und 6. Die Bestimmung der Reichert-Meissischen und Kött- 
storferschen Zahl kann auch in folgender Weise verbunden werden. 

Man löst 20 Gewichtsteile möglichst blanke Stangen mit Alkohol ge- 
reinigten Ätzkalis in etwa 60 Gewichtsteilen absolutem Alkohol durch an- 
haltendes Schütteln in einer verschlossenen Flasche auf. Dann läßt man 
absetzen und gießt die obere klare Lösung durch Glaswolle oder Asbest 
ab. Ihr Gehalt an Kaliumhydroxyd wird bestimmt und die Lösung darauf 
so weit mit Wasser und Alkohol verdünnt, daß sie in je 10 cm’ etwa 139 
Kaliumhydroxyd und einen Alkoholgehalt von ungefähr 70 Vol.-°/, aufweist. 

Ferner vermischt man verdünnte Schwefelsäure mit Wasser und 
Alkohol in der Weise, daß eine alkoholische Normalschwefelsäure in 
70 vol.-°/,igem Alkohol (49 9 Schwefelsäure im Liter) erhalten wird. 

Genau 59 Butterfett werden darauf in einem starkwandigen Kolben 
von Jenaer Glas von etwa 300 cm? Inhalt abgewogen und mit einer genau 
geeichten Pipette 10 cm? der vorstehend beschriebenen alkoholischen Kali- 
lauge vorsichtig hinzugemessen, dann wartet man 1—2 Minuten, bevor 
man auf den Ablaufstrich genau einstellt. Der Kolben wird sodann mit 
einem 19% langen. ziemlich weiten Glasrohre versehen, welches oben 
durch ein Bumsensches Ventil abgeschlossen ist. und auf ein siedendes 
Wasserbad gebracht. 

Sobald der Alkohol in das Kühlrohr destilliert und die ersten Tropfen 
zurücklaufen, schwenkt man den Kolben über dem Wasserbade kräftig, 
jedoch unter Vermeidung des Verspritzens an den Kühlrohrverschluß, so 
lange um, bis alles gelöst ist. Dann setzt man den Kolben noch min- 
destens 5, höchstens 10 Minuten lang auf das Wasserbad, schwenkt 
während dieser Zeit noch einige Male gelinde um und hebt den Kolben 
vom Wasserbade. Nachdem der Kolbeninhalt soweit erkaltet ist. dab 
kein Alkohol mehr aus dem Kühlrohre zurücktropft, läßt man durch 
das Punsensche Ventil Luft eintreten, nimmt das Kühlrohr ab und 
titriert sofort nach Zusatz von 3 Tropfen Phenolphtaleinlösung mit der 
alkoholischen Normalschwefelsäure bis zur rotgelben Farbe. Dann setzt 
man noch 0'5 cm? Phenolphtaleinlösung zu und titriert mit einigen Tropfen 
der alkoholischen Normalschwefelsäure scharf bis zur reingelben Farbe. 
Die verbrauchten Kubikzentimeter Schwefelsäure werden abgezogen von 
der in einem blinden Versuche für 10 cm® Kalilauge ermittelten Säuremenge, 
und die Differenz wird durch Multiplikation mit 02 x 5614 = 1123 
auf die Verseifungszahl umgerechnet. 

Beispiel: 10 cm® alkoholische Kalilauge — 22'50 cm? alkoholische Nor- 
malschwefelsäure. 

50 g verseiftes Butterfett zurücktitriert mit 295 cm® Schwefelsäure. 

Somit’ 22:80 — 29 = 1$85, Tnd 195 x 1123 =229 Ver 
seifungszahl. 

Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 13 


194 Max Klostermann. 


Zu dem Kolbeninhalte werden darauf etwa 10 Tropfen der alkoholi- 
schen Kalilauge hinzugegeben. und der Alkohol wird im Wasserbad unter 
Sehütteln des Kolbens. schließlich durch Einblasen von Luft, in möglichst 
kurzer Zeit vollständig verjagt. Die trockene Seife wird in 100 cm® kohlen- 
säurefreiem Wasser unter Erwärmen gelöst und auf etwa 50° abgekühlt. 
Das Ansäuern mit Schwefelsäure, das Übertreiben und Titrieren der 
flüchtigen Säuren. sowie die Berechnung der Reichert-Meissischen Zahl und 
die Ausführung des blinden Versuches geschieht, wie unter 5 angegeben ist. 

7. Bestimmung der Jodzahl nach ». Hübl. 

Erforderliche Lösungen. 

1. Es werden 25 g Jod, bzw. 50 9 Quecksilberchlorid in je 500 cm® 
fuselfreien Alkohol von 95 Volumprozent gelöst. Die zweite Lösung wird 
filtriert. und beide werden getrennt aufbewahrt. Die Mischung der 
Lösungen erfolgt zu gleichen Teilen und mindestens 48 Stunden vor dem 
(rebrauche. 

2. Natriumthiosulfatlösung. Sie enthält im Liter etwa 25 g des Salzes. 
Die bequemste Methode zur Titerstellung ist die Volhardsche: 3'8666 g 
wiederholt umkristallisiertes Kaliumbichromat löst man zum Liter auf. 
Man gibt 15em® einer 10°/,igen Jodkaliumlösung in ein dünnwandiges 
Kölbehen mit eingeriebenem Glasstopfen von etwa 250 cm® Inhalt, säuert 
mit 5em> konzentrierter Salzsäure an und verdünnt mit 100 cm® Wasser. 
Unter tüchtigem Umschütteln fügt man hierauf 20cm® der Kalium- 
biechromatlösung zu. Jeder Kubikzentimeter von dieser macht genau 001 g 
Jod frei. Man läßt nun unter Umschütteln von der Natriumthiosulfatlösung 
zufließen, wodurch die anfangs stark braune Lösung immer heller wird, 
setzt. wenn sie nur noch weingelb ist, etwas Stärkelösung hinzu und 
läßt unter jeweiligem kräftigen Schütteln noch soviel Natriumthiosulfat- 
lösung vorsichtig zufließen, bis der letzte Tropfen die Blaufärbung der 
Jodstärke eben zum Verschwinden bringt. Die Kaliumbichromatlösung 
läßt sich lange unverändert aufbewahren und ist stets zur Kontrolle des 
Titers der Natriumthiosulfatlösung zu verwenden, welcher besonders im 
Sommer öfters neu festzustellen ist. | 

Berechnung: Da 20 cm® der Kaliumbichromatlösung 0'249 Jod frei- 
machen, wird die gleiche Menge ‚Jod von der verbrauchten Anzahl Kubik- 
zentimeter Natriumthiosulfatlösung gebunden. Daraus berechnet man, wie- 
viel Jod 1 cm® Natriumthiosulfatlösung entspricht. Die erhaltene Zahl, den 
Koeffizienten für Jod, bringt man bei allen folgenden Versuchen in 
Rechnung. 

3. Chloroform, am besten eigens gereinigt. 

4. 10°/,ige Jodkaliumlösung. 

5. Stärkelösung: 

Man erhitzt eine Messerspitze voll „löslicher Stärke“ ın 
etwas destilliertem Wasser: einige Tropfen der unfiltrierten 
Lösung genügen für jeden Versuch. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 195 


Man bringt von Schmalz 0°6 bis 0'7g, von den übrigen Fetten 08 
bis 19 geschmolzenes Fett in ein Kölbehen der unter Nr. 2 beschriebenen 
Art, löst das Fett in 15 cn® Chloroform und läßt 30 cm® Jodlösung (Nr. 1) 
zufließen, wobei man die Pipette bei jedem Versuch in genau gleicher 
Weise entleert. Sollte die Flüssigkeit nach dem Umschwenken nicht völlig 
klar sein, so wird noch etwas Chloroform hinzugefügt. Entfärbt sich die 
Flüssigkeit nach kurzer Zeit, so muß man noch Jodlösung zugeben. Die 
Jodmenge muß so groß sein, daß die Flüssigkeit noch nach zwei Stunden 
stark braun gefärbt ist. Nach dieser Zeit ist die Reaktion beendet. Die 
Versuche sind bei Temperaturen von 15 bis 18° anzustellen. und die Ein- 
wirkung direkten Sonnenlichtes ist zu vermeiden. 

Man versetzt dann die Mischung mit 15 cm® Jodkaliumlösung (Nr. 2), 
schwenkt um und fügt 100 cm® Wasser hinzu. Scheidet sich hierbei ein 
roter Niederschlag aus, so war die Jodkaliummenge ungenügend, und man 
muß diesen Fehler durch weiteren Zusatz von Jodkalium verbessern. Man 
läßt nun unter Schütteln so lange Natriumthiosulfatlösung zufließen, bis die 
wässerige Flüssigkeit und die Chloroformschicht nur noch schwach gelb 
gefärbt ist. Jetzt wird etwas Stärkelösung zugegeben und zu Ende titriert. 
Mit jeder Versuchsreihe ist ein sogenannter blinder Versuch, d. h. ohne 
Anwendung eines Fettes zur Prüfung der Reinheit der Reagenzien (nament- 
lich auch des Chloroforms) und zur Feststellung des Titers der Jodlösung 
zu verbinden. 

Bei der Berechnung der Jodzahl ist der Verbrauch für den blinden 
Versuch in Abzug zu bringen. Man berechnet, wieviel Gramm Jod von 
100g Fett aufgenommen werden und erhält so die Hüblsche Jodzahl des 
Fettes. 

Da sich bei der Bestimmung der Jodzahl die geringsten Versuchs- 
fehler in besonders hohem Maße multiplizieren, so ist peinlich genaues Ar- 
beiten erforderlich. Zum Abmessen der Lösungen sind genau eingeteilte 
Pipetten und_Büretten und für jede Lösung ist stets das gleiche Meß- 
instrument zu verwenden. 


8. Nachweis von Pflanzenölen im Schmalz nach Bellier. 


5 cm? geschmolzenes, filtriertes Fett werden mit 5 cm® farbloser!) Sal- 
petersäure vom spezifischen Gewicht 14 und 5 cm? einer kalt gesättigten 
Lösung von Resorzin in Benzol in einer diekwandigen, mit Glasstopfen 
verschließbaren Probierröhre 5 Sekunden lang tüchtig durchgeschüttelt. 
Treten während des Schüttelns oder 5 Sekunden nach dem Schütteln rote, 
violette oder grüne Färbungen auf, so deuten diese auf die Anwesenheit 
von Pflanzenölen hin. Später eintretende Farbenerscheinungen sind unbe- 
rücksichtigt zu lassen. 


“ 
!) Zum Entfernen der nitrosen Gase in der Salpetersäure benutzt Verf. Harn- 
stoff. welehen man der Säure zusetzt. Die Reaktion verläuft dann langsamer und die 
Farben treten deutlicher hervor. 


13* 


196 Max Klostermann. 


9. Nachweis von Sesamöl. 

x) Wenn keine Farbstoffe vorhanden sind, die sich mit Salzsäure 
rot färben, so werden 5 cem® geschmolzenes Fett in 5cm® Petroleumäther 
gelöst und mit O'l cm® einer alkoholischen Furfurollösung (1 Raumteil 
farbloses Furfurol in 100 Raumteilen absolutem Alkohol) und mit 10cm® 
Salzsäure vom spezifischen Gewicht 1'19 mindestens '/, Minute lang kräftig 
geschüttelt. Bei Anwesenheit von Sesamöl zeigt die am Boden sich ab- 
scheidende Salzsäure eine nur langsam verschwindende, deutliche Rot- 
fürbung. 

%) Wenn Farbstoffe vorhanden sind, die durch Salzsäure rot gefärbt 
werden. so werden Dem° weschmolzenes Fett in 10 cm® Petroleumäther 
gelöst und 2D5cem® stark rauchende Zinnchlorürlösung zugesetzt. Die 
Mischung wird kräftig durchgeschüttelt, bis alles gleichmäßig gemischt ist 
(aber nicht länger), und die Mischung wird nun in Wasser von 40° getaucht. 
Nach Abscheidung der Zinnchlorürlösung taucht man die Mischung so 
weit in Wasser von 80°, daß dieses nur die Zinnchlorürlösung erwärmt, 
ein Sieden des Petroleumäthers aber vermieden wird. Bei Gegenwart von 
Sesamöl zeigt die Zinnchlorürlösung nach 3 Minuten langem Erwärmen 
eine deutliche Rotfärbung. 

Die Zinnchlorürlösung stellt man in der Weise her, dab man 5g 
krystallisiertes Zinnchlorür mit 19 Salzsäure anrührt und die Mischung 
mit trockenem Chlorwasserstoffgas sättigt; nach dem Absetzen filtriert 
man durch Asbest und bewahrt das Präparat in kleinen Fläschchen mit 
Glasverschluß auf, die möglichst ganz gefällt sein müssen. 

y) Bei der Untersuchung von Margarine auf den vorgeschriebenen 
Gehalt an Sesamöl werden, wenn keine Farbstoffe vorhanden sind, die 
sich mit Salzsäure rot färben, 05 cm des geschmolzenen, klar filtrierten 
Fettes in 95cm® Petroleumäther gelöst und ebenso geprüft. 

Wenn Farbstoffe vorhanden sind, die durch Salzsäure rot gefärbt 
werden. so löst man 1] «m® des.geschmolzenen, klar filtrierten Margarine- 
fettes in 19 cm® Petroleumäther und schüttelt diese Lösung in einem kleinen. 
zylindrischen Scheidetrichter mit 5 cm® Salzsäure vom spezifischen Gewicht _ 
1124 etwa '/, Minute lang. Die unten sich ansammelnde rot gefärbte 
Salzsäureschicht läßt man abfließen und wiederholt dieses Verfahren, bis 
die Salzsäure nicht mehr rot gefärbt wird. Dann läßt man die Salzsäure 
abfließen und prüft 10cm° der Petroleumätherlösung nach dem unter x 
angerebenen Verfahren. 

Hat die Margarine den vorgeschriebenen Gehalt an Sesamöl von der 
vorgeschriebenen Beschaffenheit. so mul) in jedem Falle die Sesamölreaktion 
noch deutlich eintreten. 

10. Nachweis von Baumwollsamenöl. 

5 cm® Fett werden mit 5 cm® Amylalkohol und 5 cm3 einer 1°/,igen 
Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff in einem weiten, mit Korkver- 
schlulß und weitem Steigrohre versehenen Reagenzelas etwa !/, Stunde 
lang im siedenden Wasserbad erhitzt. Entsteht keine rosa oder rote Fär- 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 197 


bung, so setzt man nochmals 5 cm® der Schwefellösung zu und erhitzt 
von neuem !/, Stunde lang. Eine deutliche Rotfärbung kann durch Baum- 
wollsamenöl bedingt sein. 

.l1. Bestimmung der unlöslichen Fettsäuren (der Hehner- 
schen Zahl). | 

3 bis 4 g Fett werden in einer Porzellanschale von etwa 10 cm Durch- 
messer mit 1 bis 24 Ätznatron und 50 cm® Alkohol versetzt und unter 
öfterem Umrühren auf dem Wasserbad erwärmt, bis das Fett vollständig 
verseift ist. Die Seifenlösung wird bis zur Sirupdicke eingedampft, der Rück- 
stand in 100 bis 150 cm® Wasser gelöst und mit Salzsäure oder Schwefel- 
säure angesäuert. Man erhitzt, bis sich die Fettsäuren als klares Öl an 
der Oberfläche gesammelt haben, und filtriert durch ein vorher bei 100° 
getrocknetes und gewogenes Filter aus sehr dichtem Papiere. Um ein trübes 
Durchlaufen der Flüssigkeit zu vermeiden, füllt man das Filter zunächst 
zur Hälfte mit heißem Wasser an und gießt erst dann die Flüssigkeit mit 
den Fettsäuren darauf. Man wäscht mit etwa 2 Liter siedendem Wasser 
aus, wobei man stets dafür sorgt, daß das Filter nicht vollständig abläuft. 

Nachdem die Fettsäuren erstarrt sind, werden sie mit dem Filter 
in eim Wägegläschen gebracht und bei 100°C bis zum konstanten Ge- 
wichte getrocknet, oder sie werden in Äther gelöst, in einem tarierten 
Kölbehen nach dem Abdestillieren des Äthers getrocknet und gewogen. Aus 
dem Ergebnisse berechnet man, wieviel Gewichtsteile unlösliche Fettsäuren 
in 100 Gewichtsteilen Fett enthalten sind, und erhält die Zehnersche Zahl. 

12. Prüfung auf Phytosterin. 

Die Prüfung auf Phytosterin ist in folgender Weise auszuführen : 

100 y Fett werden in einem Kolben von 1 Liter Inhalt auf dem 
Wasserbade geschmolzen und mit 200 cm® alkoholischer Kalilauge, welche 
in 1 Liter Alkohol von 70 Volumprozent 200g Kaliumhydroxyd enthält, 
auf dem kochenden Wasserbad am Rückflußkühler verseift. Nach beendeter 
Verseifung, die etwa Y/, Stunde erfordert, wird die Seifenlösung mit 
600 em® Wasser versetzt und nach dem Erkalten in einem Schütteltrichter 
viermal mit Äther ausgeschüttelt. Zur ersten Ausschüttelung verwendet 
man 800 cm®, zu den folgenden je 400 cm® Äther. Der Äther wird abde- 
stilliert und der Rückstand nochmals mit 10 cm® obiger Kalilauge 5 bis 10 
Minuten im Wasserbad erhitzt, mit 20cm® Wasser versetzt und nach dem 
Erkalten zweimal mit je 100 cm® Äther ausgeschüttelt. Die ätherische 
Lösung wird viermal mit je 10 cm® Wasser gewaschen, durch ein trockenes 
Filter filtriert und der Äther abdestilliert. Der Rückstand wird in ein 
etwa 8 cm® fassendes zylinderförmiges, mit Glasstopfen versehenes Gläschen 
gebracht und bei 100° getrocknet. Der erkaltete Rückstand wird mit 1 cm? 
unterhalb 50° siedenden Petroleumäthers übergossen und mit einem Glas- 
stabe zu einer pulverförmigen Masse zerdrückt. Dann wird das verschlos- 
sene Gläschen 20 Minuten lang im Wasser von 15 bis 16° gestellt, 
worauf man den Inhalt in einen kleinen, mit Wattestopfen versehenen 
Trichter bringt und diesen mit einem Uhrglase bedeckt. Nachdem die 


198 Max Klostermann. 


klare Flüssigkeit abgetropft ist, werden Glasstab, Gläschen und Trichter- 
inhalt fünfmal mit je 0'5 cm® kaltem Petroleumäther nachgewaschen. Der 
am (lasstabe,. im Gläschen und Trichter verbliebene Rückstand wird in 
Äther gelöst, in ein Glasschälchen gebracht und nach dem Verdunsten 
des Äthers bei 100° getrocknet. Darauf setzt man 1 bis 2 cm® Essigsäure- 
anhydrid hinzu, erhitzt unter Bedecken des Schälchens mit einem Uhr- 
glase auf dem Drahtnetz etwa '/,; Minute lang zum Sieden und verdunstet 
den Überschuß des Essigsäureanhydrids auf dem Wasserbade. Der Rück- 
stand wird drei- bis viermal aus geringen Mengen, etwa 1 em® absolutem 
Alkohol umkristallisiert. Die einzelnen Kristallisationsprodukte werden 
mittelst eines kleinen Platinkonus, der an seinem spitzen Ende mit zahl- 
reichen, äußerst kleinen Löchern versehen ist, durch Absaugen von den 
Mutterlaugen getrennt. Von der zweiten Kristallisation ab wird jedesmal 
der Schmelzpunkt bestimmt. Schmilzt das letzte Kristallisationsprodukt 
erst bei 117° (korrigierter Schmelzpunkt) oder höher, so ist der Nachweis 
von Pflanzenöl als erbracht anzusehen. 

Der Nachweis des Phytosterins ist deshalb für die Nahrungsmittel- 
chemie von grolier Wichtigkeit, weil es auf diesem Wege mit Sicherheit 
gelingt, pflanzliche Fette und Öle von tierischen zu unterscheiden. Dies 
ist eine Frage, welche sehr häufig zu beantworten ist. 

Das beschriebene Verfahren der Phytosterinbestimmung ist aber in- 
sofern nicht vollkommen, weil man mit großen Äthermengen arbeiten muß, 
weil die Ausbeute nicht sehr groß ist und weil man ziemlich lange warten 
muß, bis sich der Äther von der Seifenlösung getrennt hat. Auch das Ab- 
destillieren großer Äthermengen ist in beengten Laboratorien nicht angenehm. 

Im Ätherverbrauch sparsamer ist das Verfahren von Klostermann'), 
welches zugleich eine bessere Ausbeute liefert. Es beruht auf der Beob- 
achtung von Windaus?), daß Cholesterin und Phytosterin mit Digitonin 
Verbindungen geben, welche in kaltem Alkohol und Äther unlöslich sind. 

Die Isolierung der Sterine aus den Fetten kann allerdings nicht ohne 
vorherige Verseifung vorgenommen werden, da die Ester der Sterine mit 
Digitonin nicht reagieren und die Sterine zum größten Teil als Ester der - 
Fettsäuren vorhanden sind. 

Man verseift 100 9 mit 200 cm® alkoholischer Kalilauge, welche in 
I Liter Alkohol von 70 Vol.-"/, 200 g Kaliumhydroxyd enthält. Eine voll- 
ständige Verseifung ist nicht unbedingt erforderlich, es schadet nichts. 
wenn etwas Fett unverseift bleibt, da es in diesem Falle auf quantitative 
Ausbeute nicht ankommt. 

Die Seifenlösung wird mit 300 cm® Wasser versetzt und noch warm 
in einen Schütteltrichter gebracht. Dann fügt man 100 em3 Salzsäure von 
25°/, hinzu, um die Fettsäuren abzuscheiden. und nimmt diese mit 300 em3 
Äther auf, nachdem die Flüssigkeit vorher mit Wasser abgekühlt worden 


!) Noch nicht veröffentlicht. 
°) Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 65. S. 110 (1910). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 199 


ist. Die wässerige Lösung wird abgelassen und die ätherische noch 3mal 
mit je 50 cm® Wasser ausgewaschen. Dann setzt man 300 em® Petroläther 
zu und wartet, bis die Mischung klar geworden ist, was durch Zusatz von 
Kochsalz beschleunigt werden kann. Darauf bringt man die ätherische 
Lösung in einen Kolben und fügt eine Auflösung von 1—1'5 g Digitonin 
in Alkohol von 70°, hinzu. Beim Schütteln bildet sich ein Niederschlag, 
welcher sich sofort absetzt. Man läßt etwa "/, Stunde stehen, bis die 
überstehende Flüssigkeit klar geworden ist. und filtriert durch eine grölere 
Nutsche, welche mit einem Blatte guten, schwedischen Filtrierpapiers be- 
legt ist. Der Rückstand wird mit Alkohol von 50°/,, dann mit solchem 
von 94°/, und schließlich mit Äther gut ausgewaschen, bis er vollständig 
fettfrei ist. Der Niederschlag besteht aus einer Doppelverbindung von Digi- 
tonin und Cholesterin, resp. Phytosterin. 
GC; H,O + O5 Has Os = Ca Hıyo O2s 
1 Cholesterin + 1 Digitonin = Digitoninsterid. 

Die Doppelverbindung ist ziemlich fest und kann nur bei höherer 
Temperatur durch geeignete Lösungsmittel getrennt werden. Man benutzt 
hierzu gewöhnlich das Xylol. Um die Sterine zu gewinnen, verreibt man 
den Filterrückstand mit Seesand und bringt ihn in einen geeigneten Ex- 
traktionsapparat für höhere Temperaturen. Ist eine genügende Menge aus- 
gezogen worden, so läßt man das Xylol vollständig erkalten und filtriert 
von den geringen Mengen Digitonin, welche sich ausscheiden, ab. Dann 
wird das Xylol mit siedendem Wasserdampf abdestilliert. wobei sich die 
letzten Reste von Dieitonin in Wasser lösen und das Cholesterin als ölige 
Masse an der Oberfläche schwimmt. Man filtriert durch Watte und wäscht 
mit Alkohol von 50°/, aus. Auf diese Weise wird das Digitonin vollständig 
entfernt. Dann löst man den Rückstand mit Petroläther auf. filtriert die 
Lösung in ein Glasschälchen und trocknet nach dem Verdunsten des 
Äthers bei 100°. 

Die weitere Azetylierung und die Bestimmung des Schmelzpunktes 
erfolgt in derselben Weise, wie vorher beschrieben worden ist. Aus dem 
Extraktionsrückstand kann man auch das Dieitonin wiedergewinnen, durch 
Umkristallisieren reinigen und zu weiteren Bestimmungen verwenden. 

Will man auf die Wiedergewinnung verzichten. so läßt sich die 
Prüfung noch wesentlich abkürzen, indem man folgendermaßen verfährt: 

Das Digitoninsterid wird von der Nutsche abgenommen. was sehr 
leicht gelingt, da es am Filtrierpapier nicht haftet. Es bildet dann eine 
hornartige, spröde Masse, welche man in einem Achatmörser zerreibt und 
in ein Kölbehen von etwa 50 em Inhalt bringt. Hierzu fügt man 10 —20 em3 
Essigsäureanhydrid, eventuell auch mehr, und kocht die Aufschwemmung 
so lange, bis alles gelöst ist. Dann gießt man die Lösung in eine größere 
Glasschale mit flachem Boden um und verdunstet das überschüssige An- 
hydrid auf dem Wasserbade. Bei diesem Verfahren ist die Doppelverbindung 
aufgespalten und das Sterid zugleich azetyliert worden. Da das Digitonin 
auf die Ester der Sterine nicht einwirkt, so kann auch eine Rückbildung 


BIER) Max Klostermann. 


der Doppelverbindung nach dem Erkalten nicht erfolgen. Bei dieser Be- 
handlung ist auch das Digitonin weitgehend verändert worden, und zwar 
ist wahrscheinlich eine Diazetylverbindung des Digitogenins entstanden. 
Zur Trennung wird der Rückstand in 50 cm® Alkohol aufgelöst und die 
Lösung mit 50 em® heiliem Wasser versetzt. Nach dem Erkalten scheidet 
sich das Sterinazetat fast rein ab und wird durch ein Filter abfiltriert 
und ausgewaschen. Den Rückstand löst man in Petroläther, bringt ihn 
wieder in die Schale zurück und verdunstet den Äther. Wenn es nötig ist, 
muß diese Trennung nochmals wiederholt werden; schließlich nimmt man 
den Schalenrückstand nach dem Trocknen bei 100° nochmals mit Petroläther 
auf, filtriert vom Ungelösten ab und hat nun reichliche Mengen der reinen 
Azetvlsteride vor sich, welche durch Umkristallisieren aus absolutem Al- 
kohol und Bestimmung des Schmelzpunktes auf Phytosterinazetat geprüft 
werden. (Gewöhnlich zeigt, bei Gegenwart von 5°/, Pflanzenfetten, schon 
die erste oder zweite Kristallisation Schmelzpunkte von über 117°, die sich 
beim weiteren Umkristallisieren noch erhöhen. 

13. Bestimmung der freien Fettsäuren (des Säuregrades). 

5— 10 g werden in 30—40 cm? einer säurefreien Mischung gleicher 
Raumteile Alkohol und Äther gelöst und unter Verwendung von Phenol- 
phtalein (in 1°/,iger alkoholischer Lösung) als Indikator mit "/,.-Normal- 
alkalilauge titriert. Die freien Fettsäuren werden in Säuregraden aus- 
gedrückt. Unter Säuregrad eines Fettes versteht man die Anzahl Kubik- 
zentimeter Normalalkali, die zur Sättigung von 100 g Fett erforder- 
lich sind. 

Sollte während der Titration ein Teil des Fettes sich ausscheiden, 
so mul) von der Äther-Alkoholmischung von neuem zugesetzt werden. 

14. Prüfung auf Konservierungsmittel. 

4. Nachweis von Borsäure und ihren Salzen. 

0 g Fett werden in einem Erlenmeyerkolben von 250 em® Inhalt 
auf dem Wasserbade geschmolzen und mit 30 em Wasser von etwa 50° 
und 02 cm® Salzsäure vom spez. Gew. 1’124 eine halbe Minute lang kräftige 
durchgeschüttelt. Alsdann wird der Kolben so lange auf dem Wasserbad 
erwärmt, bis sich die wässerige Flüssigkeit abgeschieden hat. Die Flüssig- 
keit wird durch Filtrieren von dem Fett getrennt. 25 em® des Filtrates 
werden nach S. 159 weiter behandelt. 

5b. Nachweis von Formaldehyd und solchen Stoffen, welche 
bei ihrer Verwendung Formaldehyd abgeben. 

50 g Fett werden in einem Kolben von etwa 550 cm> Inhalt mit 
DU cm® Wasser und 10 cm® 25°/,iger Phosphorsäure versetzt und erwärmt. 
Nachdem das Fett geschmolzen ist, destilliert man unter Einleiten von 
Wasserdampf 50 cm® ab. Das filtrierte Destillat ist nach S. 160 weiter zu 
behandeln. 

Durch den positiven Ausfall der Quecksilberchloridreaktion ist der 
Nachweis des Formaldehyds erbracht. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 20] 


C. Nachweis von Alkali- und Erdalkalihydroxyden und -kar- 
bonaten. 

a) 30 9 geschmolzenes Fett werden mit der gleichen Menge Wasser 
in einem mit Rückftlußkühler versehenen Kolben von etwa 550 em® Inhalt 
vermischt. In das Gemisch wird '/, Stunde lang Wasserdampf eingeleitet. 
Nach dem Erkalten wird der wässerige Auszug filtriert. 

b) Das zurückbleibende Fett nebst Filter werden nach Zusatz von 
> cm3 Salzsäure vom spez. Gew. 1'124 in gleicher Weise, wie unter a) an- 
gegeben, behandelt. 

Wird kein klares Filtrat erhalten, so bringt man das trübe Filtrat 
in einen Schütteltrichter, fügt auf je 20 cm® der Flüssigkeit 19 Kalium- 
chlorid hinzu und schüttelt mit 10 cm® Petroleumäther etwa 5 Minuten 
lang aus. Nach dem Abscheiden der wässerigen Flüssigkeit filtriert man 
diese durch ein angefeuchtetes Filter. Nötigenfalls wird das anfangs trübe 
ablaufende Filtrat so lange zurückgegossen, bis es klar abläuft. 

Das klare Filtrat von a) ist auf 25 cm® einzudampfen und nach 
dem Erkalten mit verdünnter Salzsäure anzusäuern. Bei Gegenwart von 
Alkaliseife scheidet sich Fettsäure aus, die mit Äther auszuziehen und 
nach dessen Verdunsten als solche zu kennzeichnen ist. Entsteht jedoch 
beim Ansäuern eine in Äther schwer lösliche oder gelblich-weiße Ab- 
scheidung, so ist diese nach D unter b) auf Schwefel zu prüfen. 

Das klare Filtrat von 5) wird durch Zusatz von Ammoniakflüssig- 
keit und Ammoniumkarbonatlösung auf alkalische Erden geprüft. 

Entsteht keine Fällung, dann ist die Flüssigkeit auf 25 cm3 einzu- 
dampfen und durch Zusatz von Ammoniakflüssigkeit und Natriumphosphat- 
lösung auf Magnesium zu prüfen. 

D. Nachweis von schwefliger Säure, ihren Salzen und von 
unterschwefligsauren Salzen. 

50 g Fett werden nach S. 161 behandelt. Während des Erwärmens 
und auch während des Erkaltens wird der Kolben wiederholt vorsichtig 
geschüttelt. 

Tritt eine Bläuung des Papierstreifens ein, dann ist der entschei- 
dende Nachweis der schwefligen Säure durch nachstehendes Verfahren zu 
erbringen. 

a) Zur Bestimmung der schwefligen Säure und der schwefligsauren 
Salze werden 50 g geschmolzenes Fett in einem Destillierkolben von 500 em® 
Inhalt mit 50 cm? Wasser vermischt. Der Kolben wird darauf mit einem 
dreimal durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen drei Glasröhren 
in das Innere des Kolbens führen. Von diesen Röhren reichen zwei bis auf 
den Boden des Kolbens, die dritte nur bis in den Hals. Diese letzte Röhre 
führt zu einem Liebigschen Kühler und an diesen schließt sich luftdicht mit- 
telst durchbohrten Stopfens eine kugelig aufgeblasene U-Röhre (sogenannte 
Peligotsche Röhre). 

Man leitet durch eine der bis auf den Boden des Kolbens führen- 
den Glasröhren Kohlensäure, bis alle Luft aus dem Apparat verdrängt ist, 


202 Max Klostermann. 


bringt dann in die Peligotsche Röhre 50 em® Jodlösung (erhalten durch 
Auflösen von 5 9 reinem Jod und 75 g Kaliumjodid in Wasser zu 17: 
die Lösung muß sulfatfrei sein), lüftet den Stopfen des Destillationskolbens 
und läßt, ohne das Einströmen der Kohlensäure zu unterbrechen, schnell 
10 em® einer wässerieen 25°/,igen Lösung von Phosphorsäure hinzufließen. 
Dann leitet man durch die dritte Glasröhre Wasserdampf ein und de- 
stilliert unter stetigem Durchleiten von Kohlensäure und Wasserdampf 
50 em® über. Man verfährt weiter, wie S. 162 angegeben ist. 

Lieferte die Prüfung ein positives Ergebnis, so ist das Fett als mit 
schwefliger Säure, schwefligsauren Salzen oder unterschwefligsauren Salzen 
behandelt zu betrachten. Liegt ein Anlaß vor, festzustellen, ob die schweflige 
Säure unterschwefliesauren Salzen entstammt, so ist in folgender Weise 
zu verfahren: 

b) 50 g geschmolzenes Fett werden mit der gleichen Menge Wasser 
in einem mit Rückflußkühler versehenen Kolben von etwa 500 cm® Inhalt 
vermischt. In das Gemisch wird eine halbe Stunde lang strömender Wasser- 
dampf eingeleitet, der wässerige Auszug wird nach dem Erkalten filtriert 
und das Filtrat mit Salzsäure versetzt. Entsteht hierbei eine in Äther schwer 
lösliche Abscheidung, so wird diese auf Schwefel untersucht. Zu dem Zwecke 
wird der abfiltrierte und gewaschene Bodensatz nach S. 163 weiter be- 
handelt. 

E. Nachweis von Fluorwasserstoff und seinen Salzen. 

30 qg geschmolzenes Fett werden mit der gleichen Menge Wasser in 
einem mit Rückflußkühler versehenen Kolben von etwa 500 em Inhalt ver- 
mischt. In das Gemisch wird eine halbe Stunde lang strömender Wasser- 
dampf eingeleitet, der wässerige Auszug wird nach dem Erkalten filtriert, 
und das Filtrat wird ohne Rücksicht auf eine etwa vorhandene Trübung 
mit Kalkmilch bis zur stark alkalischen Reaktion versetzt. Nach dem 
Absetzen und Filtrieren wird der Rückstand getrocknet, zerrieben, in einen 
Platintiegel gegeben und nach der Vorschrift S. 163 weiter behandelt. 

F. Nachweis von Salizylsäure und ihren Verbindungen. 


Man mischt in einem Probierröhrchen 4 cm Alkohol von 20 Vol.-%/, - 


mit 2— 3 Tropfen einer frisch bereiteten 0'05°/,igen Eisenchloridlösung, 
fügt 2 cm® geschmolzenes Fett hinzu und mischt die Flüssigkeiten, indem 
man das verschlossene Probierröhrchen 40—50mal umschüttelt. Bei Gegen- 
wart von Salizylsäure färbt sich die untere Schicht violett. 

@. Nachweis fremder Farbstoffe. 

Die (segenwart fremder Farbstoffe erkennt man durch Auflösen des 
geschmolzenen Fettes (50 g) in absolutem Alkohol (75 em®) in der Wärme. 
Bei künstlich gefärbten Fetten bleibt die unter Umschütteln im Eis ab- 
gekühlte und filtrierte alkoholische Lösung deutlich gelb oder rötlichgelb 
gefärbt. Die alkoholische Lösung ist in einem Probierrohre von 18-20 mm 
Weite im durchfallenden Lichte zu beobachten. 

Zum Nachweise bestimmter Teerfarbstoffe werden 5 g Fett in 10 cm3 
Äther oder Petroleumäther gelöst. Die Hälfte der Lösung wird in einem 


Gr u 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 203 


Probierröhrchen mit 5 cm3 Salzsäure vom spez. Gew. 1'124, die andere 
Hälfte mit 5 cm? Salzsäure vom spez. Gew. 1'19 kräftig durchgeschüttelt. 
Bei Gegenwart gewisser Azofarbstoffe ist die untere Salzsäureschicht 
deutlich rot gefärbt. 


1. Butter und Butterschmalz. 

Butter ist das aus der Milch abgeschiedene, erstarrte Fett. wel- 
chem ungefähr 15°/, Magermilch in feinster Verteilung beigemischt ist. 

Das Butterfett unterscheidet sich von anderen tierischen Fetten 
dadurch, daß es neben den Glyzeriden der höheren Fettsäuren (Öl-, 
Palmitin- und Stearinsäure) auch eine größere Menge von Glyzeriden 
der niederen, flüchtigen Fettsäuren (Buttersäure, Kapron-, Kapryl- 
und Kaprinsäure ete.) enthält. 

Die mittlere Zusammensetzung der Butter ist folgende: 


u er: Milch- Milch- Mineral- 
Be Masse: Kasein zucker säure stoffe!) 
8430 13°68 074 0 0:12 0.56 


1. Bestimmung des Wassers. 

5 g Butter. die von möglichst vielen Stellen des Stückes zu entnehmen 
sind, werden in eine mit ausgeglühtem Bimssteinpulver beschickte, tarierte 
Nickelschale eingewogen, indem man mit einem blanken Messer dünne 
Scheiben der Butter am Schalenrand abstreift: hierbei ist für möglichst 
gleichmäßige Verteilung Sorge zu tragen. Die Schale wird in einen 
Soxhletschen Trockenschrank mit Glyzerinfüllung oder einen Vakuum- 
trockenapparat gestellt. Nach einer halben Stunde wird die Gewichtsab- 
nahme festgestellt; weitere Wägungen erfolgen nach je 10 Minuten. bis 
keine Abnahme mehr zu bemerken ist: zu langes Trocknen ist zu ver- 
meiden, da sonst durch Oxydation des Fettes wieder Gewichtszunahme 
beobachtet wird. 

Zur schnellen Prüfung von Butter auf Wassergehalt werden in einer 
Nickelschale 10 g Butter abgewogen und auf freier Flamme, die aber den 
Boden der Schale nicht berühren darf, so lange erwärmt, bis die Masse 
zu knistern aufhört. Der Gewichtsverlust entspricht dem Wassergehalt. 
Diese Bestimmungsart ist nicht genau, sie gibt aber annähernde Werte und 
wird als Vorprobe viel benutzt. 

2. Bestimmung von Kasein, Milehzucker und Mineralbe- 
standteilen. 

5—10 g Butter werden zunächst in einer Schale unter häufigem 
Umrühren etwa 6 Stunden im Trockenschranke bei 100°C vom größten 
Teile des Wassers befreit: nach dem Erkalten wird das Fett in absolutem 
Alkohol und Äther gelöst, der Rückstand durch ein gewogenes Filter 
von bekanntem Aschengehalte filtriert und mit Äther gut nachgewaschen. 


t, Bei der Mittelwertberechnung der Mineralstoffe sind nur Butterproben mit 
höchstens 2°, Kochsalz berücksichtigt worden. 


204 Max Klostermann. 


Der getrocknete und gewogene Filterinhalt ergibt die Menge des 
wasserfreien Nichtfettes (Kasein + Milchzucker + Mineralbestandteile). 

Zur Bestimmung der Mineralbestandteile wird das Filter 
mit Inhalt in einer Platinschale über kleiner Flamme verkohlt. Die Kohle 
wird mit Wasser angefeuchtet, zerrieben und mit heißem Wasser wieder- 
holt ausgewaschen ; den wässerigen Auszug filtriert man durch ein kleines 
Filter von bekanntem Aschengehalte. Nachdem die Kohle ausgelaugt ist, 
brinet man das Filterchen wieder in die Platinschale, trocknet und ver- 
ascht. Darauf gibt man die filtrierte Lösung ebenfalls in die Platinschale 
zurück, verdampft nach Zusatz von etwas Ammoniumkarbonat zur Trockene, 
elüiht ganz schwach, läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 

Zieht man den gefundenen Gehalt an Mineralbestandteilen von der 
Gesamtmenge von Kasein + Milchzucker + Mineralbestandteilen ab, so er- 
hält man die Menge des „organischen Nichtfettes“, das im wesentlichen 
aus Kasein und Milchzucker besteht. 

Die Bestimmung des Chlors erfolet entweder gewichtsanalytisch 
oder maßanalytisch in dem wässerigen Auszuge der Asche beziehungsweise 
bei hohem Kochsalzgehalte in einem abgemessenen Teile des auf ein be- 
stimmtes Volumen gebrachten Aschenauszuges nach folgendem Verfahren: 

a) Gewichtsanalytisch. 

Der wässerige Auszug der Asche oder ein abgemessener Teil da- 
von wird mit Salpetersäure angesäuert und das Chlor mit Silbernitrat- 
lösung gefällt. Der Niederschlag von Chlorsilber wird auf einem Filter von 
bekanntem Aschengehalte gesammelt und bei 100° getrocknet: dann wird 
das Filter in einem gewogenen Porzellantiegel verbrannt. Nach dem Er- 
kalten befeuchtet man den Rückstand mit einigen Tropfen Salpetersäure 
und Salzsäure, verjagt die Säuren durch vorsichtiges Erhitzen, steigert 
dann die Hitze bis zum Schmelzen des Chlorsilbers und wägt nach dem 
Erkalten. Jedem Gramm Chlorsilber entsprechen 0'247 g Chlor oder 0'408 g 
Chlornatrium. 

b) Mabanalytisch. 

Man versetzt den wässerigen Aschenauszug oder einen abgemessenen 
Teil davon mit 1—2 Tropfen einer kalt gesättigten Lösung von neu- 
tralem, gelbem Kaliumchromat und titriert mit 1/,„-Normal-Silbernitrat- 
lösung: der Endpunkt der Titration ist erreicht, wenn eine nicht mehr 
verschwindende Rotfärbung auftritt. Jedem Kubikzentimeter ?/,-Normal- 
silbernitratlösung entsprechen 0003545 9 Chlor oder 0°00585 g Chlornatrium. 

Zur Bestimmung des Kaseins wird aus einer zweiten etwa gleich 
eroßen Menge Butter durch Behandeln mit Alkohol und Äther und dar- 
auffolgendes Filtrieren durch ein schwedisches Filter die Hauptmenge des 
Fettes entfernt. Filter nebst Inhalt gibt man in ein Rundkölbcehen aus 
Kaliglas, fügt 25 cm® konzentrierte Schwefelsäure und 0'5 g Kupfersulfat 
hinzu und zerstört nach KAjeldahl. Alsdann übersättigt man, nach dem 
Verdünnen. in einem geräumigen Destillierkolben mit ammoniakfreier Natron- 
lauge, destilliert das freigemachte Ammoniak über, fängt es in einer ab- 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 205 


gemessenen Menge !/,-Normalschwefelsäure auf und titriert die über- 
schüssige Schwefelsäure mit '/,, Normalkalilauge zurück. Durch Multipli- 
zieren der gefundenen Menge des Stickstoffes mit 625 erhält man die 
Menge des vorhandenen Kaseins. 

Der Milchzucker wird aus der Differenz von Kasein + Milchzucker 
+ Mineralbestandteilen und den ermittelten Mengen von Kasein und Mineral- 
bestandteilen berechnet. 

53. Bestimmung des Fettes. 

Der Fettgehalt der Butter wird mittelbar bestimmt, indem man die 
für Wasser, Kasein, Milchzucker und Mineralbestandteile gefundenen Werte 
von 100 abzieht. 

4. Nachweis von Konservierungsmitteln. 

Erfolgt nach den allgemeinen Bestimmungsmethoden für Fette und 
Öle, welche S. 200-202 angegeben sind. 


Untersuchung des Butterfettes. 


Zur Gewinnung des Butterfettes wird die Butter bei 50—60° Ü ge- 
schmolzen: das flüssige Fett wird nach einigem Stehen oder schneller 
nach dem Zentrifugieren durch ein trockenes Filter filtriert. Das geschmol- 
zene, klar filtrierte Fett wird zu den weiteren Untersuchungen verwendet. 
5. Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes. 

6. Bestimmung des Brechungsvermögens. 

7. Bestimmung der freien Fettsäuren. 

8. Bestimmung der Reichert-Meiss!lschen Zahl. 

9. Bestimmung der Köttstorferschen Zahl. 

10. Bestimmung der Hehnerschen Zahl. 

1l. Bestimmung der Jodzahl nach ». Hübl. 

12. Bestimmung der unverseifbaren Bestandteile. 

13. Nachweis fremder Farbstoffe. 

14. Nachweis von Sesamöl. 

15. Nachweis von Baumwollsamenöl. 

Diese Verfahren sind am Eingang dieses Kapitels unter den all- 
gemeinen Untersuchungsmethoden (S. 154—202) beschrieben worden. 

16. Nachweis von Kokosfett. 

Hierzu dient das Verfahren von Polenske!), welches darauf beruht. 
daß das Kokosfett eine viel geringere Menge flüchtiger in Wasser 
löslicher Fettsäuren (Buttersäure) enthält, als Butter, dagegen eine 
größere Menge flüchtiger, in Wasser unlöslicher Fettsäuren (Capron-, 
Capryl- und Caprinsäuren). Nach den ursprünglichen Angaben von Polenske 
unterscheidet sich das Verfahren nicht wesentlich von der Bestimmung 
der Reichert-Meissischen Zahl. und wird folgendermaßen ausgeführt: 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 273 (1904). 


ME 


206 Max Klostermann. 


In üblicher Weise werden 5 klar filtriertes Butterfett, 20 9 Glyzerin 
und 2cm® Natronlauge (1:1) über der Flamme in einem 300 cm3-Kolben 
von Jenaer Glas verseift. Die Seife wird in 90 cm® vorher ausgekochten 
Wassers gelöst. Diese Lösung muß vollständig klar und fast farblos oder 
nur schwach gelblich gefärbt sein. Alle vertalgten und ranzigen Fette, die 
eine braune Seifenlösung geben. sind von der Untersuchung auszuschließen. 
Die auf etwa 50° erwärmte Seifenlösung wird zuerst mit 50 cm? verdünnter 
Schwefelsäure (25 cm® H,SO,:17), dann mit einer Messerspitze voll groben 
Bimssteinpulvers versetzt und nach sofortigem Verschluß des Kolbens der 
Destillation unterworfen. Es ist sehr zweckmäßig, die Flamme schon vor- 
her so zu regulieren, daß das Destillat von 110 cm® innerhalb 19—21 Mi- 
nuten erhalten wird. Die Kühlung ist während der Destillationszeit auch 
so einzurichten, dal das Destillat keineswegs warm, aber auch nicht zu 
kalt. sondern mit einer unter gewöhnlichen Verhältnissen sich von selbst 
ergebenden Temperatur von etwa 20—23° abtropft. 

Sobald das Destillat die Marke 110 der Vorlage erreicht hat, wird 
die Flamme entfernt und die Vorlage sofort durch einen Maßzylinder von 
25 cm® Inhalt ersetzt. 

Ohne das Destillat zu mischen. setzt man den Kolben 10 Minuten 
lang so tief in Wasser von 15°, dal sich die 110-Marke etwa 3 cm® unter 
der Oberfläche des Kühlwassers befindet. Nach fünf Minuten bewegt man 
len Kolbenhals im Wasser mehrmals nur so stark, daß die auf der Ober- 
fläche des Destillates schwimmenden Säuren an die Wandungen des Halses 
gelangen. Nach 10 Minuten stellt man den Aggregatzustand der auf dem 
Destillate schwimmenden Säuren fest. Hierbei ist zu beobachten, ob diese: 
1. aus einer festen oder halbweichen, trüben, formlosen Masse, oder 
2. aus klaren Öltropfen bestehen. Dann wird das Destillat in dem mit 
Glasstopfen verschlossenen Kolben durch vier- bis fünfmaliges Umkehren, 
unter Vermeiden starken Schüttelns, gemischt und filtriert. Im Filtrat 
wird die Reichert-Meissische Zahl bestimmt. Das Filter von 8 cm® Durch- 
messer muß fest und glatt an den Trichterwandungen anliegen. 

Nachdem das Destillat ganz abfiltriert ist, wird das Filter sofort _ 
dreimal mit je 15cm® Wasser, wodurch es jedesmal bis zum Rande ge- 
füllt wird, gewaschen. Dieses Waschwasser wird zugleich vorher zum drei- 
maligen Nachspülen des Kühlrohres, des Maßzylinders und des 110 em®- 
Kolbens benutzt. Wenn das letzte Waschwasser, von dem die zuletzt ab- 
fließenden 10 cem® durch 1 Tropfen !/,, N-Barytlauge neutralisiert werden 
müssen, abgetropft ist, wird derselbe Vorgang in gleicher Weise dreimal 
mit je 15 cm® neutralem 90°/,igem Alkohol wiederholt. 

Die in den vereinigten, alkoholischen Filtraten gelösten Fettsäuren 
werden darauf unter Zusatz von drei Tropfen Phenolphtaleinlösung 
mit !/,, N-Barytlauge bis zur deutlichen Rötung titriert. 

Die Zahl der zur Neutralisation verbrauchten Kubikzentimeter 1/,. N- 
Barytlauge ist die der Reichert-Meissischen Zahl entsprechende „Neue 
Butterzahl* (Polenskesche Zahl). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 207 


Nach diesem Verfahren wurden bei reinen Butterfetten und reinen 
Kokosfetten folgende Ergebnisse erhalten: 


Reichert-Meiss!sche Neue Butter- 


J Zahl zahl 
31 verschiedene Butterproben . . 233—30'1 15—30 
4 Kokosfettproben . . . . ....68—77 168— 17:8 


Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, daß durch Zusatz von Kokosfett 
die Reichert-Meissische Zahl der Butter herabgesetzt und die „Neue Butter- 
zahl“ erhöht werden muß, und weitere Bestimmungen ergaben, dab 
Butter mit niedriger AReichert-Meissischer Zahl auch eine niedrige 
„Neue Butterzahl“ haben, und dal das Ansteigen der Reichert-Meissl- 
schen Zahl und der „Neuen Butterzahl“ in ziemlicher Regelmäßigkeit ver- 
läuft. Diese Beobachtung ist die Grundlage, auf die sich das Verfahren 
stützt. 

Es erhöhen Zusätze von Kokosfett die „Neue Butterzahl“ um fol- 
gende. Werte: 


Kokosfett- Erhöhung der Neuen 
zusatz Butterzahl 
1 10) PR es nit 
FD. --  », re A et ee N 16 
21 01) Par Se a 1:9 


Die „Neue Butterzahl“ wird daher durch Zusatz von 1°/, Kokosfett 
ungefähr um 0°1 erhöht. Enthält die Butter aber mehr als 20°/, Kokos- 
fett, dann findet eine stärkere Erhöhung der Neuen Butterzahl statt. 

Da die Reichert-Meissische Zahl für reine Butter gewöhnlich zwischen 
20 und 30 liegt, so sind zunächst für dieses Intervall die entsprechenden 
Polensise-Zahlen festgestellt worden. 


De | Höchstzu- Höchstzu- 
We 4 T hi Polenskesche | lässige Ta Polenskesche lässige 
Bass |e A Zehl | Polenskesche| - en Zahl | Polenskesche 
an | Zahl : Zahl 
| 20—21 | 13-14 19 25—26 1:8—1°9 24 
ı 21-22 | 14—15 20 26—27 1-9—20 25 
3223 L9-1-6 21 27-28 2.0—2'2 91 
23 —24 16—17 Zn 28—29 22—25 30 
| 24—: 1:7—18 33 29-30 | 25-30 | 35 


Hieraus ergibt sich, dab mit Zunehmen der Reichert-Meissischen Zahl 
auch die Polenske-Zahl zunimmt. Zum Nachweis von Kokosfett vergleicht 
man die gefundene Polenske-Zahl mit der Reichert-Meissischen Zahl in der 
Tabelle und erkennt dann sofort, wenn die Polenske-Zahl höher ist, als 
für die entsprechende Reichert-Meissische Zahl angegeben ist, daß Kokos- 
fett vorhanden ist. Man läßt aber einen Spielraum bis 0'5 nach oben hin 


208 Max Klostermann. 


gelten, deshalb ist auch in der Tabelle die höchstzulässige Polenske-Zahl 
gleich mit angegeben. Wird diese Höchstzahl überschritten, so entspricht 
je O'1cm® einem Zusatz von 1%, Kokosfett, wobei die 0'5 cm® nicht abge- 
zogen werden, sondern der Gesamtbetrag auf Kokosfett umgerechnet wird. 

W. Arnold‘) hat ein kombiniertes Verfahren angegeben, um die 
Köttstorfersche, die Reichert-Meissische und die Polenske-Zahl zusammen 
zu bestimmen. 

5g Fett werden in einem 300 cm fassenden Schottschen Kolben, 
dem das Kolbengewicht, vermehrt um 1159, einvermerkt ist, mit 10 cm® 
möglichst hellfarbiger Bremerscher Lauge auf dem Wasserbade verseift. 
Nachdem in der üblichen Weise die Verseifungszahl gefunden worden ist, 
füet man O'Dem® Bremerscher Lauge, genau 209 Glyzerin und ein 
linsengroßes Paraffinstückchen zu. Der Alkohol wird durch Erhitzen 
über freier Flamme verjagt und der Kolbeninhalt durch Zusatz von aus- 
gekochtem Wasser auf das dem Kolben einvermerkte Gewicht gebracht. 
Diese Seifenlösung wird mit 50 em? Schwefelsäure (25:1000) versetzt, wo- 
rauf nach Zusatz einer starken Messerspitze von Bimssteinpulver (0°6 bis 
07) genau 110 cm® abdestilliert werden; die weiteren Arbeiten sind die- 
selben, wie sie in Polenskes Vorschrift angegeben worden sind, nur kann 
man an Stelle von !/,, N-Barytlauge auch !/,, N-Natron- oder Kalilauge 
verwenden. 

Derselbe Verfasser) macht ferner auf eine Reihe von Fehler- 
quellen, die bei der Bestimmung der Polenske-Zahl zu beachten sind, 
aufmerksam. 

Der Apparat muß in allen seinen Teilen und Maßen den Polenskeschen 
Vorschriften entsprechen, namentlich sind größere Kolben zu vermeiden. 

Eisendrahtnetze dürfen nicht verwendet werden, dagegen hat 
sich bewährt, den Kolben auf flachen Asbesttellern mit einem Kreis- 
ausschnitt von 6°5 em Durchmesser zu erhitzen. Die Flamme darf nur den 
freien Kolbenboden, nicht aber den Asbestteller berühren. 

Man verwendet nur Bimssteinpulver, nicht grobe Stücke. 


Das Volumen des Destillates muß genau 110 cm® betragen. Ebenso. 


müssen genau 209g Glyzerin zugesetzt werden. 

Die beste Kontrolle für richtiges Arbeiten liefert unverfälschtes 
Schweinefett, dessen Polenske-Zahl zwischen 04 und 0°6 liegt. 

17. Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes der nicht 
flüchtigen. wasserunlöslichen Fettsäuren. 

A. Juckenack und R. Pasternack®) haben ein Verfahren ausgearbeitet, 
welches folgendermaben ausgeführt wird: 

104 Fett werden nach Leffmann und Beam mit 40.9 einer 5°/,igen 
Glvzerin-Natronlauge in einem etwa 300 cm® fassenden Kochkolben 


') Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 147 (1907). 
*) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm, S. 389 (1912). 
s) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 193 (1904). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 209 


aus Jenaer Glas über freier Flamme vollständig verseift (siehe S. 206). Die 
flüssige Seife wird in einen Destillationskolben für Stickstoffbestimmungen 
gebracht. Nach dem Erkalten fügt man 80 em® verdünnte Schwefelsäure (1:10) 
hinzu und destilliert die flüchtigen Fettsäuren mit einem starken Wasser- 
dampfstrome ab. Gleichzeitig wird der Kolben mit einer kleinen Flamme 
erwärmt, so dal) die Flüssigkeitsmenge während der ganzen Destillation 
annähernd gleich bleibt. Es werden etwa 300 em® Destillat aufgefangen. 
Die im Kolben zurückgebliebene Flüssigkeit verdünnt man mit viel heißem 
Wasser und läßt erkalten, hebt die erstarrten Fettsäuren ab, wäscht sie 
wiederholt mit Wasser und löst in Äther auf. Die ätherische Lösung 
wird noch drei- bis viermal mit Wasser ausgeschüttelt, mit Chlorkalzium 
getrocknet und von Äther befreit. Der letzte Ätherrest wird bei gelinder 
Wärme im Wassertrockenschrank verjagt. 

Annähernd 2 9 der Fettsäuren werden in einem Erlenmeyerschen 
Kölbchen genau abgewogen und bei gelinder Wärme in Alkohol gelöst. 
der vorher gegen Phenolphtalein mit Kalilauge genau neutralisiert worden 
ist. Die gelösten Fettsäuren werden darauf mit Normal-Kalilauge titriert. 
Das mittlere Molekulargewicht (M) der nichtflüchtigen, in Wasser unlös- 
lichen Fettsäuren wird nach der Formel 


2100 
ML 22 SL 
K 
berechnet, worin bedeutet: M= das mittlere Molekulargewicht der Fett- 
säuren. 


P = Gewicht der angewendeten Fettsäuren, 
K = verbrauchte Kubikzentimeter der Normal- 
Kalilauge. 

Die Verseifung der Fette kann auch mit alkoholischer Kalilauge er- 
folgen, wegen der Laktone genügt aber in der Regel nicht die Versei- 
fungszeit für die Reichert-Meissische Zahl, sondern es muß etwa !/, bis 
1 Stunde verseift werden. Da bei diesem Verfahren auch der Alkohol erst 
wieder entfernt werden muß, so führt die Verseifung mit Glyzerin-Natron- 
lauge schneller zum Ziel. 

Das mittlere Molekulargewicht der nichtflüchtigen Fettsäuren be- 
trägt für Butter 251°85— 2691, für Kokosfett 208°5— 2105 und für Schweine- 
fett 2719 — 2735. 

18. Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes der 
flüchtigen, wasserlöslichen Fettsäuren. 

Ein beliebiger Teil (je nach dem mutmaßlichen Gehalte des Destillates 
an flüchtigen Fettsäuren etwa 150—300 cm®) des filtrierten Destillates von 
17 wird unter Zusatz von 2 bis 3 Tropfen Phenolphtaleinlösung mit 
!/,o-Normalkalilauge genau neutralisiert, in einer flachen, gewogenen Platin- 
schale (Weinschale) zur Trockne verdampft und schließlich im Wassertrocken- 
‚schrank (Weintrockenschrank) bis zum konstanten Gewicht getrocknet. Aus 
dem so ermittelten Gewichte der fettsauren Salze wird dann das mittlere 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 14 


210 Max Klostermann. 


Molekulargewicht der gelösten Fettsäuren mit Hilfe der verbrauchten 
Alkalimenge berechnet. 

Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die zur Titration verwendete 
'/,„-Normalkalilauge in der Regel neben Kaliumhydroxyd noch geringe 
Mengen Natriumhydroxyd oder Caleiumhydroxyd enthält. Infolge- 
dessen ist noch der wirkliche Alkaligehalt der Lauge festzustellen 
und der Berechnung zugrunde zu legen. Für die Berechnung kommt fol- 
gende Erwägung in Betracht: Fettsäure + Alkali gibt fettsaures Salz + 
Wasser. Infolgedessen muß zur Ermittelung des Molekulargewichts der 
hydrathaltigen Fettsäure aus dem wasserfreien fettsauren Salz die dem 
Alkalioxyd entsprechende Hydratwassermenge berücksichtigt werden. 

Um zunächst den wirklichen Alkaligehalt der !/,.-Kalilauge zu er- 
mitteln, werden 50 cm® der betreffenden Lauge (von der zweckmäßig ein 
Vorrat gehalten wird) nach Zusatz von 2 Tropfen Phenolphtalein genau mit 
\/,„.Normalschwefelsäure neutralisiert, eingedampft, getrocknet und gewogen. 
Die weitere Berechnung des Molekulargewichtes erfolgt nach der Formel: 
a — k.b) 10x 1000 


( 
ze DB 0 
worin bedeutet: 

M = mittleres Molekulargewicht der flüchtigen löslichen Fettsäuren, 

a— gefundene Gramme des fettsauren Salzes, 

b=Zahl der verbrauchten cm3 }/,,-Normalalkali, 

k=das für je 1cm® '/,,-Normalalkali von dem fettsauren Salz in 
Abzug zu bringende Gewicht, welches aus dem wirklich vorhandenen Alkali 
weniger dem Hydratwasser (000099 für 1 cm® \/,,-Normalalkali) besteht. 

Das Molekulargewicht betrug für Butter 950—99, für Kokosfett 
130—145. 


2. Margarine. 


Margarine sind diejenigen der Milchbutter oder dem Butterschmalz 
ähnlichen Zubereitungen, deren Fettgehalt nicht ausschließlich der Milch 
entstammt. Sie besteht aus einem Gemenge von tierischen und pflanzlichen 
Fetten und Ölen, welche zusammengeschmolzen und mit Hilfe von Milch 
zu einer butterähnlichen Masse verarbeitet worden sind. Die Fette be- 
stehen aus Oleomargarin, (dem niedrig schmelzenden Anteil des Rindstalgs, 
Schweineschmalz. Kokosnußfett: die Öle aus Baumwollsamenöl, Sesamöl, 
Erdnußöl, Palmöl usw. 

Da wegen der verschiedenartigen Zusammensetzung auch die che- 
mischen Konstanten der Margarine sehr verschieden sind, so können auch 
keine Grenzwerte angegeben werden. Von der Butter unterscheidet sie sich 
hauptsächlich durch die niedrige Reichert-Meissische Zahl und den vor- 
geschriebenen Gehalt an Sesamöl, welchen jede Margarine als latente 
Färbung enthalten mub. 

Die Untersuchung der Margarine erfolet nach denselben Grundsätzen, 
wie die der Butter, außerdem ist noch folgende Prüfung auszuführen: 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 21] 


Schätzung des Sesamölgehaltes der Margarine. 

05 cm® des geschmolzenen, klar filtrierten Margarinefettes werden 
mit 95 cm® Baumwollsamenöl, das, nach dem Seite 196 beschriebenen Ver- 
fahren geprüft, mit Furfurol und Salzsäure keine Rotfärbung gibt, ver- 
mischt. Man prüft die Mischung nach dem ebendort angegebenen Verfahren 
auf Sesamöl. Hat die Margarine den vorgeschriebenen Gehalt an Sesamöl 
von der vorgeschriebenen Beschaffenheit, so tritt die Sesamölreaktion noch 
deutlich ein. 


3. Schweinefett. 


Das Schweinefett ist neben der Butter das geschätzteste Speisefett. Es be- 
steht, wie alle tierischen Fette, vorzugsweise aus Palmitin, Stearin und Olein. 

Das einheimische Schweinefett wird gewöhnlich aus dem Eingeweide- 
fett gewonnen, und zwar vorwiegend aus dem Nierenfett und Darmfett 
(Gekröse), seltener aus dem Rückenfett (Speck) oder Fett anderer Körper- 
teile des Schweines. 

Bei der Untersuchung des Schweineschmalzes sind die refraktometri- 
sche Prüfung, die Bestimmung der Jodzahl und die Prüfungen auf 
Pflanzenöle stets auszuführen, die übrigen Verfahren nur unter besonderen 
Umständen. 

1. Bestimmung des Wassers. 

Die Bestimmung des Wassers ist nur dann erforderlich, wenn beim 
Schmelzen der Schmalzprobe sich dessen Gegenwart zu erkennen gibt. Sie 
erfolgt dann in gleicher Weise wie bei der Butter. 

Um geringe Mengen Wasser in Schweineschmalz nachzuweisen, wird 
ferner noch folgende Methode angewendet: 

Man bringt in ein starkwandiges Probierröhrchen aus farblosem Glase 
von 9cm Länge und 18 cm®Rauminhalt etwa 10 g der vorher gut durchge- 
mischten Schmalzprobe und verschließt es mit einem durchlochten Gummi- 
pfropfen, in dessen Öffnung ein bis 100° zeigendes Thermometer so weit 
eingeschoben ist, dal) sich der Quecksilberbehälter in der Mitte der Fett- 
schicht befindet. Darauf wird das Probierröhrchen mit einer Flamme all- 
mählich erwärmt, bis das Fett die Temperatur von 70° angenommen 
hat. Ist das Schweineschmalz bei dieser Temperatur völlig klar, dann 
enthält es weniger als 0'3°/, Wasser, und es bedarf keiner weiteren 
Untersuchung. Ist das Fett dagegen bei 70° trübe geschmolzen oder sind 
Wassertröpfchen darin sichtbar, dann wird es über einer Flamme allmäh- 
lich auf 95° erwärmt und bei dieser Temperatur zwei Minuten lang 
kräftig durchgeschüttelt. In der Mehrzahl der Fälle wird es dann zu einer 
völlig klaren Flüssigkeit geschmolzen sein. Darauf läßt man das Fett unter 
mäßigem Schütteln an der Luft abkühlen und stellt diejenige Temperatur 
fest, bei der das Schmalz sich deutlich trübt. Das Erwärmen auf 95°, 
das Schütteln und Abkühlenlassen wird zwei- bis dreimal oder so oft 
wiederholt, bis sich die Trübungstemperatur des Fettes nicht mehr erhöht. 

14* 


>12 Max Klostermann. 


Beträgt die Trübungstemperatur mehr als 75°, dann enthält das Schmalz 
mehr als 0'3°/%, Wasser. 

Ist das Schweineschmalz bei 95° nicht zu einer klaren Flüssigkeit 
geschmolzen, dann enthält es entweder mehr als 045°/, Wasser oder andere 
unlösliche Stoffe, wie Gewebsteile oder chemische Stoffe (Fullererde). 

>. Bestimmung der Mineralbestandteile. 

10 g Schmalz werden geschmolzen und durch ein getrocknetes dichtes 
Filter von bekanntem geringen Aschengehalte filtriert. Man entfernt die 
größte Menge des Fettes von dem Filter durch Waschen mit entwässertem 
Äther, verascht das Filter und wägt die Asche. 

3. Bestimmung des Fettes. 

Man erhält den Fettgehalt des Schmalzes, indem man den Gehalt 
an Wasser und Mineralbestandteilen von 100 abzieht. 

4. Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes. 

5. Bestimmung des Brechungsvermögens. 

6. Bestimmung der freien Fettsäuren (des Säuregrades), 

7. Bestimmung der flüchtigen, in Wasser löslichen Fett- 
säuren (der Reichert-Meissischen Zahl). 

8. Bestimmung der Verseifungszahl (der Köttstorfer- 
schen Zahl). 

9. Bestimmung der unlöslichen Fettsäuren (der Hehner- 
schen Zahl). 

10. Bestimmung der Jodzahl nach ». Hübl. 

11. Bestimmung der unverseifbaren Bestandteile (Phyto- 
sterin). 

12. Nachweis von Sesamöl. 

13. Konservierungsmittel. 

14. Baumwollsamenöl. 

15. Pflanzenöle. 

16. Farbstoffe. 

Diese Bestimmungen erfoleen in derselben Weise, wie Seite 184 bis 203 
angegeben ist, mit folgenden Abweichungen: 

1. Will man sich bei der Bestimmung des Brechungsvermögens eines 
besonders eingerichteten T'hermometers bedienen. so muß es ein sol- 
ches sein, das auch für Schweineschmalz bestimmt ist und eine dem- 
entsprechende Einteilung besitzt. 

2. Bei dem Nachweise des Sesamöls ist auf Teerfarbstoffe keine Rück- 
sicht zu nehmen. 

17. Nachweis von Erdnußöl') nach A. Renard mit Änderungen 
von de Negri und Fabris. 

Der Nachweis des Erdnußöles in anderen Fetten beruht auf der 
Isolierung der im Erdnußöl in verhältnismäßig großer Menge vorhandenen 


nA: Rı nard, Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 12. S. 231 (1873). — Ferner J. Herz, 
Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 6. S. 604 (1886). — H. Kreis, Chem. Ztg. Bd. 19. S. 451 
(1895). De Negri und Fabris, Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 33. S. 553 (1894). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 213 


Arachinsäure, welche durch ihren hohen Schmelzpunkt (75°C) charak- 
terisiert ist. Das fragliche Fett wird verseift, aus der Seife werden die 
Fettsäuren abgeschieden und durch fraktionierte Kristallisation aus heißem 
Alkohol wird die Arachinsäure, welche sich zuerst abscheidet, isoliert, 
und auf Schmelzpunkt geprüft (siehe S. 216). 

18. Nachweis von Tale. 

Er wird nach Polenske ') durch Bestimmung der sogenannten Differenz- 
zahl erbracht, welche den Unterschied in Graden zwischen dem Schmelz- 
punkt und Erstarrungspunkt angibt. Diese Differenzzahl beträgt für Schweine- 
fett wenigstens 18°5, für Rindertalg 12—15. Sinkt die Differenzzahl unter 
185, so liegt kein reines Schweinefett vor. Der Nachweis gelingt im all- 
gemeinen aber nur dann mit Sicherheit, wenn wenigstens 20°/, Rindertalg 
vorhanden ist. 

19. Nachweis von Kokostett. 

Dieser kann ebenfalls durch die Polenske-Zahl erbracht werden. 
W. Arnold?) hat eine quantitative Bestimmung von Kokosfetten in 
Speisefetten ausgearbeitet. Die Berechnung erfolgt entweder nach der Formel: 
r 07 
Kokostett — 2 worin k die Köttstorfersche Zahl bedeutet, oder sie 
erfolgt nach der folgenden Tabelle, welche besonders für kleinere Kokosfett- 
zusätze empfohlen wird, da bei Mischungen, deren Verseifungszahl 205 nicht 
übersteigt, die Berechnung nach der vorherigen Formel nicht mehr genau ist: 


“ 
Tabelle zur annähernden Bestimmung des Kokosfettgehaltes 
in Rinds-, Schweinefett, Margarine und Kunstspeisefetten. 


Kokosfett- Polenske- Reichert- Kokostfett- Polenske- Reichert- | 
gehalt Zahl Meissl-Zahl gehalt Zahl Meissl-Zahl | 
3 07 ar 30: 2973-65 485 | 
4 085 | 130 35 | 425 733 
5 0.90 140 40 5:05 >90 
6 0.95 165 45 | 5.90 625 
T 1:05 190 50 | 660 675 
Ss Sa 2:10 95 | 730 695 
I 1:20 2:25 60 | 8:00 735 
10 1:30 2:40 65 400 140 
12 1:40 2203 70 10.00 119 
| 14 1:65 | 310 15 11:00 1:95 
16 1:90 | 350 S0 11:80 825 
18 213 360 85 1270 865 
20 240 | 3:90 90 1380 s70 
35 300 | 450 9 1440 400 


t) Arbeiten aus dem kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 26. S. 444. 
2), Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 21. S. 587 (1911). 


214 Max Klostermann. 


4. Die übrigen Speisefette. 

Hierher gehören Talg. Kokosfett, Gänseschmalz. Oleomarga- 
rine und einige andere Fette, die aber selten benutzt werden. 

Ihre Untersuchung erfolgt nach den gleichen Verfahren, die unter 
dem Abschnitt „Allgemeine Untersuchungsmethoden“ (Seite 184) angegeben 
sind. Auch die für Schweineschmalz und Butterfett geltenden Verfahren 
können angewendet werden. 

Über Kokosfett siehe auch Seite 205. 


5. Speiseöle. 

Für den Verbrauch kommen in Betracht: Leinöl, Mohnöl, Olivenöl, 
Rüböl, Sesamöl. Arachisöl: einige andere werden neuerdings auch zur 
Herstellung der Kunstspeisefette gebraucht, für sich allein aber nicht. 

Auch für die Öle gelten die Vorschriften, welche in dem Abschnitt 
„Allgemeine Untersuchungsmethoden“ (Seite 184) angegeben worden sind. 
Auch die in diesem Abschnitt unter 5 angegebenen Verfahren gelten 
sinngemäl) für alle übrigen Öle, und dienen als Beispiel für derartige 
Untersuchungen. 

I. Probeentnahme und Vorbereitung der Öle zur Unter- 
suchung. 

Aus dem gut durchmischten Ölvorrate sind mindestens 100g Öl zu 
entnehmen: die Ölproben sind in reinen, trockenen Glasflaschen, die mit 
Kork oder eingeriebenen Glasstöpseln- verschließbar sind, aufzubewahren 
und zu versenden. Falls die Öle ungelöste Bestandteile enthalten, sind sie 
zu erwärmen und, wenn sie dann nicht vollkommen klar sind, durch ein 
trockenes Filter zu filtrieren. 

2. Bestimmungen des Schmelz- und Erstarrungspunktes der 
Fettsäuren. 

Bei flüssigen Fetten bestimmt man vielfach den Schmelz- und Er- 
starrungspunkt der aus ihnen gewonnenen Fettsäuren. Zur Gewinnung 
der Fettsäuren aus den Ölen bedient man sich des S. 197 beschriebenen 
Verfahrens: falls die Bestimmung der unlöslichen Fettsäuren nach Hehner 
ausgeführt wurde, können die gewogenen Fettsäuren zur Bestimmung des 
Schmelz- und Erstarrungspunktes benutzt werden. Die Ausführung der 
letzteren erfolgt in derselben Weise wie bei den festen Fetten (Seite 184). 

3. Bestimmung des Brechungsvermögens. 

Bei der Bestimmung der Refraktometerzahl muß man sich des ge- 
wöhnlichen Thermometers bedienen. Die Ablesung ist hier häufig erschwert 
und ungenau, da infolge des verschiedenen Zerstreuungsvermögens der Öle 
und des dadurch hervorgerufenen Auftretens breiter farbiger Bänder der 
beleuchtete und der unbeleuchtete Teil des Gesichtsfeldes nicht durch eine 
scharfe Linie voneinander getrennt sind. In diesem Falle beleuchtet man 
die Prismen nicht mit dem gemischten Tages- oder Lampenlichte, sondern 
mit einheitlichem Lichte, z. B. einer Natriumflamme. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 215 


Als Normaltemperatur für die Bestimmung des Brechungsvermögens 
der Öle gilt die Temperatur von 25°. Man stellt bei der Untersuchung 
der Öle den Thermoregulator des Heizkessels so ein, daß das Thermometer 
des Refraktometers möglichst genau eine Temperatur von 25° anzeigt. Die 
Umrechnung der bei abweichenden Temperaturen abgelesenen Refrakto- 
meterzahlen auf die Normaltemperatur von 25° erfolgt nach denselben 
Grundsätzen wie bei dem Butterfette. 

4. Bestimmung der Jodzahl nach ». Hübl. 

Von nicht trocknenden Ölen verwendet man 0'3—0'4g und bemißt 
die Zeitdauer der Einwirkung auf 2 Stunden. Von trocknenden Ölen ver- 
wendet man 0'15— 0'189 und läßt die Jodlösung 18 Stunden darauf ein- 
wirken. In letzterem Falle ist sowohl zu Beginn als auch am Ende der 
Versuchsreihe ein blinder Versuch auszuführen. 

Die Bestimmung erfolgt nach Seite 194. 

5. Anleitung!) zur chemischen Untersuchung von Baumöl. 

Reines Baumöl ist eine farblose bis goldgelbe, bisweilen auch 
durch Chlorophyll grün gefärbte Flüssigkeit. Bei etwa 10° C beeinnt es 
sich zu trüben und erstarrt bei 0° zu einer salbenartigen Masse. Es zeigt 
einen eigentümlichen schwachen Geruch und Geschmack. 

a) Bestimmung des spezifischen Gewichtes. 

Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes geschieht bei 15° C mit 
Hilfe einer Westphalschen Wage. Das spezifische Gewicht des Baumöls 
liest zwischen 0'915 und 0'919. 

b) Bestimmung des Brechungsvermögens. 

Die Bestimmung des Brechungsvermögens erfolgt mit dem Butter- 
refraktometer der Firma Karl Zeiß, optische Werkstätte in Jena, bei 25° C. 
Baumöl zeigt bei 25° C eine Refraktionszahl von 62 —63. 

c) Bestimmung der Jodzahl nach v. Hühl. 

Die Bestimmung erfolgt nach Seite 194. 

Bei der Berechnung der Jodzahl ist der für den blinden Versuch 
nötige Verbrauch in Abzug zu bringen. Man berechnet aus den Versuchs- 
ergebnissen, wieviel Gramm Jod von 100g Baumöl aufgenommen worden 
sind, und erhält so die /Zäblsche Jodzahl des Baumöls. 

Die Jodzahl reinen Baumöls liegt zwischen 79 und SS. 

d) Elaidinprobe. 

109g Baumöl werden in ein Probierröhrchen gebracht und 5 cm® Salpeter- 
säure von der Dichte 1'410 hinzugesetzt. Nachdem man 2 Minuten lang ge- 
schüttelt hat, wird 19 Quecksilber hinzugefügt und dieses durch starkes 
Schütteln gelöst. Sodann läßt man die Mischung etwa '/, Stunde stehen. Reines 
Baumöl gibt dann eine farblose oder schwach gelbgefärbte, feste Masse. 

e) Prüfung auf Baumwollsamenöl. 

5 cm® Baumöl werden mit der gleichen Raummenge Amylalkohol und 
5 cm einer 1°/,igen Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff in einem 


t) Zum Teil nach amtlichem Verfahren. 


16 Max Klostermann. 


weiten, mit Korkverschlul) und weitem Steigrohre versehenen Reagenzglas 
etwa '/, Stunde lang im siedenden Wasserbad erhitzt. Tritt keine Färbung 
ein, so setzt man nochmals 5 cm® der Lösung des Schwefels hinzu und 
erhitzt von neuem '/, Stunde lang. Eine deutliche Rotfärbung der Flüssig- 
keit ist durch die (Gegenwart von Baumwollsamenöl bedingt. 

F) Prüfung auf Sesamöl. 

> cm® Baumöl werden mit O'1 cm® einer alkoholischen Furfurollösung 
(1 Raumteil farbloses Furfurol in 100 Raumteilen absolutem Alkohol) gelöst 
und mit 10 cm® Salzsäure vom spezifischen Gewicht 1'19 mindestens !/, Mi- 
nute lang kräftig geschüttelt. Wenn die am Boden sich abscheidende Salz- 
säure eine nicht alsbald verschwindende Rotfärbung zeigt, so ist die 
(regenwart von Sesamöl anzunehmen. 

9) Prüfung auf Erdnuböl. 

Zur Vorprüfung auf Erdnußöl wird 1 cm® Öl mit 5 em> alkoholi- 
scher Kalilauge (20 9 KOH in 100 cm® Alkohol von 70 Vol.-%/,) verseift, 
mit 1'5 cm® Eisessig (1:1) versetzt und in 50 cm® Alkohol von 70 Vol.-%/, 
gelöst. Wird diese Lösung auf 16° abgekühlt und entsteht keine deutliche 
Trübung, so sind nennenswerte Mengen von Erdnußöl nicht vorhanden. 

Die quantitative Bestimmung von Erdnußöl in anderen Ölen ge- 
schieht nach 4. Renard'!) in der Abänderung von de Negri und G. Fabris.?) 
Es werden 20 g Öl mit 40 cm® vorstehender Kalilauge verseift und der 
Alkohol möglichst verdunstet. Die Seife wird in Wasser gelöst und durch 
Zusatz von überschüssiger Salzsäure heiß) zersetzt. Die Fettsäuren werden 
in einen Schütteltrichter gebracht und mehrfach mit heißem Wasser aus- 
geschüttelt. Dann werden sie in 300 em® Äther gelöst und in ein Becher- 
glas abgelassen. Hierzu setzt man allmählich unter Umrühren eine Lösung 
von 15 g Bleiazetat in 150 em Alkohol von 90 Vol.-°/,, wodurch ein Nieder- 
schlag entsteht, der fast nur aus Bleisalzen der festen Fettsäuren besteht, 
während ölsaures Blei gelöst bleibt. Der Niederschlag wird abfiltriert, mit 
Äther nachgewaschen und durch Kochen mit 250 em3 5°/,iger Salzsäure 
in einem Becherglase zerlegt. Die abgeschiedenen Fettsäuren werden mit 


heißem Wasser mehrfach ausgewaschen, bis das Waschwasser vollständig 


klar bleibt und alles Chlorblei entfernt ist. Dann löst man die Fettsäuren 
in Äther, filtriert und destilliert den Äther ab. Der Rückstand muß, wenn 
Erdnuböl zugegen ist, die charakteristische Arachinsäure enthalten; löst 
man sie in 90 vol.-"/,igem Alkohol auf, so scheidet sie sich beim Abkühlen 
auf 15° annähernd quantitativ wieder aus. 

Zur quantitativen Bestimmung filtriert man den Niederschlag durch 
ein gehärtetes Filter, trocknet und wiegt. Das Gewicht mit 21 vervielfacht, 
entspricht ungefähr dem (Grehalt an Arachisöl. Arachinsäure besitzt einen 
Schmelzpunkt von 74—75°, wird dieser nicht erreicht, so muß noch 
2—3mal aus 90°/,igem Alkohol umkristallisiert werden. 


') Zeitschr. f. anal. Chemie. Bd. 12. S. 231 (1873). 
?) Zeitschr. f. anal. Chemie. Bd. 33. S. 559 (1894). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 217 


Als orientierende Prüfungen auf einige andere Pflanzenöle kommen 
noch in Betracht: 

Mohnöl. Werden 10 9 Mohnöl mit 10 9 Salpeterschwefelsäure (1:1) 
gemischt, so färbt sich Mohnöl ziegelrot; Sesamöl bei gleicher Behandlung 
grasgrün. 

Baumwollsaatöl: Werden 5 cm® Öl mit 5 em> Salpetersäure (s— 1'375) 
geschüttelt, so färbt sich die Mischung innerhalb 24 Stunden kaffeebraun. 

Palmöl: Färbt sich mit konzentrischer Schwefelsäure blaugrün, mit 
Chlorzink dunkelgrasgrün. 


Getreide, Hülsenfrüchte, Müllereierzeugnisse, 
Teigwaren. 


1. Getreide und Hülsenfrüchte. 


Mittlere prozentische Zusammensetzung der Getreide und 
Hülsenfrüchte nach J. König (. e.). 


FE WERE ee 
| Bsrzorzlemnetze 
Winterweizen . . . » '.1508113:37| 1164| 1'721|69°07| 2341| 1:86 
| Sommerweizen - . . .| 91113371359! 2-00|6729| 1:81| 194 
| Winterroggen. . - .. .|119|13°37| 1117| 1'63)69:12| 2:62) 2:09 
| Sommerroggen . . ...| 11|13:3712°90| 198|6811| 17L| 1:93 
| Gerste ’. 1. 1. .792702981682.95110:01|71.87.167-88)°423: 3:06 
Hader _.. 2,22 2 2110313281) 10:71.717455 587610437328 
| Buchweizen . . . .. .| 17113271141) 2:68 | 587911144 | 2:38 
| Mais. . . .. ... 2021 3971332| 942] 41316940] 234217139 
| veis (enthülst) . . . -| 16/1299] 792] 0781768 | 058] 0:93 
1 Birbsen- ';*... -. ..,.2.2 21,564.12:8012335161:88 92:65 29% 9 
| Puff-Bohnen . . . . .| 50114-002568] 16814729] 825| 3:10 
| Gewöhnliche Bohnen . .| 20|11'24|23°66| 1:96 |55°6 | 3°88| 3:66 
| linsen’’. "m 7 Rt 1233| 2594| 1:93 |52°84] 3°92| 304 
| | | 


Die Untersuchung auf Zusammensetzung erfolgt nach den gleichen 
Verfahren, welche für Mehl angegeben sind. Weitere Prüfungen erstrecken 
sich nur auf einige besondere Behandlungsweisen, welche nicht erlaubt sind. 

1. Das Talkumieren. Vielfach werden Reis und Graupen mit 
Talkum gerollt, um ihnen ein weißeres und glatteres Aussehen zu geben. 
Der Nachweis geschieht, indem man die Substanz mit 20—50 9 Chloro- 
form kräftig durchschüttelt, die trübe Flüssigkeit schnell in eine Platin- 
schale bringt, das Chloroform verdunstet und den Rückstand glüht und 
wiegt. Genauer ist das Ergebnis, wenn man den Rückstand außerdem mit 
Salzsäure behandelt, um die Aschenteile zu entfernen. 


>18 Max Klostermaun. 


9, Farbstoffe. Sie werden beim Reis in ähnlicher Weise nachge- 
wiesen, indem man die Chloroformausschüttelung mikroskopisch untersucht. 
Verwendet werden für Reis nur blaue Farbstoffe (Berlinerblau, Indigo, 
Ultramarin). Berlinerblau wird durch Kalilauge, Ultramarin durch ver- 
dünnte Salzsäure und Indigo durch verdünnte Salpetersäure erkannt. Hülsen- 
früchte, namentlich Erbsen, werden ebenfalls künstlich gefärbt. Zum Nach- 
weis werden sie mit 50% ,igem Alkohol ausgezogen, das Filtrat wird mit 
Weinsäure angesäuert und mit Wolle eingedampft. Bei Gegenwart von 
Farbstoffen wird die Wolle echt gefärbt; die Art des Farbstoffes ist 
dann weiter festzustellen. 

3. Prüfung auf Schwefelung. Um eine hellere Färbung zu er- 
zielen, werden manche Müllereierzeugnisse, namentlich Graupen, geschwefelt- 
Die schweflige Säure wird, wie beim Kapitel Fleisch, S. 161, beschrieben 
worden ist, nachgewiesen. 

4. Nachweis eines Zuckerüberzuges. Namentlich Reis, seltener 
Graupen werden in verdünnter Zuckerlösung gewälzt; um diese nachzu- 
weisen, werden sie mit Wasser gewaschen, und die Lösung wird mit 
Fehlingscher Lösung nach der Inversion auf Zucker geprüft. 


2. Mehl. 


Unter Mehl im engeren Sinne versteht man die durch technischen 
Betrieb hergestellten Mahlerzeugnisse der Getreidearten. Von diesen 
kommen hauptsächlich Roggen- und Weizenmehl in Betracht. 

1. Bestimmung des Wassergehaltes. 

(Siehe „Allgemeine Untersuchungsmethoden“, S. 102.) 

2. Bestimmung der Gesamtasche und des in Salzsäure un- 
löslichen Teiles der Asche. 

(Siehe „Allgemeine Untersuchungsmethoden“, 8. 152.) 

Bei schwer veraschbaren Mehlen kann die ausgelaugte Kohle mit 
salpetersaurem Ammon verbrannt werden. Ist die Ermittlung des in Salz- 
säure unlöslichen Teiles der Asche (Sand etc.) erforderlich, so wird die 
Asche mit verdünnter Salzsäure (10°/,ig) in der Wärme behandelt. Der 
Rückstand wird abfiltriert, ausgewaschen, geglüht und gewogen. Die 
Differenz zwischen der Gesamtasche und dem Rückstande ist die 
Menge der in Salzsäure löslichen Bestandteile. 

/ur vorläufigen Orientierung dient auch die sogenannte Chloro- 
formprobe, wobei 2g Mehl .mit 30 cm® Chloroform geschüttelt werden; 
die Mineralstoffe setzen sich nach kurzer Zeit am Boden ab, während die 
Hauptmenge des Mehles sich an der Oberfläche sammelt. 

3. Bestimmung des Säuregehaltes. 

Ein genaues Verfahren zur Bestimmung der verschiedenen Säuren 
im Mehl gibt es nicht. ?) 


') Nach Hilger und Günther (Mitteilungen a. d. pharm. Institut Erlangen. 1889, 
H. 2. S. 13) werden 109 Mehl mit der gleichen Menge reinen Sandes innig gemischt, 


TOT DEE 
’ 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 219 


Mittlere prozentische Zusammensetzung der Mehle nach 
J. König (l. e.). 


| Zahl SP | N 
der Wasser Stickstoff Fett | 
AR substanz | 
Iysen RER Pr 0? 0.8 | 
Weizenmehl, fein .| 26 | 892—1554 | 825—1332 | 033—14 | 
5 erob .| 35 | 938—15'4 6'383 —15°25 104 —324 | 
Roggenmehl. . .| 35 | 8:90—15'02 | 4+20—16'01 | 0'385—431 
Gerstenmehl . .| 11 1406 1229 2:44 | 
Hafermehl : . .:| 15 209 1387 618 
Maismehl: 74: .=...1 32 12:99 962 314 
| Buchweizenmehl .| 18 1384 328 1-49 | 
| | 
Zahl \Hinlkeetofffpai | | 
| | FR Süiekstoftiueie Rahfäser | Nuche 
| Kae Extraktstoffe | | 
| Iysen PA. 07Be nt. 6 | 
I 
Weizenmehl, fein .! 26 |6311—114 | IOT— 084 030— 0.68 | 
\ grob .| 35 | 6845—7372 | 0:45—1'28 0.40—1'85 | 
Roggenmehl. . .ı| 35 | 70:01—8401 0—3:95 0:43 —2'86 | 
| Gerstenmehl . .| 11 68°47 0.89 1'85 | 
Hafermehl ... .1 15 6706 778 2:07 | 
Maismehl | CL79 141 1:14 | 
Buchweizenmehl .| 18 1458 VITO 411 ; 
| 


4. Bestimmung der Proteinstoffte. 

Die Bestimmung der Proteinstoffe erfolgt nach Kjeldahl (Allge- 
meine Verfahren, S. 104). Der gefundene Stickstoff multipliziert mit 6'25 
ergibt den Gehalt an Gesamtprotein. Ist eine getrennte Bestimmung 
der löslichen Eiweißstoffe und Amide erforderlich, so wird sie nach 
Stutzer (vgl. S. 106) ausgeführt. 

5. Bestimmung der Kohlenhydrate. 

Die Bestimmung der Kohlenhydrate!) zerfällt in die Ermittlung 
der Gesamtmenge der Kohlenhydrate (Stärke, Zucker, Dextrin) und der 
Stärke allein. 

a) Bestimmung der Gesamtmenge der Kohlenhydrate. 

3g Mehl werden mit 100 em® Wasser gut verrührt und im Dampf- 
topft 3—4 Stunden bei 3 Atmosphären Druck erhitzt. Siehe Allgemeine 
die Mischung wird in eine Papierpatrone gebracht und 12 Stunden lang mit absolutem 
Alkohol ausgezogen. In einem aliquoten Teile des auf 100 cm? gebrachten Auszuges wird 
die Säure unter Benutzung von Lackmuspapier bestimmt und dabei der Säuregrad des 
ursprünglich verwendeten Alkohols in Abzug gebracht. Im übrigen sei auf die Arbeiten 
von Thal (Pharm. Zeitschr. Rußl. 1894. S. 641) und Balland (Journ. Pharm. et Chim. 
1893, Ve ser., T.28. p. 159) verwiesen. 

1) J. König, Chemie der Genußmittel. III. Aufl. Bd.2. Bestimmung von Zucker 
und Stärke im Mehl. S. 547. 


220 Max Klostermann. 

Verfahren, S. 146. Bei Anwendung von 539g Mehl werden 25 cm® der er- 
haltenen Zuckerlösung zur Fällung mit Fehlingscher Lösung benutzt. Ge- 
nauer erfolgt die Bestimmung der (resamtmenge der Kohlenhydrate nach 
Mürker und Morgan (8. 147). 

b») Bestimmung der Stärke. 

Um die Stärke ohne Dextrin und Zucker zu bestimmen, wird am 
einfachsten die Differenzmethode gewählt. Die Mehle werden mit Wasser 
kalt ausgezogen, indem man 5—10g Mehl mit 12 destillierten Wassers 
schüttelt; man läßt absetzen, filtriert durch ein dichtes Faltenfilter und 
bestimmt in einem abgemessenen Teile des klaren Filtrats nach genügender 
Konzentration und nach Inversion mit Salzsäure vom spez. Gew. 1'125 
Zucker und Dextrin wie bei a). Durch Subtraktion des gefundenen Zuckers 
und Dextrins von der Gesamtmenge der Kohlenhydrate findet man 
durch entsprechende Umrechnung die Menge der Stärke. 

Verfahren nach Baumert. 

(Siehe „Allgemeine Untersuchungsmethoden“, S. 149.) 

Verfahren nach Lintner. 

Das Verfahren besteht darin, dal) die Stärke mit Hilfe von konzen- 
trierter Salzsäure gelöst wird, sodaß man aus der optischen Drehung die 
Menge bestimmen kann. Dies Verfahren gibt nur annähernde Ergebnisse. 

2:5 g Substanz werden mit 10cm: Wasser zu einem Brei verrieben 
mit 15—20 cm® konzentrierter Salzsäure 1:19 gemischt und 1/, Stunde 
stehen gelassen. Dann spült man die Masse mit Salzsäure vom spez. Gew. 1'125 
in ein 100 cm®-Kölbehen, setzt 5 cms 4°/,ige Phosphorwolframlösung 
zu, füllt mit verdünnter Salzsäure auf 100 auf, filtriert und polarisiert. 
Die spezifische Drehung beträgt für Gerstenstärke 2003, für Roggen- 
stärke 2016, für Weizenstärke 2024, für Maisstärke 2015, für 
Reisstärke 2025 und für Kartoffelstärke 2043. Annähernd beträgt 
sie also 202. 

6. Bestimmung des Zuckers. 

109g Mehl werden mit kaltem Wasser bis zur völligen Zerkleinerung 
der Klümpchen verrührt und mit Wasser in einen Literkolben gespült. 
Es wird wiederholt geschüttelt. schließlich bis zur Marke aufgefüllt und 
durch ein dichtes Faltenfilter filtriert. In 25 cm® des klaren Filtrats wird 
der reduzierende Zucker nach E. Wein unter Benutzung der Maltose- 
tabelle bestimmt (siehe S. 130). Findet man wesentliche Mengen von 
/ucker, was bei Mehl von ausgewachsenem Getreide vorkommen kann. so 
zieht man besser mit Alkohol aus. (Siehe unter Kindermehl, S.225.) 

7. Bestimmung des Fettes. 

Die Ermittlung des Fettgehaltes erfolet in der üblichen Weise, 
indem man 5—10 g Mehl im Soxhletschen Extraktionsapparate mit wasser- 
freiem Äther auszieht. 

Ss. Bestimmung der Rohfaser (Holzfaser). 

Die Kohfaser wird nach der Weender-Methode bestimmt. Über die 
Ausführung siehe „Allgemeine Untersuchungsmethoden“. S. 150. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 221 


Bei Mehlen werden zweckmäßig 5 g der Substanz, nötigenfalls nach 
- dem Entfetten, in Arbeit genommen. 

Wenn eine Zentrifuge zur Verfügung steht, kann das Verfahren ge- 
ändert werden, indem nur mit 50cm» der Säure- und Kalilösung ge- 
arbeitet wird. 

Bei Feinmehlen wird nach folgendem abgeänderten Verfahren !) 
gearbeitet. 

Man verflüssigt in 10 —20 g Mehl die Stärke durch Malzaufgub bei 
70° oder durch mehrstündiges Kochen mit verdünnter Salzsäure, verdünnt 
in hohen Zylindern stark mit Wasser und läßt absetzen. Hierauf hebert 
man die überstehende klare. Flüssigkeit ab, spült den Rückstand in eine 
Kochflasche zurück und verfährt mit ihm nach dem Weender-\Verfahren. 

Über die Frage, ob die Rohfaserbestimmung nach der ursprünglichen 
Weender-Methode oder nach der für Feinmehle vorgenommen werden soll. 
entscheidet das Ergebnis der Siebprobe (Nr. 17). Bleiben auf dem 02 mm- 
Sieb oder auf Müllergaze Nr. 8 mehr als 2°/, Mehl zurück, so wird nach 
dem ursprünglichen Verfahren, bleiben weniger als 2°/, zurück, so wird 
nach dem abgeänderten gearbeitet. 

9. Nachweis von Mutterkorn und Unkrautsamen. 

Von chemischen Methoden wird die Zofmannsche Probe, abgeändert 
durch Hilger), angewendet: 10g Mehl werden mit 20 .cm® Äther und 
10 Tropfen verdünnter Schwefelsäure (1:5) in einem Glaskölbchen unter 
zeitweiligem Umschütteln 5—6 Stunden lang ausgezogen und filtriert; das 
Filtrat wird durch Nachwaschen auf 20 cm® gebracht und in einem engen 
Probierröhrchen oder Glaszylinder mit 10— 15 Tropfen einer kalt gesättigten 
Lösung von Natriumbikarbonat versetzt und kräftig durchgeschüttelt. 
Die Natriumbikarbenatlösung ist nach dem Absetzen bei Gegenwart von 
Mutterkorn violett gefärbt. Aus der violetten Lösung läßt sich durch 
Übersättigen mit verdünnter Schwefelsäure und erneutes Ausschütteln 
mit Äther eine reine Lösung des Mutterkornfarbstoffes erzielen. die 
spektroskopisch genauer geprüft werden kann. 

10. Nachweis von Alaun, Kupfer, Zink und Blei. 

Zum Nachweis von Alaun:) im Mehle wird dieses in einem Probier- 
glase mit etwas Wasser und Alkohol durchfeuchtet. Dann werden einige 
Tropfen frisch bereiteter Kampecheholztinktur (5 g Kampecheholz dige- 
riert mit 100 cm3 95°/,igem Alkohol) zugefügt, worauf das Glas mit ge- 
sättigter Kochsalzlösung aufgefüllt wird. Bei einem Alaungehalte von 0:05 
bis 0:10°/, nimmt die überstehende, klar gewordene Flüssigkeit eine blaue, 
bei einem Alaungehalte von 0'01°/, eine violettrote Färbung an. 

Oder man rührt 10 4 Mehl mit 509 Wasser an und filtriert. Zum 
Filtrat fügt man einige Tropfen gesättigte, alkoholische oder essigsaure 


1) König, Chemie der menschl. Nahrungs- und Genußmittel. III. Aufl. Bd. 2. 
S. 548. Bestimmung der Rohfaser im Feinmehl. 

2) A. Hilger, Archiv f. Pharm. S. 828 (1885). 

s) Herz, Repert. f. anal. Chemie. S. 359 (1886). 


222 Max Klostermann. 
Cochenilletinktur. Durch Alaun wird die gelbrote Farbe der Tinktur in 
eine karminrote verwandelt. Diese Probe ist schärfer als die vorherige. 

Um Zink nachzuweisen, kann das Mehl nicht verascht werden, es 
muß vielmehr mittelst konzentrierter Schwefelsäure wie bei der Stickstoff- 
bestimmung nach Kjeldahl zerstört werden. Man rechnet für 19 Mehl 5 cm® 
konzentrierte Schwefelsäure und verwendet gewöhnlich 25 9. 

Ist zur Zerstörung (uecksilber zugesetzt worden, so wird dies zu- 
nächst dureh Schwefelwasserstoff ausgefällt. Das Filtrat vom Schwefel- 
quecksilber wird in einer Porzellanschale erhitzt, bis der Schwefelwasser- 
stoff verjagt ist. Zur Oxydation des Ferrosulfats wird Salpetersäure 
zugefügt, dann übersättigt man mit konzentriertem Ammoniak und fil- 
triert den Niederschlag ab. Das Filtrat wird mit Essigsäure schwach an- 
oesäuert und mit Schwefelwasserstoff auf Zink geprüft. Entsteht ein weiber 
Niederschlag von Schwefelzink, so wird mit Wasser verdünnt und der 
Niederschlag nach 24stündigem Stehen abfiltriert, mit schwefelwasserstoff- 
und ammonnitrathaltigem Wasser ausgewaschen, geglüht und als Zinkoxyd 
gewogen. 

In derselben Weise kann die organische Substanz mit Schwefelsäure 
zerstört werden, um andere Metalle im Mehle zu bestimmen. 

11. Bestimmung des Klebers (bei Weizenmehlen). 

25 g Mehl werden mit 13 cm® Wasser in einer Porzellanschale mit 
Hilfe eines Spatels zu einem gleichmäßigen Teig verknetet. Man läßt ihn 
zugedeckt 1 Stunde liegen und wäscht ihn frei oder in einem leinenen 
Beutel unter dem «dünnen Strahle der Wasserleitung durch Kneten so 
lange aus, bis das Waschwasser frei von Stärke ist und klar abläuft. Zur 
Vermeidung von Verlusten läßt man das ablaufende Wasser durch ein 
Sieb aus feiner Müllergaze (Nr. 12) fließen, um losgerissene Kleberteile zu 
sammeln. Der Kleber wird frisch gewogen), seine äußeren Eigenschaften 
(Farbe, Dehnbarkeit) werden vermerkt, und in einem abgewogenen Teile 
wird bei 105° die Trockensubstanz ermittelt. 

Die Bestimmung ist mindestens zweimal auszuführen. 

12. Nachweis von Bleichmitteln. 

Zum Bleichen von Mehl wird nur das Stickoxyd benutzt. Zum Nach- 
weis wird der wässerige Auszug mit ‚Jodzinkstärkelösung und Schwefel- 
säure auf salpetrige Säure geprüft. 

13. Nachweis von schwefliger Säure. 

Geschwefeltes Mehl kommt im Handel nicht vor, soll aber darauf 
veprüft werden, so ist im Kohlensäurestrom unter Zusatz von Phosphor- 
säure zu destillieren und das Destillat mit Jodsäurestärkelösung auf schwef- 
lige Säure zu prüfen. 

14. Unterscheidung von Mehlarten. 

Die einzelnen Mehlarten werden in Mischungen nur durch mikro- 
skopische Prüfungsverfahren erkannt, die chemischen versagen fast alle. 

) Sellnick empfiehlt das Volumen des Klebers zu bestimmen, indem man ihn in 
einen mit Wasser halbgefüllten Meßzylinder wirft. 


| 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 223 


Der Bau der Stärkekörner und charakteristische Gewebselemente der ein- 
zelnen (Getreidearten dienen zur Unterscheidung und Erkennung. 

Die biologischen Verfahren versagen leider meistens, weil die ein- 
zelnen Arten zu nahe verwandt sind. Z. B. wirkt mit Weizenalbumosen 
hergestelltes Serum auch auf Roggen und Erbsen, nicht auf Haferalbu- 
mosen. Man darf daher keine hochwertigen Sera verwenden oder muß die 
elektive Fällung vornehmen. Vorläufig wird sich daher die Nahrungs- 
mittelehemie dieser Verfahren in der Praxis nicht bedienen können, sie 
haben bislang nur wissenschaftliches Interesse und gewähren einen Ein- 
blick in die nähere oder weitere Verwandtschaft der Getreidearten. 

Bei erhitzten Backwaren versagt die Reaktion überhaupt. 


3. Brot. 


Mittlere prozentische Zusammensetzung der Brotarten nach 
J. König (l. e.). 


| (a a = “= lo2,| 8 = 

| a2 — ä 

| ; | Prozente 

| Weizenbrot, feineres. | 24 |36°66| 6°81| 0:54 | 2:01 5579| 031| 0:88 

| gröberes || 17 37:27) 844| 0'91| 3:19 | 4780 112] 127 
Grahamprot .| 4 |41'08| 810| 072 4756 102| 152 

' Roggenbrot, feineres. | 39 |39°7 | 643 | 1:14| 251 |47°93 080 | 1:49 
' Kommisbrot, mit | | 

|  150/, Kleieauszug .|| 18 |38°88| 6°04| 0°40| 305 4851| 155| 157 
| Pumpemickel . . .|| 10 |42:22| 7:16| 1:30| 3:28|43°16] 148| 140 
Weizen-Roggenbrot . | 10 |38°46) T47 | 0:30 51-78. O5 
Zwieback, Schiffs- .| 21 | 954] 991| 255| 2:20|73:25| 0:85| 170 
I 5 feinerer .|| 3 | 928112:53) 444| 41516790] 058| 1-20 
| feinster | | | | 

(Kakes)ı. . 1... Bil SEAR EI LTe ‚D5r64 039| 082 


1. Bestimmung des Wassergehaltes. 

Der Wassergehalt des Brotes wird durch Trocknen von 5—10 g 
der vorgetrockneten und zu Pulver zerriebenen Krume bei 105° bestimmt. 

2. Bestimmung der Gesamtasche und des in Salzsäure un- 
löslichen Teiles. 

Diese Bestimmung erfolgt in gleicher Weise wie beim Mehl (S. 218). 

3. Bestimmung des Säuregehaltes. 

Wie für Mehl so gibt es auch für Brot eine allgemein brauchbare 
Methode zur Bestimmung des Säuregehaltes nicht. 

Nach K. B. Lehmann‘) wird der Gesamtsäuregehalt im Brote 
in der Weise bestimmt, daß der wässerige Brotbrei (50 g rindenfreie 


!) K. B. Lehmann, Säurebestimmung im Brot. Arch. f. Hygiene. Bd. 19. S. 363. 


224 Max Klostermann. 


Brotkrume auf ca. 200 em® Wasser) mit '/,-Normalnatronlauge und Phenol- 
phtalein als Indikator titriert wird. Lehmann drückt den Säuregehalt des 
Brotes dureh die Anzahl Kubikzentimeter Normalnatronlauge aus, welche 
zur Titration von 100 g frischer Krume erforderlich sind. 


4. Nachweis von Alaun. Kupfer und Zink. 


Zum Nachweis von Alaun taucht man das Brot 6—7 Minuten in 
Kampecheholztinktur (durch Digerieren von 5 g Kampecheholz mit 
100 cem® 95°/,igem Alkohol erhalten) und drückt es aus. Nach 2—3 Stun- 
den zeigt das Brot bei Alaunzusatz eine violette Färbung. 

Kupfer- und Zinkverbindungen werden wie im Mehl nachgewiesen. # 

5. Bestimmung der einzelnen Nährstoffe. 

Erfolgt wie beim Mehl. 

Bei der Bestimmung des Fettgehaltes im Brot ist zu bemerken, 
daß vor dem Ausziehen mit Äther invertiert werden muß.?) Man verfährt 
nach Polenske?) in folgender Weise: 

In einer 200 cem® fassenden Glasstöpselflasche werden 10 9 Brotpulver 
mit 50 em® Wasser und 1 cm® Salzsäure vom spez. Gew. 1'124 gemischt. 
Durch 1'/,stündiges Einstellen des lose verschlossenen Gefäßes in kochen- 
des Wasser wird die Stärke invertiert. Die noch heiße Flüssigkeit wird 
vorsichtig mit ca. 1 g gepulvertem Marmor versetzt und nach dem Er- 
kalten mit genau 50 cm® Chloroform 15 Minuten lang ausgeschüttelt. Nach 
24stündigem Stehen werden aus der klaren Chloroformfettlösung 20—25 cm? 
mittelst Pipette entnommen. Bei der Einführung ist es notwendig, wäh- 
rend sie durch die wässerige Flüssigkeit hindurchgeht, einen schwachen 
Luftstrom hindurchzuleiten. Der Inhalt der Pipette wird durch ein mit 
Chloroform angefeuchtetes Filter gegeben, das Filter mit Chloroform nach- 
gewaschen und das gesamte Filtrat verdunstet. Der Rückstand wird bei 
105° getrocknet und gewogen. 


6. Feststellung des Verhältnisses zwischen Krume und 
Rinde, des spezifischen Gewichtes, des Porenvolumens, des 
Trocekenvolumens und der Porengröße. 


Je nach der Größe des Brotes wird entweder ein ganzes Brot oder 
ein geeigneter Ausschnitt mit einem Messer in Rinde und Krume zer- 
legt und das Gewicht beider festgestellt. 


Bezüglich der übrigen Bestimmungen sei auf die Arbeiten von 
K.B. Lehmann ?) verwiesen. 


') Weibull, Fettbestimmung im Brot. Zeitschr. f, angew. Chem. 8.450 (1892). 


*) Polenske, Fettbestimmung im Brot. Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt. 
Bd. 8. 8. 678 (1893). 


) K. B. Lehmann, Hygienische Studien über Mehl und Brot. Arch. f. Hygiene. 
Bd. 21. S. 215. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 925 


7. Nachweis von Eosin. 

Zum Nachweis von eosinhaltiger Gerste!), welche zur Herstellung 
von Brot verwendet werden könnte, werden 100 9 Brot in einem Erlen- 
meyerkolben mit 150 cm® eines Gemisches gleicher Raumteile Alkohols 
und Wassers, denen 2cm® konzentrierte Salzsäure zugesetzt worden sind, 
übergossen und mehrmals durchgeschüttelt. Nach 1 Stunde wird die Flüssig- 
keit abgegossen und der Rückstand mit 50 .cm® des Alkohol-Wasserge- 
misches nachgewaschen. Die vereinigten Flüssigkeiten werden filtriert und 
auf dem Wasserbade in einer Porzellanschale auf etwa 20 em3 eingeengt. 
Diese Lösung wird mit 5 cm? Ammoniakflüssiekeit versetzt, in einen Scheide- 
trichter filtriert und durch Ausschütteln mit Äther wiederholt gereinigt. 
bis der Äther nicht mehr gefärbt erscheint. 

Die Anwesenheit von Eosin gibt sich durch deutliche grüne Fluo- 
reszenz der ammoniakalischen Lösung zu erkennen. Das Eosin wird nach 
dem Ansäuern der Flüssigkeit mit verdünnter Salzsäure durch 3maliges 
Ausschütteln mit etwa 10 cm? Äther ausgezogen, und die ätherischen Aus- 
züge werden 3mal durch Schütteln mit geringen Mengen Wasser ge- 
reinigt. 

Ist Eosin vorhanden, so färbt sich die ätherische Lösung beim frei- 
willigen Verdunsten rosenrot, wenn man Ammoniakdämpfe darüber bläst. 
Auch der Rückstand, welcher nach dem vollständigen Verdunsten des Äthers 
verbleibt, wird bei Einwirkung von Ammoniakdampf rot gefärbt. Die rote 
Färbung kann aber auch durch Extraktstoffe verdeckt werden, deshalb ist 
der Nachweis von Eosin sowohl auf die Fluoreszenz der ammoniakali- 
schen Lösung als auch auf die rosenrote Färbung des ätherischen Aus- 
zuges zu gründen. 


4. Präparierte Mehle. 


Kindermehle, Suppenmehle, Suppentafeln, Malzextrakt und 
dergleichen. 

Diese werden im allgemeinen wie Mehl untersucht. 

Zur Bestimmung von Zucker, Dextrin und Stärke in Kinder- 
mehl werden 5—10 g mit Wasser ausgezogen; man füllt auf 12 auf und 
läßt klar absitzen. In einem abgemessenen Teil der Lösung bestimmt man 
Zucker (als Maltose) und Dextrin, in dem ungelösten Anteil die 
Stärke. Oder man bestimmt in der ursprünglichen Substanz Zucker + 
Dextrin-+ Stärke und zieht hiervon das Gelöste von Zucker+Dextrin 
ab (siehe unter Mehl, S. 219). 

Gerber und Radenhausen?) geben folgendes Verfahren an: 

a) Von diastasierten Kindermehlen verrührt man nach dem Entfetten 
3—5g mit dem 10fachen Gewicht Wasser, digeriert 3 Stunden bei 70— 75° 


!) Nach der amtlichen Anweisung für die technische und chemische Untersuchung 
der Gerste und ihrer Erzeugnisse aus gekennzeichneter Gerste. 
2) N. Gerber, Untersuchung der Milcharten und Kindermilch. S. 81. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 15 


226 Max Klostermann. 


Mittlere prozentische Zusammensetzung einiger Kindermehle 
nach J. König (l. c.). 


| Kohlenhydrate _ 1 
n “ a u ET abn p>) Pi 
m = S (=) 2 
e Sr =] SE = 72 A 12 
Io u > AH lA=- 5 = us = 
Il = mn Do 8 3} = © .m no = 
| 8 en Eu ee R= nn = na 
» lie ga mamla 2:09 = oO um 
I = En u ,8 2,8, Fe = 
| 48 aa 3 M Fa - — = 
| un apriszP = Eu 
| .— —_ u 
|| 


N 
(0) 
= 
+ 
© 


W.Nestle,Vevey || 601 | 994 4531427513 
Faust & Schu- | 


Oo 
= 
_ 
= 
un 
= 
Re 
su 
IV 


1'75|:059 | 032 


Asche 


ster. Göttingen 6:54 | 1079| 455[43°21|32:99]| — | 1:92) 051 | — 
Muffler ... .|| 5,63 |1437| 5°8012741|4422| 0:34 | 2:39| 0951| 0:91 
Th. Timpe 132|1996| 545 |35'34] 2911| — 2832| 072| — 
Kufeke ... .| 83711324 169|2371]5017| 059] 223] 0691 071 
Theinhardt . .|| 465 | 16'355! 5°18|52°60! 16°87| 0'81| 354| 0'98| 0:67 
Rademann . .| 558|1415| 5°58| 1729| 5274| 073| 3931| 172] 104 
Klopfer ... .|| 719|2785] 2'65!5642] 271] 081 | 237| — | — 


Mellins Food .|| 615! 7'80| 0:29 :75°65 693 317| 058| 016 

Ötli,Veveyu.Üo. | | | 

in Montreux . || 6891 1011| 5:16 142°30| 3329| 050| 175| — ni 

Gerber & Co. .ı| 496 | 13:01! 458 | 4458| 32:93 050| 140| 047| — 
und setzt 100cm® Weingeist von 50°/, zu. Nachdem sich die Lösung ge- 
klärt hat, wird mit Hilfe der Saugpumpe filtriert und der Rückstand mit 
50°/,igem Weingeist ausgewaschen. Das Filtrat wird auf 500 cm? aufge- 
füllt und ein abgemessener Teil auf '/, seines Volumens eingedampft. Ein 
etwaiger Niederschlag, welcher aus Eiweiß besteht, wird abfiltriert und 
das Filtrat in einer Platinschale eingedampft, bei 100—105° getrocknet, 
gewogen und verascht. Extrakt weniger Asche ist die Menge der lösli- 
chen Kohlenhydrate. 

b) bei gewöhnlichen Kindermehlen werden ebenfalls 3—5 g nach 
dem Entfetten mit der 10fachen Menge Wasser angerührt, 5 Minuten lang 
unter Umrühren gekocht und nach dem Erkalten mit 100 cem® 50°/,igem 
Weingeist versetzt. Man läßt absetzen, filtriert und wäscht den Rückstand ° 
wiederholt mit 50°%,igem Alkohol aus. Sonst verfährt man wie vorher. 

c) Den Rückstand benutzt man zur Bestimmung der unlöslichen 
Kohlenhydrate, indem man ihn mit 200 cm® Wasser und 20 cm3 Salzsäure 
versetzt und 3 Stunden im siedenden Wasser erhitzt. Dann filtriert man 
in einen Literkolben, wäscht nach, neutralisiert mit Natronlauge und füllt 
auf 1000 cm? auf. In einem abgemessenen Teil wird die Dextrose nach 
S. 124 bestimmt und durch Multiplikation mit 09 auf Stärke umge- 
rechnet. 


5. Teigwaren (Nudeln, Makkaroni). 


Den Wassergehalt, Aschengehalt, Alaungehalt, Stickstoff- 
gehalt usw. bestimmt man in der feingemahlenen Substanz. wie unter 
Mehl angeeeben worden ist. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 2927 


1. Nachweis von Eizusatz. 

Präparate, welche Eier enthalten sollen, müssen darauf geprüft 
werden, ob überhaupt und wie viele Eier zugesetzt worden sind. Der 
Nachweis beruht darauf, dal durch die Eier der Gehalt der Teigwaren 
an ätherlöslichen Stoffen (Fetten) und an Lezithinphosphorsäure 
bedeutend erhöht wird. 

Wualitativ wird der Nachweis dadurch geführt, daß man auf An- 
wesenheit von Cholesterin prüft. Dies geschieht nach Juckenack') in 
der Weise, daß man 15 9 der Masse mit 30 cm® Äther übergießt und 
mehrere Stunden stehen läßt. Man filtriert, zieht nochmals mit Äther aus, 
verdunstet den Äther und verseift den Rückstand mit alkoholischer Kalilauge. 

Die Seife löst man in 50cm? Wasser und schüttelt mit Äther 
aus: dieser wird mehrmals mit Wasser gewaschen und verdunstet. Der 
hückstand wird in 12cm: Chloroform gelöst. Die Hälfte läßt man auf 
einem Uhrschälchen verdunsten, kristallisiert den Rückstand aus absolutem 
Alkohol um und prüft die Kristalle unterm Mikroskop auf die Kristall- 
form des Cholesterins. Läßt man dann vom Rande her konzentrierte 
Schwefelsäure, welche mit !/, Wasser verdünnt ist, zufließen, so färben 
sich die Kristalle karminrot und auf Zusatz von Jodkalium violett. 

Die andere Hälfte der Chloroformlösung wird auf zwei Reagenzgläser 
verteilt; in einem unterschichtet man mit konzentrierter Schwefelsäure und 
läßt 3 Stunden stehen. Ist kein Cholesterin zugegen, so färbt sich die 
Lösung schwach rosa (Phytosterin), ist Cholesterin zugegen, so färbt: 
sie sich stark rosa. Den letzten Teil der Chloroformlösung läßt man ver- 
dunsten und löst den Rückstand in 3 cm? Essigsäureanhydrid. Schüttelt 
man diese Lösung mit einem Tropfen konzentrierter Schwefelsäure, so tritt röt- 
liche, bald ins Grünliche übergehende Färbung auf (Liebermann); war nur 
ein Eidotter in 1 Pfd. Mehl enthalten, so ist die Färbung vorübergehend 
rosenrot, dann tief blau bis blaugrün. 

@. Popp?) verfährt zur Isolierung des Cholesterins wie vorher und 
weist es dann in der ätherischen Lösung durch Zusatz von einigen Tropfen 
Brom in Eisessig (1g Brom in 10 cm® Eisessig) nach, wobei nadelförmige 
Büschel von Dibromcholesterin entstehen. 

Die quantitative Eibestimmung geschieht nach J. Juckenack ?) 
folgendermaßen: 

a) Bestimmung der Lezithinphosphorsäure. 

Etwa 309g der feingemahlenen Teigware werden getrocknet und 
wenigstens 12 Stunden mit absolutem Alkohol ausgezogen. Der Rückstand 
wird mit 5 cm3 alkoholischer Kalilauge (2009 KOH in 1 Liter 70°/,igem 
Alkohol) verseift, in einer Platinschale zur Trockene verdampft und ver- 
kohlt. Man zieht mit Salpetersäure aus, filtriert und verascht das Filter 


ı) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel (1906). 
2, Zeitschr. f. öffentl. Chemie. S. 459 (1908). 
s) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 3. S. 1 (1900). 


228 Max Klostermann. 


und die Kohle vollständig. Die Asche wird wieder mit Salpetersäure auf- 
genommen und das Gelöste dem ersten Filtrat zugefügt. Die Phosphor- 
säure wird nach 8. 153 bestimmt und auf getrocknete Substanz berechnet. 

Einfacher ist das Verfahren von Arragon): 50 g der feingemahlenen 
Teigware gibt man in einen 300 em®-Kolben, fügt 150 cm® Alkohol hinzu 
und wiegt. Man läßt dann den Alkohol eine Stunde am Rückflußkühler 
kochen, wiegt wieder und ergänzt den etwa verdampften Alkohol. Nach 
dem Filtrieren gibt man 100 cm® in eine Platinschale, fügt 29 Salpeter, 
3 g wasserfreie Soda und 20 em® Wasser hinzu, läßt verdunsten und ver- 
ascht. Der Rückstand wird wie vorher behandelt. 

b) Bestimmung des Ätherextraktes. 

20.9 der feingemahlenen Teigware werden 6 Stunden lang mit Äther 
im Sochletschen Apparat ausgezogen: das Extrakt wird nach Entfernung 
des Äthers getrocknet und gewogen. 

Aus der folgenden Tabelle ist dann durch Kombination der gefun- 
denen Mengen Ätherextraktes und Lezithinphosphorsäure der an- 
nähernde Gehalt an Eisubstanz zu entnehmen. 

Da im allgemeinen 2 Eier auf !/,kg Mehl gefordert werden, 
so ist der niedrigste Gehalt an Lezithinphosphorsäure 0'045°/, und an 
Ätherextrakt 2%,. 

Übrigens läßt sich auch mit Hilfe der biologischen Methode der Ei- 
nachweis führen. Leider versagt dieses Verfahren bei stark erhitzten Teig- 
waren und eignet sich auch nicht zur quantitativen Bestimmung, worauf 
es hauptsächlich ankommt. 


Bei Verwendung des Gesamtei- Bei Verwendung von Eidotter | 
inhaltes enthält die Trockensub- enthält die Trockensubstanz der 
Fr stanz der Nudeln im Mittel Nudeln im Mittel | 
Bier auf | no. | 
1 Pfunc 2 ‚ezithin- Ather- nn |, 5 Kthersun 
Mehl Asche | ODE nat Asche | rn | extrakt | 
in Prozenten in Prozenten | 
| 0565 00513 1:56 0488 | 00518 157 | 

2 0664 0OTS6 2:42 0516 | 0.0801 | 2:47 
3 | 0758 | 0104 | 324 | 0542 | 0105 | 333 | 
4 0'848 0.1289 401 0568 | 0:1339 AT 

5 0'933 01522 475 0593 | 0:1594 4.95 

[5 1:01 01744 5-45 O61T 01842 570 

7 1.090 01954 611 0640 | 02081 | 651 

> 1'163 02155 675 06627 126 


2. Nachweis von Farbstoffen. 
Teigwaren werden vielfach mit gelben Farbstoffen gefärbt, um 
einen höheren Eigehalt vorzutäuschen; aber auch solche ohne Eigehalt 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. S. 520 (1906). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 229 


werden gelb gefärbt, und es ist deshalb häufig notwendig, auf künstliche 
Färbung zu prüfen. 

a) Verfahren von Juckenack.‘) In zwei Reagenzgläser von 23—30 em? 
Inhalt werden je 109g der feingemahlenen Teigwaren gebracht, in das eine 
werden 15 cm Äther, in das andere 15 cm® 70°/,igen Alkohols gebracht; 
darauf läßt man 12 Stunden extrahieren. Bleibt der Äther ungefärbt 
und ist der Alkohol deutlich gelb gefärbt, dann ist Farbstoff sicher vor- 
handen. Dies erkennt man auch schon daran, daß die Substanz unter 
dem Alkohol farblos geworden ist, die unter dem Äther nicht. 

Färben sich beide Lösungsmittel, Alkohol und Äther, gelb, dann kann 
die Färbung entweder von dem natürlichen Farbstoff des Mehles, dem Lutein, 
allein, oder von Lutein und künstlichem Farbstoff herrühren. Man prüft im 
diesem Falle zunächst die ätherische Lösung nach Weyl mit salpetriger 
Säure. Lutein entfärbt sich hierbei sofort: bleibt die Lösung gelb, so 
ist ein fremder Farbstoff vorhanden. 

Ist die Teigmasse durch Alkohol entfärbt worden, durch Äther aber 
nicht, so ist neben Lutein noch ein fremder Farbstoff vorhanden; man 
schüttelt dann noch dreimal mit neuem Äther aus, bis der Äther farblos 
bleibt. Darauf wird mit 70°/,igem Alkohol wieder 12 Stunden lang extrahiert, 
wobei der künstliche Farbstoff, wenn er in Äther unlöslich ist, gelöst 
wird und den Alkohol gelb färbt. 

b) Schmitz-Dumont?) weist Tropäolin durch Befeuchten mit verdünnter 
Salzsäure nach. Es entstehen dann blaßrote, kirschrote und violette Fär-. 
bungen. Weizengrieß wird auch allein häufig violett gefärbt, aber die 
Färbung entsteht erst nach einiger Zeit. 

c) Coreil 3) zieht die Teigwaren zunächst mit Alkohol aus und färbt 
dann einen Wollfaden unter Zusatz von Weinsäure, wobei auf dem Wasser- 
bade eingedampft wird. Dieser Wollfaden wird zunächst mit Äther ge- 
waschen, um das Lutein zu entfernen und darauf mit konzentrierter 
Schwefelsäure behandelt. Wird die Farbe nur vorübergehend blau, so liegt 
Safranfarbstoff vor, entsteht eine indigoblaue beständige Farbe, so liegt 
Orleanfarbstoff vor. Tropäolin wird dagegen rotviolett oder bräunlich gelb 
gefärbt. . 
Entsteht kein Farbenwechsel, so ist Cureuma durch Behandeln mit 
Borsäure, Pikrinsäure durch die Pikraminsäurereaktion (Rotfärbung mit 
Zvankali in Kalilauge) zu erkennen. Martiusgelb wird von heißem Wasser 
gelöst, Kalilauge erzeugt keinen, Salzsäure einen weißlichen Niederschlag. 


6. Backwaren. 


Zum Nachweis von Rohrzucker in Cakes und ähnlichen Backwaren 
verfährt man nach der unter Zucker angegebenen Methode. 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 3. S. 1 (1900). 
2) Zeitschr. f. öffentl. Chemie. S. 402 (1902). 
3) Journ. Pharm. et Chim. 1888, 18, 3%. 


230 Max Klostermann. 


Die übrigen Untersuchungsverfahren sind die gleichen wie die unter 
I—5 angeführten. 


Gewürze. 


Als Gewürze bezeichnet man Pflanzenteile, die wegen ihrer charak- 
teristischen Bestandteile, welche vorwiegend aus flüchtigen Ölen, aromati- 
schen Körpern, Harzen und Farbstoffen bestehen, zum Würzen von 
Nahrungsmitteln verwendet werden und eine wichtige Rolle bei der Er- 
nährung spielen. 


Allgemeine Untersuchungsverfahren. 


Die chemische Untersuchung der Gewürze beschränkt sich in vielen 
Fällen auf die Bestimmung des Aschengehalts, des in 10°/,iger Salz- 
säure unlöslichen Teiles der Asche und auf nähere Untersuchung der 
Aschenbestandteile. In manchen Fällen ist die Bestimmung von Wasser, 
Stickstoff, Fett und ätherischen Ölen, in anderen die Bestimmung 
des alkoholischen oder ätherischen Extraktes, der Stärke, der Pentosane, 
der in Zucker überführbaren Stoffe und der Rohfaser für die Beurteilung 
wichtig. 

1. Bestimmung der Asche und des in Salzsäure unlöslichen 
Teiles. 

Zur vorläufigen Orientierung über das Vorhandensein größerer 
Sandmengen in gemahlenen Gewürzen kann die bei Mehl beschriebene 
Chloroformprobe (Seite 218) dienen, zu der 5—10 g Substanz ausreichen. 

Zur Bestimmung der Asche werden etwa 5—10g des gut durchge- 
mischten Gewürzes in einer Platinschale mit möglichst kleiner Flamme 
verbrannt. Für Safran genügen 29 (siehe allgemeine Untersuchungsver- 
fahren S. 152). 

Zur Bestimmung des in Salzsäure unlöslichen Teiles (Sand, Ton usw.) 
wird die Asche mit 10°/;iger Salzsäure eine Stunde lang bei etwa 30-40 
behandelt. Der Rückstand wird filtriert, ausgewaschen und nach dem 
(ilühen gewogen. 

2. Bestimmung des Gewichtsverlustes bei 100°. 

Mit Rücksicht auf die fast in allen Gewürzen enthaltenen flüchtigen 
Bestandteile hat die Bestimmung des Gewichtsverlustes bei 100° sowie des 
Wassergehaltes keinen großen Wert. Ist sie aber erforderlich, so müssen 
die feingemahlenen Gewürze zunächst 24 Stunden im Exsikkator vorge- 
trocknet und dann 2 Stunden im Wassertrockenschrank fertig getrocknet 
werden. 

3. Bestimmung des alkoholischen oder ätherischen Ex- 
traktes. 

>9 des feingemahlenen Gewürzpulvers werden bei 100° getrocknet 
und in einer Papierhülse im Sorhletschen Extraktionsapparat 8S—12 Stun- 
den lanz entweder mit Alkohol oder Äther ausgezogen. Die Papierhülse 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 231 


mit Inhalt wird dann bei 100° getrocknet, und der Gewichtsverlust vor 
und nach dem Ausziehen ergibt den in Alkohol oder Äther löslichen Anteil. 

4. Bestimmung der Stärke. 

Dies geschieht nach den „Allgemeinen Methoden‘, S. 146. 

Nach E. v. Raumer !) werden 5g Gewürz mit 200 em® Wasser !/, Stunde 
gekocht. Nach dem Abkühlen auf 65° und Ergänzen des verdampften 
Wassers wird die Flüssigkeit mit 0'05 bis O'1g reiner zuckerfreier Dia- 
staselösung nach Lintner versetzt und 4—5 Stunden auf 65° erwärmt. 
Zur Klärung werden dann 25 cm® Bleiessig zugesetzt und das Ganze 
wird zu 250 cm3 aufgefüllt. Man läßt eine Stunde ruhig stehen und filtriert 
200 em® ab. Im Filtrat wird das Blei mit doppeltkohlensaurem Kali ge- 
fällt und die Lösung wieder auf 250 cm? aufgefüllt. Davon werden 200 em® 
abfiltriert. Das Filtrat wird mit Essigsäure neutralisiert, mit 20 cm? Salz- 
säure (S—= 1'124) versetzt und 2!/, Stunden am Rückflußkühler erhitzt. 
Die Zuckerbestimmung erfolgt dann nach den allgemeinen Untersuchungs- 
methoden S. 124. 

5. Bestimmung der Rohfaser. 

Die Rohfaser wird nach dem Ween der-V erfahren, S. 150, bestimmt. 

Bessere Resultate werden aber mit der von Spät?) vorgeschlagenen 
Änderung erhalten, welcher 39 der feingemahlenen Ware, nachdem sie 
durch ein O5 mm-Sieb gegeben worden ist, in einem Kolben mit 50 em? 
Alkohol und 25 cm® Äther versetzt. Darauf wird eine Stunde am Rückflub- 
kühler heiß) extrahiert, durch ein Asbestfilter filtriert und der Rückstand 
ausgewaschen. Das Filter nebst Rückstand wird zur Rohfaserbestimmung 
nach Weender verwendet. 

6. Bestimmung des Gehaltes an ätherischen Ölen. 

Das ätherische Öl wird durch Einleiten von Wasserdampf abdestilliert, 
das Destillat ausgesalzen und mit Äther ausgeschüttelt. Den Äther läßt 
man verdunsten und trocknet den Rückstand bei 15°. 

7. Die Stiekstoffbestimmung. 

Sie erfolgt nach Kjeldahl, S. 104. 

Die Untersuchung der einzelnen Gewürze erfolgt einerseits auf che- 
mischem Wege, in der Hauptsache aber mit Hilfe des Mikroskops. Da hier 
nur die chemischen Verfahren beschrieben werden sollen, so werden auch 
nur diejenigen Gewürze erörtert werden, für welche es außer den ange- 
führten noch besondere Untersuchungsverfahren gibt. 


1. Ingwer. 


Erforderlich ist die Bestimmung der Asche und des in Salzsäure 
unlöslichen Teiles. Ingwerpulver ist ferner zu prüfen, ob es schon ex- 
trahiert worden ist. Dies erkennt man am Äther- und Alkoholextrakt: 


') Zeitschr. f. angew. Chemie. S. 455 (1893). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. S. 589 (1905). 


232 Max Klostermann. 


Prozentische Zusammensetzung 
I LL————LL LL—L—L— — — —L—L— — — — — — — — — — — 


| | 62 

| Stiek- | Äthe- | ME | Petrol- | 
| Wasser | stoff- | risches Hr äther- | 
substanz Öl extrakt extrakt | 
| ji a (Fett) | 

‚ Muskat- |Myristica fragans . | 10:62 622 359 | 3435 _- 
nub | - argentea. 9:92 695 470 | 3547 u. 
[Echte (Banda) . . | 1048 | 633 | 743 | 2325 2185 | 
Mazis ‚Papua- . ii Re 668 589 | 5428 | 5272 | 


| Wilde (Bombay). . | 704 | 505 | Spur | 60:06 | 32:64 | 
| [Paprika . | ır21 | 1847 | vı2 | 1249 | 983 
( 


"Capsicum 'avennepfeffer . | 802 | 13:97 132-1/719°06 — 
Nelkenpfeffer . . | 969 | 519 | 407 | 637 Zn, 
‚ Gewürz- |Blütenknospe . . 786 | 6:06 | 1761 7716| — | 
nelken \Stiee .. . . .| 922| 584 | 480, 389 | — 
Reimer. „—.. . .1 1184] 707 135 3.068 | 179 
Ingwer "Abfal-. . . . .|| 409 — (656) | 616 — 
Gebrauchter. . . || 1173 | 800 | 040 275 | 076 | 


Beslon=r 20.7.8 2-,11,58:87 371 153 273 
Zimmt !Chinesischer. . . 10:88 356 1:3 1:96 = 
Holz-Cassia . 800 22 3:69 DD: A 


Schwarzer . . „11304 | 1222| 17 | u | — 
Toıßar 2.709 | .79 e | er | 

Pfeffer Jweiber : . ..,, 1372 | 1173| 0:3 EBaar ze 

Schalen- . . . . || 1151 | 1433 097 | 304 — 

Sr a AIR 930 | 13'553 104 | 437 — 
| Myrosin- 
Albumin 

Sent- Weiber . : .°., 718 | 2759 087 | 2879 | 2628 
Be Schwarzer . . . 1901 2911 0:93 | 2725 | 2703 
|Senfmehl =. 563 | 3255 | EEE 


Kümmel : . . . 1315 | 1984 223 | 16°50 — 


Ans - »....11233 | 1725| 334 


a 
Wit 

[0'.) 
| 


Koriander . . . | 1137 | 1149 | 084 | 19:15 = 


Fenchel -. . . .| 1236 |ırı5 | 396 | 17 I — 


Vanille -. . . .1 2839 371 0:62 | ER — 
Wache) 


Satans am il 1562 | 1241 060 563 | — | 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


der Gewürze. 


Nach J. König l.c. 


3: 


4 >» 
235 


re a esse SS EEE 


Alkohol- 
extrakt 


Wasser- Amer 
extrakt | Stärke 


1198 
1678 


29.25 
24-54 
AESTE 
ı 1451 


304 


2:67 
2:10 


12:02 | 54:53 
16:18 | 2535 
8-46 | 5457 
| 33-4 

= 4 1,55:70 

— |. 742 
Ra 


N23'07 | 


1:13 | 


ı Sonstige 
N-freie 
Substanz | 


u) 
1 


2911 
4604 | 


25.85 | 
30:72 | 


| 1281 | 


1496 | 


| 25.64 
2884 
ı 30°85 


2255 | 
19:27 | 
| 1870 


2618 | 
| 1129 | 
| 1540 | 


| 29-78 


| 43:64 


14:36 | : 


Rohfaser 


20.90 


837 
17:00 


+16 


1097 | 


577 
3444 
21:82 
2343 


| 12:94 


4:39 
35'55 


30:08 


In Zucker 


bare 
Stoffe 


überführ-| 


Ex Kork 


Vor ag Muyı 
er 
H= 00 


DE MAO: 


wm Ole 


wo 


Senn 


Do 1 


847 | 
18°03 
8:90 
1413 


5745 | 
| 35:81 
59,86 
1964| 
27:08 
21:84 | 


38:27 
5475 
16792 | 
| 2134 
| Myron- | 


saures 
Kalium 


| 2-35 
281 


217 | 


Piperin 
661 
667 
195 
0.96 


Rhodan- 
Sinapin 


11:40 
1125 
11:12 


Vanillin 


1:16. bBS 


2779 


Schwefel) 
1:05 | 
1343 

„rer | 
I 


Zucker 


| 312 | 
4:27 

1:92 | 
| 4:79 | 


7712| 


234 Max Klostermann. 


falls der Ingwer mit Wasser ausgezogen ist, muß auch das wässerige 
Extrakt bestimmt werden, welches kalt gewonnen wird. 


2. Muskatblüte (Mazis). 


Die Bestimmung der Asche und des Sandes erfolgt nach den allge- 
meinen Bestimmungsmethoden S. 152. 

Da Mazis mitunter einen Zuckerüberzug erhält, so ist darauf zu 
prüfen, indem man kurze Zeit mit Wasser auszieht und den Auszug 
polarimetrisch auf Zucker prüft. 

Zur Erkennung von extrahierter Mazis ist das Petroläther- 
extrakt und Ätherextrakt zu bestimmen. Zur Unterscheidung von 
echter Bandamazis von der wertlosen wilden Bombaymazis dienen 
folgende Verfahren: 

Man zieht etwa 4—5g mit der 10fachen Menge absoluten Alkohols 
aus, filtriert und prüft das Filtrat in folgender Weise: 

a) Man versetzt 1cm® der alkoholischen Lösung mit der 3fachen 
Menge Wasser und hierauf mit 1cm® einer 1°/,igen Kaliumchromat- 
lösung. Beim Erhitzen zum Sieden erscheint bei reiner Bandamazis eine hell- 
gelbe, bei Bombaymazis eine lebhaft ockerartige oder sattbraune Färbung. 

Ist Cureuma zugegen, so entsteht grünliche Färbung. 

b) Man fügt zu 1 cm® des alkoholischen Auszuges 3 em? Wasser und 
einige Tropfen Ammoniak hinzu: die Flüssigkeit färbt sich bei Anwesen- 
heit von Bandamazis rosa, bei Bombaymazis tief orange bis gelbrot. 

c) Versetzt man den alkoholischen Auszug mit basischem Bleiazetat. 
so entsteht bei Bombaymazis eine gelbrote, flockige Fällung. 

Diese Reaktion ist aber nicht so charakteristisch wie die vorher- 
gehenden. 

Busse!) benutzt die Kapillarmethode zum Nachweis von Banda- 
und Bombaymazis. Der alkoholische Auszug (1:10) wird filtriert und 
in Bechergläser gebracht. In diese hängt man Streifen von Filtrierpapier, 
in denen sich der Farbstoff langsam hochzieht. Nach etwa einer Stunde 
werden die Streifen herausgenommen, abgetrocknet und in heiße konzen- 
trierte Barytlauge gelegt, dann auf Fließpapier getrocknet und mehrere 
Stunden an der Luft hängen gelassen. Bandamazis zeigt dann einen 
bräunlichgelben Gürtel, während der untere Teil blaßrötlich ist. Die 
gleiche Färbung gibt auch Papuamazis. Bombaymazis zeigt einen 
ziegelroten Gürtel: ist nur 5°/, vorhanden, so ist der Gürtel zwar etwas 
dunkler, aber der untere Teil ist ziegelrot gefärbt. 

Um Papuamazis nachzuweisen, gibt Griebel?) folgendes Verfahren 
an: O1 g feingemahlene echte Bandamazis und die gleiche Menge der 
fraglichen Mazis werden mit je 10 cm® leicht siedendem Petroläther über- 
gossen und einige Zeit geschüttelt. Nach dem Filtrieren werden je 2 cm? 


!) Arb. d. kaiserl. Gesundheitsamtes. Bd. 12. S. 628 (1896). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahr.- u. Genußm. Bd. 18. S. 202 (1909). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 235 


des Filtrates mit der gleichen Menge Eisessig gemischt und sofort vor- 
sichtig mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet. Reine Banda- 
mazis gibt an der Berührungsstelle einen gelblichen Ring, Papua- 
mazis je nach Menge sofort oder später eine rötliche Färbung. Wenn 
nach 1—2 Minuten die rötliche Färbung nicht deutlich auftritt, so ist die 
Reaktion negativ, da auch Bandamazis allmählich ähnliche Farbentöne 
zeigt. Bombaymazis gibt bei gleicher Behandlung überhaupt keine Färbung. 

Auf diese Weise lassen sich aber nur größere Mengen von Papua- 
mazis, etwa 20°/,, nachweisen. Ist die Reaktion nicht eindeutig, so ver- 
dünnt man noch mit der gleichen Menge Petroläther, dann treten die 
Färbungen zwar langsamer, aber deutlicher hervor. 

Zur weiteren Aufklärung dient die Untersuchung des Fettes, welches 
mit Petroläther ausgezogen wird. Echte Mazis enthält bis 24°/, Fett 
vom Schmelzpunkt 25—26° und 4 -15°/, ätherisches Öl. Die Jodzahl des 
Fettes schwankt zwischen 77 und 80, die Verseifungszahl zwischen 170 und 
173. Bombaymazis enthält bis zu 35°/, Fett und fast kein ätherisches 
Öl; es besitzt die Jodzahl 50-53 und die Verseifungszahl 189-191. 


3. Paprika. 


Die Bestimmung der Asche und des Sandes erfolgt nach dem allge- 
meinen Verfahren, S. 152. 

Wichtig ist noch die Bestimmung des Alkoholextraktes, welches für 
echte Paprika nicht unter 25°/, beträgt, für ganz oder teilweise extrahierte 
aber bedeutend tiefer liegt. 


4. Safran. 


veiner Safran gibt mit konzentrierter Schwefelsäure Blaufärbung. 


Nachweis fremder Farbstoffe.!) 


4. Der wässerige Auszug des reinen Safrans verändert mit ver- 
dünnter Salzsäure seine Farbe nur wenig, mit Kalilauge wird sie 


goldgelh. 
a) Die Lösung wird auf Zusatz von Salzsäure entfärbt, Kali- 
lauge stellt die ursprüngliche Farbe wieder her = Dinitrokresol- 


kalium; 

b) es entstehen durch Salzsäure gefärbte Niederschläge = Hexa- 
nitrodiphenylamin, Dinitronaphtholkalium. 

B. Echter Safranauszug gibt mit Zink und Salzsäure oder mit 
schwefliger Säure behandelt ein farbloses Filtrat, welches sich weder 
auf Zusatz von Aldehyd noch bei längerem Stehen an der Luft wieder färbt. 

a) Durch Reduktionsmittel entfärbte (Anilin-) Rosanilinfarb- 
stoffe oxydieren sich an der Luft nicht zu gefärbten Verbindungen, wohl 
aber Azofarbstoffe. 


!) Nach Vereinbarungen. Heft II. S. 67. 


256 Max Klostermann. 


b) Durch schwetlige Säure entfärbte Rosanilinfarbstoffe werden 
auf Zusatz von Aldehyd wieder rot. 

©. Echter Safranauszug gibt mit Baryumhyperoxyd und Salz- 
säure farblose Lösung. Sulfosäuren der Azofarbstoffe werden nicht 
entfärbt. 

D. Das Natriumsalz des Sulfanilsäureazodiphenylamins wird 
durch verdünnte Salzsäure violett gefärbt, gegen konzentrierte Schwefel- 
säure verhält sich dieser Farbstoff wie reiner Safran. 

Das Natriumsalz des Xylidinsulfosäureazo-&-Naphthols gibt mit ver- 
dünnter Salzsäure einen braunroten Niederschlag, durch konzentrierte 
Schwefelsäure wird die Lösung kirschrot. 

E. Korallin. Ammoniak löst es mit karminroter Farbe, auf Zusatz 
von Säuren entsteht eine gelbe Fällung, desgleichen mit Zinnchlorür. 

F. Pikrinsäure. Salzsäure erzeugt keinen Niederschlag, mit 
Zinkstaub gekocht entfärbt sich die Lösung. Eine Probe der Lösung, 
mit Kalilauge und Zyankalium gekocht, wird purpurrot, deseleichen 
mit alkalischer Zinnchlorürlösung. 

Wertvolle Dienste bei der Trennung der Farbstoffe leistet die 
(oppelsrödersche Kapillaranalyse. Man digeriert nach R. Kayser 5 9 Safran 
24 Stunden lang mit 50 cm® Wasser (Kochen ist zu vermeiden)., In den 
Auszug hängt man 4 Dem breite Streifen von Filtrierpapier. Nach etwa 
6 Stunden sind bei Anwesenheit fremder Farbstoffe die Streifen in ver- 
schiedener Höhe verschieden gefärbt. Man schneidet die einzelnen ge- 
fürbten Stücke heraus, wäscht mit heißem Wasser aus, kapillarisiert die 
einzelnen Lösungen zur vollständigen Trennung der Farbstoffe nochmals 
und stellt endlich mit den wässerigen Lösungen Reaktionen an.!) Noch 
besser gelingt die Trennung nach einer von R. Kayser?) verbesserten 
Methode. Man behandelt einen wässerigen Safranauszug mit wenig Alkali 
in der Wärme und neutralisiert wieder; es scheidet sich das Krozetin, 
das durch Kalilauge aus dem Krozin, dem Farbstoff des Safrans. ab- 
gespalten wird, zum größten Teil aus. Die Lösung ist nur noch schwach 
gelb gefärbt von diesem Rest von Krozetin und gibt keine kapillar-. 
analytische Reaktion mehr. Sind Teerfarbstoffe vorhanden, so bleiben 
diese bei der angegebenen Behandlung unverändert und können auf kapillar- 
analvtischem Wege rein erhalten und getrennt werden. 


5. Pfeffer. 


Nach den allgemeinen Untersuchungsverfahren werden folgende Be- 
stimmungen ausgeführt: 

Feuchtigkeitsbestimmung, 

kohfaserbestimmung, 


) Bericht über die X. Versammlung der freien Vereinigung bayrischer Vertreter 
der angewandten Chemie in Augsburg. S. 100 (1891): ferner desgleichen über die 
XIII. Versammlung in Aschaffenburg. S. 25 (1894). j 

*) Forschungsberichte über Lebensmittel ete. Bd. 1. S. 430 (1894). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 237 


Stärke, 

Stickstoff, 

Alkoholisches und ätherisches Extrakt. 

Asche und Sand. 

a) Piperinbestimmung: 

10-204 feinst gepulverten Pfeffers werden mit starkem Äthyl- 
alkohol vollständig ausgezogen. Der Alkohol wird verdunstet: der Rück- 
stand, welcher aus Piperin und Harz besteht, wird zur Entfernung des 
Harzes mit einer kalten Lösung von Natrium- oder Kaliumkarbonat 
behandelt und filtriert. Das ungelöste Piperin wird nochmals in Alkohol 
gelöst und nach dem Verdunsten das Lösungsmittel getrocknet und ge- 
wogen. 

Das Harz kann man aus der alkalischen Lösung auch durch Salz- 
säure ausfällen, abfiltrieren und ebenfalls durch Lösen im Alkohol, Ver- 
dunsten des Lösungsmittels und Trocknen annähernd quantitativ be- 
stimmen. 

Eine bessere Methode ist von Baur und Hilger‘) angegeben worden. 
Sie gehen zunächst in der Weise vor, daß sie getrockneten, fein ge- 
mahlenen Pfeffer mit absolutem Alkohol extrahieren, den Alkohol ver- 
dampfen und den Rückstand mit Äther warm ausziehen. Die Lösung wird 
in einen 500 em®-Rundkolben gegeben und der Äther verdunstet. Der Rück- 
stand wird mit 20 cm® konzentrierter Salpetersäure (S —= 1'4) versetzt und 
2 Stunden auf dem Wasserbade erhitzt. Nach Zusatz von Wasser und 
Kalilauge im Überschuß wird im Wasserdampfstrom etwa 2-3 Stunden 
destilliert, bis das Destillat keine alkalische Reaktion mehr besitzt. Vor- 
eeleet werden 50-60 cm? !/,.-Normalschwefelsäure; die überschüssige 
Schwefelsäure wird mit !/,.-Normalkalilauge zurücktitriert. I cm? !/,0-Nor- 
malschwefelsäure entspricht 0'0285 g Piperin. Bei dieser Behandlungsweise 
entsteht aus Piperin das Piperidin. Es ist nicht praktisch, die Richtig- 
keit des Ergebnisses durch eine Stickstoffbestimmung nach Ajeldahl nach- 
zuprüfen, da sich Pyridin, Chinolin und ihre Derivate dazu nicht eignen. 

b) Bestimmung der Bleizahl nach Busse.?) 

5g Pfeffer, welcher vorher fein gemahlen und gut getrocknet 
worden ist, werden mit absolutem Alkohol 5 Stunden extrahiert und dann 
getrocknet. Das trockene Pfefferpulver wird in einer Schale mit kaltem 
Wasser zu Brei gerieben und dann mit 50-60 cm? kochenden Wassers in 
einen 200 cm3-Kolben gespült. Man setzt 25cm Natronlauge (10°/,) 
hinzu und digeriert 5 Stunden im Wasserbade. Darauf wird mit konzen- 
trierter Essigsäure bis zur schwach alkalischen Reaktion versetzt, 
mit Wasser auf 250 em? aufgefüllt und absitzen gelassen. 

Zu 50 cm: des Filtrates wird soviel konzentrierte Essigsäure gegeben, 
daß die Reaktion deutlich sauer ist. Darauf werden 20 cm? einer 10°/,igen 

') Forschungsberichte über Lebensmittel ete. Bd. 3. S. 113 (1896). 

2) Arb. a. d. kaiserl. Gesundheitsamte. S. 509 (1894). 


>38 Max Klostermann, 


Bleiazetatlösung zugesetzt, schließlich wird mit Wasser auf 100 cm® auf- 
gefüllt, gut umgeschüttelt und filtriert. 10 cm® des Fitrates werden in ein 
Becherglas gebracht, welches 5 em® verdünnte Schwefelsäure (1 + 3) ent- 
hält. und zur Mischung 30 cm® absoluten Alkohols zugefügt. Man läßt ab- 
setzen. filtriert und wäscht den Rückstand mit 80°,igem Alkohol aus. 
Das Bleisulfat wird in der üblichen Weise durch Veraschen des Filters 
und vorsichtiges Glühen im Porzellantiegel bestimmt und durch Multi- 
plizieren mit dem Faktor 06822 auf Blei (Pb) umgerechnet. 

In der gleichen Weise wird durch Fällen mit Alkohol und Schwefel- 
säure der Bleigehalt der ursprünglichen Bleiazetatlösung bestimmt. 
Die Differenz dieser und der beim Pfeffer gefundenen Menge wird durch 
Multiplizieren mit 10 auf Ig Pfeffer umgerechnet und ist die sogenannte 
Bleizahl. 


6. Senfmehl. 


Für die Beurteilung kann außer den Bestimmungen der Stärke, des 
Stickstoffes, des Fettes und der Asche, welche nach den allgemeinen Unter- 
suchungsmethoden, S. 230 und folgende, ausgeführt werden, auch die Bestim- 
mung des Senföles wichtig sein, wovon der schwarze Senfsamen 06 bis 
1:0°/,, der weiße Senfsamen 0'1—0'2°/, bildet. 

Nach Sehlicht!) wird das Senföl in folgender Weise bestimmt: 

20 oder 25 g des feingepulverten Senfsamens werden in einem Glas- 
kolben mit warmem Wasser zu Brei gerührt; der Kolben wird mit einem 
doppelt durchbohrten, luftdicht schließenden Korkstopfen verschlossen, durch 
dessen eine Öffnung eine gebogene Glasröhre geht, welche bis unter den 
Pfropfen reicht und mit einem Liebigschen Kühler luftdicht verbunden ist. 
Nach Verlauf einer halben Stunde wird durch ein zweites Glasrohr, welches 
bis auf den Boden des Kolbens reicht, Wasserdampf eingeleitet. Das De- 
stillat wird in einer mit dem Kühler durch Korkpfropfen verbundenen 
Vorlage (Kolben oder Peligotsche Röhre) von etwa 300 cm® Inhalt aufge- 
fangen, welche mit 50 cm® einer gesättigten Lösung von Kaliumperman- 


ganat — nämlich etwa 2Ö0mal so viel, als Senföl angenommen werden 
kann — und '/, des Kaliumpermanganats an Kalihydrat beschickt ist. 


Nachdem ungefähr 150-200 em® überdestilliert sind, wird das Destillat 
kräftig durchgeschüttelt, erwärmt und das überschüssige Kaliumperman- 
sanat mit reinem Alkohol — 25 cm® reduzieren 5 g Permanganat — re- 
duziert. Das Ganze wird auf ein bestimmtes Volumen gebracht und durch 
ein trockenes Filter filtriert. In einem aliquoten Teil — etwa der Hälfte 
— wird die Schwefelsäure bestimmt. Da jedoch das bei der Oxydation des 
Alkohols entstehende Aldehyd Kaliumsulfat reduzieren kann, so setzt man 
nach Ansäuren mit Salzsäure vor der Fällung etwas Jod hinzu und fällt 
dann erst die Schwefelsäure mit Chlorbaryum. Aus dem gefundenen Baryum- 
sulfat ergibt sich durch Multiplizieren mit 0'4249 der Gehalt an Senföl. 


!), Zeitschr. f. anal. Chem. Bd. 30. S. 661 (1891). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 239 

Zur Bestimmung des Senföles eignet sich noch besser, mit Berücksichti- 
gung der Arbeiten von Gadamer, folgender Weg: 

Etwa 5 g gepulverten Senfsamens werden mit 100 cm® Wasser bei 
20— 25° mindestens 2 Stunden in einem verschlossenen Kolben stehen ge- 
lassen und hierauf, nach Zusatz von 10 cm® Alkohol und 5 y Olivenöl, der 
Destillation unterworfen, wobei 50 cm® des Destillats in 25 cm® Ammoniak 
eingeleitet werden. Diese Mischung wird auf 100 cm® verdünnt und mit 
überschüssigem Silbernitrat versetzt. Das ausgeschiedene Schwefelsilber 
wird gewogen und dient zur Berechnung des Senfölgehaltes (Ag x 
04938 — Senföl). Oder man vermischt das ammoniakalische Destillat mit 
!/,-Normalsilberlösung im Überschuß und bestimmt das nicht verbrauchte 
Silbernitrat nach dem Ansäuern mit Salpetersäure volumetrisch mit Rhodan- 
ammonium. 


Essig. 


Essig!) (Gärungsessig) ist das durch die sogenannte Essiggärung 
aus alkoholhaltigen Flüssigkeiten gewonnene Erzeugnis mit einem Gehalt 
von mindestens 35 g Essigsäure in 100 em®. 

Essigessenz ist gereinigte wässerige, auch mit Aromastoffen ver- 
setzte Essigsäure mit einem Gehalt von etwa 60—80 g Essigsäure in 100 g. 

Essenzessig ist verdünnte Essigessenz mit einem Gehalt von min- 
destens 3°5 g und höchstens 15 y Essigsäure in 100 em®. 

Kunstessig ist mit künstlichen Aromastoffen versetzter oder mit 
gereinigter Essigsäure (auch Essenzessig oder Essigessenz) vermischter 
Essig mit einem (Gehalt von mindestens 35 g und höchstens 15 9 kssig- 
säure in 100 em®. 

Als Essigsorten werden unterschieden: 

1. nach den Rohstoffen des Essigs oder der Essigmaische: Brannt- 
weinessig (Spritessig, Essigsprit), Weinessig (Traubenessig), Obstweinessig. 
Bieressig, Malzessig, Stärkezuckeressig, Honigessig u. a.; 

2. nach dem Gehalte an Essigsäure: Speise- oder Tafelessig mit 
mindestens 35 g Essigsäure, Einmacheessig mit mindestens 5 g Essigsäure, 
Doppelessig mit mindestens 7 g Essigsäure und Essigsprit oder dreifacher 
Essig mit mindestens 10'5 g Essigsäure in 100 cms. 

Kräuteressig (z. B. Estragonessig), Fruchtessig (z. B. Himbeeressig), 
(Gewürzessig und ähnlich bezeichnete Essigsorten sind durch Ausziehen von 
aromatischen Pflanzenteilen mit Essig hergestellte Erzeugnisse. 

Chemische Untersuchung. 

Die ermittelten Werte werden bei Essig als Gramm in 100 em3 Essig, 
bei Essigessenz als Gramm in 100 9 Essenz ausgedrückt. 

1. Bestimmung des Säuregehaltes. 

Von farblosem oder nur schwach gelb gefärbtem Essig wird die 
Säure in 20 em: nach Zusatz einiger Tropfen alkoholischer Phenolphtalein- 


!) Nach „Vereinbaruneen“ und „Entwürfen“ des Kaiserl. Gesundheitsamtes. Jul. 
Springer. 1912. 


240 Max Klostermann. 


lösung mit Normalalkalilauge titriert. Bei stärker gefürbtem Essig wird 
der Sättigungspunkt mit empfindlichem, violettem Lackmuspapier festge- 
stellt. und zwar ist dieser Punkt erreicht, wenn ein Tropfen auf dem 
Papier keine Rötung mehr hervorruft. Die Säure des Essigs ist auf Essig- 
säure (C,H, 0,) zu berechnen (1 cm® Normallauge entspricht 0'06 g Essig- 
suure). 

Brode und Lange!) fanden, dab mit Lackmuspapier als Indikator 
im allgemeinen 1°/, des relativen Wertes weniger gefunden wird als mit 
Phenolphtalein: es ist deshalb besser, die Titration bis zur deutlichen 
Blaufärbung des Lackmuspapieres fortzusetzen. 

2. Qualitative Prüfung auf freie Mineralsäuren. (Nachweis 
von freier Schwefelsäure und Salzsäure.) 

20—25 em® des auf etwa 2°/, Essigsäuregehalt verdünnten Essigs 
werden mit 4-5 Tropfen Methylviolettlösung (0'1°/,) versetzt. Das Auf- 
treten einer Grün- oder Blaufärbung zeigt Mineralsäuren an. Der Vergleich 
mit einer mineralsäurehaltigen Essigprobe ist empfehlenswert. 

Ein weiteres brauchbares Verfahren gibt Schidrowitz?) an, welcher 
davon ausgeht, daß im Essig durch Zusatz von gleichen Teilen Alkohol 
die Dissoziation der Essigsäure so zurückgedrängt ist, daß Methylorange 
rein gelb erscheint. Sobald aber eine starke Säure vorhanden ist, ist sie 
rotgelb. Selbst bei stark gefärbten Essigen läßt sich ein Säurezusatz bis 
zu einer Konzentration von fast !/,.-Normal noch durch Tüpfeln auf Me- 
thylorangepapier (0'1°/, Lösung) erkennen (Filtrierpapier). Als maßgebend 
ist dabei die Farbe anzusehen, die erhalten wird, sobald die alkoholische 
Lösung auf das Papier gebracht worden ist. Beim Verdunsten des Alkohols 
ändert sich die Farbe ziemlich rasch. 

3. Quantitative Bestimmung der freien Mineralsäuren nach 
A. Hilger.) 

20 cm® Essig werden mit Normalkalilauge genau neutralisiert, 
wobei der Sättigungspunkt durch Tüpfeln auf empfindlichem, violettem 
Lackmuspapier ermittelt wird. Die neutralisierte Flüssigkeit wird in 
einer Porzellanschale auf etwa den zehnten Teil eingedampft und mit 
einigen Tropfen der oben erwähnten Methylviolettlösung versetzt. Wenn 
nötig, wird bis auf etwa 53—4 cm® mit Wasser verdünnt, dann wird zum 
Sieden erhitzt und heiß mit Normalschwefelsäure bis zum Farben- 
übergange titriert. Die verbrauchten Kubikzentimeter Normalschwefelsäure 
werden von den verbrauchten Kubikzentimeter Normalalkali abgezogen und 
die Differenz auf die entsprechende Säure umgerechnet. 1 cm® Normal- 
alkali entspricht 0'049 em® Schwefelsäure (H,SO,). 

4. Prüfung auf Schwermetalle (Kupfer, Blei, Zinn, Zink). 

200—500 em® Essig werden verdampft, der Rückstand wird bei ex- 
traktreichen Sorten unter Zusatz von etwas Soda und Salpeter verascht 


!) Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt. 
*) The Analyst. Vol. 28. p. 233 (1903). 
*) Arch. f. Hygiene. Bd. 8. S. 448 (1888). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 241 


und die Asche vorsichtig in Salzsäure aufgelöst. In der salzsauren Lösung 
erfolgt der Nachweis und die Bestimmung der Schwermetalle nach den 
Regeln der Mineralanalyse. 

Prüfung auf scharf schmeckende Stoffe. 

Der genau neutralisierte Essig wird zur Trockene verdampft und auf 
Geschmack geprüft; alsdann wird mit Äther ausgezogen und der nach 
dem Verdunsten des Äthers verbleibende Rückstand ebenfalls auf Geschmack 
geprüft. Die Feststellung der Natur der scharf schmeckenden Stoffe auf 
chemischem Wege ist meist unmöglich. 

6. Prüfung auf Farbstoffe. 

Die Färbung des Essigs erfolgt gewöhnlich mit gleichen Farb- 
stoffen, wie die des Weines. Der Nachweis erfolgt daher in gleicher Weise 
wie beim Wein. (Siehe dort.) 

7. Bestimmung der Oxalsäure. 

Die Oxalsäure wird in einer gemessenen Menge Essig durch Gips- 
lösung nachgewiesen und bestimmt. 

8. Bestimmung des Alkohols. 

Von 500 em® neutralisierten Essigs werden 200 em® abdestilliert. Von 
dem Destillat werden wieder nahezu 100 cm3 abdestilliert und in diesem 
Destillate wird der Alkohol nach dem Auffüllen auf 100 cm in der üb- 
lichen Weise durch Ermittlung des spezifischen Gewichtes bei 15° bestimmt. 
Eine qualitative Prüfung auf Alkohol mittelst der Jodoformreaktion 
ist empfehlenswert. 

Zur Prüfung auf Methylalkohol werden von 10 cm? Essig oder 
1Ofach verdünnter Essigessenz, die mit Kalilauge nahezu neutralisiert wor- 
den sind, 2 cm? langsam abdestilliert. Das Destillat wird mit ’/, cm3 ver- 
dünnter (etwa 16°/,iger) Schwefelsäure und tropfenweise mit 5°/,iger 
Kaliumpermanganatlösung versetzt, bis es auch nach etwa 2 Minuten 
langem Schütteln noch stark violett oder — bei Abscheidung von Mangan- 
oxyden — rot gefärbt erscheint. Die Flüssigkeit wird dann durch wenige 
Tropfen gesättigter Oxalsäurelösung und Erwärmen auf 40° entfärbt und 
nunmehr mit Milch und eisenhaltiger Salzsäure in der S. 176 angegebenen 
Weise auf Formaldehyd geprüft. Waren mehr als Spuren von Methyl- 
alkohol vorhanden, so färbt sich die Flüssigkeit während des Kochens tief- 
violett. 

War von nenn Formaldehyd vorhanden, so ist das Prüfungs- 
verfahren nicht anwendbar. 

9. Bestimmung und Untersuchung der Asche. 

Der aus 50 em’? Essig erhaltene Trockenrückstand wird entweder für 
sich oder. falls er sehr erheblich ist. nach Zusatz von etwa 2 cm® asche- 
freien Glvzerins in der Platinschale mit kleiner Flamme verkohlt. Die 
Kohle wird wiederholt mit kleinen Mengen heilen Wassers ausgezogen, 
der wässerige Auszug durch ein kleines Filter von bekanntem Aschenge- 
halt filtriert und das Filter samt der Kohle in der Schale mit möglichst 


Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 16 


242 Max Klostermann. 


kleiner Flamme verascht. Dann wird das Filtrat in die Schale zurückge- 
bracht. zur Trockene verdampft; der Rückstand wird ganz schwach geglüht 
und nach dem Erkalten im Exsikkator gewogen. 

Die Asche wird mit überschüssiger '/,„-Normalsalzsäure und Wasser 
in ein Kölbehen aus Jenaer Geräteglas gespült; das mit einem Uhrglase 
bedeekte Kölbehen wird eine Stunde lang auf dem siedenden Wasserbad 
erwärmt. und die erkaltete Lösung wird nach Zusatz von einem Tropfen 
Methylorange- und wenigen Tropfen Phenolphtaleinlösung mit 
1/,.-Normalalkalilauge bis zum Umschlag des Methylorange titriert. 
Darauf setzt man 10 em? etwa 40°/,ige neutrale Chlorkalziumlösung hinzu 
und titriert weiter bis zur Rötung des Phenolphtaleins. 

Die zur Neutralisation gegen Methylorange verbrauchten Milli- 
erammäquivalente Säure (= Kubikzentimeter Normalsäure) ergeben die 
Alkalität der Asche; die vom Umschlag des Methylorange bis zum 
Umschlag des Phenolphtaleins verbrauchten Milligrammäquivalente 
Alkali (= Kubikzentimeter Normallauge) ergeben mit 4752 multipliziert 
die in der Asche enthaltenen Milligramm Phosphatrest (PO,). 

10. Prüfung auf Azeton. 

Von 100 em® Essenzessig oder Kunstessig oder zehnfach verdünnter 
Essigessenz, die bis zur schwach alkalischen Reaktion mit Alkalilauge ver- 
setzt worden sind, werden 5 cm® abdestilliert. Das Destillat wird mit 1 cm® 
einer frisch bereiteten etwa 1°/,igen wässerigen Lösung von Nitroprussid- 
natrium vermischt, mit Natronlauge alkalisch gemacht und schließlich 
mit Essigsäure angesäuert. 

jei Abwesenheit von Azeton entsteht durch Natronlauge eine helle 
zitronengelbe Färbung, die beim Ansäuern mit Essigsäure verschwindet. 
Bei Gegenwart von Azeton entsteht durch Natronlauge eine rötlichbraune 
Färbung, die beim Ansäuern mit Essigsäure in Violett übergeht. Der 
Farbenumschlag ist gegen einen weißen Hintergrund zu beobachten. 

11. Nachweis und Bestimmung von Konservierungsmitteln. 

a) Zur Prüfung auf Salizylsäure versetzt man 50 cm® Essig mit 
einigen Tropfen Schwefelsäure und schüttelt mit gleichen Teilen Äther 
und Petroläther aus. Der Äther wird abgehoben und zweimal mit Wasser 
ausgewaschen: schließlich wird der Äther in einem Kölbehen unter Durch- 
leiten von Luft auf dem Wasserbade verdunstet. Der Rückstand wird mit Eisen- 
chlorid auf Salizylsäure geprüft. Falls diese vorhanden ist, kann sie auch 
kolorimetrisch auf diese Weise quantitativ bestimmt werden (Brode und 
Lange |]. e.). 

b) Prüfung auf Benzo@säure. 

50 cm® Essig oder zehnfach verdünnte Essigessenz werden zunächst 
wie bei der Prüfung auf Salizylsäure behandelt; der ätherische, mit Wasser 
sewaschene Auszug wird in einer Schale bis auf etwa 5cm® und dann auf 
einem Uhrglase von etwa 6cm Durchmesser vorsichtig zur Trockene ver- 
dunstet. Das Uhrglas wird mit einem zweiten Uhrglase von gleicher Größe 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 245 


bedeckt und zwischen beide ein Stück Filtrierpapier, das die Ränder der 
Uhrgläser allseitig überragt, gelegt. Das untere Glas wird ziemlich schnell, 
aber vorsichtig mit einer sehr kleinen Flamme erhitzt; bei Gegenwart von 
Benzo&säure setzt sich diese in feinen weißen Kriställchen an dem oberen 
(Glase ab. Das Sublimat wird mit einigen Tropfen Ammoniaklösung auf- 
genommen, und in dem Uhrglase auf dem Wasserbade zur Trockene ver- 
dampft, der Rückstand in wenigen Tropfen Wasser gelöst und tropfen- 
weise mit einer 0'5°/,igen Eisenchloridlösung versetzt. Bei Gegenwart von 
Benzo&säure entsteht ein fleischfarbener Niederschlag. (Siehe auch S. 164.) 

ec) Um Borsäure nachzuweisen, wird der Essig alkalisch gemacht, 
eingedampft, der Rückstand verascht und die Asche mit Curcuminpapier 
geprüft. (Siehe auch S. 159.) 

d) Formaldehyd scheidet man entweder durch Destillation ab oder 
weist es im Essig selbst nach, wie auf S. 160 angegeben ist. 

e) Schweflige Säure wird in >0 cms Essig mit Kaliumjodatstärke- 
papier wie im Fleisch (S. 161) nachgewiesen. 

f) Prüfung auf Ameisensäure. Von 100 cem® Essig oder zehnfach 
verdünnter Essigessenz werden nach Zusatz von 10g Kochsalz und 05 9 
Weinsäure etwa 75 cm abdestilliert. Das Destillat wird mit etwa 10 cm> 
Normalalkali alkalisch gemacht und auf dem Wasserbade zur Trockene 
verdampft. Der Rückstand wird. wenn die Prüfung auf Formaldehyd 
positiv ausgefallen war, nach einstündigem Erhitzen auf 130°, im anderen 
Falle ohne weiteres, mit 10 cm® Wasser und 5 cm? Salzsäure vom spez. 
Gew. 1'124 aufgenommen und die Lösung in einem kleinen, mit einem 
Uhrglase bedeckten Kölbehen nach und nach mit 0'5 g Magnesium- 
spänen versetzt. Nach zweistündiger Einwirkung des Magnesiums werden 
5cm® der Lösung in ein geräumiges Probierglas abgegossen und in der 
angegebenen Weise mit Milch und eisenhaltiger Salzsäure auf Form- 
aldehyd geprüft. Färbt sich hierbei die Flüssigkeit oder wenigstens das 
unmittelbar nach Beendigung des Kochens sich abscheidende Eiweiß deut- 
lich violett, so ist der Nachweis von Ameisensäure erbracht. 

Zur quantitativen Bestimmung der Ameisensäure werden 
100 cms Essig oder 100 g der auf das zehnfache Gewicht verdünnten Essig- 
essenz in einem langhalsigen Destillierkolben von etwa 500 cm® Inhalt mit 
05 g Weinsäure versetzt. Durch den Gummistopfen des Kolbens führt ein 
unten verengtes Dampfeinleitungsrohr und ein gut wirkender Destillations- 
aufsatz, der durch doppelt gebogene Glasröhren in einen zweiten, gleich 
eroßen und gleich geformten Kolben hineinragt. Dieser enthält in 100 ems 
Wasser so viel reines Kalziumkarbonat aufgeschwemmt, dal) es die zur 
Bindung der gesamten Essigsäure erforderliche Menge um etwa 29 über- 
schreitet. Das in den zweiten Kolben führende Einleitungsrohr ist zum 
wirksamen Aufrühren unten zugeschmolzen und dicht darüber mit vier 
horizontalen etwas gebogenen Auspuffröhrehen von enger Öffnung versehen. 
Der Kolben trägt ebenfalls einen gut wirkenden Destillationsaufsatz, der 
durch einen absteigenden Kühler zu einer geräumigen Vorlage führt. 


16* 


244 Max Klostermann. 


Nachdem die Kalziumkarbonataufschwemmung zum schwachen Sieden: 
erhitzt ist. wird durch den Essig ein Wasserdampfstrom geleitet und 


so geregelt, daß die Aufschwemmung nicht zu heftig schäumt: gleich- 


zeitig wird der Essig erhitzt, so dab sein Volumen allmählich auf etwa 
ein Drittel verringert wird. Wenn etwa 750 em® überdestilliert sind, unter- 
bricht man die Destillation und filtriert die Aufschwemmung heiß, wäscht 
das Kalziumkarbonat mit heißem Wasser aus und dampft das Filtrat anf 
dem Wasserbade zur Trockene ein. Der Rückstand wird im Lufttrocken- 
schrank eine Stunde lang auf 125—150° erhitzt, in etwa 100 cm® Wasser 
eelöst und. zweimal mit 25cm’ reinem Äther ausgeschüttelt. Nachdem 
ınan die wässerige Lösung auf dem Wasserbade vom Äther befreit hat, 
bringt man sie in einen Erlenmeyer-Kolben, gibt 2 g reines kristallisiertes 
Natriumazetat, einige Tropfen Salzsäure bis zur schwach sauren Reaktion. 
und 40 cm® 5°/,ige Quecksilberchloridlösung hinzu und erhitzt zwei 
Stunden lang im siedenden Wasserbade: hierbei wird der Kolben mit 
einem Kühlrohr versehen und mul) bis an den Hals eintauchen. Das. aus- 
geschiedene Kalomel wird unter wiederholtem Dekantieren mit warmem 
Wasser auf ein Platinfilter gebracht, gut ausgewaschen, mit Alkohol und 
Ätber nachgewaschen, im Dampftrockenschrank bis zur Gewichtskonstanz 
— etwa 1 Stunde — getrocknet und gewogen. 

Durch Erhitzen des wässerigen Filtrates mit weiteren 5 cm® Queck- 
silberchloridlösung überzeugt man sich, daß ein Überschuß vor- 
handen war. 

Die gefundene Menge Kalomel, mit 00975 multipliziert, ergibt die 
in 100 cm® Essig oder in 10 g Essigessenz enthaltene Menge Ameisensäure. 

Enthielt der Essig schweflige Säure, so wird das auf etwa 100 cm® 
eingeengte Filtrat von der Kalziumkarbonataufschwemmung mit 1 cm? 
Normalalkalilauge und 5 cm: 3°/,iger Wasserstoffsuperoxydlösung versetzt. 
Nach vierstündiger Einwirkung bei Zimmertemperatur wird das über- 


schüssige Wasserstoffsuperoxyd durch eine kleine Menge frisch gefällten 


oder feucht aufbewahrten Quecksilberoxyds') zerstört. Die angewandte 
Menge Quecksilberoxyd war ausreichend, wenn nach Beendigung der Gas- 
entwicklung der Bodensatz noch stellenweise rot erscheint. Nach einer 
halben Stunde wird vom Quecksilber und Quecksilberoxyd durch ein kleines 
Filter abgegossen, gut ausgewaschen und das Filtrat in der oben ange- 
eebenen Weise weiterbehandelt. 

Entbielt der Essig Salizylsäure, so werden vor dem Erhitzen mit 
Quecksilberchlorid 29 Natriumchlorid hinzugefügt. 

12. Prüfung auf Pyridin. Br 

Von 50 cm® Essig, die bis zur stark alkalischen Reaktion mit Alkali- 
Jauge versetzt worden sind, werden 20 cm® abdestilliert. Das Destillat wird 


') Das Quecksilberoxyd ist in der Siedehitze durch Eingießen von Quecksilber- 
chloridlösung in überschüssige reine Natronlauge zu bereiten, durch Dekantieren mit 
heißem Wasser gut auszuwaschen, auf einem Filter zu sammeln und als feuchte Paste 
aufzubewahren und zu verwenden. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 245 


mit je 5 Tropfen verdünnter (etwa 16°/,iger) Schwefelsäure und Wismut- 
jodid-Jodkaliumlösung') versetzt. Bei Gegenwart von Pyridin entsteht 
eine rote Ausscheidung. 

13. Prüfung auf Phenole. 

20 cm® Essigessenz oder Kunstessig oder zehnfach verdünnte Essig- 
essenz werden mit 20 cm® Äther ausgeschüttelt. Der Äther wird auf dem 
‘Wasserbade verdampft, der Rückstand in 5 cm® Wasser 'gelöst und diese 
Lösung in einem Probierglase mit 2 cm® gesättigtem Bromwasser ver- 
setzt. Eine oft erst nach einigen Stunden eintretende Trübung oder ein 
Niederschlag zeigt die Anwesenheit von Phenolen an. 


Zucker und Zuckerwaren. 


Von den verschiedenen Zuckerarten kommen in den Nahrungsmitteln 
hauptsächlich Saccharose, Glukose, Lävulose, Maltose und Milchzucker vor. 
Der. gebräuchlichste Zucker ist die Saecharose, welche im Zuckerrohr, 
in Rüben, im Ahorn und in Palmen als Hauptbestandteil vorkommt. Im 
großen wird Zucker nur aus Zuckerrohr und Rüben dargestellt. Glukose 
und Maltose befinden sich neben Dextrin im Stärkezucker. Milch- 
zucker kommt in der Milch und auch sonst in Gemengen mit anderen 
‚Zuckerarten vor. 


1. Zucker. 


1. Zuckerbestimmung in der Raffinade. 

Man verfährt nach der Anlage © (8. 257). 

2. Zuckerbestimmung im Rohzucker. 

Sie erfolgt durch Polarisation nach Anlage ©. 

3. Zuckerbestimmung im Sirup und Melassen. 

Man verfährt nach Anlage 4 unter Anwendung des halben Normal- 
gewichtes (S. 248). 

4. Bestimmung von Rohrzucker neben Raffinose. 

Man verfährt nach Anlage B (S. 255), jedoch nur für den Fall, dab 
weniger als 2°/, Invertzucker vorhanden ist. Bei mehr als 2°/, Invert- 
zucker kann man nach dem Verfahren von Baumann?) arbeiten, aber es 
ist zu beachten, daß-kein Stärkezucker zugegen sein darf. Ein einfaches 
analytisches Unterscheidungsmerkmal für Stärkezucker und Raffinose 
gibt es noch nicht. 


t) Zur Darstellung der Wismutjodid-Jodkaliumlösung löst man 89 basisches Wis- 
mutnitrat in 20 cm’ Salpetersäure vom spez. Gew, 118 sowie 272g Jodkalium in mög- 
lichst wenig Wasser und gießt die Wismutlösung langsam unter Umschütteln in die Jod- 
kaliumlösung, wobei sich der anfangs entstehende braune Niederschlag wieder auflöst. 
Durch starkes Abkühlen läßt man möglichst viel Kaliumnitrat auskristallisieren, trennt 
die Lösung davon und verdünnt sie mit Wasser zu 100 cm?. Die Lösung ist vor Licht 
geschützt aufzubewahren. 

2, Zeitschr. d. Ver. d. deutschen Zuckerind. S. 779 (1898). 


246 Max Klostermann. 


5. Bestimmung von Rohrzucker neben Stärkezucker. 

Von beiden kann nur Rohrzucker bestimmt werden, und zwar nach 
Anlage B nach der (C/erget-Herzfeldschen Vorschrift. Für die Berechnung 
dient die Formel: 

100.8 
14266 
wo S die Ülergetsche Summe von Rechts- und Linksdrehung bedeutet. 
Die Ergebnisse dieses Verfahrens sind nicht ganz genau, weil auch der 
Stärkezucker bei der Inversion angegriffen wird. Die Ermittlung von In- 
vertzucker oder Raffinose neben Saccharose bei gleichzeitiger An- 
wesenheit von Stärkezucker ist noch nieht möglich. 

Der Stärkezucker kann übrigens auch durch Vergärung bestimmt 
werden. 

6. Bestimmung des Wasser gehaltes. 

Saecharose, Milchzucker, Maltose, Raffinose können bei 105 
bis 110° (Trocknen bei 100° genügt nicht) getrocknet werden; man ver- 
wendet hierzu 10 g Substanz. Invertzucker und Glukose sind bei höherer 
Temperatur leicht zersetzlich und spalten Wasser aus dem Molekül ab. 
Rübenrohzucker und Sirupe sind in der Regel frei von Invert- 
zucker, während Kolonialerzeugnisse aus Zuckerrohr oft große Mengen 
enthalten. Eine genaue Wasserbestimmung ist deshalb bei Gegenwart von 
Invertzucker nicht möglich, auf den vorher stets zu prüfen ist. Man be- 
enügt sich in diesem Fall mit der scheinbaren Wasserbestimmung unter 
Benutzung der Brix-Spindeln. 

Zur Wasserbestimmung in Sirup und Melassen werden 2—3g mit 
ausgeeglühtem Sand in großem Überschuß gemischt und bei 105 —110° 
getrocknet. 

7. Bestimmung der Asche. 

Der Zucker wird getrocknet. mit konzentrierter Schwefelsäure durch- 
feuchtet, erhitzt und schließlich im Muffelofen weiß gebrannt. Von dem 
Resultat ist nach Vorschlag von Sceheibler !/,, abzuziehen. 

3ei der Rohzuckeranalyse versteht man unter Ren dement die Zahl, 
welche man erhält, wenn man die 5fache Menge Asche von dem polarisierten 
Zuckergehalt abzieht. Man nimmt dabei an. dal) dieser Wert die Ausbeute an 
weißem Zucker angibt, welchen die Raffinerien aus dem Rohzucker erhalten. 

Zur Aschenbestimmung nimmt man 109g Raffinade, dagegen nur 
5g Rohzucker, Sirup oder Melasse. 

8. Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Sirupen 
und Melassen. 

Sie erfolgt nach der Anlage A der Ausführungsbestimmungen (S. 248). 
Wenn man das spezifische Gewicht des unverdünnten Sirups wissen will, 
so wird es direkt im Pyknometer ermittelt und in Brör-Grade umgerechnet. 

9. Nachweis von mineralischen Beimengungen und Stärke. 

Sie bleiben nach dem Auflösen des Zuckers als ungelöster Rückstand oder 
sie finden sich in der Asche oder ergeben sich aus der niedrigen Polarisation. 


Zucker = 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 247 


10. Die weitere Untersuchung von Zucker und Zuckersäften erfolgt 
nach den folgenden Untersuchungsverfahren. Es ist hierbei von einem so- 
genannten (Quotienten die Rede: darunter versteht man diejenige Zahl, 
welche. angibt, wieviel Prozente Zucker in der Trockensubstanz enthalten 
sind. Mit der Brix-Spindel oder besser aus dem spezifischen Gewicht be- 
stimmt man zunächst nach Tafel II, wieviel Brix-Grade oder Zucker- 
prozente der Saft enthält. Da auch noch andere Stoffe vorhanden sind, so 
findet man vorläufig nur den scheinbaren Zuckergehalt oder besser den 
(Gehalt an gelösten Stoffen. Den Zucker selbst bestimmt man besonders 
nach verschiedenen Verfahren. Rechnet man diesen auf 100g Trocken- 
substanz um, so hat man den Reinheitsquotienten, welcher um so 
höher sein wird, je größer der Zuckergehalt und je besser der Saft ist. 

Zur Bestimmung des Zuckers kommen verschiedene Verfahren zur 
Anwendung. 

Sind weniger als 2°/, Invertzucker vorhanden, so wird mit Bleiessig 
geklärt und die Polarisation ergibt den Zuckergehalt (Anlage A). 

Ist neben Rohrzucker mehr als 2°/, Invertzucker vorhanden, so wird 
invertiert und der Zucker gewichtsanalytisch bestimmt. Dieser wird auf 
Rohrzucker umgerechnet. Anlage B, 1. 

Ist neben Rohrzucker auch Stärkezucker zugegen, so verfährt man 
ebenfalls nach Anlage B, 1. 

Sind außer Rohrzucker noch Raffinose und weniger als 2°/, Invert- 
zucker zugegen, so wird die Zuckerlösung vor und nach der Inversion 
polarisiert. Sind P und J die Polarisationsgrade, so ist der Zuckergehalt 

_0:5124.P—J 


0'839 
und der Raffinosegehalt 
‚._ P—2 
R == Sg 
572 


Enthält ein Zuckersaft mehr als 2°/, Invertzucker und ist auch Raf- 
finose zu berücksichtigen, so wird zunächst wieder invertiert und gewichts- 
analytisch das reduzierte Kupfer bestimmt, außerdem wird die invertierte 
Lösung noch polarisiert. Der Gesamtzucker wird dann nach der Formel 
...882:98 Cu—J.F, 

— 0:9491 F, + 03266 F, 
berechnet. F, und F, sind Reduktionsfaktoren des invertierten Rohrzuckers 
und der invertierten Raffinose. 


Z 


2. Zucker und zuckerhaltige Waren. 
(Rübenzucker, Sirup, Melasse, Schokolade und andere kakaohaltige Waren. 
Bonbons, Dragees, Raffinadezeltchen, Schaumwaren, Dessertbonbons, Mar- 
zipanmasse, Kakes und ähnliche Backwaren, eingedickte Milch. !) 


27. Mai 1896 
6. Jänner 1903 


1) Nach den Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz vom 


DAR Max Klostermann. 


Anlage A. 


Anleitung für die Steuerstellen zur Untersuchung der Zuckerabläufe auf Invert- 
zuckergehalt und Feststellung des Quotienten der weniger als 2 vom Hundert 
Invertzucker enthaltenden Zuckerabläufe. 


Allgemeines. 


Bei Beginn der Untersuchung ist zunächst eine Prüfung des Ab- 
laufs nach dem unter 1 beschriebenen Verfahren auf den Gehalt an 
Invertzucker auszuführen. Sobald sich dieser Gehalt zu 2 vom Hundert 
oder mehr ergibt, erfolgt das weitere Verfahren nach $ 2, Abs. 4, 5 der 
Ausführungsbestimmungen. 

Ergibt die nachfolgend unter 2 beschriebene Untersuchung einen 
(Juotienten von 70 oder mehr, so ist von der weiteren Prüfung des Ab- 
laufs Abstand zu nehmen, falls nicht der Anmelder eine Untersuchung 
durch den Chemiker beantragt. 

Die bei der Untersuchung der Abläufe zu verwendenden Gewichte, 
Meßgeräte und Spindeln müssen geeicht oder eichamtlich beglaubigt sein. 

1. Untersuchung der Zuckerabläufe auf Invertzuckergehalt. 

In einer Messing- oder Porzellanschale, deren Gewicht zu ermitteln 
ist, werden genau 109g des nötigenfalls durch Anwärmen dünnflüssig ge- 
machten Ablaufs abgewogen und durch Zusatz von etwa 50 cm® warmem 
Wasser und Umrühren mit einem Glasstab in Lösung gebracht. Die Lö- 
sung braucht, auch wenn sie getrübt erscheinen sollte, in der Regel nicht 
filtriert zu werden. Man bringt sie in einen sogenannten Erlenmeyerschen 
Kolben von etwa 200 cm® Raumgehalt und fügt 50 cm3 Fehlingsche Lö- 
sung hinzu. 

Die Fehlingsche Lösung erhält man durch Zusammengießen gleicher 
Teile von Kupfervitriollösung (34°6 9 reiner kristallisierter Kupfervitriol, 
zu 500 cm® mit Wasser gelöst) und Seignettesalz-Natronlauge (173g kri- 
stallisiertes Seignettesalz, zu 400 cm® mit Wasser gelöst; die Lösung ver- 
mischt mit 100 cm® einer Natronlauge, welche 500 g Natronhydrat im Liter 
enthält). Von jeder sind 25 cm® mittelst besonderer Pipette zu entnehmen 
und der Lösung des Zuckerablaufs unter Umschütteln zuzusetzen. 

Die Mischung wird im Kochkolben auf einem Drahtnetz aufgekocht 
und 2 Minuten im Sieden erhalten. Die Zeit des Siedens darf nicht ab- 
vekürzt werden. 

Hierauf entfernt man den Brenner, wartet einige Minuten. bis der 
Niederschlag sich abgesetzt hat, hält den Kolben gegen das Licht und 
beobachtet, ob die Flüssigkeit noch blau gefärbt ist. Ist noch Kupfer in 
der Lösung vorhanden, was durch die blaue Farbe angezeigt wird, so ent- 
hält die Lösung weniger als 2 vom Hundert Invertzucker, andernfalls 
sind 2 oder mehr vom Hundert dieses Zuckers vorhanden. 

Die Färbung erkennt man deutlicher, wenn man ein Blatt weißes 
Schreibpapier hinter den Kolben hält und so beobachtet, daß das Licht 
durch die Flüssigkeit hindurch auf das Blatt Papier fällt. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 249 


Sollte die Flüssigkeit nach dem Kochen gelbgrün oder bräunlich er- 
scheinen, so liegt die Möglichkeit vor, daß noch unzersetzte Kupferlösung 
vorhanden ist und ihre blaue Farbe nur durch die gelbbraune Farbe des 
Ablaufs verdeckt wird. In solchen Fällen ist wie folgt zu verfahren: 

Man fertigt aus gutem, diekem Filtrierpapier ein kleines Filter. 
feuchtet es mit etwas Wasser an und setzt es in einen Glastrichter ein, 
wobei es am Rande des Trichters gut festgedrückt wird. Hierauf filtriert 
man etwa 10 cm> der Flüssiekeit durch das Filter und setzt dem Filtrat 
ungefähr die gleiche Menge Essigsäure und einen oder zwei Tropfen einer 
wässerigen Lösung von gelbem Blutlaugensalz zu. Entsteht hierbei eine 
stark rote Färbung des Filtrats, so ist noch Kupfer in der Lösung und 
somit erwiesen, daß der Zuckerablauf weniger als 2 von Hundert Invert- 
zucker enthält. 

;Jestimmung des Quotienten. 

Als Quotient im Sinne der Vorschrift im $ 1 der Ausführungsbe- 
stimmungen gilt diejenige Zahl, welche durch Teilung des hundertfachen 
Betrags der Polarisationsgrade des Ablaufs durch die Prozente Brix be- 
rechnet wird. 

a) Ermittelunge der Prozente Bri«. 

Man wägt in einem reinen Becherglase von etwa '/, Liter Raum- 
inhalt einen hinlänglich langen Glasstab und 200 bis 3009 des Ablaufs 
auf 19 genau ab. Nachdem man das Glas von der Wage herunterge- 
nommen hat, fügt man etwa 150 cm® heißes destilliertes Wasser hinzu, 
rührt mit dem Stabe so lange vorsichtig (um das Glas nicht zu zerstoßen) 
um, bis sich alles gelöst hat, stellt das Glas in kaltes Wasser, bis der 
Inhalt ungefähr die Zimmerwärme angenommen hat. Hierauf trocknet man 
das Glas sorgfältig ab, stellt es wieder auf die Wage und fügt noch so 
viel Wasser hinzu, daß sein Gewicht dem des Ablaufes gleich ist. 

Dann rührt man die Flüssigkeit mit dem Glasstabe so lange gehörig 
um, bis sich auch nicht die geringste Schlierenbildung mehr zeigt. Der 
ursprüngliche Ablauf ist dann auf die Hälfte seines Gehalts an Zucker 
verdünnt. 

Zum Zwecke der Spindelung wird ein Teil der Flüssigkeit in einen 
Glaszylinder gegeben. Die Spindelung selbst erfolgt mittelst der Brözxschen 
Spindel nach den für die Spindelung von Branntwein, Mineralöl, Wein usw. 
bestehenden Regeln. Zu beachten ist, daß die Prozente auf Fünftelprozente. 
die Wärmegrade auf ganze Grade abzulesen sind. 

Wenn die abgelesenen Wärmegrade nicht mit der Normaltemperatur 
(20°C) übereinstimmen, so sind die abgelesenen Prozente noch zu berich- 
tigen. Zu ihrer Umrechnung dient die Tafel 1.1) Sie enthält in der ersten 
mit „Wärmegrade“ überschriebenen Zeile die Temperaturen von 10 bis 29°, 


1) Ist nicht abgedruckt, da es leicht ist, die Lösung auf 20° zu temperieren. 
Dagegen ist nicht immer eine Brix-Spindel vorhanden und die Tabelle II dient dazu, 
das spezifische Gewicht in Brix-Prozente umzurechnen. 


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254 Max Klostermann. 


in der ersten mit „Abgelesene Prozente“ überschriebenen Spalte die schein- 
baren abgelesenen Prozente. Die folgenden Spalten geben die berichtigten 
Prozente. Man sucht die der abgelesenen Temperatur entsprechende Spalte 
auf und geht in dieser bis zu derjenigen Zeile, an deren Anfang, in der 
ersten Spalte, die abgelesenen Prozente stehen. Die Zahl, auf die man 
trifft, gibt die berichtigten Prozente der verdünnten Lösung. Beträgt z. D. 
(die abgelesene Temperatur 22° und die abgelesene Prozentangabe 38'6, 
so findet man für die beriehtigten Prozente 387. 

Die so ermittelten Prozente sind mit 2 zu vervielfältigen, um die der 
unverdünnten Lösung zu erhalten. 

b) Polarisation. 

Bei der Polarisation der Zuckerabläufe ist nach Anlage CÜ zu ver- 
fahren. Jedoch geschieht das Abwägen und Entfärben in nachfolgend an- 
gegebener Weise. 

Zur Untersuchung wird nur das halbe Normalgewicht — 1304 — 
des Zuckerablaufs verwendet. Man wägt diese Menge in einer Messing- oder 
Porzellanschale ab, fügt 40 bis 50 cm lauwarmes, destilliertes Wasser hinzu 
und rührt mit einem Glasstabe so lange um. bis der Ablauf im Wasser 
sich vollständig gelöst hat. Hierauf wird die Flüssiekeit in einen Meßkolben 
von 100 cm® Raumgehalt gefüllt, und der an der Schale und dem Glas- 
stabe noch haftende Rest wird mit etwa 10 bis 20 cm Wasser in den 
Kolben nachgespült. 

Man läßt dann etwa 5 em® Bleiessig in den Kolben einfließen und 
mischt durch vorsichtiges Umschwenken. Ist die Flüssigkeit, nachdem der 


Niederschlag sich abgesetzt hat was meist in wenigen Minuten ge- 
schieht —, noch zu dunkel, so fährt man mit dem Zusatz von Bleiessig 


fort, bis die genügende Helligkeit erreicht ist. Oft sind bis zu 12 cm3 
Bleiessig erforderlich. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Bleiessig zwar 
genügend, aber nicht in zu großem Überschuß zugesetzt werden darf: jeder 
Tropfen Bleiessig muß auch noch einen Niederschlag hervorbringen. 
Gelingt es nicht, die Flüssigkeit durch Bleiessig so weit zu klären, 


daß die Polarisation im 200 »m-Rohre ausgeführt werden kann, so ist zu 


versuchen, ob dies im 100 mm-Rohre möglich ist. Gelingt auch dies nicht, 
so muß eine neue Lösung hergestellt und mit etwa 10 cm® Alaunlösung 
versetzt werden; diese Lösungen geben mit Bleiessig starke Niederschläge, 
welche klärend wirken, und sie gestatten die Anwendung großer Mengen 
DBleiessig. 

Die zur Klärung hinzugefügten Flüssigkeiten dürfen aber natürlich 
nicht so viel betragen, daß die Lösung im Kolben über die Marke steigt. 
Nach der Klärung wird mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt und gehörig 
durchgeschüttelt. 

Die abgelesenen Polarisationsgrade sind mit 2 zu vervielfältigen, weil 
nur das halbe Normalgewicht des Ablaufs zur Untersuchung verwendet 
worden ist. Hat man statt eines 200 mm-Rohres nur ein 100 mm-Rohr 
angewendet, so sind die abgelesenen Grade mit 4 zu vervielfältigen. 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 955 


Berechnung des Quotienten. Bezeichnet man die ermittelten 
Prozente Brix der unverdünnten Lösung mit B und die ermittelten 
Polarisationsgrade mit P, so berechnet sich der Quotient () nach der 

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Formel Q = Bei der Angabe des Endergebnisses sind die Bruchteile 
auf volle Zehntel abzurunden, und zwar, wenn die zweite Stelle nach dem 
Punkt weniger als 5 beträgt, nach unten, andernfalls nach oben. 

Beispiel für die Feststellung des Quotienten. 2239 eines 
Zuckerablaufs sind mit 2239 Wasser verdünnt worden. Die Brixsche 
Spindel zeigt 35°2°/, bei 21°C; nach der Tafel 1 ist die berichtigte 
Prozentabgabe 35°3, dieses mit 2 vervielfältigt gibt 70'6. Die Polarisation 
des halben Normalgewichts im 200 mm-Rohre sei 252°; dann be- 
trägt die wirkliche Polarisation 252 x 2= 504°. Der Quotient be- 


s ! ‚100290422823 B 
rechnet sich hiernach auf a (1:59 oder abgerundet 714. 
(VO 


Anlage B. 


Anleitung zur Feststellung des Quotienten der Zuckerabläufe und zur Ermitt- 
lung des Raffinosegehaltes. 


Allgemeine Vorschriften. 


Die Vorschriften unter Absatz 2 und 3 der Anlage A gelten auch auf 
diese Feststellung mit der Maßgabe, daß auch nicht geeichte, jedoch 
eichfähige Geräte Verwendung finden dürfen, sofern sie durch den unter- 
suchenden Chemiker genau geprüft worden sind: hierüber ist bei der Mit- 
teilung des Ergebnisses ein entsprechender Vermerk zu machen. Auf die 
Spindeln und Gewichte bezieht sich diese Ausnahme nicht. 

In allen Fällen, in denen der Gesamtzuckergehalt ermittelt wird. 
ist bei der Berechnung des Quotienten an die Stelle der Polarisationsgrade 
der Gesamtzuckergehalt, als hohrzucker berechnet, zu setzen. 

In den unter a und 5 bezeichneten Fällen ist zunächst nach den 
Vorschriften der Anlage A zu vertahren, jedoch sind die Prozente Brir 
durch Ermittelung der Dichte des unverdünnten Ablaufs bei 20°C mittelst 
des Pyknometers zu berechnen. Die Berechnung darf nur auf Grund der 
nachstehenden Tafel 2 geschehen. Ergibt diese vorläufige Untersuchung 
einen Quotienten, der kleiner ist als 70, und einen Invertzuckergehalt von 
2 oder mehr vom Hundert, so tritt die chemische Untersuchung nach den 
Vorschriften des nachstehenden Abschnitts 1 ein. 

Die gleichen Vorschriften gelten, sobald es sich nicht um Berück- 
sichtigung des Raffinosegehalts handelt. Wird dagegen auch die Berück- 
sichtigung des Raffinosegehalts verlangt, so ist bei einem 2 vom Hundert 
nicht erreichenden (Gehalt an Invertzucker nach den Vorschriften des nach- 
folgenden Abschnittes 2a zu verfahren. Enthält der Ablauf 2 oder mehr 
vom Hundert Invertzucker und ist bei der Übersendung der Proben von 
der Amtsstelle mitgeteilt. dab die Anwendung der Raffinoseformel zulässig 


256 Max Klostermann. 


ist, so ist nach Abschnitt 25 zu verfahren. Die Vorprüfung auf den Gehalt 
an Invertzucker geschieht in beiden Fällen nach der unter 1 der Anlage A 
gegebenen Vorschrift. 

1. Feststellung des Quotienten ohne Rücksicht auf Raffi- 
nosegehalt. 

Die folgende Vorschrift gilt in allen Fällen, unbeschadet ob Stärke- 
zucker vorhanden ist oder nicht. 

Man wägt das halbe Normalgewicht (13 9) vom Ablauf ab, löst es 
in einem Meßkolben von 100 .cm® Raumgehalt in 75 cem® Wasser, setzt 
5 cm® Salzsäure vom spez. Gew. 1:19 zu und erwärmt auf 67—70°C im 
Wasserbade. Auf dieser Temperatur wird der Kolbeninhalt nach 5 Minuten 
unter häufigem Umschütteln gehalten. Da das Anwärmen 21/,—5 Minuten 
dauern kann, wird die Arbeit im ganzen 7!/,—10 Minuten in Anspruch 
nehmen; in jedem Falle soll sie in 10 Minuten beendet sein. Man füllt 
nach dem Erkalten zur Marke auf, verdünnt darauf 50 cm® von den 
100 cm® zum Liter, nimmt davon 25 cm3 (entsprechend 0'1625 g des Ab- 
laufs) in einen Erlenmeyerschen Kolben und setzt, um die vorhandene 
freie Säure abzustumpfen, 25 em® einer Lösung von kohlensaurem Natrium 
zu, welche durch Lösen von 1'7 g wasserfreiem Salze zum Liter bereitet 
ist. Darauf versetzt man mit 50 em® Fehlingscher Lösung (Anlage A 1), 
erhitzt in derselben ‚Weise wie bei einer Invertzuckerbestimmung zum 
Sieden und hält die Flüssigkeit genau 2 Minuten im Kochen. Das An- 
wärmen der Flüssigkeit soll möglichst rasch mittelst eines guten Drei- 
brenners geschehen und unter Benutzung eines Drahtnetzes mit überge- 
legter ausgeschnittener Asbestpappe 3'/,—4 Minuten in Anspruch nehmen; 
sobald die Flüssigkeit kräftig siedet, wird der Dreibrenner mit einem Ein- 
brenner vertauscht. Nach dem Erhitzen verdünnt man die Flüssigkeit in 
dem Kolben mit der gleichen Raummenge luftfreien, kalten Wassers und 
verfährt im übrigen genau nach dem für Invertzuckerbestimmung bekannten 
Verfahren der Gewichtsanalyse mittelst Reduktion des Kupferoxyduis im 
Wasserstoffstrom oder Ausfällung des Kupfers aus der salpetersauren Lö- 
sung des Kupferoxyduls auf elektrolytischem Wege. Zur Berechnung des 
Ergebnisses aus der gefundenen Kupfermenge ist ausschließlich die nach- 
folgende Tafel zu benutzen, welche den Rohrzuckergehalt unmittelbar in 
Prozenten angibt. Die Umrechnung des Invertzuckers in Rohrzucker ist 
demnach nicht erforderlich. 


Tafel zur Berechnung des Rohrzuckergehaltes aus der gefun- 
denen Kupfermenge bei 2 Minuten Kochdauer und 0'1625 g Ablauf. 


Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker 
mg a mg \ JR mg ar mg sn 


19 2357 126 | 3858 175 6868 
S0 2388 127 | 38:89 174 5372 221 | 6905 
S1 2412 128 | 3920 175 | 5403 | 222 | 6942 | 


4 7 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 257 


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| Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker| Kupfer |Rohrzucker| 
| mg d md ar mg 07 | 


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3 192474 130 | 39:82 177 | 5465 >94 | 7003 | 
S4 2305 131 4043 178 ı 5501 225 7040 
SD 2535 132 4018 179 | 5533 226 7071 

| 86 25:66 133 4074 180 | 5563 ZH 15023 
87 2597 134 41-11 181 | 5594 228 71:38 
88 2628 135 41.42 182 | 5625 229 71:69 
Ss 2652 136 4166 183 | 5662 230 72:00 
90 | 2745 137 1.1.4203 184 | 5686 231 12-37 
9] 27:69 138 42-54 1859,41 790217 232 12:68 
99 28:00 139 42-65 186 | 5T54 235 1305 
9 8-3] 140 42-95 187 IT85 234 1335 
94 28-62 141 3:26 188 | 5815 2535 13:66 
95 28:02 14> 43-57 189 | 5852 256 7403 

| 96 29.23 143 43-88 190 | 5883 237 74-34 | 

| 97 2954 144 | 4#18 1.915215 9944 258 Take 

u..98 29-85 145 44.49 192 | 59:45 239 75:02 

| 99 30:15 146 4486 193 | 59:82 240) 15:38 
100 3046 147 451] 194 6018 241 1569 
101 30'83 148 4548 195 6045 242 7600 | 
102 | 3108 149 4578 196 BOSO 243 1637 | 
103 3138 150 4615 a 244 1668 
104 31:79 151 4640 198 6142 245 1105 
105 3206 192 46 TT 199 6178 246 | "71:39 
106 3231 153 | 4708 200 6215 247 71:73 
107 268 154 4132 201 6246 248 1803 
108 3305 155 47:69 202 6277 249 1840 | 
109 3329 156 4800 203 B3OS 230 IS-Tbe) 
110 3360 37 4857 204 63°49 251 19-02 
aM 3391 158 4862 209 6375 2352 19-38 
vi 3422 159 ASOS 206 6406 253 79-59 
196) 3458 160 4929 207 6445 254 S0-06 
BRAT 3483 161 49:60 208 6450 253 30:37 
188) 35:14 162 499] 209 5505 256 Ss0.74 
116 35:51 163 5022 210 6542 257 81:05 
el \ 35:79 164 D0DS 24 6578 >58 81:35 
118 3606 169 30'835 >12 6603 259 81:72 

a 8) 3643 166 5120 213 6640 260 82-09 

208 36:74 167. | 5151 914 | 6677 | 261 | 82-40 

2] 3698 168 5182 29 56708 262 82-71 

Me 3735 169 52:12 216 6738 263 33-08 
123 3766 170 52-43 217 67:69 2654 33-45 
124 3797 171 3280 218 5806 265 8369 
125 3828 172 Hk 219 bS°37 266 Ss406 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 17 


258 Max Klostermann. 


Bei der Berechnung des (@uotienten sind im Endergebnisse die 
Bruchteile auf Zehntel abzurunden, und zwar, wenn die zweite Stelle 
nach dem Punkt weniger als 5 beträgt, nach unten, andernfalls nach oben. 

Beispiel: 25 cm: des invertierten Zuckerablaufes, enthaltend 0'1625 g 
des Ablaufes, geben bei der Reduktion 171 mg Kupfer: diese entsprechen 
52:80°%/, Zucker. Angenommen, der Ablauf zeigte 746°/, Brix, so ist sein 
Quotient 7077 oder abgerundet 708. 

2. Feststellung des Quotienten der Zuckerabläufe mit Rück- 
sicht auf Raffinosegehalt. 

a) Besteht Sicherheit darüber. dal der Gehalt an Invertzucker 2 
vom Hundert nicht erreicht, so bedarf es auler der Feststellung der Pro- 
zente Brix nur der Bestimmung der Polarisation nach Anlage A und © 
vor und nach der Inversion, bezogen auf das ganze Normalgewicht. Die 
Inversion ist nach dem unter 1. beschriebenen Verfahren auszuführen. Be- 
zeichnen P und J die Polarisationserade, so ist der Gehalt an Zucker 

z 05124.PJ 
I OB 

Will man außerdem den Gehalt an Raffinosehydrat ermitteln, so 

dient dazu die Formel: 


P—Z 
15727 

Beispiel: Für einen Ablauf von 56'2°/, Brix, 56°6° direkter Polari- 
sation und —- 13'1° Polarisation nach der Inversion (bezogen auf das ganze 
Normalgewicht) berechnet sich der Zuckergehalt auf 
. 05124 ..56°6 — (— 131) 
= z — 

0859 


R= 


— 5018 oder abgerundet 50°2°/,; der Ge- 


. 96:65--503 
halt an Raffinosehydrat auf R= - re 
DIZ 


: ; 100.502 ®: 2 
41°/,; der Quotient au W = —— _— —- = 89:32 oder abgerundet 89:3. 


— 407 oder abgerundet 


b) Bei einem (rehalte von 2 vom Hundert Invertzucker und dar- 
über muß statt der direkten Polarisation (P) des vorigen Verfahrens die 
Bestimmung des Gesamtzuckers in dem invertierten Ablauf mittelst Fehling- 
scher Lösung treten. 

Nachdem die Prozente Brix ermittelt worden sind, bestimmt man 
den Gehalt des Ablaufs an Zucker (Z), indem man die durch den inver- 
tierten Ablauf aus Frehlingscher Lösung abgeschiedene Menge Kupfer (Cu) 
nach den Vorschriften des Abschnittes | und die Inversionspolarisation (J) 

bezogen auf das ganze Normalgewicht — feststellt. 

Der Berechnung ist die folgende Formel zugrunde zu legen: 

Y— 58298.Cu—J.F; 

0'9491.F, + 0'3266..F,’ 
in welcher F, und F, die Reduktionsfaktoren einerseits des invertierten 
Rohrzuckers, andrerseits der invertierten Raffinose bedeuten. Nachstehend 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 259 


sind diese Werte unter der Voraussetzung, daß nur Zucker. Invertzucker 

und Raffinose vorhanden sind, für die hauptsächlich in Betracht kommenden 

Kupfermengen von 0'120—0'230 9 berechnet und die Formel ist durch 
Einsetzung der berechneten Werte vereinfacht worden. 

Für Cu = 120 mg ist Z= 2470. Cu--0°608.. 

130 my 27 = 24714.Cu— 0'607.. 

140 my 2 = 2477.Cu—0'606.. 

150 mg Z = 2481.Cu— 0'605. 

160 my Z = 2484. Cu — 0'604. 

170 mg Z = 2487.Cu— 0'604... 

180 ıng Z = 2492.0u— 0'604. 

190 mg Z = 2497 .Cu — 0'604... 

200 ıng Z = 2500. Cu — 0604. 

210 mg 2 = 2504. Cu — 0'605. 

220 mg Z = 2512.Cu— 0'606. 

230 mg Z = 2517. Cu— 0'607. 

Da die Reduktionsfaktoren sich nur sehr langsam ändern, so genügt 
die vorstehende Berechnung von 001 zu 0'01g Kupfer. Milligramme 
Kupfer rundet man beim Aufsuchen des entsprechenden Wertes in der 
Tafel auf Zentigramme ab, und zwar unterhalb 5 nach unten, anderen- 
falls nach oben. 

Den Gehalt an Raffinosehydrat findet man nach der Formel 

R= (1'054.J + 0'344.2).1'178. 

Beispiel: Der Ablauf habe eine Inversionspolarisation J=—-8'5° 
und eine Menge Kupfer — nach der Inversion und bezogen auf 01625 g — 
Cu=0184g ergeben. Dann ist aus der Tafel für Cu= 180 mg der Wert 

2 = 2492.0Cu—0604.J oder 
Z = 2492. 0'184 — 10'604 .. (—8°5) 
Z=50'98°/, oder abgeruudet 51'0°/,. 

Daraus berechnet sich nach obiger Raffinoseformel der Gehalt an 

Raffinosehydrat 
R = [1'054.. (—-8°5) + 0344 .51°0] . 1178 = 10'11%, 
oder abgerundet = 10'1°/,. 


„"„"„-  [- . . ’_. u u 


Anlage (. 
Anleitung zur Bestimmung der Polarisation. 


Zur Bestimmung der Polarisation für Zwecke der Steuerverwaltung 
darf nur ein Halbschattensaccharimeter benutzt werden. Für dieses ent- 
spricht bei Beobachtung im 200 mm-Rohre 1° Drehung einem Gehalte 
von 0'269 Zucker in 100 cm? Flüssigkeit bei der Normaltemperatur von 
20° C; eine Zuckerlösung, welche in 100 cm? 269 — das sogenannte 
Normalgewicht — Zucker enthält, bewirkt sonach eine Drehung von 100°. 
Demgemäß zeigen, wenn man im 200 mm-Rohre eine Lösung untersucht, 


17* 


BIER) Max Klostermann. 


welche in 100 cm® 26 4 der Probe enthält, die Grade der Skala die Pro- 
zente Zucker an. Wendet man nur die Hälfte des Normalgewichtes zur Unter- 
suchung an, so müssen die abgelesenen Grade verdoppelt werden, um 
Prozente Zucker zu erhalten. Dasselbe gilt für diejenigen Fälle, in denen 
die Untersuchung einer, das ganze Normalgewicht enthaltenden Lösung in 
einem 100 mm-Rohre erfolgt. Andrerseits machen Untersuchungen von 
Lösungen des doppelten Normalgewichtes im 200 mm-Rohre, sowie von 
solehen des einfachen Normalgewichtes im 400 mm-Rohre die Halbierung 
der abgelesenen Grade erforderlich 

Die Untersuchungen sind namentlich bei Polarisationen nach der In- 
version. möglichst bei der angegebenen Normaltemperatur vorzunehmen. 

Bei der Polarisation ist wie folgt zu verfahren: 

Man wieet auf einer geeigneten Wage zunächst eine Messing- 
schale oder ein zur Aufnahme des zu untersuchenden Zuckers dienen- 
des, zweckmäßig an den beiden Langseiten umgebogenes Kupferblech 
und wägt darauf das Normalgewicht, 26 9. des zu untersuchenden Zuckers 
ab. Falls die Zuckerprobe nicht gleichmäßig gemischt ist, ist es notwendig, 
sie vor dem Abwägen unter Zerdrücken der etwa vorhandenen Klumpen 
gut durchzurühren. Die Wägung muß mit einer gewissen Schnelligkeit ge- 
schehen, weil sonst, besonders in warmen Räumen, die Probe Wasser ab- 
geben kann, wodurch die Polarisation erhöht wird. Man löst die abge- 
wogene Zuckermenge alsdann in der Messingschale auf oder schüttet sie 
vom Kupferblech durch einen Trichter in einen Meßkolben von 100 em3 
Raumgehalt. spült anhängende Zuckerteilchen mit etwa 80 cm® destil- 
liertem Wasser von Zimmerwärme, welches man einer Spritzflasche ent- 
nimmt, nach und bewegt die Flüssigkeit im Kolben unter leisem Schütteln 
und Zerdrücken größerer Klümpchen mit einem Glasstabe so lange, bis 
der Zucker sich vollständige gelöst hat. Am Glasstabe haftende Zucker- 
lösung wird beim Entfernen des Stabes mit destilliertem Wasser ins 
Kölbehen zurückgespült, und dieses eine halbe Stunde lang im Wasser von 
20° C gestellt. Hierauf wird die Flüssigkeit im Kolben mittelst destillierten 
Wassers genau bis zu der Marke aufgefüllt. Zu diesem Zwecke hält man 
den Kolben in senkrechter Stellung gegen das Licht so vor sich. daß in 
der Höhe des Auges die Kreislinie der Marke sich als eine gerade Linie 
darstellt. und setzt tropfenweise destilliertes Wasser zu, bis der untere, 
dunkel erscheinende Rand der gekrümmten Oberfläche der Flüssigkeit im 
Kolbenhalse in eine Linie mit dem als Marke dienenden Ätzstrich fällt. 
Nach dem Auffüllen ist der Kolbenhals mit Filtrierpapier zu trocknen und die 
Flüssigkeit durch Schütteln gut mindestens 1—2 Minuten lang durchzumischen. 

Zuckerlösungen, welche nach der weiterhin zu erwähnenden Filtrierung 
nicht klar oder noch so dunkel gefärbt sind, daß sie im Polarisations- 
apparate nicht hinlänglich durchsichtig sind. müssen vor dem Auffüllen 
zur Marke geklärt oder, wenn erforderlich. entfärbt werden. 

Die Klärung geschieht in der Regel durch Zusatz von 3—-5 cm3 
eines dünnen Breies von Tonerdehydrat nebst 1-3 cm® Bleiessig. Gelingt 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. >26] 


die Klärung auf diese Weise nicht, so ist der Bleiessigzusatz vorsichtig 
zu vermehren, jedoch nur soweit, daß jeder neu hinzugesetzte Tropfen 
Bleiessig noch einen Niederschlag hervorruft. 

Nach der Klärung wird der innere Teil des Halses des Kölbehens 
mit destilliertem Wasser mittels einer Spritzflasche abgespült und die 
Lösung in der oben angegebenen Weise bis zur Marke aufgefüllt. Hierauf 
wird die im Halse des Kölbehens etwa noch anhaftende Flüssigkeit mit 
Fließpapier abgetupft, die Öffnung des Kölbehens durch Andrücken eines 
Fingers geschlossen und der Inhalt durch wiederholtes Umkehren und 
Schütteln des Kolbens gut durchgemischt. 

ae der Klärung gelten folgende allgemeine Bemerkungen: 

. Die Flüssigkeit braucht um so weniger entfärbt zu sein, je größer 
die Meere der Lampe ist, welche zur Beleuchtung des Polarisations- 
apparates dient. Man bedient sich einer Glühlichtlampe (Spiritus oder Gas) 
oder einer Petroleumlampe, im Notfall auch einer gewöhnlichen Gaslampe 
oder einer elektrischen Lampe, welche zu dem vorliegenden Zwecke her- 
gerichtet ist. Doch ist ein chromsäurehaltiges Strahlenfilter zwischen Licht- 
quelle und Auge einzuschalten. 

2. Bleiessig darf nie in allzu großer Menge zugesetzt werden. Bei 
einiger Übung lernt man sehr bald erkennen, wann mit dem Bleiessig- 
zusatz aufgehört werden muß. 

3. Die Wirkung des Klärmittels ist um so besser, je kräftiger du 
Flüssigkeit nach dem Auffüllen zur Marke durchgeschüttelt wird. 

Man schreitet dann zum Filtrieren der Flüssigkeit mittels eines 
in einen Glastrichter eingesetzten Papierfilters. Der Trichter wird auf 
einen sogenannten Filtrierzylinder, welcher die Flüssigkeit aufnimmt, ge- 
setzt und, um Verdunstung zu verhüten, mit einer Glasplatte oder einem Uhr- 
glase bedeckt. Trichter und Zylinder müssen ganz trocken sein ; ein Feuchtig- 
keitsgehalt würde die Zuckerlösung verdünnen. 

/weckmäßig wird das Filter so groß hergestellt, daß man die 100 cm® 
Flüssigkeit auf einmal aufgießen kann; auch empfiehlt es sich, falls das 
Papier nicht sehr dick ist, ein doppeltes Filter anzuwenden. Die ersten 
durchlaufenden Tropfen werden weggegossen, weil sie trübe sind und durch 
den Feuchtigkeitsgehalt des Filtrierpapiers beeinflußt sein können. Ist das 
nachfolgende Filtrat: trübe, so muß es so lange auf das Filter zurück- 
gegossen werden. bis es klar durchläuft. Es ist dringend notwendig, 
diese Vorsichtsmaßregel nicht zu verabsäumen, da nur mit ganz klaren 
Flüssigkeiten sich sichere polarimetrische Beobachtungen anstellen lassen. 

Nachdem auf die beschriebene Weise eine klare Lösung erzielt worden 
ist, wird das Rohr, welches zur polarimetrischen Beobachtung dienen soll, 
mit dem dazu erforderlichen Teile der im Filtrierzylinder aufgefangenen 
Flüssigkeit gefüllt. 

In der Regel ist ein 200 mm-Rohr zu benutzen; wird dabei eine 
genügende Klarheit des Bildes im Polarisationsapparat nicht erreicht, so 
ist die Benutzung eines 100 mm-Rohres vorzuziehen. 


262 Max Klostermann. 


Die Beobachtungsrohre sind aus Messing oder Glas gefertigt: ihr 
Verschluß an beiden Enden wird durch runde Glasplatten, sogenannte 
Deckgläschen. bewirkt. Festgehalten werden die Deckgläschen entweder 
durch aufzusetzende Schraubenkapseln oder durch federnde Kapseln, welche 
über das Rohr geschoben und von den Federn festgehalten werden. 

Die Rohre müssen gut gereinigt und getrocknet sein. Die Reinigung 
geschieht zweckmäßig durch wiederholtes Ausspülen mit Wasser und Nach- 
stoßen eines trockenen Pfropfens aus Papier oder entfetteter Watte mittels 
eines Holzstabes. Die Deckeläser müssen blank geputzt sein und dürfen 
keine fehlerhaften Stellen oder Schrammen zeigen. Beim Füllen des Rohres 
ist seine Erwärmung durch die Hand zu vermeiden. Man faßt deshalb das 
unten geschlossene Rohr am oberen Teile nur mit zwei Fingern an, giebt 
es so voll. dal) die Flüssigkeitskuppe die obere Öffnung überragt, wartet 
kurze Zeit. um etwa entstandenen Luftblasen Zeit zum Aufsteigen zu 
lassen -— was durch sanftes Aufstoßen des senkrecht gehaltenen Rohres 
beschleunigt wird — , und schiebt das Deckgläschen von der Seite in wag- 
rechter Richtung über die Öffnung des Rohres. Das Aufschieben muß so 
schnell und sorgfältig ausgeführt werden, daß unter dem Deckgläschen 
keine Lufthlase entstehen kann. Ist das Überschieben das erstemal nicht 
befriedigend ausgefallen, so mul) es wiederholt werden, nachdem man das 
Deckegläschen wieder geputzt und getrocknet und die Kuppe der Zucker- 
lösung an der Mündung des Rohres durch Hinzufügen einiger Tropfen 
der Flüssigkeit wiederhergestellt hat. Nach dem Aufschieben des Deck- 
gläschens wird das Rohr mit der Kapsel verschlossen. Erfolgt der Ver- 
schluß mit einer Schraubenkapsel, so ist mit Sorgfalt darauf zu achten, 
daß diese nur soweit angezogen wird, daß das Deckeläschen nur eben in 
fester Lage sich befindet: ist das Deckgläschen zu fest angezogen, so 
kann es optisch aktiv werden, und man erhält bei der Polarisation ein 
unrichtiges Ergebnis. Ist die Schraube zu stark angezogen worden, so genügt 
es nicht, sie zu lockern, sondern man muß auch längere Zeit warten, bevor 
man die Polarisation vornimmt, da die Deckgläschen das angenommene 
Drehungsvermögen zuweilen nur langsam wieder verlieren. Um sicher zu 
gehen, wiederholt man alsdann die Beobachtung mehrere Male nach Verlauf 
von je 10 Minuten, bis das Ergebnis keine Änderung mehr erleidet. 

Nachdem das Rohr gefüllt ist, hält man es gegen das Licht und 
überzeugt sich, ob das Gesichtsfeld kreisrund erscheint, und ob insbesondere 
keine Teile des zur Milderung der Pressung des Deckgläschens eingelegten 
Gummiringes über den inneren Metallrand der Verschlußkapsel hervor- 
ragen. Zeigen sich solche Gummiteile, so ist ein anderes trockenes Rohr 
unter Verwendung eines weiter ausgeschnittenen Gummiringes mit der 
Flüssigkeit zu füllen. Sodann wird der Polarisationsapparat zur Beobachtung 
bereit gemacht. Dieser soll in einem Raum aufgestellt werden, welcher 
möglichst eine Wärme von 20° Ü zeigt und welcher durch Verhängen der 
Fenster und dergleichen nach Möglichkeit verdunkelt ist, damit das Auge 
bei der Beobachtung durch seitliche Lichtstrahlen nicht gestört wird. Es 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 263 


ist darauf zu achten, dab die zum Apparat gehörige Lampe in gutem 
Stande sei. Man stellt die Lampe in einer Entfernung von 15—20 cm vom 
Apparat auf. Nach dem Anzünden wartet man mindestens eine Viertel- 
stunde, ehe man zur Polarisation schreitet. Jede Veränderung der Beschaffen- 
heit der Flamme oder der Entfernung der Lampe vom Apparat, also jedes 
Hoch- oder Niedrigschrauben des Dochtes oder der Flamme, jedes Vorwärts- 
schieben oder Drehen der Lampe beeinflußt das Ergebnis der Beobachtung. 

Durch Verschiebung des Fernrohres, welches an dem vorderen Ende 
des Apparats sich befindet, stellt man diesen alsdann so ein, dal» die Linie, 
welche das Gesichtsfeld im Apparat in zwei Teile teilt, scharf zu erkennen 
ist. Man drückt dabei das Auge nicht an das Augenglas des Fernrohrs 
an, sondern hält es 1 bis 53cm davon ab und sorgt dafür, daß der Körper 
sich während der Beobachtung in bequemer Stellung befindet. da jede un- 
natürliche Stellung zu einer störenden Anstrengung des Auges führt. Wenn 
der Apparat richtig eingestellt ist. muß das Gesichtsfeld kreisrund und 
scharf begrenzt erscheinen. Man beruhige sich niemals mit einer unvoll- 
kommenen Erfüllung dieser Vorbedingung, sondern ändere die Stellung der 
Lampe des Apparats oder des Fernrohrs so lange, bis man das bezeichnete 
Ziel erreicht hat. 

Man überzeugt sich zunächst von der Richtigkeit des eh indem 
man die Polarisation einer Quarzplatte bestimmt, deren Drehungswert be- 
kannt ist. Man legt die Platte so in den vorderen Teil des Apparats hinein, 
dal sie dem Beobachter zugekehrt ist, schließt den Deckel des Apparats 
und schreitet nun zur Beobachtung, indem man die Schraube unterhalb 
des Fernrohrs hin und her spielen läßt. bis die beiden durch die Linie 
getrennten Hälften des Gesichtsteldes gleich beschattet erscheinen. 

Die Nullpunktablesung wird schließlich in folgender Weise vorgenom- 
men. Man liest an der mit einem Nonius versehenen Skala des Apparats, 
welche man durch Verschiebung eines Spiegels scharf sichtbar machen 
kann, das Ergebnis der Einstellung ab. Auf dem festliegenden Nonius ist 
der Raum von 9 Teilen der Skala in 10 gleiche Teile geteilt. Auf der 
Skala liest man die ganzen Grade von OÖ bis zum letzten Gradstriche vor 
dem Nullpunkte des Nonius ab, die Teilung des Nonius wird zur Ermitte- 
lung der zuzuzählenden Zehntel benutzt: diese sind durch die Nummer 
desjenigen Noniusstrichs gegeben, welcher sich mit einem der Striche der 
Skala deckt. Wenn der Apparat richtig ist, so mul) die gefundene Drehung 
mit dem bekannten Polarisationswerte der Quarzplatte übereinstimmen. 
Ist dies nicht der Fall, so muß die Abweichung bei der Polarisation der 
Zuckerprobe in Anrechnung gebracht werden. 

Man begnügt sich nicht mit einer Einstellung, sondern macht min- 
destens 6 Einstellungen und berechnet das Mittel der dabei gefundenen 
Abweichungen. Geben einzelne Ablesungen eine Abweichung von mehr als 
3/,.ö Teilstrichen von dem Durchschnitte, so werden sie als unrichtig ganz 
außer Betracht gelassen. Zwischen je zwei Beobachtungen gönnt man dem 
Auge 10 bis 40 Sekunden Ruhe. 


264 Max Klostermann. 


Nachdem man die Prüfung des Apparats beendet hat, wird das Rohr 
mit der Zuckerlösung in den Apparat gelegt. Man wiederholt jetzt die 
scharfe Einstellung des Fernrohrs., bis die Linie, welche das Gesichtsfeld 
teilt, wieder deutlich sichtbar und ein scharfes, kreisrundes Bild des Ge- 
sichtsfeldes erzielt wird. Bleibt das (esichtsfeld auch nach Veränderung 
der Einstellung getrübt, so muß die ganze Untersuchung noch einmal von 
vorn begonnen werden. Hat man dagegen ein klares Bild erzielt, so dreht 
man die unter dem Fernrohre befindliche Schraube wieder so lange, bis 
eleiche Beschattung eingetreten ist. Hierauf liest man an der Skala den- 
jenigen Grad, welcher dem Nullpunkte des Nonius vorangeht, und an 
letzterem die Zehntelgrade ab. Wiederum führt man die einzelnen Beob- 
achtungen mit Zwischenräumen von 10 bis 40 Sekunden so lange aus, bis 
5 oder 6 derselben untereinander um nicht mehr als 3/,, Grade abweichen: 
als Endergebnis der Polarisation nimmt man den Durchschnitt der so er- 
mittelten Werte. Ergab die Prüfung der Quarzplatte nicht den richtigen 
Wert, so mul man die Abweichung berücksichtigen, und zwar hinzurechnen, 
wenn die Polarisation zu niedrig, und abziehen. wenn sie zu hoch war. 


Ermittelung des Zuckergehaltes wässeriger Zuekerlösungen aus der 
Dichte bei 15° C. 

Zugleich Extrakttafel für die Untersuchung von Bier, Süßweinen, Likören, 
Fruchtsäiten etc. 


Nach der amtlichen Tafel der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission 
berechnet von Dr. Karl Windisch. 
Über den Gebrauch der Zucker- und Extrakttafel. 

1. Liegen wässerige Zucker- oder Extraktlösungen zur Untersuchung 
vor, denen keine Stoffe beigemischt sind. welche auf die Dichte einen Ein- 
flul) ausüben, z. B. wässerige Zuckerlösungen, Moste, Bierwürzen, süße 
Maischen usw., so bestimmt man, je nach dem verlangten Genauigkeits- 
grade, die Dichte der Lösungen mit Hilfe des Dichtefläschcehens, der 
Westphalschen Wage oder nach einem anderen Verfahren. Der der er- 
mittelten Dichte entsprechende Zucker- oder Extraktgehalt ergibt sich un- 
mittelbar aus der zweiten und dritten Spalte der Tafel I, und zwar erfährt 
man aus der zweiten Spalte die Gewichtsprozente Zucker bzw. Extrakt und aus 
der dritten Spalte die Gramme Zucker bzw. Extrakt in 100 cm® der Lösung. 
= 
150 7) 
10521. Nach Maßgabe der zweiten Spalte der Tafel I enthält die Bier- 
würze 12'84 Gewichtsprozent Extrakt. 


Beispiel 1. Die Dichte einer Bierwürze ergab sich zu d [ 


ARE ONZER 
Beispiel 2. Die Dichte eines Mostes wurde zu d 0 ) = 10763 
.) 
gefunden. Aus der dritten Spälte der Tafel I ergibt sich, daß in 100 em! 
Most 19'831 9 Extrakt enthalten sind. 
2. Enthält die zu untersuchende Flüssigkeit neben Wasser und Ex- 
traktbestandteilen noch andere Stoffe, welche die Dichte beeinflussen (in 


u 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 265 


der Mehrzahl der Fälle Alkohol), so muß man diese Stoffe zunächst auf 
geeignete Weise entfernen. Der in den geistigen Getränken enthaltene 
Alkohol wird durch Eindampfen der Flüssigkeit verjagt. Je nachdem man 
den Extraktgehalt der Flüssigkeit nach Gewichtsprozenten oder nach 
Grammen in 100 cm® ausdrücken will, schlägt man hierbei, um jede Um- 
rechnung zu vermeiden, verschiedene Wege ein. 

a) Will man den Extraktgehalt einer Flüssigkeit in Gewichtspro- 
zenten ausdrücken, so füllt man den entgeisteten Eindampfrückstand 
der Flüssigkeit nach dem Erkalten mit Wasser bis zum ursprünglichen 
(rewichte auf, bestimmt die Dichte dieser Lösung und entnimmt aus 
der zweiten Spalte der Tafel I die entsprechenden Gewichtsprozente Extrakt. 

Beispiel. Es sollder Extraktgehalt eines Bieres in Gewichts- 
prozenten bestimmt werden. Eine bestimmte Menge Bier wird genau 
abgewogen, auf dem Wasserbade oder über einer ganz kleinen Flamme 
auf die Hälfte eingedampft und der Eindampfrückstand nach dem Er- 
kalten bis zum ursprünglichen Gewichte mit Wasser wieder aufgefüllt. 


” - - .. . .. “ 15° RN fi «‘ 
Die Dichte dieser wässerigen Lösung ergab sich zu d &j= 1'0213. 
> erg RR 


Nach Maßgabe der zweiten Spalte der Tafel I enthält das Bier 5°40 Gewichts- 
prozent Extrakt. 

b) Will man den Extraktgehalt einer Flüssigkeit nach Grammen 
in 100 cm® der Flüssigkeit ausdrücken, so füllt man den entgeisteten 
Eindampfungsrückstand der Flüssigkeit nach dem Erkalten mit Wasser 
bis zum ursprünglichen Raume auf, bestimmt die Dichte dieser Lösung 
und entnimmt aus der dritten Spalte der Tafel I die entsprechenden 
Gramme Extrakt in 100 cm? der Flüssigkeit. 

Beispiel. Es sollen die Gramme Extrakt in 100 cm® eines 
Likörs bestimmt werden. Ein bestimmter Raumteil Likör wird bei 
15°C abgemessen, die Flüssigkeit auf dem Wasserbade eingedampft, bis 
der gesamte Alkohol verjagt ist, und der Eindampfungsrückstand nach 
dem Erkalten bei 15°C mit Wasser bis zu dem ursprünglichen Raume 


wieder aufgefüllt. Die Dichte dieser wässerigen Lösung wurde zu d = c) 
\lo 


— 10675 gefunden. Nach Maßgabe der dritten Spalte der Tafel I enthält 
der Likör 17’51g Extrakt in 100 em‘. 

Bei der Untersuchung des Weines, wo die Bestandteile ebenfalls nach 
Grammen in 100 cm? angegeben werden sollen, ist die Extraktbestimmung 
nur dann nach dem indirekten Verfahren auszuführen, wenn der Wein 
49 oder mehr Extrakt in 100 em® enthält. Würde man extraktreiche Süb- 
weine zur Verjagung des Alkohols eindampfen, so würde ein größerer 
Teil der Extraktbestandteile sich unlöslich abscheiden und bei der Be- 
stimmung der Dichte ohne Wirkung sein. Man bestimmt daher die Dichte 
des entgeisteten und auf den ursprünglichen Raum mit Wasser aufge- 
füllten Weines nieht unmittelbar, sondern berechnet diesen Wert aus der 
Dichte des ursprünglichen Weines und der Dichte des alkoholischen Wein- 


266 Max Klostermann. 


destillates, das man auf den ursprünglichen Raum des Weines mit Wasser 
aufgefüllt hat. Bedeutet: 

d die Dichte des Weines bei 15°C, bezogen auf Wasser von 15°C, 

d, die Dichte des alkoholischen, bei 15°C auf den ursprünglichen 
Raum mit Wasser aufgefüllten Destillates des Weines bei 15°C, 
bezogen auf Wasser von 15°C, 

x die (zu bereehnende) Dichte des entgeisteten und bei 15°C auf 
den ursprünglichen Raum mit Wasser aufgefüllten Weines bei 
15°C, bezogen auf Wasser von 15°C, 

so ist: x=1l+d—d. 

Die dem berechneten Werte der Dichte x entsprechenden Gramme 
Extrakt in 100 cm® Wein entnimmt man der dritten Spalte der Tafel I. 

Beispiel. Es soll der Extraktgehalt eines Süßweines be- 

70 
stimmt werden. Die Dichte des Weines ergab sich zu d ns c) — 10784. 
Dann wurden 50 cm® Wein destilliert und das alkoholische Destillat bei 
15° C mit Wasser auf 50 cm: aufgefüllt; die Dichte des Destillates ergab 
“2 
sich zu d (7 c) — (8792. Dann ist die (berechnete) Dichte x des ent- 
geisteten, bei 15° C auf den ursprünglichen Raum mit Wasser aufge- 
füllten Weines bei 15° C, bezogen auf Wasser von derselben Temperatur: 
x=1+ 10784 — 09792 = 1'0992. 

Der Dichte 1'0992 entsprechen nach Maßgabe der dritten Spalte der 
Tafel I 2585 9 Extrakt in 100 em® Flüssigkeit. Der Süßwein enthält somit 
2583 9 Extrakt in 100 em®. 

5. Manche Zuckerlösungen und zuckerreichen Lebensmittel sind so 
konzentriert und dickflüssig, daß es nicht möglich ist, ihre Dichte unmittelbar 
mit der nötigen Genauigkeit zu bestimmen. In diesem Falle löst man eine ab- 
gewogene Menge der sirupdicken Flüssigkeit in einer so gewählten abgewo- 
genen Menge Wasser, daß die entstehende Lösung dünnflüssig ist. Man be- 
stimmt die Dichte der Lösung bei 15°C, entnimmt der zweiten Spalte der 
Tafel I die der gefundenen Dichte entsprechenden Gewichtsprozente Extrakt 
und rechnet diese auf 100 Gewichtsteile der ursprünglichen Flüssigkeit um. 

Beispiel. Es soll der Extraktgehalt eines dickflüssigen 
Fruchtsaftes bestimmt werden. 254274 9 Fruchtsaft wurden in 
517861 g Wasser gelöst: das (rewicht der Lösung betrug somit 772135 9. 


i e £ 19° _ Er e 
Die Dichte der Lösung wurde zu d ( = c) — 10803 ermittelt; nach 


Maßgabe der zweiten Spalte der Tafel I entsprechen dieser Dichte der 

Fruchtsaftlösung 1935 Gewichtsprozent Extrakt, d. h. in 100 9 der Lösung 

sind 19353 g Extrakt enthalten. In 772155 g der Fruchtsaftlösung sind 
19-33.772135 : E 

demnach - — — 149144 y Extrakt enthalten. Diese Extrakt- 


menge stammt aus 25°4274 g des ursprünglichen Fruchtsaftes; in 100g 


FE 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 267 


14.9144 . 100 
254274 
d.h. der zu untersuchende Fruchtsaft enthält 58°65 g Gewichtsprozent Extrakt. 

Zur Berechnung des Extraktgehaltes dickflüssiger Substanzen kann 
man sich folgender Formel bedienen. Wurden a Gramm der Substanz in 
b Gramm Wasser gelöst, und enthielt diese Lösung nach Maligabe der 
Dichtebestimmung p (Gewichtsprozent Extrakt, so enthält die ursprüng- 
liche Substanz 


ursprünglichen Fruchtsaftes sind somit 


= 58'665 9 Extrakt, 


a ua 
a 
In ähnlicher Weise kann man bei der Bestimmung des Wasserge- 
haltes sehr zähflüssiger, dieker Sirupe und halbflüssiger zuckerreicher 
Stoffe, z. B. Honig und (Gelees, verfahren. Die Bestimmung des Wasser- 
gehaltes dieser Stoffe durch unmittelbares Eintrocknen ist schwierig und 
ungenau. In einfacherer Weise gelangt man zu einem hinreichend genauen 
Werte für den Wassergehalt, indem man nach dem indirekten Verfahren 
ihren Extraktgehalt oder Trockenrückstand bestimmt. Man verfährt dabei 
genau in derselben Weise wie bei konzentrierten Zuckerlösungen. 
Beispiel. Es soll der Wassergehalt eines Honigs bestimmt 
werden. 174263 g Honig wurden in 52'5147 g Wasser gelöst: das Ge- 
wicht der Lösung betrug somit 69'941 g. Die Dichte der Honiglösung 


(rewichtsprozent Extrakt. 


0 
wurde zu d ( 150 c) — 1'0838 gefunden; nach Maßgabe der zweiten Spalte 


« 


der Tafel I entsprechen diesem Werte der Dichte 20'11 Gewichtsprozent 
Extrakt, d.h. in 100 g Honiglösung sind 20'119 Extrakt enthalten. In 
20°11.69941 

100 
halten. Diese Extraktmenge stammt aus 174265 g Honig: in 1009 Honig 
sind daher —n 52 > — 8072 g Extrakt, d.h. der zu untersuchende 

1 079) 
Honig enthält 80°72 Gewichtsprozent Extrakt. Neben Extrakt enthält der 
Honig nur noch Wasser; der Wassergehalt ist daher gleich 100-8072 = 
1928 Gewichtsprozent. 

Zur Berechnung des Wassergehaltes zähflüssiger Substanzen kann 
man sich folgender Formel bedienen. Haben a. b und p dieselbe Bedeu- 
tung wie vorher, so enthält die ursprüngliche Substanz 

p(a+b) 
ira 


69-941 g Honiglösung sind daher — 140651 g Extrakt ent- 


x—=100- (rewichtsprozent Wasser. 


4. Der Gebrauch der Tafel II bedarf keiner Erläuterung. Wurde 
z.B. der Extraktgehalt einer Bierwürze mit Hilfe eines Saccharometers 
(einer Zucker- oder Extraktspindel) zu 13°4 Gewichtsprozent gefunden, 
so ist nach Maßgabe der zweiten Spalte der Tafel II die Dichte der 


rn0 
Würze d ® c) — 105448. 
19° 


268 Max Klostermann. 


1. Tafel 
zur Ermittlung des Zuckergehaltes wässeriger Zuckerlösungen aus der Dichte bei 15°C. 


Dichte Ge- |Gramm| Dichte Ge- | Gramm | Dichte | Ge | Gramm 
bei 15°C | wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker 
ı /15° ,\ | prozent in 15° ,\ | prozent in (35° („\ | prozent in 
| d iss | Zucker . 100 cm" d 15° Zucker | 100 cm? \156 °) | Zucker 100.cm® | 
10000 000 000 | 10040 | 1:05 103 | 10080 | 2:05 | 2:07 
L| 003 | 003 | 1:05 105 1. 2087209 
2| 005 | 005 2 108 1°08 2 A 
3! 0:08 | 0:08 300 jehl 11 3. 
# 1-0:10.|:.0:10 [13 113 4 2 
91033, 70: B) 1:16 116 5) | 2:18 219 
61015 | 015 6 |, 1:18 2105 b.|: 2:20, 2225] 
11008 74 Bl 1'21 1222 2 
8021| 021 8| 123 | 124 8| 295 | 297 | 
91023 | 023 a a ee 9| 298 | 2:30 | 
10010 | 026 026 | 10050 | 128 1:29 | 10090.) 231 | 2:32 | 
14:0281 20:28 | 131 132 ES 
>| 031 | 031 3| 134 | 1:34 31,936 | 288 
320341 034 3 ı 136 Ban | 238 ı 240 
#1 0:36 11.0:36 4 1:39 1:39 ar 4 2'453 
91 0:39: ! 0:39 5) I+1 1:42 91943 245 
61:04 312.041 6| 144 1:45 82] 1249 2:48 
I 0442 | 044 7 1:46 1-47 1 248 2:50 
81 046°| 0:46 S 1:49 1:50 Sa, 2531 
9 | 049 | 0:49 ga 199 158 9| 253 | 2:56 
10020 052 052 | 10060 | 154 155 | 10100 | 256 | 2:58 
1:1 054.1 054 | 157 157 1 | 2:58 | 2:6] 
SENDE OT >. 1690 160 a 2 2:63 
3| 059 | 059 3| 162 |. 1:63 31:23:64 2060 
20:52:05 + 164 1:69 4 266 | 2:69 | 
51 064 | 0-64 Det ic 1:68 3 II TER 
6| 067 | 067 6| 169 | 1:70 bINOTLmE2TE 
71069 | 069 ff 1:72 1573 11 22:74 2:76 
BETA 84. 1:75 176 8.142776 279 
9075| 07 ET. er 9 1,279) 2:82 
10030 | 077 | 077 | 10070 | 180 | 1:81 | 10110 | 281 | 284 
| SU IS | 1:82 1:83 1 | 284 >87 
2| 082 | 082 | 185 | 1:86 2.1 2:86. | 289 
31.085 | 0:85 3 187 I’88 3 | 2897) 2:92 
4| 087 | 0:87 4| 1:90 | 1-91 4| 291 | 294 
51.090 | 090 5 | 19% 194 9. 294 2:97 
6'093 0.95 (5) 1:95 1:96 6 2:96 3.00 
7 0.95 [025757 7 197 1:99 T; 2:99 3:02 
8! 098 | 0:98 8 | 200 I- 2:01 8|I 302 | 305 
3 1-00 100 S, 2:05 204 9) 304 | 307 
10040 | 1:03 | 1:03 | 10080 | 205 , 2:07 | 10120 | 307 | 310 | 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 269 


——— nn 


Dichte (re- Gramm Diehte Gre- Gramm Dichte Ge- Gramm 
bei 15°C | wiehts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker | hei 15°C | wichts- Zucker 
: c\ | prozent in | 3/15° „\ | prozent | in | 4(15° u) | prozent in 

150 °) Zucker | 100.cm® 150 Zucker | 100 cm® | . \15° Zucker 100 cm? | 
| | 

| 10120 | 307 | 310 | 10160 +07 413 | 10200 | 507 517 

1 1309 | 3:12 lı #10 ı £16 1.220.212 
2:28:42. 315 2:0 a 419 > WIR 

| 3| 3:14 | 518 3 | Lila 2] us 1 a) 

417317 |-.320 #1 424 21:5387 27 

| 5! 319 | 323 5.1 OS Hi ae era 

6.1532311.3:26 6-|74&22 | 429 611922: 119732 

7| 324 | 3:28 7, 4251| 431 7| 525 | 535 
8.337 1.331 8 AT 8 14527 338 

| 9| 329 | 3:33 9 | 430 | 437 9 | 530 | 540 

20130 | 332.336: | 10170 | 432 439 | 10210 | 532 54# 
1.123382 10338 | 455 4:42 | 535 545 

2| 337 | 341 9,| "EI NAA 2| 537 | 548 
311839 1 343 3:1 AA 4-47 1540 >51 

4 | 342 | 3:46 4 | 442 +50 4 75:42 ah) 

5 844 |'349 | Ban 4:32 30 a: 5) 9:0 
Bat IH 3 197 455 6115947 558 

| T| 349 | 354 71.:45507°174:57 #50. Kr 

| 8.1332:|1356 8 | 42597 14:60 81.5521 5:64 

| 9| 354 | 359 9 | 455 | 463 9| 555 | 566 


l 129594 1 364 | 1) 38 l >60 | 571 
2 92.0 3:09 2 | 462 4-70 2 )’62 5974 
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a OS N 11: 575 4:83 Re: 587 
81'377 82 8 | #77 | #86 Su! 5:89 
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| 7. +00 | 406 T|ı 500 09 599 ' 612 | 
| 8 | 402 | 208 8| 502 | 511 | 601 | 615 | 
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10160 407 +13 | 10200 | 507 | 517 | 10240 | 606 620 


| Dichte | 
bei 15° C 


16° 
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10240 


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wichts- 
prozent 
Zucker 


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626 
629 


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697 
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Gramm 
Zucker 


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695 


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1701 
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108 


Max Klostermann. 


Dichte 
bei 15° © 
C) 


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Dichte 


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wichts- | Zucker 
prozent in 


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| 


IV 


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107 1220 
710 129 
12% 732 
119 13 
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120 1:39 
122 142 
124 145 
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761 | 783 
764 | 786 
166 | 789 
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7716 | 7.99 
778 | 802 
181 | 804 
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805 7830 
8:07 355 
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8:15 840 
S17 843 
320 | 8:46 
822 848 
824 851 
827 | 853 
829 8sD6 
352 859 
8.34 S61 
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359 8656 
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846 874 
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888 | 918 
290 | 921 
892 | 923 
8:95 9-26 
8-97 | 929 


900 | 931 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 97] 


Diehte Ge- | Gramm Diehte Ge- | Gramm Dichte Ge- Gramm 
bei 15° C | wichts- | Zucker bei 15° 0 | wichts- | Zucker | bei 15° GC | wichts- | Zucker 
d (5 c) prozent in (a 2) prozent in NE c) | prozent in 

150 Zucker 100 cm° 150 Zucker | 100 cm? 150 | Zucker | 100 cm® 


10360 | 900 | 931 | 1:0400 996 | 1035 | 10440 | 10-92 11:39 


1 | 902 | 934 1| 998 | 1037 1 !1094 | 112 
32| 9:04 | 9:36 2 1.1001 1 1040 2 | 10:97 | 11-44 
3 | 907 | 9:39 3 | 1003 | 10-43 3.| 1099 | 11-47 
4 1.9:09 |: 942 + | 10:06 1045 + 1101 | 11-49 
5| 912 | 9:44 5) 1008 | 10:48 5 | 11:04 | 1152 
6| 914 | 947 6 | 10:10 | 1051 6 | 11:06 | 11:55 
| ROT |, 949 7| 1013 | 1053 7 | 11°09 | 1157 | 
8s| 919 | 952 8 | 1015 | 1056 & LEE 11-60 | 
9 | 921 | 955 9 | 10:18 | 10:58 9 113 11162 
ı 10370 | 924 | 957 | 10410 | 10:20 | 10:61 | 10450 | 11:16 | 11:65 | 
R :9:26111.9:60 1 | 10:22 | 10:63 1a RER LIE 
3 | 929 | 9:62 2.| 1025 | 10:66 > DOLL TOT 
3|.931 | 965 3 | 10:27 | 10:69 3 11:23 | 11:73 
4| 9:33 | 968 4 | 10:30 | 1071 4 | 11:25 11:75 
19:36 | 9:70 511032. 10:74 h) | 11:28 1.1178 | 
6| 938 | 973 6 | 1034 | 10-76 6 ! 11-30 | 17-81 
7| 941 | 975 7. OS 10:79 T SEIB2n E83 
81 943 | 978 8 | 10:39 | 1082 8 11535 71-86 1. 
| 9 | 945 | 9:80 9 | 10:42 | 10:84 9 | 11-37 | 11:88 | 
10380 | 948 | 9:83 | 10420 | 1044 1087 | 10460 | 11:40 1191 
1 | 950 | 986 1 | 1046 | 10:90 1. ERA3 EIN 
2| 953 | 9:88 2 | 1049 | 10:92 2 | 1144 | 11°96 | 
3| 955 | 991 ; | 1051 | 10:95 3 | 1147 | 1199 | 
4! 958 | 9:93 4 | 10:54 | 10:97 4 | 1149 | 1201 | 
5 | 960 | 996 5 | 1056 | 11:00 5 | 1151 | 1204 
& 19:62 1.3:99 6 | 1058 | 11:03 6 11:54 1712:06 | 
T| 965 |1001 7110: 1.1105 7. 1111596: 9.090) 
Ss | 9:67 | 10:04 8 | 10:63 | 11:08 8 | 1158 | 1212 | 
9 | 9:70 |10:06 9 | 10:65 | 11-10 9 TEL OR 
' 1.0390 | 972 10:09 | 10430 | 1068 | 11:13 | 10470 1163 | 12:17 
| 1 | 974 |1011 1 | 1070 | 1115 1 | 11:65 | 12:19 
> 159>Rt 11014 3.0 2 | 11:68 | 1222 
3| 979 |1017 34h | 11-21 3: 111270:) 1235 
4 | 9:82 |10:19 A 2 4 | 11:73 | 1297 | 
5 | 9:84 [1022 5 ı 10:80 | 11:26 5 | 11:75 | 12:30 | 
| 6 | 9:86 |10'25 6 | 10:82 | 11-28 6 11.77 1,1232 
| 7 | 989 [1027 7 | 1085 | 11,31 7 | 1180 | 12-35 
8 | 991 |1030 8 | 1087 | 1134 8 1,1182 K1238 
9 | 9:94 |10:32 9 | 10°90 | 11:36 9 | 11:85 | 1240 | 


10400 | 996 1035 | 10440 | 10:92 | 11:39 | 1:0480 | 11:87 | 12:43 


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10° C\ 


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15°60 
13°62 
13°69 
13°68 
13 70 
13:73 
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15'83 
13'856 
13:89 
13:91 
15°94 
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1401 
14:04 
14:07 
14:09 
1412 
1414 
14-17 
1420 
1422 


1425 
1428 
14530 
1433 
1435 
1438 
1441 
1445 
1446 
1448 


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| 1467 


1469 | 


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1474 


| 14:77 


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3 | 1482 


| 14:85 
ı 1487 


1490 
1493 


14:95 | 
14:98 | 


15:00 


1503 


15.06 
1508 
19:18 


| 1514 


1516 
15:19 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 273 


| Dichte (re- Gramm Dichte Ge- | Gramm Diehte Ge- Gramm 
| bei 15°C | wichts- | Zucker | bei 15° © | wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker 
| 2 /16° ,\ | pro i 50 '0Ze i 5° N > i 
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1.0600 11469 1555 | 1:0640 | 1561 | 1660 | 1.0680 , 165: 


1764 
REAL. 1558 1 115:6321 4:60:62 77168591 11:67 
2 |1473 | 1561 > 1:15:66 | 16:65 2 | 1658 | 17:69 | 
3 | 1476 | 15:63 3 | 15:68 | 16°68 3 | 1660 | 17:72 
4 | 1478 | 1566 4 | 15:70 | 16:70 4 | 16:62 | 17:75 
511480 |15'68 5:1, 1573:.116:73 30 17) 
| 611483 11571 6:17192798 E67 60T 17-605 
7 |1485 | 1574 7. IS L078 7 1669 | 1783 | 
8 | 1487 | 15°76 Ss | 1580 | 16:80 8 | 1672 | 1785 
9 11489 | 15:79 9 | 1582 | 16°83 9 | 1674 | 17:88 | 
10610 1492 1581 | 10650 | 15854 | 16°86 | 1:0690 | 1676 | 1790 | 
| 1 | 1494 | 15'84 1 | 15:87,| 16:88 1 | 1678 | 1793 | 
2.1 14:96 | 15:87 2 | 1589| 16:91 2 11681 | 17:95 
3 |14°99 | 1589 3 | 15:91 | 1694 311683 | 1798 | 
4 11501 | 15°92° + | 15:93 | 1696 4 | 16:85 | 18°01 
5 115°03 | 15°94 5 | 15:96 | 1699 5 | 1688 | 18:03 | 
6 | 15:06 | 15:97 6 | 1598 | 17°01 6 | 16:90 | 18:06 | 
7113:08.141:0:00 7 1:16:00 | 17:04 7 ı 1692 | 18:08 
st9310 |71:6:02 8.1 1603,1>17:07 8 | 1694 | 1511 | 
| 9 |15:13 | 16:04 9 | 16:05 | 17:09 9 | 1697 | 1814 | 
1.0620 1515 1607 | 1.0660 | 1607 | 1712 | 1:0700 | 1699 | 15:16 
1211947 11640 1/1610: 17 TA 1: E70) 18199 
24 ,29:20 116.13 a 11717 311031 TED 
3.|1522 |1615 SE TOSTAR | .T20 3 | 17:06 | 18:24 
4 | 15'24 | 16°18 4 | 16:16 | 1722 4 | 17:08 | 18:27 
5:115:27 \1621 51 1619 | 1725 5 Ir77-101] 1880 
6 | 15:29 | 16:23 6416211727 6:472132) 1833 
| 71531 | 1626 7 | 1623 | 17:30 111715: 18352 
8 [15,33 | 1628 8162611733 8117217, 182701 
9 | 1536 |16°31 9 | 1628 | 17:35 9 | 17:20 | 18°40 | 
' 10630 | 1538 | 1633 | 10670 | 1630 | 1738 | 10710 | 1722 | 1843 
1 \1540 | 1636 1 | 1633 | 1741 1 |. 17:24,| 1845 | 
| >3:| 1543 | 16°39 ar 4 2 | 1726 | 1848 | 
3 11545 | 1641 3.1630 } 17-46 ‚3 | 1729 | 1850 
4 11547 | 1644 4 | 1639 | 1748 4-1, 11317] 1833 
9 11550 |1647 5 KIA 151 5.141733: | 18562) 
6 11552 | 1649 6 | 1644 | 1754 6 1.1739) 1858 
7 11554 | 1652 7 | 1646 | 1756 7 | 17:38 | 1861 
8 | 15-57 |16°54 81649 1 1759 8 | 1740 | 1863 | 
9 11559 | 1657 I EHE ITB2 9 | 1742 | 18:66 | 
10640 1561 | 16:60 | 10680 | 1653 | 17:64 | 1:0720 | 1745 | 18:69 | 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 18 


Max Klostermann. 


Gramm 


Gramm 


Zucker | 


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Dichte | Ge Dichte Ge- Gramm Dichte Ge 
bei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° © wichts- 
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1 ı1747 |1871 1 | 1838 | 1976 L 1.1928 
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3 11751 |1876 3 | 1842 | 19:81 311932 | 
4 11754 |18:79 4 | 1845 | 1984 4119355 
917756 | 1882 5911847 | 1986 5 I 19:37 
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 19%:61118°857 1|1851 | 199 1 12 
8 117:63 | 1890 8 | 1854 | 1994 8 | 1944 
9 | 17:65 |18°92 9 | 18:56 | 1997 9 | 1946 
10730 17:68 1895 | 10770 | 1858 | 20:00 | 10810 | 19:48 
L 137710 11897 I | 18:60). 20:02 L 1,1950 
2 11772 11900 2 | 18:63 | 20:05 2.1.1953 
3 11774 |19'03 3 18:65 | 20:07 311955 | 
4 11776 |19:05 41 18:67 | 2010 4 |1957 
9177219 11905 911.869 12032 5 1719:60 
612781 19V 61 1872 Ele 6 | 19:62 
1 17:89211.9°15 1 \ 1874 | 20:18 7 | 1964 
8 11785 |19:16 8 | 1876 | 2020 8 | 19:66 
9 11788 |19:18 9918782085 9 | 1968 | 
1:0740 |17°90 1921 | 1.0780 | 1851 | 20:26 | 10820 | 1971 
Lt 19792 119233 L (18:83 | 2028 111.198 
> 11795: 11926 2 | 1885 | 20:3] Di TH 
312797 11929 3 | 18:88 | 20:34 37.149278 
4 11799 | 193] 4 | 1890 | 20:36 4 | 19:80 
11801 |19:54 5 | 1892 | 2039 511982 
6 11804 | 19:37 6 | 1894 | 2041 6 | 19:84 
7 \18°'06 | 1939 7 | 1897 | 20:44 7 | 1986 
8 11808 | 19:42 8 | 18°99 | 2047 811989 
9 11810 |1944 9 | 19:01 | 2049 9 | 19:9] 
1.0750 |1813 | 1947 | 1.0790 | 19:03 | 2052 | 1:0830 | 19:93 
1 |1815 |1950 1 | 19:06 | 20:55 1 | 1995 
2 |1817 |1952 2 19:08 | 2057 2 | 19:98 
3 11820 |1955 3 | 1910 | 20:60 3 12000 
4 11822 11958 47 419212 | 20:62 4 | 20:02 
5 11824 | 19:60 5 | 19:15 | 2065 5 | 20:04 
6 11826 119,63 6 | 1917 | 20:68 6 | 20:07 
7 11829 | 19:65 7 | 1919 | 20:70 7 120:09 
8 11831 11968 8.1991'12073 8 | 20:11 
9 11833 |1971 9 | 1924 | 20:75 9 | 2013 
1:0760 | 1835 1:0800 1926 | 2078 | 1:0840 | 2016 


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| 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 275 


Diehte | Ge Gramm Dichte Ge- | Gramm Dichte Ge- | Gramm 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° € | wichts- | Zucker | bei 15° G | wichts- | Zucker 


/150 \ Penn 1 /15° Nr, : DEN ‚OZe | n 
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91:08 1 22:91 1 | 2196 | 23:96 

21:09 | 22:93 > | 2198 | 23-99 | 

21:12 | 22-96 3 | 22:00 | 24-01 | 

21:14 |'22:99 4 | 22:02 | 24:04 | 
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10840 20:16 2183 | 10880 | 
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6 12029 |21'99 6 | 21:18 | 23:04 6 | 22:07 | 24:09 
7 |20:31 |22°02 7 |:2%20)12307 1. 122:09.) 2472] 
8 [20:34 | 22:04 8 | 21:23 | 23:09 8 | 2211 | 2414| 
9 |20:36 |22°07 9 21.25: [23:12 9 | 2213 | 2417| 
10850 | 2038 22:09 | 10890 | 2127 | 2314 | 10930 | 22:16 | 2420 
1 12040 |22:12 1: ,924:29° [2377 I 122418.) 24223) 
9,20:42 12215 9: u215325 23:20 3 | 22-20 | 2425 
3 12045 |22'17 3: 31-32 23:92 302229. 242771 
4 20:47 |22°20 4 | 21:36 | 23:25 4 | 22:24 | 24:30 | 
5 120.49 |22°22 5 | 21:38 | 23:28 5 | 22:27 | 24:33 
6 |20:51 |22°25 6 , 2140 | 23:30 6 | 22:29 | 2435 | 
7 120.54 nn 7 | 21:43 | 23:33 772231 | 24385 
8 20:56 | 22:30 8 | 2145 | 23:35 8 | 2233 | 2441 
9 20:58 | 22:33 9 | 21:47 | 23:38 9 | 22:36 | 2443 | 


1.0940 | 22:38 | 24-46 
22-40 | 24.49 
22-42 | 2451 


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| 3 12067 |22°43 3 | 21:56 | 23:49 3 | 22:44 | 24.54 
| + [20:69 | 2246 4 | 21:58 | 2351 4 | 22:47 | 2457 | 
5 20:72 22:49 5 | 2160 | 23:54 5 | 22:49 | 24:59 | 
6 12074 | 22:51 621563: 12357 6 | 2251 | 24:62 
7 |20:76 | 22:54 7 | 2165 | 23:59 7 | 2253 | 2464 | 
8 20:78 | 22:57 8 | 21:67 | 23:62 8 | 2255 | 24:67 
9 120°80 | 2259 9) 21:69 | 23:65 9 | 22:58 | 2470 | 
1.0870 |20:83 2262 | 1:0910 | 2172 | 23:67 | 10950 22:60 | 2472 
| 1 |20:85 |22°65 1 | 21:74 | 2370 1 | 22:62 | 2475 
3 120:87 | 22:67 29446 1:93:73 3 | 22-64 | 24:78 
3 12089 | 22-70 3 | 2178 | 2375 3122-66 | 2480 
4 |20'92 | 22:72 4 | 21:80 | 23-77 4 | 22:68 | 24:83 
512094 | 22:75 5 | 21:82 | 23:80 5 | 22-71 | 2485 
6 |20:96 | 22:78 6 | 21:85 | 23:83 6 | 22-73 | 24-88 
7 12098 |22°80 - T VALST | .23:88 Tr 222 
8 121:00 |22-83 8 | 21:89 | 23:88 812277223 
| 9 121.03 22-86 9 21:91 | 2391 9,2280 | 24:96 
16880 21 05 22:88 | 1:0920 | 2194 23:93 | 10960 | 22:82 | 2499 


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Max Klostermann. 


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2625 
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26:35 
2558 
2641 
2649 
2646 
2649 
2651 
26554 
2656 
2659 
2662 
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2538 
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2542 | 


2804 


28:12 


2807 | 
28:09 | 


2815 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 277 


Dichte Ge- | Gramm Dichte Ge- Gramm Dichte Ge- Gramm | 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° GC | wichts- | Zucker | 
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1 12544 | 28-17 I | 2630 | 2923 1 | 2716 | 30.28 | 
2 12547 | 28-20 2 | 26:32 | 29:25 2 | 27-18 | 30:31 | 
3125,49 12822 312635 | 29:28 3 | 2720 | 30:34 | 
4 \2551 |28°25 4 | 26:37 | 29:31 4 | 2722 | 30:36 | 
91909:53,.28:28 | 2653912933 912724 1'30:39 
6 12555 |28-30 6 | 2641 | 29:36 6 | 2726 | 30.41 
105572833 712643 | 29:39 1 | 2728 | 3044 
8 25:60 |28°36 8 | 2645 | 29-41 8 | 27:30 | 30:47 | 
9 [2562 | 28:38 9 | 2647 | 2944 9 | 27:33 | 30:49 
11090 2564 28-41 | 11130 | 2650 | 2947 | 11170 | 2735 | 30:52 | 
1 [25:66 |2843 1 | 2652 | 2949 1 | 27:37 | 3055 | 
2 125.68 |28°46 2 | 26:54 | 29-52 2 | 27:39 | 30:57 
3 12570 28-49 312656 | 29:54 3 | 2741 | 30:60 
4 \95:72 | 28:51 4 | 2658 | 29:57 4 | 2743 | 3063 
> 12575 |28°54 5 1 26:60 | 29:60 5 | 2745 | 30:65 | 
6 12577 |2857 6 | 26:62 | 29:62 6 | 27:47 | 30:68 
7 12579 |28°59 7 | 26:64 | 29:65 7 | 2750 | 3071 | 
8 12581 | 28:62 8 | 2667 | 29:68 8 | 2752 | 3073 | 
| 9 12583 |28-65 9 | 26:69 | 29:70 9 | 2754 | 30:76 | 
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2 12590 |28:73 2.120405 | 2978 2 | 27:60 | 3084 | 
3 12592 12875 | 2677 1.2981 3.120:62. 30:8 
4 \25:94 |28°78 4 | 26:79 | 29:83 4 | 27:64 | 30:89 | 
5 12596 |28°81 5 | 2681 | 2986 5 | 27:66 | 30:92 | 
6 12598 [28-83 6 | 26:84 | 29:89 6 | 27:69 | 30:94 | 
7 12600 |28°86 712686 | 29:91 7 | 2771 | 3097 | 
8 12603 | 28:88 8 | 26:88 | 29-94 8 | 27:73 | 31-00 
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| 15° C) | prozent in 150 «\ | prozent in d 15° EN prozent in | 
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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 279 


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4 | 3386 | 38:85 
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(re- 
wichts- 
prozent 
Zucker | 


Gramm 
Zucker 
in 
100 em® 


11520 
| 


| 34 


| 34-89 
| 349] 
| 3493 


| 


| 3501 
| 35:03 
| 3305 


11560. 


3+58 
3460 
3462 
3465 | 
3467 | 
3469 
347 ( 1 


-1 


34 
34 


3479 
3481 
34:83 | 
34.85 | 
3487 


o 
—] | > 


= 


34:95 | 
34:97 


3499 


3507 
35.09 
33:11 
>9’L3 
39419 
3 


n 19 
35:2] 
DIDI 
33 
3527 
3529 
353] 
35933 
35335 | 


3537 
3339 


39:83 
BI:86 


3980 | 


3989 | 


39:92 


II 


9997 


4900 | 


40:02 


4009 | 


40.08 
4011 
4013 
4016 


40:18 
| 40'2] 


4027 
4029 


40:32 | 


4037 
4040 


4042 | 
40:45 | 


4048 


| 40:50 | 
4053 | 
40:56 | 


40DS 
40:61 


| 40:64 


4066 
4060 


ı 4072 


4074 
4077 
4080 
4082 
4085 


40:88 


4034 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. >28] 


' Dichte Gre- Gramm Dichte Ge- Gramm Diehte Ge- Gramm | 
bei 15° G | wichts- | Zucker | hei 15° C | wichts- | Zueker | bei 15! C | wichts- | Zucker | 
d ( c) prozent in e c) prozent in d (2 c) prozent in | 

| 15 Zucker | 100. cm? 15° Zucker | 100 em? i Zucker | 100 cm® | 


u I 


ma — —— | 


11560 3539 4088 | 11600 | 36:19 41:94 | 1.1640 | 3698 4301| 


1 13541 | 4090 | | 3621 | 4197 1 | 3700 | 4304 
| 2 13543 |40°93 2.136231 8200 2: 97102.143°06 
5 13545 |40°96 3 1 3625 | 42:02 3 | 3704 | 43:09 
+ 13947 4098 + | 3627 | 4205 4 1:37:06 | 43:12 
5 I3549 |41°01 5 | 3629 | 42:08 5 | 3708 | 4314 
6 |35°51 |4104 6 1.3685 Br 6: "37:10 1:43:17 
1 !3553 |41'06 7 | 36:33 | 42:13 1 Re A320 
8 13555 |41°09 8 | 3635 | 4216 Ba A322 | 
IST NEL-T2 9 |.30637 | 4219 09: 1.37106 74325 
| 11570 |3559 4114 | 11610 | 36:39 | 42:21 | 1.1650 | 37:18 | 4328 
E139:68L RESET 1: 304 142234 31:20 74331 
2 13965 | 4120 2 | 36'453 | 42:27 2. a1 22 45358 \ 
3 13565 14122 3 | 3645 | 4229 3 | 37:24 | 43:36 
439:67 14125 4 | 3647 | 42:32 4 | 31726 | 4339 
5 13569 | 4128 5 | 3649 | 42-35 5 | 3728 | 4341 
6 39 (4130 61.30 42537 6 | 3730 | 43-44 
7113573 |4133 7 | 3653 | 42-40 T 1.3132 7 43477 
8 125579 211.36 5 36:55 | 42-43 8 | 3734 4349 |. 
9:35:77 (41:38 9 | 3657 | 4245 9 | 31:36 | 4352 | 
11580 3579 | 4141 | 11620 | 36:59 | 4248 | 11660 | 37:38 | 4355 | 
1.133:81 14144 3662.17 22:51 1 1 3740 14357 | 
>535:89. 2646 2030093 1741253 > 113142 | 45°60 | 
3:135:85 |4149 3 | 36:64 | 42-56 3 37 |. 43:63 
4 135°87 |41°52 + | 36°66 | 42-58 4 | 37-46 | 43:66 
5 135°89 |41°54 5 | 36:68 | 42:61 5 | 3748 | 43:68 | 
6 13591 |4157 6 | 36°70 | 42-63 6 | 3750 | 43:71 
7 13593 |41°60 7 | 3672 | 42:66 1 ! 3752 | 43774 
8 13595 |41°62 8 | 36:74 | 42:69 8 | 3754 | 43:76 | 
9 13597 14165 9 13676 | 4271 9 1,3756 | 4379 | 
11590 3599 41:68 | 11630 | 3678 | 4274 | 11670 | 3758 | 43582 
1 13601 | 41-70 L |-36°80 | 4277 1 ! 3760. | 43:84 | 
> 13603 |41'73 > | 3682 | 42:79 2 1361. 1887 
3 13605 |41'76 3 13684 | 12.82 3 13763 | 43°89 
4 13607 |4178 4 | 3686 | 42-85 4 | 3765 | 43:92 
5 !36°09 |+41°81 513688 | 42-87 5 | 37:67 | 4394| 
6 136.11 |41°84 6, 36°90 | 42:90 6 | 3769 | 43:97 | 
7 \36°:13 |41'86 7 | 3692 | 42-93 7 13771 | 44:00 
S 13615 |41'89 8 | 3694 | 42:96 8 | 3773 | 4402 | 
913617 |41°92 Q | 36°96 | 42:98 9 | 3775 | 4405 | 


-. 
jan 
en 
. 
es 
= 
B9 
=] 
-1 
=] 


11600 3619 41:94 | 1,1640 36:98 4301 4408 
| | | | | | | 


282 


————————————————————————————————— 


Dichte 


Max Klostermann. 


Ge- Gramm| Dichte Ge- Gramm 
bei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- | Zucker 
16° „\ | prozent in 150 rozent in 

d 176 G) a 


Zucker 


S 
3) 


11710 


11720 


.ın Pa in Ar 
= DD no 
TI Atafaln 


-i-1 
um om # 
— 


3801 


15805 


3836 
3858 
3840 
3842 
3844 
3846 
38548 
>S°D0 
3852 


38354 
3856 


100 em’ 
WFrRE 
4408 

4410 
14413 
4416 
14419 


714421 


| 4424 
14427 
4429 
| 44-32 


‚4435 
14458 
4440 
14445 
4446 
4449 
44-5] 
44-54 
| 44:57 
44:59 


4462 
‚4465 
4468 
4470 
44-753 
4475 
14478 
4450 
| 44-83 
4486 


4488 
4491 
4404 
4496 
44.99 
4502 
490D 
4507 
4510 
45:13 


4515 


150 Zucker | 100 em*® 


Dielite Ge- 
bei 15° C | wichts- 
u, prozent 

15" 


Zucker 


Gramm 


| 


Zucker | 


in 


100 em? | 


11720 | 38:56 

1 | 38:58 

2 | 38°60 
3 13862 
4 | 38:64 
) | 38:66 
6 | 38:68 | 45:32 
7 | 3870 | 45:34 
8 | 38:72 | 4937 


| 45:40 


ı 4542 
| 45°45 
AyAT 
4550 
45:55 
5 | 3885 | 55 


4515 
45°18 
452] 
| 45:24 
4526 
4529 


11730 | 3876 


I I 38%7 


6) ‚887 | 4558 
113889 | 450] 
8.1.3591 1,49:03 
9°) 38:95 | 45:60 


33595 
1 ! 3897 
2 | 38°99 
3 | 39:01 
4 | 39:03 


4569 
4572 
4574 
45T 
4980 


5 1 39:05 | 43:83 
6 | 39:07 | 4585 
7 | 39:09 | 45:88 


or | 
21993215 


11750 | 39:15 
1 3916 
N DILS 
Fa ur 3 1 0) 
4 | 5923 
13924 
6b | 3926 
it | 3928 
8 | 3930 


NY DZ 


11760 


459] 
4594 


4596 
4998 
4601 
46:05 
46506 
4509 
4612 
4614 
4617 
4620 


3934 4622 


11760 3934 

1 | 59'536 
2, 3998 
3.1 3940 
4 | 39:42 
5 | 3944 
6 | 3946 
f 3948 


8 | 3950 | 


g | 3952 


3954 


3955 
> | 3957 
> | 39:59 
4 | 39:61 
> 13963 
6 | 3965 


7 1.3967 
8 | 3969 
9 | 3971 


3973 


3975 


3 1 3979 
4 | 39:81 
YNETERE 
6 | 39:85 


4622 | 
4625 | 
| 4628 


4651 
4653 
4636 


46:39 | 


4642 


4644 | 


4647 
4649 
4652 
4524 


4657 | 


46560 
46562 
456» 
IHHS 
4671 
4675 


4676 
| 4679 | 


3977| 


46582 
4584 
46'857 
4590 


| 4693 | 


1 | 39:87 | 


8 1 39:89 
9 | 39:0 


39:92 
| | 39:94 


3 15998 
4 ı 4000 
5 | 40:02 
6 | 40.04 
7! 4006 
S 4008 
9 14010 


11800 40:12 


| 46:98 | 


46:95 | 


| 47:00 


2 | 39:96 | 


4703 
4705 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 283 


Diehte Ge- Gramm Diehte Gre- ; 


(Gramm Dichte | 6Ge- Gramm 
bei 15° @ | wiehts- | Zucker | bei 16° G | wichts- Zucker | hei 15° GC | wichts- | Zucker 
af c\ prozent in af! c\ | prozent Ir. a(}3° 6) | prozent IM, 

\150,.°/ | Zucker | 100 em? \15° ©/ | Zucker | 100 em? \150° ”/ | Zucker | 100 cm? 
11800 4012 4730 | 11840 | 4089 | 48:37 | 11880 | 41:66 | 4945 

L [40:14 |47°33 1 | 40:91 | 48:40 1 | 41:68 | 49-48 
2 |40:16 |47°36 2 | 40'93 | 48:43 > | 41:70 | 4951 | 
3 14018 |47:38 3.1.40'95 | 48:46 3 | 4172 | 49:53 | 
4 |4020 |47°41 4 | 40°97 | 48-48 4 | 41:74 | 4956 | 
5 140,22 |4T°44 5 | 4099 | 48-51 5 | 41:76 | 49-59 | 
6 |40'23 | 4746 6 |ı 4101 | 4854 6 | 41:77 | 4961 | 
7 40:25 |47°48 7 |4103 | 48:56 7 | 41:79 | 49:64 | 
8 14027 14751 S 41:04 | 48:50 8 | 41:81 | 4966 | 
9 !4029 |47°54 9% | 41°06 | 48:62 9 | 41:83 | 49:69 | 
11810 40:31 |47°57 | 1:1850 | 41:08 | 48:64 | 11890 | 41:85 | 49:72 | 

| 1 \40:33 |47:59 I | 41:10 | 48°67 | | 41:87 | 49:74 
2 |40:35 | 47-62 2 | 41.12 | 48:69 2 | 41:89 | 49-77 

3 [40:37 |47°65 3 | 41-14 | 4872 3 | 41°91 | 49:80 

4 |40:39 |47°68 4 | 41:16 | 4875 4 | 4193 | 49:83 

5 40:41 |47°70 5 | 41-18 | 48:78 5 | 41-95 | 49:86 

6 |40:43 |47-73 6 | 41:20 | 4881 6 | 4197 | 49-89 
7 |40'45 |47:76 7 1.2192 4883 7 | 41:99 | 49-91 | 
8 |40°47. |47-78 8 | 41:24 | 48-86 8 | 42:00 | 4993 | 
9 140.49 481 9 | 41-26 | 48-89 9 | 42:02 | 49:96 | 

| | 

11820 4050 4783 | 11860 | 4128 | 4891 | 1:1900 | 4204 4999 | 
1 14052 | 47:86 1 14129 | 48.94 1 | 42:06 | 50:01 | 
> 14054 | 47-89 2 | 41:31 | 48-96 2 | 42:08 | 50:04 | 
3:14056 |47°91 3 | 41:83 | 48:99 3 | 42-10 | 50:07 
4 [40:58 |47-94 4 | 41:35 | 4902 4 | 42:12 | 50110 | 
5 14060 | 47-97 5 | 41:37 | 49:04 5 | 42-14 | 5012| 

6 | 40:62 | 48:00 6 | 41:39 | 49:07 6 | 4216 | 5015 
1 |40°64 | 48:02 er ATI 490 T 74948. 9018] 
8 14066 |48°05 8 | 41-43 | 49:13 8 | 42:20 | 50:21 | 
9 |40:68 | 48:08 9 | 4145 | 49:16 9.142:31 190953 
11830 4070 48:11 | 11870 | 41:47 | 4918 | 11910 | 42:23 | 50:26 
1 |4072 |48:13 4149 | 49:21 1 | 42:25 | 50:29 

2 14074 | 48°16 4151 | 4924 2 | 4297 | 503 
3 14076 |48:19 41:53 | 49-26 3142-29 | 50:34 | 
| 4 |40°77 |48°2] 49:29 4 | 42:31 | 5037 | 


514079 |4824 4156 | 49:31 5 | 4233 | 5039 
) ) : 


REISEN HS 
Ha 
Di 
N 


6 | 40:81 | 4827 41:58 | 49:34 6 | 42:35 | 5042 
7 \4083 |4829 4160 | 4957 1 | 4237 | 5045 
8 14085 | 48:32 4162 | 49:39 8 | 42:39 | 5048 | 


c 
9 [40:87 | 48°35 


‚a 
= 


49-42 9 | 42-41 | 50:50 | 
11840 ‚4089 48:37 | 11880 | 41:66 | 4945 | 11920 | 4242 5053 


284 Max Klostermann. 


a—— re 


Dichte (re- Gramm Dichte Ge- Gramm Dichte | Ge- Gramm 
bei 15° C | wiehts- | Zucker | bei 15° G | wiehts- | Zucker | bei 15° C | wichts- , Zucker 
a/!5 ce) prozent in ‚(15° 0) | prozent in al! 6) | prozent ke AR 

1 al ON) 


11920 4242 5053 | 11960 4319 | 5161 | 172000 | 43:94 | 52:68 | 
1 |42°44 |5055 1 | 4320 | 5163 1 || 43:96 1927721 
> 14246 |50°58 2 | 43:22 | 51:66 2 | 43:98 | 52:74 | 
3 14248 15061 314324 | 5168 31) 400 922721 
4 '42°50 |50:63 4 | 4326 | 51:71 421 742:02217922792 


\15° °/ | Zucker | 100. cm® 15° Zucker | 100 cm? 15" | Zucker | 100 cm? | 


5 \42°'52 |50'66 5 | 4328 | 5174 5 | 44:03 | 52:82 | 
6 42:54 |50'69 6 | 43°30 | 5177 6, 4405 | 52:85 | 
7 |42:56 [5072 7 | 43:32 | 5180 114407 | 52:87 | 
8 14258 15075 8 | 4354 | 51°82 8 | 44:09 | 52:90 | 


9 142:60 |50:77 9 | 43'536 | 5185 9 | 4411 | 52:93 


11930 42:62 50:80 | 11970 | 4337 | 51:87 | 12010 | 4413 | 52:95 
42:63 |50'82 1 | 43:39 | 51:90 1 | 4415 | 52:98 | 
> 14265 |50°85 3 | 4341 | 51:93 3 142.17,19301%] 
3 |42°67 15087 3 | 4343 | 5195 3 | 44:18 | 53:03 
+ 42:69 | 50:90 4 | 43:45 | 51:98 4 | 44:20 | 53:06 | 
5 |4271 -]50°93 9 | 4347 |) 201 5 | 4422 | 53°09 | 
6 14273 15096 6 | 52:04 6] 44:24 | 5: | 
42:75 |50:99 7 52:07 a 

8 1429-77 |51°02 8 | 4353 | 52:09 8 | 4428 
9 4279 153104 914394 12 9 


11940 4281 | 51:07 | 11980 | 4356 | 5215 | 12020 | 4432 | 53:22 
1 4282 |51:09 1 | 4358 | 5217 1 | 4433 |! 
2 14284 |5112 43:60 : 
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6142-92 |51°23 6 | 43:68 | 52-31 | 58: 
7 [42:94 |51'26 7 | 4370 | 5234 44-45 | 53° 
8 142°96 |5128 8 | 4371 | 52:36 Ss | 4447 | 53°44 | 
9 142.98 |51°31 9 | 43-73 | 52-39 9 | 44-49 | 53°47 | 


11950 43:00 51:34 | 1.1990 | 4375 | 5242 | 12030 | 44:50 | 
1 !43°01 |51°36 EA3TTT ıı 24 1174452 
2 143°'03 |51°39 2.1743 5247 > | 
3 143:05 I5L41 3 | 45681 | 52530 > 
+ 143:07 19144 4 | 43:83 | 5253 4 | 4458 


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6143: [9150 6b | 4386 | 52-58 6 | 4462 66 
714318. 9.08 7 | 43°88 | 52:60 714464 | 9368 | 
8 14315 |51°55 8 | 43°90 | 52:63 S | 44:65 | 5371 | 
9 |43°17 15158 9 | 43:92 | 52-65 9 | 44:67 14 | 
11960 4319 51:61 | 12000 | 4394 52:68 | 12040 | 44:69 | 
| 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 385 
Dichte Ge- | Gramm | Dichte Ge- Gramm Dichte Ge- Gramm 
| bei 15°C | wichts- | Zucker | bei 15°C  wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker 
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| 4550 | 54:93 
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4570 | 5523 
4512: 1.5525 
45:74 | 5528 
4576 | 55:31 
4578 | 53°533 
| 45:80 | 55°36 


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4583 | 5541 
45:85 | 5544 
1 45:87 | 5547 
| 45°89 | 55:50 
45:91: 1:55:52 
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4602 | 5568 
| 46:04 | 5571 
46°065 | 59574 
4607 | 5576 
| 46:09 | 55:79 
| 46'11 | 55°82 
46:13 | 55°85 
4615 | 55°88 


| 46:17 | 


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Max Klostermann. 


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4181 | 58:32 
47'853 | 58:35 
4785 | 58:38 
41:87 | 58°40 
4189 | 5843 
47:90 | 58:45 
41:92 | 9848 
4794 | 5851 
4196 | 58594 
4798 | 58°56 
4500 | 58:59 
48:01 | 5862 


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4845 | 5927 
4847 | 9930 | 
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| 4851 | 59:36 
| 48:53 | 59:38 | 
48:55 | 5941 
48:56 | 59,43 | 
48585 5946 
| 48:60 | 59:49 
48:62 | 59:52 | 
48'064 | 5955 
48:66 | 59:58 
| 48:67 | 59:60 | 
48:69 | 59:62 | 
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48:73 | 59:68 | 
48:75 | 5971 | 
4876 5973 
48:78 | 59:76 | 
| 48:80 | 59:79 | 
4882 | 59:82 | 
48°84 | 59:84 | 
48:86 | 59:87 | 
48:87 | 59:90 | 
4889 | 59:92 | 
48:91 | 59:95 | 
48°93 | 59:98 | 
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48°98 | 60:06 | 
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49:05 | 60:16 | 
4907 | 60:19 
49:09 | 60:22 
4911 | 6025 | 


4913 


60:28 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. >87 


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i@ Diehte | Ge- Gramm Dichte (re- Gramm Diehte Ge- Gramm | 
| bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° € | wichts- | Zucker bei 15° C | wichts- | Zucker 
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3 14918 | 60:36 5 | 4991 | 6145 3 7:20:63 1.6254 
+ \4920 | 60:39 + | 49:93 | 61.48 4 | 50:65 | 6257 
5/4922 |6041 5 | 4994 | 6151 5 | 5067 | 62°60 
6 14924 | 6044 6! 4996 | 6153 6 | 50:69 | 62:63 
7 \4925 | 6047 7 | 4998 | 6156 1 "5070 1 62:65 
8 14927 |60°49 Ss | 50:00 | 61:59 8 | 5072 | 62-68 
9 4929 | 60.52 415002 | 61:62 9 150774.176270 


12290 4931 6055 | 12330 50:04 | 61:64 | 12370 | 5076 | 627% 


5078 | 6276 


1 14933 | 6058 ı | 50:05 | 6167 l 
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3 14936 | 6063 3 50:09 | 61:72 3 | 50:81 | 62°81 | 
4 14938. | 60°66 4 | DWSEL 61:75 4 | 50:83 62:84 | 
5 !4940 60:69 5 | 50:13 | 6178 5 | 50:85 | 62-87 
6 |49:42 | 60:72 6 | 50:14 | 61:80 6 | 50:87 | 62:90 | 
7/4944 6074 7 | 50:16 | 6185 1 | 50'88 | 62:92 
8 14945 | 60°76 8 | 50:18 | 61°86 Ss ! 50:90 | 62:95 
9 |49-47 | 60:79 9 | 50:20 | 6189 9 | 50°92 | 62°98 | 
12300 4949 6082 | 12340 5022 | 61:92 | 12380 5094 | 63:01 
1 14951 | 6085 1 | 50:23 | 6194 1 | 50°96 | 6304 | 
2 14955 | 6088 2 1.9025 146197 2 1 50°97 | 63:06 | 
3 14955 !6091 319027 | 62:00 3 ! 5099 | 63:09 
4 14956 |60:93 + 90:29 |562:02 4 | 5101 | 63.12 
5 14958 | 6096 5 | 5031 | 62:05 5 | 51:03 | 63.14 
6 49:60 | 60:99 6 | 50:32 | 62:08 6 | 5105 | 63:17 | 
7 149.62 |61:02 7 | 50:34 | 62:10 7 ı 5106 | 63:20 | 
Ss /49°64 6104 8 | 50386 | 62:13 8 | 5108 | 6322 | 
9 |49:65 | 6107 9 | 5038 | 62-16 9 | 5110 | 6355 | 
12310 4967 61:10 | 12350 | 50:40 62119 | 12390 5112 | 6328 | 
1 14969 |6T12 1 | 5042 | 62:22 | | 51:14 | 63°31 
2049:71: 161.19 2 50:43 | 6224 2 | 51:15 |! 6333 | 
3 |49:73 16118 3 | 50:45 | 62:27 Bl DERT BES 
4 14975 16121 4 7807 62:30 4 | 5119 | 6339 | 
5 14976 |61°23 5 | 5049 | 62-33 5 | 5121 | 6342 | 
6 14978 | 6126 6 R2051.762°36 6 5123 63 
7 14980 |61'29 7 | 5052 | 62:38 7 r5124 | 6347 
8 14982 6131 8 | 5054 | 62-41 8 | 5126 | 6450 | 
9 |49-84 |6134 9-| 50:56 | 62-44 9 15128 | 6353 | 


12320 4985 6137 | 12360 | 5058 6246 | 12400 5130 | 6356 | 


Klofe) Max Klostermann. 


