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Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
Berlin.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10.
1908.
Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Zweiter Band.
Die pflanzlichen Parasiten.
Bearbeitet
von
Prof. Dr. G. Lindau,
Privatdozent an der Universität Berlin.
LIBRARY
NEW YORK
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Mit 62 Textabbildungen.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10.
1908.
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Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.
Altenburg, S.-A.,
Pierersche Hofbuchdruckerei
Stephan Geibel & Co.
Vorwort des Verfassers.
Von Jahr zu Jahr nimmt die Erkenntnis zu, dafs die durch Para-
siten verursachten Pflanzenkrankheiten dem Volkswohlstande einen
ungeheuren Schaden zufügen, und dafs deshalb ihr Studium, ihre Be-
kämpfung und Verhütung nicht mehr der Gegenstand der rein wissen-
schaftlichen Forschung sein können, sondern dafs es vielmehr notwendig
ist, die weitesten Kreise über die Natur der Schädigungen und der
Schädlinge aufzuklären. Deshalb erscheint die Zusammenfassung unserer
Kenntnisse auf diesem Gebiete von Zeit zu Zeit um so notwendiger,
weil sich dadurch am ehesten übersehen läfst, an welchen Punkten
sich noch Lücken in unserem Wissen zeigen, und wie sie am besten
im Vergleiche zu bereits bekannten Tatsachen auszufüllen sind. Die
gewaltigen Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten auf dem Gebiete
der Pflanzenkrankheiten gemacht worden sind, haben daher die Neu-
herausgabe des vor 21 Jahren zum letzten Male erschienenen „Hand-
buches der Pfanzenkrankheiten“ als notwendig und nützlich erscheinen
lassen. Wenn mir von dem Herausgeber, Herrn Professor Dr. P. SORAUER,
der ehrenvolle Auftrag zuteil wurde, den Band über pflanzliche Para-
siten umzuarbeiten und dem Standpunkt unserer heutigen Anschauungen
anzupassen, so-war ich mir von vornherein bewufst, dafs meine Arbeit
nach vielen Seiten hin nicht als vollkommen zu bezeichnen sein würde.
Der Vorwurf, dafs ich allzusehr den wissenschaftlichen Teil der
Mykologie und zu wenig die praktischen Erfahrungen des Versuchs-
feldes berücksichtigen würde, ist mir bereits gemacht worden und
erklärt sich zum Teil aus der ganzen Richtung meiner bisherigen
wissenschaftlichen Tätigkeit, die eben mehr die Entwicklungsgeschichte
selbst als die praktischen Folgerungen daraus zum Gegenstand gehabt
hat. Ob deshalb die gewählte Darstellungsweise für die Weiterentwicklung
unserer Disziplin eine Anregung geben wird, darüber mag die Zukunft
entscheiden.
Viel schwerwiegender erscheint mir selbst aber die nicht ganz
gleichmäfsige Behandlung des Stoffes. Naturgemäfs läfst sich der
Umfang eines Werkes, das eine Zusammenfassung der ungeheuren
Zahl der in den letzten Jahrzehnten erschienenen Arbeiten geben soll,
nicht im voraus genau berechnen, und es war deshalb notwendig,
VI Vorwort des Verfassers.
gerade bei den letzten Kapiteln eine Komprimierung des Stoffes ein-
treten zu lassen, da der geplante Umtang schon bei weitem über-
schritten war. Wenn deshalb die wichtigen Kapitel über Ascomyceten
und Fungi imperfecti eine äufserste Beschränkung in der Darstellung
erfahren mufsten, so waren diese Verhältnisse dafür mafsgebend. Ich
habe trotzdem versucht, möglichste Vollständigkeit zu wahren, und ich
glaube, dafs mir dies auch innerhalb der gesteckten Grenzen gelungen sein
dürfte, aber vielfach konnte es nur auf Kosten der genaueren Schilderung
des Krankheitsbildes in rein pathologischer und anatomischer Beziehung
erfolgen. Zwar werden die angezogenen Literaturvermerke über diese
Lücken teilweise hinweghelfen können, aber unleugbar bleibt dieser
Mangel bestehen; will man eben alles aufnehmen, was zur vollständigen
Charakterisierung einer Krankheit notwendig ist, so würden die para-
sitären Schäden allein ein mehrbändiges Handbuch füllen. Aus dem
angegebenen Grunde mufste auch eine möglichste Beschränkung der
Figuren eintreten, ganz abgesehen davon, dafs die meisten Abbildungen
in Arbeiten über Pflanzenkrankheiten für eine Wiedergabe in einem
Handbuch wegen ihrer Unzulänglichkeit sich als nicht geeignet erweisen.
Trotz dieser Mängel glaube ich aber doch, nicht blofs den speziellen
Forschern auf dem Gebiete der Planzenkrankheiten, sondern auch den
Männern des praktischen Berufes durch meine Arbeit eine Erleichterung
für ihre Studien und einen Fingerzeig für fernere Forschungen gegeben
zu haben. Und derjenige, der’s besser macht, werfe den ersten Stein
auf mich!
Grofs-Lichterfelde, im Februar 1908.
G. Lindau.
Inhalt.
Erster Abschnitt. Seite
DBraBItISscBe BAalzena N ee ae ae 1
Erstes Kapitel. Myxomycetes (Schleimpilze) ..... . 2. ..... 2
1. Plasmodiophora Brassicae als Ursache der Kohlhernie .. ..... 6
2. Ungenau bekannte und zweifelhafte, durch Schleimpilze hervor-
sermtiene, Krankheiten... .ı....10r2. 00 00 ee 12
Zweites Kapitel. Schizomycetes (Spaltpilze) . -. ».. : 2. ..... 18
%>DierbBakteriosen,. der Coniferen S. a0... 0 Ace rn ee 23
2. Die Bakteriosen der Araceen . ....... a BE EERRENR 24
8% Wie, Bakteriosen der Grammeen. . 7. sata. zen en 25
a4 Die Baktertosen der Enliaceen. a0. 2... 02 Klare on re B)
Bs.Dier Bakteriosen/.der Iridaesen... 2 a 2. 0 we ee take ara 39
6. Die Bakteriosen der Moraceen und Urticaceen . ....... RE: \\,
2. Die Bakteriosen der Chenopodiaceen . . „. le. .... 5 ey n wa 42
Eu Die Bakteriosen. der Uruciteren Rn. a ne a EEE 47
Die Bakteriosen.der-Boasaceen. v2... 2 ra 0 ee 3
IN Die Bakteriosen der’ Begummasen. u. 2 au Da EN 56
Me mDıe.Bakteriosen der» Vibaceen.. . u 2 0 00 len ER ee re amade 56
127 Die.-Bakteriosen der Umbellferen A. Hr. un. wa. ee ne ones « 60
Is Die:-Bakteriosen. der Dleaceen 2 u. 2 ma ne ne aha 62
PI#Dıesbaktemosen. der Rartolteln .... ... . =... were 66
15. Die Bakteriosen der übrigen Solanaceen . . ....: 222.20... 79
i67 Die"Bakteriosen der Gucurbitaceen. 2 2 ale ar ee he hate 82
Ins Bakteriosen. zweitelhafter Natur: I... re ne en er aner neng 33
18. Das Verhältnis der Bakterien zu gesunden Pflanzen ........ 87
19. Die-stiekstorfsammelnden Bakterien > .. 2... =... na zum ana: 89
Drsıttes Kapıtel- Bumyeetesi(Kadenpilze) N. „un aan ni 94
BEIN OTIEVEBBERNE EN A rei. ln, FaRE RR. KT. 110
IS CHYETIOUDERB N N NE ee N che 111
BSaDrolesn gear Sa N er ee an ee a ge 123
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B-2yeomycatesiy u a, 3042 Dan en ar A FE 17 LBS
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I a ee era rer Fee 275
ER N N en ee 309
PER BIe Veen te 309
Bensbandn NWstllagineen). 2. A... 2. ae ee 310
Die Biologie und die Bekämpfung der Ustilagineen . ... . - 397
Hubasıdaun ı. ann. RE EN ET en A 343
VII Inhalt.
Seite
Uredineae (Bostpilze) .. ' » rear 343
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung. ........... 371
Aurieularıneae, Premellneaeke 378
Pxobasidürene" „20. abs. > : 5 379
Hymenomycetineae:. » "Rice ee. Se 381
Gasteromyestes me 394
%. Fungi imperfecti. ;.:. 2.2 a Sp 2 2 395
1.'Sphaeropsidales. .,... .. 12 2. SE me 396
Sphaerioidaceae.. u Zu Sr BeEe na 2 397
Nectrioidaceae, as En 411
Leptöstromataceas TE 2. 412
Bxeipulaceae N: le So a ne ee We 413
2. Melanconiales: vr U I ee re 413
3. Hyphöinycetes. ae Ser EN ne a ee 435
Mucedinacgaena ar me wa mie ee ehe, Be 436
Domatiaceae EEE een ee 442
Stilbaceaes 220 2. tE% Be Lee te ee ME 457
Tuberculariagsae7 an. sur wet ehe Be Se 459
Sterile Myeellem.,. 2. 25 Se ge ee er N 471
Zweiter Abschnitt.
PBarasitische Algen 7% 2:7 N rar 2 ee ee A 475
Cyanophyceen . 1:0 sr wm N re ee ae 475
Ehlorophyeeen . nn ae 479
Dritter Abschnitt.
Mlechten‘‘2 2% 1,2. ara allen RE a ee ar NEE 482
Vierter Abschnitt.
Dhanerogame' Parasiten ..... m. 2 ee ee a 488
Santalaceae ...... RE 488
Noranthaeeae: Den Lee 1 CE BET ae SON. VEN or 491
Balanophoraceae, BRafflesiaceae usw... . 2 2 N 498
OSCHLACBRE Te N N N ET Or 499
Serpphulariggeae:..% 2.22 Nr 2.0 Et Ba er DL, 510
Droßanchaceaer.a 0 See Sal SEE NE. Ce 513
Fünfter Abschnitt.
Die Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten
Diianzenkrankheiten®.. .’.'. . 7 Ju 517
1. Die Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten .......... 517
2. Einige allgemeine Bemerkungen über Bekämpfung und Verhütung
von Pilzkrankheiten. 0. on a en nee 527
INSCHLFABENT ee ee ee 932
Namen- und Sachverzeiehnis. . 2... -..... 12.2.2022. u Keir E 536
Werzeichnis der Abbildungen .. . » .. 2. 2.2.2... DEREIERERE 590
Verbesserung einiger Druckfehler.
Seite 245 in der Figurenerklärung setze statt Sphaceloma ampelinum: Gloeosporium
ampelophagum.
Seite 254, 453, 454, 456 ersetze Sporidesmium durch Sporodesmium.
Seite 364 auf der 8. Zeile von unten lies statt pallidis: pallidus.
Seite 401 auf der 14. Zeile von unten lies statt M: D.
Seite 426 auf der 24. Zeile von oben lies statt elastica: elasticae.
Lieferung 2. (Zweiter Band, Bog. 1—6.) Preis: 3 Mark.
Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
“Berlin.
®
Mit zahlreichen Textabbildungen.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10.
1905.
Erscheint in 16—18 Lieferungen ä 3 Mark.
Prospekt.
DD: soeben beginnende dritte Auflage des Handbuchs der Pflanzenkrankheiten
weicht insofern wesentlich von der zweiten seit Jahren bereits vergriffenen ab, als
nicht mehr der Herausgeber allein die Bearbeitung übernommen, sondern in Ge-
meinschaft mit zwei Spezialforschern durchgeführt hat. Der Grund für diese An-
ordnung lag in dem Bestreben, das seit dem Erscheinen der zweiten Auflage in
ungeahnter Weise angewachsene Material in kurzer Zeit zu bewältigen, um nicht
den ersten Teil schon veraltet zu sehen, wenn der letzte erscheint. Ferner war
dabei der Wunsch malsgebend, die Arbeit so sorgsam wie möglich zu gestalten,
und dies liefs sich eben dadurch am besten durchführen, dafs jeder Bearbeiter nur
das Gebiet darstellt, auf dem er speziell auch forschend tätig gewesen ist. Dem-
entsprechend ist die Gliederung des Werkes schärfer als in der zweiten Auflage
dadurch zum Ausdruck gekommen, dals Dr. Reh die tierischen Feinde, Prof. Lindau
die pflanzlichen Parasiten und Prof.- Sorauer diejenigen Krankheitserscheinungen
behandelt, die durch Witterungseinflüsse, Lage und Beschaffenheit des Bodens sowie
durch die Eingriffe hervorgerufen werden, die der Mensch mit seinen Kultur-
bestrebungen ausübt. -
Wie man daraus ersieht, ist die frühere Anordnung des Stoffes nach den
Krankheitsursachen gegenüber anderweitig geäulserten Wünschen einer Anordnung
nach den Nährpflanzen beibehalten worden. Der Herausgeber verkennt nicht die
Vorteile der letzteren Methode, aber er hält dieselbe nur dort für angebracht, wo
es sich um den rein praktischen Zweck handelt, dem Leser‘ das Bestimmen einer
Krankheitserscheinung und die Auffindung der Bekämpfungsmittel zu erleichtern.
Auf das Wesen der Krankheiten, auf ihre Ursachen und ihren inneren Zusammen-
hang, ihre organische Vereinigung zu Verwandtschaftsgruppen, kurz auf die wissen-
schaftliche Basis der Phytopathologie könnte bei dieser Methode nicht eingegangen
werden, oder es mülsten sich fast bei jeder Nährpflanze die begründenden Er-
klärungen wiederholen. a at
Das Sorauersche Werk legt aber den Hauptnachdruck auf die wissenschaftliche
Begründung und die Darstellung des organischen Zusammenhanges der zur Er-
krankung führenden Lebensvorgänge, also des eigentlichen Wesens der Krankheit.
Nur dadurch ist es möglich, den Leser zu befähigen, aus der Empirie herauszu-
treten und zu einer rationellen Beurteilung der einzelnen Krankheitsfälle zu gelangen.
Von dieser Anschauung ausgehend, sind sämtliche Bearbeiter bestrebt gewesen,
bei der Darstellung der einzelnen Krankheitsfälle auf die teils in der Witterung,
teils in der Bodenbeschaffenheit oder Bewirtschaftungsweise, teils in der Konstitution
der Nährpflanze selbst liegenden Nebenumstände, die für das Zustandekommen
einer Krankheit notwendig sind, hinzuweisen und zu betonen, dals in der Bekämpfung
oder Vermeidung derartiger begünstigender Faktoren der Weg liegt, einer Er-
krankung, auch einer parasitären, Herr zu werden.
Mit dieser Betonung der Prädisposition stand bei Erscheinen der ersten Auf-
lage des Handbuchs der Herausgeber allein; jetzt wird dieser Standpunkt von vielen
der bedeutendsten Forscher geteilt. Damit hat sich aber auch eine Umwertung der
krankeitserzeugenden Faktoren vollzogen. Es wird jetzt bei den parasitären Krank-
heiten die Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Parasiten und seine Angriffs-
form nicht mehr die Hauptsache bilden, sondern diese wird in dem Nachweis zu
suchen sein, dafs der Parasit nur unter ganz bestimmten Umständen seinen Nähr-
organismus zu erfassen und zu zerstören imstande ist. Dadurch unterscheidet sich
das Sorauersche Werk von anderen, vorzugsweise nur die parasitären Krankheiten
behandelnden Werken.
Geleitet von dieser Idee hat die dritte Auflage des Handbuchs dieser Dar-
stellung der Einflüsse, welche Bodenbeschaffenheit, Lage, Witterung und Kultur-
Fortsetzung auf Seite 3 des Umschlages.
& 8
MAY 6- 1905
Erster Abschnitt. ‚grAr”
Parasitische Pilze. garanich
Das Hauptkontingent aller Pfanzenschädlinge aus dem Gewächs-
reich stellen die Pilze, die sich äufserlich vor allen übrigen Klassen
durch den Mangel an Chlorophyll und die dadurch bedingte Ernährung
aus bereits vorgebildeten organischen Stoffen scharf auszeichnen. Wenn
sich aber auch durch diese physiologischen Merkmale ein fest um-
schriebener Charakter aller Vertreter ergibt, so lehrt doch die Ent-
wicklungsgeschichte, dafs wir drei grofse Zweige des Pilzreiches
unterscheiden müssen, die untereinander keinerlei verwandtliche Be-
ziehungen besitzen und deshalb phylogenetisch drei nicht auf gemein-
same Wurzeln zurückgehende Aste darstellen. Es kann hier nicht der
Ort sein, ausführlich zu begründen, weshalb wir einen verschiedenen
Ursprung der Myxomyceten, Schizomyceten und Eumyceten anzunehmen
gezwungen sind; es mag genügen, auf die ganz verschiedenen Eigen-
schaften im folgenden hinzuweisen.
Die Myxomyceten oder Schleimpilze stellen die niedrigststehenden
Pflanzen dar, die sogar von vielen Autoren direkt dem Protisten-
reich zugerechnet worden sind. Ihr Hauptmerkmal gegenüber den
übrigen Abteilungen beruht auf dem Besitz eines Plasmodiums im
vegetativen Zustande. Die Differenzierung der einzelnen Zellen ist
also noch nicht durchgebildet, sondern erfolgt erst bei der Frukti-
fikation. Auch die Art der Bewegung des Plasmodiums, das auf dem
Substrat hinkriecht, um sich seine Nahrung zu suchen, ist so durchaus
verschieden von dem Verhalten der übrigen Pilze, dafs die Unter-
scheidung von ihnen nicht schwer fällt.
Gerade entgegengesetzt verhalten sich die Schizomyceten oder Spalt-
pilze. Bei ihnen ist jede Zelle während ihres ganzen Lebens getrennt
von der andern; Fadenverbände kommen bei einigen Abteilungen über-
haupt nicht im Sinne der sogleich zu besprechenden Eumyceten vor,
bei den fadenbildenden Familien dagegen in ganz andrer Weise als
bei diesen. Der Mangel an Kernen stellt sie in eine Stufe mit den
Phycochromaceen (Blaualgen), mit denen sie als Schizophyceen oder Spalt-
pflanzen zusammengefafst werden. Ob sie in irgendeinem Zusammen-
hang mit den Fadenpilzen stehen, erscheint höchst zweifelhaft und
konnte noch nicht sicher erwiesen werden.
Die dritte und bei weitem gröfste Abteilung sind die Eumyeceten
oder Fadenpilze, die alles das in sich vereinigen, was man ge-
wöhnlich mit dem Namen „Pilze“ zu bezeichnen pflegt. Ihr Haupt-
merkmal besteht in dem Besitz von Fäden (Hyphen) mit Spitzen-
wachstum, was die Fadenspaltpilze niemals haben. Dafs dabei die
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 1
2 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
Entwicklung der Fruktifikationsorgane ganz anders verläuft wie bei
den übrigen Klassen, kann hier nicht weiter ausgeführt werden, da sich
die näheren Angaben darüber bei den einzelnen Abteilungen finden.
‘Diese kurzen Andeutungen über das Verhältnis der drei Pilz-
klassen zueinander werden in den ausführlicheren Einleitungen, welche
diesen Klassen vorangehen, ihre Ergänzung und Erweiterung finden.
Man erwarte aber keinesfalls eine ausführliche Darstellung des gesamten
Pilzreiches, da nur diejenigen Gruppen, der Tendenz des Werkes ge-
mäls, Berücksichtigung finden können, welche pflanzenfeindlich auf-
treten; alle übrigen sind nur dann zur Betrachtung herangezogen, wenn
es zum Verständnis unbedingt notwendie erschien.
Erstes Kapitel.
Myxomycetes (Schleimpilze).
Die Myxomyceten oder Schleimpilze stehen weder zu den
Schizomyceten noch zu den Eumyceten in irgendwelchem verwandt-
lichen Verhältnis. Der Mangel an Chlorophyll und das dadurch be-
dingte physiologische Verhalten haben allein den Anlafs gegeben, diese
Pflanzen mit den eigentlichen Pilzen in nähere Beziehungen zu bringen.
Die Myxomyceten bilden daher einen völlig isolierten Zweig des
Pflanzenreiches, der sich nach oben hin nicht weiter fortgebildet hat,
nach unten hin aber deutlich auf Protozoen hinweist, die gewisse An-
klänge in ihrer Entwicklung zeigen. Ob nun der hypothetische An-
schlufs an das Tierreich bei den Rhizopoden, bei den Spongien oder
Flagellaten zu suchen ist, wird sich kaum feststellen lassen; um aber
die tierische Natur der Schleimpilze zu betonen, wurde auch der Name
„Mycetozoen‘“ für sie in Anwendung gebracht!).
Die Sporen der Myxomyceten unterscheiden sich von denen der
echten Pilze nicht. Sie besitzen meistens nur geringe Gröfse, sind
von kugliger Gestalt und haben eine dünne, meist dunkel gefärbte,
glatte oder mit Stacheln, Höckern oder Leisten versehene Membran.
Sobald sie in Wasser gelangen, reifst die Membran auf, und der Inhalt tritt
als amöbenartiger Schwärmer heraus. Der Protoplasmakörper,
der äufserlich ganz den tierischen Amöben gleicht, ist membranlos und
wird von einem hellen Schleimsaum umgeben. Im Innern befinden
sich ein oder zwei pulsierende Vakuolen; am Rande werden bald hier,
bald dort kleine spitze Fortsätze oder Arme (Pseudopodien)
herausgestreckt und wieder eingezogen. Meistens nimmt der Schwärmer
zuerst "längliche Gestalt an und zeigt an seinem Vorderende eine lange,
wellig schwingende Geifsel oder Cilie. Die Fortbewegung der Schwärmer
geht teils hüpfend unter Benutzung der Cilie, im Wasser vor sich, teils
kriechend auf festem Substrat, indem die Pseudopodien abwechselnd
vorgestülpt und wieder eingezogen werden. Nach Abwerfung der Geifsel
findet nur noch amöboide Fortbewegung statt. Die Schwärmer ver-
mehren sich durch Zweiteilung und vereinigen sich dann zu gröfseren
Plasmamassen, den Plasmodien, die sich kriechend auf der Unter-
1) Dr Bin Die Mycetozoen in Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, X. 1859. —
Derselbe, Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze, Mycetozoen und
Bakterien. Leipzig 1884.
I. Myxomycetes (Schleimpilze). 3
lage bewegen und immer mehr einzelne Schwärmer in sich hinein-
ziehen. Die Plasmodien bestehen aus zähem, schleimigen Plasma von
höchst verschiedener Gröfse und Färbung. Während bei manchen
Arten die Plasmodien mikroskopisch klein sind, bilden sie bei andern
(z. B. Fuligo) Überzüge, die fufsgrofs werden können. Die meisten
Plasmodien sind farblos und daher wenig in die Augen fallend; andere
sind rot, gelb, schwarzblau oder violettbraun gefärbt. Unter dem
Mikroskop erscheint das Plasma trübe; es enthält die zahlreichen Kerne
der ursprünglichen Schwärmer, die sich weiter teilen, und besitzt
aufserdem noch zahlreiche Körnchen, die aus kohlensaurem Kalk be-
stehen, und amorphe Farbstoffkörnchen.
Wenn die Ernährung und Vergröfserung der Plasmodien eine Zeit-
lang vor sich gegangen ist, so schicken sie sich zur Sporenbildung
an. Je nachdem die Sporen in Sporangien sich ausbilden oder auf
der Aufsenseite von Trägern oder Säulchen entstehen, unterscheidet
RosTarınskı endospore und exospore Myxomyceten. Die erstere Gruppe,
zu der weitaus die gröfste Masse der Formen gehört, besitzt kuglige,
blasenförmige oder schlauchförmige, der Unterlage bisweilen an-
gedrückte oder zierlich gestielte, entweder einzeln oder gruppenweise
auftretende Sporangien, die mit einer aus der ursprünglichen weichen
Plasmahülle sich herausdifferenzierenden, mehr oder weniger dicken
Wandung (Peridie) versehen sind. Der von dieser Wandung ein-
oeschlossene Inhalt zerfällt in die eigentliche Sporenmasse und einer
sie tragenden, aus röhrigen Elementen bestehenden, oft baumartig ver-
ästelten Gerüstmasse, dem Capillitium oder Haargeflecht, das häufig
vom Grunde des Sporangiums aufsteigt oder sich an eine Mittelsäule
(Columella) anlehnt. Bei dieser Sonderung der Plasmodienteile
werden bei den kalkführenden Arten die so reichlichen Körnchen von
kohlensaurem Kalk aus dem Plasma abgeschieden und wandern entweder
nach der Wandung, der sie ein- oder aufgelagert werden, oder ballen
sich ebenso wie die Farbstoffmassen oft zu dichten, mit einer Mem-
bran sich umkleidenden Klumpen zusammen, die als Pigment- und
Kalkblasen später im Innern des reifen Sporangiums wiederzufinden
sind. Alle die genannten Teile des Sporangiums entstehen nur aus dem
ursprünglich überall gleich aussehenden Plasma der Plasmodien, das
erst, wenn das Sporangium äufserlich fertig ist, sich zu differenzieren
beginnt. Zuerst scheidet sich eine strukturlose äufsere Hülle aus, welche
teils als Unterlage dem Nährboden aufliegt (Hypothallus), teils auch
den weiteren Teil des Plasmas umschliefst. Das letztere sondert darauf
die Fremdstoffe, wie Farbstoffe und Kalk, aus und ist dann ganz gleich-
mäfsig feinkörnig mit vielen Zellkernen. Die Kerne teilen sich noch,
bis endlich simultan das ganze Plasma in die Sporen zerfällt, die sich ab-
runden und mit festen Membranen umgeben. Gleichzeitig erstarren auch
die oben bereits genannten übrigen Teile, wie Capillitium, Columella usw.
Das Capillitium dient der Ausstreuung der Sporen, weshalb
seine Fäden stark hygroskopisch sind. Bisweilen zeigen sie, wie die
Elateren der Lebermoose, spiralige oder ringförmige Verdickungen, die
beim Wechsel des Feuchtigkeitsgehaltes eine Bewegung der Fäden und
damit ein Aufrühren der Sporen veranlassen.
Wenn die Verhältnisse günstig sind, so keimen aus den Sporen
schon nach kurzer Zeit die Schwärmer aus, und der soeben geschilderte
Entwicklungsgang spielt sich von neuem ab; treten aber ungünstige
Verhältnisse ein, so wird der Organismus gezwungen, in vorübergehende
3
4 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
Ruhezustände einzutreten. Das kann auf verschiedene Weise geschehen.
Bei grofser Trockenheit z. B. können sich die einzelnen Schwärmer,
wie bei einzelnen Arten beobachtet worden ist, zu sporenähnlichen, blofs
mit einer Hülle oder selbst mit einer Membran versehenen Kugeln
(COysten) zusammenziehen und in diesem Zustande das Austrocknen
vollstandig ertragen. Wenn die Schwärmer schon zu Jungen Plasmodien
zusammengeflossen sind und dann Störungen eintreten, wie Wasser-
und Nährstotfmangel oder zu niedrige Temperatur, so bilden sich
resistentere Ruhezustände in Form dicker, doppelwandiger, gebräunter
Kugeln (Makrocysten), die auch bei Wiedereintritt günstigerer
Wachstumsbedingungen wochenlang ruhend beobachtet worden sind,
ehe wieder ein Plasmodium daraus hervorbrach. Die Ruhezustände
der erwachsenen Plasmodien heifsen Sklerotien. Ein solches Sklero-
tıum stellt bald eine siebartige Platte, bald, wie bei dem später er-
wähnten Fuligo (Aethalium), ein unregelmäfsig höckeriges Knöllchen von
einigen Millimetern Ausdehnung dar, in dessen Innerem das Plasma in
eine Masse sehr kleiner Zellen mit scharfer Randschicht oder mit
Cellulosereaktion zeigenden Membranen zerfällt. In Wasser gebracht,
bilden die Sklerotien wieder ein empfindliches Plasmodium,
Die Plasmodien der Myxomyceten zeigen der Aufsenwelt gegen-
über eine aufserordentliche Empfindlichkeit: schon gegen kleine Diffe-
renzen reagieren sie ungemein schnell und kräftig. So ist von
E. Stau!) nachgewiesen worden, dafs die jungen Plasmodien schon
durch einseitige "Berührung mit Wasserdampf oder tropfbar flüssigem
Wasser in ihren Bewegungsrichtungen beemflufst werden, und zwar
zeigen sie positiven Hydr otropismus, d. h. eine Bewegung nach
dem feuchteren Orte hin, während die zur Fruchtbildung fertigen, aus-
gewachsenen Plasmodien einen negativen Hydrotropismus besitzen.
Ebenso kann man bei ihnen von einenı Trophotropismus reden,
da STAHL beobachtet hat, dafs sie wasserentziehende und Shake
schädliche Substanzen fliehen und ernährende Substanzen aufsuchen.
So flieht Fuligo septica einen Kochsalzkristall, umfafst aber ein
nährendes Stück Lohe. Bestimmter als die Nährsubstanz wirkt oft
das Licht auf die Wanderungsrichtung der Plasmodien, da dieselben
gern den Schatten aufsuchen, vorausgesetzt, dafs genügende Sauerstoff-
zufuhr vorhanden ist. Örtlichkeiten gröfserer Sauerstoffzufuhr werden
bevorzugt. Ganz besonders einflufsreich ist aber die Wärme. Durch
das typische Aufsuchen der wärmeren Regionen des Substrates erklärt
es sich, dafs die Lohblüte im Herbst abwärts wandert und endlich als
Sklerotium in Winterruhe tritt. Wenn im Frühjahr dann im Loh-
haufen sich von oben her eine Erwärmung einstellt, so kommen die
mobilisierten Plasmodien wieder in die Höhe. Ebenso erklärt sich aus
dem positiven Hydrotropismus das plötzliche Erscheinen der Lohblüte
an der Oberfläche des Bodens nach einem Regen.
Hierbei wirkt auch der von B. .Jönsson ?) beschriebene Rheotropis-
mus mit; dieser äufsert sich in der Form, dafs das Plasmodium von Fuligo
septica dem Wasserstrom entgegen nach dem Wasserquell hinwandert.
Dagegen ist es dem negativen Hydrotropismus zuzuschreiben, wenn man
denselben Pilz an den Stämmen und groisen Blättern der Warmhaus-
pflanzen oder an hölzernen Pflanzenetiketten aufwärts wandern sieht, um
!) Zur Biologie der Myxomyceten in Botan. Zeit. 1884, Nr. 10—12.
?2) Der richtende Einflufs strömenden Wassers auf wachsende Pflanzen und
Pflanzenteile in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges., I, 1883, S. 512.
I. Myxomycetes (Schleimpilze). 5
von dem feuchten Lohbeete möglichst entfernt zum Fruchtkörper zu er-
starren. Vielleicht besitzen auch die parasitären, sofort zu besprechenden
Arten der Myxomyceten dieselbe Reizbarkeit den erwähnten Einflüssen
gegenüber, wodurch für ihre Verbreitung die Ursache gegeben sein könnte.
Die Myxomyceten werden in drei Klassen eingeteilt. Die erste
Klassen, die Acrasiales, bildet keine Schwärmer aus, sondern nur
amöboide Körper, die zu einem Plasmodium zusammenkriechen, aber
nicht miteinander verschmelzen. Die Sporen werden in ballenartigen
Haufen ohne Hülle gebildet. Da alle hierhergehörigen Formen harmlose
Saprophyten sind, interessieren sie uns weiter nicht. Die zweite Klasse,
Plasmodiophorales, enthält gefährliche Parasiten und wird uns nach-
her eingehender beschäftigen. Während die ersten beiden Klassen nur
wenige Arten umfassen, enthält
die dritte Klasse, die Myxogaste-
res oder eigentliche Myxomy-
ceten, sehr viele und äufserst
verschieden gestaltete Formen.
Je nachdem die Sporen an Trä-
gern oder Säulchen auf kleinen
Stielchen frei gebildet werden
oder im Innern von Sporangien
entstehen, unterscheidet man die
Ectosporeae mit nur einer
Gattung Ceratiomyxa und die
Endosporeae mit zahlreichen
Familien. Die Schwärmer ver-
schmelzen so vollständig zum
Plasmodium, dafs ıhre Existenz
nur noch durch den bleibenden
Zellkern angedeutet wird. Auch
in dieser grofsen Klasse gibt es
nur Saprophyten. Gelegentlich AI
en eis Arten lästig werden en een la Both:
DE > A . 1 Fruchtkörper in nat. Gr. 2 Ein reifer Frucht-
und einigen Schaden anstiften. körper, 5:1. 3 Ein Stück eines reifen Frucht-
= . - körpers. ca Capillitium, co Columella, 20:1. #Sporen,
So kriecht Fuligo septica (Aetha- stark vergr. Nach ScurocrEr.
lium septicum, Lohblüte) häufig
in Stecklingskästen, namentlich wenn Lohe zur Ausfüllung benutzt
wird, auf die jungen Stecklinge, um zur Fruktifikation zu schreiten.
Es wurde beobachtet, dafs dadurch junge Stecklinge von Azalea
indica ganz erstickten, während solche von Camellia japonica bleich-
laubig wurden. Auch die Pflanzenetiketten können durch die hinauf-
kriechenden Plasmodien des Pilzes verunreinigt werden. Andere
Arten kommen bisweilen ebenfalls in gröfserer Menge in Gewächs-
häusern vor und bilden ihre Sporangien mit den schwarzvioletten
kugligen Sporen auf den Pflanzen aus, wodurch häufig die Blätter der
Belichtung entzogen und die Pflanzen in ihrer Assimilation behindert
werden, so z.B. Stemonitis fusca (Fig. 1), Leocarpus u. a. Indessen ist
der angerichtete Schaden nicht erheblich, da die Pflanzen lediglich
durch die stäubenden Sporen verunreinigt, sonst aber nicht weıter ım
ihrem Wachstum behindert werden. ’
Anders dagegen verhält es sich mit den folgenden Pilzen, die er-
höhte Beachtung verdienen und deshalb in einem besonderen Abschnitt
behandelt werden sollen.
Ö I. Myxomycetes (Schleimpilze).
1. Plasmodiophora Brassicae als Ursache der Kohlhernie.
Der schädlichste Myxomycet, der namentlich unsern Kohlarten
gefährlich werden kann, ist unzweifelhaft die von M. WOoRroNIN zuerst
genauer untersuchte und benannte Plasmodiophora Brassicae Wor.
In allen Kohl bauenden Ländern sind Anschwellungen der Wurzeln
und der Stengelbasis an den Kohlarten bekannt: sie treten in Gärten, in
denen reichlich animalischer Dünger zur Verwendung kommt, manchmal
in so hohem Grade auf, dafs die Ernte ernstlich gefährdet und be-
einträchtigt wird. Im geringsten Falle schaden sie den Pflanzen dadurch,
dafs das Nährmaterial, welches von den Wurzeln aufgenommen wird,
zur Ausbildung der bis zur Faustgröfse sich entwickelnden, nutzlosen
Geschwülste Verwendung findet und somit den nutzbringenden Teilen
verloren geht. Dadurch entwickeln sich natürlich die Pflanzen schwächer.
In extremen Fällen wird gleichzeitig das Allgemeinbefinden der Pflanzen
derartig gestört, dafs unter teilweiser Fäulnis des Wurzelkörpers die
Kohlpflanze ein kümmerliches Dasein fristet und unter schnellem,
häufigem Welken einen schwachen Blattapparat produziert, ohne über-
haupt verwendbare Ernteprodukte zu liefern.
Bei manchen Kulturen findet man vorzugsweise gröfsere, kugelige,
nicht zahlreiche, immer weifs und fest bleibende Auswüchse an der
Stengelbasis oder der Hauptwurzel in der Nähe des Wurzelhalses. In
andern Fällen herrschen die kleineren, zahlreichen, nicht selten spindel-
förmigen, leicht braun werdenden und zur Fäulnis geneigten An-
schwellungen der feineren Endigungen der Hauptwurzel und auch der
Nebenwurzeln vor (Fig. 2, 7). Vielfach sind beide Formen gemein-
schaftlich an derselben Pflanze kenntlich.
Nicht alle Anschwellungen an Kohlpflanzen lassen sich auf Plasmo-
diophora als Ursache zurückführen, sondern manche von diesen Ge-
schwülsten müssen als Gallenbildungen aufgefafst werden, die durch
den Angriff von Insekten zur Ausbildung kommen. Makroskopisch
läfst sich von aufsen nicht mit Sicherheit feststellen, welche Ursache
die Geschwulst erzeugt hat: nur im allgemeinen läfst sich aussprechen,
dafs die grofsen, fest bleibenden, sparsameren, der Hauptachse auf-
sitzenden, schliefslich zusammenschrumpfenden und nicht faulenden.
Auswüchse, namentlich die in der Nähe des Wurzelhalses, Gallen sınd,
welche durch die Larve des Kohlgallen-Rüsselkäfers (Ceutorhynchus
suleicollis) hervorgerufen werden. Nach J. Künn soll auch noch ein
anderer Rüsselkäfer (Baris lepidii) derartige Gallen erzeugen. Man
vergleiche über diese sowie andere Kohlschädlinge die Ausführungen
im dritten Bande.
Daneben ist nun noch ein Fall bekannt geworden, in dem ganz
ähnliche Geschwulstbildungen an gesunden Pflanzen erblich auftraten,
sich also durch Samen fortpflanzen liefsen!). Von .JoHn REITENBACH
wurde in Plicken bei Gumbinnen eine Wrucke (Brassica Napus) be-
obachtet, die eine Menge kleiner Knöllchen von Senfkorn- bis Walnufs-
gröfse am untern Teil der länglich-eiförmigen Hauptwurzel besafs, von
denen mehrere Laubsprossen sich entwickelten. Von Pilz, Insekt oder
äufserer Beschädigung fand Caspary trotz sorgfältiger anatomischer
Untersuchung keine Spur. Von den losgetrennten Knöllchen mit
Sprossen kam eines zur Entwicklung des Blütenstengels und zur Samen-
!) Casrary in Schriften der physik.-ökon. Ges. zu Königsberg, 1873.
1. Plasmodiophora Brassicae als Ursache der Kohlhernie. 7
produktion. Sämtliche 38 Pflanzen, die aus dem Samen hervorgegangen
waren, zeigten ohne Ausnahme knollige Bildungen an den Haupt- und
stärkeren Nebenwurzeln; bei 22 Pflanzen besalsen einzelne Knöllchen
auch Laubsprossen. Diese Bildungen blieben auch in einer folgenden
Generation konstant und erwiesen sich bei mikroskopischer Unter-
suchung als vollkommen gesund).
Sehen wir von den genannten Fällen ab, so wird es weitaus am
häufigsten die Plasmodiophora sein, welche die Anschwellungen an
den Kohlwurzeln erzeugt. Lange bevor durch M. Woroxin die Ur-
sache der Geschwulstbildung aufgedeckt wurde, war die Krankheit in
den verschiedensten Ländern den Gärtnern und Kohlbauern bekannt.
Über ihre Geschichte wissen wir wenig. Augenscheinlich ist sie in
Schottland 1780 zum ersten Male auffällig geworden, hat aber bis 1820
nur geringen Schaden verursacht. Später trat sie dann fast in allen
Ländern verheerend auf, so dafs Woroxın den Schaden, den sie im
Jahre 1876 allein bei Petersburg; anrichtete, auf etwa 1 Mill. Mk. be-
zifferte. Diese allgemeine Verbreitung in Europa, Amerika und Australien
sowie das auffällige Krankheitsbild gaben Veranlassung, dafs die Krank-
heit fast in allen Kultursprachen besondere Namen erhalten hat: ein
gewifs nicht häufiger Fall. In Rufsland heifst sie Kapustnaja Kila,
wovon unser deutscher Name Kohlhernie nur eine Übersetzung ist.
In Belgien heifst sie Vingerziekte, in Frankreich Maladie digitoire,
Gros-Pieds, Hernie du chou, in Grofsbritannien Ambury, Anbury
Hanbury, Botch und Finger-and-toes auf Rüben in demselben Lande
Grub, in den Vereinigten Staaten Clubbing, Club-foot, Olub-root,
Clump-foot.
Die Krankheit ist bei den verschiedensten Arten der Gattung
Brassica bekannt; es leiden sowohl B. oleracca, wie z. B. Kopfkohl,
Blumenkohl, Braunkohl, Wirsing, Kohlrabi, als auch alle Rübensorten,
die von B. Napus und Rapa stammen. Aufserdem aber wurden die
gleichen Geschwülste auch auf einer ganzen Reihe von wilden Cruciferen
beobachtet, so z. B. auf Matthiola incana (Gartenlevkoje), Iberis um-
bellata, Sinapis arvensis. Nasturtium palustre und silvestre, Baphanus
Raphanistrum. B. Haısten?) hat eine Liste von Cruciferen aufgestellt,
bei der die zuerst genannten Arten am meisten befallen werden, während
bei den übrigen die Infektionsfähigkeit allmählich abnimmt. Es sind
dies: Brassica Sinapistrum, Sinapis alba, Thlaspi arvense, Arabis laevigata,
Erysimum cheiranthoides, Lepidium campestre, Capsella bursa pastoris,
Lepidium virginicum, Brassica nigra, Camelina sativa, Iberis umbellata,
Alyssum maritimum, A. alyssoides, Raphanus sativus, Hesperis matronalıs,
Matthiola annua und nach P. Sorauer’s Beobachtung auch Cheiranthus
Cheiri.
Die erkrankten Pflanzen bieten folgendes Bild. Die Form der Aus-
wüchse und Geschwülste wurde bereits oben beschrieben. Die Farbe
der herniösen Teile ist dieselbe wie bei gesunden Wurzeln; im Durch-
schnitt erscheinen sie schneeweifs und derbfleischie und ohne Höhlung;;
mit zunehmendem Alter werden sie runzlig, welk “und mürbe, dunkler
und faulig. Nicht selten, namentlich bei feuchter Witterung, bilden
1) Casrarv, Über erbliche Knollen- und Laubsprossenbildungen an den Wurzeln
von Wrucken in Pringsh. Jahrb. XII, S. 1.
2) Report of the Bot. Dep. of the New Jersey Agric. Coll. Exp. Stat. for 1896.
Trenton 1897.
8 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
die Geschwülste zuletzt eine breiige, stinkende Masse, wobei das Wurzel-
parenchym auseinanderfällt und nur die Gefäfsbündel als faserige
Stränge noch einige Zeit erhalten bleiben. Die Fäulnis beginnt meist
vom untern Teile der Hauptwurzel aus, während der obere Teil gleich-
zeitig noch neue frische Wurzeln entwickelt; doch erkranken auch
diese bald unter Bildung kleiner Anschwellungen. Schliefslich findet
man Pflanzen, welche nur noch mit neuen, aus dem Wurzelhalse oder
dem Strunke an oder selbst über der Erdoberfläche entspringenden
gesunden Wurzeln im Boden festsitzen, während der ganze ursprüng-
liche Wurzelapparat bereits verfault ist. Diese Pflanzen welken bei
etwas intensiverem Sonnenschein sehr bald, und man erkennt dann an
diesem schnellen Welken, auf welches bei Nacht wieder ein Straff-
werden der Blätter folgt, die hochgradige Wurzelerkrankung.
Die gröfste Störung erleiden natürlich die Pflanzen, wenn sie in
noch jugendlichem Alter von der Hernie ergriffen werden; doch sind
alte Planzen auch nicht geschützt. Selbst im Herbste, wenn die Kohl-
köpfe schon von ihren Strünken abgeschnitten sind, können die letzteren
noch befallen werden.
Die Entwicklungsgeschichte unseres Pilzes ist zuerst von M.WOoRronINn!)
studiert worden. Später gab dann S. NawascHin?) Ergänzungen dazu,
indem er namentlich die eytologischen Fragen bearbeitete. Nach diesen
beiden Hauptarbeiten soll im nachfolgenden der Entwicklungsgang des
Pilzes dargestellt werden.
Das Leben des Schmarotzers zerfällt in zwei Phasen, die des
vegetativen und die des sporenbildenden Zustandes. Die ersten An-
deutungen des Pilzes treten in einzelnen Zellen der erkrankenden
Wurzel auf. Sie übertreffen die Nebenzellen gewöhnlich an Gröfse
und erweisen sich mit einer undurchsichtigen, farblosen, feinkörnigen,
plasmatischen Substanz dicht erfüllt im Gegensatz zu den gesunden
Zellen, welche nur einen Wandbelag und einzelne Stränge von Plasma
zeigen (Fig. 2, 2). Durch geeignete Färbemittel läfst sich nachweisen,
dafs in den erkrankten Zellen viele Amöben im Plasma lagern. Sie
sind von wunregelmäfsiger Gestalt, besitzen einen Kern und mehrere
Öltröpfehen. Da die Nährzelle schnell an Gröfse zunimmt, so ver-
mehren sich die Amöben sehr ergiebig und liegen zuletzt dicht ge-
drängt (Fig. 2, 3, 4). Der Nachweis, dafs sie zu einem gemeinsamen
Plasmodium verschmelzen, läfst sich mit Sicherheit nicht führen; wohl
aber läfst sich ein Schlufs auf eime gewisse physiologische Einheit
aller Amöben einer Zelle daraus ziehen, dafs sich die Kerne immer
im gleichen Teilungsstadium befinden. Solange nur wenige Amöben
vorhanden sind, bestreben sie sich, eine ungefähr kuglige Gestalt an-
zunehmen. In diesem Zustande vermögen sie auch ihre Gestalt zu
verändern, indem sie stumpfe Ausstülpungen nach aufsen treiben. Da
aber diese Vorstülpungen nur wenig Ähnlichkeit mit den Pseudopodien
anderer Amöben besitzen, so vermutet NawascHin in ihnen nur den
Beginn der Abtrennung von jungen Amöben. Bei sehr jungen Amöben
1) Plasmodiophora Brassicae Wor. Über die Kohlpflanzenhernie in Pringsh.
Jahrb. XT, 1878, p. 548
2) Beobachtungen über den feineren Bau und Umwandlungen von Plasmo-
diophora Brassicae Wor. im Laufe ihres intracellularen Lebens in Flora LXXXV]J,
1899, S. 404. Vgl. ferner A. C. Evceresuymer, Olub-root in the United States in
Journ. of Mycology VII, 1894, S. 79, und S. Prowazex, Zur Kernteilung der Plasmo-
diophora Brassicae Wor. in Öster. Bot. Zeitschr. LII, 1902, S. 213.
San
ee
De 2. Kohlhernie.
1 Turnips (Brassica Rapa) mit herniösen Anschwellungen, nat. Gr. 2 Querschnitt einer erkrankten
Kohlwurzel, p vergröfserte Parenchymzellen mit Plasmodien. 3 Zwei isolierte, mit dem Plasmodium
ausgefüllte Zellen, v Vakuolen, t Öltröpfehen, p Plasmodiophora. 4 Untere Zelle mit unreifem,
obere mit reifendem Plasmodium, das bereits festere Kerne hat sp. 5 Parenchymzellen mit reifen
Sporen sp. 6 Reife, isolierte Sporen des Pilzes. 7u Keimende Sporen, die Myxamöbe schlüpft all-
mählich aus, b freischwimmende Myxamöben, ce Myxamöben mit Fuls f. 8 Ältere (etwa sechs Tage
alte) Myxamöben in der gewöhnlichen flielsenden Bewegung und Gestalt mit pulsierender Vakuole.
(1 Original, 2 bis 8 nach WoRoNIN.)
10 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
liefsen sich zahlreiche feine Fortsätze nachweisen, die nach allen
Kichtungen in das Plasma der Nährpflanze eindringen. Dadurch wird
die Unter scheidung beider aufserordentlich erschwert. Der Kern der
Amöben besitzt eine deutliche Kernmembran und ein Chromatingerüst
in Gestalt eines aufserordentlich zarten Netzes. Die Amöben ver-
mehren sich durch Teilung, wobei die Kerne sich ebenfalls vorher
teilen. Nach Nawaschin’s Untersuchungen ist die Wanderung der Amöben
von einer Zelle der Nährpflanze in die benachbarte ausgeschlossen,
weil stets die erkrankte Zelle sich von gesunden umgeben zeigte, wie
auf Quer- und Längsschnitten sich leicht nachweisen liefs. Da also
eine Wanderung während des sekundären Wachstums der Wurzeln
nicht stattfindet, so kann die Bildung der Krankheitsherde nur in den
Jüngsten Stadien der Entwicklung des primären Gewebes der Wurzel
vor sich gehen. Es finden also ebenso viele Einzelinfektionen von
aufsen statt, wie Krankheitsherde vorhanden sind. Die Ausbreitung
eines Herdes von einer Zelle aus erfolgt nur durch die Teilung der
zuerst infizierten und erkrankten Zelle. Wie allerdings die Primär-
infektion der jungen Wurzel erfolgt, wurde bisher noch nicht gesehen;
hier zeigt der sonst so gut bekannte Entwicklungsgang noch eine
empfindliche Lücke.
Wenn sich der Parasit nun zur Sporenbildung anschickt, so erfolgt
zuerst eine merkliche Zusammenziehung der zahlreichen erwachsenen
Amöben, die dadurch fast kuglige Gestalt annehmen. Diese Amöben
liegen wie vorher in den Vakuolen der Wirtszelle und werden von sehr
dünnen Häutchen des Wirtsprotoplasmas überzogen. Die Plasma-
häutchen gehen unmittelbar ın die Plasmastränge über. NAWASCHIN
vermutet nun, dafs erst in diesem Stadium eine Verschmelzung zu
Plasmodien stattfindet, indem die zwischen den Amöben befindlichen
Plasmahäute durchbrochen oder resorbiert werden. In den sich ab-
rundenden Amöben war der Nucleolus auffallend kleiner geworden
gegenüber dem in den rein vegetativen Amöben; im Plasmodium da-
gegen verschwindet der Nucleolus ganz, und das im Kern undeutlich
sichtbare Chromatingerüst tritt in Form von zahlreichen winzigen
Körnchen auf, die zu ı unregelmätsie gewundenen Fäden perlschnurartig
verbunden zu sein scheinen. Inzwischen füllt das Plasmodium fast
die ganze Nährzelle aus; nur der wandständige Plasmabelag ist noch
vorhanden; die Stärkekörner liegen mitten im Plasmodium. Zwischen
den reichlich sich bildenden Vakuolen verteilen sich nun die Kerne,
deren Volumen zunimmt, und deren Chromatinsubstanz wieder undeut-
licher wird. Dagegen wird das Plasma gleichzeitig körnchenreicher,
und die Körnchen erweisen sich als Chromatinsubstanz. Zuletzt tritt
ein Stadium ein, in dem das ganze Plasma gleichsam aus unzähligen
feinsten Fibrillen, die aus Kömchen zusammengesetzt sind, besteht
und die Kerne nur noch ganz undeutlich sich abheben. Nun erfolgt
simultan die Teilung der Kerne, wahrscheinlich mehrere Male. Während
aber bei den vegetativen Amöben die Kerne sich nach einem abge-
kürzten Verfahren, das stark an direkte Kernteilung erinnert, teilen,
erfolgt hier eine typische mitotische Teilung. NAWASCHIN spricht des-
halb von einem Dimorphismus der Kerne im vegetativen und sporu-
lativen Zustande. Nachdem so unzählige Kerne entstanden sind, die
zwischen den ebenso zahlreichen Vakuolen liegen, Dun die Trennung
in einzelne Partien, die zu Sporen werden” (Fig. 2, 5). Jede Spore
besitzt einen Kern, rundet sich dann allmählich ab und umgibt sich
1. Plasmodiophora Brassicae als Ursache der Kohlhernie. 11
mit einer Membran. Anfangs ist am Kern das Chromatingerüst noch
deutlich erkennbar; zuletzt zieht es sich kaum erkennbar zusammen.
Die fertige Sporenmasse ist völlig nackt, wird also nicht, wie bei den
eigentlichen Myxomyceten, von einem Peridium umgeben.
Die reifen Sporenmassen bleiben vorläufig noch von der Zell-
membran der Nährzelle umhüllt, bis diese durch irgendwelche Ein-
flüsse zerstört wird und die Sporen frei werden. Meist verjauchen die
Membranen unter dem Einfluis von Bakterien.
Die Sporen sind 1,6 « grofs und besitzen eine völlig glatte, zarte,
hyaline Membran und feinkörnigen, farblosen Inhalt (Fie. 2, 6); ihre
Keimung erfolgt durch Hervorbrechen ihres tierähnlich "beweglichen,
dem Gehäuse entschlüpfenden, frei wandernden, membranlosen Keim-
körpers, der Myxamöbe. Die aus der Spore eben ausgekrochene
und in Wasser sich frei bewegende Myxamöbe besitzt einen etwas
verlängerten spindelförmigen Körper, der an seinem schnabelförmig
fein zugespitzten vordern Ende mit einer ziemlich langen, peitschen-
förmigen Wimper versehen ist und in seinem Innern immer eine lang-
sam pulsierende Vakuole und einige kleine Körnchen erkennen läfst
(Fig. 2, 7). Die Bewegungserscheinungen der Myxamöbe sind sehr
charakteristisch. Es richtet sich die nebst dem sie tragenden Schnabel
aufserordentlich bewegliche Wimper zunächst stets nach vorn, wenn
sie die gewöhnlichen, fliefsenden Bewegungen unternimmt, wobei sie
den vielfachen Gestaltenwechsel anderer Myxamöben zeigt. Aufserdem,
und zwar meist vor Eintritt dieser allen Myxamöben zukommenden
Bewegung, zeigt sich bei Plasmodiophora eine annähernd schreitende
oder rudernd kriechende Fortbewegung: sie kommt dadurch zustande,
dafs das untere oder hintere Körperende eine feine, fadenförmige Aus-
stülpung herausstreckt, mittels welcher sich die Myxamöbe einem be-
liebigen, unter Wasser befindlichen Gegenstand fest ansetzt. Alsdann
wird dieser Fortsatz wieder eingezogen und sofort ein anderer aus-
gestülpt, der sich in einiger Entfernung von dem ersten ansetzt (Fig. 2, 8).
Wie weit diese Bewegungsarten bei der Infektion der Nähr pflanze
zustatten kommen, wissen wir nicht, da die Infektion selbst noch
nicht beobachtet wurde. Dafs sie stattfindet, zeigen WOoroNnIn’s und
späterer Beobachter Versuche. Wurden die Nährpflänzchen in pilz-
haltigem Wasser kultiviert, so entstanden zwar keine Geschwäülste,
wohl aber liefsen sich in Wurzelhaaren und Epidermiszellen Plasmodien
nachweisen. Wenn dagegen die Kohlsamen in fette Mistbeeterde ge-
sät wurden, der reichlichst hernienkranke Wurzelstücke beigemengt
worden waren, und die mit ebenso infiziertem Wasser begossen wurde,
so zeigten die jungen Pflänzchen kleine, aber charakteristisch aus-
gebildete Wurzelanschwellungen. Kontrollpflanzen, die in sterilem
Boden mit sterilem Wasser begossen wurden, zeigten im Gegensatz
dazu keine Spur von Geschwülsten.
Aus diesen Versuchen geht mit völliger Sicherheit hervor, wie die
Infektion im freien Lande erfolet, und wie am ehesten ein Schutz vor
der Krankheit zu erlangen ist. Eine Ansteckung kann nur erfolgen,
wenn erkrankte Teile im Boden verbleiben und so den Infektionsstoff
wieder auf die jungen Pflanzen übertragen. Da ein direktes Be-
kämpfungsmittel des Pilzes nicht gut denkbar ist, so läfst er sich nur
dadurch bekämpfen, dafs man die Pflanzen vor der Infektion schützt.
Das geschieht am besten dadurch, dafs man alle Teile der alten
Pflanzen, namentlich wenn sie die Krankheit zeigten, sorgfältig aus
12 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
dem Boden herauszieht und verkrennt. Auf den Komposthaufen dürfen
erkrankte Strünke nicht kommen, da selbst nach dreijährigem Lagern
des Haufens noch Ansteckung zu fürchten ist!). Daraus geht auch
hervor, dafs es rätlich ist, nicht in jedem Jahre auf derselben Stelle
Kohl zu bauen, sondern einen Fruchtwechsel eintreten zu lassen, der
mindestens drei Jahre zu umfassen hat. Für die Praxis dürfte diese
Mafsregel die einfachste und sicherste sein, weil das Entfernen der
erkrankten Pflanzenteile in den meisten Fällen nicht sorgfältig genug
geschehen wird. Daneben natürlich ist Vorsorge zu treffen, dafs nicht
bereits in den Anzuchtkästen erkrankte Sämlingspflanzen zur Aus-
pflanzung gelangen.
Es hat sich nun aber als möglich herausgestellt, die etwa im
Boden vorhandenen Sporen durch Zusatz von geeigneten Mitteln ab-
zutöten. Man vermengt den Boden meist mit ungelöschtem Kalk, ein
Mittel, das nach den meisten Beobachtungen guten Erfolg verspricht.
Aulserdem haben aber PFEIFFER und Stars?) erfolgreiche Versuche mit
Petroleum angestellt. 500 Liter Jauche werden mit einem Liter
Petroleum gemischt und von diesem Gemisch 60 Tonnen pro Hektar
ausgegossen. BRUNCHORST®?) dagegen desinfizierte die Erde mit Schwefel-
kohlenstoff und erhielt dann nur 2°o kranke Pflanzen, während die
nicht desinfizierte Erde 8°%o ergab. Daneben wird auch tiefes Rigolen
des Bodens bis auf SO cm vorgeschlagen *). Aufserdem ist auch darauf
zu achten, ob die auf dem Acker vorkommenden wilden Cruciferen
etwa mit der Krankheit behaftet sind. Fassen wir die Verhütungs- und
Bekämpfungsmittel noch einmal zusammen, so ergibt sich, dafs tiefes
Umpflügen, Fruchtwechsel, Ausrottung von wilden Cruciferen, Düngen
mit Kalk und Vernichtung aller erkrankten Pflanzen die sichersten
Mittel sind, um die Krankheit von einem Acker vollständig fernzu-
halten.
Die Kohlhernienkrankheit hat in neuester Zeit eine gewisse Be-
deutung für die allgemeine Pathologie erlangt. Schon Woronin hatte
auf die Ahnlichkeit aufmerksam gemacht, die die Kohlgeschwülste mit
malignen Geschwülsten (Karzinom, Krebs) beim Menschen haben. Die
Krebsforschung hat deshalb auch plasmodiophoraartige Pilze als
Ursache des Karzinoms ins Auge gefafst, ohne dafs aber bisher greif-
bare Erfolge erzielt worden sind.
2. Ungenau bekannte und zweifelhafte, durch Schleimpilze hervor-
gerufene Krankheiten.
Neben der gut erforschten Kohlhernie hat man noch eine ganze
Anzahl von Krankheiten beobachtet, welche durch Myxomyceten er-
zeugt sein sollen. Sie mögen hier kurz Erwähnung finden.
Seit etwa 1882 zeigte sich in Frankreich eine Erkrankung der Wein-
stöcke, welche sich schnell ausbreitete und stellenweise argen Schaden
anrichtete. Man nennt sie Braunfleckigkeit der Reben (Bru-
nissure), auch Röteln (Rougeole). Zuerst treten auf der Oberseite
!) Pırere in Wiener Illustr. Flora 1896, Nr. 11 (Ztschr. f. Pflanzenkr. VII, 60).
2) Ztschr. f. Pflanzenkr. XII, 344.
®) Bergens Museum Aarsberetning 1837, S. 217.
4) Vgl. Porrer in Journ. of the Newcastle Farmers Club 1896; Masser in Rev.
myc. 1896, S. 23; Sentensperger in Journ. of the Roy. Agric. Soc. London 189;
Joxes in Vermont Agric. Exper. Stat. Burlington Bull. n. 66.
2. Ungenau bekannte u. zweifelh., durch Schleimpilze hervorgerufene Krankheiten. 13
der Blätter zwischen den Nerven unregelmäfsig eckige, hellbraune, scharf
umgrenzte Flecken von wenigen Millimetern Gröfse auf. Durch Ver-
sröfserung der Flecken wird schliefslich das ganze Blatt, und zwar am
meisten in der Gegend des Blattstielansatzes mit Ausnahme des Saumes
und der unmittelbar an die Nerven angrenzenden Regionen, gebräunt.
Bei gewissen Rebsorten geht die Färbung in Braunrot und dann in
Gelbrot über, so dafs die Stöcke aus der Ferne rostfarben erscheinen.
Die Blattunterseite zeigt sich ebenfalls rötlich gefärbt (daher auch die
Bezeichnung „Röteln“). Vielfach bleiben auch die Flecken klein und
isoliert, trocknen ab und brechen schliefslich aus. Auf den Stengeln,
Ranken und Blattstielen treten ebenfalls ausgedehnte braune Flecken
auf oder zahlreiche kleine, schwarze Punkte, die später eintrocknen.
Auch die Blüten und Früchte leiden und werden zum baldigen Abfall
veranlafstt. An den Wurzeln beobachtet man ähnliche Flecken, die
aber nicht eintrocknen, sondern faulen. Oft wird an den oberirdischen
Organen geringe Gummiabsonderung bemerkt.
Die Krankheit dehnte sich schnell über Frankreich aus, wo sie
bereits 1889 bei Montpellier schweren Schaden anrichtete. Man kennt
die Krankheit jetzt in allen weinbauenden Ländern, auch in Palästina,
Bessarabien und Nordamerika. In Deutschland wurde sie zuerst 1893),
in Italien 1894 beobachtet.
Die ersten Untersucher der Krankheit waren P. Vıara und C. Sav-
VAGEAU?). Nach ihnen hat dann F. Desrayr?) die anatomischen Ver-
änderungen in der Pflanze und den Pilz genauer untersucht. Während
die erstgenannten Autoren nur trockenes Material untersuchten, operierte
letzterer nur mit frischem und stellte auch Kulturversuche an. Nach
DeEBRAY finden sich ın den Wirtszellen Plasmodien, die dem Wirts-
plasma innig beigemengt sind, ferner längliche oder kuglige Plas-
modien und kuglige, warzige Oysten. Endlich soll noch ein ceroider
Zustand vorkommen. Mit der Anwesenheit des Parasiten wird dann die
Gummibildung im Kernholz in Verbindung gebracht. DerBraY zeigt
dann weiter, dafs der Organismus, der von Vıara und SauVvaGEau
Plasmodiophora Vitis, von ihm Pseudocommis Vitis genannt wurde,
auch bei andern Pflanzen vorkommt und sich übertragen läfst. So
findet er ihn bei vielen Laubbäumen, Coniferen, in den Wurzelknollen
der Leguminosen und Erle, ja sogar ım Flohkäfer des Weins®). Den-
selben Spuren folgte E. Rozr?), der ebenfalls die ganz allgemeine Ver-
breitung in vielen Pflanzen nachweisen wollte (z. B. auch bei der
Saffrankrankheit „Tacon“, bei der Kartoffelkrankheit „Frisolee“, in
Wasserpflanzen usw.). Schon dieses allgemeine Vorkommen des Para-
siten mufste zu Mifstrauen in die Zuverlässigkeit der Beobachtungen
berechtigten Anlafs geben. Im Jahre 1899 wies dann .J. BEHRENS ®)
nach, dafs der beobachtete Parasit überhaupt nicht existierte. In
') J. Morırz und W. Busse, Über das Auftreten von Plasmadiophora Vitis im
deutschen Weinbaugebiete in Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV 1894, S. 257. j
2) La Brunissure et la maladie de Californie, maladies de la vigne causee
par les Plasmadiophora Vitis et P. californica. Montpellier, Paris 1892. (Vgl.
Zeitschr. f. Pflanzenkr. III, 173.)
») Nouvelles observations sur la brunissure in Revue de viticulture 1894 n. 35
u. 38, ferner La maladie de la brunissure in Bull. Soc. Bot. de France 1898, S. 253.
#) Desray, Le champignon des altises in Revue de viticulture 1898.
5) Comptes rendus. Tom. 125, 1897; Bull. Soc. Myc. de France 1897 u. 1898.
6) Die Braunfleckiekeit der Rebenblätter und die Plasmadiophora Vitis in Wein-
bau und Weinhandel 1899 n. 33.
14 Il. Myxomycetes (Schleimpilze).
Rebenblättern, die aus sicher bekannten Ursachen erkrankt waren,
fanden sich genau ebensolche Plasmakonkretionen, die den Parasiten
vortäuschten. Da sich nun die Braunfleckigkeit der Blätter von Reben
und andern Pflanzen künstlich erzeugen lälst, so fällt die Pseudo-
commis als Erreger fort, und die Ursachen sind daher anderswo zu
suchen. BEHRENS findet sie in Witterungsverhältnissen, namentlich
wenn auf starken Regen starker Taufall mit plötzlichem Sinken der
Temperatur folgt. Schon DeprayY hatte angegeben, dafs die Krankheit
durch starke Feuchtigkeit, namentlich Nebel, und durch überreichen
Gehalt des Bodens an organischen Stickstoffverbindungen begünstigt
werde; es scheint demnach sicher, dafs wir es hier mit einer durch
Witterungseinflüsse verursachten Erkrankung und nicht mit einer para-
sitären Krankheit zu tun haben. Auch G. Masser!) ist der Meinung,
dafs die Brunissure durch plötzliches Sinken der Temperatur entstehe.
Man fafst also nach alledem die Braunfleckigkeit am besten als lokale
Erkältung auf.
Genau ebenso verhält es sich mit der kalifornischen Reben-
krankheit, die P. Vıara?) genauer untersucht hat. Die ersten An-
zeichen der Krankheit zeigen sich schon im Anfang des Frühjahrs an
den Spitzen der Triebe, und von da aus schreitet sie nach der Wurzel
hin fort. Die kranken Reben treiben spät und schwächlich aus; die
Triebe sind kurzgliedrig und stark verästelt. Im Herbste zeigen die
vertrockneten, manchmal teilweise ausgereiften Reben braune Zonen
im Holzkörper; der Stamm ist, wie die Triebe, braun und schwarz
gezont. Die geschwärzte Rinde der Wurzel löst sich leicht von dem
schwarzen, schwammigen, wasserreichen Holzkörper. Die Krankheit
wird durch Stecklinge übertragen. Auf den Blättern entstehen zwischen
den Rippen und am Blattsaum gelbliche, unregelmäfsige Flecken, die
sich schliefslich rot, rotbraun oder bisweilen schwarzrot färben. Sie
sind von einer helleren Zone umgeben und vereinigen sich später oft
zu Streifen zwischen den Nerven, deren nächste Umgebung aber grün
bleibt. Die buntscheckigen kranken Blätter fallen meist schon im
Frühjahr ab; das neu hervorkommende Laub zeigt dieselben Er-
krankungserscheinungen. Von den schwarzroten Blattflecken hat die
Krankheit den Namen „schwarze Röteln“ (Rougeole noire, Black meales)
erhalten.
Die Krankheit trat 1882 bis 1884 in Südkalifornien ziemlich ver-
heerend zum ersten Male auf und breitete sich bis 1887 immer weiter
aus, so dafs zwei Jahre später gegen 10000 ha von der Krankheit
vernichtet waren. Seitdem ist der Fortschritt weniger besorgniserregend.
In andern Ländern wurde die Krankheit noch nicht nachgewiesen; doch
hat sich Frankreich durch das Verbot der Einfuhr kalıfornischer Reben
dagegen geschützt. Nicht blofs auf Kulturreben, sondern auch auf der
wilden Vitis californica trat die Erkrankung auf; ebenso findet sie sich
auch in den verschiedensten Bodenverhältnissen und Lagen.
Im Innern der Zellen entdeckten P. Vıara und ©. SAUVAGEAU einen
ähnlichen Parasiten wie Plasmodiophora Vitis, den sie P. californica be-
nennen. Es hat mit diesem Parasiten dieselbe Bewandtnis wie mit
dem der Brunissure: wahrscheinlich sind es Boden- und Wettereinflüsse,
welche die Erkrankung: veranlassen.
!) The „Spot“ Disease of Orchids in Annals of Botany IX 1895 Sept.
2) Vıara und Sauvaczau, Anm. 2 auf S. 18.
2. Ungenau bekannte u. zweifelh., durch Schleimpilze hervorgerufene Krankheiten. 15
Einer Plasmodiophora Orchidis hatte G. Masser) eine Erkrankung
der Gewächshausorchideen zugeschrieben, die sich zuerst in kleinen
weifslichen Flecken auf den Blättern zeigt. Danach nehmen die
Flecken eine bräunliche Färbung an und durchdringen das ganze
Blattgewebe, indem sie sich fast schwarz färben. In einer späteren
Veröffentlichung weist dann derselbe Autor?) nach, dafs sich die
Flecken erzeugen lassen, wenn man Orchideenblätter mit Eisstückchen
belegte und sie unter einer Glasglocke hielt, über die 12 Stunden lang
kaltes Wasser flofs. Die Temperatur unter der Glocke betrug dann
5 bis 7°C., und nach 24 Stunden waren die von Eis bedeckt gewesenen
Stellen blafs seworden; im Innern war Plasmolyse eingetreten und die
für die Erkrankung charakteristische Plasmastruktur entstanden. Das
Minimum der zur Hervorbrineung der Flecken erforderlichen Temperatur-
erniedrigung wurde zu 5° C. bestimmt, wobei die Pflanzen, die vorher
wärmer gehalten waren, sich empfindlicher zeigten als die kälter ge-
haltenen. Aufserdem bilden feuchtgehaltene Pflanzen leichter Flecken.
Auch die von ABBEY?) beschriebene Plasmodiophora Tomati, die eine
ähnliche Fleckenbildung bei den Tomaten hervorruft, entsteht nach
Masse durch Temperaturerniedrigung.
Die Reihe dieser zweifelhaften Plasmodiophorakrankheiten be-
schliefst die von N. v. SPESCHNEwW*) entdeckte Pseudocommis Theae. Sie
trat in der Gegend von Batum auf den Blättern des Theestrauches
auf und zwar hauptsächlich im Frühjahr. Zuerst erscheinen auf den
Blättern vereinzelte, kleine, subepidermale Flecke, die sich bald
vergröfsern, oft zusammenfliefsen und endlich fast die ganze Blatt-
fläche einnehmen und sie bräunen. Die Oberfläche der Flecken
schimmert graubraun. Die Epidermiszellen sind leer; die Palisaden-
zellen dagegen sind besonders in ihrem obern Teil dicht mit strang-
artigem Plasmodium erfüllt, das sich später in Klümpchen zusammen-
zieht. Die Klümpchen teilen sich in glatte, innen granulierte Zellen,
die durch den gegenseitigen Druck polygonal werden. Zuletzt liegen
diese Zellen in den fast völlig desorganisierten Zellschichten des
Blattes über dem Schwammparenchym. Das Blatt selbst wird dann
ganz bröcklig und zur Theebereitung unbrauchbar. Wahrscheinlich
haben wir es hier auch mit einer Erkältungkrankheit zu tun, die
sich in ähnlicher Weise wie die vorhin beschriebenen durch Des-
organisation des Plasmas äufsert.
Eine andere hierher gerechnete Krankheitserscheinung ist die
Hernie der Wurzeln der Erlen, Elaeagnaceen und Myri-
caceen. Hier bilden sich an den Wurzeln Anschwellungen, die aus
dicken, kurzen, korallenähnlich verzweigten Ästchen bestehen; durch
die reichliche Verzweigung werden bis faustgrofse , korallenartige
Gebilde erzeugt (Fie. 3, 1). Die Äste besitzen weder Wurzelhaube
noch Wurzelhaare , sondern sind gleichmäfsig von einer Korkhaut
überzogen, die auch den an der Spitze liegenden Vegetationspunkt
überdeckt. Es unterliegt nun wohl keinem Zweifel, dafs diese Gebilde
von einem Pilze hervorgerufen werden; nur schwanken die Ansichten
!) On an Orchid-disease in Annals Botany IX 1895, S. 170.
2) The Spot Disease of Orchids in Annals of Botany IX 1895, S. 421.
3) Journ. Hortic. Soc. London 1895.
4) Zeitschr. f. Pflanzenkr. XI 1901, S. 82.
16 I. Myxomycetes (Schleimpilze).
darüber, was es für einer sei. H. MÖLLER!) wies zuerst nach, dafs es
sich hier um ein Plasmodıum handle.
Im jugendlichen Zustande des Schmarotzers sieht man nach MÖLLER’s
Darstellung dessen Plasma als ein feinkörniges, scharf abgegrenztes Indi-
Fig. 3. Wurzelknöllchen von Alnus incana.
I Mit Knöllchen besetzte Wurzel, nat. Gr. 2 Hyphen in einer Zelle des Knöllchens. 333: 1.
(1 Original, 2 nach BJÖRKENHEIM.)
viduum im Protoplasma der Wirtszelle eingebettet liegen. Allmählich wird
das Pilzplasma gröfser und dichter gekörnt; man sieht wohl auch, dafs es
von Zelle zu Zelle wandert, aber man kann keinen wesentlich störenden
!) Plasmodiophora Alni in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. III, 1885, S. 102.
2. Ungenau bekannte u. zweifelh., durch Schleimpilze hervorgerufene Krankheiten. 17
Einflufs auf das Plasma der Nährzelle, das bis zur völligen Sporenreife
des Pilzes lebendig bleibt, wahrnehmen. Bei Beginn der Sporen-
bildung sammelt sich das dichtkörnig gewordene Pilzplasma an einzelnen
Punkten der Nährzelle, wodurch eine netzförmige Zeichnung entsteht;
es ballt sich darauf klumpig; die Klumpen runden sich ab und werden
endlich zu zahlreichen, in ihrer Gröfse sehr wechselnden Sporen, die
in einer zähen, farblosen Zwischensubstanz eingebettet liegen.
MöLLER glaubt nun, dafs die früher als Pilz mit fädigem Mycel be-
schriebene Schinzia Alni identisch sei mit gewissen Entwicklungs-
phasen seiner Plasmodiophora, während WOoRroNIN!) geneigt ist, die
Schinzia als einen zweiten, neben dem Schleimpilze vorkommenden
Parasiten zu betrachten. J. BRuNncHoRsT?) hat den Pilz ebenfalls unter-
sucht. Er sieht die Ursache der Auswüchse in einem Fadenpilz, den
er von Schinzia abtrennt und als Frankia subtilis bezeichnet?). Man
hat das Verhältnis zwischen Pilz und Wurzel zuerst als Parasitismus
aufgefafst, später indessen, namentlich unter B. Frank’s Einflufs, falste
man es als Symbiose auf.
Die neueste Arbeit von ©. G. BJÖRKENHEIM*) kommt zu dem Resultat,
dafs der Pilz ein Fadenpilz sei, der zuerst normale dicke Hyphen
bildet, die aber beim Durchwachsen des Wurzelgewebes bis auf 0,5 u
Dicke zurückgehen und dann dicke Bläschen bilden, die früher für
Sporen gehalten wurden (Fig. 3, 2). Die systematische Stellung dieses
Pilzes ist noch unklar; doch kann er nicht zu den Myxomyceten ge-
hören. Gleichviel welche von den erwähnten Anschauungen sich be-
wahrheiten wird, so übt das Resultat keinen Einflufs auf etwaige Mafs-
nahmen zur Heilung der Erlenhernie. Bei dem allgemeinen Vorkommen
der Auswüchse in den verschiedensten Lagen und Bodenarten und der
Ungefährlichkeit derselben wird ein Bedürfnis zur Heilung kaum jemals
eintreten. Jedenfalls liegt keine Veranlassung vor, dafs wir uns hier
näher mit der Krankheit beschäftigen.
Von einem mit Plasmodiophora verwandten Parasiten soll nach ..
W. Toumey°?) die Kronengalle (Örown-Gall) erzeugt werden. TouMmEY
stellte seine Untersuchungen mit den auf Mandelwurzeln vorkommenden
Gallen an und fand in 1's bis 2 Millimeter grofsen Gallen ein Plas-
modium, das im amöboiden und cystenbildenden Zustand beobachtet
wurde. Auch Ruhezustände in Form von dunklen Körpern fanden sich.
Die Plasmodien sollen von Zelle zu Zelle durch die Poren wandern.
Der sporenbildende Parasit besitzt eine Peridie, in der sich neben
den Sporen auch ein fragmentarisches Oapillitium aus knotigen Fäden
findet. Die Sporen sind 1Vs bis 3 u grofs, orangegelb, glatt, mit
dickem Epispor. Die Keimung wurde verfolgt und gelungene Infektions-
versuche angestellt. Toumey nennt seinen Pilz Dendrophagus globosus
und ist geneigt, ihn bei den Trichiaceen unterzubringen. Die Krank-
heit wird leicht übertragen, weshalb Vernichtung der kranken Bäume
angezeigt ist. Als Bekämpfungsmittel helfen Kupfer und besser Kalk.
!) Bemerkung zu dem Aufsatze von Herrn H. Mörrer über Plasmodiophora
Alni in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges III 1885, S. 177.
2) Bercens Museums Aarsberetning 1886, S. 235.
3) Nebenbei sei noch bemerkt, dafs Drsray hier auch seine Pseudocommis fand.
4) Beiträge zur Kenntnis des Pilzes in den Wurzelanschwellungen von Alnus
incana in Zeitschr f. Pflanzenkr. XIV 1904, S. 129. Br
5) An inquiry into the Cause and Nature of Crown-Gall in Univ. Arizona
Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 33. Washington 1900.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 2
18 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Untersuchungen bestätigen lassen.
Vorderhand tut man gut, sich dagegen abwartend zn verhalten.
Nahe verwandt mit Plasmodiophora ist ein Pilz, den (foEBEL !)
beobachtet hat. Derselbe untersuchte eine Knollenbildung an Ruppia
rostellata. Die anfangs weilslichen, im Herbst bräunlich sich färbenden
Knollen, welche an Stämmen, Blättern und Blütenstielen beobachtet
wurden, zeigen eine braune Zentralpartie, deren Zellen mit zahlreichen,
farblosen, glatten, immer zu vier beieinanderliegenden Sporen erfüllt
sind. Auf diese Lagerung der Sporen deutet der Name des Parasiten:
Tetramyxa parasitica. Die Sporen entstehen aus einem farblosen Plas-
modium, das in den Zellen vegetiert. Sporenkeimung wurde nicht
beobachtet. Der Parasit scheint selten zu sein, da er noch nicht
wieder gefunden wurde.
Ein ähnlicher Organısmus ist Sorosphaera Veronicae Schroeter, der
an den Stengeln und Blattstielen von Veronica-Arten federkieldicke
Auftreibungen und Verkrümmungen verursacht. In den vergröfserten
Parenchymzellen befinden sich mehrere Sporenballen. Jeder Ballen
wird von einer dünnen Membran umhüllt und enthält peripher ein-
schichtig nebeneinander gelagerte, ellipsoidisch-keilförmige Sporen, die
in der Mitte des Ballens zwischen sich einen Hohlraum lassen.
Zum Schlufs sei noch kurz einiger Pilze gedacht, die wohl besser
zu den Monadineen gestellt werden. So erzeugt nach MILIARARIS?)
Tylogonus Agaves Mil. Gallen an den Blättern von Agave americana in
Griechenland. In den Kartoffeln hat E. RozE eine ganze Anzahl dieser
einfachen amöbenartigen Schmarotzer gefunden. So vegetieren in
Kartoffelstärkekörnern Amylotrogus?) lichenoides, vittiformis, filiformis,
discoideus und ramulosus, ım Schleim von Mikrokokken an Kartoffeln
Vilmorinella*) Micrococcorum, endlich in Zellen der Kartoffeln Xantho-
chroa°) Solani. Endlich sei noch darauf hingewiesen, dafs an Zellen
von Süfswasseralgen sich bisweilen Vampyrella-Arten finden. Sie
bilden kapselartige Behälter (Cysten), deren reifer, orangegelber bis
ziegelroter Inhalt in Form von beweglichen, nackten Protoplasma-
körpern austritt. Diese Schwärmer bilden durch Kopulation kleine
Plasmodien, welche entweder die ganze Nährpflanze (Diatomee, Desmi-
diee) umfliefsen und bis auf die Membranreste verdauen oder sich an
Zellen gröfserer Algen (Spirogyra) anlegen, um, nachdem sie dieselben
durchbohrt und ihren Inhalt eingesogen haben, wieder in den Oysten-
zustand überzugehen ®).
Zweites Kapitel.
Schizomycetes (Spaltpilze).
Für die Lehre von den Pflanzenkrankheiten besitzen vorläufig die
Schizomyceten bei weitem nicht die grofse Bedeutung, die sie in neuerer
Zeit für die menschlichen und tierischen Krankheiten erlangt haben.
!) Flora 1884, S. 517.
2) Mirsararıs in Tylogonus, ein Beitrag usw. Athen 1850. (Cfr. Saccardo
Syllog. XIV, 840.)
3) Bull. Soc. Bot. de France 1896, S. 424 und Bull. Soc. Myc. de France 1897, S. 76.
4) Bull. Soc. Myc. de France 1897, S. 89.
5) Bull. Soc. Myc. de France 1897, S. 154
6) J. Kreis, Über Vampyrella in Botan. Zeit. 1882 Nr. 12, 13.
II. Schizomycetes (Spaltpilze). 19
Obgleich die Zahl der Erkrankungen der Pflanzen, die durch Bak-
terien verursacht sein sollen, nicht gering ist, so mufs doch zugegeben
werden, dafs es bisher nur in wenigen Fällen gelungen ist, die
Spezifizität einer solchen Erkrankung zu erweisen. A. Fischer!) leugnet
überhaupt das Vorhandensein solcher Erkrankungen, und hält sie nur
für Fäulniserscheinungen, die bestimmte Symptome zeigen. W. MıcuLa?)
dagegen will wenigstens für gewisse Krankheiten die Bakterien als
Erreger gelten lassen. Welche von beiden Ansichten die richtige ist,
läfst sich nur von Fall zu Fall. entscheiden. Für FıscHEr ist das
Kriterium, ob wir es mit einer Bakterienerkrankung zu tun haben, der
Umstand, dafs die Bakterien in die unverletzte Pflanze eindringen.
Diese Forderung geht wohl doch etwas zu weit, denn es gibt gewils
Erkrankungen, bei denen der Eintritt der Bakterien in die Gewebe
durch die Spaltöffnungen erfolgt, nachdem irgendwelche äufseren prä-
disponierenden Einflüsse (z. B. Nässe) vorangegangen sind. Unter
solchen Umständen kann man sehr wohl von einer typischen Erkrankung
unter dem Angriff der Bakterien sprechen, namentlich wenn ihre
Symptome scharf umschrieben und konstant sind. In diesem Sinne
sollen im nachfolgenden die von Bakterien herrührenden Krankheiten
behandelt werden, wobei gleich bemerkt sein möge, dafs wir infolge
der unvollkommenen Kenntnis der meisten dieser Schädigungen nur
in den wenigsten Fällen imstande sind, die primären Ursachen näher
und eindeutig zu erkennen.
Je nach der Art des Zerfalles der Pllanzengewebe unterscheidet man
Rotze oder Nafsfäulen, bisweilen auch Trockenfäulen genannt,
und Schorfe. Indessen läfst sich eine Trennung von Trocken- und
Nafsfäulen nicht durchführen, weil sehr häufig die Trockenfäulen durch
das zufällige Hinzukommen eines celluloselösenden Bakteriums in Nats-
fäulen umgewandelt werden und umgekehrt die Nafsfäulen schliefslich
eintrocknen und typische Trockenfäulen vortäuschen. Am einfachsten
vermeidet man diese Schwierigkeiten, wenn man nur von Bakterien-
fäulen oder Bakteriosen spricht, wobei man sich ja gegebenen-
falls immer noch der Ausdrücke „Rotz“ oder „Schorf“ bedienen kann.
Bevor wir uns der Besprechung der einzelnen Krankheiten zu-
wenden, soll in grofsen Zügen das Notwendigste über die Morphologie
und Physiologie der Schizomyceten gesagt werden, soweit es für unsere
Zwecke in Betracht kommt.
Die Schizomyceten stellen eine ziemlich isoliert stehende
Pflanzenklasse dar, die noch am meisten zu den Phycochromaceen oder
Schizophyceen unter den Algen Beziehungen hat. A. MeyEr hat zwar
versucht, die Bakterien als unterstes Glied der Ascomycetenreihe bei
den echten Pilzen zu erweisen, aber wohl kaum mit Recht. Auch zu
den Chlamydomonadinen und Flagellaten sollen verwandtschaftliche
Beziehungen bestehen, die sich aber ebenfalls nicht näher verfolgen
lassen. Jedenfalls befinden wir uns völlig im Recht, wenn wir die
Bakterien als dritte, gleichwertige Abteilung den Myxomyceten und
Eumyceten gegenüberstellen.
Die Bakterien sind einzellige Pflanzen; auch die sogenannten
Fadenbakterien zeigen sich nur aus ganz gleichwertigen Zellen zu-
sammengesetzt. Wenn wir aber von diesen letzteren, die uns hier
1) Vorlesungen über Bakterien. 2. Aufl. 1903, S. 274 ff.
2) System der Bakterien I, S. 311 ff.
30 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
nichts angehen, ganz absehen, so treten uns bei den übrigen Formen
hauptsächlich drei Grundtypen von Zellen entgegen: Kugeln, Stäbchen
und Schrauben, zwischen denen sich mannigfache Übergänge finden.
Die Gröfse der Zellen wechselt aufserordentlich : bei einigen Arten be-
trägt die Länge über 10 «, bei andern dagegen ist der Durchmesser
geringer als u u. Die Formen, mit denen wir es hier zu tun haben,
werden kaum bis 10 u lang, sondern halten sich meist in den Mafsen
von 2 bis 5 u. Die Form der erwachsenen Zellen bleibt für jede Art
konstant; es kann also nicht ohne weiteres ein Bacillus zu einem Miecro-
coccus werden oder umgekehrt. Indessen können doch Formvariationen
auftreten, die auf den Einflufs der Ernährung zurückzuführen sind und
Involutionsformen genannt werden. Bekannte Beispiele dafür sind z. B.
die verzweigten Formen der Bakterien (Bakteroiden) in den Legumi-
nosenknöllchen und die Verzweigungen der Arten der Tuberkelbacillen-
gruppe.
Wie alle Pflanzenzellen besitzt auch die Bakterienzelle eine
Membran, die aus zwei differenten Schichten besteht. Die innere
gleicht durchaus der Membran der übrigen Pilze, die äufsere dagegen
ist dünner und weit stärker wasserhaltig. In dem Verhalten gegen
Farbstoffe stimmt diese äufsere Schicht mit den Geifseln überein, wes-
halb Mısura annimmt, dafs die Geifseln von dieser Schicht ausgehen
und wahrscheinlich aus derselben Masse bestehen. Unter gewissen
Umständen kann die äufsere Hülle verschleimen; es entsteht dann eine
sogenannte Kapsel (Fig. 4, 6). Wird die Verschleimung stärker, so
entsteht eine Zoogloea, d. h. eine formlose oder irgendwie geformte
Gallertmasse, in der die einzelnen Individuen eingebettet sind (Fig. 4, 7).
Der Zellinhalt der Bakterien besteht wie bei den übrigen Pilzen
aus Plasma, das einen Wandbelag sowie das Lumen durchziehende
Massen bildet. Durch geeignete plasmolysierende Mittel läfst sich das
Abheben des wandständigen Schlauches von der Membran zeigen,
ebenso auch die Vakuolenbildung. Der Nachweis eines Kernes im
Plasma ist sehr oft versucht worden, aber bisher konnte nicht
mit voller Sicherheit gezeigt werden, dafs ein Kern vorhanden ist.
Was bisher für Kerne angesehen wurde, hat sich stets als irgend-
welches Inhaltsgebilde herausgestellt. Im Plasma finden sich vielfach
Körnchen und Körperchen, die sich gegen Farbstoffe in charakte-
ristischer Weise verhalten. Bei der grofsen Kleinheit der fraglichen
Gebilde läfst sich über ihre Natur schwer etwas sagen. Wahr-
scheinlich hat man es mit Reservestoffen zu tun, denn A. MEYER wies
Fett nach. Andere Stoffe sind Volutin, Glykogen, Granulose und
Amylinkörner, wozu noch Schwefelkörnchen bei den Schwefelbakterien
kommen.
Die Bakterienzellen sind entweder unbeweglich, oder sie vermögen
sich durch Geifseln fortzubewegen. Durch besondere Art von Beizung
und Färbung lassen sich die Geifseln sichtbar machen (Fig. 4, 2, 3, 4, 9).
Sie stellen stets feine, fädige, mehr oder weniger wellig oder schraubie
gebogene Gebilde dar, die sich nur in bezug auf ihre Länge, Dicke und
die Art der Krümmune bei den einzelnen Arten unterscheiden. Aufser-
ordentlich wechselnd sind die Zahl und die Anheftung der Geifseln,
gleichwohl aber für jede Art konstant. Wenn nur eine oder zwei
Geifseln vorhanden sind, so stehen sie stets polar, ebenso auch bei
Vorhandensein von einem oder zwei Geifselbüscheln. Bei andern Arten
finden sich die Geifseln gleichmäfsig über den ganzen Körper zerstreut
II. Schizomycetes (Spaltpilze). 91
(peritriche Verteilung). Die Geifseln stellen aufserordentlich empfind-
liche plasmatische Organe dar, welche bei Verletzungen oder bei
äufseren Einwirkungen chemischer Art sehr leicht abgeworfen werden.
Überhaupt scheint die Ausbildung der Geifseln abhängig vom Nähr-
substrat zu sein, denn viele bewegliche Arten lassen sich so auf festen
Nährmedien kultivieren, dafs sie vollständig unbeweglich werden.
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Fig. 4 Bakterientypen.
1 Staphylococcus pyogenes, Wuchsformen, 1%. 2 Bacillus subtilis. Rechts kettenförmige Zellverbände
100/;, links sporentragende Fäden !Wyı, in der Mitte drei gefärbte Stäbchen !%/ı und die Auskeimung
einer Spore zum Stäbchen 1, 3 Bacillus amylobacter. a—g Vegetative und sporentragende Zellen
120), daneben zwei Stäbchen mit Geifseln, in einem eine Spore, ca. 1W/ı. 4 Pseudomonas pyocyanca,
Geifselfärbung 1%/ı. 5 Spirillum endoparagogieum, a verschiedene Formen, b, c sporentragende Zellen,
d—f Auskeimung der Sporen, wodurch scheinbare Verzweigungen entstehen, 13/1. 6 Bacillus anthracis
mit Kapseln 1Wyı. 7 Zoogloea ramigera %ı. 8 Clostridium Pasteurianum. vegetative Stäbchen, sporen-
tragende Stäbehen und Auskeimung der Sporen 1%%ı. 9 Salpeterbakterien, a Nitrosomonas ewropaea,
b N. javensis, ce Nitrobacter. 0/1.
(I nach Fiıscuer, 2 nach Mısvra und Prazmowskı, 3 nach Prazmowskı und Fischer, # nach MıGULA,
5 nach Sorokın, 6 nach MıcULa, 7 nach FiıscHer, $, 9 nach WINoOGRADSKY.)
Die Fortpflanzung der Bakterien geschieht vegetativ durch Zell-
teilung und fruktifikativ durch Sporenbildung. Bei den kugligen Zellen,
den Coccaceen, erfolgt die Teilung der Zelle nach einer, zwei oder
drei Richtungen des Raumes (Fig. 4, 7), bei den stäbchenförmigen
23 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Zellen dagegen erfolgt sie auschliefslich senkrecht zur Längsrichtung
(Fig. 4, 2, 5, 6). Je nach der Teilungsrichtung entstehen dann häufig
kolonieartige Verbände, namentlich häufig bei den Kokken. Man unter-
scheidet Diplokokken, wenn immer zwei Zellen semmelförmig neben-
einander liegen, Tetrakokken, wenn vier Zellen wie in den Ecken eines
Quadrates zusammen liegen, Streptokokken, wenn die Zellen eine Kette
bilden, Staphylokokken, wenn die Zellen traubig gehäuft sind (Fig. 4, 7),
und endlich Sarcinen, wenn die Zellen paketförmig beisammen liegen.
Bei den Stäbchen findet, wenn die Zellen nach der Teilung noch zu-
sammenhängen, eine Art Fadenbildung statt (Fig. 4, 2). Die Sporen-
bildung erfolgt bei allen Bakterien ausschliefslich im Innern der Zelle;
gewöhnlich wird nur eine einzige Spore gebildet, seltener zwei. Ob-
wohl die Vorgänge bei der Sporenbildung von vielen Beobachtern
untersucht worden sind, lassen sich die Resultate noch nicht völlig
miteinander in Einklang bringen, weshalb hier auf eine Darstellung
dieser Vorgänge verzichtet wird. Die Form der Sporen ist entweder
kuglig oder länglich; ihre Membran zeigt meistens keinerlei Skulptur.
Die Stelle der Zelle, an der die Spore liegt, zeigt meist eine kleine
Anschwellunge. Wenn also die Spore, wie es häufig der Fall ıst, an
einem Ende der Zelle liegt, so entsteht die sogenannte Trommelschlägel-
form (Fig. 4, 3). Die Sporen besitzen nur eine sehr geringe Gröfse,
treten aber unter dem Mikroskop sehr deutlich als glänzende, stark
lichtbrechende Körperchen hervor. Ihre Keimung erfolgt meist dadurch,
dafs die Membran aufreifst und das junge Stäbchen hervorwächst
(Fig. 4, 2). Indessen zeigen sich dabei doch kleine, aber charakteristische
Verschiedenheiten bei den einzelnen Arten, die MısuLa als Diagmostikum
der Art verwendet wissen möchte. Aufser dieser Endosporenbildung
hat A. Meyer!) noch Chlamydosporenbildung angegeben, die aber noch
zu wenig bekannt ist, als dafs sie hier Berücksichtigung finden könnte.
Da die Bakterien wegen ihrer Kleinheit der Beobachtung an den
natürlichen Standorten nur schwer zugänglich sind, so mufs man sie
in künstlichen Kulturen studieren. Während man zuerst allgemein
Flüssigkeiten als Nährmedium verwendete, zeigte 1876 R. Koch, dafs
die Isolierung der Bakterien und die Fortzüchtung auf festen Nähr-
böden möglich seien. Erst seit Ausbildung der Methodik der Gelatine-
kultur nahm die Bakteriologie jenen gewaltigen Aufschwung, der unsere
Anschauungen über das Wesen der Krankheiten so gründlich verändert
hat. So sind denn dementsprechend auch unsere Kenntnisse von den
Bakteriosen der Pflanzen noch sehr jungen Datums und zeigen deshalb
noch viele Lücken und ungeklärte Anschauungen. Zur Untersuchung
dieser Krankheiten ist die Beherrschung der bakteriologischen Methodik
notwendig. Da es nicht möglich ist, hier auf die Herstellung von
Reinkulturen und ihre Fortzucht einzugehen, so seien wenigstens
einige wichtigere Handbücher genannt, welche diese Gegenstände aus-
führlicher besprechen. Allgemeine Lehrbücher der Bakteriologie sind:
W. MiıcvLa, System der Bakterien. Bd. Iu.II. Jena 1897 und 1900;
Mıeura, De Barys Vorlesungen über Bakterien. 3. Aufl. Leipzig 1900;
A. Fischer, Vorlesungen über Bakterien. 2. Aufl. Jena 1903; J. SCHMIDT
und F. Weis, Die Bakterien. Jena 1902; F. Larar, Technische Mykologie.
Jena. 2. Aufl. Bd. I, I, im Erscheinen. Bücher, die besonders die
Laboratoriumspraxis berücksichtigen, sind: S. GÜNTHER, Einführung in
!) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XIX 1901, S. 428.
1. Die Bakteriosen der Coniferen. 23
das Studium der Bakteriologie. 5. Aufl. Leipzig 1902; L. Hem, Lehr-
buch der Bakteriologie. 2. Aufl. Stuttgart 1898; A. Mryer, Praktikum
der botanischen Bakterienkunde. ‚Jena 1902.
Es möge nun noch eine kurze Übersicht über das System der
Bakterien gegeben sein, wie es in neuester Zeit von W. Micura aus-
gebildet worden ist. Die erste Ordnung, welche keine Einschlüsse
von Schwefel in den Zellen besitzt, sind die Eubacteria, die zweite,
mit Schwefeleinschlüssen, die Thiobacterıa. Uns interessiert hier
nur die erste Ordnung. Die Familien und Gattungen sind folgende:
1. Familie. Coccaceae. Zellen vollkommen kugelrund.
Streptococcus Billroth. Zellen unbeweglich, Teilung nur nach
einer Richtung des Raumes, einzeln, paarweise oder zu perlschnur-
artigen Ketten vereinigt.
Micrococcus Cohn. Teilung der Zellen nach zwei Richtungen des
Raumes, daher oft Merismopedia-artige Anordnnng der Zellen. Un-
beweglich.
Sarcina Goodsir. Teilung der Zellen nach drei Richtungen des
Raumes, wodurch paketartige Zellanhäufungen entstehen. Unbeweglich.
Planococcus Mig. Wie Micrococcus, aber beweglich.
Planosarcina Mig. Wie Sarcina, aber beweelich.
2. Familie. Bacteriaceae. Zellen mehr oder weniger stäbchen-
förmig, nicht schraubig gekrümmt. Teilung nur senkrecht zur Längs-
richtung.
Bacterium Ehrenb. Zellen unbeweglich, oft mit Endosporen-
bildung.
Bacillus Cohn. Zellen beweglich, mit über den ganzen Körper
verteilten Cilien, oft mit Endosporenbildung.
Pseudomonas Mig. Zellen beweglich, mit polaren Cilien. Endo-
sporenbildung selten.
3. Familie. Spirillaceae. Zellen schraubig gewunden oder
Teile eines Schraubenganges bildend. Teilung nur nach einer Richtung
des Raumes. j
Spirosoma Mig. Zellen unbeweglich, starr.
Mierospira Schröt. Zellen mit einer, selten zwei bis drei polaren,
wellig gebogenen Geifseln, starr.
Spirillum Ehrenb. Zellen mit polaren Büscheln meist halbkreis-
förmig gekrümmter Cilien, starr (Fig. 4, 5).
Spirochaete Ehrenb. Zellen schlangenartig biegsam. Bewegungs-
ar unbekannt. (Neuerdings mit der Flagellate Trypanosoma ıdenti-
ziert.)
4. Familie. Chlamydobacteriaceae. Zellen zylindrisch, zu
Fäden angeordnet, mit Scheide. — Hierzu gehören die Gattungen
Chlamydothrix, Orenothrix, Phragmidiothrix und Sphaerotilus, die für
unsere Zwecke keine Bedeutung besitzen und deshalb übergangen
werden können.
1. Die Bakteriosen der Coniferen.
In einigen Departements von Südfrankreich (z. B. Alpes-Maritimes,
Bouches-du-Rhöne) findet sich an der Aleppokiefer (Pinus halepensis)
eine ganz ähnliche Knotenbildung, wie wir sie später bei der Olive kennen
24 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
lernen werden. E. PriLLIEUx!), der die Krankheit untersucht hat, macht
darauf aufmerksam, dafs der innere Bau der Krebsknoten ganz und gar
dem der Olivenknoten gleicht. Auch äufserlich tritt eine grofse Überein-
stimmung hervor. Bei der Aleppokiefer sitzen die Knoten ebenfalls
im Verlaufe der Zweige als mehr oder weniger kuglige Anschwellungen
an, deren Aufsenfläche mit Faltungen und Einbuchtungen besetzt ist.
Sie erreichen die Gröfse von Hühnereiern und sind viel langlebiger
als die Olivenknoten. Die Einbuchtungen der Oberfläche erreichen
nicht die Tiefe wie bei den Olivenknoten; auch die zentrale Partie
stirbt nicht so früh ab; dadurch entfällt auch die tiefe, in der Mitte
des Knotens bei der Olive vorkommende Höhlung. Bei der Ausbildung
der Knoten beteiligt sich nicht blofs die Rinde, sondern auch das
Holzgewebe, wodurch sich die längere Dauer gegenüber den Oliven-
knoten erklärt. Im Innern liegen die Bakterien in den Gewebelücken.
P. VvıLremin?), der Entdecker und erste Untersucher der Krankheit,
erkannte bereits Bakterien als Ursache und benannte sie BDacterium
Pini. Zum Unterschied von Bacillus Oleae bildet der Organismus
kuglige Zooglöen, die wieder zu gröfseren Massen sich zusammen-
schliefsen. Die Stäbehen sind unbeweglich, 1,5 bis 2,5 « lang und
0,6 bis 0,8 « breit. Reinkulturen sowie Infektionsversuche sind bisher
noch nicht gemacht worden. E
VUILLEMIN war geneigt, die Übertragung der Bakterien durch
Insektenstiche anzunehmen, wogegen PritLLieux daran festhält, dafs die
Einwanderung durch Lenticellen und Stomata erfolet.
2. Die Bakteriosen der Araceen.
Eine in Nordamerika häufige rotzartige Erkrankung der in
ausgedehntem Mafse sowohl im Freien wie ım Glashause kultivierten
Calla hat ©. O. Townsexp®) eingehend auf ihre Ursachen studiert. Die
Krankheit findet sich sowohl in den Knollen wie auch in den Blatt-
und Blütenstielen. In der Knolle ist der gesunde Teil fest und fast
weifs, der erkrankte dagegen braun, weich und wässerig; beide werden
durch eine scharfe Begrenzungslinie getrennt. Von der Knolle geht
die Krankheit in die Blatt- und Blütenstiele über; die ergriffenen Teile
werden schleimig, verlieren aber ihre grüne Farbe nicht sofort. Da-
gegen bekommen die Blätter durch die Absperrung der Nährsäfte
braune, trockene Spitzen und ebensolche Flecken, die sich allmählich
auf die ganze Blattfläche ausdehnen und sie trocken und braun machen.
Geht der Verlauf etwas rapider vor sich, so können die Blattstiele
umknicken, ehe die Blätter ihre grüne Farbe verlieren. Die Blüten
werden ebenfalls braun, und der ergriffene Blütenstiel knickt um. An
den Knollen können die ergriffenen Stellen unter Dunkelfärbung ein-
trocknen, behalten aber ihre Infektionskraft für gesunde Pflanzen-
teile bei.
Die Untersuchung des erkrankten Gewebes zeigte, dafs der Verband
der Zellen gelockert ist und ihr Inhalt zusammengeschrumpft erscheint.
1) Les tumeurs & bacilles des branches de l’Olive et du Pin d’Alep in Ann.
de l’Inst. Agronon. Nancy. XI, 1890; Maladies des plantes I, 33.
2) Sur une bacteriocecidie du Pin d’Alep in Compt. rend. CVII, 1888, 8. 874,
und Sur la relation des Bacilles du Pin d’Alep avec les tissus vivants 1. c., S. 1184.
3) A soft rot of the Calla lily in U. S. Dep. Agric. Bur. of Plant Industr.
Bull. Nr. 30. 1904. Washington.
3. Die Bakteriosen der Gramineen. 35
Zwischen den Zellresten fanden sich Bakterien in zahllosen Massen.
Die Schnelligkeit, mit der die Erweichung des Gewebes vor sich geht,
hängt ganz von den äufseren Bedingungen ab, unter denen die Pflanze
wächst. Während bei warmer und feuchter Umgebung die Knolle in
drei bis vier Tagen zum Verfaulen gebracht wird, dauert unter weniger
günstigen Prädispositionsbedingungen der Prozefs mehrere Wochen
oder noch länger. Bereits die ersten Untersucher der Krankheit,
B. D. Hatstep!) und F. A. SeeY?), hatten Bakterien als Ursache an-
genommen; TownsENn beweist dies durch Infektions- und Kulturversuche
mit dem Organismus, den er Bacellus aroideae nennt, näher.
Der Bacillus mifst etwa 2 bis 3 « in der Länge und 0,5 u in der
Breite, er besitzt 2 bis 8 Geifseln von 4 bis 18 « Länge, mit deren
Hilfe er sich gleitend fortbewegt. Die Kulturen wurden auf den ver-
schiedensten Nährmedien ausgeführt und ergaben, dafs Gelatine ver-
flüssigt und Milch koaguliert wird. Auf Fleischagar werden strahlige
Kolonien bei 18 bis 25°, bei extremen Temperaturen (8 oder 37°) da-
gegen gewöhnlich runde Kolonien gebildet. Gasproduktion findet nicht
statt. Bei Temperaturen unter 6° findet kein Wachstum statt, ebenso-
wenig: bei solchen über 41°; das Optimum beträgt 35°. Bei 50° wird
der Bacillus in 10 Minuten abgetötet. Sonnenlicht tötet ihn in 5 bis
15 Minuten. Bei Abwesenheit von Sauerstoff findet kein Wachstum
statt, dagegen wird er beim Aufbewahren in sauerstoffloser Atmosphäre
bei 18 bis 25° selbst nach mehreren Monaten nicht abgetötet.
Townsenn impfte Reinkulturen des Organismus in Blattstiele ein
und erzielte damit nach wenigen Stunden schon Erfolg, indem er die-
selben Erweichungen des Gewebes hervorrufen konnte. Mit Erfolg
wurden auch Impfungen auf Möhren, Kartoffeln, weifsen Rüben,
Radieschen, Kohl und Blumenkohl vorgenommen, wo ebenfalls dunkel
gefärbte Rotzstellen erzeugt werden konnten. Auch Früchte, wie
Tomaten, Eiertomaten und Gurken, wurden zur Erkrankung gebracht.
Als Verhütungsmittel der in den Gewächshäusern oft verderblich auf-
tretenden Krankheit werden eine sorgfältige Auswahl der Knollen und
eine Erneuerung der Erde in den Kulturbeeten in Zwischenräumen
von drei bis vier Jahren empfohlen.
3. Die Bakteriosen der Gramineen.
F. ©. Stewart?) beobachtete eine Maiskrankheit, die durch
Bakterien verursacht wird. Die Pflanzen welken und vertrocknen ohne
erkennbare Ursache; meist beginnt die Erkrankung gegen die Blüte-
zeit und ergreift zuerst die Blätter, welche langsam abtrocknen. Die
Dauer der Krankheit bis zum Tode der Pflanze ist sehr verschieden;
bisweilen scheint sich die Pflanze noch einmal erholen zu wollen.
Weder an den Wurzeln noch an den Stengeln ist äufserlich irgend
etwas Abnormes zu sehen; erst beim Längsschneiden der Stengel sieht
man, dafs die Gefäfsbündel scharf als gelbe Striche hervortreten. Auf
Querschnitten durch den Stengel bemerkt man, dafs ein gelber, zäher
Schleim aus den Gefäfsbündeln herausfliefst. Hierin befinden sich die
1) Diseases of Calla in New Jersey Exp. Stat. Rep. for 1893, S. 399.
2) Condensed Handbook of diseases of plants in Ohio 1900, S. 21.
3) A bacterial disease of sweet corn in New York State Agr. Exp. Stat.
Geneva. Bull. 130. 1897, S. 423.
26 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Bakterien, die leicht rein zu kultivieren sind. Sie wachsen gut auf
allen gebräuchlichen Kulturmedien, besonders bei 21 bis 28° ©. Die
Länge beträgt 1 bis 2 « und die Breite 0,5 bis 0,9 u; die Enden sind
abgerundet. Die Stäbchen bewegen sich mit Hilfe einer polaren Geifsel.
E. F. Smıra!) nennt den Pilz Pseudomonas Stewarti. Die Bakterien be-
finden sich nur in den Gefäfsen und gehen niemals ins Parenchym über.
(Gelungene Infektionsversuche wurden erst 1902 durch E. F. SmıtH ?)
angestellt. Er brachte Tropfen von Reinkulturen an die Wasserspalten
am Rande des Blattes oder sprühte sie über die Pflanzen. In beiden
Fällen wurden zweifellos gesunde Pflanzen von der Krankheit befallen.
Wahrscheinlich geschieht die Verbreitung der P. Stewarti durch
infizierte Samen. Bekämpfungsmittel, wie Kalk und Schwefel, haben
sich nicht bewährt; es empfiehlt sich «nur der Anbau widerstands-
fähigerer Sorten.
Als Bakterienkrankheit erkannte J. BURRILL?) bereits im Jahre 1889
die corn-blight genannte Erkrankung des Maises in Nordamerika,
die sorgfältig von dem durch Pseudomonas Stewarti verursachten
corn-wilt zu unterscheiden ist. Mitten auf den Maisfeldern treten
Parzellen auf, wo die Pflanzen in ihrem Wachstum zurückbleiben und
eine gelbe Farbe annehmen, die sich zuerst an den untersten Blättern
zeigt. Die Wurzeln sterben zum Teil ab, und an ihrer Oberfläche
werden braune Flecken sichtbar, auf denen sich eine zähe, schleimige
Masse befindet. Auf Längsdurchschnitten durch den Stengel findet
man an der untern Partie und an den Knoten dunkle Verfärbungen,
während die Internodien noch gesund aussehen. Im Spätsommer
werden auch die Blattscheiden ergriffen, die aufsenseits braune Flecken
bekommen, in denen das Gewebe mehr oder weniger in Fäulnis über-
geht. Auf der Innenseite schreitet die Zerstörung noch weiter vor,
so dafs die ganze Oberfläche mit dem zähen Schleim bedeckt ist.
Schliefslich wird dann der Vegetationsscheitel ergriffen und zum Faulen
gebracht. Der Schleim wimmelte von Bakterien, die von BURRILL
isoliert wurden. Auch Infektionen wurden mit dem Bacillus Zeae an
den Blattscheiden ausgeführt. Nach vier Tagen bereits zeigten sich
die braunen Flecken an der Aufsenseite.
Der Bacillus ist ein bewegliches, ziemlich plumpes Stäbchen von
0,8 bis 1,6 u Länge und 0,65 u Breite, der auf Gelatine ziemlich grofse,
durchscheinend bläulich-weifse Kolonien mit unregelmäfsig gelapptem
Rande bildet. Durch den Genufs des erkrankten Maises soll beim
Rindvieh eine septikämische Krankheit hervorgerufen werden, welche
corn-stalk disease genannt wird. Ob wir es aber dabei mit dem-
selben Erreger zu tun haben, mufs noch dahingestellt bleiben.
Eine in Amerika und Europa weitverbreitete Krankheit (sorghum-
blight) der Zuckerhirse (Andropogon Sorghum var. saccharatum) wurde
durch J. BurkıLL®) ebenfalls als Bakterienkrankheit erkannt. KELLERMANN
und SwinsL£?) bestätigten gleichzeitig die Befunde und führten auch
erfolgreiche Infektionsversuche aus. Die Pflanze bekommt überall erst
!) Notes on SrewArr’s Sweet Corn Germ, Pseudomonas Stewarti.n. sp. in Proc.
Americ. Assoc. f. Advanc. of Sci. for 1898, S. 422.
2) Completed proof that P. Stewarti is the Sweet Corn Disease of Long Island
in Science new ser. XVII, 1903, S. 458.
®) A bacterial disease of corn in Illinois Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 6. 1889.
*) Illinois Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 6. 1889.
?) First Am. Rep. Kansas Agric. Exp. Stat. 1888.
3. Die Bakteriosen der Gramineen. 27
gelbe, dann rote Flecken, die sich zuerst an den Blattscheiden, dann
am Halm, den Blättern, den Inflorescenzteilen usw. zeigen. Die Flecken
nehmen an Gröfse zu und können den ganzen Stengel bis auf geringe
Reste bedecken. In den kranken Pflanzen findet sich der von Burkıtz
bereits isolierte Bacillus Sorghi, der als Ursache gedeutet wird. Die
Stäbchen sind etwa 1,5 (1 bis 3) « lang und 0,7 (0,5 bis 1) « breit,
bewegen sich während der Zeit der lebhaften Vermehrung und hängen
dann in Ketten zusammen. Gelatine wird nicht verflüssigt. Sporen-
bildung findet nicht statt. KELLERMANN und SwiInGLE fanden bei ihren
Versuchen, dafs die Krankheit bis zu einem gewissen Grade durch
Bodeneinflüsse bedingt ist. Zur Bekämpfung werden Ausrottung der
erkrankten Pflanzen und Fruchtwechsel empfohlen.
Die Entstehung dieser Krankheit durch Bakterien steht nun keines-
wegs über alle Zweifel erhaben. Wenigstens konnte M. Rapaıs!) aus
den erkrankten Pflanzen eine Hefe züchten, die, auf gesunde Pflanzen
übertragen, bei ihnen die Symptome des Sorghum-blight hervorbringt.
Die geimpften Stellen färbten sich rot, und die Hefen verbreiteten sich
in den Zellen und Intercellularen der Pflanze unter Bildung des roten
Pigmentes weiter. Das Pigment wird aber scheinbar von der Sorghum-
pflanze gebildet, da es auch bei Verletzungen ohne gleichzeitige
Infektion nicht selten ist. Wie weit damit die Untersuchungen von
PALMIERI und Üomzs?) zusammenfallen, die Bakterien und Hefen als
Ursache der Krankheit bezeichnet haben, mag dahingestellt sein.
Bruysıng®), der die Krankheit ın den Niederlanden studierte, nımmt
eine Pigmentbakterie als Ursache an.
Bei der afrikanischen Sorghumhirse (Andropogon Sorghum)
hat W. Buss£*) Bakterien an allen Teilen der Pflanze beobachtet, die
sich aber nicht auf spezifische Bakterien, sondern nur auf Saprophyten
zurückführen lassen, die durch besondere Umstände zum Eindringen
in die Pflanze befähigt werden. In dem süfsen, von Aphiden oft
massenhaft ausgeschiedenen Honigsaft siedeln sich natürlich sofort
Bakterien an, welche in die von den Tieren erzeugten Stichwunden
eindringen. Aufserdem finden sie sich zahlreich in den Spaltöffnungen,
von wo sie dann in das innere Gewebe gelangen. Die beginnende
Erkrankung ist stets an der roten Färbung des Gewebes zu erkennen.
Nicht immer kommt es zu ausgebreiteten Erweichungen des Gewebes,
sondern meist entstehen nur lokale Fäulnisherde, die unter Umständen
auch ausheilen können. Von besonderem Interesse sind Busse's Ver-
suche über die Erzeugung des roten Farbstoffes, der zuerst in den
Membranen, dann in dem Zellinhalt auftritt. Er entsteht bei Ver-
wundungen, Invasion von Parasiten, Giftwirkungen und Störungen des
Gaswechsels und der Transpiration. Die farblose Muttersubstanz (Leuko-
substanz) des Farbstoffes ist im Zellsaft vorhanden und wird mit dem
Imbibitionswasser wahrscheinlich von den Membranen aufgenommen,
Die Umwandlung in die rote Modifikation ist ein rein chemischer
Prozefs, der mit spezifischen Wirkungen der Parasiten nichts zu
tun hat.
Da Besse seine Versuche an Andropogon in Buitenzorg vor-
) On the blieht of Sorghum in Botan. Gaz. XX VIII, 1899, S. 65.
) Accad. di Sc. Napoli 1883.
3) Arch. Neerland. 2ieme ser. I, 1898, S. 297.
4) Untersuchungen über die Kr ankheiten der Sor er in Arb. a.d. Biol.
Abt. £. Land- und Forstwirtsch. am Kais. Ges.-Amt. IV. 1904, S. 319.
28 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
genommen hat, wo die an ein trocknes Klima gewöhnte Pflanze kaum
unter normalen Bedingungen wächst, so erklärt sich auch leicht, wes-
halb in der ostafrikanischen Heimat sich die Bakteriosen nicht finden.
Augenscheinlich also begünstigt das feuchtere Klima die Invasion der
Bakterien wesentlich, indem es die Resistenz der Pflanze bedeutend
heruntersetzt.
Beim Zuckerrohr sind mehrere Bakterienkrankheiten beobachtet
worden. So beschrieb CogB!) die Gummikrankheit von Neu-Südwales
und gab als Ursache das Bacterium vascularum (Cobb) Migula an. Die
Halme besitzen eine oder mehrere tote Spitzen und zeigen im Vege-
tationsscheitel eine oder mehrere Höhlungen. Das Gewebe um diese
Höhlungen ist gebräunt oder schwarz und trieft von einer schleimigen,
gelb bis braun gefärbten Substanz. Beim Zerschneiden eines Halmes
findet man, dafs aus den Gefäfsen eine gummiartige Masse hervorquillt,
die bald zu einem glänzend gelben Fleck eintrocknet. In dieser,
Vaskulin genannten Masse sitzt das Bakterium. Die von ÜoBB an-
gestellten Infektionsversuche gaben kein eindeutiges Resultat; dagegen
hat die Nachuntersuchung durch R. Gr. Sımit#?) und E. F. SmitH®) er-
geben, dafs es sich hier doch um eine primäre Bakterienerkrankung
handelt. Der letztere Autor impfte durch Nadelstiche Reinkulturen
des Bacillus in die Blätter von Glashauspflanzen ein und beobachtete
nach etwa drei Wochen weifse Streifen an den infizierten Blättern, die
später mit rötlichen oder braunen Flecken und Streifen besetzt sind.
Allmählich schritt die Erkrankung nach oben und unten hin auf den
infizierten Blättern fort und tauchte auch an andern auf. Nach drei
Monaten etwa waren die meisten grofsen Blätter geschrumpft und die
oberen Herzblätter am Faulen. Der Wuchs der Pflanzen war zwergen-
haft geblieben. In den Gefäfsbündeln der Blätter und des Stengels
hatte sich der gelbe Bakterienschleim eingefunden, in dem die Pseudo-
monas vascularım in Unzahl vorhanden war. Wichtig ist, dafs sich
auch rotgefärbte Bündel vorfanden. Dieser Farbstoff stammt aber
nicht von der Pseudomonas, sondern es existiert nach PRINSEN GEERLINGS
ein schwer löslicher Stoff in der Cellulose des normalen Zuckerrohr,
der durch Alkali ins Gelbe übergeht, bei Durchlüftung aber ins Rote
und endlich ins Braune.
Wahrscheinlich stimmt damit überein die Top-rot (Spitzen-
fäule) genannte Krankheit, welche von WARKER und WenT*) auf Java
studiert wurde. Aufser andern Bakterien wurde auch das Copp’sche
Bakterium gefunden und rein kultiviert. Das Krankheitsbild stimmt
im wesentlichen mit der australischen Krankheit überein; nur zeigen
sich äufserlich mehrere Abarten der Erkrankung, was bei der grofsen
Häufigkeit auf Java nicht verwunderlich erscheint. Die Infektions-
versuche ergaben keine rechten Resultate. Schon Cops hatte betont,
dafs die Krankheit bei grofser Feuchtigkeit am liebsten auftritt; WAKKER
und Went bestätigen diese Ansicht und meinen sogar, dafs diese äufsern
!) Plant diseases and their remedies in Dep. of Agric. New South Wales, 1893,
S.1, und The cause of gumming in sugar-cane in Agric. Gaz. of New South Wales
VI, 1896, S. 683.
?2) The gummosis of the sugar-cane in Oentralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. IX,
1902, S. 805.
3) Ursache der Cogs’schen Krankheit des Zuckerrohrs in Oentrabl. f. Bakt. u.
Par. 2. Abt. XIII, 1904, S. 729.
#) De ziekten van het Suikerriet op Java I, 1898, S. 64.
3. Die Bakteriosen der Gramineen. 29
Umstände das Primäre der Erkrankung seien, so dafs die Bakterien
erst später ihre verderbliche Wirkung entfalten würden. Man mufs
über diesen Punkt weitere Untersuchungen abwarten.
Ahnlich durch feuchte Bodenverhältnisse erzeugt ist eme Bak-
teriosis des Stengels, auf die M. RacıBorsk1!) zuerst die Auf-
merksamkeit lenkte. Die Bakterien dringen nicht von der Spitze aus
in den Stengel ein, sondern vom Wurzelende aus, wenn kleine Ver-
letzungen vorhanden sind. Sie vermehren sich stark in den Stengel-
internodien, besonders dann, wenn in den Intercellularräumen die Luft
durch Wasser verdrängt ist?). Durch das Eindringen der Bakterien
wird das Parenchym in eine faulige, nach Buttersäure riechende Masse
umgewandelt; zuletzt bleibt vom Stengelinhalt nur der Bastteil der
Gefälsbündel übrig. Wir haben es also auch hier wahrscheinlich nicht
mit einer primären Bakterienkrankheit zu tun.
Endlich bleibt noch eine dritte Krankheit kurz zu erwähnen, die
berüchtigte Sereh-Krankheit, die auf Java ungeheuren Schaden
verursacht. WAKKER und WeEnT?) sind auf die verschiedenen Meinungen,
welche über die Ursache dieser Krankheit aufgestellt wurden, aus-
führlich eingegangen. Janse hat Dacterium Sacchari im Stengel dafür
verantwortlich gemacht, TrEeuB Heterodera javanica m der Wurzel,
SOLTWEDEL Tylenchus sacchari in der Wurzel, WARKER endlich Aypocrea
Sacchari an den Blattscheiden in Verbindung mit Wurzelerkrankungen.
WARKER widerspricht ganz entschieden, dafs Bakterien die Ursache
sein könnten, — eine Ansicht, die auch andere Untersucher vor ihm
bereits geäufsert haben (BENECKE, DEBRAY). Dagegen ist E. F. Smith
neuerdings geneigt, Bakterien als Ursache der Gefäfserkrankung an-
zunehmen. Da diese Verhältnisse noch zuwenig geklärt sind, so gehe
ich auf die Serehkrankheit hier nicht näher ein (vgl. denselben Gegen-
stand im ersten Bande).
Über eine Bakteriose von Dactylis glomerata berichtet E. RATHAY ?).
Die Pflanzen hatten eine geringere Höhe und zeigten unvollkommnere
Streckung der oberen Internodien, an denen sich ein zitronengelber,
zäher, klebriger Schleim befand. Er bestand aus Bakterien und be-
deckte nicht blofs die Halme, sondern auch die Blätter und Teile des
Blütenstandes. An den mit dem Schleim bedeckten Stellen fehlte
häufig die Cuticula; im chlorophyllhaltigen Gewebe zeigten sich kleine,
gelbe Körnchen. Nicht selten waren dıe Mittellamellen der befallenen
Halmteile gelöst, und zwischen den Zellen des Parenchyms und auch
der Gefäfsbündel befand sich derselbe Bakterienschleim wie aufserhalb.
Der Schleim reagiert sauer. Das Bakterium ist kurz ellipsoidisch, mit
Kapsel, unbeweglich. In Bouillonabsud von Dactylis werden zitronen-
gelbe Flöckchen gebildet, während die Flüssigkeit selbst klar bleibt.
Auf Kartoffeln wächst das Bakterium besser als auf Agar und Gelatine.
Infektionen glückten nicht, woraus RatHay schliefst, dafs es besonderer
Prädisposition der Pflanze bedarf, damit die Ansteckung glückt.
1) Voorloopige mededeelingen omtrent eenige rietziekten in Arch. voor de
Java-Suikerindustr., Kagok Tegal 1898. :
2) Kıueruing, Z., en Surıseer, H., Onderzoekingen over onvoldenden groei en
ontijdig afsterven van het riet als gevolg van wortelziekten in Meded. von het
Proef-stat. voor suikerriet in West-Java to Kajok Tegal Nr. 48. 1901.
3) De ziekten van het suikerriet I, S. 76. i N
4) Über eine Bakteriose von Dactylis glomerata L. in Sitzber. K. Ak. Wiss.
Wien. Math.-nat. Kl. CVIII, 1899, S. 597.
30 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Bei Arrhenatherum elatius sind an den Rhizomen aufgeblasene
Knoten bekannt, die den sogenannten Rosenkranzhafer bilden. Diese
Knoten sollen nach CH. GurFroY!) einem Bacterium moniliformans Guffr.
ihren Ursprung verdanken. Einen Beweis für diese Ansicht hat GUFFROY
nicht erbracht.
Bei allen Arten von Weizen lassen sich Körner von eigen-
tümlich rosenroter Farbe beobachten. Nach E. PriLLiEux’ Unter-
suchungen ?) ist der Sitz der rötlichen Färbung nicht die Samenschale,
sondern die Kleberschicht. Der äufseren Gestalt nach bieten die frag-
lichen Körner nichts Besonderes. Manche sind allerdings gefurcht und
stellenweise mit gelockerter Fruchthaut versehen, jedoch ist dies Merk-
mal kein durchgreifendes. Bei dem Glasweizen ist die rote Färbung
intensiver im Querschnitt als bei den Körnern mit mehligem Eiweifs,
bei welchen die Färbung auf die äufsere Schicht des Eiweifskörpers
und auf den Umkreis der Höhlungen beschränkt bleibt, welche sich
im Innern des Kornes bilden. Die Stärke enthaltenden Zellen bleiben
ohne die rote Verfärbung, die übrigens in Ol oder Glycerin beobachtet
werden mufs, da Wasser die Farbe sofort verschwinden läfst. Der
Embryo ist oft sehr intensiv rot.
Die vorerwähnte Höhlung, deren Peripherie sich auch durch die
Intensität der Röte auszeichnet, grenzt an die Leiste, welche der äufsern
Furche des Weizenkornes entspricht, und durchzieht bisweilen die
ganze Länge des Kornes vom Embryo an der Basis bis zur Spitze.
Bisweilen besteht die zentrale Höhlung aus mehreren, kommunizieren-
den Kammern, deren Bildung aber immer von der Oberfläche des
Kornes beginnt. Der Hohlraum ist von einer transparenten Zone zu-
nächst umgeben; es sind dies diejenigen Zellen des sonst stärkereichen
Sameneiweifses, in denen die Stärke bereits aufgelöst ist.
Nach dem Innern der Höhlung zu erscheint die transparente Zell-
schicht von einer wolkigen, zitzenartig vorspringenden Masse aus-
gekleidet; es sind Mikrokokken, die PriLLIEUx Micrococeus Tritici nennt.
Die Lösung der Stärke erfolgt in der Weise, dafs die Körnchen
allmählich an Gröfse abnehmen, ohne im Innern jene radialen Sprünge
und Furchen zu zeigen, die bei der normalen Lösung während der
Keimung auftreten; die Einwirkung des Micrococcus bewirkt eine
Korrosion der Oberfläche, die wie angenagt aussehen kann. Die er-
wähnten Lösungserscheinungen lassen sich am besten in der rosenrot
gefärbten, an die vorerwähute, durchscheinende Zone angrenzenden
Gewebelage beobachten. Man trifft dort Zellen, in denen alle Stärke
bereits verschwunden ist, so dafs nur das zwischen den ehemaligen
Körnern liegende Plasma als netzartige Masse zu sehen ist. In andern
Fällen erstreckt sich die Auflösung gleichzeitig auf die stickstoffhaltige
Substanz und die Stärkekörner. Schliefslich verfallen auch die Zell-
wände dem Lösungsprozefs, indem sie sich aufblähen und verschleimen,
wobei sie aber bis zu Ende ihre Cellulosereaktion beibehalten. Noch
deutlicher läfst sich die Lösung der Zellwand bei der Zersetzung der
Kleberschicht beobachten. Hier sieht man, dafs die hyaline Zellenlage,
welche die Samenschale von der Kleberschicht trennt, und welche im
1) L’avoine ä chapelet et le Bacterium moniliformans Guffr. in Journ. d’agri-
eult. prat. 1901, S. 719.
2) Sur la coloration et la mode d’alteration de grains de ble roses in Annal.
sc. nat. 6ieme ser, VIII, 1879, S. 248, ferner in Maladies des pl. agric. I, 7.
4. Die Bakteriosen der Liliaceen. 31
gesunden Korn sehr dickwandig ist, unter der Einwirkung des Miero-
coccus ganz aufgelöst wird.
Die Mikrokokken wandern durch die Furche des Kornes ein.
Bisher ist die Krankheit nur selten beobachtet worden und hat nur
geringen Schaden verursacht. Wahrscheinlich haben ein geringer Reife-
zustand und eine zu dichte Lagerung die Krankheit begünstigt. Daher
empfiehlt es sich, für reifes Saatgut und luftige Aufbewahrung Sorge
zu tragen.
4. Die Bakteriosen der Liliaceen.
Obwohl der Rotz der Hyacinthen den Gärtnern eine längst
bekannte und gefürchtete Erscheinung war, gelang es doch erst 1881
SORAUER!) und 1883 WARKER, die aufserordentlich schädliche Krankheit
als Bakteriosis nachzuweisen. Schon im Jahre 1834 finden wir in einem
Bericht des seinerzeit berühmten holländischen Zwiebelzüchters SCHNEE-
voost?) in Harlem genauere Angaben über das Auftreten der Krankheit.
Wenn nämlich zu der Zeit, wo die Zwiebeln nach dem Ausheben aus
ihrem bisherigen Wachstumsorte noch zum Nachreifen in der Erde liegen,
sich starke Regengüsse einstellen und die Erde warm bleibt, so er-
halten sehr viele Zwiebeln ein nahezu gekochtes Aussehen, verlieren
die Zähigkeit des gesunden, in den Schuppen vorhandenen Schleimes
und werden zu einer kleisterartigen, stinkenden Masse. Trotz vor-
sichtigster Visitation wird die Krankheit in der Regel auf die Zwiebel-
stellagen in den Aufbewahrungsräumen übertragen. Man erkennt die
kranken Exemplare zuweilen schon daran, dafs die bei der Untersuchung
auf die Ringelkrankheit angeschnittene Zwiebelspitze sich mit gelb-
lichen, schleimigen Massen bedeckt, welche sich auch auf die Bretter
der Stellagen ausbreiten und die Zwiebeln festkitten. Wegen der
gelben Farbe der schleimigen Massen könne man, meint SCHNEEVOOGT,
auch von einem „gelben Rotze“ sprechen.
Gerade so wie bei der Kartoffel tritt der Rotz der Hyacinthen oft
als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auf, und deshalb erscheinen
die Krankheitsbilder mancher früherer Beobachter verwischt. Dies ist
zum Teil der Fall bei Mryen, der Merkmale des schwarzen Rotzes
mitaufführt®) und bei BayEr*), welcher Charaktere der Ringelkrankheit
zum weifsen Rotze hinüberzieht. Dieser Beobachter erwähnt, dafs der
Rotz ebenso wie die Ringelkrankheit die ganz besonders stark und
üppig getriebenen Zwiebeln heimsucht, und diese Angabe sehen wir
durch eine spätere Mitteilung Lackner’s?) bestätigt. Derselbe gibt an,
dafs die Krankheit nicht an bestimmte Sorten gebunden ist, jedoch
die in Laub und Zwiebel am fleischigsten sich entwickelnden Sorten
am heftigsten heimsucht, wie z. B. l’ami du ceur (rote und blaue),
Maria Catharina, Baron von Thuyl u. a Nach Lackner beginnt der
Rotz schon in dem Augenblicke kenntlich zu werden, wo das Abreifen
des Laubes im Zwiebellande eintritt; SorAUER®) konnte die Krankheit
bisweilen viel früher auffinden. Man sieht nämlich Exemplare, deren
Blätter erst etwa 10 cm Länge besitzen, und bei denen die Blumen
1) Handbuch usw., 2. Aufl., II, 95 nd Y
2) Ver. d. Ver. z. Bef. des Gartenbaues i. d. K. Preufs. Staat. X, 1834, S. 252.
3) Pflanzenpathologie. Berlin 1841, S. 168. 2
#) Verh. d. hannov. Gartenbau-Ver. Hannover 1833, S. 120, eit. bei Meven.
5) Der deutsche Garten 1878, S. 54. EM
6 Der weifse Rotz der Hyacinthenzwiebeln in Der deutsche Garten 1881, S. 193.
32 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
scheinbar in der besten Entwicklung sich befinden, im Wachstum
plötzlich stillstehen. Der Blütenschaft hört in seiner Streckung auf,
und die Blumen entfalten sich unregelmäfsig. Darauf fangen einzelne
Blattspitzen an, gelb zu werden; die bisweilen leuchtend gelbe Färbung
schreitet zunächst langsam, und zwar oft streifenweise, in den Gefäfs-
bündelregionen nach der Blattbasis hin fort, während die Spitze abzu-
trocknen beginnt. Allmählich werden andere Blätter derselben Mutter-
zwiebel und etwa 14 Tage später auch solche der Tochterzwiebeln
unter denselben Erscheinungen krank. Die Wurzeln können dabei auf-
fallend kräftig, ja bisweilen geradezu fleischig erscheinen. Man findet
auch schon zur Zeit des ersten Austreibens der Zwiebeln kranke Exem-
plare; in diesem Falle ist die Erkrankung bereits eine sehr schwere.
Der über der Erde kaum hervorkommende Blattkegel bleibt geschlossen ;
die Blätter, welche an der Spitze gar nicht oder kaum auseinander-
weichen, sind an einzelnen, dem blofsen Auge weifs erscheinenden
Stellen miteinander verklebt.
Die Schuppenbasis und die Wurzeln können dabei manchmal noch
gesund sein; in andern Fällen jedoch gelingt es, durch einen geringen
Zug bei bereits hochentwickelter Krankheit die mittlern Blätter aus
der Zwiebel herauszuziehen, und dann erscheint die Basis verfault; ın
der fauligen, übelriechenden Masse fehlen selten Milben und Anguillulen.
An solchen Zwiebeln weisen die Blätter und Schuppen manchmal Faul-
stellen in verschiedener Höhe und durch scheinbar gesunde Zonen
getrennt auf. Die isolierten Krankheitsherde in der Schuppe zeigen
sich als matt entfärbte oder dunklere, gelbe Zonen mit zentraler brauner
Partie. Rosanilin (essigs.) färbt das gesunde Gewebe violett, die kranke
Stelle dagegen rubinrot.
Das Mikroskop zeigt, dafs die breiartige Zersetzung sowohl den
Zellinhalt als auch die Membranen ergreift, so dafs schliefslich nur die
Cuticula und Gefäfsreste übrigbleiben. Die Epidermis widersteht in
der Regel länger als das von ihr eingeschlossene Gewebe. An den
Übergangsstellen in das gesunde Gewebe der Zwiebelschuppe erkennt
man, dafs die innerste Schicht der Zellmembran zuletzt der Auflösung
verfällt, welche sich mit einer Quellung der Gesamtwandung einleitet.
Der Zellinhalt zerfällt körnig; vor dem Zerfall sieht man die stark
lichtbrechenden gesunden seitenständigen Zellkerne ihre gleichartige
Beschaffenheit verlieren, trübkörnig werden, sich vergröfsern und ihre
Konturen an Deutlichkeit abnehmen, bis dieselben endlich ganz ver-
schwinden und nur noch zerstreute Körnergruppen die Stelle des ehe-
maligen Zellkerns anzeigen. Die Zerstörung schreitet im Innengewebe
von Blatt und Schuppe schneller fort als in der Epidermis.
Als Ursache der fauligen Zersetzung sieht J. H. WARKER!) ein
Bakterium an, dem er den Namen Bacterium Hyacinthi gibt. Die
Bakterien sitzen hauptsächlich in den Gefäfsbündeln, die mit dickem
gelbem Schleim angefüllt werden. Von hier aus schreitet die Er-
weichung und Zerstörung des Gewebes nach dem Parenchym zu fort,
und es entstehen dann die soeben geschilderten ausgedehnten Höhlungen
mit dem gelben Bakterienschleim. Der Organismus wurde zwar in
Reinkultur gezüchtet und eingehend untersucht, aber Infektionen wurden
!) Vorläufige Mitteilungen über Hyacinthenkrankheiten in Bot. Centralbl. XIV,
1383, S. 315; ferner La maladie du jaune, ou maladie nouvelle des jacinthes, causee
par le Bacterium hyacinthi in Arch. neerland. des sc. ex. et nat. XXIII, 1889, 8.1.
4. Die Bakteriosen der Liliaceen. 33
mit ihm nicht gemacht. WARKER spricht nur die Ansicht aus, dafs die
Infektion in der Natur durch Wunden oder auch durch die Spalt-
öffnungen erfolgen kann.
E. F. Smmma!) nahm dann WAarkEr's Forschungen wieder auf und
führte sie damit zu Ende, dafs er erfolgreiche Infektionen vornahm
und dadurch das Bakterium als primäre Ursache der Krankheit nachwies.
Er ging ausschliefslich von Reinkulturen des Organismus aus und
impfte eine grofse Anzahl verschiedener Sorten von Hyacinthen an ver-
schiedenen Stellen (Fig. 5,1,
2). Stets erhielt er bei den ge-
impften Pflanzen die Krank-
heit, während die Kontroll-
pflanzen gesund blieben;
allerdings schwankte die In-
kubationszeit zwischen wei-
ten Grenzen. Bei dem an
den oberirdischen Organen
infizierten Exemplare traten
die ersten Zeichen der
Krankheit innerhalb drei
bis vierzig Tagen auf, wäh-
rend das Fortschreiten bis
zur Zwiebel erst vom zwei-
ten bis zum fünften Monat
erfolgte. Gewisse Sorten Fig. 5. Hyacinthenrotz.
sind scheinbar empfindlicher 7 Durchschnittene Hyaeinthen-
„ zwiebel von einer Pflanze, deren
als andere, so 2. B. Zar Blätter infiziert wurden. Nat. Gr.
äno- 2 Ein infiziertes Hyaeinthenblatt.
Peter und Gertrud empfäng Nat. Gr. 3 Pseudomonas Hyacinthi
licher als weıfse Baron von (Wakk.) E.F. Smith. 1000:1. (Nach
Thuy l und Gigantea. WAar- un
KER’S ee, dafs die
Tochterzwiebeln "angesteckt werden, findet durch
SMITH'sS Infektionsversuche ihre Bestätigung.
Die Übertragung der Krankheit geschieht mit
Hilfe von Wunden, die teils durch Insekten ver-
ursacht sein können, teils aber dem Messer des Kulti-
vateurs zuzuschreiben sind. Es sollte daher stets
beim Verschneiden erkrankter Zwiebeln ein Messer
benutzt werden, das bei Operationen an gesunden
nicht Verwendung finden darf.
Der Organismus, der von WAarkER als Bacterium Hyacinthi be-
zeichnet worden war, ist ein Stäbchen mit abgerundeten Enden,
das etwa 1 bis 2 a lang und 0,4 bis 1 u breit wird. Mit Hilfe
einer Geifsel, die sich an dem einen Pol befindet, bewegt sich
der Organismus in jungen Kulturen, im Alter dagegen ist er un-
beweglich. Die Kultur wurde ın Bouillon und in festen Medien vor-
genommen. In alkalischer Bouillon erschien erst in der zweiten Woche
ein deutliches Wachstum, auf alkalischer Gelatine aber bereits am
zweiten Tage. Merkwürdig ist die Bildung zoogloeaartiger Klumpen,
die in der Bonillon sich an den Rand des Gefäfses ansetzen und eine
: N-
1) Waxeer’s hyacinth germ in U. S. Dep. of Agric. Div. of Veg. Phys. and
Path. Bull. Nr. 26. Washington 1901.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 3
34 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Art Haut bilden, die sich dann zu Boden senkt. Auf festen Substraten
dagegen, wie Gelatine, Kartoffel, Zuckerrübe usw., bilden sich papillöse,
warzige Überzüge, die wie eine chagrinierte Decke aussehen. SMITH
fand keine Sporen, während WAkKER sie beobachtet hat. Wie auf der
Nährzwiebel, so wird auch auf Kulturen ein gelber Farbstoff produziert,
der später gewöhnlich in Braun übergeht. Bei 38° C. wächst der
Organismus nicht mehr, das Optimum beträgt 28 bis 30° ©., das Minimum
etwa 4°C. Bei 47,5° ©. tötet ihn Aussetzen von zehn Minuten. Wegen
des Vorhandenseins der Geifsel stellt ihn SmitH zur Gattung Pseudo-
monas (Fig. 5, 3).
Nach den soeben mitgeteilten Untersuchungen unterliegt es keinem
Zweifel, dafs der Hyacinthenrotz ein wohl umschriebenes Krankheits-
bild aufweist und deshalb als besondere Erkrankung angesehen werden
mufs. Indessen treten in der Natur in den allermeisten Fällen sekun-
däre Infektionen hinzu, welche das Bild vollständig verschieben und
zu der Meinung Anlafs gaben, dafs der Hyacinthenrotz erst in zweiter
Linie durch Bakterien verursacht werde. Auf diese Verhältnisse hat
zuerst P. SoRAUER!) hingewiesen, der bei der Handelsware stets in Ver-
bindung mit der Bakterie auch Pilzhyphen beobachtete.