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Dichte Ge- Gramm | Dichte Ge- Gramm Dichte Ge- ! Gramm | 
bei 15° C | wiehts- | Zucker | bei 15° © | wichts- | Zucker | bei 15° € | wichts- | Zucker 
a/?5° \ | prozent in al ce prozent in al!) | prozent in 

15V Zucker | 100 cem*® \15° Zucker 100 em" 150 Zucker | 100 em’ 


12400 5130 6356 


1 15132 16359 1 | 52:03 | 6468 |. DIET 69 


»201 6465 | 12480 5273 6975 


IS 
pP 
= 


Yu a 
3 [51:33 |6361 > | 52:05 | 6471 25276 | 6580 
315135 |63°64 3.1 Hate 3: | 92:78 | 65'853 
4 |51:37 |63°67 4 | 52:09 | 6476 4 | 52:80 | 65°86 
5) 151 39 1 63°70 5 | 92:10 | 64:79 5 | 52:81 | 65'883 
6 |51°41 |6372 6 | 52:12 | 6481 6 | 52:83 | 65°91 | 
7 15142 | 63:75 7 | 52:14 | 6484 15285 | 6594 
8 15144 |63°78 8 | 5216 | 64-87 8 | 52:87 | 65.97. 
9 15146 | 63:80 9 | DIT | 6489 g | 52:89 | 66:00 | 


12410 5148 6383 | 172450 | 52:19 | 6492 | 12490 | 52:90 | 66:02 
| | 


1 |51'49 | 63'856 1.1 92:31 176295 52:92 | 6605 
215151 | 65:58 2 | 52923 | 64:98 2! 52-94 | 66:08 | 
3 15153 |63°91 3.19225:1. 6703 )» | 52°96 |! 6610 
4 15155 | 63:94 4.1.9226 65:03 4.752971 66:13 
5 151597 _| 63:97 5 | 52:28 | 65:06 5 | 52:99 | 66°16 
6 !H9158 | 6399 6 | 52:30 | 65:09 6 | 53:01 | 06718 | 
7 15160 | 6402 1069222270928 1e1593:032. 10581 
8 15162 16405 8 | 52-33 | 6914 5 | 53:04 | 6624 
9 15164 | 6408 9 | 52:35 | 69:17 9 | 5306: | 6626 


12420 51:66 6411 | 12460 5237 6520 | 12500 | 53:08 | 6629 


5167 |6415 52:39 :.1:6523 | 53:10 | 66:32 


jeud. 


| | 
2 15169 |64'16 >. 19240/16923 > 153412.4:662339 
519121216418 331,02492: 06925 3:1.934:3 | 6637 
2.1591:73: 11042] 4 | 59-44 | 65:31 4 | 5315 | 66°40 
5 151:75 [6424 51:52:46 | 69.34 5 | 5317 | 6643 
6 15176 | 6426 6 | 52:48 | 65°37 6 | 53:19 | 66°46 
7 15178 |6429 7 | 5249 | 65°39 1 | 5320 | 6648 | 
| 8 15180 16432 5 | 5251 | 0942 3 | 5322 | 6651 
9 5182 6435 9 | 5253 | 6545 9 | 5324 | 66954 
12430 5183 6437 | 12470 52:55 | 6547 | 12510 | 53:26 | 6657 
1 15185 |6440 L | 5256 | 6550 1 | 5327 | 66°59 
2 151°87 |64-43 2 | 59-58 | 65:52 3 | 53:29 | 66:62 
3 15189 | 6446 3 | 5260 | 6555 3 | 53:31 | 66°65 
4 |51°91 |6449 4 | 52:62 | 6558 4 | 5333 | 66°68 
5 15192 | 6451 9175264 1:65:61 5 | 5335 | 66°71 
6 15194 | 6454 6 | 52:65 | 65°63 6 | 5336 | 6673 
7 15196 |6457 7 | 52:67 | 65:66 7 | 53:38 | 66:76 
8 15198 | 64:60 8 | 52:69 | 65:69 8 | 5340 | 66:79 
9 15200 |6463 152411 76972 9 | 5342 | 6682 


12440 5201 6465 | 12480 | 5273 | 6575 | 12520 | 5343 | 66:84 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 289 


Dichte Ge- 'Gramm| Dichte Ge- | Gramm Diehte Ge- Gramm 

bei 15° C wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker | bei 15°C | wichts- | Zucker | 
“\ | prozent in 15° ,\ | prozent in /15° „\ | prozent in 

d ce) 2 Al! Gi) d(—C)|- | a 

15° ausser [100 | 15° °/ Zucker | 100.cm? \15° °/ | Zucker | 100.cm? 


12520 53 43 6684 | 12560 5414 | 6794 | 12600 | 5484 69:04 


15345 |66°87 1 | 5416 | 6797 5486 | 69:07 | 


| | 

2 |53°47 |66°90 2 | 5417 | 67:99 2 | 54:88 | 69-10 
3 15349 | 6693 ; | 5419 | 68:02 3 | 5489 | 69:12 
4 |53:50 66:95 4 | 5421 | 68:05 4 | 54:91 | 69:15 
» 15352 |66'98 5 | 5423 | 6808 5 | 5493 | 69:18 
6 15354 |67°01 6 5425 | 6811 6 | 5495 | 6921 
1 \5356 16704 1496| 08 1 1 | 5496 | 6923 | 
8 15358 |67°07 8 | 5428 | 68:16 8 | 54:98 | 69:26 | 
9 153-559 | 67:09 9 | 54:30 | 68:19 9 | 55:00 | 69:29 | 


12530 53:61 6712 | 12570 5432 | 68:22 | 12610 | 55:02 | 6932 
1 93:63. 6715 1 | 5433 | 6824 L | 55:03 | 69:34 | 
2 15365 |6T°18 2 | 54:35 | 6827 2 | 55:05 | 69:37 | 
) 153°66 |67°20 ) | 54:37 | 68:30 ) | 55:07 | 69:40 | 
4 \153:68 |67°23 4 | 54:39 | 68:33 4 | 55:09 | 6942 | 
5.193770 1/6726 5 PDA) 1 08:3 55: #55:.10. 6949 
6 [53:72 |67°29 6 |, 5442 | 68:38 6 | 55:12 | 6948 | 
7 15373 |67°31 7 | 5444 | 6841 1. | 95-1£ 76951 
8 15375 | 6754 Ss | 5446 | 6844 8 | 55:16 | 6954 | 
9 15377 |67°37 9 | 54:47 | 68°46 9 | 55:17 | 69:56 | 

12540 5379 6740 | 12580 5449 | 6849 | 12620 | 5519 | 6959 
1 15381 |67°42 1 | 5451 | 6852 L | 55:21 | 69:62 | 
2 15382 |6T°45 2 | 54:53 | 6855 3 | 55:23 | 69:65 | 
3 15384 [6748 3.3454 | 6857 3 | 55:24 | 69:67 
4 |55°86 16751 4 | 5456 | 68°60 4 | 55:26 | 69:70 
5 .1593°88 16753 5 | 5458 | 68°63 5 | 5528 | 6973 
6 |53:89 | 67:56 6 | 5460 | 68:66 6 | 55°30 | 69:76 | 
7 155°91 \67°59 7 | 5461 | 68:68 7.5531 1,63:78 
8 15393 I|6761 8 | 5463 | 6871 8 195923 Mole 
9 |53:95 16764 9 | 54:65 | 68:74 9.| 55:35 | 6984 | 


12550 5396 6767 | 12590 5467 6877 | 12630 5537 6987 | 


1 53:98 |67°69 1 | 5468 | 68:79 1 | 5538 | 69:89 
2 |54-00 | 6772 2 | 5470 | 68:82 2.139940 7632 
ı 94:02: 677779 3 | 9472 | 68°55 3 | 55:42 | 09:9 
4 .154:03 |67°77 4 | 5474 | 68°88 4 | 5344 | 69:98 | 
> 15405 |67°80 8 | 8475 | 683°90 5 | 5545 | 70:00 | 
6 |54:07 |67°83 6 | 5477 | 68°95 619947 | 7003 | 
7 [54:09 |67°86 T | 5479 | 68:96 7 | 55.49 | 7006 | 
8 15410 | 6788 8 | 5481 | 68°99 Ss | 5551 | 70:09 | 
9/5412 16791 9 | 54:82 | 6901 9 | 5552 | 70-11 | 


12560 5414 6794 | 12600 | 5484 | 69:04 | 12640 | 5554 | 7014 | 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden,. VII 19 


290 


Dichte 


bei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- Zucker 


Ge- 


Max Klostermann. 


Gramm Dichte Ge- Gramm 


15° „\ | prozent in 160 , prozent ın (15 
d a | 100 cm’ d 15° 


(150 © Zucker | 100 cm” ‚15° Zue 


ker 


12640 5554 |70:14 | 12680 | 56:24 | 7 


l !199:56 | 7017 I | 6:25 2 
2 15958 | T020 2 15627 A330 


3 15559 | 70:22 3 | 56°29 | 71:33 
4 |55°61 | 7025 4 | 56:31 | 7E36 
5 15563 | 7028 n | 56:32 | 71:38 
6 |55°69 | 7031 6 | 56:34 | 71 
7 155:66 | 70:33 7 | 5636 | 71.44 
8 15568 | 70:36 8 | 5658 | 71-47 
g |5570 | 70:39 9 | 5639 | 7149 


Dichte 
bei 15° C 


2 


12650 | 5572 |7042 | 12690 | 5641 | 71:52 | 12730 
1 15573 | 7044 56:43 10695 | 
2199.19 1,2047 2 | 5645 | 7158 
3 15577 | T0:50 3:1 5646 | 71:60 3 
4 !155:79 | 7053 4\ 5648 1- 71:63 4 
5 155:80 | 7055 9 | 56:50 | 7166 5) 
6 82 | TO'D8 b- | 6: 1 768 6 
715584 | 7061 115653 | DEM 7 
8 15585 1 7064 8 | 5655 | 71774 te) 
9 15587 | 7067 0) | 5657 | Tai 

12660 5589 7069 | 12700 | 5658 | 7180 | 12740 
Lt 15591 17072 1 | 56:60 | 7183 
2155:92 17015 2 | 56:62 | 7186 
3 155.94 | 7078 3 | 56°64 | 71:89 
4 15596 | 7081 4 | 56:65 | 71:91 
5 15598 | 7084 D 1 56:67 | 7194 3 
6 |55°99 | 70:86 6.1 56°69 | 71:97 6) 
1 |56°01 | 70:89 1 | 5670 | 71:99 { 
S |56°03 | 7092 81:96:72 1 72:02 te) 
9 |56:05 | 70:95 | 5674 | 72:05 19) 

12670 56:06 | 70:97 | 12710 | 5676 | 72:08 | 12750 
1 !56°08 | 71:00 I DBTT 772210 1 
>, 906E1L04 20 2 156779 | 72313 2 
3 15612 | 71:06 3156.81 1272746 5: 
4 15613 | 7108 4 | 56:83 | 72:19 4 
9.5645 41 5 | 5684 | 7221 5 
6 156.17 I71:14 6 | 5686 | 7224 6 
1 15618 | 7116 21 56:88 | 72:97 
5 15620 I 7119 8 | 5689 | 7229 S 
9 56:22 17122 9 | 56:91 | 72:32 9 


12680 5624 7125 | 12720 | 56:93 | 72:35 


(re- 
wichts- 


prozent | 


Zucker 


2693 
2695 
3696 
»6IS 
TOO 
57.02 
5703 
5705 


= 


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DT58 


| 57:60 


12760 | 


762 


Gramm 
Zucker 
in 
100 em® 


1235 
72:38 
1240 
1243 
1246 
1249 
1251 
1254 
Aa 
1260 


7263 


1266 


1269 
Tre | 
TEA 


Bear! 
7280. 


-I-1-1-1-1-1-1-1-1.] 


-] 
= 
+ 
7 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 29] 
| Dichte | Ge | Gramm Dichte Ge- | Gramm Dichte Ge- Gramm 
bei 15° C C | wichts- | Zucker | bei 15° C | wiehts- | Zucker w os G | wiehts- | Zucker 
al 15° (ı prozent in al c prozent | BEN C prozent in. 
(150 Zucker | 100 cm’ \15° Zucker | 100 em" = Zucker 100 em® 
— = BR ee E | ER 
12760 |57°62 7346 | 12800 | 5831 | 7457 | 12840 | 5899 | 75:68 
| 1 15764 |73°49 | | 58:32 | 74:59 l | 5901 | 7571 
| 2 |57:65 |73°51 2 | 58:34 | 7462 9.5802 17573 
3 15767 |73°54 3 19836: | 7465 3 \.5904 | 7976 
4 1917:69: 17357 4 | 58°37 | 7467 4 | 59:06 | 75:79 
DT TU. 13:99 5 | 58:39 | 7470 5 | 5907 | 781 | 
6 19772 | 7362 6 | 5841 | 7473 915809 17282 
| 1 |ITT4 |7369 7 | 5842 | 7476 > CHILE 1 79:87 
8 [57:76 | 73°68 8 | 58.44 | 7479 8 | 59:12 | 7589 
| 9°197:77 1.7370 9 | 58:46 | 7482 9 1,5914 [7592| 
12770 15779 |7373 | 1:2810 | 5848 | 7485 | 12850 | 5916 | 75°95 | 
| 1 15781 |73°76 11 58:49 | 7487 ı | 5918 | 75:98 
3 15782 |73°79 32 | 5851 | 7490 2 | 59:19 | 7601 | 
3 15784 |73'82 3 | 58:53 | 74:93 3 | 59:21 | 76:04 | 
4 |57°86 |73°85 4| 5854 | 749 4 | 59:23 | 76°07 
5 15788 |73°88 5 | 5856 | 7498 5.199234 760%) 
6 15789 | 7390 6 | 5858 | 7501 6 | 9926 76127) 
1 15791 |73°93 T | 58:60 | 7504 7 1,5928 176134 
8 15793 |73°96 8 | 5861 | 75:06 8153929 7617| 
9 I157°95 |73°99 9 | 58:63 | 75:09 9 | 59:31 | 7620 | 
2780 5796 7401 | 12820 | 58:65 | 7512 | 12860 | 5933 7623 | 
1 157°98 | 7404 1 | 5866 | 7515 1 | 59:35 | 76:26 | 
2 58:00 | 7407 2 | 58:68 | 75:18 2 ı 59:36 | 76:28 
5 15801 | 7£09 3.198110 | 752] 3 1199387626) 
4 15803 | 7412 4 | 98:72 | 7524 4 | 59:40 | 7634 | 
5 15805 |7415 5 15873 | 7526 5 | 5941 | 7637 
6 15807 |7418 6 | 58:75 | 75:29 6 | 59:43 | 7640 | 
7/5808 | 7420 1.7977 I 2532 1 \5945 | 7643 | 
8 |58-10 |7423 8 | 58:78 | 7534 8 | 59:46 | 7645 | 
9 15812 17426 9 | 58:80 | 75:37 9 | 5948 | 7648 | 
| 1279 5813 7429 12830 | 5882 | 7540 | 12870 | 5950 | 76:51 
| 1 [58:15 [7431 1 | 5884 | 7543 1 ı 59:52 | 76:54 | 
| 3 |58-17 |7434 2 | 5885 | 755 2 | 5953 | 76'356 | 
3 15819 |74537 3 | 58:87 | 75-48 3.1.5955 | 7639] 
+ 15820 | 7440 4 | 5889 | 7551 4 | 5957 | 7662 
5 15822 |7445 5 | 58:90 | 7554 5 | 5958 | 76°65 | 
6 15824 | 7446 6 | 58:92 | 7557 6 | 59:60 | 7668 | 
1 15825 |7448 T | 9894 | 75:60 1.1.9962 N 74 
8 158-937 17451 S ! 5895 | 75:62 8 | 5963 | 7673 
9 158.29 |TL54 9 | 5897 | 7565 9 | 5965 | 76776 | 


12800 5831 


7457 


12840 


38:99 


7568 


12580 


3967 


l 


17679 


19* 


29 


————————— 


| Dichte 
bei 15° C 


(m) 


12880 


1.2900 
| 


Q 


) 


12910 
| 


12920 


(ve- 
wichts- 
prozent 
Zucker 


5967 
3659 
3970 
39-72 
9974 
5975 
I TI 
39:79 
ISO 
59:82 


9854 
986 
99:87 
3989 
59:9] 
59:92 
59:94 
39-96 
3I9T 


3) 


6001 
003 
5004 
HOIOH 
BIOS 
HO09 
HO11 
6013 
5014 
6016 


60.18 
50-19 
6021 
5025 
50°2D 
5026 
HI2S 
HOBO 
5051 


6035 


60:35 


' Gramm 
Zucker 


in 


100 em? 


7679 
1682 
7084 
16°87 
7690 
71692 
1695 
THIS 
1701 
1704 


7707 
{ 
( 


T: 
‘ 


STE . 
oO X SW 


DES ND WW 


IV 


71760 


77683 


1165 


Max Klostermann. 


Dichte 


bei 15° 0 


12920 


S 
1] 


12940 
| 


Yu 


te) 
3] 


12950 
| 


J) 


12960 


(r6- 
wichts- 
prozent 
Zucker 


60.35 
6036 
HOBS 
HOF 
HOF+1 
043 
604» 
60°47 
6048 


HOIDO 


6052 
HD 
HDD 


05T. 


HODS 
6060 
50.62 
60653 
HH» 
06T 


6069 
HITO 
6072 
6074 
607» 
6077 
65079 
BOS8O 
H082 
H0"84 


60:85 
HOS8T 
H084 
HO-IO 
50-92 
60.94 
HI-O9D 
50:97 
HU 
6100 


61:02 


Gramm 
Zucker 
in 
100 em* 


7790 
11'985 
1796 
11799 
7801 
7804 
18:07 
7810 
1813 
1816 


7819 
7821 
78:24 
7827 
78:29 
18:32 
78:3 


7860 
71863 
7869 
7868 
1871 


78573 
1876 
1879 
18:82 
1885 
TISSS 
78:90 
17893 
1896 
178°99 


7902 


Dichte 
bei 15° © 
150 
d(-C 


15" 


12960 


(16- 
wichts- 
prozent 


Zucker 


61:02 


6104 
61:06 


61:07 


61:09 
61-11 
61:12 
6114 
61° 


6171 
61°21 
61'22 
6124 


| 6126 


6127 
6129 
615 
6182 
615 


6153 
6154 


6156 | 


6198 
61:59 
6161 


6165 


6164 


61:66 


61:68 


61:69 


' Gramm 


| 
61777: | 


1} 

Zucker 
in 

100 em? 


7902 
7905 
TIOS 
910 
17915 
7916 
7918 
1921 
1924 


1927 


7930 | 
1933 
19:35 | 
1958 
1941 
| 79:43 
7946 
7949 
1951 
79.54 | 


7957 
7960 
ı 7963 
7966 | 
| 79:68 | 
7971 
1974 
TIT7T 
| 7980 

7983 


79:86 
19:88 
1991 
ı 7994 
| 79:96 | 
1999 | 
8002 
SOOD 
\SO:O8 

Soll 


SO 


un ee A ee ed 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 293 


| Dichte | Ge- | Gramm Dichte Ge- Gramm Diehte Ge- Gramm 

bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° G | wiechts- | Zucker | bei 15° C | wichts- Zucker 

d (5°) ı prozent in d Es ) prozent in prozent in 
150 Zucker | 100 cm? 150 Zucker | 100 em’ Zucker | 100 em? 


13000 61:69 |8013 | 13040 | 6236 | 8125 
1 I6171 |80°16 1 | 6238 | 8128 
2 [6173 |80:19 2 | 62-40 | 81:31 
5 16174 |80°21 3 | 6221 18133 
4 1:61 °76 |8024 4 16243 | 8L[36 
5176478. 18097 5 | 6245 | 8139 
6 16179 |80°30 6 | 6246 | 8142 


6303 | 82:37 
63:04 | 82.40 
63°06 | 82:43 
6508 | 8246 
63°09 | 8248 
le ee 
63-413 1 82941 


1 61'81 |80°55 1 1 62:48 | 8145 6514 | 82:56 
Ss [61'835 |80'36 8 | 62:50 | 8148 6316 | 82:59 | 
9 161°84 | 8058 916291 178150 63:18 | 82:62 


6319 | 82° 


je 2) 

VD 
= 
Qı 


' 13010 61:86 |8041 | 13050 | 6253 | 81:53 
| 


1 |61°88 [8044 | 62:55 | 81:56 6321 | 82:68 | 
| 2 161°89 | 80°46 3 | 62:56 | 81:59 | 63°23 | 82-71 | 
| 3 161°91 |80°49 | 62:58 | 81°62 6324 | 82:73 
| 4 16193 |80°52 4 | 62:60 | 81:65 6326 | 82:76 | 
| > 61:94 | 80:55 5 | 62:61 | 81:67 6328 | 82:79 | 
| 6 16196 |SO:58 6 | 62:63 | 8170 6329 | 82-82 
| 7 16198 | 80:61 7 | 62:65 | 8173 6331 | 82:85 
| 8 61:99 | 80:63 8 | 62:66 | 8175 6333 | 8288 f 

9 16201 |80'66 9 | 62:68 | 81:78 | 63:34 | 82:90 | 

13020 6203 8069 | 1.3060 | 6270 | Ss1 81 6336 | 82:93 | 

1 62:04 |80:72 I 1621 | 8184 | 63:38 | 82:96 | 

2 162°06 | 80:75 22H | 81:87 | 63:39 | 82:99 | 

, 16208 | 80:78 3 | 62:75 | 81:90 6341 | 83:02 | 
+ |62°09 | 80:80 4 | 6276 | 8192 6345 | 83°05 | 
> 16211 | 80:55 > | 6278 | 8195 6344 | 83:07 

6 16213 |80:86 6 | 62:80 | 81:98 6346 | 83°10 | 

T |62-14 [80:88 7 | 62-81 | 82:01 63:48 | 83:13 

5 16216 |80'91 8. 262:833°1°82:04 65:49 | 83:15 
| 9 |6218 18094 9 | 6284 | 82:06 6351 | 83:18 | 
| | | | 
13030 62:20 8097 |: 13070 | 62:86 | 82:09 6352 8321 | 

1 62:21 [81:00 1 | 62:88 | 82:12 63:54 | 83:24 | 

2 16223 |8103 23 | 62:89 | 82-14 6356 | 83:27 | 

, 16225 |81°06 3 E02 138217 6358 | 83:30 

4 16226 |81°08 4 1.6293 | 82-20 63:59 [83327 

5 16228 |81°11 5 | 62:94 | 82:23 63°61 | 8335 | 

6 16230 | 8114 6 | 6296 | 82:26 63:62 | 83°37 

7 16231 |8117 7 | 62:98 | 82:29 6364 | 83:40 
| 8 162,33 |81:20 8 | 62°99 | 82-31 63°66 | 8343 | 
| 9 |62-35 18123 9.| 6301 | 82:34 9 | 6367 | 8346 | 
| | 
13040 6236 8125 | 13080 6303 | 8237 | 13120 | 63:69 | 83:49 | 


294 Max Klostermanun. 


————————— 


Zucker | 100 em’? 


| Dichte (re- Gramm Dichte Ge- Gramm Diehte Ge- | Gramm | 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° € | wichts- | Zucker | bei 15° C wichts- | Zucker | 
| 15° ,\ prozent in 16° „\ | prozent in 15° „| | prozent Inga 
d nn! ) d ae ) ( 160 ) Zucker | 100 em® | 


Zucker | 100 cm? 


1 fer; 7: - Fu zz | 
I 


6501 8574 
ı | 65:02 | 8576 | 
2 16438 | 8467 2 | 6504 | 85:79 
3 1 6440 | 8470 3 | 65°06 | 85°82 
33:76 183°60 4 | 64.42 | 84:73 4 | 65°07 | 85°85 | 
) 5 | 6443 | 8475 5 | 65:09 | 85°88 
79 183°66 6 | 6445 | 8478 6 | 65911 | 8591 
f T | 6447 | 8481 1 | 65927178593 
8 16382 |83°71 8 | 6448 | 8484 8.| 65°14 | 85°96 
9 16384 |8374 9 | 6450 | 8487 | 65:16 | 85°99 


' 13130 16386 |83777 | 13170 | 6452 | 8490 | 13210 | 6517 | 8602 
| ) 


83:49 | 13160 | 6435 | 8461 | 13200 


711 18352 1 | 6437 | 8464 


13120 16369 
63 


— 
- 

—| 
IV 

D O0 
ı 

- 
= 
De 


PD 1 U SE 
S 


,|6 


.- 
u 


| 


163°87 |83°80 | | 6453 | 8493 65:19 | 8609 | 
2 16389 |83°83 2 | 6455 | 84.96 2 | 6520 | 86°07 | 
3 163°91 |83°86 , 1 6457 1 8499 ) | 6522 | 86:10 | 
4 163°92 | 8388 4 | 6458 | SS01 4 | 6924 | 86:15 | 
5 163°94 |83°91 5 | 6460 | s2.04 5 | 65°26 | 86:16 | 
6 163°95 |83°94 6 | 6461 | 85°06 6.1.6927: | 862192) 
7 163°97 |83°97 7 | 6463 | 85:09 1 \:6529 1.8622} 
8 163°99 | 84:00 8 | 6465 | 8512 8 | 6530 | 8624 
916400 | 8402 9 | 64:66 | 85:15 9 | 65:32 | 8627 

13140 6402 8405 | 13180 | 6468 | 8518 | 13220 | 6534 8630 
6404 | 8408 6470 | 8521 | 69:35 | 86°35 
6405 | S411 6471 | 8523 65°37 | 86°36 


| | | 
2 2 > 
316407 |8414 3 16473 | 8526 3 | 6539 | 86:39 
4 16409 | 8417 4 | 6475 | 8529 4 | 65:40 | 8641 | 
3 16410 |8419 9.1 64:76 | 8532 5 | 65.42 | 8644 | 


6 \64.12 |8422 6 | 6478 | 8535 6 | 6543 | 8647 | 
T )6414 |8425 T | 6480 | 8538 1 | 6545 | 86:50 | 
8 16415 |84°28 8 |! 64.81 | 8540 te) | 6547 | 86:53 
9 6417 18451 9 | 6483 | 8543 9 | 65.48 | 8655 


13150 6419 8434 | 13190 6485 | 8546 | 13230 | 6550 | 8658 


1 16420 |8436 | | 6486 | 85°49 ı | 6552 | 86:61 
> 6422 18439 > | 6488 | 8552 > | 65:53 | 86:64 
3 )6424 | 8442 3 | 6489 | 85°54 3 16555 | 86:67 | 
4 16425 | 8445 4:| 6491 | 85:57 4 | 6557 | 8670 | 
516427 |8448 5 | 6493 | 85:60 5 | 6558 | 8672 | 
6 16428 | 8450 6 | 6494 | 85:63 6 | 65°60 | 8675 
7 16430 |8453 7. 6496 | 85:66 7 | 6561 | 86°78 | 
8 164532 |8456 8 | 6498 | 85:69 8 | 6563 | 3681 | 
9/6433 18458 9 | 6499 | 8571 9 | 65°65 | 86.84 | 


13160 6435 8461 | 13200 | 6501 | 8574 | 13240 | 6566 | 86'586 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 295 


Dichte Ge- Gramm Diehte Ge- | Gramm Dichte | Ge- Gramm | 
bei 15° © | wichts- Zucker | bei 15° C | wiehts- | Zucker | bei 15° € | wichts- | Zucker 
15° „\ | prozent in 150 _ prozent | in 15° „\ | prozent | in 

d nt ) | Zucker 100 cm? (aa ) 100 cm? (am! ) | 


Zucker | Zucker | 100 cm” 


13280 | 66:31 | 87°99 


13240 6566 8686 


13320 | 66°96 | 89:12 


| 

1 |65:68 |86°89 ı | 66:33 | 88:02 1 | 66°98 | 8915 
2 |65:70 |86°92 2 | 66°34 | 88:04 2 | 66:99 | 89-17 
> 16571 |86°95 3 | 66°36 | 88:07 3 | 67:01 | 89:20 
4 | 65:73 |86°98 4 | 66'38 | 88:10 4 | 67:03 | 89:23 
5 |6574 8700 5 | 66:39 | 88:13 5 | 67:04 | 89:25 
6 6576 |87°03 6 6641 | 88°16 6 | 67:06 | 89:28 
7 |65'78 |87°06 7 | 66:43 | 88:19 1 | 6707 | 8931 
8 6579 |87°09 8 | 6644 | 88:21 8 | 67:09 | 89:34 
9 16581 |87°12 9 | 6646 | 88:24 9 HOTEL 89:37 
13250 6582 8714 | 13290 | 6648 | 88:27 | 13330 | 6712 | 8940 
16584 |87°17 66°49 | 88:30 1 | 67:14 | 8943 
6586 87:20 | 88:33 2 | 6716 | 8946 


| 

2 

) 165°87 |87T23 
4 \65°89 |87'26 
5 16590 |8T28 
6 |69:92 |87 31 
1 |6994 |87°34 
8 16595 |87°37 
9 |6597 |8T 40 


13260 6599 8743 


6692 |’88:35 
6654 | 88°538 
6656 | 8841 
6 | 6657 | 8844 
T | 6659 | 8847 
5 66:60 | 88:49 
9 | 6662 | 88:52 


6664 8855 


6717 | 8948 
| 67:19 | 8951 
) | 6720 | 89:54 
b. 07:22 78997 
7 | 6724 | 89:60 
8 | 6725 | 89:63 
9 1567.27 1089:06 


13340 | 6729 | 89:69 


N) 
l 
2 | 6651 
A 
5) 


SU © 


os 
= 
= 
= 


1: 


1 |66:00 !8T45 1 | 66:65 | 8858 1: 67:30:89 
2:1 6602 |87°48 2 | 6667 | 8861 > 61.82.8974 
1 66:03 I8T50 3166°69 | 88:64 ; | 67:33 | 89-77 
4 |66°05 |8753 4 | 6670 | 88:67 4 | 6735 | 89:80 | 
5 |66°07 |8756 5 | 6672 | 8870 5. 67:36 | 8982| 
6 6608 87:59 6 | 66°73 | 88:72 6 | 6738 | 89:85 | 
7 |66°10 |87°62 7 | 6675 | 8875 7 | 6740 | 8988 | 
8 |66:12 |87T69 Ss | 6677 | 88:78 8: WOTzaL 7ae 
9 16613 |8ST68 9 | 6678 | 8881 9 | 6743 | 8994 | 


13270 6615 87:71 | 13310 | 66850 | 88:84 | 13350 | 6745 | 8997 
| 


| L [6617 |87-74 66°82 | 8887 1 | 6746 | 89-99 

| 2 16618 | 8776 > | 66°83 | 88-89 2 | 6748 | 9002 

| 3 16620 |87°79 3 1 66:85 | 88:92 3 1 6749 | 90:05 
4 |66°21 |87°82 4 | 66:86 | 88-95 4 | 67:51 | 90:08 

| 5 6623 |87°85 5 1 66°88 | 88:98 5 | 6753 |: 90:11 

| 6 16625 |8T883 6 | 66°90 | 89:01 6 | 6754 | 90:13 

| 7 \6626 8791 7.6691 | 89:03 T 16756 | 90:16 | 
8 16628 |8794 8 | 66°93 | 89:06 8 | 6757 | 90:19 | 
9 6630 |87T97 9 | 6694 | 89:09 9 | 6759 | 9022 

| 


| 
13280 6631 8799 | 13320 | 6696 | 8912 | 13360 | 67:61 | 9025 


296 Max Klostermann. 
Dichte (re- Gramm Dichte (e- Gramm Diehte (H Gramm | 
bei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° € | wichts- Zucker bei 15° C | wichts- Zucker 
0 1768 : 50 "0Ze 150 _ | ze 
d (5°) En 100 cm! ( mc) De 100 cm? d (at ) | 100 cm’ | 
13360 6761 9025 | 13400 | 6825 9138 | 13440 | 6889 | 92:51 
| 16762 | 9027 I | 6827 | 9141 1 | 6891 | 9254 | 
2 |67°64 | 9030 2 | 6828 | 9145 2 | 68:92 | 92-57 
3 16766 |90'33 316830 | 9146 3:1 68:94 | 92:60 | 
4 16767 | 9036 68:32 | 9149 + | 68°95 | 92:62 | 
> 16769 | 90:39 | 6833 | 9192 > | 68°97 | 92:65 | 
6 16770 I 9041 6 | 6835 | 9155 6 | 68°99 | 92:68 
t 16772 1 9044 1 | 68:36 | 91:58 1 | 6900 | 9271 
8 6774 | 9047 Ss | 68:38 | 9161 8-| 69:02 | 92-74 | 
9 6775 |9050 9 | 6840 | 9164 9 | 6903 | 276 | 
13370 6777 9053 | 13410 | 6841 | 91:66 | 13450 | 69:05 | 92:79 | 
| 16778 [9056 ı | 6843 | 91:69 1 \:69:07 | 92:82 | 
2 16780 | 9059 2 | 6844 | 9172 2 | 69:08 | 9285 | 
3 16782 |90:62 3 | 6846 -| 91:75 3 | 69:10 | 92:88 | 
+ [67:83 | 90:64 + | 6848 | 91:78 4 | 6911| 92:91 
5 1ı67°85 9067 5 | 6849 | 91:80 5 16913 | 9294 
6 16786 | 9070 6 | 6851 | 91:83 6 | 69:15 | 92:97 | 
1 16788 | 9073 1 | 6852 | 91:86 1 |) 69716 | 92:99 | 
S 16790 9076 8 | 6854 | 91:89 S | 6918 | 93:02 
4 16791 19078 9 | 6856 | 9192 9) | 69:19 | 93°05 | 
13380 6793 9081 | 13420 | 6857 | 9194 | 13460 | 6921 | 9308 | 
1 16795 | 9084 | | 6859 | 91:97 1 ! 6923 | 9311 | 
2 16796 | 90'87 2 | 68°60 | 92:00 >| 69:24 | 93:14 | 
3 16798 | 9090 3 | 6862 | 92:03 3 1 69:26 | 93:17 | 
6799 | 9092 6863 | 9205 4 | 69:27 9329) 
5 168°01 | 9095 5 | 6865 | 92:08 5 | 6929 | 93:22 | 
6 168°03 | 9098 6.168,67 | 3210 6 | 69:31 | 9325 | 
1 16804 |91°01 7 | 6868 | 9214 7 |'69:3271.9327 
Ss 6806 | 9104 8 1 68770 | 92:17 8 | 6934 | 93:30 | 
416807 | 91:06 3 | 6871 | 92:20 9 | 6935 | 93:33 
13390 6809 | 91:09 | 13430 | 6873 | 9223 | 13470 | 6937 | 9336 
1 16811 |91°12 1 | 6875 | 9226 1 | 69:39 | 93:39 
36H 2 | 68:76 19228 2 | 6940 | 93:42 | 
3 16814 |91°18 3 | 68°78 | 92:31 > | 69:42 | 95°49 
4 16815 |9120 4 | 68:79 | 92:34 4 1.69:43 | 9347 
5 16817 |91°23 5 | 6881 | 92:37 5 | 6945 | 9350 
6 16819 |91°26 6 |68°83 | 9240 6 | 6947 | 9353 
1 16820 19129 1 | 6884 | 9242 716948 | 9356 
5 16822 [9132 8 | 68:86 | 92°45 8 | 6950 | 9359 
4 6824 |91°35 9 | 68:87 | 92-48 9 | 69:51 | 93:62 | 
13400 6825 9138 | 13440 | 6889 | 9251 | 13480 | 6953 | 9365 


SE 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 297 


Diehte | Ge- Gramm Dichte Ge- Gramm Diehte (se- Gramm | 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° © | wiechts- | Zucker | bei 15° G | wichts- Zucker | 
150 "0OZe 1 50 | nn 2 0 ga 1 
ld (€) | prozent ın N “= C) proze nt ın } (5°) prozent ın “| 
| 15° °/ | Zucker 100 cm‘ 150 Zucker | 100 em 150 Zucker | 100 em? 


13560 | 70:80 | 9593 
10:82 | 95°96 
2 | 70:83 | 95:98 
| 7085 | 9601 
4 | 70:86 | 96:04 
5 | 70:88 | 96:07 
6 | 7089 | 96:09 
7 

S 

9 


13480 6953 9365 | 13520 | 70:16 | 9479 
I 16955 |93°68 | 70:18 | 94:82 
2 16956 | 9371 70:20 | 94:84 
>: 10958 | 93:74 | 70:21904:87 
4 16960 | 93° | 7023 | 9490 
95 09:0 19379 7024 | 94.92 


ns 


1 
1 
SI wm 


6 16963 |93°82 6 | 7026 | 94:95 
7 [69:64 |93°85 7 | 7028 | 94:98 7091 | 9612 
Ss 16966 | 9388 8 | 7029 | 95-01 7093 | 96:15 | 
9/6968 |93°91 9 | 70:31 | 9504 | 70:94 | 9618 | 
13490 | 6969 9394 | 13530 | 70:32 | 9507 | 13570 | 70:96 | 9621 | 
1 16971 |93:97 1 | 7034 | 9510 1 | 70:97 | 9623 | 
2 16972 |93°99 2 | 7036 | 9513 2 | 70:99 | 96:26 | 
3 [69:74 | 94.02 3.| 70:37 |9515 3:|x71:01 96:29 | 
| 4 16975 | 94.04 4 | 70:39 | 9518 4 | 71:02 | 96:32 | 
| 5 16977 19407 > | 70:40 | 9521 5 |.71:04 "96:35 
| 6 16978 |9410 6 | 7042 | 9524 6 | 71:05 | 96:38 | 
7 16980 19413 7) 7043 | 95:27 7 | 71:07 | 96°41 
8 16981 |9415 8 | 7045 | 9530 8 | 71:08 | 96:43 | 
9 6983 |9L18 9 | 7047 | 95:33 9 | 71:10 | 96°46 | 


7048 | 95:35 | 13550 | 71:12 | 9649 


13500 6985 9421 | 13540 


Bob | 2 I | 7050 | 95:38 I \ 7113 | 9652 
2 16988 [9427 2 | 7051 | 9541 2 | 71-15 | 96:55 
3 16989 | 94:30 31 7053 | 9544 3 | TL16 | 96:58 | 
5 16993 | 9436 5 | 7056 | 95:50 5 | 71-19 | 96:63 | 
6 16994 | 9438 6 | 7058 | 95:53 6 | 7121 | 96:66 
eo 7 | 70:59 | 9555 7 | 7123 | 96:69 | 
8 [69:97 [9444 8 | 7061 | 9558 8 | 71:24 | 96:72 | 
3 16999 | 9447 9 | 70:63 | 95:61 9 | 71:26 | 96:75 
13510 | 70:01 9450 | 13550 | 7064 | 9564 | 13590 | 7127 9678| 
l | 70:02 | 9455 1 | 7066 | 95:67 1 | 7129 | 96-81 
2 7004 | 9456 > | 70:67 | 9570 2 | 71:31 | 96-84 | 
5 | 70:05 | 94:58 3 | 70:69 | 95:73 3 | 7132 | 96:87 | 
4 [7007 |9461 4 | 7071 | 95:76 4 | 71:34 | 96:90 | 
5 | 70:09 [94:64 5 | 70:72 | 95:78 > | 7135 | 96:92 | 
6 [70:10 9467 6 | 70:74 | öl 6 | 71:37 | 96°95 | 
| 7 |70:12 |9470 7 | 70:75 | 9584 7 | 71:38 | 96:98 | 
| 8 70:13 |94:73 8 | 70:77 | 95:87 8 | 7140 | 9T01 | 
| 9 70:15 19476 9 | 7078 | 9590 9 | 7142 | 97:04 | 


13520 |7016 9479 | 13560 | 7080 | 9593 | 13600 7143 | 97:07 
| I l | 


298 Max Klostermann. 
| Dichte Ge- Gramm Dichte Ge- Gramm Dichte (se- Gramm 
| bei 15° C | wichts- Zucker | bei 16° © | wichts- | Zucker | bei 15° 0 wichts- | Zucker 
) 16° _ prozent in prozent ın Ba prozent ın 
| 1°) | Zucker | 100 cm’ ( Zucker 100 em® er Zucke 100 em® | 
I I 
13600 17143 97:07 | 13640 | 72:06 9821 | 13680 | 72:69 | 9935 
| 1 | 7145 | 97:10 L | 72:08 | 98:24 | | 7271 | 99:38 | 
2. | 7146 |97:12 2 | 72:09 | 9827 2 | 7272 | 9941 | 
3 | 7148 | 9715 3 | 72:11 | 98:30 3 1 7274 | 9944 
4 |71°50 |97°18 4 | 7212 | 98:32 4 | 7275 | 9947 
91911972] 5 | 7214 | 9835 5 | 7277 | 9950 
6 17153 |9724 6 | 72:16 | 98:38 6 | 7278 | 9953 | 
7 17154 |97°27 7 | 7217 | 98-41 7 | 7280 | 99:56 | 
8 17156 | 97-30 8 | 7219 | 98-44 8| 7281 | 9958 
9 |7157 19732 9 | 7220 | 98-47 9 | 7283 | 9961 | 
13610 7159 9735 | 13650 | 7222 98:50 | 13690 | 7285 | 99:64 
1 |71:61 | 97:38 | 1,7223 1708593 1 | 72:86 | 99:67 
ONTL=62 1:97:41 21 7225 | 9855 2 | 7288 | 9970 
3 17164 | 9744 3 | 7227| 98:58 517289 | 9972 
4 |7165 | 9747 4 | 7228 | 9861 4 | 1291 | 99:75 
5 |7167 |9T50 5 | 7230 | 98:64 5 17298 | ITS 
6 | 7168 | 9752 6 | 7231 | 9867 6 | 7294 | 99-81 
7 | 7170| 9755 1 | 7233 | 9870 1 | 7295 | 99:84 
8 |71-72 [97-58 8 | 72:34 | 98:72 8 | 72:97 | 9987 
9 | 7173 |9761 9 | 72:36 | 9875 9 | 7298 | 99:89 | 
1:3620 7175 97:64 | 13660 | 7238 | 9878 | 13700 | 73:00 | 99:92 
1 17176 |97-66 1 | 72:39 | 9881 | | 7302 9995 
2 17178 | 9769 21.7241 | 98:84 2 | 7303 | 99-98 
3:1 7179 19772 3 | 7242 | 98:87 5 | 1505 |100'0] 
ANTEBL N 97.79 4 | 72:44 | 98:90 4 | 73°06 1100.04 
5 |71.83 | 9778 a | 72:45 | 98:92 > | 7308 | 10007 | 
6 | 7184 | 97T 81 6 | 7247 | 98:95 6 | 7309 ı100:09 | 
7 |71:86 |97°84 7 | 72-49 | 98-98 7 | 7311 [10012 | 
8 | 71.87 | 97-87 8 | 72:50 | 99:01 8 | 7312 |10015 | 
9 |7189 | 9790 9 | 7252 | 99:04 9 | 73:14 |100:18 | 
13630 | 7190 | 97:92 | 13670 | 7253 | 99:07 | 13710 | 7316 |10021 | 
1 | 71-92 | 9795 1 | 7255 | 99:10 1 | 73117 |100:24 | 
2 17194 | 9798 2 | 7256 | 99:13 2 1.712319 110027 
3 17196 | 98:01 31 7258 | 99-16 3 | 7320 |100°30 | 
4 | 7187 | 98-04 4 | 7260 | 99-19 4 | 7322 |10033 | 
5 7198 | 98-07 5 | 7261 | 9921 5 | 7323 |100:36 | 
6 | 72:00 | 98:10 6 | 7263 | 9924 6 | 7325 |100°39 | 
7 17201 19812 1 | 7264 | 99:27 1 | 7326 |10041 | 
8 | 72:03 | 98:15 S | 72:66 | 99:30 Ss | 7328 110044 
9 | 72:05 | 98:18 9 | 72:67 I 99:32 9 | 7330 10047 | 
13640 | 7206 | 9821 | 13680 | 72:69 | 9935 | 13720 | 7331 


10050 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 299 


Dichte | Ge- | Gramm Dichte Ge- | Gramm Dichte (Fe- Gramm | 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° C | wichts- | Zucker | 
| 150 | pro i 150 roZe i 5" ’0Z j 
d (©) | Rn | 100 em? 6) en | 100 cm d (5°) ea 100 em? 
| 
13720 7331 110050] 1.3760 | 7394 10165 | 13800 | 7456 10281 
1 17333 |100°53 1 | 7395 I101°68 | | 7457 1102'83 
2 |73'34 |100°56 2 | 1897 110101 2 | 7459 |102°86 | 
> | 73°36 1100'59 3 | 73:98 110174 5 | 7460 |102°89 
4 |7337 |100°61 4 | 1400 |10177 4 | 14:62 |102°92| 
5 |73'39 |100°64 5 | 7401 |101:79 5 | 7463 |102-94 
6 17341 110067 6 | 7403 |101'82 6 | 7465 110297 | 
7 1 73:42 110070 7 | 7404 |101-85 7 | 7466 \103°00| 
8 17544 110075 Ss | 7406 I101°88 8 ı 7468 110303 | 
9 |73°45 110076 9 708 10191 9 | 7470 |103°06 | 
| | | 
13730 7347 110079] 13770 | 7409 10193| 13810 | 7471 10309 
| 1 | 73:48 |100°81 | | 7411 |101'96 1 | 7473 110312) 
2 17350 |100°84 2) 9412110199 2 | 1474 110315 
; 17351 110087 3 | 7414 |102:02 3 | 7&76 |103:18 | 
| 4 17353 ‚100.90 4 7415: 11.02:05 4 | 7477 1103-20 
| 5 | 73:55 |100°93 5 | 7417 |102°08 5 | 7479 1103-23 | 
6 73:56 1100°96 6 | 7418 [10211 6 | 7480 |103°26 | 
7 73:58 |100'99 7 | 7420 10214 T | 74'82 110329 
8 17359 110101 8 | 7422 |102°17 8 | 7484 110332] - 
9 73:61 110104 9 | 7423 |102-20 9 | 7485 1103-35 | 
13740 7362 10107) 13780 | 7425 10223] 13820 7487 10338 
1 17364 |101°10 1 | 7426 |102°25 1 | 7488 I103°41 
9: 73:65: |LOL-T3 >. 7428 110228 2 | 7490 |103°44 
3 73:67. 10-16 3 | 7429 10231 ; | 74:91 |103°47 
4 \73°69 |101:19 4 | 7431 110234 4 | 74-93 [10350] 
5 | 7370 1101-22 5 | 7432 |102-37 5 | T494 110352) 
6 | 7372 110125 6 | 7434 |102°40 6 | 7496 110355 
T 713.13: 1101-20 1. | 74:39.1102:42 7 1 7497 110358 
8 7375 1101-30 8 | T#37 |102°45 8 | 7499 |103°61 | 
9 | 7376 1101:33 9 | 74:39 |102:48 9 | 7501 |10364| 


13750 7378 101:36| 1.3790 | 7440 10251 13830 | 7502 10366 
| | 
) 


1 !73°80 |101°39 7442 |102°54 
| 2 |73°81 [10142 2 | 724.43:102:57 
| 3 17383 I1lO145 3 | 7445 |102°60 

4 | 73°84 |101'48 4 | 7446 10263 

5 17386 |10151 5 | 7448 |102°66 
| 6 | 73:87 1101553 6 , 7449 |102°69 

1-1 73:89: |L01 56 7177298110272 
| 8 17391 |101°59 8 | 1453 110275 

9 17592 |101°62 9 | 7454 [10278 


13760 7394 1101:65| 1,3800 | 7456 10281 


300 Max Klostermann. 


L————————————————— 
———— 


Dichte Ge- Gramm Dichte | Ge- Gramm Dichte | Ge- Gramm | 
bei 15° C | wichts- | Zucker | bei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° © wichts- | Zucker 
15° „\ | prozent in 150 prozent in 15° ,\ | prozent in 

Bat —() 5 „| dt —! E a 
d ( 150 d ( 150 ) Zucker | 100 em? ( 15° ) Zucker | 100 em® 


Zucker | 100 cm" 


1380 7456 10281| 1420 | 80:64 11441 | 1460 86:52 112622 
| 7471 110309 | 80:79 |11471 Et 8667 12652 
27171487 110338 > 8094 I115°00 2 8681 12681 
31 1149:02 1103:66 3 8109 |115°29 3 8696 |127T°11 
4 7518 110395 A! 8124 |11559 4: ST OT 
5 17533 110424 1%) 8139 |115°88 E75) 12771 
6 17548 110453 6 8153 111617 6 8739 112800 
7 17564 110482 7 8168 |116°46 T 8755 |128°30 
8) 41 75:79 110511 S 81-83 1116:7D 8 87:68 128 60 
0 17595 110540 ie) 8198 |11705 9 | 8782 [112890 


1390 7610 10569| 1430 | 8213 11735| 1470 | 87:97 12920 


| 1625 110598 | 8228 1117764 1 :| 8811 |12950 
2 17641 |1106°27 3.) 82-43 [11794 2 | 8825 |129:80 
3 17656 110656 3511 82:57 111823 3.1 88°40 \130°10 
4 17671 \1106°85 4423272: UR892 4 | 8854 113040 
5 17686 110714 5 | 82:87 |118°82 > 1.88:68 113070 
6: 77:02 1107-43 6 | 83°02 111911 6 | 8883 |131°00 
ER NLOT:T> 72183171109 7 | 8897 [13130 
8 17732 I108°01 8 | 8331 |119°70 8 18911 |131°60 


9 7747 110830 9 | 8346 |120:00 9 | 89:26 |131'90 


1400 7763 10859] 140 8361 12029| 1480 | 8940 13220 


1 17778 110888 1 | 8375 12058 1 | 89:54 |132°50 
I 17793 |10917 2 83:90 112088 2 18968 113280 
3 17808 110946 3 | 84+05 |121-18 3 | 8983 113310 
4 17823 |109:75 41 8419 |121°47 4 | 8997 |133°40 
5 [7838 111004 5.208434 19177 5 | 90:11 [13370 
6 17854 111033 6 | 8449 |122:07 6 | 9025 13400 
T 78:69 111062 7 | 8463 |122-36 7 | 9039 113430 
Ss 7884 111091 8 | 8478 |122°66 8 | 9054 |13461 
9 17899 |11120 9% | 8493 |122-96 9 1 90:68 13491 
1410 7914 11149) 1450 | 8507 112325] 1490 | 9082 113521 
1 17929 111178 | | 8522 112355 1 90:96 13551 
3 [79-44 |112°07 2 | 85:36 1123-84 2 91:10 |135°81 
3 17959 111236 3 | 8551 [12414 3. 19124 \136°11 
4 |7974 |112°66 4 | 85:65 |124-43 4 91:39 |136°42 
5 17989 1112°95 5 18580 |12473 5 953er 
6,8004 111324 6b | 8594 |12502 6 | 91:67 [13702 
7 18019 111353 1: | 86:09 112532 Tt 1/91:81)43732 
5 80:34 |113°83 8 | 86:23 |125°62 Ss | 91:9 |137°62 
9/8049 111412 9 | 8738 112592 9.199209 113793 


1420 8064 11441| 1460 | 8652 12622] 1500 | 92:23 


_— 
= 
% 
ı\S 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


>01 


151 


Dichte Ge- | Gramm ii 


Dichte 


Gramm 


Gramm | 


Ge- Dichte Ge- 

wichts- | Zucker | hei 15° G | wichts- | Zucker | bei 15° G | wiehts- | Zucker | 
prozent in a!) | prozent in a}. «\ | prozent in | 
Zucker | 100 cm? \15° Zucker | 100 cm? 15° Zucker | 100 em? 
9223 1382: 1520 | 9503 14432| 1540 | 9778 15046 
92:37 113853 1 | 95:16 |144°62 1 | 9792 115077] 
92:51 1158°83 2 | 95:30 |144°92 2 | 98:06 |151°08 | 
9265 135914 3 1.9544 |145°23 3 | 98:19 115138) 
92:79 113944 4 | 9558 114554 4 | 98-33 |1151°69 | 
9295 115974 5-| 9572:14555 5 | 9847 |152°00| 
930714004 6 | 9586 |146°16 6 | 98:60 |152°31| 
93-21 1140°35 7 | 95°99 |146°46 7 9874 15262] 
9335 ı1140°65 8 | 96:13 |146°76 8 | 98:88 |152°95 | 
9349 14096 9 | 96:27 |1147:07 9 | 99:01 115324 | 
9363 14126| 1530 | 9641 14738] 1550 9915 15355 
9577 114156 1 | 9655 |147°69 1 | 9929 |153°86 
9391 |141°87 2 | 96:68 |147'99 2 1:99:42 |154°17 
94:05 114218 3 | 9682 114850 3 | 99:56 |15448 ! 
94:19 14248 4 | 96:96 ,148°61 4 | 99-70 115479 | 
94-35 114279 519710 |14892 5 | 9983 I155:10 
9447 14509 6 | 9723 114922 6 | 99:97 115541 
9461 14540 USE TAI HIERE 2% Sr | 
94-89 114402 9 | 9765 |150:15 

9505 14432] 1540 9778 15046 


2. Tafel. 


Zur Ermittelung der Dichte wässeriger Zuckerlösungen aus der Saecharometeranzeige bei 15° (. 


Saccharo- 
meter- 
anzeige 

bei 15° C 


00 
01 
02 
03 
04 
ID 
06 
07T 
08 
09 


10 


Dichte 
bei 15° (6 
d (= c) 


Saceharo- 
meter- 
anzeige 
bei 15° C 


100000 
1000539 
100078 
LOO117T 
100155 
100194 
100233 
100272 
100511 
100350 


100389 


Te u u u u N 


er) 


Dichte 
bei 15°C 


Saecharo- 
meter- 
anzeige 
bei 15° C 


Dichte 
bei 15° C 


er) 


Sacecharo- 
meter- 
anzeige 
bei 15°C 


100389 
100428 


| 100467 


100506 
100546 
100585 
100624 
100663 
100702 
100742 


100781 


utt-vvmo 


er 


DVD DDI DVD DD 
—| 


os 


” 
> 


100781 
L’VOS2O 
100860 
100899 
1009585 
LOOITS 
1O10O17T 
101057 
101096 
101136 


101176 


zarır u @ 


ae (rn re Am (re (8 
wi we we wen 


LoWe os Wer Ra ET 


_ 


Ha 
— 


.Dichte 
bei 15°C 


(€) 


101176 
101215 
101255 
101294 
10133 

10137 

101414 
101453 
101493 
101533 


101573 


302 Max Klostermann. 


Saccharo- Dichte | Saccharo- Diehte | Saecharo- | Dichte | Saccharo- Diehte 
meter- bei 15°C | meter- |pei 15°C] meter- |pej 15°C] meter- |hei 15°C 


anzeige 160 _ anzeige 150 _ anzeige 150 _ anzeige | [> N 
bei 15°C. Az; €) [pei 15° 0 dl5C) Ibei 15° c | Alz5C) |bei 159° 0 A (€) 


+0 101573 Ss0 :103190| 120 104854] 160 106566 
+] 101615 8] 103231 193 10-4897 1 161 |1°06610 
42 101655 82 1103272 122 1104939 162 1106653 
43 101693 83 1103314 123 1104981 163 1106697 
44 101733 8-4 1103355 124 |105023 164 | 106740 
+n 101773 s5 1103396 125 105066 165 1106784 
+6 101813 86 |103437 126 1105108 166 | 106828 
47 L’O1853 87 1103478 12:7. 11:0515047 7187 106871 
LS 101895 NN 103519 12°8 105195 16°8 |1'06915 
+9 101955 89 1103561 I 129 11052357 1697 1706953 
0 101773 90 .103602| 130 105278] 170 107002 
HA 102015 91 /103645| 131 |1'05520] 171 |107046 
52 102053 4-2 1053685 132 1055653 Keen 107090 
93 102094 93 11037261 133 [105405 113 107154 
54 1102134 94 1103767] 134 [105448] 174 |107178 
BD 102174 95 1103809 135 1105491 175: 1 707222 
>6 102214 6 103850 136 1105533 176 |107265 
57 102255 97 1103893 137 1105576] 177 1107309 
DR 102295 98 1103933 138 |10956191 7377871073983 
59 102335 99 103975 139 |1056624°° 7797413073313 


60 102376) 100 104016) 140 .105704| 180 107441 
‘1 102416 10°] 104058 141 1105747 181 1|107485 
(2 102457 102 |104100| 142- |1:05790] 71827 71907523 
63 1:02497 103 1104141 143 1105833 183 |107574 
64 102538 104 |1'04185 I4+4 /105876| 184 107618) 
65 102578 105 |1:04225 145 1105919 1835. .1:07602 
66 102619 106 |104266 146 |105962] 186 1107706) 
67 5102660] 107 |104308| 147 |106005| 187 107750 
68 102700] 108 1104350] 148 |106048| 188 |107795 
In 102741 109 1104392] 149 |1:06091 18:9 107839 | 


A) 102782] 110 104434| 150 |106134| 190 107883 
ji 102822 11'1 104476 151 106177 191 1107928 
2 [102863] 112 |104518| 152 |106220|] 192 1107972 
3 11029041 113 |104560| 153 |106263|1 193 1108017 
4 102945 114 |1:04602 154 |106307 194 |108061 
A) 102986 115 104644 155 10635501 195  |1'08106 
In 103027 116 104686 156 1|1063931 196 |108150 
1 1:03067 BR 104728 157 106436 197 108195 
"Ss 105108 118 104770 158 106480 198 |108239 
“u 103149] 119 |104812| 159 |1:06523] 199 108284 


s0 103190 | 120 104854| 160 106566] 200 108329 


ze BE A 


200 
20.1 
202 
205 
20°4 
20°5 
20°6 
207 
208 
209 


21:0 
a 
212 
213 
214 


2 165) 


ISDN m 


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Ne) 
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& 


108329 
108373 
LOS4LS 


| 108463 
ı LOSDOS 
| 108552 


108597 
108642 
L’OS687 
1:08732 


108777 


| 108822 


1085867 


ı 108912 


1:08957 
109005 


| 109048 


109095 
109138 
109184 


1:09229 


109274 
| 109320 


109365 


109410 


109456 


| 109501 


109547 
109593 
109638 


109684 


109730 
109775 


| 109821 


'1:09867 
| 1:09913 
109959 


1:10004 


'1:10050 


110096 


110142 


240 
24°] 
242 
245 
244 
245 
24.6 
247 
24.8 
24.9 


250 
251 
252 
253 
254 
259 
256 
357 
258 
259 


260 
262 
262 
263 
264 
265 
26°6 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 303 
| Saceharo- Dichte Saccharo- Dichte Saccharo- | Dichte Saccharo- Dichte | 
| meter- bei 15°C meter- bei 15 0 meter- bei 15°C meter- bei 15° C 

anzeige (= H anzeige anzeige 15° anzeige 10077 
ar d(—( c) la me) er al 
bei 15° C 150 bei 1 °C d Be 159 bei IT “(1 bei 15° 0 1 s“)| 


t 10142 
"IO1SS 
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36°4 1116108] 404 |118147| 444 |120245| 484 22402) 
365 |116158| 405 |1'18199| 445 |120298| 485 22456 
36°6 |1'16208 40°6 |1'18251 446 |1'20351 486 DES 
367 11.162591 407 |1:18302] 447° 112040314837 22566 
368 |I1°16309|] 40:8 |1183541 448 |1204581 488 22621 

36°9 |1:16359 40:9 |1:18406 449 |120511 489 22679 

370 116410] 410 118458] 450 |120565| 490 22730 
371 1116460] 41:1 |1'18510]) 451 |1'20618|) 491 D2T85 
372.11165111 412 | 118562] 452 |126277232 22840 
37.3°11°165627 41:3 |1:18614| :453°)120257 393 22895 
374 |116612|] 414 |1:18666| 454 |120779] 494 22950 
375 [116663] 41:5 |1:18718| 455 |1'20832| 49°5 23005 | 
316  |1716713] 416 |1:18770| 45:6 |12083836]749%6 23060 
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99 |1:17889| 439 |1:19979| 47:9 \1-23129| 519 [194338] 

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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 305 

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Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 


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689 1134405] 729 |1'36934| 769 11'39524|- 80°9 |1-42174 
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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


307 


Saccharo- | Diehte | Saccharo- | Piehte | Saecharo- | Dichte | Saccharo- Dichte 

| meter- |pei 15°C | meter- | pei 15° 0 meter- | bei 10°C | meter- | pei 15°C 

| anzeige 150 ,\ | anzeige /10 y) anzeige | (15° 1 anzeige 151 .\ | 

| bei 157 C dm‘ ) bei 15° C al Ta bei 15° C |d (10 ‚15° wäl bei 18° 0 cı d 160 | 
s+t0 1 44269) 880 |1:47024| 920 7 49836| 960 | 152704 
Ss41 144337 88°] 147093 92°] 149907 961 LS2TI6 
842 |144405| 882 [147163] 922 |149978| 962 |1:52849 
843 144473 8383 147232 92-3 150049 963 115292] 
S44 144542 854 | 147302 924 150120 964 | 152994 
845 I144610| 885 1147372] 925 1150191 965 1153066 
S46 144678 886 |147442 92.6 150262 966 1153139 
847 |144747| 887 147511] 9%7 |1-5033 967 1153211 
848 |144815| 888 |147581| 928 [150405| 968 |1'53284 
849 |1:44883| 88°9 |1:47651| 92:9 |150476| 969 |153357 
8s50 1144952] 890 |147721| 930 |150547| 970 |153429 
851 145020] 891 147791 931 150619 971 153502 
82 1145089 892 147861 932 150690 972 1153575 
353 145158 89:3 147931 933 150762 973 1153648] 
854 145226| 894 148001 934 150833 TEN 53T20 
855 1145295| 895 |148071| 935 |1509051 975 [153793 
856 1145364] 89:6 148141 956 1|150976 976 |153866 
857 145432 397 148212 937 151048 977 1153939 
858 [145501] 898 1148282] 938 |151119| 978 |154012 
859 1145570 899 | 148352 939 LS 979 |154 18 | 
560 145639] 900 |148422| 940 |151263| 980 154158 
86:1 |1:45708| 901 [148493] 941 |1'51334| 981 |154231 
862 |1:45776 902 1148563 942 151406 982 |154304 
863 1145845] 903 I148634| 943 |151478| 983 |154378 
s6+ |1:45914| 904 148704 944 151550 984 1154451 
865 1145983 0 148774 945 151622 985 1154524 
866 I146053| 906 1148845 | 946 |151694| 986 |154597 
S67 146122 907 148915 947 (151766 98:7 | 154670 
868 I146191] 908 1148986] 948 1151838] 988 [154744 
869 1146260] 909 1149057 | 949 \1:51910| 989 Fer 
S70 |146329| .910 ‚149127 950 1151982 990 154890 
871 |146399 3a IR 49198 951 | 152054 99-1 154964 
872 146468 912 149: 2, 952 | 1552126 992. 1155037 
803 11465371 913 H 493: 953 [152198] 993 [155111 
874 1146607 914 | l Bi 954 |152270 994 |155184 
875 1146676 915 [149481 95:59. 11'92342 995 |155258 
876 1!146745 91:6 | 149552 956 1152414 996 1155331 
877 |146815 917 1149623 957 1152487 997 1155405 
878 1146884] 918 149694] 958 |152559| 998 |155479 
879 1146954 919 1149765 953: 7152631 99-9 155552 

| | | 
SSs0 ae 920 7149836) 960 152704) 1000 | 155626 
| | | 


20* 


B08 Max Klostermann. 


2, Zuckerwaren. 


Gewöhnlich beschränkt sich die Untersuchung auf die Bestimmung 
der Mineralstoffe, Prüfung auf gesundheitsschädliche Farben 
und Metalle, künstliche Süßstoffe und Art der Verpackungsstoffe. 

1. Die Trennung der einzelnen Zuckerarten. 

Sie erfolgt nach den allgemeinen Methoden S. 113 —146 oder nach 
der folgenden Vorschrift: 


Anleitung‘) 
zur Ermittelung des Zuckergehaltes von zuckerhaltigen Waren. 


Zunächst ist auf die Anwesenheit von Stärkezucker zu prüfen. Dieser 
wird als vorhanden angenommen, wenn für 100° Rechtsdrehung einer Lösung 
der ursprünglichen Substanz bei der Polarisation die Linksdrehung nach 
der Inversion nur 28° oder weniger beträgt. 

Der Zuckergehalt stärkezuckerfreier Waren wird nach verschie- 
denen Verfahren ermittelt, je nachdem: ob weniger oder mehr als 2°), 
Invertzucker vorhanden ist. Zunächst muß daher auf Invertzucker geprüft 
werden, und zwar nach den Vorschriften der Anlage A 1 des vorher- 
gehenden Abschnittes (S. 248). Da aber der Zuckergehalt nicht bekannt ist, 
so kann man nicht vom Gewicht ausgehen, sondern muß die Polarisation 
zugrunde legen. Infolgedessen ist die Vorschrift dahin zu ändern, dal) nicht 
10 g der Probe, sondern soviel als 10° Polarisation vor der Inversion ent- 
spricht, mit Fehlingscher Lösung geprüft wird. 

Ist weniger als 2°, Invertzucker gefunden worden, so wird der 
Zuckergehalt nach dem Verfahren von Olerget bestimmt und die Inversion 
wird ebenso ausgeführt, wie unter B 1, S. 256 beschrieben worden ist. 

Zur Berechnung dient die Formel: 

_ 100 (P—-J) 
eItERTE TE 

P ist die Polarisation vor der Inversion, bezogen auf eine Lösung 
des Normalgewichtes zu 100 cm®, bestimmt im 200 mm-Rohr. 

J bedeutet die Polarisation der Lösung nach der Inversion im 
200 mm-Rohr. 

Benutzt man zur Inversion die gleiche Lösung, welche zur ersten 
Polarisation gedient hat, was zweckmäßig ist, so genügt es, wenn man 
dazu 50 cm? verwendet. 

C ist ein Wert, der von der Menge des wirklich vorhandenen Zuckers 
abhängt. Diese Menge erhält man mit hinreichender Annäherung durch 
Vervielfältigung der abgelesenen Polarisation vor der Inversion mit der 
Anzahl Kubikzentimeter der zur Inversion benutzten Lösung und mit dem 


Z, 


') Nach Anlage zum Zuckersteuergesetz. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 309 


ganzen Normalgewicht in Grammen, sowie durch Teilung mit 10.000. Die 
so ermittelte Menge, abgerundet auf ganze Gramme, ergibt den Betrag 
von C aus der nachfolgenden Tafel: 


Für Gramm 


okördın ist Ü einzu- 


100 em? setzen mit 
U 0 se 
2 141°91 
BD" 9. pam 1% Kr a a 50 
A ke a ee ee 
Du ren) SB NE LS 
Di: 0. 12 Re De we AORLE 
1, 2.2002 A002 A ale. 
u 
> FE Er 

TOR, 20 WE De N 11 4120, 
I 62 hl nl eh 
CE N ee 
13.0, 0 a er Speer een 


t ist die Temperatur während der Polarisation nach der Inversion 
in Graden Celsius. 

Beispiel: Es sei der in dem halben Normalgewichte der Ware, 
13 g, enthaltene Zucker zu 200 em: gelöst; 100 cm® der Lösung entsprechen 
also dem !/, Normalgewichte. Die abgelesene Polarisation vor der Inversion 
betrage bei Benutzung des 100 mm-Rohres + 7°. Sie ist demnach mit 4 
und, weil das 100 »m-Rohr verwendet wurde, nochmals mit 2 zu verviel- 
fältigen. Es ergibt sich P= + 56°. 

Von der Lösung seien 50 cm® zur Inversion benutzt. Die Polarisation 


nach der Inversion betrage bei Benutzung des 200 mm-Rohres — 235° 
und somit für 100 cm® der ursprünglichen Lösung — 47°; da die Lö- 
sung dem !/, Normalgewicht entspricht, so ist J= — 188°. Ferner ist 


die Menge des Zuckers, der in den invertierten 50 cm® enthalten ist, 
26.14.50 

10.000 
für C der Wert 141°91, und es ist die Formel zur Berechnung des Zucker- 
gehaltes, falls die Temperatur während der Polarisation nach der Inversion 
100: 66 2881 7 : BE 
To ege 56°49 oder abgerundet 56°5°%/,. 

Der Zuckergehalt derjenigen Waren, welche 2°/, oder mehr Invert- 
zucker enthalten, ist nach dem unter 1 der Anlage B, S. 256 angegebenen 
Verfahren zu ermitteln. Zur Berechnung des Zuckergehaltes dient die nach- 
stehende Tafel. 


— 1'852. Hierfür ergibt sich aus der vorstehenden Tabelle 


19° betrug, Z = 


310 Max Klostermann. 


Tafel 
zur Berechnung des Rohrzuckergehaltes aus der gefundenen Kupfermenge bei 
2 Minuten Kochdauer. 


. Rohr- | Rohr- 


\ Rohr- Rohr- 
(Cu Cu Cu Cu | 
zucker zucker zucker zucker 
ma md md mg 
| mg mg . | mg ' 


ma 


149 4 189 991 
110 54:6 150 150 190 : | » 95:6 
111 591 151 154 191] 96°] 


m 


| 32 162 72 350 112 556 152 | 760 
[7.138 16°6 13 354 113 562 153 | 765 
| 34 a! 14 | 359 114 ! 566 154 re: 
| 35 176 vb) 364 115 571 155 115 
| 36 18:0 716. |. 369 11& | 59:7 156 780 
15 33% 184 Ar ek! 117.0 33 157 786 
38 18:9 78 TS 118 D8°6 158 790 
39 194 19 | 383 119: | 592 159 796 
40 199 SV | Takte) 120 597 160 30°] 
41 20:3 Bi 20:9 121 60-1 161 806 
42 20°8 82 397 [92 607 162 | 
3 21:3 S3 402 123 612 163 s16 
| 44 218 s4 40:7 124 6417 164 82-2 
| 5 | 222 5 | a2 | 15 | 82 | 165 | 897 
| 46 22-7 86 | 417 126 62-7 166 332 
er 232 87 42-2 127 632 167 837 
BR 237 SS 42-7 128 638 168 842 
| 49 24-1 sy 43-1 129 642 169 847 
| 50 246 901 446 130 647 170 852 
Mn >25] 9] 450 131 653 171 S>8 
| 7559 256 92 45-5 132 657 172 86:5 
17258 250 95 4650 133 662 173 S6'8 
>4 26:5 94 465 134 668 174 873 
55 IT-0 95 47:0 135 673 175 878 
l".456 274 96 4T°5 136 6 176 S84 
| 7 278 97 48.0 137 683 ET NE tatente: 
| 58 283 8 486 138 688 178. | 894 
59 I8-8 99 490 139 69-3 179 899 
| 60 29:3 100 495 140 | 698 180 .| 904 
| 61 29-7 101 501 I41 703 N os AL | at [0,52) 
62 30.2 102 505 142 708 183:1,89 4 
a 307 103 510 143 71:4 183 | 920 
| 64 312 104 516 144 718 184: .1..592:54 
65 316 105 59] 145 72:3 1.894.109 
66 32-1 106 525 146 72:9 186 935 
67 326 107 53-1 147 133 187 941 | 
68 33-1 LOS 537 148 | 739 188 :| 945 
335 | 
34 
34 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 311 


Rohr- | 


Cu Rohr- Cu Rohr- Cu Rohr- Cu 
ma. | zucker ER zucker dig zucker Ing zucker 
2 md 2 MG : md S md I 
| 
192 | 966 223 1132 254 1301 285 1472 
193 972 224 113°8 255 130°6 236418 111477 
194 978 N 256 1312 287 1483 
195 982 236 | 1149 357 1317 288 | 1489 
196 IS8 BOT 115-4 358 1322 289 | 1493 
197 | 994 >28 | 1160 259 1328 90 1499 
er 998 229 | 1165 260 | 1334 221 1 190 
199 | 1004 230 .ı 110 261: |. 1339 292 1510 
200 1010 2931. . 1IRE6 262 1344 295 1516 
201 1015 233 lad 263 1350 294 1522 
202 1020 233 1187 264 1356 95 152-8 
203 | 1025 234 1192 265 136°0 296 1533 | 
204 103-1 235 | 1197 266 | 1366 297 153-9 
205 1036 236 1203 267 | 1372 298 | 1545 
206 104-1 237 120°8 268 1377 299 1550 
207 1047 238 121-4 269 138-2 300 155°6 
208 1053 259 1219 270 138°8 >01 |’ 1562 
209 1057 240 | 1225 371 | 1394 302 | 1567 
210 | 1063 >41 | 1230 | 272 | 1398 | 303 | 1573 
ee 106.9 243% 1.1288 273 | 1404 304° || 1579 
212 1074 243 1241 974 1410 305 | 1585 
213 1079 244 1246 2375 1416 306 | 1589 
214 108°5 245 1252 276 1420 307 1199 
215 1090 46 1257 377 142°6 308 1601 
216 1095 247 126°3 DT8 1432 309 1606 
DT 1100 248 1268 279 1457 31.0 I) 1612 
218 1106 249 1274 280 1445 311 | 1618 
10219 1112 250 1279 >81 1449 312 1624 
sale 1116 >51 128°4 282 145°4 
1 | 1122 | 252 | 1290 | 283 | 1460 
2932. 1, 19:8 253 12 


3 284 1466 


Hierauf wird der Prozentgehalt an Zucker berechnet und als Rohr- 
zucker in Prozenten der Probe ausgedrückt. Geringere Bruchteile als volle 
Zehntelprozente bleiben unberücksichtigt. 

Bei Anwesenheit von Stärkezucker kann zur Bestimmung von Rohr- 
zucker auch so verfahren werden, wie im Abschnitt „Gemüse und Obst- 
dauerwaren“ angegeben worden ist (S. 330). 

Bei der Herstellung der Lösung ist es in der Regel nicht zulässig, 
die festen Proben (Schokolade usw.) einfach mit Wasser in einem Kölbchen 
bis zur Marke aufzufüllen, weil auch die unlöslichen Bestandteile einen 
gewissen Raum einnehmen und dieser Fehler oft zu erheblich sein würde. 


312 Max Klostermann. 


Es ist daher in der Regel die Lösung erst nach dem Filtrieren und dem Aus- 
waschen des Rückstandes, sowie nach Zusatz der Klärungsmittel zu einer 
bestimmten Raummenge aufzufüllen, oder durch die doppelte Polarisation 
einer auf 100 em® und auf 200 em® verdünnten Lösung die Raummenge der 
unlöslichen Anteile in Rechnung zu bringen. (Siehe Abschnitt „Schokolade“.) 

Für die Klärung können bestimmte Vorschriften nicht gegeben wer- 
den. Gute Dienste leistet Tonerdebrei oder Bleiessig mit folgendem Zusatz 
einer gleich großen Menge kaltgesättigter Alaunlösung. Für die Inversions- 
polarisation erfolgt die Klärung zweckmäßig durch mit Salzsäure aus- 
gewaschene Knochenkohle, deren Aufnahmevermögen für Zucker vorher 
bestimmt worden ist. 


a) Karamellen (Bonbons, Boltjes) mit Ausnahme der nicht ver- 
eütungsfähigen Gummibonbons. 


Bei Karamellen. welche als stärkezuckerhaltig bezeichnet worden sind, 
ist festzustellen, daß sie mindestens 80° Rechtsdrehung und mindestens 
50°/, Zucker nach der vorstehend angegebenen Clergetschen Formel zeigen. 
Anderenfalls sind sie als nicht vergütungsfähig zu bezeichnen. 

Karamellen, welche als stärkezuckerfrei angemeldet sind, müssen zu- 
nächst auf Stärkezuckergehalt geprüft werden. Ist kein Stärkezucker vor- 
handen, so erfolgt die Untersuchung ähnlich wie bei den Raffinadezeltchen. 


b) Dragees (überzuckerte Samen und Kerne, auch unter Zusatz 
von Meh|). 


Dragees werden ähnlich wie Schokolade untersucht. 


ec) Raffinadezeltchen (Zucker in Zeltcehenform, auch mit Zusatz 
von ätherischen Ölen oder Farbstoffen). 
Man löst das Normalgewicht im Meßkolben von 100 cm3 Raumgehalt, 
füllt zur Marke auf und filtriert erst nachträglich. 


d) Schaumwaren (Gemenge von Zucker mit einem Bindemittel, 
wie Eiweiß, nebst Geschmacks- oder Heilmittelzutaten). 


Die zerkleinerte Probe wird wiederholt in der Wärme mit 70°/,igem 
Alkohol ausgezogen. Die Auszüge werden filtriert; der Rückstand ist auf 
dem Filter mit 70°/,igem Alkohol auszuwaschen. Die vereinigten Filtrate 
sind durch Eindampfen auf dem Wasserbade völlig von Alkohol befreit; der 
Rückstand wird mit Wasser in ein Kölbehen von 100 cm3 Raumgehalt 
gespült. Nach Zusatz von Bleiessig und der doppelten Menge kaltgesättigter 
Alaunlösung wird bis zur Marke aufgefüllt und filtriert. 


e) Dessertbonbons (Fondants usw. aus Zucker und Einlagen von 
Schachtelmus, Früchten usw.). 


Die Probe wird in einem Metikolben von 100 em® Raumgehalt mit 
Wasser übergossen. Bleibt wenig Rückstand, so kann ohne weiteres zur 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 313 


Marke aufgefüllt werden; anderenfalls muß die Polarisation wie unter 
„Schokolade“ bestimmt werden. 


f) Marzipanmasse und Marzipanwaren (Zucker mit 

j zerquetschten Mandeln). 

Die Masse wird zweckmäßig mit kaltem Wasser in einer Porzellan- 
schale zerrieben. Das Gemisch wird durch feine Gaze oder durch einen 
Wattebausch filtriert und der Rückstand mit Wasser nachgewaschen. Das 
milchig getrübte Filtrat wird geklärt und entsprechend aufgefüllt. Marzipan 
ist in der Regel frei von Invertzucker. 


9) Kakes und ähnliche Backwaren. 


Man übergießt das halbe Normalgewicht der fein zerriebenen Probe 
in einem Kolben von ungefähr 50 em® Raumgehalt mit etwa 30 cm? kaltem 
Wasser und läßt das Ganze unter öfterem Umschwenken 1 Stunde stehen. 
Nach dieser Zeit filtriert man die überstehende Flüssigkeit mit Hilfe einer 
sehr schwach wirkenden Saugpumpe, zieht den Rückstand im Kolben noch 
mehrmals kürzere Zeit mit kaltem Wasser aus, bringt schließlich die un- 
löslichen Bestandteile mit auf das Filter und wäscht mehrmals mit kaltem 
Wasser nach. Die vereinigten klaren Auszüge werden auf 100 em3 aufgefüllt. 
Der Zuckergehalt der Lösung wird in allen Fällen nach dem Verfahren für 
solche Waren ermittelt, welche 2°/, Invertzucker und darüber enthalten. 
h) Verzuckerte Süd- und einheimische Früchte glasiert oder kan- 
diert; in Zuckerauflösungen eingemachte Früchte (Schachtelmus, 

Pasten, Kompott, Gallerte). 

Siehe S. 330. 

i) Zucker- und alkoholhaltige Flüssigkeiten. 

ei der Polarisation braucht der Alkohol nicht entfernt zu werden, 
vor der Inversion muß dies jedoch geschehen. 

k) Flüssiger Raffinadezucker. 

Der flüssige Raffinadezucker enthält in der Regel Invertzucker. Die 
Untersuchung kann sich darauf beschränken, festzustellen, daß mindestens 
ein Zuckergehalt von insgesamt 75°/, vorhanden ist. 

!) Invertzuckersirup. 

Die Feststellung des Zuckergehaltes erfolgt nach dem unter I in An- 
lage B angegebenen Verfahren (S. 256). 

m) Eingedickte Milch. 

100g der Milchprobe werden mit Wasser zu einer leicht flüssigen 
Masse verrührt und in einen Meßkolben von 500 cm? Raumgehalt gespült. 
Die Flüssigkeit wird darauf mit etwa 20 cm® Bleiessig versetzt, mit Wasser 
zu 500 cm3 aufgefüllt, durchgeschüttelt und filtriert. 


314 Max Klostermann. 


Vom Filtrat werden 75 em® in einem Kolben von 100 cm® Raum- 
gehalt gebracht und, wenn erforderlich, mit etwas Tonerdebrei versetzt. 
Darauf wird mit Wasser zur Marke aufgefüllt, filtriert und nach Anlage C 
polarisiert. 

Ferner werden 75 cm® des Filtrats mit 5 em® Salzsäure vom spezi- 
fischen Gewicht 1:19 versetzt, nach Vorschrift der Anlage B invertiert, 
zu 100 em® aufgefüllt und filtriert, worauf wiederum die Polarisation für 
20°C bestimmt wird. Hiernach berechnet sich der Gehalt Z der einge- 
diekten Milch an Rohrzucker aus der Gleichung 

Zz=1%25 (1'016.P—)J), 
worin P die Polarisation vor der Inversion, J die nach der Inversion be- 
deutet. 

Beispiel: Die Polarisation P sei + 28:10; die Polarisation J werde 
zu — 0'30 ermittelt. Setzt man diese beiden Zahlenwerte für P und J in 
die eben angegebene Formel, so erhält man 

4 =325.(1016.28°10.+.0:30)= 36:06. 

Demnach beträgt der Gehalt der eingedickten Milch an Rohrzucker 
36°1°/,- 

2. Bestimmung der Mineralstoffe. 

Sie erfolgt nach den allgemeinen Untersuchungsmethoden 8. 152. Bei 
hohem Aschengehalt ist auch die Art näher zu prüfen. 

3. Nachweis künstlicher Süßstoffe. 

Er erfolgt nach den im Abschnitt „Süßstoffe* angegebenen Ver- 
fahren. 

4. Prüfung auf gesundheitsschädliche Farben. 

Sie erfolgt in ähnlicher Weise wie die der Zuckerwaren unter 6. 

5. Nachweis von Teerfarbstoffen. 

Teerfarbstoffe werden mit Amylalkohol, Äther, Alkohol oder 
einem anderen geeigneten Lösungsmittel ausgezogen. Bei der weiteren 
Prüfung der Farbstoffe verfährt man wie bei der Untersuchung der Farb- 
stoffe des Weines. 

Zum Nachweis von Dinitrokresolkalium (Safransurrogat) und 
Pikrinsäure kann man sich folgender Verfahren bedienen. 

Dinitrokresolkalium. Man zieht den Farbstoff mit Alkohol aus, 
verdampft den Alkohol und erwärmt den Rückstand mit einigen Kubik- 
zentimetern 10°/,iger reiner Salzsäure. Das Dinitrokresolkalium wird 
hierdurch nach einigen Minuten. Pikrinsäure sofort entfärbt. Wird dann 
die erkaltete Flüssigkeit mit etwas Zink versetzt und, ohne zu erwärmen, 
stehen gelassen, so erscheint nach höchstens zwei Stunden der Inhalt hell- 
blutrot, wenn Dinitrokresolkalium, schön blau, wenn Pikrinsäure 
zugegen ist. 

Pikrinsäure. Soll hierauf geprüft werden, so wird der mit Alkohol, 
Ather oder Amylalkohol hergestellte Auszug zunächst auf Geschmack 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 315 


geprüft. Pikrinsäure schmeckt stark bitter. Seide und Wolle werden 
durch Pikrinsäure schön gelb gefärbt. Mit Kaliumhydroxyd und 
Cyankalium gibt Pikrinsäure eine blutrote Färbung (Isopurpursäure); 
auch nach Zusatz von Traubenzucker und Alkohol tritt eine rote 
Färbung auf. 

6. Nachweis von Mineralfarben und gesundheitsschädlichen 
Metallen. 

Zur Untersuchung auf Arsen und Zinn sind besondere amtliche Ver- 
fahren angegeben, sonst ist nach dem allgemeinen Gang der Analyse zu 
verfahren. Man zerstört die organische Substanz entweder mit Kalium- 
chlorat und Salzsäure oder mit konzentrierter Schwefelsäure und rauchender 
Salpetersäure. 


Verfahren!) zur Feststellung des Vorhandenseins von Arsen und 
Zinn in gefärbten Nahrungs- oder Genußmitteln. 
l. Feste Körper. 

Von festen Nahrungs- oder Genußmitteln, welche in der Masse gefärbt 
sind. werden 20 g in Arbeit genommen, bei oberflächlich gefärbten wird 
die Farbe abgeschabt und es ist so viel des Abgeschabten in Arbeit zu 
nehmen, als einer Menge von 20g des Nahrungs- oder Genußmittels ent- 
spricht. Nur wenn solche Mengen nicht verfügbar sind, darf auch weniger 
genommen werden. 

Die Probe ist durch Reiben oder in einer anderen geeigneten Weise 
fein zu zerteilen und in einer Schale aus echtem Porzellan mit so viel reiner 
Salzsäure von 1'10—1'12 spez. Gew. und so viel destilliertem Wasser zu 
versetzen, daß das Verhältnis der Salzsäure zum Wasser etwa wie 1 zu 3 
ist. In der Regel werden 25 cm> Salzsäure und 75 cm? Wasser dem Zwecke 
entsprechen. 

Man setzt nun 05 y chlorsaures Kalium hinzu, erhitzt die Schale auf 
einem Wasserbad und fügt von 5 zu 5 Minuten weitere kleine Mengen von 
chlorsaurem Kalium zu, bis die Flüssigkeit hellgelb, gleichförmig und dünn- 
flüssig geworden ist. In der Regel werden im ganzen 29 genügen. Das 
verdampfende Wasser ist dabei von Zeit zu Zeit zu ersetzen. Ist die Farbe 
hellgelb geworden, so fügt man nochmals 0'5 g chlorsaures Kalium hinzu 
und nimmt die Schale vom Wasserbade. Nach völligem Erkalten bringt 
man ihren Inhalt auf ein Filter, filtriert die Flüssigkeit in eine Kochflasche 
von etwa 400 em? und leitet so lange Kohlensäure hindurch, bis der Geruch 
nach Chlor vollständig verschwunden ist. Das Filter wäscht man mit heißem 
Wasser gut aus, verdampft das Waschwasser im Wasserbade bis auf etwa 
50 cm3 und vereinigt diese Flüssigkeit nebst einem etwa entstandenen Nieder- 
schlage mit dem Hauptfiltrate. Man beachte, dab die Gesamtmenge der 
Flüssigkeit mindestens das Sechsfache der angewendeten Salzsäure be- 
tragen mul). 


!) Nach Anlage zum Farbengesetz. 


316 Max Klostermann. 


Man leitet nun durch die auf 60-—80°C erwärmte und auf dieser 
Temperatur erhaltene Flüssigkeit 5 Stunden lang einen langsamen Strom 
von reinem Schwefelwasserstoffgas, läßt die Flüssigkeit unter fortwähren- 
dem Einleiten erkalten und stellt die Kochflasche, mit Filtrierpapier leicht 
bedeekt. mindestens 12 Stunden an einen mäßig warmen Ort. 

Ist ein Niederschlag entstanden, so ist er auf ein Filter zu bringen, 
mit schwefelwasserstoffhaltigem Wasser auszuwaschen und noch feucht mit 
mäßig gelbem Schwefelammonium zu behandeln, welches vorher mit etwas 
ammoniakhaltigem Wasser verdünnt worden ist. In der Regel werden 4 cm® 
Schwefelammonium. 2 cm® Ammoniakflüssiegkeit von etwa 0'96 spez. Gew. 
und 15 em: Wasser dem Zwecke entsprechen. Den nicht gelösten Rückstand 
wäscht man mit schwefelammoniumhaltigem Wasser aus und verdampft 
das Filtrat und das Waschwasser in einem tiefen Porzellanschälchen von 
etwa 6 cm Durchmesser bei gelinder Wärme bis zur Trockene. Das Zurück- 
bleibende übergießt man, unter Bedeckung der Schale mit einem Uhrglase, 
mit etwa 3 cm® roter, rauchender Salpetersäure und dampft sie bei gelinder 
Wärme behutsam ab. Erhält man hierbei einen im feuchten Zustande gelb 
aussehenden Rückstand, so schreitet man zur weiteren Prüfung. Ist der 
Rückstand dagegen noch dunkel, so muß er so lange mit roter, rauchender 
Salpetersäure behandelt werden, bis er in feuchtem Zustande gelb aussieht. 

Man versetzt den feuchten Rückstand mit fein zerriebenem kohlen- 
sauren Natrium, bis die Masse stark alkalisch reagiert, fügt 29 eines 
(Gemenges von 3 Teilen kohlensaurem und 1 Teil salpetersaurem Natrium 
hinzu und mischt unter Zusatz von etwas Wasser, so daß eine gleich- 
artige, breiige Masse entsteht. Die Masse wird in dem Schälchen ge- 
trocknet und vorsichtig bis zum Sintern oder beginnenden Schmelzen er- 
hitzt. Eine weitergehende Steigerung der Temperatur ist zu vermeiden. 
Man erhält so eine farblose oder weiße Masse. Sollte dies ausnahmsweise 
nicht der Fall sein, so fügt man noch etwas salpetersaures Natrium hinzu, 
bis der Zweck erreicht ist.!) 

Die Schmelze weicht man mit Wasser auf und filtriert durch ein nasses 
Filter. Ist Zinn zugegen, so bleibt dieses auf dem Filter als weißes Zinn- 
oxyd, während das Arsen als arsensaures Natrium im Filtrat enthalten 
ist. Wenn ein Rückstand auf dem Filter verblieben ist, so muß berück- 
sichtigt werden, daß auch in das Filtrat kleine Mengen Zinn übergegangen 
sein können. Man wäscht den Rückstand einmal mit kaltem Wasser, dann 
dreimal mit einer Mischung von gleichen Teilen Wasser und Alkohol aus, 
dampft die Waschflüssigkeit so weit ein, daß sie mit dem Filtrat etwa 
10 cm® beträgt und fügt verdünnte Salpetersäure tropfenweise hinzu, bis 
die Flüssigkeit eben sauer reagiert. Sollte hierbei ein geringer Niederschlag 
von Zinnoxydhydrat entstehen, so filtriert man ihn ab und wäscht ihn 
wie oben angegeben aus. 


!) Sollte die Schmelze trotzdem schwarz bleiben, so rührt dies in der Regel von 
einer geringen Menge Kupfer her, da Schwefelkupfer in Schwefelammonium nicht ganz 
unlöslich ist. 


Peg 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 317 


Wegen des Nachweises von Zinn vgl. weiter unten. 

Zum Nachweise des Arsens wird es zunächst in arsenmolybdän- 
saures Ammonium übergeführt. Zu diesem Zwecke vermischt man die mit 
Salpetersäure angesäuerte, durch Erwärmen von Kohlensäure und salpetriger 
Säure befreite, klare (nötigenfalls filtrierte) Lösung, welche etwa 15 cm? 
betragen wird, in einem Kochfläschehen mit der gleichen Menge einer Auf- 
lösung von molybdänsaurem Ammonium in Salpetersäure!) und läßt zunächst 
3 Stunden ohne Erwärmen stehen. Enthielt die Flüssigkeit infolge mangel- 
haften Auswaschens des Schwefelwasserstoffniederschlags etwas Phosphor- 
säure, so würde sich diese als phosphormolybdänsaures Ammonium ab- 
scheiden, während bei richtiger Ausführung der Operationen ein Nieder- 
schlag nicht entsteht. 

Die klare oder filtrierte Flüssigkeit erwärmt man auf dem Wasser- 
bade, bis sie etwa 5 Minuten lang die Temperatur des Wasserbades an- 
genommen hat.?) Ist Arsen vorhanden, so entsteht ein gelber Niederschlag 
von arsenmolybdänsaurem Ammonium, neben weichem sich meist auch 
weiße Molybdänsäure ausscheidet. Man gielit die Flüssigkeit nach ein- 
stündigem Stehen durch ein Filterchen ab, wäscht den Rückstand zweimal 
mit kleinen Mengen einer Mischung von 100 Teilen Molybdänlösung, 
20 Teilen Salpetersäure von 1'2 spezifischem Gewicht und 80 Teilen Wasser 
aus, löst ihn dann unter Erwärmen in 2 bis 4cm® wässeriger Ammon- 
flüssigkeit von etwa 096 spezifischem Gewicht auf, fügt etwa 4cm? 
Wasser hinzu, gieft, wenn erforderlich, nochmals durch das Filterchen, 
setzt !/, Raumteil Alkohol und dann 2 Tropfen Chlormagnesium-Chlor- 
ammoniumlösung hinzu. Das Arsen scheidet sich sogleich oder beim Stehen 
in der Kälte als weißes, mehr oder weniger kristallinisches arsensaures 
Ammonium-Magnesium ab, welches abzufiltrieren und mit einer möglichst 
geringen Menge einer Mischung von 1 Teil Ammoniak, 2 Teilen Wasser 
und 1 Teil Alkohol auszuwaschen ist. 

Man löst darauf den Niederschlag in einer möglichst kleinen 
Menge verdünnter Salpetersäure, verdampft die Lösung bis auf einen ganz 
kleinen Rest und bringt einen Tropfen auf ein Porzellanschälchen, einen 
anderen auf ein Objektglas. Zu ersterem fügt man einen Tropfen einer 
Lösung von salpetersaurem Silber, dann vom Rande aus einen Tropfen 
wässeriger Ammonflüssigkeit von 0'96 spezifischem Gewicht; ist Arsen 
vorhanden. so muß sich in der Berührungszone ein rotbrauner Streifen 
von arsensaurem Silber zeigen. Den Tropfen auf dem Objektglase macht 
man mit einer möglichst kleinen Menge wässeriger Ammonflüssigkeit 
alkalisch; ist Arsen vorhanden, so entsteht sogleich oder sehr bald ein 


1) Die oben bezeichnete Flüssigkeit wird erhalten, indem man 1 Teil Molybdän- 
säure in 4 Teilen Ammoniak von etwa 096 spez. Gewicht löst und die Lösung in 
15 Teile Salpetersäure von 1'2 spez. Gewicht gießt. Man läßt die Flüssigkeit dann 
einige Tage in mäßiger Wärme stehen und zieht sie, wenn nötig, klar ab. 

2) Am sichersten ist es, das Erhitzen so lange fortzusetzen, bis sich Molybdän- 
säure auszuscheiden beginnt. 


als Max Klostermann. 
Niederschlag von arsensaurem Ammonmagnesium, der, unter dem Mikroskop 
betrachtet, aus spießigen Kriställchen besteht. 

Zum Nachweise des Zinns sind die das Zinnoxyd enthaltenden 
Filterchen zu trocknen, in einem Porzellantiegelchen einzuäschern und 
zu wiegen.) Nur wenn der Rückstand (nach Abzug der Filterasche) mehr 
als 2 ug beträgt, ist eine weitere Untersuchung auf Zinn vorzunehmen. 
In diesem Falle brinet man den Rückstand in ein Porzellanschiffchen, 
schiebt dieses in eine Röhre von schwer schmelzbarem Glase, welche vorn 
zu einer langen Spitze mit feiner Öffnung ausgezogen ist, und erhitzt 
in einem Strome reinen. trockenen Wasserstoffgases bei allmählich ge- 
steigerter Temperatur, bis kein Wasser mehr austritt und alles Zinnoxyd 
reduziert ist. Man läßt im Wasserstoffstrom erkalten, nimmt das Schiffehen 
aus der Röhre, neigt es ein wenig, bringt wenige Tropfen Salzsäure von 
1:10 bis 1-12 spezifischem Gewicht in den unteren Teil, dann schiebt man 
es wieder in die Röhre, leitet einen langsamen Wasserstoffstrom hindurch, 
neigt sie so, daß die Salzsäure im Schitfehen mit dem reduzierten Zinn 
in Berührung kommt, und erhitzt ein wenig. Es löst sich dann das Zinn 
unter Entbindung von etwas Wasserstoff in der Salzsäure zu Zinnchlorür. 
Man läßt im Wasserstoffstrom erkalten, nimmt das Schiffehen aus der 
Röhre, bringt nötigenfalls noch einige Tropfen einer Mischung von drei 
Teilen Wasser und einem Teil Salzsäure hinzu und prüft einige Tropfen 
der Lösung auf Zinn mit Quecksilberchlorid, Goldchlorid und Schwefel- 
wasserstoff: mit letzterem vor und nach Zusatz einer geringen Menge 
Bromsalzsäure oder Chlorwasser. 

Bleibt beim Behandeln des Schiffcheninhaltes ein schwarzer Rück- 
stand, der in Salzsäure unlöslich ist, so kann dieser Antimon sein. 

2. Flüssigkeiten. Fruchtgelees. und dere]. 

Von Flüssigkeiten, Fruchtgelees und dergleichen ist eine solche 
Menge abzuwiegen, daß ihre Trockensubstanz etwa 20 4 beträgt, also z. B. 
von Himbeersirup etwa 30 g, von ‚Johannisbeergelee etwa 35 g, von Rotwein, 
Essig oder dergleichen etwa 800 bis 1000 9. Nur wenn solche Mengen nicht 
verfügbar sind, darf die Prüfung auch mit einer geringeren Menge vor- 
genommen werden. 

Fruchtsäfte, Gelees und dergleichen werden wie feste Stoffe behandelt; 
dünne, nicht sauer reagierende Flüssigkeiten konzentriert man durch Ab- 
dampfen und behandelt den Rückstand ebenso; dünne, sauer reagierende 
Flüssiekeiten aber destilliert man bis auf einen geringen Rückstand ab und 
zerstört diesen ebenfalls, wie vorher beschrieben ist. In das Destillat leitet 
man nach Zusatz von etwas Salzsäure ebenfalls Schwefelwasserstoff und 
vereinigt einen etwa entstehenden Niederschlag mit dem aus dem Rück- 
stand. 

') Sollte der Rückstand infolge eines Grehaltes an Kupferoxyd schwarz sein, so 
erwärmt man ihn mit Salpetersäure, verdampft im Wasserbad zur Trockene, setzt einen 
Tropfen Salpetersäure und etwas Wasser zu, filtriert, wäscht aus, glüht und wiegt 
dann erst. 


£ 
£ 
i 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 319 


Fruchtsäfte und Gelees 


(einschließlich Obstkraut, Marmeladen, Pasten und Limonaden). 


Die Gegenstände dieses Abschnittes bestehen aus dem Safte von 
Früchten oder Fruchtteilen oder aus zerquetschten oder gekochten Früchten 
mit oder ohne Zusatz von Zucker. 

Fruchtsäfte sind klar, von diekflüssiger bis sirupartiger Konsistenz 
(Fruchtsirupe); die Gelees sind gallertartig, klar oder durchscheinend: 
Marmeladen sind von breiartiger, nicht klarer Beschaffenheit; Obst- 
pasten sind steif; Limonaden sind Mischungen von Fruchtsäften mit 
Wasser und Zucker, Brauselimonaden enthalten außerdem noch Kohlensäure. 


Zusammensetzung von Fruchtsäften.!) 


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3 - „S = Ss = FR] E77 | _ zZ =, .aAxg 
| S = in Gewichtsprozenten eu Die 
 Himbeer- 
| sirup . . .145 11'3227166°26122:39142°25| 182 |0'59810251| 2:49 | —19:8 
 Erdbeer- | 
sirup 711'3075|628212355137°7211°60 0:31510:215I 195 | — 195 
Johannis- | 
beersirup . | 6 11'3274165°57/30:16 3145| — 105510284 2:27 -— 
Kirschsirup | 61133876895) -— | — |! — /0'401.0:267| 2:34 | —197 | 
Himbeer- | 


sirup mit 
Wasser 

und Nach- | | 
presse . .|2011'2812]58°36 | 10.132] 123 | —197 


1! N | | 


1. Fruchtsäfte und Fruchtsirupe. 

1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes. 

Das spezifische Gewicht wird mittelst des Pyknometers bei 15° be- 
stimmt. 

2. Bestimmung des Wassers. 

Das Wasser kann nicht direkt bestimmt werden, da beim Erhitzen 
der Zucker durch die freien Fruchtsäuren invertiert und dadurch der 
Extraktgehalt erhöht wird. 

Das Wasser muß deshalb indirekt ermittelt werden, indem man den 
Extraktgehalt aus dem spezifischen Gewicht berechnet; hierbei muß 


1) J. König, Unters. d. landw. u. gewerbl. wichtigen Stoffe, S. 748 (1906). 


320 Max Klostermann. 


aber auch der Alkoholgehalt berücksichtigt werden, welcher bei der Gärung 
der Fruchtsäfte entsteht. Der Alkohol wird in üblicher Weise im Destillat 
aus dem spezifischen Gewicht nach der Alkoholtabelle von Wändisch (siehe 
Abschn. „Wein“) ermittelt. Das spezifische Gewicht (1) wird um das spezi- 
fische Gewicht des Alkoholdestillates vermindert und aus dieser Zahl der 
Gehalt an Extrakt aus der Extrakttabelle von Windisch (S. 268) ent- 
nommen. 

Der Wassergehalt wird dann in der Weise berechnet, dal) Extrakt- 
und Alkoholgehalt von 100 abgezogen werden. 

Bei Säften, deren Extrakt zum größten Teil aus freien Säuren be- 
steht. ist es besser. den Extraktgehalt nicht nach der Zuckertabelle von 
Windisch, sondern nach besonderen Tabellen auf die entsprechenden Säuren 
umzurechnen. So hat Farnsteiner !) folgende Tabelle für zuckerfreien Zitronen- 
saft berechnet: 


‚In 100 em® 
15 
(7) 


| 
150 | Zitronen- 150 | 
| 
| 


IIn 100 em? In 100 em In 100 em‘ 


Spez. Gew. Spez. Gew. (= I’ Spez. Gew.| . (7) Spez. Gew. (5) 
40 150 150 40 
15 säure 150 Zitronen- 150 | Zitronen- 150 Zitronen- 
| (wasser- säure | säure säure 
frei) | | 


1'020 |, 4762 1030 1469 1040 9.582 | 1'050 | 12'015 
02173752001 171.031 |; 7406. | 1041 9:825. | 1:051. | 12259 
1'022 | 5'241 1'032 | 7647 | 1'042 | 10'068 | 1'052 | 12'503 
1. 1:023=- 1.5481 1033 | 7888 1'043 | 10'311 | 1053 | 12748 
| 1024 | 5721 | 1'034 | 8130 | 1'044 | 10'544 | 1'054 | 12'992 
1:025. 1 2961 1.035 2) 8312 1045 | 10.7974. 3:055 7122 
1'026 | 6202 1056 | 8614 1'046 | 11'040 | 1'056 | 13'482 
1027 | 6'442 1037 | 8856 | 1.047 | 11287057 722% 
1'028 | 6.683 1038 | 9098 1048 | 119287) 1.0587 732 
1029 | 6.924 1039 | 9:340 1049 | 1E7TUR N 1059 


| 
I 
Interpolationstafel 
| 


Einheiten | Zitronen- | Einheiten | Zitronen- | Einheiten | Zitronen- 
der 4. De-, säure- |Ider 4. De-' säure- |der 4. De-| säure- 


zimale | menge zimä le menge zimale | menge 
1 0.024 4 0.096 7 0169 
2 VO4S 3) 0120 8 | 0193 
3) 0.072 6 0145 I 0'217 


3. Bestimmung des Alkohols. 


50 em Saft werden mit 100 cm® Wasser verdünnt, neutralisiert und 
destilliert. Im Destillat wird der Alkohol oc Pyknometers bestimmt 
(Tabelle von Windisch. siehe Abschn. .Wein“ 


') Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm., Bd. 6, 8.1 (1903); S. 593 (1904). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 39] 


4. Bestimmung der Asche und der Alkalität der Asche. 

25 cm® Saft werden in geräumiger Platinschale bei niedriger Flamme 
am besten mit einem Spiritusbrenner verkohlt. Die Kohle wird mit Wasser 
ausgezogen und nebst Filter weißgebrannt. Der wässerige Auszug wird 
wieder zugefügt, das Ganze zur Trockene eingedampft und der Rückstand 
vorsichtig geglüht und schließlich gewogen. 

Zur Asche gibt man 25 em !/,,-Normalschwefelsäure und erhitzt auf 
dem Wasserbade, um die Kohlensäure auszutreiben. Dann bringt man die 
Flüssigkeit in ein Becherglas und titriert mit !/,-Normalalkali die über- 
schüssige Säure zurück. 

Unter Alkalität versteht man die Kubikzentimeter Normalschwefel- 
säure, welche zur Neutralisierung der Asche von 100g Saft erforder- 
lich sind. 

Die Phosphorsäure wird in der Asche in üblicher Weise bestimmt. 
(Siehe allgemeine Untersuchungsmethoden, S. 153). 

5. Bestimmung der freien Säuren. 

a) 25 cem® Saft werden mit Wasser stark verdünnt und mit '/,-Normal- 
alkali (Phenolphtalein als Indikator) titriert. Die verbrauchten Kubik- 
zentimeter werden auf Äpfelsäure oder wasserfreie Zitronensäure um- 
gerechnet. 1 cm® \/,-Normalalkali entspricht 0'016 g wasserfreier Zitronen- 
säure und 0'0167 y Äpfelsäure. 

b) Ältere alkoholhaltige Säfte, namentlich Zitronensäfte, enthalten 
die Zitronensäure teilweise in Esterform. Die Gesamtsäure wird dann 
nach K. Farnsteiner ‘) bestimmt, indem man 10cm3 Saft mit soviel !/,- 
Normalalkali versetzt, daß noch 10 cm® Lauge im Überschuß vorhanden 
sind. Nach mehrstündiger Einwirkung bei gewöhnlicher Temperatur in 
verschlossenem Kölbchen wird zurücktitriert. Die Differenz mit der vor- 
herigen Bestimmung a) wird als organisch gebundene Zitronensäure an- 
gegeben (Zitronensäureäthylester). 

c) Anorganisch gebundene Zitronensäure. 

Diese wird aus der Alkalität der Mineralstoffe berechnet. 

6. Extrakteehalt. 

Das Extrakt wird, wie unter 1 (Bestimmung des Wassers) angegeben 
worden ist, bestimmt. 

7. Bestimmung des Extraktrestes. 

Unter Extraktrest versteht man den Rest, welcher bleibt, wenn 
man vom Extraktgehalt den Zuckergehalt abzieht. 

Bei Zitronensäften versteht Farnsteiner unter Extraktrest den 
Rest, welcher bleibt, wenn man von dem Gesamtextrakt den Gehalt an 
freier Zitronensäure und Gesamtzucker abzieht. Der totale Extrakt- 
rest wird erhalten. wenn man auch noch die gebundene Zitronen- 


säure (siehe 4. u. 5.) abzieht. 


2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 9 (1903). 


Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. >] 


322 Max Klostermann. 


8. Stickstoffgehalt. 

Er wird in ea. 50 em® Saft nach Kjeldahl bestimmt. 

9. Künstliche Süßstoffe. Siehe dort. 

10. Bestimmung der Zuckerarten. 

Zur Bestimmung des Zuckers werden 109 Substanz in 400 cm® 
Wasser gelöst, mit Bleiessig entfärbt und auf 500 em® aufgefüllt. 400 em® 
des Filtrates werden mit festem phosphorsauren Natrium entbleit 
und auf 800 em® aufgefüllt; ist Alkohol vorhanden, so ist dieser zu ent- 
fernen. nachdem die Flüssigkeit neutralisiert worden ist. Ob diese Ver- 
dünnung annähernd die richtige ist, ergibt sich aus der Extraktbestim- 
mung, jedenfalls darf nicht mehr als wie 1°/, Zucker in der Lösung ent- 
halten sein. 

a) Invertzucker. Dieser wird nach Meiss!, wie unter den allge- 
meinen Untersuchungsmethoden angegeben worden ist, bestimmt (5. 127). 

b) Rohrzucker. 75em® werden mit 5cm? Salzsäure vom Spez. 
Gew. 1:19 fünf Minuten lang auf 67—70° erwärmt, dann rasch abge- 
kühlt. mit Soda neutralisiert und auf 100 cm3 aufgefüllt. In 25 em? wird 
dann nach E. Meiss! (S. 127) der Gesamtzucker bestimmt. Die Bestim- 
mungen a) und 5) werden auf 100g Substanz berechnet; die Differenz 
beider mit 0'095 multipliziert, ergibt die Menge Rohrzucker, welche in 
100 g Substanz enthalten ist. 

ec) Dextrin. Zur Bestimmung werden 75 cm® der Stammlösung mit 
75 em: Salzsäure (S= 1'125) versetzt und 3 Stunden am Rückflußkühler 
im kochenden Wasserbade erhitzt. Nach dem Erkalten wird schnell neutra- 
lisiert, mit Wasser auf 100 cm? aufgefüllt und in 25 cm® dieser Lösung 
der Zuckergehalt nach Allihn (S. 124) bestimmt. 

Die Differenz von c--Ö multipliziert mit 0'9 ergibt die Menge 
Dextrin. 

d) Stärkesirup. Ist außer Rohrzucker und Invertzucker auch 
Stärkesirup vorhanden, welcher aus Traubenzucker und Dextrin besteht, 
so müssen die Zucker nach den allgemeinen Untersuchungsmethoden be- 
stimmt werden (8. 114). 

e) Die Polarisation gibt ebenfalls schnellen Aufschluß über die Zucker- 
arten. 

Hierfür werden 209 Saft mit 309 Wasser und zur Entfärbung mit 
genügend Tierkohle versetzt. Nachdem die Mischung farblos geworden ist, 
wird filtriert und die Kohle mit heilem Wasser ausgewaschen, bis 100 em® 
Filtrat gewonnen sind. Hiervon werden 50 cm? mit 50 cm? Wasser ver- 
dünnt und polarisiert. Für die Inversion werden 50cm® der geklärten 
Lösung mit 3 cm® Salzsäure vom spez. (sew. 1'19 versetzt, auf 67— 70° er- 
wärmt und 5 Minuten bei dieser Temperatur gehalten. Darauf wird so- 
fort abgekühlt, neutralisiert und auf 100 cm? aufgefüllt. Die Lösungen vor 
und nach der Inversion werden im 200 mm-Rohr polarisiert. Die Differenz 
der Drehung multipliziert mit 5'725 ergibt den Gehalt an Rohrzucker. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 393 


Aus der Polarisation nach der Inversion ergibt sich der Gehalt an Stärke- 
sirup nach der Formel von Hasse (S. 324). 

11. Bestimmung des Gehaltes an Stärkesirup. 

Nach Fiehe!) prüft man Fruchtsäfte zunächst qualitativ in folgen- 
der Weise auf Stärkesirup: 109 Saft werden mit 10.9 Wasser verdünnt, 
nach Zugabe von 5 Tropfen 10°/,iger Ammoniumoxalatlösung wird auf- 
gekocht und nach nochmaligem Aufkochen mit Tierkohle wird filtriert. 
2cm® des klaren Filtrates werden mit 4 Tropfen Salzsäure versetzt 
(S=1'19) und mit 20 cm® 94°/,igen Alkohols vermischt. Ist Stärkesirup 
vorhanden, so macht sich dies durch Abscheidung des Dextrins be- 
merkbar. 

Die quantitative Bestimmung erfolgt nach Juckenack und Paster- 
nack?), welche folgendermaßen verfahren: 

10 cm? Saft werden mit etwa 70 cm® Wasser verdünnt, mit einer 
kleinen Messerspitze gereinigter Tierkohle versetzt und nach Zugabe von 
5 cm konzentrierter Salzsäure (spez. Gew. 1:19) 5 Minuten lang auf 68 bis 
70° erwärmt, dann sofort abgekühlt, auf 100 cm3 aufgefüllt, filtriert und 
im 200 mm-Rohr polarisiert. Die beobachtete Drehung ist auf spezifi- 
sche Drehung (=1009g Extrakt im 100 »nm-Rohr) umzurechnen; aus 
dieser ist der Gehalt an Stärkesirup nach der. folgenden Tabelle zu be- 
rechnen. 

Es sei das spezifische Gewicht des alkoholfreien Saftes = 13260 ent-- 
sprechend 65°99 Gew.-°/, Zucker = 8743 g Zucker in 100 cm3. Die Polari- 
sation des Saftes (10cm? Saft: 100 cm? im 200 mm-Rohr) betrage = 
— +43°, also 10 cm? Saft:100 cm? im 100 mm-Rohr = + 215°, mit- 
hin der reine Saft im 100 mm-Rohr = + 21'5° und die spezifische Dre- 
hung des Extraktes = + 24'59° (d.h. 100 9 Extrakt: 100 em® im 100 mm- 
tohr). 

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, entspricht einer Drehung von 
+ 24:59° etwa 36°/, wasserhaltiger Stärkesirup, d.h. von 100g des Ex- 
traktes (Zucker) sind etwa 369 Stärkesirup, von 65'999 des Extraktes 
(Zucker) also etwa 249g Stärkesirup oder in 100g Fruchtsaft sind gegen 
24 9 Stärkesirup enthalten. 

Juckenack und Pasternack fanden, dal» das spezifische Drehungsver- 
mögen der invertierten Trockensubstanz, wenn kein Stärkesirup vorhanden 
ist. zwischen —18 und — 215° schwankt. Die spezifische Drehung der 
Stärkesiruptrockensubstanz beträgt dagegen + 1341. Das ist eine Diffe- 
renz von 155° und je 1°/, Stärkesirupzusatz macht sich daher durch Ver- 
minderung der Minusdrehung um 1'5° bemerkbar. 

Aus der nachstehenden Tabelle kann man ohne weiteres den Gehalt 
an Stärkesirup entnehmen. 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahr. u. Genußm. S. 31 (1909). 
2, Ebendort. S. 18 (1904). 


324 Max Klostermann. 
| FB |, Ent- | gnez, Dre-| 
Wasser- sprechend nn: Rn Wasser- sprechend Br Ye 
| Rohr- | freier | Stärke- Extraktes | MObr- | eier Stärke | Wxtraktes 
| zucker Stärke- Zap, ID ch der zucker | ge Pa nach der 
| sirup SEHR Fhyersion RITUE Wasser  Jnversion | 
| . 0 ir B a 0 h o % ur 0 | 
100 0 ) 21-50 | 48 | 752 6344 |+ 5941| 
Os 2 244 18:39 46 54 | 6583 I+ 6252 
| 96 4 L'SS 1528 44 56 j 68532 |+ 6564 
| 94 6 732 1216 | 42 58 7076 I+ 6875| 
| 92 N 976 905 40 60 73.20: 1# 5,7186 
90 10 1250) 594 | 38 62 1564 |+ 7497 
SS 12 14.64 2:83 36 64 7808 |+ 7808 
S6 14 11:08.912-:7028 34 66 8052 |+ 8120 
S4 16 1952 ’+ 340 32 68 8296 |+ 8431 
32 18 21:96 + 651 10) 0 8540 |+ 8742| 
S0 20 2440 .|+ 962 | 28 72:0. VOTBArNe 90:53 
TS 22 2684. 219:73.1 726 74 9028 |+ 9364| 
76 24 2998 71.721584, 94 76 9272 |+ 9676 
4 26 3172 |-+ 18°96 22 18 9516 + 99:87 
72 98 3416 |+2207| 20 | 80 97:60 |+ 102°98 
70 30 3660 | + 2518 18 | 82 100°04 + 10609 
68 | 32 39:04 |+2829| 16 | 84 | 10248 |+ 10920 
has 51 ae Me APAR 1231-40 | IE TER 10492 |+ 11232 
er 36 4392 |+3452 | 12 88 | 10736 |+11543) 
IB © 38 4636 |+3763 | 10 | 90 | 10980 |+11854 
60 40 4880 | + 4074 S 92 11224 + 12165 
598 Iıı 42 5124 |-+ 43:85 6 94 11468 |+ 12476 
56 | 44 | 5368 | +4696 | 4 96 | 11712 |+127-88 
54 46 56°12 | + 5008 2 98 | 11956 [|+130°99 
52 48 5856 | -+5319 10) 100 | 12200 + 15410 
20 50 6100 | + 56°30 | | 


P. Hasse‘) hat einfachere Formeln für die ungefähre Bestimmung 
des Stärkesirups aus der Polarisation der invertierten Lösung aufge- 
stellt, und zwar polarisiert er die invertierte Lösung 10 g9:100.cm® im 
200 mm-Rohr. Für Fruchtsirup lautet die Formel 10 + 4mal Polarisation 
oder 017 E + 5'9mal Polarisation (E ist Extraktgehalt in Prozenten); für 
Liköre und Limonaden '/, E + 4mal Polarisation. 

12. Künstliche Farbstoffe. 
dort) nachgewiesen. 

13, 


Diese werden wie im Wein (siehe 


Nachweis von Kirschsaft. 


') Pharm. Ztg. S. 815 (1906). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 325 


Häufig wird Kirschsaft zum Auffärben anderer Säfte benutzt. 
Diesen kann man nach dem Verfahren von Langkopf') nachweisen, indem 
man in 2 kleine Kölbehen etwas Kupfersulfatlösung (1:10.000) und 
etwas Alkohol bringt. Darauf füngt man in einem der Kölbchen die 
ersten 2—3 cm? des Destillates auf, das man aus 50 cm3 des zu prüfenden, 
verdünnten Sirups gewonnen hat. Man fügt dann zu dem Inhalt beider 
Kölbehen 1—2 Tropfen einer frisch bereiteten alkoholischen Gua)jakharz- 
tinktur hinzu. Bei Gegenwart von Kirschsaft färbt sich das Destillat 
schön blau (Blausäure). Man kann auf diese Weise noch 3°/, Kirschsaft 
nachweisen. 

14. Nachweis von Konservierungsmitteln. 

Salizylsäure und Benzoösäure werden wie unter Wein angegeben 
(siehe dort) nachgewiesen. Quantitativ werden beide nach Brode und 
Lange?) bestimmt (siehe unter Bier). 

Flußsäure wird bestimmt, wie unter Fleisch (S. 163) angegeben 
worden ist. 

Schweflige Säure wird wie im Wein (siehe dort) bestimmt. 

Formaldehyd wird wie im Fleisch (S. 160) bestimmt. 

Ameisensäure wird wie im Essig (S. 243) bestimmt. 

15. Bestimmung von Weinsäure. Sie wird ausgeführt, wie unter 
Wein (siehe dort) angegeben ist. 

16. Bestimmung von Zitronensäure. Siehe ebenfalls unter 
Wein. 

17. Bestimmung der Äpfelsäure. Siehe ebenfalls unter Wein. 

18. Nachweis künstlicher Fruchtäther. Außer dem Geruch 
kann das Verfahren von Kreis®) entsprechende Anwendung finden; man 
erhitzt den Saft mit Natronlauge '/, Stunde am Rückflußkühler und 
destilliert dann ab. Das Destillat wird mit Äther ausgeschüttelt und der 
Äther verdunstet. Der Rückstand wird mit 30°/,igem Alkohol aufgenommen. 
In einem Stöpselzylinder bringt man zu 5 .cm® dieser Mischung 0°5 em3 
einer frisch bereiteten 1°/,igen alkoholischen Lösung von Salizylaldehyd 
und 10 em® konzentrierter Schwefelsäure, schüttelt um und läßt er- 
kalten. Die Stärke der Rotfärbung läßt auf Isobutylalkohol, Isoamyl- 
alkohol und Propylalkohol schließen, deren färbende Kraft sich wie 9:3:1 
verhält. 

Speziell auf Amylalkohol prüft man, indem man den Verdunstungs- 
rückstand der Ätherausschüttlung des Destillates mit verdünnter Schwefel- 
säure und soviel Kaliumpermanganat versetzt, dal) die Farbe einen Tag 
bestehen bleibt. Man verkorkt die Flasche, und es entstehen nun Valerian- 


1) Pharm. Zentralh. S. 421 (1900). 

2) Experimentelle u. kritische Beiträge usw. (S. 183). Herausgegeben vom kaiserl. 
Gesundheitsamt. Berlin. Jul. Springer. 1911. 

3) Chem.-Zeitg. S. 999 (1907). 


326 Max Klostermann. 


aldehyd, Baldriansäure-Amylester und zuletzt Baldriansäure, die am Ge- 
ruch zu erkennen sind. 

19. Metalleifte. 

Man verführt nach dem allgemeinen Analysengang. Zum Nachweis 
von Arsen und Zinn bedient man sich einer besonderen Methode. (Siehe 
S. 318.) 


2. Marmeladen, Gelees, Obstmuse u. dgl. 


1. Löslicher und unlöslicher Teil des Extraktes. 

Nach Juckenack und Prause!) werden 25 g der gut durchgemischten 
Marmelade in einem reichlich großen Becherglase abgewogen, mit 150 em3 
Wasser übergossen und unter häufigem Umrühren 1 Stunde lang auf dem 
Wasserbade erwärmt. Diese Masse wird dann durch Watte, die vor- 
her zusammen mit einer flachen Nickelschale getrocknet und gewogen 
worden war, in einen 250 em°-Kolben filtriert und der Rückstand mit 
heißem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaktion der ablaufen- 
den Flüssigkeit erschöpft. Im allgemeinen wird die Flüssigkeit nicht über 
250 em? betragen, sonst müssen die letzten Auszüge auf dem Wasserbade 
eingeengt werden. Die auf der Watte zurückgebliebenen unlöslichen Be- 
standteile werden getrocknet und gewogen. 

Von dem Auszuge wird zunächst das spezifische Gewicht bestimmt 
und daraus nach der Zuckertabelle von K. Windisch (S. 268) der Extrakt- 
gehalt in 100 cm? des Auszuges, entsprechend 10 4 Marmelade, ermittelt. 

2. Wassergehalt. 

Dieser ergibt sich, wenn man den Gehalt an unlöslichem und lös- 
lichem Extrakt von 100 abzieht. 


5. Bestimmung der löslichen Mineralstoffe. 

100 em? des Auszuges werden eingedampft und verascht. In der Asche 
wird die Alkalität und eventuell auch die Phosphorsäure bestimmt. 
(Siehe S. 153.) 

4. Spezifisches Gewicht und Polarisation der invertierten 
Lösung und Ermittlung des Extraktgehaltes der invertierten 
Marmelade (nach Juckenach). 

Man nimmt 80 em® der Urlösung (1:10) und versetzt sie in einem 
100 em®-Kölbehen mit gereinigter Tierkohle, erwärmt nach Zugabe von 
> cm® konzentrierter Salzsäure (1:19) 5 Minuten auf 67—70°, kühlt rasch 
ab, neutralisiert und füllt auf 100 em® auf. Die Polarisation erfolgt im 
200 mm-Rohr bei 20°. Das spezifische Gewicht wird bei 15° im Pykno- 
meter bestimmt. Gleichzeitig ermittelt man das spezifische Gewicht von 
> cm® Salzsäure (1'19) in 100 Wasser und zieht dies von dem vorher ge- 
fundenen ab. Zur Differenz wird 1 addiert und aus der Zuckertabelle nach 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. S. 31 (1904). 


”_ bei a Fu Rare - 


as 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 327 


Windisch (S. 268) das Extrakt bestimmt. Das gefundene Extrakt mal 100 
durch 8 ist gleich dem Extraktgehalt der invertierten Marmelade. 

9. Bestimmung des Stärkesirups. 

Die Drehung der invertierten Lösung wird durch Division mit 2 
auf das 100 mm-Rohr umgerechnet und durch den Extraktgehalt der 
Lösung dividiert. Multipliziert man dann mit 100, so erhält man die 
spezifische Drehung des invertierten Extraktes. Aus der Tabelle (S. 324) 
entnimmt man den zugehörigen Gehalt an Stärkesirup. Die Formel von 
P. Hasse lautet für Marmeladen: '/, Extrakt + 4mal Polarisation. Für 
Pflaumenmus: 4'/,mal Polarisation. 

6. Bestimmung des Gesamtzuckers. 

Man bestimmt ihn als Invertzucker in der neutralisierten Lösung 
von 4 in 25 cm, nachdem man sie soweit verdünnt hat, daß nicht mehr 
als 1°, Zucker darin enthalten ist (S. 127). 

7. Gesamtsäure. 

25 9 Substanz werden in 100 cm3 warmen Wassers gut verteilt, ein- 
mal aufgekocht und mit ?/,-Normallauge titriert. Als Indikator dient 
Azolithminpapier. 

8. Nachweis von Gelatine. 

Die Gegenwart von Gelatine gibt sich durch einen höheren Stick- 
stoffgehalt zu erkennen. Zur Prüfung fällt man die konzentrierte Lösung 
der Substanz 5—10 g mit der 10fachen Menge absoluten Alkohols und 
bestimmt den Stickstoffgehalt des getrockneten Niederschlages. Bei Gegen- 
wart von Gelatine ist dieser Niederschlag erheblich reicher an Stickstoff 
als bei reinen Produkten. (Bis zu 45°/, Stickstoffsubstanz, bei reiner Ware 
13—28°/,-) 

Ein anderes Verfahren gibt Beckmann an (Forschungsberichte über 
Lebensmittel, 1896, S. 524). 

9. Nachweis von Agar-Agar. 

Agar-Agar wird aus Meeresalgen gewonnen und ist reichlich mit 
Diatomeen durchsetzt. Zum Nachweis dieses Gallertstoffes kocht man nach 
G. Marpmann!) die Gelees mit 5°/,iger Schwefelsäure, fügt einige Kri- 
stalle Kaliumpermanganat hinzu und läßt absitzen. Bei Gegenwart von 
Agar-Agar sind in dem Bodensatze zahlreiche Arten von Diatomeen ent- 
halten, die man mikroskopisch nachweisen kann. 

Die übrigen Bestimmungen werden ebenso wie bei Fruchtsäften aus- 
geführt. 


3. Limonaden und alkoholfreie Getränke. 


Ihre Untersuchung erfolgt im wesentlichen nach den gleichen Ver- 
fahren, welche für Fruchtsäfte angegeben worden sind. 
Weinsäure und Zitronensäure werden wie im Wein bestimmt. 


!) Zeitschr. f. angew. Mikrosk. H. 2. S. 9 (1896). 


328 Max Klostermann. 


Von besonderer Wichtigkeit ist der Nachweis von künstlichen 
Schaummitteln in Brauselimonaden: in der Hauptsache werden Sapo- 
nine verwendet. Sie gehören einer im Pflanzenreiche weit verbreiteten 
Gruppe der Glykoside an, die zum größten Teil wegen ihrer hämolyti- 
schen Eigenschaften giftig sind. wenn sie in die Blutbahn gelangen. Sie 
kommen in verschiedenen Pflanzen vor und werden aus ihnen dargestellt; 
die wichtigsten sind Polygala Senega, Saponaria offieinalis, Quillaja Sapo- 
naria, Agrostemma Githago u.a. Die Saponine sind kratzend schmeckende 
Stoffe, welche zum Niesen reizen und in wässerigen Lösungen beim Schüt- 
teln Schaum erzeugen. Man hält deshalb ihre Lösungen, wegen der Ähn- 
lichkeit mit Eiweißkörpern, für kolloidale. In verdünntem Alkohol sind 
sie löslich, in absolutem Alkohol, Äther und Petroläther dagegen unlöslich. 
Durch verdünnte Säuren werden sie hydrolysiert und zerfallen in Wasser 
unlösliche Sapogenine und Zuckerarten. 

Zur Erkennung dienen folgende Farbenreaktionen: Konzentrierte 
Schwefelsäure löst die Saponine mit gelber bis rotgelber Farbe, welche 
langsam in Rot, dann Rotviolett übergeht und schließlich mißfarbig wird, 
mit einem Stich ins Violette. Nach längerer Zeit scheiden sich gewöhnlich 
dunkelerüne oder violette Flöckchen aus, während die Säure farblos bleibt. 
Außerdem geben sie, wie alle Glvykoside, die Gallenreaktion nach 
Brunner-Pettenkofer. Diese wird so ausgeführt, daß man die möglichst 
reine Substanz mit einem Körnchen gereinigter Ochsengalle in Wasser 
löst und in einem Reagenzglase mit einem gleichen Volumen konzentrierter 
Schwefelsäure unterschichtet. An der Berührungsstelle entsteht ein blut- 
roter Ring, beim Mischen färbt sich die ganze Flüssigkeit rot. Es ist 
aber zu beachten, dal) auch die Zucker diese Reaktionen geben, deshalb 
ist zunächst mit Fehlingscher Lösung in der Kälte auf reduzierende 
Z/uckerarten zu prüfen. Um auch vor nichtreduzierenden Zuckern sicher 
zu sein, muß das Saponin sorgfältig gereinigt werden. Zur Reinigung 
löst man den fraglichen Körper in Wasser und versetzt mit neutralem 
Bleiazetat, wobei ein größerer Überschuß zu vermeiden ist. Der Nieder- 
schlag wird gesammelt und mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Gewöhnlich 
enthält das Filtrat vom Bleiazetatniederschlag das Saponin. Dieses wird 
mit Bleiessig versetzt und sowohl Niederschlag als auch Filtrat 
werden mit Schwefelwasserstoff entbleit. 

In Limonaden weist man das Saponin nach Ä. Brunner‘) fol- 
eendermalen nach: 

500 .cm® werden von Kohlensäure befreit, mit Magnesiumkarbonat 
neutralisiert, zum dünnen Sirup verdampft und mit dem doppelten Volumen 
Alkohol von 96°/, versetzt. Nach dem Absitzen wird filtriert, mit Wasser 
verdünnt und auf dem Wasserbade entgeistet. Die Lösung wird mit so- 
viel flüssiger Karbolsäure durchgeschüttelt, daß etwa 5 em® ungelöst 


‘) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. S. 1197 (1902) und J. Gadamer, 
Lehrb. d. chem. Toxikolgie. Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht. 1909. 


- 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 329 


bleiben und darauf mit Ammoniumsulfat bis zur Sättigung versetzt. Die 
Karbolsäure wird von der Flüssigkeit getrennt, filtriert und in einer 
Mischung von 2 Teilen Äther und 1 Teil Petroläther gelöst. Diese Lösung 
enthält das Saponin, welches mit Wasser ausgeschüttelt wird. Der Ver- 
dunstungsrückstand der wässerigen Ausschüttelung wird mit absolutem 
Alkohol und mit kaltem Azeton abgespült. Zur weiteren Reinigung läßt 
man den Rückstand noch zweimal je einen Tag mit 10 em® Azeton stehen 
und entfernt das Gelöste. 

Mit dem so gereinigten Saponin werden die vorher angegebenen 
Reaktionen ausgeführt, außerdem ist ein hämolytischer Versuch an- 
zustellen, indem man gut gewaschene Blutkörperchen in physiologischer 
Kochsalzlösung aufschwemmt und mit der fraglichen Substanz versetzt. 
Lösen sich die roten Blutkörperchen auf, so besitzt das isolierte Saponin 
hämolytische Eigenschaften. Stehen nur sehr geringe Mengen von Saponin 
zur Verfügung, so kann die Reaktion auch unter dem Mikroskop ange- 
stellt werden. 

Hat sich die Substanz als hämolytisch erwiesen, so ist nach Ranson 
noch folgende Gegenprobe auszuführen: Die Auflösung des Saponins in 
Kochsalzlösung wird mit so viel Cholesterin (gelöst in Äther) durchge- 
schüttelt, dal auf 20 Teile Saponin etwa 1 Teil Cholesterin kommt und 
dann einige Stunden auf 37° erwärmt. Die ätherfreie Lösung darf nicht 
mehr hämolytisch wirken (Unterschied von anderen Hämolysinen). 


Gemüse- und Obstdauerwaren. 


Unter Gemüse- und Obstdauerwaren versteht man die nach beson- 
deren Verfahren für längere Zeit haltbar gemachten Gemüse und Früchte. 
Die verschiedenen Behandlungen sind folgende: 

1. Eintrocknen und Pressen (Dörrgemüse, Dörrobst, Trockenpilze etec.). 

2. Sterilisieren nach Apperts Verfahren. Sie erfolgt bei geeigneten, 
für jedes Gemüse und jede Frucht verschiedenen Temperaturen, und je 
nach der Art der Waren entweder für sich oder nach dem Einlegen in 
Wasser, Salzlösungen, Zuckerlösungen oder Öl. 

3. Einlegen, Einmachen mit Salz oder Essig (Weinessig) unter Zusatz 
von scharfem Gewürz (spanischem Pfeffer, Ingwer). Hierher gehören z. B. 
Essig- und Salzgurken, Essigkirschen. Ferner gehören hierher diejenigen 
Gemüse, welche mit Kochsalz eingestampft werden und eine Gärung 
(Milchsäuregärung) durchmachen, wie Sauergemüse, Sauerkraut etc. 

4 Für die Früchte kommt noch als besonderes Verfahren das Über- 
ziehen oder Tränken mit Zucker, das sogenannte Kandieren, hinzu. 
Kandierte Früchte sind auch Zitronat und Orangeat. 

Die Zusammensetzung dieser Dauerwaren entspricht im allgemeinen 
der der entsprechenden Gemüse und Früchte im natürlichen Zustande; bei 
Anwendung von Einmachflüssigkeiten geht ein Teil der löslichen Stoffe in 
die Flüssigkeit über und umgekehrt. 


330 Max Klostermann. 


l. Prüfung auf Metallgifte. 

Zum Nachweis von Blei in der Verzinnung von Konservenbüchsen 
dient die Methode von !tz?): ; 

0'5g des Lotes oder der Verzinnung erhitzt man in einem kleinen 
Kölbehen mit 7—8 cm® konzentrierter Schwefelsäure auf dem Sandbade; 
löst sich alles auf. so ist die Probe bleifrei. Entsteht ein Niederschlag 
von schwefelsaurem Blei. so setzt man 20 em?’ einer 5°/,igen Ammonium- 
oxalatlösung, etwas Wasser und das gleiche Volumen Alkohol hinzu. Das abge- 
schiedene Bleisulfat wird dann in bekannter Weise bestimmt. 

Kupfer wird in der Asche nachgewiesen, indem man etwa 50g in 
einer Porzellanschale trocknet und in einem Porzellantiegel verascht. Die 
Asche wird mit Salpetersäure ausgezogen und das Gelöste zur Trockene 
verdampft. Der Rückstand wird mit Wasser aufgenommen, mit Salzsäure 
versetzt und mit Schwefelwasserstoff auf Kupfer geprüft. 

Blei. Zinn, Zink und Nickel werden in bekannter Weise nachge- 
wiesen. Die Zerstörung der organischen Substanz wird am besten nach 
dem unter Mehl S. 222 angegebenen Verfahren ausgeführt. 

>. Nachweis von Konservierungsmitteln. 

Der Nachweis erfolgt wie unter Fleisch S. 159 angegeben worden ist. 

3. Nachweis von Teerfarbstoffen. Er erfolgt wie unter Wein 
angegeben worden ist, eventuell kann auch das Kapitel Fleisch (S. 164) 
herangezogen werden. 

4. Nachweis von Süßmitteln. 

a) Stärkesirup wird nach den unter Fruchtsaft angegebenen 
Verfahren (S. 325) nachgewiesen oder nach S. 308. 

b) Künstliche Süßstoffe (siehe dort). 

ec) Rohrzucker: Die Bestimmung des Rohrzuckers kann nach fol- 
gendem amtlichen Verfahren erfolgen ?): 


Verzuckerte Süd- und einheimische Früchte glasiert oder kan- 
diert:;: in Zuckerauflösungen eingemachte Früchte (Schachtel- 
mus, Pasten, Kompott, Gallerte). 


Sind die Waren stärkezuckerfrei. so ist die Bestimmung des Zuckers 
nach dem unter 1 in Anlage B (S. 256) gegebenen Verfahren auszuführen. 
Sind sie unter Verwendung von Stärkezucker eingemacht, so ist das weiter 
unten beschriebene Verfahren anzuwenden. Die Vorbereitung der Proben 
zur Untersuchung hat in folgender Weise zu geschehen: 

Die Früchte werden gewogen und in einen großen Trichter, in 
welchem sich ein Porzellansieb befindet, geschüttet. Man läßt die Zucker- 
lösung möglichst gut abtropfen und entfernt darauf die Steine, falls sie bei 
Steinobst vor dem Einmachen nicht entfernt worden sind. Sie werden 


') Zeitschr. f. analyt. Chemie. S. 442 (1908). 
®) Nach Ausführungsbestimmangen zum Zuckersteuergesetz vom 27. Mai 1896 und 
6. Januar 1903. 


H 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 33] 
möglichst vom Fruchttleisch befreit, gewogen und ihr Gewicht von dem 
Gesamtgewicht abgezogen. Die etwa an den Händen haften gebliebenen 
Teile des Fruchtfleisches und der Zuckerlösung werden mit einem Messer 
entfernt und mit den Früchten in eine gut verzinnte Fleischhackmaschine 
oder eine andere geeignete Vorrichtung gebracht. Um einen gleichmäßigen 
Brei zu erzielen, läßt man die Masse mehrere Male durch die Maschine 
gehen, fügt dann die Zuckerlösung hinzu und schiekt das Ganze noch 
4—5mal durch die Maschine. Beim Arbeiten nach diesem Verfahren kann 
nicht vermieden werden, dal) kleine Mengen des Breies an den inneren 
Wandungen der Gefäße haften bleiben; doch sind diese im Vergleiche 
zum Gesamtgewichte so gering, dab sie, ohne das Ergebnis der Unter- 
suchung wesentlich zu beeinträchtigen, vernachlässigt werden können. Will 
man jedoch auf diese Menge nicht verzichten, so spült man die Maschine 
mit etwa 100 cm® lauwarmem Wasser aus, fängt die Flüssigkeit für sich 
auf, füllt sie zu 100 0m® auf und bestimmt darin den Rohrzuckergehalt auf 
dieselbe Weise wie in der Hauptmenge. 

2009 des Breies werden auf einer empfindlichen Tarierwage abge- 
wogen und mit destilliertem Wasser auf 1 Liter verdünnt. Man läßt die 
Mischung unter häufigem Umschütteln 24 Stunden an einem kühlen Orte 
stehen und filtriert nach dem letzten Absetzen 200 cm® durch ein großes 
Faltenfilter. 

Handelt es sich um glasierte oder kandierte Früchte, so werden diese 
unter sinngemäßer Abänderung des Verfahrens in gleicher Weise für die 
Untersuchung vorbereitet. 

Zur Ausführung der Zuckerbestimmung werden bei stärkezuckerfreien 
Früchten 50 cm? des nach obiger Anleitung erhaltenen Filtrates nach dem 
unter 1 der Anlage B (S. 256) vorgeschriebenen Verfahren invertiert und 
nach der Abstumpfung der Säuren mit einer Natriumkarbonatlösung, welche 
109g trockenes Natriumkarbonat im Liter enthält, mit Wasser zu 1 Liter 
aufgefüllt. 25 cm? dieser verdünnten Lösung dienen nach Zusatz von 25 em? 
Wasser und 50 cm® Fehlingscher Lösung zur Zuckerbestimmung. 


Bei stärkezuckerhaltigen Früchten werden 


a) zur Bestimmung des reduzierenden Zuckers (Invertzucker + Stärke- 
zucker) 100 cm? des Filtrats auf 500 em3 verdünnt; für gewöhnlich 
reicht dieser Grad der Verdünnung aus. Will man sich darüber 
Sicherheit verschaffen, so kocht man als Vorprobe 2 cm? Fehling- 
sche Lösung 2 Minuten lang mit 1cm® des verdünnten Filtrats: 
wird dabei nicht alles Kupfer reduziert, so ist die Verdünnung 
richtig. Im anderen Falle muß noch weiter, etwa mit gleichem 
Wasser verdünnt werden. Diese Verdünnung wird stets genügen. 
Zur Bestimmung des Zuckers fügt man zu 25cm? dieser Lösung 
25 m: Wasser und 50 cm® Fehlingsche Lösung hinzu und verfährt 
weiter nach 1 in Anlage B (S. 256). 


332 Max Klostermann. 


b) Die Bestimmung des Gesamtzuckers erfolgt in gleicher Weise, 
wie in stärkezuckerfreien Früchten. 
Der Gehalt an Rohrzucker ergibt sich aus dem Unterschiede 
vor und nach der Inversion. 

Ist bei der Zerkleinerung der Früchte die an den inneren Gefäb- 
wandungen haften gebliebene Menge besonders gesammelt und ihr Zucker- 
eehalt ermittelt worden, so ist dieses Ergebnis bei der Berechnung ent- 
sprechend zu berücksichtigen. 

Zur Untersuchung von Schachtelmus, Pasten, Kompott, Gallerte u. dgl. 
werden 200g der Ware in einer Reibschale mit Wasser zu einem gleich- 
mäßigen Brei zerrieben und mit Wasser zu 1 Liter aufgefüllt. Die Unter- 
suchung erfolgt weiter nach dem für stärkezuckerfreie Früchte ange- 
sebenen Verfahren. 


Honig. 


Honig?) ist der süße Stoff, den die Bienen erzeugen, indem sie 
Nektariensäfte oder auch andere Säfte lebender Pflanzenteile aufnehmen, in 
ihrem Körper verändern, in den Waben aufspeichern und dort reifen 
lassen. 

Honig ist ursprünglich klar und dickflüssig, erst beim Aufbewahren 
erstarrt er zu einer kristallinischen Masse; die Kristalle bestehen vor- 
wiegend aus Glykose, der flüssige Anteil aus Fruktose. Honig besteht 
daher im wesentlichen aus einer konzentrierten Invertzuckerlösung, in 
der aber die Lävulose überwiegt. Außerdem sind in jedem Honig Rohr- 
zucker, Dextrin und geringe Mengen von gummiähnlichen Körpern, 
stickstoffhaltigen Verbindungen, Wachs, Farbstoffen, Riechstoffen, 
organischen Säuren, Mineralstoffen und pflanzlichen Gewebs- 
elementen, namentlich Pollenkörner, enthalten. 

Die mittlere Zusammensetzung des Honigs ist folgende: 


Imvertzucker. . » '. .......2.. 2 A007, 
Bavon Destrose. ! « . 2. » „eu Ban 
Edle. :. 20er ea 
Roberucker . : . ... . „bs 
Dr ee 
Mmeselhle » :°. 2 2.202 u ET 
Nee u. eandımele 
(davon Ameisensäure 0'2°/,) 
Stiekstoffhaltige Bestandteile . . . . 0'3°/, und mehr 
Wasser im Durchschnitt . . ... . 20% 


Da Honig verhältnismäßig teuer ist, so sucht man ihn mit billigeren 
Zutaten. wie Rohrzucker, Melasse, Invertzucker, Kunsthonig, Stärkezucker, 


') Nach „Vereinbarungen“ und den „Entwürfen“ des Kaiserl. Gesundheitsamtes. 
Jul. Springer. 1912. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 333 


Stärkesirup und Traubenzucker zu versetzen. Die Untersuchungen gehen 
deshalb darauf aus, einmal die Bestandteile des Honigs festzustellen, dann 
aber auch unerlaubte Zutaten nachzuweisen. 

Vor der Untersuchung ist der Honig stets zu erwärmen, um die 
Kristalle zu lösen und gut durchzumischen. 

1. Spezifisches Gewicht. 

30 g Honig werden in 609 Wasser gelöst; die Lösung wird filtriert 
und ihr spezifisches Gewicht im Pyknometer bei 15° bestimmt. 

2. Bestimmung des Wassers und der Trockensubstanz. 

25 g Honig und 25 g ausgeglühter Quarzsand werden in einer flachen 
Platinschale abgewogen, mit 10 cm® Wasser vermischt und im Wasserbade 
eingetrocknet. Das vollständige Trocknen geschieht am besten im Vakuum 
bei höchstens 70°. 

Oder man ermittelt das spezifische Gewicht einer 20°/,igen, un- 
filtrierten Honiglösung bei 15°C. 

Aus der gefundenen Dichte d der Honiglösung (bezogen auf Wasser 
von 4°C) wird der Prozentgehalt an Trockenrückstand nach folgender 
Formel ermittelt: 

0093919 
#009 

Der Wassergehalt ergibt sich, indem man den Extraktgehalt 
von 100 abzieht. 

3. Mineralbestandteile. 

Sie werden nach den allgemeinen Methoden S. 152 ermittelt, und 
zwar verwendet man 109g Honig. 

4. Säuregehalt. 

109 Honig werden in 100 cm® Wasser gelöst und mit !/,,-Normal- 
alkali unter Benutzung von Phenolphtalein oder Lackmuspapier als In- 
dikator titriert. Die Ergebnisse werden gewöhnlich auf Ameisensäure be- 
rechnet; sie werden aber besser durch Kubikzentimeter N-Lauge für 1009 
Honig ausgedrückt. 

5. Stickstoffverbindungen. 

Diese werden nach Kjeldahl in 5—10g Honig ermittelt (S. 104). 

6. Zuckerbestimmung. 

Man stellt nach P. Lehmann und Stadlinger‘) zunächst eine Stamm- 
lösung her, indem man 40 g Honig in 120 g Wasser löst. 

a) Optisches Verfahren: 375g der Stammlösung werden zur Ent- 
färbung mit aufgeschwemmtem Tonerdehydrat versetzt und aut 50 cm® 
aufgefüllt. Nach dem Filtrieren läßt man die Lösung 24 Stunden stehen 
und polarisiert im 200 mm-Rohr bei 20°. Um die Bestimmung sofort vor- 
nehmen zu können, kann man auch einige Tropfen Ammoniak zusetzen, 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 13. S. 415 (1907) und Witte, 
Honiguntersuchungen. Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 625 (1909). 


354 Max Klostermann. 


wodurch die Birotation aufgehoben wird. Die Polarisation entspricht einer 
250%/,igen Lösung. Reine Honige sind in der Regel schwach linksdrehend, 
doch gibt es auch rechtsdrehende Honige, z. B. Koniferenhonige, die 
viel Dextrin enthalten, und Honigtauhonige, welche viel Saccharose 
enthalten. 

Die durch Dextrine verursachte Rechtsdrehung verschwindet bei 
der Inversion nieht, wohl aber die durch Saccharose bedingte, wodurch 
beide unterschieden werden können. 

Invertiert wird in der Weise, daß man 375g der ursprünglichen 
Honiglösung mit 5 em® Salzsäure (1:19) versetzt, diese Mischung 5 Minuten 
lang bei 67— 70°C erwärmt, dann sofort abkühlt, mit festem kohlensauren 
Natrium neutralisiert. auf 50 em® auffüllt; dann wird wie vorher polarisiert. 

Durch Multiplizieren der Differenz der Polarisation vor und nach 
der Inversion mit 22896 erhält man den Saccharosegehalt in Prozenten. 

Die Berechnung beruht auf folgender Überlegung. | 

Angenommen es läge eine 10°/,ige Honiglösung vor (10 g Honig zu 
100 em: Flüssigkeit). Dann sind darin folgende aktive Substanzen enthalten: 

xg eines bei der Inversion unveränderlichen Gemisches aus „Nicht- 
zucker“ (Dextrine usw.), Fruktose und Glykose; von dieser Mischung möge 
| g mit Wasser zu 100 cm® Flüssigkeit gelöst im 200 mm-Rohr u° drehen; 
yg Saccharose, von der 1 9 mit Wasser zu 100 em® Flüssigkeit gelöst im 
200 mm-Rohr + 1'33° dreht. 

3ezeichnen wir die Drehung einer Lösung von 10 g Honig zu 100 em® 
Flüssigkeit, im 200 mm-Rohr 

vor der Inversion — D 
nach .. 2 —; 
so lassen sich beide Drehungsverhältnisse, die in 10°/,igen Honiglösungen 
vor und nach der Inversion herrschen, durch folgende Gleichungen aus- 
drücken: 
ux+133y A 
ux— 0396.10523y=D;, 
133y+032 396.1:0523y=D—D; 
y(1'33 + 0'396. 1'0523) — D—D.. 

Bezeichnen wir D—D;, d. h. die Drehungsdifferenz, die sich vor und 
nach Inversion 10°/,iger Honiglösungen im 200 mm-Rohr ergibt, mit A, 
so wird 


| 
133 + 0°396..1'0523 
oder y=A.05725 
Für 100g Honig ist y=A.5725. 

Ähnlich berechnet sich eine allgemeine Formel, welche von der spe- 
zifischen Drehung des Honigs ausgeht, mit y= (z)A.1'1448. Da die Drehung 
an einer 25°/,igen Honiglösung im 200 mm-Rohr ausgeführt worden ist, 
so ist in diesem Falle der Faktor zu verdoppeln. entsprechend 22896. 


in 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 335 


b) Bestimmung des Invertzuckers. 

30 g der Stammlösung werden mit Tonerdehydrat versetzt und mit 
Wasser auf 1000 cm® verdünnt. Nach dem Filtrieren werden 25 cm® zur 
Zuckerbestimmung nach Mei, (Allgemeine Bestimmungsmethoden, 5. 127) 
verwendet. Die gefundene Zuckermenge wird mit 400 multipliziert, um 
den Zuckergehalt in Prozenten zu erhalten. 

ec) Bestimmung des Rohrzuckers. Der Rohrzucker wird gewöhnlich, 
wie unter a) angegeben, durch Polarisation bestimmt. Man verfährt aber 
genauer, indem man die Honiglösung von b), wie bei der Polarisation 
beschrieben worden ist, invertiert, auf 1000 auffüllt und in 25 em® nach 
Meissl (S. 127) den Zucker gewichtsanalytisch bestimmt. Die Differenz 
der Zuckerbestimmung vor und nach der Inversion ist durch Multiplizieren 
mit 0'95 auf Saccharose umzurechnen. 

d) Nachweis des Stärkesirups. Außer der Polarisation (a), 
welche nach der Inversion des Honigs noch starke Rechtsdrehung ergeben 
muß, gibt namentlich die Reaktion nach Fiehe!) Auskunft darüber, ob 
Stärkesirup vorhanden ist oder nicht. Zur Prüfung nach Fiehe wird 
eine Honielösung 1 +2 (15 9) mit Gerbsäure versetzt, wodurch die Eiweib- 
stoffe, die bei der Reaktion störend wirken, ausgefällt werden. Nach 
12 Stunden wird filtriert. und zu 2 cm® des klaren Filtrates werden 4 Tropfen 
konzentrierte Salzsäure vom spez. Gew. 1'19 zugefügt. Auf Zusatz der 
10fachen Menge absoluten Alkohols bleiben reine Bienenhonige absolut klar, 
während Stärkesirup sich durch eine milchige Trübung bemerkbar macht. 

Die Dextrine des echten Honigs werden nach diesem Verfahren 
nicht gefällt. 

Auch die sogenannte Gärmethode gibt Aufschluß darüber, ob 
größere Mengen von Dextrin vorhanden sind oder nicht. Nach E. Sieben ?) 
löst man 25 g Honig in Raulinscher Nährsalzlösung, welche folgendermaßen 
hergestellt wird: Man löst in 1Y/, 2 Wasser 49 Weinsäure, 49 Ammonium- 
nitrat, 0°6g Ammoniumphosphat, 0'25 g Ammoniumsulfat, 06 g Kalium- 
karbonat, 007 g Kaliumsilikat, O'4g Magnesiumkarbonat, 0:07 g Eisensulfat 
und 007 g Zinksulfat. Die Lösung wird sterilisiert und nach dem Erkalten 
mit 5 cm einer untergärigen Bierhefe, möglichst in Reinkultur, versetzt. 
Preß- oder Weinhefe dürfen nicht genommen werden, da sie Dextrine 
oder Maltose vergären. Die Gärung dauert etwa 5 Tage, wenn man bei 
30° arbeitet. Dann setzt man Tonerdehydrat hinzu, füllt das Ganze auf 
250 em® auf und polarisiert im 200 mm-Rohr bei + 20°. Ist die Polarisation 
stark rechtsdrehend, so ist Stärkezucker vorhanden. 

Das Verfahren von Beckmann®) beruht darauf, daß die Dextrine 
des Stärkezuckers und Stärkesirups, besonders ihre Barytverbindungen, 


1) Zeitschr. f. Unters. d. ne u. Genußm. S. 31 (1909). 

2) Zeitschr. d. Ver.f. Rübenind. S. 837 (1884). 

3) Zeitschr. f. Unters. d. TER u. Genußm. Bd. 4. S. 1065 (1901); Zeitschr. f. 
analyt. Chem. Bd. 25. S. 263 (1896). 


356 Max Klostermann. 


durch Methylalkohol gefällt werden, die natürlichen Honigdextrine da- 
gegen nicht. 

Nach Beckmann werden 5 em® Honiglösung (209 Honig zu 100 cm® 
Wasser) in einem Reagenzglase mit 3 cm° einer 2°/,igen Barythydratlösung 
versetzt und mit 17 cm® Methylalkohol vermischt. Reiner Honig gibt keine 
oder nur geringe flockige Ausscheidungen. Gewöhnliche Dextrine und 
Dextrine des Stärkesirups und Stärkezuckers werden sofort gefällt. 

Aus dem spezifischen Drehungsvermögen ') läßt sich ebenfalls die 
(Gegenwart von Dextrinen des Stärkezuckers oder Stärkesirups bestimmen. Zu 
diesem Zwecke sind in der Honigelösung die Dextrine mit Alkohol zu 
fällen, durch wiederholtes Auflösen in Wasser und Fällen mit Alkohol zu 
reinigen und bei 105° zu trocknen. In einem Teil der getrockneten Dex- 
trine wird die Aschenmenge bestimmt (a°/,), ein anderer Teil (b g) dient 
nach Lösung in Wasser (zu v cm®) zur Messung der Drehung des polari- 
sierten Natriumlichtes. Aus dem abgelesenen Drehungswinkel (zD) und 
der Länge des Rohres (1 dm) wird die spezifische Drehung der wasser- 
und aschefreien Dextrine berechnet nach der Formel: 

xD.v.100 
1.b.(100—a)' 

Eine spezifische Drehung von + 170° oder darüber läßt auf die 
Gegenwart von Dextrinen des Stärkezuckers oder Stärkesirups schließen. 

e) Quantitative Bestimmung des Stärkezuckers. 


(«)D = 


Nach E. Sieben (l. e.) erhitzt man 25 cm der vergorenen und ge- 
klärten Lösung und 25 cm® Wasser mit 4 cm? Salzsäure (1'19) 2"/, Stun- 
den lang im kochenden Wasserbade: dann wird neutralisiert und auf 100 cm® 
aufgefüllt. In 25 cm® wird der Zucker nach Allihn (allgemeine Bestim- 
mungsmethoden, S. 124) bestimmt. 

Die gefundene Zuckermenge mit 40 multipliziert ergibt die Glukose 
in 100 4 Honig und mul) auf Dextrin durch Multiplizieren mit 0'9 umge- 
rechnet werden. 

Nach Beckmann nimmt man eine konzentriertere Honiglösung (bis 
50°/,ig), welche vorher filtriert wird. Der Niederschlag mit Barythydrat 
(siehe oben) wird nach kräftigem einmaligen Umschütteln sofort durch 
Asbest in einem (Goochtiegel abgesaugt, mit 10cm? Methylalkohol, dann 
mit 10 cm® Äther gewaschen, bei 55-—-60° getrocknet und nach dem Er- 
kalten gewogen. 

Nach Beckmann geben 5 cm® einer 5°/,igen Stärkesiruplösung O'116g 
Fällung, eine gleiche Stärkezuckerlösung 0'036 g Fällung. 

7. Nachweis von Melasse. 

Nach Beckmann und H. Melzer :) versetzt man eine 250/,ige Honig- 
lösung mit 25 g Bleiessig und 22'5 cm® Methylalkohol, wodurch bei 


') „Entwürfe“ des Kaiserl. Gesundheitsamtes, Jul. Springer. 1912. 
®) Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 35. S. 282 (1896). 


hi 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuehung der Nahrungs- u. Genußmittel. 337 


Gegenwart von Melasse eine starke, weiße bis gelbliche Fällune 
entsteht. 

8. Zuckerfreies Extrakt. 

Es wird aus dem Gesamtextrakt berechnet, indem man den gefun- 
denen Zuekergehalt abzieht. 

9. Reaktion nach Fiehe auf künstlichen Invertzucker. 

Der künstliche Invertzucker wird durch Erhitzen von Saecharose 
mit Säuren dargestellt, wobei es unvermeidlich ist. daß ein Teil der leicht 
zersetzlichen Fruktose weiter abgebaut wird, als beabsichtigt ist. Auf 
den Nachweis dieser Zersetzungsprodukte beruht die Fiehesche Reak- 
tion, und die Verbindung, welche nachgewiesen wird, ist das £-Oxymethyl- 
furfurol. Es ist zuerst bei der Einwirkung von Oxalsäure auf Inulin unter 
erhöhtem Druck gefunden worden. Es stellt einen unbeständigen Körper 
von obstähnlichem Geruch dar, der sich nur schwer rein gewinnen läßt. 
Kaiser‘) fand, dab ein Gehalt von 2 mg genügt, um eine deutliche Re- 
aktion mit Resorzin zu verursachen, und selbst ein Gehalt von 1 mg läßt 
sich noch erkennen. Die Reaktion wird in der Weise ausgeführt, daß man 
5—10 9 Honig im Mörser mit Äther verreibt und diesen in ein kleines 
Porzellanschälchen abfiltriert. Den Äther läßt man bei möglichst niedriger 
Temperatur verdunsten. Zu dem trockenen Rückstand setzt man einige 
Tropfen einer Lösung von 1 Resorzin in 100 g rauchender, konzentrierter 
Salzsäure vom spez. Gew. 119. oder man setzt zum ätherischen Auszug 
eine Messerspitze Rhesorzin und fügt nach dem Verdunsten des Äthers Salz- 
säure hinzu. Bei Gegenwart von künstlichem Invertzucker tritt orange- 
rote Färbung auf, welche rasch in Kirschrot und schließlich in Braun- 
rot übergeht. Die Reaktion muß beständig sein, und die kirschrote 
Farbe muß mindestens eine Stunde bestehen bleiben. 

Man kann die Reaktion auch so ausführen, daß man dem Ätheraus- 
zug etwas Resorzin zusetzt, den Äther verdunstet und die Porzellanschale 
dann einen Augenblick in einen Exsikkator stellt, welcher mit rauchender 
Salzsäure beschickt worden ist. Die Reaktion muß dann ebenfalls ein- 
treten. 

Es kann vorkommen, daß auch bei reinen Honigen sich eine schwach- 
rote Färbung zeigt, welche aber nicht typisch blaurot ist; namentlich 
treten häufig Rosafärbungen auf, die auch an Stärke zunehmen können, 
aber nicht beständig sind. Diese Reaktion ist nicht maßgebend; sie beruht 
darauf, daß durch Resorzinsalzsäure die Fruktose des Honigs angegriffen 
wird, wodurch eine schwache Reaktion entsteht. 

Da sich das 6-Oxymethylfurfurol chemisch zur Fruktose ebenso 
verhält, wie das Furfurol zur Pentose, so zeichnen sich auch beide 
durch die gleiche Reaktionsfähigkeit mit aromatischen Phenolen aus und 
Kaiser ?2) fand, daß namentlich Thymol und 5-Naphthol ebenfalls cha- 


1) Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt. S. 637 (1909). 
2) Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt. S. 656 (1909). 
Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 22 


>38 Max Klostermann. 


rakteristische Reaktionen geben. Thymol gibt mit Oxymethylfurfurol 
intensiv scharlachrote Färbung, Naphthol intensiv rotviolette Fär- 
bung. Die Reaktionen werden in der Weise ausgeführt, dal die wässerige 
Lösung des ätherischen Extraktes von Honig mit alkoholischen Lösungen 
von Thymol (15°/,) oder Naphthol (verdünnte Lösung) bei Gegenwart 
von konzentrierter Schwefelsäure versetzt werden. 

Einfaches Erhitzen bis auf 100°, auch wenn es längere Zeit fortge- 
setzt wird, verursacht keine Reaktion: ebenso verhält sich künstlicher 
Invertzucker, welcher bei niedriger Temperatur durch Fermentwirkung 
hergestellt worden ist. 

Bei stark erhitzten Honigen tritt die Fiehesche Reaktion 
aber auch ein, da sich beim Erhitzen der gleiche Stoff bildet. Auch in 
echtem Honig soll Oxymethylfurfurol vorkommen können, wie Lührig') 
fand, wenn die Bienen mit Kunsthonig gefüttert worden sind. 

Von Wichtigkeit ist es daher, zu wissen, ob ein Honig erhitzt wor- 
den ist oder nicht, dazu dient der Nachweis von Fermenten, welche im 
Naturhonig vorkommen. 

10. Nachweis diastatischer Fermente. 

Nach Marpmann ?) mischt man 10 cm® einer 20°/,igen Honiglösung 
mit 5—10 Tropfen einer 2°/,igen Lösung von Paraphenylendiamin und 
fügt dann tropfenweise Wasserstoffsuperoxyd hinzu. Reiner Honig zeigt 
bei dieser Behandlung Blaufärbung. Erhitzter Honig dagegen gibt diese 
Reaktion nicht. wenn die Fermente abgetötet worden sind, was bei 85° 
sicher der Fall ist. 

Der Nachweis kann auch in der Weise geführt werden, dab man 
5 cm® einer 20°/,igen Honiglösung mit 1 cm einer 1°/,igen Lösung von 
Stärke versetzt und eine Stunde bei 40° erwärmt. Nach Zusatz einiger 
Tropfen einer Lösung von Jod-Jodkalium (0'3°/, J) wird die Färbung be- 
obachtet. 

Sind diastatische Fermente vorhanden, so wird keine Blaufärbung zu 
erkennen sein, da alle Stärke verzuckert ist. Die Färbung ist dann gelb- 
lich, grün oder braun. Die Blaufärbung muß sofort eintreten. 

11. Reaktion Ley.?) 

Sie soll ebenfalls zur Unterscheidung von Kunsthonig und Natur- 
honig dienen. Zur Ausführung werden 5 cm® einer Honiglösung (1+2) mit 
5 Tropfen des Leyschen Reagenses versetzt. Das Reagenzröhrchen wird 
gut bedeckt 5 Minuten in ein siedendes Wasserbad gestellt, dann wird 
sofort das Aussehen und die Färbung beobachtet, welche bei reinem Natur- 
honig einen gelblichgrünen Schein besitzt. Das Reagens wird darge- 
stellt, indem man 1 g Silbernitrat in 10—20.cm® Wasser löst und das 
Silber mit Natronlauge ausfüllt. Nachdem der Niederschlag mit Wasser 

') Jahresbericht der chemischen Untersuchungsanstalt Breslau 1908. 

®) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 8. S, 518 (1904). 

’) Ebendort. Bd. 8. S. 519 (1904). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 339 


gut ausgewaschen worden ist, wird er in 10°/,igem Ammoniak gelöst und 
das Gesamtgewicht auf 12 y gebracht. 

12. Tanninfällung nach R. Lund.') 

10 cm? einer 20°/,igen Honiglösung werden filtriert, das Filter mit 
Wasser gut nachgewaschen und das Filtrat auf 35 em? aufgefüllt. Man 
benutzt hierzu am besten eraduierte Röhrchen, welche im oberen Teile 16, 
im unteren 8»m lichte Weite haben. Man fügt dann 5 em® einer O'5°/,igen 
Tanninlösung hinzu und mischt den Inhalt vorsichtig. Nach 24 Stunden 
wird das Volumen des Niederschlages abgelesen. Dieser soll bei reinem 
Honig 1’4—2'3 cem3, bei Kunsthonig 0—0'3 em® betragen. 

Dunkle Färbung des Niederschlages weist auf einen Eisengehalt hin, 
der im Kunsthonig fast immer angetroffen wird, im Naturhonig aber fehlt. 

13. Die biologische Reaktion. 

Zum Nachweise von echtem Honig gelingt dieselbe ebenfalls mit Hilfe von 
Antisera, welche aus Honigeiweiß dargestellt worden sind. Die Ergebnisse 
geben aber nur Auskunft darüber, ob echter Honig überhaupt vorhanden 
ist, nicht aber ob reiner Honig vorliegt. 


Alkohol, Branntwein und Liköre. 


Branntweine?) sind alkoholische Getränke, die durch Destillation 
alkoholhaltiger Flüssigkeiten gewonnen werden. heine Branntweine sind 
Destillationserzeugnisse mit hohem Alkohol- und geringem Extraktgehalt: 
Liköre enthalten außerdem Pflanzenauszüge, ätherische Öle oder Zucker. 
Diese zerfallen wieder in eigentliche Liköre mit höherem Zuckergehalt 
und Bittere, welche zuckerfrei sind oder nur wenig Zucker, dafür aber 
alkoholische Pflanzenauszüge enthalten. 

Die wichtigsten Branntweine sind Kartoffelbranntwein, Korn- 
branntwein, Rüben- und Melassenbranntwein, Wein-, Obstwein-, 
Trester- und Hefenbranntwein, Kirsch- und Zwetschkenbrannt- 
wein. Kognak ist ein Erzeugnis der Destillation des Weines; der haupt- 
sächlich in Westindien hergestellte Rum ist ein Erzeugnis der Destillation 
der vergorenen Zuckerrohrmelasse. Zur Herstellung des Araks dient 
der Blütenkolben der Kokospalme (Ceylon) und Reis (Java). 


Bestandteile der Branntweine. 


Neben Äthylalkohol und Wasser sind in Branntweinen folgende 
Nebenerzeugnisse der Gärung und Destillation nachgewiesen worden. 

Höhere Alkphole: Hauptsächlich Amylalkohol, Isobutylalkohol 
[mitunter auch normaler (Butylalkohol)], normaler Propylalkohol, kleine 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 17. S. 128 (1909). 
2) Nach „Vereinbarungen“. 
29% 


340 Max Klostermann. I 


Mengen Hexylalkohol, Heptylalkohol, Oktylalkohol und noch höhere 
Alkohole. 

Fettsäuren: Hauptsächlich Essigsäure, dann Buttersäure, 
Ameisensäure, Propionsäure, Baldriansäure, Kapronsäure (Hexyl- 
säure), Önanthsäure (Heptylsäure), Kaprylsäure (Oktylsäure), Pelargon- 
säure (Nonylsäure), Kaprinsäure, Palmitinsäure und Margarin- 
säure. 

Fettsäureester: Die Verbindungen der genannten Fettsäuren 
mit Äthylalkohol und den übrigen Alkoholen, namentlich Essigäther. 

Aldehyde: Hauptsächlich Azetaldehyd, dessen Polymere: das Par- 
aldehyd und Metaldehyd, sowie Azetal (Äthylidendiäthyläther), ferner 
Butyraldehyd, Valeraldehyd, Akrolein. Krotonaldehyd und 
Furfurol. 

Basen (in sehr geringen Mengen): Ammoniak (Trimethylamin). 
Pyridin, Kollidin und andere Pyridinbasen. sowie höhere organi- 
sche Basen. 

Weitere Bestandteile: Kleine Mengen Glyzerin, Isobutylen- 
elykol, ätherische Öle, Terpene, Teerpenhydrate, Kampferarten, 
Eugenol, Koniferylalkohol, Vanillin, Riechstoffe unbekannter Zu- 
sammensetzung. Im Kirsch- und Zwetschkenbranntwein,. sowie in 
anderen Steinobstbranntweinen sind Blausäure, Benzaldehyd, die 
Verbindung beider, Benzaldehydeyanhydrin. Benzo&@säure und 
Benzo&ösäureester enthalten. 

Der Gehalt der gewöhnlichen Trinkbranntweine an Fuselöl im 
engeren Sinne, d.h. an höheren Alkoholen, schwankt innerhalb weiter 
Grenzen. Je nachdem zur Herstellung ganz oder teilweise gereinigter 
Spiritus, Rohspiritus oder Abgänge der Spiritusrektifikation verwendet 
werden, beträgt der Gehalt 0—0'5 Vol.-/, und noch mehr. Kognak enthält 
meist 0'1—0'25, Rum 0—0'15, Arak 0--0'1, Kirschbranntwein 0'053 —0'15. 
Zwetschkenbranntwein 0'1—0'3, Tresterbranntwein 0'3—0'4 Vol.-°/, Fuselöl 
in 100 Raumteilen Branntwein. 

Die Liköre und Bitterbranntweine werden meist aus reinem, 
rektifiziertem Weingeist (Kartoffelfeinsprit) hergestellt. 

Die Untersuchung erstreckt sich in der Regel nur auf die Ermitte- 
lung des spezifischen Gewichtes, des Gehalts an Alkohol, Extrakt- 
stoffen. Zucker, Mineralbestandteilen, Gesamtsäure, Fuselöl, 
sowie auf den Nachweis von Aldehyd und Furfurol. In gewissen Fällen ist 
außerdem der Nachweis oder die Bestimmung der Gesamtester, vonStärke- 
zucker und Stärkezuckersirup, künstlichen Süßstoffen (Saccharin, 
Dulzin), Glyzerin, Bitterstoffen und scharf schmeckenden Stoffen. 
Farbstoffen, Metallen, freien Mineralsäuren, Denaturierungs- 
mitteln, sowie bei Steinobstbranntweinen (Kirsch-, Zwetschkenbranntwein). 
von Blausäure und Benzaldehyd erforderlich. 

Die einzelnen Bestandteile der Branntweine sind als Gramme in 
LOO em® anzugeben. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 341 

l. Bestimmung des spezifischen Gewichtes. 

Die Bestimmung des spezifischen Gewichts erfolgt bei 15° © mittelst 
Pyknometers. 

2. Bestimmung des Alkohols. 

a) Der Alkoholgehalt von Branntweinen mit wenig Extrakt (gewöhn- 
liche Trinkbranntweine, Kirschbranntwein, Arak usw.) kann unmittelbar 
aus dem spezifischen (Gewicht mit Hilfe der Alkoholtafel von K. Windisch 
(siehe Abschnitt „Wein“) ermittelt werden. 

b) In extraktreichen Branntweinen wird der Alkohol in ähnlicher 
Weise wie im Weine bestimmt. Branntweine mit mehr als 60 Gewichts- 
prozent Alkohol verdünnt man vor der Destillation mit gleichen Teilen 
Wasser. Auch bei zuckerreichen Likören ist eine Verdünnung mit 
Wasser vor der Destillation zweckmäßig, damit der Destillationsrückstand 
nicht anbrennt. Ist der Branntwein reich an Estern, so muß er mit 
einem kleinen Überschuß von Alkali destilliert werden. Wird eine Fusel- 
ölbestimmung ausgeführt, so kann man die Alkoholbestimmung damit 
verbinden. 

Bei Likören, Bittern und Essenzen, die erhebliche Mengen 
ätherischer Öle enthalten, sind diese nach dem Verdünnen mit Wasser 
vorher durch Sättigen mit Salz abzuscheiden. Sie können in Äther gelöst 
und für sich untersucht werden. 

3. Nachweis und Bestimmung des Methylalkohols in Brannt- 
weinen (einschließlich Likören, versetzten Branntweinen, Es- 
senzen und Fruchtsäften). 

Der Nachweis erfolgt nach der amtlichen Anweisung, welche in der 
Branntweinsteuerbefreiungsordnung angegeben ist. 

Enthält ein Branntwein aromatische Bestandteile (Ester, ätherische 
Öle u. del.), so sind diese zunächst aus 100 cm® durch Aussalzen zu ent- 
fernen. Dann ist die gesamte Salzlösung zu destillieren, bis 10 cm® über- 
gegangen sind. Von solchen Proben, die frei von aromatischen Bestand- 
teilen sind, aber Extraktstoffe enthalten, werden 100 cm® ohne weiteres 
destilliert, bis 10 cm übergegangen sind. Von Proben, die weder aroma- 
tische Bestandteile noch Extraktstoffe enthalten, können 10 cm® ohne De- 
stillation zur Prüfung verwendet werden. 

Bei der Beurteilung des Prüfungsergebnisses ist zu beachten, daß in 
den Destillaten verschiedener vergorener Obst- und Beerensäfte (z. B. der 
Säfte von schwarzen Johannisbeeren, Pflaumen, Zwetschken, Mirabellen, 
Kirschen, Äpfeln, Weintrauben), in gewissen Trinkbranntweinen, z. B. im 
tum, sowie in Essenzen bisweilen geringe Mengen von Methylalkohol von 
Natur vorkommen können. 

a) Anreicherung des Methylalkohols. 10 cm® des Destillates werden 
in ein etwa 50 cm3 fassendes Kölbehen gegeben. Auf dieses wird ein etwa 

75 em langes, in gleichen Absti inden zweimal rechtwinklig gebogenes Glas- 
rohr aufgesetzt, welches zugleich zum Kühlen dient. Als Vorlage dient ein 
Meßzylinder von 10 cn® Inhalt, welcher in halbe Kubikzentimeter geteilt 


342 Max Klostermann. 


ist. Das Kölbehen wird mit einer kleinen Flamme vorsichtig erhitzt, bis 
1 cm# Destillat übergegangen ist. Das Ende des Destillationsrohres darf hier- 
bei nicht warm werden. Mit dem Destillat ist nach 5b) weiter zu verfahren. 

b) Prüfung auf Methylalkohol. Das nach a) erhaltene Destillat wird 
mit 4cm® 20°/,iger Schwefelsäure vermischt und in ein weites Probierglas 
gegossen, dann wird 1 g fein zerriebenes Kaliumpermanganat in kleinen 
Teilen hinzugegeben, wobei das Gemisch in Eiswasser gekühlt und lebhaft 
geschüttelt wird. Sobald die violette Farbe verschwunden ist, wird durch 
ein kleines, trockenes Filter in ein Probierglas filtriert; falls das Filtrat 
noch rötlich ist, wird es einige Sekunden gelinde erwärmt, bis es farb- 
los geworden ist. Von dieser Flüssigkeit wird 1 cm? in einem nicht zu 
dünnwandigen Probierglase vorsichtig und unter Eiskühlung mit 5 cm®’ 
konzentrierter Schwefelsäure vermischt. Zu der Mischung werden 2:5 cm® 
einer frisch bereiteten Lösung von 02 9 Morphinhydrochlorid in 10cm? 
konzentrierter Schwefelsäure hinzugefügt, worauf die Flüssigkeit mit einem 
(Glasstabe vorsichtig durchgerührt wird. 

e) Beurteilung der Ergebnisse. Enthält die zu prüfende Flüssigkeit 
Methylalkohol, so entsteht bald, spätestens aber innerhalb 20 Minuten, 
eine violette bis dunkelviolette Färbung. Methylalkoholfreie Erzeug- 
nisse liefern nur eine schmutzige Trübung. 

Entsteht die Färbung fast sofort und sehr stark, so kann ohne 
weiteres angenommen werden, daß Methylalkohol zugesetzt worden ist. In 
zweifelhaften Fällen sind Gegenversuche mit Mischungen von bekannten 
Methylalkoholmengen mit Branntweinen von möglichst gleicher Zusammen- 
setzung wie der untersuchte und unter gleichen Untersuchungsbedingungen 
anzustellen. Ist die Färbung nur ganz schwach oder entsteht sie erst nach 
Ablauf der angegebenen Zeit, so ist die Anwesenheit von Methylalkohol in 
der Probe nicht erwiesen. 

Eine weitere Bestimmung ist beim Nachweis von Denaturierungs- 
mitteln angegeben (S. 352). 

Zur quantitativen!) Bestimmung von Methylalkohol in Brannt- 
weinen benutzt man die Eigenschaft der konzentrierten Alkohole (etwa 
900/,ig). bei gleicher Konzentration annähernd das gleiche spezifische 
Gewicht zu besitzen. Sie unterscheiden sich aber bei der Elementaranalyse 
durch den großen Unterschied im Kohlenstoffgehalt (Methylalkohol = 
37:5°%/,, Äthylalkohol = 52'18°/,). 

Zur Anreicherung an Alkohol wird der Trinkbranntwein zunächst mehr- 
fach fraktioniert destilliert. bis nur Wasserdämpfe übergehen (Erkennung 
am Thermometer). 'Der Rückstand jeder Fraktion muß stets mittelst der 
Jodoformreaktion auf Abwesenheit von Äthylalkohol geprüft werden. Das 
Destillat wird schließlich mit entwässertem Kupfersulfat behandelt und noch- 
mals destilliert. Von diesem Destillat wird das spezifische Gewicht bestimmt 
und eine Elementaranalyse ausgeführt. Ein 100°/,iger Äthylalkohol differiert 


1) 4. Juckenack u. a., Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. S. 7 (1912). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 343 


mit einem gleichen Methylalkohol um einen Kohlenstoffgehalt von + 14:68 ,; 
1°/, AÄthylalkohol würde daher dem Methylalkohol eine Erhöhung des 
Kohlenstoffgehaltes um 0'1468°/, bringen. Demnach gilt die Formel 
a IDEE - 

- p ee, 

01468 

worin x der gesuchte Gehalt an Äthylalkohol. G der gefundene Kohlen- 
stoffgehalt und P der (Gesamtalkohol in Gewichtsprozenten ist. berechnet 
aus dem spezifischen Gewicht. 


N 


Beispiel: Gefundener C-Gehalt = 37°95°/,. 
spezifisches Gewicht (15°) = 0'8224, 
das entspricht einem Alkoholgehalt nach Windisch von 9024 Gew.-"/, 
Äthylalkohol. 
STD. 100 
90:24 
OV1468 

4. Bestimmung des Extraktes. 

a) Bei Branntweinen, deren Alkoholgehalt unmittelbar aus dem 
spezifischen Gewichte abgeleitet wird, wird der Extraktgehalt wie in 
Weinen mit weniger als 5 Extrakt in 100cm® bestimmt (siehe Abschnitt 
„Wein“). 

b) Bei Branntweinen, deren Alkoholgehalt nach dem Destillationsver- 
fahren bestimmt wird, erfolgt die Extraktbestimmung ebenfalls wie im Wein. 
Bei der Ausführung ist wallendes Sieden des Branntweines zu vermeiden. 


5. Bestimmung desZuckers bzw. der Stoffe, welche Fehling- 
sche Lösung reduzieren. 

Die Bestimmung des Zuckers erfolgt nach dem Nentralisieren und 
Entgeisten des Branntweines wie in Fruchtsäften (vgl. S. 322). 

6. Bestimmung der Mineralstoffe. 

Der (rehalt an Mineralstoffen wird durch Veraschen des Extraktes 
oder Abdampfrückstandes wie im Wein bestimmt. In der Asche kann zu- 
eleich der Kalk ermittelt werden. 

Bestimmung der Gesamtsäure. 

Von farblosen oder nur schwach gefärbten Branntweinen werden 
50—100 em? nach Zusatz einiger Tropfen alkoholischer Phenolphtaleinlösung 
mit !/,,-Normalalkali titriert. Bei stärker gefärbten Branntweinen wird auf 
empfindlichem, violettem Lackmuspapier getüpfelt; der Sättigungspunkt 
ist erreicht, wenn ein auf das trockene Lackmuspapier aufgesetzter Tropfen 
keine Rötung mehr hervorruft. Bei hohem Alkoholgehalt verdünnt man 
den Branntwein mit Wasser. Enthält ein Branntwein größere Mengen 
Kohlensäure, die mit Kalkwasser nachgewiesen wird, so wird diese dureh 
Kochen am Rücktlußkühler ausgetrieben, bevor die Säure bestimmt wird. 
Die Gesamtsäure der Branntweine ist als Essigsäure (C,H,O,) zu berechnen. 


37 - 


—— = 31'06°/, Äthylalkohol. 


2 
= 


344 Max Klostermann. 


8. Bestimmung des Fuselöls. 

Die Bestimmung des Fuselöls erfolgt nach der amtlichen „Anweisung !) 
zur Bestimmung des (Grehaltes der Branntweine an Nebenerzeugnissen der 
Gärung und Destillation“ vom 17. Juli 1895 mit der Änderung, daß der 
Branntwein zunächst mit Alkali zu destillieren ist. 

Chloroform vermag aus 30 vol.-/,igem Alkohol nur verhältnismäßig 
wenig Alkohol aufzunehmen, dagegen nimmt es die höheren Glieder der 
Alkohole der Methanreihe so gut wie vollständig auf. 

200 cem® Alkohol werden bei 15° abgemessen, mit etwas Alkali ver- 
setzt und in einem Kolben der Destillation unterworfen, bis etwa #/, ab- 
destilliert ist. Nach dem Erkalten wird mit Wasser wieder auf 200 em3 
aufgefüllt und nach der folgenden Anweisung weiter geprüft. 


a) Bestimmung der Dichte (des spezifischen Gewichtes) bzw. des 
Alkoholgehaltes des Branntweins. 


Zur Feststellung der Dichte des Branntweines bedient man sich eines 
mit einem Glasstopfen verschließbaren Dichtefläschehens von 50 em® Raum- 
gehalt. Das Dichtefläschehen wird in reinem, trockenem Zustande leer ge- 
wogen, nachdem es eine halbe Stunde im Wagekasten gestanden hat. Dann 
wird es mit Hilfe eines fein ausgezogenen Glockentrichters bis über die 
Marke mit destilliertem Wasser gefüllt und in ein Wasserbad von 15° C 
gestellt. Nach einstündigem Stehen im Wasserbade wird das Fläschchen 
herausgehoben, wobei man nur den leeren Teil des Halses anfaßt. und 
es wird sofort die Oberfläche des Wassers auf die Marke eingestellt. Dies 
geschieht durch Eintauchen kleiner Stäbchen oder Streifen aus Filtrier- 
papier, die das über der Marke stehende Wasser aufsaugen. Die Ober- 
fläche des Wassers bildet in dem Halse des Fläschcehens eine nach unten 
gekrümmte Fläche; man stellt die Flüssigkeit am besten in der Weise 
ein, daß bei durchfallendem Lichte der schwarze Rand der gekrümmten 
Oberfläche soeben die Marke berührt. Nachdem man den inneren Hals des 
Fläschehens mit Stäbchen aus Filtrierpapier getrocknet hat, setzt man 
den Glasstopfen auf, trocknet das Fläschchen äußerlich ab, stellt es eine 
halbe Stunde in den Wagekasten und wägt es. Die Bestimmung des Wasser- 
inhaltes des Dichtefläschehens ist dreimal auszuführen und aus dem Ergeb- 
nisse der drei Wägungen das Mittel zu nehmen. Wenn das Dichtefläschehen 
längere Zeit im Gebrauche gewesen ist, müssen die Gewichte des leeren 
und des mit Wasser gefüllten Fläschehens von neuem bestimmt werden, 
da diese Gewichte mit der Zeit sich nicht unerheblich ändern können. 
Nachdem man das Dichtefläschehen entleert und getrocknet oder mehr- 
mals mit dem zu untersuchenden Branntwein ausgespült hat, füllt man 
es mit dem Branntwein und verfährt in derselben Weise, wie bei der Be- 
stimmung des Wasserinhaltes des Dichtefläschehens:; besonders ist darauf 


!) Zeitschr. f. anal. Chemie S. 34 (1895). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 345 


zu achten, dal die Einstellung der Flüssigkeitsoberfläche stets in derselben 
Weise geschieht. 
Bedeutet: 
a das Gewicht des leeren Dichtefläschehens, 
b das Gewicht des bis zur Marke mit destilliertem Wasser von 
15° C gefüllten Dichtefläschehens, 
ce das Gewicht des bis zur Marke mit Branntwein von 15°C ge- 
füllten Dichtefläschchens, 
so ist die Dichte d des Branntweins bei 15°C, bezogen auf Wasser von 


[4 a) C 5 f a 
derselben Temperatur d = Aare! 
)—a 


Den der Dichte entsprechenden Alkoholgehalt des Branntweins in Ge- 
wichtsprozenten entnimmt man der zweiten Spalte der Alkoholtafel von 
Windisch (siehe Abschnitt „Wein*). 


b)) Verdünnung des Branntweins auf einen Alkoholgehalt von 
247 Gewichtsprozent. 

100 cm3 des Branntweins, dessen Alkoholgehalt bestimmt wurde, 
werden bei 15° © in einem amtlich geaichten Meßkölbehen abgemessen und 
in eine Flasche von etwa 400 cm? Raumgehalt gegossen. Die Hilfstafel I 
lehrt, wieviel Kubikzentimeter destillierten Wassers von 15° C zu 100 cem# 
Branntwein von dem vorher bestimmten Alkoholgehalte zugefügt werden 
müssen, um einen Branntwein von annähernd 247 Gewichtsprozent Stärke 
zu erhalten. Man läßt die aus der Tafel I?) sich ergebende Menge Wasser 
von 15° C aus einer in !/, cm® geteilten, amtlich geaichten Bürette zu 
dem Branntwein fließen, wobei etwa 50 cm® Wasser zum Ausspülen des 
Kölbehens dienen. Man schüttelt die Mischung um, verstopft die Flasche, 
kühlt die Flüssigkeit auf 15°C ab und bestimmt aufs neue die Dichte, 
bzw. den Alkoholgehalt nach der unter a) gegebenen Vorschrift. Der 
Alkoholgehalt des verdünnten Branntweins beträgt genau oder nahezu 
247 Gewichtsprozent. Ist er höher als 247 Gewichtsprozent, so setzt man 
noch eine nach Maßgabe der Hilfstafel I berechnete Menge Wasser von 
15°C zu dem verdünnten Branntwein. Ist der Alkoholgehalt des verdünnten 
jranntweins niedriger als 247 Gewichtsprozent, so entnimmt man aus der 
Hilfstafel II die Anzahl Kubikzentimeter absoluten Alkohols von 15° C, die 
auf 100 em® des verdünnten Branntweins zuzusetzen sind. Die erforderliche 
Menge absoluten Alkohols wird mit Hilfe einer amtlich geaichten Meß- 
pipette oder Bürette zugegeben, die in !/,;, oder !/ıoo «m? geteilt ist. 

Beträgt der Alkoholgehalt des verdünnten Branntweins nicht weniger 
als 246 und nicht mehr als 248 Gewichtsprozent, so wird er durch den 
berechneten Wasser- oder Alkoholzusatz hinreichend genau an 247 Ge- 
wichtsprozent gebracht; von einer nochmaligen Alkoholbestimmung kann 
in diesem Falle abgesehen werden. Wird dagegen der Alkoholgehalt des 
verdünnten Branntweins kleiner als 246 oder größer als 248 Gewichts- 


!) Nieht angegeben, da die Mengen auch berechnet werden können. 


>46 Max Klostermann. 


prozent gefunden, so muß der Alkoholgehalt nach Zugabe der berechneten 
Menge Wasser oder Alkohol nochmals bestimmt werden, um festzustellen, ob 
er nunmehr hinreichend genau gleich 247 Gewichtsprozent ist. Ein hierbei 
sich ergebender Unterschied muß durch einen dritten Zusatz von Wasser 
oder Alkohol nach Maßgabe der Hilfstafel I bzw. II ausgeglichen werden 


e) Ausschütteln des verdünnten Branntweins von 247 Gewichts- 
prozent Alkohol mit Chloroform. 


Zwei amtlich geaichte Schüttelapparate!) werden in geräumige mit 
Wasser gefüllte Glasgefäßle gesenkt, das Wasser wird auf die Temperatur 
von 15° © gebracht. Sodann gießt man mittelst eines Trichters, dessen 
in eine Spitze auslaufende Röhre bis zu dem Boden der Schüttelappa- 
rate reicht, in jeden der beiden Schüttelapparate etwa 20 cm® Chloro- 
form von 15°C und stellt die Oberfläche des Chloroforms genau auf den 
untersten die Zahl 20 tragenden Teilstrich ein: einen etwaigen Überschub 
an Chloroform nimmt man mit einer langen in eine Spitze auslaufenden 
Glasröhre mit der Vorsicht aus den Apparaten, dab die Wände nicht 
von Chloroform benetzt werden. In jeden Apparat gielt man 100 em® 
des auf einen Alkoholgehalt von 247 Gewichtsprozent verdünnten Brannt- 
weines, die man in amtlich geaichten Meßkölbchen abgemessen und auf 
die Temperatur von 15° C gebracht hat, und läßt je 1cm® verdünnte 
Schwefelsäure von der Dichte 1'286 bei 15°C zufließen. Man verstopft 
die Apparate und läßt sie zum Ausgleiche der Temperatur etwa !/, Stunde 
in dem Kühlwasser von 15° © schwimmen. Dann nimmt man einen gut 
verstopften Apparat aus dem Kühlwasser heraus, trocknet ihn äußber- 
lich rasch ab. läßt durch Umdrehen den ganzen Inhalt in den weiten 
Teil des Apparates fließen, schüttelt das Flüssigkeitsgemenge 150mal 
kräftig durch und senkt den Apparat wieder in das Kühlwasser von 15° €; 
genau ebenso verfährt man mit dem zweiten Apparate. Das Chloroform 
sinkt rasch zu Boden: kleine in der Flüssigkeit schwebende Chloroform- 
tröpfehen bringt man durch Neigen und Umherwirbeln der Apparate zum 
Niedersinken. Wenn das Chloroform sich vollständig gesammelt hat, wird 
seine Raummenge, d.h. der Stand des Chloroforms in der eingeteilten 
wöhre, abgelesen. 


d) Berechnung der Menge der in dem Branntweine enthaltenen 
Nebenerzeuenisse der Gärung und Destillation (Fuselöl). 


Zur Berechnung des (sehaltes des Branntweins an Nebenerzeugnissen 
der Gärung und Destillation muß die Vermehrung der Raummenge bekannt 
sein, die das Chloroform beim Schütteln mit vollkommen reinem Brannt- 
wein von 247 Gewichtsprozent erleidet. Man bestimmt sie in der Weise, 
daß man mit dem reinsten Erzeugnisse der Branntweinreinigungsanstalten, 
dem sogenannten neutralen Weinsprit. genau nach den unter a), b) und «) 


') Sogenannte Rösesche Apparate. 


#8 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 347 


gegebenen Vorschriften verfährt und die Raummenge des Uhloroforms 
nach dem Schütteln feststellt. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung dieses 
Versuches mit reinstem Branntwein ist der Alkoholgehalt mit größter Ge- 
nauiekeit auf 24°7 Gewichtsprozent zu bringen, und die Ermittelung der 
Raummenge des Chloroforms ist für jeden Schüttelapparat 3—-5mal zu 
wiederholen. 

Dieser Versuch mit reinem Branntwein muß für jedes neue Chloroform 
und jeden neuen Apparat wieder angestellt werden; solange dasselbe Chloro- 
form und dieselben Apparate verwendet werden, ist nur eine Versuchsreihe 
nötige. Man mache daher den Vorversuch mit einem Chloroform, von dem 
eine größere Menge zur Verfügung steht. Das Chloroform ist vor Licht ge- 
schützt, am besten in Flaschen aus braunem Glase, aufzubewahren. 

Ist die Raummenge des Chloroforms nach dem Ausschütteln des 
Branntweins gleich a Kubikzentimeter, ferner die Raummenge des Chloro- 
forms nach dem Ausschütteln des im Absatz 1 bezeichneten verdünnten 
Weinsprits gleich b Kubikzentimeter, so zieht man b von a ab. Je nach- 
dem a-—b kleiner oder. größer ist als 0'45 cm®, enthält der Branntwein 
weniger oder mehr als 1 Gewichtsprozent Nebenerzeugnisse der Gärung 
und Destillation auf 100 Gewichtsteile wasserfreien Alkohols. Die Anzahl 
Gewichtsprozente der Nebenerzeugnisse bis zu 5°/, erhält man erforderlichen- 
falls durch Vervielfältigung des Unterschiedes a—b mit 2:22. 

Im Kaiserlichen Gesundheitsamt!) ist für reinen 30 vol.-°/,igen 
Alkohol eine absolute Steighöhe von 1'64 gefunden worden, und da 20 cm? 
Chloroform zum Ausschütteln angewendet worden sind, so ist der O-Punkt 
der folgenden Tabelle = 2164 (S. 348). 

Die gefundene Menge Fuselöl bedarf noch einer weiteren Umrech- 
nung, da sie nicht den Gehalt des Branntweines, sondern den Gehalt des 
auf 30 Vol.-°/, verdünnten Destillates angibt. 

Die Formel für die Umrechnung lautet: 

Er) 

Ze UNE 
wobei f die Kubikzentimeter Fuselöl sind. welche bei der Bestimmung ge- 
funden worden sind, x bedeuten die Kubikzentimeter Fuselöl in 100 em3 des 
ursprünglichen Branntweins und a sind die Kubikzentimeter Wasser oder 
Alkohol. welche dem Branntwein zur Verdünnung zugesetzt wurden. 

9. Nachweis der Aldehyde. 

Enthält ein Branntwein Zucker oder ist er nicht farblos, so ist zum 
Nachweise das Destillat (25—D0 em®) von 100 em® Branntwein zu verwenden. 

Man prüft das Destillat: 

a) Mit einer durch schweflige Säure entfärbten Fuchsinlösung. 
05 g reinstes Diamantfuchsin werden in '/, / destillierten Wassers 
unter schwachem Erwärmen gelöst: die Lösung wird filtriert und mit 


1) Arb. a. d. kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 4. S. 109 (1888). 


348 Max Klostermann. 


Tafel zur Ermittlung des Fuselölgehaltes 
(nach den Beobachtungen im Kaiserl. Gesundheitsamte. 


Abgelesen Vol.-"/, Abgelesen | Vol.-%/, | 
cm? Fuselöl cm’ | Fuselöl | 
=: | | i 
2164 0 2198 | 02255 | 
21:66 00133 22:00 | 02387 | 
21:68 0.0265 22:02 | 02520 | 
21:70 | 00398 2204 | 02652 
SA be 0.0530 22:06 | 02785 
21:74 00663 22:08 | O291S8 
2176 00796 22:10 | 03050 
2178 IO928 2212 0'3183 
2180 01061 22.14 05316 
23182 01194 22-10 03448 
2184 01526 22-18 03581 
2186 0.1459 22:20 | 05713 
2188 01591 22:22 | 03846 
21:90 01724 2224 0.3979 | 
2192 01857 22:26 | O4l11 
2194 0.1989 2228 | 04244 
21°96 023122 


einer Lösung von 3'9g schwefliger Säure (SO,) in !/, ! Wasser gemischt. 
Der Gehalt der Lösung an schwefliger Säure ist jodometrisch festzustellen. 
Nach Verlauf einiger Stunden ist die Mischung wasserhell, falls reines 
Fuchsin verwendet wurde. 

Der zu untersuchende Branntwein wird mit so viel Wasser verdünnt, 
daß seine Alkoholstärke ungefähr 30 Vol.-"/, beträgt. In ein Probierröhr- 
chen. welches unmittelbar zuvor mit wässeriger schwefliger Säure ausge- 
spült wurde, bringt man zwei Raumteile des zu untersuchenden Brannt- 
weines und einen Raumteil des Reagens. Man schließt sofort die Öffnung 
des Glases durch einen Gummistopfen, um die Einwirkung des atmosphä- 
rischen Sauerstoffes möglichst abzuhalten und beobachtet nach Verlauf von 
3 Minuten die entstandene Färbung; eine Rotfärbune zeigt Aldehyd an. Als 
Vereleichsflüssigkeit kann man eine Lösung von Aldehydammoniak (1 :10.000) 
verwenden, auf die man in gleicher Weise die fuchsinschweflige Säure einwirken 
läßt. Zur Ausführung einer quantitativen kolorimetrischen Bestimmung des 
Aldehyds sei auf die Mitteilungen von Medieus und Paul!) verwiesen. 

b) Mit m-Phenylendiaminchlorhydrat nach W. Windisch.?) Man 
versetzt den Branntwein mit einer Auflösung von reinem m-Phenylendiamin- 
chlorhydrat in ausgekochtem Wasser; bei (regenwart von Aldehyd ent- 


!) Forsehunesberichte über Lebensmittel. Bd. 2. S. 299 (1895). 
®, Zeitschr. f. Spiritusindustrie. Bd. 9. S. 519 (1886). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 349 


steht Gelbfärbung und nach einigem Stehen zeigt sich eine starke grüne 
Fluoreszenz. 

c) Mit Nesslers Reagens (alkalischer Kaliumquecksilberjodidlösung) 
nach W. Windisch.‘; Man versetzt den Branntwein mit einigen Tropfen 
Nesslers Reagens. Je nach dem Gehalte an Aldehyd entsteht ein hellgelber 
oder rotgelber Niederschlag. 

d) Ammoniakalische Silberlösung wird durch aldehydhaltigen 
Branntwein unter Abscheidung von Silber, in Form eines schwarzen Nieder- 
schlages oder eines Silberspiegels, reduziert. 

e) Beim Kochen mit Alkali färbt sich aldehydhaltiger Branntwein gelb. 

10. Nachweis des Furfurols. 

Man versetzt 10 em® farblosen Branntweins mit 10 Tropfen farb- 
losem Anilin und 2—3 Tropfen Salzsäure (spez. Gew. 1'125). Eine Rot- 
färbung zeigt Furfurol an. 

il. Bestimmung der (resamtester. 

100 em® Branntwein, bei zuckerhaltigen oder gefärbten Brannt- 
weinen deren Destillat, werden in einem Kolben aus Jenaer Glas zu- 
nächst mit "/,o-Normalalkali unter Verwendung von Phenolphtalein genau 
neutralisiert, dann mit einer abgemessenen, je nach dem Estergehalte ver- 
schiedenen Menge überschüssigen !/,o-Normalalkalis versetzt und 10 Mi- 
nuten am Rückflußkühler gekocht. Hierauf wird das überschüssige Alkali 
mit Y/,„-Normalschwefelsäure zurücktitriert (Phenolphtalein als Indikator). 
Die zur Verseifung der Ester in 100 cm? Branntwein erforderliche Menge 
!/ .-Normalalkali wird als Esterzahl bezeichnet. Man kann die Ester auch 
als Essigester berechnen. 

12. Nachweis und Bestimmung künstlicher Süßstoffe in 
Likören. 

Siehe im Abschnitt „Künstliche Süßstoffe“. 

15. Bestimmung von Glyzerin in Likören. 

Die Bestimmung von Glyzerin in Likören erfolgt nach dem Entgeisten 
wie in Weinen mit mehr als 2 g Zucker in 100 cm® (siehe Abschnitt „Wein“). 

14. Nachweis von Bitterstoffen und scharf schmeckenden 
Pflanzenstoffen. 

Bitterstoffe und sonstige Pflanzenstoffe sind in Branntweinen 
nach Dragendorff-Kubicki?) zu untersuchen. 

Sind gewöhnlichen Trinkbranntweinen scharf schmeckende Stoffe zu- 
gesetzt, z. B. Paprika, Paradieskörner- oder Pfefferauszüge, so kann auch 
der Geschmack des Eindunstungsrückstandes zur Erkennung dienen. 

15. Nachweis von Farbstoffen. 

Als Farbstoffe für Branntweine kommen hauptsächlich Karamel 
(gebrannter Zucker) und andere braungelbe Farbstoffe in Betracht: 


1) Zeitschr. f. Spiritusindustrie. Bd. 10. S. 88 (1887). 
2) Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 13. S. 67 (1874). 


320 Max Klostermann. 


Liköre sind auch anders (rot, gelb, grün usw.) gefärbt. Zum Nachweise 
des Karamels bedient man sich des Verfahrens von €. Amthor‘) und 
verfährt im übrigen wie bei der Prüfung des Weines auf fremde Farb- 
stoffe (siehe Abschnitt „Wein“ ). 

16. Bestimmung gesundheitsschädlicher Metalle (Kupfer. 
Zinn, Blei, Zink). 

Eine abgemessene Menge Branntwein wird eingedampft und der 
Rückstand verascht; in der Asche werden die Metalle nach den Regeln 
der Mineralanalyse bestimmt. Für kleine Mengen Kupfer wird das kolo- 
rimetrische Verfahren mit Ferrozyankalium empfohlen. ?) 

Bei extraktreichen Branntweinen und Likören ist die organische Sub- 
stanz nach dem Eindampfen in ähnlicher Weise wie beim Mehl (siehe 8.222) 
zu zerstören. 

17. Nachweis und Bestimmung von Blausäure. 

a) Nachweis der freien Blausäure: 5 cm3 Branntwein werden 
in einem Probierröhrehen mit einigen Tropfen frisch bereiteter Guajak- 
tinktur und 2 Tropfen stark verdünnter Kupfersulfatlösung versetzt. Bei 
Gegenwart von freier Blausäure färbt sich die Flüssigkeit blau. 

b) Nachweis der gebundenen Blausäure: 5 cm® Branntwein 
werden mit Alkalilauge alkalisch gemacht. Nach 3-5 Minuten wird die 
Flüssiekeit mit Essigsäure ganz schwach sauer gemacht und zum Nach- 
weis der nunmehr in freiem Zustande vorhandenen Blausäure wird wie 
unter a) verfahren. Enthält ein Branntwein gleichzeitig freie und gebun- 
dene Blausäure, so führt man die (Guajakkupferprobe an der gleichen 
Menge Branntwein mit und ohne vorhergehende Behandlung mit Alkali 
aus und vergleicht die Stärke der Blaufärbung. Um die Unterschiede in 
der Farbe besser hervortreten zu lassen, muß man mitunter den Brannt- 
wein mit Wasser verdünnen. 

ec) Bestimmung der freien Blausäure: 200-500 em3 Brannt- 
wein werden mit einer überschüssigen Menge einer schwachen Silbernitrat- 
lösung (z. B. '/,„-normal) versetzt, die Mischung wird zu einem bestimmten 
Volumen aufgefüllt und filtriert. In einem abgemessenen Teile des Fil- 
trates wird das überschüssige Silber mit einer schwachen Rhodanammonium- 
lösung von bekanntem Gehalt unter Verwendung von Eisenalaun als In- 
dikator zurücktitriert. 

d) Bestimmung der gesamten Blausäure: 200-500 em® Brannt- 
wein werden mit Ammoniak stark alkalisch gemacht, sogleich mit einer 
überschüssigen Menge einer titrierten Silbernitratlösung versetzt und so- 
fort mit verdünnter Salpetersäure schwach angesäuert. Man füllt die 
Mischung auf ein bestimmtes Volumen auf und verfährt weiter nach ce). 


ı) Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 24. S. 30 (1885); vgl. W. Fresenius, ebendort 
Bd. 29. S. 291 (1890). 
2) J. Nessler und M. Barth, ebendort Bd. 22. S. 37 (1883). 


ae 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 35] 


e) Bestimmung der an Aldehyde gebundenen Blausäure. Der 
Unterschied der gesamten und der freien Blausäure ergibt die Menge 
der an Aldehyde (Benzaldehvde) gebundenen Blausäure. 

18. Nachweis von Azeton. 

a) Eine Prüfung auf Azeton ist in der amtlichen Anleitung zur 
Untersuchung der in der Branntweinsteuerbefreiungsordnung genannten 
Erzeugnisse angegeben. 

Die Vorbereitung der Probe für die Prüfung, sowie die Anreicherung 
des Azetons erfolgen in gleicher Weise wie bei der Prüfung auf Methyl- 
alkohol (S. 341). Die Prüfung selbst wird wie folgt vorgenommen: Das bei 
der Anreicherung erhaltene Destillat wird mit 1cm3 einer 10°%/,igen Am- 
moniakflüssigkeit unter Umschütteln vermischt und drei Stunden verschlossen 
stehen gelassen. Dann wird 1 cm® einer 15°/,igen Natronlauge sowie I em? 
einer frisch bereiteten 21/,°/,igen Nitroprussidnatriumlösung unter Um- 
schütteln hinzugegeben. Bei Gegenwart von Azeton entsteht eine deutliche 
votfärbung. Setzt man tropfenweise und unter guter Kühlung vorsichtig 
50%/,ige Essigsäure hinzu, so geht die Färbung in Violett über. Ist Azeton 
nicht vorhanden, so entsteht, auch bei Anwesenheit von Aldehyd, mit 
Nitroprussidnatrium höchstens eine goldgelbe Färbung, die auf Essigsäure- 
zusatz verschwindet oder in ein mißfarbiges Gelb umschlägt. 

Bei der Beurteilung schwacher Färbungen ist auch das natürliche 
Vorkommen geringer Azetonmengen in Erzeugnissen, zu deren Herstellung 
Stoffe aus dem Pflanzenreiche benutzt wurden, zu berücksichtigen. 

b) Ein einfacheres Verfahren?) ist folgendes von Klostermann : 

Zu 10 cm3 Branntwein werden 2cm® alkoholische Kalilauge (10°/,) 
und 1 Tropfen Benzaldehyd zugefügt, bei Gegenwart von Azeton ent- 
steht nach eintägigem Stehen ein gelblicher, stark voluminöser Niederschlag 
von Dibenzolazeton. Vorübergehend entsteht anfangs eine weiße Emulsion. 
Sind deutliche Mengen von Azeton vorhanden, so tritt sofort eine weib- 
lich-gelbe Trübung auf, bei geringeren Mengen erst nach einiger Zeit. 

Das Dibenzolazeton hat die Formel 

C,H, —CH=CH—(CO — CH=CH — C,H, 

Dieses schmilzt bei 112°. 

Das Zwischenprodukt hat die Formel CH, — CO—CH=CH —(, H, 
und besitzt einen niedrigeren Schmelzpunkt. 

Die Reaktion gelingt in Trinkbranntwein von 20—30°/, Alkohol ehne 
weiteres, wobei Pyridinbasen und Methylalkohol nicht weiter stören. In 
einer Verdünnung von 1:5000 ließ sich das Azeton noch leicht nach- 
weisen; das entspräche 0'02°/, Azeton. Nach diesem Verfahren läßt sich 
noch ein Zusatz von 3°/, denaturiertem Spiritus im Branntwein nach- 
weisen, geringere Mengen müssen allerdings vorher angereichert werden. 

Ist der Branntwein aber sehr alkohol- und extraktreich, so werden 
100 em® mit etwas Schwefelsäure der Destillation unterworfen, bis 30 oder 


!) Hyg. Rundschau. S. 11 (1911). 


352 Max Klostermann. 


40 em® überdestilliert sind. Mit dem Destillat wird, nach dem Verdünnen 
mit geleichen Teilen Wasser, ebenso verfahren, wie vorher angegeben 
worden ist. 

Der Niederschlag wird abgesaugt und mit wässerigem Alkohol 1:9 
gewaschen. Den Rückstand betupft man mit konzentrierter Schwefelsäure, 
wodureh eine rotviolette, und mit konzentrierter Salzsäure, wodurch eine 
Orangefärbung entsteht. Die Derivate des Azetons oeben diese Reaktion 
nicht, ebensowenig die Pyridinbasen, welche zugleich mit dem Azeton im 
vergällten Spiritus vorkommen. 

19. Prüfung auf alle Bestandteile des allgemeinen Brannt- 
weinvereällungsmittels!) (Denaturierungsmittel). 

Da vereällter Branntwein mitunter zur Herstellung von Schnäpsen 
und Likören, gewöhnlich nach Entfernung des Pyridins, verwendet wird. 
so ist noch foleendes Verfahren ausgearbeitet worden, nach dem geprüft 
werden kann. 

Von den Denaturierungsmitteln, die in mit denaturiertem Brannt- 
wein hergestellten Trinkbranntweinen enthalten sein können, kann nur das 
allgemeine Mittel in Frage kommen, wobei 100 Liter Alkohol mit 
2-5 Liter eines Gemisches von vier Raumteilen Holzgeist und einem Raum- 
teile Pyridinbasen vermischt werden. 

Die folgende Anweisung nimmt daher nur auf die Hauptbestandteile 
dieses Mittels Rücksicht. In Ausnahmefällen können jedoch auch andere 
Denaturierungsmittel zu berücksichtigen sein. 

Die Untersuchung der Trinkbranntweine hat sich auf folgende Punkte 
zu erstrecken! 

1. Äußere Eigenschaften. Verhalten gegen blaues und rotes Lackmus- 
papier. 

Alkoholgehalt. 

3. Gehalt an Bestandteilen des allgemeinen Denaturierungsmittels 
(Holzgeist und Pyridinbasen). 

3ei der Untersuchung eines Trinkbranntweines soll zunächst auf 
Azeton geprüft werden (siehe 3a,z). Ferner sollen 500 em? des Trink- 
branntweines nach Zusatz von Schwefelsäure abdestilliert und der Rückstand 
zur Prüfung auf Pyridinbasen mitverwendet werden (siehe 3 b). Ergeben 
beide Prüfungen übereinstimmend die Gegenwart oder die Abwesenheit von 
Denaturierungsmitteln, so kann von der weiteren Untersuchung auf Methyl- 
alkohol abgesehen werden. Andernfalls ist das Destillat aus den erwähnten 
500 em® zur Prüfung auf Methylalkohol zu verwenden (siehe 3 a. ß). 


1. Äußere Eigenschaften. 


Die Färbung des Trinkbranntweines ist zu berücksichtigen und zu ver- 
zeichnen. Ferner ist auf Geruch und Geschmack zu prüfen. Außerdem ist das 
Verhalten des Trinkbranntweines gegenüber Lackmuspapier festzustellen. 


1) Ausgearbeitet im Kaiserl. Gesundheitsamte. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 353 


2. Die Ermittelung des Alkoholgehaltes. 


Hierfür sind die Vorschriften für die chemische Untersuchung des 
Weines (siehe dort) anzuwenden. 


3. Nachweis eines Gehalts an Bestandteilen des allgemeinen Denaturierungs- 
mittels. 


a) Nachweis des Holzgeistes. 


a) Prüfung auf Azeton. 


Zum Nachweis des Azetons werden 500 cm® der zu untersuchenden 
Probe in einem etwa 750 cm’ fassenden Glaskolben mit 10 cm® Normal- 
schwefelsäure versetzt und nach Zugabe von Siedesteinchen mittels 
eines einfachen Destillationsaufsatzes von etwa 20 cm Länge und eines 
absteigenden Kühlers von etwa 25 cm Länge auf dem Wasserbade destil- 
liert. Für die Verbindung der Glasteile des Destillationsgerätes sind Glas- 
schliffe anzuwenden. Als Vorlage dient ein in Kubikzentimeter geteilter 
Meßzylinder. Die Destillation ist zu unterbrechen, wenn die Raummenge des 
Destillates etwa zwei Dritteile der in den 500 em3 des Trinkbranntweines 
enthaltenen Alkoholmenge beträgt. Der Rückstand im Kolben wird zum 
Nachweise von Pyridinbasen verwendet (siehe Il, 5 5). 

Das etwa 100 bis 150 cm3 betragende Destillat wird mit einigen 
Siedesteinchen in einen kleineren Kolben gegeben und mit Hilfe eines 
wirksamen, keine flüchtigen Bestandteile zurückhaltenden Fraktionierauf- 
satzes (z. B. des von Vigreux erfundenen) am absteigenden Kühler mit 
Vorstoß auf dem Wasserbade nochmals sorgfältig einer fraktionierten De- 
stillation unterworfen. Auch hierbei sind zur Verbindung der Glasteile des 
Destillationsgerätes Glasschliffe zu verwenden. Die Fraktionierung wird 
in der Weise vorgenommen, daß von der langsam in Tropfen übergehenden 
Flüssigkeit jedesmal etwa soviel, wie die Hälfte des Kolbeninhaltes beträgt, 
aufgefangen und sodann aus einem anderen Kölbchen erneut mit dem 
gleichen Fraktionieraufsatz fraktioniert wird. Hiermit wird fortgefahren, 
bis man ein Destillat von etwa 25 cm® erhalten hat. Dieses wird schliel- 
lich nochmals fraktioniert und der erste übergehende Kubikzentimeter 
in einem mit Glasstopfen verschließbaren Probiergläschen gesondert aufge- 
fangen, ebenso auch der zweite in einem anderen Probiergläschen. Dann 
destilliert man noch 10 cm® ab und verwahrt diese unter Verschluß. Zu 
dem Inhalte der beiden Probiergläschen wird je 1 cm® Ammoniakflüssig- 
keit von der Dichte 0:96 unter Umschütten gegeben. Dann werden die 
Röhrchen verschlossen 3 Stunden beiseite gestellt. Nach Verlauf dieser 
Zeit wird in jedes Probiergläschen je Icm® einer 15°/,igen Natronlauge 
sowie je Lcm® einer frisch bereiteten 21/,°/,igen Nitroprussidnatriumlösung 
gegeben. Bei Gegenwart von Azeton entsteht in beiden oder mindestens 
in dem Probiereläschen, das den zuerst übergegangenen Kubikzentimeter 
des Destillats enthält. eine deutliche Rotfärbung, die auf tropfenweisen und 
unter Kühlung erfolgenden vorsichtigen Zusatz von 50°/,iger Essigsäure in 


Abderhalden,. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 23 


354 Max Klostermann. 


Violett übergeht. Ist Azeton nicht vorhanden, so entsteht, selbst bei An- 
wesenheit von Aldehyd, höchstens eine goldgelbe Färbung, die auf Essig- 
säurezusatz verschwindet oder in ein mißfarbiges Gelb umschlägt. 


5) Prüfung auf Methylalkohol. 


Zum Nachweis des Methvlalkohols werden weitere 500 em® des zu 
prüfenden Trinkbranntweins in der soeben beschriebenen Weise nach Zu- 
satz von Schwefelsäure auf dem Wasserbade destilliert. Der Rückstand 
wird für den Nachweis des Pyridins verwendet (siehe Vorbemerkungen 
und unten). Das alkoholische Destillat wird wieder in der gleichen Weise der 
fraktionierten Destillation unterworfen. Beträgt die Menge des Destillats 
etwa 25 cm®, so wird es mit der bei der Prüfung auf Azeton noch ver- 
bliebenen Endfraktion (10 cm®) gemischt. Aus diesem Gemische wird ein 
Vorlauf von 10 cm® herausfraktioniert, und dieser wird nach dem von 
K. Windisch umgearbeiteten Verfahren nach Riche und Bardig auf Methyl- 
alkohol in folgender Weise geprüft. 

Der Vorlauf wird in einem Kölbehen mit Rückflußkühler mit 159g 
gepulvertem Jod und 29 amorphem Phosphor versetzt. Nach Beendigung 
der heftigen Umsetzung werden die entstandenen Alkyljodide auf dem 
Wasserbade am absteigenden Kühler abdestilliert und in einem kleinen. 
30 bis 40 em® destilliertes Wasser enthaltenden Scheidetrichter aufgefangen. 
Die ein schweres, schwach rötliches Öl bildenden Alkyljodide werden darauf 
in ein etwa 100 cm® fassendes Kölbehen mit nicht zu weitem Hals abge- 
lassen, in dem sich 6 cm® frisch destilliertes Anilin befinden. Nach dem 
Aufsetzen eines als Kühler dienenden langen Glasrohres erwärmt man das 
Kölbehen auf dem Wasserbade etwa 10 Minuten lang bis auf 50 bis 60°, 
wobei eine heftige Umsetzung erfolgt und der Kolbeninhalt zu einem 
Kristallbrei (Dimethylanilin) erstarrt. Dann fügt man etwa 30 bis 40 cm? 
siedendes Wasser hinzu und kocht nach Zugabe von Siedesteinen so 
lange, bis die Lösung klar geworden ist. Durch Zusatz von 20 cm? Na- 
tronlauge von 15°, scheidet man die entstandenen Basen ab, bringt 
sie durch Wasserzugabe in den Hals des Kölbchens, läßt sie sich dort 
klären und hebt sie dann ab. Zur Oxydation der Basen dient ein Ge- 
misch von 2g Chlornatrium und 3g Kupfernitrat mit 100g Sand. Man 
verreibt diese Stoffe gleichmäßig, trocknet das Gemisch bei 50° und zer- 
drückt die zusammengebackten Klümpchen. 104 dieses Gemisches bringt 
man in ein 2cm weites Probierröhrchen, läßt 1cm® der erhaltenen 
Basen darauf tropfen, mischt das Ganze mit einem Glasstabe gut durch 
und erhitzt 10 Stunden lang im Wasserbad auf 90° Dann zerreibt man 
den eine schwarze, zusammenbackende Masse darstellenden Rohrinhalt in 
einer Porzellanschale, kocht ihn mit 100 cm? absolutem Alkohol kurz auf, 
filtriert durch ein Faltenfilter und löst 1cm® des Filtrats in 500 cm3 de- 
stilliertem Wasser auf. Bei Gegenwart selbst geringer Mengen von Methyl- 
alkohol ist diese Lösung deutlich violett gefärbt, Methylviolett. Reiner 
Äthylalkohol gibt nur eine ganz schwach rötlichgelb gefärbte Lösung. Es 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 355 


sind stets mit reinem Äthylalkohol, gegebenenfalls auch mit selbst her- 
gestellten Mischungen von Methyl- und Äthylalkohol Gegenversuche anzu- 
stellen (siehe auch 8. 341). 


b) Nachweis der Pyridinbasen. 


Die bei der Prüfung auf Azeton und Methylalkohol erhaltenen ent- 
geisteten sauren hückstände werden in einer Porzellanschale auf dem 
Wasserbade bis auf etwa 10.cm® oder bei hohem Extraktgehalt bis zur 
Diekflüssigkeit eingeengt. Der Schaleninhalt wird mit destilliertem Wasser 
in ein etwa 100 bis 150 cm® fassendes Rundkölbehen gespült, auf dieses 
ein Kugelaufsatz, wie er bei der Kjeldahl-Bestimmung üblich ist, aufgesetzt 
und an einen absteigenden Kühler angeschlossen. Das Ende des Kühlers 
trägt einen Vorstoß, der in ein 1Ocm® Normalschwefelsäure enthaltendes 
Porzellanschälchen hineinragt. In das Destillationskölbchen werden einige 
Siedesteinchen gegeben und die Lösung wird mit 20 cm® Natronlauge von 
15°/, Gehalt versetzt. Man destilliert dann unter Verwendung eines Babo- 
schen Siedeblechs über freier Flamme etwa die Hälfte der Flüssigkeit ab. 
Nach beendeter Destillation wird der Inhalt des Porzellanschälchens auf 
dem Wasserbade bis auf etwa 5 cm eingeengt und nach dem Erkalten 
mit neutral reagierendem Kalziumkarbonat im Überschuß übersättigt, 
wobei die Pyridinbasen sich oft schon durch den Geruch bemerkbar 
machen. Der Schälcheninhalt wird, nötigenfalls unter Zugabe von wenig 
destilliertem Wasser, auf eine mit Filtrierpapier belegte kleine Wittsche 
Saugplatte gebracht, die sich in einem Trichter befindet. Der Trichter 
wird auf ein mit seitlichem Saugansatz versehenes Probiergläschen gesetzt 
und mit Hilfe einer Wasserstrahlpumpe kräftig abgesaugt. Das etwa 3 cm® 
betragende klare Filtrat wird in ein gewöhnliches Probiergläschen über- 
geführt, zunächst mit 5 bis 6 Tropfen einer 5°/,igen Baryumchloridlösung 
versetzt und der entstandene Niederschlag durch ein gehärtetes Filter 
abfiltriert. Das völlig klare Filtrat, welches durch Zusatz eines weiteren 
Tropfens Baryumchlorid nicht getrübt werden darf, wird darauf mit 1 bis 
2 Tropfen einer heiß gesättigten und wieder erkalteten wässerigen Kadmium- 
chloridlösung versetzt. Bei Gegenwart von Pyridinbasen entsteht — oft 
erst nach zwei- bis dreitägigem Stehen — eine weiße kristallinische Fällung. 
Zur Unterscheidung von zuweilen durch andere basische Stoffe des Trink- 
branntweins verursachte Fällungen bringt man eine geringe Menge des 
Niederschlags mit Hilfe eines Glasstabes auf einen Objektträger unter das 
Mikroskop. Bei etwa 100- bis 150facher Vergrößerung betrachtet, erscheinen 
die Kristalle des Pyridinkadmiumchlorids als spießige, oft sternförmig 
eruppierte Nadeln. Als weiteres Erkennungsmerkmal dient der Geruch nach 
Pyridinbasen, der auftritt, wenn man eine kleine Probe des Niederschlags 
mit einem Tropfen Natronlauge in einem verschlossenen Probiergläschen 
erwärmt und dann den Stopfen entfernt. 

Der Nachweis der Verwendung von denaturiertem Branntwein gilt 
als erbracht, wenn in dem untersuchten Trinkbranntwein von den drei 

23* 


356 Max Klostermaun. 


vorstehend behandelten Bestandteilen des allgemeinen Denaturierungsmittels 
(Azeton, Methylalkohol. Pyridinbasen) mindestens zwei unzweifelhaft fest- 
gestellt worden sind. 


Künstliche Süßstoffe. 


Künstliche Süßstoffe sind auf künstlichem Wege gewonnene Stoffe, 
welche als Süßmittel dienen und eine höhere Süßkraft als hohr- oder 
Rübenzucker, aber nicht den gleichen Nährwert besitzen. 

Von den künstlichen Süßstotfen sind bisher für Nahrungs- und Genub- 
mittel Saccharin, Dulzin und Gluzin verwendet worden. 


A. Saccharin (Benzo&säuresulfimid). 

Dieses kommt entweder als solches oder als Natriumsalz unter 
verschiedenen Bezeichnungen im Handel vor. Kristallose, Monnets Sübstoff, 
Saccharin, leicht lösliches Saccharin, Sykorin. Sykose, Zuckerin usw. sind 
derartige Benennungen. 

keines Saccharin ist ein weißes kristallinisches Pulver, welches bei 224 
schmilzt und in Wasser schwer löslich ist. Es ist 500mal süßer als Rohrzucker. 

Das Natriumsalz des Saccharins ist ebenfalls ein weißes Pulver. 
welches aber in Wasser leicht löslich ist. Durch Säuren wird das Saccharin 
abgeschieden: das Salz schmilzt nicht unzersetzt und ist auch nicht subli- 
mierbar. Je nach dem Grade der Reinheit ist es 300—550mal süßer als 
Zucker. In Alkohol und Äther ist es im Gegensatz zum Saccharin schwer 
löslich, deshalb werden die Süßstoffe stets aus saurer Lösung isoliert. 

Nachweis von Saccharin. 

Das Saccharin wird den Nahrungsmitteln mit alkalischem Wasser 
entzogen, und die Lösung wird, nach dem Ansäuern mit Phosphorsäure, mit 
geeigneten Lösungsmitteln (Äther, Alkohol, Benzin, Äther-Petroläther) aus- 
geschüttelt. Nach dem Verdunsten des Äthers kann man schon durch den 
(reschmack, namentlich wenn man mit Soda neutralisiert, im Rückstande das 
Saccharin erkennen. Der weitere chemische Nachweis erfolgt nach Verfahren, 
welche am Ende dieses Kapitels angegeben werden (S. 358 u. 362). 

Eine einfache Reaktion ist die folgende: 

Einen Teil des Rückstandes versetzt man mit einigen Tropfen einer 
Mischung von 5cm® Phenol und 3 cm’ konzentrierter Schwefelsäure, er- 
hitzt 5 Minuten lang auf 160— 170°, läßt abkühlen und versetzt mit Natron- 
lauge in geringem Überschuß. Ist Saccharin zugegen, so färbt sich die 
Lösung rot durch gebildetes Phenolphtalein. Die Reaktion ist sehr empfind- 
lich, da 0'25 mg eine tiefrote, O1 »»g rote und noch 005 mg eine schwach- 
rote Färbung geben. 


B. Dulzin. 
Dulzin oder Paraphenetolkarbamid, C,H,0.C,H,.NH.CO.NB, 
wird weniger verwendet als Saccharin. Es ist ein weißes Pulver, welches 
in kaltem Wasser schwer, in Äther und Chloroform leicht löslich ist. In 


PErToZ 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 357 


Petroläther ist es fast unlöslich, aber löslich in einem Gemisch von Äther- 
und Petroläther. Dulzin schmilzt bei 173° und ist nicht unzersetzt subli- 
mierbar:; es ist etwa 4OOmal süßer als Rohrzucker. 

-Nachweis von Dulzin. 

a) Nach Jorissent) wird Dulzin mit wenig Wasser verrieben, mit 5 bis 
S Tropfen einer salpetersäurefreien Lösung von Merkurinitrat versetzt und 
8— 10 Minuten im siedenden Wasserbade erhitzt. Es entsteht eine schwache, 
violette Färbung, die auf Zusatz von geringen Mengen Bleisuperoxydsan 
Stärke zunimmt. (Zur Herstellung der Merkurinitratlösung werden 1—2 
(uecksilberoxyd in Salpetersäure gelöst, zur Lösung wird so viel Natronlauge 
zugesetzt, bis der entstehende Niederschlag sich nicht mehr löst; dann wird 
mit Wasser auf 15 cm’ aufgefüllt, worauf man vom Ungelösten abgiebt.) 

b) Berlinerblau und Thoms?) weisen Dulzin nach, indem sie den 
Rückstand der Ausschüttelung mit 3—4 Tropfen Phenol und ebensoviel 
konzentrierter Schwefelsäure schnell erhitzen und im Reagenzglas Wasser 
und darauf Ammoniak hinzufügen. An der Berührungsstelle der Flüssig- 
keiten entsteht eine blaue Zone. 

ec) Wird Dulzin mit wässeriger Natronlauge der Destillation unter- 
worfen, so geht mit den Wasserdämpfen Phenetidin über, das durch Er- 
hitzen mit Eisessig in Phenazetin übergeführt wird und als solches er- 
kannt werden kann. 

Zum Ausschütteln aus Lösungen verwendet man bei Dulzin am 
besten Chloroform. Man erhält es aber auch mit dem gewöhnlich ver- 
wendeten Gemisch von Äther und Petroläther. 


C. Gluzin. 


Gluzin ist ein nur wenig benutzter Süßstoff; es ist das Natrium- 
salz eines Gemisches der Mono- und Disulfosäure einer Verbindung, welche 
die Zusammensetzung C,,H,, N, haben soll. Es ist m heißem Wasser leicht 
löslich, in Äther und Chloroform dagegen unlöslich. Über 250° zersetzt es 
sich, ohne zu schmelzen. Es ist 500mal so süß wie Rohrzucker. 

Zum Nachweis wird Gluzin in verdünnter Salzsäure gelöst; zu dieser 
Lösung wird unter Abkühlen eine Natriumnitritlösung zugefügt und darauf 
eine alkalische Lösung von «-Naphthol; ist Gluzin zugegen, so entsteht 
eine rote Färbung, mit Resorzin oder mit Salizylsäure in alkalischer 
Lösung eine hellgelbe Färbung. 


Anweisung zur chemischen Untersuchung der künstlichen Süßstoffe.) 


Die chemische Untersuchung der im Handel vorkommenden Zube- 
reitungen (Kristalle, Pulver, Tabletten, Plätzchen usw.) künstlicher Süßstoffe 


hat sich zu erstrecken: 


1) Journ. de pharm. de Liege. 3 Art. 2 und Chem.-Ztg. Bd. 20. Rep. S. 114 (18%). 

2) Pharm. Zentralhalle. S. 280 u. 550 (1893). 

3) Nach Anweisung des kaiserl. Gesundheitsamtes. Zeitschr. f. Nahrungs- u. Genuß- 
mittel. S. 861 (1903). 


HDS Max Klostermann. 


Auf den Nachweis der Art und Menge des in jenen Zubereitungen 
enthaltenen reinen Sülstoffes. 

Auf die Bestimmung des Wassers und auf den Nachweis der Art und 
Menge anderer Stoffe, welche dem reinen Süßstoffe zur Erhöhung seiner 
Löslichkeit in Wasser oder zur Herabminderung und Ausgleichung seiner 
Süßkraft beigemengt worden sind. 


I. Nachweis der Art und Menge des reinen Süßstoffes. 


Vorbemerkung. Da von den bis jetzt bekannten künstlichen Süb- 
stoffen nur das Benzoösäuresulfinid (Saecharin) Bedeutung besitzt, so ist 
in vorliegender Anweisung nur diese Verbindung berücksichtigt worden. 
Wo daher im folgenden von Süßstoff schlechthin die Rede ist, ist darunter 
Saecharin zu verstehen, während die Zubereitungen des Saccharins, wie 
sie im Handel unter mannigfachen Namen vorkommen, als künstliche Süb- 
stoffpräparate oder künstliche Süßstoffzubereitungen bezeichnet sind. 

Wo es sich nachstehend um quantitative Bestimmungen handelt, sind 
die Ergebnisse auf lufttrockene Substanz zu berechnen. 


(SR SNH 


1. Qualitative Prüfung auf Saccharin, G, H,<so,/ 


Wenn der künstliche Süßstoff frei von Beimengungen ist, so kann 
man ihn unmittelbar an seinem Schmelzpunkt erkennen: Saccharin schmilzt 
bei 224°, in völlig reinem Zustande bei 227-—-228°. 

Liegt der Süßstoff aber als Salz oder gemischt mit Zucker oder Para- 
sulfaminbenzoösäure oder anderen Substanzen vor, so mul das Saccharin 
zunächst aus dieser Mischung abgeschieden werden. Dies geschieht, indem 
man das Süßstoffpräparat in Wasser oder, wenn es darin schwer löslich 
ist, in verdünnter Natronlauge löst: das Saccharin wird aus der Lösung 
dureh Zusatz von verdünnten Mineralsäuren gefällt und erforderlichen Falls 
durch Umkristallisieren gereinigt. Alsdann wird der Schmelzpunkt des Süß- 
stoffes bestimmt. Ergibt sich hierbei die Vermutung. daß Parasulfamin- 
benzoösäure anwesend ist, so ist nach 2. zu verfahren. Zur Erkennung des 
Saccharins dienen ferner folgende Reaktionen: 

Charakteristisch für das Saccharin ist vor allem sein intensiv süßer 
(reschmack. 

Durch Erhitzen mit Ätznatron auf 250° wird der Süßstoff in Salızyl- 
säure übergeführt. Die Schmelze wird in Wasser gelöst, die Lösung mit 
Schwefelsäure angesäuert und die Salizylsäure mit Äther ausgeschüttelt, 
die ätherische Lösung wird verdunstet und der Rückstand in Wasser auf- 
oenommen. Die so erhaltene Lösung gibt mit Eisenchlorid eine charakte- 
ristische violette Färbung. (Siehe auch S. 262.) 

Ferner kann man den Schwefel des Saecharins durch Schmelzen mit 
einem Gemisch von Soda und Salpeter zu Schwefelsäure oxydieren und 
diese nachweisen. 


5 
h 
4 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 359 


2. Qualitative Prüfung auf Parasulfaminbenzoäsäure, 
cp, /C00H 
s-4\SQ,-—NH,. 

‘Die Parasulfaminbenzoösäure steht dem Saccharin in ihrer chemischen 
/usammensetzung sehr nahe: bei der Fabrikation wird sie als Nebenprodukt 
gewonnen, dem aber die sübenden Eigenschaften des Saccharins vollkommen 
fehlen. Nur die reinsten Saccharinpräparate sind frei von Parasulfamin- 
benzoösäure. Auf die Gegenwart dieser Säure mul daher besonders Rück- 
sicht genommen werden. 

Wenn ein in Wasser leicht lösliches Süßstoffpräparat vorliegt, so löst 
man dieses in wenig Wasser auf; ist das Präparat aber in Wasser schwer 
löslich, so übergießt man es mit wenig Wasser und fügt tropfenweise 
Natronlauge hinzu, bis Lösung erfolgt ist. In beiden Fällen wird die Lösung 
mit Essigsäure angesäuert. 

Ein sogleich oder innerhalb 24 Stunden entstehender Niederschlag 
wird abfiltriert, mit Wasser bis zum Verschwinden des süßen Geschmacks 
ausgewaschen und getrocknet. Darauf wird der Schmelzpunkt des Rück- 
standes bestimmt. Parasulfaminbenzoesäure schmilzt bei 288° unter Zer- 
setzung. Aus dem Filtrat wird durch Zusatz von verdünnter Salzsäure das 
Saccharin abgeschieden, und wie unter 1. umkristallisiert und nachgewiesen. 

Wenn sich aus der essigsäuren Lösung auch nach 24stündigem Stehen 
keine Kristalle ausgeschieden haben, so wird 19 der künstlichen Süßstoff- 
zubereitung mit 10 cm® Salzsäure (1'124 spez. Gew.) und mit 10 em® Wasser 
am Rückflußkühler 1—2 Stunden erhitzt, die Lösung wird auf dem Wasser- 
bade eingedampft der Rückstand. mit wenig heißem Wasser aufgenommen 
und 24 Stunden hingestellt. Wenn Parasulfaminbenzoösäure auch nur in 
kleiner Menge zugegen ist, so scheidet sie sich in Form glänzender 
Blättchen aus. Diese werden abfiltriert und, wie oben angegeben, weiter 
behandelt. 


3. Quantitative Bestimmungen des Saccharins und anderer 
stiekstoffhaltiger Beimengungen. 
a) Bestimmung des Saccharinstickstoffes. 

0-5—0'7 g oder bei geringerem Gehalte an reinem Süßstoff entspre- 
chend größere Mengen werden mit 20cm? oder einer etwa 20°/,igen 
Schwefelsäure 2 Stunden mit Steigrohr zum gelinden Sieden erhitzt. Nach 
dem Erkalten wird die Flüssigkeit mit 200 cm3 Wasser und mit Natron- 
lauge im geringen Überschuß versetzt; das frei gewordene Ammoniak wird 
abdestilliert und in !/,,-Normalschwefelsäure aufgefangen. Aus der gefun- 
denen Menge Stickstoff ergibt sich durch Multiplizieren mit 13'045 die 
Menge des Saccharins in der untersuchten Probe. 

Dies gilt aber nur für den Fall, daß weder Ammoniumsalze noch 
andere Ammoniak abspaltende Stoffe vorliegen. Sind Ammoniumsalze vor- 
handen, so müssen sie in bekannter Weise durch Destillation mit Magnesia 


3650 Max Klostermann. 


bestimmt und die gefundene Stickstoffmenge mul) von dem (Gresamtstickstoff 
in Abrechnung gebracht werden. 


b) Bestimmung des Gesamtstickstoffes und der Parasulfaminbenzoösäure. 


Die quantitative Bestimmung der Parasulfaminbenzoösäure ist nur 
erforderlich, wenn durch die qualitative Prüfung die Anwesenheit dieser 
Säure nachgewiesen wurde. 

Die Bestimmung des Gesamtstickstoffes geschieht nach dem Verfahren 
von Kjeldahl. 

Wird vom Gesamtstickstoff die für Saecharin gefundene Stickstoff- 
menge abgezogen, so ergibt sich diejenige Menge Stickstoff, welche m Form 
von Parasulfaminbenzoösäure vorhanden ist. Hieraus wird durch Multipli- 
zieren mit 14328 die Menge der vorhandenen Parasulfaminbenzoesäure 
berechnet. Waren gleichzeitig Ammoniumsalze vorhanden, so ist von dem 
(resamtstickstoff sowohl die Menge des Saccharinsstickstoffes, als auch die 
den Ammoniumsalzen entsprechende abzuziehen. 


li. Bestimmung des Wassers sowie Nachweis der Art und Menge der 
den künstlichen Süßstoffen beigemengten anderweitigen Stoffe. 


1. Bestimmung des Wassers. 


0'5—1g der feingepulverten Masse werden bei 105—110° bis zum 
eleichbleibenden Gewichte getrocknet. 

Wenn die Süßstoffzubereitung aber doppeltkohlensaures Natrium ent- 
hält, so ist vorstehendes Verfahren wegen Abspaltung von Kohlensäure 
nicht angängig. Liegt ein besonderer Anlaß vor, in diesem Falle eine 
quantitative Bestimmnng des Wassers vorzunehmen, so wird die Substanz 
in einem Rohr im Trockenofen unter Durchleiten von trockener Luft auf 
105—110° erwärmt, das Wasser wird in einem Chlorkalziumrohr aufge- 
fangen und gewogen. 


2. Nachweis der Art und Menge der beigemengten anderweitigen 


Stoffe. 

Von Stoffen, welche dem reinen künstlichen Sübstoffe zur Erhöhung 
seiner Löslichkeit in Wasser oder zur Herabminderung und Ausgleichung 
seiner Süßkraft beigemengt sein können, kommen von mineralischen Bei- 
mengungen Natriumbikarbonat. von kohlenstoffhaltigen Beimengungen 
hauptsächlich Stärkezucker, Milchzucker, Rohrzucker in Betracht. Außerdem 
kommt der Süßstoff in Form seines löslichen Natriumsalzes vor. 

Soweit der Nachweis dieser Stoffe im Nachstehenden nicht besonders be- 
schrieben ist, erfolgt er nach den allgemein üblichen Verfahren der Analyse. 
a) Bestimmung mineralischer Bestandteile und Beimengungen. 

1— 2 g Substanz werden in einer gewogenen Platinschale verascht; 
wenn ein Rückstand von mehr als 1—-2°/, hinterbleibt, so wird er zunächst 
einer qualitativen Prüfung unterworfen. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 361 


Wird Natrium in der Asche nachgewiesen, so wird eine kleine Menge 
des Präparates in Wasser aufgelöst. Entweicht hierbei Kohlensäure, so weist 
dies auf die Anwesenheit von Natriumkarbonat (Natriumbikarbonat) hin. 

‚Wenn die qualitative Prüfung die Gegenwart von Natrium ergeben 
hat, so werden 05-1 g der feingepulverten Masse von neuem in einem ge- 
wogenen Platintiegel vorsichtig mit einigen Tropfen konzentrierter Schwefel- 
säure durchfeuchtet und verascht. Aus der gefundenen Menge Natriumsulfat 
berechnet man durch Multiplizieren mit 0'3243 den Gehalt an Natrium. Löst 
sich die untersuchte Süßstoffzubereitung in kaltem Wasser leicht und ohne Ent- 
wicklung von Kohlensäure auf, so liegt das Natriumsalz des Süßstoffes vor. 


b) Bestimmung kohlenstoffhaltiger Beimengungen. 


Schon beim Kochen des Süßstolfes nach I, 3a kann man an der 
Bräunung der Lösung erkennen, ob kohlenstoffhaltige Beimengungen, be- 
sonders Zuckerarten, vorhanden sind. Man prüft folgendermaßen auf Zucker. 


x) Qualitative Prüfung auf Zucker. 


1-2 g der feingepulverten Masse werden in Wasser aufgelöst, wenn 
nötig unter Zusatz von einigen Tropfen verdünnter Natronlauge. Die Lö- 
sung wird mit Fehlingscher Lösung versetzt und zum Sieden erhitzt. 
Wird die Kupferlösung reduziert, so ist ein reduzierend wirkender Zucker 
vorhanden, dessen Art nach den üblichen analytischen Verfahren bestimmt 
werden kann. Im allgemeinen kommt nur Milchzucker in Frage. 

Wenn aber die Fehlingsche Lösung nicht reduziert worden ist, so 
werden 1-3 g des künstlichen Süßstoffpräparates in 10 em® Wasser ge- 
löst und unter Zusatz von Salzsäure kurze Zeit auf dem Wasserbade er- 
wärmt. Darauf wird die Lösung nahezu neutralisiert und mit Fehlingscher 
Lösung zum Sieden erhitzt. Wird jetzt die Kupferlösung reduziert. so ist 
hohrzucker nachgewiesen. 


%) Quantitative Bestimmung des Zuckers. 


Soll die Menge des Zuckers bestimmt werden, so wird 

die quantitative Bestimmung der unmittelbar reduzierend wirkenden 
Zucker, wenn es sich um Stärkezucker handelt, in sinngemäßer An- 
wendung der „Anweisung zur chemischen Untersuchung des Weines“ 
ausgeführt; die Bestimmung des Milchzuckers geschieht in gleicher 
Weise, nur wird die Kochdauer des Reduktionsgemisches auf 6 Mi- 
nuten erhöht und zur Berechnung die Sorhletsche Tabelle zur Be- 

- stimmung des Milchzuckers benutzt (S. 131). 

Die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers geschieht durch Pola- 
risation in sinngemäßer Anwendung der Anlage Ü der Ausführungs- 
bestimmungen zum Deutschen Zuckersteuergesetze, S. 145, 247. 

Die quantitative Bestimmung von Rohrzucker neben Stärkezucker ge- 
sehieht in sinngemäßer Anwendung der „Anweisung zur chemischen 
Untersuchung des Weines“ oder n. S. 246. 


362 Max Klostermann. 


Die quantitative Bestimmung von Rohrzucker neben Milchzucker ge- 
schieht in sinngemäler Anwendung der Anlage zur Bekanntmachung 
des Reichskanzlers vom 8. November 1897, betreffend Änderungen der 
Ausführungsbestimmungen zum Deutschen Zuckerstenergesetze, 5.314. 


Ill. Nachweis von Saceharin neben Salizylsäure und anderen Stoffen. 


Ist Saecharin neben Salizylsäure vorhanden, so muß die Salizylsäure 
vorher mit Eisenchlorid entfernt werden. Dies geschieht nach Mae Kay 
Chace |Journ. Am. Chem. Soe. Vol. 26. p. 1627-1630 (1904) |") nach folgender 
Vorschrift: 50 em® der zu untersuchenden Flüssigkeit werden mit Äther 
ausgeschüttelt und der Rückstand des Ätherauszuges wird mit Petroleum- 
äther extrahiert. Der Rückstand wird mit 0'5°/,iger Fe, Cl,-Lösung auf 
Salizylsäure geprüft, in 10 cm® Wasser gelöst, mit 1 cm? verdünnter 
Schwefelsäure versetzt, zum Kochen erhitzt und ein Überschuß einer 
5°/,igen KMnO,-Lösung hinzugefügt. Bei Anwesenheit von Salizylsäure 
wird 1 Minute gekocht, im anderen Falle sofort zur heißen Lösung etwas 
NaOH hinzugefügt und nach einigen ‚Minuten der Fe- und Mn-Nieder- 
schlag abfiltriert. Das stark alkalische Filtrat wird im Silbertiegel zur 
Trockene verdampft und 20 Minuten auf 210- 215° erhitzt. Der Rückstand 
wird in wenig Wasser gelöst, mit Schwefelsäure angesäuert, mit Äther 
extrahiert und nochmals mit Eisenchlorid auf Salizylsäure geprüft. Ein 
Zusatz von 10 »»g Saccharin pro Liter kann nach dieser Methode noch mit 
Sicherheit erkannt werden. 

Das Verfahren ermöglicht den Nachweis von Saccharin neben Salizyl- 
säure, indem man die letztere zunächst durch Kochen mit Permanganat 
zerlegt und das Saccharin durch Schmelzen mit Kaliumhydrat selbst wieder 
in Salizylsäure überführt und als solches nachweist. Außerdem ist dies 
Verfahren zur Reinigung von Saccharin geeignet. 

Testoni?) gibt weitere Verfahren an zur Bestimmung des Saccharins 
bei Gegenwart verschiedener Stoffe, die von Äther gelöst werden. 

Bei Gegenwart von Benzo@säure: 

a) Sublimation oder Destillation der Säure mit Wasserdampf. 

b) Fällung des Saccharins mit Silbernitrat. 

Bei Gegenwart von Wein- und Zitronensäure: 

Abscheiden dieser Säuren nach bekannten Methoden, Oxydation des 
Restes mit Kaliumpermanganat. 

jei regenwart von Salizylsäure: 

a) Durch Bestimmung der Salizylsäure auf maßanalvtischem Wege, siehe 
S.368, Überführung in Tribromphenolbrom und Ermittelung der aus 
Jodkalium abgespaltenen ‚Jodmenge. 

b) Entfernung der Salizylsäure mit Brom und Extraktion mit Äther. 


!, Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Ref. Bd. 9. S. 232 (1905). 
?) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 18. S. 577 (1909). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 363 


Bei Gegenwart von Fetten, Fruchtessenzen, Parfüm und 
überhaupt von ammoniak- und schwefelfreien Stoffen: 
a) Oxydation mit Salpeter und Soda und Bestimmung der Schwefel- 
säure. Aus der Schwefelsäure wird Saccharin berechnet. 
b) Verseifung mit Salzsäure und Ermittelung des Ammoniakstickstoffes. 
aus dem man das Saccharin berechnet. (Siehe S. 359.) 
Das Saccharin wird durch Behandeln mit Salzsäure bei 150° hy- 
drolvsiert zu monosulfobenzoösaurem Ammonium 
ECOR, ,COONH, 
415047 “\S0,H 
Nach dem Abkühlen wird mit Kalilage neutralisiert und nach 
| Zusatz von überschüssiger Lauge das Ammoniak abdestilliert und be- 
. stimmt. 
In Wein, Bier, kohlensauren Getränken: 
Oxydation des Ätherextraktes mit Kaliumpermanganat und Extrak- 
tion des Saccharins aus der eingeengten und ausgesalzenen Flüssigkeit. 


C,H NH+2H,0=(C,H 


Bier. 


Bier ist ein gegorenes und noch in schwacher Nachgärung befind- 
liches Getränk, welches aus Gerstenmalz (oder Weizenmalz), Hopfen 
und Wasser mit Hilfe von Hefe hergestellt wird. Bei der Gärung ent- 
stehen hauptsächlich Alkohol und Kohlensäure, es bleiben aber nicht un- 
erhebliche Mengen unvergorener Extraktstoffe zurück. 

Man unterscheidet: 

1. Helle und dunkle Biere, je nach der Art des verwendeten 
Malzes. 

2. Obergärige und untergärige Biere. Obergärige Biere gären 
bei höherer Temperatur, die Gärung verläuft daher schnell, und die Hefe 
scheidet sich an der Oberfläche ab (Weißbier, Braunbier, westfälisches 
Altbier). 

Untergärige Biere gären bei niederer Temperatur, die Gärung 
verläuft daher langsam, und die Hefe setzt sich am Boden des Gär- 
bottichs ab. 

3. Nach der Stärke der Stammwürze unterscheidet man stark 
und schwach eingebraute Biere. 

4. Nach dem Grade der Vergärung unterscheidet man hoch und 
niedrig vergorene Biere: weinige Biere sind alkoholreich und extrakt- 
arm, vollmundige sind extraktreich und alkoholarm. Doppel- 
biere sind stärker als ortsüblich eingebraute, z. B. Bockbiere. 

Zum Bierbrauen darf in Bayern, Württemberg und Baden allgemein 
nur Gerstenmalz, Wasser und Hopfen verwendet werden. Im übrigen Deut- 
schen Reich darf für obergärige Biere auch Rohr-, Rüben-, Stärke- 
oder Invertzucker verwendet werden. Auch andere Malzarten sind 


564 Max Klostermann. 


gestattet, nicht aber solche aus Reis oder Mais. Zu untergärigem Bier 
aber darf in ganz Deutschland nur Gerstenmalz, Hopfen und Wasser ver- 
wendet werden. 

(ut vergorene Biere haben gewöhnlich einen Vergärungsgrad von 
48°/, und mehr. Die Stammwürze beträgt bei untergärigen Bieren 10 bis 
14°/,, bei obergärigen weniger. Der Stickstoffgehalt in Prozenten der 
Stammwürze beträgt 0'4—0°5°/,, der Aschengehalt selten über 0'3°/,. 
Die (resamtsäure entspricht bei untergärigen Bieren selten mehr als 
> cm® Normalalkali für 100 y Bier nach Entfernung der Kohlensäure. 
Werden weniger als 1'2 «m verbraucht, so ist das Bier . vermutlich neu- 
tralisiert worden. 

Der Alkoholgehalt schwankt zwischen 1'5 und 6°/,, der Extrakt- 
gehalt zwischen 2 und 8°/,. 

Konservierungsmittel sind nicht statthaft. Spuren von Borsäure 
aus dem Hopfen und von schwefliger Säure vom Schwefeln der Fässer 
und des Hopfens können im Bier vorkommen. 

Ersatzstoffe für Hopfen dürfen im Bier nicht enthalten sein. 


Chemische Untersuchung. 


1. Wesentliche Bestimmungen: Im einzelnen Falle notwendige Be- 
a) Spezifisches Gewicht und Ex- stimmungen: 
traktgehalt, a) Künstliche Süßstoffe, 


b) Alkohol (zur Berechnung der 5) Glyzerin, 
Stammwürze und des Ver- ec) Schwefelsäure. Kalk und Phos- 


särungserades), phorsäure, 

c) Kohlenhydrate, Rohmaltose, ver- d) Schweflige Säure und schweflig- 
gärbare Stoffe, Dextrin, saure Salze, 

d) Stickstoffhaltige Verbindungen, e) Chlor, 

e) Mineralbestandteile, J) Salızylsäure, 

/) Gesamtsäure, flichtige Säure g) Borsäure und borsaure Salze, 
(und Kohlensäure). h) Flußsäure und ihre Verbin- 

dungen, i 


’) benzoösäure, 

%) Formaldehyd (Formalin). 

!) Hopfenersatzstoffe (Bitterstoffe). 
m) Neutralisationsmittel, 

n) Teerfarbstoffe. 

Vor der Untersuchung ist das Bier von Kohlensäure zu befreien, 
indem man es annähernd auf Zimmertemperatur bringt, einige Zeit in 
halbgefüllten Kolben schüttelt und dreimal filtriert. Die Bestandteile werden 
in Gewichtsprozenten ausgedrückt. 

1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes und des Extrakt- 
zehaltes. 

Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes geschieht in Pyrknometern 
bei 15° oder mit der Westphalschen Wage. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 365 


Der wirkliche Extraktgehalt (Extraktrest) des Bieres kann durch 
Eindampfen von 10—20 cm® Bier und durch Trocknen des Rückstandes 
bei 105° bis zum gleichbleibenden (Gewicht wegen der leichten Zersetz- 
barkeit des Extraktes nur annähernd bestimmt werden. Man kann zwar 
durch Trocknen im Wasserstoffstrom ein genaues Ergebnis erreichen, man 
bestimmt aber den Extraktgehalt gewöhnlich mittelbar folgendermaßen: 

75em® Bier werden in einem Kölbcehen genau gewogen und unter 
Vermeidung starken Kochens bis auf etwa 25 cm? eingedampft. Nach dem 
Erkalten wird das Extrakt mit destilliertem Wasser in das Kölbchen zu- 
rückgespült und wieder auf das ursprüngliche Gewicht gebracht. Von der 
Lösung wird das spezifische Gewicht bestimmt und aus der Extrakttabelle 
von K. Windisch (S. 264) der entsprechende Extraktgehalt entnommen. 
Manche Biere scheiden beim Eindampfen etwas Eiweiß ab: sie dürfen 
trotzdem nicht filtriert werden. Zur Nachprüfung dient die Bestimmung 
des Extraktes aus dem spezifischen Gewicht des Bieres nach Abzug 
des spezifischen Gewichtes des abdestillierten Alkohols (S. 266). 

Bierextrakt soll mit Jodjodkalium (19 Jod und 10 g Jodkalium im 
Liter) sich weder blau (Stärke), noch rötlich (Erythrodextrin) färben. 
Bei dunklen Bieren ist die Jodreaktion schwer zu erkennen, man verfährt 
dann folgendermaßen: 

5 cm3 des ursprünglichen Bieres werden in einem heagenzelas mit 
25 cm® Alkohol gemischt und stark geschüttelt, der Alkohol wird vom’ 
Niederschlag abgegossen, und dieser mit Alkohol nachgewaschen. Dann 
wird durch Eintauchen des hRöhrchens in heißes Wasser der Alkohol 
vollends entfernt und der Rückstand in 5 cm? destilliertem Wasser gelöst. 
Zu dieser Lösung gibt man tropfenweise Jodlösung in geringem Über- 
schuß. Die Reaktion kann auch durch Überschichten mit Jodlösung und 
Beobachten der Berührungszone ausgeführt werden. Letzteres Verfahren 
ist vorzuziehen. 

2. Bestimmung des Alkoholgehaltes (Ermittelung der Stamm- 
würze und des Vergärungsgrades). 

Der Alkohol wird durch Destillation bestimmt. 75cm? Bier 
werden gewogen und destilliert, wobei als Vorlage ein Pyknometer von 
50 cm> Inhalt benutzt‘ wird. Es wird nahezu bis zur Marke des Pvkno- 
meters überdestilliert, bei 15° mit Wasser aufgefüllt und gewogen. Der 
Alkoholgehalt des Destillates ($) in Gewichtsprozenten wird aus der Alkohol- 
tabelle von K. Windisch (s. Abschnitt: Wein) entnommen. Es ergibt sich 
dann der Alkoholgehalt in Prozenten (A) des Bieres aus der verwendeten 
Biermenge (& — Gramm), dem Gewicht des Destillates (D) und dem Alkohol- 
gehalt des Destillates (9): 

N 
A De 
r 

Der Alkoholgehalt läßt sich auch mit einer für viele Zwecke ge- 

nügenden Genauiekeit mittelbar feststellen, wenn die spezifischen Ge- 


366 Max Klostermann. 


wichte des ursprünglichen (s) und des entgeisteten Bieres (S) bekannt 
sind, nach der Formel: x=1+s—. 8. 

Aus dem Extraktgehalt (E) und dem Alkoholgehalt (A) eines Bieres 
kann der ursprüngliche Extraktgehalt der Würze (Stammwürze) 
und der wirkliche Vergärunesgrad berechnet werden. 

Der ursprüngliche Extraktgehalt (e) der Würze ist 

__ 100(E + 20665 A) 
= 700 + 10665 A 

Annähernd erhält man die Stammwürze durch Verdoppelung 
der Alkoholmenge und Hinzufügen des Extraktrestes. Die berechnete 
Stammwürze stimmt aber nur annähernd mit der ursprünglichen überein. 
weil beim Gären und Lagern stets Alkohol verdunstet. 

Der wirkliche Vergärungsgrad ergibt sich nach der Formel: 

E 
== ): 
e 

3. Bestimmung der Kohlenhydrate (Rohmaltose, vergärbare 
Stoffe, Dextrin). 

Der gesamte reduzierende Zucker wird nach der Vorschrift von 
Sosxhlet-Wein im Bier gewichtsanalytisch bestimmt. Das reduzierte Kupfer 
wird nach Weins Tabellen in Maltose umgerechnet (S. 130) und als Roh- 
maltose aufgeführt. Dieser Wert hat nur relative Bedeutung, da im Biere 
mehrere Zuckerarten von verschiedenem Reduktionsvermögen für Kupfer 
enthalten sind, und da sich auch Nichtzucker an der Reduktion beteiligen. 
Zur Ergänzung der Zuckerbestimmung dient der Gärversuch, bei dem 
sämtliche vergärbare Stoffe bestimmt werden. Die Vergärung erfolgt mit 
Hefe vom Typus Frohberg. 

Soll das Dextrin besonders bestimmt werden, so geschieht dies nach 
den allgemeinen Untersuchungsmethoden (vgl. S. 113). 

4. Bestimmung der stickstoffhaltigen Verbindungen. 

Der Gesamtstickstoff wird nach Kjeldahl in 20—50 em Bier be- 
stimmt. Diese werden unter Zusatz von einigen Tropfen konzentrierter 
Schwefelsäure eingedampft, und der. Rückstand wird in üblicher Weise 
aufgeschlossen. Extraktreiche Biere läßt man am besten vorher mit Hefe 
oder Zymase bei 25° vergären. 

Den Stickstoffgehalt rechnet man durch Multiplizieren mit 625 auf 
Stickstoffsubstanz um. 

5. Bestimmung der Mineralbestandteile. 

Sie erfolgt in 25—50 em® Bier nach den allgemeinen Untersuchungs- 
verfahren (S. 152). 

6. Bestimmung der Gesamtsäure, der flüchtigen Säure und 
der Kohlensäure. 

a) Gesamtsäure (ausschließlich Kohlensäure). 100 em® von Kohlen- 
säure befreiten Bieres werden zur Entfernung der letzten Kohlensäure- 
reste in offener Schale eine halbe Stunde lang auf etwa 40° erwärmt und 


V’=100(1—- 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 367 


mit Y/,,-Normalalkalilauge titriert. Durch Tüpfeln auf Azolithminpapier 
oder mit einer roten Phenolphtaleinlösung nach Prior wird der 
Neutralpunkt bestimmt. Die Säuremenge wird in Kubikzentimeter Normal- 
alkalı "für 100g Bier ausgedrückt. Die Phenolphtaleinlösung nach 
Prior wird wie folgt hergestellt: 

Man löst 1 Teil Phenolphtalein in 30 Teilen Weingeist von 90 Vol.-"/,. 
12 Tropfen hiervon werden in 20 cm® ausgekochten Wassers gebracht und 
mit 0:2 cm? !/,-Normalalkalilauge rot gefärbt. Von dieser roten Flüssig- 
keit, welche stets frisch zu bereiten ist, wird ein Tropfen in ein Porzellan- 
näpfchen gebracht und ein Tropfen des titrierten Bieres zugegeben: wenn 
die Phenolphtaleinlösung nicht mehr entfärbt wird), ist der Neutralpunkt 
erreicht. 

b) Flüchtige Säuren. Die flüchtigen Säuren werden in 100 em3 
3ler wie im Wein bestimmt. 

c) Kohlensäure. Die Bestimmung ist nur selten notwendig, da 
ein kohlensäurearmes Bier schon durch den Geschmack erkannt werden 
kann. Sonst bestimmt man sie nach Schwackhöfer. 

bei Flaschenbieren wird die verkorkte Flasche mittelst eines be- 
sonderen Korkbohrers angebohrt, dessen Gewinde in einen Kanal ansläuft. 
welcher mit einem Absorptionsapparat in Verbindung steht. Die Flasche 
wird voll und leer gewogen und so das Gewicht des Inhaltes ermittelt. 

Die Kohlensäure im Faßbier zu ermitteln, verwendet man ein zylin- 
drisches Gefäß von etwa 50cm® Inhalt aus verzinntem Kupfer, welches 
oben zwei Messinghähne trägt, von denen der eine mit einem bis zum 
Boden reichenden Kupferrohr verbunden ist. Durch dieses Rohr wird Bier 
in das Gefäß eingelassen und sobald es gefüllt ist, werden beide Hähne 
geschlossen. Zum Austreiben der Kohlensäure wird das Gefäß im Wasser- 
bad erhitzt: mit Hilfe einer Luftpumpe und eines Rückflußkühlers, der 
den Schaum zurückhalten soll, wird kohlensäurefreie Luft hindurchgesaugt 
und die Kohlensäure durch Kalilauge absorbiert. Man kann zur Probenahme 
auch luftleer gemachte, gewogene Glaskolben verwenden, in die das Bier 
vom Faß durch einen hohlen Bohrer eingelassen wird. 

7. Nachweis künstlicher Süßstoffe (s. $. 356). 

8. Bestimmung des Glyzerins. 

Man versetzt 50 cm? Bier mit 2—3g Ätzkalk, dampft vorsichtig 
bis zum Sirup ein, setzt 10 g Seesand hinzu und bringt die Masse unter 
Umrühren zur Trockene. Der Trockenrückstand wird fein zerrieben, in 
eine Extraktionskapsel gebracht und am kückflußkühler mit starkem 
Alkohol 8 Stunden ausgezogen. Der alkoholische Auszug wird mit 1!/, Raum- 
teilen absoluten Äthers versetzt; nach dem Absetzen wird abgegossen und 
filtriert. Nach Verdunstung des Ätheralkohols wird der Rückstand 1 Stunde 
im Dampftrockenschrank getrocknet und gewogen. In diesem Rohelyzerin 
ist der Zucker- und Aschegehalt zu bestimmen und in Abzug zu bringen. 


') Bayerisches Brauerjournal. S. 387 (1892). 


368 Max Klostermann. 


In den meisten Fällen kann dies vernachlässigt werden, da die Mengen 
sehr gering sind. 

9. Bestimmung der Schwefelsäure, des Kalkes und der 
Phosphorsäure. 

a) Bestimmung der Schwefelsäure. 50 cm® Bier werden mit 
3g Soda und etwas Salpeter eingeäschert und in der salzsauren Lösung 
der Asche wird die Schwefelsäure gewichtsanalytisch bestimmt. 

b) Bestimmung des Kalkes und der Phosphorsäure. Diese 
erfolet nach den allgemeinen Methoden (8. 153). 

10. Bestimmung der schwefligen Säure. 

Die schweflige Säure wird in 200 em® Bier wie im Wein bestimmt. 
(S. dort.) 

11. Bestimmung des Chlors. 

50 cm? Bier werden mit 3 g chlorfreier Soda eingedampft und ver- 
ascht. In der Asche wird das Chlor nach dem allgemeinen Verfahren 
(S. 154) bestimmt. 

12. Nachweis und Bestimmung der Salizylsäure. 

Zum qualitativen Nachweis der Salizylsäure werden 100 cm3 Bier 
mit Schwefelsäure angesäuert und mit Äther-Petroläther ausgeschüttelt. 

Nach einiger Zeit wird die ätherische Lösung abgegossen und der 
Äther in einem Schälchen verdunstet. Beim Ausschütteln entsteht ge- 
wöhnlich eine Emulsion, welche sogar die Abscheidung des Äthers voll- 
ständig verhindern kann. Durch Zusatz von etwas Alkohol läßt sich dann 
eine Trennung der Flüssigkeiten erreichen. Der Äther wird verdunstet und 
der Rückstand nochmals mit Äther-Petroläther (1+1) aufgenommen. Die 
Lösung wird mit Wasser mehrfach ausgewaschen und der Äther schließ- 
lich verdunstet. Der Rückstand wird mit Wasser aufgenommen und ein 
Teil mit Eisenchlorid geprüft. Entsteht eine Reaktion, dann ist ein 
weiterer Teil mit Millons Reagens zu versetzen. Wenn Salizylsäure 
auch nur in geringsten Mengen vorhanden ist, so entsteht eine schöne 
rote Färbung, bleibt dagegen die Reaktion aus, dann ist Salizylsäure nicht 
zugegen, und die Eisenchloridreaktion weist auf die Anwesenheit von Maltol 
hin, falls Karamelfarbmalz'!) verwendet worden ist. 

Zur quantitativen Bestimmung der Salizylsäure darf nur mit 
Äther ausgeschüttelt werden, da nur dieser die Säure vollständig aufnimmt. 

Ein gutes Verfahren, um Salizylsäure quantitativ zu bestimmen, ist 
dasjenige von Fr. Freyer 2), welches darauf beruht, daß Bromwasser die 
Salizylsäure in Tribromphenolbrom umwandelt, welches sich mit Jod- 
kalium unter Abspaltung von Jod umsetzt, dessen Menge titrimetrisch be- 
stimmt werden kann. 

C,H, OHCOOH + 8Br = C,H, Br, OBr + CO, + 4 HBr. 
C,H, Br, OBr +2KJ = (C,H, Br, OK + KBr + 2J. 


') Brand, Zeitschr. f. d. ges. Brauwesen. Bd. 16. S. 303 (1893). 
2, Zeitschr. f. Unters. d. Nahr.- u. Genußm. Bd. 2. S. 898 (1899). 


an 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 369 


Im allgemeinen gibt dies Verfahren nur gute Resultate, wenn die 
Salizylsäure sehr rein ist, was bei der Bestimmung in Nahrungsmitteln 
selten der Fall ist. 

‚besser benutzt man in diesen Fällen die kolorimetrische Bestimmung 
mit Eisenchlorid, wobei aber der Salizylsäuregehalt nicht größer als 2 mg 
sein darf, andernfalls ist entsprechend zu verdünnen oder ein aliquoter Teil 
zu nehmen. Bei stärkerer Konzentration ist der Farbton zu dunkel und 
feinere Unterschiede sind nicht mehr zu erkennen; außerdem ist die Tiefe 
der Färbung nicht mehr proportional der Konzentration. Als Reagens dient 
eine Eisenchloridlösung (ca. 50°/,), welche 1:500 verdünnt wird, von der 
10 cm3 zu 90 cm der fraglichen Salizyllösung zugesetzt werden. 

13. Nachweis von Borsäure. 

Der qualitative Nachweis von Borsäure im Biere entscheidet 
nicht die Frage, ob Borsäure oder Borate zur Frischhaltung zugesetzt 
worden sind, weil nachgewiesen ist!), daß jedes Bier geringe Mengen von 
Borsäure enthält, welche aus dem Hopfen stammen. 

Der qualitative Nachweis von Borsäure erfolet nach der Vor- 
schrift, S. 159. 100 em® Bier werden mit Normalkalilauge alkalisch gemacht, 
eingedampft und in einer Platinschale verascht. Die Asche wird mit Wasser 
ausgezogen und in der Lösung die Borsäure bestimmt. 

Quantitativ wird die Borsäure nach A. Jürgensen?) bestimmt. Bor- 
säure ist eine so schwache Säure, dal sie auf Methylorange gar nicht, auf 
Phenolphtalein nur sehr wenig wirkt. Durch mehrwertige Alkohole wird 
aber der Säurecharakter, und zwar der einbasische deutlich hervorgerufen. 
Von diesen benutzt man jetzt allgemein das Mannit, nicht mehr wie früher 
das Glyzerin. 

Zur Bestimmung wird zunächst das Nahrungsmittel alkalisch gemacht 
und verkohlt, die Kohle wird zerrieben, mit heißem Wasser ausgezogen 
und schließlich völlig weiß gebrannt. Die Asche wird mit Salzsäure auf- 
genommen und auch der wässerige Auszug wird mit Salzsäure angesäuert, 
beide miteinander vereinigt und auf etwa 200 cm3 gebracht. Die Mischung 
wird am Rückflußkühler so lange gekocht, bis alle Kohlensäure entfernt 
ist; nach dem Erkalten wird genau auf 200 cm? aufgefüllt. 50 cm? werden 
mit '/,-Normalkali genau neutralisiert, wobei Phenolphtalein als Indikator 
verwendet wird. Darin fügt man 1-29 Mannit hinzu und titriert wieder 
bis zum Neutralpunkt (Rotfärbung):; setzt man etwas Äthylalkohol zu, so 
ist der Umschlag deutlicher. 

Den Wirkungswert der Natronlauge bestimmt man mit einer wässe- 
rigen Borsäurelösung 2:1000 (kohlensäurefrei!). 50 cm? werden mit 1/jo- 
Normallauge und Phenolphtalein als Indikator bis zur schwachen Rot- 
färbung titriert, dann wird Mannit zugesetzt und wie vorher weitertitriert. 


!) Ebenda. Bd. 15. S. 426 (1892). 
2) Zeitschr. f. angew. Chemie. S.5 (1897); Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. 
Genußm. Bd. 9. S. 641 (1905). 


Abderhalden, Handbuch der biochemisehen Arbeitsmethoden. VII. 24 


>T0 Max Klostermann. 


Hieraus ist der Wirkungswert der Lauge gegen Borsäure bestimmt. Im 
alleemeinen sind die gefundenen Werte nur dann genau, wenn mehr als 
> mg Borsäure vorliegen. 

14. Nachweis und Bestimmung der Flußsäure und ihrer 
Verbindungen. 

Man bedient sich hierzu der auf S. 163 angegebenen Verfahren. 

15. Nachweis von Benzo&@säure. 

500 em® Bier werden mit einem geringen Überschuß von Baryt- 
wasser bis zum Sirup eingedampft, mit 50 9 Seesand oder Gips vermischt 
und eingetrocknet. Der Rückstand wird nach dem Ansäuern mit Schwefel- 
säure, mit Alkohol mehrmals ausgezogen. Der Alkohol wird, nach Zusatz 
von Barytwasser bis zur alkalischen Reaktion, abdestilliert, der Rück- 
stand mit Schwefelsäure angesänert und mit Äther ausgezogen. Im Äther- 
auszug ist die Benzoäsäure enthalten. 

Will man die Benzoösäure aus Flüssigkeiten unmittelbar ausschütteln, 
so säuert man mit Phosphorsäure an. und schüttelt entweder mit Äther 
oder mit gleichen Teilen Petrvläther und Benzol aus. Für quantitative Be- 
stimmungen benutzt man am besten einen Perforierapparat, um sicher 
quantitative Ausbeuten zu erzielen; schneller treibt man die Säure mit 
Wasserdämpfen über, da sie verhältnismäßig leicht flüchtig ist. 

Der qualitative Nachweis erfolgt: 

a) Nach 4A. Röhrig‘) durch Überführung in Benzoösäure-Äthyläther, 
welcher am Geruch erkannt wird, beim Behandeln des Rückstandes mit 
Äthylalkohol und konzentrierter Schwefelsäure in der Wärme. Da aber 
auch andere Geruchsstoffe in Nahrungsmitteln vorkommen, die durch Äther 
ausschüttelbar sind, so ist das Ergebnis oft unsicher. 

b) Mit Ferrichlorid entsteht ein flockiger, milchiger oder gelblicher 
Niederschlag, der sich im Überschuß der Eisenlösung wieder auflöst, bei 
geringen Mengen erscheinen auch nur gelbliche Färbungen, die aber auch 
durch organische Säuren, Milchsäure, Bernsteinsäure hervorgerufen werden. 
Auch diese Prüfung ist daher bei unreinen Ausschüttelungen nicht immer sicher. 

c) Die Reaktion nach Mohler®) in der verbesserten Form von 
v. d. Heide®) liefert dagegen gute Resultate. Es muß aber reine Benzo6- 
säure vorliegen. Zur Reinigung wird der Ätherrückstand wieder in Äther 
gelöst und die Benzo6säure durch Wasser ausgeschüttelt, dem einige Kubik- 
zentimeter Normalkalilauge zugesetzt worden sind. Diese Lösung bringt 
man in Schälehen, erwärmt auf dem Wasserbad und setzt soviel von einer 
5°/,igen Permanganatlösung zu, bis die Lösung einige Minuten rotgefärbt 
bleibt (Zimtsäure wird in Benzoösäure überführt). Darauf versetzt man 
mit schwefliger Säure zur Zerstörung des überschüssigen Permanganates 
und säuert mit Schwefelsäure an bis aller Braunstein gelöst ist. Nun wird 


') Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 15. S. 29 (1908). 
®) Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 36. S. 202 (1897). 
3) Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 19. S. 141 (1910). 


f 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 37] 


wieder mit Äther ausgeschüttelt und in einem Reagenzglase zur Trockene 
verdampft. Zum Rückstand gibt man 5 bis höchstens 10 Tropfen konzen- 
trierte Schwefelsäure und eine Messerspitze voll Kaliumnitrat. Dann erhitzt 
man das Gemisch 20 Minuten im Wasserbad und läßt erkalten. Man fügt 
nun 1cm® Wasser und Ammoniak im Überschuß hinzu, wobei sich durch 
Dinitrobenzo@säure die Lösung schön gelb färbt. Man kocht nun die 
Lösung auf, um etwa gebildetes Ammoniumnitrit zu zerstören und kühlt 
ab. Läßt man auf die Oberfläche einen Tropfen Schwefelammonium fließen, 
so entsteht ein stärkerer oder schwächerer rotbrauner Ring. Beim Schütteln 
färbt sich die ganze Flüssigkeit. Erwärmt man die Flüssigkeit, so mul sie 
sich sofort aufhellen und eine grünlich-gelbe Färbung annehmen. 

d) Wohl am empfindlichsten ist die Reaktion nach K. Fischer und 
OÖ. Grunert, welche die Benzoösäure durch Schmelzen mit Kalihydrat in 
Salizylsäure überführen. Es ist hierbei nach Polenske!) aber besonders auf 
die Schmelztemperatur zu achten, da bei höherer Temperatur die Reaktion 
auch bei größeren Mengen versagt. Der Ätherrückstand wird zunächst 
wieder mit Kaliumpermanganat, wie unter c) angegeben wurde, gereinigt 
und in einen Silbertiegel gebracht, welcher 24 Kalihydrat enthält. 21/, em? 
vom Boden entfernt, befindet sich eine 3 cm hohe Flamme eines Bunsen- 
brenners, so daß die Flammenspitze den Boden gerade bedeckt. Nach 
1/,—!/, Minute ist das Kali geschmolzen, und man erhitzt im ganzen 
3 Minuten. Der Tiegelinhalt wird nach dem Erkalten neutralisiert und 
auf Salizylsäure geprüft. 

Die quantitative Bestimmung der Benzo@säure erfolgt nach Po- 
lenske?), indem man zunächst die Benzo&säure isoliert und mit Kaliumper- 
manganat reinigt, wie vorher angegeben worden ist. Den Rückstand bringt 
man in ein Reagenzelas und überschichtet ihn mit Seesand, bringt darüber 
ein rundes Blättchen Filtrierpapier, welches an den Wandungen gut anliegt. 
Das Reagenzelas hängt man 4 cm tief in ein Ölbad ein und az 4 Stunden 
auf 180—190°. Dann schneidet man den oberen Teil des Reagenzglases 
ab, spült das Sublimat mit Alkohol in ein Becherglas nd titriert mit 
!/,.-Normalkalilauge unter Zusatz von Phenolphtalein als Indikator. 1 cm? 
1/ o-KOH = 00122 9 Benzoesäure. 

Nach Genersich® >, kann man die Benzoösäure durch Ausschütteln mit 
Benzol so rein erhalten, daß man die Benzollösung ohne weiteres mit 
!/,„-Normalkalilauge und Phenolphtalein als Indikator titrieren kann. 

16. Nachweis von Formaldehyd (Formalin). 

Auf Formaldehyd prüft man nach dem auf S. 160 angegebenen Ver- 
fahren. 

17. Nachweis von Hopfenersatzstoffen (Bitterstoffen). 

Man prüft zum Nachweis von Alkaloiden nach dem bekannten Ver- 
fahren von Dragendorff. 

1!) Arb. a. d. kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 38. S. 153 (1912). 


2) Arb.a.d. kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 38. S. 153 (1912). 
3) Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 16. S. 225 (1908). 


24* 


372 Max Klostermann. 


Nach den bisherigen Erfahrungen wird diese Prüfung nur selten Er- 
folge haben, da Hopfen wegen seiner besonderen Eigenschaften durch keinen 
anderen Stoff zu ersetzen ist. Es ist auch zu beachten, dal) der Hopfen- 
auszug ebenfalls Alkaloidreaktion gibt: aus diesem Grunde ist stets ein 
Vergleichsversuch mit reinem Bier anzustellen, falls die Prüfung auf Al- 
kaloide positiv ausgefallen ist. 

18. Nachweis von Neutralisationsmitteln. 

Diese sind nur schwer an der Zunahme der Aschenmenge zu er- 
kennen, und alle bisherigen Verfahren liefern bei den geringen’ Mengen, 
welche zugesetzt werden, ungenaue Ergebnisse. Das umständliche Verfahren 
von Späth‘) ist einigermaßen brauchbar: 

500 em® Bier werden mit. 100 em? 10°/,igem Ammoniak versetzt, 
4-5 Stunden stehen gelassen und dann filtriert. Zweimal je 60 cm® 
des Filtrates werden eingedampft und verascht; in der Asche wird die 
Phosphorsäure nach dem Molybdänverfahren bestimmt und als 
primäres Phosphat umgerechnet. Ferner werden 250 em® des Filtrates 
mit 25 cm® Bleiessig gemischt, geschüttelt und nach 6stündigem Ab- 
sitzen filtriert. 175 em? des Filtrates säuert man mit Essigsäure an und 
fällt mit Schwefelwasserstoff das Blei. Nachdem der Niederschlag abfiltriert 
und der Schwefelwasserstoff durch Einleiten von Luft ganz entfernt 
worden ist, werden 150 cm: des Filtrates eingedampft und verascht. Die 
Asche wird in Wasser gelöst, mit einer bestimmten Menge !/,,-Normal- 
Schwefelsäure versetzt und der Überschuß mit !/,.-Normal-Kalilauge 
unter Verwendung von Phenolphtalein als Indikator zurücktitriert. 
Ist der Verbrauch an !/,.-Normalsäure für die Bierasche größer als der 
gefundenen Phosphorsäure entspricht. so weist dies auf Neutralisations- 
mittel hin. (Siehe auch S. 155.) 

0:01 q PO, = 00191 9KH, PO, = 14 em !/,0-SO, und 1 cm# 1/,0-SO; 
—= 0'00837 g NaHCO,. 

19. Nachweis von Teerfarbstoffen. 

Der Nachweis von Teerfarbstoffen erfolgt in ähnlicher Weise wie 
bei Fleisch (S. 164). 

20. Nachweis von Eosin in Bier und Würze. 

1 ! Bier oder Würze wird in einer Porzellanschale nach Zusatz von 
10 cm: Ammoniak auf dem Wasserbade zur Sirupdicke eingedampft. Zu 
dem Rückstande werden einige Tropfen Ammoniak und unter bestän- 
digem Rühren 50—100 cm® Alkohol gegeben, bis sich die Extraktstoffe 
zusammengeballt haben und an den Schalenwandungen und dem Pistill fest 
haften. Dann bringt man die alkoholische Lösung in einen Schüttelzylinder 
und behandelt den Rückstand mit neuen Mengen Alkohol, bis die ver- 
einigten Auszüge 500 cm? betragen. Nach kräftigem Durchschütteln läßt 
man den Zylinder stehen, bis sich die flockigen Abscheidungen am Glase 
abgesetzt haben und die Flüssigkeit fast klar geworden ist. Hierauf wird 


1) Zeitschr. f. angew. Chem. S. 4 (1898). 


— 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 373 


die alkoholische Lösung filtriert und auf dem Wasserbad auf etwa 20 cm? 
eingeengt. 
Diese Lösung wird nach S.225 weiter behandelt und beurteilt. 
"Bestehen über die Fluoreszenz Zweifel, so ist die Prüfung mit grö- 
beren Mengen — bis zu 57 — zu wiederholen. 


Kaffee und Kaffee-Ersatzstoffe. 


Kaffee ist der von der Fruchtschale und meistens auch von der 
Samenschale befreite Samen gewisser Arten der Gattung „Coffea“. Die 
meisten Kaffees stammen von Coffea arabica und Coffea liberica. 

Kaffee wird bei uns nur in geröstetem Zustande verwendet, das 
Rösten verändert namentlich den Rohrzucker, welcher karamelisiert 
wird, außerdem wird die Kaffeegerbsäure und die Rohfaser verändert 
und das Koffein zum Teil verflüchtigt. 

H. Jäckle‘) fand, dab sich beim Rösten folgende Stoffe verflüch- 
tigen: Azeton, Furfurol, Ammoniak, Koffein, Trimethylamin, Ameisensäure, 
Essigsäure und Resorzin. 

Auf Grund zahlreicher Untersuchungen hat der rohe und geröstete 
Kaffee folgende mittlere Zusammensetzung: 


| 
| | Fett und Öl | 
! Wasser | Proteinstoffe|) Koffein (Äther- Rohrzucker 
Imakattees || er N in SEINE er 
Beorwvorz ©, tb e 
Roh . „|| Lese or nme ar 1200 |, 2200 
(reröstet . 1:79: 91m I | 128 | 1410 | 125 
| | | 
| Stickstoff- | 
| ı Gerbsäure |freie Extrakt-- Rohfaser | Asche 
| Art des Kaffees N | stoffe | | | 
| j | 10 a a: | 
mlohL.. u... ..0..0%, | 650 | 1835 2650 | 410 | 


I Serösiet Re - | 475 | 3280 26°69 475 


1. Prüfung auf künstliche Färbunse. 
Zum Färben von Kaffee werden nach vo. Raumer?) hauptsächlich zum 
Gelbfärben Bleichromat, Mennige, Ocker, ferner Graphit, Kohle, 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 1. S.457 (1898). 
2) Forschungsberichte über Lebensmittel. S. 333 (1896). 


374 Max Klostermann. 


Talk, Indigo. Smalte, Berlinerblau und zum Grünfärben Chrom- 
oxyd verwendet. 

Zur Untersuchung werden die Bohnen mit einem Sieb abgerieben 
und auf Mineralfarben nach dem allgemeinen Gang der Analyse geprüft: 
die übrigen Farben werden am besten mikroskopisch nachgewiesen. 

2. Prüfung auf Überzugmittel (Fett, Paraffin, Vaselin, 
Glvzerin, Schellack). 

Zum Nachweis der Fette werden 100—200 g Kaffee mit Petrol- 
äther einige Minuten ausgezogen. Man läßt den Äther verdunsten und 
kocht den Rückstand mit heißem Wasser aus, schüttelt nochmals mit 
Petroläther aus und läßt die Ätherlösung abermals verdunsten. Die Art des 
Fettes wird durch Bestimmung der Refraktion und der Verseifungs- 
zahl ermittelt. 

Glyzerin wird im kalten, wässerigen Auszuge ermittelt, den man 
nach dem bei Wein angegebenen Verfahren auf Glyzerin prüfen kann. 

Schellackhaltige Überzugstoffe müssen mit Alkohol abgewaschen 
werden. 

3. Bestimmung der abwaschbaren Stoffe (Zucker, Dextrin). 

Nach Hilger‘) verfährt man in folgender Weise: 

20 g unverletzte Kaffeebohnen werden in einem Erlenmeyerschen 
Kolben dreimal mit je 50 em Weingeist von 50 Vol.-°/, ausgezogen und 
zwar in der Weise, daß anfangs 1 Minute geschüttelt wird und die Bohnen 
dann noch '/, Stunde mit dem Spiritus in Berührung bleiben. Die voll- 
kommen klar filtrierten Auszüge werden vereinigt und auf 250 cm? aufgefüllt. 
In 50 em? dieses Auszuges werden, wie bei der Untersuchung des Weines, 
Extrakt und Asche bestimmt, welche abgezogen wird. Ein Teil des alko- 
holischen Auszuges kann auch zur Zuckerbestimmung verwendet werden. 

4. Bestimmung der Extraktausbeute. 

10 g gemahlenen Kaffees werden in einem Becherglase mit 200 g. 
Wasser übergossen und das Gesamtgewicht wird nach Zugabe eines Glasstabes 
ermittelt. Unter Umrühren erhitzt man zum Kochen und läßt 5 Minuten 
leicht kochen. Nach dem Erkalten füllt man auf das ursprüngliche Gewicht 
auf, mischt gut durch und filtriert. 25—50 cm? des Filtrates werden auf dem 
Wasserbade verdampft: der Rückstand wird nach dreistündigem Trocknen 
im Wassertrockenschrank gewogen und auf 100 9 Kaffee umgerechnet. 

5. Bestimmung des Gesamtstickstoffes. 

1—2 y Kaffee werden nach dem Verfahren von Kjeldahl verbramnt. 
(Siehe allgemeine Untersuchungsmethoden, S. 105.) 

6. Bestimmung des Koffeins. 

a) Nach Juckenack und Hilger.) 

20 g feingemahlenen Kaffees werden mit 900 g Wasser aufgeweicht 
und dann unter Ersatz des verdampfenden Wassers vollständig ausge- 


', Zeitschr. f. anal. Chem. Bd. 36. S. 226 (1897). 
?2) Forschungsberichte über Lebensmittel. Bd.4. S. 151 (1897). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 375 


kocht, wozu bei Rohkaffee 53 Stunden, bei geröstetem Kaffee 1'/, Stunden 
erforderlich sind. 

Man läßt dann auf 60-—-80° erkalten, setzt 75 g einer Lösung von 
basischem Aluminiumazetat (7’5--8°/,) und während des Umrührens 
allmählich 1'9 g Natriumkarbonat hinzu, kocht nochmals etwa 5 Minuten 
und bringt das Gesamtgewicht nach dem Erkalten auf 1020 g. Nach dem 
Filtrieren werden 750 g des völlig klaren Filtrates, entsprechend 15g Sub- 
stanz, mit 10 9 frisch gefälltem Aluminiamhydroxyd und etwas Filtrier- 
papierbrei unter zeitweiligem .Umrühren im Wasserbade eingedampft: der 
tückstand wird im Wassertrockenschrank völlig ausgetrocknet und im 
Sosxhletschen Extraktionaspparat 8-10 Stunden mit reinem Tetrachlor- 
kohlenstoff ausgezogen. Als Siedegefäß dient zweckmäßig ein Schottscher 
Rundkolben von etwa 250 em® Inhalt, der auf einer Asbestplatte erhitzt 
wird. Der Tetrachlorkohlenstoff bleibt völlig farblos und wird schließ- 
lich abdestilliert, worauf das zurückbleibende weiße Koffein im Wasser- 
trockenschrank getrocknet und gewogen wird. Die Zahlen sind in der Regel 
ohne weiteres verwendbar, doch kann die Bestimmung noch durch eine 
Stickstoffbestimmung kontrolliert werden. 

b) Verfahren von A. Forster und R. Riechelmann.!) 

20 g gemahlenen Kaffees werden 4mal mit Wasser ausgekocht und 
die Gesamtmenge wird auf 1000 em? gebracht. Nach dem Filtrieren werden 
600 em? des Filtrates in einem Extraktionsapparat, der in der angegebenen 
Abhandlung abgebildet ist, mit Natronlauge bis zur alkalischen Reaktion 
versetzt und 10 Stunden mit Chloroform ausgezogen. 

Der Chloroformauszug wird in einen Kjeldahl-Kolben gebracht, das 
Lösungsmittel abdestilliert und eine Stickstoffbestimmung nach 
Kjeldahl ausgeführt. Aus dem Stickstoffgehalt wird durch Multiplizieren 
mit 3464 das Koffein (wasserfrei) berechnet. (Der nach diesem Verfahren 
bestimmte Koffeingehalt wird etwas zu hoch gefunden, da im Kaffee außer 
Koffein noch kleine Mengen von Theophyllin enthalten sind.) 

c) K. Lendrich und E. Nottbohm?) geben das folgende zurzeit beste 
Verfahren an, welches mit dem von J. Katz) kombiniert ist. 

20 9 auf 1 mm Korngröße gesiebten, rohen oder gerösteten Kaffees 
werden mit 10 cm3.Wasser gut durchgemischt und 2 Stunden stehen ge- 
lassen, wobei man von Zeit zu Zeit wieder umrührt. Hierauf wird das 
feuchte Pulver in eine Extraktionshülse gebracht und 3 Stunden mit Tetra- 
chlorkohlenstoff auf direkter Flamme ausgezogen. 

Der Auszug wird mit 1 Paraffin versetzt und der Tetrachlorkohlen- 
stoff vollkommen abdestilliert; der Rückstand wird viermal mit kochend 
heihem Wasser ausgezogen. und zwar zuerst mit 50cm, dann dreimal 


1) Zeitschr. f. öffentl. Chem. S. 131 (1897). 

>) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 17: S. 249 u. Bd. 18. 
S. 299 (1909). 

3) Arch. d. Pharm. S. 42 (1904). 


376 Max Klostermann. 


mit 25 em°®. Die abgekühlten Auszüge werden durch ein angefeuchtetes 
Filter gegeben und dieses mit heiliem Wasser nachgewaschen. 

Nach dem Abkühlen werden 10 bis 30 cm® einer 1°/,igen Perman- 
ganatlösung zugesetzt, und man läßt '/, Stunde einwirken. Das Mangan wird 
durch Zusatz einer 3° ,igen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd, die in 100 em® 
l cm’ Eisessig enthält, als Superoxyd abgeschieden, und das Granze wird 
'/, Stunde auf dem Wasserbade erwärmt, heil) filtriert und der Rückstand 
heiß ausgewaschen. Darauf wird in einer Glasschale zur Trockene ver- 
dampft, der Rückstand bei 100° getrocknet, mit heilem Chloroform auf- 
genommen und filtriert. Nach dem Verdunsten des Chloroforms wird das 
Koffein getrocknet und gewogen. 

1. Bestimmung des Fettes. 

109g gemahlenen Kaffees werden 2 Stunden im Wassertrockenschrank 
eetrocknet und im Extraktionsapparat mit Petroläther bis zur voll- 
kommenen Erschöpfung ausgezogen. Der Auszug wird verdunstet, der Rück- 
stand mit warmem Wasser geschüttelt, nochmals mit Petroläther auf- 
genommen und filtriert. Das Filtrat wird eingetrocknet und gewogen. (Das 
Ausziehen mit Äther, Petroläther und Benzin gibt verschiedene Zahlen.) 

8. Bestimmung des Zuckers. 

5g gemahlenen Zuckers werden im Extraktionsapparat mit Petrol- 
äther entfettet und mit 90--95°/,igem Weingeist ausgezogen. Der 
alkoholische Auszug wird eingedunstet, der Rückstand mit Wasser 
aufgenommen, nochmals mit Petroläther ausgeschüttelt und durch Bleiessig 
geklärt. Das Blei wird mit Natriumsulfat entfernt und der Zucker vor und 
nach der Inversion bestimmt. 

9. Bestimmung des in Wasser löslichen Anteils. 

Die Bestimmung wird nach Trillich!) ausgeführt. 10 g der Trocken- 
masse werden in einem 350 em3 fassenden Becherglase mit 200 em? Wasser 
übergossen und mit einem Glasstabe gewogen. Zur Vermeidung des Über- 
schäumens wird unter Umrühren zum Kochen erhitzt und 5 Minuten ge- 
kocht. Nach dem Erkalten wird mit destilliertem Wasser auf das ursprüng- 
liche Gewicht aufgefüllt, gut durchgemischt und filtriert. 25—50 em® des 
Filtrates werden auf dem Wasserbade eingedampft und im Wassertrocken- 
schranke bis zum bleibenden (rewichte getrocknet. 


Tee. 


Tee besteht aus den getrockneten Blattknospen und Blättern des 
Teestrauches (Thea chinenses) und seiner verschiedenen Spielarten. Die 
Blattknospe führt wegen ihrer silberglänzenden Behaarung den Namen 
Pecco. Man unterscheidet grünen und schwarzen Tee. 

Der Tee ist grün, wenn die Blätter sofort nach dem Pflücken an 
der Sonne getrocknet und über Feuer schwach geröstet werden. Er wird 


') Forsehungsber. f. Lebensmittel. S. 413 (1894). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 377 
schwarz, wenn die gepflückten Blätter 1—2 Tage lang welken und dann 
gerollt werden. Die noch feuchten Blätter werden dann in Schichten auf- 
gehäuft, wodurch ein Gärungsvorgang ausgelöst wird, der die Blätter 
schwarz färbt und den Gehalt an Gerbstoff herabsetzt. Nach beendeter Gärung 
wird die Ware getrocknet. 

Die Teeblätter enthalten: 

Wasser, Koffein, Theophyllin (eine dem Theobromin isomere 
Base), Spuren von Xanthin, Proteinstoffe, ätherisches Öl, Fett. 
Chlorophyll, Wachs, Gummi, Dextrine. Gerbsäure, Rohfaser, ferner 
stickstofffreie, nicht näher anzugebende organische Stoffe und Mineralstoffe. 

Der Gehalt an Koffein- und Proteinstoffen nimmt mit dem Alter 
der Blätter ab, der (Gehalt an Tannin und Rohfaser dagegen zu; ebenso 
auch das Ätherextrakt, welches vorwiegend aus Koffein, Wachs und Gerb- 
stoff besteht. Am Ende des Wachstums besteht nahezu die Hälfte des Ex- 
traktes aus (Gerbstoff. 

Die Stickstoffsubstanz besteht zum größten Teil (70—80°/,) aus 
Proteinstoffen,. Koffein (16 —18°/,) und Amidoverbindungen (etwa 3—4°/,)- 

Teeblätter besitzen etwa die folgende Zusammensetzung: 


Wasser „2° 9 RE OB 
Dtickstoff st: mE PR IEnu 
Koffein." 777 Or 2 In 
Atherisches 107 VIrrnpgRE N E00 505 
Fett, Chloraphyli; Wachs 7717 7775,13 155% 
Gummi; "Dexteine? FE A929 737 3.:205— 10%, 
Gerbstoft Yu PRABRZ ET ENTER A526; 
Rohfaser 1. Para Rn 7009 9:9 155705 
Asche 2 NOV RN. 38 ao 
Wasserlösliche Bestandteile. . . . . 24400), 


1. Bestimmung des Wassers. 

Erfolgt durch Trocknen bei 100°. 

2. Bestimmung der Asche. 

Sie erfolgt in der üblichen Weise, wie unter den allgemeinen Unter- 
suchungsmethoden, S. 152, angegeben worden ist. 

3. Bestimmung des Koffeins. 

Zum qualitativen Nachweis von Koffein wird nach XNestler !) etwas 
Tee zwischen den Fingern verrieben und zwischen zwei Uhreläsern über 
eanz kleiner Flamme erwärmt. Kühlt man dann die Außenfläche des oberen 
Uhrelases durch Aufbringung eines Tröpfehen kalten Wassers oder eines 
Stückchen Eis ab, so setzen sich an der Innenseite feine Nadeln von 
Koffein ab. 

Zur Erkennung wird das Sublimat mit Chlorwasser übergossen und 
auf dem Wasserbade langsam bis zur Trockene eingedampft. Deckt 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. S. 289 (1901); S. 245 (1902); 
S. 408 (1903). 


“> 


378 Max Klostermann. 


man nun ein Uhrglas darüber, welches mit einem Tropfen Ammoniak befeuchtet 
worden ist, so färbt sich der Rückstand rotviolett (Amalinsäurereaktion). 

Zur quantitativen Bestimmung dienen folgende Verfahren: 

a) Verfahren von Juckenack und Hilger. 

20 g fein zerriebenen Tees werden mit 900g Wasser bei Zimmer- 
temperatur in einem gewogenen Becherglase einige Stunden aufgeweicht 
und dann vollständig ausgekocht. Die weitere Bestimmung erfolgt, wie unter 
Kaffee, S. 374 angegeben worden ist. 

b) Verfahren von Forster und Riechelmann. Diese Bestimmung ist 
dieselbe wie diejenige, welche unter Kaffee, S. 375 angegeben worden ist. 

c) Verfahren von K. Lendrich und E. Nottbohm (siehe Kaffee, S. 375). 

4. Bestimmung des wässerigen Extraktes (nach Krauch }). 

20 9 Tee werden auf dem siedenden Wasserbade '/, Tag lang mit 
400 cm? Wasser ausgezogen. Die Masse wird auf ein gewogenes Filter ge- 
bracht und so lange mit Wasser ausgewaschen, bis das Filtrat 1 / 
beträgt. Der Filterrückstand wird bei 100° getrocknet und hieraus die 
Extraktmenge, unter Berücksichtigung des Wassergehaltes des ursprüng- 
lichen Tees, berechnet. 

9. Bestimmung des Gerbstoffes. 

Sie erfolgt nach dem Verfahren von Eder ?): 29 Tee werden dreimal mit 
je 100 cm3 Wasser 1/,—!/, Stunde ausgekocht. Die heiß filtrierten Auszüge 
werden mit 20-30 em? einer 3—4°/,igen Lösung von kristallisiertem Kupfer- 
azetat versetzt, der entstehende Niederschlag wird auf einem Filter gesammelt 
und mit heißem Wasser ausgewaschen (das Filtrat mul) grün gefärbt sein). 

Der Niederschlag wird getrocknet, geglüht und entweder nach dem 
Befeuchten mit Salpetersäure durch abermaliges Glühen in Kupferoxyd 
oder durch Glühen mit Schwefel im Wasserstoffstrome in Kupfersulfür ver- 
wandelt. 1g Kupferoxyd entspricht 1'3061 Gerbstoff. Das Verfahren ist 
nur ein annäherndes, es genügt aber für praktische Zwecke. 

6. Prüfung auf künstliche Färbung. 

Zum Auffärben von Tee dienen ähnliche Färbemittel, wie beim Kaffee - 
angegeben worden sind ; außerdem werden noch Kampecheholz, Kurkuma. 
Katechu u.a. angewendet: deshalb kann ein allgemeiner Gang für die 
Bestimmung nicht angegeben werden. 

Kampecheholz und Katechu können nach Eder (l. ce.) folgender- 
malen nachgewiesen werden: 29 Tee werden mit Wasser aufgekocht, das 
Filtrat wird mit 3 cm? Bleiazetatlösung und nach dem Filtrieren mit Silber- 
nitrat versetzt. Bei Gegenwart von Katechu entsteht ein gelbbrauner, 
flockiger Niederschlag, während reiner Tee nur eine schwachbraune Färbung 
gibt. Wird Tee mit Wasser aufgeweicht. so löst sich ein Teil des Kam- 
pechefarbstoffes schon in der Kälte und wird durch sein Verhalten 
gegen Kaliumchromat erkannt. womit sich der Farbstoff schwärzlieh-blau färbt. 

!‘) Ber. d. deutsch. chem. Ges. Bd. 11. S. 277 (1878). 
*) Zeitschr. f. anal. Chemie. S. 106 (1880). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


1] 


9 


Kakao und Schokolade. 


Die Kakaobohnen sind die Samen des Kakaobaumes (Theobroma 
Uacao); sie liegen in einer gurkenähnlichen 10—15 em langen, 5—7 em 
dieken Frucht zu etwa 25 beisammen, in einem rötlichgelben Fruchtmus 
eingebettet. Die Samen werden entweder sofort an der Sonne getrocknet 
oder vorher in Haufen einer Gärung unterworfen und dann erst getrocknet. 
Durch dieses „Rotten“ erhält der Kakao einen milden aromatischen Ge- 
schmack. Die Kakaobohne enthält Theobromin, Koffein, Fett, Protein- 
stoffe, Stärke, Gerbstoff. Farbstoff, Mineralbestandteile. 

Die Kakaobohnen besitzen folgende durchschnittliche Zusammen- 
setzung: 


Unge- . e 
Rohe, un- 1 Geschälte Verknetete 
ERE RE schälte ge- { SR 
eeschälte = sebrannte Kakao- 
Bohnen brannte Bohnen bolnenmasse 
Bohnen #3 


Br2orzaenanze 
BMasser =... 022.3,900603 679 558 4:16 
Stickstoffsubstanz (in- 
klusive Theobromin) .. 1419 1413 14:13 1397 


Theobromin + Koffein. 149 158 155 1:56 
Beibrier- ea’ el AesenlennnT 46:19 50:09 53:03 
Dlarke:)\:u2.:.00 3211 8965:85 6.06 877 9:02 
Sonstige stickstofffreie 

Exxtrakte ::.. , Susan 18:07 1391 12:79 
ichfaser; m... at ES 463 3:93 340 
Asehe..- ... 2 Sur ner 3:87 345 346 


Zur Bereitung von Kakao werden die gerösteten Bohnen nach dem 
Entfernen der Keime und Schalen bei 70—80° gemahlen. Entölter Kakao 
ist solcher, welcher durch Auspressen von einem größeren oder geringeren 
Teil des Fettes befreit worden ist. Zum Aufschließen wird der Kakao mit 
Alkalien bei höherer Temperatur oft auch unter Druck behandelt: hier- 
durch wird erreicht, daß sich die unlöslichen Bestandteile beim Über- 
ejeßen mit kochendem Wasser nicht so schnell zu Boden setzen. 

Schokolade ist eine Mischung von Kakaomasse, Zucker und 
Gewürzen; besonders fettreiche Schokoladen erhalten auch einen Zusatz 
von Kakaobutter. 

Die chemische Untersuchung erfolgt teils nach der Anleitung des 
(Gesetzes vom 22. April 1892, teils nach anderen Verfahren, welche be- 
sonders bei eingehenderen Untersuchungen in Frage kommen. 

1. Bestimmung des Wassers. 

5 g der fein gepulverten Probe werden mit 20 g ausgeglühtem Seesande 
gemischt und bei 100— 105° C getrocknet, bis keine Gewichtsabnahme mehr 
erfolgt. Der Gewichtsverlust wird als Wasser in Rechnung gesetzt. 


380 Max Klostermann. 


2. Bestimmung der Gesamtasche und Bestimmung ihrer 
Alkalität. 

5 g der Probe werden in einer ausgeglühten und gewogenen Platin- 
schale über einer mäßig starken Flamme verkohlt. Die Kohle wird mit 
heißem Wasser ausgelaugt, das Ganze durch ein möglichst aschefreies 
Filter oder ein solches von bekanntem Aschengehalt in ein kleines Becher- 
olas filtriert und mit möglichst wenig Wasser nachgewaschen. Das Filter 
mit dem Rückstande wird alsdann in der Platinschale getrocknet und voll- 
ständig verascht, bis keine Kohle mehr sichtbar ist. Zu diesem Rückstande 
eibt man nach dem Erkalten der Schale das erste Filtrat hinzu, dampft 
auf dem Wasserbad unter Zusatz von kohlensäurehaltigem Wasser ein, setzt 
eegen Ende des Eindampfens nochmals mit Kohlensäure gesättigtes Wasser 
hinzu, dampft vollends zur Trockne, erhitzt bis zur Rotglut und wägt nach 
dem Erkalten. Die Asche wird darauf mit 100 cm: heißem Wasser aus- 
gezogen und in dem filtrierten Auszuge die Alkalität durch Titrieren mit 
!/,.-Normalsäure ermittelt. 

3. Bestimmung des Zuckers und Nachweis des Stärke- 
zuckers. 

Man fenchtet je das halbe Normalgewicht der auf einem Reibeisen 
zerkleinerten Probe in einem 100- und 200 em®-Kölbehen mit etwas Alkohol 
an und übergießt das Gemisch mit 75 cm® kaltem Wasser. Das Ganze bleibt 
unter öfterem Umschwenken ungefähr ®/, Stunden bei Zimmerwärme stehen. 
Alsdann füllt man genau zur Marke auf, schüttelt nochmals durch und 
filtriert. Die) klaren ;Filtrate werden im 200 mm-Rohre polarisiert. Be- 
deutet x die Raummenge der unlöslichen Anteile, a die Polarisation der 
Lösung im 100 em3-Kölbehen, b diejenige im 200 em®-Kölbchen, so ist 

Sl) 
a—b 
und die tatsächliche Polarisation.des halben Normalgewichtes Schokolade für 
100 em® Lösung: 


a ee 
100 
Nach R. Woy!) wird die Bestimmung folgendermaßen ausgeführt: 

Je 13024g, das halbe Normalgewicht geraspelter Schokolade, werden in 
einem 100 em® und einem 200 cem®-Kölbehen mit Alkohol befeuchtet, mit 
heißem Wasser (bei stärkehaltiger Schokolade nicht über 50° C) übergossen. 
kräftige geschüttelt und mit 4 cm? Bleiessig versetzt. Nach dem Abkühlen 
wird bis zur Marke aufgefüllt, geschüttelt und filtriert. Die Filtrate werden 
im 200 mm-Rohr polarisiert. Berechnung: 

a — Polarisation des Filtrates aus dem 100 em®-Kölbchen 

= e > N 5 a RUE R 

x — Volumen des unlöslichen Teiles + Bleiessigniederschlag (x ist 

selbstverständlich für beide Kölbchen gleich). 


'), Zeitschr. f. öffentl. Chemie. S. 224 (1898). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 38] 


Die im halben Normalgewicht enthaltene Zuckermenge ist im 100 em3- 
Kölbehen gelöst in (100 —x) Kubikzentimeter, im 200 em®-Kölbehen in 
(200 — x) Kubikzentimeter. Zu vollen 100 cm# gelöst ‚würde erstere Flüssigkeit 


a(100 — x) b (200 — x) 
4 Aatz ” ı] N alls zZ r a > 21773 'eDrat DER en 
100 und letztere, ebenfalls zu vollen 200 em3 gebracht, >00 


polarisieren oder auf 100 cm3 berechnet = - 


Beide Polarisationen müssen gleich sein, also a (100 — x) = b (200 — x). 

Es sei die Polarisation der Flüssigkeit des 100 cm3-Kölbehens = 26°9° 
und des 200 em3-Kölbehens = 13°0°. Dann ist 26°9 (100 — x) = 13°0 (200 —.x). 
oder 2690 — 26:9 x = 2600 — 13x, oder x = 6'47 em®. Das ist das Volumen 
des im Wasser unlöslichen Teiles. Man hat daher mit einem Flüssigkeits- 
volumen von 100 — 647 = 9353 em? gearbeitet und dieses polarisiert 

9353 x 26°9 
100 

Die Schokolade enthielt daher 50'32°/, Zucker. 

Zur Prüfung auf Stärkezucker versetzt man einen wässerigen Aus- 
zug mit der 3fachen Menge 96°/,igen Alkohols. 

Quantitativ wird der Gehalt an Stärkezucker durch Polarisation des 
invertierten Auszuges bestimmt (siehe S. 246). 

4. Bestimmung und Prüfung des Fettes. 

5—10g der wasserfreien Probe werden mit der 4fachen Menge See- 
sand innig verrieben, in eine doppelte Hülse von Filtrierpapier gebracht 
und im Sochletschen Extraktionsapparate bis zur Erschöpfung, mindestens 
10—12 Stunden lang, mit Äther ausgezogen. Darauf wird der Äther ab- 
destilliert, der Rückstand eine Stunde im Wasserdampftrockenschranke ge- 
trocknet und nach dem Erkalten gewogen. 

Für annähernde Bestimmungen genügt das Verfahren von A. Kirschner 
(Zeitschr. £. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel, Bd. 11, S. 450 [1906)). 
welcher sich der Gottliebschen Röhre wie bei der Fettbestimmung in der 
Milch bedient. 


— 29.100. 


a) Bestimmung des Brechungsvermögens. 


Die Bestimmung des Brechungsvermögens erfolgt mit dem Butter- 
refraktometer (siehe S. 185). 


b) Bestimmung des Schmelzpunktes. 


Zur Bestimmung des Schmelzpunktes wird das geschmolzene Kakao- 
fett in ein an beiden Enden offenes, dünnwandiges Glasröhrchen von !/, 
bis 1 mm Weite von U-Form aufgesaugt, so daß die Fettschicht in beiden 
Schenkeln gleich hoch steht. Das Glasröhrchen läßt man mindestens 
24 Stunden auf Eis liegen, um das Fett völlig zum Erstarren zu bringen. 
Erst dann ist das Glasröhrchen mit einem geeigneten Thermometer in der 


382 Max Klostermann. 

Weise durch einen dünnen Kautschukschlauch zu verbinden, daß das in 
dem Glasröhrehen befindliche Fett sich in gleicher Höhe wie die Queck- 
silberkugel des Thermometers befindet. Das Thermometer wird darauf in 
ein etwa 3 cm weites Probierröhrchen, in welchem sich die zur Erwärmung 
dienende Flüssigkeit (Glyzerin) befindet, hineingebracht, und die Flüssig- 
keit erwärmt. Das Erwärmen muß, um jedes Überhitzen zu vermeiden, 
sehr allmählich geschehen. Der Wärmegrad, bei welchem das Fettsäulchen 
vollkommen klar und durchsichtig geworden ist, gilt als Schmelzpunkt. 


c) Bestimmung der Jodzahl nach ». Häübl. 
Erforderliche Lösungen. 


I. Hüblsche Jodlösung. Es werden einerseits 25 Jod, andrer- 
seits 309 Quecksilberchlorid in je 500 cem® fuselfreiem Branntwein von 
95 Raumprozent gelöst. letztere Lösung, wenn nötig, filtriert und beide 
Lösungen getrennt aufbewahrt. Die Mischung beider Lösungen erfolet zu 
gleichen Teilen und soll mindestens 48 Stunden vor dem Gebrauche statt- 
finden. 

2. Natriumthiosulfatlösung. Sie enthält im Liter etwa 259g des 
Salzes. Zur Titerstellung löst man 3'870 9 wiederholt umkristallisiertes und 
völlig wasserfreies Kaliumbichromat zum Liter auf. Ferner gibt man 15 cm® 
einer 10°/,igen Jodkaliumlösung in ein dünnwandiges Kölbchen mit ein- 
geriebenem Glasstopfen von etwa 250 cm® Raumgehalt, säuert die Lösung 
mit 5cm® konzentrierter Salzsäure an und verdünnt sie mit 100 em® 
Wasser. Unter tüchtigem Umschütteln gibt man alsdann 20 cm® der 
Kaliumbichromatlösung hinzu. Jeder Kubikzentimeter dieser Lösung macht 
genau O'Ol g Jod frei. Man läßt nun unter Umschütteln von der Natrium- 
thiosulfatlösung zufließen, wodurch die anfangs stark braune Lösung immer 
heller wird, setzt, wenn sie nur noch weingelb ist, etwas Stärkelösung 
hinzu und läßt unter jeweiligem kräftigen Schütteln noch so viel Natrium- 
thiosulfatlösung vorsichtig zufließen, bis der letzte Tropfen die Blaufärbung 
der ‚Jodstärke eben zum Verschwinden bringt. Die Kaliumbichromatlösung 
läßt sich lange unverändert aufbewahren und ist stets zur Nachprüfung 
des (rehaltes der Natriumthiosulfatlösung, welcher besonders im Sommer 
öfters neu festzustellen ist, vorrätig zu halten. 

Berechnung: Da 20 cm? der Kaliumbichromatlösung 0'2 9 Jod frei- 
machen, wird die gleiche Menge Jod von der verbrauchten Zahl Kubik- 
zentimeter Natriumthiosulfatlösung gebunden. Daraus berechnet man, wie- 
viel Jod 1 cm® Natriumthiosulfatlösung entspricht. Die erhaltene Zahl bringt 
man bei allen folgenden Versuchen in Rechnung. 

3. Chloroform; am besten besonders gereinigt. 

4. 10°/,ige Jodkaliumlösung. 

5. Stärkelösung. Man erhitzt 1—2 g löslicher Stärke mit etwas 
destilliertem Wasser: einige Tropfen der unfiltrierten Lösung genügen für 
jeden Versuch. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 383 


Ausführung der Bestimmung der Jodzahl. 


Man bringt 0'°S—1 g mit Wasser gewaschenes und geschmolzenes 
Kakaofett in ein Kölbehen der S. 352 beschriebenen Art, löst das 
Fett in 15 cm® Chloroform und läßt 30 cm® Jodlösung (Nr. 1) zufließen, 
wobei man das Meßgefäß (Pipette oder Bürette) bei jedem Versuch in 
genau gleicher Weise entleert. Sollte die Flüssigkeit nach dem Um- 
schwenken nicht völlig klar sein, so wird noch etwas Chloroform hinzuge- 
fügt. Tritt binnen kurzer Zeit fast vollständige Entfärbung der Flüssig- 
keit ein, so muß man noch Jodlösung zugeben. Die Jodmenge mub so 
groß sein, dal noch nach 3 4 Stunden die Flüssigkeit stark braun ge- 
färbt erscheint. Nach dieser Zeit ist die Umsetzung beendet. Die Versuche 
sind bei 15—18° anzustellen, die Einwirkung unmittelbaren Sonnenlichtes 
ist zu vermeiden. 

Man versetzt dann die Mischung mit 15 em® Jodkaliumlösung (Nr. 4), 
schwenkt um und fügt 100 em® Wasser hinzu. Scheidet sich hierbei ein 
roter Niederschlag aus, so war die zugesetzte Menge Jodkalium unge- 
nügend, doch kann man diesen Fehler durch nachträglichen Zusatz von 
Jodkalium beseitigen. Man läßt nun unter oftmaligem Schütteln so lange 
Natriumthiosulfat zufließen, bis die wässerige Flüssigkeit und die Chloro- 
formschicht nur mehr schwach gefärbt sind. Jetzt wird etwas Stärkelösung 
zugegeben und zu Ende titriert. Mit jeder Versuchsreihe ist ein soge- 
nannter blinder Versuch, d.h. ein solcher ohne Anwendung eines Fettes 
zur Prüfung der Reinheit der Reagenzien (namentlich auch des Chloro- 
forms) und zur Feststellung des (Gehaltes der Jodlösung zu verbinden. 

3eji der Berechnung der Jodzahl ist der für den blinder Versuch 
nötige Verbrauch in Abzug zu bringen. Man berechnet aus den Versuchs- 
ergebnissen, wieviel Gramm Jod in 100 g Kakaofett aufgenommen worden 
sind und erhält so die Hüblsche Jodzahl des Kakaofettes. 

Da sich bei der Bestimmung der Jodzahl die geringsten Versuchs- 
fehler in besonders hohem Maße geltend machen, so ist peinlich genaues 
Arbeiten erforderlich. 

Zum Abmessen der Jod- und Thiosulfatlösungen sind genau einge- 
teilte Melßigefäbe (Pipetten oder Büretten), und zwar für jede Lösung stets 
das gleiche Meligerät zu verwenden. 


d) Bestimmung der Verseifungszahl (der Köttstorferschen 
Zahl). 


Man wägt 1—2 g Kakaofett in einem Kölbchen aus Jenaer Glas von 
150 em® Raumgehalt ab, setzt 25 cm® einer annähernd halbnormalen alko- 
holischen Kalilauge hinzu und verschließt das Kölbehen mit einem durch- 
bohrten Korke, durch dessen Öffnung ein 75 em langes Kühlrohr aus 
Kaliglas führt. Man erhitzt die Mischung auf dem kochenden Wasserbade 
15 Minuten lang zum schwachen Sieden. Um die Verseifung zu vervoll- 
ständigen, ist der Kolbeninhalt durch öfteres Umschwenken, jedoch unter 


5384 Max Klostermann. 


Vermeidung des Verspritzens an den Kühlrohrverschluß. zu mischen. Das 
Ende der Verseifung ist daran zu erkennen. dab der Kolbeninhalt eine 
gleichmäßige, vollkommen klare Flüssigkeit darstellt, in der keine Fett- 
tröpfehen mehr sichtbar sind. Man versetzt die vom Wasserbade genom- 
mene Lösung mit einigen Tropfen alkoholischer Phenolphtaleinlösung und 
titriert die noch heiße Seifenlösung sofort mit Halbnormalsalzsäure zurück. 
Das Ende der Umsetzung ist scharf zu erkennen; die Flüssigkeit wird 
durch einen Überschuß von Säure rein gelb gefärbt. 

Bei jeder Versuchsreihe sind mehrere blinde Versuche in gleicher 
Weise, d.h. unter 15 Minuten langer Erhitzung, aber ohne Anwendung 
von Fett, auszuführen, um den Wirkungswert der alkoholischen Kalilauge 
gegenüber der halbnormalen Salzsäure festzustellen. 

Aus den Versuchsergebnissen berechnet man, wieviel Milligramm 
Kaliumhydroxyd erforderlich sind, um 1 9 des Kakaofettes zu verseifen. 
Dies ist die Verseifuneszahl oder Köttstorfersche Zahl des Kakaofettes. 


e) Prüfung auf die Anwesenheit von Sesamöl. 


D.cm> des geschmolzenen Fettes werden mit O'l cm® einer alkoholischen 
Furfurollösung (1 Raumteil farbloses Furfurol in 100 Raumteilen absolutem 
Alkohol) gelöst und mit 10 cm® Salzsäure vom spez. Gew. 1'109 mindestens 
!/, Minute lang kräftig geschüttelt. Wenn die am Boden sich abscheidende 
Salzsäure eine nicht alsbald verschwindende Rotfärbung zeigt, so ist die 
Gegenwart von Sesamöl nachgewiesen (S. 196). 


f) Die Björklundsche Ätherprobe. 


3g Fett werden mit 69 Äther in einem verschlossenen Reagenzglase 
auf 18° erwärmt. Bei Gegenwart von Wachs ist die Flüssigkeit getrübt. 
Ist die Lösung klar, so stellt man das Röhrchen in Wasser von 0° und 
beobachtet die Zeit, nach welcher eine Trübung eintritt. Bei Gegenwart 
von Rindstale tritt bereits vor 10 Minuten eine deutliche Trübung ein. 
während bei reinem Kakaofett erst nach 10-15 Minuten eine Trübung 
zu beobachten ist. Beim Erwärmen auf 18—20° verschwindet die Trübung 
wieder. 

g9) Die Filsingersche Alkoholätherprobe. 


2 g Fett werden in einem eingeteilten Röhrchen geschmolzen, mit 
6 cm® einer Mischung aus 4 Teilen Äther und 1 Teil Alkohol geschüttelt 
und bei Zimmerwärme beiseite gestellt. Reines Kakaofett liefert eine klar- 
bleibende Lösung. 

5. Bestimmung der Stickstoffverbindungen. 

1—2 g der Probe werden in einem etwa 600 cm® fassenden Rund- 
kolben von Kali- oder Jenaer Glas nach dem Verfahren von Kjeldahl so 
lange erhitzt, bis die Flüssigkeit auch in der Hitze farblos erscheint. Als- 
dann übersättiet man die Flüssigkeit nach dem Erkalten mit etwa S0 cm® 
einer stiekstofffreien Natronlauge von 1'535 spez. Gew., destilliert, fängt 


a 1 a BE a U U 0 0 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 385 


das Ammoniak in einer abgemessenen überschüssigen Menge Viertelnor- 
malschwefelsäure auf und titriert die überschüssige Schwefelsäure zurück. 
Durch Vervielfältigung der gefundenen Menge des Stickstoffes mit 6°25 
erhält man die Menge der vorhandenen Stickstoffverbindungen (als Protein 
angesehen). (Siehe S. 104.) 

6. Nachweis eines Zusatzes von stärkemehlhaltigen Stoffen 
und Bestimmung des Stärkemehls. 

Der Nachweis fremder Stärke im Kakao und in Schokolade ist zu- 
nächst auf mikroskopischem Wege auszuführen. Zur Bestimmung ihrer 
Menge werden 510g der feingepulverten Probe, welche durch Äther von 
Fett und durch verdünnten Weingeist (25°/,) von Zucker befreit ist, in 
einem bedeckten Fläschchen oder noch besser in einen bedeckten Zinn- 
becher von 150—200 em Raumgehalt mit 100 cm? Wasser gemengt und 
in einem Sorhletschen Dampftopfe 3—4 Stunden lang bei 3 Atmosphären 
Druck erhitzt. In Ermangelung eines Dampftopfes kann man sich auch 
der Reischauer-Lintnerschen Druckftläschehen bedienen, welche 8 Stunden 
bei 108—110°C im Glyzerinbad erhitzt werden. 

Der Inhalt des Bechers oder Fläschehens wird sodann noch heil) 
durch einen mit Asbest gefüllten Trichter filtriert und mit siedendem 
Wasser ausgewaschen. 

Der Rückstand darf unter dem Mikroskope keine Stärkereaktion mehr 
geben. Das Filtrat wird auf etwa 200 cm® ergänzt und mit 20 cm® einer 
Salzsäure von 1'125 spez. Gew. 5 Stunden lang am hkückflußkühler im 
kochenden Wasserbad erhitzt. Darauf wird rasch abgekühlt und mit so- 
viel Natronlauge versetzt, dab die Flüssigkeit noch eben schwach sauer 
reagiert: dann wird auf 500 cm! aufgefüllt und in dieser Lösung, wenn 
nötig. nach dem Filtrieren die entstandene Glukose nach dem Verfahren 
von Allihn bestimmt. Die gefundene Glukosenmenge mit 09 vervielfältigt, 
ergibt die entsprechende Menge Stärke (siehe S. 124). 

Will man die Glukose matjanalytisch nach Soxhlet bestimmen, so ist 
die Zuckerlösung auf eine geringere Raummenge einzuengen (siehe S. 115). 

Anwendbar und einfacher in der Ausführung ist das Verfahren von 
Baumert (siehe S. 149). 

7. Bestimmung der Rohfaser. 

3 g der entfetteten Probe werden in einer Porzellanschale, welche bis 
zu einer im Innern angebrachten 'kreisförmigen Marke 200 em? Flüssig- 
keit faßt, mit 200 cm3 1?/,°/,iger Schwefelsäure (von einer Lösung, welche 
50 9 konzentrierte Schwefelsäure im Liter enthält, nimmt man 50 cm3 
und setzt 150 em Wasser hinzu) genau !/, Stunde unter Ersatz des ver- 
dampfenden Wassers gekocht, sofort durch ein dünnes Asbestfilter filtriert 
und mit heißem Wasser hinreichend ausgewaschen. Darauf spült man das 
Filter samt seinem Inhalt in die Schale zurück, gibt 50 cm? Kalilauge 
hinzu, welche 50 y Kalihydrat im Liter enthält, füllt bis zur Marke der 
Schale mit Wasser auf, kocht wiederum genau !/, Stunde unter Ersatz 
des verdampfenden Wassers, filtriert durch ein neues Asbestfilter oder 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 25 


386 Max Klostermann, 

(durch einen größeren Goochschen Tiegel und wäscht mit einer reichlichen 
Menge kochenden Wassers und darauf nach Entfernung des Filtrates aus 
der Saugflasche je 2—3mal mit Alkohol und Äther nach. Das alsdann sehr 
bald lufttrockene Filter nebst Inhalt hebt man mittelst eines Platinspatels 
ab und bringt es in eine ausgeglühte Platinschale. Die dem Trichter oder 
der Filterplatte etwa noch anhaftenden Teilchen des Filterinhaltes bringt 
man mit einem Gummiwischer gleichfalls in die Platinschale. Diese wird 
I Stunde bei 100-—-105° getrocknet und zum Erkalten unter eine Glas- 
glocke gestellt. Sodann wird sie so schnell wie möglich gewogen, daranf 
kräftig geglühlt, bis kein Aufleuchten von verbrennenden Rohfaserteilchen 
mehr stattfindet, und nach dem Erkalten unter der Glasglocke wiederum 
schnell gewogen. Der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Wägung 
ergibt die Menge der in 3 g der Probe vorhandenen Rohfaser. 

Die auf diese Weise erhaltene Rohfaser enthält noch Stickstoff ver- 
bindungen (entsprechend 0'1—0'4°/, Stickstoff), die jedoch in der Regel 
nicht berücksichtigt zu werden pflegen. Sollen sie berücksichtigt werden, 
so ermittelt man in einem gleich behandelten Teile der Probe nach dem 
zweiten Filtrieren den Stickstoff durch Verbrennen nach dem Verfahren 
von Kjeldahl, vervielfältigt die Menge des Stickstoffes mit 625 und bringt 
die gefundene Menge von der Rohfaser in Abzug. Sehr stärkereiche Stoffe 
werden zweckmäßig vor dem Kochen mit der Säure und dem Alkali behufs 
Lösung der Stärke mit Malzaufguß behandelt. 

Ein weiteres Verfahren, welches die reinste Rohfaser liefert, ist das 
von J. König angegebene. (Siehe allgemeine Untersuchungsverfahren, S. 151.) 

8. Nachweis von Gelatine. 

Gelatine erhöht den Stickstoffgehalt der Schokolade und kann daher 
durch Stickstoffbestimmung nach Kjeldahl nachgewiesen werden. (Siehe 
auch S. 327.) 

Ferner gibt P. Onfroy') eine einfache Reaktion an, nach der Scho- 
kolade mit Wasser (1:10) gekocht und mit Bleiazetat geklärt wird. Das 
Filtrat gibt mit konzentrierter Pikrinsäure einen gelben Niederschlag. 

9. Ermittelung von Milch und Rahm in Schokolade nach 
E. Baier und P. Neumann.?) 

a) Bestimmung des Kaseingehaltes: 20 9 der fein zerriebenen 
Schokolade werden in einer Sorchletschen Extraktionshülse während 16 Stun- 
den mit Äther extrahiert. Von dem Ungelösten werden, nach Verdunsten 
des Äthers an der Luft, 10 9 zur Bestimmung des Kaseins verwendet. 
Sie werden in einem Mörser unter langsamem Zusatz einer 1°/,igen Na- 
trinmoxalatlösung gleichmäßig verrührt und in einen 250 em3-Kolben 
gespült, wozu etwa 200 cm? der Natriumoxalatlösung verbraucht werden. 
Dann wird der Kolben auf einem Asbestdrahtnetz unter öfterem Um- 


') Zeitschr. f. öffentl. Chem. S. 478 (1900). 
?) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 18. S. 13 (1909); vgl. auch 
0. Laxa. Bd.7. S. 471 (1904). 


ee 


a 


A u 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 387 


schwenken erhitzt, bis der Inhalt eben ins Kochen kommt. Der Hals des 
Kolbens wird dabei mit einem unten zugeschmolzenen Trichter bedeckt. 
Schließlich fügt man bis zum Ansatz des Kolbenhalses siedend heiße Na- 
triumoxalatlösung hinzu und läßt den Kolben unter Ööfterem Umschütteln 
bis zum anderen Tage stehen. Dann füllt man mit Natriumoxalatlösung 
bis zur Marke auf, schüttelt um und filtriert durch ein Faltenfilter. Zu 
100 em’ des Filtrates werden 5 cm einer 5°/,igen Uranazetatlösung und 
tropfenweise unter Umrühren so lange 30°/,ige Essigsäure hinzugegeben, 
bis ein Niederschlag entsteht (etwa 30—120 Tropfen, je nach der Kasein- 
menge). Dann wird noch ein Überschuß von etwa 5 Tropfen Essigsäure 
hinzugefügt und der Niederschlag trennt sich darauf schnell von der klaren 
Flüssigkeit. Der Niederschlag wird durch Zentrifugieren völlig abgeschieden 
und mit einer Lösung, die in 100cm35g Uranazetat und 3 cm? 30°/,ige 
Essigsäure enthält, so lange ausgewaschen, bis Natriumoxalat durch 
Kalziumchlorid nicht mehr nachweisbar ist (etwa nach dreimaligem 
Zentrifugieren). Der Inhalt der Röhrchen wird mit Hilfe der Waschflüssig- 
keit auf ein Filter gespült, dieses nach Ajeldahl mit konzentrierter Schwe- 
felsäure und Kupferoxyd zerstört und aus dem gefundenen Stickstoff durch 
Multiplizieren mit 6°37 das Kasein berechnet; unter Berücksichtigung des 
Fettes wird hierauf auf ursprüngliche Schokolade umgerechnet. 

b) Bestimmung des Gesamtfettgehaltes der Schokolade aus der Äther- 
fettlösung. 

c) Bestimmung der Reichert-Meissl-Zahl des nach 5b) gewonnenen 
wasserfreien Fettes. 

Aus diesen drei Zahlen berechnet man mit Hilfe nachstehender For- 
meln die Menge des Milchfettes, die gesamte Milchtrockensubstanz, 
das Verhältnis des Kaseins zu Milchfett, den Fettgehalt der zugesetzten 
Milch oder des Rahms und die fettfreie Milchtrockenmasse. 

1. Berechnung des Milchfettes: 

, . bia—|1) 

| ip ne 
— gesuchte Milchfettmenge, 
b = gefundener Gesamtfettgehalt in 100 9 Schokolade, 
a — gefundene Reichert-Meissische Zahl des Gesamtfettes. 

2. Berechnung der übrigen Milchbestandteile (Gesamteiweibstoffe, 
Milchzucker, Mineralstoffe) zur Ermittelung der Gesamtmilchtrocken- 
substanz (T), K = nach Kjeldahl gefundenes Kasein in 100 g Scho- 
kolade: 

Gesamteiweißstoffe (E) = Kx 1'111. 


Wildimeke er = ae 


Kx EIIL X SE 
10 j 
Milchtrockenmasse (T) = F+E+NM+A. 


Mineralstoffe (A) — 


25* 


388 Max Klostermann. 


- 
3. Berechnung des Verhältnisses von Kasein zu Milchfett=WQ. 
F 
= —. 
9 Sl 


4. Berechnung des Fetteehaltes der zugesetzten Milch oder des 
Rahms, durch Multiplikation des Quotienten Q mit dem durchscehnittlichen 
Kaseingehalt (a) des verwendeten Milchpräparates (a ist für Milch 315, 
für 10°/,igen Rahm 3:06 usw.). 

a 

5. Berechnung der fettfreien Milch- oder Rahmtrockenmasse. 
Beide erhält man durch Subtraktion des Fettgehaltes von der Trocken- 
masse, (T-— F). 


Wein und Most von Trauben und Öbst. 


Most ist unvergorener oder angegorener Trauben- oder Obstsaft. 
Wein ist das durch Gärung aus dem Safte der frischen Weintraube 
bereitete Getränk. 
1. Most. 


Spezifisches Gewicht: Dieses wird in süßen Mosten in der Praxis mit 
besonderen Mostwagen bestimmt, welche in verschiedener Weise in Grade 
eingeteilt sind. 

l. Oechsle gibt die Grade 5I—130 an, die dem spez. Gew. 1'051 bis 
1'030 entsprechen. Der Zuckergehalt wird annähernd ermittelt, wenn man 
die Grade durch 4 teilt und in guten Jahren 2, in geringen 3 abzieht. 

2. Schmidt-Achert gibt außer den Oechsle-Graden auch die Zucker- 
prozente an. 

3. v. Babo gibt die Zuckerprozente an (Klosterneuburger). 

4. Wagner gibt an willkürliche Skala. 

5. Balling gibt den Extraktgehalt der Moste an, zur Ermittelung des 
Zuckergehaltes ist von diesem eine bestimmte Menge abzuziehen. 

Für die Bestimmung wird der Most vorher filtriert. Der Gehalt an 
Extrakt, Trockensubstanz oder Zucker ist dann aus der folgenden Tabelle 
zu entnehmen (8. 389). 

Um den Zuckergehalt genau zu ermitteln, muß der Zucker gewichts- 
analytisch nach Meiss! bestimmt werden. In vergorenen Mosten muß zu- 
nächst der Alkohol wie in Wein ermittelt werden. Zu den Oechsle-Graden 
wird die zehnfache Menge Alkohol (Gramm in 100 em®) addiert und man 
erhält dann die ursprünglichen Oechsle-Grade. 

Ist durch die Gärung das (rewicht schon unter 40 gesunken, so ver- 
gärt man vollständig und multipliziert den gefundenen Alkoholgehalt 
mit 10. 

Extraktgehalt: Er wird aus dem spezifischen Gewicht nach der 
Tabelle S. 389 berechnet. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


389 
i 3. Tabelle 
für verschiedene Mostwagen nach Halenke und Möslinger. 


———— EEE 


| Trockensub- Ballings 
Mr stanz nach Klosterneu- Wagners ehe 
Spezifisches Halenke und Oschsle:Eradel burger Most- Mostwage ES 
Gewicht Möslinger wage, Zucker| , ume-Grade Betrakt- 
Gramm in in Prozente 
100 cm? REOZEnIE] 
| FOsL 13:39 a 105 70 u) 
5:052 13:66 52 07 CE 12:8 | 
1'055 1792 D5 10.9 13 130 
1054 1418 >4 12 74 132 
1'055 1444 59 11:5 1:5 135 
j 1:056:% | 147% :| 96 119 76 Ban 
h ET 1897. | BT en Ger 140 
h 1821:058 In23 \ 8 | 12:0 1:9 142 
1059 15:50 59 122 50 144 
1.060 1576 60 124 815 147 
1061 16.02 61 12:6 85 149 
| 1'062 16°29 62 | 12:8 S4 VOR 
| 1063 16:55 63. | 180 85 15.4 
1.064 1682 64 13,3 8:65 15°6 
1065 1708 69 | 13:9 88 158 
1.066 Ken. 66 137 89 161 
1.067 1761 67 15:9 90 16°5 
1:068 1787 68 141 %-1 16°5 
2921:069 18:14 69 142 9:25 16°8 
1070 18:40 10 144 940 | 170 
1071 18:66 ll: 146 9:50 172 
1'072 18:95 72 148 9.60 119 
#073 19-19 16) 190 313 17T 
1074 19-46 4 19:23 9-9 179 
1075 19-72 ws 15-4 10:0 1871 
1'076 19:99 16 15.6 102 184 
E0F7 2025 {at 15-5 10'5 18:6 
1.078 2032 18 139 104 18:8 
ORG) 2078 19 161 105 190 
5080| .228:05 s0 165 106 19:3 
| 2182 sl | 165 108 19:5 
1'082 sale 82 | 167 10:9 197 
1983-1 21:80 s5 16°9 a 200 
1084 | 22 s4 171 112 | 202 
1'085 2238 8 16) 113 | 204 
1'086 22:65 S6 174 114 206 
1087 23-91 87 176 18.9 20°8 
1088 | Ze) 88 | 178 ET 214 
1089 23:44 89 88:0 || LES 31:3 
\ 


Max Klostermann. 


| Spezifisches 
Gewicht 


1.090 
1091 
1092 
1'093 
1094 
1095 
1'096 
1:097 
1098 
1.099 
1'100 
1101 
1:102 
1'103 
1104 
1105 
1'106 
1107 
1:108 
1:109 
1110 


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I 


Klosterneu- | 
burger Most- 
wage, Zucker 
in Prozente | 


| 


Oechsle-Grade 


90 18°2 
9] 8 
92 185 
95 18°6 | 
94 18°8 | 
35 18:9 
96 190 
97 192 
O8 193 
99 19-5 
100 197 
101 ‚199 
102 204 
105 203 
104 209 
105 208 
106 210 
107 212 
108 214 
109 216 
110 218 
114 22-0 
1912 222 
1415 22-4 
114 22-6 
115 22-8 
116 23:0 
14, 232 
118 23-5 | 
119 238 
120 241 
121 24.3 
122 24-6 
123 249 
124 252 
125 255 
126 25°8 
127 | 26°0 
128 262 
129 | 264 
150 2658 


Baume£-Grade 


En 
—— 


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1 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 391 


2. Bestimmung von Rohrzucker. 

Zur qualitativen Prüfung auf Rohrzucker, welcher dem Moste zu- 
gesetzt sein könnte, prüft man nach Rothenfusser.‘) Als Reagens dient eine 
Mischung von 20 cm 5°/,iger Diphenylaminlösung in Alkohol, 60 cm# Eis- 
essig und 120 cm3 verdünnte Salzsäure (1+1). 

69 Baryumhydroxyd werden in 25 cm® heißem Wasser gelöst, die 
Lösung wird mit 25 em® einer 3°/,igen Wasserstoffsuperoxydlösung(aus 
Perhydrol) versetzt, worauf 5 cm® Most hinzugegeben werden. Die Mischung 
wird in einer Nickel- oder Glasschale mit Ausguß (Durchmesser etwa 10 em) 
auf dem Wasserbade 20 Minutenerhitzt.Solltesich nach etwa5 Minuten noch eine 


gelbe Färbung bemerkbar machen, dann gibt man tropfenweise — ein 
kleiner Überschuß schadet nicht — Wasserstoffsuperoxyd zu, worauf 


die Farbe verschwindet. Nach Ablauf von 20 Minuten filtriert man, ver- 
setzt 5 cm? des klaren Filtrats mit 5 em® Diphenylamin-Eisessig-Salz- 
säure und stellt in ein kochendes Wasserbad. Ist Saecharose vorhanden, 
dann beginnt, je nach der Menge, nach etwa 2 Minuten die Blautönung, 
welche sich rasch steigert und bei einem Saccharosegehalt von 0'1—-0'2°/, 
schon eine ziemlich starke Blaufärbung zeigt. %; 

Nach 7—8 Minuten nimmt man den Reagierzylinder aus dem Wasser- 
bade und betrachtet die Färbung gegen das Licht. Natürlicher Traubensaft 
läßt unter diesen Umständen keine Färbung erkennen, während saccharose- 
haltiger, je nach Gehalt, deutlich blau bis intensiv dunkelblau erscheint. 
Erhitzt man erheblich länger, dann ist auch bei einzelnen saccharosefreien 
Mosten eine leichte Blautönung zu bemerken, die aber nie zu Verwechs- 
lungen oder Mißdeutungen führen kann, weil die Reaktion sehr spät ein- 
setzt und nur langsam an Stärke zunimmt. Diese leichte Tönung hat mit 
der Saccharosereaktion nichts zu tun. Sie wird wahrscheinlich durch Spuren 
von schwer abbaubaren Kohlenhydraten oder verwandter Körper verursacht. 


2. Wein. 
Anweisung zur chemischen Untersuchung des Weines.?) 


Zum Zwecke der Beurteilung der Weine sind die Prüfungen und Be- 
stimmungen in der Regel auf folgende Eigenschaften und Bestandteile jeder 
Weinprobe zu erstrecken: 

1. Spezifisches Gewicht. 

2. Alkohol, 

3. Extrakt, 
4. Mineralbestandteile. 
5. Schwefelsäure bei Rotweinen, 
6. Freie Säuren (Gesamtsäure). 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 18. S. 135 (1909). 
2) Nach Bekanntmachung betr. Vorschriften f. d. chem. Unters. d. Weines. Centralbl. 
f. d. Deutsche Reich. S. 197 (1896). 


392 Max Klostermann. 


7. Flüchtige Säuren, 

s. Nichtflüchtige Säuren, 

9. Glyzerin, 

10. Zucker, 

11. Polarisation, 

12. Unreinen Stärkezucker, qualitativ, 

13. Fremde Farbstoffe bei Rotweinen. 

Unter besonderen Verhältnissen sind die Prüfungen und Bestimmun- 
gen noch auf nachbezeichnete Bestandteile auszudehnen: 

l4. (resamtweinsteinsäure, freie Weinsteinsäure, Weinstein und an 

alkalische Erden gebundene Weinsteinsäure, 

15. Schwefelsäure bei Weißweinen, 

16. Schwetlige Säure, 

17. Saccharin, 

18. Salızylsäure, qualitativ, 

19. Gummi und Dextrin, qualitativ, 

20. Grerbstoff, 

21. Chlor, 

22. Phosphorsäure, 

23. Salpetersäure, qualitativ, 

24. Baryum, 

25. Strontium, 

26. Kupfer. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in der angegebenen Reihen- 
folge auszuführen. Bei dem Nachweis und der Bestimmung solcher Wein- 
bestandteile, welche hier nicht aufgeführt sind, ist stets das angewandte 
Untersuchungsverfahren anzugeben. 

Als Normaltemperatur gilt die Temperatur von 15°C: mithin sind alle 
im Folgenden vorgeschriebenen Abmessungen des Weines bei dieser Tem- 
peratur vorzunehmen und die Ergebnisse hierauf zu beziehen. Trübe Weine 
sind vor der Untersuchung zu filtrieren; liegt ihre Temperatur unter 15° C, 
so sind sie vor dem Filtrieren mit den ungelösten Teilen auf 15°C zu 
erwärmen und umzuschütteln. 

Die Mengen der Weinbestandteile werden in der Weise ausgedrückt, 
dab angegeben wird, wie viel Gramme des gesuchten Stoffes in 100 cm® 
Wein von 15°C gefunden worden sind. 


Ausführung der Untersuchungen. 
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes. 
Das spezifische Gewicht des Weines wird mit Hilfe des Pyknometers 
bestimmt. 
Als Pyknometer ist ein durch einen (Glasstopfen verschließbares oder 
mit becherförmigem Aufsatz für Korkverschluf) versehenes Fläschehen von 
etwa 50cm® Inhalt mit einem 6cm langen, ungefähr in der Mitte mit 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 393 


einer eingeritzten Marke versehenen Halse von nicht mehr als 6 mn 
lichter Weite anzuwenden. 

Das Pyknometer wird in remem und trocknem Zustande leer ge- 
wogen, nachdem es '/, bis !/, Stunde im Wagenkasten gestanden hat. 
Dann wird es, gegebenenfalls mit Hilfe eines fein ausgezogenen Glocken- 
trichters, bis über die Marke mit destilliertem Wasser gefüllt und in ein 
Wasserbad von 15°C gestellt. Nach halbstündigem Stehen in dem Wasser- 
bade wird das Pvknometer herausgehoben, wobei man nur den oberen 
leeren Teil des Halses anfaßt, und die Oberfläche des Wassers auf die 
Marke eingestellt. Letzteres geschieht durch Eintauchen kleiner Stäbchen 
oder Streifen aus Filtrierpapier, welche das über der Marke stehende 
Wasser aufsaugen. Die Oberfläche des Wassers bildet in dem Halse des 
Pyknometers eine nach unten gekrümmte Fläche; man stellt die Flüssig- 
keit in dem Pyknometerhalse am besten in der Weise ein, dal) bei durch- 
fallendem Lichte der schwarze Rand der gekrümmten Oberfläche die Pyk- 
nometermarke eben berührt. Nachdem man auch den inneren Hals des 
P’vknometers mit Stäbchen aus Filtrierpapier gereinigt hat, setzt man den 
Stopfen auf, trocknet das Pyknometer äußerlich ab, stellt es !/;, Stunde 
in den Wagenkasten und wägt. Die Bestimmung des Wasserinhaltes des 
Pyknometers ist dreimal auszuführen und aus den drei Wägungen das 
Mittel zu nehmen. 

Nachdem man das Pyknometer entleert, getrocknet und mehrmals 
mit dem zu untersuchenden Weine ausgespült hat, füllt man es mit dem 
Weine und verfährt genau in derselben Weise wie bei der Bestimmung des 
Wasserinhaltes des Pyknometers: besonders ist darauf zu achten, daß die 
Einstellung der Flüssigkeitsoberfläche stets in derselben Weise geschieht. 

Die Berechnung des spezifischen Gewichtes geschieht nach folgender 
Formel. Bedeutet 

a das Gewicht des leeren Pyknometers, 

b das Gewicht des bis zur Marke mit Wasser gefüllten Pyknometers, 

c das Gewicht des bis zur Marke mit Wein gefüllten Pyknometers, 
so ist das spezifische Gewicht s des Weines bei 15°C bezogen auf Wasser 
von derselben Temperatur: 

Ba 

Die Nenner dieses Ausdrucks, das Gewicht des Wasserinhaltes des Pykno- 
meters, ist bei allen Bestimmungen mit demselben Pvknometer gleich; 
wenn das Pyknometer aber längere Zeit in Gebrauch gewesen ist, müssen 
die Gewichte des leeren und des mit Wasser gefüllten Pyknometers von 
neuem bestimmt werden, da sie sich mit der Zeit nicht unerheblich ändern 
können. 

Anmerkung. Die Berechnung wird wesentlich erleichtert, wenn man 
ein Pyknometer anwendet, welches bis zur Marke genau 509 Wasser faßt. 
Das Auswägen des Pyknometers geschieht in folgender Weise. Man be- 
stimmt das Gewicht des Pyknometers in leerem, reinem und trockenem 


S 


394 Max Klostermann. 


Zustande, wäet dann genau 50 g Wasser ein. stellt das Pyknometer 1 Stunde 
in ein Wasserbad von 15° © und ritzt an der Oberfläche der Flüssigkeit 
im Pyknometerhalse eine Marke ein. Das Auswägen des Pyknometers mub 
stets von dem Chemiker selbst ausgeführt werden. Bei Anwendung eines 
genau 50 y Wasser fassenden Pyknometers ist in der oben gegebenen 
Formel b—a= 50 und s = 002 (ce —.a). 

2. Bestimmung des Alkohols. 

Der zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes (U. Nr.1) im Pykno- 
meter enthaltene Wein wird in einen Destillierkolben von 150 bis 200 em® 
Inhalt übergeführt, und das Pyknometer dreimal mit wenig Wasser nach- 
gespült. Man gibt zur Verhinderung des Schäumens ein wenig Tannin in 
den Kolben und verbindet diesen durch Gummistopfen und Kugelröhre 
mit einem Ziebigschen Kühler; als Vorlage benutzt man das Pyknometer, 
in welchem der Wein abgemessen worden ist. Nunmehr destilliert man, 
bis etwa 35 cm? Flüssigkeit übergegangen sind, füllt das Pyknometer mit 
Wasser bis nahe zum Halse auf, mischt durch quirlende Bewegung so- 
lange, bis Schichten von verschiedener Dichtigkeit nicht mehr wahrzu- 
nehmen sind, stellt die Flüssigkeit '/, Stunde in ein Wasserbad von 15°C 
und fügt mit Hilfe eines Haarröhrchens vorsichtig Wasser von 15°C zu. 
bis der untere Rand der Flüssigkeitsoberfläche gerade die Marke berührt. 
Dann trocknet man den leeren Teil des Pyknometerhalses mit Stäbchen 
von Filtrierpapier, wägt und berechnet das spezifische Gewicht des Destil- 
lates in der unter Nr. 1 angegebenen Weise. Die diesem spezifischen (Gre- 
wichte entsprechenden Gramme Alkohol in 100 cm® Wein werden aus der 
zweiten Spalte der als Anlage beigegebenen Tafel I entnommen. (Siehe 
S. 418.) 

Anmerkung: Bei der Untersuchung von Verschnittweinen ist der 
Alkohol in Volumprozenten nach Maßgabe der dritten Spalte der Tafel I 
anzugeben. 

3. Bestimmung des Extraktes (Gehaltes an Extraktstoffen). 

Unter Extrakt (Gesamtgehalt an Extraktstoffen) im Sinne der Be- 
kanntmachung. vom 26. April 1892 (Reichs-Gesetzbl. S. 600) sind die 
gelösten Bestandteile des entgeisteten ausgegorenen Weines zu ver- 
stehen. 

Da das für die Bestimmung des Extraktegehaltes zu wählende Ver- 
fahren sich nach der Extraktmenge richtet. so berechnet man zunächst 
den Wert von x aus nachstehender Formel: 

s—=1l+s—s, 

Hierbei bedeutet: 

s das spezifische Gewicht des Weines (nach Nr. 1 bestimmt), 

s, das spezifische Gewicht des alkoholischen, auf das ursprüngliche 
Maß aufgefüllten Destillats des Weines (nach Nr. 2 bestimmt). 

Die dem Werte von x nach Maßgabe der Tafel Il entsprechende 
Zahl E wird aus der zweiten Spalte dieser Tafel entnommen. (Siehe S. 423.) 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 395 


a) Ist E nicht größer als 3, so wird die endgültige Bestimmung 
des Extraktes in folgender Weise ausgeführt. Man setzt eine gewogene 
Platinschale von etwa 85 mm Durchmesser, 20 mm Höhe und 75 em® In- 
halt, welche ungefähr 20 4 wiegt, auf ein Wasserbad mit lebhaft kochen- 
dem Wasser und läßt aus einer Pipette 50 cm® Wein von 15°C hinein- 
fließen. Sobald der Wein bis zur diekflüssiegen Beschaffenheit eingedampft 
ist, setzt man die Schale mit dem Rückstande 2'/, Stunden in einen 
Trockenkasten, zwischen dessen Doppelwandungen Wasser lebhaft siedet. 
läßt dann im Exsikkator erkalten und findet durch Wägung den genauen 
Extraktgehalt. (Siehe S. 104.) 

b) Ist E größer als 3, aber kleiner als 4, so läßt man aus einer 
Bürette in die beschriebene Platinschale eine so berechnete Menge Wein 
fließen, daß nicht mehr als 15 g Extrakt zur Wägung gelangen, und ver- 
fährt weiter, wie unter Nr. 3 a angegeben. 

Berechnung zu a und d. Wurden aus a Kubikzentimeter Wein, 
b Gramm Extrakt erhalten, so sind enthalten: 


an } La. 
= 100, (Gramm Extrakt in 100 em Wein. 


e) Ist E gleich 4 oder größer als 4, so gibt diese Zahl endgültig 
die Gramme Extrakt in 100 cm? Wein an. 

Um einen Wein, der seiner Benennung nach einem inländischen 
Weinbaugebiete entsprechen soll, nach Maßgabe der Bekanntmachung vom 
29. April 1892 zu beurteilen und demgemäß den Extraktgehalt des ver- 
gorenen Weines (s. Nr. 3, Abs. 1) zu ermitteln, sind die bei der Zucker- 
bestimmung (vgl. Nr. 10) gefundenen Zahlen zu Hilfe zu nehmen. Be- 
trägt danach der Zuckergehalt mehr als O1 g in 100 cm Wein, so ist 
die darüber hinausgehende Menge von der nach Nr. 3a, 5b oder 3c ge- 
fundenen Extraktzahl abzuziehen. Die verbleibende Zahl entspricht dem 
Extraktgehalt des vergorenen Weines. 

4. Bestimmung der Mineralbestandteile. 

Enthält der Wein weniger als 49 Extrakt in 100.cm#, so 
wird der nach Nr. 3a oder 35 erhaltene Extrakt vorsichtig verkohlt. 
indem man eine kleine Flamme unter der Platinschale hin- und herbewegt. 
Die Kohle wird mit- einem dieken Platindraht zerdrückt und mit heißem 
Wasser wiederholt ausgewaschen; den wässerigen Auszug filtriert man 
durch ein kleines Filter von bekanntem geringem Aschengehalte ın ein 
Bechergläschen. Nachdem die Kohle vollständig ausgelaugt ist, gibt man 
das Filterchen in die Platinschale zur Kohle, trocknet beide und verascht 
sie vollständig. Wenn die Asche weiß geworden ist, gießt man die filtrierte 
Lösung in die Platinschale zurück, verdampft zur Trockne, benetzt den 
tückstand mit einer Lösung von Ammoniumkarbonat, glüht ganz schwach. 
läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 

Enthält der Wein 49 oder mehr Extrakt im 100 cm®, so ver- 
dampft man 25 cm® des Weines in einer geräumigen Platinschale und ver- 


3965 Max Klostermann. 


kohlt den Rückstand sehr vorsichtig: die stark aufgeblähte Kohle wird in 
der vorher beschriebenen Weise weiter behandelt. 

Berechnung. Wurden aus b Kubikzentimeter Wein a Gramm 
Mineralbestandteile erhalten, so sind enthalten: 


Bet BUIER Hl 
x = 100- Mineralbestandteile in 100 em® Wein. 


5. Bestimmung der Schwefelsäure in Rot- und Weißweinen. 

50 cm® Wein werden in einem Becherglase mit Salzsäure angesäuert 
und auf einem Drahtnetz bis zum beeinnenden Kochen erhitzt; dann fügt 
man heiße Chlorbaryumlösung (1 Teil kristallisiertes Chlorbaryum in 10 
Teilen destilliertem Wasser gelöst) zu, bis kein Niederschlag mehr entsteht. 
Man läßt den Niederschlag absetzen und prüft durch Zusatz eines Tropfens 
Chlorbaryumlösung zu der über dem Niederschlage stehenden klaren 
Flüssigkeit, ob die Schwefelsäure vollständig ausgefällt ist. Hierauf kocht 
man das (Ganze nochmals auf, läßt es 6 Stunden in der Wärme stehen, 
gießt die klare Flüssigkeit durch ein Filter von bekanntem Aschengehalte, 
wäscht den im Becherglase zurückbleibenden Niederschlag wiederholt mit 
heißem Wasser aus, indem man jedesmal absetzen läßt und die klare 
Flüssigkeit durch das Filter gießt, bringt zuletzt den Niederschlag auf das 
Filter und wäscht so lange mit heiljem Wasser, bis das Filtrat mit Silber- 
nitrat keine Trübung mehr gibt. Filter und Niederschlag werden ge- 
trocknet, in einem gewogenen Platintiegel verascht und geglüht; hierauf 
befeuchtet man den Tiegelinhalt mit wenig Schwefelsäure, raucht ab. glüht 
schwach, läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 

Berechnung. Wurden aus 50cm3 Wein a Gramm Baryamsulfat 
erhalten, so sind enthalten: 

x= 06869 a Gramm Schwefelsäure (SO,) in 100 em? Wein. 

Diesen x Gramm Schwefelsäure (SO,) in 100 cm3 Wein entsprechen: 

y=1495 a Gramm Kaliumsulfat (K,SO,) in 12 Wein. 

6. Bestimmung der freien Säuren (Gesamtsäure). 

25 cm® Wein werden bis zum beginnenden Sieden erhitzt und die 
heiße Flüssigkeit mit einer Alkalilauge, welche nicht schwächer als !/;- 
normal ist, titriert. Wird Normallauge verwendet, so müssen Büretten von 
etwa 10 cm3 Inhalt benutzt werden, welche die Abschätzung von !/,o0 «m? 
gestatten. Der Sättigungspunkt wird durch Tüpfeln auf empfindlichem 
violettem Lackmuspapier ermittelt: dieser Punkt ist erreicht, wenn ein 
auf das trockene Lackmuspapier aufgesetzter Tropfen keine Rötung mehr 
hervorruft. Die freien Säuren sind als Weinsteinsäuren zu berechnen. 

Berechnung. Wurden zur Sättigung von 25cm® Wein a Kubik- 
zentimeter t/,-Normalalkalı verbraucht, so sind enthalten: 

x— (0075 ag freie Säuren (Gesamtsäure), als Weinsteinsäure be- 
rechnet, in 100 cm Wein. 

Bei Verwendung von !/,-Normalalkali lautet die Formel: 

x—0'lag freie Säuren (Gesamtsäure), als Weinsteinsäure berechnet. 
in 100 em? Wein. 


Pr 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 397 


7. Bestimmung der flüchtigen Säuren. 

Man bringt 50 cm® Wein in einen Rundkolben von 200 em? Inhalt 
und verschließt den Kolben durch einen Gummistopfen mit zwei Durch- 
bohrungen; durch die erste Bohrung führt ein bis auf den Boden des 
Kolbens reichendes, dünnes, unten fein ausgezogenes, oben stumpfwinkelig 
umgebogenes Glasrohr, durch die zweite ein Destillationsaufsatz mit einer 
Kugel, welcher zu einem Ziebigschen Kühler führt. Als Destillationsvorlage 
dient ein 300 em fassender Kolben, welcher bei 200 em3 Inhalt eine Marke 
trägt. Die flüchtigen Säuren werden mit Wasserdampf überdestilliert. Dies 
geschieht in der Weise, dal) man das bis auf den Boden des Destillier- 
kolbens reichende Glasrohr durch einen Gummischlauch mit einem Gefäl) 
verbindet. in welchem ein lebhafter Strom von Wasserdampf entwickelt wird. 
Durch Erhitzen des Destillierkolbens mit einer Flamme engt man unter 
stetem Durchleiten von Wasserdampf den Wein auf etwa 25 cm? ein und 
trägt dann durch zweckmäßiges Erwärmen des Kolbens dafür Sorge, dab 
die Menge der Flüssigkeit sich nicht mehr ändert. Man unterbricht die 
Destillation. wenn 200 em3 Flüssigkeit übergegangen sind. Man versetzt 
das Destillat mit Phenolphtalein und bestimmt die Säuren mit einer titrierten 
Alkalilösung. Die flüchtigen Säuren sind als Essigsäure (C,H, 0,) zu be- 
rechnen. 

Berechnung. Sind zur Sättigung der flüchtigen Säuren aus 50 em? 
Wein a Kubikzentimeter !/,,-Normalalkali verbraucht worden, so sind ent- 
halten: 

x—=0012ayg flüchtige Säuren, als Essigsäure (C,H, O,) berechnet. 
in 100 cm Wein. 

s. Bestimmung der nichtflüchtigen Säuren. 

Die Menge der nichtflüchtigen Säuren im Wein, welche als Weinstein- 
säure angegeben werden, wird durch Rechnung gefunden. 


Bedeutet: 

a die Gramme freie Säuren in 100 cm? Wein, als Weinsteinsäure be- 
rechnet. 

b die Gramme flüchtige Säuren in 100 cm: Wein, als Essigsäure 
berechnet, 


x die Gramme nichtflüchtige Säuren in 100 cm? Wein, als Weinstein- 
säure berechnet, 
so sind enthalten: 
x—=(a—125b) Gramm nichtflüchtige Säuren, als Weinsteinsäure 
berechnet. in 100 cm? Wein. 
9. Bestimmung des Glyzerins. 


a) In Weinen mit weniger als 29 Zucker in 100 em®. 

Man dampft 100 cm? Wein in einer Porzellanschale auf dem Wasser- 
bade auf etwa 10 cm? ein, versetzt den Rückstand mit etwa 19 Quarzsand 
und soviel Kalkmilch von 40°/, Kalkhydrat,. dab auf je 1g Extrakt 15 
bis 2cm® Kalkmilch kommen, und verdampft fast bis zur Trockene. Der 


398 Max Klostermann. 


feuchte Rückstand wird mit etwa 5 cm® Alkohol von 96 Mabprozent ver- 
setzt, die an der Wand der Porzellanschale haftende Masse mit einem 
Spatel losgelöst und mit einem kleinen Pistill unter Zusatz kleiner Mengen 
Alkohol von 96 Maßprozent zu einem feinen Brei zerrieben. Spatel und 
Pistill werden mit Alkohol von gleichem Gehalte abgespült. Unter bestän- 
dieem Umrühren erhitzt man die Schale auf dem Wasserbade bis zum 
Beginn des Siedens und gießt die trübe alkoholische Flüssigkeit durch einen 
kleinen Trichter in ein 100 em®-Kölbehen. Der in der Schale zurückbleibende 
pulverige Rückstand wird unter Umrühren mit 10—12 cm? Alkohol von 
96 Maßprozent wiederum heil ausgezogen, der Auszug in das 100 em®- 
Kölbehen gegossen und dies Verfahren so lange wiederholt, bis die Menge 
der Auszüge etwa 95 .cm® beträgt; der unlösliche Rückstand verbleibt in 
der Schale. Dann spült man das auf dem 100 cm3-Kölbehen sitzende Trichter- 
chen mit Alkohol ab, kühlt den alkoholischen Auszug auf 15°C ab und 
füllt ihn mit Alkohol von 96 Maßprozent auf 100 cm® auf. Nach tüchtigem 
Umschütteln filtriert man den alkoholischen Auszug durch ein Falten- 
filter in einen eingeteilten Glaszylinder. 90 em® Filtrat werden in eine 
Porzellanschale übergeführt und auf dem heißen Wasserbade unter Ver- 
meiden des lebhaften Siedens des Alkohols eingedampft. Der Rückstand 
wird mit kleinen Mengen absoluten Alkohols aufgenommen, die Lösung in 
einen eingeteilten Glaszylinder mit Stopfen gegossen und die Schale mit 
kleinen Mengen absolutem Alkohol nachgewaschen, bis die alkoholische 
Lösung genau 15 cm> beträgt. Zu der Lösung setzt man dreimal je 75 cm# 
absoluten Äther und schüttelt nach jedem Zusatz tüchtig durch. Der ver- 
schlossene Zylinder bleibt so lange stehen, bis die alkoholisch-ätherische 
Lösung ganz klar geworden ist; hierauf gießt man die Lösung in ein Wäge- 
eläschen mit eingeschliffenem Stopfen. Nachdem man den Glaszylinder 
mit etwa Dcm® einer Mischung von 1 Raumteil absolutem Alkohol und 
11/, Raumteilen absolutem Äther nachgewaschen und die Waschflüssigkeit 
ebenfalls in das Wägegläschen gegossen hat, verdunstet man die alkoholisch- 
ätherische Flüssigkeit auf einem heißen, aber nicht kochenden Wasserbade, 
wobei wallendes Sieden der Lösung zu vermeiden ist. Nachdem der hück- 
stand im Wägegläschen diekflüssig geworden ist, bringt man das Gläschen 
in einen Trockenkasten, zwischen dessen Doppelwandungen Wasser lebhaft 
siedet, läßt nach einstündigem Trocknen im Exsikkator erkalten und wägt. 

Berechnung. Wurden a Gramm Glyzerin gewogen, so sind ent- 
halten: 

x=1'lllag Glyzerin in 100 em® Wein. 


b) In Weinen mit 29 oder mehr Zucker in 100 cm®. 


500 cm® Wein werden in einen geräumigen Kolben auf dem Wasser- 
bade erwärmt und mit 1g Quarzsand und so lange mit kleinen Mengen 
Kalkmilch versetzt, bis die zuerst dunkler gewordene Mischung wieder eine 
hellere Farbe und einen laugenhaften Geruch angenommen hat. Das Ge- 
misch wird auf dem Wasserbade unter fortwährendem Umschütteln erwärmt. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 399 


Nach dem Erkalten setzt man 100 em® Alkohol von 96 Maßprozent zu. 
läßt den Niederschlag absetzen, filtriert und wäscht ihn mit Alkohol von 
96 Mabprozent aus. Das Filtrat wird eingedampft und der Rückstand 
nach der unter Nr. 9a gegebenen Vorschrift weiter behandelt. 

Berechnung. Wurden a Gramm Glyzerin gewogen, so sind ent- 
halten: 

x= 2'222 a Glyzerin in 100 cm? Wein. 

Anmerkung. Wenn die Ergebnisse der Zuckerbestimmung nicht 
mitgeteilt sind, so ist stets anzugeben , ob der Glyzeringehalt der Weine 
nach Nr. 9a oder 9b bestimmt worden ist. 

10. Bestimmung des Zuckers. 

Die Bestimmung des Zuckers geschieht gewichtsanalytisch mit Fehling- 
scher Lösung. 


Herstellung der erforderlichen Lösungen. 


1. Kupfersulfatlösung: 69278 g kristallisiertes Kupfersulfat werden 
mit Wasser zu 17 gelöst. 

2. Alkalische Seignettesalzlösung: 346 y Seignettesalz (Kalium- 
natriumtartrat) und 103°2g Natriumhydrat werden mit Wasser zu 1/ ge- 
löst und die Lösung durch Asbest filtriert. 

Die beiden Lösungen sind getrennt aufzubewahren. 


Vorbereitung des Weines zur Zuckerbestimmung. 


Zunächst wird der annähernde Zuckergehalt des zu untersuchenden 
Weines ermittelt, indem man von seinem Extraktgehalt die Zahl 2 ab- 
zieht. Weine, die hiernach höchstens 1g Zucker in 100 cm® enthalten, 
können unverdünnt zur Zuckerbestimmung verwendet werden; Weine, die 
mehr als 1 g in 100 cm? enthalten, müssen dagegen soweit verdünnt werden, 
dal) die verdünnte Flüssigkeit höchstens 1 g Zucker in 100 cm: enthält. 
Die für den annähernden Zuckergehalt gefundene Zahl (Extrakt weniger 2) 
gibt an, auf das wievielfache Mail} man den Wein verdünnen muß, damit 
die Lösung nicht mehr als 1°/, Zucker enthält. Zur Vereinfachung der 
Abmessung und Umrechnung rundet man die Zahl (Extrakt weniger 2) 
nach oben auf eine ganze Zahl ab. Zur Verdünnung ist so viel Wein zu 
nehmen, daß die Menge der verdünnten Lösung mindestens 100 em® be- 
trägt. Enthält beispielsweise ein Wein 477 g Extrakt in 100 cm®, dann ist 
der Wein zur Zuckerbestimmung auf das 477—2 =277fache oder abge- 
rundet auf das dreifache Mal) mit Wasser zu verdünnen. Man läßt in 
diesem Falle aus einer Bürette 53°3 cm® Wein von 15°C in ein 100 cm3- 
Kölbehen fließen und füllt den Wein mit destilliertem Wasser bis zur 
Marke auf. 


Ausführung der Bestimmung des Zuckers im Weine. 


100 cm® Wein oder, bei einem Zuckergehalte von mehr als 1°/,, 
100 em? eines in der vorher beschriebenen Weise verdünnten Weines werden 


400 Max Klostermann. 


in einem Meßkölbehen abgemessen. in eine Porzellanschale gebracht, mit 
Alkalilauge neutralisiert und im Wasserbade auf etwa 25 cm® eingedampft. 
Zur Entfernung von Gerbstoff und Farbstoff fügt man zu dem ent- 
eeisteten Weinrückstande, sofern es sich um Rotweine oder erhebliche 
Mengen Gerbstoff enthaltende Weißweine handelt, 5—10g gereinigte Tier- 
kohle. rührt das Gemisch unter Erwärmen auf dem Wasserbade mit einem 
Glasstabe gut um und filtriert die Flüssigkeit in das 100 cm°-Kölbehen 
zurück. Die Tierkohle wäscht man solange mit heißem Wasser sorgfältig 
aus. bis das Filtrat nach dem Erkalten nahezu 100 em? beträgt. Man ver- 
setzt dieses mit drei Tropfen einer gesättigten Lösung von Natriumkar- 
bonat. schüttelt um und füllt die Mischung bei 15°C auf 100 em? auf. Ent- 
steht durch den Zusatz von Natriumkarbonat eine Trübung, so läßt man 
die Mischung 2 Stunden stehen und filtriert dann. Das Filtrat dient zur 
Bestimmung des Zuckers. 

An Stelle der Tierkohle kann zur Entfernung von Gerbstoff und Farb- 
stoff aus dem Wein auch Bleiessig benutzt werden. In diesem Falle verfährt 
man. wie folet: 160 cm® Wein werden in der vorher beschriebenen Weise 
neutralisiert und entgeistet, und der entgeistete Weinrückstand wird bei 
15°C mit Wasser auf das ursprüngliche Maß wieder aufgefüllt. Hierzu setzt 
man 16 «m Bleiessig, schüttelt um und filtriert. Zu 88 cm? des Filtrates 
fügt man 8cm3 einer gesättigten Natriumkarbonatlösung oder einer bei 
20°C gesättigten Lösung von Natriumsulfat, schüttelt um und filtriert aufs 
neue. Das letzte Filtrat dient zur Bestimmung des Zuckers. Durch die Zu- 
sätze von Bleiessig und Natriumkarbonat oder Natriumsulfat ist das Volumen 
des Weines um !/, vermehrt worden, was bei der Berechnung des Zucker- 
gehaltes zu berücksichtigen ist. 

a) Bestimmung des Invertzuckers. 

In einer vollkommen glatten Porzellanschale werden 25 em® Kupfer- 
sulfatlösung, 25 em® Seignettesalzlösung und 25 em? Wasser gemischt und 
auf einem Drahtnetz zum Sieden erhitzt. In die siedende Mischung läßt 
man aus einer Pipette 25 cm3 des in der beschriebenen Weise vorbereiteten 
Weines fließen und kocht nach dem Wiederbeginn des lebhaften Aufwallens 
noch genau 2 Minuten. Man filtriert das ausgeschiedene Kupferoxydul 
mittelst einer Saugpumpe sofort durch ein gewogenes Asbestfilterröhrchen 
und wäscht letzteres mit heißem Wasser und zuletzt mit Alkohol und Äther 
aus. Nachdem das Röhrchen mit dem Kupferoxydulniederschlage bei 100° Ü 
getrocknet ist, erhitzt man stark bei Luftzutritt, verbindet das Röhrchen 
dann mit einem Wasserstoffentwicklungsapparat, leitet trockenen, reinen 
Wasserstoff hindurch und erhitzt wieder, aber mit einer kleinen Flamme, 
bis das Kupferoxyd vollkommen zu metallischem Kupfer reduziert ist. Dann 
läßt man im Wasserstoffstrom erkalten und wägt. Die dem gewogenen 
Kupfer entsprechende Menge Invertzucker entnimmt man der Tafel IN. 
(Die Reinigung des Asbestfilterröhrchens geschieht durch Auflösen des 
Kupfers in heißer Salpetersäure, Auswaschen mit Wasser, Alkohol und 
Äther, Trocknen und Erhitzen im Wasserstoffstrome). (Siehe auch 8.430.) 


222 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 40] 


b) Bestimmung des Rohrzuckers. 

Zum qualitativen Nachweis von Rohrzucker hat Rothenfusser'!) 
folgendes Verfahren angegeben: 

ad) Trockene Weine. 

50 cm? einer 5°/,igen Baryumhydroxydlösung werden mit 10 cm® 
einer 3°/,igen Wasserstoffsuperoxydlösung versetzt und dann 10 cm® 
des zu untersuchenden Weines hinzugegeben. Man verwendet zweckmäßig 
Nickelschalen oder gläserne, halbkugelförmige Abdampfschalen und erhitzt 
20 Minuten auf dem kochenden Wasserbade. Sollte sich nach Ablauf von 
etwa 5 Minuten, während welcher Zeit man einige Male den Niederschlag 
aufrührt, eine leichte Gelbfärbung zeigen, dann gibt man unter Umrühren 
noch einige Tropfen von der Wasserstoffsuperoxydlösung hinzu, worauf 
vollständige Entfärbung eimtritt. Nun wird filtriert. 

5cm® des vollständig klaren und farblosen Filtrates werden mit 
5 cm? des Diphenylamin-Eisessig-Salzsäure-Reagens (siehe S. 391) 
versetzt, geschüttelt und ins kochende Wasserbad gebracht. Ist Saccharose 
vorhanden, so entsteht nach etwa 2—3 Minuten eine leichte Blaufärbung, 
deren Stärke rasch zunimmt. Nach 7—8 Minuten wird der Reagierzylinder 
aus dem Wasserbade genommen und die Färbung gegen das Licht be- 
trachtet. Die klare Lösung ist dann entweder farblos oder je nach Gehalt 
mehr oder weniger stark blau gefärbt. 

Nach diesem Verfahren kann man in der Mehrzahl der Fälle arbeiten. 
Nur bei einzelnen hochwertigen Weinen konnte einige Male eine leichte 
Bläuung beobachtet werden, die aber, wie sich zeigte, nur deshalb ent- 
stand, weil die Menge des Baryumhydroxyds zum völligen Abbau nicht 
reichte. In diesen Fällen wiederholt man das Verfahren in der Weise, daß 
man 5 g Baryumhydroxyd in 50 cm® destilliertem Wasser heiß löst, Wasser- 
stoffsuperoxyd zugibt und im übrigen wie oben verfährt. 

b) Sübweine. 

10 cm? Sübwein werden mit 50 cm3 Azeton !/, Minute lang in einem 
Mischzylinder geschüttelt, wobei eine Trübung entsteht. Alsdann setzt man 
etwa eine Messerspitze Infusorienerde hinzu und schüttelt wieder, worauf 
sich augenblicklich eine sich rasch absetzende, zähe Ausscheidung bildet, 
während die überstehende Flüssigkeit klar ist. Man filtriert 30 cm? ab, 
setzt dem Filtrat 30 cm? Wasser hinzu und bringt die Mischung aufs 
Wasserbad. Man erwärmt so lange, bis das Azeton verflüchtigt ist, gibt 
dann 69 Baryumhydroxyd und 25cm3 3°/‚iges Wasserstoffsuper- 
oxyd zu und rührt, bis das Baryumhydroxyd gelöst ist. Sollte sich 
nach etwa 5 Minuten eine Gelbfärbung der Flüssigkeit zeigen, dann gibt 
man noch tropfenweise Wasserstoffsuperoxyd hinzu, bis völlige Ent- 
färbung eingetreten ist. Nach 20 Minuten wird filtriert. 

5 cm’ des Filtrates werden mit 5 cm? verdünnter Schwefelsäure und 
5cm® Diphenylaminreagens versetzt, und die Mischung wird etwa 


1) Zeitschr. f. Unters. d. Nahr. u. Genußm. Bd. 24. S. 93 (1912). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 26 


407 Max Klostermann. 


8 Minuten ins kochende Wasserbad gebracht. Man läßt dann stehen , bis 
sich das Baryumsulfat abgesetzt hat, und beurteilt den Farbenton 
gegen das Licht. Bei Anwesenheit von Saccharose zeigt sich je nach 
Menge eine schöne bis intensiv dunkelblaue Färbung. Eine leichte Blau- 
färbung kann aus den vorher angeführten Gründen außer acht gelassen 
werden. ö 

Es sei darauf hingewiesen, daß bei künstlichen Süßweinen posi- 
tive Reaktion dann zu bemerken war, wenn eingedickte. stark erhitzte 
Säfte verwendet wurden, eine Beobachtung, die für die Beurteilung von 
Siülweinen wichtig ist. 

Die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers erfolgt in folgender 
Weise: 

Man mißt 50 em® des in der S. 399 beschriebenen Weise erhaltenen 
entgeisteten, alkalisch gemachten, gegebenenfalls von Gerbstoff und Farb- 
stoff befreiten und verdünnten Weines mittelst einer Pipette in ein Kölbchen 
von etwa 100 cm® Inhalt, neutralisiert genau mit Salzsäure, fügt 5 cm? 
einer 1°/,igen Salzsäure hinzu und erhitzt die Mischung eine halbe Stunde 
im siedenden Wasserbade. Dann neutralisiert man die Flüssigkeit genau, 
dampft sie im Wasserbade etwas ein, macht sie mit einer Lösung von 
Natriumkarbonat schwach alkalisch und filtriert durch ein kleines Filter 
in ein 50 em®-Kölbehen, das man durch Nachwaschen bis zur Marke füllt. 
In 25 em? der zuletzt erhaltenen Lösung wird, wie unter Nr. 10a ange- 
geben, der Invertzuckergehalt bestimmt. 

Berechnung. Man rechnet die nach der Inversion mit Salzsäure 
erhaltene Kupfermenge auf Gramme Invertzucker in 100 cm® Wein um. 
Bezeichnet man mit 

a die Gramme Invertzucker in 100 cm? Wein, welche vor der Inversion 
mit Salzsäure gefunden wurden, 
b die Gramme Invertzucker in 100 cm® Wein, welche nach der Inver- 
sion mit Salzsäure gefunden wurden, 
so sind enthalten: 
x—=0'95 (b—a) Gramm hRohrzucker in 100 em® Wein. 

Anmerkung. Es ist stets anzugeben, ob die Entfernung des Gerb- 
stoffes und Farbstoffes durch Kohle oder durch Bleiessig vorgenommen 
wurde. 

11. Polarisation. 

Zur Prüfung des Weines auf sein Verhalten gegen das polarisierte 
Licht sind nur große, genaue Apparate zu verwenden, an denen noch 
Zehntelgrade abgelesen werden können. Die Ergebnisse der Prüfung sind 
in Winkelgraden, bezogen auf eine 200 mm lange Schicht des ursprüng- 
lichen Weines, anzugeben. Die Polarisation ist bei 15° C auszuführen. 


Ausführung der polarimetrischen Prüfung des Weines. 
, I Jun: 


a) Bei Weißweinen. 60cm® Weißwein werden mit Alkali neutra- 
lisiert. im Wasserbade auf die Hälfte eingedampft, auf das ursprüngliche Maß 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 403 


wieder aufgefüllt und mit 3 cm® Bleiessig versetzt; der entstandene Nieder- 
schlag wird abfiltriert. Zu 315 cm? des Filtrates setzt man 1'’5 cm? einer 
gesättigten Lösung von Natriumkarbonat oder einer bei 20° C gesättigten 
Lösung von Natriumsulfat, filtriert den entstandenen Niederschlag ab und 
polarisiert das Filtrat. Der von dem Weine eingenommene Raum ist durch 
‘die Zusätze um !/,, vermehrt worden, worauf Rücksicht zu nehmen ist. 

b) Bei Rotweinen. 60 em® Rotwein werden mit Alkali neutralisiert, 
im Wasserbade auf ein Drittel eingedampft, filtriert, auf das ursprüngliche 
Maß wieder aufgefüllt und mit 6.cm® Bleiessig versetzt. Man filtriert den 
Niederschlag ab, setzt zu 33 cm? des Filtrates 3 cm? einer gesättigten 
Lösung von Natriumkarbonat oder einer bei 20° C gesättigten Lösung von 
Natriumsulfat, filtriert den Niederschlag ab und polarisiert das Filtrat. 
Der von dem Rotweine eingenommene Raum wird durch die Zusätze um 
!/, vermehrt. 

(Gelingt die Entfärbang eines Weines durch Behandlung mit Blei- 
essig nicht vollständig, so ist sie mittelst Tierkohle auszuführen. Man mibt 
50 cm® Wein in einem Meßkölbehen ab. führt ihn in eine Porzellanschale 
über, neutralisiert ihn genau mit einer Alkalilösung und verdampft den 
neutralisierten Wein bis auf etwa 25 cm>. Zu dem entgeisteten Weinrückstande 
setzt man 5-10 9 gereinigte Tierkohle, rührt unter Erwärmen auf dem 
Wasserbade mit einem Glasstabe gut um und filtriert die Flüssigkeit ab. 
Die Tierkohle wäscht man solange mit heißem Wasser sorgfältig aus, bis 
je nach der Menge des in dem Weine enthaltenen Zuckers das Filtrat 
75-100 em? beträgt. Man dampft das Filtrat in einer Porzellanschale auf 
dem Wasserbade bis zu 3040 cm’ ein, filtriert den Rückstand in das 
50 em>-Kölbehen zurück, wäscht die Porzellanschale und das Filter mit 
Wasser aus und füllt bis zur Marke auf. Das Filtrat wird polarisiert; eine 
Verdünnung des Weines findet bei dieser Vorbereitung nicht statt. 

12. Nachweis des unreinen Stärkezuckers durch Polari- 
sation. 

a) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens O1 
reduzierenden Zucker in 100 cm® Wein gefunden, und dreht der Wein 
bei der nach Nr. 11 ausgeführten Polarisation nach links oder gar nicht 
oder höchstens 0'3° nach rechts, so ist dem Weine unreiner Stärkezucker 
nicht zugesetzt worden. 

b) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens O1 g 
reduzierenden Zucker gefunden, und dreht der Wein mehr als 0'5° bis 
höchstens 0'6° nach rechts, so ist die Möglichkeit des Vorhandenseins von 
Dextrin in dem Weine zu berücksichtigen und auf dieses nach Nr. 19 
zu prüfen. Ferner ist nach dem folgenden, unter Nr. 12d beschriebenen 
Verfahren die Prüfung auf die unvergorenen Bestandteile des unreinen 
Stärkezuckers vorzunehmen. 

ec) Hat man nach der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens 
0'1g Gesamtzucker in 100 cm? Wein gefunden, und dreht der Wein bei 
der Polarisation mehr als 0°6° nach rechts. so ist zunächst nach Nr. 23 


26* 


404 Max Klostermann. 


auf Dextrin zu prüfen. Ist dieser Stoff in dem Weine vorhanden, so ver- 
fährt man zum Nachweis der unvergorenen Bestandteile des unreinen 
Stärkezuckers nach dem folgenden, unter Nr. 12d angegebenen Verfahren. 
Ist Dextrin nieht vorhanden, so enthält der Wein die unvergorenen Be- 
standteile des unreinen Stärkezuckers. 

d) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 mehr als O1 g 
Gesamtzucker in 100 cm? Wein gefunden, so weist man den Zusatz un- 
reinen Stärkezuckers auf folgende Weise nach. 

x) 210 em® Wein werden im Wasserbade auf ein Drittel eingedampft. 
der Verdampfungsrückstand wird mit so viel Wasser versetzt, dab die 
verdünnte Flüssigkeit nicht mehr als 15°, Zucker enthält: diese Lösung 
wird in einem Kolben mit etwa 5 g gärkräftiger Bierhefe, die optisch 
aktive Bestandteile nicht enthält, versetzt und solange bei 20 bis 25° C 
stehen gelassen, bis die Gärung beendet ist. 

%) Die vergorene Flüssigkeit wird mit einigen Tropfen einer 20°/,igen 
Kaliumazetatlösung versetzt und in einer Porzellanschale auf dem Wasser- 
bade unter Zusatz von (uarzsand zu einem dünnen Sirup verdampft. Zu 
dem Rückstande setzt man unter beständigem Umrühren allmählich 
200 em® Alkohol von 90 Maßprozent. Nachdem sich die Flüssigkeit geklärt 
hat, wird der alkoholische Auszug in einen Kolben filtriert, Rückstand und 
Filter werden mit wenig Alkohol von 90 Maßprozent gewaschen, und der 
Alkohol wird größtenteils abdestilliert. Der Rest des Alkohols wird ver- 
dampft und der Rückstand durch Wasserzusatz auf etwa 10 cm? gebracht. 
Hierzu setzt man 2—3g gereinigte in Wasser aufgeschlemmte Tierkohle. 
rührt mit einem Glasstab wiederholt tüchtig um, filtriert die entfärbte 
Flüssigkeit in einen kleinen eingeteilten Zylinder und wäscht die Tierkohle 
mit heißem Wasser aus, bis das auf 15° C abgekühlte Filtrat 30 cm beträgt. 
Zeigt dieses bei der: Polarisation eine Rechtsdrehung von mehr als 05°, 
so enthält der Wein die unvergorenen Bestandteile des unreinen Stärke- 
zuckers. Beträgt die Drehung gerade + 0'5° oder nur wenig über oder 
unter dieser Zahl, so wird die Tierkohle aufs neue mit heißem Wasser 
ausgewaschen, bis das auf 15° © abgekühlte Filtrat 30 cm® beträgt. Die 
bei der Polarisation dieses Filtrates gefundene Rechtsdrehung wird der zu- 
erst gefundenen hinzugezählt. Wenn das Ergebnis der zweiten Polarisation 
mehr als den 5. Teil der ersten beträgt, muß die Kohle noch ein drittes Mal 
mit 30 cm® heißem Wasser ausgewaschen und das Filtrat polarisiert werden. 

Anmerkung. Die Rechtsdrehung kann durch gewisse Bestandteile 
mancher Honigsorten verursacht sein. 

13. Nachweis fremder Farbstoffe in Rotweinen. 

Rotweine sind stets auf Teerfarbstoffe und auf ihr Verhalten gegen 
Bleiessig zu prüfen. Ferner ist in dem Weine ein mit Alaun und Natrium- 
azetat eebeizter Wollfaden zu kochen und das Verhalten des auf der Woll- 
faser niedergeschlagenen Farbstoffes gegen Reagenzien zu prüfen. Die bei 
dem Nachweis fremder Farbstoffe im einzelnen befolgten Verfahren sind 
stets anzugeben. 


ern 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 405 


Zunächst prüft man den gefärbten Wollfaden durch Auskochen mit 
Wasser, bei Teerfarbstoffen bleibt die Farbe bestehen, bei echten Rot- 
weinfarben nicht; mit Ammoniak wird der Rotweinfarbstoff grünlichblau. 

"Werden zu 20cm? Wein 5cm® Bleiessig zugesetzt, so entstehen 
schiefergraue, bläuliche oder grünliche Niederschläge, bei Gegenwart von 
Kermesbeersaft rotviolette, bei Teerfarbstoffen bleibt die Lösung gewöhn- 
lich gefärbt. 

Bei Verdacht auf Kermesbeerensaft ist zunächst folgende Reaktion 
auszuführen: 20 cm® Wein werden mit 10 cm3 einer 10°/,igen Lösung von 
Kalialaun und 10 em? einer 10°/,igen Lösung von kristallisierter Soda ver- 
setzt und geschüttelt. Die Lösung muß neutral reagieren, andernfalls ist 
noch etwas Soda zuzugeben. Ist das Filtrat rot gefärbt und wird der 
Farbstoff weder aus saurer noch alkalischer Lösung durch Amylalkohol 
aufgenommen, wird er ferner durch Kaliumhydroxyd gelb gefärbt und 
bleibt der Farbstoff auf Zusatz einer konzentrierten Lösung von Kalium- 
bisulfit und Essigsäure unverändert, so liegt Kermesbeersaft vor. 

Zum Nachweis von Fuchsin werden 100 cm® Wein mit 50 cm Blei- 
essig versetzt und filtriert. Das Filtrat wird mit Amylalkohol ausgeschüttelt, 
welcher das Fuchsin aufnimmt. Die amylalkoholische Lösung wird mit 
etwas Salzsäure versetzt und ein anderer Teil mit Ammoniak; entfärben 
sich beide, so liegt Fuchsin vor. Entsteht mit Ammoniak eine purpur- 
violette Farbe, so ist Orseille oder Persio vorhanden (Pflanzenfarbstoffe). 

Nach Cazeneuve!) werden 10 cm® Wein mit 0'219 gelbem Quecksilber- 
oxyd versetzt, längere Zeit geschüttelt und durch ein doppeltes Filter 
filtriert. Bei Gegenwart von Fuchsin und Azofarbstoffen ist das Filtrat rot. 

Nach Walf-Winterthur verfährt man folgendermaßen: 10 cm? Wein 
werden mit 10 cm® einer gesättigten Sublimatlösung und mit 10 Tropfen 
30°/,iger Kalilauge versetzt und filtriert. Ist das Filtrat gelblich, so ver- 
setzt man mit Essigsäure; Rosafärbung zeigt Säurefuchsin an. Ist das 
Filtrat gelbrot, rosa oder rotviolett, so wird mit Salzsäure angesäuert: 
bleibt die Farbe unverändert oder wird sie rosa, so liegen Oxyazofarben 
(Bordeaux, Ponceau), wird sie blaurot, so liegen Amidoazofarbstoffe 
(Kongorot usw.) vor. Alkali muß in beiden Fällen die ursprüngliche Farbe 
wieder herstellen. Ist das Filtrat blaurot und wird es durch Salszsäure 
gelbrot, so liegt Cochenille oder Orseille vor, wenn durch Ammoniak 
wieder die blaurote Färbung entsteht. 

In Weißwein ist hauptsächlich auf Karamel?) zu prüfen. Dieser 
Farbstoff ist durch Eiweißlösung nicht zu entfernen, während natürliche 
Farbstoffe sich wenigstens zum Teil niederschlagen und das Filtrat wesent- 
lich heller wird. Im übrigen ist auf gelbe Farbstoffe zu prüfen, wie S. 235 
beschrieben worden ist. 


!) Compt. rend. T. 102. p. 52 (1886). 

2) C. Amthur, Zeitschr. f. analyt. Chemie. Bd. 24. S. 30 (1885). — K. Windisch, 
Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 9. S. 344 (1905). — 4. Jaegerschmidt, 
ebenda. Bd. 17. S. 269 (1909). 


406 Max Klostermann. 


I4. Bestimmung aller organischen Säuren. 

1. In 50 em® Wein werden die flüchtigen Säuren nach Nr. 7 be- 
stimmt, im Rückstand nach Möslinger die Milehsäure nach Nr. 16. Der 
in 80°/,iegem Alkohol unlösliche Barytniederschlag dient zur Bestimmung 
der Bernsteinsäure nach Nr. 18. 

2. In 50 oder 100 cm® Wein wird die Weinsäure nach Nr. 15 
bestimmt, das Filtrat dient zur Bestimmung der Äpfel- und Bernstein- 
säure nach Nr. 19. 

3. Die Gerbsäure mul) in einer besonderen Probe nach Neubauer, 
Annalen der Önologie, 1872, oder Ruoss, Zeitschr. f. analyt. Chemie, 1902, 
Bd. 41. S. 717 bestimmt werden. 

15. Bestimmung der Gesamtweinsteinsäure, der freien 
Weinsteinsäure, des Weinsteins und der an alkalische Erden 
eebundenen Weinsteinsäure. 


a) Bestimmung der Gesamtweinsteinsäure. 


Man setzt zu 100 cm® Wein in einem Becherglase 2 em? Eisessig, 
3 Tropfen einer 20°/,igen Kaliumazetatlösung und 15 g gepulvertes reines 
Chlorkalium. Letzteres bringt man durch Umrühren nach Möglichkeit in 
Lösung und fügt dann 15 em® Alkohol von 95 Maß-°/, hinzu. Nachdem man 
durch starkes, etwa 1 Minute anhaltendes Reiben eines Glasstabes an der 
Wand des Becherglases die Abscheidung des Weinsteins eingeleitet hat. 
läßt man die Mischung wenigstens 15 Stunden bei Zimmertemperatur 
stehen und filtriert dann den kristallinischen Niederschlag ab. Hierzu be- 
dient man sich eines Goochschen Platin- oder Porzellantiegels mit einer 
dünnen Asbestschicht, welche mit einem Platindrahtnetz von mindestens 
\/, mm weiten Maschen bedeckt ist, oder einer mit Papierfilterstoff be- 
deckten Wittschen Porzellansiebplatte; in beiden Fällen wird die Flüssig- 
keit mit Hilfe der Wasserstrahlpumpe abgesaugt. Zum Auswaschen des 
kristallinischen Niederschlages dient ein (remisch von 15 9 Chlorkalıum, 
20 cm® Alkohol von 95 Maß-°/, und 100 cm> destilliertem Wasser. Das 
Becherglas wird etwa dreimal mit wenigen Kubikzentimetern dieser Lö- 
sung abgespült, wobei man jedesmal gut abtröpfeln läßt. Sodann werden 
Filter und Niederschlag durch etwa dreimaliges Abspülen und Aufgießen 
von wenigen Kubikzentimetern der Waschflüssigkeit ausgewaschen: von 
letzterer dürfen im ganzen nicht mehr als 20 cm? gebraucht werden. 
Der auf dem Filter gesammelte Niederschlag wird darauf mit siedendem 
alkalifreiem. destilliertem Wasser in das Becherglas zurückgespült und 
die zum Kochen erhitzte Lösung in der Siedehitze mit '/,-Normalalkali- 
lauge unter Verwendung von empfindlichem blauviolettem Lackmuspapier 
titriert. 

Berechnung: Wurden bei der Titration a Kubikzentimeter '/,-Nor- 
malalkalilauge verbraucht, so sind enthalten: x = 00375 (a + 0'6) Gramm 
Gesamtweinsteinsäure in 100 cm® Wein. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 407 


b) Bestimmung der freien Weinsteinsäure. 


50 em? eines gewöhnlichen ausgegorenen Weines bzw. 25cm’ eines 
erhebliche Mengen Zucker enthaltenden Weines werden in der unter 
Nr. 4 vorgeschriebenen Weise in einer Platinschale verascht. Die Asche 
wird vorsichtig mit 20 cm® \/,-Normalsalzsäure versetzt und nach Zusatz 
von 20 cm® destilliertem Wasser über einer kleinen Flamme bis zum be- 
einnenden Sieden erhitzt. Die heiße Flüssigkeit wird mit ?/,-Normalalkalilauge 
unter Verwendung von empfindlichem blauviolettem Lackmuspapier titriert. 

Berechnung: Wurden a Kubikzentimeter Wein angewandt und bei 
der Titration b Kubikzentimeter !/,-Normalalkalilauge verbraucht. enthält 
ferner der Wein ce Gramm Gesamtweinsteinsäure in 100cm3 (nach Nr. 14a 
bestimmt), so sind enthalten: 

375 20 — b) 

a 
(Gramm freie Weinsteinsäure in 100 em3 Wein. 

It a=50, so wird x=c+ 0075 b--15; 
ist-a = 25, so wirdie=.6+ 015.1p 33: 


N — 


ce) Bestimmung des Weinsteins. 


50 cm? eines gewöhnlichen ausgegorenen Weines, bzw. 25 em® eines 
erhebliche Mengen Zucker enthaltenden Weines, werden in der unter 
Nr. 4 vorgeschriebenen Weise in einer Platinschale verascht. Die Asche 
wird mit heißem destilliertem Wasser ausgelaugt, die Lösung durch ein 
kleines Filter filtriert und die Schale sowie das Filter mit heißem Wasser 
sorgfältig ausgewaschen. Der wässerige Aschenauszug wird vorsichtig mit 
20 cm3 1/,-Normalsalzsäure versetzt und über einer kleinen Flamme bis 
zum beginnenden Sieden erhitzt. Die heiße Lösung wird mit !/,-Normal- 
alkalilauge unter Verwendung von empfindlichem blauviolettem Lackmus- 
papier titriert. 

Berechnung: Wurden d Kubikzentimeter Wein angewandt und bei 
der Titration e Kubikzentimeter ?/,-Normalalkalilauge verbraucht, enthält 
ferner der Wein ec Gramm Gesamtweinsteinsäure in 100cm® (nach Nr. 14« 
bestimmt). so berechnet man zunächst den Wert von n aus nachstehender 
Formel: 

100 (20 — e) 
d 

x) Ist n gleich Null oder negativ, so ist sämtliche Weinsteinsäure 

in der Form von Weinstein in dem Weine vorhanden: dann sind enthalten: 
x —= 12553 ce Gramm Weinstein in 100 em? Wein. 


n=266TE 


%) Ist n positiv, so sind enthalten: 
47 (20 — e) 
d 

Gramm Weinstein in 100 cm? Wein. 


+08 Max Klostermann. 


d) Bestimmung der an alkalische Erden gebundenen Weinsteinsäure. 


Die Menge der an alkalische Erden gebundenen Weinsteinsäure wird 
aus den bei der Bestimmung der freien Weinsteinsäure und des Weinsteins 
unter Nr. 145 und e gefundenen Zahlen berechnet. Haben b. d und e die- 
selbe Bedeutung wie dort und ist 

x») n gleich Null oder negativ gefunden worden, so ist an alka- 
lische Erden gebundene Weinsteinsäure in dem Weine nicht enthalten: 


(d 


%) n positiv gefunden worden, so sind enthalten: 

375 (e—b) 

a 

(ramm an alkalische Erden gebundene Weinsteinsäure in 100 em® Wein. 

16. Bestimmung der Milchsäure nach W. Möslinger. 

Aus 50 oder 100 cm Wein werden die flüchtigen Säuren nach Nr. 7 
unter Benutzung eines Perlenaufsatzes mit Wasserdampf abdestilliert (200 em). 
Den Rückstand bringt man in eine kleine Porzellanschale und sättigt mit 
Barytwasser bis zur neutralen Reaktion gegen Lackmus. Nach Zusatz von 
5-10 em® 10°/,iger Chlorbaryumlösung wird auf 20 cm® eingedampft und 
mit einigen Tropfen Barytwasser wieder genau neutralisiert. Darauf wird 
unter Umrühren in kleinen Mengen soviel 95°/,ıger Alkohol zugesetzt, bis 
die Flüssigkeitsmenge 70—80 cm’ beträgt. Das Ganze wird in einen 
100 em®-Kolben gegossen, die Schale mit Alkohol nachgespült und auf 
100 em? aufgefüllt. Dann wird durch ein trockenes Faltenfilter unter Be- 
decken des Trichters filtriert und 80 em® des Filtrates werden unter Zu- 
satz von Wasser in einer Platinschale verdampft. Der Rückstand wird 
vorsichtig verkohlt, aber nicht verascht, die Alkalität wird in der üblichen 
Weise mit !/,-Normalsalzsäure bestimmt. 1 cm Alkalität —= 0'090 g Milch- 
säure oder = 0'075 g Weinsäure. 

17. Bestimmung der Zitronensäure. 

Zum qualitativen Nachweis werden nach Möslinger!) 10 cm® Wein 
in einem Reagenzglas mit 1—2 cm? Eisessig und der nötigen Menge einer 
sesättigten Bleiazetatlösung zum Sieden erhitzt und heiß filtriert. Das 
Filtrat wird in kaltes Wasser gesetzt, wobei es sich bei Gegenwart von 
Zitronensäure milchig (!) trübt, ein nach einiger Zeit entstehender Nieder- 
schlag von Bleitartrat ist kristallinisch. In zweifelhaften Fällen wird noch 
mehrmals mit heißem Wasser aufgenommen, heiß filtriert und das Filtrat 
beobachtet. Störend kann Bleimalat sein. Die Äpfelsäure kann auch als Baryt- 
salz vorher von der Zitronensäure getrennt werden, da äpfelsaures Baryum 
in Alkohol von 12—15 Vol.-°/, leicht löslich, zitronensaures Baryum aber 
schwer löslich ist. Siehe Bestimmung der Äpfelsäure. 

Statt dieses Verfahrens kann man nach @. Denniges?) folgende Me- 
thode anwenden: 


') Zeitschr. f. d. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 6. S. 1019 (1903). 
?) Zeitschr. f. analyt. Chem. Bd. 38. S. 718 (1899). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 409 


10 cm® Wein werden mit 1-—-1'5 g Bleisuperoxyd und mit 2cm® Mer- 
kurisulfatlösung (5 g H2O 20 em konzentrierter H, SO, und 100 cm? Wasser) 
geschüttelt. 5 6cm® des Filtrates werden zum Sieden erhitzt und tropfen- 
weise (bis zu 10 Tropfen) mit Permanganatlösung bis zur Entfärbung ver- 
setzt. Normale Weine geben nur schleierartige Trübungen (normale Spuren 
von Zitronensäure). Bei Gegenwart von O'Ol g Zitronensäure in 100 cm? 
entsteht Trübung, bei mehr als 0:04 g setzt sich ein pulveriger Nieder- 
schlag ab. Zuckerhaltige Weine sind erst zu vergären. 

Dieser Nachweis beruht auf der Überführung der Zitronensäure in 
Azetondikarbonsäure, dessen Quecksilbersalz unlöslich ist. 

Nach E. Dupont‘) soll die vielfach angenommene konservierende 
Wirkung der Zitronensäure bei Wein nicht bestehen. Französische Weine 
namentlich sind schon öfters fälschlicherweise eines Zusatzes von Zitronen- 
säure verdächtig erklärt worden. Die Brauchbarkeit der Methode von 
Denniges wird ferner angezweifelt. Nach seiner Meinung ist in den meisten 
Weinen ein Körper vorhanden, der positiv reagiert, aber früher oder später 
verschwindet. Soll die Reaktion 01 g Zitronensäure im 1! noch richtig 
anzeigen, so empfehle es sich, konzentriertere Reagenzien zu verwenden, 
als die ursprüngliche Vorschrift angibt. | 

Zur quantitativen Bestimmung der Zitronensäure nach A. Jörgensen?) 
werden 100 cm® Wein mit Natronlauge genau neutralisiert, mit 10—15 cm? 
Bleiazetat gefällt und mit gleichen Teilen Alkohol von 90°/, versetzt. Am 
folgenden Tag wird filtriert und der Niederschlag 3—4mal mit ver- 
dünntem Alkohol ausgewaschen. Darauf bringt man das Filter nebst Nieder- 
schlag in die Flasche zurück, versetzt mit 50—100 cm? Wasser, erhitzt 
zum Kochen und leitet Schwefelwasserstoff ein, bis alles Blei gefällt ist. 
Nach dem Abfiltrieren und Auswaschen wird das Filtrat auf 30 bis 
40 cm? eingedampft, neutralisiert und weiter bis 10 cm® verdampft. Man 
verdünnt genau mit dem doppelten Volumen 90vol.-°/,igen Alkohols und 
läßt über Nacht stehen. Das Gelöste wird abfiltriert und der Rückstand 
wird nochmals mit heißem Wasser aufgenommen und mit Alkohol gefällt. 

In den Filtraten bestimmt man zunächst die Weinsäure nach N. 15, das 
Filtrat oder, falls keine Weinsäure vorhanden war, die Lösung selbst 
bringt man in einen Meßzylinder, wäscht mit 1 cm: verdünnter Salzsäure 
nach und bringt das Ganze auf 10 cm®, darauf schüttelt man 5mal mit 
50 em3 Äther im Scheidetrichter aus. Der Rückstand der Ätherausschüttelung 
wird wieder in 9cm® Wasser gelöst, mit 1 cm: Salzsäure versetzt und in 
der gleichen Weise mit Äther ausgeschüttelt. 

Die von Bernsteinsäure befreiten Lösungen werden mit Natronlauge 
neutralisiert, auf 40 cm® aufgefüllt und mit 10 cm? Baryumchlorid versetzt. 
Entsteht ein voluminöser Niederschlag, so spült man in einen größeren 
Meßkolben von 100 cm3 und fügt noch etwas Chlorbaryum hinzu, damit 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 18. S. 571 (1909). 
2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 13. S. 241 (1907) und Bd. 17. 
S. 396 (1909). 


410 Max Klostermann. 


alles Baryumtitrat in Lösung geht. Man filtriert von den Sulfaten, Phos- 
phaten und Tannaten ab und spült mit Wasser nach, bis das Filtrat 
12 cm® beträgt, und füllt bis auf 100 mit absolutem Alkohol auf, jeden- 
falls muß ein Alkohol von 26 Vol.-"/, entstehen. 

l. Zeigt sich nach 1 Stunde nur ein geringer Niederschlag, so wird 
er abfiltriert und mit 25 cm® 26vol.-%/,igem Alkohol gewaschen. 

2. Entsteht ein beträchtlicher Niederschlag, so wird er abfiltriert, mit 
heißem Wasser wieder gelöst, zu 72 cm® aufgefüllt. nochmals mit Alkohol 
gefällt, um das Malat in Lösung zu bringen. 

3. Entsteht wieder eine starke Fällung, so wird nochmals wie 2. ver- 
fahren. Der Niederschlag besteht dann aus reinem Zitrat. 

Zur quantitativen Bestimmung fällt man dann das Baryum mit 
Schwefelsäure und wiegt, 19 BaSO, = 0'548 9 wasserfreie Zitronensäure. 

18. Bestimmung der Bernsteinsäure nach C.».d. Heide und 
H. Steiner.‘) 

50 em? Wein werden in einer Porzellanschale von 200 cm’ Fassungs- 
raum auf dem Wasserbade entgeistet. Dann setzt man 1 cm® 10%/,ige 
Baryumchloridlösung hinzu und fügt einen Tropfen Phenolphtaleinlösung 
und soviel feingepulvertes Baryumhydroxyd in kleinen Anteilen zu, bis Rot- 
färbung eintritt. Während dieser Behandlung wird möglichst genau auf 
20 em? eingeengt, wofür man in der Schale vorher eine Marke anbringt. 
Ist zuviel Baryt zugesetzt worden, so entfernt man ihn dadurch, dal) man 
unter Rühren Kohlensäure auf die Flüssigkeitsoberfläche strömen läßt. 
Hierdurch wird die spätere Filtration erleichtert. Nach dem Erkalten 
werden unter Umrühren 85 em? 96°/,igen Alkohols zugegeben, wodurch 
neben anderen Bestandteilen die Baryumsalze der Bernstein-, Wein- und 
Aptelsäure quantitativ niedergeschlagen werden. während die der Milch- 
säure und Essigsäure in Lösung bleiben. Nach mindestens zweistündigem 
Stehen wird der Niederschlag abfiltriert und einige Male mit 80°/,igem 
Alkohol ausgewaschen, wodurch bei extraktreichen Weinen die spätere 
Oxydation erleichtert wird. Dann wird der Niederschlag mit heißem Wasser 
vom Filter in die Schale zurückgespült, zur vollständigen Entfernung des 
Alkohols auf dem siedenden Wasserbade eingeengt und unter weiterem 
Erhitzen mit 3-5 cm® 5°/,iger Kaliumpermanganatlösung so lange ver- 
setzt, bis die rote Farbe 5 Minuten bestehen bleibt. Man gibt nochmals 
5 cm® der Kaliumpermanganatlösung hinzu und läßt weitere 15 Minuten 
einwirken. Bei abermaligem Verschwinden der Rotfärbung ist der Zusatz 
abermals zu wiederholen. 

Ist die Oxydation beendet, so entfernt man den Überschul an Ka- 
liumpermanganat durch schweflige Säure, säuert vorsichtig mit 25°/,iger 
Schwefelsäure an und setzt schweflige Säure zu, bis aller Braunstein gelöst ist. 

Dann dampft man bis auf etwa 35 cm’ ein, bringt die Flüssigkeit 
und den Niederschlag von Baryumsulfat mit Hilfe der Spritzflasche quan- 


') Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 17. S. 304 (1909). 


ee nn 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 411 


titativ in einen Ätherperforationsapparat und sorgt dafür, daß die Flüssig- 
keit etwa 10°/, freie Schwefelsäure enthält. 

Nach 9 Stunden kann die Perforation (mit besonderem Apparat) als 
beendet angesehen werden. Nach 12 Stunden ist die Bernsteinsäure sicher 
quantitativ in den Äther übergegangen. Die ätherische Lösung wird in 
ein Becherglas gebracht und mit 20 em Wasser versetzt. worauf man den 
Äther an einem warmen Orte verdunstet. 

Unter Verwendung von Phenolphtalein neutralisiert man dann 
mit einer völlig halogenfreien !/,,-Normallauge, bringt den Inhalt des Becher- 
glases in ein 100 cm® Meßkölbchen, versetzt mit 20 cm® Y/,,-Normalsilber- 
nitratlösung und füllt unter Umschütteln bis zur Marke auf. Schließlich 
filtriert man vom ausgefallenen bernsteinsauren Silber ab, bringt 
>0.cm® des Filtrates in ein Becherglas und titriert nach Zusatz von Sal- 
petersäure und Eisenammoniakalaunlösung mit!/,„-Normalrhodan- 
ammonlösung das überschüssige Silber zurück: 

Hat man 50 cm® Wein genommen, 20 cm3 !/,,-Normalsilbernitrat- 
lösung zugesetzt undzum Zurücktitrieren von 50cm3Filtratcem3 !/,,-Normal- 
rhodanammonlösung verbraucht, so sind in 100 cm® Wein v = 00236 
a Gramm Bernsteinsäure enthalten, wobei a = 10 — e ist. 

Das Verfahren eignet sich auch für Moste und stark zuckerhal- 
tige Weine. 

19. Bestimmungder Äpfelsäure. Nach ©. v. d. Heide und H. Steiner...) 

Man bestimmt zunächst den Gehalt an Bernsteinsäure nach dem 
vorherigen Verfahren, dann ermittelt man die Gesamtmenge an Bernstein- 
und Äpfelsäure und berechnet aus der Differenz die Äpfelsäure. 

Den Äpfel- und Bernsteinsäuregehalt bestimmt man auf fol- 
gende Weise: 

Zuerst entfernt man die Weinsäure. 

Man setzt zu 50cm? Wein in einem Becherglase 1 cm® Eisessig, 
0:25 cm? einer 20°/,igen Kaliumazetatlösung, 7’ g gepulvertes, reines 
Chlorkalium, das man durch Umrühren nach Möglichkeit in Lösung 
bringt, und fügt schließlich 75 em® Alkohol von 95 Maßprozent hinzu. Nach- 
dem man durch starkes Reiben an der Wand des Becherglases die Ab- 
scheidung des Weinsteines eingeleitet hat, läßt man noch wenigstens 
15 Stunden bei Zimmertemperatur stehen und filtriert dann den Nieder- 
schlag mit Hilfe der Wasserstrahlpumpe ab; zum Auswaschen dient ein 
Gemisch von 5g Chlorkalium, 20 cm® Alkohol von 95 Maßprozent und 
100 cm3 destillierten Wassers. Das Becherglas wird 3mal mit einigen 
Kubikzentimetern dieser Lösung abgespült, wobei man jedesmal gut abtropfen 
läßt. Dann werden Filter und Niederschlag ebenfalls dreimal mit einigen 
Kubikzentimetern der Waschflüssigkeit ausgewaschen. Von dieser dürfen 
im ganzen nicht mehr als 10 cm? verbraucht werden. 


!) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 17. S. 307 (1909). 


412 Max Klostermann. 


Das Filtrat, welches nur noch geringe, nicht weiter störende Wein- 
säuremengen enthält, wird in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade 
zur Entfernung des Alkohols und der Essigsäure bis auf wenige Kubik- 
zentimeter eingeengt. Die Kristalle von Kaliumehlorid müssen wiederholt 
mit Hilfe eines Pistills zerdrückt werden, um die Essigsäure möglichst 
auszutreiben. Dann nimmt man den Rückstand mit wenig Wasser auf, 
versetzt 5 cm® einer 10°/,igen Baryumchloridlösung mit soviel fein ge- 
pulvertem Baryumhydroxyd, unter Verwendung eines Tropfens Phenol- 
phtaleinlösung als Indikator, bis bleibende Rotfärbung entsteht. Durch 
Einleiten von Kohlendioxyd wird das überflüssige Baryumhydroxyd 
beseitigt, wodurch die spätere Filtration erleichtert wird. Zu der genau auf 
20 cm° gebrachten Flüssigkeit werden nach dem Erkalten unter Umrühren 
85 cm® Alkohol von 96 Maßprozent gegeben. Nach zweistündigem Stehen 
wird der Niederschlag abfiltriert und mit 30°/,igem Alkohol ausgewaschen. 
Dann wird er mit heißem Wasser vom Filter in die Schale zurückgespritzt 
und auf dem Wasserbade fast bis zur Trockene eingedampft, wobei die 
auskristallisierenden Kaliumsalzkrusten wiederholt mit einem Pistill zer- 
drückt werden müssen. 

Den noch feuchten Rückstand versetzt man mit 21/, —3 em? 40°/ iger 
Schwefelsäure und gibt unter Umrühren mit einem Pistill so viel fein ge- 
pulvertes, wasserfreies Natriumsulfat hinzu, bis ein lockeres, trockenes 
Pulver entsteht, mit dem eine Schleichersche Papierhülse beschickt wird. 
Diese wird in einem Soshlet-Apparat 6 Stunden mit Äther extrahiert, 
wodurch Äpfelsäure und Bernsteinsäure vollständig in Lösung gehen. 
Man unterbricht dann die Extraktion, setzt zu der ätherischen Säurelösung 
10—20 em? Wasser und destilliert den Äther ab. Die letzten Anteile läßt 
man am zweckmäßigsten an einem mäßig warmen Orte verdunsten. Die 
zurückbleibende, wässerige Lösung wird mit 1—3 g Tierkohle, welche vorher 
durch Behandeln mit Säuren gereinigt worden ist, versetzt und eine Stunde 
auf dem Wasserbade erwärmt. Hierauf filtriert man die so von Gerb- 
stoff befreite Flüssigkeit in eine Platinschale und wäscht das Filter mit 
heißem Wasser aus. Das Filtrat wird mit einem Tropfen Phenolphtalein- 
lösung versetzt und mit einer Lauge von bekanntem Titer genau neutra- 
lisiert. Hierauf dampft man auf dem Wasserbad zur Trockene und ver- 
ascht unter den üblichen Vorsichtsmaßsregeln. Die Asche wird mit einer 
gemessenen Menge von !/,,-Normalsalzsäure im Überschuß versetzt, auf dem 
Wasserbade kurze Zeit erhitzt, und der Überschuß an Säure mit !/,„-Normal- 
lauge zurücktitriert. 

Entsprach die Alkalität von 50 cm® Wein a cm® Y/,,-Normalsalzsäure 
und hat man vorher gefunden, dab 100 cm® Wein yg Bernsteinsäure 
enthalten, so würde ihr veraschtes Salz zur Neutralisation: 

1000y . > R 
OZE em’ }/,-Normalsalzsäure verbrauchen. 

Die Asche des apfelsauren Alkalis aus 100 cm® Wein erfordert mit- 

hin zur Neutralisation: 


} 
E 
# 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 415 


1000 v r 5 2 
22 — were. \/ 0-Normalsalzsäure; 
) 


Dann beträgt die Säuremenge: 
1000 y, 67 . u 
(2a — so) 0007 (00134 a — 11373 y) g 
Apfelsäure. 

20. Bestimmung der schwefligen Säure. 

Zur Bestimmung der schwefligen Säure bedient man sich folgender 
Vorrichtung: 

Ein Destillierkölbehen von 400 cem® Inhalt wird mit einem zweimal 
durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen zwei Glasröhren in das 
Innere des Kolbens führen. Die erste Röhre reicht bis auf den Boden des 
Kolbens, die zweite nur bis in den Hals. Die letztere Röhre führt zu 
einem Ziebigschen Kühler; an diesen schließt sich luftdicht mittelst durch- 
bohrten Stopfens eine kugelig aufgeblasene U-Röhre (sog. Peligotsche Röhre). 

Man leitet durch das ui auf den Boden des Kolbens führende Rohr 
Kohlensäure, bis alle Luft aus dem Apparate verdrängt ist, bringt dann 
in die Peligotsche höhre 50 cm Jodlösung (erhalten durch Auflösen von 
5g reinem Jod und 75 g Jodkalium in Wasser zu 1), lüftet den Stopfen 
des Destillierkolbens und läßt 100 cm? Wein aus einer Pipette in den 
Kolben fließen, ohne das Einströmen der Kohlensäure zu unterbrechen. 
Nachdem noch 5 g sirupdicke Phosphorsäure zugegeben sind, erhitzt man 
den Wein vorsichtig und destilliert ihn unter stetigem Durchleiten von 
Kohlensäure zur Hälfte ab. 

Man bringt nunmehr die Jodlösung, die noch braun gefärbt sein 
muß. in ein Becherglas, spült die Peliögotsche Röhre gut mit Wasser aus, 
setzt etwas Salzsäure zu, erhitzt das Ganze kurze Zeit und fällt die durch 
Oxydation der schwefligen Säure entstandene Schwefelsäure mit Chlor- 
baryum. Der Niederschlag von Baryumsulfat wird genau in der unter 
Nr.5 vorgeschriebenen Weise weiter behandelt. 

Berechnung: Wurden a Gramm Barvumsulfat gewogen, so sind: 

x= 02748 a Gramm schweflige Säure (SO,) in 100 cem® Wein. 

Anmer kung 1: Der Gesamtgehalt der Weine an schwefliger Säure 
kann auch nach dem folgenden Verfahren bestimmt werden. Man bringt 
in ein Kölbehen von ungefähr 200 em® Inhalt 25 em? Kalilauge, die etwa 
569 Kaliumhydrat im Liter enthält, und läßt 50 cm? Wein so zu der 
Lauge fließen, dal) die Pipettenspitze während des Auslaufens in die Kali- 
lauge taucht. Nach mehrmaligem vorsichtigen Umschwenken läßt man die 
Mischung 15 Minuten stehen. Hierauf fügt man zu der alkalischen Flüssig- 
keit 10 cm verdünnte Schwefelsäure (erhalten durch Mischen von 1 Teil 
Schwefelsäure mit 3 Teilen Wasser) und einige Kubikzentimeter Stärkelösung 
und titriert die Flüssigkeit mit !/,,-Normaljodlösung: man läßt die Jodlösung 
hierbei rasch, aber vorsichtig so lange zutropfen, bis die blaue Farbe der 
Jodstärke nach vier- bis fünfmaligem Umschwenken noch kurze Zeit anhält. 


+14 Max Klostermann. 


Berechnung der gesamten schwefligen Säure Wurden auf 
50 em? Wein a em® \/,,„-Normaljodlösung verbraucht, so sind enthalten: 

x = 000128 a Gramm gesamte schweflige Säure (SO,) in 100 cm® 

Wein. 

Zufolge neuerer Erfahrungen ist ein Teil der schwefligen Säure im 
Weine organisch gebunden, ein anderer im freien Zustande oder als Alkali- 
bisulfit im Weine vorhanden. Die Bestimmung der freien schwefligen Säure 
eeschieht nach folgendem Verfahren. Man leitet durch ein Kölbehen von 
etwa 100 cm’ Inhalt 10 Minuten lang Kohlensäure, entnimmt dann aus der 
frisch entkorkten Flasche mit einer Pipette 50 cm® Wein und läßt diese in 
das mit Kohlensäure gefüllte Gläschen fließen. Nach Zusatz von 5 cm® 
verdünnter Schwefelsäure wird die Flüssigkeit in der vorher beschriebenen 
Weise mit !/,„-Normaljodlösung titriert. 

Berechnung der freien schwefligen Säure. Wurden auf 50 cm# 
Wein a Kubikzentimeter !/,,„-Normaljodlösung verbraucht, so sind enthalten: 

x = 000128 a Gramm freie schweflige Säure (SO,) in 100 em? 

Wein. 

Der Unterschied der gesamten schwefligen Säure und der freien 
schwefligen Säure ergibt den Gehalt des Weines an schwefliger Säure, die 
an organische Weinbestandteile gebunden ist. 

Anmerkung 2. Wurde der Gesamtgehalt an schwefliger Säure nach 
dem in der Anmerkung 1 beschriebenen Verfahren bestimmt, so ist dies 
anzugeben. Es ist wünschenswert, dal in jedem Falle die freie beziehungs- 
weise die an organische Bestandteile gebundene schweflige Säure be- 
stimmt wird. 

21. Bestimmung des Saccharins. 

Man verdampft 100 cm® Wein unter Zusatz von ausgewaschenem, 
erobem Sande in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade, versetzt den 
Rückstand mit 1-2 cm? einer 30°/,igen Phosphorsäurelösung und zieht 
ihn unter beständigem Auflockern mit einer Mischung von gleichen Raum- 
teilen Äther und Petroleumäther bei mäßiger Wärme aus. Man filtriert 
die Auszüge durch gereinieten Asbest in einen Kolben und fährt mit dem 
Ausziehen fort, bis man 200—250 em® Filtrat erhalten hat. Hierauf de- 
stilliertt man den größten Teil der Äther-Petroleumäthermischung im 
Wasserbade ab, führt den Rest aus dem Kolben in eine Porzellanschale 
über, spült den Kolben mit Äther gut nach, verjagt dann Äther und 
Petroleumäther völlig und nimmt den Rückstand mit einer verdünnten 
Lösung von Natriumkarbonat auf. Man filtriert die Lösung in eine Platin- 
schale, verdampft sie zur Trockene, mischt den Trockenrückstand mit der 
vier- bis fünffachen Menge festem Natriumkarbonat und trägt dieses Ge- 
misch allmählich in schmelzenden Kalisalpeter ein. Man löst die weiße 
Schmelze in Wasser, säuert sie vorsichtig (mit aufgelegtem Uhrglase) 
in einem Becherglase mit Salzsäure an und fällt die aus dem Saccharin 
entstandene Schwefelsäure mit Chlorbaryum in der unter Nr. 5 vorge- 
schriebenen Weise. 


3 


VE N * = 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 415 


Berechnung. Wurden bei der Verarbeitung von 100 em’ Wein a 
Gramm Baryumsulfat gewonnen, so sind enthalten: 

x = 07857 a Gramm Saccharin in 100 cm® Wein. 

"22. Nachweis von Salizylsäure. 

50 em? Wein werden in einem zylindrischen Scheidetrichter mit 50 em’ 
eines Gemisches aus gleichen Raumteilen Äther und Petroleumäther ver- 
setzt und mit der Vorsicht häufig umgeschüttelt, daß) keine Emulsion ent- 
steht, aber doch eine genügende Mischung der Flüssigkeiten stattfindet. 
Hierauf hebt man die Äther-Petroleumätherschicht ab, filtriert sie durch 
ein trockenes Filter, verdunstet das Äthergemisch auf dem Wasserbade und 
versetzt den Rückstand mit einigen Tropfen Eisenchloridlösung. Eine rot- 
violette Färbung zeigt die Gegenwart von Salizylsäure an. 

Entsteht dagegen eine schwarze oder dunkelbraune Färbung, so ver- 
setzt man die Mischung mit einem Tropfen Salzsäure, nimmt sie mit 
Wasser auf, schüttelt die Lösung mit Äther-Petroleumäther aus und ver- 
fährt mit dem Auszug nach der oben gegebenen Vorschrift. 

23. Nachweis von arabischem Gummi und Dextrin. 

Man versetzt 4 cm® Wein mit 10cm? Alkohol von 96 Maßprozent. 
Entsteht hierbei nur eine geringe Trübung. welche sich in Flocken absetzt, 
so ist weder Gummi noch Dextrin zugegen. Entsteht dagegen ein klumpiger. 
zäher Niederschlag, der zum Teil zu Boden fällt, zum Teil an den Wan- 
dungen des Gefäßes hängen bleibt, so muß der Wein nach dem folgenden 
Verfahren geprüft werden. 

100 cm3 Wein werden auf etwa 5 cm? eingedampft und unter Um- 
rühren so lange mit Alkohol von 90 Maßprozent versetzt, als noch ein 
Niederschlag entsteht. Nach 2 Stunden filtriert man den Niederschlag ab, 
löst ihn in 50 cm® Wasser und führt die Lösung in ein Kölbehen von etwa 
100 cm3 Inhalt über. Man fügt I cm Salzsäure vom spez. Gew. 1’12 hin- 
zu, verschließt das Kölbchen mit einem Stopfen, durch welches ein 1 m 
langes, beiderseits offenes Rohr führt und erhitzt das Gemisch 3 Stunden 
im kochenden Wasserbade. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit mit 
Sodalösung alkalisch gemacht, auf ein bestimmtes Mal verdünnt und 
der entstandene Zucker mit Fehlingscher Lösung nach dem unter Nr. 10 
beschriebenen Verfahren bestimmt. Der Zucker ist aus zugesetztem Dextrin 
oder arabischem Gummi gebildet worden; Weine ohne diese Zusätze geben, 
in der beschriebenen Weise behandelt, höchstens Spuren einer Zuckerreaktion. 

24. Bestimmung des Gerbstoffes. 


a) Schätzung des Gerbstoffgehaltes. 


In 100 em von Kohlensäure befreitem Weine werden die freien Säuren 
mit einer titrierten Alkalilösung bis auf 0'5 g m 100 cm? Wein abgestumpft. 
sofern die Bestimmung nach Nr. 6 einen höheren Betrag ergeben hat. 
Nach Zugabe von 1 cm? einer 40°/,igen Natriumazetatlösung läßt man eine 
10°/,ige Eisenchloridlösung tropfenweise so lange hinzufließen, bis kein 


416 Max Klostermann. 


Niederschlag mehr entsteht. 1 Tropfen der 10°/,igen Eisenchloridlösung 
genügt zur Ausfällune von 005 g Gerbstoff. (Siehe Nr. 14.) 


b) Bestimmung des Gerbstofl'gehaltes. 


Die Bestimmung des (rerbstoffes kann nach einem der üblichen Ver- 
fahren erfolgen: das angewandte Verfahren ist in jedem Falle anzugeben. 

25. Bestimmung des Chlors. 

Man läßt 50 cm® Wein aus einer Pipette in ein Becherglas fließen 
macht mit einer Lösung von Natriumkarbonat alkalisch und erwärmt das 
Gemisch mit aufgedecktem Uhrglase bis zum Aufhören der Kohlensäure- 
entwicklung. Den Inhalt des Becherglases bringt man in eine Platinschale. 
dampft ihn ein, verkohlt den Rückstand und verascht genau in der 
bei der Bestimmung der Mineralbestandteile (Nr. 4) angegebenen Weise. 
Die Asche wird mit einem Tropfen Salpetersäure befeuchtet, mit warmem 
Wasser ausgezogen, die Lösung in ein Becherglas filtriert und unter Um- 
rühren solange mit Silbernitratlösung (1 Teil Silbernitrat in 20 Teilen Wasser 
gelöst) versetzt, als noch ein Niederschlag entsteht. Man erhitzt das Ge- 
misch kurze Zeit im Wasserbade, läßt es an einem dunklen Ort erkalten, 
sammelt den Niederschlag auf einem Filter von bekanntem Aschengehalte, 
wäscht ihn mit heißem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaktion 
aus und trocknet auf dem Filter bei 100°C. Das Filter wird in einem 
gewogenen Porzellantiegel mit Deckel verbrannt. Nach dem Erkalten be- 
netzt man das Chlorsilber mit einem Tropfen Salzsäure, erhitzt vorsichtig 
mit aufgelegtem Deckel, bis die Säure verjagt ist. steigert hierauf die Hitze 
bis zum beginnenden Schmelzen, läßt das Ganze im Exsikkator erkalten 
und wägt. 

Berechnung: Wurden aus 50 cm® Wein a Gramm Chlorsilber er- 
halten, so sind enthalten: 

x—0'4945 aGramm Chlor in 100 em3 Wein oder 
v=0'816a Gramm Chlornatrium in 100 cm® Wein. 

26. Bestimmung der Phosphorsäure. 

50 cm® Wein werden in einer Platinschale mit 05—1g eines Ge- 
misches von 1 Teil Salpeter und 3 Teilen Soda versetzt und zur dick- 
flüssigen Beschaffenheit verdampft. Der Rückstand wird verkohlt, die Kohle 
mit verdünnter Salpetersäure ausgezogen, der Auszug abfiltriert, die Kohle 
wiederholt ausgewaschen und schließlich mit dem Filter verascht. Die 
Asche wird mit Salpetersäure befeuchtet, mit heibem Wasser aufgenommen 
und zu dem Auszuge in ein Becherglas von 200 cm® Inhalt filtriert. Zu 
der Lösung setzt man ein Gemisch !) von 25 cm® Molybdänlösung (150 y 
Ammoniummolybdat in 1°/,igem Ammoniak zu 17 gelöst) und 25 em? Sal- 
petersäure vom spez. Gew. 12 und erwärmt auf einem Wasserbade auf 


‘) Die Molybdänlösung ist in die Salpetersäure zu gießen, nicht umgekehrt, da 
sich sonst Molybdänsäure abscheidet, die nur schwer wieder in Lösung zu bringen ist. 


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ir 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 417 


80°C, wobei ein gelber Niederschlag von Ammoniumphosphomolybdat ent- 
steht. Man stellt die Mischung 6 Stunden an einen warmen Ort, giebt dann 
die über dem Niederschlage stehende klare Flüssigkeit durch ein Filter, 
wäscht den Niederschlag 4—5mal mit einer verdünnten Molybdänlösung 
(hergestellt durch Vermischen von 100 Raumteilen der oben angegebenen 
Molybdänlösung mit 20 Raumteilen Salpetersäure vom spez. Gew. 12 und 
SO Raumteilen Wasser), indem man stets den Niederschlag absitzen läßt 
und die klare Flüssigkeit durch das Filter gießt. Dann löst man den 
Niederschlag im Becherglase in konzentriertem Ammoniak auf und filtriert 
durch dasselbe Filter, durch welches vorher die Waschwässer filtriert 
wurden. Man wäscht das Becherglas und das Filter mit Ammoniak aus 
und versetzt das Filtrat vorsichtig unter Umrühren mit Salzsäure, so- 
lange der dadurch entstehende Niederschlag sich noch löst. Nach dem 
Erkalten fügt man 5 cm? Magnesiamischung (68 9 Chlormagnesium und 
165g Chlorammonium in Wasser gelöst, mit 260 cm® Ammoniak vom 
spez. Gew. 0'96 versetzt und auf 1 aufgefüllt) zu und rührt mit einem 
Glasstabe um, ohne die Wandung des Becherglases zu berühren. Den ent- 
stehenden kristallimischen Niederschlag von Ammonium-Magnesiumphosphat 
läßt man nach Zusatz von 40 cm3® Ammoniaklösung 24 Stunden bedeckt 
stehen. Hierauf filtriert man das Gemisch durch ein Filter von bekanntem 
Aschengehalte und wäscht den Niederschlag mit verdünntem Ammoniak 
(1 Teil Ammoniak vom spez. Gew. 0'96 und 3 Teilen Wasser) aus, bis das 
Filtrat in einer mit Salpetersäure angesäuerten Silberlösung keine Trübung 
mehr hervorbringt. Der Niederschlag wird auf dem Filter getrocknet und 
dieses in einem gewogenen Platintiegel verbrannt. Nach dem Erkalten 
befeuchtet man den aus Magnesiumpyrophosphat bestehenden Tiegelinhalt 
mit Salpetersäure, verdampft diese mit kleiner Flamme, glüht den Tiegel 
stark, läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 

>3erechnung: Wurden aus 50 cm? Wein a Gramm Magnesiumpyro- 
phosphat erhalten, so sind enthalten: 

x= 12751 a Gramm Phosphorsäureanhydrid (P; O,) in 100 cm Wein. 
27. Nachweis der Salpetersäure. 


1. In Weißweinen. 


a) 10 cm3 Wein, werden entgeistet, mit Tierkohle entfärbt und filtriert. 
Einige Tropfen des Filtrates läßt man in ein Porzellanschälchen, in welchem 
einige Körnchen Diphenylamin mit 1 cm? konzentrierter Schwefelsäure über- 
gossen worden sind, so einfließen, daß sich die beiden Flüssigkeiten über- 
einander lagern. Tritt an der Berührungsstelle eine blaue Färbung auf, so 
ist Salpetersäure in dem Weine enthalten. 

b) Zum Nachweis kleinerer Mengen von Salpetersäure, welche bei 
der Prüfung nach la nicht mehr erkannt werden, verdampft man 100 em? 
Wein in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade zum dünnen Sirup 
und fügt nach dem Erkalten so lange absoluten Alkohol zu, als noch ein 
Niederschlag entsteht. Man filtriert, verdampft das Filtrat, bis der Alkohol 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, VII. 27 


418 


Spezifisches | 
Gewicht des 
| Destillates 

| 


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Alkohol in 
100 em? 


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026 
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0:37 
0.42 
047 
053 


058 
064 
0,69 
074 
0) 


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Max Klostermann. 


Tafel 1. 
Ermittelung des Alkoholgehaltes. 
Aus X. Windisch, Alkoholtafel. Berlin 1893. 


Volum- Spezifisches | 
prozente Gewicht des 
Alkohol Destillates 
IOO 
OT 09964 
015 > Fa 
020 Be 
027 Pe 
033 091 
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| 047 0.9959 
| 053 S 
0.60 X | 
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0:73 I 
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114 09949 | 
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141 4 | 
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154 2 
161 l 
1'683 0 
175 
182 0.9939 
188 8 | 
1:95 1 
2:02 6 
5 
2:09 4 \ 
I 216 3 | 
228 2 
| 2:30 m 
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Gramm 
Alkohol in 
100 em? 


Volum- 
prozente 
Alkohol 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 419 


| Spezifisches Gramm Volum- Spezifisches Gramm Volum- 


| 
Gewicht des | Alkohol in prozente Gewicht des | Alkohol in prozente | 
Destillates 100 cm? Alkohol Destillates 100 em? Alkohol 
3 er ne 12 22 ee 
0.9929 393 495 0I889 640 8:07 
S 399 203 S 647 8:15 
7 +05 510 fi 653 823 
6 411 718 6 6:59 s31 
> 417 2 3) 6.66 40 
4 425 Ha 4 675 848 
3 429 540 3 679 8:56 
2 4-35 548 2 6:86 864 
1 44] 555 1 6953 875 
0 447 3'653 0) 6:99 881 
0.9919 453 TO 09879 106 8:39 | 
S 459 578 S 7 898 
7 4:65 5:86 7 719 9:06 | 
6 471 5'953 6 126 915 
5, 477 601 3 738 923 
4 +83 509 4 139 9-32 
> 4:89 616 > 746 940 
2 4-95 | 624 2 193 948 
1 >01 632 1 1760 957 
6) DOS 640 0) 166 966 
0.9909 5914 6°47 99869 | 175 974 
5 520 655 te) 780 4'853 | 
T 526 6'653 7 TEN 991 
6 5:32 6:01 6 794 1000 
3, 538 679 5) S:00 1009 
4 545 686 4 807 10°17 
3 Ban! 6.94 3 814 10'26 | 
2 5a 702 2 821 1035 | 
1 64 10 lt 828 10'453 
0) 5:70 118 0) 835 1052 
0.9899 976 126 99859 | 842 1061 
S 9'853 134 to) 849 1070 
% | 289 1742 7 s56 1079 
6 595 150 6 8:65 1088 
5) 602 158 3 870 1096 
4 608 1766 4 ST 1105 
3 614 T74 3 Ss84 DEP 
2 621 182 = 891 E23 
1 627 790 1 8:98 11:32 | 
| 0 634 799 0 9:06 114 | 
| 


420 


Spezifisches 
Gewicht des 
Destillates 


09849 


0.9859 


fe) 


09819 
8 


or | 


wm wm Dt 


_ 


Gramm 
Alkohol in 
100 cm’ 


013 
20 
927 
934 
9.42 
9-49 
9:56 
9653 
970 
ITS 


{0 te}5) 

9:92 

9:99 
10°07 
1014 
1022 
1029 
1036 
1044 
10:52 


10:59 
10,66 
1074 
1081 
1089 
1096 
1104 
112 
11779 
13497 


1154 
1142 
1149 
13537 
1169 
13272 
11'80 
1188 
11:96 
12:05 


Max Klostermann. 


Volum- 
prozente 
Alkohol 


1150 
11:59 
1168 
1177 
1186 
14:95 
1205 


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Spezilisches 
Gewicht des 
Destillates 


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OO HDD PB DUO I CE 


0.9799 


0.9789 
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Gramm | 
Alkohol in | 
100 em? 


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13°68 
1376 
13'854 
1392 
1400 
1408 
1415 
1423 
1451 
1439 


1447 
1455 
1465 
1471 
1479 
1487 
1495 
15'053 
15:11 
15:19 


Volum- 
prozente 
Alkohol 


1526 
15362 
1546 
1555 | 
15:65 

13:03 

15:85 9 
15.95 
16:04 
16:14 


1624 | 
16.34 
1644 
1654 
1664 
1674 
1684 
16.94 
1704 
1714 


2a 
17.34 
1744 | 
IH 
1764 
1774 
1784 
1794 
1804 | 
18.105 


1824 
1834 
15°44 
1854 
18:64 
1874 
18'854 
1894 
19:04 
19:14 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 


421 


| Spezifisches Gramm Volum- Spezitisches Gramm Volum- 
Gewicht des | Alkohol in prozente Gewicht des | Alkohol in prozente 
Destillates 100 em’ Alkohol Destillates 100 em? Alkohol 
0.9769 15:27 1924 0,9729 F 1845 2324 

5 15:35 19:54 5 18:52 2354 

7 1545 1944 {| 18:60 2344 

6 1951 E999 6 1868 2354 

| 5 15:59 19:69 > 15°76 2363 
| 4 19:67 19:75 4 18:54 2575 
3 15:75 19:85 B) 18:91 2383 

2 19:85 19:95 2 18:99 23.93 

l 1591 20:05 | 19:07 24:02 

0 19:39 20:15 0 19:14 24-12 

0.9759 16:07 20:25 0.9719 19-22 24:22 

fe) 16:15 20:33 fe) 19:30 2432 

t| 16:23 2045 { 19:37 2441 

6 1651 2055 6 1945 2451 

1) 1659 20°65 > 1955 2460 

4 16°47 20713 4 19:60 2470 

3 16°55 2086 3 19-68 2480 

2 16°63 2096 2 1976 24.89 

1 1671 2106 1 19:83 24-99 

0 1619 21-16 0 19-91 25°08 

| 09749 16:87 2126 0.9709 1998 2918 
e) 16:95 21'36 fe) 20:06 2927 

[| 17:03 2146 Ü. 2013 25°37 

6 NER 2196 6 20:21 2947 

5) 17:19 2166 ”) 20:28 25°56 

4 17-27 21776 4 20:36 25:66 

B) 17:35 21'86 B) 2043 2375 

2 17-42 21'96 2 2051 29.84 

1 17:90 22:06 1 20.58 2594 

0 17:58 22:16 0 2066 | 2603 

0.9759 1766 2226 0.9699 20:73 2613 

Ss 1774 22:35 3 2081 2622 

T 1782 2245 7 2088 263 

6 1790 22:55 6 2096 ı 2641 

B) 1798 2265 B) 21:03 2650 

4 18:05 32:05 4 >t-10 | >2659 

3 18:13 23-85 3 31-18 26:69 

2 1821 22-95 2 21-25 2678 
1 18:29 23:05 N 31-32 26°87 

Ö 18°57 2314 (0) 31-40 2696 


Spezitisches 
Gewicht des 
Destillates 


Gramm 
Alkohol in 
100 em? 


IHSH 
| S 


Seren 


mw 0 


u 
— 


09679 


I 0.9659 


SHAW we HIN 10 


21°47 
2154 
2161 
2169 
2176 
21'853 
2190 
21°97 


22:89 
2296 
2303 
2310 
2317 
2324 
2331 


23°38 


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Max Klostermann. 


Volum- 


prozente 


Alkohol 


2705 
2714 
2724 
97:33 
2742 
1.51 
27.60 
2769 
2778 
PIDT 


27:96 
28:05 
2814 
28:23 
2832 
2841 
28:50 
28:59 
2867 
2876 


2885 
2894 
29:03 
29-11 
29.20 
29.29 
2938 
29:46 
29.55 
29.64 


2972 
29.81 
29-89 
29-93 
30:06 
30.15 
3023 
30.32 
30.40 
3049 


Spezifisches 
Gewicht des 
Destillates 


09649 


te) 


09629 


mw oa OO 1 00 


gl 
— 


Gramm 
Alkohol in 
100 em? 


2426 
24.33 
24.39 
24.46 
2453 
24-59 
24.66 
2373 
2479 
24-85 


24-92 
24-99 
2505 
2542 
2518 
2525 
25231 
Dya3l 
2544 


2550 


2556 
2563 
25.69 
2IT6 
2582 
2388 
2595 
2601 
26°07 
2613 


Volum- 
prozente 
Alkohol 


3057 
30:66 
3074 
3082 
309] 
3099 
3107 
3140 
3124 
3132 


3141 
3149 
31:97 
3165 
31-43 
3181 
3189 
3198 
3206 
3214 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 425 


Tafel 2. 
(Zur Ermittelung der Zahl E, welche für die Wahl des bei der Extrakt- 
bestimmung des Weines anzuwendenden Verfahrens maligebend ist.) 
Nach den Angaben der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission berechnet im Kaiserlichen 


Gesundheitsamt. 


| | | 
| | | 
x ) x I x E 2 JR CH | 
1.0000 | 000 10055 | 0.90 2:00705|7.1.81 10203911 27102 \ 
725.003 6| 093 Ma -83 6| 274 | 
2| 005 T| 095 2311..1:86 TO 
3 | 0:08 8| 098 3| 188 8| 2:79 
4| 010 9| 100 4 1:91 91,282 
r .12 iz -( | 
&| 015 | 10040 | 108 en rl | 284 
7| 018 Be 7| 1:99 | 
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10010 | 026 931° 1.169)71:0080)|r 2:07 DAN Ze 
120.098 Ga ale 122 2:09 6.15.3001 
2| 031 Be 271,219 TI 03 
| 3| 034 81 91:94 a SB | 
| 4| 0:36 gUTSEDR 4 | 2:17 IST 
| rn BT rl I-IC 
| 5 02 1:0050 | 1:29 elll 25,° 110120 ı 310 
) 6 222 
| 7) 044 De | 23 En 
| : 3 | 3a 3loenı 
S 046 3 | 237 Sa F | 3-18 
( -AC € ‚ C I-20 | « c 
) 049 4 | 1-39 ') 2:30 A| 350 
1:0020 | 0:52 591 09:1499151-009040 2:32 5| 323 
| 1| 054 6| 145 119 2:35 6:11 396 
21 °0:57 7 ET 2a 2:38 7,328 
3| 059 8210 1.50 am 240 Se 
#1, 0:62 1.5: S9laE5> 4.943 ge a 
° A -ß F J-47 
| >| 087 | 10060 | 1:55 5421| 3015011136 
| ml 60 1| 157 las 1| 338 
en. | 1:60 A. 2| 341 
3 0:72 = S 25 = Bes 
0) 075 ) 165 ie) 256 ) ) 43 | 
4\ 165 | 4.1 3A 
20030:| ‚077 5|I 168 10100 2-58 5 3Agmz| 
L| 080 6.1770 ll 2:61 6.) 351 
214082 U Er 3 2:63 Tl 354 | 
3| 08 811176 3 | 2:66 Se | 
41 20:87 9| 178 4| 2:69 9| 3:59 


10150 


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364 


10180 


Max Klostermann. 


1:0200 


2,8 


190 m 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 425 
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426 Max Klostermann. 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel, 


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427 


428 Max Klostermanun. 


| 
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| 2028 | 
2 2051 2 
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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel 429 


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450 Max Klostermann. 


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2 | 28:99 5 29:33 8 | 29:68 | 1:1150 | 29:99 


Tafel 3. 
Ermittelung des Zuckergehaltes. 
Aus E. Wein, Tabellen zur Zuckerbestimmung. Stuttgart 1888. 


——————— 


Kupfer | Zucker Kupfer Zucker Kupfer Zucker Kupfer Zucker 
I | u g g J g I I 
> 


0010 00061 0'020 | OO110 0030 ) 0.0160 0040 | 00209 
0O11 | 00066 0021 | 0'0115 0031 | 0°0165 0:041 | 00214 
0012 | 0:0071 0022 | 00120 0:032 | 00170 0'042 | 00219 
0013 | 0°0076 0023 | 0:0125 0033 | 00175 0043 | 00224 
0O14 | 0O0S1 0'024 | 00130 | 0°034 | O'O180 0.044 | 0:0229 
0015 . 0.0086 0025 | 0:0135 0.035 | VO1S85 0.045 | 00234 
VO16 . VOOIO 0026 | OO140 0036 | VOL89 0.046 | 0:0239 
0017 . 00095 0027 | 0:0145 0'037 | 00194 0:047 | 0:0244 
0018 | 00100 I 0°028 | 00150 | 00538 | 0:0199 VO48 | 0.0249 
0'019 | 0:0105 0:029 | 00155 0039 | 00204 | 0:049 | 0.0254 


et RE 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 431 
Kupfer Zucker Kupfer Zucker Kupfer | Zucker Kupfer Zucker 
I I I J I g Y I | 
: | 
0.050 | 0.0259 | 0090 | 0.0469 | 0130 00681 0170 | 00897 
0'051 | 00264 | 0'091 | 00474 | 0'131 | 00687 | 0171 | 0:0903 | 
0052 | 0:0269 | 0:092 | 0:0479 | 0:132 | 0:0692 | 0'172 | 0:0908 | 
0'053 | 00274 | 0'093 | 0.0484 | 0133 | 0:0697 | 0:173 | 00914 | 
0.054 | 0:0279 | 0.094 | 00489 | 0134 | 0:0705 | 0174 | 00919 | 
0:055 | 0:0284 | 0.095 | 0'0495 | 0135 | 0'0708 | 0:175 | 00924 | 
0056 | 0:0288 | 0:096 | 0'0500 | 0136 | 00713 | 0176 | 0:0930 
0:057 | 0:0293 | 0.097 | 0.0505 | 0137 | 00719 | 0177 | 00935 
0058 | 0:0298 | 0098 | 00511 0138 | 0:0724 | 0178 | 00941 
| 0059 | 0:0303 | 0099 | 00516 | 0'139 | 0:0729 | 0179 | 00946 
| | | 
0:060 | 0:0308 | 0'100 | 0'0521 | 0'140 | 0'0735 | 0'180 | 00952 
0:061 | 0:0313 | 0'101 | 00527 | 0141 | 0:0740 | 0181 | 0'097 | 
0'062 | 0:0318 | 0'102 | 0'0532 | 0:142 | 00745 | 0.182 | 0:0962 || 
0.063. | 00323 | 0'103: | 00537 I 0143 | 007517 0483 || &:0965| 
0:064 | 0°0328 | 0'104 | 0'0543 | 0'144 | 0:0756 | 0:184 | 0:0973 
0:065 | 0:0333 | 0'105 | 0'0548 | 0145 | 00761 | 0185 | 0:0978 
' 0066 | 0:0338 | 0'106 | 00553 | 0'146 | 0:0767 | 0°186 ı 0,0984 
0:067 | 00343 | 0'107 | 0:0559 | 0'147 | 0:0772 | 0'187 | 0:0990 
0:068 | 0:0348 | 0'108 | 0:0565 | 0:148 | 00778 | 0188 | 0:0995 
0.069 | 0:0353 | 0109 | 0:0569 | 0149 | 0:0783 | 0'189 | 01001 | 
 0:070: || 00358 1 011021 003757 F 050) | 007897 °0790 ' 01006 
0071 | 00363 | 0111 | 0,0580 | 0151 | 0.0794 | 0191 | 01012 
| 0072 |' 00368 } 0112) | 0:0585 F :0:152: | 0:0800 I :0:192 | 0:1017 
| 0073 | 0:0373 | 0'113 | 00591 | 0153 | 0:0805 | '0:193: | 0:1023 
| 0074 | 00378 | 0'114 | 0:0596 | 0154 | 0:0810 | 0:194 01029 | 
0075 | 0'0383 | 0115 | 0'0601 0155 | 0'0816 | 0'195 | 01034 | 
0076 | 00388 | 0'116 | 00607 | 0'156 | 0:0821 | 0:196 | 0:1040 | 
0077 | 00393 | 0117 | 0.0612 | 0157 | 0:0827 | 0197 | 01046 | 
0:078 | 0:0398 | 0'118 | 0:0617 | 0158 | 0:0832 | 0198 | 0:1051 | 
0:079 | 0:0403 | 0'119 | 0:0623 | 0'159 | 0:0838 | 0'199 | 0:1057 | 
| 0'080 | 00408 | 0'120 | 0:0628 | 0'160 | 00843 | 0'200 | 0:1063 | 
0081 | 0:0413 | 0'121 | 0'0633 | 0'161 | 0:0848 | 0'201 | 01068 | 
0082 | 00418 | 0122 | 0:0639 | 0:162 | 0:0854 | 0'202 | 01074 | 
0.083 | 0:0423 | 0.123 | 0:0644 | 0.163 | 0:0859 | 0'203 | 0:1079 
0084 | 0:0428 | 0124 | 0:0649 | 0:164 | 0:0865 | 0'204 | 0:1085 
0085 | 0:0434 | 0125 | 0'0655 | 0'165 | 00870 | 0'205 | 0:1091 
0086 | 0°0439 | 0126 | 00660 | 0'166 | 00876 | 0'206 | 0:1096 
0:087 | 00444 | 0127 | 00665 | 0167 | 0'0881 | 0'207 | 0:1102 | 
0088 | 00449 | 0128 | 00671 | 0168 | 00886 | 0,208 | 0:1108 | 
0089 | 0:0454 I 0:129 | 00676 | 0:169 | 0:0892 | 0'209 | 01113 | 


| 


Max Klostermann. 


Kupfer 
g 


NEN N 


— —_ — — —_ u — 
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10 Ol Hm SD (=>) 


> 


DD DDDND DD 


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DD DD DD DD DD 
Are Ay inra Min Ava Man ame ie 


SE HS He 


0246 
0247 
0.248 
0249 


Zucker Kupfer | 
4 g 
102119470250 
Vlza-ır 0251 
DIS Ir 0252 
01136 I 0253 
01142 | 0'254 
0:1147 11 0255 
01153 | 09256 
0:1158 17 0'357 
ı 01164 | 0'258 
0.1170) 0259 
01175 17 0250 
VELTSL 0261 
01187 0'262 
0.1192 0265 
0.1198 I 0264 
101204 1 0265 
01209 | 0266 
1. '0:1219:1.0:267 
0221 0'268 
01226 | 0'269 
01232 V2TO 
03235210271 
012437 0272 
170412491.0:273 
V2H32 02T 
01260 | 0275 
01266 | 0276 
041272.12.02X7 
GI2AT5T 0278 
01283 | 0279 
01289 | 0280 
01295 | 0281 
01300 | 0'282 
' 0:1306 | 0'283 
01312 | 0'284 
| 01318 | 0'285 
01323 | 0'286 
01329 I 0287 
01335 | 0'288 
01541 0'289 


Zucker Kupfer Zucker 
4 I g 
| 01346 | 0'290 | 0:1578 
0:1352 1: 0291 | '0:1584 
| 01358 | 0292 | 0:1590 
01363 0293 | 0:1596 
01369 | 0294 | 0:1602 
01375 0'295 | 01608 
01381 0296 | 0'1614 
01386 0'297 | 01620 
0:1392 | 0'298 | 0'1626 
01398 | 0'299 | 01632 
01404 | 0°300 | 0:1638 
| 0:1409 | 0°301 | 01644 
| 0:1415 0302 | 0:1650 
01421 | :0:303 | 01656 
| 01427 | 0'304 | 0:1662 
01432 | 0:305 | 0:1668 
01438 | 0'306 | 01673 
| 0:1444 | 0:307 |: 0:1679 
01449 | 0'308 | 0:1685 
01455 0309 | 0:1691 
' 01461 0310 | 0:1697 
202146711 031102703 
0.1472 |: 0'312 | (023709 
701478 | 0313 | 01778 
| 01484 | 0'314 | 01721 
04490 1 0315 / 072 
01495 1 0:316 0185 
0.1501 0:317 170333 
| 0:1507 | 0'318 | 01745 
01513 | 0319 1704752 
0:1519 | 0320 )’01756 
015251: 0321: 7) 04%02 
17071531 0322 | 0:1768 
01537 | 0'323 | 0:1774 
01543 | 0'324 | 0:1780 
01549 | 0'325 | 0:1786 
01555 I 0'326 | 01792 
01561 | 0'327 | 0:1798 
| 01567 | 0'328 | 01804 
015721 0329 | 01810 


Kupfer 
g 


Pr 
Den 
’ : 


> 
_ 


N 
ww m DD Di 
EEE ERLITT 


0350 
0:351 
0'352 
0353 
0354 
0'355 
0396 
0'357 
0'358 
0'359 


0360 
0361 
0362 
0363 
0364 
0'365 
0'366 
0367 
0368 
0.369 


Zucker 
I 


0.1816 
0.1822 
01828 
0.1835 
V1S41 
1847 
01854 
1860 
("1866 
01872 


1878 


1884 


| 


01890 


01896 
0.1902 
0.1908 
01914 
0.1920 


0'1926 | 


01932 


0.1938 


0.1944 
0.1950 
01956 
01962 
0.1968 
01974 


0.1980 
01986 


0:1992 


0.1998 
02004 
02011 
02017 


0.2030 


0.2036 


0.2042 
V2OA4S 


| 02055 


02023 


m. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 433 


Kupfer | Zucker Kupfer Zucker Kupfer | Zucker Kupfer | Zucker | 
RR, 9 9 g g g 9 
0370 | 02061 | 0'385 | 02155 | 0400 | 02249 | 0415 | 0'2357 
ı 0:371 | 0'2067 ı 0'386 | 02161 | 0401 | 02257 | 0416 | 02364 
0372 | 02073 | 0'387 | 02168 | 0'402 | 02264 | 0'417 | 02371 
0373 | 02080 |: 0'388 | 02174 | 0'405 | 02271 | 0'418 | 0'2378 
0.374 , 02086 0389 | 02180 0'404 | 0.2278 0419 | 0'2385 | 
0375 | 0'2092 | 0'405 | 02286 | 
0376 | 0'2099 | 0'390 | 02187 | 0'406 | 02293 | 0'420 | 02392 
1x0:377 11102105 | 0:391 |"0:2193°| "0407, ) 0:2300°| . 0.421. | 0.2399) 
| 0378 | 02111 | 0392 | 02199 | 0408 | 02307 | 0422 | 02406 | 
0319%7...0:2117 0393 | 02205 0409 | 02314 0423. 02413 


| 0:394 | 02212 

| 0380 | 02124 | 0'395 | 02218 |,-0:410 
0381 |.0921301.0396 | 0222| 0211 
0'382 | 02136 | 0:397 | 0223 0412 


0424 | 02420 | 
2321711. 0°42521.0:2427 
02328 | 0426 | 0:2434 | 
023391 VADZAFV2A4R) 


0383 | 02143 | 0'398 ı 0:2257 0413 | 02343 | 0428 | 02449 
0384 | 02149 | 0399 | 02243 | 0'414 | 0'2350 | 0'429 | 02456 ! 


| 
| 0430 | 02463 
| 
| 
| 
| 


vollständig verjagt ist, versetzt den Rückstand mit Wasser und Tierkohle. 
verdampft das Gemisch auf etwa 10 cm3, filtriert und prüft das Filtrat 
nach La. 


2. In Rotweinen. 


100 cm® Rotwein versetzt man mit 6 cm3 Bleiessig und filtriert. Zum 
Filtrat gibt man 4 cm? einer konzentrierten Lösung von Magnesiumsulfat 
und etwas Tierkohle. Man filtriert nach einigem Stehen und prüft das Filtrat 
nach der unter I a gegebenen Vorschrift. Entsteht hierbei keine Blaufärbung, 
so behandelt man das Filtrat nach der unter 15 gegebenen Vorschrift. 

Anmerkung; Alle zur Verwendung gelangenden Stoffe, auch das 
Wasser und die Tierkohle, müssen zuvor auf Salpetersäure geprüft werden: 
Salpetersäure enthaltende Stoffe dürfen nicht angewendet werden. 

28. Nachweis von Baryum und Strontium. 

100 cm® Wein werden eingedampft und in der unter Nr. 4 ange- 
gebenen Weise verascht. Die Asche nimmt man mit verdünnter Salz- 
säure auf, filtriert die Lösung und verdampft das -Filtrat zur Trockene. 
Das trockene Salzgemenge wird spektroskopisch auf Baryum und Strontium 
geprüft. Ist durch die spektroskopische Prüfung das Vorhandensein von 
Baryum oder Strontium festgestellt, so ist die quantitative Bestimmung 
auszuführen. 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 28 


43 Max Klostermann. 


29. Bestimmung des Kupfers. 

Das Kupfer wird in !/,—12 Wein elektrolytisch bestimmt. Das auf 
der Platinelektrode abgeschiedene Metall ist nach dem Wägen in Salpeter- 
säure zu lösen und in üblicher Weise auf Kupfer zu prüfen. 


\Wasser,') 


Man unterscheidet Oberflächenwasser und Grundwasser. Ober- 
flächenwasser ist das zutage liegende Wasser von Seen, Teichen. Flüssen, 
welches gegen Zutritt von Verunreinigungen nicht geschützt ist. 

Grundwasser ist das im Untergrunde auf undurchlässigen Schichten 
fließende Wasser, welches entweder als Quelle zutage kommt oder erbohrt 
wird; es tritt dann entweder unter eigenem Druck aus oder es wird durch 
Pumpen gehoben. 

Oberflächenwasser eilt stets als verunreinigt, weil es durch 
Zuflüsse mehr oder weniger verunreinigt wird. 

Die Güte des Grundwassers hängt von der Filtration ab, welche es 
im Boden durchgemacht hat und von der Beschaffenheit der filtrierenden 
Schiehten. Gut filtrierende Bodenschichten liefern ein bakterienfreies 
(Grundwasser, dessen chemische Zusammensetzung wesentlich von der 
Bodenart abhängt, welche es durchfließt. 

Oberflächen- und Grundwasser wechseln mitunter ihre Zusammen- 
setzung, je nach der Menge der Niederschläge; auch durch anhaltende 
Trockenheit oder starken Frost können im Boden Risse und Veränderungen 
des (refüges entstehen, welche die Filtration ungünstig beeinflussen und das 
Wasser verschlechtern. Deshalb ist es notwendig, um einen sicheren Ein- 
blick in diese Verhältnisse zu gewinnen, das Wasser öfter und zu ver- 
schiedenen Jahreszeiten zu untersuchen. 

ei Zentralwasserleitungen kann die chemische Zusammensetzung des 
Wassers auch durch die Leitungsröhren beeinflußt werden, da einige Wässer 
imstande sind, Eisen, Blei, Kupfer und Zink zu lösen. 

1. Bestimmung der Schwebestoffe. 

Sie ist selten notwendig, da trübe Wässer als Trinkwasser nicht zu- 
gelassen werden. Sollte sie aber erforderlich sein, so verdampft man ein 
bestimmtes Quantum des Wassers vor und nach dem Filtrieren in einer 
Platinschale zur Trockene und trocknet bei 110°. Aus dem Gewichtsunter- 
schied ergibt sich die Menge der Schwebestoffe. 

2. Bestimmung des Abdampfrückstandes und des Glühver- 
lustes. (Siehe Emmerling, Bd.6, 8.305.) 

3. Bestimmung des Chlors. (Siehe Eimmerling, Bd. 6, S. 305.) 

4. Bestimmung der Salpetersäure. 

a) Qualitativer Nachweis. In einer Porzellanschale werden 5 em> reine 
konzentrierte Schwefelsäure mit einigen Körnchen Diphenylamin ver- 


') Vgl. P. Emmerlings Beitrag im Bd. VI der Arbeitsmethoden. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 435 


setzt, hierzu läßt man 1 cm® Wasser zufließen und rührt um. Bei Gegen- 
wart von Salpetersäure tritt Blaufärbung ein. In gleicher Weise kann man 
auch mit Bruzin prüfen, welches mit Salpetersäure Rotfärbung gibt. 

Man kann den Nachweis auch so führen, dab man 5 cm3 Wasser 
im Reagenzglase mit einer Lösung von Diphenylamin in konzentrierter 
Schwefelsäure unterschichtet, worauf sich bei Gegenwart von Salpetersäure 
an der Berührungsstelle ein blauer Ring bildet. 

Schließlich kann man auch so vorgehen, dab man die Salpeter- 
säure mit Zink und Schwefelsäure zu salpetriger Säure reduziert 
und diese mit Jodzinkstärkelösung nachweist. 

@. Lunge und L. B. Winkler‘) haben festgestellt, dab Bruzin in 
schwefelsaurer Lösung bei großem Überschuß an Schwefelsäure nur 
Salpetersäure, nicht aber salpetrige Säure anzeigt, da diese in 
Nitrosulfonsäure übergeht, welche die Reaktion nicht beeinflußt. Man 
kann daher bei Verwendung von Bruzin von der Entfernung der salpe- 
trigen Säure absehen. 

Versetzt man 1 Vol. Wasser mit !/, Vol. konzentrierter Schwefelsäure 
und löst man in der abgekühlten Flüssigkeit etwas Bruzin, so reagiert 
nur die salpetrige Säure. Die Färbung ist anfangs kirschrot, schließlich 
zitronengelb. 

Gibt man 1 Vol. Wasser zu 53—4 Vol. konzentrierter Schwefelsäure 
und löst man nach dem Abkühlen etwas Bruzin in der Mischung auf, so 
reagiert nur die Salpetersäure. Die Färbung ist die gleiche wie die mit 
salpetriger Säure. 

Zu beachten ist stets, daß der Nachweis der Salpetersäure sowohl 
durch Diphenylamin als auch durch Bruzin nicht zu erbringen ist, 
wenn viel Eisen zugegen ist. Dies muß dann vorher durch Kochen mit 
Natriumhydroxyd entfernt werden. 

b) Quantitative Bestimmung der Salpetersäure. 

Man verfährt bei Grundwasser nach A. Ulsch, indem man 1 / Wasser 
über freier Flamme bis auf etwa 30 cm® eindampft. Diese werden in einen 
Kolben von 600 cm® Inhalt gebracht und mit Wasser nachgewaschen, bis 
die Gesamtmenge 60—80 cm? beträgt. Nach dem Erkalten wird mit 
Schwefelsäure schwach angesäuert und schließlich werden 10 cm® ver- 
dünnte Schwefelsäure (1 Vol. Schwefelsäure und 2 Vol. Wasser) und 5 y 
reduziertes Eisen hinzugesetzt. Man bedeckt den Kolben mit einem 
birnförmigen Gefäß, welches mit kaltem Wasser gefüllt ist, wozu auch 
ein unten zugeschmolzener Trichter verwendet werden kann. Dann erwärmt 
man über sehr kleiner Flamme und steigert langsam die Hitze, bis eine 
lebhafte, aber nicht heftige Gasentwicklung eintritt. Nach einigen Minuten 
erwärmt man zum langsamen Sieden und nach etwa 1 Minute ist die 
Reduktion der Salpetersäure zu Ammoniak beendet. Man verfährt 
dann weiter nach den allgemeinen Untersuchungsmethoden, S. 105. 


!) Zeitschr. f. angew. Chem. S. 170 (1902). 


436 Max Klostermann. 


Nach der Methode von Schulze- Tiemann wird die Salpetersäure mit- 
telst Salzsäure und Eisenehlorür in Stiekoxyd übergeführt und dieses 
volumetrisch bestimmt. (Siehe Emmerling, Bd. 6, 8. 312.) 

Die Indigomethode von R. Warington wird nur noch selten ange- 
wendet. sie gibt auch nur annähernde Resultate. 

Um kleine Mengen von Salpetersäure im Wasser quantitativ 
zu bestimmen, kann man sich des Verfahrens von No/!!) bedienen. Man 
läßt auf 10 cm® Wasser eine Lösung von 0'05 g Bruzin in 20 cm® 
Schwefelsäure (S = 1'84) unter Umrühren eine Viertelminute einwirken 
und gielt dann in einen Zylinder, welcher 70 cm® Wasser enthält. Das zu 
untersuchende Wasser muß aber so verdünnt werden, dal im Liter höch- 
stens 5 mg Salpetersäure vorhanden sind, da größere Mengen keine ver- 
eleichbaren Farbunterschiede mehr geben. Als Vergleichsflüssigkeit dient 
eine Lösung, welche 0°1871 g Kalisalpeter in 1 / Wasser enthält, so dab 
10 em® dieser Lösung 1 mg Salpetersäure entsprechen. Hiervon werden 
5 oder weniger Kubikzentimeter auf 10 aufgefüllt und in der gleichen 
Weise mit Bruzin und Schwefelsäure behandelt. Beide Male muß die 
jeobachtungszeit von einer Viertelminute genau eingehalten werden, 
da die rote Färbung nur bei starker Verdünnung haltbar ist. Die Bruzin- 
schwefelsäure muß jedesmal frisch bereitet werden. Wenn salpetrige 
Säure vorhanden ist, so muß diese vorher entfernt werden. Ferner müssen 
Wässer, welche weniger als 10 »q Salpetersäure im Liter enthalten. ent- 
sprechend eingedampft werden. 

Bei allen diesen Verfahren wird die salpetrige Säure mitbestimmt. 

Die salpetrige Säure entfernt man am besten durch Harnstoff 
bei Gegenwart von Schwefelsäure. 

5. Bestimmung der salpetrigen Säure. 

a) Qualitativer Nachweis. Der Nachweis erfolgt mit Jodzinkstärke- 
lösung in der Weise, wie Emmerling, Bd. 6, S. 515 das Nähere angibt. 

Die Reaktion muß innerhalb 5 Minuten eintreten, spätere Blaufär- 
bung ist nicht entscheidend. Es lassen sich nach diesem Verfahren noch 
0:02 mg salpetrige Säure im Liter nachweisen. 

Oxydierende Stoffe, namentlich Eisenverbindungen, stören die 
Reaktion, ebenso auch Schwefelwasserstoff, welcher in fauligem Wasser 
vorkommen kann. 

In diesem Falle muß vorher Eisen mit Natronlauge und Schwe- 
felwasserstoff durch Zinkazetat entfernt werden. 

Ein weiteres empfindliches Reagens auf salpetrige Säure ist das 
Metaphenylendiamin. 

Zum Nachweis werden 100 cm? mit etwas Metaphenylendiamin- 
lösung versetzt, welehe man zu diesem Zwecke jedesmal frisch herstellt: 
dann werden einige Tropfen verdünnte Schwefelsäure zugesetzt. Bei An- 
wesenheit von salpetriger Säure färbt sich das Gemisch gelb bis 


1, Zeitschr, f. anzew. Chem. Bd. 14. S. 1317 (1901). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 437 


bräunlich. Das Reagens ist sehr empfindlich, man kann damit noch 0°05 my 
salpetrige Säure in 1 2 Wasser sicher nachweisen. 

E. Rieglert) weist die salpetrige Säure durch Natriumnaph- 
tionat und 5-Naphthol nach. 2 9 chemisch reines Natriumnaphtionat 
und 19 8-Naphthol werden in 200 cm® Wasser gelöst und filtriert. Die 
Lösung ist farblos und im Dunkeln haltbar. 

Zur Prüfung gießt man zu 10 cm Wasser 10 Tropfen des Reagens 
und 2 Tropfen konzentrierte Salzsäure Läßt man nun in das schiefge- 
haltene Röhrchen I cm® Ammoniak einfließen, so entsteht bei Gegenwart 
von salpetriger Säure an der Berührungsstelle ein roter Ring; 
schüttelt man, so wird die ganze Flüssigkeit rosa bis rot gefärbt. 

Da die verdünnte Lösung des Reagens veilchenblau fluoresziert, 
so muß die Färbung im durchfallenden Licht beobachtet werden. Die 
salpetrige Säure läßt sich auf diese Weise noch in einer Verdünnung 
von 1:100 Millionen im Wasser nachweisen. 

Schließlich wird auch das Verfahren von Gries und Lunge vielfach 
angewendet, nach welchem die salpetrige Säure mit Hilfe von z-Naphthyl- 
amin und Sulfanilsäure nachgewiesen wird. Das Reagens besteht aus einer 
Lösung von Sulfanilsäure in 150 em? einer 30°/,igen Essigsäure (s—= 1'041) 
und einer Lösung von x-Naphthylamin (Schmelzpunkt 50°) in 20 cem® 
Wasser. Vor dem Gebrauch werden beide Lösungen gemischt. 

Zur Prüfung werden 20 em® Wasser mit 2—3 cm3 der Mischung auf 
70—80° erwärmt. Bei Anwesenheit von salpetriger Säure färbt sich die 
Flüssigkeit rot. Empfindlichkeit 0'001 mg in 17 Wasser. 

b) Quantitative Bestimmung. Sie erfolgt gewöhnlich auf kolorime- 
trischem Wege, wozu man sich der Kolorimeter von J. König?) bedienen 
kann. (Siehe Eimmerling, Bd. 6, S. 316.) 

Zur titrimetrischen Bestimmung der salpetrigen Säure bereitet 
man eine !/,..-Normalchamäleonlösung (0'315 g Kaliumpermanganat in 12), 
ferner Y/,„.Normaleisenammonsulfatlösung (39208 in 1 2 Wasser), von wel- 
cher bei genauer Einstellung 10 cm? —= 10 cm3 1/,.0-Chamäleonlösung ent- 
sprechen: 1 cm? dieser Lösung entspricht 0'19 »ng salpetriger Säure. 

100 em? des zu prüfenden, nitrithaltigen Wassers werden mit einem 
Überschuß von '/,.o-Chamäleonlösung versetzt und mit 5 cm® verdünnter 
Schwefelsäure (1:3) angesäuert. Darauf setzt man eine der Chamäleonlösung 
entsprechende Menge Eisenammonsulfatlösung zu und titriert mit Chamäleon 
wieder bis zur eben eintretenden Rotfärbung. 

Zieht man von der Gesamtmenge der verbrauchten Chamäleon- 
lösung diejenige, welche zur Oxydation der Eisenammonsulfatlösung 
erforderlich war, ab und multipliziert den Unterschied mit 0:19, so erhält 
man die in 100 cm® Wasser erhaltenen Milligramme salpetriger Säure. 


') Zeitschr. f. analyt. Chem. S. 677 (1896) und S. 377 (1897). 
®) Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe. 


S. 611 (1898). 


438 Max Klostermann. 


Sind von der Chamäleonlösung z. B. im ganzen verbraucht 10 + 24 em® 
und entsprechen 10 «m® der Eisenammonsulfatlösung = 99 em’ Chamäleon- 
lösung, so sind 10+24=124—99=2'5 em? Y/;o0-Chamäleonlösung zur 
Oxydation der salpetrigen Säure verbraucht worden, also sind in 100 em® 
Wasser 25 x 019 = 0'475 mg, oder in 1/ Wasser 0'475 x 10 =475 mg N, O, 
vorhanden. 

Wenn die Titration in der Kälte bei 15° vorgenommen wird, so 
wirken die organischen Stoffe nicht oder kaum schädlich, dagegen 
kann dieses Verfahren nicht angewendet werden, wenn Schwefelwasser- 
stoff oder Eisenoxydulsalze zugegen sind. 

Schließlich kann man die salpetrige Säure auch kolorimetrisch mittelst 
Metaphenylendiamin bestimmen. 1 cm? einer Lösung von Metaphenylen- 
diamin auf 1 Liter Wasser (mit Schwefelsäure ansäuern) wird zu 100 em? 
Wasser zugesetzt und die Färbung mit Nitritlösungen von bekanntem 
Gehalt verglichen. Zum Vergleich dient eine Lösung von salpetrigsaurem 
Silber. welche 0.094048 g dieses Salzes zu I Liter gelöst enthält. I em? ent- 
spricht 0:01 mg N, O;. 

6. Nachweis von Ammoniak. 

a) Qualitativer Nachweis. Dieser erfolgt mit Nesslers Reagens, das 
Nähere über die Ausführung siehe bei Emmerling, Bd. 6, S. 317. 

Ist das Wasser sehr hart (über 15° Härte), so treten Trübungen auf, 
weil die Bikarbonate abgeschieden werden. In diesem Falle versetzt man 
zunächst eine größere Menge Wasser mit etwas Soda und Natronlauge, 
welche beide frei von Ammoniak sein müssen, läßt den entstehenden 
Niederschlag absetzen und benutzt die darüberstehende klare Lösung zur 
teaktion. Trübe Lösungen werden am besten mit Alaun behandelt, jedoch 
ist auch hier ein Filtrieren möglichst zu vermeiden. 

Störend wirken Eisensalze, welche durch alkalische Quecksilber- 
lösung ebenfalls gefällt werden, und schließlich auch Schwefelwasser- 
stoff, welcher das XNesslersche Reagens durch Bildung von Schwefel- 
quecksilber gelb färbt. Um vor Täuschungen sicher zu sein, säure man 
nach Beendigung der Reaktion stets mit verdünnter Schwefelsäure 
an, dann muß die Lösung wieder vollständig farblos werden, widrigen- 
falls Schwefelwasserstoff die Reaktion verursacht hat. 

Ein bequemes Verfahren, um den störenden Einfluß der Metalle 
und Erdalkalien zu umgehen, gibt Winkler‘) an, indem er das Kalium- 
natriumtartrat benutzt, welches die Eigenschaft hat, mit den genannten 
Stoffen lösliche Doppelsalze zu bilden. Winkler stellt eine Lösung her, 
welche in 200 g destillierten Wassers 100 9 chemisch reines Seignettesalz 
enthält: um sie vor Zersetzung zu schützen, werden ihr 10 em? Nesslersches 
Reagens zugesetzt. Man läßt absitzen und bewahrt die Lösung in braunen 
Flaschen auf. Zur Prüfung setzt man zu 100 cm’ des betreffenden Wassers 
5—10 em? dieser Lösung und prüft mit Nesslerschem Reagens wie vorher. 


!) Lunge, Chem.-techn. Unters.-Meth. S. 802 (1904). 


. 


ET 


ee 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 439 


b) Quantitative Bestimmung des Ammoniaks. (Siehe Emmer- 
ling, Bd. 6, S. 517.) 

ec) Bestimmungdes Albuminoidammoniaks, d.h. des Ammoniaks 
leicht ‚zersetzlicher organischer Stickstoffverbindungen. 

Man benutzt am zweckmäßigsten das Verfahren von Wanklyn, Chap- 
mann und Smith), welches darin besteht, daß man 1—22 Wasser zunächst 
unter Zusatz von frisch gebrannter Magnesia oder ammoniakfreien 
Natriumkarbonats längere Zeit in einer geräumigen Retorte kocht. 
um alles fertig gebildete Ammoniak auszutreiben. Nach dem Erkalten setzt 
man 100 cm einer Lösung, welche 200 9 Kalihydrat und 84 Kaliumper- 
manganat im Liter enthält, hinzu und kocht mehrere Stunden. Das ent- 
wickelte Ammoniak wird in einer neuen Vorlage aufgefangen und titri- 
metrisch bestimmt. 

7. Bestimmung der Schwefelsäure. 

In 200-500 cm? Wasser wird die Schwefelsäure nach dem An- 
säuern mit Salzsäure mit Chlorbaryum gefällt und als schwefelsaures 
Baryum zur Wäegung gebracht. Ist viel Kieselsäure vorhanden, so mul) 
diese zunächst durch Eindampfen bis zur Trockene und Behandeln mit Salz- 
säure abgeschieden werden. Der Rückstand wird im Wasser gelöst und 
filtriert. Es ist zu beachten, daß der Rückstand bei gipshaltigen Wässern 
mit genügend Wasser behandelt werden muß, damit das schwerlösliche 
Kalziumsulfat auch völlig wieder gelöst wird. 

8. Bestimmung der Kohlensäure. 

a) Bestimmung der freien Kohlensäure. 

Zur qualitativen Prüfung benutzt man eine Lösung von 1 Teil 
vosolsäure in 500 Teilen 80°/,igem Weingeist, welche mit Natronlauge bis 
zur schwach rötlichen Färbung versetzt worden ist. Man gibt zu 100 cm? 
Wasser 1cm® dieser Lösung; bei Gegenwart von freier Kohlensäure, 
aber auch anderen freien Säuren, färbt sich die Mischung gelblich, sonst 
bleibt sie rot. 

Verwendbar ist auch eine schwach rotgefärbte Phenolphtalein- 
lösung, welche durch Kohlensäure entfärbt wird. 

Zur quantitativen Bestimmung werden 100 cm3 Wasser nach Zu- 
satz von 10 Tropfen Phenolphtaleinlösung mit !/,,-Normalnatronlauge 
titriert, bis die Flüssigkeit deutlich rot bleibt. Der Versuch ist zu wieder- 
holen, indem man die beim ersten Versuch ermittelte Alkalimenge fast 
auf einmal zusetzt und dann tropfenweise fertig titriert. 

lem: "/,,-Normalnatronlauge entspricht 44 mg Kohlensäure. 

Titriert man die freie Kohlensäure in eisenhaltigen Wässern, 
welche das Eisen in Form von Eisenbikarbonat enthalten, so ist zu 
beachten, daß dieses durch Natronlauge in Eisenhydroxyd übergeführt 
wird, so daß zuviel freie Kohlensäure gefunden werden muß. Die Rot- 


') Vgl. R. Fresenius, Quant. Anal. 6. Aufl. I. 172. — J. A. Wanklyn, Analyse des 
Wassers, übersetzt von H. Borckert, S. 33. 


440 Max Klostermann. 


fürbung ist dann überhaupt erst zu sehen, wenn der Niederschlag sich 
abgesetzt hat. Deshalb ist die Titration langsam auszuführen. Um den 
Fehler auszugleichen, sind für jedes Milligramm Eisen (Fe, O0,) 11 my 
Kohlensäure abzurechnen. 

b) Bestimmung der halbgebundenen und freien Kohlensäure. 

Sie erfolgt nach dem Verfahren von Pettenkofer in der von Tril- 
lieh‘) angegebenen Abänderung. Man bindet durch Baryumhydroxyd 
die freie und halbgebundene Kohlensäure und titriert den Über- 
schuß von Barythydrat mit Salzsäure zurück. Wenn man Baryumhy- 
droxyd dem Wasser zusetzt, so fällt sowohl die freie als auch die halb- 
sebundene Kohlensäure als unlösliches Baryumkarbonat aus. Jedes 
Molekül Baryumhydroxyd, welches in Baryvumkarbonat verwandelt 
wird, entspricht 1 Molekül Kohlensäure. Da aber auch durch schwefel- 
saure Salze ein Teil des Baryts ausgefüllt wird, so müssen diese vorher 
dureh Baryumcehlorid in indifferente Alkalichloride verwandelt werden. 
Eine weitere Feblerquelle bildet das Magnesiumbikarbonat, welches 
sich mit Baryumhydroxyd zunächst in Baryumkarbonat und Magnesium- 
karbonat umsetzt; dann wirkt aber das Baryumhydroxyd weiter auf 
das Magnesiumkarbonat ein, indem sich Baryumkarbonat und 
Magnesiumhydroxyd bilden. Ein Molekül Magnesiumbikarbonat wird 
daher 2 Moleküle Baryumhydroxyd umsetzen oder für je 1 Molekül 
Magnesium würde man 1 Molekül Kohlensäure zuviel finden. Dies 
mul berücksichtigt werden. 

Zur Untersuchung sind folgende Lösungen erforderlich: 

l. Barytwasser (ca. 45 g reines kristallisiertes Baryumhydroxyd wer- 
den in 12H,O gelöst und 025g BaÜl, zugesetzt). 

2. Baryumchloridlösung 1:10 ganz neutral. 

5. Salzsäure, von der 1cm®= Img Kohlensäure entspricht. Man 
verdünnt 7 cm? Salzsäure (s—= 1'124) auf 12 Wasser; so daß 22cm? der 
Säure 10 cm® Y/,,-Normalnatronlauge neutralisieren. 

4. Lösungen von Phenolphtalein und Cochenille. 

Man bringt in einen Schüttelzylinder von 220 cm’ Inhalt, der mit 
Kautschukstopfen verschließbar ist, mittelst Pipetten: 


100 em? des zu untersuchenden Wassers, 


45 „ DBarytwasser, 
5 „ Baryumchloridlösung, 


im ganzen also 150 em?, schüttelt gut durch und läßt 12 Stunden ruhig stehen. 

Hierbei spielen sich folgende chemischen Prozesse ab: 

a) die freie Kohlensäure wird zu unlöslichem Barvumkarbonat 
gebunden: 

b) das durch halbgebundene Kohlensäure gelöste Kalzium- 
karbonat wird seines Lösungsmittels beraubt und ausgefällt; 


') Emmerich und Trillich, Anleitung zur hygienischen Untersuchung. S. 116. 
München (1892). 


TEE DER, 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. &enußmittel. 44] 


c) das Alkalikarbonat wird durch Baryumchlorid in Alkali- 
chlorid und unlösliches Baryumkarbonat umgesetzt: 

d) alle Magnesia wird als Magnesiumhydroxyd gefällt; auch das 
Magnesiumkarbonat, das sich mit Baryumchlorid in unlösliches 
Baryumkarbonat und lösliches Magnesiumchlorid umsetzt, wird als 
Magnesiumhydroxyd gefällt: 

e) alle Schwefelsäure wird an Baryt gebunden. 

Nach 12 Stunden ist die Barytfällung kristallinisch geworden, man 
entnimmt dann mittelst einer Pipette 50 cm®, ohne den Niederschlag auf- 
zurühren, und titriert mit der angegebenen Salzsäure. Die Differenz des 
Salzsäureverbrauches drückt diejenige Menge Baryt aus, welche 

zur Fällung der freien und halbgebundenen Kohlensäure und 

zur Fällung der Magnesia 
verbraucht wurde. Man muß nun die Maenesia im Wasser gewichts- 
analytisch bestimmen und durch Multiplizieren mit */,, =1'1 auf Kohlen- 
säure umrechnen. 

Man stellt den Titer des Barytwassers fest, indem man 

100 em destilliertes, kohlensäurefreies (ausgekochtes) Wasser, 

45 „ Barytwasser, 

5 „ Barvumcehloridlösung 

mischt, von der Mischung mit einer Pipette 50 cm®’=!/, der (Gesamt- 
tlüssigkeit entnimmt, in einem Kölbchen mit einigen Tropfen Phenolphtalein- 
lösung versetzt und aus einer Bürette so lange Salzsäure, von welcher- 
lcm®= ling Kohlensäure entspricht, zufließien läßt, bis die rote Flüssig- 
keit eben farblos ist. 

Würden z.B. für 50cm3 der Lösung von Baryumchlorid und 
Baryt bei der Titerstellung a Kubikzentimeter Salzsäure, bei der Titration 
des Wassers b Kubikzentimeter Salzsäure verbraucht und enthielt das 
Wasser m Milligramm Magnesia in 100 cm}, so enthält 1 2 Wasser (3 x ja—b] 
—11xm)x 10 mg freie und halbgebundene Kohlensäure. 

Enthält ein Wasser in 100 cm® 33 mg Magnesia (Mg 0) und brauchten 
50 em® der Barytlösung 

zur Titerstellung a = 127 cm? Salzsäure, 
‚ Titration b==,10;, = 
dann enthält 12 Wasser 
(3 x [12:7 —T0]—- 11x55) x 10 mg freie + halbgebundene Kohlensäure 
—= 1547 mg. 

Zu beachten ist, daß auch die Anwesenheit von Eisenbikarbonat, 
welches in Grundwässern häufig in nicht unbeträchtlichen Mengen .vor- 
kommt, einen Fehler verursacht, da sich das Bikarbonat zunächst in 
das Karbonat und weiter in Eisenhydroxyd und Baryumkarbonat 
umsetzt: es wird daher zu viel Kohlensäure gefunden. Es müssen in solchen 
Fällen für je 1mg Fe 0, =055 mg Kohlensäure abgezogen werden. 

ec) Bestimmung der fest gebundenen Kohlensäure. 


442 Max Klostermann. 


Sie wird durch Titrieren nach dem Verfahren von Lunge ermittelt. 
Man stellt sich am besten eine Salzsäure her, von der 1 em’ = | mg CO, ent- 
spricht (siehe S. 440). Zur Bestimmung versetzt man 200 cm’ des zu prüfenden 
Wassers nach Zusatz von Methylorange mit so viel Salzsäure oder Schwefel- 
säure, bis Rotfärbung eintritt. Auch hierbei ist auf Eisen Rücksicht zu 
nehmen, da bei Gegenwart von Eisen zuviel festgebundene Kohlensäure 
gefunden wird. Es sind für jedes Milligramm Fe; O, O'55mg CO, abzuziehen. 

d) Bestimmung der Gesamtkohlensäure. 

Diese schließt sich an die Bestimmung der halbgebundenen und 
freien Kohlensäure an. Nach Entnahme der 50 cm®, welche zum Zurück- 
titrieren des freien Baryumhydroxyds verwendet worden sind, befinden 
sich in dem Absetzglas noch 100 cm® und der Niederschlag. Man titriert 
nun den gesamten Rest mit Salzsäure und zieht von der gebrauchten 
Säuremenge den Betrag für die 100 cm® Flüssigkeit ab, welcher aus der 
3estimmung der freien und halbgebundenen Kohlensäure bekannt 
ist. Zu diesem Zweck übersättiet man mit 100 cm? einer eingestellten Salz- 
säure und erwärmt, bis alle Salzsäure entwichen ist, setzt Cochenilletinktur 
zu und titriert mit !/,,-Normalnatronlauge bis zur Rotfärbune. 

Würden zur Neutralisation von 100 cm® Lösung+ Niederschlag d em 
Salzsäure gebraucht, so braucht man für den Niederschlag allein d—2b 
(s. oben) em® Salzsäure, und 17 Wasser enthält dann (d—2b)—(1'1.m) 
x10 ng Gesamtkohlensäure. Wenn z. B. 100 cm? Flüssigkeit+ Nieder- 
schlag 43°3 em® (d) Salzsäure erforderten und wenn D=17 ist (s. oben), so 
enthält 12 Wasser (433 — 2.70) — (111.33) 10 = 2567 mg Gesamt- 
kohlensäure. 

Übrigens kann man, wenn die Gesamtkohlensäure (G) und die 
freie und halbgebundene (x) bekannt sind, die Menge der festge- 
bundenen Kohlensäure (B) leicht berechnen, daG —x = Bist. Da ferner 
halbgebundene und festgebundene Kohlensäure stets in gleicher 
Menge vorhanden sind, so ist G— 2B auch gleich der Menge der freien 
Kohlensäure. In Wässern ohne freie CO, ist G=2B, so daß sich in 
diesem Falle die Bestimmung der Gesamtkohlensäure durch einfache 
Titrierung der festgebundenen Kohlensäure umgehen läßt. 

9. Bestimmung der Härte. 

Die Härte eines Wassers wird durch die gelösten Kalzium- und 
Magnesiumsalze verursacht. Sie kommen in verschiedenen Verbindungs- 
formen vor. Zunächst als Bikarbonate, und da diese beim Kochen 
leicht ausfallen, so wird diese Härte auch wohl vorübergehende, tem- 
poräre Härte genannt. Aber diese Abscheidung ist keine vollständige, da 
die Löslichkeit von Kalziumkarbonat und Maenesiumkarbonat 
im Wasser nicht unbeträchtlich ist. 

Nach Treadwell und Reuter‘) löst 17 kohlensäurefreien Wassers 
noch 34 mg Kalziumkarbonat und nach .J. Pfeiffer) noch 118 mg Magne- 


') Zeitschr. f. anorg. Chem. Bd. 17. S. 170. 
?) Zeitschr. f. angew. Chem. S. 200 (1902). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 445 


siumkarbonat. Deshalb ist es auch besser, man nennt diese Härte nicht 
vorübergehende Härte, sondern Karbonathärte. 

Ein weiterer Teil der Erdalkalien ist gewöhnlich an Mineralsäuren 
gebunden, und zwar in Form von Sulfaten, Chloriden oder Nitraten. 
Diese Härte, welche sich beim Kochen natürlich unverändert erhält. 
wurde bisher als permanente oder bleibende Härte bezeichnet. sie 
wird aber besser Mineralsäurehärte genannt. 

Die genaueste Bestimmung der Härte erreicht man natürlich durch 
quantitative Ermittelung der Kalk- und Magnesiaverbindungen 
nach den bekannten analytischen Verfahren (S. 445). Die Magnesia wird 
dann durch Multiplizieren mit 14 auf Kalk umgerechnet. 

Einfache, annähernde Verfahren sind aber allgemein im Gebrauch. 

Eine sehr häufig angewandte Bestimmungsmethode ist die nach 
Clark, welche darauf beruht, daß man dem Wasser soviel einer Seifen- 
lösung von bekanntem Gehalt zusetzt, bis alle Erdalkalien in die ent- 
sprechenden fettsauren Salze umgewandelt sind. Erst wenn dies ge- 
schehen ist, bewirkt ein weiterer Seifenzusatz beim Schütteln das bekannte 
Schäumen. Über die Ausführung dieser Bestimmung siehe Eimmerling, 
Bd. 6, S. 306. 

Da äquivalente Mengen der neutralen Kalk- und Magnesium- 
salze gleiche Mengen einer Seifenlösung zersetzen, so ist durch die Seifen- 
menge ein geeigneter Ausdruck gewonnen, welcher den Härtebestimmun- 
gen als Malistab zugrunde gelegt werden kann. 

Aber diese Verfahren können nicht zur Ermittelung der absoluten Ge- 
wichtsmengen von Kalzium- und Maenesiumsalzen dienen, sondern es wird 
dadurch nur summarisch ermittelt, welche Gesamtmenge von Kalzium- und 
Magnesiumsalzen der verbrauchten Seifenmenge äquivalent ist. 

Es ist in Deutschland üblich, die Gramme von Kalk (Kalziumoxyd). 
die in 100.000 Teilen Wasser enthalten sind, Härtegrade zu nennen. 
Für Magnesiumverbindungen kommen die äquivalenten Mengen 
Kalk in Rechnung. 

Ein Wasser von 20 Härtegraden enthält daher in 100.000 Teilen 
20 Teile Kalk oder zum Teil auch äquivalente Mengen von Magnesia. 

In Frankreich versteht man unter Härtegraden Gramme Kal- 
ziumkarbonat in 100.000 Teilen Wasser; man kann sie durch Multi- 
plizieren mit 0'56 auf deutsche Härtegrade umrechnen. 

Bestimmung der Karbonathärte. Man bedient sich des Verfahrens 
von Wartha-Pfeifer.“) 100 cm? Wasser werden mit Alizarin als Indikator 
versetzt und kochend mit !/,,-Normalsalzsäure titriert, bis die zwiebelrote 
Farbe auf Gelb umschlägt, und auch nach längerem Kochen nicht mehr 
wiederkehrt. Die Zahl der verbrauchten Kubikzentimeter '/,,-Normalsäure gibt 
die Alkalitätdes Wassers an. Da jedem Kubikzentimeter !/,,-Salzsäure 2'8 ng 
Kalk entsprechen, so ergibt die Alkalität mit 25 multipliziert die Karbonat- 


!) Zeitschr. f. angew. Chem. S. 198 (1902). 


444 Max Klostermann. 


härte in deutschen Graden. Zu beachten ist, daß bei Wässern, welche 
kohlensaure Alkalien enthalten, diese Methode natürlich nicht zu verwerten 
ist: oder es muß eine Korrektur angebracht werden (S. 447). 

@. Lunge (l. e.) hat dieses Verfahren insofern etwas vereinfacht, als 
er die Titration mit Methylorange in der Kälte ausführen läßt, um die 
alkalische Wirkung des (Glases zu vermeiden. 

Zur Bestimmung der Gesamthärte nach Wartha-Pfeifer werden 
die wie vorher titrierten 100 em° Wasser mit einem Überschuß einer Lösung, 
welche aus gleichen Teilen !/,„-Normalnatronlauge und !/,„-Normalsodalösung 
besteht, versetzt und einige Minuten gekocht. Gewöhnlich genügen 30 bis 
40 cm, es ist aber darauf zu achten, daß die Lauge in großem Überschuß 
vorhanden sein muß. Nach dem Kochen wird abgekühlt und die Flüssig- 
keit auf 200 cm’ aufgefüllt. Dann wird filtriert und in 100 em® des Fil- 
trates das überschüssige Alkali durch Titration mit ?/,,-Normalsalzsäure 
bestimmt, wobei Methvlorange als Indikator dient. Die verbrauchte Säure- 
menge wird mit 2 multipliziert und vom Titer der Lauge abgezogen: 
durch Vervielfältigen mit 2'8 erhält man die Gesamthärtein deutschen 
(sraden. 

@. Lunge (l. e.) hat dieses Verfahren etwas verändert. 200 em3 Wasser 
werden mit Salzsäure schwach übersättigt und auf 40—50 em3 eingedampft. 
Darauf spült man ın einen 100 cm®-Kolben, neutralisiert genau, wobei 
Methvlorange als Indikator dient, und setzt 40 cm® eines (remisches 
aus gleichen Volumen !/,,-Normalnatronlauge und !/,,„-Normalsoda- 
lösung hinzu. Man kocht auf, läßt erkalten und füllt bis zur Marke auf. 
Darauf wird filtriert und in 50 em? des Filtrates das unverbrauchte Alkali, 
wie vorher, mit Methvylorangeund!/ „-Normalsalzsäurebestimmt. Die ver- 
brauchten Kubikzentimeter Normalsalzsäure werden verdoppelt und von dem 
Titer der 40 cm® Alkalilösung abgezogen: durch Multiplizieren dieser Zahl 
mit 14 erfährt man dann die Gesamthärte in deutschen Graden. 

Vermindert man die Gesamthärte um die Karbonathärte, so 
erhält man die Mineralsäurehärte. Ist die Gesamthärte geringer 
als die Karbonathärte, so ist das ein Zeichen dafür, daß kohlensaures 
Alkali vorhanden ist. 

10. Bestimmung der organischen Substanz. (Siehe Emmerling, 
Bd. 6, S. 320.) 

ll. Bestimmung der Phosphorsäure. 

Zur Bestimmung der Phosphorsäure, die im Trinkwasser nur selten 
vorkommt, verdampft man 1 / Wasser und mehr unter Zusatz von etwas Soda 
und Salpeter in einer Platinschale zur Trockene. Man glüht den Rückstand, 
nimmt ihn mit Salzsäure auf, spült in eine Porzellanschale und scheidet 
durch Eindampfen mit Salzsäure die Kieselsäure ab. Das Filtrat verdampft 
man wiederholt mit Salpetersäure zur Trockene. Der Rückstand wird 
schließlich mit Salpetersäure aufgenommen und die Phosphorsäure 
nach dem Molybdänverfahren bestimmt (S. 155). Sie kann einfacher titri- 
metrisch bestimmt werden, wie auf Seite 155 angegeben worden ist. 


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Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 445 


12. Bestimmung des Schwefelwasserstoffs. (Siehe Eimmerling, 
Bd. 6. 85. 304.) 

13. Bestimmung der Kieselsäure. 

1-22 oder mehr Wasser werden nach dem Ansäuern mit Salz- 
säure in einer Platinschale auf dem Wasserbade eingedampft. Den Rück- 
stand durchfeuchtet man mehrmals mit verdünnter Salzsäure, trocknet 
auf dem Wasserbade und schließlich bei 150—180° auf dem Sandbade 
aus. Dann nimmt man mit Wasser auf und filtriert die zurückbleibende 
Kieselsäure ab. Bei ganz klaren Wässern besteht der Rückstand nur aus 
Kieselsäure, bei trüben kann auch Tonerde zugegen sein. 

Hat man bei Gegenwart von erheblichen Mengen von Nitraten oder 
von Eisen gearbeitet, so pflegt aus der Schale Platin in Lösung zu 
gehen, welches der Kieselsäure beigemengt ist. In diesem Falle muß die 
Kieselsäure mit Flußsäure und Schwefelsäure verflüchtigt und aus 
der Differenz bestimmt werden. Dies ist auch stets für opalisierende 
Wässer zu beachten. 

Hat man eine Porzellanschale verwendet, so läbt sich die abgeschiedene 
Kieselsäure häufig auch durch Reiben nicht vollständig aus der Schale 
entfernen. Man erwärmt dann zweckmäßig die Kieselsäurereste nur wenige 
Minuten mit verdünnter, chemisch reiner Kalilauge und scheidet sie durch 
Eindampfen mit Salzsäure in einer Platinschale wieder ab. 

14. Gewichtsanalytische Bestimmung des Kalkes und der 
Magnesia. 

Entsprechend der Härte des Wassers mißt man 500 oder 1000 em> 
ab, säuert mit Salzsäure an und dampft bis auf etwa 150 cm? ein. Die 
Flüssigkeit versetzt man mit Ammoniumchlorid und erhitzt in einem 
Becherglase mit aufgelegtem Uhrglase zum Sieden. Man fügt dann 
Ammoniak bis zur deutlich alkalischen Reaktion hinzu und filtriert von 
dem geringen Niederschlage, der aus Kieselsäure, Eisenoxydhydrat und 
Tonerdehydrat besteht, in einen graduierten Kolben von 250 cm? Inhalt. 
Der Niederschlag wird mit wenig heißem Wasser ausgewaschen. 

a) Bestimmung des Kalkes. 

Das zum Sieden erhitzte Filtrat wird mit soviel Ammoniumoxalat 
versetzt, bis keine Fällung mehr entsteht. Man läßt die Flüssigkeit er- 
kalten, füllt mit destilliertem Wasser genau bis zur Marke auf und läßt 
den Niederschlag vollständig absetzen. Von dem klaren Filtrat mißt man. 
bevor Waschwasser hinzugebracht worden ist, 200 «m? für die Magnesium- 
bestimmung ab. Das Kalziumoxalat wird ausgewaschen, getrocknet und in 
einem Platintiegel geglüht, wobei Kalziumoxyd (Ca®) entsteht. Dieses wird 
gewogen. 

b) Bestimmung der Magnesia. 

200 cm der Lösung von a) werden kalt mit 100 cm® 10°/,iıgem Ammoniak 
und einem nicht zu großen Überschuß von Natriumphosphatlösung ver- 
setzt. Das Ammonium-Magnesiumphosphat scheidet sich erst nach längerer 
Zeit vollständig ab, weshalb man 12 Stunden stehen läßt. Dann gießt man 


+46 Max Klostermann. 


die klare Flüssigkeit durch ein gut anliegendes Filter und bringt schließ- 
lich auch den Niederschlag darauf. Den Rückstand wäscht man mit einer 
Mischung aus 5 Teilen destilliertem Wasser und 1 Teil Ammoniakflüssig- 
keit (von 0'096 spez. Gew.) behutsam aus, bis das Filtrat beim Verdampfen 
auf dem Platinblech einen kaum wahrnehmbaren Hauch hinterläßt, der 
sich auch bei weiterem Auswaschen nicht vermindert. Nach dem Trocknen 
hebt man den Niederschlag möglichst vom Filter ab, bringt ihn in einen 
Porzellantiegel und äschert das Filter an einer Platinspirale ein. Dies geht 
eewöhnlich nur langsam vonstatten. Man glüht den Niederschlag anfangs 
eelinde und bei bedecktem Tiegel, später stärker, indem man durch 
Schieflegen des Deckels der Luft Zutritt gestattet. 

Ammonium-Magnesiumphosphat wird durch Glühen in Magne- 
sinmpyrophosphat umgewandelt. Bei richtiger Ausführung ist der ge- 
elühte und wieder erkaltete Rückstand rein weiß; hat man aber die 
Temperatur zu schnell gesteigert, so wird er grau und läßt sich nur sehr 
schwer weiß brennen. Man raucht dann mit Salpetersäure ab und glüht 
nochmals. 

Da Platin beim Glühen des Ammonium-Maenesiumphosphats an- 
gegriffen wird, so führt man diese Operation besser in einem Porzellan- 
tiegel aus. Erhitzt man diesen zuletzt kurze Zeit mittelst eines Gebläses, 
so erhält man das Magnesiumpyrophosphat von genügend weiber Farbe. 
Man läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 

Das Gewicht des Niederschlages multipliziert man mit 0'5603 und 
erfährt so die entsprechende Menge Magnesia (Mg0). 

15. Bestimmung der Alkalien. 

1-32 Wasser werden bis auf 100 cm? eingedampft und mit einer 
konzentrierten Lösung von Barythydrat versetzt. Man kocht auf und be- 
obachtet, ob alkalische Reaktion vorhanden ist. In der Regel ist 1g 
Barythydrat auf 1/2 Wasser ausreichend. Man spült die Flüssigkeit mit 
Niederschlag in einen 500 em®-Kolben, füllt bis zur Marke auf, schüttelt 
um und läßt absetzen. Von der klaren Flüssigkeit, die auch durch ein 
trockenes Filter gegeben werden kann, nimmt man 400 cm? und versetzt 
in einem !/,-Literkolben mit Ammoniak und kohlensaurem Ammon 
unter Zusatz von einigen Tropfen oxalsauren Ammons, füllt wieder 
bis zur Marke auf, mischt durch Schütteln und läßt 12 Stunden stehen. 
400 cm® der klaren Flüssigkeit dampft man in einer Platinschale ein, ver- 
jagt die Ammonsalze durch gelindes Glühen, nimmt den Rückstand mit 
wenige Wasser auf und versetzt nochmals mit geringen Mengen von 
Ammoniak und kohlensaurem Ammon. Man filtriert den etwa noch 
entstehenden Niederschlag ab, wäscht ihn aus und dampft das Filtrat zur 
Trockene ein; man erhitzt den Rückstand, raucht ihn mit Salzsäure ab 
und wiegt die wasserfreien Chloralkalien. 

Das Gewicht, mit 25 multipliziert und durch 16 dividiert, ergibt 
die Menge in der ursprünglich angewendeten Wassermenge. Diese Zahl 
rechnet man in der Regel einfach auf Natrium um, da nur in Ausnahme- 


| 


PT 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 447 


füllen eine Trennung der Alkalien und die Bestimmung. des Kalis als 
Kaliumplatinchlorid erforderlich ist. 

16. Bestimmung des kohlensauren Natrons. 

Wenn das Wasser nach dem Einengen deutlich alkalische Re- 
aktion auf? Kurkumapapier zeigt, ist kohlensaures Natron zugegen. 

Zur Bestimmung werden 1—3/ Wasser in einer Porzellan- oder besser 
Platinschale bis auf einen kleinen Rest eingedampft und durch ein kleines 
Filter filtriert. Nach dem Auswaschen von Schale und Filter wird das Filtrat 
mit !/,-Normalsalzsäure unter Anwendung von Methylorange als Indi- 
kator titriert. 

Man kann auch einen Säureüberschuß zugeben und mit !/,-Normal- 
lauge und Phenolphtalein oder Lackmus ete. als Indikator zurücktitrieren. 

Die titrierte Flüssigkeit prüft man auf Magnesia; Kalk ist bei 
Anwesenheit von kohlensaurem Natron in bestimmbarer Menge nicht 
vorhanden. Die Magnesia wird quantitativ bestimmt. 

Zieht man die Säuremenge, welche der Magnesia entspricht, von dem 
Gesamtsäureverbrauch ab, so entspricht der Unterschied dem kohlen- 
sauren Natron. 

Einfacher verfährt man nach Xoll!), indem man die (sesamtmenge 
von CaO durch 28 und von Maenesia durch 2°0 teilt und diese Menge 
von der Gesamtalkalität (nach Lunge, S. 444) abzieht, die verbleibenden 
Mengen '/,-SO, entsprechen der Menge der Alkalikarbonate. 

17. Nachweis und Bestimmung von Blei, Kupfer, Zink und 
Arsen. 

Wenn das Wasser freie Kohlensäure und Sauerstoff enthält, 
so kann aus den Leitungsröhren Blei gelöst werden. Sind die Rohre aus 
Zink oder aus galvanisch verzinktem, sogenanntem galvanisierten Eisen 
oder Kupfer, so kann auch Zink oder Kupfer in das Wasser über- 
gehen. Zink und Kupfer können übrigens auch aus dem Boden 
stammen. 

Arsen kommt, außer in Heilquellen, nur ausnahmsweise als Ver- 
unreinigung in Betracht. 

Zum qualitativen Nachweis wie zur quantitativen Bestimmung der 
Schwermetalle werden mehrere Liter Wasser mit Salzsäure angesäuert und 
auf ein kleines Volumen eingedampft: in die Lösung wird Schwefelwasser- 
stoff geleitet und die Schwermetalle (Blei und Kupfer) in üblicher Weise 
nachgewiesen und quantitativ bestimmt. 

Das Filtrat wird nach Entfernung des Schwefelwasserstoffes durch 
Kochen mit Salpetersäure oxydiert und das Eisen mit überschüssigem Ammon 
abgeschieden. Das Filtrat prüft man mit Schw efelammonium auf Zink. 

Will man das ursprüngliche Wasser bei Abwesenheit anderer Schwer- 
metalle direkt auf Zink prüfen, so kann man einfach Chlorammonium 
und Schwefelammonium zusetzen. 


!) Chemikerztg. S. 997 (1912). 


448 Max Klostermann. 


Blei wird sehr häufig kolorimetrisch bestimmt. Als Vergleichs- 
lösung dient eine Bleinitratlösung, welche in Lem? ?/,, mg Pb enthält 
(0169 Pb |NO,], zu 1/). Man säuert 100 0° Wasser mit Essigsäure an, 
versetzt mit starkem Schwefelwasserstoffwasser und vergleicht die Färbung 
mit der von Bleilösungen von bekanntem Gehalt. Ist auch Eisen zugegen, 
so mul) dies vorher entfernt werden, oder das Blei wird zunächst als 
Schwefelblei abgeschieden, in Salpetersäure gelöst und dann kolorimetrisch 
bestimint. 

Ob ein Wasser Blei löst und wieviel, erfährt man nach Ruzicka 
auf folgende Weise: Man stellt in einen Zylinder mit Glasstopfen, von 17 
Inhalt. ein halbiertes Bleirohr von gleicher Höhe, wie der Zylinder ist, 
welches vorher gut geputzt und abgetrocknet worden ist. Dann füllt man 
vorsichtig mit Wasser, ohne Luft miteinzuschließen. Man läßt dann 
24 Stunden gut verschlossen stehen, nimmt das Bleirohr heraus, spült es 
mit Wasser ab und bestimmt, ohne zu filtrieren, im Wasser das Blei. 

Kupfer kann in ähnlicher Weise kolorimetrisch als Kupferoxyd- 
ammoniak bestimmt werden oder maßanalytisch nach Faön!), indem man 
die schwefelsaure Lösung mit Jodkalium versetzt und das freie Jod mit 
Thiosulfatlösung bestimmt. 

18. Bestimmung des in Wasser gelösten Sauerstoffes. 

Zur Bestimmung des im Wasser gelösten Sauerstoffes ist das 
von L. W. Winkler?) angegebene Verfahren das beste. Es zeichnet sich 
durch einfache Ausführbarkeit und Genauigkeit vor anderen Methoden aus. 
Das Verfahren ist beschrieben bei Emmerling, Bd. 6. 8. 301. 

19. Bestimmung des Eisens. 

Das Eisen kommt in Wasser gewöhnlich als Oxydulkarbonat vor. 
selten als Sulfat oder Oxydverbindung. Die Mengen sind gewöhnlich nur 
gering, es handelt sich meistens nur um Milligramme oder Zehntelmilli- 
eramme. Größere Mengen sind schon durch Augenschein zu erkennen, da 
das Eisen sich beim Stehen an der Luft als Eisenoxydhydrat abscheidet 
und dem Wasser eine gelbe Färbung erteilt. 

Zum qualitativen Nachweis geringer Mengen eignet sich für Oxy- 
dulverbindungen nach den Ermittelungen von KAlut?) am besten das 
Natriumsulfid in 10°/,iger Lösung. Zur Ausführung füllt man ein Schau- 
rohr von 30 em® Höhe, dessen Seitenwände durch schwarzes Papier gegen 
Tageslicht geschützt sind, mit dem zu untersuchenden Wasser, dann fügt 
man 1 cm? der Natriumsulfidlösung hinzu und beobachtet die Färbung 
über einer weißen Unterlage. Je nach dem Eisengehalt des Wassers tritt 
sofort, spätestens aber in 2 Minuten, eine grüngelbe, hell-, dunkel- bis 
schwarzbraune Färbung auf. Die Empfindlichkeitsgrenze liegt bei 0:15 ma 
Fe im Liter. 


1) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 91. S. 237 (1854). 

2), Berichte d. deutschen chem. Gesellsch. Bd. 21. S. 2843 (1888) und Bd. 22. 
S. 1764 (1889). 

3) Zeitschr. f. Krankenanstalten. S. 13 (1907). 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 449 


Um Oxydsalze qualitativ nachzuweisen, bedient man sich des 
Rhodankaliums in salzsaurer Lösung, welches noch 0:05 mg Eisen (Fe) 
in 12 Wasser erkennen läßt. Die Farbe schwankt zwischen gelb, gelbrot 
bis blutrot. 

Zur quantitativen Bestimmung verfährt man bei genauen Analysen 
in der Weise, daß man 200-500 em® Wasser eindampft und den Rück- 
stand mit konzentrierter Schwefelsäure abraucht, um organische Stoffe 
zu zerstören. Dann wird mit Wasser aufgenommen und das Eisen nach 
Zusatz von Schwefelsäure mit eisenfreiem Zink reduziert. Die Eisenoxy- 
dullösung wird dann mit einer Lösung von Kaliumpermanganat bis 
zur bleibenden schwachen Rotfärbung titriert. Diese Farbe muß eine halbe 
Minute bestehen bleiben, nach längerer Zeit vergeht sie fast immer. 

Die Berechnung erfolgt nach dem Ansatz, daß 560 Teile Eisen 
3:16 Teilen Kaliumpermanganat entsprechen. 

Gewöhnlich verfährt man aber bei geringen Eisenmengen nach einer 
einfacheren Methode und bestimmt das Eisen kolorimetrisch. Man 
damptt 300—500 em? Wasser mit etwas eisenfreier Salzsäure in einer Platin- 
schale bis zur Trockene ein. Den Rückstand glüht man schwach, um alle 
färbenden Bestandteile, namentlich die Huminsubstanzen. zu entfernen und 
nimmt den Rückstand mit heißem Wasser und etwas Salzsäure auf. Man 
versetzt die Lösung mit einigen Kubikzentimetern Salzsäure, füllt sie dann 
in Hehnersche Zylinder und gibt von einer Lösung von Rhodankalium 
hinzu. Als Vergleichslösung benutzt man eine Lösung von Eisenalaun 
in Wasser, welche man in gleicher Weise mit Rhodankalium und Salzsäure 
versetzt. Man vergleicht dann die Stärke der Färbung beider Lösungen. 
Die Vergleichsflüssigkeit stellt man sich so her, dal man 0'898 g Eisen- 
alaun unter Zusatz von etwas Salpetersäure in Wasser löst, so daß 
1 cm>=0'1 mg Eisen entspricht. Man muß von dieser Lösung dann soviel 
dem Kontrollzylinder zusetzen, daß Farbengleichheit entsteht. 

Zu beachten ist bei dieser Bestimmung, daß man stets die gleiche 
Menge Rhodankalium verwenden muß, und daß ferner die Erdalkalien 
die Färbung abschwächen. Bei sehr harten Wässern, welche etwas mehr 
Eisen enthalten, ist es deshalb geraten, zunächst das Eisen und Aluminium 
mit Ammoniak auszufüllen, den Niederschlag abzufiltrieren und den 
Filterrückstand zu trocknen und zu veraschen. Einfaches Auflösen des 
Niederschlages auf dem Filter gibt keine genauen Resultate, da das Eisen 
nicht vollständig aus der Filtermasse ausgewaschen werden kann. 

Der Eisengehalt des Filters ist durch einen blinden Versuch fest- 
zustellen und in Abzug zu bringen. 

Größere Mengen als 0'5 mg Fe lassen sich nicht mehr genau be- 
stimmen. 

20. Bestimmung des Mangans. 

Sehr oft findet man in eisenhaltigen Wässern auch Mangan, nur 
selten aber überwiegt dieses das Eisen. 

Zur qualitativen Prüfung gibt es verschiedene Reaktionen. 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 29 


450 Max Klostermann. 


Proskauer‘) verfährt in der Weise, dab er 100 cm® Wasser mit 
Weinsäure versetzt, dann mit Ammoniak alkalisch macht und Ferro- 
zyankalium zusetzt. Ist Mangan zugegen, so entsteht innerhalb von 
1—2 Stunden ein weißer Niederschlag oder bei geringen Mengen eine 
Trübung. 

@. Baumert und P. Holdejleiß?) versetzen 10 cm? des zu prüfenden 
Wassers mit etwas Ammoniumpersulfat und verdünnter Salpeter- 
säure; fügt man dann Silbernitrat im Überschuß) hinzu, so daß alles Chlor 
ausfällt, so tritt sofort oder innerhalb einiger Minuten eine violettrote 
Färbung ein, wenn das Wasser O5 mg Mangan oder mehr im Liter 
enthält. 

Gelingt diese Reaktion nicht, so versetzt man 10 cm? Wasser zu- 
nächst mit etwas Salzsäure und macht mit Kalilauge alkalisch., Nun 
schüttelt man mehrere Minuten lang kräftig durch, wobei man mehrmals 
die Luft im Reagenzgläschen erneuert. Dann fügt man etwas Jodkalium- 
stärkelösung und Salzsäure im Überschuß hinzu. Ist Mangan zu- 
gegen, so entsteht sofort eine Blaufärbung; diese Reaktion zeigt noch 
("1 mg im Liter deutlich. 

Störend wirken hierbei die salpetriee Säure und namentlich Eisen, 
welches durch Schütteln mit Zinkoxyd vorher entfernt werden mub. 

Am einfachsten benutzt man aber als Vorprüfung das gleiche Ver- 
fahren, welches auch zur quantitativen Bestimmung kleiner Mangan- 
mengen verwendet wird. Man versetzt 100 cm? Wasser mit Salpeter- 
säure und soviel Silbernitrat, daß es nach dem Ausfällen des Chlors 
noch im UÜberschuß vorhanden ist. Man setzt dann einige Gramm Am- 
moniumpersulfat hinzu und erwärmt auf 70—80°. 

Bei Anwesenheit von Mangan rötet sich die Flüssigkeit, indem 
sich Übermangansäure bildet. 

Nach Volhard >) wird das Mangan in der Weise nachgewiesen, dab 
man 50—100 em’ des Wassers mit reiner Salpetersäure versetzt, zum 
Kochen erhitzt und dann etwas Bleisuperoxyd hinzusetzt. Man erwärmt 
wieder zum Kochen, läßt das Bleisuperoxyd absetzen und beobachtet die 
überstehende klare Flüssigkeit, welche bei Gegenwart von Mangan rot 
gefärbt wird. Ist viel Chlor vorhanden, so versagt die Reaktion, und das 
Wasser muß dann vorher mit Salpetersäure een: werden, um die 
Salzsäure möglichst zu entfernen. 

Quantitativ bestimmt man geringe Manganmengen kolori- 
metrisch nach Treadwell.*) 

100—-500 em® Wasser werden mit Schwefelsäure angesäuert und 
zur Trockene verdampft, um die Chloride zu entfernen. Der Rückstand 
wird geglüht, um organische Stoffe zu zerstören, mit Wasser aufge- 


1) Gesundheitsing. S. 197 (1905). 

2) Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußmittel. Bd. 8. S. 179 (1904). 
®) Ann. Chem. Pharm. p. 363 (1879). 

4) Analyt. Chemie. S. 101. Leipzig und Wien 1907. 


Die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel. 451 


nommen und, wenn nötig, durch Asbest filtriert. Nach Zusatz von Salpeter- 
säure wird entweder mit Bleisuperoxyd erhitzt oder mit Silbernitrat 
und Ammoniumpersulfat auf 70—80° erwärmt. 

Als Vergleichslösung dient eine Lösung von !/,.-Normalkaliumper- 
manganat in Wasser, von der 1 cm® = O'll mg Mangan entspricht. Beim 
Arbeiten mit Bleisuperoxyd muß durch ein Asbestfilter filtriert werden, 
was manchmal zeitraubend ist. 

Schnelles Arbeiten in gut gereinigten Gefäßen ist erforderlich, da 
die Übermangansäure leicht reduziert wird. 

Größere Manganmengen werden am besten nach Knorre!) be- 
stimmt, dessen Verfahren darauf beruht, daß Mangan in schwefelsaurer 
Lösung durch Ammoniumpersulfat quantitativ als Mangandioxyd 
gefällt wird, welches durch Wasserstoffsuperoxyd bestimmt wird. 

Mehrere Liter Wasser werden mit einigen Kubikzentimetern Schwefel- 
säure eingedampft, der Rückstand wird geglüht und in Wasser gelöst. Die 
Lösung wird mit Schwefelsäure und Ammoniumpersulfat versetzt 
und längere Zeit (15—20 Minuten) gekocht. Nach dem Erkalten wird so- 
viel einer Lösung von Wasserstoffsuperoxyd in Wasser zugesetzt, bis 
der Niederschlag eben gelöst ist. Der Überschuß wird mit !/,„-Kalium- 
permanganat zurücktitriert. Da 3'169 Permanganat = 1'7 g Wasser- 
stoffsuperoxyd entsprechen, so entspricht 1 cm® !/,,-Normalpermanganat- 
lösung — 1'7 mg Wasserstoffsuperoxyd. Ferner entsprechen 34 9 Wasser- 
stoffsuperoxyd = 55 g Mangan oder 1g H,O, = 162g Mn. 1 cm? der 
Wasserstoffsuperoxydlösung entspricht daher 2'754 mg Mangan, falls sie 
der !/,„-Normalpermanganatlösung äquivalent ist. 


') Zeitschr. f. angew. Chem. S. 905 (1903). 


29* 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen 
Gaswechsels beim gesunden und kranken Menschen. 
Von E. Grafe, Heidelberg. 


Über die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels 
sowie des Gesamstoff- und Kraftwechsels ist schon in den verschiedensten Ab- 
schnitten dieses Handbuches die Rede gewesen. Johansson hat die wichtigsten 
Grundzüge der respiratorischen und kalorimetrischen Methoden auseinander- 
gesetzt (Bd. III, S. 1114), Brugsch die Prinzipien der allgemeinen Stoff- 
wechseluntersuchungen (Bd. III, S. 994). Eine eingehende Beschreibung und 
Würdigung hat die wichtige Zuntz-Geppertsche Methodik durch Franz 
Müller gefunden (Bd. V", S. 1027). 

Die folgenden Ausführungen gelten vor allem auch den Bedürfnissen 
des Klinikers, d. h. für Versuche auch an kranken Menschen. Es soll sich 
nicht darum handeln, alle vorhandenen Apparate und Versuchsmethoden 
zu schildern, die zur Untersuchung des Gesamtstoff- und Kraftwechsels 
literarisch fixiert worden sind, sondern nur darum, ein paar Methoden 
herauszugreifen, die dadurch ausgezeichnet sind, daß Billiekeit der An- 
schaffungskosten mit Einfachheit und weitgehender Genauigkeit der Durch- 
führung sich verbinden. Zur eingehenden Besprechung und Beschreibung 
sollen daher nur solche Apparate und Methoden kommen, deren Brauch- 
barkeit gerade für Versuche am gesunden und kranken Menschen durch 
viele Erfahrungen sicher begründet ist. 

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der vollständigste und 
exakteste Apparat für die Untersuchung des (Gesamtstoff- und Kraft- 
wechsels beim Menschen das große Respirationskalorimeter von Atwater- 
Rosa-Benediet!) in seinen verschiedenen Typen ist. Die Beschaffungs- und 
Unterhaltungskosten dieses Apparates sind jedoch so groß und der Betrieb 
so kompliziert, dab für klinische Untersuchungen derartige Apparate zu- 
nächst wenigstens vollkommen ausscheiden. In Deutschland gibt es nur 
einen ähnlichen Apparat im tierphysiologischen Institut der landwirtschaft- 

') Carnegie Institution of Washington, Washington, D. C., U. S. A. Publication 
Nr. 42, 1905. Die zahlreichen Verbesserungen, Abänderungen und Versuche an und mit 
diesen oder ähnlich konstruierten Apparaten sind in den Publikationen des Instituts sowie 
im American Journal of Physiology: beschrieben. 


VPE 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 453 


lichen Hochschule zu Bonn-Poppelsdorf, er ist nach dem Muster des 
amerikanischen Apparates von Professor Hagemann für große Tiere (Pferde, 
Kühe ete.) konstruiert. 

Die Forderungen, die wir heute an einen, auch für klinische Zwecke 
leistungsfähigen Respirationsapparat stellen müssen, sind: 1. daß seine 
Anschaffungskosten 3—4000 M. nicht wesentlich überschreiten; 2. daß 
seine Handhabung einfach ist, zu seinem Betriebe 1, höchstens 2 Personen 
notwendig sind und 3. dab die Genauigkeit eine große ist. 

Diesen Anforderungen entsprechen nun eine Reihe von Apparaten. 

Welches man sich im Einzelfalle bedient, hängt in erster Linie von 
der Frage ab, die man beantworten will, da wir noch über keine Uni- 
versalrespirationskammer verfügen, die mit gleicher Exaktheit für Unter- 
suchungen von 5—10 Minuten wie für 24 Stundenversuche zu benutzen ist. 


Apparate für kurzfristige Versuche. 


Die Anwendung solcher Apparate ist da angezeigt, wo es gilt, in 
kleinen Zeiträumen quantitative oder qualitative Änderungen des respira- 
torischen Gaswechsels festzustellen. Nur auf diese Weise ist es oft möglich, 
rasch vorübergehende Einflüsse der verschiedensten Art auf den Gaswechsel 
zu fassen, bei langdauernden Versuchen markieren sich solche vorüber- 
gehenden Schwankungen nur ganz geringfügig oder bleiben durch kom- 
pensatorische Einflüsse vollkommen verdeckt. Die eigentliche Domäne 
dieser Apparate ist das Studium des zeitlichen Ablaufes der Reaktionen 
des Organismus, z. B. auf Muskelarbeit, Nahrungsaufnahme, Medikamente, 
kurze klimatische Einflüsse (heißes Bad, Sonnenbestrahlung etc.). Hier hat 
uns vor allem die klassische Methode von Zuntz-Geppert die wichtigsten 
und interessantesten Aufschlüsse beschert. 

Sobald man aus dem Verhalten des respiratorischen Graswechsels in 
solchen kurzdauernden Versuchen Schlüsse auf die Änderungen des Gesamt- 
stoffwechsels ziehen will, müssen ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllt 
sein, auf deren strenge Innehaltung Zuntz und seine Schüler !) stets ge- 
bührend hingewiesen haben. Sie gelten natürlich nicht nur für die Methode von 
Zuntz-Geppert, sondern für jeden kurzfristigen Versuch. Es darf sich nämlich 
das Atemvolumen, d. h. die in der Zeiteinheit eingeatmete Menge Luft, nicht 
wesentlich ändern. Jede Änderung in der Richtung bedeutet eine gegenüber 
der Kontrollperiode vermehrte oder verminderte Ventilation der Lungen, 
und so entstehen speziell für die Kohlensäure leicht enorme Fehler. Jede 
Zunahme des Atemvolumens führt notwendig zu einer vermehrten Aus- 
schwemmung von Kohlensäure, jede Verminderung zur Retention dieses 
Gases. Die Sauerstoffaufnahme wird durch solche Änderung der Lungen- 


!) Die wichtigsten Arbeiten von Zuntz und seinen Schülern mit der Zuntz- 
Geppertschen Methode finden sich bei Magnus-Lery in v. Noordens Handbuch der 
Pathologie des Stoffwechsels, Bd. 1, 1906, S. 198 u. ff., angeführt. 


454 E. Grafe. 


ventilation bedeutend weniger alteriert, so daß für den respiratorischen 
(uotienten oft Werte resultieren können, die durch keinerlei chemische 
Umsetzungen im Organismus erklärt werden können. Als Beispiel sei nur 
erwähnt, daß z. B. nach einer anstrengenden körperlichen Arbeit durch 
Steigerung der Lungenventilation die respiratorischen Quotienten in ganz 
kurzdauernden Versuchen bis 20, ja darüber hinaus ansteigen können. Es 
wäre selbstverständlich ganz falsch, aus solchen Werten irgend welche 
Schlüsse auf Stoffwechselvorgänge ziehen zu wollen. Ebensowenig ist es z. B. 
angängig, wenn bei einer körperlichen Arbeit mit steigendem Atemvolumen, 


\ 


das als notwendige Folge auftritt, der Wert für x — gegenüber der Periode 


- 
vorher ansteigt, z. B. von 0'8 bis auf 10, daraus zu folgern, daß nun 
die Umsetzungen im Körper qualitativ andere geworden sind, daß z.B. | 
in dem erwähnten Falle mehr Kohlehydrate verbrannt sind. | 
Die Erkenntnis, daß es möglich ist, überhaupt aus dem Verhältnis | 
der beiden wichtigsten Atemgase, CO, und O,, Aufschlüsse auf die | 
Qualität der Umsetzungen im Organismus zu gewinnen, verdanken wir 


Al 


- H 5 B ‚0 ae a 
Eduard Pflüger. Der Wert des Quotienten - nn wird um so höher aus- 


fallen, je mehr Sauerstoff der zur Verbrennung gelangende Stoff selbst | 
enthält, je weniger er also aus der Luft aufzunehmen braucht, um seine | 
sämtlichen C-Atome zu CO, und seine sämtlichen H-Atome zu H,O zu 


e Ir O0, le > 
oxydieren. Daher ist der Wert für m unter den gewöhnlichsten Nahrungs- 
mitteln am höchsten bei Zucker ONE; O,) und am niedrigsten für den 
Alkohol (C, H, 0). 


Die wichtigsten Zahlen sind folgende: 


co, 

Ke} 
frei ir. 
Kohlehydrate . = 1:00 
IS ey | 
Alkohal!?; . "..—= 0666 


Je nach der Herkunft von Eiweiß und Fett schwanken die Werte 
etwas um die angegebenen Mittelzahlen. 

Bei allen Krankheitsprozessen, bei denen Stoffwechselanomalien 
qualitativer Art in Frage kommen (z. B. Diabetes), ergeben kurzfristige 
Versuche notwendigerweise nicht immer ein richtiges Bild und gestatten 
keine sicheren Schlüsse weder in qualitativer noch in quantitativer Be- 
ziehung, wie vor allem Rubner!) betont hat (vgl. auch Magnus-Levy ?). 

Auf die Bedeutung abnorm hoher und abnorm tiefer Werte soll bei 
der Besprechung langdauernder Respirationsversuche eingegangen werden. 


1) Gesetze des Energieverbrauchs bei der Ernährung. S. 358. Leipzig (1902). 
?) Magnus-Levy in C.v. Noordens Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels. 
I. Aufl. Bd.1. S. 210 (1906). 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 455 


Hier sei nur betont, daß aus einer Änderung des respiratorischen 
Quotienten nur dann mit Sicherheit auf eine Änderung in den Verbrennun- 
gen geschlossen werden kann, wenn die Atemgröße konstant bleibt. 

Die gleichen Erwägungen, wieder ganz besonders im Hinblick auf 
die Kohlensäure, stellen sich ein. wenn wir aus den Resultaten . kurz- 
dauernder Versuche zuverlässige Schlüsse auf quantitative Änderungen des 
Stoffwechsels ziehen wollen. Auch hier ist die Konstanz des Atemvolumens 
notwendige Voraussetzung für eine eindeutige Beurteilung. 

Ein weiteres Anwendungsgebiet für kurzdauernde Respirationsver- 
suche ist die Feststellung des sogenannten „Grundumsatzes“. Magnus- 
Levy, der dies Wort geprägt hat, versteht darunter!) die Mengen Sauer- 
stoff und Kohlensäure, die von einem nüchternen, vollkommen ruhenden 
Organismus pro Minute und Kilogramm aufgenommen, beziehungsweise aus- 
geatmet werden. Es müssen also die beiden wichtigsten Faktoren eliminiert 
werden, die im Leben den größten, stets wechselnden Einfluß auf die 
Intensität der Verbrennungen haben, nämlich Nahrungsaufnahme und 
Muskeltätigkeit. Der Einfluß der ersteren ist leicht auszuschalten, man 
darf die Versuche erst vornehmen, wenn mindestens 12—14 Stunden seit 
einer größeren Mahlzeit verstrichen sind, da erfahrungsgemäß nach dieser 
Zeit die Steigerung der Verbrennungen infolge der Nahrungsaufnahme in 
der Regel ganz abgeklungen ist. Auf die Ausnahmen von dieser Regel soll 
hier nicht eingegangen werden. Zweckmäßig ist es. selbst bei einer zeitlich 
so weit vom Versuche getrennten Nahrung möglichst die Eiweißzufuhr zu 
beschränken, da gerade dieser Stoff am meisten die Verbrennungen steigert. 

Schwerer ist es, in den Grundumsatzversuchen den Einfluß von 
Muskelbewegungen ganz auszuschalten. Es gehört dazu nicht nur eine 
eroße Übung, sondern auch sehr viel Selbstbeherrschung. Es liegt auf der 
Hand, daß Muskelbewegungen bei kurzfristigen Versuchen ganz anders 
störend wirken als bei langer Versuchsdauer, deshalb müssen sie bei 
exakten Versuchen unbedingt vermieden werden. Die Lage, in der solche 
Grundumsatzversuche ausgeführt werden, ist die horizontale, die Versuchs- 
person muß mit vollkommen erschlaffter Muskulatur bequem auf dem 
Rücken liegen. Es leuchtet ohneweiteres ein, daß diese Bedingung absoluter 
Muskelruhe bei kranken Menschen oft außerordentlich schwer, ja unter 
Umständen überhaupt nicht einzuhalten ist, so daß wohl manche in der 
Literatur niedergelegten Grundumsatzzahlen bei Kranken als Maximalwerte 
anzusehen sind. | 

Das außerordentlich große Untersuchungsmaterial, das zumal bei 
Gesunden bisher vor allem von Zuntz und seinen Schülern vorliegt, be- 
weist, daß die gewissenhafte Einhaltung der beiden Hauptkautelen durch- 
führbar ist und daß dann die Einzelversuche ganz ausgezeichnete Über- 
einstimmungen aufweisen. So konnte z. B. Loewy?) feststellen, daß bei 


2) Loewy, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39. S. 1794 (1910). 


456 E. Grafe. 


Menschen, die ganz besonders mit der Methode eingeübt waren, im Laufe 
von 20 Jahren der Grundumsatz nur in den engen Grenzen von ca. 10°/, 
schwankte. 

Es ist nach dem Gesagten selbstverständlich, daß zur Feststellung 
des Grundumsatzes nicht ein Respirationsversuch von ca. Y/,stündiger 
Dauer ausreicht, sondern dal) dazu mindestens 3—5 gut übereinstimmende 
Versuche, die zweckmäßig an verschiedenen Tagen angestellt werden, 
nötig sind. 

Da für gute Versuche stets eine gewisse Einübung mit dem Apparate 
notwendig ist und speziell die Atmung durch ein Mundstück bei Kranken 
auf Schwierigkeiten stößt, ist die Anstellung exakter kurzfristiger Respira- 
tionsversuche bei Kranken oft sehr schwierige und begrenzt. Man findet 
daher auch bei Schwerkranken selten eine so gute Übereinstimmung der 
Parallelversuche wie bei Gesunden. 

Es ist nach dem Vorgang von Magnus-Levy‘) vielfach üblich ge- 
worden, kurzfristige Respirationsversuche zu kombinieren mit dem Werte 
der Stickstoffausscheidung von 12 oder 24 Stunden, um daraus z.B. 
im Hunger die Gesamtkalorienproduktion pro die zu berechnen. Die 
Art der Berechnung ist dabei eine ähnliche, wie wir sie später (S. 525) 
zu besprechen haben werden. Wenn man in dieser Weise verfährt und 
die Resultate eines ganz kurzen, unter ungewöhnlichen Bedingungen 
angestellten Respirationsversuches auf 24 Stunden umrechnet, so muß 
man dabei stets im Auge behalten, daß man dabei zu Werten kommt, 
die nur approximativ sind und auf große Exaktheit keinen Anspruch 
haben können. 

Da sich die Bedingungen des Grundumsatzes niemals streng während 
24 Stunden einhalten lassen, so ist es klar, daß der auf Grund derartig 
kurzfristiger Versuche berechnete Wert für die Gesamtwärmeproduktion 
eines Menschen pro Tag sich niemals mit deren tatsächlichen Größe deckt. 
Für Bilanzversuche und eine exakte Bestimmung der Wärmeproduktion 
sind derartige Versuche demnach ungeeignet, solche Fragen können nur 
durch langdauernde, am besten 24stündige Versuche entschieden werden. 
Tatsächlich hat auch die Berechnung der Wärmeproduktion auf Grund 
kurz dauernder Versuche keinerlei Vorzug vor der Reduktion der ge- 
fundenen Werte für Sauerstoff und Kohlensäure auf die Einheit von Zeit 
und Gewicht, da der kalorische Wert eines Liter Sauerstoffes nur um 4—5°/, 
um den Mittelwert schwankt, je nachdem ob vorwiegend Fett oder Zucker 
verbrannt wird. 

Die Durchschnittszahlen für den Grundumsatz sind nach Magnus- 
Levy?) bei gesunden Männern von 60— 70 kg Gewicht ca. 220—250 em? OÖ, 
und 160—200 em® CO, pro Minute. 


ı) Pflügers Archiv. Bd. 55. S. 21 (1893). 
®) Magnus-Levy in €. v. Noordens Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels. 
Bd. 1. S. 222 (1906). 


a ee 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 457 


I. Die Methode von Zuntz-Geppert. 


Es ist das das Prototyp und die klassische Methode kurzfristiger 
Respirationsversuche. 

Prinzip: Die Versuchsperson atmet bei verschlossener Nase durch ein 
Mundstück, dessen zwei Ventile in der Weise funktionieren, dal) das eine 
bei der Einatmung atmosphärische Luft eintreten läßt, während das andere 
der Exspirationsluft durch eine Schlauchleitung zu einer kleinen Gasuhr den 
Wege weist. Hier wird die während des Versuches durchstreichende Luft- 
menge zur Bestimmung des Atemvolumens gemessen. Vor dem Eintritt 
der Exspirationsluft wird durch eine Nebenleitung automatisch von der 
(rasuhr ein Teilstrom in Absorptionspipetten abgesaugt und in diesen nach 
den Methoden der Gasanalyse der Gehalt an Kohlensäure und Sauerstoff 
bestimmt. 

Die Absorption der Kohlensäure geschieht dabei durch Kalilauge. 
die des Sauerstoffes durch Phosphor oder nach Durigs Vorschlag mit dem 
von Franzen empfohlenen Natriumhydrosulfid.!) 

Auf eine genauere Beschreibung des Apparates, der von Zuntz und 
seinen Schülern für Arbeitsversuche in eine ganz besonders handliche und 
bequeme Form gebracht worden ist, sowie die Durchführung der Be- 
rechnung kann hier verzichtet werden, da Franz Müller in Bd. V, S. 10, 
27 u. ff. dieses Handbuches der genauen Besprechung der Methode einen 
eigenen Abschnitt gewidmet hat. Zur Orientierung für diejenigen, welche 
sich mit Respirationsversuchen beschäftigen und nach der jeweiligen Frage- 
stellung ihre Methoden aussuchen wollen, seien hier nur kurz die Vor- 
und Nachteile der Methode geschildert. 


Die Vorzüge der Methode von Zuntz-Geppert. 


Diese sind außerordentlich groß und zahlreich, und es ist daher wohl 
begreitlich, dal) diese Methode innerhalb der ihr gezogenen, oben erwähnten 
Grenzen lange Zeit hindurch nicht das Bedürfnis nach einer Verbesserung 
aufkommen lieb. 

Die Methode ist in der Anschaffung und im Betrieb sehr billig, sie 
ist nicht sehr schwer?) zu erlernen und liefert bei aller Bequemlichkeit 
und Handlichkeit recht genaue Werte. Der mittlere Fehler der Einzel- 
analysen in der Hand geübter Untersucher beträgt für die Kohlensäure 
0:01—0°03 Vol.-°/,, für den Sauerstoff 0'01—0'02 Vol.-°/,. Ein großer 
Vorteil der Methode ist fernerhin, daß sie sich den wechselnden An- 
forderungen, die die einzelnen Probleme an sie stellen, anpassen kann. Die 
ganze Apparatur ist transportabel und dann ist sie für besondere Zwecke, 
Untersuchungen im Hochgebirge, an der See etc. in eine äußerst bequeme 


!) Biochem. Zeitschr. Bd. 4. S. 65 (1908). Näheres darüber auch bei F. Müller, 
Bd. 3, S. 628 dieses Handbuches. 

2, Nur eine exakte Vornahme der Gasanalysen erfordert einige Übung und Ge- 
schicklichkeit. 


458 E. Grafe. 


Tornisterform gebracht, so daß sie für Versuche, die mit einer steten 
Ortsveränderung der Versuchsperson verknüpft sind, heute die einzige 
souveräne Methode darstellt. Das beweisen die Versuche von Zuntz und 
seinen Mitarbeitern über die Einwirkung des Höhenklimas'!) auf den Menschen 
aufs deutlichste. 

Abgesehen von alledem läßt sich die Methode auch für Tierver- 
suche leicht verwenden, indem man das Mundstück entweder durch eine 
luftdicht anschließende Gesichtsmaske ersetzt oder die Versuchstiere tracheo- 
tomiert. 


Die Nachteile der Methode. 


Davon. dal) diese Methode nicht geeignet ist für eine exakte Unter- 
suchung des Gesamtstoff- und Kraftwechsels, wurde schon gesprochen. Sie 
teilt dies Schicksal natürlich mit allen Methoden kurzfristiger Versuche. 
Theoretisch könnte man denken, mit ganz geringen Pausen einen Re- 
spirationsversuch an den anderen anzuschließen und so doch schließlich 
ein Gesamtbild des Stoffwechsels in einer langen Periode zu bekommen. 
Praktisch stellen sich dem jedoch unüberwindliche Schwierigkeiten ent- 
gegen. Einmal lassen sich die Bedingungen des Grundumsatzversuches über- 
haupt nicht lange hintereinander durchführen, und ferner wird das lang 
fortgesetzte Atmen durch ein Mundstück und das Anatmen gegen die 
Gasuhr auf die Dauer unerträglich. 

Diese beiden letzteren Momente sind es auch, die vor allem bei der 
Untersuchung kranker Menschen sich oft als starke Mängel geltend machen. 
Die Folge der recht erheblichen, subjektiven Beschwerden der Methodik 
ist dann natürlich, daß die Exaktheit der Resultate leiden kann entweder 
durch völlig unvollständige Muskelruhe oder aber durch Ungleichmäßigkeit 
der Atemmechanik. 

Am schwersten machen sich diese Ubelstände bei Herz- und Lungen- 
kranken, die so wie so an Dyspnoe leiden, geltend. Und bei solchen Kranken 
dürfte es überhaupt recht schwer sein, ganz zuverlässige Resultate zu be- 
kommen. 

Ferner hat man noch von theoretischen Gesichtspunkten aus zwei 
weitere Einwände geeen die Zuntz-Geppertsche Methodik erhoben: 1. Dat) 
nicht das ganze Luftvolumen zur Analyse gebracht, sondern nur ein kleiner 
Teil und 2.. daß die Bestimmung des Sauerstoffes eine indirekte ist. 
nämlich auf dem Umwege über den Stickstoff. Meiner Ansicht nach sind 
beide Einwände nicht von Bedeutung. Der zur Analyse kommende Teil der 
Luft ist ein verhältnismäßig großer Teil der Gesamtexspirationsluft und es 
ist nicht einzusehen, warum ein genau analysierter Teil einer gleich- 
mäßige eemischten Luftmenge. von der stets automatisch der gleiche 
Teil entnommen wird, nicht ganz zuverlässige Schlüsse auf die Zusammen- 


') Zuntz, Loewy, Müller, Caspari, Höhenklima und Bergwanderungen in ihrer 
Wirkung auf den Menschen. 1906. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 459 


setzung der Gasamtluftmenge gestatten sollte. Theoretische Erwägungen 
der Möglichkeit von Fehlerquellen müssen zurücktreten vor der Leistungs- 
fähigkeit, welche die Methode in praxi beweist. Bestimmungen des durch- 
sehnittlichen Fehlers der Methode etwa durch Verbrennung einer bekannten 
Menge Stearin oder Alkohol sind allerdings nicht vorgenommen worden. 

Daß die indirekte Bestimmung des Sauerstoffes etwas an Exaktheit 
dadurch leiden kann, da auch die eventuellen Fehler der Kohlensäure- 
bestimmune hier mit in Betracht kommen, ist wohl richtig, die Bestimmung 
der Kohlensäure ist aber eine außerordentlich genaue und bedingt daher 
bei exakter Ausführung kaum erhebliche Fehler. 

Von allen Einwänden, welche von den verschiedensten Seiten gegen die 
Zuntz-Geppertsche Methode erhoben worden sind), scheint mir am gewich- 
tiesten derjenige zu sein, daß sie in einer Reihe von Fällen falsche Resultate 
angegeben hat. So ist z. B. auf Grund abnorm tiefer respiratorischer Quo- 
tienten, welche die verschiedensten Autoren?) in sehr zahlreichen Versuchen 
mit der Zuntz-Geppertschen Methode nahezu übereinstimmend im Fieber 
fanden, die Auffassung entstanden, daß im Fieber eine recht erhebliche 
quantitative Änderung des Stoffwechsels vorliege. Vielstündige Respirations- 
versuche ergeben aber ausnahmslos ganz normale Werte?) für Respirations- 
quotienten, so daß der Auffassung eines qualitativ gestörten Stoffwechsels der 
Boden entzogen wurde. Man könnte als Erklärung dieser merkwürdigen 
Divergenz der Resultate kurzdauernder und langdauernder Versuche an- 
nehmen, dal» der fieberhafte Zustand zu einer natürlich nur vorüber- 
gehenden Störung des respiratorischen Gaswechsels — etwa im Sinne einer 
Retention von Kohlensäure — geführt habe. Da aber Rolly*) auch in ganz 
kurzdauernden Versuchen mit dem später zu besprechenden, modifizierten 
Benedictschen Apparate ganz normale Quotienten im Fieber fand, so 
können die kurzfristigen Versuche an sich wohl nicht die Ursache der 
fehlerhaften Resultate sein. Magnus-Levy?) glaubt, dal) anormale respira- 
torische Quotienten, die weit unterhalb von 0'7 liegen, stets auf eine 
schlechte Methodik, insbesondere auf falsche Sauerstoffbestimmungen zu- 
rückzuführen seien. Wenn diese Erklärung gewiß auch für viele Fälle zu- 
treffen mag, so ist es doch sehr merkwürdig, daß fast alle Autoren und 
darunter solche, die über eine außerordentliche Übung mit der Me- 
thode verfügen. nur im Fieber die unrichtigen Werte bekommen haben, 
bei denselben Menschen aber im nicht fiebernden Zustande ganz normale, 
die mit den in langdauernden Versuchen gewonnenen Zahlen genau 
übereinstimmten. Welches die Ursachen der unrichtigen, zu tiefen Werte 
in jedem Einzelfalle sind, ist heute noch eine offene Frage und nach- 


1) Vgl. auch Jaquet in Ascher-Spiros Ergebnissen der Physiologie. Bd. 2. S. 540 
u. ff. (1903). 

2) Lit. bei Rolly, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd.95. S. 74; Bd. 97. S.274 f. (1909). 

3) Grafe, ebenda. Bd. 101. 5.209 (1910). 

4) Deutsches Arch. für klin. Med. Bd. 103. S. 93 (1911). 

5) In v. Noordens Handb. d. Pathol. d. Stoffwechsels. II. Aufl. Bd. 1. S. 220 (1906). 


+60 E. Grafe. 


träglich ist es überhaupt kaum mehr zu entscheiden, ob die Methode als 
solche oder ihrer Handhabung daran schuld war. Immerhin ist für Unter- 
suchungen im Fieber und ähnlichen im Fieber krankhaften Prozessen. die 
mit Veränderungen des respiratorischen Gaswechsels einhergehen, bei der 
Anwendung der Zuntz-Geppertschen Methode Vorsicht geboten. Eine voll- 
kommen exakte Beherrschung der gasanalytischen Methode ist jedenfalls 
unbedingte Voraussetzung. Nach den Erfahrungen von Benediet und 
Carpenter‘) ist es dringend notwendig, die Analysen sofort nach Be- 
endigung eines Versuchs auszuführen, da sonst Kohlensäure vom Wasser 
absorbiert wird. 


II. Apparate nach dem Regnault-Reisetschen Prinzip. 
Der Apparat von Benedict?) und seine Modifikation durch Rolly.) 


Prinzip: Die Versuchsperson ist mit ihren Lungen durch zwei luft- 
dicht schließende Nasenansatzstücke oder eine Mundkappe in ein ge- 
schlossenes Rohrsystem einge- 
schaltet. Eine Rotationspumpe 
treibt die Luft ständig durch 
mehrere Absorptionsgefäle für 
Kohlensäure und Wasserdampf. 
In dem Maße, als beide Stoffe 
aus der zirkulierenden Luft ver- 
schwinden, wird Sauerstoff aus 
einer genau gewogenen Bombe 
in das System eingelassen. Um 

en a SE die durch die Inspiration und 

Assonsco Aesonnco ABsoneco Exspiration bedingten Druck- 

schwankungen auszugleichen, ist 

Schema der. Anordnung des Benedieiichen Apparate. Nahe der Stelle, ‚ar welcher ne 

Versuchsperson durch eine kurze 

Nebenleitung mit dem Apparat verbunden ist, ein sogenannter Druckaus- 
gleicher in Form einer Gummikappe angebracht. 

Zur Ilustrierung des Gesagten sei eine kurze Skizze aus Benedicts 
Originalarbeit hier wiedergegeben (Fig. 59).*) 


Fig. 59. 


TENSION 


EQUALIZER 


') Nach mündlicher Mitteilung. 

°) Die erste Form des Apparates ist im American Journal of Physiology, Vol. 24, 
p. 345—374 (1909) beschrieben worden, eine neue verbesserte Form kürzlich in voller 
Ausführlichkeit in deutscher Sprache im Deutschen Arch. f. klin. Med. Bd. 107. S. 156 
(1912). Die letztere Arbeit konnte leider nur zum Teil noch hier benutzt werden. 

°) Rolly und Rosiewies, ebenda. Bd. 103. S.58 (1911). Nach liebenswürdiger Mit- 
teilung von Herrn Professor Rolly-Leipzig betragen die Anschaffungskosten des Leipziger 
Apparates zirka 2100 Mk. Der Apparat ist von E. Zimmermann-Leipzig gebaut unter 
Grantie vollkommener Dichtigkeit. 

*) In einer späteren Form des Apparates hat Benediet an Stelle des Druckaus- 
gleichers ein Spirometer (siehe folgende Seiten) eingeschaltet. 


HK 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 461 


Die Pfeile geben die Richtung des Luftstromes an. Da der zur Eli- 
minierung der Kohlensäure dienende Natronkalk auch Wasser aufnimmt. 
muß dieses durch Schwefelsäure vorher zurückgehalten werden. In gleicher 
Weise muß auch hinter den Natronkalk eine Vorlage mit Schwefelsäure in 
den Luftstrom eingeschaltet werden, weil dieser aus dem Natronkalk Wasser 
fortnimmt. 

Die Kohlensäureproduktion berechnet sich in einfacher Weise durch 
Gewichtszunahme des Natronkalkzylinders und des hinter ihm geschalteten 
Schwefelsäurebehälters. der Sauerstoffverbrauch durch Gewichtsabnahme 
der Sauerstoffbombe. 


Beschreibung der Apparate und der Versuchsmethodik. 


Die Versuchsperson liegt auf einem Sofa oder im Bett in bequemer 
Rückenlage und atmet entweder mit geschlossenem Mund durch 2 Nasen- 
kanülen (Benedict), oder, wie 
Rolly es vorschlägt, durch eine Tuke 
Gesichtsmaske, ähnlich der von 
Curschmann früher angegebenen. 
Die Ansatzstücke werden durch 
ein bequem verschiebbares Ge- 
stell festgehalten. Die Ein- und 


Ausatmung kann nur in den Durchschnitt durch Dreiwegventil, Anfeuchter 
j En k a und Mundstück auf ?/; verkleinert. 
Apparat erfolgen, nur Zu Anfang Das Dreiwegventil (a) ist durch ein T-Stück (b) 

Bi een = mit dem Hauptluftrohre (e) verbunden. Das Mund- 

und zu Ende des Veı suches kann stück (g) ist an dem den Anfeuchter (m) enthal- 

- - es . tenden Metallrohre befestigt, das an das Dreiweg- 
durch einen Dreiweghahn eine Se Eschen eh ee s 


Kommunikation mit der Außen- 

luft hergestellt werden. Die Einrichtung des Dreiweghahnes illustriert Fig. 60. 
Wie bei der Zuntzschen Methode ist es auch hier zweckmäßig, die Ver- 
suchspersonen erst einige Zeit nach außen atmen zu lassen, um sie so 
an die Nasen- und Mundstücke zu gewöhnen. Die Atemgase mischen sich 
durch das möglichst kurz zu wählende Ansatzstück mit der Luft des ge- 
schlossenen Rohrsystems. 

Da durch das Volumen der In- und Exspirationsluft in dem starren System, 
dessen Volumen sehr klein ist, erhebliche Druckschwankungen entstehen, hat 
Benedict kurz hinter dem Dreiweghahn einen Druckausgleicher angebracht. 
Dieser besteht im wesentlichen aus einem Kupferbehälter, dessen Boden mit 
dem Rohrsystem durch ein kurzes Ansatzrohr in Verbindung steht und 
dessen breite obere Öffnung mit einer absolut fest angeklebten Gummikappe 
überzogen ist, die bei der Inspiration eingezogen, bei der Exspiration vor- 
gewölbt wird. In der jüngsten Beschreibung des Apparates!) ist an die Stelle 
des Druckausgleichers ein feines Spirometer zur Registrierung der Atem- 
bewegungen angebracht (Fig.61). Die in das Rohrsystem hineingeatmete Luft 
wird hinter dem Druckausgleicher oder dem Spirometer von der Rotations- 


!) Deutsches Arch. f. klin. Med, Bd. 107. S. 172. 


+52 


pumpe gefaßt. Diese steht 


Fig. 61. 


® =} 


“ 


au 
ID 


Cr in lLQ_!1 
pP'4 


IK 


RIIIIIIINL ARISIIIIT SS 
a gH 
= 


Spirometer von Benedict, auf ?/, verkleinert. 
Die Glocke (ec) des Spirometers wird in das Wasser 
in dem ringförmigen Raume zwischen den beiden Zy- 
lindern (a) und (b) getaucht. Die Luft kommt durch 
(n) herein und geht durch (0) heraus. An dem Ständer 
(h) ist ein Rad (e) befestigt, über das ein Faden (d) 
läuft. An seinem freien Ende ist eine Stange (g, 9, 9) 
und das der Glocke das Gleichgewicht haltende Ge- 
wicht (l) befestigt. Der an der Messingstange (ge) be- 
festigte Zeiger (h) schreibt auf dem Zylinder die Am- 
plitude und den Charakter jeder einzelnen Respiration 
auf. S trägt ein Zählrad /(r), das durch die Reibung 
des Fadens (ft), an dem das Gewicht (1) hängt, gedreht 
wird. Eine kleine Sperrung (uw) verhindert eine Rück- 
wärtsbewegung des Rades. Der kleine Stromschließer 
/(w) auf der Peripherie des Rades taucht in eine mit 
Quecksilber gefüllte Schale (v) und setzteinen Magneten 
in Bewegung. 


E. Grafe. 


in einem Ölbehälter, so verrät sich sofort 


jede Undichtigkeit durch Auf- 
steigen von Gasblasen. Natur- 
gemäß ist diese Stelle, an 
der die Druckunterschiede am 
größten sind, in der Richtung 
besonders gefährdet. Die Rotati- 
onspumpe enthält im Innern an 
einer exzentrischen Welle einen 
rundlichen Kolben, der die Luft 
in der kreisförmigen Kammer 
herumtreibt und schließlich durch 
eine Öffnung in deren Boden 
in das anschließende Rohr weiter- 
schiebt!) (vgl. Fig. 62). Die 
Welle der Pumpe wurde durch 
einen Elektromotor mit Riemen- 
übertragung getrieben. 

Durch Einschaltung von 
Widerständen kann die Schnellig- 
keit des Ganges des Motors in 
beliebiger Weise variiert werden. 
Es empfiehlt sich, den Motor so 
zu regulieren, dal) etwa 30—35 / 
pro Minute die Pumpe passieren. 
Da die Luft vor dem Eintritt in 
die Gefäße zur Absorption von 
Kohlensäure vollkommen trocken 
sein muß, weil der Natronkalk 
nicht nur Kohlensäure, sondern 
auch Wasserdampf gierig auf- 
nimmt, passiert 
mehrere (Gefäße mit Schwefel- 
säure. Benedict hat dafür ge- 
wöhnliche dreihalsige Woulfsche 
Flaschen genommen, die etwa 
zur Hälfte mit Bimssteinstück- 
chen und etwas Schwefelsäure 
gefüllt waren. Letztere soll nicht 
nur die Bimssteinstückchen 


!, Die Firma J. Gilmer Crowell 
Company in Brooklyn, New-York, 


liefert solche Rotationspumpen unter der Marke Nr. 0. — D. Compressor in oil immersion 


box zu zirka 160 Mk. 


sie vorher 


j 
& 
i 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 465 


netzen, sondern auch in nicht zu dicker Schicht den Boden der Gefäße 
bedecken.!) 

Um eine vollständige Absorption des Wasserdampfes mit Sicherheit 
zu garantieren und zu vermeiden, daß bei rascherer Ventilation Säure- 
spritzer in die Rohrleitung hineinkommen, hat Rolly vorgeschlagen, statt 
der Woulfschen Flaschen KAippsche Apparate zu nehmen, deren untere 
Kugel zu °/; mit Schwefelsäure, die obere nahezu ganz mit Bims- 
steinstücken gefüllt werden. Es empfiehlt sich, mindestens zwei der- 
artige Flaschen vorzuschalten. Die so vollkommen getrocknete Luft wird 
dann in den Natronkalkzylinder zur Absorption der Kohlensäure getrieben. 

Dieser Zylinder besteht aus alkalifestem Metall (silberplattiertem 
Messing), ist 26 em lang und 12 cm breit. Er wird mit feinkörnigem Natron- 
kalk gestopft und der Deckel durch feste Schraubenzüge luftdicht aufge- 
preßit. Vor dem Gebrauch empfiehlt Rolly einige Zeit feuchte, kohlensäure- 


Fig. 62. Fig. 63. 


| 
| 
| 


Natronkalkflasche zu Benedicts 
Apparat. 

Das Ende der Röhre (a), durch 

die die Luft die Flasche verläßt, 

ist mit einem Drahtnetze bedeckt. 

(Originalfigur auf ?/, verkleinert.) 


Rotationspumpe. 


freie Luft zur Anfeuchtung des Natronkalkes hindurchzusaugen. Eine Füllung 
reicht für etwa 60-80 g Kohlensäure, d.h. 3—4 einstündige Versuche. 
Einfacher und billiger ist es, statt der Metalltrommel eine Flasche der 
in Fig. 65 abgezeichneten Art zu verwenden.?) 

!) Zuletzt empfiehlt Benediet die Woulfschen Flaschen durch Williamsche Flaschen, 
wie die Vereinigten Fabriken für Laboratoriumsbedarf in Berlin sie zu 6 Mk. liefern, 
zu ersetzen. Es werden dabei zwei hintereinander geschaltet, wobei die erste leer ist, 
die zweite mit konzentrierter Schwefelsäure gefüllt ist. 

?) Zur Bereitung eines besonders leistungsfähigen Natronkalkes empfiehlt Benediet 
folgendes Verfahren: 750 g trockenen Kalk und 750 y Natronhydrat werden getrennt 
abgewogen, letzteres in 600 cm? Wasser in eisernem Kochtopf gelöst. Nach vollständiger 
Lösung wird unter gelindem Erwärmen der zerkleinerte Kalk hinzugesetzt und mit 


464 E. Grafe. 


Nach dem Absorptionszylinder muß die Luft einen zweiten Schwefel- 
säurebehälter passieren, der in gleicher Weise beschaffen ist wie der erst- 
erwähnte. Hier verliert dann die Luft die Feuchtigkeit, welche sie aus 
dem Natronkalk mit fortgenommen hat. 

Um die Luft dann wieder mit Wasserdampf zu sättigen, was wegen 
der Schonung der Schleimhäute der Versuchsperson und der Berechnung 
der später zu erwähnenden Gasanalysen nötig ist, strömt sie nun durch 
eine zweite Kippsche Flasche, deren unterer Teil mit Wasser gefüllt wird, 
dem zur Neutralisation mitgerissener Schwefelsäure etwas Natriumbi- 
karbonat zugesetzt wird. Die obere Kugel wird halb mit Bimsstein- 
stückchen locker gefüllt. Das Zuleitungsrohr darf nur oben unter das 
Wasserniveau eintauchen. Als Luftanfeuchter hat Benedict eine Vorrichtung 
der in Fig. 64 abgebildeten Art empfohlen, je- 
doch genügt auch die in Fig. 60 bei m dar- 
gestellte Anfeuchtung mit nasser Leinwand. 

Bevor nun die Luft zur Untersuchungs- 
person zurückkehrt, muß sie noch die Mün- 
dung von 2 Nebenleitungen passieren, die eine 
führt zu einem Manometer. Benedict empfiehlt 
das sehr empfindliche Petroleummanometer, 
bei dem ein Tropfen Petroleumextrakt aus 
Alkanawurzeln in einem gebogenen Kapillar- 
rohr vor einer Skala hin und her gleitet, wie 
Pettersson es für seinen feinen (Grasanalyse- 
apparat empfohlen hat. Rolly zieht ein gewöhn- 
liches Wassermanometer vor. Mit diesem Mano- 

Luftanfeuchter zu Benedicts Apparat. Meter wird der Druck im Apparat jeweils genau 

gemessen. Er muß so reguliert werden, daß er 

zu Anfang und Ende des Versuches stets der gleiche ist, d. h. der Alkana- 

tropfen muß am Ende an der gleichen Stelle stehen wie zu Beginn, und 
das Gleiche gilt für den Meniscus des Wassermanometers. 

Die zweite Nebenleitung führt zu einer kleinen Sauerstoffbombe aus 
Stahl. Atwater und Benedict haben zur Reinigung des Sauerstoffs einen 
geeigneten heinigungsapparat eingehend beschrieben.!) Man kann auch 
mit Rolly eine der gewöhnlichen Sauerstoffbomben des Handels, nur in 
etwas kleinerem Format (am besten nur von 3—5 kg Gewicht), gebrauchen. 
Notwendig ist nur, den Sauerstoff, der stets kleine Verunreinigungen mit 
Kohlensäure und Wasserstoff enthält, zu reinigen.?) 


einem Glasstab bis zum Löschen des Kalkes die Mischung vorsichtig umgerührt. Der 
Natronkalk muß etwas feucht sein. Ausgezeichneter Natronkalk wird von König, chemi- 
sche Fabrik, Leipzig-Plagwitz, geliefert. 

!) Carnegie Institution of Washington. Publication Nr. 42. S. 32 (1905). 

®) Von dem Stickstoffe, den der aus flüssiger Luft hergestellte Sauerstoff stets 
enthält, ist ein großer Teil Argon. Morey, Journ. Americ. Chem. Soc. 34. p. 491 (1912). 
Claude, Compt. rend. 151. p. 752 (1909). 


ä 


8 


j Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 465 
i Dies geschieht durch die Passage eines U-Rohres, das im Anfangsteil 
etwas Schwefelsäure eventuell mit Bimssteinstückchen enthält und im 
übrigen mit Natronkalk gefüllt ist. 
Diese Reinigungsapparate bleiben stets in Verbindung mit der Bombe, 
auch beim Wiegen dürfen sie nicht von ihr getrennt werden. 
y Die Sauerstoffbombe ist ferner mit einem Reduzierventil versehen, 
das die kontinuierliche Einleitung von Sauerstoff unter ganz geringem 
Druck ermöglicht. Der Zustrom von Sauerstoff aus der Bombe muß so 
reguliert werden, daß die Gummimembran des Druckausgleichers weder 
\ Fig. 65. Fig. 66. 
ne 


Bohrsche, unter Wasser stehende Gasuhr. 
Der in die Röhre kommende Sauerstoff geht zuerst in die 
kleine Flasche (ce) und dann in die in dem Glasgefäße (a) 


unter Wasser stehende Gasuhr. Das Brett (b) dient zum 
Nivellieren der Gasuhr. 


stark nach innen eingezogen, noch 
stark nach außen verwölbt wird, da 
soweit möglich wegen der so wie so 


Schematische Abbildung der sämtlichen Anordnung 
schon hohen Anforderungen an voll- der einzelnen Teile des Benedietschen Apparates. 


(Die Pfeile geben die Ventilationsrichtung an.) 
ständige Dichtigkeit des Apparates jede 
stärkere Abweichung von Atmosphärendruck im Inneren des Apparates 
unbedingt vermieden werden muß. 

Da die Methode, den O,-Verbrauch durch (Gewichtsverlust zu be- 
stimmen, zu Fehlerquellen Anlaß geben kann (Undichtigkeiten, besonders 
am Ventil etc.) und die Menge des Sauerstoffs schließlich doch in Volum- 
einheiten umgerechnet werden muß, rät Benedict neuerdings dazu. eine 
unter Wasser versenkte Gasuhr zu nehmen. 

Am besten eignet sich dazu die Bohrsche!), die in Fig. 65 abge- 
bildet ist. 


1) Sie kann von der Dansk Maalerfabrik in Kopenhagen bezogen werden. 


Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 30 


466 E. Grafe. 


Die Gasuhr wird in einer der später (S. 528) angegebenen Weisen 
eeeicht. 

Sämtliche erwähnte Apparate, deren Anordnung in Fig. 66 schema- 
tisch abgebildet ist, werden auf einem verstellbaren Tisch zur Aufstellung 
eebracht, die Leitung besteht aus Messingröhren (von ca. 16 mm Kaliber), 
nur da, wo es sich um abnehmbare Teile handelt, lassen sich Gummi- 


Fig. 67. 


Übersichtsbild über den in Tätigkeit befindlichen Benedictschen Apparat. 
(Ursprüngliches Modell.) 


schläuche und Glasschliffe, die zweckmäßig mit Bajonettverschluß und 
federnden Spiralen, eventuell Quecksilberabdichtung versehen werden, nicht 
umeehen. Die Metallrohre werden unter Benutzung von Lederabdichtungen 
fest miteinander verschraubt. 

Die zweckmäßigste räumliche Anordnung geht aus den nebenstehen- 
den Abbilduneen deutlich hervor. Fig. 67 stellt die zuerst beschriebene 
Form des Benedietschen Apparates dar, Fig. 68 die zuletzt angegebene 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 467 
Einrichtung der Apparatur, Fig. 69 bringt die Rollysche Modifikation 
zur Anschauung. 

Der wichtigste Punkt bei der Konstruktion des Apparates ist voll- 
kommene Luftdichtigkeit. Denn diese ist um so notwendiger, als im 
Apparat nicht Atmosphärendruck herrscht, sondern bedingt durch 
die Pumpe und die Atmung wechselnde Druckschwankungen, bei denen 
natürlich jede minimale Un- 
dichtigkeit die Versuchsre- 
sultate ganz besonders ge- 
fährdet. 

Als Material für die 
ıohrverbindungen zwisehen 
den einzelnen Teilen des Appa- 
rates werden am besten Glas- 
oder Metallrohre (Messing 
oder Eisen) genommen. Die 
Verwendung von Gummi- 
schläuchen ist auf ein Mini- 
mum zu beschränken, einmal 
im Interesse einer vollkom- 
menen Dichtigkeit des Appa- 
rates, und dann auch, weil 
vielen Personen der Gummi- 
geruch unerträglich ist. 

Da die Apparate in 
erster Linie für kurze Grund- 
umsatzversuche!) angegeben 
sind, die nur bei vollständiger 
Muskelruhe ganz exakt sind, 


Fig. 68. 


empfiehlt Benedict die An- Bild des für Versuche mit Menschen bereit gemachten Uni- 
x E $ ee versalrespirationsapparates von Benedict. (Neueste Form.) 
W endung besonderer Auf- A Rotationspumpe. B und B’ die zur Absorption des Wasser- 


nahmeapparate, die eine ganz 
objektive Kontrolle der Mus- 
keltätigkeit gestatten. Einmal 
können die Ausschläge des 


dampfes mit Schwefelsäure gefüllten Wulffschen Flaschen. 
C die zur Absorption der Kohlensäure mit Natronkalk gefüllte 
Flasche. G@ Griff zum Ausschalten des Dreiwegventils F. 
M Spirometer. P unter Wasser stehende Bohrsche Gasuhr. 
O Sauerstoffbombe. R mit Barytwasser gefüllte Erlenmeyersche 
Flasche. V Hahnschlüssel. U die die beiden Ventile S und S’ 
verbindende Stange. W und W‘ die Verschraubungen, die zur 


Verbindung des Apparates mit Respirationskammern bei Ver- 
suchen mit Tieren oder Säuglingen gebraucht werden. 


Spirometers (vgl. die Abbil- 
dung S. 462) graphisch regi- 
striert werden, ferner kann man zur Aufnahme der Bewegungen des 
Rumpfes und der Extremitäten Pneumographen?) um Brust und Glied- 
maben legen. ‚Jede abnorme Bewegung ist in den mit Zeitmarkierung 


versehenen Kurven sofort ablesbar. 


!) Die Rollysche Modifikation ist durch Einschaltung einer den gesamten Menschen 
aufnehmenden Kammer auch für langdauernde Versuche brauchbar. Vgl. darüber S. 520. 
?) Benediet, Deutsches Arch. f. klin. Med. ]. c. S. 188. 


30* 


68 E. Grafe. 


Auch der Puls soll nach Benediet vermittelst eines flach der Herz- 
spitze anliegenden Stethoskops (von Boreles), das durch einen langen Gummi- 


Fig. 69 


Modifizierter Benedictscher Respirationsapparat von Rolly und Rosiewiez. Gesamtansicht. 


schlauch mit dem Ohr des beobachtenden Arztes verbunden ist. alle 
1—2 Minuten gezählt werden. 


Der Gang eines Versuches. 


Die Versuchsperson liegt in bequemer Rückenlage auf dem Versuchs- 
bett. Sie atmet bei verschlossenem Munde durch 2 Nasenoliven (Benedict) 
oder durch eine Gesichtsmaske (Rolly). 

Die Art der Nasenoliven geht aus Fig. 70 aus Benedicts Arbeit 
hervor. Sie besteht aus einem Glasrohr A, das zum Respirationsapparat 
führt, darüber ist an einem zweiten Glasstück © eine Gummikappe derart 
befestigt, daß durch Aufblasen eines kurzen Ansatzschlauches D die Gummi- 
membran sich von dem Rohr A abheben läßt. Je nach der Weite der Nasen- 
öffnungen wird dann der Gummischlauch stärker oder schwächer aufge- 
blasen und so in jedem Falle ein luftdichter Abschluß der Olive im Nasen- 
loch erzielt. Durch eine aufgesetzte Klemme wird das Entweichen von 
Luft aus dem Gummischlauch verhindert. 

Rolly haben sich die Benedictschen Nasenstücke nicht bewährt: er 
bedient sich einer etwas modifizierten Curschmannschen Gesichtsmaske 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 469 


(Fig. 71) aus Metallblech, der eine Teil läuft in ein Rohr (1) aus zur 
Verbindung mit dem Apparat, der erweiterte Teil liegt dem Gesicht an 
und wird in seiner Stellung durch zwei Gummibänder, die um den Kopf 


herumgelegt werden, fixiert. Am Rande der 
Maske läuft ein aufblasbarer Gummischlauch, 
der mit einem besonderen Klebstoff (Bleipflaster- 
masse mit 10°, Zusatz von warmen Adeps 
lanae) luftdicht auf die Gesichtshaut aufgeklebt 
wird. Der Rauminhalt der Maske beträgt in- 
klusive Verbindungsschlauch 120 em®. 

An die, wenn auch geringe Behinderung 
der Atmung durch diese Ansatzstücke mul) die 
Versuchsperson sich gewöhnen, ehe der eigent- 
liche Versuch nach ca. 30 Minuten beginnen 
kann. Sie atmet während des Vorversuches 
zunächst durch den nach außen gestellten 
Dreiweghahn atmosphärische Luft. Puls und 
Atmung kann man entweder direkt in ge- 
wöhnlicher Weise feststellen oder, um psychi- 


Fig. 71. 


Fig. 70. 


Benedictsche Nasenolive. 
Ein Gummifingerling (b) ist an 
einem Glasrohre (a) festgebunden 
und mit Luft aufgeblasen, die 
durch eine kleine, durch den 
Gummipfropfen gesteckte Glas- 
röhre gepreßt und mit einer 
Klemmschraube /(e) festgehalten 

wird. 


Gesichtsmaske von Rolly und Rosiewiez. 


{ stellt das Verbindungsrohr nach dem Respirationsapparate dar, 


2 einen aufblasbaren Gummi- 


schlauch, der im Versuche das Gesicht (Mund- und Nasengegend) luftdicht abschließen muß. 


sche Beeinflussung ganz auszuschalten, durch ein Boswlessches Stethoskop 
bzw. einen Pneumographen ganz unauffällig registrieren. 

Während der Vorperiode wird der Motor der Pumpe in Gang ge- 
setzt und die Luft im Apparate durcheinander gemischt, dann wird aus der 


470 E. Grafe. 


vorher genau gewogenen Bombe soviel Sauerstoff hinzugegeben, daß am Druck- 
ausgleicher und am Manometer ein ganz geringer positiver Druck ange- 
zeigt wird. Nachdem dieser genau notiert ist, wird die Verbindung des 
Manometers (vgl. Fig. 67) mit der Hauptleitung gesperrt. Am Ende einer 
gewöhnlichen (Benediet) Exspiration der Veruchsperson wird dann durch 
Umdrehung des Dreiweghahns die Verbindung des Nasenstückes bzw. der 
Gesichtsmaske mit dem Apparat hergestellt, der Motor wieder angedreht: 
die nächste Inspiration saugt somit schon Luft aus dem Apparate an. 
Während des Versuches wird der Gang des Motors so reguliert, daß die 
(reschwindiekeit des Luftstromes etwa 35 /! pro Minute beträgt. Durch 
Thermometer, die an verschiedenen Stellen luftdicht in den Apparat ein- 
gefügt sind, läßt sich fortlaufend die Temperatur messen. Sobald man 
merkt, daß am Druckausgleicher die Gummimembran einsinkt, muß aus 
der Sauerstoffbombe vorsichtig Luft zugegeben werden, bis die Gummi- 
kappe wieder etwas vorgewölbt ist. Je länger der Versuch dauert und je 
größer das Gewicht der Versuchsperson ist, desto häufiger muß Sauerstoff 
zugelassen werden. Gegen Ende des Versuches ist streng darauf zu achten, 
daß nicht zu viel Sauerstoff zugelassen wird, da dann eine Einstellung auf den 
Druck zu Anfang des Versuches unmöglich ist, ohne Luft aus dem Apparate 
herauszulassen. Dies muß aber wegen des unkontrollierbaren Fehlers für die 
Berechnung auf jeden Fall vermieden werden. Während des Versuches darf 
die Versuchsperson nicht einschlafen, da im Schlafe der Stoffwechsel etwas 
absinkt. Man muß) daher ihre Aufmerksamkeit in irgend einer Weise wach 
halten. Benedict empfiehlt, wenn die Gefahr des Einschlafens besteht, sie auf- 
zufordern, alle Minute auf den Knopf einer elektrischen Klingel zu drücken. 

Zu Ende des Versuches, dessen Dauer gewöhnlich 10-60 Minuten 
beträgt. wird die Versuchsperson wieder am Ende einer Exspiration durch 
Drehung des Dreiweghahns ausgeschaltet und atmet wieder Außenluft. 
Der Motor bleibt noch einige Minuten in Gang, damit alle im Apparat 
vorhandene Kohlensäure absorbiert wird. 

Um starke Druckschwankungen und ein eventuelles Zurücksteigen 
der Schwefelsäure nach der Pumpe hin zu verhindern, muß der Motor 
langsam abgestellt gehen. Um ganz sicher eine Schädigung der Leitung 
oder der Pumpe durch Säure beim Abstellen des Motors zu vermeiden, 
hat Rolly noch eine Kugel zwischen Pumpe und 1. Kippschen Schwefel- 
säureflasche zwischengeschaltet. 

Die gewöhnlichsten Ursachen der Undichtigkeit sind fehlerhafte Gummi- 
ringe in den Verbindungsstücken. Um zu ermöglichen, daß der Luftdruck in 
sämtlichen Abteilungen des Apparates zu Anfang und zu Ende eines Ver- 
suches der gleiche ist, was im Interesse der Genauigkeit der Sauerstoff- 
bestimmungen sehr wünschenswert ist, hat Rolly Nebenleitungen mit Gummi- 
schläuchen angebracht, welche an den Kippschen Flaschen Ein- und Ausstrom- 
stelle miteinander verbinden. Diese sind während des Versuches durch Klemmen 
abgesperrt, durch Öffnen der Klemmen am Schlusse des Versuches wird die 
Druckdifferenz zwischen Ein- und Austrittstelle sofort ausgeglichen. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 471 


Nachdem man einige Zeit gewartet hat, bis auch die Temperatur 
sich im ganzen Apparate ausgeglichen hat (durch Erwärmen bzw. Ab- 
kühlen der kälteren bzw. wärmeren Teile des Apparates läßt sich das be- 
schleunigen), läßt man aus der Sauerstoffbombe vorsichtig so viel Gas in 
den Apparat einströmen, bis das Petroleum bzw. das Wassermanometer 
genau denselben Stand zeigt wie zu Beginn des Versuches. 

Wie schon oben erwähnt genügt niemals ein einziger derartiger Versuch 
zur Feststellung des Grundumsatzes, sondern es müssen mindestens zwei 
gut übereinstimmende vorliegen. Die Prüfung der Dichtigkeit des Apparates 
geschieht bei dem neuesten Benedictschen Modell!) dadurch, daß man bei 
Anstellen der Rotationspumpe in dem nach außen abgeschlossenen Apparate 
den Zeigerstand am Spirometer genau beobachtet. Ist der Apparat dicht, so 
darf die Stellung des Zeigers während der Prüfung sich nicht ändern. 


jerechnung der Resultate. 


Die Berechnung der Resultate nach Benedicts Methode ist außer- 
ordentlich einfach. Vor Beginn des Vorversuches und zu Ende des Ver- 
suches werden luftdicht verschlossen der Zylinder mit Natronkalk sowie 
die dahinter geschaltete Aöppsche oder Williamsche Flasche, ferner die 
Sauerstoffbombe mit Ansatzstücken auf einer bei großer Belastung sehr 
empfindlichen Wage ?) genau gewogen. 

Die Menge der während des Versuches gebildeten Kohlensäure ist 
gleich der Gewichtszunahme, welche Natronkalkzylinder und Kippsche Flasche 
zusammen erfahren haben. 

Zur Umrechnung der Kohlensäure g-Werte in /-Werte ist die Gewichts- 
zunahme in g mit der Zahl 0'509 zu multiplizieren. 

Da der Sauerstoffgehalt der Bombe nicht 100°/, beträgt, sondern meist nur 
95—970/,, genügt die Feststellung der Gewichtsabnahme nicht allein zur 
Feststellung des im Versuch verbrauchten Sauerstoffs. Es muß eine Kor- 
rektur angebracht werden für den Stickstoff, der die Hauptmenge der 
Verunreinigung darstellt. Da durch Gasanalyse die Zusammensetzung 
der Luft für jede Bombe, wie schon oben erwähnt. ermittelt wird und 
das (rewicht eines Liters N bekannt ist, macht die Umrechnung keine 
Schwierigkeit (vgl. ein Beispiel der Ausrechnung aufS.474). Bei Verwendung 
der Bohrschen unter Wasser versenkten Gasuhr ist ein Wägen der Sauer- 
stoffbomben nicht notwendig. Es genügt für die O-Berechnung, wenn 
man die Zusammensetzung der Bombenluft sowie den Stand der Gasuhr 
zu Anfang und zu Ende des Versuches kennt. 

Die Voraussetzung für die Richtigkeit der ganzen Berechnung ist, 
dal) das Volumen des Apparates zu Anfang und zu Ende des Versuches 
nahezu konstant ist. 


au Le. 8.186. 

?) Die Firma August Sauter in Ebingen, Württemberg, stellt derartige Wagen 
mit Wagebalken aus Aluminium, die bei 10 kg Belastung 0'01 g genau angeben, für 
160 Mk. her. Versehentlich steht in der deutschen Beschreibung des Apparates (l. e. 
S.181, Z.18) O1 g statt 001g. 


472 E. Grafe. 


Dies scheint allerdings ohne besondere Vorsichtsmaßregel besonders 
beim ersten Versuch einer Serie nicht immer genau der Fall zu sein, wie 
Rolly mit Recht hervorhebt. Temperatur und Druckdifferenzen während 
der Versuchszeit können hier eine Veränderung hervorrufen. Da die 
Schwankungen des Luftdruckes während der kurzen Versuchszeit in der 
Regel so minimal sind, fallen sie höchstens in der 2. Dezimale des pro- 
zentualen Versuchsfehlers ins Gewicht. Etwas größere Änderungen ruft eine 
stärkere Temperaturschwankung hervor. So berechnet Rolly, dab bei Zu- 
nahme der Temperatur des Apparates um 1° bei einem Volumen von 
18.100 2 die Verkleinerung 66 cm beträgt. 

Unseres Erachtens gelingt es aber vielleicht, in einem eventuell durch 
besondere Regulationsapparate konstant temperierten Zimmer während der 
kurzen Versuchszeit die Temperatur konstant zu halten, eventuell müßte 
man einige Zeit warten, bis das Innere des Apparates wieder die Aus- 
sangstemperatur, welche identisch ist mit der Zimmertemperatur, ange- 
nommen hat. 

Wenn die Einwände von Rolly theoretisch auch zweifellos berech- 
tigt sind, so haben doch die Kontrollverbrennungen Benediets mit Äther 
(vel. S. 556) in seinem Apparate die glänzende praktische Genauigkeit er- 
wiesen, z. B.: 


gefunden berechnet 
BE en ae ee Ag 1171 gm 
Deren. Sn MD 1218. 
BRENZ 666. 


O, 


Um auch den theoretischen Einwänden gerecht zu werden, ent- 
nimmt Rolly zu Anfang und zu Ende eine Luftprobe aus dem Apparate 
und analysiert sie nach der Zuntz-Geppertschen Methode. Ferner stellt er 
das Volumen des Apparates fest, indem er die Luft zu Anfang analysiert 
und dann nach Zugabe einer bestimmten Menge Luft aus der Sauerstoff- 
bombe die Zunahme der Sauerstoffkonzentration in einer zweiten 
Analyse feststellte. Aus der Anfang- und Endkonzentration des Sauerstoffs 
sowie der Menge der zugeführten Luft bzw. des Sauerstoffs kann dann in 
einfacher Weise (Beispiel siehe bei Rolly’) das Volumen des Apparates 
berechnet werden. 