Schon auf Schnitten durch rotzkranke Zwiebeln lassen sich einzelne Mycel-
fäden oder Mycelansammlungen konstatieren. Wird aber eine rotzkranke Zwiebel
in Wasser gesetzt, so bedeckt sich die erkrankte Partie in kurzer Zeit mit einem
Hyphenfilz, der das Mycel des sogleich zu beschreibenden Hypomyces Hyacinthi
P. Sor. bildet. Bei üppigem Wachstum des Mycels werden koremienartige Er-
hebungen gebildet, die aus einzelnen Konidien tragenden Fäden verklebt sind. An
der Spitze der Fäden und ihrer Verzweigungen werden einzeln Konidien gebildet,
die ellipsoidisch bis spindelförmig, etwas kahnförmig gebogen sind und bisweilen zu
mehreren an der Spitze der Tragfäden sitzen. Gewöhnlich besitzen sie drei Scheide-
wände, doch kommen auch zwei bis fünf vor. Im Alter verschwindet das flockige
Aussehen dieses Mycels und es wird fester, teigig-schleimig, mattgelb bis wachsgelb
und endlich ockerfarben. Die hieraus sich erhebenden Koremien bilden zwar zuerst
noch die länglichen Konidien, dann aber kuglige, an kurzen Seitenästen stehende,
derbwandige, warzige, matt gelbliche Chlamydosporen, die im Gegensatz zu den
sofort keimfähigen Konidien erst nach einer Ruhepause von etwa 14 Tagen im
Herbst auskeimen.
Je älter der Pilz wird, desto mehr überwiegt die Bildung der Chlamydosporen,
gleichviel wo die Zwiebel sich befindet. In der Regel ist sie auch dann schon in
hochgradiger Zeısetzung, wenn sie äufserlich noch völlig intakt aussieht. Bei
Exemplaren, welche nur in feuchter Luft, nicht in direkter Berührung mit Wasser
oder feuchter Erde sich befinden, können die äufsern Schuppen noch fest erscheinen,
während die innern bereits gelblich bis braun gefärbt und erweicht sich erweisen.
Das Herz der Zwiebel ist dabei oft schon vollständig faulig. Der Zwiebelboden,
der nach aufsen hin eine vier- bis acht- und mehrzellige Korkschicht besitzt, ist
durch diese vor einer Erweichung von aufsen her geschützt. Manchmal sieht man
aber die Krankheit an der Einfügungsstelle der Schuppen im Zwiebelboden auf-
treten und von da aus sich in die Höhe ziehen, indem die innern Lagen des ziem-
lich inhaltsarmen Gewebes erweichen. Bei der zunehmenden jauchigen Zersetzung
sieht man neben den Raphidenbündeln von oxalsaurem Kalk auch kohlensauren
und phosphorsauren Kalk auftreten; ebenso finden sich auch Milben und Fäulnis-
älchen als ungemein häufige Begleiter des Rotzes ein?).
In Zimmerkulturen wurden auf den Mycelmassen, die schon ganz verfault
waren, die Perithecien gefunden. Sie stehen in kleinen, rundlichen oder gröfsern
bis 2 mm langen Kolonien von 10 bis 60 Stück zusammen, sind anfangs leuchtend
ziegel-, später karminrot und haben einen gelben, meistens gekrümmten, spitz aus-
gezogenen Halsteil. Sie messen etwa 0,3 bis 0,45 mm in der Höhe und 0,16 bis
0,22 mm in der gröfsten Breite. Die Schläuche sind zahlreich, cylindrisch, an der
1) Handb. der Pflanzenkr., 2. Aufl. II, S. 97 ff.
2) Vergleiche dazu P. Sorauerr, Der weifse Rotz der Hyacinthenzwiebel in
Deutscher Garten 1881, S. 198.
4. Die Bakteriosen der Liliaceen. 35
Basis verschmälert, 60 bis 100 « lang, mit vier bis acht Sporen. Die Spitze des
Schlauches ist vor dem Öffnen mit gequollener, dicker Membran etwas vorgewölbt,
nach dem Öffnen abgestutzt.
Nach dem Entleeren der Sporen ist die obere Partie des Schlauches krugförmig
zusammengezogen, mit breitbleibender, wulstig aufgeworfener Mündung.
Das Ausschleudern der Sporen scheint dadurch einzutreten, dafs die Membran
des Schlauches von der Spitze anfangend aufquillt und den Zellinhalt zusammen-
prefst. Die einreihig liegenden, einander häufig dachziegelis deckenden Sporen
sind ellipsoidisch, in der Mitte durch eine Querwand geteilt und bisweilen, ähnlich
den Konidien, auch etwas gekrümmt, 10 bis 13 u lang und 4 bis 8 « breit im
gröfsten Durchmesser. Bei der Keimung quellen sie auf; durch das Anschwellen
der einzelnen Fächer erscheint die Spore in der Mitte stark eingeschnürt. Der im
Wasser binnen 24 Stunden bis 50 u Länge erreichende Keimschlauch ist so breit,
wie derjenige der Konidien. Schlauchsporen sowie Chlamydosporen können wieder
Konidien erzeugen.
Der Pilz stimmt am meisten mit Hypomyces Solani Reinke überein, der eben-
falls bei Bakteriose auftritt. Es fehlt aber das warzige Epispor der Schlauchsporen ;
auch sind die Konidien nicht sechs-, sondern im allgemeinen nur vierfächrig.
Die ganze Art des Auftretens des Aypomyces Hyacinthi berechtigt
uns, ihn für eine sekundäre Erscheinung zu halten, ebenso auch wie
das gelegentlich beim Rotz auftretende Penicillium glaucum, das die so-
genannte Ringelkrankheit verursacht. Es geht daher B. Frank!)
zu weit, wenn er meint, dafs für die Wirkung einer pathogenen
Bakterienart beim Rotz jeder Beweis fehlt. SORAUER spricht es bereits
ganz scharf aus, dafs der Hypomyces nicht Ursache, sondern nur
Begleiterscheinung des Rotzes ist. Indessen überträgt er dem Pilze
doch eine gewisse aktive Rolle bei der Verbreitung der Krankheit im
Boden. Das Mycel verbreitet sich nämlich von erkrankten Zwiebeln
schnell durch den Boden zu gesunden, und da an seinen Fäden Bakterien
anhängen können, so verschleppt es dieselben gleichsam im Boden von
Zwiebel zu Zwiebel. Da das Mycel im Boden überwintert, so wird
dadurch auch das anhängende Bakterium überwintert und zur Infektion
der neu gelegten Zwiebeln erhalten.
Mag man nun diese Anschauung von dem innigen Zusammenhang
von Hypomyces und Bakterien annehmen oder nicht, jedenfalls ist die
eine Tatsache sichergestellt, dafs einmal verseuchte Felder das Mycel
und das Bakterium enthalten und die Zwiebeln wieder anstecken. Man
sollte nun meinen, dafs eine Bekämpfung der Krankheit zuerst mit der
Vernichtung der Bakterien einsetzen sollte. Indessen ist dies schwer
durchführbar und auch unnütz, da es bekannt ist, dafs gesunde
Zwiebeln wochenlang mit rotzkrankem Gewebe in Berührung sein
können, ohne dafs sie erkranken. Man kann daher wohl mit Sicher-
heit annehmen, dafs die Erkrankung nur dann stattfindet, wenn äufsere
Umstände die Zwiebel für die Infektion empfänglich machen. Da
weder die Bakterien noch das Hypomycesmycel durch die normale
Korklage des Zwiebelbodens und die unverletzte Epidermis der
trockenen Schuppe eindringen können, so müssen für das Mycel be-
sonders bevorzugte zarte Stellen vorhanden sein; für die Bakterien
sind die prädisponierenden Ursachen in der verminderten Atmung
der Zwiebeln und in zu grofser Feuchtigkeit zu suchen.
Dafs Witterungs- und Bodenverhältnisse von Einflufs auf die
Intensität der Erkrankung sein können, wird verständlich, wenn man
bedenkt, dafs z. B. die Nässe der Bakterienvermehrung aufser-
!) Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. II, S. 25.
36 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
ordentlich günstig ist, aber für die Zwiebel gleichzeitig ungünstig
wirkt. Wenn frischer Dung vorhanden ist, werden die Zwiebeln sehr
kräftig, aber auch wasserreicher , dünnwandiger und länger in Vege-
tation bleibend. Die Krankheit wird da am wenigsten zur Ausbreitung
gelangen, wo ein schnelles Abreifen der Zwiebeln sattfinden kann, wie
2. B. "auf magerem Sandboden, der mit seiner geringen wasserhalten-
den Kraft dem schnellen Erwärmen und Austrocknen ausgesetzt ist.
Wenn man sich bei der günstigen Wirkung der Düngung auf die Aus-
bildung der Zwiebeln auch nicht entschliefsen wird, allgemein künftig
alle Zwiebeln auf etwas mageres, sandiges Land zu legen, so sollte
man dies doch mit Sorten oder Zwiebelstämmen tun, ın denen der
Rotz aufgetreten ist.
Die Tatsache, dafs selbst auf den Lagerungsstellagen der Zwiebel-
aufbewahrungsräume eine Ansteckung erfolgt, erklärt sich durch die
bei Raummangel eintretende, günstige Infektionsgelegenheit. Wenn
die Zwiebeln unter solchen Verhältnissen übereinander geschichtet
werden, entsteht zwischen den einzelnen Exemplaren ein wenig durch-
lüfteter, feuchter Raum, der ein schnelleres Hinüberwachsen des Mycels
von einer Zwiebel zur andern und schnellere Vermehrung der Bakterien
ermöglicht.
Eine andere Rotzkrankheit der Hyacinthen hat
A. Heinz!) beobachtet. Die ausgetriebenen Hyacinthen bekamen gelbe
Blattspitzen, welche bald darauf schrumpften und auf einige Zentimeter
Länge verdorrten. Die Blüten fielen entweder schon als Knospen ab
oder blüten in unregelmäfsiger Ordnung auf, um bald darauf ab-
zufallen. Gleichzeitig verfaulten die befallenen Inflorescenzaxen und
die Zwiebeln unter Bildung eines schmierigen, übelriechenden Schleimes.
Nach zwei bis drei Tagen waren die Zwiebeln gänzlich erweicht. Im
Schleim fanden sich "Bakterien, die rein kultiviert wurden. Die
Stäbchen sind 4 bis 6 u lang, ca. 1 u dick, an den Enden abgerundet,
einzeln, lebhaft beweglich. Zum Unterschied von WAarkERs Art nennt
Heinz seinen Organismus Baeillus Hyaecinthi septicus?). Wenn Rein-
kulturen auf Zwiebeln von Hyacinthen oder Allium übertragen wurden,
so traten wieder die geschilderten Krankheitserscheinungen auf.
Wie weit WARKERs Krankheit mit der von Heınz übereinstimmt,
läfst sich vor der Hand nicht sagen, da die letztere noch nicht wieder
beobachtet ist.
Der Rotz der Speisezwiebeln wurde zuerst von P. SORAUER?)
beobachtet und eingehend beschrieben.
Dem blofsen Auge erscheint die Krankheit in sehr verschiedenen
Gestalten, weil sie, wie alle Rotze, sehr häuflg mit andern Krankheits-
erscheinungen kombiniert auftritt. Am häufiesten begegnet man in
nassen Jahrgängen einer Anzahl Zwiebeln, welche im Aufbewahrungs-
raume mit mäusegrauem, flockigem Überzuge, dem Zwiebelschimmel,
Botrytis cana bedeckt sind. Die unter den schimmelbedeckten, äulseren
Schuppen liegenden, saftigen, inneren Schuppen haben ein durch-
scheinendes Aussehen und "geben einem Fingerdrucke bald nach. Die
leichte Zerdrückbarkeit der glasigen Schuppe und die stellenweis
1) Centralbl. f. Bakt. u. Par. V, 1889, S. 535.
?) Misvra (System der Bakt. IT, 874) wählt den Namen Bacıllus Hyacınthi
(Heinz) Mig., was unzulässig ist.
3) Handb. d. Pflanzenkr. 2. Aufl. II, 103.
4. Die Bakteriosen der Liliaceen. 37
erfolgende, schmierige Erweichung derselben unter Entwicklung
stechender, höchst übler Gerüche, bei denen die Buttersäure gut zu
unterscheiden, geben in allen Kombinationen die Überzeugung von
dem Vorhandensein des Rotzes. Wenn eine Zwiebel ausschliefslich
von der Bakteriosis befallen, sieht man, dafs selbst die trockne, feste,
äufserste Schale erweicht und verjaucht werden kann. Von dem ersten
Ansteckungsherde aus schreitet die Verjauchung im Umkreise und
auch in die Tiefe gehend, schnell vorwärts. Häufig bemerkt man um
die verjauchten Stellen an den äufseren, trocknen Schuppen einen
Rand von derselben Farbe, aber dunklerer Nuancierung als die gesunde
Schale aufzuweisen hat: bei Nleischroten Zwiebeln ist der Rand rot.
bei unsern gewöhnlichen, holländischen Speisezwiebeln erscheint der
Rand gelbbraun bis braun. Bei den im Boden erkrankten Exemplaren
ist die rotzige Seite mit Erde verklebt und, von derselben befreit, ein-
gesunken, schmutzig, nässend und die typische Zwiebelgestalt mehr
oder weniger verlassend.
Dort, wo Luft zur Zwiebel im Boden leicht Zutritt hat, erscheint
diese Zwiebel meist am Halse mft braunweifsen, flockigen Räschen
oder schwammig-Heischigen, ockergelben oder bernsteinfarbigen, den-
dritisch verzweigten, bis 0,5 Millimeter hohen Pilzrasen bedeckt. Die
Rasen bestehen aus farblosen Fäden, die untereinander stielartig ver-
klebt sind und garbenartig pfriemenförmige Aste aussenden, an deren
Spitze spindelförmige, etwas gekrümmte, drei- bis fünffächerige oder
erst spitz ovale, noch scheidewandlose Konidien gebildet werden.
Um die natürliche Übertragung der Krankheit zu studieren, unter-
nahm SorAUER eine Anzahl von Impfversuchen. Im Dezember wurde
eine vollkommen gesunde, holländische, trockne Speisezwiebel auf eine
rotzige Kartoffel bei Luftabschlufs aufgelegt und angedrückt. In
15 Tagen zeigte die Zwiebel an der Berührungsstelle eine zwei Milli-
meter tiefe, einen Centimeter breite jauchige "Wunde. Der gewöhn-
liche Kartoffelrotz überträgt sich also auf die Zwiebel. Bei andern
Versuchen mit derselben Zwiebelart, die sich durch ihren festen Bau
auszeichnet, erwies sich die Schale erst nach neuntägiger Berührung
mit einer rotzigen Kartoffel angegriffen.
Die mikroskopische Untersuchung ergab nun zwar das Vorhanden-
sein von Bakterien, -aber es fanden sich recht verschiedene Arten.
Während bisweilen und namentlich zu Anfang reichlich eine Mikro-
kokkenbildung in scheinbar vollkommen geschlossenen Epidermiszellen
auftritt, überwiegt bei fortschreitender Fäulnis die Kurzstäbchenform,
unter denen nicht selten solche mit Sporenköpfehen an einem Ende
sich vorfinden, während andere, breitere, mit Jod sich bläuende, zur
Buttersäureoruppe zu rechnende in wechselnder Menge dazwischen liegen.
Wenn die ganze Impffläche in eine grauschleimige Masse verw andelt
ist, sieht man vorzugsweise äufserst zarte, sehr bewegliche, cylindrische
Kurzstäbchen von durchschnittlich 2 u Länge und sehr geringer Breite,
die bei der Ruhe mit ihren Polenden in die Höhe stehen und dann
den Eindruck von Mikrokokkenkolonien machen. Sehr selten sind
längere, geschlängelte (Vibrio) oder gebrochene Fäden. Bei ver-
mehrtem Luftzutritt waren längere Formen häufiger; es wurden
Stäbchen ohne deutlich erkennbare Gliederung bis zu 10 und 16 u
Länge beobachtet.
Daraus ergibt sich mit Sicherheit, dafs wir es hier mit keiner
einheitlichen Krankheit, sondern mit einer Rotzerkrankung zu tun
38 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
haben, bei der mehrere Bakterienarten beteiligt sind. Jedenfalls er-
folgte die Ansteckung bei Wunden schneller als bei unverletzter
Zwiebelhaut. Der Ursprung der angreifenden Bakterien ist in dem
umgebenden Boden zu suchen, da sich bei normalen Zwiebeln, die
dem Boden entnommen wurden, häufig an der Aufsenseite der Schale
ähnliche Mikrokokken und Bakterienhaufen vorfanden.
SORAUER hat über die Ausbreitungsfähigkeit der Bakterien im
Boden Versuche angestellt, aus denen hervorgeht, dafs von den
Zwiebeln aus sich die Bakterien im Boden zentrifugal auszubreiten
vermögen. Wahrscheinlich vollzieht sich die Verbreitung der ver-
schiedenen Fäulnisbakterien in der Weise, dafs die organische Substanz
irgendeines Pflanzenteiles bei Regenwetter ausgelaugt wird und diese
organische Lösung vertikal und horizontal diffundiert, um sich bei
dem Austrocknen an den mineralischen Bodengerüstteilen nieder-
zuschlagen. Bei feuchter Luft wird dieser noch so dünne Überzug
von den Bakterien verarbeitet und dabei vermehren sich dieselben
mehr oder weniger reich. Bei erneuter Bewässerung verteilen sie sich
horizontal im Boden weiter. Treffen sie auf lebendige Teile der
Kulturpflanzen, so beginnt der ewige Kampf ums Dasein, der mit dem
Siege des Stärkeren enden mufs. Wer der Stärkere in dem Kampfe
ist, hängt von der Witterung und den übrigen für Parasit und Nähr-
pflanze einstigen Bedingungen ab. Tritt anhaltend trübes Wetter mit
zahlreichen Nieder schlägen ein bei sommerlich warmer, gleichbleibender
Temperatur, so erfolgt eine Depression der Tätigkeit der Nährpflanze,
gleichzeitig mit reicher Vermehrung der Bakterien. Steht die Pflanze
in einem schweren Boden, der das Wasser lange anhält, dann tritt
durch die Überfüllung des Bodens mit Wasser Sauerstoffmangel und
damit der günstige Zeitpunkt für die Angriffe des Buttersäurebakteriums
auf, und es leiten sich die Rotzerscheinungen ein.
Folgt eine genügend lange, trockne Periode, so werden die Fäulnis-
erscheinungen sistiert und die kräftiger wachsende Nährpflanze stöfst
die äufseren, erkrankt gewesenen Teile ab.
Auch bei den Impfversuchen wollte es SorAUER scheinen, als ob
der Grad der Wachstumsenergie sehr mafsgebend für die Erkrankungs-
fähigkeit des Organs ist. Wurden Zwiebeln, welche bereits in Nähr-
stoftlösung gewachsen und einen gesunden Wurzel- und Blattkörper
entwickelt hatten, mit Bakterienschleim zusammengebracht, so wuchsen
bisweilen wochenlang die gesunden Wurzeln in der rotzigen Masse
umher, ohne zu erkranken. falls der Laubkörper kräftig in der Luft
sich weiter entwickelte. Woher diese gröfsere Immunität kräftig vege-
tierender Organe gegen Fäulnisbakterien kommt, läfst sich vor der
Hand nicht aufklären. Ob ein bei kräftiger wachsenden Pflanzen
gröfserer Säuregehalt für die relative Immunität verantwortlich zu
machen ist, wäre vielleicht möglich, bewiesen ist es bisher hier-
bei nicht.
Als Bekämpfungs- und Verhütungsmittel käme lediglich die
möglichst reiche Durchlüftung und Trockenleeung des Bodens in
Betracht.
In Nordamerika tritt der Rotz der Zwiebeln vielfach verheerend
auf, namentlich in den östlichen Staaten. Die Fäulnis ergreift entweder
die äufsern Zwiebelhüllen oder dringt von der Zwiebelkrone aus nach
innen vor, wodurch dann, ein oder "mehrere Schalen zum Faulen ge-
bracht werden können. Äufserlich sieht man diesen Zwiebeln nichts
5. Die Bakteriosen der Iridaceen. 39
an. Möglicherweise haben wir es hier auch mit einer Erkrankung zu
tun, bei der nach vorhergehender Verwundung der Zwiebeln und darauf-
folgender übermätfsiger Bodenfeuchtigkeit harmlose Bodenbakterien zu
Parasiten!) werden.
5. Die Bakteriosen der Iridaceen.
Besonderes Interesse für die Auffassung, dafs Saprophyten unter
Umständen parasitisch auftreten können und also Gelegenheitsparasiten
werden können, bietet ene Fäule der Rhizome und jungen
Triebe von Iris florentina und germanica, welche ©. J. J. van Ha?)
studiert hat. Die Symptome der Krankheit sind folgende. Wenn im
Frühjahr die jungen Schosse ausschlagen, so bleiben einige im Wachs-
tum zurück, die Blattspitzen werden braun und vertrocknen. Allmäh-
lich stirbt. der ganze Sprofs ab; das Alter der Schöfslinge kann sehr
verschieden sein, es werden sowohl solche von wenigen Oentimetern
Länge als auch solche mit Blättern von 35 cm Länge ergriffen. Gre-
wöhnlich ist der Schofs innerhalb acht Tage abgestorben. Die in der
Erde befindlichen Teile, also die Blattbasis mit dem zugehörigen ein-
jährigen Teil des Rhizoms, faulen und bilden eine weiche, breiige, gelb
oder hellbraun gefärbte, oeruchlose Masse. Gewöhnlich bleibt es bei
dieser Ausdehnung der Krankheit, bisweilen aber werden auch die
älteren Rhizomteile ergriffen und in einen zuletzt mehligen Brei ver-
wandelt, den die intakte Korkschicht des Wurzelstockes umgibt; die
Masse sieht gelbweifs aus und riecht muffig.
Die Isolierungsversuche aus einem Rhizom ergaben einen Organis-
mus, der Pseudomonas Iridis genannt wurde. Da nach achtwöchent-
licher Kultur die Pathogenität geschwunden war, so wurde von neuem
aus einem Rhizom, das dieselben Krankheitserscheinungen, aber dabei
einen schwachmuffigen Geruch zeigte, ein Organismus isoliert, der
aber verschieden von dem ersten war und als Bacillus omnivorus be-
zeichnet wurde. Im folgenden Jahre wurde die Krankheit abermals
untersucht und nun neben dem zweiten Bacillus noch ein Pseudomonas
fluorescens exitiosus gefunden, während P. Iridis fehlte. Wurden wei
vorgeschrittene Fäulnisstadien für die Reinkulturen verwendet, so
gelang die Isolierung eines einzelnen Bacillus nicht, weil sich bereits
viele andere Fäulniserzeuger eingefunden hatten.
Auf Schnitten sieht man, dafs Bacillus omnivorus die Zellen tötet,
trennt und den nach aufsen diffundierenden Inhalt aufzehrt. Die
Auflösung der Mittellamelle scheint erst nach Abtötung der Zellen
zu erfolgen. Die Zellwände werden niemals durchbohrt, aber all-
mählich aufgelockert und von aufsen nach innen gelöst. Der Bacillus
sondert ein Toxin ab, das durch Kochen und durch Einwirken von
Chloroform zerstört, durch Alkohol niedergeschlagen wird. Durch sehr
kurze Einwirkung von Chloroform oder Alkohol lassen sich die Bakterien
in Kulturflüssigkeiten töten, dagegen das Toxin nicht vernichten, so
dafs es leicht ist, mit solchen Flüssigkeiten zu zeigen, dafs das Toxin
allein zelltötend wirkt.
1) Vgl. Stewarr in New York Agr. Exp. Stat. Bull. 164, 1899 und Harsren in
New Jersey State Agric. Exp. Stat. XI. Ann. Rep. 1890. R
2) Bijdragen tot den Kennis der bakterieele plantenziekten, S. 116 und Das
Faulen der on Schöfslinge und Rhizome von Jris florentina u. Be usw.
in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XIII, 1903, S. 129.
40 1I. Schizomycetes (Spaltpilze).
Mit allen drei Bakterien sind Infektionsversuche in grofsem Mafs-
stabe gemacht worden, die immer zu einer Infizierung der Irisrhizome
führten. Baeillus omnivorus, der häufigere Parasit, wurde sowohl auf
Rhizomscheiben wie ın Rhizome gebracht. Bei 27° wurden erstere
in einem Tage zum Faulen gebracht, letztere in weniger als sieben
Tagen; bei Zimmertemperatur war der Verlauf etwas langsamer. Die
Empfänglichkeit war nicht bei allen Rhizomen gleich. Ebenso empfind-
lich wie Irisrhizome waren Radieschen , kleine Varietät von Möhren,
Blumenkohl, junge Zwiebel- und Cichorientriebe, dagegen waren Kohl-
rüben, Rettig, Kartoffeln, grofse Varietät von Möhren weniger empfind-
lich. Noch resistenter waren Gurken, Tomaten und junge Kartoffel-
triebe. Charakteristisch für diese Fäule ist ein eigentümlicher widerlicher
Geruch.
Die Versuche mit Pseudomonas Iridis hatten dieselben Resultate,
nur war die Wirkung etwas intensiver. So wurden auch Gurken zur
Fäulnis gebracht, dagegen Kartoffeln und Tomaten selbst bei 27° nur
in ganz geringem Grade. Ein Fäulnisgeruch tritt hier nicht auf. Genau
ebenso verlaufen auch die Infektionen mit P. fluorescens exitiosus.
Bisher hat van Harz!) nur von den beiden ersten Bakterien Be-
schreibungen gegeben, von P. fluorescens exitiosus noch nicht. Pseudo-
monas Iridis ıst ein 0,9 bis 1,5 « langes und 0,8 u breites Stäbchen,
das einzeln oder zu zweit vorkommt. Die Bewegung geschieht durch
eine polare, 10 bis 12 u lange Geifsel. Temperaturen von 54 bis 55°
sind tödlich, bei 25 bis 30° findet sehr schnelles Wachstum statt. Der
Organismus ist fakultativ anaörob. Gelatine wird nicht verflüssigt.
Baeillus omnivorus bildet 1,2 bis 3 u lange und 0,4 bis 0,8 u breite
Stäbchen, die meist einzeln liegen und nur selten zu 2 bis 4 in Ketten
verbunden sind. Er bewegt sıch mit Hilfe von zahlreichen (etwa 10)
3 u langen Geifseln. Die Tötungstemperatur liegt bei 50 bis 51°, bei
7° findet kräftiges Wachstum statt. Der Organismus ist aörob, Gelatine
wird durch ihn” verfüssigt. Die übrigen biologischen Eieenschaften
finden sich am angeführten Orte genauer auseinandergesetzt.
Nach diesen Unter suchungen "hätten wir es bei der Irisfäule nicht
mit einer einheitlichen Krankheit zu tun, sondern wahrscheinlich mit
einer Fäulnis, die von verschiedenen gelegentlichen Parasiten erzeugt
wird und etwa unter dem gleichen Bilde verläuft. Wie bei allen
Bakterienfäulen findet sich nur im ersten Stadium das Bild der Krank-
heit rein und ungetrübt, später wandern zahlreiche Fäulnisbakterien
aus dem Boden ein und überwuchern meist die ursprünglichen Erreger
der Fäule.
Erwähnt mag noch werden, dafs E. HEmRrIcHER?) bei den Rhizomen
von Iris pallida eine Krankheit beobachtet hat, die wahrscheinlich mit
der van Hartv'schen identisch ist. Unter gewissen Umständen liefs sich
die Fäule auch auf Kartoffeln übertragen.
6. Die Bakteriosen der Moraceen und Urtieaceen.
Von mehreren Beobachtern wurde eine Bakteriose des Maul-
beerbaumes?) untersucht, die namentlich in Italien und Frankreich
!) Bijdragen etc., S. 168.
2) Notiz zur Frage nach der Bakterienfäule der Kartoffeln in Ber. d. Deutsch.
Bot. Ges. XX, 1902, S. 156.
3) Cupoxı @ Gansısı, Sopra una malattia del gelso in Rendie. Ac. Lincei, Roma
VI, 1890; P. Vocrıso, Ricerche intorno alle macchie nere delle foglie del gelso in
6. Die Bakteriosen der Moraceen und Urticaceen. 41
häufig: auftritt und vielen Schaden unter den Bäumen anrichtet. Von
McArpıneE !) wurde die Krankheit auch in Victoria nachgewiesen. An
den Blättern der jungen Schosse oder der jungen Pflanzen treten
anfangs helle, später braunschwarze Flecken von unregelmäfsigem
Umrifs auf; wenn die Nerven, wie es häufig der Fall ist, davon mit-
betroffen werden, so tritt eine Verbiegung des Blattes an dieser Stelle
auf. Häufig finden auch Zerreifsungen der Blattlamina statt. Die
Oberfläche der Zweige ist mit ovalen Erhöhungen besetzt, die anfäng-
lich gewölbt und von hellbrauner Farbe sind, später aber im Zentrum
einsinken und sich dunkler färben. Die Einsenkungen gehen oft so
tief, dafs die Epidermis abgestofsen wird und .das darunterliegende
erkrankte Gewebe zum Vorschein kommt. Die Wunde frifst krebs-
artig um sich und zerstört den Holzkörper oft bis aufs Mark. Bei ein-
seitiger Verwundung tritt meist Verkrümmung des Zweiges ein, bei
rundumgehender stirbt er schnell ab. Bei feuchter Luft treten aus
den kranken Gewebestellen schleimige Tropfen aus, die von Bakterien
wimmeln; zwischen den erkrankten Zellen finden sich ebenfalls Bakterien
in grofser Zahl.
Die Bakterien wurden isoliert und von BoyvEr und LaNBErT als
Bacterium Mori bezeichnet, ein Name, der später von Maccaları ın
Bacillus Oubonianus umgeändert wurde. Der Bacillus ist etwa 1,5
bis 2 « lang. Die unten genannten Autoren haben Infektionsversuche
gemacht, doch sind die Resultate noch zu unvollständig, als dafs sie
einen Schlufs zuliefsen, dafs der Bacillus wirklich die Primärursache
der Krankheit ist. Man hat nun diesen Bacillus mit dem der Schlaff-
sucht der Seidenraupen (Flacherie) in Verbindung bringen
wollen und hat dahingehende Infektionsversuche an Seidenraupen vor-
genommen. Diese Versuche sind nur zum Teil gelungen, aber die
erzeugte Krankheit glich der Schlaffsucht nicht?). Es ist deshalb
wohl sicher, dafs die Erreger der beiden Krankheiten durchaus ver-
schieden sind.
. Zur Bekämpfung der Krankheit läfst sich nur die ‚Vernichtung aller
erkrankten Sprosse empfehlen. Mit Spritzmitteln ist nichts auszu-
richten.
F. Cavara?) hat ebenfalls eine Bakterienkrankheit des Maulbeer-
baumes studiert, die sich an den jungen Pflanzen in grofsen Krebs-
entartungen auf den Zweigen zeigten. Diese Krebsstellen sind flach-
gedrückt und von schwarzbrauner Farbe. Auf den Blättern treten
schwarze Flecken auf, die zusammenfliefsen, wobei gleichzeitig die
Spreite einschrumpft. Die bakteriologische Untersuchung gab zwei Arten
von Bakterien, das eine identifiziert er mit dem Erreger des Malnero
am Weinstock, obwohl einige Unterschiede sich finden, das andere
beschreibt er unter dem Namen Bacillus Mori carneus als neu. Ob
dieser zweite Organismus überhaupt mit der Krankheit etwas zu
Coltivatore XL, 1894 n. 39; L. Maccensrı, Sulla biologia del Bacillus Cubonianus
in Malpighia V, 1892, S. 289; G. Boyer et F. Lawuserr, Sur deux nouvelles maladies
du Mürier in Compt. rend. LXVII, 1893, S. 342; V. Prerıox, Bacteriosi del gelso
in Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. III, 1897, S. 10. B !
4 1) Bakterienkrankheit der Maulbeerbäume in Zeitschr. f. Pflanzenkr. VIII, 1898,
. 142.
2) V. Pzerıos, Bacteriosi del gelso in Bollett. di Entom. agrar. e Patol. veget.
7.1898, 8.8. ; as!
3) Intorno alla eziologia di alcune malattie di piante coltivate in Le stazioni
sperim. agrar. ital. XXX, 1897, S. 482.
4
42 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
schaffen hat, erscheint höchst fraglich. Dagegen erscheint es kaum
zweifelhaft, dafs Cavarı dieselbe Krankheit vor sich gehabt hat wie
die früheren Untersucher, obwohl er zu einer abweichenden Meinung
über den Erreger eelangt.
V. PEGLION 2) beschäftigte sich mit einer Bakteriose des Hanfes.
Am Stengel treten zahlreiche unregelmäfsig ovale, etwas vorspringende,
weifsgraue Flecken mit rissiger Oberfläche auf. In der Querausdehnung
nehmen sie selten bis die Hälfte des Stengels ein, während ihre Länge
10 cm betragen kann. Werden die Stengelstücke feucht gehalten, so
treten gelbe, leicht getrübte Tröpfchen hervor, welche aus Bakterien-
zooelöen bestehen. Auf den Blättern gibt sich die Krankheit durch
schwarze Flecken zu erkennen, die das Blattgewebe durchlöchern.
Wenn die Blattrippen zerstört werden, so erfolot eine Kräuselung der
Spreite. Die Krankheit heifst in Italien Brusone.
An den Stengelflecken erweist sich das Gewebe bis zum Holz-
körper hin abgestorben. Im Rindenparenchym befinden sich zahlreiche
Lücken, in deren Umfang die Zellen stark degeneriert sind. Hier sitzen
in den Lücken und in den erkrankten Zellen die Bakterien in unregel-
mäfsigen Zooglöenmassen.
Die isolierten Bakterien ähneln sehr dem Bacillus Cubonianus des
Maulbeerbaumes. Die Stäbchen sind selten über 1,5 « lang und bilden
oft Ketten. In Kulturen auf Kartoffelscheiben bildet der Bacillus gelbe,
unregelmäfsig klebrige Flecken, die mit zunehmendem Alter immer
dunkler werden; er gleicht hierin dem Bacillus Cubonianus. Gelatine
wird verflüssigt. Infektionsversuche sind nicht angestellt worden.
{. Die Bakteriosen der Chenopodiaceen.
Beinahe gleichzeitig hatten im Jahre 1891 E. KRAMER?) und P. SORAUER®)
eine Krankheit der Futterrüben (Beta) studiert, die in Slavonien auf-
getreten war und einen nicht unbeträchtlichen Schaden angerichtet
hatte. Die Krankheit äufserte sich zuerst in einer rotbraunen, später
schwarzbraunen Verfärbung der Gefäfsbündel. Die Rüben schrumpften
dann später ein, und nach der Ernte begann auch die Erkrankung der
Pfahlwurzel. Beim Durchschneiden ergofs sich aus den gebräunten
Stellen ein dicker, gummiartiger Saft; zuletzt war der ganze Rüben-
körper braun. Das Parenchym war verschwunden und nur die Gefäls-
bündel blieben als schwarze Fäden übrig. Sowohl in dem Safte wie
in den sich zersetzenden Parenchymzellen fanden sich Bakterien in
grofser Menge vor. KRAMER nannte die Krankheit „Bakteriosis*
SORAUER „bakteriose Gummosis“. Später hat dann B. Frank ‘),
der auf die Unzulässigkeit der SorAUER’schen Benennung hinweist, den
Namen een vorgeschlagen, der heute meist in
(rebrauch ist.
Die Symptome der Krankheit bei den Zuckerrüben sind folgende.
Die Rübenpflanzen zeigen äufserlich ein Gelbwerden und Abwelken
der erwachsenen Blätter. Das Schwanzende der Rübe erweist sich
!) Eine neue Krankheit des Hanfes in Zeitschr. f. Pflanzenkr. VII, 1897, S. 81
und La bacteriosi della canepa in Rendic. Ac. dei Linc. XI sem. 2. 1902, S. 32.
2) Die Bakteriosis der Runkelrübe, eine neue Krankheit derselben in Öster.
landw. Centralbl. 1891, S. 30.
3) Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 1891, S. 360, II, S. 280.
*) Kampfbuch, S. 144.
7. Die Bakteriosen der Ohenopodiaceen. 48:
als abgestorben, ist schwärzlich oder bläulichgrau, stark verwelkt und
verschrumpft. Die Rübe stirbt also von unten her bis zu ihrem Haupt-
körper und auch höher hinauf ab. Nicht blofs im dem abgestorbenen
Teil der Rübe, sondern auch ım Innern der Gefäfse und der an-
grenzenden Zellen des gesunden Teiles finden sich die Bakterien.
Diese Erscheinungen zeigen sich im Juli oder August, häufig aber
sogar erst in den Rübenmieten. |
Der von KrAmEr studierte Organismus, den W. MicurLa!) Bacillus
Betae nennt, bildet dicke Stäbchen mit abgerundeten oder zugespitzten
Enden, die meist 1,3 bis 2 « lang und 0,7 bis 1 «u breit sind. Meist
liegen sie einzeln, seltener kommen sie zu zweien oder in Ketten vor.
Gelatine wird nicht verflüssigt, auf Rüben entstehen braune, schleimige
Auflagerungen mit stark saurer Reaktion.
Wahrscheinlich hat A. Srırr?) im Jahre 1892 dieselbe Krankheit
vor sich gehabt; in den folgenden Jahren konstatierte sie SORAUER auch
für die Rübengegenden Deutschlands, und Frank fand sie noch häufiger.
Damit ist ihr allgemeines Vorkommen in den Rübendistrikten Mittel-
europas, Belgiens bis nach Rumänien hin bewiesen. In Indiana haben
J. C. Artkur und K. E. GoLDEN®) eine ähnliche, vielleicht sogar die-
selbe Krankheit beobachtet; allerdings haben sie eine viel weitere
Verbreitung der Bakterien innerhalb der Pflanzen konstatiert, indem
sie sogar das Blattparenchym mit Bakterien durchsetzt fanden.
Die verhängnisvollste Beschädigung, die den Zuckerrüben durch
die Bakterien zugefügt wird, ist die Inversion des Rohrzuckers, die
auch bei der amerikanischen Krankheit festgestellt wurde. Auf Ver-
anlassung SORAUER’s hat sich dann W. Buss£*) näher mit der Rüben-
schwanzfäule beschäftigt und mehrere Bakterienarten studiert, die er
dabei gefunden hat. Aus dem Material verschiedener Herkunft isolierte
Busse drei Bakterienarten, die er mit Bacillus a, ß, y bezeichnet;
davon fafst er @« und y als Varietäten derselben Art, vielleicht sogar
als identisch auf, während eine gute Art darstellt. Micura?) hat
später die beiden Arten als Bacillus lacerans (= Bac. «) und B. Bussei
(= Bac. $) bezeichnet. B. lacerans ist stark beweglich, 1,75 bis 2 u
lang und 0,8 bis 0,9 u breit, die Enden sind abgerundet. Oft hängen
zwei Stäbchen zusammen. Gelatine wird nicht verflüssigt. Das Haupt-
merkmal ist eine starke Gasproduktion, wodurch Rohrzucker-Pepton-
Asar vollständig zerklüftet wird. B. Bussei sieht ähnlich aus, ist 1,5
bis 1,75 u lang und 0,7 bis 0,8 u breit. Diplobakterien häufig, Faden-
bildung seltener. Die Zellen sind ebenfalls lebhaft beweglich, in Stich-
kulturen in Gelatine wird Gas erzeugt. Das Wachstum geht bei 12 bis
14° besser vor sich als bei höherer Temperatur. Auf Zuckerrüben-
scheiben werden weifsliche, fadenziehende Kolonien gebildet, die nach
einigen Tagen schwach sauer riechen.
Mit B. Bussei wurden Infektionsversuche bei gesunden Rüben
angestellt. Die Rüben wurden unter den notwendigen Vorsichts-
!) System der Bakterien II, 779. F h e
2) Österr.-Ung. Zeitschr. f. Zuckerindustr. u. Landwirtsch. 1892, S. 920; Zeitschr.
f. Pflanzenkr. X, 8. 6.
3) Diseases of the sugar beet root in Purdue Univ. Agrie. Exp. Stat. Bull.
Nr. 39, 1892. \
4) Bakteriologische Studien über die Gummosis der Zuckerrüben in Zeitschr.
f. Pflanzenkr. vIL 1897, S. 69.
5) System der Bakt. II, 779, 780.
44 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
mafsregeln angestochen, mit einer Reinkultur infiziert und dann wieder
in den Boden eingesetzt. Nach Verlauf des Sommers wurden sie dann
herausgenommen und bei allen die Schwanzfäule festgestellt. Aus allen
erkrankten Exemplaren wurde B. Bussei wieder isoliert. Die Wirksam-
keit von B. lacerans und B. y ist noch nicht studiert, so dafs hier die
empfindlichste Lücke der Untersuchung sich befindet. In welchem
Verhältnis die Busse'schen Bakterien zu denen von KRAMER und ARTHUR
stehen, läfst sich vor der Hand nicht feststellen.
Da kaum anzunehmen ist, dafs die Bakterien sich einen Weg ın
die gesunde Rübe bahnen, so hat man den äufseren Ursachen nach-
geforscht, die die Pflanzen für die Infizierung vorzubereiten imstande
sind. Zur Lösung dieser Frage hat P. SorauEer!) Feldversuche mit
erkrankten Rüben angestellt, aus denen hervorgeht, dafs die Zucker-
rüben ohne Gefahr einer gummosen Erkrankung sehr grofse Mengen
stickstoffreichen Düngers vertragen können, wenn sie während der Vege-
tationsperiode reichlich Wasser zur Verfügung haben. Wenn dagegen
eine längere heifse Trockenperiode das Wachstum der Rübe etwas
herabdrückt, so begünstigen überreiche Stickstoffmengen die Aus-
breitung der Krankheit wesentlich. Während Kalk und einseitige
reiche Stickstoffzufuhr die Erkrankungen begünstigen, hemmt sie ein
Phosphorsäurezusatz. Daraus dürfte hervorgehen , dafs Sorauer recht
hat, wenn er Bewässerungsanlagen für die Rübenfelder fordert.
G. G. Hepscock und H. MErcAaLr?) haben eine Bakteriose der Zucker-
rübe in Nebraska, Arızona und Colorado beobachtet, die kaum mit der
Rübenschwanzfäule identisch ist. Die Fäule beginnt bei der Rüben-
spitze und schreitet gegen den Rübenkopf vorwärts. Die Blätter be-
ginnen erst abzusterben, wenn die Rübe gänzlich verfault ist; Würmer
und Milben fressen die faulenden Teile meist vollständig auf. Das
Parenchym wird zuerst zerstört, so dafs sich grofse Höhlungen bilden;
die Gefäfse verfärben sich, in den letzten Stadien der Krankheit
zeigen die noch vorhandenen Gewebe eine rötlich-schwarze Ver-
färbung, die an der Luft ins Schwarze übergeht. Die heraussickernde
Flüssigkeit ist farblos und riecht stark nach Essigsäure. Der Orga-
nismus wurde isoliert und zeigte sich als unbewegliches, 1,5 bis
3 u langes und 0,3 «u breites Stäbchen. Auf rohrzuckerreichen Nähr-
böden gedeiht das Bakterium und invertiert den Rohrzucker, Farb-
stoff und Gas werden nicht produziert. Trotz der Ähnlichkeit mit
dem von KrAMER beschriebenen Bacillus haben wir es doch wohl mit
einem Organısmus zu tun, der bisher noch nicht beschrieben wurde.
Man wird zur Beurteilung die weiteren Mitteilungen der beiden
Autoren abwarten müssen. Die Krankheit tritt gewöhnlich auf nassen
Böden auf; auch beim Einmieten der Rüben war sie nicht selten.
Bleiben also, wie wir gesehen haben, selbst bei der einigermafsen
genau bekannten Rübenschwanzfäule noch recht viele dunkle Punkte
zur Aufhellung übrig, so ist das noch mehr der Fall mit einigen
andern bakteriellen Erkrankungen, die hier angeschlossen werden sollen.
Verfolet man die Keimung von Rübensamen, so findet sich stets
!) Feldversuche mit Rüben, welche an der bakteriosen Gummosis leiden in
Zeitschr. f. Pflanzenkr. VII, 1897, S. 77; ferner: Blätter f. Zuckerrübenbau 1897,
S. 81; 1898, S. 39. Keine scharfen Resultate ergaben die Versuche von Dörıss, Die
bakteriose Gummosis der Zuckerrüben in Blätter f. Zuckerrübenbau 1896, S. 17.
®) Eine durch Bakterien verursachte Zuckerrübenkrankheit in Zeitschrift f£.
Pflanzenkr. XII, 1902, S. 321
7. Die Bakteriosen der Chenopodiaceen. 45
ein gewisser Prozentsatz der gekeimten Pflänzchen von irgendwelchen
Pilzen geschädigt oder getötet. Als Sitz dieser Infektionserr eger ist die
schleimige Oberflächenschicht der Samen, die Rübenknäule, anzusehen,
in denen sich die Keime befinden, um bei günstigen Bedingungen
auf das auskeimende Pflänzchen überzugehen. Aufser einer ganzen
Zahl von Fadenpilzen hat G. LinHarT!) auch viele Bakterien eefunden,
die folgenden Arten angehörten: Baecillus subtilis, BD. mesentericus vulgatus,
BD. liquefaciens , B. flnorescens liquefaciens und B. mycoides. Den letzt-
. genannten Bacillus macht Lixuarr hauptsächlich für das Entstehen der
Bakteriose verantworlich, ohne indessen einen vollwichtigen Beweis dafür
anführen zu können. .J. StokLasa?) stellte ähnliche Untersuchungen an
und fand aufser den genannten Bakterien noch Bacterium vulgare und
Bacillus butyrieus. Er wies an sterilisierten Rübensamen nach, dafs die
Keimlinge durch Reinkulturen der genannten Bakterien krank gemacht
werden "können, aber mit verschiedener Empfänglichkeit gegen die
einzelnen Arten. Dabei zeigte sich der Bacillus mycoides am gefähr-
lichsten, ihm kam Bacterium vulgare fast gleich. Gegen diese Infektionen
von der Samenschale her hilft nun sehr gut das Beizen der Samen mit
desinfizierenden Stoffen. HiLTNER empfiehlt Schwefelsäure, SToKLAsA die
Phosphorsäure.
Es möge noch kurz auf zwei Erkrankungen hingewiesen werden,
die wohl beide grofse Ahnlichkeit mit der Schwanzfäule haben, aber
noch keinen sicheren Schlufs auf den Erreger gestatten. Die eine
Untersuchung rührt von R. Fürtk und A. Stirt ®2) her. Es wurden
lebhaft bewegliche , bis 4 u lange und 0,9 bis 1 u breite Stäbchen
isoliert, die immer zu zwei beisammen lagen, von gemeinsamer Kapsel
eingeschlossen. Geifseln sind zahlreich vorhanden. Rohrzucker wurde
in Fleischpepto ngelatine völlig zersetzt. Gas wurde nicht entwickelt.
Das Wachstum erfolgte äerob und anäerob. Auf Rüben wurden
schleimige Ausflüsse von dunkler Farbe an den Stichkanälen gefunden,
auf Kartoffeln fand kein Wachstum statt.
Endlich hat G. LinHart*) noch eine Rübenkrankheit beschrieben,
die er „kalifornische Rübenkrankheit“ nennt: ihre Ätiologie
ist noch nicht ganz aufgeklärt. Die Krankheit tritt in Kalifornien etwa
seit 1899 auf und verursacht 50 bis 100 °/oigen Schaden. Die Rüben
bleiben in ihrem Wachstum stark zurück und entwickeln radieschen-
artige Zwerggebilde. Charakteristisch ist die Bildung von Faser-
wurzeln. welche den ganzen Rübenkörper und meist auch den Schwanz
filzartig überziehen. Die Blätter bleiben klein und sterben von aufsen
bis nach dem Herz allmählich ab, indem sie zuerst gelb, dann braun,
schwarz und faulig werden oder abtrocknen. Das Rübenfleisch ist
dunkel gefärbt in Form konzentrischer Ringe; aus den Gefäfsen tritt
"“ 4) Krankheiten der Rübensamen in Centralblatt f. wer u. Par. 2: Abt. V,
ES S. 221; vgl. Öster. Ung. Zeitschr. f. Zuckerindustr. u. Landwirtsch. 1889,
8.15, 145.
2) Welchen Einflufs haben die Parasiten der Samenknäuel auf die Entwicklung
der Zuckerrübe in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. V, S. 720; vgl. 1. ce. IV, 1898,
S. 687, und Zeitschr. f. Zuckerindustr. in Böhmen XXIII, 1899, S. 646.
3) Weiterer Beitrag zur Bakteriose der Zuckerrübe in Mitteil. d. chem.-techn.
Versuchsstat. d. Central-Ver. f. Rübenzuckerindustrie in Öster. -Ung. Mon. CXXI,
1900, S. 14; ferner: A. Srırr, Einige Mitteilungen über die Bakteriose der Zucker-
rüben in Zeitschr. je Pflanzenkr. X, 1900, 8. 5.
#) Die kalifornische Rübenkrankheit in Öster. -Ungar. Zeitschr. f. Zuckerind.
u. Landw. XXX, 1901, S. 26.
46 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
ein dunkler Saft hervor, der an der Luft tintenschwarz wird. Neben
diesen dunkelgefärbten Rüben kommen auch zähe, holzartige vor,
deren Fleisch lederartig ist. In allen dunkler oefärbten Teilen wurden
massenhafte Bakterien gefunden, die etwa 1,5 bis 2 u lang und 0,8 bis
l u breit sind. Da die erkrankten Rüben nur als Alkoholmaterial unter-
sucht werden konnten, so war es nicht möglich, irgendwelche Unter-
suchungen über die Bakterien anzustellen. Trotz des verschiedenen
äufseren Bildes der Krankheit handelt es sich doch wohl nur um die
Rübenschwanzfäule. LinHArT nimmt die gefundenen Bakterien als
Ursache an, macht aber in erster Linie für die Erkrankung die grofse
Wärme des Bodens, den Mangel an genügender Feuchtigkeit und an
löslichen Nährstoffen im Untergrund dafür verantwortlich. Rationelle
Düngung, vielleicht auch Kalkung, genügende Feuchtigkeit, rationelle
Fruchtfolge und Beizung der Samen mit 2 /oiger Kupfervitriollösung
werden als Gegenmittel empfohlen.
Eine andere Bakteriose, welche die Blätter betrifft, haben E. PRILLIEUX
und G. DELACROIX !) untersucht. Die als „Jaunisse“ bekannte Krank-
heit tritt im nördlichen Frankreich verderblich auf und äufsert sich
zuerst dadurch, dafs die Blätter schlaff werden und bleiche, durch-
scheinende Flecken zeigen. Die Blätter trocknen dann ein und be-
kommen eine gelbliche Farbe. Die Rüben bleiben klein, ihr Zucker-
gehalt bleibt aber normal. Im zweiten Jahre bringen sie trotz der
Erkrankung Samen. Im kranken Gewebe finden sich zahlreiche kurze,
tonnenförmige Bakterien. Versuche mit Reinkulturen wurden nicht
gemacht, dagegen wurden gesunde Pflanzen durch erkranktes Gewebe
infiziert. Die Übertragung der Krankheit erfolgt vielleicht mittels der
Samen.
Es bleibt nun noch übrig, die Schorfkrankheit der Rüben
zu besprechen, die allerdings in ihrer Ätiologie noch nicht vollständig
aufgeklärt ist. Wie bei der” später zu behandelnden Kartoffel, so treten
auch auf der Oberfläche der Rüben schorfartige Stellen auf, die ent-
weder nur kleine, isolierte, Nachliegende Inseln oder aber auch grofse
muldenförmige Vertiefungen bilden können. Bei der ersteren, zugleich
der leichteren Art der Erkrankung, wird die Gestalt der Rübe nicht
verändert, da die Schorfstellen nur an der Oberfläche bleiben. Bei
der zweiten Art dagegen treten tiefgreifende Umänderungen des
kübenkörpers auf. Die vertieften Schorfstellen sind mit brauner,
rissiger Borke bekleidet und erstrecken sich entweder an einer oder
zwei gegenüberliegenden Stellen der Rübe oder umgreifen sie gürtel-
förmig. Danach treffen wir flachgedrückte oder "ürtelförmie ein-
geschnürte Rüben. Diese gürtelförmige Einschnürung kann so weit
gehen, dafs der obere Rübenkopf von dem Schwanzende vollständig
abgeschnürt wird; der Name „Gürtelschorf“ ist deshalb für diese
schwerste Art der Erkrankung sehr bezeichnend. Bei Einschnürune
in mehreren gegeneinander vorspringenden Rändern kann man auch
von „gezontem Tiefschorf“ sprechen, wie P. SorAUER die Er-
krankung bezeichnet hat?).
Betreffs der Ursachen dieser Krankheit gehen die Meinungen aus-
!) La jaunisse, maladie bacterienne de la Betterave in Compt. rend. OXXVII,
1898, S. 338.
?) Der gezonte Tiefschorf der Rüben in Zeitschr. d. Ver. d. Deutsch. Zucker-
industrie, Bd. 49, Heft 527.
8. Die Bakteriosen der Oruciferen. 47
einander. Bisweilen, aber nicht regelmäfsig, finden sich in den Schorf-
stellen Pilzhyphen, wie schon B. Frank zeigte, manchmal auch Bak-
terien, die P. SorauUER als Ursache ansieht. Der letzte Beobachter,
F. Krücer!), fand dagegen äufserst feine Fäden, die er mit der bei
THaxTer beim Kartoffelschorf beobachteten Oospora scabies in Vergleich
stellt. Es wurden, unter Beobachtung aller Vorsichtsmafsregeln, aus den
Schorfstellen sechs Arten von Oospora isoliert und in Reinkultur ge-
nommen: Oospora cretacea Krüg., O. rosella Krüg., O. intermedia Krüg.,
O. tenax Krüg., O. nigrificans Krüg. und 0. violacea Gasperini?). Von
den Reinkulturen wurden mit den beiden erstgenannten Arten Über-
tragungen auf gesundes Rübengewebe angestellt, die aber nur insofern
positiv ausfielen, als durch sie bewiesen wurde, dafs die Pilze das gesunde
Gewebe nur anzugreifen vermögen, wenn es vorher seiner Widerstands-
fähigkeit beraubt war. Deshalb sind die genannten Pilze nicht als Ursache
des Schorfes anzusehen, sondern nur als Wundparasiten. Vielleicht wird
der Schorf erzeugt durch den Frafs von Enchytraeiden (Oligochaeten);
in die Wundstellen würden dann erst Oospora und andere Pilze ein-
wandern. Jedenfalls kann bis jetzt die Schorfkrankheit nicht als völlig
aufgeklärt gelten.
8. Die Bakteriosen der Crueiferen.
Im Jahre 1895 beschrieb L. H. PammEL?) eine Krankheit der weifsen
Rübe (Rutabaga, Brassica campestris), die er seit 1892 bei Ames in Jowa
beobachtet hatte. Als Ursache erkannte er einen Bacıllus, den er rein
kultivierte und B. campestris nannte. Später hat sich dann E. F. Smiıt#®)
mit der Krankheit genauer beschäftigt und hat besonders eingehend
die Art der Infektion studiert. Nach seinen Arbeiten ist die folgende
Darstellung der Braunfäule des Kohles gegeben.
E. F. SmitH beobachtete die Krankheit 1896 bei Baltimore an
weilsen Rüben (Brassica campestris). Die Aufsenseite der Rüben
war gesund, innen dagegen zeigten sich braune Flecken oder das
ganz Innere war braun und hohl. Das Gewebe des Centraleylinders
schwindet aber nicht vollständig, sondern läfst einzelne radiäre Streifen
stehen; es wird also das Parenchym, das sich zwischen den Mark-
!) Untersuchungen über den Gürtelschorf der Zuckerrüben in Arbeit. a. d. Biol.
Abteil. f. Land- u. Forstwirtsch. am Kais. Ges.-Amt. IV, 1904, S. 254.
2) Die sowohl von Tuıxrer wie von Krücer zur Oospora gerechneten Pilze ge-
hören keinesfalls in diese Gattung im Sinne Saccarno’s. Wegen ihrer sehr feinen
ne und ihrer baldigen Zerteilung in Oidien stehen alle diese Arten viel näher
in Verbindung mit den Arten von Actinomyces, die tierpathogen sind. Da der
Name Oospora ganz zu Unrecht von Lruuans und Neumann für Actinomyces eingesetzt
ist, so hätte eigentlich kein Grund für Krüger vorliegen sollen, die Namen zu ändern,
zumal auch die Monographen von Actinomyces, Lacuxer-Sanpovar und Nevuxıcn, sich
für seine Beibehaltung entschieden haben. Ich selbst halte vorläufig so lange an
den Namen Actinomyces fest, bis die Gattung definitiv in ihre heterogenen Elemente
zerlegt ist, die dann mit neuen Gattungsnamen belegt werden müssen. Da 4Actino-
myces zu den zweifelhaften Schizomyceten gerechnet wird, so rechtfertigt sich damit
die Anführung der Schorfkrankheit an dieser Stelle.
3) Bacteriosis of Rutabaga in Jowa Agricult. College Experim. Stat. Bull. 27.
Ames 1895, S. 130. 4
#) Pseudomonas campestris, the cause of a brown rot in cruciferous plants
in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Ab. III, 284; The effect of Black Rot on Turnips
in U. S. Dep. of Agric., Bur. of Plant Industry Bull. 29. Washington 1905;
Pseudomonas campestris. Die Ursachen der Braun- oder Schwarz-Trockenfäule des
Kohls in Zeitschr. f. Pflanzenkr. VIII, 1898, S. 134.
48 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
strahlen befindet, zuerst zerstört und aufgelöst. Meist beschränkte sich
die Erkrankung auf den Centraleylinder, seltener war auch die innere
Rindenpartie davon ergriffen. Der braune Teil der Wurzel war dicht
mit Bakterien angefüllt, zeigte aber nur eine mäfsige Verjauchung.
Wenn die Krankheit noch weiter fortschreitet und das ganze Innere
mehr oder weniger aushöhlt, so wird das Gewebe noch trockner, und
man kann dann wohl von einer Trockenfäule sprechen. Die Rüben
blieben in der Form wie Mohrrüben und nahmen nicht die gewöhnliche
kuglige oder etwas flache Form an. Die Blätter zeigten keinerlei Er-
krankung. Gleichzeitig kam auch Weifskohl (cabbage) : zur Beobachtung,
der in den Stengeln braune Verfärbungen des Gefäfsbündelringes auf-
wies; auch die” Blattspurstränge waren gebräunt. Am charakte-
ristischsten war aber die Erkrankung: der Blätter. Sie besitzen nämlich
hellbraune oder braungelbe Flecken, in denen die Adern dunkler, fast
schwarz gefärbt hervortreten. Auch hier zeigen sich auf Querschnitten
die Gefälsbündel gebräunt oder geschwärzt, mit sehr vielen Bakterien
im Innern. Unter allen Vorsichtsmafsregeln wurde aus den Bakterien-
ansammlungen in beiden Fällen ein Organismus isoliert, der dem von
PammeL beschriebenen Bacillus campestris entsprach und der wegen des
Vorhandenseins einer polaren Geifsel in die Gattung Pseudomonas ge-
stellt wurde.
Das verschiedene Aussehen der beiden Krankheitserscheinungen
führte zu einer experimentellen Prüfung hinsichtlich der Identität ihres
Erzeugers. Diese wurde durch ausgedehnte Kulturversuche der beiden
Kohlbakterien auf verschiedenen Kohl- und Rübenarten festgestellt.
Die Übertragungen liefsen sich erfolgreich auf Weifskohl, Wirsingkohl
und Blumenkohl (Brassica oleracea), weifse Rüben (Br. campestris), Raps
(br. Napus), Brassica nigra und Radieschen (Raphanus sativus) vor-
nehmen und zeigten immer dasselbe typische Krankheitsbild in Blatt
oder Wurzel. Die Infektionen wurden sowohl am Blatt wie an der
Wurzel vorgenommen; wurde nur jenes infiziert, so trat bisweilen auch
die Braunfäule in den Wurzeln auf. Die Infektionen wurden mit einer
feinen Nadel vorgenommen. die nur ganz geringe Verletzungen hervor-
brachte. Bei der Stamminfektion einge die Erkrankung von einer
Bräunung in der Nähe des Stichkanales aus, bei den Blättern traten
an der Infektionsstelle gelbliche, schlaffe Flecken mit braunen Äderchen
auf (Fie. 6, 7). Bei starker Ausbreitung der Erkrankung blieben die
Bakterien nicht auf die Blattbündel beschränkt, sondern singen auch
in das Parenchym über. Die Blätter wurden zuletzt welk und fielen
ab, namentlich dann, wenn die Blattstiele erkrankt waren. Die Bakterien
wanderten also von den Blättern her durch den Blattstiel bis in den
Stamm oder Wurzel (Fig. 6, 2, 5) und können dann wieder vom
Stamm her andere Blätter anstecken.
War somit bewiesen, dafs alle diese Braunfäulen der verschiedenen
Kohlarten eine einheitliche Krankheit mit spezifischem Erreger dar-
stellten, der sich künstlich übertragen läfst, so fehlte noch der" Beweis,
wie. die Übertragung in der Natur erfolet. Da SäitH seine Experi-
mente im Gewächshaus vornahm, so bot sich ihm als natürlicher
Überträger die Nacktschnecke Agriolimazx agrestis. Die Tiere wurden
kurze Zeit in eine Reinkultur des Pseudomonas getan und dann gegen
Abend unter einer Glasglocke auf die gesunden Pflanzen gesetzt. Von
den geringen Frafsstellen gingen dann nach 12 bis 28 Tagen die ersten
Spuren der Erkrankung aus. Für das Feld kommt wohl als Über-
ar E42
Yin
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8. Die Bakteriosen der Cruciferen. 49
trager die Raupe des Kohlweifslings in Betracht. Danach also be-
darf es Verletzungen an der Pflanze, um dem Pilze das Eindringen
in das Gewebe zu ermöglichen. Es mufste nun noch bewiesen werden,
dafs es dem Pilze auch möglich ist, in das unverletzte Blatt ein-
zudringen und dort die Krankheit zu erzeugen. Die Möglichkeit dafür
lag vor, weil einige Blätter Infektionen zeigten, die vom äufsersten
Rande ausgingen. Es läfst sich nun leicht zeigen, dafs die dort be-
Fig. 6. Braunfäule des Kohles durch Pseudomonas campestris.
1 Kohlblatt mit dem charakteristischen schwarzen Adernetz. 2 Querschnitt durch einen erkrankten
Stengel. 3 Kranke Wurzel. (Alles nach E. F. Sımırn.)
findlichen Wasserporen die Ausgangsstellen dieser marginalen Infek-
tionen sind. Die Versuche ergaben, dafs sich die Infektion leicht voll-
ziehen läfst, wenn über den Wasserporen Wassertröpfchen stehen.
Damit ist also bewiesen, dafs die Braunfäule des Kohls eine primäre
Bakterienerkrankung und nicht eine sekundäre Infektion ist.
Nun ist es leider bisher nicht möglich gewesen, den Weg, den
die Bakterien von der Wasserspalte bis zum Gefäfsbündel nehmen,
genauer zu verfolgen. Aus diesem Grunde erscheint es A. FISCHER !)
1!) Vorlesungen über Bakterien. 2. Aufl. S. 276.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl, Zweiter Band. 4
50 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
noch nicht über allen Zweifel erhaben, ob hier eine primäre Erkrankung
vorliegt und nicht vielmehr doch blofs Wundinfektion. Ein weiterer
Grund, den A. FiscHErR gegen die Parasitennatur der Pseudomonas
campestris ıns Feld führt, sei hier mit seinen eignen Worten wieder-
gegeben!): „Die Ernährung der in die Spalten eingedrungenen Bakterien
kann nur gering sein, viel zu schwach, um dem schwierigen Angriff
auf die verholzte Wand der Tracheiden, die den Eintritt in die Gefäfs-
lumina versperrt, ein eines tüchtigen Parasiten würdiges Tempo zu
verleihen. Der aus den Poren hervorgeprefste Saft von Brassica eretica
enthält insgesamt 0,1% Trockensubstanz, darunter */ıo Aschenbestand-
teile .... Man denke sich, dafs der Wind zwei bis drei staubtrockene
Keime der Pseudomonas in eimen solchen Tropfen weht. In bester
Nährlösung erwachen trockene Keime erst nach sieben Stunden aus
ihrer Ruhe und fangen an zu wachsen, um wieviel länger wird es
dauern, bis der nahrungsarme Tropfen sie erweckt, bis sie sich so ver-
mehrt haben, dafs eine Enzymwirkung auf die Umgebung ausgeübt
werden kann.“
Die Bakterien haben ihren Hauptsitz in den Gefäfsbündeln, wo
sie auch ihre Wanderungen von einem Teile der Pflanze zum andern
vornehmen. Die grofsen Gefäfse sind von ihnen vollständig voll-
gepfropft, doch gehen sie von da aus auch in das Parenchym über.
Ihre zerstörende Tätigkeit beschränkt sich zuerst auf eine Trennung
der Parenchymzellen voneinander, danach werden dann die Zellwände
zerstört und vollständig vernichtet. Zuletzt entstehen im Parenchym,
ebenso auch im Holzring Lücken und grofse Löcher, in denen sich
nur noch braune Massen, die aus Zellresten, Farbstoff und Bakterien
bestehen, vorfinden. Danach hat also der Organismus die Fähigkeit,
Cellulose zu lösen.
Der sowohl von PımwmEr wie auch von E. F. Smith isolierte Orga-
nismus stellt ein gelbes, aörobes, bewegliches Stäbchen dar, das von
0,7 bis 3 «u Länge und 0,4 bis 0,5 u Breite variiert. Das Aussehen
und die Farbe schwankt je nach dem Nährsubstrat etwas, letztere kann
von blafsgelb bis glänzend-gelb wechseln. Am Pol befindet sich eine
einzige Geifsel; Sporenbildung wurde bisher nicht beobachtet. In der
Pflanze bildet der Organismus ein braunes Pigment, dagegen bleiben
Kulturen auf gekochten Kartoffeln farblos. Gelatine wird in der Kultur
verflüssigt. Auf andern Nährsubstraten, wie Fleischbrühe, Kohl-
abkochungen, Agar, auf gekochten Zwiebeln, Orangen, Kakaonufs-
fleisch usw., gedeiht er bei richtiger Versuchsanstellung gut. Gas und
Säure werden nicht produziert, dagegen werden auf Platten wie in Stich-
kulturen grofse Kristalle von Magnesium-Ammoniumphosphat gebildet.
Bei 17 bis 19° C. wächst er gut, am reichlichsten allerdings bei 21 bis
26°, bei 7° wächst er zwar noch, aber nur sehr schwach, ebenso bei
37 bis 38°. Dagegen findet er bei 40° C. seine Wachstumsgrenze und
wird in zehn Minuten bei 51° ©. abgetötet. Am nächsten scheint
Pseudomonas campestris mit P. Hyacinthi (Wakker) verwandt zu sein,
unterscheidet sich aber durch die pathogenen Eigenschaften, seine
gesättigtere gelbe Farbe und seine höhere Abtötungsgrenze durch
Wärme.
Die hier in Kürze wiedergegebenen Resultate wurden fast gleich-
!) Vorlesungen über Bakterien. 2. Aufl. S. 276.
8. Die Bakteriosen der Cruciferen. 51
zeitig auch von H. L. RusserL und H. A. Harpına!) bestätigt. Der
letztere Autor hat dann noch eine sehr lehrreiche Skizze über die Ver-
breitung der Krankheit veröffentlicht?). Wie aus den Beobachtungen
der amerikanischen Phytopathologen hervorgeht, ist die schwarze Fäule
des Kohls in Nordamerika sehr weit verbreitet; Harpına hat sie häufig
auf Feldern im Herbst des Jahres 1898 in Dänemark, Holland, Nord-
frankreich (Paris), Schweiz und in Deutschland an vielen Orten (Kiel,
Berlin, Halle, Fulda, Bonn, Karlsruhe) beobachtet. Er gibt an, dafs
er häufig auf dem Felde die ersten Infektionsherde in der Nähe der
Wasserporen am Rande der Blätter gefunden hat, während die Infektion
durch Nagestellen von Insekten seltener ist. Dieses erste Stadium der
Krankheit wird durch gelbe, dann braune Flecken am Blattrande charak-
terisiert, die bei durchfallendem Lichte schwarze Aderung zeigen.
Das zweite Stadium entsteht durch das spätere Übergreifen der Krank-
heit auf den Blattstiel und den Stamm. Für Österreich ist das Vor-
kommen der Krankheit durch L. Heck£®?) nachgewiesen worden. Er
wies ebenfalls die Infizierung der Pflanze durch Wunden oder Wasser-
spalten nach und zeigte gleichzeitig, dafs nicht alle Sorten von Kohlrabi
gleichmäfsig empfänglich für die Infektion sind.
Da es unbekannt ist, ob Pseudomonas campestris ein ursprünglicher
Bewohner des Bodens ist oder nur von den kranken Pflanzen aus ver-
schleppt wird, so kann man als Verhütungsmittel der Krankheit nur
das Vernichten der erkrankten Pflanzen empfehlen. Auch das längere
Aussetzen des Kohlbaues auf verseuchten Feldern dürfte von Vorteil sein.
Der möglichst freie Stand der Pflanzen und die Zumischung von
Kalk zum Boden dienen zur direkten Bekämpfung der Krankheit.
M. C. Porrer*) beschreibt eine Weifisfäule der weifsen
Rüben (Brassica Napus), die er in England beobachtet hat. Die
Wurzeln der befallenen Pflanzen sind vollständig verfault und ver-
breiten einen widerwärtigen Geruch. Man erkennt die erkrankten
Pflanzen am ehesten an ihren herabhängenden, gelben Blättern. Die
ältern Blätter werden zuerst schlaff und fallen zu Boden, indem sie
sich dabei gelb färben und runzlig werden. Dann zeigen die nächst-
jüngern Blätter dieselben Erscheinungen, bis zuletzt auch die jüngsten
abgestorben sind. Gewöhnlich dauert der Blattverfall etwa zwei Wochen
von der Infektion an. Die Wurzeln sind in ihrem erkrankten Teile
grauweils oder dunkelbraun und fühlen sich ganz weich an. Die Zell-
membranen und die Zellen sind schlaff, der Zellsaft ist aus den Zellen
ausgetreten und die Gewebe haben sich dadurch in einen weichen,
wässerigen Brei verwandelt. Zum Unterschied von der Braunfäule
bleiben die erkrankten Wurzeln weifs, indessen können durch Misch-
infektionen auch Bräunungen eintreten.
Aus dem erweichten Gewebe wurde ein Organismus isoliert, der
den Namen Pseudomonas destructor erhielt. Es sind kurze, bewegliche
1) A bacterial rot of cabbage and allied plants in Wisconsin, Agric. Experim.
Stat. Nr. 65. 1898.
2) Die schwarze Fäule des Kohls und verwandter Pflanzen, eine in Europa
weitverbreitete bakterielle Pflanzenkrankheit in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt.
VI, 1900, S. 305. (Hier auch ausführlich die Literatur am Schlufs.)
. 3) Die Bakteriose des Kohlrabi in Zeitschr. f. d. landw. Versuchswesen in
Österreich. 1901 und 1902. r
4) On a bacterial disease of the turnip in Proc. Roy. Soc. London LXVI,
1900, S. 442, und Über eine Bakterienkrankheit der Rüben in Centralbl. f. Bakt.
u Par 2. Abt. VL, 1901, :8.. 282.
4*
3 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
OT
Stäbchen von 8 «u Länge und 3 u Breite, die an einem Ende eine
einzige Geiflsel tragen. Der Organismus ist streng aörob, verflüssigt die
Gelatine und färbt sich nicht nach Gram. Da zuerst die Mittellamellen
der Zellen aufgelöst werden, so beweist dies die Abscheidung eines
Cellulose lösenden Fermentes, einer Uytase.
Mit den Reinkulturen wurden Infektionsversuche angestellt, indem
Teile der Kultur in künstliche Wunden hineingebracht wurden. Die
Erkrankung trat stets auf; auch auf Kartoffeln und Möhren liefs sich
die Fäule übertragen. In der Natur findet die Übertragung der Krank-
heit wahrscheinlich ebenfalls infolge von Wunden statt, die durch
Schnecken oder Insekten verursacht sind.
Mit der Braunfäule des Kohles ist nicht identisch eine Bak-
teriose, welche A. SPIECKERMANN !) in Westfalen beobachtet hat.
Beim Weifskohl traten auffällige Krankheitserscheinungen an den
Jüngern Teilen des Stengels und an der Mittelrippe der Blätter auf, in
deren Verlauf sie zu einem faulig riechenden Brei zerfielen. Die Krank-
heit greift schnell um sich und zerstört bald sämtliche Pflanzen eines
Feldes. Die Parenchymzellen sind voneinander getrennt, während die
festeren Gewebselemente noch zusammenhängen und sich herausziehen
lassen. Zwischen den Zellen, niemals aber ın ıhnen finden sich
Stäbchenbakterien, die sich leicht isolieren lassen. Die Stäbchen sind
beweglich, 2,5 bis 3,5 u lang, 0,9 bıs 1,3 u breit, meist zu zweien ver-
bunden. Es findet Br eine polare Geilsel; also gehört der Organismus
zu Pseudomonas. Auf den gebräuchlichen Nährböden wächst er gut;
Gelatine wird langsam verflüssigt.
Mit den Reinkulturen wurden erfolgreich Infektionen an Weifskohl,
an Stengeln und Blattstielen von Gurke und Kürbis, Hyacınthen und
Alpenv eilchen vorgenommen, während Stengel von Kartoffeln, Tomaten,
Möhren usw. vergeblich geimpft wurden. Kartoffelknollen wurden
ebenfalls durch Reinkulturen zum Faulen gebracht, und zwar leichter
die Sommer- als die Herbstkartoffeln.. Möhren, Selleriewurzeln, Speise-
zwiebeln, Tomaten und Kürbisse liefsen sich leicht infizieren, dagegen
sind Kohlrüben, Runkelrüben, Äpfel und Citronen immun.
Die Lösung der Mittellamellen der Zellen erfolgt durch ein Enzym,
das SPIECKERMANN isoliert und auf seine Wirkungen hin untersucht hat.
In neuester Zeit wurde von F. C. Harrison?) eine Fäule des
Blumenkohls und anderer Kohlarten in Canada beobachtet, die
nach den mitgeteilten Untersuchungen sich auf den Dacillus oleraceae
Harris. zurückführen läfst. Die Pflanzen verfaulen vollständig zu einer
weichen Masse, indem die Bakterien zuerst die Mittellamellen lösen und
die Zellen isolieren. Die Cellulosewand der Zellen wird dann allmählich
erweicht und quillt stark auf; zuletzt desorganisieren die Zellen voll-
ständig. Da die Isolierung des Bacillus leicht gelang, so wurden mit
der Reinkultur viele Impfungsver suche angestellt, durch die erwiesen
wurde, dafs der Bacıllus die verschiedensen Arten von Kohl krank
machen kann. Indessen, nicht blofs den Kohlarten, sondern auch
andern Pflanzen, wie Möhren, Zuckerrüben, Sellerie, Tomaten, Artı-
schocken, Spargel, Rhabarber, Zwiebeln usw., kann der Bacillus ge-
!) Beitrag zur Kenntnis der bakteriellen Wundfäulnis der Kulturpflanzen in
Landw. Jahrb. XXXI, 1902, S. 155.
2) A bacterial disease of Cauliflowers (Brassica oleracea) and allied plants in.
Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. XIII, 1904, S. 46.
9. Die Bakteriosen der Rosaceen. 53
fährlich werden. Bacillus oleraceae ist ein je nach dem Kultursubstrat
in seinen Gröfsenverhältnissen etwas wechselndes Stäbchen von 1 bis
4 u Länge und 0,5 bis 1 u Breite. Er ist beweglich und besitzt 7 bis
13 peritriche Geifseln. Die Kulturmerkmale wurden von Harrıson ein-
gehend studiert; der Bacillus wächst danach auf den gebräuchlichen
Kultursubstraten; Gelatine wird verflüssigt. Ob wir es hier, wie im
vorigen Falle, mit einer obligat parasitischen Art zu tun haben, er-
scheint deshalb zweifelhaft, weil eine so grofse Zahl von verschiedenen
Pflanzen von ihr angegriffen wird.
9. Die Bakteriosen der Rosaceen.
Die von den Amerikanern pear-blisht oder fire-blight ge-
nannte Krankheit der Birnbäume verursacht alljährlich in den nord-
amerikanischen Obstplantagen einen ungeheuren Schaden. Die Krank-
heit beginnt ım Frühjahr, indem einige Blüten braun zu werden
beginnen und vertrocknen; sie sehen wie vom Frost getötet aus.
Diese „blossom-blisht“ genannte Blütenerkrankung verbreitet sich
mit grofser Schnelligkeit über die ganze Plantage. Von den Blüten
geht die Krankheit auf die jungen Triebe über (twig-blight), die
ebenso wie die ansitzenden jungen Blätter schwarz werden und ab-
sterben. Durch Cambium und Rinde breitet sich dann die Krankheit
auch auf die ältern Aste und schliefslich auf den Stamm aus. Die
Blätter der abgestorbenen Zweige sehen schwarz, wie verbrannt aus.
Auch die jungen Früchte sterben, werden schwarz und vertrocknen.
Die Intensität, mit der sich die Krankheit ausbreitet, wechselt sehr;
während sie in der Regel in einem Tage nur 3 bis 8 cm fortschreitet,
kann sie auch unter günstigen Umständen bis 30 cm vorrücken.
T. J. Burkitn!) war der erste, der den pear-blight 1879 auf Bakterien
zurückführte. J. C. ArrtHuur?) hat dann die Krankheit weiterverfolgt,
und M. B. Waıe?) hat die Art der Infektion in der Natur und. das
Fortschreiten der Krankheit klargestellt und zuerst künstliche UÜber-
tragungen mit Reinkulturen vorgenommen. BurrILL stellte fest, dafs in
den erkrankten Rindengeweben massenhaft Bakterien vorhanden sind,
und dafs sich die Krankheit durch erkranktes Gewebe auf gesunde
Zweige übertragen läfst. ARTHUR zeigte dann, dafs die Infektionskraft
verloren ging, wenn das Infektionsmaterial erst durch ein Bakterienfilter
filtriert wurde, aber erst Warte, isolierte den Bacillus in Reinkultur
und infizierte damit erfolgreich Aste an Birn- und andern Bäumen.
Uber den Infektionsmodus in der Natur stellte WaıtE fest, dafs
der Bacillus amylovorus (Burrill) de Toni in den Nektarien der Birn-
blüten vorkommt, von hier in den Blütenstiel eindringt und zum
Parasiten wird. Die Übertragung des Bacillus von Blüte zu Blüte
erfolgt durch die blütenbesuchenden Insekten; so kann man in der
!) Anthrax of fruit trees or the so-called fire blight of pear and twig blight of
appies in Proc. American Assoc. for Advanc. of Sc. XXIX, 1880, S. 583; Pear
blight in Amer. Natural. XV, 1881, S. 529.
?) Mehrere Arbeiten in den Bull. of the New York State Exp. Stat. und im
Report daselbst 1884 bis 1886. Vgl. die Literatur bei B. M. Duscar, Some impor-
tant pear diseases in Cornell Univ. Agr. Exp. Stat. Bull. 145. Ithaca. 1898.
») Yearbook Unit. Stat. Dep. of Agr. 1895, S. 295; Proc. Americ. Assoc. for
- Advanc. of Se. XL, 1891, S. 315, und XLVII, I898, S. 427; ferner L. Snyver, The
germ of pear blight in Proc. Americ. Ac. of Sc. 1897, S. 150.
54 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Tat die Übertragung verhindern, indem man durch ein Moskitonetz
die Insekten abhält. Leider ist diese Bekämpfungsart nicht angängig,
weil die meisten Birnsorten auf Fremdbestäubung angewiesen sind.
Aufser dieser Infektion durch die Nektarien findet auch Wundinfektion
an den jungen Zweigen statt, wahrscheinlich durch Verwundungen,
die von Vögeln oder Insekten herrühren. Je jünger der infizierte
Pflanzenteil ist, um so schneller schreitet die Infektion fort; daher
wird es auch erklärlich, dafs mit dem Ausreifen der Gewebe die
Krankheit zu einem gewissen Stillstand kommt. Dann wird das lebende
Gewebe durch eine scharfe Grenzzone von dem getöteten geschieden,
das abgestorbene Bacillen enthält. Witterungsfaktoren sind bei der
Ausbreitung der Krankheit ganz besonders beteiligt; bei feuchtem,
warmem Wetter verbreitet sich der Bacillus sehr schnell in den Asten,
während er bei heifsem, trocknem Wetter bald sein Wachstum einstellt
oder abstirbt. Unter gewissen Umständen überdauert der Bacillus den
Winter und setzt seine Tätigkeit im Aste, wenn auch sehr langsam,
fort. Im Frühjahr, wenn der Saft aufsteigt, beginnt dann eine schnelle
Vermehrung, und der Bacillus findet sich zahlreich in dem herab-
träufelnden Gummisaft. Mit diesem wird er dann durch Insekten auf
die Blüten verschleppt, und das Spiel beginnt von neuem. Auch auf
die jungen Knospen findet Übertragung statt, wodurch dann sofort
Zwweigbrand entsteht. &
Der pear-blight kommt aufser auf Birnen auch auf Apfeln,
Quitten, Holzäpfeln, Bergeschen, Elsbeeren und Weifs-
dorn vor und läfst sich auch auf den japanischen Weifsdorn
und Pirus kaido übertragen, Bisher ist die Krankheit nur in Nord-
amerika beobachtet worden.
BurkitrL nannte den Erreger des pear-blight zuerst Meicrococeus
amylovorus, DE Tont ihn später Bacillus. Es sind kleine, etwa 1 bis
1,25 u lange und 0,5 bis 0,75 u breite, bewegliche Stäbchen, die bis-
weilen zu zwei, selten zu vier zusammenliegen; nur in frischen Nähr-
lösungen werden gelegentlich längere Ketten gebildet. In Fleischgelatine
wächst der Bacillus schlecht. In fünf Minuten tötet ihn eine Tem-
peratur von 50° ab; bei 20 bis 22° hat er sein Wachstumsoptimum.
Auf Pflaumenbäumen hat L. R. Jones!) dieselbe Krankheit be-
obachtet und den erregenden Bacillus eingehend studiert. Aus seinen
Ubertragungsversuchen auf Birne und Pflaume geht hervor, dafs letztere
ungleich widerstandsfähiger ist und wahrscheinlich nur unter besonders
günstigen Bedingungen infiziert wird.
.. Die beste Bekämpfung wird durch das Ausschneiden der erkrankten
Aste vorgenommen, und zwar dienen als Anzeiger für die Erkrankung
die geschwärzten Blätter. Deshalb mufs das Abschneiden zu einer
Zeit vorgenommen werden, in der die Blätter noch am Baume hängen,
also im Spätsommer oder Frühherbst. Auch durch nicht zu starke
Stickstoffdüngung und nicht zu reichliche Wasserzuführung lassen sich
die Bäume selbst widerstandsfähiger gegen den Zweigbrand machen.
Bei einer Bakterienkrankheit von Prumus japonica ın Nordamerika
konnte E. F. Smimm?) ebenfalls den erregenden Organismus nach-
weisen, den er Pseudomonas Pruni nannte. Die Krankheit erscheint
in ihren ersten Stadien als kleine, sehr zahlreiche, wässerige Flecken
!) Studies upon plum blight in Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. IX, 1902, S. 835.
2) Science, new ser. XVII, 1903, S. 456.
9. Die Bakteriosen der Rosaceen. 55
auf den Blättern und grünen Früchten. Auf den Blättern fallen die
Flecken schliefslich aus, wodurch die Blattfläche durchlöchert wird.
während auf den Früchten runde, eingesunkene, schwarze Stellen oder
tiefe Spalten entstehen. Diese Flecken können zuletzt 8 bis 15 mm
im Durchmesser haben. Untersucht man die jüngsten Stadien der
Erkrankung, so finden sich die Bakterien aufserhalb des Blattes im
Innenraume der Spaltöffnungen. Von hier aus dringen sie dann in
die tiefergelegenen Gewebeschichten vor und vermehren sich dort
aufserordentlich. Die Epidermis und die unmittelbar darunterliegenden
Zellschichten werden emporgetrieben, und im Innern des Blattes ent-
stehen Hohlräume von ziemlicher Ausdehnung. In erster Linie wird
das Parenchym zerstört; erst später werden auch die Blattbündel an-
gegriffen. Wenn dann später die Blattflecken einzutrocknen beginnen,
so finden sich die Bakterien auf der gebräunten Oberfläche als blafs-
gelbe, dünne, gummiartige Massen. Die Infektion erfolgt hauptsächlich
ım Mai und Juni, und zwar gewöhnlich auf der dem Regen ausgesetzten
Westseite.
Der Organismus sieht äufserlich der Pseudomonas campestris ähn-
lich, unterscheidet sich aber sehr leicht durch sein schwächeres
Wachstum auf Kartoffel und sein Verhalten in Uscamsky’scher Nähr-
lösung. Die Bakterien sind klein bis etwa von mittlerer Gröfse, liegen
einzeln oder zu Paaren oder in kurzen Ketten; am Pol tragen sie
eine oder mehrere Geilseln. Bei 51° ©. gehen sie zugrunde. Gelatine
wird nur langsam verflüssigt. Auf gewöhnlichen Nährböden erfolgt
gutes Wachstum.
Auf dem Pfirsichbaume beobachtete F. Cavara!) eine Bakterien-
knotenkrankheit, die sich auf ein- und zweijährigen, selten auf ältern
Zweigen zeigt. An Stelle einer Knospe oder eines Knotens findet eine
starke Wucherung des Rindenparenchyms statt, wodurch zuletzt das
Periderm gesprengt wird. In dem erkrankten Gewebe wurde ein von
Bacillus gummis vollkommen verschiedener Organismus gefunden, der
Clostridium persicae tuberculosis genannt wird. Die Krankheit trıtt nur
vereinzelt auf und ist auch nicht mit Gummibildung verbunden.
Reife Apfel werden ebenfalls von Bakterien angegriffen. Wegen
ihres eigentümlichen, transparenten Aussehens nennt man sie dann
glasio. x
Die ersten Beobachtungen über glasige Apfel rühren von
P. SoRAUER?) her; später hat E. PriLLieux®) diese Beobachtungen be-
stätigt und gleichzeitig die Ursache des eigenartigen Aussehens des
Apfelfleisches angegeben. Das glasige Aussehen des Fleisches beginnt
am Kelche der Frucht und nimmt den untern Teil des Apfels ein. Von
da zieht sich dann am Rande der Frucht eine glasige Zone gegen den
Fruchtstiel zu, indem sie nach oben zu immer schmäler wird und sich am
obern Ende des Apfels vollständig verliert. Gegen das gesunde Fleisch
hin schliefst die glasige Zone nicht scharf ab, sondern bildet allerlei Aus-
buchtungen und verliert sich in unbestimmtem, wolkigem Umrifs. Der
Geschmack des glasigen Teiles ist fade und süfs. Trockensubstanz-
bestimmungen ergaben aus dem gesunden Teil eines Apfels mit Schale
1) Intorno alla eziologia etc. in Le stazioni sperim. agrar. ital. XXX, 1897,
S. 482.
2) Handb. d. Pflanzenkr. 2. Aufl. I, 1886, S. 142. ’
3) Alteration vitreuse de la pomme in Bull. Soc. Bot. France XXXIII, 1896,
- 8. 600; Maladies des pl. agric. I, 21.
56 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
21,48 °/o, ohne Schale 20,24 °/0, aus dem glasigen Teil mit Schale 19,43 %/0
und ohne Schale 17,97%. Als Ursache sieht PRILLIEUx einen Bacillus
an, der aufserordentlich kurze Stäbchen besitzt und in Reimkultur ge-
züchtet wurde. Wahrscheinlich erfolgt die Infektion von dem Kelche
her und ergreift dann allmählich den ganzen Apfel, indem die Krank-
heit sich unter der Schale nach oben hin ausbreitet und ins Innere
vordringt. Infektionsversuche scheinen noch nicht angestellt worden
zu sein. SORAUER und ADERHOLD halten die Krankheit nicht für parasitär.
10. Die Bakteriosen der Leguminosen.
Im Jahre 1892 wurde von BracH!) und B. D. Harstep?) eine Er-
krankung der Bohnen in New Jersey und Pennsylvanien beobachtet,
die auf allen Bohnensorten vorkam und stellenweise bedeutenden
Schaden anstiftete. Die Früchte der Bohnen bekommen im jungen
Zustande braune, unregelmäfsige, etwas einsinkende weiche Flecken,
die bis auf die jungen Samen hinabreichen. In den Geweben des
Fleckes fanden sich Bakterien, die später von E. F. Smit#®?) genauer
untersucht und Bacillus Phaseoli genannt wurden. Er bildet kurze,
gelbe, bewegliche Stäbchen, die bei 49° C. in Wärmestarre verfallen.
SMITH hat gelungene UÜbertragungsversuche mit Reinkulturen dieses
Organismus angestellt.
Dieselbe oder eine ganz ähnliche Krankheit (Graisse) hat G. DELA-
CROIX*) auf Bohnenfeldern bei Paris beobachtet. Die 8 bis 10 cm
langen Bohnenhülsen bekommen dunkle, grüne, wie von Fett durch-
tränkt oder erfroren aussehende Flecken. Ähnliche Flecken erscheinen
auch an den vegetativen Organen. Die Bakterien wurden isoliert und
zu Impfungen erfolgreich verwendet. Die Infektion erfolgt vom Boden
aus, da bei den nicht rankenden Bohnen die ersten Flecken in der
Nähe des Griffelendes entstehen, wo stets Bodenpartikelchen anhaften.
11. Die Bakteriosen der Vitaceen.
Vom Weinstocke sind mehrere Erkrankungen angegeben, die
durch Bakterien verursacht werden sollen. Wir beginnen zuerst mit der
Bakteriose der Weintrauben, die von G. Cucısı und L. MaccHiATı?)
näher studiert worden ist. Die Krankheit trat zuerst 1891 in Italien
auf. Nach der Blüte nehmen die jungen Früchte und Fruchtstiele
eine braune Farbe an und vertrocknen vollständig zu einer zerbrech-
lichen Masse. Aus den erkrankten Geweben wurde ein Bacillus isoliert,
der B. wae genannt wurde. Die Stäbchen sind beweglich, 3 bis 4 u
lang und 0,25 u breit und liegen meist einzeln. Gelatine wird ver-
!) Blight of Lima Beans in N. Y. Agric. Exp. Stat. Geneva Bull. Nr. 48.
Dec. 1892.
2) A bacterium of Phaseolus in ur of the Bot. Dep. of the New Jersey
Agric. Coll. Exp. Stat. f. the Year 1892, S. 283. 5
®) Description of Bacillus phaseoli n. sp. with some remarks on related species
in Proc. Americ. Assoc. f. Advanc. of Sc. for 1897, S. 288; ferner in U. S. Dep. of
Agric. Div. of Veg. Phys. and Path. Bul!. Nr. 28. Washington 1901.
*) La graisse, mäladie bacterienne des Haricots in Compt. rend. t 129, 1899,
S. 656.
°) La bacterosi dei grappoli della vite in Le Staz. speriment. ital. XX, 1891.
fasc. VI.
11. Die Bakteriosen der Vitaceen. 57
flüssigt. Später hat dann L. Maccurarı!) weitere Mitteilungen über die
Krankheit gegeben, aus denen hervorgeht, dafs seine Infektionsversuche
mit Reinkulturen Erfolg gehabt haben.
Eine zweite Traubenerkrankung hat E. PriLLieux?) in Rebengewächs-
häusern, seltener an Rebengeländen beobachtet. Die Trauben be-
kommen hellbraune Flecken, die sich schnell ausbreiten und in die
Tiefe gehen. Dadurch werden die Samen blofsgelegt und vertrocknen.
Wenn die Krankheit frühzeitig auftritt, so fallen ihr alle Trauben zum
Opfer. In den Zellen wurde ein beweglicher Bacillus gefunden von
1,25 u Länge und 0,75 « Breite. Er ähnelt dem B. caulivorus, bildet
aber einen weniger ausgesprochen grünen Farbstoff.
Eine andere Bakterienkrankheit des Weinstockes steht der Krebs-
knotenbildung bei der Olive nahe und wird in Italien mit dem ähnlichen
Namen „Rogna della vite“ bezeichnet. Auf den Zweigen entstehen
anfänglich weiche und schwammige, später harte und holzige, knollen-
artige Auswüchse, die einen ähnlichen Bau zeigen wie die Olivenknoten.
In den Gewebelücken finden sich stets Bakterien. CuBoxı?) nimmt
daher denn auch die hier auftretenden Bakterien, von Trevısan Baeillus
ampelopsorae genannt, als Ursache der Krankheit an, obwohl er keine
Infektionsversuche gemacht hat.
F. Cavara®) hat die Tuberkulose der Reben, die in Italien
hin und wieder auftritt, untersucht und hält sie mit der Rogna für
identisch. Es entstehen mehrere kleine, zu Gruppen vereinigte Tuberkeln
unterhalb des Periderms, womit Hyperplasien des Rindengewebes in
Verbindung stehen. Die Blätter sind gelb und rhachitisch; die Jahres-
triebe verkümmern. Den Beweis der Identität beider Krankheiten führte
Cavara durch Einimpfen des B. ampelopsorae, wodurch die Tuberkulose
erzeugt wurde. Näheres ist bisher nicht bekannt.
Eine weitere Krankheit hat L. Ravaz°’) beschrieben. Auf der Insel
Oleron (später auch in den Departements Charentes, Dröme und am
Mittelländischen Meer nachgewiesen) trat bei gewissen Sorten von
Reben eine Krankheit auf, die sich erst im Sommer zeigt, indem
kräftige Ruten plötzlich von unten nach oben austrocknen und unter
dem Einflufs des Windes abbrechen. An den untern Internodien der
befallenen Ruten erscheinen gebräunte, vertiefte Flecken; im Innern
sind Holz und Rindengewebe schwärzlich gefärbt. Die Rebschenkel
werden auch angegriffen, so dafs die später auf ihnen austreibenden
Ruten bald zu kränkeln beginnen. In allen ergriffenen Gewebeteilen,
vor allem aber in den Gefäfsen, finden sich zahlreiche Bakterien.
Gelegentlich tritt auch Gummibildung ein. Die Bakterien wurden
isoliert und stellen Stäbchen von 1,5 bis 2,5 « Länge dar, die in der
Mitte etwas eingeschnürt sind. Nach Impfung auf gesunde Reben
treten die charakteristischen Krankheitssymptome auf. Durch Schnitt-
wunden erfolgt die Übertragung leicht. Deshalb wird beim Verschneiden
der Reben empfohlen, zuerst alle kranken Stöcke zu verschneiden und
dann erst, nach sorgfältiger Desinfizierung des Messers, die gesunden.
1) Rev. intern. Vit. et Oenol. I, 1894, S. 129.
2) Maladies etc. I, 17.
3) Rendic. Acad. dei Lincei. 4. ser. V, 1889, S. 571.
#) Intorno alla eziologia di alcune malattie di piante coltivate in Le Staz.
speriment. ital. XXX, 1897, S. 482. i hi .
5) Une maladie bacterienne de la vigne in Rev. de viticult. 1895. (Vgl. Zeitschr.
f. Pflanzenkr. VI, S. 41.)
58 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Auch das Bestreichen der Reben im Winter mit 10 °%o Kupfersulfat-
lösung wird empfohlen.
Diese Krankheit ist nicht identisch mit der bekanntesten und am
weitesten verbreiteten Bakterienkrankheit des Weinstockes, mit dem
Mal nero, der uns jetzt beschäftigen soll. Die Krankheit wurde
zuerst in Sizilien und Kalabrien beobachtet und dann in Italien und
Frankreich eingehend studiert. Trotzdem aber bleibt sowohl bei den
äufsern Symptomen wie in der Atiologie der Krankheit noch manches
unklar, denn es scheint noch keinesweg sicher, dafs wir es hier mit
einer einheitlichen Erkrankung zu tun haben. ©. Comes!), nach ihm
P. Baccarmı?) und L. MaccHıatı?) haben die Krankheit in Italien zuerst
studiert.
Die Erscheinungen, die die Malnero-Krankheit in Süditalien bietet,
bestehen in erster Linie in Anomalien und Schrumpfungen der Blatt-
und Blütenregion und weiter in einem braunen Streifen, der bei den
kranken Stöcken längs einer Seite der stärkern Zweige bald mehr,
bald weniger deutlich in die Erscheinung tritt. Wenn er von aufsen
nicht sichtbar ist, so läfst er sich im Holzgewebe stets nachweisen.
Von dem braunen Streifen werden Holzparenchym, einzelne Rinden-
elemente und das Cambium ergriffen; namentlich im letztern Gewebe
ist er sehr deutlich, und von hier nehmen auch neue schwarze Flecken
ihren Anfang. Der Inhalt der ergriffenen Zellen wimmelt von Bakterien.
Bis zur Wurzel schreitet die Krankheit gewöhnlich nicht vorwärts,
sondern die Rebe stirbt vorher ab. Am meisten leiden die Rinden-
gewebe, wodurch der Holzkörper vollständig blofsgelegt wird. BaccaArını
kultivierte die von ihm als Bacillus vitivorus bezeichneten Bakterien
rein und impfte sie mit Erfolg auf gesunde Stöcke. G. Cuscinı*) be-
stätigte dieses Resultat und zeigte zugleich, dafs Comes bereits die-
selben Organismen zu seinem Bacterium gummis gezogen hat. Die
Stäbchen sind wenig beweglich, ceylindrisch oder leicht oval, an den
Enden abgerundet, 1 bis 2 «u lang, 0,75 u breit. Die Gelatine wird
verflüssigt und braun gefärbt, gleichzeitig auch oxalsaurer Kalk in Form
eines feinen kristallinischen Niederschlages abgeschieden. MAccHIATI,
der den Pilz Bacillus Baccarinii nennt, hat in alten Agarkulturen Sporen
gefunden und gibt an, dafs die Gröfsenverhältnisse der Stäbchen je
nach dem Alter und dem Nährmedium aufserordentlich wechseln.
In Frankreich sind ganz ähnliche Krankheitserscheinungen be-
obachtet und mehrfach untersucht worden. So decken sich die Be-
obachtungen von E. PRrILLIEUx und G. DeLacroIx?) mit denen der
italienischen Forscher: die Krankheit wird als „Gommose bacillaire“
bezeichnet. Ungefähr gleichzeitig veröffentlichten auch G. Forx und
P. Vıara®) ihre Untersuchungen; sie widersprechen der bakteriellen
Ursache der Erkrankung und führen die braunen Flecken und Streifen
auf andere, zum Teil wohlbekannte Krankheitserscheinungen zurück.
1) Il marciume delle radici e la gommosi della vite. Napoli 1884.
?2) Sul mal nero della vite in Sicilia in Malpighia VI, 1892, S. 229; Il Mal nero
della vite in Le Staz. sperim. agr. ital. XXV, 1894, S. 444.
3) Sulla biologia del Bacillus Baccarinii in Bull. Soc. Bot. Ital. 1897, S. 156.
*) Intorno ad una specie di bacillo trovato nel legno delle viti affette da Mal
nero in Le Staz. sperim. agr. ital. XXIII, 1892, S. 44.
5) La gommose bacillaire des vignes francaises in Rev. de viticult. 7 Juill.
1894, 8. 5.
6) Maladies de la vigne dans le Var in Rev. de viticult. 21 Juill. 1894, S. 53.
ll. Die Bakteriosen der Vitaceen. 59
Nach ihnen wäre sie nichts weiter als eine Folgeerscheinung von
Erkrankungen aus andern Ursachen. E. PriLLieux und G. Deracromx!)
haben dann später ihre Ansichten noch ausführlicher begründet und
gleichzeitig auch verschiedene, unter anderm Namen bekannte Er-
krankungen mit der bacillären Gummosis identifiziert.
Über die Verbreitung der Krankheit äufsern sie sich dahin, dafs
wohl hauptsächlich eine Übertragung beim Pfropfen in Betracht
komme; dabei handelt es sich nicht blofs um die Pfropfwunde selbst,
sondern auch um die vorherige Infizierung des Reises öder der
Pfropfunterlage.
Je nach der Heftigkeit, mit der die Krankheit auftritt, werden
verschiedene Erscheinungsformen von ihr unterschieden, die in der
Praxis meist verschiedene Namen erhalten haben. Am harmlosesten
tritt das Mal nero als Dartrose auf, indem sich an den Ranken und
Blattstielen kleine, gelbe Streifen zeigen, die alsbald wieder vertrocknen
und vernarben. Gleichzeitig treten auch kleine Pusteln (Anthracnose
ponctuede) an der Basis des Stockes auf. Die Blätter sind normal oder
rötlich verfärbt (Rougeot), wobei zu bedenken ist, dafs die Blattrötung
auch durch andere Ursachen hervorgerufen werden kann. Wenn dann
in den nächsten Jahren die Krankheitserscheinungen stärker auftreten,
so sind die äufserlich sichtbaren Störungen auffälliger. Es entsteht
Cep pomme oder T&te de chou, wenn die Zweige kurz bleiben,
sich abflachen und reichlich Seitenäste, Ranken und kleine Blätter
treiben. Die Blüten entstehen häufig nicht, oder es werden nur kleine
saure Trauben mit grauvioletten Flecken gebildet. Jetzt treten auch
die bekannten schwarzen Streifen auf. Die heftigste Form ist die
Gelivure?), die allerdings seltener auftritt. Die Flecken an den
Zweigen sind vermehrt; die oberen Internodien trocknen und fallen ab;
die Blätter trocknen, ohne ihre grüne Farbe zu verlieren: der Stock
treibt am Grunde junge Schosse, die ebenfalls bald erkranken. Unter
Folletage versteht man das plötzliche Absterben eines ganzen
Triebes, ohne dafs die Blätter ihre grüne Farbe verlieren. Endlich
nennt man Roncet diejenige Form, bei der die Internodien der
Zweige sehr kurz sind und zahlreiche, tief geteilte, kleine, normal
grüne Blätter tragen.
Eine Zusammenfassung der Ansichten der verschiedenen Forscher
über die Natur des Mal nero gibt K. ScHILBERsZKY®), indem er gleich-
zeitig die Gründe abwägt, welche für eine selbständige Krankheit oder
für eine Begleiterscheinung bei andern Rebkrankheiten sprechen. Er
kommt zu der Ansicht, dafs das Mal nero nur eine sekundäre Folge
anderer Rebenerkrankungen ist (z.B. durch Phylloxera, Peronospora usw.),
so dafs dann die Bakterien nur eine sekundäre Ansiedlung in dem
ohnehin geschwächten Pflanzenkörper darstellen würden. Damit würde
also die Gefährlichkeit der Krankheit verschwinden, da man sie am
besten durch Ausrottung der primären Krankheiten bekämpfen würde.
Wie weit diese Anschauung sich mit den wirklichen Tatsachen deckt,
1) La gommose bacillaire, maladie des vignes in Änn. de l’Inst. Agron. Nancy
XIV, 1895; Prıruieux, Les maladies des pl. agric. I, 24.
>) 5. in: bestätigt diese Beobachtungen in Le stazioni sperim. agrar. ital.
XXX, 1897, S. 482.
3) Über die neue Rebenkrankheit „gommose bacillaire“ in G yümöleskertesz.
V, 1894, Heft 3 bis 6. (Vgl. Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 305.)
60 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
müssen weitere Untersuchungen zeigen. E. RartHayY!) führt die Ursache
für die Gummibildung in den Gefäfsen der Rebe, ‘die charakteristisch
für das Mal nero ist, auf einen Wundreiz zurück, wie ihn MotIiscH zur
Erklärung der Thyllenbildung annimmt. Es würden also die schwarzen
Verfärbungen und die Gummibildung nicht durch die Tätigkeit der
Bakterien veranlafst sein, zumal in den äufsersten Ausläufern der
braunen Verfärbungen sich niemals Bakterien finden, sondern nur im
gebräunten Holze.
Wahrscheinlich mit dem Mal nero identisch ist eine von G. DEL
GuERcIO und E. Baronı?) beobachtete Rebengummosis, bei der die
Rinde stellenweise der Länge nach aufreifst und schleimige Massen
von anfänglich weifser, später graubrauner Färbung hervortreten läfst.
An den jüngeren Zweigen befinden sich tote Stellen, die Blätter
hatten dürre Flecken, an den Trauben waren graue Flecken sichtbar.
Im Schleim befanden sich Stäbchen von 2 bis 2,5 « Länge und 0,5 u
Breite.
Endlich sei noch einer Krankheit gedacht, die noch sehr der
Klärung bedarf. A. ZscHokk£?) beobachtete, dafs an ausgewachsenen
Blättern von Riesling- oder Sylvanerreben sich kleine, grünschwarze
oder braune, scharfumrissene, eingesunkene, tote Flecken zeigten, wo-
durch schliefslich das ganze Blatt zum Absterben gebracht wurde.
Auch die Blütenstiele waren häufig schwarzgrün, die Blütenknospen
dunkel und leicht abfallend. In den Flecken und den Stielen fanden
sich ungeheure Mengen von Bakterien, die zu schleimigen Klumpen
verklebt waren und zuerst die Intercellaren ausfüllten, später aber auch
die Zellwände zerstörten. Vielleicht handelt es sich blofs um eine
durch die abnorme Witterung bedingte Fäulniserscheinung, bei der
Bakterien eine Rolle spielen.
12. Die Bakteriosen der Umbelliferen.
In den Jahren 1897 und 1898 war im Staate Vermont (Nord-
amerika) eine Möhrenkrankheit aufgetreten, welche die in das
Winterlager gebrachten Mohrrüben in kurzer Zeit zum Verfaulen
brachte. L. R. Jones*) hat die Krankheit genauer untersucht und als
Ursache einen Bacillus festgestellt, den er BD. carotovorus nannte.
Die Möhren zeigten eine schnell fortschreitende weiche Fäulnis,
die gewöhnlich bei der Krone beginnt und schnell durch das Innere
fortschreitet. Der angefaulte Teil wird sehr weich und bräunt sich
etwas; zwischen dem kranken und dem gesunden Gewebe erstreckt sich
eine scharfe Trennungslinie. In dem verfaulten Gewebe findet sich
der Bacillus ganz rein vor. Er zerstört in erster Linie die Mittel-
lamellen und isoliert so die Zellen voneinander. Bei frisch desorga-
nisiertem Gewebe sınd die Zellen noch freı von Bakterien; nur das
!) Uber das Auftreten von Gummi in der Rebe und über die Gommose bacillaire
in Jahresber. d. k. k. ökol. u. pom. Lehranstalt in Klosterneuburg 189%. (Vgl.
Zeitschr. f. Pflanzenkr. VII, 164.)
2) La gommosi bacillare delle viti malvasia in Italia in Nuov. Giorn. Bot.
Ital. n. ser. I, 1894, S. 221.
3) Eine Bakterienkrankheit des Rebstocks in Weinbau und Weinhandel, 1902;
Weinlaube, 1902, S. 486.
*) Bacillus carotovorus n. sp., die Ursache einer weichen Fäulnis der Möhre
in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. VII, 1901, S. 12, und in XIII. Jahresber. der
Vermont Agric. Exp. Stat. 1900. Burlington.
ver:
12. Die Bakteriosen der Umbelliferen. 61
Plasma ist völlig zusammengefallen; später dringen die Bacillen auch
ins Innere der Zellen ein. Wahrscheinlich findet die Auflösung der
Mittellamelle durch ein Cytaseferment statt. Der Bacillus liefs sich
leicht rein kultivieren. Er stellt ein Stäbchen dar mit abgerundeten
Enden, das einzeln oder seltener paarweise vorkommt; nur in jungen
Kulturen treten mehr oder weniger lange Ketten von Zellen auf. Die
Länge der Zellen beträgt etwa 15 bis 5 « (im Mittel 2,8), die Breite
0,6 bis 0,9 u (im Mittel 0,7). Sie sind beweglich ad "besitzen zwei
bis fünf peritriche Cilien. Kulturen wurden in verschiedenen Nähr-
lösungen angestellt; das Optimum der Temperatur betrug 27 bis 30° C.;
bei 51 bis 52° trat der Tod ein.
Mit 2 Reinkulturen wurden Impfversuche angestellt, die zum
Ziele führten. Ebensogut liefsen sich auch andere Wurzeln infizieren,
z. B. Rüben, Rettiche, Pastinaken, Bocksbart, Zwiebeln, Tomaten usw.
Viele Früchte dagegen lielsen sich nicht krank machen, z. B. Orangen,
Bananen, Apfel usw., auch Kartoffeln nicht. Merkwürdig ist, dafs die
Impfung junger, vier Wochen alter Stengel und Wurzeln von Möhren
und Pastinaken sowie der Stämme und Blätter von Tomaten ohne Er-
folg blieb. Die Infektion fand nur durch Wunden statt.
Als Bekämpfungsmittel ergeben sich Fruchtwechsel, Vermeidung
des Düngers von Vieh, das mit zerfallenden Möhren gefüttert wur de,
ferner Austrocknen und starke Besonnung der Möhren, ehe sie ins
Winterlager kommen. Auch möglichst niedrige Temperatur bei der
Aufbewahrung der Möhren ist zweckmäfsig.
Augenscheinlich haben wir es hier nicht mit einem spezifisch
pathogenen Bacillus, sondern nur mit einem Fäulniserreger zu tun,
der unter gewissen Umständen verderbliche Wirkungen entfalten kann.
Demselben Bacillus schreiben H. A. Harpıng und F. ©. STEwART!)
eine Fäule zu, die an Kohl und Blumenkohl auftritt, aber mit der
Schwarzfäule nicht identisch ist. Die Krankheit liefs sich auch auf Kohl-
rabi, Rosenkohl, Radieschen und Kohlrübe übertragen. Ein in Fäulnis
übergegangenes Exemplar von Amorphophallus simlensis ergab denselben
Bacillus in der Kultur. Es bleibt vorläufig noch unentschieden, ob
die isolierten Pilze identisch mit B. carotovorus sind oder Varietäten
von ihm darstellen oder besser als eigne Art aufgefafst werden müssen.
Eine Selleriebakteriose aus dem Potal beschreibt U. Brızı?). Sie
tritt zuerst an den Basen der Blattstiele in Form kleiner rostroter Flecken
auf, in denen das Gewebe einsinkt. Die Flecken greifen schnell um
sich und deformieren grofse Flächen der Blattstiele, die schliefslich
faulen. Im Innern der Parenchym- und Collenchymzellen und auch in
den Gefäfsen finden sich massenhaft Bakterien. Durch die Gefäfse
wandern die Bakterien auch in das Blattgewebe, wo die Flecken zu-
erst in der Nähe der Rippen auftreten. Bei feuchtem Wetter treten
aus den Flecken schleimige Flüssigkeitstropfen heraus, die von Bak-
terien wimmeln. Der isolierte Organismus, Dacillus Apr (Br 1zi) Migula,
ist ein sehr bewegliches, an den Enden verzw eigtes Stäbchen von 2 , bis
2,5 u Länge. Gelatine wird nicht verflüssiet. Infektionsversuche wurden
1) A bacterial soft rot of certain cruciferous plants and Amorphophallus sim-
lensis, in Science new ser. XVI, 1902, S. 314.
2) La bacteriosi del Sedano in Rendic. R. Acc. dei Lincei 5 ser. VI, 1897,
S. 229; Una malattia bacterica dell’ Apium graveolens L. in Centralbl. f. Bakt.
aurar. 2..Abt III, 1897, 8, 578.
62 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
nicht gemacht. Schon vorher war durch B. D. Haısten!) eine Sellerie-
krankheit beschrieben worden, von der er Bakterien als Ursache ver-
mutete. Wahrscheinlich ist sie mit der von Brızı beobachteten identisch.
13. Die Bakteriosen der Oleaceen.
In einer Baumschule in Holstein hatten die jungen Zweige von
Syringa unter eigentümlichen Fäulniserscheinungen zu leiden,
die von P. SoravEr?) auf Bakterieneinwirkung zurückgeführt wurden.
Schon im Mai, besser noch im Juni entstehen an beliebigen Stellen des
Zweiges, namentlich an den oberen Internodien, braune Stellen auf
der Rinde, die sich schwärzen und in der Längs- und Querrichtung
schnell an Grölse zunehmen. So erscheint schliefslich der Zweig auf
grofse Strecken hin schwarz und knickt leicht um. An den Blättern
treten entweder einzelne Infektionsherde auf, oder es breitet sich von
der Achse her die Erkrankung aus. In letzterem Falle ist oft eine
ganze Reihe von Blättern welk und geschwärzt, während in ersterem
nur kreisrunde, braune, weiche, die gesamte Blattdicke umfassende
Stellen auftreten, die sich schnell ausbreiten. Die Oberhaut läfst sich
leicht abheben, und im Innern des Fleckes ist meist Mycel sichtbar,
das aber sekundärer Art ist. Am Rande der Flecken finden sich stets
kokkenartige Stäbchen.
Auf Schnitten begegnet man den durch die Wirksamkeit der Bak-
terien voneinander getrennten Zellen, die zuletzt weiter zertrümmert
und aufgelöst werden. In erster Linie wird das weiche Parenchym
der Rinde angeoriffen. Als Eingangspforten der Krankheit können
die Spaltöffnungen angesehen werden; vielfach finden sich auch feine
Öffnungen, welche in einen solchen Flecken führen und vielleicht Ver-
letzungen darstellen, die den Bakterien als Weg ins Innere der Pflanze
dienen.
Später wurde die Krankheit in Holland von J. Rırzkma-Bos3) be:
obachtet, der die Ahnlichkeit der Flecken mit Frostschäden hervor-
hebt, aber gleichzeitig als Unterschied angibt, dafs sich die Krankheit
von den Flecken her leicht auf gesunde Teile übertragen läfst.
In der Folge hat sich M. W. BEIERINCK *) mit derselben Krankheit be-
schäftigt, indem er den verursachenden Organismus studierte und In-
fektionsversuche anstellte. Die Versuche wurden mit Reinkulturen ge-
macht und ergaben, dafs die Krankheit sich leicht auf Zweige und
Blätter übertragen liefs, wo dann die typischen Erscheinungen der
Fäule hervorgerufen wurden. Die Versuche wurden mehrere Jahre
hintereinander vorgenommen und zeigten, dafs die Infektiosität des
Organismus Einbufse erlitten hatte. Nicht allein die verschiedenen
Arten von Syringa (S. persica, vulgaris) zeigten sich empfänglich, sondern
auch die verschiedensten Gartenvarietäten davon; bei andern Pflanzen
gelangen die Übertragungen nur für Populus nigra, Pirus Malus, P. com-
munis, Prunus Mahaleb, Polygonum Fagopyrum und Atriplex hortensis,
') New Jersey Agric. Exp. Stat. Bull. Q. 1892. Trenton.
?) Neue Krankheitserscheinung bei Syringa in Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 1891,
S. 186.
®) Een Bakterienziekte der Syringen in Tijdschr. over Plantenziekten V, 1899,
SEHE
#) Diese Untersuchungen sind mitgeteilt von C. J. J. van Harz, Bijdragen tot
de Kennis der bakterieele Plantenziekten, 1902, S. 142.
13. Die Bakteriosen der Oleaceen. 63
während z. B. Quercus Cerris, Spiraea, Cytisus Adami, Deutzia scabra,
Sorbus Aucuparia usw. nicht infiziert wurden.
Der von BEIERINcK Pseudomonas Syringae genannte Organismus ist
sehr beweglich und stellt ein schlankes, 1,6 bis 3,2 u langes und 02
bis 0,4 u breites Stäbchen dar, das je nach der Nährflüssigkeit
einzeln, zu zweien oder in kurzen Ketten auftritt. Gelatine wird ver-
flüssigt; die Kolonien auf Fleischgelatine gleichen denen von Bat.
fluorescens liquefaciens. Die Abtötungstemperatur liegt bei 50 bis 51°,
bei 27° findet sehr beschleunigtes Wachstum statt. Der Organismus
ist streng aörob und entwickelt kein Gas. Die weiteren biologischen
Eigenschaften sind genau studiert worden und finden sich ausführlich
bei van Hart!) angegeben.
Uber die Vorbedingungen, welche zum Ausbrechen der Krankheit
führen, ist wenig mehr bekannt als Sorauer’s Bemerkung, dafs das
Klima des Krankheitsherdes feucht sei. An und für sich würde es ja
nicht undenkbar sein, dafs excessive Nässe die Pflanzen für den An-
griff des Parasiten prädisponiert.
In Südfrankreich, Italien, Spanien, Portugal und auch in Kali-
fornien besitzen die Zweige des Olbaumes häufig kuglige An-
schwellungen, die mannigfach rissig oder durch tiefe Spalten lappig
und gefaltet erscheinen und meist in der Mitte ein Loch haben, das
durch die Zerstörung des Gewebes bedingt wird. Diese Holzknoten
trocknen früh ab und verursachen auch ein baldiges Absterben der
Zweige (Fig. 7, 2. Man kennt die Krankheit in Frankreich unter
dem Namen Loupe (Lupus) oder Gale (Räude), in Italien als
Rogna (Räude). P. Soraver schlägt dafür die Bezeichnung Krebs-
knoten vor.
Nachdem ArcAnGELI im Gewebe der Krebsknoten Bakterien entdeckt
hatte, sprach Savasıano?) aus, dafs diese die Ursache der Neubildungen
seien. Später hat E. PritLiEux?) die Krankheit genauer untersucht.
Der Organismus hat den Namen Bacillus Oleae (Arcang.) Trevis. er-
halten.
Die Krankheit beginnt im Frühjahr damit, dafs auf der Rinde
zweijähriger, selten drei- oder mehrjähriger Zweige sich durchsichtige
Flecken zeigen. Im Innern dieser Stellen zeigen sich im Cambium
oder in der innersten Rinde kleine Lücken, die mit Bakterien erfüllt
und von abgestorbenen Zellen umgeben sind (Fig. 7, 3, 4, 5). Die
anfänglich kleinen Lücken vergröfsern sich zu unregelmäfsigen
Höhlungen und bilden schliefslich die grofsen, kraterförmigen
Lakunen am Scheitel des Krebsknotens (Fig. 7, 2). In einiger Ent-
fernung von diesen Lakunen befinden sich die Orte der lebhaftesten
Zellenvermehrung. Die Gewebe fangen an zu verholzen und bilden die
kurzzelligen Elemente des Wundholzes, die ganz den schneckenförmigen
Verlauf der Holzfasern eines Maserknotens zeigen. Bei den ältern
Knoten finden sich auch ım Holzkörper Bacillenherde (Fig. 7, 7, 8);
allerdings geht hier die Zerstörung langsamer vor sich. Diese Holz-
körper bestehen aus garbenartig sich innerhalb der Geschwulst aus-
breitenden Strängen, die mit ihrer Basis sich dem normalen Zweigholz
IE & 8. 191:
2) Tuberculosi, iperplasie e tumori dell’ olivo. Napoli 1887; Compt. rend. CIII,
1886, S. 1144. i
3) Les tumeurs A bacilles des branches d’olivier et du pin d’Alep in Ann. de
l’Instit. Agronom. XI, 15890. Nancy.
64 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
anfügen, bisweilen auch aus isolierten kugligen Holzmassen innerhalb
der Geschwulst. Das excessive Wachstum der Randpartie des Krebs-
knotens über das bereits abgestorbene Zentrum hinweg ist sehr un-
regelmäfsig; die Ränder furchen und falten sich in verschiedenem
Grade und sterben schliefslich ab, wenn sie von den Bacillen ergriffen
Fig. 7. Krebsknoten der Olive.
/ Olivenzweig mit Krebsknoten, nat. Gr. 2 Grofser Knoten, in der Mitte durchschnitten, nat. Gr.
3 Junger Krebsknoten, nat. Gr. # Derselbe, etwas vergr. 5 Derselbe im Durchschnitt. 6 Bacillen
aus den Knoten, sehr stark vergr. 7 Höhlung mit Bacillen, stark vergr. 8 Mehrere Höhlungen aus.
einem Knoten mit Bacillen. Nach PkrILLıEvUx.
werden. Dann stirbt die Aststelle zuletzt einseitig oder gänzlich.
ab. An der Produktion des Knotengewebes nehmen also alle Rinden-
gewebe teil, zum Teil auch das Holz. Die Gröfse der Knoten ist ver-
schieden; oft wird die Gröfse einer Walnufs erreicht, ehe sie ab-
sterben.
13. Die Bakteriosen der Oleaceen. 65
Bacillus Oleae ist ein an .den Polen abgerundetes, drei- bis vier-
mal so langes wie breites, mittelgrofses Stäbchen (Fig. 7, 6), das
einzeln oder zu zweien liegt und langsam beweglich ist. Auf Gelatine
bildet es rundliche, durchscheinende, strohgelbe Kolonien. Mit den
Reinkulturen hat Savastano Infektionen angestellt, durch welche die
Krankheit erzeugt werden konnte. Er stach die Zweige mit einer Nadel
an und tat dann in die Öffnung die Kulturflüssigkeit mit dem Bacillus
hinein. Wie die Infektion in der Natur vorgeht, wissen wir nicht
sicher; aufser durch Wunden dringt der Bacillus wahrscheinlich durch
die Spaltöffnungen oder Lenticellen ein.
Nach Savastano entwickeln sich die Krebsknoten auf fruchtbaren
reich gedüngten Böden stärker als auf trocknen Hügeln. Verwundungen,
die durch das Verschneiden des Laubes erzeugt werden, begünstigen
ebenfalls die Ausbreitung der Krankheit. Diese Beobachtungen wird
man bei der Bekämpfung der Krankheit zu berücksichtigen haben.
Ich möchte hier noch eine andere Bakterienkrankheit der Oleaceen
anschliefsen, die P. VUILLEMIN!) auf denselben Bacillus Oleae zurück-
führt. F. Noack?) hat 1893 unter dem Namen Eschenkrebs eine
Krankheit von Frazxinus excelsior beschrieben, die hauptsächlich die
jungen zwei- und mehrjährigen Zweige angreift. An ihnen befinden
sich offene Krebswunden, die den Ast auf 2 bis 5 cm, oft noch weiter
ringsum umfassen können. Der Krebsknoten selbst übertrifft die Dicke
der Aste oft um das Doppelte. Die Rinde zeigt sich im Umkreise
verfärbt, gelblich bis zimmetrot und unregelmäfsis borkig aufgerissen.
Die Ränder der Wunden sind wulstig aufgeworfen; im Innern ist das
Rindengewebe gebräunt und durch unregelmäfsige Quer- und Längs-
spalten zerklüftet. Als erste äufserlich erkennbare Spur des Krebses
zeigt sich eine Beule, die zuerst mit einem Längsrifs aufspringt, an
den sich dann die übrigen Risse anschliefsen. Aufserdem findet man
an den Ästen eigentümliche, harte, verästelte Gebilde, welche aus neu-
gebildeten Blüten- und Fruchtständen bestehen?). Auf den Blättern
und Blattstielen zeigen sich ebenfalls häufig braune Flecken, welche
zuletzt aufreifsen. Zwischen den Gewebezellen findet sich überall ein
Schleim, der dicht mit Bakterien erfüllt ist. Die Bakterien sind
stäbchenförmig, meist leicht gekrümmt, an den Enden abgerundet und
leicht verdickt, 2,6 «u lang, 0,5 « breit. Oft hängen zwei Stäbchen
zusammen.
P. Vvırıemin®) hat sich dann später mit der Krankheit beschäftigt
und identifiziert die Bacillen des Eschen- und Olbaumkrebses. Er
gibt an, dafs Bacillus Oleae nicht imstande ist, in die unverletzten
Zweige einzudringen, sondern gleichsam eines Vehikels bedarf, das
ihm das Eindringen ermöglicht. Als solches sieht er bei der Esche
den Phytoptus fraxini an, der die Gallen der Blütenstände erzeugt.
Aufserdem weist er nach, dafs auf den kranken Zweigen beider Bäume
1) Quelques champignons arboricoles nouveaux ou peu connus in Bull. Soc.
Myc. France XII, 189, S. 41.
2) Der Eschenkrebs, eine Bakterienkrankheit in Zeitschr. f. Pflanzenkr. III,
1893, S. 193.
° 3) Dies sind Gallen, die durch Phytoptus fraxini erzeugt werden, und in die
später der Bacillus eindringt.
4) Siehe noch: Trait& de pathologie generale du Prof. Bouchard I, S. 130.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band, b)
66 1I. Schizomycetes (Spaltpilze).
häufig C'haeotophoma oleacina P. Vuillem. vorkommt; dieser Pilz würde
also ebenfalls eine Eingangspforte für den Bacillus erzeugen. Wie
weit diese Anschauungen richtig sind, mufs die weitere Untersuchung
lehren.
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln.
Von aufserordentlicher Wichtigkeit für die Landwirtschaft sind
die Bakterienfäulen der Kartoffeln, die meist erst an den
eingeernteten Kartoffeln im Winterlager auftreten und durch ihre
schnelle Ausbreitung gewaltigen Schaden verursachen können. Wir
lernen später noch eine Bakterienfäule der Kartoffeln kennen, deren
Ursache Bacillus Solanacearum ist. Die Krankheitserscheinungen, welche
jetzt besprochen werden sollen, tragen durchaus keinen einheitlichen
Charakter, obwohl sie am letzten Ende alle zu einer Verjauchung des
Knolleninhaltes führen. Nicht blofs die Erreger der als „Nafsfäule“
zu bezeichnenden Krankheit sind verschieden, sondern auch die Begleit-
erscheinungen, die durch sekundär hinzukommende Bakterien oder
Fadenpilze verursacht werden. Wir wollen deshalb im folgenden ver-
suchen, einige feste Gesichtspunkte zur Beurteilung der einzelnen
Krankheitserscheinungen dadurch zu gewinnen, dafs wir einen Über-
blick über die wichtigsten Arbeiten geben.
Als „nafsfaul“ wird vom Landwirt die Knolle bezeichnet, die schon
im Acker bei der Ernte oder auch in den winterlichen Aufbewahrungs-
räumen einen weichen, breiartigen, höchst übelriechenden, bald hell-
eelben oder bald mehr chromgelben Inhalt aufweist. Die Kartoffel
kann dabei ihr straffes Aussehen behalten und erst durch Druck er-
kennen lassen, dafs die häufig unverletzte Schale nur ein gedunsener
Sack mit gelbem, jauchigem Inhalte ist (Fig. 8, 2). Wird eine solche
Knolle angestochen, so läuft eine scharf sauer reagierende, in den
meisten Fällen nach Buttersäure, bisweilen aber auch in anderer Weise
ekelerregend riechende Flüssigkeit ab, wobei vielfach Gasblasen mit-
ausgetrieben werden. Der feste rückbleibende Brei reagiert entweder
sofort oder nach kurzer Zeit alkalisch. Ausnahmen kommen vor, wenn
die Zersetzung in anderer Richtung verläuft. Die mit destilliertem
Wasser verdünnte Flüssigkeit bleibt sauer, und der trocknende Brei
nimmt in der Regel an Intensität seiner alkalischen Reaktion zu.
Das sogenannte „Ersaufen der Knollen“ ist dieselbe Krankheit.
Am schönsten tritt die alkalische Reaktion in dem Gewebe auf,
das bereits vollkommen breiartig geworden, während die Vorstufen
dieser Fäulnis, welche diejenigen Stadien umfassen, in denen das
Gewebe der Knolle noch fest ist, gröfstenteils das Lackmuspapier stark
röten.
Unter dem Mikroskop erscheint der flüssige Brei der Hauptsache
nach aus Stärkekörnern und Plasmaresten nebst zahllosen Bakterien
zusammengesetzt. Ein etwas früherer Zustand zeigt die Stärkekörner
noch von den Zellmembranen eingeschlossen, aber die Zellen selbst
schon aus ihrem Verbande gelöst und teilweise als etwas schlaffe
Säckchen aufeinandergesunken (Fig. 8,2). Bei einer nur von einem kleinen
Rotzherde ausgehenden, in das gesunde Gewebe langsam fortschreitenden
Erkrankung nimmt man wahr, dafs bei trockner Aufbewahrung der
Knolle der Verjauchungsprozefs sistiert werden kann, und es bilden
sich dann an der Grenze des gesunden Gewebes unter Lösung und
wahrscheinlich auf Kosten der Stärke um die verjauchte Stelle herum
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. 67
oft Zonen von Korkzellen in dem Parenchym des Knollenfleisches aus.
Bei dem Zusammentrocknen derartiger Knollen entstehen an Stelle
der Jaucheheerde Löcher in der Kartoffel, welche häufig von gelb
oder violett gefärbten Pilzmassen ausgekleidet sind. Das noch nicht
gelöste, in vielen Fällen von der Rinde aus gebräunte, durch seinen
Zuckergehalt als nicht mehr gesund erkennbare Gewebe wird bei dem
Trocknen zunderartig locker; die Korkschale ist meist besetzt mit
weifslichen, dichten, etwas fleischigen Pilzpolstern. In diesem Zustande
wird die Knolle als „trockenfaul“ bezeichnet. Zuletzt schrumpfen
solche trockenfaule Kartoffeln in trockner Umgebung zu ganz harten
trocknen, manchmal scheibenförmig zusammengedrückten Körpern ein,
die beim Durchbrechen eine kreidige Bruchfläche zeigen.
Die Trocken- oder Stockfäule trat nach J. Kürn!) zuerst 1830
in der Eifel und bis 1842 in zunehmender Heftigkeit in ganz Deutsch-
land auf. Seit dieser Zeit nahm sie allmählich an Intensität ab. Man
brachte die Nafsfäule zuerst mit der gleichzeitig heftig wütenden Phy-
tophthoraerkrankung der Kartoffeln in Verbindung. Indessen lernte man
bald die Unterschiede zwischen der durch Bakterien und der durch die
Phytophthora verursachten Zersetzung beachten. Bei dem letzteren
Pilze findet sich im Knollengewebe stets Mycel; der Inhalt der Zellen
färbt sich braun und schlägt sich an den Zellwandungen nieder; dann
wird die Stärke teilweise gelöst, aber die Zellwand verschont. Bei
der Bakterienfäule findet genau das Umgekehrte statt.
Man erkannte in dem verjauchten Gewebe sehr bald die Bakterien
und identifizierte sie wegen des auftretenden Buttersäuregeruches und
ihrer Form mit dem Buttersäurebacillus.
P. Van Tiesnem?) hatte zuerst die allgemeine Bedeutung erkannt,
die der von ihm Bacillus amylobacter (Fig. 4, 3) genannte Pilz bei der
fauligen Zersetzung von Pflanzengeweben besitzt. Er wies nach, dafs
dieser Organismus exzessiv anaörob ist, und schreibt ihm ein ganz all-
gemeines Vorkommen zu, das selbst bis in die Steinkohlenperiode
reichen soll. In Dünnschliffen durch verkieselte Wurzelstücke aus
dieser Epoche hat man Spuren des Bacillus gefunden, ohne dafs
natürlich Van TiecHEM den strikten Nachweis von der Identität der
heutigen und der archaischen Form zu führen imstande ist. PraZmowsk1?)
hat dann den Pilz genauer auf seine biologischen Eigenschaften unter-
sucht und ihn COlostridium butyricum genannt, unter welchem Namen
er am meisten bekannt ist. Endlich haben dann J. ReinkE und
G. Bert#oLD*) bei ihren Untersuchungen denselben Organismus vor
sich gehabt und ihn Bacterium navicula genannt. Alle diese Unter-
suchungen liegen vor der bakteriologischen Ara und können deshalb
nur bis zu einem gewissen Grade Anspruch auf Richtigkeit haben.
Erst im Jahre 1890 hat E. Kramer’) mit allen neueren Hilfsmitteln
die Frage der nafsfaulen Kartoffeln von neuem in Angriff genommen
und erwiesen, dafs ein Bacillus die Ursache ist, der mit dem B. amylo-
!) Krankheiten der Kulturgewächse 1858, S. 202.
2) Sur le Bacillus amylobacter et son röle dans la putrefaction des tissus
vegetaux in Bull. Soc. Bot. France XAIVv, 1877, 8. 128. ee
3) Zur Entwickelungsgeschichte und Fermentwirkung einiger Bakterienarten
in Botan. Zeit. 1879, S. 409. ih
+) Die Zersetzung der Kartoffel durch Pilze. Berlin 1879. .
5) Bakteriologische Untersuchungen über die Nafsfäule der Kartoffelknollen
in Österreich. landw. Centralbl. I, 1891, S. 11.
Isis
68 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
bacter nichts zu tun hat, sondern ihm nur verwandt ist. W. MicurA!)
hat dann später diesen Organismus mit dem Namen Baecillus solani-
perda belegt. Im Gegensatz zu dem Buttersäurebacillus ist der neue
Organismus aörob. Die Stäbchen sind 2,5 bis 4 u lang und 0,7 bıs
0,8 «u breit; in Nährlösungen und auf Kartoffelscheiben bildet er ge-
wöhnlich blofs Stäbchen von 1,5 bis 2 u Länge. An den Enden sind
sie abgerundet; häufig treten auf Gelatine- und Agarplatten Ketten
oder scheinbar ungegliederte Fäden auf. Niemals kommen spindel-
förmige Gestalten vor, wie bei B. amylobacter. Sporenbildung findet
statt; die auftretende Spore füllt die ganze Bakterienzelle aus. Die
Zellen sollen aktiv beweglich sein, doch hat Kramer keine Geifseln
gefunden. Gelatine wird sehr energisch verflüssigt. Mit Lackmus oder
Karmin gefärbte Gelatine wird entfärbt; in dextrosehaltiger Nährlösung
werden Kohlendioxyd und Buttersäure entwickelt. Cellulose löst er
- fast nicht.
Mit den Reinkulturen dieses Organismus hat Kramer Infektions-
versuche an gesunden Kartoffeln angestellt. Zu diesem Behufe wurde
eine Nährlösung hergestellt, bestehend aus einem wässerigen, mit 1 bis
2°%/0 Dextrose versetzten Kartoffelbreiauszug. In diese sterilisierte
Lösung wurden gesunde Kartoffeln, die oberflächlich gut gereinigt und
mit Sublimatlösung sterilisiert waren, gelegt und dann der Bacillus in
die Lösung geimpft. Es zeigte sich nun, dafs die Kartoffeln an
typischer Natsfäule erkrankten, und zwar ohne Zutun eines andern
Organismus. Natürlich gelang bei der Umständlichkeit dieser Versuchs-
anstellung nicht jeder Versuch; trotzdem aber wurde doch der Beweis
geliefert, dafs Baecillus solaniperda allein imstande ist, Nafsfäule zu
erzeugen. Die Eingangswege für den Bacillus sind die Lenticellen.
Die eingedrungenen Bacillen lösen zuerst die vorhandenen löslichen
Kohlehydrate (Zucker) auf, indem sie daraus Kohlensäure und Butter-
säure bilden, dann zerstören sie die Intercellularsubstanz und greifen
auch die Membranen an. Die Stärke erleidet keine Veränderung.
Dies ist das erste Stadium der Zersetzung, in dem die Knolle sauer
reagiert. Weiter werden dann die Eiweifsstoffe zersetzt, wobei Am-
moniak, Methyl- und Trimethylamin gebildet werden. Wenn nun diese
Basen die gebildete Buttersäure neutralisiert haben, so bekommen wir
das zweite Stadium der Nafsfäule, in dem die Knolle alkalisch
reagiert. Dementsprechend werden also stärkereiche, völlig ausgereifte
und daher zuckerarme Kartoffeln weniger von der Fäule angegriffen
als zuckerreiche, die weniger stärkehaltig sind.
Wir haben es demnach bei der von Kramer untersuchten Bakterien-
fäule mit einer Erkrankung zu tun, die ein ganz bestimmtes Krankheits-
bild gibt und auch in bezug auf den Erreger eindeutiger Natur ist.
Im Gegensatz dazu sind nun von andern Forschern andere Bakterien
als Erreger der Nafsfäule bezeichnet worden. Mit diesen Krankheits-
formen wollen wir uns jetzt beschäftigen.
B. Frank?) hat die verschiedenen Fäulen der Kartoffelknollen ein-
eehender untersucht und fand einen Micrococcus als Urheber emer
Nafsfäule, die bei den noch im Acker befindlichen Kartoffeln beobachtet
') System der Bakt. II, 573.
2) Untersuchungen über die verschiedenen Erreger der Kartoffelfäule in Ber.
d. Deutsch. Bot. Ges. XVI, 1898, S. 273; ferner Kampfbuch, S. 200, und Die Bakterien-
krankheiten der Kartoffeln in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. V, 1899, 8. 93.
u A
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. 69
wurde. Mierococcus phytophthorus ist ein kleiner Coccus, dessen Zellen
etwa 0,5 u im Durchmesser haben und einzeln oder bis drei oder fünf
in Reihen verbunden sind. Auf der nicht verflüssigten Gelatine werden
zweierlei Kolonien gebildet, die einen mit dünner, sich etwas rosetten-
förmig ausbreitender Öberflächenschicht, die andern mit derselben
Oberflächenschicht, die sich aber an einer Stelle trichter- oder faden-
artig in die Gelatine einsenkt. Zwischen beiden Kolonien kommen
Übergänge vor.
Denselben Spaltpilz hat nun Frank bei der als Schwarzbeinig-
keit der Kartoffel bekannten Krankheit gefunden und erfolgreiche Über-
tragungsversuche von krankem Stengelgewebe auf gesunde Knollen
gemacht. Da er aber nicht mit Reinkulturen gearbeitet hat, sondern
nur mit dem nach seiner Meinung allein von dem Micrococcus durch-
setzten Pflanzenmaterial, so läfst man diese Versuche am besten ganz
aufser acht. Wir kommen auf den Micrococcus noch bei der später
zu besprechenden Schwarzbeinigkeit der Kartoffel zurück.
Ist somit schon Frank den Beweis schuldig geblieben, dafs sein
Organismus für sich allein Erreger der Bakterienfäule sein kann, so
geht es mit einer Anzahl anderer Organismen nicht viel anders.
Erwähnung zu tun wäre des schon oben gedachten Buttersäure-
bacillus, der früher noch als Ursache angesehen wurde, aber bei
seiner allgemeinen Verbreitung wohl nur ein sekundärer Saprophyt ist,
der allerdings mit dem Bacillus solaniperda infolge der Buttersäure-
produktion vielfach verwechselt wurde. Trotzdem keine Impfungs-
versuche mit Reinkulturen vorliegen, ist doch kaum zu bezweifeln,
dafs bei besonders günstigen Umständen dieser Organismus eine Fäule
hervorzurufen imstande sein würde. Das scheint aus den Unter-
suchungen von REINKE und BERTHOLD über die Zersetzung der Kartoffeln
hervorzugehen, die mit diesem Organismus arbeiteten.
Mit Krankheiten der Knollen, die aber weniger eine allgemeine
Fäule als vielmehr partielle Erkrankungen hervorrufen, beschäftigte
sich E. RozE!). In kleinen, braunen, durchlöcherten Knöllchen an der
Oberfläche der Kartoffeln, und zwar an den Zellkernen am Rande der
verfärbten Stellen, fand sich Micrococcus nuclei. Die Kartoffeln schmecken
infolge der Flecken unangenehm. Auf der Sorte Richter's Imperator
wurde ein Micrococcus imperatoris gefunden, der Höhlungen in den
Knollen verursacht. Ein anderer, ebenda gefundener Organismus, er-
zeugt einen gelblichen Schleim und wird M. flavidus genannt. Als
Ursache der Trockenfäule gilt Mierococcus albidus, der dem sonst als
Ursache angesehenen Fusisporium Solani den Weg in der Knolle bahnen
soll. Endlich soll die Ursache des Schorfes ein M. pellucidus sein, der
ebenso wie der vorige Micrococcus mit den andern als Ursache des
Schorfes angesehenen Organismen stets vergesellschaftet ist. Wie weit
alle diese Untersuchungen der Wahrheit nahekommen, müssen Nach-
prüfungen von anderer Seite lehren. |
Aufserdem wurden von WEHMER, LAURENT, JENSEN u. a. Versuche
über die Erkrankung von Kartoffeln durch Bakterien angestellt, doch
bedienten sie sich dazu nicht spezifisch pathogener Formen. Bevor
wir. aber diese Untersuchungen, die sich hauptsächlich mit der Prädis-
position der Knollen für die Nafsfäule beschäftigen, näher besprechen,
1) Compt. rend. LXXXXVJ, 8. 543, 750, 1012; ferner Bull. Soc. Mye. France XIII,
1897,98. 28, -9.