Im Folgenden seien als Beispiel für die Berechnung des Versuches 
zwei Protokolle mitgeteilt. 

I. Beispiel der Berechnung eines Versuches mit dem Benedictschen 
Apparat. ?) 


11, Cı 8.78. 
2, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 107. S. 197 (1912). 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 


Respirationsversuch Nr. 1. 
Größe 160 em. 


473 


Versuchsperson Frl. P. (Diabetiker). 
Gewicht ohne Kleider 36°9 kg. 


2. Juni 1911, 2 Uhr 16 Minuten nach- Dauer 14 Minuten 40 Sekunden. 
mittags. 


Stand des Gasmessers am Ende Gewicht der Absorptionsgefäße 


des Versuches 4390 I am Ende : sh 2 
Stand des Gasmessers bei Beginn Gewicht der Absorptionsgefäße 
des Versuches . 0905 2 bei Beginn 525818 4 
gemessener (0, . . 3485 I absorbierte CO, 408 9 
Barometer 756'1 mm, Temperatur des Gasmessers 225° C. 
log des Faktors für den log Gewicht 00, . — 061066 
Messer — 9:98786— 10 „ 5'091 . = %70680—10 
log 3485 1. —= 0542% „ des CO,-Volumen . — 0'31746 
ir ‚Druck:;, — 9:98601—10 ATIETıSUEH . = 048161 
„ Temperatur — 9:I96554—10 „ » respiratorischen ne 
„ kKorrig. O,-Volumen = 30'48161—30 Quotienten . . . .. = 983585 —10 
„ 0,-Volumenkubik- Respiratorischer Quotient = 0°69 
zentimeter . .. .. = 348161 lor des CO,-Volumen- 
log Zeit 14 Min. 57 Sek. — 116643 kubikzentimeter EI AG 
231518 log Zeit 14 Min. 57 Sek. = 1'16643 


—= 207 cm? OÖ, pro Minute. 2:15103 


— 142 cm? CO, pro Minute. 
II. Protokoll und Berechnung eines Versuches mit Rollys Apparat.) 
Versuch vom 29. August 1910. 
R., Körpergewicht 10205 kg. 
Versuch wurde 4'/, Stunden nach 
Kaffee ausgeführt. 
Kohlensäureabsorptionssystem Nr. 2. 
Die erste Schwefelsäureflasche wurde während des Versuches künstlich abgekühlt. 
Beginn: 6 Uhr 18 Minuten nachmittags. Schluß: 6 Uhr 46 Minuten nachmittags. 
Temperatur: 194° C. Temperatur: 194° C. 
Temperatur im Apparate: 193° C. Temperatur im Apparate: 194° C. 
Barometer (red.): 747'57. Barometer (red.): 74757. 
Manometer = 30 mm H,O = 2:21 mm Hg. Manometer — 30 mm H,O. 
Gesamtdruck im Apparate = 74978. Gesamtdruck im Apparate — 74978. 
Volumen des Apparates — 18.100 cm?. Volumen des Apparates = 18.100 cm®. 
Bei 19'3° + 74978 = 16.678 cm?. Bei 19'4° + 74978 Druck = 16.673. 
Versuchsdauer: 28 Minuten. 


dem Mittagessen und '/, Stunde nach dem. 


| \ Luftanalyse der Innen- 


CO, | luft des Apparates 
| Gewicht des F 
are Gewicht des Gewicht der > z | CO, 
Natronkalk- Schwefelsäure- 
zylinders flasche Prozente 
{ | 
Am Anfang . 5761662 6476555 7322.79 2085 | 7915| 0 
Am Ende . 5747270 | 6485455 1329710 1 | 86:97 20 
erh.) : | 
Differenz — 14392 9 | +30 —+ 6'915 u | = — 
—+ 15'815 


!) Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 103. S. 84 (1911). 


474 E. Grafe. 


Im Laufe des Versuches sind also 143929 des von der Kohlensäure und dem 
Wasser befreiten Sauerstoffes aus dem Sauerstoffzylinder in den Apparat eingeleitet 
worden. Da dieser Sauerstoff außerdem noch 2:3 Volumenprozente (Mittel aus 4 Ana- 
lysen) oder 2'024 Gewichtsprozente Stickstoff enthält, so sind in 143929 Bomben- 
sauerstoff 141 9 reiner Sauerstoff und 0'292 9 Stiekstoff enthalten. Auf Volumina um- 
gerechnet gibt dies: 

1419 0, — 9870 cm? O, 
0292y N, = 232:'Icm’ N, 
15815 7 CO, = 80499 cm? CO,. 

Da nun sowohl im Beginn des Versuches als auch am Ende desselben, wie 
Kontrollanalysen außerdem noch ergeben haben, keine Kohlensäure in dem Apparat 
vorhanden war, so stellt die letzte Zabl die gesamte von der Versuchsperson exhalierte 
Kohlensäure dar: 

Volumen 1. 18'100; bei 193° C und 74978 mm Hg = 16.678 cm? 
Volumen 2. 18100; bei 194° C und 74978 mm H = 16.673 cm?. 
Sauerstoffmenge im Apparate: 


Born SE 
Am Anfang: au mr — 34175 cm? 
En ET oe 
100 — 


Differenz: 2264 cm? 
Sauerstoffverbrauch: 
1. Aus dem Sauerstoffzylinder .-......:... = 9870 cm’ 
2. Aus dem Apparate . = 226°4 cm? 
10.0964 em” 
Co, 8.0493 


Respiratorischer Quotient (R.O,) — 0: raumepalie, 07991. 
Stickstoffbilanz: 
Stickstoffmenge im Apparate: 
TREE NE EINER 
Amsiinden er. Bas. 2: RR AI 
Ditferenzur Een N ee ENTE 
geiles SEE. 2... EN EH NE 
bereitet ne EEE EI: 
Differenz: = — 11°5 cm? 
N-Bilanz = — 11'5.cm?® — 0'11°/, des verbrauchten Sauerstoffes. 


| 
O,-Verbrauch | CO,-Produktion O-Verbrauch CO,-Pro- 


N-Bilanz 


in der Min. in der Min. | pro Min. und | duktion pro | R.Q, ns 
cm’ cm’ | kg Min. und kg | x 
3598 | 2875 | 3:525 2:82 | 0:7991 | — 115 


Die Vor- und Nachteile des Benedictschen Apparates. 


Die meisten Fehlerquellen seines Apparates bespricht Benediet selbst 
sehr eingehend. Sie beziehen sich im wesentlichen auf die oben erwähnten 
Punkte, Schwankungen von Temperatur, Barometer sowie Feuchtigkeits- 
gehalt. Durch diese Faktoren können allerdings. besonders beim ersten 
Versuch einer längeren Serie, Fehler entstehen, aber sie sind meistens bei 
kurzdauernden Versuchen so unerheblich, daß sie quantitativ kaum ins Ge- 


| 
i 


u. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 475 


wicht fallen. Das gleiche gilt für die Veränderungen der Residualluft. Es 
bleibt bei der letzten Exspiration immer ein kleiner Teil der Luft in den 
Lungen zurück und wird darum nicht mitbestimmt. Die absoluten Werte 
werden. dadurch nur minimal, und nur dann, wenn die Residualluft zu 
Anfang und zu Ende verschiedene Zusammensetzung hat, der respira- 
torische Quotient gar nicht alteriert. Die größte Fehlerquelle ist naturgemäfß) 
eine Undichtigkeit im Apparat, berührt wird dann vor allem die Sauer- 
stoffbestimmung, die dann notwendig ganz falsch werden muß, während 
die Kohlensäurebestimmung nur unwesentlich geschädigt wird. Auf eine 
weitere mögliche Fehlerquelle hat kürzlich Rolly!) aufmerksam gemacht. 
Sie wäre dadurch gegeben, daß wegen Fehlen besonderer Nebenverbindungen 
in den einzelnen Teilen des Apparates verschiedener Luftdruck herrschen 
kann, was die Grenauigkeiten der O-Bestimmung gefährden kann. 

Der Hauptvorteil des Apparates besteht zweifellos darin, daß er dem 
oft geäußerten theoretischen, wenn auch praktisch nicht gerechtfertigten 
Einwande gegen die Teilstromanalyseapparate begegnet, indem sämtlicher 
verbrauchter Sauerstoff und sämtliche gebildete Kohlensäure direkt mit 
der Wage bestimmt wird. 

Ferner verbindet er mit sehr weitgehender Genauigkeit eine außer- 
ordentliche einfache Handhabung. Die Technik ist außerordentlich leicht 
zu erlernen. Die einzige Schwierigkeit besteht wohl darin, den Apparat 
wirklich absolut luftdicht zu bekommen und stets so zu halten. Da ja 2mal 
in jedem Versuch der Apparat teilweise auseinander genommen wird, ist 
natürlich stets die Gefahr einer Undiechtigkeit gegeben. 

Als besonderen Vorteil der Methode möchte ich hervorheben, dab 
er da, wo die Zuntz-Geppertsche Methode bisher versagt hat, z. B. im 
Fieber, wie Rolly zeigte, auch in ganz kurzdauernden Versuchen, richtige 
normale Quotienten gegeben hat. 

Einige Nachteile der Methode werden von Benedict selbst erörtert. 
Gegenüber der Zuntzschen Methode fällt bei dem zuerst beschriebenen 
Modeli wohl am schwerwiegendsten ins Gewicht, daß die Größe des Atem- 
volumens nicht gemessen werden kann, so daß bei kurzdauernden Ver- 
suchen die Kontrolle fehlt, ob Änderungen des RQ., z. B. durch Änderungen 
der Atemmechanik bedingt sind, ein Faktor, der für Versuche beim 
kranken Menschen sich eventuell sehr störend geltend machen könnte. 

Bei der jüngst mitgeteilten Beschreibung der neuen Form des Apparates 
ist der Druckausgleicher durch ein Spirometer ersetzt und so die Mög- 
lichkeit gegeben, das Atemvolumen genau zu registrieren. 

Ein weiterer Nachteil gegenüber der Zuntz-Geppertschen Methodik 
besteht darin, daß er nicht in eine leicht transportable Form gebracht 
werden kann, so daß sein Anwendungsbereich dadurch etwas beschränkt 
wird. Da die Benedietsche Methode ebensowenig wie die Zuntz-Geppertsche 
auf die Anbringung eines Verbindungsstückes mit dem Gesicht (Nasen- 


1) Deutsches Arch. f. klin. Medizin. Bd. 107. S. 593 ff. (1912). 


476 E. Grafe. 


stück) verzichtet, ist dadurch eine gewisse Behinderung der Atmung stets 
gegeben, die vielleicht bei Schwerkranken, besonders Herz- und Lungen- 
kranken, hin und wieder wohl Schwierigkeiten machen könnte. 

Rolly fand, dab ein luftdichter Abschluß der Nasenstücke in den 
Nasenlöchern unangenehme Reizzustände hervorruft und daß es in vielen 
Fällen überhaupt nicht gelingt, einen luftdichten Abschluß zu erzielen. 


Die Vor- und Nachteile der Rollyschen Modifikation des 
Benedictschen Apparates. 


Er hat natürlich alle Vor- und Nachteile des Benedietschen Prinzips 
im allgemeinen. 

Da das Volumen des Apparates stets mit bekannt ist, und ferner 
vor und nach jedem Versuch eine gasanalytische Bestimmung der Luftzu- 
sammensetzung im Apparat vorgenommen wird und Temperatur- und 
Druckschwankungen mitregistriert und in Rechnung gestellt werden, sind 
die Resultate mit dem Rollyschen Apparate theoretisch wohl genauer wie 
bei der Benedietschen Originalmethode. 

Auf der anderen Seite ist zu bedenken, daß die Verfeinerung der 
Methode nur durch eine außerordentlich große Komplikation der Methodik 
und Berechnung gewonnen wird, so daß es sich fragt, ob die Verfeinerung 
so wesentlich und wertvoll ist, daß man die viel größere Umständlichkeit, 
insbesondere verglichen mit der Zuntz-Geppertschen Methode, mit in 
Kauf nimmt. Unseres Erachtens haben die Kontrollbestimmungen mit 
Benedicts Apparat dessen hervorragende Genauigkeit erwiesen, und die Steige- 
rung der Leistungsfähigkeit ist etwas teuer erkauft. Ich fürchte, daß die 
praktische Anwendbarkeit des Verfahrens durch die Einführung der Gas- 
analyse, die eine große Vermehrung der Arbeit und der technischen Ein- 
schulung erfordert, erheblich beeinträchtigt wird. 

Rolly gibt selbst an, dab selbst für den geübten Untersucher die 
exakte Ausführung eines einzigen '/,stündigen Versuches mit Berechnung 
oder diejenige von drei verschiedenen ohne Berechnungen durchschnittlich 
4 Stunden Zeit kostet. 

Besonders in Anbetracht des oft etwas beschränkten Wertes eines 
derartigen kurzdauernden Versuches und der Tatsache, daß es sich für 
die Frage der Gesamtwärmeproduktion niemals um ganz exakte, sondern 
um orientierende Werte handeln kann, ist der Arbeitsaufwand ein un- 
gewöhnlich großer. 

Ein Vorteil der Aollyschen Modifikation besteht darin, dal) durch 
einfache Einschaltung einer großen Kammer ohne weitere Änderungen 
auch langdauernde Versuche möglich sind (vel. S. 521). 

Bezüglich der Anwendung der Gesichtsmaske gilt das Gleiche wie 
für die Benedietschen Nasenoliven, sie stellt eine Behinderung der nor- 
malen Atmung dar und ist darum bei Schwerkranken und vor allem 
Dvspnoischen wohl nicht ganz gleichgültig für die Exaktheit der Ver- 
suche. zumal wenn eben die Kontrolle des Atemvolumens fehlt. Bei Nor- 


- 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 477 


malen und Leichtkranken dürfte allerdings wohl kaum ein Fehler ent- 
stehen können. Ferner erscheint es etwas fraglich, ob sich ohne Schwierig- 
keiten in jedem Falle ein vollkommen luftdichter Abschluß mit der Gesichts- 
maske erzielen läßt. 


Der Kopfrespirationsapparat von Grafe') 
(nach dem Jaquetschen Prinzipe konstruiert). 


Prinzip: Die Versuchsperson liegt in bequemer Rückenlage auf einem 
gut verstellbaren Versuchsbett, dessen Kopfteil einen kleinen Blechkasten 
trägt. Durch einen Halsausschnitt wird der zu untersuchende Mensch mit 
seinem Kopf auf ein mit Gummi oder Wachstuch überzogenes Kopfkissen 
im Inneren des Kastens geschoben. Durch Gummiringe und Binden wird 
ein luftdichter Verschluß am Hals und am Kasten hergestellt. Die Atmung 
durch Nase und Mund ist so vollkommen ungehindert. Durch eine Zlstersche 
(rasuhr wird der Kasten mit der Luft eines energisch ventilierten Zimmers 
ventiliert und nach dem Jaquetschen Prinzip über Quecksilber ein Teil- 
strom abgesaugt, dessen Zusammensetzung durch einen äußerst genauen, 
etwas modifizierten Gasanalyseapparat nach Palmgvist-Petterson genau 
analysiert wird. Da die Menge der passierenden Luft an der Gasuhr ab- 
lesbar ist, Temperatur und Barometer fortlaufend registriert werden, macht 
die Berechnung des verbrauchten Sauerstoffes und der gebildeten Kohlen- 
säure keinerlei Schwierigkeit. 


Beschreibung der Apparatur und der Versuchstechnik. 


"Da bei der Konstruktion des Apparates in erster Linie an die Unter- 
suchung schwer dyspnoischer Kranker gedacht worden war, wurde ein 
Versuchsbett (vgl. das Übersichtsbild Fig. 72 /B/) konstruiert, das durch 
zweckmäßige Verstellung (Kurbeldrehung) der einzelnen Teile gegeneinander 
eine Untersuchung in jeder Stellung zwischen aufrechtem Sitzen und flachem 
Liegen gestattete (vgl. Fig. 722). Die Maße des ausgestreckten Bettes) 
waren 225 m Länge, 75cm Breite, 65cm Höhe. Den Kopfkissenteil des 
Bettes nahm ein Blechkasten aus bestem Messingblech ein, von 90 cm 
Höhe, 80 cm Breite und 70 cm Tiefe. In alle Wände, abgesehen von der 
Unterfläche und der’ Rückwand, waren große Fensterscheiben eingesetzt, 
deren vollkommen luftdichter Verschluß natürlich ebenso geprüft werden 
mußte wie der der Lötstellen des Kastens. Die Vorderwand des Kastens 
sprang entsprechend der Schulterwölbung in Form eines Zylinderviertels ein. 

In der Mitte dieses nach außen konkaven Raumes befindet sich zum 
Durchtritt des Kopfes ein runder Ausschnitt, dessen Ränder nach außen 


1) Deutsches Archiv f. klin. Medizin. Bd. 95. S. 529 (1909). 

?®) Die photographische Aufnahme des von der Gasuhr getrennten Versuchsbettes 
verdanke ich der großen Liebenswürdigkeit von Herrn Professor F. Benediect-Boston. 

®) Die Firma ©. Maquet, Heidelberg, fertigt derartige Betten zum Preise von 
ca. 150 M. an. 


478 E. Grafe. 


umgebogen waren (vgl. Fig. 72). Die Abdichtung des Innenraumes geschieht in 
der Weise, dal) die Kranken einen Gummihalskragen über den Kopf gezogen 
bekommen. Der eine Teil ist der Form des Halses angepaßt, der andere der 
Ausschnittöffnung des Kastens. Am Rande des zur Abdichtung am Kasten 
bestimmten Teils ist ein Gummischlauch angesetzt, der aufgepumpt genau 
in die Umwallung am Ausschnitt des Kastens sich einfügen läßt. Durch 
4 Klammern wird dann noch der Schlauch in der Rinne festgehalten. Zur 
Abdichtung muß der Gummi jedesmal befeuchtet werden, er klebt dann 
an der Kastenwand wie am Halse sehr gut fest. Um ganz sicher zu gehen, 
daß am Halse neben dem Kragen keine Luft mehr vorbeigeht, schließt 
man ihr unteres Ende mit 
mehreren Touren einer ganz 
dünnen feuchten Gummi- 
binde ab. Auf diese Weise 
ist ein luftdichter Abschluß 
garantiert. Da feuchter 
(Gummi ausgezeichnet an 
der Haut klebt und der 
geringe negative Druck im 
Kasten dies nur befördert, 
kann man die Bindetouren 
ziemlich lose anlegen, so 
daß keinerlei Druck auf 
die Trachea oder sonst eine 
3ehinderung der Atmung 
entsteht. Der Kopf der Ver- 
suchsperson ruht auf einem 
gepolsterten, mit dickem 
Gummi überzogenen Kis- 
sen, das auf einer keil- 
Gesamtansicht des Kopfrespirationsapparates von Grafe. förmigen Unterlage von 
B Versuchsbett, das aus drei Teilen besteht, die durch besondere En 
Kuchälsneiah ange Br EAeERI DES kueinänder gebracht „ Blech zankiept: 
werden können. K Kopikasten mit Halsausschnitt, an dem die Die Ventilation des 


Gummihalskrawatte des Kranken befestigt wird, und Scheibe E 
Stelle für den Eintritt der Luft. R biegsames Metallrohr zur Ver- Respirationskastens des- 


bindung mit der Gasuhr (nicht mit abgebildet). 

sen Temperatur und Feuch- 
tiekeitsgehalt durch Thermometer und Hygrometer fortlaufend gemessen 
werden können, besorgt eine mittelgroße Elstersche Gasuhr, die durch 
einen Elektromotor getrieben wird. Am besten wird ein ganz gleich- 
mäßiger Gang des Motors und dem entsprechend ein ganz gleichmäßiger 
Gang der Gasuhr erzielt durch Anbringung eines sogenannten Nebenschluß- 
motors. Durch Einschaltung geeigneter Widerstände oder verschieden 
eroßer Zahnräder, die in Zahnräder, welche auf der Achse der Gasuhr auf- 
sitzen, eingreifen, läßt sich die Ventilationsgröße in jeder wünschenswerten 
Form abstufen. Meist genügt es, sofern nicht starke körperliche Arbeit 
geleistet wird, die Ventilationsgröße mit 302 pro Minute anzusetzen. Zur 


Fig. 72. 


..; 


in tn 5 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 479 


Ventilation des Kastens kann man die Luft des Zimmers benutzen, sofern 
dies nicht groß ist und während und vor dem Versuch durch einen starken 
elektrischen Wandventilator stark ventiliert wird. Zahlreiche Luftanalysen 
ergaben, dal die Luft eines derartigen Zimmers, das selbstverständlich 
keine Kohlensäurequelle (wie Gasflamme etc.) enthalten darf, vollkommen 
die gleiche Zusammensetzung hat wie die atmosphärische Luft. Das Ver- 
fahren besitzt große Vorteile gegenüber der Benutzung von Außenluft. So 
verlieren z. B. kleinste Undichtigkeiten des Apparates etwa an der Hals- 
abdichtung an Bedeutung, weil der ganze Apparat von einer Luftatmosphäre 
umgeben ist mit gleicher Zusammensetzung wie die dem Kranken zuge- 
leitete Inspirationsluft. Um möglichst rasch die der Ausströmöffnung ent- 
strömende kohlensäurehaltige Luft zu eliminieren, schraubt man am zweck- 
mäßigsten an dieser Stelle ein hohes Schornsteinrohr an, dessen etwas 
umgebogenes Ende direkt dem großen Wandventilator zugekehrt ist, so daß 
die Luft sofort abgeleitet wird. 

Die Luft wird am zweckmäßigsten durch ein 3—5 cm weites Blech- 
rohr in der Nähe des mit Ventilationsklappen versehenen Fensters abge- 
sogen, tritt an der Vorderwand seitlich in den Kasten ein (bei E) und 
verläßt diesen an der Rückwand oben, nachdem sie im Kasten selbst 
mehrere Kammern passiert hat, was zum Zwecke einer gleichmäßigen 
Luftmischung wünschenswert ist. Die Verbindungen des Kastens mit dem 
Luftzuleitungsrohr und der Gasuhr bestehen aus einem biegsamen Blech- 
rohre (R), bei dem engere und weitere Abschnitte ähnlich wie bei einem . 
Gaszuleitungsrohr miteinander abwechseln. So ist eine weite Verstellbarkeit 
des Kastens je nach der Versuchsanordnung und der Lage des Kranken 
ermöglicht. 

Die Absaugung eines Teilstromes der Luft kurz vor ihrem Eintritt 
in’ den Kasten geschieht nach dem Prinzipe von Jaquet. Da die Methodik 
später bei der Besprechung der Jaguetschen Originalmethode und seiner Ver- 
besserungen noch eingehend besprochen wird, verweisen wir hier nur auf 
die dortigen Ausführungen (S. 498), auch über die Methode der zweck- 
mäßigsten Gasanalyse finden sich dort alle nötigen Detailangaben. 

Die Durchführung eines Versuches gestaltet sich folgendermaßen: 

Die Versuchsperson wird erst (12. bis 13. Stunde nach der letzten 
Mahlzeit) auf das Versuchsbett gelagert, nachdem sie vorher den Gummi- 
halskragen über den Kopf gestülpt bekommen hat. Durch Anlegung einer 
feuchten ca. 8 cm breiten Gummibinde, die nur ganz leicht angezogen 
werden darf, wird ein luftdichter Abschluß erzielt. Während der Vor- 
bereitungen, bzw. mindestens 20 bis 30 Minuten vor Beginn des eigent- 
lichen Versuches, wird der große Zimmerventilator und der Motor der 
Gasuhr in Tätigkeit gesetzt. Die Ventilationsgröße kann, ehe die Versuchs- 
person in den Apparat kommt, 100—120 pro 1‘ betragen, nachher ist sie 
zweckmäßig auf 30 / zu ermäßigen. 

Die Versuchsperson wird dann mit Kopf und Hals in den Kasten 
hineingeschoben. Der Kasten und die einzelnen Teile des Bettes werden 


480 E. Grafe. 


dann so gestellt, dal der Mensch ganz bequem entspannt liegt, bzw. 
halb sitzt. 

Der mit einem Gummischlauch versehene Rand des Gummikragens 
wird etwas angefeuchtet und über den etwas vorstehenden und nach außen 
umgebogenen Rand des Halsausschnittes gestülpt, der Gummischlauch mit 
einer Radfahrtaschenpumpe etwas aufgepumpt, so daß er überall in breiter 
Ausdehnung dem Rande anliegt, und schließlich noch durch ein paar 
Klemmen festgedrückt. Dadurch, daß der Gummikragen in seinem Hals- 
teil ziemlich lang ist. gestattet er ohne eine Gefährdung des luftdichten 
Abschlusses eine weitgehende Beweglichkeit von Kopf und Hals. 

Nachdem die Gasuhr dann ca. 20—30 Minuten ganz gleichmäßig 
eine, ist in dem kleinen Raum eine Konstanz des Kohlensäure- und 
Sauerstoffgehaltes eingetreten, die Versuchsperson hat sich an die neue 
Situation vollkommen gewöhnt und atmet unbehindert in ruhiger Rücken- 
lage in den Kasten hinein. Der eigentliche Versuch, d.h. die Absaugung 
eines Teilstroms,. kann dann beginnen. 

Die Versuchsdauer kann je nach dem Zwecke, den der Untersucher 
verfolgt. von !/,—3 Stunden ausgedehnt werden. Mehrstündige!) Versuche 
machen wegen des Fehlens von Nasenoliven, Mundstücken oder Gesichts- 
masken selbst ganz Schwerkranken, wie z. B. Pneumonikern, Emphysemati- 
kern, keine Beschwerden. Bezüglich des Verhaltens der Versuchsperson 
während des Versuches, der Kontrollen von Muskelbewegungen, Puls und 
Atmung gelten natürlich alle schon oben erwähnten Angaben für exakte 
Grundumsatzversuche. Bei Abstellung des Versuches werden Zeit, Gasuhr, 
Thermometer und Barometer abgelesen und der Motor abgestellt. Durch 
Öffnen des Ventils am Schlauche, der sich am Rande des Gummikragens 
befindet, wird dieser vom Apparat abgenommen und dann durch Lösen 
der Bindentouren auch am Halse entfernt. 

Auch für Arbeitsversuche ist der Apparat sehr geeignet, da das Bett 
in eine dazu bequeme Stellung gebracht wird und die Versuchsperson z. B. 
das Rad am Zuntzschen Bremsergometer drehen kann. 

Eine Analyse der Kastenluft zu Anfang und zu Ende des Versuches 
ist bei Nüchternversuchen (Grundumsatzversuchen) nicht nötig, da schon 
nach 20 Minuten bei langsamen gleichmäßigen Gang der Gasuhr infolge 
des kleinen Volumens der Kammer die Zusammensetzung der Luft kon- 
stant geworden ist und es in derartigen, exakt durchgeführten Versuchen 
auch bis zu Ende bleibt. 

Anders liegen die Verhältnisse bei Arbeitsversuchen. Hier ist nach 
Beendigung der Arbeitsleistung mindestens '/, Stunde nötig, bis nach Be- 
endigung der Arbeit die Luft wieder die ursprüngliche Zusammensetzung 
erreicht hat. Will man sofort bei Beendigung der Arbeit den Versuch 
abbrechen, so ist eine Analyse der Kastenluft zu Anfang und zu Ende des 
Versuches vorzunehmen. 


'!) Das Maximum der Versuchsdauer ohne irgend eine Beeinträchtigung des Be- 
findens dürfte allerdings wohl 3 Stunden betragen. 


Fr 


£ 


Tr Bun 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 48] 


Die während des Versuches abgesogene Menge Luft wird nach Über- 
füllung in ein kleineres Glasgefäß in einer später noch genau zu be- 
sprechenden Weise analysiert. Da man auf diese Weise den Kohlensäure- 
und Sauerstoffgehalt einer Luftprobe genau ermitteln kann und die Ge- 
samtmenge der Luft, welche während des Versuches durch die Gasuhr 
eing, sowie das Verhalten von Temperatur und Barometer während des 
Versuches bekannt sind, ist die Berechnung außerordentlich einfach. 


Vor- und Nachteile des Apparates. 


Die Hauptfehlerquellen des Apparates können durch Undichtigkeiten 
bedingt sein. Die Prüfung auf Luftdichtheit des Apparates ist eine auber- 
ordentlich einfache. Man braucht nur die Halsöffnung des Apparates mit 
einer luftdicht abschließenden Gummikappe, sowie das Blechrohr für die 
Luftzuleitung mit einem Gummistopfen zu verschließen und die Gasuhr 
ganz vorsichtig und langsam in Gang zu bringen, bis das Wassermano- 
meter aus der Gasuhr einen negativen Druck von 10 mm Wasser anzeigt. 
Weiter kann man Druckabnahme nicht steigern, da sonst durch die Aus- 
stromöffnune Luft in die Gasuhr zurückgezogen wird. Dies aber ist unter 
allen Umständen zu vermeiden, da sonst Wasser in die Luftkammern ein- 
dringt, was die sofortige Entleerung und Neufüllung der Gasuhr not- 
wendig macht. Bleibt der geringe negative Druck 1 Stunde lang unver- 
ändert bestehen, so ist der Apparat praktisch luftdicht. 

Da man so leicht jederzeit sich davon überzeugen kann, ob der 
Apparat luftdicht ist, kommt als einzige unvermeidliche Fehlerquelle nur 
der kleine Fehler, welche die Methode der (Grasanalyse mit sich bringt, i 
Betracht. Dieser beträgt, wenn man darauf achtet, daß die Konzentration 
der Kohlensäure immer über 0'5°/, beträgt. im ungünstigsten Falle für 
die Kohlensäure 05-10, für den Sauerstoff maximal 1'5%,. 

Die Anwendung von Gummiteilen bedingt bei der geringen Kohlen- 
säurespannung im Apparat keinen maßbaren Fehler, der Verlust an CO; 
pro Stunde beträgt nur einige 001 cm), was gegenüber der (resamtmenge 
von mehreren Litern überhaupt nicht in Betracht kommt. 

Die Leistungsfähigkeit des Apparates läßt sich nur durch Verbrennung 
von absolutem Alkohol, der durch mehrfaches Schütteln mit Cupr. sulfur. 
sieeum wasserfrei gemacht wird, prüfen. Er wird in eine offene Petri- 
schale im Apparat rasch eingegossen und sofort elektrisch entzündet. 

Durch derartige Versuche ergab sich, daß der mittlere Fehler aus 13 Ver- 
suchen für die Kohlensäure + 0'44°/,, für den Sauerstoff 1'16°/, betrug.?) 

Der Apparat steht in der Mitte zwischen den Methoden für ganz 
kurz dauernde und für sehr lang dauernde Versuche. 


!) Berechnet auf Grund der Versuche von Grumnach (Versuche über die Diffusion 
von Kohlensäure durch Kautschuk. Physikal. Zeitschr. 6. Jahrg. Nr. 23. S. 795. 1905). 
>) Da die Verbrennung des Alkohols eine sofortige war, sind dieKontrollverbrennungen 
unter ganz besonders ungünstigen Verhältnissen vorgenommen. Die maximalsten Fehler in 
einigen Kontrollverbrennungen betrug bis 3°0°/, für die Kohlensäure, einmal bis 5°/, für O,. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 31 


{482 E. Grafe. 


Sein Vorzug gegenüber den beiden zuerst beschriebenen Methoden be- 
steht darin, dal jede Behinderung der Atmung fortfällt: weil das Gesicht 
oanz frei ist, so eignet er sich ganz besonders gut zur Untersuchung von 
schwer dyspnoischen Kranken. 

Die oben schon skizzierten theoretischen Einwände, welche man gegen 
Teilstromapparate erhoben hat, gelten auch für diesen, sind aber praktisch 
auch in diesem Falle wegen der ganz gleichmäßigen Absaugung und 
Mischung der Luft wohl gegenstandslos. 

Der Hauptnachteil, der sich besonders bei ganz kurz dauernden Ver- 
suchen geltend macht, besteht darin, daß das Atemvolumen nicht fort- 
laufend gemessen werden kann. Infolgedessen können zu tiefe oder zu 
hohe Werte des respiratorischen Quotienten, z. B. bei Herz- oder Lungen- 
kranken, hin und wieder einmal durch Unregelmäßigkeiten der Atmung 
bedingt werden. Bei einer Versuchsdauer von weit über einer Stunde dürfte 
dieser Fehler allerdines kaum in Betracht kommen. 

Das Anwendungsgebiet für kurzdauernde Versuche ist insofern etwas 
eingeschränkt, als die Mindestdauer exakter Versuche '/, Stunde beträgt, 
da sonst eventuell vorhandene Differenzen in der Zusammensetzung der 
Luft des Kastens am Anfang und am Ende des Versuches zu Fehlern An- 
laß geben können. Es ist daher ratsam. in Fällen sehr kurzer Versuchs- 
dauer stets eine Analyse der Kastenluft (so wie sie bei R |vgl. Fig. 72] 
die Kammer verläßt) zu Anfang und zu Ende des eigentlichen Versuchs 
vorzunehmen und das Volumen des Kastens mit in Rechnung zu stellen. 

Im übrigen vgl. die Vor- und Nachteile des Jaquetschen Prinzips. 


Die Methodik langdauernder Respirationsversuche. 


Sobald es darauf ankommt, eine exakte Stoff- und Kraftwechselbilanz 
aufzustellen, genügen kurz dauernde Versuche nicht mehr. Für derartige 
Fragestellungen muß der respiratorische Gaswechsel während mindestens 
6—24 Stunden fortlaufend untersucht werden, und es ist klar, daß dafür 
eine andere Apparatur notwendig ist, wie für kurzdauernde Versuche. Immer- 
hin lassen sich gewisse Systeme (z. B. das Jaquetsche und Benedietsche) 
sowohl für kurze wie für langdauernde Versuche verwenden. Es kommt nur 
darauf an, je nach der Aufgabe, kleine Modifikationen anzubringen. So kann 
man z. B. bei dem Jaguetschen Prinzip statt des Kopfkastens eine grobe 
Respirationskammer oder einen Tierkasten einschalten oder bei Apparaten 
nach Benediets Prinzip in den zirkulierenden Luftstrom statt der Nasen- 
und Mundstücke einen großen Rezipienten für einen ganzen Menschen 
oder ein Tier einfügen (vgl. z. B. Rollys neuesten Apparat S. 520). 

Auch bei der Besprechung der folgenden Apparate sind nur solche 
herausgegriffen, die sich durch lang dauernden und vielseitigen Gebrauch 
auch für die Untersuchung Kranker bewährt haben und wegen verhält- 
nismäßiger Einfachheit der Methodik und nicht zu großer Anschaffungs- 
und Betriebskosten sich auch für klinische Zwecke eigenen. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 483 


Bezüglich der allgemeinen Gesichtspunkte für die Technik lang- 
dauernder Respirationsversuche und der Beschreibung anderer hier nicht 
geschilderter Apparate sei auf die Ausführungen von Johanssen in Bd. Ill 
dieses "Handbuches verwiesen. 


Apparate nach dem Pettenkoferschen Prinzipe. 


(Der Originalapparat von Pettenkofer-Voit!), der Apparat von Kubner?), 
der Apparat von Steyrer.®:*) 


Prinzip der Pettenkoferschen Methodik: 

Eine sehr geräumige Versuchskammer aus Eisenblech nimmt die 
Versuchsperson für viele Stunden auf. Sie atmet entweder die Luft des 
Zimmers, welche durch die kleinen Undichtigkeiten des Apparates dringt 
(wie im Originalapparat) oder Außenluft, welche durch eine besondere 
Rohrleitung zugeführt wird. Der Luftwechsel wird besorgt durch eine 
Saugpumpe, welche die Luft aus der Kammer ansaugt und einer großen 
Gasuhr zuführt, in der ihr Volumen genau gemessen werden kann. 

Sowohl von der in den Apparat einströmenden, wie von der aus der 
Kammer ausströmenden Luft werden durch sehr dünne Rohrleitungen 
Teilströme entnommen, deren Absaugung genau synchron mit der des 
Hauptstromes durch eine Nebenleitung der Saugpumpe besorgt wird. 

Die Luft in den Teilströmen passiert erst kleine Kölbehen mit in 
Schwefelsäure getränktem Bimsstein, deren Gewichtszunahme den Wasser- 
gehalt angibt. Durch eine besondere Vorrichtung wird dann die Luft 
durch lange, mit Barytlauge gefüllte Röhren langsam hindurchgedrückt und 
verläßt dann durch eine auf Druck eingerichtete kleine Gasuhr, in der 
das Volumen der Teilströme gemessen wird, die Leitung. Die Abnahme der 
Alkaleszenz der in den Pettenkoferschen Röhren befindlichen Barytlauge 
läßt sich titrimetrisch feststellen und ist das Maß für die Menge Kohlen- 
säure, welche der einzelne Teilstrom mit sich geführt hat. Da in gleicher 
Weise der Kohlensäuregehalt der einströmenden Luft bestimmt wird und 
die Luftmenge, welche während des Versuchs die große und die kleinen 
(Grasuhren passiert hat, durch Gasuhrablesungen zu Anfang und zu Ende 
des Versuches bekannt ist, läßt sich die im Versuch gebildete Menge 
Kohlensäure in einfachster Weise berechnen. 


Beschreibung der Apparatur: 


Da die Methodik mit Versuchen bis zur Dauer von 24 Stunden 
rechnet und auch für Arbeitsversuche ausreichen soll, ist das Volumen 


!) M. Pettenkofer, Über die Respiration. Annal. der Chem. u. Pharmaz. 2. Suppl.- 
Bd. S.1 u. f. (1862 u. ff.). 

®) H. Wolpert, Arch. f. Hygiene. Bd. 26. S. 32 u. ff. (1896). 

3) Steyrer, Zeitschr. f. experim. Pathologie u. Therapie. Bd. 4. S. 720 (1907). 

*) Der nach dem Pettenkoferschen Prinzip gebaute Apparat im Kaiserin Augusta- 
Haus in Berlin für Säuglinge und Kinder ist an anderer Stelle von Langstein (Bd. 3. 
S. 1027)) beschrieben. 

=L= 


484 BE. Grafe. 


der Respirationskammer sehr groß genommen. Die größte Ausdehnung hat 
die Pettenkofersche Originalkammer, sie hat die Form eines Würfels, 
dessen Seitenwände 2335 m lang sind, der Rauminhalt beträgt daher 
12:7 m®. der Rubnersche Versuchsraum fat nur 75 m® (Breite x Länge 
x Höhe =1'5 x 25 x 2 m), die Kammer der 2. Medizin. Klinik der 
Charite, welche Steyrer beschrieben hat, 66 m® (Breite x Länge x 
x Höhe = 2:0 x 165 x 2'0). Das Material der Kasten besteht aus Eisen- 
blech. das am zweckmäßigsten innen und außen mit Ölfarbe angestrichen 
wird. Auch für den Fußboden wird am besten Eisenblech genommen, da 
Holzboden hygroskopisch und Asphaltboden Kohlensäure entwickelt (Be- 
obachtungen an der Pettenkoferschen Kammer). In die Seitenwände, even- 
tuell auch in die Decke können Fensterscheiben eingesetzt werden. Abgesehen 
vom Pettenkoferschen Original-Apparat, in dem Zimmerluft eingesogen 
wurde, müssen alle anderen Apparate, die mit Außenluft gespeist werden, luft- 
dieht sein. Darauf ist besonders beim Einsetzen der Fensterscheiben und beim 
Anziehen der Verschraubungen zu achten. Besonders die Abdichtung der 
Türe, die meist durch zahlreiche große Schrauben gegen die an den Seiten 
mit Gummi ausgelegte Türumrahmung gepreßt wird, macht hier oft sehr 
große Schwierigkeiten. Ein 12—15 cm weites Rohr aus Weißblech, das 
durch die Holzumrahmung eines Fensters ins Freie mündet, führt frische 
Luft zum Apparat, wo sie unten in eine Seitenwand eintritt. Da die 
Außienluft oft erhebliche Temperaturschwankungen im Laufe des Versuchs 
durechmacht und sehr oft auch stark mit der Temperatur des Versuchs- 
zimmers differiert. hat Steyrer sie durch zwei große Eisenblechschränke 
hindurch geleitet, in denen sich die Temperatur der Außenluft leichter 
mit der Umgebungstemperatur ausgleicht. Eventuell kann man auch Eis 
oder Trockenmittel hineinbringen oder die Schränke erwärmen, in ähn- 
licher Weise, wie Atwater es bei seinem Apparate getan hat. Auf diese 
Weise läßt sich auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft beeinflussen. 

Die Ventilation der großen Respirationskammer wurde in dem ur- 
sprünglichen Apparate von Pettenkofer (siehe Fig. 73) durch eine große, 
mit Ventilen versehene Saugpumpe bewerkstelligt. Zum Antrieb diente eine 
Dampfmaschine.!) Da diese Anlage sowie der Betrieb sehr kostspielig und 
kompliziert sind, hat Rubner an seinem Apparat die Dampfmaschine fort- 
gelassen und die große Grasuhr, in der die Ventilationsgröße gemessen 
wird, direkt als Saugpumpe benutzt, indem er sie durch ein Pelotonrad in 
Bewegung setzte, das durch Wasserdruck getrieben wird. Der Peloton- 
motor ist dadurch von einem gewöhnlichen Wasserrad unterschieden, dab 
die Schaufeln durch becherförmige Zellen ersetzt sind. So wird eine viel 
eleichmäßigere, ruhigere Übertragung der Wasserkraft auf die Achse des 
Rades gewährleistet, wie bei den gewöhnlichen Schaufelrädern. Durch Trans- 
missionsriemen und Zahnräder wird in einer aus Fig. 74 ohne weiteres 


!) Da dieser komplizierte Antrieb jetzt ganz veraltet und nicht mehr zu emp- 
fehlen ist, erscheint die Angabe weiterer Einzelheiten hier überflüssig. 


| 
| 


485 


Fig. 73. 


Gesamtansicht des Peltenkoferschen Respirationsapparates. (Zeichenerklärungen im Text.) 


486 E. Grafe. 


ersichtlichen Weise die Bewegung von der Achse « des durch den Motor P 
getriebenen Rades auf die Achse o der inneren Gasuhrtrommel übertragen. 
Durch Auswechseln der verschieden großen Zahnräder läßt sich der Gang 
der (Gasuhr in weiten Grenzen regulieren. Für die Versuche empfiehlt es 
sich am meisten die Gasuhr für einen Stundendurchlaß von 30-40 em® 
einzustellen. Später hat dann Rubner den Pelotonmotor durch einen elek- 
trischen Motor ersetzt und in gleicher Weise ist auch Steyrer verfahren. 
Der Elektromotor ist zwar in der Anschaffung im allgemeinen etwas teurer, 
dagegen im Betrieb billiger wie Wasser und arbeitet. zumal wenn man 
einen Nebenstrommotor nimmt, sehr viel exakter und gleichmäßiger. 


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PITEhRaI KRTLIT 
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Übersicht über die Antriebsvorrichtungen für die Gasuhr und die Entnabme der Teilströme 
an dem Rubnerschen Apparate. (Buchstabenerklärungen vgl. den ext.) 


Fig. 73, welche eine Verkleinerung der Zeichnung des Pettenkofer- 
schen Originalapparates darstellt, zeigt, daf; die Luft, ehe sie in die Saug- 
pumpe (deren Platz durch Unterbrechung des Rohres d angezeigt ist) an 
zwei Stellen der Kammer (also a und b) eintritt, noch durch einen Blech- 
schrank F hindurchgehen muß. Dieser ist mit eroßen, groben Bimsstein- 
stücken gefüllt, welche mit Wasser übergossen werden. Der Zweck der 
Vorrichtung ist, die aus der Kammer kommende Luft mit Wasserdampf 
zu sättigen, um zu verhindern. daß die Luft ihr Feuchtigkeitsdefizit erst 
in der Gasuhr deckt. Das hätte aber eine Abnahme des Wassers in der 
(rasuhr und dadurch bedingt eine Ungenauigkeit der Messung zur Folge. 
Rubner hat diese Schwierigkeit in einfacher Weise dadurch umgangen, 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 487 


dal) er auf den Anfeuchtungsapparat verzichtete und die Gasuhr für Zu- 
und Ablauf einrichtete. Bei einem langsamen Wasserstrom mul das 
Flüssigkeitsniveau in der Gasuhr ganz konstant bleiben. 

Nach der Passage durch den Anfeuchter F gelangt die Luft durch 
die Rohrleitung e—./ in die große Gasuhr und verläßt sie bei D. Petten- 
 kofer benutzte eine (rasuhr von Riedinger-Augsburg, die zweckmäßigsten 
und besten Konstruktionen werden zurzeit wohl von Eilster-Berlin in 
den Handel gebracht; von dieser Firma sind auch die Gasuhren von 
Rubner und Steyrer bezogen. An einem an der Vorderwand der Gasuhr 
angebrachten Zeigerwerk läßt sich direkt die Menge der während des Ver- 
suches zur Ventilation benutzten Luft ablesen. Bezüglich der näheren Kon- 
struktion und Behandlung der Gasuhren sei auf Anhang I verwiesen. 

Durch zwei dünne Rohrleitungen (Nr. 1 und Nr. 2) wird eine Teil- 
probe der die Kammer umgebenden Luft sowie der ausströmenden Luft 
entnommen und den Apparaten für die Bestimmung von Wasserdampf 
und Kohlensäure zugeführt. Um Doppelanalysen zu ermöglichen, was im 
Interesse der Grenauigkeit der Resultate dringend empfehlenswert ist, soll 
man die Teilstromentnahmevorrichtungen stets doppelt anlegen.!) 

Die Entnahme der Teilströme geschieht nach Pettenkofer in einer 
sehr sinnreichen Weise, die am besten durch Fig. 75 illustriert wird. Zwei 
kleine Saug- und Druckpumpen « und 5b sind durch die Verbindungs- 
stange z—x mit dem großen durch die Dampfmaschine getriebenen Saug- 
apparat verbunden. Benutzt man mit Rubner zweckmäßiger die große (ras- 
uhr als Saugyorrichtung, so verbindet man am besten die Welle des die 
Gasuhr treibenden Motors auch mit der Welle des Quecksilbergangwerkes. 
was durch Zahnradübertragung bzw. Candangelenke sehr leicht mög- 
lich ist. 

Da die ursprüngliche Anordnung an dem Pettenkoferschen Original- 
apparat heute wohl nur noch historischen Wert besitzt, sei die Übertragungs- 
einrichtung von Rubners Apparat, wie Wolpert?) sie beschreibt, hier in 
den wichtigsten Punkten mitgeteilt: 

„Von der Welle a des Peltonrades geht eine zweite Übersetzung aus. 
Hinten außen auf der Motorwelle sitzt nochmals eine metallene Riem- 
scheibe, aber kleiner, von nur etwa 3 cm Durchmesser, ihre Umdrehungen 
werden durch Riemen auf eine ungleich größere, hölzerne, stufenförmige 
Riemscheibe übertragen, deren (gewöhnlich benutzter) Maximaldurchmesser 
etwa 30 cm beträgt und auf deren Welle am anderen Ende eine ganz 
kleine, zweite, metallene Riemscheibe von nur etwa 2 cm Durchmesser auf- 
sitzt. Letztere steht ihrerseits wieder in Riemenverbindung mit einer sehr 
großen, zweiten hölzernen, stufenförmigen Riemscheibe, deren Maximaldurch- 
messer von etwa 35 cm gewöhnlich benutzt wird: sie ist auf dem Pump- 


!) Da sich die folgende Beschreibung. an die Pettenkofersche Zeichnung anlehnt, 
in der die Anlagen nur einfach abgebildet sind, wird nur von je einem Teilstroment- 
nahmeapparat die Rede sein. 

I 1-68. 39: 


488 E. Grafe. 


werktisch montiert. Mit der Welle dieser letzteren Riemscheibe ist eine 
schmale Schlitzplatte gekuppelt, zur Aufnahme eines durch Verschraubung 
verstellbaren Bolzens. An dem Bolzen greift die Öse der Pumpentrans- 
missionsstange an. welche folglich bei Drehung der Scheibe vor- und rück- 

wärts geschoben wird: 
die nahezu horizontalen 
Exkursionen der Stange 
werden durch Winkel- 
hebelverbindungen in 
vertikale umgesetzt, wel- 
che das Pumpwerk in 
Gang halten.“ 

Durch eine der- 
artige Übertragung der 
motorischen Kraft auf 
das (uecksilberpump- 
werk ist garantiert, daß 
in jedem kleinsten Zeit- 
abschnitt stets der glei- 
che aliquote Teil der 
Luftmenge, welchedurch 
die große Gasuhr geso- 
gen wird, in die Teil- 
stromleitungen eintritt. 
(seht die Gasuhr einmal 
etwas langsamer, so 
wird in dem gleichen 
Maße auch der Teil- 
strom langsamer ent- 
nommen. Für die Exakt- 
heit der Teilstromana- 


Auwsiogqfisspend sop Dunupiouy 


"or du 


oyumddy uogos.a/oyuajjpg wop ur Bunuumgsoguingstofttog 


op np PWOAgSpIag WDp Pwgeugazp nz sptoadundsponsg pun 


(rleichbleiben des Ver- 
hältnisses zwischen 
(röße des Hauptstromes 
und Größe des Teil- 
stromes (gewöhnlich 
2—4000: 1) unerläßliche 
Vorbedingung. 

Der geschilderte 
Antrieb greift nun an 
einer Pumpvorrichtung an. Er hebt und senkt periodisch In langsamer 
Folge die beiden Glaszylinder a und 5 (Fig. 75). die in bis nahe zum 
Rande mit (Juecksilber gefüllte Glasgefäle auf und nieder tauchen. In 
jedes führen zwei umgebogene Glasröhrchen (siehe bei e in der Fig. 75), 


ut UOBLNAEPKADUBAqRISTONE) 


('IXO 


Ivsenresultate ist das 


s 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 489 


welche an dem anderen Ende in einem doppelt durchbohrten Gummi- 
stopfen stecken, der die Flaschen rechts und links von e verschließt. 

In diese münden durch die zweite Bohrung die Teilstromleitungen. 
Die Anordnung bzw. ihre Länge der Röhrchen in den Flaschen, die 
auch eine kleine Menge (uecksilber enthalten, ist so getroffen, dal) das 
Hochziehen der Glaszylinder a und 5 aus den vorgeschalteten Flaschen 
Luft aufsaugen muß, die aus der Teilstromleitung durch das Quecksilber 
hindurchgeht. Da in den Flaschen auf der anderen Seite der Pumpe das 
(rlasrohr im (Quecksilber endigt, wird hier keine Luft angesogen, es steigt 
nur die Quecksilbersäule beim Hochheben der Zylinder in den Röhrchen 
etwas an. 

Werden dann kurz darauf die Zylinder niedergedrückt, so kann die 
über dem Quecksilber vorher abzesogene Luftmenge nur nach der Flasche 
hinter e ausweichen und wird so durch Druck- 
wirkung den Rohren zur Absorption der Kohlen- ER 
siure zugetrieben. Statt der ursprünglich von 
Pettenkofer verwandten Miüllerschen Ventile 
nimmt man besser die in Fig. 76 abgebildeten, 
im Prinzip ganz gleich funktionierenden 
Foitschen Ventile. 

So wirken in sehr ingeniöser Weise die 
Zylinder @ und 5 zugleich nacheinander als 
Saug- und Druckpumpe. Die Übertragung der 
motorischen Kraft der (rasuhr wird so einge- 
richtet, daß die Pumpen in der Minute 10mal 
auf und nieder gehen. Die Zylinder werden 
so eingestellt. dab bei jedem Hub S—9 cm? 
Luft angesogen und in der nächsten Phase 
weiter geschoben werden. 

Nach der Passage durch das geschilderte 
Flaschensystem geht die Luft durch Gummi- 
schläuche zu den Hähnen A, deren Öffnung durch den über einer Skala 
spielenden Zeigerhahn sich sehr fein regulieren läßt, und dann weiter in die 
U-Rohre ;. Diese sind mit Bimssteinstückchen, welche mit Schwefelsäure 
benetzt sind, gefüllt und dienen zur Bestimmung des Wasserdampfes. Hinter 
den U-Rohren kommt dann die Luft in die ca. 1 m langen Pettenkoferschen 
Röhren zur Bindung der Kohlensäure. Die Form und Anordnung der 
töhren (k) ist genau aus der Fig. 75 zu ersehen. Die beiden Röhren liegen 
in Messinehaltern, die mit Gummi und Kork gefüttert sind, und sind m 
diesem verstellbar. Sie müssen während des Versuches so eingestellt sein, daß 
die Luft in kleinen einzelnen Blasen langsam an der Oberfläche der Baryt- 
lösung, mit welcher die Röhren gefüllt sind, durch das Rohr hindurchgeht. 

Für den Fall, daß nicht alle Kohlensäure quantitativ in den langen 
töhren k vom Baryt aufgenommen ist, wird noch eine zweite etwas kürzere 
Röhre der gleichen Art (Z) eingeschaltet. 


Voitsche Ventile. 


490 E. Grafe. 


Hat die Luft auch diese durchperlt, so tritt sie durch die kurze 
Blechrohrleitung in die kleinen Gasuhren (A, Fig. 73). Diese sind auf 
Druck eingerichtet. Die treibende Kraft ist auch hier noch der Druck der 
(Juecksilberpumpe a—b. An ihren Zifferblättern läßt sich die Größe des 
Teilstroms in jedem Versuche ablesen. 


Beschreibung eines Versuches. 


Vor Beginn einer größeren Versuchsreihe ist es notwendig, sich von 
der Dichtigkeit des Apparates zu überzeugen. Nach Pettenkofer kann man 
diese Prüfung durch Einleiten von Leuchtgas vornehmen. Da es bei der 
ursprünglichen Pettenkoferschen Kammer nicht auf Luftdichtigkeit ankommt. 
ist dort nur die Rohrleitung zu prüfen. Dies geschieht in der Weise, dal) 
man die Rohre a und b (Fig. 73) bei ihrem Ansatz an der Kammer durch 
große Gummistopfen oder durch Glasscheiben mit Klebwachs luftdicht ver- 
schließt und dann in die Rohrleitung Leuchtgas einleitet, das durch die 
Saugpumpe bzw. die Gasuhr angesogen wird und durch letztere auch wieder 
ausströmt. | 

Nachdem man sich davon überzeugt hat, daß aus der Rohrleitung 
die Luft so weit ausgetrieben ist, dal eine Explosion nicht mehr möglich 
ist, wird mit einer kleinen Flamme die ganze Rohrleitung abgesucht, jede 
Undichtigkeit verrät sich sofort durch Entzündung des ausströmenden 
(rases. In gleicher Weise kann man auch den ganzen Apparat mit Kammer 
prüfen, indem man die Zuströmöffnung am Fensterrahmen verschließt. 
Die großen Mengen Gas, die dazu nötig sind, bringen aber Übelstände 
mit sich. 

Eventuell könnte man auch hier zur Prüfung der Luftdichtigkeit die 
(Gasuhr benutzen in analoger Weise, wie sie oben beschrieben wurde (vel. 
S. 481). Sehr einfach ist die Prüfung der Teilstromabsaugevorrichtung. 

Man braucht nur die Öffnungen der kleinen Rohre für die Teilströme 
zu verschließen und die Glaszylinder « und 5 (Fig. 75) aus dem Quecksilber 
etwas hoch zu ziehen, so daß ihr Unterrand noch eintaucht. Ist die Lei- 
tung dicht, so entsteht ein negativer Druck, der sich in einem Hochsteigen 
des Quecksilbers in den langen Röhren der Flaschen g verrät. Bleibt bei 
festgestelltem Zylinder a und 5b die Steighöhe des Quecksilbers während 
einer Stunde die gleiche, so hat man volle (rarantie, daß die Leitung bis 
zur Quecksilberpumpe ganz dicht ist. In ganz analoger Weise läßt sich auch 
der weitere Abschnitt der Teilstromleitung auf seine Druckdichtigkeit bis 
zur Gasuhr prüfen. Dabei empfiehlt es sich aber, nicht die Gasuhr an der 
Austrittsstelle der Luft abzudichten, sondern nur die Rohrleitung vor dem 
Eintritt in die Gasuhr. 

Nachdem man sich durch derartige, von Zeit zu Zeit notwendige 
Prüfungen von der Luftdichtigkeit der Apparatur überzeugt hat, wird 
ca. !/, Stunde vor Beginn des Versuches die große Gasuhr zur Ventilation 
angestellt. (reichzeitig werden die Pettenkoferschen Röhren mit Baryt 
gefüllt. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 49] 


Pettenkofer empfiehlt für die langen Röhren eine Barytlösung 21: 1000 
(kristallisiertes, chemisch reines Baryumhydrat:), für die kleineren eine 
schwächere Konzentration 7:1000. Von der ersteren Lösung entsprechen 
30 em3 etwa 90 mg CO,, von der letzteren 30 em3 30 mg. 

Da die Barvtlösung sich durch Aufnahme von Kohlensäure und die 
Bildung von BaCO, in ihrem Titer außerordentlich leicht ändert, darf 
sie nie offen an der Luft stehen. Am besten wird sie in großen Flaschen 
aufbewahrt und mit einer genau geaichten Saugpipette aus einem Heber- 
rohr, das an seinem oberen Ende mit einem Gummischlauch und Einsetz- 
hahn armiert ist, jedesmal angesaugt. Zum Luftabschluß dient ein gebo- 
genes Aufsatzrohr mit Bimssteinstückehen, die mit konzentrierter Schwefel- 
säure benetzt sind oder ein solches mit locker gefülltem Natronkalk. Aber 
auch so gelingt es nicht lange, den Titer ganz konstant zu halten, und 
es ist deshalb nötig, vor jedem Versuch, d.h. kurz vor oder nach Einfüllen 
der Barytlösung in die Röhren, den Titer jedesmal gegen eine verdünnte 
Oxalsäure einzustellen. Diese enthält 28636 g reine kristallinische, nicht 
verwitterte Oxalsäure im Liter und ist sehr lange unverändert haltbar. 
1 em? dieser Lösung entspricht genau 1 mg CO;. 

Als Indikator empfiehlt Pettenkofer Curcumapapier, zweckmäßiger ist 
es wohl, wie Rubner es angibt. Phenolphtalein zu nehmen, das einen sehr 
viel feineren und schärferen Umschlag eibt, und von einer ganz ver- 
dünnten alkoholischen Lösung 1—2 Tropfen zuzusetzen. 

Zu 30 cm® der Barytlösung wird dann die Oxalsäurelösung so lange 
zugesetzt, bis die vorher durch Phenolphtalein rot gefärbte Flüssigkeit 
gerade eben farblos ist. Da die Barytlösung rasch Kohlensäure aus der 
Luft aufnimmt und dadurch der Titer etwas abnehmen kann, empfiehlt es 
sich, sehr rasch zu titrieren und die Oxalsäurebürette an dem Ausflul- 
rohr mit einem doppelt durchbohrten Gummistopfen zu versehen, der 
gerade auf das Kölbehen mit der Barytlösung paßt. So wird die Berührung 
mit der Luft auf ein Mimimum beschränkt. Die Titrationen sind stets in 
einer Luft und in Gefäßen auszuführen, die kein Alkali enthält, es genügt 
z. B. schon das kohlensaure Ammoniak des Tabakrauches. um die Genauig- 
keit der Titration zu beeinträchtigen. 

In die langen Röhren kommen von der Barytlösung je 135 em®, in 
die kurzen 90 cm®. Es muß stets noch mindestens 10 em3 Luft als Steig- 
raum für die durchgehende Luft vorhanden sein. 

Die Rohre werden nahezu horizontal aufgestellt. eventuell wird das 
nach der Gasuhr zugekehrte Ende etwas erhöht. Die Gummistopfen mit 
den Zuleitungsröhren werden luftdicht aufgesetzt und auch sonst alle 
Schlauchverbindungen gedichtet. 

Will man mit der Kohlensäurebestimmung eine solche des Wasser- 
dampfes kombinieren. so muß) man, wie oben erwähnt, entweder vor oder 


') Vor allem ist jede Verunreinigung mit Ätzkali oder Ätznatron zu vermeiden, da 
eine exakte Titration der Barytlauge dann nicht möglich ist (vgl. Pettenkofer 1. e. S. 31). 


492 E. Grafe. 


hinter das Quecksilberpumpwerk kleine Kölbehen mit Bimsstein einfügen. 
Am besten nimmt man dazu kleine Glaskölbehen. Sie fassen ca. 100 bis 
200 em®. Durch den eingeschliffenen Glasstopfen führen 2 Glasröhrehen in 
die Kölbehen hinein. ein längeres, das einige Millimeter über dem Boden 
endigt, und ein kürzeres, das nur eben eintaucht, eventuell kann man auch 
den Glasstopfen an der einen Seite oder oben in Form eines Glasröhrehens 
ausziehen. Die Kölbehen werden mit erbsen- bis haselnußgroßen Stücken 
ganz reinen Bimssteins gefüllt, die vorher ausgeglüht und dann noch heil) 
in konzentrierte Schwefelsäure geworfen waren. Beim Füllen ist zu ver- 
meiden, dab gröliere Mengen Schwefelsäure mit hineinkommen. Die Schwefel- 
säure darf den Boden und die Bimssteinstücke nur netzen. Insbesondere 
ist darauf zu achten. daß die Öffnungen der Röhrchen nicht durch 
Bimsstein oder Schwefelsäure verlegt werden. Die Füllung muß nach 
jedem 3.—5. Versuch wiederholt werden, um eine exakte quantitative 
Wasserdampfbestimmung zu ermöglichen. Die Kölbehen werden an den 
Außenenden der Glasröhrchen jederseits mit einem kurzen Stück Gummi- 
schlauch und einer leichten Klemme versehen, die kurz vor dem Wiegen 
geschlossen werden muß, um ein Eintreten von Wasserdampf in die 
Kölbchen zu verhindern. Ehe sie in die Teilstromleitungen eingefügt werden, 
müssen sie bis auf O'1 mg genau abgewogen werden. Es empfiehlt sich, 
immer 2 Kölbehen hintereinander zu schalten, um ähnlich wie bei den Röhren 
für die Kohlensäurebestimmung die Gewähr zu haben, daß wirklich alles 
Wasser aufgenommen wurde. Die Einfügung in die Leitung hat so zu ge- 
schehen, daß die Luft durch das iange Glasrohr in die Kölbehen eintritt 
und durch das kurze sie verläßt. 

Der eigentliche Versuch beginnt in dem Augenblicke, in dem die Ver- 
suchsperson die Kammer betreten hat. Es ist dann sofort der Stand der 
großen und kleinen Gasuhren sowie der Thermometer an ihnen abzulesen 
und, nachdem dies geschehen, der Motor für die große Gasuhr anzustellen. 
Bei einem Stundendurchlaß von ca. 30—40 m® durch die große Gasuhr 
geht dann die Luft der Teilströme in kleinen, unzusammenhängenden 
Blasen durch die Barytlösung, die sich nach und nach durch Bildung von 
BaCO, zu trüben beginnt. 

Bei gutem Funktionieren des Elektromotors kann man dann den 
Versuch sich selbst überlassen, nur ist es nötig, alle 2—3 Stunden die 
Temperaturen an den (rasuhren zu notieren. Bei Benutzung eines Anfeuchters 
(F, Fig. 73) muß dieser hin und wieder mit Wasser gespeist werden. 

Gleich nach Beginn des Versuches bestimmt man den Titer der 
Barytlauge, indem man in der oben beschriebenen Weise 30 em® der Lauge 
mit Oxalsäure titriert. 

Die Abstellung des Versuches ist außerordentlich einfach. Der Elektro- 
motor wird abgedreht und sofort Zeit, Barometer, Temperatur und Stand der 
(rasnhren abgelesen. Die Versuchsperson kann dann den Apparat verlassen. 

Ehe die Barytröhren aus ihren Verbindungen gelöst werden, müssen 
sie eanz horizontal eingestellt sein. damit nichts von ihrem Inhalt ver- 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 495 


loren geht. Die Flüssigkeit wird rasch in Glasflaschen, die nach Art der 
Bierflaschen mit einem Kautschukverschluß versehen sind, eingegossen. 
Die Flaschen müssen so groß sein, dal» die Flüssigkeit sie gerade ganz 
füllt, da sonst leicht die Kohlensäure der mitabgeschlossenen Luft in die 
Barytlösung übergeht. Die Flaschen sind sofort nach Einfüllen der Lösung 
luftdicht zu verschließen. 

Bis zur Titration läßt man einige Zeit vergehen. damit das Barium- 
karbonat sich absetzen kann. 

Nach 1-2 Stunden wird von der überstehenden, ziemlich klaren 
Flüssigkeit mit einer Pipette, die für 30 cm? geaicht ist, eine Probe ent- 
nommen und in gleicher Weise wie zu Anfang mit Oxalsäure titriert. Es 
empfiehlt sich der größeren Genauigkeit wegen stets Doppelbestimmungen 
vorzunehmen. 

Ferner müssen noch die Kölbehen zur Wasserdampfbestimmung aus 
der Nebenstromleitung herausgenommen werden. Um zu verhindern, dab 
Wasserdampf noch weiter in sie eindringet, werden die Klammern gleich 
nach Abstellung der Gasuhr auf die Schlauchstücke aufgesetzt. Die Kölbehen 
sind dann wieder zu wägen. 


Berechnung der Versuchsresultate 


Die in der Luft der Teilströme enthaltene Menge Kohlensäure und Wasser- 
dampf ist in einfachster Weise zu berechnen. Man braucht nur von der: 
zu Anfang zur Neutralisation der 30 em3 Barytlauge nötigen Menge Kubik- 
zentimeter Oxalsäure die Zahl der Kubikzentimeter abzuziehen, die bei 
der Endtitration der Inhaltsproben aus der großen und der kleinen Röhre 
zugesetzt werden mußten (Differenzwert d und d,). Da 1cm® Oxalsäure 
1 mg CO, entspricht und die gesamte Menge Barytlauge pro Teilstrom 
0. 135 ..d, 90 

ar 
in Milligramm, welche in der Luft eines Teilstromes enthalten ist. Da der 
eine Teilstrom I dazu dient, den Kohlensäuregehalt der in den Apparat 
eingesogenen Luft zu bestimmen, so braucht nur zur Berechnung der 
während des Versuches gebildeten Menge CO, von der Menge CO, pro 
Teilstrom II der Wert für I in Abzug gebracht zu werden. 

In ganz analoger Weise gestaltet sich die Berechnung für den 
Wasserdampf. Beträgt das Gewicht der Kölbchen in Teilstrom I zu Anfang 
a und a‘. bei II b und b‘* und die Gewichtszunahme während des Ver- 
suches bei a: qg. bei a‘: rg, bei b: sg und bei b‘: tg, so ist die im 
Versuch gebildete Menge Wasserdampf = (s + t) — (4 + r)@. 

Die geschilderte Berechnungsart gilt nur für den einfachsten Fall. 
daß) die beiden Teilstromapparate nur einfach angeleet sind und daß beide 
Gasuhren ganz gleichmäßig gehen. 

Da es aber zweckmäßig ist, vier derartige Apparate (2 für die 
Untersuchung des Einstroms, 2 für die Untersuchung des Ausstroms) zu 


1355 + 90 em = 225 em beträgt, so ist die Menge (0, 


+94 E. Grafe. 


gebrauchen und da ferner die 4 Gasuhren häufig nicht ganz gleich gehen, muß 
man in Analogie zu der obigen Berechnung den Wasserdampf- und Kohlen- 
säuregehalt in jeder einzelnen Leitung durch Wägung, beziehungsweise 
Titration bestimmen und ausgehend von der während des Versuches durch 
die einzelne Gasuhr gehenden Luftmenge die Werte pro 1 m® Luft um- 
rechnen. Der Durchschnittswert der beiden Parallelbereehnungen für die 
ausströmende Luft, abzüglich des entsprechenden Wertes für die ein- 
strömende Luft, gibt dann die Wasserdampf- und Kohlensäurebildung 
während des Versuches pro 1 m® Ventilationsluft an. 

Notwendig ist nun nur noch die Umrechnung auf die gesamte Luft- 
menge, welche die Kammer während des Versuches verlassen hat. 

Das Luftvolumen, das während des Versuches die große Gasuhr 
passiert hat, ist nur dann mit dem von der kleinen angezeigten direkt, 
ohne Umrechnung, vergleichbar, wenn es auf gleiche Temperatur und 
gleichen Feuchtigkeitsgehalt gebracht worden ist. Da die Luft in den Gas- 
uhren ohne Fehler als mit Wasserdampf gesättigt angenommen werden 
kann, ist für den Feuchtigkeitsgehalt kein besonderer Faktor anzubringen. 

Aus den Einzeltemperaturablesungen während des Versuches berechnet 
sich die durchschnittliche Temperatur der Gasuhren. Differieren diese 
nicht, so kann die Umrechnung sofort vor sich gehen. Ist das Volumen 
des Teilstromes Il vLiter, das der in der großen Gasuhr gemessenen Luft- 
menge V, die Menge CO, im Teilstrom ce. so beträgt die Gesamtmenge 
der Kohlensäure in der Ventilationsluft 


r 
rn \/ 


G = — + €, oder wenn die Umrechnung in der oben erwähnten 
V 
Weise vorgenommen wurde und «e, der Gehalt an Gramm (CO, pro 1 m® 
E G(V+V) FFÜRE ‚van 
beträgt, G = — Hm > Differieren die Temperaturen, so kann man ent- 


weder das von der großen Gasuhr angezeigte Luftvolumen bei der abge- 
lesenen Temperatur umrechnen auf die Temperatur in den kleinen Gas- 
uhren, oder man bringt alle Luftvolumina auf die absoluten Werte von 0°, 
760 mm He und absolute Trockenheit und rechnet dann wie oben aus. Die 
teduktionen werden am zweckmäßigsten mit den Tabellen von Börnstein 
und Landolt!) ausgeführt. 


In ganz der gleichen Weise wird die Gesamtmenge des während des 


Versuches gebildeten Wasserdampfes bestimmt 
e wV Br .. 2 
N 2 + w, wenn w die im Teilstrom gefundene Wassermenge 
ist und v und V die gleiche Bedeutung haben wie in der vorigen Gleichung. 
Nun stellt der Gehalt der durch die große Gasuhr passierten Luft- 
menge an Kohlensäure und Wasserdampf noch nicht den Gesamtbetrag 


') Eine genaue Besprechung der Art der Reduktion eines Luftvolumens auf die 
Normalverhältnisse findet sich bei Franz Müller in Bd. 3, S. 588 dieses Handbuches. 
Auch die wichtigsten Tabellen aus Börnstein-Landolt sind dort abgedruckt. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 495 


dieser während des Versuches gebildeten Stoffe dar, weil noch ein Teil 
in der Respirationskammer zurückgeblieben ist. 

Unter der Annahme, daß die Entwicklung der Kohlensäure im Ver- 
such ziemlich gleichmäßig vor sich gegangen ist, berechnet Pettenkofer 
die in der Kammer zurückgebliebene Kohlensäure in folgender Weise: Der 
Inhalt der Kammer beträgt nach Abzug von Fußboden und Möbel 12 m}, 
die Ventilation durch die große Gasuhr betrage 500.000 ! mit einem Ge- 
halt von 5009 CO,. Die Menge der zuletzt in der Kammer entwickelten 
und zurückgebliebenen Kohlensäure ist proportional der Kohlensäure in der 
durch die große Gasuhr gegangenen Luft, wenn man sie auf ein um 
12.000 7 kleineres Volumen berechnet ; denn die anfänglich in der Kammer 
befindlichen 12.000 72 sind einer Verdünnung, einer Verringerung der 
Differenz im Kohlensäuregehalt gleich zu achten. Unter Verwendung der 
obigen Zahlen wäre dann zu berechnen, wie viel CO, noch in den 12.000 ! 
der Kammer vorhanden ist, wenn 500.000 — 12.000 = 380.000 2 500g 
500 x 12.000 
380.000 
art ist um so genauer, je größer das ventilierte Luftvolumen gegenüber dem 
Inhalt der Kammer ist, bei einem 6mal erößeren Wert beträgt der Fehler 
pur Y.0%o- 

Pettenkofer und Voit haben auch versucht, auf indirektem Wege den 
Sauerstoffverbrauch zu bestimmen, indem sie von dem Endgewicht der 
Versuchsperson beziehungsweise eines Tieres und den Gesamtausgaben 
während des Versuches das Anfangsgewicht und die Gesamteinnahmen. ab- 
zogen. 

Sie geben selbst folgendes Beispiel für ihre Berechnungsart.!) 

24stündiger Versuch bei einem Hunde: 


enthalten. Der Wert ist —15'8g CO,. Diese Berechnungs- 


Anfangsgewicht . = 29.944 g Endgewicht :.... 1.29.8739 
Eleiseh. . „= 750077 Harn. 2a Bohn A 

A) Stärke = 200,5; Kotaspe mai be 
nee 66 „ Kohlensäurer se, 41. W808 
Wasser = 1445 „ Wasser SaapE me SR 
—/30.193:0:9 — 31 VESad 


310888 
—301330 
7 293389:-0;. 

Es leuchtet ein, daß diese indirekte Berechnungsart nur approximative 
Werte eeben kann, da alle Analysen und Wägungsfehler sich bei der 
Differenzzahl für den Sauerstoff summieren müssen. Erwähnt sei auch 
noch, daß sich mit dem Apparat auch eine Bestimmung von H, und 
Grubengas verbinden läßt. ?) 


!) Untersuchungen über die Respiration. Ann. d. Chemie u. Pharmaz. II. Suppl.-Bd. 
S. 59 (1862—1863). 
a)e1. c2.8. 35 und. 69. 


496 E. Grafe. 


Für Versuche am Menschen kann man auf derartige Analysen ohne 
jedes Bedenken verzichten, da die vom Menschen produzierten Mengen 
dieser Gase zu geringfügig sind, um quantitativ in Betracht zu kommen. 


Vor- und Nachteile der Pettenkoferschen Methode. 


Pettenkofer, Voit und ihre Mitarbeiter haben sehr zahlreiche Kontroll- 
versuche ausgeführt, um den mittleren Fehler ihres Apparates kennen zu 
lernen.') Der Mittelwert sämtlicher 48 Bestimmungen beträgt für die 
Kohlensäure —= 1'96°/,, der mittlere Fehler für die Wasserdampfbestimmung 
ist höher. Die sehr zahlreichen einwandfreien Analysen von Pettenkofer, 
Voit und seinen Mitarbeitern zeigten Fehler zwischen — 25 und — 4°4°/,. 

Rubner hat keine Kontrollbestimmungen für seinen Apparat mitge- 
teilt, Steyrer gibt für die Kohlensäurebestimmung in seiner Kammer 
+ 1'2°/, als Fehler an, der Wasserdampf ist von ihm nicht untersucht 
worden. 

Die angeführten Zahlen zeigen, dab wir in dem Pettenkoferschen 
Verfahren eine besonders für die Kohlensäurebestimmung sehr exakte 
Methode besitzen, während die Genauigkeit der Wasserdampfbestimmung 
wie bei fast allen großen Respirationsapparaten auch hier zu wünschen 
übrige läßt. 

Das Pettenkofersche Verfahren ist die klassische Methode für 
24 Stundenversuche geworden, sie hat in der Hand von Pettenkofer. Voit, 
Rubner u.a. eine Fülle der fundamentalsten Tatsachen der Stoffwechsel- 
physiologie zutage gefördert, es war die erste genaue Methode und Jahr- 
zehnte lang auch die einzige. Prinzip und Ausführung der Methode sind 
außerordentlich einfach, und es ist ein eroßer Vorteil. daß. wenn der 
Versuch einmal in Gang ist, er nicht weiter beaufsichtigt werden braucht. 
nur Thermometer und eventuell Barometerablesungen sind in mehrstünd- 
lichen Intervallen nötig. 

Die große Geräumiekeit der Kammer sowie die rasche Ventilation 
benehmen der Versuchsperson jedes Unbehagen, die Methode ist daher 
auch zur Untersuchung Kranker sehr geeignet. 

Trotz aller dieser eroßen Vorteile ist jedoch kaum anzunehmen, dab 
diese klassische Methode noch eine große Zukunft hat. 

Der Hauptnachteil ist der, dal) eine exakte Sauerstoffbestimmung 
unmöglich ist, die oben geschilderte Art der indirekten Ermittelung ist 
zu ungenau, um brauchbare Resultate zu ergeben. Eine genaue Bestimmung 
der Art des umgesetzten Materials ist aber ohne gleichzeitige Kenntnis 
des Sauerstoffverbrauches kaum möglich, wenn auch unter gewissen Bedin- 
gungen, wenn z.B. der Organismus mit einer Nahrung sich vollständig 
im Gleichgewicht befindet, die Kenntnis der Kohlensäure allein immerhin 
ungefähr richtige Resultate vermitteln kann, wie zahlreiche Untersuchungen 


!) Vgl. außer den zitierten Arbeiten auch €. Voit, E,Voit und J. Forster, Zeitschr. 
f. Biolog. Bd. 11. S. 126 (1875). 


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% 
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5 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 49 


—| 


von Voit und seinen Schülern zeigten. Die Berechnung geht dabei von der 
Annahme aus, dal die Kohlehydrate immer zuerst vor den Fetten ver- 
brennen, eine Voraussetzung, die durchaus nicht immer gegeben ist. Überall 
da, wo abnorme Umsetzungen im Organismus (z. B. beim Diabetiker) oder 
Synthesen, wie z. B. bei der Mast nach langer Inanition stattfinden, genügt 
die alleinige Kenntnis von Kohlensäure niemals, und für die Untersuchungen 
der Pathologie des Stoffwechsels ist das natürlich ein großer Übelstand. 

Noch größere Schwierigkeiten als die Beurteilung der Art des ver- 
brannten Materials (der Mengenverhältnisse von Fett und Kohlehydraten) 
macht der Versuch, nur mit Hilfe der Kohlensäureproduktion die Energie- 
produktion zu berechnen. 

Während für den Sauerstoff der kalorische Wert je nach der Art 
des umgesetzten Materials (Fett oder Stärke) nicht sehr erheblich differiert 
nach Zuntz!) pro 1 CO, zwischen 4795 —5'0581, nach Rubner ?) zwischen 
4686— 5047), sind die Differenzen für die Kohlensäure sehr groß (Calori- 
sches Äquivalent eines 100, für Fett 337, für Kohlehydrate 2'57 Cal).:) 

Daraus folgt, dab jeder Berechnung der Wärmeproduktion auf Grund 
der Kohlensäurebildung von vorneherein eine große Unsicherheit anhaftet. 

Die Differenzen gegenüber der auf Grund von Kohlensäure und 
Sauerstoff ermittelten Kalorienabgabe können bis 20°/, betragen. Ein sehr 
instruktives Beispiel dafür, aus dem auch die Art der Berechnung hervor- 
geht, findet sich bei Stähelin.*) 

3ei der großen Bedeutung, die gerade heute die energetische Be- 
trachtung der Stoffwechselprobleme besitzt, fällt dieser Mangel einer zu- 
verlässigen Kalorienbestimmung besonders schwer ins Gewicht. 

Eine gewisse Schwierigkeit für die Anwendung des Apparates zumal 
bei Kranken liegt darin, daß die Versuche über sehr lange Zeit ausge- 
dehnt werden müssen, um genaue Resultate zu liefern. Die Ursache dafür 
ist die große Dimension der Kammer und die Schwierigkeiten, bei kleiner 
Ventilation den CO,-Gehalt der in der Kammer zurückgebliebenen Luft 
exakt zu bestimmen. Die oben geschilderte Methode Pettenkofers gibt um 
so größere Fehler, je geringer die Ventilationsgröße, d. h. also, je kürzer 
die Versuchszeit ist. 

Eine Versuchsdauer von 4—6 Stunden ist die kürzeste Zeit, in der 
die Bestimmungen noch genau werden. Die oben erwähnten Fehlergrößen 
in den Kontrollversuchen beziehen sich überwiegend auf wesentlich längere 
Versuchszeiten. 

Den Nachteil, dal der zeitliche Ablauf der Kohlensäurebildung bei 
dem geschilderten Verfahren sich nicht genau bestimmen läßt, kann man 


!) N. Zuntz und 4A. Loewy, Lehrbuch der Physiol. des Menschen. S. 663 (1909). 

2) Rubner in Tigerstedts Handbuch der Physiol. Methodik. Bd. 1. 3. Abt. 
S. 181 (1911). 

3) Tigerstedt, ebenda. S. 74. 

4) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 66. (Selbstversuch 4) und Charite-Annalen. XXXII. 
Jahrg. S. 3 (1910). 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 32 


+98 E. Grafe. 


(dadurch beseitigen, dab man entweder, wie Pettenkofer es selbst schon 
vorgeschlagen '), in geeigneten Intervallen eine Luftprobe aus der Kammer 
nimmt und sie analysiert, am zweckmäßigsten wohl durch Gasanalyse; 
oder aber man kombiniert, wie vo. Bergmann?) es angegeben hat, den Re- 
spirationsversuch im Pettenkoferschen Apparat mit einem Zuntz-Geppert- 
Versuch. 

Der Einwand, der gegen alle Teilstromverfahren mit ihrer groben 
Multiplikation der Analysenwerte erhoben wurde, gilt natürlich auch für 
das Pettenkofersche Verfahren. Das Verhältuis von Teilstrom zur Ven- 
tilationsgröße beträgt etwa 1—-10 bis 12.000. Daß der Einwand meiner 
Ansicht nach praktisch keine Bedeutung hat, wurde oben schon erwähnt. 


Apparate nach dem Prinzipe von Jaquet. 


(Der Jaquetsche Originalapparat (Basel) >), der Apparat von Grafe (Heidel- 
berg)*), der Apparat von Stähelin (Berlin).>) 


Prinzip der Methode: Auch diese Methode analysiert ähnlich dem 
Zuntzschen und Pettenkoferschen Verfahren nur Teilströme der Luft. 

Zur Ventilation der großen Respirationskammer dient eine (Gasuhr. 
Vor dem Eintreten der Luft in diese wird durch eine dünne, kurze Rohr- 
leitung ein Teilstrom in einem Glasgefäß über Quecksilber abgesaugt. 

Durch Zahnräder und Kandangelenke überträgt sich die Bewegung 
der Gasuhr in stark verlangsamtem Maße auf die Achse einer Spule, an 
der ein Faden aufgewickelt ist. der einen mit Quecksilber gefüllten Gummi- 
schlauch trägt. In dem Maße, wie durch Umdrehung der Achse der Faden 
sich abrollt, sinkt der Schlauch, der von ihm getragen wird, und mit ihm 
das Quecksilberniveau darin. Da dies Quecksilber in kommunizierender 
Verbindung mit dem Quecksilber in dem Absaugegefäß für den Teilstrom 
steht, müssen beide Niveaus stets gleichmäßig und synchron mit dem Gang 
der Gasuhr sinken. Die Luft des Glasgefäßes wird dann mit einem sehr 
feinen Gasanalyseapparat nach Petterson- Palmgvist- Tobiesen auf den (Ge- 
halt an CO, und O, analysiert. Die Werte können an der Skala direkt 
in Prozenten genau abgelesen werden. Da die zur Ventilation benutzte 
Luftmenge an der Gasuhr ablesbar ist und Temperatur und Druck auch 
fortlaufend bestimmt werden, braucht für die Berechnung nur das Luft- 
volumen auf 0°, 760 mm Druck und Trockenheit umgerechnet zu werden. 
Durch Anbringung eines Thermobarographen nach Zuntz kann diese 
Rechnung vereinfacht werden. 

Auch Wasserdampfbestimmungen sind bei dieser Methode möglich. 


1.1. €, 8. 38. 
2, Zeitschr. f. experim. Patholog. u. Therapie. Bd. 5 (1909). 
») Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft Basel. Bd. 15. S. 23 u. ff. (1903). 
*) Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 65. S. 1 u. ff. (1910). 
Stähelin und Kessner, Charite-Annalen. Jahrg. XXXIII. Sonderabdruck. 


Be Ne TEE Tr 


EL 2, > 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 499 


Beschreibung der Apparatur. 


Bei der Konstruktion der Kammer des Jaquetschen Originalapparates 
war hauptsächlich der Gesichtspunkt maßgebend, die Dimensionen so klein 
zu hälten, daß ein längerer Aufenthalt sowohl in liegender wie in sitzen- 
der Stellung noch eben möglich ist. Das Bestreben, möglichst überall Raum 
zu sparen, führte dann zu der eigentümlichen Kammerform, die halb wie 
eine Postkutsche, halb wie ein Sarg aussieht (vel. Fig. 77). Der Kubik- 
inhalt der aus Eisenblech sehr massiv gebauten Kammer beträgt nur 
1357 !. Durch Anbringung von 4 Fensterscheiben in dem seitlichen, be- 
sonders für den Aufenthalt einer sitzenden Versuchsperson berechneten 
Anbau ist für Helligkeit des innen mit weißer Ölfarbe angestrichenen 
vaumes gesorgt. Die Tür ist an der Rückwand bei A angebracht. Sie 
ist nach unten aufklapp- 
bar und innen mit einer 
Schienenführung versehen, 
über welche in bequemer 
Weise das Versuchsbett 
die kurze schiefe Ebene 
hinaufgerollt werden kann. 
Um einen möglichst luft- 
diehten Abschluß zu er- 
möglichen, ist der Rand 
der Türe mit einer Rinne 
versehen, in der ein Rad- 
fahrschlauch liegt, der erst 
aufgeblasen wird, wenn die 
Türe geschlossen wird. Vier 
kräftige Klammern drücken ee or 
die so abgedichtete Tür 
dann fast in die Umrahmung hinein. An dem seitlichen Vorbau ist bei B 
ein kleiner Kasten angeheftet, der 2 Türen hat, so daß bei Benutzung 
eine direkte Verbindung des Innenraumes der großen Kammer mit der 
Außenwelt vermieden wird. Der Kasten dient zur Aufnahme der Nahrung, 
sowie der Exkremente und ist in sehr einfacher Weise von beiden Seiten 
zu bedienen. Zur weiteren Verständigung ist ein Telephon mit Klingellage 
angebracht. 

- Durch verschiedene mit Kautschukpfropfen verschließbare Öffnungen 
können Thermometer, ferner Glasröhrchen zur Entnahme einer Probe der 
Kammerluft in die Kammer eingeführt werden. Durch eine derartige 
Öffnung läßt sich auch ein Schlauch einführen. der während des Versuches 
abgesperrt ist, am Ende aber von der Versuchsperson zur Atmung be- 
nutzt werden kann. Jaguet empfiehlt nämlich, dal am Ende des Versuches 
der Untersuchte aufhört in die Kammer zu atmen, deren Luft dann durch 
ein Flügelrad, das durch ein Uhrwerk getrieben wird, gründlich gemischt 


32* 


00 BE. Grafe. 


werden kann. Die Luft wird durch eine besondere Rohrleitung direkt aus 
dem Freien dem Kasten zugeführt, tritt hier bei € ein und bei D aus. 
Grafe hat die Raumverhältnisse besonders im Hinblick auf die Unter- 
suchung Schwerkranker, die in einem kleinen Raum sich zu leicht beengt 
fühlen, bei seinem Apparate nahezu doppelt so groß gewählt (26347 2). 
Fig. 78 zeigt den Kasten geschlossen, Fig. 79 geöffnet.?) 
Die Grundfläche des Kastens ist ein Rechteck (Kopf- und Fußseiten 
90, Längsseiten 200 cm), der Kopfteil des Kastens ist 70 cm hoch, behält 
diese Höhe aber nur auf die Länge eines Meters, von da an ist er nach 
dem nur 75 cm hohen Fubßende abgeschrägt. Das Gerüst der Kammer be- 
steht aus dicken. fest aneinandergefügten Holzplanken, die besonders an 
den Kanten und Fenstern durch starke Quer- und Längsbalken eine feste 
Stütze erhalten. In die Vorder- 
und Seitenwände, sowie die 
Decke sind große Fenster- 
scheiben aus diekem Glase 
vollkommen luftdicht einge- 
setzt. Der Kasten ist an der 
Innenseite, sowie am Boden 
mit vulkanisiertem Eisenblech 
vollkommen luftdicht ausge- 
schlagen und mit weißer Öl- 
farbe angestrichen. Da die 
Undichtigkeiten erfahrungs- 
gemäß an der Türe am leich- 
testen eintreten und das Öff- 
nen und Schließen einer Türe 
oft Umstände macht, wurde 
auf die Anbringung einer 
Türe ganz verzichtet und der 
ganze Kasten zum Öffnen und 
nn nen Schließen eingerichtet (Fig. 78 
u. 79). Zu dem Zwecke dürfen 
Seitenwände und Boden nicht miteinander in fester Verbindung stehen. Der 
Boden B (Fig. 78), der auf kurzen Rollen ruht, besteht aus einem sehr 
massiven Holzgestell, an dessen Seiten eine ca. 5 cm breite und ebenso 
tiefe. mit Eisenblech luftdicht ausgeschlagene Rille verläuft, in welche die 
unteren Ränder der Seitenwände gerade hineinpassen. Die Rille wird mit 
Paraffinum liquidum so weit gefüllt, daß das Fett 2—3 cm hoch steht. Läßt 
man den an der Kopfseite des Apparates gekanteten Kasten nieder, so ist 
ein vollkommen luftdiehter Abschluß mit voller Sicherheit erzielt. Der Boden 
enthält eine Schieneneinlage (Fig. 79 $), an welche eine kurze Schienen- 


Fig. 78. 


!, Die diesen Abbildungen zugrunde liegenden Photographien verdanke ich der 
großen Freundlichkeit von Herrn Prof. Dr. F. Benedict. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 501 


anfahrt paßt, über die das Versuchsbett in die Kammer geschoben wird. 
Das Öffnen und Schliefien des Kastens ist durch Heben und Senken des 
Fußteiles (F) an 2 Griffen außerordentlich rasch und leicht ausge- 
führt. An diesen Griffen ist ein diekes Seil befestigt, welches, durch die 
Decke des Zimmers geführt, im Dachstuhl über eine Rolle läuft und ein 
schweres Gegengewicht trägt. So ist das (rewicht des Kastens nahezu aus- 
balanciert und ein leichter Druck und Zug genügen für die Bedienung. 
Im Innern des Kastens sind Telephon, Klingelanlage, Klapptische und 
ein Deckenventilator angebracht, ferner findet sich an der Seite ähnlich 
wie bei Jaquets Apparat 

ein Kasten (40 x 40 x 40). er 

Sein Deckel liegt in einer 
entweder mit Wasser oder 
Paraffin gefüllten Rinne. 
Innen wird er durch eine 
mit Gummi belegte Schiebe- 
tür, welche durch zwei 
grobe Schrauben fest gegen 
die Gummirahmen der Tür 
geprelit werden kann, luft- 
dicht geschlossen. Die Luft 
tritt an der Kopfseite des 
Kastens durch eine kurze 
Rohrleitung, die mit einem 
Wasserhahnverschluß ge- 
sperrt werden kann, ein 
und verläßt die Kammer 
am Boden (bei . Fig. 79). 
Sie geht von hier durch 
ein breites gebogenes Rohr 


= n Ansicht der - Grafeschen Respirationskammer in geöffnetem 
(R) zur Gasuhr. Zur Luft- Zustande. 

e BE > 2 Das Öffnen geschieht bei der Kammer durch Kanten des Kasten- 
entnahme dir ekt aus dem daches bei F. Der Deckel ist durch Seile mit Gegengewicht, die 
ac = : DER an F befestigt sind, annähernd in jeder Lage ausbalaneiert. 

Kasten sind al z Stellen (Buchstabenerklärung im Text.) 


kleine mit kurzem Glas- 

rohr durchbohrte Gummistopfen in zwei kleine ausgebohrte und mit Eisen- 
blech ausgelegte, runde Öffnungen der Kastenwand angebracht. Sie werden 
durch Gummischläuche mit Quetschhahn verschlossen. Auch Thermometer 
und eventuell Hygrometer befinden sich im Apparat. 

Die Dimensionen der von Stähelin und Kessner konstruierten Respi- 
rationskammer des Apparates der I. medizinischen Klinik der Charite in 
Berlin sind noch etwas erößer wie die der beiden bisher skizzierten Kästen. 
Der Inhalt des ganzen Raumes beträgt 3250 /. Die Form geht aus Fig. 80 
und S1 deutlich hervor. Fig. 80 stellt die Vorderansicht, Fig. 81 das 
Profil der Kammer dar. Der Innenraum zerfällt demnach in zwei Teile, 
einen vorderen würfelförmigen (4, B, C, F) von 180 cm Höhe, 60 cm 


502 E. Grafe. 


Breite und 2cm Länge, er ist zum Stehen und (Gehen gedacht. Daran 
schließt sich nach hinten ein abgeschrägter Ausbau an (H, J, E, F). 
Seine Unterfläche JH, welche als Bettstatt dient, liegt 50 cm höher als 
der Boden, die Rückwand ist 60 cm hoch. Als Bettunterlage dient eine 
dreiteilige mit Ledertuch überzogene Roßhaarmatraze. 


Fig. 80. Fig. 81. 


Gesamtansicht des Respirationsapparates von Stähelin und Kessner. Seitenansicht der Respirationskammer 
(Kammer in Vorderansicht.) von Stähelin und Kessner. 
8:22. Die Kammer ist, um auch für Wasserdampfbe- 


& Stimmungen die günstigsten Verhältnisse zu schaffen, 
aus (las und schmalen Eisenrippen konstruiert. 

Die Glasscheiben sind entweder wie an den unteren 
Teilen des Apparates in Zement gegossen oder fest in 
ganz homogenen Kit gebettet. 

An der einen Seitenwand (bei , Fig.80) findet 
sich die Türe, gegenüber bei % ein doppelt abschlieb- 
barer Schleusungskasten (60x35 x 55). Sämtliche Türen 
sind durch Gummieinlagen abgedichtet. 

Im Innern der Kammer befinden sich Glühlampen, 
RN Klingel. Telephon, Klapptische und Hülsen für Thermo- 
für den Luftzutritt zur meter, Manometer etc. 

Respirationskammer von 2 } 
Stähelin und Kessner. Alle Durchtrittsstellen für Leitungsschnüre ete. 
sind vollkommen luftdicht abgeschlossen. 

Besondere Sorgfalt wurde auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung 
der Luft im Innern des Kastens verwandt. 

An das Luftzuleitungsrohr wurde zu diesem Zwecke ein mit seitlichen 
Öffnungen versehenes Rohr an jeder Frontalwand angebracht. Es war 
(vel. Fig. 82) genau dem Profil der Kammer entsprechend angebracht. 

Die Entfernung der Löcher (je zwei von 5 mm Durchmesser neben- 
einander) voneinander verringerte sich mit zunehmendem Abstand von 


AN 


pen 


re 


te 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 503 


der Eintrittsstelle. In ganz analoger Weise verzweigte sich auch das Rohr. 
welches die abströmende Luft gleichmäßig dem Kasten entnehmen soll. 

Versuche mit Tabakrauch, der in der Einstromöffnung entwickelt 
wurde, ergaben, daß durch diese Rohranlagen die Verteilung der Luft 
eine so gleichmäßige war, daß die Anbringung eines Ventilators über- 
flüssig erschien. 

An den Außenwänden sind überall schwarze Vorhänge angebracht, 
so dab die Kammer vollkommen verdunkelt werden kann. 

Die Luftleitungen bestehen alle aus Glasrohren mit ganz wenigen 
kurzen Gummiverbindungen, die noch außerdem in sehr sinnreicher Weise 
unter Wasser abgedichtet sind. 

Durch das Rohr a (Fig. 50), das durch eine Öffnung des Zimmer- 
fensters ins Freie ragt, wird atmosphärische Luft in die Kammer gesogen 
und verläßt diese bei 2. 


Die Absaugung des Teilstroms. 


Bei allen drei Apparaten wird über Quecksilber ein Teilstrom abgesogen. 

Während die Einrichtung an dem Grafeschen Apparate sich sehr 
nahe anlehnt an die Jaguetsche Apparatur, ist Stähelin auf einem anderen 
Wege vorgegangen. 

Die Einrichtung an dem DBaseler Originalapparate geht aus der 
Fig. 83. deutlich hervor. 

Das Rohr M führt die Luft aus der Kammer in die Gasuhr. Zur 
Ventilation des Apparates benutzte Jaguet ursprünglich einen durch eine 
Wasserturbine in Tätigkeit gesetzten Blasebalg, der die Luft aus dem 
Apparate bei D (Fig. 77) ansaugt. 

Grafe und Stähelin ventilieren in ihren Apparaten direkt mit der 
Gasuhr, die durch einen Elektromotor angetrieben wird. 

Bevor nun die Luft aus der Kammer in die Gasuhr eintritt, zweigt 
von der Rohrleitung M ein kurzes Rohrstück # ab, das durch Gummi- 
schlauch mit einem großen zylindrischen Glasgefäß 0 in Verbindung ge- 
bracht werden kann. © ist durch luftdicht schließende Dreiweghähne aus 
Glas oben und unten abschließbar, so daß ? und © entweder miteinander 
oder getrennt nach außen kommunizieren bzw. ganz abgeschlossen sein 
können. 

Am unteren Ende von O ist ein Gummischlauch angebracht, der sich 
einige Zentimeter tiefer gabelt. Der eine Schlauch »» führt zu einem Glas- 
trichter A, der zweite » zu einem zweiten Schlauch, der an einem kleinen 
Glasstück e an einer Schnur aufgehängt ist. Diese Schnur läuft über 
die Rolle d und ist an einer Spule © zum Teil aufgewickelt. Diese 
Spule sitzt auf der Achse eines größeren Zahnrades 5 auf. Auf dieses 
werden durch die Treibstange a, die beiderseits ein Universalgelenk hat 
und an einem auf der Achse der Gasuhr angebrachten (in der Figur nicht 
sichtbaren) Zahnrad angreift, in stark verkleinertem Maßstabe die Um- 
drehungen der (rasuhr übertragen. 


504 E. Grafe. 


Die Grölie der Zahnräder und die Zahl der Zähne ist bei dem Jaquet- 
schen Apparate so gewählt, daß, wenn die (sehr kleine) Gasuhr 200 Um- 
drehungen macht, der Glaszylinder 0 in der gleich zu beschreibenden 
Weise mit einem aliquoten Teil der aus der Kammer angesogenen Luft 
angefüllt ist; so entspricht eine solche Teilluftprobe einem Luftquantum 
von etwa 2000 2. Durch diese automatische Übertragung der Bewegungen 
der Gasuhr auf die Absaugung des Teilstromes ist garantiert, daß in der 
Zeiteinheit wirklich immer ganz unabhängig von einem eventuell ungleich- 
mäßigen Gang der Gas- 
uhr das Verhältnis vom 
Teilstrom zum Haupt- 
strom konstant bleibt. 

Die Absaugung der 
Luftprobe während des 
Versuches geschieht nun 
in folgender Weise: 

Zu Anfang wird das 
Gefäß O mit Quecksilber 
gefüllt. indem man nach 
Abklemmungdes Schlau- 
ches » und Öffnung des 
Hahnes p, der dann die 
Kommunikation mit der 
Außenluftherstellt.lang- 
sam durch A und den 
Schlauch m» Quecksilber 
in das Glasgefäß O0 ein- 
laufen läßt, bis es unter 
vollständiger Verdrän- 
gung aller Luft bei p 
\ hinausläuft, dann wird 
V der Hahn p so gedreht. 


Übersicht über die Entnahme von Teilströmen der Luft nach dem daß das Quecksilber 
Prinzipe von Jaquet. 


Durch ein synehron mit dem Gang der Gasuhr automatisch ganz abgeschlossen ist. 
sinkendes Quecksilberniveau in O wird ein Teilstrom der Luft, z 2 


welche die Gasuhr (m) durch die Rohrleitung (M) aus der Respira- Es erübrigt dann nur 
tes Re o@sföbrt noch den Schlauch n zu 
füllen. Dieser wird durch 

Aufwicklung des Fadens auf der Spule c so weit gehoben, daß e etwas über 
der Höhe von p steht, an das Glasstück bei e wird dann ein Gummi- 
schlauch angesetzt, der in ein auf dem Boden stehendes Glaßgefäl mündet. 
Dieses dient zum Auffangen des während des Versuches bei e ausflieljenden 
(Juecksilbers. Zum Füllen von » wird das Quecksilberniveau in 4 etwas über 
die Höhe von e gehoben und die Klemme von » geöffnet. Am Ausfließen des 
(uecksilbers in das Sammelbecken merkt man, daß Schlauch » bis e mit 
Quecksilber gefüllt ist. Nach Abklemmung des Schlauches mit der Klemme 


Fig. 53. 


S 


we 

gA- 

Dann Gin 
- 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 505 


ist der Apparat zur Entnahme des Teilstromes fertig. Ehe die Verbin- 
dung mit dem Hauptstrom hergestellt wird, empfiehlt es sich, den toten 
Raum bei ? durch Ansetzen eines Gummisauggebläses bei p zu spülen, um 
aus dem toten Raum die stagnierende Luft anzusaugen und ihn mit Luft 
aus dem Hauptrohr M zu füllen. In dem Augenblick, wo durch Senkrecht- 
stellung des Hahnes bei p, O0 und # miteinander kommunizieren und durch 
Drehen der verschraubbaren Spule das (Quecksilberniveau in O so eingestellt 
ist, daß es gerade an der Stelle steht, an welcher O sich oben zum Halse 
verjüngt, beginnt die Teilstromabsaugung. In dem Maße, als sich die Gas- 
uhr dreht, wickelt sich der Faden bei ce ab, mit ihm sinkt das Quecksilber- 
niveau in e und gleichzeitig auch dasjenige in ©, das entweichende Queck- 
silber fließt dann durch e ab. Die Teilstromentnahme ist beendet, wenn O0 
bis zum unteren Hahn mit Luft gefüllt ist. Dann wird die Gasuhr abge- 
stellt und die Hähne bei 0 so gestellt, daß der Innenraum vollkommen 
luftdicht abgeschlossen ist. Entweder wird dann das Gefäß O aus seinen 
Schlauchverbindungen gelöst und die Luft ohne Umfüllen zur Analyse ver- 
wandt, was bei der Größe des Gefäßes recht umständlich ist, oder man 
füllt einen Teil der Luft in ein zweites, kleineres Glasgefäß (in Fig. 83 
nicht angebracht) um, das in gleicher Weise wie O am Gestell ? befestigt 
und in gleicher Weise durch einen einfachen mit Trichter versehenen Schlauch 
mit Quecksilber gefüllt wird. Das zweite Gefäß wird samt einem Ansatz- 
schlauch zur Verbindung mit p mit Quecksilber gefüllt. Nachdem dann O 
durch geeignete Stellung von p mit dem zweiten Gefäß verbunden ist, wird 
O0 wie zu Anfang mit Quecksilber gefüllt und so die zu analysierende Luft 
in das zweite Gefäß übergefüllt, indem sie dann bis zur Analyse unter 
starkem Überdruck aufbewahrt werden kann. 

Die Abänderungen und Verbesserungen, die @rafe an der beschrie- 
benen Teilstromentnahmevorrichtung angebracht hat, sind sehr gering- 
fügig. Sie bestanden im wesentlichen darin, Spulen, Zahnräder und Rollen 
der verschiedensten Art und Zahl anzubringen, um so die Abwicklung des - 
Fadens je nach Bedarf bei gleichem Gang der Gasuhr rascher oder lang- 
samer zu bewirken. So ließ sich das Verhältnis zwischen Teilstrom und 
Hauptstrom in der Breite von 1:300 bis 1:5000 beliebig variieren. 

Wesentlich eingreifender und sehr sinnreich ist die Änderung, die 
Stähelin bei seinem Apparat an der Teilstromentnahme vornahm. Er trug 
dabei zu gleicher Zeit der Notwendigkeit, stets Parallelproben der in seiner 
Zusammensetzung sehr schwankenden atmosphärischen Luft gleichzeitig 
vorzunehmen, Rechnung. 

Das Prinzip der Stähelinschen Teilstromabsaugung beruht darin, dab 
(vel. Fig. 84) die Gefäße e, und &,, welche zu Anfang des Versuches bis oben 
mit Quecksilber gefüllt sind, sukzessive dadurch entleert werden und mit Luft 
sich füllen. daß die Platte » mit den Zylindern /, und /, durch Zahnradüber- 
tragung von der Achse der Gasuhr an dem Schraubengang sukzessive 
herabsteigt. Das eine Gefäß dient zur Entnahme der atmosphärischen Luft, das 
andere zur Gewinnung einer Probe aus dem Abzugsrohr der Kammer. 


506 


E. Grafe. 


Im einzelnen ist die Einrichtung (vgl. Fig. 84) folgende'): 
Die Welle (m) des zum Antrieb der Gasuhr benutzten Elektromotors 
der mit dem Strom der gewöhnlichen Stadtleitung gespeist werden kann, 


Die Vorrichtungen zur Entnahme der Teilströms an dem 
Respirationsapparate von Stähelin und Kessner. 
(Erläuterungen im Text.) 


überträgt ihre Umdrehun- 
gen mittelst einer elasti- 
schen Kuppelung » auf die 
Schneckenwelle o und von 
hier über Schnecke und 
Schneckenrad auf die Wel- 
le p, die konstant 3 Um- 
drehungen in der Minute 
macht. Auf der Welle p 
und der um p drehbaren 
Wechselräderschere » las- 
sen sich leicht verschieden 
große Zahnräder (Z,, Zs, 
Z,) befestigen: durch Ein- 
schaltung der entsprechen- 
den Wechselräder kann die 
Ventilationsgröße zwischen 
1000 und 6000 Z in der 
Stunde variiert werden. 
Die Platte v, auf wel- 
cher die Quecksilberzylin- 
der stehen, wird durch 
Drehung der Welle y durch 
(in der Figur nicht sicht- 
bare) Kegelräder gedreht. 
Die Zahnräder 2,— 2, über- 
tragen die Bewegung der 
Gasuhrwelle y auf y und 
damit auch auf die Schrau- 
benspindel ww. Bei Jeder Um- 
drehung von w sinken die 
(uecksilbergefäbe /, und fs 
um die Höhe eines Schrau- 
benganges und saugen 
durch das Tiefertreten des 
Quecksilberniveausinihnen 
durch die Rohre e, und d, 
Probenausder Zustrom-und 
Abstromluft der Kammer 
in die Glasgefäße e, und e&. 


!) l.e. S.17 und ff.; dort noch weitere Einzelheiten. 


+ 


| 
j 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 507 


Dabei sind die Verbindungen nach e, und d, geschlossen. Um zu verhindern. 
dal) bei sehr langsamer Ventilation die Luft in e, sich mit dem Abstrom 
in 5 (vel. Fig. SO) mischt, ist bei ce, noch ein kleines Quecksilberventil 
angebracht. 

Sämtliche Zahnräder 2,— 2, können ausgewechselt werden, das erste 
sitzt auf der Gasuhrwelle, die anderen auf der Schere r,. Durch ent- 
sprechende Wahl der Zahnräder kann die Übersetzung so reguliert wer- 
den, dal der Teilstrom sich in jeder beliebigen Größe zwischen 1: 1000 
und 1:60.000 variieren läßt. 

Sobald die Gefäße e, und e, mit Luft gefüllt sind oder der Versuch 
schon vorher abgebrochen werden soll, dreht man die Schere », mit dem 
Handgriff x, und schraubt sie fest. Die Räder 2, und z, sind dadurch 
ausgeschaltet, während die Gasuhr weiter gehen kann. 

Der Inhalt von e, und e, wird dann in ähnlicher Weise, wie oben 
beschrieben, in Glaspipetten (von 250300 em® Inhalt) umgefüllt. Nur 
werden zweckmäßig zwei solcher Pipetten durch Gabelung eines zu einem 
(uecksilberreservoir führenden Schlauches nebeneinander geschaltet, die 
eine mit c,, die andere mit d, verbunden, nachdem beide mit Quecksilber 
gefüllt sind. Durch Hochkurbeln von » wird die Luft aus c, und c, in die 
Pipetten übergetrieben. Dabei sind die oberen Schwanzhähne der Pipetten 
zuerst so zu stellen, dal durch sie hindurch ein Teil der Luft aus e, und 
e, Ins Freie entweicht, dann erst, nachdem so die Hähne durchgespült 
sind. wird die Luft in die Pipetten zur Analyse hinübergedrückt. 


Die Gasanalvyse. 


Die Genauigkeit der Verfahren nach Jaquets Prinzip hängt in aller 
erster Linie ab von der Verfeinerung der Gasanalyse. Da weitere Fehler- 
quellen nicht in Betracht kommen, ist der prozentuale Fehler der Gas- 
analyse auch der der Methodik. Die von Pettersson zuerst nur für die 
Kohlensäurebestimmung der Luft angegebene Methode ist durch Pettersson, 
Högland und Tobiesen‘) auch für die Sauerstoffbestimmung so auber- 
ordentlich verfeinert worden, daß nun ein Verfahren vorliegt, das an 
Feinheit und Genauigkeit der analytischen Methode kaum seines Glei- 
chen hat. 

Prinzip: Bei-einem bestimmten Luftvolumen wird der CO,-Gehalt 
durch Abnahme des Volumens durch Absorption mit Kalilauge, der O,- 
(rehalt in gleicher Weise nach Absorption durch Pyrogallol bestimmt. Da 
das Luftvolumen zu Anfang der Analyse durch ein feines Differential- 
manometer mit einem gleich großen Luftvolumen in Verbindung gebracht 
wird, unterliegt dieses den gleichen Temperatur- und Druckschwankungen 

') Vgl. O. Pettersson und A. Palmgvist, Apparat zur Bestimmung des atmosphäri- 
schen CO,-Gehaltes. Forschungen a. d. Gebiete der Agrikulturphysik. Bd. XVI. H.1—2. 
— Tobiesen, Skandin. Arch. f. Physiol. Bd. 6. S. 257 (1895). Auch persönliche, nicht 
genau veröffentlichte Angaben von Pettersson und Bohr sind bei der Konstruktion des 
Apparates benutzt. 


D08 K. Grafe. 


wie die zu analysierende Luft, daher kann man alle Schwankungen von 
Druck und Temperatur vernachlässigen, wenn man zu Ende der Analyse 
die Drucke in beiden Luftvolumina durch Einstellung des Differential- 
manometers auf den Punkt zu Anfang der Analyse ausgleicht. Betrug das 
zu analysierende Luftvolumen z. B. 100 em®, so geben die abgelesenen Werte 
für die Abnahme durch Absorption von Kohlensäure und Sauerstoff direkt 
den Prozentgehalt der zu analysierenden Luft an diesen beiden Gasen an. 


Beschreibung des Gasanalyseapparates und seiner Handhabung. 


Die Originalform, wie sie Jaquet zuerst mitgeteilt hat, ist in Fig. 85 
abgebildet. 

In der Mitte des an ein Holz- oder Eisengerüst montierten Glas- 
apparates befindet sich die Maßpipette A, die von einer O-Marke unten 
bis zum obersten Ende (Marke 100) genau 
60 cm? mißt. 

Die Kalibrierung ist in !/oo0%/, Vvorge- 
nommen, und zwar so, daß nicht etwa ein 
Skalenteil = 001 em® entspricht, sondern 
einem Y/gg0°/, des Gesamtvolumens,. um die 
Umrechnung von 60 cm3 auf 100 cm? zu 
umgehen. Die Kalibrierung ist nur in ein- 
zelnen Stellen des Rohres angebracht, von 
0—1°/,, ferner von 20—21:5°/,. Oberhalb 
der graduierten Stellen erweitert sich die 


N R Pipette kugelförmig, um zu verhindern. dab 
[N 3 die Pipette nicht allzu lang wird. 
ä Die Meßpipette hat 5 Verbindungen, 


ul 


zunächst eine nach unten. Dort ist über das 
untere Ende ein Gummischlauch gezogen. 
in den bei s ein Glasstück mit Hahn ein- 
geschaltet ist. Der Gummischlauch führt zu 
der mit Quecksilber gefüllten Glaskugel D, 
welche durch Drehung des über eine Spule 
laufenden Aufhängedrahtes auf und nieder 
bewegt werden kann. 

Nach den beiden Seiten steht die Pipette 
oben durch feine Glaskapillarrohre in Ver- 
bindung mit den Orsatschen Gefäßen X und 
E,, welche die Absorptionslösungen enthalten. 
Gasanalyse-Apparatnach Petterson-Högland- er Zugang zu den Gefäßen läßt sich durch 
Tobiesen zur Analyse der nach dem Jaquet- , SER * ä 
schen Prinzipe entnommenen Teilluftströme. einen (slashahn sperren. Die Glaspipette hat 
Genaue Beschreibung der Apparatur und - “ B : 

Methodik im Text.) ferner eine direkte Verbindung nach oben, die 

auch wieder durch einen Glashahn (%‘) unter- 

brochen werden kann. Mittelst eines kurzen Gummistückes p ist das nach der 
Seite umbiegende Rohr an das Indexglasrohr # angeschaltet. Die gebogene 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 309 


Form mit ihrer Graduierung, die übrigens beliebig gewählt werden kann, ist 
in Fig. 85 deutlich zu sehen. 7’ hat jederseits 2 Verbindungen, eine nach unten 
(bei »p und p,), ferner eine horizontale, durch einen Glashahn verschließbare 
nach außen. Auch F’ ist ein feines Kapillarrohr und wird mit einem etwa lem 
langen Tropfen einer Lösung von Alkannawurzeln in Petroleum durch eine 
fein ausgezogene Glaskapillare von der Seite gefüllt. Dieser Tropfen stellt 
das Indexmanometer dar, weil er die beiden Luftvolumina A und B (das 
Kontrolluftvolumen) trennt. Die Verbindung von p mit 5 ist in der Figur 
nur angedeutet, sie geht ähnlich wie bei p! durch ein Gummischaltstück p. 
an das ein nach unten gebogenes Kapillarrohr ansetzt. Dieses erweitert sich 
hinter dem Hahne ». der », genau entspricht, zu der länglich gestreckten 
Glaspipette B. Um während der Analyse die (asvolumina den Schwankungen 
der umgebenden Luft möglichst zu entziehen, stehen beide Pipetten in einem 
mit Wasser gefüllten Glaszylinder, der sich (links unten) durch einen Gummi- 
schlauch mit Quetschhahn entleeren läßt. 

Die fünfte Verbindung von A führt nach dem Schwanzhahne », der 
die Kommunikation mit der Außenwelt darstellt. Unterhalb von ihm wird 
das Gefäß mit der zu analysierenden Luft in der aus Fig. 85 ohne weiteres 
ersichtlichen Art anmontiert. 

Der Gang einer Analyse ist folgender: Ehe eine Analyse begonnen 
wird, muß man sich davon überzeugen, daß ein kleiner Tropfen destilliertes 
Wasser auf dem (Quecksilber schwimmt. Er wird durch Einsaugen beim 
m leicht in den Apparat befördert. Die Voraussetzung für gute Analysen 
ist eine Sättigung der Luft mit Wasserdampf!), die nur auf die angege- 
bene Weise garantiert ist. Gewöhnlich genügt ein derartiger Tropfen für 
viele Dutzend Analysen. Die Quecksilberkugel D, wird so weit gehoben. 
dal) das Quecksilber an dem unteren, senkrecht stehenden Schwanzhahn 
des Analvsengefäßes C ausfließt. Dann wird der Hahn vertikal gestellt, so 
daß das Quecksilber nach C einströmen kann. Um stets einen Überdruck 
zu schaffen, muß man dafür Sorge tragen, dab das Quecksilberniveau in D, 
stets etwa handbreit über demjenigen in C steht. Zu Beginn der Analyse 
darf sich in dem Analysenapparat nur Stickstoff befinden und das Queck- 
silberniveau in 4 muß durch geeignetes Hochwinden der Kugel D an der 
Marke 100°/, stehen. 

Die erste Luftportion, welche durch Vertikalstellung des oberen 
Schwanzhahnes aus © austritt, läßt man durch den zuerst horizontal stehen- 
den Schwanzhahn »2 nach außen entweichen, um die toten Räume zwischen 
beiden Hähnen mit der zu analysierenden Luft zu füllen. Dann wird »» vertikal 
gestellt und die Luft tritt unter Überdruck nach A ein, nachdem die Hähne » 
und »,, sowie die Hähne zu den Orsatschen Gefäßen, in denen die Flüssig- 
keit in beiden Schenkeln gleich hoch stehen soll, horizontal gestellt sind. 
Durch langsames Heben von D, und Senken von D wird dann unter Über- 


1) Ist die Luft nicht vollständig mit Wasserdampf gesättigt, so geben die Kohlen- 
säureanalysen zu tiefe und die Sauerstoffanalysen meist zu hohe Werte. 


>10 E. Grafe. 


druck so viel Luft aus © übergetrieben, daß das Quecksilber einige Zenti- 
meter unterhalb der O-Marke steht. Dann werden die Schwanzhähne bei © 
halbgestellt, so daß weder Ü noch die Ansatzelasstücke nach außen kom- 
munizieren. Durch geeignete Stellung von m läßt man dann den Überdruck 
in 4 nach außen sich ausgleichen. Gleichzeitig wird der vorher vertikal 
stehende Hahn s horizontal gestellt und vermittelst der Schraube r, welche 
mit einer kleinen Metallscheibe das Lumen des an dieser Stelle in die Leitung 
eingeschaltenen Gummischlauches verengern und erweitern kann, der obere 
(Juecksilbermeniskus genau auf Marke O der Skala eingestellt. Für einige Sekun- 
den werden dann zur Erzielung eines völligen Druckausgleiches sämtliche 
Hähne des Apparates auber s geöffnet und dann außer denen zum Indexmano- 
meter (rn und n,) geschlossen. Durch Hin- und Herdrehen der Schraube r 
überzeugt man sich, daß der Alkannatropfen in F' den leichtesten Bewe- 
gungen der Schraube » folgt, ein Beweis, dal) keinerlei Verstopfung der 
feinen Kapillarrohre oder Hähne eingetreten ist. Die Stellung des Alkanna- 
tropfens bei exakter O-Stellung des Quecksilbers ist genau zu notieren und 
die eigentliche Analyse kann nach Horizontalstellung von z, und » beginnen. 

Die Luft wird durch Hochkurbeln von D und daran schlieljende Öffnung 
der Hähne s und desjenigen bei X zunächst nach F übergetrieben. Das Orsatsche 
(refäß (E) ist mit 30°%/,iger Kalilauge (Kaliumhydroxyd in Stangen, puris- 
simum. pro analysi, non in alkoh. depuratum Merck) gefüllt und entnimmt der 
zu analysierenden Luft die Kohlensäure. Wenn durch vorsichtiges Hoch- 
heben von D das (uecksilber bei Marke 100 angekommen ist, wird die 
Kugel wieder gesenkt, wobei strenge darauf zu achten ist, daß die Kali- 
lauge in E nie bis in die Nähe des Hahnes kommt. Überhaupt empfiehlt 
es sich, zumal für den Anfänger, alle Druckschwankungen (besonders nach 
der negativen Seite) in dem Glasrohrensystem nie brüsk, sondern nur ganz 
allmählich und behutsam unter steter Kontrolle der Flüssigkeitsspiegel zu 
setzen, sonst wird zu leicht Flüssigkeit nach A aspiriert, was jedesmal 
den Verlust der Analyse und eine sehr umständliche Reinigung des ganzen 
Apparates nötig macht. Sobald die Gefahr einer Aspiration droht, ist so- 
fort der Hahn zum Orsatschen Gefäße, eventuell auch s quer zu stellen. 

Nachdem die Luft 4mal nach # hinüber getrieben worden ist, wird D vor- 
sichtig so weit gesenkt, daß die Flüssiekeitsspiegel in den beiden Schenkeln 
des Orsatschen Gefäßes wie zu Anfang der Analyse gleich hoch stehen, dann 
wird die Verbindung gesperrt und s sogleich quer gestellt. Um den Prozent- 
gehalt der Kohlensäure genau abzulesen, ist nun noch nötig, eventuelle 
Druckdifferenzen zwischen A und dem den gleichen Temperatur- und Druck- 
schwankungen unterlegenen Luftvolumen in 3) auszugleichen. Dies geschieht 
durch ganz vorsichtiges Öffnen der Hähne » und n,. Sobald ein stärkerer 
Ausschlag am Alkannatropfen sich zeigt, wird die Schraube » so gedreht, 
daß der Tropfen wieder nach der Anfangslage geschoben wird. Erst wenn 


') Auch in B muß durch Einbringen eines Tropfens destillierten Wassers bei n 
stets die Luft mit Wasserdampf gesättigt sein. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 511 


der Druck nahezu ganz ausgeglichen ist, werden die Hähne » und n, 
maximal geöffnet und dann der Alkannatropfen endgültig auf den Ausgangs- 
punkt eingestellt. Der Skalenteil, an dem dann der obere (uecksilber- 
meniskus steht, gibt dann den Prozentgehalt der Luft an CO, an. Zur 
Ablesung bedient man sich zweckmäßig der Lupe und seitlichen Beleuch- 
tung. Vor allem ist darauf zu achten. dal Pupille, Achse der Linse und 
(Juecksilbermeniskus genau eine gerade Linie bilden, da von der Genauig- 
keit der Ablesung die Exaktheit der Methode abhängt. 

Ist die Ablesung beendet und bekommt man eventuell nach erneutem 
Herübertreiben der Luft nach E den gleichen Wert, so werden die Hähne 
n und z, wieder geschlossen und es wird in genau der gleichen Weise die 
Sauerstoffbestimmung vorgenommen, indem die Luft nach E, herüberge- 
trieben wird. Nach Haldanescher Vorschrift wird dies Gefäß am besten mit 
10°/,iger Pyrogallollösung in konzentrierter reinster Kalilauge gefüllt. Am 
zweckmäßigsten wird die Pyrogallussäure in die noch warme Kalilauge in 
Substanz hineingebracht und, ehe sie sich ganz gelöst hat, in das Orsat- 
sche Gefäß eingefüllt. 

Die Ablesung des Sauerstoffgehaltes der zu analysierenden Luft ge- 
schieht in genau der gleichen Weise wie bei der Kohlensäure. Nun ist es 
bei der viel größeren Menge Sauerstoff und geringeren Avidität der Pyro- 
gallollösung für das Gas nötig, die Luft mindestens Smal hinüber und her- 
über zu treiben. Die Häufigkeit hängt ab von der Leistungsfähigkeit der 
Pyrogallollösung, die bei stets gleicher Bereitung außerordentlich großen 
Schwankungen unterliegt. Manchmal ist schon nach wenigen Minuten die 
Absorption eine vollkommene, hin und wieder, wenn die Lösungen schon 
etwas verbraucht sind, dauert es bis zu einer ®/, Stunde. 

Um sich davon zu überzeugen, daß die Absorption wirklich eine 
quantitative ist, macht man 2 Ablesungen, nachdem man zwischen beiden 
die Luft noch einmal in beide Orsatsche Gefäße übergetrieben hat. Beide 
Ablesungen müssen vollkommen übereinstimmen. 

Nach Beendigung der Sauerstoffablesung ist der Apparat nur noch 
mit Stickstoff gefüllt und ist bereit für eine zweite Analyse. Es ist not- 
wendig, immer zwei Analysen derselben Luft vorzunehmen, um eine Sicher- 
heit für die Genauigkeit der Resultate zu haben. Sollten die Werte der 
Doppelanalysen mehr wie 0'01°/, differieren, so muß eine dritte Analyse 
gemacht werden, ‘bei exaktem Arbeiten wird dies aber nur selten 
nötig sein. 

Die Abänderungen, die Grafe und Stähelin an dem beschriebenen 
Apparat vorgenommen haben, sind sehr geringfügig, Stähelin nahm eine 
Pipette von 50 cm?, Grafe eine solche von 100 cm?. Sehr zweckmäßig ist 
es, die Orsatschen Gefäße abnehmbar am Apparate anzubringen. Die Ver- 
bindung mit den Kapillarrohren muß dann selbstverständlich vollkommen 
luftdicht sein, was durch Anbringung eines schrägen langen Glasschliffes 
mit Bajonettverschluß und Quecksilberabdichtung sich leicht erreichen läßt. 
Ferner empfiehlt es sich auch, die Orsatschen Gefäße in große Glaszylin- 


512 E. Grafe. 


der zu stellen, um sie dem Einfluß der wechselnden Lufttemperatur mög- 
lichst zu entziehen (Grafe). 

Die Erlernung der Technik der Analyse ist nicht ganz einfach und 
erfordert viel Sorgfalt und Übung. Die Hauptfehler bestehen darin, dal 
durch unrichtige Handhabung der @Quecksilberkugel oder der Hähne und 
Schrauben zu große Druckdifferenzen in den einzelnen Teilen des Appa- 
rates entstehen und infolgedessen entweder der Alkannatropfen zerspringt 
oder Flüssigkeit aus den Orsatschen Gefäßen in den Apparat kommt. In 
beiden Fällen ist natürlich die Analyse unbrauchbar. Im letzteren Falle 
muß der Apparat gründlich gereinigt werden, indem man in alle Teile 
erst 20°/,ige Salpetersäure, dann 5°/sige Salpetersäure und schließlich 
1--2mal destilliertes Wasser hereinbringt. Am besten geschieht dies durch 
Ansaugen mit dem (uecksilber der Pipette.!) 

In der Hand des Geübten arbeitet die Methode mit einer kaum 
überbietbaren Feinheit und Exaktheit, und es kommt häufig vor, dab 
Serien von Doppelanalysen bis auf 0'001°/, übereinstimmen. 

Für jeden Untersuchungsort ist die Frage nach der Zusammen- 
setzung der atmosphärischen Luft zu entscheiden, da überall da, wo die 
Zusammensetzung der Luft in längeren Zeiträumen außerhalb der Fehler- 
grenzen der Methode schwankt, während jedes Versuchs eine Parallel- 
untersuchung der atmosphärischen Luft vorgenommen werden muß. 

Am besten geschieht das in der von Stähelin vorgeschlagenen Weise, 
indem genau parallel mit der Probe des Abstroms auch eine Probe des 
Einstroms entnommen wird. 

Von der Zusammensetzung der atmosphärischen Luft überzeugt man 
sich am besten dadurch, daß man zu den verschiedensten Tages- und 
Jahreszeiten zahlreiche Proben der atmosphärischen Luft untersucht und 
die Werte vergleicht. Liegen die Maximalwerte weiter wie 0'010—0'015 
auseinander, so müssen stets Parallelproben der atmosphärischen Luft 
während des Versuches abgesaugt werden. Am günstigsten liegen die Ver- 
hältnisse am Meer und am Ufer großer Flüsse in Städten mit wenigen 
Fabriken, am ungünstigsten im Zentrum großer Millionenstädte.?) 


Die Wasserdampfbestimmung. 


Auch der Wasserdampf läßt sich in Apparaten nach dem Jaguetschen 
Prinzipe bestimmen. Es führen hier die verschiedensten Methoden zum 

!, Trotz sorgfältigster Reinlichkeit der Analysenausführung läßt es sich manch- 
mal nicht verhindern, daß feinste Rußteilchen und Spuren von Fett der Hähne an der 
Wand der Kapillaren sich innen ansetzen. Meßbare Fehler entstehen dadurch nicht, 
trotzdem ist es aber ratsam, in solchen Fällen die Röhren mit Kaliumbiehromat und 
konzentrierter Schwefelsäure zu reinigen. 

?:) So kann z. B. nach Stähelins Angaben im Areal der Charite der CO,-Gehalt 
zeitweise bis 012°, hinaufgehen, während die Werte für Heidelberg nur zwischen 
0:0325—0'04 schwanken. Die Werte für den Sauerstoff sind gewöhnlich auch sehr kon- 
stant für den einzelnen Ort. Die weitesten Grenzen, in denen die Zahlen an den ver- 
schiedensten Orten schwanken können, sind 20'90—20'94°/,. 


we 


Pr3 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 513 


Ziele, wenn auch leider, wie schon im voraus bemerkt werden soll, die 
Genauigkeit der Wasserdampfbestimmung, wie bei allen besprochenen 
Apparaten, erheblich hinter der Exaktheit der Analyse von CO, und ©, 
zurücksteht. Jaquet selbst hatte keine derartige Vorrichtung an seinem 
Apparäte angebracht, jedoch hat Stähelin!) den Basler Apparat für Wasser- 
dampfbestimmung modifiziert. 

Er verfuhr in der Weise, dal er die Luft vor dem Eintritt in die Kam- 
mer in einer Kühlvorrichtung und einem anschließenden Chlorkalziumturm 
vollkommen trocknete und eine ähnliche Anlage in den Abstrom direkt hinter 
der Kammer einschaltete. Die Gewichtszunahme des zweiten Kühlapparates 
und Chlorkalziumrohres gibt dann direkt die Wasserdampfproduktion der 
Versuchsperson an. Zur Kondensation des Wasserdampfes wurden spiralig 
gewundene Messingrohre von 22 mm Durchmesser benutzt. Die Höhe eines 
ganzen Gefäßes betrug 36 cm, der Durchmesser 23 cm. Die Gefäße kommen 
in eine Kältemischung (Eis und Kochsalz). Zur Wägung, die bis auf O'1y 
genau sein muß, werden die Enden der Gefäße aus ihren Schlauch- 
verbindungen mit der Rohrleitung gelöst und mit Gummistopfen ver- 
schlossen. 

Die Chlorkalziumtürme (55 em lange Zylinder aus dünnem Glas) waren 
an der einen Seite zugeschmolzen, auf der anderen durch einen Gummipfropf 
verschlossen. Durch letzteren ging als zuführendes Rohr ein Glasrohr von 
22 mm Durchmesser. Ein gleich beschaffenes Glasrohr nahm nahe dem 
Boden des Gefäßes die trockene Luft wieder auf. 

Um jeden stärkeren Widerstand in der Rohrleitung für die Gasuhr 
zu verhindern, darf zur Füllung der Chlorkalziumtürme nur sehr grob- 
körniges Chlorkalzium benutzt werden, das häufig. erneuert werden muß. 

Zur Wasserdampfbestimmung in kürzeren Perioden braucht nur die 
Anlage hinter der Kammer doppelt gemacht zu werden. 

Grafe?) verwandte an dem Heidelberger Apparate im wesentlichen 
das Pettenkofersche Prinzip der Wasserdampfbestimmung in Teilströmen. 

Zwei Teilströme werden von dem kurzen, Luft zuführenden Rohre des 
Apparates zur Bestimmung des H, O-Gehaltes des Einstroms entnommen. 
indem die Luft durch ein kurzes Gummistück sofort in 2 hintereinander 
geschaltete Kölbehen, die mit Bimssteinstückchen, benetzt mit konzen- 
trierter Schwefelsäure (vgl. S. 492), beschickt sind. 

Die Kölbehen, welche in einem Drahtkorbe an dem Einstromrohr hängen. 
sind an der Stirnwand des Apparates mit 2 Blechrohren von ca. 3 cm3 
innerem Durchmesser verbunden. Die Blechrohre finden in 2 gleich weiten 
Gummischläuchen ihre Fortsetzung. Um das Öffnen und Schließen des 
Apparates nicht zu behindern, müssen die Schläuche ziemlich lang sein 
(vgl. Fig. 78 8). 


'‘) Die Bestimmung der Wasserdampfausscheidung in Verbindung mit dem Jaquet- 
schen .Respirationsapparat. Verhandl. d. naturforsch. Gesellsch. in Basel. Bd.19. H.1. 
Seukau, fig. 


arelsier 
Abderhalden, ‘Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII 33 


514 E. Grafe. 


An der anderen Seite schlielien die Gummischläuche wieder an feste 
Blechrohre an, die zu 2 kleinen Z#lsterschen Gasuhren führen. 

Die Luftproben für den Abstrom werden dem großen Rohre KR (Fig. 78). 
welches die Luft aus der Kammer der Gasuhr zuführt, bei db‘ und b ent- 
nommen. Zwischen 5‘ und e‘, beziehungsweise 5 und c werden in analoger 
Weise wie beim Einstrom 2 Paare Kölbcehen mit Schwefelsäure und Bims- 
stein eingeschaltet (in der Figur nicht gezeichnet) und die getrocknete 
Luft geht dann durch die Rohre d‘ und d zu 2 weiteren kleinen ZElster- 
schen Gasuhren, welche neben den eben erwähnten Aufstellung finden. 

Die Achsen sämtlicher 4 Gasuhren sind durch Zahnräder und Ketten 
miteinander und mit der Achse der großen Gasuhr verbunden. Da im 


| 
Ir 
= 


Die Anordrung der Psychrometer zur Bestimmung der Wasserdampftension in dem A arate 
von Stähelin-Kessner. 


Fig. 86. 


Interesse einer quantitativen Absorption des Wasserdampfes die Ventilation 
durch die kleinen Gasuhren möglichst gering sein muß, wurde die Über- 
tragung auf die Achse der großen Gasuhr so gewählt, daß bei einer 
Passage von 1887 dnrch die große Gasuhr nur 12 durch die kleinen hin- 
durchging. 

Stähelin‘) hat an dem von ihm und KAessner konstruierten Berliner 
Apparat die Wasserdampfbestimmung vermittelst der sehr einfachen Psychro- 
metermethode vorgenommen und damit ebenso befriedigende Resultate 
erhalten, wie sie andere Verfahren ergeben. 

Die außerordentliche einfache Einschaltung der Psychrometer in den 
Ein- und Ausstrom zeigt Fig. 86. 


!) Vel. Stähelin und Kessner, ]. e. S. 15. 


- 


ee De En en 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 515 


/wei sehr feine Thermometer sind vermittelst Gummistopfen und 
Glasansatz in das Glasrohr der Leitung eingefügt. Das eine ragt frei in 
das Innere herein, das zweite ist an der Quecksilberkugel mit feuchten 
Wollfäden umwickelt, .die in ein kleines mit Wasser gefülltes Schälchen ein- 
tauchen. Dadurch, daß die Schale samt dem Thermometer herausgehoben 
werden kann, läßt sich stets im Versuch die Menge des aus der. Schale 
verdunsteten Wassers durch Wägung feststellen. , 

Die Thermometer müssen beide mindestens alle Viertelstunde ab- 
gelesen werden, bei starken Barometerschwankungen sind auch häufigere 
Ablesungen des Barometerstandes notwendig. 

In den Psychrometertafen des königl. preußischen meteorologischen 
Institutes!) findet man für jede Ablesung der Thermometer die entsprechende 
Wasserdampftension sowie die absolute Feuchtigkeit (y Wasser in 1m° 
Luft), die dann nur noch für das auf 0° absolute Trockenheit und 760 mm 
reduzierte Ventilationsvolumen umgerechnet zu werden braucht. 


Beschreibung eines Versuches. 


Die Versuchsperson, die kurz vorher genau gemessen und gewogen 
ist und Urin gelassen hat, wird entweder in einem geeigneten Versuchs- 
bett, das möglichst nur aus dünnem Eisen und Leder hergestellt ist 
und ein ganz geringes Volumen haben soll, in den Apparat eingefahren 
oder betritt ihn zu Fuß. Je nach der Ventilation des Apparates kann der 
Versuch sofort beginnen oder erst 2—5 Stunden später. Wenn man, wie 
Grafe es vorschlägt, zur Ventilation die Luft eines kleinen stark und 
dauernd ventilierten Zimmers nimmt und 1 Stunde, bevor die Versuchs- 
person in den Kasten kommt, sowohl das Zimmer wie die geschlossene 
Kammer bei raschestem Gang der Ventilatoren und der Gasuhr ventiliert. 
kann der Versuch sofort beim Betreten der Kammer beginnen, zumal 
wenn Öffnen und Schließen der Kammer in wenigen Sekunden möglich ist. 

Es ist zweckmäßig, in solchen Fällen den vorher luftdicht geschlossenen 
Kasten erst nach 1 Stunde zu ventilieren, da die Konzentration der 
Kohlensäure in der abgesogenen Luft sonst zu langsam steigt; wegen der 
geringen unvermeidlichen Analysefehler ist aber notwendig, den CO,-Ge- 
halt des Teilstroms möglichst über 0'5°/, zu halten. 

Der Vorteil, den der sofortige Beginn des Versuches mit sich bringt, 
besteht darin, daß einige Stunden Vorversuch gespart werden, was be- 
sonders bei der Untersuchung Schwerkranker sehr wünschenswert ist. Der 
Nachteil ist nur, daß man einmal eine Probe der Kastenluft zu Ende des 
Versuches analysieren muß und zweitens einen Wert für das Volumen der 
Versuchsperson in Rechnung stellen muß. Die dadurch bedingten Unge- 
nauigkeiten fallen, wie später noch gezeigt werden soll, bei langen Ver- 
suchen kaum ins Gewicht. Es empfiehlt sich überhaupt in jedem Falle, 


!) Aspirationspsychrometertafeln, herausgegeben vom königl preuß. meteorolog. 
Institut. Braunschweig 1908. 


516 E. Grafe. 


wenn irgend angängig, den Versuch auf mindestens 6 Stunden auszu- 
dehnen. 

Nach der zweiten Methode. die besonders Stähelin bevorzugt. wartet 
man mit dem Beginne des Versuches so lange, bis der Kohlensäuregehalt 
der Luft annähernd konstant geworden ist. Bei den größeren Apparaten 
ist dies nach 2 Stunden der Fall. In diesem Falle kommt man mit ein- 
inaliger Analyse der Kammerluft aus, vorausgesetzt wird aber dabei, daß 
tatsächlich die Konzentration von CO, und O, im Apparat zu Anfang und 
Ende des Versuches wirklich ganz die gleiche war. Das exakteste Vor- 
gehen besteht aber zweifellos darin, daß man erst nach 2 Stunden den 
Versuch beginnt und sowohl zu Anfang wie zu Ende eine Probe der Kasten- 
luft entnimmt. Man hat dann allerdings mindestens 6 Analysen zu machen. 
Die Ventilationsgröße setzt man je nach Größe der Versuchsperson auf 
20-30 1 pro Minute an. In dem Augenblicke, in dem der eigentliche Ver- 
such beginnt, werden sofort Zeit, Gasuhrstand, 'Thermometer in der 
Kammer und an der Gasuhr, ferner Barometer und eventuell auch bei 
Wasserdampfbestimmungen die Hygrometer notiert. Vorher müssen die 
oben beschriebenen Behälter zur Absaugung des Teilstromes mit Queck- 
silber gefüllt sein, so dal es nur noch der Verbindung mit dem Haupt- 
strom und der Spülung der toten Räume durch Ansaugung mit einem Ge- 
bläse bedarf, um den Teilstrom entnehmen zu können. Automatisch läuft 
dann der Versuch ab. Die Apparatur bedarf dabei keiner besonderen Aufsicht. 
Nur müssen bei stärkeren Schwankungen von Temperatur und Barometer 
die entsprechenden Ablesungen 1— 2stündig vorgenommen werden, bei Wasser- 
dampfbestimmungen mit der hygrometrischen Methode viertelstündlich. 

Will man den Wasserdampf mit der Kölbehenmethode messen, so 
müssen diese vor dem Versuch, luftdicht verschlossen, gewogen werden und 
beim Beginne des eigentlichen Versuches in die Leitungsrohre durch 
die Gummistücke eingeschaltet werden. Alles Weitere ergibt sich aus dem 
oben (resagten. 

Gleichzeitig mit dem Stand der großen Gasuhr muß auch der der 
4 kleinen abgelesen werden, ebenso wie die Temperatur in ihnen. 

Eine Überwachung der Versuchsperson ist nicht immer unbedingt 
notwendig, in den meisten Fällen aber, zumal bei Kranken, wünschenswert, 
vor allem auch wegen der Frage der Motilität, des Schlafes ete., die für 
die Beurteilung der quantitativen Verhältnisse des (Gaswechsels von Be- 
deutung sein kann. 

Etwa 3/, Stunden vor Beendigung des Versuches, eventuell auch auf 
Wunsch der Versuchspersonen schon früher, wird der Deckenventilator 
des Apparates in Tätigkeit gesetzt. Der Versuch schließt im allgemeinen 
dann. wenn ein Gefäß zur Teilstromentnahme mit Luft gefüllt ist, doch 
ist es auch möglich, ihn früher abzubrechen, wenn schon für die (ras- 
analysen genügend Luft abgesaugt ist. Bei Beendigung des Versuches wird 
der Elektromotor der Gasuhr abgestellt und sofort Zeit, Temperatur, 
Barometer und Stand der Gasuhr abgelesen. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 517 


In den Fällen, in denen der Versuch sofort beim Schließen der 
Kammer angefangen hat, ist es notwendig, noch eine Probe aus dem 
Kasten zu entnehmen. Dies kann entweder direkt durch Ansaugung der 
Luft durch ein Leitungsrohr, welches die Wand der Kammer durchbohrt, 
geschehen, oder man saugt eine Probe aus dem großen Abstromrohr R 
‘ab, dessen Luft bei guter Ventilation der Kammer vollkommen die gleiche 
Zusammensetzung hat wie die Luft. in dieser selbst. 

Bei dem Apparate von Stähelin und Kessner fällt die Mischung der 
Luft mit dem Ventilator fort, da durch die oben (8. 502 u. ff.) beschriebene 
Vorrichtung eine gute Mischung der Kammerluft garantiert wird. 

Ein Teil der abgesogenen Luft wird dann in der oben beschriebenen 
Art in die Analysegefäße übergefüllt und gasanalytisch untersucht. In der 
beschriebenen Weise kann man auch den Ablauf der Verbrennungen in 
zwei- und mehrstündigen Perioden verfolgen. Es ist zu diesem Zwecke 
nur nötige, die Übertragung am Teilstromapparat so zu wählen, dal das 
(Wecksilbergefäß schon nach 2 oder 3 Stunden leer gelaufen ıst. Am 
Schlusse jeder Einzelperiode mul) dann stets eine Probe aus dem vorher 
gut ventilierten Kasten entnommen werden. 

bei Wasserdampfbestimmungen nach der Kölbehenmethode müssen 
auch die kleinen Gasuhren sowie deren Temperaturen bei Beendigung der 
Versuche abgelesen und die Kölbchen luftdicht verschlossen wie vorher ge- 
wogen werden. 


Die Berechnung der Versuche. 


Durch die gasanalytische Untersuchung der Teilstromluft ist der 
Prozentgehalt der Einstrom- und Ausstromluft für CO, und OÖ, bekannt. 

Um die absoluten Werte zu erhalten, ist es notwendig, das an der 
Gasuhr abgelesene Luftvolumen, welches während des eigentlichen Ver- 
suches die Kammer passiert hat, auf die Normalwerte von 0°, 760 mm Hg 
und absolute Trockenheit zu reduzieren. 

Die Durchschnittswerte für Druck und Temperatur während des Ver- 
suches sind durch fortlaufende Ablesungen bekannt. Bei Verwendung einer 
großen mit Wasser gefüllten Gasuhr und langsamer Ventilation ist die 
Luft praktisch mit Wasserdampf gesättigt, bei Füllung mit Paraffinöl muß 
der Wassergehalt durch Hygrometerablesung jedesmal gesondert festgestellt 
werden. Die Reduktion des von der Gasuhr angezeigten Luftvolumens auf 
0°, 760 mm und Trockenheit geschieht nach der bekannten Formel: 

er Vxb-—e 
° 7 1+ 000367 tx 760 
wo V das abgelesene Volumen, t die abgelesene Temperatur, b° der auf 
0° reduzierte Barometerstand!) und e die Wasserdampftension angeben. 


!) Die Korrektur für den Barometerstand fällt je nachdem ein Metall- oder 
Quecksilberbarometer benützt wird, etwas anders aus (vgl. Börnstein-Landolts Tab. 10 
u. 11, I. Aufl.), ferner ist noch eine kleine Korrektur für den Längengrad des be- 
treffenden Untersuchungsortes anzugeben: Für Heidelberg = + 0'32 mm. 


518 E. Grafe. 


Mit Hilfe der Landolt-Börnsteinschen Tabellen (Il. Aufl., Tab. s u. ff.) 
f n0/ __ho/ } 

Vo x (a en eibt sofort 
die während des Versuches gebildete Menge Kohlensäure an, wenn a den 
Prozentgehalt des Ausstroms, b den der atmosphärischen Luft bezeichnet. 
Durch Anbringung des von Zuntz angegebenen Thermobarographen !) an 
der Gasuhr, die dann aber nur mit Wasser gefüllt sein darf, läßt sich die 
technung vereinfachen, da statt Thermometer und Barometer nur dies In- 
strument abgelesen zu werden braucht. Bezüglich der Beschreibung und 
Berechnung verweise ich auf die eingehende Darstellung von M. Müller in 
Bd. III, S.581 und 610 dieses Handbuches. 

Die Berechnung für den Sauerstoffverbrauch muß indirekt vor- 
genommen werden, da das Volumen des aufgenommenen Sauerstoffs und 
der ausgeschiedenen Kohlensäure nicht genau das gleiche ist, und geht 
davon aus, daß die zugeführte und die abgeführte Luft genau die gleiche 
Menge N enthält. weil mit voller Sicherheit bekannt ist, dal» der tierische 
Organismus den atmosphärischen Stickstoff nicht verwenden Kann. 

Den Gang der Berechnung?) zeigt am besten folgendes Beispiel: 


[ 00,= 00364, 


ist die Reduktion leicht vorzunehmen. 


Gehalt der atmosphärischen Luft . .ı & =209%0 %, 
| N = 79:064°/, 

er, Al CO, = 1'008°%, 

= des Abstrome: | m 19852), 


ee 
Y,=2439T.. Sie re: | N —= 79:14 0, 


2439 x (1'008 — 0'036) 


Der CO,-Verbrauch betrug also — ii 


100 
4: 19% 3 > 
Der N-Gehalt des Abstroms war also = E ei Da kein N ver- 
braucht den ist und Sr in der atmosphärischen Luft sich wie ka 
Jr3 Ww S ——— * atmosphäris ‚sich wie 
rau orden is N sphärischen S 79.064 


verhalten, enthielten 2439 7 mit einem N-Gehalt von 79'14°/, ursprünglich 


2439 x 79:14 x 2090 ERUR. 3 
— ..) 3 (7 T "110 
TE Tg TORE 0; =510%241 0O,. Der O,-Gehalt von V, betrug 
2439 ..19'852 


aber 19:852°/,. so dab in 24591 0 — 4841870, enthalten sind. 
51024 
— 48448 
26:06 2 ist also der Sauerstoffverbrauch während des Versuches, RW 
23707 j 
ithin = — —— = 09097. 
mithin 36-06 0.9091 


') Magnus-Lery, Pflügers Arch. Bd. 55. S. 1. 
®) Die Ausrechnung wird am besten mit vier- oder fünfstelligen Logarithmen 
ausgeführt. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 519 


Die Berechnung der Wasserdampfabgabe nach der Kölbehenmethode ist 
prinzipiell die gleiche wie beim Pettenkoferschen Apparat (vgl. 5.491 u. #.). 

Braucht man ÜChlorkalktürme, die sämtlichen‘ Wasserdampf ab- 
sorbieren, so entspricht deren Gewichtszunahme direkt der Menge des im 
Versuch gebildeten Wassers. Bei Anwendung von Hygrometern mul für 
jede der viertelstündlichen Ablesungen die entsprechende Wasserdampf- 
tension bestimmt werden.!) 

Bei Temperaturen um 16° ist die Tension annähernd gleich der ab- 
soluten Feuchtigkeit (g Wasser in 1n® Luft). Sonst muß mit Hilfe der 
gleichen Tafeln (S. 90) aus der Tension die absolute Feuchtigkeit erst 
berechnet und bei einem von 755 mm weit abweichenden Barometerstande 
eine entsprechende Korrektur (Tab. S. 34) angebracht werden. 

Bei gleichmäßigem Gang der Gasuhr und nicht zu großen Schwan- 
kungen der Temperatur, des Barometers und des Feuchtigkeitsgehaltes ge- 
nügt es gewöhnlich, den Mittelwert der Einzelablesungen für die absolute 
Feuchtigkeit in Ein- und Ausstrom zu nehmen. 

Die Differenz multipliziert mit der Anzahl Kubikmeter, welche während 
des Versuches durch die Gasuhr gingen, ergibt die Menge des im Versuch 
gebildeten Wasserdamptes. 

Wenn man bei kürzer dauernden Versuchen das Volumen des Appa- 
rates in Rechnung setzt, so muß eine besondere Korrektur für den Raum, 
welchen die Versuchsperson einnimmt, angebracht werden. 

Da das spezifische Gewicht des Menschen annähernd = 1 ist, ge- 
schieht die Korrektur, indem man annimmt, dal die Versuchsperson eben- 
soviel Liter Raum einnimmt, als sie Kilogramm schwer ist. Die Werte 
fallen dabei etwas zu groß aus, was aber darum keinen besonderen Fehler 
bedeutet, weil das Volumen des Bettes und der Bekleidung sonst meist nicht 
berücksichtigt wird. Je länger der Versuch dauert, um so weniger fällt 
die geringe Ungenauigkeit einer derartigen Berechnung ins Gewicht. 


Kritik der Methode nach Jayuet. 


Auf Grund der von den einzelnen Autoren angestellten Kontrollver- 
brennungen mit Spiritus oder Paraffinkerzen ergeben sich folgende maxi- 
male Fehler für die Apparate: Jaquetscher Originalapparat (maximal 5°), 
für CO, und 0,), .@Grafes Apparat für CO, — 1'41°/,, für O, + 122°/,. 
Stähelins Apparat (maximal 2°/,); im allgemeinen fielen die Resultate für 
die Kohlensäure günstiger aus als für den Sauerstoff. Weniger genau ist 
ähnlich wie beim Pettenkoferschen Apparat die Wasserdampfbestimmung, 
da hier bei allen Apparaten Fehler bis zu 5°/, vorkommen können. 

Der große Vorteil der Methodik nach Jaquet besteht darin, daß die 
Methode gestattet, die Versuche sowohl über kurze wie über lange Zeit- 
räume auszudehnen. Bei Anwendung eines geeigneten Kopfkastens kann 
man sogar Versuche von halbstündiger Dauer vernehmen. 


!) Am zweckmäßigsten in den Aspirations-Psychrometertafeln, herausgegeben vom 
kgl. preuß. meteorolog. Institut (Braunschweig 1908). 


520 E. Grafe. 


Statt der großen Respirationskammer oder des Kopfkastens kann auch 
sehr einfacher Weise ein Tierkasten eingeschaltet werden, wie es sowohl bei 
dem Baseler!) wie dem Heidelberger ?) und Berliner Apparat ?) geschehen ist. 

Somit lassen sich ohne Schwierigkeit die Apparate nach Jaquet zu 
einer Universalrespirationsmethodik verwerten. Die Anschaffungskosten 
sind verhältnismäßig gering*) und die Bedienung der Apparate außer- 
ordentlich einfach und mühelos.’) Schwierigkeiten macht im Anfang nur 
die exakte (Gasanalyse. 

Der Haupteinwand, der sich gegen die Jaquetsche wie gegen alle 
Teilstrommethoden machen läßt, ist der, daß eben nur ein kleiner Teil der 
Luft untersucht wird und demgemäß die Analysenwerte mit oft mehr als 
2000 multipliziert werden müssen, etwaige Fehler können so auch auber- 
ordentlich vergrößert werden. 

Ferner kann man einwenden, daß die Berechnung des Sauerstoffes 
eine indirekte ist und dal) etwaige Fehler der Kohlensäurebestimmung 
auch die Genauigkeit der Sauerstoffbestimmung beeinflussen müssen, so 
dal) bei der Bestimmung dieses für den Gesamtstoff und Kraftwechsel be- 
sonders wichtigen Gases doppelte Fehlerquellen möglich seien. Schließlich 
fällt, je kleiner das Sauerstoffdefizit ist, um so mehr der unvermeidliche 
mittlere Fehler der Gasanalyse von 0'005°/, ins Gewicht. Das Sauerstoff- 
defizit ist aber nach oben begrenzt dadurch, daf) die Kohlensäurekonzentration 
2°/, nicht übersteigen darf. 

Die praktische Brauchbarkeit und Genauigkeit der Apparate zeigt 
jedoch, daß alle diese {Bedenken praktisch bei sorgfältigster Versuchs- 
und vor allem Analysentechnik keine nennenswerte Bedeutung haben. 

Allerdings sind in der Regel die Fehler für die Sauerstoffbestimmung 
größer wie für die Kohlensäurebestimmung. 


Apparate nach dem Prinzipe von Regnault und Reiset. 


Der oben eingehend beschriebene neue hRespirationsapparat von 
Benedict läßt sich auch für langdauernde Versuche einrichten.®) Sehr gut eignet 
sich dafür auch die Rollysche Modifikation. Es ist nur notwendig, an der 
Stelle. an welcher die Verbindung für die Versuchsperson angebracht ist, 


1) Falta, Grote und Stähelin Hofmeisters Beiträge, Bd. 9. 

2) Grafe und Graham, Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 73. S. 7 (1911). 

3) Stähelin und Kessner, l.c. S. 10. 

*) Die Kosten des Heidelberger Apparates inklusive großer Gasuhr (ohne die 
kleinen Gasuhren) betragen zirka 3600 M, der von Stähelin und Kessner konstruierte 
Apparat kostete nach liebenswürdiger Mitteilung von Herrn Professor Stähelin und 
Herrn Ingenieur A. Kessner zirka 4500 M, davon entfielen zirka 1500 M auf die Kammer, 
280 M auf die Antriebsvorrichtung der Gasuhr, zirka 350 M auf die Gasabsauge- 
vorrichtung. 

5) Mit dem Heidelberger Apparate sind z. B. im Verlaufe von 3 Jahren über 
600 Tier- und Menschenversuche von 4—48stündiger Dauer ausgeführt worden. 

°) Benedict selbst standen für diesen Zweck die großen Apparate nach dem ur- 
sprünglichen Prinzip von Atwater-Roser und Benediet zur Verfügung, als deren Ver- 
kleinerung gerade der neue Apparat für kurzdauernde Versuche zu betrachten ist. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 521 


eine vollkommen luftdicht schließende Respirationskammer von möglichst 
kleinen Dimensionen einzuschalten. Ferner müssen wegen der längeren 
Versuchsdauer größere Absorptionsgefäße benutzt werden, deren Einschaltung 
aber keinerlei Schwierigkeiten machen können. 

Bei Beendieunge des Versuches muß die Zusammensetzung der 
Kammerluft entweder gasanalytisch ermittelt werden, oder die Versuchs- 
person atmet dann 
durch einen Gummi- 
schlauch nach außen, 
bis alle noch vor- 
handene Kohlensäure 
durch die Natron- 
kalkflaschen absor- 
biert worden ist und 
der Anfangsdruck im 
Apparate wieder her- 
gestellt ist. Ferner 
müssen Volumen, 
Druck und Tempera- 
turen des Apparates 
eenau bekannt sein. 

Rolly hat vor 
kurzem eine den gan- 
zen Menschen auf- 
nehmende Kammer 
für den früher be- 
schriebenen Apparat 
nach dem Benediet- 
schen Prinzipe kon- 
struiert. 

Die genauere 
Beschreibung istnoch 
nicht erschienen }), 
jedoch hatte Herr 


Fig. 87. 


Ip senr RP 5 in. Ansicht der Respirationskammer von Rolly für langdauernde Versuche. 
I rofesso1 Rolly Leip- Der Kasten in das auf S.460 u. ff. beschriebene Respirationssystem ein- 
zig die grobe Lie- geschaltet. Ein Patient (3) DER IERSE (Weitere Zahlenerklärungen 


benswürdiekeit, mir 

für dies Handbuch die folgende kurze Beschreibung nebst Abbildung (Fig. 87) 

und Schema der Berechnung der Versuche zur Verfügung zu stellen. 
Der Menschenkasten, welcher wie der Tierkasten aus Zinkblech 

eebaut ist, ist 161 cm lang, 61 cm breit, am Kopfende 56 em und am 


!) Sie soll in einer demnächst bei @. Fischer erscheinenden Monographie mit- 
seteilt werden. Nach einer liebenswürdigen Mitteilung von Herrn Professor Rolly-Leipzig 
beträgt der Anschaffungspreis der kompletten Kammer (natürlich exkl. der übrigen 
Apparatur) ca. 350 M. 


522 E. Grafe. 


An 
wi 


Fubende 39 em hoch. Das Volumen desselben wird wie bei dem Tierkasten 
berechnet und beläuft sich auf 5887 I. 

Im Innern des Kastens ist über dem Fußboden, auf seitlichen 
Leisten eine Anzahl fester Gurte ausgespannt, auf welchen der Patient 
weich und bequem liegt. Unter dem Kopf des Patienten befindet sich ein 
ledernes Kissen und am Fubende ist in einem Schutzgitter ein elektrisch 
betriebener Ventilator angebracht, welcher die Luft in dem Kasten mischt. 
Die Zuleitung der Elektrizität geschieht durch eine in einer Paraffinrinne 
in das Kasteninnere von außen herlaufende Schnur (Fig. 87). 

Drei Thermometer, von welchen das eine in der Abbildung sichtbar 
ist (2), sind in verschiedenen Höhen und Stellen innerhalb des Kastens 
angebracht. 

Die am Kopfende befindliche, etwa 60 cm große Öffnung des Kastens 
wird durch einen Glasdeckel (3) dadurch abgeschlossen, dal) sein etwa 
10 em hoher Rand in eine entsprechend große Rinne (Z) des Kastens, welche 
mit Paraffin gefüllt ist, taucht. 

Taucht der Glasdeckel in die Paraffinrinne ein, so steht die Innen- 
luft des Kastens nur noch an 3 Stellen mit der Außenluft in Verbindung. 
Es sind dies das Luftzuführungsrohr (5), das Luftabführungsrohr (6) und 
eine kleine Öffnung (7) zur Entnahme von Luft aus dem Kasten zwecks 
Analysierung derselben. 

Die Temperaturregulierung der Innenluft geschieht durch eine Regen- 
brausevorrichtung, d. h. es werden mittelst Röhren (5), welche mit 
ganz feinen Löchern versehen und an den Rändern und an der Ober- 
fläche des Kastens verlaufen, kühles Wasser an die ganze Oberfläche des 
Kastens angespritzt. wodurch die Temperatur im Innern des Kastens in 
ausgezeichneter Weise reguliert werden kann. Das Wasser, welches bei 9 
aus einer Wasserleitung in die Röhren der Brausevorrichtung einfließt, 
wird bei 7/0 wieder abgeleitet. nachdem es sich in einer an der unteren 
Peripherie des Kastens befindlichen Rinne (1/) gesammelt hat. 

Der Respirationsversuch wird nun bei den Menschen in derselben 
Weise wie bei den Tieren ausgeführt, d. h. der Apparat wird zuerst her- 
gerichtet, der Natronkalkzylinder (12) und die Schwefelsäureflasche 
(13) gewogen in den Apparat eingesetzt, dann durch ein (rebläse 
ein Überdruck in dem Apparat erzeugt. die Luft im Innern des Apparates 
gemischt, zur Analyse ein kleiner Teil genommen und alsdann die Innen- 
luft auf 30 mm H,O Überdruck eingestellt. Gleichzeitig werden die Tem- 
peraturen der Innenluft des Apparates und auch der Zimmerluft notiert 
und der Barometerstand abgelesen. 

Alsdann begibt sich der Patient mit einem Uringlas etc. bewaffnet 
durch die oben beschriebene Öffnung in den Kasten, der letztere wird 
durch Eintauchen des Deckels in die Paraffinrinne geschlossen. Danach 
wird die Innenluft des Kastens durch den Ventilator gemischt, die Wand 
desselben ein paar Minuten lang mit Wasser berieselt und Zimmerluft mit 
einem Gebläse durch den Kasten durchgeblasen. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 523 


Unmittelbar vor dem Beginn des Versuches werden 2mal 100 em? 
der Innenluft des Kastens (bei 7) zur Analyse entnommen, dann die Zu- 
und Abflußrohre des Kastens durch die an denselben befindlichen Glas- 
schliffe mit den vorher abgeklemmten Gummirohren und Glasschliffen des 
Apparates 74 verbunden, worauf die Klemmen abgenommen werden und 
dadurch eine Kommunikation der Luft des Kastens und des Apparates 
hergestellt wird. Zu derselben Zeit wird die Temperatur des Kastens, der 
Zimmerluft und der Barometerstand notiert und die Pumpe des Apparates 
in Gang gesetzt. 

Während des Versuches hat man dann nur nötig, die Temperatur 
der Innenluft des Kastens durch Berieselung zu regulieren und je nach 
Stand der Gummikappe Sauerstoff aus der Bombe, welche man natürlich 
vorher gewogen und an das System angeschlossen hat, zuzuleiten. 

Am Ende des Versuches stellt man zuerst die Pumpe ab, klemmt 
die Verbindungsschläuche des Apparates bei 75 ab und trennt sie dadurch 
von den Zuleitungsröhren des Kastens und der Kastenluft. Nun wird wieder 
die Luft zur Analyse aus dem Kasten entnommen, sofort die Temperaturen 
im Kasten und der Barometerstand abgelesen, worauf nach Abheben des 
(Glasdeckels der Patient den Kasten verlassen kann. 


Die weitere Behandlung des Apparates ist die gleiche wie bei den 
einfachen kurzdauernden Maskenversuchen. 


Schema der Berechnung eines Kastenversuches am Menschen. 


Patient J. R., Diabet. mellit., Körpergewicht 475 kg, nüchtern. 


Beginn 9 Uhr 4 Minuten. 


Zimmertemperatur 17'2°. 

Barometer reduziert 74776 mm He. 

Apparat. 

Temperatur (Mittel): 176°. 

Überdruck im Apparat = 30 mm H,O 
—= 2:21 mm Hg. 

Gesamtdruck im Apparat — 749'97 mm Hg. 

Reduziertes Volumen —= 20.165 cm?. 

Volumen bei 176° und 74997 mm Hg 
— 4 Wo 5 

Luftanalyse vor Versuch im Apparat 
— 20:52%/, 0, + 7948°%/, N, + 0%, CO; 

Luftanalyse nach Versuch im Apparat 
— 24:37°/, 0, + 75'63%/, N, + 0°/, CO,. 

O,-Menee vor Versuch 4463°3 2 
- = — 0,-Zu- 


nahme 


O,-Menge nach Versuch 53174 __ { 
ze 8541 cm®. 


Kasten. 

Temperatur (Mittel): 17'3°. 

Reduziertes Volumen — 578.700 em? ab- 
züglich Volumen des Pat. =531.200 em®. 


Ende 12 Uhr 8 Minuten. 
Kl 
74774 mm Hg. 


18:5°. 
Ebenso. 


74995 mm He. 


Volumen bei 185° und 74995 mm Hg 
— 21.820 cm?. i 


N,-Menge vor Versuch im 
Apparat —= 17.288 cm?. | 

N,-Menge nach Versuch im 
Apparat — 16.502 em. 


| —N,-Ab- 
nahme 
786 em? 


17: 


524 E. Grafe. 


Volumen bei 173° und 74776 mm Hg - Volumen bei 175° und 74774 mm Hg 
574.060 cm®, = 574.490 cm’. 
Luftanalyse vor Versuch : 20'30°%, 0, 
+ 7970%/, N, + 0%, CO,. 
Luftanalyse nach Versuch: 19'84°, 0, 
+ 80:16%, N, + 0%, CO,. 
0, vor Versuch —= 116.540 cm®: N, vor 
Versuch = 457.530 cm®. 
0, nach Versuch —= 113.980 cm’; N, nach 
Versuch — 460.510 em®. 
0,-Abnahme —= 2560 cm?; N,-Zunahme 
—= 2980 cm?. 


Zugeführter Bombensauerstoff: 50'927 g O, enthält 333%, N, = 1'697 9 N, = 49'229 g 
reiner (),. 


Ausgeschiedene 00, —= 50'279 g. 

In Volumina umgerechnet — 34.450 cm? OÖ, — 13509 em’ N, — 25.592 em? CO,. 

0, aus Bombe —= 34.450 cm?. \ Fr ROs 

2 Co, 25.592 3 

0, aus System = 1706 cem?. RQ = Dar 36156 0707. 

0,-Verbrauch — 36.156 cm?. - a; 

(Gefundene Stickstoffzu- O,-Verbrauch pro Minute und Kilogramm 
nahme im System . . = 219 cm’ = alsTeme 

Berechnete Zufuhr . . . = 13509 cm? CO,-Ausscheidung pro Minute und Kilo- 

Stickstoffbilanz .. . . = + 8431 cm? gramm = 2'928 cm’. 


Anmerkung: In diesem Falle keine Zu- 
nahme an CO, im Kasten am Ende des 
Versuches. Differenz lag innerhalb der 
Fehlergrenzen. 


(Ganz kürzlich beschrieb Benediet!) die Einrichtung seines Apparates 
für Untersuchungen bei Tieren oder Säuglingen. 

Die Anwendung ist nach der Zeichenerklärung und der früher ge- 
gebenen Beschreibung der Apparatur aus der instruktiven Zeichnung Fig. 88 
ohne weiteres ersichtlich. Auch Zolly hat seinen Apparat für Tierversuche 
eingerichtet. 

Technik und Berechnung der Versuchsresultate ist prinzipiell die 
gleiche wie bei den Apparaten für kurzfristige Versuche. 

Auch dem Respirationsapparat von Oppenheimer , Schlossmann und 
Murschhauser?), der sich eng an den Apparat für Tiere von Oppenheimer ®) 
und Zuntz anlehnt, liegt das Reignault-Reisetsche Prinzip zugrunde. Be- 
züglich der genaueren Angaben und Versuchstechnik sei auf die Beschreibung 
von Langstein in Bd. III, S. 1027 u. ff. dieses Handbuches hingewiesen. 

Es ist fraglich, ob das Prinzip auch zur Untersuchung erwach- 
sener kranker Menschen sich verwerten läßt. Versuche eines derartig kon- 
struierten Apparates fehlen bisher. 


1) Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 107. S. 190 (1912). 
?2) Biochem. Zeitschr. Bd. 14. S. 369, 385. 
°) Oppenheimer, Biochem. Zeitschr. Bd. 4. S. 328. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 525 


Die Berechnung des Gesamtstoff- und Kraftwechsels.') 


Auch ohne gleichzeitige Kalorimetrie läßt sich unter normalen Ver- 
hältnissen ein sehr genaues Bild vom Gesamtstoff- und Kraftwechsel er- 
halten, wenn man die Bilanzen für C, O, H, N und Gesamtasche in min- 
destens 12—24stündigen Versuchsperioden feststellt. C, OÖ und H in der 
Respiration werden mit einem der geschilderten Apparate bestimmt. Für 
die Analyse von Nahrung, Kot und Harn empfiehlt sich am meisten der 
Gebrauch der Berthelotschen Bombe. da man in dieser an derselben Menge 


Fig. 88. 


A D 
| (KEB0ES) Sen HN 
| Be $ [ DH, 1 
SE 7 
Se IT £ 
N IS 


15 


rn 
mn ee | RE Jam 


RN 
RR, 
N 


Ansicht der Benedictschen Apparatur mit Einschaltung einer Kammer für Versuche mit 
Tieren oder Säuglingen. 
Rotationspumpe (A), Wouiffsche Flaschen (B und B‘), Natronkalkflasche (C), Schwefel- 
säureflasche (D), Luftanfeuchter (E), Spirometer (£) und Verbindungen (@, @‘) mit der 
Respirationskammer. Der Käfig oder das Bett (L) ruht auf der einen Seite auf Schneiden 
(O0) und die andere Seite wird von einer starken Feder (M) gehalten. Ein Pneumograph (N) 
stellt die Verbindung mit dem Tambour (P) her, der auf einem Zylinder schreibt. Der 
Kasten wird durch den Deckel (H) verschlossen. der in den Wasserverschluß (K RK) paßt. 


Substanz den Kaloriengehalt, Kohlensäure, Sauerstoff, Wasserstoff und Asche 
bestimmen kann. 

Bezüglich der Methodik der Kalorimetrie sei auf die Beschreibung 
von Hari und Weiser in Bd. I dieses Handbuches hingewiesen. 

Nach Beendigung der Verbrennung läßt man ähnlich wie bei der 
Elementaranalyse die Verbrennungsgase durch Chlorkalziumröhrchen und 
Kalilaugeapparate langsam hindurchperlen und bekommt auf diese Weise 


') Im folgenden sind nur einige wichtige Punkte hervorgehoben und der Gang 
der Berechnung skizziert, der sich dem Verfasser am meisten bewährt hat. Bezüglich 
der umfassenden Darstellung der Sache sei auf die Ausführungen von Johansson in 
Bd. III, S. 11 hingewiesen. 


526 E. Grafe. 


den (Gehalt der Substanz von C und H.') Die Asche bleibt in der Bombe 
zurück und kann dort unter Berücksichtigung des zur Zündung benutzten 
Metallfadens gewichtsanalytisch bestimmt werden. 

Der Sauerstoffgehalt der Substanzen läßt sich in doppelter Weise 
feststellen. 

Einmal sehr einfach auf indirektem Wege, jedoch nicht mit so großer 
(renauigkeit wie bei den anderen Substanzen. 

Man braucht nur von dem Gewicht der lufttrockenen Substanzen 
sämtliche Werte für den Gehalt an C, H, N und Asche in Abzug zu brin- 
een. Die Differenz gibt dann den O-Gehalt an, dabei ist aber zu berück- 
sichtigen, daß sämtliche Analvsenfehler sich auf die O-Bestimmung häufen. 

Genauer, aber sehr viel komplizierter ist die direkte Bestimmung 
des 0. Am besten verfährt man ‚dabei nach Zuntz und Frentzel?), 
indem man die zur Verbrennung in die Bombe eingegebene Menge 
Sauerstoff und den nach der Verbrennung restierenden Teil des Gases ent- 
weder durch Wägung oder durch Messung in einer sehr genauen Gasuhr 
bestimmt, nachdem man vorher den Prozentgehalt der (rasgemische an VO 
gasanalytisch genau festgestellt hat. | 

Sind so sämtliche genannten Größen für die Ein- und Ausfuhr be- 
kannt, so werden die Werte für N, C, H und O in die Gleichungen von 
Benedict und Millner (vgl. Johanssons Ausführungen in Bd. III, S. 1159 des 
Handbuches) eingesetzt und daraus in einfacher Weise die Menge der umge- 
setzten Nahrungsstoffe bzw. da der Wert von Nahrung, Kot und Harn 
gleichfalls bekannt ist, auch der ganze Energieumsatz berechnet. 

Aber auch in den Fällen, in welchen nur N, C und O bekannt sind, 
läßt sich die Menge des umgesetzten Materials und die Wärmeabbildung 
mit genügender Genauigkeit nach Zuntz feststellen. 

Es ist nur nötig, von den im Respirationsversuch gefundenen Mengen 
aufgenommenen Sauerstoffs und gebildeter Kohlensäure die Menge in Abzug zu 
bringen, die auf die Verbrennung von Eiweiß (6'25mal N im Harn) entfällt, 
nämlich pro 1g N im Harn 5'923 CO, und 4754 CO, ®), und aus dem dann 
sich ergebenden respiratorischen (uotienten, der dann nur noch die Resultante 
der Verbrennungen von Fett- und Kohlehydrate ist, die Menge dieser Stoffe 
bzw. die durch deren Verbrennung entstandene Wärme zu berechnen. 

Zuntz*) hat für die Kalorienberechnung auf Grund des respiratori- 
schen Quotienten nach Abzug der Werte für das zersetzte Eiweiß folgende 
sehr einfache Tabelle angegeben: 


') Berthelot, Ann. de chim. et de phys. VI. 26. 555 (1892). — Hempel, Zeitschr. 
f. angew. Chem: Jahrg. 1896. S. 350 (1896). — Kroecker, Ber. d. Deutschen chem. Ges. 
Bd. 30. I. S. 605 (1897). — Grafe, Biochem. Zeitschr. Bd. 24. S. 277 (1910). 

2) Ber. d. Deutschen chem. Ges. Bd. 30. I. S. 380 (1897). 

3) Es sind dies die Zuntzschen Durchschnittszahlen (vgl. Höhenklima und Berg- 
wanderung in ihrer Wirkung auf den Menschen. S. 103; ferner Lehrb. d. Physiol. 8. 661. 
Je nach der Zusammensetzung des tierischen Eiweißes fallen die Werte verschieden 
aus, vgl. auch Johansson, Bd. 3. S. 1139. 

') Zuntz-Loewy, Lehrb. d. Physiol. S. 663. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 527 


| | Pro 1 Liter Sauerstoff | 


Respiratorischer Wärmeproduktion Glykogenverbrauch Fettverbrauch 
Quotient Kal | ='y | —ı 


Ik 
07133 47950 | 0.0000 | 0.5027 


072 48015 a e 

075 4.8290 0.1543 | 0.4384 
| 0:80 | 48748 03650 03507 
| 0-85 | 4.9207 0.5756 02630 
| 0.90 49665 | 07861 0.1753 
| 0:95 | 50123 0.9966 0.0877 
| 1:00 50581 12071 0:000 
| 


So läßt sich bei jedem respiratorischen Quotient nach Korrektur für 
die Eiweißverbrennung direkt ablesen, wieviel Kalorien, wieviel Fett und 
Kohlehydrate jeweils einem Liter Sauerstoff entsprechen. 

Der Tabelle sind die Werte für die Zusammensetzung des mensch- 
lichen Körpers zugrunde gelegt, sie gelten also streng genommen nur für 
Versuche im Hungerzustande beim Menschen. Die Zusammensetzung von 
Fett und Kohlehydraten anderer Herkunft, wie sie unsere Nahrung bringt, 
ist indes so wenig abweichend von den Zahlen, die Zuntz der obigen 
Tabelle zugrunde legte, dal man keinen erheblichen Fehler begeht, wenn 
man sich auch in solchen Fällen der Zuntzschen Tabellen bedient. 

Allerdings ist, wie Rubner!) hervorgehoben hat, eine derartige Be- 
rechnung auf Grund des respiratorischen Quotienten nur dann exakt, wenn 
keine Vorgänge im Organismus vorliegen, die, allein für sich betrachtet, 
eine Erhöhung oder Erniedrigung des respiratorischen Quotienten über die 
normalen Grenzen von 0'7—1'0 hinaus stattfinden (Fettbildung aus Zucker, 
Zuckerbildung aus Eiweiß). 

Beim normalen, ausreichend ernährten Menschen spielen derartige 
Prozesse aber eine so untergeordnete Rolle, dal die Zuntzsche Rechnungs- 
weise ihre volle Berechtigung hat. 

Bezüglich der analytischen Grundlagen und der Details der Berech- 
nung sei auf die ausführlichen Auseinandersetzungen von Johansson (Bd. II, 
S. 1139) verwiesen. Man findet dort auch ein großes Analysenmaterial und 
andere Wege der Berechnung, die natürlich zu annähernd den gleichen 
Resultaten führen, erläutert. 

In pathologischen Fällen kompliziert sich die Berechnung manchmal 
dadurch, daß die respiratorischen Quotienten nach Korrektur für das Ei- 
weiß außerhalb der Breite von 0'7133—1'00 fallen. Das ist einmal der 
Fall, wenn außer der Umsetzung von Zucker und Fett noch Anomalien im 
Abbau der Nahrungsstoffe vorliegen, wie z. B. beim Diabetes mellitus, wo 
nicht nur die Azetonkörperbildung, sondern auch die Zuckerbildung aus 


!) Tigersted!s Handb. d. physiol. Method. Bd. 1. 3. Abt. S. 181 (1911). 


528 E. Grafe. 


Eiweiß oder Fett besondere Korrekturen notwendig machen. Unter Be- 
nutzung der Analysewerte für den während der Versuchszeit gesammelten 


’ D R £ \ f 
Harn (Zahlen für Dextrose, Na Azetonkörper, NH, etc.) lassen sich zwar 


eine Reihe von weiteren Korrekturen ') berechnen, aber eine exakte Be- 
stimmung der Energieproduktion ist in solchen Fällen nicht möglich. 

Das Gleiche eilt für die Fälle, in denen infolge von starker Fettbil- 
dung aus Zucker (z. B. in der Rekonvaleszenz nach Krankheiten mit lang- 
dauernder Unterernährung) die respiratorischen Quotienten über 10 hin- 
ausgehen. 

Leider liegen bisher Untersuchungen über den kalorischen Wert eines 
Liters Sauerstoff für derartige hohe (uotienten noch nicht vor. 

Eine gewisse Ungenauiekeit würde aber auf jeden Fall bestehen 
bleiben, da es ohne weitere Hilfsmittel nicht möglich ist, die 3 Kompo- 
nenten, deren Resultante dann RQ ist (Zuckerverbrennung, Fettverbren- 
nung, Fettbildung aus Zucker), auseinander zu rechnen. Denkbar wäre 
jedoch, daß in solchen Fällen die Fettverbrennung eine so minimale ist. 
daß man sie, ohne einen nennenswerten Fehler zu begehen, vernach- 
lässigen kann. 


ANHANG. 
Das Arbeiten mit Gasuhren. 


Die Verwendung von Gasuhren in der Methodik für die Untersuchung 
des respiratorischen Gaswechsels ist eine so weitgehende, daß eine Be- 
schreibung ihrer Einrichtung und Behandlung notwendig erscheint. 

Fig. 89 zeigt die Innenanordnung einer Gasuhr von vorne, Fig. 90 
von der Seite. ?) 

Durch das Einstromrohr E und die Ventilkammer o, gelangt die 
Luft in den Luftkasten 5, von hier durch das gebogene kurze Rohr- 
stück L in die große Meßtrommel T, welche 4 Kammern aus verzinntem 
Kupferblech enthält und sich in dem schwarzlackierten Blechgehäuse A 
dreht. Das Gehäuse ruht auf dem breiten, mit 4 Fußnägeln (H,) versehenen 
Fußgestell A. 

Von den 4 Kammern der Trommel enthalten 3 Luft, je nach der 
Stellung die eine mehr als die andere. 

Die erste Kammer nimmt die Luft auf und gibt sie an die zweite, 
die nur Luft enthält, weiter, während durch die dritte das gemessene Luft- 
volumen nach rückwärts aus der Trommel in den Raum zwischen dieser 
und dem Außengehäuse entweicht und bei A,. der Ausströmöffnung, die 
Gasuhr verläßt. 

!) Beispiele bei Grafe, Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 65. S. 47 (1910). — Grafe 
und Wolf, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 107. S. 228 (1912). 


®) Die Abbildungen sind dem Handbuch der physiol. Methodik von Tigerstedt, 
Bd.1, 3. Abteilung, S. 144 entnommen. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 529 


Jede Trommelumdrehung befördert somit ein bestimmtes Luftvolumen 
durch die Gasuhr. 

Die Drehung der Trommel wird besorgt durch die Achsenwelle W, 
welche- bis in den Luftkasten hineinragt und hier auf dem Lager Z, ruht. 
An ihrem vorderen Ende sitzt eine doppelgängige Schnecke S, auf und 
diese greift in das mit Zähnen versehene Schneckenrad R ein. Die Um- 
drehungen dieses Rades werden durch die Drehung der ihr angefügten 
Achsenwelle W, auf das Zeigerwerk U, übertragen, welches sich in dem 
Uhrwerkskasten 7, der eine Fortsetzung des Brustkastens B nach oben 
darstellt, befindet. 

Bei größeren Uhren sind gewöhnlich mehrere (3—4) Zifferblätter 
angebracht. 


Schematische Ansicht der Einrichtung einer Schematische Ansicht der Einrichtung 
Gasuhr von vorne. einer Gasuhr von der Seite. 


Die Zahnradübertragungen der Umdrehungen der Welle W, sind da- 
bei so gewählt, daß’ das erste Zifferblatt die Anzahl der 10.000 7, das 
zweite die Tausende und das dritte die Hunderte anzeigt, während ein 
vierter Zeiger, auf einem großen Zifferblatt, in dessen Innenraum ge- 
wöhnlich die anderen angebracht sind, die Einer bzw. deren Bruchteile 
angibt. 

Kleine Gasuhren pflegen gewöhnlich nur ein Zifferblatt zu haben, das 
die Maße eventuell bis auf 10 cm® genau angibt. 

Bevor eine Gasuhr in Gebrauch genommen wird, muß darauf ge- 
achtet werden, daß sie vollkommen horizontal steht. Da die meisten an 
den Füßen (H,) Schrauben besitzen, läßt sich die Stellung nach einer meist 
an der Gasuhr angebrachten Libelle sehr fein regulieren. 


Abderhalden, Handbuch der biochemiszhen Arbeitsmethoden. VII. 34 


530 E. Grafe. 


Zur Füllung der Gasuhr braucht man wohl am zweckmäßigsten 
Wasser. Auch Paraffinöl wird zumal da, wo es auf Wasserdampfbestim- 
mungen ankommt, dafür gebraucht !), jedoch werden von technischer Seite?) 
dagegen Bedenken geäußert. Im Laufe der Zeit soll eine Eindickung des 
Paraffins sich nicht vermeiden lassen. Die Folge davon wäre, dal Meßb- 
fehler entstehen können, indem die Kammerwände der Meßtrommel bei 
der Umdrehung Paraffinöl mitnehmen, welches, wenn es dickflüssig ist, 
während des Drehens nur langsam von der Wand der Meßkammer herab- 
fließt und dadurch eine Verkleinerung des Meßraumes und eine Unge- 
nauigkeit der Zählangaben bewirkt. Des weiteren tritt auf die Dauer leicht 
eine Bildung von Fettsäuren im Paraffin ein und dadurch eine Anätzung 
des verzinnten Kupferblechs der Trommel. 

Die Füllung der Gasuhr wird in der Weise vorgenommen, daß die 
Metallverschlüsse bei « und / abgeschraubt werden. Dann wird durch die 
Öffnung / so lange Wasser in die Gasuhr, deren Achse dabei nicht fixiert 
sein darf, eingegossen, bis bei « Wasser abläuft. Es ist dies ein Zeichen, 
daß der Wasserspiegel in der Gasuhr die obere Öffnung von L erreicht 
hat. Man schließt dann die Schraube a und setzt die Gasuhr in Gang. 
Nachdem sich eventuelle Druckschwankungen im Apparat völlig ausge- 
glichen haben, wird noch etwas Wasser in die Gasuhr gegossen, damit 
der Wasserspiegel mit dem Öberrand von Z vollständig abschneidet, und 
dann auch die Öffnung bei f geschlossen, was zweckmäßig durch Auf- 
schrauben eines kleinen Wassermanometers®) zur Kontrolle des in der 
Gasuhr herrschenden Druckes geschieht. 

Ehe eine Gasuhr für wissenschaftliche Messungen benutzt werden 
kann, muß sie genau geaicht*) sein, d.h. die vom Zählwerk angegebenen 
Zahlen müssen wirklich der Luftmenge entsprechen, die im gleichen Zeit- 
raum die Gasuhr passiert hat. Gewöhnlich werden solche Aichungen und 
Kontrollierungen mit aller wünschenswerten Sicherheit und Genauigkeit 
in den Fabriken vorgenommen, von welchen die Gasuhren bezogen werden. 
Von der Richtigkeit der Maßangaben kann man sich aber auch selbst 
jederzeit überzeugen, indem man sie an einem genau anzeigenden größeren 
Spirometer, von dem aus eine bestimmte, dem Volumen nach genau be- 
kannte Luftmenge in die Gasuhr einsaugen läßt, kontrolliert oder, wie 
Benediet®) es kürzlich empfohlen hat, aus einer Bombe eine dem Gewicht 
nach genau bekannte Menge (Gras hineinleitet. Wenn Temperatur, Druck 
und Zusammensetzung des Gases bekannt sind, ist auch das von ihm ein- 
eenommene Volumen leicht zu berechnen. 


1") Z.B. von Rubner und Stähelin. 

®2) Briefliche Mitteilungen von der Firma 5. Elster, Berlin. 

>) In den Figuren nicht mitgezeichnet. 

‘) Vgl. auch die Ausführungen und die Abbildung bei Franz Müller in Bd. II, 
S. 568 des Handbuches. 

5), Deutsches Archiv f. klin. Medizin. Bd. 107. S. 181 (1912). 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 531 


Wichtig ist darauf zu achten, daß stets der Wasserspiegel in der 
Gasuhr die gleiche, oben beschriebene Höhe behält. Besonders in der 
heißen Jahreszeit können oft recht erhebliche Mengen von Wasser in der 
Gasuhr verdunsten. Dadurch erniedrigt sich allmählich das Wasserniveau 
und die Zählangaben werden dann ungenau. Durch Nachfüllen von Wasser 
in kürzeren Zeiträumen läßt sich diese Fehlerquelle leicht ausschalten. 

Bei sehr großer Ventilation und geringem Feuchtigkeitsgehalt der 
angesogenen Luft empfiehlt es sich, wie Rubner'!) es an seinem Apparat 
getan hat, eine Einrichtung zu treffen, bei der dauernd durch die Gas- 
uhr Wasser fließt. 

Bezüglich der Weite des Röhrensystemes, aus dem die Gasuhr Luft 
ansaugen soll, ist streng dafür Sorge zu tragen, daß die Rohre weit genug 
sind. Je kleiner die Gasuhren sind, desto weniger leicht können sie das 
Entstehen von stärkerem negativen Druck in der Rohrleitung vertragen. Das 
Verhalten des Druckes kann man zweckmäßig an einem kleinen Wassermano- 
meter (ein gewöhnliches U-förmiges Glasrohr mit Graduierung) ablesen, das, 
wie oben erwähnt, statt der Verschlußschraube bei / aufgeschraubt wird. 

Bei normalem Gang der Gasuhr dürfen niemals nennenswerte 
Schwankungen im Druck auftreten, nur ein leichtes Zittern der Wasser- 
spiegel ist manchmal sichtbar. Das Entstehen von negativem Druck invol- 
viert stets die Gefahr, daß in die Gasuhr statt aus der Rohrleitung von 
außen durch A (Fig. 39 und 90), entgegengesetzt dem gewöhnlichen 
Wege. Luft in die Kammern eingesogen wird. Am Wassermanometer 
verrät sich das sofort durch ein Absinken des negativen Druckes und in 
der Gasuhr selbst entstehen eigentümliche gurgelnde Geräusche. 

Sobald dies Ereignis eingetreten ist, muß die Gasuhr, ehe sie wieder 
neu benutzt werden kann, ganz entleert (durch Öffnen der Verschraubungen 
bei «a und /) und wieder von neuem gefüllt werden. 

Erwähnt sei, daß es in gewissen Fällen zweckmäßig ist, unter Wasser 
stehende Gasuhren zu benutzen (vgl. die Abbildung der Bohrschen Gasuhr 
auf S. 465). 

Das Luftvolumen, welches im Laufe eines Versuches die Gasuhr 
durchströmt hat, darf niemals ohne Korrekturen in Rechnung gestellt 
werden. Es bedarf stets der Reduktion auf die Normalverhältnisse 0°, 
760 mm Hg und absolute Trockenheit. Diese geschieht nach den Boyle- 
Mariotte- und Gay-Lussac-Gesetzen mit Hilfe der bekannten Formel 

v.bte R 

° 7 760(1+0:00867 t)’ 
v bedeutet dabei das an der Gasuhr abgelesene Luftvolumen, t den Mittelwert » 
der Temperaturen in der Gasuhr zu Anfang und zu Ende des Versuches, B den 
mittleren während des Versuches herrschenden Barometerdruck (korrigiert 
für Quecksilber, 0° und PBreitegrad), te die Wasserdampfspannung bei 
Mitteltemperatur t. Für te kann ohne irgendwie nennenswerten Fehler bei 


!) Vgl. Wolpert ]. ce. 
34* 


532 E. Grafe. 


Wasserfüllung, langsamem Gang der Gasuhr und mittlerem Wasserdampf- 
eehalt der Einstromluft die maximale Wasserdampfspannung (vgl. Landolt- 
Börnstein, Tabelle 25 u. ff., Tabelle 5 u. ff.) eingesetzt werden. Unter anderen 
Verhältnissen, besonders aber bei Füllung der Gasuhr mit Paraffin, muß stets 
die relative Feuchtigkeit der zur Messung kommenden Luft durch Psychro- 
meterablesungen (s. oben 8.514 u. ff.) bestimmt werden. 

Nähere Angaben über die Reduktion von Gasvolumina bei Franz 
Müller in Bd. III, S. 588 dieses Handbuches. 


Die Prüfung der Leistungsfähigkeit eines Respirationsapparates. 


Jeder neu konstruierte Apparat muß, ehe er für Untersuchungen am 
Tiere oder an Menschen in Gebrauch genommen werden kann, geaicht 
werden. Auch die theoretische Erörterung und Berechnung der möglichen 
maximalen Fehlerquellen kann niemals die praktische Prüfung der Leistungs- 
fähigkeit ersetzen. 

Es wird diese meist in der Weise vorgenommen, daß in der Respirations- 
kammer Substanzen genau bekannter Zusammensetzung verbrannt werden. 
Die im Versuche gefundenen Werte für CO,, O, H,O werden dann ver- 
elichen mit den Zahlen, die für diese Gase durch Elementaranalyse der 
zur Verbrennung gelangenden Substanz festgestellt wurden. 

Die Stoffe, welche gewöhnlich für derartige Kontrollverbrennungen 
benutzt werden, sind Paraffinkerzen und Alkohol, eventuell auch Äther. Bei 
der Verwendung von Paraffinkerzen, welche wohl die einfachste Methode 
darstellt, muß die Zusammensetzung des Materiales vorher durch Elementar- 
analyse!)-genau bekannt sein, und zwar müssen Docht und Paraffin dabei 
getrennt untersucht werden. 

Sind z. B.?) 34'825g Kerze (enthaltend 34728 g Paraffinsubstanz 
und 0'097 g Docht) mit einem Gehalt von 82:65°/, C, 15'04°/, H und 
231°, O verbrannt, so sind dazu 82:49 / 0, nötig und es entstehen 
53'771 CO, und 4714g H,O. Diese Zahlen werden durch folgende Be- 
rechnung erhalten. 


r oa ee ee 
Um 19 H zu H,O zu verbrennen, sind ——= 89 0, nötig, mithin 


bei 34'825 g Kerzensubstanz und 15°04°/, H 
15:04 x 54825 x 3g 

100 
Zur Verbrennung von 12 Gewichtsteilen C zu Kohlensäure sind 32 Ge- 
wichtsteile O, nötig, mithin bei 34525 9 Kerzensubstanz und 82:65°/, U 
82:65 x 34825 x 32 
Ta 


— 41'919. 


16.48.95 052 


a 
| 


!) Über die Technik der Elementaranalysen vgl. die Ausführungen in Bd. I des 
Handbuüuches. 
°) Beispiel bei Stähelin und Kessner, ]. e. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ete. 533 


34825 x 2:31 
100 


da die Kerzensubstanz selbst 2:31°/, = — 08045 9 O ent- 


hält, brauchen zur Verbrennung nur 
4191 9 
+', 1@19% ; 
11869 g 
— 0'805 „ 
117885g O aus der Luft aufgenommen 
zu werden. Da 120, — 143003 g O, entspricht, ist der Sauerstoffverbrauch 
bei der vollständigen Verbrennung der Kerze 
117885 
143005 
Da auf 129g Gewichtsteile © 44 Teile CO, kommen und 1200, = 196633 4 


Anh ee ed  .2,,BL09 a2 RA En 1 
wiegt, ist die Kohlensäureproduktion = 100 x 1.9663 x 12 = 'Harl U00,; 
da 2 Gewichtsteilen H 18 Gewichtsteile H,O entsprechen, entstehen bei 
der Verbrennung der Kerze 


15°04 x 34825 x 9 
100 


— 82:49 10,. 


— 47149 H;0. 


Die Kerze wird am zweckmäßigsten von außen (durch eine Öffnung 
des Apparates) angezündet, z. B. auf elektrischem Wege, indem man einen 
Platindraht um den Docht legt und den elektrischen Strom bis zum An- 
brennen der Kerze durchleitet. Der Draht muß dann allerdings gleich 
wieder beseitigt werden, da die Kerze sonst leicht rußt und somit unvoll- 
ständig verbrennt. Auch das Auslöschen der Kerze muß im geschlossenen 
Apparate vorgenommen werden, indem man eine geeignete Vorrichtung 
durch die Wand einführt. 

Manche Autoren haben mit Kerzen wenig günstige Erfahrungen ge- 
macht!), tatsächlich besteht auch wohl die Gefahr einer nicht ganz voll- 
ständigen Verbrennung zumal am Docht. Die dadurch entstehenden Fehler 
sind aber meist wohl sehr gering. 

Immerhin ist es wohl mehr zu empfehlen, eine Substanz zur Ver- 
brennung zu nehmen, die sehr leicht und stets vollständig verbrennt, 
z. B. hochprozentiger Alkohol. Absoluten Alkohol zu verbrennen, ist darum 
weniger ratsam, weil er sehr schwer ganz wasserfrei sich halten läßt, 
wenn die Flasche einmal geöffnet ist. Am besten stellt man sich 92 bis 
96°/,igen Alkohol her, indem man von der Fabrik bezogenen garantiert 
reinen und wasserfreien Alkohol unter allen Kautelen in ein vollkommen 
lufttrockenes Gefäß füllt, dieses sofort verschließt, die Menge absoluten 


1) Z.B. C. Voit, E. Voit, J. Forster, Zeitschr. f. Biol. Bd. 11.8. 126 u. f. (1875). 


554 E. Grafe. 


Alkohols wägt und dann mit der gewünschten Menge reinen, doppelt 
destillierten Wassers versetzt und genau dessen Menge feststellt.') 

Von einem derartig 92°/,ig gemachten Alkohol läßt man pro Stunde 
etwa 10—15g in der Kammer verbrennen und erhält dann bei einer 
Ventilation von ea. 257 pro Minute eine Zusammensetzung der Kammer- 
luft, wie sie ungefähr einem Versuche beim Menschen entspricht. 

Eine sehr zweckmäßige Art der Nerbrelpnn des Alkohols haben 
Atwater und Benediet?) angegeben. 

Die Anordnung geht aus Fig. 91 deutlich hervor. 

Der Alkohol verbrennt in einer mit einem Argandbrenner versehenen 
Glaslampe, noch besser nimmt man eine kleine Spiritusglühlichtlampe, bei 


Fig. 91. 


z 


u 
VIHBISLELLEAALLLLLIILLIILLLDESLE 2 
2 

GUEHCRLLGODLL CL GG ITBÖGCHLBAOLGEL SS 


Vorrichtungen zur Verbrennung von Alkohol bei der Prüfung der Leistungsfähigkeit 
großer Respirationsapparate. (Anordnung nach Atwater und Benedict.) 


der wegen der hohen Hitzegrade die Garantie für eine restlose Ver- 


brennung des Alkohols wohl am größten ist. 

Die Lampe hat an der einen Seite ein dünnes feines Steigrohr aus 
Glas. Durch Aufstellung eines Spiegels, der in geeigneter Weise von außen 
beleuchtet wird, kann man den Stand des Alkohols in dem Steigrohr gut 
beobachten. zumal wenn man dem Alkohol eine minimale, für die Ver- 
brennung quantitativ gar nicht in Betracht kommende Spur Methylenblau 
zusetzt. Auf der anderen Seite steht die Lampe durch einen Gummi- 
schlauch mit dem außerhalb der Kammer befindlichen Alkoholreservoir in 
Verbindung, dieses ist durch ein gut gestopftes Chlorkalziumrohr nach 
außen abgeschlossen, damit kein W asserdampf eindringen kann. Zwischen 


1) Vgl. Grafe, Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 65. S. 8 (1910). 
®) Carnegie Institution Publicat. Vol. 42. p. 96 u. ff. (1905). 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 535 


Schlauch und Reservoir ist eine genau kalibrierte Bürette eingeschaltet, 
an der zu Anfang und zu Ende des Versuches der Stand des Alkohols 
abgelesen werden kann. 

Im einzelnen gestaltet sich ein derartiger Verbrennungsversuch 
folgendermaßen: 

Bürette, Schlauchleitung und Lampe werden nach Verdrängung jeder 
Spur Luft mit ca. 92°/,igem Alkohol), der durch eine minimale Spur Methylen- 
blau gefärbt ist, gefüllt, der Alkohol soll dabei in dem seitlich ange- 
brachten Steigrohr ea. 1—2 cm oberhalb einer kleinen Marke stehen. Die 
Schlauchleitung wird abgeklemmt und die Lampe in der weitgeöffneten 
Respirationskammer angesteckt. Zunächst entstehen einige, etwas brenzlich 
riechende Verbrennungsprodukte, bis die Lampe vollständig hell aufglüht. 
Nachdem der Glühstrumpf vollkommen weißglühend geworden ist, wird die 
Luft- und Alkoholzufuhr so beschränkt, daß pro Stunde etwa 12—15g 
Alkohol verbrennen, dann wird die Respirationskammer geschlossen und 
ventiliert, mit dem Deckenventilator wird die Luft gut gemischt. 

Erst 1—2 Stunden später beginnt der eigentliche Prüfungsversuch, 
indem man durch den Schlauch genau so viel Alkohol in die Lampe ein- 
laufen läßt, bis der Meniskus genau an der oben erwähnten Marke des 
Steigrohrs steht. Sofort wird eine Probe der Kammerluft entnommen, deren 
Zusammensetzung zu Anfang und zu Ende des Versuches gasanalytisch 
genau bestimmt werden mul). 

Man kann den Versuch beliebig lange ausdehnen, indem man von 
Zeit zu Zeit immer aus dem Reservoir von außen etwas Alkohol in die 
Lampe einfließen läßt. Meist genügen 4—10stündige Versuche. 

Der Versuch wird in der Weise beendet, daß man die Lampe auslöscht, 
z.B. durch den Zugwind, der entsteht, wenn man den Deckenventilator 
maximal anstellt, und so viel Alkohol einlaufen läßt, daß die Flüssigkeit wieder 
genau an der Marke steht, wie bei Beginn des eigentlichen Versuches. 

Die während’der Versuchsdauer verbrannte Menge Alkohol ist leicht zu 
bestimmen. Das kleine mit Alkohol gefüllte und als Reservoir dienende Kölbehen 
außerhalb des Apparates wird zweimal genau gewogen, jedesmal nachdem die 
Einstellung des Alkohols in der Lampe genau auf die Marke im Steigrohr 
eingestellt ist, d. h. also zu Ende und zu Anfang des eigentlichen Versuches. 

Die Gewichtsdifferenz gibt die Menge verbrannten Alkohols an. An 
diesem Werte ist je hach dem Stande des Alkohols in der Bürette noch eine 
Korrektur anzubringen. Der Stand des Alkohols in dem Meßrohr muß nach Ein- 
stellungin der Lampe zu Anfang und zu Ende des Versuches notiert werden. 

Steht der Alkohol bei der zweiten Ablesung tiefer wie bei der ersten, 
so ist die Differenz der Kubikzentimeter gegenüber der ersten Ablesung 
umgerechnet in Gramm des verwandten Alkohols zu der Gewichtsdifferenz 
des Kölbchens während des Versuches hinzuzuaddieren, im entgegenge- 
setzten Falle (bei höherem Stand) davon zu subtrahieren. 


!) In jedem einzelnen Falle muß natürlich die Menge des absoluten Alkohols 
in der Verdünnung ganz genau bekannt sein. 


556 E. Grafe. 


Die zur vollständigen Verbrennung von absolutem Alkohol notwen- 
dige Menge Sauerstoff und die dabei entstehende Menge Kohlensäure und 
Wasser lassen sich mit Hilfe der Molekulargewichte in einfachster Weise 
aus der Formel: 


C,H,0+30,=2C0,+3H,0 
berechnen. 
Zur Verbrennung von 19 C,H,O (Molekulargewicht — 46°05) sind 
demnach 6 Gewichtsteile O nötig: 
4605.10 
GRIFF 
d.h. 19 absoluten Alkohols bedarf zur vollkommenen Oxydation 2'085 9 
= 1258 20,. 
Ganz entsprechend ist der Ansatz für Kohlensäure (Molekularge- 
wicht = 44) 


4605 _ 1 
DR rg 
d. h. es entstehen 
Auf 1 Gewichtsteil absoluten Alkohols kommen 3 Teile H,O. 
4605 _ 1 
54045. 7,800 


mithin entsteht bei der vollständigen Verbrennung von einem Gramm 
absolut. Alkohols 11737 g H,O. Da in dem Alkoholgemisch die Menge des 
absoluten Alkohols bekannt ist, läßt sich die ver- 
langte CO, und OÖ, sofort berechnen, für die 
Wasserdampfbestimmung ist noch die zur Ver- 
dünnung des absoluten Alkohols verwandte Menge 
zu dem auf absoluten Alkohol allein entfallenden 
Br Wert hinzuzuaddieren. 

Die Differenz zwischen den berechneten und 
den im Versuch gefundenen Werten. berechnet 
pro 100 2 der Gase und 100 9 Wasserdampf 
geben den prozentualen Fehler des Kontrollver- 
suches an. 

Für Kontrollbestimmungen bei einem sehr 
kleinen Apparat mit sehr geringem Volumen eignet 
sich besonders gut die in Fig 92 abgebildete 
ii Vorrichtung von DBenedict!) zur Verbrennung 
1 Y Ns von Äther. 

FRF Dieser befindet sich im Glasgefäß @. Die 


Benedietsche Lampe zur Verbren- Yämpfe gelangen unter Anwendung eines Über- 
nung von Äther für die Prüfung 
der Leistungsfähigkeit kleiner ö 3 B 

a re !) Americ. Journal of physiol. Bd. 24. S. 372 (1909). 


Fig. 92. 


Die Technik der Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels etc. 537 


druckes von Luft bei H in den Brenner D, in welchem sie elektrisch ent- 
zündet werden und in dem Luftstrom der bei B eintretenden Ventilations- 
luft verbrennen. Die heiße Luft wird durch Wasserspülung im Luftrohr / 
abgekühlt und gelangt dann bei C in den zu prüfenden Apparat. 

Am Ende eines Versuches werden die Hähne bei @ geschlossen, die 
noch im Apparat vorhandenen Ätherdämpfe verbrennen und die bei der 
Verbrennung entstandene Kohlensäure wird quantitativ durch die Ven- 
tilationsluft in den Apparat hineingespült. Der Gewichtsverlust von @ gibt 
die Menge verbrannten Äthers an. Die aus der Formel zu berechnenden 
Mengen CO, und O, werden dann mit dem im Experiment gefundenen 
Werten verglichen. 

Statt Substanzen bekannter Zusammensetzung in den Respirations- 
apparaten vollständig zu verbrennen, kann man auch, wie Tang!!) es kürz- 
lich empfohlen hat, Kohlensäure aus einer Bombe einleiten und bestimmen, 
ob der gefundene Wert mit dem aus der Gewichtsabnahme der Bombe 
berechneten Werte genau übereinstimmt. Natürlich muß) die Zusammen- 
setzung der Bombenluft genau bekannt sein. 

In analoger Weise könnte man auch Sauerstoff direkt in den Apparat 
aus einer Bombe eingeben und bestimmen, ob die Zunahme des Sauerstoff- 
gehaltes der Luft der eingeleiteten Menge entspricht. Dies Verfahren käme 
natürlich nur für offene Apparate in Betracht, d. h. solche, in denen nicht 
wie in denjenigen nach dem Prinzipe von Regnault und Reiset die Luft 
in einem geschlossenen Rohrsysteme kreist. 


1) Biochem. Zeitschr. Bd. 4. S. 247 u. ff. (1912). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 


Von Hermann Dold, Straßburg. 


Einleitung. 


Im Folgenden soll eine Darstellung der Präzipitine und Präzipitations- 
methoden mit besonderer Berücksichtigung der praktischen und arbeits- 
technischen Gesichtspunkte gegeben werden. 

Der Stoff gliedert sich zweckmäßig-in zwei kleinere Abschnitte: a) Ge- 
schichtliches und 5) Theoretisches über Präzipitinogene, Präzipitine 
und Präzipitate und einen dritten größeren Abschnitt e) die praktischen 
Anwendungsmöglichkeiten der Präzipitation. 

In diesem letzteren Abschnitt sind: 


1. die Methoden zum Nachweis und zur Differenzierung 
bakterieller und parasitärer Krankheitserreger. 

2. die Methoden zum Nachweis und zur Differenzierung 
bakterieller Erkrankungen und 

3. die Methoden zum Nachweis und zur Differenzierung 
pflanzlichen und tierischen Eiweißes im allgemeinen, und speziell 
von Blut und Fleisch zu besprechen. 


Der vorliegenden Bearbeitung der Präzipitine und Präzipitations- 


methoden sind hauptsächlich die ausgezeichnete und erschöpfende Dar-_ 


stellung desselben Gegenstandes durch Uhlenhuth und Weidanz), sowie 
die Arbeiten von Nuttall?), Wladimirof®) und R. Kraus *) zugrunde gelegt. 
Bezüglich der sehr umfangreichen Literatur sei ebenfalls auf die genannten 
Werke verwiesen, welche vollständige Literaturverzeichnisse enthalten. 


!) Uhlenhuth und Weidanz, Praktische Anleitung zur Ausführung des biolo- 
gischen Eiweißdifferenzierungsverfabrens mit besonderer Berücksichtigung 
der forensischen Blut- und Fleischuntersuchung sowie der Gewinnung präzipitierender 
Sera. G. Fischer. Jena 1909. 

2) @. H. F. Nuttall, Blood-immunity. €. J. Clay & Sons. London 1904. 

») Wladimiroff, Handbuch der Technik und Methodik (Araus-Levaditi), Ergän- 
zungsband. 

*) R. Kraus, Über spezifische Niederschläge (Präzipitine) in Aolle- Wassermann, 
Handbuch der pathogenen Mikroorganismen (1904 u. 1912). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 539 


A. Geschichtliches. 


Zum besseren Verständnis des gegenwärtigen Standes unserer Kennt- 
nisse über die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation seien kurz 
die Marksteine in der Entwicklung der Präzipitinforschung skizziert. 

Bald nach der Entdeckung der Agglutinine durch Gruber und Durham 
(1896), jener in den Antiseris enthaltenen Immunstoffe, welche eine Zu- 
sammenballung und Ausflockung der homologen Bakterien bewirken, zeigte 
R. Kraus), dal solche Antisera auch die Fähigkeit besitzen, in Filtraten 
der homologen Bakterienarten Niederschläge zu erzeugen, eine Beob- 
achtung, die bald von verschiedenen Seiten bestätigt wurde | Xiecolle 2) u. a.]. 
Wladimiroff®) und später Markl*) benutzten dann die Kraussche Ent- 
deckung zu diagnostischen Zwecken, indem sie zeigen konnten, dal das 
Serum rotz- bzw. pestkranker Tiere in Filtraten von Rotz- bzw. Pest- 
bazillenkulturen spezifische Niederschläge erzeugte. Kraus’) selbst hat 
weiterhin die Bakterienpräzipitine in ausgedehnter Weise zur Unterschei- 
dung ähnlicher Bakterienarten herangezogen. In neueren Arbeiten ist von 
verschiedenen Forschern (| Fornet 6), bonome?), v. Eisler und Porges ®), 
Welsh und Chapman ®), Pfeiler !%), Miesner “), Ascol'?)| die alte Idee 
von Kraus und Wladimiroff wieder aufgenommen und angegeben worden, 
daß man mit Hilfe der Präzipitinreaktion bakterielle Erkrankungen (Typhus, 
Lues, Scharlach, Masern, Rotz, Milzbrand u. a.) und bakterielle Krankheits- 
erreger (Typhus, Cholera, Pest, Milzbrand u. a.) mehr oder weniger sicher 
erkennen kann. Auf die von Ascoli und Valenti ausgearbeitete Methode 


!) R. Kraus, Über spezifische Reaktionen in keimfreien Filtraten aus Cholera-, 
Typhus-, Pestbazillenkulturen, erzeugt durch homologes Serum. Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 32. (1897). 

?) Nicolle, Recherches sur la substance agglutinee. Ann. de l’Inst. Pasteur. Mars 
(1898 u. 1899). 

>) A. Wladimiroff, Über Agglutination bakterienfreier Filtrate von Rotzkulturen. 
St. Petersburger med. Wochenschr. (1900). — Derselbe, St. Petersburger med. Wochen- 
schrift (1898 u. 1900) und Kolle-Wassermann, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 
Ergänzungsband. 

*) Markl, Zentralbl. f. Bakt. Orig. Bd. 29 (1901). 

5) R. Kraus, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 29 (1901). 

6) Fornet, Zentralbl. f. Bakt. Orig. Bd. 43. H. 8. — Derselbe, Münchener med. 
Vochenschr. Nr. 38 (1906). — Fornet und Schereschewski, Münchener med. Wochenschr. 
Nr. 30 (1907). — Fornet, Schereschewski, Eisenzimmer, Roser, Deutsche med. Wochen- 
schrift Nr. 41 (1907). 

?) Bonome, Zentralbl. f. Bakt. Orig. Bd.43. H.4 (1907). 


8) ». Eisler, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 13 (1907). — v. Eisler und Porges, 
Zentralbl. f. Bakt. Orig. (1906). 
®) Welsh and Chapman, Proc. Royal Soc. B. Vol. 78 (1906). — Dieselben, 


Lancet. Vol. 1. p. 1338 (1908). 

10) W. Pfeiler, Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilkunde. Bd. 34 u. 35 (1908). 

11) Wiesner, Zentralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd.51 (1908). 

12) Ascoli und Valenti, La clinica vet. Vol. 33. p.329 (1910). — Dieselben, 
Zeitschr. f. Infektionskrankheiten der Haustiere. Bd.7. H. 5/6 (1910). 


540 Hermann Dold. 


der Milzbranddiagnose aus Organen mit Hilfe der Präzipitation soll, ebenso 
wie auf die Rotzdiagnose nach Wladimiroff u. a. weiter unten eingegangen 
werden. Einen großen Fortschritt bedeutete es, als es Tehistoviteh") und 
Bordet:) im Jahre 1899 gelang, auch mit tierischen Eiweißkörpern Präzi- 
pitine zu erzeugen (Serum von Kaninchen, die mit Pferde- oder Aalserum 
vorbehandelt waren, rief in Pferde- bzw. Aalserum einen Niederschlag hervor) 
und zu zeigen, daß auch diese Serumpräzipitine spezifisch waren. In der 
Folgezeit wurden analoge Versuche mit verschiedenen tierischen Eiweib- 
arten angestellt. So konnten Bordet®) und später Fish*), sowie Wasser- 
mann und Schütze®) durch Vorbehandlung von Kaninchen mit Milch Sera 
erzeugen, welche das Kasein der betreffenden Milchart ausfällten und so 
zur Differenzierung der verschiedenen Milch-Eiweißarten be- 
nutzt werden konnten. 

Ehrlich, Myers und Uhlenhuth stellten in analoger Weise Präzipitine 
für Eiereiweiß her und Uhlenhuths®) weitere Untersuchungen erwiesen die 
Möglichkeit, mit Hilfe dieser spezifischen Reaktion die Eiweißstoffe ver- 
schiedener Vogeleier zu unterscheiden, sowie die Eiereiweißpräparate des 
Handels zu kontrollieren. 

Er konnte weiterhin im Verlauf seiner Arbeiten die biologisch höchst 
interessante Tatsache feststellen, daß man mit dieser Reaktion auch Eiweiß- 
körper eines und desselben Tieres und Individuums, das Hühnereieiweiß 
vom Hühnerbluteiweiß, unterscheiden kann. 

. Von enormer praktischer Bedeutung wurde dann das von ÜUhlen- 
huth‘) und bald darauf auch von Wassermann und Schütze®) ange- 


') Tehistoritch, Etudes sur limmunisation contre le serum d’anguille. Ann. 
Pasteur. p. 406 (1899). 

?) Bordet, Sur l’agglutination et dissolution des globules rouges. Ann. Pasteur. 
p- 173 (1899). 

3) Bordet, Les serums h&molytiques, leur antitoxins et les th&ories des serums 
eytolytiques. Ibid. p. 257—296 (1900)..— Derselbe, Bull. Soc. Roy. Science Med. et Nat. 
Bruxelles. T. 59. p. 174. 

+) Fish, Studies on lactoserum and other Cellsera. Courier of med. St. Louis. 
Febr. 1900. 

5) Wassermann und Schütze, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30. Ver.-Beilage. 
S. 178 (1900). 

6) Uhlenhuth, Neuer Beitrag zum spezifischen Nachweis von Eiweiß auf biolo- 
gischem Wege. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 46 (1900). 

?) Uhlenhuth, Eine Methode zur Unterscheidung der verschiedenen Blutarten, 
insbesondere zum differentialdiagnostischen Nachweis des Menschenblutes. Deutsche med. 


Wochenschr. Nr.6 (1901). — Derselbe, Weitere Mitteilungen über meine Methode 
zum Nachweis von Menschenblut. Deutsche med. Wochenschr. S.260 (1901). — Der- 


selbe, Weitere Mitteilungen über die praktische Anwendung ete. Deutsche med. Wochen- 
sckrift. Nr. 30 (1901). 

°) Wassermann und Schütze, Über eine neue forensische Methode zur Unter- 
suchung von Menschen- und Tierblut. Berliner klin. Wochenschr. Nr.7 (1901); Physiol. 
Ges. Berlin. 8. Februar 1901. — Dieselben, Über die Entwicklung der biologischen 
Methode zur Unterscheidung von menschlicbem und tierischem Eiweiß mittelst Präzipitin. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 27 (1902). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 541 


gebene, auf der Präzipitinreaktion beruhende Verfahren zur Unter- 
scheidung der verschiedenen Blutarten, ein Verfahren, dessen Brauch- 
barkeit von Uhlenhuth und nach ihm von einer großen Reihe von Autoren 
|@. Hauser‘), Binda?), Biondi°), Dieudonnd*), Stern), Ziemke®), 
Praum?), Mertens®), Nuttall®), Graham-Smith %), St. Minoviei *')|, vor 
allem aber von Uhlenhuth selbst in Gemeinschaft mit Beumer !?) und 
Weidanz '®) bis ins Kleinste geprüft wurde, so daß es jetzt eine hervor- 
ragende Rolle in der gerichtlichen Medizin spielt. Uhlenhuth 1“ 15) hat 
bald darauf den Kreis der praktischen Verwertung dieser Reaktion noch 
weiter gezogen, indem er eine Methode zur Unterscheidung der verschie- 
denen Fleischsorten ausarbeitete, welche für die Fleischbeschau von grober 
Bedeutung geworden ist. 

Bei der Ausarbeitung der Präzipitinreaktion für forensische Zwecke 
zeigte sich, daß dieser Reaktion eine Spezifität nur bei Berücksichtigung 
quantitativer Verhältnisse zukommt und daß die Antisera nicht bloß mit 
den homologen Seris, sondern auch mit den Seris (dem Eiweiß) verwandter 
Tierarten einen Niederschlag gaben. Es konnten also, wie 1 Thlenhuth Y5°- 17), 


1) @. Hauser, Über einige Erfahrungen der serodiagnostischen Methode für ge- 
richtliche Blutuntersuchungen. Münchener med. Wochenschr. Nr. 7 (1904). 

2), Binda, Giornale di mediec. legale. Nr. 2 (1901). 

3) Biondi, Vierteljahrschr. f. ger. Med. u. öff. Sanitätsw. 3. Folge. Bd. 23 (1902). 

2) ans, Beiträge zum biologischen Nachweis von Menschenblut. Münchener 
med. Wochenschr. Nr. 14 (1901). 

5) Stern, Über den Nachweis des menschlichen Blutes durch ein Antiserum. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9 (1901). 

5) Ziemke, Zur Unterscheidung von Menschen- und Tierblut mit Hilfe eines spe- 
zifischen Sermms. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 26, 42 (1901). — Derselbe, Weitere 
Mitteilungen über die Unterscheidung von Menschen- und Tierblut usw. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 42 (1901). 

’) Praum, Annales d’hygiene publ. et de med. legale (1906). 

°) Mertens, Ein biologischer Nachweis für die Herkunft des Albumins im Nephritis- 
harn aus dem Blute. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11 (1901). 

°) Nuttall, Progress report upon the biological test for blood ete. Brit. med. Journ. 
5. April 1902. — Der ae The new biologieal test for blood. . Proe. of the R. soe. 
69 (1901). 

10) Graham-Smith, The biologieal or Preeipitin test for blood considered mainly 
from its medico legal aspect. Journ. of the hyg. Vol. 3. p. 258—291. 

11) St. Minoviei, Über die neue Methode zur Untersuchung des Blutes mittelst 
Serum. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 24 (1902); Verhandl. d. internat. Kongr. f. allg. 
Chemie. Berlin 1903. 

12) Uhlenhuth u. Beumer, Zeitschr. f. Medizinalbeamte. Nr. 5 u. 6 (1902). 

13) Uhlenhuth u. Weidanz, Kraus und Levaditis Handbuch. Bd. 2. S. 721 ff. (1909). 

14) Uhlenhuth, Die Unterscheidung des Fleisches verschiedener Tiere mit Hilfe 
spezifischer Sera und die praktische Anwendung der Methode in der Fleischbeschan. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45 (1901). 

15) Uhlenhuth, Weidanz und Wedemann, Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 28. H.3 
(1908). 

16) Uhlenhuth, 35. Jahresversammlung der deutschen antbropologischen Gesellsch. 
Greifswald. August 1904. 

17) Uhlenhuth, Deutsche Ges. f. Züchtungskunde. Februar 1907. 


542 Hermann Dold. 


Wassermann, Nuttall‘), ». Dungern?) zeigten, durch diese Reaktion die 
verwandtschaftlichen Beziehungen unter den Tieren zum sichtbaren Ausdruck 
gebracht werden und so z.B. auch ein biologischer Beweis für die 
nahe Verwandtschaft von Mensch und Affe gefunden werden. Nuttall und 
GrahamSmith®) haben sogar in einem groß angelegten Werke mit Hilfe 
dieser Reaktion ein biologisches System der ganzen Tierreihe aufzustellen 
versucht. 

Um das einigermaßen störende Moment der Verwandtschaftsreaktion 
zu umgehen, wurde von Uhlenhuth*) die Methode der „kreuzweisen Im- 
munisierung“, von Weichardt’) die Methode der „elektiven Absätti- 
gung“ angegeben, auf die später näher eingegangen werden soll. 

In der Folgezeit wurde die Präzipitinereaktion noch in zahllosen 
Arbeiten zur biologischen Differenzierung der verschiedenen  Eiweibarten 
eines und desselben Individuums benutzt. So wurde die Möglichkeit einer 
biologischen Differenzierung der durch fraktionierte Ausfällung gewon- 
nenen, chemisch differenten Eiweißkörper (Euglobulin, Pseudoglobulin, 
Albumin) untersucht |Obermeyer und Pick®), Rostoski”), Umber®), Oppen- 
heimer®), L. Michaelis‘), Landsteiner und Calvo*) u. a.|, ohne daß) die Frage 
dadurch zu einer Entscheidung gebracht wurde. Dagegen ist eine biolo- 
eische Unterscheidung der einzelnen Organeiweißsubstanzen eines und 
desselben Individuums (Eiklar, Eidotter, Erythrozyteneiweiß, Serumeiweiß, 
Leber, Niere, Milz, Sperma etc.) nach den Angaben der meisten Autoren 
bei Beobachtung gewisser Kautelen (vollständige Entfernung des anhaftenden 
Serums) und bei Anwendung besonderer Methoden (elektive Absättigung) 


!) Nuttall and Graham-Smith, Blood immunity and blood relationship ete. ©. J. 
Clay & Sons. London 1904. 

?®) ». Dungern, Die Antikörper. Jena. Verlag von G, Fischer. 1903. 

>) Nuttall and Graham-Smith, Blood immunity and blood relationship ete. C.J. 
Clay & Sons. London 1904. 

4) Uhlenhuth, Verh. d. 77. Jahresvers. deutscher Naturf. u. Ärzte, Meran 1905. 

5) Weichardt, Hyg. Rundschau. Nr. 13 (1903). 

®) Obermeyer und Pick, Biol.-chem. Studie über das Eiklar. Wiener klin. Rund- 
schau. Nr. 15 (1902). — Dieselben, Über den Einfluß physikalischer und chemischer 
Zustandsänderungen usw. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 22 (1902). — Dieselben, Bei- 
träge zur Kenntnis der Präzipitinbildung. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10 (1904); Wiener 
klin. Wochenschr. S. 327 (1906). 

?) Rostoski, Zur Kenntnis der Präzipitine. A. Hubers Verlag. Würzburg 1902. — 
Derselbe, Über den Wert der Präzipitinreaktion als Unterscheidungsmittel für Eiweiß. 
Münchener med. Wochenschr. (1902); Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5 (1903). 

©) Umber, Zur Chemie und Biologie des Eiweißes. Berliner klin. Wochenschr. (1902). 

9%) Oppenheimer, Über Einwirkung des Trypsins auf die Präzipitinreaktion. Hof- 
meisters Beitr. zur chem. Phys. u. Path. (1903). — Derselbe, Über das Schicksal der 
mit Umgehung des Darmkanals eingeführten Eiweißkörper im Tierkörper. Ebenda (1903). 

10) Michaelis, Untersuchungen über Eiweißpräzipitine. Verhandl. d. Ver. f. innere 
Med. (1901/1902); Zentralbl. f. Bakt. Bd. 32; Deutsche med. Wochenschr. Nr. 41 (1902); 
Berliner klin. Wochenschr. Nr. 21 (1902). 

11) Landsteiner und Calvo, Zur Kenntnis der Reaktionen des normalen Pferde- 
serums. Zentralbl. f. Bakt. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 543 


bis zu einem gewissen Grade möglich | Uhlenhuth }), Ottolenghi ?), Schütze®), 
A. Klein *), ©. Bruck), Weichardt®), Liepmann?), Maragliano®), Strube?), 
Forssner ), Grund \\), H. Pfeiffer 2)]. 

Aus der Reihe dieser Untersuchungen hebt sich als die biologisch 
interessanteste die von Uhlenhuth gemachte Feststellung, dal das Eiweib 
der Linse nicht nur von dem des Glaskörpers und Kammerwassers, sondern 
auch von dem des Blutes und aller anderen Organe verschieden ist und 
dal die Linsen der Säugetiere, Vögel und Amphibien zum Teil gleich- 
artige Eiweißsubstanzen enthalten, die sich in ganz minimalen Spuren 
auch in denen der Fische nachweisen lassen. 

Endlich wurde die Präzipitinreaktion noch in ausgedehnter Weise 
für die Untersuchung von Nahrungsmitteln und Nährpräparaten im weitesten 
Sinne herangezogen (Milch-, Mehl-, Fleisch-, 'Eierpräparate, Kaviar u. a.). 
ferner für Fragen der Pathologie (Nachweis von Spuren von Eiweiß im 
Urin) und der Ernährungsphysiologie (Mechanismus der Eiweißverdauung, 
Übertritt von Eiweiß ins Blut etc.) nutzbar gemacht. 

In neuerer Zeit haben die Bakterienpräzipitine wieder an Interesse 
gewonnen, seit wir aus den Arbeiten von Wladimiroff‘?), Pfeiler‘*), 
Miesner '°) u. a. erfahren haben, dal) man mit Hilfe der Präzipitation den 


!) Uhlenhuth, Festschrift f. Robert Koch. 1903. — Derselbe, Eulenburgs Enzy- 
klopädische Jahrbücher. Neue Folge. Bd. 2 (1904). 

>) Ottolenghi, Siena. Ser. IV. Vol. 14 (1902). — Derselbe, Wiener klin. Wochen- 
schrift. Nr. 29 (1906). ; 

3) Schütze, Über ein biologisches Verfahren zur Differenzierung der Eiweißstoff 
verschiedener Milcharten. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 36 (1901). — Derselbe, Weitere Bei- 
träge zum Nachweis verschiedener Eiweißarten auf biologischem Wege. Ebenda. Bd. 38 
(1901). — Derselbe, Über Antilaktoserum (Antipräzipitine). Vereinsbl. d. Deutschen 
med. Wochenschr. Nr. 1 (1902). — Derselbe, Festschrift für v. Leyden. 1902. — Der- 
selbe, Über weitere Anwendung der Präzipitine. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45 (1902). 

#) A. Klein, Zur Kenntnis der Agglutinine und gewisser Präzipitine. Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 5/6 (1903). 

5) ©. Bruck, Berliner klin. Wochenschr. Nr. 26. S. 793 (1908). 

6) Weichardt,, Ann. de l’Institut Pasteur. Nr. 11 (1901). — Derselbe, Hyg. 
Rundschau. S. 491 (1903). 

: ?) Liepmann, Über ein für menschliche Plazenta spez. Serum. Deutsche med. 

Wochenschr. (1903); La smaine med. Nr. 13 (1902). 

) Maragliano, Gazz. d. Osp. Nr. 124 (1904). — Derselbe, Berliner klin. Wochen- 
schrift. Nr. 27 (1904). 

®) Strube, Beitr. zum Nachweis von Blut und Eiweiß auf biologischem Wege. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 24°(1902). 

10) Forssner, Münchener med. Wochenschr. Nr. 19 (1905). 

11) Grund, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 87 (1906). 

12) H. Pfeiffer, Verh. deutscher Naturforscher u. Ärzte. Meran 1905; Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 24 (1905). 

13) 4. Wladimiroff, Über Agglutination bakterienfreier Filtrate von Rotzkulturen. 
St. Petersburger med. Wochenschr. (1900). — Derselbe, St. Petersburger med. Wochen- 
schrift (1898 u. 1900) und Kolle-Wassermann, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 
Ergänzungsband. S. 394. 

14) W, Pfeiler, Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilkunde. Bd. 34 u. 35 (1908). 

15) Miesner, Zentralbl. f. Bakt. Abt.I. Bd.51 (1908). 


544 Hermann Dold. 


Rotz diagnostizieren kann, und aus den Arbeiten von Ascoli und Valenti}) 
u.a. daß man mit Hilfe von präzipitierenden Milzbrandantisera in Milz- 
brandorganen, selbst in altem verfaulten Material, wo andere diagnostische 
Mittel versagen, die Milzbrandinfektion noch nachweisen kann. 


B. Präzipitinogene, Präzipitine und Präzipitate. 


Unter „Präzipitaten“ verstehen wir spezifische Niederschläge, 
welche beim Zusammenmischen eines Antiserums mit seinem homologen 
gelösten Antigen auftreten (z.B. beim Zusammenmischen von Choleraanti- 
serum mit Cholerabazillenextrakten, von Menschenantiserum mit Menschen- 
serum USW.). 

Die bei dieser Reaktion beteiligte Komponente des Antiserums nennen 
wir Präzipitin (präzipitierende Substanz), die des Antigens Präzipiti- 
nogen oder präzipitable Substanz, obgleich nach Ansicht der meisten 
Autoren die letztere das aktive und die erstere das passive Agens bei der 
Reaktion darstellt. 

Nach allem, was man von den anderen im tierischen Organismus 
während einer Immunisierung auftretenden Antikörpern (Agglutinine, Lysine, 
Antitoxine) weiß, muß man annehmen, dal auch die Präzipitine schon 
normaliter teils frei, teils an die Organe gebunden in geringer Menge 
vorhanden sind. 

Sie treten aber in bedeutend vermehrter Menge im Verlaufe natür- 
licher bakterieller Erkrankungen als Reaktionsprodukte auf und lassen sich 
auch künstlich durch geeignete Vorbehandlung erzeugen. 

Diese in der Bildung von Präzipitinen bestehende Reaktion des 
tierischen Organismus ist im allgemeinen um so stärker, je artfremder 
das eingeführte Eiweiß für das betreffende Tier ist. Es ist möglich, durch 
Einführung mehrerer heterogener Proteine in die Blutbahn eines geeigneten 
Versuchstieres (Kaninchen) ein. spezifisches polyvalentes Antiserum herzu- 
stellen, d. h. gleichzeitig gegen mehrere Eiweißarten Präzipitine zu ge- 
winnen, die allerdings meist nicht gleichwertig sind (Strzyzowski). 

Jedes Eiweiß (Pflanzeneiweiß, Bakterieneiweiß, tierisches Eiweiß) wirkt 
als ein Präzipitine erzeugendes Antigen, und zwar gilt dies nicht bloß 
für das native Eiweiß, sondern auch für mit Pepsin angedautes Eiweil. 
Erst nach vollständiger Pepsinverdauung hört nach den Angaben der 
meisten Autoren diese Wirkung des Eiweißes auf den tierischen Organis- 
mus auf. 

Einige Autoren berichten allerdings, durch Trypsinverdauung von Ei- 
weiß (Eiklar, Rizin) Spaltprodukte erhalten zu haben, die kein Eiweil mehr 
enthielten, aber doch noch Präzipitine im Organismus hervorzurufen im- 
stande waren (Obermayer und Pick, Jakoby). Ebenso soll es möglich 
sein, noch mit gekochtem Eiweiß Präzipitine zu erzeugen („Hitze-Alkali- 


') Aseoli und Valenti, La elinica vet. Vol.33. p. 329 (1910). — Dieselben, 
Zeitschr. f. Infektionskrankheiten der Haustiere. Bd.7. H. 5/6 (1910). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. : 545 


präzipitine“ Schmidt), welche mit in Natronlauge gelöstem, durch Hitze 
koaguliertem Eiweiß, das in Natronlauge gelöst wird, reagieren. 

Auch scheint aus den vorliegenden Untersuchungen hervorzugehen, 
dal) noch mit den einzelnen Eiweißfraktionen des Serums Präzipitine er- 
zeugt werden können. 

Nach Kraus ist die präzipitinogene Substanz des tierischen Organis- 
mus als zum Eiweißmolekül gehörig zu betrachten und ist gerade der- 
jenige Teil des Eiweißmoleküls, welcher das biologisch Spezifische ausmacht. 

Die präzipitinogenen Substanzen sind ebenso wie die später zu be- 
sprechenden Präzipitine komplex gebaut und bestehen aus einer bindenden 
und einer fällbaren bzw. fällenden Gruppe. Die letztere Gruppe ist che- 
misch-thermischen Einflüssen gegenüber labiler als die erstere. 

Ein Präzipitinogen, dessen labilere, „fällbare* („fällende“) Gruppe 
zerstört ist und demnach nur noch eine bindende Gruppe besitzt, wird 
Präzipitoid genannt, und zwar zum Unterschied von dem analog sich 
verhaltenden Präzipitoid des Präzipitins, das später besprochen wer- 
den soll, Präzipitoid der präzipitinogenen Substanz. 

Zur Erzeugung von Präzipitinen ist die Intaktheit des Präzipitinogens 
nicht notwendig; es genügt das Vorhandensein der bindenden Gruppe. Die 
Bakterienpräzipitinogene sind äußeren Einflüssen, besonders der Hitze 
gegenüber viel widerstandsfähiger als die anderen Präzipitinogene. 

Die präzipitinhaltigen Antisera können bei geeigneter Aufbewahrung 
ziemlich lange ihre Wirksamkeit behalten. In der Regel tritt allerdings eine 
allmähliche, mit dem Alter der Antisera fortschreitende Abschwächung ein. 

Gelegentlich wird auch eine ganz plötzliche Abnahme des Präzi- 
pitingehaltes der Antisera beobachtet, ohne dal man den Grund hierfür 
einsehen könnte. 

Durch !/,stündiges Erwärmen auf 70°C werden die Präzipitine un- 
wirksam. Sie können auch, ähnlich wie die Toxine und Agelutinine, in 
eine inaktive Form übergehen, wo sie zwar die präzipitable Substanz des 
Antigens binden, aber nicht mehr fällen, ja sogar auch die Fällung durch 
nachträglich zugesetzte aktive Präzipitine verhindern. Man nimmt des- 
wegen im Bau der Präzipitine (wie in dem der Agelutinine) zwei ver- 
schiedene Gruppen an, eine stabilere bindende und eine labilere fällende 
Gruppe und bezeichnet diese durch den Verlust der fällenden Gruppe zwar 
noch zur Bindung, aber nicht mehr zur Fällung der präzipitabeln Substanz 
befähigte, inaktive Form der Präzipitine als Präzipitinoide (analog den 
Toxoiden und Agglutinoiden). 

Im übrigen wissen wir über die chemische Natur dieser Körper 
ebensowenig wie über die der anderen Antikörper. 

Als wahrscheinliche Bildungstätte der Präzipitine werden die Leuko- 
zyten betrachtet. 

Das Auftreten spezifischer Präzipitine beginnt etwa am 5. Tage nach 
der Injektion des Präzipitinogens und erreicht das Maximum am 7.—8. Tage, 
worauf wieder eine allmähliche Abnahme zu konstatieren ist. 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 35 


are aan 
u . f 


546 Hermann Dold. 


(relegentlich soll es auch gelingen, mit artgleichem Eiweiß schwach 
präzipitierende Sera zu erzeugen; so berichtet Schätze, durch Vorbehand- 
lung von 32 Kaninchen mit Kaninchenserum bei 2 Tieren ein Antiserum 
erzielt zu haben, welches in dem Serum einiger anderer Kaninchen einen 
Niederschlag erzeugte. Solche Präzipitine bezeichnet man als Isopräzipi- 
tine. Ihr Vorkommen wird von anderer Seite bestritten (Uhlenhuth). 

Endlich gelingt es auch, durch Vorbehandlung von Tieren mit einem 
präzipitierenden Serum, Antipräzipitine (Eisenberg, Schütze) zu er- 
zeugen, deren Zusatz die Wirkung der betreffenden Präzipitine aufhebt ; 
für die Bakterienpräzipitine wird die Möglichkeit der Erzeugung von Anti- 
präzipitinen allerdings bestritten (Kraus). 

Die Präzipitine sind als den Agglutininen nahe verwandt zu be- 
trachten. 

Bei der Bildung des Präzipitats werden die Präzipitine gebunden, 
ähnlich wie die Agglutinine bei der Agglutinationsreaktion; die von dem 
Präzipitat durch Zentrifugieren befreite Flüssigkeit vermag in der homo- 
logen präzipitablen Substanz keinen Niederschlag mehr zu erzeugen. 

Die Bildung des Niederschlages tritt je nach der Menge der vor- 
handenen reaktionsfähigen Substanzen mehr oder weniger rasch (d.h. 
momentan bis innerhalb 20—30 Minuten) ein. 

Eine Ausnahme bilden die Niederschläge, die in Bakterienfiltraten 
entstehen: sie treten in der Regel erst nach einer bis mehreren Stunden 
auf. Die Reaktion ist für das Zustandekommen der Niederschläge von ge- 
wisser Bedeutung. 

Bei saurer Reaktion treten die Niederschläge schneller und stärker 
auf: bei stärkerer alkalischer Reaktion erfolgt dagegen die Niederschlags- 
bildung langsamer und weniger ergiebig. Eine neutrale Reaktion ist im 
allgemeinen für die Bildung des Präzipitats günstig. Nach Michaelis, 


v. Dungern, Rostoski, Eisenberg u. a. vermag ein Überschuß des homologen 


unverdünnten Antigens eine Niederschlagsbildung zu hemmen. Eine bereits 
entstandene Trübung kann wieder zum Verschwinden gebracht werden, 


wenn nachträglich unverdünntes homologes Antiserum im Überschuß 


zugefügt wird („Spezifische Löslichkeit“, Dehne). 

Was die Natur des Präzipitats betrifft, so weiß man, daß dasselbe 
aus Eiweißkörpern besteht, in Mineralsalzen und Soda unlöslich und gegen- 
über verdauenden Fermenten resistent ist: ferner daß es sich von den 
übrigen Eiweißkörpern durch das Fehlen einer Kohlenhydratgruppe unter- 
scheidet. 

Die Präzipitinreaktion ist nicht absolut, sondern nur unter Berück- 
sichtigung quantitativer Verhältnisse spezifisch und verhält sich 
in dieser Beziehung wie die anderen Immunitätsreaktionen und speziell 
wie die Agglutininreaktion. 


Besonders bei den Blutpräzipitinen spielt — wie wir später sehen 
werden — die Verwandtschaftsreaktion eine große Rolle, d.h. die 


Tatsache, daß; die präzipitierenden Sera nicht bloß mit dem Blut (Eiweiß) 


ee ee 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 547 


der homologen Tierart, sondern auch in geringerem Grade mit den ver- 
wandten Tierarten reagiert. 

Um den in praxi unter Umständen störenden Faktor der Verwandt- 
schaftsreaktion auszuschalten, hat Weichardt!) die Methode der „elek- 
tiven Absättigung“ vorgeschlagen: das betreffende Antiserum wird mit 
dem Serum derjenigen verwandten Tierart, die man ausschalten will, 
eventuell mehrmals versetzt und das sich bildende Präzipitat wird abzen- 
trifugiert. Ein solches Antiserum besitzt dann nur noch Präzipitine gegen 
die homologe Tierart und kann zur Unterscheidung der beiden verwandten 
Tierarten benützt werden. 

Uhlenhuth?) hat zur Differenzierung verwandter Tierarten die Me- 
thode der „kreuzweisen Immunisierung“ angegeben: Er behandelte 
die eine Tierart mit dem Eiweiß der anderen verwandten Tierart, die dif- 
ferenziert werden soll, vor und erzeugte so in vielen Fällen Antisera, welche 
nur mit dem Eiweiß der betreffenden verwandten Tierart reagierten. 

Die bei der Präzipitation erfolgende Bindung zwischen Präzipitinogen 
und Präzipitin erfolgt nach einem eigentümlichen Gesetz, das sich nach 
Kraus folgendermaßen kurz ausdrücken läßt: Bei gleichbleibender 
Menge der präzipitinogenen Substanz und bei Zunahme des 
Präzipitins wächst die absolute Absorptionsgröße, während die 
relative fällt. 

Die zur Präzipitatbildung führende Reaktion kann durch verschiedene 
Einflüsse gehemmt werden, und zwar kann man zwischen spezifischen 
und unspezifischen Hemmungen unterscheiden. 

Die spezifischen Hemmungen der Präzipitinreaktion werden durch 
die früher genannten Präzipitoide bedingt, d.h. durch Präzipitinogene 
bzw. Präzipitine, welche ihre fällende bzw. fällbare Gruppe verloren und 
zugleich eine erhöhte Avidität gewonnen haben. 

Die unspezifischen Hemmungen haben ihre Ursache in verschie- 
denen anderen Faktoren. Es ist festgestellt, daß normale Sera, Hämoglobin, 
Salze, ferner bestimmte Säure- und Alkaleszenzgrade den Ablauf der Re- 
aktion hemmen. 


C. Die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Präzipitin- 
reaktion. ‚ 


I. Nachweis und Differenzierung bakterieller Krankheitserreger. 


Die Präzipitine, deren Nachweis zuerst gelang, waren Bakterien- 
präzipitine. 

R. Kraus hat im Jahre 1897 gezeigt, dal) ein Immunserum in 
Filtraten von homologen Bakterienkulturen Niederschläge erzeugt, und daß 


1) Weichardt, Hyg. Rundschau. Nr.13 (1903). 
2) Uhlenhuth, Verhandlungen der 77. Jahresversammlung Deutscher Naturforscher 
und Ärzte. Meran 1905. 


35* 


548 Hermann Dold. 


diese Reaktion spezifisch ist. Choleraimmunserum gab nur in Cholera- 
kulturfiltraten, Typhusimmunserum nur in Typhuskulturfiltraten usw. 
Niederschläge. 

Damit war also die Möglichkeit gegeben, mit Hilfe dieser Präzi- 
pitine spezifische bakterielle Krankheitserreger zu ermitteln. Man braucht 
nur ein bekanntes Bakterienimmunserum mit dem Filtrat der fraglichen 
Bakterien zusammenzubringen und auf die Bildung eines Niederschlages 
zu achten. Das Auftreten eines Präzipitates beweist, daß die fraglichen 
Bakterien diejenigen sind, welche dem verwendeten Immunserum ent- 
sprechen, also bei Verwendung von Choleraimmunserum Cholerabazillen, 
bei Verwendung von Typhusimmunserum Typhusbazillen usw. Es reagieren 
die Präzipitine bei Berücksichtigung quantitativer Verhältnisse, d. h. bei 
höherer Verdünnung eben nur mit den homologen Präzipitinogenen, 
während allerdings bei niederen Verdünnungen auch Filtrate verwandter 
Stämme präzipitiert werden. Zur Differenzierung verwandter Arten 
müssen darum die quantitativen Verhältnisse der Reaktion herangezogen 
werden. 

Die Präzipitinogene der Bakterien ‚werden am besten und einfachsten 
so gewonnen, daß man wässerige Extrakte von mehrtägigen Bouillon- oder 
Agarkulturen durch die gewöhnlichen Bakterienfilter (Derkefeld, Reichel, 
Pukall usw.) filtriert. 

Die präzipitinogene Substanz läßt sich mit Alkohol ausfällen (Winter- 
berg. Pick). Pick hat folgendes Verfahren angegeben, um die präzipitinogene 
Substanz möglichst rein zu erhalten: 

Man versetzt eine bestimmte Menge eines Bouillonfiltrates mit dem 6fachen 
Volum 95°/,igen Alkohols, bringt den entstandenen Niederschlag auf ein Filter, preßt 
gut ab, trocknet bei Zimmertemperatur und gewinnt so eine wasserlösliche, bräunliche 
Masse, welche das Präzipitinogen enthält. Um die Substanz noch reiner zu erhalten, 
wird die wässerige Lösung mit festem Ammonsulfat gesättigt. Der entstandene Nieder- 
schlag wird wieder in Wasser gelöst und wie früher ausgesalzen, der Niederschlag mit 
gesättigter Ammonsulfatlösung gewaschen und nach Abpressen im Wasser gelöst. Aus 
dieser Lösung wird durch wiederholten Zusatz von 95°/,igem Alkohol in einzelnen 
Fraktionen das überschüssige Ammonsulfat entfernt und endlich mit großem Überschuß . 
von Alkohol ein Körper in geringer Menge ausgefällt, der sich in klebrigen, schlei- 
migen Massen absondert. Dieser Körper ist wasserlöslich und enthält das Präzipitinogen. 
Zur Fällung dieser Substanz wird Bleizucker im Überschuß verwendet, da das Koagulin 
K. alkohollöslich ist. Der Niederschlag wird nunmehr so lange mit Wasser gewaschen, 
bis das Filtrat keine Biuretreaktion mehr gibt. Der gereinigte Niederschlag wird sodann 
mit einer schwachen Sodalösung digeriert, von dem ungelöst gebliebenen Anteil ab- 
filtriert und die so erhaltene opaleszente Lösung im Pergamentschlauch dialysiert. Die 
wirksame Substanz bleibt zum größten Teil im Schlauchinhalt. 

Für die Praxis wird nur die direkte Verwendung des Kulturfiltrates 
in Betracht kommen. Zu beachten ist, was schon früher hervorgehoben 
wurde, daß die Niederschläge bei den Bakterienpräzipitinen nicht sofort, 
sondern meist erst nach ein bis mehreren Stunden sichtbar werden. In 
der Regel ist die Reaktion nach 24 Stunden beendet, bei höheren Tempe- 
raturen (37°) tritt sie rascher ein als bei niederen. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 549 


Am besten verfährt man so, dab man die Mischungen (Präzipitin + 
'Präzipitinogen) 24 Stunden lang im Eisschrank stehen läßt und dann ab- 
liest, und zwar verwendet man mit Vorteil die später noch zu besprechen- 
den kleinen Reagenzröhrchen oder Kapillarröhrchen. Von jedem der beiden 
Komponenten der Reaktion, Immunserum (Präzipitin) und Kulturfiltrat 
(Präzipitinogen) gibt man gleiche Mengen 0:1 —0'5 cm’. 

In jedem Falle müssen Kontrollen angesetzt werden: Die zu unter- 
suchenden Bakterienfiltrate müssen für sich allein und mit Normalserum 
versetzt klar bleiben. 

Diese diagnostische Bakterienpräzipitinreaktion spielt praktisch eine 
geringe Rolle, weil wir in der Agglutinationsreaktion eine der Präzipitin- 
reaktion überlegene Methode haben. 


II. Nachweis und Differenzierung spezifischer bakterieller und 
parasitärer Erkrankungen. 


Bei der von Kraus entdeckten Bakterienpräzipitinreaktion wurden 
die im Serum immunisierter Tiere kreisenden Präzipitine zur Unter- 
scheidung und Erkrankung von präzipitinogenen Substanzen benützt. 
Fornet!) hat nun umgekehrt versucht, die in einem infizierten tierischen 
Organismus kreisenden Präzipitinogene mit Hilfe von bekannten 
Präzipitinen zu erkennen. Es handelt sich also um eine Art Umkehrung 
der Reaktion und der Fragestellung. Diesen Versuch haben Fornet und seine 
Mitarbeiter Schereschewsky, Eisenzimmer, Roser, sowie Michaelis?) bei einer 
Reihe von Infektionen gemacht. Sie konnten im Blut von mit Typhus- 
bazillen infizierten Kaninchen sowie im Blute von Typhuskranken (in 
einigen Fällen auch im Stuhl und Harn) frühzeitig, zu einer Zeit, wo 
andere zur Diagnose verwendbare Immunstoffe (Agglutinine) noch nicht 
vorhanden waren, Typhuspräzipitinogene nachweisen und so die Diagnose 
Typhus stellen. Auch bei anderen Erkrankungen wie Scharlach, Masern, 
Tuberkulose, Lues, Tabes und Paralyse soll ihnen mit Hilfe der 
Präzipitationsreaktion der Nachweis der spezifischen Präzipitinogene und 
damit die Stellung der Diagnose geglückt sein. 

Die Methode hat allerdings für die Diagnose der genannten Krank- 
heiten bisher keine allgemeinere Anerkennung und Verwendung ge- 
funden, teils, weil die Reaktion doch nicht mit der notwendigen Regel- 
mäßigkeit eintritt und von einigen Nachuntersuchern nicht bestätigt 
werden konnte, teils, weil wir andere diagnostische Reaktionen haben, 
die jener praktisch überlegen sind. Immerhin ist es möglich, dab diese 
Reaktion bei genauerem Studium und weiterer methodischer Ausarbeitung 
eine größere Bedeutung erlangen könnte. 


!) Fornet, Zentralbl. f. Bakt. Orig. Bd. 43. H.S; Münchener med. Wochenschr. 
Nr. 38 (1906). — Fornet und Schereschewski, Münchener med. Wochenschr. Nr. 30 
(1907). — Fornet, Schereschewski, Eisenzimmer, koser, Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 41 (1907). 

2) L. Michaelis, Berliner klin. Wochenschr. Nr. 46 (1907). 


550 Hermann Dold. 


Die Technik der Präzipitatreaktion ist nach Fornet wie folgt: 

„Die Blutgewinnung geschieht entweder durch Venaepunktion oder durch Stich in 
die Fingerbeere mit der Frankeschen Blutnadel; durch kräftiges Schwingen des ganzen 
Armes oder durch Anwendung der Bierschen Stauung erhält man auf diese Weise bequem 
ganz erhebliche Mengen Blut. Das Blut wird in Zentrifugiergläsern aufgefangen, sofort 
nach der Gerinnung mittelst Platinnadeln von der Wand des Glases abgelöst, zentri- 
fugiert und in ein zweites steriles Gläschen übergegossen. Es dürfen nur vollkommen 
klare Sera verwendet werden,, stark hämolytische Sera sind ebenfalls zu verwerfen. Zur 
Erzielung klarer Sera empfiehlt es sich, die Blutentnahme frühmorgens vorzunehmen: 
häufig können etwaige, trotz allem vorhandene Trübungen durch scharfes Zentrifugieren 
oder durch Filtration (Papier, Schleicher & Schüll, Nr. 602) entfernt werden. Die 
klaren Sera werden nun mittelst einer sterilen Pasteurschen Kapillarpipette, welche 
mit einem kleinen Gummiball versehen ist, in 8cm hohen und O°5 cm weiten Gläschen 
vorsichtig übereinander geschichtet. Stehen größere Serummengen zur Verfügung, so 
geschieht dasselbe mittelst graduierter Pipetten, aus denen je O'15 cm? in 7 cm® hohe 
und O'8 cm weite Gläschen gegeben wird. Je 20 Gläschen stehen zweckmäßig in einem 
schwarzen Holzgestell, an dessen Rückseite ein schwarzer Tuchstreifen in beliebiger 
Höhe verstellbar ist. Ein an beiden Kurzseiten angebrachter Querstab schützt das Gestell 
vor dem Umfallen und gestattet gleichzeitig, allen Gläschen eine für das Eintropfen des 
zu überschichtenden Serums besonders geeignete Neigung von etwa 45° zu geben. Jedes 
Serum gelangt sowohl unverdünnt, als auch in einer mit physiologischer Kochsalz- 
lösung (0'85°/,) hergestellten Verdünnung von 1:5 und 1:10 zur Verwendung. Um eine 
möglichst scharfe Schichtung zu erzielen, läßt man das spezifisch leichtere Serum vor- 
sichtig an der Wand des schräg gestellten Gläschens auf das schon vorher hinein- 
gegebene, spezifisch schwerere Serum herabfließen. Bei positivem Ausfall der Reaktion 
tritt dann entweder bald, oder aber spätestens innerhalb von 2 Stunden (bei Zimmer- 
temperatur) an der Berührungsstelle der beiden Sera ein feiner Ring auf, welcher be- 
sonders deutlich wird, wenn man das direkt durchfallende Tageslicht noch durch ein 
schräg hinter die Gläschen gehaltenes schwarzes Papier abblendet. Durch den Aufent- 
halt der Gläschen im Brutschrank bei 37° scheint die Reaktion zuweilen beschleunigt 
zu werden. 


Während für die oben genannten Krankheiten die Präzipitinreaktion 
keine praktische Bedeutung erlangt hat, wird sie für andere Krankheiten 
wie Rotz, Zerebrospinalmeningitis, Milzbrand und Schweinerot- 
lauf diagnostisch verwertet. 

Spezifische Präzipitine wurden im Blut rotzkranker Pferde zum 
erstenmal von Dediulin und von Wladimiroff‘) festgestellt und der 
letztere hat auch versucht, die im Serum solcher Tiere vorhandenen Rotz- 
präzipitine diagnostisch zu verwerten. Diese Rotzdiagnose ist dann weiter- 
hin besonders durch Pfeiler?), Miessner®), Müller*) und Koneff’) weiter 
studiert und technisch ausgearbeitet worden. 

Im Folgenden seien die Methoden der Rotzdiagnose nach Pfeiler, 
Miessner, Müller und Koneff wiedergegeben: 


!) Wladimirof, St. Petersburger med. Wochenschr. 1898, 1900 und Kolle- 
Wassermann, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen, Erg.-Bd. 1912. 

?) W. Pfeiler, Archiv f. wiss. u. prakt. Tierheilk. Bd. 34, 35 (1908). 

®) Miessner, Zentralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 51 (1908). 

#) M. Müller, Zeitschr. f. Immunitätsf. Abt. I. Orig. Bd. 3 (1909). 

5) D. F. Koneff, Archiv f. Vet.-Wissenschaft (1908); Zentralbl. f. Bakt. Abt. I. 
Orig. Bd.:55 (1910). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 551 


Methode von Pfeiler: Nach Pfeiler wird das fragliche Serum 
unverdünnt auf den Boden der Uhlenhuth-Röhrchen gegossen und mit 
dem Antigen überschichtet. Letzteres ist ein Extrakt von Rotzbazillen, der 
mit normalem Pferdeserum verdünnt ist, das „Reagierserum“. Das zur 
Herstellung des Reagierserums erforderliche „Verdünnungsserum“ darf an 
und für sich, über artgleiches Serum geschichtet, keine Ringbildung ein- 
treten lassen. 

Pfeiler empfiehlt „in Karbolkochsalzlösung oder karbolisiertem Pferde- 
serum hergestellte, filtrierte (ungebrauchte Reichel-Kerzen; mehrmals ge- 
brauchte halten die Präzipitinogene zurück) Rotzbazillenextrakte zu ver- 
wenden. Die Wirksamkeit dieser Extrakte hängt von ihrer Konzentration 
ab. Gut bewachsene KAollesche Schalen werden mit 40—50 em? Karbol- 
kochsalzlösung oder karbolisiertem Pferdeserum abgeschwemmt. Der filtrierte 
Schüttelextrakt wird mit der 6—12fachen Menge nicht zu alten unkarboli- 
sierten Pferdeserums kurz vor dem Versuch verdünnt. Um dieses Reagier- 
serum spezifisch leichter zu machen als die Proben, welche untersucht 
werden sollen, fügt er auf 1 cm Extrakt 1 em® Kochsalzlösung hinzu. Das 
Reagierserum trübt sich kurze Zeit nach der Mischung (Normalpräzipitation). 
Das Verfahren selbst gestaltet sich folgendermaßen: Es werden von jeder 
Serumprobe je 0'3 cm® des nicht inaktivierten zu prüfenden Serums in 
zwei Uhlenhuth-Röhrchen gefüllt. Darauf läßt man aus einer Pipette mit 
Y/\00 em®-Einteilung zunächst in ein Röhrchen (Prüfungsröhrehen) an die 
Innenfläche des oberen Randes des Röhrchens 0'04—0'05 cm® des Reagier- 
serums laufen. Man verschließt nun die obere Öffnung der Pipette so 
lange, bis der herunterlaufende Tropfen die Oberfläche des zu unter- 
suchenden Serums erreicht hat. Erst dann wird wieder geöffnet. Langsam 
läßt man weitere 0'26 cm? des Reagierserums an der Wand des Röhrchens 
auf das Serum fließen. Bei dieser Vorsicht wird das untere Serum kaum 
aufgewirbelt. Das Reagierserum schichtet sich scharf abgegrenzt auf das 
untere. Das zweite Uhlenhuth-Röhrchen wird in der gleichen Weise über- 
schichtet, jedoch mit einem Gemisch von 2 Teilen Kochsalzlöung und 
6—12 Teilen des Verdünnungsserums. Nur gut geschichtete Proben sind 
zu untersuchen. Man sieht in den Röhrchen dann oben eine schwach trübe, 
etwas graue, unten eine klare Serumschicht, die durch eine farblose, 
scheibenförmige Zone, voneinander getrennt sind. Diese Zone ist das Merk- 
mal der Reaktion und ist zu beobachten. Stark präzipitinhaltige Sera 
reagieren momentan (1—10 Minuten) durch die Bildung eines kräftigen 
grauen Ringes an der Berührungsstelle beider Sera. Die Proben werden 
bei Zimmertemperatur gehalten. Nach spätestens 1 Stunde muß das Er- 
gehnis abgelesen werden. Nach dieser Zeit können auch Normalringe auf- 
getreten sein. Den zeitlichen Abschluß der Reaktion stellt man am besten 
so fest, dal) man zunächst ein oder mehrere durch einen hohen Normal- 
präzipitingehalt ausgezeichnete Kontrollsera von nichtrotzigen Pferden über- 
schichtet. Darauf erfolgt die Schichtung der neu zu untersuchenden Proben 
und nach 10 Minuten die der rotzigen Kontrollsera. Sind unter den zu 


552 Hermann Dold. 


untersuchenden Proben Sera von Rotzpferden, so müssen diese deutliche 
Rinebildung, mindestens gleichzeitig mit den rotzigen Kontrollseris, aber 
lange vor dem eventuellen Auftreten der im übrigen nicht so scharf ab- 
gegrenzten schwächeren Normalringe zeigen. Als weitere Kontrollen sind, 
geschichtet über sämtliche Kontrollsera, je 0'3 cm? des Verdünnungs- 
serums + Kochsalzlösung und 0°6 cm® des Verdünnungsserums allein anzu- 
setzen. Ringbildung darf bei den Kontrollen nur in den Prüfungsröhrchen 
der Rotzsera eintreten. Die Grenzschicht jedes Prüfungsröhrchens und das 
dazugehörige Serumkontrollröhrchen muß miteinander verglichen werden. 
Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die echten Präzipitations- 
ringe sich im Verlaufe von mehreren Stunden verbreitern, wobei sie ihre 
scharfe Abgrenzung verlieren. Sie sind als zonenförmige, unscharfe Trü- 
bungen gewöhnlich noch nach 12 und 24 Stunden zu erkennen, während 
die Normalringe schon nach 2—4 Stunden verschwunden zu sein pflegen. 
Ein Präzipitat findet sich selten am Boden der Prüfungsröhrchen. Auch 
dieses ist mit eventuellen Ausfällungen der Serumkontrollröhrchen, sowie 
der übrigen Kontrollen zu vergleichen.“ 

Methode von Miessner: Nach Miessner wird das zu prüfende 
Serum ebenfalls unverdünnt in die Uhlenhuthschen Röhrchen (ca. 0°5 em®) 
gebracht. Als Antigen wird eine Lösung des im Handel käuflichen Malle- 
inum siceum Foth überschichtet. Dieses Präparat muß kurz vor dem Ver- 
such in physiologischer Kochsalzlösung gelöst werden, und zwar eine Dosis 
(0:025 9) in 10 cm® Flüssigkeit, stärkere Konzentrationen geben zuweilen 
auch mit normalen Seris Trübungen, während mit schwächeren der Präzi- 
pitationsring bei rotzigen Seris undeutlich ausfallen kann. Nach Miessners 
Versuchsanordnung bleiben die Röhrchen etwa 2 Stunden lang im Thermo- 
staten bei 37°. Nach Ablauf dieser Zeit wird das Resultat festgestellt. „Im 
Falle einer Präzipitation entsteht an der Berührungsfläche der 
beiden Schichten ein trüber, ca. 1—1!/, mm breiter Ring, welcher 
ausbleibt, wenn beide Flüssigkeiten nicht im Sinne der Präzi- 
pitation aufeinander einwirken.“ Der Ring bleibt ca. 20 Stunden 
lang bestehen. Miessner macht darauf aufmerksam, daß bei manchen Sera 
an der Berührungsfläche mit der Malleinlösung eine leicht getrübte Zone 
entsteht, welche sich jedoch durch ihre geringe Trübung und Schärfe 
wesentlich von dem eigentlichen Präzipitationsring unterscheidet. Das Alter 
des Serums und konservierende Zusätze (Karbol ete.) sollen keinen Einfluß 
auf den Ausfall der Reaktion haben. 

Methode von Müller: Müller füllt in kleine Reagenzgläschen von 
0-5 em? Weitendurchmesser zunächst ca. 6 Tropfen des spezifisch schwereren 
präzipitinhaltigen Serums und fügt hierauf vorsichtig die gleiche Menge 
des präzipitinogenhaltigen Bazillenextraktes zu. Zur Herstellung des letz- 
teren werden dreitägige Glyzerinagarkulturen mit physiologischer NaÜl- 
Lösung abgeschwemmt (5 em? auf eine gewöhnliche Reagenzglaskultur oder 
20 em? auf eine Kultur in einer Rowrschen Flasche) und die Emulsion nach 
1—2tägigem Aufenthalt im Thermostaten durch Chamberlandkerzen fil- 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 553 


triert. Der Präzipitinogengehalt in den Emulsionen nimmt bei Brutwärme 
bis zum 12. Tage zu, hält sich dann auf gleicher Höhe, um vom 30. Tage 
ab allmählich zu sinken. Schüttelextrakte eignen sich für die Präzipitations- 
reaktion weniger. Die überschichteten Röhrchen werden zunächst 5 Mi- 
nuten bei Zimmertemperatur beobachtet. Die Reaktion tritt bei stark rotz- 
präzipitinhaltigem Serum momentan oder nach Ablauf weniger Minuten 
deutlich in Erscheinung und kann hiermit bereits als positiv angesprochen 
werden. Ist keine oder nur schwache Reaktion bemerkbar, so kommen die 
Eprouvetten 10—30 Minuten bei 37°, bleiben hierauf bei nicht einwand- 
freiem Ergebnis noch ca. 1 Stunde bei Zimmertemperatur zur weiteren Be- 
obachtung und werden dann bis zum nächsten Tage im Eisschrank auf- 
bewahrt, worauf unter kritischer Würdigung der gegebenen Befunde die 
definitive Beurteilung erfolgt. Als positive Reaktion bei der Schichtprobe 
sollen „nur jene ringförmigen Trübungen angesehen werden dürfen, die 
aus einem deckfarbenen weißgrauen Präzipitat in Scheibenform bestehen, 
während die durchsichtigen lackfarbenen, sich langsam abtönenden Ringe, 
die häufig beim Zusammentreffen heterologer Flüssigkeiten von verschie- 
dener Färbung und Konzentration zu beobachten sind, als Reaktionen nicht 
angesprochen werden dürfen“. Bei der Untersuchung von Serum aus den 
ersten Anfangsstadien der Rotzinfektion beobachtet man nach Müller das 
Auftreten von Doppelringen bei der Schichtprobe „Der Doppelring 
kann aber nur dann als spezifisch angesehen werden, wenn derselbe bei 
exakter Überschichtung eines Serums ständig in Erscheinung tritt und 
zwischen den beiden Ringen eine völlig klare, ganz schmale Flüssigkeits- 
schicht von ca. !/;—l mm Breite sich befindet.“ Als weitere nach 24 Stun- 
den eintretende charakteristische Erscheinungen beim positiven Ausfall der 
Reaktion hebt Müller hervor: Schleierartige Präzipitatablagerung am 
Boden der Eprouvette und völlige Aufhellung der Flüssigkeit. Als Kon- 
trolle dienen: Normalserum + Filtrat; Normalserum + physiologische Na Cl- 
Lösung und Rotzserum + physiologische Na Cl-Lösung, welche keine oder 
schwache Trübungen ohne Präzipitatbildung und Aufhellung nach 24 Stun- 
den geben dürfen. 

Methode von Koneff: Von Koneff ist als „Antigen“ für die Prä- 
zipitationsprobe ein Präparat angegeben worden, welches er „Malease“ 
nennt und in folgender Weise darstellt: Eintägige Agarrotzkulturen werden 
mit 3°/,iger Antiforminlösung (10 cm? pro Kulturröhrchen) abgeschwemmt, 
sorgfältig geschüttelt und 24 Stunden bei 35—40° C gehalten. Die erhal- 
tene Lösung wird mit 5°/,iger Schwefelsäure — unter Benutzung von 
Lackmustinktur als Indikator — neutralisiert, zur Entfernung des Chlors 
nochmals auf 24 Stunden in den Thermostaten gestellt und darauf suk- 
zessive durch Fließßpapier und durch Berkefeldkerzen filtriert. Aus dem 
Filtrat kann durch Austrocknen bei 40° C ein lange haltbares Pulver ge- 
wonnen werden, welches vor dem Gebrauch in destillierttem Wasser (die 
Hälfte des Volumens des ursprünglichen Filtrates) gelöst und von neuem 
filtriert wird. Das Produkt ist eine klare, leichtgelbliche Flüssigkeit mit 


554 Hermaun Dold. 


schwachem Chlorgeruch. Ca. 1 em dieser „Malease“ wird in Glasröhrchen 
von 3-—4 mm Durchmesser und 15 cm Länge gefüllt, hierauf ungefähr das 
gleiche Quantum des zu untersuchenden Serums unter das Antigen ge- 
schichtet. Zu diesem Zwecke bedient Koneff sich feiner Glaspipetten, welche 
er bei geschlossenem oberen Ende durch die Malease hindurch bis auf 
den Boden des Röhrchens führt und nach erfolgter Unterschichtung ebenso 
wieder herauszieht. Das Serum von Pferden mit schwerem Rotz gab 
momentane Bildung eines Präzipitationsringes; in leichten Fällen bildete 
sich ein soleher erst nach 5—15 Minuten. Dagegen blieb bei Benutzung 
von Serum gesunder bzw. an anderen Krankheiten leidender Pferde wäh- 
rend der gleichen Beobachtungsdauer die Berührungsfläche der beiden 
klaren Flüssigkeiten ungetrübt sichtbar. 

Von Vincent und Bellot‘) ist die Präzipitinreaktion auch für die Dia- 
enose der Meningitis cerebrospinalis empfohlen worden. 

Es werden zu 50—100 Tropfen der klar zentrifugierten Zerebrospinalflüssigkeit 
1 Tropfen Meningokokkenserum gegeben; die Mischung wird bei 50—53° gehalten. Im 
positiven Fall trübt sich die Flüssigkeit nach 8—12 Stunden, während in Kontrollen 
(normale Spinalflüssigkeit und Spinalflüssigkeit von andersartiger Meningitis) keine Trü- 
bungen auftreten. Die Reaktion soll schon 11—13 Stunden nach Ausbruch der Erkran- 
kung positiv sein und nach 12—20 Tagen wieder verschwinden. Zahlreiche Nachprü- 
fungen haben eine Bestätigung dieser Angaben gebracht, wenn auch nicht alle Meningo- 
kokkensera gleich gut reagieren. 

Ebenfalls auf dem Nachweis von Bakterienpräzipitinogen beruht 
die von Ascoli und Valenti?) angegebene biologische Milzbranddia- 
gnose. Es gelang ihnen durch geeignete Vorbehandlung von Tieren (Pferde, 
Esel) mit Milzbrandbazillen Antisera zu erhalten, welche in Extrakten von 
Milzbrandbazillen und -organen (Milz, Lunge, Leber, Niere, Nebenniere, 
Darm, Blut) Niederschläge hervorriefen. Diese Präzipitine traten erst 
nach Einführung großer Bakterienmengen und nicht in allen Fällen im 
Serum auf. 

Die Technik der Reaktion ist wie folgt: 

„Das verdächtige Organmaterial wird zerkleinert, mit Quarzsand verrieben und 
zur Gewinnung farbloser Extrakte erst mit Chloroform versetzt, gut durchgemischt und 
6—12 Stunden stehen gelassen. Hierauf wird der Brei mit einer gewissen Menge phy- 
siologischer Kochsalzlösung versetzt, derart, daß bei der nach weiteren 6—12 Stunden 
vorzunehmenden wiederholten Filtration nur ein paar Kubikzentimeter Filtrat erhalten 
werden, das aber ganz klar und durchsichtig sein soll. 

Die Reaktion wird in kleinen Röhrchen vorgenommen, indem man das ebenfalls 
vollkommen klare Serum uuter den Auszug schichtet.“ 

Ascoli empfiehlt den Auszug vor Anstellung der Reaktion im Verhältnis 1:10 
mit physiologischer Kochsalzlösung zu verdünnen. Der Chloroformzusatz bei der Ex- 
traktion stört die Reaktion nicht. 

Die Extrakte müssen im positiven Falle sofort mit dem spezifischen 
Immunserum eine charakteristische ringförmige Trübung geben, während 


1) Vincent und Bellot, Bull. soc. med. des höp. 1909. 
2) 4scoli und Valenti, La clinica vet. Vol. 33. pag. 329 (1910). — Dieselben, 
Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 7. H. 5/6 (1910). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. HHn 
I P 3) 


sie mit dem entsprechenden Normalserum mindestens noch nach !/, Stunde 
klar bleiben sollen. Wenn in Ausnahmefällen bei zu stark konzentrierten 
Extrakten auch mit Normalserum eine Trübung eintritt, so kann man 
durch geeignete Verdünnung des Extraktes Abhilfe schaffen. 

Es scheint nicht möglich zu sein, präzipitierende Milzbrandantisera 
von derselben Wirksamkeit wie die präzipitierenden Eiweibsera herzu- 
stellen. Verdünnt man die Milzbrandantisera über 1:200, so fällt die 
Schichtprobe negativ aus, auch wenn man gesättigte Extrakte ver- 
wendet. 

Die Reaktion ist nicht streng spezifisch, da sie auch in Ex- 
trakten milzbrandähnlicher Bakterien mehr oder weniger deutliche Nieder- 
schläge erzeugt, doch ist sie für praktisch diagnostische Zwecke insofern 
hinreichend spezifisch, als ein positiver Ausfall der Reaktion mit ziem- 
licher Sicherheit das Vorhandensein, ein negativer Ausfall mit absoluter 
Sicherheit das Fehlen einer Milzbrandinfektion anzeigt. 

Das praktisch Wertvollste der Reaktion besteht darin, dab sie noch 
mit altem, verfaultem Organmaterial, bei dem die bisherigen bakteriolo- 
gischen Methoden versagten, mit Erfolg angewendet werden kann. 

Ascoli konnte später seine Reaktion noch wesentlich vereinfachen 
dadurch, daß er zeigte, daß die Extraktion des verdächtigen Materials 
rasch in der Siedehitze vorgenommen werden kann. 

Diejenige Substanz, welche mit dem Antiserum spezifisch reagiert, 
also das Milzbrandpräzipitinogen, erwies sich, wie alle Bakterienpräzipiti- 
nogene (Ch. Nicolle), als sehr resistent gegenüber höheren Temperaturen 
(längeres Kochen). 

Die so modifizierte Schnellmethode erhielt den Namen Thermoprä- 
zipitinreaktion und wurde für den Praktiker noch weiter vereinfacht. 
durch eine Vorrichtung, welche gleichzeitig zur Filtration und automati- 
schen Schichtung des Extraktes oberhalb des Serums dient. Die Vorrich- 
tung (Fig. 93) besteht aus 2 Teilen: 

1. Aus einem kleinen Standreagenzrohr, welches mit dem präzipi- 
tierenden Serum in der Weise beschickt wird. daß eventuelle Trübungen 
am Boden zurückgehalten werden. 

2. Aus einem Trichter, welcher zur Filtrierung etwas Asbest enthält 
und in ein Kapillarrohr ausgeht, das, der Wand des Reagenzrohrs an- 
liegend, das Filtrat über dem Serum schichtet. 

Die Reaktion wird folgendermaßen ausgeführt: 

1. Man füllt eine gewöhnliche Eprouvette zur Hälfte mit physiolo- 
gischer Kochsalzlösung und bringt in letztere ein paar Gramm des zu 
untersuchenden Materials. 

2. Man taucht die Eprouvette einige Minuten in siedendes Wasser 
und läßt sie dann erkalten, am schnellsten mittelst eines Wasserstrahls. 

3. Man füllt die so erzielte Auskochung in den Trichter über und 
behält die Berührungsfläche zwischen Serum und Extrakt im Auge: man 
nimmt zu dem Zwecke, sobald genug Extrakt filtriert ist, den Apparat in 


556 


die Rechte und beobacht 
Arm oder einen Fingern: 
Wenn das Material 


Hermann Dold. 


et ihn gegen das Licht, indem man den linken 
ızel vorhält. 
‚von einem milzbrandigen Tiere stammt, so er- 


scheint an der Berührungsstelle innerhalb weniger Minuten ein weißlicher, 


trüber Ring wie bei der 


Thermopräzipitation bei Milzbrand 
nach Ascoli. 
a Extrakt, 5 Ringprobe, c präzi- 
pitierendes Serum. 


Müllerschen Eiweißprobe. 

Die ganze Reaktion kann in !/,—!/, Stunde 
bequem ausgeführt werden. Die Firma Gans in 
Frankfurt a. M. liefert das Ascolische Milz- 
branddiagnostikum, welches alles für die An- 
stellung der Thermopräzipitinreaktion Erforder- 
liche enthält. 

Die Präzipitinreaktion nach dem Ascolischen 
Muster ist auch bei anderen Krankheiten mit 
Erfolg diagnostisch angewendet worden, so beim 
Schweinerotlauf (Ascoi!) und bei Paraty- 
phuserkrankungen (keinhardt ?), Rothacker °). 

In ähnlicher Weise ist versucht worden, mit 
Hilfe der Präzipitinreaktion die Diagnose ver- 
schiedener parasitärer Erkrankungen (Echino- 
kokken-, Botriocephalus-, Bandwurmerkrankung) 
zu stellen, indem man das Serum der betreffenden 
Patienten, in welchem man spezifische Präzipi- 
tine vermutete, mit Extrakten der fraglichen 
Parasiten zusammenmischte. Die Resultate waren 
aber recht unsicher, mit Ausnahme der Botrioce- 
phaluserkrankung, wo offenbar das Serum des Er- 
krankten Präzipitine enthält, die in dem aus 
Botriocephalusproglottiden hergestellten Safte einen 
Niederschlag erzeugen (Isaak, van den Velden). 

Auch für die Krebsdiagnose hat man die 
Präzipitinreaktion wiederholt zu verwerten ge- 
sucht, aber bis jetzt sind alle diese Versuche er- 
folelos geblieben. 


III. Nachweis und Differenzierung spezifischen tierischen und 


pflanzlichen Eiweißes. 


Eine allgemeinere Bedeutung hat die Präzipitinreaktion erhalten, als 


Tehistovitch sowie Bordet 
auf die Einführung von 


zeigten, dab der tierische Organismus nicht bloß 
Bakterieneiweiß, sondern auch auf die Injektion 


von tierischem Eiweiß mit der Bildung von Präzipitinen reagiert. Das 
Serum von Kaninchen, die mit Pferde- bzw. Aalserum bzw. defibriniertem 


1) Ascoli, Berliner tier 
®) Reinhardt, Zeitschr. 
®) Rothacker, Zeitschr. 


ärztl. Wochenschr. (1912). 
f. Fleisch- u. Milchhygiene. H.3 (1912). 
f. Immunitätsforsch. Bd. 16. H. 5/6 (1913). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 
p pP 


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= 


Hühnerblut vorbehandelt waren, rief im Pferde- bzw. Aal- bzw. Hiühner- 
serum Niederschläge hervor. 

Die zahlreichen in der Folgezeit gemachten Untersuchungen ergaben 
dann auch, daß sich gegen jedes tierische und pflanzliche (auch höher- 
pflanzliche) Eiweiß Präzipitine erzeugen lassen. 


A. Nachweis und Differenzierung von pflanzlichem und tierischem 
Eiweiß im allgemeinen. 


Es ist also in der Präzipitinreaktion ein Mittel gegeben, ganz .all- 
gemein jedes pflanzliche und tierische Eiweiß zu differenzieren. 
Das Prinzip besteht darin, daß man entweder das fragliche Eiweiß zur 
Erzeugung von Präzipitinen geeigneten Tieren in geeigneter Weise injiziert, 
dann das präzipitinhaltige Serum dieser Tiere mit bekannten Eiweiß- 
lösungen zusammenbringt und auf die Entstehung eines Niederschlages 
achtet, oder dab man das vermutete Eiweiß zur Erzeugung von Prä- 
zipitinen Tieren einspritzt, dann das präzipitinhaltige Serum dieser Tiere 
mit einer Lösung des fraglichen Eiweißes zusammenbringt und beob- 
achtet, ob ein Niederschlag eintritt oder nicht. Wenn fertige präzipitierende 
Sera vorhanden sind, erübrigt sich die besondere Herstellung der Sera und 
die Prüfung kann sofort stattfinden. 

Was im einzelnen die Methoden der Gewinnung der präzipitierenden 
Sera, der Herstellung der Eiweißextrakte, der Reaktion und die bei 
der Ausführung und Beurteilung der Reaktion zu beachtenden Punkte an- 
langt, so sei auf den folgenden spezielleren Abschnitt hingewiesen, in dem 
die Methoden des Nachweises und der Differenzierung von Blut und Fleisch 
abgehandelt sind. Das dort speziell für den Blut- und Fleischnachweis Ge- 
sagte gilt als allgemeine Richtschnur für jede Eiweißdifferenzierung. 

Im konkreten Falle darf natürlich nicht nach einer starren Methode, 
sondern muß der Lage, den Möglichkeiten und Bedürfnissen des Falles 
entsprechend unter sinngemäßer Beachtung des im nächsten Abschnitt 
Gesagten verfahren werden. 


B. Nachweis und Differenzierung von Blut und Fleisch. 


Die große praktische Bedeutung, welche die Präzipitinereaktion heute 
besitzt, hat sie erst gewonnen, seit Uhlenhuth und seine Mitarbeiter sie 
zu einer exakten Methode zum forensischen Nachweis von Blut- 
und Eiweißarten, sowie zur Differenzierung von Fleischsorten 
(Erkennung von unerlaubten Fleischbeimengungen) ausarbeiteten. Die prak- 
tische Brauchbarkeit dieser Methode ist von zahlreichen Seiten nachgeprüft 
und anerkannt worden. Die Methode hat sich unter den verschiedensten Be- 
dingungen der Praxis bewährt und spielt mit Recht eine große. oft aus- 
schlaggebende Rolle in der gerichtlichen Medizin und in der Fleischbeschau. 

Bei der großen Wichtigkeit der mit dieser Methode zu lösenden 
Fragen und der großen Verantwortung, welche der Gutachter zu tragen 


DDS Hermann Dold. 


hat, ist eine genaue Befoleung aller bei der Ausführung und Beurteilung 
der Reaktion zu beachtenden Punkte dringend zu raten. 

Es seien darum im folgenden ausführlicher die Technik der 
Serumgewinnung, sowie der Gang einer Blut- und Fleischunter- 
suchung besprochen. Ich halte mich hier im wesentlichen an die Vor- 
schriften, welche Uhlenhuth und Weidanz in ihrem Buche: „Praktische 
Anleitung zur Ausführung des biologischen Eiweißdifferenzie- 
zungsverfahrens mit besonderer Berücksichtigung der foren- 
sischen Blut- und Fleischuntersuchung sowie der Gewinnung 
präzipitierender Sera“ geben. 


Technik der Serumgewinnung.!) 


Zur Erzeugung hochwertiger präzipitierender Sera eignen sich am 
besten Kaninchen. Hühner liefern zwar nach den Untersuchungen 
!hlenhuths ebenfalls gute präzipitierende Sera, aber sie kommen aus ver- 
schiedenen naheliegenden Gründen für die praktische Serumgewinnung 
weniger in Betracht als die Kaninchen. Andere Tiere, wie Meerschweinchen, 
Hunde, Schafe, Ziegen, Esel, Pferde erwiesen sich für die Herstellung prä- 
zipitierender Sera wenig geeignet: Kaltblüter liefern nach den Unter- 
suchungen von v. Dungern u. a. überhaupt keine Präzipitine. 

Es bleiben also als geeignete Serumlieferanten nur Kaninchen und 
Hühner, und wenn man zwischen beiden die Wahl hat, so wähle man 
dasjenige Tier, für welches das zu injizierende Eiweiß das artfremdere 
ist, da im allgemeinen die Einführung von fremdem Eiweiß von dem in- 
jizierten Tier mit einer um so stärkeren Präzipitinbildung beantwortet 
wird, je artfremder das injizierte Eiweiß für das betreffende Tier ist. 

In praxi wird, wie gesagt, das Kaninchen in allererster Linie als 
Serumlieferant in Frage kommen und es ist zu bemerken, daß nicht jede 
Kaninchenart sich für diesen Zweck eignet. Nach Uhlenhuths Erfahrungen 
ist die langohrige Kaninchenart das geeignetste Tier für die Gewinnung 
präzipitierender Sera. Doch bestehen noch beträchtliche individuelle 
Unterschiede bezüglich der Eignung zur Präzipitinbildung, so dal) es sich 
empfiehlt, immer gleichzeitig eine größere Anzahl von Tieren (5—6) vor- 
zubehandeln, zumal da man auch mit dem Verlust des einen oder anderen 
Tieres durch anaphylaktische und andere Zwischenfälle noch während der 
Vorbehandlung rechnen muß. Leers ?) hat vorgeschlagen, durch fortgesetzte 
Impfungen von zur Präzipitinbildung geeigneten Muttertieren und deren 
Jungen sich besonders disponierte Kaninchenstämme heranzuzüchten. Größere 
Erfahrungen über die Brauchbarkeit dieses Vorschlages liegen nicht vor, 


') Zum Gebrauch fertige Antisera können in Deutschland vom Sächsischen 
Serumwerk in Dresden, vom kaiserl. Gesundheitsamt Berlin-Großlichter- 
felde, in Österreich vom Serotherapeutischen Institut in Wien bezogen werden. 

®, ©. Leers, Methoden und Technik der Gewinnung, Prüfung und Konservierung 
des zur forensischen Blut- und Eiweißdifferenzierung dienenden Antiserums. Verlag 
R. Schoetz. Berlin 1908. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 55 
1% pP 


so daß man in praxi am besten nach den von Uhlenhuth und Weidanz 
gegebenen Gesichtspunkten verfahren wird. 

Die Vorbehandlung der Tiere (Kaninchen) geschieht mit demjenigen 
Eiweilmaterial, dessen Natur durch die Präzipitinreaktion erkannt werden 
soll. Wenn also z.B. ein auf Menschenblut verdächtiges Material zu 
untersuchen wäre, so hätte man die Tiere mit Menschenblut vorzubehandeln, 

In der Praxis handelt es sich auch meistens um den Nachweis von 
Blut oder Fleisch, und so wird man zur Herstellung der entsprechenden 
Antisera auch am besten die Tiere mit Blut bzw. Fleischsaft vorbehandeln. 

Während ‚Uhlenhuth früher zur Gewinnung der Antisera für den 
forensischen Blutnachweis defibriniertes Blut als Injektionsmaterial 
verwandt hat, werden die Tiere jetzt, nachdem Nolf!) u. a. gezeigt haben, 
daß die Präzipitine in der Hauptsache durch das in dem eingespritzten 
Serum enthaltene Eiweiß erzeugt werden, nur noch mit dem Serum der 
betreffenden Blutart vorbehandelt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die 
Gewinnung von Serum ist einfacher als die von defibriniertem Blut. die 
Injektion des Serums ist gefahrloser als die des defibrinierten Blutes. Dazu 
kommt, daß man Serum leicht bakterienfrei filtrieren und aufbewahren kann. 

So weit man also genügende Blutmengen zur Verfügung hat, wird 
man am besten die Tiere mit reinem Serum vorbehandeln; ist das nicht 
der Fall, so ist es vorteilhafter, das Gesamtblut zu injizieren, um so das 
ganze Eiweiß auszunutzen. 

Für den forensischen Blutnachweis kommen hauptsächlich in Betracht: 
1. Menschenblut, 2. das Blut von größeren Tieren (Pferd, Rind, Schwein, Ziege, 
Schaf, Hund, Reh etc.), 3. das Blut von Geflügeln (Hühner, Tauben, Gänse). 

Das zur Gewinnung der Menschenantisera dienende Menschenblut 
bzw. -Serum kann durch Schröpfapparate, durch Aderlaß, durch Blutent- 
nahme bei Operationen und Geburten sowie durch Blutentnahme aus 
Leichen gewonnen werden. 

Am bequemsten ist wohl die Blutgewinnung durch den Heurteloup- 
schen Schröpfapparat, durch Aderlal) oder wo sich Gelegenheit dazu bietet 
— bei Geburten. Man läßt nach Abbinden des kindlichen Endes der Nabel- 
schnur aus dem plazentaren Ende das in der Plazenta befindliche Blut in 
sterile Glaszylinder laufen und gewinnt so ca. 20—30 em® Blut bei jeder 
Geburt, wenn man durch Druck auf den Uterus die Plazenta noch auspreßt- 

Ziemke hat zuerst die Verwendung von Leichenblut zum Zwecke 
der Gewinnung von Menschenantisera empfohlen; nach ihm haben besonders 
W. A. Schmidt), Hauser °), Oberndorffer *) sich um die Ausarbeitung einer 
Methode der sterilen- Entnahme von Leichenblut bemüht. 

Hauser geht dabei in folgender Weise vor: 


t) Nolf, Ann. de l’Institut Pasteur. T.14. p. 297 (1900). 

2) W. A. Schmidt, Biochem. Zeitschr. Bd. 5. H. 5 u. 6 (1907). 

3) @. Hauser, Über einige Erfahrungen bei Anwendung der serodiagnostischen 
Methode für gerichtliche Blutuntersuchungen. Münchener med. Wochenschr. Nr. 7 (1904). 

*) Oberndorffer, Münchener med. Wochenschr. Nr. 16 (1905). 


>60 Hermann Dold. 


Bei einer möglichst frischen Leiche wird die V,. jugularis externa freipräpariert 
und sodann ein an einem Ende kurz abgebogenes, mit einer Einschnürung versehenes 
Glasrohr bis in den rechten Vorhof des Herzens eingeführt. An der Einschnürungsstelle 
des Glasrohres wird eine feste Ligatur um die Jugularis gelegt. Durch Heben der Leiche 
oder wenigstens der Extremitäten und dureh Druck auf das Abdomen lassen sich leicht 
große Mengen flüssigen Blutes auspressen, die in weite, ca. 80 cm® haltende sterile Glas- 
zylinder abgefüllt werden. Man kann so von einer Leiche oft über 200 cm? Serum ge- 
winnen, das durch Zusatz von Chloroform und Aufbewahrung auf Eis monatelang gut 
sich konservieren läßt. 

Im allgemeinen empfiehlt es sich, weder septische noch tuberkulöse Leichen zu 
dieser Art der Serumgewinnung zu verwenden, obgleich sich auch solche Sera mitunter 
steril gewinnen bzw. durch Lagerung mit Chloroformzusatz steril machen lassen. 

Oberndorffer hat eine Methode angegeben, nach der es ge- 
linet, durch direkten Einstich in den rechten Vorhof des Herzens 

| durch die vorher sterilisierte Haut, also ohne 
Fig. 94. Sektion der Leiche, reines und steriles Serum 
in beträchtlichen Mengen zu gewinnen. Dies 
ist nach Oberndorffer dadurch möglich, dab 
sich das ruhende Blut im Herrzen wie in 
einem Gefäß sedimentiert, das Serum entweder 
sich vom Blutkuchen auspreßt oder bei unge- 
ronnenem Blut in den oberen Partien des 
Vorhofs ansammelt (Fig. 94). 

Der Apparat besteht aus einer einfachen 
(Glasröhre, deren Kaliber beliebig groß ge- 
wählt werden kann: in das zugeschmolzene 
eine Ende wird eine gewöhnliche Injektions- 
nadel eingeschmolzen: die Kanüle wird durch 
einen kleinen Gummischlauch mit einem 
Gummiballon verbunden, der neben dem An- 
satz für den Gummischlauch noch eine zweite 
freie Öffnung besitzt. Das mit dem Gummi- 

Apparat zur Gewinnung von Leichen- SChlauch verbundene Ende des Glasrohres 
DR wird mit einem W attepfropfen versehen; das 
fertig. Ganze ist trocken sterilisiert und in sterilen 
Reagenzgläsern aufbewahrt; beim Ansetzen 

des Schlauches an das Glas läßt man den Wattepfropfen an seiner Stelle, 
da er so gleichzeitig als Bakterienfilter für die durchstreichende Luft dient. 

Zur Blutentnahme wird die Kanüle in die zu aspirierende Flüssig- 
keit eingeführt und der Gummiballon komprimiert, wobei die Luft durch 
die Öffnung des Ballons entweichen kann. Verschließt man nun mit einem 
Finger die Öffnung, so saugt der sich ausdehnende Ballon die Flüssigkeit 
langsam an und man kann jederzeit durch Freimachen der oberen Öff- 
nung die Aspiration unterbrechen und durch Verschließen der Öffnung 
wieder in Gang bringen, 

Wenn kein Blut zu erlangen ist, kann man auch andere mensch- 
liches Eiweiß enthaltende Flüssigkeiten, wie Ascites-, Hydroceleninhalt, 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 561 


Pleuraexsudate, eiweißhaltigen Urin zur Vorbehandlung der Tiere be- 
nutzen. 

Bei größeren Tieren (Pferd, Rind, Schaf, Hund) läßt sich das Blut 
am besten aus der Vena jugularis durch Punktion mit einem sterilen 
Troikart gewinnen. indem man das Blut in große Y/,—1 2 fassende ste- 
rilisierte Glaszylinder unter aseptischen Kautelen auffängt. Um die Vena 
Jugularis besser sichtbar zu machen, bringt man sie zur Anschwellung da- 
durch, da man dem Tier unterhalb der Einstichstelle einen Stauungs- 
strick um den Hals legt. Es empfiehlt sich, besonders bei langhaarigen 
Tieren, die in Betracht kommende Halsstelle zu scheren. Wenn die ge- 
wünschte Menge Blut abgezapft ist, wird der Stauungsstrick gelockert und 
der Troikart entfernt. 

Bei Schweinen wird man zweckmäßig das Blut direkt aus der 
Wunde des Herzstiches beim Schlachten auffangen. Kleinere Blutmengen 
lassen sich aus den Ohrvenen oder aus den Schwanzgefäßen nach Ab- 
schneiden des Schwanzendes gewinnen. 

Bei Affen muß man operativ vorgehen und Blut aus. einer freige- 
legten größeren Vene entnehmen. 

Bei Geflügel wird am zweckmäßigsten eine Flügelarterie Bere 
und inzidiert. 

Bei Kaninchen kann man bequem genügende Blutmengen aus den 
Ohrvenen entnehmen. 

In allen Fällen empfiehlt es sich. das Blut unter möglichst asepti- 
schen Kautelen zu gewinnen. 

Die Operationsstelle ist von Haaren zu befreien, gründlich zu waschen 
und mit Alkohol oder anderen Desinfizientien zu desinfizieren. Die zur 
Verwendung kommenden Instrumente (Troikart, Auffanggefäße etc.) sind 
zu sterilisieren. 

Ist es nicht möglich, ein steriles Blut zu erhalten, so kann man 
nachträglich, nach Abscheidung des Serums, dieses durch Filtration keim- 
frei machen. 

Da man aus den oben erörterten Gründen besser Serum als defibri- 
niertes Blut zur Vorbehandlung der Tiere verwendet, so wird man das 
frisch entnommene Blut in hohen sterilisierten Glaszylindern unter bak- 
teriendichtem Verschluß) erst einige Stunden bei gewöhnlicher Temperatur 
stehen lassen. Nachdem sich der Blutkuchen gebildet hat, wird man mit 
einem sterilen Glasstab den Blutkuchen von der Gefäßwand trennen und 
das Blut sodann noch über Nacht im Eisschrank stehen lassen. 

Das Serum hat sich dann klar ausgepreßt und abgesetzt und kann 
mittelst steriler Pipetten in sterile Gefäße abgefüllt werden. Wassermann 
empfiehlt zur Erlangung einer möglichst vollständigen Serumausbeute, den 
Blutkuchen mit einem sterilen Gewicht zu beschweren. 

Das Injektionsmaterial kann lange Zeit aufbewahrt werden, wenn 
man es in sterilen Röhrchen (Reagenzgläsern), verschlossen mit einem 
formalingetränkten Wattestopfen und einer Gummikappe im Eisschrank 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 36 


562 Hermann Dold. 


aufbewahrt. Zur Konservierung wird aulerdem noch ein Zusatz von 0'5°/,iger 
Karbolsäurelösung oder von etwas Chloroform, das durch leichtes Erwärmen 
vor der Einspritzung wieder vertrieben werden kann, ratsam sein. 

Sehr zu empfehlen ist die von Uhlenhuth vorgeschlagene Methode 
der Eintrocknung: man läßt das möglichst steril entnommene Blut oder 
Serum in dünner Schicht in Petrischalen in der Sonne oder im Brut- 
schrank bei 37°C rasch antrocknen, kratzt das getrocknete Material ab 
und bewahrt es in Reagenzgläsern auf. Löffler empfiehlt bei stark bak- 
teriell verunreinietem Blut eine halbstündige Erhitzung des angetrockneten 
Blutes auf 150° 0. 

Für die Herstellung von Sera zum Nachweis von Pferdefleisch- 
eiweiß kann die Vorbehandlung der Kaninchen mit Pferdefleischsaft 
vorgenommen werden, den man entweder durch Auspressen des zer- 
kleinerten Fleisches durch feuchte Koliertücher oder durch Gefrieren und 
schnelles Auftauen des Fleisches gewinnt. Die Konservierung dieser Fleisch- 
säfte hätte in analoger Weise zu erfolgen wie die der Sera. Bei der intra- 
venösen Vorbehandlung der Tiere mit Fleischsaft ist zu beachten, dal) 
Fleischsaft die allen Organextrakten gemeinsamen, von Dold, Roger, 
Bianchi u.a. studierten Gifte enthält, die oft den plötzlichen Tod der Tiere 
zur Folge haben. Man muß daher Vorsorge treffen, daß man unterhalb 
der letalen Dosis bleibt; gefahrloser ist es, wenn man mit durch Berke- 
feldfilter filtriertem Extrakt die Tiere vorbehandelt. 

Aus diesem Grunde und weil die Vorteile einer Vorbehandlung mit 
Fleischsaft zweifelhafte sind, empfiehlt es sich, auch für die Gewinnung 
der für Fleischuntersuchungen zu verwendenden Antisera Serum zur Vor- 
behandlung zu benützen. 

Von ©. Strzyzowski!) ist die gleichzeitige Vorbehandlung der Tiere 
mit mehreren Serumproteinen zur Erzeugung polyvalenter Sera vorge- 
schlagen worden. Nach Ansicht dieses Autors können solche polyvalenten 
Sera in gewissen Fällen zur leichteren Orientierung bei Blutdifferenzierungs- 
arbeiten herangezogen werden. Der endeültige Bescheid soll aber doch 
nur von der Verwendung der monovalenten Antisera abhängig gemacht 
werden. In praxi sind solche polyvalenten Sera bisher nicht in größerem 
Maßstab angewendet worden, so daß Erfahrungen über ihren Wert nicht 
vorliegen. 

Die Vorbehandlung der Tiere kann intravenös, intraperitoneal 
oder subkutan erfolgen; die Wahl des Injektionsmodus richtet sich nach 
dem zu injizierenden Material. Die subkutane und intraperitoneale Vor- 
behandlung ist bei nicht ganz sterilem Material i. A. gefährlicher als die 
intravenöse und ist auch aus anderen Gründen vorzuziehen. Uhlenhuth und 
auch Nuttall empfehlen ca. 1—5 cm® Serum 4—5—6mal jeden 5.—6. Tag 
zu injizieren. 


') Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 66. H. 1 u. 2. S. 1 ff. (1910). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 563 


Fornet und Müller‘) haben eine Schnellimmunisierungsmethode an- 
gegeben; sie injizieren den Kaninchen am 1. 2. und 3. Tae 5, 10 und 
15 cm? des Materials intraperitoneal und lassen die Tiere am 12. Tag ver- 
bluten. Auf diese Weise soll man schon in bedeutend kürzerer Zeit wirk- 
same Sera erhalten. Die Angaben sind von Bonhof und Tsuzuki?), Gay 
und Fitzgerald ®) bestätigt, von anderer Seite (Uhlenhuth u. A.) bestritten 
worden. 

Allgemeine Erfahrungstatsache ist jedenfalls, daß auch bei Befol- 
sung der Uhlenhuthschen Methode nicht jedes behandelte Tier gleichmäßig 
gute Sera liefert; die Individualität der Tiere scheint von ausschlaggebender 
bedeutung zu sein. 

Zu beachten ist, daß während der Vorbehandlung gelegentlich ein 
Tier Überempfindlichkeitserschemungen bzw. (bei Injektion von Organ- 
säften) Erscheinungen der Organextraktvergiftung zeigt und dann eingeht. 

Auf eine detaillierte Beschreibung der Technik der intravenösen und 
intraperitonealen Injektion kann hier nicht näher eingegangen werden. Es 
sei hier auf die von Uhlenhuth und Weidanz in ihrem oben erwähnten 
Buche gegebene genaue Beschreibung hingewiesen. 

Es mag genügen, zu sagen, dab die intravenöse Injektion beim 
Kaninchen in die Randvene des Ohres nach vorheriger Desinfektion der 
Injektionsstelle erfolgt; die Vene kann durch Kompression an der Ohr- 
wurzel oder durch Betupfen mit heißem Wasser oder Xylol zur Schwellung 
gebracht werden. 

Die intraperitoneale Injektion erfolet am besten nach der Uhlen- 
huthschen Methode, indem das Tier von einem Assistenten vertikal mit 
dem Kopf nach abwärts gehalten und dann das Material an einer rasierten 
und desinfizierten Stelle des Bauches mit einer Spritze, deren Kanüle ab- 
gestumpft ist, eingespritzt wird. Bei subkutaner Vorbehandlung wird das 
Material nach Desinfektion der Injektionsstelle in eine Bauchhautfalte in- 
jiziert; die dadurch entstehende Beule sollte durch Massieren verstrichen 
werden. 

Die Tiere sind genau zu kennzeichnen und in geräumigen Käfigen 
in guter Pflege zu halten. Eine regelmäßige Kontrolle des Körpergewichtes 
ist nicht notwendig, da man aus dem Verhalten des Gewichtes keine 
sicheren Schlüsse auf das Verhalten der Antikörperbildung ziehen kann. 

Da die Präzipitine trotz gleicher Vorbehandlung bei den einzelnen 
Tieren zu verschiedenen Zeitpunkten, in verschiedener Menge oder gar 
nicht auftreten, ist es notwendig, das Blut der Tiere in gewissen Zeitinter- 
vallen auf seinen Gehalt an Präzipitinen zu untersuchen. 

Die meisten Autoren haben nach der 1. Injektion ein Auftreten von 
Präzipitinen nicht beobachtet. Nach Uhlenhuth und Beumer*) empfiehlt es 


') Fornet und Müller, Zeitschr. f. biol. Technik. Bd. 1. H. 3. 

2) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. ete. Bd. 4. S. 180 u. 194 (1910). 

3) University of California Publications. Vol. 2. Nr.8 (1912). 

#) Uhlenhuth und Beumer, Zeitschr. f. Medizinalbeamte. Nr.5 u. 6 (1903). 
36* 


564 Hermann Dold. 


sich, die erste Probeblutentnahme nach der 3. Injektion, und zwar etwa 
am 7. Tag nach der letzten Einspritzung, wo die Präzipitinbildung in der 
Regel den Höhepunkt erreicht hat, vorzunehmen. 

Zum Zwecke der Probeblutentnahme wird durch Klopfen und 
Schlagen des Kaninchenohrs oder durch Betupfen desselben mit heißem 
Wasser oder Xylol eine Hyperämie erzeugt, worauf ein Stück der Rand- 
vene durch Wegschneiden der darüber befindlichen Haut mit einer (ooper- 
schen Schere freigelegt wird. Die Vene wird an der freigelegten Stelle 
unter möglichst aseptischen Kautelen eingeschnitten, das in Tropfen ab- 
fließende Blut (etwa 3 cm®) in einem sterilen Reagenzröhrchen oder einer 
Petrischale aufgefangen. Nach Entnahme der nötigen Blutmenge erfolgt die 
Blutstillung durch Abkneifen der beiden Gefälsenden mit dem Fingernagel, 
durch Kompression mit Watte, Anlegen einer Klemme oder, wenn nötig, 
durch Umstechung. Das aufgefangene Blut überläßt man am besten mehrere 
Stunden sich selbst, bis sich ein möglichst farbloses Serum, das eventuell 
zur Entfernung von Blutkörperchen zu zentrifugieren ist, abgeschieden hat. 

Das Serum ist als brauchbar und zur definitiven Blutentnahme 
geeignet zu betrachten, wenn es nur in der homologen, aus einge- 
trocknetem Blut mit physiologischer Kochsalzlösung herge- 
stellten Blutlösung (etwa 1:1000) sofort oder nach wenigen Mi- 
nuten einen deutlichen Niederschlag erzeugt. Die Ausführung der 
Reaktion ist später beschrieben. 

Entspricht das Serum diesen Anforderungen, so ist es nach den Er- 
fahrungen Uhlenhuths und der meisten anderen Autoren (Nuttall) besser, 
das Tier nicht länger leben zu lassen oder noch weiter zu behandeln, da 
nicht selten ein plötzlicher Schwund an Präzipitinen eintritt, sondern bald 
zu entbluten. Es empfiehlt sich jedoch, vor der definitiven Entblutung sich 
davon zu überzeugen, dab kein freies Antigen mehr kreist, da sonst in 
dem Serum Niederschläge, die auf Autopräzipitation beruhen, auftreten. 
Die Tiere sollen 24 Stunden vor der Entblutung hungern; dadurch er- 
zielt man klarere Sera. 

Von den zur Blutentnahme angegebenen verschiedenen Verfahren 
dürfte das von Uhlenhuth geübte das zweckmäßigste sein, weil es die 
größte Serumausbeute gibt. 


„Das Tier wird tief chloroformiert und auf ein Brett gespannt. Nachdem die 
Brust- und Bauchfläche mit Alkohol befeuchtet ist — um Verunreinigungen durch Haare 
zu vermeiden —, werden durch einen medianen Längsschnitt die Weichteile getrennt, 
der Brustkorb freigelegt und die vordere Brustwand entfernt. Bei den letzten schwachen 
Schlägen des Herzens wird das Herz angeschnitten. Das Tier entblutet in die Brust- 
höhle. Mit einer sterilen etwa 20 cm° fassenden Pipette, die, um ein Verstopfen mit Blut- 
gerinnseln zu vermeiden, mit einer recht weiten unteren Öffnung versehen sein muß, 
wird das Blut aufgesogen und in einen Blutzylinder gefüllt. Auf diese Weise gewinnt 
man 70—80 cm? Blut; kräftige Tiere liefern bis zu 110 cm?. 


Das Serum gewinnt Uhlenhuth nach folgender Methode: 


Das in Blutzylinder gefüllte Blut bleibt bei gewöhnlicher Zimmertemperatur etwa 
24 Stunden stehen. Es hat sich dann meist ein farbloses, klares Serum abgesetzt, welches 
mit einer sterilen Pipette in sterile Reagenzgläser übertragen wird. Um das in dem 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 565 


Zylinder zurückbleibende Blut nach Möglichkeit auszunutzen, wird der Blutkuchen 
zweckmäßig durch Belasten mit einem sterilen Gewicht ausgepreßt. Haftet das Gerinnsel 
an einigen Stellen der Wandung des Glases an, so wird es mit einem Spatel, dessen 
Krümmung der Wölbung des Zylinders entspricht, vorsichtig abgelöst. Das erhaltene 
Serum wird durch Absitzenlassen oder Zentrifugieren von korpuskulären Elementen befreit. 
Nuttall schlägt vor, das Blut in großen Schalen aufzufangen und 
mehrere Stunden ruhig stehen zu lassen; das Serum, welches sich aus- 
preßt, sammelt sich an der Oberfläche, und kann dann ohne weiteres ab- 
pipettiert und in Glasröhrchen, die nach beiden Seiten ausgezogen sind, 
eingefüllt werden. Die Röhrchen werden vertikal aufbewahrt; etwaige 
sich später bildende Niederschläge setzen sich in dem unteren ausgezogenen 
Ende ab und können durch Abbrechen der Spitze entfernt werden. 
Uhlenhuth verlangt von einem brauchbaren Antiserum: 
1. daß es steril und absolut klar ist. Opaleszierende Sera sind 
unbrauchbar, 
2. dab e 


) 


3. dab 


hochwertig und 
artspezifisch ist. 


& 
nn nn 


Klärung. 


Um die erste Forderung zu erfüllen, empfiehlt Uhlenhuth die Filtration 
der frisch gewonnenen Sera durch ein steriles Berkefeld-Filter. Er ver- 
wendet hierzu einen „Filtrierabfüllapparat“, der gleichzeitig ein Abfüllen 
des filtrierten Serums in geeignete Röhrchen gestattet. Der Apparat setzt 
sich zusammen aus einer Kieselgurkerze, einer Saugflasche und einer Saug- 
pumpe. Für jedes neue Antiserum ist eine neue Kerze zu verwenden. Die 
Kerzen können durch umgekehrte Filtration von reinem Wasser wieder 
gereinigt werden. 

Es folge hier die Beschreibung und Gebrauchsanweisung, die Uhlen- 
huth und Weidanz ihrem Apparat gegeben haben (Fig. 95a und b). 

Der Filtrierabfüllapparat, der im wesentlichen eine Kombination 
des Maassenschen Bakterienfiltrierapparates und des Lymphabfülltrichters 
(Modell der königl. Preuß. Anstalten zur Gewinnung animalischer Lymphe) 
darstellt, besteht aus der Berkefeldschen Kerze (a), die mittelst eines 
Gummistopfens mit der Saugflasche (b) in Verbindung steht. Diese zeigt 
dieht unter dem Halse ein Ansatzrohr, das mit einer Kugel behufs Auf- 
nahme von Watte versehen ist; in derselben befindet sich außerdem noch 
eine zweite Glaskugel, die kleine nach der Saugflasche zu gerichtete Öff- 
nungen besitzt und dadurch ein direktes Hineinströmen von Luft in die 
Saugflasche verhindern soll. Das Ansatzrohr steht mit der Wasserstrahl- 
pumpe (d) in Verbindung. Zur Vermeidung des Hineindringens von Wasser 
in die Saugflasche ist das Rückschlagventil (e) eingeschaltet, und zur Re- 
gulierung des Luftdruckes in der Saugflasche dient der Dreiwegehahn (e). 
Der Abfüllhahn (7) ist mit einer umschmolzenen Hülle versehen und zeigt 
außerdem eine glockenförmige Erweiterung, die es gestattet, einen Bausch 
Watte einzuführen. der die Drehung des Hahnes nicht hindert, wohl aber 


566 Hermann Dold. 


ein Eindringen etwaiger Luftkeime verhindert. Mit dem Abfüllhahn steht 
das genau graduierte Röhrchen (A), das oben behufs Aufnahme von Watte 
zu einer Kugel ausgezogen ist, in Verbindung. Der Abfüllhahn (/) ist so 
eingerichtet, daß auch mit Umgehung des Röhrchens (A) das Filtrat direkt 
abgefüllt werden kann. Das Ausflufßirohr (g) ist von einer angeschmolzenen 
Glasglocke umge- 
Fig. 95 a ben, sie hat den 
Zweck . einmal 
durch  Verschlie- 
ben der Glasglocke 
= mittelst Watte das 
| Abflußrohr vor In- 
fektionzu schützen 
und außerdem 
" beim Abfüllen des 


sterilen Filtrates 


das Hineinfallen 
N Pc 


von  Luftkeimen 
in die Abfüllröhr- 
chen zu verhin- 
dern. 

Die Filtration 
wird nun in der 
Weise ausgeführt, 
daß), nachdem das 
zu filtrierende Se- 
rum in den Zy- 
linder der Kerze 
gegossen ist, die 
Saugpumpe lang- 
» sam : angestellt 
' wird. Hierbei ist 
darauf zu achten. 
dal) der Dreiwege- 
hahn (e) zwischen 

Saugflasche und 
Filtrierabfüllapparat nach Unlenhuth-Weidanz. Saugpumpe (d) 

richtig eingestellt 
ist: es ist das der Fall, wenn der Knebel des Hahnes in der Richtung 
der beiden Ansatzröhren verläuft. Um die ersten Kubikzentimeter des 
Filtrates, die vorzugsweise aus Wasser bestehen, welches beim Aus- 
kochen und Sterilisieren der Kerze in derselben zurückgeblieben ist. zu 
beseitigen, muß die Saugpumpe ausgeschaltet und die Differenz des Luft- 
druckes zwischen Saugflasche und atmosphärischer Luft wieder ausgeglichen 
werden: beides wird erreicht durch Drehung des Hahnes um 90° nach 


“ 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 567 


rechts. Nachdem durch Öffnen des Abfüllhahnes (/) der Saugflasche das 
unbrauchbare Filtrat entfernt ist, wird die Filtration wieder aufgenommen. 
Ist die zu filtrierende Flüssigkeit in dem Umhüllungszylinder bis zu 
dem Metallansatz der Kerze gesunken, so wird, um restlos filtrieren zu 
können, die Flüssigkeit mit einer zu einer Kapillare ausgezogenen Glas- 
röhre aufgesaugt und 
auf die Kerze ge- Fig. 95 b. 
träufelt. Nach W. 4A. 
Schmidt kann man 
auch in der Weise 
verfahren, daß man 
den Glaszylinder bis 
zum oberen Rande 
des Metallansatzes 
der Kerze mit Glas- 
kügelchen anfüllt und 
auf diese Weise die 
Flüssigkeit zum Stei- 
gen bringt. Ferner 
kann man auch über 
die Kerze ein hea- 
genzglas stülpen, das 
bis auf den Boden des 
Glaszylinders reicht. 
Durch die nochin dem 
Zylinder vorhandene 
Menge Flüssigkeit 
wird die Öffnung des 
Reagenzglases abge- 
schlossen; es bildet 


ERBERLUN 


| 
| 
| 


TENSCHLAG 


\ 
free 


WM, LAU 


sich bei weiterem Sau- 


gen zwischen Kerze 
und Reagenzglas ein 
luftverdünnter Raum, 
die Flüssigkeit steigt 
infolgedessen, benetzf 
den porösen Teil der Modifizierter Filtrierabfüllapparat nach Unlenhuth-Weidanz. 


Kerze und wird fast 

vollständig aufgesaugt. Nachdem das Serum filtriert ist, wird die Filtration 
in der angegebenen Weise wieder abgestellt. Die Filtration unter zu hohem 
negativen Druck, die sich durch starke Schaumbildung kenntlich macht, ist 
mit Hilfe des Dreiwegehahnes (e) leicht zu vermeiden, indem man durch 
Drehen des Hahnes nach rechts etwas Luft in die Saugflasche einströmen 
läßt. Das quantitative Abfüllen des klaren Filtrats wird folgendermaßen 
ausgeführt: „Der Abfüllhahn (/) wird so gedreht, daß eine Kommunikation 


68 Hermann Dold. 


Pr 
En 


zwischen der Saugflasche und dem Röhrchen (Ah) hergestellt wird; ist das 
erreicht, so steigt das Filtrat in % in die Höhe, vorausgesetzt, dab der 
obere Watteverschluß des höhrchens nicht zu dicht ist. Sollte das der Fall 
sein, so muß er auf sterile Weise etwas gelockert werden. Hat man so 
das gewünschte Quantum abgefüllt, so wird durch Drehung des Abfüll- 
hahnes die Verbindung mit der Saugflasche unterbrochen, dagegen mit 
dem Abflußrohr (g) hergestellt und das abfließende Serum zu je 1cm® in 
die einzelnen sterilen Röhrchen abgefüllt. Ist das Filtrat bis zu dem unteren 
röhrenförmig ausgezogenen graduierten Ende der Saugflasche gesunken, 
so wird der Abfüllhahn so gedreht, dal mit Umgehung des Röhrchens 
(h) direkt abgefüllt wird und somit kein Tropfen von dem oft kostbaren 
Filtrat verloren geht. Wir haben bei dieser 
Fig. 96. Filtration sehr gute Resultate erzielt. Bei 
unvollkommener Dichtung des Abfüllhahnes 
steigen jedoch bei der Filtration Luftblasen 
in der bereits filtrierten Flüssigkeit auf. 
Um nun den Abfüllhahn bei der Filtrier- 
abfülleinrichtung ganz auszuschalten, haben 
wir folgende Modifikation (Fig. 955) ange- 
wandt. Die Saugflasche (5) steht hier mittelst 
eines Druckschlauches mit dem genau gra- 
duierten Röhrchen (Ah) in Verbindung. Dieses 
hat an seinem oberen Ende ein seitliches 
Ansatzrohr (@), dessen obere Öffnung zwecks 
Aufnahme von Watte zu einer Kugel ausge- 
zogen ist. Röhrchen A steht an seinem unteren 
Ende durch einen Druckschlauch mit dem 
mit angeschmolzener Glasglocke umgebenen 
Ausflußrohr (g) in Verbindung. Durch zwei 


Pr b r Schraubenquetschhähne kann die Verbindung 
HERR zwischen Saugflasche und Röhrchen A einer- 


a und bnach Uhlenhuth, e nach Nuttall. 


seits und zwischen Abflußrohr g und Röhr- 
chen } andrerseits unterbrochen werden. 
Vor der Filtration ist der obere Quetschhahn so fest anzuziehen. dab 
bei der Filtration keine Luftblasen in der bereits filtrierten Flüssigkeit 
aufsteigen. Ist die Filtration in der oben beschriebenen Weise vollendet 
und die Luftdruckdifferenz zwischen Saugflasche und atmosphärischer Luft 
ausgeelichen, so wird nach Schließen des unteren Quetschhahnes der obere 
geöffnet und das gewünschte Quantum in Röhrchen A abgefüllt. Hierbei ist 
darauf zu achten, daß der Watteverschluß des Ansatzröhrchens () nicht zu 
dieht ist, damit beim Herabfließen des Filtrates die im Röhrchen h befind- 
liche Luft entweichen kann. Durch vorsichtiges Öffnen des unteren Quetsch- 
hahnes kann nunmehr genau quantitativ das Filtrat abgefüllt werden.“ 
Uhlenhuth füllt das Antiserum in braune, aber vollkommen klare 
Röhrchen von ca. 125 em Länge und 0'7 cm Durchmesser, die vor dem 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 569 
. 


Gebrauch sorgfältig mit destilliertem Wasser gereinigt, an der Luft ge- 
trocknet und mit Wattebausch versehen bei 150° C im Trockensterilisierungs- 
sehrank sterilisiert werden müssen. Andere Autoren (Nuttall, Fliehe u. A.) 
empfehlen nach beiden Seiten ausgezogene Kapillaren zur Abfüllung und 
Aufbewahrung der Antisera (Fig. 96). 

Opaleszierende Sera sind. da sie leicht zu Irrtümern in der Beur- 
teilung der Reaktion führen und eine Beseitigung der Opaleszenz durch 
Filtration und andere Mittel nicht gelingt, als unbrauchbar zu betrachten. 
Da die Opaleszenz der Sera wahrscheinlich mit der Verdauung zusammen- 
hängt, soll man zur Vermeidung dieser störenden Eigenschaft des Serums 
die Tiere vor der Entblutung etwa 24 Stunden lang hungern lassen. 


Titerbestimmung. 


Das zweite Postulat, die Hochwertigkeit des Serums, ist nach der 
Ansicht der meisten Autoren, besonders Uhlenhuths, für die praktische 
Brauchbarkeit eines Serums sehr wichtig. 

Die Wertigkeit eines Serums kann man auf dreierlei Weise be- 
stimmen: 

1. Durch Ermittlung der Menge des Präzipitats, das sich nach Ver- 
mischung einer bestimmten Menge einer bestimmten Eiweiß-(Serum-)ver- 
dünnung mit einer bestimmten Menge des betreffenden Antiserums 
bildet. | 


(Titerbestimmung nach Nuttall und Inchley.‘) 


2. Durch Feststellung der stärksten Eiweiß-(Serum-)verdünnung, in 
der das betreffende Antiserum noch Niederschlag oder Trübung erzeugt. 


(Titerbestimmung nach Uhlenhuth und Beuimer.) 


3. Durch Feststellung der geringsten Antiserummenge, die in einer 
bestimmten konzentrierten homologen Blutlösung innerhalb einer bestimmten 
Zeit einen flockigen Niederschlag hervorruft. 


(Titerbestimmung nach Wassermann und Schütze.) 


Am einfachsten gestaltet sich die Titerbestimmung nach Uhlenhuth 
und Beumer: 

Es werden zunächst von den Serumarten, zu deren Nachweis das 
Antiserum dienen soll, mit physiologischer (0'85°/,iger) Kochsalzlösung 
Verdünnungen hergestellt, und zwar 1:1000, 1:10.000 und 1: 20.000. — 
Für die Titerbestimmung werden nun vier gleichmäßig dicke und absolut 
saubere kleine Reagenzröhrchen ausgesucht und in das von den Autoren 
angegebene Reagenzglasgestell (siehe unten) gehängt. 

Mit einer sterilen Pipette werden in Röhrchen I, II und III je 1 em? 
der klaren Verdünnungen 1:1000, 1:10.000 und 1:20.000 gebracht. In 
Röhrchen IV kommt 1 cm3 steriler 0'85°/,iger Kochsalzlösung. 


1) Nuttall und Inchley, Journal of Hygiene. Vol. 4. Nr. 2 (1904). 


TO Hermann Dold. 


Wenn man zuerst Röhrchen IV und dann Röhrchen III, II und I 
beschickt, so kommt man mit einer Pipette aus. 

Jedes Röhrchen erhält sodann O1 cm® des zu prüfenden klaren Anti- 
serums mit einer sterilen Y/,00 em>-Pipette zugesetzt. Ohne zu schütteln, 
werden die Röhrehen zweckmäßig bei durchfallendem Lichte betrachtet. 
indem zwischen Lichtquelle und Reagenzröhrchen ein schwarzes, schräg 
nach oben geneigtes Brettchen gehalten wird. 

Nach Uhlenhuth mul man von einem als brauchbar zu bezeichnenden 
Antiserum verlangen, dab es im Röhrchen I fast momentan, spätestens 
nach 1-2 Minuten, in Röhrchen II und III in etwa 3 bzw. 5 Minuten 
eine deutliche Trübung hervorruft. Röhrchen IV muß vollkommen klar 
bleiben. 

Für die Titerbestimmung sind nach den Erfahrungen der meisten 
Autoren Serumverdünnungen geeigneter als Blutverdünnungen, da die 
(segenwart von Hämoglobin den Ablauf der Reaktion etwas hemmt und 
die Erkennung von Trübungen erschwert. 

Die Titerbestimmung nach Nuttall und Inchley wird in folgender 
Weise ausgeführt ?): 

Von einer Serumverdünnung von 1: 100 werden 05 cm mit Ol cm3 
Antiserum in ein kleines Reagenzröhrchen gebracht. Die Durchmischung der 
beiden Flüssigkeiten geschieht durch einfaches Umdrehen des mit dem Finger 
verschlossenen Röhrchens. Nach 24stündigem Stehen desselben wird von 
dem zu Boden niedergeschlagenen Präzipitat die darüber befindliche Flüssig- 
keit vorsichtig abpipettiert und der zurückgebliebene Rest genau gemessen. 
Hierzu bedient man sich eines Thermometerröhrchens, dessen Lumen so 
beschaffen ist, dal 0'05 cm® einen 20 mm hohen Raum einnehmen. Um 
Glasröhrchen von möglichst gleichem Kaliber zu bekommen, steckt man 
einen zu einer Spitze ausgezogenen Glasstab so weit als möglich in ein 
derartiges Röhrchen, das obigen Anforderungen entspricht, hinein. Durch 
Umdrehen des Stabes in demselben bezeichnet man sich nunmehr genau 
den Berührungsring. Mit einem so markierten Glasstabe kann man sich 
dann leicht die passenden Röhrchen aussuchen. Aus diesen Röhrchen wer- 
den Pipetten (Fig. 97) hergestellt, deren Spitze (F) Tem und deren Haupt- 
stück (D) 11 em lang ist. Der Inhalt des Röhrchens zwischen A und B 
beträgt 005 cm®. 

Mit einer solchen Pipette wird die in dem kleinen Reagenzgläschen 
zurückgebliebene, präzipitathaltige Flüssigkeit vollständig aufgezogen, und 
zwar so weit, bis der untere Meniskus etwas oberhalb von B steht. Um 
ein Sinken der Flüssigkeit unter 5 zu verhindern. wird die Spitze des 
töhrchens in ein mit Quecksilber gefülltes kleines Reagenzglas (E) gestellt. 
Nunmehr bleibt das Röhrchen 48 Stunden bei einer Temperatur, die ein 
Bakterienwachstum verhindert. stehen. Das in dem Thermometerröhrchen 


') Ich entnehme diese Angaben der Beschreibung des Apparates in: Uhlenhuth 
und Weidanz, Praktische Anleitung zur Ausführung des biologischen Eiweißdifferen- 
zierungsverfahrens ete. G. Fischer. Jena 1909. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 571 


nach unten gesunkene Präzipitat wird dann mit folgendem Apparat genau 
bestimmt. 

Der Mebapparat (Fig. 98) besteht aus der eisernen Flußsplatte A, auf 
der der Eisenstab B vertikal befestigt ist; er ist eingekehlt, um dadurch 
zu verhindern, dab sich der obere Teil des Apparates dreht. Dieser läßt 


Fig. 98. 


L 


CTRITaNEIETEN. /A 


| 


Apparat zur genauen quantitativen Bestimmung von Präzipitaten nach 
@. Nuttall und ©. Inchley. 


sich an dem Stabe auf- und abschieben und kann durch die Schraube C 
in jeder gewünschten Höhe festgestellt werden. Das eine Ende der Schraube 
ist so abgerundet. daß es genau in die Kehlung des Stabes B hineinpaßt. 
Der von © durchbohrte horizontale Metallstab trägt zwei senkrechte Röhren 
mit den Schrauben D und D 1, welche die inneren Röhrchen E und E1 
unabhängig voneinander mit je 5 cm® Spielraum herauf und herunter 


972 Hermann Dold. 


eleiten lassen können. Röhre # trägt eine senkrecht stehende, stählerne 
10 em-Skala, die in O5 mm graduiert ist. Auf #1 ist eine rechtwinklige 
Platte senkrecht befestigt, durch deren Mitte Röhre @ in senkrechter 
Richtung geht. Außerdem befindet sich an der Platte noch ein Zeiger, der 
bis vor die Teilstriche der Skala reicht. In @ stecken zwei Röhren. die 
sich vor- und rückwärts bewegen lassen. Eine davon, nächst dem Reagenz- 
glasständer gelegen, trägt eine Blende (siehe Fig. 98,3) mit rechteckiger 
Öffnung, deren horizontaler Durchmesser genau dem der Glasröhren, welche 
den zu messenden Niederschlag enthalten. entspricht. Eine feine schwarze 
Nadel ragt horizontal in das Zentrum dieser Blendenöffnung hinein. Die 
zweite Röhre J ist an dem einen Ende offen, an dem anderen mit einer 
Blende versehen, die einen feinen durch die Mitte gehenden Schlitz zeigt. 
Die Röhren sind innen geschwärzt. 

Der Röhrchenständer soll die das Präzipitat enthaltenden Röhrchen 
in senkrechter Stellung möglichst nahe der Nadel in der Scheidewand der 
in @ beweglichen Röhre halten. Die kleinen Quecksilber enthaltenden Re- 
agenzgläschen J ruhen in konischen Vertiefungen, die den numerierten 
Ringen auf dem Holzbrett X entsprechen. Die Thermometerröhrchen stehen 
auf dem Boden der Reagenzgläschen auf und halten diese, wenn sie selbst 
oben angeklemmt sind, in ihrer Stellung. Die Vertiefungen Z fixieren die 
Glasröhrchen, wenn sie mittelst des Stabes M in diese Kerbschnitte ein- 
gedrückt werden, in richtiger Lage. Der Metallstab verläuft parallel mit 
der oberen Kante von Z und wird an jedem Ende durch eine Feder fest- 
gehalten. Die Röhrchen müssen immer von unten nach oben eingesetzt 
werden. Eine schwarze Papptafel liegt auf zwei seitlichen Metallträgern 
und dient als Hintergrund, um das Ablesen des Präzipitats in den Röhr- 
chen zu erleichtern. Die vordere Fußkante des Röhrengestelles dient als 
Gleitfläche für den Meßapparat. 

Die Messung des Präzipitats mit dem beschriebenen Apparat wird 
folgendermaßen ausgeführt: Man setzt den Fuß des Röhrenständers (7) pa- 
rallel zu dem Boden A des Apparates. Die Höhe des Apparates wird be- 
stimmt bzw. reguliert durch Lochung von € und Höher- oder Nieder- 
schieben des oberen Teiles an dem Stabe B. Hat man auf diese Weise 
die gewünschte Höhe erreicht, so muß die Schraube fest angezogen wer- 
den. Darauf wird die Röhre, welche die nadeltragende Blende hat, mög- 
lichst nahe an das das Präzipitat enthaltende Thermometerröhrehen von be- 
kanntem Inhalt gebracht, ohne dieses jedoch zu berühren. Durch Regulieren 
und Durchschauen durch Röhre J muß die Nadelspitze in gleiche Lage mit 
dem unteren konvexen Spiegel der Flüssigkeit (Präzipitats) gebracht wer- 
den. Durch Drehen an D wird die Skala F so eingestellt, daß der Zeiger 
über der Zentimetergraduierung steht. Nunmehr wird durch Drehen an D 1 
in ähnlicher Weise der obere Rand des Präzipitats festgelegt. Der Zeiger 
gibt die auf F' zurückgelegte Distanz an, zur Erleichterung des Ablesens 
dient die kleine Lupe H. Aus der so gefundenen Höhe des Präzipitats und 
dem Lumen des Röhrchens wird dann die Menge desselben berechnet. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 573 


Wassermann und Schütze!) empfehlen für die Praxis die Anwendung 
schwach wirkender Antisera und legen der Titerbestimmung ihrer 
Antisera ein Normalpräzipitierungsserum zugrunde, d.h. ein Anti- 
serum, von dem 1 cm® in 5 cm® einer bestimmten Blutlösung (O'1 cm® defi-- 
briniertes Blut + 5em® physiologischer Kochsalzlösung) innerhalb einer 
Stunde bei 37° C einen flockigen Niederschlag erzeugt. Rufen schon ge- 
ringere Mengen des Antiserums in den 5cm® der Blutlösung flockigen 
Niederschlag hervor, so ist das betreffende Antiserum ein mehrfaches 
Normalpräzipitierungsserum: Wenn z. B. schon O0'5cm® des zu 
prüfenden Antiserums den flockigen Niederschlag in den 5 cm® Blutlösung 
erzeugt, so ist dieses Antiserum ein zweifaches Normalpräzipitierungs- 
serum, es enthält 2 Präzipitierungseinheiten. 

Antisera, die mehr als 2 Präzipitierungseinheiten haben, sind nach 
Wassermann und Schütze für die Praxis nicht zu empfehlen. 

Die Blutlösungen werden zweckmäßig so hergestellt, daß man auf 
Leinwandstückchen je O1 cm® Blut auftropfen und antrocknen läßt. Nach 
etwa 2 Tagen löst man die Blutflecken mit je 5 cm® 0'85°/,iger Kochsalz- 
lösung, filtriert die Lösungen, bis sie klar sind und setzt dann zu den 
klaren Filtraten das zu prüfende Antiserum in fallenden Mengen (1'0, 
0:75, 0'5 cm® usw.) hinzu, stellt die Mischungen in einen Brutschrank von 
37° und stellt nach 1 Stunde fest, in welchem Röhrchen noch ein flockiger 
Niederschlag aufgetreten ist. Wäre das z.B. bei dem Röhrchen, dem 
O'1cm® des Antiserums zugesetzt worden ist, der Fall, so hätte dieses 
Antiserum 10 Präzipitierungseinheiten. 


Spezifizitätsprüfung. 


Es genügt nun nicht, daß ein Antiserum hochwertig ist; es mub 
auch artspezifisch sein. Hochwertigkeit und Spezifizität gehen keineswegs 
immer parallel. 

Um auf Spezifizität zu prüfen, verfährt man nach Uhlenhuth so, dab 
man sich 1. eine Verdünnung des homologen Serums aut 1:1000: 
>. Verdünnungen verschiedener praktisch in Betracht kommender hetero- 
loger Eiweißlösungen von je 1:200 und 1:1000 herstellt. 

Zu je 1 cm® dieser verschiedenen Lösungen wird je O'l1 cm’ des zu 
prüfenden Antiserums wie bei der Titerbestimmung nach Uhlenhuth zu- 
gesetzt. 

Von einem guten Antiserum wird verlangt, daß in der homologen 
Eiweißlösung sofort nach Zusatz des Antiserums eine deutliche Trübung 
auftritt. während die heterologen Fiweißlösungen noch nach etwa 20 Minuten 
klar bleiben müssen. Bei der Prüfung von Menschenantiserum wird das 
Verhalten gegen das Eiweiß (Blut) der praktisch am meisten in Betracht 
kommenden Tiere, bei der Prüfung von Pferdeantiserum das Verhalten 
gegenüber Schweine- und Rinderserum zu bestimmen sein. 


1) Wassermann und Schütze, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11 (1903). 


974 Hermann Dold. 


Antisera, die den obigen Anforderungen nicht ganz genügen, sind 
als nur bedingt brauchbar, Antisera, die starke heterologe Trübungen 
geben, als unbrauchbar zu bezeichnen. 


Konservierung. 


Die zur Konservierung der präzipitierenden Antisera vorgeschlagenen 
Zusätze (Chloroform, Karbolsäure, Trikresol, Xylol, Benzol, Toluol, Lyso- 
form, Chinosol, Sublimat, Silbernitrit, Diphtherin, Formalin etc.) haben 
sich sämtlich nieht bewährt, zum Teil als schädigend erwiesen. Ehrlich, 
Neisser und Sachs!) empfehlen die Aufbewahrung der Antisera im ge- 
trorenen Zustand (im „Frigo*). Corin?) und Stockis®) haben eine Kon- 
servierung der Sera durch Trocknen im Vakuum vorgeschlagen. Diese 
„trockenen Sera“ lösen sich aber nach den Erfahrungen Uhlenhuths., 
Schüllers*) u. a. nach längerem Aufbewahren schlecht und nicht vollkommen 
klar. Dasselbe gilt für die von Ottolenghi’) u. a. angegebene Methode der 
Konservierung präzipitierender Sera auf Fließpapier, die zwar den grolßen 
Vorzug der Einfachheit und Materialersparnis hat, aber doch auch den 
Nachteil der allmählichen Abschwächung der Wirksamkeit und Abnahme 
der Löslichkeit besitzt. Die Reaktion wird mit den „Reagenzpapieren“ so 
ausgeführt, dab ein mit 0'1 cm® Antiserum beschicktes Papierchen direkt 
in die 1:1000 verdünnte, zu untersuchende Eiweißlösung gebracht wird. 

Nach den Erfahrungen Uklenhuths halten sich die im flüssigen Zu- 
stand steril in braunen Röhrchen im Eisschrank aufbewahrten präzipi- 
tierenden Sera jahrelang. Keine der genannten Konservierungsmethoden 
ist dieser einfachen Aufbewahrung im Eisschrank vorzuziehen. Bei den 
meisten längere Zeit aufbewahrten Antiseris bildet sich ein grauweibßer 
Bodensatz, der möglicherweise auf „Autopräzipitation“, d.h. auf einer 
Niederschlagsbildung infolge Vorhandensein von Spuren von Präzipitinogen 
in dem präzipitinhaltigen Serum beruht. Aus diesem Grunde wird von 
Uhlenhuth empfohlen, die Kaninchen. welche ein hochwertiges Antiserum 
liefern, erst dann zu töten, wenn kein freies Antigen mehr nachzuweisen 
ist..Der Nachweis dieser latent noch im Antiserum befindlichen präzipitabeln 
Substanz gelingt nach W. A. Schmidt durch das Präzipitin eines anderen 
ebenso vorbehandelten Tieres. 

Aus diesem Grunde wird auch davor gewarnt, zu einer Untersuchung 
AÄntisera von verschiedenen Kaninchen zu benutzen; es soll, um ganz 
sicher zu gehen, stets nur der Inhalt eines Antiseramröhrchens, nicht 
eine Mischung mehrerer Röhrchen verwendet werden. 


!) Ehrlich, Neisser und Sachs, Klin. Jahrb. Bd. 19 (1908). 

®) Corin, Ann. de la Soc. de med. leg. de Belgique (1901). — Derselbe, Arch. 
’anthrop. eriminelle. T.16. Nr. 94 (1901). 

®) Stockis, Ann. de la soc. me&dieo-chirurg. de Liege. Mai 1901. 

*) Schüller, Zeitschr. f. Milch- u. Fleischhygiene. H. 2 u. 3 (1908). 

5) Ottolenghi, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 29 (1906). 


.. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 575 


Sind stärkere Eiweißausfällungen in den Serumröhrchen eingetreten, 
so empfiehlt Uhlenhuth eine nochmalige Titerbestimmung. 


Gang einer Blutuntersuchung. 

Wenn es sich nun darum handelt, in einem gegebenen Falle ein 
verdächtiges Material auf die Herkunft des Blutes zu untersuchen, so ist 
stets zuerst festzustellen, ob das verdächtige Material überhaupt Blut ist, 
selbst wenn dies nach dem Ergebnis der richterlichen Untersuchung und 
dem Aussehen der Flecken sicher zu sein scheint. 

Diese Feststellung geschieht mit Hilfe der bekannten chemischen und 
physikalischen Methoden (s. Uhlenhuth und Weidanz, Praktische Anleitung 
zur Ausführung des biologischen Eiweißdifferenzierungsverfahrens), auf die 
hier nicht näher eingegangen werden kann (Richtersche Wasserstoffsuper- 
oxydprobe, van Deensche Guajakprobe, Teichmannsche Häminprobe, spektro- 
skopische und mikroskopische Untersuchung). 

Die mikroskopische Untersuchung, die bei frischen Blutflecken noch 
Erfolg verspricht, ermöglicht zugleich auch noch die Feststellung, ob es 
sich um Säugetier-, Vogel-, Fisch- oder Amphibienblut handelt. 

In Ausnahmefällen, wenn das zur Verfügung stehende Untersuchungs- 
material zu gering ist, empfiehlt es sich, auf die Vorproben zu verzichten 
oder nur die wenig Material erfordernde spektroskopische Untersuchung 
auszuführen und sofort das Material zur biologischen Reaktion zu verwenden. 

Ehe man jedoch an die Ausführung dieser Reaktion geht, hat man 
sich durch einen Vorversuch davon zu überzeugen, dal) man ein brauchbares 
spezifisch wirkendes Antiserum besitzt. Diese Vorprüfung wird an der- 
jenigen Blutart, auf die das Untersuchungsmaterial untersucht werden 
soll, ausgeführt, also z. B. an Menschenblut, wenn der zu untersuchende 
Blutflecken auf Menschenblut verdächtig ist. 

Man hält sich darum zweckmäßig die wichtigeren Blutarten auf Fließ- 
papier oder sonstwie getrocknet vorrätig. Man würde also in dem 
gewählten Beispiel eine kleine Menge des angetrockneten Testmenschenblut- 
materials in ein Reagenzglas bringen und mit etwa 5 cm® steriler physio- 
logischer Kochsalzlösung — ohne zu schütteln — extrahieren, bis eine 
genügende Menge Eiweiß in Lösung gegangen ist, was man an der gelb- 
lichweißen Farbe erkennt, sowie daran, daß beim Schütteln einer in ein 
zweites Reagenzglas übergegossenen Probe Schaumbildung auftritt, die 
längere Zeit stehen bleibt. 

Für die biologische Blutuntersuchung verlangt Uhlenhuth eine Eiweiß- 
verdünnung von etwa 1:1000: macht man mit etwa | cm? einer solchen 
Verdünnung unter Zusatz von 1 Tropfen einer 25°/,igen Salpetersäure (bei 
Verwendung einer 1 em3-Pipette) die Kochprobe, so entsteht eine leichte 
opaleszierende Eiweißtrübung. 

Im alleemeinen ist die ausgelaugte Blutlösung konzentrierter und 
muß so weit verdünnt werden, bis die salpetersaure Kochprobe die Ver- 
dünnung von etwa 1:1000 anzeigt. 


576 Hermann Dold. 


Für die Ausführung der Reaktion sind verschiedene Reagenzglas- 
modelle und -gestelle angegeben worden, von Uhlenhuth und Beumer, von 
E. Friedberger, von W. A. Schmidt, von Hauser und Carnwath. Am zweck- 
mäßigsten dürfte das von Uhlenhuth und Beumer angegebene Reagenzglas- 
gestell sein (Fig. 99). 

„Es ist so eingerichtet, daß es für 12 kleine Reagenzröhrchen von je 11 em Länge 
und O°9em Durchmesser Platz hat. An ihren offenen Enden haben die Röhrehen nach 
außen umgebogene Ränder, so daß man sie in den Löchern des Gestelles pfeifenartig 
aufhängen kann. Der Übersichtlichkeit halber sind die Löcher, in welche die Röhrchen 
hineingehängt werden, mit Nummern 1—12 versehen. Das Aufhängen der Röhrchen hat 
den Vorteil. daß man die am Boden des Röhrchens auftretende Präzipitinreaktion gut 
beobachten kann. 

Nach Herstellung der geforderten Verdünnung des eventuell zu fil- 
trierenden Testblutmateriales werden mit einer Pipette in Röhrchen 1 

und 2 des Uhlenhuth- 
Fig. 99. Beumerschen hea- 
genzglasgestelles je 
1 cm® der Testblut- 
lösung. in Röhrchen 
5 dagegen 1 cm? phy- 
siologischer (0'85°/,) 
Kochsalzlösung ge- 
geben. Mit einer in 
00 em3 graduierten 
Pipette werden so- 
dann in Röhrchen 1 
Reagenzglasgestell nach Uhlenhuth-Beumer. E und 3 je O0'1 cm® des 
zu prüfenden, absolut 
klaren Antiserums. in Röhrchen 2 dagegen 0'1 cm® normales, ebenfalls klares 
Kaninchenserum zugefügt. Ohne zu schütteln. wird im durchfallenden 
Lichte unter Zuhilfenahme eines.schräg gehaltenen schwarzen Hintergrundes 
beobachtet, ob die Forderung zutrifft, daß in Röhrchen 1 sofort oder 
spätestens nach 2—5 Minuten eine allmählich dichter werdende Trübung 
auftritt. während der Inhalt der Röhrchen 2 und 3 klar bleibt. Nach 
spätestens 20 Minuten muß die Reaktion, die bei Zimmertemperatur aus- 
geführt wird, beendet sein. Erfüllt das Antiserum diese Forderung, so kann 
es für die Untersuchung verwendet werden. 

In analoger Weise wie bei dem Vorversuch wird nun eine Lösung 
des zu untersuchenden Materiales hergestellt, indem man die Blutflecken 
entweder mit einem reinen Instrument abkratzt (bei festen Unterlagen) 
und die abgekratzte Masse in 0'85°/,iger Kochsalzlösung löst, oder indem 
man die Blutflecken ausschneidet und das ausgeschnittene Stück (eventuell 
nach Zerkleinerung) in einem Reagenzglas mit 0'85°/,iger Kochsalzlösung 
extrahiert. Andere Lösungsmittel als 0'85°/,ige Kochsalzlösung sollen nach 
Uhlenhuth nicht verwendet werden. Die Auslaugung dauert meist nicht 
länger als 1 Stunde, bei älterem Material aber zuweilen bis zu 24 Stunden. 


'Substrates, auf dem der Blutfleck angetrocknet war. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 577 


Die ausgelaugte Eiweißlösung wird sodann filtriert durch gehärtete 
Papierfilter (Schleicher und Schüll, Nr. 575, 605 oder 605), durch einen 
Berkefeld-Filter oder bei geringem Untersuchungsmaterial durch den 
Mikrofiltrierabfüllapparat (Uhlenhuth- Werdanz) (Fig. 100). 

Der Apparat (Fig. 100) besteht aus der Kerze (a), die mittelst einer Gummikappe 
mit der Saugflasche (5) in Verbindung steht; das seitliche Ansatzrohr (c) sowie die 
Absaugevorrichtung entspricht genau den weiter unten bei der Filtration beschriebenen 


Angaben. Das untere zu einem Röhrchen ausgezogene Ende des Sauggefäßes ist genau 
graduiert, so daß die Flüssigkeit hier direkt gemessen und steril entnommen werden kann. 


Hierauf erfolgt die Herstellung der geforderten Verdünnung 1:1000, 
wie oben beschrieben, und die Prüfung der Reaktion. Die Lösungen 
sollen neutral reagieren; reagieren sie sauer, SO 
sind sie mit 0'1°/, Sodalösung zu neutralisieren. Fig. 100. 

Die biologische Reaktion wird nun in folgen- 
der Weise ausgeführt: In das Uhlenhuth-Beumer- 
sche Reagenzglasgestell werden 7 peinlich saubere 
Röhrchen gesteckt. Röhrchen 1 und 2 erhält mit 
einer Pipette je 1 cm? der zu untersuchenden Blut- 
lösung; Röhrchen 3 bekommt 1 cm? der dem Anti- 
serum entsprechenden Blutlösung (1:1000), Röhr- 
chen 4 und 5 je 1cm3 von Kontrollblutlösungen: 
Röhrchen 6 1 cm steriler 0'85°/,ige Kochsalzlösung 
und Röhrchen 7 eventuell 1 cm? eines Auszuges des 


Die Röhrchen 1, 3, 4, 5, 6 und 7 erhalten 
nunmehr je O'1 cn? des im Vorversuch geprüften 
Antiserums, Röhrchen 2 O'1 cm? normales absolut 
klares Kaninchenserum zugesetzt. Der Zusatz er- 
folgt mit ?/,00 em3-Pipetten. 


_ Am besten läßt man den Serumzusatz an der zpparat nach Enlenhufl- 
Wand herunterfließen, so daß die einzelnen Lösun- Baur 


gen unterschichtet werden. 
Die Röhrchen sollen nicht geschüttelt werden. 


In einem positiven Falle muß in Röhrchen 1 und 3 sofort oder 
spätestens nach 2 Minuten eine hauchartige Trübung, die sich zu einem 
allmählich deutlicher werdenden Ringe an der Berührungsstelle von Blut- 
lösung und Serum verdichtet, entstehen, während der Inhalt aller übrigen 
Röhrchen (Kontrollen!) innerhalb der ganzen Untersuchungszeit (20 Minuten) 
klar bleiben muß. Es sei nochmals hervorgehoben, daß alle zur Verwendung 
kommenden Lösungen und Materialien (Röhrchen) absolut klar sein müssen. 
Wenn ein Antiserum nicht ganz klar sein sollte, so kann es durch genügend 
langes Zentrifugieren in den meisten Fällen geklärt werden. Bakterien- 
trübungen lassen sich auf diese Weise nicht beseitigen: Antisera, die 
durch Bakterienentwicklung getrübt sind, können nicht mehr gebraucht 
werden. Um die Aufwirbelung des am Boden der Röhrchen befindlichen 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 37 


Ss Hermann Dold. 


1 


Id 
Bodensatzes zu vermeiden, entnimmt man das Serum in diesen Fällen 
am besten mit einer Kapillarpipette, d. h. mit einem an einem Ende fein 
ausgezogenen Glasröhrchen, und setzt dann die O'1 em® entsprechende An- 
zahl Tropfen des Serums zu den einzelnen Lösungen. 


Fig. 101 a. 


Fig. 101b. 


Dürckscher Apparat zur Beobachtung schwacher Trübungen. 


Für eine Reaktion soll, wie schon erwähnt, nur der Inhalt eines 
töhrehens verwendet werden. Die Beobachtung der Trübungen geschieht, 
wie oben angegeben, bei durchfallendem Tages- oder bei künstlichem Licht, 
indem zwischen Lichtquelle und Röhrchen ein schwarzer Hintergrund hin 
und her bewegt wird. Es gelingt auf diese Weise auch die zartesten Trü- 
bungen zu erkennen. Zur besseren Erkennung schwacher Trübungen ist 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 979 


von Dürck!) ein Apparat angegeben worden, dessen Prinzip „auf der voll- 
ständigen Auslöschung aller Reflexe an den Wandungen der runden Uhlen- 
huthschen Röhrchen durch Eintauchen derselben in Zedernöl“ beruht 
(Fig. 101 a u. b). 

„Da das Zedernöl bekanntlich den gleichen Brechungsindex hat wie 
Glas, so ist ein mit Zedernöl gefülltes Röhrchen, welches man in ein 
weiteres Zedernöl enthaltendes Glasgefäß taucht, überhaupt nicht mehr 
sichtbar. Befindet sich in dem Röhrchen irgend eine andere Flüssigkeit, 
so werden allerkleinste Trübungen oder in dieser suspendierte Teilchen 
mit großer Deutlichkeit sichtbar, weil der Lichtreflex an den äußeren Wan- 
dungen des Röhrchens ausgelöscht ist. Auf dem gleichen Prinzip beruht 
bekanntlich unsere homogene Ölimmersion, nämlich auf einer Vermeidung 
des Lichtverlustes an der Trennungsfläche verschieden lichtbrechender 
Medien. Bei dem in Rede stehenden Apparat wird das Zedernöl in ein 
langes Glaswännchen eingefüllt, welches aus gut verkitteten Spiegelglas- 
tafeln besteht. Die hintere, die beiden seitlichen und die untere Glastafel 
sind außen geschwärzt zur Vermeidung störender Reflexe, nur die vordere 
ist durchsichtig. Dieses Wännchen paßt genau in ein Reagenzglasgestell 
für 12 Uhlenhuthsche hängende Reagenzröhrchen. Das Gestell ist derartig 
eingerichtet, daß der Boden, auf welchen das Wännchen zu stehen kommt, 
durch eine einfache Triebvorrichtung in die Höhe gehoben und in jeder 
Höhe fixiert werden kann. Ist der Doppelboden, auf welchen das Wännchen 
zu stehen kommt, nach abwärts gestellt, so hängen die Röhrchen frei in 
der Luft und ihr Inhalt kann im durchfallenden Licht beurteilt werden. 
Stellt man den Doppelboden und dadurch das Wännchen mit Hilfe des 
Triebes nach oben, so tauchen alle 12 Röhrchen auf einmal in das Zedernöl 
ein, jedoch so, daß sie auch bei allerhöchster Stellung den Boden des 
Wännchens nicht berühren. Um nun auch noch das von oben her in das 
Zedernöl einfallende Licht möglichst auszuschalten, ist das Wännchen oben 
mit einem Metalldeckel bedeckt, welcher genau den herabhängenden Röhr- 
chen entsprechende und entsprechend weite Öffnungen trägt. Diese sind 
zum weiteren Lichtschutze nach oben mit einer Art von Trichter versehen, 
so dal auch bei dem Emporsteigen des Wännchens jedes Röhrchen genau 
durch den Trichter und durch die Öffnung in dem geschwärzten Metall- 
deckel in das Zedernöl hineingeleitet wird. 

Die Anwendung des Apparates geschieht in der Weise, daß man nach 
Füllung des Wännchens mit Zedernöl, Beschickung der Röhrchen und Aus- 
führung der Reaktion das Wännchen hoch stellt und dann das volle Licht 
von einem gut beleuchteten Fenster durch die Spiegelglasplatte hindurch- 
fallen läßt. Man stellt sich also mit dem Rücken gegen die Lichtquelle 
und beobachtet im auffallenden Lichte. 

Der kleine Apparat wird vielleicht auch für die Ausführung von 
spezifischen Agglutinationsproben sowie für die Beobachtung feiner chemi- 


1) 9. Dürck, Anthropol. Gesellschaft. München. 25. Januar 1907. 


580 Hermann Dold. 


scher auf der Bildung von Niederschlägen beruhender Reaktionen gute 
Dienste leisten können.“ 

Um auch noch die Untersuchung kleinster Blutmengen zu ermöglichen, 
ist von @. Hauser eine sogenannte Kapillarmethode angegeben worden, die 
sich auch sonst z. B. beim Nachweis der Herkunft von Blut in blutsaugenden 
Insekten (Thlenhuth, Weidanz und Angelof) gut bewährt hat. Die Methode 
ist von Carnwath im Uhlenhuthschen Laboratorium etwas modifiziert worden: 
es wird nach dieser modifizierten Methode folgendermaßen verfahren: 


„Die winzigen Blutspuren werden mit etwa 0'2 cm® physiologischer Kochsalzlösung 
in der oben angegebenen Weise extrahiert. Ob die für die biologische Reaktion genügende 
Menge Eiweiß in Lösung übergegangen ist, 
Fig. 102. kann man daran erkennen, daß die durch 
das Hineinblasen von Luft in die Unter- 
suchungsflüssigkeit entstehenden Blasen etwa 
'/, Minute stehen bleiben. Die hieran jetzt 
anzuschließende Salpetersäurekochprobe wird 
so ausgeführt, daß man in einem sterilen 
Kapillarröhrchen etwas Untersuchungsflüssig- 
keit bis zur Höhe von etwa 2cm aufzieht, 
dann das Röhrchen, nachdem die Flüssigkeit 
einige Zentimeter höher aufgezogen, an dem 
unteren Ende zuschmilzt. Durch Hineintauchen 
der Kapillare in kochendes Wasser wird nun- 
mehr die Untersuchungsflüssigkeit ebenfalls 
zum Sieden gebracht. Nunmehr wird das 
zugeschmolzene Ende abgebrochen und die 
erhitzte Eiweißlösung auf einen reinen Ob- 
jektträger mit etwa dem vierten Teil 25° iger 
Salpetersäure zusammengebracht und gut 
gemischt. Tritt hierbei eine leicht opaleszie- 
rende Trübung auf, so ist die für die Reaktion vorschriftsmäßige Verdünnung vorhanden. 
Zur Ausführung der Reaktion benutzt man ein kleines Metallgestell (Fig. 102), 
welches für 10 Röhrchen von 2 mm Durchmesser und 6 cm Länge Platz hat. Die Röhrchen 
stellt man sich jedesmal vor Ansetzen der Reaktion aus einem gereinigten Glasrohr 
selbst her. In die einzelnen Röhrchen werden bis zu einer Höhe von etwa 3 mm zuerst 
die in Frage kommenden Sera eingefüllt. Man bedient sich hierzu zweckmäßig der oben 
beschriebenen Kapillarpipette. Dann überschichtet man die einzelnen Sera vorsichtig mit 
der Untersuchungsflüssigkeit und den einzelnen Kontrolllösungen ebenfalls bis zu einer 
Höhe von 3mm. Bei positivem Ausfall der Reaktion tritt dann genau wie bei der 
Hauserschen Methode an der Berührungsstelle der beiden Flüssigkeiten ein deutlicher 
Ring auf, der sich nach oben immer mehr verbreitert, um sich später als flockiger 
Niederschlag in der Kuppe des Röhrchens anzusammeln. Bei dieser Methode kann man 
beauem mit 0'1 cm? Untersuchungsflüssigkeit auskommen.“ 


Die für die biologische Reaktion geforderten 5—6 Kontrollen (Röhr- 
chen 2, 3. 4. 5, 6 und eventuell 7) sind absolut notwendig. Sie zeigen 1. dab 
normales Kaninchenserum keine Trübung erzeugt (Röhrchen 2), 2. dal) das 
verwendete Antiserum spezifisch wirksam ist (Röhrchen 3, 4 und 5), 
3. daß das Antiserum an sich klar ist und auch in der zur Herstellung der 
Blutlösungen benutzten physiologischen Kochsalzlösung selbst keine Trübung 
hervorruft (Röhrchen 6). 4. dab das Antiserum in einem Extrakt des Stoffes, 
an dem das Blut angetrocknet war, keine Trübung erzeugt (Röhrchen 7). 


Reagenzglasgestell für die Kapillarmethode 
(Hauser-Carnwath). 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 581 


Heterologe Trübungen treten nach den Erfahrungen der berufensten 
Autoren nur auf, wenn konzentrierte Blutlösungen bei Zusatz hoch- 
wertigen Antiserums verwendet werden und lassen sich vermeiden, 
wenn man entweder eine konzentrierte Blutlösung und ein schwach 
wirkendes Antiserum (Küster, Wolf, Strube) oder eine schwache Blut- 
lösung und ein hochwertiges Antiserum (Uhlenhuth) nimmt. 

Zur Ausschaltung heterologer Trübungen bedarf man dennoch in der 
Praxis der von Aöster und Weichardt‘) angegebenen, theoretisch inter- 
essanten, aber umständlichen Methode der „spezifischen Absättigung“ 
(s. oben) nicht. 

Dagegen hat man bei der Beurteilung des Untersuchungsergebnisses 
die Tatsache der Verwandtschaftsreaktion zu berücksichtigen; man würde, 
wenn man in einer Blutlösung z. B. eine positive Reaktion mit einem 
Menschenantiserum erhielte, sagen müssen, daß das Blut von einem 
Menschen oder Affen stammt, oder anders ausgedrückt, daß das Blut 
von einem Menschen stammt, falls Affenblut auszuschließen ist. 

Man kann zwar durch die allerdings sehr diffizile „elektive Ab- 
sättigungsmethode*“ nach Weichardt, besser noch durch die von Uhlen- 
huth angegebene Methode der „kreuzweisen Immunisierung“, d.h. 
dadurch, daß man bei verwandten Tieren, wie Mensch und Affe, Hase 
und Kaninchen, Huhn und Taube ete., durch gegenseitige Einspritzung ihres 
Blutes aufeinander wirkende Präzipitine erzeugt, auch die verwandten Tier- 
arten noch differenzieren, aber diese Methode ist doch ziemlich kompliziert 
und gelingt auch nicht bei allen Tieren. 

Für die Praxis genügt aber meist die oben näher ausge- 
führte Differenzierung und ein mit den genannten Einschrän- 
kungen gegebenes Gutachten. 

Auf die vielen bei der Erstattung von forensischen Gutachten noch 
zu berücksichtigenden Punkte kann hier nicht eingegangen werden; es 
sei auf das schon mehrmals erwähnte Buch von Uhlenhuth und Weidanz 
verwiesen, in welchem gerade auch die gutachtliche Seite dieser Frage 


eingehend behandelt ist. 

Um bei positivem Ausfall der Uhlenhuthschen Blutreaktion in der forensischen 
Praxis noch eine größere Beweiskraft zu verleihen, empfiehlt Dehne?) noch das Ver- 
fahren der oben schon erwähnten „spezifischen Lösung“. Es werden 1:1000 verdünnte 
Blutlösungen von Menschen und verschiedenen Tierarten mit je 0'1 cm® Menschenanti- 
serum vermischt, der Inhalt der Röhrchen, in denen spezifische Trübung eintritt, wird 
in 4 Teile geteilt und jeder Teil in ein Reagenzglas gebracht. Von diesen 4 Reagenz- 
röhrchen erhält das erste unverdünntes homologes Menschenantiserum, das zweite und 
dritte unverdünntes heterologes Antiserum, das vierte Kochsalzlösung. Nach '/,stündigem 
Aufenthalt im Thermostaten und 24stündigem bei Zimmertemperatur zeigt nur das 
Röhrehen mit Menschenantiserumzusatz Klärung. 

Diese Dehnesche Modifikation des Uhlenhuthschen Verfahrens hat 


keine praktische Bedeutung gewonnen. 


1) Kister und Weichardt, Zeitschr. f. Medizinalbeamte. Nr. 20 (1902). 
2) Dehne, Münchener med. Wochenschr. Nr. 8 (1907). 


582 Hermann Dold. 


Gang einer Fleisch- bzw. Wurstuntersuchung. 

Die Präzipitinreaktion kann weiterhin mit Erfolg angewendet werden, 
wenn es sich darum handelt, die Herkunft eines Fleisches oder den 
(rehalt eines Fleischgemisches (Hackfleisch, Wurst) an unerlaubten 
Fleischbeimengungen zu prüfen. Die Reaktion ist nicht bloß ausführbar bei 
frischem, sondern auch bei gefrorenem, getrocknetem, geräuchertem . ge- 
pökeltem, faulendem und bis zu einem gewissen Grade auch noch bei 
gekochtem Fleisch und Fleischgemischen. Ferner läßt sich außer mit dem 
Muskelgewebe die Reaktion auch mit Därmen (z. B. Untersuchung auf 
Pferdedärme). deren Einfuhr verboten ist, in manchen Fällen auch mit 
Fettgewebe ausführen. 

Die Herstellung der für die Reaktion nötigen Eiweißlösungen ist bei 
der Untersuchung von Fleisch im großen und ganzen dieselbe wie bei der 
von Fleischgemischen (Wurst). 

Es werden von einer womöglich frisch mit ausgeglühtem oder aus- 
gekochtem Messer hergestellten Schnittfläche des Fleisches ca. 309 ent- 
nommen und auf einer absolut sauberen Unterlage zerkleinert. Man ver- 
meide fette Partien des Fleisches, da diese die Gewinnung einer klaren 
Lösung erschweren. Die zerkleinerte Fleischmasse wird in ein durch Kochen 
oder trockene Hitze sterilisiertes, 100 cm? fassendes Erlenmeyersches 
Kölbchen mit Hilfe eines sterilisierten Glasstabes gebracht, mit ca. 50 em® 
steriler 0'85°/,iger Kochsalzlösung übergossen und ca. 3 Stunden bei Zimmer- 
temperatur oder 24 Stunden bei Eisschranktemperatur extrahiert. 

Schütteln ist der Gewinnung einer klaren Lösung schädlich, Zusatz 
von einigen Tropfen Chloroform, besonders bei fettem Fleisch, zu empfehlen. 

Auch bei der Fleischuntersuchung sollen keine anderen Lösungsmittel 
als 0'85°/,ige Kochsalzlösung verwendet werden. 

Gesalzenes Fleisch kann erst durch mehrmaliges Waschen mit physio- 
logischer Kochsalzlösung oder destilliertem Wasser entsalzt werden, ehe 
es zur Extraktion angesetzt wird. Die Auslaugung findet bei frischem 
Fleisch rascher, bei geräuchertem oder gepökeltem Fleisch langsamer statt, 
doch wird die Extraktionszeit von 24 Stunden in jedem Falle genügen. 

Für die biologische Fleischuntersuchung hat sich eine Lösung von 
ı Teil Eiweiß in 300 Teilen Wasser am günstigsten erwiesen; es gibt näm- 
lich ein 1:300 verdünnter reiner Muskelsaft bei Verwendung desselben 
Antiserums etwa dieselbe prompte und starke Reaktion wie eine homologe 
Serumverdünnung von 1:1000. 

Die richtige Konzentration des Fleischauszuges läßt sich weniger 
durch die Schaumbildung beim Schütteln als durch den Ausfall der analog 
wie bei der Blutuntersuchung angestellten Salpetersäurekochprobe er- 
mitteln: Es muß beim Kochen von ca. 1cm® des Auszuges und Zusatz 
von 1 Tropfen 25°/,iger Salpetersäure eine starke Fällung auftreten, die 
sich sofort als flockiger Niederschlag zu Boden senkt. 

Meist sind die Auszüge zu konzentriert und müssen entsprechend 
verdünnt werden. 


u >; 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 583 


Da die Eiweißlösungen absolut klar sein müssen, so werden sie vor dem 
Ansetzen der Reaktion ein- oder mehrmals filtriert, und zwar entweder durch 
gehärtete, vorher mit 0'85°/,iger Kochsalzlösung angefeuchtete Papierfilter 
(Schleicher & Schüll, Nr. 575, 603 und 605) oder durch ausgeglühte Kiesel- 
gur im Buchnerschen Trichter oder durch Berkefeldsche Kieselgurkerzen. 

Die Herstellung der für die Untersuchung von Fleischgemischen 
(Hackfleisch, Wurst) nötigen Auszüge erfolgt in analoger Weise. Auch hier 
hat man die fetten Partikel auszusondern und außerdem bei Würsten das 
Material möglichst aus der Mitte (in genügender Entfernung von der häufig 
aus Pferdedärmen hergestellten Wurstschale) zu entnehmen. 

Man extrahiert bei Würsten besser größere Mengen (ca. 509) als bei 
Fleisch, da sie doch verhältnismäßig wenig verbotene Fleischbeimengungen 
enthalten. 

Im übrigen wird wie bei der Herstellung der Fleischauszüge verfahren. 

Ehe die biologische Untersuchung vorgenommen wird, sollen die 
Auszüge auf ihre Reaktion geprüft werden: dieselbe sollneutral sein und 
muß eventuell korrigiert werden. 

Bei der biologischen Fleisch- bzw. Wurstuntersuchung handelt es 
sich in praxi fast immer um eine Untersuchung auf Pferdefleisch. 

Man braucht demnach ein Pferdeantiserum, von dessen Wirksamkeit 
man sich in einem Vorversuch überzeugen kann; notwendig ist dieser 
Vorversuch nicht, da man bei diesen Untersuchungen in der Regel ge- 
nügend Material zur Verfügung hat, um, wenn nötig, die Reaktion mehr- 
mals zu wiederholen. 

Dagegen braucht man zur Kontrolle Auszüge von 1. sicherem Pferde- 
fleisch bzw. von sicherer Pferdefleischwurst (ca. 30°, Pferdefleisch ent- 
haltend), 2. einen Auszug von Rindfleisch, 3. einen Auszug von Schweine- 
fleisch, 4. normales Kaninchenserum und 5. die zur Herstellung der Aus- 
züge verwendete 0'85°/,ige Kochsalzlösung. 

Man braucht für eine biologische Fleisch- bzw. Wurstuntersuchung 
6 absolut klare Röhrchen, die in dem Uhlenhuth-Beumerschen Reagenzglas- 
gestell aufgehängt werden. 

In Röhrchen 1 und 2 wird je 1 cm? des zu untersuchenden Fleisch- 
bzw. Wurstauszuges gebracht; in Röhrchen 3 kommt 1 cm: des sicheren 
Pferdefleisch- bzw. Pferdewurstauszuges; in Röhrchen 4 und 5 je 1 cm? 
des Rind- und Schweinefleischauszuges bzw. eines Auszuges von reiner 
Rind- und Schweinefleischwurst: in Röhrchen 6 1 cm® der zur Herstellung 
der Auszüge benutzten Kochsalzlösung. 

Selbstverständlich muß für die Beschieckung der Röhrchen 3. 4 5 
und 6 je eine frische, absolut reine Pipette genommen werden, während 
für Röhrchen 1 und 2 eine Pipette genügt. 

Nunmehr gibt man mit einer !/,.o em3-Pipette (oder mit einer Ka- 
pillarpipette) in Röhrchen 1, 3, 4, 5 und 6 je O'l cm® des klaren hoch- 
wertigen Pferdeantiserums, während Röhrchen 2 O'1cm® klaren normalen 
Kaninchenserums erhält. 


5s4 Hermann Dold. 


Am besten läßt man auch hier das Serum an der Wand der Röhr- 
chen herunterfließen, um eine Unterschiehtung der zu untersuchenden Lö- 
sungen zu erzielen. 

Ohne zu schütteln, werden die Röhrchen sofort beobachtet, indem 
man wieder zwischen Röhrehen und Lichtquelle einen schräg gehaltenen 
schwarzen Hintergrund hält bzw. auf und ab bewegt. 

In einem positiven Falle bemerkt man fast momentan, spätestens 
nach etwa 2 Minuten, in Röhrchen I und 3 eine hauchartige, allmählich 
sich verdichtende Trübung auftreten, während der Inhalt aller anderen 
Röhrehen noch nach 20—30 Minuten klar ist. 

Dasselbe, was bei der Besprechung der Blutuntersuchung über hete- 
rologe Trübungen gesagt worden ist, gilt auch für die Fleisch- bzw. 
Wurstuntersuchung. 

Die Verwandtschaftsreaktion ist insofern zu berücksichtigen, als es 
nicht möglich ist, präzipitatorisch Pferdefleisch vom Fleisch von verwandten 
Tieren, wie Esel, Maulesel etc., zu unterscheiden, doch ist das praktisch gleich- 
oültig, da das Vorhandensein dieser Fleischarten (in anders deklarierten 
Waren) ebenso zu beurteilen ist wie das Vorhandensein von Pferdefleisch. 

Eine gewisse Einschränkung erleidet der Wert der Präzipitations- 
reaktion dadurch, daß sie versagt, wenn durch Kochen alle reaktionsfähigen 
Eiweißkörper vollständig zerstört sind. Dazu gehört aber schon eine 
längere und bis ins Innere des Fleisches und der Würste dringende Ein- 
wirkung der Hitze, wie sie in praxi nicht immer statthat, so daß man 
auch bei gekochtem Fleisch und gekochten Würsten noch in jedem Fall 
die Reaktion versuchen soll. 

Nach neueren Untersuchungen von W. A. Schmidt!) soll es möglich 
sein, mit alkalischen (NaOH) Extrakten aus erhitztem Eiweiß) (30 Minuten 
bei 70° C) Präzipitine zu gewinnen, welche mit einer alkalischen (NaOH) 
Lösung des durch Hitze koagulierten homologen Eiweißes reagieren. 

Auch bei Fettgewebe und bei ausgelassenem Fett (Schmalz) kann 
man mitunter mit Hilfe der Reaktion noch die Herkunft bestimmen, dann 
nämlich, wenn sich noch genügende Mengen reaktionsfähigen Eiweibes 
extrahieren lassen. Uhlenhuth und Hüne empfehlen für die Verarbeitung 
des Fettgewebes folgendes Verfahren: 

.Zerschaben des Fettgewebes und Entfernen des Fettes durch wieder- 
holtes Zusetzen von auf 37°C angewärmtem Benzin: Umrühren und vorsich- 
tiges Abgießen der Flüssigkeit vom Bodensatz. Wiederholtes Verreiben des 
Rückstandes in einem auf 35—40°C angewärmten Mörser und Ausziehen 
mit Benzin, bis das abgegossene Benzin auf Papier keinen Fleck hinter- 
läßt und der Rückstand eine reine Fleischfarbe (beim Pferdefleisch dunkel- 
hraun. beim Schweinefleisch rosa usw.) annimmt. Trocknen des Rückstandes 
im Brutschrank (bei 37°C). Die Masse muß vollständig trocken und faserig- 
bröckelig sein. Die weitere Benutzung des so vorbereiteten Zellgewebes 
durch Ausziehen mit Wasser (destilliertes Wasser hat sich besser bewährt 


1) W. A. Schmidt, The Cairo Seientifie Journal. Nr. 62. Vol. 5. Nov. 1911. 


Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 585 


als Kochsalzlösung) geschieht in der in den Uhlenhuthschen Veröffent- 
lichungen angegebenen Weise.“ 


Ü, Nachweis und Differenzierung von anderen eiweißhaltigen 

: Nahrungs- und &enußmitteln. 

Auch bei anderen eiweißhaltigen Nahrungsmitteln ist die Präzipitations- 
methode mit Erfolg zur Erkennung von Verfälschungen angewandt worden, 
so bei angeblich Eiereiweiß bzw. -eigelb enthaltenden Nahrungsmitteln 
(Nudeln, Margarine) und Nährpräparaten (Uhlenhuth, Ottolenghi, Schütze, 
Galli-Valerio und Bornand!), Emmerich ?). 

Man hat auch verschiedentlich mit Hilfe der Präzipitinreaktion den 
Kaviar von anderen Fischrogen differenziert und so die Möglichkeit, Ver- 
fälschungen zu erkennen, erwiesen (Uhlenhuth und Einecker, Schern, Kodama®). 

Nach Kodama kommt die Familienverwandtschaft zwischen ver- 
schiedenen Fischen in der Präzipitinreaktion deutlich zum Ausdruck. Auch 
die verschiedenen Kaviararten reagieren untereinander in gleicher Weise, 
während das Fischrogeneiweiß sich durch die Präzipitinreaktion scharf 
von dem Fischfleischeiweiß) bei ein und demselben Tier unterscheiden läßt 
(Uhlenhuth, Dunbar, Kodama). 

Eine größere praktische Bedeutung hat die Anwendung der Fräzipita- 
tionsmethode für die Unterscheidung von Natur- und Kunsthonig ge- 
wonnen. Nach König enthält der natürliche Honig zwischen 0'03°/, und 
2:67°/,, im Mittel 1'42°/, Eiweiß. Es war also von vornherein zu erwarten, 
daß sich wirksame Honigantisera gewinnen lassen. 

Langer und v. Riegler haben als erste durch Vorbehandlung von 
Kaninchen mit Honigeiweiß präzipitierende Antisera gegen Honig her- 
gestellt und ihre Angaben sind durch Galli-Valerio und Bornand bestätigt 
worden. Diese letzteren Autoren geben an, dal mit Honigeiweiß hergestellte 
Antisera Honigeiweiß, auch wenn es bei Verfäischungen nur in geringen 
Mengen vorhanden ist, ferner den Extrakt von Bienen und Hummeln, 
Melasse dagegen nicht ausfällen. Präzipitierende Sera, die mit Bienenextrakt 
hergestellt sind, präzipitieren außer dem Bienenextrakt noch Honigeiweil), 
dagegen nicht den Extrakt von Hummeln. Es ist also auf diese Weise 
möglich, die echten, von Bienen stammenden Honige zu erkennen und 
nach Langer kann man auch durch genaue Beobachtung der Präzipitat- 
menge einen Schluß auf den Grad der Verfälschung ziehen. 

Eine sehr gründliche Nachprüfung und eine Bestätigung aller dieser 
Angaben hat die Arbeit von Thöni gebracht, der auf Grund seiner Unter- 
suchungsergebnisse ein Verfahren zur serologischen Honigunter- 
suchung ausgearbeitet hat. 

Die Prüfung von 90 Honigproben und Zuckerarten mittelst der quan- 
titativen Präzipitinreaktion ergab, dab 

') Zeitschr. f. Immunitätsforsch. ete. Bd. 14. H. 1 (1912). 

2) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. ete. Bd. 17. H. 3 (1913). 

3) Arch. f. Hyg. Bd. 78. H. 6. 


586 Hermann Dold. Die Präzipitine und die Methoden der Präzipitation. 


1. bei Zuckerarten kein Präzipitat auftrat; 

2. Kunsthonige entweder wie Zuckerarten sich verhielten und gar 
kein Präzipitat oder nur bei 10- resp. 15°/,igen Lösungen sehr kleine 
Mengen von Präzipitat lieferten: 

3. bei echten Bienenhonigen die mit dem gleichen Antihonigserum 
ermittelten Schichthöhen der Präzipitate nur innerhalb kleiner Grenzen 
schwankten und stets auch bei 1°/, Lösungen noch ein deutlich sicht- 
bares Präzipitat gebildet wurde; 

4. bei Mischhonigen aus echtem Bienenhonig und Kunsthonig die 
Präzipitatsäulchen entsprechend der Abnahme des Bienenhonigs in der 
Mischung kleiner ausfielen: 

5. Fütterungshonige deutlich geringere Präzipitatmengen ergaben, als 
echte reine Bienenhonige: 

6. bei gärenden Honigproben die Menge des gebildeten Präzipitates, 
verelichen mit denjenigen, die bei echten Naturhonigen erhalten wurden, 
nicht abnahm. 

Nach dem von Thöni ausgearbeiteten Verfahren wird zunächst die 
Wirksamkeit eines bestimmten Antihonigserums an 1°/,-, 2%/,- und 10°/,igen 
Lösungen sicheren Bienenhonigs geprüft. Es werden dann Mischungen des- 
selben Antiserums mit 1°/o-, 2%/,- und 10°/,igen Lösungen des Untersuchungs- 
materials in gleichen Mengenverhältnissen wie bei der Vorprüfung her- 
gestellt und schließlich die bei der Vorprüfung und der eigentlichen Reaktion 
entstandenen Präzipitatmengen miteinander verglichen. Gleiche oder größere 
Präzipitatmengen bei dem Untersuchungsmaterial im Vergleich zu der 
Präzipitatmenge des Kontrollhonigs lassen auf Echtheit des Untersuchungs- 
honigs schließen, wesentlich kleinere Präzipitatmengen des Prüfungsmate- 
rials, als sie bei dem Kontrollhonig auftraten, zeigen Verfälschung von 
Bienenhonig mit Kunsthonig an, während das gänzliche Fehlen oder das 
Vorkommen sehr kleiner Mengen nur in der 10°/,igen Lösung des Unter- 
suchungsmaterials auf Kunsthonig bzw. Honig, dessen Eiweißstoffe irgend- 
wie zerstört worden sind, hindeutet. Zur richtigen Beurteilung des letzt- 
genannten Falls sei bemerkt, daß bei der Gewinnung von Bienenhonig 
eine Schädigung oder gar Vernichtung der Eiweißstoffe nicht vorkommt. 

Wenig aussichtsreich erscheinen Versuche, die im Handel vorkommen- 
den Verfälschungen von Olivenöl mit Hilfe der Präzipitationsmethode zu 
erkennen. Für die von verschiedenen Seiten schon aufgestellte Behauptung, 
daß auch Fette Antikörper zu bilden vermögen, fehlen bis heute noch 
sichere Beweise. Wenn verschiedene Autoren durch Vorbehandlung von 
Kaninchen mit einigen Ölen Antisera erhielten, die mit den wässerigen 
Auszügen der Öle geringfügige Niederschläge gaben, so lassen sich diese 
Beobachtungen durch die Annahme erklären, dab diese Öle geringe Eiweib- 
mengen beigemischt enthielten. 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lieht- 
wirkungen. 
Von H.v. Euler, Stockholm. 


Einleitung. 


Das Studium der biochemisch wichtigen Lichtwirkungen befindet sich, 
wie die gesamte wissenschaftliche Photochemie, in der ersten Entwicklung. 
Demgemäß ist die Zahl der ausgearbeiteten und feststehenden Methoden 
in diesem Gebiet noch sehr gering, und man kann sich bei der Darstellung 
der einschlägigen Untersuchungsmethoden nicht, wie in anderen Forschungs- 
bereichen, auf die Angabe beschränken, wie in den einzelnen Fällen gear- 
beitet worden ist, vielmehr hat der Verfasser es als seine Aufgabe ange- 
sehen, auf die Grundsätze, Gesichtspunkte und Erfahrungen hinzuweisen, 
welche der Biochemiker bei experimentellen photochemischen Untersuchun- 
gen zu berücksichtigen hat. 

Bezüglich der Grenzen dieser Darstellung sind folgende Überlegungen 
maßgebend gewesen ! 

Von biologischer, besonders von botanischer Seite, ist festgestellt, dab 
eine nicht geringe Anzahl fundamentaler biochemischer Vorgänge durch 
das Licht ausgelöst oder beschleunigt werden. Die Aufgabe des Biochemi- 
kers ist es nun, diese Lichtwirkungen zunächst qualitativ zu beschreiben, 
also zu ermitteln, welche Strahlen hierbei wirksam sind, welche Bestand- 
teile der vom Licht getroffenen Organe photochemisch verändert werden, 
und welche Stoffe aus ihnen entstehen. Damit ist aber das Problem noch 
nicht erschöpft. Man wird sich einerseits fragen, in welcher Weise der stu- 
dierte Vorgang mit dem Stoff- und Energiewechsel des Organs zusammen- 
hängt, andererseits, wie er mit den Gesetzen der Photochemie in Überein- 
stimmung zu bringen ist, also zunächst in welcher Beziehung der chemische 
Umsatz mit der einstrahlenden und der absorbierten Lichtmenge steht. 
Die Beantwortung dieser Frage erfordert aber die Kenntnis bzw. eine 
Untersuchung der Absorption der in Betracht kommenden Strahlen durch 
die lichtempfindlichen Stoffe. 

Ferner ist es für das Verständnis der lichtempfindlichen Lebenser- 
scheinungen erforderlich, zu ermitteln, ob es sich um die Verschiebung von 


DSS H. v. Euler. 


Gleichgewichten oder um die Beschleunigung von Reaktionsgeschwindig- 
keiten handelt. In letzteren - den häufigeren — Fällen kommen also 
Zeitmessungen zur Anwendung, wie sie im Gebiet der chemischen Dynamik 
üblich sind. Bei diesen Messungen spielt einerseits die Temperatur eine 
Rolle und, wie in nicht belichteten Systemen, die Anwesenheit von Kata- 
Iysatoren, welche hier ziemlich allgemein als Sensibilisatoren bezeichnet 
werden. 

Man wird sich bei diesen zu biologischen Zwecken angestellten Studien 
von vornherein nicht immer an diejenigen Bedingungen halten, welche im 
lebenden Organismus vorwalten, ebensowenig wie der physiologische Che- 
miker sich bei der Untersuchung pflanzlicher und tierischer Stoffe auf 
das Studium derjenigen Vorgänge beschränkt, welche vermutlich im leben- 
den Organismus eintreten. Vielmehr wird man die biologisch wichtigen 
Substanzen auf ihre allgemeine Lichtempfindlichkeit untersuchen und sich 
dann fragen, welche der eingehaltenen Versuchsbedingungen im lebenden 
Organismus statthaben. Der Biochemiker wird sich also bei photochemi- 
schen Arbeiten nicht darauf beschränken, Lösungen von der Zusammen- 
setzung natürlicher Säfte und Zellen den Sonnenstrahlen auszusetzen, son- 
dern wird systematisch die Einwirkung von Strahlen, Katalysatoren und 
äußeren Versuchsbedingungen auf die interessierenden Substrate isoliert 
zur Erscheinung zu bringen suchen. 

Gerade bei photochemischen Untersuchungen ist es beinahe unum- 
eänglich, die Versuchsbedingungen quantitativ festzustellen, also insbeson- 
dere die Intensität und Wellenlänge des einfallenden Lichtes so genau als 
möglich anzugeben. Es können sonst unter anscheinend ganz gleichen Be- 
dingungen ausgeführte Versuche in bezug auf Ausbeuten zu ganz wider- 
sprechenden Resultaten führen. 

Die Untersuchung der Lichtwirkung der einzelnen Spektralgebiete 
ist um so notwendiger, als die Arbeiten der letzten Jahre gezeigt haben, 
daß umkehrbare Reaktionen bestehen, welche in der einen Riehtung durch 
kurzwelliges Licht, in der anderen Richtung durch langwellige Strahlen 
beschleunigt werden. Biologisch wird es sich darum handeln festzustellen, 
welches Gleichgewicht sich durch die gleichzeitige Einwirkung zweier Licht- 
arten ergibt. 

Demgemäß wird man sich bei quantitativen Untersuchungen nicht 
auf die Anwendung des Sonnenlichtes beschränken, sondern auch künst- 
liche Lichtquellen benutzen, deren Strahlung sich längere Zeit konstant 
halten und leieht reproduzieren läßt. Dies ist auch tatsächlich bereits bei 
einer Reihe sehr bemerkenswerter photobiochemischer Arbeiten geschehen, 
welche noch näher zu besprechen sein werden. 

Das erste Kapitel der folgenden Darstellung wird demgemäß die 
Lichtquellen behandeln. 

Die ausgesandte Lichtmenge kommt nur zur Wirkung, wenn sie ihr 
im Wege stehende Gegenstände zu durchdringen vermag und wenn sie 
von dem lichtempfindlichen System absorbiert wird. Die Absorption des 


Untersuehungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 589 


Lichtes in Lösungen und durch feste Stoffe, besonders durch das Material 
von Reaktionsgefäßen und durch Lösungsmittel ist deswegen von höchster 
Bedeutung und wird im zweiten Kapitel besprochen. 

Im dritten Kapitel werden solche apparative Anordnungen be- 
schrieben, welehe eine möglichst effektive Belichtung gestatten, und zwar be- 
sonders unter Bedingungen, welche sich theoretisch leicht behandeln lassen. 

Hervorgehoben sei noch, daß nur Anordnungen behandelt sind, welche 
für biochemische Untersuchungen in Betracht kommen können. Bezüglich 
weiterer photochemischer Methoden sei auf die bekannte Monographie von 
J. Plotnikow, Photochemische Versuchstechnik. Leipzig 1912, verwiesen. 


I. KAPITEL. 
Die Lichtquellen und ihre Charakteristik. 


Wie Bunsen und Roscoe und seither zahlreiche andere Forscher!) ge- 
funden haben, sind die chemischen Lichtwirkungen proportional dem Pro- 
dukt aus Lichtintensität I und Belichtungszeit. 

Was den lange bekannten spezifischen Einfluß der Wellenlänge be- 
trifft, so hat Th. ». Grotthus vor etwa 100 Jahren das Prinzip aufgestellt, 
das sich bis jetzt bewährt hat, daß nur das absorbierte Licht ver- 
mag, chemische Wirkungen auszulösen. 

Erst im Laufe des letzten Jahrzehntes hat sich aber als quantitatives 
photochemisches Grundgesetz der Satz ergeben: Die photochemisch 
umgewandelte Stoffmenge ist der vom lichtempfindlichen Stoff 
absorbierten Energie proportional. 

Bekanntlich zeigen die allermeisten, wenn nicht alle Stoffe, ein — 
im höchsten Grade selektives — Absorptionsvermögen für Strahlen be- 
stimmter Wellenlänge, und so kommt es, daß die meisten Stoffe für Licht ge- 
wisser Wellenlänge spezifisch empfindlich sind. Die Frage, ob sich der @rotthus- 
sche Satz umkehren läßt, ob also stets eine photochemische Wirkung ein- 
tritt, wenn ein chemischer Stoff Licht gewisser Wellenlänge absorbiert, 
läßt sich noch nicht erschöpfend beantworten: zahlreiche Beispiele sprechen 
— wirklich oder scheinbar — dagegen. 

Wie dem aber auch sei: Aus den obigen Sätzen geht zur Genüge 
hervor, daß eine Lichtquelle in erster Linie charakterisiert wird durch die 
Intensität oder Menge des in der Zeiteinheit ausgesandten Lichtes und 
durch dessen Wellenlänge; oder kürzer ausgedrückt, durch die Energie- 
verteilung seines Spektrums. 

Zur Charakteristik der verschiedenen Lichtquellen sind also photo- 
metrische Messungen erforderlich, und ehe auf die Konstruktion der für 
photochemische Versuche in Betracht kommenden Beleuchtungsanordnungen 
eingegangen wird, soll ein kurzer Überblick auf die wichtigsten photo- 
metrischen Methoden geworfen werden. 


2) 


!) Vgl. z.B. Goldberg, Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 41. S.1 (190 


590 A. v. Euler. 


1. Messung der Strahlungsenergie. 


Die Intensität chemisch wirksamer Strahlen kann im wesentlichen 
auf dreierlei Weise gemessen werden: 

Erstens man bestimmt die auf eine gewisse Fläche auffallende strahlende 
Energie. indem man die gesamte Strahlung auf einer schwarzen Fläche 
auffängt und die Menge der in solcher Weise zugeführten Wärme feststellt. 
Die Temperaturzunahme bestrahlter schwarzer Körper kann mit dem 
Thermometer gemessen werden, wie es im Pyrheliometer geschieht. Genauere 
Resultate erzielt man jedoch mit der Thermosäule oder mit dem Bolometer. 

Zweitens man vergleicht die zu messende Lichtintensität mit der- 
jenigen einer Standardlichtquelle, und zwar weißes Licht direkt im Photo- 
meter, farbiges Licht im Spektrophotometer. 

An dritter Stelle sind die aktinometrischen Methoden zu erwähnen, 
welche zuweilen die genauesten Messungen gestatten. 


7 

Was zunächst die von der Sonne ausgehende strahlende Energie be- 
trifft, so wird dieselbe durch die Solarkonstante bestimmt. Dieselbe 
gibt die auf 1cm? während 1 Minute in senkrechter Richtung 
einfallende Strahlenenergie in g-Kal. an. 

Dieser auf die obere Grenze der Atmosphäre bezogene Wert wird 
als exterrestrische, der auf die Erdoberfläche bezogene Wert als terrestri- 
sche Solarkonstante bezeichnet. 

Die erstere Konstante S, hat Abbot neuerdings zu 

S, = 1'922 g-Kal. (15°) 
angegeben. 

Für die terrestrische Konstante ergibt sich 

S: = 1'456 g-Kal. 

Diese Resultate liegen auch den Mittelwerten aus den besten früheren 
Bestimmungen ziemlich nahe. 

Auf die Messungsmethoden mit der Thermosäule und dem Bolo- 
meter näher einzugehen, würde hier zu weit führen: nur die wichtigsten 
Apparate sollen zur Orientierung kurz erwähnt werden. 

Flächenthermosäulen werden gewöhnlich aus vielen Wismut- und 
Antimonelementen zusammengesetzt, deren elektromotorische Kraft bei 
gleichen Temperaturdifferenzen am größten ist. Die Empfindlichkeit der 
Messung hängt von derjenigen des Galvanometers ab. Störend wirkt die 
langsame Erwärmung der Elemente und zufällige Temperaturdifferenzen 
zwischen der Vorder- und Rückseite der Thermobatterie. 

Diese Nachteile sind in der linearen Thermosäule von Rubens!) 
vermieden. Dieselbe besteht aus 20 Eisenkonstantanelementen. Bei An- 
wendung eines Panzergalvanometers erreicht man eine Empfindlichkeit 


!), Zeitschr. f. Instrumentenk. Bd. 18. S. 65 (1898). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Liehtwirkungen. 591 


von 1 mm für etwa Y/,ooo000 Grade.!) Noch größer ist die Empfindlich- 
keit, wenn sich die Thermoelemente im Vakuum befinden. p 
Das von Langley als Melinstrument eingeführte Bolometer beruht 
bekanntlich darauf, dal) die Strahlen auf einen dünnen Draht fallen, den- 
selben erwärmen und dadurch seinen Widerstand ändern. Auch das Bolo- 
meter kann als Linien- und als Flächenelement angewandt werden. Kon- 
struktionen für die ersteren haben u.a. Paschen ?) und Edelmann?) angegeben; 
ein ausgezeichnetes Flächenbolometer rührt von Lummer und Kurlbaum her. 
Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß das Boyssche Radio- 
mikrometer *)ein außerordentlich empfindliches Instrument für Strahlungs- 
messungen darstellt. Ein sehr leichtes, in sich geschlossenes Thermoelement 
wird in einem kräftigen Magnetfeld aufgehänet. Wird die Lötstelle be- 
strahlt, so dreht der entstehende Thermostrom die mit Spiegel versehene 
Thermosäule. Das Instrument wird von der Firma The Cambridge Scientific 
Instrument Co. Ltd., Cambridge, in vorzüglicher Ausführung geliefert. 


Photometrie. 


Als Einheit der Lichtintensität (Leuchtkraft) ist die Hefnerkerze 
in Deutschland ziemlich allgemein angenommen. 

Die von Hefner- Alteneck angegebene Lampe °) ist eine einfache Docht- 
lampe von gewissen Dimensionen. Dieselbe wird mit Amylacetat gefüllt. 
Der Docht besteht aus Baumwollfäden und die Flammenhöhe ist auf 40 mm 
festgelegt. Diese an der Luft leuchtende Flamme strahlt in horizontaler 
Richtung eine Hefnerkerze, HK, aus. 

Ändert sich die Flammenhöhe um 1mm, so variiert damit die Licht- 
stärke um etwa 3°/,. Von dem Luftdruck ist die Hefnerkerze wenig abhängig, 
wohl aber etwas (bis zu 8°/,) von der Feuchtigkeit. Ist h die Tension des 
Wasserdampfes.bei der Beobachtungstemperatur und p die relative Feuch- 
tigkeit in Prozenten, so gilt folgende Korrektionsformel: 

J = 1'05—0:000075 hp. 

Die Einheit der Lichtstärke, J = 1 HK, ist bei einer Luftfeuchtig- 
keit von 882 Wasserdampf auf 1 m: trockene Luft von 760 mm Druck er- 
halten worden. 


A.. Photometrie des weiben Lichtes. 


Für photochemische Messungen an weißem Licht dürfte neben der 
einfachen Dunsenschen Anordnung in erster Linie der von Lummer und 


!) H. Rubens und E. Aschkinass, Wied. Ann. Bd. 65. S. 244 (1898). 

?) Wied. Ann. Bd. 48. S. 272 (1893). 

®) Elektrotechn. Zeitschr. Bd. 15. S. 81 (1894). — Zu beziehen von der Firma 
M. Th. Edelmann in München. 

#) Proc. Roy. Soc. Vol. 42. p. 189 (1887); Phil. Trans. Vol. 180. p. 159 (1889); 
siehe ferner Paschen, Wied. Ann. Bd. 48. S. 275 (1893). 

5) Elektrotechn. Zeitschr. Bd. 5. S. 20 (1884); Zeitschr. f. Instrumentenk. Bd. 10. 
S. 119 (1890) und Bd. 13. S. 257 (1893). 


592 H. v. Euler. 


Brodhun‘) angegebene Apparat in Betracht kommen. Bei derselben wird 
an Stelle der transparenten Scheibe ein System von zwei Prismen auf den- 
jenigen Punkt der Geraden zwischen der Standardlichtquelle und der zu 
messenden Lichtquelle eingestellt, an welchem die Helligkeit der beiden 
Lichtquellen gleich ist. Dieses Photometer ist mehrfach modifiziert worden ; 
Lummer und Brodhuhn haben die Einstellung verschärft, indem sie die 
beiden zu gleicher Helligkeit verschmelzenden Felder sich gleichzeitig gegen 
eine andere erhellte Unterlage sich abheben lassen (Kontrastphotometer). 
Für zweiäugige Beobachtung hat #7. Krüj)?) ein Photometer konstruiert, 
bei welchem die Einstellungsfehler um 50%, verringert sind. 

Lichtquellen verschiedener Farben lassen sich mit dem Flimmer- 
photometer vergleichen. Dasselbe beruht auf dem Talbotschen Gesetz, 
welches sich nach Helmholtz folgendermaßen formulieren läßt: „Wenn eine 
Stelle der Netzhaut von periodisch veränderlichem und regelmäßig in der- 
selben Weise wiederkehrendem Lichte getroffen wird, und die Dauer der 
Periode hinreichend kurz ist, so entsteht ein kontinuierlicher Eindruck, 
der dem gleich ist, welcher entstehen würde, wenn das während einer 
jeden Periode eintreffende Licht gleichmäßig über die ganze Dauer der 
Periode verteilt würde.“ 

Das Talbotsche Gesetz gilt nun nicht nur für die Wechsel von Hell 
und Dunkel, sondern auch für denjenigen verschieden gefärbten Lichtes. 

Auf diesem Prinzip fußend hat Krü/ zwei Instrumente konstruiert. 
Ihre Beschreibung findet man in der Zeitschrift für Instrumentenkunde, 
Bd. 30. 3 


B. Photometrie im Spektrum. 


Die Photometrie spektral zerteilten Lichtes geschieht im wesentlichen 
nach zwei Prinzipien: ’ 

1. Durch den verstellbaren Spalt. Von zwei miteinander zu verglei- 
chenden Lichtquellen entwirft man zwei sich berührende Spektra durch die 
beiden Hälften eines Spaltes, dessen Breiten einzeln verstellt und gemessen 
werden können. Sind an einer Stelle die Helligkeiten der Spektra gleich, 
so verhalten sich die Intensitäten für diese Farbe der Spektren nahe um- 
gekehrt wie die Spaltbreiten. 

2. Durch Einschaltung von Polarisatoren. 

Wenn linear polarisiertes Licht noch einen Polarisator passieren 
mub und wenn die Polarisationsrichtungen beider den Winkel 9 bilden, 
so wird der Bruchteil cos® 9 durchgelassen. 

Man polarisiert die beiden zu vergleichenden Lichter senkrecht zu- 
einander, beleuchtet mit ihnen aus gleicher Entfernung die beiden Hälften 
eines (Gresichtsfeldes und beobachtet diese durch einen drehbaren Nikol. 
Sind 9, und % = 90 — 5, die Winkel, welche von der Schwingungsrich- 


') Zeitschr. f. Instrumentenk. Bd. 9. S. 23, 41, 461 (1889); Bd. 12. S. 41 (1892). 
2) Zeitschr. f. Instrumentenk. Bd 30. S. 329 (1910). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 593 


tung des Nikols mit denen der beiden Lichter eingeschlossen werden, wenn 
die Hälften gleich hell erscheinen, so ist 
Jı:Jg = 008? 9, :c0s?o, = 18? 9.. 
. Die beiden besten Spektralphotometer beruhen auf dem Polarisations- 
prinzip. 

Es kommen gegenwärtig in Betracht derjenige von @. Hüfner und 
ganz besonders der von König angegebene, von Martens und Grünbaum 
vervollkommnete,. nach ihnen benannte ausgezeichnete Apparat.!) Dieser 
Apparat ist im ersten Band dieses Werkes (S. 638) von J. Biehringer aus- 
führlich beschrieben, so daß hier ein Hinweis genügt. Das Anwendungs- 
gebiet erstreckt sich über das gesamte sichtbare Spektrum. 


©. Photometrie im Ultraviolett. 


Leider besitzen wir für die ultravioletten Strahlen keine ganz be- 
friedigende spektrophotometrische Meßmethode. Dieser Mangel ist um so 
empfindlicher, als die Zahl derjenigen Stoffe, welche durch ultraviolettes 
Licht beeinflußt werden, bedeutend größer ist als die Menge der gegen 
sichtbares Licht empfindlichen Stoffe. 

Auf die Absorption spezieller Stoffe im Ultraviolett werden wir im 
nächsten Kapitel zurückkommen. Über die Methodik ist folgendes zu sagen: 

Als genaue Meßmethode für die Lichtabsorption im Ultraviolett 
kommt das photographische Verfahren von Hartley, beziehungsweise die 
von Baly und Desch angewandte Arbeitsweise in Betracht (Ber. d. D. Chem. 
(Gres., Bd. 41, S. 1222, 1908). Man verwendet geeignet verdünnte Lösungen und 
bestimmt die Intensität der Lichtabsorption durch die Variation der 
Schichtdicke bei gleicher Belichtungszeit. 

Zur Messung der Absorption im Ultraviolett verwendet man als 
Lichtquelle gewöhnlich den Eisenlichtbogen. Bei der Untersuchung einer 
Lösung beginnt man mit der größten Konzentration (1—0'1— 001 normal) 
je nach der Durchlässigkeit und untersucht bei verschiedenen Schicht- 
dicken. 

Man legt zunächst die Platte an die Kassette, bedeckt den Spalt 
und setzt den Lichtbogen in Gang. Bei vorgesetztem Absorptionsgefäbß 
nimmt man die Schutzplatte vom Spalt, belichtet bestimmte Zeit und be- 
deckt dann den Spalt wieder. Nachdem das Absorptionsgefäß auf eine 
andere Schichtdicke eingestellt ist, schiebt man die stets geöffnete Kassette 
um eine bestimmte Anzahl Teilstriche weiter, belichtet wieder usw. Nach 
Beendigung obiger Serie, Entwicklung und Fixierung der Platte wird mit 
den verdünnteren Lösungen begonnen. Man verdünnt hierzu die ursprüng- 
liche Lösung auf das zehnfache und macht eine neue Serie bei ähnlichen 
Schichtdieken. Gehorcht die Substanz dem Beerschen Gesetz, so ist z. B. 
das Spektrum bei 100mm der 0'1 normalen Lösung mit demjenigen bei 
10mm der 1’0 normalen Lösung identisch. Ein wesentliches Erfordernis 


1) Beschrieben in Ann. d. Physik (4). Bd.12. S. 984 (1903). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 38 


594 H. v. Euler. 


zur Erzielung untereinander vergleichbarer Resultate ist die Gleichmäßigkeit 
der Lichtquelle. Ändert sich die Lichtintensität des Eisenbogens zwischen 
mehreren Aufnahmen wesentlich, so kann dieser Umstand die Resultate 
sehr wesentlich beeinflussen. 

Die Ausmessung des Spektrums geschieht durch Vergleich mit einer 
Standardplatte, bei welcher die Wellenlängen möglichst vieler Linien des 
Eisenbogens angegeben sind. Man legt die Standardplatte auf die photo- 
graphische Aufnahme des zu untersuchenden Spektrums, bis die Linien zur 
Deckung gebracht sind, und liest bei durchscheinendem, möglichst gleich- 
mäßigem Licht ab. 

Eine eigentliche Spektralphotometrie im ultravioletten Licht wird 
durch die Methoden von Simon und Pflüger ermöglicht. 

Während die photographische Methode von Simon!) zeitraubend und 
schwer ist, versprechen diejenigen Methoden mehr Erfolg, welche auf der 
Eigenschaft der ultravioletten Strahlen beruhen, daß die elektrische Ladung 
eines negativ geladenen Metalls zerstreut wird, wenn dasselbe vom ultra- 
violetten Licht getroffen wird. So haben z. B. Küch und Retschensky?) mit 
einer Versuchsanordnung, welcher sich die von Lenard®) angegebenen 
anschließt, den ultravioletten Teil der (@uecksilberquarzlampe bei ver- 
schiedener Belastung photometriert. Auf dem gleichen Prinzip beruht die 
Methode von Kreusler*) und die Versuchsanordnung von Ladenburg. >) 

Eine einfache und wie es scheint auch brauchbare Methode wurde 
später von Pflüger®) angegeben. Dieselbe ist herunter bis zu Wellenlängen 
von 186 vv. anwendbar. In einem Spektrometer, dessen Prismen und Linsen 
aus Quarz bestehen, ist das Fadenkreuz durch eine lineare Thermosäule 
nach Rubensscher Konstruktion ersetzt. Verwendet man als Lichtquelle den 
kondensierten Funken zwischen Metallelektroden, welcher eine außerordent- 
liche große Energie besitzt, so sind trotz der Inkonstanz des Induktions- 
funkens die Ausschläge der Thermosäule sehr gleichmäßig, was durch die 
Trägheit desselben zu erklären ist; sie gibt den Mittelwert der in einer 
bestimmten Zeit — einigen Sekunden — auffallenden Energie an, und dieser 
Mittelwert erweist sich als sehr konstant. 

Nach dem Urteil einer Autorität wie FH. Kayser ist damit die Auf- 


gabe gelöst, eine einfache, schnelle und sehr genaue Methode — die 
Fehler bleiben unter 1%, — zu ermitteln, um im Gebiete kurzer ultra- 


violetter Wellen zu photometrieren. 
Zu erwähnen ist ferner noch eine von Krüss”) angegebene Methode, 
die Erregungen der Fluoreszenz durch ultraviolettes Licht zur Spektro- 


!) Wied. Ann. Bd. 59. S. 91 (1896). 

?:) Ann. d. Phys. Bd. 2. S. 359 (1900). 

®) Ann. d. Phys. Bd. 20. S. 563 (1906). 

+) Ann.d. Phys. Bd. 6. S. 398 (1901). 

5) Ann. d. Phys. Bd. 12. S. 558 (1903). 

°) Physik. Zeitschr. Bd. 4. S. 861 (1903) ; Ann. d. Phys. Bd. 13. S. 890 (1904). 
?) Zeitschr. f. Instrumentenk. Bd. 23. S. 197. 229 (1903). 


ee ji ie 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 595 


photometrie dieser Strahlen zu verwenden. Als fluoreszierender Schirm 
dient Pauspapier, getränkt mit Chininsulfat. Vor den photographischen 
Methoden hat dieses Verfahren den Vorzug, dal) man, wie bei dem Photo- 
meter für sichtbare Strahlen direkt auf gleiche Helligkeit zweier hier 
fluoreszierender Flächen einstellen kann. Andererseits aber ist die Hellig- 
keit des Fluoreszenzlichtes so gering, daß Kayser an der allgemeinen Ver- 
wendbarkeit dieser Methode zweifelt. 


2. Lichtquellen. 
Sonnenlicht. 


In erster Linie kommt als biochemische Lichtquelle natürlich das 
Sonnenlicht in Betracht, insofern als den Biochemiker schließlich nur die 
Wirkung solcher Strahlen interessiert, welche im Sonnenlicht enthalten sind. 

Bezüglich qualitativer Experimente mit Sonnenlicht ist wohl kaum 
etwas Besonderes zu bemerken und bei den ausgedehntesten dieser Ver- 
suche, unter welchen in allererster Reihe diejenigen von Ciamician und 
Silber‘) und weiters diejenigen von Neuberg?) zu nennen sind, werden 
die zu beleuchtenden Substanzen in zugeschmolzenen Glasgefäßen dem 
Sonnenlicht direkt ausgesetzt. 

Besonders starke Lichtwirkungen werden natürlich in südlichen 
Ländern und in besonders reiner Atmosphäre erhalten, also z. B. auf den 
Höhen von Teneriffa. 

Für quantitative Versuche, bei welchen die Lichtmenge konstant 
zu halten ist, würde man wohl am geeignetsten die zu belichtenden Gefäße 
in abgegrenzten Räumen oder in Gehäusen aufstellen und die einfallende 
Menge des Sonnenlichtes durch eine Abblendevorrichtung konstant halten. 
Liehtfilter, seien es Lösungen, sei es Seidenpapier, dürften sich, wenn 
der ganze Bereich der Sonnenstrahlen, also auch der ultraviolette Teil, 
zur Wirkung kommen soll, nicht ohne weiteres eignen. Einwandfrei ist wohl 
nur die Lichtschwächung durch rotierende Sektorenscheiben, wie sie neuer- 
dings von Weigert (Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 80. S. 101 [1912]) an- 
sewandt wurde. 

Quantitative Untersuchungen einfacher, bekannter biochemischer 
xeaktionen sind mit reinem Sonnenlicht bisher nur wenig ausgeführt 
worden. Von botanischer Seite ist die Chlorophylibildung (Wiesner °), 
Pfeffer*), Liro°) die Kohlensäureassimilation und die Stickstoffassimilation 
am meisten studiert worden, besonders hinsichtlich des Spektralbereiches 
der dabei wirksamen Strahlen. Indessen liegt die Erforschung auch dieser 


!) Rend. d. r. Acc. dei Lincei (1900—1912); Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. 
Bd. 34 (1901) bis Bd. 45 (1912). 

2) Biochem. Zeitschr. (1908—1912). 

3) Die Entstehung des Chlorophylis in der Pflanze. Wien 1877. 

*) Vgl. Lehrbuch, 2. Aufl. 1901. 

5) Die photochemische Chlorophyllbildung bei den Phanerogamen. Annales Acad. 
Seient. Fennicae Ser. A. T.1. Nr. 1. 


38* 


596 H. v. Euler. 


photobiochemischen Vorgänge noch in den ersten Anfängen. Erscheinungen 
so komplizierter Art, wie die Wirkung des Lichtes auf das Wachstum und 
die Entwicklung von Pflanzen und Pflanzenorganen gehören mehr in das 
Bereich der Physiologie als in das hier zu behandelnde Arbeitsgebiet. 

Trotzdem darf die Versuchsmethode, welche zur Untersuchung des 
Lichtgenusses von J. Wiesner ausgearbeitet worden ist, hier nicht ganz 
übergangen werden.’) Da für ähnliche Effekte die von Wiesner ausge- 
arbeiteten Methoden von großer Bedeutung sind. seien sie hier kurz be- 
schrieben. 

Die Wiesnersche Methode gründet sich auf die von Bunsen und 
Roseoe für lichtklimatische Untersuchungen vorgeschlagene photographische 
Methode. Dieselbe besteht darin ?), daß man auf ein in bestimmter Weise 
bereitetes photographisches Papier (Normalpapier) Licht einwirken läßt, 
wobei die eintretende Färbung des Papieres unter Berücksichtigung der 
erforderlichen Zeit mit einem konstanten Farbenton (Normalton) verglichen 
wird. Die nach dieser Methode erfolgende Intensitätsbestimmung beruht 
auf dem von Bunsen und Roscoe festgestellten Gesetze, dem zufolge inner- 
halb weiter Grenzen gleiche Schwärzungen des Normalpapieres gleichen 
Produkten aus Beleuchtungsdauer und chemischer Lichtintensität ent- 
sprechen. Mit anderen Worten: für gleiche Schwärzungen des Normal- 
papieres verhalten sich die wirksamen Lichtintensitäten umgekehrt wie die 
zur Hervorbringung der Normalschwärzung erforderlichen Zeiten. 

Die Herstellung des Normalpapieres ist nach Wiesner sehr einfach. 
Für photographische Zwecke geeignetes Papier wird mit einer 3°/,igen 
Kochsalzlösung getränkt und an der Luft getrocknet; nach dieser Vorbe- 
handlung läßt man es bei möglichstem Ausschluß chemisch wirksamer 
Strahlen auf einer 12°/,igen Lösung von Silbernitrat während 2 Minuten 
schwimmen. 

Die Herstellung der Normalschwärze nach Wiesner erfordert größere 
Sorgfalt. Die Normalschwärze ist ein inniges Gemisch von 1000 Gewichts- 
teilen chemisch reinen Zinkoxyds mit 1 Teil reinster Rußkohle. Die Nor- 
malschwärze, ein graues feines Pulver, wird durch gelöste Gelatine ge- 
bunden und als Deckfarbe auf weißem dünnen Karton aufgetragen. Auf 
diese Weise erhält man den Normalton, den Wiesner als Einserton be- 
zeichnet. 

Die Lichtintensität, welche auf dem Normalpapier im Verlauf einer 
Sekunde den Normalton hervorruft, wird nach Bunsen und Roscoe = 1 ge- 
setzt und dient als Maß aller anderen Lichtintensitäten. 

Die Wiesnersche Methode zeichnet sich vor der von Bunsen und 
Roscoe angegebenen durch viel größere Einfachheit aus. Die Intensitäts- 
bestimmung wird in folgender Weise ausgeführt. Ein Insolator besteht aus 
einem mit Schlitz versehenen schwarzen Papier, unter welchem Streifen von 


1) Siehe Wiesner, Der Lichtgenuß der Pflanzen. Leipzig (1907). 
?) Pogg. Ann. S. 117 (1862). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 597 


Normaltonpapier und Normalpapier liegen. In den Insolator wird ein 
Streifen des Normaltones hineingeschoben und daneben mit der nötigen 
Vorsicht ein Streifen des Normalpapieres, das man so lange bedeckt hält, 
bis die Bestimmung beginnt. Man bringt den Insolator in die erforderliche 
Lage, setzt ein Chronoskop (das durch Druck ausgelöst und arretiert 
werden kann) in Gang, und läßt das Licht so lange einwirken, bis auf 
dem Normalpapier die Farbe des Normaltones erschienen ist. In diesem 
Augenblicke arretiert man die Uhr. 

Aus der Zeit, welche vom Beginn bis zum Schlusse der Bestimmung 
verfloß, ermittelt man die Intensität, indem man die Zahl 1 durch die 
Zahl der zur Färbung erforderlich gewesenen Sekunden dividiert. Waren 
z. B. 8 Sekunden erforderlich, damit auf dem Normalpapier die Normalfarbe 
erschien, so ist die Intensität I = !/;, = 0'125 Bunsensche Einheiten. 

Ein direkter Vergleich zweier Lichtstärken kann ohne Zuhilfenahme 
des Normaltones in folgender Weise geschehen. 

Ein Streifen a des Normalpapieres wird in horizontaler Lage der 
Einwirkung des gesamten Tageslichtes ausgesetzt, zu gleicher Zeit wird 
eben so lange ein zweiter Streifen b an dem zu untersuchenden Punkt 
befestigt. Man erhält auf diese Weise zwei Streifen von ungleicher Fär- 
bung. Waren dieselben während gleichen Zeiten dem Licht ausgesetzt, so 
läßt sich hieraus das Verhältnis der Lichtstärke, welche an dem zu ver- 
gleichenden Punkte herrschte, bestimmen. Die beiden Streifen werden 
nämlich unter Ausschluß wirksamen Lichtes in den Insolator gebracht und 
ein frischer Streifen des Normalpapieres nebenher eingefügt. Nun stellt 
man den Insolator im diffusen Tageslichte auf und wartet, bis das frische 
Normalpapier die Farbe der beiden gefärbten Streifen a und b angenommen 
hat. Da aber diese beiden Färbungen während der im Licht erfolgenden 
Bestimmungen sich ändern, so schiebt man nach und nach die unter der 
schwarzen Hülle des Insolators befindlichen Teile der Streifen ins Licht, bis 
ein frisch hervorgezogener Abschnitt der Streifen genau die Färbung, welche 
auf dem frischen Streifen entstanden ist, angenommen hat. Wenn 75 Se- 
kunden verfließen, bis der frische Streifen die Farbe von a, und 25 Se- 
kunden, bis er die Farbe von b angenommen hat, so verhält sich die Stärke 
des wirksam gewesenen Lichtes an den beiden Stellen wie 75:25 =3:1. 

War der Streifen a dem gesamten Tageslicht ausgesetzt, der Streifen b 
an einer zu untersuchenden Pflanze angebracht, so wurde also die Pflanze 
von einem Drittel des gesamten Tageslichtes getroffen; der relative Licht- 
genuß der betreffenden Pflanze ist nach der Wiesnerschen Ausdrucksweise 
also = Um: 


Künstliche Lichtquellen. 
A. Weißes Licht. 


Unter den künstlichen Lichtquellen für weißes Licht kommt zunächst 
das Nernstlicht und das Auerlicht in Betracht. Ersteres hat sich für zahl- 


598 H. v. Euler. 


reiche Beleuchtungszwecke auch bei wissenschaftlichen Messungen sehr 
brauchbar erwiesen, besonders wegen der gleichmäßigen Energieverteilung 
im sichtbaren Teil des Spektrums. 

Eine wegen der hohen Lichtstärke für photochemische Zwecke be- 
sonders geeignete Ausführungsform ist die Projektions-Nernstlampe mit 
dreifachem Glühkörper (Fig. 103). 

Andererseits ist aber die Nernstlampe außerordentlich arm an ultra- 
violetten Strahlen und deshalb nur dann für photochemische Zwecke ge- 
eignet, wenn es nicht auf die Wirkung dieser Strahlen ankommt. 

Als Quelle für das konzentrierte weiße Licht kommt noch eventuell 
das Kalklicht bzw. das Zirkonium- oder am besten das Thoriumlicht in 


Fig. 108. Fig. 104. 


Betracht, welches mit einem Knallgasgebläse 
oder verdichteten Sauerstoff und Leuchtgas 
oder Äther erzeugt wird. 

Gegenüber der Nernstlampe hat die Kohlenbogenlampe den Nachteil, 
Licht von ungleichmäßigerer Intensität und ungleichmäßigerer räumlicher 
Verteilung auszusenden. Andererseits können mit der Bogenlampe bei ge- 
nügender Stromzufuhr außerordentlich hohe Lichtintensitäten erreicht 
werden, was sie besonders zur Untersuchung wenig lichtempfindlicher 
Systeme sehr geeignet macht. 

Die erwähnten Vorzüge und Nachteile treten besonders bei der Gleich- 
strombogenlampe auf. Bei der Wechselstrombogenlampe ist allerdings die 
Lichtverteilung im Raum gleichmäßiger, andererseits ist aber die Licht- 
intensität geringer und der Stromverbrauch per Lichteinheit größer. Im 
allgemeinen wird sie für photochemische Arbeiten weniger geeignet sein 
als die Gleichstromlampe. 

Bekanntlich geht bei der Kohlenbogenlampe das Licht zum größten 
Teil, nämlich zu 85°/, von der positiven Kohle aus (dieselbe kommt zur 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 599 


Weißglut), nur 10°/, entstrahlt der negativen Kohle und der Lichtbogen 
selbst liefert nicht mehr als 5°/,, obwohl seine Temperatur wenig unter 
4000° liegt. Demgemäß machen sich auch äußere Unterschiede bemerkbar. 
Während des Brennens spitzt sich die negative Elektrode zu, die positive 
höhlt sich dagegen aus, was auf einem Transport der Substanz von der 
verdampfenden positiven zur negativen Kohle beruht. 

Über die, wie schon erwähnt, sehr ungleiche Lichtverteilung gibt 
das Schema auf vorhergehender Seite Aufschluß (Fig. 104). 

Die Lichtzone zerfällt in 5 Teile: der Teil A ist der lichtstärkste. 
Er entspricht dem Teil des Kreises, den man sich um den Bogen als 
Zentrum beschrieben vorstellt. Das Licht der Zonen B, und B, setzt sich 
zusammen aus dem des Bogens und des positiven bzw. negativen Kraters. 
Die Zonen €, und ©, sind die 
schwächsten, ihr Licht stammt 
nur aus der positiven bzw. 
negativen Elektrode. 

Die Lichtstärke und 
Lichtverteilung der Bogen- 
lampe ist also in hohem Grad 
abhängig von dem Winkel des 
ausgestrahlten Lichtes zu der 
Axe der Elektroden. 

Es dürfte hier zu weit 
führen, auch nur die Haupt- 
typen der Bogenlampen zu 
beschreiben; es sei diesbezüg- 
lich auf die Spezialwerke ver- 
wiesen. 

Für kurzdauernde Ver- 
suche können . Handregulie- 
runeslampen zur Anwendung kommen, welche in sehr einfacher Aus- 
führung und zu entsprechend billigem Preis hergestellt werden können. 
Es empfiehlt sich, im allgemeinen Bogenlampen mit Handregulierung zu 
quantitativen Versuchen zu verwenden, da solche mit Selbstregulierung 
oft sehr unregelmäßig brennen. Für länger dauernde Versuche lassen 
sich die letzteren natürlich nicht vermeiden, in diesen Fällen sei besonders 
auf den in Fig. 105 abgebildeten Typus der Projektionslampen aufmerksam 
gemacht. 

Wie bei jedem elektrischen Apparat gehört auch bei der Bogen- 
lampe zu jedem Wert der Stromstärke eine gewisse Spannung. Man findet 
beim Lichtbogen Kurven vom Typus der Fig. 106. 

Zur Zündung des Lichtbogens ist zunächst eine hohe Spannung 
erforderlich. Brennt der Lichtbogen, so sinkt die Spannungsdifferenz 
zwischen den Kohlen und wird immer kleiner, je mehr die Stromstärke 
zunimmt. 


Fig. 105. 


H00 H. v. Euler. 


Mrs. Ayrton®) hat für den Zusammenhang zwischen Widerstand f, 
Stromstärke A und Bogenlänge L die Formel aufgestellt: 
h, k+mL 
A A® 
wo m, h und k Konstanten sind. Demgemäß besteht zwischen der Strom- 
stärke A, der Bogenlänge I, und der Elektrodenspannung E die folgende 
Beziehung: 


yo 


ne Are zu 


Ayrton hat für den Zusammenhang zwischen Elektrodenspannung und 
Stromstärke bei verschiedenen Bogenlängen folgende Kurven ermittelt, 
welche sich auf Homogenkohle von S mm Durchmesser beziehen (Fig. 107). 


Fig. 106. 


Volt 


Ampere 


Mit abnehmendem Gasdruck 
sinkt sowohl die Minimalspannung 0 2 4 6,8 10 172 % 
wie das Spannungsgefälle im Licht- PURE 
bogen. Bei konstanter äußerer elek- 
tromotorischer Kraft und konstantem äußeren Widerstand nimmt deshalb 
die Elektrodenspannung ab und die Stromstärke zu, wenn der (as- 
druck wächst. 

Die Elektrodenspannung ist ferner vom Elektrodenmaterial abhängig, 
und zwar in zweierlei Weise. Zunächst ist für verschiedene Metalle der 
Anoden- und Kathodenfall und dadurch die Minimalspannung verschieden, 
zweitens wird durch die Ungleichheit im Druck des aus den Elektroden 
entstehenden Metalldampfes das Spannungsgefälle im Lichtbogen be- 
einflußt. 

Imprägniert man deshalb die positive Kohle mit flüchtigen Metallsalzen, 
so vermindert. sich dadurch die Elektrodenspannung des Lichtbogens. 

Der Lichtbogen ist nach neueren Untersuchungen eine Gasentladung, 
und zwar geschieht die Ionisierung des Gases durch den Strom selbst. 


16 18 20 22 


') Proe. Roy. Soe. Bd. 68. p. 410 (1901). 


Untersuchungsmethoden biochemiseh wichtiger Lichtwirkungen. 601 


Die Ionenbildung erfolgt in dem vom Strom in Weibglut erhaltenen 
negativen Krater. Ist die negative Elektrode kalt, so kann sich kein 
Lichtbogen bilden; dagegen sendet die heiße negative Kohle negative 
Elektronen zur positiven Kohle. Die negativen Elektronen treffen auf 
ihrem Wege die Gasmoleküle der Atmosphäre und ionisieren diese Mo- 
leküle durch ihren Anprall („Ionenstoß“). 

Zur Zündung des Lichtbogens ist es also stets erforderlich, daß 
eine Stelle der Kathodenoberfläche auf so hohe Temperatur gebracht wird, 
daß eine Aussendung negativer Elektronen stattfindet. Dies kann in 
zweierlei Weise geschehen: 

1. Durch die positiven Ionen eines Glimmstromes. 

2. Durch die positiven Ionen unselbständiger Strömungen. 

Die Zündung des Kohlenlichtbogens erfolgt in der Regel durch den 
Glimmstrom. Dabei tritt ein plötzlicher Abfall der Elektrodenspannung 
ein, da sowohl der Kathodenfall wie das Spannungsgefälle in der positiven 
Lichtsäule für den Lichtbogen kleiner ist als für den Glimmstrom. 

Die zweite Art der Zündung wird vielfach beim Arbeiten mit dem 
Quecksilberlichtbogen angewendet. 


B. Lichtquellen für einzelne Bereiche des sichtbaren Spektrums. 


Um einzelne Teile des sichtbaren Spektrums zur Wirksamkeit zu 
bringen, besteht zunächst die Möglichkeit, weißes Licht spektral durch Prismen 
zu zerlegen und durch Abblendevorrichtungen Teile des Spektrums zu iso- 
lieren. Für photochemische Zwecke ist dieses Verfahren, welches den Vor- 
zug hat, dal das Licht spektrometrisch sich sehr rein erhalten und gut 
definieren läßt, überall da zur Anwendung gekommen, wo es sich um sehr 
lichtempfindliche Systeme geringer Ausdehnung handelt, also z. B. von 
Bromsilberplatten. Auch bei biologischen Versuchen mit Bakterien und an- 
deren Mikroorganismen hat man sich dieser Anordnung bedient. In den 
meisten, für den Biochemiker in Betracht kommenden Fällen ist jedoch 
die hierbei zu erreichende Lichtintensität zu gering, und man wird ge- 
färbte leuchtende Dämpfe vorziehen. 

Es kommen im wesentlichen zweierlei Lichtquellen in Betracht: 

1. Gefärbte Flammen. 

2. Liehtbögen zwischen Metallen. 

Das Arbeiten mit gefärbten Flammen ist mit bedeutenden Schwie- 
riekeiten verknüpft, insbesondere ist es nicht leicht, dieselben bei genügen- 
der Intensität konstant zu halten. 

Durch die Bemühungen von E. Beckmann und seiner Mitarbeiter?) 
ist die Methodik indessen in letzter Zeit sehr vervollkommnet worden. 


!) Beckmann und Waentig, Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 68. S. 385 (1909); 
Beckmann, Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 35.S. 340 und 457 (1900); Bd. 40. S. 465 
(1902); Bd. 57. S. 641 (1907); Zeitschr. f. Elektrochemie. Bd.5, S.327 (1899); Berichte der 
Deutschen chem. Ges. Bd. 45. S. 2523 (1912). Diese Lampen werden von P. Altmann in 
Berlin geliefert. 


502 H. v. Euler. 


Die betreffenden Anordnungen würden indessen eine detaillierte Beschreibung 
erforderlich machen, welche hier zu weit führen würde. 

Ein Hinweis auf die zitierten Arbeiten muß genügen, um so mehr, 
als biophotochemische Reaktionen mit gefärbten Flammen bis jetzt nicht 
studiert worden sind. Andererseits soll es aber nieht unterlassen werden, 
darauf hinzuweisen, daß Untersuchungen mit Wellenlängen des sichtbaren 
Spektrums Resultate von sehr großem Interesse versprechen. Allerdings 
wird man bei derartigen Studien vielleicht das Metallbogenlicht oder die 
Amalgamlampen der gefärbten Gasflamme vorziehen. 

Die Schwierigkeiten, ein sehr konstantes und intensives Licht in 
einem begrenzten Spektralbereich zu erhalten, sind hier nämlich relativ 
eering. Ein brauchbarer Lichtbogen läßt sich mit einer ziemlich großen 
Anzahl von Metallen herstellen, und zwar kann man sich eine Metallbogen- 
lampe mit Handregulierung sehr leicht konstruieren. Als Elektroden 
empfehlen sich Metallstangen von etwa 5 mm Dicke, welche durch Hebel- 
schrauben gegeneinander bewegt werden können. Die Zündung des Me- 
tallbogens erfolgt am besten durch Berühren der beiden Elektroden mit 
der Kante eines (gegen die Hand isolierten) Metallprismas. 

Besonders Be Resultate erhält man nach Kayser |Handbuch der 
Spektroskopie. Bd. 1. S. 169 (1900)| mit Eisen. Mit einer Stromstärke, welche 
der Dicke der Stäbe ist, etwa 10— 15 Ampere für zylindrische Stäbe 
von 1—1'’5 cm, brennt der Bogen ganz ruhig. Am besten wird derselbe 
mit der Hand reguliert; die automatische Regulierung wird nämlich dadurch 
unmöglich gemacht, daß die Stäbe bei der Berührung sofort zusammen- 
schmelzen. Ist der Strom zu schwach, so überziehen sich die Stäbe mit 
einer nicht leitenden Oxydschichte, welche die Wiederherstellung des er- 
loschenen Bogens erschweren. 

Außer Eisen hat Kayser noch Kupfer ganz brauchbar gefunden, wenn 
man wesentlich dickere Stangen verwendet. Der Bogen brennt aber jeden- 
falls viel schlechter als zwischen Kohle. Bessere Resultate erhält man, wenn 
man mit einem Kohle- und einem Metallstabe arbeitet. 

Um leichter schmelzbare Metalle wie Aluminium, Silber, Zink, 
Cadmium u.a. im Lichtbogen verdampfen zu können, bohrt man die po- 
sitive Kohleelektrode aus und füllt die Bohrung mit dem betreffenden 
Metall, sei es in Stab-, sei es in Pulverform. Als negative Elektrode ver- 
wendet man Kohle. 

Die Füllung der ausgebohrten Anodenkohlen kann auch mit Salzen 
oder Oxyden geschehen. 

In mehreren Fällen führt die Imprägnierung der Kohle mit Metall- 
salzen, z. B. mit Eisensalzen, zu ausgezeichneten Resultaten. 

Als Quelle für besondere Liniengruppen sind schließlich noch. die 
Amalgamdampflampen zu nennen. 

Die sogenannten „Amalgamlampen“, welche von Heraeus zuerst an- 
gefertigt wurden, sind ganz wie die Quecksilberdampflampen der gleichen 
Firma konstruiert (siehe S. 605 u. ff.) und unterscheiden sich von diesen nur 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 603 


dadurch, daß sie statt reinen Quecksilberss Amalgame verschiedener 
Metalle wie Zink, Cadmium, Thallium oder mehrere Metalle gleichzeitig 
enthalten. 

Diese Lampen, besonders diejenigen mit gemischten Amalgamen, 
zeichhen sich durch einen großen Reichtum an Linien aus und entsenden 
ein außerordentlich intensives sichtbares Licht, so dab sie sich zu Unter- 
suchungen mit einfarbigem sichtbaren Licht in hohem Grade eignen. 
Gleichzeitig bilden sie eine der intensivsten konstanten Quellen für ultra- 
violettes Licht. 


©. Quellen für ultraviolette Strahlen. 


Im großen und ganzen nimmt der chemische Einfluß des Lichtes 
mit abnehmender Wellenlänge stark zu, und so sind, wie schon in der 
Einleitung hervorgehoben, die ultravioletten Strahlen chemisch in hohem 
Grade wirksam. Auch innerhalb des genannten Spektralbereiches sind es 
wiederum diejenigen der kürzesten Wellenlänge, welche die mannigfachste 
Wirkung ausüben, aber schon die ultravioletten Strahlen des Sonnenlichtes, 
welche von der Atmosphäre nicht absorbiert werden und also die Erdober- 
fläche treffen, die Strahlen der Wellenlänge 400-300 vv. ‚spielen für die 
Biochemie zweifellos eine sehr bedeutende Rolle. Das Studium der im 
ultravioletten Licht verlaufenden biochemischen Reaktionen ist in letzter 
Zeit begonnen worden und es ist zu hoffen, daß es in verschiedener Rich- 
tung fortgesetzt wird. 

Dadurch scheint es gerechtfertigt, daß der Verfasser die Methodik 
der Erzeugung ultravioletten Lichtes ziemlich eingehend bearbeitet hat. 
In der Medizin findet ja das ultraviolette Licht in neuerer Zeit reichliche 
Anwendung zur Behandlung von Hautkrankheiten. Wie hier gelegentlich 
noch erwähnt sein mag, haben in neuester Zeit auch die kürzesten ultra- 
violetten Strahlen, welche uns von der Sonne her nicht treffen, eine bio- 
logische Bedeutung durch den Befund erlangt, dal) ihnen eine hervorragend 
starke bakterizide Wirkung zukommt. Es hat wirklich, wie gelegentlich 
betont wurde, den Anschein, als ob Mikroorganismen sich an die natürlich 
vorkommenden Strahlen angepaßt hätten, während sie der Einwirkung der 
noch kürzeren Wellenlängen sofort erliegen (Henri). 

Es darf nicht unterlassen werden, hier auf die schädliche Wirkung 
aufmerksam zu machen, welche ultraviolette Strahlen auf die Epidermis, 
ganz besonders aber auf die Augen ausüben. 

Bei längeren Arbeiten mit Quecksilberdampflampen hat sich der Ex- 
perimentator entweder dadurch zu schützen, daß er zwischen sich und die 
Lampe eine dicke Glasscheibe stellt, oder wenn ein Arbeiten dicht an der 
Lampe nicht zu vermeiden ist, die Hände durch Handschuhe, die Augen 
durch dunkle Brillen und eventuell das Gesicht durch eine Maske schützt. 
Auch ein kurzes Arbeiten an der brennenden (Quecksilberlampe mit unge- 
schützten Augen hat schon nach wenigen Minuten eine unter Umständen 
schwere Augenentzündung zur Folge. 


604 H. v. Euler. 


Die UV-Filterlampe von Zeiss. 


Als Lichtquelle für ultraviolette Strahlen würde die Bogenlampe, be- 
sonders wenn sie mit größerer Stromstärke von etwa 30 Amp. benutzt 
wird, oft sehr geeignet sein, wenn sie nicht gleichzeitig eine so starke 
Wärmestrahlung aussenden würde, dal) das zu beleuchtende System nicht 
ohne weiteres in größere Nähe vom Lichtbogen gebracht werden kann. 

Eine neue, ganz außerordentlich geeignete und starke (Quelle für 
ultraviolettes Licht erhält man bei Benutzung der von Gebr. Siemens d (Co. 
hergestellten Eisenlichtkohlen. Es sind das Kohlen, deren Docht mit Eisen- 
salzen imprägniert ist. Dieselben sind besonders geeignet für das UV-Filter, 
da das Spektrum des Eisenbogens in dem von dem Filter durchgelassenen 
Spektralgebiet eine grolje Menge sehr starker Liniengruppen aufweist. Man 


Fig.108. 


hat also bei Benutzung dieser Eisenlichtkohlen einen doppelten Vorteil: 
die Wärmewirkung ist wesentlich geringer, dagegen die Energie im Ul- 
traviolett bedeutend höher. 

Die UV-Filterlampe (Fig. 108) besteht in der Hauptsache aus einer 
kleinen Eisenlichtlampe mit Handregulierung. Diese Lampe kann entweder 
mittelst Reiters auf eine optische Bank gesetzt werden, oder wird auf einem 
neiebaren Dreifuß befestigt. Die Kohlen der Lampe brennen senkrecht zu- 
einander und können durch Lösen der an einem Rendelknopf befindlichen 
Flügelschraube unabhängig voneinander verstellt werden. ') 


'), Wie H. Lehmann bemerkt. schleudern die Eisenlichtkohlen namentlich beim 
Berinn des Anbrennens rlühende Eisenteilchen nach allen Seiten, so daß dadurch selbst 
Quarzlinsen, welche in der Nähe des Bogens stehen, beschädigt werden. Es ist daher 


Pr 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Liehtwirkungen. 605 


Das lichtdichte Gehäuse ist abnehmbar. An ihm sitzt ein ausziehbarer 
Tubus mit zwei Quarzkollektorlinsen von 40 mm Öffnung und eine Spezial- 
fassung für die UV-Filter von 40 mm Durchmesser, welche sowohl die 
einfache als auch die Doppelküvette einzusetzen gestattet. Die Eisenlicht- 
kohlen können durch keine anderen ersetzt werden, da gewöhnliche Kohlen 
zu starke Erwärmung geben und auch nicht so starkes ultraviolettes Licht 
ausstrahlen. Die Lampe kann mit 3 bis höchstens 10, längere Zeit nur 
mit 5 Ampere gebrannt und somit an jede Lichtleitung, die entsprechend 
gesichert ist, angeschlossen werden. 

Durch zwei sehr dunkle, in den Seiten des Gehäuses angebrachte 
‚Rauchglasscheiben kann der Brand der Kohlen kontrolliert werden. Aus 
den oben erwähnten Gründen ist es zweckmäßig, frische Kohlen erst ein 
bis zwei Minuten bei abgenommenem Gehäuse abbrennen zu lassen. Die 
Länge des Bogens soll etwa 10 mm betragen. Als positive Kohle ist die 
horizontale Kohle zu wählen, andernfalls entwickelt die Lampe nicht ihre 
volle Lichtenergie und die negative Kohle würde zu rasch abbrennen. 

Wird die Lampe mit mehr als 5 Ampere gebrannt, so ist eine Kühl- 
vorrichtung erforderlich. Dieselbe besteht darin, daß die Kupfersulfatlösung 
des UV-Filters aus einer hochgestellten Vorratsflasche durch das Filter 
in ein untergestelltes Becherglas läuft. 


Quecksilberdampflampen. 
1. Quarzlampen. 


Für Arbeiten, in welchen die äußersten ultravioletten Strahlen zur 
Wirkung kommen sollen, ist die von Heraeus in Hanau konstruierte 
Quecksilberbogenlampe zu verwenden. Die Abbildung Seite 606 zeigt die 
montierte Lampe. Man unterscheidet das Leuchtrohr Z, das Anodengefäß A 
und das Kathodengefäß Ä,; die Stromzuführung geschieht durch die in 
schräger Richtung am linken und rechten Ende aufwärts führenden Rohr- 
ansätze, in welche ein Konus aus Nickelstahl eingeschliffen ist. Die Dich- 
tung ist durch Quecksilber und aufgeschmolzenen Kitt hergestellt 
(Fig. 109). 

Da die Wärmeentwicklung an der Anode und Kathode verschieden 
ist, haben die beiden Pole verschiedene Form und Größe erhalten. und 
zwar so, dal die Wärmeabgabe nach außen etwa im Verhältnis der ent- 
wickelten Wärme steht, und daß an der Anode nicht wesentlich größere 
Verdampfung stattfindet als an der Kathode: es bleibt somit während 
der Brenndauer die Quecksilbermenge in beiden Schenkeln annähernd 
konstant. 

Die Lampe ist in einem Stativ befestigt, in welchem sie bei horizon- 
taler huhelage eine geringe Neigung nach dem positiven Pol hin besitzt, 
so dal nach dem Kippen einerseits das negative Polgefäß bis in die zylin- 


anzuraten, frische Kohlen erst einige Minuten brennen zu lassen, ehe man empfindliche 
Gegenstände in die Nähe des Bogens bringt. 


606 H. v. Euler. 


drische Verjüngung hinein mit Quecksilber gefüllt wird, und andererseits 
der Überschuß an Quecksilber zum positiven Pol zurückfließt. Vor der 
Zündung soll das negative Polgefäß vollkommen, d.h. bis in die 
zylindrische Verjüngung hinein mit Quecksilber gefüllt sein. 
Die Lampe zeigt bei einer Netzspannung von 170—220 Volt eine 
Elektrodenspannung von etwa 25 Volt. Um die Lampe innerhalb der an- 
gegebenen Spannungsgrenzen brennen lassen zu können, muß ein regulier- 
barer Vorschaltewiderstand von 95—100 Ohm in die Leitung eingeschaltet 
werden, welche eine Belastung von 
in Kia 2—2'5 Amp. dauernd und vorüber- 
eehende Belastung bis zu 4—5 Amp. 
verträgt. Beim Zünden der Lampe 
schaltet man ca. 50 Ohm Widerstand 
vor. Die Zündung der Lampe erfolgt 
in der Weise, daß man den Hebel H 
vertikal stellt und noch um etwa 45° 
weiter dreht. Dadurch fließt ein zu- 
sammenhängender Faden vom positiven 
Pol zum negativen. Beim Zerreißen 
dieses Fadens entsteht der Lichtbogen 
und man bringt dann die Lampe in 
die horizontale Lage zurück. Die Elek- 
trodenspannung ist alsdann 25 Volt, 
die Stromstärke 5 bis 6 Amp. Überläßt 
man nun die Lampe sich selbst, so 
steigt durch die allmähliche Erwärmung 
des Quecksilbers und die Steigerung 
des Dampfdruckes die Spannung auf 
etwa 60 Volt, während die Stromstärke 
auf etwa 2 Amp. sinkt. 

Die Lampe kann auch in verti- 
kaler Lage brennend Verwendung 
finden. 

Da die elektrische Charakte- 
ristik!) der Lampe eine Funktion der 
aus den Elektroden entwickelten Dampf- 
menge ist, so hängt dieselbe unter sonst gleichen Umständen von der 
Temperatur der Elektroden ab. Je vollständiger die Elektroden gekühlt 
werden, um so größer ist die Stromstärke der Lampe. Bei den von Heraeus 
eelieferten gebräuchlichsten Modellen geschieht die Kühlung durch Metall- 
bänder. welche eine ziemlich gute Luftkühlung ermöglichen. Dieselbe kann 
durch einen gegen die Pole gerichteten, passend verteilten Luftstrom noch 
verstärkt werden. 


', Vgl. Küch und Retschinsky, Ann. d. Physik. Bd. 20. S. 563 (1906). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 607 


Bei Lampen, welche mit größeren Energiemengen gespeist werden, 
reicht die Luftkühlung nicht aus und muß durch eine Wasserkühlung er- 
setzt werden, was sich bei der Widerstandsfähigkeit des Quarzes gegen 
Temperaturschwankungen ziemlich leicht bewerkstelligen läßt. 

Täglich soll das Quarzrohr der Lampe vor der Entzündung mit einem 
mit Alkohol benetzten Tuch gereinigt werden. Andernfalls verkohlen die 
auf das Rohr gelangten organischen Substanzen (Staub, Fett) und ver- 
mindern, und zwar sehr beträchtlich, die Durchsichtigkeit des Quarzes. In- 
dessen auch bei peinlich eingehaltener Reinlichkeit kommt es vor, dal 
die Wirksamkeit der Quarzlampe mit der Zeit abnimmt. 


Eine derartige Erfahrung hat der Verfasser bei seinen Untersuchun- 
gen über die Zersetzung der Glukose und der Oxysäuren selbst gemacht. 
Die in der Biochem. Zeitschr. Bd. 39. S. 410 (1912) angegebenen Zahlen 
haben sich ®/, Jahre später nicht mehr mit der gleichen Lampe, wohl aber 
mit einer neuen von Äeraeus gelieferten Lampe reproduzieren lassen. 
Über ähnliche Erscheinungen berichten auch andere Forscher. 


Das Auslöschen der Lampe geschieht durch Ausschalten des Stromes. 
Will man die erloschene Lampe von neuem zünden, so lasse man dem 
Rohr 1—2 Minuten Zeit zur Abkühlung. Vor erneuter Zündung muß der 
Vorschaltwiderstand genügend zurückgeschaltet werden. 

Von (uecksilberdampflampen anderer Montierung sei zunächst eine 
von Plotnikow angegebene, von F. Köhler in den Handel gebrachte Form 
erwähnt, welche aus nebenstehender Figur ohne 
weiteres ersichtlich ist (Fig. 110). Fig. 110. 

An dieser Stelle mag darauf hingewiesen 
werden, daß die Zündung der Quecksilber- 
lampen allgemein in zweierlei Weise geschehen 
kann. Die zum Zustandekommen eines Licht- 
bogens erforderliche hohe Temperatur der Ka- 
thode wird erreicht entweder dadurch, daß (wie 
bei der Heraeusschen Lampe und bei der Schott- 
schen Uviollampe) der zwischen Anode und Ka- 
thode übergehende Quecksilberfaden zerreißt, 
oder dadurch, daß an die Kathode der negative 
Pol einer Hochspanrungsquelle, beispielsweise einer Induktionsrolle, gelegt 
wird. Der positive Pol befindet sich entweder außerhalb der Lichtbogen- 
röhre oder ist mit einer dritten in das Vakuum tauchenden Elektrode 
verbunden. Die hohe Spannung ist nur erforderlich, bis ein Glimmstrom 
entsteht, welcher dann durch Erhöhung der Stromstärke in einen Licht- 
bogen übergeht, welcher durch viel niedrigere Spannung gespeist werden 
kann. Diese wird durch die normale Stromquelle geliefert und die höhere 
Spannung kann dann abgeschaltet werden. Letzteres Zündungsprinzip 
kommt z. B. bei der gleich zu beschreibenden Lampe von Coehn zur An- 
wendung. 


608 H. v. Euler. 


Zur Belichtung bei beliebig niederer Temperatur ist die von 
Coehn konstruierte Quarzlampe') (Fig. 111) besonders geeignet und daher für 
biochemische Arbeiten sehr empfehlenswert. Die Lampe besteht aus dem Glas- 
gefäß IV, in welches das doppelwandige Gefäß /l/III aus Quarzglas ein- 
gesetzt ist. Die Verbindung mit /V bewirkt am oberen Ende der (ueck- 
silberschliff a. Am unteren Ende ist der etwa 1 mm weite Raum zwischen 
dem an das (Quarzgefäß angesetzten Rohr 5 und dem Ansatz des Glas- 

gefüßes IV mit Siegellack $ gedichtet. 
Fig. 111, Ferner befinden sich am unteren Ende 
des Gefäßes, sowie auf der unteren 
Seite der kugelförmigen Erweiterungen 
je drei Ansätze c (es ist nur eine ge- 
zeichnet) von der aus der Figur er- 
sichtlichen Form, mit durchgeschmol- 
zenen Platindrähten, um die Strom- 
zuführung zu bewirken. Die Dreiteilung 
der Zuführung erlaubt, bis zu Strom- 
stärken von 10 Amp. zu gehen, ohne 
daß die Einschmelzstelle der Platin- 
drähte springt. 

Die Lampe ist in das Kühl- 
gefäß V mittelst des Korkens K einge- 
setzt; das Quarzrohr 5b ist durch eine 
Durchbohrung des Korkens hindurch- 
geführt. Durch zwei andere Durch- 
bohrungen führen gebogene Glas- 
röhren L, die zur Zuleitung des Kühl- 
wassers dienen. Um an der Kittstelle 
noch eine möglichst gute Dichtung zu 
erzielen. wurde der Kork zur Hälfte 
auseehöhlt: der entstandene Hohlraum, 
dessen Boden und Wände mit Marine- 


Sbom 


d— -- 


Quecksilber Q gefüllt. Obenauf kommt 
noch eine Decke von Marineleim. Diese 
Einrichtung dient außer zur besseren 
Dichtung auch noch zur Kühlung der 
Kittstelle, wenn bei höherer Temperatur gearbeitet wird. Am oberen Ende 
wird die Lampe durch den aus zwei getrennten Hälften bestehenden Hart- 
gummideckel D gehalten, der zugleich zwei Klemmschrauben e für die 
Stromzuführung trägt. Diese Klemmen sind durch biegsame Drähte F mit 
dem außen in den Ansätzen e befindlichen Quecksilber und durch die ein- 
geschmolzenen Platindrähte mit den Quecksilberelektroden # der Lampe 


1) Coehn und Becker, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 70. S. 90 (1910). 


leim ausgekleidet sind, werden mit 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Liehtwirkungen. 609 


verbunden. Die Zuführungsdrähte sind durch Gummischläuche isoliert. die 
über das Ende von ce geschoben sind. Dicht unter dem oberen Rand des 
Gefäßes V befindet sich eine Abflußöffnung A für das Kühlwasser. 

Der Lampenraum wird durch das Rohr g, das an eine Quecksilber- 
luftpumpe angeschmolzen war, evakuiert. Die Füllung der Lampe mit Queck- 
silber geschieht nach vollständiger Zusammensetzung durch das Rohr Ah. 
das nach dem Füllen zugeschmolzen wurde. 

Der Anodenraum ist im Verhältnis zum Kathodenraum sehr groß 
gewählt, um durch eine möglichst große Kühlfläche die Destillation des 
(uecksilbers nach unten in den Kathodenraum zu verhindern. Die Lampe 
blieb dauernd mit der Luftpumpe verbunden und wurde so weit evakuiert. 
bis bei weiterem Pumpen die Klemmenspannung nicht mehr sank. Wenn 
die Lampe ordnungsmäßig funktionierte, betrug die Klemmenspannung 
etwa 25 Volt. 

In das Quarzgefäß // kann das unten geschlossene Quarzrohr 7, das 
den eigentlichen Reaktionsraum bildet, mittelst des Schliffes ö eingesetzt 
werden. 

Der Lichtbogen geht von einem Punkt der Kathode, dem Krater, 
der sich in fortwährender aber unregelmäßiger Bewegung auf die Kathode 
befindet, nach der Anode. Um ein Rotieren des Kraters um die Lampen- 
achse und völlig gleichmäßige Verbreitung des Lichtbogens durch das 
Lampeninnere zu erreichen, wird in der Mitte der Lampe ein in ein Glas- 
rohr eingeschlossener Stahlmagnet M angebracht. 

Die Temperatur im Innern des Reaktionsraumes beträgt ohne Küh- 
lung 100—160°. Soll bei Zimmertemperatur gearbeitet werden, so läßt 
man durch den Raum zwischen / und 17 Wasser von Zimmertemperatur 
strömen, das bei AR, ein- und bei %, austritt. 

Die Zündung der Lampe geschieht, nachdem die Klemmen mit der 
Stromquelle verbunden sind, mit Hilfe eines Induktoriums. Der eine Pol 
der sekundären Wicklung ist direkt mit der Kathode verbunden, von dem 
zweiten Pol ist ein Draht in das Rohr 5b eingeführt, der dort (außerhalb 
des Lampenraumes) endet. Zum Zünden ist natürlich eine größere elektro- 
motorische Kraft notwendig, als zum dauernden Betrieb, und zwar 220 Volt. 
Für den Betrieb war eine Batterie von 72 Volt mit einem regulierbaren 
Vorschaltewiderstand von 10 Ohm ausreichend. 

Chapman, Chadwick und Ramsbottom‘) haben bei ihren Unter- 
suchungen über den Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die Spaltung 
und Assimilation der Kohlensäure folgenden Apparat angewandt: 

Die zu belichtenden Gase werden in einem Kolben von geschmol- 
zenem (Quarz eingeschlossen, durch welches das ultraviolette Licht von 
außen her eindrang. Bei der hohen Absorptionsfähigkeit der meisten Substanzen 
für ultraviolette Strahlen muß dafür gesorgt werden, daß die wirksamen 
Strahlen nur das Vakuum oder geschmolzenen Quarz zu durchdringen haben. 


!) Journ. Chem. Soc. Vol. 91. I. p. 942 (1907). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 39 


610 HB. v. Euler. 


Zuerst wurde versucht, das (Quarzgefäß mit Strahlen eines Quecksilber- 
bogens zu beleuchten, welche sich im selben evakuierten Raum wie das 
(Quarzgefäß, aber in kurzem Abstand befand. Diese Anordnung erwies 
sich indessen als unwirksam, was zweifellos darauf beruhte, daß die che- 
misch wirksamen Strahlen durch eine den Lichtbogen umgebende Schicht 
von nicht leuchtendem (uecksilberdampf absorbiert werden. Deswegen 
wurde schließlich der Quarzkolben in den (uecksilberbogen gestellt, wäh- 
rend man gleichzeitig dafür sorgte, dal die darin befindlichen Gase sich 
höchstens um einige Grade erwärmten. Die definitive Anordnung geht aus 
folgender Skizze hervor. 

Die dem ultravioletten Licht ausgesetzten Gase befanden sich in dem 
zylindrischen Quarzgefüäß A. Dasselbe war eingeschlossen in einer Queck- 

silberlampe aus (Glas B, deren Kathode 

Fig. 112. aus (Juecksilber e bestand, während 

die Anode durch einen kurzen Eisen- 
zylinder d gebildet wurde. Sobald der 

Strom zwischen e und d passierte, war 
zurröllung das Quarzgefäß vollständig von dem 
voaA Lichtbogen umgeben und die Strahlen 
hatten nur das 15 mm dicke Quarz- 

glas zu durchdringen. Der Abstand 
zwischen der inneren Oberfläche der 

(Juecksilberlampe und der äußeren 

Oberfläche des Quarzgefäßes betrug 

2 mm. Die (Juecksilberlampe wurde mit 

einer Sprengelpumpe evakuiert. Die 

Herstellung des Kontaktes zwischen 

den Elektroden läßt sich aus der Figur 

entnehmen. 

apparat. Der Hals des Glasgefäßes 4 

geht durch den Stopfen a, welcher den 

unteren Teil der (uecksilberlampe 

verschließt, und stand durch (@Quecksilberverschluß 5 in Verbindung mit 

dem Rohr f. Die Quecksilberlampe befand sich in einem Bad C, welches 

von einem kontinuierlichen starken Strom kalten Wassers durchflossen 
wurde. 

Da es wünschenswert war, dal; die Temperatur des Quarzgefäßes 
nicht mehr als einige Grade stieg, ließ man den elektrischen Strom nur 
eine Sekunde lang durch die Quecksilberlampe passieren und ließ die 
Lampe dann jedesmal sich eine halbe Minute lang abkühlen. Man konnte 
annehmen, daß bei den in dieser Weise ausgeführten Versuchen kein Teil 
des Gases eine höhere Temperatur als 40° annahm. Die Zündungsanord- 
nungen sind im Original nachzusehen. 

In der Fig. 112 bezeichnen R den Widerstand, mit welchem der Be- 
triebsstrom von etwa 6 Amp. reguliert wird: Y einen Quecksilberunter- 


\/\ 
5. 
b Indukhions= 


> ° 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 611 


brecher; _X ist der Unterbrecher des Primärstromes des Induktionsapparates, 
welcher den Zündungsstrom liefert. 

Bei der Coehnschen Lampe müssen die ultravioletten Strahlen eine 
Wasserschicht durchdringen, wodurch die Strahlen kürzester Wellenlängen 
absorbiert werden. Bei der Lampe von Chapman, wo die Zündung auto- 
matisch nach jeder halben Minute erfolgt, ist die Liehtintensität nicht kon- 
stant, wodurch quantitative Messungen erschwert werden. Bei der von 
Fischer angegebenen Konstruktion stellt sich ein erhebliches Temperatur- 
gefälle ein, was die quantitative Verwertung der Resultate erschwert. 

Die erwähnten Nachteile hat Weigert in einer Konstruktion zu ver- 
meiden versucht, welche für quantitative photochemische Untersuchungen 
im äußersten Ultraviolett besonders geeignet zu sein scheint. 


Lampe von Weigert für quantitative Messungen im äußersten 
Ultraviolett. 

Das Brennerrohr nimmt nur einen möglichst kleinen Raum ein, wie 
dies auch bei der von Kromeyer ausgebildeten Anordnung für lichtthera- 
peutische Zwecke der Fall ist; es ist aus Quarz in Gestalt 
eines umgekehrten N gebogen und von einem Quarzmantel 


eng umschlossen. Dieser wird von außen durch Wasser We 
gekühlt. Um im äußersten Ultraviolett, das von Quarzglas 


noch durchgelassen wird, chemische Lichtwirkungen stu- Mi 
dieren zu können, wurde der Quarzmantel, welcher das | 
eigentliche Brennerrohr umhüllt, nach oben verlängert und | 
mit einer Quarzplatte bedeckt. Nur die so entstandene 

| 


Fig. 113. 


Zylinderoberfläche, nicht aber die Verschlußsplatte aus Quarz | 
wurde mit Wasser gekühlt. Das Licht tritt demnach nicht 
in horizontaler Richtung, sondern von unten nach oben 
aus der Lampe heraus. 
Dereigent- 
liche Quarzkör- 
per ist in Fi- 
gur 113 sche- 
matisch  dar- 
gestellt. Er be- 
steht auseinem 
Brennerrohr B, in welchem der Lichtbogen zwischen den Quecksilberober- 
flächen &, und E, übergeht. Die Stromzuführung geschieht in derselben 
Weise wie bei der Quarzlampe nach Kromeyer von den Klemmschrauben X, 
und A, aus. Der Quarzmantel M ist zylindrisch und, was wesentlich ist, oben 
möglichst eben verblasen. Durch zwei Quarzkapillaren A, und A, kann der 
(rasinhalt des Mantelraumes beliebig verändert und z. B. mit Stickstoff, 
welcher ultraviolett sehr wenig absorbiert, gefüllt werden. 
Die Zündung der Lampe geschieht durch Kippen. Sie steht in einem 
Gehäuse, welches den verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten der Lampe 
39* 


612 H. v. Euler. 


Rechnung trägt. Die Konstruktion dieses Gehäuses!) ist in der Original- 
abhandlung von Weigert zu finden. 

Das Bestrahlungsgefüß, welches von unten vom Licht getroffen 
wird. besteht aus einem weiten Glasrohr,. das unten durch eine einge- 
schliffene Quarzplatte verschlossen ist. 

Bei den von Weigert ausgeführten Untersuchungen konnte in dem 
Glasrohr ein aus schwarzem Glas geblasener hohler Kolben in Richtung 
des Rohres auf und ab bewegt werden. Er verhinderte die Bestrahlung 
der über ihn liegenden Gasschicht bis auf einen ganz dünnen ringför- 
mieen Raum. Dadurch konnte die Länge der bestrahlten Schicht beliebig 
variiert werden. 


Charakteristik der Quecksilber-Quarzlampe. 


E. Ladenburg?) hat die Energieverteilung der Quecksilberlampe aus 
Quarzglas mit der linearen Thermosäule von Aubens bestimmt. 
Die Lampe brannte an 110 Volt angeschlossen nach etwa 10 Minuten 
konstant mit 2 Ampere bei einer Klemmenspannung von etwa 85 Volt. 
Es wurde festgestellt, dal sowohl die Gesamtenergie wie auch die Energie 
der einzelnen Spektrallinien, soweit sie untersucht wurden, proportional 
mit dem Wattverbrauch zunimmt. 
Die intensivste der gemessenen Linien ist die hellgrüne von der Wellen- 
länge 5461 un. 
Die relativen Energieverhältnisse der verschiedenen Teile des Spek- 
trums lassen sich nach Plotnikow aus dem Verhältnis der Energieflächen- 
erößen der gegebenen Energiekurve ermitteln. 


nn en mn nn a m 


|| Wellenlängen der | 


Gebiet der | Hauptlinien in 14. in Euerelesson Bir 


| der Gruppe gerundet 
5790 
gelben Strahlen RE Pe 15059 113, 
5679 
hellgrünen Be [5461 19 
blaugrünen En BE \491°6 05 
4359 
blauen 2 Dias, 7)... 4348 5 
[433-9 
5 I; OT8 
violetten = Pe E94 | nn 5 
3663 
ultravioletten > ARSTER TIERE 13654 1) h 
| 3650 
r 3131 b 
2 hi 1" RAD OB Lea A | 3123 b | 
R 1 2 1 BER EN 2536 1 1 


!) Physik. Zeitschr. Bd. 5. S. 525 (1904). | 
2) Dieser Apparat wird von der Quarzlampengesellschaft m. b. H. geliefert. j 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 613 


Zeichnet man diese Kurve auf Millimeterpapier und berechnet die 
Zahl der Quadrate, die in jeder Fläche eingeschlossen sind, so ergibt sich 
die Flächengröße in relativem Maße für jeden Spektralbezirk. Man kann 
den Vergleich in der Weise ausführen, dab man die auf homogenem 
Papier gezeichnete Kurve ausschneidet und auf einer feinen Wage zur 
Wägung bringt. In der vorstehenden Tabelle sind 
die nach ersterer Methode erhaltenen Resultate 
wiedergegeben. 

Dieser Tabelle zufolge würde die Energie 
des ultravioletten Teiles, welcher hier allerdings 
nicht vollständig gemessen ist, geringer sein als 
diejenige des sichtbaren Spektrums. Berücksichtigt 
man auch den hier nicht gemessenen ultravioletten 
Teil, so kommt man zum Resultat, daß die 
Energie der beiden Teile ungefähr gleich ist. 

Am Schluß dieses Abschnittes möchte der 
Verfasser nochmals hervorheben, daß die Queck- 
silber-Quarzlampe auch für bio-photochemische 
Zwecke eine ganz ausgezeichnete Lichtquelle dar- 
stellt, welche sich — wenn es sich um quanti- 
tative Messungen handelt — kaum durch eine 
andere ersetzen läßt. 

Für den Quecksilberlichtbogen im Vakuum 
bei ungefähr 2 mm Dampfdruck hat Reckling- 
hausen obige Kurve angegeben. Man sieht, wie zuerst die Elektroden- 
spannung mit wachsender Stromstärke abnimmt. In diesem Teil der Kurve 
ist der Dampfdruck nämlich nahezu konstant. Bei weiter steigender Strom- 
stärke steigt hingegen der Dampfdruck und damit das Spannungsgefälle 
von der positiven Lichtsäule und gleichzeitig auch die Elektrodenspannung 
(Fig. 114). 


Fig. 114. 


2. Uviollampen von Schott & Gen. 


Seit dem Jahre 1905 stellt die Firma. Schott und Gen. in Jena 
(uecksilberbogenlampen aus Uviolglas her, welches für ultraviolette Strahlen 
bedeutend durchlässiger ist als gewöhnliches Glas. Während nämlich ge- 
wöhnliches Glas nur für Strahlen bis etwa 350 vu. durchlässig ist, dringen 
durch das Uviolglas (Baryumphosphat-Chromglas) noch Strahlen bis etwa 
250 wu. Der Preis dieser Quecksilberlampen ist niedriger (für 30 cm 
leuchtende Länge 20 Mark; für 90 cm leuchtende Länge 30 Mark) als der- 
jenige der Quarzlampen, weshalb sich die sogenannten Uviollampen sowohl 
in wissenschaftlichen Laboratorien wie in der chemischen Technik bereits 
eingebürgert haben. Die Hauptformen der von Schott & Gen. mit Stativ 
und allem Zubehör (Vorschaltwiderstand, Induktionsrolle) gelieferten 


Lampen geht aus Fig. 115a und 5 hervor. Die Länge der Lampenrohre 


614 H. v. Euler. 


wechselt zwischen 30 und 90 cm. ihr Durchmesser beträgt etwa 2°5 cm. 
Die Lampen werden für eine Netzspannung von 100—250 Volt geliefert 
und verbrauchen etwa 

u. 115 6. "1955 3 Ampere. Die Kuppe- 

lung der Lampe geht 
aus folgendem Schema 
hervor (Fig. 116). In den 
Stromkreis wird ein 


eingeschaltet, welcher 
mit einer Induktions- 
spule von etwa 40 Ohm 
versehen ist, welche 
etwaige Stromschwan- 
kungen schwächt. Bei 
konstanter  Netzspan- 
nung sendet die Lampe 
während vieler Stunden ein konstantes 
Licht aus. 

Die Lampe wird gezündet, in- 
dem man sie so weit neigt, bis sich 
alles Quecksilber auf dem positiven 
Pol angesammelt hat, und dann um- 
kippt. bis das Quecksilber zum nega- 
ng: tiven Pol zurücktließt. Der 

dabei entstehende zusam- 
* menhängende Quecksilber- 
faden zerreißt und bewirkt 
—- das Entstehen eines Licht- 
bogens. Die untere, ne- 
gative Elektrode muß, 
wenndieLampe brennt, 
immer von Quecksilber 
bedeckt sein, während 
der positive, aus Kohle be- 
stehende Pol frei liegt. 
Die Zimmertempera- 
tur darf nicht zu niedrig 
sein, sonst bedeckt sich 
das Lampenrohr mit einem 
feinen Quecksilberbeschlag, 
welcher die Lichtintensität 
beeinflußt. Die Brenndauer 
der Lampe wird zu etwa 1000 Stunden angegeben. Mit der Zeit soll sich 
die Lichtintensität im Gegensatz zu der Quarzlampe nur wenig ändern, 


220 Volt 


Vorschalr- 
Widersiand. 


/0 Amp.- Sicherungen 


Undvklionsspule 


örennstellung 


Vorschaltwiderstand W’ 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 615 


so daß bei längeren Untersuchungen quantitativ reproduzierbare Resultate 
erhalten werden. 

Die Uviollampe ist reich an ultravioletten Strahlen. 

Besonders hervorzuheben sind im ultravioletten Teil die Linien: 

366, 334, 313, 303, 297, 289, 280, 265, 253 pp. 

Im sichtbaren Teil sind die stärksten Linien: 

613, 579, 546, 436, 408, 409. 

Die Intensität des sichtbaren und des unsichtbaren Teiles sind unge- 
fähr gleich groß. 

Plotnikow*) hat gezeigt. daß die Uviollampe in der oberen Hälfte ein 
mit der Länge konstantes Licht aussendet. 

Bei manchen quantitativen Untersuchungen wird man nur mit einem 
abgegrenzten Lichtbündel arbeiten wollen und wird das Licht deshalb ab- 
blenden. Diesbezügliche Vorrichtungen hat Plotnikorw konstruiert (vgl. 8.627). 
Sie werden von F. Köhler in den Handel gebracht. 


3. Andere Lichtquellen. 


Eine Quelle für ultraviolettes Licht, welche vielleicht in einigen 
Fällen geeignete Verwendung finden kann, ist nach den Beobachtungen 
von Konen der unter Wasser überspringende Aluminiumfunke. Von @Grebe?) 
und Mies®) wird folgende Anordnung angegeben. Zwei dicke zugespitzte 
Aluminiumdrähte befinden sich in einem mit Quarzfenster versehenen Ge- 
fäß, in welchem das Wasser zwecks Entfernen des zerstäubten Metalles 
kontinuierlich erneuert wird. Der Strom wird von einem Induktor von 
ca. 30 cm Schlagweite geliefert. 

Geisslersche Röhren, welche bei spektrophotometrischen Messungen 
im Ultraviolett verwendet werden. haben für photochemische und be- 
sonders biophotochemische Zwecke keine Anwendung gefunden und sind 
hierfür wohl im allgemeinen auch nicht geeignet. 


II. KAPITEL. 
Experimentelles über Absorption und Lichtfilter. 


Es ist eine feststehende Tatsache, dal nur Strahlen von solcher 
Wellenlänge oder Schwingungsform, welche von einem Stoff absorbiert 
werden. chemisch wirksam sein können. 

Über die Umkehrbarkeit dieses wichtigen Satzes ist man sich noch 
nicht ganz klar. Das vorliegende Beobachtungsmaterial weist keineswegs 
eindeutig darauf hin, daß alle absorbierten Wellenlängen auch chemisch 
wirksam sind. Sollte dies der Fall sein, dann liegen in zahlreichen Fällen 
jedenfalls sehr schwache Wirkungen vor und man kann sicher so viel 


1) Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 58. S. 214 (1907). 
2) Zeitschr. f. wiss. Photographie. Bd. 3. S. 376 (1904). 
3) Zeitschr. f. wiss. Photographie. Bd. 7. S. 357 (1907). 


616 H. v. Euler. 


mit Bestimmtheit sagen, dal) keinerlei P’roportionalität zwischen der Größe 
der Absorption und dem chemischen Effekt besteht. 

Schramm hat in grundlegenden Untersuchungen gezeigt, dal) bei ‚der 
Photobromierung nur diejenigen Strahlen wirksam sind, die von Brom ab- 
sorbiert werden. Er hat aber ferner dargetan, dal die Hauptwirkung von 
den gelben und grünen Strahlen ausgeübt wird, während die stärkste Ab- 
sorption des Broms im Grünblau und Blau liegt. Man sieht, dab das Wir- 
kungesmaximum nicht mit dem Absorptionsmaximum zusammenfällt — 
eine auf den ersten Blick sehr überraschende Tatsache. 

Eines der auffallendsten Beispiele für die Nicht-Umkehrbarkeit des 
Grotthusschen Satzes bildet die Fehlingsche Lösung. Diese Flüssigkeit ist 
schwach lichtempfindlich, wobei sich Cu, O ausscheidet, während die Wein- 
säure oxydiert wird. Nach Byl: |Zeitschr. f. physikal. Chem., Bd. 49, S. 681 
(1904)] ist aber die Fehlöngsche Lösung nicht für die im Orange absor- 
bierten Strahlen empfindlich, sondern nur für ultraviolett, in dessen Bereich 
eleichfalls ein Absorptionsband existiert. 

Das dem Biochemiker nächst liegende Beispiel- ist die Photoassimila- 
tion der Kohlensäure durch die chlorophylihaltigen Pflanzen. Die Absorp- 
tion des Chlorophylis liegt im Rot und Gelb (erstes Maximum nach Will- 
stätter zwischen B und Ü, zweites Maximum zwischen F und G), die 
Assimilation erfolgt im gelben und roten Licht. Dagegen ist das Assimila- 
tionsmaximum im (Gelb. das Absorptionsmaximum im Rot. Ganz ähnliches 
eilt für die von Zuther studierte Oxydation des Chininsulfates durch Chrom- 
säure, deren Maximum in dem von Chininsulfat absorbierten und nicht in 
dem von Chromsäure absorbierten Licht ist. 

Der Umstand, dal) jede Lichtreaktion eine Funktion der absorbierten 
Lichtmenge ist, beeinflußt einerseits den Verlauf dieser Vorgänge in cha- 
rakteristischer Weise, andererseits muß er bei der Wahl der Versuchsan- 
ordnungen in erster Linie berücksichtigt werden, sobald es sich um quan- 
titative absolute oder auch nur um vergleichende Messungen handelt. 

Indem das wirksame Licht absorbiert wird, nimmt seine Intensität 
von Schicht zu Schicht ab und demgemälß wird auch die Reaktionsge- 
schwindigkeit von Schicht zu Schicht geringer. 

Es ist dies die Hauptursache der Abweichung der Dynamik der 
photochemischen Umwandlungen von derjenigen der „Dunkelreaktion*. 

Theoretisch kann hier auf diese Angelegenheit nicht näher einge- 
sangen werden, praktisch ergibt sich zunächst die Konsequenz, dab die 
lichtempfindliche Substanz, das Photosubstrat, den Strahlen in möglichst 
eroßer und dünner Schicht auszusetzen ist, wenn es sich um die Erreichung 
maximaler Wirkungen handelt. Dieser Forderung trägt man Rechnung, indem 
man die zu belichtenden Lösungen in Küvetten von geeigneten Dimensionen 
füllt oder in Flaschen, deren planparallele Vorder- und Rückwand nur geringen 
Abstand voneinander haben'!); wir werden hierauf noch zurückkommen. 


') Euler und Lindberg, Biochem. Zeitschrift. Bd. 39. S. 410 (1912). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 617 


Für die apparative Anordnung der Lichtversuche kommt in Betracht: 

1. Dab die wirksamen Strahlen auf ihrem Weg zum Photosubstrat 
keine sie absorbierenden Substanzen treffen. 

2. Daß andererseits diejenigen Strahlen, welche das Substrat nicht 
treffen sollen, durch Lichtfilter ausgeschaltet werden, und 

3. Daß das Substrat zur größtmöglichsten und eventuell zu konstanter 
und berechenbarer Absorption befähigt wird. 

Bezüglich des ersten Punktes ist daran zu erinnern, daß beim Ar- 
beiten mit ultravioletten Strahlen anstelle von Glas für Prismen, Linsen, 
Filter usw. Quarz oder eventuell Uviolglas verwendet werden muß. Die 
meisten Gläser absorbieren bereits Strahlen von 400 u. an. Crowngläser 
sind im allgemeinen durchlässiger als Flintgläser. 

Die Beziehung zwischen Schichtdicke und der Lichtintensität J wird 
bekanntlich durch das Gesetz von Lambert geregelt: 


‚Je = 


K wird als Absorptionskonstante des durchstrahlten Körpers bezeichnet. 
Ultraviolette Strahlen, welche durch die Luft absorbiert werden, 
kommen für biochemische Versuche nicht in Betracht. 


Durchlässigkeit für ultraviolette Strahlen. 


Seit es bekannt geworden ist, welchen Einfluß ultraviolette Strahlen 
auf chemische Reaktionen ausüben, hat man mehr als früher die Absorp- 
tion verschiedener Stoffe im unsichtbaren Teile des Spektrums untersucht. 
Die eründliehsten Arbeiten in dieser Hinsicht verdankt man W. N. Hartley. 
Aus seinen Arbeiten ging hervor, daß viele Stoffe im Ultraviolett teils 
kontinuierliche, teils selektive Absorption zeigen. Hartley teilt die im Ultra- 
violett absorbierenden Stoffe in drei Klassen ein. 

1. Stoffe, die am ultravioletten Ende absorbieren, aber durch Ver- 
dünnung mit indifferenten Lösungsmitteln leicht durchlässiger gemacht 
werden können (aliphatische Kohlenwasserstoffe; Eintritt von OH, COOH, 
OCH,, NH, ändert nicht den Charakter des Spektrums, sondern nur das 
Absorptionsvermögen). 

2. Stoffe, die ähnlich wie die vorhergenannten, aber stärker absor- 
bieren, und zwar so, ‘daß Verdünnung geringen Einfluß hat. Hierhin ge- 
hören Verbindungen mit geschlossener Kohlenstoffkette, wie Terpene. 

3. Stoffe, die bei großem Absorptionsvermögen deutliche Absorptions- 
streifen hervorrufen, wie Benzol, Naphthalin, Pyridin usw. 

Luft ist bis 194 vu durchlässig; bei 186 vv. ist die Absorption 
schon sehr groß und bei 165 vu vollständig. 

Wasser sowie die niederen Alkohole sind für kurzwellige Strahlen 
in hohem Grade durchlässig, so daft diese Stoffe als Lösungsmittel für 


618 H. v. Euler. 


andere im Ultraviolett absorbierende benutzt werden können. Es ist bis 
193 vp. gut durchlässig: bei 186 vu. schon weniger als Quarz. 

(Glas. Strahlen unter 300 »v. werden von allen Gläsern so gut wie 
vollständig absorbiert, abgesehen vom 

Uviolglas, welches Strahlen bis 253 vu. durchläßt. 

Eine 1 cm dieke Quarzplatte läßt Strahlen von 186 vu. noch zu 
etwa °/, durch. 

Noch geringer ist die Absorption bei Fluorit, welcher bei 186 vn. in 
1 cm dicker Schicht erst 17°/, der Strahlen zurückhält. 

Glimmer zeigt schon eine nicht unerhebliche Absorption im Ultra- 
violett. Er läßt in 005 mm dieker Schicht Strahlen von 400—280 un. 
passieren. 

Viscose und Zelluloseazetat lassen Strahlen bis 253 bzw. 270 un. 
durchgehen. ?) 

Organische Flüssigkeiten. Qualitative Untersuchungen sind be- 
reits in großer Zahl von Hartley, Batz, Desch, Hantzsch, Ley u.a. aus- 
geführt worden.?) Quantitative Untersuchungen an Äthylalkohol und Gly- 
zerin verdankt man 4A. Pflüger?) und an zahlreichen anderen Alkoholen 
sowie an Säuren, Äthern, Estern, Aldehyden usw. V. Henri und Mitarbeitern. 
Die Zahlen müssen in den Originalarbeiten nachgesehen werden. Im allge- 
meinen nimmt in jeder Substanzgruppe die Absorption mit der Molekular- 
größe zu. Die Karboxylgruppe verursacht eine sehr bedeutende Absorp- 
tion. Die Aldehyde sind charakterisiert durch eine Bande bei 280 vu. und 
eine starke Absorption im innersten Ultraviolett; die Ketone zeigen da- 
gegen eine Bande bei 268 wu. und schwache Absorption im äußersten Ultra- 
violett.*) Für den Biochemiker sind diese Ergebnisse auch insofern von 
Interesse, als sie über die Brauchbarkeit dieser Substanzen als Lösungs- 
mittel bei Absorptionsmessungen Aufschluß geben. 

So sind z. B. Alkohol und Äthyläther als Lösungsmittel für Chloro- 
phyll verwendet worden. Eine neuere Untersuchung von Dhere und de 
Rogoswski 5), welche auch mit Willstätters kristallisiertem Chlorophyll aus 
(aleopsis ausgeführt wurde, hat das bemerkenswerte Resultat ergeben, dab 
dieses Chlorophyll nur ein einziges Absorptionsband im Ultraviolett bei 
etwa 304 vun. als Schwerpunkt besitzt. 

Herr und Frau Henri haben auch die Absorption des Hühnereiweibes 
untersucht®) und gefunden, dal) die abiotische Wirkung der Strahlen mit 
dem Absorptionskoeffizienten des Eiweißes (Protoplasmas) parallel geht. 


!) Cernorodeanu und Henri, Compt. rend. T. 150. p. 549 (1910). 

®, Gegen die biologische Methode von @. Vallet, Compt. rend. T. 150. p. 295 
(1910), welcher die Durchlässigkeit verschiedener Medien durch die bakterizide Wirkung 
der Strahlen in diesen Medien bestimmt, lassen sich sehr starke Einwürfe machen. 

°) Physikal. Zeitschr. Bd. 10. S. 406 (1909). 

4) Bielecki und Henri, Compt. rend. T. 155. p. 456 (1912). 

°) Compt. rend. T. 155. p. 653 (12). 

6) Compt. rend. T. 155. p. 315 (1912). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. sc 
> 5 > Die 


Lichtiilter. 
Filter für sichtbares Licht. 

Zu Arbeiten mit sichtbaren Strahlen bestimmter Wellenlänge (far- 
bigem Licht) verwendet man häufig eine „weiße“ Lichtquelle in Verbindung 
mit Filtern. Auch bei Benutzung solcher Lampen, welche farbiges Licht 
aussenden, filtriert man dasselbe zur erforderlichen Reinigung. Landolt') 
hat die zur Herstellung geeigneter Lichtfilter erforderlichen Salze angegeben 
und die Durchlässigkeit dieser Filter in einer Tabelle zusammengestellt, 
welche hier wiedergegeben sei: 


Il I | I 


| Dicke | | Sub- | Op- 
Farbe, wa | ||stanz in) tischer | Spektralbereich 
Fraumhofersche Schicht | Wässerige Lösung von || 100 em? | Schwer- |des durchgehen- 
| Linie I: = | || Lösung | punkt den Lichtes 
| | | g in wu | | 
| I | 7 EI T | 
Rot 20 Kristallviolett5 BO. RE Ne ” 
| (C=6563)| 20 || Kaliummonochromat . . . .J 10 N 118639 
| Gelb 20) | Niekelsulfat NiSO,+7H,0 . | 30 | 
| (D=3589,3,| 1? Kaliummonochromat el) 5919 614—574 
\ '' 15 | Kaliumpermanganat . ... 0.025 | 
' Grün a0: | Kapferehlomugeci Lon.0. ° I600 7 ee > EEE 
| PB — 524: 0), 20 | Kaliummonochromat . . . . .|10 533:0( 2 lee 
' Hellblau 20 | Doppelgrün SF .. 1 10:0:02 Er | FOR Ar 
| (F=4861)| 20 ı Kupfersulfat CuSO, + 5H, °0. .\15 on 826,358 
| Dunkelblau | 20 | Kristallviolett 5BO . . . . . . 0'005 


(G=430°8)| 20 || Kupfersulfat CuSO,+5H, D% . 1115 er. | 
| | | 


Von ultravioletten Strahlen soll weißes Licht befreit werden durch 
(nicht glukosidartige) Cumarinderivate, welche mit einfachen bathochromen 
(Gruppen substituiert sind, wie Umbelliferon, Aeskulatin.?) 


Ultraviolettdurchlässige Filter. 

Vor kurzer Zeit hat die Firma Zeiss ein Filter aus Uviolglas in den 
Handel gebracht, welches nur ultraviolettes Licht aus dem Spektralgebiet 
von 300—400 vu. durchläßt, und zwar sind die durchgelassenen Strahlen 
von großer Reinheit, d.h. nicht mit Strahlen anderer Wellenlängen ge- 
mischt, und bei Verwendung geeigneter Lichtquellen, z.B. des Eisenlichtes, 
von großer Intensität. Zunächst eignet sich dieses UV-Filter besonders zu 
Untersuchungen über Photoluminiszenz, welche sich auch an lebenden 
und toten Geweben zeigt und also auch an das Gebiet der Biochemie 
erenzt. Direkt interessiert hier das UV-Filter als Hilfsmittel für bio- 
chemische Arbeiten, welche eine Bestrahlung mit reinem ultravioletten 
Licht fordern. 


!) Das optische Drehungsvermögen. 2. Aufl. S. 333—390 (1898). 
2) Kopp und Joseph, D. R.-P. Kl. 57b. Nr. 253, 334. 


20 H. v. Euler. 


Ultraviolettdurechlässige Filter sind von R. Straube, K. Schwarzschild 
und W. Villiger ‘), von Wood?) und Goldhammer ®) vorgeschlagen worden. 
Ersterer Forscher wendet ein aus UV-Glas hergestelltes Objektiv an, an 
dem zwei Flächen versilbert sind: es wird ein enger Wellenlängenbereich 
bei etwa 322 un durchgelassen. Woods Filter läßt Strahlen von 400 bis 
340 vp. durch. Es ist zusammengesetzt aus einer Schicht Nitrosodimethyl- 
anilin, welche bei geeigneter Konzentration eine gute Durchlässigkeit von 
400— 280 p.u. besitzt, das blau und violett aber gut absorbiert, und aus blauem 
Kobaltglas, welches die roten und grünen Strahlen aufhält, aber auch einen 
eroßen Teil der ultravioletten Strahlen, welche der Nitrosokörper noch 
durchläßt. Als dritten Teil wendet Wood grünes Signalglas an. 

Das UV-Filter des Zeiss-Werkes behält das Nitrosodimethylanilin bei. 
Um das Durchlässiekeitsgebiet des Körpers möglichst auszunutzen, ver- 
wendete H. Lehmann das von Zschimmer in Jena erfundene blaue Uviol- 
alas, welches für Ultraviolett eine wesentlich höhere Durchlässigkeit besitzt 
als die vorher genannten Gläser. In folgender Tabelle ist die Durchlässig- 
keit der drei blauen Gläser für 1 mm Glasdicke angegeben: 
ee ee na 0 _ 


Wellenlänge in vu 644 | 578 546 509 | 480 | 436 | 405 | 366 | 334 313/12 302 | 281 | 


I | | | I | 
' Jenaer Blauviolett- | | | | | | | | 
glas . . . . . || O |001| 0°01) 0:16] 0:47] 0:74| 072) 043| 0:03] 001 | — | — 
Gewöhnliches Ko- | | | | | 
baltglas . . . . || — [0:02] 0:09| 0:17| 0:42] 0:74| 0:81| 0:66 | 029] 0075| — | — 
Jenaer Blauuviol- | | | | | | | 
SIBR SI 22/6: | 0 0:01) 0:03) 0:03| 0:11 0'66| 0'92| 096 | 0°93 083 | 0:69 0:19 


Das blaue Uviolglas wird für das UV-Filter in so große Dicke (etwa 
+ mm) verwandt, daß die Durchlässigkeit für Grün außerordentlich klein 
ist. Um bei der Durchlässigkeit des blauen Uviolglases für Rot diese Strahlen 
wegzunehmen, wird eine 20°/,ige wässerige Kupfersulfatlösung von 5 mm 
Dicke angewandt; dieselbe zeigt für Ultraviolett noch eine ganz gute Durch- 
lässigkeit. Eine Form der Filterkombination wird vom Zeiss-Werk in Jena 
in der Weise ausgeführt, daß eine Küvette mit Wänden aus Blauuviolglas 
hergestellt wird, welche durch einen Glasring getrennt sind, in dem sich die 
Öffnungen zum Füllen und Entleeren des Filters befinden. Diese Kammer 
wird mit der Kupfersulfatlösung gefüllt. Der gelbe Nitrosokörper wird in 
einer festen Gelatineschicht auf eine dritte Blauuviolglasscheibe präpariert, 
welche mit der Schichtseite am Rand auf eine Außenseite der Küvetten- 
wand gekittet wird. Die zweite Ausführungsform stellt eine Doppelküvette 
dar, also drei Blauuviolglasscheiben, durch zwei Glasringe zusammengehalten. 


') Physikal. Zeitschr. Bd. 6. S. 737 (1905). 

®) Phil. Mag. Bd. 6. S. 259 (1903). 

5) Physikal. Zeitschr. Bd. 4. 8.413 (1903). @oldhammer schlägt Kobaltsulfat + 
Niekelsulfat + Hoffmanns Violett vor. 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 621 


In der einen Kammer wird dann die Kupfersulfatlösung gefüllt und in die 
andere eine verdünnte wässerige Lösung von Nitrosodimethylanilin. Die 
Farbstoffdichte (vgl. v. Hübl, Die photographischen Lichtfilter. Halle 1910) 
des Nitrosokörpers beträgt etwa 05 g/m?. 

Die Haltbarkeit dieses Filters ist allerdings nicht unbegrenzt, denn 
nach längerer intensiver Beleuchtung scheiden sich an der Innenfläche der 
Filterküvette kleine Schüppchen ab, wodurch die Fläche mattiert wird. 
Auch die mit Nitrosokörper gefärbte Gelatineschicht wird nach einiger 
Zeit ausgebleicht. Es ist deshalb von Zeit zu Zeit ein Aufpolieren der 
Blauuviolglaswände und eine Erneuerung der gefärbten Gelatineschicht er- 
forderlich, was indessen leicht geschehen kann. 

Die Gesamtdurchlässigkeit der beschriebenen Filterkombination liegt 
in dem Intervall von 400-300 vu. und das Maximum etwa bei 350 vn. 

Das UV-Filter wird in 5 Größen von 20—100 mm lichtem Durch- 
messer hergestellt. 


Anwendung von Lichtfiltern zur experimentellen Bestimmung 
einer Korrektion bei dynamischen Messungen. 


Die Absorption der im Licht reagierenden Stoffe verursacht eine 
kontinuierliche Abnahme der Lichtintensität innerhalb der belichteten Lö- 
sungen und dadurch erhebliche Abweichungen vom einfachen Reaktions- 
verlauf. Man mul) daher, um die richtige Reaktionsordnung zu bestimmen. 
eine große Korrektion anbringen. Diese Korrektion läßt 
sich nach Slator und Luther durch Lichtfilter folgender- 
mabßen experimentell bestimmen. ') 

Zwei flache Gefäße werden aus Glasplatten herge- 
stellt, in welchen die photochemische Reaktion vor sich 
geht. Wenn die Gefäße, welche die zwei Lösungen von 
verschiedenen Konzentrationen halten, wie in Fig. 117 
zusammengestellt sind, und von beiden Seiten gleich be- 
lichtet werden, so läßt sich beweisen, dal) die Lichtstärke 
in beiden Lösungen annähernd gleich sein muß. Die kon- 
zentrierte Lösung ist teilweise durch die verdünnte Lösung 
hindurch belichtet worden und umgekehrt. Die Stärke 
der Belichtung der konzentrierten Lösung wird durch ihr stärkeres Ab- 
sorptionsvermögen aufgehoben, wodurch, wie aus folgendem hervorgeht, 
das obige Resultat erzielt wird. 

Wenn Lichtstrahlen durch eine absorbierende Lösung hindurchgehen, 
ist die Abnahme der Lichtstärke gegeben durch die Gleichung 

el 
— Intensität des einfallenden Lichtes, 
I, = Intensität nach Durchwanderung der Schicht x. 
— eine Funktion der absorbierenden Lösung. 


Sn 


1), Slator, Zeitschr. f. physikal. Chemie. Bd. 45. S. 513 (1903). 


u 7 1 = 2 


622 H. v. Euler. 


Vorausgesetzt, daß das Berrsche Verdünnungsgesetz gilt, ist z = m“, 
wo m den Durchlässigkeitskoeffizienten des gelösten Stoffes bezeichnet 
und e die Konzentration desselben. 

Es ist also 

EB PER 1. 


Die mittlere Lichtstärke in der Schicht (Fig. 118) OAPB= 


Fläche OAPB 
X 


oder proportional der Fläche, wenn die Schichtdicke konstant ist: 


x x 


Fläche OAPB = / ger / J, . m°= dx 


m m* — 1. 
a 
elnm elnm 


o 


Aus diesem Ansatz kann man die Lichtstärke in den beiden Lösungen 
berechnen. \ 

Als Resultat ergab sich: Obgleich die Absorption sehr bedeutend 
ist. ist der Unterschied zwischen den mittleren Lichtstärken klein. Die 

Fehler F, ferner Absorption in den Glasplatten 

Fig. 118. OA usw. haben einen erniedrigenden Einfluß auf 

die Ordnang der Reaktion, welche in dieser Weise 

gemessen wird, aber die Resultate zeigen, dab 
dieser Einfluß klein ist. 

Die Methode hat den großen Vorteil, dab 
sie gestattet, einen beliebigen Teil der Reaktion, 
g: nicht bloß die Anfangsgeschwindigkeit zu beob- 
- achten und dal sie deshalb viel sicherere Resul- 
Jx tate ereibt. i 

Die Gefäße wurden aus Glasplatten von 
| demselben Stück Glas geschnitten und mit 
| (selatine verkittet. Unregelmäbigkeiten werden 
I 2 A durch Vertauschen der Gefäße eliminiert. Durch 

Schützung der schmalen Seiten durch lange 
schwarze Papierstreifen werden alle Strahlen, welche nicht unter einen 
kleinen Winkel einfallen, abgeblendet, und es kommen demnach nur die 
fast parallelen Strahlen in Betracht, wodurch erzielt wird, daß Strahlen, 
welche in eine Schicht hineingehen, auch die anderen durchwandern 
müssen. 

Die (Gefäße stehen auf einem Tisch, welcher gedreht werden kann, 
und während der Versuchsdauer werden sie ungefähr 20mal um 180° ge- 
dreht. Auf diese Weise ist es S/ator gelungen, von beiden Seiten annähernd 
gleiche Lichtmengen in die Lösungen zu schicken. 


Pa 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 623 


II. KAPITEL. 
Gefäße und Anordnungen zur Belichtung von Lösungen. 


Zur Erzielung möglichst großer und gleichmäßiger che- 
mischer Liehtwirkungen wird man, wie bereits im vorhergehenden Kapitel 
erwähnt, die zu belichtende Substanz in möglichst großer, dünner, senk- 
recht zu den einfallenden Strahlen stehender Schicht ausbreiten. Dies ge- 
schieht am besten in Küvetten oder in Gefäßen von untenstehender Form, 
welche auch das Aufsammeln entweichender Gase gestatten (Fig. 119). 
In Quarz werden dieselben in ausgezeichneter Ausführung von Heraeus in 
Hanau geliefert. 

Von der eleichen Firma habe ich auch ähnliche Gefäße mit 2 Hälsen 
anfertigen lassen. Dieselben gestatten ein bequemes Herausnehmen von 
Proben während der Belichtung und sind bei Versuchen mit Dämpfen als 


Fig. 119. Fig. 120. 


I 
N, auge (@) 


LIE”, 


zum gasanelyf. 


Apparat 


Luftrückflußkühler sehr geeignet. Die Belichtung ist, wie leicht ersichtlich, 
in diesem Falle sehr wirksam und der schädliche Einfluß nicht flüchtiger 
Rkeaktionsprodukte wird vermieden. 

Die im Vorhergehenden bereits erwähnten flachen Gefäße empfehlen 
sich auch für photochemische Versuche mit Sonnenlicht und können dann 
eventuell auch aus Glas angefertigt werden. Um die bei intensiver Belich- 
tung im Sommer stark in Betracht kommende Wärmeeinstrahlung zu 
eliminieren, empfehlen sich Lichtfilter, die mit Ferroammoniumsulfat ge- 
füllt sind. 

Bei der Herstellung solcher Lichtfilter ist es natürlich sehr wesent- 
lich, daß ein so geringer Teil der wirksamen Strahlen als möglich durch 
Reflexion und Absorption verloren geht. Für einigermaßen genaue Versuche 
wird man also nicht umhin können, Gefäße mit planparallelen Wänden 
anzuwenden. Ich habe deswegen planparallele Scheiben aus Uviolelas von 
der Firma Schott & Gen. zu Küvetten verwendet. Die Absorption der ultra- 


624 H. v. Euler. 


violetten Strahlen in denselben ist für Wellenlängen über 260 mm sehr 
gering. 

Eine andere Anordnung, einen großen Teil der Wärmestrahlen der 
Lichtquelle unwirksam zu machen, besteht darin, daß man die belichtete 
Seite des flachen Reaktionsgefälies einfach mit Wasser berieselt. Handelt 
es sich nur darum, eine größere Temperaturerhöhung der belichteten 
Flüssigkeit zu vermeiden, so genügt es, die Rückseite der flachen Gefäße 
mit Wasser zu bespülen. 

In manchen Fällen empfiehlt es sich, die Belichtungsgefäße mit einem 
Vakuummantel zu umgeben. Besonders abgeplattete Reagenzröhren lassen 
sich leicht und billig zu Dewar-Gefäßen vervollständigen (Fig. 120). 


Will man Lösungen in sehr dünner Schicht bei konstant gehaltener 


Temperatur intensiv bestrahlen, so können dieselben in ein kleines Bassin 


Fig. 121 a. Fig. 121b. 


{\ 
EN Ma 7, l 
5 N 


kühlung 


Querschnit. 


| von nebenstehender Konstruk- 

| I tion (Fig. 121) gebracht werden, 

I ||| welches durch Uviolglas oder 

LU eine sehr dünne Glimmerscheibe 

bedeckt wird. Die Belichtung 

geschieht von oben. Die Anordnung gestattet auch, die Schichtdicke in 
einfacher Weise zu variieren. 


Reaktionsapparate nach Plotnikow u. A. 


Für organische photopräparative Arbeiten, wo es sich also nicht um 
Messungen der Reaktionsgeschwindigkeit handelt, kann ein einfacher, von 
Plotnikow angegebener Apparat gute Dienste leisten. 

Plotnikow weist darauf hin, daß dieser Apparat noch in vieler Hin- 
sicht verbessert werden kann. Die Mängel beruhen besonders auf der Un- 
vollkommenheit der Lampenkonstruktionen und der Schwierigkeit, Quarz 
zu bearbeiten, ferner aber auch auf unserer mangelhaften experimentellen 
Erfahrung über die im äußersten Ultraviolett verlaufenden photochemischen 
Reaktionen. 

Die im Kapitel I beschriebene (uarzlampe mit der Luftkühlung aus 
Metall kann mit einem zylindrischen Gefäß umgeben werden, welches fol- 
gende Konstruktion besitzt (Fig. 122): 

Es besteht aus einem 7 cm langen dreiwandigen Zylinder, bei dem 
der äußere Durchmesser 6cm, der innere 3 cm und der der mittleren 
Scheidewand 45cm beträgt. Es sind also zwei 7 cm lange Gefäße von 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 625 


075 em Schichtdicke konzentrisch der Lampe ineinander gestellt. Jedes der 
beiden besitzt ein Aus- und ein Einflußrohr. Dieser doppelte Mantel wird 
durch einen Metallring an die Lampenflügel befestigt und hindert in 
keiner Weise der Zündung der Lampe. Das innere Gefäß kann als Kühler 
und als Lichtfilter zugleich dienen, das äußere als eigentlicher Reaktions- 
raum. Andererseits kann, wenn es sich um die äußersten ultravioletten 
von der Quecksilberlampe entsandten Strahlen handelt, der innere Raum 
mit der Reaktionsmischung gefüllt und der äußere zur Kühlung verwendet 
werden. 

Da man aber mit dem eben beschriebenen Apparat nicht mehr als 
einen Versuch ausführen kann, hat Plotnikow (l. e.) eine Anordnung ange- 
geben, bei welcher gleichzeitig eine größere Anzahl von Proben gleichmäßig 
belichtet werden können. Mit Hilfe eines besonderen, aus zwei Teilen be- 
stehenden Stativs werden acht Röhren aus Quarz in gleicher Entfernung 
von der in der Mitte befindlichen Quarzlampe aufgestellt (Fig. 123). Die 


Halter sind um eine Achse drehbar, wodurch die Entfernung zwischen der 
Lampe und den Reaktionsröhren beliebig eingestellt werden kann. Die 
Röhrenhalter sind auswechselbar. Die Halter werden in zwei Dimensionen 
hergestellt, eine für die Röhren von 5—15mm und die andere für die 
Röhren von 18—30 mm. 

Für die zu belichtenden Gefäße sind gewöhnlich einfache Reagenz- 
röhren aus Quarz angewandt worden. Bei einseitiger äußerer Beleuchtung 
ist die Einstrahlung sehr schlecht definiert und das Verhältnis der zur 
Wirksamkeit kommenden Strahlen zum Volumen der Reaktionsflüssigkeit 
sehr ungünstig. 

Da Lösungen. welche gegen ultraviolettes Licht empfindlich sind, das- 
selbe schon in dünner Schicht recht erheblich absorbieren, so wird man 
sich lieber flacher Reagenzröhren bedienen. 

Bei Untersuchungen mit sogenannten Uviollampen dürfte sich fol- 
gende ebenfalls von Plotnikow!) angegebene Versuchsanordnung empfehlen 
(Fig. 124): 


!) Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 58. S. 222 (1907). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 40 


626 H. v. Euler. 


Als Reaktionsgefäß wird ein Glasrohr von 40 cm Länge und 3 cm 
Breite benutzt; in diesem befindet sich ein Glasschwimmer B von 4 cm 
Länge. Dieses Rohr wird in einem 30cm hohen und 6cm breiten zy- 
lindrischen Gefäß 7 mittelst zweier durchbohrter Korke genau konzentrisch 
befestigt. Ein enges mit Gummischlauch und Quetschhahn versehenes Ab- 
flußrohr gestattet zu beliebiger Zeit dem Reaktionsrohr beliebige Mengen 
des Reaktionsgemisches zu entnehmen. Mittelst eines Wasserkreislaufs 
(Thermostat Gefäß T—Pumpe— Thermostat) kann das Reaktionsgemisch 
auf jeder beliebigen Temperatur konstant gehalten werden. Das Gefüb 7 
kann auch als Lichtfilter benutzt werden. Die obere Hälfte der Uviollampe 
(oben positiv) sendet in der ganzen 
Länge von 20 cm gleichmäßiges Licht 
aus, welches bei passender Regulierung 
des Stromes während mehrerer Tage 
seine Intensität nicht merklich ändert. 

| Wenn das hReaktionsrohr der 
®&rzeud. Lampe parallel und in gleicher Höhe mit 
Jhermost. Er 
| dem oberen Teil der Lampe gestellt 
wird, so wird es in seiner ganzen Länge 
gleichmäßig bestrahlt. Somit sind alle 
Bedingungen, die für Untersuchung 
einer photochemischen Reaktion not- 
Ivsdem wendig sind (monochromatisches, Kon- 
‚rermos  stantes Licht und konstante Tempe- 
ratur) erfüllt. Mehrere solche „Licht- 
thermostaten“ lassen sich in einem matt- 
geschwärzten Blechkasten in gleichem 
Abstand von der Lampe aufstellen. Will 
man die Lichtintensität verstärken, so 
kann man umgekehrt rund um das 
Reaktionsgefäß mehrere Lampen stellen. 
Die Lichtschwächung wird am besten 
durch Seidenpapier erzielt. 

Die Prüfung der Lampe auf die Verteilung der photochemischen 
Wirksamkeit über die Länge geschieht in folgender Weise: Ein 25 cm 
dickes Glasrohr von derselben Länge wie der Lampe wurde parallel zu 
derselben in einem Abstand von 10 cm und in gleicher Höhe mit der Lampe 
aufgestellt. Durch eine besondere Vorrichtung konnte das Licht der Lampe 
vollständig abgeblendet werden. Nachdem es mit dem Reaktionsgemische 
im Dunkeln gefüllt war (mit dem Schwimmer oben), wurde ungefähr 
10 Minuten bestrahlt und das Licht dann wieder abgeblendet. Dann wurden 
10mal nacheinander je "/,, der Flüssigkeit ohne umzuschütteln abgelassen 
und analysiert (die Konzentration des gebildeten Jods bestimmt). 

Auf diese Weise wurde die Flüssigkeitssäule der Länge nach in zehn 
Abschnitte geteilt und in jedem die Lichtwirkung durch das frei gewor- 
dene Jod bestimmt. 


Fig. 124. 


Ywiollampe % 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 627 


Die Erfahrung zeigte, dal jeder auch noch so kleine Beschlag des 
Lampenrohres mit metallischem Quecksilber die Lichtintensität der Lampe 
sehr stark verändert, und zwar manchmal so unregelmäßig, dab das Bild 
des Reaktionsverlaufes vollständig verzerrt wird, deshalb ist es sehr wichtig, 
daß das Lampenrohr vollständig rein ist. Diesem Übelstande ist durch Re- 
eulierung von Strom und Zimmertemperatur sehr leicht abzuhelfen. Aus 
dem gleichen Grunde bringt man die Reaktion auch nicht gleich nach dem 
Stromschluß (dem Anzünden der Lampe) in Gang, sondern läßt die Lampe 
etwa '/, Stunde lang brennen. 

Plotnikow hat noch zahlreiche andere Lampenkonstruktionen und 
Photothermostaten beschrieben, auf welche hier nur verwiesen werden kann.') 

Auch der von AH. Thiele?) angegebene Apparat für Belichtung che- 
mischer Systeme mit ultravioletten Strahlen kann für photobiochemische 
Arbeiten in Frage kommen. 

Ein Quarzkolben ist vermittelst eines Schliffes, dessen Teile durch 
Federn zusammengehalten werden, an ein mit Hahn versehenes Glasrohr 
angesetzt. Durch die Bohrung des Hahnes kann zur Füllung des Kolbens 
mit dem zu untersuchenden Gasgemisch ein Glasrohr geführt werden. Der 
Abschluß bei geöffnetem Hahn geschieht durch Quecksilber. Das damit ge- 
füllte Rohr steht mit einem anderen in Verbindung, welches als Barometer- 
rohr ausgebildet ist und mit der Luftpumpe in Verbindung steht. Während 
der Messungen vor und nach den Bestrahlungen wird über den Quarz- 
kolben ein Glasmantel geschoben und von Wasser durchströmt. Die Be- 
strahlung erfolgt ohne diesen Glasmantel von der einen Seite her durch 
das Licht einer gewöhnlichen Hochspannungslampe von Zeraeus. Starke 
Erwärmung wird dadurch vermieden, dal der Quarzkolben während der 
Versuche von einer Schicht Leitungswasser überrieselt wird. Wegen der 
starken Inhomogenität des Lichtfeldes ist die Anordnung allerdings nur 
für qualitative Versuche geeignet. 

Bei quantitativen Arbeiten ist es vielfach wünschenswert, einen Teil 
der Lichtquelle abzublenden. Zu diesem Zweck sind speziell für die Uviol- 
lampe ’geeignete Vorrichtungen von Plotnikow konstruiert worden. Die- 
selben sind in der von diesem Verfasser herausgegebenen Monographie 
beschrieben worden. Eine derselben besteht aus zwei konzentrischen, innen 
mit Asbest belegten Aluminiumröhren vom Durchmesser von etwa 25 cm 
und 3'5 cm. Die Längen der beiden Röhren sind so gewählt, daß sie die 
beiden Hälften der Lampe bedecken und somit das ganze Licht abblenden. 
Das obere Rohr kann konzentrisch über das untere herabgelassen werden 
und gibt dann den zu quantitativen Versuchen geeigneten oberen Teil der 
Lampe frei. Auch Abblendekästen mit Irisblenden sind konstruiert worden 
und im Handel. 


') Siehe z. B. Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 75. S. 341 (1911); vgl. auch Luther 
und Plotnikow, Ebenda. Bd. 61. S. 521 (1908). 
?) Zeitschr. f. angew. Chemie. Bd. 22. S. 2472 (1909). 


40* 


628 H. v. Euler. 


Was schließlich den Einfluß der Entfernung zwischen Lichtquelle 
und belichtetem Gefäß betrifft, so gilt ja bei punktförmig gedachter 
Lichtquelle das Gesetz, daß pro Einheit bestrahlter Fläche die Lichtinten- 
sität sich mit dem Quadrat der Entfernung ändert. 

Aus theoretischen Betrachtungen folgt, daß, wenn eine Fläche durch 
ein unendlich langes und schmales leuchtendes Band beleuchtet 
wird, die Intensität der Beleuchtung dieser Fläche sich einfach umge- 
kehrt proportional mit der Entfernung ändert. 

Die Erfahrung hat ergeben, daß die Intensität der Beleuchtung einer 
Uviollampe in Übereinstimmung mit der Theorie in einem Abstands- 
bereich von etwa 10-50 cm einfach umgekehrt proportional der Entfer- 
nung ist. 


ANHANG. 


Einige Bemerkungen über den Einfluß der Temperatur und der 
Sensibilisatoren. 


A. Temperatur. 


Bei der Bestrahlung lichtempfindlicher chemischer Systeme tritt in 
der Regel eine Temperaturerhöhung ein, und es ist zur quantitativen Ver- 
foleung der Vorgänge erforderlich, den Einfluß der höheren Temperatur 
von demjenigen der wirksamen Strahlen zu trennen. 

3ei rein chemischen Reaktionen steigt die Geschwindigkeit bei einer 
Temperaturerhöhung von 10° in der Regel um 100—200°/,. Der Einfluß der 
Temperatur auf die Reaktionsgeschwindigkeit wird durch die von Arrhenius 
aufgestellte Formel 

A ( T,—T 0 
Kr =ıke: Hl 


dargestellt, wo k, und k, die Geschwindigkeitskonstanten bei den Tem- 
peraturen T, und T, bedeuten: T sind die absoluten Temperaturen, A ist 
eine Konstante. Es ist nun eine der auffallendsten Eigenschaften photo- 
chemischer Prozesse, daß sie von der Temperatur bedeutend weniger ab- 
hängig sind, als durch das Licht nicht beschleunigte Reaktionen. Aus einer 
von Coehn!) aufgestellten Tabelle ergibt sich als Mittel von 10 photoche- 
mischen Reaktionen als Temperaturkoeffizient für 10° der Wert 1:16. 

Diese auffallende Erscheinung hat man in der Weise deuten wollen, 
daß photochemische Reaktionen Vorgänge „im heterogenen System“ sind. 
Indessen hängt aber der niedrige Temperaturkoeffizient der Lichtstrahlen 
gar nicht mit der Inhomogenität der Lösung zusammen, sondern ist darauf 
zurückzuführen, daß der Zustand, in welchem sich die Moleküle unter der 
Einwirkung der Strahlen befinden, von der Temperatur wenig beein- 
flußt wird. 


t!, Jahrb. d. Radioaktivität u. Elektr. Bd. 7. S. 577 (1911). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 629 


In experimenteller Hinsicht lielje sich schließjen, dab bei quantitativen 
Lichtversuchen die Temperatur weniger exakt eingehalten zu werden braucht 
als bei Dunkelreaktionen. Dies trifft in manchen Fällen auch zu. So zeigt 
z. B. die Lichtzersetzung der Milchsäure einen äußerst kleinen Temperatur- 
koeffizienten und eine Schwankung der Temperatur um etwa 5° hat auf 
die Reaktionsgeschwindigkeit kaum einen merkbaren Einfluß.!) Von vorn- 
herein läßt sich aber durchaus nicht sagen, ob nicht die Temperatur irgend 
eine Phase des unter dem Einfluß von Licht eintretenden Vorganges stark 
beeinflußt und dadurch eine erhebliche Wirkung auf den ganzen Vorgang 
ausübt. 

Was den Einfluß des Lösungsmittels betrifft, so liegen bis jetzt 
wenige Erfahrungen vor; Plotnikow hat die Reaktion zwischen Jodoform 
und Sauerstoff in Alkohol und Benzol untersucht. In biochemischer Hin- 
sicht würden außer Wasser zunächst die Lipoide und Eiweißemulsionen 
als Lösungsmittel das Interesse beanspruchen. 


B. Sensibilisatoren. 


Sensibilisatoren spielen bei Lichtreaktionen vermutlich eine noch all- 
gemeinere Rolle als Katalysatoren bei Dunkelreaktionen. In vielen Fällen 
dürfte die Lichtwirkung in der photochemischen Bildung von Katalysatoren 
bestehen. Winther bezeichnet diese Vorgänge als „indirekte Lichtreaktionen“. 
Die absorbierten Lichtmengen sind bei denselben kleiner als die für die 
beobachteten chemischen Wirkungen notwendigen Energiemengen.?) 

Es ist wahrscheinlich, dab viele organische Stoffe lichtempfindlich 
gemacht werden können bzw. dab eine wirkliche Photosensibilität zutage 
tritt, wenn ihnen ein geeigneter katalysierender Stoff zugesetzt wird. 

Was die Wirkungsweise von Sensibilisatoren betrifft, so sind die Meinun- 
gen darüber noch immer sehr geteilt, und gewöhnlich wird noch zwi- 
schen optischen und chemischen Sensibilisatoren unterschieden. Ohne 
diese Verhältnisse näher diskutieren zu wollen, sei doch darauf aufmerk- 
sam gemacht, daß aller Wahrscheinlichkeit nach sämtliche sensibilisierende 
Stoffe sich chemisch in irgend einer Weise an der Lichtreaktion beteiligen, 
oft als Katalysatoren, seltener durch eigene dauernde Veränderung. In den 
meisten Fällen wird der Sensibilisator im Licht oxydiert oder reduziert 
und sein Reaktionsprodukt übt katalytische Einwirkung auf das Sub- 
strat aus. 

Ein gutes Beispiel hierfür bietet Glyzerin, welches nach Benett als 
Sensibilisator beim Ausbleichen von Methylenblau, Scharlach und anderen 
Farbstoffen fungiert. Glyzerin wird dabei im Licht in Gegenwart von 
Sauerstoff zu Glyzerinaldehyd oxydiert, welcher seinerseits auf die belich- 
teten Farbstoffe einwirkt. 


!) Euler und Ryd, Biochem. Zeitschr. Bd. 51. S. 97 (1913). 
2) Zeitschr. f. wiss. Phot. Bd. 11. S. 92 (1912). 


630 H.v. Euler. 


Unter denjenigen Stoffen, welche als Sensibilisatoren chemischer Re- 
aktionen in Betracht kommen, spielt natürlich das Chlorophyll die aller- 
erste Rolle!) Zweifellos sind aber auch andere Farbstoffe, besonders der 
Pflanzenwelt, für die photochemisch beeinflußten Reaktionen des Organis- 
mus von größter Bedeutung. 

Unter den anorganischen Stoffen, welche photochemische Reak- 
tionen hervorrufen, sind seit langer Zeit die Uranylsalze als besonders 
wirksam bekannt. Ebenso sind durch die Versuche von Bunsen und Roscoe 
u.a. die Eisensalze als lichtempfindlich erkannt worden. Wie ausgedehnt 
diese sensibilisierende Wirkung des Uranyls und des Eisens ist, geht wohl 
am besten aus neueren Untersuchungen von Neuberg?) hervor, welcher 
gegen 100 organische Substanzen in Gegenwart von Uranyl und Eisen 
belichtet hat. Unter den Lichtwirkungen, welche in dieser Weise beobachtet 
worden sind, spielen Oxydationen und Hydrolysen die Hauptrolle. Synthe- 
tische, unter dem Einfluß dieser Katalysatoren erfolgende Wirkungen sind 
dagegen bis jetzt nicht beobachtet worden. 

Besondere Erwähnung beanspruchen die Farbstoffe, welche alle durch 
das Licht verändert werden, aber in sehr verschiedenem Grade. Exakte 
Forschungen über die Natur der Photoreaktionen liegen auf diesem Ge- 
biete nur vereinzelt vor. Auf manometrischem Weg hat Gros den Beweis 
erbracht, daß die Fluoreszeine im Licht oxydiert werden. In welcher Weise 
die Photoreaktion eines Farbstoffes durch Zusätze fremder Stoffe ver- 
zögert oder beschleunigt werden kann, ist nur in verhältnismäßig geringen 
Fällen erwiesen. Man kennt für einige Farbstoffe negative Katalysatoren, 
welche die Lichtempfindlichkeit schwächen und also eine größere Licht- 
echtheit erzeugen. Derartige, die Farbstoffe stabil machende chemische 
Substanzen spielen aller Wahrscheinlichkeit nach in lebenden Pflanzen eine 
wichtige Rolle und erhalten besonders Chlorophyll und Caroten trotz an- 
dauernder Belichtung unverändert. 

Bei den nicht umkehrbaren Photoreaktionen spielen die Katalysatoren 
in bezug auf die Art des eintretenden Vorganges eine ausschlaggebende 
Rolle. Als Beispiel sei die Reaktion zwischen Chlor und Benzol erwähnt. 
Wirkt Chlor auf Benzol ein, so können sich im wesentlichen zwei Reak- 
tionen vollziehen, nämlich die Bildung von Hexachlorid (Addition) und die 
Bildung von Chlorbenzol (Substitution). Welche von den beiden Reaktionen 


!) Anmerkung. Einen Versuch, Chlorophyll als Katalysator der biophotoche- 
mischen Reduktion der Kohlensäure außerhalb der Pflanze zu verwenden, machten 
Usher und Priestley, Proc. Roy. Soc. Vol. 78. p. 318 (1906) mit folgender Anordnung: 
Auf Glasplatten von 12x10 cm? wurde mittelst einer wässerigen Lösung Gelatine 
bis zu einer Dicke von 2 mm aufgetragen. Diese Schicht wurde mit einer Lösung von 
Chlorophyll in Petroläther oder Benzol bestrichen. Der in dieser Weise gleichförmig 
hergestellte (die Dicke betrug etwa 6'10-3 mm) Film von Chlorophyl! wurde in 
eine Atmosphäre von Kohlendioxyd gestellt und Strahlen ausgesetzt, welche durch die 
Kohlensäureatmosphäre passierten. Ein Erfolg wurde, wie sich später zeigte, nicht erzielt. 

?) Biochem. Zeitschr. Bd. 13. S. 305 (1908). Bd. 27. S. 271 (1910) und Bd. 29. 
S. 279 (1910). 


Untersuchungsmethoden biochemisch wichtiger Lichtwirkungen. 631 


eintritt, hängt zunächst ab von der Lichtintensität. In der Dunkelheit ist 
die Einwirkung des Chlors so träge, daß man die beiden Reaktionsge- 
schwindiekeiten der Dunkelreaktionen vernachlässigen kann. Im Licht voll- 
zieht sich dagegen die Umsetzung sehr schnell, und zwar fast ausschließlich 
unter Bildung des Hexachlorides; Monochlorbenzol entsteht nur in geringer 
Menge. Hieraus folgt zunächst, daß nur die erste Reaktion lichtempfind- 
lich ist. Die beiden verschiedenen Reaktionen werden nun in ihrer Ge- 
schwindigkeit durch Katalysatoren beeinflußt, und man sieht, wie mannig- 
faltig die katalytischen Vorgänge in diesem scheinbar einfachen Fall sind. 

Allgemeine Sätze lassen sich über die Wirksamkeit der Sensibilisa- 
toren und Photokatalysatoren zur Zeit noch nicht aufstellen !), und dieses 
Kapitel der biophotochemischen Arbeitsmethoden bleibt der künftigen For- 
schung vorbehalten. 


1) Bemerkenswerte Gesichtspunkte über Sensibilisatoren findet man bei Winther, 
Zeitschr. wiss. Phot. Bd. 9. S. 229 (1910). 


Mikroskopische Technik. 


Von &. Herxheimer, Wiesbaden. 


Zweck mikroskopischer Untersuchung ist es, solche Ver- 
hältnisse der Gewebe, welche nicht oder nicht mit Sicherheit mit bloßem 
Auge oder mit der einfachen Lupenvergrößerung erkannt werden können, 
mit Hilfe der Vergrößerung durch das Mikroskop der direkten Anschau- 
ung zugänglich zu machen. Für uns kommen als Objekt tierische und 
menschliche Gewebe, einmal in normalem, sodann in pathologisch verän- 
dertem Zustande in Betracht. Die Untersuchung der beiden letztgenannten 
ist im ganzen die gleiche, so daß wir hier einzelne Unterscheidungen nicht 
zu machen brauchen. Manche Methoden sind mehr in der normalen, manche 
mehr in der pathologischen Anatomie in Gebrauch. Ich werde mich in 
vorliegendem Aufsatze mehr an die Methoden der letzteren halten, nicht 
nur weil sie mir naturgemäß näher liegen, sondern weil es sich wohl kaum 
leugnen läßt, daß gerade in den pathologisch-anatomischen Instituten eine 
größere Variabilität der histologischen Methoden benötigt wird und im 
Gebrauch ist. 

Entweder untersuchen wir das als Objekt dienende Gewebe in frischem 
Zustande und dann meist ungefärbt oder aber in fixiertem und gehärtetem 
Zustand mit Hilfe feinerer Schneide- und Färbemethoden. Diese kommen 


in erster Linie in Betracht und sollen hier in ihren Grundzügen ge- 


schildert werden. 

Ich kann aber im Folgenden nur die Grundlagen der histologischen 
Methodik und insbesondere der Färbetechnik kurz zeichnen. Wegen aller 
Details, insbesondere auch beim praktischen Arbeiten, sei auf die zu 
letzterem Zwecke besonders zusammenestellten technischen Bücher hin- 
gewiesen. Ich nehme hier in erster Linie Bezug auf meine „Technik der 
pathologisch-histologischen Untersuchung“, welche sich, weit ausführlicher 
und zum praktischen Arbeiten eingerichtet, naturgemäß mit meinen vor- 
liegenden Auseinandersetzungen vielfach deckt. Ich verweise desgleichen 
auf die vorzüglichen technischen Hilfsbücher von Schmorl und von 
v. Kahlden-v. Gierke. 

Instrumentarium: Als solches ist naturgemäß in erster Linie ein 
gutes Mikroskop vonnöten. Die deutsche Industrie kann stolz sein auf 


Mikroskopische Technik. 633 


den Weltruf, welchen die Zeissschen Mikroskope (Jena) überall genießen ; 
auch die billigeren Instrumente von Winkel (Göttingen) sind durchaus zu 
empfehlen. Außerordentlich verbreitet sind auch die von Leitz, Hartnack ete. 
Eine Beschreibung des Mikroskopes und seiner Anwendung soll hier nicht 
gegeben werden. Auf der einen Seite ist hier Übung weit wichtiger als 
alle theoretischen Auseinandersetzungen, andererseits darf eine gewisse 
Übung im Mikroskopieren wohl bei allen Benutzern dieses Handbuches 
vorausgesetzt werden. Zur genaueren Information sei auf die Bücher von 
Frey, Behrens, Kossel und Schiefferdecker verwiesen. Als Lichtquelle ist, 
vor allem für das Farbenbild, das Tageslicht (kein direktes Sonnenlicht 
verwenden) durch nichts zu ersetzen. Für manche Untersuchungen aber, 
wo es nur auf hellste Lichtquelle ankommt, ist künstliches Licht vorzu- 
ziehen; solches ist ferner ja aus äußeren Gründen, wenn das Tageslicht 
versagt, häufig unbedingt erforderlich. Dann ist Gasglühlicht zu empfehlen, 
und es wird in das Mikroskop unter den Kondensor zum Abfangen der 
überflüssigen gelben Strahlen ein blaues Glas eingelegt, oder eine soge- 
nannte Schusterkugel verwandt, welche mit durch Ammoniakzusatz intensiv 
blau gefärbter Kupfersulfatlösung gefüllt ist. Auch sind eigene Mikroskopier- 
tischlampen im Gebrauch, wie solche von Hartnack, Wolz, Kochs, Lassar etc. 
konstruiert wurden. 

Von Wichtigkeit gerade auch bei dem für die Physiologie in Be- 
tracht kommenden histologischen Arbeiten sind einige für besondere Zwecke 
benutzte Nebenapparate des Mikroskops. 

Hier kommt zunächst in Betracht der bewegliche Objekttisch. 
Es gibt einmal solche, welche dem Mikroskop fest eingefügt sind, 
also als stets zu gebrauchender Objekttisch dienen, und zweitens solche, 
welche je nach Wunsch zu besonderem Gebrauche aufgeschraubt werden. 
Die letzteren sind mehr zu empfehlen, da mir der feststehende Objekt- 
tisch für den gewöhnlichen Gebrauch, besonders auch da die Bewegung auch 
großer Präparate freier ist, empfehlenswerter erscheint. Die neuen Kreuz- 
tische, besonders in der Ausführung von Zeiss, bieten den Vorteil sehr 
großer und überaus feiner Beweglichkeit und insbesondere gestatten sie 
bei absoluter Zentralisierung des Kondensors jede Stelle des Präparates 
mit Hilfe zweier Koordinaten zahlenmäßig feststellen und die genaue Stelle 
stets leicht wieder auffinden zu können. Sie machen hierdurch besondere 
Markierungen einzelner Stellen im Präparate mit Hilfe von Tinte oder 
dergl. oder auch bestimmte zur Wiederauffindung solcher Stellen eigens kon- 
struierte Apparate wie z. B. den Sachs-Mückeschen „Objektfinder“ (zu be- 
ziehen durch Gebrüder Mittelstrass, Magdeburg) oder andere Vorrich- 
tungen, wie sie z. B. in einfachster Weise De Vescovi angegeben hat, 
überflüssig. 

Der heizbare Objekttisch dient zur Beobachtung lebender, vor 
allem beweglicher Objekte; auch ist er ganz besonders zum Studieren 
mancher physiologischer Verhältnisse vonnöten. Die Anforderungen, einmal 
die Temperatur konstant zu halten, andererseits sie beliebig erhöhen und 


634 G. Herxheimer. 


erniedrigen zu können und dabei die mikroskopische Untersuchung nicht 
zu stören, sind keine geringen. Eine große Anzahl von Apparaten ist in- 
folgedessen konstruiert worden. Als Wärmequelle wurde zunächst die 
Flamme, später Durchleiten von warmem Wasser, endlich der elektrische 
Strom benutzt. Nach dem von Müller-Stockholm verfaßten guten Artikel 
über den vorliegenden Gegenstand in der „Enzyklopädie der mikroskopischen 
Technik“ (II. Auflage, Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien 1910), auf 
welchen wegen aller Details verwiesen sei, rührt die erste Heizvorrichtung 
schon 1839 von Chevalier her. Eines der ersten Prinzipien stammt auch 
von Schweigger-Seidel und Rollette, welches besonders in der Ausarbeitung 
von Max Schultze viel in Gebrauch war. Es handelt sich hier um eine 
hufeisenförmige Metallplatte, deren nach beiden Seiten auslaufende Arme 
durch Spiritusflammen erhitzt werden. Der Nachteil dieser Apparate ist, 
daß große Fehler in der Temperatur dadurch entstehen können, daß die 
Temperatur des Objektives die Temperatur des Objektes beeinflußt, ein 
Punkt, der vor allem von Engelmann betont wurde. 

Sodann kamen die heizbaren Objekttische auf, deren Prinzip darin 
besteht, eine Erhitzung durch fließendes warmes Wasser herbeizuführen. 
Miller schreibt, daß er nicht ausfindig machen konnte, wer zuerst den 
Heiztisch dieser Form erfand. Er führt diejenigen Heiztische an, welche 
von Ranvier (1865), Polaillon, Eckhard, Schklarewsky, Dallinger, Stricker, 
Hartley, Samons, Maddox, Flesch, Löwit und Sehäfer konstruiert wurden. 
Die Apparate von Israel, Vignal und Babes suchen den auch den genann- 
ten Apparaten anhaftenden Fehler, wie er oben von dem Schultzeschen 
Apparat erwähnt wurde, zu beseitigen. Ein neuerer (1895) besonders emp- 
fehlenswerter Apparat stammt von Behrens. Hier gelangt das Objektiv durch ein 
Loch in den in der Form eines Metallkastens gehaltenen Apparat selbst. Kom- 
plizierte Verhältnisse im Kasten sorgen für Selbstregulierung. 

Des weiteren gibt es größere Konstruktionen, bei welchen das ganze 
Mikroskop in einen Wärmeschrank eingefügt wird. Die ältesten derartigen 
stammen von Panum und Sachs. Oder aber man verwandte auch ein Wasser- 
bad von regulierbarer Temperatur und eventuell wird auch hierbei der 
untere Teil des Mikroskops ganz in das Wasserbad eingebracht. Ein solcher 
Apparat wurde zuerst von Ranvier konstruiert. 

Neuerdings wird auch der elektrische Strom als Wärmequelle benutzt, 


zuerst wohl angewandt von Stricker, weiter ausgearbeitet von Stein, Kraus 


oder in England von Ross, dessen Apparat von Drake & Gorham in London 
hergestellt wird. 

Zur Untersuchung der Gewebe lebender warmblütiger Tiere, besonders 
des Mesenteriums sind eigene Apparate, welche nicht nur höhere Tempe- 
raturen erlauben, sondern auch gegen Austrocknung bzw. Verdunstung 
schützen, besonders von Stricker und ganz besonders von Thoma konstru- 
iert und von mehreren Autoren verbessert worden. Wegen aller Einzelheiten 
sei auf den schon erwähnten Artikel von Müller, welcher die Untersuchung 
der Gewebe in frischem Zustande überhaupt wieder mehr betont, verwiesen. 


u \ 


. 


Mikroskopische Technik. 635 


Ein Okularmikrometer, d.h. ein mit eingeätzten Teilstrichen ver- 
sehenes kleines Glasplättchen, welches in dem Okular angebracht oder ein- 
fügbar ist, dient zu Meßzwecken. Die Skala des Okulars und das Bild 
müssen genauestens eingestellt sein; man soll am besten nur in der Mitte 
messen und zur Sicherheit die Messung bei gleichem Tubus öfters wieder- 
holen. Neuerdings werden statt der Meßstriche nach Gerhardt von Zeiss 
an den Glasplättchen kleine schwarze und rote Quadrate angebracht. Um 
für jede einzelne Vergrößerung, d.h. die Kombination des Objektives und 
Okulars plus Tubuslänge, die objektive Größe der eingeätzten Teilstriche 
oder Quadrate feststellen zu können, muß man sich eines sogenannten 
Objektmikrometers bedienen, d. h. eines Objektträgers, auf dem 1 mm 
in 100 gleiche Teile eingeteilt ist; so kann man den Abstand zwischen 
zwei Teilstrichen des Mikrometers berechnen bzw. ablesen. Am einfachsten 
sind Mikrometer von Zeiss, bei welchen bei bestimmter Tubuslänge der 
Abstand zwischen zwei Teilstrischen gerade soviel Mikra beträgt, als das 
apochromatische Objektiv Brennweite hat. Kaiserling empfiehlt mit Hilfe 
mikrophotographischer Bilder Messungen anzustellen. Man photographiert 
dann auch bei derselben Vergrößerung den Objektmikrometer und ver- 
gleicht mit dem Negativ. Um Höhenmessungen von Geweben und auch 
von Deckgläschen vornehmen zu können, braucht man nur die nötige Zahl 
der Umdrehungen der Mikrometerschraube besonders bei der neueren von 
Berger konstruierten, von Zeiss ausgeführten, abzulesen. 

Bei mikroskopischen Untersuchungen auf Doppelbrechung (neuer- 
dings besonders bei den Lipoiden) ist eine Polarisationseinrichtung 
vonnöten. Der Polarisationsapparat besteht aus einem Polarisator und einem 
Analysator. Ich lasse hier die kurze Beschreibung des Prinzipiellen folgen, 
wie ich sie in meiner „Technik“ gegeben habe, und verweise wegen aller 
Einzelheiten auf den Artikel über das Polarisationsmikroskop aus der 
Feder von Magnus in der Enzyklopädie der mikroskopischen Technik, 
sowie vor allem auf das ältere ausführliche Buch von Ambronn (Anleitung 
zum (rebrauch des Polarisationsmikroskops, 1892). Der Polarisator wird von 
einem Nzcolschen Prisma dargestellt. Er kann entweder in eine Zylinder- 
blende eingeschoben oder in den Blendenträger des Abbeschen Beleuchtungs- 
apparates eingehängt werden. Der Analysator wird am Tubus des Mikroskops 
über dem Okular befestigt; es gibt auch besonders konstruierte Apparate 
(Abbesche Analysatorokulare), welche statt eines anderen Okulares in den 
Tubus eingeschoben werden. Bei „parallelen Nicols“, d.h. bei paralleler 
Stellung der Polarisationsebenen des Polarisators und Analysators erscheint 
das Gesichtsfeld hell. Bei „gekreuzten Nicols“, d.h. bei aufeinander senk- 
recht stehenden Polarisationsebenen des Polarisators und Analysators, er- 
scheint das Gesichtsfeld dunkel. Seitliches Licht muß ausgeschaltet werden; 
man blendet am besten durch einen nur den Mikroskopspiegel freilassen- 
den Schirm ab. Zur Untersuchung stellt man das Objekt zunächst bei 
parallelen Nicols in der Mitte des Gesichtsfeldes scharf ein. Durch Her- 
stellung gekreuzter Nicols (Drehung des Analysators um 90°) wird das Ge- 


636 G. Herxheimer. 


sichtsfeld in das Maximum der Dunkelheit übergeführt und somit schon 
stärkere Doppelbrechung durch Aufleuchten erkennbar. Mittelst des dreh- 
baren Objekttisches dreht man nun das Objekt langsam um 360° ringsum, 
wobei doppeltbrechende Substanzen 4mal aufleuchten und 4mal dunkel er- 
scheinen müssen, indem die Stellungen untereinander um je 45°/, von- 
einander verschieden sind. Wiederholt man dies, indem man das Präparat 
verschieden präpariert ete., und bleibt dasselbe stets dunkel, ohne bei der 
Drehung aufzuleuchten, so ist keine oder nur äußerst geringe Doppelbre- 
chung vorhanden. Ist das Resultat zweifelhaft, d. h. eine, aber nur äußerst 
geringe, Doppelbrechung zu erkennen, so kann man die Probe dadurch 
noch sensibler gestalten, dal) man auf den Polarisator sogenannte „ver- 
zögernde“ Gips- oder Glimmerplättchen, und zwar meist von Rot erster 
Ordnung auflegt und so einstellt, dal) (bei gekreuzter Stellung des Nicols) 
das Gesichtsfeld das Rot erster Ordnung im Maximum seiner Intensität 
aufweist. Wird jetzt der Objekttisch mit dem Objekt um 360° gedreht, 
so erscheint das Objekt, wenn es doppeltbrechend ist, 4mal in der Grund- 
farbe des Rot erster Ordnung, 2mal in der sogenannten Additionslage, 
z. B. Dunkelpurpur, ebenso oft in der sogenannnten Subtraktionslage, z.B. 
gelblich-braun. 

Zur spektroskopischen Bestimmung der genauen Lage von Lichtab- 
sorptionsstreifen und ihrer Stärke im Mikroskop müssen an Stelle der ge- 
wöhnlichen Okulare Spektralokulare eingeschaltet werden. Über diese 
nur bei Spezialuntersuchungen verwendete Methode sei auf den betreffenden 
Artikel („Mikroskopie“ von Zoth) in der Enzyklopädie hingewiesen, wo 
das am meisten gebrauchte Spektralokular von Abb genauer beschrieben wird. 

Des weiteren ist unter Umständen eine Dunkelfeldbeleuchtung 
vonnöten. Ihre praktische Anwendung hat sie jüngst z. B. vor allem bei 
der frischen Untersuchung auf Spirochaeten gefunden. Man kann eine 
Dunkelfeldblende verwenden, für genauere Untersuchungen aber ist ein 
besonderer Apparat, der sogenannte Paraboloidkondensor, welcher an Stelle 
des gewöhnlichen Kondensors eingefügt wird, vorzuziehen. Man muß eine 
starke Lichtquelle benutzen, am besten Gasglühlicht (Schusterkugel ver- 
wenden). welches einen Abstand von 15cm von der Schusterkugel und 
diese einen ebensolchen von dem Mikroskopspiegel einhalten soll. Der Plan- 
spiegel wird verwandt und er muß möglichst ganz gleichmäßig beleuchtet 
sein. Auf den Kondensor bzw. den eben erwähnten Paraboloidkondensor 
wird mit Hilfe eines Tröpfehens Zedernholzöl der Objektträger, ohne dab 
Luftblasen dazwischen liegen dürfen, aufgepreßt. Die Objektträger und 
Deckgläschen müssen sehr gut gereinigt, letztere sehr dünn sein. Man 
verwendet mittlere und vor allem starke Trockensysteme. 

Wegen dieser Apparate und ebenso wegen des bei besonderen Unter- 
suchungen zu verwendenden sogenannten Ultramikroskops zur Sichtbar- 
machung ultramikroskopischer Teilchen (nach ». Siedentopf und Zsigmondy) 
sei vor allem auf die den Apparaten besonders von der Firma Zeiss beige- 
gebenen (Grebrauchsanweisungen verwiesen. 


Mikroskopische Technik. 637 


Sonstige Utensilien: Um von einem Organ oder dgl. kleine Stücke 
zur histologischen Untersuchung entnehmen zu können, sind Pinzette. 
Messer (Skalpell), Schere nötig. Die einfache frühere Methode bediente 
sich zum Herstellen mikroskopischer Schnitte des Rasiermessers, welches 
auch’ jetzt noch hie und da gebraucht wird und wohl an keinem Arbeits- 
tisch fehlt. Das Doppelmesser dürfte heute fast überall außer Gebrauch 
sein. Von größter Wichtigkeit sind aber heute gute Mikrotome zur Her- 
stellung einmal von (refriermikrotomschnitten, andrerseits von feinen 
Celloidin- und Paraffinschnitten. Zu ersterem Zwecke stehen die Gefrier- 
mikrotome zur Verfügung, früher unter Benutzung von Äther, vor allem 
in den Apparaten von Jung (Heidelberg), jetzt vor allem in der auber- 
ordentlich viel praktischeren und schnelleren Anwendungsweise des Kohlen- 
säure-Gefriermikrotoms, von denen das Becker-Sartoriussche (Göttingen) 
außerordentlich zu empfehlen ist; es hat auch den Vorzug der Billigkeit 
(100—150 Mk.), so daß es auch in kleineren Betrieben gut angeschafft 
werden kann. Für das eingebettete Objekt stehen kleinere und größere 
sehr fein gearbeitete Mikrotome zur Verfügung, unter denen ganz besonders 
das von Schanz (Dresden), ferner die von Sartorius (Göttingen), Jung 
(Heidelberg) etc. hergestellten Apparate genannt seien. Steht hier der Block 
fest und wird das Messer bewegt, so ist bei den für Paraffinserien auber- 
ordentlich zu empfehlenden Mikrotomen nach Minot das Umgekehrte der 
Fall. Für sehr große Schnitte besonders durch das ganze Gehirn stehen 
sogenannte Tauchmikrotome zur Verfügung. Aus den gleichen Gründen wie 
das Mikroskop braucht auch das Mikrotom hier nicht beschrieben zu 
werden. Es genügen diese kurzen Bemerkungen. 

Des weiteren werden Zentrifugen und Paraffinöfen benötigt. 
Reichlich müssen Glasflaschen, Tropfgläser, Glasschalen, welche zugedeckt 
werden können, zur Verfügung stehen. Spatel, Pinsel und Präparier- 
nadeln sind stets nötig. Unter den letzteren sind ausgezogene feine Glas- 
stäbchen sehr zu empfehlen, bei manchen Methoden, welche mit Silber, 
Eisen etc. arbeiten, direkt nötig. Es kommen aber auch Platinnadeln und 
Stahlnadeln, welche man sich auch aus Häkeinadeln mit Holzgriffen 
besonders billig durch Abfeilen der Spitzen herstellen kann‘, in Betracht 
Besonders wichtig ist es, dal) diese Nadeln stets allseitig glatt sind und 
keinerlei Rauhigkeit aufweisen, an welchen Schnitte hängen bleiben könnten. 
Zu diesem Zwecke "muß Schmiergelpapier zur Verfügung stehen. Die Stahl- 
nadeln ebenso wie die Glasnadeln sind am vorderen Ende unter einem 
fast von jedem Arbeitenden je nach seiner Gewohnheit anders gewünschten 
Winkel zu biegen. 

Natürlich werden vollkommen gereinigte Objektträger und Deck- 
gläschen, letztere im allgemeinen nicht allzu fein (damit sie nicht so- 
fort zerbrechen), aber vor allem niemals zu dick (Einstellung mit der 
Ölimmersion sonst nicht möglich) stets zur Verfügung stehen müssen. 

Naturgemäß muß reichlich fließendes und im übrigen auch destilliertes 
Wasser zur Verfügung stehen: desgleichen Filtrierpapier in großen 


658 G. Herxheimer. 


Massen zum Abtrocknen der Schnitte (s. unten) sowie zum Filtrieren von 
Flüssigkeiten, endlich Farbstifte zum Bezeichnen der Gläser und Objekt- 
träger und Etiketten zu demselben Zwecke. 

Der Arbeitstisch ist am besten mit einer dicken Glasplatte zu belegen. 
An einer Stelle desselben soll unter der Glasplatte schwarzes Papier einge- 
schoben oder sonstwie der Untergrund dunkel gemacht sein, da man vor allem 
die Aufhellung eines Objektes in Xylol nur auf schwarzem Untergrund gut be- 
urteilen kann. Steht keine Glasplatte zur Verfügung. so legt man große Streifen 
Filtrierpapier und an einer Stelle schwarzes Papier auf den Arbeitstisch. 

Es sollen nunmehr die Flüssigkeiten und Farblösungen, welche 
am meisten benötigt werden, kurz zusammengestellt werden, da man sie 
in der histologischen Technik fast stets brauchen wird: Formol (käufliches 
40°/,iges, verdünntes 10°/,iges), Müllersche Flüssigkeit, Chromsäurelösung, 
bzw. Lösune von Kalium bichromicum, konzentrierte Sublimatlösung, 
70°/,iger, 96°/,iger, absoluter Alkohol, Salzsäurealkohol (1—2°/,ige Salzsäure 
in 70°/,igem Alkohol), Äther, Karbolxylol, Anilinölxylol, schwetlige Säure, 
Trichloressigsäure, Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure, Ammoniak, Kali- 
lauge, Lugolsche Lösung. Eisessig. Liquor ferri sesquichlorati, Silbernitrat- 
lösung, (2°/,ige und 10°/,ige) Natronlauge, Lösung von Lithion carbonicum, 
Karbolsäure (kristallisierte), Osmiumsäure (in Substanz), dünnere und 
dickere Lösungen von Üelloidin, geschmolzenes Paraffin. 

Von Farblösungen werden stets vorrätig zu halten sein: Lösungen 
von Hämatoxylin, Karmin, Methylenblau, Karbolfuchsinlösung, Anilinwasser- 
Methylviolett, Lösung von Sudan III oder Scharlach R., Safraninlösung, 
van Gieson-Flüssigkeit, Giemsa-Lösung, Weigertsche Flüssigkeit für elastische 
Fasern, Markscheidenbeizen nach Weigert und Weigerts Borax-ferrieyan- 
kalium-Differenzierungsflüssigkeit etc. etc. 


Zur mikroskopischen Untersuchung werden, wie oben bereits ange- 
deutet, die Objekte, besonders wenn es sich um Flüssigkeiten handelt, 
frisch untersucht. Hiervon -soll der erste Abschnitt vorliegender 
Zusammenstellung handeln: 

oder die Objekte werden fixiert und gehärtet: Abschnitt ]; 

sie werden dann entweder mit Hilfe von Gefriermethoden ge- 
schnitten: Abschnitt III; 

oder aber die Objekte werden nach der Fixierung und Härtung in 
ein Medium, in welchem sie sich in besonders dünne Schnitte zerlegen 
lassen. eingebettet und dann geschnitten: Abschnitt IV: 

die von gehärteten Objekten gewonnenen Schnitte, einerlei, ob nach 
dem Gefrierverfahren oder nach Einbettung, werden dann weiter be- 
handelt, um wasserfrei und durchsichtig gemacht zu werden. Hiervon soll 
der Abschnitt V handeln. 

Eingeschoben wird aber hierbei eine einfachere oder kompliziertere 
Färbung des Schnittes zur Sichtbarmachung seiner Details. Diese Färbe- 
methoden soll der Abschnitt VI umfassen. 


Mikroskopische Technik. 639 


Da nun diese Farbmethoden wichtige Resultate gezeitigt haben und 
so ihr Ausbau in unseren Tagen ein besonders hoher geworden ist, soll 
hier noch einiges über die theoretisch wichtigsten Punkte bei den Färbungs- 
prozessen etc. gesagt werden. 


* * 
* 


Farben und Färben: Auf die Geschichte der Übertragung der 
uralten Färbungsmethoden der Gewebe in der Textilindustrie auf tierische 
und menschliche Gewebe, d. h. in die Histologie, wollen wir hier nicht ein- 
gehen. Betonen wollen wir aber doch als Ausgangspunkt dieser Geschichte 
das unvergessene Verdienst Gerlachs. War das Karmin als erster histo- 
logisch gebrauchter Farbstoff schon zum Färben tierischer Gewebe 1851 
von Corti verwandt worden, so datiert seine grundsätzliche Anwendung als 
Kernfarbstoff und somit eben als Grundlage jeder 'zielbewußten histo- 
logischen Färbemethodik doch auf der Entdeckung und Einführung 
Gerlachs aus dem Jahre 1858. Seitdem tritt dem Karmin der andere 
natürliche Farbstoff zur Kernfärbnng, das Hämatoxylin, zur Seite, und 
ganz besonders haben seit dem Ausbau der industriellen Anilinfarbenher- 
stellung die Anilinfarben (Teerfarben), ganz besonders auch durch die Ver- 
dienste Karl Weigerts, ihren siegreichen Einzug in unsere Färbetechnik 
gehalten. Hierdurch war früher ungeahnten Möglichkeiten und Variationen 
der Boden geebnet. Unter den Erfindern spezieller Methoden dürfen wir 
den Altmeister der Färbetechnik Karl Weigert und als unübertroffenen 
Forscher auf dem Gebiete der Färbetechnik des Blutes und auch als Theore- 
tiker Ehrlich nennen. 

Über das eigentliche Wesen des Färbeprozesses sind die Meinungen ge- 
teilt. Es stehen sich die Ansichten gegenüber; einmal daß es sich um eine 
wirkliche, wasserunlösliche chemische Verbindung zwischen der Substanz 
der Gewebsfaser und der des Farbstoffes handle, eine Auffassung, für 
welche vor allem z.B. Knecht, Ehrlich, Niecki, Haidenhain eintraten. Auf 
der anderen Seite wird der Färbevorgang als nur auf physikalischen 
Kräften beruhend, also mechanisch erklärt; es beruht dann die Färbung 
auf der Oberflächenspannung, d. h. der Kohäsion, wozu bei der Annäherung 
anderer Stoffe an die Oberfläche die Adhäsion tritt. Die physikalische Auf- 
fassung vertraten z. B. Gierke, A. Fischer, Rawitz, Spiro etc. Viele Anhänger 
hat die von O©. N. Witt aufgestellte Vermittlungstheorie, die sogenannte 
Theorie der „starren Lösung“ gefunden. Die Farbstoffe sollen sich im festen 
Gewebe so wie in flüssigen Medien lösen; wie man die Farben aus wässerigen 
Lösungen mit Hilfe von Alkalien oder Äther ausschütteln kann, so sollen 
die Gewebe die Farben aus ihren wässerigen Lösungen durch dialytische 
Wirkungen aufnehmen. Ist die Löslichkeit des Farbstoffes in der Faser 
bedeutend größer als in der Flüssigkeit des Farbbades, so werden natur- 
gemäß osmotisch mehr Farbstoffmoleküle aus der Flüssigkeit in die Ge- 
websfaser wandern als umgekehrt. d.h. die Faser färbt sich, und zwar 
mehr oder weniger waschecht. Die gefärbte Faser stellt somit eine „starre 


640 (+. Herxheimer. 


Lösung“ des Farbstoffes in der Gewebsfasersubstanz dar. Der Färbeprozeb 
ist also ein chemischer Vorgang, denn es handelt sich um eine chemische 
Verbindung, welche aber nicht den Molekulargewichten der Substanz folgt, 
sondern von schwankenden Verhältnissen, welche ganz so wie bei Lösungen 
im allgemeinen herrschen, abhängt. Doch sei nicht verschwiegen, dab auch 
geren diese Auffassung von Heidenhain und Michaelis (welcher sie nur 
bei der Fettfärbung zu Recht bestehen läßt) Einwände erhoben worden 
sind. Wegen aller Details sei auf den Grundriß der Farbehemie von 
Pappenheim, das vorzügliche Werk von Gustav Mann und die Artikel in 
der „Enzyklopädie“ aus den Federn von N. ©. Witt, Heidenhain und 
Michaelis (Färbung und Färbungen) verwiesen. 

So unklar die zureichende Erklärung für den Färbeprozeß im all- 
gemeinen ist, so sicher wissen wir heute, dal) die tierischen Gewebe ihre 
bestimmten Affinitäten für Farben und besonders Anilinfarben besitzen. 
und daß diese Affinitäten unter verschiedenen Bedingungen wechseln, an 
sich verschieden sind und in verschiedener Intensität auftreten. Bei dem 
Färbeprozel) können wir ebenso wie in der Textilfärbung auch in der 
Histologie zwei Hauptformen unterscheiden. Einmal die substantive oder 
direkte Färbung und sodann die adjektive oder indirekte. Bei der 
ersteren bewirkt die Farblösung direkt eine Färbung der (Gewebsfaser: 
bei der zweiten Gruppe muß) eine dritte Substanz mitwirken, um die Ver- 
bindung zwischen Farbstoff und Gewebsfaser herzustellen. Wir bezeichnen 
diese Substanz als Beize. Die Verbindung zwischen Beize und Farbstoff 
wird Lack genannt. (In englischen Arbeiten wird unter Lack häufiger 
nur die Vereinigung einer basischen Beize mit einer sauren Farbe ver- 
standen.) Ein solcher Lack muß, um in der Histologie brauchbar zu sein, 
eine feste Verbindung mit dem (Gewebe eingehen. In der Praxis kann man 
nun die Schnitte entweder zuerst beizen und sie dann in der Farbflüssig- 
keit färben, oder man kann Beize und Farblösung mischen und sie 
somit gleichzeitig auf das Gewebe einwirken lassen. 

Nun stellen zahlreiche Fixierungstlüssigkeiten an sich schon eine 
Beize dar, was nach Heidenhain darauf beruht, daß die Beizwirkung, zum 
großen Teil wenigstens, in der Präcipitation von Eiweiß besteht, ein Vor- 
gang, der ja bei der Fixierung statthat. Auch Michaelis betont, daß 
solche Körper, welche Eiweiß aus Lösungen chemisch ausfällen, allein als 
Beizen dienen können und dal) desweeen eben manche unserer Fixiermittel 
als Beizen wirken: es ist dies z. B. bei der Chromsäure und den Chrom- 
säuregemischen in erheblichem Maße der Fall, und die starke Beizung 
der Müllerschen Flüssigkeit stellt dadurch einen besonderen Vorzug dar, 
daß, wie auch Michaelis betont, das Chromoxyd nach allen Richtungen hin 
als Beize dienen kann, indem es bald als Base, bald als Säure fungiert. 
Des weiteren kommen besonders Metallsalze in Betracht, so z. B. Eisen 
oder Kupfer für das Hämatoxylin. Anilinfarben dienen auch als Beizen 
untereinander und man kann als allgemein gültigen Satz den aufstellen. 
daß saure Beizen zur Lackbildung mit einem basischen Farbstoff, basische 


Mikroskopische Technik. 641 


Beizen für saure Farbstoffe geeignet sind, und daß manche saure Anilin- 
farben auch als Beize für nachfolgende basische wirken. 

Ganz vereinzelt werden Beizen nicht zur Herstellung von Färbungen. 
sondern zur Verhinderung solcher verwandt; ein klassisches Beispiel ist 
die Marchische Färbung. Während ebenso wie die Fette sich auch die 
gesunden Markscheiden mit Osmiumsäure schwärzen und somit keine 
Unterscheidung zulassen, verlieren die Markscheiden nach Behandlung mit 
Kaliumbichromat diese Eigenschaft. während das Fett, welches sie behält. 
jetzt allein gefärbt wird und somit im die Erscheinung tritt. Hier wirkt 
also das Kaliumbichromat als Beize, aber als verhindernde Beize. 

Bei der Anwendung von Farblösungen kann man ganz allgemein 
zwei Methoden unterscheiden: 

1. Die progressive Methode. Bei ihr wird eine Farblösung solange 
verwandt, bis die mit bestimmter Affinität zur Farbe begabten Bestand- 
teile, welche also gefürbt werden sollen, gefärbt sind, andere nicht. Jetzt 
wird die Färbung abgebrochen. 

2. Die regressive Methode. Hier werden die Gewebe gemeinsam 
überfärbt, und nun wird mit Chemikalien wieder ausgezogen, so daß die 
Farbe nur noch an den mit der größten Affimität zu ihr begabten Struk- 
turelementen haftet. Wir bezeichnen diesen Vorgang als Differenzierung. 
Er wird unterbrochen, wenn nur noch die gefärbt gewünschten Bestand- 
teile gefärbt sind. Als Differenzierungsmittel kommen vor allem Alkohol, 
Salzsäurealkohol, andere Säuren, darunter auch saure Farbstoffe, Anilinöl, 
Anilinxylol, Borax-ferrieyankaliumlösung etc. in Betracht. Im allgemeinen 
kann man als Grundsatz aufstellen, daß, je schwerer sich Strukturelemente 
färben lassen, sie desto fester auch die einmal aufgenommene Farbe zu- 
rückhalten. Hierauf beruht ja die Tuberkelbazillenfärbung. 

Während die progressive Methode naturgemäß den Vorteil der Ein- 
fachheit hat und den größerer Objektivität gegenüber der regressiven 
Methode, bei welcher häufig die Ergebnisse ganz von der Dauer der Ein- 
wirkung des Differenzierungsmittels abhängen, so daß bei ganz diffizilen 
Färbungen sogar ständige Kontrolle der Differenzierung unter dem Mikroskop 
vonnöten ist, um die Differenzierung an dem richtigen Zeitpunkte zu unter- 
brechen, erlaubt doch die regressive Methode mehr gewünschte Variationen, 
und bei feineren Detailfärbungen kommen wir ohne sie nicht aus. So 
basieren denn auf ihr fast alle komplizierteren spezifischen Methoden. 

Wie aus dem Vorhergegangenen schon hervorgeht, kann man einmal 
eine diffuse Färbung und sodann eine differentielle unterscheiden; 
ein Teil der Färbungen ist für bestimmte Bestandteile spezifisch. Da 
aber meist nicht nur ein Strukturelement von den bestimmten Farben 
gefärbt wird, braucht man hier im allgemeinen nicht an Spezifizität sensu 
strietiori zu denken, sondern man kann eine Färbung als spezifisch be- 
zeichnen, wenn nichts mitgefärbt wird, was mit dem in Frage stehenden 
Strukturelement der Form nach verwechselt werden könnte. Es ergibt sich 
hieraus schon die überaus wichtige allgemeine Folgerung, sich niemals auf 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 41 


642 G. Herxheimer. 


Färbung allein zu verlassen, sondern ebenso grundlegend auch stets die 
Form in Betracht zu ziehen. Wird aber wirklich ein bestimmter Bestand- 
teil von bestimmter chemischer Konstitution allein färberisch dargestellt, 
so können wir von einer elektiven Färbung sprechen. Es ist dies meist 
dann der Fall, wenn die Färbung nicht nur zur besseren Sichtbarmachung 
der Strukturdetails dienen soll, sondern es sich direkt um mikrochemische 
Reaktion, meist der chemischen im Reagengzlas nachgebildet, handelt, und 
somit in diesen Fällen eine Art qualitative und bis zu einem gewissen 
Grad sogar schätzungsweise quantitative Analyse auf bestimmte Stoffe 
mikrochemisch zur Verfügung steht. Hier kommen auber den Elementen. 
bei denen. wie beim Eisen. diese mikrochemische Betrachtung am nächsten 
liegt, höher organisierte Substanzen wie Harnsäure und Glykogen in Be- 
tracht: doch gibt es nur relativ wenige solche mikrochemische Reaktionen 
und somit wirklich elektive Färbungen. 

Es ergibt sich auch schon aus dem oben Gesagten, daß wir mehrere ver- 
schiedene Strukturelemente in demselben Präparate verschieden färben 
können. In besonders glücklicher Weise stehen wir hier den Hauptbestand- 
teilen der Gewebe überhaupt, Kern und Protoplasma, gegenüber, indem wir 
nach den grundlegenden Auseinandersetzungen Ehrlichs wissen, daß basische 
Farbstoffe besondere Affinität zu den Zellkernen, saure solche zu dem 
Protoplasma besitzen, so dab differentielle Färbungen hier leicht möglich 
und überaus zahlreiche Variationen gegeben sind, von welchen unten im 
ersten Teil des Abschnittes „Färbungen“ eine Reihe wiedergegeben werden 
soll. Sind so verschiedene Strukturelemente in demselben Präparate 
gefärbt, so sprechen wir von Mehrfachfärbung, und man kann diese 
wieder einteilen in Doppelfärbungen und Vielfachfärbungen. Erstere 
sind in der Regel der klareren Bilder wegen vorzuziehen. Man kann die ver- 
schiedenen Farben gleichzeitig als sogenannte Farbstoffmischungen 
einwirken lassen, wie z.B. die van Gieson-Lösung eine vorzügliche solche dar- 
stellt. oder aber man wendet die Farblösungen nacheinander (sukzedan) 
an. In der Regel ist das letztere vorzuziehen: doch feiern besonders in 
der Bluttechnik simultane Mehrfachfärbungen besonders auch unter Be- 
nutzung der bei Mischungen entstehenden Neutralstoffe (s. unten) ihre 
Triumphe. Handelt es sich um spezifische Färbungen, so schickt man besser 
die mehr allgemein färbende Lösung, z. B. die Kernfarbe, voraus und ver- 
wendet die spezifisch färbende nachher, um so ihren Effekt besser kon- 
trollieren zu können und in der Hand zu haben. 

Aus dem Gesagten geht hervor, wie überaus wichtig die allgemeine 
Einteilung in basische und saure Farbstoffe ist. Nun kommt noch in 
Betracht, daß bei der Vereinigung beider sich zuweilen Neutralfarb- 
stoffe bilden, welche auch besondere Affinität zu Strukturelementen auf- 
weisen und besonders in der Bluttechnik von größter Wichtigkeit ge- 
worden sind. Nicht nur kann man mit den sauren, basischen und neutralen 
Farbstoffen bestimmte Strukturelemente spezifisch färben, sondern auch 
umgekehrt kann man aus der Art der Reaktion, d. h. der Färbung, 


Mikroskopische Technik. 643 


wichtige Schlüsse auf die chemische Zusammensetzung der einzelnen Ge- 
webselemente selbst ziehen. 

Noch erwähnenswert ist die besonders von M. Heidenhain betonte 
Methode der sogenannten systematischen Präokkupation oder sub- 
straktiven Tinktion. Hierbei läßt man zunächst eine Farblösung ein- 
wirken, welche Affinität zu den anderen Strukturelementen des Schnittes, 
aber nicht zu dem zu färbenden besitzt. Färbt man nun mit einer Farb- 
lösung nach, welche Affinität gerade zu diesem aufweist, so kann man 
mit ihr stark überfärben und differenzieren, wobei dann die mit der 
ersten Farbe präokkupierten anderen Bestandteile die zweite Farbe wieder 
leicht abgeben, diese aber an dem zu färbenden Strukturelement, und nun- 
mehr nur an ihm, haften bleibt. 

Es gibt nun auch Fälle, in welchen eine einfache Farbstofflösung bei 
ihrer Anwendung die Gewebe im allgemeinen in ihrer eigenen Farbe färbt, 
gewisse Bestandteile aber eine andere Farbe annehmen und so hervortreten. Es 
handelt sich hier um den sogenannten Farbumschlag, Metachromasie 
(Ehrlich), welche besonders bei der Darstellung von Amyloid, Schleim, 
Mastzellengranula ete. sehr wichtig ist. Im allgemeinen beruht diese Meta- 
chromasie auf optischen Gründen; zuweilen aber wird sie nur vorgetäuscht, 
indem der Farbstofflösung doch noch andere Farbstoffe gewissermaßen 
als Verunreinigung beigemischt sind, für welche nun einige Gewebsbestand- 
teile besondere Affinität bekunden. Das ist besonders häufig bei Methylen- 
blau der Fall. Es kann sich hier also — und ähnlich bei Methylgrün ete. — 
um unfreiwillige Anwendung eines Farbstoffgemisches handeln. 

Während man im allgemeinen erst die Schnitte färbt, gibt es auch 
eine Methode, bei welcher die Stücke en bloc durchgefärbt werden; dies 
war früher üblicher wie jetzt und findet in der normalen Anatomie mehr 
Anwendung als in der pathologischen. Für solche Durchfärbung größerer 
Stiicke kommen Anilinfarben weniger in Betracht als die sogenannten 
natürlichen, vor allem bestimmte Karminlösungen wie Alaunkarmin, Borax- 
karmin, oder Hämatoxylinlösungen wie das Alaunhämatoxylin. Im ganzen 
ist diese Methode, welche ja allerdings eine bedeutende Vereinfachung 
darstellt, nicht zu empfehlen. Einmal handelt es sich hier nur um ein- 
fache Kernfärbungen, und solche sind in der Regel nicht ausreichend, 
nimmt man aber Nachfärbungen vor, so kann man auch ohne großen 
Zeitverlust die kleine Mühe der Kernfärbung noch am Schnitt ausführen. 
Andererseits sind die en bloc-Färbungen lange nicht so sicher als die 
Schnittfärbungen und versagen bei feineren Methoden ja überhaupt. 
Endlich ist bei der en bloc-Färbung der Weg gebunden, während man bei 
der Schnittfärbung nach der Färbung einiger Schnitte die anderen noch 
allen möglichen Methoden unterwerfen kann, und gerade diese Kombination 
verschiedenster Methoden sehr häufig erst zum Ziele führt. 

Bei den bisherigen Färbemethoden war das tote Objekt Voraus- 
setzung: man kann aber auch im lebenden oder überlebenden Zustande 
Färbungen ausführen, und da dies gerade für physiologische Zwecke von 

41* 


644 G. Herxheimer. 


Bedeutung sein kann, soll hier noch etwas darauf eingegangen werden. 
Diese vitale oder supravitale Färbung hat ihre Hauptobjekte in den 
Fällen. in welchen Fixation nicht mit Bestimmtheit ausschließen läßt, 
daß es sich bei den gefärbten Substanzen um Kunstprodukte handelt. Es 
ist nın eine Tatsache, daß sich bestimmte Bestandteile der Zelle schon im 
lebenden Zustande mit manchen Farbstoffen darstellen lassen, und man 
kann dann derartige Gebilde mit Bestimmtheit schon in der lebenden 
Zelle als wenigstens präformiert ansehen. Es handelt sich hier im wesent- 
lichen um die sogenannten Zellgranula, und ihre Kenntnis hat nicht wenig 
zu unseren Vorstellungen von der Zellorganisation beigetragen. Die Überein- 
stimmung der sich dann ergebenden Bilder mit solchen im gehärteten. ge- 
färbten Objekt trägt wesentlich zur Beweiskraft der letzteren bei. Insbe- 
sondere ist hier an die sich vital färbenden Granulationen und ihre Über- 
einstimmung mit den von Altmann besonders betonten und mit Hilfe 
komplizierter Methoden von ihm dargestellten Granula zu denken. Auf 
diesem Gebiete sind die Untersuchungen von Arnold auch aus den letzten 
Jahren noch von besonderer Bedeutung. Des weiteren feiert die hier in 
Frage stehende Methode in der Darstellung von Nervenelementen, hier 
zuerst von Ehrlich eingeführt (Methylenblau), besondere Triumphe. Auch 
für die Funktion der Zellen ist diese Methode insofern von Bedeutung 
geworden, als funktioneller Wechsel in der Färbbarkeit von Zellbestandteilen 
einen funktionellen Strukturwechsel besonders in den Forschungen Füischels 
und Arnolds erwiesen. Endlich können wir mit Hilfe solcher vitalen 
Färbungen wichtige Rückschlüsse gerade auf Leben oder Tod von Zellen 
ziehen, denn es läßt sich als allgemeiner Grundsatz aufstellen, daß bei 
lebenden Zellen nur bestimmte Granula etc.. also Protoplasmabestandteile 
die Farbe aufnehmen. die Kerne aber, ganz besonders auch bei Anwen- 
dung von Farblösungen, mit denen sie sich sonst gut färben, wie Methylen- 
blau, ungefärbt bleiben, und erst wenn die Zelle abstirbt oder tot ist auch 
der Kern, oder gerade dieser, die Farbe aufnimmt. Man kann dies direkt 
als Indikator des Absterbens ansehen. Andererseits verträgt sich, wie 
Fischel betonte, intravitale Färbung selbst mit Weiterentwicklung von 
Eiern und Embryonen, mit dem Ablauf von Mitosen etc. 

In einer Anwendung stellt die vitale Färbung überhaupt die älteste 
Färbung tierischer Gewebe dar. Fischel erinnert mit Recht daran, dab auf 
ihr schon die fast bei allen Naturvölkern ausgebildeten Körperbemalungen 
basieren, und besonders war die Eigenschaft des Krapps, wachsende Knochen 
rot zu färben, schon im 16. Jahrhundert bekannt. z 

Nicht nur kann man die Farbstoffe direkt von den Zellen auf- 
nehmen, sondern man kann hierbei auch noch die Zellen eine eigene 
chemische Umwandlung der Farbstoffe vornehmen lassen. Es handelt sich 
hier vor allem um Reduktion und Oxydation, was man bei mancherlei 
Farbstoffen an Entfärbungen (Leukovorstufen des Farbstoffes) und an 
Farbumschlägen feststellen kann. So wurden ja die grundlegenden Unter- 
suchungen Ehrlichs über das Sauerstoffbedürfnis des Organismus auch 


Mikroskopische Technik. 645 


mit Hilfe eines Farbstoffes, des in seinen verschiedenen Oxydationsstufen 
so verschiedenen Indophenols, durchgeführt. 

Als Farbstoffe werden zumeist das Methylenblau, Bismarckbraun, 
Neutralrot, eventuell Nilblau verwandt. Man muß sehr verdünnte Lösungen 
besonders bei Methylenblau, z. B. 1:1,000.000, anwenden. Am besten nimmt 
man die Färbung im Dunkeln vor. Nach Fischel beruht dies darauf, dab 
man den ungünstigen Einfluß des diffusen Tageslichtes seiner physikalisch 
aktiveren, kurzwelligen Strahlen wegen besser vermeidet. Nur basische 
Farbstoffe sind anwendbar (doch verwendete Goldmann auch saure, wie 
Isanamin und Trypanblau), und zwar nach Fischel solche Farbstoffe, welche 
die Amidogruppe NH, enthalten, oder solche, in welchen „der Wasserstoff 
durch ein der fetten Reihe angehöriges Alkoholradikal (Methyl oder Äthyl) 
vertreten ist“. Zur Erklärung der vitalen Färbung ist Diffusion auf jeden 
Fall in hohem Grade heranzuziehen, doch sind die Verhältnisse sehr kom- 
pliziert, denn zu den physikalischen Bedingungen kommen mit Sicherheit 
solche chemischer Natur. Nach Overton spielen die Lipoide des Zellproto- 
plasmas eine Hauptrolle, wofür Heidenhain sichere Anhaltspunkte noch 
nicht gegeben sieht. 

Man nimmt die vitalen Färbungen vor, indem man die Farbstoff- 
lösungen in den Körper einbringt, und zwar durch Aufnahme auf dem 
Verdauungswee, oder durch Injektionen, oder indem man kleine Tiere 
ganz in die Lösung einbringt. 

Zur Einübung der Methode werden am besten nach Fischel Amphibien- 
larven oder nach Arnold die Zunge eines kurarisierten Frosches verwandt. 
Der letztgenannte Autor empfiehlt auch die Cornea des Frosches als Be- 
obachtungsobjekt. 

Neben der wirklichen vitalen Färbung kommt für höhere Tiere, 
eventuell den Menschen, besonders die supravitale, die sogenannte 
Färbung am überlebenden Objekt, in Betracht. Man muß dann natur- 
gemäß möglichst schnell und frühzeitig, um postmortale Veränderungen zu 
vermeiden, das betreffende (Gewebe herausschneiden und untersuchen. 
Färbung des Kernes zeigt dann meist den Beginn eines wirklich toten 
Zustandes an. Diese supravitale Methode feiert im Nervensystem in der 
Ehrlichschen Methylenblaumethode ihre Hauptnutzanwendung. Sehr aus- 
gedehnt sind die Versuche gewesen, derartige, vor allem Methylenblau- 
färbungen zu fixieren; besonders Dethe, Mayer, Dogiel haben in dieser 
Richtung ausgedehnte Versuche unternommen. Jodjodkalium, Pikrinsäure- 
ammoniak, Ammoniummolybdat sind verwendet worden, ohne daß hier der 
Ort wäre, auf Einzelheiten einzugehen. 

Auch für Bakterien sind Vitalfärbungen, wobei die lebenden Bakterien 
Farbstoffe selbst aufnehmen, angegeben worden, so von Plato und besonders 
von Nakanishi-Pappenheim. Ähnliche Methoden werden auch zur Darstel- 
lung von Leukozytengranula verwendet. 

Unter Umständen ist auch folgende Methode Arnolds empfehlenswert. 
Man schneidet mittelst des Mikrotoms feine Plättchen von getrocknetem 


646 G. Herxheimer. 


Holundermark (fertig zu beziehen bei ‚Jung, Heidelberg). welche durch 
Kochen in Kochsalzlösung sterilisiert werden. Ein Holunderplättchen wird 
nun mittelst Vaselin auf dem Deckgläschen befestigt: oben auf das 
Holundermarkplättchen bringt man einen Tropfen der Farbflüssigkeit mit 
den zu untersuchenden Zellen und legt nun das Deckgläschen mit dem 
Holundermarkplättchen ete. auf einen hohlgeschliffenen Objektträger. Auch 
bringt man Holundermarkplättchen oder Glaskammern in Tiere ein, z. B. 
in den Peritonealraum, und kann nun die eingewanderten oder einge- 
wucherten Zellen frisch oder auch nach Fixation und Färbung studieren: 
auch durchlöcherte Celloidinstückchen sind hierzu gut zu verwenden. 


Als alleemeine Regeln bei der Herstellung von Farblösungen 
und bei deren Einwirkung lassen sich noch folgende Hauptpunkte kurz 
anführen: 

l. Man verwende nur ganz reine Farbstoffe und beziehe sie am besten 
von Dr. Grübler, Leipzig, der anerkanntesten Zentrale für alle Farbstoffe und 
auch kompliziertere Farblösungen, wie sie in der Histologie üblich sind. 

3. Die zu verwendenden Gefäße müssen sorgfältigst gereinigt sein. 

3. Man verwende stets destilliertes Wasser. 

4. In der Regel müssen die Lösungen filtriert werden, nur bei 
einigen speziellen Vorschriften ist dies verboten ; auch muß man sich zu- 
weilen vor Umschütteln der Farblösungen hüten. 

5. Um die Lösungen keimfrei zu halten, setzt man soweit angängig 
ganz kleine Mengen antiseptischer Substanzen, wie Kristalle von Karbol- 
säure, Thymol etc. zu. 

6. Manche Lösungen müssen im Dunkeln gehalten werden, da sie im 
Tageslicht unbrauchbar werden. Manche spezielle Farblösungen haben auch 
nur eine beschränkte Dauer ihrer Farbfähigkeit, so verlieren manche diese 
nach einiger Zeit, während andere, wie die Hämatoxylinlösungen. erst 
oxydieren müssen, was man als „reifen“ bezeichnet. 

7. Die Intensität des Färbeprozesses kann erhöht werden 

a) durch lange Einwirkung der Farblösung: 

b) durch Erhöhung ihrer Konzentration: 

c) durch Anwendung höherer Temperaturen (nicht über 50°): 

d) durch Zusatz mancher Substanzen, z. B. Anilinöl. 

8. Die Schnitte müssen in der Farbflüssigkeit gut ausgebreitet sein: 
man nehme also nicht zu kleine (Gefäße, vor allem in der Regel nicht die 
auch sonst unpraktischen, aber vielfach sehr beliebten Uhrschälchen. Auch 
muß man reichlich Farbflüssigkeit verwenden. Breiten sich die Schnitte 
nicht gut aus, so kann man sie manchmal durch Erzeugung von Diffusions- 
strömen, indem man aus höher konzentriertem Alkohol in dünneren oder 
aus solchem in Wasser überträgt, glätten: doch ist Zerreißen der Schnitte 
hierbei sorgfältig zu vermeiden. 

9, Zur Differenzierung verwandte Flüssigkeiten, wie vor allem auch 
das Anilinöl oder Säuren, müssen durch folgendes Auswaschen der Schnitte 


Mikroskopische Technik. 647 


gründlich entfernt werden, um nicht noch nachträglich die Schnitte uner- 
wünscht zu differenzieren und somit abblassen zu lassen. 

10. Trotz aller Vorsicht blassen doch Färbungen später vielfach ab, so 
z. B. das Rot der van Gieson-Lösung oder Methylenblaufärbungen:; solches Aus- 
ziehen von Farbe kann vielfach durch Anwendung neutralen Kanada- 
balsams vermieden werden. Besonders lichtempfindliche Färbungen werden 
dadurch besser erhalten, dal) man die Präparate nach Fertigstellung sofort ins 
Dunkle legt, z. B. in Mappen. und sie hier aufbewahrt. 


Was nun die einzelnen in der Histologie hauptsächlich verwendbaren 
Farbstoffe betrifft, so sei wegen aller Details auf die ausführlichen 
Bücher von Pappenheim (Grundriß der Farbehemie), Michaelis (Farbstoff- 
chemie), Gustav Mann (Physiologieal Histology). Lee und Mayer (Grund- 
züge der mikroskopischen Technik) verwiesen. Hier will ich nur eine ganz 
kurze Zusammenstellung, so wie ich sie in meiner Technik vorgenommen 
habe, wiedergeben. 

1. Natürliche Farbstoffe: 

Hämatoxylin, Brazilin, Karmin, Alkanin, Oreöin. Litmus, Purpurin, 
Alızarin ete. 

Hämatoxylin (C,,H,,0,) wird aus dem Blauholz, Kampeschuholz 
(Haematoxylon Kampeschuanum), welches in Domingo. Haiti, Jamaika ete. 
wächst, durch Ausziehen mittelst Äther gewonnen. Seine Konstitution ist 
von Perkin und Yates ermittelt worden. Es besteht aus einem Pyrogallus- 
radikal in Verbindung mit Brenzkatechin. Hämatoxylin ist als solches kein 
Farbstoff, sondern ein sogenanntes Leukoprodukt, und es wird erst zum 
Farbstoff in höheren Oxydationsstufen, nämlich im sogenannten Hämatein 
(C,,Hı> O,) und in noch höheren Oxydationsstufen. Auch diese Farbstoffe 
färben Gewebe nicht direkt, sondern sie benötigen zur Färbung einer Beize, 
gehören also zu den sogenannten indirekten oder adjektiven Färbemitteln. 
Als Beize kommen hier hauptsächlich Alaun, Chrom. Kupfer, Eisen und 
Vanadium. mit denen die Farbstoffe Lacke bilden, in Betracht. 

Dem Hämatoxylin sehr ähnlich ist das Brazilin (C,,H,,0,). 

Karmin wird aus dem weiblichen Kokkus (Cacti Coecinellifera) gewonnen. 
Es enthält stickstoffhaltige Substanzen (etwa 20°/,), Kalk (3°/,) und Alaun 
(3°/,), sodann als Hauptbestandteil die Farbsäure, die sogenannte Karmin- 
säure (etwa 56°/,), Wasser etwa 17°/,. Liebermann hat die Konstitution 
der Karminsäure als C,, H,, O,, angegeben und rechnet sie zu den den 
Oxychinonen verwandten Körpern, doch ist die Konstitution der Karmin- 
säure nicht mit Sicherheit ermittelt. 

Dem Karmin steht die Cochenille sehr nahe. Ihr Auszug enthält 
karminsaures Alkali. 

2. Anilinfarben. Sie leiten sich alle vom Benzol C,H, ab. (Bildlich 


als | — Benzolring, dargestellt.) 
ns 


/ 


648 G. Herxheimer. 


Alle Farben besitzen eine oder mehrere Gruppen, welche dem Ge- 
samtmolekül den Charakter der Farbe geben. Man nennt sie Chromophore 
(Witt). Als bestes Beispiel dient die Pikrinsäure = Trinitrophenol. Hier 
sind im Phenol (Benzolring mit Ersatz eines H durch OH = (C,H, — OH) 
3 H durch Nitrogruppen —= N(), ersetzt, also = (, H, (NO,),;, — OH. Die Nitro- 
gruppen dienen hier als chromophore Gruppen und der Gesamtkörper wird 
zu der gelben Farbe. Ersetzt man die 3 NO,-Gruppen durch 3NH, (Amido)- 
(Gruppen, so ist der Körper keine Farbe mehr, ein Beweis, daß die NO,- 
Gruppen in der Pikrinsäure in der Tat die chromophoren Gruppen sind. 

a) Saure Anilinfarben: 

Säurefuchsin ist das Natriumsalz der Rosanilindisulphosäure. 

Eosin ist das Kaliumsalz des Tetrabromfluoreseäins. 

Erythrosin ist das Natriumsalz des Tetrajodfluoreseöins. 

OrangeG ist das Natriumsalz des disulphosauren Benzol-Azo-3- 
Naphthols. 

Sudan III ist Azobenzol-Azo-3-Naphthol. 

Scharlach R. (Fettponceau) ist Azo-Orto-Toluol-Azo-3-Naphthol (ent- 
hält 2CH,-Gruppen mehr als das Sudan III). 

Pikrinsäure ist Trinitrophenol —= 

OH 
O;N/NNO; 
(C, H, (NO,); — OH) = 


nn 


NO, 

Aurantia ist Hexanitro-dyphenylamin 
C,H, (NO,) 
EN NER 
GE: (NO,); 


b) Basische Anilinfarben. 

Methylenblau, Thionin, Toluidinblau, Methylenviolett (das 
letztere ist in dem sogenannten. polychromen Methvlenblau enthalten) ge- 
hören zu den Thio-Diphenyl-Aminen oder Thiazinen. Sie enthalten alle 
Schwefel. Am einfachsten konstituiert von diesen Substanzen ist das 
Thionin oder Lauthsche Violett, welches ein Diamido-Diphenyl-Amin (oder 
Amido-Diphenyl-Thiazin) darstellt. 4 Methylgruppen (CH,) mehr enthält 
das Methylenblau. 

Fuchsin, auch Rosanilin, Rubin, Anilinrot, Magenta genannt, ist ein 
Methyl - Triamido - Triphenyl-Karbinol. Meist wird salzsaures Rosanilin 
verwandt. 

Methylviolett gehört zu derselben Gruppe wie das Fuchsin. Es 
ist eine Mischung von Tetra-Penta und Hexa-Methyl-Para-Rosanilin. 

Gentianaviolett und Kristallviolett sind ebenfalls Pararosaniline. 
Das erstere ist eine Mischung der Chloride des Penta- und Hexa-Methyl- 
Para-Rosanilins. 

Dahlia ist eine Mischung des Methylvioletts und des Fuchsins. 


Mikroskopische Technik. 649 


Anilinblau ist Triphenyl-Rosanilin. 

Safranin ist das Amido-Derivat einer Azoniumbase. 

Bismarckbraun und Vesuvin gehören zu den Azo-Körpern und 
stellen Triamido-Azo-Benzol dar. Das käufliche Salz ist meist das salzsaure 
Salz. des Diazo-Körpers. 


Abschnitt I: Untersuchung frischer Präparate. 


Die frische Untersuchung kommt naturgemäß beim lebenden Objekt, 
des weiteren bei solchen Stoffen, welche bei Einbettung, Färbung ete. 
verloren gehen oder weniger deutlich werden, und endlich vor allem zur 
schnellen Diagnose, wo es auf feinere Schnitte nicht ankommt, in Betracht. 
Sind letztere nötig oder müssen bestimmte Strukturdetails der Gewebe 
deutlicher hervorgehoben werden, so versagt diese einfachste, aber des- 
wegen bei weitem nicht leichteste, ja für den Ungeübten sogar meist mit 
größeren Schwierigkeiten verbundene Methode. Besonders wichtig ist die 
Kombination der frischen Untersuchung mit der am eingebetteten Objekt; 
erst jene, dann diese. 

Die frische Untersuchung ist die naturgemäße bei allen Flüssig- 
keiten, Sekreten, Exkreten ete. Unter Umständen muß man die Flüssig- 
keit verdünnen, öfters aber erst sedimentieren lassen oder zentrifugieren. 

Zur Untersuchung fester Objekte kann man entweder auf den 
Zusammenhang der Gewebe verzichten und Zellen isolieren, und zwar mittels 
der sogenannten Abstrichmethode, indem man mit einem Skalpell die 
frische Schnittfläche eines Gewebestückchens bestreicht, was besonders bei 
Milz. Leber ete. angängig ist, oder mit der Quetschmethode zwischen 
zwei Objekträgern oder Deckgläschen, oder mittels der Zupfmethode, 
indem man ein kleines Gewebsfetzchen auf dem Objektträger in einer 
Flüssiekeit immer mehr und mehr zerzupft, eventuell mit Zuhilfenahme 
einer Stativpräparierlupe; oder man kann auch Schnittpräparate mit 
Hilfe der gebogenen Schere, z. B. bei Untersuchung der Echinokokkus- 
membran. oder mit Hilfe eines Rasiermessers, wobei man das zu 
schneidende Stück vorteilhaft in ein Stück gehärtete Amyloidleber ein- 
klemmt, oder mit Hilfe der heute weniger gebrauchten Doppelmesser 
anfertigen. Das Gefriermikrotom ist auch verwendbar, aber hierbei 
wird besser vorgehärtet (s. nächstes Kapitel). Auspinseln und Ausschütteln 
wird heute weniger verwandt. Zum Rasiermesserschneiden gehört, um 
gute Schnitte anzufertigen, größere Übung, welche auch heute weniger an- 
getroffen wird. 

Bei der Zupfmethode kann man, um die Isolation der Zellen zu er- 
leichtern, sogenannte Mazerationsflüssigkeiten anwenden. Als solche 
dienen vor allem Ranvier's 33°/,iger Alkohol (sogenannter Drittelalkohol), 
Chromsäure oder Müller’sche Flüssigkeit, am besten ganz dünne Lösungen, 
z. B. 0:02°/,ige der Chromsäure oder 0:1—2°/, von Kalium bichromicum, 
des weiteren Kalilauge (33°/,ige). Während die beiden erstgenannten 
Flüssigkeiten einen oder zwei Tage im Uhrschälchen oder dgl. verwendet 


60 G. Herxheimer. 


werden, läßt man die Kalilauge nur Y/,—1 Stunde einwirken und unter- 
sucht dann auch in der Kalilauge selbst, da Wasserzusatz verdünntere 
Kalilauge herstellen, d. h. die Zellen lösen würde. Jodjodkaliumlösung und 
endlich die Verdauungsmethode mit Magen- oder Pankreassaft bei 37°, 
besonders Pepsin- und Trypsinverdauung,. sind noch zu erwähnen, Das 
Trvpsin löst Eiweißkörper, Muein, elastische Fasern: kollagenes Gewebe, 
Horngewebe, Fette werden nicht angegriffen. (Man kann auch, wie neben- 
bei erwähnt sei. in Alkohol härten oder sogar einbetten und die Schnitte 
dann der Verdauung aussetzen.) 

Bei der Untersuchung von Flüssigkeiten soll von solchen stets 
nur ein so kleiner Tropfen auf den Objektträger gebracht und unter das 
Deckeläschen gebreitet werden, dal der Kapillarspalt zwischen Objekt- 
träger und Deckgläschen gerade ausgefüllt ist, die Flüssigkeit zu Seiten 
des Deckeläschens nicht herausquillt. Auch jeder Druck muß vermieden 
werden. Werden feste Partikel untersucht, so muß ihnen zunächst eine in- 
differente Flüssigkeit zugesetzt werden, und zwar ebenfalls nur ein kleines 
Tröpfehen. Als solche ist in der Regel isotonische Kochsalzlösung, 0°9%/,ige 
für Warmblüter, 0'6°/,ige für Kaltblüter zu empfehlen, da sie wegen ihrer 
Isotonie das Aufquellen der Gewebe möglichst vermeidet. Man kann auch 
9 Teilen der Kochsalzlösung 1 Teil Hühnereiweiß zusetzen oder für ganz 
feine Unteruchungen sterilisiertes Blutserum, Hydrozelen-, Aszitesflüssigkeit 
oder dgl. verwenden. Unter Umständen empfiehlt sich die Untersuchung 
im sogenannten hängenden Tropfen mit Hilfe des hohlgeschliffenen 
Objektträgers, wie sie in der Bakteriologie üblich ist. 