70 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
sollen erst noch die Stengel- und Blattfäulen der Kartoffelpflanze ihre
Darstellung finden, da ihre Erreger häufig auch auf die Knollen über-
greifen und typische Fäulen hervorzurufen imstande sind.
Eine Stengelfäule der Kartoffelpflanze haben zuerst
E. Prirnieux!) und G. Deracroıx im Jahre 1890 in Frankreich be-
obachtet (später auch von E. Rosırup in Dänemark gefunden). Die
Stengelgewebe sterben von der Bodenoberfläche an ab, fallen voll-
ständig zusammen und sind in ihren Wandungen tief braun ge-
färbt. Wenn die Krankheit nur eine Seite des Stengels ergriffen hat,
so entsteht eine Furche. In den gebräunten Zellen befinden sich un-
geheure Mengen von Bakterien. Bei Infektionsversuchen ergab sich,
dafs die durch die Impfnadel verursachte kleine Wunde sich schon
nach wenigen Tagen mit einer braunen, brandigen Gewebezone um-
gab. Auf Querschnitten durch solche Impfstellen erkennt man die
Bakterien in den toten Zellen und ebenso auch solche in den an-
grenzenden, noch chlorophyllhaltigen Zellen. Eine ganz ähnliche Er-
krankung wurde auch bei Pelargonium an den Stengeln beobachtet,
die ebenfalls von einem Bacillus verursacht wurde. Da sich die
Fäulen wechselseitig übertragen lassen, so schliefsen die beiden Unter-
sucher daraus auf die Identität des Erregers, den sie Bacillus caulivorus
nennen. Die Länge der Stäbchen beträgt etwa 1,15 « und die Breite
nur etwa 0,4 bis 0,6 «. Bouillon und Gelatine nehmen durch den
Bacillus eine auffallende urangrüne Färbung an. Die Krankheit konnte
auch bei Begonien, Gloxinien, Lupinen und Bohnen erzeugt werden;
bei andern Pflanzen blieben die Übertragungen ergebnislos. Die ätio-
logischen Verhältnisse können bei dieser Krankheit noch keineswegs
als völlig geklärt gelten, zumal es nicht sicher ist, ob dieser Bacillus
caulivorus nicht mit B. putrefaciens liquefaciens Flügge, wie LAURENT
meint, identisch ist.
Danach hat S. Iwanorr?) Untersuchungen über eine ähnliche
Krankheit angestellt, welche ım Jahre 1898 bei St. Petersburg das
Kartoffelkraut vernichtete und den Ertrag an Knollen verringerte. Die
Infektion beginnt an Verletzungen oder den Stomata des Stengels und
verbreitet sich als brauner Flecken um den ganzen Stengel herum.
Der Stengel beginnt danach einzuschrumpfen, die Erkrankung geht in
die Blattstiele über, und die Blätter verwelken bald darauf. Etwa 12
bis 20 Tage nach der Infektion ist die Pflanze tot. Die Stengel und
Blätter zeigen dann dunkelbraune Verfärbung. Auf Schnitten sieht
man ungeheure Mengen von Bakterien, die Zellwandungen bräunen sich,
und der feste Inhalt der Zellen verschwindet, indem er durch Zellsaft
ersetzt wird, in welchem die Bakterien schwärmen. Die Zellwand-
bräunung beginnt bei der Epidermis und setzt sich nach innen zu bis
zum Markgewebe fort. Nach oben und unten verbreiten sich die Bakterien
längs der Leitungsbahnen. Zuletzt werden die Zellen voneinander ge-
löst und zertrümmert. Die Stärke wird nicht angegriffen, aber im
Mark- und Rindenparenchym gibt sich eine gesteigerte Ablagerung
von Kalkoxalatkristallen kund. Der Saft der kranken Pflanzen reagiert
alkalisch. In die Knollen steigt der Bacillus nicht hinab.
') La gangrene de la tige de la pomme de terre, maladie bacillaire in Compt.
rend. CXI, 1890, S. 208; ferner PkrirLıeux, Maladies etc. I, 15.
°) Uber die Kartoffelbakteriosis in der Umgegend St. Petersburgs im Jahre
1898 in Zeitschr. f. Pflanzenkr. IX, 1899, S. 129.
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. ZT
In den meisten Fällen wurde ein lebhaft bewegliches Stäbchen
von oval-zylindrischer Gestalt gefunden, das etwa 0,5 bis 1,5 u lang
war. In späteren Stadien der Zersetzung fanden sich noch andere
Bakterien vor, ferner Hefen, Fusarium Solani, Vertieillium alboatrum,
Rhizoctonia Solani u.a. Die Reinkultur wurde unternommen und ergab
zwei Bakterienarten, die sich aber nicht als pathogen erwiesen. Über-
tragungen der Krankheit mit dem Safte der erkrankten Pflanzen ge-
langen dagegen vollkommen.
Iwanorr vergleicht die Fäule mit der von Baceillus Solanacearum
verursachten Kartoffelkrankheit; ob mit Recht, mag dahingestellt sein.
Jedenfalls geht aus seinen Untersuchungen nichts Genaueres über den
Erreger hervor.
Eine andere Erkrankung der Kartoffelstengel, die sich aber im
wesentlichen auf die Gefäfse beschränkt, hat G. DELACROIX !) beschrieben.
Zuerst werden die Blätter gelb und vertrocknen stellenweise; die Stengel
werden immer dünner und sterben schliefslich von unten her ab; die
Knollen erkranken ebenfalls, aber nicht immer. Auf Schnitten erkennt
man, dafs die Gefäfsregion gelb verfärbt ist. In den Gefäfsen selbst
hat sich gelbliches Gummi ausgeschieden, und stellenweise ist der
Verschlufs durch Thyllen erfolgt. Als Ursache wurde der Bacillus
solanincola erkannt, der auf den gewöhnlichen Nährmedien wächst.
Die Stäbchen sind meist 1,5 bis 1,75 « lang und 0,25 « dick; meist
liegen sie einzeln; selten bleiben zwei verbunden. In Bouillon wird
nach längerer Zeit Schleim erzeugt; zum Unterschied von B. caulivorus
scheidet der neue Organismus keinen Farbstoff ab. Gelatine wird
verflüssigt. Die Reinkulturen wurden zu Impfversuchen benutzt, die
gut gelangen.
Wahrscheinlich sind mit dieser Stengelbakteriosis die Erkrankungen
identisch, welche DrsrayY und RozE auf die Tätigkeit ihrer rätselhaften
Pseudocommis Vitis zurückgeführt haben. In den späteren Stadien der
Krankheit treten viele andere Pilze auf, die auch sonst auf den Kar-
toffeln häufig gefunden werden. Von diesen ist nur Rhizoetomia Solani
als Parasit bekannt, während die übrigen rein saprophytisch leben.
Auch Tomaten können von dem Bacillus infiziert werden; namentlich
erkranken die frühen, schnellwüchsigen Sorten sehr schnell. Wie in
den übrigen Fällen, so dienen Wunden, die durch Insekten oder
andere Einflüsse verursacht sind, dem Bacillus als Eingangspforten in
die Pflanze.
Die Krankheit wurde bisher in Frankreich und Irland beobachtet,
scheint aber nur unbedeutenden Schaden anzurichten. Als Bekämpfungs-
mittel empfiehlt Drracroıx eine Wechselwirtschaft mit mindestens drei-
jähriger Periode und Verwendung von ungeschnittenem Saatgut aus
unverseuchten Gegenden.
Eine echte „Schwarzbeinigkeit“ der Stengel hat J. ©. C. van
Ha?) studiert. Die Krankheit zeigte sich in Holland im Juli an den
vollständig oder fast vollständig ausgewachsenen Kartoffelpfllanzen. Die
unteren Blätter nehmen eine gelbliche Färbung an und sterben ab;
allmählich folgen die oberen Blätter nach. Der Stengel nimmt von
1) Sur une maladie bacterienne de la pomme de terre in Compt. rend. CXXXIII,
1901, S. 417, und Contributions & l’etude d’une maladie nouvelle de la pomme de
terre, produite par le Bacillus solanincola n. sp., ebenda S. 1030.
?) Bijdragen tot de Kennis der bakterieele Plantenziekten. Dissert. Amster-
dam 1902.
22 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
der Basis an nach oben fortschreitend eine pechschwarze Färbung an,
indem er gleichzeitig weich und faulig wird und einen widerlichen
Geruch verbreitet. Gewöhnlich ist die Stengelbasis schon völlig ab-
gestorben, während die Spitze noch grün erscheint. Die erkrankten
Pflanzen sterben bald ab und geben natürlich keine oder geringe
Knollenerträge.
Auf Schnitten fand sich, dass die Gefäfse mit Bakterien voll-
gestopft waren; auch die Intercellularräume von Mark und Rinde
wimmelten davon. Dieser Befund ergab sich nicht blofs für das ge-
schwärzte Stengelstück, sondern auch weiter oben im noch grünen
Teil waren die Bakterien zu finden.
Der von van Haus als Bacillus atrosepticus bezeichnete Organismus
wurde rein kultiviert. Die Stäbchen sind 0,8 bis 1,6 « lang, 0,2 bis
0,4 u breit, meist einzeln, sehr selten zu zweien verbunden, häufig
Zoogloeen von vier bis zehn Stück. Sie bewegen sich lebhaft und be-
sitzen 10 bis 15 « lange Geifseln. Gelatine wird verflüssigt, aber in
verschiedenem Grade; auf schwach saurer Fleischgelatine findet über-
haupt keine, auf schwach alkalischer Gelatine nur sehr geringe Ver-
flüssigung statt.
Die Bakterien werden durch Erhitzen auf 52° während zehn Minuten
sicher abgetötet; bei 27 ° findet sehr kräftiges Wachstum statt. Van HALL
hat die biologischen Eigenschaften sehr eingehend studiert, worauf
hier nicht näher eingegangen werden kann.
Die Infektionen wurden mit wechselndem Erfolge vorgenommen.
Wenn ältere Stengelstücke und Knollenscheiben in Petrischalen in-
fiziert wurden, so erfolgte Infektion bei Erhöhung der Temperatur
auf 27° sehr leicht und bei längerem Verweilen bei 23° ebenfalls
noch prompt; dagegen traten bei Zimmertemperatur die Fäulnis-
erscheinungen an den Knollen nur sehr langsam ein. Bei den lebenden
Pflanzen wurden nicht besonders sichere Resultate erzielt, da die
typische Schwarzbeinigkeit nicht auftrat, sondern nur in einigen Fällen
Dunkelfärbung des infizierten Stengels und nachheriges Vertrocknen.
Infektionen von Möhren, Blumenkohl, Tomaten führten zu keinem
rechten Resultat. Da die älteren Stengelpartien nicht infizierbar
sind, so müssen in der Natur die jugendlichen Stengel angegriffen
werden; allerdings müfste man sich dann vorstellen, dafs die Bak-
terien zuerst nur sehr langsam wuchern, um dann erst im Juli mit
voller Kraft einzusetzen und die Pflanze zum Absterben zu bringen.
In der Kultur geht die Virulenz bald verloren; sie findet sich aber
sofort wieder ein, wenn mit diesem fast wirkungslosen Material junge
Knollen geimpft werden und von diesen dann eine neue Reinkultur
angestellt wird. Alle diese Dinge sprechen eigentlich mehr für einen
gelegentlichen Parasiten, der sich sonst als harmloser Bewohner im
Boden findet, als für einen streng auf die Kartoffel angepafsten Orga-
nismus.
Die neueste Untersuchung der „Schwarzbeinigkeit“ rührt
von O. ArreL!) her, der auf Grund eines sehr breiten Materials den
Verlauf und die Ausbreitung der Krankheit feststellen konnte. Wahr-
scheinlich hatte Arrrı dieselbe Krankheit vor sich, die FRANK auf
!) Untersuchungen über die Schwarzbeinigkeit und die durch Bakterien hervor-
gerufene Knollenfäule der Kartoffel in Arb. a. d. Biol. Abteil. f. Land- u. Forst-
wirtsch. am Kais. Gesundheitsamt III, 1903, S. 364.
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. n3
Micrococeus phytophthorus zurückgeführt hat (vergl. oben S. 69); nach
seiner Meinung ist es sogar höchstwahrscheinlich, dafs Frank mit
demselben Organismus gearbeitet und ihn nur in eine falsche Gattung
versetzt hat. Wenn diese Ansicht zutreffend wäre, so würden FRANK'S
Fig. 8. Kartoffelbakteriosen.
1 Nafsfaule Kartoffel von aufsen und durchschnitten. Nat. Gr. 2 Querschnitt durch eine von
Bakterien erfüllte Höhlung einer nafsfaulen Kartoffel. Stark vergr. 3 Habitusbild einer von
Schwarzbeinigkeit befallenen Pflanze. Verkl. #4 Querschnitt durch den Stengel mit bakterien-
erfüllten Zellen. Stark vergr. (2, 3 nach SoRAUER, 4 nach Arreı, I Orig.)
Beobachtungen jetzt ihren Abschlufs gefunden haben; auf alle Fälle
tut man gut, den Frank’schen Micrococcus als Erreger einer Fäule
ein für allemal ganz beiseitezulassen.
Die Schwarzbeinigkeit tritt gewöhnlich im Juli oder August,
seltener im Juni auf und macht sich dadurch bemerkbar, dafs einzelne
74 1I. Schizomycetes (Spaltpilze).
untere Blätter gelb werden, worauf ein rasches Abwelken der Stengel
erfolgt. Der Stengel zeigt an dem in der Erde steckenden Teil schwarze,
erweichte Flecken, die sich schnell über den ganzen unteren Stengel-
teil ausdehnen (Fig. 8, 3); über der Erde finden sich nur selten Faul-
stellen, weil die Bakterien das Austrocknen nicht vertragen können.
Die Ausbildung der Knollen unterbleibt natürlich an den vollständig
erkrankten Stengeln. Mikroskopisch sieht man, dafs der Verband der
Zellen durch Auflösung der Mittellamellen völlig gelockert ist; zwischen
den Zellrudimenten befinden sich die Bakterien in grofsen Massen.
Dagegen werden die festeren Teile des Stengels, wie die Leitungs-
bahnen und mechanischen Elemente, nicht angegriffen, so dafs selbst
bei völliger Erkrankung des Stengels der Zusammenhang gewahrt bleibt.
Die Infektion im Freien erfolgt wohl in der Regel durch erkrankte
Knollen, wobei aber nicht alle Stengel krank zu werden brauchen.
Die Vergröfserung der Flecken geht ım Anfang nur ganz allmählich
vor sich; erst wenn feuchte Witterung bei hoher Sommer-
temperatur eintritt, erfolgt ihre schnellere Ausdehnung. Auch von
der Erde aus kann die Infektion der Stengel statthaben, wobei dann als
Eingangspforten wohl Verwundungen in Betracht zu ziehen wären. Bis-
weilen treten auch an den oberirdischen Organen, wie Blättern, Blüten-
stielen usw., einzelne braune Flecken auf, die ebenfalls durch den Bacillus
verursacht werden. Da eine Infektion durch Erdteilchen usw. völlig
ausgeschlossen ist, so können die Bakterien nur durch die Gefäfse in
die unverletzten Teile von der Knolle oder Stengelbasis gekommen
sein. Dies läfst sich auf Serienschnitten sowohl mikroskopisch wie
kulturell nachweisen (Fig. 8, £. Wie schon gesagt, greift die Er-
krankung auch auf die Knollen über und verursacht Fleckenbildung
oder völliges Ausfaulen.
Die UÜbertragungsversuche wurden sowohl mit Reinkulturen wie
mit erkranktem Gewebe gemacht; auch der Boden wurde infiziert.
Aus allen Versuchen geht hervor, dafs die Infektion mit beinahe
völliger Gewifsheit gelingt, so dafs der Bacillus als Erreger der
Schwarzbeinigkeit anzusehen ist.
Der Bacillus phytophthorus Appel (= Mierococeus phytophthorus
Frank?) ist ein ziemlich dickes Stäbchen von etwa 0,8 u Breite und
je nach dem Substrat verschiedener Länge. Auf den Knollen ist er
meist 1,2 bis 1,5 « lang: auf Agar und Gelatine finden sich bis 8 u
lange Zellen. Die Stäbchen sind beweglich mit Hilfe von langen,
peritrichen Geifseln von verschiedener Anzahl (bis sechs). Gelatine
wird schnell verflüssigt: auf rohen Kartoffelscheiben wächst er schnell
und charakteristisch. Bei 48 bis 50° wird das Wachstum sistiert; bei
55° tritt der Tod ein. Von 10° abwärts wird das Wachstum ver-
langsamt, und bei 4 bis 5° wird es ganz sistiert, obgleich der Bacillus
nicht abstirbt.
Die Fäule tritt auch auf Gurken und Vicia Faba auf; auf Möhren,
Teltower Rüben, Lupinen, Tomaten liefs sie sich leicht übertragen,
während Zuckerrüben, Pelargonien, Getreide unter allen Umständen
cesund blieben. An der Hand eines reichen statistischen Materials
wird dann die Verbreitung der Schwarzbeinigkeit untersucht. In
Deutschland ist sie überall zu finden; nur tritt sie im Nordosten viel
stärker auf als im Südwesten mit seinem geringen Kartoffelbau. Für
andere Länder wird die Schwarzbeinigkeit zwar angegeben, doch
könnte leicht eine Verwechslung mit den oben abgehandelten Fäulen
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. 75
eingetreten sein. Die frühen Kartoffelsorten hat man stärker erkrankt
gefunden als die’ späten. Betreffs der Lage haben sich niedrig ge-
legene Felder mit bindigem Boden besonders gefährdet gezeigt).
Eine Bekämpfung der Erkrankung auf dem Felde ist nicht mög-
lich, wohl aber lassen sich Verhütungsmittel angeben. Zunächst ist
Fruchtwechsel angebracht, wenn sich auf dem Felde erkrankte Kar-
toffeln, Gurken, Lupinen, Möhren usw. gezeigt haben. Die Auf-
bewahrung der Kartoffeln soll in trockenen, möglichst kühlen Mieten
erfolgen, denn die Versuche haben gezeigt, dafs selbst erkrankte
Knollen bei dieser Aufbewahrung sich ausheilen. Das Aussaatmaterial
soll gesund sein; zeigen sich aber doch kranke Knollen, so soll das
Saatgut vorher sorgfältig abgetrocknet werden; auch das Zerschneiden
der Knollen meide man. Endlich ist eime zu starke Stickstoffdüngung
und Kalkdüngung zu vermeiden.
Endlich sei noch des Kartoffelschorfes Erwähnung getan,
obwohl er höchstwahrscheinlich nicht durch Bakterien verursacht wird.
Der Schorf ist eine Erkrankung der äufseren Schale der Kartoftel-
knolle.. Wahrscheinlich geht der Anstofs dazu von einer Lenticelle
aus; das erkrankte Gewebe wird durch eine Peridermschicht abgetrennt.
Dieser Prozefs kann mehrmals erfolgen, wodurch dann gröfsere oder
kleinere Partien des stärkehaltigen Parenchyms zum Absterben gebracht
werden. Je nach der Tiefe und Gestalt unterscheidet man Flach-,
Tief-, Buckel- oder Buckeltiefschorfe. Als Ursache des
Schorfes sieht H. Borter?) Bakterien an. Die Bakterien befinden sich
an der Grenze des schorfigen und gesunden Gewebes und lassen sich
leicht isolieren. Im Gewebe sind die Stäbchen etwa 0,7 bis 0,8 u lang,
während sie auf guten Nährböden die Länge von 7 u erreichen. BOLLEY
hat auch Impfversuche vorgenommen, die von Erfolg gekrönt waren.
Gleichzeitig mit diesen Untersuchungen machte auch R. THaxtEr?) die
Resultate seiner Studien bekannt. Er beobachtete namentlich am Rande
junger Flecken eine graue, schimmelartige Substanz, die aus bacillen-
ähnlichen Körpern zusammengesetzt war. Sie waren von verschiedener
Länge; dazwischen fanden sich auch spiralig gebogene Formen, die
aber bei Druck auf das Deckglas sich in stäbchenförmige Stücke auf-
lösten. In der Kultur wachsen die Stäbchen zu äufserst feinen
Fädchen von 0,8 bis 0,9 u Durchmesser aus. Wenn die Fäden in die
Luft wachsen, so drehen sich die Enden spiralig und werden mit zahl-
reichen Septen versehen, an denen sie dann wieder in Stäbchen zer-
brechen. Bei ungünstigen Ernährungsbedingungen entstehen dauer-
sporenähnliche Körper von kugliger oder eiförmiger Gestalt, die aber
noch nicht zum Keimen gebracht sind. Die Infektionsversuche fielen
günstig aus. THaxıer®) rechnet seiuen Pilz zu den Hyphomyceten
und nennt ihn Oospora scabies.
E. Roze5) macht ebenfalls Bakterien für den Schorf verantwortlich
und nennt den verursachenden Organismus Micrococeus pellucidus. Deine
Ausführungen sind aber nichts weniger als überzeugend, dafs dieser
Coccus den Schorf verursacht.
1) Jahresber. d. Sonderausschusses für Pflanzenschutz, 1902 u. 1909.
2) Potato scab, a bacterial disease in Agricult. Science IV, 1890, S. 243.
?) The Potato scab in XIV. Ann. Rep. of the Connecticut Agric. Exp. Stat. 1890.
4) Vgl. über Oospora auf S. 47.
5) Sur la cause premiere de la maladie de la Gale de la pomme de terre in
Compt. rend. CXXII, 189, S. 1012.
76 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Mit dem Kartoffelschorf identifiziert H. Borzrer!) den Schorf der
Rüben, indem er in den Rüben denselben Organismus, der bei ihm in
den Kartoffeln gefunden war, nachwies. Die Rüben waren offenbar
angesteckt worden, weil sie auf einem Boden kultiviert wurden, in dem
vorher Kartoffeln gebaut worden waren. BorLLEY ist geneigt, auch bei
andern Wurzelgewächsen, wie z. B. Möhren und Kohlarten, für Schorf-
bildungen den gleichen Erreger anzunehmen. Wie weit diese An-
schauungen mit der Wirklichkeit übereinstimmen, wurde bisher von
keiner Seite nachuntersucht.
Schon früher hatte J. BRrUNCHoRST?) einen in Norwegen vor-
kommenden Schorf untersucht und dabei einen Organismus entdeckt,
den er Spongospora Solani nennt und zu den Myxomyceten rechnet.
In den erkrankten Zellen finden sich Ballen von Protoplasma, die
schwammähnliche Struktur haben. Das Netz- und Balkenwerk dieser
Ballen zeigt sich später zusammengesetzt aus Sporen von etwa 3,5 u
Gröfse, während der ursprüngliche Ballen ein Plasmodium vorstellen
soll. Die Keimung der Sporen gelang nicht. Ob wir es hier mit
einem Myxomyceten zu tun haben, bleibt noch zweifelhaft. B. FRANK?)
hält den Organismus nach seinen Befunden in Deutschland für einen
sekundär eingewanderten Saprophyten.
Aus der vorliegenden Darstellung geht zur Genüge hervor, dafs
wir in dem Rotz der Kartoffeln keine einheitliche Krankheit zu er-
blicken haben, sondern dafs verschiedene Bakterienarten als Fäulnis-
erreger auftreten können. Von den Versuchen, den Urheber einer
Fäule auf kulturellem Wege zu bestimmen, ging man bald dazu über,
die Knollen künstlich infizieren zu wollen. Hierbei zeigten sich aber
solche Schwierigkeiten, dafs dadurch die ganze Frage nach der Atiologie
der Fäule in Verwirrung gebracht wurde. Man merkte sehr bald, dats
nicht allein die Pathogenität des Bacillus, sondern auch die Disposition
der Knolle von Wichtigkeit ist.
Nachdem bereits die älteren Autoren, unter ihnen besonders
P. SoravER, darauf hingewiesen hatten, dafs gesunde Kartoffeln durch-
aus nicht immer von nafsfaulen angesteckt werden, sondern dafs es
bestimmter äufserer Einflüsse bedarf, die die Infektion erst ermöglichen,
nahm ©. WEHNER*) die Frage in Angriff, unter welchen Umständen die
gesunden Kartoffeln faulen. Seine experimentellen, breit angelegten
Untersuchungen gaben das Resultat, dafs das gesunde Knollengewebe,
mag es nun intakt oder verletzt sein, von Bakterien nicht angegriffen
wird, selbst wenn es feucht gehalten wird. Sobald aber anormale
Lebensbedingungen eintreten, kann sich das Gewebe nicht mehr
schützen. Derartige prädisponierende Umstände sind gegeben bei Ab-
schlufs der Knolle von der freien, trocknen Luft, wenn sie unter
Wasser oder im engen, feuchten Raum gehalten wird, und vor allem
bei einer über das mittlere Mafs von 15 bis 20° hinausgehenden Tem-
peratur, z. B. Bruttemperatur. Unter solchen veränderten Bedingungen
leiden die Knollen stets; sie vermögen sich aber bei nicht zu weit-
gehender Schädigung auszuheilen, wenn wieder normale Verhältnisse
1) A disease ob beets, identical with deep scab of potatoes in Agric. Exp. Stat.
for North Dakota. Bull. n. 4. Fargo, Dez. 1891.
2) Bergens Museums Aarsberetn. 1886, S. 219.
®) Kampfbuch, S. 176.
4) Untersuchungen über Kartoffelkrankheiten III in Oentralbl. f. Bakt. 2. Abt.
IV, 1898, S. 540.
14. Die Bakteriosen der Kartoffeln. 77
hergestellt werden. Die Erreger der Fäule sieht WEHMER nicht in
spezifisch pathogenen Arten, sondern in überall verbreiteten Fäulnis-
erregern, die für gewöhnlich harmlos im Boden oder anderswo leben.
Er unterscheidet zwei Arten der Fäule; bei der einen werden nur die
Mittellamellen gelöst und so die Zellverbände zersprengt (Pektinlösung)) ;
bei der andern werden auch die Cellulosewände vergoren, so dafs nur
die Stärkekörner übrigbleiben (Celluloselösung). Die erstere Fäule
wird von einem als Bacillus II bezeichneten Organismus, die letztere
von dem schon von REINnkE und BERTHOLD untersuchten Bacillus amylo-
bacter van Tiegh. (= Bacterium navicula Rke. et Berth.) verursacht.
Daneben kommen noch andere Bakterienarten vor, wie denn über-
haupt das Bild der Fäule beim Zusammenwirken mehrerer Arten sich
stets etwas modifiziert. Gleichzeitig wies auch WEHMER nach, dafs der
Anfang der Fäule mit lokal entstehenden braunen Flecken beginnt
(Braunfleckigkeit); je nach der Art der äufsern Bedingungen ent-
steht dann bei trockner Umgebung Trockenfäule, bei feuchter
dagegen Nafsfäule. WEHMERs Standpunkt kommt also im wesent-
lichen darauf hinaus, dafs es keine primäre Fäule gibt, sondern nur
eine solche sekundärer Art, begünstigt durch äufsere Bedingungen.
Diesem ablehnenden Standpunkte tritt nun B. Frank!) gegenüber,
indem er darauf hinweist, dafs sein Micrococcus phytophthorus ein primärer
Nafsfäuleerzeuger ist. Was es indessen mit diesem Organismus auf
sich hat, ist bereits oben bei der Schwarzbeinigkeit der Kartoffel (S. 73)
auseinandergesetzt worden. Dadurch erledigen sich die Einwände
FRAnK’s, soweit sie die WEHMER’schen Untersuchungen betreffen.
H. JENSEN?) schliefst aus seinen, allerdings nicht völlig zum Ab-
schlufs gebrachten Untersuchungen, dafs es doch eine primäre Nals-
fäule geben müsse. Er hat mit einem Stäbchenbakterium gearbeitet,
das die geimpften Knollen sehr schnell zum Faulen brachte. Indessen
dienen meinem Erachten nach diese Beobachtungen keineswegs zur
Aufhellung der Frage, da die äufsern Bedingungen, unter denen die
Infektion jedesmal stattfinden soll, zuwenig klargelegt werden.
Von ganz anderen Gesichtspunkten ging E. LaurEnT®?) bei seinen
Untersuchungen über die Prädisposition der Kartoffel-
knollen für bakterielle Erkrankungen aus. Seine aus-
gedehnten Versuchsreihen galten in erster Linie der Beantwortung
der Frage, wie weit die künstliche Düngung die Widerstandsfähigkeit
der Pflanzen gegen Bakterienkrankheiten beeinflufst. Untersucht wurden
Kartoffeln und Möhren, welche auf Parzellen mit verschiedener Düngung
angebaut wurden. Zu diesem Behufe wurden schwefelsaures Ammon,
Kainit, Superphosphat und Kalk benutzt, und zwar je nach der Parzelle
in bestimmten Mengen. Bei starker Kalkdüngung machte sich eine
Schwächung der Widerstandsfähigkeit geltend, während bei reichlicher
Gabe von Kalisalzen und Phosphaten die Infektion selbst mit virulenten
Bakterien erfolglos blieb. Die Prüfung der Widerstandsfähigkeit er-
folgte mittels zweier Bakterien, die sonst als harmlose Saprophyten
bekannt sind, nämlich Baeillus coli communis und B. fluorescens putidus.
1) Die Bakterienkrankheiten der Kartoffeln in Centralbl. f. Bakt., 2. Abt. V,
1899, S. 98, und vorher schon im Kampfbuch, S. 201.
2) Versuche über Bakterienkrankheiten bei Kartoffeln in Centralbl. f. Bakt.,
2. Abt. VI, 1900, S. 641. f 4
8) Recherches experimentales sur les maladies des plantes in Ann. de l’Inst.
Pasteur XIII, 1899, S. 1.
pi: II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Während der erste Teil der Untersuchungen hauptsächlich für die
praktische Landwirtschaft von hoher Bedeutung ist, weil durch sie die
Wirkung der Düngung ins richtige Licht gesetzt wird, zeigt uns der
zweite Teil der Laurext'schen Forschungen, wie auch die Widerstands-
fähigkeit der Knolle im reifen Zustande herabgesetzt werden kann.
Dieser für die Theorie der Bakterienkrankheiten äufserst wichtige Teil
erweist, dafs nur ungewöhnliche Umstände die beiden obengenannten
Bakterien pathogen zu machen imstande sind. Wenn man nämlich
rohe Kartoffelscheiben eine Stunde lang in 1°/oo Kalilösung taucht
und damit die Wirkung des sauren Zellsaftes herabsetzt, so bringen
die beiden Bacillen die Kartoffeln zur Fäulnis. Die Virulenz läfst sich
noch steigern, wenn man fortlaufende Übertragungen auf rohe Kar-
tofteln derselben Sorte vornimmt; dann steigert sich die toxische
Wirkung derartig, dafs die Kartoffeln mit gröfster Sicherheit zum
Faulen gebracht werden. Dagegen wird die Virulenz wieder ab-
geschwächt, wenn inzwischen Übertragungen auf andere Nährböden
oder auf Kartoffelsorten von gröfserer Widerstandsfähigkeit gemacht
werden. Namentlich die oben bereits erwähnte Düngung mit Kalk
und Phosphaten erhöht die Widerstandsfähigkeit, auch wenn die
beiden Bacillen besonders virulent gemacht wurden. Daraus zieht
LAURENT den berechtigten Schlufs, dafs es nur besonderer Umstände
bedarf, die durch Schwächung der Widerstandsfähigkeit der Knollen
infolge äufserer Umstände gegeben sind, um sonst harmlose Boden-
bakterien zu fakultativ pathogenen Arten zu machen.
Erweitert und fortgesetzt wurden diese Untersuchungen von
Latrents Schüler, B. LrrourkE!), der mit den Arten Bacillus fluores-
cens liquefaciens, B. mycoides und B. mesentericus experimentierte und
Laurent's Resultate durchaus bestätigte. Er konnte auch die Immu-
nität der im Mai in Vegetation getretenen Knollen aufklären, indem er
nachwies, dafs die von den Bakterien gebildeten organischen Säuren
aus dem Zucker der Zellen entstehen. Da aber beim Beginn der
Vegetation sofort aller aus den Reservestoffen entstehende Zucker
verbraucht wird für den Aufbau der Vegetationsorgane, so bleibt für
die Bakterien kein Angriffspunkt mehr übrig.
Weitere Untersuchungen über die Prädisposition der Knollen hat
dann ©. J. J. van Harn?) angestellt, indem er die frisch geschnittenen
Kartoffelscheiben (oder Teile anderer Pflanzen) mit Gartenerde in-
fizierte. Bei gewöhnlicher Temperatur trat niemals Fäulnis auf; so-
bald aber höhere Temperaturen zur Verwendung kamen, erfolgte Ver-
faulen des Gewebes. In allen diesen Fällen konnten nur zwei Bacillen-
arten isoliert werden, die beide sonst harmlose Saprophyten des
Bodens sind, nämlich Baeillus subtilis und B. vulgatus. Die toxischen
Eigenschaften gewinnt dieser erst über 30°, jener über 23°, weshalb
van Haus richtig bemerkt, dafs es ausgeschlossen erscheinen dürfte, in
unseren Breiten die beiden Arten jemals als fakultative Parasiten auf-
treten zu sehen.
Überblicken wir die angeführten Untersuchungen noch einmal, so
geht daraus mit voller Sicherheit hervor, dafs die Nafsfäule der Kar-
!) Recherches sur la transformation experimentale de Bacteries banales en
races parasites des plantes in Ann. de l’Inst. Pasteur X VI, 1902, S. 304.
?) Bijdragen tot de Kennis etc., p. 94, und Bacillus subtilis u. B. vulgatus als
Pflanzenparasiten in Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. IX, 1902, S. 642.
15. Die Bakteriosen der übrigen Solanaceen. 79
toffeln eine Erkrankung ist, die durchaus von äufseren Umständen ab-
hängig ist. Während WeEHMER die Feuchtigkeit in Verbindung mit
Luftabschlufs, LaurEnT die Herabsetzung der Acidität des Zellsaftes
und van Harz die Temperatur als prädisponierende Momente anführen,
erscheint die Frage berechtigt, ob damit alle Möglichkeiten erschöpft
sind, welche die Widerstandsfähigkeit der Knolle herabzusetzen ver-
mögen. Anderseits aber ist, auch der Umstand wichtig, dafs die Viru-
lenz der Bakterien erst einen bestimmten Grad erreicht haben muls,
ehe sie pathogen werden können. Es werden also nur dann die
Fäulniskrankheiten besonders gefährlich werden, wenn die Umstände
zusammentreffen, welche einerseits die Resistenz der Knolle herab-
zusetzen, anderseits die Virulenz der Bakterien zu erhöhen imstande
sind. Darüber vermögen wir uns vorläufig noch kein klares Bild, das
allen in der Natur vorkommenden Verhältnissen gerecht wird, zu
machen !).
Was hier für die Kartoffelfäulen angeführt wurde, gilt natürlich
auch für Rotzkrankheiten anderer Pflanzen. Vielfach werden dabei
harmlose Bakterien als Erreger verantwortlich gemacht werden müssen ;
wir wissen aber zu wenig davon, um in jedem Einzelfalle klar sehen
zu können. Eine Ausnahme davon scheinen aber die Arten von Pseu-
domonas zu machen, die wahrscheinlich, soweit man sich jetzt schon
ein Urteil erlauben kann, zu den obligaten Parasiten gerechnet werden
müssen. Indessen läfst sich darüber wenig Sicheres sagen, da bei dem
schnellen Fortschreiten der Bakteriologie jede neue Untersuchung Tat-
sachen zutage fördern kann, die unsere jetzigen Anschauuungen gründ-
lich umändern können.
15. Die Bakteriosen der übrigen Solanaceen.
B. D. Harsten lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf eine Braun-
fäule der Kartoffeln und Tomaten, war aber nicht sofort ıim-
stande, sie von der Fäule der Cucurbitaceen zu unterscheiden. Das
Verdienst, beide Krankheiten scharf auseinandergehalten zu haben,
gebührt E. F. Smit#?). In den ersten Krankheitsstadien zeigen die
Tomaten aufser einem leichten Welken der Blätter äufserlich nichts
Besonderes. Auf Querschnitten sieht man, dafs im Stengel nur der
Holzzylinder gebräunt ist. Die Gefäfse sind mit Bakterien verstopft,
die aus der Schnittfläche in Form dünner Tröpfchen von gelber oder
schmutzig -weifser Farbe austreten. In späteren Stadien ist das Mark
der Stengel gebräunt und in einen weichen, stinkenden Schleim ver-
wandelt, der voll von Bakterien sitzt. Der Holzzylinder ist gebräunt
und mit Bakterien gefüllt. Zuletzt brechen dann die Stengel mit den
bereits vertrockneten Blättern um. Bei den Kartoffeln wird der Stengel
in ganz ähnlicher Weise ergriffen; nur zeigt er sich weniger wider-
standsfähig. Vom Stamm aus wandert der Bacillus auch in die Knollen
ein, die entweder vollständig verfaulen oder von aufsen fast unverletzt
1) Über die allgemeinen Verhältnisse bei Bakteriosen vgl. aufser bei A. Fıscner
und W. Micura noch G. Navsox, Les bacteries comme la cause des maladies des
plantes. (Vgl. Jusr’s Jahresber. 1900, S. 461.) Ben
2) A bacterial disease of the Tomato. Eggplant and Irish Potato in U. S.
Dep. of Agric. Div. of Veg. Phys. and Path. Bull. Nr. 12. 1896, hier die übrige
Literatur, namentlich die Arbeiten Harsrev’s. Vgl. ferner in Centralbl. f. Bakt. u.
Par. 2. Abt. VII, 133 und Zeitschr. f. Pflanzenkr. VII, 234, Taf. IV.
80 | Il. Schizomycetes (Spaltpilze).
scheinen und nur den Gefäfsbündelring gebräunt zeigen. Auch hier
tritt ein dünnflüssiger Schleim, der die Bakterien enthält, auf. Ferner
wurde die Erkrankung auch bei Solanum Melongena (Eggplant) be-
obachtet, die hier unter ganz ähnlichen äufseren Erscheinungen ver-
läuft. Endlich gibt P. H. Rorrs!) sie auch von Datura Stramonium,
Solanum nigrum, Physalis cerassifolia und P. philadelphica an.
In allen diesen Fällen isolierte E. F. Smith einen Bacillus, den er
B. Solanacearum nennt. Er zeigt stäbchenförmige Gestalt mit ab-
gerundeten Enden und besitzt mehrere Geifseln. Häufig hängen zwei
Zellen noch zusammen, zeigen dann aber zwischen sich eine leichte
Einschnürung. Die Länge beträgt etwa 1,5 «, die Breite 0,5 «u; doch
wechseln diese Masse je nach dem Alter der Kultur und andern
Verhältnissen. Die Kultur gelingt auf den gebräuchlichen Substraten
leicht, Gelatine wird nicht verflüssigt. In Bouillon wächst er bei 20
bis 30° üppig und trübt sie besonders in den oberen Schichten. Auf
Kartoffeln wird eine weifse bis schmutzig‘- weilse, später braun bis
braunschwarz und schwarz werdende Auflagerung gebildet.
Aus den Reinkulturen wurde der Bacillus auf die genannten Nähr-
pflanzen durch feine Einstiche übertragen; auch andere Arten von
Solanaceen sind für die Krankheit empfänglich. Dagegen liefs er sich
nicht auf Angehörige anderer Familien überimpfen. In der Natur wird
die Krankheit wahrscheinlich durch den Bifs von Insekten verschleppt.
Versuche, die mit Koloradokäfern angestellt wurden, zeigten, dafs sich
dadurch die Krankheit auf gesunde Pflanzen übertragen liefs. Für die
Bekämpfung müfste hier zuerst angesetzt werden, indem die Insekten auf
den Feldern möglichst vernichtet werden sollten. Dafs daneben auch
Verbrennung der kranken Pflanzen, Fruchtwechsel, sorgfältige Auswahl
gesunder Samen Erfolg versprechen, bedarf kaum der Erwähnung.
Rorrs gibt an, dafs manche Tomatensorten widerstandsfähiger gegen
die Krankheit sind; auch ein Bastard zwischen Tomate und Eierpflanze
war resistenter als die Eltern. Hauptsächlich kommt nach ihm in
Betracht, bei den Tomaten einen holzigen und keinen saftigen Stengel
zu erzielen.
Soweit bisher bekannt, wurde die Krankheit in Nordamerika im
südlichen Mississippi, Alabama, Florida, ferner an der Ostküste be-
obachtet. Sie verursachte namentlich unter den Tomaten einen beträcht-
lichen Schaden.
Mit dieser nordamerikanischen Kartoffelkrankheit ist vielleicht die
von P. SorAvER?) untersuchte schwarze Trockenfäule der
Kartoffeln identisch. Auch hier findet sich im Innern der Knollen
eine schleimige, schwarze Masse, die Bakterien in grofser Zahl ent-
hält. Merkwürdig ist, dafs die gesunden Teile der Knollen, die beim
Durchschneiden weils sind, 10 bis 15 Minuten später rostrot werden
und sich dann ganz schwarz färben. Da auch Fadenpilze sich meist
vorfinden, so haben wir hier vielleicht kein einheitliches Krankheits-
bild vor uns, weshalb eine weitere Untersuchung notwendig ist.
In Queensland ist von Tryon®) eine Kartoffelkrankheit beobachtet
worden, die wahrscheinlich ebenfalls von _B. Solanacearum oder einer nahe
verwandten Art verursacht wird. Die Krankheit äufsert sich zuerst im
1) Diseases of the tomato in Florida Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 47, 1898, S. 115.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV, 1894, S. 126.
3) Cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 1895, S. 234.
15. Die Bakteriosen der übrigen Solanaceen, s1
Verwelken des Laubes, dann im Verfaulen der Knollen. Auf Äckern,
die von verseuchten Kartoffeln infiziert sind, tritt die Krankheit immer
wieder auf. Als Bekämpfungsmittel wird die ausschliefsliche Ver-
wendung gesunder Saatkartoffeln empfohlen und die Vernichtung der
ganzen Ernte, wenn die Krankheit sich zeigt.
Es sei hier noch eine Krankheit der Tomatenfrüchte angeschlossen,
die mit den erwähnten Bakteriosen der Tomaten und Solanaceen nichts
zu tun zu ‘haben scheint, sondern durch andere Bakterien verursacht
wird. E. PriLLıEux!) scheint die Krankheit zuerst in Nordfrankreich
beobachtet zu haben; später hat sie F. S. EarrE?) in Nordamerika
studiert; E. Rostkup ®) 'hat dann über ihre weitere Verbreitung in Eng-
land und Dänemark berichtet. Die jungen Tomatenfrüchte bräunen
Fig. 9. Tomatenfäule an Tomatenfrüchten.
Nat. Gröfse. Nach Rostrur.
sich am obern Ende, und zwar von der Insertion des Griffels aus (Fig. 9).
Das Fleisch fault, und allmählich dehnt sich die Fäule vom Scheitel aus
centrifugal dem übrigen. Teil der Frucht mit.
Sowohl PriLLIeux wie EArLE haben die Bakterien isoliert. Es sind
kurze Stäbchen von 0,3 bis 1 u Länge und 0,5 bis 0,65 u Breite; sie
bilden keine Ketten, wohl aber lagern sie sich ın den Kulturen zu
festen Zoogloeen aneinander. Da die Infektion wahrscheinlich schon
zur Blütezeit erfolet, so brachte PRILLIEUx einen Tropfen der Rein-
kultur in die Blüte, aber ohne Erfolg. Wurde dagegen die Junge
Frucht mit einem feinen Einstich versehen, so ge lang die Infektion
!) Malad. des pl. agric. I, 1895, S. 19.
2) Notes on some tomato diseases in Alabama Coll. Stat. Bull. 108, 1896, S. 19.
3) Plantepatologi 1902, S. 173.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 6
82 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
stets. Wahrschemlich geht also die Infektion in der Natur durch Ver-
mittlung klemer Insekten vor sich. EArLE hält deshalb insekticide Be-
kämpfungsmittel für aussichtsvoller als fungieide.
16. Die Bakteriosen der CGucurbitaceen.
In Nordamerika wurde von E. F. Smımm!) eine Krankheit der
Cucurbitaceen (Gurke, Melone, Kürbis) beobachtet, welche sich
äufserlich sehr auffällig durch das Welken und Verschrumpfen
der Blätter kundgibt. Dabei bleiben zuerst die Stengel erün und
turgescent, enthalten aber ım Innern der Gefäfse eine von Bakterien
wimmelnde, schleimige Flüssigkeit. Von den Blättern aus verbreitet
sich der Bacillus durch die Leitungsbahnen bis zum Stengel, indem er
anfänglich nur die Ring- und Spiralgefäfse erfüllt und erst später auf
die Tracheen übergeht. Die Gefäfse werden vollständig verstopft und
zuletzt aufgelöst. "Dadurch entstehen Hohlräume, die sich auch tief
in die benachbarten Gewebe hinein erstrecken können und mit den
Bacillen angefüllt sind. Zuletzt werden alle inneren Gewebe mehr
oder weniger zerstört, indessen bleibt die Epidermis stets erhalten.
Eine eientlic he V erjauc hung tritt aber niemals auf, sondern der Stengel
bleibt bis zum völligen Verschrumpfen trocken.
Aus der & $efäfstlüssigkeit isolierte E. F. SmitH den von ihm Baeillus
tracheiphilus genannten Organismus und erzog ihn in Reinkultur. Die
Zellen sind stäbchenförmig und messen im Mittel 1,2 bis 2,5 u in der
Länge und 0,5 bis 0,7 u in der Breite. Gewöhnlich liegen die Zellen
einzeln, indessen hängen häufig zwei oder sogar vier Zellen an-
einander. Die äufseren Membranschichten scheinen zu verschleimen
und die schleimige Flüssigkeit in den Gefäfsen zu bilden. In der
Jugend sind die Bacıllen beweglich; später geht die Eigenbewegung
verloren. Auf den gebräuchlichen Kulturmedien wächst der Organismus
gut; Gelatine wird nicht verfiüssist. Temperaturen über 40° verlang-
samen das Wachstum, während zehn Minuten langes Erhitzen auf 43°
zur Abtötung ausreicht.
Mit den Reinkulturen wurden Impfversuche bei Cucurbitaceen an-
gestellt, indem mittels eines feinen Nadelstiches die Bacillen in das
Blatt gebracht wurden. Die Wanderung in den Gefäfsen läfst sich
nach SumitH dadurch erklären, dafs der Inhalt derselben alkalisch reagiert,
während sonst der Zellsaft sauer ist. Die Übertragung gelang auch
durch Insekten (Diabrotica vittata Fabr. und Coreus tristis de Geer), die
mit den Bacillen bespritzt worden waren. Für die Bekämpfung ergibt
sich danach, dafs die Insekten möglichst vernichtet werden müssen;
aufserdem genügt schon eine möglichst sonnige Lage, um die hitze-
empfindlichen Bakterien abzutöten.
Bisher ist die Krankheit aus Nordamerika bekannt; S. IWANOFF ?)
gibt ihr Vorkommen auch bei St. Petersburg an. Ob sie identisch ist
mit einer Fäule der Gurkenstengel, welche in Potsdam auftrat und von
P. SorAauEr?) beobachtet wurde, mufs noch erwiesen werden.
!) Bacillus tracheiphilus n. sp., die Ursache des Verwelkens verschiedener
Cucurbitaceen in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt. I, 1895, S. 364, ferner VII,
1901, S. 88; Some bacterial diseases of truckerops in Trans. Peninsula Hort. Soc.
Meeting Snow Hill 1898, S. 142.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkr. IX, 1899, S. 131.
3) Zeitschr. f. Pflanzenkr. II, 1892, S. 344.
17. Bakteriosen zweifelhafter Natur. 33
17. Bakteriosen zweifelhafter Natur.
Bei der Orchidee Oncidium hat V. PrsLion!) eine Blattkrankheit
beobachtet, deren Ursache das Bacterium Oncidii Pegl. ist. Auf den
Blättern treten gelbe Flecken auf, die sich schnell ausbreiten: dabei
sieht das Blattgewebe an den erkrankten Stellen wie in Ol getränkt
aus und verliert seinen Turgor. ° Der oberhalb befindliche Blattteil
knickt dann plötzlich um. Wenn sich dies mehrmals nach unten zu
wiederholt hat, geht schliefslich das ganze Blatt zugrunde. Die des-
organisierten Flecken gehen dann in wässerige Massen über, in denen
die Zellen völlig getrennt voneinander sich befinden. Anfänglich riecht
das faule Gewebe nach Fruchtsäure und reagiert sauer; später riecht
es faulig und reagiert alkalisch. Auiser Bakterien finden sich keine
Organismen. Die Stäbchen sind 1,3 bis 1,5 « lang und 0,8 bis 1 u
breit. Mit Reinkulturen wurden Impfversuche an Blättern vorgenommen,
indem die Bakterien durch eine Wunde ins Parenchym eingeführt
wurden. Dadurch wurde die typische Fäule erzeugt. Wurden un-
verletzte Blätter mit der Reinkultur bestrichen, so traten die Krankheits-
erscheinungen erst drei Tage später auf. Ob wir es hier mit einer in
jedem Falle pathogenen Bakterienart zu tun haben, mufs dahingestellt
bleiben. PreLion empfiehlt Wegschneiden der erkrankten Blätter und
Bestreichen der Schnittfläche mit 1°/oo Sublimatlösung.
N. B. Pırrce?) hat am Walnufsbaum eine Bakteriosis beobachtet,
für die er Pseudomonas Juglandis Pierce verantwortlich macht. Die
Krankheit kommt in Kalifornien vor und bringt auf den grünen Nüssen
eingefallene schwarze Flecken hervor. Blätter und junge Zweige
können ganz ähnliche Schäden aufweisen. In der Markhöhle der Zweige
und in den abgefallenen Früchten soll der Organismus überwintern.
Die Isolierung gelingt leicht; das Wachstum erfolgt auf den ver-
schiedensten Nährmedien. Durch alkalische Reaktion wird das Wachs-
tum gehemmt; Kartoffelstärke wird gelöst.
Als Efeukrebs hat G. Lmpau?®) eine Erkrankung von Efeu-
stecklingen beschrieben, wodurch an den Stengeln und auf den Blättern
kleine Beulen entstehen, die schliefslich aufreıfsen. Im Innern der an-
gegriffenen Gewebe zeigte sich Bakterienschleim mit Stäbchen, die
kaum 2 u lang und ca. 0,6 u breit waren. Uber die Infektion wird
nichts mitgeteilt.
Beim Alpenveilchen (Cyelamen persicum) tritt eine Bakterien-
krankheit auf, durch welche die Blätter und Blüten welken und schliefs-
lich absterben. E. PrirLizux und G. Deracroıx*) haben den Bacillus
isoliert und beschreiben ihn als sehr bewegliches, 0,67 u langes Stäbchen,
das Ketten mit 0,5 bis 1,5 u langen Gliedern bildet. Nach einigen Monaten
der Kultur tritt Sporenbildung ein. Die Farbe der Kulturen ist nicht
grün, wie bei Dac. caulivorus.
An Erdbeerpflanzen hat P. VocLıno?) eine Erkrankung be-
1) Bacteriosi delle foglie di Oneidium spec. in Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. V,
1899, S. 33. a
E Walnut bacteriosis in Botan. Gaz. XXXI, 1901, S. 272; vgl. Pacific Rural
Press XLVII, 1899. 5 f
3) Der Efeukrebs in Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV, 1904, S. 1. Pe L
4) Maladies bacillaires de divers vegetaux in Compt. rend. OXVIII, 1894,
.S. 668. f
5) Intorno ad una malattia bacterica delle fragole in Ann. R. Ace. di Agricolt.
di Torino XLII, 1899; vgl. Zeitschr. f. Pflanzenkr. XI, 150.
6*
84 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
obachtet, die er .auf Bakterien zurückführt. In Turin gingen Erdbeer-
pflanzen ein, an deren Hauptwurzeln sich stellenweise Vertiefungen mit
weifsen Fleckchen zeigten. Diese rühren von Kokkenkolonien her. Das
Periderm war zerstört; die Bakterien scheinen von den Phellogenzellen
auszugehen. Bis zu einer Blofslesung des Holzkörpers kommt es nicht,
aber der Inhalt der Gefäfse wird schwarz gefärbt. Die Kokkenformen
hatten 0,9 bis 1,5 « im Durchmesser und zeigten bei der Kultur den
Übergang zu der Bacillenform. Die Bacillen sitzen im Innern der
Gewebe, besonders an der Cambiumzone; sie sind länglich, abgerundet,
35 bis 4 u lang und 0,3 bis 0,5 «a breit. Die Wurzeln gesunder
Pflanzen wurden mit Reinkulturen dieses Bacillus infiziert und zeigten
nach 20 Tagen die typischen Krankheitssymptome.
Eine zweite Erdbeerbakteriose haben G. E. Stone und
R. E. Smrm#!) in Nordamerika untersucht. Die Blätter schrumpfen und
färben sich dunkel. Isoliert wurde ein anaörober Micrococcus, mit
dem erfolgreiche Infektionsversuche gemacht wurden.
Auf der Olpflanze Sesamum orientale hat K. MaLkorr ?) in Bulgarien
eine Krankheit beobachtet, die namentlich in feuchten Jahren beträcht-
lichen Schaden anrichtet. Auf den Blättern zeigen sich dunkelbraune
Flecken; die Stengel werden dunkelbraun bis schwarz, sind etwas ver-
dickt und lassen an den kranken Stellen eine dicke, schleimige Flüssig-
keit ausfliefsen. Diese trocknet bald am Stengel an, ist zuerst grau-
weifs und wird dann dunkelbraun. Die befallenen Stengel werden
zuletzt schwarz, knicken um und vertrocknen ebenso wıe die Blätter.
In den Zellen des kranken Gewebes finden sich Bakterien, von denen
zwei Arten isoliert wurden. Beide sind beweglich, das eine ein Kurz-,
das andere ein Langstäbchen. Die ersteren bilden gelbe, die letzteren
weifse Kolonieen. Impfungen wurden vorgenommen, ergaben aber
nicht immer gute Resultate; dagegen glückten die Übertragungen von
Bakterienschleim kranker Pflanzen auf gesunde fast immer, gleichgültig,
ob die Pflanzen vorher verwundet wurden oder nicht. Nähere Mit-
teilungen über die Krankheit fehlen noch.
Eine Krankheit, bei der Bakterien mitwirken, aber scheinbar erst
sekundär auftreten, kommt bei den Baumwollfrüchten in Alabama
vor. STEDMAN®?) und EArLE*) haben die Früchte untersucht und finden
eine von innen nach aufsen gehende Fäulnis mit Bakterien. Die Zer-
störung der Früchte wird erst aufsen sichtbar, wenn die Carpelle er-
griffen und das Innere bereits aufgezehrt ist. Der Bacillus wird B.
gossypinus von STEDMAN genannt und dringt in Wunden ein, die durch
Heuschreckenbisse verursacht werden. Neben den Bacillen finden sich
noch Cbolletotrichum Gossypiü, Fusarium, Alternaria, Rhinotrichum und.
andere Fadenpilze.
Über ein Absterben von Tabakssetzlingen berichtet O. CoMmEs?).
Die in Töpfen stehenden Setzlinge begannen zu kränkeln, indem die
Hauptwurzel abfaulte und später auch das hypocotyle Glied, so dafs
davon schliefslich nur ein fadenartiger Strang übrigblieb, der in der
1) Massachus. Hatch Stat. Rep. 1896.
2) Eine Bakterienkrankheit auf Sesamum orientale in Bulgarien in Centralbl.
f. Bakt. u. Par. 2 Abt. XT, 1904, S. 333.
3) Alabama College Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 55, Auburn.
*#) Ebenda Bull. Nr. 107.
5) Mortalitä delle piantine di tobacco nei semenzai cagionata da marciume:
delle radice in Atti del R. Ist. d’ Incoraggiam. di Napoli 4. ser. VI, Mem. Nr. 2, 1893.
17. Bakteriosen zweifelhafter Natur. 85
Erde wie abgeschnitten stecken blieb, wenn man das Pflänzchen heraus-
zuziehen versuchte. Dann erkrankten unter Absonderung eines zähen
Schleims die Kotyledonen; darauf vertrockneten die Laubblätter. Comes
fand in den erkrankten Teilen mehrere Bakterien, so Dacillus amylo-
bacter, subtilis u. a. Dazu kamen dann noch Fadenpilze, besonders
Alternaria tenuis. Wir haben es hier nicht mit einer reinen Bakterien-
fäule zu tun, sondern mit Fäulniserscheinungen, die durch zu fest an-
gedrückte Erde in den Töpfen sich erklären lassen. Comes ist geneigt,
die von ihm beobachtete Erkrankung mit dem von J. BEHRENS!) be-
schriebenen Schwamm der Tabakssetzlinge zu identifizieren.
Diese Krankheit soll ausschliefslich durch Alternaria tenuis hervor-
gerufen werden.
Aufser den vorstehenden, mehr oder weniger zweifelhaften Bakterien-
krankheiten liegt in der Literatur noch eine Anzahl von Beobachtungen
über Bakteriosen bei Pflanzen vor. So hat J. van Harn?) eine Bak-
teriose bei Cheiranthus anmuus untersucht, bei der der Oberteil der
Hauptwurzel eine Einschnürung zeigt und die Bätter von unten nach
oben absterben. Auf Durchschnitten zeigt sich der Holzteil schwarz
gefärbt, und die Gefäfse wimmeln von Bakterien. Die Resultate der
Infektionsversuche sind noch nicht publiziert.
Bei Scorzonera hat B. D. Haısten®) in New Jersey am Wurzelstock
eine Fäule beobachtet, bei der die Wurzel völlig erweicht und das
Laub abstirbt.
Vom Salat hat Jones*) eine Krankheit beschrieben, die er auf
Bakterien zurückführt; ob sie identisch ist mit der von P. SORAUER?)
beobachteten, mag dahingestellt sein.
Eine Johannisbeerenkrankheit in Ohio führt Deruers‘) auf
Bakterien zurück.
In Ungarn wurde durch D. Hezeyr') eine Lupinenkrankheit
untersucht, bei der die jungen Pflanzen gelbe, dann braune Flecken
auf den Blättern bekommen und in kurzer Zeit vertrocknen. Es wurden
verschiedene Bakterien aus den kranken Blättern isoliert, von denen
Bacillus elegans Hegyi die Ursache der Erkrankung sein soll.
Endlich mag noch kurz erwähnt sein, dafs die Mosaikkrankheit
des Tabaks anfangs auf Bakterien zurückgeführt wurde, während sie
vielleicht nichts weiter ist als eine Erkrankung infolge von Boden-
einflüssen.
Eine Reihe von Bakteriosen weist insofern gemeinsame Züge auf,
als ihre Erreger ganz nahe verwandte Arten von Pseudomonas sind.
So fafst E. F. Smimn®) als „gelbe Pseudomonas-Gruppe“ eme
ganze Anzahl von pathogenen Arten zusammen, von denen wir P.
Hyacinthi, campestris, Phaseoli, Stewarti, Juglandis oder vascularum bereits
1) Über den Schwamm der Tabakssetzlinge in Zeitschr. f. Pflanzenkr. II,
1892, S. 327. e
2) Bijdragen tot de kennis der bakterieele plantenziekten S. 72; Tijdsskr. over
Plantenziekten VI, 1900, S. 176.
3) New Jersey State, Agric. Exp. Stat. XI. Ann. Rep. 1890, S. 351.
4) Vermont Agric. Exp. Stat. VI. Ann. Rep. 1892.
5) Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 1895, S. 104.
6) Ohio Agric. Exp. Stat. Bull. IV, 1891.
7) Kiserletügyi Közlemenyek I, 1899, S. 232. .
8) The cultural characters of Pseudomonas hyacinthi, P. campestris, P. phaseoli
and P. Stewarti, four one-flagellate yellow bacteria parasitic on plants in JÜHSSH
Dep. of Agric. Dir. of Veg. Phys. and Path. Bull. Nr. 23. Washington 1901.
5 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
kennen gelernt haben. Die biologischen Unterschiede der ersten vier
Arten sind von SMITH ganz ausführlich in der angegebenen Arbeit
auseinandergesetzt worden. Aufserdem rechnet er noch hierher die
folgenden: P. Dianthi (Arth. et Boll.) E. F. Smith wurde von ARTHUR
als Ursache der Oarnations-disease (Dianthus) angesehen, ist aber
nichts weiter als ein harmloser Saprophyt, während die Erkrankung selbst
durch Aphiden hervorgerufen wird!). P. Amaranti E. F. Smith kommt
bei mehreren Arten von Amarantus in Nordamerika vor und bräunt die
Gefäfsbündel, imdem sie gleichzeitig von dem Organismus verstopft
werden. P. Malvacearum E. F. Smith kommt auf Gossypium in Nord-
amerika vor und erregt die als Atkinson’s Blattwinkel-Fleckenkrankheit
bezeichnete Erkrankung (angular leaf-spot).
Erwähnung sollen hier endlich noch die Schleimflüsse der
Bäume finden, um deren Kenntnis sich namentlich F. Lupwis?) ver-
dient gemacht hat. Es sind das schleimige Absonderungen, die zu
gewissen Zeiten oft in grofsen Massen aus der Rinde gewisser Laub-
bäume herausfliefsen. Sie verdanken wohl in den wenigsten Fällen
Bakterien ihren Ursprung, wohl aber scheimen die Bakterien die
schleimige Beschaffenheit des Flusses und vielleicht auch die weitere
Ausbreitung der Krankheit in der Rinde zu verursachen. Jedenfalls
kommen mit den Bakterien stets Eumyceten vergesellschaftet vor, so
dafs wir von Organismengesellschaften sprechen können, die ausschliefs-
lich in diesen Schleimflüssen vorkommen. Da sich später keine Gelegen-
heit mehr findet, über diese eigentümlichen Erkrankungen zu sprechen,
so sei an dieser Stelle das Wissenswerte darüber mitgeteilt.
Lupwis unterscheidet den weifsen Schleimflufs, der an Eichen,
seltner an Birken, Pappeln, Rotbuchen usw. auftritt. Die Rinde und
das Cambium wird vollständig aufgelöst und vergärt; das Endprodukt
fliefst in Form eines dicken, weifsen, säuerlich riechenden Schleimes am
Baume herunter. Man findet regelmäfsig in ihm Zeueconostoc Lagerheimii
Ludw. (= Streptococceus Migula), der dick aufgequollene Membranen
besitzt, Endomyces Magnusii Ludw., einen niederen Ascomyceten mit
Schläuchen, Chlamydosporen und Oidien, und endlich Saccharomyces
Ludwigii Hansen als Erreger der Gärung. Der Ausflufs tritt gewöhn-
lich von Juli an auf und wird von zahlreichen Insekten besucht, die
vielleicht die Erkrankung weiterverbreiten.
Der braune Schleimflufs tritt häufig an Apfelbäumen, an
Alleebäumen, wie Rofskastanien, Pappeln, Birken usw., auf. Der Ent-
stehungsort ist nicht, wie beim weifsen Schleimflufs, die Rinde, sondern
das Holz. Meistens dauert der Ausflufs vom Frühjahr bis zum Winter
und zerstört die Rinde vollständig. Das Holz wird unter Bildung des
charakteristischen Buttersäuregeruches vollständig zersetzt. Gefunden
wurde Micrococceus dendroporthos Ludw. und daneben Torula moniliordes
Corda, eine Dematiee. Aufserdem treten noch Fusarien, Oidien und
andere Pilze auf, die aber nicht konstant vorhanden sind.
Als Mileh- und Rotflufs bezeichnete Lupwig die Ausflüsse an
Stümpfen von Birken und Weifsbuchen, die namentlich im Frühjahr
bei Beginn des Saftsteigens aufzutreten pflegen. Hier wurden Endo-
1) A. F. Woopvs, Bacteriosis of Carnations in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt.,
III, 1897, S. 722 (hier die übrige Literatur).
2) Vgl. Lehrbuch der niedern Kryptogamen, 1892, S. 89 ff., aufserdem Centralbl.
f. Bakt., 1. Abt., XVI, 58, 905; 2. Abt, II, 337, VII, 350, 599.
18. Das Verhältnis der Bakterien zu gesunden Pflanzen. 97
myces vernalis Ludw., Rhodomyces dendrorhous u. a. gefunden. In Rot-
buchenflüssen wächst Ascoödea rubescens Bref. et Lindau. Beim
Moschusflufs an Linden wurde ein Leptothrix-ähnlicher Schizomycet ge-
funden und Fusarium moschatum; in Schwarzpappeln fand SoRoKIN das
Spirillum endoparagogicum (Fig. 4, 5). Endlich kommen auch schwarze
Schleimflüsse vor, die aber ıhre Färbung meist gewissen blau-
grünen Algen oder dunkelgefärbten Hyphomyceten verdanken. Da-
neben finden sich auch Bakterien und andere Fadenpilze.
Unsere Kenntnisse von den Ursachen, von der Ausbreitung und
von der Wirkung dieser Krankheiten auf die Bäume sind noch aufser-
ordentlich lückenhaft.
18. Das Verhältnis der Bakterien zu gesunden Pflanzen.
Es war bereits mehrfach in der vorstehenden Darstellung Gelegen-
heit gegeben, die Frage zu streifen, ob Bakterien irgendwelcher Art
imstande sind, in das lebende Gewehe der Pflanzen einzudringen und
Krankheiten zu erregen. An wenigen Beispielen, z. B. von Pseudomonas-
Arten, ist bisher gezeigt worden, dafs die Bakterien durch die Spalt-
öffnungen ins Innere des Blattes einzudringen vermögen; das bezog
sich aber nur auf obligat pathogene Arten; für Saprophyten müssen
besondere Umstände gegeben sein, um ein Eindringen in das Gewebe
zu ermöglichen. So wurde bei den Kartoffelfäulen ausführlich gezeigt,
dafs nur bei besonderer Prädisposition der Knollen und Bakterien eine
Infektion eintreten kann. Es liegen nun viele Versuche vor, welche
zeigen sollen, wie die Bakterien sich im Gewebe der gesunden lebenden
Pflanze verhalten. Namentlich von seiten der Mediziner wurde der
Frage deshalb eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt, weil man da-
durch Fingerzeige für die Beurteilung der Epidemiologie von Typhus,
Milzbrand, Cholera und andern plötzlich auftretenden Infektionskrank-
heiten zu gewinnen hoffte.
Von einigen älteren Untersuchern, wie FERNBACH, BucHNER und
Fazıo, war bereits gezeigt worden, dafs pathogene Bakterien in lebenden
Pflanzenteilen auf die Dauer nicht zu leben vermögen. Die ersten aus-
gedehnten Experimentaluntersuchungen über Infektionen von Pflanzen
mit pathogenen Bakterien stellte Lominsky!) an. Er impfte vermittels
Einstiches verschiedene pathogene Bakterien (Typhus-, Milzbrandbacillen,
Eiterkokken) auf Blätter und untersuchte, ob sich die Bakterien im
Innern des Gewebes vermehren. In den meisten Fällen liefs sich eine
Vermehrung der Bakterien nachweisen; so zeigte sich noch 42 Tage
nach der Injektion der Milzbrandbacillus lebenskräftig. Typhusbacillen
dagegen starben eher ab. Die Ausbreitung der Bakterien erfolgte in
den Intercellularen; manchmal lassen sich die infizierten Gewebeteile
schon makroskopisch als bleiche Flecken erkennen. Bei keimenden
Weizenkörnern wurden im den Wurzeln diejenigen Bakterien wieder-
gefunden, die dem Boden beigemischt worden waren, niemals aber er-
folgte ein Übergang von den Wurzeln auf die oberirdischen Organe.
Diese Resultate wurden im wesentlichen von A. HartıeB?) bestätigt,
1) Über den Parasitismus einiger pathogener Mikroben auf lebenden Pflanzen
in Wratsch, 1890, Nr. 6 (russ.); vgl. Centralbl. f. Bakt. VIII, 1890, S. 325.
2) Über die Infektionsfähigkeit lebender Pflanzen mit dem bei der Maul- und
ee vorkommenden Bakterium in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt., IV,
1898, S. 26.
88 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
welcher fand, dafs sein Bakterıium der Maui- und Klauenseuche eben-
falls im lebenden Pflanzengewebe sich vermehren und lebensfähig bleiben
kann, ohne dafs es allerdings in die Zellen selbst eindringt.
Diese Resultate haben einer etwas schärferen Kritik nicht stand-
gehalten. Bereits H. L. RusseiL!) wies für eine ganze Anzahl von
saprophytischen wie pathogenen Bakterien nach, dafs sie zwar sich
eine Zeitlang im Gewebe am Leben erhalten können, dafs aber ihre
Zahl allmählich abnimmt. Ein Eindringen der Bakterien fand nur nach
Verwundung der Oberhaut statt. Bisweilen verbreiteten sich die Bak-
terien intercellular nach oben hin, niemals aber traten wirkliche Er-
krankungen auf. Für den Milzbrandbacillus wiesen TH. KaspaREck und
K. Kornautm?) nach, dafs die Pflanzen aus milzbrandverseuchten Böden
den Bacillus nicht aufzunehmen vermögen. Zahlreiche Impfungen von
andern pathogenen Arten auf Zwiebeln und Kakteen ergaben nur das
Resultat, dafs die Bakterien sich je nach der Art einige Stunden bis
Tage lebend erhalten, dann aber sicher absterben. E
Nachdem B. Frank?) behauptet hatte, dafs die Knöllchenbakterien
der Leguminosen in allen oberirdischen Teilen dieser Pflanzen vor-
kämen, prüfte O. Zınsser*) in ausgedehnten Versuchsreihen die gesamte
Frage von neuem. Die Bakterienreinkulturen wurden in die zu unter-
suchenden Pflanzen eingespritzt und die aseptisch zerschnittenen
Pflanzenteile dann später in Nährlösung aufgestellt. Es ergab sich bei
allen Versuchen, dafs nach einer gewissen Reihe von Tagen die Bak-
terien abgestorben waren.
Aus allen diesen Arbeiten ergibt sich der Schlufs, dais gesunde
Pflanzen nicht ohne weiteres durch Bakterien angegriffen werden können,
sondern dafs die Pflanzen die Fähigkeit haben, die Bakterien unschäd-
lich zu machen. Anders natürlich liegt die Sache, wenn Momente ein-
treten, welche die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen herabsetzen. Was
über diesen Punkt bei den Kartoffelbakteriosen gesagt wurde, gilt wahr-
scheinlich in mehr oder weniger zu modifizierender Weise von allen
übrigen Pflanzen, weshalb hier nicht nochmals darauf eingegangen
werden soll.
Dafs unter Umständen die Bakterien normalerweise in Pflanzen ge-
deihen können, ohne ihnen Schaden zu tun, zeigen die interessanten Be-
obachtungen von A. ZIMMERMANN?). Auf den Blättern von Pavetta-Arten
und Grumilea mierantha befinden sich kleine, knotenartige Verdickungen,
die im Innern aus lockerem, schwammartigem Gewebe bestehen; in den
Intercellularen dieser Bakteriengallen finden sich konstant zahllose
Bakterien. Es bedarf noch der Aufklärung, wie man hier das Ver-
hältnis zwischen Pflanze und Bakterium aufzufassen hat.
1) Bacteria in their relation to vegetable tissue in John Hopkins Hospit. Rep.
III, 1893, S. 223; vgl. Centralbl. f. Bakt. u. Par. XV, 1894, S. 169. E
2) Über die Infektionsfähigkeit der Pflanzen durch Milzbrandböden in Prrüger’s
Arch. CXIII, 1895, S. 293; ferner K. Korsavın, Über das Verhalten pathogener
Bakterien in lebenden Pflanzengeweben in Centralbl. f. Bakt. XIX, 1896, S. 801.
3) Über die Pilzsymbiose der Leguminosen in Landwirtsch. Jahrb. XIX, 1890,
S. 598.
4) Über das Verhalten von Bakterien, insbesondere von Knöllchenbakterien,
in lebenden pflanzlichen Geweben in Pringsh. Jahrb. XXX, 1897, S. 429.
5) Über Bakterienknoten in den Blättern einiger Rubiaceen in Pringsh. Jahrb.,
XXXxVL, 1901, 8.1.
19. Die stickstoffsammelnden Bakterien. 89
19. Die stickstoffsammelnden Bakterien.
In den vorhergehenden Ausführungen wurde mehrfach die Frage
nach der Herkunft der phytopathogenen Bakterien gestreift; im
einzelnen Fällen konnte direkt erwiesen werden, dafs sie aus dem
Boden stammten. Harmlose Bodenbewohner können also unter Um-
ständen gefährliche Erkrankungen erzeugen. Schon aus diesem Grunde
verdient die Bakterienflora des Erdbodens eine erhöhte Beachtung. Viel
wichtiger aber erweisen sich die Bodenbakterien oder wenigstens ge-
wisse Arten davon für die Ernährung der höheren Pflanzen, indem
sie den Ammonstickstoff, der ım Boden sich befindet, assimilieren
und ihn in Salpeterstickstoff überführen, welcher von den Wurzeln
aufgenommen werden kann. Neben diesen stickstoffumwandelnden
Bakterien kommen aber auch solche vor, welche den Luftstickstoff
aufnehmen und verarbeiten. Sie vermögen also den Boden mit
Stickstoffverbindungen anzureichern. Es ist daher nicht weiter ver-
wunderlich, wenn einige Pflanzen, nämlich die grofse Familie der
Leguminosen, dazu übergegangen sind, gewissen stickstoffassimilieren-
den Bakterien eine Zuflucht in besonderen Organen ihres Wurzelsystems
zu gewähren, um sich so auf bequeme Weise die Stickstoffverbindungen
aneignen zu können. Obwohl beide Themata nicht streng zur Phyto-
pathologie gehören, soll doch kurz darauf eingegangen werden, weil
dadurch manche Frage der Bodenwirkung auf die Pflanzen ihre natür-
liche Erklärung findet.
Jeder Ackerboden enthält in gröfserer oder geringerer Menge
Salpeterstickstoff, der für das Gedeihen und namentlich für den Frucht-
ansatz der Kulturpflanzen von gröfster Bedeutung ist. Enthält ein
Boden nicht die dazu notwendige Menge, so mufs diesem Mangel
durch künstliche Zufuhr von Düngemitteln abgeholfen werden.
Nun wird aber dem Boden bei weitem nicht aller Stickstoff in
Form von Salpeterstickstoff zugeführt, sondern in anderer Form.
Alle diejenigen Stoffe, welche fäulnisfähig sind (Dungstoffe, Ernte-
rückstände usw.), werden zuerst durch die Fäulnisbakterien so weit ver-
arbeitet und zersetzt, dafs neben geringen Mengen von freiem Stick-
stoff Ammoniak entsteht. Dieser Ammoniak wird im Boden nicht frei,
sondern er wird zu Nitriten umgewandelt und diese zu Nitraten. Ur-
sprünglich hielt man diesen Prozefs für einen rein chemischen, bis man
aus gewissen Tatsachen den Schlufs zog, dafs dabei Bakterien beteiligt
sein müfsten. Vielfache Versuche brachten keine Klarheit, bis es endlich
WINoGRADSKY gelang, die Salpeterbakterien (Fig. 4, 9) rein zu züchten und
ihre Lebensweise vollkommen aufzuhellen. Danach hat man es mit
zwei verschiedenen Gruppen von Bakterien zu tun; die einen ver-
arbeiten den Ammonstickstoff zu Nitriten (Nitritbakterien), die
andern die Nitrite zu Nitraten (Nitratbakterien). Mit andern
Worten also: die Nitritbakterien spalten aus dem Ammon-
stickstoff die salpetrige Säure ab, welche von den Nitrat-
bakterien zu Salpetersäure umgesetzt wird. Beide Bakterien-
gruppen kommen in jedem Boden nebeneinander vor und greifen mit
ihrer Tätigkeit so ineinander, dafs nur das Endprodukt, der Salpeter-
stickstoff, erscheint. Alle diese wachsen aörob und assimilieren den
Kohlenstoff der Luft. Neben diesen nitrifizierenden Arten gibt es nun
auch denitrifizierende Bakterien, welche also Nitratverbindungen
wieder zu freiem Stickstoff reduzieren. Die Tätigkeit dieser stickstoft-
90 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
zerstörenden und der Landwirtschaft höchst schädlichen Arten ist im
allgemeinen keine intensive und gewinnt nur unter gewissen Voraus-
setzungen eine höhere Bedeutung.
Während also durch die Salpeterbakterien der Ammoniak in auf-
nahmefähige Verbindungen gebracht wird, kommt durch eine andere
Gruppe von Bakterien auch der andere Rest der Fäulnis, der freie
Stickstoff, zur Verarbeitung, zugleich damit auch Stickstoff aus der
Atmosphäre. Es hat ebenfalls langer Arbeit bedurft, ehe man die
Tätigkeit dieser stickstoffsammelnden Bakterien zu beurteilen verstand.
Den Ausgangspunkt dieser ganzen Untersuchung bildeten die sogenannten
Wurzelknöllchen der Leguminosen, knollige Anschwellungen
oder seitlich ansitzende, mannigfach gestaltete Gebilde am Wurzelsystem
(Fig. 10u.11,7). Dafs diese Knöllchen für die Ernährung der Pflanzen eine
Fig. 10. Leguminosenknöllchen.
Wurzelknöllchen von Robinia pseudacaeia. Nat. Gr. Nach NopeE.
gewisse Bedeutung haben mufsten, schlofs man schon aus der Tatsache,
dafs beim Fruchtansatz die Knötchen ausgesogen wurden; ihr Inhalt
wurde also zum Aufbau der Frucht verwendet. Aufserdem wulste
man in der Praxis längst, dafs die Leguminosen den Boden nicht seines
Stickstoffes beraubten, sondern ihn noch vermehrten (Stickstoff-
mehrer). Man verwendet sie deshalb gern als Gründüngung und als
Zwischenfrucht. Was die Ursache dieser eigentümlichen Tatsache war,
liefs sich aber erst mit Hilfe der neueren bakteriologischen Methoden
klarlegen.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, ausführliche Angaben!) über
die Geschichte der Erforschung der Knöllchen zu geben, sondern es
soll nur kurz so viel angeführt werden, als zum Verständnis der Auf-
fassung von dem gegenseitigen Verhältnis von Leguminose und Bak-
terien notwendig ist.
Das Vorhandensein von Knöllchen an den Wurzeln der Legumi-
nosen war bereits den älteren Botanikern bekannt, aber erst 1879 wies
!) Neuere Darstellungen finden sich in A. Fıscner, Vorlesungen usw., S. 155,
und in Larır, Handb. d. techn. Myk., 2. Aufl., III, S. 26 (von L. Hırrxer).
19. Die stickstoffsammelnden Bakterien. 97
B. Frank nach, dafs die Knöllchen im sterilisierten Boden nicht ent-
stehen. Schon diese Tatsache hätte darauf führen müssen, dafs es
sich bei der Bildung der Knöllchen um irgendeine Wechselbeziehung
zwischen Mikroorganismen und den Wurzeln handeln müsse. Indessen
konnte man diesen Gedanken deswegen nicht fassen, weil man über
die anatomische Struktur der Knöllchen ganz eigenartige Anschauungen
hegte. Bereits 1867 hatte M. Woronın darauf hingewiesen, dafs im
Fig. 11. Leguminosenknöllchen.
1 Wurzelknöllchen von Lupinus luteus. 2 Bakterien («) und Bakteroiden (b—d) von Vicia sativa.
Stark vergr. 3 Querschnitt durch ein Knöllchen von Vicia sativa. 10:1. 4 Zelle des Bakteroiden-
gewebes der Lupine. 600:1. 5 Infektionsschlauch der Erbse, durch die Zellen vordringend. 650: 1.
6 Infektionsfaden der Erbse. 175:1. (1-3 nach HıLrner, #—6 nach A. FıscHer.)
Innern der Knöllchen in den Zellen Gebilde vorhanden seien, die
Bakterien ähnlich sähen. Nachdem verschiedene Ansichten über die
Natur dieser Bakteroiden geäufsert waren, nahm man auf Grund der
Forschungen von BRUNCHORST und TscHircH an, dafs man es mit eigen-
artigen Eiweifskristalloiden zu tun hätte, die zur Stickstoffspeicherung
in Beziehung ständen. In diese Zeit (1887) fällt die Bekanntgabe der
99 II. Schizomycetes (Spaltpilze).
Resultate der klassischen Untersuchungen von H. HELLRIEGEL und
H. WirrarTHt),. Sie erwiesen aufs einleuchtendste, dafs der Stickstoff
der Leguminosen nicht aus dem Boden stammen könnte, sondern nur
aus der Atmosphäre; gleichzeitig aber zeigten sie, dafs die Pflanze
nicht von selbst den freien Stickstoff assimilieren kann, sondern dafs
sie dazu der Vermittlung von Mikroorganismen, die in den Knöllchen
sitzen, bedarf. Damit war der richtige Weg für die weitere Forschung
geliefert. Es folgte dann im Jahre 1888 die Reinkultur der Knöllchen-
bakterien durch BEIERINCK, bald darauf auch die Bestätigung dieser
Untersuchungen durch andere Forscher. PraZmowskı und B. FRANK
wiesen nach, wie die Einwanderung der Bakterien in die Wurzel er-
folgt. Während zuerst angenommen wurde, dafs die Knöllchenbakterien
nur zu einer einzigen Art gehören, ist durch die eifrige Forschung im
letzten Jahrzehnt festgestellt worden (z. B. von NOoBBE, HiLTNEr,
BEIJERINCK u. a.), dafs wir es mindestens mit zwei Arten zu tun haben,
von denen jede wahrscheinlich wieder eine ganze Anzahl von An-
passungsformen bildet. So läfst sich das Rhiz zobium (Bacillus) Beijerinckii
nicht oder sehr schwer auf Gelatine züchten; es gedeiht nur auf Agar
und findet sich im den Knöllchen von Lupinen, Serradella und Soja.
Die andere Art, Rhizobium radieicola, dagegen wächst auf Gelatine gut
und umfafst alle übrigen Knöllchen. Diese Organismen sind in den
Ackerböden in gröfserer oder geringerer Menge vorhanden und wandern
von da in die Wurzeln ein. In vielen Fällen bedarf es aber erst einer
Anreicherung der Bakterien, um die Kultur der Leguminosen zu er-
möglichen. Das geschieht am einfachsten durch Aufstreuen von Erde
eines Feldes, auf dem dieselben Leguminosen bereits kultiviert wurden,
Auch einen Impfdünger, Nitragin, der im wesentlichen aus Reinkulturen
der Rhizobien besteht, hat man empfohlen.
Um nun das Verhältnis zwischen Leguminose und Bakterien, das
man gewöhnlich als Symbiose bezeichnet, näher zu charakterisieren,
mag jetzt noch einiges über Bau und Entwicklung der Knöllchen ge-
sagt werden. Schneidet man ein jJüngeres Knöllchen auf, so erblickt man
erofse, mit feinstrichligem Inhalt erfüllte Zellen, eich man mit dem
Namen Bakteroidene ewebe bezeichnet (Fig. 11, 3). Entweder wird
das ganze Innere des Knöllchens von diesem Gewebe eingenommen,
oder es sind mehrere Nester davon vorhanden, die häufig miteinander
im Zusammenhang stehen. Diese Zellen enthalten die Bakterien, die
aber nur in jüngeren Stadien der Knöllchen als feine, kurze Stäbchen
zu sehen sind (Fig. 11, 9. Sehr bald verändern sie ihre Gestalt und
nehmen Involutionsformen an, die allerhand Gestalten zeigen (Fig. 11, 2).
Besonders häufig sind dreigablige Zellen, doch kommen "auch Eine
unförmlich angeschwollene oder mehrfach verzweigte Formen vor. Diese
früher für Eiweifskristalle angesehenen Körper sind also die durch un-
günstige Verhältnisse in ihrer Gestalt beeinflufsten Bakterien (Bakte-
roiden). Wenn die Pflanze zur Fruchtbildung schreitet, so löst sie
die Bakteroiden allmählich auf; zuletzt finden sich in den zusammen-
gefallenen Knöllchen nur noch Trümmer von Bakteroiden und daneben
auch noch einige intakte Stäbchen, die durch die Verwesung der
Knöllchen in den Boden gelangen.
Die Besiedlung der Wurzeln mit den Bakterien erfolgt durch Ver-
!) Untersuchungen über die Stickstoffnahrung der Gramineen und Leguminosen,
Beilageheft zu der Zeitschr. d. Ver. f. d. Rübenzucker-Industr. d. D. R., 1888.
19. Die stickstoffsammelnden Bakterien. 03
mittlung der Wurzelhaare, wenigstens bei der Erbse. Unter der Ein-
wirkung der an der Aufsenwand sitzenden Bakterien verkrümmen sich
die Wurzelhaare, und man sieht dann an einer solchen verbildeten Stelle
im Innern eine schleimige Kolonie von Bakterien. Von ihr geht ein
glänzender, mit Bakterien erfüllter Schlauch aus, der durch das Wurzel-
haar bis zu den Rindenzellen wächst und sich hier zu verzweigen be-
ginnt (Fig. 11,5, 6). Die Zellen der Wurzel werden durch die sich aus
dem Schlauche loslösenden Bakterien zu lebhaftem Wachstum angeregt
und bilden das Bakteroidengewebe. Zuerst glaubte man in dem Schlauche
einen Myxomyceten oder einen andern Pilz zu sehen; nachdem aber der
Zusammenhang mit den Bakterien erkannt war, gab ihm Frank den
Namen Infektionsfaden.
Von den in Reinkultur gezüchteten Bakterien wurde festgestellt,
dafs sie den Stickstoff aus der Luft assimilieren und deshalb der
Leguminose diese Stickstoffquelle zugänglich machen. Das kann aber
nur geschehen, wenn die Eiweifsprodukte der Bakterien, wie sie in
den Bakteroiden gebildet sind, aufgelöst werden. Die Pflanze also
nimmt die Bakterien gastlich in ihren Wurzeln auf, läfst sie hier eine
Zeitlang ihre stickstoffsammelnde Tätigkeit entfalten und tötet sie dann
allmählich ab, um sie für ihre Ernährung zu verwenden. Wir treffen
also auf ein ganz ähnliches Verhältnis, wie es zwischen Pilz und
Alge bei den Flechten herrscht. Ebenso wie hier die Aloe gefangen-
gehalten und nach Belieben ausgenutzt wird, so geschieht dasselbe
dort mit den Bakterien. Fassen wir also das Verhältnis der Flechten-
componenten zueinander als Parasitismus auf, so müssen wir es auch bei
den Leguminosenknöllchen tun. Wir kommen demnach, wie A. FISCHER
treffend ausführt, zu der paradox klingenden Anschauung, dafs eine
höhere Pflanze parasitisch auf Bakterien lebt. Damit ist aber meines
Erachtens die hier in Betracht kommende Ernährungsfrage viel schärfer
präzisiert als mit dem farblosen Ausdruck „Symbiose“, unter dem man
sich alles mögliche vorstellen kann.
Aufser den in die Leguminosen eindringenden Bakterien gibt es
auch noch andere Stickstoffsammler. So isolierte WINOGRADSKY aus ver-
schiedenen Bodenarten einen Organismus, den er Clostridium Pasteurianum
nannte (Fig. 4, 8). Diese Bakterie wächst am besten in stickstofffreier
Nährlösung, wenn zugleich noch ein vergärfähiges Material (z. B. Zucker)
vorhanden ist. Wahrscheinlich gibt es noch andere, nahe verwandte
Arten, die sich ähnlich verhalten, indessen wissen wir noch zu wenig
davon. Man hat auch mit Bakterien aus der Gruppe des B. subtilis
Stickstoffanreicherung des Bodens erreichen wollen und hat zu diesem
Behufe einen Impfstoff, Alinit, empfohlen. Wie jetzt wohl durch
zahlreiche Versuche festgestellt ist, hat Alinit den auf ihn gestellten
Erwartungen nicht entsprochen; trotzdem haben sich aber aus den zur
Lösung dieser Frage angestellten Untersuchungen Fingerzeige ergeben,
dafs noch viele Bakterienarten die Fähiskeit besitzen, im Boden eine
Stickstoffanreicherung zu veranlassen.
94 III. Eumycetes (Fadenpilze).
Drittes Kapitel.
Eumycetes (Fadenpilze).
Die Eumycetes oder Fadenpilze, auch wohl „Pilze“ schlecht-
hin benannt, besitzen im Gegensatz zu den beiden andern Abteilungen,
den Myxomyceten und Schizomyceten, einen ungleich höhern Formen-
reichtum in ihrem Aufbau und eine weit gröfsere Zahl von Gattungen
und Arten. Da sich unter ihnen sehr viele obligate Parasiten befinden,
die auf ganz bestimmte Nährpflanzen angepatist sind, so beanspruchen
sie viel mehr Aufmerksamkeit und Interesse als die wenigen Parasiten
der beiden ersten Abteilungen.
Ich will im folgenden versuchen, die allgemeinen Züge des Auf-
baues und der Fruchtentwicklung zu schildern, und gleichzeitig auch
einen Überblick über das System und damit den Zusammenhang: der
Formen geben. Die Einzelheiten der Lebensgeschichte der einzelnen
Klassen und Familien vergleiche man bei den betreffenden Abschnitten.
Schon der Name „Fadenpilze* spricht den Gegensatz zu den
Myxomyceten und Schizomyceten aus und zeiet, dafs das Haupt-
charakteristikum dieser Abteilung die Bildung von Fäden oder
Hyphen ist. Wie bei allen Pflanzen, so bildet auch hier das Elementar-
organ, aus dem sich der ganze Pilz aufbaut, die Zelle. Die Zellen,
deren Form und Gröfse natürlich höchst verschieden sein kann, treten
zu Fadenkoniplexen zusammen, zu einer Hyphe. Die Gesamtheit der
Hyphen bildet den vegetativen Teil des Pilzes, den Thallus. Den
a. des fruktifikativen Teiles lassen wir hier vorläufig aufser acht, da
‘ je nach der Klasse verschieden ist und wenig gemeinsame Züge
en. Wenn die Hyphen keine bestimmte äufsere Form aufweisen,
sondern regellos verlaufen und nur in oder auf der Pflanze befind-
liche Überzüge oder Fadenkomplexe bilden, so nennen wir dies ein
Mycelium (Mycel) . So besitzen alle Eumyceten in der Jugend ein
Mycel, aus dem sich dann erst bei den höhern Gruppen ein bestimmt
geformter Thallus herausbildet.
Die Zelle setzt sich, wie bei den höhern Pflanzen, aus der Membran,
dem Plasma, dem Kern und den übrigen Inhaltsbestandteilen, die meist
als Reservestoffe dienen, zusammen. Die Membran besteht nicht aus
reiner Cellulose, sondern aus einer chitinartigen Grundsubstanz sowie aus
Modifikationen der Cellulose, die noch wenig untersucht sind. In der
Jugend stellt sie ein sehr dünnes, hyalines Fäutchen dar, das erst im
Laufe des Wachstums dicker wird, sich durch Auf- oder Einlagerung
an bestimmten Stellen weiter differenziert und häufig durch Farbstoft-
einlagerungen gefärbt erscheint. Die Auflagerungen auf der Membran
zeigen die verschiedenste Gestalt, so gibt es Höcker, Buckel, Spitzen,
Ringe usw.; anderseits werden bei “ gleichmätsiger Verdickung der
Wandung gewisse Stellen ausgespart, wodurch Kanäle oder Poren ent-
stehen. Wir kennen solche bei den vegetativen Zellen, wo sie den
Übertritt des Plasmas von einer Zelle zur andern vermitteln, und bei
den Sporen als sogenannte Keimporen, zu denen der Keimschlauch
heraustritt. Die Färbung der Membranen ist höchst mannigfaltig, es
können gelbe, grüne, blaue , braune, olivengrüne und schwarze Ein-
lagerungen auftreten; namentlich bei den Sporen finden sich aufser-
ordentlich verschiedene Farbennuancen der Membran. Sehr häufig
III. Eumycetes (Fadenpilze). 95
finden sich aufsen auf der Membran oder auch in ihr Ablagerungen
von Kristallen von oxalsaurem Kalk; gelegentlich sind auch Verholzungen
(z. B. bei Polyporeen) und Harzablagerungen beobachtet worden. Das
Wachstum der Membran, und damit der ganzen Zelle, findet, wenn wir
von den wenigen einzelligen Hefen absehen, nur an der Spitze statt,
in einer ganz bestimmten schmalen, ringförmigen Zone. Unmittelbar
hinter ihr ist die Fähigkeit zur Streckung bereits erloschen. Auch
dieses echte Spitzenwachstum bildet ein wichtiges Unterscheidungs-
merkmal gegenüber den beiden andern Abteilungen.
Das Plasma unterscheidet sich in seinem Aufbau wohl kaum von
dem der übrigen Pflanzen. Im allgemeinen verteilt es sich bei älteren
Zellen an der Membran und bildet einen Schlauch, dessen Lumen von
einzelnen Querbändern durchzogen wird. In jungen, schnellwachsenden
Zellen ist es ganz eleichmäfsie - verteilt, namentlich am Scheitel; später
beginnt es sich dann durch Vakuolen zu 'zerklüften, es wird „schaumig“.
Im Plasma eingebettet finden wir als auffällige Gebilde die V akuolen,
die mit Zellsaft erfüllt sind. Von anorganischen Einschlüssen wären
die Kristalle von oxalsaurem Kalk zu erwähnen. Weitaus häufiger
sind aber Kristalloide organischer Natur, hauptsächlich wohl
von Eiweifskörpern. Diese noch wenig untersuchten Gebilde treten
bei Mucoraceen (Mucorin), Saproleeniaceen (Cellulin), Erysipheen
(Fibrosin) usw. auf. Sehr häufig findet man Fette und fettes Ol.
Letzteres tritt in Form von kleinen Kügelchen oder gröfseren, mehr
oder weniger kuglisen Ansammlungen auf und läfst sich durch Reag entien
leicht nachweisen. Ather, Alkohol, Chloroform, Chloralhydrat, Benzol
lösen es auf, Alkannatinktur färbt es rot und 1%/oi ige Überosmiumsäure
braun. Die Färbung der Öltropfen ist verschieden: neben den glänzenden,
hyalinen, stark lichtbrechenden Tropfen kommen rote, gelbe, grüne
oder fast schwarze, je nach der Art, vor. Harze werden hauptsächlic :h
bei den Hutpilzen angetroffen. Aufserdem finden wir noch sehr viele als
Reservestoffe anzusehende Körper, die im Zellsaft oder Plasma gelöst
oder fein verteilt sind; ich nenne vor allem das wichtige, die Stärke
ersetzende Glykogen, ferner Mannit, Farbstoffe u. a. Dagegen
fehlen den Pilzen stets die Chlorophylikörner und die aus dem
Assimilationsprozefs entstehenden Stärkekörner.
Als Träger der Eigenschaften der Zelle kommen die Kerne in
Betracht. Sie sind meist nur von sehr geringer Gröfse und lassen
nur in wenigen Fällen im ruhenden Zustand eine Differenzierung er-
kennen. Ein Nucleolus kann meist durch Farbstoffe nachgewiesen
werden, Wichtig ist die Teilung der Kerne. Da aber die Einzelheiten
bei den einzelnen Gruppen sehr verschieden sind, so soll an den ge-
eigneten Stellen so viel davon mitgeteilt werden, wie zum V erständnis
notwendig ist. Erschöpfend ist unsere Kenntnis der Kernvorgänge
keineswegs. Ganz allgemein sei hier nur bemerkt, dafs sich sowohl
amitotische Teilung (Fragmentation., direkte Zerschnürung) wie mito-
tische (Segmentation, Bildung von Kernfiguren) vorfindet. Während in
den Zellen der höhern Pflanzen sich stets nur ein Kern vorfindet, be-
sitzen die Pilzzellen meist zwei oder mehrere Kerne.
Nachdem wir die Grundbestandteile der Zelle kennen gelernt
haben, soll kurz ihre Form und die Art der Verbände eeschildert
werden. Meistens besitzen die Pilzzellen eine langgestreckte, cylindri-
sche Gestalt; doch kommen daneben auch kuglige, tonnenförmige, ei-
förmige und andere Formen vor. Besonders mannigfach in der Forın
\
96 III. Eumycetes (Fadenpilze).
haben sich die Sporen der Pilze ausgebildet. Bei der grofsen Klasse
der Phycomyceten wird das Mycel von einer einzigen Zelle (Fig. 12, 7)
gebildet, die sich in der mannigfachsten Weise verzweigen und einen
weit ausgedehnten Komplex bilden kann. Dieses eimzellige Mycel wird
später seine genauere Besprechung bei den Phycomyceten finden. Bei
allen übrigen Pilzen, mit Ausnahme weniger Gruppen, wie z. B. Saccharo-
myceten, schliefsen sich die Zellen zu fadenförmigen Hyphen zusammen,
die mit ausgesprochenem Spitzenwachstum fortwachsen und sich ım
typischer monopodialer oder sympodialer Weise verzweigen können
(Fig. 12, 2). Dichotomieen des Scheitels kommen am typischen Mycel
wohl nur selten vor, dagegen häufig bei Haustorien, sklerotialem Gewebe
usw. Neben diesem typischen Mycel, bei dem alle Zweige in dauerndem
Verbande bleiben, findet sich noch das Sprofsmycel, welches sich äufser-
lich schon dadurch von jenem unterscheidet, dafs die einzelnen Zellen
nicht in gerader Linie, sondern zu mehr oder weniger baumförmigen
Kolonieen angeordnet sind. Die Tochterzellen gehen aus der Mutter-
zelle nicht mehr durch Streckung des Scheitels und Abgliederung
mittels einer Scheidewand hervor, sondern durch Sprossung. Dazu
treibt die Mutterzelle an einem bestimmten Punkte eine kleine Aus-
stülpung hervor, die sich vergröfsert und sich nach gewisser Zeit von
der Mutterzelle abtrennt. Wenn mehrere solcher Sprofszellen oder
Sprofskonidien (Hefenkonidien) entstehen, die dann wieder
aussprossen können, so entstehen baumartig angeordnete Kolonieen,
die sich früher oder später in ihre Einzelzellen auflösen. Wir werden
später noch öfter Gelegenheit haben, auf diese myceliale Vermehrung
durch Sprossung zurückzukommen.
Die Hyphen laufen nun nicht blofs neben- und zwischeneinander
her, sondern sie treten bei den höhern Pilzen zu mehr oder weniger
ausgesprochenen Gewebeverbänden zusammen. Als ersten Anfang zu
einer engern Vereinigung von Hyphen mögen die Fusionen oder Anasto-
mosen gelten, wie sie in Form einfacher Verwachsungen bei vielen
Ascomyceten, in Form von Schnallen bei den Basidiomyceten zu finden
sind. Alle Arten der Verflechtungen von Pilzhyphen werden mit dem
Gesamtnamen Plectenchym bezeichnet. Man unterscheidet je nach
der Art und der Dichte -der Hyphenverflechtung viele Arten von
Plectenchymen, von denen nur die wichtigsten hier genannt werden
können. Das Hautplectenchym stellt den einfachsten Typus dar;
dazu gehören die dichten Decken der Schimmelpilzmycelien, die Kahm-
häute der Fadenpilze u. a. Unter Strangplectenchym versteht
man das Zusammentreten von parallelen Hyphen zu Strängen. Hier-
her gehören z.B. die Coremien, die aus parallel verlaufenden Fäden
bestehen, die Rhizomorphen, die bereits weiter in Rinde und Mark-
gewebe differenziert sein können u. a. Sobald der parallele Faden-
verlauf aufhört und an seine Stelle eine unregelmäfsige Verflechtung
der Hyphen eintritt, erhalten wir die typischen Pilzgewebe, wie sie
sich in weitester Verbreitung im Pilzreich finden. Die Verflechtung der:
Hyphen kann so eng und ihre Zergliederung in Teilzellen so weitgehend
sein, dafs auf dem Querschnitt das Bild eines Parenchyms vorgetäuscht.
wird. Wir nennen das Gewebe dann Paraplectenchym (Pseudo-
parenchym) (Fig. 12, 3a). Gewinnen wir dagegen auf dem Quer-
schnitt den Eindruck eines Prosenchyms, d.h. vorwiegend langgestreckte.
Zellenden und Lücken, so sprechen wir von Prosoplectenchym
(Fig. 12, 3b). Diese beiden extremen Typen sind durch mannigfache.
eingriffe auf die Entwicklung der Pflanze ausüben, einen noch grölseren Raum wie
früher eingeräumt. Sie ist bestrebt, immer darauf hinzuweisen, wie die Pflanze das
Produkt ihres speziellen Standorts ist, wie bei derselben Art die einzelnen Individuen
stofflich und gestaltlich je nach den vorhandenen Ernährungsbedingungen von-
einander abweichen, und wie die verschiedenen Individuen den einzelnen Krankheits-
ursachen gegenüber sich in ganz verschiedenem Grade widerstandsfähig erweisen.
Deshalb muls nicht auf die lokale Bekämpfung oder Abhaltung des Parasiten,
sondern auf die Stärkung der natürlichen Immunität und Anzucht widerstands-
fähiger Varietäten das Hauptgewicht gelegt werden.
Erster Band.
Diese Anschauungen finden sich nun in dem allgemeinen Teile des ersten
Bandes in der Einleitung ausführlicher auseinandergesetzt. Es wird zunächst er-
örtert, was als Krankheit behandelt werden muls, und dabei darauf hingewiesen,
dafs auch die Abweichungen vom Kulturzweck zur Besprechung gelangen müssen,
obwohl sie oftmals gar keine eigentlichen Krankheiten darstellen. Dies gibt Ver-
anlassung, die Abhängigkeit des Organismus von der Umgebung speziell zu er-
örtern und die Fragen über die Entstehung einer Krankheit und das Wesen des
Parasitismus sowie über Krankheitsvererbung und Degeneration zu besprechen.
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich die Notwendigkeit, denjenigen, der sich
wissenschaftlich mit der Pathologie beschäftigen will, auf die früheren Anschauungen
über das Wesen der Krankheiten und ihr Zustandekommen aufmerksam zu machen,
und dies geschieht in einem zweiten, neu hinzugekommenen Abschnitt, der die
geschichtliche Entwicklung behandelt.
In dem nun folgenden speziellen Teile wird im ersten Abschnitt auf die Er-
scheinungen eingegangen, die durch ungünstige Bodenverhältnisse veranlalst
werden. Das erste Kapitel behandelt die Lage, das zweite die ungünstige physi-
kalische Bodenbeschaffenheit. Die chemischen Verhältnisse werden in den Kapiteln
«Wasser» und «Nährstoffmangel und -überschuls» eingehend besprochen.
Im zweiten Abschnitt finden wir eine eingehendere Darlegung der Wirkungen
schädlicher atmosphärischer Einflüsse, wobei die neueren Untersuchungen Sorauers
über die Frostschäden einen breiteren Raum einnehmen und durch zahlreiche Ab-
bildungen erläutert werden. Dem Kapitel über Wärmemangel folgen die über
Wärmeüberschuls, Lichtmangel und -überschufs, Blitz, Sturm, Hagel usw.
So wie die vorigen Abschnitte hat auch der Abschnitt über schädliche Gase
eine wesentliche Erweiterung in Rücksicht auf die sich beständig steigernden Prozesse
zwischen Landwirtschaft und Industrie erfahren. In gleicher Weise ist bei der
Wundbehandlung besondere Rücksicht auf die im praktischen Leben vorkommenden
Fälle genommen worden, indem die Kapitel über Schröpfen und Schälen der Bäume
sowie Veredlung und Stecklingszucht unter Zuhilfenahme zahlreicher anatomischer
Bilder auf wissenschaftlicher Basis ausführlich behandelt worden sind.
Zweiter Band.
Im zweiten Bande beginnt Prof. Lindau seine Darstellung der durch pflanz-
liche Schmarotzer hervorgerufenen Krankheiten mit der Schilderung der parasitischen
Pilze und behandelt in einem zweiten Abschnitt die parasitären Algen, im dritten
die phanerogamen Schmarotzer.
Unter Übernahme der Abbildungen der vorigen Auflage und reichlicher
Vermehrung derselben werden nach Besprechung der Schleimpilze (Myxomycetes)
schon im ersten Hefte die bereits sehr zahlreich gewordenen Bakterienkrankheiten,
dargestellt. Die nächsten Hefte werden die Mycelpilze (Eumycetes) in der dem
Standpunkt des Verfassers entsprechenden Anordnung bringen, und zwar zunächst
die Algenpilze (Phycomycetes) in ihren Unterabteilungen der Eisporenpilze (Oomy-
cetes) und Jochpilze (Zygomycetes). Es werden sich daran die Schlauchpilze (Ascomy-
cetes) und Basidienpilze (Basidiomycetes) sowie die Fungi imperfecti anschlielsen.
Dritter Band.
Im dritten Bande fa/st Dr. Reh alle praktisch wichtigen Beschädigungen
durch Tiere zusammen.
Nach einem einleitenden Abschnitt, der über die Biologie der schädlichen
Tiere, ihre Verbreitung und Schädigungsform handelt, wendet sich Dr. Reh zur
systematischen Übersicht und beginnt im zweiten Abschnitt seine Darstellung mit
den Würmern und pflanzenschädlichen Crustaceen. An diese Kapitel gliedern sich
die Tausendfülse, Spinnen und Milben, Insekten und schliefslich die Wirbeltiere.
Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der Bekämpfung, bei der im ersten Kapitel
die natürlichen Feinde aus dem Tierreiche, im zweiten Kapitel die Feinde aus dem
Pflanzenreiche, nämlich die insektentötenden Pilze, besprochen werden. Es folgen
sodann die Kapitel über die mechanischen und chemischen Bekämpfungsmittel und
die dazu gehörigen Apparate. Der letzte Abschnitt wird die Bedeutung der Dis-
position, für tierische Angriffe behandeln.
Übereinstimmend bei allen Bearbeitern ist das Bestreben gewesen, wissenschaft-
liches Material zu geben, aber dieses Material so darzustellen, dais sich auch der
keine speziellen Vorkenntnisse besitzende Leser in den Stoff einarbeiten kann. Aus
diesem Grunde sind bei dem Gebrauch der technischen Ausdrücke erklärende Um-
schreibungen eingeflochten worden. Durch die Einrichtung, nach einer allgemeinen
Einleitung bei jedem Kapitel die einzelnen Krankheitsfälle in knapper Darstellung
vorzuführen, ist nicht nur Raum gewonnen, sondern auch die Verwandtschaft der
einzelnen Krankheiten angedeutet. Wo es nötig erschien, sind synoptische Tafel-
bilder beigegeben.
Bei allen diesen Erweiterungen des wissenschaftlichen Teils des Handbuchs
ist aber die in den früheren Auflagen bereits zum Ausdruck gebrachte Methode
beibehalten worden, bei jeder Gelegenheit auf das praktische Bedürfnis der leichten
Erkennung und der möglichen Bekämpfung oder Vorbeugung der Krankheiten
hinzuweisen, so dals das Handbuch in seiner neuen Form als das umfassendste aller
bis jetzt existierenden Werke auf dem Gebiete der Phytopathologie bezeichnet werden
darf und hoffentlich auch von seiten gebildeter Praktiker diejenige freundliche Auf-
nahme finden wird, die den früheren Auflagen zu teil geworden ist.
Die dritte Auflage des Handbuchs der Pflanzenkrankheiten, die nach dem im
vorstehenden Gesagten gegenüber den früheren Auflagen ein vollständig neues Werk
sein wird, wird in 16—18 Lieferungen zum Preise von je 3 Mark erscheinen und
soll bis Ende 1906 vollständig vorliegen. Der Gesamtumfang wird etwa 90—96 Druck-
bogen mit zahlreichen Textabbildungen betragen. Das Werk ist in drei Bände ein-
geteilt und das Erscheinen der Lieferungen so geregelt, dals abwechselnd Lieferungen
aus den verschiedenen Bänden zur Ausgabe gelangen. Einzelne Bände und Lieferungen
werden nicht apart abgegeben. Einbanddecken erscheinen mit der Schlufslieferung.
Seiner ganzen Anlage nach ist Sorauers Handbuch der Pflanzenkrankheiten in
seiner dritten Auflage als das zur Zeit umfassendste Werk des mächtig sich ent-
wickelnden Gebietes der Phytopathologie zu bezeichnen.
Zu einer Subskription auf dasselbe sei hiermit höflichst eingeladen ; die Lieferung
kann durch die Buchhandlung erfolgen, die vorliegendes Heft übersandt hat.
Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel & Co. in Altenburg, S.-A.
Lieferung 3. (Zweiter Band, Bog. 7—12.) Preis: 3 Mark.
Handbuch
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
BE krankheiten
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
Berlin.
®
Mit zahlreichen Textabbildungen.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10,
| 1905.
Erscheint in 16—18 Lieferungen ä 3 Mark.
Prospekt.
D: soeben beginnende dritte Auflage des Handbuchs der Pflanzenkrankheiten
weicht insofern wesentlich von der zweiten seit Jahren bereits vergriffenen ab, als
nicht mehr der Herausgeber allein die Bearbeitung übernommen, sondern in Ge-
meinschaft mit zwei Spezialforschern durchgeführt hat. Der Grund für diese An-
ordnung lag in dem Bestreben, das seit dem Erscheinen der zweiten Auflage in
ungeahnter Weise angewachsene Material in kurzer Zeit zu bewältigen, um nicht
den ersten Teil schon veraltet zu sehen, wenn der letzte erscheint. Ferner war
dabei der Wunsch malsgebend, die Arbeit so sorgsam wie möglich zu gestalten,
und dies liels sich eben dadurch am besten durchführen, dals jeder Bearbeiter nur
das Gebiet darstellt, auf dem er speziell auch forschend tätig gewesen ist. Dem-
entsprechend ist die Gliederung des Werkes schärfer als in der zweiten Auflage
dadurch zum Ausdruck gekommen, dals Dr. Reh die tierischen Feinde, Prof. Lindau
die pflanzlichen Parasiten und Prof. Sorauer diejenigen Krankheitserscheinungen
behandelt, die durch Witterungseinflüsse, Lage und Beschaffenheit des Bodens sowie
durch die Eingriffe hervorgerufen werden, die der Mensch mit seinen Kultur-
bestrebungen ausübt.
Wie man daraus ersieht, ist die frühere Anordnung des Stoffes nach den
Krankheitsursachen gegenüber anderweitig geäulserten Wünschen einer Anordnung
nach den Nährpflanzen beibehalten worden. Der Herausgeber verkennt nicht die
Vorteile der letzteren Methode, aber er hält dieselbe nur dort für angebracht, wo
es sich um den rein praktischen Zweck handelt, dem Leser das Bestimmen einer
Krankheitserscheinung und die Auffindung der Bekämpfungsmittel zu erleichtern.
Auf das Wesen der Krankheiten, auf ihre Ursachen und ihren inneren Zusammen-
hang, ihre organische Vereinigung zu Verwandtschaftsgruppen, kurz auf die wissen-
schaftliche Basis der Phytopathologie könnte bei dieser Methode nicht eingegangen
werden, oder es mülsten sich fast bei jeder Nährpflanze die begründenden Er-
klärungen wiederholen.
Das Sorauersche Werk legt aber den Hauptnachdruck auf die wissenschaftliche
Begründung und die Darstellung des organischen Zusammenhanges der zur Er-
krankung führenden Lebensvorgänge, also des eigentlichen Wesens der Krankheit.
Nur dadurch ist es möglich, den Leser zu befähigen, aus der Empirie herauszu-
treten und zu einer rationellen Beurteilung der einzelnen Krankheitsfälle zu gelangen.
Von dieser Anschauung ausgehend, sind sämtliche Bearbeiter bestrebt gewesen,
bei der Darstellung der einzelnen Krankheitsfälle auf die teils in der Witterung,
teils in der Bodenbeschaffenheit oder Bewirtschaftungsweise, teils in der Konstitution
der Nährpflanze selbst liegenden Nebenumstände, die für das Zustandekommen
einer Krankheit notwendig sind, hinzuweisen und zu betonen, dals in der Bekämpfung
oder Vermeidung derartiger begünstigender Faktoren der Weg liegt, einer Er-
krankung, auch einer ‚parasitären, Herr zu werden.
Mit dieser Betonung der Prädisposition stand bei Erscheinen der ersten Auf-
lage des Handbuchs der Herausgeber allein; jetzt wird dieser Standpunkt von vielen
der bedeutendsten Forscher geteilt. Damit hat sich aber auch eine Umwertung der
krankeitserzeugenden Faktoren vollzogen. Es wird jetzt bei den parasitären Krank-
heiten die Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Parasiten und seine Angriffs-
form nicht mehr die Hauptsache bilden, sondern diese wird in dem Nachweis zu
suchen sein, dals der Parasit nur unter ganz bestimmten Umständen seinen Nähr-
organismus zu erfassen und zu zerstören imstande ist. Dadurch unterscheidet sich
das Sorauersche Werk von anderen, vorzugsweise nur die parasitären Krankheiten
behandelnden Werken.
Geleitet von dieser Idee hat die dritte Auflage des Handbuchs dieser Dar-
stellung der Einflüsse, welche Bodenbeschaffenheit, Lage, Witterung und Kultur-
(Fortsetzung auf Seite 3 des Umschlages.)
III. Eumycetes (Fadenpilze). 97
Übergänge verbunden, die dann durch bezeichnende Adjektiva charak-
terisiert werden können. Solche Gewebe kommen namentlich bei den
Dauerformen der Mycelien, den sogenannten Sklerotien, vor. Je
nach ihrer Funktion als Haut-, Leitungs-, Exkretions- usw. Gewebe
7.
no
o9----8
R I’ /
Fig. 12. Myceltypen.
1 Mycel von Mucor Mucedo ohne Scheidewände. s ausgekeimte Spore, m Mycel, sp junges Sporangium.
2 Mycel von Penieillium erustaceum mit Scheidewänden, s ausgekeimte Spore. 3 Sklerotiengewebe von
Claviceps purpurea, a Paraplectenchym vom Rande des Sklerotiums, b Prosopleectenehym aus der Mitte.
360:1. (I nach BREFELD, 2 nach Zorr, 3 nach v. TAvEL.)
können sich nun die Formen der Gewebearten modifizieren, wodurch
eine grofse Zahl verschieden aussehender Gewebe gebildet wird, die
noch wenig untersucht sind, und von denen wir bei Gelegenheit noch
einige kennen lernen werden.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band, 7
98 III. Eumycetes (Fadenpilze).
Im allgemeinen sind die Mycelien und die aus ihnen hervorgehenden
Gewebeverbände gegen äufsere Einflüsse empfindlich, weshalb es unter
Umständen notwendig erscheint, einen genügenden Schutz gegen Kälte,
Hitze usw. zu erhalten. Die Pilze erreichen dies durch die Ausbildung
eines Sklerotiums. Dies besteht aus einem harten, sehr dichten
Para- oder Prosoplectenchym (oft, von beiden [Fig. 12, 3]), und der
Inhalt der Zellen wird dicht mit Ol angefüllt. Solche Dauerzustände
des Mycels werden meist gebildet, wenn der vegetative Teil des Pilzes
den Winter oder die Trockenzeit überdauern mufs, um erst nachher
zur Fruktifikation zu schreiten. Der Hauptanstofs für die Gewebebildung
und damit für bestimmte Formausbildung des Pilzes geht aber aus dem
Bestreben hervor, den Fruchtlagern eine Unterlage oder einen Schutz
zu gewähren oder den Sporen die Ausstreuung und Verbreitung zu er-
leichtern. Wir finden für diese Zwecke Einrichtungen der allerverschie-
densten Art, die in ihrer Form sehr mannigfach sein können, aber doch
den Lebensgewohnheiten der betreffenden Arten eng angepafst erscheinen.
Es berührt deshalb nicht wunderbar, wenn wir bei Pilzen weit getrennter
Gruppen dieselben äufseren Formen wiederkehren sehen (z. B. Olavaria-
Arten und Geoglossum), dagegen oft in derselben Gattung Arten, die
äufserlich völlig verschieden aussehen; ich erinnere an die Formen-
mannigfaltigkeit der Hüte von Polyporus. In weiter Verbreitung findet
sich im Pilzreich das sogenannte Stroma, das meist ein flaches, kuchen-
artiges Gebilde von gröfserer oder geringerer Ausdehnung darstellt; bei
manchen Gruppen kommen aber auch stift- oder geweihartige Stromata
zur Ausbildung. Auf die morphologische Bedeutung des Stromas kann
hier schon deswegen nicht näher eingegangen werden, weil sie erst
bei wenigen Gruppen klargelest worden ist; dagegen erscheint die
biologische Funktion einigermafsen klar, wenn auch vielleicht der
Zweck der Formgestaltung für die Anpassung nicht ohne weiteres bei
jedem einzelnen Falle in die Augen springt. Im allgemeinen dient
das Stroma dazu, den jungen Fruchtkörpern eine Schutzhülle und später
eine feste Unterlage zu sein; bei höherer Ausbildung soll die Verbreitung
der Sporen erleichtert werden. ‚Je nach diesen Funktionen treffen wir
bald auf ein ziemlich weiches, bald auf ein fast sklerotiales Plecten-
chym; ebenso ist auch die Färbung sehr verschieden. Typische Stromata
finden wir bei den Ascomyceten, doch kommen sie hin und wieder
auch bei den Basidiomyceten vor (z. B. bei den Lycoperdaceen). Ahn-
liche biologische Funktionen erfüllt bei den höhern Basidiomyceten der
sogenannte Hut. Der Aufbau dieses ausschliefslich der Sporenausbildung
und Sporenzerstreuung dienenden Gebildes ist ein äufserst komplizierter,
sowohl mit Rücksicht auf seine morphologische Entwicklung als auch
auf seine anatomische Gliederung. Die spätere Behandlung der Hymeno-
myceten wird Gelegenheit geben, auf dieses hochdifferenzierte Gebilde
näher einzugehen.
Wir kommen nun zu dem fruktifikativen Teile des Pilzthallus,
soweit er dazu bestimmt ist, der Fortpflanzung des Individuums und
der Art zu dienen; die Behandlung des verschiedenen Baues und äufsern
Aussehens der Fruchtkörperbildungen dagegen möge für die einzelnen
Abteilungen aufgespart bleiben. Wir können je nach der Entstehung
geschlechtlich und ungeschlechtlich entstandene Fruktifikation unter-
scheiden. Die erstere Art beschränkt sich ausschliefslich auf die
Phycomyceten und soll dort, da die verschiedenen Familien aufser-
ordentlich verschiedene Typen der geschlechtlich entstehenden Früchte
IlI. Eumycetes (Fadenpilze). 99
aufweisen, ihre nähere Besprechung finden. Um wenigstens aber eine
Anschauung einer solchen geschlechtlichen Spore zu geben, bilde ich
auf Fig. 13, 2 die Zygospore von Mucor Mucedo ab. Alle übrigen
Fortpflanzungszellen entstehen ungeschlechtlich. Das eigentliche Fort-
pflanzungsorgan der Pilze ist die Spore. Je nach ihrer Entstehung
unterscheiden wir endogen oder exogen entstehende Sporen, d.h.
also solche, welche innerhalb oder aufserhalb einer Pilzzelle ge-
bildet worden sind.
1 Zygospore von Mucor Mucedo, a, b, c, d aufeinanderfolgende Stadien bei ihrer Bildung, 225 :1, e aus-
keimende Zygospore, 60:1. 2 Sporangium von Mıcor Mucedo im optischen Längsschnitt, co Columella,
225:1. 3 Asken (a) und Paraphysen (p) aus dem Apothecium von Humaria convexula, 550:1. # Mycel-
zweig von Endomyces decipiens mit Chlamydosporen (ch) und Oidien (0), 40:1. 5 Chlamydosporen von
Chlamydomucor racemosus, links im Verlaufe einer Mycelhyphe, rechts in einem Sporangienstiel ge-
bildet, 80:1. (7, 2, 4, 5 nach BrREFELD, 3 nach Sachs.)
Wenn wir annehmen, dafs das Pilzreich sich auf die Algen zurück-
führen läfst, so müssen wir die endogene Sporenbildung als die phylo-
genetisch älteste betrachten. Das erscheint schon deshalb klar, weil
die grünen Algen, die etwa als die Urvorfahren der Pilze angesehen
werden können, ebenfalls nur endogene Sporenbildung besitzen. Danach
würde also der älteste Typus der Fruktifikation bei den Pilzen das
S’porangium (Fig. 13, 2) sein, d. h. eine Zelle, die in ihrem Innern
75
100 III. Eumycetes (Fadenpilze).
Sporen (Sporangiensporen) entwickelt. Die Sporangien besitzen eine
wechselnde Zahl von nicht gleichgrofsen Sporen und varlieren in ihrer
Gröfse und Form innerhalb ziemlich weiter Grenzen bei jeder Art.
Allmählich hat sich dann durch das Streben nach Vervollkommnung
eine gewisse Regelmäfsigkeit in allen Teilen des Sporangiums einge-
stellt, die schliefslich zu einer Form führte, die scheinbar mit dem
ursprünglichen Sporangium nichts mehr zu tun hat. Das ist der
Ascus oder Schlauch (Fig. 13, 5), den wir als ein Sporangium
definieren, das in seiner äufseren Form, im morphologischen Orte der
Entstehung, in der Zahl und Gestalt der Sporen (Ascosporen) und in
den zur Sporenbildung führenden Kernvorgängen regelmäfsig geworden
ist. Der Ascus ist für die grofse Klasse der Ascomyceten charakte-
ristisch und bietet sich bei ihnen in einer solchen Mannigfaltigkeit der
äufseren und inneren Differenzierung dar, dafs es unmöglich ist, auch
nur die hauptsächlichsten Typen zu schildern. Bei den Ascomyceten
werden wir die näheren Angaben darüber machen. Aufser dieser Aus-
gestaltung in der Form hat das Sporangium auch in andern Be-
ziehungen eine höhere Ausbildung durchgemacht. Während bei niederen
Typen sich einfach eine Mycelzelle dazu umbildet, treffen wir bei
andern Gruppen ganz bestimmt angeordnete Zellen, aus denen es hervor-
geht. Diese Zellen können dann gestielt sein, und die Stiele können
sich mannigfach verzweigen. Die Asken zeigen auch hierin eine höhere
Differenzierung. Während sie ursprünglich regellos am Mycel ent-
stehen, bilden sie sich später aus gewissen Gruppen von Zellen oder
nur aus einer einzigen Zelle (ascogene Zellen, Ascogon) heraus,
die eine ganz bestimmte Lage im Fruchtkörper einnehmen. Durch die
Ausbildung des Fruchtgehäuses, das bei den Sporangien fast immer
fehlt, kommt dann für die Asken ein weiteres Moment der Differen-
zierung hinzu, worauf hier noch nicht eingegangen werden soll.
Die Sporangiensporen sind unbeweglich, nur bei einigen Oomy-
ceten gibt es noch bewegliche Sporen (Zoosporen in Zoospo-
rangien), die wir später noch kennen lernen werden.
Wenn wir uns nun vorstellen, dafs in einem Sporangium die
Sporenzahl bis auf die Einzahl zurückgeht, so erhalten wir ein ein-
sporiges Sporangium, bei dem die Spore durch Zerreifsen der Sporangium-
wand frei wird. Gehen wir nun noch einen Schritt weiter und nehmen
an, dafs die Membran des Sporangiums und die Spore verwachsen, so
erhalten wir eine Zelle, die exogen entsteht, und die wir Konidie
nennen. Eine Konidie ist also eine Fortpflanzungszelle, die aufserhalb
einer andern Zelle entsteht. Die Entwicklung vom Sporangium zur
Konidie läfst sich in der angedeuteten Weise noch bei der Zygomyceten-
gattung Chaetocladium verfolgen.
Die Differenzierungsmöglichkeiten der Konidien sind viel mannig-
faltiger als bei den Sporangien, was nicht weiter verwunderlich ist,
wenn wir uns die biologische Bedeutung der Konidie klarmachen.
Die Konidie bezeichnet so recht eigentlich die der Verbreitung durch
den Wind angepafste Sporenform; daher mufsten auch die Pilze, als
sie vom Wasser allmählich auf das Land gingen, danach trachten, diese
Fruktifikationsart möglichst anzupassen und zu differenzieren. Das ist
denn im reichsten Mafse geschehen. Auf der untersten Stufe, wenn
die Konidien als seitliche oder terminale Aussprossungen an den Mycel-
hyphen entstehen, kann von einer Anpassung an die Windverbreitung
noch nicht viel die Rede sein, wohl aber in den Fällen, wo die Konidien
III. Eumycetes (Fadenpilze). 101
an besonders ausgebildeten Mycelteilen, den Konidienträgern
(Fig. 14, 2), zur Ausbildung gelangen. Die Differenzierung erstreckt
sich in der Folge sowohl auf die Konidie wie ihren Träger.
Während für gewöhnlich an einem Träger, den wir der Einfachheit
halber als unverzweigt annehmen wollen, eine unregelmäfsige Zahl von
Fig. 14. Typen von Konidienträgern.
1 Konidienträger von Penieillium erustaceum, 630:1. 2 Coremium von Sphaerostilbe flammea, 250:1.
3 Konidienlager von Dermateu dissepta, 380:1. 4 Pyknide von Strickeria obducens im Längsschnitt, 70:1.
5 Träger aus der Pyknide von Cryptospora hypodermiu, 300:1. 6 Pyknide von Puceinia graminis, 150: 1.
7 Konidienlager aus dieser Pyknide, 225:1. 8 ee Basidie von Aurzeularia sambueina mit neben-
a)
stehendem, reifem Sterigma mit Spore, 300:1 eber Kreuz geteilte Basidie von Tremella lutescens,
450:1. 10 Lamellenquerschnitt von Coprinus stercorarius. b ungeteilte Basidien, ce Cystiden, 300:1.
(1, 5, 8, 9, 10 nach BrereLp, 2, 3, 4 nach TuLasne, 6, 7 nach v. TAvEL)
Konidien an der Spitze entsteht, die in ihrer Gröfse und Form ganz
verschieden sein können, vermögen wir unschwer die Tendenz zu er-
kennen, nicht blofs den Träger, sondern auch die Konidie regelmäfsig
102 III. Eumycetes (Fadenpilze).
werden zu lassen. . Wir treffen also auf denselben Vorgang, wie der
Übergang vom Sporangium zum Ascus war. Ein solches regelmäfsiges
Gebilde ist eine Basidie. Wir definieren sie als einen regelmäfsigen
Konidienträger, der an bestimmtem Orte entsteht und eine bestimmte, an
bestimmter Stelle entstehende Zahl von gleich grofsen und gleich ge-
formten Sporen nach Abspielung bestimmter Kernvorgänge entstehen
läfst. Die verschiedenen Formen von Basıidien, deren wir drei unter-
scheiden, werden wir später bei den Basidiomyceten kennen lernen;
zur Orientierung mögen hier aber die Fig. 14, 8—10, gegeben sein.
Die zweite Differenzierungsreihe der Konidienfruktifikation wird
durch die Formgestaltung der Konidienträger, den Ort ihrer Entstehung
und ihren Zusammenschlufs zu bestimmten Gebilden bezeichnet. Die
Konidienträger können unverzweigt sein oder sehr verschiedenartige
Verzweigung besitzen. Wir treffen dieselben Verzweigungstypen wie
bei den Blütenständen der Phanerogamen und unterscheiden also die
monopodialen und die sympodialen Systeme. Erstere sind die häufigeren,
weshalb die traubigen und ährigen Konidienstände sehr verbreitet an-
getroffen werden. Bei sehr vielen Pilzen treten die Konidienträger
einzeln auf, bei manchen aber schliefsen sie sich zu bündelförmigen
Säulchen zusammen, die wir Coremien nennen, z. B. bei den Stilba-
ceen, die wir als Konidienformen zu Ascomyceten auffassen müssen
(Fig. 14, 2). In andern Fällen aber bilden die Träger lagerartige Rasen,
die aber noch keinerlei weitere Differenzierung aufweisen. Anders
dagegen, wenn sehr dichte, geschlossene Lager von gewöhnlich ein-
fachen, kurzen Trägern gebildet werden; dann entstehen meist ganz
bestimmt geformte Fruchtkörpertypen, die entweder offen oder ge-
schlossen sein können. Die offenen (Fig. 14, 3) oder nur in der Jugend
geschlossenen Lager entsprechen äufserlich den Apothecien der Asco-
myceten (z.B. die Konidienlager bei den Melanconieen), die geschlossenen
(Pykniden) den Perithecien (Fig. 14, 4—7). Die Pykniden weisen
einen grofsen Formenreichtum auf; so finden wir solche mit einer
einfachen Höhlung oder mit mehreren (gekammerte Pykniden). Ferner
unterscheidet man bisweilen, namentlich wenn mehrere Pyknidenformen
zu derselben Art gehören, nach der Sporengröfse Macro- und Micro-
pykniden. Letztere wurden früher allgemein Spermogonien (mit Sper-
matien) genannt, eine Bezeichnung, die besser nicht mehr angewandt
wird (Fig. 14, 6, 7). Endlich finden sich bei den Pykniden, ähnlich
wie bei den Perithecien, allerhand Einrichtungen für das Offnen des
Fruchtkörpers und die Ausstreuung der Sporen, worüber bisher wenig
bekannt geworden ist. Alle diese verschiedenen Formen der Konidien-
fruktifikationen, mit Ausnahme der Basidien, gehören als Entwicklungs-
glieder in den Lebenskreis anderer Pilze, meistens von Ascomyceten.
Wir werden auf diese Pleomorphie in den Fruchtbildungen noch öfter
zurückzukommen haben.
Neben diesen im eigentlichen Sinne fruktifikativen Arten der Fort-
pflanzung unterscheiden wir nun noch einige Typen, welche sich ent-
schieden nach der vegetativen Seite hinneigen. Es sind das die
OÖidien, Gemmen und Chlamydosporen; bisweilen wird auch
die oben bereits erwähnte Sprofskonidienbildung oder Hefesprossung
ebenfalls hierher gerechnet. Bei der Oidienbildung zerfällt eine
Hyphe gleichzeitig in eine Anzahl von ungefähr gleich grofsen Faden-
stücken (Fig. 13, 4). die unmittelbar zur Auskeimung bereit sind und
ein neues Individuum bilden. Die Chlamydosporen (Fig. 13, 4, 5)
III. Eumycetes (Fadenpilze). 103
stellen in ihrer typischen Form Dauerzustände von Sporangien- oder
Konidienträgern dar; eine Mycelzelle, die oft noch an bestimmtem Orte
entsteht, umgibt sich mit dickerer Membran und bildet sich zu einer
Zelle um, die befähigt ist, den ungünstigen äufseren Einwirkungen zu
widerstehen. Bei der Auskeimung entsteht aus ihr eine der genannten
Fortpflanzungstypen; bekannte Beispiele dafür sind Chlamydomucor
(Fig. 13, 5), Protomyces, Ustilagineen und Uredineen. Nicht immer
keimt die Ohlamydospore unmittelbar fruktifikativ aus; häufig keimt
sie auch vegetativ, und die Fortpflanzungsorgane bilden sich erst an
dem entstehenden Mycel. Es läfst sich deshalb der Begriff der Chla-
mydospore nur so umgrenzen, dafs man sie als eine Dauerspore
definiert, die in der Regel fruktifikativ auskeimt. Die Gemmen
endlich können als ein Mittelding zwischen Oidien und Chlamydo-
sporen gelten; sie zeigen meist den äufseren Charakter einer
Dauerspore (dickere Membran, öliger Inhalt, dunklere Färbung usw.),
keimen aber stets nur vegetativ und meist ohne Ruheperiode aus. Man
wird sich, obwohl die Extreme sehr leicht zu unterscheiden sind, in
jedem einzelnen Falle über den Charakter einer solchen Spore klar
werden müssen, was nur durch Beobachtung ihrer Entstehung und
Auskeimung möglich ist. Die spätere Darstellung der Arten wird
mannigfache Beispiele dafür bringen.
Da alle Pilzsporen den Zweck haben, die Fortdauer der Art zu
sichern, so müssen sie auch befähigt sein, gegen äufsere Einflüsse
Widerstand zu leisten. Es kommen hauptsächlich Wassermangel, Hitze
und Kälte und endlich Gifte in Betracht als diejenigen Faktoren, welche
das Leben der Spore am meisten gefährden. Sehr viele Sporen be-
sitzen gegen das Austrocknen eine gewisse Resistenz, die vor allem
in der Dicke der Membran und in dem öligen, kaum wasserhaltigen
Inhalt begründet ist. Andere dagegen zeigen äufserlich keinerlei
Merkmale, die sie zum Ertragen der Trockenheit befähigen, und doch
bleiben sie lange am Leben; so können z. B. die zarten Konidien von
Aspergillus-Arten viele Jahre lang trocken aufbewahrt werden, ohne
ihre Keimkraft zu verlieren, während Sporen von Mucor nur kurze Zeit
widerstehen. Die Resistenz gegen Hitze wechselt ebenfalls aufser-
ordentlich; Sporen von Penicillium sterben in Wasser bei 100°, in
trockener Luft dagegen erst bei mehr als 120°. Viel weniger resistent
sind die Brandsporen, die durch die Heifswasserbehandlung (ca. 42°)
bereits getötet werden. Gegen Kälte erweisen sich die Sporen viel
weniger empfindlich, was leicht zu verstehen ist, da ja die meisten
von ihnen die winterlichen Temperaturen im Freien überstehen müssen ;
viele scheinen sogar niedere Temperaturen notwendig zu haben, um
überhaupt keimen zu können (z. B. Puceinia). Den Giften gegenüber
zeigen die Sporen wie auch die Mycelien eine verhältnismäfsig geringe
Widerstandskraft. Man hat sich dies zunutze gemacht, um die para-
sitischen Pilze zu bekämpfen. Wir werden später noch vielfach
Gelegenheit haben, die Tenacität der Sporen kennen zu lernen, so dafs
sich ein näheres Eingehen auf diese Dinge hier erübrigt.
Schon oben war bei der Betrachtung der Membran und der Inhalts-
stoffe der Zelle kurz gestreift worden, welche chemischen Stoffe sich
därin vorfinden. Auf diese Verhältnisse mufs jetzt, bevor wir uns zur
Physiologie wenden, noch einmal genauer eingegangen werden. Wie
alle Pflanzen, so erweisen sich auch die Pilze aus einer Reihe von
Elementarsubstanzen zusammengesetzt, unter denen Kohlenstoff, Wasser-
104 III. Eumycetes (Fadenpilze).
stoff, Sauerstoff und Stickstoff die bedeutendste Rolle spielen. Daneben
finden sich stets Schwefel, Phosphor, Chlor, Kalium, Calcium, Mag-
nesium, Eisen und Mangan. Fast niemals wird auch das Natrium ver-
mifst, obwohl es zum Aufbau des Pilzkörpers entbehrlich zu sein
scheint. Aufserdem finden sich gelegentlich noch andere Elemente, so
z. B. Jod in sehr geringen Mengen bei Speisepilzen, Silicium bei Baum-
schwämmen, und gelegentlich auch metallische Bestandteile. Aus diesen
Stoffen wird durch den Lebensprozefs jenes Heer von Verbindungen
hervorgebracht, von denen hier nur wenige aufgeführt werden können.
Unter den stickstofffreien Membranstoffen nimmt die echte
Cellulose eine sehr untergeordnete Rolle ein; soviel wir wissen, kommt
sie nur bei Peronosporaceen und Saprolegniaceen vor. Mit Jod sich
bläuende Zellstoffe, die aber nicht Cellulose sind, werden vielfach an-
getroffen, so z. B. im Stielgewebe mancher Hutpilze, an den Schläuchen
und Ascogonen vieler Ascomyceten, bei Paraphysen usf. Ver-
holzungen und Verkorkungen sind im Gegensatz zu den höheren
Pflanzen kaum mit Sicherheit nachgewiesen. Der wichtigste Membran-
stoff ist das Chitin, das sich aufser bei Oomyceten und Saccharo-
myceten im Pilzreich allgemein verbreitet zeigt. Von den Inhalts-
stoffen der Zellen verdienen in erster Linie die Eiweifskörper
erwähnt zu werden, die sich in grofser Zahl vorfinden, hier aber nicht
näher behandelt werden können, da ihre chemische Natur noch viel-
fach dunkel ist und ihre Charakterisierung zu sehr in das Gebiet der
Chemie führen würde. Eine äufserst wichtige Klasse von wahrscheinlich
den Eiweifskörpern nahestehenden Substanzen sind die Enzyme,
über deren chemische Natur so gut wie nichts bekannt ist. Wir er-
kennen diese Körper nur an ihren Wirkungen nach aufsen hin und
können vier grofse Klassen unterscheiden, die abbauenden, die
oxydierenden, die reduzierenden und die gärenden Enzyme.
Zur ersteren Klasse gehören die bekanntesten, welche Kohlenhydrate
(Maltase, Laktase, Diastase, Oytase usw.), Glykoside (Emulsin usw.),
Fett (Lipasen) und Eiweifs (Pepsin, Trypsin usw.) spalten und sehr
weit verbreitet sind. Für die Pilze sind diese Körper von hervor-
ragender Wichtigkeit, da sie die Aufnahme der Nährstoffe und das
Eindringen in die Nährpflanze in die Wege leiten. Bisher wissen wir
über Enzyme bei höheren Pilzen wenig; viel besser sind die Bakterien
und Saccharomyceten daraufhin untersucht worden. Neben den ge-
nannten Stoffen kommen nun ziemlich weit verbreitet Giftstoffe vor,
wie das Muscarin im Fliegenpilz, die Helvellasäure in Helvellen, das
Cornutin, Ergotinsäure und Sphacelinsäure im Mutterkorn, das Ustilagin
im Maisbrand u.a. Kohlenhydrate sind vielfach nachgewiesen; so
finden sich Glukose und Lävulose in der Gleba von Ithyphallus impudieus,
in der Sphacelia-Form von Claviceps; Inosit bei Lactarius piperatus,
Trehalose bei COlaviceps, Glykogen im Epiplasma der Ascomyceten-
schläuche, in Hefen usw. Stoffe aus der Reihe der Öle und Fette
sind weit verbreitet und für viele höhere Pilze nachgewiesen; eine
grofse Rolle spielen sie in den Sporen und Dauerzuständen des Mycels
(Sklerotien). Viele Pilze enthalten Farbstoffe; namentlich spielen
rote (Uredineen), braune und schwarze (Ascomyceten), gelbe und grüne
eine groise Rolle. Endlich seien noch die Gerbstoffe und Harze
erwähnt, die besonders bei Baumschwämmen auftreten. Atherische
Ole kommen ebenfalls vor, doch sind sie noch wenig untersucht und
können hier übergangen werden.
III. Eumycetes (Fadenpilze). 105
Wir kommen nun zu der Physiologie der Pilze, wovon nur die
wichtigsten Tatsachen Erwähnung finden können.
In bezug auf die Ernährung wurde oben (S. 103) hervorgehoben,
dafs sich bei den Pilzen stets eine Anzahl von Elementarstoffen
chemisch nachweisen lassen; umgekehrt müssen diese auch in irgend-
welcher gebundenen Form in den Stoffen vorhanden sein, wovon
die Pilze ihre Leibessubstanz aufbauen. Obwohl es möglich ist, in
künstlicher Kultur bei fast ausschliefslichem Vorhandensein von an-
organischen Verbindungen ein Wachstum der Mycelien zu erzielen, so
kommt doch in der Natur dieser Fall kaum vor. Sie bedürfen vielmehr
organischer Stoffe, wie sie durch den Stoffwechsel der höheren chloro-
phyllführenden Pflanzen oder der Tiere bereits vorgebildet worden
sind. Je nachdem die tote oder die lebende Substanz angegriffen wird,
unterscheiden wir Saprophyten oder Parasiten. Eine Scheidung
dieser beiden biologischen Gruppen von Fadenpilzen läfst sich nur bis
zu einem gewissen Grade durchführen, da viele Saprophyten unter
Umständen auch parasitisch auftreten können (fakultative Para-
siten, Hemiparasiten), und anderseits die meisten Parasiten auch
unter saprophytischen Bedingungen gezüchtet werden können oder
einen Teil ihres Entwicklungsganges saprophytisch durchmachen. So
können die sonst tote Substanz bewohnenden Botrytis cinerea und
Nectria cinnabarina unter günstigen Umständen zu gefährlichen Para-
siten werden, während streng angepafste (obligate) Parasiten, wie
z. B. die Ustilagineen, in künstlicher Kultur erzogen werden können
und einen Teil ihrer Entwicklung in Form der Hefen aufserhalb der
lebenden Pflanzen vollenden. In der späteren Darstellung werden wir
noch häufig Gelegenheit haben, auf solche Formen hinzuweisen; die
ausführliche Betrachtung des Verhältnisses von Parasit und, Wirts-
pflanze bringen die einschlägigen Kapitel des ersten Bandes. Über die
Nährstoffe, die den Pilzen geboten werden müssen, handelt ausführlich
BENEcKE im ersten Bande des Handbuches der technischen Mykologie
(herausgegeben von Larar), ein Werk, das auch sonst vielfach zur Er-
gänzung: unserer aphoristischen Darstellung herangezogen werden kann.
Für die Wirkung des Lichtes sind die Pilze in verschiedener
Weise empfänglich. So findet sich positiver Heliotropismus
sehr häufig vor. Die Sporangienstiele der Mucorineen wenden sich
sehr deutlich der Lichtquelle zu, ebenso die langen Hälse mancher
Sordaria-Arten, die Stromastiele von Olaviceps usw. Durch das Fehlen
des Lichtes wird vielfach die Entwicklung der Fruchtkörper und Sporen
ganz unterdrückt oder sehr verzögert. Bei Pilobolus wird durch Ver-
finsterung das Abschleudern der Sporangien verzögert, ebenso bei
manchen Ascomyceten die Entleerung der Schläuche. Die Basidio-
myceten bringen im Dunkeln keine oder ganz anormal gestaltete Stiele
und Hüte zur Ausbildung; besonders schön sieht man dies an den ım
Finstern wachsenden Bergwerkspilzen. Bei Coprinus stercorarius kann
die Wärme das mangelnde Licht ersetzen, so dafs normale Hutaus-
bildung und Sporenausstreuung stattfindet, wenn die Temperatur über
12° beträct. Auch die Einwirkung des farbigen Lichtes läfst sich
vielfach nachweisen; wirksam sind stets die stärker brechbaren Strahlen,
während Gelb sich wie Finsternis verhält.
Negativer Geotropismus kann bei den senkrecht empor-
wachsenden Organen, z. B. Stielen vieler Hutpilze, Stromakeulen von
Xylaria usw. leicht beobachtet werden, während sich die Hymenienträger
106 III. Eumycetes (Fadenpilze).
bei den Hutpilzen (Stacheln, Röhren, Lamellen) positiv geotrop ver-
halten. Die Mycelien erweisen sich vielfach als positiv hydrotrop,
sie suchen also die Feuchtigkeit auf. Nach van TIEsHEM soll auch ein
Somatropismus in manchen Fällen zu beobachten sein, d. h. eine
Art Anziehung, die ein fester Körper als Unterlage ausübt.
Von ganz besonderer Bedeutung ist der Ohemotropismus der
Pilze, weil uns diese Erscheinung zu einem gewissen Verständnis für
das Eindringen von parasitischen Pilzen in die Nährpflanze verhilft.
M. Mıyosaı!) hat diese Erscheinungen für eine grofse Anzahl von
Stoffen und für mehrere nicht-parasitische Pilze studiert (Mucor-Arten,
Penieillium erustaceum, Aspergillus niger usw.). Die Sporen wurden auf
Tradescantia-Blättern, die mit den betreffenden Stoffen injieiert waren,
oder auf feinen Glimmerblättchen und Collodiumhäutchen, unter denen
sich der zu prüfende Stoff befand, ausgesät. Bei positivem Chemo-
tropismus wuchsen dann die Hyphen in die Spaltöffnungen oder in die
künstlich eingebohrten feinen Öffnungen der Blättchen hinein. Manche
Stoffe verhalten sich auch repulsiv, so dafs dann ein negativer
Chemotropismus seinen Einflufs ausübt. Künstliche Cellulosehäute
oder die Epidermis einer Zwiebelschale werden von den Hyphen von
botrytis Bbassiana und tenella sowie Penieillium durchbohrt, sobald von
der andern Seite her ein chemisches Reizmittel wirkt. Wahrscheinlich
wird auf die parasitischen Pilze ein ganz ähnlicher Reiz von seiten
der Nährpflanze ausgeübt; indessen wissen wir davon noch zu wenig,
um bereits bestimmte Schlüsse ziehen zu können.
Besondere Beachtung verdient die Phosphorescenz mancher
Pilze. Bei gewissen Bakterien (Leuchtbakterien) bildet das Ausstrahlen
eines grünlichen Lichtes eine stets auftretende, auffällige Erscheinung;
bei den Eumyceten dagegen beschränkt sich das Phosphorescieren auf
die Mycelien von manchen Hutpilzen. Hauptsächlich leuchten die
Mycelstränge (Rhizomorphen) vieler holzzerstörenden Pilze, z. B. von
Pleurotus olearius, Armillaria mellea, Xylaria Hypozylon u. a., ferner die
Sklerotien von Collybia-Arten an den Stellen, wo die Hutstiele ent-
springen. Dieses Leuchten teilt sich bisweilen auch dem Substrat mit,
z. B. faulem Holz, doch ist diese Erscheinung ziemlich selten. Eine
wirkliche Erklärung für die Phosphorescenz fehlt noch, obwohl es als
sicher gelten darf, dafs es sich in letzter Linie um einen Oxydations-
vorgang handelt.
Uber die Vorgänge bei der Fortpflanzung der Pilze werden
die allgemeinen Teile, die den einzelnen Gruppen vorausgehen werden,
das Notwendige bringen; indessen mag hier noch auf einige Erschei-
nungen hingewiesen sein, die man mit den Bezeichnungen Pleomor-
phismus und Generationswechsel bezeichnet. Unter Pleomor-
phismus versteht man das Auftreten mehrerer Fruchtformen im Ent-
wicklungsgange ein und desselben Pilzes. Man spricht bei denjenigen
Pilzen, die noch eine geschlechtlich erzeugte Sporengeneration haben,
nicht von Pleomorphie, sondern nur bei den höheren Pilzen, die neben
der Schlauch- oder Basidienfruktifikation noch Nebenfruchtformen zeigen.
Besonders pleomorph sind viele Ascomyceten; so finden wir im Ent-
wicklungsgang mancher Valsaceen mehrere Pyknidenformen und Konidien-
träger, bei manchen Hutpilzen (Polyporus annosus) Konidienträger neben
der eigentlichen Hauptfruktifikation in Schläuchen resp. Basidien. Bei
') Über Chemotropismus der Pilze in Botan. Zeit. 1894. Heft 1.
III. Eumycetes (Fadenpilze). 107
allen diesen Arten kann von einer regelmäfsigen Abwechslung zwischen
den einzelnen Fruchtformen noch keine Rede sein; gelegentlich wird eine
Konidienform nicht ausgebildet, oder es entstehen die Schläuche nicht.
Erst wenn sich eine ganz typische und regelmäfsige Aufeinanderfolge
bestimmter Fruchtformen zeigt, sind wir berechtigt, von einem Gene-
rationswechsel zu sprechen. Solcher Pilze gibt es nicht allzu
viele. Wir können dahin z. B. Olaviceps rechnen, bei der die Konidien-
fruktifikation durch einen sklerotialen und stromatischen Zustand von
der Schlauchform zeitlich weit getrennt wird. Als bestes und klassisches
Beispiel gelten die Uredineen, über deren Generationswechsel noch
sehr ausführlich in dem dieser Gruppe gewidmeten Kapitel gehandelt
werden mufs. Dort sollen auch die Begriffe der Autoecie und Heteroecie
ihre ausführliche Erläuterung finden, da es hier blofs darauf ankommt,
die Verhältnisse ganz im allgemeinen zu charakterisieren.
Das System der Eumyceten zeigt, wenn man die Morphologie
der Fruchtformen und die Differenzierungen der Fruchtkörper als Führer
nimmt, einen aufserordentlich einfachen und klaren Aufbau. Es kann
nicht unsere Aufgabe sein, die geschichtliche Entwicklung des heutigen
Systems zu geben, sondern es sollen nur einige Hauptpunkte hervor-
gehoben werden, welche den Fortschritt in unseren Anschauungen
zeigen sollen. Das erste brauchbare und in seiner Einfachheit noch
heute bewundernswerte System wurde von Eıms FRIES in seinem
„Systema Mycologicum“ (1829—32) aufgestellt. Diese erste zusammen-
fassende Darstellung des gesamten Pilzreiches gab den Anstofs für die
weitere Spezialforschung, die sich zwar hauptsächlich auf die Be-
schreibung neuer Formen beschränkte, aber doch zugleich die Wege
für den späteren Fortschritt ebnete. Von diesen Spezialforschern seien
hervorgehoben J. Corpa, der noch lange nicht ganz gewürdigt wird,
J. DESMAZIERE, OÖ. MONTAGNE, J. BERKELEY, G. FRESENIUS und K. BONoRDEN.
In den Arbeiten dieser Männer werden bereits die Keime für die ent-
wicklungsgeschichtliche Forschungsmethode gelegt, die dann allmählich
durch die Arbeiten auf andern Gebieten der Kryptogamenkunde in
den Vordergrund gedrängt wurde. Hauptsächlich traten die Gebrüder
TuLasnE mit ihren grofs angelegten und mustergültig illustrierten Werken
hervor, in denen zuerst die Entwicklungsgeschichte vieler Gruppen klar-
gelegt und der Polymorphismus der Ascomyceten wissenschaftlich be-
gründet wurde. Ihre Arbeiten gaben einer grofsen Zahl von Mykologen
fruchtbare Anregung und erschlossen ihnen neue weite Arbeitsgebiete.
Als gedanken- und kenntnisreicher Forscher reiht sich ihnen A. pe Bary
an, der durch eine grofse Reihe von Untersuchungen unsere Kenntnis
fast aller Pilzgruppen förderte und als Krönung seiner Arbeiten ein
System aufstellte, das lange Zeit in unbestrittener Geltung stand. Zahl-
reiche Arbeiten seiner Schüler haben dieses System ausbauen und fort-
führen helfen. Man kann diesen Abschnitt der Mykologie als denjenigen
bezeichnen, in dem hauptsächlich durch Präparation die Untersuchung
ausgeführt wurde. Einen weiteren Fortschritt bedeutete dann die Aus-
bildung der Kukurmethodik, die in O. BrEFELD ihren unbestrittenen
Meister gefunden hat. Wenn er auch die Anfänge dieser Untersuchungs-
technik bereits vorfand, so verstand er es doch in genialer Weise, die
Verhältnisse der künstlichen Kultur so einzurichten, dafs das Wachstum
der Pilze ermöglicht wurde und damit ihre Entwicklung lückenlos von
der Spore bis wieder zur Spore auf dem Objektträger verfolgt werden
konnte. Die breit angelegten Untersuchungen BRrEFELD's zeigten, dafs
108 III. Eumycetes (Fadenpilze).
die Morphologie der Fruchtformen den Schlüssel für das Verständnis
der systematischen Anordnung der Pilze abgibt. Das darauf begründete
System mufs heute als dasjenige gelten, das am besten den gewonnenen
Resultaten Rechnung trägt und in seinen Grundzügen von sehr grofser
Einfachheit und UÜbersichtlichkeit ist. In seinen Einzelheiten ist dies
System noch nicht vollständig durchgebildet, so dafs es noch langer
Forschung bedürfen wird, um auch damit zu einem befriedigenden Ab-
schlufs zu kommen. Der Gegensatz zwischen den Systemen DE BarY's
und BkereLv’s dreht sich im wesentlichen um die Sexualität der
Ascomyceten, die jener behauptet, dieser verwirft. Hier ist der Punkt,
wo weitere Forschungen ansetzen müssen und bereits angesetzt haben.
Dieser Fortschritt geht Hand in Hand mit der Entwicklung der
cytologischen Forschung und der Mikrotomtechnik. Eine lange Reihe
von Arbeiten hat uns in der neuesten Zeit von den merkwürdigen Er-
scheinungen unterrichtet, die im Innern der Zellen mit den Kernen
vor sich gehen. Wie weit daraus für das System eine fruchtbare Förde-
rung abfallen wird, läfst sich vorläufig schwer beurteilen, für einzelne
Gruppen dagegen haben sich bereits viele neue Gesichtspunkte er-
geben.
Neben allen diesen in erster Linie entwicklungsgeschichtlichen
Forschungen gehen nun die rein systematischen einher. Auf den
Schultern der alten Schule steht P. A. Sıccarno, der mit seiner „Sylloge
Fungorum“ ein Werk geschaffen hat, das unsere Kenntnisse von den
Formen zusammenfafst und in seiner Art als das nutzbringendste und
anregendste bezeichnet werden mufs, das bisher die Mykologie hervor-
gebracht hat. Wenn auch die Anordnung der Hauptgruppen des
Systems sich auf die älteren Forschungen stützt, so hat doch die Hervor-
hebung der Sporenmerkmale für die spezielle Systematik einen ganz
bedeutenden Fortschritt geschaffen. Mag auch dadurch das System zu
einem künstlichen gestempelt werden, so bietet es doch den Vorteil
der leichten Orientierung und der übersichtlichen Anordnung der
Formen. Solange nichts Besseres an seine Stelle tritt, wird es noch
lange die Systematik beherrschen. Der nachfolgenden Darstellung ist
das System BRrEFELD’'s zugrunde gelegt worden, wie es von BREFELD
selbst begründet und später von .J. SCHROETER weiter ausgebaut wurde.
Daneben mufs aber auch Rücksicht auf die Sporen genommen werden,
und dabei tritt dann Saccarpo’s Anordnung in ihre Rechte.
Im vorliegenden Buche wird nur auf diejenigen Gruppen Bezug
genommen, die pflanzenfeindlich auftreten, während die andern nur
insoweit Erwähnung finden können, als sie für das Verständnis wichtig
sind. Wer sich über die entwicklungsgeschichtlichen, cytologischen
und systematischen Forschungen noch weiter unterrichten will, mufs
die Literatur darüber zu Rate ziehen, die sich in grofser Vollständigkeit
in Jusr’s Jahresbericht findet. Von den gröfseren Werken, die diese
Gebiete behandeln, seien hier nur wenige aufgezählt; viele Spezial-
abhandlungen wird man in den Anmerkungen zitiert finden.
Im ersten Bande sind bereits auf Seite 55 u. ff: die wichtigsten
Werke genannt; ich trage dazu noch nach: v. Taver, Vergleichende
Morphologie der Pilze, Jena 1893; A. Mörzer, Mykologische Unter-
suchungen aus Brasilien, I-IV, Jena 1893—1901; A. ZIMMERMANN, Die
Morphologie und Physiologie des pflanzlichen Zellkernes, Jena 1896
(hierin die Literatur über Zellkerne); J. SCHROFTER, Pilze in Cohn’s
Kryptogamenflora von Schlesien, Breslau 1889—1896.
III. Eumycetes (Fadenpilze). 109
Von Zeitschriften sind zu nennen: Revue mycologique, Toulouse,
seit 1879; Journal of Mycology, I-VII, Washington 1885—1894 und
neue Serie seit 1902; Experiment Station Record, Washington, seit
1889; Bulletin de la Societe mycologique de France, Paris, seit 1885;
Le Botaniste, herausgegeben von P. DaneeArD, Paris, seit 1889; Annales
Mycologici, seit 1903. Aufserdem bringen viele wichtige Arbeiten über
Pilze die allgemeinen botanischen Zeitschriften, wie PRINGSHEIM's Jahr-
bücher, Flora, Botanische Zeitung, Botanical Gazette, Annals of Botany,
Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft u. a.
Im folgenden soll noch ein kurzer Überblick über die Haupt-
gruppen des Pilzreiches gegeben werden, der seine Ergänzung für
die einzelnen Familien bei der Behandlung: dieser Hauptgruppen finden
soll. Die Eumyceten bilden den chlorophylllosen Ast des Pflanzen-
reiches, der aber, da wir die niederen chlorophyliführenden Formen
als die älteren phylogenetischen Typen anzunehmen Berechtigung haben,
sich an diese anschliefst. Nach unsern heutigen Anschauungen müssen
wir annehmen, dafs sich die niederen Pilze, die Phycomyceten, an
grüne Algenformen anschlieisen, und zwar an Conjugaten (Spirogyra)
und Siphoneen (Vaucheria). Damit soll nicht etwa ein Abstammen der
betreffenden Pilzgruppen von den heutigen Algentypen behauptet
werden, wir können uns aber vorstellen, dafs sich aus gemeinsamen
Uranfängen beide Reihen nach verschiedenen Richtungen hin entwickelt
haben. Die Phylogenie der Pilze erhebt sich deswegen keineswegs
über den Wert einer Hypothese, die allerdings wohl geeignet ist,
unserem Verständnis den Zusammenhang der grünen und nichtgrünen
Reihen des Pflanzenreichs näher zu bringen.
Der eine Zweig des Pilzreiches würde sich also an Formen an-
schliefsen, welche untereinander gleiche Geschlechtszellen besitzen.
Dieser Zweig beginnt mit den Zygomyceten und würde sich in die
höheren Pilze, die Ascomyceten und Basidiomyceten, fortsetzen. Der
andere Zweig würde seinen Anschlufs bei Algen finden, deren Geschlechts-
zellen untereinander different sind; das sind die Gruppen der Oomy-
ceten, die sich zu höheren Formen nicht ausgebildet, sondern in den
Formen der Peronosporeen in der Gegenwart ihren Abschlufs gefunden
haben. Diese phylogenetischen Anschauungen kommen bei dem jetzigen
System nur bis zu einem gewissen Grade zum scharfen Ausdruck.
Man teilt die beiden Hauptreihen der Eumyceten nach dem Bau
des Mycels ein; die Phycomycetes besitzen unseptiertes Mycel, die
Mycomycetes dagegen septiertes. Dieser Unterschied ist allerdings nur
insofern durchgreifend, wenn wir die Fruktifikation dabei nicht in Be-
tracht ziehen. So gibt es unter den Mycomyceten einzellige Formen,
wie die Saccharomyceten, und bei den Phycomyceten kommt Scheide-
wandbildung bei den Fruktifikationsorganen stets vor. Auch die Muco-
raceen zeigen vielfach Septenbildung, doch werden wir die Ursachen
dafür in dem späteren Abschnitt über diese Formen kennen lernen.
Bei den Phycomyceten müssen wir die Oomycetes unterscheiden,
die untereinander differente Geschlechtszellen besitzen, und die Zygo-
mycetes mit oleichartigen Geschlechtszellen. Die Mycomyceten
schliefsen sich an die Zygomyceten an und zerfallen in die Reihe der
sporangientragenden Formen, der Ascomyceten, und die der konidien-
tragenden Formen, der Basidiomyceten.
Wir erhalten demnach folgende Übersicht über die Hauptgruppen
des Systems:
110 III. A. Oomycetes.
A. Mycel unseptiert; geschlechtliche Befruchtung fast stets vor-
handen. Phycomycetes.
a) Geschlechtszellen different, meist Wasserformen, nur wenige dem
Landleben angepafst. A. Oomycetes.
b) Geschlechtszellen nicht different, Landformen.
B. Zygomycetes.
B. Mycel septiert; keine nachweisbare geschlechtliche Befruchtung.
Mycomycetes.
a) Hauptfruchtformen aus Sporangien oder den davon abgeleiteten
Asken bestehend. C. Ascomycetes.
b) Hauptfruchtformen aus Konidienträgern oder den davon ab-
geleiteten Basidien bestehend. D. Basidiomycetes.
In den folgenden Abschnitten werden wir diese vier Hauptreihen
der Eumyceten näher kennen lernen und die weitere Einteilung ın
Reihen und Familien begründen.
A. Oompycetes.
Der Charakter der Phycomycetes oder Algenpilze, welche
die Oomycetes und Zygomycetes umfassen, war gegenüber den Myco-
mycetes dahin festgestellt worden, dafs ihnen die Scheidewände im
vegetativen Mycel fehlen. Dieser Unterschied erfährt einige Ein-
schränkungen. Im allgemeinen werden im lebhaft wachsenden Mycel
der Phycomyceten keine Scheidewände gebildet; nur wenn die
Fruktifikationsorgane entstehen, so geschieht ihre Abgliederung vom
Mycel stets durch eine Wand; auch innerhalb der Fortpflanzungs-
zellen können beliebig viele Wände angelegt werden. Ganz allgemein
findet man in älteren Mycelien dagegen Wände, die man als
Kammerungswände bezeichnet hat. Sie trennen nicht gleich-
wertige Teile des Mycelfadens voneinander ab, sondern dienen in den
allermeisten Fällen dazu, den plasmaführenden Teil des Mycels von
dem plasmaleeren zu sondern. Diese eigentümliche Erscheinung er-
klärt sich aus der Art des Wachstums des Mycels; die Spitzen der
Verzweigungen schieben sich nach den Orten vor, wo Nährstoffe vor-
handen sind. Da die Nährstoffassimilation eine sehr lebhafte ist, so
wird das Plasma nach dem Punkte hingezogen, wo diese Nahrungs-
aufnahme stattfindet. Die weiter hinten liegenden Teile des Mycels,
die in nährstoffarmem Substrat sich befinden, werden inhaltsarm, und
das vorrückende Plasma scheidet sich in dem Mafse des Weiter-
wachsens nach hinten zu durch aufeinanderfolgende Scheidewände
ab. In den meisten Fällen vermissen wir bei diesem Vorgange die
Regelmäfsigkeit der Scheidewände in der Form und in ihrer Ent-
fernung, was auch bei der unregelmäfsigen Art des Plasmavorrückens
ganz erklärlich erscheint. Bei älteren Mycelien namentlich kann man
bisweilen im Zweifel sen, ob sie nicht zu einem Mycomyceten ge-
hören könnten; indessen bieten doch die unregelmäfsige Art der Ver-
zweigung, das eigentümliche knorrige Aussehen der Fäden und vor
allem die Form der Fortpflanzungsorgane genügende Merkmale zur
Erkennung.
Die Oomyceten stellen die niedrigsten, in der Jetztzeit noch
un A
1. Chytridiineae. 111
lebenden Pilze dar, die sich durch die Lebensweise der meisten
Formen im Wasser ihren Urahnen, den Wasseralgen, am meisten
nähern. Unsere heutigen Oomyceten bieten durchaus nicht etwa eine
geschlossene phylogenetische Reihe dar, sondern die einzelnen Gruppen
besitzen nur wenig Verwandtschaft zueinander. Trotzdem aber lätst
sich deutlich verfolgen, wie die Anpassung an das Luftleben erfolgt
ist. Namentlich die Familie der Peronosporaceen bietet uns dafür
einige interessante Beispiele.
Das hauptsächlichste Fortpflanzungsorgan bildet das Sporangium,
das aber, entsprechend der Lebensweise im Wasser, nicht unbeweg-
liche, sondern bewegliche Sporen enthält. Man spricht deshalb hier
von Zoosporangium und Zoosporen. Erst bei den land-
bewohnenden Peronosporaceen tritt uns die Konidie entgegen. Neben
diesen ungeschlechtlichen Fortpflanzungsorganen kommen geschlecht-
liche in mannigfacher Art vor, die bei den einzelnen Familien charak-
terisiert werden sollen.
Wir unterscheiden im ganzen fünf Familiengruppen oder Reihen,
von denen die ersten vier sich durch den ausschliefslichen Besitz von
Zoosporangien auszeichnen, während die fünfte, die Perono-
sporineae, meistens Konidien besitzt, da die Vertreter Landformen
sind. Ein wenig entwickeltes Mycel besitzen die Chytridiineae
und Ancylistineae, während die Monoblepharidineae und
Saprolegniineae ein reich ausgebildetes Mycelgeflecht haben. Bei
den Chytridiineae werden nur ungeschlechtlich Zoosporangien gebildet,
während die Ancylistineae auch Antheridien und Oogonien entwickeln.
Die beiden Reihen der Monoblepharidineae und Saprolegniineae unter-
scheiden sich dadurch, dafs bei ersteren bewegliche Spermatozoiden
gebildet werden, bei letzteren nur Befruchtungsschläuche. Weitaus
die wichtigsten Gruppen für die Phytopathologie sind die Chytridiineae
und Peronosporineae, die deshalb auch eine- ausführlichere Behandlung
erfahren müssen, während von den anderen Reihen nur den Sapro-
legniineae einige kurze Bemerkungen geschenkt werden sollen.
1. Chytridiineae.
Das Mycel bleibt bei den meisten Formen auf eine einfach un-
verzweigte oder wurzelartig verzweigte Zelle beschränkt. Nur wenige
Gattungen besitzen ein feines, plasmareiches Fadengeflecht, das von
einer Zelle der Nährpflanze zur andern geht. Meistens ist das Mycel
nur von kurzer Dauer und schreitet bald zur Fortpflanzung oder wird
zum Dauerzustand. Die Fortpflanzung erfolgt in den meisten Fällen
dadurch, dafs sich die vegetative Zelle direkt zu einem Zoosporangium
umbildet oder indem am Mycel an geeigneten Stellen Zoosporangien
entstehen. Die Zoosporenbildung geht durch Zerteilung des Inhalts
in einzelnen Partieen vor sich. Bisweilen wird noch vor ihrer Bildung
ein Dauerzustand durchgemacht, indem sich das Zoosporangium cysten-
artig mit dicker Wandung umgibt. Die Zoosporen besitzen meist eine,
seltener zwei Geifseln und schreiten im Wasser in hüpfender oder
kreisender und schwimmender Bewegung fort. Die Form der Zoo-
sporen ist unveränderlich, nur bei wenigen hat man amöbenartige
Veränderlichkeit beobachtet. Aufser dieser rein ungeschlechtlichen
Zoosporenbildung, welches die Regel ist, hat man bei den Oochytriaceae
eine geschlechtliche Entstehung der Zoosporen gefunden, indem zwei
112 III. A. Oomycetes.
Zellen unmittelbar oder durch einen Schlauch kopulieren. Der
Inhalt der einen tritt in die andere Zelle über, die dann zum Zoo-
sporangium wird.
Je nach der Organisation unterscheidet man mehrere Familien,
von denen es durchaus nicht als feststehend gelten kann, dafs sie
verwandtschaftliche Beziehungen zueinander besitzen. Überhaupt
schwanken die Auffassungen über die ganze Reihe. Während einige.
Forscher in ihnen die niedersten Phycomyceten sehen, betrachten sie
andere als reduzierte Formen, denen die Geschlechtlichkeit abhanden
gekommen ist. Welche von beiden Ansichten die richtige ist, läfst
sich vorläufig nicht entscheiden.
Die allermeisten Vertreter unserer Gruppe schmarotzen als mikro-
skopisch kleine Pilze auf Algen, Pilzen oder Wasserpflanzen; einige
wenige finden sich auch in Tieren (Rädertieren) oder auf totem
Substrat. Dem Leben auf Landflanzen haben sich nur wenige an-
gepalst.
Da sich unter diesen Nährpflanzen nur eine geringe Zahl von
Kulturpflanzen befindet, so genügt es, auf diese wenigen wichtigen
Formen näher einzugehen. Um aber trotzdem einen Überblick über
die gesamte Reihe zu gewähren, sollen wenigstens kurz die einzelnen
Familien in Form einer Tabelle charakterisiert werden.
I. Dauersporangien nur ungeschlechtlich, selten durch Kopulation
von Zoosporen entstehend.
1. Mycel vollständig fehlend.
a. Gesamtmasse des Pilzkörpers sich in ein einzelnes Zoo-
sporangium umbildend. Olpidiaceae.
b. Gesamtmasse des Pilzkörpers durch Teilung einen
Sporangienhaufen (Sorus) bildend.
Synchytriaceae.
2. Mycel in Form feiner, vergänglicher Stränge vorhanden.
a. Mycel auf das einzelne Sporangium beschränkt. Sporangien
niemals interkalar am Mycel entstehend.
Rhizidiaceae.
b. Mycel stets weit ausgebreitet; Sporangien terminal und
interkalar. Cladochytriaceae.
3. Mycel in Form hyphenartiger, beständiger Stränge vor-
handen. Hyphochytriaceae.
II. Geschlechtliche Spore durch die Vereinigung zweier Sporangien
entstehend, indem der Inhalt des einen in das andere überfliefst.
Oochytriaceae.
Die Olpidiaceae bewohnen besonders Wasseralgen; nur wenige
Arten kommen auch auf höheren Pflanzen vor. In den Epidermis-
zellen von Lemna findet sich Reessia amaboides Fisch; der junge, später
zum Zoosporangium werdende Pilzkörper bewegt sich eine Weile
amöboid in der Zelle. Bei der Reife werden die Schwärmer durch
eine lange, schlauchförmige Mündung entleert. Die Dauersporangien
werden durch Kopulation zweier Zoosporen gebildet.
Durch die mangelnde amöboide Beweglichkeit der jungen Sporangien
und die fehlende Kopulation der Zoosporen unterscheidet sich die
Gattung Olpidium, von der eine Reihe von Arten recht häufig auf
Sülswasseralgen ist. So kommt in Desmidiaceen O0. endogenum A. Br.,
in Vaucherien O. entophytum A. Br. vor; in Eiern von Rädertieren lebt
1. Chytridiineae. 113
OÖ. gregarium Now., in Kiefernpollen, der im Wasser liegt, O. luxurians
Tomasch. usw. Wichtiger sind zwei Arten O0. Brassicae Woron. und
0. Trifolii (Passer.) Schroet. Der erstere Pilz verursacht das Um-
fallen der jungen Kohlpflanzen und ist von WORONIN!) genauer
studiert worden. Die Krankheit zeigt sich namentlich bei trübem
Wetter im Frühjahr an den Keimpflänzchen, besonders aber in den
Frühbeeten, welche zur Anzucht von Kohlsämlingen zum spätern Aus-
pflanzen ins freie Land bestimmt sind. Bei sehr dichtem Stande
und ganz jugendlichem Alter, in welchem die Pflänzchen erst die
Kotyledonen oder höchstens zwei bis drei Blätter entwickelt haben, ist
die Gefahr des Umfallens am gröfsten.
Das äufsere Gewebe des unterhalb der Kotyledonen liegenden
Stengelgliedes, besonders da, wo der Stengel in den Wurzelkörper
übergeht, in der Nähe der Bodenfläche wird krankhaft verfärbt
(Fig. 15, 7); an diesen Stellen knickt das Pflänzchen um, welkt und
geht meist in Fäulnis über. In derartig erkranktem Gewebe finden
sich die aus einfachen Kugeln bestehenden Pilzindividuen in grofser
Menge; sie fallen dadurch leicht in die Augen, dafs sie einen langen
Hals (Fig. 15, 8 u. 9) besitzen, der sich meist durch die überliegenden
Gewebezellen der Nährpflanze einen Weg bis an die Oberfläche des
Pflanzenteils bahnt. Durch den Halsteil tritt, nachdem der Pilz er-
wachsen, der Inhalt in Form von Zoosporen aus. Der ganze Pilz-
körper ist demnach zum Zoosporangium geworden. Die tief im Rinden-
gewebe liegenden Zoosporangien sind manchmal nicht imstande, ihren
Hals bis über die Epidermis hinauszutreiben und entleeren dann ihre
Zoosporen in andere Zellen. Die Fortpflanzungsorgane bestehen aus
einem nackten, plasmatischen Körper von fast kugeliger Gestalt und
sind mit einer einzigen Wimper (Fig. 15, 10) versehen.
Aufser der für die augenblickliche Fortpflanzung bestimmten Zoo-
sporenvermehrung existiert auch noch ein anderer Reproduktions-
vorgang, der in der Ausbildung von Dauer- oder Ruhesporen besteht.
Solche wurden von Woronin in den Öberhautzellen der Wurzeln ge-
funden; sie sind blafsgelbe oder farblose, mehr oder weniger” stern-
förmig: gestaltete Zellen (Fig. 15, 11st) mit verhältnismäfsig dicker
Wandung und farblosem, feinkörnigem, oft mit kleinen Oltröpfehen
versehenem, plasmatischem Inhalt. Ihre Entstehung und Fortentwicklung
ist noch unbekannt.
Obwohl es aufser Zweifel steht, dafs der soeben geschilderte Parasit
die Ursache des Umfallens der Kohlsämlinge (auch schwarze Beine der
Kohlpflänzchen genannt) ist, so erscheint doch die Frage berechtigt,
ob der Pilz unter allen Umständen befähigt ist, im die Pflanzen ein-
zudringen. Nach den bisher vorliegenden Beobachtungen scheint es
nur der Fall zu sein, wenn sich zwischen den Sämlingen viel Feuchtig-
keit anhäufen kann, wie es stets möglich sein wird, wenn sie sehr eng
beieinander stehen und wenn sie sich in schlecht gelüfteten Kästen be-
finden. Daraus würde sich auch leicht die Verhütung der Erkrankung
ergeben, indem man die Pflänzchen möglichst weit voneinander steckt
und luftig hält. Auch das Bestreuen des Bodens mit Holzkohlen-
stückchen ist empfohlen worden. Dafs die Dauersporangien sich im
Boden bis zur nächsten Vegetationsperiode halten, ist sehr wahrschein-
lich; daraus ergibt sich weiter, dafs einmal verseuchte Erde nicht so-
1) Pringsh. Jahrb. XI, 1878, S. 556.
Sorauer, Handbuch. 3, Aufl. Zweiter Band. 8
114 III. A. Oomycetes.
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Fig. 15.
1. Chytridiineae. 115
Erklärung der Figur 15.
1—5 Pycenochytrium Suecisue (de By. et Wor.) Schroet. 1 Parasit im Innern des Gewebes, p erkrankte
Parenchymzelle, A seitlich überwuchernde, gesunde Zellen, sp aus dem ursprünglichen Sporangium m
ausgetretener Inhalt mit Zerklüftung in Zoosporen. 2 ausgetretener Sporangieninhalt mit dieker
Membran. 3 reife Sporangienkugeln mit Zoosporen und der Austrittsöffnung s. 4, ab Zoosporen.
5 ältere erkrankte Gewebepartie mit den Resten m der im Frühjahr erkrankten Parenchymzelle und
neu eingewanderten Zoosporen, die sich zu Dauersporen d umgewandelt haben, » Parenchymzellen,
/ Plasmareste der erkrankten Zellen. 6 Pycnochytrium Mercurialis (Lib.) Schroet. in der Frühjahrs-
entwicklung. Aus der ursprünglichen Dauerspore e ist das Zoosporangium A ausgetreten und hat
bereits Zoosporen sp gebildet, die gerade frei werden. 7—11 Olpidium Brassicae Woron. 7 Kohl-
pflänzchen mit fauliger Stelle k (schwarzen Fülsen). $ u. 9 Zoosporangien z, die mit ihren langen
Hälsen 4 die Gewebszellen durchbohrt haben. 10 ausgeschlüpfte Zoosporen. 11 Dauersporen st im
Gewebe. 12 Querschnitt durch eine normale Kohlwurzel, per Pericambium, s Endodermis, as wulstig
verdickte, normale Zellen, die zu Verwechselungen mit den infizierten Zellen Veranlassung geben
können. (Nach SoRAUER.)
fort wieder zum Füllen der Kästen benutzt werden darf. SorauEr hat
eine ähnliche Erkrankung auch beim Salat beobachtet, wo sich in den
äufseren Blättern des Kopfes Chytridiaceen nachweisen liefsen. Nach
seiner Meinung wären
aber diese Pilze erst
sekundär eingewandert,
nachdem die Blätter be-
reits durch Bakterien zur
Fäulnis gebracht seien.
In der Figur 15, 12
ist ein Stück eines Quer-
schnittes durch eine nor-
male Kohlwurzel abge-
bildet, um die eigentüm-
lich verdickte Zelllage
zu zeigen, welche die
Schutzscheide (Endo-
dermis) umgibt. Wäh-
rend sonst bisweilen
solche Unregelmäfsig- Fig 16. Eine von Chrysophlyctis endobiotica Schilb. an-
keiten in der Wand- gegriffene und verunstaltete Kartoffel. Nat.Gr. (Orig.)
struktur durch Parasiten
hervorgerufen werden, treten sie uns hier als normale Erscheinungen
entgegen. Es bezeichnet per das Pericambium, s die Endodermis und as
die sich aufsen anschliefsenden Parenchymzellen, die aus einer oder zwei
Zellreihen bestehen. Jede Zelle hat an ıhren Radial- und Querwänden
eine zusammenhängende Membranverdickung, welche in Form einer wulst-
artigen Ringleiste in das Innere der Zelle hineinragt. Diese eigenartige
Verdickung dient hier lediglich zur Erhöhung der Festigkeit der Zellen.
Vielleicht mit O. Brassicae identisch, aber durch die viel gröfseren Zoo-
sporangien und ihre diekere Wandung verschieden ist ein Olpidium, das die
Gelbsucht der Tabakssetzlinge erzeugt. Während K. PrEISSECKER !)
diesen Pilz zuerst als eine neue Art O. Nicotianae bezeichnete, überzeugte
er sich später, dafs es wahrscheinlich nur eine Varietät von 0. Brassicae
ist. Wie nämlich genauere Nachforschungen auf den erkrankten Tabak-
beeten zeigten, kam der Schmarotzer auch in den Wurzeln von Cheno-
podium album, Portulaca oleracea und in Kohlkeimlingspflänzchen vor.
Die zweite Art, O. Trifolüä, befällt den Weifsklee (Trifolium repens),
ohne aber allzu grofsen Schaden zu stiften. Die Zoosporangien sitzen
1) Ein kleiner Beitrag zur Kenntnis des Tabakbaues im Imoskaner Tabak-
baugebiet in Fachliche Mitteil. d. k. k. österr. Tabakregie. Wien 1905. Heft 1.
8*
116 III. A. Oomycetes.
in der Epidermis der Blätter, der Blatt- und Blütenstiele und rufen
an jenen blasige Auftreibungen, an diesen Verkrümmungen und An-
schwellungen hervor.
Von besonderem Interesse ist eine Chytridiacee, welche eine Art
Schorfkrankheit der Kartoffeln erzeugt und von ihrem Entdecker,
K. ScHILBERSZKY!), als Ohrysophlyetis endobiotica bezeichnet wurde. Die
Kartoffeln zeigen auf ihrer Oberfläche warzige Auswüchse von sehr
unregelmäfsiger Gröfse und Gruppierung (Fig. 16), oft viele dicht neben-
einander. An älteren Exemplaren verschwinden diese warzenförmigen
Bildungen, indem das unter dem Periderm befindliche Parenchym sich
bräunt und eintrocknet; dann entstehen verschiedene grofse, krater-
Fig. 17. Orysophlyetis endobiotica Schilb. Dauersporangien sp im Gewebe der Kartoffel,
1 zerstörte Membranen, pl zusammengezogener, gebräunter Zellinhalt, st unverletzte,
stärkeführende Zellen.
förmige Vertiefungen, an denen das Gewebe wie ausgefressen oder aus-
gemodert aussieht. In derartig erkrankten Knollen fand sich im sub-
epidermalen Gewebe ein Parasit, der in den Zellen lebt und kuglige.
Gestalt besitzt. Mycel ist nicht vorhanden. Die kugligen Zellen bilden
sich zu einem goldbraun gefärbten Zoosporangium aus, das bei Wasser-
zutritt die in grofser Menge gebildeten Zoosporen austreten läfst. Aufser
diesen Zoosporangien wurden auch Dauersporangien (Fig. 17) mit glatter:
und bedeutend dickerer Wandung beobachtet, über deren Entstehung und
Schicksal nichts Näheres bekannt ist. Jede Kartoffelzelle beherbergt ein
bis drei solcher Zoosporangien. Der Inhalt der Zelle wird durch den Pilz
fast vollständig aufgezehrt, selten bleiben noch einige Plasmareste oder
Stärkekörner zurück. Die jungen Individuen dringen durch die noch
!) Ein neuer Schorfparasit der Kartoffelknollen in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges..
XIV, 1896, S. 36.
1. Chytridiineae. .
gesunde Zellhaut ein, indem sie dieselbe durchbohren. Die Gewebezone,
welche von dem Parasiten bewohnt wird, bräunt sich mit Ausnahme der
Stärkekörner, die weifs bleiben. In erster Linie scheint sich der Zellkern
zu verändern, dann färbt sich das Plasma und zuletzt auch die Zellhaut.
Auf die benachbarten, noch nicht infizierten Zellen übt der Parasit eine
Art Wundreiz aus. Sie teilen sich in sehr schneller und unregelmäfsiger
Weise und bilden ein sehr kleinzelliges, unregelmäfsiges Wundgewebe.
Dieselbe Krankheit beobachtete M. ©. Porter!), der allerdings das
Ausschwärmen der Zoosporen nicht sah. Augenscheinlich hatte er nur
die Dauersporen vor sich, die in die Erde gelangen und von hier aus
Neuinfektionen im nächsten Jahr nach der Überwinterung hervorbringen.
Vielleicht dringen die Schwärmer zu den Augen ein, und die Schorf-
bildung beginnt erst mit dem Alterwerden der Knolle. Bisher ist die
Krankheit nur aus Oberungarn und England bekannt geworden.
Vorstehende Figur 16 ist nach einem Exemplar entworfen, das Herr
Güssow in England gesammelt hat. Durch die warzigen Vorsprünge
ist der Knollenkörper derart verändert, dafs man kaum die Kartoffel-
knolle wiederzuerkennen vermag.
Nach den Mitteilungen von SORAVER erfolgte übrigens im vorliegen-
den Falle ein Schwinden der Kartoffel durch bakteriose Schmelzung
der Zellwandungen, wie im Querschnitt (Fig. 17) angedeutet ist. Die
äufserst zahlreichen Dauersporen werden dadurch frei.
Von einiger Wichtigkeit ist die von E. MarcHan?) studierte Er-
krankung des Flachses in Flandern, die von den Bauern als Flachs-
brand (vlasbrand) bezeichnet wird. Im Mai, seltener Anfang Juni,
treten auf den Flachsfeldern, auf denen die jungen Pflänzchen die
ersten Blattpaare treiben, namentlich an tiefer gelegenen Orten, kreis-
runde Stellen (brandflekken der Bauern) auf, an denen die Pflänzchen
schlaff werden und umfallen. Diese Flecken dehnen sich schnell con-
centrisch aus und können sich bei feuchter Witterung über das ganze
Feld ausbreiten. Tritt dann trockenes Wetter ein, so erholen sich die
Pflanzen allmählich wieder, soweit sie nicht schon dem ersten Anprall
der Erkrankung erlegen sind. In den feinen Seitenwurzeln der er-
krankten Flachspflanzen fand MarcHat die von DE WILDEMAN zuerst be-
schriebene Asterocystis radieis vor. Der Schmarotzer sitzt in Form von
eiförmigen Zoosporangien einzeln oder zu mehreren in den Wurzel-
zellen. Die Zoosporen sind kuglig bis eiförmig, besitzen eine Cilie
und treten aus dem Sporangium durch einen seitlichen Rifs aus. Aufser-
dem wurden auch Dauersporen beobachtet, welche länglich ellipsoidisch
sind und eine dicke Membran besitzen, die nach dem Innern der Spore
hin regelmäfsige Auslappungen bildet, so dafs der Inhalt sternförmig
beerenzt erscheint. MarcHaL hat mit dem Pilze Infektionsversuche an-
gestellt, welche zeigten, dafs die junge, eben ausgekeimte Pflanze noch
immun ist; erst wenn sich die Nebenwürzelchen entwickeln, also etwa
nach 14 Tagen, wird die Pflanze für den Schmarotzer empfänglich.
Bis zum 25. Tage höchstens bleikt dann die Pflanze empfänglich, das
Optimum für den Angriff bildet die Zeit vom 13. bis 18. Tage. Wurde
der Erde Kupfersulfat zugesetzt, so verhinderten schon 2 bis 4 g auf
das Kilo Erde die Entwicklung des Pilzes. Da eine derartige Be-
kämpfung im freien Lande untunlich wäre, weil sie zu teuer kommen
1) A new potato disease in Journ. of the Board of Agric. IX, 1902, SE B208
?2) Recherches biologiques sur une Chytridinee parasite du Lin in Bull. de
l’Agric., Belg. 1901, und Rev. mycol. XXIII, 1901, S. 113.
118 IH. A. Oomycetes.
würde, so bleibt nur das eine Verhütungsmittel übrig, den einmal ver-
seuchten Boden in den nächsten sieben bis zehn Jahren nicht mit
Flachs zu bebauen. Wie schwierig überhaupt die Ausrottung dieses
Pilzes ist, erkennt man daraus, dafs er sich auch m den Wurzeln
vieler anderer Pflanzen findet. Schon DE WILDEMAN hatte ihn bei Cruci-
feren, Plantago, Veronica, Limosella, Gramineen nachgewiesen; MARCHAL
konnte durch Impfung feststellen, dafs auch Spinat, Rettich, Erbse, Klee,
Kerbel, Senf u. a. empfänglich sind, dagegen blieben Beta vulgaris, Triti-
cum sativum, Lepidium sativum, Valerianella olitoria, Helianthus annuus ver-
schont. Die Verbreitung des Pilzes erstreckt sich über Flandern, Holland,
Nordtrankreich, Deutschland, Irland und vielleicht auch Rufsland.
Unter den Synchytriaceen finden sich mehrere Formen, die des-
wegen von gröfserem Interesse sind, weil ihre Entwicklungsgeschichte
und ihre Einwirkung auf die Nährpflanze genauer studiert sind. Rozella
septigena Cornu wächst in den Fäden von Saprolegnia. Die Sporangien
sitzen reihenweise in den kaum veränderten Pilzschläuchen und er-
wecken dadurch den Anschein, dafs der Faden mit Querwänden ver-
sehen ist. Die Schwärmsporen besitzen zwei Cilien; man glaubte früher,
dafs dieser Parasit in den Entwicklungskreis der Saprolegnien gehört
und hielt die Zoosporangien für Antheridien und die Dauersporen für
eine zweite Sporenform.
Am bekanntesten ist die Gattung Synchytrium. Sie zeichnet sich
dadurch aus, dafs ihre Fruchtkörper endogen in den Zellen von Land-
pflanzen leben. Aus jedem Fruchtkörper geht ein Sporangiensorus her-
vor. Je nachdem nun die Zerteilung des Inhaltes zu Sporangien im
Fruchtkörper selbst stattfindet oder erst nach Austritt des Inhalts aufser-
halb, unterscheidet man die beiden Gattungen Synchytrium im eigent-
lichen Sinne und Pyenochytrium. Bei letzterer Gattung also tritt aus dem
Fruchtkörper der Inhalt zu einer freien Offnung heraus, umgibt sich mit
einer feinen Membran und teilt sich dann in eine grofse Zahl von Zoo-
sporangien, in denen die eingeifslichen Zoosporen gebildet werden. Als
typisches Beispiel des Entwicklungsganges einer Ohytridiacee sei der
von Pycenochytrium Suceisae (de By. et. Wor.) Schroet. herausgegriffen.
Der Schmarotzer befällt die blaue, selten weifsblühende, an feuchten
Wiesenstellen wachsende Feldskabiose (Succisa pratensis). Nach den
Beobachtungen von .J. SCHROETER!) sucht sich dieser Parasit wie viele
der andern Synchytrien die am feuchtesten stehenden Pflanzen der
Wiese aus, während an trockenen Standorten befindliche Exemplare
oft ganz verschont bleiben. Die Blätter, von denen die wurzelständigen
am meisten leiden, erscheinen nicht verunstaltet, sondern nur gold-
gelb punktiert. Nur wenn viele der kleinen Pusteln auf dem Blattrande
stehen, verdickt und verkrümmt sich derselbe. An den Stengeln tritt der
Parasit am untern Teile in langen, gelben, später braunen Schwielen auf.
Sucht man den Schmarotzer in jungen Blättern auf, so findet man
ihn gewöhnlich in einzelnen Oberhautzellen in Form kleiner, 4 u Durch-
messer zeigender Kugeln, deren Wand äufserst dünn, deren Inhalt noch
weifs ist oder schwach rötlich zu werden beginnt. Indem die para-
sitischen Kugeln allmählich ihre normale Gröfse von 10 bis 17 « Durch-
messer erhalten, wird ihre Membram dicker und dadurch noch deutlicher
von dem durchgängig orangeroten Inhalt unterscheidbar. Die be-
fallenen Oberhautzellen, welche zuerst sich kaum vor ihren Nachbarn
!) Pflanzenparasiten aus der Gattung Synchytrium in Cohn’s Beiträgen I, 1870.
1. Chytridiineae. 119
auszeichnen, schwellen mit dem Wachstum des Parasiten an, und all-
mählich beginnen auch die Zellen der nächsten Umgebung zu schwellen
und sich zu vermehren, wodurch sie eine Hülle um die direkte Nähr-
zelle des Parasiten bilden (Fig. 15, 7%). In diesem Stadium erscheint
die Oberfläche des befallenen Pflanzenteils wie mit blafsgrünen, in der
Mitte vertieften Perlen besetzt. Im Grunde der Vertiefung jeder Perle
schimmert der orangegelbe Parasit hindurch. Spätere Entwicklungs-
stadien zeigen nun, dafs aus der herangewachsenen Kugel sich der
orangegelbe Inhalt in Form eines zusammenhängenden Plasmaklumpens
herausgedrängt hat. Die aufgedunsene Oberhautzelle enthält jetzt in
ihrer oberen Hälfte die bereits in Bildung von Tochterzellen begriffene
gelbe Plasmamasse (Fig. 15, 1sp) und unter ihr die von derselben los-
gestreifte, ursprüngliche Membran (Fig. 15, 1m).
Die feine Haut, welche die Tochterzellen zusammenhält, läfst sich
leicht zersprengen, und die durch gegenseitigen Druck innerhalb ihrer
gemeinsamen Hülle verschieden gestalteten kleinen Körperchen (Fig. 15, 2)
‚werden frei. Diese Körperchen erweisen sich als Zoosporangien, deren
Zahl bis 150 betragen kann; ihr Inhalt ist mennigrot; die Membran
wird dick und bleibt farblos ohne Oellulosereaktion. Wenn man frische
Blätter voll derartig entwickelter Parasiten mit Wasser begiefst, zeigen
diese Sporangien oft schon innerhalb 24 Stunden ihren Inhalt in eine
grofse Menge sehr kleiner Kügelchen zerklüftet (Fig. 15, 3), welche all-
mählich in eine erst langsame, dann immer schnellere, wimmelnde Be-
wegung geraten und dann anfangen, durch eine oder zwei schon vor-
her erkennbar gewesene, aufgetriebene Stellen des Sporangiums heraus-
zutreten (Fig. 15, 3s) und sich im Wasser schwärmend zu verteilen.
Die meisten Schwärmsporen sind rundlich, etwa 2 bis 3u lang, an einem
Ende etwas zugespitzt und mit einer einzigen, langen Wimper ver-
sehen (Fig. 15, 4a); manchmal begegnet man doppelt so langen, cylin-
drischen Exemplaren (Fig. 15, 4b). Die Bewegung ist bisweilen hüpfend
oder bohrend, als ob sie in eine Zelle sich einbohren wollten.
Ein solches Einbohren mufs in der Tat endlich stattfinden; denn
wenn man die Schwärmsporen auf ein junges Blatt aussät, gewahrt
man schon am nächsten Tage eine Anzahl derselben in die Oberhaut-
zellen hineingewandert, vergröfsert und den jungen Zuständen ähnlich,
denen man sonst in der Nährpflanze begegnet.
Sich selbst überlassen, wandern die Schwärmsporen namentlich in
diejenigen Zellen, welche die ursprüngliche Wirtszelle des Parasiten
überwachsen (Fig. 15, 5) und die Pustel- oder Perlenbildung hervorrufen.
Aus dieser neu eingewanderten Generation werden nun aber nicht so-
gleich wieder zur Sporangienbildung befähigte Pilzkörper, sondern die
jungen, gelbroten, kugligen, meist zu mehreren in einer Zelle (bis 120)
liegenden Parasiten umkleiden sich allmählich mit einer braunen,
brüchigen Haut, unter welcher sich eine zweite, zähe, farblose Membran
zeigt (Fig, 15,5d). Diese braunen Sporen sind nicht fähig, sich sofort
weiter zu entwickeln, sondern bedürfen einer Ruhezeit. Je nachdem
sie einzeln oder zu mehreren in der Nährzelle liegen, schwankt ihre
Gröfse von 50 bis 80 u; sie erscheinen in einer braunen, aus dem ab-
getöteten plasmatischen Inhalt der Nährzelle bestehenden Masse ein-
gebettet. Das Schicksal dieser Dauersporangien konnte bei dieser Art
nicht verfolgt werden, wohl aber hat es Woroxin!) für P, Mercurialis
1) Neuer Beitrag zur Kenntnis der Chytridiaceen in Bot. Zeit. XX VI, 1868, S. 81.
120 III. A. Oomycetes.
(Lib.) Schroet. festgestellt. Im Frühjahr, wenn Stengel und Blätter
an Mercurialis verwest und die Dauerzellen frei geworden sind, tritt
der Inhalt (Fig. 15, 6) durch ein kleines rundes Loch in der braunen
Hülle heraus. Er ist umgeben von der sackartigen, ungefärbten, durch
Jod und Schwefelsäure violett werdenden Verlängerung der farblos
bleibenden inneren Auskleidung der Dauerzelle (Fig. 15, 6h); von
dieser bleibt schliefslich nur noch die entleerte braune Hülle (Fig. 15, 6e)
an der Basis der weifsen undurchsichtigen Blase, die jetzt den Inhalt
birgt. Die Umhüllung der Blase öffnet sich mit einem Rifs. Der
protoplasmatische Inhalt, welcher sich schon innerhalb der Blase in
eine grofse Zahl locker zusammenhängender, polyedrischer Zellen
(Fig. 15, 6sp) geteilt hat, fällt heraus, und die einzelnen Zellchen, welche
7,0osporangien darstellen, verteilen sich in Wassertropfen, die von
Regen oder Tau zurückgelassen sind. Aus den Zoosporangien ent-
stehen auf die gewöhnliche Weise die Zoosporen, welche den Ent-
wicklungsgang von vorn beginnen.
Ähnlich verläuft die Entwicklung bei dem ebenfalls goldgelben In-
halt führenden P. aureum Schroet., das sich auf sehr vielen Nähr-
pflanzen, besonders aber auf ZLysimachia-Arten findet. Farblosen In-
halt besitzt P. Anemones (D. C.) Schroet., ein auf Anemone-Arten sehr
häufiger Parasit.
Von den Synchytrium-Arten seien hier nur S. Taraxaci de By. et
Wor. auf Taraxacum officinale und S. fulgens Schroet. auf Oenothera-
Arten genannt. Mit der erstgenannten Art hat R. Lünı!) eine grofse
Zahl von Impfversuchen angestellt, indem er prüfen wollte, ob die An-
gabe, dafs $. Taraxacı auch andere Compositen befällt, zutreffend ist.
(Gegen alle Erwartung ergab sich als Resultat, dafs der Pilz eine aus-
gezeichnet angepafste Art ist, die zwar auf einige Taraxacum-Arten,
aber nicht auf alle übertragbar ist, andere Compositen dagegen streng
meidet. Dadurch werden diejenigen Formen, die auf anderen Nähr-
pflanzen angegeben und zu S. Taraxaci gezogen sind, zu besonderen
Arten erhoben.
Nahe verwandt mit den erwähnten Gattungen ist Woroninella
Psophocarpi Racib., die auf Java dem Botor, Psophocarpus tetragonolobus,
bedeutenden Schaden zufügt?). Fast alle Teile dieser Pflanze werden
von den Eingeborenen gegessen, die infolgedessen ihre Kultur lebhaft
betreiben. In fast allen Teilen der Pflanze, namentlich in den über
lm vom Erdboden befindlichen, bildet der Parasit kugelige, orangerote
Wärzchen von 0,5 bis 1 mm Durchmesser, die sich bei der Reife unter
Zersprengung der Epidermiszellen öffnen und eine Menge von kugligen,
orangeroten Zellen frei werden lassen. Durch den Wind werden diese
zu Zoosporangien werdenden Zellen verweht und bringen unter günstigen
Verhältnissen zahlreiche, zweigeifslige Schwärmer hervor, die dann
eine neue Infektion veranlassen.
Zu den Rhizidiaceae gehören zwar zahlreiche Gattungen und
Arten, aber sie bieten deshalb kein Interesse, weil sie nicht auf Nutz-
pflanzen vorkommen. Die meisten sitzen in oder auf Süfswasseralgen,
Bacillariaceen, Pollenkörnern usw. Genannt seien Entophlyetis Cienkows-
kiana (Zopf) A. Fisch. in Oladophora-Arten, Rhizophidium pollinis (A. Br.)
') Beiträge zur Kenntnis der Chytridiaceen in Hedwigia XL, 1901, S. 1, und
XLI, „1902, Ss. (1).
M. Racızosskı, Pflanzenpathologisches aus Java in Zeitschr. f. Pflanzenkr.
VIII, ese, Ss. 19.
1. Chytridiineae. 121
A. Fisch. in schwimmenden Pollenkörnern, Chytridium olla A. Br. in
den Oogonien von Oedogonium, Rhizidiomyces apophysatus Zopf ın den
Oogonien von Saprolegnia-Arten usw.
Unter den Cladochytriaceae finden sich mehrere erwähnens-
werte Formen. So wächst Cladochytrium tenue Nowak. in den unter
Wasser befindlichen Gewebeteilen von Acorus Calamus, Iris Pseudacorus
und Glyceria aquatica. Ol. graminis Büsg. befällt die Wurzeln von
Gräsern und soll nach v. LAGERHEIM auf Wiesen ziemlichen Schaden
stiften. Die infizierten Pflanzen bleiben klein und kommen nicht zur
Blütenbildung. Sehr problematisch sind zwei Arten derselben Gattung,
die von A. Prunet!) beschrieben worden sind. Der erste Organismus,
Ol. viticolum, soll die Ursache einer grofsen Zahl von Weinkrankheiten
sein, so des Schwarz- und Rotbrenners, bacilläre Gummose, Gelivure,
Brunissure, Mal nero usw. Der Organısmus besitzt ein zartes Mycel,
das die Rebenzellen durchdringt, intracellulare Zoosporangien und
Dauersporen. Der Pilz durchwuchert alle Teile der Nährpflanze, ohne
dafs lange Zeit äufserlich irgend welche Erkrankungserscheinungen
auftreten. F. Cavara?) hat dann diese Untersuchungen nachgeprüft,
ohne aber eine Spur des fraglichen Pilzes entdecken zu können. Es
mag daher wohl mit diesem Parasiten ähnlich bestellt sein wie mit
der Desrar’schen Pseudocommis Vitis. Die zweite Art, Cl. Mori, die
Pruner für eine Krankheit der Maulbeerbäume in Südfrankreich ver-
antwortlich macht, ist der andern Art sehr ähnlich und ruft an den
einjährigen Zweigen braune oder schwarze Tüpfel an den den Lenticellen
entsprechenden Stellen hervor. Hier blättert sich dann die Rinde ab,
und die Zerstörung geht meist ins Innere des Holzes weiter. Schliefslich
vertrocknet die Astspitze, die Blätter bekommen braune Flecken und
vertrocknen, das Holz wird gelb, und die Wurzeln faulen. Auch diese
Krankheit bedarf noch sehr der Klärung.
Zu erwähnen wäre noch das von A. N. BerLesE?) entdeckte (Ü!.
Violae, das in Camerino unter den kultivierten Stiefmütterchen grofse
Verwüstungen angerichtet hat. Der Pilz durchwächst mit seinem Mycel
die Wurzelzellen und bildet am Ende der Mycelzweige Sporangien,
die nach wiederholter Kernteilung je eine Dauerspore hervorbringen.
Diese besitzt eine dicke, goldgelbe Wandung und überwintert im Boden.
Besonders schädlich im Südwesten Frankreichs ist nach A. PRrUNET *)
ein Parasit des Weizens, der den Namen Pyroctonum sphaerieum Prun.
erhalten hat. Die befallenen Weizenpflanzen sistieren ihr Wachstum
und werden gelb; auf den Feldern entstehen grofse gelbe Stellen, die
sich allmählich weiter ausbreiten. Die Zoosporen des Pilzes bohren
sich durch die Epidermis ein und bilden im Innern der Zelle ein sehr
feines und zartes Mycelgeflecht. An ihm entwickeln sich interkalar und
terminal Zoosporangien, die sich mit einer Membran umgeben und
schliefslich die Wurzeln völlig ausfüllen, während das Mycel ver-
1) Sur une Chytridinee parasite de la vigne in Compt. rend. CXIX, 1894, 8. 572;
Caracteres exterieurs de la chytridiose de la vigne ]. c. S. 808; Sur les rapports
biologiques du Cladochytrium viticolum avec la vigne l. c. 8. 1233; ferner La maladie
du mürıer ]l. c. CXX, 1895, S. 222. |
2) Apercu sommaire de quelques maladies de la vigne parues en Italie au
1894 in N internat. de vitic. et d’enol. 1895, S. 447. N. ! .
8) Il Cladochytrium Violee e la malattia che produce in Rivist. di patol. \ I:
1301, 8.167; '
4) Sur une nouvelle maladie du bl&, causde par une Chytridinde in Compt.
rend. CXIX, 1894, S. 108.
122 III. A. Oomycetes.
schwindet. Die heryorkommenden Zoosporen setzen sich an der Zell-
wand fest, umgeben sich mit einer Membran und senden einen Mycel-
faden in die Nachbarzelle, der wieder Zoosporangien entwickelt. Der
Pilz verbreitet sich in dieser Weise durch die gesamte Nährpflanze
und saugt sie völlig aus. Begünstigt wird die Ausbreitung der Krank-
heit, wenn im Frühjahr reichlicher Regenfall eintritt. Als Verhütung
wird Vernichtung, der Pflanzen und Aussetzen des Weizenbaues auf
den verseuchten Ackern vorgeschlagen.
Endlich mag noch die Gattung Physoderma erwähnt sein, deren
Arten hauptsächlich im oder am Wasser wachsende Pflanzen befallen.
So wächst P. Menyanthis de By. auf Menyanthes trifoliata, P. Gerhardti
Schroet. auf Sumpfgräsern, P. maculare Wallr. auf Alisma Plantago u.a.
Von den Hyphochytriaceae sei nur Hyphochytrium infestans
Zopf genannt, das auf kleinen Pezizeen schmarotzt und die Frucht-
körper zerstört.
Die höchst stehende Familie der Oochytriaceae umfafst nur
wenige Formen, von denen Polyphagus Euglenae (Bail) Nowak. erwähnt
sein mag. Das Mycel des Pilzes dringt mit Nebenzweigen in die Zellen
von Euglena viridis ein und saugt sie aus. Die Zoosporangien bilden
sich aus dem entleerten Inhalt des reifen Fruchtkörpers aus und er-
zeugen eingeifslige Schwärmer.
Zur Bildung eines Oosporangiums kopuliert ein Ast eines Indivi-
duums (Antheridium) mit einem Aste eines andern. Der Inhalt des
Antheridiums tritt über, und es bildet sich an der Kopulationsstelle das
Oosporangium aus. Die Oosporangien sind kuglig und besitzen eine
dicke, meist feinstachlige Membran; wenn sie auskeimen, tritt der
Inhalt hervor und bildet ein Zoosporangium. Die Vermehrung des
Parasiten erfolgt sehr schnell, so dafs Euglena in einer Wasserpfütze in
kürzester Zeit vernichtet werden kann.
Es bleibt dann noch die Gattung Urophlyetis zu besprechen, um deren
nähere Kenntnis sich namentlich P. Macnus!) verdient gemacht hat. Die
Arten dieser Gattung sind dadurch bemerkenswert, dafs sie gallenartige
Auswüchse an den Nährpflanzen erzeugen. Die Entwicklung dieser
Gallen, sowie das Auswachsen einzelner infizierter Zellen zu Riesenzellen
kann hier nicht näher besprochen werden, sondern ich verweise dieserhalb
auf die Arbeiten von Macnus. U. Kriegeriana Magn. tritt an Blättern
und Stengeln von Carum- und Pimpinella-Arten auf. In den Wurzeln
von Medicago sativa lebt U. Alfalfae (v. Lagerh.) Magn. und tötet die
Pflanzen ab. Bisher hat die Krankheit in Ecuador grofsen Schaden
angerichtet und hat sich auch in der Schweiz und im Elsafs unliebsam
bemerkbar gemacht. Auf Chenopodiaceen kommt U. pulposa (Wallr.)
Schroet. vor. Mit dieser Art hat VUVILLEMIN einen Pilz identifiziert, der
auf den Zuckerrüben grofse Verheerungen anrichtet, U. leproidea (Trab.)
Magn. Dieser zuerst in seiner systematischen Stellung gänzlich ver-
kannte Pilz, wurde von Tragur in Algier entdeckt und später auch in
Frankreich und anderswo gefunden. Die Rübenwurzeln bekommen
lepraartige Auswüchse, ohne dafs sie aber sonst wesentlich geschädigt
werden. Im Innern des Auswuchses sitzt in einer riesig vergröfserten
') Unter anderen Aufsätzen über Arten der Gattung besonders: Uber eine
neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urophlyctis in Ber. d. Deutsch. Bot.
Ges. XIX, 1901, 8. (145), und Uber die in den knolligen Wurzelauswüchsen der
Luzerne lebende Urophlyctis 1. c. XX, 1902, S. 291.
2. Saprolegniineae. 123
Zelle der Pilz. Die Zelle durchwuchert mit zahlreichen Fortsätzen und
Ausbuchtungen das Parenchym des gallenartigen Auswuchses nach allen
Richtungen hin. Ihre Wandung ist stark gequollen, aber nicht durch-
brochen. In allen Teilen der Riesenzellen findet sich das Mycel, das
bald zur Bildung von Dauersporen schreitet.
2. Saprolegniineae.
Obwohl die hierher gehörigen Pilze keine Bedeutung für die Lehre
von den Pflanzenkrankheiten besitzen, so soll doch der Vollständigkeit
halber mit einigen Worten ihre Organisation geschildert werden. Das
Mycel bildet einzellige, verzweigte Schläuche, an deren Enden die
Zoosporangien meist als keulige oder cylindrische Zellen entstehen
und sich durch eine Scheidewand absetzen. Die Zoosporen besitzen
zwei Cilien. Bei den meisten Gattungen verlassen die Zoosporen in
voller Bewegung das Sporangium, bei andern dagegen treten sie zu-
sammen als Kiumpen aus dem Sporangium heraus, häuten sich und
schwärmen dann erst. Sobald sie zur Ruhe gekommen sind, keimen
sie mit einem Keimschlauch aus. Bei den meisten Arten ist eine ge-
schlechtliche Fortpflanzung bekannt. An denselben Mycelzweigen oder
seltner an verschiedenen entstehen die Antheridien und Oogonien, jene
als keulige Seitenästchen, seltner als cylindrische, interkalare Zellen,
diese als kuglige gestielte Zellen. Das Antheridium treibt dann einen
Befruchtungsschlauch in das Oogon hinein und läfst Teile des Inhaltes
(Spermamoeben) übertreten. Im Oogon bilden sich dann ein oder
mehrere Sporen aus, die meistens kuglig sind und eine dicke, bisweilen
warzige Membran besitzen. Nach einer Ruhezeit keimen sie mit Keim-
schlauch aus oder bilden ein Schwärmsporangium. Man unterscheidet
zwei Familien, die Saprolegniaceae mit nicht eingeschnürtem Mycel
und die Leptomitaceae mit Einschnürungen am Mycel. In der
erstgenannten Familie treffen wir meistens Formen, welche auf Insekten
und andern Tieren im Wasser leben und sie töten. Aufserdem aber
gibt es eine ganze Reihe von Arten, welche den Fischen sehr ver-
derblich werden können, indem sie Seuchen hervorrufen, die sich mit
grofser Schnelligkeit ausbreiten. Zu diesen gefährlichen Feinden ge-
hören Saprolegnia-Arten aus der Feraxgruppe (8. monoica, Thureti usw.),
Achlya prolifera usw. Nur sehr wenige Arten kommen parasitisch auf
Algen vor, wie Aphanomyces phycophilus de By. in Spirogyren und
Zygmemen. Auf abgestorbenen Pflanzenteilen, wie Holz, Stengel, kommen
Achlya racemosa Hildebr., Dictyuchus-Arten und andere vor. Der ge-
nannte Aphanomyces besitzt Zoosporen, die sich vor dem Fortschwärmen
häuten. Das Mycel kriecht in den Zellen der erwähnten Algen und
treibt aus der Nährzelle kurze Seitenzweige heraus, welche anschwellen
und zu den durch kurze, spitze Aussackungen morgensternförmig aus-
sehenden Oogonien mit kugligen Oosporen sich ausbilden. Bei dem
Absterben der Nährzellen tritt häufig ein violetter Farbstoff auf, der die
gallertartig aufquellenden Zellmembranen tingiert. Der Zellinhalt fällt
zusammen, wird mifsfarbig, oft dunkelviolett und braun gefärbt; der
von Parasiten bewohnte Faden ist meist gänzlich abgestorben. Übrigens
ist bemerkenswert, dafs der Pilz vorzugsweise kranke, schwach vege-
tierende Spirogyrafäden aufzusuchen scheint, genau so, wie die fisch-
tötenden Arten am ehesten diejenigen Individuen ergreifen, deren
Lebensenergie durch irgend welche äufsere Umstände herabgesetzt
worden ist.
124 III. A. Oomycetes.
3. Peronosporineae.
Während die soeben besprochenen Reihen der Oomyceten fast
ausschliefslich Wasserformen enthalten und nur in wenigen Typen der
Chytridiineae sich bereits die Anpassung an das Landleben zeigt, treffen
wir bei den Peronosporineae fast ausschliefslich Landformen. Hier tritt
denn auch zum ersten Male die dem Landleben für Übertragung durch
den Wind angepafste Konidie auf. Sämtliche hierher gehörige Arten
sind streng angepaiste Parasiten, die unter Umständen gewaltige Schä-
digungen der Kulturpflanzen anzurichten vermögen. Aus diesem Grunde
erscheint es notwendig, genau auf die Organisation und die systema-
tische Einteilung einzugehen.
Das Mycel wächst meist entophytisch in den Nährpflanzen, nur bei
den Pythiaceen findet es sich auch aufserhalb. Die Fäden verlaufen
nur intercellular und entsenden in die Zellen der Nährpflanze soge-
nannte Haustorien, vermittels deren sie die Nährstoffe aus den Zellen
herausziehen. Die Konidien werden am Ende von Mycelzweigen oder
an besonderen, mehr oder weniger differenzierten Trägern einzeln oder
in Ketten gebildet. Diese Konidien keimen entweder unmittelbar mit
Keimschläuchen aus oder werden zu Schwärmsporangien, so dafs wir
hier sehen, dafs die typische exogen gebildete Konidie zum Sporangium
wird: ein Fall, der sonst im Pilzreiche nicht vorkommt. Daneben
finden sich bei den Pythiaceen auch ungeschlechtlich entwickelte Zoo-
sporangien, deren Inhalt sich in eine blasenförmige Zelle entleert,
worin sich erst nachträglich die Zoosporen differenzieren. Die ge-
schlechtlichen Fortpflanzungsorgane entstehen aufser bei den Pythiaceen
ım Innern der Nährpflanze. Die Oogonien entstehen als seitliche oder
endständige kuglige Zellen, die Antheridien als keulige oder unregel-
mäfsig gestaltete Zellen an einem Nachbarzweige. Zur Befruchtung
geht vom Antheridium ein Fortsatz in das Oogon bis in die eine Ei-
zelle und läfst den Kern übertreten. Die Vorgänge, die sich hier bei
der Kernvereinigung und vorher abspielen, sind ziemlich genau bekannt),
doch interessieren sie uns für unsere Zwecke nicht weiter. Die Oo-
spore keimt entweder vegetativ aus oder bildet ein Zoosporangium.
Man teilt die Peronosporineae in drei Familien ein: Pythiaceae,
Albuginaceae und Peronosporaceae. Von diesen stellt die
erste eine Art Übergang zu den Saprolegniineae dar, zu denen sie auch
bisweilen gestellt wird. Sie besitzt besonders ausgebildete Zoosporangien,
die bei den andern Familien nur als Umwandlung der Konidien und
OÖosporen bekannt sind. Die beiden letztgenannten Familien unter-
scheiden sich durch die Art der Konidienbildung; die Albuginaceae
besitzen Konidienketten, die auf kurzen einfachen Sterigmen entstehen,
die Peronosporaceae dagegen erzeugen ihre Konidien auf baum-
förmig verästelten Konidienträgern.
Pythiaceae.
Aus dieser Familie interessiert uns nur die Gattung Pythium, weil
einige Arten von ihr gefährliche Feinde der jungen Pflanzen sind.
Die wichtigste und am besten bekannte Art ist Pythium de Baryanım
') Vergl. W. Runtasp, Studien über die Befruchtung der Albugo Lepigoni
und einiger Peronosporeen in Pringsh. Jahrb. XXXIX, 1903, S. 135. Hier ist auch die
ziemlich umfangreiche Literatur über den Gegenstand ausführlich citiert.
3. Peronosporineae, 125
Hesse, welche das Umfallen der jungen Keimpflanzen (Damping off)
bewirkt. Die Entwicklung dieses Pilzes und die durch ihn bewirkten
Fäulniserscheinungen sind von Hrssk 1) eingehend studiert worden, wozu
dann später von DE Bary?), ATkınson®) u. a. Ergänzungen gegeben wurden.
Die Erkrankung der jungen Pflänzchen geht in folgender Weise
vor sich. Das Mycel des Pilzes ist einzellig, fädig, vielfach verä istelt,
farblos; es wächst durch die Epidermis einer erkrankten Pflanze und
lest sich mit seinen stumpfen Endzweigen an die Aufsenwand einer
Oberhautzelle der nächst erreichbaren, eesunden Pflanze, und zwar ge-
wöhnlich dem unter den Kotylen liegenden, zarten Stengelgliede an.
Ein Fortsatz von einem derartig sich anlegenden Mycelzweige bohrt
sich in die Zelle ein, durchbohrt auch deren Innenwand und wächst
in und zwischen den Zellen des Rindenparenchyms weiter. Die Ver-
breitung des Mycels findet in allen Geweben und Organen mit alleiniger
Ausnahme der Holzelemente des Keimlings statt; doch ist die ausge-
dehnteste Verbreitung immer im Parenchym des hypokotylen Gliedes.
Im Innern dieses Gewebes, auch wohl ausnahmsweise im Parenchym
der Samenlappen werden Konidien und auch Oosporen gebildet, welche
bei der Zersetzung des Gewebes der Nährpflanze auf die Bodenober-
fläche gelangen, auf welcher sie unter günstigen Bedingungen auskeimen.
Das Absterben erfolgt in verhältnismäfsig kurzer Zeit; vorher
zeigt sich die Einwirkung des Schmarotzers ım allgemeinen darin,
dafs die befallenen Gewebteile der Nährpflanze bis auf Zellhautreste
ausgesogen werden. Den Anfang macht ein Verblassen des hypokotylen
Gliedes durch Auflösung der "Chlorophylikörner ; das Ganze wird
schmutzig weifs und schrumpft zusammen, bis endlich nur noch Reste
der Membranen übrig bleiben. In den Fällen, in welchen die Epider-
mis nicht so stark vom Parasiten angegriffen wird, hebt sie sich von
dem in Auflösung befindlichen, darunter liegenden Gewebe ab, schrumpft
unter Bräunung ihrer Wandung und verfällt später der Verwitterung.
Durch das Schwinden der parenchymatischen und häufig auch der
cambialen Gewebe entstehen am hypokotylen Gliede Läng sfurchen oder
spiralio um die Keimlingsachse verlaufende Vertiefungen, welche das
beste Symptom der Krankheit abgeben.
Die Vermehrungsorgane des Parasiten sind mehrfacher Art und
bilden sich, sobald das Mycel etwas herangewachsen ist, massenhaft
aus. Dazu entstehen an den stark in die Länge wachsenden Mycel-
zweigen kurze, büschelartig nebeneinander stehende Zweige, deren feine
Endzweigungen meist gekrümmt sind. An den Enden der Äste ent-
stehen kleine Anschwellungen (Fig. 18, 7f), die sich kuglig vergröfsern
und durch eine Querwand nahe der Basis abgetrennt werden. Gleich-
zeitig entstehen auch interkalar in den vegetativen, starken Verzwei-
gungen Gemmen (Fig. 18, 1g), die nach dem Absterben der Mycelteile
auskeimen. Ein Teil der endständigen kugligen Zellen wird zu Konidien,
namentlich dann, wenn die Mycelfäden frei in die Luft ragen. Diese
Konidien erzeugen entweder sofort Schwärmsporen ım Innern oder
keimen nach längerer Ruhepause mit Keimschlauch aus. Ein anderer
Teil der Kugelzelle wird direkt zu Schwärmsporangien, die seitlich
einen Entleerungshals bilden, zu dem der gesamte Inhalt heraustritt
n Pythium de Baryanum, ein endophytischer Schmarotzer usw. Halle 1874.
?) Bot. Zeit. XXXIX, 1881, S. 528. er
°) Damping off in Cornell Univ. Agric. Exp. Stat. Bull. 94. Ithaca 1895.
e
III. A. Oompycetes.
126
Fig. 18.
3. Peronosporineae. 127
Erklärung der Figur 18.
1 Pythium de Buryanım Hesse, m verästeltes Mycel, x die zuerst, f die später gebildete Querwand,
a junges Zoosporangium, b Zoosporangium mit ausgewandertem Inhalt vo und bereits gebildeten
Zoosporen, zz frei gewordene Zoosporen (siehe Figur links unten), p Antheridium, dessen Fortsatz s
das Oogonium o bereits durchwachsen und die Oosphären oo bereits erreicht hat, y reife Oospore
mit der doppelt konturierten Wand des Oogoniums og, ep Endospor, das in eine äulsere und innere
Membran zerfällt, g im Mycel gebildete Zwischenzelle. 2 Pythium hydnosporum (Mont.) Schroet. mit
stacheligem Oogon og und Oospore osp. 3 Phytophthora Cuctorum Lebert, « Konidienträger, b Oospore,
aus der sich ein Konidienträger mit Zoosporangien sp entwickelt hat. 4,5, 7—9 Phytophthora infestans
(Mont.) de By. # Kartoffelvlatt mit Flecken k. 5 Konidienträger. 7 Konidien sp, die mit Keim-
schläuchen m austreiben, c eine Sekundärkonidie. 8 Zoosporangien, a mit zerklüftetem Inhalt, b mit
ausschlüpfenden Zoosporen, z9 Zoosporen. 9 auskeimende Zoospore z mit eindringendem Keim-
schlauch k. 6 Cystopus cundidus Pers., h Konidienträger, sp Konidien. /0, II Peronospora Alsinearum
Casp., Befruchtung; m Mycel, h Ast des Mycels mit dem Oogon, og Oogon, p Oosphäre, o Plasma,
osp Oospore, a Antheridium, sch Befruchtungsfortsatz. (Nach SORAUER.)
und Zoosporen entstehen läfst. Der Entleerungsschlauch tritt an dem
jungen Zoosporangium als seitliche Ausstülpung auf (Fig. 18, 1a), die
sich verlängert und an ihrer Spitze eine aus der sich fortsetzenden
Innenhaut des Sporangiums bestehende Blase (Fig. 18, 1v) erzeugt. In
diese wandert der gesamte Inhalt und teilt sich hier in einzelne
Portionen (Fig. 18, 12), die dann zu Zoosporen werden und entweichen
(Fig. 18, 129). Die Zoosporen sind etwa eiförmig, an der Seite in ein
kaum merkliches Spitzchen ausgesogen, unter welchem ein heller, vom
körnigen Plasma fast frei gelassener halbmondförmiger Fleck bemerk-
bar ist, von dessen äufserem Rande die eine, etwas gekrümmte Cilie
entspringt. Die Bewegung der Zoosporen ist vorschreitend und gleich-
zeitig um die Längsachse rotierend. Nachdem sie zur Ruhe gekommen
sind, runden sie sich ab und treiben mit einem Keimschlauch aus.
Gegen den Herbst hin wird die Schwärmsporenbildung spärlicher,
und sie wird durch reichlichere Konidienbildung und Entstehung der
geschlechtlichen Fruktifikation abgelöst. Die Oogonien entstehen end-
ständig an Seitenzweigen als kuglige Zellen, die den Sporangien und
Konidien zunächst ähnlich sehen. Gleichzeitig erhebt sich aus dem mit
Plasma erfüllten basalen Teil des kurzen Tragzweiges des Oogoniums
oder aus einem benachbarten Mycelast eine cylindrische Ausstülpung,
die etwas gekrümmt nach dem Oogon hinwächst (Fig. 18, 1p) und sich
ihm innig anschmiegt. Das Ende dieser Ausstülpung verdickt sich dann
etwas und gliedert sich durch eine Wand als Antheridium ab. Dieses
treibt darauf durch die Oogoniumwandung einen schlauchartigen Fortsatz,
der sich bis in die Eizelle hineinbohrt. Der Kern des Antheridiüms tritt
dann in die Eizelle über und verschmilzt mit dem darin befindlichen
Kern!). Darauf umgibt sich die Eizelle mit einer Membran, die sich
in ein zweischichtiges Epispor und ein Endospor differenziert. Die
Oosporen keimen nach längerer Ruhepause mit einem Keimschlauch aus.
Mit der Bildung der Oosporen, die etwa nach dreitägigem Wachstum
erfolgt, geht das vegetative Gewebe des Pilzes zugrunde. Bei diesem
Reichtum an Vermehrungsorganen, die wie die Schwärmsporen sofort
neue Mycelien erzeugen oder wie die meisten Konidien und die Oosporen
nach einer Ruhepause auskeimen, erscheint das plötzliche Auftreten
des Schmarotzers und seine explosionsartige Ausbreitung nicht mehr
verwunderlich. Indessen zeigt sich gerade bei dem epidemischen Auf-
treten des Pythium aufs deutlichste, dafs noch besondere Umstände
vorhanden sein müssen, um das Zustandekommen der Erkrankung zu
ermöglichen. Solche prädisponierenden Erscheinungen sind einmal in
1) Verel. K. Mıyarr, The fertilization of Pythium de Baryanum in Annals of
Bot. XV, 1901, S. 953.
128 III. A. Oomycetes,
dem Alter der betreffenden Sämlinge und zweitens in den hohen
Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnissen, ungenügender Durchlüftung
und Belichtung zu suchen. Wenn nämlich die Sämlinge bereits in vor-
gerücktem Alter stehen, z. B. wenn die Streckung des hypokotylen
Gliedes schon beendet oder die ersten Blattpaare schon entwickelt sind,
so werden, wenn sonst die übrigen Standortsverhältnisse nicht abnorm
günstig sind, nur einige Epidermiszellen des hypokotylen Gliedes oder
der Wurzel durch das Mycel ergriffen. Es bilden sich dann kleine,
ovale Löcher oder leichte, am Rande etwas gebräunte Längsfurchen,
die für das Gesamtbefinden der Pflanzen keinen Einflufs besitzen.
Ganz junge Keimpflänzchen würden aber auch unter günstigen äufseren
Umständen unfehlbar zugrunde gehen. Schon Hesse hebt hervor, dafs
zu grolse Wärme und Feuchtigkeit für die Verbreitung der Krankheit
günstig wirken. Dazu kommen nach den Experimenten von ATKINSON
noch die ungenügende Durchlüftung, wie sie durch zu engen Stand
der Sämlinge erzeugt wird, und unzureichende Beleuchtung. Auch zu
hohe Bodenfeuchtigkeit wirkt günstig für die Entwicklung des Pilzes.
Die Verbreitung ist eine sehr allgemeine und nicht blofs auf einzelne
Nährpflanzen beschränkt. Infolgedessen wird man von eigentlichen
Bekämpfungsmitteln Abstand nehmen müssen, sondern wird sich darauf
beschränken, dem Pilze die Vorbedingungen für seine schnelle Aus-
breitung zu nehmen. Man wird hier wieder unterscheiden müssen
zwischen denjenigen Pflanzen, die in Anzuchtskästen oder Gewächs-
häusern grofs gezogen werden, und denen, die im freien Lande er-
wachsen. Im ersteren Falle wird es bei richtiger Konstruktion der
Kästen oder des Hauses kaum schwer sein, den Pflänzchen die richtige
Wärme und Feuchtigkeit zu gewähren, sowie für die nötige Lüftung
und Beleuchtung zu sorgen. Auf dem Felde, wo die unberechenbaren
Witterungseinflüsse die Vorbedingungen schaffen, bedarf es natürlich
weit ausgreifenderer Vorbeugungsmafsregeln. Dahin würden zu rechnen
sein, dafs die Pllänzchen zur richtigen Zeit gesät oder gesteckt werden,
und dafs sie nicht zu dicht zu stehen kommen. Gerade im Freiland
wirkt die richtige Durchlüftung und Belichtung auch regulierend auf
Wärme und Feuchtigkeit em. Weiter aber kommt in Betracht, dafs ein
Feld, das die Epidemie in einem Jahre gezeigt hat, nicht sofort im
nächsten wieder denselben Zwecken dienen soll. Für die Kästen ist es
natürlich nur notwendig, frische nicht infizierte Erde einzufüllen.
Hesse hatte bereits Infektionsversuche mit dem Pilze bei ver-
schiedenen Sämlingen angestellt. Zunächst war die Entwicklung bei
Camelina sativa festgestellt worden; danach wurden leicht andere Cru-
ciferen, wie Capsella bursa pastoris und Lepidium sativum infiziert. Auch
auf Trofolium repens, Spergula arvensis, Panicum miliaceum und Zea Mays
liefs sich der Pilz übertragen, allerdings waren die beiden letzteren
Pflanzen etwas weniger günstig für die Infektion. Dagegen blieben
Versuche mit anderen Sämlingen erfolglos, namentlich Übertragungen auf
Kartoffelpflänzchen. Nachdem aber später dz Bary nachgewiesen hatte,
dafs eine ganze Reihe von Arten der Gattung Pythium, die auf anderen
Nährpflanzen beobachtet waren, mit unserer Art zusammenfielen, er-
scheint es durchaus wahrscheinlich, dafs der Parasit sich auf vielen
anderen Sämlingen einfinden kann, wenn er nur zusagende Bedingungen
findet. So ist es sehr bemerkenswert, dafs er die Kartoffelknollen be-
fallen kann und in ihnen ganz ähnliche Fäulniserscheinungen hervorzu-
rufen imstande ist, wie wir sie später bei Phytophthora infestans sehen
3. Peronosporineae. 129
werden. Der Unterschied der beiden Fäulen ist aber leicht festzustellen,
da Pythium zuerst die Knollen ergreift und das Laub ver-
schont, während letzterer Pilz beim Laube seinen Angriff
beginnt und dann erst die Knollen zum Faulen bringt.
Von hervorragender Bedeutung für den Rübenbau ist der Umstand,
dafs Pythium den Wurzelbrand der Rüben oder dieschwarzen
Beine der Rüben erzeugen kann. Es kommen zwar noch andere
Pilze als Erreger dieser Krankheit in Betracht, doch scheint Pythium
unter Umständen sehr starken Schaden anzurichten. So berichtet
Kıarıson!), dafs im Gouvernement Charkow 1880 am Wurzel-
brande 10—15 %0, 1883 etwa 50%, 1884 mindestens 30, vielfach aber
70—80° der jungen Rübenpflanzen zugrunde gegangen sind. In
Deutschland verursacht die Krankheit 25 - 100%o Schaden. Wahr-
scheinlich wird der Pilz mit dem Samen übertragen, und Karıson hat
deshalb Versuche gemacht, die Samen zu beizen Diese Versuche
zeigen nun zwar, dafs die Beizung den Schaden zu verringern ver-
mag, aber es gehen doch immer noch ein Viertel bis ein Fünftel der
Pflanzen verloren. Das erklärt sich wahrscheinlich daraus, dafs der
Pilz sich auch im Erdboden befindet und von da aus die Pflanzen er-
greift. Karıson sieht aufserdem eine gewisse Schwäche und Kränklich-
keit der Pflanze als Vorbedingung für die Erkrankung an.
Aufser den bereits genannten Pflanzen können auch andere Kultur-
pflanzen geschädigt werden; so hat ihn Lonpe, der ihn unter dem
Namen Lueidium pythioides beschrieb, auch auf Keimlingen von Stan-
hopea saccata und Sinapis, Prın auf Impatiens Sultanı, SADEBECK an Lu-
pinen und Erbsen, Rosırup auf Spargel beobachtet. Man könnte diese
Liste leicht noch vergröfsern, wenn die in der Praxis vorkommenden
Fälle sich immer auf die richtige Ursache zurückführen liefsen.
Eine der soeben besprochenen sehr ähnliche, vielleicht sogar da-
mit identische Art kommt auf Prothallien von Schachtelhalmen vor und
wurde von SıvsBEck Pythium Equiseti genannt. Wahrscheinlich greift
derselbe Pilz auch die Prothallien von Lycopodien und Farnen an.
P. proliferum de By. findet sich auf faulenden Pflanzenteilen, sowie
auf toten Insekten. Gröfseres Interesse beansprucht P. hydnosporum
(Mont.) Schroet.; im Gegensatz zu den vorher genannten Arten besitzt
diese stachlige Oogonien (Fig. 18, 2). Sie findet sich bei Keimpflanzen
stets in Gemeinschaft von P. de Baryanum, so dafs man annehmen
mufs, dafs sie Verbindungen zu ihrer Ernährung braucht, die dieser
Pilz erst bildet. Auch in faulenden Kartoffeln und Rüben hat man den
Schmarotzer gefunden, in jenen stets mit Phytophthora infestans verge-
sellschaftet. Da beim Faulen des Gewebes das Mycel beider Pilze
aufserordentlich undeutlich wird, so hat man lange Zeit gemeint, ım
den Stacheloogonien des Pythium die Dauersporen des Kartoffelfäule-
pilzes zu sehen. Auch P. megalacanthum de By. ist nur saprophytisch
auf toten Keimpflanzen und besitzt ähnlich bestachelte Oogonıen. Da-
gegen ist es auffallend, dafs die Zoosporen dieser Art in die Zellen
der Prothallien von Todea africana einzudringen und sie abzutöten ver-
mögen. Die übrigen Arten der Gattung, die nur als Saprophyten be-
kannt sind, können hier übergangen werden, zumal auch ihre Ab-
grenzung gegeneinander noch sehr unvollkommen bekannt ist.
1) Zeitschr. d. Ver. £.d. Rübenzucker-Industrie usw., 1891, S. 371, vergl. Frask,
Krankh. d. Pfl, 2. Aufl. 21.8. 89.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 9
130 III. A. Oomycetes.
Albuginaceae.
Die hierhergehörigen wenigen Arten der Gattung Cystopus (oder
Albugo) unterscheiden sich durch die Konidienbildung sehr scharf von
allen übrigen Peronosporineen, indem die Konidienträger sterigmen-
artig kurz bleiben und ein dichtes Lager bilden, das unter der Ober-
haut der Nährpflanze angelegt wird. Die Konidienträger stehen meistens
gruppenweise als letzte büschelförmige Aste einer Mycelhyphe bei-
sammen und bilden an ihrer Spitze successive Konidien, die ketten-
förmig verbunden bleiben und zuletzt sich durch verquellende schmale
Zwischenstücke trennen. Diese reihenweise Bildung der Konidien, wo-
bei die oberste die älteste ist, bildet das Charakteristikum für COystopus.
Die Weiterentwicklung der Konidien erfolgt selten durch Keimschlauch,
sondern in den meisten Fällen durch Zerteilung des Inhaltes zu Zoo-
sporen, die zwei Geifseln besitzen und nach kurzem Schwärmen aus-
keimen. Die Oosporen sind kuglige, grofse Zellen mit einer Eizelle,
die Antheridien keulige oder etwas unregelmäfsige, viel kleinere Zellen.
Von diesen geht ein Befruchtungsschlauch in das Oogon bis in die
Eizelle und führt den Kern in die letztere hinein. Die ziemlich ver-
wickelten Kernvorgänge, welche vor und während der Befruchtung sich
abspielen, sind von STEVENS!), RUHLAND?) u. a. genau untersucht worden
und können hier nicht weiter berücksichtigt werden. Die reife Oospore
hat eine dicke warzige Membran, die aus mehreren Schichten besteht
und meist braun oder gelbbraun gefärbt ist. Nach der Ruhepause
platzt die Aufsenhaut auf, und die innerste Membranschicht stülpt sich
blasenförmig mit dem gesamten Inhalt heraus. Schon vorher war das
Plasma in einzelne Teile zerklüftet worden, die sich allmählich von-
einander trennen, sich eiförmig abrunden und nach Sprengung der
Sporangienwand als zweigeifslige Schwärmer frei werden.
Obwohl COystopus nur wenige Arten besitzt und selbst diese auf
Kulturpflanzen keine besonders schädigenden Wirkungen ausüben, so
müssen hier doch die wichtigeren Vertreter erwähnt werden, weil sie
aufserordentlich auffällige Erscheinungen an den Nährpflanzen hervor-
rufen. Der häufigste Schmarotzer aus der Gattung ist ©. candidus
Pers., den weifsen Rost auf Cruciferen verursachend (Fig. 18, 6).
Die Konidienlager bilden unter der Oberhaut der Nährpflanze weilse
Lager und Flecken, die häufig eine ziemlich grofse Ausdehnung be-
sitzen und zu allerhand Beulenbildungen, Verbiegungen und Gallen-
produktionen den Anlafs geben. Bei der Reife wird die Oberhaut
zerrissen, und die Konidien werden dadurch frei. Dabeı ist der Pilz
in der Auswahl der Organe der Nährpflanze nicht wählerisch; er er-
greift den Stengel, die Blätter, die Blütenteille und verschont selbst
die Fruchtklappen nicht; häufig sieht eine kranke Pflanze wie mit Kalk
bespritzt aus und fällt schon aus der Ferne dadurch auf. Wir finden
den Pilz auf fast allen wilden Cruciferen, namentlich besonders häufig
auf Capsella bursa pastoris. Indessen kommt es nicht selten vor, dafs
auch die im Garten kultivierten Kreuzblütler unter dem Angriff des
Schmarotzers zu leiden haben, ohne allerdings wirklich geschädigt zu
werden. So werden Weifskohl, Kohlrabi, Blumenkohl, Cochlearia
Armoracia, Brassica rapus, Raphanus sativus, Camelina sativa u. a. bis-
!) Gametogenesis and fertilization in Albugo in Bot. Gaz. XXXII, 1901, S. 77.
?) Studien über die Befruchtung der Albugo Lepigoni und einiger Perono-
sporeen in Pringsh. Jahrb. XXXIX, 1903, S. 135.
3. Peronosporineae. 151
weilen heimgesucht und mehr oder weniger an den Blättern oder
Blüten geschädigt. Bei dieser Art dringen die Schwärmsporen meist
schon zu der jungen Keimpflanze ein und durchwuchern die gesamte
Pflanze oder wenigstens das Organ, das sie während seines Jugend-
zustandes infiziert haben. Eine Bekämpfung des Pilzes ist wohl noch
nicht versucht worden, dürfte wohl auch nur Erfolg versprechen, wenn
die wildwachsenden Cruciferen, namentlich Capsella, in den Gemüse-
gärten ausgerottet werden. Erwähnt sei noch, dafs mit dem Cystopus
häufig eine andere Peronosporee, Peronospora parasitica (Pers.) Tul.,
vergesellschaftet ist und sich an der Gallenbildung beteiligt.
Identisch mit C©. candidus ıst der weilse Rost von Capparis spinosa, Ü.
rupestris und Polanisia graveolens, der-früher als besondere Art ©. Cappa-
ridis de By. aufgefafst wurde. Von anderen Arten wären noch zu nennen
©. Tragopogonis (Pers.) Schroet., der auf vielen Kompositen vorkommt und
die als Schwarzwurzeln angebauten Scorzonera hispanica und Tragopogon
porrifolius schädigen kann. Auf Convolvulaceen ist in Amerika weit ver-
breitet ©. Jpomoeae panduranae (Schwein.) Farl., der in den Südstaaten
Nordamerikas die Bataten beeinträchtigt. ©. Bliti Biv. kommt auf Amaran-
taceen vor und fällt bisweilen bei den in Gärten kultivierten Arten lästig.
©. Portulacae D. ©. befällt Portulaca sativa und oleracea.
Peronosporaceae.
Wie bei der vorigen Familie, so vegetiert das Mycel auch bei
dieser innerhalb der Nährpflanze. Meistens kriecht es zwischen den
Zellen; sehr selten durchbohrt es die Wandungen; stets sind Haustorien
vorhanden, die meist als knopfförmig angeschwollene Seitenzweige in
das Zelllumen hineinragen und das Plasma aussaugen. Die Konidien
entstehen an je nach der Art eigentümlich ausgebildeten Konidien-
trägern, die entweder einfach sind oder baumförmig verzweigt sein
können, an der Spitze der Äste einzeln oder auf kleinen sterigmenartigen
Anhängseln an dem Ende des Stammes oder der Äste. ‚Je nachdem die
Konidien nach ihrem Abfallen zu einem Schwärmsporangium werden, oder
mit Keimschlauch austreiben, werden die Gattungen unterschieden. Die
Ausbildung der Oogonien und Antheridien findet im Innern des Gewebes
der Nährpflanze statt; über die bei der Befruchtung sich abspielenden
Kernvorgänge sei auf die oben citierte Arbeit von W. RuHLanD verwiesen.
Die Familie enthält eine Reihe von aufserordentlich wichtigen
Schmarotzern, von denen man behaupten kann, dafs ihr genaueres
Studium den Hauptanstofs zur Entwicklung der modernen Lehre von
den Pflanzenkrankheiten gegeben hat. Der Behandlung dieser Schma-
rotzer sei eine Übersichtstabelle über die Gattungen vorausgeschickt.
A. Konidien sich zu Schwärmsporangien direkt umbildend oder den
Inhalt als Ganzes ausstofsend, der dann zu Schwärmern wird.
a. Konidienträger bis zur Bildung der ersten Konidie einfach,
dann weiterwachsend, sich verzweigend und weitere Konidien
bildend: Phytophthora.
b. Konidienträger vor der Konidienerzeugung fertig ausgebildet.
I. Konidienträger einfach, am knopfförmig angeschwollenen
Ende mit einigen einfachen sterigmenartigen Asten:
Basidiophora.
9*
132 III. A. Oomycetes.
II. Konidienträger baumförmig verzweigt:
1. Oosporen fest mit der Oogonwandung verwachsen:
Sclerospora.
2. Oosporen frei: Plasmopara.
B. Konidien mit einem Keimschlauch keimend.
a. Konidien am oberen Ende mit einer Papille, zu der der
Keimschlauch austritt: Bremia.
b. Konidien ohne Papille, Keimschlauch seitlich austretend:
Peronospora.
Von der Gattung Phytophthora ist die wichtigste Art P, infestans
(Mont.) de By., ein Pilz, der gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts
auf den Kartoffeln in so bedrohlicher Weise auftrat, dafs dadurch ihre
Kultur in Frage gestellt schien.
Makroskopisch bietet sich folgendes Krankheitsbild dar. Auf den
Blättern zeigen sich zuerst kleine, gelbliche, später braun werdende
Flecken, die häufig mit einem weifslich schimmernden Rand umgeben
sind (Fig. 18, 4 k). Anfangs ist die ergriffene Blattsubstanz weich;
später wird sie trocken und schwärzt sich. Die Flecken dehnen sich
schnell über das ganze Blatt aus und bringen es in kürzester Zeit
zum Absterben. Die Verbreitung der Krankheit findet bei feuchtwarmer
Witterung derartig schnell statt, dafs innerhalb weniger Tage ganze
Felder vernichtet werden können. Man bezeichnet dieses Stadium der
Erkrankung als Brandflecken, Krautfäule, Krautverderbnis
oder Schwarzwerden des Krautes. Bei feuchtem Wetter sind
die erkrankten Flecken meistens von einem deutlichen weifsen Ringe
umgeben, der von den Konidienträgern des Pilzes gebildet wird; bei
trockener Witterung ist dieser Ring weniger deutlich oder fehlt oanz,
er tritt aber sofort hervor, sobald man erkrankte Blätter kurze Zeit
feucht hält. Da das Kartoffelkraut für die Knollenbildung die Nähr-
stoffe assimilieren mufs, so wird die Bildung der Knollen naturgemäfs
um so mehr beeinträchtigt oder ganz unterdrückt werden, je zeitiger
im Jahre die Krankheit auftritt. Wenn deshalb die Epidemie schon
im Juni oder Juli ausbricht, so wird der Schaden am gröfsten werden;
findet aber die Erkrankung erst im August oder noch später statt, wenn
bereits das natürliche Absterben des Krautes beginnt, so wird auch
der angerichtete Schaden nicht mehr so bedeutend sein. Im all-
gemeinen wird der Pilz zeitiger auftreten, wenn die Witterung feuchter
und wärmer als gewöhnlich ist, und eher auf tiefgelegenen Feldern. Bei
höherer und luftigerer Lage erfolet der Angriff meist erst gegen Ende
des Sommers, wodurch dann die "Schädigung viel geringer wird.
Der Pilz beschränkt sich nun nicht blofs auf die oberflächlichen
Teile der Kartoffelpflanze, sondern ergreift auch die Knollen. Über
die dadurch hervorgerufenen Fäulniserscheinungen soll nachher ge-
handelt werden, nachdem wir uns erst die Entwicklung des Schmarotzers
näher betrachtet haben.
Untersucht man die Blattlliecken mikroskopisch, so findet man im
Mesophyll des Blattes, zwischen den Zellen reichlich wuchernd, das
Mycel, das einzellige, stellenweise verzweigte und reich mit Plasma.
gefüllte Schläuche von 3 bis 4,5 u Dicke darstellt. Haustorien werden
meistens nicht gebildet. Vom Infektionspunkte aus wächst das Mycel
centrifugal im Blattgewebe weiter, Das Gewebe verliert seinen Turgor
und erweicht; darauf erfolgt das völlige Absterben, indem die Zellen
zusammenfallen und ihr Inhalt sich desorganisiert und bräunt, auch die.
3. Peronosporineae. 133
Zellmembranen werden braun. Wenn das Gewebe völlig tot ist, so
zeigt sich auch das Pilzmycel abgestorben, ein Zeichen dafür, dafs
lediglich die Giftwirkung des Mycels die Zellen zum Absterben bringt.
In der Zone seines üppigsten Wucherns, also am Rande der Flecken,
bildet das Mycel die Konidienträger aus. Zu ihrer Bildung entsendet
das Mycel einen kurzen Seitenast zu einer Spaltöffnung nach aufsen.
Derselbe bleibt entweder unverzweigt oder bildet unmittelbar über der
Oberfläche des Blattes ein Bündel von Zweigen, die gerade nach aufsen
wachsen. An den Stellen des Blattes, wo keine oder wenige Spalt-
öffnungen vorhanden sind, z. B. an den Rippen und der Oberseite,
schieben sich die Träger auch zwischen zwei Epidermiszellen hervor.
Die Träger bleiben zunächst unverzweigt und erzeugen durch An-
schwellung ihrer Spitze eine citronenförmige Konidie, die sich durch
eine Querwand so abgliedert, dafs noch ein kleines Stückchen Träger
mit inbegriffen wird (Fig. 18, 5). Dadurch erscheint sie wie mit einem
kleinen Stielchen versehen. Es folgt dann ein weiteres schnelleres
Wachstum der Spitze des Trägers, wobei die Konidie beiseite ge-
schoben wird und nun seitlich ansitzt. War der Träger von vornherein
in mehrere aufrechte Aste zerspalten, so erfolgt an jeder Astspitze das
geschilderte Konidienwachstum. Der Vorgang der Konidienbildung kann
sich an jedem Aste mehrmals wiederholen, wodurch dann eine grofse
Zahl von seitlich ansitzenden Konidien resultiert, bis der Träger er-
schöpft ist. Die Konidien fallen sehr leicht ab, da sie nach der Bei-
seiteschiebung nur noch locker ankleben; man kann aber ihre Zahl
sehr leicht feststellen, da der Träger bei der Erzeugung jeder Konidie
eine leichte Anschwellung bildet.
Die Konidien haben etwa citronenförmige Gestalt; ihre Membran
ist farblos, derb und an der Spitze verdickt, der Inhalt ist hyalın.
Die Länge der Konidie beträgt 27 bis 30 u, die Breite 15 bis 20 u.
Wenn eine solche Konidie abgefallen und in feuchte Umgebung gelangt
ist, so platzt die Membran auf (Fig. 18, 8a), und der Inhalt tritt in
Form von ovalen, einseitig etwas abgeplatteten, membranlosen Zellen
(Fig. 18, 8b) hervor, die mit zwei seitlich ansitzenden Wimpern ver-
sehen sind, mit deren Hilfe sie sich im Wasser drehend fortbewegen
(Fig. 18, 829). Gewöhnlich werden 10 (6 bis 16) Zoosporen gebildet.
Nach einer halben Stunde gelangen sie zur Ruhe und treiben einen
Keimschlauch aus. In seltenen Fällen kommt es vor, dafs die Konidie
(sp) direkt in einen Schlauch austreibt (Fig. 18, 7m), oder dals sich
erst eine sekundäre Spore bildet (Fig. 18, 7c), die aus der Spitze des
einfachen, kurzen Keimschlauches entsteht. Ob äufsere Verhältnisse,
etwa direkte Sonnenstrahlung, für das Auftreten dieser anormalen
Bildungen mafsgebend sind, wurde bisher nicht festgestellt.
Kommt nun eine auskeimende Zoospore auf ein Kartoffelblatt, so
wächst der Keimschlauch in eine Spaltöffnung hinein oder bohrt sich
durch die Wandung einer Epidermiszelle (Fig. 18, 9), um ins Innere
des Blattgewebes zu gelangen. Die durchbohrte Stelle wird ‚braun,
ebenso färben sich oft die angrenzenden Zellen, ohne dafs sie von
einem Pilzfaden berührt werden. Das Chlorophyll wird zerstört, die
Stärke aufgelöst, und der Zellinhalt wird braun und humos. Weitere
Fortpflanzungsorgane des Pilzes hat man bisher nicht aufgefunden.
Besonders wichtig für die Schädlichkeit ist nun der Umstand, dafs
der Pilz auch die Knollen primär infizieren kann. An den frischen
Knollen treten bräunliche, etwas eingesunkene, verschieden grofse
134 III. A. Oomycetes.
Flecken an der Schale auf. Zerschneidet man die Knolle an einer
solchen Stelle, so sieht man nur eine schmale Schicht des äufseren
Gewebes gebräunt, während der übrige Teil noch gesund ist. Bis-
weilen sind äufserlich überhaupt keine Spuren der Infektion zu sehen;
höchstens treten kaum merklich mifsfarbige Stellen auf. Trotzdem
sieht man auch in solchen Fällen auf Durchschnitten einzelne kleine,
isolierte oder zusammenhängende braune Stellen in der Rindenpartie
bis zu den Gefäfsbündeln. Wenn die Feuchtigkeit die Ausbreitung
des Mycels begünstigt, so wird in kurzer Zeit die ganze Knolle krank;
in anderen Fällen dagegen breitet sich die Zersetzung erst während
der Zeit der Winteraufbewahrung allmählich aus. Solange wir es bei
den Knollen mit einer reinen Wirkung der Phytophthora zu tun haben,
spielen sich in den Zellen die nämlichen Absterbungserscheinungen
wie im Blattgewebe ab. Der Plasmainhalt wird teilweise gelöst, teil-
weise gebräunt, die Membranen humifizieren, die Proteinkristalle bräunen
sich, und die Stärkekörner werden ganz oder teilweise gelöst unter
Bildung von Zucker. Bei diesem Lösungsvorgang werden die Körner
nicht rissig oder zerklüftet, sondern spindel- bis nadelförmig, was auf
die allmähliche Lösung von aufsen durch abgeschiedene Stoffe schliefsen
läfst. Die Knolle bleibt dabei hart, sie mumifiziert und zeigt die
typischen Erscheinungen einer Trockenfäule. Dafs es sich hier um
unseren Pilz handelt, kann man dadurch beweisen, dafs sich bei Feucht-
legen von Kartoffelstücken die typischen Konidienträger entwickeln.
Diese geschilderten Erscheinungen treten nun in den wenigsten
Fällen rein auf, sondern es finden sich, wie bei allen Fäulnisvorgängen,
im Boden allerhand andere Pilze ein, welche den ganzen Vorgang ver-
wischen können. Wie schon bei der durch Bakterien hervorgerufenen
Natsfäule der Kartoffelknollen (S. 73) hervorgehoben wurde, sind viele
andere Fadenpilze als Begleiter der Kartoffelfäulen nachgewiesen worden.
Es ist daher nicht immer leicht, über die sich bei der Fäule ab-
spielenden Vorgänge ein klares Bild zu gewinnen, namentlich wenn bei
Anwesenheit der Bakterien das Verfaulen in aufserordentlich be-
schleunigtem Tempo verläuft. Gewinnen die Bakterien die Uberhand,
so verjauchen die Knollen zu einem übelriechenden Brei im Innern,
der durch die äufsere Korkschale zusammengehalten wird, bis das Ganze
zusammentrocknet und dann äufserlich das Bild der Trockenfäule ge-
währt. Solche Bakterienfäulen sind aber stets leicht daran zu erkennen,
dafs die Stärkekörner unverletzt und die Zellmembranen aufgelöst sind.
Aus den Untersuchungen von REınkE und BERTHOLD!) geht hervor, dafs
auf den durch Phytophthora trockenfaulen Knollen sich viele andere
Schimmelpilze saprophytisch ansiedeln können, von denen die wich-
tigsten Fusisporium Solani Mart., Spicaria Solani Harting, Verticillium
alboatrum Rke. et Berth. sind. Sie gehören als Konidienformen teilweise
zu Hypomyces- und Nectria-Arten und unterscheiden sich durch ihr sep-
tiertes Mycel leicht von dem Kartoffelschimmel. Alle diese Pilze sind
für sich allein nicht imstande, gesunde Kartoffeln krank zu machen,
sondern vermögen sich erst auf dem durch Phytophthora für sie vor-
bereiteten Nährboden anzusiedeln. Dadurch erweisen sie sich als harm-
lose Saprophyten, die nur unter gewissen Bedingungen die Zersetzung
des Kartoffelgewebes zu beschleunigen vermögen.
Anders dagegen verhält sich die Knolle gegenüber der Phyto-
!) Die Zersetzung der Kartoffel durch Pilze. Berlin 1879.
8. Peronosporineae. 135
phthora. Schon die älteren, ziemlich einfach angestellten Versuche von
SPEERSCHNEIDER !) zeigten, dafs sich gesunde Knollen infizieren liefsen,
wenn sie mit kranken Laubstücken in enge Berührung gebracht wurden.
Seitdem haben zahlreiche Versuche anderer Forscher die Richtigkeit
dieser Tatsachen bestätigt, allerdings mit der Einschränkung, dafs stets
die entsprechende Feuchtigkeit vorhanden sein mufs, wenn die Über-
tragung gelingen soll. Auf dem Felde findet die Infizierung der Knollen
natürlich von dem erkrankten Laube her statt; indessen dürfte es wohl
gar nicht oder nur höchst selten vorkommen, dafs das Mycel von den
Stengeln in die Knollen hinabsteigt. Die Infektion erfolgt vielmehr
durch abgefallene Konidien, die in den Boden gelangen und hier ihre
Schwärmsporen ausbilden. Sobald im Boden die nötige Feuchtigkeit
vorhanden ist, erfolgt die Auskeimung der Schwärmer auf der Ober-
fläche der Knollen und das Eindringen der Keimschläuche. Wahr-
scheinlich findet das Eindringen des Pilzes an den Augen statt; ist er
erst einmal im Innern der Knolle, so vermag er alle Teile zu durch-
wuchern, ohne an eine bestimmte Gewebeform gebunden zu sein?). In-
dessen scheint der junge Keimschlauch aufserdem auch die Fähigkeit
zu besitzen, die Periderm- und Korkschichten durchbohren zu können; so
zeigt Fig. 18, 9 einen Pilzfaden, der die Korkschicht durchbohrt hat
und nun ins Innere wächst. Sofort nach dem Eindringen kann der
Pilz zur Konidienbildung schreiten, wenn die entsprechenden äufseren
Umstände gegeben sind. So findet die Ausbildung der Träger nur an
der Luft, also aufserhalb der Pflanze, statt. Bei höheren Temperaturen,
namentlich 20 bis 25°, und bei sehr hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft
geht die Konidienbildung sehr üppig vor sich. Aus dieser Erkenntnis er-
gibt sich, wie wir später sehen werden, ein Mittel, um die Verbreitung
des Schmarotzers im Winterlager der Kartoffeln möglichst zu verhüten.
Wie schon oben gesagt wurde, hat man trotz des eifrigsten Suchens
noch keine Oosporen des Pilzes aufgefunden, so dafs seine Erhaltung
von einem Jahre zum anderen ausschliefslich durch das in den Knollen
überwinternde Mycel erfolgen mufs. Zwar wollte W. G. Smimm®) in
den kranken Kartoffelblättern Oogonien und Antheridien gefunden
haben, doch wies A. pe BarrY*) kurz darauf nach, dafs niemals andere
Fruchtorgane auftreten als die Konidien. Was SMITH und vor ihm schon
andere Beobachter als Dauersporen gedeutet haben, waren nur Oosporen
von Pythium-Arten (Fig. 18, 2), die sich als Saprophyten in dem faulen-
den Pflanzengewebe eingefunden hatten. Die Keimdauer der Konidien
ist nach den Versuchen von L. HEckE eine sehr beschränkte, nament-
lich bei Trockenheit erlischt sie schnell; jüngere Konidien werden da-
bei stets zu Zoosporangien, ältere dagegen keimen mit Keimschlauch
aus. Daraus geht also hervor, dafs die Erhaltung der Art durch die
Konidien nur in sehr unvollkommener Weise gewährleistet wird, denn
jede Periode trockenen Wetters vernichtet sie schnell und läfst eine
ausgebrochene Epidemie zum Erlöschen kommen.
Da aus den angeführten Gründen die Erhaltung der Art scheinbar
!) Die Ursache der Erkrankung der Kartoffelknolle durch eine Reihe Experi-
mente bewiesen in Botan. Zeit. XV, 1857, S. 121
2) Vergl. L. Hecke, Untersuchungen über Phytopthora infestans de By. als
Ursache der Kartoffelkrankheit im Journ. f. Landwirtsch. 1898, S. 71 u. 97.
®) The resting-spores of the Potato disease in Garden. Chron. July 1875.
*) Researches into the nature of the potato-fungus, Phytophthora infestans in
Journ. of Botany 1876, S. 105.
136 IlI. A. Oomycetes.
nur in recht unvollkommener Weise gewährleistet ist, so verlohnt es
sich, näher auf die Übertragung der Krankheit einzugehen, um
dadurch ein Urteil für die merkwürdige Tatsache zu gewinnen, dafs
trotzdem der Pilz eine so allgemeine und schnelle Verbreitung besitzt.
Wie wir sehen, wird die Knolle durch die Konidien infiziert, die
durch jeden Regentropfen von den Blättern abgewaschen und in die
Erde transportiert werden können. Solche bereits vom Pilze angesteckte
Knollen sehen äufserlich vollkommen gesund aus; erst im Auf-
bewahrungsraume während des Winters bildet sich die Krankheit all-
mählich heraus und überträgt sich durch die aufserhalb der Knolle er-
zeugten Konidien auch auf gesunde Kartoffeln. Solche spät in der
Miete infizierten Knollen zeigen dann häufig äufserlich nur schwer
oder nicht erkennbare Spuren der Krankheit und werden als gesundes
Saatgut wieder auf den Acker gebracht, wo es dann bei den für den
Pilz günstigen Witterungsbedingungen nicht selten geschieht, dafs die
Mycelfäden in die jungen Triebe hineinwachsen. Dafs die Krankheit
von solchen Mutterknollen sowohl in die oberirdischen als in die unter-
irdischen Triebe hineingelangen kann, dafür sprechen die Erscheinungen,
dafs schon ganz jugendliche Stengel unter den Symptomen der Krank-
heit absterben, und dafs bei den Knollen mit langen Ausläufern sich be-
obachten läfst, wie die der Mutterknolle zunächst liegenden neuen
Kartoffeln zuerst erkranken und dann später erst die weiter entfernt
entstehenden. Direkt nachgewiesen im Laboratorium wurde dieses
Hineinwachsen des Mycels in die jungen Triebe schon 1861; im Jahre
1875 wiederholte A. pe Bary den Versuch ım Freien, indem er im März
infizierte Knollen im April ins Freiland pflanzte. Einige von den aus-
getriebenen Sprossen wurden durch das nachweisbare Mycel des
Kartoffelpilzes krank.
Die Verbreitung der Krankheit auf den oberirdischen
Trieben findet durchaus nicht immer gleichmäfsig zu allen Zeiten
und bei allen Sorten statt, sondern es existieren manche Verschieden-
heiten, auf die J. Künn!) zuerst hingewiesen hat. Er beobachtete
nämlich, dafs die in ihrer Entwicklung verschieden weit fortgeschrittenen
Varietäten gleichzeitig, aber in sehr verschiedenem Grade erkrankten.
Als Erklärung für diese eigentümliche Erscheinung gibt Künn an, dafs
zwei bestimmte Zeitabschnitte im Leben der Kartoffel existieren, in
denen die Pflanze am empfindlichsten für die Krankheit ist. Der erste
Zeitpunkt ist die Jugend. Junge Triebe erliegen am schnellsten der
Krankheit; ausgewachsene dagegen zeigen eine grofse Widerstands-
fähigkeit. Nach diesem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium soll aber
nach Künn wieder eine Periode grofser Empfindlichkeit eintreten; findet
sich diese Periode nebst günstigen Entwicklungsbedingungen für den
Pilz Ende Juli oder Anfang August ein, so sieht man die in der Aus-
bildung vorgeschrittenen Frühkartoffeln schnell durch den Parasiten
absterben, während er auf anderen Sorten um so langsamer Platz greift,
je spätreifender sie sind. Auch frühreife Sorten, die aufsergewöhnlich
spät gelegt sind, haben von der Krankheit wenig zu leiden, während
dieselben Sorten, in der gewöhnlichen Zeit gelegt, bald vom Pilz zer-
stört werden. Dafs der Ausbruch der Krankheit weniger an die Felder
als an ein bestimmtes Stadium der Laubentwicklung gebunden erscheint,
') Berichte aus dem physiol. Laboratorium u. der Versuchsanstalt des Land-
wirtschaftlichen Instituts der Univ. Halle 1872, S. 81#f.
3. Peronosporineae. 19%
geht auch aus Beobachtungen von Büchner!) hervor, die er mehrere
Jahre hindurch gemacht hat. Nach ihm befinden sich die Frühkartoffeln
meist in dem empfänglichen Stadium der Laubentwicklung, wenn der
Pilz wie gewöhnlich im Jahre auftritt; daher wurden diese stark be-
fallen, die mittelfrühen wenig und die späten Sorten gar nicht. In
einem anderen Jahre war nun feuchtwarmes, dem Pilzwachstum
günstiges Wetter später aufgetreten, als gerade das Laub der Spät-
kartoffeln in dem kritischen Stadium war; infolgedessen wurden diese
stark befallen. Dagegen behielten aber die Kartoffeln auf einer Stelle,
wo sie sehr spät gelegt waren, ihr grünes Laub. Büchner erklärt diese
Erscheinung damit, dafs die rechtzeitig gesteckten Kartoffeln ihre alten
Triebe bereits in Reifestillstand versetzt hatten und neue austrieben,
die nun der Krankheit schnell zum Opfer fielen; bei den spät gesteckten
dagegen war das Wachstum der alten Stengel noch nicht erloschen
und das alte Laub daher resistent gegen die Krankheit. Jedenfalls
geht, wenn wir von der Richtigkeit dieser oder jener Erklärung ab-
sehen, daraus hervor, dafs die verschiedenen Sorten in ihrer Ent-
wicklungsperiode nicht immer gleich empfänglich und gleich resistent
sind. Es mag hier gleich darauf hingewiesen werden, dafs diese Beobach-
tungen mit der verschiedenen Empfänglichkeit der einzelnen Kartoffel-
sorten nichts zu tun haben; darauf kommen wir später noch zu sprechen.
Es unterliegt also keinem Zweifel, dafs das Mycel imstande ist,
aus der Knolle in die jungen Triebe hineinzuwachsen; indessen spielen
hier doch gewisse äufsere Verhältnisse mit, welche die Infektion erst
ermöglichen. Dafs die Ansteckung nicht notwendig zu sein braucht,
geht daraus hervor, dafs aus kranken Knollen gesunde Pflanzen
erwachsen. Wenn nämlich das Mycel zwar in der Knolle sitzt, aber
zur Zeit, wo die Triebe noch jung sind und von der Mutterknolle er-
nährt werden, nicht bis in die wachsenden Augen gelangt, so bleiben
die Triebe gesund. Aufserdem mufs das Wachstum des Mycels durch
äufsere Agentien beschleunigt werden, wenn es in den jungen Trieb
hinüberwuchern soll. Solch ein begünstigendes Moment ist, wie schon
A. ve Bary hervorhebt, die Feuchtigkeit. Sobald für längere Zeit
Trockenheit eintritt, steht die Phytophthora in ihrem Wachstum still,
während die Nährpflanze natürlich weiterwächst und durch das Er-
starken ihrer Gewebe dem Pilze keinen Angriffspunkt mehr gewährt.
Dann wird der Schmarotzer wirkungslos und geht schliefslich zugrunde.
"Wir können uns davon etwa folgende Vorstellung machen. Wenn
nafsfaule Kartoffeln, deren weitere Zerstörung durch trockene Auf-
bewahrung sistiert worden ist, spät in den Boden gebracht werden, so
haben sich die Triebe im Aufbewahrungsraum schon entsprechend ent-
wickelt und werden durch die vorgeschrittene Jahreszeit noch mehr in
ihrer weiteren Entfaltung begünstigt. Dieses schnelle Wachstum wird
sich namentlich darin zeigen, dafs die Wurzeln, die um jedes Auge
angeleot werden und nur durch die Trockenheit bisher zurückgehalten
wurden, sich schnell strecken und dem jungen Trieb Nahrung zuführen.
Der dadurch schon grofsenteils von der Knolle emanzipierte Trieb er-
starkt und reift schnell, da die höhere Tagestemperatur und der
intensivere Lichteinflufs schnellere Verdickung der Zellwände hervor-
rufen, namentlich im ältesten Teil an der Basis des Triebes. Wenn
jetzt das Mycel sich zu erneuter Tätigkeit erholt und nach den Augen
1) Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 1895, S. %.
138 III. A. Oomycetes.
hinwächst, so findet es statt der jugendlichen dünnen Membranen und
des reichlichen Plasmainhaltes starre und meist schon verholzte Mem-
branen und einen stickstoffarmen Zellinhalt. Selbst wenn also das
Mycel die Zellwände durchbohren sollte, wozu es ja die Fähigkeit hat,
so reicht doch der Inhalt der Zellen nicht zur üppigen Ernährung: aus,
und das Mycel verkümmert allmählich.
Im jungen Triebe sind natürlich die Verhältnisse ganz anders, und
wenn der Pilz zeitig genug an die Basis eines solchen herangekommen
ist, so wächst er mit ihm in die Höhe. Wenn Künn für die Kartoffel-
pflanze, wie oben gesagt, noch eine zweite Empfänglichkeitsepoche an-
nimmt, so findet diese Voraussetzung nur dann ihre natürliche Er-
klärung, wenn ebenfalls ein geeigmetes Nährmaterial in Form jugend-
lichen, kräftig vegetierenden Pflanzengewebes zu Gebote steht. So-
lange die Pflanze unter normalen Bedingungen sich der Reife nähert,
werden die älter werdenden Stengel immer weniger Nährmaterial und
immer ungünstiger werdende Ansiedlungsbedingungen darbieten. Die
Schnelligkeit des Reifens hängt von der -Gröfse der Zufuhr von Wärme
und Licht ab; auch der trockene Boden begünstigt während der warmen
Jahreszeit die Reife.
Setzen nun während des Höhepunktes der Vegetationsperiode starke
Regengüsse ein, so wird die Pflanze in neue Wachstumsenergie ver-
setzt, die sich in verschiedener Art zu äufsern vermag. Bei den früh
gelegten Knollen ist das Wachstum der Triebe fast erloschen, und die
Gewebe sind mit Ausnahme der Augen in Dauergewebe übergegangen.
Die der Reife nahen Triebe haben sich schon etwas zur Erde geneigt.
Der Druck des plötzlich neu hinzugekommenen Bodenwassers wird nun
die Augen, die an der Basis der niederliegenden Zweige sich finden,
zur Entwicklung anregen. Diese jungen Triebe bilden aber den präch-
tigsten Nährboden für die Phytophthora. Bei spätgelegten Knollen wird
dagegen das Wachstum der Triebe noch nicht völlig abgeschlossen sein.
Kommt jetzt noch das reichliche Wasser hinzu, so nehmen die Triebe ihr
Fortwachsen mit erhöhter Energie auf. Hier wird also das Wachstum auf
den ganzen Trieb ausgedehnt und nicht auf einzelne Augen beschränkt;
dadurch natürlich bietet die Pflanze weniger Angriffspunkte für den Pilz
dar. Auf diese Weise erklärt sich die scheinbar so eigentümliche Tat-
sache, dafs die früh gelegten Knollen mehr leiden als die spät gelegten.
Nach dem vorhin Gesagten kann es als bewiesen gelten, dais die
Übertragung der Krankheit von einem Jahre aufs andere nur durch
die kranken Knollen erfolet. Wird dadurch nur ein einziger Junger
Trieb infiziert, so ist dieser imstande, das ganze Feld anzustecken.
Bei der Ausbreitung der Krankheit mufs vielfach die örtliche Lage des
Feldes in Betracht gezogen werden. Bricht auf einem höher gelegenen
Feld die Epidemie zuerst aus, so können durch den Wind die Konidien
auf tiefer gelegene Felder geweht werden. Unter Umständen leiden
daher diese mehr als der höher gelegene Infektionsherd. Die Knollen
werden dann am meisten angesteckt “werden, wenn die Konidien durch
Regengüsse in den Boden hinabgespült werden.
Nachdem wir die Krankheit genauer kennen gelernt haben, wollen
wir, bevor die Bekämpfungs- und Verhütungsmafsregeln besprochen
werden, kurz einen Blick auf ihre Geschichte werfen. In der Mitte
der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts trat die Krankheit in
besorgniserregender Weise in Europa auf, nachdem 1843 und 1844
in Nordamerika eine erofse Epidemie vorangegangen war. Begünstigt
3. Peronosporineae. 139
durch den nafskalten Sommer des Jahres 1845 breitete sie sich mit
unheimlicher Schnelligkeit über alle kartoffelbauenden Länder aus und
bedrohte die Kultur dieser für die Ernährung breiter Volksschichten
so wichtigen Pflanze. Indessen war die Erkrankung, wenn auch mehr
lokaler Natur, sicher schon seit etwa 1830 nach Marrıus in Deutschland
bekannt. Mit gleicher Heftigkeit wütete sie nun etwa bis 1850, liefs
dann aber allmählich nach, namentlich nachdem man energisch von
seiten der Wissenschaft und der Praxis ihr Studium und damit ihre
Bekämpfung in Angriff genommen hatte. Der Pilz selbst ist wohl zu-
erst von der bekannten Mykologin Madame LigErT gesehen worden und
wurde Botrytis devastatrix von ıhr benannt, aber nicht veröffentlicht.
Erst ©. MontasnE hat dann genauere Nachrichten 1845 über den Pilz
gegeben und ihn Dotrytis infestans benannt. Von dieser Zeit an häufen
sich die Arbeiten über die Erkrankung, ohne dafs man aber den Zu-
sammenhang zwischen ihr und dem Pilze nach jeder Richtung hin klar
erkannte. Die Untersuchung des Laubes und der Knollen zeigte, dafs
aufser dem Kartoffelpilz noch eine groise Zahl anderer Fadenpilze vor-
handen war, deren Beteiligung bei der Erkrankung man von vornherein
annahm. Auch die Identität der Laub- und Knollenerkrankung wurde
erst allmählich erkannt. Besondere Verdienste in der Erforschung der
Krankheit erwarben sich aufser Monta@ne£: HARTING !), UNGER ?), CASPARY?),
SCHACHT), SPEERSCHNEIDER®). Derjenige aber, der zuerst die Krankheit
nach jeder Richtung hin aufklärte, war A. ne BarY®), der in einer
Reihe von bedeutsamen Arbeiten die Ursache, Übertragung, Verbreitung
und Bekämpfung studierte. Gleichzeitig wurde auch die Krankheit
von praktischen Gesichtspunkten aus eingehend untersucht; hier wären
namentlich J. KüHn, MÄRCKER, SORAUER u. a. zu nennen, die besonders
die prädisponierenden Einflüsse und die Bekämpfung auf dem Felde be-
rücksichtigten. In neuester Zeit hat man die Bekämpfung durch Spritz-
mittel in den Vordergrund gerückt, worüber weiter unten das Nötige
zu sagen sein wird. In den letzten Jahrzehnten hat die Krankheit ent-
schieden viel von ihrem verheerenden Charakter eingebüfst und tritt
nur hier und da noch mit gröfserer Heftigkeit auf, obwohl sie durch-
aus nicht als erloschen zu betrachten ist.
Die Heimat des Pilzes ist Amerika, wo er auf der wilden Kartoffel
in Chile auftritt und noch andere Solanaceen befällt.
Wenn wir uns jetzt zu den Bekämpfungs- und Verhütungs-
mitteln wenden, die in Anwendung gekommen sind, so sind dabei
das Vorkommen auf Solanaceen überhaupt, die Widerstandsfähigkeit
der einzelnen Kartoffelsorten, die Düngung und Bearbeitung des Bodens
und endlich die Sterilisation des Saatgutes und die Bespritzung des
Laubes mit fungiciden Mitteln zu berücksichtigen. Diese Punkte sollen
jetzt der Reihe nach besprochen werden.
Da man Oosporen des Kartoffelpilzes auf der Kartoffelpflanze nicht
1) Recherches sur la nature et les causes de la maladie des pommes de terre in
Nieuwe Verh. eerste Kl. Nederl. Inst. Amsterdam XII, 1846.
2) Botan. Zeit. V, 1847, S. 314.
®) Monatsber. d. Berliner Akademie 1855
*#) Bericht über die Kartoffelpflanze und deren Krankheiten. Berlin 1854.
5) Die Ursache der Erkrankung der Kartoffelknolle durch eine Reihe Experi-
mente bewiesen in Bot. Zeit. XV, 1857, S. 121.
6) Die gegenwärtig herrschende Kartoffelkrankheit. Leipzig 1861. Researches
into the nature of the potato-fungus in Journ. Roy. Agrie Soc. London 2 ser. XII,
1876; ferner Journal of Botany 1837, Botan. Zeit. 1881 und andere Aufsätze.
140 III. A. Oomycetes.
gefunden hatte, so vermutete de BarY, dafs sie sich vielleicht auf anderen
Pflanzen finden liefsen. Man hat deshalb auf das Vorkommen des
Pilzes eine ganze Anzahl wilder und kultivierter Solanaceen unter-
sucht, aber ohne Erfolg. Dagegen hat man gefunden, dafs die Koni-
dienträger sich bei anderen Solanaceen finden, bei denen dann eine
ganz Ähnliche Krankheit wie bei der Kartoffel zum Ausbruch kommt.
Auf südamerikanischen Solanaceen, also auf Pflanzen, welche dieselbe
Heimat wie die Kartoffel haben, hat man den Pilz besonders verbreitet
angetroffen. So wurde er auf Solanum etuberosum, caripense, utile, sto-
loniferum, Maglia, verrucosum, ferner auf dem Bastard tuberosum X
utile und auf der australischen Art $. laciniatum, sowie auf Petunia
hybrida und Datura Metel gefunden. Auch auf unser heimisches $. Dul-
camara geht er über, nicht aber auf S. nigrum und andere Unkräuter.
Ferner wurde er beobachtet auf den Scrophulariaceen Anthocereis
viscosa von BERKELEY und Schizanthus Grahami von DE Bary. In letzterem
Falle erscheint es wohl sicher, dafs er erst von der Kartoffel über-
tragen worden ist. Aufserdem trifft man ihn häufig auf Tomaten; na-
mentlich macht er sich in Nordamerika darauf unliebsam bemerkbar.
E. MarcHar hat in Belgien eine Fruchtfäule der Tomaten beobachtet,
die grofsen Schaden verursachte und von der Phytophthora herrührte;
indessen ging sie merkwürdigerweise niemals auf die Blätter über.
Endlich wäre noch zu erwähnen, dafs G. v. LaGERHEIM!) in Ecuador
bei Solamım muricatum, das wegen seiner schmackhaften Früchte (Pe-
pinos) häufig angebaut wird, eine Fruchtfäule beobachtet hat, die von
dem Kartoffelpilz verursacht wird. Aus der Liste dieser Nährpflanzen
wird es ersichtlich, dafs die Kartoffel bei uns kaum durch wildwachsende
Pflanzen infiziert wird, sondern dafs vielmehr der Pilz von der Kar-
toffel erst auf sie übergeht. Durch Vernichtung der auf dem Felde
wachsenden Nachtschattenarten ist also kein Schutz gegen die Krank-
heit zu erwarten.
Über die Widerstandsfähigkeit dereinzelnen Kartoffel-
sorten gegen die Kartoffelfäule sind zahlreiche Untersuchungen ange-
stellt worden, aus denen hervorgeht, dafs einzelne Sorten eine ver-
schiedene Empfänglichkeit zeigen.
P. Soraver?) kam schon früher durch ziemlich lange Zeit fort-
gesetzte Versuche zur Bestätigung der von vielen Praktikern ausge-
sprochenen Erfahrung, dafs die dünnschaligen, weifsen Sorten eine
gröfsere Neigung zum Erkranken zeigen als die dickschaligen, roten
Varietäten®). Die weifsen Sorten sind aber durchschnittlich stärke-
ärmer als die roten; sie besitzen mehr Proteinkristalle*) und wahr-
!) La enfarmedad de los pepinos, su causa y sa curaciön in Revista Ecua-
toriana II, 1891, Nr. 24; cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. II, 161.
?) Kartoffeluntersuchungen in Neue landwirtsch. Zeit. v. Fühling. 20. Jahrg.,
Heft 7 u. 8.
®) Noch näher festzustellen ist eine von Fısu (Gardener's Chroniele 1873, Nr. 12,
S. 403) ausgesprochene Erfahrung, dafs eine Kartoffelsorte um so zarter, je weniger
gefärbt dieselbe ist. Diese Beziehung zwischen Farbe und Kräftigkeit soll sich auch
auf das Kraut beziehen Je matter grün das Kraut, desto weniger lebenskräftig
die Pflanze. Pflanzen, die fast schwarzgrünes Laub haben, sollen der Krankheit
am besten widerstehen. Bei anderen Pflanzen hat Soraver allerdings auch beobachtet,
dafs lockerer, stickstoffarmer, aber wasserreicher Boden helles und weniger wider-
standsfähiges Laub erzeugt.
*) P. Soraver in Annalen d. Landw. in d. preufs. Staaten. Wochenbl. 1871,
NT. 8.
3. Peronosporineae. 141
scheinlich mehr gelöste Kohlehydrate als die roten, welche dagegen
häufig mehr und stärker verdickte Steinzellen in der Knollenrinde auf-
zuweisen haben. Daraus geht hervor, dafs eine Varietät nicht nur ge-
staltlich, sondern auch stofflich von einer anderen abweicht. Wenn
die Erfahrung lehrt, dafs die Phytophthora nur bestimmte Sorten ganz
besonders heimsucht, so heifst das nichts anderes, als dafs der Schma-
rotzer in diesen Sorten einen besonders zusagenden Nährboden findet.
Insofern läfst sich also sagen, eine Sorte ist mehr prädisponiert zur
Krankheit. Da nun die Kultur durch die teils absichtlich, teils ab-
sichtslos alljährlich geänderten Vegetationsbedingungen immer neue
Varietäten schafft, überhaupt die Varietätenbildung begünstigt, so er-
zeugt sie allerdings vielfach solche Sorten, welche dem Pilze eine
recht zusagende Unterlage abgeben und infolgedessen fast überall
erkranken. Auf solche Tatsachen stützen sich diejenigen, welche
behaupten, die Kultur schaffe eine Prädisposition zur Krankheit. Diese
Behauptung ist aber sehr einseitig. Dafs wir die einzelnen Vege-
tationsfaktoren in ihrem Einflusse auf die Kulturpflanze noch nicht
genügend zu regeln verstehen und bald einen Mangel, bald einen Über-
schufs des einen Faktors haben, der sich nachher im Produkte, in der
Kulturpflanze, abspiegelt und dieselbe unter Umständen für Krank-
heiten empfänglicher macht, das ist ein Vorwurf, der nicht der Kultur,
sondern unserem mangelhaften Wissen gemacht werden mufs.
Um gewisse Gesichtspunkte für die Beurteilung dieser Frage zu
gewinnen, hat P. SORAUER eine grofse Zahl von Untersuchungen unter-
nommen. Sie wurden ausgeführt, indem dieselben Sorten in sowohl
nach ihrem spezifischen als absoluten Gewichte bestimmten Knollen
auf gedüngtes und ungedüngtes Land, bald in Gräben, bald auf Wälle
gelegt wurden.
Die Resultate weisen darauf hin, dafs wir, abgesehen von den
atmosphärischen Einflüssen, vorzugsweise in der Kultur den Faktor
haben, welcher sich in der Ernte widerspiegelt. Die Kultur hat in
den verschiedenen Kartoffelvarietäten ein Saatgut geschaffen, das in
zwei Gruppen annähernd zusammengefafst werden kann. Die eine
Gruppe enthält die weifsen und blauen Knollen, die andere die rot-
schaligen Sorten. Die Gruppen gehen unmerklich ineinander über, und
die Unterscheidungszeichen gelten nur im allgemeinen. Sie bestehen für
die weifsen Varietäten in einer dünneren Korkschale, einem geringeren
Stärkereichtum, einer gröfseren Empfänglichkeit für die Krankheit und
einem gröfseren Anpassungsvermögen für tiefe Lage im Gegensatz
zu den rotschaligen Sorten.
Beide Sorten verhalten sich gleich zur Düngung; sie bringen ein
bedeutend gröfseres Erntequantum im gedüngten als im ungedüngten
Boden, und bei Hügelkultur produzieren sie mehr als in Gräben. Mit
der hohen Lage wächst der Knollenansatz und die Gröfse derselben;
dagegen fällt der relative Stärkereichtum der Gesamternte ebenso wie
durch die Düngung, weil durch Düngung und hohe Lage die Zahl der
unreifen Knollen wächst. Man kann sich diesen Umstand vielleicht
dadurch erklären, dafs man annimmt, die hochliegenden Knollen sind
dem wechselnden Einflufs der Atmosphäre mehr erreichbar; es wird
z. B. eine gröfsere Trockenheit einen schnelleren Verlust der Elastici-
tät der Zellwände bewirken: die Knolle wird schneller relativ reif.
Später eintretende Feuchtigkeit wird bei erneuter Belebung des Saft-
zuflusses nach den Vegetationsherden keine wesentliche Dehnung der
142 III. A. Oomycetes.
schon gebildeten Knollen hervorbringen, sondern aus den Augen des
Tragfadens oder der Knolle selbst eine neue Knollenbildung veranlassen ;
es entsteht erneuter Knollenansatz oder Puppenbildung. Die auf diese
Weise spät angesetzten Knollen erlangen bei dem allgemeinen Vege-
tationsabschlusse im Herbste nachher nicht mehr den vollen Reifegrad.
Bei tieferer Knollenlage und gleichmäfsigerer Feuchtigkeit bleibt die
Dehnbarkeit der Zellwände länger erhalten; es bilden sich weniger
neue Knollen, aber die schon angesetzten wachsen länger und reifen
vollkommener, und dies erklärt, dafs sich die spezifisch schwersten
Knollen einer Sorte in ungedüngten Gräben der Versuchsparzellen
fanden.