Nach dieser Untersuchung in indifferenter Flüssigkeit ist zumeist bei 
der Untersuchung frischer Präparate Verwendung bestimmter nicht in- 
differenter Chemikalien angezeigt. Als solche kommen in Betracht 
vor allem: 

1. Die Essigsäure: in ihr schrumpfen die Kerne etwas und werden 
somit deutlicher, Bindegewebe quillt und wird daher durchsichtiger und 
deutlicher, elastisches Fasergewebe wird nicht angegriffen, so daß beide 
sich leicht unterscheiden lassen ; auch Bakterien werden nicht angegriffen. 
Man verwendet zumeist eine 1—5°/,ige Lösung oder setzt, wenn schon 
Flüssigkeit unter dem Deckgläschen ist und man die Essigsäure von 
der Seite diffundieren läßt, stärkere Lösung zu, da diese ja dann ohnehin 
weiter verdünnt wird. 

2. Kalilauge: sie läßt elastische Fasern, Pigment, Fett, Kalk, Amyloid 
und Bakterien unverändert und zerstört das meiste übrige, läßt somit die 
erstgenannten Substanzen deutlicher erkennen. Man verwendet eine 1—3°/,ige 
Lösung. 

3. Bei speziellen Bedürfnissen können auch noch andere Zuzatz- 
lösungen bestimmte Substanzen leichter erkennen lassen, so zeigt eine 
1° ,ige Osmiumsäure Fette und Lipoide durch Schwarzfärbung, Sudan IIl- 
oder Scharlach R.-Lösung dieselben durch Rotfärbung an. Jodlösung, am 
besten Lugolsche Lösung, stellt eine Reaktion für Amyloid, welches sie 


Mikroskopische Technik. 651 


mahagonibraun färbt, dar. Eventuell tritt auch mit ihr eine Reaktion auf 
Glykogen ein, wenn solches nicht schon gelöst ist. 

4. Sehr zu empfehlen ist es häufig, eine dünne Farblösung und ganz 
besonders eine dünne direkt fürbende Kernfarbstofflösung zuzusetzen, so daß die 
Kerne gefärbt, deutlicher in die Erscheinung treten. Hier kommt vor allem 
Methylenblau, Fuchsin, Neutralrot in Betracht. Man verwendet eine 1°/,ige 
Lösung in destilliertem Wasser oder besser in der schon erwähnten Koch- 
salzlösung. Auch kann man eine Fuchsin-Essigsäurelösung, d. h. eine Essig- 
säure, der man etwas Fuchsin bis zu kräftiger roter Farbe hinzusetzt, gut 
verwenden. Wie die Zusatzflüssigkeiten überhaupt, so wendet man auch 
diese Farblösungen am besten so an, dal) man nach Untersuchen in in- 
differenter Flüssigkeit ein Tröpfchen der Farblösung etc. auf die eine Seite 
des Deckgläschens setzt und es durch Auflegen von Filtrierpapier auf die 
andere Seite des Deckgläschens unter dieses hinein ansaugt. Außer den 
Kernen färben sich auch eventuell schon Bakterien so mit. Bei der Unter- 
suchung von Flüssigkeiten, Urin, Cerebrospinalflüssigkeit ete. erweist sich Zu- 
satz eines kleinen Tröpfchens von Farblösung, besonders Methylenblau, 
meist als sehr vorteilhaft. 

Muß man ein frisches Objekt längere Zeit beobachten, so um- 
randet man, um Verdunstung zu verhüten, das Deckgläschen mit Vaselin, 
Wachs, geschmolzenem Paraffin oder Lack. 

In der sogenannten feuchten Kammer, welche man sich leicht durch 
ein Doppelglasschälchen mit Auflegung befeuchteten Filtrierpapiers auf 
den Boden herstellen kann, können frische Präparate noch einige Zeit vor 
Austrocknung geschützt erhalten bleiben. 


Abschnitt II: Fixation und Härtung. 


Zumeist aber ist es nötig, wie schon oben gesagt, die Objekte zu 
fixieren und zu härten. 

Die Fixierung bezweckt Gewebe in dem Zustande zu erhalten, in 
welchem sie im Leben oder wenigstens zur Zeit des Einlegens in die 
Flüssigkeit waren und zum mindesten weitere Zersetzungsvorgänge hint- 
‘anzuhalten. Hieraus erhellt schon die Wichtigkeit frühzeitigen Einlegens, 
doch soll nicht verschwiegen werden, daß solches auch manche Nachteile 
mit sich bringt. So gelingen bei lebensfrischem Einlegen manche Färbungen 
schlechter. und offenbar infolge der sehr schnellen Zerstörung bei der 
plötzlichen Koagulation sieht man besonders im Protoplasma der Leber- 
zellen bei Fixation in lebenswarmem Zustande besonders bei tierischem 
Material häufig hochgradigste künstliche Zerstörung. 

Die Fixierungsflüssigkeiten wirken als solche durch Koagulation des Ei- 
weißes, d.h. durch Überführen der Eiweißkörper in Verbindungen, welche in 
Wasser, schwachen Säuren etc. unlösbar sind. Dies wird zumeist auf chemischem 
Wege, seltener auf physikalischem, durch Kochen oder Gefrieren, erreicht. 

Von diesen letzteren Verfahren braucht hier nicht weiter die Rede 
zu sein: sie werden selten verwendet. Die Kochmethode (auf 100° für 


652 G. Herxheimer. 


einige Minuten) dient vor allem zur Fixierung eiweibhaltiger Flüsigkeiten, 
wie bei Darstellung von Lungenödem, Uysteninhalt, Nierenzylindern ete. 
Es wird dann in Alkohol nachgehärtet. Die Gefrier- und Austrocknungs- 
methode ist von Altmann zu speziellen Methoden ausgearbeitet worden; 
man verwendet eine Temperatur von — 20° bis — 30° im Vakuum über 
Schwefelsäure. Derartige Objekte können dann infolge ihres Wasserverlustes 
direkt in Paraffin eingebettet werden: sie sollen hierbei möglichst voll- 
ständig unverändert bleiben. 

Um so wichtiger ist die Fixierung auf chemischem Wege, d.h. 
mit Hilfe von Eiweilikoagulierungsflüssigkeiten; hier stehen die ver- 
schiedensten zur Verfügung. Im allgemeinen kann man mit v. Tellyesniezky 
sagen, daß diejenigen Flüssigkeiten am besten fixieren, welche zwar sofortigen 
Tod, auch der tieferen Lagen von Zellen, herbeiführen, aber doch nur 
langsame Koagulation bewirken und somit Strukturschrumpfungen möglichst 
vermeiden. Um schnell eindringen zu können, müssen also die Flüssig- 
keiten auch die Fähigkeit schneller Diffusion besitzen. Von diesem Ge- 
sichtspunkte aus ergibt sich schon die Wichtigkeit, kleine Stücke in 
erößeren Flüssigkeitsmengen (mindestens 10mal soviel als das Volumen 
der Stücke beträgt) zu fixieren. Wärme: beschleunigt den Fixierungsprozel) 
meist; gut ist der Brütschrank zu verwenden. Am besten fixieren die 
meisten Flüssigkeiten, wenn sie leicht sauer reagieren. Es beruht dies nach 
Fischer auf der alkalischen Reaktion der meisten Gewebe und der somit 
durch das saure Medium bedingten Koagulationsbeschleunigung; besonders 
dünne Essigsäure ist zu empfehlen. Sollen große Organe fixiert werden, 
so empfiehlt sich häufig Formol sofort nach dem Tode in die Gefäße 
bezw. direkt in den Magen etc. zu injizieren. 

Außer der Fixierung ist eine Härtung nötig, d.h. eine Überführung der 
(rewebe in eine Konsistenz, welche geeignet ist, dünne Schnitte herstellen 
zu lassen. Zahlreiche Chemikalien fixieren und härten zugleich, so die meist 
verwendeten, z. B. Formol, Alkohol, chromsaure Salze. Tritt in dem ur- 
sprünglichen Fixierungsmittel nicht genügend Härtung ein, so wird in 
Alkohol nachgehärtet. Dieser wird so wie so, und zwar in steigender Kon- 
zentration, verwandt, wenn eingebettet werden soll (Celloidin oder Paraffin), 
da er zur Wasserentziehung der (sewebe nötig ist. In der Regel muß das’ 
erste Fixationsmittel dann erst durch gründliches Wässern entfernt werden, 
bevor in den nachhärtenden Alkohol eingelegt wird, doch ist dies z. B. 
beim Formol kaum nötig, bei einigen Methoden nach Chromsäurebehandlung 
(Beispiel Weigerts Markscheidenfärbung) deswegen kontraindiziert, weil 
hier das Fixationsmittel zugleich als Beize dient (s. oben) und deswegen 
nicht wieder entfernt werden soll. 

Unter den Fixations- und Härtungsmitteln empfehle ich in erster 
Linie zum allgemeinen Gebrauche das Formol. Während v. Hansemann 
dasselbe fast gänzlich verwirft, ist Benda sehr für dasselbe eingetreten. 
Das Formol hat einen Hauptvorzug, nämlich den, Fette und Lipoide, welche 
sich ja gerade heutzutage für das gesamte Zellenleben von äußerster 


Mikroskopische Technik. 653 


Bedentung erwiesen haben und bei normal-anatomischen, physiologischen, 
pathologisch-anatomischen Untersuchungen von gleicher Bedeutung sind, 
ungelöst zu lassen und sie sehr gut zu fixieren. (Anwendung der Gefrier- 
mikrotommethode.) So entfällt einer der Haupteinwände, welcher ehedem, 
als nur Alkohol verwandt wurde, gegen das Härtungsverfahren über- 
haupt erhoben wurde, daß nämlich Bestandteile, welche bei frischer 
Untersuchung zu erkennen sind, unkenntlich werden. Des weiteren fixiert 
und härtet das Formol gleichzeitig vorzüglich und auch größere Stücke 
von Geweben besser und schneller als irgend ein anderes Fixationsmittel, 
und man kann auch. besonders bei öfterem Wechsel, die Stücke relativ 
lange ohne Schädigung in ihm liegen lassen. Die meisten Methoden ge- 
lingen nach Formolhärtung sehr gut, für manche ist sie direkt indiziert 
(Bielschowsky-Färbung). Formolfixierte Stücke schneiden sich direkt mit 
Hilfe des Gefrierverfahrens oder nach Nachhärtung in Alkohol und Ein- 
bettung besonders gut. Auch Blutbestandteile werden fast stets sehr gut 
konserviert. Des weiteren ist die Formolhärtung im großen Ganzen eine 
mehr indifferente, so daß sich Beizungen u. del. sehr leicht anschließen 
lassen, was besonders bei bestimmten Methoden für das Nervengewebe von 
besonderer Wichtiekeit ist. Ein nicht erheblicher Vorteil ist auch die 
leichte Herstellbarkeit und gute Haltbarkeit, sowie Billiekeit des Formols. 
Diesen Vorteilen stehen nur geringe Nachteile gegenüber, so einmal dab 
es, wie aber sämtliche wässerige Flüssigkeiten, nicht verwandt werden kann. 
wenn es auf Darstellung des Glykogens oder der Harnsäure ankommt, und 
des weiteren, daß sehr leicht feine braune Niederschläge auftreten, welche 
störend wirken können. 

Aber auch letztere können aus den Schnitten entfernt werden: so 
empfiehlt Schridde Anwendung einer Alkohol-Ammoniaklösung (75°/,iger 
Alkohol 200 Teile, 25°%/,ige Ammoniaklösung 1 Teil) !/; Stunde lang unter 
gründlichem Nachwässern, nur leidet die Färbung der Blutkörperchen dann 
oft. Verocay legt die Schnitte in: 1°/,ige wässerige Kalilauge 1 Teil, 89°/,igen 
Alkohol 25 Teile, für 10 Minuten, wäscht dann etwa 5 Minuten aus, 
bringt sie 5 Minuten in 8S0°/,igen Alkohol und dann zurück in Wasser. 
(Gefrierschnitte braucht man nur einige Minuten in 2°/,ige Kalilauge und 
dann in Wasser zu legen. 

Das käufliche Formol (Formalin) — 1893 von F. Blum in die 
histologisch-mikrosköpische Technik eingeführt — stellt eine 40°/,ige Lösung 
des Formaldehyd (HCOH) dar: verwandt wird von dieser. Lösung eine 
10°/,ige Lösung in Wasser. Diese wird von anderen Autoren in Hinblick 
auf das Formaldehvdgas als 4°/,ige Lösung bezeichnet. Ich gehe lieber 
von dem käuflichen Formol aus, da in diesem die Formaldehydmenge oft 
schwankt, und spreche von der zu verwendenden Flüssigkeit als einer 10°/,igen 
Formollösung. Man läßt die 10°%/,ige Lösung am besten im Durchschnitt 
24 Stunden auf die Stücke einwirken. Das käufliche Formol enthält stets 
geringe Mengen von Ameisensäure und reagiert somit leicht sauer. Ent- 
gegen Gustav Mann, welcher die Ameisensäure zu neutralisieren empfiehlt, 


654 G. Herxheimer. 


stellt diese leichte Ansäuerung des Formols sogar einen Vorteil dar (s. oben), 
v. Tellyesniezky setzt sogar je 100cm® Formol 5 cm® Essigsäure zu. 

Unter den Mischungen mit Formol, welche allgemeinen Fixierungs- 
zwecken dienen, sei hier nur das außerordentlich empfehlenswerte Orthsehe 
«emisch — käufliches Formol 10cm°®, Müllersche Flüssigkeit (s. unten) 
100 cm® erwähnt. Dieses Gemisch kombiniert vielfach die Vorzüge des 
Formols mit denen der Chromsäurelösung. fixiert und härtet somit aus- 
gezeichnet. 12—24 Stunden Fixieren, besonders im Brutschrank bei 37°. 
senügt. Es ist etwas umständlicher anzuwenden wie das Formol, da die 
Mischung sich nicht gut hält und somit stets neu hergestellt werden muß. 
Auch muß man nach der Fixation vor dem Schneiden auf dem Gefrier- 
mikrotom oder der Nachhärtung in Alkohol zumeist besser als bei einfacher 
Formolhärtung wässern. Andrerseits mißlingen einige wenige Färbungen nach 
dieser Fixation leicht, so die Weigertsche Fibrinfärbung, doch kann dieser 
Nachteil durch Oxydation und Reduktion der Schnitte leicht behoben 
werden. Also auch dies Orthsche Gemisch ist als allgemeines Fixations- 
und Härtungsmittel sehr zu empfehlen. 

Während ich so das Formol im allgemeinen für sehr brauchbar halte, 
sind für manche Einzelfälle andere Lösungen vorzuziehen. Hier soll zunächst 
der Alkohol erwähnt werden. Er ist unbedingt indiziert bei Substanzen 
wie Harnsäure und Glykogen, die sich in jeder wässerigen Flüssigkeit lösen. 
Manche Farbmethoden, besonders auch auf feine Granula und Bakterien 
gelingen nach Alkoholhärtung am besten: des weiteren spart man bei 
seiner Anwendung, da eine Vorfixation wegfällt und die Gewebe sofort 
fixiert und gleichzeitig wasserfrei gemächt werden, Zeit, so daß die Schnell- 
einbettungsmethoden alle sofort Alkohol als Fixations- und Härtungsmittel 
benutzen. Andererseits tritt nach Alkoholhärtung durch plötzliche Wasser- 
entziehung der Gewebe oft starkes Schrumpfen ein und die Gewebe be- 
kommen eine zum Schneiden wenig angenehme Konsistenz. In dieser Hin- 
sicht steht eben der Alkohol dem Formol nach, desgleichen auch insofern, 
als er rote Blutkörperchen unter Ausziehen des Hämoglobins leicht zerstört. 

Man muß, wenn der Alkohol als Fixationsmittel dienen soll, sofort 
stärkeren, etwa 95°/,igen, verwenden, da er sonst nicht schnell genug 
koaguliert,. darf nur kleine Stücke einlegen und wechselt nach 6—10 Stunden 
am besten schon mit absolutem Alkohol. 

Vorteilhaft verwendet man absoluten Alkohol in einem sogenannten 
Exsikkator, um ihn absolut zu erhalten. Am Boden desselben befindet sich 
ausgeglühtes Kupfersulfat, welches. sobald es sich bläut, ersetzt werden 
muß. Auf ein Drahtnetz werden die Gewebsstücke gelegt, welche nicht 
mit dem Kupfer in Berührung kommen dürfen. 

Um Gewebsstücke zu prüfen, ob sie völlige wasserfrei sind. braucht 
man sie nur in ein xylolgefülltes Schälchen zu tauchen; sind sie nicht ganz 
wasserfrei, so bildet sich ein weißlicher Niederschlag. (Auf schwarzem 
Grund beobachten.) In derselben Weise kann man auch den Alkohol selbst 
prüfen, ob er ganz oder fast absolut ist. 


Mikroskopische Technik. 655 


Außer dem reinen Alkohol wird derselbe auch vielfach in Gemischen 
verwendet. Hier sei das besonders in Frankreich übliche und auch bei uns 
viel empfohlene Carnoysche Gemisch erwähnt. 


Absoluter Alkohol . . . 6 Teile, 
Chloroform, Eu an; 
Eisessig, 7. Eau leil, 


Man fixiert 1—3 Stunden und überträgt dann ohne zu wässern im 
absoluten Alkohol. 
‘Statt des Alköhols wird jetzt vielfach Aceton verwandt. Da es noch 


schneller fixiert und härtet — allerdings auch noch stärker schrumpfen 
läßt — wird es besonders bei den Schnellverfahren verwandt. 


Besonders zur Darstellung von Zelldetails, so von Mitosen, ist als 
sehr geeignet das Sublimat und seine Lösungen zu empfehlen, besonders 
bei Nachfärbung mit Hilfe des Heidenhainschen Eisenhämatoxylins oder 
auch des Biondi-Heidenhainschen Dreifarbengemisches. Für manche Fär- 
bungen wie für die Mallorysche ist Sublimatlösung direkt indiziert; aller- 
dings fixiert es nur langsamer. Man kann nur kleine Stücke verwenden 
und seine Anwendung ist dadurch umständlicher, daß Sublimatniederschläge 
erst wieder entfernt werden müssen und manche Färbungen mittelst 
Karmin nach Sublimatfixation nicht gut gelingen. 

Man verwendet konzentrierte wässerige Sublimatlösung, der man am 
besten 5°/, Essigsäure zusetzt, und zwar läßt man die Lösung 2—6 Stunden 
einwirken, oder aber die Zenkersche Lösung: 


Sublmaresus 3 ...2,,.00 
schwefelsaures Natrium . . . 19, 

doppeltchromsaures Kalıum . . 2:5g, 
destillertes Wasser. ,. .- .. 100m}, 
EISeSsem a nr. Dem’. 


Letzteren setzt man, nachdem die übrigen Bestandteile in der Wärme 
gelöst sind, gerade vor dem (Grebrauche zu. 

Man fixiert hierin 24 Stunden. 

Vielfach wird auch die Hellysche Flüssigkeit, d. h. Zenkersche Lösung, 
welche statt 5cm® Eisessig Dem: 40°/siges Formol enthält, besonders zur 
Darstellung von Zelleranula, empfohlen. Man härtet hierin 6 Stunden, 
dann 24 Stunden in essigsäurefreier Zenkerscher Lösung nach. 

Bei allen Sublimatlösungen muß nach der Fixation gründlich im 
fließendem Wasser (am besten 24 Stunden) gewässert werden. Dem zur 
Nachhärtung dienenden 70°/,igen Alkohol setzt man Jod zu, um die 
Quecksilberniederschläge aus den Geweben zu entfernen. Der durch den 
Jodzusatz braunrote Alkohol wird durch Entstehen von Quecksilberjodaten 
farblos; er muß dann gewechselt werden, und zwar so lange, bis die Ent- 
färbung nicht mehr eintritt, d.h. die Gewebe kein Sublimat mehr ent- 
halten. Statt des Alkohols mit Jodzusatz verwendet man besser ZLugolsche 
Lösung, am besten z. B. folgende alkoholische: 


656 G. Herxheimer. 


BEN... 
Bodkahlım . . 7408 

90%/,iger Alkohol. . 4dem®, 
Ber . 1 em 


Man kann auch noch die Schnitte etwa !/,—1 Stunde in eine der- 
artige Lösung einlegen und dann in Alkohol auswaschen. 

Während die Chromsäure früher äuberst verbreitet war, werden 
heute fast nur noch die doppeltchromsauren Salze, d. h. die Salze der 
Dichromsäure (Cr, OÖ, H,), verwandt und auch diese zumeist in For@ der 
sogenannten Müllerschen Flüssigkeit. Während letztere lange Zeit das all- 
eemein übliche Fixationsmittel war, dient sie heute, besonders ihrer überaus 
langsamen Einwirkung wegen (sie muß mehrere Wochen lang unter 
häufigem Wechseln verwendet werden, doch beschleunigt Erwärmung ihren 
Einfluß), fast nur noch im Verein mit Formol als Orthsches Gemisch (siehe 
oben), als allgemeines Fixationsmittel. Ganz besonders beliebt ist sie ferner- 
hin bei der Härtung von Zentralnervensystem und Auge: doch werden 
hier jetzt vor allem nach dem Vorgehen Weigerts speziell für Nerven- 
fürbungen meist andere chromsaure Lösungen verwandt (s. unten). 

Die Müllersche Flüssigkeit hat folgende Zusammensetzung: 


doppeltehromsaures Kalium . . 2:5g, 
schwefelsaures Natrium. . . . 19, 
destilliertes Wasser . . . . ..100em®. 


(Zenkersche Lösung stellt also eine Müällersche Flüssigkeit mit Zusatz von 
Sublimat und Eisessig dar.) 

Die Erlickysche Flüssigkeit, welche schneller wie die Müllersche 
Flüssigkeit einwirkt, stellt eine Müllersche Flüssigkeit dar, welche statt 
19 schwefelsaures Natrium 0'5g schwefelsaures Kupfer enthält. Eventuell 
auftretende Niederschläge können mit heißem oder salzsäurehältigen Wasser 
oder ?/,°/,iger Chromsäurelösung wieder entfernt werden. 

Insbesondere zur Darstellung von besonderen Kernstrukturen und 
besonders Mitosen gibt es kein besseres Fixierungsmittel als die Osmium- 
säure (Ösmiumtetroxyd = OsO,) und ihre Gemische. Zugleieh färbt die 
Osmiumsäure Fette schwarz und bringt sie so deutlich in. die Erscheinung, 
allerdings muß man bei der Nacheinbettung und Einschließung Stoffe, 
welche auch osmiumgeschwärztes Fett leicht lösen. dann nach Möelich- 
keit vermeiden (s. auch unter Fett). Andrerseits hat die Osmiumsäure 
die Nachteile, daß die meisten Färbuneen. insbesondere Kernfärbungen, 
sich schlecht anschließen lassen, dal ferner nur ganz kleine Stücke 
eingelegt werden können, und dal sie überaus teuer ist (etwa 15 Mk. 
das Gramm). 

Die Osmiumsäure ist sehr flüchtig (eut verschlossene Gefäße ver- 
wenden!) und wird in wässeriger Lösung leicht reduziert: sie ist schwer 
aufhebbar und muß vor Licht und Staub gut geschützt stehen. Zusatz von 
10 Tropfen 5°/,iger Sublimatlösung zu 100 .cm® Osmiumsäurelösung macht 


Mikroskopische Technik. 657 


diese weit haltbarer. Alle Lösungen müssen in destilliertem Wasser her- 
gestellt werden. 

Statt der 1°/,igen Osmiumsäurelösung wird besser das Flemmingsche 
Gemiseh verwendet. Es enthält: 


2/,1ge wässerige Osmiumsäurelösung 4cem?° 


1°/,ige wässerige Chromsäurelösung 15 
Riisessig bis zul ea ea 


Statt des Flemmingschen Gemisches kann man mit Vorteil das aber 
noch teurere Zerrmannsche Gemisch verwenden. Es stellt ein Alemmingsches 
Gemisch, welches statt der 1°/,igen Chromsäurelösung 1°/,ige wässerige 
Platinchloridlösung 15cm: enthält, dar. 

Bei allen diesen Osmiumsäurelösungen (nur ganz kleine Stückchen 
verwenden!) muß man 24 Stunden lang fixieren, dann 1—2 Tage in 
fließendem Wasser wässern (sonst schlägt sich reduzierte Osmiumsäure in 
den Objekten nieder und täuscht Fette ete. vor) und dann in steigendem 
Alkohol nachhärten. 

Das Marchische Gemisch (Müllersche Flüssigkeit 2 Teile, 1°/,ige 
wässerige Osmiumsäurelösung 1 Teil), sowie das Altmannsche Gemisch 
(5°/,ige wässerige Kalium biehromieumlösung, 2°/,iıge wässerige Osmium- 
säurelösung aa.) dienen speziellen Zwecken; ersteres Degenerationen im 
Nervensystem, letzteres der Darstellung der nach Altmann benannten 
Granula. i 

Seltener werden die Pikrinsäure, Pikrinschwefelsäure, Phos- 
phorwolframsäure und zahlreiche andere hier nicht weiter aufzuführende 
Fixationsmittel verwandt. 

Wegen der Theorie der Fixation und Härtung sei vor allem 
auf das große Werk von Fischer (Fixierung und Färbung des Protoplasmas, 
Jena 1899) sowie wegen der verschiedenen Fixationsmittel auf die Bücher 
von Mann und Lee-Mayer verwiesen. 


Enthalten die zu fixierenden Stücke Knochen oder Kalk, welche 
das nachherige Schneiden erschweren oder verhindern würden, so müssen 
die Stücke entkalkt werden. Hierzu werden Säuren verwandt. Als all- 
gemeine Gesichtspunkte empfiehlt es sich, sich an folgendes zu halten: 

Nur kleine Gewebsstücke sollen in viel Entkalkungsflüssigkeit einge- 
legt werden: dieselben sollen vorher gut fixiert sein, oder aber man setzt 
zur gleichzeitigen Fixation der Entkalkungsflüssigkeit Formol zu. Die 
Stücke müssen in der Entkalkungsflüssigkeit bleiben. bis ihre Kalksalze 
gelöst sind (Erkennen dieses Zeitpunktes durch Einschneide- oder Ein- 
stechversuche mit Hilfe eines Messers oder einer Nadel), aber nicht länger, 
da sie sonst besonders stark angegriffen werden, Strukturveränderungen 
aufweisen und sich schlecht färben lassen. Die zur Entkalkung nötige Zeit 
variiert in jedem Falle sehr. Nach beendeter Entkalkung muß mindestens 
24 Stunden in fließendem Wasser gewässert werden, am besten nachdem 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 42 


658 G. Herxheimer. 


man zwischen Entkalkungsflüssigkeit und Wässern, um Quellungen zu ver- 
meiden, eine chemische Bindung der Säure, d.h. Entfernung aus dem 
(rewebe vorgenommen hat, indem man die Stücke am besten 24 Stunden 
lang in Kalialaunlösung einlegt. Enthalten die Stücke viel Fettgewebe, 
welches das Eindringen der Säure verhindern und täuschende Kristalle 
hervorrufen kann, so entfettet man besser vor der Entkalkung. Bei späteren 
Färbungen von entkalktem Material mul) man stets daran denken, lange zu 
färben, da die Schnitte infolge Vorbehandlung mit Säure meist schlecht 
Farbe annehmen. Man kann auch, falls noch Säure in den Schnitten sein 
sollte, diese vor der Färbung durch Einlegen in alkalische Lösungen, z. B. 
gesättigte wässerige Lösung von Lithium carbonicum, entfernen. 

Als Entkalkungsmittel empfehle ich sehr die von Ziegler ein- 
geführte schweflige Säure, welche konzentriert verwandt wird. Das Ent- 
kalkungsvermögen dieser Säure beruht auf der Umwandlung des unlöslichen 
Trikalziumphosphates in leicht lösliches Monokalziumphosphat. Die Gewebe 
quellen relativ wenig; eventuell sich bildende Niederschläge lösen sich leicht 
in Wasser; Färbungen gelingen gut. 

Zu empfehlen ist auch die Trichloressigsäure (nach Partsch) am 
besten in Kombination mit Formol (5°/,ige Trichloressigsäure 90 ems, 
40°/,iges Formol 10 cm?). 

Am meisten verwandt wird wohl die Salpetersäure. Ihre Gemische 
sind, wie Schaffer mit Recht betont, weniger zu empfehlen, als die ein- 
fache wässerige Salpetersäure. Sie darf nicht zu schwach sein, aber auch 
nicht zu stark, da sie sonst mazerieren würde. 5°/,ige gibt die besten 
Resultate. Am empfehlenswertesten ist hierbei das von Thoma angegebene 
Wasserrad, welches die Gewebe stets gleichmäßig mit der Flüssigkeit in 
Berührung bringt und so die Entkalkung beschleunigt. Auch in Celloidin 
eingebettete Objekte lassen sich mit Hilfe der Salpetersäure noch gut 
entkalken. Man kann auch die Salpetersäure direkt mit Formolzusatz zur 
gleichzeitigen Fixation und Entkalkung verwenden. Von ihren Gemischen 
seien das Haugsche Gemisch, die alkoholischen Lösungen nach Mayer 
und Thoma, sowie die Phlorogluzinmethode nur erwähnt. 

Weniger zu empfehlen ist als Entkalkungsmittel die Salzsäure, am 
bekanntesten in Form der Ebnerschen Flüssigkeit und des Haug- 
schen (Gremisches. 

Die Pikrinsäure (gesättigte wässerige Lösung), sowie die Chrom- 
säuregemische (vor allem Müllersche Flüssigkeit) entkalken nur überaus 
langsam, sind also eigentlich nur, wenn wenig Kalk vorhanden ist, anzu- 
wenden (z. B. kindliche Knochen). Bei Anwendung der Pikrinsäure darf 
man nicht wässern, um Mazeration zu vermeiden, sondern muß in Alkohol 
auswaschen. 

Erwähnt sei auch noch die Ameisensäure, welche zur Entkalkung 
manchmal verwandt wird, bei der aber besondere Vorsichtsmaßregeln 
(Schmorl! verwendet sie mit Formolzusatz) zur Verhinderung der sonst 
auftretenden Quellung notwendig sind. 


Mikroskopische Technik. 699 


Unter Umständen ist auch eine Entpigmentierung nötig. Man 
verwendet hierzu starke Oxydationsmittel, wie Chlor u statu nascendi 
(z. B. durch Übergielien von chlorsaurem Kalium mit 2-8 Tropfen Salz- 
säure und Auffangen des Chlors in 70°/,igem an oder Chlorsäure- 
lösung von Merck, oder 3—-10°/,ige Lösung von Wasserstoffsuperoxyd etc. 
Mit diesen Mitteln kann man eventuell auch Osmiumsäure, besonders aus 
Schnitten. ausziehen. Oder man bleicht durch Reduktion besonders mit 
Hilfe konzentrierter Lösung von schwefliger Säure in Alkohol. Oder endlich 
man löst das Pigment in Salzsäure oder Salpetersäure oder Natronlauge. 


Abschnitt III. Gefrierverfahren. 


Die fixierten und gehärteten Stücke können direkt auf dem Gefrier- 
mikrotom geschnitten werden. Da diese Methode überaus schnell und 
einfach ist und die Mikrotome relativ billig sind, ist sie, zumal auch gute 
und gut färbbare Schnitte leicht gelingen, im allgemeinen sehr zu empfehlen. 
Der stark schrumpfende Alkohol wird vermieden, daher erscheinen die 
Schnitte dünner als solche von Einbettungsmaterial von entsprechender 
Dicke: die meisten Strukturen werden gut erhalten. Die Wichtigkeit dieser 
Methode zur Darstellung der Fette und Lipoide ist gerade wegen der 
Vermeidung aller fettlösenden Mittel einleuchtend. Manche Färbungen, wie 
die Bielschowskysche, gelingen meist nur nach dieser Methode gut. Andrer- 
seits ist für alles nicht zusammenhängende oder zu weiche Material, so- 
wie wenn es auf feinste Details ankommt und ganz feine Schnitte be- 
nötigt werden, Einbettung unbedingt vorzuziehen. Dal) unter den Gefrier- 
mikrotomen die mit Kohlensäurebetrieb, besonders das Becker-Sartoriussche 
(Göttingen), besonders empfehlenswert sind, ist schon einleitend bemerkt. 

Eine Beschreibung des Mikrotoms erübrigt sich. Es sei nur erwähnt, 
daß man nach Öffnen der Schraube an der Kohlensäurebombe das am 
Apparat selbst angebrachte Hebelventil nur kurz öffnen darf, da sonst der 
Apparat explodieren könnte. Wenn die flüssige Kohlensäure zu viel Wasser 
enthält, kommt es leicht zum Einfrieren der Ventile und des Rohres und 
somit Versagen des Apparates. Da dies oft, wenn eine Kohlensäurebombe 
frisch angeschraubt wird, der Fall ist, läßt man sie am besten mit abwärts 
gesenktem Halse, also so wie sie in dem eisernen Dreifuß steht, einige 
Zeit stehen, ohne den Verbindungsschlauch zum Apparat anzuschrauben. 
Das Wasser senkt sich. und wenn man nun das untere Ventil der eisernen 
Flasche öffnet, so gelangt das Wasser mit der Kohlensäure direkt nach 
außen. Schraubt man nunmehr den Apparat an, so funktioniert die Ge- 
friervorrichtung. 

Das Wichtigste bei der Gefriermikrotommethode und zugleich das 
Schwierigste ist es, den richtigen Grad des Gefrierens herauszufinden. 
Hier bildet erst Übung den Meister. Zu wenig durchgefrorene Objekte 
werden beim Schneiden in ihrer Struktur zu sehr verändert; überfrorene 
Stücke zeigen noch erheblichere Strukturveränderungen, zudem lassen sich 
dann oft überhaupt keine Schnitte, sondern nur Splitter herstellen. 


42* 


660 G. Herxheimer. 


Ist das Gefrierverfahren auch am frischen Objekt anwendbar, so ist 
es doch weit mehr zu empfehlen, ihm vorfixierte Objekte zu unterwerfen. 
Am allerbesten zur Vorfixierung eignet sich nun gerade hier, wie oben 
angegeben, das Formol; desgleichen auch das Orthsche Gemisch (kurz 
Wässern); doch kann man auch Stücke aus Müllerscher Flüssigkeit, Subli- 
matlösungen ete. nach längerem Wässern auf dem Gefriermikrotom schneiden. 
In Alkohol fixierte Objekte werden am besten erst in Formol übertragen 
und dann geschnitten. 

Man fängt die Schnitte am besten (Abnehmen vom Messer am vor- 
teilhaftesten mit dem Finger) in 70°%,igem Alkohol auf; sie färben sich 
dann besser. 


Abschnitt IV. Einbettung. 


Stücke, welche eingebettet werden sollen, kommen aus dem 
zur Härtung oder Nachhärtung und zur Entwässerung dienenden absoluten 
Alkohol in ein „Intermedium“ (Mayer) und sodann in ein Einbettungs- 
material, welches sie auf den größeren Mikrotomen gut schneidbar macht. 
Als solches steht uns einmal das Zelloidin, sodann das Paraffin zur 
Verfügung. Da beide Substanzen Vorteile und Nachteile haben, da diese 
zudem subjektiv sehr verschieden empfunden werden, und somit die Wahl 
des einen oder anderen und die Bevorzugung desselben meist der größeren 
Gewohnheit an das eine oder andere entspringt, ist es bei weitem am 
ratsamsten, sich genügende Übung in beiden Verfahren anzueignen. Von 
den mancherlei Vorteilen und Nachteilen des Zelloidins wie des Paraffins 
sei hier aus meiner „Technik“ nur folgende Übersicht zitiert: 

Die Paraffineinbettung ist vorteilhaft, wenn sehr dünne Schnitte 
hergestellt werden sollen, besonders zur Erkennung feinster Zellstrukturen, 
ferner wenn man die Schnitte auf den Objektträger aufkleben muß, weil 
es sich um einzelne Teile handelt, welche sich sonst leicht voneinander 
lösen würden und wenn Serienschnitte angelegt werden sollen. 

In den anderen Fällen ziehe ich die Zelloidinmethode als die- 
jenige vor, welche weniger eingreifende Veränderungen im Gewebe setzt, 
und bei welcher die Schnitte nachher leichter behandelt werden können. 
Auch bei ihr ist ein Aufkleben der Schnitte eventuell zur Anfertigung von 
Serienschnitten sehr leicht bewerkstellbar. 

Die meisten Farbmethoden gelingen nach beiden Einbettungsarten: 
manche sind speziell für die eine oder andere angegeben worden. 

Zelloidineinbettung: Das käufliche Zelloidin (Schering) ist ein 
ganz reines Dinitrat der Zellulose, also chemisch mit dem Kollodium iden- 
tisch. Man löst es in der Weise, daß man eine käufliche Tafel in kleine 
Würfel schneidet, in gut schließbarem Gefäße mit weitem Hals mit reinem 
absolutem Alkohol übergießt, gut umrührt und nach 24 Stunden dieselbe 
Menge (wie von absolutem Alkohol) Äther nachgießt und wieder gut um- 
rührt. desgleichen nach 24 Stunden: dann ist das Zelloidin in dieser 
Alkohol-Äthermischung gut gelöst. Man stellt sich am besten drei ver- 


Mikroskopische Technik. 661 


schieden dieke Lösungen, eine etwa 2°/,ige, eine 3°/,ige und eine 6 bis 
10°/,ige her. 

Die Gewebsstücke gelangen aus dem absoluten Alkohol in ein Gemisch 
von absolutem Alkohol und Äther ana als Intermedium auf 24 Stunden, 
sodarn in die dünne, dann in die mitteldicke und dann in die dicke Zel- 
loidinlösung; in jeder bleiben sie mindestens 24 Stunden, noch besser 
mehrere Tage. Man montiert nun die Gewebsstücke mit dem Zelloidin, am 
einfachsten indem man die Stücke mit dem Zelloidin mit Hilfe einer 
Pinzette auf einen kleinen, in der Mikrotomkammer anbringbaren Holz- 
klotz aufsetzt (das Holz muß durch Kochen in 2°/,iger Sodalösung und 
längerer Aufbewahrung in Alkohol-Äther vollständig gerbsäurefrei gemacht 
sein). Man verwendet anstatt der Holzklötze auch vorteilhaft Blöcke aus 
Glas oder aus Vulkanit oder Stabilit. Der Block muß bei Aufbringung 
des Zelloidins mit dem Gewebsstück vollständig trocken sein. Das (Grewebs- 
stück muß allseitig von Zelloidin umgeben auf dem Block angebracht sein. 
Man läßt nun kurz an der Luft trocknen bis ein leichter Fingereindruck, 
nicht Nageleindruck, nicht mehr in das Zelloidin eindringt und wirft nun 
Klotz plus Zelloidingewebsstück zum definitiven Härten in 70—80°/,igen 
Alkohol. Nach Ablauf von 3—24 Stunden kann man schneiden. 

Steht mehr Zeit zur Verfügung, so läßt man besser allmählich 
den Alkohol-Äther verdunsten, wodurch das Zelloidin besser schneidbar 
wird. Man erreicht dies, indem man den Zelloidinblock unter einer Glas- 
elocke aufstellt und ebenfalls unter die Glasglocke neben dem Zelloidinblock 
ein Fläschchen mit Chloroform aufstellt; der Alkohol-Äther entweicht dann 
langsamer, d. h. der Zelloidinblock wird langsamer halbfest und wird nun 
auch in 70-—-80°/,igen Alkohol übertragen. Oder aber man läßt das Zel- 
loidin in ähnlicher Weise mit dem Gewebsstück in einem Glasschälchen 
dureh Verdunsten des Alkohol-Äthers noch allmählicher sich eindicken und 
schneidet nun Zelloidin plus Gewebsstück, wenn ersteres die richtige Kon- 
sistenz hat, zur Übertragung in Alkohol heraus. 

In 70°/,igem Alkohol kann man nach einer dieser Arten angefertigte 
Zelloidinblöcke mit dem Klotz lange Zeit aufheben oder man kann sie 
auch nach Apathy mit einer Decke von Paraffin versehen trocken be- 
wahren. 

Ist große Eile geboten, so muß man die Zelloidineinbettung be- 
schleunigen. Man überträgt dann kleine Stückchen Gewebe zur Härtung in 
96°/,igen, sodann in absoluten Alkohol, bis sie unter häufigerem Wechseln 
wasserfrei sind und dann entweder auf einige Stunden in Alkohol-Äther 
oder auch !/,—1 Stunde bei 37° in Azeton, dann in dünnere und dann 
in dicke Zelloidinlösung, mindestens einige, besser aber doch 24 Stunden. 
Der Block wird dann wie angegeben hergestellt. 

Beim Schneiden von Zelloidinblöcken müssen Messer und Block 
stets mit 70—80°/,igem Alkohol gut angefeuchtet werden, mit Hilfe eines 
Haarpinsels oder einer Spritzflasche. Das Messer muß möglichst langsam 
durch das Präparat hindurch geführt werden. Messer und Mikrotomschlitten 


652 G. Herxheimer. 


bilden also einen sehr spitzen Winkel miteinander. Die Schnitte, welche 
sich in der Regel leicht glätten, werden meist in 70°%/,igem Alkohol auf- 
gefangen. 

Paraffineinbettung: Es handelt sich hier um ein Medium, welches 
in der Wärme flüssig, in der Kälte fest ist. Es mul also ein Ofen zur 
Verfügung stehen; am besten sind die größeren Apparate von Lauten- 
schlager. Als Paraffin verwendet man solches von 45 und 56° Schmelz- 
punkt, durch deren Mischung man sich jede beliebige Härte herstellen 
kann. In der Regel ist Paraffin von 51—54° Schmelzpunkt am geeignetsten, 
im Sommer von 56--58°%. Der Paraffinofen muß 1—2° höher als der 
Schmelzpunkt des Paraffins ist einstehen. Das Gewebsstück Kommt aus 
absolutem Alkohol in Xylol, in welchem es 2—3 Stunden bleibt und so- 
dann als Intermedium in eine Mischung von Paraffin und Xylol, und zwar 
von soviel Paraffin als das Xylol bei 37° löst. Statt des Xylol wird auch 
Chloroform (welches man durch Entweichen bei Erwärmung durch Zusatz 
von Paraffin später am besten allmählich aus dem Gewebsstück entfernt) 
oder Benzol (welches am besten mehrfach zu wechseln ist) oder Zedern- 
holzöl oder auch Schwefelkohlenstoff verwendet. Auf jeden Fall müssen 
die Stücke aus einem Intermedium in das reine flüssige Paraffin im Ofen 
gebracht werden, wo sie 1-2 Stunden bleiben, um dann nochmals 1 bis 
2 Stunden in ein zweites Paraffin und dann eventuell sogar noch in ein 
drittes übertragen zu werden. Am besten verwendet man als erstes Paraffin- 
bad ein solches von 48° Schmelzpunkt, als zweites und eventuell drittes 
ein solches von 51-—-54°. Länger wie 4 Stunden etwa sollen die Stücke 
auf keinen Fall überhaupt in Paraffin bleiben; sie müssen dann durch 
plötzliches Abkühlen zum Erstarren gebracht werden. Man erreicht dies 
dadurch, dab man Paraffin in ein kleines eventuell mit Fett umrandetes 
Glasschälchen oder Papierkästchen oder einen der extra konstruierten 
Rahmen eingießt, in das flüssige Paraffin mit Hilfe einer leicht erwärmten 
Pinzette das Gewebsstückchen, so daß die Ebene, in welcher die Schnitte 
beginnen sollen, nach unten liegt, einordnet, das Schälchen, Kästchen ete. 
durch Aufgießen von flüssigem Paraffin ganz füllt und nun, sobald ein 
feinstes Häutchen Gerinnung des Paraffins an der Oberfläche anzeigt, das 
Ganze sofort und plötzlich in eine Schale mit kaltem Wasser eintaucht. 
Wenn das Paraffin ganz hart ist, befreit man den Block von seiner Um- 
gebung. Man kann ihn dann wie gewünscht beschneiden, aber es muß stets 
ein breiter Paraffinrand um das Gewebsstück stehen bleiben. Einen solchen 
Block kann man direkt in die Mikrotomklammer einklemmen, oder besser 
man klebt ihn mit Hilfe eines Tropfens flüssigen Paraffins auf einen Holz- 
block auf und spannt diesen in die Mikrotomklammer ein. Sehr gut ist 
das überhitzte Paraffin nach Graf Spee, d. h. über freier Flamme im 
Abzug 6—24 Stunden (bis es ganz honiggelb gefärbt wird) gekochtes 
Paraffin, zu verwenden. 

Beim Paraffin stehen uns gut anwendbare Schnellmethoden eben- 
falls zur Verfügung. Man kann z. B. (Henke und Zeller) kleine Stückchen 


Mikroskopische Technik. 663 


1/,—1 Stunde in reines Azeton bringen, dann direkt etwa !/, Stunde in 
Paraffin übertragen und den Block herstellen. Besser verfährt man nach 
Lubarsch, indem man kleine Gewebsstückchen wenigstens !/, Stunde unter zwei- 
maligem Wechseln in 10°/,igem Formol fixiert, dann auf je 10 Minuten 
in 95°/,igen und absoluten Alkohol unter mehrfachem Wechseln überträgt, 
die Stücke 10 Minuten bis ?/, Stunde in reinem Anilinöl durchsichtig macht, 
10-—15 Minuten in mehrfach zu wechselndes Xylol und dann etwa 1 Stunde 
in Paraffin überträgt, die ganzen Prozeduren aber bei 50° vor sich 
gehen läßt. 

Beim Schneiden von Paraffinblöcken verfährt man trocken; 
das Messer soll beim Schneiden im allgemeinen quer zu dem Block ge- 
stellt sein und so durch ihn durchgezogen werden. Paraffinschnitte rollen 
sich sehr leicht. Man kann dies verhüten, indem man mit der linken Hand 
während des Schneidens den Schnitt mittelst eines feinen Pinsels glättet, 
besonders wenn man den Block vor jedem Schnitt durch Anhauchen oder 
sonst leicht erwärmt. Auch existieren eigene Schnittstrecker. Man nimmt 
die Schnitte mittelst eines Pinsels oder einer Nadel oder Pinzette vom 
Messer und überträgt sie seltener in 70°/,igen Alkohol, öfters in warmes 
Wasser, oder direkt auf den Objektträger (s. unten). Sehr empfehlenswert 
sind die nach Minot konstruierten bänderschneidenden Paraffinmikrotome. 


Abschnitt V. Allgemeine Weiterbehandlung der Schnitte. 


Die Schnitte können anstatt als freie Schnitte weiteren Manipulationen 
unterworfen zu werden, zunächst auf Objektträger aufgeklebt werden, 
so dal) sie an diesen festhaften und mit ihnen weiterbehandelt werden. 
Es ist dies bei Gefrierschnitten und Zelloidinschnitten seltener, und nur 
wenn die Schnitte leicht zerfallen und bei ganz bestimmten komplizierten 
Methoden, bei Paraffinschnitten hingegen in der Regel notwendig. Ferner 
ist ein derartiges Aufkleben von Schnitten Voraussetzung, wenn 
Serienschnitte hergestellt werden sollen. Die Verfahren des Aufklebens 
sind bei Gefrierschnitten, Zelloidin- und Paraffinschnitten unter sich etwas 
verschieden. Es sind sehr zahlreiche Methoden angegeben worden, wegen deren 
ich z. B. auf meine „Technik“ verweise, während ich nur einige wenige sehr 
empfehlenswerte Methoden erwähnen kann. 

Gefriermikrotomschnitte werden fast nur, wenn sie sonst zu 
leicht zerfallen, aufgeklebt. Wirkliche Serienschnitte sind hier kaum einfach 
herstellbar. Eine Aufklebemethode ist z. B. von Olt mit Hilfe einer Eiweiß- 
gelatinemischung, welche in Formol erhärtet, angegeben worden. 

Ich persönlich verfahre folgendermaßen. wobei ich die Gefrierschnitte 
gewissermaßen in Zelloidinschnitte umwandle: Man zieht den Schnitt auf 
einen gut gereinigten und fettfrei gemachten Objektträger, trocknet ihn 
durch Anpressen mehrerer Lagen Filtrierpapiers und übergießt sofort mit 
absolutem Alkohol und sodann mit Äther. Bevor noch der Äther voll- 
ständig verdunstet ist, übergießt man mit ganz dünner Zelloidinlösung 
(einige Tropfen Zelloidinlösung mit reichlich absolutem Alkohol—Äther aa. 


664 G. Herxheimer. 


verdünnt). Durch Senkrechtstellung des Objektträgers läßt man das dünne 
Zelloidin in dünner Schicht über Schnitte und Objektträger sich aus- 
breiten, sowie den Überfluß ablaufen. Dann bringt man Objektträger plus 
Schnitt in 70°/,igen Alkohol zum Härten des Zelloidins und nach etwa 
Y/, Stunde in Wasser, um ihn jetzt weiter zu verwenden. Man kann auch 
vor Aufbringen des Schnittes den Objektträger mit einer Spur Eiweib- 
elvcerin (s. unten) beziehen. 

Für die Weigertsche Fibrinfärbung u. dgl. genügt es, den Gefrier- 
schnitt einfach mittelst Filtrierpapiers an den Objektträger anzupressen. 
Er hält dann meist ganz gut. 

Zelloidinschnitte werden zumeist mittelst des Weigertschen Ver- 
fahrens aufgeklebt und so auch Serien hergestellt. Man ordnet hierbei eine 
Reihe von Schnitten in eine gerade Linie auf dem Messerrücken und zieht 
sie mittelst eines feuchten (70°/,iger Alkohol) Filtrierpapierstreifens wie 
Abziehbilder ab; die Streifen mit ihren Schnitten werden feucht gehalten, 
bis genügend für eine größere Glasplatte, welche man hier besser als die 
kleinen Objektträger verwendet, zur Verfügung stehen. Inzwischen hat 
man sich eine Platte mit ganz dünnem Zelloidin (s. oben) übergossen und 
das Zelloidin auf der Glasplatte in ganz dünner Schicht eintrocknen 
lassen. Hierauf werden nun der richtigen Reihenfolge entsprechend die 
feuchten Filtrierpapierstreifen mit den Schnitten angepreßt, und durch 
Abziehen der Streifen haften die Schnitte an der Zelloidinschicht der 
Platte. Die Platte mit den Schnitten wird mit Filtrierpapier getrocknet 
und sofort eine zweite ganz dünne Schicht Zelloidin darüber gegossen. 
Nun wird die Glasplatte mit den in zwei Zelloidinschichten eingelagerten 
Schnitten zum Härten des Zelloidins in s0°/,igen Alkohol übertragen. 
Jetzt kann man die Glasplatte mit den Schnitten weiter behandeln, oder 
aber das Zelloidinhäutchen mit den Schnitten durch Einlegen in Wasser 
von der Platte lösen und allein weiter behandeln. 

Die Methode hat den Vorteil großer Sicherheit, den Nachteil einer 
gar dieken (doppelten) Zelloidinschicht. Eine Reihe von Methoden, wie von 
Dimmer, Obregia u. a., versuchen dies zu vermeiden, ähnlich auch solche 
von Rubaschkin, Maier, Olt ete. 

Ich gebrauche folgende Methode: 

Man überzieht eine Glasplatte mit einer ganz dünnen Lage von Ei- 
weibglyzerin (s. unten), ganz so wie bei dem Paraffinverfahren angegeben, 
und läßt dieses eventuell durch Durchziehen durch den Bunsenbrenner 
koagulieren. Die Schnitte werden auf dem Messer geordnet, in der von 
Weigert erdachten Art mittelst Streifen von Klosettpapier, oder besser 
diekerem Filtrierpapier, ganz wie oben beschrieben, abgezogen und auf 
den mit dem Eiweißglyzerin beschickten Objektträger übertragen. Mit 
mehrfachen Lagen Filtrierpapier trocknet man nunmehr die Platte und 
übergießt sie sofort mit absolutem Alkohol und, bevor dieser verdunstet 
(man kann aber den Überschuß von Alkohol fast ganz abgießen), mit Äther. 
Man braucht nicht zu warten oder soll gar nicht warten, bis dieser verdunstet 


Mikroskopische Technik. 665 


ist, sondern nach einigen Sekunden läßt man durch Schräghalten der 
Platte den überschüssigen Äther abfließen, ohne aber durch vollständiges 
Abfließen des Äthers die Schnitte trocken zu legen. Jetzt wird die Platte 
auf etwa Y/,—!/, Stunde in 70°/,igen Alkohol eingelegt und man kann 
nunmehr die Platte mit den aufgeklebten Schnitten weiter behandeln. 

Bei diesem Verfahren wird das an den Schnitten selbst befindliche 
Zelloidin in dem Alkohol-Äther gelöst und über die ganze Glasplatte ver- 
teilt; durch Verdunsten des Alkohols und Äthers ist somit die ganze Glas- 
platte von einer dünnen Zelloidinschicht bedeckt, welche im 70°/,igen Alkohol 
hart wird und mit den Schnitten infolge des Klebemittels der Glasplatte 
fest anhaftet. Es ist klar, daß bei diesem Verfahren die Schnitte in einem 
ganz dünnen Zelloidinhäutchen festliegen. Es ist nur während der Mani- 
pulationen darauf zu achten, daß der absolute Alkohol und der Äther nie ganz 
verdunsten, se dal die Schnitte nie ganz trocken liegen und ferner, dab 
die Schnitte beim Übergießen des Äthers, in dem das Zelloidin sich löst, 
nicht wegschwimmen; man verhütet dies, indem man die Platte wag- 
recht legt. 

Für Serienschnitte von en bloc gefärbten Zelloidinblöcken dient 
die Methode von Langhans, am besten mit einer kleinen Modifikation von 
Schmorl. Man befeuchtet hierbei während des Schneidens das Messer mit 
3 Teilen Origanumöl plus 1 Teil absolutem Alkohol und ordnet die Schnitte 
auf einem Objektträger, den man mit einer dünnen Lage von Origanum- 
öl beschickt hat. Man trocknet mit Filtrierpapier und schließt in Kanada- 
balsam ein. 

Paraffinschnitte müssen nicht nur bei Serien, sondern in der 
Regel aufgeklebt werden. Hier stehen mehrere Methoden zur Verfügung. 
Einmal mittelst Kapillarattraktion, indem man den Schnitt in warmes 
Wasser bringt und aus diesem auf den Objektträger aufzieht und ihn zur 
Verdunstung des Wassers auf etwa 12 Stunden in den Brütofen bei 37° 
einlegt, oder auch, wenn große Eile geboten ist, über der Flamme trocknet. 
Des weiteren steht eine Methode zur Verfügung, wobei zum Haften der 
Schnitte eine ganz dünne Bestreichung des Objektträgers bezw. der Glas- 
platte mit sogenanntem Eiweißglyzerin verwandt wird. Diesen stellt 
man sich so her, daß man das Weiße eines Eies schlägt, filtriert. dieselbe 
Menge Glyzerin und ein Kristall Karbolsäure oder Thymol zufügt. Hier 
wird der mit Glyzerinleim bestrichene Objektträger, auf den der Schnitt 
aufgezogen wird, 12 Stunden in den Brütofen bei 37° eingelegt. Am 
meisten dürfte sich eine Kombination der beiden Methoden empfehlen. 
Auch hier wird der Objektträger in ganz dünner Schicht mit dem Eiweiß- 
elyzerin überzogen, man läßt dann das Eiweil) über der Flamme koagulieren 
und bringt die Schnitte aus warmem Wasser (45°) mit etwas von diesem 
auf den Objektträger. Der Überschuß an Wasser wird von dem Objekt- 
träger entfernt und dieser mit den Schnitten auf 12 Stunden in den Brüt- 
schrank bei 37° eingebracht. Die Schnitte glätten sich dann meist sehr 
gut und haften fest (sogenannte japanische Methode). 


666 G. Herxbeimer. 


Während diese Methoden schon für das Aufkleben einfacher Paraffin- 
schnitte in der Regel verwendet werden, genügen sie aber auch vollständig, 
wenn man zahlreiche Schnitte in der gleichen Weise auf dem Objektträger 
oder größeren Glasplatte in der richtigen Reihenfolge ordnet, zur Her- 
stellung von Serien. Hier ist die zuletzt erwähnte Kombinationsmethode 
die empfehlenswerteste. Doch gibt es hier noch ganz andere Methoden, 
wie diejenige von Straßer mittelst Zelloidin-Äther-Rizinusöl oder diejenige 
von Schmorl, welcher ebenfalls die Paraffinschnitte gewissermaßen in 
Zelloidinschnitte verwandelt. 

Unaufgeklebte Schnitte wie aufgeklebte Schnitte wie Serienschnitte 
werden nun Färbungen unterzogen, welche je nach der einzelnen Methode 
verschieden sind. Sie müssen aber sodann noch weiter behandelt werden 
nach der Färbung, da sie zum Schluß noch entwässert, sodann in einem 
Intermedium, als welches gewöhnlich Xylol oder ätherische Öle dienen, 
aufgehellt werden müssen und dann erst dauernd in Kanadabalsam ein- 
geschlossen werden können. Diese allen Farbmethoden gemeinsamen Nach- 
prozeduren sollen hier noch ganz kurz geschildert werden. Sie gestalten 
sich für Zelloidin-,. Paraffin- und Gefrierschnitte etwas verschieden. 

Am einfachsten ist es bei Gefriermikrotomschnitten, welche 
nach der Färbung in absolutem Alkohol entwässert, in reinem Xylol auf- 
gehellt. auf den Objektträger aufgezogen. mit Filtrierpapier zur 
Glättung des Schnittes angetrocknet und durch Aufbringen eines Tropfens 
Kanadabalsam und Auflegen eines Deckgläschens eingeschlossen werden. 

Der Kanadabalsamtropfen darf nicht zu groß und nicht zu klein 
sein. auch muß der Balsam die richtige Konsistenz haben. Er ist in der 
Regel in Xylol gelöst, für manche Färbungen ist reiner Kanadabalsam, in 
der Wärme flüssig gemacht, vorzuziehen. Ebenso neutraler Kanadabalsam 
im Gegensatz zu dem gewöhnlichen, welcher durch Oxydation leicht sauer 
reagiert. Statt des Kanadabalsams ist manchmal, so bei der Weigertschen 
Gliamethode, Kolophonium zur besseren Haltbarkeit der Färbung besser 
anzuwenden. 

Zelloidinschnitte machen insofern eine Vorsicht notwendig, als 
absoluter Alkohol nicht zur vollständigen Entwässerung benutzt werden 
kann, da er das Zelloidin lösen und somit die Schnitte verfallen lassen 
würde. Xylol kann aber nur nach vollständiger Entwässerung in absolutem 
Alkohol angewandt werden. Infolgedessen verwendet man nur 96°/,igen 
Alkohol, sodann ätherische Öle, wie Bergamotte-, Zedern-, Origanumöl, 
oder besser folgendes Verfahren, welches überaus einfach ist und sich auch 
für Gefriermikrotomschnitte empfiehlt, so daß man dann Gefrierschnitte 
und Zelloidinschnitte ganz gleich behandeln kann. (Mittelst Zelloidin auf- 
geklebte Gefrierschnitte muß man ja so wie so wie Zelloidinschnitte unter 
Vermeidung von absolutem Alkohol behandeln.) Bei diesem von Weigert 
angegebenen Verfahren benötigt man Karbolxylol, welches aus 3 Teilen 
Xylol und 1 Teil geschmolzener kristallisierter Karbolsäure besteht. Dieses 
entwässert infolge der hygroskopischen Wirkung der Karbolsäure die 


Mikroskopische Technik. 667 


Schnitte vollständig, so daß auch aus 96°/,igem Alkohol in dieses Karbol- 
xylol (nicht in reines Xylol) übertragen werden kann. Sie werden hier also 
ihres letzten Wassers beraubt und gleichzeitig aufgehellt. Man verfährt 
dann folgendermaßen: Die Schnitte werden (nach der Färbung) in 96°/,igem 
Alkohol größtenteils entwässert, dann in Karbolxylol übertragen, wo sie 
entwässert und auigehellt werden. Aus diesem zieht man sie auf den Ob- 
jektträger auf, tropft einige Tropfen reines Xylol darauf, welches jetzt 
keine Trübung hervorrufen darf, trocknet mittelst Filtrierpapier und schließt 
in Kanadabalsam ein. 

Dies Karbolxylol muß aber bei Anilinfarben vermieden werden, da 
solche sich in der Karbolsäure lösen und somit die Färbung verloren ginge. 
Man kann hier folgendermaßen mehr mechanisch vorgehen: Man zieht 
den Schnitt aus 96°/,igem Alkohol auf den Objektträger auf und giebt 
einige Tropfen Xylol darüber; es bildet sich dann eine weißliche Trübung. Man 
trocknet nun mit Filtrierpapier, bringt wieder Xylol darauf und setzt dies 
solange fort, bis mechanisch der Schnitt getrocknet ist und das Xylol 
keine Trübung hervorruft. Nun schließt man in Kanadabalsam ein. Der 
Schnitt soll bei diesen Prozeduren niemals trocken liegen. 

Für die Weigertsche Fibrinmethode genügt auch bei Zelloidinschnitten, wie oben 
bei den Gefrierschnitten angegeben, ein Anpressen des Schnittes an den Objektträger 
mittelst Filtrierpapiers. 

Muß aus irgend einem Grunde das Zelloidin aus den Schnitten entfernt werden, 
so bewirkt man dies mittelst Alkohol absolutus, Äther aa., am besten auf dem Objekt- 
träger. 

Paraffinschnitte werden, wenn sie frei (unaufgeklebt) behandelt 
werden, nach der Färbung in absoluten Alkohol übertragen, dann am 
besten auf den Objektträger aufgezogen und nunmehr durch Xylol, welches 
ja das Paraffin löst, aufgehellt, mit Filtrierpapier getrocknet und in Kanada- 
balsam eingeschlossen. Schnitte mit Paraffin müssen lange in den Farb- 
lösungen liegen bleiben, da sie Farben nur schwer aufnehmen. 

Muß aus irgend einem Grunde Alkohol vollständig vermieden werden, so kann 
man nach Schmorl Schnitte auf den Objektträger aus Wasser aufziehen, im Brütofen 
trocknen und nun Xylol aufgießen, mit Filtrierpapier trocknen und dies wie oben an- 
gegeben fortsetzen bis der Schnitt ganz aufgehellt ist und ihn dann in Kanadabalsam 
einschließen. 

Dicke Paraffinschnitte kann man auch zuerst in Xylol ihres Paraffins 
berauben und dann, den Schnitt allein weiter färben und behandeln, doch 
zerfällt der Schnitt dann leicht und es ist dies daher nicht empfehlenswert. 

In der Regel aber werden Paraffinschnitte und ganz besonders 
Serienschnitte mit einer der oben angegebenen Methoden auf den Objekt- 
träger aufgeklebt und mit diesem gefärbt und weiter behandelt. Wenn die 
Aufklebeprozedur zu Ende ist, legt man den Objektträger plus Schnitt 
10 Minuten zur Lösung des Paraffins in Xylol, sodann 10 Minuten zur 
Entfernung des Xylols in absoluten Alkohol und dann einige Minuten in 
etwa 80°/,igen Alkohol. Objektträger plus Schnitt wird dann gefärbt etc. 
Hier kann man ja nun zum Schluß absoluten Alkohol zur Entwässerung, 


668 G. Herxheimer. 


Xylol zur Aufhellung nehmen und dann in Kanadabalsam einschließen, 
ohne dal) hier besondere Vorsichtsmaßregeln nötig wären. 

Bei manchen Färbungen, einerlei ob an Gefrierschnitten, Zelloidin- 
oder Paraffinschnitten vorgenommen, muß absoluter Alkohol zur Ent- 
wässerung vollständig vermieden werden, so z.B. wenn es sich um 
Färbungen von Fetten oder Lipoiden, Färbungen auf Amyloid ete. handelt. 
Hier kann also auch Xylol zur Aufhellung nicht verwandt, also auch nicht in 
Kanadabalsam eingeschlossen werden. In diesen Fällen zieht man aus 
Glyzerin auf und schließt in dieses ein, umrandet aber, um gegen Ver- 
dunstung zu schützen, mit Wachs, Paraffin oder Lack. Oder besser man 
bettet in Glyzerin-Gelatine ein. Diese enthält z. B. 1 Teil Gelatine, 3 Teile 
Wasser, 4 Teile Glyzerin. Es wird gekocht und heiß filtriert. Diese 
(Grelatinemasse, in der Kälte fest, wird in einem Reagenzröhrchen durch 
Erwärmen etwas geschmolzen und ein Tropfen wird auf den mit dem 
Sehnitt versehenen Objektträger aufgebracht und das Deckgläschen darüber 
eebreitet. Nach dem Erkalten ist die Gelatine fest und das Deckgläschen 
hält fest. Man kann den Schnitt auf den Objektträger bei diesem Ver- 
fahren aus Wasser aufziehen, jede Entwässerung ist unnötig, doch sind 
derartige Schnitte allerdings nicht so aufgehellt wie in Kanadabalsam 
eingeschlossene. 


Abschnitt VI. Farbmethoden. 


Während die bisherigen Prozeduren, welche den meisten Methoden 
gemeinsam sind, etwas genauer besprochen wurden, kann hier von den 
eanz unzähligen Farbmethoden, deren allermeiste nur selten zur An- 
wendung kommen, nur eine ganz kleine Auswahl gegeben werden. Es 
kann sich hier nur um die allergebräuchlichsten und empfehlenswertesten 
Methoden handeln. Für eine größere Zahl derselben verweise ich auf 
meine „Technik“. 

Ich werde kurz das Allerwichtigste aus folgenden Rubriken zu- 
sammenstellen. 

A. Farbmethoden für allgemeine Zellbestandteile. 

B. Für Interzellularsubstanzen. 

C. Für besondere, unter normalen und pathologischen Bedingungen 
vorhandene Stoffe. 

D. Für einzelne Organe bezw. Organsysteme. 

E. Für Parasiten. 


A. Farbmethoden für allgemeine Zellbestandteile. 


An die Spitze darf hier die epochemachende Feststellung Ehrlichs 
gestellt werden, dal) fast alle basischen Anilinfarben Kerne, saure Farben 
hingegen das Protoplasma (und die Interzellularsubstanzen) färben. Während 
für das Protoplasma nun in der Tat fast nur saure Anilinfarben, vor allem 
Pikrinsäure, Säurefuchsin, Orange (+ verwendet werden, stehen bei der 


Mikroskopische Technik. 669 


Kernfärbung die basischen Anilinfarben in. zweiter Linie, in erster hin- 
gegen die beiden natürlichen Farbstoffe Hämatoxylin und Karmin. 


I. Kernfärbungen. 


Die basischen Anilinfarben, welche hier am meisten gebraucht 
werden, sind Methylenblau, Fuchsin, Safranin, Methylviolett, 
Methylgrün, Kresylviolett ete. Doch werden sie zumeist nur wenn 
gleichzeitig Bakterien gefärbt werden sollen (das Methylgrün färbt als 
einziger basischer Farbstoff zwar Kerne, aber nicht Bakterien) oder für be- 
stimmte Methoden angewandt; sonst sind, wie gesagt, schon ihrer besseren 
Haltbarkeit und leichteren Kombination mit guten Protoplasmafarben 
wegen, das Hämatoxylin und das Karmin vorzuziehen und unter diesen 
beiden wieder steht das Hämatoxylin, welches in Kombination mit der 
sogenannten van Gieson-Methode für alle Kern-Plasmafärbungen nicht 
warm genug empfohlen werden kann, vor. Das Karmin wird hauptsächlich, 
wenn es sich um eine Kontrastfärbung bei Blaufärbung von Bakterien, 
elastischen Fasern, Fibrin ete. handelt, oder auch als Kontrastfarbe beim 
Vorhandensein von braunem Pigment, welches so am besten in die Er- 
scheinung tritt, angewandt. 


a) Hämatoxylin. 


Das Hämatoxylin selbst ist kein Farbstoff, sondern eine Leukobase. 
Erst seine Oxydationsstufe, das Hämatein, oder auch noch höhere Oxv- 
dationsstufen sind Farbstoffe Man muß daher Hämatoxylinlösungen erst 
oxydieren, d.h. „reifen“ lassen, oder man kann dies mit Hilfe von Oxy- 
dationsmitteln sofort bewirken; ersteres ist üblicher. Des weiteren sind 
Hämatoxylinlösungen adjektive Farben, d. h. es muß eine Beize einwirken, 
entweder vorher oder gleichzeitig mit der Farblösung. Als Beizen kommen 
Alaun und Metalle, vor allem Kupfer und Eisen in Betracht. Fast alle 
Hämatoxylinlösungen müssen nach der Reifung filtriert werden. Die 
Färbung gelingt fast nach jeder Härtung, außer nach Osmiumsäure: hier 
ist eventuell das Bendasche Eisenhämatoxylin noch gut verwendbar. Außer 
Kernen färbt sich, aber gering, auch das Protoplasma mit: will man reine 
Kernfärbungen haben, so kann man progressiv oder besser regressiv 
verfahren, d.h. man’ überfärbt und differenziert in 1—2°/,iger Lösung von 
Salzsäure in 70°/,igem Alkohol oder auch in 1°/,iger Alaunlösung, bis nur 
noch die Kerne gefärbt sind. Außer Kernen färben sich Kalk, Schleim 
und Eisen mit, Dinge, welche man morphologisch nicht mit den Kernen 
verwechseln kann. 

Während bei den früher üblichen Hämatoxylinlösungen mit Alaun- 
zusatz eine kräftige blaue Farbe nur nach langem Wässern eintritt (man 
kann dies durch Zufügen von dünnem Ammoniak oder sonst eines Alkali 
beschleunigen, doch leidet darunter leicht die Protoplasmanachfärbung), 
ist bei Anwendung des Weigertschen Eisenhämatoxylins sofort eine intensive 


570 G. Herxheimer. 


Färbung der Kerne gegeben. Ich möchte dies daher vor allen anderen 
Hämatoxylinlösungen empfehlen. — Das Weigertsche Eisenhäma- 
toxvlin wird folgendermaßen hergestellt: 


Lösung I: Hämatoxylin . . .- 19, 
96°/ iger Alkohol . 100 cm®. 
Lösung II: Liquor ferri sesquichlorati 
(spez. Gew. 1'124). . &cm!, 
Aauasdest.n an ken AUDEER 
konzentrierte Salzsäure . 1 ,„ 


Beide Lösungen aa. mischen. 

Die Stammlösungen halten sich gut, das Gemisch färbt am besten 
vom 2. bis etwa 14. Tag. 

Man färbt hierin einige Minuten (wenig oxydierte frische Lösungen 
färben langsamer als alte), differenziert trotz des Zusatzes der Salzsäure 
am besten doch noch kurz in Salzsäurealkohol (s. oben) und überträgt in 
Wasser. 

Ähnlich färben auch Eisenhämatoxylinlösungen von Hansen (mittelst 
Ferri-Ammoniumsulfat hergestellt) und -von Benda. Das Heidenhainsche 
Eisenhämatoxylin ist in Verbindung mit Sublimathärtung für viele Strukturen 
und Zelldetails vorzüglich. 

Unter den Alaunhämatoxylinlösungen ist das beste wohl das 
Ehrlichsche saure Hämatoxylin, welches 29 Hämatoxylin, 10cm® Eis- 
essig, Alaun im Überschuß und je 100cm® absoluten Alkohol, Glyzerin 
und Wasser enthält. Früher viel verwandt wurde noch vor allem das 
älteste Hämatoxylin (1865) nach Böhmer (19 Hämatoxylin in 10cm: ab- 
solutem Alkohol gelöst und 209 Alaun in 200cm® Wasser gelöst, mit- 
einander gemischt) und das Delafieldsche Alaunhämatoxylin, welches 
Ammoniak, Alaun, Hämatoxylin, absoluten Alkohol, 96°/,igen Alkohol und 
Glyzerin enthält. 

. Man kann auch anstatt Hämatoxylin oxydieren zu lassen, dem oben 
(resagten nach Hämateinlösungen herstellen und sofort benutzen. 
Mayer löst 1y Hämatein in einem Liter destilliertem Wasser und setzt 
0'2g Natriumjodat und 509 Alaun zu. 


b) Karmin. 


Das Alaunkarmin nach @Grenacher schon aus dem Jahre 1879, 
bei dessen Herstellung etwa 19 Karmin in 100 cm® 1—5°/,iger wässeriger 
Alaunlösung gelöst wird, das Karmalaun nach Mayer und alkoholische 
Gemische, wie das Grenachersche Boraxkarmin oder das Salzsäure- 
karmin nach Mayer sollen nur erwähnt werden. Empfohlen sei das 

Lithionkarmin (Orth). Es werden 25—5g Karmin in wässeriger 
kaltgesättigter Lösung von Lithion carbonicum 100cm® unter Aufkochen 
gelöst und filtriert. Man färbt hierin 2—5 Minuten, differenziert, ohne erst 
in Wasser abzuspülen, ’/,—1 Stunde in Salzsäurealkohol und überträgt in 


Mikroskopische Technik. 671 


Wasser. Am schönsten wird die Farbe, wenn man etwa 10 Minuten in 
Karmin färbt und 12-—24 Stunden mit Salzsäurealkohol differenziert. Für 
Kernvorfärbungen bei der Darstellung der elastischen Fasern nach Weigert, 
bei der Fibrinmethode nach Weigert, der Gramschen Bakterienfärbung ete. 
ist das Lithionkarmin in dieser Anwendung außerordentlich zu empfehlen. 


II. Protoplasmafärbungen. 


Solche werden fast nie allein vorgenommen, höchstens noch mittelst 
des Honnegerschen Ammoniak-Karmins; fast ausnahmslos handelt es 
sich um Protoplasmanachfärbung nach Kernfärbungen. Solche Kombination 
aber ist als Übersichtsbild stets vorzunehmen, nicht etwa nur eine isolierte 
Kernfärbung. Simultan werden Kern- und Protoplasmafärbungen fast nur 
mittelst Pikro-Karminen, wie solche von Ranvier, Weigert, Thoma etc. 
angegeben wurden, aber heute auch nur noch selten, vorgenommen. Aber 
auch hier ist es empfehlenswerter, nach der Kernfärbung mittelst Lithion- 
karmin eine Protoplasmafärbung sukzedan mit Pikrinsäure anzustellen. 
Man setzt hierbei am besten einige Tropfen gesättigte Lösung der Pikrin- 
säure in absolutem Alkohol dem zur Entwässerung dienenden absoluten 
Alkohol zu, spült die Kerne dann nochmals in reinem absoluten Alkohol 
ab. überträgt in Xylol etc. 

Nach der am meisten üblichen Kernfärbung mittelst Hämatoxylin 
kann man mit Orange G. nachfärben, oder besser mit Eosin. Man über- 
trägt dann die Schnitte in 1°/, eosinhaltigen 96°/,igen Alkohol, dann in 
absoluten Alkohol, Xylol ete. Während diese in den meisten Instituten 
noch üblichste Nachfärbungsart überall da, wo es auf Blut, bezw. Blut- 
bestandteile in allererster Linie ankommt, für welche ja Eosin fast ein 
Spezifikum darstellt, sehr zu empfehlen ist, stelle ich persönlich die 
Hämatoxylin-Eosinfärbung der gleich zu besprechenden van Gieson-Färbung 
überaus nach. Das Eosin deckt sehr leicht alles mit Rot zu, und wenn 
auch feinere Abtönungen mit dünnen Lösungen zu erreichen sind, so fällt 
dies doch dem weniger Geübten fast stets weit schwerer als die komplizierter 
erscheinende van Gieson-Lösung. Letztere hat zudem den Vorteil, die ver- 
schiedensten Substanzen in greifbar differenzierten Farben darzustellen 
und so Differenzierungen zu erlauben, wie kaum eine andere Methode. 
Ich empfehle als allgemeine Übersichtsmethode die auch in der 
Anwendung überaus einfache und sichere Kombination des 
Weigertschen Eisenhämatoxylins mit van Gieson-Nachfärbung 
als die ohne jeden Vergleich beste, welche wir heute besitzen. 

Die van Gieson-Lösung enthält: 19 Säurefuchsin gelöst in 1000 em? 
gesättigter wässeriger Pikrinsäurelösung. Die mit Hämatoxylin vorgefärbten 
Schnitte werden aus Wasser in diese Lösung auf 10-30 Sekunden ein- 
gebracht, dann durch Wasser gerade durchgezogen und in den 96°/,igen 
bezw. absoluten Alkohol eingelegt, nach wenigen Minuten in Xylol über- 
tragen etc. Die Kerne erscheinen dann dunkelbraun (bei Eisenhämatoxylin- 
anwendung besser als bei anderen Hämatoxylinen),. das Bindegewebe ist 


672 (G4. Herxheimer. 


leuchtend rot gefärbt, Muskelfasern, quergestreifte wie glatte, intensiv gelb, 
deseleichen Fibrin und rote Blutkörperchen sowie Neuroglia (nur bei An- 
wendung von Eisenhämatoxylin), das Protoplasma gelb bis braun, hyaline 
Substanzen wechselnd teils gelb. teils orange oder rot; Kolloid z. B. orange, 
Amyloid gelb. 

Eine Modifikation der van Gieson-Lösung stammt von Hansen. 


III. Färbungen feinerer Kernstrukturen, vor allem Mitosen. 


Hier steht als sicherste Methode an erster Stelle: Härtung in 
Flemmingschem Gemisch und Nachfärbung in Safranin. Man färbt die 
Schnitte in 1°/,iger wässeriger Safraninlösung 12—24 Stunden, spült kurz 
in Wasser ab, differenziert kurz in absolutem Alkohol mit einigen Tropfen 
Salzsäure und überträgt in absoluten Alkohol bis nur noch die Mitosen, 
nieht mehr die ruhenden Kerne dunkelrot gefärbt sind, hellt in Xylol 
auf etc. 

Noch stärker färbt ein von Babes angegebenes Anilinwasser-Safranin. 
Man kann auch statt mit Safranin mit Karbolfuchsin oder Methylviolett 
nachfärben oder ein Eisenhämatoxylin nach Benda oder Mayer verwenden. 

Nächst der Kombination von Härtung in Flemmingschem Gemisch 
und Nachfärben mit Safranin etc. ist zur Darstellung von Mitosen eine 
Fixierung in Suplimatlösungen bezw. Zenkerscher Flüssigkeit und Nach- 
färbung entweder mittelst des Ehrlich-Biondi-Heidenhainschen 
Farbengemisches oder mit dem Heidenhainschen Eisenhämatoxylin, vor 
allem letzteres, zu empfehlen. Das Ehrlich-Biondi-Heidenhainsche Farben- 
gemisch enthält Orange G,. Methylgrün und Säurefuchsin in gesättigter 
wässeriger Lösung: am besten kauft man die Mischung in Pulverform von 

Grübler und löst 1—2g in 100cm> destilliertem Wasser. Man färbt hierin 
24 Stunden, wäscht in 90°/,igem Alkohol einige Minuten aus, entwässert 
kurz im absoluten Alkohol, überträgt in Xylol ete. Ruhende Kerne sind 
dann bläulich. Mitosen dunkelgrün, Protoplasma und Bindegewebe fuchsin- 
rot. rote Blutkörperchen orange, Schleim grün, Fibrin rot dargestellt. 

Sehr empfehlenswert ist Sublimathärtung und Färben mit Heiden- 
hainschem Eisenhämatoxylin nicht nur für Mitosen, sondern überhaupt für 
feine Zellstrukturen. Hierbei bringt man die Schnitte in 11/,—4°/,ige 
Lösung von (violettem) Eisenalaunsulfat oder Eisenammoniumsulfat für 
etwa 3 Stunden, wäscht gründlich in Wasser aus und färbt in gereifter 
1/,0/,iger wässeriger Hämatoxylinlösung 24 Stunden. Nach gründlichem 
Auswässern wird in der bereits verwandten Eisenlösung differenziert, bis 
die Kernstrukturen sich bei mikroskopischer Kontrolle scharf abheben. 
Es wird gründlich, etwa 15 Minuten lang, gewässert, in absolutem Alkohol 
entwässert ete. Dieselbe Hämatoxylinlösung ist öfters zu verwenden, wird 
hierbei sogar noch besser. 

Die Kernkörperchen färben sich im Gegensatz zum Kern mit 
sauren Farbstoffen und treten besonders bei starken Differenzierungen 
deutlich hervor. Bei der oben angegebenen Safraninfärbung sind sie meist 


Mikroskopisehe Technik. 6753 


isoliert gefärbt: bei den Modifikationen der Romanoırsky-Färbung treten 
sie rot in den blau gefärbten Kernen hervor. 


IV. Färbungen der Altmannschen Granula etc. 


“ Zur Färbung der Altmannschen Granula dient vor allem einmal 
die Methode von Altmann, sodann ihre Modifikation von Schridde. 
Altmann fixiert sehr kleine Stückchen in einem Gemisch zu gleichen 
Teilen von: 
2:5%/,ige Lösung von Kalium bichromieum und 
2°/,ige Lösung von Überosmiumsäure 


24 Stunden. Es wird sodann in Wasser längere Zeit gewaschen, in Alkohol 
nachgehärtet und in Paraffin eingebettet. 
Die aufgeklebten entparaffinierten Schnitte kommen aus dünnem 

Alkohol in: 

Säurefuchsin . . . 20g, 

Anilinwasser . . . 100cm®. 
(Um Anilinwasser herzustellen setzt man einen Überschuß von Anilinöl zu 
Wasser, schüttelt gut durch, läßt stehen und filtriert.) Hierin wird unter 
Erwärmen gefärbt bis Dämpfe aufsteigen. Nach dem Erkalten wird 
differenziert in: 


Gesättigte alkoholische Pikrinsäurelösung . . 1 Teil, 
20°/,iger Alkohol 7 Teile. 


Die Pikrinsäurelösung wird erneuert und unter vorsichtigem Erwärmen 
bis zu 42°, am besten im Brütschrank, etwa 1 Minute differenziert, bis 
die Schnitte einen hellgelblich-roten Ton haben. Es wird sodann in absolutem 
Alkohol entwässert, in Xylol aufgehellt ete. Die Altmannschen Granula 
sind dann rot, wenn sie fetthaltig sind schwarz (Osmiumsäure) gefärbt. 

Schridde verfährt folgendermaßen: Er fixiert lebenswarme Objekte 
in der ÖOrthschen Flüssigkeit 24 Stunden lang (man kann auch in Formol 
fixieren, muß dann aber die Schnitte später mit 5°/,iger Kalium bichromicum- 
Lösung beizen). Nach 24stündigem Wässern in oft zu wechselndem 
destillierten Wasser werden die Stücke 24 Stunden lang in 1°/,ige Osmium- 
säure im Dunkeln eingelegt, dann 12 Stunden in fließendem Wasser ge- 
waschen, in von 50°/,igem bis absolutem steigenden Alkohol im Dunkeln 
nachgehärtet und mittels Chloroform als Intermedium in hartem Paraffin 
(58° Schmelzpunkt) eingebettet. Sehr dünne Schnitte werden aufgeklebt. 
entparaffiniert und langsam durch immer schwächer werdenden Alkohol 
bis in destilliertes Wasser übertragen. Dann werden sie wie von Altmann 
angegeben gefärbt und differenziert, indem man am besten die Lösungen 
auf den Objektträger aufbringt. 

Die verschiedensten Zellgranula sind dann in unter sich vollkommen 
verschiedenen Tönungen dargestellt, so die neutrophilen Granula bläulich- 
rot, eosinophilen Granula schwarzrot, Plasmazellen ziegelrot. Mastzellen- 

Abderhaldean, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 43 


674 G. Herxheimer. 


eranula schwarzgrau, vor allem enthalten die Lymphozyten bräunlichrot 
gefärbte Körnchen. 

Wichtig ist auch die sogenannte Oxydasereaktion nach Winkler- 
Walther Schulze. Man braucht hierbei folgende zwei Lösungen : 

1.19 z-naphthol wird in 100 cm® destilliertem Wasser zum Sieden 
erhitzt. Das z-naphthol schmilzt und schwimmt in dem Wasser; man gießt 
dann reine Kalilauge zu, bis alles Naphthol gelöst ist, meist etwa 1 em®. 

2. 1°/, wässerige Lösung von Dimethyl-p-Phenylendiamin (Merck); 
bei Zimmertemperatur herstellen und filtrieren. 

Die Schnitte werden für einige Minuten erst in Lösung 1, dann in 
Lösung 2 unter leichtem Hin- und Herbewegen gebracht, in destilliertem 
Wasser abgespült und in diesem untersucht. Man kann auch in Glyzerin- 
leim einschließen. Die die Oxydasereaktion aufweisenden Körnchen sind 
tiefblau (Indophenol) gefärbt. Am wichtigsten ist die Methode zur Unter- 
scheidung der Leukozytenreihe von der Lymphozytenreihe: alle Zellen 
ersterer geben die Oxydasereaktion, die letztere nicht. 

Sehr gut ist die Fursenkosche Modifikation zur Herstellung von 
Dauerpräparaten. Man fixiert in Kaiserlingscher Lösung 48 Stunden, 
wäscht 12 Stunden in fließendem Wasser aus, härtet ganz kleine Stückchen 
in steigendem Alkohol je 10 Minuten. hellt in 

Alkohol abs. plus Xylol ana, 
Alkohol abs. 1 plus Xylol 2, 
Alkohol abs. 1 plus Xylol 4, 
Alkohol abs. 1 plus Xylol 8, 


je 10 Minuten auf und durchtränkt nach Verwendung von Xylol plus: 
Paraffin sehr schnell mit Paraffin. Schnitte werden dann wie oben ange- 
geben mit den beiden Lösungen behandelt, in 90°/,igem und in absolutem 
Alkohol entwässert, in Xylol aufgehellt und in ganz neutralem Kanadabal- 
sam eingeschlossen. Man kann auch nach der Oxydasereaktion die Kerne- 
z.B. mit dem Methylgrün-Pyroninverfahren (siehe unten) nachfärben. Hat 
man in Formol gehärtetes Matertal, so schneidet man am besten auf dem 
Gefriermikrotom und unterwirft die Schnitte jetzt der Oxydasereaktion 
direkt, um sie dann auch in absolutem Alkohol zu entwässern, in Xylol 
aufzuhellen und in Kanadabalsam einzuschließen. 

Die Galeottische Methode für Granula sezernierender Epithelien, sowie die von 
Russel, Pianese ete. angegebenen Methoden zur Darstellung der Zelleinschlüsse, der 


sogenannten Russelschen Fuchsinkörper und die von Holmgren angegebenen Methoden 
zur Darstellung seiner Trophospengienkanälchen können hier nur erwähnt werden. 


B. Farbmethoden für Interzellularsubstanzen. 
Hier kommen in erster Linie das Bindegewebe mit seinen Fibrillen, 
in zweiter Linie die elastischen Fasern in Betracht. 
I. Bindegewebe. 


Das Bindegewebe färbt sich mit der van Gieson-Methode außer- 
ordentlich gut. Spezifische Methoden zur Darstellung auch der feinsten 


Mikroskopische Technik. 675 


Fibrillen stammen vor allem von Mallory, Ribbert, Hüter, Bielschowsky und 
Verocay. 

Die Ribbertsche Methode ist eine Modifikation des Malloryschen 
Phosphormolybdänsäure-Hämatoxylinverfahrens. Dies ist wiederum von 
Schueninoff für Fibrin und diese Methode von Hüter wiederum für Binde- 
gewebe modifiziert worden. Statt Phosphormolybdänsiure wird hier Phos- 
phorwolframsäure verwandt. 

Eine sehr schöne Bindegewebsfärbung zugleich mit Darstellung zahl- 
reicher anderer Strukturen stellt die Mallorysche Anilinblau-Orange- 
G-Methode (besonders in ihrer letzten Malloryschen Modifikation) dar. 
Diese Methode ist auch vielfach, so von Löwenstein, Loele ete., modifiziert 
worden, doch scheint mir die Originalmethode ebenso gut. Ein Nachteil 
der Malloryschen Methode besteht allerdings darin, dal sie gut nur bei 
Sublimatfixierung gelingt; doch kann man sie auch nach Formolhärtung 
noch anwenden, wenn man die Schnitte vor der Färbung einige Stunden 
in Sublimatlösung beizt — sie gelingt dann auch an Gefrierschnitten gut — 
oder die neue Modifikation von Ogata verwendet. Ein weiterer Nachteil der 
Malloryschen Methode ist die schlechte Färbung der Kerne; zur Behebung 
dieses Nachteiles empfehle ich die Schnitte zu allererst in Lithionkarmin 
mit Salzsäurealkohol-Differenzierung vorzufärben. 

Allerfeinste Bindegewebsfibrillen werden aber meiner Erfahrung nach 
gut nur mittelst der Verocayschen Hämatoxylinmethode, welche den 
Vorteil der Einfachheit für sich hat, aber in ihren verschiedenen Zeit- 
dauern erst ausprobiert werden muß, und ganz besonders mittelst der -zu- 
erst für das Nervensystem angegebenen Dielschowskyschen Methode (in 
ihrer Anwendung für Bindegewebsfärbung auch zuweilen nach Maresch 
benannt) gut dargestellt. Die Böelschowrskysche Methode ist hier in aller- 
erster Linie trotz ihrer Kompliziertheit sehr zu empfehlen. 

Ich lasse nun diese drei wichtigen Methoden, nämlich die Mallory- 
sche, die Verocaysche und die Bielschowskysche, kurz folgen. 


Mallory-Methode. 


Die Schnitte kommen in !/,.°/sige wässerige Säurefuchsinlösung auf 
5—15 Minuten, werden kurz in Wasser abgespült und dann 20 Minuten 
(nach meiner persönlichen Erfahrung besser nur etwa 1 Minute) in folgen- 
der Lösung nachgefärbt: 

Anılmblau °.."......0:5:g, 
Oraneeabe Ay). 120g. 


1°/,ige wässerige Phosphormolybdänsäurelösung 100 cm? (Glas- oder 
Platinnadeln verwenden!). 
Sodann wird etwa 20 Minuten in mehrfach zu wechselnden 96°/,igen 
Alkohol, dann zum Entwässern in absoluten Alkohol, in Xylol etc. übertragen. 
Die Bindegewebsfibrillen und das Reticulum, ferner Amyloid und 
hyaline Substanzen, sowie Schleim besonders im Magen, sind leuchtend 
43* 


676 G. Herxheimer. 


blau, Kerne rötlich. Achsenzylinder, Neuroglia, glatte Muskelfasern, Fibrin, 
Horn rot. elastische Fasern. Keratohyalinkörner, Blutkörperchen hellrot, 
Protoplasma violettrot, Markscheiden gelblichrot gefärbt. 


Verocay-Met hode. 


Fixation beliebig, Gefrierschnitte, Zelloidin- oder Paraffinschnitte; 
die Schnitte müssen aufgeklebt werden. Zuerst müssen sie gründlich ge- 
wässert werden. sodann werden sie in 1°/,iger wässeriger COhromsäure- 
lösung bei 46 Grad 10—24 Stunden oder noch länger gebeizt, wiederum 
gründlich gewässert und !/,—2 Stunden in nicht zu altem Delafieldschem 
Hämatoxylin gefärbt, in absolutem Alkohol entwässert etc. Man kann auch 
eine Kontrastfärbung mit Orange G, Pikrinsäure etc. vornehmen. Die 
Schwierigkeit der Methode liegt darin, dab für jede Härtung und für jedes 
Organ eine andere Zeitdauer der Beizung nötig ist. Lange in Formol 
aufgehobene Präparate müssen z. B. etwa 36stündigem Beizen unterworfen 
werden. 


Bielschowsky-Methode. 


Man filtriert am besten in Formol und fängt dünne Gefriermikrotom- 
schnitte in destilliertem Wasser auf. Sie werden 24—48 Stunden in 
2—3°/,iger Lösung von Argentum nitricum versilbert und nach ganz 
kurzem Durchziehen durch destilliertes Wasser in folgende Lösung über- 
tragen: Man setzt zu 10 cm® 10°/,iger Argentum nitrieum-Lösung 5 Tropfen 
möglichst reiner 40°,,iger Natronlauge. Der sich hierbei bildende Nieder- 
schlag wird durch tropfenweises Zusetzen von Ammoniak unter ständigem 
Umrühren mit einem Glasstab bis zur völligen Klärung (aber nicht weiter) 
gelöst. Diese Lösung enthält die leicht reduzierbaren Silbersalze: Silber- 
ammoniumnitrat sowie Silberoxydammonium. Die Schnitte bleiben hierin 
5—10 Minuten und werden nach Abspülen in destilliertem Wasser in 
20°/,ige Formollösung, in welcher sie einige bis 20 Minuten bleiben, zur 
Reduktion übertragen. Das dieser Reduktion vorangehende Abspülen in 
Wasser dient als eine Art Differenzierung, welche also je länger man die 
Schnitte in destilliertem Wasser läßt, um so stärker ist. Statt die mit 
reduziertem Silber versehenen Schnitte mikroskopisch zu betrachten. führt 
man die Versilberung besser in eine Vergoldung über, wobei sich das 
Gold gerade an den versilberten Strukturen niederschlägt. Man überträgt 
zu diesem Zwecke die Schnitte nach kurzem Wässern in 10 cm® destilliertes 
Wasser, welches etwa 5 Tropfen 1°/,ige Goldchloridlösung enthält auf etwa 
10 Minuten und legt die Schnitte sodann !/;—1 Minute in 5°/,ige Fixiernatron- 
lösung zur Entfernung des etwa noch nicht reduzierten Silbers, wäscht gründ- 
lich in Wasser aus, entwässert in absolutem Alkohol und hellt in Xylol auf etc. 

Auch empfiehlt Bielschowsky die Gefrierschnitte vor der Versilberung 
aus dem destillierten Wasser 24—48 Stunden in Pyridin einzulegen. Sol- 
ches verwendet er auch, wenn ganze Stücke versilbert und dann in Paraffin 
eingeschlossen werden sollen. 


Mikroskopische Technik. 677 


Wenn man die versilberten Schnitte, statt sie in destilliertem Wasser 
kurz zu differenzieren, in dünner Essigsäure differenziert, so sollen Binde- 
gewebsfibrillen entfärbt werden, Neurofibrillen gefärbt bleiben, doch scheint 
mir diese Unterscheidung nach beiden Richtungen hin keine sichere, vielmehr 
ist die Morphologie der Fibrillen stets in erster Linie zu berücksichtigen. 


II. Elastische Fasern. 


Zur Darstellung der elastischen Fasern sind eine große Reihe 
von Methoden angegeben worden, unter welchen heute wohl nur noch auf 
der einen Seite die elastische Fasernflüssigkeit nach Weigert, auf der an- 
deren Seite die Unna-Tänzersche Methode mit Orcein verwandt wird. 

Die Weigertsche Methode ist ganz überaus sicher und elektiv, 
so da man fast von einer mikrochemischen Reaktion sprechen 
kann. Zudem werden die Fasern prachtvoll blauschwarz dargestellt, und 
man kann darum, wenn man die Kerne mit Lithionkarmin färbt, sehr ein- 
fach brillante Kontrastfarben erzielen. Die Weigertsche elastische Fasern- 
flüssigkeit enthält: Resorzin, Fuchsin, Liquor ferri sesquichlorati. Nach 
Michaelis und Fischer, welche sich mit der Theorie der Färbung beschäf- 
tigten, scheint der Liquor ferri als Oxydationsmittel zu wirken; das Eisen- 
chlorid und das Resorzin bilden eine Beize, welche die Verbindung zwischen 
dem Fuchsin und dem elastischen Gewebe vermittelt. Statt des Resorcin 
kann man auch andere Phenole verwenden. Das Fuchsin wirkt nicht als 
solches, sondern es bildet sich eine neue Kombination bei der Herstellung 
der Farblösung, welche besondere Affinität zu dem elastischen Gewebe hat. 
Auch andere basische Farbstoffe, wie das Safranin, Vesuvin, sind zu ver- 
wenden. (Fischer bezeichnet die gewöhnliche Lösung als Fuchselin, die an- 
deren Lösungen als Safranelin, Vesuvelin etc.) Ist also auch die von 
Weigert angegebene Kombination die bestfärbende, so läßt sich doch eine 
reihe von Modifikationen erzielen, was wichtig ist, wenn man gleichzeitig 
auf elastische Fasern und Tuberkelbazillen (wofür ich, Schmorl ete. Methoden 
angegeben haben), oder auf elastische Fasern und Fibrin bzw. Bakterien (Me- 
thode von Fischer) oder auf elastische Fasern und Fett (ebenfalls Methoden 
von Fischer sowie von mir) färben will. Diese elastische Fasernmethode von 
Weigert scheint mir auch derjenigen von Unna aus den genannten Gründen 
überaus vorzuziehen. Beide Methoden sollen jetzt kurz angeführt werden. 

Erwähnt sei noch, daß die elastischen Fasern und gleichzeitig die sogenannten 
Dürckschen Fasern der Gefäße nach der Markscheidenmethode Weigerts und deren 


Modifikationen darstellbar sind. Das Unnasche Elacin, d.h. basophil reagierendes 
Elastin wird nach Methoden Unnas dargestellt. 


Weigerts elastische Fasernmethode. 


Die benötigte Farblösung wird folgendermaßen hergestellt: 

In einem Porzellangefäß) mischt man: Resorzin 1 g, Fuchsin (Grübler) 
2 9, Wasser 200 em®. Man kocht und fügt, nachdem die Lösung in völliges 
Kochen geraten ist, 25 cm® Liquor ferri sesquichlorati (Pharm. Germ. III 
spez. Gew. 1'1) zu. 


678 G. Herxheimer. 


Unter gutem Umrühren läßt man noch 5 Minuten kochen. Der hier- 
bei gebildete Niederschlag wird nach dem Erkalten der Lösung abfiltriert. 
Das Filtrat wird fortgegossen und das Filter mit seinem Niederschlag 
vorsichtig von dem Trichter abgehoben und in das bereits gebrauchte 
Porzellangefäß gebracht (welches am Rande noch inzwischen trocken ge- 
wordene Spuren des Niederschlages enthält). Es werden 200 em? 94°/,iger 
Alkohol darüber gegossen und unter tüchtigem Umrühren gekocht. Hierbei 
löst sich der Niederschlag, und das von ihm befreite Flielpapier wird all- 
mählich herausgefischt und weggeworfen. Die Lösung läßt man sodann 
erkalten und filtriert. füllt das Filtrat mit 94°/,igem Alkohol auf 200 em® 
auf und fügt noch 4 em® Salzsäure hinzu. Die Lösung ist sofort gebrauchs- 
fertig und hält sich auch gut, doch färben allzu alte Lösungen zu diffus. 

Die Ausführung der Methode ist höchst einfach. Eventuell mit 
Lithionkarmin vorgefärbte Schnitte kommen in die WWeigertsche Lösung 
auf 20 Minuten bis 1 Stunde, werden kurz durch Salzsäurealkohol durch- 
gezogen und in absolutem Alkohol längere Zeit entwässert und differenziert, 
in Xylol aufgehellt ete. Bei Zelloidinschnitten verwendet man statt des 
absoluten Alkohols 96°/,igen, zieht auf den Objektträger auf, bringt Xylol 
darauf und entwässert mechanisch mit Filtrierpapier, wie oben angegeben. 

Eine Modifikation von Hart setzt 5 cm® der Weigertschen Lösung 
100 em3 Salzsäurealkohol zu und legt die Schnitte zur gleichzeitigen Fär- 
bung und Differenzierung (sie kommen dann aus der Lösung sofort in 
absoluten Alkohol) auf 12—24 Stunden in die Lösung. Dauert die Methode 
auch länger, so ist sie doch noch einfacher. 


Unna-Tänzersche Methode. 
Man färbt in: 


LA, 05 LIU bg er En 19, 
Salzsaure. „m. se; l cm®, 
absoluter Alkohol. . . 100 em}, 


bei etwa 37 Grad '/, Stunde, und zwar so, dal) nur wenig Flüssigkeit über 
dem Schnitt steht. so daß der Alkohol verdunstet und eine eingedickte 
Masse übrig bleibt. Man wäscht die Schnitte in 70°/,igem Alkohol aus, 
differenziert eventuell wenige Sekunden in Salzsäurealkohol, wäscht in 
Wasser nach. entwässert in absolutem Alkohol, hellt in Xylol auf etc. Die 
elastischen Fasern sind dunkelbraun. Man kann eventuell auch hier die 
Kerne mit Lithionkarmin vorfärben. 

Eine komplizierte Modifikation der Methode stammt von Fränkel. 


C. Farbmethoden für besondere unter normalen und pathologischen 
Bedingungen vorhandene Stoffe. 


Hier seien in erster Linie 


I. Fette und Lipoide 
genannt. 


Mikroskopische Technik. 679 


Fettfärbungen werden von Alters her mittelst der Osmiumsäure 
vorgenommen, so z. B. mit den schon erwähnten Gemischen nach Flemming 
oder Marchi. Die Wirkung beruht auf emer Reduktion des Osmiumtetra- 
oxyds (Os O,) zu Osmiumoxyd (Os O,), doch tritt die Reaktion rein nur 
bei Olein und Ölsäure auf, Palmitin und Stearinsäure schwärzen sich aber 
häufig bei Nachbehandlung mit Alkohol auch noch „sekundär“ infolge der 
Umwandlung von Os O,in Os (OH),. Da Xylol bei der Paraffineinbettung 
auch osmiumsäuregefärbtes Fett noch auszieht, ist es besser, Chloroform 
oder Schwefelkohlenstoff zu verwenden. Besser ist es aber noch, Gefrier- 
mikrotomschnitte anzufertigen und diese in Glyzerin-Gelatine oder even- 
tuell nach ganz kurzem Entwässern in absolutem Alkohol und Aufhellen in 
Benzol in geschmolzenen reinen Kanadabalsam einzuschließen. Am besten 
osmiert man doppelt. und zwar indem man in Flemmingschem Gemisch 
fixierte Stücke nach dem Schneiden auf dem Gefriermikrotom in wässeriger 
Ösmiumsäurelösung 24 Stunden im Dunkeln nachfärbt, gründlich auswässert, 
eventuell die Kerne mit Safranin rot färbt, zur „sekundären“ Schwärzung 
(siehe oben) 6—12 Stunden in absoluten Alkohol legt und nun wie oben 
weiter behandelt. 

Allein die Osmiumsäure ist trotz alledem unzuverlässig, da sie auch 
Dinge, welche keine Fette sind, so Gerbsäure, schwärzt und auf der an- 
deren Seite nicht alles Fett darstellt. Sie ist infolgedessen gegenüber den 
viel einfacher zu handhabenden und sicheren Fettfärbungen mit Azofarb- 
stoffen größtenteils verlassen worden. Als solche Azofarbstoffe kommen 
das Sudan III und das 2 CH,-Gruppen mehr enthaltende Scharlach R 
(Fettponceau) zur Verwendung. Nach Formolhärtung werden Gefrierschnitte 
in konzentrierte Lösung des einen oder anderen dieser Farbstoife (von 
denen ich Scharlach R vorziehe) in 70°/,igem Alkohol auf etwa 20 Mi- 
nuten eingelegt und nach Durchziehen durch 70°/,igen Alkohol in Wasser 
gebracht. Man kann dann die Kerne mit Hämatoxylin leicht anfärben 
wieder in Wasser (eventuell zur Blaufärbung der Kerne mit Zusatz 
von etwas Ammoniak) bringen und die Schnitte aus diesem aufziehen und 
in Glvzerinleim einschießen. Da diese Lösungen des Sudan III und des 
Scharlach R aber nicht sehr kräftig färben, da sie nicht hochgradig kon- 
zentriert sind, kann man entweder in kochendem Alkohol den Farbstoff 
lösen und die Lösung bei 37 Grad aufbewahren und auch bei dieser Tem- 
peratur färben (nach B. Fischer) oder aber eine der beiden folgenden weit 
stärkeren von mir angegebenen Lösungen verwenden. Das Verfahren ist 
dann wie oben beschrieben, nur muß man die Schnitte aus 70°/,igem Al- 
kohol in die sehr konzentrierte Farblösung übertragen; man braucht dann 
in dieser nur wenige Minuten zu färben, spült kurz in 70°/,igem Al- 
kohol ab und bringt die Schnitte dann in Wasser. Von den beiden Farb- 
lösungen ziehe ich die zweite vor und verwende sie täglich. 

Alkohok abs HE aA Tan Dem, 
Wasser KRBI EETIO Em, 
10°/,ige Natronlauge . . 20 cm}, 


680 G. Herxheimer. 


hierin gesättigte Lösung von Scharlach R eventuell in der Wärme 
oder: 

70°%/,iger Alkohol . . . 90. cm®, 

reines Aceton . . » . 90cm, 
hierin gesättigte Lösung von Scharlach R. 

Da beide Lösungen überaus leicht verdunsten, muß man die Gefäße 
eut verschlossen bzw. zugedeckt halten; am besten filtriert man nicht die 
Lösung zum Gebrauch, sondern dekantiert. 

Zur Darstellung des Fettes in Sekreten und Exkreten zen- 
trifugiert oder sedimentiert man dieselben mit der gesättigten Lösung von 
Scharlach R in 70°/,igem Alkohol (Rieder) oder mit dieser Scharlach R- 
Lösung 2 Teile, 10°/,iges Formol 1 Teil (Levinsohn). Zur Färbung von 
Deckglaspräparaten wendet man die azetonhaltige Scharlach R-Lösung 
besser als die alkalische an, da letztere infolge der Quellung ein Ablösen 
der Massen herbeiführen kann (Michaelis). 

Eine Färbung des Fettes kann auch mit einer konzentrierten wässerigen Lösung von 
Nilblausulfat (ganz so anwenden wie Sudan) nach Lorrain-Smith bewirken. Die Methode 


ist zwar weit weniger sicher und präzise, läßt aber, indem die Neutralfette rot, Lipoide 


z. T. blau gefärbt sind, diese bis zu einem gewissen Grade, wenn auch nicht sehr sicher, 
unterscheiden. 


Lipoide und Myeline. 


Hier handelt es sich einmal um P- und N-freie Substanzen, besonders 
Cholesterin, Cholesterinfettsäureester, Fettsäuren und Seifen; 
dann N-haltige aber P-freie Substanzen, die GCerebroside (Phrenosin) 
und endlich N- und P-haltige Phosphatide besonders Kephalin und 
Sphingomyelin sowie Gemische. 

Zur Unterscheidung dieser Substanzen voneinander und von den 
Neutralfetten sind besondere Methoden angegeben worden. Diese Methoden 
sollen hier kurz wiedergegeben werden, ihre Anwendung auf die einzelnen 
Substanzen kann aber hier nicht behandelt werden. Es sei vor allem auf 
Kawamura „Die Cholesterin-Esterverfettung“, Jena 1911, verwiesen. 

Außerordentlich wichtig ist hier zunächst die Anwendung des Po- 
larisationsmikroskops für Feststellung von Doppeltbrechung. 
Die doppeltbrechenden Tropfen färben sich mit Sudan II, bzw. Schar- 
lach R, aber nicht so stark wie Neutralfette. Bei der Härtung gehen die 
Tropfen zum Teil in Kristalle über, welche sich nicht färben lassen. Die 
Tropfen zeigen nach der Härtung keine Doppeltbrechung mehr, die Kristalle 
noch solche. Will man mit Osmiumsäure schwärzen, so muß) man, um dies 
vollständig zu erreichen, eine sekundäre Osmierung durch langes Liegen- 
lassen in Alkohol vornehmen. Die Osmiumsäure zerstört die Doppeltbrechung 
dauernd. Osmiumgefärbte, doppeltbrechende Substanzen lösen sich im 
Gegensatz zu Neutralfetten wieder leicht und ganz in Xylol, Chloroform, 
Bergamotteöl. Nach Vers‘ zeigen Zupfpräparate, wenn man vom Rande 
des Deckgläschens aus Ätheralkohol und nach einiger Zeit einen Tropfen 
konzentrierter Schwefelsäure zusetzt, an der Grenze beider Flüssigkeiten im 


Mikroskopische Technik. 681 


polarisierten Licht, wenn Lipoide vorhanden sind, ein lebhaftes Aufperlen 
von doppeltbrechenden Kügelchen 


Methode von Fischler. 


“Kristalle der freien Fettsäuren werden mit Kupfer gebeizt, mit 
Hämatoxylin in einen schwarzen Lack übergeführt. Die Methode, eine 
Modifikation der Bendaschen für Fettgewebsnekrosen im Pankreas, dient 
daher besonders zur Darstellung von Fettsäuren. Gefrierschnitte nach 
Formolhärtung werden 2—-24 Stunden in konzentrierter wässeriger Lösung 
von essigsaurem Kupfer gebeizt und nach Wässern in destilliertem Wasser 
in einer Mischung aa. folgender beider Lösungen (welche gemischt erst 
einige Tage stehen müssen) gefärbt: 

ER ZHämatoxylin:. en San ee aan 

absoluter ‚Alkohol@., .. u, 2.0.2 ana ea elle, 

Ik: Aqua dest. ;. we. ae na le ETROL et 

konzentrierte wässerige Lithion carbonieum-Lösung 1 „ 

Man färbt hierin mindestens 20 Minuten. Es wird sodann in dem 
Weigertschen Markscheiden-Differenzierungsgemisch so lange differenziert, 
bis die roten Blutkörperchen entfärbt sind. Nach gründlichem Wässern in 
destilliertem Wasser wird in absolutem Alkohol entwässert etc. Man kann 
auch die Neutralfette mit Scharlach R gleichzeitig gegenfärben. Außer den 
Fettsäuren sind Eisen und Kalk schwarz dargestellt. 


Seifen kann man durch Zusatz von Caleium salieylicum zu der zur 
Fixation dienenden Formollösung in unlösliches fettsaures Kalzium über- 
führen und dann ebenfalls nach obiger Methode behandeln. 

Fettsaurer Kalk löst sich nicht in Salzsäure wie der gewöhnliche 
Kalk, auch nicht in Alkohol-Äther wie die Fettsäuren, hingegen in mit 
Salzsäure angesäuertem solchen. 


Methode von (iaceio. 


Kleine Stücke werden eventuell nach Formolfixation 2 Tage in 
folgender Lösung fixiert: 
5°/,ige wässerige Kalium biehromieum-Lösung . 80 Teile, 


ANt/igescKormol a a nn 20 
Bssıesaurese ne Sr 220,101, Tropen 


sodann gelangen die Stücke für 5—8 Tage in 3°/,ige wässerige Lösung 
von Kalium bichromicum, werden 24 Stunden in fließendem Wasser ge- 
wässert, in steigendem Alkohol entwässert, in Paraffin eingebettet und 
geschnitten. Die aufgeklebten und entparaffinierten Schnitte werden in ge- 
sättigter Scharlach R-Lösung in 70°/,igem Alkohol etwa 1 Stunde, am 
besten bei 37° oder in einer Azeton-Alkohollösung des Farbstoffes gefärbt, 
durch 70°/,igen Alkohol durchgezogen, in Wasser übertragen, die Kerne 
mit Hämatoxylin nachgefärbt, wieder in Wasser übertragen und in 


682 G. Herxheimer. 


Apathyschen Gummisirup eingeschlossen. welcher am besten (nach Kasa- 
rinoff) folgendermaßen hergestellt wird: 


Gummi arab. . . . D0cms, 
Rohrzucker . . . . 209, 

ET ee >67 27 
TIhrmol...: .. » 008g, 


bei 55° filtrieren. 
Die von (Ciaceio Lezithin genannten Tröpfehen und Körnchen 
werden orange-gelb-rot gefärbt. 


Methode von Lorrain-Smith (Dietrich). 


Die Methode beruht darauf, dal) zwar auch Fette bei Beizung mit Kalium 
bichromat-Lösung und Hämatoxylinfärbung schwarze Lackbildung eingehen, 
dies aber bei Cholesterin-Fettsäuremischungen sehr viel schneller eintritt. 

Gefrierschnitte nach Formolhärtung werden in gesättigte wässerige 
Kalium bichromat-Lösung 24—48 Stunden eingelegt und nach kurzem 
Wässern für 4—5 Stunden übertragen in essigsaures Hämatoxylin nach 
Kulschitzky: 
Hämatoxylin in etwas Alkohol gelöst 19, 
2uipe Essigsäure... - 2%. » OEM“ 

Man differenziert dann in dem Weigertschen Markscheiden-Differenzierungs- 
gemisch, wässert und schließt ein und untersucht in Lävulosesirup. 


Cholesterin, an seinen rhombischen Kristallen leicht kenntlich, 
bräunt sich mit Jod, eine Farbe, welche nach Zusatz von Schwefelsäure blau 
und endlich rot wird; man kann dies unter dem Mikroskop verfolgen. 
Schwefelsäure allein, besonders bei leichtem Erwärmen, färbt die Kristalle 
gelb und dann braunrot. Man kann auch nach Go/odetz 5 Teile Schwefel- 
säure plus 2 Teilen 30°/,iges Formol verwenden. 


II. Schleim. 


Schleim kommt unter normalen wie pathologischen Bedingungen 
vor. Die Muzine sind nicht in Wasser löslich, sondern quellen in ihm, 
werden aber durch Essigsäure (zum Unterschied von den Pseudomuzinen) 
und Alkohol fädig und flockig ausgefällt. Alkoholausfällung wird durch 
Wasserzusatz wieder aufgehoben: in alkalischen Flüsssigkeiten lösen sich 
Mueine leicht. Man untersucht zunächst am besten frisch im Wasser unter 
Zusatz von Essigsäure. 

Schleim färbt sich bei mancherlei Methoden mehr oder weniger frei- 
willig mit, so mit Hämatoxylin, Weigerts Fibrin- und elastischer Fasern- 
methode blau. Er reagiert meist sauer und läßt sich mit basischen Anilin- 
farben färben. 

Unter den spezifischen Schleimfärbungen stehen die Meta- 
chromasien mit gewissen Anilinfarben, so mit Thionin und poly- 


Mikroskopische Technik. 683 


chromem Methylenblau, an erster Stelle. Für die Hoyersche Thi- 
oninmethode härtet man am besten in Sublimatlösung und bettet dann 
ein. Auch die Schnitte werden noch 3—5 Minuten in 5°/,ige wässerige 
Sublimatlösung eingetaucht, sodann in Alkohol oder Wasser abgespült 
und in dünner Thioninlösung (etwa 2 Tropfen heißgesättigte wässerige 
Thioninlösung auf je 5cem® Wasser) 5—15 Minuten gefärbt, in 90°/,,igem 
Alkohol abgespült, in absolutem Alkohol entwässert etc. Kerne sind blau. 
Schleim rot gefärbt; desgleichen Mastzellengranula, Knorpel und Amyloid. 
Untersucht man in Wasser oder Glyzerin, so tritt die Rotfärbung des 
Schleims noch deutlicher hervor. 

Für die polychrome Methylenblaumethode nach Unna härtet 
man am besten in Alkohol, bettet ein, färbt 10 Minuten in der Farblösung, 
spült in leicht angesäuertem Wasser ab. legt die Schnitte !/, Minute in 
10°/sige Kalium bichromieum-Lösung, wässert sie, zieht auf den Objektträger 
auf, trocknet mit Filtrierpapier ab, differenziert etwa '/, Minute in Anilinöl 
mit 1°/,igem Zusatz von Salzsäure, entwässert in absolutem Alkohol etc. 
Färbungsresultat ähnlich wie bei der Thioninmethode. 

Des weiteren kann man die eigens zur Schleimfärbung dienenden 
Muzihämatein- oder Muzikarminmethoden nach Mayer gut anwenden. 
Man härtet in Alkohol, färbt in der betreffenden Lösung 5—10 Minuten, 
wäscht die Schnitte aus, entwässert sie ete. Das Muzihämatein hat 
folgende Zusammensetzung: 


Hämatene. 12.9.0229; 
Chloraluminium . 019g, 
Glyzern 0 7% 2:3A0:0m3; 
Wasser su212)00°60 


Man verreibt zu Beginn das Hämatein mit einigen Tropfen Glyzerin. 
Quillt der Schleim stark, so verwendet man besser folgende Zu- 
_ sammensetzung: 


Häamateına 0.0... 21.00.79, 02:0, 
Chloraluminium . . . 01g. 
70°/,iger Alkohol . . . 70cm, 
Salpetersäure . . . 1—2 Tropfen. 


Nur der Schleim wird und zwar blau gefärbt: Kerne kann man mit 
Karmin vorfärben. 


III. Amyloid. 


Auch das Amyloid, welches nur unter pathologischen Bedingun- 
gem vorkommt, ist außer durch seine bekannte Jodreaktion durch 
Metachromasien mit Anilinfarben ausgezeichnet. 

Für die Jodreaktion nimmt man am besten die Lugolsche 
Lösung eventuell unter Zusatz von 25°/, Glyzerin. Man färbt etwa 5 bis 
10 Minuten. Man kann auch die Kerne, z. B. mit Mayerschem alkoholischen 
Karmin (Lubarsch) vorfärben. Nach Wässern untersucht man in Glyzerin 


684 G. Herxheimer. 


oder schließt in Glyzerin-Gelatine ein. Man kann aber auch nach der 
Langhansschen Methode für Glykogen (s. unten) verfahren. Das Amyloid 
färbt sich mit Jod mahagonibraun, während alles andere gelb gefärbt ist. 
Läßt man nach der Einwirkung des ‚Jod, etwa unter dem Deckglas, noch 
einen Tropfen Schwefelsäure einwirken, so tritt eine Blaufärbung ein. 
Eine ähnliche Jod-Schwefelsäurereaktion geben noch Cholesterin, Zellulose 
und Corpora amylacea. 

Unter den Anilinfarben, welche durch Metachromasie mit Amy- 
loid letzteres charakterisieren, sind Methylviolett, polychromes Methylen- 
blau, Methylengrün, Jodgrün, Thionin zu nennen. 

Am besten und verbreitetsten ist die erste dieser Methoden nach Jürgens. 
Man färbt die Schnitte, am besten Gefrierschnitte, in !/,°/‚iger wässeriger 
Methylviolettlösung eine bis mehrere Minuten, wässert die Schnitte, 
differenziert sie eine bis mehrere Minuten in 2°/,iger Essigsäurelösung, 
wässert und untersucht in Glyzerin oder Lävulose oder schließt in Glyzerin- 
Gelatine ein. Während das Gewebe im allgemeinen sich blauviolett färbt, 
tritt das Amyloid rot hervor. Doch färben sich auch andere Substanzen 
wie Schleim, Mastzellengranula leicht mit. Eine Einbettung in Kanada- 
balsam ist schwerer zu erreichen und verblaßt meist schnell. 

Wegen seines Gehaltes an Fetten färbt sich das Amyloid bei An- 
wendung von starken Sudan III- bzw. Scharlach R-Lösungen rötlich. 


IV. Glykogen. 


Dieses normal überaus verbreitete und auch unter pathologischen 
3edingungen vorkommende Kohlehydrat ist in der Regel nur gut darzu- 
stellen, wenn in absoluten Alkohol gehärtet, d.h. jede lösende Flüssigkeit 
vermieden wird. Das Glykogen zersetzt sich aber nach dem Tode meist 
sehr schnell. Es wird in Speichel leicht gelöst, gibt die Jodreaktion, aber 
die Jodschwefelreaktion (im (Gegensatz zum Amyvloid) nicht. 

Auch bei der Jodreaktion muß darauf geachtet werden, dal) jedes 
Wasser vermieden wird. Methoden sind z. B. von Ehrlich, Langhans, Bar- 
furth ete. angegeben worden. Zu empfehlen ist die Ehrlichsche Me 
thode. Man bringt hier nach Härtung in absolutem Alkohol und Paraffin- 
einbettung Schnitte auf den Öbjektträger und bedeckt sie mit einem 
Tropfen folgender Lösung, deckt sodann das Deckgläschen darauf und 
untersucht. Die Lösung enthält: 1 Teil Lugolsche Lösung, 100 Teile Gummi 
arabicum. 

Deckgläschentrockenpräparate kann man ‚Joddämpfen aussetzen. 

Unter den sonstigen Methoden seien diejenigen von Lubarsch (Modi- 
fikation der Weigertschen Fibrinmethode), Mayer etc. erwähnt, die aus- 
gezeichnete Methode von Best wiedergegeben. 

Diese beruht darauf, daß manche Karminlösungen, wenn die 
Mischung eine gewisse Reife erlangt hat, das Glykogen färben. Man härtet 
in absolutem Alkohol und bettet vorteilhaft in Zelloidin ein; sodann ver- 
wendet man am besten folgende Lösung: 


Mikroskopische Technik. 685 


Karmim mr N 29, 
Kaliumkarbonat . . 19, 
Chlorkalium . . . 59, 
Aqua dest... . . . 60cm}, 


man ‘kocht einige Minuten und setzt nach dem Erkalten 20 cm? Ammoniak 
zu. Die Lösung hält sich mindestens 1 Monat, im Winter meist zwei. Von 
dieser Karminlösung werden 20 Teile mit je 30 Teilen Methylalkohol und 
Ammoniak gemischt und Schnitte, welche am besten mit Weigerts Eisen- 
hämatoxylin vorgefärbt sind, in der Lösung 10 Minuten, besser aber stunden- 
lang gefärbt. Die Schnitte werden sodann in folgender Lösung diffe- 
renziert: 


Absoluter Alkohol. . . 40 Teile, 
Methylalkohöl . ...2.720”,,, 
Aguaxdeskr Dr: emo 


so lange, bis die Schnitte im ganzen hämatoxylinblau erscheinen, sie werden 
dann in 80%,igem Alkohol abgespült. in absolutem Alkohol entwässert, in 
Xylol aufgehellt ete. 

Das Glykogen ist rot, die Kerne sind blau gefärbt. Manchmal färben sich 
auch Mastzellengranula, Fibrin, Schleim, das Protoplasma der Magendrüsen- 
zellen und nach Ameisensäureentkalkung kalkhaltig gewesene Knochen- 
teile (Schmorl) rot mit. 


V. Horn. 


Das Horn färbt sich bei van Gieson-Färbung gelb, nach der Weigert- 
schen Fibrinmethode blau und hält nach Ernst bei Nachbehandlung 
mit Salzsäurealkohol die blaue Farbe fest: mit Safranin färbt es sich 
leuchtend rot, bei der Malloryschen Orange G-Anilinblaumethode sowie mit 
der Pasinischen Methode rot bzw. orange. 

Hier sollen noch einige wenige Färbungen auf Keratohyalin, Elei- 
din und, da ja das Horn an Plattenepithelien gebunden ist und bei diesen 
die Darstellung der sogenannten Protoplasmafasern besondere Bedeu- 
tung hat, Methoden für diese erwähnt werden. 

Das Keratohyalin färbt sich mit Eisenhämatoxylin blau, mit Kar- 
min rot. Eigene Methoden stammen von Unna, Pasini, Fick, K. Her.cheimer. 

Kurz angeführt werden soll die Pasinische (Modifikation einer Unna- 
schen) Methode. 

Man härtet in Alkohol, bettet ein und beizt Schnitte in 2°/,iger Lö- 
sung von Phosphorwolframsäure 10 Minuten. Man färbt dann 15—20 Mi- 
nuten in folgender Mischung: 


Unnasche Wasserblau-Orzeinmischung (welche am 


besten von Grübler zu beziehen ist) . . . . 10 Tropfen, 
2°/,ige Eosin B. A.-Lösung in 50°/,igem Alkohol. . 12 
gesättigte wässerige Säurefuchsinlösung . . .. 1 


jeutFalesGlyzenmy DK aaa he 


656 G. Herxheimer. 


Man färbt hierin 15—20 Minuten, wässert in destilliertem Wasser, diffe- 
renziert in absolutem Alkohol, überträgt die Schnitte noch einige Sekunden 
in 2°/,ige Phosphorwolframsäure, entwässert in absolutem Alkohol etc. 

Das Protoplasma ist blau, Horn gelblichrot, Kerne, Keratohyalinkörner 
und Epithelfasern sind rot dargestellt. Das Farbresultat erinnert an dasjenige 
der Malloryschen Methode. 

Eleidin färbt sich mit Karmin rot, aber im Gegensatz zum Kera- 
tohyalin nicht mit Hämatoxylin. Es schwärzt sich mit Osmiumsäure. Man 
kann es mehr spezifisch nach Buzzi in dünner Kongorotlösung oder nach 
Dreysel und Oppler in einem Gemisch von Karmin, Ätzammoniak und 
wässeriger Pikrinsäurelösung färben. 

Epithelfasern färben sich mit der Schriddeschen Modifika- 
tion der Altmannschen Methode (s. vorne), doch muß hierbei in der Regel 
lebenswarm eingebettet werden, rot. Sehr gut stellen sie sich auch mit der 
Heidenhainschen Eisenhämatoxylinmethode (s. ebenfalls vorne) sowie mit 
der Pasinischen Methode dar, des weiteren mit mehreren von Unna spe- 
ziell angegebenen Methoden, unter welchen diejenige mit Wasserblau und 
Orzein zu erwähnen ist und endlich auch nach der Kromayerschen Methode, 
d.h. nach der Weigertschen Fibrinmethode, bei welcher man ein schwächeres 
Anilinölxylol, d. h. Anilinöl 1 Teil, Xylol 2—3 Teile zur Differenzierung 
benutzt. 


VI. Pigmente (Eisen). 


Unter diesen sind die eisenhaltigen Blutfarbstoffderivate in 
erster Linie zu nennen. da sie, d.h. das Eisen, am leichtesten darstell- 
bar sind. 

Für melanotische Pigmente ist es am besten nur eine Kern- 
färbung, am besten mit Karmin, vorzunehmen, das Protoplasma und Binde- 
gewebe ungefärbt zu lassen, so daß die Eigenfarbe des Pigmentes scharf 
hervortritt. Auch soll man stets diese letztere im ungefärbten Schnitt kon- 
trollieren. Mittelst einer Silbermethode, einerlei ob man die Bielschowsky- 
sche oder Leraditische verwendet, lassen sich melanotisches Pigment, sowie 
dessen Leukovorstufen schwarz darstellen. 

Die sogenannten Abnutzungspigmente (Lipochrome) geben Fett- 
reaktion mit Osmiumsäure, Sudan III, Scharlach R. Das Lutein der 
Luteinzellen gibt auch nach Behandlung mit Alkohol-Äther Sudan III-, bzw. 
Scharlach R-Färbung und zudem die Reaktion der botanischen „Lipo- 
chrome“. d. h. Grün-blau-färbung mit Schwefelsäure und ähnliche Reaktion 
bei Färbung mit Jodjodkaliumlösung. 

Gallenfarbstoffe werden mittelst der Gmelinschen Methode am 
besten unter Kontrolle des Mikroskops nachgewiesen, d.h. läßt man einen 
Tropfen von Salpetersäure, welche eine Spur salpetrige Säure enthält, ein- 
wirken. so färbt sich das Gallenpigment nacheinander grün, rot und blau. 


Zum Nachweis des Eisens stehen uns ähnlich wie in der Chemie 
einmal die Berlinerblaureaktion mit Ferrocyankalium (bzw. beim 


Mikroskopische Technik. 687 


Vorhandensein von Eisenoxydulverbindungen die Turnbullsreaktion mit 
Ferrievankalium) sowie die Schwarzfärbung mit Schwefelammonium 
zur Verfügung. 

Für die Berlinerblaureaktion kann man mit Lithionkarmin vor- 
gefärbte Schnitte nach Stieda in 2%/,ige wässerige Ferrocyankaliumlösung 
3—6 Stunden, sodann 6—12 Stunden in Salzsäurealkohol einlegen und 
nach kurzem Abspülen in destilliertem Wasser in absolutem Alkohol ent- 
wässern etc. 

Will man die Schwefelammoniumreaktion anwenden, so verfährt 
man am besten nach Qwänc/e. Man behandelt die Schnitte mit einer nicht ganz 
frischen, auf jeden Fall schon gelben Schwefelammoniumlösung 5—30 Mi- 
nuten (bis die Schnitte dunkelgrün sind), spült in Wasser ab, entwässert 
in absolutem Alkohol etc. Man kann auch die Kerne mit Karmin vor- 
färben. Silber, Blei und Quecksilber geben ähnliche Reaktionen. 

Noch sicherer sind Kombinationsmethoden, so von Hall oder Tir- 
mann und Schmelzer. Bei der Aallschen Methode wird das Eisen zunächst 
in das unlösliche Fe (OH), übergeführt, damit auch Spuren von Eisen nicht 
in Alkohol gelöst werden können. Man härtet frische Gewebsstücke 
24 Stunden in: 


Alkohol absın 3.0... 70,20% 
Schwefelammonium . . 30 5 
oder, vor allem Darmstücke, besser in: 
Schwefelammonium . .  Dems, 
Nasserpennn a u ya 25 : 
absoluter Alkohol . . . 70 


’ 

und härtet in steigendem Alkohol nach; es wird sodann in Paraffin ein- 
gebettet. Die Stücke sind infolge der Farblosigkeit des Fe (OH), fast farblos. 
Die Schnitte werden nun wieder gefärbt in folgender Lösung: 


Ferrocyankalium . . . 10 9, 
Balzsaures an ea ems, 
Wasser 1 rt PRENLOO 


Hierin bleiben die Schnitte 20 Minuten; sie werden dann in Wasser aus- 
gewaschen, in absolutem Alkohol entwässert etc. 

Statt der Nachfärbung der Schnitte mit Ferrocyankalium kann man 
auch die Reaktion -auf Schwefelammonium zum zweiten Male vornehmen. 
Kerne kann man mit Lithionkarmin rot vorfärben. 

Manche Eisenverbindungen sind so innig mit Eiweiß verbunden, daß 
sie bei den bisher genannten Methoden nicht dargestellt werden. Dieses 
sogenannte „maskierte“ Eisen wird nach der Mc Callumschen Methode 
dargestellt. Die Schnitte werden in Bungesche Flüssigkeit (95 Teile 
96°/,iger Alkohol, 10 Teile 25°/,ige Salzsäure) S—10 Stunden bei 37 Grad 
eingelegt, wobei das nicht organisch gebundene Eisen entfernt wird und 
sodann in sauren Alkohol (z. B. 3°/,ige Salpetersäure in 96°/,igem Alkohol): 
nach Abspülen der Schnitte in absolutem Alkohol kommen sie in destil- 


HS G. Herxheimer. 


liertes Wasser, und das Eisen wird nun der Berlinerblau- oder Schwefel- 
ammoniumreaktion unterworfen. Das Eisen des Hämoglobins soll nach 
Oxydation mittelst schwachen Wasserstoffsuperoxyds (3%/oig, 12—24 Stunden) 
Eisenreaktionen geben (Brown). 


VII. Kalk. 


Im ungefärbten Präparat zeichnet sich der Kalk durch seine starke 
Liehtbreehung aus: er erscheint im auffallenden Licht hellglänzend, im 
durchfallenden dunkel. In Säuren, so Salzsäure, löst er sich leicht. Kohlen- 
saurer Kalk läßt sich dabei an dem Auftreten von Kohlensäuregas- 
bläschen leicht erkennen. Bei Auflösung mit Schwefelsäure bilden sich die 
feinen Gipskristalle, welche sich in Wasser leicht lösen. Läßt man den Kalk 
sich in Salzsäure auflösen und setzt gleichzeitig oxalsaures Ammonium 
hinzu, so bilden sich Oktaöder des oxalsauren Kalkes. 

Kalk färbt sich mit Hämatoxylin blau. So wurde eine eigene Me- 
thode von Leutert angegeben. Da diese aber auch Eisen und Magne- 
siumsalze färbt, ist es besser, letztere erst mit Oxalsäure nach Roehl zu 
entfernen. Man legt die Schnitte in um die Hälfte mit destilliertem Wasser 
verdünnte wässerige Oxalsäurelösung !/,—"/, Stunde (am besten bis ein 
mit Ferrocyankalium auf Eisen gefärbter Schnitt zeigt, daß das Eisen ge- 
löst ist), wäscht in destilliertem Wasser aus, färbt 5—10 Minuten in 
mittelalter, 1°/,iger, wässeriger Hämatoxylinlösung und bringt die Schnitte 
dann in mit dünnem Ammoniak versetztes destilliertes Wasser, spült in 
Wasser ab. entwässert in absolutem Alkohol ete. Eine Kernfärbung kann 
man mit Safranin vornehmen und diese der Kalkdarstellung anschließen. 

Kalk zeigt Affinität zu Silber, sowie zu anderen Metallen wie 
Kupfer, Blei, Eisen ete. und es sind besonders auch mehrere Methoden 
der Versilberung des Kalkes, im speziellen des phosphorsauren Kalkes. 
welcher sich dann schwarz darstellt, angegeben worden. So vor allem von 
». Kossa. Hierbei werden Schnitte an hellem Licht 10 Minuten bis 1 Stunde 
in 1—5°/,iger Argentum nitrieum-Lösung versilbert. Nach Auswaschen in 
destilliertem Wasser wird zur Entfernung des überschüssigen Silbernitrates 
in 5°/,ige Lösung von unterschwefligsaurem Natrium übertragen, gründ- 
lich gewässert. in absolutem Alkohol entwässert etc. Es bildet sich hierbei 
Silberphosphat. welches unter dem Einfluß des Lichtes zu metallischem 
Silber reduziert wird. 

Da uns auch für einige anorganische und organische Stoffe 
mikrochemische Reaktionen zu Gebote stehen und diese bei physiologischen 
Arbeiten benötigt werden könnten, will ich hier einen kurzen Abschnitt 
aus meiner „Technik“ zitieren. 


Silber und Blei geben mit Schwefelammonium dieselbe Reaktion wie das Eisen 
(s. Quinkesche Methode s. oben). 

Kupfer gibt bei Behandlung mit Ferroeyankalium und Salzsäure (Ausführung 
der Methode wie beim Eisen) gelbbraune Färbung. Mit dem Hämatoxylin gibt es eine 
dunkelblaue Reaktion. 


Mikroskopische Technik. 689 


Phosphor wird nach folgender Methode Me Callums nachgewiesen. Frische 
Stückchen Gewebe werden in Alkohol gehärtet, eingebettet und Schnitte mit frisch be- 
reiteter salpetersaurer Molybdänsäurelösung [1 Gewichtsteil Molybdänsäure gelöst in 
4 Teilen Ammoniak (spez. Gewicht 0'88) und 15 Teilen Salpetersäure (spez. Gewicht 1°2)] 
10 Minuten bis 48 Stunden im Brütofen behandelt, 1—2 Minuten in destilliertem Wasser 
gewaschen und dann in 1—4°/,ige wässerige Lösung von salzsaurem Phenylhydrazin 
übertragen. Ist Phosphormolybdat gebildet worden, so wird es hier in 2—10 Minuten zu 
dunkelgrünem Molybdänoxyd reduziert. Der Schnitt wird in absolutem Alkohol ent- 
wässert, in Zedernholzöl aufgehellt, in Balsam eingeschlossen. 

Nach Me Callum kann man auch anorganisch und organisch gebundene Phos- 
phate unterscheiden. 

Jod wird von Justus nach einer Metlıode dargestellt, bei welcher zunächst das 
Jod durch Chromsäure aus seiner Verbindung mit Eiweiß gelöst und durch Einlegen in 
Silbernitratlösung Jodsilber erzeugt wird. Gleichzeitig sich mitbildendes Silberehlorid 
wird mittels Natriumchlorid entfernt. Durch Übertragen in Quecksilber wird das Jod- 
silber in Jodquecksilber übergeführt, wodurch es deutlichere Färbung (rot) annimmt. 
Uns ist diese Methode nicht gelungen. 

Kalium wird durch seine orangerot gefärbte Verbindung mit Kobalt nach der 
folgenden Methode von Me Callum nachgewiesen: 


1. Frische Stückchen oder Gefriermikrotomschnitte von frischem Material werden 
für 20 Minuten in folgende Mischung eingelegt: 


Kobaltnitrte er an re r2lleg: 
Natriumnitrat . . . A 
isses ge EN RONeZ 
destilliertes Wasser . . . ....6 


n 
nach einigen Stunden filtrieren und mit destilliertem Wasser auf 100 em” auffüllen. 

2. Abwaschen in eiskaltem Wasser, bis keine Farbwolken mehr abgehen. 

3. Einbetten und untersuchen in einem Gemisch zu gleichen Teilen von Glyzerin und 
gesättigter Schwefelammoniumlösung. 

Harnsäure und Purinkörper werden mit ammoniakalischem Silber schwarz 
dargestellt nach folgender Methode von Courmont et Andre: 


1. Härten in absolutem Alkohol, Einbetten in Paraffin, Schneiden. 
2. Einlegen der Schnitte in 1°/,ige Ammoniaklösung oder in sehr schwache unter- 
schwefligsaure Natriumlösung. 
. Übertragen in 1°/,ige Argentum nitrieum-Lösung. 
. Abspülen in destilliertem Wasser. 
Einlegen in einen photographischen Entwickler (Hydrochinon). 
Auswaschen in destilliertem Wasser. 
. Ev. Nachfärben mit Hämatoxylin und ev. Eosin. 
. Entwässern in absolutem Alkohol. 
. Xylol, Balsam. 


Die Harnsäure und ihre Derivate stellen sich als schwarze Körnchen dar, doch 
scheint uns diese Methode, welche nach Angabe ihrer Beschreiber für Tiere und 
den Menschen verschieden ausgeführt werden soll, keineswegs zuverlässig. 


san nom Dr w 


VII. Fibrin. 


Der Faserstoff färbt sich mit sauren Anilinfarben in der betreffenden 
Farbe; mit van Gieson-Lösung gelb, bei der Malloryschen Methode rot. 
Unter den speziellen Methoden ist die Weigertsche die überragende. Des 
weiteren sind Methoden von Kockel (Modifikation der Weigertschen Mark- 
scheidenmethode). Schueninoff (Modifikation der Mallory-kibbertschen Me- 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 44 


690 G. Herxheimer. 


thode), Fränkel (Modifikation der Dostschen Glykogenmethode), Mallory 
und K. Herscheimer angegeben worden. 

jei der Weigertschen Fibrinmethode färben sich gleichzeitig die 
grampositiven Bakterien mit. Es handelt sich hier um eine Gramsche 
Methode, bei der aber der absolute Alkohol zur Differenzierung vermieden 
werden muß und statt dessen in Anilinöl-Xylol differenziert wird. Um die 
Schnitte nicht zu stark schrumpfen zu lassen, zieht man sie aus Wasser 
auf den Objektträger auf und drückt sie mit Filtrierpapier fest an; sie 
halten dann meist. Man kann auch die Schnitte ankleben. Am besten färbt 
man mit Lithionkarmin die Kerne vor. Nach dieser Vorfärbung wird zur 
Ausführung der Methode auf den am Objektträger haftenden Schnitt ein 
Tropfen Methylviolettlösung aufgegossen und nach etwa 15 Sekunden ab- 
vegossen, mittelst Filtrierpapier getrocknet und eine Jodjodkaliumlösung 
für etwa 10—15 Sekunden aufgegossen, dann abgegossen, der Schnitt 
mit Filtrierpapier getrocknet und zur Differenzierung Anilinöl-Xylol auf- 
veträufelt, bis die Grundfarbe wieder rot ist (bei Vorfärbung mit Lithion- 
karmin) und keine größeren blauen Wolken mehr abgehen. Nun wird Xylol 
auf den Schnitt gebracht und um alles Anilinöl aus dem Schnitt zu ent- 
fernen, damit er nicht weiterdifferenziert wird, das Xylol mit Filtrier- 
papier getrocknet, wieder aufgebracht und dies mehrfach wiederholt. Hier- 
bei muß auch der Schnitt ganz wasserfrei gemacht, d. h. vollständig durch- 
sichtig werden. Nunmehr kann in Kanadabalsam eingeschlossen werden. 
Auch verklumpte Altmannsche Granula, Schleim und Horn färben sich oft 
blau mit. Es soll nicht zu stark differenziert werden. Gelingt die Färbung 
nicht gut (bei chromsäurefixierten Stücken), so ist es gut, die Schnitte 
vorher zu oxydieren und zu reduzieren. d.h. man überträgt die Schnitte 
auf etwa 10 Minuten in 1!/,°/,ige wässerige Lösung von Kalium. hyper- 
manganicum, wässert gründlich, reduziert sodann mehrere Stunden in 5°/,iger 
wässerieer Oxalsäurelösung, wässert wiederum und schließt nun die Färbung, 
eventuell zunächst Kernvorfärbung an. Die Weigertsche Fibrinmethode ge- 
lingt an Gefriermikrotomschnitten wie an Schnitten von eingebettetem Ma- 
terial. Als Farblösung, Jodlösung und Differenzierungsflüssigkeit werden am 
besten folgende von Weigert zuletzt gebrauchte Mischungen verwandt: 


Farblösung: 
Stammlösung I: Anilinöül. . . . .» . Iems, 


absoluter Alkohol . . .33 
Methylviolett im Überschuß. 
Stammlösung II: Gesättigte wässerige Lösung von Methylviolett. 
Beide Stammlösungen sind gut haltbar. Zur Färbung werden 3 cm® 
der Stammlösung I mit 27 cm® der Stammlösung II gemischt. Die Mischung: 
hält sich 3—4 Wochen. 
Jodlösung: 
RR ED EU TR 0... „157 De 
MR ee ATS Be, 2 100008 
Jod im Überschuß), nach einiger Zeit filtrieren. 


> 


Mikroskopische Technik. 691 


Differenzierungsflüssigkeit: 
Anılinol. 7 ee in . ,. : 2. Tele 
Ayiol. .. 00 Eee... ,. | Teil: 
oder auch ana. 


D. Farbmethoden für einzelne Organe beziehungsweise Organ- 
systeme. 


Für besondere Methoden kommt in erster Linie das Blut und die blut- 
bildenden Organe einerseits, das Nervensystem andrerseits, des weiteren 
Leber, Knochen etc. in Betracht. Wir wollen hier aber nur einige wenige 
der allernotwendigsten und gebräuchlichsten Methoden anführen und des- 
gleichen erst recht in dem nächstfolgenden Abschnitt, welcher die Dar- 
stellung der Bakterien betrifft; wird doch jeder auf diesen Gebieten speziell 
Arbeitende ausführlichere Technikübersichten zu Rate ziehen, beziehungs- 
weise bei der zuletzt genannten Materie die speziellen bakteriologischen. 
Außer den schon öfters genannten technischen Hilfsbüchern soll hier noch 
für das Nervensystem auf die Spielmeyersche Technik der mikro- 
skopischen Untersuchung des Nervensystems, Berlin 1911, und für 
das Blut etc. auf die Hämatologische Technik von Schridde und 
Nägeli, Jena 1910, verwiesen werden. 


T. Blut und blutbildende Orsane. 


Zur Darstellung der einzelnen Blutelemente — es ist hier auch- die 
Art der Entnahme des Blutes, auf welche aber hier nicht eingegangen 
werden kann, von Bedeutung — stehen die Untersuchungen im frischen 
Präparat, im Deckglastrockenpräparat und im Schnittpräparat zur Ver- 
fügung. 

Frische Präparate leisten diagnostisch z. B. für Leukämien schon 
sehr viel. Man kann die Untersuchung — zunächst in Kochsalzlösung — 
durch Zusatz eines Tröpfehens Methylenblau oder Neutralrot, eventuell 
auch Eosin erleichtern. Oder man bestreicht nach Pappenheim und Naka- 
nishi den Objektträger mit einer dünnen Schicht von Neutralrot, Methylen- 
blau etc. und läßt die Farbe antrocknen. Bringt man nun einen Tropfen 
Flüssigkeit beziehungsweise Blut darauf, so färben sich die Kerne ete. mit 
den Farben. Man-kann auch Objektträger mit Agar dünn bestreichen und 
hierauf Deckgläschen mit dem Blut etc. auflegen (Deetjen). Statt in Koch- 
salzlösung kann man auch in Blutserum, stark verdünnter Jodkalium- 
lösung etc. untersuchen. Die Präparate kann man auch noch nachträglich 
z. B. in Osmiumsäure härten. 

Deckglastrockenpräparate. Für alle feineren Details und speziellen 
Färbungen werden solche verwendet. Die Herstellung derselben, d.h. das 
Aufbringen eines ganz feinen Tropfens auf das Deckgläschen und dünnes 
Ausstreichen, am besten durch Abziehen zweier Deckgläschen, kann als be- 
kannt vorausgesetzt werden. In der Regel läßt man die Ausstriche luft- 


44 


692 G. Herxheimer, 


trocken werden und fixiert sie sodann entweder mittelst Hitze, und zwar 
hier besser mit Hilfe einer erwärmten Kupferplatte als durch Durchziehen 
durch die Flamme, oder auf chemischem Wege durch Einlegen in absoluten 
Methylalkohol (für 10 Minuten), oder absoluten Alkohol etwa !/, Stunde, 
oder Alkohol-Äther beziehungsweise Azeton. oder in 10°/,iges Formol 
oder in Osmiumsäure. Man kann auch Formol- oder Osmiumsäuredämpfe 
einwirken lassen oder nach Weidenreich den Blutstropfen auf einen Objekt- 
träger ausstreichen, welcher bereits Osmiumsäuredämpfen ausgesetzt war, 
ihn nun solchen nochmals aussetzen, ihn sodann kurz mehrfach durch die 
Flamme ziehen und nach dem Erkalten mit dünner übermangansaurer 
Kaliumlösung für etwa 1 Minute begießen, wässern und mit Filtrierpapier 
trocknen. Bei manchen alkoholhaltigen Farblösungen ist eine besondere 
Vorfixation des Deckglastrockenpräparates überhaupt nicht nötig. 

Hier sei noch erwähnt, daß auch feuchte Präparate sehr gute Re- 
sultate bei Weiterbehandlung geben können. 

Deckglastrockenpräparate werden zu Übersichtsbildern am besten 
mit Methylenblau, oder Hämatoxylineosin, oder Methylenblau-Eosin (hier ist 
die Färbung nach v. Müllern, bei welcher erst mit Methylenblau, dann mit 
einem Gemisch von Methylenblau und Eosin gefärbt wird, zu empfehlen) gefärbt. 

Zur allgemeinen Darstellung der Granula sind sodann von Wichtig- 
keit einmal die Methode von May-Grünwald (beziehungsweise Jenner) 
mittelst eosinsaurem Methylenblau, sodann die Romanowsky-Färbung, welche 
heute allgemein in der Modifikation von Giemsa verwandt wird, ferner 
die Kombination der May-Grünwald- und Giemsa-Färbung nach Pappen- 
heim und endlich die Triacidfärbung nach Ehrlich. 


May-Grünwald-Methode. 

Bei der May-Grünwald-Färbung tritt durch Zusammenfügen von 
Eosin- und Methylenblaulösungen eosinsaures Methylenblau auf, welches 
besonders gut und elektiv färbt, indem der leicht spaltbare Farbstoff bei 
der Färbung wieder in seine Urbestandteile zerfällt. Man bezieht den Farb- 
stoff am besten von Grübler oder in Tablettenform von Burroughs, Wel- 
come & Co., wobei je eine Tablette in 10 cm: Methylalkohol gelöst wird. 
Die Ausstrichpräparate werden in gut verschlossenen Schälchen 2—3 Mi- 
nuten in der Farblösung gefärbt, sodann diese mit demselben Volumen 
destilliertem Wasser verdünnt und die Ausstrichpräparate noch 10 Mi- 
nuten darin gelassen. Es wird mit destilliertem Wasser abgespült, mit 
Filtrierpapier getrocknet und in neutralen Kanadabalsam eingeschlossen. 
Frische Ausstrichpräparate gelingen am besten. 

Rote Blutkörperchen sind hellrot. eosinophile Granula dunkelrot, 
Kerne blau, Mastzellengranula tiefblau, neutrophile Granula fein hellrot. 


Giemsa-Methode. 


Die Giemsa-Lösung enthält: Methylenazur, Methylenblau und Eosin 
gelöst in Methylalkohol und Glyzerin. Die fertige Lösung wird am vorteilhaf- 


Mikroskopische Technik. 693 


testen von @rübler bezogen. Am besten in Methylalkohol 2— 3 Minuten fixierte 
frische Ausstriche werden in stark verdünnter Giemsa-Lösung (1 Tropfen 
auf je 1cm® Wasser, gerade vor der Färbung zusetzen) 10—30 Minuten 
gefärbt. Es wird gründlich in fließendem Wasser gewaschen, zwischen 
Filtrierpapier getrocknet und in neutralen Kanadabalsam eingeschlossen. 
Man kann auch in der Weise färben, daß man das Deckgläschen, die 
Schicht nach oben, in ein trockenes Schälchen legt, 10—15 Tropfen einer 
mit der gleichen Menge Methylalkohol verdünnten Giemsa-Lösung darauf 
träufelt, !/,;, Minute einwirken läßt und nun 10—15 cm® destilliertes 
Wasser darauf eießt und gleichmäßig mit der Farblösung durchmischt; 
diese verdünnte Lösung soll dann noch 3—5 Minuten einwirken, es wird 
dann gewässert etc. 

Nächst der Giemsa-Färbung ist die Zeishmansche Modifikation der 
Romanowsky-Färbung am verbreitetsten. 


Kombinierte May-Giemsa-Methode (panoptische Methode) nach 
Pappenheim. 


Deckglastrockenpräparate werden, wenn lufttrocken, in May-Grün- 
wald-Lösung 3 Minuten fixiert und gefärbt. Man gielit dann dieselbe Menge 
Aqua dest. hinzu und läßt noch 1 Minute einwirken; dann gießt man ab 
und begießt mit verdünnter Giemsa-Lösung (15 Tropfen auf 10 cm® Aqua 
dest.) für 12—14 Minuten. Abwaschen, Trocknen mit Filtrierpapier. Alte 
unfixierte Deckglastrockenpräparate werden am besten 24 Stunden in 
Aqua dest. gelegt und dann unfixiert wie oben gefärbt (verdünnte May- 
Grünnald-Lösung, dann Giemsa-Lösung). 


Triacid-Methode. 


Zur Ehrlichschen Triacidfärbung, bei welcher Methylgrün, 
Orange G und Säurefuchsin zur Anwendung kommen, wird die Lösung 
auch am besten von G@rübler fertig bezogen. Mittelst Hitze (vorteilhaft bei 
140° ı/, Minute) fixierte Deckgläschenpräparate werden am besten durch 
Schwimmenlassen auf der Farblösung mit ihr 5 Minuten gefärbt. Nach 
gründlichem Wässern in destilliertem Wasser wird zwischen Filtrierpapier 
getrocknet und in. Kanadabalsam eingeschlossen. Die Farblösung darf weder 
geschüttelt noch filtriert werden, man entnimmt am besten mittelst 
Pipette. 

Kerne sind hell grünblau, eosinophile Granula leuchtend rot, neutro- 
phile violettrot, Blutkörperchen orange dargestellt. Besonders die neutro- 
philen Granula treten vorzüglich hervor. 


Die meisten spezifischen Granula der Blutzellen ete. werden, wie 
schon aus dem Vorhergehenden erhellt, mit diesen Methoden dargestellt. 
Hier sollen noch Methoden für die spezifischen Granula der Plasma- 
zellen erwähnt werden, und zwar kommt hier besonders die Methode 


694 G. Herxheimer. 


mit polychromem Methylenblau nach Unna und die Unna-Pappen- 
heimsche Pyroninmethylgrünmethode in Betracht. Beide Methoden 
sollen unter den Schnittpräparaten besprochen werden. Ihre einfache An- 
wendung auf Deckelastrockenpräparate ergibt sich von selbst. Des weiteren 
handelt es sich hier um Mastzellengranula, welche sich ebenfalls nach 
der Unnaschen Methode mit polyehromem Methylenblau gut dar- 
stellen lassen, oder auch z. B. nach Ehrlich mit gesättigter wässeriger 
Lösung von Dahlia gefärbt werden. Endlich ist die schon besprochene 
Winkler-Schultzesche Oxydasereaktion zur Unterscheidung der 
Ivmphatischen und myeloischen Zellreihe wichtig. 

Schnittpräparate. Während die Deckglastrockenpräparate den 
Vorzug der einfachen Behandlung und des dünnen Ausstriches der Zellen, 
sowie der relativ geringen Veränderung derselben bei Fixation etc. für 
sich haben, kommen für alle Fälle, wo auch die Lagebeziehungen der Blut- 
zellen zu einander oder zum Gewebe im allgemeinen bei genetischen Fragen 
von Wichtigkeit sind, naturgemäß nur Schnittpräparate in Betracht. Die 
Färbungen sind hier ganz ähnlich wie bei Deckglaspräparaten, einmal 
Hämatoxylin-Eosin beziehungsweise van Gieson- und Methylenblau-Eosin- 
methoden, des weiteren die schon erwähnte Altmann-Schriddesche Methode, 
die Ehrlichsche Triacidmethode (am besten in Sublimat härten), die 
Giemsa- und May-Grünwald-Methode. Diese beiden letztgenannten 
Färbungen müssen aber etwas anders an Schnittpräparaten angewandt 
werden, da sie sonst mißlingen. 


Giemsa-Methode für Schnitte. 


3ei der Giemsa-Methode empfiehlt ihr Erfinder in einem Ge- 
misch von wässeriger Sublimatlösung 2 Teile und absolutem Alkohol 1 Teil 
zu fixieren, mit steigendem Alkohol nachzubehandeln und in Paraffin ein- 
zubetten, dünne Schnitte aufzukleben. zu entparaffinieren etc. Dieselben 
werden dann mit Jod (z.B. Lugolsche Lösung) etwa 10 Minuten vorbe- 
handelt, in destilliertem Wasser abgespült. 10 Minuten in 0'5°%/,ige 
wässerige Natriumthiosulfatlösung eingelegt, 5 Minuten in Leitungswasser 
gewaschen, kurz in destilliertem Wasser abgespült und nun in der ver- 
dünnten Giemsa-Lösung (1 Tropfen auf 1 cm® Aqua dest.) 2—12 Stunden 
gefärbt (nach !/, Stunde Farbe wechseln), in destilliertem Wasser abge- 
spült und nun in folgenden steigenden Flüssigkeiten nacheinander diffe- 
renziert, entwässert und aufgehellt: 


Azeton 95 cem® + Xylol 5 em®, 
Ben 2.2.30 
7 1 ae, Ve 0) 


reines Xylol, Zedernholzöl: in letzterem untersuchen. 


Mikroskopische Technik. 695 


Einfacher ist die Anwendung der Giemsa-Methode für Schnittpräparate 
nach Schridde, sogenannte Azur II-Eosinmethode. Die (Paraffin-) 
Schnitte kommen aus destilliertem Wasser in die Farblösung, die man sich 
stets frisch so herstellt, daß man mit je 1 em® Aqua dest. 2 Tropfen Giemsa- 
Lösung mischt und zusammenschüttelt (em Niederschlag darf hierbei nicht 
ausfallen). Man färbt hierin 20 Minuten, spült in destilliertem Wasser ab, 
trocknet mit Filtrierpapier, entwässert in reinem säurefreien Azeton 
'/—1 Minute, hellt in säurefreiem Xylol auf und schließt in neutralen 
Kanadabalsam ein. 

Neuerdings hat Schridde die Methode zur Anwendung auf Gefrier- 
schnitte nach Formolhärtung etwas modifiziert. 

Man färbt in dünner Giemsa-Lösung (je 2 Tropfen der @rüblerschen 
(riemsa-Lösung auf 1 cm® destilliertes Wasser, das Gremisch muß sofort ge- 
schüttelt werden) etwa !/, Stunde, spült in Wasser ab und preßt die 
Schnitte an gut fettfrei gemachte Objektträger mittelst Filtrierpapiers fest 
an. Nun taucht man sie etwa 1O0mal ganz kurz in 2 Schalen mit abso- 
lutem Alkohol und dann auch etwa 10mal in eine solche mit Xylol und 
schließt in Kanadabalsam ein. 


May-Grünwald-Methode für Schnitte. 


Die May-Grünwald-Methode ist in verschiedenen Modifikationen für 
Schnittpräparate anwendbar. Zu empfehlen ist diejenige nach Zieler. Man 
fixiert in Ortkschem Gemisch oder Zenkerscher Flüssigkeit und bettet in 
Paraffin ein. Schnitte werden in der May-Grünwald-Farblösung 2 bis 
3 Minuten gefärbt (Farblösung nicht schütteln, sondern mittelst Pipette 
entnehmen), sodann spült man gründlich in destilliertem Wasser ab, trocknet 
mit Filtrierpapier, legt in säurefreies Azeton ein, in welchem noch etwas 
blaue Farbwolken abgehen, hellt in reinem, säurefreiem Xylol auf und 
schließt in neutralen Kanadabalsam ein. 


Kombinierte May-Giemsa-Methode nach Pappenheim für 
Schnitte. 


Es wird in Orthschem oder Zellyschem Gemisch fixiert und eingebettet. 
Die Schnitte werden in mit dem 4fachen Quantum Aqua dest. versetzter 
May-Grünald-Lösung 20 Minuten im Brutschrank (Schälchen zudecken) 
gefärbt. Sodann wird in verdünnter Giemsa-Lösung (15 Tropfen zu 10 cm® 
Aqua dest.) 40 Minuten im Brutschrank (Schälchen zudecken) nachgefärbt. 
in Aqua dest. abgespült, kurz in verdünnter Essigsäure (5 Tropfen Eis- 
essig auf 50 cm® Aqua dest.), bis keine gröberen blauen Wolken mehr 
abgehen, differenziert. wieder in Aqua dest. abgespült, durch Anpressen 
von Filtrierpapier (bzw. bei Celloidinschnitten Absaugung mit Filtrier- 
papier) getrocknet, in Azeton puriss. + Alkohol absol. ana entwässert, in 
Xylol aufgehellt und in neutralem Kanadabalsam (eventuell auch gemischt 
mit Xylol-Dammarlack) eingeschlossen. 


696 G. Herxheimer. 


Zur Darstellung der Mastzellen- und Plasmazellengranula ist, 
wie schon erwähnt, die Unnasche polychrome Methylenblaumethode, zur 
Darstellung der Plasmazellengranula und allgemein aller basophilen Sub- 
stanzen die Unna-Pappenheimsche Pvronin-Methylgrün-Methode außer- 
ordentlich empfehlenswert. 


Unnasche Methode mit polychromem Methylenblau. 


Man härtet am besten in absolutem Alkohol und bettet ein. Schnitte 
werden am besten in der von Gräübler zu beziehenden Lösung etwa 
10 Minuten gefärbt, in destilliertem Wasser abgespült und in der eben- 
falls von Grübler zu beziehenden, mit dem gleichen Quantum destilliertem 
Wasser zu verdünnenden Glyzerin-Äthermischung ?/, bis mehrere Minuten, 
bis der Schnitt kornblumenblau erscheint, differenziert. Es wird sodann 
gut in Wasser abgespült, kurz in absolutem Alkohol entwässert, in Xylol 
aufgehellt und in neutralen Kanadabalsam eingeschlossen. Mastzellen- 
granula sind (ähnlich Schleim und Amyloid) rot, Plasmazellengranula blau 
(desgleichen Kerne und Bakterien) gefärbt. 


Pappenheim-Unnasche Pyronin-Methylgrünmethode. 


Man härtet in Formol, Alkohol, Orthschem Gemisch ete., macht 
(Gefrierschnitte oder bettet ein. Die Schnitte werden in der von Grübler 
zu beziehenden Lösung 10—15 Minuten gefärbt, in Wasser mehrere Mi- 
nuten abgespült, in 70°/,igem Alkohol differenziert, kurz in absolutem 
Alkohol entwässert, in Xylol aufgehellt und in Kanadabalsam eingeschlossen. 
Das Protoplasma der Plasmazellen sowie alle basophilen Substanzen sind 
tiefrot, Kerne blaugrün gefärbt. 

Färbungen auf Glykogen, Fette, Lipoide etc. werden in der sonst 
üblichen Weise an Schnitten oder eventuell auch an Deckelastrockenprä- 
paraten vorgenommen. Blutparasiten werden am besten mit der Giemsa- 
oder Leishman-Methode nachgewiesen. Manchmal ist es hierbei, wenn nur 
einzelne Parasiten im Blute vorhanden sind, vorteilhaft. durch Zusatz von 
etwa 3°/,iger Essigsäure in größeren Mengen zum Blut erst die roten 
Blutkörperchen zu zerstören, nunmehr zu zentrifugieren und Ausstriche 
vom Sediment herzustellen und nach Giemsa oder sonst zu färben. 


II. Nervensystem. 


Die gerade hier angegebenen Methoden sind Legion. Wir wollen 
nur für folgende Strukturen die allerwichtigsten Methoden wiedergeben. 

Zunächst kommt für die Markscheiden als souveräne Methode die 
von Weigert angegebene in Betracht. Er hat dieselbe sehr vielfach modi- 
fiziert, und seine letzte Modifikation mittelst des auch unter den Kern- 
farben schon ganz besonders empfohlenen Eisenhämatoxylins ist so vorzüg- 
lich, daß) sie wohl auch jeder der außerordentlich zahlreichen von anderen 


Mikroskopische Technik. 697 


Autoren angegebenen Modifikationen des Weigerischen Verfahrens, unter 
welchen besonders die bekannte von Pal erwähnt sei, überlegen ist. Da 
jedoch die Methode etwas umständlich und zeitraubend ist, sind die neuer- 
dings angegebenen auf ähnlichen Prinzipien beruhenden Färbungen der 
Markscheiden am Gefrierschnitt nach Formolhärtung, welche ganz Vorzüg- 
liches leisten, sehr zu empfehlen. Solche sind vor allem von Benda, Spielmeyer 
und eine Methode von mir in Gemeinschaft mit Gierlich ausgearbeitet 
worden, welche ich unten darstellen will. Erwähnt sei noch, daß sich bei 
den oben geschilderten Fettfärbungen mit Sudan III und Scharlach R die 
Markscheiden gelblichrot färben, wenn man die stark farbstoffhaltigen 
Lösungen benutzt und sie etwas länger einwirken läßt. Zur schnellen Orien- 
tierung kann man diese Methode gut benutzen. 

An zweiter Stelle seien die Achsenzylinder und Neurofibrillen 
genannt. Während hier früher Karmin- und Hämatoxylinfärbungen allein 
zu Gebote standen, welche aber außer den Achsenzylindern Gliafasern, 
(ranglienzellen etc. mitfärben und keineswegs als elektive oder auch nur 
spezifische Färbungen gelten konnten — hier sei die Schmaus-Chilesottische 
Methode mittelst Urankarmin, die Mallorysche und Wolterssche Methoden 
mit Hämatoxylin, die Ströbesche mit Anilinblau erwähnt —, trat ein Fort- 
schritt ein mit den Methoden=von Fayersztajn, Strähuber und Kaplan, 
welche aber nur bei markscheidenhaltigen Nerven anwendbar sind, da sie 
nicht die Achsenzylinder selbst, sondern nur eine dünne diese umgebende 
Schicht der Markscheiden, das sogenannte Myeloaxostroma darstellen. 
Eine wirkliche Färbung der Achsenzylinder, auch in marklosen Nerven, 
und der Neurofibrillen steht uns erst seit Einführung der vorzüglichen 
Silbermethoden von Bielschowsky einerseits, der verschiedenen Methoden von 
Ramon y Cajal andrerseits zur Verfügung. Auch Goldmethoden werden zu 
diesem Zwecke verwandt, so von Apathy. 

Die Bielschowsky-Methode ist oben schon bei Erwähnung der Dar- 
stellung feinster Bindegewebsfibrillen dargestellt. Essigsäure zur Differen- 
zierung kann bei ihrer Anwendung im Nervensystem verwandt werden. 
Wir können diese Methode, die ich selbst unzählige Male anwandte und bewährt 
gefunden habe, äußerst empfehlen und wollen unten noch unter den Me- 
thoden Ramon y Cajals die hauptsächlich für allgemeine Zwecke ange- 
gebene wiedergeben. 

Zur Darstellung der sogenannten NissIschen Granula der Gang- 
lienzellen ist die ursprüngliche Originalmethode Niss/s sicherlich die beste. 
Zeichnet sie sich auch durch Sicherheit aus, so hat doch das Einlegen in 
absoluten Alkohol und Schneiden, nachdem die Stücke nur mittelst Gummi 
arab. auf Blöcke geklebt sind, ein außerordentlich schweres Gelingen feiner 
Schnitte zur Folge. Aus diesem Grunde sind, wenn auch XNiss! nur die auf 
diese Weise hergestellten Präparate als „Äquivalentbilder“ der Tigroid- 
schollen anerkennt, vielfache Modifikationen. so von v. Lenhossck, Bielschowsky- 
Plien, Held (bei dieser Methode sind auch die zwischen den Granula ge- 
legenen Protoplasmateile in einer Kontrastfarbe dargestellt) angegeben 


H98 G. Herxheimer., 


worden, welche doch die verschieden gehärteten Objekte in Paraffin (oder 
Zelloidin) einbetten und dann Schnittpräparate herstellen. Wir wollen die 
Niss/sche Originalmethode kurz wiedergeben. 

Die Darstellung der Neuroglia gestaltet sich überaus schwierig; auch 
hier ist eine Methode Weigerts die beste, doch leidet auch sie an den Schwierig- 
keiten weniger der Kompliziertheit, als der Unsicherheit. Weigert selbst 
hat an seiner Methode unablässie bis zu seinem Tode weiter gearbeitet. 
Seine späteren ausgezeichneten Modifikationen sind mit ihm in das Grab 
gesunken. Modifikationen sind vor allem von Spielmeyer und Bartel ange- 
geben worden. Andere ebenfalls komplizierte Methoden stammen von benda, 
Mallory, Fischer ete. Eine Methode von Fieandt färbt die plasmatische und 
retikuläre Glia neben der faserigen. Die Alzheimersche Methode stellt die 
amöboiden Gliazellen, ihre Granula und Einschlüsse besonders dar. Wir 
wollen unten nur die Weigertsche Gliamethode anführen. 

Des weiteren gibt es zwei Arten von Methoden, welche mehrere 
nervöse Strukturelemente gleichzeitig darstellen, und wenn sie also auch 
wenig elektiv sind, doch große Bedentung gewonnen haben. Einmal han- 
delt es sich hier um die G@olgische Methode, nächst ihren Modifikationen, 
welche allerdings außerordentlich launisch ist und für normale Zwecke 
mehr wie für pathologische Nerven in Betracht kommt, andrerseits um 
die vitale Methylenblaumethode Khrlichs. Letztere wurde schon bei Be- 
sprechung der vitalen Färbungen erwähnt. Injiziert man dünne Methylen- 
blaulösungen oder bringt sie sonst Tieren ein, so werden die Ganglien- 
zellen und ihre selbst feinsten Ausläufer blau dargestellt. Die größte 
Schwierigkeit bietet, wie erwähnt, die Fixation der Färbung an den 
Schnitten. Am besten hat sich hier wohl die Methode von Bethe — eine 
Modifikation des ursprünglichen Dogielschen Verfahrens — bewährt. Er 
bringt die Stücke 10—15 Minuten in gesättigte wässerige Lösung von 
pikrinsaurem Ammonium, sodann kommen sie in eine von 6 von Bbethe 
angegebenen Lösungen, welche vor allem Ammonium molybdaenicum (zur 
Bildung von molybdänsaurem Methylenblau), Salzsäure, Wasserstoffsuper- 
oxyd (zur Oxydation der Leukobase) und Chromlösungen oder Osmium- 
säure (zur Härtung) enthalten. Genannt sei z. B. folgende Lösung: 


Molybdänsaures Ammonium. . . 19, 
1/,°/,ige Osmiumsäurelösung . . 10 cms, 
LITE SI TG E10 FL: ’7.; 
offizinelle Salzsäure . . . . . 1 Tropfen, 
Wasserstoffsuperoxyd . . . ...  Lem®. 


(Das Ammoniummolybdat mul) zunächst im Wasser unter Erhitzen gelöst 
werden.) Wenn die Stücke hierin 4—12 Stunden gelegen haben, dann gut 
ausgewaschen werden, in absolutem Alkohol entwässert und eingebettet 
werden, kann man Schnitte herstellen, an welchen die Methylenblaufärbung 
eut fixiert ist. 


Mikroskopische Technik. 699 


Speziell für pathologische Zwecke stehen uns für degenerierte 
Nerven Methoden zur Verfügung. um die bei dem Markscheidenuntergang 
gebildeten Fette gesondert darzustellen. Würde man osmieren, so würden 
sich Markscheiden und Fette färben und somit nicht unterscheiden lassen. 
Beizt man die Schnitte aber erst in Müllerscher Flüssigkeit, so verbindet 
sich die Markscheidensubstanz derart mit dem Kaliumbichromat, daß sie sich 
nicht mehr färbt, während das Fett dies noch tut. Hierauf beruht die Marchi- 
(Algeri)sche Methode, welche auch kleine Degenerationsprodukte (Fette) 
positiv darstellt. Nur muß man daran denken, dal) kleine Mengen Fett 
auch einen physiologischen Markscheidenzerfall anzeigen können, des 
weiteren muß man sich vor Osmiumsäureniederschlägen hüten. Über die 
chemischen Vorgänge bei der Marchi-Färbung vgl. das Buch von Mann. 
Die Methode selbst soll unten kurz wiedergegeben werden. Färbt man 
Nervensubstanz mit Sudan III- bzw. Scharlach R-Lösungen, so färben sich, 
wie oben angegeben, die Markscheiden gelblichrot, die Fette hingegen 
— nach Formolhärtung und Schneiden auf dem Gefriermikrotom — 
tiefrot. Man kann so auf sehr einfache und schnelle Weise ebenfalls 
zerfallene Markscheiden nachweisen; oder man nimmt eine Weigertsche 
Markscheidenfärbung am Gefrierschnitt vor und färbt mit Scharlach R 
nach, dann sind Markscheiden dunkelblau, Fette rot dargestellt (nach 
Benda). 

Auch die sogenannten Körnchenkugeln des Zentralnervensystems 
nach Markscheidenzerfall lassen sich naturgemäß mit den Fettmethoden 
gut darstellen. | 

Für das periphere Nervensystem werden vor allem die vitale 
Methylenblaumethode und Goldimprägnationen nach ZLoewit, Golgi, May, 
Drasch, Ranvier, v. Frey etc. auf die hier nicht eingegangen werden kann, 
vorgenommen. Auch die Bielschowsky-Methode ist hier sehr wichtig, und 
auch ein Verfahren von Bethe und Mönckeberg stellt die primitiven Fibrillen 
des markhaltigen Nerven dar. Der von Ernst beschriebene Radspeichen- 
bau der peripheren Nerven kann mit der Heidenhainschen Eisenhäma- 
toxylinmethode ermittelt werden. 

Für die Hypophysenzellengranula verwendet M. B. Schmidt 
eine Modifikation der Weigertschen Fibrinmethode. Zur Darstellung der 
chromophilen Zellen muß man in Chromsäurelösungen fixieren oder 
beizen; die eosinophilen Zellen kann man nach Kraus mit dem Lorrain- 
Smith-Dietrichschen Verfahren (s. oben), also mittelst eines Chromhäma- 
toxylinlackes schwarz darstellen. 

Als allgemeine Übersichtsmethode auch für das Zentralnerven- 
system sei auch hier die van Gieson-Methode empfohlen, eventuell ist es 
hierbei vorteilhaft, die Schnitte vorher mit Chromsäure unter leichtem 
Erwärmen zu beizen. 


Die wichtigsten einzelnen Methoden sollen nunmehr kurz ange- 
geben werden: 


700 G. Herxheimer., 


Weigertsche Markscheidenmethode. 


Hierzu werden folgende Flüssigkeiten benötigt: 


Beize I: Kalium bichromicum . . 59, 
Fluorchrom . . . . . 2'5g, 
Wasser . . » „2 ....10%0cms, 


Kochen, Filtrieren. 


Beize II: Neutrales Cuprum aceticum . .....59 
Rinorchrom: . .... 4. BE WR 
WaBBarnı.. 9.» 2 ODE 


Kochen und Hinzufügen von Essigsäure (etwa 36°/,ige) 19 cm®. 


Farbflüssigkeit: Das oben als Kernfarbe angegebene Eisenhäma- 
toxylin Weigerts, nur daß man in der Liquor ferri sesquichlorati-Lösung 
die Salzsäure besser wegläbt. 


Differenzierungsflüssigkeit: 


Ferrieyankalium . . 2'599, 

BB 

Masser.2. .. . ..,100cm®. 
Alle Lösungen sind gut haltbar. 


Man verfährt folgendermaßen: Nach Härten in Formol werden 
Stiicke 4—6 Tage in die erste Beize eingelegt und dann ohne zu wässern 
im Dunkeln in steigendem Alkohol nachgehärtet und in Zelloidin einge- 
bettet. Die gerade halbfest gewordenen Zelloidinblöcke legt man, ohne sie 
in Alkohol völlig zu härten, 1 Tag bei 37° in die zweite Beize, überträgt 
sie dann noch in 70°/,igen Alkohol und stellt Schnitte her. Diese werden 
im Eisenhämatoxylin 24 Stunden gefärbt, gründlich, am besten 1 Stunde, 
gewässert und in der Differenzierungsflüssigkeit bis zur Unterscheidung 
von grauer und weißer Substanz differenziert (Achtung vor Überdifferen- 
zierung!), gründlich gewässert, in absolutem Alkohol bezw. in 96°/,igem 
entwässert, in Xylol oder Karbolxylol aufgehellt und in Kanadabalsam ein- 
geschlossen. 

Die Markscheiden sind blauschwarz gefärbt: zuweilen färben sich rote 
Blutkörperchen, Kalk, eventuell Fibrin oder elastische Fasern mit. 


Gierlich-Herxheimersche Markscheidenfärbung am Gefrier- 
schnitt. 


Man härtet zunächst in Formol, stellt Schnitte auf dem Gefrier- 
mikrotom her, legt diese in etwa mit dem gleichen Volumen Wasser ver- 
dünnten Liquor ferri sesquichlorati für 24 Stunden und überträgt sodann 
die Schnitte direkt in die Weigertsche Eisenhämatoxylinlösung für 24—48 
Stunden. Nach Wässern wird in Weigertscher Differenzierungsflüssigkeit 


Mikroskopische Technik. 701 


differenziert, gründlich gewässert, in Alkohol entwässert, Xylol, bezw. 
Karbolxylol aufgehellt ete. 


Ramön y Cajalsche Färbung für Neurofibrillen. 


- Kleine frische Stückchen werden etwa 4—5 Tage bei 57° im Dunkeln 
in eine 1/,—6°/,ige Lösung von Argentum nitricum eingelegt und nach 
1—-2 Minuten langem Abspülen-in destilliertem Wasser in folgender Lösung 
reduziert: 


Pyrogalloir SER 19, 
40°/,iges Formol . . 5—10cm3, 
Aqua.dest.2 „si 100, 


Nach 24stündigem Aufenthalt in dieser Flüssigkeit werden die Stücke 
1—2 Minuten in destilliertem Wasser abgespült. in steigendem Alkohol 
nachgehärtet und in Zelloidin oder Paraffin eingeschlossen. Von den 
Schnitten sollen die obersten und untersten nicht benutzt werden. Die 
Schnitte bringt man am besten (nach v. Tellyesniczky) in 150 cm3 Wasser, 
welches 4cm3 einer 1°/,igen Goldchloridlösung enthält für etwa !/, Stunde. 
Die nunmehr stahlgrau gewordenen Schnitte werden in 5°/,ige Fixier- 
natronlösung für 5Minuten übertragen, in fließendem Wasser gründlich 
ausgewaschen, in absolutem Alkohol entwässert, in Xylol aufgeheilt und in 
Kanadabalsam eingeschlossen. 


Niss!sche Methode für Tigroidschollen. 


Man benötigt hierbei folgende Farblösung: 
Methylenblau B Patent (Buchner d Sohn, 


München) . 3794 ’ 
geschabte aa Seife SEC 175 
Wassers Pe er 421 DOOR 


Die umgeschüttelte Lösung ist erst nach einem Vierteljahr gut 
brauchbar, später noch besser. Vor dem Gebrauch soll man stets gut um- 
schütteln und filtrieren. 

Die Stücke werden in 96°/,igem Alkohol am besten 5 Tage lang ge- 
härtet, dann wird die Untertläche der Stückchen mittelst Filtrierpapier Schnell 
abgetrocknet und das Stück mittelst Gummi arab. auf einen Holzklotz auf- 
geklebt und zur Härtung in 96°/,igen Alkohol, worin der Gummi arab. 
hart wird und eine weiße Farbe annimmt, übertragen. Schnitte werden 
auf dem Mikrotom, wobei das Messer stets mit 96°/,igem Alkohol ange- 
feuchtet werden muß, hergestellt. Sie werden auch in 96°/,igem Alkohol 
aufgefangen und breiten sich hier gut aus. Die Schnitte werden dann in 
der oben angegebenen Methylenblaulösung unter schnellem Erwärmen 
(daher am besten im Uhrschälchen) über der Flamme, bis Gasbläschen 
aufsteigen, gefärbt. Die überfärbten Schnitte werden sodann in am besten 
erst gerade bereitetem folgendem Differenzierungsgemisch differenziert: 


102 G, Herxheimer. 
Reines helles Anilinöl . . . 10 Teile. 
sormızer Alkohol . . .. 2.90 


Wenn keine gröberen Farbwolken mehr abgehen, zieht man den Schnitt 
auf den Objektträger auf, trocknet mit Filtrierpapier und bringt Cajeputöl 
darauf. Die ganzen Manipulationen bis hierher sollen nur 20 Sekunden dauern. 
Man trocknet sodann das Cajeputöl mit Filtrierpapier ab, bringt sofort 
Benzin auf den Schnitt, läßt dies ablaufen und bedeckt den noch feuchten 
Schnitt mit Xylol- (bezw. Benzin-)Kolophonium, welches man sich so her- 
stellt, dal) man ein Gläschen halb mit Kolophoniumpulver füllt, dann bis 
zum Rande mit Xylol oder Benzin vollgießt und es unter einer Glocke offen 
stehen läßt: die obere Schicht klarer dünner Flüssigkeit wird dann benutzt. 
Auf den mit Kolophonium beschickten Schnitt wird sodann das Deck- 
gläschen ausgebreitet. Man erwärmt dann leicht und drückt leicht auf das 
Deckgläschen. Am Rande austretendes Kolophonium ist mit Filtrierpapier 
wegzuwischen. Auch alles dies mul) schnell vor sich gehen; der Schnitt 
darf nie trocken liegen. Die Färbung hält sich vor Sonnenlicht geschützt 
bis etwa !/, Jahr gut, eventuell auch weit länger. 


Weigertsche Gliamethode. 


Hierbei benötigt man folgende Flüssigkeiten: 


3e1ze= Rluorchrom..: ..... 2:99 
Wasser . . . . 100cms, 
kochen und nach Ausdrehen der Flamme zusetzen von 
Essigsäure . . . re Nana): 
feingepulvertes neutrales essigsaures Kupfer . . 5g, 
a mees Hormol.. : 2... 2 0..2.2..2..2 een 


Reduktionsflüssigkeit: 


Chromogen . . .. Bu Te a A a 
Ameisensäure (Spez. ee 12) ua 
ANTENNEN (ES oe 00 © 


man filtriert und setzt zum Gebrauch 90cm® dieser Mischung 10 cm® einer 
10°/,igen Natriumsulfitlösung zu. 


Farblösung: 


Heilgesättigte Lösung von Methvlvioiett 


in 70—80°%,igem Alkohol . . . . 2... ...100cm}, 
BE EBAHe Re ek 5) 
Jodlösung: 
Badkallum, ui, zu... Dg, 
Aqua dest. a2 6,. 100m; 


Jod im Das hub, 


Mikroskopische Technik. 703 


Das Verfahren ist folgendes: Man fixiert in der formolhaltigen 
Fluorchromessigsäure-Kupterbeize (s. oben) frische Stücke etwa 8 Tage 
unter öfterem Wechseln der Flüssigkeit (im Brütofen 4—5 Tage) (man 
kann auch in Formol fixiertes Material der Beize ohne Zusatz von Formol 
aussetzen). Die Stücke werden in Wasser abgespült, in steigendem Alkohol 
nachgehärtet und in Zelloidin, eventuell auch in Paraffin (Benda) einge- 
bettet und geschnitten. Die Schnitte kommen in 1—5°/,ige wässerige 
Kalium hypermanganicum-Lösung 10 Minuten (zur Oxydation und einer 
Art Beizung), werden in zweimal zu wechsendem Wasser abgespült und 
2—4 Stunden in der oben angegebenen Reduktionsflüssigkeit reduziert. 
Sodann werden die Schnitte wiederum zweimal in Wasser abgespült und 
in gut filtrierte 5°/,ige wässerige Chromogenlösung für einige Zeit über- 
tragen, sodann wieder in Wasser gewaschen, auf einen Objektträger mit 
Filtrierpapier angedrückt und etwa 30 Sekunden in der oben angegebenen 
Farblösung gefärbt. Man läßt die Farbe ablaufen, trocknet mit Filtrier- 
papier und jodiert in der obigen Jodlösung etwa 30 Sekunden, giebt diese 
ab, trocknet wieder mit Filtrierpapier, differenziert in Anilin plus Xylol 
zu gleichen Teilen, bis keine stärkeren Farbwolken mehr abgehen (am 
besten Kontrolle unter dem Mikroskop), trocknet mit Filtrierpapier, wäscht 
öfters mit Xylol nach, wobei man immer wieder trocknet, und schließt in 
Kanadabalsam oder besser Kolophonium-Terpentinlack ein. Die Glia ist 
blau dargestellt, ebenso die Kerne, das Bindegewebe ist violett, Ependym 
und Ganglienzellen, sowie dickere Achsenzylinder erscheinen gelblich. 
Sollen die Schnitte nach der Reduktion nicht gleich gefärbt werden, so 
hebt man sie vor der Färbung am besten in: 80°/,iger Alkohol 90 em}, 
5%/,iıge Oxalsäure 10cm: auf. Die Färbung gelingt dann sogar mitunter 
sicherer und schärter. 

@olgische Methoden. 

A. sogenannte langsame Methode. 

Kleine Stücke werden in Müällerscher Flüssigkeit oder einfacher 
Kaliumbichromatlösung (2°%/,ig steigend bis 5°/,ig) etwa 5 Monate, bzw. 
1 Monat in der Wärme, fixiert. Nach kurzem Waschen in destilliertem 
Wasser werden die Stücke 1—2 Tage in etwa 1°/,ige Silbernitratlösung 
unter Wechseln der Lösung. sobald sie gelb wird, eingelegt. Man kann 
Gefrierschnitte herstellen oder in steigendem Alkohol nachhärten und ein- 
betten (bei Zelloidineinbettung sehr schnell verfahren). Die Schnitte werden 
zur Entfernung des Silbernitratüberschusses in Alkohol gut ausgewaschen, 
in 96°/,igem entwässert, 10 Minuten in Kreosot oder Terpentinöl auf- 
gehellt und in Damarharz oder Balsam eingeschlossen, welche man am 
besten ohne Bedeckung mit einem Deckgläschen an der Luft eintrocknen läßt. 

B. Golgische Schnellmethode. 

Man härtet kleine Stücke in: 

25°/,ige Kalium bichromieum-Lösung . . . . 8 Teile, 
filiee Osnimmsaurelosunen rn 2 2 NE 


704 G. Herxheimer. 


2--8 Tage im Dunkeln. Vom 2. bis 12. Tag entnimmt man Stückchen 
und führt die oben angegebene Methode an ihnen aus, bis sie gelingt. 


C. Golgis kombinierte Methode. 


Man härtet in Müllerscher Flüssigkeit 3—4 Tage, überträgt in das 
eben genannte Kalium bichromieum-Osmiumsäuregemisch 2—3 Tage und 
verführt wie bei der Methode B angegeben weiter. Meist müssen die 
Stücke in diesem Gemisch zur Darstellung der Gliazellen 2-4 Tage, zur 
Darstellung der Nervenzellen 3—5 Tage, zur Darstellung der Nervenfasern 
6—-9 Tage liegen bleiben. 


Marchische Methode. 


Man härtet kleine Stücke 1—6 Wochen in Mällerscher Flüssigkeit. 
oder erst in Formol und dann in dieser, oder in einem Gemisch beider 
(Orthsche Flüssigkeit); sodann überträgt man die Stücke in folgendes 
Gemisch: Müllersche Flüssigkeit 20 Teile, 1%/,ige wässerige Osmiumsäure- 
lösung 10 Teile. Die Stücke bleiben hierin bei etwa 37° 4 Tage bis 
4 Wochen (Gehirn braucht länger als Rückenmark). Die Mischung mub 
erneuert werden, sobald die Osmiumsäure verflüchtigt ist. Es wird sodann 
24 Stunden in fließendem Wasser gewaschen und schnell in steigendem 
Alkohol entwässert und nachgehärtet. Man benutzt dabei statt absoluten 
Alkohols besser Azeton. Man bettet schnell in Zelloidin ein und schneidet, 
ohne die Blöcke lange in 70°/,igem Alkohol aufbewahrt zu haben. 
Der Schnitt braucht nur in absolutem Alkohol entwässert, in Xylol 
aufgehellt und in Balsam eingeschlossen zu werden. Doch kann man auch 
die Schnitte mit Lithionkarmin auf Kerne oder nach van Gieson etc. 
nachfärben. Fettsubstanzen sind schwarz dargestellt. 


III. Sonstige Organe. 


Hier brauchen nur noch einige Methoden für Knochen sowie für 
einzelne Strukturen der Leber, für die chromaffinen Zellen des 
Sympathikusgebietes und endlich für die Fettgewebsnekrose und. 
Pankreasnekrose angegeben zu werden. 


Knochen. 


Zur Darstellung der Sharpeyschen Fasern dient die Zbnersche 
Methode, bei welcher entkalkte Knochen mit starker Salzsäurelösung oder 
gesättigter Kochsalzlösung behandelt und unter starker Abblendung unter- 
sucht werden, sowie die Äöllikersche Methode, bei welcher nach Ent- 
kalkung, Härtung, Einbettung und Schneiden die Schnitte in Eisessig bis 
zur Durchsichtigkeit eingelegt und sodann 1—10 Minuten in gesättigter 
wässeriger Lösung von Indigokarmin gefärbt. in Wasser abgewaschen 
und in Glyzerin untersucht werden. (Grundsubstanz blau, Sharpeysche 
Fasern rot.) - 


en 


Mikroskopische Technik. 705 


Für die Knochenlakunen und ihre Ausläufer benutzte man 
früher Schliffe unentkalkten Knochens, welche man in Alaunlösung einlegte, 
wobei frei werdende Kohlensäure in die Lakunen und Kanälchen eindringt 
(nach v. Recklinghausen). Jetzt stehen zwei vorzügliche Methoden von 
Schmorl zur Verfügung. Die erste dieser, welche sicherer zu sein scheint, 
soll hier wiedergegeben werden. 


Schmorlsche Methode. 


Man fixiert kleine Knochenstückchen am besten in Formol, härtet 
6-8 Wochen in Müllerscher Flüssigkeit nach, wäscht 24 Stunden in 
Wasser ab, entkalkt,. am besten mittelst Ebnerscher alkoholischer Salzsäure- 
lösung (dann ist das vorherige Wässern überflüssig), härtet nach sorg- 
fältigem Wässern in steigendem Alkohol nach und bettet ein oder stellt 
Gefrierschnitte her. Dünne Schnitte werden mindestens 10 Minuten in 
Wasser eingelegt und dann am besten in folgender ammoniakalischer 


Thioninlösung gefärbt: 


Konzentrierte Lösung von Thionin 


in 50%, 1gemw Alkohol 7. 2 re lrem 
Aqua: dest: ee ee ur SE nee 
Liquor ammonü caust.. . . . . . 2 Tropfen. 


Die Schnitte werden sodann gewässert, 1—2 Minuten in Alkohol 
übertragen, wieder gewässert und gelangen mit Glasnadeln für einige Se- 
kunden oder länger in gesättigte wässerige Lösung von Phosphorwolfram- 
säure. Sodann werden die Schnitte mindestens 5—10 Minuten, bis sie einen 
himmelblauen Ton haben, gewässert und die Färbung in 20°/,igem Formol 
1—2 Stunden oder in Liquor ammoniü caust. 10 cm3, Wasser 100 em®, 5 Mi- 
nuten fixiert. Sodann werden die Schnitte in einmal zu wechselnden 90°/,igen 
Alkohol übertragen, dann zur Entwässerung in 96°/,igen oder absoluten 
Alkohol, zur Aufhellung in Xylol oder Karbolxylol (kurz) und in Balsam 
eingeschlossen. Ist die Grundsubstanz zu dunkel gefärbt, so kann man 
nach der Fixierung etwa 3—5 Minuten in Salzsäurealkohol differenzieren, 
eventuell kann man dann zellige Elemente noch mit Hämatoxylin nach- 
färben. 

Bei dieser Methode sind Knochennöhlen und ihre Ausläufer blau- 
schwarz, Zellen, besonders Kerne, blau gefärbt. Die Grundsubstanz ist bei 
Fixierung der Färbung in Formol hellblau, bei Fixierung in Ammoniak 
farblos bis grünblau, bei letzerer, wenn in Müllerscher Flüssigkeit gehärtet 
worden war, rot dargestellt. Färbt man statt mit der obigen Farblösung nach 
Entkalkung in wässeriger Salpetersäure !/,—!/, Stunde in konzentrierter 
wässeriger Thioninlösung, welche zur Hälfte mit Wasser verdünnt wird 
und überträgt die Schnitte nach der Phosphorwolframsäurebehandlung in 
fließendes Wasser auf 2 Stunden oder länger und sodann 1—2 Stunden 
in 5°/,ige Lösung von Kalıalaun in Aqua dest., wässert dann, entwässert 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 45 


706 G. Herxheimer. 


ete., so treten die fibrillären Strukturen des Knochengewebes noch deut- 
licher hervor. 


An entkalkten Knochenstücken ist nicht mehr mit Bestimmtheit fest- 
zustellen, welehe Teile kalkhaltig waren, welche nicht. Kommt es hierauf 
an, so ist es nach Pommer am wichtigsten, Schnitte nur von unvollständig 
entkalkten Knochenstücken zu verfertigen. Man entkalkt dann in 
Miüllerscher Flüssiekeit nur so lange, bis es gerade gelingt, Schnitte herzu- 
stellen. Man bettet dann ein etc. und kann vor allem 6—12 Stunden in dünner 
Ammoniak-Karminlösung färben und in Glyzerin untersuchen. Oder aber 
man versilbert die Schnitte, dann sind die verkalkten Gebiete schwarz dar- 
gestellt: auch alle möglichen anderen Färbungen gelingen gut, und diese 
unvollständig entkalkten Knochenstücke lassen den Kalkgehalt ebensogut 
wie völlig unentkalkte nachweisen. 

Der Nachweis gelingt aber auch noch an ganz entkalkten Geweben, und 
zwar entweder wenn man die Bestsche Glykogenmethode (s. oben) anwendet 
oder wenn man nach Pommer in Müllerscher Flüssigkeit kärtet, in Ebner- 
schem Gemisch entkalkt, nach stundenlangem Wässern die Stücke in halb- 
gesättigte Kochsalzlösung einlegt, sie nunmehr in steigendem Alkohol nach- 
härtet und ohne einzubetten schneidet, die Schnitte dann aber 12 bis 
18 Stunden in ganz dünnen wässerigen Lösungen von Methylviolett, Dahlia 
oder Safranin z. B. in 0'002°/,iger Methylviolettlösung färbt, wässert und 
in Glyzerin untersucht, welchem etwas von der Farblösung, in welcher ge- 
färbt wurde, zugesetzt ist. Die vor der Entkalkung kalkhaltigen Partien 
sind dann allein gefärbt. 


Leber. 


In der Leber kommen vor allem einmal die Gallenkapillaren, 
sodann die Kupfferschen Gitterfasern und endlich die Kupffer- 
schen Sternzellen in Betracht. Die Gallenkapillaren lassen sich sehr 
gut mittelst der Weigertschen Gliamethode oder deren Modifikation von 
Bartel darstellen, welch erstere sich nach einer Modifikation von v. Jagie 
auch an Gefriermikrotomschnitten vornehmen läßt. Oder man verwendet eine 
von Eppinger (jun.) angegebene Methode, welche eine Kombination der 
Weigertschen Markscheiden- und Gliamethode darstellt. 

Die Gitterfasern färben sich am allerbesten nach der Bielschowsky- 
Methode, weniger gut nach der Verocayschen oder Füterschen ete. 

Die Kupfferschen Sternzellen kann man am besten bei Tieren da- 
durch darstellen, daß man Karmin (Asch), chinesische Tinte (v. Kupffer) oder 
Argentum colloidale Crede (1 g auf 5 cm® Wasser) (nach Cohn) injiziert 
(bei Kaninchen in die Ohrvene): tötet man dann die Tiere schon nach 
3 Minuten, so sind die Sternzellen bereits vollständig imprägniert. 

Beim Menschen stellt man die Sternzellen am besten nach 
v. Kupffer dar. Man schneidet frische Stücke auf dem Gefriermikrotom 
und legt die Schnitte 10 Minuten in 0'05°/,ige Chromsäurelösung, sodann 


Mikroskopische Technik. 707 


zur Vergoldung im Dunkeln !/,—2 Tage, bis sie rot bis violett erscheinen, 
in folgende (roldcehloridlösung ein: 


Goldeklore mar. 1 Teil, 
Balzsäure "Sau an DRnee ER 
Wasser" me ner RO) Leule. 


Die Schnitte werden sodann in 0'1—0'2°/,iger Ameisensäure reduziert, in 
absolutem Alkohol entwässert. Xylol aufgehellt, Balsam eingeschlossen. Die 
Sternzellen heben sich dann schwarz von den rotviolett gefärbten Leber- 
zellen ab, doch ist die Methode wenig zuverlässig. 


Chromaffine Zellen. 


Zur Darstellung der chromaffinen Zellen des Markes der 
Nebenniere und der sogenannten Paraganglien (Sympathikusgebiet) 
muß man von vornherein in Müllersche Flüssigkeit oder sonstige chromhal- 
tige Fixierungsmittel einlegen; färbt man dann mit polychromem Methylen- 
blau nach, so erscheinen die chromaffinen Zellen grasgrün. Sehr sichere 
hierauf basierende Methoden sind von Wiesel und Schmorl angegeben 
worden. Bei der letzteren fixiert man in Orthschem Gemisch, stellt Gefrier- 
schnitte her oder bettet ein und schneidet, färbt die Schnitte 24 Stunden 
in um das 1Öfache mit Aqua dest. verdünnter Giöemsa-Lösung, wässert in 
destilliertem Wasser, differenziert kurz in !/,°/,iger Essigsäure, entwässert 
in absolutem Alkohol, hellt in Xylol auf etc. Kerne sind dunkelblau, Proto- 
plasma im allgemeinen rot. chromaffine Zellen grün dargestellt. | 


Fettgewebsnekrose. 


Fettgewebsnekrosen und Pankreasnekrosen werden nach Benda 
folgendermaßen hervorgehoben: Nach Härten in Formol überträgt man 
Stücke in die Weigertsche Fluochrom-Kupferbeize im Brutofen 2—4 Tage 
(oder man kombiniert diese beiden Schritte). Nunmehr treten die fettge- 
websnekrotischen Partien auch makroskopisch dunkelgrün hervor. Schneidet 
man auf dem Gefriermikrotom und färbt mit Scharlach R oder Sudan II 
und Hämatoxylin, so sind die Kerne blau, normales Fett rot, nekrotische 
Partien grün dargestellt. Es handelt sich hierbei um die Bildung eines 
fettsauren Kupfersalzes. Dieses färbt sich mit alkoholischen Hämatoxylin- 
lösungen, z. B. einer 1°/,igen Hämatoxylinlösung in 96°/,igem Alkohol 
schwarz, und diese Lackbildung ist auch in Weigerts Boraxferrieyankalium- 
Differenzierungsflüssigkeit fast unlöslich (Fischler). Verfährt man so an 
(Gefrierschnitten, so sind nur noch die vorher grün gefärbten nekrotischen 
Teile schwarz dargestellt (s. auch die Füschlersche Methode für Fett- 
säuren oben). 


E. Farbmethoden für Parasiten. 


Bei Parasiten und insbesondere bei Bakterien kommt, ähnlich 
wie wir es beim Blut sahen, Untersuchung des frischen Präparates, 


45* 


708 G. Herxheimer. 


des Deckglastrockenpräparates und des Schnittpräparates in 
Betracht. 

Zur Untersuchung des frischen Präparates muß man, wie auch 
sonst bei Bakterien, in der Regel Ölimmersion verwenden. Am besten 
setzt man 2°/,ige Kalilauge oder Essigsäure zu, wobei Eiweiße gelöst 
werden, Bakterien erhalten bleiben. Zusatz von Äther oder absolutem Al- 
kohol schützt vor Verwechslung mit Fettröpfehen durch Auflösung letzterer. 
Ev. untersucht man auf dem heizbaren Objekttisch zur Erhaltung der 
Bewegungsfähigkeit der Bakterien; ev. kommt auch Dunkelfeldbeleuch- 
tung. speziell bei der Spirochaete pallida, in Betracht. Oft ist die Untersuchung 
im sogenannten hängenden Tropfen sehr angezeigt, oder man wendet 
eine Art vitaler Färbung nach Nakanishi-Pappenheim, wie sie schon 
unter „Blut“ angegeben wurde, an. 

Deckglastrockenpräparate werden auch ganz wie beim Blut 
hergestellt. Zur Fixierung zieht man in der Regel die beschickten Deck- 
eläschen bzw. Objektträger 3mal mit der Hand durch die Flamme, und 
zwar gerade so langsam, daß man mit der Hand die Wärme spürt, aber 
noch keinen Schmerz empfindet, ev. kann man auch in Alkohol abs., ev. 
unter Zusatz von Äther ete. fixieren. Wenn nur wenige Bakterien vor- 
handen sind, zentrifugiert man erst und macht Ausstriche vom Sedi- 
ment. Zur Färbung benutzt man vorteilhaft sogenannte Cornetsche Pin- 
zetten, in welchen das Deckgläschen oder der Objektträger wagrecht steht, 
und träufelt die Farblösung darauf. Besonders bei Färbungen, welche über 
der Flamme vor sich gehen sollen, ist dies vorteilhaft. Oder man füllt 
ein Schälchen mit der Farbflüssigkeit und wirft das Deckgläschen mit der 
beschiekten Seite nach unten so auf die Flüssigkeit, dab es auf ihr schwimmt. 
Zur Färbung dienen basische Anilinfarben, besonders das Methylen- 
blau. Fuchsin, Methylviolett, Thionin, Bismarckbraun; zur Verstärkung der 
Farblösungen werden Beizen zugesetzt. Als solche Zusätze kommt beson- 
ders zu Methylenblau Kalilauge (Löflersches Methylenblau: konzen- 
trierte alkoholische Methylenblaulösung 30 cm, 0'01°/,ige Kalilauge 100 em?), 
Anilinwasser besonders bei Anwendung von Methyl-(Gentiana-)violett, 
Karbolwasser besonders dem Fuchsin (Fuchsin 1 g, Alkohol abs. 10 cm}, 
5°/siges Karbolwasser 100 em®), oder auch dem Methylenblau (nach 
Kühne), oder dem Thionin (nach XNicolle) zugesetzt, in Betracht. 

Zum Differenzieren verwendet man Alkohol oder Salzsäurealkohol: 
ganz dünne 1/;—1?/,ige Essigsäure, manche Salzlösungen wie dünne Lö- 
sungen von kohlensaurem Kalium oder endlich Anilinxylol. Die Differen- 
zierungsmittel werden in der Regel erst nach Wässern angewandt, und 
nach ihnen muß; auch stets gründlich ausgewaschen werden (bei Anwendung 
von Anilinoxylol in Xylol), damit nicht eine Nachentfärbung eintritt. Man 
braucht dann weder in absolutem Alkohol zu entwässern, noch in Xylol 
aufzuhellen, sondern trocknet den Objektträger bzw. das Deckgläschen mit 
Filtrierpapier und kann den Öbjektträger direkt, ohne mit einem Deck- 
eläschen zu beschieken, mittelst Ölimmersion untersuchen. Deckgläschen 


Mikroskopische Technik. 709 


werden, wenn auf ihnen Ausstriche angelegt worden waren, mittelst eines 
Tropfens Kanadabalsam am Objektträger befestigt und dann untersucht. 
Ganz allgemein empfiehlt sich zur Färbung von Bakterien auf 
Deckgläschenausstrichen eine solche mit Zö/flerschem Methylen- 
blau oder mit Unnaschem polychromen Methylenbiau. Des weiteren 
sind Färbungen mit der @Giemsa-Lösung oder auch der Pyronin-Methyl- 
grünmethode ($. oben) und endlich folgende neuere Methode Löfflers 
zu empfehlen. Bei dieser verwendet man zum Färben folgende Lösung: 


Borax m. 7.52. 0 REM ale 2:90, 
Methylenblaui/8.... „2. „Mal ea U: SL ,, 
Aanay dest. .n.0.. 7% ae LO0 En, 
polychromes Methylenblau RE? Dani 
0'05°/, Bromeosin B extra oder ea IN (4 

(Höchst),. gelöst m Aqua, dest. - .. . 2.2.1259 „; 


man färbt hierin 1 Minute unter leichtem Erwärmen und taucht die Deck- 
gläschen dann in folgende Lösung ein: 


Konzentrierte wässerige Lösung von Tropäolin 00 5 cms, 

EiSEeSsio „5 Asa a a +2 er Pe ee () ee 

WLEASSEH; „eg U 
spült in Wasser ab, trocknet etc. 


Für alle grampositiven Bakterien eignet sich am allerbesten 
die @Gramsche Methode. Man färbt Ausstriche 3—-5 Minuten in Anilin- 
wasser-Methylviolett (Gentianaviolett), gielt die Farblöung ab und beschickt 
das Deckgläschen für 1—2 Minuten mit Zugolscher Lösung. Nach Abgießen 
dieser wird in absolutem Alkohol so lange differenziert, bis das Präparat 
fast farblos erscheint, es wird getrocknet und in Kanadabalsam einge- 
schlossen. Ev. färbt man auch gramnegative-Bakterien mit dünnem 
Karbolfuchsin oder Bismarckbraunlösung nach. Statt der G@ramschen Origi- 
nalmethode kann man auch die Weigertsche Methode (oben als Fibrin- 
methode beschrieben) anwenden, d. h. nach der Jodierung wird hier das 
Deckeläschen statt in Alkohol in Anilinölxylol differenziert. Auch gibt es 
zahlreiche andere Modifikationen, so neuere von Löffler, Jensen etc. 

Zur Anlegung von Schnittpräparaten kann man in Formol, Subli- 
mat etc. am besten aber in Alkohol härten und einbetten, doch sind auch 
Formol-Gefrierschnitte gut zu verwenden. Man färbt ganz wie oben ange- 
geben, also in der Regel auch mit Zöfflerschem Methylenblau oder anderen 
basischen Anilinfarben: nur muß man dann etwas länger färben und ev. in der 
Wärme. Am besten färbt man Schnitte in Zöfflerschem Methylenblau 
5 Minuten bis !/, Stunde, differenziert in !/;,—1°/,iger Essigsäure 10—30 Se- 
kunden, entwässert einige Minuten in 90°/,igem, dann in absolutem Al- 
kohol, hellt in Xylol auf, schließt in Balsam ein. Manche Bakterien werden 
am besten in dünner Karbolfuchsinlösung (3 em3 derselben auf 10 cm3 
Wasser etwa !/,—!/, Stunde) unter Differenzieren in ganz schwach ange- 


110 G. Herxheimer. 


säuertem Alkohol nach Pfeiffer gefärbt. Auch das polychrome Methylen- 
blau ist gut zu gebrauchen, besonders wenn man in einem von Fränkel 
angegebenen Gemisch von Tanninlösung, Säurefuchsinlösung und Unnascher 
Glyzerin-Äthermischung differenziert. 

Schwer färbbare Bakterien lassen sich meist nach Zieler fol- 
gendermaßen gut darstellen: Die Schnitte werden S—24 Stunden in fol- 
gende Prantersche Orzeinlösung gebracht: 


Orzein D Grüblr . . . 'Olg, 
offic. Salpetersäure. . . 20 cms, 
10%/,iger Alkohol . . . 100 N 


sie werden sodann in 70°/,igem Alkohol kurz abgespült, in Wasser ge- 
waschen, 10—30 Minuten in polychromem Methylenblau gefärbt, in destil- 
liertem Wasser gewaschen und in dem Unnaschen Glyzerin-Äthergemisch 
differenziert, sodann wieder in destilliertem Wasser abgespült, in 70°/,igen 
Alkohol gebracht, in absolutem entwässert, Xylol aufgehellt ete. 

Auch für Schnittpräparate eignet sich die Giemsa-Methode in ihrer 
Anwendung für solche besonders nach Schridde (s. oben) oder nach Leish- 
man oder die May-Grünwald-Methode, wie sie z. B. von Zieler (s. oben) 
für Schnittpräparate angegeben wurde. Bei allen grampositiven Bak- 
terien ist die @ramsche Methode, am besten in der Art der Weigertschen 
Fibrinmethode ausgeführt, souverän. 

Für besondere Strukturen der Bakterien muß man spezielle 
Färbungen benutzen. Für alle feineren Details der Zellen ist die 
(riemsa-Methode am geeignetsten. Zur Darstellung der Ernst Babesschen 
Granula kann man die gleich anzugebenden Sporenfärbungen oder 
Tuberkelbazillenfärbungen verwenden. Speziell für die Diphtherie- 
bazillen, zu deren Unterscheidung von Pseudodiphtheriebazillen die 
Darstellung der (Granula besonders wichtig ist, ist eine Methode von 
Neisser mit Methylenblau-Kristalviollett und Chrysoidin angegeben worden. 

Zur Darstellung der Sporen, welche nur an Deckgläschenpräpa- 
raten vornehmbar ist, sind besonders intensive Färbungen notwendig. 
Am besten verfährt man nach XNeisser und Hueppe: Hitzefixierte Aus- 
striche werden 1—5 Stunden bei 40—50° in gesättieter Anilinwasser- 
Fuchsinlösung unter Nachgießen der Farblösung, wenn verdunstet, gefärbt, 
in 25°/,iger Schwefelsäure etwa 5 Sekunden differenziert, des weiteren in 
Alkohol bis keine Farbwolken mehr abgehen, in destilliertem Wasser ab- 
gespült, in Löflerschem oder sonstigem Methylenblau 2—3 Minuten nach- 
gefärbt, in Wasser abgewaschen, getrocknet und in Balsam untersucht. 
Sporen sind rot, Bazillen etc. blau. 

Kapseln der Kapselbakterien lassen sich am besten an Bak- 
terien, welche frisch dem Tierkörper entstammen, nachweisen. Geeignet 
ist die Johnesche Methode, bei welcher 2 Minuten unter Erwärmen bis zur 
Dampfbildung in wässeriger 2°/,iger (Gentianaviolettlösung gefärbt und 
nach Wässern in 1—2°/,iger Essigsäure 10 Sekunden differenziert, ge- 


Mikroskopische Technik. 11 


wässert und im Wasser untersucht wird. Die Bakterien sind dunkelblau, 
Kapseln hell dargestellt. Auch von Klett, Ribbert etc. stammen Kapsel- 
färbungsmethoden. 

Für Schnittpräparate kann man nach Friedländer zur Darstellung 
der ‘Kapseln folgendermaßen verfahren: Man färbt 2—24 Stunden in der 
Wärme in folgender Farblösung: 


Aqua dest, "0, 2 meer 22,100 Em>, 
Konzentrierte alkoholische (Grentiana- 

violettlösung. 27 Pe na 22290, , 
Eisessig, „..2 2 9 Ve rd 


Man differenziert sodann in 1°/,iger Essigsäure I—2 Minuten, entwässert 
in absolutem Alkohol, hellt in Xylol auf, schließt in Balsam ein. Auch hier 
sind die Bazillen dunkelblau, die Kapseln hellblau dargestellt. 

Geißeln und Wimperhaare können auch nur an Deckglastrockenprä- 
paraten dargestellt werden. Unter den zahlreichen Methoden seien die 
Löfflersche Methode besonders in der Modifikation von BDunge, die van 
Ermengemsche Silbermethode (von welcher die Levaditi-Methode eine 
Modifikation darstellt) und die Zettnowsche Methode erwähnt. Bei der 
letzteren werden Bakterien in einen auf einem Objektträger befindlichen 
Wassertropfen übertragen und etwas hiervon in einen größeren Wasser- 
tropfen, dem 1—2 Ösen 2°/,ige Osmiumsäure beigemischt sind. Hiervon 
werden Ausstrichpräparate angefertigt, und diese mittelst des Hitzever- 
fahrens fixiert. Man beizt dann 5—7 Minuten in der Wärme in folgender 
Lösung: 5g Tannin werden in 100 cm? Wasser gelöst, auf 50—60° erhitzt 
und etwa 36cm: einer 35°/,igen Lösung von Tartarus stibiatus in Aqua 
dest. zugefügt und erhitzt, bis der Niederschlag gelöst ist. Nachdem man 
in dieser Beize 5—7 Minuten gebeizt hat. beizt man die Ausstriche in 
derselben Lösung, indem man das Schälchen sich abkühlen läßt. bis die 
Beize sich zu trüben beginnt, weiter, wässert sie und versilbert sie 
dann in: 


Argentum nitrieum . . . Dem’, 
Natrium sulfuricum . . . 6 
Aquandest a, 4 rl 


Der Niederschlag wird gewaschen, mit 500cm® Aqua dest. vermischt, und 
man läßt dann absitzen. Die darüber stehende Flüssigkeit wird mit einem 
gleichen Quantum Wasser gemischt und soviel 33°/,iges Äthvlamin und 
Ammoniak zugesetzt. bis der braune Niederschlag wieder verschwunden 
ist. 3-4 Tropfen dieser Silberlösung werden auf das Deckgläschen auf- 
geträufelt, und man erhitzt dann, bis die Lösung stark riecht und die 
Ausstrichränder sich schwärzen; nach Wässern wird getrocknet und in 
Balsam eingeschlossen. 

Unter den für einzelne Parasiten angegebenen Methoden wollen 
wir nur die gebräuchlichsten, für den Tuberkelbazillus einerseits, die 
Spirochaete pallida andererseits erwähnen. 


1712 G. Herxheimer. 


Zur Anreicherung auf Tuberkelbazillen steht uns heute an 
Stelle der komplizierteren und weniger leistenden früheren Anreicherungs- 
verfahren die bekannte Antiforminmethode nach Uhlenhuth zur 
Verfügung und es sei nur erwähnt, daß man auch Schnittpräparate, am 
besten Gefrierschnitte, dem Antiformin aussetzen und dann Ausstriche an- 
legen kann. Zur Färbung der Deckgläschenpräparate wird am 
häufigsten die Ziehl-Neelsensche Methode verwandt. Man färbt hierbei 
unter Erwärmen, bis Dämpfe aufsteigen, 3—5 Minuten in Karbolfuchsin, 
spült in Wasser ab, differenziert in 25°/,iger Schwefelsäure oder 30%/,iger 
Salpetersäure 20—25 Sekunden, spült in 90°/,igem Alkohol ab, färbt mit 
Methylenblau gegen, wässert, trocknet und schließt in Balsam ein. Noch 
sicherer ist die Koch-Ehrliehsche Methode; während sich aber die bei der 
Ziehl-Neelsenschen Methode verwandte Farblösung, das Karbolwasser- 
fuchsin, gut hält, muß das hier verwandte Anilinwasserfuchsin bzw. Anilin- 
wassermethylviolett stets frisch hergestellt werden, und zwar so, dal) man 
100 cm? Anilinwasser etwa 11cm® der konzentrierten Lösung des Farbstoffes 
in Alkohol zusetzt. Man färbt auch hier unter Erwärmen bis Dämpfe 
aufsteigen und sodann während des Erkaltens, im ganzen etwa 3 bis 
5 Minuten, differenziert etwa 1 Minute in 33°/,iger Salpetersäure, dann 
weiter in 70°/,igem Alkohol einige Minuten, bis das Präparat hellrot er- 
scheint, färbt in wässeriger Methvlenblaulösung (wenn Methylviolettlösung 
verwandt wurde in Bismarckbraunlösung) 1—2 Minuten nach, wässert, 
trocknet, schließt in Balsam ein. 

Unter den zahlreichen Modifikationen dieser Methode, welche alle 
darauf beruhen, daß die Tuberkelbazillen sich schwer färben, aber ihre 
Farbe gut festhalten, und welche meist die Differenzierung und Nach- 
färbung, was aber weniger vorteilhaft ist, vereinigen, seien diejenigen von 
Fränkel und Gabbet erwähnt, des weiteren die Methoden von Weichsel- 
baum, Czaplewski, Spengler. 

Zur Darstellung der Tuberkelbazillen in Schnittpräparaten 
färbt man am besten mit dem Karbolwasser- oder Anilinwasserfuchsin in 
der Kälte etwa 24 Stunden (eventuell in der Hitze kürzer, was aber 
weniger empfehlenswert ist). Nach Wässern differenziert man dann in 
gewöhnlichem Salzsäurealkohol, bis der Schnitt hellrot erscheint, wässert, 
färbt die Kerne mit Hämatoxylin, spült am besten in leicht ammoniaka- 
lischem Wasser ab, um eine schöne blaue Kontrastfarbe zu bewirken, 
entwässert in absolutem Alkohol, hellt in Xylol auf, schließt in Balsam ein. 

Neuerdings wird außer auf die bazilläre Form der Tuberkelbazillen 
auf die sogenannten Muchschen Granula größeres Gewicht gelegt. 
welche Much mit modifizierten Gramschen Methoden, deren er drei an- 
gegeben hat, darstellt. Unter diesen sei folgende erwähnt: 

Als Farblösung wird verwandt: 

(Gesättiete Lösung von Methylviolett B N 
in absolutem Alkohol. . 33%. 2. ...2.:10cm® 
29 Iges BU DelyaRmen er ERDE 


’ 


’ 


vun 


Mikroskopische Technik. 713 
man färbt hierin bei 37° 24—48 Stunden und jodiert sodann in einer 
20/sigen Wasserstoffsuperoxydlösung, welcher pro 100cm° 5g Jodkalium 
zugesetzt sind; sodann wird in absolutem Alkohol weiterdifferenziert, in 
Xylol aufgehellt und in Balsam eingeschlossen. 

- Um Tuberkelbazillen in Form von Bazillen und Muchschen 
Granula gleichzeitig darzustellen, dient eine Methode von. Wehrli 
und Knoll. Man mischt hierbei folgende zwei Lösungen und filtriert: 


Lösung I: Die eben genannte Muchsche 
Methylviolettlösung. 


Lösung. Il :Puchsm regen, 
Alkohol. absol. . . . 10cm, 
Aqua .dest.,2 ep: :. 100 


In das frische Gemisch dieser beiden Stammlösungen kommen die Schnitte 
und werden über der Flamme, bis Blasen aufsteigen, 4 Minuten gefärbt, 
man jodiert sodann wie oben bei der Muchschen Methode angegeben 
5 Minuten, differenziert in 1—2°/,igem Salzsäurealkohol, bis zu den roten 
Fuchsinwolken sich die ersten bläulichen Wolken zumischen, entwässert in 
mehrfach zu wechselndem absoluten Alkohol, hellt in Xylol auf, schließt 
in Balsam ein. Die Bazillen sind rot, Muchsche Bazillen sowie Muchsche 
Körnchen blau, Gewebe leicht rosa dargestellt. 

Auch an Deckeläschen läßt sich diese Methode für die Muchschen 
Granula naturgemäß verwenden. 

Zur Unterscheidung der Tuberkelbazillen von den Smegma- 
bazillen ete. dient eine Methode von Gasis, welche darauf beruht, dab 
die Tuberkelbazillen konstant, im Gegensatz zu den anderen säurefesten 
Bazillen, alkalifest sein sollen. 

Die Spirochaete pallida wird an Deckgläschenpräparaten am 
besten frisch mittelst Dunkelfeldbeleuchtung oder mit dem Burrischen 
Tuscheverfahren oder mit Hilfe der Giemsa-Methode dargestellt. Bei der 
letzteren kann man auch nach Löffler mit Hilfe von Beizen verfahren. 

Bei dem Burrischen Tuscheverfahren mischt man 1 Teil Peli- 
kantusche 541 (Grübler) mit 9 Teilen Aqua dest., noch besser mit 1 Teil 
Aqua dest. Je 10 cm® dieser Mischung werden in Reagenzgläsern im Auto- 
klaven sterilisiert: sie bleiben dann noch etwa 2 Wochen zum Absetzen 
von Verunreinigungen stehen. Zum Gebrauch entnimmt man mit der 
Platinöse einige Tropfen von der Oberfläche der Lösung und überträgt 
sie auf fettfreie (sterile) Objektträger. Man bringt nun das zu unter- 
suchende Material in diese Tropfen und streicht sie aus. Nunmehr er- 
scheinen die Spirochäten (und andere Bakterien) helleuchtend, gewisser- 
maßen als Negativ auf schwarzem Grund. Wegen aller Details siehe 
Burri, Das Tuscheverfahren. Jena 1909. 

In Sehnitten wird die Spirochaete pallida am besten versilbert. 
Eine solche Methode ist als Modifikation der van Ermengemschen (siehe 
oben) zuerst von Volpino und Bertarelli angegeben worden. Die Mo- 


7114 G. Herxheimer. Mikroskopische Technik. 


difikation von Levaditi, besonders in ihrer ersten Form, ist die allge- 
mein übliche. 

Bei dieser Methode werden kleine (Gewebsstücke in Formol fixiert, 
24 Stunden in 96°/,igen Alkohol, sodann in destilliertes Wasser, bis die 
Stücke untersinken, übertragen, dann mit !/;—3°/,iger Argentum nitriecum- 
Lösung etwa 3 Tage im Brutofen bei 37° (in dunklen Flaschen) im- 
prägniert, kurz in destilliertem Wasser abgespült und in folgender Lösung 
bei Zimmertemperatur 24—48 Stunden reduziert: 


EITOBBllussäute 4.10 a) am a 
destilliertes Wasser . . . ... 100 cm}, 
eos Eormol 4... on Duen 


(in dunkler Flasche vor Licht geschützt aufheben), sodann wird gewässert und 
eventuell auf dem Gefriermikrotom geschnitten oder eingebettet. Die Schnitte 
kann man z. B. mit Karbol-Thionin nachfärben oder nach Giemsa: sie 
brauchen aber nur in absolutem Alkohol entwässert, in Xylol aufgehellt, in 
Kanadabalsam eingeschlossen zu werden. Die Spirochäten erscheinen ganz 
schwarz, das (Gewebe ist, wenn nicht gegengefärbt wird, hellgelb gefärbt. 
Wegen aller Details von Bakterienfärbungen sei nochmals auf die 
größeren Techniken und bakteriologischen Hilfsbücher verwiesen. 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte 
Schnellmethoden. 


Von Otto Folin, Boston. 


Für die unten mitgeteilten Methoden sind folgende Apparate und 
Reagenzien notwendig: 

l. Ein Dubosgque-Kolorimeter (kleine Größe) oder irgend ein anderer 
ähnlicher Apparat mit zwei oder mehr dazu passenden Gefäßen. 

2. Eine sehr gute Luft- oder Wasserstrahlpumpe (vgl. den Katalog 
der Vereinigten Fabriken, Liste 120, Nr. 2458 mit Vakuumpumpe). 

3. Genaue Östwaldsche Pipetten (1 und 2 cm?) mit extra langem 
Ansatzrohr und langer Spitze. (Vgl. Ostwald-Luther, Physiko-chemische 
Messungen. 2. Aufl. S. 135.) 

4. Zwei oder mehr Mikrobunsenbrenner. 

5. Temperaturindikatoren. (Vgl. hierzu Bd. V, Teil 1 dieses Werkes, 
S. 286.) 

6. Jenenser Reagenzgläser (25 mm : 200 mm). 

7. Nesslers Reagens. 


8. Ammoniaktreies Natriumazetat (wasserfrei). 

9. Kahlbaums Ammoniumsulfat, pro Analyse, zur Herstellung von 
Standardlösungen. 

10. Besonders hergestellte Phosphorwolframsäurelösung (Reagens auf 
Harnsäure). 


11. ?/,-Normallösung von Natrium in absolutem Alkohol (zur Be- 
stimmung der Hippursäure). 


I. Harn. 


1. Bestimmung des Gesamtstickstoffes im Harn (Folin und 


Farmer). 
A. 5 cm® Harn werden in eine 50 cm® fassende Fläche abgemessen, 
falls das spezifische Gewicht des Harnes mehr als 1'018 beträgt. Ist dieses 


t) Journ. of Biolog. Chemistry. Vol. 11. p. 493 (1912). 


716 Otto Folin. 


niedriger, dann wird eine 25 em® fassende Flasche gewählt. Die Flasche 
wird bis zur Marke mit destilliertem Wasser gefüllt und einige Male um- 
geschwenkt, um eine gründliche Mischung des Inhaltes herbeizuführen. 
1 cm? dieses Ra aen. Harns wird nun in ein groles Jenenser heagenz- 
glas gefüllt (Größe 20:25 mm : 200 mm). Man gibt 1 cm® konzentrierte 
Schwefelsäure, 19 nut einen Tropfen einer 5°/,igen Kupfer- 
sulfatlösung und zur Vermeidung von Spritzen eine reine, kleine Quarz- 
kugel hinzu. Man kocht jetzt über einen Mikrobunsenbrenner etwa 6 Mi- 
nuten, d.h. etwa 2 Minuten, nachdem das Gemisch farblos geworden ist. 
Jetzt läßt man abkühlen (ca. 3 Minuten), wobei die Mischung dickflüssig 
wird. Man vermeide das Festwerden der Masse. Es werden nun 6 cm® 
Wasser zugefügt, und zwar zuerst tropfenweise und dann immer schneller, 
so daß kein Festwerden eintritt. Hierauf gibt man einen Überschuß an 
Natronlauge zu (3 cm einer gesättigten Lösung) und treibt das Ammoniak 
mit Hilfe eines Luftstromes in einen mit etwa 20 cm? Wasser und 2 cm3 
\/ „-Normalsalzsäure gefüllten, 100 cm® fassenden Meßkolben über. In den 
ersten 2 Minuten wird die Luft langsam, dann aber 8 Minuten in schnell- 
stem Tempo durchgeleitet. 

Nunmehr wird der Inhalt der vorgelegten Flasche auf ca. 60 cm? 
verdünnt. In einem zweiten Mefikolben löst man die 1 mg Stickstoff ent- 
sprechende Menge von Ammoniumsulfat zu dem gleichen Volumen auf. 
Zu beiden Lösungen gibt man so gleichzeitig als möglich 5 cm® von Ness- 
ers Reagens, das unmittelbar vor dem Gebrauch mit ungefähr 25 em® 
Wasser verdünnt worden ist (Dcm® des Nesslerschen Reagenses geben mit 
1—2 mg Ammoniak eine maximale Färbung. Verdünnt man in der ange- 
gebenen Weise, dann wird Trübung vermieden). Die entstehende Farbe 
nimmt nicht sofort ihre größte Intensität an. Es ist dies erst nach etwa 
einer halben Stunde der Fall, doch kann man, da unter den geschilderten 
Bedingungen, weil man vergleicht, auch sofort die beiden Meßkolben mit 
destilliertem Wasser bis zur Marke auffüllen, mischen und dann die Farb- 
intensität mittelst eines Kolorimeters vergleichen. 

Die Berechnung des Resultates ist einfach. Man dividiert die abge- 
lesene Menge der Standardlösung durch diejenige der zu bestimmenden 
Menge und erhält so den Gehalt des angewandten Harns an Stickstoff in 
Milligramm. 

Steht komprimierte Luft zur Verfügung, dann wird mit großem 
Vorteil das Ammoniak durch Durchblasen von Luft übergetrieben. Es 
empfiehlt sich die Luft vorher durch verdünnte Schwefelsäure zu leiten, 
um sie von etwa vorhandenen Spuren von Ammoniak zu befreien. Wird 
das Ammoniak durch Durchsaugen von Luft übergetrieben, dann wird 
es im Meßkolben nicht vollständig absorbiert. Es wird in einem zweiten 
2 cm \/,,-Normalsäure und 5 cm® Wasser enthaltenden Reagenzglas auf- 
gefangen. Es wird dann diese Flüssigkeit mit 40—50 em® Wasser in 
den Meßkolben gegossen und im übrigen, wie oben beschrieben, ver- 
fahren. 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. Tr 


Fig. 125 zeigt den Aufbau des Apparates. wenn man das Ammoniak 
mit komprimierter Luft übertreibt und Fig. 126 seine Zusammen- 


setzung bei Anwendung einer Vakuumpumpe. 


B. Die mikrochemische Methode der Bestimmung von Stickstoff ist 
bisher ausschließlich auf der Grundlage einer kolorimetrischen Vergleichung 


Fig. 125. Fig. 126. 


mit einer Standardlösung von Ammoniumsalz beschrieben worden. Das 


kolorimetrische Prinzip ist jedoch nicht unerläßlich. 


mit dem gleichen Volumen Wasser, wird, wie oben 
beschrieben, zersetzt. Es entsteht genügend Am- 
moniak, um dieses unter Verwendung von !/,,-Normal- 
säure und */,„-Normalalkali mittelst Alizarinrot als 
Indikator zu titrieren. Die Durchführung der Methode 
gleicht der eben geschilderten, nur wird das Am- 
moniak in einer gewöhnlichen, kleinen Florence- 


a . . . DET. 
flasche aufgefangen. .Diese wird mit 10 cm? —-Säure 


und ca. 40 cm® Wasser beschickt. Die Titration er- 
folet in gewohnter Weise. Der Umschlag ist genau 
genug, um gute Resultate zu geben. 

An Stelle des bei der Kühlung nach Kjeldahl 
unerläßlichen Abzuges kann für die Mikrokjeldahl- 
methode mit Vorteil folgende einfache Apparatur ver- 


1 cm? Harn, verdünnt 


Fig. 127. 


wendet werden (vgl. Fig. 127). Auf die Öffnung eines Reagenzglases, das 
den Urin mit der konzentrierten Schwefelsäure enthält, wird ein „Dampf- 
kondensierer“ gesetzt. Man verbindet den Aufsatz mit einer Wasserstrahl- 


18 Otto Folin. 


pumpe, die die Dämpfe mit sich fortführt, während die Kondensierten 
Dämpfe in das Reagenzelas zurückflielen.') 

2. Bestimmung des Harnstoffes nach Folin.?) 

Der Harn wird so stark verdünnt, daß 1 cm? davon O'T5—1'5 mg 
an Harnstoffstickstoff enthält. Verdünnungen von 1 in 20, 1 in 10 oder 
seltener 1 in 5 entsprechen gewöhnlich dieser Anforderung. 1 em® des 
verdünnten Harns wird mittelst einer Ostwaldschen Pipette in ein grobes 
Reagenzglas aus Jenenser Glas (20 : 200 mm) übergeführt, das vorher mit 
7 g trockenem, von Klumpen freiem Natriumazetat, 1 cm® — nicht mehr 
— 50/,iger Essigsäure, einem Sandkorn zur Vermeidung von Stoßen und 
einem Temperaturindikator beschickt worden ist. j 

Das Reagenzglas wird dann mit einem Gummistopfen, der ein leeres, 
enges Chlorkalziumrohr (25 em: 1'’5 cm) als Kondensator trägt, verschlossen. 
Nun werden Reagenzelas und Kühler mittelst einer Bürettenklammer so an 
einem Stativ befestigt, dal der ganze Apparat ohne Mühe hoch oder 
niedrig über der kleinen Flamme eines Mikrobunsenbrenners angebracht 
werden kann. Sobald das Azetat gelöst ist und das Gemisch zu kochen be- 
einnt, was meist nach etwa 2 Minuten der Fall ist, beginnt der Indikator zu 
schmelzen. Es zeigt dies an, daß 153—160° erreicht sind. Das Kochen 
wird nun 10 Minuten gleichmäßig fortgesetzt. Am Schlusse dieser Zeit ist 
der Harnstoff zersetzt. Der Apparat wird nun von der Flamme fortge- 
nommen und der Inhalt des Reagenzglases mit 5 cm? Wasser verdünnt. 
Das Wasser wird durch das Chlorkalziumrohr so zugeführt, dal) dieses 
selbst und der Boden des Stopfens von etwa vorhandenen Spuren von 
Ammoniumazetat befreit wird. Man soll nicht mehr als 5 cm® Wasser für 
diesen Zweck anwenden. Jetzt fügt man einen Überschuß an Alkali, 2 cm3 
einer gesättigten Natriumhydrat- oder Kaliumkarbonatlösung, binzu. Das 
in Freiheit gesetzte Ammoniak wird mittelst eines scharfen Luftstromes in 


. : NZ; Are, ee 5 
eine 100 cm3-Meßflasche, die 55 cm® Wasser und ca. 2 cm3 To >aure enthält, 


übergeführt. Die Dauer der Überführung des Ammoniaks hängt von der 
Stärke des Luftstromes ab. 10 Minuten sind gewöhnlich reichlich bemessen. 
Die Bestimmung des Ammoniaks erfolgt kolorimetrisch in genau der 
gleichen Weise, wie es oben bei der Bestimmung des gesamten Stick- 
stoffes beschrieben worden ist. Auch hier wird als Standardlösung eine 
Ammoniumsulfatlösung verwendet. 

3. Bestimmung des Harnstoffes im Harn bei Diabetes. 

Moerner hat zuerst darauf hingewiesen, daß die Bestimmung des 
Harnstoffes in zuckerreichen Harnen besondere Malinahmen erfordert. Der 
Zucker muß nach Moerner erst entfernt werden, was viel Mühe macht und 
viel Zeit kostet. Wenn der Zuckergehalt des Harnes genügend klein ist, 
läßt sich der Harnstoff direkt bestimmen. 


') Folin and Denis, Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. p. 503 (1912). 
:) Journ. of Biolog. Chem. Vol. 11. p. 507 (1912). 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. 719 


Die Verbindung zwischen Harnstoff und Zucker (Dextrose) wird 
erst bei so großen Verdünnungen gelöst, daß die Anwendung einer Titra- 
tionsmethode zur Bestimmung des Harnstoffes nicht mehr in Frage 
kommt. 

- Enthält das zur Zersetzung des Harnstoffes (ca. 2 mg) verwendete 
Azetatgemisch 10 mg Zucker, so gehen schon 40—50°%, des Harnstoff- 
stickstoffes verloren. Bei einem Gehalt von nur 5 mg Zucker sinkt der 
Verlust an Stickstoff auf 20°/,. Dieser Verlust bleibt sich gleich, ob nun 
nur 1 mg Harnstoff oder auch nur !/,, dieser Menge vorhanden ist. Ver- 
suche haben jedoch gezeigt, daß 0'1—0'3 mg Harnstickstoff bei Anwesen- 
heit von 2 mg Dextrose bestimmt werden können. Man braucht daher den 
Harn nur so stark zu verdünnen, daß er in 1 cm® nur O'1 mg Harnstotf- 
stickstoff enthält. Der Zucker braucht nicht entfernt zu werden, wenn das 
Verhältnis von Dextrose : Stickstoff (D: N) 20:1 ist. 

Die Bestimmung des Harnstoffstickstoffes im Harn bei Diabetes wird, 
wie folgt, ausgeführt: 1 cm® Harn, der vorher 20 + 100mal verdünnt wor- 
den ist, wird in der üblichen Weise mit Natriumazetat und Essigsäure 
zersetzt. Das Ammoniak wird in ein zweites Reagenzglas, das mit zirka 


— > n a en . D .. .. 
2 cm? Wasser und 0°5 cm3 1o Salzsäure beschickt ist, übergeführt. Zum Inhalt 


dieses Reagenzglases gibt man einige Kubikzentimeter Wasser und dann 3 cm® 
verdünnte (1:5) Nessiersche Lösung. Die gefärbte Lösung wird dann unter 
Nachspülen in einen Meßkolben von 10 cm Inhalt übergeführt. Man füllt 
zu 10 cm® auf und gibt das Ganze in einen trockenen Zylinder des 
Dubosqueschen Kolorimeters. Man vergleicht in gewohnter Weise mit einer 
Standardlösung, die in 100 cm® 1 mg Stickstoff enthält. 


4. Bestimmung des Ammoniaks im Urin (Foln und Ma- 
callum }). 

Man messe mittelst einer Östwaldschen Pipette 1—5 cm? Urin ab 
und gebe diese in ein Reagenzglas. (Das verwendete Volumen soll 0:75 bis 
1'5 »g Ammoniakstickstoff ergeben. Normaler Urin enthält meist in 2cm3 so 
viel. Ist der Urin sehr verdünnt, dann muß man bis 5cm® davon nehmen. 
Bei an Ammoniak reichem Harn von Diabetikern enthält oft 1 cm® noch 
zu viel Ammoniak-N. Man muß in diesem Falle noch verdünnen.) Man 
gibt jetzt ein paar Tropfen einer Lösung zu, die 10°/, Kaliumkarbonat 
und 15°/, Kaliumoxalat und ein paar Tropfen von Kerosin oder schweres 
rohes Maschinenöl enthält. Der letztere Zusatz dient zur Verhinderung von 
Schäumen. Das Ammoniak wird durch Durchjagen von Luft (ca. 10 Mi- 
nuten lang) übergetrieben und in einem 100 cm>-Meßkolben, der 20 cm? 


7 < HER. ee p 2 7: . . 
Wasser und 2 cm? In Jäure enthält, aufgefangen. Wieder wird kolorime- 


trisch, wie oben geschildert, der Stickstoff bestimmt. 


!) Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. pag. 521 (1912). 


120 Otto Folin. 


5. Bestimmung des Kreatinins im Harn nach Folin. 

Vgl. dieses Werk, Bd. III, Teil 2, S. 787. An Stelle von 5—10 cm® Harn 
verwende man nur 1 em® und nehme dementsprechend auch von den Re- 
arenzien (Pikrinsäure und Natronlauge) weniger. Die Reaktion wird in einem 
100 oder 50 em® fassenden Meßkolben ausgeführt. Es ist besser, an Stelle 
von Natriumbichromatlösung das reine Kreatinin, das jetzt leicht zugäng- 
lich ist’), zu verwenden. 

6. Bestimmung der Harnsäure im Harn (Zolin und Macallum?). 

Die in gewöhnlicher Weise bereitete Lösung von Phosphorwolfram- 
säure gibt mit Harnsäure eine schwache und unsichere Reaktion. Kocht 
man dagegen 100 9 Natriumwolframat mit 80 cm® 85°/,iger H, PO, und 
750 cm® Wasser, dann erhält man ein sehr wirksames Reagenz. Nach dem 
Abkühlen der Lösung wird sie auf 1 / aufgefüllt.?) 

Die Bestimmung der Harnsäure mittelst dieser Lösung wird, wie 
folgt, durchgeführt: 2—5 em® Harn werden in ein 100 em? fassendes 
Becherglas übergeführt. Nach erfolgtem Ansäuern mit einem Tropfen ge- 
sättigter Oxalsäurelösung wird auf dem Wasserbad bei kleiner Flamme 
zur Trockene verdampft. Der Rückstand wird zweimal mit 10—15 em? 
einer Mischung von 2 Volumen reinen Äthers und 1 Volumen Methyl- 
alkohol gewaschen. Nun wird der Rückstand unter Zusatz von einem 
Tropfen einer gesättigten Sodalösung und ca. 10 cm3 Wasser gelöst. Zu 
dieser Lösung fügt man 2 cm® der Phosphorwolframsäurelösung und 20 em? 
einer gesättigten Sodalösung Es resultiert eine blaue Lösung. Sie wird in 
einen 100 cm® fassenden Mebkolben gespült. Nach erfolgtem Auffüllen bis 
zur Marke vergleicht man mit einer Standardlösung, die man sich durch 
Auflösen von 1 mg Harnsäure in Lithiumkarbonat bereitet hat. Zu dieser 
Lösung gibt man auch die erwähnten Reagenzien. 

Um Fehlerquellen zu vermeiden, erzeuge man die Blaufärbung in 
der Standard- und der zu bestimmenden Lösung gleichzeitig. An Stelle 
der Standardharnsäurelösung, die sich höchstens eine Woche hält, kann 
man auch das Harnsäurereagens selbst als Standardlösung verwenden, in- 
dem man ganz wenig (einige »g) von Harnsäure in 20 cm gesättigter 


Sodalösung löst und dazu 1 cm® des Harnsäurereagenz gibt. Man stellt 


nun gegen eine Harnsäurelösung von bekanntem Gehalt ein und kann nun 
diese Lösung zu Vergleichen verwenden. 

7. Bestimmung der Hippursäure im Urin in Form von 
Benzo@säure (Folin und Flanders*). 

Man gebe 100 cm® Harn mittelst einer Pipette in eine Porzellanschale. 
Nach Zusatz von 10 cm? 5°/,iger Natronlauge wird auf dem Dampfbad 
zur Trockene verdampft. Am besten stellt man die Schale abends auf 


!) Folin und Denis, Ebenda. Vol. 8. p. 399 (1910). 
2) Ebenda. Vol.11. p. 265 (1912) und Vol. 13 (1912). 
°) Ebenda. Vol. 12. Nr. 2 (1912). 

+) Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. p. 257 (1912). 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. 72I 


das Bad. Ihr Inhalt wird am anderen Morgen zur Trockene verdampft 
sein. Der Rückstand wird in einen 500 em® fassenden Kjeldahlkolben über- 
geführt unter Anwendung von 25 cm3 Wasser und 25 em® konzentrierter 
Salpetersäure. Man gibt noch 02 g Kupfernitrat, ein paar Glasperlen zu 
und, kocht 4!/, Stunden über einem Mikrobrenner. 

Der Hals der Flasche wird mit Hopkinskühler versehen. Diese werden 
aus einem Reagenzglas hergestellt. Sie sitzen locker genug. Man muß gut 
kühlen, um Verlusten an Benzoösäure und Änderungen der Konzentration 
‚der Salpetersäure vorzubeugen. 

Nach erfolgtem Abkühlen wird der Kühler mit 25 cm® Wasser ab- 
gespült und der Inhalt des Kjeldahlkolbens mit 25 em® Wasser in einen 
500 cm® fassenden Scheidetrichter übergeführt. Das gesamte Volumen des 
Gemisches beträgt jetzt 100 cm®. Man gibt nun so viel Ammoniumsulfat 
hinzu, daß die Lösung davon gesättigt wird (ca. 55 g). Man macht vier 
Extraktionen mit frisch gewaschenem Chloroform. Man benützt 50, 35, 
25 und 15 cm®. Die beiden ersten Portionen werden dazu verwendet, um 
den Kjeldahlkolben auszuspülen. Es wird im Scheidetrichter tüchtig aus- 
geschüttelt. Die Gefahr einer Emulsionsbildung besteht nicht. 

Die erhaltenen Chloroformauszüge werden in einem anderen Scheide- 
trichter gesammelt. Man gibt dazu 100 cm: einer gesättigten Lösung von 
reinem Kochsalz. zu der auf jeden Liter 05 cem® konzentrierter Salzsäure 
zugegeben worden sind. Es wird gut durchgeschüttelt und das Chloroform 
in einen trockenen, 500 em? fassenden Erlenmeyerkolben abgelassen. Man 


titriert mit 1 Natriumalkoholat und benutzt dabei 4—D5 Tropfen Phenol- 


phtalein als Indikator. Bei der Bestimmung des Endpunktes der Titration 
wird keine Rücksicht auf das Verschwinden der Färbung genommen, wenn 
die Mischung etwas gestanden hat. Der erste Punkt gilt. 


II. Blut. 


1. Das Sammeln des Blutes (Folin und Denis). 

Einspritznadeln von 1 mm Durchmesser und 25 mm Länge werden 
in eine verdünnte ätherische Lösung von Vaselin getaucht und dann auf 
einem reinen Papier trocknen gelassen. Dieses Verfahren findet keine 
Anwendung, wenn Blut von Menschen genommen werden soll, weil hier 
die Nadeln sorgfältig sterilisiert werden müssen. Die Nadel wird nun auf 
der Spitze einer Pipette mittelst eines ganz reinen Gummischlauches be- 
festigt. Nun gibt man eine Spur von gepulvertem Natriumoxalat in das 
obere, ganz trockene und enge Ende der Pipette. Das Pulver kann nun 
bis in die Nadel vorrücken. Das andere Ende der Pipette ist mit einem 
Rohr verbunden. das mit einen Mundstück in Verbindung steht, das aus 
einem spitzzulaufenden Glasrohr besteht. Zum Abschließen der Pipette ist 
das Rohr mit einer Klemmpinzette versehen. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 46 


29 Otto Folin. 


Um Blut zu gewinnen, wird die Nadel in eine Vene oder Arterie 
eingeführt und der Blutzufluß mittelst der Klemmpinzette und durch Saugen 
reguliert. Man erhält so die gewünschte Blutmenge, ohne grobe Operation 
und ohne Blutverluste. 

2. Isolierung des Nichteiweilßstickstoffes des Blutes (Folin 
und Denis?). 

Zur Abtrennung der nichteiweilartigen, stickstoffhaltigen Verbindun- 
gen aus dem Blut verwendet man azetonfreien Methylalkohol und eine 
alkoholische Lösung von Zinkehlorid. Gewöhnlicher Methylalkohol ist nicht 
brauchbar, weil die Verunreinigungen stören. Das abgezapfte Blut wird 
sofort in mit Methylalkohol halb gefüllte Mebkolben übergeführt, und diese 
werden dann mit Methylalkohol bis zur Marke aufgefüllt. Nun schüttelt 
man energisch. 2 cm® des Blutes werden auf 25°’5—50 cm? verdünnt. Nach 
> Stunden wird der Inhalt des Mebkolbens durch trockene Filter filtriert. 
Zum Filtrat fügt man 3 Tropfen einer gesättigten alkoholischen Lösung 
von Zinkehlorid. Nachdem die Mischung 2 Minuten gestanden hat, wird 
wieder durch ein trockenes Filter filtriert. Das Zinkchlorid bedingt einen 
Niederschlag, der auch etwa vorhandene färbende Substanzen mit sich 
reißt. Das Filtrat ist jetzt farblos. 5 ‘cm? dieses Filtrates, entsprechend 
0-4—0°5 em: Blut — je nach der Menge entnommenen Blutes 2 oder 5 em® 
— werden zur Bestimmung des Stickstoffes verwendet. 

Werden Muskeln analysiert, dann muß die alkoholische Fällung sorg- 
fältig mit Alkohol gewaschen werden. Die Muskeln werden sofort nach der 
Entnahme — noch zuckend — mit scharfen Messern zerkleinert und unter 
Methylalkohol in den Mebkolben gebracht. Hat man das Gemisch 2 Stunden 
stehen gelassen, dann hat sich die koagulierte Muskulatur abgesetzt. Sie 
wird über Nacht mit erneuertem Alkohol extrahiert. Die verschiedenen 
alkoholischen Extrakte werden vereinigt, in einem 100 em®-Meßkolben fil- 
triert. Nach Zugabe von einigen Tropfen einer alkoholischen Zinkehlorid- 
lösung wird bis zur Marke mit Methylalkohol aufgefüllt und nochmals 
filtriert. 

3. Bestimmung des gesamten Nichteiweißstickstoffes im 
Blute (Folin und Denis?). 

Um den gesamten Nichteiweißstickstoff im Blute zu bestimmen, 
werden 5— 10cm? des oben erwähnten alkoholischen Filtrates in ein großes 
Jenenser Reagenzglas (vgl. S. 718) übergeführt. Ein Tropfen Schwefelsäure, 
ein solcher von Kerosin und eine Glasperle werden zugegeben. Nun wird 
der Methylalkohol abgetrieben,. indem man das Reagenzglas in ein Becher- 
olas taucht, das kochendes Wasser enthält. Es genügt 5—10 Minuten 
langes Kochen. Nun wird, nachdem der Alkohol entfernt ist, 1 cm® konzen- 
trierter Schwefelsäure zugesetzt, ferner versetzt man mit 1 g Natriumsulfat 
und einem Tropfen einer Kupfersulfatlösung. Das Gemisch wird gekocht, 


!) Journ. of Biol. Chem, Vol. 11. p. 529 (1912). 
®) Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. p. 529 (1912). 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. 723 


abgekühlt und dann verdünnt, wie es beim Harn — oben S. 718 — be- 
schrieben ist. 

Nach erfolgtem Aufschließen wird nun das Ammoniak in der wieder- 
holt hier erwähnten Weise übergetrieben. Es wird nicht in einem Melkolben 


. . . . n Vsp 
aufgefangen, sondern in einem zweiten Reagenzglas, das mit 1 cm? - gnäure 


und 2—3 cm Wasser beschickt ist. Man geht so vor, weil das die ver- 
wendete Menge Blut — 04-05 em® — nur 0'1—0'2 mg Nichteiweißstick- 
stoff enthält. Die zur Anstellung der Nessierschen heaktion zu ver- 
wendende Lösung darf bis zu 100 cm? verdünnt sein. Kleinere Gefäße 
kann man nicht verwenden, weil sonst beim Luftdurchleiten zu leicht Ver- 
luste durch Verspritzen eintreten könnten. Man muß deshalb große Rea- 
genzgläser anwenden. Das Nesslersche Reagenz wird in diesen zugesetzt, 
erst dann führt man den Inhalt des Reagenzglases in einen Meßkolben 
über. Meistens verwendet man eine 25 cm®-Flasche. Man kann sehr scharf 
im Kolorimeter vergleichen. 

Die Berechnung der analytischen Resultate auf Milligramm Stickstoff 
von 100 cm Blut ist nicht schwer, doch sei die Formel angeführt. Diesen 
Formeln ist folgendes zugrunde gelegt: Die Standardlösung enthält 1 mg 
Stickstoff als Ammoniumsulfat und ist in einer 100 cm? fassenden Flasche 
mit Nesslers Reagenz versetzt worden. Das Prisma des Kolorimeters mit 


“ ny DRM: A 1 
der Standardlösung steht auf 20 mm % D, worin R die Ablesung der zu 


bestimmenden Lösung bedeutet und D das Volumen, auf das das Ammoniak 
der Lösung verdünnt worden ist. Angenommen ist, dab 0'4 cm® Blut zur 
Verarbeitung kamen. Sind es 05 cm3 und sind diese auf 50 cm® verdünnt, 
dann lautet die Gleichung - SD: 

Arbeitet man mit Blut von Menschen, dann nimmt man 10 cm? des 
Filtrates, das man von 5 em® Blut, das auf 50 cm verdünnt worden war, 
erhalten hatte. Die Formel lautet dann: n DD: 

[2 

4. Bestimmung des Harnstoffes im Blute (Folin und Denis!). 

D cm® des alkoholischen Filtrates von Katzenblut oder 10 cm? Men- 
schenblut werden zu jeder Bestimmung verwandt. Diese Menge wird in ein 
grobes Jenenser Reagenzglas übergeführt. In diesem wird die Zersetzung vor- 
genommen. Ein Tropfen von verdünnter Essigsäure und 2—3 solche von 
Kerosin werden zugefügt und dann das Reagenzglas mit einem angepaßten 
zweimal durchbohrten Gummistopfen verschlossen. Durch ein Loch des 
Stopfens führt ein zu einer Kapillare ausgezogenes Rohr. Die Kapillare 
reicht bis fast auf den Boden des Reagenzglases. Durch eine andere 
Öffnung geht ein Rohr, das mit einer guten Wasserstrahlluftpumpe in 
Verbindung steht. Das Reagenzglas wird in warmes Wasser gestellt und 


!) Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. p. 535 (1912). 
46 * 


724 Otto Folin. 


nun die Pumpe in Tätigkeit gesetzt. In 10-30 Minuten ist aller Alkohol 
entfernt. Es wird nun der Stopfen abgenommen. Man fügt jetzt 2 cm® 
250/,iger Essigsäure, einen Temperaturindikator, eine Glasperle und 79 
trockenes Natriumazetat hinzu und erhitzt auf 153—158°%. Nach 8 bis 
10 Minuten ist der Harnstoff zersetzt, und man kann nun den Stickstoff 
resp. das Ammoniak, wie früher geschildert, bestimmen. 

Der Ammoniak wird in Freiheit gesetzt, mit Luft übergetrieben und 
in einem grolßien Reagenzglas aufgefangen. Man gibt gewöhnlich nur 3 cm® 
des verdünnten Nesslers Reagenz hinzu, füllt in einem Meßkolben auf 
10 em® auf, und nun wird, wie bei der Bestimmung des Gesamtnichteiweiß- 
stickstoffes, durch kolorimetrische Vergleichung der Stickstoffgehalt festge- 
stellt. Man verwendet zur Vergleichung die gesamten 10 cm®. 

5. Bestimmung des Ammoniaks im Blute (Folin und Denis !). 


Um die sehr kleinen Mengen Ammoniaks zu bestimmen, die in so 
kleinen Blutquantitäten vorhanden sind, muß man den Dubosqueschen 
Kolorimeter in einer besonderen Art verwenden. Der eine der Zylinder 
wird durch ein 100 mm-Polariskop ersetzt und unter den anderen Zylinder 
bringt man eine Irisblende. Diese dient zur Abblendung des Lichtes. 

10 em: Blut des großen Kreislaufes oder 5 cm Blut aus der Pfort- 
ader resp. aus Mesenterialgefäßen werden in gewohnter Weise den Ge- 
fäßen entnommen und direkt mittelst der Pipette in große Jenenser Rea- 
genzgläser übergeführt. Man fügt 2—3 em® einer Lösung von 15°/, Na- 
triumoxalat und 10°/, Soda hinzu und 5 cm® Toluol. Nun wird die Luft 
durchgejagt und der Luftstrom 20-30 Minuten ununterbrochen unter- 
halten. Das übergetriebene Ammoniak wird, wie oben geschildert, aufge- 
fangen. Die Vorlage — ein großes Reagenzglas wird mit 5—6 Tropfen 


von 15, Säure und 1 cm® Wasser beschickt. Der Inhalt des Reagenzglases 


wird dann, wie üblich, mit Nesslers Reagenz versetzt, wobei man nie mehr 
als 1 cm® des verdünnten Reagenzes verwendet (Verdünnung 1:5). Die 
Lösung wird dann sorgfältig in einen 10 cm® fassenden Meßkolben über- 
geführt. Es wird bis zur Marke aufgefüllt, gut gemischt und mit der 
Lösung das 100 mm-Polariskop beschickt. 

Gleichzeitig mit dem Versetzen der zu bestimmenden Lösung mit 
Nesslers Reagenz gibt man es zu zwei Standardlösungen. Die eine enthält 
05 mg, die andere 1 mg Stickstoff. Diese werden auf 100 em® aufgefüllt. 
Dann wird die eine oder andere angewandt. Man muß in diesem Falle die 
unbekannte Lösung unverändert lassen und die Farbe der Standardlösung 
ihr anpassen. 

ei der Ausführung der Bestimmung muß man das Diaphragma und 
das Kolorimeterprisma bewegen, bis man die richtige Stellung beider heraus- 
vefunden hat. Man muß ferner einen neuen Nullpunkt für den Zylinder 


') Journ. of Biol. Chem. Vol. 11. p. 535 (1912). 


Einige für Blut- und Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. 7125 


der Standardlösung feststellen, weil der alte durch das Einsetzen der Iris- 
blende sich verändert hat. 
6. Bestimmung der Harnsäure im Blut (Folin und Denis!). 

. 20—30 cm3 Blut werden in einer Flasche, welche etwas pulverisiertes 
Kaliumoxalat enthält, gesammelt. (Stark schütteln. um Koagulieren zu 
verhindern.)- Das Blut wird gewogen und in einen großen (1000 em?) 
Kolben oder Becher gebracht, welcher 5mal das Gewicht des Blutes in 
n 
100 
Protein zu koagulieren und wird sofort heiß filtriert. Das Filtrat soll voll- 
kommen klar sein. Die koagulierte Masse wird mit einem Spatel vom 
Filter in den Kolben zurückgebracht und ca. 200 cm3 kochendes Wasser 
darüber gegossen. Man schüttle gut und filtriere. Die vereinigten Filtrate 
werden in eine Schale (Halbkugelform) gebracht, mit 5 cem3 einer 50°/,igen 
Essigsäure angesäuert und eingeengt. Das Abdampfen kann im Anfange 
über freier Flamme geschehen, aber gegen das Ende muß mit großer 
Vorsicht gearbeitet werden, um ein Verbrennen zu verhüten. Das Ab- 
dampfen wird so lange fortgesetzt, bis nur 3—4 cm® Flüssigkeit übrig bleiben. 
Die Flüssigkeit wird in eine kleine Zentrifugenröhre (Urinröhre) gebracht, 
die Schale zweimal vorsichtig mit je 2—5 cm3 einer 0'1°/,igen Lithium- 
karbonatlösung gewaschen und die Waschflüssigkeit in die Zentrifugen- 
röhre gebracht. Zu dem Inhalt der Röhre, welcher 10 cm® nicht über- 
schreiten soll, werden 5 Tropfen einer 3°/,igen Silberlaktatlösung, 2 Tropfen 
Magnesiamixtur und genug starkes Ammoniak (10-20 Tropfen), um alles 
Silberchlorid zu lösen, gebracht. Es wird nun 1—3 Minuten zentrifugiert 
und die Flüssigkeit abgegossen. Zum Rückstande gebe man 4—5 Tropfen 
einer frisch bereiteten konzentrierten Schwefelwasserstofflösung, säure mit 
1-2 Tropfen konz. HCl an, rühre mit einem Glasstabe um und erhitze 
die Röhre in einem Becher mit kochendem Wasser für 5—10 Minuten, 
um den Überschuß an H,S zu vertreiben. Um sicher zu gehen, daß kein 
H,S zurückgeblieben ist (auch wenn kein Geruch bemerkbar), füge man 
einen Tropfen einer 0'5°/,igen Bleiazetatlösung hinzu, wasche den Glas- 
stab mit eimer möglichst kleinen (einige Tropfen) Menge Wassers und 
zentrifugiere. Die Flüssigkeit wird in einen kleinen Becher abgegossen 
und die Wände der Röhre vorsichtig mit einer kleinen Menge (4—5 cm?) 
Wassers gewaschen, in solcher Weise, daß das Sediment nicht aufgerührt 
wird. Zur Flüssigkeit im Becher gebe man 2 cm? des Harnsäurereagens (10) 
und 10, 15 oder 20 cm? einer gesättigten Na, CO,-Lösung; die Menge 
dieser Lösung hängt davon ab, ob die Tiefe der erhaltenen blauen Färbung 
zur Kolorimeterbestimmung eine Verdünnung auf 25, 50 oder 100 cm® 
notwendig macht. Zu gleicher Zeit behandle man 1 mg Harnsäure mit 
2 cm® Harnsäurereagens und Na, CO,-Lösung (20 cm?), verdünne auf 100 cm? 


-Essigsäure enthält. Das Gemisch muß 3—4 Minuten kochen, um alles 


!) Journ. of Biol. Chem. Vol. 13. p. 469 und Vol. 14. p. 95 (1913). 


726 Otto Folin. Einige für Blut- u. Harnanalyse bestimmte Schnellmethoden. 


und vergleiche die Farben im Kolorimeter. Die Berechnung der Menge 
Harnsäure geschieht, wie beim Harn (siehe oben). 

Eine haltbare Standardharnsäurelösung kann auf folgende Weise 
bereitet werden. 1 9 Harnsäure wird in einer Liter-Meßflasche im Über- 
schuß von Lithiumkarbonat gelöst (200 em® einer O0'4°/,igen Lösung). Zu 
dieser Lösung gebe man 40 em einer 40°/,igen Formaldehydlösung, schüttle 
und lasse einige Minuten stehen. Die klare Lösung wird mit 20 em® 


N .. „ - 7 J re . .. 
‚Essigsäure angesäuert und zur Marke mit Wasser aufgefüllt. Die Lösung 


soll klar bleiben und kann am nächsten Tage, nicht vorher, gegen eine frisch 
bereitete Harnsäurelithiumkarbonatlösung eingestellt werden. Die Farbe, 
die man durch 5 em® der Lösung erhält. entspricht nahezu der Farbe, die 
durch 1 29 Harnsäure erzeugt wird. Die Kolorimeterablesung, welche man 
durch diesen Vergleich der Lösung mit 1 »g reiner Harnsäure erhält, 
muß in allen darauffolgenden Bestimmungen als der 1 mg Harnsäure ent- 
sprechende Wert angenommen werden. 


Die quantitative Bestimmung der Ul-Ionen im Blut. 
Von Berthold Oppler, München. 


Um den Cl-Gehalt des Blutes (eiweißhaltiger Lösungen) quantitativ 
zu bestimmen, mußte bisher die Veraschung der organischen Substanz der 
Fällung des Cl als AgCl voraufgehen. Die trockene Veraschung, welche 
speziell für die Cl-Bestimmung der feuchten Veraschung !) vorzuziehen ist. 
birgt indessen zwei Fehlerquellen. Sie führt leicht zu nachweisbaren Ol-Ver- 
lusten durch Verflüchtigung?) und findet unter Bedingungen statt, welche 
zur Bildung von Alkalieyanid führen müssen. Für genaue Bestimmungen 
ist daher die Trennung von AgCl und AgCN notwendig. Ein weiterer 
Nachteil besteht darin. daß sich zwar der Gesamtchlorgehalt, aber nicht 
der Gehalt an Ül-Ionen ermitteln läßt. Letztere Bedingung erfüllt bei 
gleichzeitiger Vermeidung der erwähnten Fehler das zu schildernde Ver- 
fahren ?), welches an Stelle der Veraschung die Ausfällung des Eiweißes mit 
Metaphosphorsäure 3) bei gewöhnlicher Temperatur setzt. Verluste an 
Cl-Ionen durch Adsorption an Eiweiß finden in nachweisbarer Menge dabei 
nicht statt. 


Die Entweißung mit Metaphosphorsäure. 


Das Blut — 10—159 — wird in einem verschließbaren. mit der 
erforderlichen Menge Ammoniumoxalat beschickten und dann gewogenen 
Wägeglas aufgefangen. Nach sorgfältiger Reinigung und Abkühlung auf 
Zimmertemperatur wird das Blutgewicht festgestellt. Mit einer genau ge- 
messenen Wassermenge wird das Blut in einer verschließbaren Flasche 
10—20fach verdünnt. Nach !/,stündiger, durch Umschwenken unterstützter 
Auslaugung fügt man von einer höchstens wenige Tage alten, 1—5°/,igen, 
filtrierten Metaphosphorsäurelösung (Acid. phosphor. glaciale Merck) unter 
stetem Schütteln aus einer Bürette hinzu, bis die Lösung gegen Lackmus 
schwach sauer reagiert. Man fährt wiederum unter Schütteln mit dem 
Säurezusatz fort, bis der scharlachrote Niederschlag eine schmutzig- 
schokoladebraune Färbung annimmt. Nun läßt man die Säure die Glas- 


Y) Bd.1/1. S. 385, 418; Bd. 5/2. S. 1049, 1074, 1076. 
?®) Oppler, Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 70. S. 198 (1910). 
®) Bd. 1/1. S. 201. Ausfällung mit Alkohol. 


728 Berthold Oppler. 


wand entlang in die Lösung tropfen, bis keine Trübung mehr erfolgt. 
Nach 4stündigem Stehen wird abgenutscht. Das klare Filtrat ist farblos 
bis ganz schwach gelb gefärbt. 

In einem gemessenen, aliquoten Teil des Filtrats, welcher bei An- 
wendung von !/,,n-Lösungen (elektrolytische Bestimmung) nicht weniger 
als etwa 9g Blut enthalten soll, erfolgt die Bestimmung der Cl-Ionen 
durch Wägung als Ag Cl oder durch Elektrolyse. Das letztere Verfahren 
verdient als das bequemere und genauere unbedingt den Vorzug. Gleich- 
zeitige Fällung anderer Ag-Verbindungen findet nicht statt. Denn, wenn 
man das zuerst gravimetrisch (Glühen des Tiegels bis zur Gewichtskonstanz) 
bestimmte AgCl elektrolytisch zerlegt, so erhält man den berechneten 
Ag-Gehalt. 


1. Die gzravimetrische Bestimmung. !) 
to) 


Das eiweißfreie Filtrat wird in einem ‚Jenaer Becherglas von 500 em® 
Inhalt auf etwa 400 cm® verdünnt, mit einem möglichst geringen Über- 
schuß von annähernd !/,,n-Ag NO, ausgefällt bei Anwesenheit von etwa 
15%, freier HNO,. Das bedeckte Glas wird auf lebhaft siedendem Wasser- 
bade so lange erhitzt, bis vollständige Klärung eingetreten ist und das 
AgCl eine fest zusammenhängende Masse bildet. Krümelige Beschaffen- 
heit des Niederschlages tritt bei mangelhafter Enteiweißung ein und er- 
schwert die Bestimmung. Dann wird auf Zimmertemperatur abgekühlt 
und stehen gelassen, bis die eintretende leichte Trübung sich nicht weiter 


vermehrt. Man dekantiert alsdann vorsichtig durch ein bei 110° bis zur 


Gewichtskonstanz getrocknetes Goochfilter nach Vollers?), welchem zum 
Schluß von unten her die letzten Flüssigkeitsanteile mit Filtrierpapier 
entzogen werden. Die Hauptmasse des Niederschlages, welche im Becher- 
glase blieb, wird in NH, gelöst, wiederum mit Wasser auf etwa 400 em? 
aufgefüllt und mit HNO, erneut gefällt. Die zweite Filtration erfolgt durch 
den gleichen Goochtiegel. Dabei ist Sorge zu tragen, dal) jetzt möglichst 
der gesamte Niederschlag mit den letzten Anteilen der Flüssigkeit in den 
Tiegel gebracht wird. Mit nicht mehr als etwa 50 em3 1:5°/,iger HNO;- 
Lösung von Zimmertemperatur wird ausgewaschen, dann bis zur Gewichts- 
konstanz bei 110° getrocknet. 


2. Die elektrolytische Bestimmung. 


Das als ArCl ausgefällte Cl wird in 4°/,iger Cyankalilösung (Kahl- 
baum pro analysi) elektrolvtisch zersetzt, das an der Kathode abgeschiedene 
Ag in AgNO, übergeführt und nach Volhard mit \/,, n-Rhodanlösung be- 
stimmt. Dann besteht die Beziehung Rhodan = Ag = Ul. Bei Anwendung 
von Y/,,, n-Lösungen und zweckentsprechender Verringerung der angege- 
benen Flüssigkeitsmengen wird sich die Bestimmung mit 1'0g Blut ca. 
') Vgl. Bd.1. S.416; Bd. 5/2. S. 1081. 
®) Bd. 1. S. 104. 


ug 


Die quantitative Bestimmung der Ül-Ionen im Blut. 729 


zweifellos ausführen lassen. Das Blut muß, um Vermischung mit Lymphe 
zu vermeiden, auch in diesem Falle einem Gefäß entnommen werden. 

Man fällt, nachdem eine Aufschwemmung von sehr fein zerteiltem 
Asbest der Lösung hinzugefügt ist. das Cl in der soeben beschriebenen 
Weise, bringt den gesamten Niederschlag in den Goochtiegel, welcher 
weder getrocknet noch gewogen wird, trocknet den Tiegel von unten her 
mit Filtrierpapier und entleert alsdann den gesamten Tiegelinhalt wiederum 
in das Becherglas. Durch Zusatz des Asbests erhält man nach 1—2 Stun- 
den filtrierbares AgCl in leicht getrübter Lösung (abkühlen!). Der 
Goochtiegel, welcher in einem Glastrichter steht, wird zu diesem Zweck 
mit NH,-Lösung quantitativ im das darunter gesetzte Becherglas aus- 
gespült. Es folgt nun die zweite Fällung. Inzwischen bereitet man ein 
neues Goochfilter, bringt das Gemenge von AgCl und Asbest quantitativ 
in den Tiegel und wäscht Glas und Tiegel mit 50 cm3 1'5°/,iger Salpeter- 
säure, welche reichlich Ammoniumnitrat enthält. Die Hauptmenge des 
feuchten Tiegelinhaltes wird in das als Kathode dienende Gefäß gebracht 
und daraus die freie HNO, durch Erhitzen auf dem Wasserbade vertrieben. 
Der Niederschlag wird alsdann, eventuell unter schwachem Erwärmen, in 
4°/,iger Cyankalilösung aufgelöst. Vermittelst eines Glasstabes und mit 
Cyankalilösung befeuchteten Filtrierpapiers wird der Tiegel ausgewischt 
und mit Cyankalilösung nachgespült. Papier und Spülflüssigkeit werden in 
das Kathodengefäß gebracht, dessen Inhalt gut zu durchmischen ist. 

Für die Ausführung der Elektrolyse mit stehenden Elektroden oder 
besser noch mit rotierender Anode, mit im magnetischen Feld rotierender 
Flüssigkeit bei stehenden Elektroden gelten die gebräuchlichen Vor- 
schriften. !) 

Bei beschränkten Mitteln empfiehlt sich nebenstehende, im Abzug 
anzuordnende Apparatur. 

Als Stromquelle dient ein Akkumulator oder die Gleichstromlicht- 
anlage. Zwischen Stromquelle und elektrolytische Zelle wird ein passender, 
regulierbarer Schieberwiderstand und ein Amperemesser (Gebr. Ruhstrat, 
Göttingen) eingeschaltet, dessen Skalenintervall 0'01—0'02 Ampere entspricht. 
Als Anode dient eine O5 mm starke Platinspirale, welche in den mit 2 Klemm- 
schrauben versehenen Aluminiumstab A eingesetzt wird. Dieser ist ver- 
schieblich durch einen Korkstopfen hindurchgeführt, welcher vermittelst 
einer Klammer an einem Glasstabstativ mit Metallful befestigt wird. Als 
Kathode dient eine Platinschale (Platinblech mit angeschweißtem Draht in 
einem Becherglas) von etwa 90 cm: Inhalt, welcher der Strom durch den 
ebenfalls am Stativ befestigten Aluminiumring K zugeleitet wird. Die 
Schale wird mit einem geteilten, in der Mitte zuvor durchbohrten Uhr- 
glas bedeckt. Der Mikrobrenner wird so eingestellt, daß die Temperatur 
der Lösung sich dauernd zwischen 50 und 60° © hält. Die Stromstärke 
betrage 0'2-—-0°4 Ampere. Stromschwankungen sind möglichst zu ver- 


!) Edgar F. Smith, Elektroanalyse. 


130 Berthold Oppler. 


meiden. Von Zeit zu Zeit wird für Ersatz des verdunstenden Wassers 
durch Aufspritzen auf das Uhrglas gesorgt. Der Rand der Pt-Schale ist 
von anhaftendem Alkali eventuell mit feuchtem Filtrierpapier zu säubern, 
welches man alsdann in die Schale wirft. Für die Zerlegung von 0'249 
AgeCl genügen 8 Stunden. Ist der Prozel beendet, so entfernt man die 
Flamme, dann das Uhrglas und zieht, 

ee indem man gleichzeitig den Strom 

unterbricht, die Anode aus der Lösung. 
Nun entleert man möglichst schnell 
den Schaleninhalt in ein bereit ge- 


mit destilliertem Wasser gründlich aus. 
Der getrocknete  Silberniederschlag 
muß von gleichmäßig weißer Farbe 
sein und so fest an der Schale haften, 
dal) er durch Wischen sich nicht ent- 
fernen läßt. 


Die Silberbestimmung nach 
Volhard.') 


Das abgeschiedene Ag wird in 
sehr wenig verdünnter HNO, auf dem 
Wasserbade vorsichtig gelöst und durch 
Eindampfen zur Trockne von salpetri- 
ger Säure befreit. Die quantitativ in 
ein Erlenmeyer-Kölbehen überführte 
Ag NO,-Lösung — 50 —70 cm? —, 
welche durch Asbest leicht getrübt er- 
scheint. wird mit 3 Tropfen ausge- 
kochter, kalter, konzentrierter HNO, 
angesäuert, alsdann mit 2 Tropfen 
kalt gesättigter Ferriammonsulfatlö- 
sung versetzt und mit ’/,, n-Rhodan- 
ammonlösung (Kahlbaum pro analysi 
mit Garantieschein) unter Schütteln 
titriert. Die Ausfällung ist beendet, 
sobald auf Zusatz eines weiteren Tropfens der Rhodanlösung eine eben 
erkennbare, lichtbraune Verfärbung eintritt. Auf Zusatz eines Tropfens 
Y/,, n-Ag NO,-Lösung muß Rückumschlag in reines Weiß erfolgen. 


Berechnung. 
Es sei 
a — verbrauchte '/,, n-Rhodanatlösung in Kubikzentimeter (Titer 
10000), 


!) Bd. 1. S. 417. 


stelltes Becherglas und spült die Schale _ 


a 


Die quantitative Bestimmung der Cl-Ionen im Blut. 


L = (resamtflüssigkeit, 
b = Blut in Gramm, 
l = aliquoter Teil, 
Cl, —= 5faches Atomgewicht von Cl (bei Anwendung von 
Lösungen), 
x = Gl'Ys im Blue 
Dann ist 
a.L/ ı&E 
g= .—. 
b-1.100: 710 
Beispiel. 
But; == DTB3O g. 
9,0 5000  em>, 
Metaphosphorsäure = 380 „ 
L = 5953, cm! 


i=15008 


Es wurden verbraucht !/,,n-Rhodanatlösung (num. log des 
99 940): 23:80 cm®. 


1 /o0 n- 


Titers 


Zum 2maligen Zurücktitrieren verbraucht '/,, n-Silberlösung (num. log 


des Titers 00 000): 0:15 em. 


Demnach ist a= 23'62 cm? !/,,n-Rhodanatlösung = Cl‘ im Blut = 


— 0290%/,. 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


Von Geza Zemplen, Selmeezbänya. | 


Synthese der Glukoside. 


Bei der synthetischen Darstellung der Glukoside kann man drei Wege 
einschlagen. Das erste und zuerst gut ausgearbeitete Verfahren beruht auf 
der Kupplung des Zuckers mit dem betreffenden Alkohol mit Hilfe von 
Salzsäure.!) Die Methode hat zur Auffindung zahlreicher Glukoside geführt. 
Sie besitzt aber den Nachteil, daß sie zu ein (Gemisch der zwei möglichen 
stereoisomeren Glukoside führt. 

Nehmen wir als Beispiel die Darstellung des Methylglukosids (A), so 
entstehen gleichzeitig folgende zwei stereoisomere Formen: 


GER SO ACH H—C—0O.CH 


H— , H— Br 
He se a HO—C—H 
er 
er 


H—C 
H—C—-OH | H—C—OH 
| 
CH; .. OH CH, .. OH 
Man bezeichnet sie mit den Buchstaben x und &. Die %-Derivate sind j 

in vielen Fällen erkennbar dadurch, daß sie durch Emulsin hydrolysiert | 
werden. Bei der Darstellung der Alkoholglukoside mittelst Salzsäure er- 
hält man vorwiegend die z-Form, während die %-Form in den Mutter- 
laugen bleibt. Als Beispiel ist die Darstellung der beiden Methyl-d-Glukoside 


beschrieben (A). 
Ein Nachteil dieser Methoden ist, daß die Trennung der beiden 
stereoisomeren Formen nicht immer gelückt und oft mit Kristallisations- 


1) Emil Fischer, Über die Glukoside der Alkohole. Ber. d. Deutschen chem. Ges. 
Bd. 26. S. 2400 (1893); Über die Verbindungen der Zucker mit den Alkoholen und 
Ketonen. Ber. d. Deutschen chem. Ges. Bd. 28. S. 1145 (1875). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 133 


schwieriekeiten zu kämpfen hat. Außerdem erlaubt die Darstellung dieser 
Methode nur die Gewinnung von Glukosiden der Monosacchariden, denn 
die höheren Zucker werden durch die Salzsäure hydrolysiert. 

Auf diesem Wege wurden unter anderem folgende kristallisierte Glu- 
kosisle erhalten: 


Spaltungen mit | 
Formel Schmelzpunkt far. en | 
Invertin) 
| | 
x-Methylarabinosid . 0,850: 169—171° | +24570° 0 
6-Methylarabinosid . GBR: 115—117° | + 73:24 
Äthylarabinosid CBH,0, | 132-375 | 0 
Benzylarabinosid . 0780: 169—170° | -+215'2° 0 
ß-Methylxylosid GH 3% 155—156° | — 659° 0 
«-Methylxylosid GH,0; 90—%2° | +-153:2° 0 
Methyl-rhamnosid 03,0% [7108 7103720257 0 | 
x-Methylglukosid . 349% I. 1651660 150:52 mit Invertin 
| | Hydrolyse 
ß-Methyl-d-glukosid . WEHR, 0; 108—110° | — 31'85° | mit Emulsin | 
| Hydrolyse 
«-Äthyl-d-glukosid e GER 0; 113—114° | +150:6° [mit Invertin + 
«-Methyl-I-glukosid . 03,0, 165—166° | —156°9° 0 
ß-Methyl-I-glukosid . ER? ? | ? 0 
«-Methyl-d-mannosid 678,0 193—194° | + 79:2 
(korr.) ıbic=8 
«-Methyl-I-mannosid C‚H,0, | 19-19 | — 79:40 | 
(korr.) | bei 16 882 
«-Methyl-d-galaktosid ...| C,H, 0, 110° I =FR7I327 | 
3-Methyl-d-galaktosid ...| C,H,,0, 173-176) |, .2:6° Emulsin + 
ı «-Äthylgalaktosid (2:0; 138-139° | +178:75° | 
Methyl-d-sorbosid FINN EHEN: 120—122° | — 885° 
Methyl-l-sorbosid. . . - || C,H,,0, 119° — 88:5) 
«-Methyl-d-glukoheptosid | 0, H,, 0; 168— 170° Mer 149° 
| | 


Außerdem wurden folgende Glukoside amorph erhalten: Glukonsäure- 
arabinosid, Arabinoseresorzin, Arabinosebrenzkatechin, Arabinose-Phlorogluzin. 
Arabinose-Pyrogallol, Xylose-Resorzin, Xylose-Phlorogluzin, Äthylrhodeosid, 
Äthylehinovosid, Glyzeringlukosid, Milchsäureglukosid, Glyzerinsäureglukosid, 
Glukonsäureglukosid, Benzylglukosid, Glukose-Resorzin, Glukose-Pyrogallol, 
Glukose-Phlorogluzin, Glukose-Orzin, Mannose-Phlorogluzin, Galaktosido- 
glukonsäure, Galaktosido-resorzin, Galaktosido-Phlorogluzin, Methylfruktosid, 
Fruktose-Resorzin, Fruktose-Phlorogluzin, Sorbose-resorzin, Sorbose-Phloro- 
gluzin. 

Die bequemere Darstellung der Glukoside beruht auf die Anwendung 
der Azetohalogenverbindungen der Zucker, die sich in Gegenwart von 
Silberkarbonat mit dem betreffenden Alkohol leicht zu den entsprechenden 
Azetylderivaten der gewünschten Glukoside vereinigen. Statt des Silber- 
karbonates kann man frisch dargestelltes, im Exsikkator sorgfältig ge- 


734 Geza Zemplen. 


trocknetes Silberoxyd verwenden.') Durch Verseifung der Azetylgruppen 
erhält man dann in den meisten Fällen ohne besondere Schwierigkeiten 
das kristallisierte Glukosid. Will man Säuren mit dem Azetohalogenzucker 
kuppeln, so nimmt man statt der Säure den Äthylester.?) Leider gestattet 
diese Methode nur die Gewinnung der Glukoside der &-Reihe, indem nur 
die Azetohalogenverbindungen der %-Reihe einstweilen einer sicheren Dar- 
stellung zugänglich sind. 

Zwar hatten Emil Fischer und E. F. Armstrong ®) früher gefunden, 
daß aus der »-Pentaazetylverbindung der Glukose eine Azetochlorglukose 
entsteht, die 10° niedriger schmilzt als die &-Verbindung und mit Methyl- 
alkohol und Silberkarbonat und nachheriger Verseifung mit Baryt in z- 
Methylglukosid (Schmelzpunkt 165—166°) umgewandelt wird. Bei der 
Wiederholung der Versuche ist es aber später +) nicht mehr gelungen, das 
alte Resultat wieder zu bekommen. Die Einwirkung von flüssigem Chlor- 
wasserstoff auf z-Pentazetylglukose, die unter verschiedenen Bedingungen 
ausgeführt wurde, hat immer nur zu Produkten geführt, die bei völliger 
teinigung die Eigenschaften der 5-Azetochlorglukose zeigten. Insbesondere 
wurde vergebens versucht, aus den unreinen Kristallisationen oder sirupösen 
Rohprodukten durch Methyalalkohol und- Silberkarbonat wieder z-Methyl- 
elukosid resp. seine Azetylverbindung darzustellen. 

Da z- und %-Methylelukosid nicht zu verwechseln sind und des- 
halb in dieser Beziehung bei den früheren Versuchen jeder Irrtum aus- 
geschlossen scheint, so dürfte hier einer der in der Zuckergruppe nicht 
ganz seltenen Zufälle gewaltet haben, dessen Herbeiführung später nicht 
mehr möglich war. Vielleicht handelt es sich um den katalytischen Ein- 
tluß gewisser Verunreinigungen, oder es ist bei der Verwandlung der 
Chlorverbindung in das Methylglukosid eine andere sterische Gruppierung 
als bei den neueren Versuchen eingetreten. Tatsache ist, daß die Dar- 
stellung der z-Azetochlorglukose nach der alten Vorschrift nicht mehr ge- 
glückt ist und deshalb nicht als eine sicher ausführbare Operation gelten 
kann. Demnach ist der Weg zur Synthese der Glukoside der z-Reihe nach 


') Emil Fischer und Burckhardt Helferich, Über neue synthetische Glukoside. 
Liebigs Annalen. Bd. 383. S. 68—91 (1911). 

?) Emil Fischer und Burckhardt Helferich, Über neue synthetische Glukoside. 
Liebigs Annalen. Bd. 383. S. 65—91 (1911). — F. Mauthner, Die Synthese der Gluko- 
syringasäure. Journal f. prakt. Chem. Bd. 82. S. 271 (1910); Die Synthese der Gluko- 
vanillinsäure und der Glukoparaoxybenzoesäure. Journal f. prakt. Chem. Bd. 83. 
S. 556 (1911). 

3) Emil Fischer und E. Frankland Armstrong, Über die isomeren Azetohalogen- 
derivate des Traubenzuckers und die Synthesen der Glukoside. I. Ber. d. Deutschen chem. 
Ges. Bd. 34. S. 2885 (1901). — Das alte Verfahren von Michael (American Chemical 
Journal. Vol. 1. p. 305 [1879]; Vol.6. p.336 [1884]) zur Bereitung der Phenol- 
elukoside ist von Emil Fischer erheblich verbessert und verallgemeinert worden. 

*) Emil Fischer, Notiz über die Azetohalogenglukosen und die p-Bromphenyl- 
osazone von Maltose und Melibiose. Berichte d. Deutsch. chem. Ges. Bd. 44. S. 1898 bis 
1904 (1911). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


der bequemen Methode der Azetohalogenverbindungen 


öffnet. 


Auf diesem Wege wurden unter anderem folgende Glukoside dar- 


gestellt: 


noch 


7 


nicht 


Drehung Spaltung 
Formel Schmelzpunkt 209 durch Fer- 
[& D mente 
5-Amylenhydratglukosid|| C,, H,, O,+ | 126—127° — 172° Emulsin + 
A) 
6-Mentholglukosid C,H % + 77—79° —- 91:9" Emulsin + 
„Oo 
ß-d-Borneolglukosid Cs H.; O,+ | 134—136° —42:20 Emulsin 
H,O schwer 
6-Methylmaltosid ce; B2.0, 93—35° etwa 70° Emulsin + 
5-Methyllaktosid . 0524,05 170—171° 
5-Benzyl-d-glukosid GB0 123—125° —55'76° Emulsin + 
GB: (korr.) 
5-Cyeloxanol-d-glukosid) C,H,,. 135 13% —41'43° Emulsin + 
GH (korr.) 
3-Geraniol-d-glukosid . Ar Hr b gegen 58° [e]Y — _—37:250| Emulsin + 
5-Cetyl-d-glukosid C,,Hy..0. | gegen 145%, | 122 _99.090| Emulsin 0 
0: sintert schon D = 
| 8-d-Glukosidoglykol- bei 78° 
SANLEL ara GE 00 168 —167° |[«]2! — _43-790| Emulsin 0 
| CH CÖOH| (kom) |» TE 
5-Menthol-maltosid . C,, H,, 0, | 203° (korr.) +14'23° 
5-Glykol-d-glukosid GH.0; 137 —138° —30:2° Emulsin + 
(korr.) 


Als Beispiel ist die Darstellung von Glykol-d-Glukosid beschrieben. 
Um die Methode aber vollkommen kennen zu lernen, ist die Bereitung 
der Azetohalogenverbindungen ebenfalls beschrieben (Kapitel B). 

In anderen Fällen kann man im Besitze des gewünschten Glukosids 
gelangen, indem man den Azetohalogenkörper in Äther löst und mit dem 
Natriumsalze des Aglykons in Wasser gelöst schüttelt. Als Beispiel soll 
die Darstellung des Glukovanillins (Vanillin-d-glukosid) beschrieben werden 
(C). In dem beschriebenen Fall reagiert das trockene Kalium- oder Na- 
triumsalz des Vanillins mit Azetobromglukose, die in trockenem Äther ge- 
löst ist, gar nicht. 

Nach dieser Methode 
der Glukoside: 


gelang unter anderem die Darstellung folgen- 


756 Geza Zemplen. 


Drehung Spaltung 
Formel Schmelzpunkt 990 durch Fer- 
[* Ip mente 
| | | 
ß-Phenolglukosid . . . .|| C,H,0,; 174— 175° — 71? Emulsin + 
| (korr.) 
ß-o-Kresolglukosid . . .| 0,H,0, 163—165° | Emulsin + 
ß-m-Kresolglukosid . . .| C,H,0, 167— 1685’ 
ß-p-Kresolglukosid . . .) C,H,.0, 175—177° Emulsin + 
ß-Carvacrolelukosid . . . | 0,,H.,0,+ 135° Emulsin + 
AB: AKı) 
| 6-Thymolglukosid . . . || C,H,,0;+ 100° Emulsin + 
0) 
| ß-x-Naphtolglukosid . . | C,H.9,+ 147° Emulsin + 
H, 0 
6-B-Naphtolglukosid .. .) C,H,.0; 184—186° | Emulsin + 
| Guajakolglukosid. . . .| C,H,0; 157° 
| Eugenolglukosid ©... .| C,H,„0, 132° 
| 6-x-Naphtolgalaktosid . CRBRN: 202— 203° 
| ß-Vanillinglukosid . . . |) C,H, + 192° Emulsin + 
2 H,0 
| ß-Phlorogluein-d- glukosid | 
(Phlorin) . 1 0, 3.0, 10239 (Kore.)| 72 772098 Emulsin + 
| B-Resorein- d-zlukosid . 17207 32:07 | 1,99% (korr.) — 704° Emulsin + 
ß-2, 4, 6- Tribromphenol- 
| flukosider >... C,,H,,0,Br;, | 207—208° 
Gluko-p-oxy acetophenon . E50; 195—196° — 87:82 
| Gluko-p-oxybenzaldehyd . | C,H, 0, 157—158° —94:45° 
Gluko-p-oxybenzoesäure . | C,, H,, 0; 211—212° 


In einigen Fällen konnte mit Vorteil die Vereinigung des Azeto- 
halogenzuckers mit dem Alkohol in Gegenwart von Pyridin ausgeführt 
werden. Nach dieser Methode wurden verschiedene Glukoside des Glukosa- 
amins gewonnen.?) 

Eine sehr bequeme Methode der Darstellung von Alkoholglukosiden 
ist die biochemische Synthese.?) Zu diesen Versuchen verwendet man 
ein Emulsinpräparat aus süßen Mandeln, das man zu der Lösung des 
Zuckers in dem betreffenden Alkohol fügt. Unter den angegebenen Be- 
dingungen bewirkt das Ferment die Bildung der betreffenden Alkohol- 
glukoside. 

Die Methode hat große Vorteile gegen die chemischen. Bei dieser 
enzymatischen Synthese entstehen nämlich nur %-Glukoside, während die 
Vereinigung des Alkohols mit dem Zucker mittelst Salzsäure, wie bekannt, 


1) James Colquhoun Irvine, David Me. Nicoll und Alexander Hynd, Neue Deri- 
vate des d-Glukosamins. Journal chemical Society London. Vol. 99. p. 250—261 (1911). 
— James Colquhoun Irvine und Alexander Hynd, Synthetische Aminoglukoside aus 
Glukosamin. Journal of the Chemical Society. Vol. 103. p. 41—56 (1912). 

2) La synthese des Glucosides ä Paide de l’Emulsine. Lecon d’ouverture du cours 
de Pharmacie Galönique ä l’&cole superieure de pharmacie de Paris, le 15 novembre 


1912. Paris. 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 137 


zu einem Gemisch der beiden stereoisomeren z- und &-Glukoside führt. Außer- 
dem fügt man dem Reaktionsgemisch keine fremden Substanzen zu, und 
die Synthese vollzieht sich bei Zimmertemperatur. Indem das Ferment in 
den Alkoholen praktisch unlöslich ist, enthält das klare Filtrat ein Gemisch 
des Zuckers und des Glukosids, wobei aber das Glukosid vorwiegt. Aus 
dem Rückstand nach dem Eindampfen kann das Glukosid mit Essigäther 
meistens herausgelöst werden. Auf diesem Wege konnte eine ganze Reihe 
von £-Glukosiden dargestellt werden. Viele von diesen können im kristallini- 
schen Zustande nach der Salzsäuremethode überhaupt nicht oder nur mit 
großen Schwierigkeiten und Verlusten an Substanz erhalten werden.!) Die 
Konzentration des zu verwendenden Alkohols muß ungefähr 8S0—90°/,ig sein. 
Da das Emulsin der Mandeln auch eine Laktose enthält, die in alkoholi- 
schen Lösungen ebenfalls zu synthetisierenden Wirkungen fähig ist, so ist 
auf diesem Wege die Synthese der Galaktoside ebenfalls eröffnet, wie es 
auf dem Beispiel der Darstellung des £-Äthylgalaktosids gezeigt wird. 
Die Beispiele zu der biochemischen Synthese der Alkoholglukoside 
sind im Kapitel (D) zu finden. 
Die Methode hat bis jetzt zur Darstellung folgender Glukoside 
geführt: 
6-Methylelukosid, außerdem: 
&-Athylelukosid.?) Schmelzpunkt-+ 73°. Sehr hygroskopisch. [2] = — 33° 38 
(p = 21466, v= 100). 
S-Propylglukosid.?) Nadeln. Schmelzpunkt 95—97°. Ziemlich hygroskopisch. 