Der Verlust an Dehnbarkeit der Zellwände dokumentiert sich auch
an der Schale der Knollen. Folgt auf frühe Trockenheit oder vorge-
schrittenen Reifezustand eine neue, beschleunigte Tätigkeit des Kork-
cambıums, ein Ausdehnen der ganzen Knolle, so kann die Schale
nicht mehr nachgeben; sie reifst, bildet schorfartige Blättchen, während
neue Korkzellen unterhalb der alten entstehen. Bei durchwachsenen
Knollen ist daher oft die Mutterknolle rauh, während die Kindel glatt-
schalig sind. Die dünnere, glattere Schale ist aber in den meisten
Fällen ein Zeichen stärkeärmerer Sorten oder stärkeärmerer Zustände
von sonst spezifisch schweren Sorten. Wir wissen, dafs jüngere Organe
eiweifsreicher sind als ältere; bei den stärkeärmeren Sorten hat SORAUER
einen gröfseren Gehalt an Eiweifskristallen gefunden, und aus diesen
beiden Tatsachen schliefst er, dafs die dünnere Korkschale eine eiweifs-
reichere und vielleicht auch gummireichere, stärkeärmere Knolle ım
allgemeinen anzeigt.
Es ist ferner in den Versuchen gezeigt worden, dafs die kranken
Knollen etwas dünnschaliger sind als die gesunden, und dafs die
weifsen (also durchschnittlich dünnschaligeren) Varietäten von der
Krankheit mehr zu leiden haben als die roten Varietäten; dies legt
die Vermutung nahe, dafs die dünnere Schale und der gröfsere Eiweils-
gehalt der Knolle einen empfänglicheren Mutterboden für die Krankheit
abgeben.
Ähnliche Resultate erhielten auch spätere Untersucher. Von seiten
mancher Praktiker wird denjenigen Sorten, die geringen Stärkegehalt
besitzen und früh absterben, die geringste Widerstandsfähigkeit zu-
geschrieben, was wohl auch gröfstenteils zutreffend ist.
Als man noch über die Ursachen der Kartoffelkrankheiten nicht
völlig im klaren war, nahm man an, dafs die Kartoffelpflanze sich
durch die fortgesetzte Vermehrung auf ungeschlechtlichem Wege in
einem Zustande der Degeneration "befinde, der den Angriff der Krank-
heit erleichtere. Zur Prüfung dieser Frage sind viele Versuche unter-
nommen worden, ohne dafs es möglich gewesen ist, auch nur eine Spur
von Degeneration nachzuweisen. Umgekehrt konnte pe Bary zeigen,
dafs aus Samen gezogene Pflanzen, bei denen also der Einflufs einer
etwaigen Degeneration eliminiert war, ebenso empfänglich gegen die
Krankheit waren.
Im allgemeinen erscheint die Frage von der Empfänglichkeit der
einzelnen Sorten nicht einfach zu sein und wird sich wohl auch kaum
generell lösen lassen. Es müssen ganz besonders die äulseren Ver-
hältnisse des Standortes und die klimatischen Faktoren in Betracht
gezogen werden. Eine Sorte, die bei hoher Feldlage und Sandboden
sich als resistent erwiesen hat, braucht es noch lange nicht für tiefe
3. Peronosporineae. 143
Lage und schweren Boden zu sein. SORAUERS Versuche haben nach
dieser Richtung hin einiges Material beigebracht; aber als vollständig
geklärt können die in Betracht kommenden Fragen noch nicht gelten.
Man hat schon in der ersten Zeit, als die Krankheit auftrat, der
Düngung und Bearbeitung des Bodens eine ganz besondere
Aufmerksamkeit geschenkt, weil man glaubte, dafs man damit am leich-
testen die Krankheit bekämpfen könnte. So sah Lirsis als Ursache
der Krankheit den Mangel an Kalı und Phosphorsäure an und empfahl
Zusatz dieser Stoffe zum Boden.
Unger sah die Hauptursache der Krankheit in einer zu grofsen
Anhäufung von stickstoffhaltigen Substanzen im Parenchym der Kartoffel-
pflanze. Vielfach wird denn auch von Praktikern behauptet, dafs er-
höhte Stickstoffzufuhr die Krankheit begünstige; namentlich soll starke
und späte Stickstoffdüngung besonders schädigend einwirken. SORAUER
glaubt, dafs die Knollen um so leichter erkranken, je mehr Stickstoff
in Form von Amiden statt von Eiweifsstoffen auftritt. Durch chemische
Untersuchungen ist diese Ansicht zum Teil bestätigt worden. So
zeigte MÄRCKER, dafs durch Düngung mit Kalisalzen der Stickstoffgehalt
der Knollentrockensubstanz bedeutend steigt, der prozentische Stärke-
gehalt aber herabgedrückt wird, die Knolle also im Zustande gröfserer
Unreife erhalten bleib. Ohne Kalidüngung liefsen sich 26,50 des
Gesamtstickstoffes als amidartige Verbindungen nachweisen, mit Kali-
düngung aber 49,2%. Die kranken Knollen besitzen nach Lawes und
GILBERT in der Trockensubstanz einen höheren Stickstoffgehalt als die
gesunden, besonders der mittlere Teil der kranken Knollen. Der Saft
aus dem vom Pilze durchwucherten gebräunten Gewebe war bedeutend
stickstoffärmer als der aus .dem unversehrten Teile des Knollen-
gewebes, so dafs daraus ersicktlich wird, dafs der Pilz grofse Mengen
von Stickstoff für sich verbraucht. In neuester Zeit hat L. Hecke!)
abermals empfohlen, durch Zusatz von Kali die Wirkung einer ein-
seitigen Stickstoffdüngung aufzuheben, weil dadurch der prozentische
Gehalt an Stickstoff in der Pflanze herabgesetzt und sie selbst dadurch
resistenter gemacht würde. Da auch Düngeversuche anderer Forscher
zu fast übereinstimmenden Resultaten über den Einflufs des Stick-
stoffes auf die Verbreitung der Krankheit gekommen sind, so dürfte
der Praktiker zu hohe Gaben von Stickstoff (namentlich frischen,
tierischen Dünger) zu vermeiden haben. Dabei ist allerdings wieder
zu bedenken, dafs ein allgemein gültiges Rezept nicht gegeben werden
kann, weil in jedem Falle der Nährstoffgehalt des Bodens, die Boden-
art und der Fruchtbau der vorhergehenden Jahre in Betracht gezogen
werden müssen.
Ebenso wie die Düngung hat man auch die Bearbeitung des
Bodens modifiziert, um dadurch Mittel zur Bekämpfung zu gewinnen.
Grofse Hoffnungen setzte man auf die von GünLıch vorgeschlagene
Anbaumethode. Danach sollten die Knollen auf künstlichen Hügeln
gesteckt werden, so dafs also die jungen Knollen sich in einer Höhe
bilden, die noch über dem sonstigen Niveau der Bodenoberfläche liegt.
GünLich will mit dieser Methode nicht blofs die Krankheit fern ge-
halten, sondern auch reichlichere Knollenerträge erzielt haben. .J. KÜHN
hat diese Resultate als irrig erwiesen, und auch P. SorauEr pflichtet
1) Untersuchungen über Phytophthora infestans in Journal für Landwirtsch.,
18%, 8. 71.
144 III. A. Oomycetes.
ihm darin bei. Dagegen hat JENSEN eine etwas andere Methode ver-
sucht, die auf exakten Experimenten beruht. Die Erdschicht, die über
den Knollen liegt, verhindert mehr oder weniger das Herankommen
der von den Blättern abgespülten Konidien an die Knollen. So schützt -
eine 8-13 cm hohe Erdschicht die Knolle vollkommen; bei sandigem
Boden soll schon eine 4 cm dicke Lage genügend sein und 13 cm
einen absolut sicheren Schutz gewähren. Versuche ergaben, dafs unter
einer Erdschicht von 4 cm Dicke von 225 mit konidienhaltigem Wasser
begossenen Knollen 104 Stück, unter einer solchen von 10,5 cm da-
gegen nur neun krank wurden. Darauf wurde dann das Verfahren der
Häufelung gegründet; die in Reihen, die SO cm voneinander entfernt
stehen, gebauten Pflanzen werden von einer Seite 26—30 cm hoch an-
häufelt, so dafs das Kraut schief nach der entgegengesetzten Seite zu
stehen kommt. Die Meinungen über den Wert dieses Verfahrens gehen
auseinander. Im allgemeinen stimmen die Untersucher darin überein,
dafs der Gedanke des Häufelns theoretisch richtig ist, aber in der
Praxis mannigfache Störungen eintreten, die den Vorteil der Methode
zunichte machen. So wendet E. V. StEBEL!) dagegen ein, dafs bei
etwas lehmisem Boden durch die Sonnenhitze der aufgehäufelte Boden
sehr bald Risse bekommt, wodurch oft die Knollen blofsgelest werden.
Werden dann durch Regen die Konidien abgewaschen, so gelangen sie
unmittelbar an die Knolle. M. T. Masters?) hält die Methode zwar
für vorteilhaft, namentlich beim Kleinbetrieb, aber er weist nach, dafs
sie im Vergleich zu der Bekämpfung der Krankheit durch Spritzmittel
viel teurer infolge des Arbeitslohnes zu stehen kommt. WorıxY und
MAREK empfahlen zwar die Methode ohne besondere Einschränkung, aber
A. PETFERMANN®) hat in Übereinstimmung mit den Ansichten mancher
Fraktiker durch langjährige Versuche bewiesen, dafs der verminderten
Erkrankungszahl eine bedeutende Verminderung des Knollengewichtes
gegenübersteht. Somit wird der Vorteil, der dadurch entsteht, dafs
weniger Knollen erkranken, vollständig illusorisch gemacht, da die
Ernteverminderung jenen Gewinn meist übersteigt. Diese Verminde-
rung läfst sich leicht erklären, da durch die Hitze die Böschungen der
Haufen so ausgetrocknet werden, dafs die jungen Knollen vertrocknen
oder nicht in der Gröfse zunehmen. So bietet also auch die Zu-
bereitung des Bodens kein sicheres Schutzmittel gegen die Krank-
heit dar.
Man hat auch das Abschneiden des Krautes zu der Zeit, wo
die Krankheit zu wüten beginnt, empfohlen. Indessen sind die Erfolge,
die man damit erzielt hat, doch sehr beschränkt geblieben. Wird das
Kraut zu früh entfernt, so erhalten die Knollen nicht mehr die not-
wendige Nahrung und bleiben klein; der Ernteausfall macht dann den
ganzen Schutz gegen die Krankheit illusorisch. Anderseits ist trotz
der Entlaubung die Infektion der Knollen nicht zu verhüten, da die
Konidien von anderen Feldern herübergeweht werden können. Kühn
hat durch einen Versuch erwiesen, dafs solche entlaubte Felder dennoch
von der Krankheit heimgesucht werden können.
Wir wenden uns jetzt den Mitteln zur direkten Bekämpfung des
') Versuch, betreffend die Bekämpfung der Kartoffelkrankheit durch Ver-
wendung von Kupfervitriolpräparate. Stuttgart 1892
‘) The prevention of potato-disease in Garden. Chron. XII, 1892, S. 373.
’) Experiences sur les moyens de combattre la maladie de la pomme de terre
in Bull. de la Stat. agron. de l’e&tat & Gembloux 1891, Nr. 48.
3. Peronosporineae. 145
Pilzes zu und wollen zuerst die Sterilisation des Saatgutes be-
sprechen. Die Voraussetzung, dafs die Erhaltung und Übertragung des
Pilzes lediglich durch das in der Knolle überwinternde Mycel statt-
findet, gibt den einzig richtigen Weg zu seiner völligen Vernichtung.
Wenn es gelänge, nur ganz gesunde Knollen auszulegen, so müfste
die Krankheit sofort verschwinden. Dieses Ziel läfst sich leider
nicht erreichen. Trotz der sorgfältigsten Auswahl der zu legenden
Kartoffeln gelangen dennoch kranke in den Boden, da vielfach bei
leichterem Befall die kranke Stelle von aufsen nicht sichtbar ist, Trotz-
dem bleibt die sorgfältige Auswahl des Saatgutes doch das einfachste
Mittel, das wenigstens teilweisen Erfolg verspricht.
Versuche, den Pilz in der Knolle direkt zu töten, hat JENSEN
1883 gemacht, indem er die frisch geernteten, kranken Knollen einer
Temperatur von etwa 50° aussetzte. An so behandelten Knollen ent-
wickelten sich keine Konidienträger mehr, während die unbehandelten
reichlich Träger entwickelten. Das Mycel scheint also durch das Er-
hitzen abgetötet worden zu sein. In der Praxis stellt sich das Ver-
fahren so, dafs die völlig abgetrockneten Knollen in einen Blech-
cylinder geschüttet werden, der in ein Gefäfs mit Wasser von 48 bis 56
vier Stunden lang gestellt wird. Danach werden die Kartoffeln an
einem trockenen Ort leicht aufgeschüttet, bis sie auskeimen und geleot
werden können. Die angewärmten Knollen keimen früher und besser.
Die Methode scheint aber keine ausgedehntere Anwendung oefunden
zu haben.
Aufserdem hat man versucht, den Pilz im Boden unschädlich zu
machen. Man wollte damit die Ansteckung einer Knolle durch eine andere
durch den Boden hindurch verhüten., Zu diesem Zwecke setzte man
Sublimat oder arseniksaures Kali dem Boden zu; auch Kupfervitriol,
Atzkalk, Schwefel und Gips gebrauchte man in ähnlicher Weise. Während
die letzteren Stoffe keine oder nur geringe Wirkung ausübten, sollen die
beiden ersten gut gewirkt haben. Trotzdem ist es ausgeschlossen, dafs
diese Mittel eine ausgedehntere Verwendung finden können, da ihre
grofse Giftigkeit und der hohe Kostenpunkt sie von vornherein aus-
schliefsen. Auch die Verwendung von Petroleum im Boden hat sich
nicht bewährt, da die Konidien zwar abgetötet, aber auch gleichzeitig
die jungen Würzelchen zum Absterben gebracht werden.
Die grölsten Erfolge hat man in der Bekämpfung der Kartoffel-
krankheit dadurch erzielt, dafs man die Vernichtung des Pilzes
auf den Blättern oder eine Verhinderung der Sporen-
keimung durch pilztötende Mittel erstrebte. Anfangs hatte
J. Künv dafür das Bestreuen mit gemahlenem Schwefel empfohlen; er
überzeugte sich aber bald von der Unwirksamkeit des Mittels und
verwarf es daher wieder.
Da die Verwendung fungizider Mittel den Zweck hat, die Konidien
des Pilzes zu vernichten, so dürfte es angebracht sein, einiges über
die Resistenz der Konidien beizubringen. Dafs die Konidien aufser-
ordentlich empfindlich gegen das Austrocknen sind, wurde schon oben
(Seite 135) erwähnt. Auch auf die gerade herrschenden Witterungs-
verhältnisse reagieren sie durch eine grofse Verschiedenheit in der
Keimfähigkeit, indem unter günstigen Bedingungen eine fast aus-
nahmslose Ausbildung der Zoosporen stattfindet, bei ungünstigen da-
gegen nur eine spärliche Schwärmerbildung. Solche keimkräftigen
Konidien sind natürlich etwas resistenter als die schwächeren. Nach
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 10
146 III. A. Oomycetes.
den Versuchen von E. WÜrnrIcaH!) tritt die Schwärmerbildung zurück,
je konzentrierter die Lösung ist, in der die Konidien auskeimen sollen.
Am energischsten wirkt das Quecksilberchlorid, von dem schon eine
Lösung von 1 Zehntausendstel im Wasser genügt, um die Keimung
gänzlich zu verhindern. Etwas weniger wirksam ist Kupfervitriol, und
noch schwächer wirken Eisen- und Zinksalze. Merkwürdig ist auch, dafs
mit zunehmender Konzentration die Zoosporenbildung durch die Aus-
keimung mit Keimschläuchen abgelöst wird, bis beim Grenzwert jedes
Auskeimen aufhört. Die Schwärmsporen selbst zeigen eine bemerkens-
werte Widerstandskraft, indem sie sich noch in Lösungen zu entwickeln
vermögen, in denen die Schwärmerbilduug bei den Konidien bereits er-
heblich gehemmt ist. Bei der Grenzzahl für die Auskeimung gehen
die Zoosporen sofort zugrunde. Endlich ist es noch von Interesse
zu wissen, bei welchen Temperaturen sich die Konidien überhaupt am
Mycel entwickeln. Nach J. Erıksson?) entwickeln sie sich bei 25° nicht,
bei 23,7° nach 3° Tagen, bei 22,5° nach 2"/s, bei 17,5° nach 3%e,
bei 15° nach 5, bei 12,5° nach 10, bei 10° nach 13, bei 7,5 ° nach 16 Tagen.
Bei 5° fand überhaupt keine Konidienbildung mehr statt, und bei 1,5°
bilden sich weder Mycel noch Konidien.
Da man bei der Bekämpfung des falschen Meltaues der Reben
mit Spritzmitteln so gute Resultate erzielt hatte, so lag es nahe, auch
den Kartoffelpilz in ähnlicher Weise zu bekämpfen, obwohl sich gegen-
über dem Rebenpilz sofort ein bedeutender Unterschied bemerkbar
macht. Bei der Kartoffel kann ja der Pilz nur getötet werden, soweit
er in den oberirdischen Organen lebt, die Behandlung der Knolle ist
ausgeschlossen. Trotzdem aber mufs auch so eine wirksame Bekämp-
fung erzielt werden, da die Infektion der neugebildeten Knollen meist
erst vom Laube her erfolet. Man probierte Eisenvitriol, Kupfervitriol,
Bordeauxbrühe, ferner Kupfervitriol-Speckstein und Eisenvitriol mit Kalk.
Die Versuche mit diesen Mischungen sind so oft und von so vielen
Beobachtern angestellt worden, dafs sich jetzt die Wirkung wohl einiger-
maisen klar übersehen läfst, wenn auch manche Tatsache noch der
Erklärung harrt. Als wichtigstes Resultat ergibt sich, dafs die Krank-
heit nicht zum völligen Erlöschen "gebracht werden kann, wohl aber
auffallend reduziert wird, so dafs nur noch eine geringe Zahl von
Knollen erkrankt.
Von den genannten Spritzmitteln wirkt am besten Bordeauxbrühe;
ungefähr gleich kommt Kupfersodamischung, während die übrigen ent-
weder ziemlich geringe oder eine sogar schädliche Wirkung ausübten. Die
ersten vergleichenden Versuche hat in gröfserem Mafsstabe A. PETER-
MANN®) ausgeführt. Er baute Versuchsparzellen von 25 qm Fläche an und
spritzte zweimal mit Eisenvitriol, Kupfervitriol oder Bordeauxbrühe. Der
Gesamtertrag an Knollen ergab sich dann für die Kontrollparzelle zu
46,37 kg, für die mit Bordeauxbrühe behandelte Parzelle zu 54,54 kg für
Kupfervitriol zu 35,96 kg und für Eisenvitriol zu 32,93 kg. Die beiden
letzteren Mittel wirken also schädigend auf den Ernteausfall ein, während
!) Über die Einwirkung von Metallsalzen und Säuren auf die Keimfähigkeit
der Sporen einiger der verbreitetsten parasitischen Pilze unserer Kulturpflanzen
in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. II, 1892, S. 16.
2) Om Potatissjukan dess Historia och Natur samt skyddsmedlen deremot.
Stockholm 1884.
) Experiences sur les moyens de combattre la maladie de la pomme de terre in
Bull. de la Stat. agronom. de l’etat a Gembloux 1891, Nr. 48.
[3 Be -—
3. Peronosporineae. 147
Bordeauxbrühe eine wesentliche Steigerung zur Folge hatte. Stesuıca !)
hat ähnliche Versuche gemacht und dieselben Resultate erreicht. Nach
ihm scheint die Behandlung mit Bordeauxbrühe nicht bei allen Kartoffel-
arten in gleicher Weise ertragsteigernd zu wirken, denn es ergaben bei
50 qm grofsen Parzellen in Kilogramm die „sächsische weifsfleischige
Zwiebel“ unbehandelt 50, behandelt 76 (Differenz 26), „Lercheneier* 61,8
gegen 67 (Diff. 5,2), „Bisquit“ 38,9 gegen 64 (Diff. 25,1), „Champion“
119,5 gegen 133 (Diff. 13,5), „Anderssen“ 116 :gegen 136 (Diff. 20),
„Magnum bonum“ 91,2 gegen 100 (Diff. 8,8).. Derselbe Autor berichtet
auch über gröfsere Feldversuche mit letzterer Sorte; hier stellte sich der
Mehrbetrag pro Hektar nach Abzug der Behandlungskosten auf 142,32 Mk.
Zu ähnlichen Resultaten in bezug auf die verschiedene Wirkung bei
den einzelnen Sorten kam auch Markk?). Besonders eingehend hat
E. V. STREBEL®) die Wirkung des Kupfervitriol-Specksteinpulvers und
der Bordeauxbrühe vergleichend untersucht und die Überlegenheit des
letzteren Mittels dargetan, obwohl auch das erstere den Ernteertrag
bedeutend erhöhte. Sorechnet er pro Hektar für Kupfervitriol-Speckstein
einen Mehrertrag von 178,25 Mk., für Bordeauxbrühe von 442,09 Mk.
heraus nach Abzug aller Unkosten und unter Zugrundelesung eines
Preises von 4 Mk. für 100 kg Kartoffeln. M. T. Masrters*) schildert
Versuche, die zu ähnlichen Resultaten führten und wiederum die Er-
höhung des Erntegewichtes und die bedeutende Abnahme der erkrankten
Knollen zeigten. Von Bedeutung ist auch ein Bericht über die Be-
kämpfung der Kartoffelkrankheit an das englische Parlament?), in dem
eine grofse Zahl von praktischen Versuchen geschildert werden, die
denselben günstigen Einflufs der Bordeauxbrühe erkennen lassen. Merk-
würdigerweise ergaben einige Versuche, dafs bei allen frühen Sorten,
die schon in der Knollenausbildung weit fortgeschritten waren, als die
Krankheit sich zu zeigen begann, durch das Bespritzen ein offensichtiger
Minderertrag: hervorgerufen wurde. Eine zutreffende Erklärung dafür
steht noch aus. Endlich seien noch die Versuche ven A. SEMPOLOWSKI®)
erwähnt, der Bordeauxbrühe und Eisenvitriol-Kalkmischung mit ein-
ander verglich. Hier ergab das letztere Mittel keinerlei Erhöhung des
Ernteertrages, während Bordeauxbrühe ıhn auffällig erhöhte und die
Erkrankung der Knollen fast ganz verhinderte. Die hier angeführten
Proben aus der Literatur, die sich durch Berücksichtigung der ameri-
kanischen Literatur leicht vermehren lielsen, mögen genügen, um die
bedeutende Überlegenheit der Bordeauxbrühe zu zeigen.
Es frägt sich nun, worin die Wirkung dieses Fungizides besteht.
Wir sahen, dafs es die Krankheit nicht ganz fern zu halten vermag;
die auffällige Erhöhung des Erntegewichtes kann daher nicht dadurch
erklärt werden, dafs die Knollen alle gesund bleiben und ausreiten.
Eine Erklärung können wir nur darin finden, dafs die Bordeauxbrühe
anregend auf das allgemeine Wachstum der Kartoffelpflanze einwirkt.
1) Nachrichten aus dem Klub der Landwirte 1893, Nr, 309, und Sächs. landw.
Zeit. 1892, S. 71.
2) Fünuıse’s Landw. Zeit. 1891, S. 333, 379. i
. 3) Versuch, betreffend die Bekämpfung der Kartoffelkrankheit durch Ver-
wendung von Kupfervitriolpräparaten. Stuttgart 159. i 53
4) The prevention of potato-disease in Garden. Chron. XII, 1892, S. 378. _
5) Report on recent experiments in checking potato-disease in the United
Kingdom and abroad 1892. karl
6) Beitrag zur Bekämpfung der Kartoffelkrankheit in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten V, 1895, S. 203.
10 *
148 III. A. Oomycetes.
Das Laub wird durch die Bespritzung dunkler grün, stirbt später ab
und besitzt gröfsere Länge als unbespritztes. Durch diese auffällige
Begünstigung der Assimilationstätigkeit wird natürlich die Bildung der
Knollen begünstigt und ihr Stärkemehlgehalt wesentlich erhöht. Und
zwar findet diese Steigerung der Lebensenergie auch statt, wenn völlig
gesunde Pflanzen bespritzt werden. Es ist also nicht die Bekämpfung
des Pilzes, welche die Pflanze kräftigt, sondern die Wirkung des
Kupfers an sich, das eine so günstige Wirkung äufsert. Auf diese.
Wirkung haben B. Frank und F. Krüser!) hingewiesen, indem sie in
mehreren Versuchsreihen die Wirkung des Kupfers prüften. Sie fanden
bei Parallelversuchen, dafs die Kalkmilch allein zwar auch ein wenig
belebend wirkt, dafs aber die Hauptanregung für die Erhöhung der
Lebensenergie vom Kupfer ausgeht. Eine Erklärung dafür ist aller-
dings nocht nicht gegeben, denn dafs es sich dabei um oligodynamische
Wirkungen im Sinne NarsELr’s handeln könnte, wie Frank und KRÜGER
meinen, klingt vorläufig doch zu hypothetisch, um eine wirkliche Er-
klärung einzuschliefsen. Neuerdings macht sich auch die gegenteilige
Ansicht immer mehr geltend, welche die Stärkeanhäufung in den Blättern
durch Bespritzung mit Bordeausmischung auf eine Hemmung der Assi-
milation zurückführt. Auf Grund seiner Studien kommt z. B. EwERT?)
zu folgendem Schlusse: „Bei den bordelaisierten Pflanzen geht mit dem
stärkeren Ergrünen und längerem Grünbleiben Hand in Hand eine lang-
samere Abführung der Stärke aus den Blättern, ein Niedergang der
Atmung, ein gedrungeneres Wachstum und (bei wirklich exakt aus-
geführten Vegetationsversuchen) ein Niedergang der Ernte. Diese Er-
scheinungen sind auf die Gift- und Schattenwirkung der Bordeauxbrühe.
zurückzuführen.“
Wir haben schon an einzelnen Stellen Gelegenheit gehabt darauf
hinzuweisen, dafs es stets äufserer begünstigender Einflüsse
bedarf, um die epidemische Ausbreitung des Pilzes zu ermöglichen. Wenn
wir jetzt einige dieser prädisponierenden Einflüsse noch einmal im
Zusammenhange besprechen, so geschieht dies, weil sich an dem gegen-
wärtigen Beispiel der Zusammenhang der Vorbedingungen mit dem
Ausbrechen der Krankheit sehr gut zeigen läfst. Das explosionsartige
Auftreten der Krankheit vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts war
wohl sicher durch die ungünstigen klimatischen Verhältnisse verschuldet;
die Sommer waren sehr feucht und nicht zu heifs. Bei ähnlicher
Witterungslage werden wir also eine schnellere Ausbreitung der Krank-
heit feststellen können. Der Eintritt der feuchten Periode ist aller-
dings nicht gleichgültig, sie mufs zu einer Zeit einsetzen, in der noch
genügend jugendliches Kraut vorhanden ist; man vergleiche dazu die
Erörterungen auf S. 136ff. Die Bodenbeschaffenheit spielt ebenfalls eine.
bedeutende Rolle. Schwere Böden, die schlecht austrocknen, be-
günstigen die Ausbreitung des Pilzes, während leichte Böden den Pilz
nicht zur Entwicklung kommen lassen. Feuchte Felder sind also durch
Drainage zu entwässern. Aufserdem wähle man, wo es angängig ist,
leichtere Böden und trockenere, hohe Lage. Man achte überhaupt.
darauf, dafs die Pflanzen möglichst reichlich durchlüftet werden können.
') Über den Reiz, welchen die Behandlung mit Kupfer auf die Kartoffelpflanze
hervorbringt in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XII, 1894, sw:
®) Die physiologische Wirkung der Kupferkalkbrühe (Bordeauxbrühe) in
Proskauer Obstbauzeitung 1904. Nr. 9.
3. Peronosporineae. 149
Für diese Zwecke kommt aufser der luftigen Lage auch ein nicht zu
dichter Stand der Pflanzen in Betracht, möglichst auch die Anlegung
der Reihen parallel mit der meist herrschenden Windrichtung. Dais
die einzelnen Sorten mehr oder weniger prädisponiert sind für
die Krankheit, darauf wurde bereits oben S. 140 hingewiesen, gleich-
zeitig aber auch an die Schwierigkeiten erinnert, die sich der Beurteilung
der Empfänglichkeit einer Sorte entgegenstellen. Da zu viele Punkte
in Betracht kommen, welche die Resistenz einer Sorte beeinflussen, so
mufs die Auswahl der richtigsten Sorte Sache des Praktikers sein,
der die für seine speziellen örtlichen Verhältnisse lohnendste Sorte nur
durch Probeanbau herausfinden kann.
Was nun die begünstigenden Momente für die Erkrankung der
Knollen betrifft, so wird natürlich bei tiefer und feuchter Lage, schwerem
Boden und grofser Regenmenge die Krankheit sich bereits vor der Ernte
‘der Knollen stark ausbreiten. Am meisten aber begünstigen dann unzu-
sagende Aufbewahrungsbedingungen im Winter das Verfaulen der
Knollen. Wenn man für möglichste Trockenheit der Aufbewahrungs-
räume sorgen kann, so wird man der Fäule auch ihre besten Vor-
bedingungen entziehen.
Man hat schon seit langer Zeit versucht, die Regenmenge und
die Heftigkeit der Krankheit zueinander in Parallele zu setzen. Nach-
dem bereits die älteren Beobachter auf die auffällige Erscheinung auf-
merksam gemacht hatten, dafs gerade regenreiche Sommer das epide-
mische Auftreten der Krankheit begünstigen, hat man in neuerer Zeit
diesem Punkte wieder mehr Aufmerksamkeit zugewandt; so behauptet
B. D. Haısten direkt den Zusammenhang beider Erscheinungen. Man
wird aber diesen Untersuchungen doch deshalb etwas skeptisch gegen-
überstehen, weil gewöhnlich einseitig nur Menge und Dauer des Regens,
nicht aber sein Auftreten in Beziehung zu dem Alterszustand der
Pflanzen berücksichtigt werden.
Der Schaden, den die Krankheit in allen kartoffelbauenden Ländern
seit 60 Jahren angerichtet hat, läfst sich auch nicht annähernd be-
rechnen; genug, dafs er in vielen Gegenden die Fortdauer des Kartoffel-
baues in Frage stellte. Seitdem man durch zahlreiche und erschöpfende
Arbeiten das Wesen und die Ursache der Krankheit näher kennen ge-
lernt hat, verstand man, sich wenigstens so weit dagegen zu schützen, dafs
der Schaden, der heute alljährlich angerichtet wird, meistens nicht so
erheblich wie früher ist. Den besten Einblick über die jährlichen
Verluste durch die Krankheit geben die an praktischen Mitteilungen
reichen „Jahresberichte des Sonderausschusses für Pflanzenschutz“
in den Arbeiten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft von 1892
bis 1905.
Ein Pilz von ganz ähnlicher explosionsartiger Ausbreitung, der unter
Umständen ebenfalls grofsen Schaden stiften kann, ist die dem Kartottel-
pilz benachbarte Art Phytophthora Cactorum Lebert (= P. ommivora
de By., P. Fagi Hart., P. Semperrivi Schenk). Die ersten Beobach-
tungen über eine von diesem Pilze erzeugte Kakteenfäule veröffent-
lichten LeBert und F. Coan!). Sie beobachteten, dafs Cereus giganteus
und Melocactus nigrotomentosus unter dem Angriff des Parasiten schnell
in Fäulnis übergingen. Im Botanischen Garten zu Berlin trat vor etwa
zehn Jahren die Krankheit auf jüngeren Kakteenexemplaren nicht selten
') Coux’s Beiträge I, 8. 51.
150 ‚III. A. Oomycetes.
auf. Ausführlich beschrieb dann R. Harrıs!) den Pilz von Buchen-
sämlingen. Gleichzeitig beobachtete ihn auch ScHENK an Sempervivum.
Eine eingehende Studie über den Parasitismus der Art hat endlich
A. or BarY?) veröffentlicht, der den Pilz auf Keimpflänzchen von (leome
violacea, Alonsoa caulialata, Schizanthus pinnatus, Grlia capitata, Fago-
pyrum marginatum und tataricum, Clarkia elegans beobachtete und die
Identität seiner Art mit den von den erstgenannten Forschern unter-
suchten Formen durch Impfung nachwies. Ferner wurde der Pilz auch
auf den Sämlingen von Picea excelsa, Pinus silvestris, P. Laricio, P.
Strobus, Larix europaea, Abies pectinata, sowie von Acer platanoides und
A. Pseudoplatanus gefunden. Bei den Buchen erscheint das Übel jedes-
mal, wenn nach einem Buchensamenjahre reichlich Büschel von jungen
Sämlingen sich einfinden, und es wird in dem Mafse gefährlicher, als
die Regenmengen in den Monaten Mai und Juni wachsen.
An den Buchenkeimlingen äufsert sich die Krankheit dadurch, dafs
entweder schon im Boden ein Schwarzwerden von dem Würzelchen
aus stattfindet oder erst nach Entfaltung der Samenlappen sich mifs-
farbige Flecken an verschiedenen Stellen zeigen. Eine dauernd feuchte,
namentlich warme Witterung und schattiger Standort lassen die
Pflänzchen schnell in sich zusammensinken ; eine trockene Zeit macht
sie rotbraun und trocken. Ahornkeimlinge, bei denen man oft von
der Ansatzstelle der Samenlappen aus tiefschwarze Striche am
Stengel auf- und abwärts sich erstrecken sieht, können manchmal
die Krankheit überstehen, wenn nur die Stengelspitze befallen er-
scheint; ist dagegen die Basalgegend mehr ergriffen, wird der Tod
fast unvermeidlich.
Was die Krankheit gefährlich macht, ist die leichte Verbreitung,
die von einem Herde in d&n Saatbeeten zentrifugal fortschreitet oder
zu beiden Seiten eines begangenen Fufssteiges sich schnell fortpflanzt.
In infizierten Saatbeeten sah Harris die Krankheit in den nächsten
Jahren immer intensiver auftreten.
Der Parasit mufs von einem Jahre auf das andere durch die im
Erdboden überwinternden Oosporen übertragen werden. Das Mycel ist
im Gewebe der Samenlappen meist intercellular und sendet nur kleine,
rundliche Haustorien ın die Zellen, deren Stärkekörner infolgedessen
bald verschwinden und deren plasmatischer Inhalt abstirbt. Die
Konidienäste durchbrechen die Oberhaut; ihre Spitze schwillt zu
einem citronenförmigen, an der Spitze papillenartig ausgezogenen, kurz-
gestielten Zoosporangium (Fig. 18, 3a) an, nach dessen Abschnürung
der Ast sich verlängert und einen neuen Knospenapparat bildet. Unter
Wasser kann dieser Prozefs sich mehrfach wiederholen. Das ab-
geschnürte Glied entwickelt sich nicht nur zu einem Zoosporangium,
sondern kann auch als einfache Konidie keimen und entweder seinen
Inhalt in eine sekundäre Konidie übertragen oder direkt seinen Keim-
schlauch in die Epidermiszellen einbohren. Bei den Schwärmsporen,
die nicht selten innerhalb des Sporangiums sich bewegen und durch die
Seitenwände ihre Keimschläuche hindurchbohren, falls sie nicht durch
die aufgelöste Sporangienspitze ihren Ausweg finden, beobachtet man,
dafs die Keimschläuche besonders gern dort die Epidermiszellen durch-
brechen, wo zwei Zellen aneinanderstofsen. Schon drei bis vier Tage
1) Untersuch. a. d. Forstbotan, Inst. München 1880, S. 88.
2) Botan. Zeit. 1887, S. 59.
3. Peronosporineae. 151
nach der Impfung kann die infizierte Stelle neue Konidien entwickeln und
auf diese Weise die Krankheit in den Monaten Mai bis Juli übertragen.
Die intercellular im Blattparenchym sich bildenden Oosporen ent-
stehen an der Spitze kurzer Mycelzweige durch Einwirkung der teils
von besonderen Zweigen ausgehenden oder am Grunde des Oogons
hervorsprossenden Antheridien, deren Befruchtungsfortsatz bis an die
Oosphäre vordringt und einen Teil des Antheridieninhaltes in die Ei- -
kugel leitet. In den Wurzeln der Koniferenkeimlinge trifft man die
Öosporen * sowohl im Rindenparenchym, als auch im Innern der
Tracheiden, in denen sich die Pilzfrüchte mit ihrer Gestalt dem lang-
gestreckten Raume anpassen und länglich werden. Erde von einem
erkrankten Buchensämlingsbeete wurde in Wasser angerührt und in-
ficierte nach vier Jahren noch junge Pflänzchen. Die Keimung der
Oosporen beschreibt pe Bary bei Exemplaren von Olarkia. Im Wasser
schwillt die Oospore auf; ihr Epispor berstet, und es tritt ein Keim-
schlauch heraus, der zum unverzweigten Konidienträger wird (Fig. 18, 3b).
In der Konidie bilden sich Schwärmsporen. Eine andere Keimung
wurde nicht beobachtet, und es bleibt auch bemerkenswert, dafs junge
Clarkia-Pflänzchen, in die nächste Berührung mit dem Keimschlauch
der Oospore gebracht, nicht inficiert wurden. Die Keimschläuche
drangen nicht ein, sondern gingen zugrunde.
Befallene Saatbeete werden deshalb nicht mehr für Aussaaten, wohl
aber zur Verschulung zu benutzen sein. Der befallene Bestand wird
von jeder Beschattung zu befreien sein, aufserdem sind die kranken
oder schon gestorbenen Exemplare sorgfältig zu entfernen; tägliche
Revision der Saatbeete ist notwendig.
Aus den Untersuchungsergebnissen von DE Bary ist hervorzuheben,
dafs der durch gesteigerte Wasserzufuhr in seiner Entwicklung auf-
fallend begünstigt erscheinende, ja im Wasser geradezu am besten ge-
deihende Pilz auch Saprophyt sein kann und auf zersetztem, tierischem
Gewebe sich ebenfalls entwickelt. Aufserdem ist bemerkenswert, dafs
der in der Wahl seiner Nährpflanzen wenig beschränkte Schmarotzer
nicht auf allen Oosporen entwickelt. Mindestens sind solche nur in
Clarkia und Gilia angetroffen worden, während bei Cleome, Alonsoa,
Schizanthus und Fagopyrum nur Mycel mit Konidienbildung sich vor-
fand. Die Infektionsversuche zwecks Erweiterung der Kenntnis der
Wirtspflanzen ergaben eine vollkommene Immunität der Kartoffel
und auch der Tomate gegen diesen Schmarotzer. Dagegen wurden
Lepidium sativum, Oenothera biennis, Epilobium roseum und auch die der
Kartoffel näherstehende Salpiglossis sinuata schnell infiziert. Ebenso
zeigten Aussaaten von Zoosporen des auf COlarkia gewachsenen Pilzes
auf Laubrosetten und Blütenstände von Sempervivum durch baldiges
Erkranken der Nährpflanzen die Identität des Schmarotzers mit der
ScHENK’schen Peronospora Sempervivi. In die derbe Epidermis der Laub-
blätter konnten allerdings die Keimschläuche der Zoosporen nicht ein-
dringen, dagegen wohl in die Oberhaut zarter Blütenstengel. Die Laub-
blätter aber erkranken wiederum leicht durch Einwandern des Pilzes
von Wundstellen aus. Ähnliche UÜbertragungsversuche wurden von
Buchensämlingen auf Cereus-Arten gemacht. Der Pilz zeigt sich also
gegenüber der streng angepafsten Phytophthora infestans wenig wähle-
risch in der Auswahl seiner Nährpflanzen.
Auf Ph. Nicotianae Breda de Haan, die aber vielleicht mit Ph.
infestans identisch ist, wird die Krankheit von Tabaksetzlingen
152 III. A. Oomycetes.
auf Java (Bibitziekte) zurückgeführt, über die J. van BrEpa DE Haan!)
nähere Mitteilungen gemacht hat. Bei den noch jungen Pflänzchen
nehmen die Blätter, wenn sie höchstens 2 bis 3 cm lang sind, eine
schmutzig grau-grüne Färbung an und verwandeln sich dann in eine
schlammige, dunkelgrüne Masse, die den Boden bedeckt, so dals es
aussieht, als wäre die ganze Kultur mit kochendem Wasser begossen
worden. Ganze Beete können in einer Nacht der Krankheit zum Opfer
fallen. Bei gröfseren Pflanzen mit festerem Bau treten auf der Blatt-
fläche Flecken auf, die abwechselnd hell und dunkel gezont sind und
am Rande einen braunen Saum zeigen. Auch am Stengel können ähn-
liche Fleckenbildungen auftreten. Hauptsächlich ergreift der Pilz die
in der Nähe des Bodens befindlichen Pflanzenteile. Da die Krankheit
durch Feuchtigkeit unterstützt wird, so wird empfohlen, ‘den jungen
Pflanzen mehr Luft und Licht zu geben und sie mit Bordeauxbrühe
zu spritzen. Häufig findet man in den zerstörten Pflanzen noch Bak-
terien, welche aber erst als sekundär hinzugekommene Saprophyten zu
betrachten sind.
Endlich ist noch eine dritte Art der Gattung zu erwähnen, Phytoph-
thora Phaseoli Thaxt., über die R. THAxTEr?) die ersten genauen Notizen
gegeben hat. W. C. Srureıs®) hat dann später darüber weitere
Forschungen angestellt, woraus hervorgeht, dafs die Limabohnen
(Phaseolus lunatus) innerhalb drei Wochen 50° ihrer Hülsen verlieren
können. Ebenso wie auf den jungen Früchten kommt der Pilz auch
auf den Blättern und Stengeln vor und entwickelt seine Konidienträger
nach aufsen hin als grauer Reif. Oosporen wurden bisher nicht auf-
gefunden. Als besonders begünstigend für die Ausbreitung des Pilzes
hat sich feuchter Boden ergeben, während das dichte Setzen der Bohnen
oder die Stellung der Bohnenstangen keinen Einflufs ergeben haben.
STURGIS empfiehlt deshalb gute Entwässerung und luftige Lage.
Die Gattung Basidiophora Roze et Cornu besitzt nur eine Art, B.
entospora. Sie zeichnet sich durch die unverzweigten Konidienträger
aus, die auf ihrer etwas kuglig angeschwollenen Spitze eine Anzahl
feiner Sterigmen tragen, deren jedes eine Konidie bildet. Diese werden
zum Zoosporangium; aufserdem sind Oosporen bekannt. Der Pilz ist
auf Erigeron camadensis in Nordamerika heimisch und ist von da auch
nach Europa mit der Nährpflanze verschleppt worden. Er kommt
aulserdem auf Solidago rigida und Aster Novae Angliae vor, verursacht
aber keinen nachweisbaren Schaden.
Wichtiger ist die Gattung Selerospora Schroet. Sie besitzt baum-
förmig verzweigte, dicke Konidienträger, die auf kurzen, dicken Seiten-
ästen kuglige Konidien bilden. Die Konidienrasen verschwinden sehr
bald, und es bleiben nur im Innern der Nährpflanze die ausgebreiteten
Oosporenlager übrig, welche Schwielen und Auftreibungen an den
Pflanzenteilen bilden. Diese brechen schliefslich wie Brandpusteln auf
und lassen die braunen Oosporen in pulverigen Massen frei werden.
Auf Setaria-Arten kommt in Nordamerika und Europa Selerospora gra-
minicola (Sacc.) Schroet. vor und kann bei den kultivierten Arten
!) Voorloopig Rapport over de bibitziekte in de Tabak in Teysmannia.
Batavia 1893; De bibitziekte in de Deli-Tabak veroorzaakt door Phytophthora
Nicotianae in Meded. uit’s Lands plantentuin. Batavia 1896.
?) Report of the Mycologist for 1889. New Haven 1890, S. 167.
®) The Mildew of Lima Beans in 21. Ann. Rep. Connectic. Agrie. Exp. Stat.
for 1897. New Haven 1898, S. 159.
3. Peronosporineae. 153
dieser Gattung Schaden stiften. Eine zweite Art 8. maerospora Sacc.
tritt auf Zea Mays in Italien auf und erzeugt eine Vergrünung der
männlichen Blütenstände. G. Cuemı und G. B. Traverso!) haben die
Krankheit genauer untersucht und wiesen zwischen den Hüllspelzen
mehrerer Ahrchen ein unregelmäfsiges, dickes Mycel nach, das in den
oberen Ahrchen auch sporadisch Oosporen gebildet hatte. Auf dieselbe
Art wird auch eine Erkrankung des Weizens bei Rom von G. B. Tra-
vERSO?) zurückgeführt, von der V. PzeLion®) als der erste Beobachter
behauptet hatte, dafs S. graminicola die Ursache sei. _Die Krankheit
wird als „Kräuselung“ bezeichnet und tritt in den Ahren auf. In
frischem Zustande besitzen sie eine blaugrüne Färbung und eine eigen-
artige fleischige Konsistenz; die deformierten Ahrchen sind mehr oder
weniger vom obersten Blatt eingeschlossen, das selbst hypertrophisch
in mehreren Windungen die Spindel bis zur Spitze umgibt. Häufig
vergrünen und viviparieren auch die Ahren. Eine ähnliche Erschei-
nung wurde auch von GaGnAlRE 1875 in der Dordogne beobachtet. Auf
Phragmites communis bringt derselbe Pilz zu Hexenbesen umgestaltete
Blütenstände hervor. Konidien wurden nicht beobachtet, wohl aber
Oosporen und Mycel. Augenscheinlich begünstigen das epidemische
Auftreten des Pilzes äufsere Umstände; so führt PEeLıox die in dem be-
treffenden Jahre häufig vorgekommenen Tiberüberschwemmungen als
einen Grund an.
Von hervorragender Bedeutung für die Phytopathologie ist die
Gattung Plasmopara Schroet., weil sie nicht blofs eine ganze Anzahl von
schädlichen Pilzen umfafst, sondern vor allem die ungemein schäd-
liche Plasmopara viticola (Berk. et Curt.) Berl. et De Toni. Diesem
für den Weinbau so hervorragend gefährlichen, unter dem Namen
„falscher Meltau“, „grape-vine mildew“ bekannten Pilze soll eine
ausführlichere Besprechung gewidmet werden.
Der Schmarotzer tritt bei uns von Ende Juni bis Anfang Sep-
tember auf den verschiedensten Teilen der Reben auf und befällt be-
sonders die amerikanischen Vitis-Arten, namentlich Vetis aestivalıs, La-
brusca, vulpina, cordifolia, vinifera. Das erste Auftreten der Krankheit
macht sich dem blofsen Auge durch Erscheinen von verschieden grofsen,
weifslichen Schimmelflecken meist auf der Blattunterseite in der Nähe
der Nerven bemerkbar. Die Blattoberseite erscheint an den befallenen
Stellen gelblich bis rot. Allmählich werden die kranken Stellen trocken,
und die Blätter fangen an, sich zu kräuseln, vertrocknen unter Bräu-
nung auch wohl vom Rande her und fallen ab. Das Auftreten und
die Zerstörung durch den Pilz gehen in der Regel sehr schnell vor
sich; aber ebenso schnell steht die Krankheit unter günstigen Um-
ständen auch still. Je nach dem Zeitpunkte des Eintrittes der Krankheit
ist die Beschädigung der Weinstöcke verschieden.
E. Prıruieux sah im Jahre 1881 die Plasmopara in Frankreich
schon zur Blütezeit des Weinstocks im Anfange des Monats Juni er-
scheinen, ja in Algier schon Mitte Mai auftreten. Zuerst litten die
Amerikaner, wenige Tage später auch die französischen Reben. Bei
!) La Sclerospora macrospora Sace. parassittä della Zea Mays L. in Le Staz.
sperim. agr. ital. XXXV, 1903, S. 46. i Fa£
2) Note critiche sopra la Sclerospora parassite di Graminacee in Malpighia
X VI, 1902, S. 280.
3) La peronospora del frumento in Bull. di Notiz. agrar. Roma 1900 und
Annuar. d. R. Staz. di Patol. veget. I, 1901, S. 81.
154 III. A. Oomycetes.
zeitigem Eintritt und starker Verbreitung auf den Blättern werden
diese in ihrer Assimilationsarbeit gestört, und infolgedessen leiden
die Trauben Nahrungsmangel; sie bleiben klein und werden notreif.
Kann sich der Stock nicht mehr erholen, so leidet auch das Holz, und
PRILLIEUX fand an den Stöcken im mittäglichen Frankreich, dafs die-
jenigen, welche im Sommer von dem Meltauschimmel befallen ge-
wesen, im Winter vom Frost viel
stärker litten als die nicht mit
Plasmopara besetzt gewesenen
Reben. Bei den Rebgeländen in
Nerac fand PriLLıEux am 8. Juni
nicht blofs die Blätter, sondern
auch die Traubenstiele, die Blumen
und jungen Fruchtknoten von dem
weifsen Schimmelanfluge bedeckt.
Nur die jungen Beeren scheinen
empfänglich und fallen ab; ältere
sind nicht erkrankt beobachtet
worden.
Die mikroskopische Unter-
suchung des weifsen Schimmel-
anflugs, der ähnlich wie bei der
Kartoffelkrankheit die braune, ab-
gestorbene, zentrale Stelle des be-
fallenen Fleckes kranzartig umgibt,
besteht aus zarten, aufrechten ver-
ästelten Konidienträgern, welche
bis Y/g mm Höhe erreichen. Die
Träger treten in Büscheln von
3—8 Stück aus den Spaltöffnungen
des Blattes und sind nicht alle
fruchtbar; die fruchtbaren ent-
wickeln kurze, alternierende, an
der Spitze dreiteilig gespaltene
Aste. Daraus folgt also, dafs die
Rasen hauptsächlich an der Unter-
seite des Blattes hervorbrechen.
Indessen kommt es auch vor, dafs
sie oberseitig hervorwachsen,
namentlich, wie A. N. BERrLESE!)
konstatierte, auf den durch Phytop-
Fig. 19. Durch Plasmopara viticola er- tus vitis hervorgerufenen Anschwel-
- krankte Traube (Lederbeeren). lungen. Die Konidien sind oval,
« gesunde, b schwach, c stark befallene und 12—30 u lang und 8—17 u breit,
daher eingetrocknete Beeren, d kranke Stellen \: R
am Traubenstiel. Nat. Gr. (Nach MirıArper.) aM Gipfel abgerundet, wohl auch
etwas zugespitzt, ohne jedoch eine
Papille zu bilden, glatt und farblos. Schon etwa °/s Stunden, nach-
dem sie in einen Tropfen Wasser gebracht sind, entlassen sie Zoosporen
(meist 6—8), welche nach einer halbstündigen lebhaften Bewegung zur
Ruhe kommen und einen Keimschlauch entwickeln, der die Epidermis
durchbohrt und zu einem dicken, scheidewandlosen, stellenweis gelenk-
!) Note sulla Peronospora della Vite in Rivista di Patol. Veg. II, 1893, S. 109.
3. Peronosporineae. 155
artig zusammengezogenen, intercellularen Mycel heranwächst. Die-Zoo-
sporen besitzen zwei Wimpern.
Die Früchte des Pilzes entstehen aus den nesterweis zwischen dem
Pallisadenparenchym des Blattes zusammenliegenden, dünnwandigen
Oogonien, welche im September oder Oktober in den schon gebräunten
trocken werdenden Blättern von Vitis aestivalis in Amerika zuerst von
FarLow gefunden worden sind. Die reife Oospore besitzt eine dicke,
glänzende Innenhaut und eine sehr dünne, helle Aulsenhaut. PRriLLievx,
der den Befruchtungsprozeis und das Eindringen eines Befruchtungs-
fortsatzes des Antheridiums beobachtete, gibt an, dafs oft die Oospore
Fig. 20. Schnitte durch von Plasmopara viticola befallenes Traubengewebe.
Links: Mycelfäden «, b im Gewebe, die mit Haustorien in die Zellen eindringen, c abgestorbene
Zellen. Rechts: Mycelfäden mit anhängenden Haustorien, die doppelte Membran (a, b) besitzen,
p Stücke des Zellplasmas der Rebe, m Grenze zwischen Membran und Mycelfaden. Stark vergr.
(Nach MILLARDET.)
auf ihrer Oberfläche Warzen, Falten oder netzartig Erhebungen zeige;
er zählte im Quadratmillimeter Blattfläche bis 200 Stück Oosporen.
Daraus geht die Leichtigkeit der Vermehrung des Schmarotzers nach
der Zeit der Winterruhe hervor, während die sommerliche Vermehrung
in erschreckender Schnelligkeit durch die Konidien und Zoosporen be-
wirkt wird. Die Oosporen keimen mit Keimschlauch aus. Von den bei-
gegebenen Figuren zeigt Figur 21 einen Blattschnitt mit Konidien-
trägern und einen Schnitt durch ein bereits zerstörtes Blatt. Fig. 22
zeigt einen Konidienträgerbüschel mit Konidien (a, b), Oogonien mit
anliegenden Antheridien (c, d,) ein reifes Oogon (e) und eine Oospore
(f). Fig. 19 gibt eine erkrankte Traube wieder und aus solchem Ge-
webe Fig. 20 links einen Flächenschnitt mit Pilzfäden und Haustorien
(a, b) und zerstörten Zellen (ce). Die beiden kleinen Bilder rechts zeigen
Haustorien.
156 III. A. Oomycetes.
Ausgereiftes Holz greift der Pilz im allgemeinen nicht an, sondern
nur immer die weichen, krautartigen Spitzen der Reben oder Blätter,
Ranken und Blütenteile, sowie die jungen Früchte. Die vom Mycel
durchzogenen Teile sterben früher oder später im Jahre ihrer Infektion
ab. Man fand zuerst in den Stammteilen der Rebe kein Mycel, und
nahm daher an, dafs die Infektion in jedem Jahre von neuem erfolgen
müfste. Das ist gewifs ın den meisten Fällen richtig, aber bisweilen
scheint doch eine Durchwucherung älterer Stammteile mit Mycel und
Bildung von Oosporen in ihnen zu erfolgen, wie Baccarını und andere
Untersucher feststellen konnten. Gewöhnlich aber überwintert der Pilz
durch die in den abgefallenen Gewebeteilen (Blätter, Ranken, Früchte)
sitzenden Oosporen.
Fig. 21. Querschnitte von durch Plasmo-
para viticola befallenen Blättern.
a mit Konidienträgern, b bereits verfallen. Vergr.
Nach MILLARDET.)
Fig. 22. Konidienträgerbüschel desselben
Pilzes.
a abgefallene Konidien, b reife Konidie, c,d Oogonien
mit ansitzenden Antheridien, e reifes Oogon, f reife
Oospore. Vergr. (Nach MILLARDET.)
Nach G. Fartow!) ist der Pilz in Nordamerika, namentlich in den
Oststaaten, ungemein häufig auf den obengenannten Vitis-Arten. Der-
selbe Autor?) konstatierte, dafs der Schaden, den der Pilz dort stiftet,
recht gering ist. Im Gegenteil könnte man seine Wirkung eher als
günstig bezeichnen, weil durch die frühzeitige Entblätterung die Trauben
der Septembersonne mehr ausgesetzt werden und infolgedessen besser
reifen. ‚Jedenfalls hat der Pilz aufserhalb Amerikas seinen Charakter
völlig verändert und verursachte ungeheuren Schaden, bevor man ihn
zu bekämpfen verstand. Die Verschleppung des Pilzes nach Europa
ist ohne Zweifel durch die Einführung amerikanischer Rebsorten ge-
schehen, die in grofsem Mafsstabe erfolgte, weil die Stöcke wenig empfind-
lich gegen die Reblaus sind. Auf diese Gefahr der Einschleppung hatte
!) On the American grape-vine Mildew in Bull. of the Bussey-instit. Bot. Art.
1876, S. 415.
2) Notes of some species etc. in Proceed. Americ. Ac. of arts and sciences
XVII, 1883, S. 38.
3. Peronosporineae. 157
bereits M. Corxu!) im Jahre 1873 hingewiesen. Es erfolgte dann der
erste sichere?; Nachweis des Pilzes durch PrancHhon 1878 im südwest-
lichen Frankreich. Bereits im Jahre 1879 hatte er sich noch nach der
Rhone und Savoyen ausgebreitet und wurde von Pırorrı auch in der
Provinz Pavia in Italien gefunden. 1880 hatte sich die Krankheit auch
nach dem mittlern und nördlichen Frankreich hin verbreitet, gleich-
zeitig auch nach Algier und Südtirol. Im darauffolgenden Jahre wies
GeEnnanıus den Pilz in Griechenland nach; auch in Portugal trat er auf.
1882 erschien er im Elsafs und 1887 im Kaukasus. In Brasilien trat
nach BRUNNEMANN die Krankheit 1890 auf, 1891 ın Schlesien an der Grenze
der Weinbauzone; in Württemberg zeigten sich 1893 besondere Schädi-
gungen an den Beeren (Lederbeeren), die ursprünglich als neu ange-
sehen, von O. KircHxer auf die Plasmopara zurückgeführt wurden. Dafs er
auch in Gegenden verschleppt wird, wo kein Weinbau mehr stattfinden
kann, sondern nur gelegentlich Reben für Gewächshauskultur eingeführt
werden, zeigt ein von N. WILLE?) angegebenes Beispiel, wo in einem
Treibhaus in Norwegen der Pilz mit französischen Reben importiert
war. Wir können also annehmen, dafs er jetzt ın allen weinbauenden
Ländern vorhanden ist, da er auch in Kapland und Kleinasien nach-
gewiesen wurde; nur für Australien sind mir bisher keine Nachrichten
bekannt geworden. Der Schaden, den die Krankheit stiftet, ist ein
ungeheurer und rechtfertigt die grofsen Anstrengungen, die allenthalben
zu ihrer Bekämpfung gemacht worden sind. In erster Linie betrifft
natürlich die Schädigung den Ausfall an Trauben, der durch den früh-
zeitigen Laubfall und die Erkrankung der Beeren selbst entsteht. Dann
aber verhindert die Vernichtung des Laubes auch das normale Ausreifen
des Holzes, wodurch der Stock im Winter leicht dem Erfrieren aus-
gesetzt wird*). Im allgemeinen schwankt der Ernteausfall zwischen
20—50 Proz., kann aber bei heftigem Befall noch viel höher sein. Um
nur einige Beispiele anzuführen, gebe ich an, dafs nach den Unter-
suchungen von G. Carvyso 1895 in Italien ein Ausfall von 12 Millionen
Hektolitern Wein durch den falschen Meltau verursacht wurde, für
1891 bezifferte G. LiınHarr die Einbufse in Ungarn auf über 2 Mill. Hek-
toliter, für 1892 gar auf fast 3 Mill. In Deutschland ist der Schaden
nie so bedeutend gewesen, weil nach den Erfahrungen in andern Ländern
sofort energische Bekämpfungsmittel in Anwendung kamen.
Wenden wir uns jetzt den Umständeu zu, welche die Ausbreitung
der Krankheit befördern oder verhindern, so kommt in erster Linie die
Empfänglichkeit der einzelnen Rebensorten in Betracht.
Wie wir bereits oben erwähnten, zeigen sich die amerikanischen Vrtis-
Arten ganz besonders für die Krankheit disponiert, aber mehr bei ihrer
Kultur in Europa als ın Nordamerika. Nach K. SıaJ6?) waren in Ungarn
sowohl die europäischen und asiatischen wie auch die amerikanischen
ı) Etudes sur la nouvelle maladies de la vigne in M&moires pres. & l’Acad.
des sc. XXII, 1873, Nr. 6.
‘ 2) Fraxk gibt zwar einen Fall von Werschetz in Ungarn aus dem Jahre 1877
an, doch scheint er die Angabe selbst nicht für sicher zu halten, da sie in der
zweiten Auflage der Pflanzenkrankheiten fehlt.
3) Mykologische Notizen in Botan. Notiser 1893. j
4) W. Cuwerewskt, Bericht über Versuche einer Heilung der Weinreben in der
Stadt Ismael und deren Umgebung von Mildew in Mitteil. d. kais. Ges. f. Landw.
im südl. Rufsland 1891 (russisch); cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. II, 97.
5) Peronospora viticola. Budapest 1890 (magyr.); cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. IT,
1890, S. 44.
158 III. A. Oomycetes.
‚Arten infiziert; von letzteren besonders die Arten aus der Gruppe von
Vitis aestivalis, Labrusca und cinerea, dagegen blieben die reinen Arten
Vitis riparia und rupestris gänzlich verschont, und die Formen der
Riparia-Gruppe wurden nur in geringem Mafse beschädigt. Als sehr
empfindlich bezeichnet E. MayEr!) den roten Veltliner; der Riesling wird
stets früher befallen als der Sylvaner. Nach demselben Untersucher
erweist sich eine Sorte, die an den Blättern empfindlich ist, manchmal an
den Gescheinen resistenter und umgekehrt; so wurde 1898 an Portugieser-
und Österreicher-Gescheinen die Plasmopara beobachtet, während Ries-
ling-Gescheine verschont blieben. L. ANDERLIND?) empfiehlt eine Art
kombinierter Methode, wodurch auch gleichzeitig eine Reblausfestigung
erzielt wird; nach ihm sollte man die Sorten Cynthiana, Norton’s
Virginia auf Vitis aestivalis, Elvira, Missouri Riefsling, Montefiore usw.
auf V. riparia pfropfen. Ob die Resistenz gegen den Pilz aber be-
dingungslos ist oder noch abhängig von äufseren Faktoren, wie Boden und
Klima, scheint noch nicht mit Sicherheit bekannt zu sein, dürfte wohl
aber nach Analogie der Kartoffelsorten nicht zu bezweifeln sein Des-
halb mülste für jede einzelne Weinbaugegend auch eine sorgfältige
Prüfung einer als peronosporafest ausgegebenen Sorte vorhergehen.
Jedenfalls besitzen wir aber in der Erkenntnis der verschiedenen
Empfänglichkeit der Rebensorten ein wertvolles Mittel, der Krankheit
schon von vornherein den Boden abzugraben.
Von hervorragender Bedeutung für die Ausbreitung des Pilzes
sind die klimatischen Faktoren, vor allem Wind und Regen.
Schon in den ersten Jahren des Auftretens der Krankheit machte man die
Erfahrung, dafs bei anhaltend feuchter Witterung der Pilz sich aufser-
ordentlich schnell ausbreitet, während er bei eintretender Trockenheit
sofort still steht. Selbst wenn also die Reben im Frühjahr reichlich
befallen sind, so verschwindet bei beginnender Sommerhitze der Pilz,
und die Pflanzen können sich wieder erholen. Selbst eine Regen-
periode im Herbst facht die scheinbar erloschene Epidemie wieder an.
Als Beispiel möchte ich auf die Verbreitung in Portugal?) hinweisen.
Bis etwa 1892 hat der Pilz dort kaum Schaden angerichtet; 1893 aber
trat er sehr verheerend auf, so dafs die Hälfte der Ernte vernichtet
wurde. 1894 trat der Pilz ebenfalls auf, aber viel weniger, weil in
den beiden Regenmonaten April und Mai die Temperatur sehr niedrig
war und später Trockenheit eintrat. Dagegen wütete die Krankheit
in der Provinz Minho, welche durch ihren Regenreichtum ausgezeichnet
ist. Aus dem Bericht geht ferner hervor, dafs der Schaden dann am
gröfsten wird, wenn in den Monaten Juli und August häufiger Regen
fällt. Die Wichtigkeit des Regens und des Windes für die Ausbreitung
des Schmarotzers hebt ganz besonders K. SAs6 *) hervor, der in Ungarn
eingehend diese Fragen studierte. Bis 1888 war der Pilz in Ungarn
selten, weil die Witterung sehr trocken war. Im Jahre 1887 trat die
Krankheit nach einem Gewitter ganz plötzlich im Komitat Zala auf
und verbreitete sich dann, da die Sommer feuchter waren, sehr schnell
!) Welche neuere Erfahrungen haben sich bei der Bekämpfung der Perono-
spora und des Oidiums ergeben? in „Weinbau und Weinhandel“, 1898, Nr. 46 u. 47.
?) Die Mittel zur Bekämpfung des falschen Mehltaues, cfr. Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten VII, 1897, S. 41.
3) D’Anmeıpa e pa MorrA Presa, Les maladies de la vigne en Portugal pendant
l'’annee 1894 in Bull. Soc. Myc. France X, 1894, S. 170.
*) Peronospora viticola. Budapest 18%.
3. Peronosporineae. 159
weiter. SaJ6 gibt dann weiter an, dafs sein eigener Weingarten 1891
nach einem Gewitter ergriffen worden sei. Es scheint also, dafs die
heftigen Winde während oder vor einem Gewitter ganz besonders ge-
eignet sind, die Konidien zu transportieren, und dafs dann die darauf-
folgende Feuchtigkeit die Zoosporenbildung begünstigt. Ein Vergleich
zwischen den meteorologischen Ansprüchen des echten und des falschen
Meltaues ist von Sas6!) für Ungarn angestellt worden. Daraus ergaben
sich die bemerkenswerten Tatsachen, dafs das Oidiumjahr sich durch
besonders häufige Südwest- und Südwinde, geringere Mitteltemperatur
der Sommermonate und geringeren Druck des atmosphärischen Wasser-
dampfes in dieser Zeit auszeichnete. Dagegen zeigte das Plasmopara-
jahr Mangel an den genannten Winden, eine höhere Temperatur und
höheren Wasserdampfdruck.
Wie empfindlich der Pilz gegen Trockenheit ist, zeigt sich darin,
dafs die Konidien nicht einmal mehr ihr Plasma in Teilstücke zerfallen
lassen, wenn die Feuchtiekeit mangelt. Selbst das Mycel im Blatte
wächst bei Trockenheit kaum merkbar, und die Flecken vergröfsern
sich nur wenig.
Dafs der Boden einen merkbaren Einflufs auf die Ausbreitung der
Krankheit ausübt, ist bisher nicht bekannt geworden, und es erscheint
ein solcher Einflufs auch kaum denkbar, da man ja für den Weinbau
stets den geeignetsten Boden auswählt.
Sobald man die Gefahr der Krankheit erkannte, bemühte man sich
auch, Mittel zu ihrer Bekämpfung zu finden. Zuerst versuchte
man durch Verbrennung der erkrankten Blätter und Ranken im Herbst
die ÜUberwinterung des Pilzes zu verhindern. Dieses Mittel, wodurch
die Oosporen natürlich vernichtet werden, bietet aber deswegen keinen
vollen Erfolg, weil der Pilz nicht blofs im toten Gewebe, sondern auch
im lebenden Rebstock zu überwintern vermag. Wie oben schon gesagt,
wurden Mycel und Oosporen auch in älteren Stammteilen aufgefunden.
Aufserdem aber zeigte G. Cusoxı?), dafs in den Knospen der Reb-
stöcke sich Mycel befindet, und zwar unterhalb der äufseren Knospen-
schuppen. Im Frühjahr bricht dann das Mycel mit den jungen Blättern
hervor und erzeugt so eine Neuinfektion. Die Vernichtnng der Oosporen
allein also verspricht noch keinen vollen Erfolg in der Bekämpfung,
wenn sie auch natürlich die übrigen Mafsnahmen wirkungsvoll zu unter-
stützen vermag.
Das Hauptaugenmerk mufs sich auf die Unschädlichmachung der
Konidien richten, wobei es gleichgültig ist, ob man ihre Bildung ver-
hindert oder ihre Auskeimung zerstört. Bevor auf die verschiedenen
Mittel eingegangen wird, soll noch kurz die Resistenz der Konidien
gegen Metallsalze besprochen werden. E. Würsrich (s. oben S. 146)
hat die Resistenz der Konidien und Schwärmsporen des falschen Mel-
taues vergleichend mit denen des Kartoffelpilzes untersucht und die
gleiche Widerstandsfähigkeit gegenüber den dort genannten Lösungen
gefunden. Auch die Konzentrationsgrenzen dafür, ob die Konidien noch
zu Schwärmsporangien werden oder mit Keimschlauch auskeimen, sind
') Meteorologische Ansprüche von Oidium Tuckeri und Peronospora viticola
in Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten XI, 1901, S. 92.
2) Communicazione del Direttore della R. Staz. di patol. veget. sulla perono-
spora entro le gemme della vite in Bollet. di Notiz. agrar. Rom 1891, S. 736; Le
infezioni tardive della peronospora in Boll. della Soc. gener. dei Vitie. ital. VII,
1892, S. 458.
/ 60 III. A. Oomycetes.
die gleichen. Die Schwärmsporen zeigen ebenfalls das gleiche Ver-
halten. Indessen machen sich hauptsächlich zwei Unterschiede gegen-
über dem Kartoffelpilz bemerkbar, die uns eine Erklärung dafür ab-
geben, weshalb der Weinpilz leichter den Fungiziden zum Opfer fällt.
Die Konidien keimen nämlich nur selten mit Keimschläuchen aus, die
Umwandlung in ein Zoosporangium ist fast die alleinige Regel; bei
der Phytophthora infestans ist die Auskeimung mit Keimschlauch viel
häufiger. Ferner schwärmen beim Weinpilz die Zoosporen viel länger
und sind infolgedessen auch viel länger dem Angriff von Fungiziden
unterworfen.
Zu einer wirksamen Bekämpfung des Pilzes ist es also notwendig,
ein Mittel in Anwendung zu bringen, das die Zoosporen schädigt. Man
hat dies zuerst durch Schwefeln der Reben versucht, damit aber so
wenig Erfolg erzielt, dals man wohl jetzt allgemein wieder davon ab-
gekommen ist. Von Spritzmitteln kamen schon frühzeitig Eisenvitriol,
Kupfervitriol, sowie Zink- und Nickelverbindungen in Frage. Dabei
ergab sich, dafs die Eisenverbindungen eher schädlich wirken, die
Zinksalze und Nickelsalze zu teuer sind!). Man beschränkte sich dann
ausschlieislich auf die Kupferverbindungen. Es ist nicht möglich, hier
auch nur annähernd die wichtigsten Arbeiten über die Kupfermethode aus-
zuführen, da gerade über die Bekämpfung des Weinpilzes eine ungeheure
Flut von Literatur entstanden ist, namentlich in denjenigen Ländern,
wie Italien, von deren Weinbau der Reichtum der Bewohner abhängt.
Am meisten verwendet man die von MiLLARDET vorgeschlagene
Bordeauxbrühe. Die Wirkung dieses Mittels ist von zahlreichen Be-
obachtern geprüft worden; so fand E. PritLieux ?), dafs das Mycel des
Pilzes durch das Mittel nicht abgetötet wird, aber es verbreitet sich
auch nicht weiter in den Flecken; die Konidienträger werden zwar aus-
gebildet, aber die Konidien vermögen nicht auszukeimen. Im Gegen-
satz zu nicht behandelten Stöcken behalten die bespritzten Reben ihre
Blätter bis zum Herbst frisch und grün und reifen deshalb auch ihre
Trauben vollständig aus. Man hat die Versuche in den verschiedensten
Ländern immer wieder angestellt und ist dabei zu stets demselben
Resultat gelangt, dafs die Weiterverbreitung des Pilzes vollständig ver-
hindert wird. Da die reine Bordeauxbrühe bei Regenwetter leicht
wieder abgewaschen wird, so hat man vielfach nach Mitteln gesucht,
welche gleichzeitig etwas besser an den Blättern haften. Man hat dies
durch Zusatz von Zucker erreicht. Von anderen Kupferverbindungen
wurden Kupferacetat und Kupfernatriummischung durch G. CuBoxt?)
ausprobiert; beide Mittel zeigten sich der Bordeauxbrühe unterlegen
oder höchstens gleichwertig, waren dann aber kostspieliger. SCHULZ *)
hat mit Kupferzuckerkalk, Kupferschwefelkalk und Kupferklebekalk
neben gezuckerter und ungezuckerter Bordeauxbrühe gearbeitet. Der
Reihenfolge nach wirkte Kupferklebekalk am besten, darauf Kupfer-
zuckerkalk und dann Bordeauxbrühe und Kupferschwefelkalk. Die
!) Guvozvenxovic, F., Erfahrungen über die Bekämpfung der Peronospora mit
Kupfervitriol und einigen dafür vorgeschlagenen Ersatzmitteln in Ztschr. f. das
landwirtsch. Versuchswesen in Österreich, 1901.
?2) Journal d’agrieult. 1885, II, S. 731.
®) Risultati delle esperienze per combattere la peronospora eseguite nell’ anno
1896 in Boll. di Not. agrar. XIX, 1897, S. 401.
= *) In „Der Rheinhess. Landwirt“ 1896, 11. Nov.; cfr. Ztschr. f. Pflanzenkrankh,
ML, ol.
3. Peronosporineae. 161
Haftbarkeit auf den Blättern zeigte dieselbe Reihenfolge. Nach den
Versuchen von F. GUOZDENOVIO (s. oben) ist es empfehlenswert, neben
der Bespritzung mit Bordeauxbrühe noch eine Bestäubung der jungen
Träubchen mit Kupfervitriolschwefelmischung vorzunehmen. Auch der
Zusatz von Kaliumpermanganat (100 g pro 1 hl) hat sich recht gut
bewährt, da diese Verbindung absolut pilztötend ist; empfehlenswert
erscheint diese Beimischung in regenreichen Jahren, wenn eine be-
sonders heftige Invasion zu befürchten ist. Endlich sei aus der neueren
Literatur noch einer gröfseren zusammenfassenden Arbeit von Th. Onmeıs!)
Erwähnung getan. Dieser Untersucher gibt der Kupfervitriolsodabrühe
den Vorzug: vor der Bordeauxbrühe, weil die Herstellungsweise einfacher
ist und die Spritze nicht verstopft wird. Die selbstbereiteten Kupfer-
kalk- und Kupfersodabrühen zeigten sich in der Wirkung etwa gleich;
doch empfiehlt sich eine Konzentration von 1°/o, während schwächere
Lösungen unsichere oder keine Wirkung besafsen. Kupferzuckerkalk-
pulver kommt selbst in 3%oiger Konzentration den 1" oigen Kupfer-
brühen nicht gleich, ergab aber immerhin noch befriedigende Resultate.
Erwähnt mag noch sein, dafs P. Pıc#ır?) mit reinem Kupfervitriol ge-
arbeitet hat, das er aber nicht auf die Blätter spritzte, sondern dem um
den Stock aufgelockerten Boden in flüssiger oder gepulverter Form zu-
führte. Er erzielte damit beachtenswerte Erfolge; jedenfalls geht aus
seinen Versuchen hervor, dafs diese Behandlung des Bodens eine wert-
volle Unterstützung der Blattbespritzung ist.
Nach allen Versuchen erscheint es durchaus nicht gleichgültig, zu
welcher Zeit die Reben gespritzt werden müssen. Man hat gefunden,
dafs es am besten ist, die Stöcke im Frühjahr vor der Blütezeit zu
bespritzen und dies im Sommer nach der Hauptblütezeit zu wieder-
holen. Im allgemeinen dürften bei uns diese beiden Spritzungen ge-
nügen; italienische Forscher empfehlen für feuchte Nachsommer und
zur Verhütung eines Widerausbruches der Krankheit durch Infektion
aus den Knospen eine nochmalige Widerholung im August. Vielfach
wird eine dreimalige Bespritzung auch bei uns empfohlen, so von
E. Beinumg®), der den besten Erfolg erzielte, wenn er vor der Blüte,
nach der Blüte und 4 bis 5 Wochen später noch einmal spritzte.
Da nach den beigebrachten Erfahrungen ein Zweifel über die ganz
hervorragende Wirkung der Bordeauxbrühe als Mittel gegen die Plasmo-
para nicht mehr herrschen kann, so erscheint es auch erklärlich, dals
in allen weinbauenden Ländern das Bespritzen damit durchgeführt
wird. In einigen Kantonen der Schweiz ist man sogar so weit gegangen,
durch Gesetz die dreimalige Bespritzung am 20. Juni, 20. Juli und
20. August obligatorisch zu machen. Für Italien forderten FERRARI
und Cupoxt behördliche Erlasse nach dieser Richtung. In den meisten
Ländern, namentlich wenn die Weinbaubezirke lokalisiert sind, haben
die private, sowie die genossenschaftliche Tätigkeit eine Einigung über
die Termine des Bespritzens angebahnt, die durch schöne Erfolge in der
Bekämpfung belohnt worden ist.
1) Über die Wirksamkeit der verbreitetsten Peronospora-Bekämpfungsmittel
in Jahrb. der landwirtsch. Kreisversuchsstation zu Würzburg, 1902. — Von älteren
Arbeiten sei besonders die von Garzowar erwähnt, die in Ztschr. f. Pflanzenkr. I,
33 ausführlich besprochen ist. 0 , j no
2) Alcuni esperimenti fisiopatologiei sulla vite in relazione al parassitismo
della peronospora in Nuov. Giorn. Bot. Ital. XXIII, 1891, S. 861.
3) Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten II, 1892, S. 207.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 11
162 III. A. Oomycetes.
Wie bei der Kartoffelkrankheit so äufsert auch hier die Bordeauxbrühe
die Wirkung, dafs die Blätter länger frisch grün und am Stocke bleiben.
C. Rumm!) konstatierte eine viel sröfsere Zahl von Chlorophylikörnern im
Blattparenchym, was sich wahrscheinlich durch einen chemotaktischen
Reiz des Kupfers, der ohne Stoffaufnahme zustande kommt, erklären
läfst. Ob die Ewerr'schen Anschauungen (vergl. 5.148) auch hier Geltung
haben, steht noch dahin. Nebenbei sei dann noch bemerkt, dafs der
von gekupferten Trauben herrührende Wein nur geringe Spuren von
Kupfer enthält, und dafs auch die Gärung dadurch nicht verzögert wird.
Zum Schlufs soll noch der Bekämpfung mit Lysol Erwähnung
getan werden. L. SırıkrE?) empfiehlt nach seinen Versuchen eine
Lysollösung von etwa 4 bis 7 pro Mille (c. "/a %/o), die alle Parasiten
abtötete und der Vegetation der Reben nichts schadete. Die Vorteile
für das Laub sind dieselben wie bei Behandlung mit Bordeauxbrühe,
nur dafs das Laub dunkelgrün bleibt und nicht blaugrün erscheint.
Für die Lysollösung spricht ferner ihre bedeutend bequemere Her-
stellung und Handhabung, ihre Ungefährlichkeit für das Vieh und end-
lich ihr um etwa ein Drittel billigerer Preis gegenüber der Bordeaux-
brühe. Diese Angaben bedürfen noch vielfacher Nachprüfung.
Die Gattung Plasmopara enthält noch eine Reihe von schädlichen
Arten, von denen wir einige kurz besprechen wollen. P. nivea (Ung.)
Schroet. tritt als schneeweilfser, schimmelartiger Überzug an den Blättern
von Umbelliferen recht häufig auf. Die Konidienträger brechen meist
unterseitig aus den Spaltöffnungen hervor, verzweigen sich baumförmig
und tragen an der Spitze der letzten Auszweigungen kuglige Konidien,
die Zoosporen bilden. Die Oogonien besitzen eine hellbraune, glatte
Membran. Der Pilz kommt in ganz Europa und Amerika vor und
tritt auch gelegentlich an kultivierten Umbelliferen auf; besonders
sucht er Mohrrüben und Petersilie heim, doch ist er als Schädling
auch an Kerbel, Pastinak, Anis, Pimpinella Saxifraga beobachtet worden.
In Nordamerika erzeugt auf vielen Kompositen P. Halstedii (Farl.) Berl.
et de Toni Blattkrankheiten ; von kultivierten Arten werden namentlich
Helianthus annuus und tuberosus, sowie Madia sativa befallen. Haupt-
sächlich auf Amerika beschränkt ist P. cubensis (Berk. et Br.) Humphr.
(= P. australis |Speg.| Swingle, Pseudoperonospora cubensis Rostowz.),
eine Art, die besonders an Gurken, Kürbissen, Melonen beträchtlichen
Schaden anrichtet. Der Pilz war ursprünglich nur von wilden Oucur-
bitaceen in Südamerika und auf Cuba bekannt geworden und befiel dann
in Nordamerika die Kulturen von Gurken und Kürbissen®). In Rufsland
wurde die Krankheit auf Gurken im Jahre 1902 von S. RostowzEw #)
gefunden, in Ungarn trat sie nach M. LixHart?’) 1903 auf, in demselben
!) Zur Frage nach der Wirkung der Kupferkalksalze bei Bekämpfung der
Peronospora viticola in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XI, 1895, S. 445; ferner
ebenda 8. 79.
2) Du Mildew, son traitement par un procede nouveau le Lysolage in Rapport
sur les experiences faites par lui dans d’Herault presente & l’Acad. des Sc.
28. janv. 189.
®) Vergl. Huneneey in VIII Ann. Rep. Massach. Agric. Exp. Stat. 1891, Nr. 33;
Sırrıne, F. A., and Sıewart, F. C., Spraying Cucumbers in the Season of 1898 in
New York Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 156; Seusy, A. D., Additional host plants of
Plasmopara cubensis in Bot. Gaz. Jan. 1899, S. 67.
*) Beiträge zur Kenntnis der Peronosporeen in Flora, vol. 92, 1903.
5) Die Peronospora recte Pseudoperonospora, Krankheit der Melonen und
Gurken in Ungarn in Ztschr. f. Pflanzenkrankheiten XIV, 1904, S. 143.
3. Peronosporineae. 163
Jahre nach L.HEck£!) bei Wien, und nach E. Cazzant?) in Oberitalien. In
Ungarn wurden bis 80 %0 der Melonenfelder vernichtet. Die Blätter zeigten
gelblichbraune eckige Flecken, die auf der Unterseite von einem violett-
grau gefärbten, mehr oder weniger dichten Schimmelüberzuge bedeckt
waren. Schliefslich vertrocknen die Blätter ganz, ebenso dıe Ranken.
Die Früchte haben sich zwar pilzfrei gezeigt, aber sie blieben klein
und zuckerarm. Zur Bekämpfung bespritzt man die Pflanzen mit
Bordeauxbrühe von 1 bis 1,5°/o, sobald sich die erste Spur des Pilzes
zeigt; nach etwa 14 Tagen wiederholt man die Prozedur. Dafs daneben
zur - Vernichtung der Oosporen das alte Laub verbrannt und womöglich
der Gurken- und Melonenbau auf einmal infizierten Feldern einige .J Jahre
ausgesetzt werden mufs, erscheint selbstverständlich. Endlich seien
noch die Arten P. pygmaea (Ung.) Schroet. auf Ranunculaceen , wie
Anemone, Aconitum, Thalietrum, Isopyrum usw., P. densa (Rabenh.)
Schroet. auf Alectorolophus- und Euphrasia-Arten und P. Celtidis Waite
auf Celtis occidentalis erwähnt. Alle diese Arten können gelegentlich
einmal auf Kulturpflanzen lästig werden, ohne indessen allzu grofsen
Schaden zu stiften.
Die Gattung Bremia Regel, die uns jetzt beschäftigen soll, besitzt
wiederholt dichotom verzweigte Konidienträger, welche an den Spitzen _
der äufsersten Zweige eine kleine flache Platte tragen; ihr Rand ist
mit zwei bis acht kleinen Spitzchen besetzt, deren jedes eine kuglige
oder ellipsoidische, mit Endpapille versehene Konidie erzeugt. An
dieser Papille treibt die Konidie mit einem Keimschlauch aus. Die
Oosporen sind kuglis, mit hellbrauner, glatter oder warziger Membran.
Die einzige Art, Bremia Lactucae - Regel (= Peronospora gangliformis
de By.), befällt eine grofse Anzahl von Kompositen in Europa und
Nordamerika, so z. B. die Gattungen Senecio, Cirsium, Lactuca, Heera-
cium, Sonchus, Cichorium, COynara usw. Peeonderen Schaden stiftet er
bei den Artischocken (Cynara Cardunculus), bei jungen Cinerarien
(Senecio hybridus) und endlich beim Salat (Laetuca sativa und Oichorium
Endivia). Vor allen Dingen macht er sich beim Salat lästig, indem er
die jungen Blättchen befällt und sie zum Abtrocknen und zur Schwärzung
bringt. Die Krankheit ist in den Treibkästen und Gewächshäusern recht
häufig und kommt namentlich beim Versand des Salates, wenn die
PHlanzen fest zusammengepackt sind, zum Ausbruch. In Frankreich,
wo die Krankheit unter dem Namen 08 Meunier“ bekannt ist, wird dem
schwunghaften Handel mit früh getriebenem Salat oft ein recht empfind-
licher Schaden dadurch zugefügt. Die Bekämpfung der Krankheit ge-
staltet sich jetzt aussichtsvoller als früher, obwohl natürlich immer die
Wiedereinschleppung des Pilzes durch wilde Kompositen zu befürchten
ist. Deshalb ist notwendig, die dem Pilze ausgesetzten Unkräuter zu
entfernen, die kranken Pflanzen zu vernichten und in den Kästen oder
Häusern die infizierte Erde zu sterilisieren oder zu erneuern. Mög-
lichste Lüftung der Kästen, verständiges Giefsen, weites Pflanzen und
Unterstützung des Wachstums zur richtigen Zeit durch Dungsufs
dürfte ebenfalls die Krankheit wesentlich beschränken. Man hat
aber noch das Mittel versucht, die Pflanzen selbst zu immunisieren.
1) Über das Auftreten von Plasmopara cubensis in Österreich in Zeitschr. f.
.d. landw. Versuchswesen in « sterreich 1904.
2) Sulla comparsa della Peronospora cubensis in Italia in Atti Ist. Bot. Pavia
IX, 1904, 8. 6.
Ir8
164 III. A. Oomycetes.
E. MarcHaL?!) säete zu diesem Zweck Salatsamen in Kristallisierschalen
mit Sachsscher Nährlösung aus, der wachsende Mengen von pilztötenden
Stoffen beigegeben wurden. Wenn die jungen Pflänzchen zwei bis drei
Blättehen entwickelt hatten, so wurden sie mit Konidien der Bremia
infiziert und die Schalen mit Glasglocken zum Feuchthalten überdeckt.
Drei bis vier Teile Kupfervitriol auf 10000 Teile Nährlösung veranlafste
eine deutliche Resistenz der Pflanzen; fünf bis sieben Teile waren die
obere Grenze, welche die Salatpflanzen noch gerade vertrugen, ohne
allzusehr geschädigt zu werden, geringere Konzentration wirkte nicht.
Eisenvitriol gab keine immunisierende Wirkung. Mangansulfat wird
zwar bis zu 1% gut vertragen, wirkt aber nicht sicher; dasselbe ist
mit Kalisalzen bis zu 2° der Fall. Nitrate und Phosphate machen
dagegen die Pflanzen weniger widerstandsfähig. Irgend welche prak-
tische Folgerungen lassen sich leider aus diesen interessanten Ver-
suchen vorläufig nicht ziehen, weil die Applizierung des Kupfer-
vitriols in der dem Pflanzenwuchs noch zuträglichen Konzentration
auf grofse Schwierigkeiten stöfst, deren man vorläufig nicht Herr
werden kann.
Es bleibt nun noch die Gattung Peronospora Corda zu besprechen
übrig, von der eine ganze Anzahl Arten Schädigungen von Kultur-
pflanzen bewirkt. Die Konidienträger verzweigen sich baumförmig und
erzeugen Konidien ohne Keimpapille an der Spitze; die Auskeimung
erfolgt deshalb seitlich an beliebiger Stelle. Je nachdem die Oosporen
mit warzen- oder leistenförmigen Verdickungen versehen sind oder nur
eine glatte bis höchstens gefaltete Membran besitzen, unterscheidet
man die Sektionen Calothecae und Leiothecae.
Von den Calothecae mit skulpturierter Oogonienmembran seien
folgende Arten genannt. P. Maydis Racib. hat M. Racıporskı?) als
Ursache einer von den Eingeborenen „Lijer* genannten Maiskrankheit
auf Java erkannt. Die Erkrankung tritt an jungen Pflanzen auf und
macht sich etwa vom vierten Blatte ab bemerkbar. Die Blätter zeigen
eine weifse oder gelblich-weifse oder weifs-grünliche Farbe, bisweilen
können sie auch weifsstreifig sein. Wenn einige solcher Blätter ge-
bildet sind, fällt die Pflanze plötzlich um, weil ihr Stengel vollständig
faul ist. Im Blattgewebe findet sich das Mycel, das zu den Spalt-
öffnungen heraus die Konidienträger sendet. In den Blattscheiden der
jungen Blätter und besonders im faulen Stengelgewebe zwischen den
Gefäfsbündeln bildet das Mycel zahlreiche Oogonien , die eine wenig
dicke, mit kleinen warzenförmigen Verdickungen versehene Membran
besitzen. Die reifen Oosporen kommen erst im abgestorbenen Gewebe
vor. Die Vernichtung der kranken Pflanzen erscheint vorläufig als das
einzige Mittel zur Bekämpfung der Krankheit. — P. Viciae (Berk.) de By.
befällt Papilionaceen, namentlich Vicia- und Lathyrus-Arten und schädigt
besonders Futterwicken, Linsen, Erbsen und in Südamerika Vicia Faba.
Gelegentlich werden ganze Felder der genannten Pflanzen davon er-
griffen und schwer geschädigt. Durch Abmähen des Feldes erzielte
man gesunden Nachwuchs; auch Bordeauxbrühe soll gut geholfen
haben. — Als dritte Art sei P. calotheca de By. genannt, die auf
!) De l’immunisation de la laitus contre le meunier in Compt. rend. OXXXV,
1902, S. 1067.
?) Lijer, eine gefährliche Maiskrankheit in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XV,
1897, S. 475.
3. Peronosporineae. 165
Rubiaceen vorkommt, besonders in Asperula odorata und Galium Aparine.
Auf Caryophyllaceen, wie Cerastium, Alsine, Arenaria, Stellaria usw.,
kommt P. Alsinearum Casp. vor, von der in Fig. 18, 10, 11 die Befruch-
tung abgebildet ist.
Die nun zu erwähnenden Arten gehören der Sektion Leiothecae
mit glatter Oogonienwandung an. Sehr häufig auf Cruciferen, nament-
lich auf den als Unkräuter überall verbreiteten Capsella, Thlaspi, Draba,
Lepidium, Cardamime, Sinapis, Diplotaxis, Erysimum, Sisymbrium, Alliaria,
Berteroa, Alyssum, Dentaria usw. kommt Peronospora parasitica (Pers.)
Tul. vor. Der Pilz befällt alle oberirdischen Teile und bedeckt sie
mit einem grauweifsen Schimmel. Wenn er sich in Stengeln oder
Blütenstielen entwickelt, so ist häufig eine gallenartige Anschwellung
der befallenen Stellen zu konstatieren, die durch die massenhafte
Bildung der Oosporen im Innern hervorgerufen wird. Häufig findet er
sich vergesellschaftet mit Cystopus candidus und macht dann den Ein-
druck, als ob er ein Parasit dieses Pilzes wäre. Die Konidienträger
des Pilzes sind mehrfach verzweigt und endigen in feine, herabgebogene
Astchen, die je eine ellipsoidische Konidie tragen. Dieser Pilz be-
schränkt sich nun nicht auf die Cruciferenunkräuter, sondern geht auf
kultivierte Arten über, ihnen beträchtlichen Schaden zufügend. Die Art
ist über die ganze Welt verbreitet, tritt aber durchaus nicht regelmäfsig;
als Schädling auf. Besonders gern scheint er in Gärtnereien auf den
jungen Pflänzchen der Levkojen und des Goldlackes aufzutreten. Ebenso
findet man ihn auf feineren Kohlarten, wie Blumenkohl und Rosenkohl,
nicht selten. Auf Radieschen hat ihn G. v. BEck !) nachgewiesen. Kohl-
rabı und Turnips, ferner Raps und Rübsen haben ebenfalls häufig von
ihm zu leiden. Als Bekämpfungsmittel empfiehlt sich in erster Linie
die möglichste Ausrottung der wilden Unkrautcruciferen, namentlich
von Capsella bursa pastoris. CoRrNuU und Cur£ haben bei Blumenkohl-
kulturen das Belegen des Bodens mit kupfersulfatgetränkten Brettern
empfohlen. Ob aber dies Mittel hilft, darüber ıst mir nichts Näheres
bekannt geworden.
Als Feind der kultivierten Speisezwiebeln (Allium Cepa, fistulosum
usw.) erweist sich P. Schleiden! Ung. Die Pflanzen erhalten ein blasses,
oft weifsliches Ansehen, und darauf erscheinen braune, sehr kleine, staub-
artig feine Punkte; dabei können einzelne Stellen des Blattes oder
Schaftes erweichen oder auch dürr werden. Wenn die toten Stellen
sehr grofs werden, so stirbt der darüberliegende Teil des Blattes ab.
Die braunen Pünktchen werden durch die Konidienträger gebildet, die
sich reich baumartig verzweigen und auffällig grofse, ellipsoidische,
braunviolette Konidien erzeugen. Auf den durch den Pilz abgetöteten
Gewebeteilen siedeln sich häufig andere Pilze an, die dann ihrerseits
ebenfalls der Pflanze Schaden zufügen können. Häufig findet sich
Cladosporium. RırzEma Bos?) berichtet über das sekundäre Auftreten
von Macrosporium parasiticum. Meistens tritt der Pilz erst im Sommer
auf und breitet sich bei begünstigenden Witterungsverhältnissen mit
grofser Schnelligkeit aus, in kurzer Zeit das Blattwerk und die Blüten-
schäfte ganzer Felder vernichtend. Bisweilen beginnt die Erkrankung
schon im Frühjahr. Als bestes Verhütungsmittel dient ein luftiger,
freier Standort, der dem Winde und der Sonne schutzlos preisgegeben
!) Über eine neue Krankheit der Radieschen in Lotos, 1898.
?) Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten IX, 350.
166 III. A. Oomycetes.
ist. Die Krankheit findet sich in ganz Europa und auch in Nord-
amerika.
Auf Chenopodiaceen finden sich zwei Arten. P. effusa (Grev.) Rabenh.
wächst meistens auf wilden Atriplex- und O’henopodium-Arten, kommt aber
gar nicht selten auch auf dem Spinat vor. Der Parasit erscheint auf der
Unterseite der Spinatblätter und bildet sich entfärbende, wässerig durch-
scheinend aussehende, bald verfaulende oder vertrocknende Flecken. Das
Mycel überwintert in jungen Spinatpflänzchen, bildet aber darin merk-
würdigerweise keine Oosporen, die sonst in den anderen Nährpflanzen
gefunden sind. Wichtiger ist P. Schachtii Fuck., die die Herzblätter der
Runkel- und Zuckerrüben befallen kann. Ergriffen werden nur die jüngeren
Runkelblättchen, die hellgrüne, mit welliger Oberfläche versehene Flecken
bekommen. Die Unterseite der Flecken bedecken die Konidienträger
als weifser, später blaugrauer Überzug. Bei intensiver Erkrankung
werden die ganzen Herzblätter ergriffen und erscheinen dann dicklich,
grünlich-gelb, gekräuselt und auf einen nestartigen Haufen zusammen-
gedrängt. Die Konidienträger sind mit wenigen Hauptzweigen versehen,
die wiederum verästelt sind. Die Konidien besitzen eiförmige Gestalt
und schmutzig-violette Farbe. In den befallenen Blättern wurden dick-
wandige, braune Oosporen gefunden, aufserdem aber überwintert das
Mycel im Kopfe der Samenrüben. Die Krankheit trat zuerst in der
Provinz Sachsen verderblich auf und wurde von J. Künn!) studiert.
Für die Bekämpfung ist natürlich sorgfältige Auswahl der Rüben not-
wendig, aufserdem hat man in neuerer Zeit Bordeauxbrühe angewandt ?),
die die Krankheit zum Verschwinden brachte und aufserdem den Zucker-
gehalt der gespritzten Rüben erhöhte. Es erscheint nicht ausgeschlossen,
dafs die beiden, Chenopodiaceen bewohnenden Arten identisch sind.
Auf den Keimpflänzchen von Gartenmohn tritt nicht selten P.
arborescens de By. auf, die auch auf wilden Mohnarten häufig zu finden
ist, aber bei älteren Pflanzen nur wenig Schaden anrichtet. Die
Blättehen der Keimpflänzchen werden auf der Unterseite von den
Konidienträgern grau bestäubt, die ziemlich hoch sind, sich mehrfach
verästeln und fast kuglige, farblose Konidien erzeugen. Bisweilen
werden auch die jungen Blütenstiele ergriffen und zeigen dann gallen-
artige Verdickungen und Hin- und Herkrümmungen. Im Innern des
Gewebes finden sich die mit einem faltigen Epispor versehenen Oosporen.
Merkbarer Schaden entsteht durch den Pilz blofs bei Erkrankung der
jungen Pflänzchen.
Von den auf Leguminosen vorkommenden Arten sei zuerst P.
Trifoliorum de By. erwähnt. Der Pilz findet sich in ganz Europa und
in Nordamerika auf vielen Leguminosen, besonders auf Trefolium,
Medicago, Melilotus, Lotus usw. und wird hauptsächlich schädigend,
wenn er die kultivierten Arten von Trifolium oder Medicago befällt.
Die Konidienrasen stehen auf der Blattunterseite auf bleichen Flecken;
bisweilen stirbt auch die ganze Pflanze ab. Ob die Angabe von
Rostrup®), dafs erkrankte Medicago lupulina die Tendenz zeige, vier-
bis fünfzählige Blätter zu bilden, durch anderweitige Beobachtungen
bestätigt ist, kann ich nicht angeben. Die Oosporen finden sich in
!) Zeitschr. des landw. Centralver. der Prov. Sachsen 1872; Amtsbl. f. d. landw.
Ver. im Königreich Sachsen 1873, Nr. 10; Botan. Zeit. 1873, S. 499.
?2) Frang, Die Krankheiten der Pflanzen II, 77.
®) Botan. Centralbl. XXVI, 191.
3. Peronosporineae. 167
dem ergriffenen Gewebe. Den Sämlingspflanzen von Oytisus Laburnum
und alpinus wird P. Cytisi E. Rostr. gefährlich. E. Rostrup!) hatte die
Art zuerst in Dänemark festgestellt und gibt an, dafs die Sämlings-
beete in wenigen Tagen vernichtet werden. Die Blätter bekommen
braune Flecken, die unterseits einen aschgrauen Schimmel zeigen, der
aus sehr feinen, vier- bis fünfmal dichotom verzweigten Konidienträgern
besteht. Die Konidien sind eiförmig, hellbraun. Im Gewebe finden
sich die dickwandigen, braunen Oosporen. Der Pilz wurde oleichzeitig
in Württemberg von O. KircHxer?) und in Franken von P. Macnus?®)
beobachtet, in letzterem Falle aber an bereits erwachsenen Pflanzen.
Rostrup *) empfiehlt als Bekämpfungsmittel das Bespritzen mit Bordeaux-
brühe.
Auf Viola arvensis und Rivintana ist P. Veolae de By. gefunden
worden. Da dieser Pilz in Nordamerika auch auf Viola odorata nach-
gewiesen wurde, so erscheint es nicht ausgeschlossen, dafs er gelegent-
lich als Schädling in Gärtnereien auftritt. Primula offieinalis beherbergt
die P. Oerteliana Kühn, die dadurch bemerkenswert ist, dafs das Mycel
im Wurzelstock überwintert und ım Frühjahr in die jungen Blätter
emporsteigt, ihre Unterseite dicht mit den Konidienträgerrasen über-
ziehend. Auf jungen Pflänzchen der Rapunze (Valerianella olitoria)
tritt bisweilen P. Valerianellae Fuck. verheerend auf. Ihre Konidien-
träger verbreiten sich über die ganzen Pflänzchen.
Auf der Weberkarde (Dipsacus fullonum) richtet bisweilen P. Dip-
saci Tul. beträchtlichen Schaden an, namentlich wenn der Pilz die Deck-
blätter der Karden befällt. Diese bleiben dann bleich, ebenso wie die
Wurzel- und Stengelblätter, wenn sie erkranken. Da der Anbau der
Karden kaum noch irgend welche Bedeutung besitzt, so mag dieser
Hinweis auf die Krankheit genügen.
Endlich möchte ich noch einige weniger wichtige Arten dieser
Abteilung erwähnen, weil sie unter Umständen doch lästig werden
können. Dahin gehören z. B. P. obovata Bonord. auf den Stengeln und
Blättern von Spergula arvensis und pentandra, P. radii de By. und P.
leptosperma de By. auf den Blättern und Stengeln von Matricaria, An-
themis, Orysanthemum usw.
Während von den vorstehend genannten Arten die Oosporen be-
kannt sind und dadurch die Unterbringung in eine der beiden Sektionen
ermöglicht wird, hat man bei mehreren Arten noch keine Oosporen ge-
funden. Dahin gehört vor allem P. sparsa Berk. auf Rosenblättern. Die
Blättehen bekommen braune Flecken auf der Oberseite, während unter-
seitig sich ein zarter, grauer Schimmel bemerkbar macht. Die Konidien-
träger teilen sich dichotom und entwickeln an den letzten haarfeinen,
etwas hakig gekrümmten Endzweigen die kugligen Konidien. Die er-
krankten Blätter sterben meist ab und fallen zur Erde. Der Pilz tritt
in Amerika auf wilden und kultivierten Rosen auf und hat sich seit
kaum 40 Jahren auch in Europa gezeigt, namentlich auf Rosen ın
Gewächshäusern und auf jungen Sämlingspflanzen. Besonders ver-
derbliche Epidemien hat er bei Berlin in den Häusern grofser Rosen-
züchtereien und in Schlesien in Sämlingsbeeten verursacht. — P. Rumicis
!) Peronospora Cytisi in Ztschr. f. Pflanzenkr. II, 1892, S. 1.
2) Über das Absterben junger Cytisus-Pflanzen in Zeitschr. f. Pflanzenkr. II,
1892, S. 324.
®) Hedwigia 1892, S. 149.
+) Plantepatologi 8. 203.
168 III. B. Zygomycetes.
Corda kommt auf Rumex acetosa und acetosella vor und bildet die
Konidienträger auf der Blattunterseite und auf den Blütenteilen aus.
Das Mycel überwintert in der Wurzel und wandert von da aus in die
jungen Schosse ein.
Aufser den hier genannten, bisher auf Kulturpflanzen gefundenen
Arten gibt es noch eine grofse Zahl von anderen, die auf allen mög-
lichen Nährpflanzen sich finden und vielleicht auch gelegentlich einmal
als Schädlinge von Nutzpflanzen auftreten können. Wer sich über diese
Arten näher unterrichten will, mufs die systematischen Handbücher!)
zu Rate ziehen.
Zu erwähnen ist nun noch ein Pilz, dessen Entwicklungsgang noch
nicht genügend bekannt ist und der deshalb nur vorläufig von seinem
Entdecker an die Peronosporaceen angeschlossen wird. L. Mansın?)
sieht die Ursache der Krankheit der Efskastanienbäume (Maladie
de l’encre, pied noir oder Phylloxera) in Frankreich in einem Parasiten,
der in den Mykorrhizen der Kastanienwurzeln sitzt und sie zerstört.
Dieser als Oomycet angesprochene Pilz, Mycelophagus Castaneae Mang..,
beginnt seine Tätigkeit an der Wurzelspitze und schreitet allmählich bis
zu den älteren Wurzeln an der Stammbasis vor. Er geht nur aus-
nahmsweise auf ganz kurze Strecken durch den Boden, um eine be-
nachbarte Mykorrhize zu erreichen. Zur Verbreitung auf gröfsere
Entfernungen dienen ihm die Rhizomorphen eines anderen Pilzes, mit
dessen Mycelfäden er anastomosiert oder in sie eindringt. Hier treten
dann bisweilen Ba een auf, die den Oosporen der Perono-
sporaceen gleichen. Weiter ist über den Parasiten noch nichts bekannt
geworden. Die Krankheit befällt sowohl junge wie alte Bäume und
kehrt sich nicht an verschiedene Bodenbeschaffenheit. Nach der lücken-
haften Kenntnis, die wir bisher von dem Schmarotzer besitzen, erscheint
es sehr fraglich, ob er hierher gehört oder zu irgend einer anderen
Abteilung der Phycomyceten.
B. Zygomycetes.
Die Zygomyceten haben sich dem Landleben vollkommen angepafst;
es fehlen ihnen deswegen z. B. die Zoosporen. Ihr Mycel ist ähnlich wie
das der Domyceten unseptiert und ganz unregelmäfsig verzweigt (Fig. 12,1),
häufig auch unregelmäfsig aufgeblasen oder verengert. "Bei älteren
Mycelien und an verletzten Stellen treten Scheidewände auf, aber meist
nicht in regelmäfsigen Abständen, sondern ganz regellos. Man ver-
gleiche über diese Kammerungswände das auf S. 110 Gesagte.
Auch bei Verletzungen, wo durch den Turgor unnütz viel Plasma
herausgeprefst werden würde, wird die Wunde durch eine Wand ab-
geschlossen.
Die Fortpflanzung ist eine ungeschlechtliche und geschlechtliche. Die
ungeschlechtliche Fruktifikation findet in S porangien oder Konidien
statt. Die Sporangien sitzen entweder einzeln an unverzweigten oder
zu mehreren an verzweigten Trägern; ebenso ist die Form und die
!) Saccarno, Sylloge Fungorum; A. Fıscnuer in Razennorsr’s Kryptogamenflora;
Schrorrer in Schles. Krypt.-Flora. Zusammenstellungen der Nährpflanzen Mittel-
europas bringt G. Lisoav, Hilfsbuch für das Sammeln parasitischer Pilze. Berlin 1901.
?) Sur la maladie du Chätaignier, caussee par le Mycelophagus Castaneae in
Compt. rend. CXXXVI, 1903, S. 470.
Mucorineae. 169
Zahl der Sporen höchst verschieden. Meistens besitzen die Sporangien
(Fig. 13, 2) eine Columella, indem das Stielende noch ein Stück in den
Sporangienraum hineinragt. Häufig zerfliefst bei der Reife die Wandung
des Sporangiums, und die Sporen quellen als schleimige Masse heraus.
Die Konidienträger sind in ihrer Gestaltung ebenso mannigfaltig und
stellen oft stattliche, schöne Gebilde dar.
Die geschlechtliche Vermehrung erfolgt durch die Zygosporen
(Fig. 13, 1). Zu ihrer Bildung wachsen zwei kleine Zweige verschiedener
Fäden aufeinander zu und trennen ihre Spitzen durch eine Wand ab. Die
an den Mycelfäden liegenden Fadenstücke heifsen Suspensoren, die
beiden sich berührenden Gameten. Diese verschmelzen unter Auflösung
der Trennungswand miteinander und bilden die Zygospore, die meist
eine dicke, dunkelfarbige, mannigfach skulpturierte Wandung besitzt.
Dieser Entwicklungsgang modifiziert sich bei den verschiedenen
Gattungen nur unwesentlich. Aufser den Zygosporen kommen auch
Azygosporen vor, die entstehen, wenn der eine der beiden
Kopulationszweige fehlt. Die Zygospore keimt nach längerer Ruhe-
periode mit einem Keimschlauch aus. Von vielen Arten kennt man
die Zygosporenbildung nicht, bei vielen findet sie nur sehr selten statt.
Man hat in neuester Zeit!) diese sonderbare Erscheinung: damit erklärt,
dafs die Geschlechtlichkeit bis auf die Mycelien zurückgeht; deshalb
kann Zygosporenbildung nur eintreten, wenn Mycelien verschiedener
Geschlechter sich treffen.
Aufserdem gibt es noch bei vielen Arten Chlamydosporen (Fig. 13, 5)
und Gemmen; auch hefeartige Sprossung wird bisweilen angetroffen. Da
die Zygomyceten nur wenig Interesse für die Phytopathologie bieten,
so mögen diese kurzen Andeutungen über ihre Entwicklung genügen.
Man unterscheidet systematisch zwei Ordnungen Mucorineae und
Entomophthorineae, von denen die erste Sporangien oder Konidien
als Nebenfruchtform besitzt, während die zweite nur Konidien hat, die
aber abgeschleudert werden.
Die Mucorineae werden in fünf Familien eingeteilt, die sich durch
ihre Nebenfruchtformen leicht charakterisieren lassen. Die Mucoraceae
besitzen Sporangien mit Columella, die Mortierellaceae solche ohne
Columella, die Choanophoraceae haben neben den Sporangien
auch Konidien, die Chaetocladiceae haben einzeln stehende, die
Piptocephalidaceae in Reihen entstehende Konidien. Auf die
weiteren, noch vorhandenen Unterscheidungsmerkmale zwischen den
Familien kann nicht näher eingegangen werden.
In erster Linie wäre das Vorkommen von Mucor-Arten bei der
Fäule der Früchte zu erwähnen. Zwar können diese Pilze kaum als
Parasiten im strengen Sinne des Wortes aufgefafst werden, da die von
ihnen befallenen Fruchtgewebe sich im Zustande des Absterbens oder
des Abgestorbenseins befinden, man hat es vielmehr mit Saprophyten
zu tun, welche bei den eigenartigen anatomischen und chemischen
Verhältnissen der Fruchtgewebe zerstörend wirken. C. WEHMer?) hat
diese Verhältnisse sehr eingehend besprochen, und da für unsere Dar-
stellung die Fruchtfäule nur der Vollständigkeit halber Erwähnung
finden kann, so verweise ich auf diese ausführliche Arbeit, die auch
1) Braxester, A. F., Sexual reproduction in the Mucorineae in Proc. Americ.
Acad. XL, 1904, S. 205.
2) Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze II. Jena 1895.
170 III. C. Ascomycetes.
die ältere Literatur vollständig berücksichtigt. Aufser höheren Pilzen,
die noch an ihrem Orte Erwähnung finden sollen, wurden auf Kermn-
obst (Äpfel, Birnen, Mispeln) Mucor piriformis A. Fischer, auf Zwetschen
M. racemosus Fresen. und auf Apfeln M. stolonifer Ehrenb. gefunden.
Das Befallenwerden der Fruchtgewebe kann wohl am ehesten aus der
anatomischen Beschaffenheit der Gewebe, die bei der Reife gelockert
werden, und aus den chemischen Veränderungen, die der Zellsaft er-
litten hat, erklärt werden. Es erscheinen daher reife Früchte für die
Fäulnis besonders disponiert. Bei Stachelbeeren kommt der gemeine
Mucor Mucedo L. in Frage.
Besonders interessant ist, dafs gewisse Mucorineen auf anderen
schmarotzen, indem sie mit Haustorien in deren Fäden eindringen. So
finden sich auf Mucor Mucedo die Arten Ohaetocladium Jonesii Fres., Ch.
Brefeldii von Tiegh. et Le Monn., Piptocephalis Freseniana de By. u.a.
Bei Hutpilzen veranlassen viele Mucoraceen das Faulen der Lamellen
und Hüte.
Parasitisch auf Blumenblättern von Hibiscus in Ostindien findet
sich die interessante Art Choanophora infundibulifera (Currey) Sacc., die
allein im ganzen Pilzreiche Sporangien und Konidien gemeinsam als
Nebenfruchtformen besitzt. Eine verwandte Art hat A. MÖLLER!) in
Brasilien ebenfalls auf Hibiscus gefunden, Ch. americana. Irgend welchen
Schaden stiften diese Pilze nicht.
Mit wenigen Worten soll auch der Familie der Entomoph-
thoraceae gedacht werden, deren Vertreter zwar keine Pflanzen-
parasiten sind, aber doch dadurch, dafs sie sehr schnell sich aus-
breitende Epizootien bei schädlichen Insekten und ihren Larven
verursachen, dem Menschen in seinem Kampfe gegen die Pflanzen-
schädlinge sehr wesentliche Unterstützung angedeihen lassen. Empusa
Aulicae Reich. befällt sehr häufig forstschädliche Raupen und tötet sie
schnell ab. E. Jassi Cohn vernichtet die Zwergeicade Jassus sexnotatus.
Entomophthora-Arten erzeugen bei Raupen sehr verderbliche Epizootien.
Als einziger Pflanzenschädling der Familie findet sich auf Farnprothallien
in Gewächshäusern nicht selten Completoria complens Lohde. Das Mycel
dieser Art lebt in den Epidermiszellen von Farnprothallien, füllt sie mit
seinen lappigen Verzweigungen vollständig aus und wandert durch
Haustorien in die Nebenzellen ein, um dort neue Mycelien zu erzeugen.
Die Konidienträger sind schlauchförmig, unverzweigt und durchbrechen
die Oberhaut der Zellen. An der Spitze entsteht eine kuglige Konidie,
die abgeschleudert wird. Auch Dauersporen mit dreischichtiger Membran,
deren äufsere dünne Lamelle bräunlich ist, kamen zur Beobachtung.
C. Ascomycetes.
Das Hauptmerkmal der Ascomyceten bildet der Besitz von
Schläuchen oder Ascials Hauptfruchtformen. Bereits oben (8. 100)
wurde als Definition des Ascus aufgestellt, dafs er ein in allen Punkten
regelmäfsig gewordenes Sporangium sei. Mag auch die Deutung des
Ascus als Sporangium, wie sie von BREFELD zuerst gegeben worden ist,
1) Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Jena
1901. 8. 18. Man vergleiche an dieser Stelle die Untersuchungen über die Ent-
wicklungsgeschichte.
III. ©. Ascomycetes. 171
von manchen Seiten in neuerer Zeit auf Grund cytologischer Befunde
bezweifelt werden, so ist bisher eine bessere Definition nicht aufgestellt
worden, und man hält sich deshalb besser an die durch zahlreiche
Beobachtungen gestützten Resultate BrEFELDS als an die Deutung
einzelner Kernvorgänge, deren Richtigkeit noch weiterer Stützen bedarf.
Es steht wohl fest, dafs in der Ascusmutterzelle zwei Kerne vor-
handen sind, die durch Verschmelzung den Ascuskern liefern. Dieser
teilt sich dann mehrmals und gibt damit den Kernen der Sporen ihren
Ursprung. Bei mehreren niederen Formen hat man eine Kopulation
von Zellen vor der Bildung der Ascusinitiale gesehen und einen Über-
tritt des Kerns der einen Zelle in die andere. Durch Kopulation des
eingewanderten Kernes mit dem der weiblichen Zelle, wobei auch
mehrere Kerne übertreten können, soll dann der Ascuskern entstehen.
Da diese Fragen, die in engem Zusammenhange mit dem Streite über
die Sexualität der Ascomyceten stehen, uns hier nicht berühren, so
mögen diese wenigen Andeutungen genügen.
Jeder Sporenkern im Ascus umgibt sich mit Plasma und umhüllt
sich mit einer Membran, die glatt oder skulpturiert, hyalin oder
gefärbt, sehr zart oder ziemlich dick sein kann. Da der Ascuskern
sich meist dreimal simultan teilt, so findet man in der Regel acht
Sporen im Schlauch. Indessen kommen Fälle vor, wo weniger als
acht Sporen vorhanden sind, ebenso kann die Zahl sich bedeutend
vergröfsern, doch beträgt sie, wenn nicht Unregelmäfsigkeiten bei der
Teilung eintreten, stets ein Vielfaches von Zwei. In manchen Fällen
(Taphrina , Nectria usw.) kommt es vor, dafs die Sporen bereits im
Schlauch hefeartig aussprossen; dadurch wird dann eine sehr grofse Zahl
von Sporen vorgetäuscht, obwohl ursprünglich nur die normale von sechs
bis acht vorhanden gewesen ist. Wenn auch die Form der Schläuche in
den verschiedenen Gattungen äufserst mannigfaltig ist, so kann sie
doch für die Art als sehr konstant gelten. In den meisten Fällen,
namentlich bei den höheren Formen, treffen wir einen Stielteil, in dem
keine Sporen liegen und der fast leer ist, und einen sporenführenden
Teil, der cylindrische oder keulige Gestalt hat.
Die Ausstreuung oder Ausspritzung (Ejakulation) der Sporen erfolgt
wohl meist durch starkes Quellen der noch im Schlauch vorhandenen
Plasmareste. Die Sprengung des Schlauches findet dabei meist an der
Spitze statt, wofür besonders schwache Stellen in Form von Ringlinien
oder Löchern vorgesehen sind. Der Schlauch zeigt dann nach der Öffnung
einen Rifs oder einen Deckel an der Spitze. In anderen Fällen wird
die Schlauchspitze von einem Pfropfen gebildet, der eine andre optische
Beschaffenheit zeigt wie die übrige Membran; er zerfliefst entweder
oder wird ausgestofsen. In seltenen Fällen zerfliefst die Membran in
ihrer Gesamtheit.
Neben dieser Hauptfruchtform sind nun für viele Arten noch Neben-
fruchtformen nachgewiesen, die ausschliefslich der Reihe der Konidien-
früchte angehören. Wir treffen also einzelnstehende Konidienträger
aller Art, Konidienlager und Pykniden mit einfacher oder gekammerter
Höhlung. Aufserdem kommen noch bisweilen Oidien oder chlamydo-
sporenartige Mycelzustände vor, endlich hefeartige Aussprossung der
Sporen und Konidien, so dafs diese Klasse alle nur denkbaren Frucht-
arten in sich vereinigt.
Von besonderem Interesse ist es nun, dafs sich eine kleine Gruppe
von Familien findet, die in ihren Fruchtcharakteren noch auf die
172 III. ©. Ascomycetes.
Sporangien der Zygomyceten hinweist, im Mycel aber bereits die typische
Septierung der Mycomyceten zeigt. Man bezeichnet diese Übergangs-
gruppe, die sich durch die askenähnlichen Sporangien (Hemiasken) aus-
zeichnet, als Hemiasci. Ihnen stehen die Euasci mit typischen
Schläuchen gegenüber.
Die Hemiascıi umfassen nur wenige Familien, von denen eine,
die Protomycetaceae, einige interessante Parasiten in der Gattung
Protomyces aufweist. Protomyces macrosporus Unger kommt aut
Umbelliferen vor und befällt gelegentlich auch Kulturpflanzen aus dieser
Familie, ohne aber nennenswerten Schaden anzurichten. Eine zweite
Art, P. pachydermus v. Thüm., befällt Taraxacum officinale. Das Mycel
dieser Pilze kriecht zwischen den Zellen der Gewebe der Nährpflanze
und bleibt streng auf einen scharf umschriebenen Herd an den Blättern,
Blattstielen, Stengeln oder Blütenstielen beschränkt. Bei der Frucht-
bildung zerfällt das ganze Mycel in eine grofse Zahl von Teilstücken,
die sich abrunden und zu dickwandigen Chlamydosporen werden. Für
diese Sporenbildung wird beinahe das gesamte Mycel aufgebraucht
und durch das Wachstum der Sporen entstehen Beulen oder Pusteln
an der Nährpflanze. Durch Zerfall der Beulen gelangen die Sporen
auf dıe Erde und machen hier ihre Winterruhe durch, um im nächsten
Frühjahr auszukeimen. Bei der Keimung wird die äufsere Membran der
Chlamydosporen gesprengt, und die innere tritt als ein dicker Schlauch,
dessen Länge sehr wechselnd sein kann, hervor. Der Inhalt sammelt
sich an der Spitze des Schlauches an und zerteilt sich in eine sehr
grofse Zahl von kleinen Partien, die zu Sporen werden. Die Chlamydo-
spore ist also in ein Sporangium ausgekeimt. Die Sporenballen werden
ausgeschleudert, und die Sporen beginnen bei genügender Feuchtigkeit
hefeartig zu sprossen. ‚Jede Spore oder Sprofskonidie kann wieder eine
Infektion der Nährpflanze hervorrufen.
Ungleich formenreicher und wichtiger ist die grofse Abteilung der
Euasci, die sich durch echte, der Definition entsprechende Schläuche
auszeichnet. Wir unterscheiden fünf Ordnungen der Euasci, die sich
folgendermafsen charakterisieren lassen.
A. Schläuche nicht von einer Hüllenbildung umgeben
a. Schläuche einzeln stehend Protoascineae.
b. Schläuche hymenienartig beisammenstehend
Protodiscineae.
B. Schläuche von Hüllenbildungen umgeben
a. Schläuche im Fruchtkörper regellos entstehend
Plectascineae.
b. Schläuche im Fruchtkörper an bestimmter Stelle, meist am
Grunde entstehend
1. Hülle allseitig geschlossen oder sich nur mit einem Loch
an der Spitze öffnend Pyrenomycetes.
2. Hülle zuletzt halbkuglig, das Hymenium ganz oder sehr
ausgedehnt blofsliegend Discomycetes.
Die erste Ordnung, die Protoascineae, besitzt Schläuche, die
entweder durch Umwandlung aus einer vegetativen Zelle entstehen oder
einzeln nackt am Mycel ansitzen. Man unterscheidet danach die
Familien der Saccharomycetaceae und Endomycetaceae. Die
Saccharomyceten oder Hefen sind zwar als Gärungserreger von der
gröfsten Wichtigkeit, spielen aber als Krankheitserzeuger bei Pflanzen
Exoascaceae. 173
keine Rolle. Unter den Endomycetaceen wäre Endomyces decipiens (Tul.)
Reess zu nennen, der auf den Lamellen von Armillaria mellea lebt und
sie zur Deformation bringt (Fig. 13, 4). Uber Endomyces Magnusii und
die Schleimflüsse der Bäume vergl. auf S. 86.
Die Protodiscineae, welche die zweite Ordnung bilden, zeigen
bereits eine höhere Differenzierung dadurch, dafs die Asken nicht mehr
einzeln stehen, sondern sich zu nackten Lagern zusammenschliefsen.
Während unter den Asceocortiaceae keme Pflanzenschädlinge zu
finden sind, beherbergen die Exoascaceae ausschliefslich Parasiten,
von denen eine ganze Anzahl den Kulturpflanzen Schaden zufügt.
Man unterschied früher bei den Exoascaceen zwei Gattungen, die
in verschiedener Art umgrenzt wurden. So definierte .J. SCHROETER !)
die Gattung Exoascus durch den Besitz von acht- (oder vier-) sporigen
Schläuchen, Taphrina dagegen durch den von vielsporigen Schläuchen.
Als dann OÖ. BrErELp?) nachwies, dafs die Vielsporigkeit durch das hefe-
artige Aussprossen der Sporen zustande kommt, wurde der Unterschied
im Besitz von vier Sporen (Exoascus) und acht Sporen (Taphrina)
gesucht. Da es aber nicht möglich ist, festzustellen, ob in jedem Falle
die Vielsporigkeit auf Aussprossung sich zurückführen läfst, so ver-
suchte SADEBECK®) die Unterschiede durch biologische Merkmale fest-
zulegen. Nach ihm perenniert bei Exoascus das Mycel in der Wirts-
pflanze, und die subeuticulare Hyphenschicht wird ohne Rest in askogene
Zellen aufgeteilt; bei Taphrina dagegen perenniert das Mycel nicht
und die subeuticulare Hyphenschicht wird nicht restlos für die Asken-
bildung aufgebraucht, sondern es bleiben noch Stielzellen übrig. Auch
gegen diese Abgrenzung erheben sich deswegen gewichtige Bedenken,
weil dadurch sicher verwandte Arten in verschiedene Gattungen ver-
setzt werden. In neuester Zeit hat denn K. GIESENHAGEN) die Unter-
schiede zwischen beiden Gattungen ganz fallen lassen und beide in
Taphrina zusammengezogen. Er unterscheidet bestimmte Stämme von
Arten innerhalb dieser Gattung und definiert sie durch die Gestalt des
Ascus. Obgleich sich gegen diese Einteilung einwenden läfst, dafs die
Form des Ascus durchaus nicht so konstant ist, wie GIESENHAGEN an-
nimmt, so bietet sie doch mannigfache Vorteile gegenüber den älteren
Anschauungen und soll deshalb hier zugrunde gelegt werden.
Die Entwicklungsgeschichte?) wird bei einigen wichtigen Arten
weiter unten eingehend besprochen werden. GIESENHAGEN unterscheidet
drei Hauptstämme: Filicinastamm (Unt. Gatt. Taphrinopsis) auf
Farnen mit keulenartig nach unten verschmälerten Schläuchen, Betulae-
stamm (Unt. Gatt. Eutaphrina) auf Julifloren mit plump cy-
lindrischen, oben mehr oder weniger flach abgestutzten Schläuchen und
Prunistamm (Unt. Gatt. Euexoascus) auf Rosifloren mit keulen-
förmigen bis schmal cylindrischen, oben mehr oder weniger abgerundeten
Schläuchen. Von diesen drei Untergattungen kommt Taphrinopsis
1) Escrer-Prante, Natürliche Pflanzenform. Pilze TI.
2) Untersuchungen aus dem Gesamtgebiet der Mykologie, Heft X.
3) Die drei wichtigsten Hauptarbeiten finden sich in dem Jahrb. d. Hamburg.
Wiss. Anstalt I, 1884, VIII, 1890, und X, 1891.
4) Flora LXXXI, 1895, S. 267; Botan. Zeit. 1901, S. 117.
5) Über die Anatomie vergl. die Arbeit von W. G. Surtn, Untersuchung der
Morphologie und Anatomie der durch Exoasceen verursachten Sprois- und Blatt-
deformationen in Forstl. Naturwiss. Zeitschr. III, 1894, S. 420.
174 III. ©. Ascomycetes.
für uns nicht in Betracht, weil die dazu gehörigen Arten nur wilde
Farne angreifen.
Wichtiger sind die Arten der Untergattung Eutaphrina, die auf
Nährpflanzen aus der Gruppe der Julifloren beschränkt sind. Die Arten
der Gattung Almus beherbergen mehrere Schmarotzer, unter denen Taphrina
Tosquinetii (Westend.) Magen. am bekanntesten ist. Das Mycel dieses
Fig. 23. Querschnitt durch ein von Taphrina Tos-
qwinetii (West.) Magn. befallenes Erlenblatt.
(Nach SORAUER.)
Pilzes überwintert in den
Knospen und wächst von
da in die jungen Blätter
und weiblichen Kätzchen
von Almus glutinosa, in-
cana und dem Bastard
beider hinein. Es wird
ein zusammenhängendes,
subeuticulares Hymenium
gebildet. Die vom Pilze
ergriffenen Blätter wer-
den kraus und wellig und
vergröfsern sich gleich-
zeitig ganz bedeutend.
Wenn die Schläuche her-
vorbrechen, sehen sie wie
mit einem grauen Reif
bedeckt aus; später trock-
nen sie zusammen, werden
schwarz und fallen vorzeitig ab. Die Fig. 23 zeigt einen Querschnitt durch
ein Blatt mit den Schläuchen. Wenn die Kätzchen befallen werden, so
bilden sich einzelne Schuppen zu taschenähnlichen Gebilden um, wıe es
Fig. 24. Durch Taphrina Tosquinetii Fig. 25.
(We
von Erlenkätzchen. (Nach SorAUER.)
Ein von Taphrina aurea
st.) Magn. deformierte Schuppen (Pers.) Fr. befallenes Pappelblatt.
(Nach SoRAUER.)
Fig. 24 zur Anschauung bringt. Häufig verwechselt mit dieser Art wird
T. Sadebecki Johans. Das Mycel überwintert nicht und bildet besonders
an der Unterseite der Blätter subcuticulare Hymenien, die auf runden,
gelblichen oder grauweifsen Flecken stehen.
Die Sporen sind etwas
Exoascaceae. 175
gröfser als bei ersterer Art. Überwinterndes Mycel besitzt 7. epiphylla
Sadeb., die auf Alnus incana die Blätter eines ganzen Sprosses befallen
kann und sie auf beiden Seiten mit grauen Askenlagern überzieht.
Endlich ist noch die seltenere T. Alni incanae (Kühn) Magn. zu erwähnen,
welche bei Alnus-Arten die Deckschuppen der Zäpfchen befällt und sie
zu taschenartigen, zuerst rosenrot gefärbten, später nach Ausbildung
der Asken weifs angehauchten Gebilden umformt.
An Pappelarten treten ebenfalls mehrere Arten von Taphrina auf,
von denen T. aurea (Pers.) Fries am bekanntesten ist. Das nicht über-
winternde Mycel bildet in den Blättern an der Unterseite ein subcuti-
culares Hymenium aus und treibt die Blattlamina blasig auf; die konkave
Unterseite der Blase ist goldgelb gefärbt. Die Fig. 25 zeigt em
Pappelblatt, das mit solchen Auftreibungen versehen ist. Dagegen
kommt ausschliefslich auf Pappelfrüchten 7. Johansoni Sadeb. vor,
deren in den Knospen überwinterndes Mycel in die jungen Früchte
hineinwächst und sie zu abnormer Vergröfserung veranlafst. Bei
beiden Arten sprossen die Sporen im Schlauch hefeartig aus, wodurch
in reifem Zustande die Schläuche mit vielen kleinen Sporen voll-
gestopft erscheinen. Neben T. Johansoni wird noch eine andere Art
T. rhizophora Johans. unterschieden, die die Karpelle von Populus alba
deformiert.
T. Carpini Rostr. befällt Carpinus Betulus; das Mycel perenniert in
den Zweigen und verursacht die Bildung von grofsen, dichten Hexen-
besen. Auf der Unterseite der Blätter brechen die Hymenien hervor.
Ähnliche Hexenbesen erzeugen auf Birken T. betulina Rostr. und T.
turgida Sadeb., die sich hauptsächlich durch die Form der Asken
unterscheiden. T. Betulae (Fuck.) Johans. dagegen befällt nur die
Birkenblätter und verursacht auf ihnen weifse bis gelbliche Flecken.
Endlich sei noch erwähnt, dafs an Ulmen 7. Ulmi (Fuck.) Johans. auf
den Blättern und an Eichen T. coerulescens Tul. ebenfalls auf den
Blättern vorkommen. Alle diese Arten der Untergattung Eutaphrina
haben für die Phytopathologie wenig Interesse, obwohl sie Pflanzen be-
fallen, die forstlichen Wert besitzen. Nachweislichen Schaden hat bisher
keine dieser Arten angestiftet.
Viel wichtiger als Erreger von Krankheiten der Obstpflanzen
sind die Arten der Untergattung Euexoascus, die auf Rosifloren an-
zutreffen sind.
Die bekannteste und den meisten Schaden verursachende Art ist
T. Pruni (Fuck.) Tul., welche die Früchte von Prunus domestica , virgi-
niana und Padus deformiert. Die Krankheit findet sich häufig in allen
Zwetschen bauenden Ländern!), und die deformierten Früchte haben
die Benennungen Narren, Taschen, Schoten, Hungerzwetschen, Turcas,
Pochette, Bladderplum, Plumpocket erhalten. Die jungen Früchte
bilden sich nach der Blüte zu meist seitlich zusammengedrückten,
grünen, später weils oder ockerfarbig überpuderten Taschen heraus, die
die Gröfse einer normalen Pflaume oder darüber erreichen (Fig. 26, 1).
Obgleich die Krankheit seit sehr langer Zeit bereits bekannt ist,
suchte man die Ursache davon bald in der nafskalten Witterung
während der Blütezeit, bald in der Einwirkung von Insekten (Gallen-
bildung). Die wahre Ursache, also den Pilz, entdeckte erst 1861
1) Für Nordamerika vergl. besonders die Arbeit von G. F. Arsınsox, Leaf eurl
and plum pockets in Cornell Univ. Agric. Exp. Stat. Bull. 73, 189.
Fig. 26. Narrentaschen der Pflaumen durch Taphrina Pruni (Fuck.) Tul.
/ Zweig mit Taschen £. 2 Mycel, noch meist langgegliedert mit der subcuticularen Schicht 1.
3 noch langgliedriges Mycel m von der Fläche gesehen, sp Spaltöffnung. 4 dasselbe, aber Mycel
bereits kurzgliedrig. 5 Streckung der subeutieularen Zellen zu Schläuchen s, en Cuticula ec
hie
und Zerreilsung bei «, e Epidermis, m Mycel. 6 die Schläuche s der Hymenialsc t ı haben die
Cutieula ce durchbrochen und schicken sich zur Sporenbildung an. 7, a—f allmähliche Ausbildung
der Sporen sp, st Stielzelle. $ hefeartig sprossende Ascosporen. (Nach SORAUER.)
Exoascaceae. 177
L. FuckEL, einige Jahre später hat dann A. oe Barry!) die vollständige
Entwicklungsgeschichte veröffentlicht.
In der Regel treten die Taschen kurz nach der Blütezeit Ende
April oder Anfang Mai in die Erscheinung. Von den gesunden, jungen
Früchten unterscheiden sie sich zunächst durch ihre bleiche, gelbliche,
bisweilen rötliche Farbe; die Oberfläche ist unregelmäfsig warzig oder
runzlig, und die lachen Erhabenheiten oder Vertiefungen sind glatt und
glänzend. Später zeigt sich ein äufserst zarter, matter Überzug, der erst
weifs und später ockergelb ist und Haumig wird, bis schliefslich die Ober-
fläche braune Flecken’ erhält und die ganze Tasche unter Auftreten
von Schimmelpilzen zusammenschrumpft und bald abfällt. Das Innere
der weiten Tasche nimmt ein mit Luft erfüllter Hohlraum ein, an
dessen oberer Wandung die mehr oder weniger vollkommen ausgebildeten
Samenknospen sitzen. Von Insekten angestochene Taschen wurden
bisher wenig beobachtet.
Sämtliche Taschen eines Baumes befinden sich annähernd im
gleichen Entwicklungsstadium und sind bereits etwa 14 Tage nach
der Blüte als solche erkennbar. Ihre definitive Gröfse erreichen sie
etwa in acht Tagen. Wenn die Taschenbildung deutlich zu werden
beginnt, haben die gesunden, dunkelgrünen Fruchtknoten der Zwetsche
etwa 10 mm Länge. Die Fruchtwand läfst bei ihnen schon zwei
deutlich voneinander gesonderte Schichten erkennen, von denen die
innere, welche später den Stein bildet, aus kleinen, zartwandigen, iso-
diametrischen Zellen besteht; die dickere äufsere Schicht dagegen wird
aus einer durchscheinenden, groiszelligen Parenchymmasse gebildet,
die von zahlreichen Gefäfsen durchzogen wird. Diese scharfe Ab-
erenzung fehlt bei dem zur Tasche auswachsenden Fruchtknoten,
indem die innere, kleinzellige Gewebeschicht ganz allmählich in die
äufsere, grofszellige übergeht. Die Zellen der letzteren sind aber nicht
so grofs und nicht so derbwandig wie bei dem normalen Fruchtknoten,
und daraus ergibt sich, dafs zur Bildung der Tasche eine abnorme
Zellvermehrung eintritt. Parallel mit der Ausdehnung der Tasche
geht häufig die von dieser umschlossene Samenknospe, die sich sonst
nicht von der normalen unterscheidet, eine Längsstreckung ein, krümmt
sich und wird auf ihrer Oberfläche riefig und runzelig.
Auf Schnitten findet man bei den jüngsten Stadien der Taschen-
bildung ein zartwandiges Mycel, das im Leptom der Gefäfsbündel
einherzieht. Die verzweigten Fäden dieses Mycels (Fig. 26, 2, 3, 4)
sind durch zahlreiche Querwände in unregelmäfsige, bald kürzere und
dickere oder längere und dünnere Glieder geteilt, deren Querwände
meist viel dicker als die Längswände erscheinen, wodurch ein ganz
charakteristisches Aussehen des Mycels bedingt wird. Es gelang
DE BaRY, das Mycel nicht blofs im Gefäfsbündel, sondern auch rückwärts
im Stiel der Tasche und im Bast des Zweiges zu verfolgen. In der
Tasche treiben die Mycelfäden sehr zahlreiche Zweige zwischen den
Zellen des Parenchyms, bis allmählich, von unten an beginnend, das
ganze Taschengewebe vom Mycel durchsetzt ist und namentlich sich
zahlreiche Fäden unter der Epidermis hinziehen. Nur die Spalt-
öffnungen (sp) bleiben vom Mycel frei, wie die Flächenansichten in
der Fig. 26, 3, 4 sofort zeigen.
Alsbald drängen sich nun auch Zweige des Mycels zwischen den
1) Beiträge zur Morphologie der Pilze I, 1864, S. 33.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 1%
178 III. C. Ascomycetes.
Zellen der Epidermis hindurch, um an deren Aufsenseite umzubiegen
und sich auf diese Weise unmittelbar unter der sich abhebenden
Cuticula weiterzuverbreiten (Fig. 26, 2). Durch fortwährende Ver-
ästelung und Querwandbildung entsteht schliefslich zwischen der Ober-
seite der Epidermiszellen und der Cuticula ein dichtes Mycelnetz,
dessen Zellen kaum doppelt so lang wie breit sind. Schliefslich
strecken sich diese Zellen senkrecht zur Oberfläche, so dafs sie die
Form kleiner Cylinder annehmen, die reichlich mit Plasma angefüllt
sind (Fig. 26,5 von der Tasche von Prunus Padus). Die cylindrischen
Zellen wachsen zu Schläuchen aus und durchbrechen die Outicula (ec)
der Oberhaut (Fig. 26, 5, 6). Die Schläuche sind keulig, oben ab-
gerundet und beherbergen das Plasma nur im oberen Teil, während
sich an der Basis eine Stielzelle abgesondert hat (Fig. 26, 7). Die
Schläuche stehen sehr eng zusam-
men und bilden ein lückenloses
Hymenium, durch das die Öber-
fläche der Taschen mattweifs und
mehlig erscheint. Bei der Reife
wird das Hymenium ockerfarben.
In den Schläuchen werden die
Sporen (Fig 26, 7) erzeugt, die
kuglig oder breit eiförmig sind und
eine hyaline, zarte Membran be-
sitzen. In Wasser oder zucker-
haltiger Nährlösung beginnen die
Sporen hefeartig zu sprossen
(Fig. 26, 8). Bisweilen beginnt die
Sprossung schon im Ascus, der
dann vielsporig wird. Die Spros-
sung dauert bei geeigneter Nähr-
Fig. 27. Durch Taphrina Pruni (Fuck) Stoffzufuhr unendlich lange; die
Tul. verursachte Taschenbildung der Sprofszellen rufen keine Gärung
Früchte von Prunus Padus. hervor. Wie sich die Sporen bei
der direkten Infektion der Nähr-
pflanze verhalten, hat sich noch nicht feststellen lassen, weil alle
Infektionsversuche bisher fehlgeschlagen sind.
Während der geschilderte Entwicklungsgang für die Zwetsche gilt,
tritt die Taschenbildung bei Prunus Padus ein wenig anders auf. Hier
beginnt nämlich die Entartung des Fruchtknotens bereits vor dem
Aufblühen, und die Kelchröhre wird meist mitergriffen; sie wird
schalenförmig mit zurückgeschlagenen, aufgeschwollenen Rändern. Auch
die Basis der Staubfäden und bisweilen das Blütenstielchen schwellen
an (Fig. 27). Man kann die Entartung von der Achse aus bis auf die
Blattstiele und Hauptblattnerven verfolgen, sie erstreckt sich aber nicht
aufs Blattparenchym. Da das Mycel sich bereits vor dem Beginn der
Taschenbildung verfolgen läfst, so ist damit der Beweis gegeben, dafs
es die Ursache der Mifsbildung ist.
Da derselbe Baum oft viele Jahre hintereinander Taschen erzeugt,
so läfst sich mit Sicherheit annehmen, dafs das Mycel in den jungen
Zweigen überwintert und alljährlich von hier aus die Infektion der
Blüten vornimmt. Für die Bekämpfung der Krankheit ist dies zu be-
achten. Um also die Infektion zu verhüten, müssen die erkrankten
Zweige bis auf das ältere Holz zurückgeschnitten werden. Dafs da-
Exoascaceae. 179
neben das Vernichten der Taschen ebenfalls Erfolg hat, indem es Neu-
infektionen zu verhindern vermag, erscheint natürlich selbstverständlich.
Wie Rupow!) angibt, soll die Ansiedelung des Pilzes durch die von
Blattläusen abgeschiedenen Zuckersäfte begünstigt werden; deshalb soll
eine sorgfältige Reinigung von Läusen den Baum gegen den Befall
durch die Krankheit schützen.
Auf Prunus spinosa erzeugt die verwandte Art 7. Rostrupiana (Sadeb.)
Giesenh. ganz ähnliche Taschen, unterscheidet sich aber durch die
schlankeren Schläuche von T. Pruni. Dieser fast in ganz Europa ver-
breiteten Art stellen sich die beiden nordamerikanischen zur Seite,
T. Farlowii Sadeb. auf Prunus serotina und T. communis (Sadeb.) Giesenh.
auf P. americana, pumila und maritima.
Keine Deformationen der Früchte, sondern Hexenbesen an den
Zweigen erzeugt die auf Prunus insititia und domestica häufig auftretende
T. Insititiae (Sadeb.) Johans. Die Hexenbesen sind im Frühjahr durch
gedrängteren Wuchs und hellere Farbe sowie durch die oft deutlich
hervortretenden negativ geotropischen Krümmungen der jüngsten Ver-
zweigungen erkennbar. Der Zweig ist am Grunde des Hexenbesens
nur wenig angeschwollen. Im Herbst fallen die Blätter bedeutend
zeitiger ab, so dafs die Besen bereits entlaubt sind, wenn die gesunden
Äste sich noch ihres vollen Blattschmuckes erfreuen. In den Zweigen
des Hexenbesens sowie auch rückwärts noch bis in den Mutterast ist
das Mycel leicht zu erkennen, besonders im Rindenparenchym. Das
askenerzeugende Mycel findet sich an der Unterseite der Blätter, die
bei der Reife der Schläuche mit einem dünnen, grauweifsen Reife über-
zogen sind, während die Oberseite wellig gekräuselt ist. Eine erfolg-
reiche Bekämpfung des Pilzes ist nur möglich, wenn die erkrankten
Zweige mit dem in ihnen perennierenden Mycel bis auf das alte Holz
zurückgeschnitten werden. Auf Prunus Chamaecerasus wurde T. minor
Sadeb. als Hexenbesenbildner angetroffen.
In Mittel- und Nordeuropa trifft man auf Prunus Cerasus und avium
sehr häufig als Ursache der Hexenbesen die T. Cerasi (Fuck.) Sadeb.
an. Die von diesem Pilze verursachten Zweighypertrophien können
bedeutende Dimensionen annehmen und zu kugligen, aus dichtstehenden
Ästchen gebildeten Hexenbesen heranwachsen. An der Ansatzstelle
des Hexenbesens am Mutterast befindet sich stets eine mehr oder
weniger bedeutende Verdickung. Von hier ab bis in alle Teile des
Hexenbesens, selbst in die Blütenteile, zieht sich das Mycel des
Pilzes, das an der Unterseite der Blätter die Ascuslager hervorbringt.
Die Aussprossung der Sporen im Schlauch ist selten; die Form der
Schläuche variiert etwas -mehr als bei anderen Arten. Erwähnt mag
noch werden, dafs die befallenen Blätter stark nach Cumarin duften.
Ein dem Pfirsichbau ganz besonders schädlicher Pilz ist T. deformans
(Berk.) Tul.; er hat sein Hauptverbreitungsgebiet in Mitteleuropa, Italien,
Dänemark und kommt besonders auch im Nordamerika vor, wo er sehr
empfindlichen Schaden in manchen Jahren (z. B. 1897 und 1898) ver-
ursacht. Äufserlich zeigt sich die Krankheit nur an den Blättern, die
mehr oder weniger gekräuselt werden, unregelmäfsige Auftreibungen
bekommen und bis zur Reife der Schläuche auch an Dicke zunehmen.
Auch die Blüten können infiziert werden und zeigen dann starke
Hypertrophien. Das Mycel des Pilzes überwintert in den jungen ein-
1) Botan. Centralbl. XLII, S. 282.
12*
180 III. ©. Ascomycetes.
jährigen Zweigen und läfst sich stets in der primären Rinde, dem
Marke und den Markstrahlen nachweisen; im Leptom findet es sich
aber nicht. Wenn nun das Austreiben der Blätter beginnt, so wächst
es in diese hinein und durchwuchert das Blattgewebe, um schliefslich
in bekannter Weise das subcuticulare Hymenium anzulegen. Sehr
merkwürdig ist, dafs der Pilz auf die ergriffenen Schosse beschränkt
bleibt; er geht nicht in die neugebildeten Zweige, die Johannistriebe,
über. Dadurch erklärt es sich, dafs die Krankheit im zeitigen Früh-
jahr beim Austreiben der Schosse beginnt und gegen den Sommer,
wenn die Blätter zerstört sind, wieder erlischt. Die Blütenproduktion
und damit der Fruchtertrag werden schwer geschädigt. Die befallenen
Stücke der Zweige sind etwas dicker als die normalen. Die Schläuche
sind cylindrisch, oben meist abgerundet und messen 35 bis 40 u in der
Länge und 9 bis 10 « in der Breite. Die Stielzellen sind nach unten
etwas zugespitzt und ragen ein wenig zwischen die Epidermiszellen
hinein. Meist finden sich acht eiförmige Ascosporen, die nach ihrem
Freiwerden gewöhnlich mit Keimschlauch austreiben. Über die Infektion
der Zweige weifs man noch nichts, obwohl es wichtig wäre, zu wissen,
ob die Infektion bereits im Frühjahr während des Bestehens der Krank-
heit oder erst nach der Winterruhe der Sporen im Boden erfolgt.
Zur Bekämpfung der Krankheit ist vor allem der Umstand zu
berücksichtigen, dafs nicht alle Pfirsichsorten die gleiche Empfindlich-
keit zeigen. So zeigte v. DerscHau!), dafs die hochkultivierten späten
Sorten besonders empfindlich sind, ebenso unter den frühen Sorten
„Rivers“ und „Bon ouvrier“. Dagegen sind „Aigle de mer“ und „Lord
Palmerston“ widerstandsfähiger. Indessen scheint die Immunität
mancher Sorten vom Klima der Gegend, in der sie gebaut werden, ab-
hängig zu sein®). Zu den begünstigenden Momenten gehört ferner die
Witterung während des Ausbruches der Krankheit; namentlich fördert
feuchtes Wetter das Wachstum des Pilzes. Gute Erfolge hat man mit
Spritzmitteln erzielt, namentlich mit Bordeauxbrühe, welche gegenüber
allen andern Mitteln am besten wirkt und am billigsten ist. Nach zahl-
reichen Versuchen von A. D. SeLpy®), B. M. Duccar?) und N. B. Pierce %)
hat sich dreimaliges Spritzen am besten bewährt; die erste Bespritzung
soll im zeitigen Frühjahr vor Beginn der Blütenentfaltung stattfinden,
die zweite nach der Blütezeit und die dritte (und vierte) nach voller
Entfaltung der Blätter. Am wichtigsten ist die erste Bespritzung, wo-
durch fast alles Laub gerettet werden kann.
Eine ähnliche Kräuselkrankheit findet sich auch bei der Mandel.
Es ist noch nicht erwiesen, ob sie ebenfalls von 7. deformans hervor-
gerufen wird; R. SADEBECK zieht es in Zweifel.
Zu erwähnen sind von der Untergattung Euexoascus noch T. Orataegi
(Fuck.) Sadeb. auf Crataegus Oxyacantha. Der Pilz bringt nicht blofs
auf den Blättern und Blüten Flecken und Blasen hervor, sondern bildet
1) Über Exoascus deformans in Landwirtsch. Jahrb. 1897, S. 897.
?) B. M. Ducsar, Peach leaf-curl and notes on the shot-hole effect of peaches-
and plumes in Cornell Univ. Agric. Exp. Stat. Ithaca Bull. Nr. 164, 1899.
») Can leaf-curl of the peach be controlled? in Journ. of the Columbus Hortie.
Soc. 1898 und Further studies upon spraying peach trees and upon diseases of the.
peach in Ohio Agric. Exp. Stat. Wooster Bull. Nr. 104, 1899.
*) Peach leaf-curl: its nature and treatment. U. S. Dep. of Agric. Dep. of
Veg. Phys. and Path. Washington Bull. Nr. 20, 1900. Diese mit vielen Tafeln.
geschmückte Arbeit ist eine schöne monographische Studie der Krankheit.
Aspergillaceae. 181
auch bisweilen an den jüngsten Zweigen Hexenbesen. Weit verbreitet
in Europa ist auch 7. bullata (Berk. et Br.) Tul. auf Blättern der ver-
schiedensten Birnensorten und auf Oydonia japonica. Die Schädigungen,
die durch sie verursacht werden, scheinen nicht besonders grofs zu sein.
Aufser den bisher besprochenen Untergattungen hat GIESENHAGEN noch
die auf Sapindales vorkommenden Arten als Sadebeckiella unter-
schieden. Aufserdem existieren auch auf anderen Familien noch einige
wenige Arten, von denen aber bisher nur 7. Theobromae (Ritzema
Bos)!) genauer bekannt geworden ist und eine gröfsere Beachtung ver-
dient. An den Zweigen des Kakaobaumes treten Hexenbesen auf, deren
Hauptäste viel dicker als der Mutterast sind und sich durch ihre negatıv
geotropische Krümmung sehr auszeichnen. Die Aste wachsen schneller
als gewöhnliche Zweige und verästeln sich reichlich. Die Blätter bleiben
klein, häufig nur schüppchenartig; bisweilen aber zeigen sie normale
Ausbildung. In den Asten läfst sich Mycel nachweisen, ebenso unter-
halb der Ansatzstelle des Hexenbesens. Trotz eifrigen Suchens fand
Rırzsma Bos bisher nur an den Blättern Gebilde, die den Schläuchen
von Taphrina entfernt ähnlich waren, Went hat nichts derartiges ge-
sehen. Wenn es auch wahrscheinlich ist, dafs die „Krulloten“ des
Kakaobaumes von einer Taphrina erzeugt werden, so ist es doch bisher
nicht gelungen, den vollgültigen Beweis zu führen. Vielleicht kann
die Deformation der Kakaofrüchte in Surinam (Versteende Vruchten)
auf denselben Pilz zurückgeführt werden. Als Bekämpfungsmittel hatte
Rırzzma Bos das Ausschneiden der Hexenbesen und die Stärkung der
Widerstandskraft der Kakaopflanze durch Entwässerung des Bodens
empfohlen, indessen scheint nach Went der Erfolg bisher nur ein ge-
ringer gewesen zu sein.
Wir kommen nunmehr zur dritten Ordnung der Ascomyceten, zu
den Plectascineae. Sie zeichnen sich dadurch aus, dafs sie ihre
Schläuche noch regellos am Mycel entstehen lassen, aber bereits durch
mehr oder weniger deutliche Hüllenbildung eine Fruchtkörperbildung
zeigen. Die erste Familie, Gymnoascaceae, zeigt die unvoll-
kommenste Hüllenbildung, mufs aber hier, weil sie keine Pflanzen-
parasiten enthält, ausgelassen werden.
Wichtiger sind die Aspergillaceae, die sich durch ihre fest
geschlossene Hülle (Peridie) auszeichnen. Die Peridie öffnet sich durch
Verwitterung. Die Asken sind meist kuglig oder eiförmig und ent-
stehen einzeln oder büschelförmig an einem besonderen askogenen
Gewebe, das das Innere des Fruchtkörpers vollständig durchzieht.
Man hat bei Aspergillus und Pemieillium die Entwicklung der Früchte
eingehend studiert und gefunden, dafs der erste Anfang auf zwei
schraubenförmig sich umwindende Fäden zurückgeführt werden kann.
Die Arten der Gattung Aspergillus sind meist Saprophyten und siedeln
sich nur an abgestorbenen Pflanzenteilen gelegentlich an. Obwohl die
Perithecien nicht immer sich vorfinden, können die Arten doch an der
Form der Konidienträger mit einiger Sicherheit erkannt werden. Die
Konidienträger sind an ihrer Spitze kuglig oder keulig aufgeblasen und
traeen auf der Oberfläche der Blasen kleine Sterigmen, die an ihrer
') Rırzua Bos, Die Hexenbesen der Cacaobäume in Surinam in Zeitschr. f.
Pflanzenkr. XI, 1901, 8.26, und F. A.F.C. Wexr, Krulloten en versteende vruchten
van de Cacao in Suriname in Verh. der Konink. Ak. van Wetensch. Amsterdam
2 ser., X, Nr. 3, 1904.
182 III. C. Ascomycetes.
Spitze je eine Konidienkette erzeugen. Gewisse Arten, die als Sterig-
matocystis zusammengefafst werden, tragen auf den Primärsterigmen
noch mehrere Sekundärsterigmen, an deren Spitze erst die Konidien-
ketten entstehen. Alle bekannten Arten, wie A. glaucus, niger, flavus usw.,
sind Saprophyten; einige dienen in Ostasien zur Bereitung gegorener
Getränke, wie A. Oryzae und Wentü; endlich kommen einige im Frucht-
fleisch tropischer Früchte vor und machen es ungeniefsbar. Dahin ge-
hören A. Ficuum in Feigen, A. Phoenicis Pat. et Delacr. in Datteln und
A. Strychni Lindau in Strychnosfrüchten.
Von der Gattung Penicillium wäre P. erustaceum L. zu nennen. Nach
Ausbildung der schraubenförmig sich umwindenden Myceläste entsteht
ein Sklerotium durch die sich reichlich verzweigenden Hüllfäden. Aus
der Schraube geht wahrscheinlich durch Verzweigung ein askogenes
Gewebe hervor, das die Schläuche erzeugt und das sklerotiale Gewebe
allmählich aufzehrt.-. Die Schläuche sind kuglig und enthalten meist
acht Sporen, deren Membran mit Leisten versehen ist und durch eine
Ringfurche in zwei Hälften geteilt wird. Diese Sklerotien wurden bis-
her nur wenige Male gefunden; ausschliefslich fast bildet der Pilz
Konidienträger, die eine sehr charakteristische Form haben (Fig. 14, 1
auf S. 101). Der Hauptstamm verzweigt sich nach oben, indem unter-
halb der Scheidewände ein oder zwei Aste vertikal abgehen; diese
Primäräste verzweigen sich ebenso, vielleicht noch mehrere Male, bis
zuletzt die äufsersten Äste feine Sterigmen tragen, die an ihrer Spitze
je eine Konidienkette erzeugen. Das Ganze gleicht einem Pinsel, woher
auch der Gattungsname abgeleitet ist. Im allgemeinen kommt der
Pilz nur an pflanzlichen Abfällen und an totem Gewebe vor; es tritt
aber bisweilen der Fall ein, dafs der Pilz von totem Gewebe auch auf
minder lebensfähiges übergeht. Er ist aber keineswegs als Parasit auf-
zufassen, sondern es müssen besonders günstige Umstände gegeben
sein, um ihn dazu zu machen. So tritt er schädlich als sekundärer Ein-
drineling bei der Ringelkrankheit' der Hyacinthenzwiebeln
auf, ferner kommt er bei der Fruchtfäule häufig vor; er sucht sich
also hauptsächlich solche Pflanzenteile aus, deren Lebensenergie herab-
gesetzt erscheint.
Endlich mufs noch Thielavia basicola Zopf erwähnt werden. Der
Pilz findet sich an den Wurzeln sehr vieler Pflanzen, z. B. Zupinus-
Arten, Trigonella, Onobrychis, Pisum, Senecio, Cyclamen, Begonia, Topf-
pflanzen in Kalthäusern usw., und bringt sie zum Absterben. Aufser
den ziemlich selten auftretenden kugligen Schlauchfrüchten finden sich
zweierlei Nebenfruchtformen. Die einen, oidienartige Konidien, werden
reihenweise in einer Zelle gebildet und treten aus deren Scheitelöffnung
heraus. Die anderen nehmen das Ende kurzer Seitenzweige ein und
sehen etwa wie die Sporen von Phragmidium aus; sie sind als Chlamydo-
sporen aufzufassen. P. SorauEr hatte bereits die Vermutung geäufsert,
dafs der Pilz wohl nur durch ganz besondere äufsere Umstände ver-
anlafst werden könnte, als hervorragender Schädling aufzutreten. Diese
Anschauung ist durch die Kulturversuche von R. AnerHorp!) bestätigt
worden, der die Wurzeln von Lupinus angustifolius und Phaseolus vulgaris
1) Impfversuche mit Thielavia basicola Zopf in Arb. a. d. Biol. Abt. f. Land-
u. Forstwirtsch. IV, 1905, 8.463. Hier die gesamte Literatur, von der die Arbeiten
von Zorr (Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 8. 72) und Sorauver (l. c. V, 8. 18) hervorgehoben
sein mögen.
Erysiphaceae. 183
mit den Konidien und Chlamydosporen impfte, aber immer nur geringe
Schädigungen am Wurzelhalse der Pflanzen fand.
Die übrigen Familien, Onygenaceae, Trichocomaceae,
Elaphomycetaceae und Terfeziaceae haben als Pflanzenschäd-
linge keinerlei Bedeutung.
Wir kommen nun zur vierten Ordnung, den Pyrenomycetes,
die durch ihren Formenreichtum und die grofse Anzahl wichtiger
Schädlinge besondere Beachtung verdienen. Wir unterscheiden nach
der Ausbildung der Fruchtkörperhülle vier Unterordnungen, deren jede
zahlreiche Familien enthält.
A. Gehäuse kuelig, geschlossen bleibend oder nur schildförmig in
der oberen Hälfte ausgebildet und sich dann mit Loch öffnend.
Perisporiales.
B. Gehäuse kuglig oder ellipsoidisch, mit scheitelständiger Öffnung.
a. Gehäuse weich, meist lebhaft gefärbt, nie hart und kohlig.
Hypocreales.
b. Gehäuse fehlend oder hart, schwarz und kohlig.
1. Fruchtkörper in einem Stroma liegend, ohne besonderes
Gehäuse. Dothideales.
2. Fruchtkörper mit gut differenziertem Gehäuse, mit oder
ohne Stroma. Sphaeriales,
Perisporiales.
Die Reihe der Perisporiales zerfällt in drei Familien, die sich durch
die Ausbildung der Fruchtkörper voneinander unterscheiden. Die
Erysiphaceae besitzen kuglige, allseitig geschlossene Fruchtgehäuse,
die mit Anhangsgebilden versehen sind. Das Luftmycel ist farblos und
bildet als Nebenfruchtform Konidien nach dem Typus der Gattung
Oidium. Die Perisporiaceae besitzen ebensolche Fruchtkörper;
aber ohne Anhängsel; das Mycel ist dunkelfarbig und besitzt keine
Konidien vom Oidium-Typus. Die Microthyriaceae endlich haben
nur ein schildförmiges Gehäuse, das sich oben mit einem Loch öffnet.
Wir beginnen mit der wichtigen Familie der Erysiphaceae
(Erysibaceae) oder der echten Meltaupilze. Wie schon der Name
besagt, überziehen diese Pilze die von ihnen befallenen Teile der
Nährpflanze so, dafs sie wie mit Mehl bestäubt aussehen. Diese vom
Mycel gebildeten Überzüge bedecken die Blätter oder Stengel in gleich-
mäfsiger feiner Schicht und zeigen sich aus meist farblosen, septierten
und verzweigten Hyphen zusammengesetzt. Dieses Mycel bildet zuerst
Konidienträger, indem sich einzelne Seitenzweige aufrecht erheben und
an ihrer Spitze eine meist eiförmige Konidie bilden. Unter dieser Konidie
ensteht eine zweite usf., bis eine mehr oder weniger lange Konidien-
kette zustande kommt. Man hat der eiförmigen Gestalt der Konidiem
wegen diese Fortpflanzungsart mit dem Namen Oidium belegt und.
nennt auch heute noch die einzelnen Arten so, wenn keine Perithecien
auftreten. Eine solches Oidium zeigt die Abbildung Fig. 28, 1. Die
Konidienketten brechen leicht auseinander, und die Konidien werden
vom Winde entführt, um dann auf anderen Pflanzen wieder zu keimen
und Infektionen zu veranlassen. Besonders charakteristisch für die
Oidiumkonidien ist der Zellinhalt, der von grofsen Vakuolen durch-
setzt wird und eigentümliche, kleine Körperchen enthält, die von ZOPF
184 III. ©. Ascomycetes.
Fibrosinkörper genannt worden sind. Sie haben näpfchen- oder
schüsselförmige Gestalt und besitzen wahrscheinlich die chemische
Zusammensetzung eines Kohlehydrates. Ihre Funktion ist noch un-
bekannt. Die Konidien keimen im Wasser leicht mit einem bis drei
Keimschläuchen aus: die Keimschläuche haben sich aber noch nicht
weiter erziehen lassen, sondern sterben stets bald ab.
Wie schon gesagt, lebt das Mycel ausschliefslich auf der Ober-
fläche der Nährpflanzen; nur bei Phyllactimia dringt es zu den Spalt-
öffnungen ein und verzweigt sich im Intercellularsystem. Man unter-
scheidet danach die beiden Unterfamilien der Erysipheae und
Phyllactinieae. Mit den Zellen der Nährpflanze stehen die Hyphen
durch Haustorien in Verbindung. Wir haben diese Saugorgane bereits
bei den Peronosporaceen kennen gelernt und treffen sie hier in mannig-
facher Ausbildung wieder an. In der einfachsten Form wird ein feines
Spitzchen in die Zelle getrieben, das im Innern der Zelle blasig an-
schwillt. So treffen wir sie bei Podosphaera. In der vollkommeneren Aus-
bildung wird erst eine Art Saugscheibe angelegt, indem der Mycel-
faden kleine unregelmäfsige Ausstülpungen treibt, die eine Art von
scheibenförmigem Organ (Appressorium) bilden; hieraus erst treiben die
Saugfortsätze (Haustor vum) ins Innere der Zelle (Fig. 28, 1, 2). Zwischen
diesen Extremen finden wir die mannigfachsten Übergänge, die uns hier
nicht interessieren.
An demselben Mycel, oft vollkommen von Fäden eingehüllt, ent-
steht auch die Schlauchform oder die Perithecien. Das sind kuglige
Behälter mit wenigschichtiger Wandung, die zuerst hell gefärbt sind,
aber bei der Reife braun bis schwarzbraun werden. Das Öffnen der
Kapseln geschieht durch Verwitterung der Wandung. Im Innern des
Peritheciums entstehen am Grunde die Schläuche. Sie sind kuglig oder
länglich und stehen entweder einzeln oder zu mehreren bis vielen je
nach der Art. Doch ist für jede Species die Zahl der Schläuche
konstant. Im Schlauche werden 2, 4, 8 Sporen gebildet in ebenfalls
für jede Art bestimmter Zahl. Die Sporen sind farblos, meist länglich
oder eiförmig, gerade oder leicht gekrümmt. Eigentliche Paraphysen
werden nicht gebildet, doch kommen paraphysenähnliche Fäden vor,
welche bei der Öffnung des Peritheciums eine Rolle spielen. Aniser-
dem findet sich eine ölartige Substanz in den Fruchtkörpern, die viel-
leicht für die Ausbildung der Sporen während des Winters Bedeutung
besitzt.
Man hat die Entwicklungsgeschichte der Perithecien erst bei einer
Art in den Hauptzügen klargeleot, bei Sphaerotheca Humuli. Dr Bary
fand zwei Initialfäden, die er als Ascogon und Pollinod ansprach, und
nahm an, dafs eine Vereinigung beider durch Durchbohrung des
Scheitels stattfände. Später beobachtete dann Harrer den Übertritt
des Kernes aus dem Pollinod: indessen ist seine Beobachtung an-
oezweifelt worden. Wir können uns hier auf die Streitfragen nicht
einlassen und lassen es dahingestellt, ob eine Sexualität vorhanden ist
oder nicht. Aus dem stielförmigen unteren Teil, der die beiden
Geschlechtsäste trägt, entstehen dann Hüllfäden, die zur Perithecien-
hülle werden; das Ascogon bildet sich zu dem einzigen Ascus um. Bei
anderen Arten scheinen nicht zwei Initialfäden tätig zu sein; indessen
wissen wir noch zu wenig darüber, um Bestimmtes aussagen zu können.
Von der Aufsenwandung des Peritheciums, am Grunde, in der Mitte
oder an der Spitze, gehen nun fadenartige Gebilde aus, die Anhängsel
Erysiphaceae. 185
(Appendices), die bei den einzelnen Gattungen verschiedenes Aussehen
haben und für die systematische Einteilung der Familie grofse Wichtig-
keit haben. Die Figur 28, 3—8 zeigt verschiedene Formen derselben
bei den einzelnen Gattungen. Man vergleiche darüber bei der Einteilungs-
übersicht der Gattungen und bei der Darstellung der einzelnen Formen.
Man hat sich schon früh die Frage vorgelegt, welche Bedeutung
diese Anhängsel für die Erysipheen besitzen mögen. Aufser einigen
gelegentlichen ÄAufserungen in der älteren Literatur existierten darüber
keine ausführlichen Untersuchungen, bis F. NEGER!) ihre Bedeutung
für die Loslösung und Verankerung der Perithecien nachwies. Wie
wir oben sahen, werden die Sporen aus den Perithecien durch Ver-
witterung der Hülle frei; wenn nun die Perithecien am Orte ihrer
Entstehung verblieben, so würden schiefslich die Blätter mit Sporen-
haufen bedeckt werden, ohne dafs eine eigentliche Ausstreuung der
Sporen stattfände. Nun findet man aber bei sehr vielen Arten, dafs
bereits im Herbst die Perithecien aus dem Mycelgeflecht herausgefallen
sind und wahrscheinlich durch den Wind verweht werden. Für die
Lockerung der Perithecien leisten nun die Anhängsel gute Dienste;
aber sie tun noch mehr. Sie dienen den Perithecien auch zum An-
haften beim Transport durch Tiere oder zur Verankerung, wenn sie
am Bestimmungsort angekommen sind. Damit also zeigen sich die
Erysipheen vorzüglich dem Transporte der Perithecien durch Wind oder
andere Faktoren angepafst. Einige Beispiele sollen das Gesagte
erläutern.
Bei den Gattungen Siphaerotheca und Erysiphe erfolgt kein Loslösen
der Perithecien aus dem Hyphenfilz; aus der Gestalt der Anhängsel
wird dies erklärlich (Fie. 28, 5). Bei Trichocladia Astragali (D.C.) Neg.
findet die Loslösung der Perithecien von den darunter liegenden
Hyphen dadurch statt, dafs beim Austrocknen der Boden des Peritheciums
sich einwärts wölbt. Die Anhängsel der benachbarten Perithecien liegen
alle parallel nach einer Richtung, so dafs beim Emporheben emes
Gehäuses eine grofse Zahl anderer mitgerissen wird (Fig. 28, 7). Auf
diese Weise werden ganze Klumpen von Perithecien durch den Wind
entführt. Eigentümlicherweise schlingt sich, wie NEGEr beobachtet hat,
um die Anhängsel eines Peritheciums ein Pilzmycel und dreht sie zu
Strängen zusammen. Bei Mierosphaera findet die Abhebung der Frucht-
körper ebenfalls durch Einwölbung des Bodens statt; die Anhängsel mit
ihren hakenartigen Verzweigungen dienen wohl teils zur Verkettung
mehrerer Perithecien miteinander, um dem Winde eine gröfsere Angrifts-
fläche zu geben, teils zur Verankerung am fremden Substrat (Fig. 28, 5).
Ähnlich verhält sich Podosphaera (Fig. 28, 6) und ein Teil der Arten
von Uncinula (Fig. 28, 3). Bei anderen Arten dieser Gattung, z. B.
U. Aceris, erfolgt die Loslösung der Prithecien mit grofser Gewalt durch
starke Einkrümmung der unteren Wandungshälfte; die Anhängsel ver-
ankern dann auf dem neuen Substrat die Fruchtkörper dadurch, dafs
sie eine geringe Menge von klebriger Masse absondern, welche die
Perithecien anklebt. Am weitesten angepafst zeigt sich Phyllactinia
(Fig. 28, 8, 9). Hier stehen an jedem Fruchtkörper drei bis vier, oft
aber viel mehr Anhängsel, die etwa im Äquator des Gehäuses befestigt
sind und lange, gerade, starre Zellen darstellen. Sie entstehen durch
Auswachsen von Gehäusezellen und zeigen im Stachelteil eine gleich-
1) Beiträge zur Biologie der Erysipheen in Flora, vol. 88, 1901, S. 333.
156 III. ©. Ascomycetes.
mäfsige Wandverdickung, nicht aber in der Mutterzelle.e Während der
obere Quadrant der letzteren verdickt ist, bleibt der unten liegende
unverdickt. Um diesen unverdickten Teil können sich nun wie in
einem Scharnier die. Stacheln drehen. Nimmt der Turgor in der Zelle
ab, so werden die Anhängsel mit grofser Kraft nach unten gedrückt,
und das Perithecium wird wie auf Stelzen emporgehoben (Fig. 28, 8).
Während also die Anhängsel hier lediglich zum Loslösen dienen, wird
das Anheften am Substrat von besonderen Gebilden besorgt, die um den
Scheitel des Peritheciums herum stehen (Fig. 28, 9). Es sind kurze
Zellen, die auf ihrer Spitze ein Büschel feiner kurzer Hyphen tragen
(Pinselzellen), mit denen die Anheftung erfolgt. Damit für die An-
heftung die nötige Feuchtigkeit vorhanden ist, wird vom Perithecium
eine hygroskopische Substanz (Gutta) ausgeschieden, auf der sich feine
Tröpfehen (die zellige Haut Turasnes) befinden. NEGER hat diese ver-
wickelten Verhältnisse klargelegt.
Man hat in neuester Zeit (NEGER, MARCHAL, SALMON) begonnen, sich
mit der Artbegrenzung der Erysipheen näher zu beschäftigen, nachdem
die Kulturversuche bei den Uredineen ergeben hatten, dafs viele Sammel-
arten in kleine Rassen zerlegt werden müssen. Eine solche Speziali-
sierung der Formen erscheint durchaus möglich, da viele Arten von
einer grofsen Menge von Nährpflanzen angegeben werden. Aus einer
erofsen Zahl von Versuchen, die F. NesEr!) mit den Konidien ver-
schiedener Oidium-Arten ausgeführt hat, folgert er, dafs den Erysipheen
scheinbar eine weitgehende Spezialisierung des Parasitismus zukommt.
Sehr eingehend hat sich dann E. S. Sarmon?) mit diesen Fragen be-
schäftigt. Seine Arbeiten, die erst zum kleineren Teil abgeschlossen
vorliegen, geben bereits einen Einblick in die weitgehende Speziali-
sierung gewisser Arten. So ergaben Versuche mit dem Oidium von
Erysiphe gransinis, dafs die auf verschiedenen Bromus-Arten vorkommen-
den Oidien nur an die gleiche Art oder die nächstverwandten der Sektion
angepafst waren; dasselbe Resultat ergaben auch Oidien von anderen
Gräsern. Auch E. Polygoni ergab ganz ähnliche Resultate. Uber die
Spezialisierung von E. graminis hat auch E. MarcHaL?) gearbeitet. Von
besonderer Bedeutung scheint die von Sarmon entdeckte Eigenschaft
der „überbrückenden Arten“ zu sein. Wenn nämlich eine Art
auf einer Nährpflanze a eine Nährpflanze b, nicht aber c inficiert, aber
die Art von der Nährpflanze b sich auf ce übertragen läfst, so stellt die
Art auf Nährpflanze b die überbrückende Art zwischen a und e dar.
Vorläufig ist darüber noch wenig bekannt. Auf die weiteren Resultate
mit anderen Arten sei auf die unten angeführten Arbeiten verwiesen.
Die Literatur über die Erysiphaceen ist eine aufserordentlich reich-
haltige, da man die Wichtigkeit der Familie für die Phylogenese des
Pilzreiches und für die Phytopathologie frühzeitig erkannte. Deshalb
lassen sich die ältesten Arten noch auf Linn£ zurückführen. Nach ıhm
werden noch viele Arten mehr oder weniger genau beschrieben, so
!) Beiträge zur Biologie der Erysipheen II in Flora vol. 90, 1902, Heft II.
?2) On spezialisation of parasitism in the Erysiphaceae in Beih. z. Bot. Central-
blatt XIV, 1903, S. 261; ferner unter verschiedenen Titeln in The New Phytologist IIl,
1904, S. 109; Annal. Mycol. II, 1904, Nr. 1, 3,4; 1. c. III, 1905, Nr. 1; Annals of
Bot. XIX, 1905, S. 125.
3) De la specialisation du parasitisme chez l’Erysiphe graminis in Compt.
rend. CXXXV, 1902.
Erysiphaceae. 187
dafs J. H. LeveiıuL£!) bereits 1851 eine Monographie der Familie, die
lange Zeit mustergültig blieb, geben konnte. Weit darüber hinaus gingen
mit Bezug auf die Entwicklungsgeschichte die Gebrüder Turasse, die
1861 im ersten Bande der Selecta fungorum Carpologia viele Arten
ausführlich beschrieben und vorzüglich abbildeten. 1870 veröffentlichte
dann A. pe BarrY?) seine Untersuchungen über die Entwicklungs-
geschichte der Erysipheen, die für Sphaerotheca Humuli den Nachweis
der Sexualität brachten. Seitdem brachten weitere Fortschritte
Arbeiten von WINTER, SCHROETER, HARrPER, PıLLa und NEGER?). Eine
sehr ausführliche Monographie der Familie verdanken wir E. 5. SALMON *),
der in seinem Buche alles aufführt, was sich auf die einzelnen Arten
bezieht, und mit gröfster Sorgfalt die Angaben über die Nährpflanzen
sichtet. Hier findet sich auch ein vollständiges Verzeichnis aller Schriften
über Erysipheen.
Der nachfolgenden Darstellung ist das System des genannten
Monographen zugrunde gelegt worden, unter Beibehaltung der von
NEGER wieder aufgenommenen Gattung Trichoeladia.
Die Familie enthält danach folgende Gattungen, die in Form einer
Bestimmungstabelle aufgeführt sein mögen.
A. Mycel ausschliefslich oberflächlich, nur Haustorien in die Epi-
dermiszellen entsendend. Unterfamilie: Erysipheae.
a. Nur ein Ascus im Perithecium.
I. Anhängsel der Perithecien an der Spitze gabelteilig, seltener
einmal ungeteilt, nicht basal stehend: Podosphaera.
II. Anhängsel der Perithecien ungegabelt, basal stehend:
Sphaerotheca.
b. Mehrere Asken im Perithecium.
I. Anhängsel fast stets einfach, selten verzweigt, an der
Spitze hakig oder spiralig eingekrümmt: Uneinula.
II. Anhängsel nicht hakig eingekrümmt, meistens nur ver-
zweigt.
1. Anhängsel niemals mit dem Mycel verflochten; Peri-
thecien in Ober- und Unterseite differenziert.
$ Anhängsel starr, gerade, mehrmals dicho- oder
trichotom verzweigt an der Spitze:
Microsphaera.
$$ Anhängsel nicht starr, gebogen, wie bei Erysiphe
verzweigt: Trichocladia.
2. Anhängsel mit dem Mycel verflochten, einfach oder
verzweigt: Perithecien nicht oder unvollkommen in
Ober- und Unterseite differenziert: Erysiphe.
B. Mycel mit Zweigen von begrenztem Wachstum in die Spalt-
öffnungen eindringend und im Intercellulargewebe wuchernd
und hier Haustorien bildend. Unterfamilie: Phyllactinieae,
mit der Gattung: Phyllactinia.
b 1) Organisation et disposition methodique des especes qui composent le genre
Erysiphe in Ann. sc. nat. } ser., XV, 1851, S. 109.
2) Beiträge zur Morph. u. Physiol. der Pilze I.
3) Aufser den obengenannten Schriften vergl: auch seine Darstellung in der
Kryptogamenflora der Mark Brandenburg, Bd. VII, 8. 96,
4) A monograph of the Erysiphaceae in Mem. Torrey Bot. Club IX, 1900,
nebst den Ergänzungen dazu in Bull. of the Torrey Bot. Club 1902.
188 III. ©. Ascomycetes.
Von der Gattung Podosphacra Kze. wäre zuerst P. Oxyacanthae
(D.C.) de By. zu nennen, das die Blätter der Nährpflanzen mit zartem,
persistierendem oder mit wolligem, verschwindendem Mycel überzieht.
Die Perithecienanhängsel übertreffen an Länge den Peritheciendurch-
messer um ein Mehrfaches. Der Pilz kommt in weiter Verbreitung
durch Europa und Nordamerika auf Arten von Crataegus, Prunus,
Spiraea, Vaceinium u. a. vor. Als Konidienform gehört hierzu Ordium
Crataegi Grogn. Als besondere Art oder als Varietät der vorigen
wird P. tridactyla (Wallr.) de By. betrachtet, die hauptsächlich auf
Prunus-Arten auftritt. In Nordamerika wurde auf Kirschbäumen mehr-
fach Schaden von diesem Pilze angestiftet. P. leucotricha (Ell. et Everh.)
Salm. (= Sphaerotheca Mali Burr.) fügt den Apfelbäumen unter Umständen
beträchtlichen Schaden zu. Das hauptsächlichste Verbreitungsgebiet ist
Nordamerika, doch wurde er auch vielfach in Mitteleuropa, ferner in
Rufsland und Japan beobachtet. Meistens werden bei uns nur die
unter dem Namen Oidium farinosum Cooke bekannten Konidien beob-
achtet; selten sind auch Perithecien aufgefunden worden!). Auf die
Schädlichkeit für die jungen Apfelbaumtriebe wies bereits v. THÜMEN ?)
hin, der den Pilz auf den sich entfaltenden Blättchen als anfangs schnee-
weisen , später gelblich-hellgrauen Überzug beobachtete. Die Kelche
der jungen Blüten schen wie bestäubt aus; die Blüten selbst vertrocknen
sehr bald. Die Blätter hypertrophieren und trocknen bald en. Wenn
das Oidium den Sommer über bleibt, so werden die jungen Triebe, die
der Baum immer von neuem hervorbringt, stets wieder abgetötet. Da-
durch wird der Baum ganz besonders geschwächt und die Fruchtholz-
bildung für das folgende Jahr verhindert. In Amerika tritt neben der
P. Oxyacanthae auch P. leucotricha als Schädling der Apfelbäume auf
(apple powdery mildew). Als Bekämpfungsmittel hat sich das Spritzen
mit Bordeauxbrühe gut bewährt.
Die Gattung Sphaerotheca Lev. unterscheidet sich von Podosphaera
hauptsächlich dadurch, dafs die Anhängsel ausschliefslich am Grunde
des Peritheciums entspringen. Hierher gehört als bekannteste Art
S. Humuli (D.C.) Burr. (= 8. Castagnei Lev.). Dieser Pilz ist über die
ganze an Halbkugel verbreitet und kommt auf sehr zahlreichen
Nährpflanzen vor, Wei uns häufig auf dem Hopfen. Entsprechend dieser
Plurivorität hat man, den Nährpflanzen entsprechend, der Art eine
grofse Menge von N: amen beigelegt, die von SaLMON und früheren Myko-
logen identifiziert wurden. Die Mycelien, welche meistens persistieren,
bilden auf der Blattoberseite weifse, kreisrunde oder regelmäfsige
Flecken, die oft zusammenfliefsen und dann die ganze Oberfläche ein-
nehmen. In diesen Flecken stehen die kleinen schwarzen Perithecien
meist so zahlreich, dafs dadurch das weifse Mycel schwarzpunktiert
oder im ganzen grau gefärbt aussieht. Für die Geschichte der Sexuali-
tät der Asc omyceten hat $. Humuli ihre besondere Bedeutung, auf die
hier nicht näher eingegangen werden kann; eimige Bemerkungen darüber
sind bereits auf S. 171 gemacht worden. Der Schaden, den der Pilz
stiftet, dürfte kaum besonders grofs sein, wenn auch sein Auftreten
auf Kulturpflanzen, wie Hopfen, Gurken, Kürbis, Balsaminen usw., lästig
werden kann. Auf Ananaserdbeeren und Gartenepilobien wurde die
!) Macnus, P., Über einen in Südtirol aufgetretenen Mehltau des Apfels in
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XVI, 1898, S. 331.
?) Vergl. Zeitschr. f. Pflanzenkr. 5168:
Erysiphaceae. 189
Konidienform als Schädling beobachtet und als Oospora Epilobii (Corda)
Sace. und Oidium Fragariae Harz beschrieben. Bei anderen Nährpflanzen
tritt die Oidienform stets vor und neben der Schlauchform auf. Mit
dem Erdbeeroidium hat E. S. Sırmon!) eine Reihe von Versuchen ge-
macht, von denen nur einiges hier wiedergegeben werden kann. Nicht
alle Erdbeervarietäten scheinen ım gleichen Mafse für die Krankheit
empfänglich zu sein; so wurden von manchen Sorten die Früchte gar
nicht befallen, während sie bei anderen schnell ergriffen wurden. Die
Krankheit bricht meist ganz plötzlich aus, und zwar nach Beobachtungen
der Gärtner nach plötzlichen Witterungswechseln mit extrem niedrigen
Temperaturen. SALMoN zeigt, dafs eine starke Abkühlung die Oidien-
sporen keimkräftiger macht. Als Spritzmittel gegen den Erdbeermel-
tau werden Lösungen von Schwefelkalium oder Kupferkarbonat und
Ammoniumkarbonat oder einfach nur heifses Wasser empfohlen.
Aufserordentlich häufig tritt auf Rosenarten in weitester Verbreitung
der Rosenschimmel oder Rosenmeltau, 8. pannosa (Wallr.) Lev.,
auf. Er überzieht die Blätter mit einem dichten weilsen Überzug und wird
besonders den jungen Trieben gefährlich, die im Wachstum gehemmt
und getötet werden. Auch die Blütenknospen werden häufig vernichtet.
Auch auf dem Pfirsichbaum kommt diese Art vor und schädigt die
jungen Triebe so sehr, dafs die Blätter schrumpfen und die Früchte
abfallen. Da die Rosen in Treibhäusern ganz besonders gefährdet sind,
so gibt A. ScHurtHEis?) ein Mittel an, um den Ausbruch der Krankheit
zu verhüten. Er empfiehlt nämlich in der Zeit, wo nicht mehr regel-
mäfsig geheizt wird, die Abendtemperatur des Hauses nicht unter
15 bis 18,5°, die Nachttemperatur nicht unter 10° sinken zu lassen.
Ferner sollen die Blätter nachts stets trocken sein. Man sieht aus
diesen praktischen Vorschlägen, dafs niedrige Temperaturen auch hier
die Sporen keimkräftiger machen. Als direkte Bekämpfungsmittel hat
man Bestäuben mit Schwefelblumen oder gemahlenem Schwefel in
erster Linie zu verwenden: man hat ferner auch Lösungen von Schwefel-
kalium, Tabaklauge mit Schwefel, Natriumkarbonat mit etwas Teer an-
gewandt; aber auch heifses Wasser soll vorzüglich gewirkt haben. In
neuerer Zeit ist Bestäuben mit Kalk und Untergraben von phosphor-
saurem Kalk zur Anwendung gelangt. Die Oidienform ist unter dem
Namen Oidium leucoconium Desm. bekannt.
Als dritter Schädling aus dieser Gattung ist der Stachelbeer-
meltau, S. mors uvae (Schwein.) Berk. et Ourt., bekannt. Er findet
sich auf Ribes- Arten und wird besonders den Stachelbeeren ver-
hängnisvoll. Sarmon identifiziert damit die 8. tomentosa Ötth., die aut
Euphorbia-Arten in Europa weit verbreitet ist. Der Stachelbeermeltau
war ursprünglich nur aus Nordamerika bekannt und wurde 1900 von
Sırmon®) auch für Irland nachgewiesen. 1901 zeigte P. Hexninas, dafs
der Pilz auch in Rufsland vorkommt. Namentlich in letzterem Lande
hat er sich seitdem aufserordentlich ausgebreitet und grofsen Schaden
1) Der Erdbeer- und der Stachelbeer-Mehltau in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XI,
1901, S. 73.
2) Cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten IX, 128. P
3) Vergl. aufser dem in Anm. 4 auf Seite 187 genannten Artikel noch: Über
die zunehmende Ausbreitung des amerikanischen Stachelbeer-Mehltaues in Europa
in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XIII, 1903, S. 205; hier auch die gesamte Literatur über
diese Frage. Aufserdem: On the present aspect of the epidemic of the American
Gooseberry-Mildew in Europe in Journ. Roy. Hort. Soc. XXIX, 1905.
190 III. ©. Ascomycetes.
angestiftet. Es wäre sehr leicht möglich, dafs auch in Deutschland eine
Invasion des Stachelbeermeltaues stattfinden könnte; die Züchter mögen
deshalb rechtzeitig Vorkehrungen zur Unterdrückung der Krankheit
treffen. Das Mycel bedeckt die jungen Triebe und Blätter, besonders
aber die Beeren mit einem hellbräunlichen, später dunkelbraunen, mehr
oder weniger dichten Filz. Die dunkelgefärbten Perithecien sind diesem
Mycel eingesenkt. Anfangs, wenn die Mycelfäden noch fast farblos und
zart sind, werden an kurzen aufrechten Zweigen die Konidienketten ge-
bildet. Meistens findet eine derartig reichliche Konidienproduktion statt,
dafs die befallenen Teile wie mit Mehl bestreut erscheinen. Das braune
Mycel mit den Perithecien überwintert auf den jungen Trieben. Zur
Verhütung des Ausbruchs der Krankheit im folgenden Frühjahre müfsten
also in erster Linie die erkrankten Triebe abgeschnitten und vernichtet
werden. Da der Pilz meist den ganzen Sommer über seine schädigende
Wirkung entfaltet, so werden, ganz abgesehen von dem Ernteausfall,
die Sträucher durch Zerstörung der jungen Triebe so geschwächt, dafs
sie der Winterkälte nur geringen Widerstand zu leisten vermögen. Die
Bekämpfung der Krankheit wurde von amerikanischen Forschern !)
studiert, die ausschliefslich mit Spritzmitteln arbeiteten. Am besten hat
sieh Schwefelkalium bewährt, das in Menge von einer Unze auf zwei
bis drei Gallonen Wasser angewendet wird?). Das Spritzen mufs mit
dem Aufbruch der Knospen begonnen und in Zwischenräumen von
zehn Tagen den ganzen Sommer über fortgesetzt werden. Anhaltend
heifse Witterung scheint die Ausbreitung des Schädlings ganz besonders
zu begünstigen.
Wir kommen nun zur Gattung Uncinula Lev., welche eine ganze
Anzahl von Pflanzenschädlingen enthält. Von weniger wichtigen Arten
nenne ich U. Salieis (D.C.) Wint. auf den Blättern von Salix- und Populus-
Arten, U. Aceris (D.C.) Sacc. auf Acer-Arten. Dieser Pilz beschränkt
sich zwar in der Regel auf die Blätter, doch kann er auch auf die
jungen Triebe übergehen und in Baumschulen empfindlichen Schaden
stiften. Ebenfalls auf Acer findet sich in Nordamerika U. circinata
Cooke et Peck. U. Prunastri (D.C.) Sacc. befällt hauptsächlich Prunus
spinosa. Auf Ulmus kommt U. clandestina (Biv.) Schroet. vor, auf
Aesculus in Nordamerika U. flexuosa Peck. Alle diese und noch andere
Arten werden Kulturpflanzen kaum in merklichem Grade schädlich,
wohl aber ein Pilz, der dem Weinbau in empfindlichster Weise ge-
schadet hat und ihn trotz aller Bekämpfungsmafsregeln noch heute
schädigt. Ich meine U. necator (Schwein.) Burr. (= U. spiralis Berk.
et Curt.) mit seiner Konidienform, dem berüchtigten 0. Tuckeri Berk.
Da der Pilz der Traubenkrankheit (auch Ascherich ge-
nannt) oder der echte Meltau des Weines (zum Unterschied von
dem unechten, der Plasmopara viticola) lange nur als O. Tuckeri bekannt
war, so will ich ihn als Oidium zuerst beschreiben und dann erst am
Schlufs auf die Perithecienform eingehen. Der Pilz zeigt sich immer
nur auf der lebenden Epidermis der Pflanze. Wenn sich seine Ver-
wüstungen nur auf die Zweige beschränken würden, wäre die Krankheit
nicht sehr gefährlich, da die Oberhautschichten, die allein von dem Pilze
angegriffen werden, schon im folgenden Winter vertrocknen und im
!) Harsten, B.D. in Rep. of Commiss. Agric. 1887, S. 373; Gorr, E. 8. in Journ.
of Myc. V, 1889, S. 33; Crosr, C. P. in New York Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 161, 1899.
2) Eine Gallone & 4 Quarts & 2 Pints & 4 Gills = 4,543 Liter.
Erysiphaceae. 191
nächsten Frühjahr abgeworfen werden. Die untersten, ältesten Inter-
nodien des jungen Zweiges werden zuerst ergriffen; die Mycelfäden
(Fig. 28, 1m) kriechen in horizontaler Lage weiter und verästeln
sich fiederförmig. Bald erheben sich von den älteren Mycelteilen die
Konidienträger in etwas schief aufsteigender Lage (Fig. 28, 15); ihre
Septierung (Fig. 28, 1s) ist viel leichter erkennbar als die der Mycel-
fäden, und schon dadurch sind sie einigermafsen von einem etwa auf-
recht wachsenden Mycelfaden unterscheidbar; noch deutlicher aber wird
der Unterschied dadurch, dafs die Spitze des Konidienträgers alsbald
keulig anschwillt und eine eiförmige Spore (Fig. 28, 1c) abglliedert, deren
Gröfsenverhältnisse vielen Schwankungen unterworfen sind. Unterhalb
dieser Konidie gliedert sich dann eine zweite usf. ab, wodurch kurze
Konidienketten entstehen, die bald in die einzelnen Konidien auseinander-
brechen.
Teilweise durch das Weiterkriechen des Mycels von dem Stengel
aus, vorzugsweise aber durch das Anwehen und schnelle Auskeimen
der Konidien verbreitet sich der Pilz auf die Blätter und endlich auf
die Fruchtstände, wo er seine verderblichste Tätigkeit entwickelt. Die
Einwirkung auf die Gewebe erfolgt in allen Teilen in derselben Weise.
Das Mycel saugt sich mit seinen Haustorien (Fig. 28, 2 h) fest und ent-
sendet kurze Zeit nach seiner Ausbildung neue Aste mit sich bald
lösenden Konidien, welche die Krankheit weiterverbreiten.
Die Anheftung des Mycelfadens an seine Unterlage stellt hier eine
dritte Modifikation zu den bereits oben beschriebenen zwei anderen
Formen dar. Der Faden bildet nach pr Bary entweder eine einseitige,
anliegende, mit kerbig-lappigem Rande versehene Ausstülpung, oder es
gehen auch zwei solcher Ausstülpungen (Fig. 28, 2a) von derselben Stelle
des Mycelfadens nach entgegengesetzten Seiten hin ab, wodurch der
Anblick einer lappigen Scheibe entsteht. Von irgend einem Teile dieser
scheinbaren Scheibe geht dann das gewöhnlich gebaute Haustorium in
das Innere der Epidermiszelle hinein. Die blasige Anschwellung des
Saugorganes im Innern der Epidermiszellen scheint sich aber seltener
auszubilden.
Durch das Eindringen des Haustoriums, das schon Vısıanı be-
obachtete, zeigt sich der Inhalt der Epidermiszelle bisweilen nicht wesent-
lich verändert; in den meisten anderen Fällen ruft das Eindringen des
Saugfortsatzes alsbald eine Bräunung des Inhalts und der Wanduns
hervor und leitet das Absterben der Zelle ein. Später bräunen sich
auch die Nachbarzellen. An den Blättern bleibt es häufig bei der
Bräunung, ohne dafs die Epidermis abstirbt. Auf diese Weise ent-
stehen die gröfseren braunen Flecken an der Rinde und auf den Blättern
und die kleinen harten Stellen an den Beeren, welche häufig kurz nach
der Blüte vom Pilzmycel überzogen werden und, kaum zur halben
normalen Gröfse herangewachsen, schon zu platzen beginnen. Das
Zerplatzen ist die natürliche Folge des Auftretens jener braunen Flecken
von abgestorbenen Epidermiszellgruppen. Während das dünnwandige,
saftstrotzende Innengewebe der Beere sich auszudehnen bestrebt ist und
die lebendigen Oberhautzellen passiv gedehnt werden, ist dies bei den
trockenen Epidermiszellen der Flecken nicht mehr möglich. Hier reiist
die Oberhaut der Beere ein, so dafs das Innere teilweise klaffend blofs-
gelegt wird. Ist die Frucht schon einigermafsen in der Entwicklung
vorgeschritten gewesen, dann wird die Beere bei trockner Witterung
noch notreif, wobei nur die Wundstelle selbst hart bleibt; bei feuchtem
192 III. ©. Ascomycetes.
Wetter dagegen wird unter Auftreten zahlreicher Schimmelpilze die
Fäulnis eingeleitet. Aus letzterem Umstande aber der Krankheit den
Namen „Traubenfäule“ geben zu wollen, wie es bisweilen geschieht, ist
nach dem Vorstehenden gänzlich ungerechtfertigt.
Für die Verbreitung des Pilzes von Stock zu Stock kommen in
erster Linie die Konidien in Betracht, die vermöge ihrer Kleinheit
leicht vom Winde übertragen werden können. Aus diesem Umstande
erklärt sich ungezwungen, dafs der Pilz sich im Laufe weniger Wochen
über grofse Flächen zu verbreiten imstande ist. Indessen ist damit die
Frage noch nicht gelöst, wie sich die Art über den Winter erhält. Da
man keine Perithecien aufgefunden hatte und kaum anzunehmen war,
dafs die empfindlichen Konidien zu überwintern vermögen, so blieb
nur übrig, dafs man vermutete, das Mycel könne in irgend einer Form
den Winter überdauern. So spricht schon P. SoRAUER!) die Vermutung
aus, dafs die Rinde ein Uberwinterungsherd sein müsse, und zwar auf
Grund folgender Beobachtung. Bei einem am Spalier stehenden Reb-
stock, der neben dem Meltau auch von tierischem Ungeziefer litt, riet
er das Abblättern der Rinde. Eine einzige Rebe war dabei vergessen
worden; auf dieser zeigte sich der Meltau und verbreitete sich von
dort aus weiter. Eine positive Unterlage erhält diese Beobachtung
durch eine vorläufige Mitteilung von O. Arpen?). Derselbe beobachtete
auf den rotbraunen Flecken, die an den einjährigen Reben von
Oidium erzeugt werden, Mycelfäden, welche statt der einzeln stehenden
Haustorien knorrige Anschwellungen zeigten, die in gröfserer Zahl
beieinander standen. Der ihnen zunächst liegende Teil des Mycel-
fadens war etwas verdickt und unregelmäfsig, während die dünnen,
regulär ausgebildeten Fäden abgestorben waren. Aus den verdickten
Partieen entwickelten sich typische Mycelien mit Haustorien, wobei die
verdickten Mycelteile schrumpften und ihr Plasma verloren. Damit
scheint in der Tat das Vorhandensein einer Dauermycelienform, die
durch Umbildung der Haustorien entsteht, festgestellt zu sein. Damit
würde denn auch die häufig beobachtete Tatsache im Einklang stehen,
dafs die Wiederansteckung der Rebstöcke immer nur von einem oder
mehreren bestimmten Stöcken ausgeht.
Von besonderer Wichtigkeit erschien es allen Untersuchern, fest-
zustellen, ob zu dem Traubenpilz eine Perithecienform gehört. Da man
auf dem Weinstock selbst nie Perithecien gefunden hatte, so vermutete
man, dafs sie sich auf anderen Nährpflanzen entwickelten. FUCKEL
nahm an, dafs Sphaerotheca Humuli die Schlauchform sei, während
DE Bary auf Grund der Ähnlichkeit der Haustorien eher an Erysiphe
Polygoni oder Uncinula Salicis dachte. Während aber in Europa aus-
schliefslich die Konidienform sich fand, war den amerikanischen Myko-
logen längst auf Vitis-Arten eine Perithecienform bekannt, U. necator
(— U. spiralis), zu der als zugehörig eine Konidienform von dem Aus-
sehen des 0. Tiuckeri angenommen wurde. Da entdeckte G. CoUDERC®)
in Frankreich an vereinzelten Lokalitäten 1892 Perithecien an meltau-
befallenen Reben und identifizierte sie mit U. necator. Im darauf
folgenden Jahre fand P. Vista die Perithecien bereits viel häufiger und
1) Handbuch 2. Aufl., II, S. 321.
°, Zur Kenntnis der Überwinterung des Oidiums Tuckeri in Centralbl. f. Bakt.
u. Par., 2. Abt., XI, 1904, S. 142.
3) Sur les peritheces de l’Uncinula spiralis en France etc. in Compt. rend. CXVI,
189, S. 210, u, Bull. Soc. Myc. France IX, 1893, S. 253.
eingriffe auf die Entwicklung der Pflanze ausüben, einen noch grölseren Raum wie
früher eingeräumt. Sie ist bestrebt, immer darauf hinzuweisen, wie die Pflanze das
Produkt ihres speziellen Standorts ist, wie bei derselben Art die einzelnen Individuen
_ stofflich und gestaltlich je nach den vorhandenen Ernährungsbedingungen von-
einander abweichen, und wie die verschiedenen Individuen den einzelnen Krankheits-
ursachen gegenüber sich in ganz verschiedenem Grade widerstandsfähig erweisen.
Deshalb muls nicht auf die lokale Bekämpfung oder Abhaltung des Parasiten,
sondern auf die Stärkung der natürlichen Immunität und Anzucht widerstands-
fähiger Varietäten das Hauptgewicht gelegt werden.
Erster Band.
Diese Anschauungen finden sich nun in dem allgemeinen Teile des ersten
Bandes in der Einleitung ausführlicher auseinandergesetzt. Es wird zunächst er-
örtert, was als Krankheit behandelt werden muls, und dabei darauf hingewiesen,
dafs auch die Abweichungen vom Kulturzweck zur Besprechung gelangen müssen,
obwohl sie oftmals gar keine eigentlichen Krankheiten darstellen. Dies gibt Ver-
anlassung, die Abhängigkeit des Organismus von der Umgebung speziell zu er-
örtern und die Fragen über die Entstehung einer Krankheit und das Wesen des
Parasitismus sowie über Krankheitsvererbung und Degeneration zu besprechen.
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich die Notwendigkeit, denjenigen, der sich
wissenschaftlich mit der Pathologie beschäftigen will, auf die früheren Anschauungen
über das Wesen der Krankheiten und ihr Zustandekommen aufmerksam zu machen,
und dies geschieht in einem zweiten, neu hinzugekommenen Abschnitt, der die
geschichtliche Entwicklung behandelt.
In dem nun folgenden speziellen Teile wird im ersten Abschnitt auf die Er-
scheinungen eingegangen, die durch ungünstige Bodenverhältnisse veranlalst
werden. Das erste Kapitel behandelt die Lage, das zweite die ungünstige physi-
kalische Bodenbeschaffenheit. Die chemischen Verhältnisse werden in den Kapiteln
«Wasser» und «Nährstoffmangel und -überschufs» eingehend besprochen.
Im zweiten Abschnitt finden wir eine eingehendere Darlegung der Wirkungen
schädlicher atmosphärischer Einflüsse, wobei die neueren Untersuchungen Sorauers
über die Frostschäden einen breiteren Raum einnehmen und durch zahlreiche Ab-
bildungen erläutert werden. Dem Kapitel über Wärmemangel folgen die über
Wärmeüberschufs, Lichtmangel und -überschuls, Blitz, Sturm, Hagel usw.
So wie die vorigen Abschnitte hat auch der Abschnitt über schädliche Gase
eine wesentliche Erweiterung in Rücksicht auf die sich beständig steigernden Prozesse
zwischen Landwirtschaft und Industrie erfahren. In gleicher Weise ist bei der
Wundbehandlung besondere Rücksicht auf die im praktischen Leben vorkommenden
Fälle genommen worden, indem die Kapitel über Schröpfen und Schälen der Bäume
sowie Veredlung und Stecklingszucht unter Zuhilfenahme zahlreicher anatomischer
Bilder auf wissenschaftlicher Basis ausführlich behandelt worden sind.
Zweiter Band.
Im zweiten Bande beginnt Prof. Lindau seine Darstellung der durch pflanz-
liche Schmarotzer hervorgerufenen Krankheiten mit der Schilderung der parasitischen
Pilze und behandelt in einem zweiten Abschnitt die parasitären Algen, im dritten
die phanerogamen Schmarotzer.
Unter Übernahme der Abbildungen der vorigen Auflage und reichlicher
Vermehrung derselben werden nach Besprechung der Schleimpilze (Myxomycetes)
schon im ersten Hefte die bereits sehr zahlreich gewordenen Bakterienkrankheiten
dargestellt. Die nächsten Hefte werden die Mycelpilze (Eumycetes) in der dem
Standpunkt des Verfassers entsprechenden Anordnung bringen, und zwar zunächst
die Algenpilze (Phycomycetes) in ihren Unterabteilungen der Eisporenpilze (Oomy-
cetes) und Jochpilze (Zygomycetes). Es werden sich daran die Schlauchpilze (Ascomy-
cetes) und Basidienpilze (Basidiomycetes) sowie die Fungi imperfecti anschlielsen.
Dritter Band.
Im dritten Bande fafst Dr. Reh alle praktisch wichtigen Beschädigungen
durch Tiere zusammen.
Nach einem einleitenden Abschnitt, der über die Biologie der schädlichen
Tiere, ihre Verbreitung und Schädigungsform handelt, wendet sich Dr. Reh zur
systematischen Übersicht und beginnt im zweiten Abschnitt seine Darstellung; mit
den Würmern und pflanzenschädlichen Crustaceen. An diese Kapitel gliedern sich
die Tausendfülse, Spinnen und Milben, Insekten und schliefslich die Wirbeltiere.
Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der Bekämpfung, bei der im ersten Kapitel
die natürlichen Feinde aus dem Tierreiche, im zweiten Kapitel die Feinde aus dem
Pflanzenreiche, nämlich die insektentötenden Pilze, besprochen werden. Es folgen
sodann die Kapitel über die mechanischen und chemischen Bekämpfungsmittel und
die dazu gehörigen Apparate. Der letzte Abschnitt wird die Bedeutung der Dis- °
position, für tierische Angriffe behandeln.
Übereinstimmend bei allen Bearbeitern ist das Bestreben gewesen, wissenschaft-
liches Material zu geben, aber dieses Material so darzustellen, dais sich auch der
keine speziellen Vorkenntnisse besitzende Leser in den Stoff einarbeiten kann. Aus
diesem Grunde sind bei dem Gebrauch der technischen Ausdrücke erklärende Um-
schreibungen eingeflochten worden. Durch die Einrichtung, nach einer allgemeinen
Einleitung bei jedem Kapitel die einzelnen Krankheitsfälle in knapper Darstellung
vorzuführen, ist nicht nur Raum gewonnen, sondern auch die Verwandtschaft der
einzelnen Krankheiten angedeutet. Wo es nötig erschien, sind synoptische Tafel-
bilder beigegeben.
Bei allen diesen Erweiterungen des wissenschaftlichen Teils des Handbuchs
ist aber die in den früheren Auflagen bereits zum Ausdruck gebrachte Methode
beibehalten worden, bei jeder Gelegenheit auf das praktische Bedürfnis der leichten
Erkennung und der möglichen Bekämpfung oder Vorbeugung der Krankheiten
hinzuweisen, so dafs das Handbuch in seiner neuen Form als das umfassendste aller
bis jetzt existierenden Werke auf dem Gebiete der Phytopathologie bezeichnet werden
darf und hoffentlich auch von seiten gebildeter Praktiker diejenige freundliche Auf-
nahme finden wird, die den früheren Auflagen zu teil geworden ist.
Die dritte Auflage des Handbuchs der Pflanzenkrankheiten, die nach dem im
vorstehenden Gesagten gegenüber den früheren Auflagen ein vollständig neues Werk
sein wird, wird in 16—18 Lieferungen zum Preise von je 3 Mark erscheinen und
soll bis Ende 1906 vollständig vorliegen. Der Gesamtumfang wird etwa 90-96 Druck-
bogen mit zahlreichen Textabbildungen betragen. Das Werk ist in drei Bände ein-
geteilt und das Erscheinen der Lieferungen so geregelt, dais abwechselnd Lieferungen
aus den verschiedenen Bänden zur Ausgabe gelangen. Einzelne Bände und Lieferungen
werden nicht apart abgegeben. Einbanddecken erscheinen mit der Schlufslieferung.
Seiner ganzen Anlage nach ist Sorauers Handbuch der Pflanzenkrankheiten in
seiner dritten Auflage als das zur Zeit umfassendste Werk des mächtig sich ent-
wickelnden Gebietes der Phytopathologie zu bezeichnen.
Zu einer Subskription auf dasselbe sei hiermit höflichst eingeladen ; die Lieferung
kann durch die Buchhandlung erfolgen, die vorliegendes Heft übersandt hat.
Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel & Co. in Altenburg, S.-A.
Lieferung 5. (Zweiter Band, Bog. 13—17.) Preis: 3 Mark.
Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
Berlin.
®
Mit zahlreichen Textabbildungen.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW.. Hedemannstrasse 10.
1906.
Erscheint in 16--18 Lieferungen a 3 Mark.
MAR 19 1906
!Erysiphaceae. 193
schreibt ihre Ausbildung der exceptionellen Witterung des Sommers,
bei der hohe und niedrige Temperaturen schnell wechselten, zu.
E. PkritLieux!) zeigte in demselben Jahre die Identität des Ordium
Tuekeri mit der Oidienform der amerikanischen Uneinula necator. End-
lich wies LüÜstxer ?) die Perithecien auch für das deutsche Weinbaugebiet
nach. Trotzdem also die Schlauchform nunmehr sicher bekannt ist,
scheint sie doch sehr selten in Europa aufzutreten und nur unter aulser-
gewöhnlichen Verhältnissen. Dafs sie unter diesen Umständen für
eine Überwinterung der Art nicht in Betracht kommen kann, dürfte
klar sein.
Die Perithecien treten meist auf der Oberseite der Blätter, selten
an der Unterseite oder an Infloreszenzteilen, auf und sind kuglig, etwas
zusammengedrückt. Sie stehen meist zerstreut und besitzen gewöhnlich
eine gröfsere Zahl von Anhängseln, die am Grunde dünnwandie, mehr
oder weniger braun und nach oben hin heller und an der Spitze spiralig
eingekrümmt sind. Im Innern enthalten die Perithecien vier bis sechs
Schläuche mit vier bis sieben eiförmigen Sporen.
Zum ersten Male wurde die Traubenkrankheit 1845 ın England
von einem Gärtner TuckER beobachtet, nach dem 1847 BERKELEY den
von ihm entdeckten Pilz benannte. 1848 wurde die Krankheit bei Ver-
sailles beobachtet; doch soll sie schon über ein Jahrzehnt vorher in
mehreren Departements aufgetreten sein. Schon in den folgenden
Jahren hatte sie sich über alle weinbauenden Länder Europas ver-
breitet; besonders hart wurden die Mittelmeerländer mitgenommen.
1852 trat sie auf Madeira auf, heute fehlt sie in keinem Lande; doch
scheint sie in Nordamerika weniger gefährlich zu sein. Vielfach be-
obachtete man, dafs der Pilz sich zuerst in den Treibereien zeigte und
von hier aus die Weinberge befiel; jetzt dagegen scheint er in jeder
Lage gleichmätsig vorzukommen (vgl. Fig. 37, 4).
Der ungeheure Schaden, der dem Weinbau durch den Meltaupilz
zugefügt wurde, zwang zur Ersinnung von Mitteln zur Verhütung und
Bekämpfung. Man beschäftigte sich in erster Linie mit der Empfäng-
lichkeit der einzelnen Weinsorten für die Krankheit und
erkannte bald, dafs die verschiedenen Traubensorten nicht alle gleich
stark vom Pilze befallen werden; am widerstandsfähigsten zeigten sich
die Traminer und Riefslinge, wogegen Trollinger und Muskateller,
Malvasier und verwandte blaue Traubensorten am meisten zu leiden
hatten.
In Beziehung auf den Einflufs, welchen die Kulturmethode auf
den Grad des Erkrankens ausüben kann, liegt eine Notiz von Cont£ vor?),
welcher behauptet, dafs an demselben Weinstocke die horizontal ge-
zogenen Äste von dem Oidium befallen werden können, während die
vertikalen davon befreit bleiben.
In einer zweiten Abhandlung*) stellt Coxt£ nach dreijährigen Be-
obachtungen folgende Sätze auf: Die Krankheit tritt hauptsächlich auf
nach Übermafs von Feuchtigkeit, zweitens bei horizontaler Lage der
’, Sur les peritheces de l’Uncinula spiralis en France et l’identite de l’Oidium
americain et de l’Oidium europeen in Bull. Soc. Myc. France IX, 1893, S. 253, vergl.
aufserdem Gatzowar, B. J., Observations on the development of Uneinula spiralis
in Botan. Gaz. XX, 1895, S. 486.
2) Mitteil. über Weinbau u. Kellerwirtschaft 1900; Weinbau u. Weinhandel 1901
3) Compt. rend. LXVII, 1868, S. 1268.
Aa. O0. 8. 1838,
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 13
III. ©. Ascomycetes.
siphaceen.
Typen der. Ery
Fig. 28.
Erysiphaceae. 195
1 Uneinula necator (Schwein.) Burr. Konidienstadium, m Mycel, % Haustorium, b Konidienträger mit
Ss... nen s, eKonidie. 2 Mycelfaden m mit a Appressorien und A Haustorium. 3 Perithecium.
+ Sphaerotheca Humuli (DC.) Burr. Perithecium. 5 Mierosphaera Alni DC. Peritheeium. 6 Podosphuera
tridactyla (Wallr.) deBy. Perithecium. 7 Trichocladia Astragali (DC.) Neg. Perithecien mit strangartig
verschlungenen Anhängseln. 8 Phyllactinia corylea (Pers.) Karst. Perithecium mit nach unten ge-
drehten Anhängseln und an der Spitze das Tröpfchen mit der zelligen Haut. 9 Querschnitt durch
ein solches Perithecium. 1/9 Keimende Spore c eines Oidium mit eindringendem Mycel m des Cicinno-
bolus Cesatii, dessen Spore st mit Keimblase b ausgekeimt hat. 1/ Konidienträger eines Oidium mit
Cieinnobolus. Alles stark vergr. (I, 2, 10, II nach SoRAUER, 3 nach DELACRoIXx, #—-9 nach NEGER.)
Fruchtreben, drittens bei Überladung an Trauben, viertens bei UÜber-
wucherung des Stockes durch benachbarte Pflanzen, fünftens bei grofsem
Alter des Stockes und sechstens bei Düngermangel. Die Mehrzahl der
von Coxt£ angegebenen Beobachtungen wurde schon im Jahre 1860
von v. MoHL aus dem Berichte der englischen Gesandtschaften an ihre
Regierung hervorgehoben '!). Im allgemeinen hatten bis dahin die süd-
lichen warmen Gegenden mehr gelitten, wodurch v. MokL auf die Ver-
mutung kam, dafs der Pilz zu seiner vollkommenen Entwicklung eine
etwas höhere Temperatur braucht als die Weintraube zu ihrer Reite,
Ein zweiter, wesentlich begünstigender Faktor stellte sich in gesteigerten
Feuchtigkeitsverhältnissen heraus, indem die Gegenden in der Nähe
des Meeres und die Orte mit regelmäfsigen häufigen Niederschlägen
(Südabhänge der Alpen) besonders stark gelitten hatten, während
manche, im Inneren von Spanien liegende, trockene Bezirke und das
ein kontinentales Klima besitzende Ungam damals beinahe frei aus-
gingen. . Auch an denselben Ortlichkeiten zeigte sich der Unterschied
der Lage von bedeutendem Einflusse, indem niedere und feuchte Lage
die Krankheit befördert hatte, dagegen hoch und trocken gelegene
Weinberge fast gänzlich verschont geblieben waren.
In Beziehung auf die Kulturmethode widersprechen aber die Be-
richte den Angaben von Cont£, da in ersteren betont wird, dafs eine
niedere Erziehungsart von Nutzen sei. Trauben, welche unmittelbar
auf dem Boden auflagen, waren vollkommen gesund. Alte Weinstöcke
litten im allgemeinen mehr als die Jüngeren Exemplare.
Einige Beobachtungen, die man bei Düngungsversuchen ge-
macht hat, legen die Vermutung nahe, dafs Kalimangel eine Prä-
disposition für die Krankheit schaffe, und es wird deshalb Düngung
mit Jauche und Abraumsalz empfohlen. Es dürfte aber sehr zu be-
zweifeln sein, ob die Gewährung von Kalı allein die Pflanze wider-
standsfähig macht.
Wie schon oben erwähnt, ist das Oidium vorzüglich für die Ver-
breitung durch Wind angepafst. Man kann also die Verbreitung der
Sporen bei heftigem Winde, wenn gleichzeitig auch trockenes und warmes
Wetter herrscht, am ehesten erwarten. K. Sa? ) hat für Ungarn eine
Beobachtung über das Auftreten des Oidiıums im Veraleich zu dem des
falschen Meltaues gegeben, woraus hervorgeht, dafs jenes andre meteoro-
logische Ansprüche stellt als dieser. Es herrschten in dem Oidium-
jahr hauptsächlich West- und Südwinde, welche am ehesten die
Konidien von den Gestaden des Adriatischen Meeres zu bringen ver-
mögen. Ferner herrschten im Vergleiche zum Plasmoparajahr im Mai
') Reports of Her Majesty's Secretaries of Embassy and Legation on the Effect
of the Vine disease etc., cit. m Bot. Zeit. 1860, S 168. 2
?) Meteorologische Ansprüche von Oidium Tuckeri und Peronospora viticola
in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XI, 1901, S. 92.
13 *
1965 III. ©. Ascomycetes.
und Juni niedrigere Temperaturen und geringerer Druck des
atmosphärischen Wasserdampfes. Demnach also scheinen trockene und
warme Jahre mit vorherrschend westlichen und südlichen Winden für
Ungarn die Gefahr einer Invasion mit Oidium zu bringen, heifse und
feuchte Jahre dagegen mit Fehlen der genannten Winde günstig für
die Plasmopara zu sein.
Als das bewährteste Mittel gegen den Meltau des Weinstocks und
auch gegen die anderen Arten von Erysipheen hat sich das Schwefeln,
d. h. das Uberpudern der Pflanzen mit Schwefelblumen
oder gepulvertem Schwefel herausgestellt.
Man hat zahlreiche Instrumente konstruiert, die das Schwefeln
schneller und vollständiger zu vollbringen bestimmt sind, als es mit
der Hand möglich ist. Wir glauben jedoch von jeder Beschaffung
kostspieliger Apparate abraten zu müssen, weil einfachere denselben
Zweck ebenso vollkommen erfüllen. Das Prinzip, nach welchem die
meisten dieser Vorrichtungen gebaut sind, beruht auf Herstellung eines
Handblasebalges, an dessen Spitze ein Behälter für Schwefelblumen
angebracht ist, der in eine schnabelförmige Streuvorrichtung mündet.
Noch billiger ist die Schwefelquaste. Dieselbe stellt einen Pinsel aus
starken Wollfäden dar, die in einen siebartigen Blechboden derart ge-
fast sind, dafs zwischen je zwei Wollfäden ein Durchgangsloch in dem
die Wollfäden haltenden Boden sich befindet. Der Stiel des Pinsels
ist hohl. An seiner verschliefsbaren Spitze werden die Schwefelblumen
eingeschüttet; dieselben fallen auf den Siebboden, der die Wollfäden
hält, und durch die freigelassenen Löcher zwischen die einzelnen Fäden
des Pinsels, der sie bei geringem Schütteln sehr gleichmäfsig über die
Pflanze verteilt. Ein einmaliges Schwefeln genügt in der Regel nicht;
dennoch sind die günstigen Wirkungen desselben immer noch bemerkbar.
Es empfiehlt sich, den Schwefel das erste Mal kurz vor der Blüte, das
zweite Mal kurz nach der Blüte und das dritte Mal etwa im August
aufzutragen.
Nach den Versuchen von C. Mac#!) ist die Wirkung des Schwefels
von dem Grade der Feinheit des zur Verwendung gelangenden Pulvers
abhängig. Durch Untersuchung mit dem Cnanxcev'schen Sulfurimeter,
sowie durch Abwägen bestimmter Volumina zeigt sich, dafs Schwefel-
blumen meistens gröber sind als die besseren Muster gepulverten
Schwefels. Einen sehr hohen Feinheitsgrad zeigt der aus der Schwefel-
leber (durch Zusatz einer Säure) gefällte Schwefel, wenn seine Trock-
nung recht vorsichtig und bei niederer Temperatur erfolgt. Gestofsener
Schwefel haftet allerdings etwas besser an den Pflanzen als durch Aus-
fällung gewonnener.
Das Schwefeln darf nicht in den Morgenstunden erfolgen, wenn
die Pflanze noch taufeucht ist, sondern um die Mittagszeit, wenn
die Sonne scheint. Ebenso ist es auch bei Regenwetter zu unter-
lassen.
Die Wirkung des Schwefels auf den Pilz ist nicht mit voller
Sicherheit festzustellen gewesen. Die einen halten sie für eine chemische,
die andern für eine physikalische. Die Anhänger der ersteren Möglich-
keit meinen, dafs der Schwefel zu schwefliger Säure oxydiert. Dafs
bei Einwirkung von direktem Sonnenlicht auf die geschwefelten Triebe
’) Über die Qualität des zur Bekämpfung des Oidiums verwendeten Schwefels
in Pomolog. Monatshefte von Lucas, 1884, Heft 6, S. 170.
Erysiphaceae. 197
schweflige Säure entsteht, hat Moritz!) nachgewiesen. Basarow ?)
bestätigte diese Beobachtung und zeigte zugleich, dafs die entstehende
Menge schwefliger Säure äufserst gering ist. Dies würde nun aber bei
der stark desinfizierenden Wirkung und dem Umstande, dafs auf den
Entwicklungsherden, den Blättern, der Gehalt an schwefliger Säure
ein viel gröfserer sein wird, nicht als Einwand gegen die Annahme
gelten können, in dieser Säure den wirksamen Faktor bei dem Schwefeln
zu erkennen. Allein es liegen doch eine Anzahl Bedenken vor. Zu-
nächst kann man sich bei Aussaat von Meltausporen überzeugen, dafs
dieselben in schwachprozentiger Lösung von schwefliger Säure noch
keimen. Ferner liegen Angaben vor, dafs auch andere Mittel, die
keine schweflige Säure entwickeln, unter Umständen wirksam sind.
Aufserdem wird berichtet®), dafs die Beimengung gröfserer Quantitäten
schwefliger Säure zur Luft durch Schwächung der Nährpflanzen die
Pilzausbreitung befördert hat. MacH spricht sich auch infolge solcher
Bedenken dahin aus, dafs die Wirkung des Schwefels zwar eine
chemische, aber weder in der Entwicklung der schwefligen Säure noch
des von Poniaccı*) nachgewiesenen Schwefelwasserstoffs zu suchen sei.
Nach SorAUERS Aussaatversuchen ist der letzte jedenfalls ein die Keimung
des Oidium wirksamer hinderndes Mittel als die schweflige Säure, und,
falls sich die Untersuchungen von Pouisccı bestätigen sollten, würde
man dem Schwefelwasserstoff in erster Linie die Wirkung des Schwefelns
zuschreiben können. Es ist übrigens auch durch die Versuche von SELMI
und MiıssasHı?) nachgewiesen worden, dafs, wenn Pilze mit Schwefel
überschüttet werden, sich Schwefelwasserstoff bildet.
Kalk und Schwefel in Wasser zusammengerührt wird von PEYRONE
empfohlen. MaxpoLa wandte mit Erfolg eine etwa 40° Schwefel ent-
haltende sizilianische Erde zum Bestreuen an. Aufserdem ist auch
Schwefelkalk mit Gummi arabicum zusammen gelöst zum Bespritzen in
Anwendung gekommen. Aber alle diese Mittel haben das Bepudern
mit gestofsenem Schwefel nicht verdrängen können, weshalb wohl die
Anwendung dieses Mittels auch heute noch am ehesten empfohlen
werden kann.
Andere Beobachter nun, die das Wirksame des Schwefelns nicht
in der Erzeugung eines chemischen Stoffes suchen, sind der Meinung,
dafs das Pilzmycel nur durch die rein physikalische Wirkung des staub-
förmigen Pulvers zugrunde geht, indem es erstickt wird. Wenn diese
Annahme richtig ist, dann mufs auch Strafsenstaub so gut wie Schwefel-
blumen wirken. In der Tat hat CHrETIEN®) im Jahre 1856 vor der
Pariser Akademie der Wissenschaften die guten Wirkungen des Be-
streuens mit Chausseestaub gegen die Erysiphe bestätigt, nachdem schon
drei Jahre früher E. Rogert das Mittel mit Vorteil angewendet hatte.
Dieselben Erfahrungen finden sich auch in dem Berichte der
1) Überf.die Wirkungsweise des Schwefels usw. in Landwirtschaftl. Versuchs-
stationen XXV, 1880.
2) Bırpermann’s Centralbl. 1883, S. 700.
3) Z. B. bei den vulkanischen Ausbrüchen auf Santonin, Naxos u. a. Inseln im
Jahre 1866. Flora 1867, S. 236.
4) Porsaccr in Gazzetta chimica italiana, vergl. Bot. Jahresber. IV, S. 125. Nicht
blofs das Oidium, sondern die Weinpflanzen selbst entwickeln Schwefelwasserstoff,
wenn sie mit Schwefel bestreut werden
5) Vergl. Bot. Jahresber. IV, 1876, S. 96.
6) Monatschrift für Pomologie und prakt. Obstbau von Oberdieck und Lucas
1857, S. 322.
198 III. ©. Ascomycetes.
englischen Gesandten vom Jahre 1859, auf den v. Mont!) die Aufmerk-
samkeit gelenkt hat. In Spanien waren die Örtlichkeiten, welche an
Chausseen liegen, und deren Pflanzungen so stark mit Strafsenstaub
bedeckt waren, dafs sie Tonmodellen glichen, gänzlich von der Wein-
krankheit verschont geblieben. Auch der Schwefel, sagt Most, wirkt nur
dann, wenn er reichlich bei trockenem Wetter aufgestreut wird. Bei
trockener Witterung haben sich auch Kohlen- und Kalkstaub bewährt.
Es bleibt bei allen diesen Angaben aber noch zu erörtern, ob nicht die
Trockenheit der Luft bei wahrscheinlich lang anhaltender regen-
loser Witterung der Ausbreitung der Krankheit eine Grenze gesetzt hat.
Erwähnt mag zum Schlusse noch werden, dafs man sich eine Zeit
lange der Hoffnung hingab, dafs ein auf dem Oidium vegetierender
Schmarotzerpilz die Bekämpfung erleichtern würde. Es treten nämlich
auf den Konidienträgern häufig statt der Konidien Pykniden auf, die
zu einem Schmarotzerpilz Cicinnobolus Cesatüü gehören, wie DE BarY?)
richtig erkannte. Das Mycel dieses Pilzes befindet sich in den Mycel-
fäden des Oidium und saugt sie aus (Fig. 28, 10, 11). Da indessen
Cicinnobolus meist erst auftritt, wenn die F einen des Oidıum im
Hochsommer bereits im Verfall begriffen ist, so hat er als Bundes-
genosse in der Bekämpfung des Meltaues so out wie keine Bedeutung.
Die nun zu besprechenden Gattungen der Unterfamilie der Ery-
sipheae besitzen als Krankheitserreger nicht die grofse Bedeutung,
welche den soeben behandelten Arten zukam. Die Gattung Micro-
sphaera Lev. zeichnet sich durch ihre Anhängsel aus, die in der
Aquatorialzone des Peritheciums angeheftet sind "und erst an der Spitze
sich mehrfach in kurze Dichotomieen verzweigen. Am bekanntesten
ist Microsphaera Grossulariae Lev. auf den Blättern der Stachelbeere.
Der Pilz überzieht beide Seiten der Blätter mit einem grauweilsen,
spinnwebeartigen Filz, in dem die Perithecien einzeln oder in kleinen
Gruppen vereinigt eingebettet liegen. Auf Alnus, betula, Syringa,
Corylus , Quereus” und anderen Holzgewächsen kommt M. Alni DC.
mit zahlreichen Varietäten vor (Fig. 98, 5). auf Rhamnus-Arten M. divari-
cata Wallr., auf Derberis M. Berberidis u. a. Auf Beta hat J. Vaxna 3)
eine M. Betae beobachtet, die neben den Konidien noch gleichgestaltete
7oosporangien besitzen soll. Diese Angabe bedarf, ebenso wie die
Berechtigung der Art noch sehr der Prüfung. Alle diese Arten richten
keinen nennenswerten Schaden an. Mit Meicrosphaera wurde gewöhn-
lich Trichocladia Lev. vereinigt, bis NEGER nachwies, dafs die Gattung
sich gut charakterisieren läfst. Sie nimmt eine Mittelstellung zwischen
Microsphaera und Erysiphe ein, mdem sie die Anhängsel von dieser,
den Perithecienbau von jener Gattung hat. Als hauptsächlichste Art
seı T. Astragali (DC.) Neg. (Fig. 28, 7) genannt, die auf den Blättern
von Astragalus-Arten durch ganz Europa zu finden ist.
Besonders häufig, aber Kulturpflanzen nicht besonders schädlich,
sind die Arten der Gattung Erysiphe (Erysibe) Lev., die mit ihren grauen
Schimmelüberzügen Blätter und Stengel überziehen. Häufig trifft man
nur die Konidienformen , namentlich während des Sommers, die eben-
falls der Formgattung Ordium angehören und meist mit besonderen
!) Bot. Zeit. 1860, S. 172.
.) Beiträge zur Morph. u. Phys. der Pilze III, S. 59.
°®) Eine neue Blattkrankheit der Rübe in Mitteil. d. Landw. Landes-Vers.-Stat.
f. Pflanzenkult. in Brünn, 1903 (cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. XIV, 178).
' Perisporiaceae. 199
Namen bezeichnet worden sind. Die häufigste und am weitesten ver-
breitete Art ist Erysiphe Polugoni DO. (auch unter den Namen E. com-
munis Grev., E. Martii Lev., E. Pisi DC. bekannt), die auf sehr vielen
Dikotyledonen vorkommt. Häufig werden auf Kleeäckern weite
Strecken weils gefärbt, indem das Mycel die ganzen Pflanzen über-
zieht. Die Sporen reifen nicht an der grünen Nährpflanze, sondern erst
am abgestorbenen Blattgewebe. Ebenfalls weitverbreitete Arten auf
Dikotyledonen sind E. Cichoriacearum DO. (E. lamprocarpa Kickx) und
E. Galeopsidis DC. Beide erzeugen bereits an der lebenden Nährpflanze
reife Schlauchsporen. Auf Gramineen trifft man häufig E. graminis
DC.; als Konidienform gehört hierzu Ordium monilioides Desm. Man
hat diese Art vielfach auf Getreide, namentlich Weizen, beobachtet und
schreibt ihr nicht mit Unrecht gewisse Schädigungen der Pflanzen zu, die
in ihrem Wachstum manchmal bedeutend zurückbleiben. Das Auftreten
des Pilzes wird durch ungünstige Boden- und Klimaeinflüsse befördert;
namentlich bewirken nasser Boden, Frühjahrsfröste, starker Regen und
zu frühe Herbstsaat eine besonders schnelle Ausbreitung dieses Meltaus.
Endlich wären noch E. taurica Lev. auf Kompositen und anderen
Dikotyledonen zu nennen; diese Art dringt nach E. S. Sarmon’s Unter-
suchungen mit ihrem Mycel in das Blattgewebe ein und mufs daher
wohl als besondere Gattung zu den Phyllactinieen gestellt werden.
Eine E. Solani hat J. VaXxHua!) aufgestellt und behauptet, bei ihr
Zoosporangien gefunden zu haben.
Die Unterfamilie der Phyllactinieae unterscheidet sich besonders
durch das in das Blattgewebe eindringende Mycel und durch die
eigentümlichen Anhängsel der Perithecien, über die bereits S. 185 das
Notwendigste gesagt worden ist. Man rechnet nur eine einzige Gattung
hierher, Phyllactinia Lev. mit der Art P. corylea (Pers.) Karst. (P. suf-
fulta |Reb.| Sacc., P. guttata Wallr.) (Fig. 28, 8, 9). Der Pilz überzieht
bei Holzpflanzen die Blattunterseite, seltner beide Blattseiten, mit
seinem grauweilsen Mycel. Man findet ihn bei fast allen unseren
Waldbäumen, besonders Eiche, Buche, Hainbuche, Ahorn, Weifsdorn,
Haselnufs usw. Die Konidienform wurde als besondere Gattung
Ovulariopsis aufgestellt und scheint sich häufiger in den Tropen als in
unseren Breiten zu finden.
Erwähnung mögen hier aufserdem einige Oidiumformen finden,
welche bisher noch nicht in den Entwicklungskreis einer Erysiphee
untergebracht werden konnten. So findet sich auf Mespilus germanica
Oidium mespilinum v. Thüm, auf kultivierten Verbena-Arten O. Verbenae
v. Thüm. et Bolle, auf kultiviertem Ohrysanthemum indieum O0. Chrysan-
themi Rabenh. u. a.
Die Familie der Perisporiaceae besitzt ebenfalls allseitig ge-
schlossene Perithecien, die sich durch Verwitterung der Aufsenhülle
öffnen; sie sind aber von den Erysiphaceen leicht durch das dunkel oe-
färbte Mycel kenntlich. Soweit man überhaupt Nebenfruchtformen bei
ihnen gefunden hat, haben sie niemals die Gestalt eines Oidiums. Nur
wenige Arten hat man bisher als Pflanzenparasiten beobachtet; ihnen
allen ist gemeinsam, dafs sie die Blattflächen mit dem schwarzen
Mycel dicht überziehen und dadurch das Licht abhalten. Man hat ihnen
deshalb den bezeichnenden Namen „Rufstaupilze* gegeben und be-
zeichnet die Erkrankungen als Rufstau, fälschlich auch als Schwärze.
!) Siehe Anm. 3 auf S. 198.
200 III. ©. Ascomycetes,
Zu nennen wäre die Gattung Dimerosporium mit der Art D. pulchrum Sacc.,
ein Pilz, der im wärmeren Europa die Blätter von Lonicera, Cornus und
anderen Holzgewächsen mit seinem schwarzbraunen Mycel überzieht.
Aufser den hellbraunen Perithecien, die in den Schläuchen acht zwei-
zellige Sporen enthalten, kommen Konidien vor, die aus paketförmig an-
geordneten Zellen bestehen und unter dem Namen Sarcinella hetero-
spora bekannt sind. Besonders häufig in den Tropen finden sich die
zahllosen Vertreter der Gattung Melola, welche die Blätter mit
schwarzen Krusten überziehen. Man kennt sie noch wenig und weils
daher auch nicht, ob sie bei ihrem massenhaften Vorkommen etwa den
Nutzpflanzen schädlich werden können. In Amerika scheint dies bei
den Apfelsinenbäumen der Fall zu sein!), wo hauptsächlich Meliola
Penzigi und M. Camelliae in Betracht kommen. Da die Ansiedlung
dieser Pilze zuerst auf den Aussonderungen der Blattläuse erfolgt,
so bekämpft man sie durch Vernichtung dieser Tiere (namentlich
Aleyrodes citri) mittels Harz- oder Petroleumemulsionen. Ein natür-
licher Feind der Blattläuse ist der Pilz Aschersonia aleyrodis und
eine nicht näher bestimmbare braune Mycelform. Weniger harmlos
scheint nach den Beobachtungen F. NEGer’s?) Lasiobotrys Lonicerae Kze.
zu sein. Während nämlich die übrigen Perisporiaceen nur auf der
Oberfläche der Blätter sitzen und nicht in das Blattgewebe eindringen,
geht dieser Pilz mit seinem Mycel unter die Cuticula und bildet sub-
cuticular ein aus zwei bis drei Zellschichten bestehendes Lager. Auf
diesem Lager steht ein stromaartiges Haches Gewebe, das am Rande
Borsten und zwischen ihnen die Perithecien trägt. Bei der Reife lösen
sich die Stromata los, zu einer Zeit, wo die Perithecien noch nicht
ausgereift sind. Die Wirtspflanze dieser eigentümlichen, wohl aber
kaum sehr schädlichen Art ist Zonicrra.
Weitaus die bekannteste aller hierhergehörigen Gattungen ist
Apiosporium Kze., auch als Frurmago Mont. bezeichnet. Die Abgrenzung
der Arten dieser Gattung ist noch höchst unsicher, weil sich nur selten
Perithecien finden. Man nimmt an, dafs alle die Rufstauüberzüge,
die sich bei den mannigfaltigsten Pflanzen, namentlich aber bei Allee-
bäumen, finden, von einer einzigen Art herrühren, die als Apiospormm
salicinum (Pers.) Kze. zu bezeichnen sem würde (Fig. 29). Der Pilz wird
auch häufig als Capnodium salieinum, Fumago vagans oder Oladosporium
Fumago bezeichnet. Er besitzt eimen sehr reichen Pleomorphismus, der
von W. Zopr?) zuerst klargelegt worden ist. Die Perithecien bilden
schwarze, längliche, mit breitem Fufs versehene Behälter, die häufig
noch Verzweigungen besitzen, in denen dann Pykniden entstehen. Die
Asken sind breitkeulig und enthalten sechs bis acht eiförmige, braune,
mit drei bis vier Querwänden und bisweilen auch mit einigen Längs-
wänden versehene Sporen. Während die Schlauchform nur äuiserst
selten aufgefunden worden ist, treten die übrigen Fruchtformen dafür
um so häufiger auf. Es finden sich Gemmen, die als rundliche, an-
geschwollene Zellen an den Mycelfäden einzeln oder reihenweise stehen ;
häufig treten diese Gemmen zu klumpenartigen Komplexen zusammen.
Wahrscheinlich durch fortdauernde Teilungen entstehen die Coniothecien,
') Weseer, H. J., Sooty mould of the orange and its treatment in U. S. Dep.
of Agrie Bull. Nr. 13. 1898.
2) Vergl. Necer in Kryptogamen Fl. der Mark Brandenb. VII, 140 und Festschr.
z. Feier des 75jähr. Bestehens der Grofsherzogl. Forstlehranstalt Eisenach 1905. S. 92.
®) Die Konidienfrüchte von Fumago in Nova Acta XL. Halle 1878.
Perisporiaceae, 201
die aus einer groisen Zahl von farblosen, Glykogen führenden Zellen
bestehen, die aulsen von einer lockeren, aus gebräunten Zellen gebildeten
Rinde umgeben werden. Neben diesen gemmenartigen Nebenfruchtformen
finden sich aufrechte, einzelnstehende Konidienträger, welche meist ver-
zweigt sind und an den Zweigenden reihenweise eiförmige Konidien er-
zeugen. Mehrere dieser Konidienträger können zu säulchenförmigen
Coremien zusammentreten; die Träger sind bei diesen Üoremien in einer
bestimmten Region dorsiventral ausgebildet und schnüren auf der Innen-
seite Konidien ab. Von diesen Gebilden bis zu den Pykniden ist nur
ein kleiner Schritt. Je nach der äufseren Struktur unterscheidet man
Hyphenpykniden, welche auf der Aufsenfläche fädige Struktur besitzen,
oder Gewebepykniden, die eine paraplectenchymatische Hülle zeigen.
Sa
ereie
erst
3%
Fig. 29. Rufstaupilz Apiosporium salicinum (Pers.) Kze.
1 Pykniden und Perithecien. spg Pykniden mit kleinen Sporen sp, p Pykniden mit grofsen Sporen si,
g verästelte Pyknide, h haarartige Anhängsel der Wand, pe Perithecium mit Schläuchen s. 2 Konidien-
träger. A farblose Hyphenunterlage, ffadenartig zusammenhängende Gemmen, z Coniothecien-artige
Zellhaufen, ct Konidienträger, c Konidien. (Nach Soraver’s Handbuch.)
Im Innern der Pykniden findet sich stets ein centraler Hohlraum, an
dessen Wandung die Pyknosporen gebildet werden. Auffälligser als alle
diese Fruchtformen wird aber der Pilz durch das schwarze Mycel, das
in dicken, abhebbaren Lagen die Blattoberfläche, Blattstiele und Zweige
überzieht. Da das Mycel nicht in das Blatt eindringt, so mufs die
Ernährung saprophytisch erfolgen. Zopr hat dargetan, dafs die von
Blattläusen ausgespritzte süfse Flüssigkeit, die oft in dicken Tropfen
oder Überzügen die Blätter wie lackiert erscheinen läfst, das haupt-
sächliche Nährsubstrat des Mycels ist. Wenn also in heifsen Sommern
eine ergiebige Vermehrung der Blattläuse stattfindet, so tritt auch
stets ein epidemisches Auftreten des Rufstaues ein. Obwohl unter
den obwaltenden Umständen von einer direkten Schädigung der
Pflanzen nicht gut die Rede sein kann, so werden häufig doch Bleichung
der Blattläche und Auftreten von trockenen Flecken festgestellt, die
202 III. C. Ascomycetes.
nur dadurch hervorgerufen sein können, dafs der dichte schwarze Über-
zug: die Assimilationstätigkeit lähmt und die grünen Zellen zuletzt zum
Absterben bringt. Besonders lästig macht sich der Rufstau im Juli
beim Hopfen und bei strauchigen Gartenpflanzen. Als Gegenmittel
empfiehlt sich das Abspülen des von den Blattläusen abgeschiedenen
Zuckersaftes durch Spritzen mit Wasser; auf dem Felde allerdings muis
diesen Reinigungsprozeis der Regen besorgen, bei dessen Ausbleiben
das Mycel schnell um sich greift.
Aufser dieser Art hat man noch zahlreiche andere unterschieden,
deren Perithecien aber meist noch nicht bekannt geworden sind. So
soll sich A. Footii (Berk. et Desm.) durch borstenförmige Perithecien
unterscheiden; es befällt besonders Gewächshauspflanzen und
macht sich dadurch in Gärtnereien unangenehm bemerkbar.
Auf den Reben tritt der Rufstau ziemlich häufig auf und läfst die
Trauben schwerer ausreifen. Während G. Lüstser!) dafür das be-
kannte Apiosporium salicinum für unsere Breiten verantwortlich macht,
führt F. Noack?) eine ähnliche Erkrankung auf die neue Art A. brasi-
linse zurück. LüÜstner empfiehlt zur Bekämpfung die Vernichtung der
Schildläuse, deren Eierhaufen im Mai sich durch Schwefelkohlenstoft
oder eine ähnliche Flüssigkeit zerstören lassen.
Man hat von Apiosporium die Gattung Antennaria Link unter-
schieden durch die fast kugligen Perithecien und quer vierzelligen
Sporen. Der Reichtum an Nebenfruchtformen ist auch hier sehr grofs.
Am bekanntesten ist A. pithyophila Nels auf Tannennadeln.
Die dritte Familie der Perisporiales, die Microthyriaceae, unter-
scheiden sich dadurch von den übrigen, dafs bei ihnen die Perithecien
nur in ihrer oberen Hälfte als schildförmige, meist aus radıär ver-
laufenden Hyphen bestehende Decke ausgebildet sind. Gewöhnlich ist am
Scheitel dieses Hachen, schildförmigen Fruchtkörpers eine Mündungs-
öffnung vorhanden. Die meisten Vertreter der Familie leben auf der
Oberfläche von Blättern, wo ihr schwarzes Mycel, in dem die Frucht-
körper eingebettet sind, rufstauartige Überzüge bildet. Der Schaden,
den sie stiften, dürfte nur sehr gering sein trotz ihrer sehr weiten
Verbreitung in den Tropen. Am bekanntesten sind die Gattungen
Asterina mit der Art A. Veronicae (Lib.) Cke. und Mierothyrium mit der
deutschen Art microscopicum Desm. Auf die zahlreichen anderen, nach
den Sporen unterschiedenen Gattungen ist hier nicht einzugehen.
Hypocreales.
Die Hypocreales mit der einzigen Familie der Hypocreaceae
bilden eine kleine Gruppe, die sich von den übrigen Pyrenomyceten
sofort durch ihre weichen, lebhaft gefärbten Gehäuse unterscheiden
läfst. Mancherlei Versuche, die ganze Abteilung aufzulösen und bei den
Sphaeriales an den entsprechenden Stellen unterzubringen. haben bisher
zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt; deshalb erscheint es am
besten, die Abteilung bis auf weiteres ungeteilt zu lassen, wobei man
sich allerdings klarhalten muls, dafs manche der hier untergebrachten
Gattungen kaum eine Verwandtschaft miteinander besitzen. Wenn man
von dem allen Gattungen gemeinsamen, bereits oben angeführten Merkmal
1) Mitteil. über Weinbau u. Kellerwirtschaft. 1902. Nr. 1.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkr. IX, 1899, S. 8; cfr. Bull. Soc. Mye France XX, 1904,
S: od:
Hypocreales. 203
des Gehäuses absieht, so passen alle übrigen Kennzeichen immer nur
auf kleinere Gruppen oder einzelne Gattungen. Man teilt die Familie
in Unterfamilien ein, indem man entweder das Vorhandensein eines
Stromas (SCHROETER, LinDau) oder die Teilung der Sporen (Saccarno,
MörrEr) als Haupteinteilungsprinzip nimmt. Da es uns hier nicht auf
die Systematik, sondern auf die Schädlichkeit der einzelnen Formen
ankommt; so sollen hier die wichtigeren Vertreter nach ihrer Bedeutung
für die Lehre von den Pflanzenkrankheiten vorgeführt werden.
Die Gattung Melanospora OCorda besitzt kuglige Fruchtkörper, die
entweder einzeln stehen oder zu mehreren in einem dichten Hyphenfilz
sitzen. Die Wandung ist sehr zart, meist braun gefärbt und besitzt
eine mehr oder weniger deutlich schnabelförmige, mit Borsten besetzte
Öffnung. Die Sporen sind meist sehr charakteristisch citronenförmig
gestaltet und dunkel gefärbt. Während die übrigen Arten der Gattung
harmlose Saprophyten darstellen, tritt M. damnosa (Sacc.) Lindau als
gefährlicher Feind des Weizens und der Gerste in
Sardinien auf. A. N. Bertese!) hat über den Parasitismus dieser Art
ausführliche Angaben gemacht; danach bleiben die erkrankten Weizen-
pflanzen kürzer und schmächtiger und bringen ihre Körner kaum zur
Reife. Am Grunde der Halme werden Mycelbildungen sichtbar, worauf
sich dann gröfsere, bräunliche Flecken einstellen. Zwischen Halm und
Blattscheiden finden sich gröfsere Mycelansammlungen, in denen hin
und wieder winzige braune Perithecien auftreten, in deren Schläuchen
je acht olivenbraune, citronenförmige Sporen entstehen. Das Mycel
des Pilzes findet sich in den unteren Internodien in der Nähe der
Gefäfsbündel im Parenchym vor, geht aber nicht in die Wurzeln hinab.
Die Infektionsversuche ergaben zum Teil ein positives Resultat; be-
sonders förderlich war für das Weiterverbreiten der Mycelien Wärme
und Trockenheit, während starkes Begiefsen sie abtötete. Vielleicht
ergeben sich daraus Fingerzeige für das Auftreten des Pilzes als
Parasiten; denn es ist anzunehmen, dafs sich der Pilz in der Regel nur
saprophytisch ernährt.
Gesellig zusammenstehende, oft durch ein Stroma verbundene
Fruchtkörper besitzt die Gattung Gibberella Sacc., von der uns die
Art @. Saubinetii (Mont.) Sacc. interessiert?).: Das Mycel des Pilzes
tritt sehr häufig an den Körnern und Spelzen der Getreidearten, des
Mais und anderer Pflanzen auf und geht auch bisweilen auf die vege-
tativen Organe über, indem es rötliche, zusammenhängende oder warzen-
förmige Überzüge bildet. Zuerst werden Konidien erzeugt, welche
spindelförmig, gekrümmt, sechszellig und leicht rötlich gefärbt sind.
Da sie in groisen Mengen abgeschnürt werden, so können dicke
Haufen davon entstehen. Man kennt die Konidienform schon lange
unter dem Namen Fusarium roseum Link. Daneben werden nach
SorokIn noch kuglige, farblose Konidien gebildet. Bisweilen findet man
das Mycel auch im Innern der Nährpflanze. Ungleich seltener treten
die Perithecien auf, die in Form von feinen, glänzenden Pünktchen
auf den Körnern sitzen. Während sie bei auffallendem Lichte
1) Nuovi studi sulla malattia del frumento sviluppatasi nel 1895 in Sardegna
in Riv. di Patol. veg. V, 1897, S. 88; ferner Saccarnvo, P. A. e Beruese, A. N., Una
nuova malattia del frumento in Bollett. di entomol. agr. e patol. veget. II, 1895,
S. 148.
2) Vergl. Sorokıs, Über einige Krankheiten der Kulturpflanzen im Süd-
Ussurischen Gebiet, cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 236.
204 Ill. ©. Ascomycetes.
schwarz erscheinen, zeigen sie bei durchfaillendem Licht blaue oder
fast violette Farbe. Die Sporen sind ellipsoidisch, hyalin und durch
Querwände in vier Teilzellen gegliedert. Der Pilz kommt überall vor,
besonders in der Konidienform, und soll namentlich in Amerika gröfseren
Schaden stiften, indem die befallenen Stellen schorfig werden. Völlig
aufgeklärt ist sein Verhalten als Parasit noch nicht.
Von E. F. Smıt#H') wurde die Gattung Neocosmospora E. F. Sm. auf-
gestellt und in bezug auf die Schädlichkeit der einen Art N. vasınj ceta
(Atk.) E. F. Sm. näher untersucht. Der Pilz tritt besonders auf Gossy-
pium herbaceum, Citrullus vulgaris, Vigna sinensis und Hibisceus esculentus
schädigend auf, indem er die als „bEught“ oder „wilt“ bekannte Krank-
heit in Nordamerika erzeugt. Neuerdings wurde der Parasit auch an
Sesamum orientale in Turkestan von A. v. JAczEWSKı?) beobachtet. Der
Angriff des Mycels erfolgt von den Wurzeln aus; zuerst werden die
wasserleitenden Gefälse davon ausgefüllt, wodurch dann ein schnelles
Welken der oberirdischen Teile erfolet. Sobald die Pflanze abgestorben
ist, findet ein Durchwuchern der gesamten Pflanze statt, indem zuerst
das Gefäfssystem und von diesem aus die anderen Gewebe erfüllt
werden; bisweilen findet sich nach dem Tode und der Durchwucherung,
der Pflanze das Mycel auch auf der Aufsenseite. Im Innern der Pflanze
werden vom Mycel Konidien an kurzen seitlichen Trägern gebildet,
die einzeln an deren Spitze entstehen, von der folgenden zur Seite
geschoben werden und zuletzt ein Köpfchen bilden, das leicht von
der Trägerspitze abfällt. Man nennt derartige Konidienköpfehen
Cephalosporium; sie kommen häufig als Nebenfruchtformen von Hypo-
creaceen vor. Neben diesen kleinen einzelligen Konidien findet man
noch sichelförmig gebogene, drei- bis fünfzellige Sporen, die dem
Fusariumstadium angehören. Sie entstehen auf der Oberfläche der
Nährpflanze. Endlich wurden auch in Kulturen kuglige, dünnwandige,
glatte Chlamydosporen gefunden. Die Perithecien besitzen eine auf-
fällig hochrote Farbe und erzeugen in den Schläuchen kuglige, hell-
braune, dickwandige Sporen, deren Exospor meist runzlig ist. SMITH
und Orron haben durch eine grofse Reihe von Infektionsversuchen.
dargetan, wie der Pilz vom verseuchten Boden aus in die Pflanze ein-
dringt. Die Neuinfizierung des Bodens geschieht durch faulende kranke
Pflanzenteile. Bei der Unmöglichkeit, den Boden zu sterilisieren,
helfen nur Vorbeugungsmittel, wie Fruchtwechsel, und die Auswahl
widerstandsfähiger Sorten. Da die künstliche Kultur des Pilzes gut.
gelang, so wäre es nicht unmöglich, dafs er auch in der Natur sich
saprophytisch findet und erst unter bestimmten Umständen zum ge-
fährlichen Parasiten wird. Smith unterscheidet die auf den drei Nähr-
pflanzen vorkommenden Pilze als Varietäten, worauf hier nicht eım-
zugehen ist.
Durch ein aus dichtverwebten Hyphen bestehendes, wolliges oder
filziges Stroma zeichnet sich die Gattung Hypomyces Fries aus, deren
Vertreter zum gröfsten Teile auf Hutpilzen schmarotzen. Die Frucht-
körper besitzen ein weiches, zartes Gehäuse und sind weils, rot oder
ı) Wilt disease of Cotton, Watermelon and Cowpea in U. S. Dep. Agric. Div.
Veg. Phys. and Path., Bull. 17, 1899; ferner W. A. Orrox, The Wilt disease of
Cotton and its control, 1. e. Bull. 27, 1900.
2) Über das Vorkommen von Neocosmospora vasinfecta auf Sesamum orientale
in Ann. mycol. I, 1903, S. 31.
Hypocreales. 205
gelb gefärbt. Die Sporen sind lanzettlich, zweizellig und zerfallen
häufig noch im Schlauch in die Teilzellen, so dafs dann 16 Sporen im
Schlauch vorhanden zu sein scheinen. Die meisten Arten besitzen
mehrere Nebenfruchtformen, wie z. B. Vertieillium mit einzelligen, Diplo-
cladium mit zweizelligen, Dactylium mit mehrzelligen Konidien, ferner
von Chlamydosporenzuständen Sepedonium mit einzelligen, Mycogone
mit zweizelligen und Blastotrichum mit mehrzelligen Chlamydosporen.
Eine oder mehrere dieser Fruchtformen sind fast als zu jeder Art oe-
hörig erwiesen worden. An Boletus-Arten (darunter auch am Steinpilz)
kommt käufig H. chrysospermus (Bull.) Tul. vor. Ahnliche Konidien-
formen wie die genannte sind auch sonst mehrfach beobachtet, ohne
dafs man die Schlauchform bisher hat auffinden können; sie sollen bei
Mycogone in Zusammenhang mit den übrigen wichtigen Feinden der
Champienonkulturen behandelt werden. Einen Vertreter der Gattung
Hypomyces haben wir bereits auf Seite 34 kennen gelernt.
Die gröfste und wichtigste hierher gehörige Gattung ist unter dem
Namen Nectria Fries bekannt. Allen Arten gemeinsam ist das kuglige,
weichhäutige, rote oder bräunliche, seltner gelbliche Gehäuse, das die
acht zweizellige Sporen enthaltenden Schläuche umhüllt; sonst aber
ist der äufsere Habitus sehr verschieden, je nachdem ein Stroma vor-
handen ist oder nicht. Bei fehlendem Stroma stehen die Fruchtkörper
einzeln oder häufen sich zu kleinen Gruppen an; ist dagegen ein
Stroma, das stets fleischig und lebhaft gefärbt ist, vorhanden, so sitzen
die Fruchtkörper auf oder in demselben. Das Stroma kann entweder
begrenzt oder weit ausgebreitet sein. Die Sporen beginnen häufig
schon im Schlauche zu sprossen, wodurch dann zuletzt der Schlauch
mit kleinen ellipsoidischen Sporen vollgestopft erscheint. Von Neben-
fruchtformen sind mehrere Typen bekannt. Häufig finden sich neben
den Perithecien oder an ihnen selbst ansitzend Konidien vom Habitus
von Cephalosporium (einzeln abgeschnürte endständige Konidien, die
schlieislich ein Köpfchen bilden). In den meisten Fällen gehen aber
Konidienlager den Perithecien voraus; man kennt solche vom Habitus
von Tubereularia (höckerförmige Lager von Sterigmen, die endständig
Sporen bilden) und von Fusarium (Hyphenlager mit endständigen,
spindelförmigen oder sichelförmig gebogenen, mehrzelligen Sporen).
Als obligater Parasit ist keine einzige Art bekannt, wohl aber mehrere
als gefährliche Wundparasiten, deren Schädlichkeit namentlich durch
neuere Arbeiten gezeigt worden ist.
Die bekannteste Art ist N. einnabarina (Tode) Fries, deren Konidien-
lager (Tubereularia vulgaris Tode) auffällige rote Höcker (Fig. 30, 4, 5)
an fast allen unseren Laubhölzern und Straucharten in der kälteren
Jahreszeit bilden. Man wird namentlich an Betula, Tilia und Ribes die
auffälligen, oft dicht nebeneinanderstehenden Lager selten vergeblich
suchen. Meist erst im Frühjahr bilden sich dann ziemlich selten an
diesen Lagern die roten Perithecien aus. Man nahm früher allgemein an,
dafs der Pilz allein die abgestorbenen, vom Froste getöteten Zweige
ergreifen könnte, aber bereits H. Mayr!) konnte den gesunden Holz-
körper von Acer, Almus, Aesculus, Robinia, Ulmus usw. durch Einimpfen
des Pilzes zum Absterben bringen. C. Brick?) legte zuerst die groise
Schädlichkeit des Pilzes für die von ihm befallenen Bäume dar. Die
1) Cfr. R. Harrıc, Lehrbuch der Baumkrankheiten, 1382, Ss. 112. A 7
2) Über Nectria cinnabarina in Jahrb. d. Hamburg. wiss. Anstalt X, 2, 1892.
Ascomycetes.
111.'C.
206
ee TER TI nee
30. Typen von Hypocreaceen.
2
Fig.
Hypocreales. 207
I—3 Polystigma rubrum (Pers.) DC. 1 Querschnitt durch ein Stroma, c Pykniden, s ausgestofsene
Pyknosporien. Schwach vergr. 2 Schnitt durch eine Pyknide, p Pilzpleetenehym, sp Konidien,
fMycel, s Blattgewebezellen. Stark vergr. 3 Schnitt durch ein Perithecium, a Schläuche, sp Sporen.
Stark vergr. 4—5 Nectria einnabarina (Tode) Fr. 4 Konidienstromata und Peritheeien. 10:1. 5 Schlauch.
350:1. 6—7 N. ditissima Tul. 6 Perithecienstromata. 3:1. 7 Konidienlager im Längsschnitt. 380: 1
- 10 Epichloe typhina (Pers.)'Yul. $ Habitusbild. Nat.Gr. 9 Stroma im Längsschnitt. Vergr. 10 Schlauch
und Spore. 200:1. 17 Balansia cluvicops Speg. Habitus des Stromas. Nat.Gr. (I—-#, 6,7 nach Turasne,
5, 19 nach BrREFELD, 8, 7I nach Lınpauv, 9 nach WINTER.)
Sporen keimen nur auf dem durch irgendwelche Gründe blofsgelegten
Holzkörper aus und bilden ein ausgebreitetes Mycel, dessen Fäden
durch zufällig vorhandene Öffnungen in die Gefäfse und Holzzellen
eindringen. Von da aus verbreitet es sich auch in die stärkeführenden
Zellen, die völlig ausgesaugt werden. Durch die Zerstörung der Stärke
entsteht eine grünlichbraune Zersetzungsflüssigkeit, die das” umgebende
Holz durchtränkt und dadurch der Holzfläche ein streifiges Aussehen
verleiht. Diese Färbung war bereits Mayr aufgefallen. Durch die
Markstrahlen dringt das Mycel wieder nach aufsen und bildet unter
der Rinde die Tubercnlaria- Polster, die an den Lenticellen oder zufälligen
Rindenrissen bervorbrechen. Der vom Mycel frei bleibende Rindenteil
bleibt noch eine Zeitlang frisch und kann sogar noch die Knospen
bis zu einer gewissen Grölse hervorwachsen lassen; zuletzt aber stirbt
der ganze Ast über der infizierten Stelle ab, sobald das erkrankte Holz
abzusterben beginnt. Im Gegensatz zu N. ditissima bildet die vor-
liegende Art keine Krebsbeschädigungen in der Rinde. Dies erklärt
sich durch das bedeutend schnellere Umsichgreifen des Mycels, wo-
durch der Pflanze keine Zeit zur Bildung von Überwallungswülsten
gegeben wird. Wenn wirklich einmal, wie es Brick bei Broussonetia
papyrifera beobachtet hat, die Anfänge von krebsartigen Wucherungen
sich vorfinden, so sind solche Fälle zu den Ausnahmen zu rechnen.
C. WEHMER!) hat den Pilz ebenfalls vielfach untersucht und kommt in
bezug auf die Auffassung seiner parasitischen Natur zu denselben An-
schauungen wie Brick; indessen gelangt er in betreff des Sitzes des
Mycels zu anderen Resultaten. Während Brick das Wachstum des
Mycels im Holz als das primäre annimmt, hat WEHMER niemals im Holz
Mycel nachweisen können, sondern hat nur seine massenhafte Ent-
wicklung in der Rinde beobachtet. Am ergiebigsten zeigte sich die
Wucherung des Mycels in der kambialen Region und in der Nähe der
gerölseren Lufträume zwischen den Bastbündeln: von da aus erst
schreitet es allmählich zu den kollenchymatischen Teilen der Rinde
vor. Die Fäden wuchern ausschliefslich intercellular und töten die
Zellen schnell ab, in denen zuletzt nur noch ein verfärbtes bräunliches,
stark von der Wand zurückgezogenes Plasma sich findet. Mansın ?) hat
dagegen das Mycel im Holz gefunden und beschreibt, wie das Mycel
nicht blofs das Holz zerstört, sondern auch abnorme Neubildungen
hervorzurufen imstande ist. So werden bei Ulmen zahlreiche Thylien
in den Gefäfsen gebildet, bei Linde, Kastanie und Sykomore Gummi-
thyllen: bei Ailanthus dagegen wird die Thylleubildung verlangsamt.
Auch die Untersuchungen von R. Beck) haben Brıcks Resultate voll-
!) Zum Parasitismus von Nectria cinnabarina Fr. in Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV
1894, S. 74, u. V, 1895, S. 268.
2) Compt. rend. CXIX, 1894, Nr. 16, 18.
?) Beiträge zur Morphologie und Biologie der forstlich wichtigen Nectria-
Arten, insbesondere der Nectria cinnabarina (Tode) Fr. in Tharand. forstl. Jahrb. LII,
1903, S. 161.
208 III. ©. Ascomycetes.
ständig bestätigt und gezeigt, dafs bei saprophytischem Auftreten das
Mycel fast ausschliefslich in der Rinde wuchert. Unter diesen Um-
ständen tritt auch keine Verfärbung des Holzes ein, wie sie bei direkten
Infektionen des Holzkörpers sich fast stets vorfindet. Vielleicht lassen
sich WEHnER’s bestimmte Angaben über das Wachstum des Mycels ın
der Rinde auf solche Fälle zurückführen. Neben den Tubercularia-
Polstern hat Beck auch sichelförmige oder spindelförmige Fusarium-
Konidien beobachtet, was aber noch näher zu untersuchen sein dürfte.
Es fragt sich nun, wie die Infektion der Zweige erfolgt. Bei frost-
beschädigten Zweigen dürfte das Mycel an Rissen der Rinde eindringen
und von hier aus auch auf die gesunden Teile der Zweige übergreifen;
nur durch einen solchen aktiven Angriff auf lebende Gewebe läfst es
sich erklären, dafs bei geringen Frostschäden oft eine starke Ver-
wüstung der Gehölze durch den Pilz erfolgt. In anderen Fällen sind
wohl Wunden, die den Holzkörper bloislegen (z. B. beim Verschneiden
der Äste oder Abstechen der Wurzeln) oder Verletzungen durch Tiere
als Eingangspforten für den Pilz zu betrachten. WEHMER wirft auch
die Frage auf, ob nicht die Blattnarben oder Knospennarben die
Eingangsstellen sein können; vorläufig wissen wir darüber noch wenig,
aber doch genügend, um unsere Bäume vor dem Angriff des Parasiten
schützen zu können. Um den Pilz fernzuhalten, müssen die Wunden
durch Bestreichen mit Teer oder einer ähnlichen ‚abschliefsenden
Flüssigkeit gut verschmiert werden; die erkrankten Äste sind sorg-
fältig auszuschneiden und zu verbrennen. Ist allerdings der Pilz bis
zum Stamm vorgedrungen, so ist in allen Fällen der Baum rettungslos
verloren. Da bei der grofsen Seltenheit der Perithecien die Über-
tragung fast nur durch Konidien stattfindet, so müssen für dieselben be-
stimmte Verbreitungsmittel existieren. In trockenem Zustande sind die
Tubereularienpolster fest und hart, so dafs ein Verstäuben der Sporen
durch den Wind ausgeschlossen ist: bei feuchtem Wetter indessen
schwellen die Lager auf, und die Sporen sind in einer schleimigen
Masse eingebettet. J. BEHRENS!) vermutet nun, dafs Insekten die Über-
trager der Sporen sind. Er beobachtete nämlich, dafs im Zimmer die
Polster von Fliegenarten besucht werden.
Ebenso schädlich, aber in anderer Weise wachsend, ist N. ditissima
Tul. Die Perithecien dieser Art haben eine blutrote Farbe und zeigen
etwa citronenförmige Gestalt; sie stehen meist in grofser Zahl dicht
beisammen und durchbrechen an Ästen als breite, flache Lager die
Rinde unter Absprengung der deckenden Rindenschichten (Fig. 30, 6).
Die Schläuche und Sporen sind nur in der Gröfse etwas von der
vorigen Art unterschieden. Bisweilen findet sich vor der Bildung der
Perithecien eine Konidienform (Fusidium candidum Link), die auf weils-
lichen ausgebreiteten Lagern spindelförmige, schwach gekrümmte,
farblose, mehrzellige Konidien erzeugt (Fig. 30, 7). Der Pilz kommt
auf sehr vielen Laubhölzern vor (namentlich Rotbuchen, Eichen,
Erlen usw.) und findet sich auch an Obstbäumen, besonders Apfel-
und Birnbäumen, wo er den Krebs der Obstbäume erzeugt.
Bereits R. Harrıs und R. GoETHE?) hatten die Ansicht ausgesprochen,
') Ein bemerkenswertes Vorkommen von Nectria einnabarina und die Ver-
breitungsweise dieses Pilzes in Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 1895, S. 19.
2) Landwirtsch. Jahrb. 1880, S._837, und Rheinische Blätter für Wein-, Obst-
und Gartenbau, 1879, S. 87; ferner Über den Krebs der Obstbäume, Berlin 1904.
Hypocreales. 209
dais der Krebs von der Nectria erzeugt werde; namentlich hatte ersterer
Forscher aus seinen zahlreichen Beobachtungen über das Auftreten des
Pilzes an Krebsstellen diese Ansicht gewonnen. Die Infektion findet
nach ihm meist an Hagelwunden statt oder in Astgabeln, die eingerissen
sind; jedenfalls also stellt auch diese Art einen typischen Wundparasiten
dar. SORAUER') sieht den Pilz ebenfalls für einen Wundparasiten an,
macht aber darauf aufmerksam, dafs er vielfach auch zu finden sei,
ohne dafs Krebsgeschwülste durch ihn hervorgerufen werden. Ander-
seits beobachte man auch Krebsknoten („geschlossener Krebs‘),
bei denen die Nectria ditissima sich im lebenden Gewebe nicht habe
auffinden lassen. Deshalb ist Soratver der Meinung, dafs zur Entstehung
einer durch ihren anatomischen Bau (sich fächernde Jahresringe)
charakterisierten Krebsgeschwulst zwei Faktoren notwendig wären,
nämlich die Wunderzeugung und Wundreizung und zweitens die indi-
viduelle Eigenschaft des Baumes, auf Verwundungen durch Wucherung
der Überwallungsränder zu antworten. Daher sprechen die praktischen
Obstzüchter von „krebssüchtigen Obstsorten“. Was nun die
Wunderzeugung anbetrifft, so hat sich Sorater durch Versuche über-
zeugt, dafs man durch künstliche Einschnitte und Impfung der Nectria
offene Krebswunden erzeugen könne. Er frägt aber dabei, wodurch in
der freien Natur solche Wunden, welche zur Einwanderung des Pilzes
notwendig sind, zustande kommen? Und in dieser Beziehung kommt
er nach seinen Beobachtungen zu dem Resultat, dafs in der Mehrzahl
der Fälle es Frostwunden sind. Daraus erklärt sich, dafs die Krebs-
wunden in solchen Lagen besonders häufig sind, die als „Frostlagen“
bezeichet werden. „Alle Mittel also, welche die Bäume frostwiderstands-
fähiger machen, und die Auswahl frostharter Sorten werden auch gegen
die Ausbreitung des Krebses sich wirksam erweisen“ ?).
Bevor wir die Ansichten der anderen Autoren vorführen, empfiehlt
es sich, das Wachstum des Nectria-Mycels zu skizzieren. Das Mycel der
Nectria wuchert in der Rinde, wo es anfangs einzellige kleine Konidien,
dann aber die gröfseren Polster der Fusidium-Konidien erzeugt. Das
Rindengewebe wird durch. die Hyphen zum Absterben gebracht und
sinkt ein. Das Mycel scheint sich nun nicht gleichmäfsig weiter-
zuverbreiten, sondern ruckweise, indem es perioden weise sein Fort-
wachsen sistiert. Dadurch würden dann gezonte Absterbestellen ent-
stehen können. Ob nun das Aufhören des Wachstums mit der Aus-
bildung der Perithecien zusammenfällt und das Weiterwachsen nach der
Ausreifung derselben erfolgt, darüber ist bis jetzt nichts Sicheres be-
kannt. Jedenfalls aber gewinnt der Baum durch dieses periodenweise
Wachstum die Möglichkeit, die Wunde durch Überwallungsränder
schliefsen zu wollen. Diese Ränder werden, wie mehrfach angenommen
wird, dann wieder durch das Mycel zerstört, wodurch dann schliefslich
eine tiefe, bis zum Holz gehende Wunde entsteht, die am Rande zer-
störte Über wallungsränder zeigt und sich langsam vergrölsert (Fig. 31, 7).
In den Rissen der Rinde finden sich die “Toten Perithecien vor. Es
fragt sich nun, wie der Pilz in den Baum eindringt. Nach allen bisher
angestellten Versuchen vermag der Pilz nicht in die unverwundete
Rinde einzudringen, sondern er bedarf dazu Verletzungen, ist also, wie
!), Handbuch, 2. Aufl., II, 406.
2) Deutsche Landw.-Gesellsch., 5. Lehrgang, zu Eisenach, 1904, S. 147.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 14
210 III. C. Ascomycetes.
schon Harrıcg annahm, ein echter Wundparasit. So übertrug R. ADERHOLD!)
die Konidien in drei bis fünf Millimeter lange Schnitte, die durch ein
Skalpell in der Rinde von Apfel-, Pflaumen-, Birnen- und Kirschbäumen
angebracht worden waren und .erzielte dadurch nekrotische Herde mit
Überwallungsrändern. DESCOURS-DESACRES?) beobachtete, dafs die Nectria
zu den von der Blutlaus verursachten Verletzungen eindringt und dann
den Krebs hervorbringt:; aufserdem stellte er fest, dafs die Blut-
laus auch aktiv von einem Baum zum anderen den Krankheitskeim zu
verschleppen vermag. Hauptsächlich scheinen Frostschäden die Ein-
gangspforte für das Mycel zu bilden, obwohl auch hier Fälle vor-
kommen, in denen der Pilz fehlt und doch der Krebs weiterfrifst
(verel. in Band I im Abschnitt über Frostschäden.. Wenn man
Fig. 31. Krebs, durch Neetria ditissima 'Tul. erzeugt.
! Offene Krebswunde. 2 Astwinkelkrebs. Bei p Peritheeien. ®s nat. Gr. (Nach GoETHE.)
den Pilz im Walde findet, so zeigt sich häufig an den Buchenästen
kein krebsiger Zerfall der Rinde, sondern die Perithecienrasen durch-
brechen die normal aussehende Rinde. Man sieht also daraus, dafs
unter Umständen die Krebsbildung unterbleiben kann, wenn die Über-
wallungen ausbleiben. Aus alledem geht wohl mit Sicherheit hervor,
dafs die Nectria Krebs erzeugt, dafs aber der Krebs auch andere Ur-
sachen haben kann. ADERHOLD unterscheidet deshalb den Nectriakrebs
als „echten Krebs“ von dem, der auf andere Ursachen zurück-
zuführen ist. .J). Brzezinskı®?) führt den Baumkrebs auf Grund seiner
negativen Impfversuche nicht auf die Einwirkung der Nectria zurück,
sondern macht Bakterien dafür verantwortlich. Da diese Resultate
!) Impfversuche mit Nectria ditissima in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt.,
X, 1903, S. 763.
2?) Observations relatives ä la propagation dans les pommeraies du Nectria
ditissima in Compt. rend. CXXXLII, 1901, S. 438.
°) Le chancre des arbres, ses causes et ses symptömes in Bull. de l’Ac. des
Se. de Cracovie 1903, S. 9.
A:
Hypocreales. 21]
bisher von keiner Seite eine Bestätigung, durch die ApEkHoLD'schen
Versuche vielmehr eine scharfe Widerlegung gefunden haben, so er-
übrigt es sich, hier näher darauf einzugehen.
Zur Bekämpfung hat man zu berücksichtigen, dais gewisse Sorten
von ÖObstbäumen leicht zu Krebsschäden neigen, „krebssüchtig“
sind, wie der Züchter sagt. Obwohl nun damit durchaus nicht gesagt
ist, dafs diese Sorten besonders empfänglich für die Nectria sind, es
vielmehr wahrscheinlich ist, dafs sie nur eine grölsere Empfindlichkeit
für Frostschäden und andere Verletzungen besitzen, dürfte eine Aus-
wahl der für eine bestimmte Lokalität möglichst harten Sorten sich in
erster Linie empfehlen. Vielfach kann man auch durch Drainage bei
schweren feuchten Böden die Widerstandsfähigkeit der Bäume erhöhen.
Ferner sind beim Beschneiden alle Wunden sofort sorgfältig mit Teer
oder einer ähnlichen Flüssigkeit zu überstreichen, und ferner mufs dafür
Sorge getragen werden, dafs die Blutlaus und andere Insekten, welche
Verletzungen verursachen, ausgerottet werden. Die schon bestehenden
Krebsherde sind im Winter möglichst weit auszuschneiden, mit Teer
(empfohlen finden wir auch Nikotin, Tannın oder Gerbsäure) zu be-
streichen und dann mit einem Verband zu umgeben.
Die dritte als Wundparasit wichtige Art ist N. Cucurbitula Fr.
Nach R. Harrıg!) ist sie die Ursache des teilweisen oder gänzlichen
Absterbens der Fichten, seltener der Tannen und Kiefern.
Namentlich sind es die Frafsstellen der Grapholitha pactolana, seltener
Hagelschlagstellen, durch welche der Pilz eindrinst. Keimfähige Sporen
mittels Skalpells in die Bast- und Cambiumzone einer Fichte oder auf
die Spitze eines Zweiges, dem die Endknospe weggeschnitten, gebracht,
rufen (nach Harrie) mit Sicherheit ein Absterben hervor. Geschieht die
Impfung im Herbst, so tritt schon im Frühjahr ein Absterben bis auf
10 cm Ausdehnung von der Wundstelle rückwärts ein. Die Mycelfäden
wachsen besonders schnell in den Siebröhren des Leptoms oder
den benachbarten Intercellularräumen weiter. Trotz der Leichtigkeit
der Infektion hat die Ausbreitung des Pilzes doch ihre Grenzen, da
dieselbe in der Regel aufhört, wenn das Cambium in erneute Tätig-
keit tritt. Das tote Gewebe wird vom lebendigen durch eine Kork-
schicht abgeschlossen, welche in der Regel das Weiterwachsen
des Parasiten im nächsten Jahre verhindert. Das Harz scheint dem
Pilze keine Grenze zu setzen, da Harrıg beobachtete, dafs an einem
geköpften, kräftigen Gipfeltriebe das Mycel nicht nur im Zweige ab-
wärts wächst, sondern auch in den an der Wundfläche ausgetretenen
Terpentintropfen sich ausbreitet und selbst im Innern des Terpentins
reichliche Konidien bildet. Die Konidien, deren Träger auf etwa
stecknadelkopfgrofsen Polstern sich erheben, sind teils lang, etwas
spindelförmig und gekrümmt oder, namentlich an den besonders langen,
verästelten Trägern, klein und fast kugelig. Die Ausbreitung der
Krankheit zeigte sich aber wesentlich abnehmend mit dem Ver-
schwinden des Wicklers nach Frostjahren. Fichten, welche
nur von der Motte, nicht aber vom Pilz befallen werden, gehen fast
niemals zugrunde, sondern erholen sich nach einigen Jahren. Bei
freiem Stande und einseitigem Befallen der Stämme durch den Pilz
erholt sich die Fichte ebenfalls. Es findet ein Weiterschreiten des
') Lehrbuch der Baumkrankheiten, 1882, S. 105; Forstwissensch. Centralbl.
1879, S. 471.
14*
212 III. C. Ascomycetes.
Parasiten nicht statt. Als Gegenmittel wird der Aushieb der getöteten
Fichtengipfel und das Verbrennen des Materials empfohlen.
Auf vielen Laub- und Nadelhölzern kommen noch andere Arten
von Nectria vor, deren Schädlichkeit aber nicht besonders grofs ist.
So findet sich N. Rousseliana Tul. auf Buxus sempervirens;, die Blätter
welken und trocknen, und auf ihrer Unterseite brechen fleischrote
Polster hervor, die einzellige, spindelförmige Konidien tragen
(Chaetostroma Buxi Corda). Die Perithecien sind grünlich und mit
einzelnen Haaren besetzt. N. Pandani Tul. ist den Pandanusarten ın
Gärten schädlich, wie J. SCHROETER!) nachwies; von anderen wird in-
dessen die Schädlichkeit bestritten. Auf den Blattbulben an Gewächs-
hausorchideen tritt N. bulbicola P. Henn.?) schädigend auf. Durch
das Mycel werden die Bulben zur Fäulnis gebracht; darauf erscheinen
kleine polsterförmige Konidienräschen und zuletzt die sehr kleinen,
gelblichen Perithecien.
Bei Bataten und Solanum Melongena tritt als Ursache der Stengel-
fäule die N. Ipomocae Halst. auf; der Stengelgrund bedeckt sich zuerst
mit weifsem Schimmel, dem Fusariumstadium; darauf erscheinen die
dichten Gruppen der fleischroten Perithecien. Auf Kakao?) tritt auf
Ceylon eine Nectria auf, die an der Stengelrinde dunkle rote Flecken
hervorbringt, in denen das Mycel sitzt. Als Konidienstadium findet
sich auf weifsen Pusteln ein Fusarium; an abgestorbenem Holz stehen
die roten Perithecien. Übertragungen gelangen zwar, aber der Erfolg
hängt davon ab, ob die Rinde gesund und unverletzt ist oder nicht.
Auch auf die Früchte läfst sich der Pilz übertragen. Bei vielen anderen
Arten, die hier nicht aufgeführt werden können, finden sich die Peri-
thecien stets an toten Pflanzenteilen; es erscheint aber nicht aus-
geschlossen, dafs das Mycel die Pflanzenteile bereits bei Lebzeiten be-
fällt und seine Konidien erzeugt. Erwähnt mag noch werden, dafs es
eine ganze Anzahl von Arten gibt, welche auf anderen Pilzen und auf
Flechten schmarotzen, so z. B. N. episphaeria (Tode) Fr. auf stroma-
tischen Pyrenomyceten und N. lichenicola (Ües.) Sacc. aut Peltigera
canina.
Die Gattung Calonectria de Not. unterscheidet sich von Nectria
durch die Sporen, die drei- oder mehrzellig sind. Schädigend wirkt
C. pyrochroa (Desm.) Sacc. an Platanen blättern. An den jungen Blättern
erscheint der Konidienpilz Fusarium Platani Mont. und tötet sie schnell
ab; an den auf dem Boden modernden Resten bilden sich dann die
Perithecien aus, die im Frühjahr reifen und von neuem die Infektion
durch die Schlauchsporen bewirken.
Durch die fadenförmigen, mit vielen Querwänden versehenen Sporen
unterscheidet sich Ophionectria Sacc. von Nectria. Von den Arten
dieser Gattung wäre 0. coceicola Ell. et Vogl. zu erwähnen. Sie
kommt auf Schildläusen in Florida und Brasilien vor. F. Noack *) be-
obachtete, dafs an Orangenzweigen dieser Pilz von den Schildläusen
auf die Zweige übergeht und in ihnen, indem er ins Innere eindrinst,
eine Gummosis verursacht.
!) Uber die Stammfäule der Pandaneen in Cohn’s Beitr. 1.
?®) Über einen schädlichen Orchideenpilz in Notizbl. d. K. Bot. Gart. u. Mus.
zu Berlin, 1901, Nr. 25.
®) J. B. Carkurners, Cacao Canker in Ceylon in Cire. Roy. Bot. Gard., Ceylon,
1. Ser., Nr. 23, 1902.
4) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X, 1900, S. 327.
Hypocreales. 213
Zu den echten Parasiten gehören Vertreter der Gattung Polystigma
DC. Die bekannteste Art, die auf den Blättern von Prunus domestica,
spinosa und insititia vorkommt, ist P. rubrum (Pers.) DC. Die von
dem Pilze befallenen Blätter zeigen glänzend rotgelbe oder feuerrote
Flecken von kreisrunder oder elliptischer Gestalt (Fig. 36, 2). Auf der
wachsglänzenden Unterseite des Fleckens entstehen bald noch intensiver
gefärbte Punkte, welche sich als die Mündungen der in das Gewebe des
Pilzes und des Blattes eingesenkten Pykniden zu erkennen geben,
wie der Querschnitt eines gelben Fleckens (Fig. 30, 1) zeigt. Diese
Pykniden sind kugelig, haben etwa einen Durchmesser von 0,1 mm
und dicke rote Wandungen innerhalb des Pilzgewebes (Fig. 30, 2),
welches ebenfalls verwaschen rot gefärbt ist. Ihre Mündung ist eine
kaum bemerkbare Papille, durch welche die farblosen Sporen aus-
treten (Fig. 30, 2sp). Diese sind sehr klein, 0,03 mm lang, ober-
wärts verdünnt und hakenförmig gekrümmt; sie stehen am Ende eines
einfachen, geraden, linearischen Sterigmas und sind bei der Reife
in einen rosenroten oder feuerroten Schleim gehüllt, der bei Wasser-
zutritt wolkig herausquillt (Fig. 30, 75). Diese Entwicklungsphase des
Parasiten bleibt während der ganzen Vegetationszeit des Pflaumen-
blattes für das blofse Auge dieselbe; erst nachdem es abgefallen und,
auf dem Boden liegend, braun und mifsfarbig geworden, beginnt der
Pilz nach einer Ruhepause während der kältesten Zeit seine weitere
Entwicklung. Aus dem gebräunten Stroma verschwinden nämlich bis
zum Frühjahr die Pykniden, und an ihrer Stelle entstehen andere,
stets einfächerige Behälter, in deren Innern sich jetzt Schläuche
(Fig. 30, 5) mit Sporen ausbilden. Die keulenförmigen, nach der Basis
hin verdünnten Schläuche enthalten acht ellipsoidische bis eirunde
Sporen von 10 bis 13 « Länge und 6 u Dicke; sie sind blafs, glatt,
eimfächerig und keimen mit Leichtigkeit.
Die Anlage der jungen 'Perithecien erfolgt, wie ©. Fisch!) und
B. Frank?) nachgewiesen haben, bereits in dem pyknidentragenden
Stroma während des Sommers. Im Stroma treten nämlich zahlreiche,
unterhalb der Spaltöffnungen rot gefärbte, rundliche Ballen im para-
plectenchymatischen Gewebe auf, in denen sich eine dickere, schraubig
gewundene, bis dreifsigzelliose Hyphe differenziert, deren Ende weit
über die Stromaoberfläche auf der Blattunterseite hinausreicht. Nach
Analogie der Collemaceen hat man hierin ein Ascogon mit Trichogyn
erblickt, und Frank will sogar eine engere Verbindung einer Pykniden-
spore mit dem Trichogynende gesehen haben. Wenn man auch diesen
Angaben vorläufig skeptisch gegenüberstehen mufs, so ist doch kein
Zweifel darüber vorhanden, dafs von den Zellen des Ascogons_ die
Schläuche ausgehen.