Schmeckt bitter. [x] = — 34°99 (p = 2:1906, v — 100). 
&-n-Butylglukosid.®) Farblose Nadeln. Schmeckt bitter. [x], = — 35°4. 
S&-Isobutylglukosid.3) Farblose Nadeln. Schmelzpunkt 99— 100°. Sehr bitter. 

[x] = — 34°96 (p = 04004, v = 15). 


&-Allylglukosid.?) Farblose Nadeln. Schmelzpunkt 97°. Sehr leicht lös- 
lich in Wasser und Alkohol, löslich in Azeton und Essigäther, wenig 


löslich in gewöhnlichem Äther. [«J, —) 40V 34 En DAT izer 
wässeriger Lösung. 
&-Benzylglukosid.*) Feine Nadeln. Nicht hygroskopisch. Schmelzpunkt + 106°. 


') La synthöse des Glucosides ä l’aide de ’Emulsine. Lecon d’ouverture du cours 
de Pharmacie Galenique & l’ecole superieure de Pharmacie de Paris, le 15 novembre 
1912. Paris. 

”) Em. Borquelot et M. Bridel, Synthese de glucosides d’aleools a l’aide de 
l’&emulsine 1V. Metylglucoside ß, ethylglucoside 8, propylglucoside 8. Journ. de Pharm. 
et de chimie [7]. T. 6. p. 97 (1912). 

®) Em. Bourquelot et M. Bridel, Synthese de glucosides d’alcools a l’aide de 
l’emulsine VI. Butylglueoside $, isobutylglucoside ß et ethylglucoside $. Journ. de Pharm. 
et de chimie [7]. T. 6. p. 193 (1912). 

*) Em. Bourquelot et M. Bridel, Synthese de glucosides d’alcools & l’aide de 
l’@mulsine VII. Benzylglucoside 5. Journ. de Pharm. et de chimie [7]. T.6. p. 298 
(1912). 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 47 


138 Geza Zemple£n. 


Sehrleicht löslich in Wasser und Alkohol, ziemlich löslich in Essigäther, 
nahezu unlöslich in gewöhnlichen Äther. [z]n = -— 49'78° in 1'225°/,iger 
wässeriger Lösung. 
%-Isopropylglukosid.!) Farblose Nadeln. Schmelzpunkt 123—125°. 
Sehr leicht löslich in Wasser, Alkohol und in Essigäther. [ei 
36°3° in 2:067°/,iger wässeriger Lösung. 
%-Isoamylglukosid.!) Farblose Nadeln. Schmelzpunkt 99— 100°. 


ER — — 36°40 in 2:1973°/,iger wässeriger Lösung. 
%-Äthylgalaktosid.?) Feine farblose Nadeln. Schmelzpunkt 123—125°. 
Sehr leicht löslich in Wasser und in Alkohol. [x] = — 4° in 


4573°/,iger wässeriger Lösung. 

Synthesen mit z-Glukosidase der Hefe lassen sich ebenfalls ausführen. 
Man muß nur die Konzentration des Alkohols geringer nehmen als bei 
den Synthesen mit Emulsin. So ließ sich aus 200 cm? einer 10°/,igen 
wässerigen Mazeration von untergäriger Bierhefe, 200 em? einer 10°/,igen 
Glukoselösung, 48 em® Wasser, 200 cm® 90°/,igem Alkohol und 1352 cm? 
30°/,igem Alkohol bei 15—-18° im Laufe von 20 Tagen -Äthylglukosid 
in kristallinischer Form gewinnen. Ausbeute 33°/,. Nach dieser Methode 
kann man die z-Glukoside der Alkohole darstellen. >) 


A. Darstellung von x- bzw. Ö-Methyl-d-glukosid aus d-Glukose mit 
Methylalkohol und Salzsäure. ®) 


1 Teil wasserfreier, fein gepulverter Traubenzucker wird in 4 Teilen 
käuflichen, azetonfreien Methylalkohol, welcher über Kalziumoxyd getrocknet 
ist und 0'25°/, gasförmige Salzsäure enthält, durch Kochen am Rückfluß- 
kühler gelöst. Diese Operation dauert '/;—1 Stunde. Die schwach gelbe 
Lösung wird im geschlossenen Rohr oder bei größeren Mengen im 
Autoklaven 50 Stunden lang auf 100° erhitzt und dann auf '/, ihres 
Volumens eingedampft. Beim längeren Stehen oder rascher auf Zusatz 
einiger Kristalle fällt das x-Methylglukosid in farblosen, kleinen Nadeln 
aus und die Menge beträgt nach 12 Stunden etwa 45°/, des angewandten 
Zuckers. Die Mutterlauge enthält noch weitere Mengen der z-Verbindung 
und daneben viel %-Glukosid. Handelt es sich nur um die Gewinnung der 


1) Em. Bourquelot et M. Bridel, Synthese de glucosides d’aleools & l’aide de 
l’&mulsine VIII. Isopropylglucoside $ et isoamylglucoside 5. Journ. de Pharm. et de 
chimie [7]. T. 6. p. 442 (1912). 

2) Em. Bourquelot et M. Bridel, Synthese de galactosides d’aleools & l’aide de 
l’&mulsine. Ethylgalactoside ߣ. Journ. de Pharm. et de chimie [7]. T.6. p. 385 
(1912). 

®) Em. Bourquelot, H. Herissey und M. Bridel, Biochemische Synthese der Alkyl- 
glukoside (a-Glukoside) mit Hilfe eines Enzyms (x-Glukosidase), welches in der an der 
Luft getrockneten untergärigen Bierhefe enthalten ist: «-Äthylglukosid. Comptes rendus. 
T. 156. p. 168—170 (1913). 

#) Emil Fischer, Über die Verbindungen der Zucker mit den Alkoholen und 


r 
X 


Ketonen. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 28. S. 1145 (1895). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 739 


ersteren, so versetzt man die Mutterlauge nochmals mit 21/, Teilen des 
obigen salzsäurehaltigen Methylalkohols, erhitzt wieder 40 Stunden auf 
100° und konzentriert die Lösung von neuem. Bei längerem Stehen fällt 
dann abermals so viel »-Methylalkohol aus, daß die Gesamtausbeute auf 
75—80°/, des angewandten Zuckers steigt, und durch Wiederholung der 
Operation läßt sich die Operation noch steigern, da immer von neuem 
#-Methylglukosid aus den anderen Produkten entsteht. Zur Reinigung des 
Rohproduktes genügt einmaliges Umkristallisieren aus 18 Teilen heißem 
Äthylalkohol. Durch langsames Verdunsten der wässerigen Lösung er- 
hält man dasselbe in prachtvollen, scharf ausgebildeten und mehrere Zenti- 
meter langen Kristallen. 

An Stelle des Traubenzuckers kann man zu seiner Bereitung auch 
die Stärke verwenden. Beim 15stündigen Kochen mit der 10fachen Menge 
Methylalkohol, welcher 1°/, Salzsäure enthält, wird dieselbe fast vollkommen 
gelöst und die wie oben behandelte Flüssigkeit gibt eine große Ausbeute 
an x-Methylglukosid. 

Will man das %-Methylglukosid gleichzeitig bereiten, so verdampft 
man die erste Mutterlauge zum Sirup und läßt mehrere Wochen kristalli- 
sieren, oder man versetzt dieselbe bis zur Trübung mit Äther und über- 
läßt sie bei niederer Temperatur 3—8 Tage der Kristallisation. Die von 
dem Sirup durch Absaugen und Pressen oder durch Zentrifugieren ge- 
trennte Kristallmasse ist stets ein Gemisch von x- und £&-Glukosid, welche 
man schon an der Kristallform unterscheiden kann. Zur Trennung der- 
selben kristallisiert man in Fraktionen zuerst aus absolutem und dann aus 
s0°/,igem Alkohol unter Berücksichtigung der Löslichkeit der beiden Glu- 
koside. x-Methylglukosid löst sich in 200 Teilen absoluten, 62°5 Teilen 90°/,igen 
und in 13°69 Teilen 80°/,igen Alkohols, &-Methylglukosid leichter in 66°7 Teilen 
absoluten, in 23'8 Teilen 90°/,igen und in 1176 Teilen 80°/,igen Alkohols. 


B. I. Darstellung der Azetohalogenverbindungen der Zucker. 


Man kann bei der Darstellung zwei Wege einschlagen. Der eine führt 
direkt aus dem Zucker durch Behandlung mit Azetylbromid zu der Azeto- 
halogenverbindung (Beispiel 1). Die zweite Methode verlangt zunächst die 
Azetylierung des Zuckers, und nach der Isolierung des kristallisierten 
Azetates wird erst mit Bromwasserstoff der gewünschte Azetohalogenkörper 
erhalten (Beispiel 2). 

Die Darstellung der Azetohalogenverbindungen der Zucker aus 
dem trockenen Zucker mit Azetylbromid bei gewöhnlicher Temperatur 
eibt nur bei der Darstellung der Azetobromglukose sichere und gute Re- 
sultate. Bei der Gewinnung der entsprechenden Derivate der Disaccharide 
versagt oft die Methode, indem das Reaktionsprodukt oft gar keine Nei- 
eung zur Kristallisation zeigt, ohne dal die Ursachen der Erscheinung 
genau ermittelt worden wären. Demnach ist bei der Darstellung der Azeto- 
halogenderivate der Disaccharide die Überführung des entsprechenden 


47* 


740 Geza Zemplen. 


Oktaazetylkörpers mit Bromwasserstoff-Eisessig vorzuziehen. Bedenkt man 
außerdem den geringen Preis der Materialien und die Sicherheit der Ope- 
ration, besonders wenn es sich um größere Mengen handelt, so wird man 
dem zweiten Verfahren den Vorzug geben.!) 


1. Darstellung von %-Azetobromglukose aus Glukose und Azetyl- 
bromid.?) 


5 g reiner, wasserfreier, fein gepulverter und gesiebter Trauben- 
zucker, der bei 100° getrocknet war, werden mit 17 g Azetylbromid (5 Mol.) 
in einem mit Glaskugeln beschickten langhalsigen Rundkolben digeriert, 
der mittelst einer kleinen Turbine in Rotation gehalten und durch ein 
Chlorkalziumrohr vor Zutritt von Feuchtigkeit geschützt wird. Nach kurzer 
Zeit tritt bei Zimmertemperatur Entwicklung von Bromwasserstoff ein. 
Man kühlt nun zweckmäßig den Kolben mit Eiswasser und läßt denselben 
unter Lichtabschluß so lange rotieren, bis aller Traubenzucker gelöst ist, 
was nach etwa 6 Stunden der Fall ist. Das sirupöse, schwach gelblich 
gefärbte Reaktionsprodukt wird dann in reinem Äther aufgenommen, die 
ätherische Lösung mit Eiswasser, dem etwas Bisulfit zugesetzt ist, darauf 
mit eiskalter überschüssiger Sodalösung und schließlich wiederum mit Eis- 
wasser geschüttelt und mit geglühtem Natriumsulfat getrocknet. Läßt man 
nun die abfiltrierte Lösung unter vermindertem Druck verdampfen, so 
scheidet sich die Azetobromglukose als schwach gelbliche Kristallmasse ab: 
dieselbe wird zwischen Filtrierpapier scharf ausgepreßt. Die Menge des 
Bromderivates beträgt 3°9 g. Zur völligen Reinigung wird dasselbe noch- 
mals aus reinem, völlig trockenem Äther umkristallisiert, bis es den kon- 
stant bleibenden Schmelzpunkt 38—89° zeigt. Die Ausbeute beträgt im 
besten Fall 2'9 g, also 58°/, vom Traubenzucker. 

Die Operation läßt sich nach einiger Übung mit größeren Mengen 
und in kürzerer Zeit mit einer Ausbeute von rund 50°/, des Trauben- 
zuckers ausführen. 


2. Darstellung von %-Glukosepentaazetat durch Azetylierung mit 
Essigsäureanhydrid und Natriumazetat.) 


Man erwärmt 20 4 wasserfreie Glukose mit 10.9 geschmolzenen Na- 
triumazetats in 100 cm? Essigsäureanhydrid auf dem Wasserbade. Zu An- 
fang muß gut umgeschüttelt werden, bis alles gelöst ist. Dann erwärmt 
man noch weiter auf dem Wasserbade etwa 1!/, Stunden, vertreibt die 

!) Emil Fischer, Notiz über die Azetohalogenglukosen und die p-Bromphenyl- 
osazone von Maltose und Melobiose. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 44. S. 1903 
(1911). 

2) Wilhelm Koenigs und Eduard Knorr, Über einige Derivate des Trauben- 
zuckers und der Galaktose. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 34. S. 961 (1901). 

») Wilhelm Koenigs und Eduard Knorr, Über einige Derivate des Trauben- 
zuekers und der Galaktose. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 34. S. 974 (1901). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 7141 


Hauptmenge der gebildeten Essigsäure durch Eindampfen unter vermin- 
dertem Druck und gießt das Reaktionsprodukt in viel Wasser, welches 
oft erneuert wird. Das Azetylierungsprodukt wird bald fest und wird nach 
scharfem Absaugen aus Alkohol umkristallisiert. Die Ausbeute ist gewöhn- 
lich .etwas größer als die des angewandten Traubenzuckers. Bei der Azety- 
lierung ist es oft nicht nötig, das Reaktionsprodukt längere Zeit auf dem 
Wasserbade zu erhitzen. Sobald der Zucker vollständig in Lösung geht, 
ist die Azetylierung in der Hauptsache ebenfalls neendet. 


Darstellung von $&-Glukosepentaazetat aus %-Glukose durch 
Azetylierung in der Kälte in Gegenwart von Pyridin.!) 

1’5 g fein gepulverte &-Glukose werden in ein eiskaltes Gemisch von 

7 g Essigsäureanhydrid und 10 g trockenem Pyridin eingetragen. Die Mi- 

schung wird dauernd gekühlt, bis bei öfterem Umschütteln völlige Lösung 

eingetreten ist, und bleibt dann noch zwei Tage bei Zimmertemperatur 

stehen. Beim Eingießen in etwa 100 g eines (Gremisches aus Wasser und 

Eis scheidet sich ein sofort erstarrender Niederschlag. Derselbe beträgt 

35 g. Durch Umkristallisieren aus 40 cm? 95°/,igen Alkohol werden 29 y 
reines S-Glukosepentaazetat vom Schmelzpunkt 130—131° gewonnen. 

Darstellung von 5-Glukose.?) 


12 y reine <-Glukose werden in 30 g trockenem Pyridin in der Siede- 
hitze gelöst und nach völliger Lösung noch 10 Minuten gekocht, dann 
auf der Maschine 532 Stunden geschüttelt. Nach weiterem 14stündigen 
Stehen werden die ausgeschiedenen Kristalle abgesaugt, mit etwas Pyridin, 
dann mit Alkohol und Äther gewaschen. Der Pyridingeruch verschwindet 
erst, als nach mehreren Tagen Gewichtskonstanz eintritt. Der Schmelz- 
punkt liegt nicht ganz scharf bei 148—150°. Das Drehungsvermögen des 
Produktes zeigt folgende Zusammenstellung: 

1'1555 g zu 25 cm® in Wasser gelöst gab bei etwa i9° im 2 dm-Rohre 
folgende Drehungen: 


Nach Aufgeben 


des Wassers F [«]o 
> Minuten + 212° + 23:28° 
18 + 2:54 + 27890 
28 + 279° + 30:63 
38 A DL ESTER RT en E50 + 3448" 
23 Stunden konstant . . + 480° + 52709 


Durch Extrapolation aus den ersten Bestimmungen, welche allerdings 
nur zu annähernd genau bestimmten Zeiten erfolgten, ergibt sich die An- 
fangsdrehung zu etwa + 207°. 


!) Robert Behrend, Über Glukose sowie deren Phenylhydrazone und Oxime. 
Liebigs Annalen. Bd. 353. S. 107 (1907). 

®) Robert Behrend, Über Glukose sowie deren Phenylhydrazone und ÖOxime, 
Liebigs Annalen. Bd. 353. S. 107 (1907). 


742 Geöza Zemplen. 


3. Darstellung von %-Azetobromglukose aus 3-Pentazetylglukose 
mit Eisessig-Brownwasserstoff.') 


100 g gepulverte ß-Pentaazetylglukose werden mit 130 cm? Eisessig 
übergossen, dann mit 200 4 (130 em?) gesättigtem Eisessig-Bromwaserstoff 
durch Schütteln gelöst und vom Moment der Lösung ab 2 Stunden bei 
Zimmertemperatur (16— 20°) aufbewahrt. Die klare Lösung wird nun mit 
400 em® gekühltem Chloroform vermischt und diese Flüssigkeit sofort 
unter Umrühren in 1?/, / Wasser und Eis eingegossen. Nach tüchtigem 
Durchsehütteln wird die Chloroformschicht abgehoben und die wässerige 
Lösung nochmals mit 100 em® Chloroform ausgeschüttelt. Man wäscht 
die vereinigten Chloroformauszüge mit 750 em® Wasser und extrahiert, 
um Verluste zu vermeiden, die Waschwässer nochmals mit 50 em® Chloro- 
form. Schließlich wird die gesamte Chloroformlösung 5—10 Minuten mit 
Chlorkalzium geschüttelt, filtriert, unter vermindertem Druck stark kon- 
zentriert und durch allmählichen Zusatz von Petroläther die Azetobrom- 
glukose kristallisiert abgeschieden. Ausbeute an exsikkatortrockener und 
schon recht reiner Substanz etwa 88 g. Das Präparat ist für die aller- 
meisten Verwendungen rein genug. Zur völligen Reinigung kann man es 
auch ohne große Verluste in Amylalkohol von 60—70° lösen und durch 
starke Abkühlung wieder ausscheiden. Es ist nicht nötig, für die Darstel- 
lung ganz reine %-Pentaazetylglukose zu verwenden; eine Beimengung der 
isomeren z-Verbindung schadet nichts, da sie ja dasselbe Endprodukt liefert. 


4. Darstellung von Azetobromzellobiose.?) 


50 9 fein gepulverte Oktazetylzellobiose vom Schmelzpunkt 228° 
werden mit 250 cm Eisessig, der mit Bromwasserstoff bei 0° gesättigt 
ist, bei gewöhnlicher Temperatur geschüttelt, bis nach etwa 15—20 Minuten 
Lösung eingetreten ist. Man läßt dann noch 1'/, Stunden bei Zimmertem- 
peratur stehen und gießt nun die schwach gelbe Flüssigkeit in etwa 1?/, 2 
Eiswasser, wobei ein starker Niederschlag entsteht. Da dieser schlecht zu 
filtrieren ist, so ist es bequemer, dem Gemisch sofort 100 em? Chloroform 
zuzufügen und durch Umschütteln den Niederschlag zu lösen. Die Chloro- 
formlösung wird abgehoben, mit Wasser durchgeschüttelt, mit Chlorkal- 
zium getrocknet und mit Pretoläther bis zur bleibenden Trübung versetzt. 
Bald beginnt die Kristallisation der Azetobromzellobiose, und durch wei- 
teren Zusatz von Petroläther gelingt es, die Hauptmenge abzuscheiden. 
Die abgesaugte und gepreßte Masse wird in 250—300 em? Essigäther 
warm gelöst. Fügt man dann das gleiche Volumen Petroläther zu. so 
scheiden sich bald dünne, biegsame Nadeln aus. Die Ausbeute an diesem 


!) Emil Fischer, Notiz über die Azetohalogen-glukosen und die p-Bromphenylosa- 
zone von Maltose und Melibiose. Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. 
Bd. 4. S. 1903 (1911). 

2) Emil Fischer und Geza Zemplen, Einige Derivate der Zellobiose. Berichte der 
Deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 43. S. 2537 (1910). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 743 


reinen Produkt betrug 32 g oder 62°/, der Theorie. Die Mutterlauge gibt 
noch einige Gramm weniger reinen Materials. 
Zusammenstellung der wichtigeren zur Darstellung der Glukoside ver- 


wendbaren Azetohalogenverbindungen der Zucker. 


ee Ei 


Name der Azetohalogenverbindung | Schmelzpunkt Drehungsvermögen 
8-]-Azetochlorarabinose . . . . .\) 149—152° [ep = — 224:43° 
(Chloroform) 
ß-l-Azetobromarabinose . . . . .|| 137° [ey — — 283:30° 
| (Chloroform) 
ßB-Azetochlor-d-glukose ... . . . 73— 740 [en = + 16576° 
(Chloroform) 
B-Azetobrom-d-glukose . . . . .| 83— 89° [«] = +1% 
| (Chloroform) 
ß-Azetochlor-d-galaktose . . . . || Aus Ligroin Schmelzp. 74°, [«]y —= + 212:25° 
aus Äther Schmelzp. 82° (Chloroform) 
ß-Azetobrom-d-galaktose . . . . 82—83° [e]y — + 2364’ 
| (Chloroform) 
B-Azetochlormaltose . ..... 66—68° [x] = + 176° 
(Benzol) 
ß-Azetobrommaltose ......| 84° 
B-Azetochlorlaktose. . . . . . . 57—59° [a] = + 762° 
| (Benzol) 
ß-Azetobromlaktose. » . .. . - 134° [.]p — + 108:17° 
(Chloroform) 
ß-Azetobromzellobiose. . . . . - | gegen 180° [e]p = + 96:5 
| (Chloroform) 
B-Azetojodzellobiose . . . . . - 160—170° [2] = + 125:6° 
Bromtriazetylglukosaminhydro- (Chloroform) 
bromid m | 149—150° [a] = +135:9° | 
| —} + 1484? 
in trockenem Azeton 


B. II. Darstellung von %-Glykol-d-glukosid.') 


20 g frisch destilliertes Glykol und 6 g reine Azetobromglukose werden 
unter Zusatz von 72 g frisch gefälltem und über Phosphorpentoxyd ge- 
trocknetem Silberkarbonat in eine Stöpselflasche geschüttelt. Sehr bald tritt 
lebhafte Entwicklung von Kohlensäure ein, so dal) die Flasche in der ersten 
Stunde häufig geöffnet werden muß. Nachdem die Hauptreaktion vorüber 
ist, wird noch 1—2 Stunden auf der Maschine geschüttelt und nun abge- 


1) Emil Fischer und Hans Fischer, Über einige Derivate des Milchzuckers und 
der Maltose und über zwei neue Glukoside. Berichte der Deutschen chemischen Gesell- 
schaft. Bd. 43. S. 2528 (1910). 


744 Geza Zemplen. 


saugt. Der Rückstand enthält neben den Silberverbindungen den größten Teil 
des Azetylkörpers. Dieser wird mit heißem Alkohol ausgelaugt. Verdampft 
man die alkoholischen Auszüge unter vermindertem Druck, so bleibt der 
Azetylkörper kristallinisch zurück und wird durch mehrmaliges Umlösen 
aus heißem Wasser gereinigt. Eine weitere, aber ziemlich geringe Menge 
des Azetylkörpers kann man durch wiederholtes Ausäthern der ersten 
Glykolmutterlauge gewinnen. Die Gresamausbeute an reinem Azetylkörper 
beträgt ungefähr 45°/, der Theorie. Nebenher entsteht ein nicht kristal- 
lisierender Sirup, der auch ein Glukosidazetat, vielleicht stereoisomer mit 
dem ersten Azetylkörper, zu sein scheint. Die Azetylverbindung bildet 
farblose, ziemlich derbe Prismen, die zwischen 101—103° (korr.) schmelzen 
und in wässeriger Lösung ein Drehungsvermögen von [x], =— 2623° 
zeigen. 5 g der Azetylverbindung werden mit 20 g kristallisiertem Baryt- 
hydrat in 300 em® Wasser gelöst und 24 Stunden bei gewöhnlicher Tem- 
peratur aufbewahrt. Man leitet dann Kohlensäure bis zur neutralen Reak- 
tion ein, filtriert heiß und hält nach dem Abkühlen den Rest des Baryts 
quantitativ mit Schwefelsäure. Diese Entfernung des Baryts in zwei Phasen 
ist der direkten Fällung mit Schwefelsäure vorzuziehen, weil die Nieder- 
schläge leichter zu filtrieren sind. Wird die zentrifugierte und klar filtrierte 
Lösung unter 15—20 mm Druck zur Trockne verdampft, so bleibt das 
Glukosid als farbloser Sirup zurück. Man löst ihn in nicht zuviel abso- 
lutem Alkohol, versetzt mit Essigäther bis zur beginnenden Trübung und 
läßt das nur locker verschlossene Gefäß stehen. Nach Wochen pflegt sich 
das Glukosid in ziemlich derben Kristallen abzuscheiden. Ist man einmal 
im Besitz von Kristallen, so kann man in der obigen, alkoholisch-essig- 
ätherischen Lösung die Kristallisation schon im Verlauf von einigen 
Stunden herbeiführen. Auch aus der konzentrierten, alkoholischen Lösung 
des Rohproduktes fällt beim Impfen das Glukosid kristallinisch aus. Aus 
3 9 Azetylverbindung werden 15 y kristallisiertes Glukosid erhalten. Zur 
völligen Reinigung löst man in wenig Wasser, läßt im Vakuumexsikkator 
zum Sirup verdunsten, nimmt dann mit wenig Alkohol auf und impft. 
Nach kurzer Zeit erstarrt die ganze Flüssigkeit zu einem Kristallbrei. 
Das Präparat schmilzt ziemlich scharf bei 137—138° (korr.) und zeigt 
ein Drehungsvermögen [«], — — 30'20° in wässeriger Lösung. 


C. Darstellung von Gluko-vanillin (Vanillin-d-glukosid).') 


Eine Lösung von 10 9 Azetobromglukose in 75 cm® gewöhnlichem 
Äther wird mit einer Lösung von 7’4 g Vanillin (2 Mol.) in der berech- 
neten Menge (487 cm®) n-Natronlauge bei Zimmertemperatur auf der 
Maschine geschüttelt. Schon nach wenigen Minuten beginnt die ursprüng- 
lich gelbe Lösung des Natrium-Vanillins sich zu bräunen; nach dreitägigem 


!) Emil Fischer und Karl Raske, Synthese einiger Glukoside. Berichte der Deut- 
schen chemischen Gesellschaft. Bd. 42. S. 1474 (1909). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 745 


Scehütteln ist die wässerige Schicht schwarzbraun geworden und von Kri- 
stallen durchsetzt, während die ätherische Schicht hellbraun aussieht. Da 
die Bromverbindung aus der ätherischen Schicht bis auf einen geringen 
Rest verschwunden ist, so wird jetzt die ätherische Schicht abgehoben und 
die in der wässerigen Schicht suspendierten Kristalle von Tetraazetyl-gluko- 
vanillin abgesaugt. Ihre Menge beträgt 65 g. Ein kleiner Teil der Azetyl- 
verbindung befindet sich in dem Äther. Zu seiner Gewinnung wird die 
hellbraune ätherische Lösung bis zur Entfärbung mit verdünnter Natron- 
lauge geschüttelt. Dadurch wird der größte Teil der im Äther gelösten 
Stoffe entfernt, und beim Verdampfen des Äthers bleiben noch 06 g 
Azetyl-glukovanillin in fast farblosen Kristallen zurück. Die Gesamtaus- 
beute ist 59°/, der Theorie auf Azetobromglukose berechnet. Die Reini- 
gung gelingt am besten durch Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol 
(TO cm® Alkohol und 120 em® Wasser) unter Zusatz von etwas Tierkohle. 
Die Verbindung kristallisiert in farblosen, glänzenden, manchmal 1 cm® 
langen dünnen Prismen, vom Schmelzpunkt 143—144° (korr.). 

Für die Umwandlung in das freie Glukovanillin werden 54 g der 
Tetraazetylverbindung fein gepulvert, mit einer klaren Lösung von 20g 
kristallisiertem Barythydrat in 300 em® Wasser übergossen und auf der 
Maschine geschüttelt. Schon nach 2 Stunden ist der größte Teil m Lösung 
gegangen. Zur Vervoliständigung der Reaktion wird das Schütteln 20 Stun- 
den fortgesetzt. Nachdem der überschüssige Baryt durch Kohlensäure ge- 
fällt und abgesaugt ist, wird das Filtrat unter vermindertem Druck ein- 
gedampft. Wegen der geringen Löslichkeit in Alkohol läßt sich das Glu- 
kosid durch Auskochen mit Alkohol nur unvollkommen von dem Baryum- 
azetat trennen. Es erweist sich als vorteilhafter, den Verdampfungsrück- 
stand in wenig heißem Wasser (zirka 10 cm?) zu lösen und die Lösung 
in heißen Alkohol (300 em?) zu gießen. Das ausgeschiedene Baryumazetat 
wird heiß abgesaugt, nochmals mit Alkohol ausgekocht und die vereinigten 
alkoholischen Lösungen unter vermindertem Druck zur Trockne verdampft. 
Die Reinigung gelingt am besten durch Umkristallisieren aus heißem, 
trockenem Methylalkohol. Das Präparat bildet sternförmig verwachsene 
Nadeln vom Schmelzpunkt 188—189° (korr.). [«], = —87.13° (01042 9 
Substanz, Gesamtgewicht 96679 g; spez. Gew. : 1'001). 


D. Darstellung von ?-Methylglukosid mit Hilfe von Emulsin.') 


10 q Glukose werden in 1 2 gewöhnlichem Methylalkohol gelöst und 
nach Zusatz von 2 g Emulsin geschüttelt. Das Drehungsvermögen der 
Lösung beträgt beim Anfang des Versuches in 2 dm-Rohr + 1° 10° und 
nach 25 Tagen ist die konstante Enddrehung von — 16‘ erreicht. Aus diesen 


') Em. Bourquelot u. M. Bridel, De l’aetion hydrolysante et de l’action syntheti- 
sante de l’&mulsine dans l’aleool mäthylique. Obtention du methylglueoside $. Journal de 
Pharmacie et de chimie [7]. T. 6. p. 56 (1912). Synthese de glucosides d’alcools a l’aide 
de l’&mulsine IV. Methylglueoside 3, ethylglucoside 5, propylglucoside 5. Journal de 


Pharmacie et de chimie [7]. T. 6. p. 97 (1912). 


146 Geza Zemplen. 


Daten kann man schließen, das 81°/, der vorhandenen Glukose mit dem 
Methylalkohol zu &-Methylglukosid vereinigt wurde. Das Filtrat wird unter 
vermindertem Druck völlig verdampft und der Rückstand mit Essigäther 
ausgekocht. Nach einiger Zeit beginnt eine kräftige Kristallisation des 
(rlukosids aus der essigätherischen Lösung. 


Darstellung des £-Äthylgalaktosids mit Hilfe von Emulsin.') 


Man läßt 475 9 Emulsin auf 950 cm? einer 1°/,igen Lösung von 
Galaktose in 79-—-80°/,igem Alkohol einwirken. Nach S3tägigem Stehen bei 
gewöhnlicher Temperatur wird das Reaktionsprodukt noch 6 Tage bei 40° 
stehen gelassen, wobei die Anfangsdrehung um 40° sinkt. 850 cm? des 
Filtrats werden unter vermindertem Druck eingedampft und der Rück- 
stand mit 250° wasserfreien Essigäther am Rückflußbkühler ausgekocht. 
Die Lösung scheidet nach 24 Stunden 150 g des Glukosids aus. Die Mutter- 
lauge wird auf etwa 60 cm® eingedampft und 45 Tage stehen gelassen, 
wobei noch 12 9 des Glukosids erhalten werden. 


Darstellung der natürlichen Glukoside. 


Eine allgemein anwendbare Darstellung der natürlichen Glukoside 
ist nicht zu geben, weil die Isolierung derselben je nach dem gegebenen 
Fall wechselt. Die besten Darstellungsmethoden sind immerhin diejenigen, 
wobei die hydrolytische Spaltung der glvkosidspaltenden und oxydativen 
Enzyme vollkommen ausgeschaltet werden. Zu diesem Zwecke empfiehlt 
sich am besten die Behandlung des ganz frischen und möglichst unzer- 
kleinerten Materials mit kochendem Alkohol. Diese Behandlung und die 
dazu nötige Apparatur ist in dem Kapitel über den Nachweis der Glu- 
koside auf biochemischem Wege beschrieben. 

Um eine Übersicht über die verschiedenen anwendbaren Methoden 
zu gewinnen, folgen hier einige charakteristische Darstellungen der ver- 
schiedenen Glukoside. 


Darstellung des Bakankosins.?) 


Das Glukosid kann aus den reifen Früchten von Strychnos Vacacoua 
Baill. nach zwei verschiedenen Verfahren gewonnen werden. In beiden 
Fällen geht man aus den trockenen Samen, die befreit von ihrer Schale, 
halb fein gemahlen und mit Äther erschöpft sind, aus. 

I. Das entfettete Pulver wird am hRückflußkühler mit Essigäther 
(1000 em® für 100 9 Pulver) 30 Minuten lang gekocht. Man filtriert heiß 


1) Em. Bourquelot et H. Herissey, Synthese de galactoeides d’aleools aA l’aide de 
l’emulsine. Ethylgalaktoside. Journal de Pharmaeie et de chimie [7]. T.6. p. 385 (1912). 

2) E. Bourquelot und H. Herissey, Über das Bakankosin, ein durch Emulsin 
spaltbares Glykosid aus den Samen von Strychnos Vacacoua Baill. Archiv d. Pharmazie. 
Bd. 247. S. 59 (1909). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 747 


und läßt das Filtrat 24 Stunden stehen, wobei ein leichter, farbloser, 
kristallinischer Niederschlag ausgeschieden wird. 

Die Flüssigkeit wird von den Kristallen abgegossen und von neuem 
mit dem extrahierten Pulver in Berührung gebracht: man läßt sie noch 
30 Minuten lang kochen und filtriert dann heiß in demselben Kolben. 
Diese Operation wird noch zweimal nach je 24 Stunden Zwischenzeit 
wiederholt. Endlich wird der Niederschlag abgesaugt und mit siedendem 
Alkohol (20 em® für 100g ursprüngliches Pulver) am Rückflußkühler auf- 
genommen. Das heiße Filtrat scheidet nach 3—4 Tagen eine kräftige 
Kristallisation des sehr reinen Glukosids. Die Ausbeute beträgt lg auf 
100g Samenpulver. Zur völligen Reinigung wird dreimal aus heißem 
Alkohol und endlich aus heißem Wasser (4 cm? auf 19) umkristallisiert. 

II. Man extrahiert das entfettete Pulver mit heißem 95°/,igen Alkohol 
am Rückflußkühler. Die alkoholische Lösung wird bei Gegenwart von etwas 
Kalziumkarbonat unter vermindertem Druck zur Trockne verdampft. Der 
Rückstand wird mit Wasser aufgenommen und das Filtrat mit etwas 
Oberhefe versetzt, um den Rohrzucker zu vergären. Nach 24 Stunden 
wird das Fitrat bis zum Sirup eingedampft. Das Bakankosin kristallisiert 
dann in großen, gefärbten Kristallen aus, die zur weiteren Reinigung zu- 
nächst aus Wasser (4 cm® für 1.9) unter Zusatz von Tierkohle, dann aus 
95°/,igem Alkohol (1 cm? für 1g) und schließlich von neuem aus Wasser 
umkristallisiert werden. 


Darstellung von Baptin.!) 


Das alkalische Filtrat des Baptisins wird mit Salzsäure neutralisiert 
und mit einer genügenden Menge Tannin ausgefällt. Der hierbei abge- 
schiedene, harzartige, braune Niederschlag wird mit Wasser ausgewaschen. 
mit Zinkoxyd gemischt und mit Wasser extrahiert, wobei das Glukosid in 
Lösung geht. Die braungefärbte Flüssigkeit wird zur Reinigung mit Blei- 
zuckerlösung ausgefällt und das Filtrat durch Schwefelwasserstoff entbleit. 
Das Glykosid kann jetzt aus der nahezu farblosen Lösung mit Bleiessig 
und Ammoniak abgeschieden werden. Der Niederschlag wird nach dem 
Auswaschen mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Fitrat unter ver- 
mindertem Druck eingedampft. Das Rohprodukt wird dann aus verdünntem 
Alkohol mehrmals umkristallisiert. 


Darstellung von Baptisin.?) 


Die Baptisinwurzeln (aus Baptisia tinctoria) werden zerschnitten. im 
Dampfbade getrocknet und nachher zerstoßen. 41 kg der trockenen, zer- 
stoßenen Wurzel werden mit 60°/,igem heißen Alkohol mehrmals extrahiert, 


!) K. Gorter, Über die Bestandteile der Wurzel von Baptisia tincetoria. Archiv d. 
Pharmazie. Bd. 235. S. 303 (1897). 

®) K. Gorter, Über die Bestandteile der Wurzel von Baptisia tinetoria. Archiv d. 
Pharmazie. Bd. 235. S. 303 (1897). 


748 Geza Zemplen. 


der Weingeist abdestilliert, der rückständige, dunkelbraungefärbte Sirup 
mit Soda alkalisch gemacht und diese Lösung mit Chloroform geschüttelt. 
Es scheidet sich nach kurzem Stehen eine große Menge einer weißen, 
kristallinischen Substanz aus, die abgesaugt, scharf gepreßt, mit viel 
Wasser zerrieben, wieder abgesaugt und gepreßit wird. Die getrocknete 
Masse (250 9) wird mehrmals aus verdünntem Alkohol umkristallisiert. Man 
erhält so in einer Ausbeute von 6°/, (auf die Wurzel berechnet) an Baptisin. 


Darstellung des Zerberins.!) 


1. Die Samenkerne werden auf einem hölzernen Block mit Hilfe eines 
Hackmessers zu einem groben Pulver zerkleinert und dieses, in Quantitäten 
von etwa 2 kg, in starken leinenen Säcken zwischen den gelinde erwärmten 
Platten einer starken Presse vom größten Teile (ca. 44°/,) des Fettes 
befreit. 

Der ausgepreßte Samenkuchen, der dann noch gut 30°, Fett ent- 
hält. wird von neuem zerkleinert, mit 80°/,igem Alkohol einige Stunden 
am Rückflußkühler gekocht, die Flüssigkeit durch Kolieren und Auspressen 
gewonnen und die ganze Operation noch zweimal wiederholt. Nachdem ein 
eroljer Teil der vereinigten alkoholischen Auszüge eingedampft ist, wird 
die zurückgebliebene Flüssigkeit mit Wasser vermischt. Beim Abkühlen 
setzt sich ein großer Teil der noch gelösten Fette an der Oberfläche ab. 
Nach Entfernung des Fettes wird die Flüssigkeit mit großen Mengen Petrol- 
äther übergossen, dann und wann umgeschüttelt und ruhig stehen gelassen. 
Nach einiger Zeit setzt sich auf dem Boden der Flaschen eine dicke 
schwarzgefärbte Ausscheidung ab, die aus unreinen Kristallen des Zerberins 
besteht. Die Masse wird mit Petroläther gewaschen, in Alkohol gelöst, mit 
Tierkohle entfärbt und die aus dem Filtrate ausgeschiedenen Kristalle 
mehrmals aus absolutem Alkohol umkristallisiert und mit Äther abge- 
waschen. 

2. Die von Fett teilweise wie oben befreiten Samenkerne werden vor 
der Alkoholbehandlung zunächst dreimal mit Wasser ausgekocht. 

Um das mehrmal aus Alkohol umkristallisierte Zerebrin vollkommen 
rein zu erhalten, ist immer noch ein Ausschütteln mit Äther empfehlenswert. 
Ausbeute 0'08—0'16°/, der Samen. 


Darstellung von Koniferin.?) 


Zur Zeit der Holzbildung, im Frühjahr und im Anfang des Sommers, 
werden frisch gefällte Stämme von Nadelhölzern, z. B. von Pices excelsa 
und Abies pectinata, von Prunus Strobus und Cembra, von Larix euro- 
paea usw. in Stücke zersägt und die einzelnen Teile von der Rinde be- 


') P. C. Plugge, Beitrag zur Kenntnis des Zerberins. Archiv d. Pharmazie. 
Bd. 231. S. 15 (1833). 

2, Ferd. Tiemann und Wilh. Haarmann, Über das Koniferin und seine Um- 
wandlung in das aromatische Prinzip der Vanille. Ber. d. Deutschen Chem. Gesellsch. 
Bd. 7. S. 609 (1874). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 749 


freit. Darauf sammelt man den Cambialsaft durch Abschaben vermittelst 
eines scharfen Instrumentes, praktisch eines Glasscherbens, in einem unter- 
gestellten Gefäße, befreit den gewonnenen Saft durch Aufkochen und Filtrieren 
von dem darin gelösten Eiweiß und dampft das Filtrat auf etwa ein 
Fünftel seines ursprünglichen Volums ein. Die aus der konzentrierten 
Flüssigkeit nach kurzer Zeit anschießenden, noch braun gefärbten Kristalle 
werden durch Abpressen von dem anhaftenden, Pinit enthaltenden Sirup 
möglichst getrennt und durch wiederholtes Umkristallisieren gereinigt. An- 
wendung von Tierkohle bei der letzten Operation beschleunigt die Entfärbung. 

Die verunreinigenden Substanzen lassen sich zum größeren Teil auch 
dadurch fortschaffen, dab man die braungefärbten heilen Koniferinlösungen 
mit geringen Mengen von Bleiazetat und Ammoniak versetzt; harzartige 
Körper und färbende Materien werden dadurch gefällt, während Koniferin 
in Lösung bleibt. Etwa überschüssig hinzugesetztes Bleiazetat kann durch 
Einleiten von Kohlensäure als unlösliches Bleikarbonat leicht entfernt werden. 


Darstellung von Gaultherin.!) 


Man extrahiert die Rinde von Betula lenta oder Gaultheria procumbens 
mit einer Lösung von Bleiazetat (15°/, vom Gewichte des Rohmaterials) 
in starkem Alkohol. Auf diese Weise wird das Ferment, welches die 
Spaltung des Glykosids bewirkt, von vornherein unwirksam gemacht. Die 
gewonnene grünliche Flüssigkeit wird mit Schwefelwasserstoff behandelt und 
das Filtrat unter vermindertem Druck eingedampft. Der zurückbleibende 
braune Sirup wird mit etwas absolutem Alkohol aufgenommen und das 
Filtrat mit mehrfachen Volumen Äther versetzt. Es entsteht eine reich- 
liche Fällung, die zuerst weiß von Farbe, zu einer gelblichen, klebrigen 
Masse zusammenballt. Sie wird in Alkohol gelöst und der freiwilligen Ver- 
dampfung überlassen. Die dieke Flüssigkeit durchsetzt sich nach und nach 
mit sternförmigen Gruppen von kurzen, prismatischen Kristallen. Durch 
zwei- oder dreimal wiederholtes Umkristallisieren unter Behandlung mit 
Tierkohle gewinnt man schließlich ein farbloses Produkt. 


Darstellung von Glyzyphyllin.>) 


Der wässerige Extrakt der Blumen, Samen und Blätter von Smilax 
Glyeyphylla wird mit Alkohol von den Eiweißsubstanzen befreit, aus dem 
Filtrat der Alkohol abdestilliert und die beim Verdampfen hinterbleibende 
Masse zwei- oder dreimal mit Äther ausgeschüttelt. Die vereinigten 
ätherischen Auszüge werden verdampft und der gelbe kristallinische Rück- 
stand mit Wasser gelöst. Man fällt jetzt die fremden Stoffe mit Blei- 
azetat und extrahiert aus dem Filtrat das Glukosid mit Äther.) 


') Aug. Schneegans und J. E. Gerock, Über Gaultherin, ein neues Glykosid aus 
Betula lenta L. Archiv d. Pharmazie. Bd. 232. S. 435 (1894). 

°) €. R. A. Wright and E. H. Rennie, Chemical News. Vol. 43. p. 142, 25 (1881); 
Journal of the Chemical Society. Vol. 39. p. 237 (1881). 


150 Göza Zemplen. 


Darstellung von Gratiolin.') 


Das gepulverte Kraut von Gratiola offieinalis (Gottesgnadenkraut) 
wird mit dem gleichen Gewichte 50°/,igen Alkohols und mit frischgefälltem, 
zur dieken Paste abgesaugtem Bleihydroxyd gut durchgearbeitet. Durch 
letzteres wird ein im Kraute reichlich vorhandener gerbstoffähnlicher 
Körper in eine gelbe, in Wasser und Alkohol völlig unlösliche Verbindung 
überführt. Das feuchte Gemenge kommt hierauf in einen Perkolator, worin 
es mit 50°/,igem Alkohol gut durchtränkt und mit demselben überschüttet 
24 Stunden stehen bleibt. Das hierauf Tropfen für Tropfen abgelassene 
Perkolat ist von brauner Farbe und intensiv bitterem Geschmack. Die 
Extraktion wird bis zur völligen Entbitterung fortgesetzt, was in verhält- 
nismäßig kurzer Zeit zu erreichen ist. Von den Perkolaten wird der 
Alkohol abdestilliert und der wässerige Rückstand zur Abscheidung des 
Gratiolins 12 Stunden sich selbst überlassen. Das alsdann als grauer 
3odensatz abgeschiedene Glukosid wird abgesaugt, mit wenig Wasser ge- 
waschen und über Schwefelsäure getrocknet. Hierauf löst man es in 
möglichst wenig absolutem Alkohol, entfärbt mit Tierkohle und fällt aus 
dem Filtrate das Glukosid durch Äther. Zur völligen Reinigung wird drei- 
bis viermal aus 50°/, Alkohol umkristallisiert. 


Darstellung von Hederin.?) 


Die Blätter der Epheupflanze (Hedera helix) werden mit heißem 
Wasser vollständig erschöpft und nach dem Auspressen mit warmem 
90°/,igen Alkohol extrahiert. Der alkoholische Auszug wird wiederholt 
mit Tierkohle behandelt und dann der Alkohol abdestilliert. Der Rückstand 
wird mit wenig Alkohol wieder in Lösung gebracht und siedend heiß 
unter Umrühren bis zur reichlichen Kristallisation eingedampft. Der Kristall- 
brei wird heiß abgesaugt und mit wenig kaltem Alkohol nachgewaschen. 
Wird diese Reinigung nochmals wiederholt und dann mit kaltem Azeton 
gut ausgewaschen, so ist das Präparat rein. 


Darstellung von Helleborein.?) 


Die frischen Wurzeln von Helleborus niger werden zunächst mit Äther 
ausgezogen, um das Helleborin zu entfernen, und dann ein wässeriger 
Extrakt bereitet. Derselbe wird in der Wärme mit Weingeist behandelt. 
Auf 500g Extrakt nimmt man 2%/, 2 Weingeist. Dabei bleiben zähe kleb- 
rige Verunreinigungen zurück. Die trübe, abgegossene Flüssigkeit wird zur 
Klärung einen Tag beiseite gestellt und das Filtrat eingedampft, der Rück- 
stand in Wasser aufgenommen und mit basischem Bleiazetat gefällt. Der 


!) Friedrich Retzlaff, Über Herba Gratiolae. Arch. d. Pharm. Bd. 240. S. 562 (1902). 

2, Hermann Block, Die Bestandteile der Epheupflanze (Hedera helix). Archiv d. 
Pharmazie. Bd. 226. S. 965 (1888). 

>) K. Thaeter, Beiträge zur forensischen Chemie und Wertbestimmung scharf 
wirkender Drogen. II. Über die Glukoside der Wurzel von Helleborus niger, Helleborein 
und Helleborin. Archiv der Pharmazie. Bd. 235. S. 414 (1897). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 751 


Niederschlag wird abgesaugt, im Filtrate das überschüssige Bleiazetat mit 
Natriumsulfat gefällt und zu der filtrierten Flüssigkeit solange Tannin- 
lösung zugefügt, als noch ein Niederschlag entsteht. Ein Überschuß der 
Tanninlösung ist zu vermeiden, weil darin der Niederschlag wieder löslich 
ist. Verdünnte Lösungen werden dabei viel reichlicher gefällt als konzen- 
trierte. Der Tanninniederschlag wird nach dem Absitzen oder Zentrifugieren 
durch Abgießen der Flüssigkeit gewonnen. Er wird in der Wärme mit 
Alkohol versetzt und mit gefälltem, gut ausgewaschenem Bleihydroxyd 
längere Zeit auf dem Wasserbade unter öfterem Umschütteln digeriert. Die 
Operation wird zweckmäßig unter Turbinieren ausgeführt. Nachdem die 
Umsetzung vollständig verlaufen ist, was dadurch erkannt wird, daß das 
Filtrat keine Eisenchloridreaktion mehr gibt, wird die Masse mit Alkohol 
ausgekocht, dal) Filtrat konzentriert und in viel Äther (auf 50 cm? der 
konzentrierten Lösung 12 Äther) in langsamem Strahle unter Umrühren 
eingegossen. Das Helleborein scheidet sich nebst einigen Verunreinigungen 
zuerst in weißen Flocken ab, ballt sich aber rasch zu einer gelben Masse 
zusammen, die sich an den Wandungen des Gefäßes ansetzt. Nach der 
Klärung wird die ätherische Flüssigkeit abgegossen und der Niederschlag 
in absolutem Alkohol gelöst, die Flüssigkeit konzentriert und wieder in 
eine reichliche Quantität Äther eingetragen, wobei Ausscheidung weißer 
Flocken von Helleborein, die sich zusammenballen, erfolgt. Sie werden 
rasch abgesaugt, wieder in Alkohol gelöst und die Flüssigkeit soweit kon- 
zentriert, bis sich beim Erkalten eine Trübung zeigt. Beim Stehen scheiden 
sich Kristallkrusten des Helleboreins aus. 


Darstellung von Helleborin.!) 


Die frischen Wurzeln von Helleborus niger werden mit Äther extra- 
hiert, wobei etwa 5°/, in Lösung geht. Der Ätherrückstand ist eine dünn- 
flüssige, grünlichbraune Masse, die neben viel Fett, Harz und Farbstoffen 
das Helleborin bereits in ausgeschiedenen Kristallkomplexen enthält. Zuerst 
wird die Masse zur Entfernung der Fette mit Petroläther behandelt. hierauf 
wird der stark braungefärbte Rückstand mit kaltem Azeton verrieben, 
wobei Harze und Farbstoffe in Lösung gehen, während das Helleborin 
unlöslich zurückbleibt. Das Rohprodukt wird aus einem Gemisch von Äther 
und Alkohol umkristallisiert. Die Ausbeute ist gering. weil Helleborin in 
den Wurzeln nur in kleinen Mengen vorhanden ist. 


Darstellung von Hesperidin.>) 


Das Glukosid läßt sich am leichtesten und in größter Menge aus 
den ao. getrockneten, unreifen Pomeranzen (Fructus aurantii 


') K. Thaeter, Beiträge zur forensischen Chemie und Wertbestimmung scharf 
wirkender Drogen. II. Über die Glukoside der Wurzel von Helleborus niger, Helleborein 
und Helleborin. Archiv der Pharmazie. Bd. 235. S. 414 (1897). 

°) Ferd. Tiemann und W. Will, Über das Hesperidin, ein Glukosid der Aurantiaceen 
und seine Spaltungsprodukte. Ber.,d. Deutsch. chem. Gesellsch. Bd. 14. S. 948 (1881). 


152 Geza Zemplen. 


immaturi) gewinnen. Die gröblich zerstoßienen Pomeranzen werden solange 
mit großen Mengen Wasser ausgelaugt, als in den wässerigen Auszügen 
durch Bleiazetat noch eine Fällung hervorgerufen wird. Man erschöpft den 
Rückstand darauf mit einem Gemisch aus gleichen Volumen Alkohol und 
Wasser, dem man 1-—-2°/, seines Gewichtes an Natriumhydroxyd hinzu- 
gefügt hat. Die Extraktion ist beendigt, wenn die verdünnte alkoholische 
Natronlauge sich nicht mehr färbt. Man kann sie beschleunigen, indem 
man die stark aufgequollene Masse wiederholt durch scharfes Abpressen 
von der aufgesogenen Lösung befreit. Aus den alkoholischen Auszügen wird 
dureh verdünnte Mineralsäuren rohes Hesperidin gefällt. Die letzteren Aus- 
züge liefern ein reineres, weniger gefärbtes Produkt als die ersteren. 
Behufs weiterer Reinigung wird das rohe Hesperidin mit nicht zu kleinen 
Mengen 90°/,igen Alkohols ausgekocht, wobei färbende Verunreinigungen 
neben geringen Mengen von Hesperidin in Lösung gehen. Die so behandelte, 
nunmehr fast farblose Masse wird in stark verdünnter Alkalilauge, der 
man eine kleine Menge Alkohol hinzugesetzt hat, bei gewöhnlicher Tem- 
peratur gelöst und aus dieser Lösung durch Einleiten eines sehr langsamen 
Stromes von Kohlensäure wieder gefällt. Der gut ausgewaschene Nieder- 
schlag besteht aus reinem Hesperidin.- 


Darstellung von Iridin.') 


Der mit Alkohol bereitete Auszug aus 10 kg gepulverter Veilchen- 
wurzeln (Iris florentina) wird unter Umrühren mit 22 lauwarmen Wassers 
und 1 eines Gemenges aus Azeton und Chloroform von 0'950 Vol. Gew. 
versetzt. Beim ruhigen Stehen trennt sich die Flüssigkeit in zwei Schichten, 
eine untere wässerige, in welcher Glukose, organische Säuren, färbende 
Substanzen usw. gelöst sind, und eine obere azeton- und chloroformhaltige, 
welche den größeren Teil der in Wasser nicht oder schwer löslichen Be- 
standteile des alkoholischen Extraktes aufgenommen hat. Das durch Alkohol 
der Wurzel entzegene Glukosid schwimmt als amorphe weiße Masse in 
dem dunkel gefärbten Sirup. Man trennt die beiden Schichten durch De- 
kantieren, sammelt die weißen Flocken auf einem Filter, wäscht sie mit 
wenig heißem Wasser aus und trocknet bei 100°. Das erhaltene weiße 
Pulver wird behufs Entfernung anhaftender Verunreinigungen mit Äther 
und Ligroin gewaschen und durch Umkristallisieren aus siedendem ver- 
dünntem Alkohol (1 Vol. 90°/,igen Alkohols auf 2 Vol. Wasser) völlig ge- 
reinigt. 


Darstellung von Isoamyedalin.?) 


Man löst 109 Amygdalin in 1503 einer wässerigen, */,. Normal- 
Barythydratlösung. Nach ungefähr 12 Stunden kann man sicher sein, dab 


1) @. de Laire und Ferd. Tiemann, Über Iridin, das Glukosid der Veilchenwurzel. 
Berichte der Deutsch. ehem. Gesellsch. Bd. 26. S. 2011 (1893). 

®) H. Herissey, Gewinnung von Prulaurasin durch Einwirkung eines löslichen 
Ferments auf Isoamygdalin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 638 (1907). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 753 


bei 25° das Amyedalin vollständig zu Isoamygdalin isomerisiert ist. Man 
leitet alsdann einen Strom von Kohlensäure in die Lösung, kocht dieselbe 
auf, filtriert und verdampft zur Trockene unter vermindertem Druck. Der 
Rückstand wird mit 60 cm® siedendem Alkohol von 80°/, aufgenommen. Das 
Filtrat beginnt nach einigen Stunden zu kristallisieren und liefert ein voll- 
ständig farbloses Produkt. Wenn sich nach Verlauf von mehreren Tagen keine 
weiteren Kristalle mehr abscheiden, saugt man dieselbe ab und dampft die 
Mutterlauge entsprechend ein. Dieselbe kann noch eine Menge von Kristallen 
liefern. Man trocknet das Produkt an der Luft bis zum konstanten Gewicht. 


Darstellung von Mandelnitrilglukosid.!) 

109 feingepulvertes Amygdalin, werden mit 90 cm® einer Lösung 
übergossen, die aus I T. gut gewaschener und an der Luft völlig getrock- 
neter Brauereihefe (Frohbergtypus) durch 20stündige Auslaugung mit 20 T. 
Wasser bei 35° bereitet war. Trocknet man die Hefe mit Alkohol und bei 
35°, so enthält das Präparat kein Ferment, das aus Amyedalin Mandelnitril- 
glukosid zu bilden vermag.?) Um die sekundäre Wirkung von gärungs- 
erregenden Organismen zu verhindern, werden 0'8g Toluol zugefügt. Beim 
Aufbewahren der Mischung im Brutofen bei 35° und öfterem Umschütteln 
erfolgt bald die Lösung des Amygdalins. Nach 7 Tagen beträgt die Menge 
des reduzierten Zuckers 35°/, des angewandten Glukosids. Jetzt wird die 
Flüssigkeit mit dem doppelten Volumen Alkohol vermischt, durch Erwärmen 
mit Tierkohle auf 50° geklärt und filtriert. Wenn durch diese Operation 
der größte Teil der Proteinstoffe gefällt ist, kann die Lösung ohne allzu 
starkes Schäumen unter vermindertem Druck bei 50° eingedampft werden. 
Der zurückbleibende dünne Sirup wird mit der zehnfachen Menge heißen 
Essigäthers tüchtig durchgeschüttelt, wobei die gebildete Glukose und an- 
dere Stoffe zurückbleiben. Das Filtrat wird verdampft und der Rückstand 
wieder mit heißem Essigäther ausgelaugt. Diese Operation muß noch ein- 
bis zweimal wiederholt werden, bis der Rückstand in viel Essigäther klar 
löslich ist. Der jetzt beim Verdampfen bleibende Sirup erstarrt nach einiger 
Zeit kristallinisch. Die Ausbeute beträgt 32°/, des angewandten Amyedalins. 
Zur Reinigung wird das Produkt in 10 T. heißem Essigäther gelöst. Beim Er- 
kalten scheidet sich das Glukosid in sehr feinen, langen Nadeln ab. Die Aus- 
beute an diesem, schon fast reinem Produkt beträgt 16°/, des angewandten 
Amygdalins. In kleinen Mengen läßt sich eine rasche und vollständige Reini- 
gung durch Umkristallisieren aus sehr viel heißem Chloroform erzielen. 


Darstellung von Naringin.’) 
Die völlig entfalteten Blüten von Citrus decumana werden der De- 
stillation unterworfen, um Neroliöl zu gewinnen. Die nach der Destillation 


!) Emil Fischer, Über ein neues dem Amygdalin ähnliches Glukosid. Berichte der 
Deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 28. S. 1509 (1895). 
®) Em. Bourquelot, Über den Nachweis des Rohrzuckers in den Pflanzen mit 
Hilfe von Invertin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 164 (1907). 
») W. Will, Über das Naringin. Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. 
Bd. 18. S. 1311 (1885). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 48 


154 Geza Zemplen, 


in der Blase befindliche Flüssigkeit wird kochend auf ein Kolatorium ge- 
geben, von den Blumen abgepreßt in die Blase zurückgebracht und über 
einer neuen Menge von Blüten abgezogen. Diese Operation wird so oft 
wiederholt, bis eine ziemlich konzentrierte Lösung resultiert, aus welcher 
nach dem Erkalten in einigen Tagen, besonders wenn die Wände des Gefäbßes 
mit einem Glasstab gerieben werden, das Naringin vollständig abgeschieden 
wird. Die Mutterlaugen enthalten nur so wenig davon gelöst, daß sich ihre 
weitere Verarbeitung nicht lohnt. Das rohe Naringin wird abfiltriert, aus- 
geprelit, in kochendem Wasser gelöst, die Lösung mit Eiweiß geklärt, 
kochend filtriert und das Filtrat mit einem kleinen Überschuß an neu- 
tralem essigsauren Blei versetzt. Nachdem sich der entstandene graubraun 
gefärbte Niederschlag abgesetzt hat, wird die klare Lösung mit schwefel- 
saurem Kali vom Blei befreit, heiß filtriert und stehen gelassen. Das nach 
einigen Tagen abgeschiedene Naringim wird wiederholt mit wenig kaltem 
Wasser angerührt und abeepreßt, bis die ablaufende Flüssigkeit durch 
neutrales essigsaures Blei nicht mehr getrübt wird, dann bei mäßiger 
Wärme getrocknet und zu weiterer Reinigung entweder in Alkohol gelöst 
und in eine größere Menge Wasser gegossen, oder in Eisessig gelöst und 
mit dem mehrfachen Volumen Wasser versetzt. Nach einigen Tagen kri- 
stallisiert das Naringin vollständig farblos aus. 


Darstellung von Pikrokrozin.!) 


Bei längere Zeit fortgesetzter Extraktion des getrockneten Safrans 
mit reinem Äther im Extraktionsapparate treten allmählich in dem Äther- 
kölbehen reichliche kristallinische Ausscheidungen auf. Dieselben werden 
dureh Filtration von dem Fett und ätherisches Öl enthaltenden Äther be- 
freit, dann nach dem Auswaschen mit reinem Äther mit dem Filter zer- 
rieben, nochmals in den Ätherextraktionsapparat gebracht und wieder 
längere Zeit in demselben mit Äther behandelt. Es scheiden sich alsdann 
in dem Ätherkölbehen allmählich schöne farblose Kristalle aus, welche durch 
Abgießen von Äther befreit und über Schwefelsäure getrocknet werden. 


Darstellung von Prulaurasin.?) 


Aus Prunus laurocerasus. 5 kg der frischen Blätter von Prunus 
laurocerasus werden ohne vorherige Zerkleinerung in Anteilen von 300 g 
10 Minuten lang in 15 siedendes destilliertes Wasser, dem etwas Kal- 
ziumkarbonat zugefügt ist, eingetaucht. Die Blätter werden alsdann, nach- 
dem auf diese Weise das darin enthaltene Emulsin zerstört wurde, mit 
der Maschine zerkleinert und das gesamte Material mit der ursprünglichen 
Flüssigkeit noch kurze Zeit gekocht. Nach dem Erkalten werden die Blätter 


1) R. Kayser, Über im Safran vorhandene Substanzen. Berichte der Deutschen 
chemischen Gesellschaft. Bd. 17. S. 2233 (1984). 

®) H.Herissey, Über das Prulaurasin, das Blausäure liefernde Glukosid der 
Blätter von Prunus laurocerasus. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 465 (1907). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 755 


ausgeprebt, der Auszug mit Eiweiß geklärt und filtriert. Man erhält 75 bis 
s / Flüssigkeit. Bei dieser ersten Behandlung der Blätter kann man an Stelle 
von Wasser auch Alkohol anwenden, jedoch muß derselbe ebenfalls siedend 
sein. Taucht man die frischen Blätter in kalten oder mäßig warmen Alkohol 
und erhitzt dann zum Sieden, so tritt eine Zersetzung des Prulaurasins 
ein, welche sich durch das Auftreten eines starken Geruchs nach Blausäure 
und nach Benzaldehyd bemerkbar macht. 

Gleichgültig, ob man Wasser oder Alkohol zur Extraktion angewendet 
hat, sind die erhaltenen Auszüge, nach Zusatz von etwas Kalziumkarbonat 
unter vermindertem Druck bis auf einen Rückstand von 200 em? abzude- 
stillieren, dann setzt man das vierfache Volum von 85°/,igem Alkohol zu. 
Es scheidet sich ein voluminöser Niederschlag aus, welchen man nach Ver- 
lauf von 24 Stunden abfiltriert. Das klare Filtrat wird zunächst im Wasser- 
bade, dann unter vermindertem Druck zur Trockne eingedampft, und der 
Rückstand am Rückflußkühler 5mal mit je 200 em® Essigäther, der mit 
Wasser gesättigt ist, ausgekocht. Die vereinigten Auszüge werden voll- 
ständig verdampft und der Rückstand in 250 cm® Wasser gelöst. Nach dem 
Klären der Lösung durch Schütteln mit Kalziumkarbonat und darauf- 
folgendem Filtrieren wird dieselbe zur Beseitigung einer Anzahl störend 
wirkender Verunreinigungen 4—5mal mit dem doppelten Volum Äther ge- 
schüttelt und bei niedriger Temperatur und Gegenwart von Kalziumkar- 
bonat zur Trockne verdampft. Der Rückstand wird dann am Rückflußkühler 
mit 250 em3 wasserfreiem Essigäther ausgekocht. 

Von diesem Stadium der Darstellung an ist es wichtig, nur voll- 
kommen reine und gut entwässerte Lösungsmittel zur weiteren Reinigung 
anzuwenden. 

Diese letzte Lösung in Essigäther ist nur noch sehr wenig gefärbt, 
so dab sie beim Verdampfen unter vermindertem Druck 40—45 g eines 
Rückstandes liefert, welcher beim Impfen vollständig kristallisiert. Wenn 
man versucht, diesen Rückstand mit wenig Alkohol oder Essigäther zu be- 
handeln und schließlich damit zu waschen und abzusaugen, so löst er sich 
rasch in den hierbei angewendeten Flüssigkeiten, sobald dieselben in ge- 
nügender Menge zur Anwendung gelangen, wieder auf. Andrerseits darf 
man diesen kristallisierten Rückstand nicht ohne weiteres als homogen 
betrachten, vielmehr ist es vorzuziehen, denselben umzukristallisieren. Man 
löst ihn entweder von neuem in wasserfreiem Essigäther oder besser in 
einem Gemisch von Essigäther und Toluol oder Essigäther und Chloro- 
form. Die heißen Lösungen scheiden einen Teil des Glykosids als Sirup ab, 
der jedoch alsbald kristallinisch erstarrt. Man erhält jedoch ein vollständig 
farbloses, gut kristallisiertes Produkt, wenn man der erkalteten Lösung 
kleine Mengen reinen, wasserfreien Äthers zufügt. Die Kristallisationen er- 
folgen dann im allgemeinen innerhalb einiger Tage. Das Glykosid scheidet 
sich hierbei in feinen Nadeln ab, die bisweilen eine Länge von mehreren 
Zentimetern erreichen. Man saugt sie ab, wäscht sie zunächst mit einem 
Gemisch aus Essigäther und Äther, alsdann mit reinem Äther nach und 


48* 


156 Geza Zemplen. 


trocknet sie im Vakuum über Schwefelsäure. Die leichte Löslichkeit des 
Prulaurasins bildet die größte Schwierigkeit seiner Darstellung. 

Aus Isoamygdalin. Eine andere Methode zur Darstellung des 
Prulaurasins ist die Spaltung des Isoamygdalins durch ein Ferment der 
mit Wasser gewaschenen trockenen Hefe.!) Die Ausführung der Operation 
geschieht nach demselben Verfahren, wie es bei der Darstellung des Mandel- 
säurenitrilglukosids beschrieben ist (siehe dort). 


Darstellung von Sakuranin.?) 


Die zerkleinerte Rinde von Prunus Pseudo-Cerasus var. Sieboldi wird 
zweimal mit kochendem Wasser, worin etwas Kalziumkarbonat suspendiert 
ist, ausgezogen, und der Auszug zuerst auf freiem Feuer, dann auf dem 
Wasserbade eingedampft, bis er beim Erkalten zu einem dicken Extrakt 
erstarrt. Je etwa 300 g desselben werden mit der 10Ofachen Menge Wasser 
auseekocht und die Abkochung, deren Temperatur noch mehr als 90° be- 
trägt, mit 50 em® Basisch-Aluminiumazetatlösung versetzt. Es entsteht ein 
schmutzig brauner Niederschlag, und nach einigen Minuten erscheint die . 
darüber befindliche Wasserschicht ganz klar. Dann wird das Gemisch mög- 
lichst schnell durch ein mit heißem Wasser benetztes Faltenfilter abfiltriert 
und das Filtrat etwa auf zwei Tage zur Kristallisation hingestellt. Der 
Niederschlag wird auf einem Tuch gesammelt, mit kaltem Wasser wieder- 
holt gewaschen und langsam getrocknet. Zur Reinigung wird das Roh- 
produkt in 50—60°/,igem Alkohol gelöst und das Filtrat bis zur bleiben- 
den Trübung mit Wasser versetzt. Die ausgeschiedenen Kristalle werden 
noch zweimal aus kochendem, absolutem Alkohol oder aus mit Wasser 
gesättigtem Essigäther umkristallisiert. Aus je 100 4 des Extraktes werden 
1—3 g des Rohglykosids erhalten. 


u rue rue 


Darstellung von Sinalbin.°) 


10/y weißes Senfmehl wird. durch Benzin von fetten Ölen befreit und 
nach dem Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur mit absolutem Alkohol 
extrahiert, bis die abfließende Flüssigkeit nur noch gelb und nicht mehr 
rötlich gefärbt erscheint. Jetzt wird das Pulver mit ungefähr dem doppelten 
Gewicht 85—-90°/,sigem Alkohol mehrmals ausgekocht und jedesmal scharf 
abgepreßt. Die Auszüge werden bis auf die Hälfte des ursprünglichen Vo- 
lumens eingedampft, und warm filtriert. Beim Erkalten scheiden sich 
voluminöse, aus feinen, gelblich-weißen Nadeln bestehende Flocken aus, 
die durch Auflösen in heißem Wasser und Kochen mit Tierkohle geklärt 
und entfärbt werden. Das wässerige Filtrat wird in heißem Alkohol aufge- 

') 9. Herissey, Gewinnung von Prulaurasin durch Einwirkung eines löslichen 
Fermentes auf Isoamygdalin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 639 (1907). 

2) Y. Asahina, Über das Sakuranin, ein neues Glykosid der Rinde von Prunus 
Pseudo-Cerasus Lindl. var. Sieboldi Maxim. Archiv der Pharmazie. Bd. 246. S. 261 (1908). 

s) J. Gadamer, Über die Bestandteile des schwarzen und des weißen Senfsamens. 


Archiv der Pharmazie. Bd. 235. S. 84 (1897). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 757 


fangen und beim Erkalten der Flüssigkeit erhält man das Sinalbin in 
schwach gelblich gefärbten, nadelförmigen Kristallen. Aus den Mutterlaugen 
kann durch weiteres Einengen noch eine geringe Menge des Glukosids ge- 
wonnen werden. Die Ausbeute beträgt bei vollständiger Erschöpfung 21/,°/,. 


Darstellung von Sinigrin.') 


Durch Auspressen oder Ausziehen mit Benzin entölte Samen des 
schwarzen Senfes werden mit dem anderthalbfachen Gewicht 85 — 90°/,igen 
Alkohols zweimal ausgekocht und jedesmal scharf abgepreßt. Dadurch werden 
die harzigen Extraktivstoffe entfernt, während nur ein Teil Sinierin mit 
in Lösung geht. Die getrockneten und wieder zerriebenen Preßkuchen werden 
alsdann 12 Stunden mit dem dreifachen Gewicht kalten, destillierten Wassers 
maceriert, die Flüssigkeit abgepreßt und der Rückstand nochmals zwei 
Stunden lang mit dem doppelten Gewicht Wasser behandelt. Die vereinigten, 
sauer reagierenden Auszüge werden unter Zusatz von einigen Gramm 
jaryumkarbonat bis zur neutralen Reaktion im Vakuum bis zum Sirup 
eingedampft. Derselbe enthält das Sinigrin und die schleimigen Substanzen 
des Senfsamens. Von letzteren wird es durch zweimaliges Auskochen mit 
s5—90°/,igem Alkohol getrennt, wobei vorzugsweise nur das Glukosid in 
Lösung geht. Die alkoholischen Auszüge werden nach 24stündigem Stehen 
filtriert und unter vermindertem Druck zu einem dünnen Sirup eingedampft. 
Je nachdem die harzigen Bestandteile beim ersten Auskochen mit Alkohol 
mehr oder weniger entfernt sind, kann dann verschieden verfahren werden. 
Entweder läßt man den Sirup in flachen Schalen stehen, wobei allmählich 
die gesamte Masse zu einem Kristallbrei erstarrt, oder man kocht ihn 
mit 94°/,igem Alkohol aus, wobei das Sinierin in Lösung geht und nach 
dem Erkalten fast rein auskristallisiert, während ein alkoholunlösliches 
Harz zurückbleibt. Das letztere Verfahren ist dann empfehlenswert, wenn 
es sich darum handelt, möglichst schnell ein reines Präparat zu erhalten. 
Die nach der ersten Methode erhaltene Kristallmasse wird abgesaugt und 
aus kochendem Alkohol umkristallisiert. Dabei erhält man jedoch nie ein 
vollständig farbloses Produkt, stets behält es einen schwach gelbbraunen 
Schein. Rein farblose Kristalle werden durch Auflösen in Wasser und Kochen 
mit wenig Tierkohle gewonnen. Der dabei auftretende Geruch nach Senföl 
und Schwefel weist jedoch darauf hin, daß die Tierkohle zum Teil zer- 
setzend auf das Glukosid einwirkt. In der Tat enthält das farblose Filtrat 
beträchtliche Mengen von Kaliumsulfat. Es ist daher nötig, das Sinigrin 
noch so oft aus Alkohol umzukristallisieren, bis eine größere Probe auf 
Bariumchlorid auch nach längerem Stehen keine Schwefelsäurereaktion mehr 
gibt. Für die meisten Zwecke ist jedoch ein schwachgefärbtes Präparat ge- 
nügend, so dat) das Behandeln mit Tierkohle, womit die Ausbeuten wesent- 
lich herabgedrückt werden, unterbleiben kann. Die Ausbeute beträgt 1'3°/, 


!) J. Gadamer, Über die Bestandteile des schwarzen und des weißen Senfsamens. 
Archiv der Pharmazie. Bd. 235. S. 47 (1897). 


158 Geza Zemplen. 


und 0'6°/, an mit Tierkohle gereinigtem Präparat. Die Senfölbestimmungen 
ergeben einen Grehalt von 3—3'75°/, Sinigrin. Es steht daher zu erwarten, 
daß durch zweckmäßige Veränderungen der Darstellungsmethode eine höhere 
Ausbeute erzielt werden wird. 


Darstellung des Verbenalins.?) 

kg der frischen Blütenstände von Verbena officinalis werden in 10/ 
siedenden 90°/,igen Alkohol, der etwas Kalziumkarbonat in Suspension 
enthält, eingetragen und das Gemisch alsdann 20 Minuten am Rückfluß- 
kühler gekocht. Nach dem Erkalten werden die Pflanzen zerkleinert und 
von neuem mit 102 90°/,igem Alkohol ausgekocht. Die vereinigten Auszüge 
werden jetzt in Gegenwart von Kalziumkarbonat unter vermindertem Druck 
bis zum dünnen Sirup eingedampft und der Rückstand fünfmal mit je 
500 cm? wasserhältigem Essigäther ausgekocht. Die vereinigten Flüssigkeiten 
werden bis zur Trockene eingedampft, der Rückstand in 500 em® kaltem 
Wasser gelöst und das Filtrat so oft mit Äther ausgeschüttelt, bis dieser 
sich nicht mehr färbt. Die wässerige Flüssigkeit wird unter vermindertem 
Druck zu einem weichen Extrakt eingedampft und letzteres dreimal mit 
je 100 cm® wasserfreiem Essigäther ausgekocht. Beim Erkalten der siedend 
heiß filtrierten Auszüge scheidet sich das Glykosid im kristallisierten Zu- 
stande ab. Man erhält auf diesem Wege 3—4 g rohes Verbenalin pro Kilo- 
gramm der Pflanzenteile. Zur Reinigung wird das Glukosid zunächst zwei- 
mal aus der fünffachen Menge 95°/,igen Alkohols unter Anwendung von 
Tierkohle und hierauf aus 90 Teilen wasserfreiem Essigäther umkristallisiert. 


Darstellung des Taxikatins.?) 


Erste Methode. 5%g frischer junger Zweige von Taxus baccata 
werden in 27 siedendes Wasser, in welchem Kalziumkarbonat suspendiert 
ist, eingetragen und das Gemisch 20 Minuten lang gekocht. Um eine voll- 
ständigere Erschöpfung zu erzielen, werden die ausgekochten Zweige zu 
einem Brei zerkleinert und nochmals mit derselben Flüssigkeit 20 Minuten 
lang gekocht. Nach dem Auspressen resultieren etwa 172 Flüssigkeit. 
Letztere wird mit überschüssigem Bleiessig (200 cm® auf 1 Flüssigkeit) 
ausgefällt und das Filtrat mit Ammoniak (40 em® auf 11 Flüssigkeit) ver- 
setzt. Der letztere Niederschlag enthält das Glukosid und die Zuckerarten. 
Er wird mit einer genau entsprechenden Menge Schwefelsäure zerlegt und 
das Filtrat in Gegenwart von Kalziumkarbonat unter vermindertem Druck 
eingedampft und der Rückstand sechsmal mit je 500 cm3 neutralem, mit 
Wasser gesättigtem Essigäther heiß behandelt. 

Nach dem Abdestillieren des Essigäthers unter vermindertem Druck 
erstarrt der erhaltene Rückstand beim Erkalten. Er wird mit wenig 


') L. Bourdier, Über das Verbenalin, das Glykosid der Verbena offieinalis. Archiv 
der Pharmazie. Bd. 246. S. 275 (1908). 

?) Ch. Lefebrve, Über das Taxikatin, das Glukosid der Blätter von Taxus baccata. 
Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 487 (1907). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 759 


95°/,igem Alkohol angerührt, abgesaugt, zunächst mit 95°/,igem Alkohol, 
dann mit Äther gewaschen, endlich aus der 10fachen Menge siedendem 
Alkohol umkristallisiert. Die nach dieser Darstellungsmethode erhaltenen 
Ausbeuten sind gering, namentlich im Vergleich zu denen, die bei der 
Behandlung des ursprünglichen Extraktes mit Emulsin erzielten Resultate 
zu versprechen scheinen. Die Trennung der durch Bleiessig und durch 
ammoniakalisches Bleiazetat erzeugten voluminösen Niederschläge ist 
schwierig und die Kristallisation erfolgt langsam, so daß einzelne Extrakte 
selbst nach 10 Monaten noch keine Kristalle liefern. Aus diesen Extrakten 
erhält man das Glukosid wie folgt: 

Man löst die Extrakte in 95°/,igem Alkohol und fügt zu 300 em} 
dieser Lösung 1500 cm® wasserfreien Äthers. Es scheidet sich bald eine 
reichliche Menge einer schwarzen Masse aus, die durch Abgießen der farb- 
losen Flüssigkeit beseitigt wird. Fügt man zu letzterer noch 1 wasser- 
freien Äthers, so scheidet sich ein kristallinischer Niederschlag aus, der 
sich allmählich an den Wandungen des Gefäßes absetzt. Nach 24 Stunden 
saugt man die Kristalle ab, löst sie nach dem Trocknen in der 10fachen 
Menge heißen 95°/,igen Alkohols und entfärbt mit wenig Tierkohle. Durch 
Umkristallisieren resultiert dann ein fast reines Produkt. 

Zweite Methode. 8%g frischer Taxuszweige werden unter Zusatz 
von Kalziumkarbonat mit 26 2 Wasser 20 Minuten lang gekocht, die Zweige 
zerkleinert und mit derselben Flüssigkeit nochmals ebenso lange Zeit ge- 
kocht. Die ausgepreßte Masse wird mit 10 / kochendem Wasser übergossen 
und nach einiger Zeit von neuem ausgepreßt. Die vereinigten, etwa 287 
betragenden Auszüge werden filtriert und bei Gegenwart von Kalzium- 
karbonat unter vermindertem Druck eingedampft. Der 1200 9 betragende 
Rückstand wird in drei Teile geteilt und jeder Teil zehnmal mit je 500 em® 
neutralem Essigäther ausgekocht. Die vereinigten Auszüge werden auf 
300 cm? abdestilliert und zur Kristallisation hergestellt. Die sich ausschei- 
denden Kristalle sind kein Taxikatin. Sie werden durch Absaugen entfernt, 
das Filtrat eingedampft, in wenig Alkohol gelöst und durch abermaliges 
Verdampfen vom Essigäther befreit. Beim Auflösen des schwach braun- 
gefärbten, durchscheinenden, 220 9 betragenden Extraktes in 251 Wasser 
scheidet sich eine lockere, weißliche Masse aus. Das Filtrat wird zunächst 
mit 700 cm? Bleiessig und das Filtrat der Bleifällung mit 170 cm® Ammoniak 
versetzt. Der erhaltene zweite Niederschlag wird abgesaugt, mit wenig Wasser, 
welches mit etwas Bleiessig und Ammoniak versetzt ist, ausgewaschen, 
dann in 12 Wasser verteilt und mit verdünnter Schwefelsäure (1:10) zerlegt. 
Das Filtrat wird unter vermindertem Druck zur Trockne verdampft und 
der Rückstand fünfmal mit je 400 em? neutralem, wasserfreiem Essigäther 
ausgekocht. Nach dem Verdampfen des Essigäthers wird der Rückstand 
in 100 cm® 95°/,igen Alkohols gelöst und bis zum weichen Sirup einge- 
dampft. Nach dem Impfen tritt sogleich Kristallisation ein. Die ausgeschie- 
denen Kristalle werden mit wenig Alkohol angerührt, abgesogen, mit Äther 
ausgewaschen und bei 30° getrocknet. Es resultieren 85 g hellgelb gefärbter 


760 Geza Zemplen. 


Kristalle, die sich durch Umkristallisieren aus 80 em® siedendem 95°/,igen 
Alkohol unter Zusatz von wenig Tierkohle in ein noch weniger gefärbtes 
Produkt verwandeln lassen. Zur weiteren Reinigung werden die Kristalle 
dreimal mit je 20 cm® Äther verrieben. 70 kg Taxusblätter liefern nur 359 
Rohglukosid. In der kalten Jahreszeit ist die Ausbeute beträchtlicher als 
im Frühjahr. Zur Zeit des Hervorkommens der neuen Blätter enthalten 
dieselben, wie die Bestimmung des durch Emulsin erzeugten reduzierend 
wirkenden Zuckers zeigt, nur geringe Mengen des Glukosids. 

Die letzte Reinigung des Taxikatins geschieht, indem man 1 T. Ta- 
xikatin in 15 Vol. siedendem Alkohol löst und das heiße Filtrat in eine 
erwärmte Flasche fließen läßt. Nach zweimaliger Wiederholung derselben 
Operation mit den ausgeschiedenen Kristallen ist das Produkt rein. 


Biochemischer Nachweis der Glukoside in den Pflanzen mit 
Hilfe von Emulsin nach Bourgquelot.') 


Alle bis jetzt bekannten durch Emulsin spaltbaren Glukoside sind links- 
drehend und leiten sich von der d-Glukose ab. Demnach kann man das 
Emulsin ais wertvolles Reagens für den Nachweis einer ganzen Gruppe von 
Glukosiden benutzen. 

Nehmen wir eine wässerige Lösung von Salizin. Letzteres ist ein 
linksdrehendes, nicht reduzierendes Glukosid. Fügt man zu der Lösung 
Emulsin und wartet eine genügende Zeit, so wird das Salizin durch das 
Ferment vollständig in d-Glukose und in Saligenin (Salizylalkohol) gespalten. 
Das erstere Reaktionsprodukt dreht nach rechts, das zweite ist inaktiv. 
Wenn man diese Lösung des vollständig hydrolysierten Salizins in dem 
Polarimeter untersucht und dieselbe mit alkalischer Kupferlösung prüft. 
so wird man beobachten, daß sie rechtsdrehend und reduzierend geworden 
ist. Da sich derselbe Vorgang bei allen durch Emulsin spaltbaren Gluko- 
siden vollzieht, so ist es klar, daß man, um dieselben in einer wässerigen 
Lösung vegetabilischen Ursprungs aufzufinden, nur nötig hat, dieser Lösung 
Emulsin zuzufügen: wenn dann unter dem Einfluß des Enzyms ein Umschlag 
der ursprünglichen Drehung nach rechts stattfindet und zu gleicher Zeit 
ein reduzierender Zucker gebildet ist, so enthält die fragliche Lösung ein 
durch Emulsin spaltbares Glukosid. 

Der Umschlag der Drehung nach rechts, ebenso wie die Menge der 
gebildeten Glukose müssen mit der Menge des gespaltenen Glykosids pro- 
portional sein. Das Emulsin kann daher auch dazu dienen, um ein Glykosid 
in den Vegetabilien annähernd quantitativ zu bestimmen. 

Die biochemische Methode hat folgende große Vorteile: 

1. Sie erlaubt eine rasche Entscheidung darüber, ob die zu unter- 
suchenden Pflanzenteile ein durch Emulsin spaltbares Glukosid enthalten 
oder nicht. 


1) Em. Bourquelot, Über den Nachweis der Glykoside in den Pflanzen mit Hilfe 
von Emulsin. Archiv der Pharmazie, Bd. 245. S. 172 (1907). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 761 


2. Die Methode gestattet die annähernde Bestimmung der Menge des 
vorhandenen Glukosids und demnach kann man voraussehen, ob die Iso- 
lierung des Glukosids leicht oder, wegen den geringen Mengen, schwer ge- 
lingen wird. 

3. Man kann in den meisten Fällen noch vor den Isolierungsversuchen 
erfahren, ob das vorhandene Glukosid schon bekannt ist oder nicht. 

4. Wenn man Pflanzenteile, die ein schon bekanntes Glukosid ent- 
halten, nach der biochemischen Methode untersucht, so kann man durch 
Vergleich der berechneten bzw. der tatsächlich polarimetrisch ermittelten 
Glukosemengen das Vorhandensein eines zweiten Glukosids entdecken. 

Wird ein bekanntes Glukosid in ein gegebenes Volum Lösungsmittel 
gelöst, so bleibt das Verhältnis zwischen den Zahlen der Drehungsänderung 
nach rechts, die unter dem Einfluß des Emulsins stattgefunden hat, sowie 
der bei dieser Reaktion gebildeten Glukosemengen konstant. Demnach ist 
die in 100 em? gebildete Glukosemenge, die einem Drehungsrückgang von 
1° entspricht, für jedes der bekannten Glukoside leicht zu berechnen. 
Diese Verhältniszahl ist ein sehr wertvolles Identitätsmerkmal des Glukosids, 
weil ihre Ermittlung keine Isolierung des Glukosids verlangt. 

Nehmen wir an, daß diese Verhältniszahl für jedes der bekannten 
durch Emulsin spaltbaren Glukoside bestimmt ist, dann sieht man gleich 
die großen Vorteile der Methode. Man hat den Nachweis gebracht, daß 
die zu untersuchenden Organe ein durch Emulsin spaltbares Glukosid ent- 
halten. Um zu erfahren, daß das Glukosid schon bekannt ist oder nicht, 
wird es genügen, das Verhältnis der beobachteten Drehungsänderung 
und der durch das Reduktionsvermögen bestimmten, gebildeten Glukose- 
menge zu berechnen und nachzusehen. ob dieser Wert mit einem der be- 
kannten Glukoside übereinstimmt. Ist dies nicht der Fall, so hat man es 
mit einem neuen Glukosid zu tun. Zweifellos ist dieses Vorgehen nicht 
immer berechtigt. Enthält z. B. die fragliche Pflanze mehrere durch Emulsin 
hydrolysierbare Glukoside, so versagt die Methode. Dasselbe geschieht, wenn 
die Verhältniszahlen von mehreren verschiedenen Glukosiden zufällig gleich 
oder unwesentlich verschieden sind. In diesem Faile wird die genaue Unter- 
suchung der Spaltungsprodukte den Experimentator aus der Verlegenheit 
aushelfen. 

DieseVerhältniszahl,derenzymolytischeReduktionskoeffizient!), 
bedeutet die Glukosemenge q in Millierammen, die in 100 cm der Lösung 
frei wird, während das Drehungsvermögen der Lösung in einem Beobach- 
tungsrohr von 2dm Länge um 1° nach rechts umschlägt. Bedeutet 
dann m das Molekulargewicht des Glukosids und & die aus einem Mole- 
kül des Glukosids abspaltbare Glukosemenge, x die Glukosemenge, die 


!) Em. Bourquelot, Sur la recherche, dans les vegetaux, des glucosides hydroly- 
sable par l’emulsine. Journal de pharmacie de chimie [6]. T. 23. p. 369—375 (1906). 
Nouvelle contribution & la methode biochimique de recherche dans les vegetaux, des 
glucosides hydrolysables par l’Emulsine; son application & l’etude des plantes employees 
au medecin populaire. Journal de pharmacie de chimie [7]. T.2. p. 241—248 (1910). 


162 Geza Zemplen. 


bei einer Drehungsänderung von 1° nach rechts frei wird, so hat man 
die Gleichung: q = 7, 
Bezeichnen wir dann das Drehungsvermögen des Glukosids mit R 
(die Drehung der Glukose ist bekannt: [x], = +52°5°) und bedenkt man, 
daß der Rückgang des Drehungsvermögens um 1° nach rechts aus der 
Summe der ursprünglichen Drehung des Glukosids: «. und der Drehung 
x‘, die der Hydrolyse der Menge x des Glukosids entspricht, sich zusammen- 
setzt. so haben wir eine zweite Gleichung: + 2° = 1°. 
Man kann andrerseits die Drehung x als Funktion von x berechnen: 
50 SS Sr FOREN ARD 
und ebenso x‘ als Funktion von q: 2 = ER 100. 
Werden die Gleichungen miteinander kombiniert, so erhält man leicht q, 
das heißt den enzymolytischen Reduktionskoeffizienten aus der Gleichung: 
A 100 8 
Sonn 1058 ' 
Die folgende Zusammenstellung gibt für einige Glukoside den enzy- 
molytischen Reduktionskoeffizienten nebst den Formeln und dem Drehungs- 
vermögen: 


Enzymoly- 

Name des Glukosids Formel ne r Re a 

koeffizient 
Verbenalin em1:,.0:;, —180:50 19 
Bakankosin BB ND; — 2067 108 
(rentiopikrin BO, —200°9 111 
Aukubin Rind, —174°4° 144 
Meliatin a A Een = OR 0 — 819° 240 
EEE 6ER u BED) — 84! 261 
Koniferin 0:40, — 66:99 278 
Sambunigrin GB; NO, — 76:30 281 
Taxikatin ERBE 20.011,00. — 72.90 296 
SEI N EAN « ERRST —64'9° 32] 
Methylarbutin 052,0; — 634° 326 
Prulaurasin Bad. NO; —530 359 
Isoamygdalin . BEE ENO,; —51'4 425 
Amygdalin ESEENO,, —39° 490 
SYEInSUN 7. Rufe ne .91.,.0, —17'1° 570 
Amyedonitrilglukosid RiHHNO, 26:99 517 
Arbutin us), —63°8 700 
Erytaurin — 1344 — 
Oleuropein . — — 153° 117 
Jasmiflorin — — 145° —_ 


Die Berechnung des enzymolytischen Reduktionskoeffizienten soll 


an dem Beispiel des Salizins gezeigt werden. 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 763 


Das Salizin wird durch Emulsin unter Bildung von d-Glukose und 
Saligenin hydrolysiert gemäß der Gleichung: 
C,H.  E@ 078.0, + GH; 0, 
286 18 180 124 
. Nehmen wir eine wässerige Lösung von Salizin, die in 100 cm® 
2:86 g des Glukosids enthält. Im 2-Dezimeterrohr beobachtet man eine 


Linksdrehung von — 3°71°. Dieselbe läßt sich unter Zugrundelegung der 
spezifischen Drehung [x], des Salizms = — 649° leicht berechnen: 
64.9 x 2 x 286 Enz 
De ee N 

100 


Nach der Hydrolyse mit Emulsin werden 100 cm® der Lösung 1'80 4 
Glukose und 1'24 g Saligenin enthalten. Diese Glukosemenge besitzt ein 
Drehungsvermögen von 

DEN 2X 18 


= — + 1'890, 
100 £ 
Demnach wird die ursprüngliche Linksdrehung von — 371 ın 


+ 1:89 umschlagen. der ganze Drehungsrückgang beträgt demnach 
371° + 189° = 5°60°. 

Da weder das Salizin noch das Saligenin Fehlingsche Lösung redu- 
zieren, so beruht das sämtliche Reduktionsvermögen auf die Gegen- 
wart von 1'850 g Glukose in 100 cm®. 

Auf 1° Drehungsrückgang fallen demnach 0'321 g Glukose. 

Eine zweite Gruppe der Glukoside (Verbenalin, Arbutin) gibt bei 
der Hydrolyse als reduzierendes Prinzip nicht Glukose allein, sondern 
noch andere reduzierende Körper. Sind die Reduktionswerte der ent- 
stehenden Spaltprodukte bekannt, so kann das enzymolytische Reduktions- 
vermögen ebenfalls berechnet werden, man muß nur die Reduktionswerte 
des begleitenden Körpers von dem Gesamtreduktionsvermögen abziehen, 
um den Glukosewert zu erhalten. 

Bei den Glukosiden unbekannter Konstitution muß der Koeffizient 
experimentell bestimmt werden. Es ist aber nötig, das Glukosid in reinem 
Zustande zu erhalten. Man bereitet dann eine Lösung von bekanntem 
Gehalt, bestimmt das Drehungsvermögen im 2-Dezimeterrohr vor und nach 
der Hydrolyse und das Reduktionsvermögen. Aus diesen Daten läßt sich 
dann der enzymolytische Reduktionskoeffizient berechnen. 

Einige Beispiele sollen zeigen, wie fruchtbar diese Methode zur 
Auffindung und Erkennung von neuen Glukosiden gewesen ist. 

Lefebvre!) untersuchte die Blätter von Taxus baccata L. und fand, 
daß bei der Einwirkung von Emulsin eine Verschiebung des Drehungs- 
vermögens nach rechts stattfindet und einer Drehungsänderung von 1° 
eine Bildung von 0'624 9 Glukose entspricht. Die letzte Zahl ist von jeder 
anderen der in der Tabelle angeführten Zahl verschieden. und so konnte 


’) Charles Lefebrre. Über das Taxikatin, ein neues Glukosid aus Taxus 
baccata L. Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 26. p. 241 (1907). 


164 Geza Zemplen. 


man im voraus sagen, daß das vorliegende Glukosid ein noch unbe- 
kanntes ist. Die Isolierung des Glukosids hat diese wohlbegründete Ver- 
mutung bestätigt und zur Entdeckung des Taxikatins geführt. 

Weitere Glukoside wurden mit Hilfe der biochemischen Methode 
aufgefunden: In den unterirdischen Teilen von Eremostachys laciniata L.?), in 
Veronica Chamaedrys und Veronica offieinalis?), Linaria striata DC. ®), in 
Lamium album ®), in Erythraea Centaurium Pers.°), in Verbena officinalis ®), 
in Hepatica triloba. ?) 

Wenn man die Methode auf sämtliche bekannte Pflanzen an- 
wendet, so wird man gewiß nach einigen Jahrzehnten im Besitze von 
mehreren Hundert neuen Glukosiden gelangen. 

Von praktischen Gesichtspunkten aus erfordert die Methode einige 
peinliche Vorsichtsmaßregeln, sowohl was die Herstellung des Enzyms als 
auch die Bereitung der Flüssigkeiten betrifft, in welchen der Nachweis der 
Glukoside bewirkt werden soll. 


Behandlung der Gewebe. 


Die Veränderungen, welche sich in den von der Pflanze abgetrennten 
Organen oder in der einmal ausgerissenen Pflanze selbst, solange die Aus- 
trocknung derselben noch nicht vollständig ist, vollziehen, betreffen ganz 
allgemein alle Stoffe, die durch Hydrolyse spaltbar oder durch die Enzyme 
der Pflanze oxydierbar sind. Deshalb muß man bei der Extraktion der 
Glukoside ein Verfahren anwenden, das die Arbeit der vorhandenen Enzyme 
vollständig aufhebt. Dies geschieht durch Behandlung der ganz frischen 
Pflanzenteile mit 90-—-95°/,igem kochenden Alkohol. 

Diese Operation kann in einem großen Rundkolben auf dem Wasser- 
bade ausgeführt werden, falls die Menge der Pflanzenteile nicht zu groß 


') Joseph Khouri, Über die Gegenwart von Stachyose (Manneotetrose) und 
eines durch Emulsin spaltbaren Glukosids in den unterirdischen Teilen von Eremostachys 
laeiniata L. Journal de Pharmacie et de Chimie [7). T. 2. p. 193 (1910). 

2) J. Vintilesco, Über die Existenz glukosidischer Bestandteile in zwei Arten 
der Gattung Veronica L. (Serofularineen) und über die Schwankungen in ihrem 
Mengenverhältnis. Journal de Pharmacie et Chimie [7]. T.1. p. 162—165 (1910). 

3) Em. Bourquelot, Über die Gegenwart eines eyanwasserstoffhaltigen Glukosids 
im gestreiften Leinkraut (Linaria striata DC.). Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. 
T. 30. p. 335—389 (1909). 

4) L. Piault, Über die Gegenwart von Stachyose (Manneotetrose) und einem 
durch Emulsin spaltbaren Glukosid in den unterirdischen Teilen von Lamium album. 
Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 29. p. 236 (1909). 

5) H. Herissey und L. Bourdier, Über ein neues, durch Emulsin spaltbares 
Glukosid, das Erytaurin, erhalten aus der kleinen Flockenblume. Journal de Pharmacie 
et de Chimie [6]. T. 28. p. 252 (1908). 

86) L. Bourdier, Über das Verbenalin, ein neues Glukosid aus dem offizinellen 
Eisenkraut (Verbena offieinalis L.). Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 27. 
p. 49 (1908). 

?) 4. Delattre, Application de la methode biochimique & l’Hepatique trilob£ee. 
Presence d’un prineipe glueosidique dedoublable par l’Emulsine. Journal de Pharmacie 
et de ehimie [7]. T. 6. p. 292 (1912). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 765 


ist. Die letzteren müssen möglichst in unzerkleinertem Zustande mit dem 
kochenden Alkohol in Berührung kommen. Deshalb wird man sich hüten vor 
der Zerkleinerung des Rohmaterials. Falls diese nicht zu vermeiden ist, wie 
z. B. bei sehr großen Wurzeln etc., so müssen die Pflanzenteile nach der Zer- 
kleinerung sofort in kochenden Alkohol geworfen werden. Bei Verarbeitung 
von größeren Mengen ist diese Operation sehr lästig wegen den Alkohol- 
dämpfen, weshalb Bourguelot und 
Herissey!) die Anwendung eines 
Apparates vorschlagen (siehe 
Fig. 129), das sehr einfach kon- 
struiert, verhältnismäßig billig 
herstellbar ist. und das Aus- 
kochen von sehr viel Rohmaterial 
in möglichst kurzer Zeit gestattet 
ohne beträchtliche Verluste an 
Alkohol. Die Apparatur kann auf 
jedem beliebigen kupfernen, mit 
Dampf heizbarem Kessel ange- 
bracht werden. Sie besteht aus 
einem dicht schließenden Deckel 
€, der einerseits mit einem Rück- 
flußkühler 7, andrerseits mit der 
Füllvorriehtung D und # versehen 
ist. Letztere besteht aus einem 
schräg in den Kessel mündenden 
Zylinder, dessen Durchmesser 
mindestens 12-15 cm betragen 
soll und der mit dem Deckel D 
dicht verschließbar ist. E ist 
eine Platte, die ebenfalls dicht 
den Zylinder schließt, von außen 
aber mit Hilfe eines Schlüssels 


Fig. 129. 


durch eine mit der Längsachse | | 
des Zylinders querliegende Achse | | | 
- = - | AMSHSAN | 
drehbar ist. Wird der Alkohol en u Ta) zum 
in dem kupfernen Kolben zum alle Be, 
7 . HR / LH GR 
Kochen gebracht, so werden die 77777 kkdhhdkıla cd 


Pflanzenteile auf die horizontal 

gelegene Platte # geworfen, und nachdem der Deckel D geschlossen ist, 
wird die Platte X mit dem Schlüssel von außen in vertikaler Lage gestellt. 
Dabei fallen die Pflanzenteile direkt in den kochenden Alkohol. Zwei Guck- 
löcher gestatten, in das Innere des kupfernen Kessels zu schauen. Man kann 


!) Em. Bourquelot u. H. Herissey, Apparat zur Behandlung der frischen Pflanzen 
mit siedendem Alkohol. Journal de pharmacie et de chimie [7]. T.3. p. 145—149 (1911). 


166 Geza Zemplen. 


hier das Kochen des Alkohols ete. sehr gut beobachten, indem man mit 
einer elektrischen Lampe das Innere des Kessels beleuchtet. 

Wenn die Organe vollständig in den Apparat eingetragen sind, setzt 
man das Sieden des Alkohols noch etwa 20 Minuten lang fort, um das 
Gewebe vollständig zu durchdringen. Auf diese Weise ist man sicher, alle 
Enzyme zu zerstören, so daß man deren Einwirkung auf die folgenden 
Operationen nicht mehr zu befürchten hat. Man zerstört hierdurch selbst 
auch die oxydierenden Enzyme, was von Wichtigkeit ist, da unter der 
Einwirkung der letzteren, welche sich noch in alkoholischer Lösung voll- 
zieht, sich die Flüssigkeiten färben und die Beobachtung im Polarimeter 
hierdurch unmöglich gemacht werden kann. Die Extraktion mit Alkohol 
wird wiederholt, um die Pflanzenteile möglichst zu erschöpfen. 


Herstellung der zu prüfenden Lösung. 

Die erhaltene alkoholische Lösung muß zunächst von dem Alkohol 
befreit werden. Dies geschieht durch Destillation, am besten unter ver- 
mindertem Druck. Da viele pflanzliche Organe organische Säuren enthalten, 
welche das Glukosid durch Hydrolyse zersetzen können, so ist es er- 
forderlich, der zu destillierenden Lösung Kalziumkarbonat in geringem 
Überschuß zuzusetzen. Ist die Destillation beendet, so nimmt man den 
xückstand mit Thymolwasser auf. Wenn man mehrere Versuchsreihen aus- 
führen will, z. B. von den verschiedenen Arten einer Familie, oder von 
den verschiedenen Organen derselben Pflanze und zu verschiedenen Vege- 
tationsperioden, so vereinfacht sich der Vergleich der Resultate, wenn man 
den Destillationsrückstand mit Thymolwasser stets so weit verdünnt, dab 
das Volum immer in der gleichen Beziehung zu dem Gewicht des extra- 
hierten Materials steht. Es ist zweckmäßig, den Destillationsrückstand mit 
so viel Thymolwasser zu behandeln, dal) die Kubikzentimeterzahl der er- 
haltenen Lösung gleich ist der Zahl in Grammen, welche von der Pflanze 
oder einem Organ mit siedendem Alkohol behandelt wurde. 

In den meisten Fällen genügt es, mit 250g der Organe derart zu 
operieren, daß man schließlich 250 em* Lösung erhält. 

Das Emulsinpräparat ist kein einheitliches Ferment, sondern ein 
Gemisch von mehreren Fermenten. Es schließt Laktase, Cellobiase, Gentio- 
biase und oft auch Invertin ein. Die Gegenwart von Laktase und Gentio- 
biase ist ohne große Bedeutung, da sie nur auf Zucker (Laktose und Gentio- 
biose) reagieren, denen man in den frischen Vegetabilien noch nicht oder 
nur selten begegnet ist. (sentiobiose findet sich nämlich nur während den 
Monaten Mai und Juni in der Enzianwurzel.!) Cellobiose wurde überhaupt 
im Pflanzenreiche noch nicht aufgefunden. Jedoch ist nicht das gleiche der 
Fall bei dem Invertin, welches den Rohrzucker, welcher überall in den chloro- 
phylihaltigen Pflanzen vorkommt, spaltet. Bei dieser Spaltung entsteht 


!) Mare Bridel, Veränderungen in der Zusammensetzung der Enzianwurzel im 
Laufe der Vegetation eines Jahres. Journal de pharmacie et de chimie [7]. T. 3. 
p. 294—305 (1911). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside, 767 


Invertzucker, d. h. ein linksdrehendes Produkt, welches zum Teil oder ganz 
die Wirkung des aktiven Emulsins maskieren kann, welche durch die Bil- 
dung eines rechtsdrehenden Produktes zum Ausdruck gelangt. 

Um die Irrtümer zu vermeiden, welche die Gegenwart des Invertins 
in dem Emulsin der Mandeln mit sich bringen würde, gibt es nur ein Mittel, 
nämlich zuvor den in der zu prüfenden Lösung enthaltenen Rohrzucker mit 
Hilfe von Invertin aus Hefe zunächst zu hydrolysieren. Diese Gelegenheit 
wird gleichzeitig benützt, um den Nachweis eventuell die Bestimmung des 
vorhandenen Rohrzuckers in den zu prüfenden Pflanzenteil auszuführen. 


Darstellung des Invertins.') 

Für den Nachweis des Rohrzuckers eignet sich ein Invertinapparat 
aus Oberhefe. Das unter der Bezeichnung „Bäcker-Hefe“ käufliche Produkt 
genügt vollständig für diese Zwecke. Nachdem man die Hefe mit wenig 
sterilisiertem Wasser angerührt und rasch abgesogen hat, rührt man dieselbe 
mit 8—10fachem Gewicht Alkohol von 95°/, an und läßt hierauf das Gemisch 
12-—-15 Stunden absetzen. Man saugt alsdann die Masse auf einem Büchner- 
schen Filter mit der Pumpe ab, wäscht sie aus, indem man allmählich wenig 
Alkohol von 95°/, und dann Äther zufügt, und trocknet sie schließlich bei 
30—-35° im Trockenschrank. Das getrocknete Produkt hält sich hierauf 
lange Zeit, geschützt vor Feuchtigkeit in einer gut verschlossenen Flasche. 

Es ist unbedingt nötig, daß die angewendete Hefe frisch ist, da die- 
selbe im verdorbenen Zustande oder wenn sie von Bakterien oder Schim- 
melpilzen befallen ist, außer Invertin noch Amylase, Maltase und oft noch 
andere Fermente enthält, die alle befähigt sind, auch noch auf andere 
Polysaccharide zu reagieren, als auf Rohrzucker. 

Man darf daher keine Hefe anwenden, die an der Luft getrocknet 
ist, da diese Hefe beim Trocknen einen käseartigen Geruch annimmt, 
welcher anzeigt, daß sich Bakterien entwickelt haben, was auch durch das 
Mikroskop bestätigt werden kann. Durch Mazeration einer derartig ge- 
trockneten Hefe mit Wasser erhält man einen Auszug, der aus Amygdalin 
Mandelnitrilglukosid ?) bildet. Die Reaktion ist durch ein Ferment veran- 
laßt, das weder in der frischen Hefe, noch in der nach obigen Angaben 
behandelten und getrockneten Hefe enthalten ist. 

Zum Gebrauch kann man 19 mit 100 em? Wasser, welches mit 
Thymol gesättigt ist, anreiben. Nach dem Filtrieren erhält man eine klare, 
sehr wirksame Lösung von Invertin, die sich über eine Woche lang hält. 
Man kann auch mit Vorteil das trockene Präparat selbst anwenden, da 
die Hefe jede Lebensfähigkeit verloren hat. Man fügt es dann direkt der 
Flüssigkeit zu, in der man den Rohrzucker nachweisen will, die zuvor mit 
einem geeigneten Antiseptikum versetzt sein mul. 


!) Em. Bourquelot, Über den Nachweis des Rohrzuckers in den Pflanzen mit Hilfe 
von Invertin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 166 (1907). 

?) Emil Fischer, Über ein neues dem Amygdalin ähnliehes Glukosid. Berichte. 
Bd. 28. S. 1509 (1895). 


T68 Geza Zemplen. 


Das so dargestellte Invertinpräparat enthält keine Amygdalase, in- 
dem es kein Amygdalin hydrolysiert. Bei Benutzung von Invertinpräparaten 
muß man sich immer von der Abwesenheit der Amygdalase überzeugen. !) 


Anwendung des Invertins.?) 


Man teilt die zu prüfende Lösung in zwei Teile: den einen A von 
50 em®, welcher als Vergleichsobjekt dient, und den anderen B von 
200 cm®. Man bringt diese Flüssigkeiten in kleine Flaschen, die fest mit 
einem Korkstopfen verschlossen werden können. Zu der Lösung B fügt 
man 19 Hefepulver und stellt die beiden Flaschen in einen Brutschrank, 
dessen Temperatur auf 25—30° reguliert ist. 

Nach Verlauf von 2 Tagen führt man den ersten Versuch aus. 
Hierzu entnimmt man jeder Flasche 20 em3 Flüssigkeit und fügt 4 cm® 
Bleiessig zu, eine Menge, die im Allgemeinen zur Klärung genügt. Hierauf 
wird filtriert und im 2-Dezimeterrohr polarisiert. Wenn Rohrzucker vor- 
handen ist, so wird derselbe in der Flüssigkeit B hydrolytisch gespalten sein, 
infolgedessen wird der Polarimeter für diese Flüssigkeit einen Umschlag 
nach links, im Vergleich zu der Flüssigkeit A anzeigen. 

Um jeden Zweifel in dieser Beziehung zu beseitigen, vervollständigt 
man den Versuch noch in folgender Art. Man bestimmt den reduzierenden 
Zucker in den beiden Flüssigkeiten und findet aus der Differenz die Menge 
von reduzierendem Zucker, welche durch die Einwirkung des Invertins gebildet 
ist. Indem man diesen Zucker als Invertzucker betrachtet, berechnet man zu- 
nächstdie Menge Rohrzucker, welche demselben entspricht, hierauf die Drehungs- 
änderung, welche die Hydrolyse dieser Rohrzuckermenge hervorrufen muß. 
Der durch Rechnung erhaltene Wert muß mit der beobachteten Drehungs- 
änderung gleich sein. Dies ist der häufigste Fall; wenn jedoch ausnahms- 
weise diese beiden Werte verschieden sind, so muß man annehmen, daß 
das untersuchte Organ eine der Rohrzuckerkombinationen (Raffinose, 
(sentianose, Stachyose) enthält. . 

Aus dem Gesagten ist es klar, dal) der Nachweis des Rohrzuckers auch 
auf seine quantitative Bestimmung angewendet werden kann. Es genügt 
hierzu, von neuem tägliche Versuche anzustellen, bis die hydrolytische 
Wirkung des Invertins beendet ist, wovon man versichert ist, wenn zwei 
aufeinander folgende Versuche dieselben Resultate geben. 


Prüfung der Flüssigkeit mit Emulsin. 
Ist die Hydrolyse mit Invertin beendet, so erhitzt man die Lösung 


10 Minuten lang auf 100°, läßt dann erkalten und fügt Emulsin hinzu. 
Die en Veränderungen, die genau so verfolgt werden, wie es bei 


2 Em. Bourquelot et H. Herissey, Du choix de la levure dans l’application des 
proced&s biochimiques A la recherche des sucres et des glucosides. Reponse ä M.L. 
Rosenthaler. Journal de Pharmacie et de Chimie [7]. T. 6. p. 246 (1912). 

®) Em. Bourquelot, Über den Nachweis des Rohrzuckers in den Pflanzen mit 
Hilfe von Invertin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 164 (1907). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 769 


der Anwendung des Invertins beschrieben ist, repräsentieren dann allein 
die Fermentwirkung des Emulsins. 


Darstellung des Emulsins.') 


-100 9 süße Mandeln werden ungefähr eine Minute lang in kochen- 
des Wasser eingetaucht und nach dem Abtropfen sorgfältig geschält. 
Hierauf zerstößt man dieselben in einem Mörser ohne Zusatz von Wasser 
so fein wie möglich und mazeriert alsdann das erhaltene Produkt mit 
200 em® eines Gemisches aus gleichen Teilen destilliertem Wasser und 
Wasser, welches mit Chloroform gesättigt ist. Nach ungefähr 24stündiger 
Mazeration bei gewöhnlicher Temperatur koliert man unter Auspressen 
durch ein angefeuchtetes Tuch. Man sammelt auf diese Art 150—160 em’ 
Flüssigkeit, welcher man 10 Tropfen Eisessig zufügt, um das Kasein zu 
fällen. Hierauf wird durch ein angefeuchtetes Filter filtriert. Das klare 
Filtrat (120—130 em?) fügt man zu 500 em? Alkohol von 95°/,, sammelt den 
Niederschlag auf einem glatten Filter und behandelt ihn nach dem Abtroptfen 
mit einem Gemisch aus gleichen Volumen Alkohol und Äther. Nach dem 
Trocknen im Vakuum über Schwefelsäure erhält man hornartige, durchschei- 
nende Plättehen, welche beim Zerreiben ein nahezu weißes Pulver liefern. 

Das auf diese Art dargestellte Emulsin kann seine Wirksamkeit 
sehr lange Zeit erhalten, wenn es in einer trockenen, gut verkorkten 
Flasche aufbewahrt wird. 

Dieses Verfahren liefert bei genauer Anwendung ein reguläres, 
gleichmäßiges Emulsin, d.h. wenn auch die Wirksamkeit dieses Produktes 
je nach der Sorte der behandelten Mandeln wechselt, so ist dieselbe doch 
die gleiche für die verschiedenen Emulsinproben, welche aus derselben 
Sorte dargestellt sind. 


Beispiel. 
Eine Lösung, die den Extrakt aus 100 g der frischen Blätter enthält 


und ein Volum von 100 cm? besitzt, wird der Einwirkung von Invertin 
und dann von Emulsin ausgesetzt. Die Ablesungen erfolgten bei 16 bis 18°. 


| | Reduzierender Zucker 
| Drehung im = - = 
2-Dezimeterrohr 1001028 auf 100 g der Blätter 
gebildet 
Kontrollversuchn a 2 a: — 041° 0374 y 
Nach Invertinbehandlung . . . . |! — 148° 1'001 9 0'627 9 auf einen | 
Rückgang von 0:67° 
Nach Emulsinvdehandlung(11 Tage) | — 115° 11359 | 0'134g auf einen | 
| | Drehungsrückgang | 
| von 0'33° | 


Enzymolytischer Reduktionskoffizient (für Emulsin) — 243. 


') Em. Bourquelot, Über den Nachweis der Glykoside in den Pflanzen mit Hilfe 
von Emulsin. Archiv der Pharmazie. Bd. 245. S. 173 (1907). 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 49 


TO Geza Zemplen. 


Tabellarische Zusammenstellung 


——°eeeeeeeeee—e—eeeeeeeee 


| 
sen N Zusammensetzung | Kristallform | Schmelzpunkt 
Absinthiin !) C,H,.0,? Feine, pris- 68° 
matische, 
seidenglän- 
zende Na- 
| deln 
| | 
| | 
Amygdalin 63, N0,-+3:H,0 Rhombische | Die bei 110 
CH ee) Prismenmit | bis 120° 
2 {* 12 21 710 


© SF 3 Mol. Kri- |wasserfrei ge- 

HC 2 stallwasser |wordene Sub- 

Ho cH SCN aus Wasser. |stanz schmilzt 
NV Glänzende | bei215° und 


CH ' Schuppen | erstarrt zu 
ı mit 2 Mol. | einer glasi- 
Kristall- gen Masse, 
wasser aus | die wieder 
| | 80%/,igem | bei’ 125 bie 
| Alkohol 130° schmilzt 
| Äsculin‘) 2H0,. Leo Kleine | Das Kristall- 
| SAH un Prismen wasser ent- 
| N Puee weicht bei 
| N er \ 120—130°, 
2 DE Schmelz- 
el RO | 
| GH,0,.:0; ES 0) = | punkt 205° 
I  «-Antiarin ®) RED 4 H,O Rautenförmige, Erweicht bei 


Blätter, v. wel- 220°, schmilzt) 
chen manch- | vollständig 
mal 2 Ecken | bei 225°. Das | 
abgestumpft | Kristallwas- 
sind. Bei lang-| ser entweicht | 
samer Kristal-- bei 105° | 
| lisation relativ | 
große, beider- 
seitig zuge- 
spitzte Tafeln | 


‘) Senger, Archiv der Pharmazie. Bd. 230. S. 94 (1892); Bourcet, Über das 
°) L. Rosenthaler, Das Verhalten von Nesslers Reagens gegen einige Glukoside (speziell 
°) E. R. Deacon, Eine neue Farbenreaktion für Amygdalin. Chemical News. Vol.83. p.271 
of the chemical Soeiety. Vol. 85. p. 1512 (1904). — °) Schiff, Spaltung der Glukosiden durch 
Herissey, Comptes rendus. T. 121. p. 693 (1895); Schiff, Zur Konstitution des Äseulins. 
Bd. 103. S. 253 (1868); H. Kiliani, Über den Milchsaft von Antaris toxiearia. Archiv der 
Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 43. S. 3574 (1910). Bd. 46. S. 667 (1913). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 7 


der wichtigen natürlichen Glukoside. 


. f} 


Drehungsver- 


| 


Charakteristische Reaktionen 
und Eigenschaften 


| 


Schmeckt intensiv bitter. | 


Konzentrierte Schwefel- 


säure löst mit bräunlicher 


Farbe, die bald grünlich- 
blau und nach Zusatz von 
wenig Wasser dunkelblau 


‚ wird. Das harzartige Spal- 


> Löslichkeit Spaltungsprodukte 
mögen 
| = b! & 
| 
? Kaum löslich in | Mit heißer verdünn- | 
Wasser, leichter in ter Schwefelsäure 
Alkohol und in entsteht Glukose, 
| Äther eine nicht näher 
bekannte flüchtige | 
Substanz und eın 
harzartiger Körper 
G, Be 0, 
ey Löslich in 12 T. | Beider Einwirkung 


— 41916 Wasser bei 12°, in 
(p=1:636) | Jedem Verhältnisse 
in wässeriger In siedendem Was- 
Lösune ser, ziemlich lös- 

5 lich in Alkohol, 

‚ unlöslich in Äther 


Löslich in 576 Teilen 
Wasser bei 25° und 

25 Teilen siedendem 
Alkohols von 95°), 


Löslich in Wasser 
und in Alkohol, 
schwerer in Äther 


von Emulsin ent- 
stehen Benzaldehyd, 
Zyanwasserstoff und 
2 Mol. Glukose. 
Dieselbe Spaltung 
erfolgtbeim Kochen 
mit verdünnten 
Säuren. Ohne Alko- 
holbehandlung ge- 
trocknete Hefe bil- 
det Mandelnitrilglu- 
kosid und Glukose. 
Ein Enzym der Ver- 
dauungsdrüse der 
Helix pomatia bildet 
ein nicht reduzieren- 
des Disaccharid 


Mit Emulsin und 
mit verdünnten 
Säuren wirdin Glu- 
kose und Äseule- 
tin gespalten 


Bei der Säurehy- 
drolyse entsteht 
Antiarose (einenicht 
näher bekannte Me- 
thylpentose) neben 
Antiarigenin 
C,, H,, 0; (Schmelz- 
punkt 180°) 


tungsprodukt verhält sich 


wie eine aromat. Oxysäure 


Schmeckt bitter. Gibt mit 
Nesslers Reagens einen 
gelbroten, schließlich 
braunroten Niederschlag, 
der beim Erhitzen seine 
Farbe kaum verändert. ?) 
Mit wenig konzentrierter 
Schwefelsäure entsteht 
eine karminrote Färbung, 
die beim Verdünnen mit 
Wasser verschwindet. °) 
Bei der Einwirkung von 
Barytwasser entsteht Iso- 
amygdalin ®) 


Die wässerige Lösung zeigt 

eine blaue Fluoreszenz, 

die von Alkalien verstärkt, 

von Säuren aufgehoben 
wird 


Versetzt man eisenhaltige 
Schwefelsäure mit einer 
Spur des Glukosids, so 
entsteht eine intensiv gold- 
gelbe Lösung, die später 
in Gelbrot umschlägt 


Saponine) und Kohlenhydrate. Pharmazeutische Zentralhalle. Bd 47. S. 581 (1906). 
(1901). — *) Dakin, Die fraktionierte Hydrolyse der Amygdalinsäure, Isoamygdalin. Journ. 
Überhitzung. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 14. S. 303 (1881); Bourquelot und 
Liebigs Annalen. Bd. 161. S. 73 (1872). — °) Dr. Vry und Ludwig, Journ. f. prakt. Chemie. 
Pharmazie. Bd. 234. S. 446 (1896); H. Kiliani, Über den Milchsaft von Antiaris toxicaria. 


49* 


| 


Absinthin. Bulletin de la societ6 chimique de Paris [3]; „7. -19.. .p:.537- dsI39 


Geza Zemplen. 


abet \ Zusammensetzung Kristallform Schmelzpunkt | 
| | | | | 
Asebotin!) | DrH20,; Farblose Na-| Schmelz- 
| deln aus ver- | punkt 147°5° 
| *  dünntem Al- 
| kohol 
Aukubin °) C,H,0; + H,O ' Farblose, | DasKristall- 
| büscheliörmig wasser ent- | 
vereinigte | weicht bei 
Nadeln 115— 120°. 
Schmelz- 
| punkt 181° 
| (korr.) 
| 
Bakankosin?) | C,H,9,; 0 +H,0 Große, farb- Schmelzpunkt 
lose, luftbe- | bei 157°, 
ständige | nachdem die 
Kristalle Substanz 
| wieder er- 
starrt ist, er- 
höht sich der 
Schmelzpunkt 
auf etwa 200° 
|  Baptisin®) | C„H,0,+9H,0 ‘Weiße, dünne,| Sintert bei 
‚drusenförmig | 150° und 
gruppierte | schmilzt bei 
| Kristall- 240" 
| ' nadeln 
| | 
| | 
1 | 
| | 
| | 


!) Eykman, Recueil des travaux chim. de Pays-Bas. T.1. p.224 (1882); Recueil des 
das Aukubin, das Glukosid der Aucuba japonica L. Annales de chimie et de physique 
hydrolysable parl’emulsine, labacancosine, retir& des graines d’un Strychnos de Madagascar. 
durch Emulsin spaltbares Glukosid aus den Samen von Strychnos Vacacoua Baill. Archiv 
de Pharmacie et de chimie [6]. T. 28. p. 433 (1908). — *) K. Gorter, Über die Bestand- 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


Drehungsyer- | Löslichkeit 
mögen 
Leicht löslich in 
; heißem, wenig in 
' kaltem Wasser. 
' Leicht löslich in 
' Eisessig und in Al- 
kohol, wenig in 
| Äther, Chloroform 
| ' und Benzol. Leicht 
löslich in verdünn- 
ten Alkalien | 
[«]p = Bei 20—22° lösen | 
— 1649° | 100 Teile Wasser 
ı (Prozentge- | 35°6, 100 Teile 
‚ haltder wässe- | 95°/,igen Alkohols 
rigen Lösung | 1'1 Teile; 100 Teile 
| 1'063)  Methylalkohol 13°8 
| Teile des Glukosids. 
|  Unlöslich in Äther 
| | und in Chloroform 
| [2]p = Löst sich bei 20° 
| — 1%'8° in 31645 Teilen 
| (0508 g Essigäther, in 55'7 
Substanz in | Teilen 95°/,igen 
15 cm? Alkohols, in 408 
Wasser) Teilen Methyl- 
alkohol und in 
124 Teilen Wasser 
| | 
| («ji = Schwer löslich in 


— 61040‘ in | Wasser und in ver- 
30/,iger Eis- | dünntem Äthyl- 
essiglösung | Alkohol, leichter in 
den warmen Lösungs- 
| mitteln. Sehr wenig 
löslich in Chloro- 
‚form, Äther, Azeton, 
Benzol und Ligroin, 
leicht in Eisessig 


Spaltungsprodukte 


Mit verdünnten 
Säuren wird Glu- 
kose und Asebo- 
genin O,,H,, 0, 
(Schmelzpunkt 162 
bis 163%) gebildet 


Mit Emulsin ent- 

steht Glukose und 

Aukubigenin (nicht 
näher bekannt) 


Wird durch ver- 
dünnte Säuren und 
Emulsin unter Bil- 
dung von d-Glukose 

und eines nicht 

näher bekannten 
Körpers C,,H,,0,N 

verhältnismäßig 

langsam gespalten 


Bei der Spaltung 
mit 16°/,iger 
Sehwefelsäure ent- 


nose, Baptigenin 
G, H,, 07 


ı steht neben Rham- | 


Charakteristische Reaktionen 
und Eigenschaften 


Die wässerige Lösung wird 
von den gewöhnlichen 
Metallsalzen nicht gefällt. 
Ammoniakalisches Blei- 
azetat gibt eine weiße 
Fällung 


Liefert keine charakte- 
ristische Farbenreaktion. 
Mit heißer Schwefelsäure 
gibt es eine schwache rot- 
braune Färbung, die aber 


Schwefelsäure gibt eine 
gelbe Färbung, die nach 
einiger Zeit ins gelbrote 
übergeht, wobei gleich- 
zeitig anden Kanten eine 
grünliche Farbe zum Vor- 
schein kommt. Schwefel- 
säure mit einer Spur 
Salpetersäure färbt schnell 
vorübergehend grün, dann 
hellgelb und rotbraun. 


| 


in eine schön grüne um. 
Schwefelsäure mit Kalium- 
permanganat gibt eine 
| Violettfärbung. Thymol- 
schwefelsäure färbt rosen- 
rot, x-Naphtolschwefel- 
säure rotviolett 


keineswegs spezifisch ist / 


| Verdünnt man mit Wasser, | 
so wandelt sich die Farbe 


| 
| 


travaux chim. de Pays-Bas. T. 2. p. 99, 200 (1883). — ?) Bourquelot und Herissey, Über 
[8]. T.4. p. 289 (1905). — °) E. Bourquelot und Herissey, Sur un nouveau glucoside 
Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 25. p. 417 (1907); Über das Bakankosin, ein 
der Pharmazie. Bd. 247. S.56 (1909); Neue Untersuchungen über das Bakankosin. Journ. 
teile der Wurzel von Baptisia tinctoria. Archiv der Pharmazie. Bd.235. S.301 (1897). 


774 Geza Zemplen. 


Name des Zusammensetzung \  Kristallform Schmelzpunkt | 
| 


Glukosids 
| | 


T | 
| | 
|  Bryonin !) 2.2.30: and 6, H30,, Kleine, hell- Bis 190 bis | 
' gelbe, durch- | 195° erhitzt, 
sichtige | bleibt unver- | 
Blättchen | ändert und | 
'erweicht dann! 
| | ohne zu 
schmelzen 
bei 208° 
Calma- 0„H30,+2H,0 '  Farblose Das Kristall- | 
tambin ?) Nadeln wasser ent- | 
| weicht bei Ä 
| | 100°. 
‚Schmelzpunkt 
| 144—145° 
| | 
| 
| Cerberin °) ERSIETERBN | Glänzend- Schmelzpunkt 
| weiße Kri- 191-192 
i | stalle | 
| Clavicepsin ?) G>H,.0r, 220 Farblose | Bei 105° 
Kristalle wasserfrei, 
| Schmelzpunkt 
| 91°, in 
wasserfreiem 
| Zustande 
| 198° 
|  Coniferin 0,8, % 828,0 Weiße, atlas- | Bei 100° wird 
CH=CH.CH, OH ' glänzende wasserfrei, 
Nr . Nadeln Schmelz- 
Sul punkt 185° 
HO\ /C.0.CH, +2 H,0 
| 9.0500, H,O, | 


| Il | | | 
!) Masson, Die wirksamen Bestandteile der Bryoniawurzel. Journ. de Pharmaeie 
Inaug.-Diss. Erlangen 1874. — °) Frank Lee Pyman, Calmatambin, ein neues Glukosid. 
Kenntnis des Üerberins. Archiv der Pharmazie. Bd. 231. S. 10 (1893). — *) F. Marino- 
Gazzetta chimica italiana. Vol. 41. II. p. 368—375 (1911). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 775 


er Löslichkeit | Spaltungsprodukte ei 
[«]p = | Löslich in Wasser | Mit verdünnten Die wässerige Lösung 
+41'25° in | und in Alkohol, | heißen Säuren ent- | wird durch Bleiessig nicht 
5°/,igeralko- | unlöslich in Äther stehen Glukose, gefällt; Tannin und 
holischer und in Chloroform |Bryogenin (C,,H,, 0, ammoniakalisches Blei- 
Lösung oder C,, H,, O,,), azetat geben starke 
Fettsäuren und ein Niederschläge | 
aldehydartiger | 
flüchtiger Körper | | 
[x]p = Leieht löslich in | Mit Emulsin ent- | Das Glukosid löst sich in | 
— 130'4 Wasser und in | steht Glukose und | Schwefelsäure mit schwach 
(0.4295 g Alkohol, wenig lös- Calmatambetin |grüner Farbe; auf Zusatz | 
Substanz in | lich in Essigäther, (C,. His 0,+ von Wasser wird die 
8:2 cm? unlöslich in den f, 420) Flüssigkeit rot. Eisen- 
Wasser) übrigen organischen chlorid und Salpetersäure 
Lösungsmitteln erzeugen keine Färbungen 
[x]p = Löst sich in 883 | Beim Erhitzen in ; Mit Schwefelsäure ent- 
74'79° in  ‚ Teilen Chloroform, 70°/,iger alko- steht eine orangerote Fär- 
90°/ ,igen in 1243 Teilen | holischer Lösung in bung, die in Gelb über- 
Alkohol für | 90°/,igen Alkohol. Gegenwart von geht 
e = 2.870: ‚in 178°5 Teilen | Schwefelsäure ent- | 
[a] = | Äther bei gewöhn- | steht Glukose und 
D £ licher Temperatur; Cerberetin 
— 80'81° in | in 4974 Teilen (ONHN..ON) 
Eisessig für | Wasser bei 100°, 
ce= 3110 fast unlöslich in 
| Petroläther 
[2]? = Leicht löslich in | Durch Säuren wird | 
Wasser, schwer- | leicht zu 2 Mol. 


+ 142:27° Angst. 5 TR | 
| löslich in Alkohol, | Glukose und 1 Mol. 

| unlöslich in Äther, | Mannit hydrolysiert | 
| Benzol und Chloro- | 


form 
I 
[«]y — ' 10 Teile Wasser | Bei der Hydrolyse | Die wässerige Lösung gibt | 
| —66:90° | lösen bei gewöhn- | mit verdünnten | mit Eisenchlorid keine 
in 06°/,iger licher Temperatur Säuren entstehen | Färbung und fällt nicht 
wässeriger 0:51 Teile wasser- | Glukose und harz- | mit Bleiessig. Mit Schwe- 
| Lösung freies Koniferin. artige Produkte. | felsäure entsteht einedun- 


| | Leieht löslich in |Emulsin bildet neben; kelviolette, allmählich in 

| | heißem Wasser, Glukose Koniferyl- | Rot übergehende Färbung. 

wenig in Alkohol, alkohol Mit Phenol und Salzsäure 
unlöslich in Äther entsteht bei Licht eine blaue 

| Färbung. Mit konzentrierter, 

Salzsäure für sich erwärmt, 

| wird Koniferin blau. Salz- 

| | | | säure und Phlorogluzin 

| | färben tiefrot. Beider Oxy- 

| dation mit Chromsäure | 

| entsteht Glukovanillin | 


et ar Chimie 65]. T. 27. p. 300 (1893); Silber, Über die Bestandteile der Bryoniawurzel. 
Journ. of the chemical Society. Vol. 91. p. 1228 i1307). — °) P. C. Plugge, Beitrag zur 
Zuco und F. Pasquero, Über das Ülavicepsin. Ein neues Glukosid des Mutterkorns. 


—] 
= 
© 


Geza Zemplen. 


en 1 Zusammensetzung Kristallform Schmelzpunkt 
Dhurrin ') C,H,0;,N+H,0 Wohlausge- 
CH 0C.H..0 bildete Kri- 
h Pe bare De 
HC/\C—CH a 
| NCN 
OH.Cı ‚CH 
Erytaurin ®) | CH Farblose 
| Prismen 
I 
| 
Gaultherin | C,H,0,; + H,0 Farblose |Besitzt keinen 
0%060.0.CH Nadeln deutlichen 
HC/NCH 5 Schmelz- 
es | punkt 
| In \ 
| HC\ /C.0.CH,, O, 
| CH 
| 
Gentiin®) | (.H.,0,, Mikroskopi- | Schmelz- 
| | sche gelbliche punkt 274° 
Nadeln 
Gentiopikrint) 00%0, 2 4H,0 Orthorhombi- Schmilzt was- 
| sche Kristalle‘ serhaltig bei 
| 122°, wird 
' wieder fest 
| und schmilzt 
dann bei 191° 
| Glucogallin®) | BuE,O,, Kleine mo- | Schmelz- 
| ie =320:0008 | nokline Kri- | punkt unter 
Ve 0.C N | stalle Zersetzung 
| | | C Ü LE en 200° 


I | | 

1) Dunstan und Henry, Cyanbildung bei Pflanzen. Chemical News. Vo1.85. p. 301 
Glukosid, das Erytaurin, erhalten aus der kleinen Flockenblume. Journ. de Pharmacie 
soeiets chimique de France [3]. T.33. p. 1073 (1905). — *) E. Bourquelot und H.Herissey, 
Glukotannoide. Bulletin de l’Academie Royale de Medeeine de Belg. [4]. T. 16. p. 831 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


7 


7 


I 


ee rss En Se Zr zn Se 


N Löslichkeit Spaltungsprodukte er 
Leicht löslich in | Emulsin spaltet 
| ' Alkohol und in | Glukose, Paraoxy- 
| Wasser benzaldehyd und 
Cyanwasserstoff ab 
[2]p = Wird dureh Emul- | Mit Ferrieyankalium und 
_ 1134-40 sin langsam hydri- | Ferrichlorid entsteht eine 
v—11'35 cm’, lysiert blaue Färbung. Die Lö- 
pP=01110 g) sung wird mit Bleiessig 
| : und Ammoniak gefällt 
Leicht löslich in , Wird durch ver- , Mit konzentrierter Schwe- 
Wasser, Alkohol | dünnte heiße Mine- | felsäure entstehteine blaß- 
| und Eisessig; fast | ralsäuren und das | rosa Färbung, die bald 
' unlöslich in Äther, | Enzym Gaultherin | in Braun und schließlich 
| Chloroform, Azeton , in Glukose und Sa- in Schwarz übergeht 
| | und Benzol lizylsäuremethyl- 
| ester gespalten. 
| Emulsin bewirkt 
keine Spaltung 
ı Löst sich in 450 | Mit heißen ver- | Mit Natriumamalgam ent- 
| Teilen heißem dünnten Säuren | steht eine rote Lösung, 
' 90°/,igem, 350 Tei- | entstehen d-Glu- | die sich auf Zusatz von 
len 80°/,igem und | kose, l-Xylose und | Eisenchlorid grünlich- 
ı 250 Teilen 60°/,igem |Gentienin (C,,H,,O,;) schwarz färbt. In Salpe- 
Alkohol Schmelzpunkt 225°) | tersäure löst sich Gen- 
tiin mit grüner Farbe 
[«]p = Löslich bei 15° in | Emulsin spaltet d- |. Reduziert die Fehlingsche 
— 2012° | 4 Teilen Wasser in | Glukose und Gen- , Lösung. Gibt mit Ammo- 
in wässeriger | 23°3 Teilen Alko- | tiogenin (C,,H,,0,) | niummolybdenat und kon- 
Lösung (p= | hol von 95°/, in | ab. Bei der Säure- | zentrierter Schwefelsäure 
0:80 9, v= | 6'9 Teilen sieden- | hydrolyse entsteht | eine blaue, mit Zinkehlo- 
14 em®), auf | den Alkohols; bei |, d-Glukose und ein rid und konzentrierter 
wasserfreie | 17° in 23 Teilen | harzartiger dem | Schwefelsäure eine rote 
Substanz be- | Essigäther, unlös- | Gentiogenin ähn- | und mit Uranazetat und 
rechnet lich in Äther licher Körper Ammoniak eine orange- 
| rote Färbung | 
' Löslich in Wasser, | Beim Kochen mit | Eisensalze geben dunkel- 
| Methylalkohol und | verdünnten Säuren | blaue, Cyankalium eine 
S0°,,igem Alkohol, | entstehen d-Glu- hellrote Färbung. Die 
sehr wenig in Aze- | kose und Gallus- | wässerige Lösung gibt mit 
ton, Äther und abs. säure Bleiazetat oder Kalium- 
Alkohol; unlöslich  antimonyltartat einen Nie- 
in Benzol, Chloro- | derschlag 
ı form und Petroläther | 
(1902). — °) H Herissey und Bourdier, Über ein neues, durch Emulsin spaltbares 
et de Chimie [6]. T. 28. p. 252 (1908). — °) Tanret, Über das Gentiin. Bulletin de la 
Journ. de Pharmaeie et de Chimie. T. 9. p. 220 (1899). — °) @ilson, Über zwei neue 
(1902). 


—] 
—] 


02 


Geza Zemplen. 


| 
| 
Name des | 
Glukosids | 

|| 


Gluko- 
vanillin !) 


Glyzyphyllin?) 


Hederin’°) 


Helizin 


Zusammensetzung 


0,H,9,+2H,0 
Ü.CHO 
HC/ SCH 


c.0.CH,+2H,0 


NV 
020 ::C;H,,0, 


HC. 


C„H,,0, +3H,0 und 4/, H,O 


0sH,0, +, E,0 


C.CHO 
HG’ NC0.0,1,0, 
HC\ /CH 13 H,0 
CH 


Kristallform 


Feine Nadeln, 
die meist 
büschel- oder 
sternförmig 
verwachsen 
sind 


| Aus Äther 
Kristalle mit 
3Mol. Wasser; 
aus Wasser 
in dünnen, 
glänzenden, 
vierseitigen 
Prismen mit 
4'/, Mol. 
Wasser 


Lange Nadeln 
aus Alkohol 


\ Feine, bü- 

| schelig ver- 

einigte Na- 
deln 


Schmelzpunkt 


Das Kristall- 
wasser ent- 
weicht bei 

100°, schmilzt 
bei 192° 


Bei 100—110° 
wird wasser- 
frei, bei 115° 
fängt an sich 
zu zersetzen 

und schmilzt 
bei 175—180° 


Schmelzpunkt 
248° 


Wird bei 100° 
wasserfrei, 
schmilzt bei 
174— 175° 


1) Ferd. Tiemann, Über Glukovanillin und Glukovanillylalkohol. Ber. d. Deutschen 
einiger Glukoside. Ber. d. Deutschen. chem. Gesellsch. Bd. 42. S. 1465 (1909). — ?) Wright 
Journ. of the chemical Society London.Vol. 39. p. 237 (1881). — Rennie, Über Glyzy- 
Vol. 49. p. 857 (1886). — °) Hermann Block, Die Bestandteile der Epheupflanze (Hedera 
des Epheus. Comptes rendus. T. 128. p. 1463 (1899). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


Charakteristische Reaktionen 
und Eigenschaften 


er: Löslichkeit Spaltungsprodukte 
—eZz——— 
[en Ziemlich leicht Emulsin oder 


08:03. ın 
09% iger 
wässeriger 

Lösung 


22 
[*], — 
— 16:27 


[«]p = 

— 60:43° 
in wässeriger 
Lösung (e= 
135).[e]p = | 
— 47:04°in 
50°/,igen Al- | 
kohol p= | 

3—9) 


chem. Gesellsch. 


und Zennie, Über die süßschm 


löslich in heißem 
Wasser, etwas 
schwerer in Alkohol, 
fast unlöslich in 
Äther 


Wenig löslich in 
kaltem Wasser, 
leicht in heißem 
Wasser und in 
Alkohol, ziemlich 
leicht in Äther. Un- 
löslich in Chloro- 
form, Benzol und 
Ligroin 


Löslich in 54 Teilen 
90% ,igem Alkohol 
bei 18° und in 622 
Teilen siedendem 
J0%/,igen Alkohol; 
in 805 Teilen Azeton 
bei 18°, in 333 Teilen 
siedendem Azeton. 
Schwer löslich in 
Äther und Benzol, 
unlöslich in Wasser 
und Petroläther 


Löslich in 64 Teilen 
Wasser bei 8°: sehr 
leicht löslich in 
heißem Wasser, un- 
löslich in Äther 


Bi. 18. S. 1596 (1885); Emil Fischer und Karl Raske, 
eckende Substanz in den Blättern von Smil 


phyllin, der Süßstoff von Smilax glye 


helix). Archiv d. Pharmazie. 


Bd. 226. 


yphylla. Journ. 


heiße verdünnte 
Säuren spalten 
d-Glukose und Va- 
nillin ab 


Beim Kochen mit 


‚ verdünnten Säuren | 


wird in Phloretin 
(C,,H,,0,) und 
Rhamnose gespalten 


Bei der Hydrolyse 
‚mit4°/ iger Schwefel- 
säure entsteht Hede- 
ridin (0,, H,, O,, 
Schmelzpunkt 


| H ederose 
(C, H,, 3) 


| Bei der Hydrolyse 
| mit warmen ver- 
dünnten Mineral- 
säuren, Alkalien 
oder Emulsin wird 
in d-Glukose und 
‚ Salizylaldehyd ge- 
spalten 


S. 962 (1888); 


324°), Rhamnose und 


Mit Natriumamalgam ent- | 


steht Glukovanillylalkohol, 
mit Kaliumpermanganat 
Glukovanillinsäure 


Fällt mit basischem, aber 


nicht mit neutralem Blei- 
azetat 


Mit konzentrierter 
Schwefelsäure gibt es nach 
einiger Zeit in der Kälte 
eine violette Färbung, die 
sogleich eintritt beim Er- 


wärmen oder unter Hinzu-' 
fügung einer Spur Wasser. | 


Überschichtet man die 
dureh das Glykosid violett 


gefärbte Schwefelsäuremit | 
Wasser, so zeigt sich an | 
der Berührungsstelle eine | 


blaue Zone 


Mit konzentrierter Schwe- 
felsäure entstehteine gelbe 
Färbung. Eine Lösung 
von Rosanilin in über- 
schüssiger schwefliger 


Säure wird rotviolett ge- | 


färbt. Bei der Reduktion 

mit Natriumamalgam oder 

Zink und Schwefelsäure 
entsteht Salizin 


Synthese 
ax glykophylla. 
of the chemical Society London. 
Houdas, Beitrag zum Studium 


ET TE aa 


780 Geza Zemplen. 
————— 
en Zusammensetzung Kristallform Schmelzpunkt 
Hesperidin?) 040, Farblose, mi- 
 kroskopische 
Nadeln 
| | 
| I 
| | | | 
| 
| | | r 
| | 
| I 
Iridin?) GH0z | Farblose Schmelz- 
CH, 2ORIGALLCH feine Nadeln punkt 208° 
| \ 5 VEN. gi I 
CH,.0.0% ___yG.CH,.C. 
| CH CH 
‚9.0_6.0.C0H, 
ira ee an { f x 
co. ex g6.0.0,H,0, 
| 20.007.008 
| | 
' Linamarin®) | 0,3; 0,0 Farblose | Schmelz- 
(Phaseo- | GE 1 /0=0,8,.,0, ' Nadeln punkt 141° 
lunatin) RE A | | 


!) Wiel, Über den Zucker aus Hesperidin und Naringin. Ber. d. Deutschen chem. 
p- 20 (1888). — *) @. de Laire und Ferd. Tiemann, Über das Iridin, das Glukosid der 
und Dunstan, Über die Bildung von Cyanwasserstoffsäure in den Pflanzen. Annales 
Cyanbildung in, Pflanzen. VI. Das Phaseolunatin und die vereinten Enzyme in 
107). 


4 rei Löslichkeit Spaltungsprodukte | a 
Nahezu unlöslich | Bei der Spaltung | Wird Hesperidin mit we- | 
in kaltem Wasser, | mit 2°/, Schwefel- | nig verdünnter Kalilauge | 
schwer löslich in | säure in 50°/,igem | zur Trockne verdampft, 
heißem (5000 Teile). ; Alkohol bei 115 | mit verdünnter Schwefel- 
leichter löslich in | bis 120° entstehen | säure übersättigt und vor- 
Alkoholund inhei- | Rhamnose, d-Glu- | sichtig erwärmt, so treten 
ßem Eisessig, un- | kose und Hesperetin | rote bis violette Färbun- 

| löslieh in Äther | gen auf. Erhitzt man das 
und in Benzol Glukosid wenige Minuten 
mit Wasser und Natri- 
umamalgam, filtriert die 
orangegelbe Lösung und | 
fügt Salzsäure hinzu, so 
entsteht ein Niederschlag, 
der in Alkohol mit rot- 
violetter Farbe löslich ist 
100 cm” Wasser | Bei der Hydrolyse 
lösen bei Zimmer- | mit alkoholischer 
temperatur zirka | Schwefelsäure ent- 
02 9, 100 em? Aze- | stehtd-Glukose und 
ton zirka 3 9. Irigenin C,H, 0; 
Leicht löslich in 
heißem Alkohol, | 
unlöslich in Äther, 
Benzol, Chloroform 
al = Leicht löslich in Ein Enzym des | 
__ 97-49 in ‚ Azeton und Chloro- | Phaseolus lunatus | 
elkoholischer ‚form, löslich in spaltet Azeton, 
Lösung wässerigem Alkohol, |d-Glukose und Cyan- 
unlöslich in abso- | wasserstoff ab. Die- 
lutem Alkohol selbe Hydrolyse er- 
folgt bei der Ein- | 
wirkung von Hefen- | 
auszug und ver- 
dünnten Säuren. 
Gegen Emulsin ist 
das Glukosid in- 
different 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


‘sl 


Gesellsch. Bd. 20. S. 1186 (1887); Tanret, Bulletin de la societe ehimique [2]. T. 49. 
Veilchenwurzel. Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 26. S. 2010 (1893). — °) Henry 
de Chimie et de Physique [8]. T. 10. p. 118 (1907); Henry, Dunstan und Auld, 
Flachs, Kassava und Limabohnen. Proceeding of the Royal Society. Vol. 79. p. 315 


182 Geza Zemplen. 


I LLLL  —— — — —  LL L 


- | Zusammensetzung |  Kristallform Schmelzpunkt 

I} 
| 

Mandelnitril- 0,H.0, N ‚ Feine Nadeln | 147— 149" 

glukosid!) | CH CN aus Chloro- 
| } AIR, f 
| CH/NGC . CH ken 

dr 
CHK /CH 0.0H,I, 

| CH 

Naringin?) | C,„Hs0., +4H,0 ' Kleine Die wasser- 
| 10223 2 12= : 
| zitronengelbe freie Substanz 
' Prismen schmilzt bei 


Ikea 
4 
N 
| | 
Periploein ?) 0,350: ‚Lange, dünne 205° ’ 
Nadeln aus 
| Wasser 
| | 
\ 
| 
i 
7 
1 
| 
Picein‘) C,H,0,;,+H,0 | Seiden- 194° 
C.CO.CH, glänzende 
INC prismatische 
Sn Nadeln | 
HC\ ‚CH 
GO, H,0, 


1) Emil Fischer, Über ein neues, dem Amygdalin ähnliches Glukosid. Ber. d. 
d. Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 18. S. 1311 (1885); Über das Naringin. Ber. d. 
kognostisch-chemische Untersuchungen über die Periploca graeca. Archiv d. Pharmazie. 
T. 11. p. 944 (1894). 


Drehungsver- 
mögen 


Darstellung und Nachweis der Glukoside, 183 


Löslichkeit 


| — 26'85° in 
| 9%) ,iger wässe- 
riger Lösung 


Das mole- 
kulare Dre- 
hungsver- 
mögen ist 


in 
wässeriger 
ı Lösung und 
[&]p = 
— 876° in 
alkoholischer 
Lösung 


en 
+ 20° in 
5°%/ igeralko- 
holischer Lö- 
sung 


| kb= 
— 84° in 
|  wässeriger 
| 2:5°/ iger 
Lösung 


| 

, Sehr leicht löslich 
in kaltem Wasser, 
Alkoholund Azeton. 
In 20 Teilen Essig- 


‚ äther ziemlich rasch 
‚löslich, von warmem stoff und d-Glukose. 


Chloroform verlangt 
2000 Teile 


Leicht löslich in 


' Alkohol und in 


heißem Wasser. 
löslich in 300 Teilen 
kaltem Wasser. Un- 
löslich in Chloro- 
form, Äther und 
| Benzol 


Löslich in 125 Teilen 


' Wasser beiZimmer- 
‚ temperatur; weniger 


löslich in warmem 
Wasser. Leicht lös- 
lich in Äthyl und 
Amylalkohol; fast 
unlöslich in Äther, 
Chloroform und 
Benzol 


Leicht löslich in 


' und 


warmem Wasser 
in Alkohol, 
weniger in kaltem; 
unlöslich in Äther 
und in Chleroform 


Spaltungsprodukte 


FT 


Bei der Spaltung 
mit KEmulsin und 
verdünnten Säuren 
entsteht Benzal- 

dehyd, Cyanwasser- 


Bei der Hydrolyse 

mit konzentrierter 

Salzsäure entsteht 
l-Mandelsäure 


Mit verdünnten 
heißen Säuren wird 
Naringenin, d-Glu- 
kose und Rhamnose 

gebildet 


Bei der Spaltung 
mit heißen ver- 
dünnten Säuren ent- 
steht d-Glukose und 
Periplogenin 
(Oz; H,;, 0, [2]p = 
+ 30° in Alkohol) 


Mit heißen ver- 

dünnten Säuren 

und bei der Ein- 

wirkung von Emul- 

sin entsteht d-Glu- 

kose und Pizeol 
(C; H, Ö,) 


Charakteristische Reaktionen 
und Eigenschaften 


Geht bei der Behandlung | 
mit Barytwasser in Prulau- 
rasin über 


Mit Eisenchlorid entsteht | 
eine tief braunrote Färbung. 
Natrinmamalgam erzeugt 
einen Farbstoff, der in 
Alkohol mit roter Farbe 
und bläulicher Fluoreszenz 
löslich ist 


Mit konzentrierter Schwefel-) 
säure werden die Kristalle 
braunrot gefärbt. Die 
Lösung in konzentrierter 
Schwefelsäure ist blau- 
violett und geht in Indigo- 
blau über. Konzentrierte 
' Salpetersäure bildet eine | 
‚ schnell vorübergehende 
Rosafärbung, die dann in 
' Gelb übergeht. Diese Lö- 
sung wird auf Zusatz von 

| Uyankali rot 


| 


| Die Lösung in konzen- 
trierter Schwefelsäure färbt 
sich rotbraun. Die wässe- 
rige Lösung wird durch 


Magnesiumsulfat gefällt 


| 
| 
| 


1} 


Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 28. S. 1508 (1895). — ?) Will, Über das Naringin. Ber. 
Deutschen chem. Gesellsch. Bd. 20. S. 295 (1887). — °) Eduard Lehmann, Pharma- 
Bd. 235. S. 157 (1897). — *) Tanret, Bulletin de la soeiete chimique de Franee [3]. 


ee ee a 


Name des 
Glukosids 


rulaurasin t) || 


Populin 


Salizin 


Salizinerein?) | 
| 


Geöza Zemplen. 


Zusammensetzung 


0,3, 0,-72H,0 
©. CH,OH 
HC/ -0%0.0,H.,(00°'C,8,)0; 


HO\ cu +2H,0 


04 
CH 


Cs H,s 0, 
CH 
HC/Nc . CH, (OH) 


| 
E060200,0,,0, 
CH 


C; H,, 0; 


‚büschelförmig 


Kristallform 


p | DIHHNO, Farblose, 120— 122° 


sehr dünne 
Nadeln 


Feine  Na- 
deln 


Farblose Na- 
deln, Blätt- 
chen oder 
rhombische 

Prismen | 


Mikrosko- 
pische, 


gruppierte 
Nadeln 


Schmelzpunkt 


Das Kristall- 
wasser ent- 
weicht bei 
100°, Schmelz- 
punkt 180° 


| 
| 


201° 


192° (korr.) 


ı) H. Herissey, Sur la „prulaurasine“ glucoside ceyanhydrique eristallise retire 
E. Bourquelot et H. Herissey, Isomerie dans les glucosides eyanhydriques. Sambuni- 
2) Jacoby, Beiträge zur Chemie der Salixrinden. Inaugural-Dissert. Dorpat 1890. 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 


185 


— 


| 
| 
| 
Drehungsver- 
mögen 


[«] 
— 52:63° 
in wässeriger 
Lösung 
(02850 g in 
15 cm?) 


pn = 

— 62:56° 
in 5°/ ,wässe- 
| riger Lösung 


[«2]Jp = 
— 103:83° 
in 3°/,iger 
Lösung der 
Substanz in 
80°/,igen 
Alkohol 


Löslichkeit 


Leicht löslich in 
Wasser, Alkohol, 


Essigäther, nahezu 


| unlöslieh in Äther 


Löslich in 2420 Tei- 

len Wasser bei 15°, 

leichterin Alkohol, 
schwer in Äther 


Löst sich bei 11° 
in 294 Teilen Was- 
ser, löslich in Al- 
kohol, unlöslich in 
Äther 


Löst sich bei 
20—21° in 513 
Teilen Wasser, in 


‚ 34 Teilen Alkohol, 


in 1300 Teilen 
Essigäther. Schwer 
löslich in Äther 


Spaltungsprodukte 


Bei der Hydrolyse 
mit Emulsin ent- 
steht d-Glukose, 
Benzaldehyd und 
Uyanwasserstoff. 
Mit konzentrierter 
Schwefelsäure ent- 
steht d, 1-Mandel- 
säure 


Bei der Hydrolyse 
mit verdünnten 
Säuren entsteht d- 


Glukose, Saliretin | 


und Benzoäösäure 


Bei der Hydrolyse 
mitheißen verdünn- 
ten Säuren entsteht 
d-Glukose und Sali- 
retin (C,,H,, 0,). 
Beim schwachen 
Erwärmen mit ver- 
dünnten Säuren 
oder bei der Behand- 
lung mit Emulsion 
bildet sich d-Glu- 
kose und Saligenin 


Bei der Einwirkung 
von Emulsin oder 
von kochenden ver- 
dünnten Säuren 
entsteht d-Glukose 
und Salizineretin 
(C,H, ,0,, Schmelz- 
punkt 108°) 


Charakteristische Reaktionen 
und Eigenschaften 


Mit konzentrierter Schwe- 
felsäure entstehteineama- 
rantrote Färbung 


Mit kalter konzentrierter 
Schwefelsäure entsteht eine 
rote Lösung. Nesslers Rea- 
gens erzeugt einen gelb- 
lichen, kristallinischen 
Niederschlag, der beim 
Erhitzen grau wird. Der 
nach dem Abdampfen mit 
Salpetersäure hinterblei- 
bende Rückstand färbt 
sich beim Erwärmen mit 
Alkalien dunkelgelb, mit 
Cyankalium blutrot 


des feuilles de laurier-cerise. Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 23. p. 5 (1906); 
grine et prulaurasine. Journ. de Pharmacie et de Chimie [6]. T. 26. p.5 (1907). — 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 


50 


786 


Geza Zemplen. 


I L LLLL L LI 
N 


Name des 
Glukosids 


Sam- 
bunigrin !) 


Sinalbin 


Taxikatin ?) 


| 
I 
| 
| 


Verbenalin °) 


Zusammensetzung 


C, ' H,, NO, 


C„H,N,S,0,, +5H,0 
025952920 .H0, 


| 
Peg DEN 


I 
N—CH,— C,H, . OH (1,4) 


C,H,0, +2H,0 


C, 7 H,,; 0, 0 


Kristallform 


Lange, farb- 
lose Nadeln 


Schwach gelb- 
lich gefärbte 
kurze Nadeln 


Farblose 
Nadeln 


\  Farblose 
Nadeln 


Schmelzpunkt 


Sintert bei 
149°, schmilzt 
bei 151 —152° 


Schmilzt luft- 
trocken bei 
83— 84°, 
wasserfrei bei 
138.5 — 140° 


Schmelz- | 
punkt 
wasserhaltig 
bei 168° 
(korr.) wasser- 
frei bei 
169— 170° 
(korr.) i 
| 


181:6° 


| 
| 


') E. Bourquelot und Em. Danjou, Sur la „sambunigrin* glucoside eyanhydrique 
T. 22. p. 385 (1905). — ?) Ch. Lefebvre, Über das Taxikatin, das Glykosid der Blätter 
Pharmacie et de Chimie [6]. T. 26. p. 241 (1907). — °) L. Bourdier, Über das Ver- 


(1908). 


Darstellung und Nachweis der Glukoside. 787 
| 
| er Löslichkeit Spaltungsprodukte ne 
[«]p = ı Löst sich bei 20°in | Mit Emulsin ent- | Bei der Behandlung mit | 
— 763° in | 35 Teilen Wasser, | steht d-Glukose, , !/,„-Normalbarytwasser 
wässeriger | leicht löslich in | Benzaldehyd und | geht in Prulaurasin über | 
Lösung Alkohol, löslich in | Cyanwasserstoff. | 
Essigäther Bei der Hydrolyse 
mit konzentrierter 
Salzsäure entsteht 
d-Mandelsäure 
[«]p = Ziemlich löslich in | Wird durch Myro- 
— 8° 23° kaltem, leicht in | sin in d-Glukose, 
heißem Wasser, p-Oxytolylsenföl 
schwer löslich in | und Sinapinbisul- 
Alkohol, unlöslich fat gespalten 
in Äther 
Ka Löslich bei 20° in | Mit Emulsin oder 
— 7293 (v= | 59 Teilen Wasser, mit heißer ver- 
50cm’, p= | reichlich löslich in | dünnter Schwefel- 
05255 g)in | Alkohol und Essig- | säure entsteht d- 
wässeriger äther, unlöslich in | Glukose und ein 
Lösung Äther und in in Äther, Essig- 
Chloroform , äther und Chloro- 
form leicht lös- 
| licher, in Alkohol 
ziemlich und in 
Äther schwer lös- 
licher Körper | 
[e]p = 100g Wasser lösen | Mit Emulsin oder | Reduziert Fehlingsche Lö- 
— 18032 bei 18°21'12 9, ab- | heißer verdünnter | sung und ammoniakali- 
in wässeriger | soluter Alkohol | Schwefelsäure ent- | sche Silberlösung. Phenyl- 
| Lösung (p = 1'148 g, wasser- | steht d-Glukose | hydrazin gibt einen amor- 
03050 g, v= | freier Essigäther | und ein hellgelbes | phen roten Niederschlag 
15 cm?) 0'415g und Azeton amorphes Pulver 
0'912 g Verbenalin | 
I 


nouveau, retire des feuilles de Sureau noir. Journal de Pharmacie et de Chimie [6]. 
von Taxus Baccata L. Archiv d. Pharmazie. Bd. 245. S. 486 (1907) und Journal de 
benalin, das Glykosid der Verbena offieinalis L. Archiv der Pharmazie. Bd. 246. S. 272 


Sl 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 
Von Erich Regener, Berlin. 


Die Strahlen der radioaktiven Körper sind ihrem Wesen nach sehr 
ähnlich den drei Strahlenarten, welche beim Durchgang der Elektrizität durch 
stark verdünnte Gase auftreten, den Röntgen-, Kathoden- und Kanal- 
strahlen. Der Hauptunterschied liegt in.dem viel größeren Durchdringungs- 
vermögen, welches die radioaktiven Strahlen den elektrischen Entladungs- 
strahlen gegenüber aufweisen. Hierin liegt bereits ein Vorzug, welchen 
die radioaktiven Strahlen für biologische Versuche bieten. Noch mehr fällt 
aber meistens die außerordentlich bequeme Anwendungsweise, die bei 
den radioaktiven Strahlen möglich ist. für die letzteren ins Gewicht. 
Denn während zur Erzeugung der Röntgenstrahlen, noch mehr aber für 
diejenige der Kathodenstrahlen!) ein umständlicher Apparat nötig ist, der 
ein ganzes Laboratorium in Tätigkeit setzt und von diesem, insbesonders 
von dem Vorhandensein elektrischen Stromes, abhängig ist, ist dies alles 
bei den radioaktiven Strahlen überflüssig. Ein Stückchen Radium leistet 
dasselbe wie eine Röntgenröhre mit dem ganzen dazu nötigen Apparat: 
es sendet Strahlen aus, und zwar röntgenstrahlenähnliche und andere, je 
nach der Versuchsanordnung, deren Intensität zwar im allgemeinen nicht so 
groß ist wie diejenige der künstlich hergestellten Röntgenstrahlen, deren 
Wirkung aber durch längere Wirkungsdauer leicht vervielfältigt werden 
kann, da die Strahlungsintensität des Radiums praktisch konstant ist. Mit 
dem Radium als Strahlungsquelle kann man ferner im Gegensatze zur 
Röntgenröhre überall hin: es kann in eine Kammer unter das Mikroskop 
gebracht werden, es kann außerhalb des Laboratoriums am Versuchsobjekt 
in der freien Natur, ja selbst im Innern des lebenden Körpers appliziert 
werden. Diese Vorzüge machen es verständlich, daß die biochemische For- 
schung sich der radioaktiven Strahlen bereits vielfach bedient und sicher auf 


!, Kathodenstrahlen können aus einer Entladungsröhre durch ein sogenanntes 
Lenardsches Fenster in die freie Luft austreten. Die positiven Kanalstrahlen hat 
man bisher nur innerhalb einer elektrischen Entladungsröhre bei ganz geringen 
Drucken erzeugen können. Sie kommen also für die Biologie nicht in Betracht. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 789 


vielen Gebieten noch zu aussichtsreicher Anwendung bringen wird. Es soll 
darum auch hier dem Arbeiten mit den radioaktiven Strahlen ein Kapitel 
gewidmet sein. 


I. Die Fundamentaleigenschaften der radioaktiven Körper. Ruther- 
fords Zerfallstheorie. 


Das äußere Kennzeichen der radioaktiven Körper ist ihre Fähigkeit, 
charakteristische. Strahlen auszusenden. Die Ursache und Energiequelle 
der Strahlenemission ist nach Rutherford der Zerfall und die Umwand- 
lung der Atome. Ein bestimmter Bruchteil der Atome einer radioaktiven 
Substanz geht danach in Atome einer neuen Substanz mit anderen physi- 
kalischen und chemischen Eigenschaften über, welche ihrerseits selbst 
wieder radioaktiv sein, d. h. sich weiter umwandeln kann.!) Zum Teil sind 
diese Umwandlungskörper gasförmig und werden dann als Emanationen 
bezeichnet. 

Der Zerfall einer einheitlichen radioaktiven Substanz geht nach einem 
Exponentialgesetz vor sich. Wenn also No die Zahl der Atome (oder die 
Menge radioaktiver Substanz) zur Zeit t—=0o bedeutet, ist die Zahl N der 
Atome (die Menge Substanz) zur Zeit t=1t: 

KB. NE Nee Her 

Da die Aktivität J der Substanz der Zahl N der Atome proportional 
ist, kann man ebenso auch schreiben: 
et RÄT TE. 2a 
In Fig. 150 ist diese Kurve für den Fall der Radiumemanation daran 
ı wird als Zerfalls- 
konstante bezeich- Fig. 130. 
net und gibt den 
jruchteil der Sub- 
stanz an, der in 80 
der Zeiteinheit 


(meist in der Se- " 
kunde)zerfällt. An- 4 
schaulicher als die 
/erfallskonstante, 20 
welche meist eine 


sehr kleine Zahl 2 706 15 m — 4 #16 16 ST 20Tage 
darstellt, ist die Ze Lueeiage 

Halbwertszeit oder Periode (gewöhnlich mit T bezeichnet), welche die Zeit 
angibt, in der die Hälfte der betreffenden Substanz zerfallen ist. T steht 
zu % in der einfachen rechnerischen Beziehung, daß 

lg.nat.2 _ 06931 

Bra Pe 


RE ee ee SR — 


', Bei einigen Körpern gehen radioaktive Prozesse ohne Strahlenemission vor sich. 


790 Erich Regener. 


Neben der Halbwertszeit eines radioaktiven Körpers ist noch seine 
mittlere Lebensdauer © von Bedeutung. Da nämlich von einer gewissen 
Menge radioaktiver Substanz in der Sekunde nur ein bestimmter kleiner 
Bruchteil zerfällt, so ist die Lebensdauer der einzelnen Atome desselben 
eine sehr verschiedene. © gibt den Mittelwert der Lebensdauer für alle 
Atome an. Für © gilt: 

Ei re ze ie 2 z 

ib 06931 r 

die eine der drei Größen ?%, T und © genügt also immer, um die beiden 
anderen durch Rechnung finden zu können. In Fig. 130 sind die Zeiten ©, 
T. 2T ete. nebst den zugehörigen Aktivitätswerten . (die Anfangsaktivität 
— 100 gesetzt) eingezeichnet. 

Die Zerfallskonstante (und folglich auch T und ©) ist für jeden 
radioaktiven Körper eine ganz bestimmte charakteristische Größe und wird 
meistens zur Identifizierung des betreffenden Körpers verwendet. Die Ver- 
schiedenheit in der Zerfallsgeschwindigkeit der einzelnen radioaktiven Körper 
ist außerordentlich groß. Während Uran in zirka 5000 Millionen Jahren, 
Radium in zirka 1760 Jahren zur Hälfte zerfällt, verliert die Radium- 
emanation in 385 Tagen, die Aktiniumemanation gar in 3'9 Sekunden 
die Hälfte ihrer Aktivität. Je schneller dabei ein radioaktiver Körper zer- 
fällt, um so größer ist seine spezifische Aktivität; denn ein um so größerer 
Bruchteil seiner Substanz zerfällt in jeder Sekunde. Das Uran ist ein 
schwach aktiver Körper, das Radium, da es ungefähr 3 Millionen mal so 
schnell zerfällt als das Uran, auch 3 Millionen mal so aktiv wie dieses. 
Je stärker aktiv ein Körper ist, um so kleiner sind andererseits auch die 
Mengen, in denen er darstellbar ist; während das Uran kiloweise zu 
kaufen ist, wägt man das Radium nach Milligrammen; die ganz hochaktiven 
Körper und die Emanationen entziehen sich vollends jeder Wägung und 
können nur durch ihre radioaktiven Eigenschaften gemessen werden. 

Der Zerfall der Atome eines radioaktiven Körpers geht, wie bereits 
angedeutet, in der Weise vor sich, daß aus dem zerfallenen Atom das 
Atom eines neuen Körpers wird, der ganz andere Eigenschaften hat als 
der ursprüngliche. Der neue Körper wiederum hat meistenteils die Eigen- 
schaft, selbst wieder radioaktiv zu sein, d. h. unter Bildung eines weiteren 
Körpers zu zerfallen. Die Reihe der von einem primären radioaktiven 
Körper sich ableitenden Körper (auch die Umwandlungsstufen genannt) 
bezeichnet man als eine radioaktive Familie. Wir kennen bis jetzt vier 
solche, welche sich von den primären Körpern Uran, Radium, Thorium 
und Aktinium ableiten; dabei steht die Radiumfamilie in genetischem Zu- 
sammenhange mit der Uranfamilie, da erwiesenermaßen das Radium sich 
aus dem Uran entwickelt. In der folgenden Tabelle ist als Beispiel zu- 
nächst die Familie der vom Radium abstammenden Körper mit ihren 
zugehörigen Halbwertszeiten zusammengestellt. Eine vollständige Tabelle 
aller bekannten radioaktiven Körper findet sich auf Seite 816. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 191 


Tabelle 1. 
Die Glieder der Radiumfamilie. 


Zeit T, in der die Substanz zur Hältte | 


| Substanz zerfällt 
I | er 
| Radium | 1760 Jahre 
” Vi * | 
Radiumemanation 385 Tage 
| 
1 a . » a I . 
; sogenannter ( Radium A 30 Minuten 
schnell ab- | 
klingender | „,_..Y | ; 
B- S >) .7 \ 
See Sun B 267 Minuten 
| schlag des Y 
| tadiums | Radium C | 195 Minuten 
| | 
| ng 
> . [2 5 
| sogenannter en D 15 Jahre 
langsam ab- Mg ya 
'  klingender | Radium E 4:8 Tage 
| aktiver Be- 12 | 
schlag des | Radium F 136 Tage 
wadıums FB: 
(Polonium) 
| 
= Rf . e | 
Endglied vermutlich Blei 60 


Eine besondere theoretische und praktische Bedeutung hat die Er- 
scheinung des sogenannten radioaktiven Gleichgewichtes. Beim Eintritt des 
radioaktiven Gleichgewichtes sind die einzelnen Glieder einer radioaktiven 
Familie in Mengen!) vorhanden, welche den Halbwertszeiten direkt pro- 
portional sind. Die Verhältnisse beim radioaktiven Gleichgewicht lassen 
sich an der Radiumfamilie leicht erläutern. 

Wir sehen an der Spitze der Radiumfamilie das Radium selbst mit 
einer verhältnismäßig kleinen Zerfallsgeschwindigkeit. Die uns zur Ver- 
fügung stehenden Beobachtungszeiten sind gegenüber den 1760 Jahren, in 
denen erst die Hälfte einer gewissen Radiummenge zerfällt, so klein, daß 
praktisch die Radiummenge und damit die Anzahl Atome, welche in der 
Zeiteinheit zerfällt, konstant bleibt. 

Die Radiumatome, welche zerfallen, bilden sich nun in Emanations- 
atome um. Haben wir zu einem gewissen Zeitpunkte alle in einem Radium- 
präparate vorhandene Emanation z. B. durch Ausglühen entfernt, so werden 
in dem Maße, in dem die Radiumatome zerfallen, Emanationsatome nach- 
gebildet werden. Es wird sich zunächst eine Anhäufung der Emanations- 


') Mengen bedeutet hier Anzahl von Atomen. 


792 Erich Regener. 


atome bemerkbar machen, die aber nicht ins Unbegrenzte wachsen kann, da 
die Emanation selbst wieder einen Körper darstellt, dessen Atome zer- 
fallen, und zwar außerordentlich viel schneller als die Radiumatome, da die 
Halbwertszeit der Radiumemanation nur 385 Tage beträgt. Der Bruchteil 
der Emanationsatome, der in der Zeiteinheit zerfällt, ist also ein viel 
erößerer als der Bruchteil, welcher beim Radium zerfällt. Es wird sich da- 
her sehr bald ein Gleichgewichtszustand herausbilden, der dadurch gekenn- 
zeichnet ist, dal bei demselben in der Zeiteinheit genau soviel Emanations- 
atome zerfallen, als nachgebildet werden, also als Radiumatome zerfallen. 
Ist A, eine gewisse Menge Radiumatome, %, die Zerfallskonstante des 
Radiums, so ist A, %, die Menge Radium, welche in der Zeiteinheit zer- 
fällt. A,%, bezeichnet den entsprechenden Bruchteil, welcher von einer 
gewissen Emanationsmenge A, zerfällt. 

jeim radioaktiven Gleichgewicht ist die Anzahl der zerfallenden Ra- 
diumatome gleich der Anzahl der zerfallenden Emanationsatome also: 

A, 2 u a 


EEE RN A, N, oder "auch A, Di 


Wenn der zweite Körper sich weiter umwandelt, so gilt noch weiter 
BIAR-En A, = ust, daher A,):Ay:A,:An — A, eye ie 


Beim radioaktiven Gleichgewicht stehen also die Gleichgewichts- 
mengen im umgekehrten Verhältnis der Zerfallskonstanten oder im direkten 
Verhältnis der Halbwertszeiten. Von allen Gliedern einer Reihe zerfallen 
dann in der Zeiteinheit die absolut gleiche Zahl von Atomen. 


Je kleiner also die Halbwertszeit eines Gliedes einer radioaktiven 
Familie ist, in um so geringerer Menge kann es maximal in einer gewissen 
Menge des betreffenden Stammkörpers vorhanden sein. Bei der Radium- 
familie ist z.B. die Menge Emanation, welche maximal, d.h. bei vollstän- 
diger Ausbildung des Gleichgewichtes in einem eingeschmolzenen Präparat 
bei 1 g Radium sich ausbilden kann, gleich 0°6 mm®.t) 

Je schneller ein radioaktiver Körper zerfällt, um so stärker radioaktiv 
ist er, da ja ein umso größerer Bruchteil der Atome des Körpers in der 
Zeiteinheit zerfällt. Da beim radioaktiven Gleichgewicht die am schnellsten 
zerfallenden Körper in der geringsten Menge vorhanden sind, so treffen wir 
die am stärksten aktiven Körper in der geringsten Menge an. Auch in den 


stärksten Präparaten sind diejenigen Körper, welche Halbwertszeiten von 


Stunden oder Tagen haben, immer in unwägbarer Menge vorhanden. Auch 
für das Radium mit seiner Halbierungskonstanten von 1760 Jahren ist ja 
die gebräuchliche Gewichtseinheit das Milligramm. 


!) Eine wichtige Anwendung vom radioaktiven Gleichgewicht wird zur Berech- 
nung der Halbwertszeiten gemacht. Die Halbwertszeit der Emanation ist z. B. leicht 
direkt zu bestimmen, diejenige des Radiums nicht. Aus dem gemessenen Gleichgewichts- 
verhältnis Radium-Emanation läßt sich aber nach der obigen Formel die Halbwertszeit 
des Radiums leicht berechnen. 


Ze In 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 193 


Von praktischem Interesse ist die Zeit, innerhalb deren sich das ra- 
dioaktive Gleichgewicht einstellt. Am einfachsten liegen die Verhältnisse, 
wenn nur zwei Körper vorliegen, von denen der erste eine dem zweiten 
Körper gegenüber große Lebensdauer hat. Dies ist z. B. der Fall beim Ra- 
dium und der Radiumemanation. Das Radium zerfällt so langsam, dab seine 
Strahlung praktisch konstant ist. Ist Radium gänzlich von seiner Emana- 
tion befreit, so bildet sich die Emanation nach der Formel 
ie nial,;; rt a ar dr 
dabei bedeutet J die Menge Emanation zur Zeit t, Jmax diejenige. welche 
sich maximal in dem betreffenden Radiumpräparate ansammeln kann (die 
Gleichgewichtsmenge) und % die Zerfallskonstante der Emanation. In gra- 
phischer Darstellung repräsentiert sich die Formel in der Fig. 131. Nach 
zirka 4 Wochen ist, wie man sieht, praktisch der Gleichgewichtszustand 
erreicht. 

Von Bedeutung ist auch die Tatsache —, die sich durch leichte Rech- 


nung aus der Formel (5) ableiten läßt — daß nach der Halbwertszeit T 
der Emanation, also 
nach 3'85 Tagen, die Fig. 131. 


Hälfte der Maxi- 
malmenge von Ema- 
nation sich gebildet 8 
hat. Man braucht 
also, wenn man die 
Gleichgewichtsmen- 40 
ge bestimmen will, 
nicht warten, bis sich 
diese angesammelt 0 
hat, sondern kann 
385 Tage nach der 
Befreiung des Radiums von der Emanation die gebildete Menge messen 
und das Resultat mit 2 multiplizieren. Natürlich kann man mit Hilfe der 
Formel (5) auch von einer anderen Zeit aus die Gleichgewiehtsmenge finden. 
Hiervon wird bei Emanationsmessungen vielfach Gebrauch gemacht. 
Komplizierter werden die Verhältnisse der Einstellungsgeschwindig- 
keit des Gleichgewichtes, wenn der zweite radioaktive Körper. der aus 
dem ersten entsteht, selbst wieder weitere aktive Körper erzeugt. Dies ist 
ja meistens, so auch bei der Radiumfamilie der Fall. Die Diskussion dieser 
Fälle siehe bei Rutherford‘) oder P. Curie.?) 
In der Radiumfamilie wird die Betrachtung der Verhältnisse da- 
durch erleichtert, daß die aus der Emanation zunächst entstehenden 
Körper, das Radium A, B, C, selbst wieder Körper sind, die sehr schnell 
im Verhältnis zur Radiumemanation zerfallen. Nach einigen Stunden stehen 
diese schnell zerfallenden Körper mit der Emanation selbst im Gleich- 


J>100 


2 -— 6 10 12 ra — = 20 Tage 


1) Rutherford-Aschkinass, Die Radioaktivität. 6. Kapitel. S. 227 (1907). 
?®) P. Curie, Radioaktivität. Deutsche Ausgabe. 8. Kapitel. S. 381 (1911). 


794 Erich Regener. 


gewicht, so daß man dann praktisch nur mit der Zerfalls- oder Bildungs- 
geschwindigkeit der Emanation selbst zu tun hat. 


I. Die Natur der radioaktiven Strahlen. 


Alle Versuche mit den Strahlen der radioaktiven Körper werden 
durch den Umstand kompliziert, dal) 3 verschiedene Arten von radio- 
aktiven Strahlen existieren, welche bei den meisten radioaktiven Prä- 
paraten gemeinsam auftreten und nur in wenigen Fällen isoliert zu er- 
halten sind. Das äußerliche Unterscheidungsmerkmal der drei Strahlen- 
arten — der x-, &- und y-Strahlen — ist ihre Durchdringungsfähigkeit: 
Die «-Strahlen werden durch ganz dünne Metallfolien von wenigen Hun- 
dertsteln Millimeter Dicke (auch durch ein Papierblatt) bereits vollkommen 
absorbiert, die &-Strahlen gehen durch dünne Metallbleche (Aluminium bis 
zu einigen Millimetern) hindurch, die y-Strahlen noch durch zentimeter-, 
ja dezimeterdicke Bleiblöcke. Der Unterschied liegt aber nicht nur in der 
Durchdringungsfähiekeit, sondern ist auch in der Natur der Strahlen be- 
gründet. 

Unsere Anschauungen über die Natur der «- und %-Strahlen können 
heute als sichergestellt gelten, während über diejenige der y-Strahlen noch 
einige Meinungsverschiedenheiten herrschen. Die «- und die £-Strahlen 
sind korpuskuläre Strahlen, d. h. Strahlen, welche aus diskreten Teilchen 
bestehen. die mit großer Geschwindigkeit von dem radioaktiven Präparat 
fortgeschleudert werden. 

Diese korpuskuläre Natur der z- und $-Strahlen ist ganz sicher 
geworden, seitdem mehrere Methoden existieren, die Einzelwirkungen so- 
wohl von x- wie von &-Strahlen direkt zu beobachten und sie zu zählen.') 

Die x-Strahlen oder wie man jetzt sagen muß, die «-Teilchen be- 
stehen nun aus Atomen, und zwar immer aus Heliumatomen, gleichgültig 
von welchem radioaktiven Präparat die Strahlen stammen, von welchem 
Atom also die «-Teilchen beim Zerfall abgestoßen werden.) Diese Tatsache 
ist natürlich für unsere Kenntnis von dem Aufbau der radioaktiven Stoffe 
von fundamentaler Bedeutung; sie sagt eben aus, daß das Heliumatom 
ein Bestandteil, ein Baustein aller derjenigen radioaktiven Atome ist. 
welche beim Zerfall x-Teilchen aussenden. 

Während die von den verschiedenen radioaktiven Körpern stammenden 
#-Teilchen ihrer Natur nach alle gleich beschaffen sind, ist die Geschwin- 
digkeit, mit der sie von dem einzelnen radioaktiven Körper abgestoßen 


') Solebe Zählmethoden sind: Für die «-Teilchen die Szintillationsmethode, Re- 
gener, Verh. d. Deutschen Phys. Ges. Bd. 10. S. 78 (1908), die elektrische Methode, 
Rutherford und Geiger, Proc. Roy. Soc. (A), Vol. $t. p. 141 u. 162 (1908), die Nebel- 
tröpfchenmethode von €. T. R. Wilson, Proc. Roy. Soc. (A). Vol. 85. p. 285 (1911) und 
andere mehr; für die $-Teilchen die Methoden von €. T. R. Wilson (l. e.) und Regener, 
Verh. d. Deutschen Phys. Ges. Bd. 14. S. 400 (1912). 

?) Siehe besonders den direkten Nachweis von Rutherford und Royds, Phil. Mag. 
(6). Vol. 17. p. 281 (1909). 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 7195 


werden, verschieden, und zwar ist sie für den betreffenden Körper eine 
. ganz bestimmte charakteristische Konstante, die ebenso wie die Zerfalls- 
konstante % zur Identifizierung des betreffenden Körpers dienen kann. 
Die Geschwindigkeit liegt zwischen 15.000 km (z-Strahlen von Uran) und 
22.000 km (Thorium C). In der Tabelle Seite 816 ist die Geschwindigkeit 
für die z-Strahlen aller bekannten radioaktiven Körper angegeben. Eine 
Reihe von radioaktiven Körpern sendet nur x-Strahlen aus. Wenn Ver- 
suche mit reinen x-Strahlen angestellt werden sollen, so ist es Notwendig- 
keit, diese radioaktiven Körper, welche reine -Strahler sind, zu isolieren, 
Das ist in vielen Fällen möglich, z. B. mit dem Jonium und Polonium. 

Durch den geschoßartigen Charakter der «-Strahlen ist ein eigen- 
tümliches Verhalten der x-Strahlen bei der Absorption in gasförmigen und 
festen Körpern bedingt. Dieses Verhalten ist dadurch charakterisiert, daß 
-Strahlen einer einheitlichen Geschwindigkeit (also -Strahlen, die von 
einem radioaktiven Körper ausgehen) eine ganz bestimmte Reich- 
weite in jedem gasförmigen und festen Körper haben. Der Vorgang ist 
also nicht etwa derart, daß homogene «-Strahlen beim Eindringen in einen 
Körper um so mehr absorbiert werden, je tiefer sie eindringen, sondern 
sämtliche x-Teilchen durchdringen den Körper bis zu einer bestimmten 
Tiefe, dann bleiben sie alle auf einmal plötzlich stecken. Diese Reichweite 
der «-Strahlen ist von der Anfangsgeschwindigkeit abhängig. mit”der die 
x-Strahlteilchen den radioaktiven Körper verlassen und sie ist ebenso wie 
diese ein Charakteristikum für jeden einheitlichen radioaktiven Körper: 
sie wird sogar vorzugsweise zur Identifizierung der Körper benutzt, da 
sie weitaus bequemer als die Geschwindigkeit der «-Strahlen zu messen 
ist. Meist wird die Reichweite der x-Strahlen in Luft angegeben; sie ist 
darin z. B. für «-Strahlen von Uran (Geschwindigkeit v=1'5.10° em) = 
—2'7 cm, für die schnellsten «-Strahlen von Thor C (v=22.10° cm) = 
— 8:6 em bei 760 mm und 18° Celsius. 

In der Tabelle Seite 816 sind die Reichweiten aller bekannten «-Strahlen 
in Luft angegeben. In festen Körpern sind die. Reichweiten der «-Strahlen 
nur in wenigen Fällen direkt bestimmt. So dringen die «-Strahlen von 
Poloenium (r=3'85 em in Luft) in Aluminium bis zu 0'023 mm hinein): 
diejenigen von RaC (r = 7:06 em in Luft) in Aluminium bis zu 0'039 mm. ?) 
Für andere Körper läßt sich (bei gleicher Reichweite z-Strahlen) die Ein- 
dringungstiefe in guter Annäherung nach dem Gesetze ausrechnen, daß 
dieselbe umgekehrt proportional der Dichte der Substanz ist.3) In einem 
Körper mit der Dichte 1 (Wasser, organische Weichteile) dringen auch 
die schnellsten «-Strahlen höchstens O1 mm tief ein. Mit dem Eindringen 
der z-Strahlen in feste und gasförmige Körper nimmt ihre Geschwindigkeit 
ab. Das Vorhandensein einer bestimmten Reichweite bedeutet also, daß 


') Aschkinass, Ann. d. Phys. (4). Bd. 27. S. 379 (1908). 
°) Rutherford, Phil. Mag. (6). Vol. 10. p. 163 (1905) und Vol. 12. 134 (1906). 
®) Bragg und Kleemann, Phil. Mag. (6). Vol. 10. p. 328 (1905). 


196 Erich Regener. 


bei einer bestimmten Minimalgeschwindiekeit die z-Teilchen die Fähigkeit 
weiteren Vordringens plötzlich verlieren. ') 

Dieser (reschwindigkeitsverlust, den die z-Teilchen beim Durchdrin- 
gen fester und gasförmiger Körper erleiden, bewirkt auch, dal) aus einem 
radioaktiven Präparat von endlichen Dimensionen nicht mehr homogene 
z-Strahlen, d. h. Strahlen von gleicher Anfangsgeschwindigkeit austreten, 
da die aus der Tiefe kommenden Strahlen in dem radioaktiven Körper 
selbst einen Geschwindigkeitsverlust erleiden, teilweise sogar ganz stecken 
bleiben. Natürlich wird dann auch die Reichweite solcher Strahlen nicht mehr 
scharf ausgeprägt sein, da die mit geringerer Geschwindigkeit austreten- 
den Strahlen eine kleinere Reichweite haben. In der Praxis ist es jedoch 
möglich, eine Reihe von radioaktiven Körpern in so dünner Schicht her- 
zustellen (z. B. die sogenannten aktiven Beschläge und das Polonium), dab 
eine Absorption und ein (Geschwindigkeitsverlust in der radioaktiven 
Schicht nicht stattfindet, so daß bei ihnen die Reichweite scharf ausge- 
prägt ist. 

Die 5-Strahlen sind Teilchen negativer Elektrizität, sogenannte Elek- 
tronen, welche mit großer Geschwindigkeit von dem radioaktiven Körper 
ausgestolen werden. Sie sind also ihrem Wesen nach gleich den Katho- 
denstrahlen, welche in einer elektrischen Entladungsröhre bei niederen 
Drucken auftreten. Ebenso wie bei den Kathodenstrahlen ist ihre Masse 
sehr vielmal, nämlich ungefähr 1800mal kleiner als die Masse des 
kleinsten bekannten Atoms, des Wasserstoffatoms, und damit ungefähr 
7200mal kleiner als die Masse eines «-Teilchens (Atomgewicht des Heliums 
— 4). Dabei ist zu bemerken, dal) die Masse des Elektrons lediglich aus 
der Trägheit, nämlich aus dem Widerstand des Elektrons einer Be- 
wegungsänderung gegenüber berechnet ist, nicht aus dem Gewichte des- 
selben. Man hat ferner Grund zu der Annahme, daß diese Trägheitsreaktion 
des Elektrons rein elektromagnetischer Natur ist, so daß auch die gegen- 
über einem Wasserstoffatom so kleine Masse des Elektrons nicht Masse im 
gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern nur Trägheit ist, die der elek- 
trischen Natur des Elektrons zukommt. 

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der £&-Strahlen den Katho- 
denstrahlen gegenüber ist ihre größere Geschwindigkeit. Sie erreicht bei 
den schnellsten Strahlen sehr nahe die Lichtgeschwindigkeit (300.000 Zum/see) 
und wird auch meistens in Bruchteilen der Lichtgeschwindigkeit ange- 
geben. Die am häufigsten vorkommenden Strahlen haben ungefähr !/; 
bis 0°99 Lichtgeschwindigkeit; &-Strahlen noch geringerer Geschwindigkeit 
treten meist als Sekundärstrahlen auf und werden, wenn sie ganz lang- 
sam sind, als -Strahlen bezeichnet. 

Die Verhältnisse bei der Absorption der £-Strahlen sind grundver- 
schieden von denjenigen bei z-Strahlen. Hat man homogene £-Strahlen, 


‘) Nach neueren Versuchen von Geiger, Proc. Roy. Soc. (A). Vol. 83. p. 505 (1910) 
hat die Minimalgeschwindigkeit keine ganz scharfe Grenze. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 197 


d.h. £-Strahlen, welche mit einer bestimmten Anfangsgeschwindigkeit das 
radioaktive Präparat verlassen), so gilt das Gesetz: 
DBEDAN UN 0 te 


wo J und J, die Intensitäten der Strahlung vor und nach dem Passieren 
einer Schicht von der Dicke d, k den Absorptionskoeffizient bedeutet. 

Dies Gesetz ist dasselbe, welches auch für die Absorption des Lichtes 
in einem absorbierenden Körper gilt. Es sagt aus, dal) die Strahlung beim 
Passieren einer bestimmten Schichtdicke immer um den gleichen Betrag 
geschwächt wird. Anschaulicher als der Absorptionskoeffizient k ist die 
Halbierungsdicke, das ist diejenige Schichtdicke der Substanz, welche die 
Strahlung auf den halben Betrag schwächt. Sie steht zum Absorptions- 
koeffizienten k in der Beziehung 
RN p_ !og.nat.2 _0693 
En, oT a = a 

Diese Halbierungsdicke ist darum in der Tabelle Seite 316 neben den 
Absorptionskoeffizienten für die bekannten 3-Strahlen angegeben, und zwar 
meist für Aluminium. Daneben ist auch noch die Geschwindigkeit der 
Strahlen in Bruchteilen der Lichtgeschwindigkeit angegeben. Die schnellsten 
Strahlen sind natürlich die, welche am wenigsten absorbiert werden. 

In der Praxis werden die Erscheinungen bei der Absorption der 
%-Strahlen durch mehrere Umstände kompliziert. Erstens kann man nur 
sehr schwer Präparate herstellen, welche nur eine £&-Strahlung bestimmter 
Geschwindigkeit geben. Die allermeisten Präparate geben ein Gemisch von 
“-Strahlen verschiedener Geschwindigkeit. Neuere Untersuchungen von 
v. Baeyer, Hahn und Meitner ?), sowie von Danysz?) haben sogar gezeigt. 
dal) dies in noch weit erheblicherem Maße als früher angenommen der 
Fall ist. Von der großen Menge £-Strahlen verschiedener Geschwindigkeit. 
die nach diesen Untersuchungen existieren, ist jedoch nur ein Teil von 
stärkerer Intensität. Nur diese sind in der Tabelle II aufgenommen. 
Uran x z.B. hat $-Strahlen von zwei verschiedenen Geschwindigkeiten. 
welche die Absorptionskoeffizienten 144 und 510 haben. Ihnen entsprechen 
die Halbierungsdicken von 0'048 und 0°00136 cm Aluminium. Die 5-Strahlung 
mit dem Absorptionskoeffizienten 510 ist, wie man sieht, sehr leicht ab- 
sorbierbar. 

Bei den Absorptionsmessungen offenbart sich dies dadurch, dal) der 
Absorptionskoeffizient mit wachsender Dicke der absorbierenden Schicht 
nicht konstant bleibt, sondern mit zunehmender Schichtdicke abnimmt. 
Läßt man die Schichtdicke allmählich wachsen, so werden nämlich zu- 
nächst die stark absorbierbaren Strahlen geschwächt, während die durch- 
dringungsfähigeren noch nicht merklich absorbiert werden. Es tritt 


!) Also z.B. Strahlen, welche aus einer so dünnen Schicht kommen, daß in der- 
selben selbst keine Absorption stattfindet. 

®) v. Baeyer, Hahn und Meitner, Physik. Zeitschr. Bd. 12. S. 273, 378, 1099 (1911). 

3) Danysz, Le Radium. T.9. p. 1 (1912). 


798 Erich Regener. 


dann angenähert auch der Absorptionskoeifizient der ersten Strahlen in 
Erscheinung. Sind die stark absorbierbaren Strahlen mit zunehmender 
Schichtdicke merklich absorbiert, so tritt merklich die zweite durchdringen- 
dere Strahlengattung in Erscheinung usw. Natürlich tritt ein scharfer 
Unterschied nur auf, wenn die verschiedenen Strahlen sich in ihrem Durch- 
dringungsvermögen stark unterscheiden, im anderen Falle wird der Über- 
sang ein allmählicher sein. 

Für die Praxis führt das zu der Konsequenz, dal) man durch absor- 
bierende Metallschichten die weniger durchdringenden Strahlen zurückhalten 
kann. Meist geschieht dies durch Aluminium- oder dünne Silberbleche. 
Die Angabe der benutzten Dicke solcher Filter ist neben derjenigen 
der Stärke des benutzten Präparates natürlich unerläßlich. 

Ein zweiter Umstand, der den Durchgang der $-Strahlen durch feste 
Körper kompliziert, tritt in der Streuung auf, welche die £-Strahlen so- 
wohl in festen Körpern als auch in Gasen erfahren. Diese Streuung be- 
wirkt, daß die Bahn der £-Strahlen nicht wie bei den «-Strahlen eine 
gerade ist!), sondern z. B. ein schmales Bündel von %-Strahlen nach dem 
Durchgang durch eine Metallplatte, in der es teilweise absorbiert wird, ein 
Bündel von Strahlen ist, welches nach allen Richtungen auseinander- 
geht. Ähnlich wie die Streuung wirkt die Sekundärstrahlung, welche beim 
Auftreffen der %-Strahlen auf feste Körper entsteht, und welche selbst 
wieder den Charakter einer weichen $-Strahlung hat. Durch dünne Alu- 
miniumfolien oder Papierblätter lassen sich diese oft schädlichen Sekundär- 
strahlen zurückhalten. 

Die von den radioaktiven Körpern ausgehenden y-Strahlen sind den 
Röntgenstrahlen einer elektrischen Entladungsröhre analog, sie sind nur, 
wie bereits erwähnt, sehr viel durchdringungsfähiger. Die y-Strahlen der 
radioaktiven Präparate sind ebenso wie die %-Strahlen nicht homogen, 
d.h. von einheitlichem Durchdringungsvermögen. In erster Annäherung 
gilt für sie wie für die £-Strahlen das Exponentialgesetz J=J,.e-*4. 

Die Absorptionskoeffizienten k und die Halbierungsdicken d sind für 
die bekannten y-Strahlen in der Tabelle II, Seite 816 angegeben. Die 
y-Strahlen erzeugen sowohl in festen Körpern wie in Gasen intensive Se- 
kundärstrahlen, welche den Charakter von 3-Strahlen haben. 

Über die Natur der y-Strahlen steht experimentell fest, daß sie nicht 
wie die z- und £-Strahlen elektrische Ladungen mit sich führen, sondern 
ungeladen sind. Im übrigen ist diejenige Theorie über die y-Strahlen am 
meisten anerkannt, welche dieselben als Ätherimpulse von sehr kurzer 
Impulsbreite annimmt. Sie sind danach also eine Ätherschwingung, aber 
keine regelmäßige periodische, sondern eine Art von Zuckung des Äthers. 
Sie verhalten sich zu den Lichtschwingungen, um einen Vergleich zu 
wählen, ungefähr so, wie sich ein plötzlicher Knall in hoher Tonlage zu 


') Die «-Strahlen erfahren zwar auch eine Streuung, doch ist dieselbe so minimal, 
daß sie praktisch fast immer zu vernachlässigen ist. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 799 


einem tiefen musikalischen Ton verhält. Von einigen englischen Autoren 
wird eine andere Theorie der y-Strahlen verfochten. 


II. Die Wirkungen der radioaktiven Strahlen. 


"Alle drei Arten der radioaktiven Strahlen üben eine Reihe von Wir- 
kungen aus, welche im Folgenden beschrieben werden sollen, soweit sie 
für das praktische Arbeiten in der Biologie von Interesse sind. 

Sowohl z- wie 5- und y-Strahlen rufen photographische Wir- 
kungen hervor, welche gelegentlich zur Konstatierung der Aktivität eines 
Körpers dienen können.!) Relativ am stärksten wirken die £-Strahlen. Die 
«-Strahlen haben zwar eine sehr viel größere Energie als die $-Strahlen, 
sie dringen aber nur wenige Hundertstel Millimeter in die photographische 
Schicht ein. Ganz schnelle &-Strahlen sowie y-Strahlen stehen wieder 
ungünstig da, da sie in der photographischen Schicht zu wenig absorbiert 
werden. 

Zu der Herstellung von Radiographien von der Art der Röntgen- 
bilder eignen sich die Radiumstrahlen nicht besonders. Verwendet man 
dazu die &-Strahlen, so erhält man keine guten Kontraste zwischen Fleisch 
und Knochen, da die &-Strahlen bereits durch die Weichteile absorbiert 
werden. Blendet man aber die $-Strahlen ab, so muß man erstens auch 
mit starken Präparaten sehr lange exponieren und erhält ferner so harte 
Strahlen, dal) auch die Knochen keinen deutlichen Schatten geben. 

Mit einigermaßen starken radioaktiven Präparaten läßt sich leicht 
die fluoreszenzerregende Wirkung der Strahlen beobachten. Für 
x-Strahlen eignet sich am besten ein Fluoreszenzschirm aus künstlicher 
Zinkblende (Zn S), während für 3- und y-Strahlen Baryum-Platineyanür am 
empfindlichsten ist, dieselbe Substanz, aus der auch die Fluoreszenzschirme 
für Röntgenstrahlen bestehen. Einen solchen Fluoreszenzschirm, am besten 
aus Zinkblende, muß man immer zur Hand haben, wenn man starke Präpa- 
rate aus einer Kapsel entfernen oder umfüllen muß. Man führt dann alle 
Operationen auf und über dem Fluoreszenzschirm aus; verliert man dann 
auch nur das kleinste Körnchen, so findet man es im verdunkelten Zimmer 
auf dem Fluoreszenzschirm stets wieder. 

Auch das Eigenleuchten stärkerer radioaktiver Substanzen ist als 
eine Fluoreszenz aufzufassen. Es fluoresziert dann die radioaktive Substanz 
unter der Wirkung ihrer eigenen Strahlen. Die Stärke dieses Leuchtens 
ist indessen kein Maß für die Stärke des Präparates. Es ist in hohem 
Maße von der inaktiven Beimengung und der chemischen Konstitution, in 
welcher sich die radioaktive Substanz befindet, abhängig. Ganz reine 
Präparate leuchten daher unter Umständen weniger als passend verunreinigte. 

Für die Biochemie wichtig, leider aber noch nicht gründlich erforscht 
sind die chemischen Wirkungen der radioaktiven Strahlen. 

') Die Entdeckung der Radioaktivität geschah am Uran durch die photographische 
Wirkung der Strahlen. Becquerel (1897). 


800 Erich Regener. 


Am bekanntesten ist die Wasserzersetzung, welche größtenteils von 
den z-Strahlen herrührt. Jede starke Radiumlösung entwickelt ständig eine 
merkliche Menge von Knailgas, und zwar nach Debierne‘) pro Gramm 
Radium und Stunde 054 em®. Man mul auf diese Gasentwicklung Rück- 
sicht nehmen, wenn man Radiumpräparate in ein Glasröhrchen einschmilzt. 
Das Präparat muß in diesem Falle absolut trocken sein. Zum Ausgleich 
von Ladungen muß ferner immer ein Platindraht eingeschmolzen sein. 

Gleichfalls den «-Strahlen zuzuschreiben ist die Ozonbildung, welche 
man leicht am Geruch erkennt. wenn man eingeschlossene starke Präparate 
öffnet. 

%-Strahlen wandeln weißen Phosphor in roten um?), fällen Kalomel 
aus einer Lösung von Quecksilberchlorid in Gegenwart von Oxalsäure, 
bilden Jod in einer Lösung von Jodoform in Chloroform ?), zersetzen Jod- 
säure und Salpetersäure ®) u. a. m. 

Mit Radiumemanation lassen sich eine Reihe von chemischen Wir- 
kungen hervorrufen®), wobei freilich die Wirkungen der z-, $- und 
y-Strahlen nicht voneinander getrennt sind; den Hauptanteil werden wegen 
ihrer größten Energie jedenfalls die z-Strahlen haben. So wird Kohlen- 
säure in Kohlenstoff, Sauerstoff und Kohlenoxyd, reines Kohlenoxyd hin- 
gegen wieder in Kohlenstoff und Sauerstoff unter gleichzeitiger Entstehung 
von Kohlendioxyd zerleet. Umkehrbar sind ferner die Zerlegungen von 
Salzsäure und Ammoniak. 

Eine Reihe von anorganischen und organischen Körpern in ihrer 
Beeinflußbarkeit durch Radiumstrahlen hat kürzlich Kailan untersucht. ©) 

Alle radioaktiven Strahlen erzeugen bei der Absorption in festen 
Körpern Wärme. Diese Wärmeentwicklung ist theoretisch wichtig, da sie 
das beste Maß für die Energie der Strahlen ist. Praktisch ist sie wegen 
ihrer Kleinheit nicht von Bedeutung. ’”) 

Am empfindlichsten und am leichtesten nachzuweisen ist die elek- 
trische Wirkung der radioaktiven Strahlen. Durch diese Wirkung wird 
auch gewöhnlich die Intensität der Strahlung und damit die Aktivität der 
radioaktiven Präparate gemessen. 

Die elektrische Wirkung der Strahlen besteht in einer „Ionisierung“ 
des von den Strahlen getroffenen Gases, d. i. in einer Bildung von elek- 
trisch geladenen Teilchen aus den neutralen Molekülen des Gases. Sind 
diese Ionen sich selbst überlassen, so geht die Ionisation allmählich (in 
staubfreien Gasen in spätestens einigen Sekunden) wieder verloren, indem 

!) Debierne, Compt. rend. T. 148. p. 703 (1909). 

2) Becquerel, Compt. rend. T. 133. p. 708 (1901). 

») Hardy and Wileock, Proc. Roy. Soc. Vol. 72. p. 200 (1903). 

4) Berthelot, Compt. rend. T. 133. p- 659 (1901). 

5) Ramsay and Cameron, Proc. Chem. Soc. (1907). 

8, Kailan, Sitzungsber. d. Wiener Akademie, mathem.-naturw. Klasse. Bd. 71. 


Abt. IIa. Juli 1912. 
?), 1 g Radium entwickelt in 1 Stunde 135 g Kalorien. 


Ben 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 801 


die positiven und negativen Ionen sich gegenseitig neutralisieren.!) Unter- 
liegen aber die Ionen elektrischen Kräften, befindet sich also z. B. das 
ionisierte Gas in dem elektrischen Felde eines Elektroskopes oder zwischen 
den Platten eines Kondensators, so bewegen sich die Ionen mit einer Ge- 
schwindiekeit, welche proportional der elektrischen Kraft, also der Feldstärke 
des Kondensators ist. Indem die Ionen, den elektrischen Kräften folgend, an 
die Platten des Konlensators gelangen und dort ihre Ladung abgeben, ver- 
ursachen sie einen von bzw. zu der betreffenden Kondensatorplatte fließenden 
Strom. In Fig. 132 ist dies schematisch dargestellt. Wirkt die ionisierende 
Ursache dauernd, wird also z. B. der Luftraum in dem Kondensator durch 
radioaktive Strahlen dauernd ionisiert, so ist der durch die Bewegung der 
Ionen entstehende Strom natürlich von konstanter Stärke und kann durch 


Fig.132. Fig. 133. 


ein Elektrometer, bzw. durch ein Galvanometer gemessen werden. Die 
Methoden hierfür sind im folgenden Kapitel auseinandergesetzt. 

Hier muß zunächst noch ein eigentümliches Verhalten der Ionisations- 
ströme bei zunehmender Feldstärke des Kondensators, in dem der Ionenstrom 
gemessen wird, erwähnt werden. Dieses Verhalten ist in Fig. 153 schematisch 
dargestellt.2) Als die Ordinate ist die Größe des Stromes aufgetragen, als 
Abszisse die Feldstärke des Kondensators, welche ceteris paribus der 
zwischen den Kondensatorplatten liegenden Spannung proportional ist. Wie 
man sieht, findet anfänglich mit zunehmender Spannung ein Ansteigen 
des Stromes statt, welches im allerersten Teile der Kurve sogar linear ist. 
Bei höheren Feldstärken hört die Zunahme des Stromes mit steigender 
Spannung auf, bis schließlich der Strom einen Maximalwert, den Wert 
des sogenannten Sättigungsstromes erreicht, auf den eine weitere Zu- 
nahme der Spannung ohne Einfluß ist.®) Dieses Verhalten der Strom- 
spannungskurve, welches jedes ionisierte Gas zeigt, läßt sich aus den 


‘) Zum Teil geschieht dies auch durch Diffusion der Ionen. 

®) Aufnahme der Ionisation eines Poloniumpräparates. 

3) Bei sehr hohen Feldstärken tritt ein erneutes Anwachsen des Stromes auf, 
das durch Selbstionisierung des Gases durch den sogenannten Ionenstoß verursacht ist 
und der Vorläufer der Funkenentladung ist. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 51 


S0> Erich Rerener 


Eigenschaften der Gasionen zwanglos herleiten. Ist nämlich die Feldstärke 
klein, so ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Ionen bewegen, 
eerine und es wird verhältnismäßig lange dauern, bis die Ionen an die 
Platten des Kondensators gelangen und dort ihre Ladungen abgeben. Da- 
durch haben aber die Ionen verhältnismäßig lange Gelegenheit, sich durch 
Wiedervereinigung gegenseitig zu neutralisieren. Es wird also nur ein 
Bruchteil der durch die Strahlen gebildeten Ionen an die Platten gelangen 
und dort ihre Ladung abzeben. Je größer nun die Feldstärke wird, um so 
schneller wird die Bewegung der Ionen, um so kleiner auch die Gelegen- 
heit zur Wiedervereinieung. Der Sättireungsstrom wird schließlich dann 
erreicht sein. wenn infolee der hohen Feldstärke die Ionen so schnell an 
die Platten geschafft werden, daß durch Wiedervereinigung praktisch keine 
Ionen mehr verloren gehen. Durch den Sättigungsstrom wird also 
die Anzahl der dureh die Strahlen gebildeten lJonen gemessen. 
Die Stärke der 
Fig. 134 Ionisation bildet 
wiederum das Maß) 
für die Intensität 
der Strahlen und 
damit auch für 
die Aktivität des 
emittierenden 
Körpers. Hierin 
liegt die Wichtig- 
keit aller Sätti- 
gungsstrommes- 
sungen. Aus dem 
Sättigungsstrom 
läßt sich leicht die 
Anzahl der in der 
Sekunde gebilde- 
ten Ionen berechnen, wenn der in elektrostatischen Einheiten gemessene 
Strom durch die Ladung eines Iones, also durch 478. 1072°1) elektrostatische 
Einheiten dividiert und ferner die Größe des ionisierten Volumens in 
Rechnung gezogen wird. 

Fine merkwürdige Eigenschaft der Ionen sei noch erwähnt, weil sie 
in neuester Zeit dazu benutzt worden ist, die Bildung der Ionen durch 
die Wirkung der Strahlen direkt photographisch sichtbar zu machen. Es 
ist die Eigenschaft der Ionen, in Luft, die mit Wasserdampf übersättigt 
ist. Kondensationskerne für die Wassertröpfchen zu bilden. Macht man 


unmittelbar, nachdem die Ionen und die Wassertröpfehen durch radio- 
aktive Strahlen gebildet sind, durch einen elektrischen Funken eine Auf- 
nahme. so sieht man die Nebeltröpfehen längs des Schußkanales der 


Genauester Wert von R. A. Millikan. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 803 


Strahlen. In Fig. 134—138 sind solche Aufnahmen von €. T. R. Wilson 
wiedergegeben. Sie geben uns einen direkten Einblick in den ganzen 
Mechanismus der Strahlen und der Ionenbildung seitens der Strahlen und 
gehören zu den schönsten Erfolgen, die uns das Gebiet der Radioaktivität 


Fig. 135. 


gebracht hat. Fig. 134 stellt die Wirkung der von einem Radiumpräparat 
ausgehenden x-Strahlen dar (siehe voriges Kapitel); die Ionen und die aus 
ihnen sich bildenden Wassertröpfchen sind längs der fast geraden Geschoß- 
bahn angeordnet. Ganz am Ende haben die Bahnen der «-Teilchen einen 


Fig. 136. 


kleinen Knick (siehe die Fig. 135, welche eine Vergrößerung der Bahn 
eines x-Strahles darstellt), wodurch die Natur der geringen Streuung, die 
die x-Strahlen erfahren, ad oculos demonstriert wird. Fig. 136 zeigt in 
gleicher Weise die z-Strahlen, welche von einer minimalen Menge Radium- 
emanation ausgesandt werden. Während in Fig. 134 die Strahlen von dem 
fast punktförmigen Präparat ausgehen, gehen sie bei der gasförmigen 


51* 


S04 


Emanation 


(Fig. 136) 


Erich Rereneı 


an beliebiger Stelle des Raumes, wo gerade ein 


Kmanationsatom zerfällt. nach beliebiger Richtung aus. Fig. 157 zeigt einen 
%-Strahl. Die Bahn desselben ist stark gekrümmt, da die £-Strahlen stark 
gestreut werden. Die Wassertröpfehen längs der Bahn sind ferner viel 


dünner 


vesät 


als 


bei 


187 


den 


+-Strahlen. 


gekrümmte 


Linien 


(die 


(Länge in 


lanesamen 


Wirklichkeit 


Strahlen 


da das %-Teilchen auf 1 em seines 
Weges viel weniger lonen (einige 
lOOmal weniger) bildet als das 
z-leilchen. Fig. 138 zeigt die Ioni- 
sation. die ein Röntgenstrahl her- 
vorruft (in Ermangelung einer Pho- 
tographie mit y-Strahlen, wo die 
Verhältnisse sicher die gleichen 
sind). Der Röntgenstrahl erzeugt 
primär gar keine Ionen, sondern 
es werden erst Sekundärstrahlen. 
also weiche %-Strahlen gebildet. 
welche dann erst längs ihrer Flug- 
bahn Ionen erzeugen. Die Flug- 
bahnen dieser Sekundärstrahlen re- 
präsentieren sich auf der Photo- 
eraphie sehr deutlich als sehr stark 
erleiden ja eine starke Streuung) 


vom Anfang bis zum Ende ca. 20 mm). 


Fig. 138 


Hierdurch wird sehr deutlich die wichtige Tatsache illustriert. daß die 
ionisierende (und wohl auch jede andere) Wirkung der Röntgenstrahlen 
(v-Strahlen) auf dem Umwege durch die Sekundärstrahlen erfolgt. 


IV. Mefjmethoden. 


Die Messung der Intensität der radioaktiven Strahlen geschieht fast 
ausschließlich durch die Messung der lonisation, welche die Strahlen her- 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 805 


vorbringen. Die Messung der Ionisation wiederum läuft auf eine Strom- 
messung hinaus (siehe Seite 801). Es ist die Kleinheit des zu messenden 
Stromes, welche hierbei die Hauptschwierigkeit bildet. Nur in seltenen 
Fällen, nämlich bei der Messung starker z-Strahlen-Ionisation, ist ein Gal- 
vanometer empfindlich genug. Als solches dient dann am besten ein Deprez- 
d’Arsonval-Galvanometer von 10.000 Ohm Widerstand von Siemens d& 
Halske. Sonst ist man auf die elektrometrische Methode angewiesen. Die- 
selbe kann in zweierlei Form gebraucht werden. Entweder beobachtet man 
den Abfall der Spannung V eines Elektrometers (Elektroskopes) innerhalb 
einer bestimmten Zeit t in Sekunden; der Strom i berechnet sich dann 
nach der Formel 


ET 2 : 


wo Ü die Kapazität der Anordnung bedeutet, oder man mißt die Aufla- 
dung, die das Elektrometer durch den zu messenden Strom erfährt. Die 
Formel zur Berechnung des Stromes ist dieselbe. 

Soll der Strom in Ampere ausgerechnet werden, so ist die Kapazität 
in Farad (Mikrofarad = 1 Milliontel Farad), die Spannung in Volt anzu- 
setzen. Die Ströme, die bei radioaktiven Messungen vorkommen, sind immer 
ein sehr kleiner Bruchteil eines Ampere in den Grenzen von 1 Milliontel 
(10=) bis 1 Billiontel (101?) Ampere. Meist wird daher der Strom bei radio- 
aktiven Messungen in elektrostatischen Einheiten angegeben. Man erhält 
dann Zahlen, welche 3.10!°mal größer als die in Ampere angegebenen, 
meist aber immer noch klein sind. Um den Strom in elektrostatischen 
Einheiten zu bekommen, muß die Kapazität elektrostatisch, d. h. in Zenti- 
meter, die Spannung auch in elektrostatischen Einheiten angegeben sein. 
Die Eichung von Elektrometern ist nun aus praktischen Gründen immer 
in Volt angegeben. Um die Eichung in elektrostatischen Spannungseinheiten 
zu bekommen, sind die Zahlen in Volt durch 300 zu dividieren, da 
300 Volt=! elektrostatische Spannungseinheit ist. 

Der in einem bestimmten Volumen gemessene Ionisations-Sättigungs- 
strom dient häufig als Einheit für die Stärke einer Strahlung bzw. eines 
Präparates. Mit elektrostatischen Stromeinheiten, die, um handliche Zahlen 
zu erhalten, mit 1000 multipliziert sind, rechnet z. B. die Mache-Einheit, 
welche insbesondere bei Emanationsbestimmungen Verwendung findet. 
Näheres darüber siehe unten, Seite 829. Ganz und gar keinen Sinn hat aber 
die bloße Angabe des Spannungsabfalls, den das strommessende Elektrometer 
in der Stunde erfährt, eine Angabe, die sich in älteren radioaktiven Ar- 
beiten ziemlich häufig findet. Denn ohne die Angabe der Kapazität C in 
der Formel 8 bleibt der Strom i unbestimmt. 

Bei der Messung schwacher lIonisationsströme begegnet man der 
Komplikation, daß die Luft auch bei Abwesenheit künstlicher radioaktiver 
Substanzen eine schwache Leitfähigkeit besitzt. Wenn man nach der Me- 
thode des Spannungsabfalls beobachtet, muß man stets dieses „normale“ 
oder „natürliche“ Leitvermögen der Luft berücksichtigen. Es geschieht 


806 Erich Regener. 


dies dadurch, dal man den Spannungsabfall des Elektroskopes beobachtet. 
wenn die zu messende Substanz entfernt ist. Dieser Spannungsabfall wird 
(mit Hilfe der Eichtabelle des Elektroskopes in Volt ausgedrückt) ge- 
wöhnlich auf 1 Stunde umgerechnet und dieser sogenannte Normalverlust 
bei der eigentlichen Messung, die gleichfalls auf 1 Stunde umgerechnet 
ist, abgezogen. Dann erst wird nach Formel (8) der eigentliche Strom 
ausgerechnet. h 

Die natürliche Leitfähigkeit der Atmosphäre ist, wie die neuere For- 
schung gelehrt hat, durch radioaktive Substanzen verursacht, welche sich 
in der Erde und der Atmosphäre in sehr geringer Menge befinden. In 
einem Laboratorium, in welchem mit radioaktiven Substanzen gearbeitet 
wird. kann durch Verschleppung derselben (insbesonders durch die gas- 
föürmigen Emanationen sowie durch radioaktiven Staub) die Leitfähigkeit 
der Luft leicht eine solche Höhe erreichen, daß jedes Arbeiten mit Elektro- 
skopen sehr erschwert wird. Am besten bringt man in die Meßräume nur 
radioaktive Präparate, welche luftdicht verschlossen sind. Räume, in denen 
mit Emanation so gearbeitet wird, dal dieselbe möglicherweise entweichen 
kann, sollen so ventiliert sein, daß die emanationshaltige Luft nicht in das 
übrige Laboratorium verschleppt wird. Apparate, welche durch Berührung 
mit Emanation aktiv geworden sind (was man an dem zu hohen Normal- 
verlust, den sie geben, erkennt), kann man am leichtesten dadurch wieder 
eebrauchsfähig machen, daß man sie mit verdünnter Salzsäure abwäscht. 
Die Salzsäure ätzt zwar die oberflächliche Metallschicht, zugleich aber auch 
den störenden aktiven Beschlag fort. 

Die vollständige Apparatur zur Messung der durch die radioaktiven 
Strahlen erzeugten lonisation besteit aus zwei Hauptteilen: aus der loni- 
sationskammer und dem zur Strommessung dienenden Elektrometer. 

lIonisationskammern. Sie haben den Zweck, das Volumen der 
durch die Strahlen ionisierten Luft meßbar zu begrenzen und in der 
Kammer ein elektrisches Feld zu erzeugen, welches stark genug ist. den 
Sättigungsstrom der zu messenden Ionisation hervorzubringen. Die Ioni- 
sationskammer stellt also einen elektrischen Kondensator dar und wird 
- auch oft als solcher bezeichnet. 

(Greschieht die Strommessung durch die Beobachtung des Spannungs- 
abfalls des Elektrometers, so bildet die Spannung des Elektrometers gleich- 
zeitig die Spannung zur Erzeugung des Feldes in der Ionisationskammer. 
Diese Anordnung ist schematisch in Fig. 139 dargestellt. X ist das Elektro- 
meter, K die Ionisationskammer, auf das Elektrometer aufgesetzt gedacht. 
Wird nach der Auflademethode beobachtet, so ist zur Herstellung der 
Kondensatorspannung eine besondere Spannungsquelle nötig. Diese Anord- 
nung ist in Fig. 140 schematisch gezeichnet. B ist die Hochspannungsbatterie), 
K die Ionisierungskammer, E das Elektrometer. als Quadrantelektrometer 
schematisch gezeichnet, wie es für diese Methode üblich ist. Diese Methode 
hat vor der erstgenannten den großen Vorteil, daß man durch Variieren 


') Sehr geeignet für radioaktive Messungen sind die Batterien von Alingelfuß, Basel. 


TREE Be = 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 807 


der Spannung der Batterie 3 die Sättigungsstromkurve verfolgen, also das 
Vorhandensein der Sättigung feststellen kann. Der erforderliche Aufwand 
an Apparaten ist freilich ein viel größerer. !) 

Je nach der Art der zu messenden Strahlen ist die Form der Ioni- 
sationskammer verschieden. 

Für x-Strahlen ist am besten ein Plattenkondensator, da ein solcher 
am leichtesten Sättigungsstrom gibt. ?) 

Eine einfache Form desselben ist in Fig. 141 dargestellt.) Auf den 
Boden der Messingbüchse A kommt der die z-Strahlen emittierende Körper. 


Fig.139. Fig. 140. 
K 
a = 
= ca 100 Volt 
ers, r 
a “Erde en Erde 
Fig. 141. 
Elektrometer 
Die verschiebbare Platte 
B ist mit dem Elektro- > Erde 
meter verbunden. Die 
Erde oder 


Messingbüchse ist ge- 
erdet, wenn die Methode 
der Beobachtung des 
Spannungsabfalls zur 
Anwendung kommt. 
Wird die Auflademe- 
thode gebraucht, so 
wird die Büchse A mit der Hochspannung verbunden (sie steht des- 
halb auf den Hartgummiklötzen CC). Die Isolation D muß dann doppelt 
sein; sie besteht aus einem in den Büchsendeckel eingesetzten Hartgummi- 
stück, in welchen ein mit der Erde zu verbindender Messingring einge- 
setzt ist (ein sogenannter Schutzring), der die eigentliche Isolation aus 
Bernstein trägt. Dadurch wird ein Überkriechen der Elektrizität von dem 
geladenen (Gehäuse über die Isolation nach der inneren Elektrode ver- 
mieden.*) 


Hochspannui Ing 


‘) Dieselbe Anordnung ist auch für eine galvanometrische Strommessung nötig 
(für sehr starke Ströme). An die Stelle des Elektrometers tritt dann ein Galvanometer. 

2 E. Regener, Verhandl. d. Deutschen Phys. Ges. Bd. 13. S. 1065 (1911). 

>), *) Von Spindler und Hoyer, Göttingen. 


SOS Erich Regener. 


Die durch z-Strahlen hervorgerufene lonisation ist auf ein be- 
stimmtes Luftvolumen begrenzt, das durch die Reichweite der betreffenden 
x-Strahlen gegeben ist. Will man die gesamte von einem Präparat er- 
zeugte «-Strahlen-lonisation messen’), so muß man mit der zweiten Kon- 
densatorplatte außerhalb des ionisierten Luftraumes bleiben (siehe Fig. 141, 
wo der ionisierte Luftraum schraffiert gezeichnet ist). Bei einigermaßen starken 
Präparaten sind hierbei ziemlich hohe Spannungen zur genauen Erreichung 
des Sättigungsstromes nötig?) (zirka 1000 Volt und mehr), man kann 
darum mit der Methode des Ladungsabfalls schlecht arbeiten, da die Elek- 
troskope meist nur auf 200-300 Volt geladen werden. In diesem Falle 
kann man jedoch Sättigungsstrom erreichen, wenn man auf 1—1'5 cm 
Plattenabstand heruntergeht. Man kann dann allerdings nicht mehr die 
gesamte Ionisation der z-Strahlen messen, wohl aber Vergleichsmessungen 
mit anderen Präparaten derselben Substanz ausführen. 

Zur Messung der &- und y-Strahlen-Ionisation benutzt man meist einen 
Zylinderkondensator. Er besteht (Fig. 142) einfach aus einem zylindrischen 
Gefäß A. in welchem eine stabförmige Elektrode B eingeführt ist. Die Iso- 

| lation des Stabes muß mit einem Schutz- 
Fig. 142. ring (siehe Fig. 141) versehen sein, wenn 
man nach der Auflademethode arbeitet. 

Sollen &-Strahlen gemessen wer- 
den. so bekommt der Boden € des 
/ylinderkondensators (Fig. 142) ein 
Loch, das mit Stanniol oder dünner 

A Aluminiumfolie beklebt ist und durch 

welches die zu messenden £-Strahlen 

eintreten. Für y-Strahlenmessungen wird das ganze Gefäß mit 2 mm starkem 

Bleiblech umgeben. Sowohl bei £-Strahlen wie bei y-Strahlen kann man 

niemals die ganze von den Strahlen erzeugte lonisation messen. sondern 

man muß sich immer damit begnügen, dieselbe mit derjenigen eines 

Standardpräparates, das in der gleichen Entfernung vom Kondensator auf- 
gestellt wird, zu vergleichen. 

Zur Messung der durch eine gewisse Menge Emanation hervorge- 
rufenen Ionisation dient auch der Zylinderkondensator. Er wird dann meist 
erößer, 2—15 ! fassend, angewendet. 

Elektrometer. Elektrometer und Elektroskope für lIonisations- 
messungen gibt es heute eine sehr große Zahl, von denen hier nur einige 
beschrieben werden können. Will man die einfachere Methode der Beob- 
achtung des Spannungsabfalls zur Ionisationsmessung benutzen, so genügt 


') Da die Hälfte der «-Strahlen auf die Unterlage des Präparates ausgeschleundert 
und dort absorbiert wird, so gelangt praktisch immer nur die Hälfte der Strahlen zur 
Messung, und diese auch nur dann, wenn das «-Strahlenpräparat in so dünner Schicht 
vorliegt, daß in der Schicht selbst keine «-Strahlen absorbiert werden. Dies ist z. B- 
bei Poloniumpräparaten und aktiven Beschlägen der Fall. 

?, E. Regener, ]. e. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 809 


jedes Elektroskop, dessen Isolation aus poliertem Bernstein ist und das 
eine genügend genaue Skala hat. Ist eine solche an dem Instrument nicht 
vorhanden, so kann man ein Ablesemikroskop mit einer Okularmikro- 
meterskala benutzen, muß dasselbe aber fest mit dem Elektrometer ver- 
binden, damit die relative Stellung der Skala gegen das Elektroskop- 
blättchen immer dieselbe bleibt. Auch läßt sich ein solches Elektroskop 
leicht herstellen, wenn man die Mühe nicht scheut, das Elektroskopblättchen 
als zirka 5 mm breiten, 4—D cm langen Streifen aus Blattgold oder Blatt- 
aluminium mit einem Rasiermesser (zwischen dem das Metall einhüllenden 
Papier) auszuschneiden, wozu allerdings einige Übung gehört. Das Blättchen 
wird dann mit seinem oberen Ende an einen Messingstreifen angeklebt 
und mit einem polierten Bernsteinstück in einen kleinen viereckigen Mes- 
singkasten eingekittet (Fig. 143). Zwei Fenster vorn und hinten gestatten 
die Beobachtung und Beleuchtung des Blättchens. Wird 

das Elektroskop mit einer Ionisationskammer verbunden, Fig. 148. 

so muß der verbindende Draht in einer mit dem Elek- 

troskopgehäuse verbundenen Messingröhre geführt werden, 

damit Störungen durch Influenz von außen ferngehalten 

werden. An einer Stelle muß die Röhre ein Loch haben, 

damit das Elektroskop geladen werden kann. Dies ge- 

schieht mit einem an einer Siegellackstange befestigten 

Drahte, mit dessen einem Ende man den Zuleitungsdraht 

zum Elektroskop berührt und an dessen anderem Ende 

man eine geriebene Siegellackstange oder eine Trocken- 

säule abstreicht. Will man y-Strahlen messen, so kann 

man, wie das meist geschieht, das Elektroskop selbst als lonisationskammer 
benutzten, indem das geladene Blättchen das Feld der Ionisationskammer 
(in diesem Falle also des Elektrometergehäuses) selbst erzeugt. Das ganze 
Elektroskop ist dann mit 2 mn diekem Bleiblech, mit zwei Ausschnitten 
für die Fenster zu umgeben. 

Von käuflichen Elektrometern sei dasjenige von Elster und Geitel 
sowie dasjenige von Wulf erwähnt. Das Elster- und @eitelsche Elektro- 
skop (Fig. 144)!) besitzt zwei Aluminiumblättchen 5 b, welche beim Trans- 
port durch gegengeschobene Schutzbacken P P gesichert werden. Abgelesen 
werden immer die Stellungen beider Blättchen, weil man dann von einer 
genau senkrechten Stellung des Instrumentes unabhäng ist. Dadurch, dab 
das von der versilberten Vorderwand a des Elektroskopes reflektierte Bild 
der Skala M beobachtet wird, wird eine parallaxenfreie Ablesung erreicht. 
Die Skala muß ebensoweit von der Vorderwand abstehen, als die Blätt- 
chen dahinterliegen. 

Das Wulfsche Elektrometer ?) ist ein vorzügliches Instrument, welches 
schnelle Einstellung, genaue Ablesung mit Unempfindlichkeit gegen Transport 


!) Günther und Tegetmeyer, ne 


?) Th. Wulf, Phys. Zeitschr. Bd. 10. S. 251 (1909). Lieferant Günther und Teget- 
meyer, Braunschweig. 


s10 Erich Regener. 


verbindet. Es besteht (Fig. 145) aus zwei leitend gemachten Quarzfäden, 
welche oben und unten zusammengehalten werden. Beim Laden des Elektro- 
meters spreizen sich dieselben. Die Spreizung der Fäden wird am Okular- 
mikrometer des Beobachtungsmikroskopes abgelesen. Die Fäden sitzen in 
einem doppelten Gehäuse. Wenn das innere, isolierte auf eine bekannte 
hohe Spannung aufgeladen wird, rückt der Meßbereich um diese Spannung 
herauf. Das Elektrometer wird auch für y-Strahlenmessungen eingerichtet 
geliefert. 

Die Eichung der Elektrometer kann mit kleinen Normalelementen 
geschehen, die zu 100 Stück (Spannung 102 Volt) in einem Kästchen mit 


Fig. 144. 


Paraffin eingegossen von Spindler d& Hoyer, Göttingen, geliefert werden!) 
(Fig. 146). Diese kleine Batterie ist recht genau, sie ist aber vor Kurz- 
schluß sorgfältig zu hüten, d. h. die beiden Pole dürfen auch durch einen 
hohen Widerstand nicht geschlossen werden. Zur Stromentnahme ist sie 
daher nicht zu gebrauchen. Steht eine genügend hohe Akkumulatoren- 
batterie zur Verfügung, so kann man nach dem in Fig. 147 gezeichneten 
Schaltungsschema dieselbe mit den Enden eines hohen Widerstandes 4 
(zirka 10.000 Ohm) verbinden und an einem Bruchteile a desselben die 
Spannung abzweigen. Die Spanuung F° wird am besten mit einem Prä- 
zisionsvoltmeter (10 Ohm Instrument von Siemens d& Halske mit passenden 


1!) Konstruktion von Krüger. 


i 
k 
t 
N 
N 
| 


EEE 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 811 


Vorschaltwiderständen) gemessen. Die an den Abzweigklemmen liegende 
Spannung » ist dann 


"Sollen nicht nur Vergleichsmessungen gemacht werden, sondern der 
Absolutwert der gemessenen Ionisationsströme bestimmt werden, wie dies 
bei Emanationsmessungen der Fall ist, so muß auch die Kapazität des 
Elektroskopes und der mit demselben verbundenen Apparate bekannt sein. 
Bei den käuflichen kompletten Apparaten für diese Zwecke ist die Kapa- 
zität meist mit genügender Genauigkeit angegeben. Man hat dann nur da- 
rauf zu achten, daß der Apparat genau in der vorgeschriebenen Konfigu- 
ration zusammengesetzt wird, da die Kapazität von der gegenseitigen 
Stellung der Apparatenteile zueinander abhängig ist. 

Muß man die Kapazität einer Versuchsanordnung selbst bestimmen. 
so benutzt man am besten die Methode von Harms, die auch bei kleinen 


Fig.145. 


Fig. 147. 


Fig. 146. 


Kapazitäten gute Resultate gibt, wo die sonst gebrauchte Methode der 
Ladungsteilung versagt. Auf die ausführliche Beschreibung der Zarmsschen 
Methode sei verwiesen!); der Kondensator dazu wird von Günther und 
Tegetmeyer geliefert. 

Hat man stärkere Ströme nach der elektroskopischen Methode zu 
messen, so können sich die Elektroskopblättchen so schnell bewegen. dal) 
eine genaue Messung nicht möglich ist. Man schaltet dann zu dem Elek- 
troskop eine Kapazität parallel. Solche Hilfskapazitäten kann man sich 
leicht selbst machen, indem man zwei Messingröhren von einigen Zenti- 
metern Weite mit Paraffin oder Bernstein ineinander befestigt. Je enger 
der Zwischenraum und je größer die Oberfläche der Röhren, um so größer 
ist die Kapazität. Die äußere Röhre wird geerdet (mit dem Elektroskop- 
gehäuse verbunden), die innere mit dem Elektroskopblättchen verbunden. 


') F. Harms, Physik. Zeitschr. Bd. 5. S. 47 (1904). 


812 Erich Regener. 


Einen Kondensator aus mehreren konzentrischen Messingröhren von 
variabler Kapazität (nach @erdien) liefert Spindler & Hoyer (Fig. 148). 

Für die Auflademethode kommt als Elektrometer nur das Quadrant- 
elektrometer, am besten in der Form von Doleezalek mit Bernsteinisola- 
tion in Betracht. Diese Methode zur Bestimmung von lonisationsströmen 
ist genauer als diejenige der Beobachtung des Spannungsabfalles am Elek- 
troskop, der Aufwand an Apparaten ist aber ein viel größerer. Man braucht 
außer dem Quadrantelektrometer eine Batterie, am besten eine Krüger- 
Batterie aus Normalelementen,. zum Laden der Elektrometernadel. Die 


Fig. 148. Fig.149. 


Ionisationskammer kann nicht als 
Bestandteil des Elektrometers aus- 
gebildet werden, da die am Qua- 
drantelektrometer meßbaren Span- 
nungen zur Hervorrufung des Sät- 
tigungsstromes zu gering sind; man 
braucht also noch eine besondere 
Batterie zur Herstellung des Feldes 
im  Jonisationskondensator. Das 
(Juadrantelektrometer selbst ist ein 
ziemlich diffiziler Apparat und er- 
fordert einige Zeit und Übung zur 
Aufstellung und Justierung. Es sei darum hier nur auf das entsprechende 
Kapitel in Kohlrauschs Lehrbuch der praktischen Physik!) verwiesen. ?) 

Komplette Apparaturen. Zusammenstellungen von Elektrometern 
und lIonisationskammern sind meist für den Zweck der Emanationsbestim- 
mungen konstruiert und käuflich erhältlich. Die beiden gebräuchlichsten 
Instrumente dieser Art sind das „Fontaktoskop“ von Engler und Sieve- 
king und die von Schmidt angegebene Apparatur. 

Das Fontaktoskop (Fig. 149)°) besteht in seiner Originalform aus einem 
Elster- und Geitelschen Elektroskop E, das auf eine 10 / fassende, kannen- 


1) Elfte Auflage, S. 5%. 

2) Verfügt man über eine Hochspannungsbatterie von mindestens 1000 Volt, so 
kann man an Stelle des Quadrantelektrometers auch ein empfindliches Wulfsches Elek- 
trometer, eventuell mit parallelgeschalteter Kapazität verwenden, siehe z.B. J. Plesch, 
L. Karczag und Keetmann, Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. Bd. 12 (1912). 

3) Günther und Tegetmeyer, Braunschweig. 


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Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 813 


förmige Ionisationskammer aufgesetzt wird. Die Isolation der Elektroskop- 
blättchen befindet sich im oberen Teile des Elektrometergehäuses, in die 
Kammer hinein ragt die (auch Zerstreuungskörper genannte) Elektrode Z. 
welche das elektrische Feld in der Ionisationskammer erzeugt. 

Das Fontaktoskop wird meist zur Bestimmung des Emanations- 
gehaltes von natürlichen oder künstlichen aktiven Wässern benutzt. Die 
speziellen Anweisungen für den Gebrauch des Apparates für diesen Fall sind 
im sechsten Kapitel angegeben. Für die Genauiekeit derartiger Messungen 
ist es sehr wünschenswert, die Meßkanne luftdicht verschlossen zu halten. 
Dies wird im Fontaktometer von Mache und Meyer!) erreicht, das sonst 
ganz ähnlich wie das Fontaktoskop konstruiert ist. 

Soll der Emanationsgehalt eines Gases, das zweckmäßig in einer 
Kugel mit zwei Hähnen transportiert wird (Fig. 150), mit dem Fontakto- 
skop bestimmt werden, so wird das 
betreffende Gas am besten in der Fig. 150. 

Weise in die Kanne geleitet, dab die K 

Kanne vollständig mit emanations- 
freiem Wasser ?) gefüllt, mit einem 
durchbohrten Gummistopfen mit Hahn 
verschlossen wird und dann das Was- 
ser durch den an dem Apparat be- 
findlichen unteren Hahn abgelassen 
wird. Es zieht dann das Gas nach. 
Soll die Luft eines Zimmers auf den 
Emanationsgehalt untersucht werden, 
so ist natürlich der obere Stopfen und 
Hahn überflüssig; man läßt einfach 
das Wasser ablaufen. 

Die Ionisationskammer besteht zweckmäßig aus Zinkblech. Es läßt 
sich dann ihre Oberfläche am besten von radioaktiven Beschlägen, welche 
sich beim Arbeiten mit Emanation etc. bilden und den Normalverlust 
schließlich unzulässig erhöhen, dadurch reinigen, daß die Kanne mit Wasser 
ausgespült respektive abgewischt wird, das mit Salzsäure versetzt ist. 
Dadurch wird zwar die Oberfläche der Kanne angegriffen, aber auch 
aller aktiver Beschlag weggeätzt. 

Der Apparat von 7. W. Schmidt (Fig. 151)?) besteht aus einem ein- 
blättrigen Elektrometer E, auf welchen die Ionisationskammer K aufge- 
schraubt ist. Zur Einleitung der Emanation ist die Kammer K mit zwei 
Hähnen versehen. im übrigen vollkommen luftdicht. Die Emanation wird 
beim Schmidtschen Apparat in einer besonderen Flasche F aus dem zu 
untersuchenden Wasser durch Schütteln (1!/;, Minuten lang) ausgetrieben 


!) Mache und Meyer, Zeitschr. f. Instrumentenkde. Bd. 29. S. 65 (1909). 

?) Wenn, wie es in Badeorten vorkommt, auch das Leitungswasser etwas aktiv 
ist, wird dies am besten ausgekocht oder destilliertes Wasser genommen. 

>) Spindler und Hoyer, Göttingen. 


814 Erich Rerener. 


und durch ein Zirkulationsgummigebläse @ mit der in der Ionisierungs- 

kammer befindlichen Luft vermischt. Die in der Schüttelflasche und in 

den Schläuchen zurück- 

Pig. 161 bleibende  Emanation 

mul durch Rechnung 

berücksichtigt werden.!) 

Feste Körper kön- 

nen in einer ringförmi- 

ven Schale untersucht 

werden, welche auf den 

Boden der Ionisierungs- 
kammer paßt. 


V. Die radioaktiven 

Körper. 

Der Beschreibung 
der wichtigeren radio- 
aktiven Körper möge 
eine Tabelle voraus- 
gehen (siehe Seite 816), 
welche sämtlichen be- 
kannten radioaktiven 
Elemente mit den auf 
sie bezüglichen Kon- 
stanten erhält. ?) 


Uran. 


Uran ist in seinen Verbindungen ein käuflicher Körper.?) Da aus 
dem Uran das Uran X entsteht, ein Körper von relativ kurzer Lebens- 
dauer (Halbwertszeit — 246 Tage), so wird praktisch das Uran auch 
die Gleichgewichtsmenge Uran X enthalten. Es wird dann als Strahlen 
aussenden: z-Strahlen von 2'7 cm Reichweite (vom Uran selbst stammend), 
s-Strahlen, welche von 048 mm Aluminiumblech zur Hälfte absorbiert 
werden (vom Uran X), und y-Strahlen, welche von zirka 1 em Blei zur Hälfte 
geschwächt werden (vom Uran X). Außerdem sendet das Uran X eine se- 
kundäre $-Strahlung, eine sogenannte $-Strahlung aus, welche so weich ist, 
daß) sie fälschlich mit «-Strahlen verwechselt wurde. Durch 005 mm Alu- 
minium läßt sie sich absorbieren. Wendet man ein Blech von dieser Dicke 
an, so schaltet man die ö-Strahlen und die x-Strahlen aus und erhält Prä- 
parate, welche 5-Strahlen und schwache y-Strahlen (beide vom Uran X) 
aussenden. Solche Präparate sind zwar schwach, aber leicht und billig her- 
stellbar:; in bequemer Weise erhält man z. B. Uranplatten beliebiger Form, 
wenn man das käufliche schwarze Uranoxyd mit Gips anrührt und zu der 
gewünschten Form ausgiebt. Die Dicke der Platten braucht nur einige 

') H. W. Schmidt, Physik. Zeitschr. Bd. 6. S. 561 (1905). 


®) Nach Landolt-Börnstein-Roth, Physikalisch-chemische Tabellen. 4. Aufl. 1912. 
°) Uransalze sind starke Gifte. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. s15 


Millimeter zu betragen, da es hauptsächlich auf die Oberfläche ankommt. 
Man kann auf diese Weise z. B. eine Kammer mit aktiven Wänden ver- 
sehen und Dauerversuche an Pflanzen ete. vornehmen. Benutzt man solche 
Uranplatten ohne dünnes Aluminium, so bekommt man auch die z-Strahlen 
des Urans (Reichweite in Luft nur 27 cm!) sowie die -Strahlen des 
Uran X. Zum Vergleich der Intensität der Uranstrahlen mit denen des 
RKadiums sei angeführt, daß die x-Strahlung der gleichen Gewichtsmenge 
Radium zirka 2 Millionen mal stärker ist. 2%g Uran wären demnach in 
bezug auf die z-Strahlung 1 »g Radium äquivalent. Praktisch wird das 
Verhältnis jedoch für das Uran sehr viel ungünstiger, weil in der sehr 
viel größeren Masse des Urans die Strahlen sehr vielmal stärker absorbiert 
werden. Etwas günstiger wird sich in der Praxis die 5-Strahlung reprä- 
sentieren, da sie hier in einer gewissen Tiefe aus dem Präparat herausdringt. 
Immerhin ist die Wirkung gegenüber Radiumpräparaten sehr schwach und 
man wird nur bei sehr lang dauernden Bestrahlungen etwas erreichen können. 

Uran und Uran X lassen sich auch durch chemische Operationen 
voneinander trennen, so dal) man einerseits reines Uran als «-Strahler, 
andrerseits Uran X als %- und y-Strahler bekommt. Die Trennung dürfte 
jedoch für die meisten Fälle wenig Zweck haben, da das Uran wieder 
Uran X nachbildet (in 246 Tagen die Hälfte der Gleichgewichtsmenge), 
Uran X hingegen wieder in 246 Tagen zur Hälfte zerfällt. Die Strahlung 
des Uran X kann man zudem von jedem Uranpräparat bekommen, wenn 
man die oben angeführte Absorption der x-Strahlen des Uran durch dünnes 
Aluminiumblech vornimmt. 

Jonium. 

Jonium ist’käuflich zu erhalten (z. B. bei de Haön, Seelze bei Han- 
nover). Es kommt in Betracht, wenn nur «-Strahlen untersucht werden 
sollen, denn diese allein sendet es aus (Reichweite 2:8 cm). Vor dem zu 
gleichem Zwecke häufig benutzten Polonium hat es den Vorzug, dab es 
nicht wie dieses in der Wirksamkeit abnimmt, sondern in seiner Strahlungs- 
intensität absolut konstant ist, da die Halbwertszeit in der Größenordnung 
von 30.000 Jahren liegt. 

Radium. 

Die käuflichen Radiumpräparate sind Bromid-, Chlorid- oder Kar- 
bonatverbindungen des Radiums. Es wäre am praktischsten, wenn das Ra- 
dium auch in seinen Verbindungen nach dem Gehalt an Radiummetall, 
dem eigentlich Wirksamen bei den Präparaten, verkauft würde. Leider ge- 
schieht dies nicht, man muß also darauf achten, in welcher Verbindung 
das Radium vorliegt. Auch werden Präparate mit und ohne Kristallwasser 
verkauft: die letzteren sind natürlich wertvoller. Beim Einkaufe von Ra- 
dıum muß man auch berücksichtigen, ob man die Absicht hat, das Prä- 
parat zur Gewinnung der Emanation aufzulösen. Alte Präparate, welche, 
wie es meistens geschieht, in Hartgummikapseln aufbewahrt waren, sind 
nämlich meistens unlöslich: man nimmt an, dal dies durch Aufnahme von 
Schwefel (aus dem Hartgummi) und Umwandlung des Präparates in un- 


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Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 


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Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 819 


lösliches Sulfid geschehen ist. Solche Präparate müssen durch Schmelzen 
mit Kalium-Natriumkarbonat löslich gemacht werden, eine Operation, die 
auch der Chemiker, der nicht speziell mit Radium gearbeitet hat, wegen 
der Kleinheit der zur Verarbeitung gelangenden Substanzmengen nur un- 
gern machen wird. Liegt das Karbonat des Radiums vor, so wird die 
Auflösung durch einen Tropfen Salzsäure bewirkt. Die Messung der Ra- 
diumpräparate geschieht durch Vergleich mit einem Präparate von be- 
kanntem Gehalte nach der y-Strahlenmethode. 

Ein Radiumpräparat, welches von seinen Zerfallsprodukten (z. B. durch 
Auflösen und Eindampfen) befreit ist, sendet neben einer schwachen d-Strah- 
lung nur «-Strahlen aus. Da man als «-Strahler aber bequemere Körper 
hat (Polonium, Jonium), kommt es für die praktische Anwendung nicht 
in Betracht. 

Ist das Radiumpräparat mindestens einen Monat alt und ist dasselbe 
luftdicht verschlossen, so steht es im radioaktiven Gleichgewicht mit der 
sich aus ihm entwickelnden Emanation und den drei nächsten Zerfalls- 
körpern, dem Radium A, B und C. Mit der Strahlung dieser Körper (siehe 
Tabelle II) hat man also bei einem gewöhnlichen Radiumpräparat zu 
rechnen. Erst im Laufe von Jahrzehnten (bedingt durch die Periode des 
Radium D [16 Jahre]) sammeln sich auch die langsam zerfallenden 
Körper Radium D, E und F (Polonium) in dem Präparate an. Die Strah- 
lung dieser Körper ist aber wenig durchdringend und kommt deswegen 
für gewöhnlich nicht in Betracht. 

Die hauptsächliche Anwendung findet nämlich ein Radiumpräparat 
in fester Form als Quelle durchdringender $&- und y-Strahlung. 

Die £-Strahlung tritt sogar in mehreren Stufen der Durchdringungs- 
fähigkeit auf; durch sukzessive Anwendung immer stärker werdender Alu- 
minium- und Silberbleche kann man immer härtere Strahlen absondern. 
Durch 1 mm Blei oder 2 mm Messing gehen schließlich nur die y-Strahlen 
hindurch. Es ist zu berücksichtigen, daß man diese letzteren immer dabei 
hat, wenn man mit $-Strahlen arbeitet. 

Radiumemanation. 

Die Radiumemanation ist wegen ihres gasförmigen Charakters für 
viele biologische Versuche von besonderer Bedeutung. Von dem Radium- 
präparat entfernt, zerfällt sie in 386 Tagen zur Hälfte. Für sich allein 
sendet die Emanatien nur x-Strahlen von 453 cm Reichweite aus. Ver- 
hältnismäßig schnell (in 2—3 Stunden bis zur Gleichgewichtsmenge) 
sammelt sich aber in der Emanation der schnell zerfallende aktive Nieder- 
schlag des Radiums (RaA, B und C) an. Derselbe ist ein fester Stoff und 
schlägt sich an den Körpern, die mit der Emanation in Berührung sind, 
und zwar vorzugsweise an negativ geladenen nieder. Die zahlreichen «-, 
%- und y-Strahlen dieses aktiven Niederschlages addieren sich also zu der 
Strahlung der Emanation selbst und bewirken, daß der Emanation prak- 
tisch dasselbe Strahlungsvermögen zukommt wie Radiumpräparaten, bei 
welchen nur noch die x-Strahlung des Radiums selbst hinzutritt. Es ist 


= 


S20 Erich Regener. 


allerdings zu beachten, daß man bei der Emanation nicht wie bei festen 
Radiumpräparaten imstande ist, die einzelnen Strahlenarten durch absor- 
bierende Filter voneinander zu trennen, sondern dab man vielmehr 
immer mit der Gesamtwirkung aller Strahlen zu rechnen hat. Den weitaus 
orößten Prozentsatz der Energie repräsentieren freilich die z-Strahlen, 
welche von der Emanation und ihren Abkömmlingen ausgesandt werden, 
und ihnen sind vermutlich die günstigen Wirkungen zuzuschreiben, welche 
die Emanation in vielen Fällen ausübt. Wegen des gasförmigen Charakters 
der Emanation gestattet sie auch am besten die Applikation der «-Strahlen 
im Innern des tierischen oder pflanzlichen Organismus. Von außen ange- 
wendet würden ja z-Strahlen in wenigen Hundersteln Millimetern Tiefe von 
jedem Körper absorbiert werden. Immerhin wären Versuche mit reinen 
+-Strahlern (Polonium. Jonium) zur Klärung der Frage nach dem Wirk- 
samen bei der Emanation wünschenswert. 

Die zuverlässigste Gewinnungsmethode für die Radinmemanation 
ist Austreibung aus einer Radiumlösung durch Kochen oder besser Durch- 
treiben eines Luftstromes. Die Methoden hierfür werden weiter unten bei 
dem Kapitel Anwendungen (Seite 823) beschrieben werden. In festen Ra- 
diumpräparaten wird die Radiumemanation zurückgehalten, und zwar je 
nach der Natur des Präparates in verschieden starkem Maße. Radiumsulfat 
und trockenes -chlorid hält die Emanation fast vollständig zurück, Radium- 
bromid läßt bis zur Hälfte der Emanation entweichen, während aus dem 
Karbonat die Emanation anscheinend ganz frei entweicht.!) Das gilt aber 
nur für reine Präparate: bei unreinen Präparaten kann man das Emana- 
tionsvermögen nicht voraussagen. Liegt ein starkes Radiumpräparat vor 
und scheut man sich davor, zum Zwecke der Emanationsgewinnung dasselbe 
aufzulösen. so kann der einfache Versuch häufig lohnend sein, ob dasselbe 
für einen bestimmten Zweck unaufgelöst genügend Emanation liefert. Es ge- 
nügt dazu, das Präparat, nachdem es von dem meist verwendeten schützen- 
den Glimmerblättehen vorsichtig befreit ist, in einem geschlossenen Gefäß 
aufzubewahren. durch das ein schwacher Luftstrom geleitet werden kann 
(Fig. 152). Der Luftstrom nimmt dann die freiwerdende Emanation in den 
Versuchsraum mit. Beim Öffnen des Präparates entweicht natürlich viel 
Emanation in die Luft.2) Man kann darum beim ersten Versuch nicht die 
erößtmögliche Emanationsmenge erhalten; erst nach zirka 3—4 Wochen 
hat sich diese wieder angesammelt. Es gilt hier die Regel, die auch bei 
dauernder Entnahme von Emanation anzuwenden ist, dab sich in 3°8 Tagen 
die Hälfte der fehlenden Emanationsmenge wieder nachbildet. Entnimmt man 
die Emanation von dem Präparate in regelmäßigen Pausen, so wird im Ver- 
lanfe von 3-4 Wochen die jedesmal entnommene Menge konstant. 

Bemerkt muß noch werden, dal man stets die Emanation in auber- 
ordentlich verdünntem Zustande erhält, d. h. mit sehr viel inaktivem Gas, 

') Soddy, Natur des Radiums. S. 99. 

®) Dasselbe ist daher nicht in einem Raume vorzunehmen, in welchem elektro- 
metrische Messungen vorgenommen werden. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 821 


also meistens mit Luft vermischt. Wie verschwindend klein die Mengen 
der Emanation selbst sind, mit denen man meistens arbeitet, geht aus 
der Angabe hervor, dal in einem ganzen Gramm Radium im Gleichge- 
wichtszustande 0'585 Kubikmillimeter Emanation von Atmosphärendruck 
enthalten sind. 


Die aktiven Niederschläge des Radiums. Polonium. 


Für eine Isolierung der Produkte: Radium A, B und Ö, welche aus 
der Emanation zunächst entstehen, dürfte im allgemeinen wenig Interesse 
sein, da diese Produkte relativ schnell zerfallen. Sie sind übrigens leicht 
zu gewinnen, da nur nötig ist, den betreffenden Körper, auf den man 
den aktiven Niederschlag konzentrieren will, in Berührung mit der Ema- 
nation zu bringen. Das kann z. B. in einem geschlossenen Gefäße geschehen, 
auf dessen Boden sich ein emanierendes Präparat oder besser eine hadium- 
lösung befindet. Verbindet man den Körper mit einer negativen Spannung 


Fig. 152. Fig. 153. 


Fräparat 


Ph. 


20 40 60 80 °100 120 140 
—> Zeıf ın Minuten - 


(Akkumulatorenbatterie oder Zentrale mit dazwischen geschalteter Glüh- 
lampe), so wird die Ausbeute am aktiven Beschlag sehr viel mal größer. 

Von praktischem Interesse ist die Schnelligkeit, mit der sich der 
aktive Beschlag aus einer gegebenen Menge Emanation bildet. Alle Mes- 
sungen der Radiumemanation werden nämlich durch die Bildung des ak- 
tiven Beschlages sehr gestört. In Fig. 153 ist der Anstieg der z-Strahlen- 
und derjenige der y-Strahlenintensität mit Dauer der Exposition darge- 
stellt. Die «-Strahlenintensität rührt anfänglich nur von der Bildung von 
kaA her, in ihrem späteren Verlaufe auch von RaC. Die y-Strahlkurve 
gibt die Bildung des Radium C wieder, da nur dieses y-Strahlen aus- 
sendet.!) Der Abfall der «- und y-Strahlaktivitäten nach Entfernung der 
Emanation ist gleichfalls in Fig. 153 dargestellt. 

Von den weiteren Produkten der Radiumzerfallsreihe ist noch das 
Polonium von Interesse, da es, wie bereits erwähnt, als reiner «-Strahler 


!) Bei Emanationsmessungen kommt die «-Strahlenkurve in Betracht, welche sich 
zu der «-Strahlenintensität der Emanation addiert. 


82» Erich Regener. 


von relativ langer Lebensdauer (Halbierungszeit 136 Tage) Verwendung 
findet. Es wird von der Chininfabrik Buchler & Co. in Braunschweig zu 
wohlfeilem Preise geliefert, und zwar in Form eines sehr dünnen Nieder- 
schlages auf Kupferblechen. Man kann auch Körper aus Kupfer, auf denen 
man einen Niederschlag von Polonium haben will, einsenden. Der Preis 
wird nach der aktiven Fläche (1cm®? = zirka 10 Mark) berechnet. 


Thorium. Mesothorium. 


Von den Körpern der Thorreihe ist das erste Glied, das reine Tho- 
rium in seiner Aktivität nur ungefähr dem Uranium gleichwertig. Es hat 
darum keine besondere praktische Bedeutung. 

Sehr wichtig sind indessen neuerdings die Mesothorpräparate ge- 
worden, die als Abfallsprodukt bei der Glühstrumpffabrikation gewonnen 
und in den Handel gebracht werden.?) Sie können als Ersatz für Radium- 
präparate in allen den Fällen, wo man £- und y-Strahlen braucht, dienen. 
Die Thoriumemanation kommt wegen ihrer kurzen Lebensdauer kaum in 
Betracht. In bezug auf die &- und y-Strahlen ist zu bemerken, dal) die- 
selben etwas weniger durchdringend als die entsprechenden Strahlen des 
Radiums sind. Die Stärke der Präparate wird durch Vergleich der y- 
Strahlung mit derjenigen eines bekannten Radiumpräparates gemessen. 
Dieser Vergleich ist natürlich ein ganz willkürlicher und bezieht sich eben 
nur auf die y-Strahlung. Ein anderer Vergleich ist aber praktisch leider 
nicht möglich, und da in der Praxis nur die durchdringenden Strahlen 
der Präparate gebraucht werden, hat diese Vergleichsmethode auch ihre 
Berechtigung. Die z-Strahlaktivität der Thorpräparate ist geringer als die- 
jenige der Radiumpräparate. 

Wenn Mesothorpräparate frisch hergestellt sind, so rührt ihre Akti- 
vität vom Mesothorium 2 her. das wegen seiner kurzen Lebensdauer 
(62 Stunden) praktisch immer im Gleichgewicht mit Mesothor 1 ist. Da 
aus dem Mesothor 2 sich das Radiothorium mit der Periode von 2 Jahren 
bildet, so nehmen frische Mesothorpräparate noch ungefähr 32 Jahre an 
Aktivität zu. Danach nimmt ihre Aktivität langsam ab, so dab sie in 
ca. 10 Jahren wieder die gleiche, wie die Anfangsaktivität beträgt, in un- 
gefähr 20 Jahren dagegen auf die Hälfte der Anfangsaktivität gesunken 
ist. In dem Maße, wie sich das Radiothor aus dem Mesothor bildet, sam- 
meln sich auch die weiteren Körper der Thorzerfallsreihe an, das Thor X. 
die Thoremanation und Thor A—D. Da alle diese Körper aber verhältnis- 
mäßig kurzlebig sind, so sind sie immer in einer dem Radiothor pro- 
portionalen Menge vorhanden. 

Auch Thor X-Präparate (Halbwertszeit = 36 Tage) sind neuerdings 
käuflich erhältlich. Diese Präparate senden, ganz frisch hergestellt, nur 
+-Strahlen aus. Es bildet sich aus ihnen aber Thoremanation. dann Thor 


!) Die käuflichen Mesothorpräparate enthalten fast immer noch einen ziemlichen 
Prozentsatz an Radium. Bezugsquellen: Anöfler d Co., Berlin-Weißensee; Auergesell- 
schaft, Berlin. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. =23 


A, B usw. Da Thor A eine Halbwertszeit von 10°6 Stunden hat, so steigt 
zirka in den ersten 24 Stunden der Gehalt an Thor A und damit an 
Thor B, © und D (denn diese sind sehr kurzlebig) an, damit auch der 
Gehalt an durchdringender Strahlung. Das Thor X läßt sich deswegen 
schlecht durch die y-Strahlen messen, besser durch die -Strahlung. 

“ Aktinium und seine Zerfallsprodukte kommen für biologische Ver- 
suche nicht in Betracht, da die Präparate sehr teuer, zudem in bezug auf 
Lebensdauer und Strahlung noch nicht genügend erforscht sind. 


VI. Anwendungen. 


Bei der Anwendung der radioaktiven Strahlen, d.h. bei der Unter- 
suchung ihrer Wirkungen wird man prinzipiell zu unterscheiden haben, 
ob die Wirkung der leicht absorbierbaren, aber viel Energie mit sich 
führenden -Strahlen oder diejenige der durchdringenden £- und y-Strahlen 
zur Verwendung kommen soll. Jede dieser beiden Klassen von Strahlen 
kann besondere chemische Wirkungen ausüben. 

Die Auseinanderhaltung derselben wird nach Ansicht des Verfassers 
noch mehr als bisher ein Thema der hierher fallenden Forschungen bilden. 
Versuche mit reinen z-Strahlen sind mit Polonium- und Joniumpräparaten 
möglich, existieren aber nach Kenntnis des Verfassers bis jetzt nicht. Die 
Aktivität derartiger Präparate kann nur durch Messung des Sättigungs- 
stromes verglichen werden (siehe Kapitel IV). Bei Anwendung von Ema- 
nationen benutzt man -, &- und y-Strahlen. Dasselbe erreicht man auch 
mit unbedeekten Radiumpräparaten oder Thor X-Lösungen. Sehr leicht 
lassen sich jedoch von Radiumpräparaten die x-Strahlen durch ein dünnes 
Glimmerblatt zurückhalten. Dann erhält man die einfachste Anwendungs- 
methode, die nur die %- und y-Strahlen der radioaktiven Körper benutzt. 

Hierfür ist lediglich ein starkes Radium- oder Mesothorpräparat not- 
wendig. Einige Millieramm dieser Substanzen werden in den meisten Fällen 
schon Wirkungen geben. 

Für die Stärke der Einwirkung sind folgende Faktoren maßgebend: 

1. Die Stärke des Präparates, sowie die Beschaffenheit (ob Radium- 

oder Mesothorpräparate) und die lokale Verteilung desselben. 

2. Die Stärke der zur Verwendung kommenden Filter (Aluminium- 

oder Silberbleche). 

3. Die Entfernung des Präparates von der Stelle der Einwirkung 

(die Wirkung nimmt bei Präparaten von kleiner Ausdehnung um- 
gekehrt proportional mit der Entfernung ab). 

4. Die Zeitdauer der Einwirkung. 

Die Stärke der Präparate kann nur durch Vergleich mit einem Prä- 
parate von bekanntem Radiumgehalte bestimmt werden. Dies geschieht 
nach der y-Strahlenmethode. Dazu kann jedes Elektroskop mit oder ohne 
Ionisierungskammer (siehe Abschnitt IV) dienen. Um nur die y-Strahlen 
zu messen, wird entweder das Elektroskopi (bis auf zwei Glasfenster zur 
Beobachtung) oder das Präparat allseitig mit einer Hülle von mindestens 


s24 Erich Regener. 


2 mm diekem Blei umgeben. Die Messung selbst geht so vor sich, daß zu- 
nächst, nachdem alle radioaktiven Präparate in ein entferntes Zimmer ge- 
schafft sind, der Normalverlust des Elektroskopes bestimmt wird. Das Elek- 
troskop wird dazu geladen und nach zirka 10 Minuten!) die Stellung des 
Elektroskopblättchens bestimmt. Nach zirka 15 Minuten wird wieder das 
Elektroskop abgelesen und der so gefundene Spannungsverlust auf 1 Stunde 
umgerechnet. Nun wird das zu untersuchende Präparat in eine solche Ent- 
fernung von dem Elektroskop gebracht, dal) der Rückgang der Blättchen 
über ein bequem ablesbares Skalenintervall am Elektroskop nicht schneller 
als in ungefähr !/,— 1 Minute erfolgt. Der so beobachtete Spannungsverlust 
wird auf 1 Stunde umgerechnet und der Normalverlust des Elektroskopes 
abgezogen. An genau der gleichen Stelle, wo das zu untersuchende Prä- 
parat stand, wird dann das Vergleichspräparat ebenso gemessen. 

Beobachtet man so mit dem Präparat a Volt Spannungsabfall/Stunde, 
mit dem Vergleichspräparat von der Stärke Ü den Abfall von b Volt/Stunde 
(immer nach Abzug des Normalverlustes), so ist die Stärke x des zu unter- 
suchenden Präparates 


Ist das Elektroskop nicht in Volt geeicht, so kann man mit der Hilfe 
der Präparate selbst eine Auswertung der Skala vornehmen. Näheres da- 
rüber siehe bei H. W. Schmidt. :) 

Ein derartiger Vergleich von Präparaten läßt sich leicht auf wenige 
Prozente genau einführen. Einige Vorsicht ist nur nötig, wenn die Stärke 
der Präparate sehr verschieden ist. Man muß dann vor allen Dingen da- 
rauf achten, dal) bei dem stärkeren Präparat die Elektroskopblättchen nicht 
zu schnell zusammengehen, da in diesem Falle der Sättigungsstrom (siehe 
S. 801) unter Umständen nicht erreicht sein kann. Man muß dann zur 
Kontrolle die Messung bei größerem Abstande der Präparate wiederholen. 

Sind die Präparate nicht luftdicht verschlossen?), so muß man sie 
mehrmals in Stanniol einwickeln,. damit keine Emanation in das Zimmer 
entweicht, welche sofort einen Spannungsverlust am Elektroskop bewirken 
würde. Man tut in zweifelhaften Fällen gut, am Schluß der Messung den 
Normalverlust des Elektroskopes noch einmal zu bestimmen. 

Was den Unterschied von Radium- und Mesothoriumpräparaten be- 
trifft, so ist zu bemerken, daß die %- und y-Strahlen von Radium etwas 
durchdringender sind als die von Mesothorium. Praktisch wird dieser Unter- 
schied kaum ins Gewicht fallen. Die Dosierung der Mesothorpräparate ge- 
schieht auch nach der y-Strahlenmethode. 


!) Weil sofort nach der Ladung etwas Elektrizität in das Isolationsmaterial dringt. 
Deswegen ist in den ersten Minuten der Rückgang der Elektroskopblättchen ein wenig 
größer. 

®) H. W. Schmidt, Phys. Zeitschr. Bd. 7. S. 157 (1906). 

») Die übliche Aufbewahrung von Radiumpräparaten in Hartgummikapseln, die 
mit Glimmerblättchen verschraubt sind, ist nicht luftdicht und läßt erhebliche Mengen 
von Emanation entweichen. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 825 


Besonders wenn auch die weicheren %-Strahlen zur Wirkung kommen 
sollen, ist es nicht gleichgültig, in welcher Position sich das Präparat in 
der Hartgummikapsel oder in dem Glasröhrchen, in dem es eingeschmolzen 
ist, befindet. Liegt das Salz z. B. in einem kleinen Loch in der Hartgummi- 
kapsel auf einem kleinen Haufen, so wird ein Teil der weicheren Strah- 
lune in dem Präparat selbst absorbiert. Man kann das Präparat in bezug 
auf die weicheren Strahlen wirksamer machen, wenn man das möglichst 
kleinkörnige Präparat auf eine größere Oberfläche, also in einer Hart- 
eummikapsel in einer flachen aber breiteren Vertiefung verteilt, eventuell 
unter Zuhilfenahme einer kleinen Menge eines Bindemittels (Kanadabalsam), 
das auf den Boden der Vertiefung gebracht wird.!) 2) 

Die Dicke des Filters, welches man bei Versuchen mit £&- und y- 
Strahlen anwendet, richtet sich in erster Linie nach der Tiefe, bis zu der 
man im Untersuchungsobjekt eine Wirkung haben will. Soll die Tiefen- 
wirkung gering sein, so wird man, um die Zeitdauer des Versuches abzu- 
kürzen, möglichst dünne Filter nehmen (!/,, mm Aluminiumblech oder ein 
dünnes Glimmerblatt). Ist aber eine tiefere Wirkung erforderlich, so mul 
man dickere Filter nehmen, denn in der Zeit, in der die durchdringenden 
Strahlen in der Tiefe noch keine nennenswerte Wirkung hervorgebracht 
haben, werden die weichen kräftigen Strahlen in den obersten Schichten 
des Versuchsobjektes bereits störend große Wirkungen hervorgerufen 
haben. Über die Dicke der Filter allgemeine Angaben zu machen, hätte 
keinen Zweck: sie werden von Fall zu Fall verschieden sein. Speziell für 
medizinische Zwecke siehe die Angaben von Bayet.°) Beim Durchgang der 
s- und y-Strahlen durch Metallschichten entstehen sowohl an der Vorder- 
fläche wie an der Hinterfläche der getroffenen Schichten Sekundärstrahlen 
vom Typus einer weichen &-Strahlung. Diese muß gegebenenfalls durch 
einige Blatt Papier zurückgehalten werden. 

Emanationen. Gleichzeitige Anwendung von z-, %- und y-Strahlen *) 
gestattet die Benutzung der Emanation. Der gasförmige Charakter der- 
selben bedingt die Besonderheiten in ihrer Anwendung. Fast ausschliel- 
lich wird die Radiumemanation benutzt, da Thorium- und Aktiniumemana- 
tionen zu schnell zerfallen. Auch bei der Anwendung der Radiumemanation 
muß ihr Zerfall (385 Tage — Halbwertszeit) stets berücksichtigt werden. 

Will man die Emanation direkt als Gas benutzen, so wird vor allem 
die Größe des Versuchsraumes, der mit Emanation geschwängert werden 
soll, die Hauptrolle spielen. Handelt es sich um kleine Räume bis zu unge- 
fähr 100 /, so wird man unter Umständen mit der Emanation auskommen, 
welche ein festes Präparat abgibt (den Apparat hierfür siehe Fig. 152, 
S. 821). Sonst mul) man eine Radiumlösung verwenden und in bestimmten 

') Eine derartige Arbeit muß über einem Zinksulfidschirm ausgeführt werden. 

2) Eine gute Verschlußmethode siehe bei P. Wichmann, Radium in Biologie und 
Heilkunde. Bd. 1. S. 196 (1912). 


®) Bayet, Radium in Biologie und Heilkunde. Bd. 1. S. 227 (1912). 
*) Wobei allerdings die «-Strahlen den größten Teil der Energie repräsentieren. 


826 Erich Regener. 


/wischenräumen die Emanation aus derselben durch Durchblasen von Luft 
austreiben. Natürlich muß (durch Glaswolle oder ähnliches) dafür Sorge 
getragen sein, dal beim Durchperlen der Luft nichts von der kostbaren 
Radiumlösung mitgerissen wird. 

Soll die Emanation in größeren Mengen Verwendung finden, z. B. in 
einem Zimmer, so wird man einen der käuflichen Apparate anwenden 
müssen, wie sie jetzt von einer Reihe von Firmen hergestellt werden. 

Eine ausgedehnte Anwendung finden die radioaktiven (künstlichen 
und natürlichen) Wässer zu Heilzwecken und biologischen Versuchen. Die 
natürlichen radioaktiven Quellwässer enthalten meist nur Radiumemanation, 
selten feste radioaktive Substanzen in Gestalt von Radium- und Thorium- 
verbindungen. Da die Radiumemanation in 3'855 Tagen zur Hälfte zerfällt, 
so nimmt der Emanationsgehalt eines Wassers mit der Periode von 
385 Tagen stetig zur Hälfte ab, vorausgesetzt, dal) das Wasser keine ge- 
lösten aktiven Substanzen enthält. Die Aktivität eines solchen Wassers ist 
daher nur kurze Zeit nach dem Abfüllen des Wassers wirksam. Dasselbe 
gilt auch von künstlichen Wässern, welche nur Emanation enthielten. Ra- 
diumlösungen hingegen entwickeln dauernd Emanation: dieselbe kann in 
regelmäßigen Zwischenräumen aus der Lösung entnommen werden, sei 
es durch Durchblasen von Luft. sei es durch Auskochen. Ob ein Wasser 
nur Emanation oder auch feste radioaktive Stoffe enthält, läßt sich leicht 
entscheiden. Man entfernt die Emanation durch Auskochen des Wassers 
vollständig und läßt dasselbe einige Tage stehen. Die gelösten Stoffe bil- 
den dann Emanation nach, die sich in erneuter Aktivität des Wassers 
kundgibt. Soll das Wasser einer Quelle untersucht werden, so ist sorgfältig 
darauf zu achten, daß die Emanation beim Abfüllen des Wassers nicht 
ausgetrieben wird. Jegliches Umfüllen ete. ist zu vermeiden. Am besten 
verwendet man eine Kugel von ca. 1 / mit 2 Hähnen (Fig. 150, S. 813). 
durch welche man das zu untersuchende Wasser hindurchströmen läßt, z. B. 
durch Untertauchen der Kugel. Auch kann man die Kugel vorher evakuieren 
(mit einer Wasserstrahlpumpe). Die Hähne müssen dann allerdings gut 
gefettet sein. 

Die Messung der Emanation kann in jeder Ionisationskammer, die 
mit einem Elektrometer verbunden ist. erfolgen. Komplette Apparate hier- 
für sind bereits auf S. 812 u. f. beschrieben worden. Die Apparate, deren 
Ionisationskammer sich nach Einführung der Emanation luftdicht ver- 
schlielien läßt (Fontaktometer von Mache und Meyer, Apparat von Schmidt), 
sind vorzuziehen, da die Aktivität sich in ihnen länger verfolgen läßt. 

Ist der Emanationsgehalt eines Wassers zu bestimmen, so muß die 
Emanation aus dem Wasser ausgetrieben werden. Dies geschieht am ein- 
fachsten durch intensives, ca. 1 Minute dauerndes Schütteln des in die 
Ionisationskammer eingefüllten Wassers. Beim Fontaktoskop und Fontakto- 
meter wird dann einfach das Elektroskop aufgesetzt, beim Apparat von 
Schmidt wird die Emanation durch ein Zirkulations-Gummigebläse aus einer 
separaten Schüttelkanne mit der Luft der Ionisationskammer vermischt. 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 827 


Alle Emanationsmessungen werden in ihrer Genauigkeit durch zwei 
Umstände beeinträchtigt. Erstens kommt derjenige Teil der Ionisation nicht 
zur Messung, welcher von denjenigen #-Strahlen herrührt, die in der Nähe der 
Wandungen der Ionisationskammer ausgesandt werden. Da die x-Strahlen 
der Radiumemanation eine Reichweite von 423 cm haben, wird ein 
Teil der Reichweite derjenigen -Strahlen nicht ausgenutzt. welche 
in einer Entfernung kleiner als 423 cm nach der Wandunge zu ausge- 
sandt werden. Bei verschieden großen Gefäßen macht dieser Verlust 
einen ungleichen Prozentsatz aus; er muß deshalb, um vergleichbare Mes- 
sungen zu erhalten, berücksichtigt werden. Dies geschieht nach Duane'). 


x e a DR Ä 
indem der gefundene Stromwert mit 1-—0'51% v dividiert wird, wo 0 


die Oberfläche, V das Volumen der Ionisationskammer bedeutet. Diese 
Formel gilt für zylindrische Gefäße, deren Höhe mehr als das Einfache 
bis zum Doppelten des Durchmessers beträgt. 

Eine zweite Komplikation tritt dadurch ein, daß die Emanation so- 
fort nach ihrem Eintreten in die Ionisationskammer aktiven Beschlag 
bildet, der sich an den Wänden absetzt. Es ist üblich, die Aktivität der 
reinen Emanation ohne den aktiven Beschlag anzugeben, die Wirkung des 
letzteren ist daher abzuziehen. Annäherungsweise läßt sich der Betrag des 
aktiven Beschlages bestimmen, wenn man unmittelbar nach der Messung 
der Emanation aus der Ionisationskammer das zu untersuchende Wasser 
und die Emanation entfernt 2), die übrig bleibende Aktivität mißt und in 
Abzug von der gemessenen Emanationsaktivität bringt. Die Methode -ist 
deswegen nicht sehr genau, weil gleich nach dem Einfüllen der Emanation 
der aktive Beschlag sich erst bildet, und zwar in der ersten Viertelstunde 
ziemlich schnell: andererseits zerfällt er auch nach Entfernung ziemlich 
rasch, so daß man die gemessene Restaktivität gewöhnlich um 10°/, ver- 
erößert. Es ist dies aber die einzig mögliche Methode, nach der mit dem 
offenen Fontaktoskop gearbeitet werden kann. Genauere Resultate erhält 
man, wenn man wartet, bis der aktive Beschlag das Maximum reiner 
Aktivität erreicht hat. Dies ist nach ca. 3'/, Stunden der Fall. Nach 
Herausblasen der Emanation läßt sich dann der aktive Beschlag genauer 
messen und berücksichtigen.) Es ist allerdings dabei zu berücksichtigen. 
daß die Radiumemanation in dieser Zeit um einige Prozent abgefallen ist. 
Zu einer solchen - Messung ist ein luftdicht verschlossener lonisations- 
raum (Fontaktometer von Mache und Meyer, Apparat von Schmidt) 
notwendig. 

Wasser absorbiert etwas die Radiumemanation, und zwar ist der 


!) Duane, Journ. de phys. (4). Bd. 4. S. 605 (1905). 

2?) Die Emanation wird am besten durch Auffüllen mit inaktivem Wasser ver- 
trieben; beim Schmidtschen Apparat durch das Gebläse. 

3) Die Emanation allein liefert in zylindrischen Gefäßen ca. 44°, der Maximal- 
aktivität nach 3'/, Stunden. 


S28 Erich Regener. 


Absorptionskoeffizient !) (das Verhältnis der Sättigungskonzentration im 
Wasser zur Konzentration im Grase) 


bei 09 209 409 
& = (052 0275 016 


Die im Wasser absorbierte Emanationsmenge geht bei der Messung 
verloren. Bei den üblichen Apparaten macht eine diesbezügliche Korrektion 
ca. 2—5°/, aus. Man wird sie meistens vernachlässigen Können. 

Aus dem Mitgeteilten ergibt sich, dal) eine genaue Messung der 
“manation einigermaßen umständlich ist. Auch wenn weniger hohe An- 
forderungen an die Genauigkeit gestellt werden, müssen folgende Beob- 
achtungen gemacht werden: 

1. Ist der sogenannte Normalverlust des zusammengesetzten Apparates 
zu bestimmen. Derselbe soll nicht zu hoch sein (beim Fontaktometer 
höchstens 30— 40 Volt/Stunde) und ist eventuell die Meßkanne mit schwach 
salzsaurem Wasser zu reinigen. Der Normalverlust ist von allen folgenden 
Messungen abzuziehen. 

2. Das zu untersuchende Wasser wird in die Meßkanne möglichst vor- 
sichtig (Durchperlen von Luft, welches die Emanation vertreibt, ist zu 
vermeiden!) eingefüllt und die Emanation durch Schütteln (1/,—1 Minute) 
der verschlossenen Kanne aus dem Wasser herausgebracht und (eventuell 
mit dem Zirkulationsgebläse) mit der Luft vermischt. Der Abfall am Elek- 
troskop wird 2—3mal beobachtet. Von dem auf eine Stunde ausgerechneten 
Voltabfall wird der Normalverlust (1) abgezogen. 

3. Wasser und emanationshaltige Luft werden aus der Meßkammer 
entfernt (mit inaktivem Wasser) und der Abfall des Elektroskops, der vom 
aktiven Beschlag herrührt, mehrere Male beobachtet. Von diesem Volt- 
abfall/Stunde wird der Normalverlust abgezogen, das erhaltene Resultat 
um 10°/, vergrößert und dieses von dem Voltabfall bei der Emanations- 
messung abgezogen. 

4. Der so gefundene Voltabfall für die reine Emanation muß dann 
noch nach der Duaneschen Formel (siehe S. 827) korrigiert werden. 

Die Angabe des so gemessenen Voltabfalles hat an sich noch gar 
keinen Sinn, da er noch von der Kapazität der benutzten Anordnung ab- 
hängt (diese ist eventuell nach der Harmsschen Methode leicht zu be- 
stimmen). Vergleichbare Werte bilden erst die unter Berücksichtigung der 
Kapazität ausgerechneten Ströme. Es ist üblich, den Strom in elektro- 
statischen Einheiten anzugeben. Die Kapazität ist dann in Zentimeter an- 
zugeben, die Angabe der Spannung in Volt durch 300 zu dividieren und 
als Zeiteinheit die Sekunde zu nehmen. Ist V der Voltabfall/Stunde, © die 
Kapazität in Zentimetern, so ist der Strom i in elektrostatischen Einheiten. 

G.V 
Ii= 
300. 3600 


') Hoffmann, Phys. Zeitschr. Bd. 6. S. 696 (1905). 


Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 829 


Die so gefundene Zahl hängt natürlich von der Menge des unter- 
suchten Wassers ab. Nach dem Vorgang von Mache bezieht man die 
Aktivität auf 1/ Wasser (oder auch Gas), wenn solches auf Emanation 
_ untersucht wird. Da die auf diese Weise erhaltenen Zahlen unbequem klein 
werden, multipliziert man sie mit 1000 und hat dann die in Deutschland 
allgemein üblichen Mache-Einheiten.!) Ist zwischen dem Abfüllen des Wassers 
von der Quelle und der Messung Zeit verflossen, so ist der Abfall der 
Emanation natürlich zu berücksichtigen (Formel la, S. 789). 

Auf dem letzten Radiumkongreß in Brüssel 1910 ist als Einheit der 
Emanation diejenige festgesetzt worden, welche mit 19 Radiummetall im 
Gleichgewicht steht. Derselben ist der Name 1 Curie gegeben worden. Die 
Verwendung dieser Einheit bietet mannigfachen Vorteil. Erscheint es schon 
zweckmäßiger, bei Emanationsmessungen, wie auch in anderen Fällen üblich, 
eine gewisse Menge dieser Substanz als Einheit zu nehmen, so ergeben sich 
andrerseits auch praktische Vorteile bei der Messung .Man hat nur nötig, 
die zu messende Emanationsmenge unter genau den gleichen Bedingun- 
gen zu messen wie eine aus einer geeichten Radiumlösung entnommene 
Emanationsmenge. Es ist also gleichgültig, welche Gefäße als Ionisationsraum 
dienen, es ist nicht nötig, die Duanesche Formel zu benutzen oder auf den 
aktiven Beschlag zu achten ®2), wenn nur die beiden Messungen unter ge- 
nau den gleichen Bedingungen gemacht werden. Auch die Kenntnis der 
Kapazität der Anordnung ist überflüssig. Die Eichung des Elektrometers 
braucht nur relativ zu sein, um den Normalverlust gut kontrollieren zu 
können. ee 

Die Einführung der Curie-Einheit für die Emanation wird sich da- 
rum voraussichtlich durchsetzen. Bis jetzt waren Radium-Normallösungen 
schwer zu erhalten. Sie werden jedoch neuerdings von Spindler & Hoyer 
in den Handel gebracht. Damit diese Lösungen haltbar sind, müssen sie 
schwach mit Salzsäure angesäuert. in zugeschmolzenen Gefäßen aufbewahrt 
werden. Wegen Einzelheiten der betreffenden Messungen sei auf die Ab- 
handlung von H. W. Schmidt und H. Nick verwiesen. ?) 

Das Verhältnis der Ourie-Einheit der Emanation zur elektrostatischen 
Stromeinheit (= 1000 Mache-Einheiten) ist öfter bestimmt worden. Der 
genaueste Wert dürfte 1 Curie = 2'67. 10% stat. Einheiten = 2°67. 10° Mache- 
Einheiten sein.*) Wird die Emanation nach 3!/, Stunden also im Gleich- 


!) Die Angabe des bloßen Voltabfalles ist leider noch immer nicht ganz aus der 
Literatur verschwunden. Sie kann nur für einen und denselben Apparat vergleichbare 
Werte liefern; dann können aber auch ebensogut nur die Skalenteile des Elektroskopes 
angegeben werden. Für verschiedene Apparate sind nur die Ströme vergleichbar, deren 
Bestimmungsstücke Spannung, Kapazität und Zeit sind. 

:) Am besten mißt man allerdings 3—4 Stunden nach Einfüllen der Emanation, 
weil dann die Aktivität durch den aktiven Beschlag nicht mehr steigt. 

3) Schmidt und Nick, Physik. Zeitschr. Bd. 13. S. 199 (1912). 

+) Flamm und Mache, Mitt. d. Instituts f. Radiumforschung. XII. Wiener Aka- 
demie-Ber. S. 121. Februar 1912. 


830 Erich Regener. Das Arbeiten mit radioaktiven Strahlen. 


gewicht mit ihren Zerfallsprodukten gemessen, so ist 1 Curie=6'02.10° 
Mache-Einheiten. 

Bei natürlichen Wässern kann manchmal die Frage vorliegen, ob die 
Aktivität außer durch Radiumemanation auch durch Thoremanation ver- 
ursacht ist. Dies erkennt man daran, daß die Aktivität wegen des schnellen 
Zerfalls der Thoremanation sehr rasch sinkt (Halbwertszeit 54°). Man kann 
Thoremanation also nur bei schnellem Arbeiten unmittelbar an der Quelle 
wahrnehmen. Untersucht man den durch lange Exposition erhaltenen aktiven 
Beschlag, so findet man einen langsameren Abfall beim Thor (H.-Z. 11 Stun- 
den) als beim Radium (H.-2. /, Stunde). 

Von den Lösungen radioaktiver Stoffe kommen hauptsächlich die 
Radiumlösungen und die Thoriumlösungen zur Verwendung. Radiumlösungen 
haben den Vorzug, dal ihre Aktivität eine dauernde ist. Es bildet sich 
in ihnen dauernd die Radiumemanation sowie RaA, B, 0, so daß die Wir- 
kung aller dieser Strahlen mit der Lösung zur Verfügung steht. Thorium 
X-Lösungen haben ungefähr die gleiche Haltbarkeit wie Radiumemanation 
(Halbwertszeit von Thorium X=3°6 Tage), so daß mit ihnen ebenso wie 
mit der Radiumemanation ein Effekt zur Verfügung steht, der nur eine 
bestimmte Zeit wirksam ist.') 

Zu beachten ist, daß ein großer Teil der Strahlen in der Flüssigkeit 
absorbiert wird, besonders von den z- und £-Strahlen. Dieser Teil wird 
vermindert, wenn man der Flüssigkeit eine große Oberfläche gibt, sie also 
z. B. zerstäubt. 

Starke Radiumlösungen können nach der y-Strahlenmethode gemessen, 
d.h. mit einem Standardpräparate verglichen werden. Schwache Lösungen 
kann man nach der Emanationsmethode messen. 

Thorium X-Lösungen werden eingedampft und die z-Strahlenaktivität 
gemessen. Spezielle Anweisungen siehe bei .J. Plesch, L. Karczag und Keet- 
mann.?) 


Literatur: 


Die Hauptwerke über Radioaktivität sind: 

E. Rutherford, Radioactive Substances and their radiations 1913. Es ist die Neuauflage 
des früheren Buches von Rutherford, Die Radioaktivität, von Aschkinass über- 
setzt; 1907. Die Übersetzung der Neuauflage erscheint demnächst. 

Mme. P. Curie, Die Radioaktivität. Deutsch von B. Finkelstein. 2 Bände. Leipzig 1911. 

F. Soddy, Die Chemie der Radioelemente. Deutsch von M. Ikle. Leipzig 1912. 


!) Thorium X-Lösungen sind darum relativ billig. 
®\, Plesch, Karczag und Keetmann, Zeitschr. f. experimentelle Pathologie und 
Therapie. Bd. 12 (1912). 


(ras- und Wasserbewegung in der Pflanze (Tran- 
spiration, Spaltöffnungsmechanismus, Wurzeldruck). 


Von Viktor @rafe, Wien. 


Zur Bestimmung der Transpiration!), d. h. zur Feststellung der Abgabe 
von Wasserdampf durch unverletzte Pflanzenteile wurde eine Reihe von 
qualitativen und quantitativen Methoden ausgearbeitet. Die besten Resultate 
liefert die direkte Wägung und Bestimmung des (Grewichtsverlustes inner- 
halb der Versuchsdauer. 


Qualitative Methoden: 


Am häufigsten gebraucht sind die Farbenänderungen hygroskopischer 
Salze bei Aufnahme von Wasser; am meisten Eingang in die Methodik 
hat die Stahlsche?) Kobaltpapiermethode gefunden. Streifen gewöhnlichen 
Filtrierpapiers werden durch Eintauchen in eine 3--5°/sige Lösung von 
CoCl, getränkt und nach Ausbreiten an der Luft im Exsikkator bis zur 
völligen Wasserabgabe getrocknet. Legt man einen solchen, nunmehr tief- 
blauen Streifen auf die zu prüfende Blattfläche, so färbt sich der Streifen 
je nach der Menge des abgegebenen Wasserdampfes früher oder später 
rot, so auf der spaltöffnungsreichen Unterseite oft schon nach wenigen 
Sekunden, auf der Oberseite langsamer. Durch sofortiges Bedecken des 
Streifens mit einer Glas- oder Glimmerplatte, die mit Klammern am Blatte 
befestigt wird, verhindert man möglichst den Zutritt der Luftfeuchtigkeit 
zum eingeklemmten Kobaltstreifen. Da das Kobaltpapier immerhin nicht 
sehr empfindlich ist, wäre vielleicht die Verwendung von Pb J,-Lösung zur 
Imprägnierung von Papierstreifen vorzuschlagen; man erhält dieses Salz 


!) Die gründliehste, umfassende Studie über Transpiration der Pflanzen besitzen 
wir in der ausgezeichneten Monographie von A. Burgerstein, „Die Transpiration der 
Pflanzen“, Jena 1904. Hier ist auch das Methodische (S. 4—28) entsprechend gewürdigt, 
besonders wertvoll ist auch das ausführliche Literaturregister. 

Die Zeichnungen, sämtlich von Herrn J. Gicklhorn, Assistenten am pflanzen- 
physiologischen Institute der Universität Wien durchgeführt, sind teils nach der Natur, 
teils nach den Originalabhandlungen, teils (stets im Vergleich mit dem Original) nach 
dem genannten Werke Burgersteins gearbeitet. 

?) Botan. Zeitung, Bd. 52, S. 117 (1894). 