Die Schlauchsporen keimen im Wasser oder auf feuchter Unterlage
leicht aus und bilden einen kurzen Keimschlauch, dessen Spitze stets
zu einer länglichen Anschwellung von der ungefähren Gröfse der Spore
wird. Die Anschwellung nimmt den ganzen Inhalt der Spore auf,
trennt sich durch eine Querwand ab und bräunt sich; sie liegt stets
mit abgeplatteter Fläche der Unterlage auf, und falls diese Unterlage
') Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger Ascomyceten in Bot. Zeit. 1832,
919...
2) Über einige neue oder weniger bekannte Pflanzenkrankheiten II in Berichte
d. Deutsch. Bot. Ges., I, 1883, 8. 58.
214 III. ©. Ascomycetes.
ein Pflaumenblatt ist, treibt sie einen schlauchartigen Fortsatz durch
die Aufsenwand der Epidermiszelle.. Wir dürfen mit Frank in dieser
Anschwellung ein Haftorgan erblicken. Das daraus hervorgehende
Mycel war bei den Frank’schen Impfversuchen nach ungefähr fünf bis
sechs Wochen zu einem normalen Stroma im Pflaumenblatt heran-
gewachsen, in dem sich bereits Pykniden bildeten.
Wenn es nach diesem geschilderten Entwicklungsgang auch keinem
Zweifel mehr unterliegt, dafs die unter dem Baume faulenden Blätter
ganz allein als Infektionsherde in Betracht kommen, so ist doch aber
nicht zu leugnen, dafs die Infektion durchaus nicht in jedem Jahre in
gleicher Stärke erfolgt. Das mag wohl hauptsächlich mit der Witterung
ım Frühjahr zusammenhängen, welche für das Ausreifen der Ascosporen
mafsgebend ist. Der Schaden , den der Pilz anrichtet, ist nicht allzu
grofs: doch kann er namentlich bei j Jungen Bäumen die Laubentwicklung
empfindlich beeinträchtigen. Als Bekämpfungsmittel käme nur die Ver-
nichtung der abgefallenen infizierten Blätter in Betracht, die man ent-
weder zusammenharken und verbrennen kann oder aber bequemer um-
gräbt und dadurch unschädlich macht. Dieselbe Mafsregel mufs
natürlich auch bei den in der Nähe befindlichen Schlehensträuchern
angewandt werden. Die sehr häufige Krankheitserscheinung ist in
weiteren Kreisen unter dem Namen „Rote Fleischflecken der
Pflaumenblätter“ bekannt.
Eine zweite Art der Gattung, P. ochraceum (Wahlenb.) Sacc., kommt
auf Prunus Padus vor.
Durch oberflächliches Stroma verschieden ist die Gattung Hypocrea
Fries, von der einige Vertreter auf Pilzen vorkommen. Ausgezeichnet
durch zum Teil riesig grofse, knollenförmige Stromata ist eine Reihe
von Gattungen, die an Bambuseen vorkommen und als knollenförmige
Gebilde dem Stengel ansitzen oder ihn umgeben. Wie weit sie para-
sitisch wachsen, mufs noch näher untersucht werden. Dahin gehören
die von A. MÖLLER }) genauer studierten Gattungen Myeoeitrus, Peloro-
nectria, Mycomalus, Ascopolyporus aus Bra silien, Konradia Racıb. aus
Java und Shiraia P. Henn. aus Japan.
Wir kommen nun zu einer Gruppe von Gattungen, die sich alle
durch sehr lange, fadenförmige Schlauchsporen auszeichnen und ein
Stroma besitzen, das teilweise merkwürdige Differenzierungen erlitten
hat. Den einfachsten Bau zeigt Hypocrella Sacc., das rundliche oder
höckerförmige, bisweilen zu gröfseren Lagern zusammenfliefsende
Stromata zeigt, die bei uns auf totem Holz oder auf Pilzen, in den
Tropen aber sehr häufig auf Blättern vorkommen. Bei einigen tropischen
Arten, deren Schädlichkeit für die Blätter übrigens noch nicht erwiesen
ist, bilden sich an der Basis des Stromas vor Ausbildung der Perithecien
auf einem ringförmigen Lager Konidien, die zur Gattung Aschersonia
Mont. gerechnet werden. Diese Konidienformen findet man im den
Tropen häufig auf Schildläusen, die dadurch getötet werden.
Wichtiger ist Epichloöe Fries mit der als Erstickungs-
schimmel der Gräser bekannten Art E. typhina (Pers.) Tul. Der
Pilz wächst auf sehr vielen wertvollen Wiesengräsern und schädigt
ihre Blütenentwicklung. Obwohl er meist nur sporadisch vorkommt,
hat man doch schon Epidemien beobachtet, z. B. an Phleum pratense,
') Phycomyceten und Ascomyceten. Jena 1%1.
Hoypocreales. 215
dem Timotheegras. .J. Künn!) hat einen solchen Fall beschrieben, bei
dem ein Dritteil der Pflanzen eines grofsen Kleeschlages ernstlich
litt. Die Erkrankung zeigt sich zunächst in Form eines grauweifslichen,
später gelben, schimmeligen, festen Überzuges, der die Blattscheide
und bisweilen die Unterseite der oberen Blätter junger, nicht blühender
Triebe überzieht.. Dieser Überzug oder Stroma entsteht durch das
dichtverflochtene Mycel, dessen zahlreiche, aufrechte, äufserst kleine,
borstenförmige Äste eiförmige, 5 «u lange Konidien erzeugen. Nachdem
die Konidienbildung eine längere Zeit angedauert, bilden sich auf dem
Stroma (Fig. 30, 8, 9) zuerst vereinzelt, später in zusammenhängender
Schicht vereinigt, die kleinen, kugelig-eirunden, fleischigen, goldgelben
Perithecien aus, welche an ihrem Scheitel die ungefärbten, linearischen
Schlauchsporen austreten lassen. Diese meist geraden, bisweilen ge-
krümmten Sporen liegen zu acht in jedem der lanzettlich-linearischen,
dünnwandigen, mit verdicktem Stiele versehenen Schläuche, welche
alsbald vergehen und die wasserhellen Sporen in Freiheit setzen.
Dafs spätgebildete Perithecien ohne Schaden den Winter überstehen,
ist mit Sicherheit anzunehmen, und dafs dadurch die Krankheit von
einem Jahre auf das andere übertragen wird, somit erklärlich. selbst
wenn die Vermutung sich nicht bestätigen sollte, dafs das Mycel an
dem im Boden bleibenden Teile mehrjähriger Gräser den Winter über-
dauert. Die Konidien übernehmen, wie überall, die sofortige Fort-
pflanzung im Sommer. Bei epidemischem Auftreten empfiehlt es sich,
das Feld sofort abzumähen.
Erwähnt mag auch die Gattung Cordyceps Fries werden, ob-
wohl sich unter den zahlreichen Arten nur wenige Pflanzenparasiten
finden. Die meisten leben auf Insekten oder ihren Larven und ent-
wickeln an den Schlauchfrüchten meist Konidien, die unter dem Typus
Isaria bekannt sind. Das sind gestielte, keulige, meist lebhaft gefärbte
Träger, an deren oberem keuligem oder kugligem Teil die Konidien ge-
bildet werden. Als Zerstörer von schädlichen Larven (z.B. Enger-
lingen, Raupen) unterstützen sie den Menschen im Kampf gegen
das Ungeziefer. Auf den unterirdisch wachsenden Elaphomyces-Arten
kommen (Ü. ophioglossoides (Ehrk.) Link und ©. capitata:(Holmsk.) Link
nicht selten vor. |
Die letzten drei Gattungen, die uns noch beschäftigen sollen, zeichnen
sich ebenfalls durch ein Stroma aus, in dem die Perithecien entstehen ;
dieses Stroma aber bildet sich erst aus einem eingeschobenen Ruhe-
zustand, einem Sclerotium. Die Gattung Balansia Speg. befällt die
Blütenähren von Gramineen und verwandelt sie in ein sclerotienartiges,
hartes, schwarzes Gewebe, das zwar die Blütenteile völlig durch-
wuchert, aber ihre Form vollkommen konserviert. Aus dieser schwarzen
Spindel (Fig. 30, 11) wachsen kleine dicke Stielchen hervor, die an ihrer
Spitze eine schwarze Kugel tragen, in denen, wie das bei Olaviceps
beschrieben werden wird, die Perithecien entstehen. Man kann über
den eigentlichen Charakter des schwarzen Pilzkörpers im Zweifel sein,
nämlich ob man das die Blütenspindel durchziehende Pilzgewebe in
seiner Gesamtheit zum Stroma rechnen oder als Sclerotium auffassen
soll. Es dürfte wohl am einfachsten sein, das schwarze Gewebe als
Sclerotium aufzufassen, aus dem dann ohne jede Ruhepause die kleinen
Stielchen und Köpfchen des Stromas hervorwachsen würden. Gestützt
!) Zeitschr. d. Landwirtsch. Centralver. d. Prov. Sachsen, 1870, Nr. 12.
216 III. ©. Ascomycetes.
wird diese Auffassung noch dadurch, dafs für eine Art (B. trinitensis)
nachgewiesen ist, dafs zuerst auf dem schwarzen Pilzkörper scheibig
geöffnete Pykniden (Ephelis trinitensis Cke. et Mass.) auftreten, die dann
von den Stromastielen durchwachsen werden. Für die übrigen Arten
sind allerdings Konidienformen bisher nicht beobachtet worden;
doch verhalten sie sich wahrscheimlich ähnlich. Die bekannteste Art,
welche in den Tropen sehr weit verbreitet ist, befällt die Ähren von
Setaria, Pennisetum und anderen Gräsern und wurde von SPEGAZZINI D.
claviceps genannt (Fig. 30, 11).
Bei Claviceps Tul. und Ustilaginordea Bref. tritt der Gegensatz
zwischen dem Sclerotium und Stroma dadurch schärfer hervor, dafs
jenes eine Ruhepause durchmacht und dann erst die Stromata erzeugt.
Am bekanntesten von allen hierher gehörigen Formen ist das Mutter-
korn, Ulaviceps purpurea (Fr.) Tul., ein Pilz, der nicht blofs als Krank-
heitserreger bei Pflanze und Mensch sowie als starke Giftpflanze,
sondern ebenso auch für die Erforschung der Entwicklungsgeschichte
der Ascomyceten seine hohe Bedeutung besitzt.
Der Mutterkornpilz befällt die Fruchtknoten der jungen Blüten in
der nachher zu beschreibenden Weise. Änfserlich zeigt sich der Frucht-
knoten einer jungen Roggenblüte, die später an Stelle der Frucht ein
Mutterkorn (Fig. 32,1sec) liefert, oft auch dann noch einem gesunden
Organe vollkommen gleich, wenn im Innern desselben bereits alles
zerstört und durch ein feines, gelblichweitses Pilzgetlecht ausgefüllt ist.
Wird ein solcher Fruchtknoten vorsichtig geöffnet, so erscheint die
Pilzmasse auf ihrer Oberfläche mehr oder weniger regelmäfsig durch
gewundene Furchen in Abteilungen zerlegt (Fig. 32, 2sph). Dieselben
gewundenen, die Pilzmasse teilenden Hohlräume finden sich auch im
Innern des Mycelgetlechtes, von dem aus sich auf feinen Stielchen
(Fig. 32,2 st) unzählige, eiförmige, mit einem oder zwei glänzenden
Öltropfen versehene Sporen ablösen (Fig. 32, 2c); diese werden durch
eine schleimige Flüssigkeit zu einer zusammenhängenden, trüben, zähen
Masse miteinander verbunden. Von dem normalen Inhalte des Frucht-
knotens, der Samenknospe, sind nur noch Spuren in Form kleiner
Fetzen von Zellgewebe, das hier und da Stärkekörnchen enthält, vor-
handen. Allmählich werden auch die Wände des Fruchtknotens von
dem Pilze, der in diesem Zustande vollkommen einem Hyphomyceten
gleicht und als solcher von L£vEiLLeE den Namen Sphacelia segetum er-
halten hat, durchbrochen. Mit dem Hervorwuchern des Pilzes, der
alsbald die ganze Fruchtknotenhülle überspinnt, zeigt sich auch die
schleimige, fade-süfslich schmeckende Flüssigkeit, welche vielleicht ein
Ausscheidungsprodukt der Pilzfäden ist, im "Tropfen an der Basis der
Blüte. Hier durchtränkt sie bei zunehmender Uppigkeit der Pilz-
vegetation und einer demgemäfs reichlicher auftretenden Menge die
Spelzen des Roggenblütchens an ihrer Basis und quillt endlich sogar
aus dem Blütchen heraus. Wir haben jetzt den „Honigtau“ vor
uns, von welchem seit langen Jahren die Praxis behauptet, dafs, je
reichlicher derselbe in einem Jahre auftritt, auch um so reichlicher
im Felde Mutterkorn zu finden ist. Diese Behauptung findet ihre voll-
ständige Bestätigung und Erklärung. In manchen Fällen zeigt sich
zunächst die Pilzwucherung mehr äufserlich am Fruchtknoten; dann
findet man schon Honiotau, wenn der Fruchtknoten noch ziemlich er-
halten erscheint.
Bringt man etwas von diesem Honigtau unter das Mikroskop, so
ih
Hypocreales. 917
stellt sich derselbe als ein Schleimtropfen dar, in dem grofse Mengen
der Sporen der Sphacelia suspendiert sind. Schon nach 12 Stunden
sieht man diese Konidien in feuchter Luft keimen (Fig. 32, 3) und ent
weder direkt sich zum Mycelfaden verlängern oder auch erst sekundäre
Konidien (Fig. 32, 4 c') bilden, die dann in einen Mycelfaden auswachsen.
Aus dieser schnellen Auskeimung erklärt sich die plötzlic :he Ausbreitung
der Krankheit, wenn etwas Honigtau in ein gesundes, junges Blütchen
übergeführt wird. Diese Infektionen sind häufig künstlich ausgeführt
worden; die Natur bedient sich als Übertrager der Sporen gewisser
Insekten. R. STÄGER') hat sein Augenmerk bei seinen Untersuchungen
auch auf die Insekten gerichtet, welche die honigtauführenden Blüten
besuchen, und hat für verschiedene Grasarten eine grolse Zahl von
Tieren verschiedener Familien ermittelt. Danach scheinen am meisten
als Übertrager Melanostoma mellina und Rhagonycha fulva ın Betracht
zu kommen, während die besonderen Nährpflanzen aufserdem noch be-
sondere Besucher zeigen.
Erfolgt die Infektion zu einer Zeit, wo der Fruchtknoten in seiner
Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist, so kann es vorkommen,
dafs derselbe nur teilweise zerstört wird und der gesund bleibende Teil
durch die von unten nach oben sich ausdehnende Pilzmasse in die
Höhe gehoben wird, so dafs er nachher am ausgebildeten Mutterkorn-
körper noch nachweisbar ist. Während diese Sphacelia-Form sich immer
mehr ausbreitet und die jüngeren, oberen Teile immer noch reichlich
Konidien und Honigtau entwickeln, bilden an der Basis des Blütchens die
Hyphen bedeutend dickere Zweige, die sich teilweise abgliedern und in
ihrem Innern grofse Öltropfen erzeugen. Diese verdickten, gegliederten
Fäden vereinigen sich von unten "nach oben zu einem gleichmäfsig:
dichten, festeren Körper, an dessen Oberfläche die Pilzfäden eine
Schicht bilden, deren Inhalt rötlich bis violett gefärbt erscheint. In
dieser Weise entsteht der Mutterkornkörper (Fig. 32, 5 sc), auf dessen
Spitze immer noch die Pilzfäden der Sphacelia-Form weiterwuchern
(Fig. 32,5 sph), um endlich zu vertrocknen und das Mützchen zu bilden,
das meist auf der Spitze der Mutterkörner zu finden ist und bisweilen
auch noch die eingesponnenen und vertrockneten un ule: und
Narben des ursprünglichen Blütchens enthält (Fig. 32, 1 m). In den
Figuren 32, 5 und 6 sind die aufeinanderfolgenden Phasen der Ent-
wicklung dargestellt, indem 6 einen jungen Fruchtknoten zeigt mit den
Furchungen, die durch die Sphacelia-Fruchtform hervorgerufen sind.
Fig. 32, 5 zeigt dann den älteren Zustand, an dem an der Basis das
Dauermycel sc bereits sich ausgebildet hat, während an der Spitze die
Bildung der Konidien sph noch fortdauert. Einen Querschnitt durch
ein Sphacelia- -Lager zeigt Fig. 31, 2. Am Schlusse dieser ersten Phase
seiner Entwicklung hat dann der Pilz in jeder Blüte ein hornartiges,
dunkelviolettes, fast schwarzes Gebilde hervorgebracht, das man als
Mutterkorn bezeichnet. Als man den Zusammenhang mit der Asken-
form noch nicht erkannt hatt>, hielt man die hornartigen Körper für
einen besonderen Pilz und bezeichnete ihn als Selerotium Clavus DO.
Während die noch an der Pflanze befindlichen Mutterkörner knorpelig
sind, werden sie beim Trocknen steinhart. Wir haben in ihnen einen
typischen ımycelialen Ruhezustand von Claviceps vor uns, den wir mit
!) Infektionsversuche mit Gramineen-bewohnenden Claviceps-Arten in Botan.
Zeitung 1903, S. 111.
218
III. C. Ascomycetes.
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Fig. 32. Mutterkorn.
Hypocreales. 219
I Roggenähre mit Mutterkörnern, sc Selerotium, m Rest des jungen Fruchtknotens. 2 Schnitt durch
ein junges Sclerotium sc mit dem Sphacelialager sp, r Rinde des Sclerotiums, si Sterigmen,
ce Konidien. 3 Keimende Konidien. #4 Keimende Konidien mit Sekundärkonidien. 5 Mutterkorn sı
mit Sphacelialagern spl und dem Rest des Fruchtknotens g. Die linke Figur ist der Längsschnitt
der rechten; aus Region r stammt der Querschnitt von 2. 6 Junger Roggenfruchtknoten, dessen
Oberfläche mit Ausnahme des Gipfels von Sphacelia bedeckt ist. 7 Sclerotium mit Stromata.
8 Längsschnitt durch ein Stroma, e Mündungen der Perithecien c. 9 Schnitt durch ein Perithecium,
e Mündung, a Schläuche. 10 Schlauch a, der an seiner Basalpartie die Sporen sp austreten lälst.
11 Keimende Sporen, a blasige Anschwellungen, b Keimschläuche. (Nach SoRAUER.)
dem Namen Sclerotium bezeichnen. Die äufsere Fläche des Sclero-
tiums ist meist mit Längsfurchen oder Querrissen versehen, nament-
lich in trockenem Zustande; beim Durchschneiden zeigt sich ein hellerer
Kern und eine violette Randschicht. Unter dem Mikroskop erkennen
wir am Rande ein kleinzelliges, paraplectenchymatisches Gewebe
(Fig. 12, 3a auf S. 97)); nach dem Innern zu geht diese kleinzellige
Struktur in ein mehr lockeres Prosoplectenchym über (Fig. 12, 3b).
Der Inhalt ist mit Ol dicht angefüllt und enthält aufserdem mehrere
Alkaloide, auf die wir nachher kommen werden.
Die Zeit, welche bis zur Ausbildung des Sclerotiums erforderlich
ist, hängt von der Witterung ab. Bei trockenem Wetter findet man
erst etwa 14 Tage nach dem Erscheinen des Honigtaues die schmierig-
weiche Sphacelia Masse zum Mutterkorn umgebildet: bei feuchter
Witterung dagegen, die üppige Pilzvegetation und reichliche Bildung
des Honigtaues hervorruft, vollzieht sich die Entwicklung schon in
knapp einer Woche. Unter nebligen, feuchten Verhältnissen tritt dann
häufig eine Erscheinung auf, die man früher für die Bildung des
Parasiten verantwortlich machte: die giftigen, stinkenden Nebel. Der
reichlich ausgeschiedene Honigtau produziert dann einen eigentümlichen
Geruch, der sehr auffällig ist. Wenn die Sclerotien reif sind, so fallen
sie von der Ahre ab und gelangen nun in die Erde, wo sie bis zum
Eintritt der wärmeren Periode liegen bleiben und dann ihre weitere
Entwicklung beginnen.
Die Länge der Ruheperiode hängt ebenfalls von der Witterung ab.
Nach den Aussaatversuchen von TurasnE und KüHn dürften etwa drei
Monate notwendige sein, um das Sclerotium auszureifen. Die Weiter-
entwicklung des Mutterkorns gibt sich zuerst durch ein stellenweises
Aufbrechen der dunkeln Rinde kund. Aus der aufgebrochenen Stelle
erhebt sich ein kugliger, dichter, weifser Körper, der allmählich an
Durchmesser zunimmt und dabei auf seiner Oberfläche häufig Tropfen
einer klaren Flüssigkeit zeigt. Mit der Zeit heben sich durch die nach-
wachsenden Stielchen die ursprünglich herausgetretenen Gebilde als
kleine Knöpfchen von dem Mutterkornkörper ab, welcher allmählich
vollständig ausgesogen wird. Zunächst erstreckt sich diese Aufzehrung
des Sclerotiums auf die Umgebung der Stellen, an denen die jetzt ge-
stielten, gelblich bis purpurfarbigen Köpfchen (Fig. 32, 7) hervor-
gebrochen sind; später werden auch die weiter entfernten Zellen des
Gewebes immer dünnwandiger, verlieren ihren öligen Inhalt und gehen
augenscheinlich einer langsamen Zerstörung entgegen. Diese Köpfchen
mit ihren Stielen bezeichnet man als Stroma.
Die Köpfchen zeigen auf den sich alsbald violettrot färbenden
Stielchen bei ihrer weiteren Ausbildung an der Oberfläche eine groise
Menge winziger erhabener Punkte (Fig. 32, $e), welche den Mündungen
der eingesenkten Perithecien entsprechen. Die Perithecien (Fig. 32, 8c, 9)
sind von länglicher Gestalt und besitzen kein eigenes Gehäuse, sondern
220 III. ©. Ascomycetes.
die Schläuche und Paraphysen erheben sich unmittelbar vom Grunde
des Hohlraumes. Die schlank-keulenförmigen, nach oben etwas ver-
engerten Schläuche (Fig. 32, 9a, 10a) enthalten acht fadenförmige,
sehr feine, hyaline, einzellige Sporen (Fig. 32, 10 sp), die angeblich
durch Abreifsen des Schlauches an der Basis frei werden und durch
Wind und Insekten verschleppt werden. Die frei gewordenen Sporen
keimen schon nach kurzer Zeit im Wasser aus. Sie verbreitern sich
kurz vorher beträchtlich: in ihrem Innern treten stark lichtbrechende
Stellen auf, und die Wandung baucht sich an eimzelnen Stellen
aus. An den letzteren erfolgt die Keimung (Fig. 32, 11), so dafs also
die Sporen mit mehreren Fäden auszukeimen vermögen. Wenn eine
Spore in eine junge Getreideblüte gelangt, so findet mittels der Keim-
schläuche die Infektion statt, und der geschilderte Kreislauf beginnt
von neuem.
Diesen Entwicklungseyklus haben uns die Versuche von TuLısnE
und Künn kennen gelehrt, die durch Kultur des Sclerotiums den Zu-
sammenhang des Sphacelia- mit dem Schlauchstadium erwiesen. Bevor
man zu dieser Kenntnis kam, hatte man das eigentliche Mutterkorn
für einen selbständigen Pilz angesehen, der durch die Degeneration
des Fruchtknotens der Blüte entstehen sollte. Es bedurfte der Arbeit
vieler Forscher, ehe die irrigen Annahmen, die man von dem Mutter-
kornpilz machte, ihre Widerlegung fanden !).
Die Schädlichkeit des Pilzes für das Getreide (und die von ihm
befallenen anderen Gramineen) steht ganz aufser Frage, da ja die
Bildung jedes Sclerotiums mit der Vernichtung eines Fruchtknotens
verbunden ist. Da es nun unter Umständen vorkommen kann, dafs in
einer Ähre zehn und mehr Mutterkörner vorhanden sind, so kann man
sich einen ungefähren Begriff von dem Schaden machen, den der Pilz
dem Ertrage eines Feldes zufügen kann. Aufser als Parasit des Getreides
fügt aber Claviceps auch als Giftpflanze dem Menschen Schaden zu.
Wird nämlich das Sclerotium mit dem Korn zu Mehl vermahlen und
dieses Mehl dann zu Brot verbacken, so tritt nach längerem Genufs
von solchem vergifteten Brot die gefährliche Kriebelkrankheit auf, die
früher sogar epidemisch ganze Bezirke befiel. Seitdem man indessen
gelernt hat, das Getreide vor dem Vermahlen durch maschinelle Ein-
richtungen sorgfältig zu reinigen, ereignen sich wohl kaum noch Fälle
von solcher Vergiftung. Mehl, das etwa 4 bis 5°o Verunreinigung an
Mutterkorn enthält, besitzt einen bläulichen Farbenton; eine Beimischung
von nur 2°o läfst sich noch deutlich erkennen, wenn man das Mehl
mit Kalilauge erwärmt. Dann tritt der heringslakenähnliche Geruch
nach Trimethylamin auf. Diesem Schaden gegenüber steht die An-
wendung, die das Mutterkorn oder Präparate aus ihm in der Geburts-
hilfe finden. Hauptsächlich wirksam sind die Alkaloide Cornutin und
Sphacelinsäure, während die Ergotinsäure lediglich als Narkotikum wirkt.
Das Mutterkorn findet sich besonders häufig in nassen Sommern
bei tiefliegenden Feldern. In letzterem Falle könnte durch geeignete
Drainage oder durch Unterlassung des Anbaues von Getreide ein Ver-
meiden der Schädigung stattfinden. Am zweckmäfsigsten bekämpft
man den Pilz, indem man es verhindert, dafs die Sclerotien in den
', Über die Geschichte des Pilzes hat sich P. Soraver in der zweiten Auflage
des Handbuches, Bd. II, S. 412ff., ausführlich verbreitet. Ich habe es für über-
flüssig gehalten, auf diese rein historischen Feststellungen hier abermals einzugehen.
Dothideales.. 29]
Erdboden gelangen. Je schneller die Ernte beendet werden kann, um
so eher vermeidet man das Ausfallen der Sclerotien aus den Ähren.
Nach dem Ausdreschen ist es dann nicht schwer, das Saatgut durch
Werfen oder durch maschinelle Einrichtungen von den Sclerotien zu
befreien. Diese selbst müssen vernichtet werden. Da nun der Mutter-
kompilz auch wildwachsende Gräser befällt, so sollten die Feldraine
abgemäht werden, ehe die Sclerotien aus den Grasähren zum Ausfallen
kommen.
Man nahm früher an, dafs Claviceps purpurca eine sehr grofse Zahl
von Gramineen befallen könnte. Das scheint nun nach den Unter-
suchungen von R. STÄGEr (s. oben S. 217) nicht der Fall zu sein. Es
zeigte sich aus zahlreichen Infektionsversuchen, dafs die Art in eine
Anzahl von biologischen Rassen zerlegt werden mufs, von denen vor-
läufig die auf Roggen, Taumellolch und Drachypodium silvaticum unter-
schieden werden können. Die Roggenrasse hat aber von ihnen die meisten
Nährpflanzen, so dafs sich aus diesen Beobachtungen für die Bekämpfung
des Pilzes nur die Mafsregel herleiten läfst, dafs diese wildwachsenden
Gräser abgemäht werden müssen.
Auf vielen wilden Gräsern findet sich die etwas kleinere Art
COlaviceps microcephala (Wallr.) Tul., auf Heleocharis und Seirpus: C. nigri-
cans Tul.
Nahe verwandt durch die Entwicklung zeigt sich die Gattung
Ustilaginoidea. U. Oryzae (Pat.) Bref. bildet die Fruchtknoten beim
Reis zu Sclerotien um, in denen in grofser Zahl kleine schwarzbraune
Chlamydosporen entstehen. Man rechnete wegen der Ahnlichkeit dieser
Sporen mit Brandsporen den Pilz früher zu Ustilago (U. virens Cooke).
Obwohl nun von dieser Art die Züchtung der Schlauchform noch nicht
geglückt ist, konnte für U. Setariae Bref. nachgewiesen werden, dafs
sich aus den Sclerotien nach einer Ruhepause, wie bei Ulaviceps, ge-
stielte Köpfchen entwickeln, welche die Perithecien enthalten. Aus
jedem Sclerotium entwickelt sich nur ein Stroma. Die beiden Gat-
tungen Claviceps und Ustilaginoidea unterscheiden sich also haupt-
sächlich durch die Nebenfruchtformen.
Dothideales.
Die Unterordnung umfafst nur die eine Familie der Dothideaceae.
Obgleich sich die typischen Vertreter dieser Familie sehr leicht von
den übrigen Pyrenomyceten sondern lassen, so gibt es doch viele
Formen, welche nur schwer als hierher gehörig charakterisiert werden
können. Dadurch gewinnt die ganze Gruppe eine gewisse Unsicher-
heit in ihren systematischen Charakteren ; höchstwahrscheinlich müssen
denn auch viele Gattungen von hier entfernt und zu den Sphaeriales
gestellt werden; vielleicht auch mufs die ganze Gruppe aufgelöst werden.
Diese Fragen können wir um so eher auf sich beruhen lassen, weil nur
wenige Vertreter uns als Erreger von Krankheiten bei Nutzpflanzen
interessieren.
Die Dothideaceen besitzen ein schwarzes Stroma, das aber typischer-
weise innen aus weilsem Gewebe besteht. Meistens entwickelt sich
das Stroma im Innern der befallenen Pflanzenteile und bricht erst
später an die Oberfläche hervor. Im Stroma sind die Perithecien ein-
gesenkt; sie besitzen entweder kein besonders ausgebildetes Gehäuse
oder zeigen es nur in rudimentärer Weise ausgebildet. Als Neben-
22 111..0: Ascomycetes.
IS
fruchtformen kennt man bei mehreren Arten flache Konidienlager, bei
anderen Gemmen und Hefekonidien.
Von unwichtigeren Gattungen seien die folgenden genannt. Mauz-
zantia Mont. zeichnet sich durch hyaline, einzellige Sporen aus; am
häufigsten ist M. G@alöi (Fr.) Mont. mit kleinen, schwarzen Stromata an
@Galium-Arten. Diachora J. Müll. zeichnet sich, wenn man den Beobach-
tungen des Autors!) trauen darf, dadurch vor allen übrigen Pyreno-
myceten aus, dafs die Schläuche nicht am Grunde des Fruchtgehäuses,
sondern in einer äquatorialen Ringzone entstehen. Die Art D. Ono-
brychidis (DC.) J. Müll. befällt die Blätter von Onobrychis sativa, seltener
Lathyrus tuberosus, und veranlafst schwarze, beiderseitige Flecken; zu-
erst werden auf diesen Flecken Konidienlager gebildet ' vom Typus der
(rattung Placosphaeria; später entsteht in denselben Flecken ein Peri-
thecium. Die Gattungen Monographus Fuck. und Rhopographus Nitschke
besitzen längliche, mehrzellige Sporen, erstere hyaline, letztere braune,
und kommen in ihren häufigsten Vertretern, M. Aspidiorum (Lib.) Fuck.
und Rh. Pteridis (Sow.) Wint. auf Farnen vor; sie bilden a
oelänzend schwarze Stromata.
Am häufigsten und artenreichsten ist die Gattung Phyllachora
Nitschke, deren kleine Stromata stets eingesenkt sind und in ihrem
Innern mehrere wandungslose Perithecien tragen. Die Sporen sınd
einzellig, hyalın bis eelblich. Die häufigste Art ist P. graminis (Pers.)
Fuck., die an Gramineenblättern schwarze, längliche Schwielen bildet,
die nur wenig über die Blattoberfläche hervortreten, aber stets auf der
Ober- und Unterseite bemerkbar sind. Die befallenen Blätter vergilben
und sterben ab. Nebenfruchtformen wurden bisher nicht bekannt, wes-
halb es noch unbekannt ist, wie die Infizierung der Blätter erfolgt und
der Blattschorf der Gräser zustande kamit P. Oynodontis (Nacc.)
Niefsl kommt an Oynodon Dactylon vor; mehrere andere Arten sind an
anderen Gramineen beschrieben worden. Eine sehr bekannte Art ist
P. Trijolii (Pers.) Fuck., die auf den Blättern von Kleearten
schwarze Flecken hervorruft. Die Kleeblätter werden vom Mycel
durchwachsen und abgetötet; an den schwarzen Flecken brechen haupt
sächlich unterseits die Konidienträger hervor, die an der Spitze eine
braune, zweizellige Konidie tragen. Die oberste Zelle der Konidie ist
eröfser als die untere. Diese Konidienform ist unter dem Namen
Polythrincium Trifolii Kze. sehr bekannt.
Erwähnt sei ferner die Gattung Dothidea Fr., die mit ihrem schwarzen,
hervorbrechenden Stromata oft ganze Zweige überzieht. Die etwas un-
gleich zweizelligen Sporen sind braun oder grün gefärbt. Häufig ist
D. Sambuei (Pers.) Fr. auf Ästen verschiedener Laubbäu me, D. puceci-
nioides (DO.) Fr. auf Buxus sempervirens. — Dothidella Spee. gleicht
ni en im Bau Phyllachora, besitzt aber zweizellige, hyaline Sporen.
Bekannt ist D. thoracella (Rustr.) Sacc., «die Stengel und Blätter von
Srdum-Arten oft weithin mit ihrer schwarzen Stromakruste überzieht.
D betulina (Fries) Sacc. kommt auf Birkenblättern, D. Ulmi (Duv.)
Wint. häufig auf Ulmenblättern vor.
Die wichtigste Gattung ist Plowrightia Sacc., die mehrere bekannte
Erreger von Pflanzenkrankheiten enthält. Am gefährlichsten ist P. mor-
bosa Schwein.) Sacc., ein Pilz, der in vielen Gegenden Nordamerikas die
Kultur von Pflaumen- und Kirschbäumen derartig gefährdete, dafs
1) J. Mürrer in Pringsh. Jahrb. XXV, 189.
Dothideales. 223
in mehreren Staaten der Union und in Kanada Gesetze erlassen worden
sind, welche die Bekämpfung des Schädlings obligatorisch machen. Die
Krankheit ist unter dem Namen „black knot, plum wart“ in Nordamerika
bekannt, was sich wohl am besten durch die Bezeichnung „Schwarzer
Krebs“ nach Soraurr’s Vorschlag wiedergeben läfst. Die Krankheit
äufsert sich in dem Auftreten von halbkugligen, etwa 1 cm hohen,
meist im Gruppen zusammenstehenden Geschwülsten von schwarzer
Farbe und holpriger Oberfläche (Fig. 33). Diese Knoten bestehen aus
Fig. 33. Krebsknoten, durch Plow- Fig. 34. Zweiganschwellungen durch Plow-
rightia morbosa (Schwein.) Sace. rightia morbosa (Schwein.) Sacc. verursacht.
verursacht.
parenchymatösem Gewebe, durch das sich die Hyphen des Pilzes hin-
ziehen und häufig Stränge bilden. Von den Knoten aus verbreitet sich
das Mycel nur auf die allernächste Umgebung. Durch das Wachsen des
Mycels im Cambium scheint eine Art Reiz ausgeübt zu werden, der
sich darin äufsert, dafs die neugebildeten Zellen alle gleichmäfsig
parenchymatös werden. Die Vergröfserung eines solchen Krebsknotens
dauert mehrere Jahre an. Die Zweige schwellen in der Nähe der
Knoten meist unregelmäfsig an (Fig. 34) und zeigen auch bisweilen
Verbiegungen und Krümmungen.
294 III. C. Ascomycetes.
Der Pilz ist bisher nur in Nordamerika beobachtet worden, wo er
sich hauptsächlich in den östlichen Staaten findet. Obwohl bereits
v. Scuweinızz am Ende des 18. Jahrhunderts seine Schädlichkeit er-
kannte, wurde die Entwicklungsgeschichte doch erst 1876 von G. FArLow')
genauer erforscht; später prüfte dann J. E. HumPHREY?) diese Unter-
suchungen nach und gelangte fast zu denselben Resultaten. Von der
Entwicklung des Schädlings wissen wir jetzt folgendes. Auf der
unregelmäfsig geborstenen und granulierten Oberfläche der Knoten
treten im Mai zahlreiche kurze, aufrechte, dichtstehende Fäden auf,
die ihr ein sammetartiges, dunkelbraunes Aussehen verleihen. An der
Spitze oder in ihrer Nähe tragen die Fäden braune, verkehrt-eiförmige,
einzellige Konidien. In der Mitte des Sommers fällt diese Konidien-
trägerdecke zusammen, und die Knotenoberfläche ist stumpf-schwarz,
hart und trocken. Sie erscheint dann wenig später wie in kleine Felder
geteilt, deren jedes später eine Höhlung ausbildet, in der die Schläuche
und Sporen zur Reife gelangen. Die Sporen reifen in einzelnen
Gegenden schon im Januar, in anderen aber viel später. Fartow hat
nach der Konidienform zweierlei Pykniden am äufseren Umfange der
Knoten entstehen sehen; die einen bilden winzige, ovale Konidien auf
farblosen, langen, schlanken und gekrümmten Sterigmen, die anderen
dagegen länglich-ellipsoidische, dreigeteilte, gelbliche Sporen auf ein-
fachen Sterigmen, die etwa dreimal so lang sind wie die Sporen selbst.
Diese letztere Form, von Saccarno als Hendersonula morbosa bezeichnet,
hat Humparey nicht auffinden können, weshalb er ihre Zugehörigkeit.
zu Plowrightia bezweifelt; auch FArLow ist infolgedessen wieder zweitel-
haft geworden, ob diese Pyknidenform als zugehörig zu betrachten ist.
HumrHrey hat die Mikropyknidenform ebenfalls beobachtet und bei
Züchtung auf Gelatine Pykniden mit fast kugligen, braunen, einzelligen
Konidien erzogen. Obwohl auf dem natürlichen Substrat die Frucht-
behälter selbst noch nicht beobachtet werden konnten, so fanden sich
doch häufig die charakteristischen braunen Kugelsporen vor. Die Peri-
thecien enthalten neben den Paraphysen die schlank-keulenförmigen
Schläuche, in denen je acht längliche, zweizellige, fast hyaline Sporen
entstehen, deren untere Zelle etwas schmaler und bedeutend kleiner ist.
Von Dothidea würde sich also die Gattung hauptsächlich durch die
farblosen Sporen unterscheiden.
Die Züchtung der Pykno- und Schlauchsporen ergab ein reich-
liches Mycelgeflecht, an dem sich in sechs bis zehn Tagen wieder
Pykniden entwickelten; Perithecien wurden in künstlicher Kultur nicht
erzielt. Obwohl bisher Impfungen auf Bäumen noch nicht ausgeführt
worden sind, so unterlieet es doch keinem Zweifel, dafs der Pilz
die Ursache der Krebsknoten ist. Das ergibt sich schon aus der
Tatsache, dafs mit dem Fortwuchern des Mycels immer neue Krebs-
knoten angelegt werden, bis der Ast und zuletzt auch der Stamm zu-
orunde gehen. Wahrscheinlich erfolgt die Infektion durch die Schlauch-
sporen oder durch die Konidien; denn nach den Versuchen HumPparEy's°)
sind die Keimschläuche der Pyknosporen nicht imstande, in lebende
Gewebe des Pflaumenbaumes einzudringen. Trotz dieser Lücke im
unseren Kenntnissen lassen sich für die Bekämpfung dennoch bestimmte
1) The black-knot in Bull. of the Bussey Inst. Pt. V, 1876, p. 440.
2) The black-knot of the plum in XI. Ann. Rep. Massach. Agric. Exp. Stat. 1890..
3) Report on plant diseases in Massach. State Agric. Exp. Stat. 1892.
Sphaeriales. 295
Vorschriften geben. In erster Linie mufs die Vernichtung der Krebs-
knoten angestrebt werden. Da die älteren Knoten bereits die Sporen
entleert haben, so müssen die jungen, noch unreifen Stadien entfernt
werden, die man nach einiger Übung leicht erkennen kann. Die
Zweige müssen vollständig abgeschnitten oder die erkrankten Stellen
sorgfältig ausgeschnitten werden; unter Umständen sind sogar ganze
Bäume zu fällen; das erkrankte Material ist zu verbrennen. Da viel-
leicht die Infektion vor dem Erscheinen der Blätter an den Knospen
erfolgt, so dürfte Besprengen mit Bordeauxbrühe'!) vor der Blatt-
entfaltung von Vorteil sein. Auch die Konidien werden durch Be-
spritzen mit diesem Fungicid im Mai und Juni zum Absterben ge-
bracht werden können. Weitere Mafsnahmen zur Bekämpfung hat man
bisher nicht gefunden.
Von anderen Arten der Gattung wäre P. ribesia (Pers.) Sacc. zu
erwähnen, die auf dürren Zweigen von Aibes-Arten in Europa und
Amerika weit verbreitet ist. Wahrscheinlich befällt der Pilz bereits
die lebenden Aste. An Birkenästen ist P. virgultorum (Fr.) Sacec. nicht
selten und tritt in grofsen, schwarzen Polstern über die weifse Rinde
hervor. Wahrscheinlich ist auch bei dieser Art das Mycel bereits im
lebenden Baum vorhanden.
Sphaeriales,
Die Sphaeriales, auch Pyrenomyceten im engeren Sinne ge-
nannt, unterscheiden sich durch ihre Fruchtgehäuse von den bisher
besprochenen Unterordnungen. Die Gehäuse besitzen bei allen Arten
eine kohlige, im trockenen Zustand mehr oder weniger brüchige Kon-
sistenz und schwarze Farbe; an der Spitze ist stets eine Offnung vor-
handen, die je nach der Gruppe in verschiedener Weise ausgebildet
sein kann. So finden sich neben einfachen, runden Öffnungen mehr
oder weniger lang ausgezogene Hälse, welche bisweilen innen mit be-
sonderen Fäden, den Periphysen, versehen sind; nur selten ist die
Öffnung nicht rund, sondern breitgedrückt. Die Wandung des Ge-
häuses besteht stets aus mehrschichtigem, paraplectenchymatischem
Gewebe, deren äufsere Schichten geschwärzt sind, während die inneren
farblos bleiben. Die Schläuche und Paraphysen wachsen aus dem
Grunde des Fruchtkörpers in die Höhe; bei einigen Gruppen (z. B. Myco-
sphaerellaceen) sind die letzteren nicht vorhanden. Die Schläuche ver-
danken, wenn man die wenigen, bisher daraufhin untersuchten Formen
als allgemein gültige Normen annehmen darf, ihren Ursprung einer
askogenen Hyphe, die sich reichlich verzweigt und als letzte Aus-
zweieungen eben die Schläuche hervorbringt. Vielfach bläut sich die
askogene Hyphe oder die Asken oder ein Teil des Ascus mit Jod. In
den Schläuchen entstehen meist 8 Sporen; doch kommen bisweilen auch
16, 32, 64 usw. oder weniger als 8 vor. Die grofse Mamnigfaltiekeit
der Form, Farbe und Gröfse der Sporen rechtfertigt die Unterscheidung
der zahllosen Arten dieser Unterordnung. Das Ausstreuen der Sporen
wurde bisher nur bei wenigen Formen genauer beobachtet. Es greifen
bei diesem verwickelten Vorgang mehrere Faktoren ineinander. Am
wichtigsten dürfte die Quellung des Schlauches oder seines Inhaltes
sein, wodurch schliefslich am Ende des Schlauches ein Zerreilsen der
1) Sroxe, G. E, The black-knot of the plum and cherry in Commenw. of
Massach. State. Board of Agric. Nature Leaflet, 2, 3, 1899.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 15
299 III. C. Ascomycetes.
Membran an einem mehr oder weniger deutlich vorgebildeten Orte
erfolgt; daneben aber spielt die Hygroskopizität der Paraphysen eine
Rolle, in bestimmten Fällen auch Vorgänge, die sich im Halsteil und
an den dort befindlichen Periphysen abspielen. Nachdem die Sporen
herausgeschleudert sind — denn der Sporenentiassungsvorgang geht
häufig mit grofser Gewalt vor sich —, keimen sie entweder sofort oder
machen eine Ruheperiode durch. Erfolot die Sporenreife in den Peri-
thecien im Herbst, so werden die Sporen eine Winterruhe notwendig
haben; erfolgt sie dagegen im Frühjahr, so fällt die Ruheperiode wohl
im allgemeinen fort. Wie die Infektion des Pllanzengewebes durch
den Keimschlauch der Sporen erfolgt, oder ob nicht der Infektion eme
Periode saprophytischen Lebens vorausgeht, wissen wir in den aller-
wenigsten Fällen. Ebenso wenig sind wir über die Bildung von
Konidienträgern am Mycel unterrichtet: in der Kultur wurden solche
Träger zwar mehrfach beobachtet, ob aber ihr Auftreten in der Natur
stattfindet, wissen wir nicht. Mit Sicherheit wurden Konidienlager oder
Pykniden als zugehörig zu gewissen Formen erkannt: die Konstatierung
des Zusammenhanges der Fruchtformen bietet aber deswegen oft grofse
Schwierigkeit, weil sich die Nebenfruchtformen sehr häufig vor dem
Winter, die Perithecien aber erst im Frühjahr entwickeln. Die Schlauch-
form findet sich denn auch meistens saprophytisch an abgestorbenem
Pflanzengewebe, während die Nebenfruchtformen im lebenden Gewebe
als Parasiten auftreten. Deswegen findet man als Erreger von Pflanzen-
krankheiten viel häufiger Fungi imperfecti als Sphaeriales angegeben,
was eben auf der Schwierigkeit beruht, die Neben- und Hauptfrucht-
formen in einen Entwicklungsgang zusammenzubringen. Aus diesen
wenigen Andeutungen ersehen wir, dafs die Biologie der Sphaeriales
noch recht in Dunkel gehüllt ist, vor allem die eine Frage, ob gewisse
Arten ihre Konidien- und Schlauchform auf verschiedenen Wirten zur
Reife bringen. Wenn auch bei den meisten Formen ein solcher Wirts-
wechsel von vornherein ausgeschlossen erscheint, so läfst er sich bei
anderen mit einiger Sicherheit voraussetzen.
Um die Formen systematisch zu gliedern, sind zwei Wege ein-
geschlagen worden. Als Haupteinteilungsprinzip gilt für Saccarpo die
Teilung und Färbung der Sporen, für WINTER, SCHRÖTER, REHM usw. das
Fehlen oder die Ausbildung eines Stromas. Bei Annahme der letzteren
Einteilungsmethode ergeben sich zwei Hauptgruppen: Familien ohne
und mit Stroma. Sowohl bei den stromalosen wie stromaführenden
Familien läfst sich dann verfolgen, wie allmählich die Organisation
eine höhere und verwickeltere wird. Es ist hier nicht der Ort, auf
diese schwierigen und zum Teil noch nicht genügend geklärten Ver-
hältnisse einzugehen !) ‚ zumal nicht in allen Familien Formen vor-
handen sind, die uns für die hier in Betracht kommenden Zwecke
interessieren.
Die beiden untersten Familien der astromatischen Gruppe, die
Chaetomiaceae und Sordariaceae, kommen für unsere Zwecke
nicht in Betracht, weil ihre Arten ausschliefslich auf toten Abfallstoffen,
sowohl pflanzlichen wie tierischen, sich finden. Dagegen interessieren
uns einige Arten der Sphaeriaceae. Das Hauptcharakteristikum der
Familie besteht in den einzeln stehenden, bisweilen rasig gehäuften
') Man vergleiche zu diesem Zwecke die Darstellung in Ensrer-Pran ıL, Natür-
liche Pflanzenfamilien: Pilze. Teil 1.
Sphaeriaceae. 2937
Fruchtkörpern mit kleinen, papillenförmigen Mündungen. Die Frucht-
gehäuse sind meistens kahl; bei manchen Arten aber entspringen an
der Basis haarartige Bildungen, die mit dem dunkelfarbigen Mycel bei
einigen Rosellinia-Arten einen Hyphenfilz bilden, in dem die Perithecien
eingesenkt sind.
Mehrere parasitische Arten besitzt die Gattung Coleroa Fries, welche
sich durch frei aufsitzende Fruchtkörper und zweizellige Sporen aus-
zeichnet. Erwähnt sei Ü. Chkaetomium (Kze.) Rbh. auf Rubusblättern;
die Perithecien sitzen in kleinen rundlichen Gruppen auf geschwärzten
Flecken der Blätter auf, Als Konidienform ist Exosporium Rubi Nees
bekannt. Zu Coleroa wurde von van BREDA DE Haan ein Pilz gestellt. der
die Rotfleckenkrankheit der Zuckerrohrblätter!) erzeugt
und (©. Sacchari genannt wurde (Venturia Sacchari Sacc.). Aut den
Blättern treten beiderseits runde oder mehr unregelmäfsig geformte
Flecken auf, die rotbraun (oder unterseits etwas heller) sind und hell-
gelben Rand besitzen. Unterseits findet man auf den Flecken Mycel,
das auch von hier aus in die unteren Lagen des Blattes eindringt: in
diesem epiphytischen Mycel treten die Perithecien auf, die aufsen be-
haart sind und in ihren Schläuchen acht zweizellige, fast hyaline Sporen
erzeugen. Der Schaden, den der Pilz anstiftet, ıst selbst bei den
empfindlichsten Varietäten recht gering, so dafs es nicht notwendig ist,
besondere Bekämpfungsmittel in Anwendung zu bringen.
Ahnliche Fruchtkörper, die aber aufsen mit steifen Borsten besetzt
sind, hat die Gattung Acanthostigma de Not; die Sporen sind aber spindel-
förmig und durch mehrere Querwände geteilt. Während die übrigen
Arten saprophytisch wachsen, scheint nur A parasiticum (Hart.) Sacc.
[= Trichosphaeria parasitica Hartig?)] ein Schädling lebender Pflanzen
zu sein. Der Schädling tritt auf Asten und Nadeln von Tannen,
Fichten und Tsuga canadensis auf, besonders wenn der Stand-
ort feucht ist und die Bäume dicht stehen. Das weifse Mycel über-
wintert auf der Unterseite der Äste und geht von hier aus auf die
Nadeln über. Auf den Nadeln werden dichte, paraplectenchymatische
Schichten gebildet, deren untere Mycelzellen mit feinen Haustorien in
die Epidermiszellen eindringen; im Nerv des Nadelgewebes finden
sich zahlreiche Mycelfäden im Intercellularsystem. Die absterbenden
Nadeln werden durch den Mycelüberzug am Triebe festgehalten. Die
Perithecien entstehen auf den sich bräunenden Hyphenfilzen der Nadeln
und entwickeln in den Schläuchen acht vierzellige, hellgraue Sporen.
Der Pilz tritt an luftigen, trocknen Standorten nicht auf und kann
durch Ausschneiden der befallenen Tannenäste sehr beschränkt werden.
Die Gattung Herpotrichia Fuck. unterscheidet sich von der vorigen
durch den braunen Hyphenfilz, in dem die Perithecien sitzen: auch
vom Gehäuse gehen die langen, braunen Haare aus. Die Sporen
zeigen ähnliche Gestalt und Teilung. Die Perithecien sind meist ab-
geplattet. Die meisten Arten der Gattung sind Saprophyten, nur
H. nigra Hartig?) befällt junge Fichten im Hochgebirge sowie Juni-
1) J. H. Warker en F. A. F.C Wesr, De Ziekten van het Suikerriet op Java.
1898. S. 153.
?2) Ein neuer Parasit der Weifstanne in Allgem. Forst- u. Jagdzeitg., Jan. 1884,
und Hedwigia 1888, S. 12; ferner v. Tusevr in Beiträge zur Kenntnis der Baum-
krankheiten, 1890. : "As
®) Herpotrichia nigra in Allgem. Forst- u. Jagdzeitg. 1888; ferner v. Tusrur
Mitteilung über einige Feinde des Waldes, ebenda 1887.
15 *
338 III. ©. Ascomycetes.
perus-Arten. Die benadelten Aste, häufig auch die ganzen Pflanzen,
werden durch das graue Mycel völlig überzogen und eingesponnen.
Wenn die Zweige durch die Schneebedeckung zur Erde herabgezogen
werden, so werden sie häufig durch den Hyphenfilz vollständig an die
Erdoberfläche angesponnen. Die Nadeln werden in ganz ähnlicher
Weise wie von der Acanthostigma eingehüllt und durch die Haustorien
ausgesaugt. Um die Schädigungen zu vermeiden, mufs die Anlage der
Pflanzgärten im Hochgebirge besonders sorgfältig hergestellt werden;
namentlich ist darauf zu achten, dafs der Schnee die jungen Pflänzchen
nicht gegen den Boden drücken kann.
Frei aufsitzende, kuglige, schwarze, mit Borsten besetzte Frucht-
körper besitzt auch Trichosphaeria Fuck., eine Gattung, die sich von
den letztgenannten Gattungen durch ein- oder zweizellige Sporen unter-
scheidet. Die meisten Arten sind zwar harmlose Saprophyten, indessen
fügt eine Art, T. Sacchari Massee, dem Zuckerrohr den empfindlichsten
Schaden zu. Im Jahre 1878 hatte BERKELEY eine Pyknidenform auf
Zuckerrohrstengeln aus Australien gefunden und Darluca melaspora ge-
nannt; diesen Pilz 208 SACCARDO später zu Coniothyrium. Schon wenige
Jahre später zeigte sich der Pilz als einer der sröfsten Schädlinge des
Zuckerrohrs und trat allenthalben in Westindien, Südamerika, Australien,
Bourbon und Borneo auf und ist jetzt auch auf Java und in Tonkin
gefunden, so dafs der Pilz aus allen zuckerrohrbauenden Ländern be-
kannt geworden ist. G. Masser!) untersuchte die Entwicklung des
Pilzes zuerst und fand die genannte Konidienform, die er’als Melan-
conium bezeichnet. Die Konidienform bildet ein dunkelgefärbtes,
paraplectenchymatisches Stroma, in dem ein bis drei Pykniden angelegt
werden. In ihnen entstehen an kurzen, zarten Sterigmen die länglichen,
geraden oder etwas gekrümmten, blafsbraunen Konidien. In Nährlösung
traten zweierlei Konidienträger auf, solche mit kettenförmig entstehenden
Konidien, die etwa beim Genus Oidium untergebracht werden mülfsten,
und solche, bei denen die Sporen aus dem Innern eines Fadens hinter-
eimander herausgepreist werden (Büchsenkonidien). Aufserdem fand
MasseE in Verbindung mit diesen Konidien Perithecien, welche zu
Trichosphaeria gehören und von ihm mit dem obengenannten Namen
bezeichnet wurden. Die Fruchtkörper sind breit-eiförmig, schwärzlich-
braun und mit starren, dunkelbraunen Haaren besetzt. Die Sporen
sind länglich-ellipsoidisch, farblos, einzellig und entstehen zu acht in
den zylindrischen Schläuchen. Wenrt?) fand bei der Untersuchung der
in Java unter dem Namen „Ananasziekte“ bekannten Krankheit nur
die Konidienformen, nicht die Pykniden und Perithecien und benannte
den Pilz Threlaviopsis ethaceticus. Endlich haben dann E. PrirLıEux
und G. DELACKOIX?) eine erneute Untersuchung mit ausgedehnten
Infektionsversuchen vorgenommen und gelangen im wesentlichen zu
den Resultaten Masser's. Die Krankheit tritt nur an den Stengeln des
Zuckerrohrs auf und zeigt sich äufserlich nicht, sondern erst beim
Durchschneiden durch rote Verfärbung der Gefäfsbündel. Darauf färbt
sich das Zentrum des Stengels von den Knoten her allmählich schwarz,
und es tritt dann Absterben der befallenen Stengel ein. Beim Durch-
') On Barkoichlare Sacchari Mass.; a fungus causing a disease of the sugar-
cane in Annals of Botany VII, 1893, S. 515.
2) Warker en Went, De Ziekten etc., S. 44.
?) Sur une maladie de la canne & sucre produite par le Coniothyrium mela-
sporum (Berk.) Sacc. in Bull. Soc. Myc. France XI, 1895, S. 75.
Sphaeriacceae. 3929
schneiden der kranken Stengel macht sich ein ananasähnlicher Frucht-
geruch bemerkbar, der der Krankheit in Java ihren Namen gegeben hat.
In den Gefäfsen zeigt sich schwache Gummibildung. Aus den künst-
lichen Infektionsversuchen sowie aus dem Verhalten in der Natur geht
mit Sicherheit hervor, dafs der Pilz kein obligater Parasit ist, sondern
der Verwundungen und Verletzungen bedarf, durch die er ins Innere der
Pflanze eindringt. Im allgemeinen werden es Verwundungen durch
Insekten sein, die dem Pilz den Weg bahnen; man kennt verschiedene
Insekten, die für Westindien in Betracht kommen könnten, so ein Käfer
Xyleborus perforans und die „moth-borer“ genannten Raupen und Spheno-
phorus sericeus (weevil-borer). Wenn man also die Krankheit verhüten
will, so müssen in erster Linie diese und andere Insekten kekämpft
werden. Aufserdem aber ist es bei der aufserordentlichen Schädlich-
keit des Pilzes notwendig, auch direkte Bekämpfungsmafsregeln !) zu
ergreifen. Als solche mufs in erster Linie das Verbrennen der er-
krankten Pflanzen empfohlen werden, ferner das Aussetzen der Kultur
bei verseuchten Feldern auf mehrere Jahre und endlich das Anpflanzen
von Stecklingen aus unverseuchten Distrikten. Wie weit etwa Spritz-
mittel wirksam sind, scheint noch nicht festzustehen.
Eine sehr formenreiche Gattung ist Rosellinia Ces. et de Not., die
sich durch ellipsoidische, braune bis schwarze Sporen auszeichnet, in
ihren sonstigen Merkmalen aber sehr variabel ist. So kommen neben
kahlen auch behaarte Gehäuse vor; die Fruchtkörper sitzen entweder
einzeln oder gesellig oder sind herdenweise in einen Hyphenfilz ein-
gebettet. Nach allen diesen Merkmalen unterscheidet man Unter-
gattungen. Die allermeisten Arten der Gattung sind harmlose Holz-
bewohner und finden sich an faulen Ästen, an Stümpfen usw. recht
häufig im Walde. Einige Arten aber scheinen durch ihr Mycelstadium
den Wurzeln gefährlich werden zu können. Davon sollen hier zwei
Vertreter besprochen werden, von denen der eine, der sogenannte
Eichenwurzeltöter, R. guwercina Hart., ist. R. Harris?) erkannte
zuerst die Schädlichkeit dieses Pilzes für die Forstkultur. An der
Hauptwurzel der von ihm hauptsächlich befallenen ein- bis drei-
jährigen Eichen erkennt man vereinzelte schwarze Kugeln von der
Gröfse eines Stecknadelkopfes, in deren Nähe das Rindengewebe ge-
bräunt ist. Zwischen diesen als Sclerotien zu betrachtenden Körpern
findet man Stränge von Pilzhyphen, die die Wurzeln umspinnen und
sich in die Erde fortsetzen. Diese Mycelstränge rechnet man zur
Gattung Rhizoctonia von der wir bei den sterilen Mycelien noch mehrere
kennen lernen werden. Gelangt ein solcher Strang an eine Nachbar-
wurzel, so umspinnt er dieselbe, tritt in die Rindenzellen ein und
dringt hier bis zur Markröhre vor, die Wurzel auf diese Weise bald
abtötend. In der Hauptwurzel zeigen sich die Gewebe mit para-
plectenchymatischen Mycelmassen erfüllt; ebenso findet sich eine Art
Dauermycel in der Korkschicht des alten Wurzelkörpers. Die Infektion
der Hauptwurzel kann von den feinen Nebenwurzeln aus erfolgen. Wenn
nun Witterung und Bodenbeschaffenheit für den Pilz günstig sind, so
') Vergl. ©. A. Barser, Experimental cultivation in St. Kitts, with special
reference to cane-diseases in the island. in Supplem. to the Leeward Islands Gazette
1894, Mai (cfr. Zeitschr. f Pflanzenkr. V, 1895, S. 115); A. Howarv, Le Thielaviopsis
et la selection de la Canne in Journ. Agric. tropic. II, 1902, S 171.
2) Untersuchungen aus dem Forstbotan Institut zu München, I, 1888, S. 1;
Centralbl. f. d. ges. Forstwesen, 1900, Heft 6.
230 III. ©. Ascomycetes.
werden die Wurzelgewebe schnell durchwuchert und getötet. Dagegen
gewinnt bei trockner und kalter Witterung die Wurzel die Oberhand und
erenzt die Infektionsherde durch Wundkork ab, wodurch sie dann aus-
heilen können. Im Sommer erhält sich während der trocknen Zeit der
Pilz durch seine Dauermycelien. Harrıs hat an dem oberflächlich ver-
laufenden Mycel Konidien auf quirlförmig verästelten Trägern gefunden.
Auf demselben Mycel bilden sich in der Nähe der erkrankten Wurzeln
zahlreiche schwarze Perithecien der Rosellinia. Die kahnförmigen,
dunkelfarbigen Sporen keimen im nächsten Jahre mit zwei derben
Keimschläuchen aus, die auf Nährlösung oder auf dem Erdboden
wieder Rhizoctonia-Mycelien bilden. Da die Krankheit in Saatbeeten
häufig Zerstörungen anrichtet, die einen Meter und mehr im Durch-
messer haben können, so empfiehlt es sich, solche verseuchte Stellen
durch Isoliergräben abzutrennen und die von dort stammenden Pflanzen
nicht zu benutzen.
Die zweite, ebenfalls Wurzeln abtötende Art ist R. necatrix (R. Hart.)
Berl. (= Dematophora necatrix Hart.), die besonders dem Weinstock
verhängnisvoll wird, aber auch die Wurzeln von Pflaumen-, Kirsch-,
Aprikosen- und anderen Obstbäumen, ja sogar von krautigen Ge-
wächsen, wie Kartoffeln, Erbsen usw., nicht verschmäht. Der von
R. Harrıc!) zuerst genauer untersuchte Pilz tritt in Form von Mycel-
strängen und Rhizomorphen an den Wurzeln auf. Es finden sich weifse
und braune Mycelstränge, die im Innern der Wurzeln, sowohl im Cambium
wie im Holz, einherziehen und die Gewebe abtöten (Fig. 35, 2). Die
Stränge treten auch in Form feiner Mycelzüge aus den Wurzeln heraus in
den Boden und umstricken die nächstgelegenen Wurzeln. Ursprünglich
ist das Mycel im Erdboden vorhanden und siedelt sich erst bei zu-
sagenden Bedingungen, wovon noch zu sprechen sein wird, auf den
Wurzeln an. Häufig tritt das Mycel aus den Wurzeln heraus, um
reihenweise kleine schwarze Sclerotien (Fig. 35, 2) zu bilden, auf denen
Coremienartige Konidienträger entstehen. Diese Corenrium - Formen
können aber auch an anderen Stellen des Mycels auftreten. Es sind das
zu 2 mm hohen Bündeln zusammenstehende dunkelfarbige, verzweigte
Konidienträger (Fig. 35, 3, 4), welche an ihrer Spitze eiförmige, hyaline
1,5 bis 3 « grofse Konidien abschnüren. Solange die Wurzeln noch am
Leben sind, beobachtet man nur das Mycel; erst später treten an toten
Geweben die erwähnten und die sogleich weiter zu besprechenden Frucht-
formen auf. P. Vıatra?) hat nämlich aufser den Konidien noch Pykniden
beobachtet, die sich in den Sclerotien nach langem Liegen ausbilden,
und endlich Perithecien (Fig. 35, 5, 6), welche aber erst nach Verlauf
mehrerer Jahre sich fünf bis sechs Centimeter unter der Bodenober-
fläche am Mycel der gänzlich verfaulten Wurzeln entwickeln. Der Bau
dieser Perithecien ist von Vitra gänzlich verkannt und erst später
durch A. N. Bertese®) und E. PrıtLıeux*) richtig geschildert worden.
Während Vıara die Perithecien als mündungslos angibt und dem Pilze
eine besondere Stellung bei den Tuberaceen anweist, wurde von den
genannten Forschern nachgewiesen, dafs die Gehäuse eine Endpapille
1) Arbeiten aus dem Forstbotan. Institut zu München, III, 1883. .
2) Monographie du Pourridi6 des vignes et des arbres fruitiers. Paris 1891.
3) Rapporti tra Dematophora e Rosellinia in Riv. d pat. veg. I, 1892, p. 5.
4) Les peritheces du Rosellinia necatrix in Compt. rend. COXXXV, 1902, Sz215,
und Sur la dehiscence des perithöces du Rosellinia necatrix in Bull. Soc. Mye.
France XX, 1904, S. 34.
Sphaeriaceae. 231
besitzen und sich mit einem Rifs öffnen. Die Perithecien entstehen
dicht gedrängt auf den Sclerotien, auf denen bereits früher die Konidien-
träger entstanden waren. Sie sind etwa kuglig, 1'/e mm im Durch-
messer, am Scheitel ein wenig eingedrückt und hier mit einer kleinen
Fig. 35. Wurzelschimmel des Weinstocks.
1 Getöteter Rebstock mit Rhizomorphen, «u fädiges Mycel, das in weilse Rhizoctoniastränge b übergeht,
die sich bei c verästeln. Bei d und e wachsen Rhizomorphen aus dem Innern hervor. ®. nat. Gr.
2 Wurzel des Weinstocks mit Scelerotien. 3 Stück von 2 mit Konidienträgern, 5:1. 4# Coremium®
mit Konidien, 420:1. 5 Zwei Perithecien mit Sporen an der Spitze, vergr. 6 Schläuche und Para-
physen, stark vergr. (I—4 nach Harrıs, > nach PrILTIEuUx, 6 nach VIALA.)
932 III. ©. Ascomycetes.
Papille versehen. Die Wandung der Perithecien zeigt eine äufsere,
schwarze, kohlige und zerbrechliche Schicht und eine hellfarbige,
weiche, von der die Schläuche und Paraphysen ausgehen. Die
Schläuche sind gestielt und langfädig und besitzen an ihrem Scheitel
einen stark lichtbrechenden Membranpfropfen, der sich mit Jod blau
färbt. Im Innern entstehen in einreihiger Lage acht einzellige, etwas
kahnförmig gebogene und auf einer Seite etwas dickere, schwarzbraune
Sporen. Bei der Reife gelatinieren die Paraphysen und Schlauch-
wandungen, und die Sporen werden frei; wenn nun durch den ent-
stehenden Druck das Gehäuse an der Spitze in einem Riis aufgeplatzt
ist, so treten die Sporen mit dem Schleim in Form eines schwarzen
Tröpfehens heraus. Durch diese Tatsachen ist die Zugehörigkeit des
Pilzes zu der Gattung Rosellinea sichergestellt.
Der Schaden, den das Mycel in den Weinbergen anrichtet, ist un-
geheuer grofs, und man hat ihm bei der Häufigkeit seines Auftretens
verschiedene Benennungen in den einzelnen Ländern gegeben; so ist
er in Deutschland als Wurzelpilz oder Wurzelschimmel der
Reben, in Frankreich als Blanc de racines, Ohampignon blanc. Blanquet
oder PourridiE de la vigne, ın Italien als Mal biunco, Morbo bianco be-
kannt und gefürchtet. Da sich die Krankheit nur in feuchten Böden
findet, so hat man mit Recht die Frage aufgeworfen, ob der Pilz die
primäre Ursache der Erkrankung ist, oder ob er sich nicht vielmehr erst
einstellt, wenn der Standort zu feucht ıst. Man nahm früher allgemein
an, dafs der Wurzelschimmel allein verantwortlich zu machen sei; in-
dessen mehren sich jetzt die Stimmen derer, welche in erster Linie die
ungünstigen Bodenverhältnisse als erste Ursache annehmen. So nimmt
SORAUER, ohne dafs ihm bisher ernstlich widersprochen worden wäre,
an, dafs die Wurzeln durch die Nässe gegen den Pilz ihre Widerstands-
kraft verlieren und ihm so schnell zum Opfer fallen. Dafür dienen die
beiden Tatsachen zum Beweis, dafs der Pilz auf trockenen Böden nicht
vorkommt, und dafs in nassen Böden die Wurzeln auch ohne Pilz ab-
sterben können. Letzterer Fall ist allerdings bei der allgemeinen Ver-
breitung der Rosellinia recht selten. Mag nun aber der Pilz primär oder
sekundär schädlich wirken, so erscheint es doch völlig sicher, dafs er,
wenn er überhaupt erst vorhanden ist, auch gesunde Wurzeln zu töten
vermag. Wir haben in ihm also einen jener Parasiten vor uns, die nur
unter gewissen Voraussetzungen ihre verderbliche Tätigkeit beginnen,
dann aber auch beim gesunden Gewebe fortsetzen. Deshalb erscheint die
Bekämpfung des Schädlings unter allen Umständen geboten, Als bestes
Präventivmittel empfiehlt sich die von Vıara bereits vorgeschlagene
Drainage des Bodens. Daneben sind aber mit Erfolg direkte Be-
kämpfungsmittel versucht worden. So hat M. BeinuingG!) im badischen
Weinbaugebiet eine Düngung der Weinstöcke mit je 120 bis 200 &
Eisenvitriol mit gutem Erfolge angewandt. G. Forx?) hat das bei
Reblausvertilgung angewandte Extinktionsverfahren mittels Schwefel-
kohlenstoffs probiert und damit günstige Resultate erzielt. Endlich
mufs auch der Vorbehandlung der Stecklinge bei der sogenannten
Stratifikation in feuchtem Sande erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt
!) Über das Auftreten der Rebenkrankheiten im Grofsherzogtum Baden im
Jahre 1891 in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh., II, 1892, S. 207.
?2) Les terrains punais des vignobles des Cötes du Rhöne in Rev. de Viticult.
T, 1899-0792
Sphaeriaceae. 933
werden, denn A. Pruxer!) erwähnt einen Fall, in dem sämtliche in
Stratifikation in einem Keller befindliche Stecklinge durch die mangel-
hafte Beschaffenheit des Sandes mit dem Wurzelschimmel angesteckt
waren. Aufserdem ist das Isolieren der befallenen Stellen eines Wein-
berges durch Gräben und die Vernichtung der befallenen und ab-
gestorbenen Pflanzen zu empfehlen.
Bevor man die im vorstehenden geschilderten Tatsachen klar er-
kannt hatte, machte man noch eine Reihe von anderen Pilzen für dieselbe
Erkrankung verantwortlich, wohl aber mit Unrecht, da sie wahrschein -
lich nur harmlose Saprophyten darstellen. So wurde zuerst das Mycel
mit den Rhizomorphen der Armillaria mellea in Verbindung gebracht,
die an Wald- und auch Fruchtbäumen verwüstend auftreten können.
Indessen hat man mit Sicherheit niemals Fruchtkörper auftreten sehen,
und man hat sich auch bald überzeugt, dafs der anatomische Bau der
beiden Rhizomorphen ein verschiedener ist. Weit wahrscheinlicher
war die Annahme, dafs ein Discomycet Roesleria pallida (Pers.) Sacc.
[= Coniocybe pallida (Pers.) Körb., Roesleria hypogaea v. Thüm.], der sehr
häufig gefunden wurde, als Ursache des Wurzelschimmels zu gelten
habe. Aber auch diese von v. THÜMEN?) vertretene Annahme ist von
der Hand zu weisen, da dieser kleine, mit gestieltem Köpfchen ver-
sehene Pilz aufserordentlich häufig auf Wurzeln aller möglichen Pflanzen
saprophytisch auftritt. P. Vıara hat in seiner Monographie gezeigt,
dais aufser der Kosellinia necatrix noch das Mycel einer verwandten
Art am Weinstock auftritt, von der aber bisher nur Konidienträger
bekannt sind. Er nennt sie Dematophora glomerata und hat sie in Sand-
boden der Weinberge Südfrankreichs beobachtet: über ihre Schädlich-
keit ist bisher wenig bekannt geworden. Endlich wird noch ein Mycel
von G. Forx und P. Vıara?) erwähnt (Fibrillaria), das nach ihren
Kulturen zu einer Psathyrella-Art gehört. Auch über die Schädlichkeit
dieses Mycels gehen die Ansichten auseinander, obwohl ©. RouMEGUERE ®)
gefunden haben will, dafs es von den Weinbergspfählen auf intakte
Rebwurzeln übergehen kann.
J. BEHRENS?) hat Kulturversuche mit erkrankten Rebenwurzeln an-
gestellt und dabei einen Pilz gefunden, der sich von der Dematophora
morphologisch unterscheidet. Dieser von ihm Pseudodematophora ge-
nannte Schädling tötet die Wurzeln nicht ab, wenn nicht eine hoch-
gradige Disposition dafür vorhanden ist, sondern beteiligt sich nur an
der Zerstörung der Holzpfähle und des toten Rebenholzes. Eisenvitriol
tötet das Mycel ab.
Wenn also auch bei dem Wurzelschimmel der Reben noch nicht
alle Einzelheiten in befriedigender Weise erklärt und erwiesen sind,
so scheint doch das Hauptbild der Erkrankung durch die Rosellinia
verursacht zu werden, während alle übrigen Mycelien nur gelegentliche
Saprophyten sind. .
Eine dritte Art, welche für gewöhnlich nur als harmloser Sapro-
phyt seine Perithecien auf nacktem Holze entwickelt, ist R. aquıla
') Sur la propagation du pourridie de la vigne par les boutures in Compt.
rend. CXV, 1892, S. 562.
2) Pilze des Weinstockes, Wien 1878, S. 209.
3) Revue mycol. VII, 1855, S. 75.
*) Daselbst S. 77. RR
5) Untersuchungen über den Wurzelschimmel der Reben in Centralbl. f. Bakt.
u. Par., 2. Abt., II, 1897, S. 584.
234 III. ©. Ascomycetes.
(Fries) de Not; die Fruchtkörper sind schwarz, oft gefurcht, ziemlich
erofs und stehen dicht gedrängt auf einem lockeren, schwarzen Hyphen-
filz. Nach Prituieux und DELACROIX !) verursacht der Pilz eine Wurzel-
krankheit der Maulbeerbäume in Südfrankreich, indem er auf den
Wurzeln dünne, spinnenwebeartige Hyphenpolster bildet. Die Fäden
dringen auch in die Wurzeln ein und durchwuchern als weifse Schicht
das Cambium. Als Konidienform gehört Sporotrichum [uscum Link
dazu. Im allgemeinen ähnelt die Krankheit der durch R. necatrix
hervorgebrachten Wurzelfäule.
Erwähnt mag endlich noch sein, dafs auf Ceylon eine Wurzel-
krankheit des Teestrauches nach G. Masser?) durch R. radieiperda
Mass. hervorgerufen wird. Auch hier wird die Wurzel dicht von einem
weifsen Hyphenfilz eingehüllt und abgetötet.
Von der Familie der Sphaeriaceen unterscheidet sich die der
Ceratostomataceae dadurch, dafs die Mündung der Perithecien
zu einer mehr oder weniger langen Röhre ausgezogen ist, die Frucht-
körper sind „geschnäbelt“. Erwähnt mag hier blofs Ceratostomella pilifera
(Fries) Wint. werden, die sehr lange, haarartige Schnäbel an den Peri-
thecien hat. Die Fruchtkörper finden sich an der Oberfläche von nacktem
Koniferenholz nicht selten; besonders auffällig wird der Pilz, weil sein
Mycel das Holz blau färbt. H. v. Schkenk®) hat sich mit dem
Pilze genauer beschäftigt und nachgewiesen, dafs er das Holz nur von
Verwundungen aus angreifen kann. Für Pinus pondcrosa bilden die
Bohrlöcher von Dendroctonus ponderosae die Eingangspforten für das
Mycel. Unter den gemeinsamen Angriffen des Bohrers und des Pilzes
stirbt der Baum im dritten Jahre ab, nachdem der gesamte Holzkörper
sich gebläut hat. Solche Fälle sind aus Europa noch nicht bekannt
geworden, vielmehr hat man ihn hier meist auf bearbeitetem Holz ge-
funden; trotzdem erscheint es notwendig, auf den Pilz mehr als bisher
zu achten.
Die Familie der Cucurbitariaceae besitzt in einigen Formen
bereits eine stromaartige Unterlage; indessen sind die Fruchtkörper
niemals eingesenkt, sondern sitzen stets auf. Am meisten charakteristisch
sind die rasen- oder herdenförmig beieinander stehenden Perithecien,
die zuerst von der Epidermis bedeckt sind und dann hervorbrechen.
Von der Gattung @Gibbera Fries, die kleine Stromata, behaarte Peri-
thecien und zweizellige, bräunliche Sporen besitzt, wird @. Vaceinü
(Sow.) Fr.*) den Stengeln der Preifselbeere eefährlich. Sobald die
Pflanzen in feuchtem Moose wachsen, sterben viele Zweige unter der
Einwirkung des Pilzes ab. Durch die festeren Stromata, auf denen
die Fruchtkörper dicht gedrängt in grofser Zahl sitzen, und die mauer-
förmig geteilten, braunen Sporen unterscheidet sich die Gattung
Cueurbitaria Gray. Als Wundparasit bei Cytisus Laburnum tritt C.
Laburni (Pers.) Ces. et de Not. häufig auf. Wie C. v. TUuBEUF°)
!) Rapport sur les maladies du mürier in Bull. du Minist. de l’agric. XII, 1893,
S. 452.
2) Ofr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, S. 285.
?) The bluing and the red rot of the western yellow pine in U. S. Dep. of
Agric., Bur. of Plant. Industr., Bull. Nr. 36, 1903.
*) Vergl C. v. Tuseur in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 1893, S. 142, und
Pflanzenkrankh., 1895, S. 222.
5) Cueurbitaria Laburni auf Cytisus Laburnum in Bot. Oentralbl. XXVI, 1856,
S. 229.
Mycosphaerellaceae. 235
nachwies, dringt das Mycel an Wunden, namentlich Hagelwunden, zu
den Asten ein und verbreitet sich auf gröfsere Strecken im lebenden
Gewebe, es zum Absterben bringend. Zu diesen Arten sollen nach
v. Tuseur dreierlei Pykniden mit einzelligen hyalinen, mit einzelligen
"braunen und mit mauerförmigen braunen Konidien gehören, wozu dann
noch nach älteren Autoren, Pykniden mit zweizelligen braunen Sporen
kommen würden. Wenn BREFELD!) in der Kultur nur die ersterwähnte
Art von Pykniden fand, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dafs auch
die anderen Nebenformen dazu gehören, nicht aufser dem Bereiche der
Möglichkeit, zumal auch Turasse ähnliche Angaben über die Pleo-
morphie macht wie v. Tupeur. In ähnlicher Weise schädigt auch
©. Sorbi Karst. die Zweige junger Ebereschen, nachdem sie durch
Verletzungen ins Innere des gesunden Gewebes vorgedrungen ist.
F. Cavara?) beobachtete eine Erkrankung der Weifstannen, die durch
©. pityophila (Kze.) de Not. hervorgerufen wurde. Die jungen Tannen,
die durch Beschattung und Luftmangel im Walde besonders dafür
disponiert erscheinen, zeigten am Stamme Beulen, die durch hyper-
trophische Wucherung der Rindenpartien erzeugt werden; das Holz
zeigt nur in geringem Grade anormales Wachstum. In den Beulen
sitzt das Mycel des Pilzes, das durch seinen Reiz die Vergröfserung
des Auswuchses veranlafst. Die Oberfläche erscheint rauh und rissig
und enthält sehr viele, dicht nebeneinander stehende Perithecien des
Pilzes. Die jungen Tannen gehen unter dem Einflufs des Pilzes bald
ein, indem zuerst die Äste, welche sich an der erkrankten Stelle be-
finden, und nachher der Stamm ober- und unterhalb der Angriffsstelle
absterben. Bisweilen übersteht der Baum den Angriff; dann aber wird
die Beule von Rinde entblöfst und bietet so einen vortrefflichen
Angriffspunkt für tierische Schmarotzer. Die Übertragung des Pilzes
soll durch Schnecken erfolgen, die das Stroma mit den Fruchtkörpern
fressen. Aufser diesen genannten Arten kommen (. Berberidis (Pers.)
Gray auf Berberitzen und (. elongata (Fries) Grev. auf Robinien
vor; auch sie greifen wahrscheinlich schon die lebenden Aste an und
bringen erst an totem Substrat ihre Schlauchfrüchte hervor.
Von den Familien der Amphisphaeriaceae und Lophio-
stomataceae sind mit Sicherheit keine krankheitserregenden Arten
bekannt geworden.
Die Familie der Mycosphaerellaceae, die man gewöhnlich
an den Anfang der stromaführenden Reihe der Sphaeriales stellt, be-
sitzt noch kein Stroma, sondern die Perithecien stehen einzeln unter
der Oberhaut eingesenkt und kommen höchstens mit ihrer Mündung
über die Oberfläche. Die Schläuche sind büschelförmig miteinander
verbunden und haben keine Paraphysen zwischen sich. Wir erwähnen
zuerst die Gattung Ascospora Fries, deren Perithecien dem Substrate
eingesenkt sind und auf einer aus braunen, dicken Hyphen zusammen-
gesetzten Unterlage stehen. Die Sporen sind länglich, hyalin und ein-
zellig.. Hierher rechnet P. Vvıremin®) die Fleckenkrankheit der
Kirschen, Pfirsiche und anderer Steinfrüchtler. Die jungen
Zweige und Blätter bekommen trockene Flecken, an deren Umkreis
!) Untersuch. a. d. Gesamtgeb. der Mykol., Heft X, S. 208.
2) Über eine neue Pilzkrankheit der Weifstanne in Zeitschr. f. Pfianzenkr.
VII, 1897, S, 321.
®) Sur une maladie des Cerisiers et des Pruniers en Lorraine in Journ. de
botan. I, 1887, S. 315, u. II, S. 255.
2365 III. ©. Ascomycetes.
sich das Parenchym rötet; diese anfangs rötlichen Flecken färben sich
dann braun. Im Juni erscheinen dann auf der Oberseite der Flecken
Konidienlager, die auf kleinen Stromata stehen und längliche, vier- und
mehrzellige Konidien auf kurzen Sterigmen bilden. Dies ist Corynmeum
beijerinckii, das mehrfach als Ursache der Gummosis der Kirsch-
bäume betrachtet worden ist, Das dürfte aber schwerlich richtig sein,
obwohl die Flecken häufig mit Gummi imprägniert sind. Im Herbst er-
scheinen dann in den trockenen Flecken Pykniden (Phyllosticta Berje-
rinckti) und im Frühjahr des folgenden Jahres erst die Perithecien, die
VvILLEMIN als Ascospora Beijerinckii bezeichnet. Die Mündung ist sehr
klein oder fehlt (deshalb von Saccarno als Asterula bezeichnet).
Manches m dem Entwicklungsgang dieses Pilzes bedarf noch der
Klärung und Bestätigung; so ist die Zusammengehörigkeit der Neben-
fruchtformen mit der Hauptfruchtform noch nicht über jeden Zweifel
erhaben. VUILLEMIN scheint der Ansicht zuzuneigen, dafs der Pilz nur
unter bestimmten Voraussetzungen zum Parasiten wird; zur Bekämpfung
empfiehlt er Kupfersalze. Über die Beziehungen des Pilzes zum Gummi-
flufs haben die Untersuchungen von R. AperHoLp!) Aufschlufs gegeben.
Derselbe stellte zunächst die Identität von Coryneum Beijerinckii und
Olasterosporium carpophilum fest und wies hierauf durch Impfversuche
nach, dafs der Pilz, wenn er in Wunden gebracht wurde, eine Gummi-
bildung veranlatist. Allerdings müssen die Wunden so tief sein, dafs
sie das Cambium erreichen; bei Impfung auf die blofsgelegte, grüne
Rinde zeigte sich keine Gummientwicklung. Es ergibt sich aus diesen
Versuchen, dafs der Pilz nur als eine von den vielen Ursachen anzusehen
ist, welche bei den Amygdalaceen zum Gummiflufs führen (s. Bd. D),
indem er imstande ist, Wunden lange Zeit offen zu erhalten. Wie
weit er dabei direkt beteiligt ist, mufs noch näher erwiesen werden,
denn ADERHOLD fand bei seinen Versuchen sowohl Pilzflecken ohne
Gummibildung, wie anderseits Wunden mit reichlicher Gummosis ohne
Gegenwart des Coryneum.
Ausschliefslich Parasiten enthält die Gattung Stigmatea Fries,
deren Perithecien sehr klein sind und oft nur von der Cuticula be-
deckt werden, Die Sporen sind länglich, zweizellig und fast hyalın.
Die meisten Arten kommen an Blättern wildwachsender Pflanzen vor
(z. B. die häufige S. Robertiani Fries in Blättern von Geranium Rober-
fianum) und interessieren uns deshalb hier nicht. Nur eine Art, welche
die Blattbräune von Birnwildlingen m Baumschulen hervor-
ruft, verdient eine etwas genauere Behandlung”). Die Krankheit ist in
der Regel schon im Frühjahr bald nach der Entfaltung des Laubes be-
merkbar, indem man an einzelnen Blättern äufserst feine, bei auf-
fallendem Lichte stumpfkarminrote, bei durchfallendem Lichte leuchtend
rote Flecke zunächst auf der Oberseite, später auch auf der Unterseite
wahrnimmt. Das junge, noch weiche Blatt macht dann den Eindruck,
als hätte es hier und da äufserst feine Spritztröpfehen erhalten. Bei
der Fortentwicklung des Blattes vergröfsern sich die Flecken und ver-
ändern sich insofern, als nun das Zentrum eine ganz schwach auf-
') Uber Olasterosporium carpophilum (Lev.) Aderh. und Beziehungen desselben
zum Gummiflufs des Steinobstes in Arb. a. d. Biolog. Abt. am Kais. Gesundheitsamte,
II, 1902, S. 515.
2) Vergl. Sorauer, Handbuch, 2. Aufl. II, S. 372.
Mycosphaerellaceae. 237
getriebene, kreisrunde, schwarzkrustige Stelle erhält (Fig. 36, 2). Bei zu-
nehmender Intensität der Krankheit vermehren sich die Flecken, das
erkrankte Blatt erscheint nun durchgängig rot bis braun punktiert, bis es
durch Verschmelzung der braunen Flecken, welche durch das ganze
Blattgewebe hindurchgehen und auf der Oberseite grölser als auf der
Unterseite erscheinen, tief braun gefärbt wird; es krümmt sich nun etwas
muldenförmig und fällt schliefslich ab. Auf diese Weise erscheinen
die Birnenwildlinge oft schon zu Ende des Juli, mit Ausnahme der
Jüngsten Spitzen, gänzlich entblättert. Feuchte Sommer erzeugen zwar
bei solchen Wildlingen noch einen zweiten, kräftigen Trieb; allein
auch bei diesem beginnt das ältere Laub alsbald sich zu bräunen und
abzufallen, so dafs immer nur die Zweigspitzen einige Blätter behalten.
Die kranken Wildlinge sind deshalb schon aus weiter Ferne durch ihr
besenartiges Aussehen oder durch die tiefbraune Färbung ihres Laubes
in der Baumschule bemerklich.
Während anfangs in den Flecken nur wenig Pilzmycel nachweisbar
ist, entsteht später im abgestorbenen Gewebe ein Mycellager, auf dem
Konidien abgeschnürt werden. Es ist leicht, die Entstehung dieser
Konidien zu verfolgen. Die aus dem Stroma sich erhebenden, aus drei
bis vier ziemlich langgestreckten Zellen bestehenden Aste zeigen zunächst
das Endglied der Zellreihe angeschwollen, und bald darauf das zweite,
welches die untere Zelle der eigentlichen Konidie darstellt. Beide
Zellen färben sich nach ihrer Anschwellung mit Jod dunkler als die
beiden übrigbleibenden, zylindrischen Stielzellen. Wenn das Lager älter
wird, erscheint die Färbung oft intensiver braun, was von der Farbe
der Wandungen und des Inhalts der Epidermiszellen herkommt, die
von dem Konidienlager allmählich zusammengedrückt werden, falls sie
nicht ganz von den Mycelfäden erfüllt sind. Bisweilen entstehen die
Lager unter einer etwas stärkeren Decke, so dafs an der aufreilsenden
Cuticula derbes, braunwandiges Pilzgewebe haftet, wodurch es den
Anschein gewinnt, als entständen die Konidien in einem Gehäuse.
Im reifen Zustande bestehen dann die Konidien meist aus vier kreuzweis
stehenden Zellen, die meist mit einer Borste versehen sind und von
denen die oberste gröfste eine eirunde, die übrigen dagegen mehr längliche
Gestalt besitzen (Fig. 36, 3). FUCkEL hat diese Konidienlager als Morthiera
Mespili bezeichnet, SaccarDo versetzt sie in die Gattung Entomosportum.
An im Freien liegenden, kranken Blättern hat dann P. Soraver im De-
zember braune Perithecien gefunden, von denen er annimmt, dafs sie
zum Entomosporium gehören. Meist sitzen sie entweder zwischen den
auseinander gedrängten Zellen des Palisaden -Parenchyms der Ober-
seite oder zwischen den Epidermiszellen und der oberen Wandung
der Palisadenzellen; im ersteren Falle sind sie äufserlich nicht er-
kennbar: im anderen Falle bildet die Epidermis eine deutliche Aut-
treibung, da sie bei dem Wachstum der Frucht in einer Ausdehnung
von etwa dem dreifachen Kapseldurchmesser von den etwas von oben
nach unten zusammengedrückten Palisadenzellen abgehoben wird. Die
Schläuche sind keulig und enthalten acht fast farblose, spitz eirunde
bis stumpf keulige Sporen, die durch eine Querwand im zwei etwas
ungleiche Hälften geteilt werden. Paraphysen finden sich spärlich
zwischen den Schläuchen. Der Pilz würde deshalb wohl zur Gattung
Stigmatea gehören, wo er den Namen 8. Mespili Sor. zu führen hätte.
Im Mai keimen die Sporen aus, und in diese Zeit fallen auch die ersten
Blatterkrankungen. Es scheint, als ob die edlen Sorten der Krankheit
238 III. C. Ascomycetes.
Fig. 36. Erkrankungen durch Pyrenomyceten.
1 Pflaumenblatt mit Stromata von Polystigma rubrum (Pers.) DC. 2 Birnenblätter mit Flecken von
Stigmatea Mespih Sor. 3 Schnitt durch ein Konidienlager von Entomosporium Mespili (Fuck.) Sacc.
4 Birnenblätter mit Flecken von Mycosphaerella sentina (Fries) Schroet. 5 Erdbeerblätter mit Flecken
von M. Fragariae (Tul.) Lindau. 6 Schnitt durch einen Konidienhaufen von Kamularia Tulasner Sacc.
3, 6 stark vergr., alles übrige nat. Gr. (1, 3, 4 nach SoRAUER, 2 nach KırcHner, 5, 6 nach TU1.ASNE..
Mycosphaerellaceae. 2339
nicht in dem Mafse zugänglich sind wie die Wildlinge. Infolgedessen
würde das einzig mögliche Verhütungsmittel das sein, die Wildlinge
möglichst tief zu veredeln und die jungen Pflanzen dorthin zu ver-
setzen, wo keine erkrankten älteren Bäume vorhanden sind.
Die viele Arten umfassende Gattung Myecosphaerella Johans. besitzt
winzig kleine Perithecien, in denen die Schläuche zu Büscheln vereint
sitzen. Die Sporen sind eiförmig, zweizellig und meist hyalin; Paraphysen
fehlen vollständig. Wenn auch die Perithecien meist erst unter der
Epidermis von toten Blättern oder jungen Zweigen entstehen, so wird
doch stets, soweit man es weils, bereits das lebende Pflanzengewebe
von den Pilzhyphen durchzogen. Höchstwahrscheinlich gehören
Konidienformen, die man zu Ramularia, Ovularia oder ähnlichen
Grattungen stellt, zu Mycosphaerella-Arten; bisher ist allerdings erst ın
wenigen Fällen der Zusammenhang konstatiert worden. Unterliegt es
also kaum einem Zweifel, dafs die allermeisten Arten der Gattung
Parasiten sind, so können doch hier nur wenige angeführt werden,
weil der Nachweis, dafs das ım lebenden Gewebe wuchernde und
Konidien erzeugende Mycel zu Mycosphaerella-Perithecien gehört, nicht
leicht zu erbringen ist. Es möge zuerst M. Mori (Fuck.) Lindau erwähnt
werden, die im Frühjahr auf den Maulbeerblättern unregelmäfsig
gestaltete, hellbraune, am Rande dunkel gezonte Flecken hervorbringt.
Unter der Epidermis werden auf stromatischen Lagern in den Flecken
Konidienlager angelegt, die als Cylindrosporium Mori Berl. bekannt
sind. Im Winter erscheinen auf den abgefallenen Blättern dann die
Perithecien des Pilzes. Auf den Blättern vieler Forst- und Nutzbäume
(z. B. Castanea) tritt M. maculiformis (Pers.) Schroet. auf, zu der
A. N. Bertese!) als Konidienform Phyllosticta maculiformis und als
Konidienform Cylindrosporium castanicolum vechnet,. M. sentina (Fries)
Schroet. verursacht eine sehr häufige Fleckenkrankheit der
Birnenblätter und kann bei starkem Auftreten vielen Schaden anrichten
(Fig. 36, 4). Auf den Blättern der Kirschbäume verursacht Cercospor«a
cerasella Sacc. rundliche, braune, oft rot umrandete Flecken, die häufig
aus dem Blatte ausfallen. In den abgefallenen Blättern überwintert
der Pilz und erzeugt dann im Frühjahr die Schlauchgeneration, welche
von R. ADperHoLD?) M. cerasella genannt wurde. Sehr bekannt ist
MM. F'ragariae (Tul.) Lindau, die Ursache der Fleckenkrankheit der
Erdbeerblätter. Auf den Blättern der kultivierten Sorten erscheinen
im Frühjahr purpurrote, runde Flecken, die oft zusammenfliefsen. In ihrer
Mitte trocknet das Gewebe ab und bricht schliefslich oft aus (Fig. 36, 5).
Es finden sich während des Sommers in den Flecken kleine Mycel-
anhäufungen, auf denen Sterigmen entstehen, die die Oberhaut des
Blattes durchbohren und an ihrer Spitze längliche, meist mehrzellige
Sporen reihenweise bilden (Fig. 36, 6). Das ist Ramularia Tulasnei Sacc.
Aufserdem finden sich gegen Ende der Vegetationsperiode die Pykniden
der Ascochyta Fragariae Lib., die Turasne ebenfalls hierher bringt. Erst
im Winter werden die Perithecien gebildet. Man hat auch noch eine
zweite Konidienform, Graphiothecium phyllogenum Sacc. hierher?) ziehen
1) Il seccume del Castagno in Riv. d. Pat veg. II, Nr. 5—9.
2) Mycosphaerella c«rasella n. sp., die Perithecienform von Cercospora cerasella
Sacc. und ihre Entwicklung in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XVIII, 1900, S. 246.
?) Scriexer in Report of the chief of the section of veg. path. for the year
1887, Washington, 1888. Uber die anatomischen Verhältnisse vergl. E. Baroxı e
Del Guercio G. in Nuov. Giorn. Bot. Ital. n. s. I, 1894, S. 208.
240 III. C. Ascomycetes.
wollen, ob mit Recht, sei dahingestellt. Bei geringer Ausbreitung
wird der Pilz wenig Schaden anrichten, bei starkem Befall aber vermag
er den Fruchtertrag herabzudrücken und sogar die Pflanzen abzutöten.
In Töpfen kultivierte Pflanzen sind der Erkrankung mehr ausgesetzt
als Freilandpflanzen, auch allzu grofse Feuchtigkeit wirkt entschieden
prädisponierend. Als Ursache der Lärchennadelschütte sieht
R. Harrıc!) die M. laricina an. Auf den lebenden Nadeln bildet der
Pilz blaue Flecken und Mycelwucherungen, welche stabförmige Konidien
abschnüren; die toten abgefallenen Nadeln lassen die Perithecien reifen.
Von tropischen Arten seien M. Loefgreni Noack und M. Coffeae Noack?)
erwähnt. Die erstere Art tritt an Blättern, Zweigen, Stacheln und
jungen Früchten der Orangenbäume in Südbrasilien auf und bringt
charakteristische, fleischrote, später abtrocknende weilse Flecken hervor.
Autser den Perithecien werden auch Septoria-Pykniden hervorgebracht.
Die zweite Art tritt auf Kaffeeblättern in Brasilien auf, scheint
jedoch ebensowenig wie M Loefgreni besonderen Schaden zu ver-
ursachen. Eine für den Weinstock gefährliche Art erwähnt E. Raruay?);
ihre Pykniden und Perithecien bildet sie auf den Beeren, die sie da-
durch zerstört. Es ist noch nicht bekannt, ob hier eine neue Art oder
nur ein merkwürdiges Auftreten einer bereits auf Rebenblättern ge-
fundenen Art vorliegt.
Wir kommen nun zu einem wichtigen Pilz, dessen Pyknidenform
als eine Ursache der Herzfäule der Zuckerrüben angesprochen
worden ist, während die Perithecienform selten und für den Verlauf
der Krankheit ohne Bedeutung ist. Die Krankheit beginnt im Sommer
und zeigt sich durch das Schwarzwerden und Vertrocknen der jüngsten
Herzblätter. Allmählich geht der Prozess auch auf die älteren Blätter
über, indem von den Blattstielen aus, die mit den Herzblättern in
engster Berührung stehen, die Fäulnis auf die Spreite übergreift. So
kommt es, dafs bisweilen gegen Ende des Sommers die Rüben all
ihrer Blätter beraubt sind und erst neue junge Blättchen zu treiben
beginnen, wenn die Herbstregen einsetzen. Die Krankheit geht auch
auf den Rübenkörper selbst über, indem das Gewebe gebräunt und zum
Verfaulen gebracht wird. Die Krankheit kann zwar zum Stillstand
kommen, indem die erkrankten Teile durch eine Korkschicht abgetrennt
werden, aber die Rübe wird unansehnlich und verliert bedeutend an
Gewicht. Die Folge der Erkrankung ist in allen Fällen eine bedeutende
Verminderung des Erntegewichtes, die sich leicht aus der Verminderung
der Assimilationsstoffe infolge des Absterbens des Blattapparates er-
klärt. und ferner eine Herabsetzung des Zuckergehaltes der Rüben,
indem ein Teil des Rohrzuckers ganz verschwindet, ein anderer zu
Traubenzucker reduziert wird. Man hat in den erkrankten Pflanzen-
teilen Pilzmycel gefunden und daran auch die Pyknidenfruktifikation
nachgewiesen. B. Frank *) nennt den Pilz Phoma Betae: trotzdem dieser
') Der Nadelschüttepilz der Lärche, Spaerella laricina n. sp., in Forstl. naturw.
Zeitschr. IV, 1895, S. 446.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X, 1900, S. 321, und XI, 190 , S. 200.
°®) Eine Sphaerella als Ursache einer neuen Traubenkrankheit in Kloster-
neuburger Jahresber. 1893, S. XLIX.
4) Phoma Betae, ein neuer Rübenpilz in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 1893,
S. 90; ferner in Zeitschr. d. Ver. f. die Rübenzuckerindustrie d. Deutsch. Reiches,
1892 und 1893, und in Kampfbuch, S. 129. Verg]. ferner F. Krücer, Die bis jetzt
&emachten Beobachtungen über Frank’s neuen Rübenpilz Phoma Betae in Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. IV, 1894, S. 13.
Mycosphaerellaceae. 241
Autor die ersten gröflseren Untersuchungen über den Schädling an-
gestellt hat, ist er doch schon früher von E. Rostrur !) als Phoma sphaer 0-
spermd und von E. Priruieux ® ) und G. Deracroix als Phyllosticeta tabifica
bezeichnet worden. Die Pykniden des Pilzes sind punktkleine, schwarze
Behälter von etwa 0,2 mm Durchmesser, die an der Oberfläche der
verfaulenden Pflanzenteile sitzen und in ihrem Innern hyaline, eiförmige
Sporen produzieren. Unter dem Einflufs der Feuchtigkeit quellen sie in
langen Schleimranken aus der apikalen Öffnung der Pykniden heraus.
Bisweilen befinden sich die Pykniden auch auf "abgestorbenen Flecken,
die an den noch lebenden Blättern sitzen und davon Zeugnis ablegen,
dafs der Pilz auch als echter Parasit auftreten kann. Bei der Herz-
fäule der Zuckerrüben mufs er jedoch nur als ein zwar äufserst häufiger,
aber doch nicht steter Begleiter der Krankheit angesehen werden, da
SORAUER Anfangsstadien der Erkrankung beobachtet hat, bei welchen jede
Pilzvegetation fehlte?). Bezüglich der weiteren Entwicklung der Phoma
ist zu erwähnen, dafs im Spätherbst nach den Beobachtungen der beiden
genannten französischen Forscher die Perithecien an den abgetöteten
Blattstielen auftreten. Dies sind braune, kuglige Behälter, die noch kleiner
sind als die Pykniden und die länglichen Schläuche enthalten (Fig. 38, 2).
Paraphysen fehlen vollständig. Die Sporen sind länglich und werden
durch eine Querwand in zwei ungleich grofse Zellen geteilt. Die
Perithecienform gehört nach PRILLIEUXx und Deracroix zu Myecosphaerella
und ist als M. tabifica bezeichnet worden. Aus dem Grunde, weil man
diese Schlauchform als zugehörig zur Phoma erkannt hat, "wurde die
Krankheit bei den Ascomyceten an dieser Stelle behandelt. "Für die Er-
krankung der Pflanzengewebe selber kommt nur das Mycel in Betracht,
das nach Frank die Wände der Zellen durchbohren und den Plasma-
inhalt aufzehren soll. Als hauptsächlichste Verbreiter des Pilzes
müssen die Phomasporen in Betracht gezogen werden, weil bei der
Seltenheit der Schlauchsporen der intensive Befall eines Feldes sich
kaum erklären liefse, wollte man die Überwinterung des Pilzes allein
den Schlauchsporen zuschreiben.
Man hat der Krankheit für den Rübenbau eine grofse Bedeutung
zugemessen, die aber von seiten gewisser Untersucher, namentlich von
Frank, wohl ganz bedeutend überschätzt worden ist*). Der Pilz macht
sich in den rübenbauenden Ländern in sehr ungleichem Mafse be-
merkbar; selbst in demselben Distrikte und auf derselben Ackerbreite
kann sein Auftreten ein aufserordentlich ungleichmäfsiges sein. Diese
merkwürdige Erscheinung hängt mit gewissen Vorbedingungen zu-
sammen, die erfüllt sein müssen, ehe der Schädling um sich greift.
Wohl von allen Beobachtern wird zugegeben, dafs eine Trockenperiode,
wie sie häufig der Sommer mit sich bringt, voraufgegangen sein mufs,
ehe die Epidemie einsetzt. Durch die Entziehung des Wassers werden
die Blätter schlaff und welk und geben in diesem Zustande den besten
Boden für den Pilz ab, der die geschwächten Gewebe befällt und un-
gehindert durchwuchert. Nach Fraxk’s Versuchen vermögen die Mycel-
1) Tidsskrift £. Landoekon., V. ser., VIII, 1838, S. 746, und Plantepatol., S. 566.
2) La Pourriture de la Betterave in Bull. Soc. Mye. France VII, 1891, S. 15 u. 23.
3) Pflanzenschutz III. Aufl., S. 58.
#4) W. Horrrung (cfr. Zeitschr. f Pflanzenkr. IV, 294, und VII, 124) nament-
lich macht vielmehr den Boden als den Pilz für die Krankheitserscheinungen Ver-
antwortlich.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 16
242 III. C. Ascomycetes.
schläuche in die durch Wasserentziehung geschwächten Rübenteile
einzudringen, ebenso wie auch an Stellen absichtlicher Verwundung,
keinesfalls aber besitzt der Pilz die Fähigkeit, die ge-
sunden, in vollem Wachstum befindlichen und eine unverletzte
Epidermis aufweisenden Blätter zu befallen. Wir haben es also,
wie in so vielen Fällen, auch nur mit einer Art zu tun, die fakul-
tativ parasitisch ist. Frank hat das Mycel in künstlicher Nährlösung
bis zur Fruktifikation erzogen; allerdings lassen sich daraus kaum
Schlüsse ziehen, wie etwa im Freien gekeimte Mycelien saprophytisch
ihr Leben fristen. Wenn eine Verhütung der Krankheit möglich ist,
so mülste sie dadurch erfolgen können, dafs man vermeidet, die
Pflanzen durch den Wassermangel disponiert zu machen. Nur in
den wenigsten Fällen dürfte es möglich sein, durch ausgiebige Be-
wässerung eines Feldes den gewollten Effekt zu erzielen, weil ge-
steigerte Wasserzufuhr nicht blofs Geld kostet, sondern auch Gefahren
anderer Art, wie z.B. Fäule der Rüben, mit sich bringt. Besser dürfte
es deshalb sein, von vornherein auf allzu sehr der Austrocknung aus-
gesetzten Ackerbreiten den Rübenbau einzustellen. Viel durchgreifen-
deren Erfolg versprechen dagegen andere Mittel. Wenn die Rüben
nämlich zur normalen Zeit ausgepflanzt sind, so wird um den Beginn
der sommerlichen Hitze, also etwa ım Juni, der Blattapparat am
kräftigsten entwickelt sein und des meisten Wassers bedürfen. Wenn
nun Wassermangel eintritt, so erfolgt schnelles Welken der Blätter
und damit das Eintreten der Disposition für den Pilz. Man kann nun
dadurch, dafs man die Rüben spät setzt, also etwa Anfang Juni oder
Ende Mai, die Entwicklung des Blattapparates derartig beschränken,
dafs zur Zeit der gröfsten Hitzegefahr das Wasserbedürfnis der
Blätter noch kein allzu hohes ist. Ferner könnte man auch durch
Abschneiden der älteren Blätter die Angriffsfläche des Pilzes aufs
äufserste beschränken. Beide Mittel, sowohl das Spätpflanzen wie
die Entblattung, haben gute Erfolge erzielt, wenn auch nicht zu leugnen
ist, dafs durch die Zerstörung des assimilatorischen Apparates, der erst
wieder durch Austreiben der Knospen ersetzt werden mufs, der Ernte-
ertrag herabgesetzt wird; dagegen wird der Zuckergehalt nicht ver-
mindert, sondern eher vermehrt. Zur Bekämpfung hat man ferner ver-
sucht, durch kräftige Düngung die Pflanzen widerstandsfähiger zu
machen, indessen ist der erhoffte Erfolg fast durchweg ausgeblieben,
und zwar aus einem sehr einfachen Grunde. Durch die Düngung wird
natürlich der Blattapparat zur möglichst kräftigen Entwicklung gebracht;
tritt also Trockenheit ein, so ist die Fläche, die die Pflanze dem Pilze
bietet, um so gröfser, und es tritt deshalb gerade der gegenteilige
Effekt ein. Besondere Beachtung haben in dieser Beziehung die Prak-
tiker der Düngung mit Scheideschlamm aus den Zuckerfabriken ge-
schenkt, weil ja dieses Mittel in Rübengegenden sich leicht und billig
beschaffen läfst. Man hat!) aber stets gefunden, dafs Kalk und Scheide-
schlamm das Auftreten der Herzfäule auffällig begünstigen, wahr-
scheinlich deswegen, weil sie das Austrocknen des Bodens fördern. In
trockenen Lagen sind deshalb derartige Düngemittel unter allen Um-
1) Vergl. W. Rıcnrer, Über die Beziehungen des Scheideschlammes zum Auf-
treten der Herztäule der Rüben in Zeitschr. f. Pfanzenkr. V, 1895, S. 51; ferner
O. Sasse, Einige Beobachtungen aus dem praktischen Betriebe betreffs Auftretens
der Herz- oder Trockenfäule, ebenda IV, S. 359, vergl. auch P. Soraver, ebenda VI,
S. 338.
Mycosphaerellaceae. 243
ständen zu vermeiden. Was sonst als Gegenmittel empfohlen ist, wie
tiefes Umackern des Bodens, verhältnismäfsig dichtes Setzen der
Pflanzen usw., darüber ist vorläufig ein allgemein gültiges Urteil noch
nicht möglich. Dasselbe ist auch der Fall mit der Annahme, dafs die
Rübensorten nicht gleich empfänglich sind. So beobachtete W.Barros!),
dafs Rüben mit aufwärts gerichteten, krausen Blättern oder gabel-
förmigen Wurzeln empfindlicher seien als solche mit glatten, flachen
Blättern und tiefgehender Pfahlwurzel.
Die Herzfäule tritt nur selten ganz rein auf; meistens findet man
auf den welkenden Herzblättern noch eine ganze Anzahl von anderen
Pilzen, die bisweilen als Ursache der Erkrankung angegeben werden,
aber nichts weiter als harmlose Saprophyten auf den bereits absterbenden
Blättern sind. Dahin gehören Alternaria tenwis, Macrosporium commune,
Sporidesmium putrefaciens, Cladosporium herbarum, Periconia pyenospora,
Epieoccum-Arten, Ascochyta-Arten, Diplodia beticola usw. Allerdings kann
man mit mehreren der letztgenannten Arten durch Impfversuche Blatt-
erkrankungen hervorrufen; jedoch finden sich solche Verhältnisse, wie
sie bei künstlichen Pilzkulturen gegeben werden, in der freien Natur
nur in seltenen Fällen.
An dieser Stelle müfste auch die Schwärze des Getreides
ihre Erwähnung finden, da als Perithecienform zu dem Schwärzepilz
ebenfalls eine Mycosphaerella gehört. Ich ziehe es aber vor, die ver-
schiedenen Schwärzen gemeinsam bei Cladosporium zu behandeln und
verweise auf dies spätere Kapitel.
Ahnliche Perithecien, aber mauerförmig geteilte Sporen besitzt
Plıosphaerulina Passer. Erwähnt sei von dieser Gattung nur P. briosiana,
die G. Porraccı?) als Ursache einer Blattfleckenkrankheit der
Luzerne in Oberitalien nachgewiesen hat.
Wir kommen nun zu einer wichtigen Krankheit der Reben, die
unter dem Namen Black-rot oder Schwarzfäule der Trauben
bekannt und gefürchtet ist. Wenn die Beeren etwa zwei Drittel ihrer
normalen Gröfse erreicht haben, so beginnen sich mifsfarbige, braun
werdende Flecken zu zeigen, die sich über die ganze Beere verbreiten
(Fig. 37,5). Sie trocknet dadurch vollständig unter starker Schrumpfung
der Oberhaut zusammen und bildet einen harten Körper, indem zuletzt die
Haut dicht den Kernen aufliegt. In Form kleiner, schwarzer Pusteln treten
dann auf den kranken Beeren die Pykniden eines Pilzes auf, den wir
nachher näher betrachten werden. Obgleich die Krankheit gewöhnlich
nur die Beeren befällt und auch meist im Anfang nur einzelne einer
Traube, so kommt es doch zuweilen vor, dafs auch die Blätter er-
kranken. Es erscheinen auf ihnen scharf umrandete Flecken von be-
deutender Gröfse, in denen die Blattsubstanz dürr und abgetötet er-
scheint, während als schwarze Pusteln wieder die eingesenkten Pykniden
sichtbar werden (Fig. 37, 6). Man hat auch auf jungen Reben (Fig. 37. 7).
die Fruktifikationsorgane des Schmarotzers gefunden, doch scheint er
altes ausgereiftes Holz nicht zu befallen; gleichwohl gibt Vıara an, dafs
er die Pykniden noch auf Trieben von ziemlicher Dicke gefunden habe.
Die Krankheit ist in Nordamerika seit der Mitte des vorigen ‚Jahrhunderts
ı) Einige Beobachtungen über die Herz- und Trockenfäule in Zeitschr. f.
Zuckerindustrie in Böhmen XXIII, 1899, S. 323.
2) Sopra una nuova malattia dell’ erba medica in Atti ist. bot. Pavia, VII, 1901.
in-
244 Ill. ©. Ascomycetes.
bekannt geworden und wurde vielfach studiert, so von L. SCRIBNER!)
und später von mehreren französischen Forschern.
Ursprünglich kannte man nur die Pyknidenform des Pilzes, bis
Bipwern und nach ihm Eıuıs an überwinterten Beeren die Perithecien
fanden, die von SaccarDo als Physalospora Bidwellii bezeichnet wurden.
Die Perithecien sind schwarz, kuglig und entstehen, indem die Pykniden
nach Verschwinden ihres Konidienlagers an ihrem Grunde die Asken zu
bilden beginnen. Wir haben also hier den nicht häufig beobachteten
Fall, dafs die Perithecien nicht als besondere Behälter angelegt werden,
sondern nur umgewandelte Pykniden darstellen. Die Schläuche ent-
stehen am Grunde des Gehäuses als kompakte Masse und haben keine
Paraphysen zwischen sich; deswegen nahmen Vıara und Ravaz die
Species zu Laestadia bei den Mycosphaerellaceen hinüber. Da nach
den Gesetzen der Priorität der Name ZLaestadia bei den Pilzen auf-
gegeben werden mufs, weil eine ältere Kompositengattung diesen
Namen bereits mit Recht trägt, so wurde von den beiden Autoren die
(rattungsbezeichnung Guignardia gewählt, unter der der Pilz jetzt all-
gemein als @. Bidwelläi (Ell.) Viala et Rav. bekannt ist (Fig. 38, 2). Viel
bekannter als die nicht immer auftretende Perithecienform des Pilzes
sind die Nebenfruchtformen, welche stets vorhanden sind. Wenn das
Mycel eine Zeitlang im Gewebe der Beeren oder des Blattes gewuchert
hat, so bringt es auf den eintrocknenden Flecken die Pykniden hervor.
Diese stellen schwarze, runde, punktfeine, kuglige Behälter dar, die an
der Spitze mit einer runden Ausmündungsöffnung versehen sind. Man
unterscheidet zweierlei Arten von Pykniden, welche sich aber äufser-
lich durchaus gleichen und nur durch die in ihnen gebildeten Sporen
verschieden sind. Die Mikropykniden erzeugen stäbehenförmige, 5,9 u
lange und 0,5 u dicke Sporen, die Makr opykniden dagegen eiförmige, 4,5
bis 9 u lange und 1 bis 4 u dicke Sporen. Die letzteren Behälter sind all-
gemein unter dem Namen Phoma uvicola Berk. et Curt. bekannt, während
die ersteren von ENGELMANN den Namen Naemaspora ampeliecida erhalten
hatten. Die eiförmigen Sporen werden in Form von Ranken aus den
Pykniden ausgestofsen; sie keimen sofort wieder und verbreiten während
der Vegetationsperiode die Krankheit sehr schnell weiter. Nachdem
im Herbst die Produktion der Sporen auf dem das Innere der Pyknide
völlig auskleidenden Hymenium aufgehört hat, bildet sich am Grunde '
des Gehäuses im Frühjahr das Gewebe aus, das die Schläuche hervor-
sprossen läfst; es wandeln sich also die Pykniden direkt in die oben
beschriebenen Perithecien um. Man hat nun aufser den angeführten
Fruktifikationsorganen noch andere beobachtet, welche allerdings nicht
immer aufzutreten pflegen. So wurde bereits von P. Vıara eine Dauer-
form in Gestalt von Sclerotien, also von schwarzen, körnchenartigen
Körpern, beobachtet, die namentlich an Trauben entstand, welche
längere Zeit von Erde bedeckt waren. Auf solchen Sclerotien, aber
auch an den Pykniden, hat nun G. DeLacroix ?) eine Konidienform be-
'") Report of the fungus diseases of the grape vine. Dep. of Agric. Sect. of
Pl. Path., Washington 1886; ferner P. Vıara, Les maladies de la vigne, Paris;
E. Rarmay, Der Black-Rot (cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 306); F. v Mer, Die
Black-rot-Krankheit der Weinreben in Allgemeine Weinzeitung 1891; A. Pruxer,
Recherches sur le Black-Rot de la vigne in ‚ Rev. gener. de Botan. X, 1898, 8. 127,
404; L. Ravaz et A. Bonner, Recherches sur le blackrot (efr. Zeitschr. £. Pflanzenkr.
X, 8. 229).
?, Sur une forme conidienne du AN du Black-rot in Bull. Soc. Myc.
de France XVII, 1901, S. 133, und XIX, 128.
Mycosphaerellaceae. 245
Fig. 37. Rebenkrankheiten.
1 an zweijährigem, 2 an einjährigem Holz, 3 befallene
5—7 Black-rot durch (uignardia Bidwellir,
7 junges Holz mit Pykniden, 5 Falscher Meltau (Peronospora
Beere mit den Pykniden von (harrinia
nach Vıara und PAcoTTET,
1-4 Anthraknose durch Spaceloma ampelinum,
Weinbeeren, 4 von Meltau (Uncinula necator) befallene Traube.
5 chagrinierte Beere, 6 Blatt mit Pykniden,
viticola) auf jungen Beeren, 9 kürzlich an White-rot erkrankte
Diplodiella. 10 durch Cladosporium Roesleri ptlaumenblau gefleckte Beeren. (I,
das übrige nach RATHAY.)
246 III. C. Ascomycetes.
obachtet, die in Form braungrüner, äufsert zarter Rasen auftritt. Die
kurzen Träger besitzen kleine, abstehende Zweige, durch die der Träger
fast ein geweihartiges Aussehen erhält. Alle Enden erzeugen an der
Spitze eine eiförmige, braune Konidie, die meist ungeteilt bleibt. Der
Konidienträger nähert sich also etwa dem Typus von Cladosporium.
Bereits SCRIBNER hatte diese Konidienform gesehen, während Vırara sie
als nicht zum Black-rot Pilz gehörig betrachtete. Dem gegenüber hat
aber DELACROIX durch Impfversuche nachgewiesen, dafs sich in Trauben,
die mit diesen Konidien geimpft waren, Sclerotien und Pykniden ent-
wickeln. Endlich hat Vrara!) noch eine weitere Konidienform vom
Typus eines Vertieillium beobachtet, die aber gewifs nicht in den
Entwicklungskreis gehört, sondern nur zufällig sich eingefunden hat.
Wie aus dem geschilderten Entwicklungsgang hervorgeht, beein-
trächtigt der Pilz das Leben des Stockes nicht, da die eigentlichen
leitenden Organe nicht angegriffen werden und das Ausreifen des Holzes
nicht gehindert wird. Trotzdem aber ist der Schaden, der durch das
Vernichten der Beeren angestiftet wird, ein sehr grofser, da häufig bei
der schnellen Ausbreitung des Pilzes die gesamte Ernte innerhalb
weniger Wochen zerstört wird. Nachdem man in Nordamerika bereits
auf diesen gefährlichen Feind der Beeren aufmerksam geworden war,
wurde er ın Frankreich 1885 zum ersten Male im Departement l’Herault
nachgewiesen. Seitdem hat er in den französischen Weingebieten
immer weiter um sich gegriffen; doch scheinen die energischen Be-
kämpfungsmafsregeln, die seither getroffen worden sind, den grölsten
Schaden verhindert zu haben. Nach Brıosı soll der Black-rot auch ın
Italien vorkommen. In den deutschen und österreichischen Weingegenden
ist der Pilz bisher nicht aufgetreten, da sich die Ansicht v. THÜmEn’s, dafs
er auch im österreichischen Litoralgebiet vorhanden sei, nicht bestätigt
hat. Dagegen zeigte er sich plötzlich um 1896 ım Kaukasus, wo die
Krankheit seither sich weiter ausgebreitet hat. Es ist mit aller Sicher-
heit anzunehmen, dafs der Pilz von Nordamerika her eingeschleppt wurde,
da gerade nach Frankreich sehr viele amerikanische Reben, weil sie
reblausfest sind, eingeführt worden sind.
Der Pilz befällt fast alle Rebensorten gleichmäfsig, so dafs keine
ganz immun erscheint. Gewöhnlich tritt die Krankheit an den Blättern
und Stengeln im Juni, an den Trauben in der ersten Hälfte des Juli auf,
wenn die Beeren etwa Erbsengröfse erreicht haben, und breitet sich,
solange trockenes Wetter herrscht, nur langsam aus. Setzt-aber eine
feuchte, heifse Witterungsperiode ein, so können innerhalb weniger
Tage die sämtlichen Trauben eines Gebietes befallen und vernichtet
werden. Für die Bekämpfung der Krankheit ergibt sich in erster Linie
die Notwendigkeit, alle erkrankten Trauben zu entfernen und zu ver-
brennen. Man hat, namentlich für Tafeltrauben. auch vorgeschlagen,
die jungen Trauben vor der Infektion mit einem Papierbeutel zu um-
geben und sie so vor dem Pilze zu schützen. Für die europäischen
Länder dürfte das Verbot der Einführung amerikanischer Reben, oder
aber, da sich dasselbe kaum durchführen läfst, wie ein Versuch 1801
in Österreich gezeigt hat, eine genaue Kontrolle der Reben empfehlens-
wert sein. Da sich die Pykniden nur höchst selten auf altem aus-
gereiftem Holze gefunden haben, so dürfte die Gefahr der Einschleppung
') Les maladies de la vigne, Paris, 3. ed.
Pleosporaceae. 247
auf das geringste Mafs zurückgeführt werden können, wenn alles un-
reife Holz an den Reben abgeschnitten und vernichtet wird. Aber
trotz aller Vorsicht wird sich die Einbürgerung des Schädlings nicht
vermeiden lassen, sobald er nur günstige klimatische Bedingungen
trifft; das scheint aber für den gröfsten Teil des mitteleuropäischen
Weingebietes nicht der Fall zu sein, obwohl A. Prunert die Ansicht
ausspricht, dafs der Witterungscharakter in den letzten Jahren in Süd-
frankreich sich dem feuchtheifsen Klima der nordamerikanischen Wein-
baugebiete zu nähern scheint. Ist die Krankheit einmal aufgetreten,
so müssen auch Verhütungsmittel ergriffen werden, um die Verbreitung
der Krankheit zu verhindern. Die ausgedehntesten Versuche mit
Spritzmitteln hat B. F. GarLowayY!) angestellt und gefunden, dafs
Bordeauxbrühe ein sehr gutes Vorbeugungsmittel ist. Allerdings ist
die Anwendung nicht einfach, denn nach den Erfahrungen der franzö-
sischen Phytopathologen sollen mindestens fünf Bespritzungen im Juni
und Juli notwendig sein, um die Krankheit fernzuhalten. Ferner mufs
die Konzentration eine höhere sein, als sie bei der Plasmopara zur An-
wendung kommt, nämlich 2 bis 3°/o. Trotzdem aber läfst sich die
Krankheit auch dadurch nur schwer vollständig abhalten ?), und viele
Praktiker verwerfen deshalb die Kupfersalze und behalten nur das
sorgfältige Vernichten der erkrankten Beeren bei.
Als die Black-rot-Krankheit vom Kaukasus bekannt geworden war,
untersuchten E. PrirLırux und G. Deracroix®) den dortigen Pilz ge-
nauer und fanden, dafs er sich von der französischen Gutignardia Bid-
wellii durch konstante Merkmale unterscheidet. Während nämlich diese
Art ihre Schlauchfrüchte durch Umwandlung der Pykniden im Früh-
jahr hervorbringt, finden sich von der neuen Art die Perithecien bereits
im Herbst zwischen den Pykniden. Die Perithecien besitzen im Gegen-
satz zum echten Black-rot-Pilz einen verlängerten Halsteil, die Schläuche
sind länger und deutlich gestielt. Die Schlauchsporen besitzen eine
gröfsere Länge und sind gröfstenteils etwas gebogen, meist sind sie 16
bis 20 ı« lang und 5 bis 7 u breit. Die zugehörigen Pykniden, die unter
dem Namen Phoma reniformis (= Ph. flaccida) bereits bekannt waren,
produzieren nicht eiförmige Sporen wie Ph. wvicola, sondern länglich-
spindelförmige, beidendig etwas abgerundete, häufig etwas gebogene
Sporen. Während die beiden französischen Forscher dem Pilze den
Namen Guwignardia reniformis (Viala et Ravaz) gaben, wies A. DE .JACZEWSKI?)
nach, dats der Pilz bereits früher von Cavarı beobachtet und zu Physalo-
spora gestellt wurde. Sein jetziger Name ist daher @. baccae (Oav.)
Jacz. Auch in Frankreich wurde von PRILLIEUX und DELACROIX der neue
Schädling nachgewiesen. Die Ansicht der beiden Forscher, dafs der
kaukasische Black-rot nur durch @. baccae hervorgerufen werde,
wurde von A. DE .JaACZEwWSKI®), N. v. SPESCHNEW?), M. Woronın®) als irrig
nachgewiesen, obwohl der Hauptanteil der Schädigungen diesem Pilze
') Report on the experiments made in 1891 in the treatment of plant diseases.
U. S. Dep. of Agriculture. Div. of Veg. Pathol. Bull. Nr. 3. Washington 1892.
:) Vergl E. Rarmay, Die amerikanische Rebe, die Ursache der Weinbau-
katastrophen in Die Weinlaube 1898, Nr. 1 —18.
?) Sur une maladie des raisins des vignes du Caucase in Compt. rend. CXXX,
1900, S. 298.
‘) Über die Pilze, welche die Krankheit der Weinreben „Black-Rot“ ver-
ursachen in Zeitschr. f. Pflanzenkr. X, 1900, S. 257.
5) Zeitschr. f. Pflanzenkr. XI, 1901, S. 83.
6) Zeitschr. f. Pflanzenkr. VIII, 1898, S. 193.
248 III, C. Ascomycetes.
zugeschrieben werden mufs. Die Symptome der durch die beiden Pilze
hervorgerufenen Krankheiten sind absolut identisch, und von aufsen
ist kein Unterschied der beiden Erreger wahrnehmbar. L. Rıvaz und
A. Bonner!) hatten nun aus ihren Impfversuchen den Schlufs gezogen,
dafs Phoma reniformis kein Parasit sei, sondern ausschliefslich sapro-
phytisch auftritt, wenn die Trauben bereits durch andere Ursachen in
ihrer Lebensenergie heruntergesetzt sind. Diese Ansicht hat sich nicht
als richtig halten lassen, da die Impfversuche der russischen Forscher,
namentlich von N. v. SPESCHNEW?) ergeben haben, dafs die Art genau
wie der echte Black-rot-Pilz die gesunden Trauben befällt. Ob @. baccae
auch in Amerika vorkommt, darüber ist bisher noch nichts bekannt ge-
worden ; möglicherweise haben wir es also bei dieser Art mit einer in der
alten Welt einheimischen zu tun. Merkwürdigerweise wird in Dagestan
eine von Black-rot nicht zu unterscheidende Krankheit von einem ganz
anderen Pilze verursacht, nämlich von der durch N. v. SPESCHNEW®)
entdeckten Diplodia uvicola mit zweizelligen Sporen. Nähere Unter-
suchungen über diese eigentümliche Erkrankung stehen noch aus.
Die Familie der Pleosporaceae zeichnet sich vor den Myco-
sphaerellaceen durch den Besitz von Paraphysen aus; die Perithecien
sind anfangs stets eingesenkt, werden aber später durch Verwitterung
und Abblätterung der deckenden Schichten frei und können dann ganz
ungedeckt auf dem Substrat stehen. Obwohl die meisten Arten Sapro-
phyten sind, leben doch viele von ihnen während der Ausbildung ihrer
Nebenfruchtformen im lebenden Gewebe und bringen erst nach dem
Absterben der befallenen Pflanzenteile die Perithecien hervor. Zu er-
wähnen wäre zuerst die Gattung Physalospora Nietsl, die äufserlich der
Guignardia ähnlich ist, sich aber von ıhr durch die stets einzelligen
Sporen und die vorhandenen Paraphysen unterscheidet. E. PRILLIEUX
und G. Deracroıx®) geben an, dafs Ph. abietina die Nadeln von Prcea
excelsa in den Vogesen abtötet. Auf Cattleya-Arten in französischen
Gewächshäusern tritt häufig schädigend das Gloeosporium macropus Sacc.
auf, das von L. Max6ın) genauer untersucht wurde. Das Mycel wuchert
im Stengel und erweicht das Gewebe unter gleichzeitiger Gelbfärbung.
Am toten Gewebe bilden sich dann die Konidienlager des Gloeosporium
aus, dessen Sporen durch Bordeauxbrühe oder 2% -Naphthol an der
Keimung verhindert werden. Zu dieser Konidienform gehört, wie
MıuBLanc und LAsNIEr®) nachwiesen, als Schlauchform die Ph. Cattleyae.
Ungleich wichtiger ist die Gattung Venturia Ces. et de Not., weil
gewisse Arten davon die Schorfkrankheiten des Obstes hervor-
rufen. Die Perithecien sind eingesenkt und tragen am Scheitel steife,
dunkle Borsten; die zweizelligen Sporen sind anfangs farblos und werden
später olivengrün bis gelbbraun. Hauptsächlich kommen zwei Arten
in Betracht: V. pirima Aderh. auf Birnen und V. inaequalis (Cooke)
!) Sur le parasitisme du Phoma reniformis in Compt. rend. OXXX, 1900, S. 590.
2) Über Parasitismus von Phoma reniformis und seine Rolle in der Blackrot-
Krankheit der Weintraube in Zeitschr. f. Pflanzenkr. IX, 1899, S. 257.
°®) Über Auftreten und Charakter des Black-Rot in Dagestan in Zeitschr. f.
Pflanzenkr. XII, 1902, S. 10.
*) Note sur une nouvelle espece de Physalospora ete. in Bull. Soc. Myc. France
VE, 1890, 8: 118:
5) Sur une maladie des Orchidees in Revue hortic LXIX, 1897, S. 346.
6) Sur une maladie des Cattleya in Bull. Soc. Myc. France XX, 1904, S. 167.
Pleosporaceae. 249
Aderh. (Fig. 38, 4) auf Apfeln. Beide rufen sehr ähnliche Beschädi-
gungen hervor und besitzen zwei analoge Konidienformen, nämlich jene
das Fusicladium pirinum (Lib.) Fuck., diese das F. dendriticum (Wallr.)
Fuck. (Fig. 38, 3). Auf dem lebenden Gewebe treten nur diese
Konidienformen auf, während die Perithecien erst im Frühjahr an dem
toten Gewebe sich bilden. Auf den Zusammenhang dieser Frucht-
formen hat zuerst R. ApErHOLD!) hingewiesen, der auch die übrigen
Verhältnisse der Erkrankung in den unten genannten Arbeiten klar-
legte. Je nach dem Pflanzenteile, auf dem der Pilz auftritt, sehen die
Beschädigungen auch verschieden aus. An den Trieben oder jüngeren
Zweigen entstehen, häufiger bei der Birne (Fig. 39, 5) als beim Aptel,
schwarzgrüne Flecken, die durch die hervorbrechenden dunklen Konidien-
träger sammetartig werden; beim Altern der Triebe werden die befallenen
Stellen blasig aufgetrieben und bilden sich zu grindigen Partien um,
die erst im dritten oder vierten Jahre ausheilen. Man benennt die Er-
krankung häufig nach dieser Art des Zweigbefalles Grind. Auf den
Blättern bilden sich durch die oberflächlich hervortretenden Konidien-
träger schwarze bis schwarzgrüne, ebenfalls sammetartige Flecken, aus
denen später stumpfe, mifsfarbige, aber meist nicht absterbende Stellen
entstehen. Bei den Birnblättern treten diese Flecken hauptsächlich unter-
seits, bei den Apfelblättern (Fig. 39, 6) oberseits auf. Endlich finden sich
an den Früchten ähnliche schwarzgrüne Flecken, die später in der Mitte
bräunlich trocken erscheinen und schwarz umrandet sind; ihres Aussehens
wegen nennt man sie Schorf- oder Rostflecken, bisweilen auch
Regen- oder Wasserflecken (Fig. 39, 2,5). Der Schaden, der von diesen
Pilzen dem Obstbau zugefügt wird, hat bis vor kurzem nicht die richtige
Beachtung gefunden; erst in den letzten Jahren hat die Überzeugung
immer mehr Platz gegriffen, dafs wir es in ihnen mit den gefährlichsten
Feinden unserer Obstkultur zu tun haben. Die Erkrankungen der Triebe
führen zwar nicht notwendig zum Absterben, aber das Wachstum wird
gehemmt, die Spitzen vertrocknen, und der Baum verkümmert manch-
mal durch Auftreten dieser Spitzendürre. Besonders gefährlich wird
der Grind in den Baumschulen. Den Blättern werden die Schorfpilze
nicht immer verhängnisvoll; wenn sie aber massenhaft auftreten, so wird
die Ernährung des Baumes durch Verkümmerung seiner wichtigsten
Ernährungsvermittler erschwert und die Fruchtbildung vermindert.
Bei starkem Befall werden oft schon mitten im Sommer die Blätter
abgeworfen; wenn auch natürlich neue gebildet werden, so geschieht
dies stets auf Kosten der Gesundheit und des Fruchtansatzes. An den
Früchten endlich schadet der Pilz besonders in der Jugend; entweder
fallen sie verkrüppelt frühzeitig ab oder geben durch die Wunden-
bildung Veranlassung zur Fäulnis. Bei den ausgewachsenen Früchten
wird der Marktwert infolge der Schorfbildungen ganz bedeutend herab-
gesetzt, ganz abgesehen davon, dafs auch das Gewicht und wahrschein-
lich der Geschmack der Früchte ganz erheblich leiden. Die Uber-
winterung des Pilzes geschieht besonders in den grindigen Trieben und
1) Über die Fusicladien unserer Obstbäume in Landwirtsch. Jahrb. XXV, 1896,
S. 875, u. XXIX, 1900, S. 542; Revision der Species Venturia chlorospora, inaequalis
und ditricha in Hedwigia 1897, S. 67; Ein Beitrag zur Frage der Empfänglichkeit
der Apfelsorten für Fusicladium dendriticum usw. in Arb. Biol. Abt. f. Land- u.
Forstwirtsch. am Kais. Gesundheitsamt, II, 1905, S. 560; Aufforderung zum allgem.
Kampf gegen die Fusicladium- oder sog. Schorfkrankheit des Kernobstes in Flug-
blatt des Kais. Gesundheitsamtes 1902.
250 III. ©. Ascomycetes.
auf den zu Boden gefallenen Blättern; auch an gesunden Trieben finden
sich Vegetationen davon, die im Frühjahr zur Neuinfektion beitragen.
Im Frühjahr werden an den abgefallenen Blättern gebildet die Perithecien,
deren Sporen von neuem die jungen Blätter am Baume infizieren.
Die Konidienträger des Fusicladium erheben sich von einem
flachen, stromaartigen, den Geweben der Nährpflanze oberflächlich
eingewachsenen, dunkelfarbigen Lager und bilden eine dicht stehende
Schicht; am Ende erzeugen sie dunkel gefärbte, meist zweizellige
Konidien. Gewöhnlich sind die Sporen ellipsoidisch bis länglich, doch
treten bei F\. dendriticum (Fig. 39, 7,8) auch rüben- oder birnenförmige
Formen auf, die zur Aufstellung einer besonderen Art, Napieladium
Soraueri v. Thüm., Anlafs gegeben haben. Bei F. pirinum (Fig. 39, 4)
sind an den Mycelpolstern auf den Zweigen auch Pykniden !) im Winter
gefunden worden, in denen hyaline, stäbchenförmige Sporen abgeschnürt
werden. V. PE6Lıon?) hat die Entwicklung des Birnenschorfes ebenfalls
studiert, doch hat er weder die Pykniden noch die Asken gefunden, dafür:
aber genauer beschrieben, wie die Konidien auskeimen und die Keim-
schläuche in die Blätter und Triebe eindringen. Die erste genaue
Beschreibung und Abbildung der Konidienpolster und der durch sie
verursachten Beschädigungen der Früchte rührt von SoRAUER her?).
Bei dem bedeutenden Schaden, den die beiden Schorfpilze all-
jährlich anrichten, hat man frühzeitig begonnen, nach Mitteln zur Be-
kämpfung und Verhütung sich umzusehen. Da mutfs denn zuerst die
Frage erörtert werden, ob das Auftreten der Pilze mit den Witterungs-
verhältnissen des betreffenden Jahres in Zusammenhang gebracht werden
kann. Nach R. ApernoLv’s*) Beobachtungen läfst sich allerdings ein
solcher Zusammenhang feststellen. Besonders begünstigend wirken
kalte und nasse Frühjahre, wie der genannte Autor für 1894 bis 1899
näher erwiesen hat, dagegen verhindert warme und trockene Witterung
die Ausbreitung der Pilze ganz wesentlich. Es hängt dies damit zu-
sammen, dafs gerade die Jungen Organe am ehesten von den beiden
Pilzen befallen werden; je länger nun durch die Ungunst der Witterung:
das Organ in seiner Entwicklung zurückgehalten wird, um so eher hat
der Pilz (Gelegenheit zur Infektion. In der langsamen Entwicklung
würde also eine Art Prädisposition für den Angriff des Pilzes liegen.
Eine solche kann, wie SORAUER anführt, auch durch Spätfröste veranlatst
werden. Neben diesen äufseren Umständen wirken vielleicht auch innere:
disponierend, die in der Beschaffenheit der Obstsorten liegen. Indessen
muis dieser Punkt trotz einiger positiven Angaben, wonach bestimmte
Apfelsorten mehr befallen werden als andere°), doch noch eingehender
studiert werden, da R. AperHoLp®) nach fünfjährigen Beobachtungen
!) E. Prirnıeux et G. Deracroıx, Sur la spermogonie du Fusicladium pirinum
in Bull. Soc Myc. France IX, 1893, S. 269.
?) La ticchiolatura del pero in Riv. di Patol. veget. I, 1892, S. 168.
?) Mitteilungen der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation zu Proskau in
Monatsschr. Ver. z. Beförd. d. Gartenb. in Preufs. Staaten. XVIII. Jahrg
*) Uber die in den letzten Jahren in Schlesien hervortretenden Schäden und
Krankheiten unserer Obstbäume und ihre Beziehungen zum Wetter in Schles. Ges.
f. Vat. Kult., Sekt. f. Obst- u. Gartenbau, 13. Dec. 1897, und Landwirtsch. Jahrb. 1900.
°) Vergl. Horrer in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VIII, S. 125, und Apernoın
in dem auf S. 249, Anm. ') zuerst genannten Aufsatz.
%) Ein Beitrag zur Frage der Empfänglichkeit der Apfelsorten für Fusicladium
dendriticum und deren Beziehungen zum Wetter in Arb. Biol. Abt. f. Land- u.
Forstwirtsch. am Kais. Gesundheitsamt, II, 1902, S. 560.
Pleosporaceae. 251
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Fig. 38. Typen von Pyrenomyceten.
! Schlauch von Hycosphuerella fabifica Prill., stark vergr. 2 Schlauch von Gwgnardia Bidwelti (Ell.)
Viala, stark vergr. 3—4 Venturiu 'naequalis (Cooke) Aderh. 3 Schnitt durch die Randzone eines
Fleckens von Fusicladium, stark vergr. 4 Schlauch. 480:1. 5—6 Ophiobolus graminis Saec. 5 Peri-
thecium, schwach vergr. 6 Schlauch und Sporen, stark vergr. 7 Charrinia Diplodiella Viala et Rav.
Sehnitt durch eine Pyknide, 125:1. S—-I (Gnomomiu erythrostoma (Pers.) Auersw. & Längsschnitt
durch ein Peritheeium, 260:1. 9 Schlauch, 350:1. 10 Längsschnitt durch eine Pyknide, 260:1. 11 Sterigma
aus derselben und Konidien. '00:1. (I, 2,5, 6 nach PRıLLıEux; 3 nach SoRAUER: 4 nach ADERHOLD:
m
? nach Istvanrry: 8, 10, II nach Frank: 9 nach BREFELD.)