832 Viktor Grafe. 


durch Fällen einer löslichen Bleiverbindung mit Jodkali. Mit einem Überschul) 
von Jodkali vereinigt es sich zu einem in farblosen Nadeln kristallisierenden 
Doppelsalz KPbJ,;, + 2H,0, welches aus seiner Lösung durch Äther fällbar 
ist. Das Doppelsalz wird in seinem vierfachen Gewichte Azeton aufgelöst 
und mit dieser Lösung Filtrierpapier getränkt, das man im Exsikkator 
über Chlorkalzium trocknen läßt: Spuren von Feuchtigkeit färben solches 
Papier gelb, da das Doppelsalz durch Wasser zerlegt wird. Durch Befeuchten 
mit Azeton läßt sich dieses Reagenzpapier regenerieren, was der lang- 
dauernden Trocknungesmethode des Stahlschen Papiers gegenüber ebenfalls 
einen Vorteil bietet. Versuche, mit diesem Papier die Transpiration von 
Pflanzen schnell und bequem nachzuweisen, haben zu befriedigenden Re- 
sultaten geführt. 

Bei Stahls Kobaltprobe wie auch bei manchen anderen pflanzen- 
physiologischen Experimenten ist es wünschenswert, das Reagenzpapier 
auf zwei einander 
vollkommen entspre- 
chenden Flächen der 
beiden  Blattseiten 
aufzulegen: man ver- 
wendet dazu mit 
Spangen verschlos- 
sene Uhrgläser u.del].. 
besondere (Grenauig- 
keit, Raschheit und 
Bequemlichkeit des 
Arbeitens gewährt 
folgendes kleine, von 
Ganong!) angegebene 
Instrument (Fig.154): 
/weigleichartigeMes- 
Ganongs Glaskammerhalter für Stahls Kobaltprobe. singringe, jeder von 


Fig. 154 


> 


3 cm Durchmesser 
und 5 mm Dicke, sind an den Enden paralleler, biegsam-elastischer Stäbe so 
befestigt, daß diese Ringe fest und genau Rand an Rand halten, wobei aber 
ihre Trennung durch eine Klemmschraube bis zu jedem gewünschten Maße 
möglich ist. Für jeden Ring sind zwei Zusatzringe vorgesehen. Einer von 
ihnen ist rechtwinklig geteilt und hält ein entfernbares Deckglas, so dal) 
es, wenn es über den exponierten hand des Messingrohres geschoben wird. 
den letzteren in eine glasgedeckte Kammer verwandelt. Wenn die Co Cl,- 
getränkten Filtrierpapierstreifen (zweckmäßig ein wenig breiter geschnitten 
als die Messingringe, haften sie in der Mitte zwischen ihnen und lassen 
sich gut ausspannen) in die Ringe gelegt und diese dann aufs Blatt ge- 
legt werden, kann man die Farbenänderungen durch Transpiration mit 


!) Ganong, Botan. Gaz. Vol. 39. p. 145 (1905). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. 835 


größter Genauigkeit beobachten. Die Enge der Kammern gestattet, dab 
die Papiere, vom Blatt entfernt, ihren jeweiligen Zustand lange Zeit bei- 
behalten, so daß man in aller Ruhe arbeiten kann. Der zweite Zusatzring 
ist geteilt und ist dazu bestimmt, Zinnfolie oder irgend einen anderen 
Stoff eng an den Kammerring zu halten. Wenn also vorspringende Blatt- 
adern eine hinlänglich enge Berührung von Kammer und Blattfläche ver- 
hindern, die für manche Zwecke nötig ist, kann durch den geteilten Ring 
ein dünnes Kautschukband gehalten werden, so dab es gegen das Blatt 
gepreßt wird und die Räume zwischen den Adern ausfüllt. 

F. Darıins Horn-Hygroskopmethode?): e (Fig. 155) ist ein Korkstück 
(5x4x4mm), auf dessen Unterseite ein Streifen von einem Rasiermesser- 
eriff aus gepreßtem Horn (ca. Smm lang und 
3 mm dick) angekittet ist, /. Dieser stellt einen ua 
hygroskopischen Streifen vor, der an seinem freien 
Ende eine Borste 5b trägt, die auf einer Einteilung 
spielt. Das aus dem Rasiermesser quer durch den 
Strich geschnittene Hornmaterial wird vorher 
zwischen Glasplatten über einer Gasflamme er- 
hitzt. Ein Quadrant @ aus Pappendeckel ist an 
der Unterseite der Korkscheibe befestigt und trägt 
an der Krümmung die Skala. Wenn das Hygro- 
skop sich auf einer trockenen Fläche befindet, 
so bleibt der Zeiger in Ruhe auf 0 stehen, auf einer transpirierenden 
Fläche dagegen, z. B. auf der spaltöffnungführenden Seite eines Blattes, 
krümmt sich der Zeiger sofort von der Feuchtigkeitsquelle weg und 
streicht dabei über die Skala. Der Vorteil des einfachen Instruments liegt 
darin, daß es in wenigen Sekunden ein Bild über die Transpiration gibt: 
es wird auch bei der später zu besprechenden Beurteilung des Offenseins 
oder Schlusses der Spaltöffnungen angewendet. Nach dem Grade der Ab- 
weichung ist auch ein Schluß auf die Größe der Transpiration möglich. 
Darwin hat eine Reihe von Transpirationsbestimmungen bei Ficus elastica 
gemacht, in welchen der Gewichtsverlust des transpirierenden Blattes in Milli- 
eramm mit den Hygroskopablesungen verglichen wurde: 


F. Darwins Horn-Hygroskop. 


27. August 1897. 


Zeit Verlustper1 Stunde Mittelwert des 


und 100 cm? Hygroskops 
[310 at) 
1115—1135 a.mM. . . 1265 7 
: | 169 #5 
1206 — 1236 P- m». . . | 96 12 
903__933 | 2 8 
23 ap unfnza, | 60 2 
303-450 p. m. ı 24 ) 


t) Philos. Transaet. B. Bd. 190. S. 533 (1898). 
Abderhalden. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 53 


234 Viktor Grafe. 


Januar 1898. 


Zu ee tpgroskop 
Nyon 6. a 
11908, m. | 116 10 
EB ee +) a 
124: p. m.} 47 4 
2209: m.) 23 2 
Ba 17 0 


Das Hygroskop muß sehr sorgfältig gearbeitet sein, das Horn sorgfältig 
präpariert. Eine möglichst dünne Rasiermesserschale von gepreßtem und 
erhitztem Horn, das mit einer Drehbank quer durchschnitten wurde, ist 
notwendig. Die besten Schnittstücke werden ausgesucht, mit destilliertem 
Wasser befeuchtet und zwischen zwei Glasplatten ausgebreitet, die aneinander 
gepreßt werden. Das Horn wird so flach ausgespannt, während es sorg- 
fältig über einer Gasflamme erhitzt wird. Die Scientific Instrument Cie., 

Cambridge, hat in der Regel ein Lager von brauchbarem Horn; sollte aber 
solches nicht erhältlich sein, so kann auch das Material (gehärtete Gelatine 
oder Celluloid), aus dem hygroskopisches Spielzeug, wie Fische ete., gemacht 
wird, verwendet werden, das aber freilich nicht annähernd so haltbar ist wie 
Horn. Bei Ausführung der Messung ist es ratsam, das Instrument nur wenige 
Sekunden auf dem Blatte zu belassen, weil sonst das Horn sich dauernd 
krümmt. Beim Ablesen ist es am besten, die Stellung des Zeigers nach einer 
bestimmten Frist, z. B. 10 Sekunden, abzulesen oder auch abzuwarten, bis der 
Zeiger zur relativ längsten Ruhe gelangt ist. Für die Beobachtung ist es 
zweckmäßig, das Blatt mit den Spaltöffnungen nach aufwärts auf einer 
horizontalen Unterlage durch kleine Metallgewichte zu befestigen. Sobald die 
Ablesung gemacht worden ist, muß das Hygroskop beiseite gestellt werden, 
bevor die nächste Beobachtung stattfinden kann. Der Zeiger krümmt sich 
oft mit der Zeit leicht, so dal der Nullpunkt oder die Differenzstrecke sich 
verschiebt. Es ist daher notwendig, jedesmal den Nullpunkt zu notieren 
und ihn von der Ablesung zu subtrahieren, so dal) z. B.. wenn die Ruhe- 
stellung des Zeigers auf 5 weist und die Ablesung bei der Bestimmung 
auf 30, der Versuchswert 25 beträgt. Die Hornunterlage des Instrumentes 
wirft sich bisweilen, die Blattfläche pflegt nicht eben zu sein, so dab 
der Zeiger oft eine plötzliche Bewegung ausführt, wenn das Instrument 
aufgesetzt wird. So ein Ruck ist aber leicht von der normalen Zeigerbe- 
wegung zu unterscheiden, denn wenn das Instrument abgehoben wird, kehrt 
der Zeiger nach einer regelrechten Aufrichtung allmählich zur Ruhelage 
zurück, dagegen plötzlich nach einem unregelmäßigen Ruck. Bisweilen 
ist es notwendig, das Hygroskop ganz leicht über die Oberfläche empor- 
zuheben und einen dünnen Papierstreifen unter den Kork zu legen 
oder ein stärkeres Objekt unter das Eck des Papierquadranten: auf diese 


FE 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 235 


Weise steht die Fehlerquelle des Ruckes unter Kontrolle, wenn auch auf 
Kosten der äußersten Grenze der Empfindlichkeit. Die bedeutendste Fehler- 
quelle der Methode besteht aber darin, daß der Zeiger immerwährend zu 
Abbiegungen geneigt ist, wogegen nur ein angemessener Vorrat neuer In- 
strumente hilft. Wenn das Mikroskop auf eine warme, aber trockene Fläche 
gestellt wird, erhebt sich der Zeiger ebenso als wäre die Oberfläche feucht; 
die Temperaturänderungen werden auch von anderen, -hygroskopischen Sub- 
stanzen registriert. Jedoch ist diese Fehlerquelle praktisch nur für große 
Temperaturintervalle vorhanden und auch hier nicht unüberwindlich. Darwin 
führt folgenden Versuch aus: Um zu zeigen, daß die Spaltöffnungen sich 
schließen, wenn das Blatt abstirbt, wurde das Blatt zur Hälfte durch Darüber- 
halten über eine Gastlamme zum Einschrumpfen gebracht; die sofort vor- 
genommene Ablesung am Hornhygroskop zeigt, dab die Spaltöffnungen in 
der abgetöteten Hältte scheinbar offen stehen, der Irrtum rührt daher, 
daß die Fläche noch warm ist, aber nach zwei Minuten, wenn das Blatt 
die Zimmertemperatur angenommen hat, zeigt sich diese Wärmewirkung 
nicht mehr: die Ablesung auf der toten Hälfte ist nunmehr 0, auf der 
lebenden so wie es der Öffnung der Stomata entspricht. Natürlich wird 
das Instrument auch durch die Luftfeuchtigkeit beeinflußt, aber diese Fehler- 
quelle fällt kaum ins Gewicht, außer bei annähernder Feuchtigkeitssättigung 
der Luft, und kommt um so weniger in Betracht, als ja meist nicht ab- 
solute, sondern Vergleichsbestimmungen gemacht werden. Ferner sollen die 
Bestimmungen bei möglichst ruhiger Luft, jedenfalls nicht bei starker 
Windbewegung gemacht werden, weil dadurch (durch das Herbeiführen 
immer neuer Luft) die Transpirationsgröße schnell wechselt. Das Hygroskop 
zeigt eigentlich bloß den Ort der Transpiration an, es ist aber deshalb so 
wertvoll, weil es, indem es die Länge des Weges der auf dem Horn aufge- 
klebten Haarspitze zahlenmäßig zu bestimmen erlaubt, auch approximativ 
verschiedene Öffnungsweiten der Stomata ergibt (Molisch); es bildet ferner 
einen Übergang zu den quantitativen Methoden, indem es, wenigstens bei 
vergleichenden Messungen, über die relative Weite der Spaltöffnungen etwas 
auszusagen erlaubt. 

F. Darwins Yucca-Hygroskop (Fig. 156 und 156a): Wenn Siahls 
feuchtigkeitsempfindliches Papier unter eine Glasplatte gelegt wird, die 
auf der Oberfläche des Blattes befestigt ist, kann die Kobaltmethode sehr 
kleine Transpirationsgrößen anzeigen. Das Hornhygroskop dagegen kann als 
Indikator für die angesammelten Produkte der Transpiration nicht ver- 
wendet werden. Wollte man das Instrument unter jener auf der Blatt- 
oberfläche befestigten Glasdecke belassen, so würden die Ablesungswerte 
ab- statt zunehmen. Eine Zunahme von Wasserdampf zeigt dagegen das 
Yueca-Hygroskop an. Das Material besteht aus der getrockneten Epider- 
mis von Yucca aloifolia: in trockener Luft ist es auf der einen Seite 
so konkav, dal) es aussieht wie eine Papierrolle; in feuchter Luft rollt 
es sich sogleich auf, wird flach und rollt sich dann nach der entgegen- 
gesetzten Seite ein. Fig. 156 zeigt die Arbeitsweise mit dem Yucca-Hygro- 

Ja 


S36 Viktor Grafe. 


skop: e ist eine kleine Glaskammer (10 mm x 5 mm), wie sie für Pilz- 
kulturen verwendet wird. an einem Ende mit einem Deckglas geschlossen 
(in Fig. 156a ist die Decke s links, das offene Ende, das auf das Blatt 
zu liegen kommt, rechts). An der vertikalen Wand der Röhre ist ein 
Stückchen Kork k befestigt, welches einen Streifen der Yucca-Epidermis y 
trägt. Fig. 156 zeigt das Yucca-Hygroskop in der Aufsicht mit einge- 
rollter Membran als in der Trockenstellung. Eine an der Glasbedeckung 
des Zylinders angeklebte Papierskala gestattet eine Messung der Form- 
veränderung der Yucca-Membran. Auf ein, selbst nur sehr wenig transpi- 
rierendes Blatt gelegt, rollt sich die Membran sofort auf, indem sie von 
O bis 2 oder selbst bis 6 innerhalb weniger Sekunden wandert. Das Yueca- 
Hvgroskop kann nur in trockenen Räumen verwendet werden, in feuchter 
Luft ist der Zeiger so stark aufge- 
rollt. daß man das Instrument nicht Be 
verwenden kann. Da die Stellung 
des Zeigers nicht davon abhängt, 
ob die Luft auf der einen Seite der 
Membran mehr feuchtigkeitsge- 
sättigt ist als auf der anderen, 
sondern einfach von dem Feuchtig- R 
keitseehalte der Luft, so ist es 
natürlich. dal) es dazu dienen kann, 
eh um leichte Anhäufung von Dampf 
Gestrichelten Linien zeigen die uk. ANZUZEIGEN. Die Empfindlichkeit des r. Darwins Yucca- 
zessive Aufellung des YuscaSrei: Yıraoa-Hygroskops ist nicht immer‘ Prezskon ‚uydes 
von Vorteil: es ist leicht, damit die 
Transpiration von spaltöffnungslosen Obertlächen zu messen und deshalb ist 
man, bei kleinen Transpirationswerten, nie sicher, wieviel von stomatärer und 
wieviel von kutikularer Transpiration herrührt. Bei dem folgenden, von 
Darwin beschriebenen Beispiel war die kutikulare Transpiration praktisch 
gleich O und eine sehr geringe stomatäre Transpiration war nachweisbar. 
/wei Epheublätter wurden 19 Stunden lang nach dem Abpflücken welken 
gelassen und Yucca-Hygroskope dann mit Wachs auf der Ober- und 
Unterseite befestigt, eine Bewegung des Zeigers erfolgte nur an dem auf 
der Unterseite befindlichen Instrument, also als Ausdruck der Spalt- 
öffnungstätigkeit. Dasselbe wäre auch durch die Kobaltprobe oder durch 
Wägung gezeigt worden, nicht aber durch das Hornhygroskop. Die 
Kobaltprobe ist von Stahl nach zwei Richtungen ausgewertet worden. 
nämlich um den Effekt bei Blättern, die vollkommen zwischen Glasplatten 
eingeschlossen waren, in ein bis zwei Minuten zu erkennen oder in der 
Weise, daß das Reagenzpapier von einem kleinen auf dem Blatte be- 
festigten Gefäß bedeckt war. Diese beiden Anwendungsarten analogisieren 
im großen ganzen das Horn- und das Yucea-Hygroskop. wobei jedoch zu 
bemerken ist, daß das erstere empfindlicher ist als die Kobaltmethode, 
wogegen zugunsten dieser ins Gewicht fällt, daß) Beobachtungen, welche 


Fig. 156. 


mm 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 837 


mit einer bestimmten CoOl,-Lösung und einer bestimmten Filtrierpapier- 
sorte angestellt wurden, vergleichbarer sind als die Ablesungen mit 
zwei Hygroskopen, dal ferner die Herstellung, Haltbarkeit und Mani- 
pulation des Kobaltpapieres leichter ist. Ein Blatt der Gartenchrysantheme 
gab auf Kobaltpapier zum Teil einen roten Abdruck, während der andere 
Teil des Papieres blau blieb; die Ablesung des Hornhygroskopes ergab 
für die blauen Partien die Zahl 7, für die roten 13, d.h. also das Horn 
hygroskop zeigt noch Transpiration in dem Teile des Blattes an, welcher 
Kobaltpapier unverändert blau ließ. Die Erhärtung der Ergebnisse aller 
Methoden erfolgt schließlich durch Wägung. So, wenn z. B. ein Blatt auf 
seiner spaltöffnungsführenden Oberfläche mit Wachs bekleidet ist: 
Wägung ergibt die Verdunstung seitens der Kutikula und so ist eine 
Korrektur der Wägungen eines Blattes möglich, das auf der stomatalosen 
Fläche mit Wachs bedeckt ist. Natürlich gewinnt man so nicht absolut 
genaue Werte, aber immerhin die besterreichbaren. Darwin klassifiziert 
die Empfindlichkeit der verschiedenen Methoden folgendermaßen: 1. Ver- 
eleichende Wägung, 2. Yuccahygroskop und Kobaltmethode (bei lang- 
dauernder Exposition), 3. Hornhygroskop, 4. Kobaltmethode (kurze Exposi- 
tion), 5. mikroskopische Untersuchung des unverletzten Blattes. Die mikro- 
skopische Methode ist von Lloyd!) modifiziert worden, indem die Oberhaut 
vom lebenden Blatte abgezogen, ganz kurz in absoluten Alkohol einge- 
taucht und dann unter dem Mikroskop betrachtet wird. Diese Arbeits- 
weise, welche hauptsächlich bisher bei Fouquiera splendens und Verbena 
ciliata erprobt wurde, soll an der toten, fixierten Epidermis genau die 
Spaltenweite fixieren, welche am lebenden Blatte im Momente des Ab- 
tötens vorhanden war. 

F. Darwin und D. F. M. Pertz*) beschrieben einen weiteren leistungs- 
fähigen einfachen Apparat zur Beurteilung der Spaltöffnungsweite, das Poro- 
meter (Fig 157 und 157a): Eine kleine glockenförmige Glaskammer (© mit 
breitem Rand wird auf der spaltöffnungsführenden Fläche des Blattes L. be- 
festiet. Ein Kautschukschlauch verbindet © mit einem T-Rohr (7) aus Glas, 
dessen langer Schenkel graduiert ist und in ein Gefäß mit Wasser, 7’, 
taucht. Der kurze Schenkel links trägt einen Kautschukschlauch, der 
durch die Klammer M verschließbar ist. Nachdem die Glaskammer auf 
dem Blatte (mit Gummi) angekittet ist, wird in der Richtung des 
Pfeiles angesaugt und dann der Quetschhahn M geschlossen, wodurch 
aus dem Wassergefäß eine Wassersäule, etwa bis A, emporsteigt. Durch 
die Spaltöffnungen wird in den luftverdünnten Raum in © Luft einge- 
saugt und die Wassersäule fällt bis zu Punkt 3. Durch wiederholtes An- 
saugen kann die Wassersäule wieder zum Steigen gebracht und die 
Beobachtung beliebig oft wiederholt werden. Die Zeit, welche verstreicht, 
während die Säule etwa von 4 nach B sinkt, wird notiert und so eine 


') F. E. Lloyd, Carnegie Institution. Washington 1908. Publication Nr. 82. 
®) F. Darwin and M. Pertz, Proceed. of the r. Soc. B. Vol. 84, p.136 (1911). 


S38 Viktor Grafe. 


Reihe von Ablesungen, die zur Bestimmung des Absinkmaßes , beim 
Mitteldruck !/,;, (A + B) dienen. Das Mittel ist gewöhnlich 20 em Wasser- 
säule, indem das Absinken des Meniscus zeitlich zwischen 23—17T em 
oder 22—18 em begrenzt wird, wie es eben am bequemsten ist. Das 
Kaliber der Röhre ist gewöhnlich so gewählt, daß 1 em Länge O'1 cem® 
entspricht. Es ist klar, daß, wenn aufeinanderfolgende Ablesungen bei 
einem bekannten Mitteldruck gemacht wurden, eine Verminderung der 
Spaltöffnungsweite die Wassersäule langsamer von A nach B sinken 
lassen wird. Die Zahl der Sekunden, welche beim Fallen der Wassersäule 
um eine bestimmte Höhe abgelesen werden, gibt also geradezu die 
relative Weite der Spaltöffnungen an. Die beste Methode, die Glaskammer 
luttdicht und gleichzeitig ohne Schädigung des Blattes darauf zu be- 


Fig. 157. Fig. 157 a. 


Die auf das Blatt aufgekittete Glaskammer r 
vergrößert. 
Porometer von Darwin und Pertz. 


festigen, ist gewöhnlicher Leim, wel- 
cher sowohl am Glas als auch an der 
Blattfläche haftet und diese kaum schädigt. Der Leim wird auf ca.30° Ü 
abkühlen gelassen und dann dick auf dem Kammerrand aufgetragen, der 
sodann sanft auf die spaltöffnungsreiche Unterseite des Blattes auf- 
gedrückt und befestigt wird, wobei das Blatt auf einer horizontalen Glas- 
platte adjustiert ist. Eine andere Methode besteht darin, aus einer Lage 
20—25°/,iger Gelatine einen Ring. d.h. eine durchbohrte Scheibe von 
ca. 1 cm Dicke auszustechen und die Kammer fest auf den Ring nieder- 
zupressen und in dieser Lage zu befestigen. Hier mul) das Blatt mit der 
Spaltöffnungsseite nach oben gerichtet und durch eine horizontale Glas- 
platte gestützt werden. Dieses Verfahren eignet sich besonders für leder- 
artige Blätter wie die von Ficus elastica, Prunus laurocerasus, Hedera 
helix ete.. welche selbst beim Zusammenpressen zwischen Gelatine und 
Glasplatte nicht leiden: übrigens kann man mit der nötigen Vorsicht auch 
zartere Blätter diesem Verfahren unterziehen, Glyzerinzugabe zur Gelatine 


Porometer von F. Darwin und D,. F. Pertz. 


4 
A 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 839 


erweist sich als schädigend, ebenso Vaseline oder andere Substanzen, wie 
Fette etc. Die Porometermethode ist als eine direkte mit der mikro- 
skopischen Probe zu vergleichen, indem bei beiden Methoden Werte sich 
ergeben, in welchen der durch die Stomata ziehende Gasstrom in keiner 
Weise durch den Wasserdampf beeinflußt ist, der durch dieselben Öft- 
nungen dringt. Die eben beschriebene Methode ist also scharf von der 
hygroskopischen zu trennen, sie dient nicht zur Messung der Tran- 
spirationsgröße, sondern mißt die jeweilige Weite der Spaltöffnungen, 
die durch die hyeroskopischen Methoden nur indirekt angegeben wird. 
wobei Änderungen der Öffnungsweite nur in sehr großen Zügen offen- 
bar werden. Mit den genannten Methoden teilt das Porometer den 
eroßen Vorzug, eine kontinuierliche Methode zu sein, d.h. zu gestatten, 
daß ein Blatt durch längere Zeit beobachtet wird. Ferner beobachtet man 
hier das lebende Objekt, während bei Zloyds Verfahren das tote Blatt 
zum Versuche dient, wobei überdies jedem Versuche ein Blatt geopfert 
werden muß. Ein fernerer Vorteil des Porometers ist ‘seine große Leistungs- 
fähiekeit. Die Größe des Gasstromes kann in einem beleuchteten Blatt 
jene des verdunkelten Blattes um das Vierhundertfache übertreffen. 
Darwin hatte Gelegenheit, mit dem viel empfindlicheren Porometer Er- 
gebnisse zu bestätigen, die er Jahre vorher mit den hygroskopischen 
Methoden über das Welken von Blättern gemacht hatte, bei denen die 
Stomata offensichtlich noch lange offen waren, nachdem das Blatt aufge- 
hört hatte, mit dem Hornhygroskop zu reagieren. 

Ein großer Vorteil des Z/oydschen Verfahrens besteht darin, daß es 
absolute Werte liefert, d.h. es zeigt die wirkliche Weite der Spalt- 
öffnung, während das Poro- 
meter nur relative Zahlen 
ergibt. Lloyds Methode 
leidet dagegen an dem Übel- 
stande, daß an einem ge- 
gebenen Blatte und ineinem 
gegebenen Zeitpunkt die 
Spaltöffnungen von 1 bis 
zu 10 Einheiten im Durch- ( 
messer wechselnd gefunden 
werden. Und da es unmög- 
lich ist, aufJedeBestimmung 


Fig. 158. 


=R . “m Modell des Spaltöffnungs-Mechanismus. Der verschiedene, durch 
unbegrenzte Zeit ZU VEY- äußere und innere Faktoren bedingte Abstand der Schließzellen 


r - N E bewirkt eine verschiedene Öffnungsweite der Spalte und damit 
ende S o S 
W nd N “ so folet daraus, lie Tra spirationsregulier ng. 


dal) L/oyds Bestimmungen 

der Spaltöffnungsgrößen ziemlich ungenau sind. Das Porometer dagegen 
umfaßt in seinen Angaben einen Durchschnittswert von vielen hundert Spalt- 
öffnungen bei jeder Ablesung; nun ist an einem gegebenen Zweig, zu einer 
gegebenen Zeit, bei den verschiedenen Blättern eine Vielheit von Spaltöffnungen 
in den verschiedensten Zuständen der Öffnungsweite vorhanden (Fig. 158). 


S40 Viktor Grafe. 


Jeder Vergleich zwischen Transpiration und Spaltöffnungsweite, wenn er 
dureh den Befund des Luftstromes an einem einzigen Blatt gezogen wurde, 
ist unzutreffend, da die Transpiration eines Zweiges von der durchschnitt- 
lichen Öffnung der Stomata bei einer Anzahl von Blättern abhängt, während 
der Wert des Luftstromes von dem Verhalten des einzelnen Blattes abhängt. 
Daher müssen, wie Lloyd selbst hervorhebt, bei seiner Methode zahlreiche 
Blätter geprüft werden. 

Infiltrationsmethode von H. Molisch (Fig. 159): Die von Molisch }) 
beschriebene Methode, welche heute wohl als die leistungsfähigste bezeichnet 
werden muß, beruht auf dem Gedanken , daß es möglich sein müsse, das 
Offensein der Spaltöffnungen 
dadurch zu demonstrieren, daß 
man auf die Stomata führende 
Epidermis Tropfen von Flüssig- 
keiten bringt, die rasch in sehr 
kleine Kapillaröffnungen einzu- 
dringen vermögen, wie sie durch 
die Spalten der Spaltöffnungs- 
apparate repräsentiert werden. 
Die Flüssigkeiten, welche durch 
die Spalten rasch in die Atem- 
höhle und von hier aus in die 
Interzellularen des Schwamm- 
parenchyms des Blattes eintreten, 
infiltrieren also das Blattgewebe 
an der betreffenden Stelle, welche 
dann im auffallenden Lichte 
Infiltrationsmethode von H. Molisch. Das Tropaeolumblatt dunkel und au durchfallenden 
war mit einer Schablone überdeckt worden, in welche das durchscheinend aussieht. Sind 


Wort „Licht“ ausgestanzt ist; ins Licht gebracht, erweist 


sich die Transpiration der belichteten Stellen stärker und die Stomata geschlossen, dann 
Gen Ufnoten Spaltöfianngen zeigt sich daran. aad UNtEbleibt: ‚natürlich - die „Infil- 
eben das Wort „Licht“ ee Umgebung dunkel tration. Das ist in sehr schöner 
Weise z. B. bei Verwendung von- 

absolutem Alkohol der Fall, welcher binnen wenigen Sekunden in die Spalten 
eindringt und das Blatt in obenbezeichneter Weise infiltriert. Molisch arbeitet 
in der Weise, daß aus einem kleinen Stiftfläschehen durch den Stift oder 
durch eine Glasröhre der Tropfen auf das Blatt gebracht wird, wobei aber 
jede unsanfte Berührung und damit eventuell einhergehende Verwundung 
des Blattes unterbleiben muß. Als Folge der Infiltration zeigen sich ent- 
weder zahlreiche dunkle zerstreute Punkte oder größere zusammenfließßende 
resp. getrennt bleibende Inseln oder schließlich ein momentanes Dunkel- 
werden der ganzen vom Tropfen bedeckten Fläche. Sehr gute Resultate 


lieferten die turgeszenten, im starken diffusen oder direkten Sonnenlicht 


') H. Molisch, Zeitschr. f. Bot. Bd. 4. S. 107 (1912). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. s41 


befindlichen Blätter von Syringa vulg., Stellaria media, Papaver somniferum, 
Senecio vulg., Plantago major, Urtica urens ete. Ein viel empfindlicheres 
Reagens als absoluter Alkohol ist Benzol, Xylol oder Terpentinöl; denn der 
Alkohol vermag unterhalb einer gewissen Spaltöffnungsweite nicht mehr 
einzutreten, «die anderen genannten Flüssigkeiten aber wohl, wobei sehr 
oft das Xylol an Leistungsfähigkeit das Benzol übertrifft. Wenn der kapillare 
Widerstand einer zu engen Spalte das Eintreten auch diesen Flüssigkeiten 
unmöglich macht, dann sind die Spalten als praktisch geschlossen zu be- 
trachten. Äther und Chloroform sind wegen ihrer allzu großen Flüchtigkeit, 
die namentlich beim Arbeiten im Freien die Infiltration nur sehr kurze Zeit 
andauern läßt, nicht zu empfehlen. Zunächst wird mit Alkohol geprüft; 
dringt dieser nicht ein, so sind die Spalten jedenfalls nur wenig offen, 
man geht dann mit dem nächst feineren Indikator, Benzol oder Xylol vor, 
die durch ihr eventuelles Eindringen zeigen, daß die Spaltöffnungen doch, 
wenn auch nur wenig offen waren. Dabei ist ein Vorteil, daß Alkohol, 
wenn er nicht durch die Spalten eindringt, das Blattgewebe eine kleine 
Zeit unbeschädigt läßt, während Xylol, Benzol, Terpentinöl die Epidermis- 
zellen sehr schnell töten, auch wenn sie nicht durch die Spalten eindringen. 
Dieses Durchdringen durch die geschlossene Wand der Oberhaut kann aber 
kaum zu einer Fehlerquelle werden, da sich die Infiltration durch die 
Spaltöffnungen sofort oder wenigstens nach sehr kurzer Zeit zeigt, während 
das Durchdringen dureh die Oberhaut doch etwas länger in Anspruch 
nimmt. so daß man beides, besonders bei einiger Übung, leicht auseinander 
halten kann. Charakteristisch ist, daß beim Alkohol die Infiltration die vom 
Tropfen bedeckte Fläche kaum jemals überschreitet, wohl aber bei Benzol, 
Xylol und ähnlichen Flüssigkeiten. 

Die großen Vorteile der Methode sind ihre Einfachheit, die Tatsache, 
daß die Frage nach dem ÖOffen- und Geschlossensein der Spaltöffnungen 
augenblicklich beantwortet, ad oculos demonstriert und auch der Grad des 
Offenseins durch die verschiedenen Indikatoren angegeben wird. Über die 
Transpiration der Blätter allerdings sagt die Methode ebensowenig aus, 
wie Darwins Porometer. Die Hygroskopmethode und die Kobalt- 
probe weisen also direkt auf die Transpiration hin. Molischs In- 
filtrationsmethode läßt das Offen- oder Geschlossensein der Spaltöffnungen 
erkennen und steht darin in einer Parallele mit Darwins Porometer, dessen 
Angaben ebenfalls.von der Transpiration unabhängig und lediglich abhängig 
sind von der relativen Weite der Spalten; dabei ist aber zu bemerken, 
daß die Infiltrationsmethode einfacher ist und kein Instrument erfordert. 
Ferner kann das Öffen- oder Geschlossensein der Spaltötffnungen sogar am 
trockenen, toten Blatte damit erkannt werden, während die Kobalt- und 
Hygroskopmethode in solchen Fällen natürlich ganz versagt, dagegen können 
geringe Differenzen in der Spaltenweite nicht angezeigt werden, während 
das mit dem Porometer möglich ist. Auf der Infiltrationsmethode von Molisch 
baut E. Stein!) eine Erweiterung derselben auf, indem sie die Reihe Petrol- 


!) E. Stein, Ber. d. deutschen bot. Ges. Bd. 30. S. 66 (1912). 


842 Viktor Grafe. 


äther, Petroleum und Paraffinum liquidum benützt, welche Kohlenwasser- 
stotfe infolge ihrer verschiedenartigen Viskosität die Öffnung der Spalten 
in drei Abstufungen beobachten läßt. Dringt Paraffin ein, so ist das ein 
Zeichen der außerordentlich weit geöffneten Stomata: dringt Paraffin nicht, 
wohl aber Petroleum ein, so ist die Öffnung eine mittlere, Petroläther 
endlich dringt durch noch stärker verengte Spalten. Es ist also hier die 
Beobachtungsgrenze etwas weiter gesteckt. indem Paraffin in Spaltöffnungen 
nicht mehr eindringt, die für absoluten Alkohol geöffnet sind, wäh- 
rend Petroläther noch den Wege in Interzellularen findet, die für 
Benzol und Xylol nieht mehr zugänglich sind: die für das Eindringen von 
flüssigem Paraffin nötige Spaltenweite wird überhaupt nicht von den 
Schließzellen aller Pflanzen erreicht. Auf der Infiltrationsmethode beruht 
auch F. W. Negers!) abgekürzte Jodprobe zum Sichtbarmachen der Assimi- 
lationstätigkeit. Bei Koniferennadeln ist es infolge ihrer Dieke nicht möglich. 
eine Infiltration mit Alkohol. Xylol ete. zu beobachten. Bringt man eine 
Lösung von wenig Jod in Äther auf die Unterseite eines Laubblattes, so 
findet, wenn die Spaltöffnungen offen waren, Infiltration statt und nach 
vorhergegangener Assimilation intensive Blaufärbung, wobei allerdings auch 
bei reinem Lösungsmittel (ohne Jod) eine Dunkelfärbung auftritt, die aber 
zum Unterschied von der Stärkefärbung nach kürzester Zeit wieder ver- 
schwindet. Diese Jodprobe gelingt nur bei vollkommen entwickelten Blättern 
(wie erwähnt nicht bei immergrünen Nadelhölzern), wenn die Spaltöffnungen 
offen stehen; durch diese Probe kann also das verschiedene Verhalten 
frischer und welkender Blätter (vorausgesetzt daß das Blattgewebe hin- 
reichend stärkehaltig war) gegenüber einer Infiltrationsflüssigkeit einem 
größeren Zuhörerkreis sichtbar gemacht werden. Hatten die Spaltöffnungen 
den aufgetragenen Tropfen der Jod-Ätherlösung nicht passieren lassen, so 
genügt es, mit einer Nadel die Blattunterseite leicht zu ritzen, um bei 
Wiederauftragen eines Tropfens des Reagens intensive Dunkelblaufärbung 
eintreten zu sehen. 

Eine Methode zum Infiltrieren auch von Koniferennadeln veröffentlichte 
A. Dengler*) (Fig. 160): Ein etwa 10 cm langes, an einem Ende zugeschmol- 
zenes Stück Bleirohr, das 0'8 cm lichte Weite und zirka 26 mm Wand- 
stärke hat, wird mit der Klinge des Taschenmessers auf der einen Seite 
mit etwa sechs kleinen Schlitzen versehen, welche dazu dienen, die zu un- 
tersuchenden Nadeln mit etwas Spielraum aufzunehmen: die Wände des 
Schlitzes werden zur besseren Adhäsion etwas aufgerauht und die äußere 
Mündung des Schlitzes nach außen etwas trichterförmig erweitert, damit 
der Kitt, mit dem die Nadeln später befestigt werden, gut zusammenge- 
drückt werden kann. Dann wird der Kitt — am besten das in den Apo- 
theken in Stangenform erhältliche Bleipflaster, das sich in der warmen 
Hand gut kneten läßt und nach dem Erstarren erheblichen Druck aus- 
hält — in die Schlitze fest eingedrückt. in den Kitt mit einer kleinen 


'!) F. W. Neger, Ber. d. deutschen bot. Ges. Bd. 30. S. 93 (1912). 


Ei ad Dan an 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. 843 


Lanzette ein Spalt gestoßen und die zu untersuchende an ihrer Basis ge- 
kappte oder angestochene Nadel, die frisch abgepflückt worden ist, so in 
den Spalt geschoben, daß die geöffnete Stelle sich im Hohlraum der Röhre 
befindet. Mit Hilfe eines Modellierreifens wird dann der Kitt zu beiden 
Seiten der Nadel und besonders nach 
untenhin sorgfältig abgedichtet, so dal) 
beim späteren Untersuchen keine Luft- 
blasen durch etwaige Undichtigkeiten 
des Kittes aufsteigen; wäre das der M 
Fall, müßte die betreffende Stelle mit 
Filtrierpapier abgetrocknet und nach- 
gedichtet werden. Das Bleirohr mit den 
Nadeln wird dann durch einen Druck- 
schlauch mit einer Druckpumpe (etwa 
wie sie zum Aufpumpen von Fahrrad- 
schläuchen verwendet wird) verbunden, 
bei welcher die Führungsstange des 
Kolbens mit Marken versehen und bis 
zu einer bestimmten Marke hineinge- 
schoben wird. Je nach dem Zustande 
des Spaltöffnungsapparates erfolgt nun 
bei der Kompression ein größerer oder 
geringerer Austritt von Luftblasen an 
der spaltöffnungsführenden Nadelfläche, 
den man beim Untertauchen in einer , 
flachen Schale mit Wasser, mit Auge " 
oder Lupe verfolgen kann. Die einzelnen 

Stufen der Blasenbildung wären dann 

mit Hilfe einer ad hoc festzusetzenden 

Skala einzuschätzen, nachdem eine 

Zählung der Luftblasen, die bei einem 


— 
= 


Fig. 160. 


bestimmten Druck auf der Nadelober- / | ) 
fläche erscheinen, nicht möglich ist, sy 


weil sie sich sehr schnell ablösen, zer- 
fließen, zerplatzen, weil es ja ferner 4. Denglers Apparat zum Infiltrieren von Koni- 
nicht nnr lauf die: Zahl" sondern auch. , piercnr Dr 


%k Dichtungsstellen der Nadeln, 


aursdıesGrole (ders Blasen. ankommt. > Salon, Afsster ManameterschenkelBiggr 


schiebbarer Manometerschenkel, S Druck- 

Dengler bildet sechs Stufen von 0 an. Schlauch, der beide verbindet, r Haltestift zur 

- = . ER 2 7 ° Verbindung zwischen Blei- und Glasrohr. 
wo keine Blase auftritt. über Stufe 4. beide durchbohrend, 7 Luftblasen, aus den 

E > = R : Nadeln austretend. M Maßstab. 
bei der die Nadel ganz dicht mit Blasen 
bedeckt ist, und Stufe 5, wo außer dieser Blasenbedeckung noch ein leb- 
haftes Perlen auftritt, bis zu Stufe 6, dem Maximum dieser Erscheinungen, 


') A. Dengler, Ber. d. deutschen bot. Ges. Bd. 30. S. 452 (1912); s. a. F. W. Neger, 
ebendas. Bd. 30. S. 179 (1912). 


S44 Viktor Gräfe. 


während auf Stufe 1 nur wenige kleine Blasen auftreten; auf Stufe 2 er- 
scheint dann etwa die Hälfte der Blasenanzahl, welche bei voller Bedeckung 
auftreten würde; natürlich kann man zwischen diese Stufen noch Zwischen- 
elieder einschalten. Diese sehr bedenkliche Unsicherheit, welche in der 
subjektiven Schätzung geleren ist, sucht Dengler dadurch zu vermeiden, 
dal er das Bleirohr nicht mit einer Druckpumpe, sondern mit einem 
(uecksilbermanometer verbindet, dessen Schenkel durch einen dickwandigen 
Kautschukschlauch -zusammenhängen und gegeneinander verschiebbar sind. 
Dadurch kann man in dem einen Schenkel einen beliebigen Überdruck 
erzeugen und dessen Ausgleich auf dem Wege durch die Spaltöffnungen 
zeitlich messen; an einem zwischen den beiden Manometerschenkeln an- 
gebrachten Maßstab kann man die Höhe des Überdruckes bestimmen: so 
wäre also ein zahlenmäßig darstellbares Mal) für die Durchlässigkeit und 
damit für die Öffnungsweite der Spaltöffnungen gegeben. Es ist klar, dab 
diese Methode nur bei großer Übung im Abschätzen und nur für Ver- 
eleichswerte ein brauchbares Ergebnis liefern und hauptsächlich dort 
Dienste leisten wird, wo es sich darum handelt, Resultate, die mit anderen 
Methoden gefunden wurden, zu überprüfen; ihre besondere Verwendbarkeit 
liegt ferner dort, wo die einfache und sichere Infiltrationsmethode von 
Molisch keine Anwendung finden kann, also bei den Koniferennadeln. 
Das Verfahren von L. Buscalioni und @. Pollacei!) beruht auf der 
Fähigkeit der im Alkohol oder Äther aufgelösten Nitrozellulose (Kollodium), 
bei Berührung mit Spuren von Wasser 
auszufällen (Fig. 161). Es wird eine ver- 
schieden starke Lösung von Kollodium 
in Alkohol oder Äther verwendet, da 
es auf die Natur des transpirierenden 
Organs (Dicke der Kutikula, Zahl der 
Spaltöffnungen etc.) ankommt, ob das 
Kollodium kürzere oder längere Zeit 
- Hüssig bleibt. Die Lösung wird mit einem 
Pinsel auf die zu prüfende Organober- 
Kollodiumhäutehen mit der genauen Abmo- fläche in dünner Schicht aufgetragen, 
a ee Methode von Buscatiomiung frei von Luftblasen; in wenigen Minuten 
aaa en er Zeit ageogen. ist bei Zimmertemperatur das Lösungs- 
es zeigt bei mikroskopizeher Betrachtung u.a. - mittel des Kollodiums verdunstet, das 
die jeweilige Spaltenweite. : 
Reagens bildet dann ein trockenes 
Häutchen, welches das Organ genau in dem Zustande bedeckt, in welchem es 
aufgetragen worden war und ihm anhaftet, aber mittelst einer Pinzette mit 
Leichtigkeit abgezogen werden Kann; das Lostrennen erfolgt übrigens bei 
der Zusammenziehung des Häutchens von selbst. Während des Eintrock- 
nens des Kollodiums beobachtet man, dal, wenn das untersuchte Organ 


Fig. 161. 


!) L. Buscalioni e @. Pollacei, Atti di R.Istituto Botanico dell’ universitä di 
Pavia. Vol. 7 (1901). 


\ 
4 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. s45 


wenig oder gar nicht transpiriert, das Häutchen durchscheinend bleibt, 
während es bei einigermaßen vor sich gehender Transpiration bald eine 
milchähnliche Färbung annimmt, die um so intensiver wird, je stärker die 
Wasserabgabe erfolgt. Das Abnehmen der Häutchen ist schwieriger und 
mitunter nicht ohne Zerreißen möglich, wenn die Oberfläche des betreffen- 
den Organs rauh, haarig od. dgl. ist. Um gute Resultate zu erhalten, 
muß man mit verschieden konzentrierten Lösungen arbeiten; außerdem 
ist es unter manchen Verhältnissen gut, die kollodiumbestrichenen Organe 
einige Zeit in einem luftverdünnten und mit Ätherdampf erfüllten Raume 
zu halten, um das Austrocknen des Kollodiums zu verzögern. 

Die Kollodiumhäutchen können nunmehr der mikroskopischen Unter- 
suchung unterworfen werden, sie tragen den genauen Abdruck des Ge- 
webes, an dem sie gehaftet hatten und gestatten somit die Erkennung 
des Zustandes. in welchem sich die transpirierenden Organe im Momente 
des Auftragens des Häutchens befunden hatten. Das Häutchen wird auf 
einem Objektträger aufgespannt und dieser ganz mit einem Deckglas be- 
deckt, das den Zweck hat, das Häutchen anzuspannen; das Einschließen in 
Wasser oder eine andere Flüssigkeit unterbleibt besser. 


Quantitative Methoden. 


Am besten ist es, die gesamte Versuchspflanze vor und nach dem 
Versuch zu wägen und aus der Gewichtsdifferenz auf die Menge des ver- 
dunsteten Wassers zu schliefßjen. Hierbei sind einige Vorsichtsmaßregeln zu 
beachten; vor allem mul dafür gesorgt werden, dal) die mechanische Ver- 
dunstung des Wassers aus dem Kulturgefäße und aus der Kulturerde 
möglichst ausgeschlossen sei, am besten ist es, Glasgefäße oder solche aus 
glasiertem Steingut ohne durchlochte Bodenplatte zu verwenden: poröses 
Tongeschirr kann man durch Eintauchen in geschmolzenes Paraffin 
leicht luftdicht machen. Natürlich muß auch der Kulturboden selbst gegen 
Verdunstung geschützt sein, was am leichtesten durch Belegen mit Stanniol- 
oder (Guttapercha geschieht: freilich kann durch bleihaltiges Stanniol eine 
Schädigung der Kulturpflanzen erfolgen. Die Öffnungen, welche zwecks 
Durchtretens des Stammes oder wenn es sich um Keimpflanzen handelt, 
zum Einstecken des Würzelchens beim angekeimten Samen in den Nähr- 
boden. in die Bodenbedeckung gebohrt werden müssen, können mit Vaselin 
oder Paraffin verschmiert werden. Ich habe mit Vorteil Weichparaffin zur 
3edeckung des Bodens benützt, welches sogar über die Kulturerde im 
Gartentopf gegossen werden kann, wenn schon die Pflanzen eingewurzelt 
sind, denn eine Temperatur von höchstens 40°C, bei welcher das Paraffin 
noch gießbar ist, schädigt die Pflanzen keineswegs und das Weichparaffin. 
welches leicht knetbar ist, läßt sich leicht ins Loch an den betreffenden 
Pflanzenteil andrücken, so daß ein absolut dampfdichter Verschluß ge- 
schaffen ist. Kann man den Boden vor dem Einsetzen der angekeimten 
Samen mit dem Paraffin übergießen, so sticht man in die Decke mit einer 
Nadel beliebig weite Löcher, setzt die Pflanzen ein und drückt. am besten 


s46 Viktor Grafe. 


nach einigen Tagen, wenn sich die Pflanzen erhoben haben, das Paraffin 
so zurecht, daß die kleine Öffnung vollkommen verschmiert ist. Bei Wasser- 
kulturen erfolgt der Abschluß der verdunstenden Wasseroberfläche gewöhn- 
lich mit einer 3—4 cm hohen Schichte von Olivenöl (Fig. 162). Abgesehen 
davon, daß unter dieser Schichte die Wurzeln bei halbwegs länger an- 
dauernden Versuchen unter Sauerstoffmangel leiden, dringt das Öl doch 
auch nach relativ kurzer Zeit in die Pflanze. Zweckmäßiger ist es, nach 
dem Vorgange J. Gicklhorns die Bedeckung des Kulturglases nicht, wie das 
gewöhnlich geschieht, mit Organtin. sondern mit Leinwand vorzunehmen 
(Fig. 163), die in geschmolzenes Paraffin getaucht worden war; in der so im- 
präenierten Leinwand 
sindalleGewebemaschen 
ausgeprägt. Die nun- 
mehr ziemlich starre 
Leinwand wird uhrglas- 
förmie eingebogen, auf 
die Öffnung des Kultur- 
glases (Einsiedeglas) 
aufgelegt und entweder 
an den überhängenden, 
nicht imprägnierten 
Rändern mit Bindfaden 
fest um die Einkerbung 
des Glases geleet oder 
mit Vaselin an den Glas- 
rändern gedichtet. In 
die Leinwand werden 
Eprouvette mitin Nähr- Mit der Nadel Löcher 
ee eergestoßen: und "durch 
ne a diese die .Würzelchen 

der angekeimten Samen 


Fig. 163. 


Fig. 162. 


: 5 Tel. N. : ee AiEs Wasserkultur. Das Einsiedeglas ist nach 
in die Nähr lösung eintauchen at lassen. Das Gicklhorn mit paraffingetränkter Leinwand 


verdunstende Wasser kondensiert sich an 7ur Verhinderung von Verdunstung aus 


P £ e Po B der Nährlösung bedeckt. 
der undurchdringlichen Paraffinschicht und 


tropft wieder zurück: dasselbe Verfahren dient auch zweckmäßig für die 
eewöhnliche Wasserkultur, um das lästige Nachfüllen von Wasser zu er- 
sparen, besonders aber dann, wenn es sich darum handelt, keine wesent- 
lichen Konzentrationsänderungen der Nährlösung Platz greifen zu lassen. 

Wenn man Topfpflanzen aus ihrem Kulturboden in das auf die Wage 
zu stellende Gefäß überträgt, resp. die Erde samt der darin wurzelnden 
Pflanze, so darf das nicht unmittelbar vor Anstellung des Transpirations- 
versuches geschehen, weil dabei die feinsten Wurzelenden, welche gerade 
für die Wasseraufnahme sehr wichtig sind, leicht abgerissen oder verletzt 
werden: das ist namentlich dann der Fall, wenn das Ausheben nicht 
ans einem anderen Kulturgefäßl, sondern direkt aus der Erde des Garten- 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. 847 


beetes, etwa mit dem Spaten, erfolgt. Soll der Versuch sich über mehrere 
Tage erstrecken, so ist für den Ersatz des Wassers Sorge zu tragen, 
welches die Pflanze dem Boden entzogen hat, denn der Wassergehalt des 
Bodens übt einen verändernden Einfluß auf die Transpirationsgröße. Am 
bequemsten ist eine solche Wasserzufuhr, wenn die Bedeckung des Kultur- 
bodens mit zwei halbkreisförmigen Glasplatten erfolgt war, von denen 
jede zentral eine Ausnehmung besitzt, welche bei den Ausnehmungen beim 
Z/Zusammenlegen der Platten einen Hohlkreis zum Durchtritte des Stammes 
bilden, wobei die noch offen bleibenden Lochteile durch Paraffin od. del. 
verschlossen werden können. In eine solche Glasplatte, resp. in eine Boh- 
rung derselben kann durch einen Kautschukstöpsel die mit eingeriebenem 
Stöpsel versehene Röhre eingeführt sein, durch die das Wasser ın den 
Kulturboden einflielien gelassen werden kann. Wenn der Versuch längere 
Zeit dauert, vergrößert die Pflanze ihre Blattoberfläche und ihr Gewicht; 
selbstredend wäre dadurch ein Fehler in der Rechnung bedingt, wie ja 
überhaupt neben der Gewichtsveränderung durch Wasserverlust die Ge- 
wichtsveränderungen durch Zunahme an Pflanzensubstanz durch Kohlen- 
säureassimilation und deren Abnahme durch Atmung Hand in Hand gehen. 
Bei Keimpflanzen von Phaseolus vulgaris überwiegen beispielsweise die 
Verluste durch Atmung die Assimilationszuwächse anfangs so bedeutend, 
daß bis zum 21. Kulturtage die Trockensubstanz der Keimpflanze noch 
nicht die Trockensubstanz des Samens erreicht, aus dem sie sich ent- 
wickelt hat. Man wird daher, um diese Fehlerquelle soviel wie möglich zu 
vermeiden, die Transpirationsmessungen auf die Gewichts- oder noch besser 
auf die Flächeneinheit beziehen; aber selbst in diesem Falle sind womög- 
lich langsamwüchsige Pflanzen für den Versuch zu wählen, bei denen die 
Vergrößerung der Blattoberfläche nicht allzusehr in Betracht kommt. Die 
Verwendung von Nährlösungen an Stelle fester Nährböden bietet vor allem 
den Vorteil, dab man die Ausbildung des Wurzelsystems besser beobachten 
kann; es hat sich nämlich gezeigt, dal) die Ausbildung des Wurzelkörpers 
die Transpiration beträchtlich beeinflußt, so daß dieselbe Blattfläche eine 
viel bedeutendere Transpirationsgröße zeigt, wenn der Wurzelkörper stärker 
ist, als wenn er mangelhaft ausgebildet ist, ja eine Erkrankung des Wurzel- 
systems kann unter Umständen die Transpiration gegenüber einem wurzel- 
gesunden Exemplar derselben Blattfläche um die Hälfte herabsetzen. Das 
ist besonders dann wichtig, wenn man für den Versuch möglichst gleiche 
Exemplare auswählt, wobei also nicht nur die „Gleichheit“ der oberirdi- 
schen Organe, sondern auch die des Wurzelsystems leicht beobachtet wer- 
den kann. Ferner geht es nicht an, Pflanzen der Erdkultur zur Anstellung 
des Transpirationsversuches in Wasserkultur zu übertragen oder Pflanzen 
der Wasserkultur mit solchen der Sandkultur bezüglich der Transpiration 
zu vergleichen, denn Versuche von @Giltay‘) haben ergeben, daß die letz- 
teren mehr als doppelt so stark transpirierten wie die ersteren (das Ver- 


1) E. @Giltay, Beihefte z. Botan. Zentralbl. Bd. 9. S. 112 (1900). 


S48 Viktor Grufe. 


hältnis betrug 27:15 während des Tages und 10:12 während der Nacht), 
daß sie von der Witterung betreffs der Transpiration viel stärker beein- 
flußt werden und daß die Wasserabgabe bei Pflanzen der Wasserkultur 
von Tag zu Tag abnimmt. Ferner ist es zweckmäßig, den Teil des Kultur- 
gefäßes, welcher das Wurzelsystem umschließt. mit einer liehtdichten Um- 
hüllung zu versehen. Die Versuchsdauer mit einzelnen Blättern oder ab- 
geschnittenen Zweigen sollte sich nur auf höchstens einige Stunden aus- 
dehnen und die Zweige unter Wasser abgeschnitten werden. Hier wird 
es sich natürlich immer empfehlen, in Kulturflüssigkeiten zu arbeiten, 
in die das Objekt durch einen halbierten, zentralgebohrten Kork (analog 
den oben erwähnten Glasplattenhälften) befestigt wird, wobei die beiden 
Korkhälften den Stammteil des Versuchsobjektes zwischen sich nehmen. 
Freilich kann es sich bei dieser Versuchsanstellung an zarteren Stengeln 
leicht ereignen, daß durch Quetschung die Wasserleitung abnorm gestaltet 
wird. Kleinere Zweige, Blüten, Blätter ete. adjustiert man deshalb lieber 
in kleinen Eprouvetten mittelst dünnen Blumendrahtes. Um den Rand der 
Eprouvette läuft ein stärkerer, an seinem freien Ende hakenförmig um- 
gebogener Draht, mittelst dessen man die ganze Eprouvette an der Wage 
aufhängen kann, wobei die Verdunstung der Nährlösungsoberfläche in der 
Eprouvette durch aufgeschüttetes Olivenöl verhindert wird (Fig. 162). 
Für die Wägung kleinerer Pflanzen, so lange diese nicht an den 
Wagebalken anstreifen, dienen die gewöhnlichen analytischen Wagen, aber 
auch große Objekte mit vielen Kilo Gewicht können auf großen, eigens 
konstruierten Hebelwagen mit einer Genauigkeit von O'l g per 20 ky 
jederseitiger Belastung gewogen werden. Gute Dienste leistet die selbst- 
registrierende Wage von Richard Fröres, Paris, das evaporometre enre- 
eistreur, eine Tarawage (Fig. 164). auf deren eine Wagschale zu Beginn des 
Versuches die im Blumentopf entsprechend adjustierte Pflanze gestellt wird. 
worauf man durch entsprechendes Auflegen von Gewichten auf die andere 
Waeschale genau äquilibriert. Mit dieser Wagschale steht durch eine Hebel- 
übertragung ein Schreibhebel in Verbindung, der auf einem mittelst Uhr- 
werkes rotierenden Zylinder streift, auf den das Registrierpapier aufge- 
zogen ist. Hebt sich bei Wasserverlust die Wagschale mit dem Blumen- 
topf, so sinkt die andere, mit welcher der Schreibhebel in Verbindung 
steht, so daß dieser seine registrierende Schreibbewegung auf dem Regi- 
strierpapier ausführt. Ein Laufgewicht ermöglicht eine verschiedene Ein- 
stellung des Schwerpunktes der Wage zum Mittelpunkt der Drehachse und 
damit eine Regulierung der Empfindlichkeit je nach der Schwere des 
Versuchsobjektes: eine andere Einrichtung ermöglicht auch die Anwendung 
dieser Wage zu Versuchen im Freien, indem sie deren Oszillation durch 
Windbewegung verhindert. Statt der Konstatierung der Gewichtsverluste 
in bestimmten Zeiten kann man umgekehrt auch bestimmen, in welchen 
Zeitteilchen das Versuchsobjekt einen bestimmten Gewichtsverlust erfährt: 
man äquilibriert dann die Wage, hebt ein kleines Gewicht ab und notiert 
die Zeit. welche verstreicht. bis der Wasserverlust des Objektes die Wage 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 849 


wieder in Balance bringt und operiert in dieser Weise mehrere Male. Die 
bis zur Erreichung des Gleichgewichtes notwendigerweise verstreichende 
Zeitdauer steht in umgekehrter Proportion zur Transpirationsgröße. 

Eine andere Methode läuft darauf hinaus, den von der Pflanze ab- 
eegebenen Wasserdampf volumetrisch oder gewichtsanalytisch zu messen, 
indem man das Wasser von irgend einer hygroskopischen Substanz, am 
besten Chlorkalzium, absorbieren läßt oder indem man den kondensierten 
Wasserdampf als tropfbar flüssiges Wasser ansammelt. Wenn diese Me- 
thode dem Chemiker naturgemäß am nächsten liegt. wird sie doch beim 
Physiologen wenig Beifall finden. Denn die Behandlung des Versuchsob- 


Fig. 164. 


<B> 
a ST 


f 5 


Evaporomötre enregistreur von Richard Fröres, Paris. 


jektes bei diesem Verfahren ist durchaus nicht naturgemäß. Im Falle der 
Aufsammlung des kondensierten Wassers muß die Pflanze oder der mit 
der eingewurzelten Pflanze in Verbindung stehende Pflanzenteil in einem 
Glasgefäß luftdicht eingeschlosser sein, wobei durch eine entsprechende 
Ablaßvorrichtung für die Entfernung des kondensierten Wassers Sorge 
getragen wird. Für kleine Pflanzen oder kleinere Pflanzenteile ist diese 
Methode überhaupt nicht verwendbar, weil nur größere Mengen konden- 
sierten Wassers eine annähernd verwendbare Bestimmung ermöglichen; 
dabei muß, wenn mit einem Zweig experimentiert wird, der in natürlicher 
Verbindung mit einer Topfpflanze steht, wobei also der betreffende Zweig 
in einen Ballon hineinragt, dessen Tubus an der Abzweigungsstelle des 
Astes vom Stamm mit Guttapercha od. dgl. gasdicht verschlossen ist, 
die Erde des Topfes ausgiebig begossen werden, weil sonst die anderen, 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 54 


S50 Viktor Grafe., 


frei transpirierenden Sprosse der Pflanze das im Glasballon eingeschlossene 
Wasser entziehen. Dazu kommt, daß überhaupt die Transpirationsgröße 
solcher eingeschlossener Pflanzenteile beträchtlich vermindert ist, weil das 
(Glasgefäß sehr bald dunstgesättigt ist; arbeitet man im Dunkeln, so 
häuft sich auch die Atmungskohlensäure bis zu einem schädigenden Maße 
an, während im Lichte diese Kohlensäure wohl im Prozesse der Assimila- 
tion wieder Verwendung findet. Solche Versuche können also jedenfalls nur 
von kurzer Dauer sein, wobei aber wieder, wenigstens bei kleineren Pflanzen- 
teilen.die Menge deserhaltenen Wassers 

Fig. 165. ungenügend ist. Läßt man das abge- 

vebene Wasser durch CaCl, od. dgl. 

absorbieren, so vermeidet man diesen 
Übelstand, schafft aber freilich mit- 
unter zu trockene Lufträume. Zweeck- 
mäßiger ist es in diesem Falle. das mit 
CaCl, beschickte Gefäß nicht unter 
dieselbe Glocke zu bringen. unter 
welcher die Versuchspflanze steht, 
sondern dasselbe durch einen dick- 
wandigen Kautschukschlauch mit der- 
selben zu verbinden; man verwendet 
dann Röhren mit CaCl, wie bei der 
Elementaranalyse, während die Ver- 
suchselocke mit paraffiniertem Kork- 
stöpsel verschlossen ist, der in seinen 
beiden Bohrungen eine kurze und eine 
lange rechtwinklig gebogene Glasröhre 
trägt, die mit den Kautschukschläuchen 
versehen sind, an welchen sich ver- 
schließende Q@uetschhähne befinden. 
Nach einer bestimmten Versuchszeit 
saugt man mittelst Aspirators die Luft 
aus der Glocke in die vorgelegten ge- 

a eröße son Blattober- und unter WOgenen CaCl,-Röhren, wobei natür- 
Baige} (umchnBurgerzeräen 1 2): lich die Quetschhähne geöffnet und 

das lange Glasrohr, durch welches die 

Außenluft eingesaugt wird, mit einem vorgelegten Wasser absorbierenden 
Medium versorgt wird, welches dazu dient, die äußere Luft vor ihrem 
Eindringen zu trocknen. Nach einer Zeit des Durchsaugens schließt man 
wieder die Quetschhähne und vermeidet so die Gefahr des wasserdampf- 
erfüllten und auch des zu trockenen Raumes. Es wäre noch zu bemerken, 
daß der Luftabschluß einer solchen Glocke nie durch Quecksilber bewirkt 
werden darf, dessen Dämpfe die Versuchspflanze schwer schädigen. Am 
besten ist es, eine auf Glasplatten aufgeschliffene Glocke zu verwenden, 
die durch Vaselin auf die Glasplatte gedichtet ist. Den Stöpsel für den 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. s51 


oberen Tubus der Glocke kann man entweder (nach dem festen Einsetzen 
in den Tubus) paraffinieren oder mit Kollodium überziehen oder durch 
belichtetes Kaliumchromat abdichten. 

Auf die Verdunstungsgröße hat die Zahl, Verteilung, Anordnung, 
Bewegungsfähigkeit der Spaltöffnungen als der wichtigsten wasserabge- 
benden Organe den erößten Einfluß. Bei dorsiventral gebauten Blättern 
führt die Blattoberseite ungleich weniger Stomata als die Unterseite, 
aber auch andere anatomische Verschiedenheiten bewirken, dal die Unter- 
seite wesentlich mehr Wasserdampf abgibt als die Oberseite. Jedenfalls 
ist es oft wünschenswert, einen Vergleich der Transpirationsgröße bei den 
beiden Blattseiten zu ziehen. Einen Apparat zur experimentellen Bestimmung 


Fig. 166. 


Geneau de Lamaclieres Apparat zum Vergleiche der Transpiration von Sonnen- und Schatten- 
pflanzen. (Nach Burgerstein 1. e.) 


eines solchen hat 7. Garreau!) konstruiert (Fig. 165). A A sind trichterförmige 
(rlasbecher, deren jeder am Rande einen Leinwandring B trägt, der mit 
einer Mischung von Wachs und Burgunderpech bestrichen und dann mit 
feinem Fett eingeschmiert ist, so daß er nach leichtem Druck fest an 
der Blattfläche haftet. Jeder Becher enthält ein Schälchen D mit CaCl, 
und trägt an seinem Ende, durch einen Kautschukstöpsel eingesetzt, ein 
&ebogenes Röhrchen C mit einem Tropfen Öl zur Absperrung der äußeren 
Luft. Die Schalen mit dem CaCl, werden vor und nach dem Versuch 
gewogen, das Chlorkalzium darf aber in nicht zu großer Menge enthalten 
sein, um den Luftraum nicht zu sehr auszutrocknen. 


') M. Garreau, Ann. seiences nat. Bot. (3). T. 13. p. 321 (1849). 


852 Viktor Grafe. 


Um die relativen Transpirationsgrößen von Sonnen- und Schatten- 
blättern zu bestimmen, hat Geneau de Lamarliöre!) folgenden Apparat kon- 
struiert (Fig. 166): Die durch einen Aspirator angesaugte Luft passiert zuerst 
die mit Schwefelsäure gefüllte Flasche B zur Absorption des Wassers, 
dann das mit Ätzkalistücken beschiekte Rohr U, um mitgerissene Schwefel- 
säure aufzufangen, um sich dann im T-Rohr 7 zu teilen und in die 
beiden luftdieht aufgeschliffenen und verschlossenen Glocken O0 und 8 
geleitet zu werden. Unter der einen Glocke steht die Sonnen-, unter der 
anderen die Schattenpflanze. Die aus den Glocken austretende Luft durch- 
zieht je zwei mit CaCl, gefüllte, gewogene Röhren, welche den von den 
Pflanzen abgegebenen Wasserdampf auffangen. Den U-Röhren sind die 
Schwefelsäureflaschen E und E, vorgelegt, um keine Feuchtigkeit aus 
dem Aspirator hineingelangen zu lassen. Das Rohr F vereinigt die Luft- 

ströme wieder, die durch 

Fig. 167. die Wasserflasche f. die 

mitgerissene Schwefel- 

säure auffängt, zum 

Aspirator SP zieht. M 

ist ein Manometer, das 

den unter. den Glocken 

herrschenden Luftdruck 
anzeigt. 

Verschaffelt?) hat 
einen Apparat gebaut, 
um den Einfluß des 

f Kohlendioxyds auf 
die Wasserdampfabgabe 
zu bestimmen (Fig. 167). 
In der Zeichnung ist nur 
Verschaffelts Apparat (Einfluß der Kohlensäure auf die Wasser- die eine Hälfte der sym- 

dampfabgabe) nach Burgerstein 1.c. metrischen Apparatur 

dargestellt; nur dab in 

der linken Hälfte das Gefäß 5k mit Ätzkali fehlt. Auf einem Gestell be- 
findet sich beiderseits unter einer zylindrischen Glasglocke A und B je 
ein Exemplar der Versuchspflanze, deren Wurzelsystem in die Nährstoft- 
lösung (das Gefäß ist in der Zeichnung nicht sichtbar) taucht. Durch beide 

Glocken, deren Temperatur durch das Thermometer ? gemessen wird, wird 

Luft gesaugt, welche die Waschflasche / passiert, an das Ätzkali in bk 

Kohlendioxyd abgibt, an das CaCl, in ch ihren Wasserdampf und dann 

in den Versuchszylinder B gelangt, von wo sie mit dem Transpirations- 
dampf der Pflanze beladen durch Rohr und Schlauch d zu dem gewogenen 

U-förmigen CaCl,-Rohr d und aus diesem durch den mit Hahn verschlieb- 


!) L. Geneau de Lamarliere, Revue gen. de Bot. T. 4. p. 529 (1892). 
2) E. Verschaffelt, Botanisch Jahrboek mitgegeven door het kruidkundig genoot- 
schap „Dodonaea* te Gent. Bd. 2. S. 305 (1890). Nach Burgerstein, 1. c. 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 353 


baren Schlauch % zum Aspirator gelangt. Die andere Hälfte des Apparates 
hat dieselbe Einrichtung, nur daß die Versuchspflanze in A infolge Fehlens 
des Kaliturmes bk trockene kohlensäurehaltige Luft erhält. 

A. Aloi!) untersuchte folgendermaßen den Einfluß der Lufttempera- 
tur auf die Transpiration (Fig. 168). Ein mit einer bewurzelten Topfpflanze 
in Verbindung stehendes Blatt wurde luftdicht in einem geneigten Glaszy- 
linder eingeschlossen, der ein in derselben Richtung axial laufendes Rohr ent- 
hielt, durch welches beliebig temperiertes Wasser geleitet werden konnte, 
so daß man imstande war, die Temperatur in der unmittelbaren Umge- 
bung des Blattes fast konstant 
zu erhalten. Im Glaszylinder 
war ein Schälchen mit CaCl, 
eingeschlossen, dessen Ge- 
wichtszunahme die Menge des 
evaporierten Wasserdampfes 
zu bestimmen gestattet; ein 
Thermometer dient zur Mes- 
sung der Temperatur. 

Eines besonderen Appa- 
rates bediente sich Hellriegel?), 
um den Einfluß der Luft- 
feuchtigkeit auf den Ernte- 
ertrag von Gerstenpflanzen 
und auf die Transpiration 
kennen zu lernen (Fig. 169). 
Auf den Pfosten A wird eine 
120 cm hohe Glasglocke auf- 
gesetzt, die in einer eng ein- 
geschnittenen Rinne desselben 
stehend, am Rande mit einer 
Mischung von Wachs, Herz 
und Paraffin luftdicht ver- 
kittet wird. Die obere Mün- 
dung der Glocke wird durch 
die gebogene (rlasröhre « mit 
der Zinkblechbüchse © verbunden, die an den Pfosten # angeschraubt ist, 
der seinerseits wieder von der Säule D getragen wird. In der Mitte des 
jüchsendeckels befindet sich eine ca. 4 cm weite Öffnung mit kurzem 
Rohrstutzen, der zum Einsetzen einer 66 cm hohen Glasröhre 5 dient, die 
am Ende zum Schutze gegen mechanische andere Einflüsse eine Blech- 
kappe trägt. Der Boden der Büchse € kann durch einen Bajonettverschluß 


Fig. 168. 


Alois Apparat zur Bestimmung des Einflusses der Lufttempe- 
ratur auf die Transpiration nach Burgerstein 1. e. 


') A. Aloi, Relazioni esistenti tra la transpiratione delle piante terrestri ed il mo- 
vimento delle cellule stomatiche. Catania. Rizzo 1891. 

®) H. Hellriegel, Beiträge zu den naturw. Grundlagen des Ackerbaus. Braun- 
schweig 1883. Nach Burgerstein |. e. 


54 Viktor Grafe. 


leicht auf- und abgeschraubt werden, so dal) eine Petroleumlampe / leicht 
eingeschoben und entfernt werden kann. In den Pfosten unterhalb der 
(Glocke sind zwei Öffnungen eingesägt, die zentral gelegene dient zur Auf- 
nahme des oberen Teiles vom Kulturgefäß @, die andere kleinere seitliche 
trägt das Glasrohr ec, das den Eintritt der Außenluft ermöglicht. Nach 
Einsetzen der Lampe in © entsteht ein lebhafter Luftzug in der Pfeilrich- 
tung. Nach Belieben kann durch e 
trockene oder feuchte Luft einge- 
EIN lassen werden, je nachdem man das 
ca.2/ enthaltende Gefäß 7 mit 
schwefelsäuregetränktem Bimsstein 
oder mit einer 1—1!/, cm hohen 
Wasserschichte beschickt, in der 
sich ein schlangenförmig gebogener 
E und mit Filtrierpapierstreifen dicht 
behängter Glasstab befand. Die 
Vegetation von Gerstenpflanzen in 
einer solchen Glocke ist eine durch- 
aus normale, auch wenn sie monate- 
lang darin verweilen, die Ver- 
dunstungsgröße der Pflanze kann 
durch tägliche Wägung der Ge- 
wichtsabnahme der Gefäße ermittelt 
werden. 

Eine viel benützte Methode 
beruht in der Messung des von der 
Pflanze Aufgenommenen statt in 

/ der Bestimmung des durch Tran- 
h spiration Abzegebenen. Freilich mul 
mt = man sich bewußt bleiben, dab man 
Y) 2) — es mit einem Lebewesen zu tun 
N Be hat, bei dem es sich also nicht ver- 
BR En: ;) RR N hält wie bei einem Schwamm, bei 
dem allenfalls das eingesogene 

Heliriegels Apparat zur Bestimmung des Einflusses Wasser sowohl durch Abnahme des 
ER as me - Wassers In. dem Aknak e 
als auch durch Wägung des aus 

dem Wasser ausdrückbaren Wassers bestimmen kann, mit anderen Worten. 
daß Wasseraufnahme und Wasserabgabe durch die Pflanze zwei vonein- 
ander physiologisch geschiedene Vorgänge sind, die nicht ohneweiters 
quantitativ miteinander in kausale Verbindung gebracht werden können: 
nur bei länger andauernden Versuchen, nicht aber bei kürzeren Ablesungen 
ist ein gewisser Parallelismus vorhanden, während der Assimilationstätig- 
keit wird überdies ein Teil des aufgenommenen Wassers chemisch ver- 
wendet etc. Keinesfalls kann man also statt Transpirationsgröße einfach 


Fig. 169, 


u 


4 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. s55 


Aufnahmegröße des Wassers setzen, dazu kommt noch, dal Veränderungen 
der äußeren Verhältnisse, wie Temperatur, Licht ete., die beiden Prozesse 
in verschiedener Weise beeinflussen, daß auch innere Verhältnisse der 
Pflanze in verschiedener Weise auf dieselben Einfluß nehmen können. Eine 
zartblätterige Pflanze, aus einem kühlen Rohr in einem wärmeren, aus 
dem zerstreuten Tageslicht in direktes Sonnenlicht gebracht, wird viel 
mehr Wasser durch Transpiration abgeben, als die Wurzeln aus dem Nähr- 
substrat aufnehmen können. Die Pflanze wird im extremen Falle trotz 
reichlicher Wasserzufuhr welken; wurde dagegen bei einer Topfpflanze der 
Boden trocken werden gelassen. so wird bei folgendem Begießen zunächst 


Fig. 170. Fig. 170 a. 


t, £ Thermometer, r wassergefülltes Rohr, k Verbindungsstück, 
ce Kapillarrohr, m Kautschukschlauch, gl! Glasstab, p/ Platte, 
dr Dreifuß, g Glocke, s Schwefelsäuretürme, s; Kölbehen mit 
konz. H,SO,, Ah Zylinder aus Pappendeckel. d Draht, e Eprou- 

vette mit Sand gefüllt. Stöpsel nach Eberdt montiert. 


das Einsaugen des Wassers die Abgabe bei weitem übertreffen, eine kon- 
stante Parallelität ist also in keinem Falle gegeben. Immerhin ist unter 
konstanten äußeren Verhältnissen und längerer Versuchsdauer die Methode 
auch für die Erlangung von approximativen Transpirationswerten geeignet. 
Auf alle Fälle ist es vielfach eine Aufgabe für sich und physiologisch 
wünschenswert, die Menge des Wassers von einer Pflanze unter bestimmten 
Verhältnissen und in einer bestimmten Zeit zu kennen. Mehrfach wurde der 
Apparat von Kohl!) benützt (Fig. 170): In das Rohr r, welches mit Wasser 
gefüllt ist, bringt man von oben mittelst eines doppelt durchbohrten, teilweise 
gespaltenen Kautschukstöpsels den bewurzelten Teil - der Versuchspflanze » 


') F. @. Kohl, Die Transpiration der Pflanzen. Braunschweig 1886. 


56 Viktor Grafe. 


und ein Thermometer £, welches die Temperatur des Wassers anzeigt: 
von unten her münden zwei Glasröhren in das Rohr r, von welchen die 
eine durch das Verbindungsstück % mit dem langen Kapillarrohr e, die 
zweite mit dem Kautschukschlauch »» verbunden ist. Letzterer ist durch 
den Glasstab g/ verschlossen, durch dessen Verschiebung man den Stand 
der Wassersäule in © verschieben kann. Die Platte pl auf dem Dreifuß dr 
ist mit dem Rohr » durch Kitt verbunden und trägt die Glocke yg, in 
welche bei a trockene Luft, die bei 5 durch das Rohr « die Glocke wieder 
verläßt, eintritt. Das Trocknen der Luft geschieht in den Schwefelsäure- 
türmen s, s, s; vor diese ist noch das Kölbehen s, mit Schwefelsäure vor- 
geschaltet. Ein an « angeschlossener Aspirator saugt durch die Glocke 
einen kontinuierlichen Luftstrom, dessen Temperatur durch ein von oben 
eingesenktes zweites Thermometer t‘ gemessen wird. Durch Überstülpen 
des Pappzylinders 4 kann die Pflanze unter der Glocke momentan ver- 
dunkelt werden. Das Kapillarrohr e ist einem langen, fein geteilten Maß- 
stab angelegt, dessen Einteilung behufs bequemen Ablesens zur Tischebene 
geneigt steht. Der Draht 4 trägt an seinem unteren Ende die mit Sand 
gefüllte Eprouvette e, welche erhitzt in die Glocke g eingeführt wird, um die 
Temperatur unter letzterer rasch um mehrere Grade steigern zu können. 
Es wird dann jedesmal die Zeit notiert, die zur Verkürzung der Wasser- 
säule um eine bestimmte Anzahl von Teilstrichen der Skalenlänge nötig 
ist. Dieser Apparat ist sehr empfindlich, wird aber von Eberdt, wenn ein 
Konstanterhalten der Temperatur von Luft und Boden sowie von deren 
Feuchtiekeitsgehalt nicht notwendig erscheint, durch folgende einfachere 
Vorrichtung ersetzt: Die Pflanze wird in ein Glasgefäß, etwa nach Art 
der gewöhnlichen Pulvergläser, das mit Wasser gefüllt ist und in dem ein 
Thermometer frei schwimmt mit Hilfe eines entzweigeschnittenen und 
passend gebohrten Kautschukstöpsels (Fig. 170a) eingesetzt, das untere Ende 
des Gefäßes hat eine Öffnung, in welche das feinkalibrierte Meßrohr eben- 
falls Iuftdicht eingesetzt ist. Diese ganz einfache Apparatur samt Pflanze kann 
auf eine große analytische Wage gebracht und somit sehr einfach am Ge- 
wichtsverlust einerseits, am Sinken des Wasserspiegels längs des Meß- 
rohres die Aufnahme des Wassers durch die Wurzeln andrerseits beob- 
achtet werden. 

Wenn es mit einem Apparate möglich ist, sowohl den Betrag der 
Wasseraufnahme als auch den der Wasserabgabe zu bestimmen, ist die 
Beantwortung zweier physiologischer Fragen gegeben, man darf nur nicht 
in den einzelnen Versuchszeiten eine Übereinstimmung beider Werte er- 
warten, da, wie bereits erwähnt. die physiologischen Vorgänge der Wasser- 
aufnahme und Wasserabgabe Leistungen der Pflanze entsprechen, die ge- 
trennt ablaufen und auch verschiedentlich beeinflußt werden. Pfeffer be- 
schreibt (Pflanzenphysiologie, I, 214) einen sehr einfachen derartigen Apparat, 
bestehend aus einem graduierten Gefäß nach Art eines Meßzylinders (Fig. 171), 
dessen obere Öffnung aber verengert ist und in welcher die Versuchspflanze 
mit Hilfe eines Stöpsels luftdicht befestigt ist: in der Nähe des Bodens 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 857 


besitzt der Zylinder einen Tubus, welcher, mit einem Kautschukstöpsel 
versehen, das rechtwinklig gebogene, mit einer Maßeinteilung versehene, 
mit dem Zylinder kommunizierende Glasrohr trägt. Auch hier wird das Ur- 
sprungsgewicht des ganzen Apparates samt Pflanze und dann dessen Ge- 
wichtsabnahme durch Wägung bestimmt und so die Größe der Transpi- 
ration gefunden, während gleichzeitig das Flüssigkeitsniveau im kommu- 
nizierenden Meßrohr die aufgenommene Wassermenge anzeigt. Zu berück- 
sichtigen ist dabei das von den Wurzeln verdrängte Wasservolumen, 


Fig. 172. 


1, 


-— =; E 
er BED Ler nn SEE 
PS FHEEE EFEPRFHEe 


BEER 


Pfeffers Transpirationsapparat. 


welches in verschiedenen Niveauhöhen 
ungleich ist. Bei dieser Gelegenheit sei 

en S E un Grafes Apparat zur osmotischen Messung der 
auf einen von mir konstruierten Appa- Mineralstoffaufnahme aus der Nährlösung 

rc) a A — durch die Wurzel. z Pfeffersche Zelle, m gra- 

rat (Fig. 172) aufmerksam gemacht, diertes engliniges Meßrohr. 
welcher zu quantitativen Messungen 
sehr. geeignet wäre, wenn es gelänge, etwa nach dem Vorgange von 
Pfeffer oder von Horse und Moore eine dauerhafte semipermeable Mem- 
bran herzustellen. Bei vielen ernährungsphysiologischen Versuchen mit 
einer Salzlösung ist es von Wert, den Betrag des durch das Wurzel- 
system aufgenommenen Salzquantums einfach und schnell zu bestimmen. 
Ein zylindrisches Gefäß trägt eine Glasplatte, die in der Mitte eine 
weitere, in der Peripherie eine Reihe kleinerer Bohrungen besitzt; die 
weitere Bohrung trägt einen Kautschukstöpsel, in den eine feine graduierte 


s58 Viktor Grafe. 
Meßröhre eingesetzt ist, welche ihrerseits wieder luftdieht in einer Ton- 
zelle befestigt ist; dieser letzteren wurde vorher die semipermeable Mem- 
bran eingelagert (sei es, daß sie mit Kupferchlorid gefüllt in Ferrocyan- 
kalilösung eingetaucht worden war, sei es, daß durch die Lösungen der 
elektrische Strom durchgeleitet wurde, wobei die beiden Lösungen, inner- 
halb der Tonwand miteinander in Kontakt geratend, das Ferrozyan- 
kupferhäutchen bilden); die äußeren, peripherischen Bohrungen dienen 
zur Aufnahme der angekeimten Samen, deren Würzelchen durch das 
Loch in die Nährlösung eintaucht. der freibleibende Raum wird mit 
paraffinierter Watte oder dgl. gedichtet. Das zylindrische Gefäß sowohl 
als auch semipermeable Zelle sind mit derselben Lösung gefüllt, die in 
der Meßröhre zu Beginn des Versuches bis zu einer bestimmten Marke 
reicht. Das ganze Gefäß samt Pflanzen befindet sich unter einer Glocke, 
die Verluste durch Transpi- 
ration können bei länger 
dauernden Versuchen er- 
setzt werden. Nehmen nun 
die sich entwickelnden 
Pflanzen Mineralstoffe aus 
der Nährlösung auf. so 
sinkt die Konzentration im 
Kulturgefäß im Vergleich 
zur Konzentration der Lö- 
sung innerhalb der Zelle: 
es erfolgt also in diese von 
außen eine Wassereinströ- 
mung, der aber nur das 
Wasser, nicht die gelösten 
KERN TaSKPakometer. Stoffe folgen können, bis 
sich ein Gleichgewicht ein- 
stellt; mit fortdauernder Mineralstoffentnahme wird das Gleichgewicht wieder 
verschoben und die Höhe der Wassersäule in der Meßröhre bei Abbruch 
des Versuches gibt die Menge der aufgenommenen Mineralstoffe an, da 
ein Parallelismus zwischen der Höhe der Wassersäule und der Menge der 
verschwundenen Mineralstoffe besteht. Es ist nur notwendig, ein für alle- 
mal durch quantitative Analyse die Parallelität dieser beiden Meßwerte 
zu bestimmen, um zu absoluten Zahlen zu gelangen. Selbstredend ist diese 
Methode nicht nur für einzelne Salze. sondern für jede Nährlösung anwendbar, 
wenn einmal das Zahlenverhältnis zwischen Wasserhöhe und Mineralstoff- 
entnahme dafür tabellarisch festgestellt worden ist. Es ist auf diese Weise 
auch möglich, die von Monnier und Deldano und anderen Autoren fest- 
gestellte Wanderung von Mineralstoffen aus der Pflanze in die Nährlösung 
zu verfolgen und sichtbar zu machen; durch entsprechende Wägungen 
der ganzen Apparatur ist es auch hier notwendig, den Betrag der Tran- 
spiration festzustellen. Eine große Schwierigkeit besteht allerdings in der 


Fig. 173. 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 859 


Herstellung der halbdurchlässigen Membranen, eine Schwierigkeit, die zu 
überwinden nur erst in ganz wenigen Fällen gelungen ist. 

Mac Dougals!) „Potometer“ (Fig. 175) besteht aus einem etwa meter- 
langen englumigen Glasrohr, dessen Teilstrichabstände 100 mg Wasser ent- 
sprechen. Das eine Rohrende ist rechtwinklig nach abwärts gebogen und taucht 
in ein kleines Gefäß mit Wasser, das andere Ende ist U-förmig nach auf- 
wärts gebogen und dient zur Befestigung der Versuchspflanze. Nachdem 
der Apparat mit Wasser gefüllt wurde, läßt man durch Heben des Schen- 
kels « eine Luftblase eintreten und notiert die Zeitintervalle, die verlaufen. 
wenn diese Luftblase von einem Teilstrich zum anderen vorrückt. Verwendet 
man gefärbtes Wasser, so ist die durch das Vorrücken der Luftblase ange- 
zeigte Aufnahme des 
Wassers durch den Sprob IB 1 
einem größeren Audito- 
rıum sichtbar zumachen, 
die Transpirationsgröße 
wird allerdings dadurch 
nicht angegeben. 

Pfeffer?) hat für 
feinere Transpirations- 
messungen, als sie mit 
seinem oben beschrie- 
benen einfachen Apparat 
möglich sind, ein In- 
strument konstruiert, bei 
dem ein ganz ähnliches 
Versuchsgefäß verwen- 
det wird, wie bei jenem, 
nur dab hier der Tubus 
oben statt unten ange- 
bracht ist (Fig. 174). Der Pfeffers Apparat für feinere 'Transpirationsmessungen. 
Stöpsel, welcher das 
Gefäß verschließt, trägt in der eimen Bohrung den zum Versuche ver- 
wendeten Sproß, in der andern ein Thermometer, das ebenfalls in das 
Wasser eintaucht. Das englumige, in dem Tubus befindliche Rohr a trägt 
einen Maßstab und liegt horizontal, wodurch eine Veränderung des Wasser- 
druckes vermieden wird. Ein Wiederfüllen des Rohres ist durch den Hahn 5b 
möglich, welcher die Verbindung mit einem höhergestellten Gefäße her- 
stellt. Mittelst dieses Apparates ist die Ablesung innerhalb sehr geringer 
Zeitintervalle und die Beobachtnng der Aufnahme von sehr geringen 
Wassermengen möglich. 


') Mac Dougal, Botan. Gaz. Vol. 24. p. 110 (1897). 
®) W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie. I. S. 223. 


S60 Viktor Grafe. 


Guppenberger‘) verwendet eine gewöhnliche Woulfsche Flasche, in 
deren einem Tubus die Versuchspflanze luftdicht eingesetzt, in deren an- 
derem eine zweimal gebogene, englumige, in Kubikzentimeter eingeteilte 
Glasröhre befestigt ist. Der ganze Apparat wird mit Wasser gefüllt und 
so die Aufnahme von Wasser durch die Versuchspflanze an der Änderung 
des Wasserstandes am Meßrohr festgestellt. 

Zur Bestimmung der Transpiration hat Vesque?) einen Apparat be- 
schrieben (Fig. 175 u. 175a). Ein Kapillarrohr aus Kristallglas a ist an seinen 
beiden Enden rechtwinklig nach abwärts gebogen: das wieder nach aufwärts 
sekrümmte Ende reicht einerseits von unten in den mit Wasser gefüllten 
Zylinder b, der oben in der üblichen Weise mit dem Stöpsel verschlossen ist. in 


Fig. 175. Fig. 175. 


Tariertes Fläschehen zu Vesques 
Transpirometer. 


den die Versuchspflanze luft- 
dichteingepaßt wurde. Andrer- 
seits ist das nach aufwärts 
gebogene Ende mit folgendem 
Apparate verbunden: Der 


| kleine Zylinder e ist an seinem 
J. Vesques Apparat zur Transpirationsmessung. unteren Ende mit einem 


doppelt gebohrten Stöpsel ver- 
schlossen. in dessen eine Öffnung eben das gebogene Ende des Rohres « 
eingeführt ist, in die andere Bohrung reicht der Schenkel des Zylinders d, 
der nach unten verschmälert ist und eben in jene gebogene Röhre aus- 
läuft: e und d sind mit Wasser gefüllt, in der Mitte von d ist eine 
nach aufwärts gerichtete Nadel ce befestigt, deren Spitze zu Beginn des 
Versuches den Flüssigkeitsspiegel berührt. Das Kapillarrohr geht durch 
die Fassung f, mit der ein auf dem Balken 9 aufliegendes Prisma be- 
festigt ist. Das ganze Instrument funktioniert wie eine Wage und so wie 
bei einer solchen läßt sich mittelst der Schraube s der Schwerpunkt nach 
oben oder nach unten verschieben. Die Pflanze entnimmt ihr Wasser aus 
dem Zylinder e, während das Gefäß b ständig mit Wasser gefüllt bleibt. 


!) L. Guppenberger, VII. Jahresber. d. Vereines f. Naturkunde in Österreich ob der 
Enns. Linz 1876. S.1. Nach Burgerstein, ]. c. S. 18. 
®) J. Vesque, Annal. se. de nat. Bot. T.6. p. 201 (1878). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. s61 


Angenommen, zu Beginn des Experimentes sei das Instrument im Gleich- 
gewicht, die Nadelspitze sei auf Null eingestellt und das Gewicht jedes 
der Wagebalken sei mit P bezeichnet. Ist p der Betrag des durch die 
Wurzel aufgenommenen, p, der des durch die Pflanze in der Transpiration 
abgegebenen Wassers, so ist das Gewicht des Wagebalkens auf der Seite 
des mit der Pflanze versehenen Zylinders 5b 

PP Di 
das Gewicht des andren Wagebalkens 

P—.p. 

Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, muß auf dieser Seite Ge- 

wicht zugelegt werden. und zwar 
(P+p—p)— (P—p)=2p— p =x. 

Diese Zahl wird in der Regel positiv sein, d.h. das Gefäß b wird 
gesunken sein; im Falle sich c gesenkt haben sollte, wäre p, >2p, d.h. 
die Pflanze hätte mehr als das Doppelte des aufgenommenen Wassers 
abgegeben. Wenn die Pflanze gerade doppelt soviel Wasser abgibt, wie sie 
aufnimmt, bleibt die Wage im Gleichgewicht. Sobald der Versuch beginnt, 
sehen wir das Niveau des Wassers fallen und die Nadel aus d empor- 
tauchen. 

Angenommen, es wäre p>p,. d.h. die aufgenommene Wassermenge 
sei größer als die abgegebene. Aus einem tarierten Fläschchen ? (Fig. 175«) 
wird in das Gefäß e soviel Wasser gegossen, bis das Nullniveau bei d wieder- 
hergestellt ist. Die Gewichtsdifferenz des Fläschchens entspricht dem Gewichte 
des aufgenommenen Wassers p; das Gleichgewicht ist aber noch nicht herge- 
stellt, man muß noch, um das zu erreichen, eine kleine Menge Wassers, 
entsprechend p—p,. hineinschütten, welche mit der erst zugefügten zu- 
sammen die Menge x ergibt. Wir kennen =p+ (p—p,). Kennen wir 
nun p und x, so ist die in der Transpiration abgegebene Wassermenge 
aus der Gleichung 

Pı =2P—X 
zu bestimmen. Der Apparat eignet sich vor allem zu Demonstrationszwecken. 
An einem trockenen Ort auf den Boden gestellt, sinkt die Apparatseite ce. 
Unter gewöhnlichen Vegetationsbedingungen, in feuchter Luft und in dif- 
fusem Licht bemerkt man, dal) gleichzeitig mit der Einstellung des Niveaus 
bei d man das Gleichgewicht p=p,:n=p, wieder herstellt. Es geschieht 
häufig, dal) eine Operation nicht genügt, sondern dal) man eine neue Menge 
Wassers zufügen muß, um die Nadel wieder auf Null einspielen zu lassen. 

Ein einfacherer von Vesque konstruierter Apparat besteht aus folgendem 
(Fig. 176): Ein Glaszylinder A ist mit einem Stöpsel verschlossen, in den 
der Pflanzensproß luftdicht befestigt ist; unten kommuniziert dieser Zylin- 
der mit einem engeren Zylinder B, der so gekrümmt ist, dab er einen 
langen vertikalen Schenkel bildet. An der Stelle a desselben ist der Zylin- 
der eingeschnürt. In den Stöpsel des ersten Zylinders ragt das gebogene 
und ausgezogene Kapillarrohr C, durch das dieser mit der äußeren Luft 


S62 Viktor Grafe. 


in Verbindung steht. Der ganze kleine Apparat. der ungeführ T—8 em 
Höhe mißt, ist auf einem kleinen Holzbrettehen fixiert. Um den Apparat 
mit Wasser zu füllen, verbindet man PR durch einen Kautschukschlauch 
mit dem unteren Tubus eines mit Wasser gefüllten, erhöht aufgestellten 
(Grefäßes; die Luft entweicht durch die Kapillare €, durch zweckmäßiges 
Neigen des Apparates kann man leicht die letzten Luftblasen entfernen, 
die an den Glaswänden oder an den Wurzeln haften. Wenn das Rohr € 


Fig. 176. Fig. 177. 


Einfacher Apparat von Vesque 
zur Messung der Transpiration. 


mit Wasser gefüllt ist, 
verschiebt man es mit 
dem Finger, zieht den 
Kautschukschlauch von 
Bab, verschließt auch B 
mit dem Finger und 
schmilzt an der Lampe 
das Ende des Rohres € 
ab. Indem die Pflanzen- 
wurzeln beständig Was- 
ser aufnehmen, sinkt das Wasserniveau in 5 und man kann leicht die 
Menge des verschwundenen Wassers messen; die Menge des durch 
Transpiration abgegebenen Wassers zeigt die Gewichtsabnahme des Appa- 
rates an. Im Experiment entfernt man mit Filtrierpapier das Wasser jen- 
seits der Einschnürung von B, wägt dann den Apparat möglichst schnell. 
merkt sich die Zeit und überläßt ihn dann sich selbst. Die Versuchs- 
dauer muß möglichst lang sein, damit die kurze Zeit zwischen der Ein- 


Apparat von Krutiizky, nach Burgerstein ]. c. 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 8653 


stellung bei « und der Wägung vernachlässigt werden kann. Bei Beendi- 
gung des Versuches wägt man von neuem und betrachtet den Gewichts- 
verlust als Transpirationsgröße. Dann schüttet man aus dem Fläschehen P, 
das schon früher erwähnt worden ist, nachdem dieses zur Hälfte mit 
Wasser gefüllt und gewogen wurde, Wasser in die Röhre B, bis wieder 
das Niveau von a erreicht ist und wägt das Fläschchen wieder, dessen Gre- 
wichtsverlust das aufgenommene Wasser angibt. Es ist übrigens nicht 
notwendig, das Fläschchen zu wägen, es genügt, die Pflanzen am Schlusse 
des Experimentes zu wägen, in die Röhre B aus dem Fläschchen Wasser 
einzugießen, bis das Niveau « erreicht ist und dann wieder zu wägen: die 
Gewichtsdifferenz ergibt die aufgenommene Wassermenge. Wenn man 
gleichzeitig auch das Fläschchen wägt, besitzt man eine wünschenswerte 
Kontrolle, welche es ermöglicht, Versuche auszuschalten, in die sich ein 
Fehler infolge der Zeit eingeschlichen hat, die zwischen den einzelnen 
Operationen verstreicht. 

Höchst einfach ist auch der von Krutitzky erfundene Apparat (Fig. 177), 
mit dem Transpiration und Wasseraufnahme gleichzeitig bestimmt werden 
kann.!) Auf die Schale einer Federwage wird ein Glasgefäß gestellt, in das die 
in Erde eingewurzelte Versuchspflanze gestellt wird. Der Topf besitzt 
nahe der Basis einen Tubus, in den ein doppelt gebogenes Siphonrohr ab- 
zweigt, das in einen aräometerähnlichen Schwimmer taucht, der in einem 
nahe der Wage stehenden, mit Wasser gefüllten Glaszylinder stabil schwimmt. 
Seitlich von diesem Apparat steht auf einem Stativ ein Mariottesches Ge- 
fäß, welches dazu dient, das Wasserniveau im Zylinder konstant zu er- 
halten. Die freie Oberfläche im Schwimmer kann mit einer Ölschichte be- 
deckt sein. Saugt die Pflanze durch den Siphon Wasser aus dem Schwimmer, 
so hebt sich dieser und zeigt, da er in Kubikzentimeter eingeteilt ist, die 
Menge des aufgenommenen Wassers. Andrerseits gibt der Zeiger auf dem 
Zifferblatt der Wage das jeweilige Mehr- oder Mindergewicht des Topfes 
samt Pflanze in Grammen an. Der Apparat kann selbstregistrierend ein- 
gerichtet werden. Zu diesem Zweck befindet sich auf dem Schwimmer 
nahe seiner Mündung ein Korkring, auf dem eine Glasnadel mit einem 
Gegengewichte befestigt ist, diese berührt wieder die berußte Oberfläche 
einer Trommel, welche um eine vertikale Achse drehbar, in 24 Stunden 
eine Umdrehung macht. 

Gehen wir nun zu den sehr genauen, aber auch entsprechend kom- 
plizierteren Transpirometern über, so seien hier nur die von Ganong, 
den Trauseau?) vereinfacht hat, von Anderson, Woods und Vesque ge- 
nannt. 

Das selbstregistrierende Transpirometer von Ganong (Fig. 178) besteht 
aus einem Zylinder, der auf einem Spiralgeleise zwischen Außen- und Innen- 
wand an 250 Kugelgewichte von 1g trägt. Diese Gewichte sind Kugeln 


Krutitzky, Bot. Ztg. Bd. 36. S. 161 (1878). 


73} 
) E. Trauseau, Botan. Gaz. Vol. 52. p.57 (1911). 


2) 


64 Viktor Grafe. 


aus Stahl von 1'/, Zoll (englisch) Durchmesser, wie wir sie auch bei der 
Andersonschen Wage kennen lernen werden, welche untereinander nicht 
mehr als ea. Img am Gewicht variieren. Diese versorgen durch ihre 
Schwere einzeln eine einfache Fallklappe. welche so angebracht ist, dab, 
wenn durch einen Elektromagneten ein Antrieb ausgeübt wird, eine 
oleitende Bewegung entsteht. die einen Ball durch eine köhre in eine 
Wagschale fallen läßt, 

Fig. 178. worauf sofort ein 

neuer Ball dessen 

Platz auf der Gleit- 
fläche einnimmt. An 
dieser Fallseite ist 
ein Stab angebracht, 
an dem eine Schreib- 
feder so adjustiert 
ist, dal) sie die Gleit- 
bewegung in Tätig- 
keit setzt. d.h. immer, 
wenn eine Kugel fällt, 
zeichnet die Feder 
mit Chromographen- 
tinte eine feine verti- 
kale Linie auf dem 
Registrierpapier, das 
durch einen rotieren- 
den Zylinder langsam 
vorbeigeführt wird. 
Die Pflanze wird in 
der für Transpira- 
tionsversuche übli- 
chen Weise befestigt 
und befindet sich im 
Gleichgewicht auf der 
Wagschale irgend 
einer guten analyti- 
schen Wage, während 
das Transpirometer 
Ganongs selbstregistrierendes Transpirometer. daneben adjustiert 

ist. Wenn die Pflanze 

bei der Transpiration Wasser abgibt, erhebt sich diese Wagschale und 
berührt auf der Höhe ihrer Schwingung einen Draht, wodurch ein elek- 
trischer Strom geschlossen wird. Dieser setzt einen Elektromagneten in 
Tätigkeit, welcher dann das Gleiten der Bälle bewirkt und eine Kugel 
in die Wagschale fallen läßt; diese wird dadurch sofort herabgedrückt 
und der Strom mithin unterbrochen. Dadurch entsteht ein Zeichen auf 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. s65 


dem Registrierpapier. Dieser Vorgang vollzieht sich dann jedesmal, wenn 
die Pflanze 19 Wasser verloren hat. Die Registriertrommel dreht sich 
einmal in 24 Stunden um ihre Achse und das Papier ist in numerierte 
Abschnitte rastriert, welche den Stunden entsprechen. Diese Räume sind 
wieder in 12 Teile untergeteilt, von denen also jeder 5 Minuten ent- 
spricht. Jeder von ihnen ist 1 mm breit, so dal man also auch gewöhnliches 
Millimeterpapier verwenden kann. Diese Teilstriche wiederum können leicht 
abgelesen werden, so daß man durch Schätzung auch Zwischenräume von 
einer Minute bestimmen kann. Daher ist es möglich, von der Trommel 
direkt die Zahl der Minuten abzulesen. welche vergehen, während die 
Pflanze 19 Wasser verliert, welche Zahlen leicht in andere Daten umge- 
wandelt werden können. Nach horizontaler Richtung ist das Papier ın 
7 Räume geteilt, welche durch Anfangsbuchstaben bezeichnet werden, die 
je einem Tage der Woche entsprechen. Die Feder gleitet auf dem Stabe, 
welcher 7 Einkerbungen enthält; jeden Tag. wenn die Pflanze (alle 
24 Stunden) begossen und das Uhrwerk aufgezogen wird, gleitet die Feder 
dem Stabe entlang, um eine Einkerbung tiefer. Jeder Streifen des Registrier- 
papiers reicht daher für eine Wochenarbeit. Der Dreifußständer des 
Apparates ist nach der Höhe verstellbar und kann entsprechend eingestellt 
werden, während des Gebrauches wird die Apparatur von einer Glasglocke 
bedeckt arbeitend gelassen. Für den (Gebrauch im Freien ist es besser, 
den Gewichtszylinder und die Registriertrommel getrennt aufzustellen, so 
dal) man die letztere an beliebigem Orte. im Laboratorium, im Zimmer etc. 
placieren kann, während das Meßinstrument beliebig entfernt davon arbeitet. 
Die Gewichte sind gewöhnlich Grammgewichte, aber es können natürlich 
auch leichtere oder schwerere Verwendung finden. 

Der Apparat Transeaus besteht aus einem Hygrothermograph, einem 
Chronographen, einer chemischen Wage, Gewichtssenkvorrichtungen und 
Bespritzvorrichtungen, er ist besonders für mehrere gleichzeitige Beob- 
achtungen geeignet, indem hier mehrere Federn an dem Chronographen 
befestigt sind, so daß man die gleichzeitige Arbeit mehrerer Instrumente 
vermeidet, was nicht nur wegen der geringeren Kosten, sondern auch des- 
halb wünschenswert ist, weil dadurch die Fehlerquelle vermieden ist, die 
durch mehrere Uhrwerke hervorgerufen wird. Der Chronograph hat eine 
achttägige Bewegung und aktiviert einen horizontalen Zylinder von 15 cm 
Länge und 15cm Durchmesser; die Federn ziehen eine ununterbrochene 
Linie, außer wenn sie durch einen Elektromaeneten beiseite gezogen werden. 
Das Instrument trägt vier Federn, es können aber noch vier dazu ange- 
bracht werden. Durch Verlängerung oder Verkürzung der Uhrfeder kann 
der Raum, welcher von der Feder begangen wird, von 2 mm auf 5 mm 
geändert werden; in letzterem Falle macht der Zylinder in ca. 4 Tagen 
eine volle Umdrehung, verwendet wird ein Streifen gewöhnlichen Milli- 
meterpapiers. Wie in Ganongs Transpirograph hängen die Aufzeichnungen 
der Wasserverluste mit der Tätigkeit eines elektrisch betriebenen Mecha- 
nismus zusammen, welcher ein bestimmtes Gewicht in Gestalt eines kleinen 

Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 55 


66 Viktor Grafe. 


Balles (1'/, Zoll [englisch]) auf die Wagschale wirft, wenn diese eine ge- 
wisse Höhe erreicht hat. Der Stromschließer besteht aus zwei Platinenden 
gerade unterhalb der Fallröhre und diese taucht in ein kleines mit Quecksilber 
gefülltes Gefäß auf der Wagschale, wenn das Gleichgewicht eingestellt ist. 
Für Xerophyten mit sehr geringer Wasserabgabe verwendet man statt 
I g-Gewichte solche von 0'4g. Der Intervall zwischen 2 Ablesungen soll 
2 Stunden nicht übersteigen. Wenn große Unterschiede zwischen Tag- und 
Nachttranspiration bestehen, kann man für die erstere die größeren, für 
die letztere die kleineren (Gewichte verwenden. Sehr wichtig ist, daß der 
Boden gleich feucht gehalten wird, ein Begießen alle 24 Stunden, wie es 
gewöhnlich geübt wird, ist nicht genau genug. Der hier verwendete 
Wässerungsapparat besteht aus einem schlanken durchlöcherten Gefäß in 
Form eines schmalen Zylinders, welches leicht in die Erde des Topfes ein- 
gedreht wird, nachdem man etwa mit einem Korkbohrer eine Erdsäule 
entfernt hat, die etwas enger ist als der Bewässerungszylinder. Dieser 
wird dann durch Glas und Kautschuk mit einem horizontalen Reservoir 
verbunden, das aus einer flachseitigen Flasche besteht. Diese wird an der 
Seite der Wagschale, auf der das Aluminiumgefäß steht, in dem sich die 
Versuchspflanze befindet, durch eine leichte Drahtklammer befestigt, die 
an einem abgeflachten Kork angebracht ist. Ein Rohr am oberen Ende 
des Bewässerungsgefäßes gestattet leicht, dasselbe zu füllen. Nachdem das 
Wasser aufgestiegen ist, wird das Rohr mit Zement verschlossen. Die Luft 
zum Ersatz des Wassers im Reservoir dringt durch ein Kapillarrohr des 
Stöpsels ein. Indem man dieses Kapillarrohr unter dem Wasserspiegel ver- 
längert, kann man den Betrag, bis zu welchem das Wasser verdrängt 
wird, annähernd durch die Zahl der eingedrungenen Luftblasen bestimmen. 
Das kann auch zu interessanten Feststellungen bezüglich der relativen Zeit- 
intervalle zwischen Absorption und Transpirationsmaximum führen. 

Der Apparat von A. F. Woods!) (Fig. 179) besteht wesentlich aus 2 Teilen, 
einer Wage und einem Registrierapparat. Die beiden Instrumente sind in 
einen elektrischen Strom eingeschaltet, der geöffnet oder geschlossen wird, 
wenn das Gleichgewicht der Wage sich verschiebt. Wenn der Strom ge- 
schlossen wird. setzt die Bewegung der Armatur des Magneten, welcher 
am linken Arme der Wage montiert ist, ein eingekerbtes Rad in Bewe- 
gung, welches seinerseits wieder eine große Schraube dreht, die parallel 
zum Wagebalken angebracht ist. Diese Schraube wirkt in einer Halbmutter, 
die am Gestell der Gegenwagschale befestigt und so angeordnet ist, dab 
das Gewicht an jeder Stelle längs des Balkens zum Festsitzen gebracht 
werden kann. Zum Registrieren der Transpiration wird eine Schraube zur 
linken benützt, welche das (rewicht von links nach rechts bewegt. Bei der 
Transpiration hebt sich der rechte Arm der Wage und schließt den Strom 
oberhalb des Balkens. Die Armatur des Magneten wird dann angezogen 
und dreht die Schraube, welche das Gegengewicht versorgt. Durch einen 


1) F. Woods, Botan. Gaz. Vol. 20. p. 473 (1895). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. 867 


ähnlichen Mechanismus wird gleichzeitig die Feder auf der Registrier- 
trommel entlang geführt, so lange, bis die Wage wieder im Gleichgewicht 
und der Strom unterbrochen ist. Bei erneuter Wasserabgabe wiederholt 
sich der Vorgang. Vor störendem Auf- und Abschwingen wird die Wage 
durch einen Vorstoß bewahrt, welcher an der Säule des Wagebalkens ange- 
bracht ist und der in einer Schale mit Glyzerin arbeitet. Der Mechanismus, 
der die Feder bewegt, besteht aus einem Elektromagneten und einem ge- 
kerbten Rade, welches am Ende einer Schraube befestigt ist, die am 
rechten und linken Ende einen Faden von gewöhnlichem Pech einge- 
schnitten hat. Eine zylindrische Schleife gleitet auf dieser Schraube und 
wird durch einen dünnen Stab unterhalb und parallel zur Schraube ge- 
führt, mit dieser Schleife ist die Schreibfeder in Verbindung, welche 
durch sie leicht geführt wird, indem die Reibung sie genau und fast dort 


Fig. 179. 


Transpirationswage von Woods. 


erhält, wo sie hingesetzt wird. Die Armatur des Elektromagneten bewegt 
direkt die Zähne des gekerbten Rades auf der rechten und linken Schraube, 
so daß es Zahn um Zahn bewegt wird, immer in einer Richtung mit den 
Vibrationen des Elektromagneten. 

Die Andersonsche'') Registrierwage (Fig. 180) bestehtim wesentlichen aus 
einer Wage, deren einer Wagarm sinkt, wenn das Gewicht eines wasser- 
absorbierenden Chlorkalziumgefäßes wächst. Wenn der Arm sinkt, wird ein 
elektrischer Strom geschlossen und ein elektromagnetischer Mechanismus 
läßt ein Gewicht los, welches auf den anderen Arm des Wagebalkens oder 
besser direkt in die Wagschale fällt. So wird die Schale automatisch ins 
Gleichgewicht gebracht, nachdem ein gleicher Zuwachs des Gewichtes sich 
eingestellt hat. So wie das Gewicht fällt, wird es auf dem Registrier- 
zylinder verzeichnet, der in jeder beliebigen Entfernung von der Wage 


!) Anderson, Minnesota Botan. Studies. Vol. 1. p. 177 (1894). 


S58 Viktor Grafe. 


aufgestellt sein kann. Die Wage mitsamt dem ganzen Fallmechanismus ist 
in eine Kassette eingeschlossen, um von Feuchtigkeit bewahrt zu sein. Die 
Wägevorrichtung besteht aus einer flachen Schale und ist auf '/,, g empfind- 
lich mit einer Belastungsmöglichkeit für 5 kg. Der Balken ist 11 Zoll 
(enelisch) und mit seinen Stützen an einer Eisenplatte angeschraubt, die 
am Boden der Kassette montiert ist. Die Messingschalen haben 7 Zoll 
Durchmesser und werden durch Messingträger gehalten, welche an den 
Armen des,Wagebalkens angebracht sind; die Träger der Wage sind aus 
Diamantstahl. Der elektromagnetische Balancemechanismus besteht aus 
einem Gewichtehalter und einem Elektromagneten, ferner aus Metall- 
kontakten auf dem Wagebalken, dem Quecksilbergefäß, Draht und Batterien. 


Fig. 180. 


Andersonsche Registrierung. 


Der Gewichtehalter ist eine spiralig zusammengedrehte Messingröhre, 
welche 125 Stück Gewichte enthält. Am unteren Ende dieser Röhre ist ein 
Hebel, der an einem Zapfen vor- und rückwärts gedreht werden kann. 
Ein Ende dieses Hebels ist durch einige Kettenglieder mit der Armatur 
des Elektromagneten verbunden und das andere Ende, welches durch eine 
Feder an seiner Stelle gehalten wird, wenn der Strom geöffnet ist, trägt 
eine Gewichtstasche, welche ein Gewicht von der Gewichtsröhre aufnimmt, 
wenn der Strom sich schließt und läßt es, nachdem es ca. 5/,, eines Zolls 
seitlich geschoben wurde, durch ein Loch in der Messingplatte fallen, von 
wo es in die Wagschale gleitet. So wie der Strom durch Wiederherstellung 
des Balkens ins Gleichgewicht wieder geöffnet ist, kehrt der Hebel in 
seine frühere Stellung zurück und empfängt ein anderes Gewicht aus der 
Röhre und ist von neuem bereit, es in die Wagschale fallen zu lassen. 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 869 


sobald das notwendige Anwachsen des Gewichtes am anderen Ende des 
Balkens den Strom schließt. Der Gewichtehalter ist etwa !/,, Zoll breiter 
als der Durchmesser der Gewichte, er ist an den Elektromagneten ange- 
schraubt und erstreckt sich oberhalb und seitlich der Kassette, in welche 
er luft- und wasserdicht durch einen Kautschukstöpsel eingepabßt ist. Er 
kann also durch einen solchen größeren oder kleineren Kalibers einge- 
tauscht werden, je nach der Größe der verwendeten (rewichte. (rewöhnlich 
werden Gewichte zu 19 verwendet, Stahlballen, die im Gewichte um 
nicht mehr als 12g voneinander differieren dürfen. Das eine Ende des 
Elektromagnetenkernes ist als Paraboloid geformt; das andere Ende hat 
einen Hebel, der mit dem Gewichtssenkmechanismus durch verbindende 
Kettenglieder kommuniziert. Ein gutes Kohle-Zinkelement genügt, um den 
Mechanismus in Tätigkeit zu setzen. Der’ Strom geht von der Batterie zu 
einem Quecksilbergefäß durch den Magneten, dann durch den Kontakt am 
Wagebalken zu der Verbindungsstelle an der Kassette und von da zur 
Batterie zurück. Ein mit einem Schwefelsäureabsorptionsgefäß verbundenes 
CaCl-Rohr wird auf die eine Wagschale gestellt. Die vorher getrocknete 
Luft, welche die Transpirationsfeuchtigkeit aus der Versuchsglocke mit 
der Pflanze fortführt, wird durch die Absorptionsgefäßße mit Hilfe eines 
Aspirators durchgeführt. Zwei Kautschukschläuche verbinden den Absorber 
mit der Glocke und dem Aspirator vermittelst durchgesteckter Glasröhren. 
Die Kautschukschläuche befinden sich im Innern der Kassette und können 
von außen nicht angegriffen werden, bewegen sich mit der Wagschale und 
den Absorptionsgefäßen. Beim Beginn des Versuches werden beim Tarieren 
der Wage diese Kautschukschläuche zum Teil mitgewogen und bilden einen 
Teil vom Gewichte des Absorptionsgefäßes, was aber im Vergleich, da ihr 
(sewicht konstant bleibt, keine Fehlerquelle bedeutet. 

Der Registrierapparat von J. Vesque!) beruht auf folgendem Prinzip 
(Fig. 181 A und B): Auf der einen Schale einer sehr empfindlichen Wage 
steht ein kleines Glas 5 mit Wasser, das von einer Ölschichte bedeckt ist. 
Eine in einem festen Zylinder befestigte Pflanze nimmt daraus ihr Wasser 
mittelst einer 2mal gebogenen Kapillarröhre. Dadurch wird das Gewicht der 
Schale geringer und die Wagschale e sinkt. Ein kleiner Platinkontakt, der 
unterhalb dieser Wagschale befestigt ist, berührt das im einem kleinen 
Eisennapf befindliche Quecksilber (in der Figur durch die Wagschale « 
oedeckt) und schließt einen elektrischen Strom, der durch den Elektro- 
magneten x streicht. Der Kern / wird angezogen und gibt die Drehungs- 
bewegung der Achse von Hahn s frei, welche durch ein Uhrwerk be- 
wirkt wird. Dieser Hahn ist ungebohrt und trägt an zwei entgegen- 
gesetzten Enden zwei gleiche konische Ausnehmungen. Das kleine Gefälß t 
ist mit Quecksilber gefüllt und ergießt nach jeder halben Umdrehung des 
Hahnes stets eine genau gleiche kleine Quantität, etwa 009 g, Quecksilber 
in das Glas a. Gleichzeitig mit Beendigung dieser halben Umdrehung 


1) J. Vesque |]. c. 


SsT70 Viktor Grafe. 


senkt sich der Schreibstift p und schreibt eine Punktmarke auf die 
rotierende Trommel v. Die Wage ist auf einem Holzblock befestigt, eine 
ihrer Schalen trägt zwei kleine Gläser, von denen das eine, a, die Queck- 
silbertröpfehen enthält, die herausfallen sollen, das andere, b, das Wasser, 
welches zur Aufnahme durch die Pflanze bestimmt ist. Das Wasser ist 
von einer Ölschichte bedeckt, um die physikalische Wasserverdunstung 
auszuschließen. Die Wagschale e trägt mitten an ihrer Unterseite die kleine 
Platinöse, die in den Quecksilbernapf eintaucht, wenn der Wagebalken eine 
bestimmte Neigung erreicht hat. Eines der Elektroelemente ist an der 
Klemme d befestigt, die an der Unterseite des Blockes mit der Wagesäule € 


Fig. 181. 


Vesques Apparat zur Wägung der Absorption (Beschreibung im Text). 
A Gesamtbild. B Hahn mit Quecksilbergefäß vergrößert. 


kommuniziert. von hier geht der Strom durch die Aufhängeschneide in die 
Schale e. Wenn die Platinöse eintaucht, gelangt er durch e in den Elektro- 
maenetenz und kehrt ins Element zurück. Die Achse des Hahnes s ist mit Hilfe 
eines Stiftes » (Fig. 181 B) an der Welle /g befestigt, von drei Stützen unter- 
halten und trägt ein gezahntes Rad «, das durch die Bewegung des Uhr- 
werkes gedreht wird, und ein Rad j, das an zwei entgegengesetzten 
Punkten eingekerbt ist. Die Uhrfeder y sucht die Welle beständig in den 
Hahn einzuführen. Der vertikale Schenkel des gebogenen Hebels hj, der um 
die Achse « sich dreht, ist durch eine kleine Rolle begrenzt, die an der 
Peripherie des Rades j läuft, bis einer der Einschnitte sich darbietet, 
dann senkt sich infolge des Zuges, den die Feder ih am anderen Ende 
ausübt. der Hebel: eine kleine vertikale Stange, die am Knie des Hebels 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 871 


angebracht ist. senkt sich gleichzeitig und läßt den kleinen Sperrhaken 
fallen, der das Uhrwerk zum Stehen bringt. Wenn der elektrische Strom 
den Elektromagneten durchläuft, wird das Stück /, das um Punkt y be- 
weglich ist, angezogen und zieht mittelst des Seidenfadens /h den Horizon- 
talarm des Hebels mit: der Haken %k wird emporgehoben, die Bewegung 
setzt ein und bewirkt eine halbe Umdrehung der Stange /s, bis sich dem 
Hebel von neuem eine Einkerbung des Rades j darbietet. Ein Quecksilber- 
tröpfehen von 009g wird dann in das Glas a geschüttet, die Schale e 
der Wage steigt in die Höhe und der Strom ist unterbrochen. Der Hahn 
muß besonders sorgfältig gearbeitet sein, wobei großes Gewicht auf die 
absolute Gleichmäßigkeit der beiden Ausnehmungen und auf die leichte 
gegenseitige Verdrängung von Luft und Quecksilber zu legen ist. Der 
Schenkel / der Hahnstange trägt einen Hebearm, der bei jeder halben 
Umdrehung auf den um m beweglichen Hebel mn aufdrückt. Der Hebel 
seinerseits bewirkt eine Senkung der Spitze p, die ein kleines Loch in die 
Scheibe » einsticht und dann wieder durch die Wirkung einer Feder an 
ihren Platz zurückkehrt. 

Es seien hier die ausführlichen Beschreibungen von Vesque als Beispiel 
einer Versuchsanstellung gegeben, wenn man nicht mit dem selbstregistrie- 
renden Apparat arbeitet: 

1. Die Größe der Absorption wird durch Wägung bestimmt. 
Auf die eine Wagschale einer etwa auf 5 mg genauen Wage ohne Gehäuse 
wird ein etwa 6 cm hohes, mit Wasser gefülltes Gläschen gestellt. Die 
Pflanze, welche ihre Wurzeln in Wasserkultur entwickelt hat, ist an ein 
Thermometer angebunden, das ihr als Stütze dient und dessen Kugel bei- 
läufig in der Mitte des Wurzelsystems steckt; die kleinen Würzelchen sind 
durch einen locker gebundenen Faden zu einem Zopf vereinigt. Eine Klemme 
hält Thermometer und Pflanze in aufrechter oder leicht geneigter Stellung, 
so daß die Wurzeln ganz im Wasser schwimmen, ohne am Boden oder an 
den Wänden des Gefäßes anzustoßen. Auf die Wasserfläche wird, um die 
Verdunstung zu hindern, eine dünne Ölschichte gegossen, die auch zarten, 
krautigen Stengeln kaum schadet: die Wurzeln bleiben so drei Wochen 
lange völlige gesund und erst nach dieser Zeit beginnen sie sich schwarz 
zu färben, die oberirdischen Organe waren aber noch vierzehn Tage nachher 
ganz intakt. Nachdem die Wage tariert ist, wird neben das Gefäß auf die 
Wagschale ein 20—30 mg-Gewicht aufgelegt. Die Pflanze nimmt Wasser 
auf, das Gleichgewicht wird wieder hergestellt und die Zeit notiert, die 
von Beginn des Versuches bis zu diesem Moment verläuft. Die Schwin- 
gungen der Wagezunge werden, um sie nicht zu beeinflussen, mit einer 
Lupe aus einiger Entfernung beobachtet. Diese Methode gibt bei gewöhnlichen 
Temperaturverhältnissen und genügend langen Beobachtungszeiten ausge- 
zeichnete Resultate, aber die Einzelversuche dauern sehr lang; um die 
Temperatur des Wassers zu ändern, muß man die Luft des Arbeitsraumes 
anders temperieren, wobei sich aber wieder die Transpirationsverhältnisse 
ungleichmäßig ändern. Eine einfache Heizvorrichtung, welche am wenigsten 


872 Viktor Grafe. 


Übelstände zeigt, besteht darin, dab neben die Wage ein zylindrisches 
(Glas- oder Metallgefäß gestellt wird, dessen Ausbuchtung ins Wasser taucht, 
ohne die Wand des Wassergefäßes zu berühren. In diesen Zylinder läbt 
man einen Strom warmen Wassers laufen, den man durch einen Hahn re- 
euliert, wodurch man beliebige Temperaturänderungen herbeiführen kann. 
| Freilich sind so Täu- 
schungen infolge der 
Ausdehnung des Ge- 
fäbes und infolge 
der kleinen am Glas 
oder Metall haftenden 
Luftblasen nicht aus- 
h  geschlossen:;sosenkte 
sich die Wagschale, 
sobald das heile Was- 
ser in dem Glasgefäl) 
zu rinnen begann, So- 
fort und bei einer 
j Temperatur von 30 
AN bis 40° Ü war eine 
Zugabe von O'15 g zur 
Wiederherstellung 
des Gleichgewichtes 
notwendig. Der Ver- 
such darf also erst 
begonnen werden, 
bis ein Temperatur- 
gleichgewicht herge- 
stellt ist. 
2.DieAbsorp- 
tion wird gemes- 
sen: Das Wurzelsy- 
stem wird hermetisch 
in einem kleinen 
(Grlaszylinder befestigt 
(Fig. 182). a ist das 
erweiterte Ende eines 
Vesques Apparat zur Messung der Absorption. Trichterrohres, wel- 
ches zur Aufnahme 
der Pflanzenwurzeln dient. Der Stöpsel trägt außer der Pflanze ein in 
Zehntelgrade eingeteiltes Thermometer, welches zur Anzeige der Tempe- 
ratur des die Wurzeln umgebenden Wassers dient. Um die Wasser- 
menge zu vermindern und die immer wenig Sicherheit gewährenden 
Stöpsel zu vermeiden. kann man folgende Versuchsanstellung verwenden: 
Die Röhre 5 (durch einen Glashahn verschließbar) dient zum Einstellen 


Fig. 182. 


T 
u et — 
— 
— m 


ii 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 873 
von Wasser aus der Flasche d in den Zylinder a. Die Röhre ce, deren 
innerer Durchmesser sehr klein ist, ist geaicht und soll die Schnelligkeit 
der Absorption messen. Der ganze Apparat befindet sich in einer um- 
gekehrten Glocke von einem Fassungsraum von 2—-3/, die mit Wasser 
eefült ist; der Hahn e, der den Tubus der Glocke schließt, ermöglicht 
den Ersatz von kaltem durch wärmeres Wasser. Um die Temperatur 
während der Versuchszeit konstant zu erhalten, dient folgendes Ver- 
fahren: Der Zylinder 4 ist als Kugel eines Thermometers zu betrachten, 
dessen Säule die Röhre e ist. Dieses wassererfüllte Thermometer ist in 
Zehntelgrade eingeteilt. Die Graduierung geschieht durch das im Stöpsel 
steckende Thermometer f. Es genügt, die Temperatur des Wassers unter 
Ablesung des Thermometers Z zu erhöhen und gleichzeitig den Meniskus 
des Wassers in der Röhre © zu markieren. Dabei muß natürlich ange- 
nommen werden, dab der Ausdehnuneskoeffizient von Pflanzenwurzeln und 
Wasser derselbe ist, was aber wohl kaum jemals der Fall ist; man kann 
das Thermometer auch kalibrieren, wenn die Pflanze schon in A einge- 
schlossen ist, aber dann muß der Temperaturwechsel sehr rasch vor- 
genommen werden, damit die Pflanze währenddessen keine erhebliche" Quan- 
tität Wasser aufnimmt, was zu erreichen immer schwierig ist, so daß der 
ersten Methode der Vorzug gebührt. Wenn der Apparat also kalibriert ist, wird 
0:1 Einteilungsgrad als Volumeneinheit genommen und die Ausdehnungsgröbße 
des Wassers in der Röhre a gemessen. Angenommen die Anfangstemperatur 
sei 15°C. Ich will nun die Absorption während einer Temperaturerhöhung 
von 15° auf 20° beobachten; während des Versuches macht z. B. der Meniskus 
von a nach ce den Weg von 30 Einheiten der Teilung. Die Ausdehnung 
an und für sich läßt ihn 5x10=50 Teilungseinheiten fortschreiten, die 
Absorption betrug also 50 — 30 = 20 Einheiten. Diese Methode hat manche 
Nachteile: die Kalibrierung der Röhre, welche «eine Fehlerquelle ist, die 
Ungleichheit der Ausdehnung von Wurzeln und Wasser, die fortwährende 
Änderung der Ausdehnung durch den Druck des eingeschlossenen Gases. 
Ein kleiner Kunstgriff gestattet vielleicht die peinliche Konstanterhaltung 
der Temperatur zu vermeiden. Angenommen, wir sollen die Absorption bei 
ca. 25° messen, während die Temperatur des Laboratoriums 15° beträgt. 
Man erwärmt das Wasser der Glocke A, indem man nach und nach warmes 
Wasser zufließen läßt. Wenn das Thermometer # 25° anzeigt, hört man 
auf, liest die Stellung des Meniskus in c ab und notiert die Zeit. Die Tem- 
peratur des Zylinders a erhöht sich noch ein wenig und das Thermometer 
zeigt z. B. nach einer bestimmten Zeit die Maximaltemperatur 27°C. Bis 
hierher kann die Bewegung des Meniskus keine präzise Ablesung ermög- 
lichen, weil sie gleichzeitig von der Ausdehnung des Wassers und der 
Absorption bestimmt wird. Aber von diesem Zeitpunkte an sinkt die Tem- 
peratur und erreicht nach einiger Zeit 25° C. Jetzt liest man den Stand 
des Meniskus ab, bezeichnet die Zeit und hat so den Einfluß der Aus- 
dehnung ausgeschaltet. Man erhält so die Absorption bei einer Temperatur 
zwischen 25—27° C. Man muß sehr langsam arbeiten, um den Gasen der 


374 Viktor Grafe. 


Pflanze zu ermöglichen, sich in den Luftwegen der Pflanze frei zu be- 
wegen, ohne in den Wurzeln lokale Drucke auszuüben, welche die Absorption 
beeinflussen müßten. 

Schließlich möge noch die Beschreibung des selbstregistrierenden Appa- 
rates von (opeland !) Platz finden (Fig. 183), und zwar vor allem deshalb, weil im 
Gegensatz zu den vorstehenden selbstregistrierenden Instrumenten die Kosten 


Fig. 153. 


Selbstregistrierender Apparat von Copeland 


dieses Apparates bei gleicher Leistungsfähigkeit bedeutend geringer sind 
als die jener; der ganze Apparat stellt sich auf beiläufig Mk. 150°—. Das 
aus Eisenrohren hergestellte Gestell ist 25 Zoll (englisch) hoch und 15 
breit. Jeder Arm endigt an seinem oberen Teil in ein stabförmiges Stück 
Spiegelglas, das mit seiner Oberseite horizontal liegen muß. Zwei Aluminium- 
räder von 6 und 12 Zoll Durchmesser, so ausgeschnitten,. daß sie möglichst 


1) Copeland, Botan. Gaz. Vol. 26. p. 343 (1898) 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 875 


leicht und vollkommen zentriert sind, besitzen eine gemeinsame Achse, 
deren Enden schmale Zylinder vorstellen, welche auf den genannten Glas- 
platten rollen. Über das kleinere Rad läuft eine Seidenschnur, die einer- 
seits die Versuchspflanze, andrerseits ein im untergetauchten Zustande im 
Gleiehgewicht schwimmendes Aräometer trägt. Dieses besteht aus einem 
halb mit (Quecksilber gefüllten Fläschehen mit einem gut schließenden 
Stöpsel, in dem eine Glasröhre eingekittet ist. Die Seidenschnur ist mit 
gekochtem Wachs geglättet, so daß die Reibung möglichst verringert ist. 
Wenn die Pflanze beim Transpirieren Wasser abgibt, sinkt das Aräometer, 
indem es genau diejenige Wassermenge verdrängt, welche durch Tran- 
spiration am anderen Ende verloren gegangen war. Natürlich muß die Schnur, 
welche durch die Glasröhre des Aräometers läuft und dort befestigt ist, 
gegen hygroskopische Änderung ihrer Länge und sorgfältig gegen Be- 
rührung mit Wasser geschützt sein. Wenn beispielsweise der Querschnitt 
des Zylinders 1 cm® beträgt und sinkt das Aräometer 1 cm, so hat die 
Pflanze 1 cm? = 19 Wasser verloren. Das größere Rad dreht sich und eine 
darüberlaufende gespannte Schnur, die mit einer Schreibfeder in Verbin- 
dung steht, gestattet die Aufzeichnung der Drehung auf einem rotierenden 
berußten Zylinder, wie das bei einem Auxanometer geschieht. Wenn der 
Apparat ordnungsgemäß behandelt wird, zeigt er nur einen Mangel, nämlich 
die Trägheit der Radlast. Die Achse dreht sich leichter, als dies auf Kugel- 
lagern möglich wäre. 

Reibung ist praktisch keine vorhanden, das einzige, was der voll- 
kommenen Leichtigkeit der Bewegung Eintrag tut, ist die Oberflächen- 
spannung des Wassers; aber selbst ihr theoretisches Maximum ergäbe 
noch keinen sehr beträchtlichen Fehler und jedenfalls ändert sie sich kaum, 
wenn die Röhre sinkt, sobald diese nur gleichmäßig und rein ist; natür- 
lich muß Zug und unregelmäßige Bewegung vermieden werden. Es können 
sowohl Topfpflanzen als auch Wasserkulturen verwendet werden; von der 
Enge der Glasröhre hängt die Empfindlichkeit des Apparates ab, eine 
dünne Röhre ist geeignet, wenn die Beobachtungsintervalle sehr kurz sind, 
sonst sinkt das Aräometer so rasch, daß es sehr bald den Boden erreicht. 
Wenn der Durchmesser ca. 5/; em? beträgt, sinkt es 8 cm tief bei einem 
Wasserverlust von 59 seitens der Pflanze. Wenn das Aräometer gesunken 
ist, steigt das Wasser ein wenig, aber das ist keine Fehlerquelle, weil das 
Wasser in demselben Gefäß war, als die Bewegungseinheiten beim Messen 
der Abstände auf dem berußten Zylinder bestimmt wurden. Bei den Mes- 
sungen wird eine Genauigkeit von O'1 mm erreicht. Es ist nicht zweck- 
mäßig, das Rad höher zu belasten als mit 3°5 Ay. 


Beobachtung des Transpirationsstromes. 


Um in kleineren Pflanzen den Wasserstrom festzustellen, können wir 
l. die Arbeit der Wurzeln in Betracht ziehen, also das, was man Wurzel- 
druck nennt, oder die Saugung durch den Sproß. Wenn wir auf den Wurzel- 
stumpf einer Pflanze, z. B. einer Fuchsie, einen Druckmessungsapparat be- 


876 Viktor Grafe. 


festigen, so wird das Wasser, welches aus dem Stumpf herausgepreßt wird. 
imstande sein, das (uecksilber des einen Manometerschenkels in die Höhe 
zu drücken; wenn man gleichzeitig an dem Sprob derselben Versuchspflanze 
ein Potometer anbringt, so kann man auch die Saugung durch den Sprobß 
feststellen. Durch die gewaltsame Trennung von Sproß und Wurzel voll- 
ziehen sich aber Vorgänge, die ein Urteil von den Erscheinungen bei den 
getrennten Pflanzenteilen nicht mehr auf die bei der intakten sich voll- 
ziehenden Vorgänge übertragen lassen; es empfiehlt sich daher, für solche Ver- 
suche einen von ©. V. Darbishire‘) beschriebenen und Pinometer (Fig. 184) 
genannten Apparat zu benutzen, welcher mit Pflanzen zu arbeiten gestattet, 


Fig. 184. 


WEIDEN 


Darbishires Pinometer. 


bei denen diese Lostrennung von Sproß und Wurzel nicht vollkommen er- 
folet ist. sondern wo die beiden durch ein Verbindungsstück des Apparates 
in Konnex stehen, so daß, obwohl die Pflanze entzweigeschnitten ist. doch 
die Sproßsaugung mit dem Wurzeldruck und umgekehrt verbunden ist. 
Das Pinometer besteht aus einer geraden Glasröhre >—d, an welche ein 
anderes kurzes Glasrohr e—f schräg angeschmolzen ist. An der entgegen- 
vesetzten Seite ist ein U-Rohr mit schiefem Verbindungsstück ange- 
schmolzen (a—e). Der Apparat besitzt also hier 4 Öffnungen, nämlich 
a, b, e, d. Die lichte Weite der für das Pinometer verwendeten Glasröhren 
hängt ausschließlich von der Sproßdicke der Versuchspflanze ab, ist unge- 


1) 0. V. Darbishire, Botan. Gaz. Vol. 39. p. 356 (1905). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 877 
fähr der Stammdicke entsprechend. Die Glasröhren müssen vor dem Ver- 
such sorgfältig gereinigt sein, weil namentlich kleine Fetteilchen das Ein- 
dringen winziger Luftbläschen in das Röhrensystem ermöglichen. Auch die 
Kautschukschläuche sollen möglichst von Luft befreit und alle Manipulationen 
überhaupt so schnell als möglich ausgeführt werden. Wenn alle Teile des 
Apparates zusammengesetzt sind, wird die Pflanze mit ihrem Topf so in 
eine Untertasse mit Wasser gestellt, daß sie einige Zoll oberhalb des Punktes 
eintaucht,. wo sie durchschnitten werden soll; die Blätter dürfen nicht mehr 
benetzt sein, als dies absolut notwendig ist. Der Pflanzenstengel wird nun 
so unter Wasser durchschnitten, daß) oberhalb und unterhalb der Schnitt- 
stelle beiläufig ein Zoll des Stammes ohne Knospe oder Seitenzweig sich 
befindet. Wenn der Stamm schon einen vollkommenen Holzkörper besitzt, 
kann die Rinde einen halben Zoll oberhalb des Schnittes am Sproß und 
unterhalb an der Wurzel mit einem scharfen Messer entfernt werden. Das 
untere Ende des Sprosses wird nun, ohne aus dem Wasser gehoben zu 
werden, mit einem Kautschukschlauch an die Öffnung a befestigt und der 
Teil a«—e des Pinometers bleibt mit Wasser gefüllt, selbst wenn es aus 
dem Wasser entfernt wird und kann zeitweise durch die Klemme © in einem 
Stativ gehalten werden. Die Pflanze wird am besten durch einen Druck- 
schlauch und eine Schraubenklemme, nicht aber durch Umschnürung fest- 
gehalten. Dann wird ein Stück Kautschukschlauch über das obere Ende 
des Wurzelstumpfes geschoben, auch dieses mit Wasser gefüllt und nun- 
mehr der ganze Blumentopf weggegeben. Das Ende b des Pinometers wird 
nun schnell mit diesem Schlauchende über dem Wurzelstumpf verbunden, 
an c wird ein Manometer befestigt und Wasser. vom Reservoir r nach d 
fließen gelassen, bis das ganze Röhrensystem mit Wasser gefüllt ist. Dann 
wird Quecksilber in den Außenschenkel des Manometers geschüttet und 
dadurch bewirkt, daß Wasser bei d zum Ausfließen kommt, wo ein Druck- 
schlauch fest angebracht worden war. Wenn im Manometer genug (Queck- 
silber vorhanden ist, so daß die Säulen entsprechenden Spielraum zum 
Steigen und Fallen haben, wird die Öffnung bei d durch einen Quetsch- 
hahn geschlossen, wodurch der Versuch eingeleitet ist, ein Millimetermaß- 
stab % wird am Manometer befestigt. Wenn Luft austritt, sammelt sie sich 
unter d, wenn sie aus irgend einem Teil der Pflanze, den unteren Teil des 
Sprosses ausgenommen, kommt; sie kann durch Öffnen des Quetschhahnes 
und Einlaufen von Wasser aus dem Reservoir entfernt werden. Sollte sie 
sich aber unter « sammeln. so muß der Sproß aus dem Kautschuk heraus- 
genommen und ins Glas getaucht werden, worauf man bei d vorsichtig 
Wasser ins Pimometer einfließen läßt: dieses fließt dann langsam bei a 
aus, worauf, nachdem das Wasser jede Spur Luft entfernt hat, der Sproß 
wieder befestigt wird. Jedenfalls bedeutet eine Luftverdrängung das Öffnen 
des Queschhahnes bei d und das bewirkt wieder einen Rückgang des 
(uecksübers zur Ausgangsstellung. Das kann aber vermieden werden, wenn 
man zwischen das schiefe Stück f—e und das Manometer einen Stöpsel 
einschaltet. Das ist übrigens nicht absolut nötig, weil der Apparat ohnehin 


S78 Viktor Grafe. 


kaum für quantitative Zwecke zu benützen ist. Die Resultate, die mit dem 
Pinometer zu erlangen sind, hängen sehr von der Stelle ab, an welcher man 
es an der Pflanze befestigt, es sollen daher einige Experimente von Dar- 
bishire in dessen Beschreibung wiedergegeben werden: Ein Pinometer wurde 
am Hauptsproß durch Abschneiden des Stammes ein wenig oberhalb des 
untersten Seitensprosses befestigt. Kurze Zeit darauf stieg das (Quecksilber 
in dem der Versuchspflanze zugekehrten Manometerschenkel, da diese aus 
dem Pinometer Wasser ansaugte. Sobald das Quecksilber steigt, wird der 
Zug am unteren Ende des Sprosses und oberen Ende des Wurzelstumpfes 
der Pflanze stärker, Hand 
in Hand damit die Blätter 
des Sprosses oberhalb wel- 
ker, während die Blätter des 
untersten  Seitensprosses 
ganz frisch bleiben. Hier 
zeigt sich also, durch das 
Pinometer angegeben, Sau- 
eung durch den Sproß, 
die auch automatisch regi- 
striert werden kann, wenn 
ein Schwimmer auf der 
(Juecksilberoberfläche des 
offenen Manometerschen- 
kels bei A angebracht wird. 


Fig. 185. 


| Derselbe ist an einem feinen 
Eu Faden befestigt, der über 
1 eine Rolle läuft und andrer- 
seits an dem freien Ende 

ish eines Hebels dessen anderes 


Ende eine Schreibfeder ver- 
sorgt, die auf einer rotieren- 
den Trommel schreibt. In 
einem anderen Versuch 
wurde das Pinometer an 
einer Fuchsie befestigt, und zwar ca. einen Zoll über der Erde und knapp 
unterhalb des untersten Seitenzweiges. Hier zeigte sich der Wurzeldruck 
sehr bald und das Quecksilber wurde aus dem inneren Schenkel heraus- 
gedrückt und stieg schnell im anderen Manometerschenkel. Die Blätter 
des Sprosses blieben so lange frisch, als der Druck andauerte, nämlich 
16 Tage, an diesem Tage war der Höhenunterschied der beiden Manometer- 
schenkel 20 mm. In einem dritten Versuch wurden zwei Pinometer (Fig. 185) 
verwendet. Eines war an einer Fuchsienpflanze gerade oberhalb der Erde 
befestigt, ein anderes gerade oberhalb des untersten Seitenzweiges. Die 
Pflanze war somit in drei Teile geschnitten, deren unterster, der Stumpf, 
jedes Seitenzweiges beraubt war. Das an dem unteren Pinometer P, be- 


AHREROEIGOEIDERN: 


ARRIILIBIELIDRIER. 


Zwei Darbishiresche Pinometer in gemeinsamer Arbeit. 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 879 
festigte Manometer zeigte sehr bald Wurzeldruck, das des oberen Pino- 
meters P, Saugung von seiten der beiden Sproßteile an. Wurzeldruck und 
Sproßsaugung können also hier gleichzeitig beobachtet werden. Der Unter- 
schied im Aussehen der Blätter an den beiden Sproßteilen war sehr auf- 
fallend. Die Blätter des oberen Sproßiteiles waren tot, hier war ein starker 
Zug am unteren Ende vorhanden. Die Blätter des mittleren Sprosses waren 
frisch, da hier am unteren Ende ein Druck vorlag, obzwar das untere Pino- 
meter von dem oberen nur durch zwei Zoll etwa getrennt ist (zwischen 
a, und 5,). Nach vierzehn Tagen zeigte eine neuerliche Ablesung eine 
Differenz von 18 mm in der Höhe der beiden Quecksilbersäulen im unteren 
Pinometer, was einen Druck von seiten der Wurzel anzeigte, und eine 
Differenz von 20 mm im oberen Pinometer, eine Saugung seitens des 
Sprosses anzeigend. Auch mit drei Pinometern wurde an einer Fuchsie ein 
Versuch ausgeführt. Nach einiger Zeit zeigte das untere Pinometer Wurzel- 
druck mit einer Differenz von 31 mm der Quecksilbersäulen, das mittlere 
zeigte Saugung mit einer Höhendifferenz von 85 mm und das obere Pino- 
meter ebenfalls Saugung mit 635 mm Differenz. Die Zahlen waren am 
nächsten Tag in Millimetern: 39 (Zunahme um 8 mm), 1272 (also 422) 
und 128 (d. i. 645). Die zwei unteren Pinometer befanden sich unterhalb 
der untersten Zweige. Das hier beschriebene Pinometer ist vor allem für 
Vorlesungs- und Demon- 
strationsversuche geeig- Kia: 
net. Natürlich ist das 
Ansetzen des Pinometers 
an einen Fuchsiensproß 
für diesen keinesfalls 
gleichgültig. Jedenfalls 
ist es mittelst des Pino- 
meters möglich, die 
Beziehungen zwischen 
Wurzeldruck und Sproß- 
saugung deutlich zu 
machen. 

Das von ©. Ren- mi 

ner) zur Messung der y 

Wasseraufnahme benützte Potometer (Fig. 186) besteht aus einem ziemlich 
engen T-Stück, in das der Versuchssproß durch enge kurze Schlauchstücke 
luftdieht befestigt ist; diese müssen unter Umständen noch durch Be- 
streichen mit Pumpenfett besonders gedichtet werden. Hat man mehrere 
Schlauchsorten verschiedener Lumina, so lassen sich Kombinationen für 
die verschiedenste Dicke der Versuchsobjekte herstellen. Das Darüber- 
schieben der Schlauchstücke über den Stammteil geschieht unter Wasser, 
worauf unter Wasser die Schnittfläche erneuert wird. Auch durch Ab- 


') 0. Renner, Flora, Bd. 3 (n. F.). S. 173 (1911). 


880 Viktor Grafe. 


schälen der Rinde läßt sich das Objekt in den Schlauch einpassen. Der 
Sproßß wird nun unter Druckanwendung an seinem Kautschukbesatz in 
das enge T-Rohr eingeschraubt. An den horizontalen Arm des T-Stückes, 
dessen enges Lumen Temperaturschwankungen weniger empfindlich fühl- 
bar macht, ist eine ca. 1m lange Kapillarröhre angesetzt, deren ca. 
1 mm? starke lichte Weite möglichst konstant im ganzen Verlaufe einge- 
halten sein soll. Am anderen Ende derselben ist ein Kautschukschlauch 
mit Quetschhahn angebracht, der in das Sauggefäß taucht. Am unteren 
Ende des T-Stückes befindet sich ein Dreiweghahn, der mittelst eines 
längeren Kautschukschlauches die Verbindung mit einem wassergefüllten 
Trichter herstellt, der sich in gleicher Höhe mit dem Versuchssproß be- 
findet. Die seitliche Bohrung. welche den Hahn zum’ Dreiweghahn macht, 
und die gewöhnlich durch einen zugedrückten Schlauch geschlossen ist, 
gestattet Luft auszutreiben, wenn solche aus dem Trichter ins Potometer 
gelangt ist. Durch Ansaugen des T-Rohres wird die Kapillare vom Saug- 
gefäße her mit destilliertem Wasser gefüllt, dann wird soviel Wasser wieder 
abgelassen, bis vom T-Stück her eine als Index dienende Luftblase in die 
Kapillare eintritt, worauf der Schlauch durch den Quetschhahn verschlossen 
wird. Jetzt läßt man vom Trichter aus mittelst des Dreiweghahnes Wasser 
in die Kapillare eintreten. wodurch die Luftblase zwischen zwei Wasser- 
säulen eingeschlossen ist und nun durch ihre Bewegung als Index dienen 
kann. Die Pflanze wird eingesetzt, der Schlauch zwischen Kapillare und 
Sauggefäß geöffnet und durch Manipulation mit dem Trichter die Luft- 
blase an eine bestimmte, beliebige Stelle zurückgeschoben. Stößt die Pflanze 
Wasser aus, so wird die Luftblase vom T-Stück weggeschoben und läßt 
sich durch Senken des geöffneten Trichters unter das Niveau des Saug- 
gefäßes oder durch Ansaugen des sonst abgeklemmten Schlauchstückes am 
Dreiweghahn wieder einstellen. Werden bei kräftiger Saugung längere Zeit 
keine Ablesungen gemacht. so wird der Schlauch der Kapillare abgeklemmt, 
der Trichter geöffnet und so der Index eingestellt. Zwischen Kapillare 
und deren Saugschlauch kann auch mittelst eines Dreiweghahnes an einem 
abwärts gerichteten Arm ein Widerstand wie eine mit Quecksilber ge- 
füllte Röhre oder ein blattloses, in Wasser tauchendes Zweigstück als 
Widerstand in die Saugbahn eingeschaltet werden, so daß nicht aus dem 
normalen Sauggefäß, sondern aus der unter Quecksilber- oder Zweigwider- 
stand stehenden Röhre das Wasser genommen wird. Zur gleichzeitigen 
Messung von Wasseraufnahme und Transpiration wird ein wäebares, aus 
T-Stück und langer Kapillare bestehendes Potometer ohne Sauggefäß ver- 
wendet und die Regulation der Indexluftblase durch einen in dem unteren 
Teil des T-Stückes verschiebbaren Glasstab besorgt. Die Weite des Ka- 
pillarlumens muß genau bekannt sein und die Bestimmung geschieht durch 
Wägung einer Quecksilbermenge, deren Länge am Maßstab der Kapillare 
vorher gemessen wurde. 

Wurde statt eines Zweiges eine bewurzelte Keimpflanze (Phaseolus multi- 
florus) verwendet (Fig. 157), so wurden die Pflanzen in großen Gefäßen mit 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etec. Ss1 


Nährlösung zur Entwicklung gebracht, aber jedes einzelne Wurzelsystem 
entwickelte sich in einer 15—30 cm langen, 2 cm weiten zylindrischen, 
in dem gemeinsamen Gefäß durch einen durchbohrten Pappendeckel fest- 
gehaltenen Röhre, die dann folgendermaßen als Potometer benützt wurde. 
Die Pflanzen wurden am Epikotyl in einen einfach durchbohrten, einseitig 
aufgeschnittenen Gummistöpsel gefaßt und dieser unter Druck. in die 
Röhre gesteckt, die Bohrung eventuell noch weiter gedichtet. Die Röhre 
wurde dann umgekehrt mit Wasser oder Nährlösung gefüllt und dann 
ein zweiter Gummistöpsel mit Kapillare und Maßabteilung eingesetzt. 
Das überflüssige Wasser wird dabei aus der Röhre in die Kapillare ge- 
drückt, welche dadurch gefüllt wird. Will man die als Index dienende Luft- 
säule, die sich durch Saugung verschiebt, wieder zurücksetzen, so steckt 
man die Kapillare ent- 
sprechend tiefer ein. 
Noch einfacher ist 
das von F. Darwin!) 
verwendete Potometer 
(Fig. 188 und 189): Es 
besteht aus einem 
T-Rohr, dessen Schenkel 
a so gebogen ist, dal) er 
zu den beiden anderen 
Schenkeln parallel steht 
und in den ein abge- 
schnittener Pflanzen- 
sprolß mittelst eines 
Kautschukschlauches 
befestigt ist. Die beiden 
anderen Röhrenschenkel O. Renners Potometer mit bewurzelter Keimpflanze. 
sind durch Kautschuk- 
stöpsel geschlossen, von denen einer von der Thermometerröhre 5 durchzogen 
ist. Das T-Rohr und die Thermometerröhre werden mit Wasser gefüllt und der 
Apparat im Stativ so befestigt, dal das Ende von 5 in das kleine Gefäß e mit 
Wasser taucht, aus dem also alles vom Stamm gebrauchte Wasser kommen 
muß. Um eine Ablesung zu machen, braucht man nur die Holzunterlage d 
wegzuschieben und c zu entfernen; am Ende von b wird jetzt statt Wasser 
Luft eingesaugt und wenn eine Luftsäule von einigen Millimetern in das 
Rohr 5b gelangt ist, wird c wieder an seinen Platz zurückgestellt. So ist 
nun eine Luftblase in b eingeschlossen, welche das Rohr aufwärts steigt 
und die Schnelligkeit der Wasserbewegung in b anzeigt, indem die zum 
Durchlaufen einer bestimmten Strecke nötige Zeit abgestoppt wird. Indem 
man die reziproken Werte dieser Ablesungen nimmt, erhält man eine 


Fig. 137. 


1) F. Darwin and R. W. Phillips, Proceed. of the Cambridge Philosoph. Soc. Vol. 5. 
p. 331 (1885). 
Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VII. 56 


852 Viktor Grafe. 


Reihe von Zahlen, die den vom Zweig in einer bestimmten Zeit absor- 
bierten Wassermengen entsprechen. Wenn die Ablesung z. B. 10“ ist, 
deren reziproker Wert O'1 ist, so ist die Absorption = 100, bei 5* = 200, 
20“ = 50 ete. Die wirklichen, diesen Zahlen entsprechenden Wassermengen 
variieren entsprechend dem Lumen der Röhre. Die Zahl 100 z.B. in 


Fig. 188. 


a rechtwinklig nach aufwärts, 5b nach abwärts gebogener 
Röhrenschenkel, ce Napf mit Wasser, d Untersatz. 


freilich eine bedenklichere Fehlerquelle ist. 


Fig. 189. 


Vergrößerung des Darwinschen 
Potometers. 


Darwins Versuchen bedeutete 
eine Quantität Wasser zwi- 
schen 4 und 8 g pro Stunde. 
Bei jeder Ablesung tritt eine 
kleine Luftblase ins Potometer 
ein und diese Luftblasen ver- 
einigen sich bei / und können 
durch fallweises Entfernen 
des Stöpsels e und Auffüllen 
mit Wasser entfernt werden. 
In seltenen Fällen gelangen 
auch Luftblasen unter den 
/weig im Schenkel a, was 
Der Aufstieg der Luftblase 


in das Ende von 5b begegnet einigem Widerstande, infolgedessen tritt sie 
nicht ruhig, sondern mit einem Ruck ein und ruht erst, nachdem sie 
eine kleine Strecke in der Röhre zurückgelegt hat. Daher darf man die 
untere Meßmarke für die Wegstrecke der Luftblase nicht unmittelbar am 
Ende von 5, sondern etwas weiter oben anbringen. Die ganze Strecke b, e 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 883 


ist zirka 10 cm lang und das obere Ende / ist gleichzeitig die obere 
Marke der Matistrecke. Die als Index verwendeten Luftblasen sollen gleich 
eroß sein, abwechselnde Größen der Indices machen die Ablesungen un- 
genau, da längere Luftblasen schneller wandern. Der Verschluß des Ap- 
parates muß überall ein äußerst sorgfältiger sein. Der Apparat ist höchst 
einfach, schnell zusammengesetzt und abgenommen, jede Ablesung braucht 
nicht länger als einige Sekunden, so daß man in kurzer Zeit eine Reihe 
von Beobachtungen machen kann; die Pflanze wird schließlich nicht un- 
nötige geschüttelt oder sonst unsanft behandelt. Beim Sinken des Wasser- 
niveaus in ce und e beim Aufnehmen von Wasser durch die Pflanze bleiben 
die Bedingungen wohl nicht ganz gleich, aber das spielt kaum eine Rolle, 
ebensowenig die kleinen Temperaturänderungen des Wassers. Die Prüfung 
des Apparates durch Ersatz der Pflanzen mittelst eines Saughebers, ferner 
durch Vergleichung der Ablesungen mit den gewogenen Wassermengen, 
die ausgeflossen waren, und schließlich mit den Ablesungen an einem 
Psychrometer ergaben seine gute Brauchbarkeit. Wenn ein abgeschnittener 
Zweig am Potometer befestigt wird, sind die Ablesungszahlen zunächst 
sehr hoch, sinken dann rapid und werden erst nach zirka einer Stunde 
annähernd konstant; diese Erscheinung muß; sehr beachtet werden, weil 
beim Ansetzen von früheren Beobachtungen arge Fehler resultieren können, 
wie folgende Zahlen der englischen Forscher beweisen: Prunus lusitanica, 
unter Wasser abgeschnitten und sofort am Potometer befestigt, zeigte bei 
sofortiger Ablesung folgende Werte: 


BES enem 3202. %....,0203 
EEE er 6: 
AS a n.. Rn 
oA 0. 199 
ER A) 
Se Fa | 
Te 
DR ee SE al) 


2 


Die Zahlen werden also erst ungefähr 1!/, Stunden, nachdem der 
Zweig aus Potometer angesetzt worden ist, annähernd konstant. 


Das Bluten. 


Die Ausscheidung von tropfbar flüssigem Wasser kann entweder 
schon an der unversehrten Pflanze oder erst an der verletzten beobachtet 
werden; letztere wird als Bluten oder Tränen bezeichnet. Bringt man am 
Wurzelstumpf ein gebogenes Glasrohr durch Kautschukligaturen an, so 
kann man aus der Höhe der Wassersäule, die in dem Glasrohr emporge- 
trieben wird, die Menge, durch die Höhe der Quecksilbersäule, die durch 
das Blutungswasser emporgedrückt wird, die Kraft des Ausfließens be- 
messen. Dem Stengelstumpf s oder der Schnittfläche eines beblätterten Stengels 


56* 


Ss4 Viktor Grafe. 


einer in Erde oder Wasser gezogenen Pflanze (Fig. 190) (W. Pfeffer. Pfilan- 
zenphysiologie, Bd. I, S. 238) wird mittelst Kautschuks, der gut mit Draht 
oder Bindfaden umwickelt sein muß, das Glasrohr £ angepaßt, in welches 
mit Hilfe eines Kautschukstöpsels das in eine Kapillare ausgezogene Glas- 
rohr g eingesetzt und die Kapillarspitze so abgeschmolzen wird, daß keine 
Luft im Apparate bleibt. Durch Herunterschieben von g kann man das Queck- 
silber im Manometer steigen machen und so die Erreichung der endlichen 
Druckhöhe beschleunigen. Statt y kann man auch vorteilhaft einen Glashahn 
verwenden (Fig. 191). Statt des Manometers kann man sich auch des abwärts 
gebogenen Rohres r bedienen, das die Blutungsflüssigkeit in den Meb- 
zylinder 5 führt, der durch den perforierten Kork a (nicht luftdicht) ver- 
schlossen wird. Mit Hilfe 
Fig. 190. eines Gummistopfens kann 
man ein Manometer oder 
ein Ausflußrohr an das an 
einem Stamm angebrachte 
Bohrloch einsetzen, wofür 
die von Schwendener ver- 
wendeten pfriemförmigen 
Einsatzstücke mit seitlicher 
johrung geeignet sind. 
Baranetzky)verwendet fol- 
genden selbstregistrieren- 
den Apparat, der auf dem 
Prinzip des Schwimmers 
beruht, welcher mit dem 
steigenden Niveau der Eye Ammk 
Flüssigkeit in einer Röhre 
gehoben und mit schreibendem Zeiger versehen ist 
(Fig. 192). Die Röhre a ist eine 8—10 mm weite kali- 
PfeffersInstrumentzum brierte Bürettenröhre. 5 ein 2mm weites ebenfalls 
Messen des Blutungs- - 5 = 5 2 = 2 
druckes. kalibriertes Röhrchen, die beide durch das dreiarmige 
Röhrchen » miteinander verbunden sind, dessen freier 
Arm durch ein Stückchen mit Quetschhahn versehenen Kautschukschlauches 
überzogen ist. Die beiden Röhrchen a und b sind in zwei Querbalken d 
aus Kork mit dem dieselben verbindenden Stock ce parallel gegeneinander 
unverschiebbar befestigt. Durch das Halterstück 4, das am Stock ce be- 
festigt ist, kann die ganze Vorrichtung in vertikaler Lage fixiert werden, 
worauf durch Eingießen von Wasser aus einer Bürette in die Röhren 
die Länge der Wassersäule bestimmt wird, welche 1 cm® Wasser in den 
kommunizierenden Röhren einnimmt. Wenn die Röhren so weit sind, 
daß 1em® Wasser eine Säule von 25—26 mm Länge bildet, wobei das 
Steigen des Niveaus um !/, mm O'l cm® entspricht, so können Hundertstel 


1) J. Baranetzky, Abhandl. d. naturf. Ges. zu Halle, Bd. 13. S. 19 (1873). 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. S85 


eines Kubikzentimeters noch sicher beim Steigen des Schwimmers ab- 
gelesen werden. Faßt der Apparat 12 cm? Wasser, so reicht das für 
12 Stunden vollkommen aus. Das Röhrchen 5 dient zur unmittelbaren 
Aufnahme des von der Pflanze ausgeschiedenen Wassers, in der damit 
kommunizierenden Röhre @« bewegt sich der Schwimmer s; derselbe ist 
ein mit Quecksilber beschwerter Bürettenschwimmer 
aus Glas und bewegt sich im Rohre dicht, aber doch 
frei, er soll zirka 3 cm messen; oben ist er in eine k 
Spitze ausgezogen, an der ein ganz gerade ausge- 
zogener Glasfaden m von zirka 1!/; mm Dicke mittelst 
Siegellack so befestigt ist, daß er mit der Achse des 
Schwimmers genau parallel läuft. Der Schwierigkeit, 
daß Röhrchen und Schwimmer nie ideal-zylindrisch 
sind und die Kapillarität der Flüssigkeit um den 
Schwimmer herum diesen an die eine Röhrenwand an- 
drückt, wodurch die freie Beweglichkeit verloren geht, 
wird man in der Weise Herr, daß man den Schwimmer 
bis zur Hälfte mit Quecksilber füllt und am Glasfaden 
eine über eine Rolle gehende Seidenschnur befestigt, 
die ein den Schwimmer äquilibrierendes Gewicht trägt, 
so schwer, daß der Schwimmer das Wasserniveau 
gerade nur mit seiner konischen Spitze überragt. 
Überdies wird an das obere Ende der Röhre a eine 
Blechkappe n angesetzt, welche in der Mitte eine kleine 
Öffnung für den Durchgang des Glasfadens besitzt, 
so daß seine seitliche Ablenkung verhindert wird. 
Diese Führung » befindet sich aber erst am Ende 
eines 10— 12 cm langen Glasrohraufsatzes, der a ver- 
längert, so daß auch beim Emportauchen des Schwim- 
mers eine seitliche Ablenkung unmöglich wird. Die 
Rolle # hat zirka 3 em im Durchmesser und ist ein 
leichtes, fein ausgearbeitetes, sehr leicht bewegliches 
Messingrädchen. Wesentlich ist auch eine absolut 
vertikale Aufstellung der ganzen Apparatur. In das 
Röhrchen 5 wird das Abflußrohr / der Versuchsptlanze 
mit feinem dünn ausgezogenem Ende eingeführt und 
an die Wand des Röhrchens angelegt, damit das Baranetskys selbstregistrie- 

y = z E 2 > & render Apparat zum Messen 
Wasser nicht tropfenweise, sondern in kontinuier- des Blutungsdruckes. 
lichem Strom einfließe. 

Damit das Wasser nicht zusammenlaufe und das Röhrchen verstopfe, 
muß es durch Alkohol-Äther vor jeder Verunreinigung sorgfältig gesäubert 
sein. Das Röhrchen mit dem Quetschhahn gestattet fallweise ein Auslassen 
des Wassers zur Fortsetzung der Beobachtung, wenn a und 5 voll sind. 
Vor der Ansatzstelle der Seidenschnur ist der Glasfaden rechtwinklig ab- 
gebogen und dient als Zeiger, welcher den Stand des Schwimmers auf 


Fig. 192. 


SS6 Viktor Grafe. 


dem Zylinder des Apparates aufzeiehnet. Auf das Ende dieses Zeigers wird 
ein 4—D em langes Stück Grashalm aufgeschoben, der zugespitzt wird; 
es ist zweckmäßig, den ganzen Schreibhebel nicht länger als 10—12 cm 
anzufertigen, aber auch nicht wesentlich kürzer. Die Spitze des Zeigers 
wird der Oberfläche des berußten Zylinders seitlich in der Richtung der 
/ylinderbewegung angelegt. Damit aber bei der freien Bewegung von 
Sehwimmer und Glasfaden um seine Achse die Spitze der Feder nicht vom 
Zylinder entfernt werde, hängt neben dem Zeiger an seiner, dem Zylinder 
abgewendeten Seite ein glatter Seidenfaden, an dessen unterem Ende das 
leichte Gewicht p angehängt ist; dieser beschwerte Faden wird mit seinem 
Ständer so nahe an den Zylinder angerückt und an den Zeiger angelehnt, 
daß er ihn nur leise andrückt, ohne sein Steigen zu behindern. Beim Beginn 
der Beobachtung wird der Stand des Zeigers durch einen Strich markiert 
und die Zeit notiert. Am Ende des Versuches zieht man eine vertikale 
Linie durch die Marke, um die Abstände der einzelnen Linien voneinander 
an dieser Vertikalen zu messen. 

Ein anderer. selbstreeistrierender Apparat wurde von Baranetzky (l. €.) 
nach einem anderen Prinzip konstruiert (Fig. 193). Die Holzscheibe a von 
20cm Durchmesser und 2 em Dicke 
ist nahe dem Rande mit einer An- 
zahl in zwei konzentrischen Kreisen 
stehender Löcher versehen. Eine 
teihe Löcher dient zur Beobachtung 
mit einer Pflanze, so dal) man so 
viele Lochkreise in der Scheibe 
haben muß, als gleichzeitig Ver- 
suchspflanzen beobachtet werden. 
Die Zahl der Löcher richtet sich 
nach der Anzahl der Stunden, für 
welche ohne Eingreifen des Beob- 
achters der Apparat ausreichen soll. 
In die Löcher werden schmale kali- 

brierte Eprouvetten k eingeserkt, die 

are an ihrem verbreiterteh Badensez 
der Scheibe aufsitzen. Das Ende des 

Ausflußrohres jeder Pflanze p befindet sich über der Mündung je einer Eprou- 
vette in einer Lochreihe. Die Scheibe macht in der Stunde eine ruckweise 
Drehung um den Abstand zweier Eprouvetten, so daß das Abflußrohr nach 
Ablauf einer Stunde über die nächste Eprouvette zu stehen kommt usf. Nach 
Ablauf einer Anzahl von Stunden sind alle verfügbaren Eprouvetten beschickt 
worden und man braucht einfach den Stand der Flüssigkeit in jeder ab- 
zulesen. An der Achse der Scheibe befindet sich unterhalb ein Messingrad b, 
welches mit genau gleich geschnittenen Zähnen in der Zahl der vorhan- 
denen Eprouvetten versehen ist. Neben dem Rade ist ein an seiner Achse 
horizontal beweglicher Haken h angebracht, welcher in den Zwischenraum 


Fig. 193. 


| 
| 
1 
! 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze etc. S87 


zwischen zwei Zähne hineinpaßt und durch die schwache Feder © angedrückt 
wird. Dadurch wird die Bewegung des Rades nur in einer Richtung er- 
möglicht. Der ungleicharmige Hebel ce, e dient dazu, die Bewegung von Rad 
und Scheibe durch das Triebwerk zu vermitteln: er ist um seine vertikale 
Achse d drehbar, sein vorderer Teil e, ist außerdem mit dem übrigen Teile 
an einem Scharnier so verbunden, daß er sich in der Horizontalebene, aber 
nur rückwärts ablenken läßt. An einem Rade des Triebwerkes »n, welches 
eine Umdrehung per Stunde macht, ist ein Stift » angebracht, der bei 
seiner Bewegung den langen Hebelarm e vor sich stößt: der kleinere Hebel- 
arm c, biegt sich dabei rückwärts ab, um an dem Zahn vorbeizugehen: 
wenn er diesen verlassen hat, wird er aber durch die am Stifte / befestigte 
Feder mit dem langen Hebelarm c wieder in eine Linie gestellt; ist der 
Stift » an dem Ende des Hebels vorübergegangen und läßt ihn wieder frei, 
so schnellt der Hebel, durch die Spiralfeder d gezogen, in seine frühere 
Lage zurück; das Ende «, welches jetzt den Zahn nicht mehr umgehen 
kann, schlägt an ihn und treibt ihn vor sich, bis der Hebel sich an den 
Stift /f anlehnt und stehen bleibt. Der Haken A läßt bei dieser Bewegung 
einen Zahn vorbeigehen und wird durch seine Feder in den Zwischenraum 
zwischen die zwei folgenden Zähne eingedrückt, wodurch eine weitere Ver- 
schiebung des Rades 5 verhindert wird. In dieser Weise wird bei jeder 
Umdrehung des Rades m das Rad b um die Breite eines Zahnes und somit die 
Scheibe «a um eine Eprouvette verschoben. Die Drehung der Scheibe kann 
auch elektromaenetisch durch eine Kontaktuhr bewirkt werden. Die Enden 
der Ausflußröhrchen sind in dünne Spitzen ausgezogen und mit Fett be- 
schmiert, so daß das ausfließende Wasser sich in kugelrunden Tropfen 
lange an der Ausflußspitze hält und beim Umdrehen der Scheibe nicht 
verloren geht. Das Röhrchen braucht nicht höher als 1mm über dem 
Scheibenniveau zu stehen, so daß jeder Tropfen in die Eprouvette fällt 
und selbst, wenn während des Ausfließens eine Umdrehung der Scheibe 
erfolgt, am Rande der Eprouvette abgestreift wird. Die Verdunstungen aus 
Tropfen und Eprouvette dürfen als sehr unbedeutend vernachlässigt werden. 
Zu den Versuchen werden am besten gehörig in Erde eingewurzelte, in 
geräumigen Töpfen längere Zeit gezogene Pflanzen verwendet. Der Stengel 
der Versuchspflanze wird nicht über 5cm hoch über dem Boden ab- 
geschnitten und das Ausflußrohr mittelst eines T-förmigen Röhrchens an- 
gesetzt, wobei kurze Stümpfe durch den verbindenden Kautschukschlauch 
gegen Verdunstung geschützt sind, während längere zu diesem Zwecke 
noch mit Stanniol umwickelt werden müssen. Eine gleichmäßige Feuchtig- 
keit des Bodens während des Versuches ist schon deshalb notwendig, weil 
die Hauptmasse der Wurzeln sich an der inneren Fläche des Topfes be- 
findet, wo die dünnen Wurzelfasern einen förmlichen Filzbelag bilden. Ein 
begießen des Bodens während des Versuches würde den regelmäßigen 
(rang des Versuches stören, aber es genügt ein Verhindern der Verdunstung 
seitens der Oberfläche des Topfes, um die Feuchtigkeit des Bodens gleich- 
mäßig zu erhalten. Man begieße den Boden so lange, bis er vollständig 


SS Viktor Grafe, 


gesättigt ist und reichlich Wasser durchfließt: dann wird die Oberfläche 
des Toptes mit feuchtem Filtrierpapier und dann Boden und Wände sorg- 
tältıg mit Stanniol bedeckt, worauf der so gegen Verdunstung geschützte 
Topf in einen möglichst genau passenden Blechtopf eingesenkt wird. Die 
Temperatur des Bodens soll mittelst eines in Hundertstelgrade geteilten 
Thermometers kontrolliert werden, «dessen Kugel sich dicht am Rande des 
Topfes befindet, wo die Hauptmasse der tätigen Wurzeln sich ausbreitet. 

Sehr häufig kommt es darauf an, den Blutungssaft so aufzufangen, 
dal) er bis zur Untersuchung steril bleibt, was namentlich bei zucker- 
haltigen Säften, in feuchten, höher temperierten Räumen nicht leicht ist, 
da sich hier Gärungsvorgänge schon binnen wenigen Stunden zeigen 
können. Der folgende, von .J. Gicklhorn, Wien, angegebene Apparat er- 


Fig. 194. 


J. Gicklhorns Apparat zum sterilen Auffangen des Blutungssaftes. 


möglicht das sterile Auffangen von Blutungssäften oder Guttationstropfen 
(Fig. 194): 

a ist ein gebogenes, in eine Kapillare ausgezogenes Rohr, das 
einerseits in ein auf beiden Seiten offenes zylindrisches Rohr b ragt. 
Dieses trägt zwei, bakteriologisch geformte Wattepfropfen, den einen ß, 
als Umhüllung der Einmündungsstelle des gebogenen Rohres, den zweiten 
x zum Verschluß der treien Öffnung des Zylinderrohres. An diesem Ende 
ist ein kurzer Kautschukschlauch über das Rohr geschoben (%k). Das 
kapillare Ende des gebogenen Rohres ragt ziemlich tief in das Glasgefäß 
(etwa eine Eprouvette) ce und auch hier ist die Einmündung durch den 
Wattepfropf y verschlossen. Der ganze Apparat wird nun im Sterilisator 
in gewöhnlicher Weise sterilisiert, dann wird die Versuchspflanze dort, 
wo sie abgeschnitten werden soll, mit 1°/,, Sublimatlösung abgewaschen, 
der Apparat mit der linken Hand bereit gehalten, während die rechte 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. S89 


mit einem sterilisierten Messer den Schnitt durchführt. Der Wattebausch 
x wird mit der Bunsenflamme abgebrannt, entfernt und der Pflanzenstumpf 
sofort durch den Kautschuk des Zylinderrohres, der über den Stumpf 
gestülpt wird. mit dem Rohre verbunden, dann werden die Kautschuk- 
ränder, die über die Schnittstelle ragen, mit venezianischem Terpentin 
verschmiert. So hat man einen luftdichten, vollkommen sterilen Abschluß 
geschaffen, die Wundstelle ist steril und der Blutungssaft gelangt in 
einen vollkommen sterilen Behälter, wo er beliebig lang belassen werden 
kann. Will man das Auffangegefäß wechseln, so kann das ebenfalls voll- 
kommen steril geschehen, indem man eine neue sterilisierte Eprouvette 
nimmt, in deren Wattestöpsel vorher eine entsprechende Bohrung zum 
Durchführen des Kapillarrohres gemacht worden war. Durch Abflammen 
des Stöpsels bzw. des Kapillarrohres kann diese Einführung in steriler 
Weise geschehen. Der einfache Apparat hat sich schon wiederholt beim 
praktischen Arbeiten bewährt. !) 


Nachtrag zur Bestimmung der Permeabilität. 
(Zum gleichnamigen Artikel in Band V1.) 


Neben den plasmolytischen Methoden gründen sich andere auf der 
Turgorspannung eines lebenden Gewebes, wobei man die Geschwindigkeit 
der Verlängerung bzw. Verkürzung eines elastischen Gewebes in den be- 
treffenden Lösungen mißt. Zur Bestimmung der Permeabilität eines ge- 
lösten Körpers bringt man das zweckentsprechend geformte (Gewebestück 
in eine mit dem Zellinhalt isotonische oder hypotonische Lösung eines 
nicht permeierenden Körpers, z. B. Rohrzucker, wartet, bis er sich nicht 
weiter verkürzt, wechselt dann die Lösung gegen eine mit derselben iso- 
tonische Lösung des zu untersuchenden Stoffes aus und mißt die Ge- 
schwindigkeit der nun eventuell eintretenden Verlängerung. Die Gesch win- 
digkeit der Volumzunahme der Zellen ist jeden Moment der Beobachtung 
zugänglich und kann graphisch dargestellt werden; dabei verläuft bei Ver- 
wendung ganzer (sewebestücke Verkürzung und Ausdehnung langsam 
genug, um auch die Permeabilität schnell endosmierender Stoffe zu 
messen. 

H. Lundegärdh?) hat eine bei Wurzeln mit Vorteil zu verwendende 
Methodik ausgearbeitet. Verwendet wurden Nebenwurzeln von Vieia faba. 
Die Keimpflanzen wurden vor der Untersuchung in Gefäße mit Wasser 
gebracht und dort einige Tage belassen; dann wurde die Spitze mit einem 
Rasiermesser 10 m hinter dem Scheitel abgeschnitten und in den Apparat 
gebracht, welcher die Vorteile bietet, das Objekt mikroskopisch beobachten, 
die Ablesungen mikroskopisch machen und die Flüssigkeiten um das Ob- 
jekt schnell wechseln zu können, ohne dieses selbst aus dem Gesichtsfeld 


!) R. Klein, Beihefte zum Botan. Centralbl. 30, Abt. I, 156 (1913). 
?) H. Lundegärdh, Kungl. Svenska veutenskapsakademiens Handlingar. Bd. 47. 
Nr. 3. Upsala 1911. 


Sa) 


Viktor Grafe. 


zu verlieren. Zur Aufnahme des Objektes dient ein mit Zu- und Abflub- 
rohr versehenes Glasschälchen (Fig. 195). Dieses ist rund mit, 5 em Durch- 
messer, lem Höhe, oben am Rande mattgeschliffen und mit zwei seitlichen 


Glasschälchen des Lundegardhschen Apparates zur Bestimmung 
der Permeabilität. 


Fig. 195 


Röhren (Z und A) am 
Boden versehen. In den 
Boden ist ein Platindraht 
eingeschmolzen. Auf diesen 
Draht wird ein Korkstück 
von 6--8 mm Höhe be- 
festiet (K) und mit Pa- 
raffin getränkt. In 6 mm 
Abstand von diesem Kork- 
stück wird ein Bänkchen B 
von Paraffin, ebenfalls 
6—8 mm hoch. am Boden 


festgeschmolzen und außerdem wird, um den freien Inhalt der Schale 
möglichst zu verkleinern, ringsum etwas Paraffin P gegossen. Zur genauen 
Temperaturbestimmung wird ein besonders konstruiertes Thermometer 


Fig. 196. 


Thermometer der 
Lundegardhschen 

Apparates von der 
Seite gesehen. 


(Fig. 196 und 197) benutzt. dessen ring- 
fürmig angeordnete Kugel in die Schale 
eingesenkt wird. Oben ist in das Kork- 
stück mit einer Nadel ein enges Loch 
gebohrt und hier wird das Objekt 
mittelst einer eingestochenen dünnen 
Platinnadel befestigt, so dal) seine Spitze 
auf dem Paraffinbänkchen ruht (). 
Während der Untersuchung wird ein 
großes Deckgläschen (24x 32 mm) auf- 
gelegt, jedoch so, daß an jeder Seite 
eine freie Spalte entsteht (D = Deck- 
glas), was für das richtige Funktionieren 
beim Durchströmen der Flüssigkeit 
wichtig ist. Die Schale steht auf dem 
Objekttische des Mikroskops und wird 
hier durch zwei Klemmen. die auf den 
seitlichen Röhren liegen. festgehalten 
(Fig. 198a). Die Röhren sind etwa 6 cm 
lang, das eine rechtwinklig gebogen. 
mit einem dreigeteilten Geißlerschen 
Glashahn versehen. Das eine Zutlul- 
rohr derselben steht mit einem Glas- 


Fig. 197. 


Thermometer des Lunde- 
gardhschen Apparates von 
oben gesehen. 


behälter für destilliertes Wasser in stetiger Verbindung (d), das andere 
kann mit den Behältern oder Trichtern für die plasmolysierenden Agen- 


zien und die zu untersuchenden Flüssigkeiten 


verbunden werden /b). 


Das Ableitungsrohr der Objektschale a jst am Ende etwas aufwärts ge- 


pp 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflauze ete. 91 


bogen und hier durch eine Ligatur mit einem Glasrohre folgenden Aus- 
sehens verbunden. Das Rohr besitzt eine seitliche Ausbuchtung und am 
Scheitel dieser Ausbuchtung ein Loch von ca. 3 mm Durchmesser; das Loch 
ist (Fig. 198, c) nach unten gerichtet und liegt etwas niedriger als der 
tand.des Objektschälchens: unter dem Loch ist ein Trichterrohr befestigt, 
das zu einem am Fußboden befindlichen Ableitungsrohr führt. Wird die 
Öffnung mit dem Finger oder mit Kautschuk verschlossen, so geht die 
Ableitung durch das Rohr f zum Gefäße e, das mit / luftdicht verbunden 
und mit Glashahn versehen ist: ist dieser geöffnet, dann entleert sich «a 
sehr schnell. Das Gefäß e ist mit Wasser gefüllt und läuft nach unten in 
ein enges Rohr aus, das in ein Gefäß mündet, welches am Boden steht. 
Das Röhrchen © dient dazu, die Flüssigkeiten zu wechseln, ohne dab 


Fig. 198. 


b gq a c ü TerBs: 


Gesamtbild des Lundegardhschen Apparates zur Bestimmung der Permeabilität. 


das Objekt der Luft ausgesetzt wird. Wenn nämlich durch den Hahn 9 
Flüssigkeit langsam nach a strömt, wird sie, sobald die Schale voll ist, 
bei c hinaustropfen. Bei richtiger Niveauregulierung dieser Öffnung kann 
man es so einrichten, daß «a immer voll ist. ob Flüssigkeit durchströmt 
oder nieht: das bewirkende sind dabei Verhältnisse der Oberflächenspan- 
nung und aus diesem Grunde darf das Deckglas die Öffnung der Schale 
nicht vollständig bedecken. Man kann dadurch die Flüssigkeit in « schnell 
und doch sanft wechseln lassen und auch ein kontinuierliches Durchströmen 
bewirken, dessen Schnelligkeit an der Anzahl der in der Minute fallenden 
Tropfen bemessen werden kann. Bevor die Wurzelstücke in den Apparat 
kommen, werden sie mit Marken versehen, damit die Volumveränderungen 
bequem abgelesen werden können. Dazu kann man durch Glühen von 
Eisenoxalat hergestelltes, fein verteiltes Eisenoxyd oder auch Kienruß ver- 
wenden. ; 


S92 Viktor Grafe. 


Die abgeschnittenen Wurzelenden bieten den Vorteil einer kleinen 
Wundfläche, deren besondere Permeabilität man bei vergleichenden Ver- 
suchen mit demselben Objekt vernachlässigen kann. Beim Anbringen der 
Marken läßt man 1 mm Länge an der Spitze und 2 mm am Basalteil außer 
Betracht. Die Ergebnisse fallen wesentlich verschieden aus, je nachdem 
die Permeabilität z. B. für Wasser erhöht oder erniedrigt wird. Eine Er- 
niedrigung der Permeabilität der äußersten Zellschichten verlangsamt näm- 
lich die Wasserbewegung ungemein, während eine entsprechende Erhöhung 
der Permeabilität in derselben Schicht nur einen geringen Einfluß auf das 
Resultat hat. Bei nur kurzer Einwirkung der permeabilitätsändernden 
Substanz kann man also eine geringe Erhöhung der Durchlässigkeit kaum, 
eine Erniedrigung dagegen sofort nachweisen. Ein weiterer Übelstand 
lieet in den individuellen Schwankungen, die quantitative Unterschiede 
setzen, so dal) aus einer unter denselben Bedingungen ausgeführten Be- 
stimmung ein Mittelwert gezogen werden muß, mit dem die übrigen 
Versuchsergebnisse derselben Reihe zu vergleichen sind. 

Die Permeabilität wird nun so bestimmt, daß man die Volumver- 
änderung mikrometrisch abliest, d. h. den Abstand zwischen den künst- 
lichen Marken (oder der Marke an der Spitze und der Platinnadel) von 
Zeit zu Zeit bestimmt. Die in Mikrometerwerten ausgedrückten Volum- 
änderungen können nicht ohneweiters für die graphische Darstellung be- 
nutzt werden, da ja der Initialabstand der Marken nicht immer gleich 
ist, sondern man drückt etwa die Volumänderungen in Prozenten der beob- 
achteten Turgordehnung (bei hypertonischen Lösungen) aus und hat so 
ein vergleichbares Maß, das auf die Ordinate aufgetragen wird, während 
die Zeitintervalle auf der Abszisse Platz finden. 

Da die Permeabilität proportional ist der Kontraktionsgeschwindig- 
keit, verhält sich die Permeabilität der Kontraktionszeit gegenüber umge- 
kehrt proportional. Stellen wir alle Versuche einer Reihe unter denselben 
Bedingungen an, vergleichen wir also übereinstimmende oder analoge 
Vorgänge, so sind die Volumveränderungen gleich den durchtretenden 
Flüssigkeitsmengen. Betrachten wir die Durchtrittsgeschwindigkeit reinen 
Wassers. Wir haben also das Objekt in ein wasseranziehendes Medium ge- - 
bracht. Die Verkürzung des Objektes geht anfangs am schnellsten vor 
sich, denn die elastische Dehnung der Zellwände ist anfangs groß, um bei 
fortschreitender Kontraktion immer kleiner zu werden, während die Konzen- 
tration des Zellsaftes fortgesetzt steigt. Die treibenden Kräfte für den Wasser- 
durchtritt werden also allmählich kleiner, die Volumänderung in der Zeit- 
einheit verringert sich und wird bei völliger Entspannung der Zellwand 
gleich Null. Die Kurve verläuft also anfangs steil und verflacht sich dann. 
Da die Zeit des Beginnes und des Endpunktes der Verkürzung schwieriger 
zu bestimmen sind als dazwischenliegende Zeiten, empfiehlt es sich, beim 
zahlenmäßigen Darstellen nicht jene, sondern diese ins Auge zu fassen; 
denn der Wechsel der Flüssigkeiten in der Objektschale kann niemals 
augenblicklich geschehen, die Objekte sind von einer ungleichmäßig dicken 


Gas- und Wasserbewegung in der Pflanze ete. 803 


Schleimschichte überzogen, der Abstand zwischen den Marken kann ver- 
schoben werden und endlich werden die Volumveränderungen gegen Ende 
des Versuches sehr klein. Würden also nur Anfangs- und Endpunkt be- 
stimmt, so würde die Sicherheit der Ergebnisse leiden, und zwar desto 
mehr; je größer die Permeabilität und je kürzer die Versuchsdauer ist. 
Zweckmäßig wählt man nicht die Dauer der ganzen Verkürzung zum Ver- 
eleich, sondern die zwischen 25 und 75°/, der Turgordehnung verstrichene 
Zeit, mit welcher Mittelzeit die Permeabilität indirekt proportional ist. Die 
Ablesungen sollen nicht zu schnell aufeinanderfolgend gemacht werden, 
denn Verkürzung oder Verlängerung verlaufen nicht völlig regelmäßig. 
Immerhin muß) man, wenn es sich um Permeabilität von Wasser handelt, 
Ablesungen nach Sekunden, jedenfalls Bruchteilen von Minuten machen. 
da hier die Volumveränderungen sehr rasch vonstatten gehen. Im allge- 
meinen ist es zu empfehlen, entweder ganze Mikrometerintervalle oder 
ganze Zeitintervalle zu wählen und danach die Zeit- oder Mikrometerab- 
lesungen anzupassen. 


Register. 


Die beigedruckten Ziffern bedeuten die Seitenzahlen. 


Dr 


Abblendevorriehtungen 595, 
627. 

Abflußsiphon 22. 

Abheber 26. 

Abnutzungspigmente 686. 

Absinthiin 770. 

Absorption, optische 588, 589, 
593, 615 u. ff. 

Absorptionskoeffizient radio- 
aktiver Strahlen 797: 

Abstrichmethode 649. 

Achsenzylinder, mikroskopi- 
sche Untersuchung 697, 
701. 

S-Acetobrom-d-glukose 743. 

5-Acetobrommaltose 743. 

5-]-Acetochlorarabinose 743. 

5-Acetochlor-d-glukose 743. 

5-Acetochlormaltose 743. 

Aceton 659. 

Acidol-Betainhydrochlorid 
443. 

Acidol-Pepsin 443. 

Adenin, Darstellung aus Me- 
lasseschlempe 98. 

Äseulin 770. 

Ätherextrakt siehe Fette 111. 

Ätherische Öle, Bestimmung 
in Gewürzen 231. 

Ätherverbrennungslampe von 
Benediet 536 u. ff. 

Äthylarabinosid 733. 

«-Äthyl-d-galaktosid 733. 

£-Äthylgalaktosid 738. 

— Darstellung mit Emulsin 
746. 

x-Äthyl-d-glukosid 733. 

Aichung, Berechnung der 
Fehler 532, 536. 

— Methoden 532— 537. 

— eines Respirationsappa- 
rates 532 u. fl. 

Akkumulatorengläser 21. 


Aktinium 816, 823. 

Aktinometrie 590. 

Aktiver Beschlag 821. 

Alaun-Hämatoxylin-Lösungen 
670. 

Alaun-Karmin 670. 

Albumin, Bestimmung des — 
neben Proteosen und Pep- 
tonen 107. 

— Bestimmung in Milch 175. 

Aldehyde, Nachweisin Brannt- 


wein 347. 
Alizarin zum Nachweis von 
kohlensauren Salzen in 


Milch 176. 
Alkalihydroxyde und Karbo- 
nate, Nachweis in Fetten 
201. 
Alkohol 654. 
— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 341. 
Bestimmung des Alko- 
hols 341. 
BestimmungdesExtraktes 
343. 
Bestimmung 
343. . 
Bestimmung 
säure 343. 
Bestimmung 
344. 
—- Bestimmung 
ester 349. 


des Zucekers 
der Gesamt- 
des Fuselöls 


der Gesamt- 


349. 


' Alkohol, Nachweis von Alde- 


Bestimmung von Glyzerin | 


Bestimmung gesundheits- | 


sehädlicher Metalle 350. 


Branntwein und Liköre, 
Allgemeines und Bestand- 
teile 339. 

Nachweis des Methylal- 
kobols 341. 

Nachweis künstlicher Süb- 
stoffe 349. 


hvden 347. 
Nachweis 
3419. 
Nachweis von Bitterstoffen 
und Schärfen 349. 
Nachweis von Farbstoffen 
349. 

Nachweis der Blausäure 

350. 

Nachweis von Azeton 351. 

Nachweis von Denaturie- 

rungsmitteln (Vergäl- 

lungsmitteln) 352. 

Quantitative Bestimmung 

342. 

Alkoholfreie Getränke, Unter- 
suchung 327. 

Alkoholprobe in Milch 178. 

Alkoholverbrennungsapparat 
(Atwater und Benediet) 
534 u. ff. 

S5-Allylglukosid 737. 

Altmannsche Gefriermethode 
652. 

— Granula 673. 

Ameisensäure 68. 

— Nachweis und Bestimmung - 
im Essig 243. 

Aminoäthylalkohol 78. 

y-Aminobuttersäure 76. 

Aminosäuren, Trennung von 
Ammoniak und Säure- 
amiden 110. 

Ammoniak, im Blute 11. 

— Bestimmung des — qua- 
litative 108, quantitative 
108. 

— Retinenz des — im Harn 
19. 

— Trennung von Amino- 
säuren und Säureamiden 
110. 


Ammoniak-Karmin 671. 


von Furfurol 


‚ Amygdalin 762, 770. 


Amygdonitrilglukosid 762. 

Amylalkohol, Nachweis 325. 

ß-Amylenhydratglukosid 735. 

Amyloidfärbungen 683, 684. 

Andersons Registrierwage 
867, 

«-Antiarin 770. 

Antiformin, Methode 
Uhlenhuth 712. 

Apathyscher Gummisirup682. 

Apparate für kurzfristige Re- 
spirationsversuche 453 bis 
482. 

Aquarium 20. 

Araban 150. 

Arabinose 150. 

Arabischer Gummi, Nachweis 
415. 

Aräometer 24. 

Arbutin 762. 

Arecain 74, 85. 

Arrak siehe Alkohol 339. 

Arsen, Bestimmung als arsen- 


nach 


saures Ammonium-Mag- 
nesium 317. 
— Nachweis in Nahrungs- 


mitteln 315. 
— Qualitativ. Nachweis 317. 
Arsenmolybdänsaures Ammo- 
nium 317. 
Asche 152. 
— Bestimmung der Alkalität 
der 155. 
— Reinasche 153. 
Asebotin 772. 
Aucubin 762, 
Auerlicht 597. 
Aufhellen von Schnitten 666. 
Aufkleben von Schnitten 663. 
Ausströmungskörper 27. 
Auswahl der Arten 1. 
6-l-Azetobromarabinose 743. 
6-Azetobromglukose, Darstel- 
lung 740, 742. 
6-Azetobrom-d-galaktose 743. 
5-Azetobromlaktose 743. 
5-Azetobromzellobiose 743. 
— Darstellung 742. 
6-Azetochlor-d-galaktose 743. 
£-Azetochlorlaktose 743. 
5-Azetojodzellobiose 743. 
Azeton 659. 
— Nachweis im Branntwein 
351, 353. 
Azofarbstotie, 
Fetten 203. 


er 


| 


Nachweis in 


B. 


v. Babo-Grade 388. 
Backwaren, Bestimmung von 
Rohrzucker siehe Zucker. 


Register. 


Bakankosin 762, 772. 

— Darstellung 746. 

Bakterienstruktur, besondere 
710,08: 

Balling-Grade 388. 

Baptin, Darstellung 747. 

Baptisin 772. 

Darstellung 748. 


Barytlösung für Pettenkofer- | 


sche Röhren 491. 
Baumöl, Untersuchung 215. 
Baumwollsaatöül, Nachweis 

217. 

Baumwollsamenöl, Nachweis 

1906. 
Belichtungszeit 

596. 
Benzaldehyd, Zum Nachweis 

von Azeton 351. 
Benzidin, zum Nachweis von 

Wasserstoffsuperoxyd177. 
Benzoesäure, Nachweis 164. 
— Nachweis im Bier 370. 
— Nachweis in Essig 242. 
— Nachweis in der Milch 

176. 

— Quantitative Bestimmung 

Dial 
— Reinigung 370. 

— Überführung in Salizyl- 

säure 371. 
Benzoesäureäthyläther 
— Nachweis von 

säure 169. 
Benzylarabinosid 733. 
5-Benzyl-d-glukosid 735. 


589, 993, 


370. 


Benzoe- 


| 8-Benzylglukosid 737. 


Berechnung des Gesamtstoff- 
und Kraftwechsels 525 
uf 

Berlinerblau-Reaktion, mi- 
kroskopische 687. 

Bernsteinsäure 370. 

Bestimmung von Wasser- 
stoff (im Pettenkoferschen 
Apparat) 495. 

— von Grubengas (im Petten- 
koferschen Apparat) 495. 

Bestsche Methode für Gly- 
cogen 684, 685. 

Betain 74, 77, 80, 81, 85, 
93. 


— Darstellung aus. Melasse- | 


schlempe 93. 

Betainhydrochlorid, Darstel- 
lung aus Melasseschlempe 
93. 


— Verwendung als Urtiter- 


substanz für die Alkali- | 


metrie 444. 


| Bethesche Fixation der vitalen 


Methylenblaufärbung 698. 


895 


Betonizin 74, 79, 80, 81, 84, 
3. 

Beweglicher Objekttisch 633. 

Bezugsquellen für Tiere 5. 

Bielschowskysche Methode 
676. 

Bier, Allgemeines 363. 

— Bestimmung des. spezifi- 
schen Gewichtes 364. 

-—— Bestimmung des Extrak- 
tes 365. 

— Bestimmung des Alkohols 
362. 

— Bestimmung der Stamm- 
würze 366. 

— Bestimmung des 
gärungsgrades 366. 

— Bestimmung der Kohlen- 
hydrate 366. 

— Bestimmung der Stick- 
stoffverbindungen 366. 

— Bestimmung der Mineral- 
bestandteile 366. 

— Bestimmung des Dextrins 
366. 

-—— Bestimmung der Maltose 
366. 

— Bestimmung der Gesamt- 
säure 366. 

— Bestimmungder flüchtigen 
Säuren 366. 

— Bestimmung der Kohlen- 
säure 366. 

— Bestimmung desGlyzerins 
367. 

— Bestimmung der Schwefel- 
säure 368. 

— Bestimmung des Kalkes 
368. 

— Bestimmung derPhosphor- 
säure 368. 

— Bestimmung der schwet- 
ligen Säure 368. 

— Bestimmung des Chlors 
368. 

— Bestimmung der Salizyl- 
säure 368. 

— Nachweis von Stärke 367. 

— Nachweis von Erythro- 
dextrin 367. 

— Nachweis von Borsäure 
369. 

— Nachweis von Flußsäure 
370. 

— Nachweis 
säure 370. 

— Nachweis 
dehyd 371. 

— Nachweis von Hopfener- 
satzmitteln 371. 

— Nachweis von Neutrali 
sationsmitteln 372. 


Ver- 


von Benzoe- 


von Formal- 


396 


Bier, Nachweis von Teerfarb- 
stoffen 372. 
— Nachweis von Eosin im 
Bier 372. 
Bindegewebsfärbungen 674 ff. 
Biochemische Methode zum 
Nachweis der Glukoside 
760. 
Biologische Prüfung der Milch 
179. 
Bistrontiumsaecharat 441. 
Bittermandelöl, Nachweis von 
Benzoesäure 165. 
Bitterstoffe, Nachweis 
Branntwein 349, 
Biuretreaktion nach R, Neu- 
meister 166. 
Björklandsche Probe 384. 
Blattober- und-unterseite $50, 
Blausäure, Nachweis im 
Branntwein 350. 
— in Branntweinen 340. 
Blei, Bestimmung im Wasser 


448. 


im 


— Nachweis, mikroskopi- 
scher 688. 
Bleizahl, Bestimmung im 


Pfeffer 237. 

Blut, Analyse des 21. 

— Ül-Ionen-Bestimmung im 
127. 

— mikroskopische 
suchung 691. 

Bluten der Pflanzen 883. 

Blutfarbstoffderivate, Färbun- 
gen von 686. 

Blutungsdruck, Messen des 
— nach Pfeffer und Ba- 
ranetzky 884. 

— Selbstregistrieren des — 
nach Baranetzky 886. 
Blutungssaft, steriles Auf- 

fangen des — nach J. 
Gieklhorn 888. 
Böhmersches Hämatoxylin 
670. 
Bolometer 590. 
Bonbons, Untersuchung 
ß-d-Borneolglukosid 735. 
Borsäure, Nachweis im 
369. 
Nachweis in Essig 273. 
Nachweis in Fetten 200. 
Nachweis im Fleisch 159. 
Nachweis in der Milch 
176. 
(Quantitative Bestimmung 
369. 
Branntwein 
339. 
Branntweinschärfen, 
weis 349. 


Unter- 


le 
Bier 


siehe Alkohol 


Nach- 


Register. 


Brix-Prozente, Ermittlung im 
Zucker 249. 

Brix-Grade 247. 

Bromtriacetylglukosaminhy- 
drobromid 743. 

Brot, Allgemeines 223. 


| 


| 
| 


— Prozentische Zusammen- 
setzung 223. 
— Bestimmung des Wasser- 


gehaltes 223. 
Bestimmung 
asche 223. 
Bestimmung des 
gehaltes 223. 
Bestimmung von Alaun, 
Kupfer und Zink 224. 
Bestimmung der einzelnen 
Nährstoffe (Kohlenhydra- 
te eto.) 224. 


der Gesamt- 


Säure- 


me und Rinde, spez. Ge- 
wicht, Porenvolumen, 
Trockenvyolumen und Po- 
rengröße 224. 

— Nachweis von Eosin 225. 

Brownsche Methode 
Nachweis des Eisens im 
Hämoglobin 688, 

Brutapparat 39. 

Bruzin 435. 

Bryonin 774. 


Burrisches Tuscheverfahren 
ulsE 
Butter und Butterschmalz. 


Allgemeines, Bestimmung 
des Wassers 203. 
Bestimmung 
203. 
Bestimmung des Milch- 
zuckers 203. 


— Bestimmung der Mineral- 
stotie 203. 

— Bestimmung des Koch- 
salzes 204. 

— Bestimmung des Fettes 
205. 

— Bestimmung der Konser- 


vierungsmittel 205. 
Nachweis von Phytosterin 
205. 

Nachweis von Farbstoften 
203. 
Nachweis 
209. 
Nachweis von Baumwoll- 
samenöl 205. 

Nachweis von Kokosfett 
nach Polenske 205. 
Bestimmung des Schmelz- 
punktes 205. 
Bestimmung des Erstar- 
rungspunktes 209. 


von Sesamöl 


Verhältnis zwischen Kru- 


zum | a 
‘ Cerberin 774. 


des Kaseins 


Butter, Bestimmung der Re- 
fraktion 205. 
Bestimmung der 
Fettsäuren 205. 
Bestimmung der Reichert- 
Meißl-Zahl 205. 

— Bestimmung der Köttstor- 
ferschen Zahl 205. 
Bestimmung der Hehner- 
schen Zahl 205. 
Bestimmung der Jodzahl 
nach v. Hübl 205. 
Bestimmung der unver- 
seifbarenBestandteile 250, 
ß-n.-Butylglukosid 737. 
Butyrobetain 74, 75. 
Butyrometer siehe Milch. 


C. 


Calmatambin 774. 
Calorischer Wert des Sauer- 
stotts 497, 526. 
Carnoysches Gemisch. 655. 
ß-Carvacrolglukosid 736. 
Celloidin-Einbettung 660 ft. 


freien 


Cerebroside 680. 

ß-Cetyl-d-glukosid 735. 

Chemische Wirkung radio- 
aktiver Strahlen 799, 

Chlor, Bestimmung in Aschen 
155. 

Chlorbestimmungi. Blute 727. 

Chlorsaure Salze, Nachweis 
164. 

Cholesterin 680, 682. 

— Bestimmungin Fetten 198. 

— Nachweis in Fetten 197. 

— Nachweis in Teigwaren 
227. 

Cholesterin-Fettsäure-Ester 
680. 

Cholin 77, 86. 

Chromaffine Zellen 707. 

Chromsäure 656. 

Chrysanthemin 86. 

Ciaeeiosche Methode 681, 682. 

Clavicepsin 774. 

Coehnsehe Lampe 608. 

Coniferin 774. 

Copelands selbstregistrieren- 
der Apparat 874. 

Curie-Einheit der Emanation 
329. 

B-Cyelohexanol-d-glukosid 


735. 
D. 


Deckglastrockenpräparate, 
zur Untersuchung 
Blut 691 ft. 


auf 


Deckglastrockenpräparate 
zur Untersuchung auf Pa- 
rasiten 708, 709. 

Degenerierte Nerven, mikro- 


skopische Untersuchung 
699, 704. 

Delatieldsches Hämatoxylin 
b70. 


Dessertbonbons, Untersuchung 
312. 

Dextrine, Bestimmung neben 
anderen Zuckerarten 144. 

— Bestimmung 113. 

Dextrose, Bestimmung durch 
Polarisation 145. 

— Bestimmung nach Allihn 
124. 

— Bestimmung nach Reise- 

hauer 116. 

Bestimmung nach Soxhlet 

115. 

— Tabellen dazu 125. 

— Bestimmung neben Invert- 

zucker 143. 

Bestimmung neben Rohr- 

zucker, Lävulose, Maltose, 


Isomaltose und Dextrin | 


144. 
Dhurrin 776. 
Diastase, Gewinnung 148. 
Dibenzolazeton 351. 
Dichte des Mediums 45. 
Digitonin siehe unter Fetten 
und Ölen 198. 
Dimethylanilin 354. 
Dinitrobenzoösäure 371. 
Dinitrokresolkalium, Nach- 
weis in Zuckerwaren 314. 
Diphenylamin 435. 
Doppelfärbung 642. 
Doppelmesser 649. 
Doppeltbrechung 635, 680. 
Dragees, Untersuchung 312. 
Dreiwegventil (Benediet) 461. 
Düreksche Fasern 677. 
Dulzin, Allgemeines 356. 
— Nachweis 357. 
Dunkelfeldbeleuchtung 636. 
Dureblüfter 26. E 
Durchströmungskompresso- 
rium 47. 


E. 


Ebnersche Flüssigkeit 658. 

Ehrlichsches Hämatoxylin 
670. 

Ehrlieh-Biondi-Heidenhain- 
sches Farbgemisch 672. 

Eichung von Elektrometern 
s10. 

Eier, Bestandteile 169. 


Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. VI. 


Register. 


Eier, Bestimmung v. Wasser 
170. 

— Bestimmung von Mineral- 
stoffen 170. 

— Bestimmung 
stoft 170. 

— Bestimmung von Fett 170. 

Nachweis in Teigwaren 

228. 

Eiereiweiß, getrocknet, Unter- 
suchung 170. 

Eierkonserven, Prüfung 170. 

Einbettung 660 ft. 

Einschließung von Schnitten 
666. 

Einsiedeglas 22. 

Eisen, Bestimmungin Wasser, 
448. 

Eisenhämatoxylin-Lösungen 
670. 

Eisenlichtbogen 593, 594. 

Eisenlichtkohlen 604. 

Eisenreaktion, mikroskopi- 
sche 686 fl. 

Elaein 677. 

Elaidinreaktion, Ausführung 
215. 

Elastische Fasernfärbung 677, 
678. 

Eleidin 686. 

Elektrizität und Magnetismus 
49. 

Elektrometer 808. 

Elster und Geitelsches Elek- 
trometer 809. 

Emanationen 825. 

Emanationsmeßapparate 812. 

Emulsin, Darstellung 769. 

Energie 589, 590, 594. 

Energieverteilung des Spek- 
trums 589. 

Entkalkung 657, 658. 

Entpigmentierung 659. 

Entwässern von Schnitten 
666. 

Entwässerungshähne 28. 

Enzymolytischer Reduktions- 
koeffizient 671. 

Eosin 671. 

— Nachweis im Brot 225. 

— Nachweis im Getreide 
225. 

— Nachweis im Bier 372. 

Epithelfasern 686. 

Erdalkalihydroxyde und Kar- 


von Stick- 


bonate, Nachweisin Fetten | 


261. 
Erdnußöl, Nachweis in an- 
deren Ölen und quanti- 


tative Bestimmung 216, | 


Ergiebigkeit des Materials 1. 
Ergotbionin 74, 86. 


897 


Erlickysche Flüssigkeit 656. 

Erstarrungspunkt, Bestim- 
mung von Fetten 184. 

Erytaurin 762, 776. 

Essenzessig 239. 

Essig, Allgemeines 239. 

— Bestimmung des Säure- 
gehaltes 239. 

— Bestimmung des Alkohols 
241. 

— Bestimmung und Unter- 
suchung der Asche 241. 

— Bestimmungder Phosphor- 
säure 242. 

— Nachweis von Azeton 242. 

— Nachweis von Konservie- 
rungsmitteln 242. 

— Nachweis von Salizyl- 

säure 242. 

Nachweis von Benzoesäure 


242, 

— Nachweis von Borsäure 
243. 

— Nachweis von Formal- 


dehyd 243. 

— Nachweis von schwefliger 
Säure 243. 

— Nachweis 
säure 243. 

— Nachweis von Pyridin 244. 

— Nachweis von. Phenolen 
245. 

— Nachweis freier Mineral- 
säuren 240. 

— Prüfung auf Schwerme- 
talle 240, 

— Prüfung auf scharf- 
schmeckende Stoffe 241. 

— Prüfung auf Farbstofte 


von Ameisen- 


auf Oxalsäure 


— Prüfung 
hol 241. 

Essigessenz 239. 

Ester, Bestimmungim Brannt- 
wein 348. 

Eugenolglukosid 736. 

Extrakt, Bestimmung aus der 
Dichte 264. 

— Extrakttafel nach Win- 
disch 268. 

— Formel zur Berechnung 
276. 

Extraktrest, Bestimmung 321. 


auf Methylalko- 


FE. 


Fallen 16. 

Fang 8. 

Fangglas 10, 12. 
Fangschachteln 11. 


57 


898 


Färbung, direkte (substantive) 

640. 

elektive 632. 

indirekte (adjektive) 643. 

von Kernkörperchen 672, 

673. 

vitale (supravitale) 644 ff. 

Färbungen feinerer Kern- 
strukturen, vor allem 
Mitosen 672, 673. 

Färbungsmethode, progres- 
sive 641. 

— regressive 641. 

Farben und Färben 639 ff. 

Farblösungen zum mikro- 
skopischen Arbeiten 638. 

Farbmethoden für Blut und 

blutbildende Organe 691fr. 

für Schnitte im allge- 

meinen 665 ff. 

für Intercellularsubstan- 

zen 679 ft. 

für einzelne Organe be- 

ziehungsweise ÖOrgansy- 

steme 691 f. 

für Parasiten 707 ft. 

für allgemeine Zellbe- 

standteile 668 ft. 

Farbstoffe, Allgemeines647 ff. 

— basische, saure und neu- 
trale 642. 

— Nachweis 
202. 

— und Farbstoffzubereitun- 
gen, Nachweis 164. 

Fehlerquellen der Transpira- 
tionsmethoden 847. 

Fehlingssche Lösung, 
stellung 115. 

Fermente, Nachweis im Honig 
338. 

Fett, Bestimmung nach Baur 
und Barschall 157. 
Fettdarstellung in Sekreten 
und Exkreten 680. 
Fette, Bestimmung des Ge- 
samtfettes in Nahrungs- 

mitteln 111. 

Bestimmung der freien 

Fettsäuren in Nahrungs- 

mitteln 112. 

siehe auch 

und Öle 184. 

Fettfärbungen 679, 680. 

— mit Azo-Farbstoffen 679, 
680. 

Fettfleckphotometer 51. 

Fettgewebsnekrose 707. 

Fettsäuren 681. 

— Bestimmung der 
tigen, 


nach Reichert-Meißl 192. 


in Fetten 


Dar- 


Speisefette 


flüch- 


wasserlöslichen | 


Register. 
Fettsäuren, unlösliche, Be- 
stimmung nach Hehner 


194% 
freie, in Fetten und Ölen 
200. 
Bestimmung der tlüch- 
tigen, wasserunlöslichen 
nach Polenske 209. 
Bestimmung des mittleren 
Molekulargewichtes der 
nicht flüchtigen, wasser- 
unlöslichen Fettsäuren 
nach Juckenack und 
Pasternack 208. 
Bestimmung des mittleren 
Molekulargewichtes der 
flüchtigen, wasserlöslichen 
Fettsäuren 209. 
Fettsaurer Kalk 681. 
Feuchte Kammer 651. 
Feuchtigkeit 43. 
Fibrin 689 ff. 
Fiehlsche Reaktion auf künst- 
lichen Invertzucker 337. 
Filsingersche Probe 384. 
Filterlampe UV. 604. 
Fischbruttröge 39. 
Fischersche Fettfärbung 679. 
Fischlersche Methode 681. 
Fischreuse 10. 
Fixierung 651. 
Fleisch und Fleischpräparate, 
Bestandteile 155. 
Bestimmung des Wassers 
156. 
Bestimmung des Stick- 
stoffes 156. 
Bestimmung des Fettes 
im allgemeinen 157. 
Bestimmung des Fettes 
nach Baur und Barschall 
157. 
Bestimmung der Mineral- 
stoffe 157. 
Bestimmung der Extrak- 
tivstoffe 157. 
Bestimmung des Binde- 
gewebes 158. 
Bestimmung des Eiweiß- 
stiekstoftes 158. 


stickstoffes 158. 

— Bestimmung der Muskel- 
faser 158. 
— Bestimmnng 

spezies 158. 


der Eier- 


Fleisch und Fleischwaren, 
Nachweis der Borsäure 
und ihrer Salze 159. 

— Nachweis von Formal- 
dehyd und ähnlichen 
Stoffen 159. 


Bestimmung des Gesamt- | 


Fleisch und Fleischwaren, 
Nachweis von schwetliger 
SäureundihrenSalzen161. 


— Nachweis von unter- 
schwefligsauren Salzen 
161. 

— Nachweis von Fluor- 
wasserstoff und seinen 
Salzen 163. 

— Nachweis von Salizyl- 
säure und ihren Salzen 
163. 


Nachweis von chlorsauren 
Salzen 164. 
Nachweis von Farbstoffen 
164. 
Nachweis 
säure 164. 
Nachweis von Stärke 165. 
Fleischbasen, Nachweis von 
Fleischbasen qualitativ 
167. 
— Nachweis quantitativ 166. 
Fleischextrakte, Unter- 
suchung 165. 
Fleischextrakte und Peptone, 
Bestimmung des Albumins 
169. 
Bestimmung des Gesamt- 
stiekstoffes 169. 
Bestimmung des Wassers 
165. 
Nachweis 
fasern 166. 
Bestimmung des Albu- 
mosenstiekstoffes 166. 
Bestimmung des Fleisch- 
basenstickstoffes 166. 
Bestimmung des Gehaltes 
an Pepton und Fleisch- 
basen 167. 
Bestimmung des Ammo- 
niakstickstoffes 168. 
Bestimmung des Leim- 
stiekstoffes 168. 
Bestimmung des Fettes 
168. 
Bestimmung von Zucker 
und Dextrin 168. 
Bestimmung der Mineral- 
stoffe 168. 
Bestimmung des Alkohol- 
extraktes 168. 
Ermittlung von Kreatin 
und Kreatinin 168. 


der Benzo&- 


von Muskel- 


Fleischpeptone,, Untersu- 
chung 169. 
Fleischmann, Formel nach 


172. 
Flemmingsches Gemisch 697. 
Flimmerphotometer 592. 


| Fluoreszenz 594. 


Fluoreszenzschirme 790. 
Fluoreszenzwirkung radioak- 
tiver Strahlen 799. 
Fluorwasserstofft und seine 
Salze, Nachweis 163. 
— Nachweis in Fetten 202. 
Flußsäure, Nachweis in der 
Milch 177. 
Fontaktometer 813. 
Fontaktoskop 812. 
Formaldehyd, Nachweis 161. 
— Nachweis in Fetten 200. 
— Nachweis im Essig 241, 
243. 
— Nachweis im Fleisch 160. 
— Nachweis in der Milch 
176. 

Formol 652. 
Friedländersche Methode für 
Bakterienkapseln 711. 
Frische Präparate zur Unter- 
suchung auf Blut 691. 


— zur Untersuchung auf 
Parasiten 708. 
Früchte kandiert, “ Unter- 


suchung 313. 
Fruchtäther künstliche, Nach- 
weis in Fruchtsäften 335. 
— Nachweis von Metall- 
giften 325. 
Fruchtsäfte und Fruchtsirupe 
319. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 319. 
— Bestimmung des Wassers 

319. 
— Bestimmung des Alkohols 
320. 
— Bestimmung der Asche 
und der Alkalität 321. 
— Bestimmung der freien 
Säuren 321. 
— Bestimmung des Extrakt- 
restes 321. 
— Bestimmung des Stick- 
stoffgehaltes 322. 
— Bestimmung der künst- 
lichen Süßstoffe 322. 
— Bestimmung des Invert- 
zuckers 322. 
— Bestimmung 
. zuckers 322. 
— Bestimmung des Dextrins 
322. 
— Bestimmung des Stärke- 
sirups 322. 
— Bestimmung der Polari- 
sation 322. 
— Bestimmung des Gehaltes 
an Stärkesirup 323. 
— Bestimmung der Wein- 
säure 325. 


des Rohr- 


Register. 


Fruchtsäfte und Fruchtsirupe, 
Bestimmung der Zitronen- 
säure 325. 

— Bestimmung der Apfel- 
säure 325. 

Nachweis künstlicher 
Farbstoffe 324. 

— Nachweis von Kirschsaft 
325. 

— Nachweis von Konser- 
vierungsmitteln 325. 

— Nachweis von Salizylsäure 
325. 

— Nachweis von Benzo@säure 
325. 

— Nachweis von Flußsäure 
328: 

— Nachweis von schwefliger 
Säure 325. 

— Nachweis 
dehyd 325. 

— Nachweis von Ameisen- 
säure 325. 

— Nachweis künstlicher 
Fruchtäther 325. 

— Tabelle zur Bestimmung 
des Stärkesirups 324. 
Fruchtsäfte und Gelees, Zu- 
sammensetzung 319. 

— Untersuchung 319. 

Fruchtsirupe, siehe Frucht- 
säfte 319. 

Fruktose, Bestimmung nach 

R. Lehmann 133. 

Tabelle dazu 134. 

— Bestimmung neben Rohr- 
zucker, Dextrose, Maltose, 
Isomaltose und Dextrin 
144. 

— Bestimmung neben einer 

anderen Zackerart 143. 

Bestimmung nach Soxhlet 

ar 

Fuchsin -schweflige Säure, 
Herstellungd. Lösung 349. 

Furfurol 150. 

— Nachweis im Branntwein 
349. 

Furfurollösung, zum Nach- 
weis von Sesamöl 196. 

Fursenkosche Modifikation 
der Oxydasereaktion 674. 

Fuselöl, Gebalt im Brannt- 
wein 340. 

— Bestimmung 
wein 344. 

Futter und Trank 31. 


von Formal- 


im Brannt- 


G. 


Gärprobe in Milch. 179. 
Gallenfarbstofte 686. 


899 


Gallenkapillaren 706. 

Gasanalyse (nach Petterson- 
Högland-Tobiesen) 507 fl. 

Gasissche Methode zur Un- 
terscheidung von Tuber- 
kelbazillen und Smegma- 
Bazillen 713. 

Gasuhr von Bohr (unter 
Wasser stehend) 465, 471. 

Gasuhren 528 #f. 

— Arbeiten m. Gasuhren 528. 

— Beschreibung der Gasuhr 
528 ft. 

— Füllung der Gasuhr 530. 

— Aichung der Gasuhr 530. 

— Berechnung der in der 
Gasuhr gemessenen Luft- 
volumina 531. 

Gaultherin 776. 

— Darstellung 749. 


' Gefriermikrotom 660. 


Gefrierverfahren 659, 660. 

Geißeln von Bakterien 711. 

Gelees, siehe Fruchtsäfte 319. 

Gemüse und Obstdauerwaren, 
Allgemeines 329. 

— Prüfung auf Metallgifte 
330. 

— Nachweis von Konservie- 
rungsmitteln 330. 

— Nachweis von Teerfarb- 
stoffen 330. 

— Nachweis von künstlichen 
Süßstoffen 330. 

— Nachweis von Stärkesirup 
330. 

— Nachweis von Rohrzucker 
330. 

— Nachweis des 
zuckers 331. 

Gentiein 776. 

Gentiopiterin 762, 776. 

ß-Geraniol-d-glukosid 735. 

Gerbstoffe, Bestimmung 378. 

Gesamtstickstoff, Bestimmung 
des — 715. 

Gesichtsmaske (Rolly) 469. 

Getreide und Hülsenfrüchte, 
Allgemeines 217. 

— Prozentische Zusammen- 
setzung 217. 

— Nachweis von Talkum 217. 

— Nachweis von Farbstoffen 
218. 

— Prüfung auf Schwefelung 
218. 

— Nachweis von Zucker- 
überzug 218. 

— Nachweis von Eosin 225. 

Gewichts- und volumetrische 
Bestimmung des Wasser- 
dampfes 849. 


Gesamt- 


57* 


900 


Gewürze, Allgemeines 230. 

— Bestimmung des Aschen- 
gehaltes 230. 

— Bestimmung des Gewichts- 
verlustes bei 100° 230. 

— Bestimmung des alkoho- 
lischen und ätherischen 
Extraktes 230. 

— Bestimmung der Stärke 
231. 

— Bestimmung der Rohfaser 
231. 

— Bestimmung des Gehaltes 
an ätherischen Ölen 231. 


— Bestimmung des Stick- 
stoffgehaltes 231. 
— Prozentische Zusammen- 


setzung 222. 
Giemsasche Methode 692, 694. 
van Gieson-Lösung 671, 672. 
Gierlich-Herxheimersche 

Markscheiden-Methode 

TOD. 

Gitterfasern der Leber 706. 
Glaskammer von Ganong832. 
Glaswannen 22. 
Gleichgewicht, 

791. 
Glucogallin 776. 
Gluko-p-oxyacetophenon 736. 
Gluko-p-oxybenzaldehyd 736. 
Gluko-p-oxybenzotsäure 736. 
ß-Glukose, Darstellung 741. 
£-Glukosepentaacetat, Dar- 

stellung 744. - 
Glukoside, Nachweis 761. 
— Nachweis und Synthese 

7132. 

— natürliche (Darstellung) 

746. 
ß-d-Glukosidglykolsäure 735. 
Glukovanillin 768. 
Glutaminsäure 76. 

— Darstellung aus Melasse- 

schlempe 94. 

Gluzin, Allgemeines 357. 
— Nachweis 357. 
Glyeerin-Eiweiße 669. 
Glykogen, Nachweis von 

Pferdefleisch 158. 
Glykogenfärbungen 684, 685. 
Glykokollbetain 74, 77. 
ß-Glykol-d-glukosid 735. 
Glyzerin, Bestimmung im 

Branntwein 349. 

— Darstellung 749. 
Glyzyphyllin 778. 
Gmelinsche Methode 686. 
Golgische Methoden 703, 704. 
Golodetzsche Methode zum 

Nachweis von Cholesterin 

682. 


radioaktives 


Register. 


Gramsche Methode 70). 

Granula-Darstellunz von Blut- 
zellen 692 #. 

Grasschlinge 9. 

Gratiolin, Darstellung 750. 

Griessches Reagens 437. 

Grotthussches Salz 589. 

Grundumsatz (Magnus-Levy) 
455 Mr. 

Guanidin 77. 


Guaninpentosid aus Melasse- | 


schlempe 449. 
Guajakolglukosid 736. 
Guajakkupferprobe, siehe 

Nachweis von Blausäure 

350. 

Guajaktinktur zur Prüfung 

der Milch 175. 
Gummihalskragen (Grafe) 

478. 

Guttationstropfen 888. 


Fl: 


Haarhygrometer 44. 

Haarschlinge 9. 

Hämateinlösungen 670. 

Hämatoxylin 669, 670. 

Härte des Wassers 442. 

— Karbonathärte 443. 

— Gesamthärte 444. 

— Minimalsäurehärte 444. 

Härtung 692. 

Halbierungsdieke 797. 

Hallsche Kombinationsmetho- 
de zum Eisennachweis 687. 

Haltung 15. 

Harnanalyse 715. 

Harnsäure, Bestimmung der 
— im Harn 720. 


| — mikroskopischer Nachweis 


Courmont et Andre 689. 
Harnstoff, Bestimmung des 
— im Blute 723. 


— Bestimmung nach Folie | 


aD: 

Hartsche Modifikation der 
Weigertschen elastischen 
Fasernmethode 678. 

Haugsches Gemisch 658. 

Hederin 778. 

— Darstellung 750. 

Hefnerkerze 591. 

HehnerscheZahl, Bestimmung 
197. 


Heidenhainsches Eisenhäma- | 


toxylin 672. 
Heizbarer Übjekttisch 633, 
634. 
Heizung und Beleuchtung 30. 
Helizin 778. 
Helleborein, Darstellung 750. 


Helleborin, Darstellung 751. 

Hellysche Lösung 659. 

Hemizellulosen 148. 

Herrmannsches Gemisch 657: 

Herstellung von Farblösungen 
646. 

Hesperidin 780. 

— Darstellung 751. 

Herxheimersche Fettfärbung 
679, 680. 

Herzynin 74, 88. 

Hexamethylentetramin siehe 
Nachweis von Formalde- 
hyd 161. 

Hippursäure, Bestimmung der 
— im Harn 720. 

Histidinbetain 74, 88. 

Holzgeist, Nachweis im 
Branntwein 353. 

Honig, Allgemeines 332. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 333. 

— Bestimmung des Wassers 
333. 

— Bestimmung der Trocken- 
substanz 333. 

— Bestimmung der Mineral- 
stofie 333. 

— Bestimmung des Säure- 
gehaltes 333. 

— Bestimmung des Stick- 
stofis 333. 

— Bestimmung des Zuckers 
333. 

— Bestimmung der Polari- 
sation 333. 

— Bestimmung des Invert- 
zuckers 335. 

— Bestimmung des 
zuckers 335. 

— Bestimmung des Stärke- 
sirups 336. 

— Bestimung des zuceker- 
freien Extraktes 337. 

— Nachweis des 
sirups 335. 

— Nachweis von Melasse 336. 

— Nachweis von künstlichem 
Invertzucker 337. 

— Nachweis von diastati- 
schen Fermenten 338. 

— Reaktion nach Ley 338. 

— Tanninfällnng nach Lund 
339. 

— Biologische Reaktion 339. 

Hoptenersatzstofte 371. 

Hornfärbungen 685. 

Hornhygroskop Darwins 833, 
837. 

Hülsenfrüchte, siehe Getreide, 
prozentische Zusammen- 
setzung 217. 


Rohr- 


Stärke- 


| 
| 
| 
| 


Hydrobion 14. 
Hygrinsäuremethylester 83. 
Hypaphorin 74, 85. 
Hypophyse, mikroskopische 
Untersuchung 699. 


I» 


Indigo zum Nachweis von 
Salpetersäure 436. 

Indikatorreihe bei Jer Infil- 
trationsmethode von Mo- 
lisch 841. 

Indol 85. 

Infiltrationsmethode von Mo- 
lisch 840, 84. 

Ingwer 254. 

Insektarium 28. 

Invertin, Darstellung 767. 

Invertzucker, Bestimmung 

nach E. Meißl 127. 

Tabelle dazu 128. 

Bestimmung neben Rohr- 

zucker 136. 

Tabellen dazu 136. 

Bestimmung neben Dex- 

trose 143. 

Bestimmungneben andern 

Zuekern 144. 

Bestimmung nach Soxhlet 

alt 

Invertzuckersirup , 
suchung 313. 

Iridin 780. 

— Darstellung 752. 

Isoamygdalin 762. 

— Darstellung 752. 

5-Isoamylglukosid 738. 

5-Isobutylglukosid 737. 

Isokarnitin 74. 

Isoleuzin, Darstellung 
Melasseschlempe 95. 

— Trennung von Leuzin 96. 

Isolierbarkeit der Bestand- 
teile 4. 

Isomaltose, Bestimmung ne- 
ben anderen Zuckerarten 
144. i 

-Isopropylglukosid 8. 

Isopurpursäure 315. 


Unter- 


aus 


dl. 


Jasmiflorin 762. 
Jodbleipapier 831. 
Jod zum Nachweis 
Justus 689. 
Jodlösung, zur Bestimmung 
der schwefligen Säure, 
Herstellung 162. 


Register. 


'Jodlösung nach v. Hübl, Her- 


stellung 194. 

Jodprobe Negers 842. 

Jodreaktion des Amyloids 
683, 684. 

Jodreaktionen des Glykogens 
684. 

Jodzahl, Bestimmung nach 
v. Hübl 194. 


| Jodzinkstärkelösung 436. 


nach | 


Johnesche Methode für Bak- 
terienkapseln 710, 711. 

Jonisationskammer 806. 

Jonisierung 800. 

Jonium 815, 816. 


K. 


ı Kältemaschine 62. 


Käse, Allgemeines 179. 
Arten von 179. 
Bestimmung des Wassers 
180. 

Bestimmung d. Fettes1$1. 
Bestimmung des Gesamt- 
stiekstoffes 182. 
Bestimmung des löslichen 
Stickstoffes 182. 
Bestimmung der 
Säuren 182. 


bestandteile 183. 
Bestimmung des Sesam- 
ölgehaltes 183. 


184. 
- Untersuchung des Käse- 
fettes auf Herkunft 183. 
Abscheidung des Käse- 
fettes 183. 


| Käsefett, Abscheidung 183. 
| — Untersuchung 183. 


Kaffee u. Kaffee-Ersatzstoffe, 
Allgemeines 373. 
Bestimmung der abwasch- 
baren Stoffe 374. 


ausbeute 374. 


stickstoffes 374. 


freien 


Bestimmung der Mineral- 


Bestimmung der Stärke | 


Bestimmung der Extrakt- 
Bestimmung des Gesamt- 


Bestimmung des Koffeins 


374. 

— Bestimmung des Fettes | 
376. 

— Bestimmung des Zuckers | 
376. 


Bestimmung desin Wasser 
löslichen Anteiles 376. 


Färbung 373. 
Prüfung auf Überzug- 
mittel 374. 


Prüfung auf künstliche | 


901 


Kakao und Schokolade, All- 
gemeines 379. 
Bestimmung des Wassers 
379. 

Bestimmung der Gesamt- 
asche und ihrer Alkalität 
380. 

Bestimmung des Zuckers 
und Stärkezuckers 380. 
Bestimmung und Prüfung 
des Fettes 381. 
Bestimmungd. Brechungs- 
vermögens des Fettes 381. 
— Bestimmung des Schmelz- 
punktes des Fettes 381. 
Bestimmung der Jodzahl 
des Fettes 382. 


— Bestimmung der Kött- 
storferschen Zahl des 
Fettes 382. 


Bestimmung der Stick- 
stoffverbindungen 384. 
Bestimmung der Rohfaser 
385. 

Eırmittelung von Milch- 

und Rahmzusatz 386. 

Nachweis und Bestim- 

mung von Stärkemehl 385. 

Nachweis von Gelatine 

386. 

Prüfung des Kakaofettes 

auf Sesamöl 384. 

Prüfung des Kakaofettes 

nach Björklund 384. 

Prüfung des Kakaofettes 

auf Wachs 384. 

Prüfung des Kakaofettes 

auf Rindstalg 384. 

Prüfung des Kakaofettes 

nach Filsinger 384. 

Kakes, Untersuchung 313. 

Kalilauge für Gasanalyse 510. 

Kalium, mikroskopischer 
Nachweis nach Me Callum 
689. 

— schwach radioaktiver Kör- 
per 818. 

Kaliumbichromatlösung zur 
Einstellung der Thiosul- 
fatlösung 194. 

Kaliumjodatstärkepapier, 
Herstellung 161. 

— zum Nachweis von schwef- 
liger Säure, Herstellung 
161. 

Kaliumquecksilberjodidlösung 
Reagens auf Formaldehyd 
und Darstellung 161. 

Kalklieht 598. 

Kalknachweis , 
scher 688 ff. 

Kampecheholz, Nachweis 378. 


mikroskopi- 


902 


Kampecheholztinktur, Her- 
stellung 221. 

Kanadabalsam 666. 

Kapazitätsmessung nach 
Harms 811. 

Kapseln der Bakterien 710. 


Karamel, Nachweis im Brannt- 


wein 350. 
Karamelfarbmalz 368. 
Karamellen, Untersuchung 

al 


Karbolxylol 666. 

Karmin 670, 671. 

Karnitin 74. 

Kasein, Bestimmung 173. 

— Bestimmung in Butter 
203. 

— Nachweis in Schokolade 
387. 

Katalysatoren 588. 

Katechu, Nachweis 378. 

Kephalin 680. 

Keratohyalin 685. 

Kernfärbungen 669 ft. 

Kindermehle 225. 

— Prozentische Zusammen- 
setzung 226. 

Kirschsaft, Nachweis 325. 

Kistehen 12. 

Klinostat 48. 

Knochen, mikroskopische Un- 
tersuchung 704. 

— Untersuchung auf Kalk 
706. 

Knochenlakunen 705. 

Kobaltprobe 831, 836. 


Register. 


Kohlensäureassimilation 595. 

Kolamin 78. 

Kollodiummethode von 
ealioni-Pollacei 844. 

Kondensatoren 806. 

Koniferennadeln, Infiltration 
der — nach Dengler 849. 

Koniferin 762. 

— Darstellung 748. 

Konservenbüchsen, 
des Lotes 330. 

— Prüfung der Verzinnung 
330. 

Konservierungsmittel, 
weis in Fruchtsäften 325. 

Kontrastphotometer 592. 

Kopfrespirationsapparat von 
Grafe 477 fi. 

v. Kossasche Methode 
Kalknachweis 688. 

Kreatin, quantitative Bestim- 
mung 168. 

Kreatinin, Bestimmung des 
— im Harn 720. 

— quantitative Bestimmung 
168. 

5-m-Kresolglukosid 736. 

6-o-Kresolglukosid 736. 


Bus- 


Prüfung 


zum 


: £-p-Kresolglukosid 736. 


Koch-Ehrlichsche Methodefür | 


Tuberkelbazillen 712. 

Kochmethode 651. 

Köder 9. 

Körbe 13. 

Körnchenkugeln des Zentral- 
nervensystems 699. 

Köttstorfersche Zahl, Bestim- 
mung 192. 

Kognak siehe Alkohol 339. 


Kohlendioxyd, Einfluß aufdie | 


Wasserdampfabgabe 852. 
Kohlenbogenlampe 598. 
Kohlenhydrate, Bestimmung 


der wasserlöslichen 113. | 


Bestimmung der Dextrine 
113. 

Bestimmung der Zucker- 
arten 114. 


Bestimmung derin Wasser 
unlöslichen 146. 
Kohlensaurer Kalk, Nach- 

weis,mikroskopischer 688. 
Kohlensäure, Bestimmung in 
Wasser 440. 


Bestimmungd. Stärke146. | 


Kromayersche Methode 686. 
Krügerbatterie 811. 
Krutitzkys Apparat zur gleich- 
zeitigen Bestimmung von 
Transpiration und Sau- 
gung 863. 
Künstliche Farbstoffe in Milch 
178. 
Künstliche Süßstoffe, Allge- 
meines 356. 
Bestimmung des Stärke- 
zuckers in Süßstoffen 361. 
Bestimmung des 
zuckers in Süßstoffen 362. 
Bestimmung des Rohr- 
zuckers in Sübstoffen 361. 
Bestimmung des Natrium- 
karbonats in Süßstoffen 
361. 
Bestimmung des Wassers 
360. 
Nachweis von 
356, 358. 
Nachweis von Dulzin 357. 
Nachweis von Gluzin 357. 
Untersuchung der Süb- 
stoffe 357. 
Nachweis der Art 358. 
Nachweis von Parasulfa- 
minbenzo&@säure 359. 
Nachweis der Zusätze 360. 
Nachweis mineralischer 
Zusätze 360. 


Saccharin 


Nach- | 


Milch- | 


Künstliche Süßstoffe, Nach- 
weis kohlenstoffhaltiger 
Zusätze 361. 

— Nachweis von Zucker 
361. 


Nachweis im Bier 367. 
quantitative Bestimmung 
des Saccharins 359. 
quantitative Bestimmung 
der Parasulfaminbenzo#- 
säure 360. 
Kulschitzkysches Hämatoxy- 
lin 682. 
Kupfer, Bestimmung 
Wasser 448. 
— kolorimetrische 
mung 350. 
— Nachweis, 
scher 688. 
Kupffersche Sternzellen 706, 
707. 
Kurkuminpapier, Herstellung 
von 159. 
Kutin 152. 


im 
Bestim- 


mikroskopi- 


L. 


Laktodensimeter 71. 

Laktoglobulin, Bestimmung 
173. 

Laktose, Bestimmung nach 
F. Soxhlet 131. 

— Tabelle dazu 132. 

— Bestimmung nach Soxhlet 
115. 

Leber, mikroskopische Unter- 
suchung 706, 707. 

Leeithin 682. 

Leimstickstoff, Bestimmung 
168. 

Leinwandsack 11. 

Leishmansche Methode 693. 

Leutertsche Methode zum 
Kalknachweis 688. 

Leuzin, Darstellung aus Me- 
lasseschlempe 9. 

— Trennung v. Isoleuzin 96. 

Levaditische Methode 714. 

Leysche Reaktion im Honig 
338. 

Leysches Reagens, 
lung 338. 

Lezithinphosphorsäure, Nach- 
weis in Teigwaren 227. 

Licht und andere strahlende 
Energie 50. 

Lichtbogen 598 ft. 

Lichtempfindlichkeit 588. 

Lichttilter 595, 615 ft. 


Herstel- 


 Liehtintensität 588, 589, 590, 


591, 596, 598. 


Lichtquellen 589, 595. 
Liehtthermostat 50. 
Lichtwirkung 589. 

Lienin 151, 152. 

Liköre siehe Alkohol 339. 
Limonaden und alkoholfreie 


Getränke, Untersuchung 
327. 
— Nachweis von Schaum- 


mitteln 328. 

Linamarin 780. 

Lipochrome 686. 

Lipoide und Myeline 680 ff. 

Lithion-Karmin 670. 

Lloyds mikroskopische Me- 
thode zur Untersuchung 
der Spalten weite 837, 839. 

Löfllersches  Methylenblau 
709. 

Lorrain-Smith(Dietrich)sche 
Methode 682. 

Lot der Konservenbüchsen, 
Prüfung 330. 

Luftanfeuchter 464. 

Lufttemperatur, Einfluß auf 
die Transpiration 853. 

Lundsche Tanninfällung in 
Honig 339. 

Lutein 686. 

Lysin 77, 81. 


M. 


Mache-Einheit 805, 829. 

Magnesiamisehung, Herstel- 
lung der Mischung zur 
Bestimmung der Phosphor- 
säure 154. 

Magnesiamixtur, Herstellung 
317. 

Mallorysche 
676. 

Maltol im Bier 368. 

— Nachweis 368. 

Maltose, Bestimmung nach 
Soxhlet 116. 

— Bestimmung nach Rei- 
schauer 119. 

— Tabelle dazu 120. 

— Bestimmung nach E. Wein 
130. 

— Tabelle dazu 130. 


Methode 675, 


deren Zuckern 144. 
Malzauszug, Herstellung 147. 
Malzextrakt 225. 
Mandelnitrilglukosid 782. 
— Darstellung 753. 
Mangan, Nachweis 450. 
Marchische Methode 704. 
Margarine, Allgemeines 510. 


Bestimmung neben an- | 


Register. 


Margarine, Schätzung des 
Sesamölgehaltes der 211. 


| — Untersuchung der 210. 


Markscheiden, mikroskopische 
Untersuchung 696, 697, 
700. 

Marmeladen, Bestimmung des 
löslicehen nnd unlöslichen 
Extraktes 326. 

— Bestimmung des Wasser- 
gehaltes 326. 

— Bestimmung der löslichen 
Mineralstoffe 326. 

— Bestimmung des Extrakt- 
gehaltes 326. 

— Bestimmung des Stärke- 
sirupes 327. 

— Bestimmung des Gesamt- 
zuckers 327. 

— Bestimmung der Gesamt- 
säure 327. 

— Nachweis 
327. 

— Nachweis von Agar 327. 

Marzipan, Untersuchung 313. 

Mausefalle 10. 

May-Giemsasche Methode 
(kombinierte panoptische 
Methode nach Pappen- 
heim) 693, 695. 

May-Grünwaldsche Methode 
692, 695. 


von Gelatine 


' Mazerationsflüssigkeiten 649, 


650. 

Me Callumsche Methode zum 
Nachweis des „maskier- 
ten“ Eisens 687. 

Mechanische Agenzien 47. 

Mehl, Allgemeines 218. 

— Prozentische Zusammen- 
setzung 219. 

— Bestimmung des Wassers 
219. 

— Bestimmungd. Asche 218. 

— Bestimmung des Säure- 
gehaltes 218. 


— Bestimmung der Farb- 
stoffe 219. 

— Bestimmung des Klebers 
222. 

— Bestimmung der Kohlen- 
hydrate 219. 

— Bestimmung der Stärke 
220. 

— Bestimmung des Zuckers 
22. 

— Bestimmung des Fettes 
220. 

— Bestimmung der Roh- 


faser 220. 
— Nachweis von Mutterkorn 
und Unkrautsamen 221. 


903 


Mehl, Nachweis von Alaun, 
Kupfer, Zink, Blei 221. 

— Nachweis von Bleichmit- 
teln 222. 

— Nachweis von schwefliger 
Säure 222. 

— Unterscheidung der Mehl- 
arten 222. 

Mehlwurmkisten 34. 

Mehrfachfärbung 642. 

Melanotische Pigmente 

Melasse, Bestimmung 
Zuckergehaltes 245. 

— Bestimmung der Asche 
246. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichts 246. 

-— als Ausgangsmaterial für 
die Darstellung bioche- 
misch wichtiger Substan- 
zen 92. 

— der Rohzuckerfabriken 
89. 

— der Zuckerraffinerien 89. 

— der Strontian-Melasseent- 
zuckerungsanstalten 90. 

Melasseschlempe als Aus- 
gangsmaterial für die bio- 
chemisch wichtigen Sub- 
stanzen 92. 

— der Strontian-Melasseent- 
zuckerungsanstalten 90. 

— der Melassespiritus-Bren- 
nereien 90. 

Meliatin 762. 

8-Menthol-glukosid 735. 

5-Menthol-maltosid 735. 

Merkurinitrat, Darstellung 
357. 

Mesothorium 822. 

Messung der Absorption nach 
Vesque 872. 

Metachromasie 643. 

Metallliehtbogen 602, 603. 

Metaphenylendiamin 436. 

Methode von Zuntz-Geppert 
457 ft. 

Methodik langdauernder Re- 
spirationsversuche 482 ff. 

Methylalkohol, Nachweis im 
Branntwein 341. 

— quantitative Bestimmung 
im Branntwein 342. 

— Nachweis im Branntwein 
352. 

— Nachweis im Branntwein 
354. 

«-Methyl-arabinosid 733. 

6-Methyl-arabinosid 733. 

Methylarbutin 762. 

«-Methyl-d-galaktosid 733. 

ß-Methyl-d-galaktosid 733. 


686. 
des 


904 


x-Methyl-d-glukoheptosid 733. 
«-Methylglukosid 733. 
— Darstellung 738. 
«-Methyl-d-glukosid 732. 
5-Methylelukosid 737. 
5-Methyl-d-glukosid 732, 733. 
— Darstellung 738. 
— Darstellung mit Emulsin 
745. 
x-Methyl-I-glukosid 733. 
5-Methyl-I-glukosid 733. 
5-Methyllaktosid 735. 
%Methylmaltosid 735. 
x-Methyl-d-mannosid 733. 
x-Methyl-I-mannosid 733. 
Methyl-rhamnosid 733. 
Methyl-d-sorbosid 733. 
Methyl-I-sorbosid 733. 
Methylviolett 354. 
Methylviolett zur Amyloid- 
färbung 684. 
«-Methylxylosid 733. 
6-Methylxylosid 733. 


Methylenblaulösung für Re- | 


duktaseprobe in Milch 
178. 

Mikroskop 632, 633. 

Mikroskopische Färbmethode 
für besondere Stoffe 678 ff. 

Mikroskopisches Instrumen- 
tarium 632. 

Mikroskopier-Tischlampe 633. 

Mikrotome 637. 

Milch, Allgemeines 171. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichts 171. 


— Bestimmung des Fettes | 


172. 

— Bestimmung der Trocken- 
substanz 172. 

— Bestimmung der Mineral- 
stoffe 173. 

— Bestimmung des Gesamt- 
eiweißes 173. 


— Bestimmung des Kaseins | 


173. 

—- Bestimmung des Lakto- 
globulins 173. 

— Bestimmung des Albumins 
173. 


— Bestimmung des Milch- 
zuckers 173. 
— Bestimmung des Säure- 


grades 174. 

— Bestimmung des Schmutz- 
gehaltes 174. 

— Darstellung des 
serums 171. 

— Gewiehtsanalytisch nach 
Adams. 

— Nachweis 
säure 174. 


Milch- 


der Salpeter- 


Register. 


Milch, Nachweis v. Konservie- 
rungsmitteln: «) Kohlen- 
saures und doppeitkohlen- 
saures Natron 176 ; b) Sali- 
zylsäure 176; c) Borsäure 
176; d) Benzoösäure 176; 
e) Formaldehyd 176; 
F)Flußsäure 177; g) Was- 
serstoflsuperoxyd UT 
h)Rohrzucker und Zucker- 
kalk 177. 

— Prüfung 
175. 

— Schnellmethode nach Ger- 
ber 172. 

— Schnellmethode nach Gott- 
lieb-Röse 172. 

Milch, Hygienische Beschaf- 

fenheit, @) Alkoholprobe 

177; b) Gärprobe 178; 

c) Reduktaseprobe 178. 

Künstliche Farbstoffe 178. 

— Refraktometrische Prü- 
fung 178. 

— Biologische Prüfung 179. 

— eingedickte, Bestimmung 
des Zuckergehaltes 313. 

— Nachweis von Milch in 
Schokolade 386. 

Milchsäure 370. 


auf Erhitzung 


Milchserum, Darstellung 171. 


Milchzucker, Bestimmung in 
Butter 203. 

— Bestimmung in der Milch 
1723: 

Mineralstoffe 152, 

— Bestimmung der 152: 

Mineralstoffaufnahme, Mes- 
sung durch Saugung 858. 

Mohnöl, Nachweis 217. 

Molybdänlösung nach Wagner- 
Stutzer, Herstellung zur 
Bestimmungder Phosphor- 
säure 154. 

Monosulfobenzo@saures 
monium 363. 

Most, Allgemeines 388. 
— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichts 388. 

— Bestimmung des Extrak- 
tes 388. 

— Bestimmung 

zucker 391. 
— Bestimmung des Gesamt- 

zuckers 390. 
— Tafel zur Bestimmung 

des Extraktes 389. 
Muchsche Granula 712, 713. 
Muci-Hämatein 683. 
Muei-Karmin 683. 
Müllersche Flüssigkeit 656. 
Müllersches Ventil 489. 


Am- 


von KRohr- 


Mullnetz 9. 

Muskatblüte (Mazis), Unter- 
scheidung von Banda-, 
Bombay- und Papuamazis 
234. 

Muskelfasern, Nachweis in 
Fleischextrakten 166. 

Myeloaxostroma 697. 


N. 


Nährsalzlösung nach Raulin, 
Herstellung 335. 
6-Naphtol 437. 
ß-x-Naphtolgalaktosid 736. 
ß-x-Naphtolglukosid 736. 
ß-3-Naphtolglukosid 736. 
«-Naphthylamin 737. 
Naringin 782. 
— Darstellung 753. 
Nasenolive (Benediet) 469. 
Natriumnaphthionat 437. 
Natriumthiosulfatlösung, Her- 
stellung 194. 
Natron, kohlensaures 
doppeltkohlensaures, 
Nachweis in der Milch 176. 
Nebenapparate des Mikro- 
skops 633. 
Neisser-Hueppesche Methode 
für Sporen 710, 
Nernstlicht 597. 
Nervensystem, mikroskopi- 
sche Untersuchung 696 ff. 
Neßlers Reagens zum Nach- 
weis von Aldehyden 349. 
Neurofibrillen, mikroskopi- 
sche Untersuchung 697, 
701. 
Neuroglia 698, 702, 703. 
Neutralisationsmittel, Nach- 
weis im Bier 372. 
Niehteiweißstiekstoft im Blut, 
Bestimmung des 722. 
Nikotinsäure 82. 
Nikotinsäurebetain 74. 
Nilblausulfat zur Fettfärbung 
680. 
Niss!-Granula 697, 701. 
Nisslsche Methode 701, 702. 
Normalpapier 596. 
Normalschwärze 596. 
Normalton 596. 


und 


Ö. 


Öbjektmikrometer 635. 
ÖObstdauerwaren siehe unter 
Gemüsedauerwaren 339. 
ÖObstmuse siehe unter Mar- 
meladen 326. 
Oechsle-Grade 388. 


Öle siehe Speisefette und 
Öle 184. 

Okular-Mikrometer 635. 

Öleuropein 762. 

Olivenöl, Untersuchung 215. 

— als ‚Wasserabschluß 5406. 


Orange-G. 671. 

Ornithin 77. 

Orsatsche Absorptionsgefäße 
508 ft, 

Orthsches Gemisch 651. 

Osmiumsäure 656, 657, 679. 

Oxydasereaktion 674. 

Oxybuttersäurebetain 74. 

Oxymethylfurfurol-5, Nach- 
weis im Honig 337, 338. 

Oxyprolinbetain 74. 


Pr 


Palmöl, Nachweis 217. 

Pankreasnekrose 707. 

Pankreassaft, Gewinnung des 
66. 

Pappenheim-Unnasche Me- 
thode mit Pyronin-Methyl- 
grün 696. 

Paprika 235. 

Paraffin als Wasserabschluß 
S46. 

Paraffin-Einbettung 662, 663. 

Parasulfaminbenzoesäure, All- 
gemeines 350. 

— Nachweis 359. 

— Quantitative Bestimmung 
360. 

Pasinische Methode 685. 

Peligotsche Röhre 162. 

Pelotonmotor (Rubner) 484 tt. 

Pentosane 148, 150. 

— Bestimmung nach Tollens 
und Krüger 149. 

Pentosen 150. 

Pepton, quantitative Bestim- 
mung 167. 

Peptone, Bestimmung neben 
Proteosen und Albumin 
107. 

Permeabilität 889. 

Peripheres Nervensystem, 
mikroskopische Untersu- 
chung 699. 

Periploein 782. 

Petroleummanometer 464. 

Pettenkofersche Röhren 483 ft. 

Pfeffer, Piperinbestimmung 
227. 

— Untersuchung 224. 

— Bestimmung der Bleizahl 
227. 


Register. 


Pfeiters quantitative Transpi- 
rationsmessung 859. 
Pferdefleisch, Nachweis durch 
das Brechungsvermögen 

des Fettes 158. 

Nachweis durch Bestim- 

mung der Jodzahl des 

Fettes 159. 

Nachweis durch biologi- 

sches Verfahren 160. 

— Nachweis durch Bestim- 
mung des Glykogens 158. 

Pflanzenöle, Nachweis in 
Fetten nach Bellier 195. 

Phänograph 54. 

Phaseolunalin 780. 

Phenazetin 357. 

Phenetidin 357. 

Phenole, Nachweis im Essig 
245. 

5-Phenol-glukosid 736. 

Phenolphthaleinlösung 
Prior 367. 

Phenyläthylamin 77. 

p-Phenylendiamin zum Nach- 
weis von gekochter Milch 
175. 

Phenylendiaminchlorhydrat 
zum Nachweis von Al- 
dehyden 348. 

Phlorogluzid 149, 150. 

Phlorogluzin 149, 150. 

Phlorin 736. 

8-Phlorogluein-d-glukosid 736. 

Phosphatide 680. 

Phosphor, mikroskopischer 
Nachweis nach Me Callum 
689. 

Phosphorsäure, Bestimmung 
in Aschen 153. 

— Bestimmung titrimetrisch 


nach 


905 
Pigmentfärbungen, mikrosk o- 


pische 686 ff. 
Pikrinsäure 658. 


' — Nachweis als Isopurpur- 


säure 315. 
— Nachweis in Zuckerwaren 
314. 


Pikrokarmine 671. 

Pikrokrozin, Darstellung 754. 

Pinometer Darbishires 876. 

Pinzette 9. 

Piperin, Bestimmung in Pfef- 
fer 237. 

Plasmazellen 693, 694. 


 Pneumograph 467. 


| Polarisation, 


Anleitung zur 
259. 

— Bestimmung der — von 
Fetten und Ölen 191. 


' — von Zuckerlösungen 254. 


Polenske-Zahl, 


Polarisationseinrichtung am 

Mikroskop 635. 
Polarisationsmikroskop 680. 
Polarisator 592. 
Bestimmung 
209. 


 Polonium 816, 821. 


Polychromes 
(Unna) 683. 

Populin 784. 

Porometer 
841. 

Potometer F. Darwins 8831. 

— Max Dougals 859. 

— von Renner 879. 


Methylenblau 


Darwins 837, 


‚ Präeipitationsmethode, Appa- 


rat zur genauen quantita- 
tiven Bestimmung von Prä- 
eipitaten nach Nuttall u. 
Inchley 571. 
— Gang einer Blutuntersu- 
chung mittelst der 574. 
Reagensglasgestell für die 
(nach Uhlenhuth- Renner) 


576. 
| — Dürekscher Apparat zur 
Beobachtung schwacher 


155. 
— Bestimmung im Essig | 
241. 
Phosphorwolframsaures Na- 
trium, Herstellung der 
Lösung 167. 
Photographische Meßmetho- | 
den 593, 596. 


Photographische Wirkung ra- 


dioaktiver Strahlen 799. 
Photometer 591 u. fi. 
Photometrie 591. u. ft. 

— des weißen Lichts 591. 
— im Spektrum 592. 
— im Ultraviolett 593. 
Phrenosin 680. 
Phytosterin, Prüfung 

Fetten auf 197. 

— Azetylierung 198. 
— Digitonin-Phylosterin 198. 
Picein 762, 782. 


von 


Trübungen 578. 
Reagenzglasgestell für die 
Kapillarmethode (Hauser- 
Carnwath) 580. 
Dehnesche Modifikation 
derselben (Methode der 
spezifischen Lösung) 581. 
Gang einer Fleisch- bzw. 
Wurstuntersuchung mit- 
telst der 582 fi. 
Untersuchung von Eier- 
eiweiß- und eigelb-Präpa- 
raten 585. 

Untersuchung von Kaviar 
585. 


906 

Präeipitationsmethode, Un- 
tersuchung von Honig 
585. 


— Untersuchung von Oliven- 
öl 586. 
Präeipitine, 
039. 
Theoretisches 544. 
Vorbehandlungsmethoden 
zur Erzeugung von 562 fl, 
Verfahren der Blutent- 
nahme nach Beendigung 
der Vorbehandlung 564. 


Geschichtliches 


den Serums 56». 
Filtrierabfüllapparat nach 
Uhlenhuth-Weidanz 566. 
—- Modifizierter — 567. 
Serumabfüllröhrehen 568. 
Titerbestimmung nach 
Uhlenhuth-Beumer 569. 
Titerbestimmung nach 
Nuttall und 
570. 


Titerbestimmung nach 


Klärung des präcipitieren- | 


Inchley | 


Wassermann und Schütze | 


572. 

Spezifitätsprüfung 573. 

Konservierung präecipitie- 

render Sera 573. 

Mikrofiltrierabfüllapparat 

nach Uhlenhuth-Weidanz 

D77. 

Präeipitinreaktion, praktische 
Anwendungsmöglichkeiten 
547. 

— zum Nachweis bakterieller 
Krankheitserreger 547. 

— zum Nachweis spezifischer 
bakterieller und parasi- 
tärer Erkrankungen 549. 

— zum Nachweis spezifischen 
tierischen und pflanzlichen 
Eiweißes 556. 

— zur Differenzierung von 
Blut und Fleisch 557. 

— Technik der 
winnung 558. 


Register. 


Proteine, Bestimmung der 
Reinproteine nach F. Barn- 
stein 107. | 

Proteosen, Bestimmung der 


Proteosen neben Albumin 

und Peptonen 107. 
Protoplasmafärbungen 

672. 
ß-Propylglukosid 737. 
Prulaurasin 762, 784. 
— Darstellung 754. 
Psychrometer 44. 


671, 


Purinkörper, mikroskopischer | 


Nachweis nach Courmont 
et Andre& 689. 

Pyrheliometer 590. 

Pyridin, Nachweis in Essig 
244. 

— Nachweis im Branntwein 
352. 

Pyridinbasen, Nachweis im 
Branntwein 355. 

— Nachweis mit Kadmium- 
chlorid 355. 

Pyridinkadmiumehlorid 359. 


Raffinose 92. 

Bestimmung 258. 

Bestimmung neben Rohr- 

zucker 247. ) 

Darstellung aus Melasse 

92. 

Ermittlung neben Rohr- 

zucker 255. 

Raffinoseformeln 247. 

Rahm, Nachweis in Schoko- 
lade 387. 

Ramon y Cajalsche Färbung 
für Nearofibrillen 701. 


ı Raupenzuchten 29. 


Pyrogallollösung für Sauer- | 


stoffbestimmung 511. 


O. 


nz 


Quarzlampen 605 ft. 
Quecksilberdampflampen 605 
re 


Quecksilberlösung nach 
v. Hübl, Herstellung 194. 

Quecksilberoxyd feuchter Her- 
stellung 244. 

Quecksilberpumpwerk (Pet- 
tenkofer) 488 fi. 

Quecksilberquarzlampen 594, 
605 ff. 

— Charakteristik der 612. 


| Quetschmethode 649. 


Serumge- | 


— Apparat zur Gewinnung 


von Leichenblut nach 
Oberndortfer 560. 
Präoceupation, systematische 


643. 


Präparierte Meble, Untersu- | 


chung 225. 
— Bestimmung von Zucker, 
Dextrin und Stärke 225. 
«-Prolinbetain 74. 
Prosekretin 72. 
Proteine, Bestimmung der 
Reinproteine nach A. 
Stutzer 106. 


(Quinckesche Methode 687. 
(Quotient des Zuckers, Bestim- 
mung 247, 255, 255. 

— Bereehnung 255. 


R. 


Radiomikrometer 
591. 
Radium 815, 816. 


von Boys 


‚ Radiumemanation 819. 


Radiumfamilie 791. 
Raffinade, Bestimmung des 
Zuckergehaltes 245. 


| Raffinadesirup, Untersuchung 


313: 
Raffinadezeltchen, 
chung 312. 


Untersu- 


 Respirationsapparate 


Reaktionsapparate 624. 

— nach Plotnikow 624 u. ff. 

Reduktaseprobe in Milch 178. 

Reduktion eines gemessenen 
Gasvolumens auf Normal- 
verhältnisse (0%, 760 mm 
Hg und absolute Trocken- 
heit 517 und 531. 

Refraktion der Milch 178. 

— Bestimmung von Fetten 
185. 

Refraktometer, 
usw. 188. 

Registrierapparat 44. 

Registrierapparate 53. 

Registrierbarometer 45. 

Reichert-Meißlsche Zahl, Be- 
stimmung 191. 

Reichweite d. X-Strahlen 795, 

Reinheitsquotient des Zuckers 
247. 

Reinigung und Körperpflege 
26. 

Rendement, Bestimmung 246. 

ß-Resorein-d-glukosid 736. 

Respirationsapparat von 
Grafe (für langdauernde 
Versuche) 498 ft. 

— von Jaquet 428 fi. 

— von Stähelin-Kessner 


495 ft. 


Aufstellung 


für 
kurzdauernde Versuche 
nach dem Regnault-Reiset- 
schen Prinzip (Benedict, 
Rolly) 460 ff. 
Beschreibung der Appa- 
rate und Versuchsmetho- 
dik 461 ft. 

Der Gang eines Versuchs 
468 ff. 

Berechnung der Resultate 
471. 

Die Vor- und Nachteile 
der Apparate 474 fl. 
nach dem Pettenkoferschen 
Prinzip (Pettenkofer-Voit, 
Rubner, Steyrer) 483 ft. 


Respirationsapparate, Prin- 
zip der Methodik 483. 
Beschreibung der Appa- 
ratur 483 ff. 
Beschreibung 
suches 490 tt. 
Berechnung der Versuchs- 
resultate 493 ff. 
die Vor- 
der Pettenkoferschen Me- 
thodik 496 it. 
nach dem Prinzip von 
Jaquet (Jaquet, Grafe, 
Stähelin-Kessner) 498 bis 
520. 
Prinzip der Methode 498. 
Beschreibung der Appa- 
ratur 499 fi. 
die Absaugung des Teil- 
stroms 503 ft. 
—- die Gasanalyse 507 £. 
—- die Wasserdampfbestim- 
mung 512 fi. 
Beschreibung eines Ver- 
suches 515 ft. 
die Bereehnung der Ver- 
suche 517 ff. 
die Kritik der Methodik 
519. 
für langdauernde Ver- 
suche nach dem Prinzipe 
von Regnault und Reiset 
920 ft. 
Respirationskammer von 
Rolly 520 ft. 
Benedietsche Kammer für 
Säuglinge und Tiere 
524 ff. 
Respirationskalorimeter 
von Atwater-Rosa-Bene- 
diet 452. 
Respirationskammer fürlange 
Versuche von Rolly 521 ff. 
— für Versuche mit Tieren 
und Säuglingen von Bene- 
diet 524 u. fi. 
Respiratorischer Quotient, 
normale Werte 454. 
— abnorme Werte 454, 459, 
527. 
Rieglers Reagens 437. 


eines Ver- 


Röhlsche Methode zum Kalk- | 


nachweis 688. 

Rohfaser 150. 

— Bestimmung der, 
Weender 151. 

— der, nach König 151. 

Rohrzucker 439, 440, 441, 
442, 443. 

— Abscheidung als Bistron- 
tiumsaccharat aus Melasse 
ete. 91. 


nach 


und Nachteile | 


Register. 


Rohrzucker, Bestimmung des 
136. 
Bestimmung neben Invert- 
zucker 135. 
Bestimmung neben Dex- 
trose, Lävulose, Maltose, 
Isomaltose und. Dextrin 
144. 
Bestimmung durch Polari- 
‚sation 145. 
Bestimmung neben Milch- 
zucker 313. 
Bestimmung durch Polari- 
sation 259. 
Nachweis in der Milch 177. 
Rohzucker, Bestimmung des 
Zuckergehalts 245. 
Rosolsäure, Zum Nachweis von 


kohlensauren Salzen in 
Mileh 176. 

Rotationspumpe (Benediet) 
462, 463. 


Rothenfussers Reagens 391. 

Rubidium, schwach radioak- 
tiver Körper 878. 

Rum siehe Alkohol 339. 


S. 


Saecharin, Allgemeines 356. 
Nachweis 356. 

Nachweis von — neben 
Salieylsäure 362. 


Salizin 762, 763, 784. 

Salizinieren 784. 

Salizylsäure, Nachweis in der 

Milch 176. 

Nachweis im Bier 368. 

Nachweis mit Millons Rea- 

gens 368. 

Quantitative Bestimmung 

368. 

Nachweis im Essig 242. 

und ihre Salze, Nachweis 

163. 

und ihre Salze, Nachweis 

in Fetten 202. 

Salpetersäure 658. 

— Qualitativer Nachweis 108. 

— Quantitative Bestimmung 
nach Schulze-Thiemann 
109. 

— Quantitative Bestimmung 
nach Alsch 110. 

— Quantitative Bestimmung 
nach Busch 110. 

Sambunigrin 762, 786. 

Saponine, Nachweis in Limo- 
naden 328. 

— Reaktion nach K. Brunner 
328. 

Sauerstoffbestimmung vgl. 
Respirationsapparate, in- 
direkte (Pettenkofer- 
Voit) 495. 2 

Sauerstoffbombe 464, 471. 

Sauerstoffverbrauch, indirekte 
Bestimmung 518 f#f., vgl. 
im übrigen Respirations- 
apparate. 


| Saugung und Transpiration, 


— Nachweis von — neben 
Benzoösäure 362. 

— Nachweis von — neben 
Wein- und Zitronensäure 
362. 

— Nachweis von — neben | 


Fetten, Essenzen usw. 363. 


Nachweis von — in Wein, 
Bier usw. 363. 
Quantitative Bestimmung 
359. 

Saecharometer, Anrechnung 
der Saeccharometeranzeige 
auf Dichte bei 15°. 

Sachssesche Lösung, Herstel- 
lung 143. 

Sackleinennetz 9. 

Sättigungsstrom 801. 


von | 


| Säureamide. Trennung 
Ammoniak und Amino- 
säuren 110. 


Säureballon 14. 

Säuregrad von Fetten und 
Ölen 200. 

Safran 235. 

— Nachweis fremder Farb- 
stoffe 235. 

Safranin 672. 

Sakuranin, Darstellung 756. 


Verhältnis der — zuein- 
ander 855. 
Scharlach 679, 680. 
Schaumwaren, Untersuchung 
312. 
Schleimfärbungen 682, 683. 
Schmelzpunkt, Bestimmung 
von Fetten 184. 
Schmidt-Achert-Grade 388. 
Schmorlsche Methode für 
Knochen 705, 706. 
Schokolade siehe Kakao 379. 
Schriddesche Methode (Azur- 
II-Eosin-Methode) 695. 
— Modifikation der Altmann- 
schen Methode 673. 
Schwefel-Ammoniakreaktion, 
mikroskopische 687. 
— Schwefelsäurekölbchen 
(Pettenkofer) 483, 491 ft. 
Schweflige Säure 658. 
— Nachweis im Essig 243. 
— und ihre Salze, Nachweis 
in Fetten 201. 


908 


Schweflige Säure und jhre 
Salze, Nachweis 161. 
Schweinefett, Allgemeines 
211. 

—' Bestimmung des Wassers 
211. 

— Bestimmung der Mineral- 
bestandteile 212. 

— Bestimmungd. Fettes 212. 

— Bestimmung des Schmelz- 


und Erstarrungspunktes 
212. 
— Bestimmung des Bre- 


ehungsvermögens 212. 

— Bestimmung der freien 
Fettsäuren (Säuregrad) 
2121 

— Bestimmung der Reichert- 
Meißlschen Zahl 212. 

— Bestimmung der Kött- 
storferschen Zahl 212. 

— Bestimmung der Hehner- 
schen Zahl 212. 

— Bestimmung der Jodzahl 
nach v. Hübl 212. 

— Bestimmung des Phyto- 
sterins 212. 

— Nachweis von Pflanzen- 
ölen 212, 

— Nachweis von Farbstoffen 
212. 

— Nachweis 
212. 
— Nachweis von Talg 213. 
— Nachweis von Kokosfett 
213: 
— Nachweis 
212. 
— Nachweis von Konservie- 
rangsmitteln 212. 

— Nachweis von Baumwoll- 
saatül 212. 

— Untersuchung 211. 

Schwerkraft 47. 

Seewasser 21. 

Seewasseraquarium 2]. 

Seifen 681. 

Sektorenscheibe, 
595: 

Sekretin 65. 

— Darstellung 67. 

— Eigenschaften 67. 

— Reinigung 69. 

Semipermeable Membran 857. 

Senfmehl, Bestimmung des 
Senföles 238. 

Senfül, Bestimmung im Senf- 
mehl 238. 

Sensibilisatoren 588, 629. 

Serienschnitte 663 ff. 

Sesamöl, Nachweis im Baum- 
öl 216. 


von Erdnußöl 


von Sesamöl 


rotierende 


Register. 


Sesamöl, Nachweis im Käse- 


fett 183. 

— Nachweis in Fetten und 
Ölen 196 

— Schätzung des Sesamölge- 
haltes der Margarine 211. 

Sharpeysche Fasern 704. 

Silber, Nachweis mikrosko- 
pischer 688. 

Sinalbin 786. 

— Darstellung 756. 

Siningin, Darstellung 757. 

Sirup, Bestimmung der Asche 
246. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 246. 

— Bestimmung des Zucker- 
gehaltes 245. 

Solarkonstante 590. 

Sonnenlicht 595. 

Sonnen- und Schattenblätter 
852. 

Spaltenweite und ihre Be- 
ziehung zur Transpiration 
839, 840. 

Spaltöffnungsmechanismus 
839. 

Speisefette und Öle, Allge- 
meines 194. 

— Allgemeine Untersuchungs- 
verfahren 184. 

— Bestimmung der freien 
Fettäuren 200. 

— Bestimmung des mittleren 
Molekulargewichtes der 
fiüchtigen, wasserlöslichen 
Fettsäuren 209. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 184. 

— Bestimmung des Schmelz- 
punktes 184. 

— Bestimmung des Erstar- 
rungspunktes 184. 

— Bestimmung d. Brechungs- 
vermögens 185. 

—- Bestimmung der Polari- 
sation 191. 

— Bestimmung der Reichert- 
Meißlsehen Zahl 191. 

— Bestimmung der Kött- 
storferschen Zahl 192. 

— Bestimmung der Jodzahl 
nach v. Hübl 194. 

— Bestimmung der unlös- 
lichen Fettsäure nach 
Hetner 197. 

— Nachweis von Pflanzen- 
ölen nach Bellier 195. 

— Nachweis von Sesamöl 
196. 

— Nachweis von Baumwoll- 
samenöl 196. 


Speisefette und Öle, Nach- 
weis von Konservierungs- 
mitteln 200. 


— Nachweis auf Borsäure 
200, 
— Nachweis auf Formal- 


dehyd 200. 

— Nachweis auf Erdalkali- 
hydroxyde und -karbo- 
nate 201. 

— Nachweis auf Alkalihy- 
droxyde und -karbonate 
201. 

— Nachweis auf schweflige 
Säure 201. 

— Nachweis auf unterschwef- 
ligsaure Salze 201. 

— Nachweis von Fluorwas- 
serstoff und seinen Sal- 
zen 202. 

— Nachweis 
säure und 
202. 

— Nachweis von Farbstoffen 
202. 

— Prüfung auf Phytosterin 
197. 

— Säuregrad 200. 

— Tabelle der chemischen 
und physikalischen Kon- 
stanten 187. 

Speiseöle, Allgemeines 214. 

— Bestimmung des Schmelz- 
und Erstarrungspunktes 
der Fettsäuren 214. 

— Bestimmung des Bre- 
chungsvermögens 214. 

— Bestimmung der Jodzahl 
nach v. Hübl 214. 

— Elaidinprobe 215. 

— Prüfung auf Baumwoll- 
samenöl 215. 

— Prüfung auf Sesamöl 216. 

— Prüfung auf Erdnußöl 
216. 

Spektralphotometer 592 ff. 

Spektralokulare 636. 

Sphingomyelin 680. 

Spirochaete pallida 713, 714. 

Spirometer (Benedikt) 462. 

Sporen von Bakterien 710. 


von Salizyl- 
ihren Salzen 


Stachydrin 74, 77, 80, 81, 
83, 85, 86. 

Stärke, Allgemeine Bestim- 
mung 146. 


— nach Märcker und Morgen 
147. 

— dureh Diastase 147. 

— nach Mayrbofer 148. 

— nach Baumert 149. 

— Nachweis 165. 

— Nachweis im Käse 184. 


Stärkesirup, Nachweis in 
Fruchtsäften 323. 

— Bestimmung der spezifi- 
schen Drehung 324. 
Stärkezucker, Bestimmung 
neben Raffinose 245. 

— Bestimmung neben Rohr- 

zucker 381. { 
Stammwäürze des Bieres 366. 
Standardlichtquellen 590. 
Stiekstoffassimilation 595. 
Stiekstoffbestimmung, Säure- 

mischungen nach Wilfahrt, 


Kellner, Gunning, Wohlt- 


mann 105. 

desgleichen nach Jodlbaur 
106. 

qualitativ 104. 
quantitativ nach Kjeldahl 
105. 

quantitativ nach Gunning 
und Altenberg 105. 


— quantitativ nach Jodl- 
bauer 106. 
— Bestimmung des Rein- 


proteins 106. 

Bestimmung des Amid- 

stiekstoffes 107. 

Stiedasche Methode 687. 

«-Strahlen 794. 

ß-Strahlen 796. 

y-Strahlen 798. 

Strahlen, radioaktive 794. 

Strontianentzuckerung 92. 

Stückfärbung en bloe 643. 

Sublimat 655. 

Sudan III 679, 680. 

Süßstoffe, künstliche, Nach- 
weis im Branntwein 349. 

Süßwasser 22. 

Sulfanilsäure 437. 

Suppentafeln 225. 

Sykorin 356. 

Sykose 356. 

Syringin 762. 


ur 


Tabelle zur Bestimmung der | 


Dextrose nach Reischauer 
117: 

zur Bestimmung der Mal- 
tose nach Reischauer 
120. 

zur Bestimmung der Dex- 
trose nach Allihn 125. 
zur Bestimmung des In- 
vertzuckers nach E. Meißl 
128. 

zur Bestimmung der Mal- 
tose nach E. Wein 130. 


Register. 


Tabelle zur Bestimmung der 
Laktose nach F. Soxhlet 
132. 

— zur Bestimmung der Fruk- 

tosenach R. Lehmann 134. 

zur Bestimmung des In- 


vertzuckers neben Dex- | 


trosesowie andererZucker- 


arten nebeneinander 143. | 


zucker und Invertzucker 
137. 

zur annähernden Bestim- 
ung des Kokosfettgehaltes 
in Rinds-, Schweinefett, 
Margarine und Kunst- 
speisefetten 213. 


zur Bestimmungvon Rohr- 


der mittleren Zusammen- | 


setzung der Getreide und | 


Hülsenfrüchte 217. 


setzung der Mehle 219. 

der mittleren Zusammen- 
setzung des Brotes 223. 
der mittleren Zusammen- 
setzung der Kindermehle 


226. 


der mittleren Zusammen- 
setzung der Gewürze 232. 
der physikalischen und 
chemischen 
der Fette und Öle 186. 
zur Ermittlung des Kokos- 
fettes in Butter 207. 
zur Berechnung des Ex- 
traktgehaltesvon Zitronen- 
saft aus dem spezifischen 
Gewichte 320. 
Zusammensetzung 
Fruchtsäften 319. 
Tafel zur Ermittelung der 
Prozente Brix aus der 
Dichte bei 20°C 250. 
zur Ermittlung des Rohr- 
zuckergehaltes aus der ge- 
fundenen Kupfermenge bei 
2 Minuten Kochdauer und 
01625 g Ablauf 256. 
zur Bestimmung des 
Zuckergehaltes wässeriger 
Zuckerlösungen 268. 


von 


wässriger Zuckerlösungen 
aus der Saccharometeran- 


zeige 301. 
— zur Berechnung des Rohr- 
zuckergehaltes aus der 


gefundenen Kupfermenge 
bei 2 Minuten Kochdauer 


310. 


der mittleren Zusammen- | 


zur Bestimmung des Ei- | 
gehaltesin Teigwaren 228. | 


Konstanten | 


zur ErmittelungderDichte 


909 


Tafel zur Ermittelung des 

Stärkesirupgehalts in 

Fruchtsäften 324. 

zur Ermittelung des Fusel- 

ölgehaltes 348. 

für verschiedene Most- 

wagen nach Halenke und 

Möslinger 389. 

zur Ermittelung des Alko- 

holgehaltes 418. 

zur Ermittelung des Ex- 

traktgehaltes 426. 

zur Ermittelung des Zu- 

ckergehaltes 470. 

Talbotsches Gesetz 592. 

Taxicatin 762, 786. 

— Darstellung 758. 

Technik der Untersuchungdes, 
respiratorischen Gaswech- 
sels beim gesunden und 
kranken Menschen 452 bis 
537. 


| Tee, Allgemeines 376. 


Bestimmung des Wassers 

Il: 

Bestimmung 

377. 

Bestimmung des Koffeins 

310 

Bestimmung des wässeri- 

gen Extraktes 378. 

— Bestimmung des Gerb- 
stoffes 378. f 

— Prüfung auf künstliche 
Färbung 378. 

Teigwaren, Untersuchung 

226. 

Nachweis des Eizusatzes 

Dorle 

Nachweis von Cholesterin 

DOM. 

Nachweis der Lezithin- 

phosphorsäure 227. 

Bestimmung des Äther- 

extraktes 228. 

Nachweis von Farbstofien 

228. 

«-Teilchen 792. 

Teilstromentnahme nach 
Pettenkofer 487 tt. 

— nach Jaquet 503 f. 

— nach Stähelin 505 ff. 

Temperator 60. 

Terrarium 18. 

Tetrachlorkohlenstoff, Be- 
schaffenheit 171, 172. 

Thermograph 58. 

Thermosäule 590. 

Thermostat 58. 

Thiohistidinbetain 74. 

Thionin-Schleimfärbung 


(Hoyer) 683. 


der Asche 


910 


Thomasches Wasserrad 688. 
Thor-\ 822, 830. 
Thorium 822. 
Thoriumlieht 598. 
5-Thymolglukosid 736. 
Transeaus selbstregistrieren- 
der Apparat 865. 
Transpirationsstrom 875. 
Transpirometer von Ganong 
863. 
Transport 11. 
Transportkäfig 13. 
Triacid-Methode 693. 
Tribromphenolbrom 368. 
5-2, 4,6, Tribromphenolgluko- 
sid 736. 
Trichloressigsäure 658. 
Trigonellin 74, 77, 80, 81, 
82, 85. 
Trimethylamin 85, 87. 
Trimethylhistidin 81, 88. 
Troekenschränke, nach 
Soxhlet 103. 
— für Wein 104. 
Tuberkelbazillen 712, 713. 
Turgorspannung, Messung 
durch Verkürzen und Ver- 
längern des Gewebes 889. 
Turizin 74, 79, 80, 81, 85. 
Tuschemarken 891. 
Tryptophan 86. 
Tryptophanbetain 74, 85. 


U. 


Ultramikroskop 636. 

Ultraviolettdurchlässige Fil- 
ter 619. 

Ultraviolette Strahlen 593. 

— uellen für 603 ft. 

Umwandlungstheorie, 
aktive 789. 

Unnasche Methode mit poly- 
chromem Methylenblau 
696. 

— Wasserblau-ÖOrcein-Metho- 
de 686. 

Unna-Tänzersche elastische 
Fasernmethode 678. 
Unterschwefligsaure Salze, 

Nachweis 161. 
— Nachweis in Fetten 201. 
Uran 814, 816. 
Utensilien beim Mikroskopie- 
ren 637. 


radio- 


Register. 


ß-Vanillinglukosid 736. 

Ventilator 61. 

Verbenalin 762, 786. 

— Darstellung 758. 

Verdichtungsluftpumpe 45. 

Verdünnungsluftpumpe 45. 

Vergärungsgerad des Bieres 
366. 

Vergällungsmittel, Nachweis 
im Branntwein 352. 
Verluste durch Atmung 847. 
Vernin, Darstellung aus Me- 

lasseschlempe 99. 

Verocaysche Methode 676. 

Versandgläser 14. 

Verschluß des Kulturbodens 
845. 

Verseifungszahl nach Kött- 
storfer, Bestimmung in 
Fetten 192. 

Versuchsbett (Grafe) 477 fi. 


 Vesques Apparate 860, 862, 


Uviollampen von Schott und | 


Gen. 613 ff. 


v. 


Vanillin-d-glukosid, Darstel- 
lung 744. 


869. 

Vitale Methylenblaumethode 
Ehrlichs 698. 

Voitsches Ventil 489. 


W. 


| Wachstum 596. 


Wägung der Absorption nach 
Vesque 871. 
— kleiner und großer Pflan- 
zen 848. 
Wärmewirkung radioaktiver 
Strahlen 800. 
Wagner-Grade 388. 
Wasser, Bestimmung des — 
in Nahrungsmitteln 102. 
Allgemeines 434. 
Bestimmung der Schwebe- 
stoffe 434. 
Bestimmung des Abdampf- 
rückstandes 434. 
Bestimmung des 
verlustes 434. 
— Bestimmung 
434. 
Bestimmung der Salpeter- 
säure 434. 
Bestimmung der 
trigen Säure 436. 
Bestimmung von Ammo- 


niak 438. 


Glüh- 


des Ühlors 


noidammoniaks 439. 


— Bestimmung der Schwe- 
felsäure 439. 

— Bestimmung der Kohlen- | 
säure 439. 

— Bestimmung der freien 


Kohlensäure 440. 


salpe- | 


Bestimmung des Albumi- | 


Wasser, Bestimmung der 
freien und balbgebun- 
denen Kohlensäure 441. 
Bestimmung der fest ge- 
bundenen Kohlensäure 
442, 
Bestimmung der Gesamt- 
kohlensäure 443. 
Bestimmung der Härte 
442. 
Bestimmung der Karbonat- 
härte 443. 
Bestimmung der Gesamt- 
härte 444. 
Bestimmung der Mineral- 
säurehärte 444. 
Bestimmung der orga- 
nischen Substanz 444. 
Bestimmung der Phos- 
phorsäure 444. 
Bestimmung des Schwe- 
felwasserstofis 445. 
Bestimmung der Kiesel- 
säure 445. 
Bestimmung des Kalkes 
445. 
Bestimmung der Magnesia 
445. 
Bestimmung der Alkalien 
446. 
Bestimmung des kohlen- 
sauren Natrons 447. 
Bestimmung von Blei, 
Kupfer, Zink, Arsen 447. 
Bestimmung des Sauer- 
stofis 448. 
Bestimmung des Eisens 
448. 
Bestimmung des Mangans 
448. 
Wasseraufnahme (Saugung), 
Messung der — 854. 
Wasserbehälter 13. 
Wasserdampfbestimmung 
nach Pettenkofer 491, 
HL 
— mit Chlorkalzium 513. 
— mit Psyehrometern 513 ff. 
Wasserkultur 846. 
Wassernetz 9. 
Wasserstoffsuperoxyd 153. 
— Nachweis in Milch 177. 
Wechseln der plasmolysie- 
renden Flüssigkeiten 891. 
Wehrli- und Knollsche Me- 
thode für Tuberkelba- 
zillen und Muchsche Gra- 
nula 713. 
Weigerts elastische Fasern- 
methode 677, 678. 
Weigertsche Fibrinmethode 
690, 691. 


- Weigertsche Glia- Methode 
702, 703. 

— Lampe 611. 

— Markscheiden-Methode 

700. 

Weigertsches 

xylin 670. 

Wein, Allgemeines 392. 

— Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichts 392. 
Bestimmung des Alkohols 
394. 

- Bestimmung des Extrak- 
tes 394, 

Bestimmung der Mineral- 
bestandteile 395. 


Eisenhämato- 


säure 390. 
Bestimmung 
Säuren 396. 
Bestimmung der flüchtigen 
Säuren 397. 
Bestimmung der nicht- 
flüchtigen Säuren 397. 
Bestimmung des Glyzerins 


397. 


der freien 


— Bestimmung des Zuckers 
399. 

— Bestimmung des Invert- 
zuckers 400. 

— Bestimmung des Rohr- 
zuckers 401. 

— Polarisation 402. 

— Nachweis des unreinen 


Stärkezuckers 403. 
Nachweis fremder Farb- 
stofte 404. 

Bestimmung der organi- 
schen Säuren 406. 
Bestimmung der Gesamt- 
weinsäure 406. 


— Bestimmung der freien 
Weinsäure 407. 

— Bestimmung des Wein- 
steins 407. 

— Bestimmung der Milch- 
säure 408. 


Bestimmung der Zitronen- 
säure 408. 
Bestimmung der 
steinsäure 410. 
Bestimmung der Äpfel- 
säure 411. 

Bestimmung der Bern- 
steinsäure und Äpfelsäure 
411. 

Bestimmung der schwefli- 
gen Säure 413. 
Bestimmungd. Saccharins 
414. 

Nachweis von Salizylsäure 


415. 


Bestimmung der Schwefel- | 


Register. 


Wein, Nachweis von arabi- | 


schem Gummi 415. 


— Nachweis von Dextrin 
419. 
— Bestimmung des Gerb- 


stofles 415. 

Bestimmung des Chlors 

416. 

Bestimmung der Phosphor- 

säure 416. 

Nachweis 

säure 417. 

Tafel zur Ermittelung des 

Alkoholgehaltes 418. 

Tafel zur Ermittelung des 

Extraktgehaltes 423. 

Tafel zur Ermittelung des 

Zuckergehaltes 430. 

Nachweis von Baryum und 

Strontium 433. 

Bestimmung des Kupfers 

434. 

Weiterbehandlung mikrosko- 
pischer Schnitte, allge- 
meine 663 fi. 

Wiesnersche photometrische 
Methode 596. 

Wismutjodidjodkaliumlösung, 
Herstellung 245. 


der Salpeter- 


| Wohnung und Lüftung 16. 


Woods 
S66. 

Wulfsches Elektrometer 809. 

Wurzeldruck 875. 


Transpirationswage 


X. 


Xanthinbasen, Nachweis in 
Fleischpeptonen 167. 
Xylan 150. 


 Xylose 150. 


\ Yuccahygroskop 


Bern- 


Ye. 


Yucea aloifolia 835. 
Darwins 


835. 


2. 


| Zellulose, Bestimmung nach 


König 152. 
Zementtrog 24. 
Zenkersche Lösung 655. 
Zentrifuge 48. 

Zerberin, Darstellung 748. 


, Zerfallskonstante, radioaktive 


789. 
Zerfallstheorie, 

189. 
Zerstäuber 32. 
Zimtsäure 370. 


radioaktive 


alT 


Zinn, Nachweis in Nahrungs- 
mitteln 315. 
Zinnchlorürlösung, rauchende, 
Herstellung 196. 
Zitronensaft 320. 
Zucker, Allgemeines über 
Zuckerbestimmungen 114. 
Maßanalytisches Verfah- 
ren nach Soxhlet 115. 
Maßanalytische Bestim- 
mung der Dextrose nach 
Reischauer 116. 
Tabelle dazu, berechnet 
von Kruis 117. 
Maßanalytische Bestim- 
mung der Maltose nach 
Reischauer 119. 
Tabelle dazu, berechnet 
nach E. Wein 120. 
Bestimmung der Fruktose 
nach R. Lehmann 133. 
Tabelle dazu 134. 
Bestimmung des 
zuckers 136. 
Bestimmung des Invert- 
zuckers neben Rohr- 
zucker 136. 
Bestimmung des Invert- 
zuckers neben Dextrose 
sowie anderer Zucker- 
arten nebeneinander 143. 
Bestimmung von KRohr- 
zucker, Dextrose, Lävu- 
lose, Maltose, Isomaltose 
und Dextrin nebenein- 
ander 144. 
Bestimmung durch Pola- 
risation 145. 
— Polarisation 259. 
Zucker und Zuckerwaren 
245. 
Zuckerbestimmung in der 
Raffinade 245. 
‚Zuckerbestimmungin dem 
Rohzucker 245. 
Zuckerbestimmung im Si- 
rup und in Melassen 245. 


Rohr- 


— Bestimmung von KRohr- 
zucker neben Raffinose 
245. 

— Bestimmung von Rohr- 


zucker neben Stärkezucker 
246. 

Bestimmung des Wasser- 
gehaltes 246. 
Bestimmung der Asche 
246. 

Bestimmung des spezifi- 
schen Gewichtes 246. 
Bestimmung von minera- 
lischen Beimengungen und 
von Stärke 246. 


Bummi 


Unte suchung der Zucker- 


 abläufe auf Invertzucker 
X - Bestimmung des Quotien- 


ten der Zuckerabläufe 
.249. 

"Bestimmung der Prozente 
Brix 249. 

Tafel zur Ermittelung der 
Prozente Brix aus der 
Diehte bei 20°C 250, 


— — Polarisation von Zucker- 


lösungen 254. 


— Ermittelung des Quotien- 


tem 255. 


Ermittelung des Raffinose-, 


gehaltes 255. 
Ermittelung des Rohr- 
zuckers neben Stärke- 
zucker 256. 
Tafel zur Berechnung 
des Rohrzuckers aus der 


gefundenen Kupfermenge 


Da 7222. 0. Oben „ 


Register. 


bei zwei Minuten Koch- 
dauer und 01625 Ablauf 
257. 


Zuckerarten, gewichtsanaly- 


tisches Verfahren nach 
Allihn 122. 

Bestimmung des Trauben- 
zuckers nach Allihn 124. 
Tabelle dazu 124. 


Bestimmung des Invert- 
zuckers nach E. Meißl 127. 
Tabelle dazu 128. 


Bestimmung der Maltose 
nach E. Wein 130. 
Tabelle dazu 130. 
Bestimmung der Laktose 
nach F. Soxhlet 131. 
Tabelle dazu 132. 


Zuckerkalk, Nachweisin Milch 


177. 


Zuckerwaren, Bestimmung der 


Mineralstoffe 314. 


— Ermittelung des Zucker- 


gehaltes zuckerhaltiger 
Waren 308. 


Druckfehler. 


.43, Zeile 11 von unten lies Bellaria anstatt Gloria. 
Visiertrichter anstatt Visierwinkel. 


Zuckerwaren, Nachweis von 


Arsen und Zinn in gefärb- 
ten Zuckerwaren 314. 
Nachweis von Dinitrokre- 
solkalium 314. 
Nachweis künstlicher Süß- 
stoffe 314. 

Nachweis von Mineral- 
stoffen und gesundheits- 
schädlichen Metallen 315. 
Nachweis von Pikrinsäure 
314. 

Nachweis von "Teerfarb- 
stoffen 314. 

Prüfung auf gesundheits- 
schädliche Farben 314. 
Tafel zur Berechnung des 
Rohrzuckergehaltes aus 
der gefundenen Kupfer- 
menge bei zwei Minuten 
Kochdauer 310. 


Zuntz-Geppertsche Methodik 


457 ft. 


Zupfmethode 649. 
Zweck mikroskopischer Un- 


tersuchung 632. 


55, „ 23 und 24 von oben lies Ausschnitt anstatt Abschnitt. 


55, „ 12 von unten lies ES ENEDEREDIE 
63 ist bei Figur 55 die Zahl 2 


Druck von Gottlieb Gistel & Cie., 


2 hinter Na(!] wegzulassen. 


N 
—n 5 —— 


anstatt Trommelspannung. 


Wien, III., Münzgasse 6, 


FAN TEN R 
4 Tat ut 
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BINDING LiSI Ara Lo IV 


QH Abderhalden, Emil Er 
324 Handbuch der biochemischen 
A3 Arbeitsmethoden 
Bd.7 
4 joivled 


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