3593 III. ©. Ascomycetes.
an 163 Apfelsorten feststellen konnte, dafs das Befallenwerden in den
einzelnen Jahren bei den verschiedenen Sorten wechselt und nur wenige
Sorten eine gewisse Widerstandsfähigkeit selbst in Epidemiejahren
zeigten. Infolgedessen bleibt vorläufig die direkte Bekämpfung die Haupt-
sache. In Nordamerika wurden bereits von B. F. GarLLowaY!) im Jahre
1891 ausgedehnte Versuche mit Fungiciden angestellt, die das Resultat
ergaben, dafs das Bespritzen mit Bordeauxbrühe die Krankheit auffällig
vermindert. Seither sınd von vielen anderen Seiten ?) ähnliche Versuche
angestellt worden, aus denen sich bestimmte Vorschriften für die Be-
kämpfung der Schorfpilze haben ableiten lassen. Man spritzt danach
die Bäume mit Bordeauxbrühe von 2° vor der Blüte beim Beginn
des Austreibens, mit solcher von 1°o unmittelbar nach dem Abblühen
und endlich noch einmal etwa zwei bis drei Wochen später. Auch ein
viertes, ja selbst fünftes Bespritzen wird empfohlen, scheint aber nicht
gerade in normalen Jahren notwendig zu sein. Aufserdem müssen die
abgefallenen Blätter vom Boden entfernt und untergegraben oder auf
dem Komposthaufen mit Erde bedeckt werden. Während des Winters
sind auch die befallenen Triebe möglichst sorgfältig auszuschneiden
und zu verbrennen. Wie wenig indes die Auswahl widerstandsfähiger
Sorten aufser Acht zu lassen ist, beweisen solche Fälle, wie sie SORAUER
anführt. Es zeigte sich beispielsweise auf sog. Sortenbäumen — d.h.
älteren Standbäumen, die auf ihren Asten verschiedene Sorten auf-
gepfropft bekommen haben — dafs auf demselben Baume einzelne
Sorten pilzbefallen, andere pilzfrei waren. In Baumschulen, welche
die verschiedenen Sorten reihenweise nebeneinander kultivierten, be-
obachtete SoravER, dafs manchmal eine Sorte zwischen gesunden und
gesundbleibenden Reihen in allen Exemplaren erkrankt war. Betreffs
der besonders gefährdeten Sorten verweisen wir auf die zweite Auflage
(Bd. H, 8. 396)
Auf Kirschen findet sich Fusicladium Cerasi (Rabh.) Sacc., das
seine Konidien kettenförmig abschnürt und deshalb zur Gattung Clado-
sporium zu rechnen ist. Ob der Pilz mit COladosporium carpophalum
v. Thüm., das in Nordamerika und Südeuropa als Feind der Pfirsich-
kulturen auftritt, identisch ist, steht vorläufig noch dahin. R. ADERHOLD?)
hat nachgewiesen, dafs zu dieser Konidienform Venturia Cerasi Ad.
gehört. Bisher hat die Art nur geringen Schaden gestiftet, doch
könnte sie leicht unter günstigen Bedingungen einmal lästig fallen.
Von weiteren Venturia-Arten wäre zunächst V. Crataegi Ad.?) zu er-
wähnen, welche auf Früchten und Blättern von Crataegus vorkommt
und hier Fusicladium - Lager bildet. Auf den überwinterten Blättern
entwickeln sich die Perithecien. Auf Sorbus-Arten findet sich das
!) Report on the experiments made in 1891 in the treatment of plant diseases
in U. S. Dep. Div. of Veg. Pathol., Bull. Nr. 3, Washington 1892.
2), 7. B. V. Pserıox, Össervazioni critiche ed esperienze sopra l’efficacia de
composeti cupriei contro la ticchiolatura del pero in Riv. di Patol. veget. III, 1894,
S. 15; B. M. Ducsar, Some important pear diseases in Cornell Univ. Agric. Exp.
Stat., Bull. Nr. 145, 1898; Horrer in IV. Jahresber. der Pomol. Landesversuchs-
und Samenkontrollstation, Graz 1897, S. 31, und endlich die Arbeiten von R. Avernoı.n.
3) Arbeiten der Bot. Abt. der Versuchsstation zu Proskau II in Centralbl. £.
B. u. Par., 2. Abt, VI, 1900, S. 598, u. Landwirtsch. Jahrb. 1900.
*) R. Avernorp, Über Venturia Crataegi n. sp. in Ber. d. D. Bot. Ges. XX,
1902, S. 195, und Kann das Fusicladium von Crataegus und von Sorbus-Arten auf
den Apfelbaum übergehen? in Arb. Biol. Abt. f. Land- u. Forstwirtsch. am Kais.
Gesundheitsamt, III, 1903, S. 436.
Pleosporaceae. 259
Fusicladium orbiculatum, dessen Perithecienform als V. inaequalis var.
cinerascens bezeichnet wird. Man könnte vielleicht der Meinung sein,
dafs die beiden Arten, besonders aber die letztere, auf Birnen oder
Äpfel übergehen könnten, so dafs die Nähe von Crataegus oder Sorbus
den Obstgärten verhängnisvoll werden kann. Indessen ist nach ADer-
HOLDS Impfversuchen die Anpassung eine derartig strenge, dafs die
Obstbäume nicht inficiert werden. Auf Wald- und Chausseebäumen
finden sich Venturia ditricha (Fr.) Karst. (mit Fusicladium Betulae Ad.)
auf Birkenblättern, V. Tremulae Ad. (mit F. Tremulae Fr.) auf Zitter-
pappelblättern und V. Fraxini Ad. (mit F. Fraxini Ad.) auf Eschen-
blättern. Von einem F. Lini Sor. berichtet P. SORAUER!), dafs es in
Belgien die Leinpflänzchen angreift; eine Schlauchform ist dazu noch
nicht gefunden worden.
Die Gattung Didymella Sacc. zeichnet sich durch die eiförmigen,
hyalinen, zweizelligen Sporen aus. Als wahrscheinlichen Erreger einer
als Rindenbrand zu bezeichnenden Krankheit hat F. Noack die
D. Citri angegeben, die in Südbrasilien an den Orangenbäumen
vorkommt. Die Krankheit beginnt an eng begrenzten Stellen der Rinde
als Pustelbildung:; die ergriffenen Rindenpartieen werden abgestolsen,
so dals der Holzkörper entblöfst wird. Durch Uberwallung wird die
Wunde richt mehr geschlossen, sondern sie breitet sich weiter um den
Stamm herum aus, der dadurch zuletzt vertrocknet. In den frisch er-
krankten Rindenteilen wurden Pykniden gefunden, und in der trockenen
Rinde treten die Schlauchfrüchte auf. Danach scheint der Pilz eine
dem Nectria-Krebs ähnliche Erkrankung zu erzeugen.
Durch braungefärbte Sporen unterscheidet sich die Gattung Didymo-
sphaeria Fuck. von Didymella. Von den hierher gehörigen Arten wäre
besonders zu nennen D. populina Vuill., die von P. VvILLEMIN?) und
E. PritLieux®) für das Absterben der Pyramidenpappeln ın
Mitteleuropa verantwortlich gemacht wird. Die Krankheit beginnt mit
dem Abtrocknen der jungen Zweigspitzen und erstreckt sich von da all-
mählich über die stärkeren Aste und den Stamm. In der abgestorbenen
Rinde finden sich Pykniden vom Typus von Phoma und im Herbst
die Perithecien. Aufserdem besitzt der Pilz noch eine Konidienform,
deren Mycel die Blätter befällt und sich in den Epidermiszellen zu
einer stromatischen Schicht entwickelt; ihrer mehrzelligen Konidien
wegen wird sie als Napicladium Tremulae (Frank) Sacc. beschrieben.
Obwohl diese Konidienform häufiger auf Zitterpappeln als auf Pyra-
midenpappeln auftritt, gehört sie nach den Versuchen von Prirzieux® )
doch zur Didymosphaeria. Es sind die Ansichten über die Aetiologie
der Zweigdürre der Pyramidenpappeln noch keineswegs geklärt; von
anderer Seite wird angeführt, dafs als Hauptgrund eine Degenerierung
der nur durch Stecklinge fortgepflanzten Pyramidenpappeln anzusehen
sei und aufserdem die ungünstige Witterung, die mehrere Jahre hinter-
einander in den achtziger Jahren geherrscht und eime grolse Frost-
empfindlichkeit veranlafst hat. Wie weit diese Angaben richtig sind,
bedarf noch der Nachprüfung. E. Rostrup*) hat einen anderen Pilz, die
!) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X, 1900, S. 324.
?) La maladie du Peuplier pyramidal in Compt. rend. CVIII, 1889, S. 632, und
Rev. myc. 1892, S. 22. ;
?) Sur la maladie du Peuplier pyramidal in Compt. rend. CVIII, 1889, S. 1133
und Bull. Soc. Myc. France VIII, 1892, S. 26.
*) Cfr. Plantepatologi S. 577.
254 III. ©. Ascomycetes.
Phacidiacee Dothiora sphaeroides (Pers.) Fries bei seinen Untersuchungen
gefunden und macht ihn für das Absterben verantwortlich.
Durch längliche, durch mehrere Querwände mehrfach geteilte Sporen
zeichnen sich die Gattungen Metasphaeria Sacc. und Leptosphaeria Ges.
et de Not. aus, von denen gewiis viele Arten noch lebende Pflanzen
befallen, wenn auch ihre Perithecien durchgängig erst im toten Substrat
auftreten. Erstere Gattung besitzt ungefärbte, letztere braune Sporen.
Als Schädling wäre in erster Linie ZL. Sacchari Breda de Haan zu
nennen), welche die Ringfleckenkrankheit der Zuckerrohr-
blätter hervorruft. Die Blätter zeigen kleine, mifsfarbene, dunkel-
braune oder rötlich gerandete Flecken, in denen die Perithecien des
Pilzes im abgestorbenen Gewebe gebildet werden. Auf dem Roggen
tritt Z. herpotrichoides de Not.?) bisweilen schädigend auf. Das Mycel
bewohnt die Bestockungstriebe des Roggens und geht auch in den
Haupthalm über; das Gewebe wird durch das Mycel brüchig, und der
Halm bricht deshalb leicht über der Wurzel ab. Schon im Juni be-
ginnt das Reifen der Perithecien (vgl. auch S. 256). Der Pilz ist in
den landwirtschaftlichen Kreisen als „Roggenhalmbrecher“ ge-
kannt und samt dem „Weizenhalmtöter“ (siehe Ophrobolus) sehr
gefürchtet. Da in neuerer Zeit darauf aufmerksam gemacht worden
ist, dafs die genannten Pilze vorzugsweise den bereits vorher ander-
weitig geschädigten Saaten bei lang andauernder nasser Witterung ver-
derblich werden, so ergibt sich betreffs deren Bekämpfung aufser einem
baldigen tiefen Umbrechen der Stoppeln als Hauptsache die Vermeidung
aller Umstände, welche die Basis des Halmes schädigen. Dahin ge-
hören aufser den (manchmal äufserlich nicht bemerkbaren) Spätfrost-
schäden und Fliegenangriffen namentlich auch ein zu dichter Stand.
L. Tritiei (Gar.) Pass.?) befällt die Blätter des Weizens und tötet sie, von
der Basis des Halmes beginnend, ab. Dem Erscheinen der Perithecien
sollen Konidien vom Cladosporium- und Sporidesmium-Typus, sowie
Pykniden (Srptoria Triticr) vorausgehen. Durch das vorzeitige Absterben
der Blätter wird der Körneransatz auferordentlich geschädigt. Der
Wurzeltöter der Luzerne ist /. circinans (Fuck.) Sacc.; unter
Umständen kann dieser Pilz beträchtlichen Schaden anrichten; manch-
mal wütet er auf trockenen Böden, wie WAasnEr®) feststellte. Der Pilz
tritt auch auf anderen Feldpflanzen, wie Kartoffeln, Rotklee, Rüben usw.,
auf, ohne aber besonderes Unheil anzurichten (s. auch Rhizoctonia).
Erwähnenswert ist Z. Napi (Fuck.) Sacc. (Pleospora Napi Fuck.), deren
Konidienform die Schwärze des Rapses hervorruft (Sporidesmium
exitiosum Kühn). Auf den Schoten entstehen kleine, punktförmige,
schwarze Häufchen, die schnell an Gröfse zunehmen. Das umgebende
Gewebe der Schote wird mifsfarbig und schrumpft zusammen, so dafs
beim leisesten Druck die Samen ausgestreut werden. An dem schwarzen
Mycel entstehen lang-rübenförmige, quergeteilte Sporen, die schnell aus-
keimen und von neuem Infektionen veranlassen. Auch auf Blättern und
Stengeln treten ähnliche Fleckenbildungen auf; im Frühjahr werden an
den dürren Stengeln die Perithecien gebildet. Eine Abart des genannten
Konidienpilzes var. Dauci erzeugt nach J. Küny die Schwärze der
I) Ofr. Warker und Wenxt, Die Ziekten van het Suikerriet op Java, S. 149.
2) B. Frasx, Über die in Deutschland neu aufgetretenen Getreidepilze usw. in
Zeitschr. f. Pflanzenkrankh V, 1895, S. 10.
2) Ofr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. V, 1895, S. 101.
Pleosporaceae. 259
Mohrrüben. Die Schwärze beginnt an den Blättern und setzt sich
auf die Wurzeln fort, sie mit einer braunvioletten genarbten Kruste be-
deckend. Ob hierzu ebenfalls eine Leptosphaeria gehört, ist nicht fest-
gestellt. Endlich sei noch die Z. Phlogis Ritz. Bos erwähnt, die zusammen
mit Septoria Phlogis nach Rırzema Bos!) Phlox decussata schädigt, indem
sie die Blätter verkümmern und absterben läfst. Bisher konnte nicht
festgestellt werden, welcher der beiden Pilze der Hauptschädiger ist:
möglich wäre es übrigens, dafs beide als verschiedene Fruchtformen
zusammengehören.
Von den bisher genannten Gattungen unterscheidet sich Pleospora
Rabenh. durch die mauerförmig geteilten, gelblichen bis braunen Sporen:
die kugligen Gehäuse sind anfangs von den obersten Gewebeschichten
der Nährpflanze vollständig bedeckt, stehen aber nach deren Ver-
witterung frei auf dem Substrat. Die bekannteste Art ist P. herbarum
(Pers.) Rabh. auf den Stengeln, Fruchthülsen sowie seltner den Blättern
geröflserer Kräuter; als Konidienform gehört hierzu Macrosporium
conmnme Rabh., von welcher Gattung wir später noch Vertreter kennen
lernen werden. Auf P. Hyacinthi Sor. wird von P. SORAUER?) die
Schwärze der Hyacinthen zurückgeführt. Die äufseren Schuppen
‚sind mit schwarzen, stumpfen, fest aufsitzenden Überzügen bedeckt, die
von einem rotbraunen Mycel gebildet werden. Die Fäden dringen auch
in das Innere der Schuppen ein und werden dann fast hyalin. Als
Konidienform findet man das Cladosporium fasciculare Fries, dessen
Konidien sehr bald auskeimen und ihre Keimschläuche in die Gewebe
gesunder Zwiebelschuppen entsenden können. Aufserdem finden sich auf
demselben Mycel zweierlei Pykniden, nämlich solche mit kleinen farb-
losen und solche mit gröfseren braunen Sporen. Im Herbst treten dann
die Perithecien auf. Untersuchungen von anderer Seite scheinen bisher
nicht wieder angestellt zu sein, so dais ein endgültiges Urteil, ob die
angegebene Polymorphie der Fruchtformen richtig ist, noch nicht ab-
gegeben werden kann. Die Krankheit tritt vorzugsweise bei übergroiser
Feuchtigkeit auf und befällt die Zwiebeln besonders dann, wenn sie
noch nicht völlig ausgereift sind. Das beste V orbeugungsmittel würde
deshalb sein, eine möglichst vollständige Ausreifung der Zwiebeln im
Boden zu erzielen. Die Schwärze der Or angenfrüchte wird
durch P. Hesperidearum Cattan. hervorgerufen. Die Früchte bekommen
kleine verfärbte Stellen, die sich ausbreiten und mit einem schwarzen
Pulver bedecken. Allmählich schrumpfen die Früchte ein und werden
hart. Das Pulver wird durch die Konidien des Sporidesmium piriforme
Corda erzeugt, zu dem die erwähnte Pleospora als Perithecientorm ge-
hören soll. Eine Krankheit der Cichorienpflanze hat E. PritLieux ®)
beobachtet, die sich an den Stengeln und später an den Blättern äufsert.
Es entstehen graugelbe Flecken mit unbestimmter braungelber Um-
randung; später bleicht das ergriffene Gewebe vollständig aus und zeigt
dann die kleinen punktförmigen Pykaiden der Phoma albicans Rob. et
Desm., zu denen nach Priruieux’s Beobachtungen P. albicans Fuck. ge-
hört, was FuckEL bereits früher angegeben hatte. Es läfst sich mit
!) Twee tot dus onbekende ziekten in Phlox decussata in Tijdschr. over
plantenziekt V, 1899, S. 29.
2) Handbuch, 2. Aufl., II, 340; vergl. auch A. Massınk, Untersuchungen über
Krankheiten der Tazetten und RE Oppeln.
* 3) Sur une maladie de la Chicoree etc. in Bull. Soc. Myc. France XII, 1896, S. 82.
256 III. ©. Ascomycetes.
Sicherheit vermuten, dafs aufser den genannten Arten auch noch
andere als Pflanzenschädlinge auftreten werden, zu mindestens während
der Zeit, wo sie in der Entwicklungsphase der Konidienbildung stehen.
Aufserlich hat die Gattung Ophiobolus Rieis mit der soeben be-
sprochenen viel Ähnlichkeit; doch sind die Sporen langfädig und mit
vielen Scheidewänden versehen; bisweilen zerfallen die acht Sporen
schon im Schlauch in die Einzelzellen, so dafs dann die Schläuche mit
vielen kleinen Sporen vollgepfropft erscheinen. Sehr weit verbreitet
ist O. porphyrogonus (Tode) Sacc.; man trifft die Perithecien, welche
in bleichen, oft rötlich umrandeten Flecken stehen, auf den abgestorbenen
Stengeln gröfserer Kräuter, besonders häufig auf Kartoffelkraut. Erst
seit wenigen Jahren ist O. graminis Sacc.!) als gefährlicher Getreide-
feind bekannt geworden (Fig. 38, 5, 6). Diese Pietin, Maladie du Pied,
Fufskrankheit des Getreides genannte Krankheit wurde zuerst
in Frankreich beobachtet, trat dann später in Belgien auf und wurde
1894 auch in Sachsen gefunden. Bis zur Blütezeit entwickelt sich das.
Getreide normal: dann vergilben plötzlich die Blätter, und die Halme
vertrocknen. Die Ahren liefern nur schlecht ausgebildete Körner,
und die Halme knicken dicht über dem Boden sehr leicht ab. Von
PRILLIEUX und Deracroıx war als Ursache der genannte Pyrenomycet
angegeben worden, dessen Mycel in braunen, mehr oder weniger aus-
gedehnten Flecken am Grunde des Halmes wuchert. Im Innern des.
Halmes befinden sich die Fäden in den Zellen; auf der Oberfläche bilden
sie stellenweise stromatische, schwarz gefärbte Verflechtungen. Im Früh-
jahr entstehen auf den abgestorbenen Stoppeln die Perithecien des
Pilzes. Die Sporen sind fadenförmig, leicht gekrümmt und durch drei
Wände in vier Zellen geteilt. E. ScHkiBaux hat ausgedehnte Versuche
angestellt zur Bekämpfung der Fufskrankheit und hat gefunden, dafs
frühzeitige (Getreidevarietäten weniger widerstandsfähig sind. Das
Vernichten der befallenen Stoppeln und das Tränken des Bodens mit
Kupfer- oder Eisenvitriollösungen zum Abtöten der Sporen hat keinen
Erfolg gehabt; dagegen wurde eine entschiedene Besserung erzielt,
wenn der Boden sorgfältig zubereitet und kräftig mit Düngemitteln
(Chilisalpeter, Thomasmehl usw.) behandelt wurde. L. Maxcın?) ist bei
seinen Untersuchungen des Pilzes zu Resultaten gekommen, die von
denen der obengenannten Forscher wesentlich abweichen. Er hält für
den hauptsächlichsten Erreger der Fufskrankheit die ZLeptosphaeria
herpotrichoides und schreibt dem Ophiobolus eine sekundäre Rolle als
Saprophyt zu. Seine Impfversuche, die für diese Ansicht beweisend
zu sein scheinen, wurden später von DELACROIX nachgeprüft mit dem
Resultat, dafs beide Pilze die gleiche Krankeit hervorzurufen vermögen.
Als Nebenfruchtform zieht Mansın ein Coniosporium (rhizophrilum?) zu
dem Ophiobolus.
Ein anderer Halmtöter ist Ophiobolus herpotrichus Sacc., der faden-
förmige, etwa doppelt so lange Sporen wie 0. graminis hat, sonst aber
’) E. Priwnıeox et G. Deracroıx, La maladie du pied du ble etc. in Bull. Soc.
Myc. de France VI, 1890, S. 110; G. Deracroıx, Sur le pietin des Cereales 1 ec. XVII,
1901, 8. 136; E. Scnrisaux, Le pietin ou maladie du pied des cereales in Journ.
d’agric. pratique II, 1892, S. 317; L. Hırıser, Die Fufskrankheit des Getreides in
Sächs. landw. Zeitg. 1894, Nr. 33.
?) Sur le pietin ou maladie du pied du ble in Bull. Soc. Myc. France OL
1899, S. 210.
Massariaceae. 251
in seinem Auftreten sich nicht wesentlich unterscheidet. Am gefähr-
lichsten wird der Pilz dem Weizen, den er ohne Unterschied der
Varietäten ergreift‘). Wahrscheinlich tritt die Infektion des Halmes
schon bei der Keimung der Weizenkörner ein, und zwar bei früh ge-
säetem Winterweizen eher als bei spät gesäetem. Allzu gerofse Boden-
feuchtigkeit begünstigt das Auftreten des Pilzes, ebenso wie zu starke
Düngung die Weizenpflanze weniger widerstandsfähig macht. Als
Bekämpfungsmittel wird angegeben, dafs die Stoppeln mit gebranntem
Kalk bestreut und dann umgepflügt werden sollen. Auch Frucht-
wechsel empfiehlt sich und vorwiegende Düngung mit Phosphorsäure.
Wie weit indessen die letztere Mafsregel schützend wirkt, wissen wir
noch nicht. Die Krankheit tritt in Italien, Deutschland und Holland
bisweilen verheerend auf, und zwar meist in Gesellschaft des anderen
Ophiobolus und der Leptosphaeria herpotrichoides.
Ahnliche Sporen wie Ophiobolus hat die Gattung Dilophia Sacc.;
aber an jedem Ende der Spore befindet sich ein fädiges Anhängsel.
D. graminis (Fuck.) Sacc. tritt auf Wiesengräsern häufig auf, ist aber
auch schon auf Weizen und Roggen beobachtet worden. Während die
Perithecienform ziemlich selten ist, findet man die Pykniden (Dilopho-
spora graminis Desm.) um so häufiger. FuckEt zieht als Konidienträger
Mastigosporium album Riefs hinzu. In Deutschland ist der Pilz noch
nicht schädigend aufgetreten, wohl aber in Frankreich und England’).
Vielleicht gehört zu den Pleosporaceen auch die Gattung Gibellin«
Passer., die sich durch den Besitz eines eingesenkten, aus fädigen
Hyphen bestehenden Stromas auszeichnet und zweizellige, bräunliche
Sporen besitzt. Der zuerst von F. Cavara®) untersuchte Pilz befällt
das Getreide, besonders Weizen, und wurde bisher in Italien und
Ungarn beobachtet. Die Halme zeigen auf den Blattscheiden graubraun
umrandete, runde, später längliche und zusammenfliefsende Flecken,
die mit einer dicken Schimmelbildung filzartig überzogen sind. Die
Blätter werden trocken und rollen sich schliefslich ein; Ahren werden
nicht angesetzt. Während zuerst auf den Schimmellagern reihenförmig
eiförmige Sporen an den Mycelfäden nach dem Typus von Oidium ab-
geschnürt werden, erscheinen später in den Flecken eingesenkt die
Perithecien. Da die Wurzeln der Pflanzen gesund bleiben, so erfolgt
die Infektion wahrscheinlich am Halm, und zwar wohl schon in sehr
jungen Stadien. Da die Sporen nicht zum Keimen- zu bringen waren,
so ist man über die Infektion der Pflanze sowie über die Bedingungen,
unter denen die Erkrankung eintritt, noch nicht unterrichtet.
Zu der Familie der Massariaceae, die sich von der vorigen
Familie durch derbere, kohlige, vollständig eingesenkt bleibende und
nur mit der Mündung nach aufsen durchbrechende Perithecien aus-
zeichnet, gehört wahrscheinlich die Gattung Charrinia Viala et Ravaz,
über deren Entwicklungsgang wir noch nicht so genau orientiert
sind, um ihre systematische Stellung sicher beurteilen zu können. Die
1) Vgl. über diesen Pilz Cveısı in Giorn. agrar. Ital. XIV, 1880, Nr. 13, 14,
und Boll. della Staz. aer. di Modena IX, 1890, S.46; Marexcı in Bollet di Entomol.
agr. e Patol. veget. vr ‚ 1900, S. 126; vaw Harz in Tijdschr. over Plantenziekten
IX, 1903.
2) Vgl. Prıuuıeux, Maladies II, S. 215.
3) Uber einige parasitische Pilze auf dem Getreide in Zeitschr. f. Pflanzenkr.
III, 1893, S. 16.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 17
258 III. ©. Ascomycetes.
einzige Art dieser Gattung, Ü. Diplodiella (Speg.) Viala et Rav., ist ein
gefürchteter Feind des Weinbaues und. erzeugt die in Frankreich als
Rot blanc. in Nordamerika als White rot bekannte Weifsfäule der
Weintrauben. Aufser im Nordamerika ist die Krankheit auch im
Italien, Ungarn !) und der Schweiz beobachtet worden. Die Perithecien-
form ist bisher nur einmal von Vrara und Ravaz?) gesehen worden; sie
erschien auf Zweigen und Rebenkämmen, die einem langsamen Ein-
trocknen und einer graduellen Erkältung ausgesetzt waren. Die Ge-
häuse sind kuglig und besitzen eine breite Mundöffnung; die Sporen '
sind hyalın, länglich und in zwei oder vier Zellen geteilt. BERLESE hat
die Gattung eingezogen und die Art zu Metasphaeria gestellt, ohne dafs
er dafür stichhaltige Gründe angeben konnte. Viel bekannter sind die
Pykniden, die stets auftreten und seit langer Zeit unter dem Namen
Coniothyrium Diplodiella (Speg.) Sacc. bekannt sind (Fig. 38, 7).
In der Regel tritt die Krankheit an den sich entwickelnden jungen
oder auch an den fast reifen Beeren auf?). Sie beginnt meist am
Trauben- oder Beerenstiel oder einem anderen Teil des Kammes. Die
erkrankten Stielteile werden braun und schrumpfen etwas, indem gleich-
zeitig Pykniden auftreten (Fig. 37, 9). Die Beeren behalten meistenteils
ihre Gestalt und verändern nur allmählich, vom Grunde an beginnend, ihre
Farbe, bis sie grauweifs sind, und trocknen dann allmählich unter Ein-
faltung der Oberhaut zusammen, indem sich ihre Oberfläche gleichzeitig
mit pustelförmigen Pykniden bedeckt. Bisweilen treten auch dunkler
gefärbte Beeren auf, die dann den vom Black rot befallenen ähnlich
sehen. Neben diesem langsam verlaufenden Prozeis an den Beeren kann
aber auch ein beschleunigter Verlauf eintreten, indem sie sehr schnell
faulen und abfallen oder auch zusammentrocknen, so dafs sie nur
aus dem Samen und der spröden äufseren Hülle bestehen. Wenn die
Stiele und Beeren vertrocknet sind, fällt die ganze Traube ab. Vom
Traubenstiel aus geht die Erkrankung auch auf die jungen Triebe über.
Bei ringförmiger Ausbreitung der Krankheit erfolgen Erscheinungen
wie bei der Ringelung, indem sich über der erkrankten Stelle ein
starker Wulst bildet und die oberhalb liegenden Blätter sich sämtlich
röten und dann abfallen; der Trieb vertrocknet dann. Während man
früher *) nur diese Formen von Weifsfäule kannte, konnte G. v. ISTVANFFY?)
noch andere Arten des Auftretens beobachten. Unter Umständen kann
das Mycel auch auf die bereits verholzten Reben übergehen. Die Rinde
blättert dann ab, und das Holz wird blofsgelegt; das Mark fächert sich
und verschwindet bisweilen vollständig. Auch die Blätter können be-
fallen werden; sie nehmen eine schmutzig-grüne Farbe an und ver-
trocknen vollständig, ohne abzufallen. Bereits an den noch grünen
Blättern kann Pyknidenbildung erfolgen, besonders in der Nähe der
Blattnerven. Das Mycel des Pilzes erzeugt an Seitenästen, Wirtelästen
oder langen Konidienträgern Konidien; aufserdem bildet es sclero-
tische Verflechtungen, die vielleicht für die Uberwinterung von Wert
sind. Aufserdem sind zweierlei Pykniden bekannt, Mikropykniden mit
!) G. M«zer, Das Auftreten der Weifsfäule. Budapest 1891. (Ungar.)
2) Sur le rot blanc de la vigne in Rey. de vitic 1894, S. 197.
3) Vgl Priruieux, Maladies II, S. 181, wo die ältere Literatur angegeben ist.
#) Vgl. E. Raınar, Der White-rot und sein Auftreten in Österreich in Wein-
laube 1892.
5) Etudes sur le rot livide de la vigne in Ann. de l’Inst. Centr. Ampelog. Roy.
Hongrois II, 1902.
Massariaceae. 259
kleinen Sporen und Makropykniden mit birn- oder fast eiförmigen,
bräunlichen Sporen (Ooniothyrium Diplodiella). Die letztere Fruchtform
ist bei weiten am häufigsten und trägt besonders zur Verbreitung des
Pilzes bei. Die Pykniden werden als plectenchymatische Hyphen-
knäule im Blattgewebe angelegt. Im Innern entsteht eine Höhlung,
und in ihr werden an den Wandungen die Sterismen gebildet. Die
über der Mündung der Pyknide befindliche Mycelkapsel wird nicht
sofort abgestofsen, sondern bleibt noch erhalten, bis die Pyknide die
deckenden Schichten des Substrates durchbrochen hat. Gewöhnlich
findet sich die Sterigmenschicht nur am Grunde der Pyknide; bisweilen
kleidet sie aber auch das Innere vollständig aus. Die Sporen werden,
sobald die nötige Feuchtigkeit vorhanden ist, als Schleimmassen aus
der Mündung hervorgeprefst. Als Optimum der Temperatur für die
Keimung fand G. v. Istvanrer!) 25 bis 30° bei 5 bis 12° wird sie be-
deutend gehemmt, bei 38° ist sie noch möglich. Die Keimschläuche
der Pyknosporen können die Reben an beliebiger Stelle infizieren ;
vom Boden aus kann die Wurzel ergriffen werden. Wunden an grünen
Trieben, wie sie beim Einkürzen verursacht werden, bieten besonders
günstige Eingangspforten. Bei der Traube findet die Infektion an
allen Stellen statt; indessen durchdringt der Keimschlauch nicht die
Wachsschicht, die auf den Beeren sich befindet. Nach ihrer Entfernung
wird die Epidermis leicht durchbohrbar. Die häufige Erscheinung, dafs
die Beeren von der Basis her ergriffen werden, hat wohl darin ihren
Grund, dafs hier die Nektarien liegen, welche leicht durchgängig sind.
Die Keimschläuche durchbohren die Epidermis an beliebiger Stelle
und ziehen im Innern der Gewebe in den Intercellularen einher oder
durchsetzen die Zelle quer. Der Durchbohrung der Zellwände geht
ein Aufquellen vorher: augenscheinlich scheidet die Spitze des Fadens
ein Enzym ab.
Als begünstigend für die Verbreitung des Pilzes mufs übermäfsige
Feuchtigkeit bei hoher Sommertemperatur angesehen werden. K. SAJ6 ?)
hat darüber ausführliche Beobachtungen in Ungarn angestellt und ge-
funden, dafs ein Epidemiejahr des Rot blanc sich durch die hohen
Mitteltemperaturen des Sommers und durch die grofse Feuchtigkeit
auszeichnet. Wenn ein Hagelwetter auftritt, das an den Reben viele
Verletzungen verursacht, so wird dem Pilze die Infektion in auffälligster
Weise erleichtert. Anderseits scheint anhaltendes trockenes und heilses
Wetter die Verbreitung zu sistieren.
Auf Grund dieser Erfahrungen und der Entwicklungsgeschichte ist
die Bekämpfung vorzunehmen, über die G. v. Istvanrfy ausführliche
Untersuchungen angestellt hat. In erster Linie sind alle erkrankten
Teile der Reben bis auf das gesunde Holz abzuschneiden und zu ver-
brennen. Bei gröfserer Ausdehnung des Herdes empfiehlt es sich, die
zurückgeschnittenen Reben mit Petroleum zu bespritzen und anzuzünden,
Die gebrannten Stöcke treiben später wieder aus. Auch der Boden
kann nach Vernichtung der erkrankten Stöcke mit Petroleum getränkt
und angezündet werden. Aufserdem empfiehlt sich das Spritzen mit
4° viger Kupferkalkbrühe, und zwar in Zwischenräumen von drei bis vier
. 1) Über die Lebensfähigkeit der Botrytis-, Monilia- und Coniothyrium-Sporen
in Math. &s termösz. ertes. XXI, 1903, S. 222. (Ungar.)
2) Weitere Mitteilungen über die meteorologischen Ansprüche der schädlichen
Pilze in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, 1902, S. 151.
173
360 III. ©. Ascomycetes.
Fig. 39. Erkrankungen durch Pyrenomyceten.
1 durch Gnomonia erythrostoma (Pers.) Auersw. erkrankte Kirschblätter und Kirschen. 2—4# Ventura
pirina Aderh. 2 erkrankte Birne 3 erkrankter Birnenzweig. 4 Konidienträger. 5—8 V. inaequalis
(Cke.) Aderh. 5 erkrankter Apfel. 6 erkranktes Apfelblatt. 7 Konidienträger. 8 keimende Sporen.
4, 7, 8 stark vergr., alles übrige nat. Gr. (I nach FRANK, 2—8 nach SORAUER.)
Gnomoniaceae. 261
Tagen. Dieses häufige Bespritzen hat darin seinen Grund, dafs die
Sporen nicht immer durch das Fungicid abgetötet werden, wohl aber
werden die Keimschläuche vernichtet, wenn die Sporen ausgekeimt
haben. Namentlich bei feuchtem, heifsem Wetter hat das Bespritzen,
auch mit schwächeren Lösungen, besonders sorgfältig zu geschehen.
Auch das Bestäuben mit Kupfervitriol wirkt sehr gut. Für den Zeit-
punkt des Spritzens ist die Beobachtung mafsgebend, dafs die Pykniden
gerade dann, wenn sie die Oberhaut durchbrechen, am empfindlichsten
sind; die über der Mündung der Pyknide sitzende Mycelkappe wirkt
wie ein Schwamm aufsaugend und läfst das Fungicid allmählich ins
Innere der Pyknide treten. Nach Hagelwetter und dem Einkürzen der
Triebe mufs die Bespritzung stets vorgenommen werden. Besser als
Bordeauxbrühe wirken eine 2,5 '/oige Lösung von Calciumbisulfit
und schweflige Säure und eine 3%oige Magnesiumbisulfitlösung;
diese töten alle Sporen innerhalb 24 Stunden ab.
Die Familie der Gnomoniaceae besitzt eingesenkte Fruchtkörper,
die eine lange, schnabelförmige, über die Oberfläche hinausragende
Mündung haben. Besonders charakteristisch ist der Scheitel der
Schläuche, der verdickt ıst und von einem Porus durchsetzt wird.
Vielsporige Schläuche mit kleinen, einzelligen, hyalinen Sporen zeichnen
die Gattung Ditopella de Not. aus. Am bekanntesten ist D. ditopa
(Fries) Schroet. auf Erlenzweigen ; unter Umständen tötet sie die Zweig-
spitzen ab, deren Rinde eine rotbraune Färbung annimmt. Eine auf-
fällige Erscheinung auf Hainbuchenblättern bildet Mamtania fimbriata
(Pers.) Ces. et de Not ; das Mycel erzeugt auf der Oberfläche des
Blattes ein sogenanntes Pseudostroma von dunkler Farbe. Unterhalb
dieses Pseudostromas sitzen die Perithecien im Substrat und ragen mit
ihren Hälsen über dasselbe hinaus. Im allgemeinen ist dieser Pilz
nicht gefährlich, aber unter begünstigenden Umständen kann er die
Hainbuchenkulturen schädigen; einen solchen Fall erwähnt P.VvıLLemin')
von Bourgogne. Als Konidienform gehört Didymosporium saliemum hierzu.
Wichtig ist die Gattung Gnomonia Ces. et de Not. Ihre Frucht-
körper sowie Schläuche entsprechen genau dem Typus der Familie;
die Sporen sind länglich, hyalın und in zwei Zellen geteilt. Erwähnens-
wert ist die Art @. Quercus Ilicis Berlese?), welche die Blätter von
Quercus Ilex in Italien befällt und sie zum vollständigen Vertrocknen
bringt. Die bekannteste Art ist @. erythrostoma (Pers.) Auersw. auf
Kirschblättern. Sie wurde bei Gelegenheit einer gefährlichen Kirsch-
baumkrankheit im Altenlande bei Hamburg von B. Frank?) eingehend
studiert und auf ihre Entwicklung hin untersucht. Obwohl der Pilz in
Mitteleuropa weit verbreitet ist, kommt es doch nur gelegentlich zu
gröfseren Epidemien; es werden fast nur die Süfskirschen befallen,
obwohl der Pilz auch gelegentlich bei Sauerkirschen beobachtet wurde.
1) Ofr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. I], S. 170.
2) Sopra una nuova malattia fungina del leccio in Riv. di patol. veget. I, 1893,
S. 285.
?) Die jetzt herrschende Krankheit der Süfskirschen im Altenlande in Landw.
Jahrb. X VI, 1887, S. 401; Über die Bekämpfung der durch G. erythr. verursachten
Kirschbaumkrankheit im Altenlande in Ber. d. D. Bot. Ges. V, 1887, S. 281; Uber
den Verlauf der Kirschbaum -Gnomonia-Krankheit in Deutschland in Zeitschr. f.
Pflanzenkrankh. I, 1891, S. 17; vergl. ferner Gartenflora, 1889, S. 12, und Hedwigia
1888, S. 18, und Pflanzenkrankh. II, S. 448.
252 III. ©. Ascomycetes.
Die jungen Blätter werden bereits kurz nach ihrer Entfaltung infiziert;
anfangs treten die von dem im Blattinnern wuchernden Mycel ver-
ursachten Flecken nur wenig hervor; sie fallen höchstens durch etwas
bleichere Färbung auf. Neben solchen gröfseren Flecken findet man
auch kleinere, die in groiser Zahl die Blattfläche bedecken und gleich
von Anfang an durch Absterben der Blattsubstanz sich braun färben.
In den Monaten Juli und August beginnt dann die Bildung von Pykniden
auf der Unterseite der Flecken, und gleichzeitig bräunt sich auch die
befallene Stelle. In den fast kugligen Pykniden werden massenhaft
Konidien gebildet, die stäbchenförmig sind und meist an einem Ende
sich hakig umbiegen (Fig. 38, 10, 11). Um dieselbe Zeit beginnt auch
im Innern des Blattes die Anlegung der Perithecien mit der Ausbildung
einer askogenen Hyphe, die sich in einer Trichogyne bis über die Ober-
fläche des Blattes erstrecken soll. Während nun im Herbst die nicht
befallenen Blätter abfallen, verbleiben die erkrankten am Baume. Der
Blattstiel haftet dem Zweige fest an und biegt sich meist um, die Blatt-
substanz ist gebräunt und zusammengekrümmt (Fig. 39, 2). Das Hängen-
bleiben der Blätter erweist sich als eine vorzügliche Anpassung des Pilzes
für seine Weiterverbreitung: während nämlich die am Boden liegenden
Blätter im Laufe des Winters vollständig vermodern, bleibt die Blatt-
substanz der anhängenden erhalten, so dafs der Pilz Gelegenheit hat, seine
Perithecien zur Reife zu bringen. Wenn die Blätter abfallen würden,
so ginge auch der Pilz unfehlbar zu Grunde, denn er ist durch keine
stromatische Bildung, wie etwa Polystigma, geschützt. Beim normalen
Blatt wird am Ende der Vegetationsperiode am Grunde des Blattstieles
die Trennungsschicht angelegt, wodurch dann die Abgliederung des
Blattes erfolgt. Dies kann bei dem verpilzten Blatt nicht stattfinden,
weil das Mycel den Blattstiel durchzieht und bis in die Gegend, wo die
Trennungsschicht angelegt wird, vordringt. Dadurch wird dann der
Blattstiel an den Trieb befestigt. Da das Mycel nur innerhalb der Blatt-
flecken zu finden ist und nicht das ganze Blatt durchwuchert, so ist
ein Hineinwachsen in den Blattstiel nur möglich, wenn der basale Teil
des Blattes befallen ist. Ist nur die Spitze verpilzt, so wird das Blatt
normal abgeworfen.
Im Laufe des Winters schreitet dann die Entwicklung der Peri-
thecien fort, bis sie im April und Mai zur völligen Reife gelangen
(Fig. 38, 8, 9). Es sind kuglige Behälter, die an der Spitze zu einem
langen Ostiolum ausgezogen sind. Die im Innern entstehenden
Schläuche reifen nacheinander und werden durch Wechsel von Feuch-
tigkeit und Trockenheit einzeln zum Ejakulieren der Sporen gebracht.
Die Sporen sind zweizellig, die untere Zelle ist etwa nur halb so grois
wie die obere. Die ejakulierten Sporen keimen sofort aus und bringen
neue Infektionen der jungen Blätter zuwege. Jetzt wird auch der
Nutzen, den der Pilz durch das Anhaften der Blätter hat, völlig
klar; die reifen Perithecien befinden sich mit den Blattresten in un-
mittelbarster Nähe der neuen Blätter, so dafs jede Spore sofort den
zusagenden Nährboden zu finden vermag Der Keimschlauch der Spore
bohrt sich sofort in die Epidermis ein.
Den eigentlichen Schaden stiftet der Pilz durch Befall der Kirschen.
Die jungen Früchte bleiben, wenn sie infiziert werden, klein, ver-
kümmern (Fig. 39, 1) und verschrumpfen, platzen auch wohl gelegentlich
auf. Noch unreif fallen sie vom Baume ab, ehe die Pyknidenbildung er-
folet. Als die Epidemie im Altenlande wütete, wurde mehrere Jahre
Valsaceae. 263
hintereinander die Kirschenernte fast vollständig vernichtet. Die Be-
kämpfung des Pilzes ergibt sich leicht aus seiner Entwicklung. Da der
Pilz nur im Blatte und Blattstiel sitzt, niemals aber bis in das Holz der
Triebe eindringt, so überwintert er ausschliefslich in den hängen-
bleibenden Blättern. Werden also diese sorgfältig abgesucht und ver-
brannt, so wird eine Neuinfektion völlig verhindert. Dafs man mit
dieser Mafsregel in Verbindung mit reicher Durchlüftung der Baum-
kronen und Pflege des Bodens der Epidemie Herr werden kann, hat
ihre Durchführung im Altenlande gezeigt. Bereits nach dem ersten
Abpflücken war die Epidemie im darauffolgenden Sommer aufserordent-
lich verringert, nach dem zweiten Male war sie völlig erloschen und
kaum noch ein krankes Blatt zu finden. Allerdings ist ein solcher Erfolg
nur möglich, wenn alle Besitzer gezwungen werden, die Durchführung
der Bekämpfung vorzunehmen.
Nahe verwandt mit dem Kirschbaumpilz ist ein anderer, dessen
Perithecien sich im Winter auf Platanenblättern entwickeln, näm-
lich G. veneta (Sacc. et Speg.) Kleb. (= Laestadia veneta Sacc. et Speg.).
Die Konidienformen dieses Pilzes erzeugen die bekannte Krankheit der
Platanenblätter, die sich in auffallender Weise durch das Absterben
des Blattgewebes längs der Nerven kundtut. Unter gewissen Um-
ständen kann die Erkrankung durch vorzeitige Zerstörung der Blätter
auch den Bäumen schaden, wie solche Fälle in Nordamerika und Frank-
reich angegeben worden sind. Die bekannteste Konidienform ist Gloeo-
sporium nerviseguum (Fuck.) Sacc., daneben aber existieren Variationen
in der Sporengröfse, Gehäuseausbildung usw., die alle als besondere
Arten beschrieben worden sind. H. Kıresann!) hat den Entwicklungs-
- kreis der Art genauer untersucht und den Zusammenhang aller dieser
Konidienformen mit der erwähnten Schlauchform dargetan.
Die bisher behandelten Familien der Pyrenomyceten umfafsten
Formen, welche nur in seltenen Fällen ein Stroma oder ein stroma-
artiges Gewebe besafsen. Wir kommen jetzt zu den eigentlichen
stromatischen Formen, die stets ein Stroma besitzen, in dem die Peri-
thecien, häufig auch die Pykniden angelegt und zur Reife gebracht
werden. Von der Familie der Valsaceae kommt eine Anzahl von
schädlichen Arten in Betracht, die aber wahrscheinlich sich bei ge-
nauerer Untersuchung noch beträchtlich vermehren werden. Das Mycel
dieser Pilze durchzieht das Nährsukstrat und formt es zu dem als
Stroma bezeichneten Gebilde um. Meist ist das Stroma in seiner Form
streng begrenzt; häufig aber wird es nur von einer schwarzen Grenz-
linie umsäumt, namentlich wenn die Veränderung des Substrates nur
gering ist. Es dürfte kaum zweifelhaft sein, dafs viele von diesen
Pilzen als Wundparasiten bereits das geschwächte oder absterbende
Gewebe befallen und mit ihrem Mycel durchwuchern ; die Nebenfrucht-
formen erscheinen noch während oder kurz nach dem Absterben des
Pflanzenteils, während die Schlauchfrüchte meistens erst viel später zur
- Ausbildung gelangen.
Die in zahllosen Arten vertretene und in zahlreiche Untergattungen
gespaltene Gattung Valsa Fries zeichnet sich durch die kleinen, ein-
zelligen, farblosen, meist etwas gebogenen Sporen aus, die entweder zu
') Untersuchungen über einige Fungi imperfecti und die zugehörigen Asco-
mycetenformen in Pringsh. Jahrb. XLI, 1905, S. 485.
264 III. ©. Ascomycetes.
acht oder in grofser Zahl im Schlauch vorhanden sein können. Be-
sonders schädlich soll V. prunastri (Pers.) Fr. unter Umständen den
Pflaumenbäumen!), Aprikosen und Pfirsichen?) werden
können. Das Mycel wuchert unter dem Periderm, Rinde und Cambium
werden an der erkrankten Stelle gelb und faulig. Die infizierten Bäume
sterben stets ab. Als Pyknidenform bezeichnet FuckEL®), der die Peri-
thecien an Schlehen fand, die Oytospora rubescens. Zu erwähnen ist ferner
V. leucostoma (Pers.) Fries als Feind der Kirschbäume. R,. ADERHOLD ®)
hat das Absterben der Kirschbäume am Rhein zum Gegenstand
einer ausführlichen Studie gemacht, nachdem bereits vor ihm B. Frank,
GOETHE u. a. sich mit demselben Thema beschäftigt hatten. Während
Frank die Ursache der Erkrankung in dem Angriff des Pyknidenpilzes
Cytospora rubescens Fr. sieht, führten GOETHE, SORAUER und mit ihnen viele
andere Untersucher das Absterben auf Spätfröste und nachträg-
liches Eingreifen des Pilzes zurück. Die Krankheit äufsert sich darin,
dafs grofse Zweigsysteme oder ganze Bäume zu den verschiedensten
Jahreszeiten plötzlich absterben. Die im Frühjahr absterbenden Zweige
treiben meistens noch unregelmäfsig und krankhaft aus, bis dann ein
plötzliches Welken und Vereilben des Laubes eintritt. Die im Winter
absterbenden Äste zeigen im ı Herbst vielfach schon einen frühen Laub-
fall oder vorzeitige Verfärbung. Ganz besonders charakteristisch ist das
Auftreten von Gummibildung in den toten Zweigen; das Gummi
tritt nicht überall sichtbar zutage, sondern findet sich häufig nur in noch
bedeckten Spalten der Rinde. Gleichzeitig tritt nun ein Pyknidenpilz
mit gekammerten Pykniden in den Zweigen auf, den AnERHOLD als Cyto-
spora leucostoma anspricht und mit dem er vergesellschaftet die Peri-
thecien von Valsa leucostoma gefunden hat. Ob die gefundene Cytospora
mit CO. rubescens identisch ist, mag dahingestellt bleiben. Infektions-
versuche ergaben, dafs der Pilz in die gesunden Zweige nicht einzu-
dringen vermag, sondern dafs Wunden oder andere "Beschädigungen
vorhanden sein müssen, um dem Mycel den Eintritt zu ermöglichen.
Wenn das Mycel mehrere Jahre in der Rinde wuchert, so können
Wunden entstehen, die ein krebsartiges Aussehen haben. ADERHOLD hat
dann weiter die Frage geprüft, ob die als Ursache angesehene Frost-
wirkung imstande ist, für sich allein ein Absterben zu veranlassen, das
die Symptome des Kirschbaumsterbens zeigt. Es zeigte sich, dafs dies
nicht der Fall war; denn es fehlte die Gummibildung vollständig, da-
gegen traten Rindenverletzungen (Borkepflaster) auf, die auch bei den
rheinischen Kirschbäumen zu finden waren. Freilich liefs es sich nicht
mit voller Sicherheit nachweisen, ob diese abgestorbenen Rindenflecken
ausschliefslich durch Frost hervorgerufen werden und nicht vielleicht
auch durch Sonnenbrand. Wir haben also in dem Pilze einen ganz
ausgesprochenen Wundparasiten vor uns, und es ist gerechtfertigt, wenn
ADERHOLD (l. c. S. 359) in Bestätigung der Soraver’schen Beobachtungen
sagt: „Es handelt sich also um eine Kombinationswirkung aus Rinden-
beschädigung und Pilzwirkung. Der Pilz würde ohne die zahlreichen
!) Vergl. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, S. 177.
®2) Sorauer, Handbuch, I. Aufl., S. 374.
3) Symbolae mycologicae 1869, S. 196; die Zugehörigkeit ist sehr zweifelhaft.
*) Über das Kirschbaumsterben am Rhein, seine Ursachen und seine Behandlung
in Arb. a. d. Biol. Abt. f. Land- u. Forstw. a. Kais. Gesundheitsamt, III, 1903,
S. 309 (hier die übrige Literatur). Aufserdem Zeitschr. f. Pflanzenkrankh., 1905,
S. 339.
Melanconidaceae. 265
Eingangspforten, die ihm Spätfröste und andere Witterungsfaktoren
schufen, nicht zu der üppigen Entwicklung und verderblichen Tätigkeit
haben gelangen können, die er dort zweifellos entfaltet, aber die
Rindenbeschädigungen ihrerseits würden ohne sein Dazwischentreten
nie eine so verderbliche Folge gehabt haben. So wie sie an den
anderen Obstbäumen vielmehr ohne empfindliche Folgen überwunden
worden sind, würden sie zweifellos auch bei den Kirschen ohne nennens-
werten Schaden ausgeheilt worden sein, wenn die Valsa nicht dazwischen
getreten wäre. Klimatische Ursachen haben mit anderen Worten den
Krankheitsboden geschaffen, der Pilz ist auf ihm erwachsen und hat
die Krankheit erzeugt.“ Zur Bekämpfung der Krankheit kann nur
das Vernichten der erkrankten Zweige und Bäume nebst möglichster
Vermeidung aller die Frostempfindlichkeit steigernden und direkt
Wunden erzeugenden Umstände angeraten werden; ob auch eine kräf-
tigere Bewässerung in der trockenen Zeit Erfolg verspricht, darüber
liegen noch keine sicheren Beobachtungen vor.
Auf Erlen in Belgien wurde von P. Nupeis!) die Valsa oxystoma
Rehm beobachtet, deren Mycel zuerst die Rinde gelblich zu färben
beginnt. Später werden unter der Rinde die Perithecien angelest, die
mit ihren Schnäbeln das Periderm durchbohren. Die Krankheit be-
ginnt an den dürren Zweigen und setzt sich bis in den Stamm fort,
sein Absterben veranlassend. Der angerichtete Schaden ist nicht allzu
bedeutend, ebensowenig auch, wenn der Pilz auf der Alpenerle (Alnus
wiridis) auftritt, wo ihn v. TuBEUF?) beobachtete.
Die Gattung Diaporthe Nitschke zeigt im Gegensatz zu Valsa
zweizellige Sporen, unterscheidet sich aber sonst äufserlich nicht von
ihr. Zu nennen wäre D. taleola Fries, das von R. Harrıc®) als Ursache
einer krebsartigen Erkrankung junger Eichenzweige und -stämmchen
angesprochen wird. Die Rinde wird gebräunt, vertrocknet und platzt
auf: die Wunde wird dann bei kräftigeren Zweigen wieder ganz oder
teilweise überwallt. Erst im zweiten Jahre erscheinen an der erkrankten
Stelle die Stromata mit den Perithecien.
Während die Valsaceae ihre Konidienfrüchte als einfache oder ge-
kammerte Pykniden ausbilden, unterscheiden sich die Melanconida-
ceae von ihnen dadurch, dafs sie lache Lager von Konidien als Neben-
fruchtformen besitzen. Wahrscheinlich werden auch von dieser Familie
später zahlreiche Arten als fakultative Parasiten bekannt werden; so ist
dies z. B. nach PkitLieux’ Untersuchungen wahrscheinlich mit Pseudo-
valsa irregularis (DC.) Schröt. der Fall. Vorläufig läfst sich als Parasit
nur Calospora Vanillae Massee*) nennen. Die Krankheit ergreift auf den
Seychellen, Reunion und Mauritius die Schoten der Vanille, die dadurch
in der Mitte oder an emem Ende schwarz werden und nach ein bis
zwei Tagen abfallen. G. Masser konnte feststellen, dafs auf der Ober-
seite der lebenden Blätter sich sehr kleine, punktförmige, rötliche
Konidienlager vom Typus der Melanconieengattung Hainesia (Gloeo-
sporisım Vanillae Cke. et Mass.) entwickeln. Auf den absterbenden und
) Une maladie epidömique de l’Aune commun in Bull. Soc. Belge de Micer.
&YV, 1900,'8. 95.
2) Mitteilungen über einige Pflanzenkrankheiten in Zeitschr. f. Pflanzenkr.
III, 1893, S. 140.
3) Eine krebsartige Rindenkrankheit der Eiche in Forstl. Naturw. Ztschr. LI,
1893, 8. 1.
4) Vanilla Disease in Kew Bulletin n. 65, 66, 1892, S. 111.
266 III. ©. Ascomycetes.
toten Blättern und Stammteilen treten dann die Kammerpykniden einer
Cytospora auf, die ebenfalls in den Entwicklungskreis gezogen werden.
Endlich bildet sich dann im Stroma der Cytospora die Perithecienform
aus. Wenn die Konidien auf gesunde Vanillenblätter ausgesät werden,
so dringen die Keimschläuche nicht ein, wohl aber in welke oder
der Oberhaut beraubte Blätter; dagegen vermochten die Ascosporen
frische Blätter zu infizieren. In Süd- und Mittelamerika ist bisher
nur die Hainesia bekannt geworden. G. Derracromıx!) hat dieselbe
Krankheit untersucht, stellt aber die Konidienlager in die Gattung
Colletotrıchum, weil sie von Haaren umgeben sind; die Cytospora er-
wähnt er nicht. Da die Krankheit wahrscheinlich durch ungünstige
Klima- oder Bodenverhältnisse vorbereitet wird, so mülste zuerst das.
Augenmerk auf diese Begleitumstände gerichtet werden, um eine sichere
Unterlage für die Wirksamkeit des Pilzes zu gewinnen.
Von den noch übrigbleibenden Familien der Sphaeriales, nämlich
den Diatrypaceae, Melogrammataceae und Xylariaceae
sind bisher Krankheitserreger auf Kulturgewächsen nicht angegeben
worden, obwohl es kaum einem Zweifel unterliegt, dafs auch bei diesen
viele Konidienformen parasitisch sein mögen, namentlich dann, wenn
‚besondere äufsere, die Lebenstätigkeit der Pflanzen herabdrückende
Umstände den Angriff begünstigen und vorbereiten.
Wir gelangen nunmehr zur Darstellung der fünften Ordnung der
Ascomy ceten, nämlich der Disc omycetes. In ihnen werden ziemlich
heterogene Elemente vereinigt, von denen die Helvellineen und Hy-
steriineen wahrscheinlich überhaupt nicht hierher gehören; da aber die
Entwicklungsgeschichte der meisten Gruppen noch ganz unbekannt ist,
so soll, als mit den Zwecken des Handbuches nicht übereinstimmend,
kein Versuch gemacht werden, auf die mutmafsliche Verwandtschaft
der Unter ordnungen näher einzugehen.
Man betrachtet die Discomyceten als Abkömmlinge der Pyreno-
myceten oder nimmt zum mindestens einen gleichen Ursprung beider
Ordnungen an: dafür spricht die Entwicklung. Während bei den
Pyrenomyceten das geschlossene, nur an der Spitze sich öffnende
Perithecium ausschliefslich verbreitet war, besitzen die Discomyceten
ein flaches Hymenium, das sich als mehr oder weniger freiliegende
Scheibe darbietet: man nennt eine solche Schlauchfrucht Ap othecium.
Diese Apothecien werden aber keineswegs von Anfang an offen ent-
wickelt, sondern das Hymenium entsteht stets in einem Gewebekomplex,
dessen obere Decke später sich öffnet und die Schlauchschicht frei
heraustreten läfst. Die jüngsten Anlagen von Peri- und Apothecien
sind demnach ganz ähnlich, erst in späteren Stadien findet die
Differenzierung durch verschiedenartige Ausbildung der Hülle statt.
Schläuche und Sporen erfahren dieselbe Ausbildung wie bei den
Pyrenomyceten; die Paraphysen dagegen, die hier weniger dem Zwecke
des Sporenausstreuens dienen, weshalb sie in den Perithecien meist ver-
schleimen, sondern mehr zum Schutze der jungen Asken im frei-
liegenden Hymenium ausgebildet werden, erfahren für diesen Zweck be-
sondere Differenzierungen. So werden ihre Enden kopfig verdickt oder
a !) Sur deux maladies du Vanillier in Bull. Soc. Myc. France XVIII, 1902,
S. 274.
Hysteriineae. 267
verzweigen sich mehrfach baumartig oder lagern Farbstoff ein; durch
alle diese Einrichtungen wird häufig eine dichte Decke über der Asken-
schicht geschaffen, unter deren Schutz die j jungen Asken emporwachsen
und ausreifen. Erst bei der Reife lockert sich dies sogenannte Epi-
thecium und läfst die Spitzen der Schläuche zum Zwecke der Sporen-
entleerung hervortreten. Wieweit das Epithecium auch für den Zweck
der Sporenausstreuung angepafst ist, wurde bisher nicht untersucht.
Das Hymenium wird von einer mehr oder weniger halbkugligen
Evchehälle aus Pilzfäden umschlossen, die zum Schutze dient und dem
Apothecium seine äufsere Form verleiht. Die Fadenverflechtung ist
sehr mannigfach; neben ganz lockerer Durchdringung der Fäden kommt
auch para- oder prosopleetenchymatische Verflechtung in der ver-
schiedensten Art vor. Durch Einlagerung von Farbstoff kann sowohl
die Hülle wie die Scheibe des Apotheciums in verschiedenster Weise
gefärbt sein.
Die systematische Gliederung der Discomyceten gründet sich teils
auf die Art, wie die Scheibe entblöfst wird, teils auf den Bau der
Fruchthülle. Wir unterscheiden zunächst die Hysteriineae, deren
längliche Fruchtkörper mit Längsspalt aufspringen und die Scheibe
dadurch nur teilweise vollständig frei legen. Bei den übrigen Unter-
ordnungen kann man dann verfolgen , wie zuerst die Deckschicht der
Scheibe lappig aufreifst und die Lappen sich zurückschlagen und ver-
gehen, und wie dann allmählich das Aufbrechen der Deckschicht immer
mehr lochartie am Scheitel erfolgt und die Scheibe durch Erweiterung
des Loches ohne Abreifsen von Lappen vollständig freigelegt wird.
Endlich repräsentieren die Helvellineae eine Gruppe, bei der die
Scheibe von Anfang an freiliegen soll, was indessen entwicklungs-
geschichtlich noch nicht einwandfrei erwiesen ist. Wir bekommen also
folgende Gliedernng der Ordnung:
A. Scheibe des länglichen Fruchtkörpers nur
durch einen Schlitz teilweise freigelegt Hysteriineae
B. Scheibe lange bedeckt bleibend und dann
die Decke der rundlichen Fruchtkörper
lappig; aufreilsend Phacidiineae
C. Scheibe der rundlichen Fruchtkörper sehr
bald frei werdend Pezizineae
D. Scheibe von Anfang an frei Helvellineae
Hysteriineae.
Man kann die Unterordnung der Hysteriineae als ein Verbindungs-
elied zwischen den Pyrenomyceten und Discomyceten auffassen,, weil
einesteils die Fruchtscheibe noch nicht völlig durch den das Gehäuse
durchsetzenden Spalt freigelegt wird und weil andernteils der Bau des
Hymeniums eine gröfsere Ähnlichkeit mit dem der niederen Disco-
myceten aufzuweisen hat. Aus diesem Grunde stellt man sie bald zu
dieser, bald zu jener Ordnung, oder macht auch wohl eine besondere,
selbständige Ordnung daraus. "Char akteristisch sind die langen schmalen
Fruchtkörper , die sich meist mit einem Längsrils ein wenig öffnen,
bisweilen aber auch kreuzweis aufreifsen. Über die Entwicklung
wissen wir sehr wenig: bei einigen sind Konidienfrüchte gefunden
worden.
2658 III. ©. Ascomycetes.
Die einzelnen Familien unterscheidet man danach, ob die Frucht-
körper im Substrat eingewachsen bleiben oder daraus hervorbrechen
oder von Anfang an freistehen. Die wichtigste Familie ist die der
Hypodermataceae, deren Fruchtkörper im Nährsubstrat eingesenkt
bleiben, indem die Hülle mit den umgebenden Schichten des Substrates
fest verwächst. Die meisten der als Parasiten bekannten Arten kommen
auf den Nadeln der Coniferen vor, die sie zum Abfall bringen; man
bezeichnet diese Erkrankungen als Schütte. Die Gattung Hypoderma
DC. zeichnet sich durch den Besitz von spindel- oder stäbchenförmigen,
hyalinen Sporen aus, die bei der Reife zweizellig sind. Zu erwähnen
wäre H. brachysporum (Rostr.) Tub.!), das als Ursache der Nadelschütte
von Pinus Strobus angegeben wird. E. Rostrup?) hat zuerst darauf hin-
gewiesen, dafs dieser Pilz ganze Komplexe von Weymouthkiefern
durch Entnadelung gefährden kann. Die Nadeln bräunen sich bereits
während des Sommers, fallen aber erst im Winter ab; auf ihnen ent-
stehen die kleinen strichförmigen Apothecien und in ihnen die Schläuche
mit den acht länglichen, von aufquellbaren Gallerthüllen umgebenen
Sporen. Der Pilz ist sowohl in Dänemark wie in Deutschland be-
obachtet worden. In Norwegen kommt auf Kiefernnadeln eine ganz
ähnliche Art vor, H. prnicola Brunch.
Durch die bis zuletzt einzelligen Sporen unterscheidet sich Hypo-
dermella Tub. von Hypoderma. Hierher gehört H. Larieis Tub.?), welche
die Nadeln der Kurztriebe der Lärchen befällt und sie bräunt. Die
Apothecien werden als glänzend schwarze Flecken auf den Nadeln
ausgebildet. Auf den Nadeln von Pinus montana und silvestris findet
sich H. suleigena (Link) Tub., eine in Dänemark weitverbreitete und
häufig schädliche Art*), namentlich in kühlen Sommern. Die läng-
lichen, keulenförmigen Sporen sind für diese Art sehr charakteristisch.
Aufserlich unterscheiden sich die Apothecien der Gattung Lopho-
dermium Chev. kaum von denen der bisher genannten Gattungen; da-
gegen sind aber die Sporen lang und fadenförmig und nicht durch
Querwände geteilt. Man bezeichnet die Arten von Lophodermium
häufig als Ritzenschorfe, wozu das Aufspringen der Apothecien in
feinen schmalen Ritzen den Anlafs gegeben hat. Die bekannteste und
unter dem Namen Schüttepilz gefürchteteste Art ist Z. Pinastri
(Schrad.) Chev. (Fig. 40, 1 bis 3). Am meisten wirkt die Krankheit
verderblich in Saatkämpen, wo häufig in einer Nacht die Nadeln sich
bräunen und abfallen. Trotz der grofsen Zahl von Arbeiten, die seit
einem „Jahrhundert sowohl von praktischen Forstleuten wie von
Botanikern unternommen sind, bleibt es auch heute noch nicht ganz
geklärt, ob der Pilz allein den Nadelfall verursacht, oder ob nicht viel-
mehr besondere Umstände vorhergehen müssen, die die plötzliche Aus-
breitung der Erkrankung begünstigen. Manche Untersucher haben den
Pilz überhaupt ausgeschaltet und nehmen an, dafs Frost oder Trocken-
heit die Schütte allein verursachen können, andere wieder wollen ein
kombiniertes Vorgehen dieser Ursachen mit dem Pilze annehmen.
Wahrscheinlich ist es, dafs bestimmte prädisponierende Einflüsse vor-
hergehen müssen, welche die plötzliche Ausbreitung des Pilzes vor-
!) v. Tuseur benennt später die Art MH. strobicola, was aber gegen die Gesetze
der Priorität verstöfst.
2) Vgl. Plantepatologi S. 527.
3) v. Tuseur, Kranke Lärchenzweige in Bot. Centralbl. LXI, 1895, S. 48.
*) Rosrrur, Plantepatologi S. 517.
Hysteriineae. 359
bereiten; welches aber diese Einflüsse sind und wie wir uns ihre
Einwirkung auf die jungen Pflanzen vorzustellen haben, darüber wissen
wir bisher nur wenig. Die verschiedenen Ansichten über die Krankheit
hat ©. v. Tuseur ') in seiner Monographie des Schüttepilzes ausführlich
dargestellt, weshalb sie hier nicht näher berührt werden sollen. Die
Nadeln der jungen Pflänzchen werden im Sommer und Herbst, etwa
vom Juni ab, infiziert. Die ersten Infektionen zeigen sich durch gelb-
liche und bräunliche Verfärbung der Nadel, die dann nach dem Ab-
Fig. 40. Typen von Discomyceten.
I—3 Lophodermium Pinastri (Schrad.) Chev. / Habitus der befallenen Nadeln, nat. Gr. 2 Fruchtkörper,
vergr. 3 Schlauch und Paraphysen, stark vergr. 4-6 Clithris quereina (Pers.) Rehm. 4 Fruchtkörper
am Holz, nat. Gr. 5 Einige Fruchtkörper, vergr. 6 Schlauch mit Paraphysen, stark vergr. 7 Cenangium
Abietis (Pers.) Rehm, Stück eines Schnittes durch ein Apothecium, 760:1. 8—10 Dusyscypha calyeinu
(Schum.) Fuck. &$ Fruchtkörper, nat. Gr. 9 siebenmal vergr. 10 Schlauch, 330:1. (J-3, 6 nach
Renam, #, 5, $-10 nach LınDAv, 7 nach ScHwARz.)
sterben des Gewebes in Braun übergeht. Die Pflanze kann sich der
erkrankten Nadeln leicht dadurch entledigen, dafs sie an der Basis die
Trennungsschicht, welche zur Abgliederung der Nadel dient, ausbildet.
Dadurch erklärt es sich auch, dafs die Nadeln plötzlich auf einmal
abgeworfen werden können. Nach der Abtötung des Gewebes bilden
!) Studien über die Schüttekrankheit der Kiefer in Arb. a. d. Biol. Abt. f.
Land- u. Forstwirtsch. am Kais. Gesundheitsamt, II, 1901, S. 1; hier die übrige
Literatur.
270 III. ©. Ascomycetes.
sich die ovalen Apothecien aus, die sich mit einem Längsspalt öffnen.
Die Nadeln werden meistens durch eine Anzahl von schmalen, schwarzen
Bändern, die um die Nadel herumlaufen, in einzelne Abschnitte zerlegt;
in jedem Abschnitte finden sich gewöhnlich mehrere Apothecien. Diese
schwarzen Bänder, die noch nicht genauer untersucht zu sein scheinen,
entsprechen wohl den Berandungslinien, wie wir sie beim Zu-
sammentreffen der Thalli verschiedener Flechtenarten finden; mit
anderen Worten also: so viel Nadelabteilungen, so viel Infektionsstellen
sind vorhanden. Der Spalt des Apotheciums entsteht an einer be-
stimmt vorgebildeten Längslinie und besitzt die Fähigkeit, sich bei
Trockenheit zu schliefsen, bei Feuchtigkeit dagegen weit zu öffnen.
Entsprechend dieser Fähigkeit des Spaltes findet auch das Ausstreuen
der Sporen während eines langen Zeitraumes statt, was nicht weiter
verwunderlich erscheint, da die Schläuche nicht gleichzeitig, sondern
nacheinander reifen. Vom Frühsommer an bis spät in den Winter
hinein werden bei entsprechenden Feuchtigkeitsverhältnissen die Sporen
entlassen und vermögen Infektionen zu veranlassen.
Wenn ein junges Kiefernpflänzchen alle oder einen Teil seiner
Nadeln abgeworten hat, so braucht es noch nicht abzusterben, sondern
vermag abermals Nadeln zu bilden; indessen überstehen nur besonders
kräftige und gut entwickelte Individuen den Krankheitsprozefs; kommen
noch schwächende äufsere Faktoren hinzu, so geht das Pflänzchen zu-
erunde. Es ist natürlich nicht immer möglich, darüber eime Ent-
scheidung zu treffen, ob die Pflanze für den Angriff des Pilzes durch
schwächende äufsere Umstände vorbereitet wurde, oder ob sie zuerst
durch den Schüttepilz geschwächt wurde und den ungünstigen Um-
ständen zum Opfer fiel.
Als Mittel gegen die Schüttekrankheit kommen in erster Linie Vor-
beugungsmafsregeln in Betracht, die sich darauf beziehen, die Kulturen
vor Infektion zu schützen. Gegen das Auffliegen der Sporen hat man
versucht, durch dazwischenstehende gröfsere Pflanzen (Adlerfarn,
Beseneinster, Gras usw.) einen Schutz zu erhalten, oder man hat auch
versucht, auf der Windseite künstlichen oder natürlichen Schutz an-
zulegen. Auch die Anlegung der Kulturen unter alten Beständen von
Kiefern oder fernab von jeder Kiefernkultur wurde zur Vorbeugung der
Schütte angewandt. Indessen sind aber alle diese Mafsregeln ın der
Praxis nicht einfach und ergeben häufig nicht den gewünschten Erfolg;
deshalb ist man zur direkten Bekämpfung mittels Spritzmitteln über-
gegangen. Die angestellten Versuche v. Tugkur’'s, die mit verschiedenen
Fungiciden, wie Kupferzuckerkalk, Kupfersoda, Kupferkalk usw., vor-
genommen wurden, hatten zum Resultat, dass die Spritzungen im
August den meisten Erfolg haben, dafs dagegen Bespritzen im Juni
oder September nicht das gewünschte Itesultat ergeben.
Von einer ähnlichen Krankheit wird die Fichte heimgesucht,
nämlich von L. macrosporum (Hart.) Rehm). Die befallenen einjährigen
Nadeln werden entweder im Herbst abgeworfen, oder sie bleiben bis
zur Reifung der Apothecien im nächsten Jahre am Zweig sitzen. Bei
zweijährigen Nadeln kann die Bräunung im Herbst eintreten und die
Ansreifung der Apothecien an den noch anhängenden Nadeln erst im
vierten Jahre erfolgen. Auf den Nadeln werden die langen, glänzend
schwarzen Apothecien ausgebildet, deren keulige Schläuche die fädigen
') R. Harrıc, Wichtige Krankheiten der Waldbäume. 1874.
Phacidiineae. 3
Sporen entwickeln; häufig sind diese noch von einer Gallerthülle um-
geben. Der Pilz ist sehr weit verbreitet, tritt aber nicht immer in
verheerender Weise auf. Nach F. NoggE!) schädigt er in den sächsischen
Waldungen aufserordentlich, namentlich in reinen Beständen, während
Mischbestände weniger darunter zu leiden haben.
Der Weifstannenritzenschorf, Z. nerviseguum (DU.) Rehm ?),
befällt die Nadeln der Abies alba, indem er sie unter Bräunung abtötet.
Die Nadeln bleiben noch lange an den Zweigen sitzen und bringen auch
meist schon hier ihre Apothecien zur Entwicklung. Diese entstehen
als glänzend schwarze, lange Streifen auf dem Mittelnerv der Nadel-
unterseite und entwickeln ganz ähnliche Schläuche und Sporen wie der
Fichtenritzenschorf. Meistens geht der Bildung der Schlauch-
früchte noch die von Pykniden voraus, die als Septoria Pini Fuck. be-
kannt sind.
Auf anderen Coniferen sind ebenfalls Lophodermium-Arten gefunden
worden, die aber weniger schädlich zu sein scheinen. So findet sich
L. juniperinum (Fr.) de Not. häufig auf Nadeln von Juniperus communis,
L. yilvum Rostr. auf Pinus austriaca, I. laricinum Duby auf der Lärche.
Endlich kommt auf der Fichte noch eine zweite Art vor, die E. Rostrup?)
als ZL. Abietis bezeichnet; sie unterscheidet sich von 2. macrosporum
dadurch, dafs die Nadeln zuerst gelbe Flecken und dann groise
schwarze Punkte bekommen.
Als eine andere Familie der Hysteriineae wären die Hysteriaceae
zu erwähnen, deren Fruchtkörper nicht eingewachsen ist, sondern frei
auf der Unterlage sich erhebt. Parasitisch wachsen wohl nur wenige
Formen, von denen Aysterographium Fraxini (Pers.) de Not. am be-
kanntesten ist. Der Pilz zeichnet sich durch die mauerförmig geteilten
Sporen aus, die zuletzt dunkelbraun gefärbt sind. E. Rosrrup?) hat
nachgewiesen, dafs der gewöhnlich nur als Saprophyt auftretende Pilz
auch als Parasit lästig werden kann. Er bildet bei Eschen flache,
eingefallene Rindenplatten, auf denen sich zuerst die Pykniden, später
die Apothecien entwickeln. Wenn diese erkrankten Rindenteile die
ganzen Zweige umfassen, was namentlich bei jüngeren häufig der Fall
ist, so wird der ganze obere Teil zum Absterben gebracht.
Phacidiineae.
Die Phacidiineae zeigen insofern noch Anklänge an die Hysterü-
neen, als die Fruchtkörper durchaus nicht immer rund sind, sondern in
vielen Fällen eine längliche Gestalt besitzen. Durch die Art des Auf-
springens der Apothecien unterscheiden sie sich aber von den übrigen
Gruppen scharf. Die Scheibe des Fruchtkörpers hat nämlich eine
Gewebedecke über sich, die in unregelmäfsigen, sich bei der Reife
zurückschlagenden Lappen aufspringt und die Scheibe dadurch mehr
oder weniger vollständig freilegt. Wenn der Fruchtkörper eingewachsen
ist, so werden auch gleichzeitig die deckenden Gewebeschichten der
Nährpflanzen zerrissen und zurückgeklappt, wie es besonders auffällig
1) Über die Fichtennadelröte und ihre Verbreitung in den sächsischen Forsten
in Tharander Forstl. Jahrb. XLIII, 1893, S. 39.
?2) Siehe Anm. 1 auf S. 269.
3) Cfr. Plantepatologi S. 525.
*#) Cfr. Plantepatologi S. 513.
272 III. ©. Ascomycetes.
Fig. 41. Ahornrunzelschorf durch Rhytisma acerinum (Pers.) Fries.
] Ahornblatt mit Flecken, nat. Gr., 24 Querschnitt durch ein Askenlager, b Schlauch, stark vergr..
(Nach LAUzerr.)
Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstralse 10.
Jahresbericht
über die Neuerungen und Leistungen
auf dem Gebiete der
Pflanzenkrankheiten.
Unter Mitwirkung
von
Dr. K. Braun- Amani (Deutsch-Ostafrika), Dr. M. Fabricius-München,
Dr. E. Küster-Halle a. S., Dr. E. Reuter-Helsingfors und A. Stift- Wien
herausgegeben von
Professor Dr. M. Hollrung,
Vorsteher der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen.
Erster Band. Das Jahr 1898. Preis 5 M. | Fünfter Band. Das Jahr 1902. Preis 15 M.
Zweiter Band. Das Jahr 1899, Preis 10 M. | Sechster Band. Das Jahr 1903. Preis 15 M.
Dritter Band. Das Jahr 1900. Preis 10 M. | Siebenter Band. Das Jahr 1904. Preis 15 M.
Vierter Band. Das Jahr 1901. Preis 12 M.
Hollrungs Jahresberichte haben sich in den sieben Jahren ihres Bestehens
als ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel für alle, die mit dem Studium und der
Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten zu tun haben, erwiesen. Insbesondere
seien alle landwirtschaftlichen Versuchsstationen, Bibliotheken von landwirt-
schaftlichen Instituten und Lehranstalten, botanischen Institute und größere
wissenschaftliche Bibliotheken auf den Jahresbericht hingewiesen, dessen frühere
Bände zurzeit noch nachbezogen werden können, aber zum Teil bald ver-
griffen sein dürften.
Zu’ beziehen durch jede Buchhandluse.
REED WET
Lieferung 8. (Zweiter Band, Bog. 18—23.)
Preis: 3 Mark.
Han ch
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
Berlin.
1 $
Mit zahlreichen Textabbildungen.
BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10.
1906.
der
Pflanzenkrankheiten
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
Erscheint in 16—18 Lieferungen a 3 Mark.
SEP 24 1906
Stictidaceae. Tryblidiaceae. 273
bei Clithris und Cryptomyces der Fall ist. Die Paraphysen bilden stets
ein dichtes Epithecium. Man unterscheidet drei Familien, die sich in
folgender Weise definieren lassen:
A. Fruchtgehäuse feischig, hellfarbig:
Scheibe meist hell Stictidaceae
B. Fruchtgehäuse lederig oder kohlig, stets LIBRARY
schwarz ge:
a. Fruchtkörper eingesenkt, später her- BOT ® 4 r
vortretend, Hypothecium dick Tryblidiaceae 2 be;
b. Fruchtkörper im Nährsubstrat oder ın
in einem Stroma eingesenkt, Hypo-
thecium dünn Phacidiaceae
Von diesen drei Familien wurden bisher nur wenige Formen als
Parasiten bekannt, obwohl es wahrscheinlich ist, dafs auch hier viele
Arten im vegetativen Zustande lebende Gewebe angreifen, dagegen
erst im toten Gewebe zur Fruktifikation schreiten.
Unter den Stictidaceae wäre die Gattung Stictis Pers. zu nennen
mit eingesenkten, kugligen Fruchtkörpern, die lappig aufreifsen und
krugförmig eingesenkt bleiben. Die Sporen sind fadenförmig, vielzellig.
Die häufigste Art, $. radiata (L.) Pers., die auf Asten und Stengeln
fast über die ganze Erde verbreitet ist, richtet keinen Schaden an, da-
gegen wollen G. Cupoxı und U. Brızı!) als Ursache der Brusca-
krankheit der Olbäume in Italien eine bisher unbeschriebene Stietis-
Art nachgewiesen haben.
Von den Familien der Tryblidiaceae sei Heterosphaeria patella
(Tode) Grev. genannt. Die Fortpflanzungsorgane entstehen in kleinen
sclerotienartigen Mycelanhäufungen, und zwar Pykniden mit sichel-
förmigen Sporen und Apothecien, die mit zähnigem Rande aufreifsen
und ellipsoidische, hyaline, zuletzt zwei- bis vierzellige Sporen pro-
duzieren. Die Stengel gröfserer Kräuter, namentlich der Umbellif eren,
sind oft im Frühjahr dicht von den schwarzen Fruchtkörpern besetzt.
Wahrscheinlich befällt das Mycel bereits das lebende Stengelgewebe
während des Herbstes oder Sommers und bringt erst im abgestorbenen
Stengel die Fruktifikationsorgane zur Reife. Ahnlich steht es auch
mit der Gattung Seleroderris Fries, deren Fruchtkörper dicht zusammen
auf einem ausgebreiteten Stroma stehen. Die Sporen sind nadelförmieg,
vier- bis achtzellig, hyalin. Von S. ribesia (Pers.) Karst., deren Apo-
thecien sich an abgestorbenen Ribes-Zweigen entwickeln , ist bisher
eine parasitäre Wirkung nicht festgestellt, aber nicht unwahrscheinlich:
man zieht dazu als Konidienformen Mastomyces F'riesii Mont. und
Fuckelia Ribis Bon. Sichergestellt in seiner parasitären Wirkung ist
dagegen durch ScHnaBL und v. TuBEUF?) die auf Weidenzweigen vor-
kommende $. fuliginosa (Fries) Karst. Das Mycel dringt bis ins Cambium
der Zweige ein und tötet es mit den angrenzenden Holzpartien ab.
Das nicht befallene Gewebe wächst indessen weiter in die Dicke, so
dafs der Ast auf einer oder zwei Seiten abgeflacht erscheint; bald stirbt
er aber vollständig unter dem Angriff der Parasiten ab. Die Apothecien
!) Sulla malattia dell’ olivo chiamata brusca nel territoria di Lecce in Rendic.
Acc. dei Linc. X, 1902, S. 2983.
2) Pflanzenkrankheiten, S. 263.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 15
274 III. ©. Ascomycetes.
stehen auf ausgebreiteten, stromatischen, schwarzen Krusten; aufserdem
sind Pykniden als Nebenfruchtform angegeben.
Die dritte Familie, die Phacidiaceae, enthält einige bekannte
und auffällige Formen. Abgesehen von der bereits S. 254 erwähnten
Dothiora sphaeroides wäre Clithris quercina (Pers.) Rehm (Fig. 40, 4 bis 6)
als besonders auffällige Erscheinung an abgestorbenen Eichenästen zu
nennen. Die Fruchtkörper dieses Pilzes sind von länglicher, gebogener
Gestalt und werden unter der Rinde angelegt. Die Rinde reifst dann
lappig auf, und der Zweig erscheint durch die meist senkrecht zur
Längsrichtung befindlichen Risse und Lappen eigenartig gestrichelt;
die Fruchtkörper fallen nach der Reife aus, aber die spaltenförmig
aufgesprungene Rinde bleibt noch lange erhalten. Die Scheibe der
Apothecien ist grauweifs; die Pykniden enthalten cylindrische, etwas
gebogene Sporen. Wir wissen noch nicht sicher, ob der Pilz befähigt
ist, in lebende Eichenäste einzudringen; wäre es der Fall, so hätte er
für einen ganz gefährlichen Feind der jungen Eichenschonungen zu
gelten und verdiente mehr Beachtung, als er bisher gefunden hat.
Oryptomyces masximus (Fries) Rehm ist nach v. Tugeur !) ein gefährlicher
Weidenfeind und bildet unter der Rinde der Aste seine weit aus-
gedehnten schwarzen stromatischen Lager aus, in denen die Apothecien
entstehen. Die deckende Epidermis wird zerrissen und löst sich los,
während das schwarze Lager frei hervortritt und bei Regen gallertartig
aufquillt. Zuletzt fällt es, ebenso wie wir es bei Olithris gesehen haben,
ab und hinterläfst grofse Narben. Die Sporen sind eiförmig, hyalin, un-
geteilt. Da der oberhalb eines Pilzlagers befindliche Teil des Weiden-
astes abstirbt, so kann ein ziemlich empfindlicher Schaden angerichtet
werden. Identisch damit dürfte C. aureus Massee sein, von dem
C. H. PLowricHt?) eine ganz ähnliche destruktive Wirkung auf Weiden-
zweige schildert.
Am bekanntesten von den hierher gehörigen Gattungen ist Arhytisma
Fries. Die Arten bilden flache schwarze Sclerotien im Blattgewebe, die
als auffällige schwarze Flecken an den Blättern hervortreten (Fig. 41, 7).
In diesen Sclerotien werden zuerst Konidienlager vom Typus der Gattung
Melasmia Lev. gebildet, und erst, wenn das Blatt bis zum nächsten
Frühjahr feucht gelegen hat, werden die Apothecien zur Reife gebracht.
Diese Apothecien entstehen als strichförmige, meist gebogene feine
Wülste, die am Scheitel mit Längsrifs aufspringen und die weifsliche
Scheibe freilegen (Fig. 41, 2). Die Sporen sind farblos, fädig oder nadel-
förmig und bleiben meist einzellig. Am bekanntesten ist R. acerinum (Pers.)
Fries, der Ahornrunzelschorf, der die bekannten schwarzen Flecken
auf Blättern von Ahornarten verursacht. Während die an den Bäumen
noch ansitzenden Blätter nur Konidien (Melasmia acerina Lev.) pro-
duzieren, werden die reifen Schlauchsporen im Mai aus den in den
abgefallenen Blättern gebildeten Apothecien ejakuliert und werden vom
Winde an die jungen Blätter getragen, wo sie vermöge einer feinen
Gallerthülle haften bleiben und Neuinfektionen veranlassen. Durch
Entfernung des abgefallenen Laubes kann man der Erkrankung leicht
Herr werden. Auf Acer Pseudoplatanus findet sich R. punctatum (Pers.)
Fries, auf Weidenblättern R. salicimun (Pers.) Fries, mit ganz ähnlicher
Fleckenbildung.
1) Pflanzenkrankheiten, S. 260.
2) Garden. Chron. 17. Juni 1899, S. 392; cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. X, S. 55.
Pezizineae. 275
Pezizineae.
Die Unterordnung der Pezizineen umfafst die meisten Familien
und in der Hauptsache diejenigen Formen, die man recht eigentlich
unter Discomyceten oder Scheibenpilzen versteht. Da mit wenigen
Ausnahmen die hierhergehörigen Pilze als Parasiten nicht in Betracht
kommen, so sei die allgemeine Behandlung der Gruppen auf die
Charakteristik der wichtigsten Familien beschränkt.
A. Fruchtkörper hart, nicht fleischig. Enden der Paraphysen ein
Epithecium bildend.
a. Grehäusefehlend oder wenig entwickelt Celidiaceae
b. Gehäuse gut entwickelt
I. Fruchtkörper anfangs eingesenkt, dann hervorbrechend.
zuerst von einer (später verschwindenden Haut) ge-
schlossen Cenangiaceae.
II. Fruchtkörper von Anfang an frei, ohne Verschlufs-
membran Patellariaceae.
B. Fruchtkörper fleischig oder wachsartig, weich oder auch
gallertig. Paraphysenenden kein eigentliches Epithecium
bildend.
a. Gehäuse und Hypothecium aus verschieden differenziertem
(Gewebe bestehend
I. Gefüge des Gehäuses paraplectenchymatisch, Zellen oft
dick und dunkelwandig Mollisiaceae
II. Gefüge des Gehäuses prosoplectenchymatisch, Zellen
hell und dünnwandig Helotiaceae
b. Gehäuse und Hypothecium aus gleichgefüstem Gewebe be-
stehend
I. Fruchtkörper anfangs konkav. Gehäuse entwickelt,
fleischig.
1. Schläuche bei der Reife weit über das Hymenium
vortretend Ascobolaceae
2. Schläuche nicht hervortretend Pezizaceae
II. Fruchtkörper von Anfang an offen, konvex. (Gehäuse
fehlend oder schwach entwickelt Pyronemataceae.
Die Vertreter der kleinen Familie der Celidiaceae sind fast
sämtlich Parasiten auf Flechten; sie sitzen mit ihrem Mycel im Thallus
oder in den Apothecien und lassen ihre winzigen Apothecien nur wenig
über dem Thallus der Wirtsflechte hervorragen. Wir wissen über ihre
Entwicklung bisher nur wenig, obwohl gerade die Untersuchung dieser
einfachen Formen für allgemeine Fragen vielleicht von Wichtigkeit sein
könnte. Wer sich dafür interessiert, findet die nötige Literatur in den
Arbeiten von W. Zorrt).
Die Cenangiaceae besitzen anfangs eingesenkte, später hervor-
brechende Fruchtkörper, die in der Jugend völlig geschlossen sind
und sich später krug- oder schüsselförmig öffnen. Die Fruchtscheibe
wird anfangs von einem Häutchen überdeckt, das zuletzt unregelmäfsig
!) Untersuchungen über die durch parasitische Pilze hervorgerufenen Krank-
heiten der Flechten I. II. in Nova Acta, Bd. LXX, Nr. 2 u. 4, 1897—98.
18 *
276 III. ©. Ascomycetes.
aufreifst und verschwindet; durch dieses Merkmal schliefst sich diese
sowie die folgende Familie eng an die Phacidiineen an. Wir unter-
scheiden zwei Unterfamilien nach der Struktur der Fruchtkörper;
leder- oder hornartige Gehäuse charakterisieren die Dermateen, gallertige
die Bulgarieen, aus beiden sind Parasiten bekannt.
Sehr weit verbreitet, aber nur unter besonders begünstigenden Um-
ständen grofse Epidemien bei den Kiefern hervorrufend, ist Cenangium
Abietis (Pers.) Rehm (Fig. 40, 7). Die Fruchtkörper besitzen eine braun-
schwarze Farbe und brechen unter der Rinde hervor, und zwar meist in
gröfserer Zahl nebeneinander. Bei Trockenheit bilden sie unscheinbare,
schwarze Häutchen, bei Nässe dagegen treten sie als auffällige lederartige
Gebilde heraus. Während in normalen Jahren die Apothecien an den
abgefallenen Kiefernzweigen nicht gerade häufig sind, treten sie in den
für den Pilz günstigen Jahren massenhaft auf; dann zeigen sich auch an
den jungen Asten bestimmte Krankheitserscheinungen, die F. SCHWARZ!)
in seiner Studie über die Krankheit ausführlich beschreibt. Bei be-
sonders starkem Befall sterben einzelne Triebe oder Zweige ab,
indem sich ihre Nadeln rot verfärben. Gleichzeitig mit den Nadeln
werden auch die Triebspitzen getötet; das Absterben der Nadeln und
Endknospen ist eine Folge des Todes der Rinde, die im Herbst
durch das Mycel mfiziert wird. Die Krankheit tritt erst an Kiefern
über fünf Jahre auf und verschont auch die älteren Hölzer nicht.
Das Mycel des Pilzes wuchert hauptsächlich in der Rinde, geht von
da aus durch die Markstrahlen ins Mark und durchsetzt schliefslich
auch das Holz, ohne es zu verfärben. Nach den Beobachtungen von
SCHWARZ findet die Infektion der jungen Triebe unterhalb der End-
knospe statt, während nur selten Fälle beobachtet werden, wo von der
Basis her aus dem infizierten vorjährigen Trieb ein Hinaufwachsen des
Mycels stattfand. Demnach wäre also der Pilz kein Wundparasit,
sondern ein echter Parasit. Nicht zu jeder Zeit ist die Kiefer für die
Infektion geeignet, sondern in der Periode, in welcher die Zellen sich
in ihrer höchsten Lebensintensität befinden, sind sie immun. So findet
während des Längenwachstums der Triebe keine Infektion statt, sondern
in erhöhtem Mafse nur, wenn die Winterruhe zu Ende geht. Indessen
genügte auch das nicht, um eine so weit verbreitete Epidemie, wie
sie 1892 herrschte, zu erklären: vielmehr nimmt Schwarz hierfür eine
in der allgemeinen Witterungslage begründete Bedingung an, welche
die Widerstandsfähigkeit der Kiefern herabdrückt: und zwar einen
relativen Wassermangel. Wie weit diese Ansicht begründet ist, müssen
spätere Untersuchungen lehren. Die Fruktifikation des Pilzes findet in
den älteren Trieben statt, und zwar meist im abgestorbenen Gewebe.
Es finden sich zweierlei Pykniden: Dothichiza ferruginosa Sacc. mit
kleinen einzelligen stäbchenförmigen Sporen und Brunchorstia destruens
Eriks. mit langen, sichelförmig gebogenen, mehrzelligen Sporen. Die
schüsselförmigen, fast gestielten, dunkelbraunen Apothecien erzeugen in
den Schläuchen ellipsoidische, hyaline, einzellige Sporen. Aufser der
Kiefer können auch Pinus Laricio und rigida befallen werden, worüber
J. BRUNCHORST?) nähere Mitteilungen gemacht hat.
Eine ganze Anzahl von Gelegenheitsparasiten enthält die Gattung
!) Die Erkrankung der Kiefern durch Cenangium Abietis. Jena 1895.
?) Uber eine neue verheerende Krankheit der Schwarzföhre in Bergens Mus.
Aarsberetn. f. 1887. Bergen 1888.
Patellariaceae. 277
Dermatea Fries, deren Fruchtkörper sich aus einem unterrindigen Stroma
entwickeln und durch die Rinde brechen. Die Sporen sind anfangs
einzellig, teilen sich aber bei einzelnen Arten später in zwei bis sechs
Zellen, wonach man die Untergattungen Eudermatea, Pezieula, Dermatella
unterscheidet. D. carpinea (Pers.) Rehm wird unter Umständen ein ge-
fährlicher Feind der Weifsbuchen'); das Mycel verbreitet sich unter
der Rinde, die durch Ausbildung der Konidienlager gesprengt wird.
Die Konidien entstehen auf der Oberfläche des jungen Stromas, das
später die Apothecien produziert. G. WAGNER hat erkrankte Rinden-
stücke in gesunde Bäume transplantiert und gefunden, dafs diese inner-
halb von vier Jahren zum Absterben gebracht werden. Für die Eichen
ist D. cinnamomea (Pers.) Rehm ein ähnlicher Feind. Der Pilz drinst
nur an Bäumen ein, die durch das Wild verbissen sind, zeigt sich also
als echter Wundparasit; im zweiten oder dritten Jahre sterben etwa
30 jährige Bäume ab, nachdem das Konidienlager sich unterrindig ent-
wickelt hat. Für Acer Pseudoplatanus kann D. acerina Karst. unter
Umständen gefährlich werden. Auf Zwetschenbäumen lebt D. prunastri
(Pers.) Fries wahrscheinlich ebenfalls parasitisch, da seine Konidienform
Sphaeronema spurium Fries an der noch lebenden Rinde entsteht. Die-
selbe Art befällt auch andere Prunus-Arten. Es wäre wünschenswert,
wenn der Parasitismus der Dermatea-Arten einmal einer genaueren
Untersuchung unterzogen würde.
Von den Bulgarieen mit gallertigen Fruchtkörpern würde Bulgaria
polymorpha (Oed.) Wettst. (= B. inquinans |Pers.]) zu erwähnen sein.
Dieser nicht seltene Pilz bildet seine kreiselförmigen, braunschwarzen,
gallertigen Fruchtkörper an Holz und Rinde von gefällten Eichen und
Buchen aus. Die glänzend -schwarze Fruchtscheibe ejakuliert eine
solche Menge von braunen, einzelligen Sporen, dafs das Substrat davon
schwarz gefärbt erscheint. Wir finden bei diesem Pilze den eigenartigen
Fall, dafs vier von seinen acht Ascosporen bräunlich sind, die anderen
vier dagegen kleiner und hyalin. Vor der Apothecienbildung findet in
den Falten der Fruchtkörper auch Konidienbildung statt. Von diesem
Pilze behauptet F. Lupwıs?), dafs er ein gefährlicher Wundparasit der
Eichen sei; dieser Ansicht pflichtet P. Hexnines®) nach Beobach-
tungen im botanischen Garten zu Berlin an @uercus rubra, palustris
und Cerris bei. Wie der Angriff des Mycels auf das Holz hier erfolgt,
wurde bisher nicht näher untersucht, verdiente aber eine nähere Be-
achtung.
Die Patellariaceae unterscheiden sich von der soeben be-
handelten Familie dadurch, dafs ihre Fruchtkörper von Anfang ober-
flächlich angelegt und zur Ausbildung gebracht werden; sonst öffnen
sie sich in ähnlicher Weise und zeigen dadurch die Verwandtschaft mit
niederen Formen. Auch in dieser Familie treffen wir eine grofse Zahl von
Flechtenparasiten an, die äufserlich den Celidiaceen aufserordentlich
ähnlich sehen, sich aber durch das deutlich ausgebildete Gehäuse sofort
unterscheiden. Ich verweise für diese Formen wieder auf die oben-
genannten Abhandlungen von W. Zopr und auf die dort angeführte
weitere Spezialliteratur. Von den übrigen Gattungen könnten vielleicht
1) Vgl. dazu G. Wacner, Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenparasiten in Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. VI, 1896, S. 76.
2) Centralbl. f. Bakt. u. Par. II, 1887, S. 521.
3) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IV, 1894, S. 266.
278 III. ©. Ascomycetes.
Arten von Patellaria Fries und Hysteropatella Rehm in Betracht kommen,
bisher sind aber keinerlei Beobachtungen über ihren Parasitismus an-
gestellt worden.
Die Familie der Mollisiaceae beginnt die Reihe der weich-
früchtigen Pezizineen, deren Fruchtkörper nicht von einem Häutchen
verschlossen werden, sondern die sich krug- bis schüsselförmig: öffnen;
auch ein eigentliches Epithecium wird von nun an nicht mehr aus-
gebildet. Die Fruchtkörper der Mollisiaceen sitzen entweder von Anfang
an frei dem Substrat auf oder sind anfangs eingesenkt und brechen
dann heraus. Das Gehäusegewebe ist zart und besteht aus fast isodia-
metrischen, oft dunkel gefärbten Zellen, die nach dem Rande zu länger
werden und sich ın Zellfäden auflösen. Die Vertreter dieser Familie
haben wenig Bedeutung, es bleibt der späteren Forschung überlassen,
ihre Bedeutung als Erreger von Pflanzenkrankheiten zu erweisen. Be-
achtenswert ist nur die Gattung Pseudopeziza Fuck., deren Fruchtkörper
aus verfärbten Flecken der Nährpflanze hervorbrechen. Die Fruchtscheibe
ist hell und sehr klein, die hyalinen Sporen besitzen längliche Gestalt
und keine Scheidewand. Ein für die verschiedensten Arten von an-
gebautem Klee schädlicher Pilz ist P. Trifolii (Bernh.) Fuck., der eine
Blattfleckenkranrkheit des Klees hervorruft. Die Blättchen be-
kommen im Frühjahr oder Sommer kleine gelbe, später braun und
trocken werdende Flecken, die oft fast die ganze Blattfläche einnehmen.
Aus der abgestorbenen Blattsubstanz brechen oberseits die winzigen
Apothecien mit ihrer gelben Scheibe und ihrem bräunlichen Gehäuse
hervor. Eine Konidienform, Sphacronema phacidioides Desm., findet sich
ebenfalls. Auf Medicago kommt ein ähnlicher Schädling vor, von dem
es zweifelhaft ıst, ob er als besondere Art oder nur als Form des
Kleepilzes aufgefafst werden mufs. Auf einer ganzen Reihe wild-
wachsender Pflanzen schmarotzen verwandte Arten, die uns hier nicht
interessieren, nur einer soll noch gedacht werden, weil sie eine gefähr-
liche Krankheit des Weinstockes verursacht.
Die als „roter Brenner“ bekannte Erkrankung der Weinblätter
(auch Seng, Sang, Sonnenbrand, Rauschbrand benannt) zeigt sich bei
Rotweinsorten im Auftreten von roten, bisweilen hellgrün oder gelblich
umsäumten Flecken, die sehr häufig die Nervenwinkel einnehmen. Bei
Weifsweinsorten sind die Flecken zuerst gelblich oder fast weifs und
werden erst später beim Absterben der Blattgewebe hellrotbraun. Man
hatte bisher die Ursache dieser in der Schweiz und am Rhein nicht
seltenen Erkrankung in äufseren klimatischen Faktoren gesucht, bis
H. Mürter - Taurcau!) durch eingehende Untersuchung die parasitäre
Natur des roten Brenners nachwies. Auf Querschnitten findet man in
dem erkrankten Parenchymgewebe kein Pilzmycel, dagegen ist es in den
Gefäfsen der verfärbten Blattnerven leicht auf Längsschnitten zu sehen.
Die Fäden sind spärlich septiert und wenig verzweigt und häufig in
eigentümlicher Weise geschlängelt. Die Einwirkung des Pilzes auf die
Gefäfse zeigt sich durch Braunfärbung der Wände, Bildung von gummi-
artigen Massen, Auftreten von Thyllen. Die angrenzenden Zellen
werden niemals durch direkten Angriff der Hyphen getötet, sondern
wahrscheinlich durch Ausscheiden irgendwelcher enzymartigen Stoffe,
welche eine Rotfärbung der Membranen und einen krümeligen Zerfall
I) Der rote Brenner des Weinstocks in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt., X,
1903, 8. 8.
Helotiaceae. 379
der Chlorophylikörner verursachen. In vielen Zellen, die dem ab-
getöteten Gewebe benachbart sind, treten im Innern ölartige, gelbe
Körper auf, durch deren Anwesenheit die gelbe Färbung der Flecken
bedingt wird. In der Nähe der Nerven wurden winzige, stark ver-
zweigte Konidienträger mit kleinen einzelligen Sporen gefunden, und an
überwinterten Blättern traten auch die Apothecien auf, die als P. trachei-
phila Müller-Thurg. bezeichnet wurden. Das Auftreten des Pilzes findet
in den Weinbergen nicht gleichmäfsig statt, sondern hauptsächlich nur
an solchen Lagen, wo die Rebstöcke leicht dem Wassermangel aus-
gesetzt sind. Wenn in sandigen oder kiesigen Böden das Regenwasser
schnell einsinkt, wenn die Wurzeln in Lehmböden oder bei flach an-
stehendem Felsen nicht tief genug: eindringen können, so sind an solchen
Stellen die Bedingungen für den Rotbrenner gegeben. Am einfachsten
würde man also die Bekämpfung dadurch vornehmen können, dafs man
solche Böden durch Düngung, Humuszufuhr usw. lockert, damit die
Wurzeln stets genügend Wasser haben. Daneben kann man auch mit
Bordeauxbrühe spritzen; doch genügen die bisherigen Beobachtungen
mit diesem Fungizid nicht, um die Wirkung sicher beurteilen und
gleichzeitig auch den Zeitpunkt des Spritzens sicher angeben zu
können.
Echte Parasiten beherbergt die Gattung Fabraea Sacc. mit zwei-
bis vierzelligen Sporen, doch interessieren uns diese auf wilden Pflanzen
vorkommenden Arten hier nicht. Wahrscheinlich werden auch die
Gattungen Pyrenopeziza Fuck., Beloniella Sacc., Orbilia Fries und
Calloria Fries bei genauerer Untersuchung noch Beispiele von Parasiten
- geben.
Die Familie der Helotiaceae besitzt Fruchtkörper, die meistens
von Anfang an oberflächlich stehen; das Gehäuse hat prosoplect-
enchymatisches Gefüge mit hellen Zellwänden. Besonderes Interesse
beanspruchen diejenigen Formen, deren Fruchtkörper aus einem
Sclerotium hervorwachsen, sie werden weiter unten eine eingehende
Darstellung finden.
Erwähnt mag zuerst ein Pilz sein, der von E. PkrirLieux und
G. Deracroıx!) bei Taumelroggen beobachtet wurde. In der Kleber-
schicht dieses aus der Dordogne stammenden Roggens war ein Mycel
vorhanden, das in der Kultur einen Konidienpilz ergab, der die Konidien
aus dem Innern der Hyphen hervortreten lieis und deshalb Endoconidium
temulentum genannt wurde. Später wurde dann erkannt, dafs dazu
Hymenoscypha (Phialea) temulenta als Schlauchform gehört; die Apothecien
sind klein, gelblichrot und die Sporen ellipsoidisch und hyalin. Vielleicht
finden sich in dieser Gattung noch andere parasitische Pilze. Durch
meist gestielte Apothecien und zuletzt zwei- bis vierzellige Sporen unter-
scheidet sich Helotium Fries, bei dem sich wahrscheinlich ebenfalls
Parasiten finden werden. Von der Gattung Lachnella Fries, die sich
von Dasyscypha durch die dickeren Gehäuse und die zuletzt zwei-
zelligen Sporen unterscheidet, soll Z. Pini Brunch. nach BruncHoRsT?)
auf Kiefern in Norwegen auch parasitisch vorkommen und Zweige
älterer Pflanzen oder junge Pflänzchen in kurzer Zeit abtöten. Die
Apothecien ähneln denen des Lärchenkrebses, sind aber aufsen braun
behaart. Viel wichtiger ist die Gattung Dasyscypha Fries, die sich
1) Cfr. Bull. Soc. Myc. de France VIII, 1892, S. 22.
?) Nogle norske skovsygdomme in Bergens Mus. Aarsberetn. 1892.
280 III. ©. Ascomycetes.
durch ihre zierlichen kleinen Apothecien mit den lebhaft gefärbten
Scheiben und den hell behaarten Gehäusen auszeichnen; die Sporen
sind meist ellipsoidisch, stumpf oder spitz, hyalin, und bleiben bis zur
Reife meist einzellig. Hierher gehört der berüchtigte Erreger des
Lärchenkrebses, D. calycina (Schum.) Fuck. oder. wie er entgegen
dem (Gesetze der Priorität gewöhnlich genannt wird D. Willkommii
Hart. (Fig. 40, 8 bis 10).
Die Krankheit ist dem blofsen Auge dadurch kenntlich, dafs die
älteren Holzteile mehr oder weniger die Achse umfassende, eingesunkene,
abgestorbene Rindenstellen zeigen, unter denen die Tätigkeit des Cam-
biums erloschen, dafür aber in der Umgebung gesteigert ist, so dafs die
Achse dadurch eine bandartige Verbreiterung erfährt. In der Mehrzahl
der Fälle befinden sich in der Mittelregion der toten Stelle abgestorbene
Zweigstümpfe, durch die es wahrscheinlich wird, dafs an ihrer Basis
die Erkrankung ihren Ausgangspunkt genommen hat. Die Rinde bleibt
auf dem Holzkörper aufgetrocknet; an der Peripherie der erkrankten
Stelle finden sich meist auch die winzigen, mit roter Fruchtscheibe
und weilsem Gehäuse versehenen Becherchen des Pilzes. Das Mycel
des Pilzes wuchert im Bast in jedem Jahre zentrifugal weiter, wo-
durch Krebsstellen entstehen, die Ansätze zu Überwallungen zeigen,
welche aber nicht zustande gekommen sind. Diese Form des Krebses
ist für den Pilz besonders charakteristisch.
Das erste Symptom, das bald im Frühling, bald erst im Sommer
auftritt, ist das Gelbwerden und Welken der Nadeln von einzelnen
Asten oder wohl auch vom ganzen Wipfel. Gewöhnlich findet man
unterhalb der Stelle, wo die gelben Nadelbüschel beginnen, am Stamme
einen Harzausflufs aus einer aufgeborstenen, abnorm verdickten Rinden-
stelle. Die befallenen Zweige sterben alsbald von der Spitze aus ab.
In manchen Fällen sieht man derartiges nicht, sondern der Sitz der
Krankheit ist dann an der Ursprungsstelle der Zweige zu suchen, wo
die Rinde abnorm verdickt oder schon der ganzen Länge nach auf-
gelockert und welk erscheint. In dem Mafse, als die Aste abzusterben
fortfahren, bilden sich am Stamme mehr und mehr Nadelbüschel mit
oft sehr langen Nadeln aus. Im letzten Stadium pflegt der Baum etwa
im Juni noch einzelne fadenförmige, dünn benadelte, schlaffe Stamm-
sprossen zu treiben, die noch vor Ende der Vegetationsperiode welken,
worauf alsbald das Absterben des ganzen Stammes folgt.
Dies sind die Erscheinungen bei einem langsamen (chronischen)
Verlaufe der Krankheit, der bis sieben Jahre dauern kann; es gibt aber
auch eine akute Krankheitsform. Es welken dann alle Nadelbüschel
gleich nach oder noch während der Entwicklung im Frühjahre, und der
Baum geht noch in demselben Jahre zugrunde. Bei vier bis fünfjährigen
Saatkämpen zeigen die Pflanzen in der Regel an der Stammbasis ver-
dickte, gelockerte Rinde und Harzausflufs. Die Krebsstelle zeigt sich
zuerst als mattglänzender, eingesunkener Flecken mit glatter Oberfläche
und wulstigen Rändern; bald platzt dann die Rinde längs des Wulst-
randes, und der Harzausflufs beginnt. Cambium und Splint erscheinen
vertrocknet und schwärzlich, während die Ränder immer weiter auf-
reifsen, verharzen und so die Stelle vergröfsern. Ein Zweig über
solcher Krebsstelle wird rasch trocken. An der der Krebsstelle ent-
gegengesetzten Seite des Stammes findet der jährliche Holzzuwachs
noch statt, und dadurch entsteht die einseitige Anschwellung.
An den Krebsstellen brechen nach Absterben der Rinde kleine,
Helotiaceae. 381
gelblichweifse Pusteln hervor, die an ihrer Oberfläche und im Innern
in gewundenen Höhlungen ein Hymenium von feinen, pfriemenförmigen
Konidienträgern erzeugen, auf denen kleine, einzellige, hyaline Konidien
abgeschnürt werden. Die Apothecien entstehen später an denselben
Stellen und erzeugen in den Schläuchen acht hyaline, eiförmige Sporen.
Keineswegs trifft man die Früchte blofs an den Krebsstellen, sondern
fast jedes abgefallene Astchen der Lärche in der Ebene zeigt die
Scheiben, ohne dafs äufserliche Verletzungen der Rinde wahrnehmbar
wären. Die Krankheit ist besonders eingehend von M. WILLKONM')
und von R. Harrıa?) studiert worden, deren Beobachtungen die neueren
Arbeiten nur wenig haben hinzufügen können.
Die Bäume sind in keinem Alter immun gegen den Pilz; doch
scheinen jüngere Stämme bevorzugt zu werden. Nach allen Be-
obachtungen in der Natur und nach den Impfversuchen Harrıs’s ist
der Pilz ausschliefslich ein Wundparasit. Die Verletzungen entstehen
durch Frost, durch Wind- oder Schneebruch, Hagelschlag, Insektenfrais,
namentlich durch Ooleophora laricella und Ohermes larieis sowie durch
Verletzungen beim Verpflanzen. Besonders häufig mag Frost und die
Chermes verantwortlich für die Infektion sein. Für die Bekämpfung
des Lärchenkrebses ist vor allen Dingen die Beobachtung mafsgebend,
dafs an Standorten mit stagnierender Luft (also Mulden, Täler usw.)
oder mit nassem Boden die Krankheit mehr wütet als an freien, luftigen
Standorten. Im Gebirge, wo die Lärche ihre wahre Heimat hat, und
wo sie viel mehr frosthart ist als in der Ebene, stiftet der Krebs nur
wenig Schaden, falls nicht die Übelstände eines dumpfigen, feuchten
Standortes dazukommen. Daraus geht also hervor, dafs man Lärchen
nur an den ihnen zusagenden Standorten anpflanzen soll; vor allen
Dingen müssen in der Ebene luftige Orte ausgewählt werden, wo ein
völliges Ausreifen des Holzes und damit eine gewisse Frosthärte er-
zielt wird. Auch die Anpflanzung in geschlossenen Beständen und in
der Nähe befallener Bäume ist in der Ebene möglichst zu vermeiden?),
Einige andere Arten der Gattung erzeugen analoge Krankheiten
auf anderen Ooniferen: doch sind sie noch nicht genau genug unter-
sucht, als dafs bereits jetzt ein feststehendes Urteil über ihre Wirksam-
keit möglich wäre. Dahin gehört D. resinaria Rehm bei der Fichte‘).
Auch diese Art ist ein Wundparasit und dringt durch Verletzungen
ein, die von Chermes abietis oder von den Keimschläuchen eines para-
sitischen Pilzes aus der Gattung Exosporium in der Rinde verursacht
werden. Nach den Beobachtungen von G. Wasner?) befällt D. calyecr-
formis (Willd.) Rehm unter Umständen jüngere Weifstannen, Fichten
und Kiefern, namentlich bei dumpfem Standort; nach seinen Versuchen
ist die Art ausschliefslich Wundparasit.e. Wahrscheinlich werden sich
auch noch andere Arten der Gattung als derartige Parasiten erweisen.
Besonders auffällig ist die Gattung C’hlorosplenium Fries, über deren
!) Mikrosk. Feinde des Waldes. Vol. II.
2) Untersuch. a. d. Forstbot. Inst. zu München, I, 1850.
°) Vgl. dazu F. Boven, Die Lärche, ihr leichter und sicherer Anbau in Mittel-
und Norddeutschland durch die erfolgreiche Bekämpfung des Lärchenkrebses.
Leipzig 1899.
#) Cfr. G. Masser, Larch and spruce fir canker in Journ. of the Board of
Agric. 1902.
5) Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenparasiten in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh.
VI, 1896, S. 321.
2829 III. C. Ascomycetes.
parasitische Tätigkeit man noch nichts Sicheres weifs. Die gestielten
Fruchtbecher sind bei ©. aeruginosum (Oed.) de Not. spangrün, aufser-
dem wird das Holz durch das Mycel grün gefärbt. Obwohl die Frucht-
körper nicht häufig sind, kann man doch die Anwesenheit des Pilzes
stets an dem grün gefärbten Holz ersehen. Ob auch lebendes Holz
ergriffen wird, wissen wir nicht, die Grünfärbung!) des toten beruht
auf einem Farbstoff (Xylindein), der in den Hyphen und Schläuchen
an kleine Eiweifskörperchen gebunden ist. Aus anderen Gattungen der
Helotiaceen könnten vielleicht Arten von Ciboria Fuck., Rutstroemia
Karst., Ombrophila Fries und Coryne Tul. in Betracht kommen. Nament-
lich dürfte es sich empfehlen, auf die sehr häufige Coryne sarcoides
(Jacq.) Tul. zu achten, deren violettrote Konidienstromata und Apo-
thecien aufserordentlich häufig an eben abgestorbenen Zweigen und
Stümpfen sich finden. Vielleicht kann die Art unter Umständen zum
Parasiten werden.
Eine der interessantesten Gattungen des gesamten Pilzreiches ist
Sclerotinia Fuck., deren Bau und Entwicklung für viele grundlegende
Fragen der Pilzkunde geradezu als typisches Beispiel herangezogen
werden kann. Charakteristisch für die Gattung, wie schon ihr Name
besagt, ist die Bildung eines Sclerotiums, aus dem dann die gestielten,
oft recht grofsen Becher hervorwachsen. Man zerlegt die Gattung in
zwei Untergattungen, je nach der Art der Entstehung der Sclerotien.
Bei Stromatinia wird das Sclerotium in den Früchten gebildet, die da-
durch mumifizieren und durch ihre Gestalt für das Sclerotium form-
bestimmend sind. Die zweite Untergattung, Kuselerotinia, bringt ihre
Sclerotien an oder in Stengeln, Blättern oder Wurzeln zur Ausbildung.
Die äufsere Form des Sclerotiums ist mannigfaltig; häufig bleibt es ganz
vom Gewebe der Nährpflanze umgeben und tritt gar nicht nach aufsen
hervor, während es in anderen Fällen wieder fast oberflächlich zu ent-
stehen scheint und ziemlich ansehnliche knollige Gebilde darstellt. Als
Nebenfruchtformen sind Vertreter der Gattung Monilia bekannt; daneben
finden sich kleine, kuglige, keimungsfähige Konidien. und endlich wird
auch Botrytis damit in Verbindung gebracht, ganz abgesehen, dafs auch
manche Arten der Formgattung Selerotium als Dauermycelformen hierher
gehören. Bei der grofsen Zahl der wichtigen Arten wollen wir zuerst
diejenigen auf den Ericaceen schildern, deren Entwicklungsgang von
M. Woroxın am eingehendsten untersucht worden ist.
S. urnula (Weinm.) Rehm (= $. Vaceinii Woron.) befällt die Früchte
von Vaceinium vitis idaea und formt sie zu hellfarbigen Pilzmumien
(Sclerotien) um (Fig. 42, 1, 2). Nachdem J. SCHROETER?) zuerst auf
diese Krankheit aufmerksam gemacht hatte, nahm M. Woroxin®) die
Untersuchung des Pilzes wieder auf und stellte seinen vollständigen
Entwicklungsgang fest. Die jungen Triebe der Preifselbeerpflanzen
erkranken im Frühjahr, indem sie einschrumpfen, sich bräunen und mit
den ihnen anhaftenden Blättern vertrocknen. In der Rinde der ab-
getöteten Triebe findet sich ein grofszelliges, paraplectenchymatisches,
stromaartiges Pilzgewebe, in dem die braun gefärbten, und abgetöteten
Rindenzellen reihenweise eingebettet noch sichtbar sind. Von diesem
1) Cfr. P. Vurwuenm, Le bois verdi in Bull. Soc. des Sc. Nancy 183.
2) Weifse Heidelbeeren in Hedwigia XVIII, 1879, S. 177.
3) Über die Sclerotienkrankheit der Vaccinien-Beeren in M&m. de l’Ac. imp.
de St. Petersb., 7. ser, XXXVI, Nr. 6, 1888.
.
Helotiaceae. 283
Gewebepolster aus entwickeln sich die Konidienträger, die zuerst als
einfache oder dichotom verzweigte Fäden die Outicula durchbrechen.
Sie stehen schliefslich so dicht nebeneinander, dafs die Stengel und
Blätter der erkrankten Triebe mit einem dichten, weifsen Schimmel-
lager überzogen erscheinen. An der Spitze der Träger bilden sich in
einfachen oder dichotomen Reihen die perlschnurähnlich aneinander-
hängenden Konidien!). Die einzelnen Konidien werden in einer eigen-
artigen Weise voneinander getrennt; anfangs hängen sie mit flach an-
einanderstofsender Scheidewand aneinander; diese spaltet sich in zwei
Lamellen, von denen jede in der Mitte ein kleines konisches Membran-
zäpfchen absondert. Beide Zäpfchen bilden zusammen einen spindel-
förmigen Körper, den Woroxin Disjunctor nennt. Die dadurch
gleichsam nur an einem Punkte noch zusammenhängenden, citronen-
förmigen Konidien trennen sich leicht voneinander. Der Konidien-
schimmel duftet angenehm nach Mandeln, wodurch Insekten angelockt
werden, die dann die Konidien abstreifen und beim Besuch der Blüten
auf die Narben übertragen. Die Sporen keimen hier sofort aus und
bilden ein Mycelium, das sich der Placenta anschmiegt und die Frucht-
knotenwandung bis zur Oberfläche der Beere durchsetzt. Es entsteht
dadurch ein Sclerotium, das nach der Form der Fruchtknotenwand
eine Hohlkugel darstellt, die oben und unten eine Offnung hat. Aufsen
besitzt das Sclerotium eine schwärzliche Rindenschicht, wodurch die
mumifizierte Beere zuletzt bräunlich verfärbt wird; aufserdem zeigt sie
eigentümliche Längsrippung. Die abgefallenen Sclerotien überwintern
auf dem Boden und entwickeln unmittelbar nach der Schneeschmelze
die Schlauchfrüchte. An 2 bis 10 cm langen, braunen und am Grunde
braunhaarigen Stielen entstehen an der Spitze flache, 0,5 bis 1,5 cm
breite, bräunliche Scheiben. Die Schläuche sind langeylindrisch und,
wie die ellipsoidischen, farblosen Sporen, von aufserordentlich regel-
mäfsiger Gestalt. Die Sporen werden mit orofser Gewalt heraus-
geschleudert und keimen, wenn sie auf junge Preifselbeertriebe treffen,
mit einem oder zwei feinen Keimschläuchen aus, die zwischen zwei be-
nachbarten Epidermiszellen in die Gewebe der Wirtspflanze eindringen
und hier zuerst nach einem Gefäfsbündel wachsen. Von diesem aus
wachsen sie vorwiegend im Cambium vorwärts und gehen dann erst
in die Rinde zurück, wo sie das obenerwähnte stromatische Gewebe
bilden. Der Pilz tötet die Gewebezellen nicht durch seine Berührung
ab, sondern durch Enzyme, die die umgebenden Zellen vergiften und
bräunen; erst in derartig abgestorbene Zellkomplexe dringt dann der
Faden weiter vor. Diese Mumifizierung der Preifselbeer-
früchte ist eine weit verbreitete Krankheit, die wohl im ganzen Ver-
breitungsbezirk der Pflanze zu finden sein dürfte?). Aufser den er-
wähnten Fruchtformen kommen nur noch kleine kuglige Konidien vor,
die aber nicht auskeimen und bisher nur in Kulturen beobachtet wurden.
Sie entstehen an den Sporen oder Konidien oder am Mycel in kleinen
Ketten und werden oft in grofser Menge gebildet, ohne dafs es bisher
gelungen ist, ihre Funktion aufzuklären.
Auf der Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus) schmarotzt eine ver-
1) Beeren hat sie als Chlamydosporen angesprochen (Untersuch. a. d. Gesamt-
gebiete d. Myk. X, S. 317), wohl aber kaum mit Recht, denn die Sporen von Monilia
machen nicht den Eindruck von Chlamydosporen.
2) Vgl. dazu P. Ascnersoxn und P. Masnus, Die Verbreitung der hellfrüchtigen
Spielarten der europäischen Vaceinien in Verh. d. zool.-bot. Ges., Wien 1891, S. 677.
III. C. Ascomycetes.
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Fig. 42. Sclerotinien und ihre Nebenfruchtformen.
er Sclerotien mit den Apothecien in verschiedener Ent-
3 5. baccarum (Schroet.) Rehm, Schlauch,
1—2 Selerotinia urnula (Weinm.) Rehm. 1Vi
3 8. tuberosa (Hedw.) Fuck.,
wicklung, nat. Gr. 2 Moniliakette mit Disjunktoren. 520:1.
20:1. 4 5. Trifolorum Eriks., Bildung der kleinen Konidien, 350:1.
Sclerotium und Becher, nat. Gr. 68. einerea Schroet., Durchschnitt durch ein Polster von Monrlıa
einerea, vergr. 7—8 S. fructigena Schroet., Apothecien auf einer Apfelmumie, 2:3. 8 Schlauch, 650 :1.
9 Botrytis cinerea Pers. , Konidienträger, stark vergr. (1-3 nach Woronın, 4 nach BREFELD, 5 nach
Lınpav, 6, 9 nach SoRAUER, 7, $ nach ADERHoLD und RUHLAND.)
Helotiaceae. 285
wandte Art, S. baccarum (Schroet.) Rehm (Fig. 42, 3). Sie unterscheidet
sich vom Preifselbeerpilz hauptsächlich dadurch, dafs das in der Rinde
der Stengel nistende stromaartige Gewebe fehlt. Die Konidienträger
werden nur an der konkaven Seite der herabgebogenen Stengel aus-
gebildet, und die Konidien sind kuglig mit winzigen Disjunctoren. Die
Apothecien wachsen aus dem halbkugligen, oben offenen Sclerotium mit
etwas kürzerem, glatten Stiel heraus. Die Sporen sind ein wenig gröfser,
und vier von ihnen sind. kleiner und weniger gut ausgebildet als die
anderen. Das Sclerotium in der Frucht ist hellfarbig und kann leicht
mit weifsfrüchtigen Beeren der Pflanze!) verwechselt werden. Der
Pilz ist in Mitteleuropa weit verbreitet, aber nirgends sehr häufig.
S. Oxycocci Woron. tritt in ähnlicher Weise auf Vaccinium Oxyeoccus
auf wie der Preifselbeerenpilz, unterscheidet sich aber durch die
Schlauchsporen, von denen vier bedeutend kleiner sind als die anderen.
Auf Vace. uliginosum findet sich endlich noch eine vierte Art, $. megalo-
spora Woron. Ihre Konidienrasen entwickeln sich in Form weifs-
grauer, dichter Schimmelrasen an der Unterseite der welkenden und
dann sich bräunenden Blätter an dem Hauptnerv entlang, seltener auch
an den Blattstielen. Die Konidien sind kuglig; die Sclerotien bilden
allseitio geschlossene, schwarz berindete Hohlkugeln. Die Apothecien-
stiele bleiben kahl, und die Sporen sind noch gröfser als bei 5. baccarum,
aber alle gleich grofs.
In den Fruchtknoten von Rhododendron ferrugineum und hirsutum
in den Alpen kommt $. Rhododendri E. Fisch. vor; die Scelerotien dieses
Pilzes füllen die Hohlräume der Fruchtknotenfächer vollständig aus.
Äufserlich unterscheiden sich die erkrankten Fruchtknoten nur durch
die geringere Gröfse und das leichte Abfallen von den gesunden. Eine
besonders merkwürdige und theoretisch wichtige Art ist 8. Ledi Naw.?)
(— S$. heteroica Wor. et Naw.). Die Art war nach Analogie des Pilzes
auf Rhododendron von WOoRoNIN nnd NAwaASCHIn vorausgesagt worden
und wurde dann auch wirklich in Rufsland aufgefunden. Da sich die
Konidienfruktifikation am Sumpfporst nicht auffinden liefs, so kamen
die beiden Forscher auf die Vermutung, dafs vielleicht eine Heteröcie
vorliegen möchte, wie sie bis dahin nur bei den Uredineen bekannt war.
Ihre Vermutung wurde durch Impfversuche und Funde im Freien bald
bestätigt. Es entwickeln sich nämlich die Konidienlager auf Vaceinium
uliginosum. Nachdem die jungen Blättchen durch die Ascosporen
infiziert worden sind, wobei der Keimschlauch sowohl zu den Spalt-
öffnungen wie zwischen den Epidermiszellen eindringen kann, wächst
das Mycel den Gefäfsen entlang wandernd weiter und infiziert den
gesamten Trieb mit den Blättern. Die Gewebe welken und. bräunen
sich, und die Konidienträger brechen überall hervor. Das Auftreten
dieser Konidienform ist also wesentlich anders als das von S. megalo-
spora, die ebenfalls auf V. uliginosum vorkommt. Die Konidien ge-
langen dann durch Insekten auf die Narben von Ledum und rufen
in den Fruchtknoten die Bildung der Sclerotien hervor, aus denen dann
die Apothecien herauswachsen. Mit der Erforschung des Entwicklungs-
ganges dieses Pilzes wurde die wichtige Frage nach emer Heteröcie
bei den Ascomyceten im bejahenden Sinne gelöst. Diese Er-
1) Siehe Anm. 2 auf S. 283.
2) Woronis, M., und Nawascnrn, $.. Sclerotinia heteroica in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten VI, 1896, S. 129; hier die übrige Literatur.
286 III. ©. Ascomycetes.
kenntnis ist von der allergröfsten Wichtigkeit für das Verhältnis der
Fungi imperfecti zu ihren Schlauchformen; bei vielen wird der Zu-
sammenhang; nicht leicht zu konstatieren sein, weil die Heteröcie diese
Erkennung aufserordentlich erschwert.
Auf den Früchten von Betulaceen wurden ebenfalls Sclerotinia-
Arten gefunden. So werden bei Almus incana nicht selten die Früchte
in den Zäpfchen zu Pilzsclerotien umgewandelt. R. Maun!) fand, dafs
aus den Sclerotien eine Penicillium-artige Konidienvegetation entsteht,
O. Rostrup?) hat dann auch die Becher der Scelerotinia Alni Maul in
Dänemark entdeckt. Die Art ist auch von Woroxin in Finnland ge-
funden worden, so dafs ihr Verbreitungsbezirk ein sehr grofser sein
dürfte. In Birkenfrüchten wurde von M. Woroxın und S. NAwASCHIN
die S. Betulae Wor. aufgefunden und von letzterem Autor genauer unter-
sucht. Die Konidienfruktifikation dieser bisher in Rufsland und Deutsch-
land nachgewiesenen Art wurde noch nicht aufgefunden.
Die weitaus bekanntesten und als Pflanzenfeinde berüchtigtsten Arten
kommen auf den Früchten der Rosaceen vor. Durch M. Woronxiın’s®)
Untersuchungen wurden S. Padi Wor. und 8. Aucupariae Ludw. zuerst
genauer bekannt und verdienen wegen gewisser Abweichungen vom
Entwicklungsgang der Vacciniensclerotien besondere Beachtung. Die
erstere, auf Prunus Padus auftretende Art ejakuliert im Frühjahr ihre
Schlauchsporen, welche die um diese Zeit sich entfaltenden jungen
Blätter treffen. Die Sporen kleben mittels einer zarten Hüllmembran
an der Blattoberfläche an und keimen sofort aus, indem sie ihren
Keimschlauch direkt durch die Epidermis oder an der Grenze zwischen
zwei Epidermiszellen, niemals aber durch eine Spaltöffnung ins Innere
des Blattes eindringen lassen. Gewöhnlich wird die Unterseite infiziert,
und von hier aus gehen die Pilzhyphen in die Gefäfsbündel und breiten
sich dem Hauptnerven entlang im Blattstiel und von da auch in dem
jungen Triebe aus. Die von den Hyphen durchzogenen Stellen des
Blattes werden braun und sterben ab. Das Mycel breitet sich zuletzt
im Blattgewebe aus und wächst bis unter die Uuticula, wo es sich in
kurze Zellen gliedert: aus jedem Gliede wächst senkrecht ein Konidien-
träger nach oben, wodurch die Cuticula hochgewölbt und wellenförmig
wird. Beim weiteren Herauswachsen der Konidienträger reifst sie
schliefslich auf, und die Träger, welche sich meistens dichotom ver-
zweigen, erzeugen nun in Ketten ihre citronenförmigen Konidien. Die
einzelnen Konidien trennen sich, wie wir das bei S. urnula gesehen
haben, durch den Disjunctorapparat; wir haben also hier ebenfalls den
Typus der Monilia-Konidien vor uns. Die Konidienrasen bilden auf
Blättern und Stengeln einen schimmelartigen, grauweifslichen, pulverigen
Anflug und riechen, wie bei S. urnula, nach Mandeln. Diese Konidien
gelangen nun durch den Wind oder Insekten auf die Narben der
Blüten, wo gewöhnlich drei bis fünf miteinander kopulieren und einen
gemeinsamen kräftigen Keimschlauch austreiben, der durch den Griffel-
kanal in den Fruchtknoten hinabwächst. Hier entwickelt sich das
Mycel üppig, wie Woroxıv genau verfolgt hat, und bildet ein Sclerotium,
das nur von den äufsersten Lagen der Fruchtknotenwandung, die runzelig
'") Hedwigia 1894, S. 213.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VII, 1897, S. 257.
3) Die Sclerotienkrankheit der gemeinen Traubenkirsche und der Eberesche in
Mem. de l’Acad. Imp. des Sc. de St.-Petersbourg, 8. ser., II, Nr. 1, 1895.
Helotiaceae. 287
einschrumpft, bedeckt ist. Die infizierten Früchte einer Traube bleiben
in ihrem Wachstum auffällig gegenüber den nicht vom Pilze befallenen
zurück und werden braun und trocknen vollständig mumienartig ein.
Bei feuchter Witterung bedecken sie sich mit den Monilia-Rasen, eine
Erscheinung, die bei den Vacciniensclerotien nie beobachtet wurde.
Erst im Spätherbst fallen die Mumien ab, um am Boden die weitere
Entwicklung durchzumachen, die dadurch vor sich geht, dafs aus ihnen
im Frühjahr die Becherchen hervorwachsen, deren Stiellänge von 1 mm
bis 2,5 em schwankt. Die Becher sind höchstens 7 bis 8 mm breit,
kastanienbraun, mit hellerer Scheibe; am Grunde des Stieles wachsen
einzelne Härchen hervor. Die Sporen sind farblos, eiförmig und alle
von gleicher Gröfse; sie werden alle auf einmal herausgeschleudert
und beginnen nun ihre Entwicklung auf den jungen Blättern von neuem.
Wenn die Sporen in Wasser ausgesät werden, so bilden sich un-
mittelbar an ihnen die kleinen, keimungsunfähigen Konidien in Ketten
aus; in gleicher Weise verhalten sich auch die Konidien. In Nähr-
lösungen dagegen werden Keimschläuche gebildet, die bald an ihren
Verzweigungen die gewöhnlichen Monilia-Konidien erzeugen.
Ganz ähnlich ist der Entwicklungsgang der $. Aucupariae auf den
Früchten von Sorbus aucuparia. Da die Unterschiede hauptsächlich
auf Gröfsenverhältnissen bei den Dimensionen der Schlauchfrüchte,
Sporen usw. beruhen, so erübrigt es sich, hier näher darauf ein-
zugehen.
Eine diesen beiden sehr nahe verwandte Art, $. Linhartiana Prill.
et Delacr. (— S. Cydoniae Schellenb.), kommt auf Quitten vor und wurde
zuerst von E. PRILLIEUXx und G. DerAcroix !), später von Ü. SCHELLENBERG?)
untersucht, so dafs der Entwicklungsgang bekannt ist, obwohl die
Konidienzugehörigkeit noch näher untersucht werden mufs. Wenn die
Quittenblättchen im Frühjahr von dem Pilze infiziert sind, so nehmen
sie eine gelbbraune Farbe an, und auf ihrer Oberseite treten kleine,
ascheraue Konidienräschen hervor. Die Konidienketten zeigen die be-
kannte Monilia-Form und sind mit Disjunctoren versehen. Die Konidien
können bereits auf den Blüten keimen und ihren Keimschlauch von
der Oberseite der Blätter durch die Cuticula hindurch in das Innere
hineinsenden. Auf der Narbe keimen die Konidien in der bekannten
Weise aus, indem der Keimschlauch durch den Griffelkanal in den
Fruchtknoten hineinwächst und zuerst die Eizelle, dann erst die Frucht-
knotenwandungen durchsetzt. Ähnlich wie bei 5. Padi, so kopulieren
auch hier erst mehrere Konidien, bevor derKeimschlauch hervorkommt.
Bereits im Juni ist die Quittenfrucht in ein Sclerotium umgewandelt,
das dann im Herbst abfällt und im nächsten Frühjahr zur Sclerotinia aus-
keimt. Die Stiele der Apothecien sind 1 bis 1,5 cm lang, die Scheibe
0,5 bis 1 cm breit, meist bräunlich, die Aufsenseite der Becher weifslich-
mehlig. An den Sporen sind ähnliche keimungsunfähige Konidien be-
obachtet worden, wie sie Woroxın bei seinen Arten gesehen hat.
Von besonderer Bedeutung an dieser Art ist, dafs das Mycel von den
Blättern aus in die Triebe hineinwächst und im Rindengewebe und im
Leptom der Gefäfsbündel überwintert. Von hier aus kann dann im
1) Ciboria Linhartiana, forme ascospore de Monilia Linhartiana in Bull. Soc.
Myc. France IX, 1893, S. 196; vgl. auch G. Deracrors, 1. c. XIX, 1903, S. 347.
ES 2) Über die Sclerotienkrankheit der Quitte in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1899,
. 205.
388 III. C. Ascomycetes.
Frühjahr eine Infektion der Blätter erfolgen, ja sogar die Knospen
können ergriffen werden; im Gegensatz aber zu denen, die von der
Narbe aus infiziert sind, werden ın solchen Früchten niemals Sclerotien
gebildet, sondern sie fallen vorzeitig ab. Dafs zu dieser Art eine
Monilia gehört, steht nach SCHELLENBERG'S Untersuchungen aufser Zweifel;
dagegen erscheint es höchst unsicher, ob gerade Monilia Linhartiana
Sacc., wie die beiden französischen Forscher wollen, dazu gehört. Bei
der sehr weitgehenden Spezialisierung der Sclerotinia-Arten wäre es
kaum denkbar, dafs dazu diese nur auf Prunus Padus beobachtete
Monilia gehören sollte. Klarheit über diesen Punkt können allein
Infektionsversuche bringen, die bisher nur mit negativem Erfolg an-
gestellt sind. Desgleichen soll nach Deracroıx auch Ovularia necans
Passer. auf Mespelus germanica mit der Monilia identisch sein. Auch
diese Angabe ist stark zu bezweifeln, da nach SCHELLENBERG’s Beobach-
tungen der Quittenpilz die Mispel nicht ansteckt. Wahrscheinlich ist
die Vermutung Woroxin’s richtig, dafs die Ovularia necans zu einer
selbständigen Mispelsclerotinia gehört.
Eine analoge Krankheit befällt auch die Blätter von Crataegus
Ozxyacantha, auf denen von H. DievickE eine Monilia Crataegi gefunden
wurde; die Früchte werden m der bekannten Weise mumifiziert und
geben nachher den Bechern von S. Crataegi P. Magn. ihren Ursprung).
Wir kommen nun zu drei Arten, die von aufserordentlicher Wichtig-
keit sind, aber bisher noch nicht scharf auseinandergehalten werden
konnten, weil man die Schlauchformen nicht kannte. Nachdem jetzt
durch die Arbeiten von R. AperHoLp und W. RuBLanp?) die Apothecien
bekannt geworden sind, lassen sich die Unterschiede dieser Arten
leichter festlegen und die von ihnen verursachten Schäden klarer um-
schreiben. Die Konidienformen, welche sehr ähnlich aussehen, wurden
stets miteinander verwechselt und meist mit dem Sammelnamen Monilia
fructigena bezeichnet. Daneben war noch eine M. cinerea bekannt, die
bereits M. Woronin®) als Art wieder zu Ehren gebracht hat, und aufser-
dem wurde als zweifelhafte Art M. laxa angesehen, die jetzt durch
ADERHOLD und RuHLanp als gute Species anerkannt worden ist. Die
Eigenschaften der drei Arten sind folgende. |
S. fructigena Schroet. (Fig. 42, 7, 8) entwickelt ihre Apothecien an
Mumien von Apfeln oder Birnen, die aber wahrscheinlich zwei
Winter überstehen müssen, ehe das Sclerotium reif ist. Die Apothecien
besitzen einen 0,5 bis 1,5 cm langen, dünnen Stiel und eine anfangs
trichterförmige, später flache und in der Mitte vertiefte Scheibe von
3 bis 5 mm Durchmesser. Die anfangs gelbbraune Farbe der Scheibe
seht später ins Graue über mit hellerem Rande. In den cylindrischen
Schläuchen entwickeln sich acht eiförmige Sporen, die beidendig deut-
lich zugespitzt sind und dadurch von denen der anderen Sclerotium-
Arten abweichen. Zu dieser Schlauchform gehört als Konidienform
Monilia fructigena Pers. Sie bildet oberflächliche, kissenförmige Rasen,
die häufig durch Zusammenfliefsen grofse Dimensionen annehnıen. Die
Farbe dieser Rasen ist zuerst ein reines Weifs, geht dann aber, wenn
2 !) P. Macnus, Sclerotinia Crataegi in.Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XXIII, 1905,
„197:
2) Zur Kenntnis der Obstbaum-Sclerotinien in Arb. a. d. Biol. Abt. f. Land-
‘u. Forstwirtsch. am Kais. Gesundheitsamt, IV, 1905, S. 427.
3) Über Sclerotinia cinerea und S$. fructigena in Mem. de l’Ac. Imp. des sc.
de St.-Petersbourg, 8 ser., X, Nr. 5, 1900; hier die Literatur über beide Arten.
Helotiaceae. 289
die Konidien sich zu bilden beginnen, in ein schmutziges Ocker- oder
Goldbraun über. Die Konidien tragenden Fäden sind einfach oder auch
wenig dichotom verzweigt und tragen an ihren Enden mehr oder
weniger lange, oft verzweigte Konidienketten mit eiförmigen oder
länglich- -eiförmigen Konidien. Disjunctoren kommen nicht vor, sondern
die Konidien werden frei, indem ihre aneinander stofsenden Wan-
dungen sich spalten, bis sie sich nur an einem Punkte berühren und
sich dann trennen. Auch Mikrokonidien von der bekannten kugligen
Form sind beobachtet worden. Die Konidienform kommt hauptsäch-
lich an Birnen und Apfeln vor und wird zwar auch von anderen Stein-
obstfrüchten angegeben, doch ist ihr Auftreten dort noch zweifelhaft.
Über das Auftreten des Mycels in den Blüten und Trieben soll weiter
unten erst gesprochen werden.
S. laxa Aderh. et Ruhl. entwickelt die Apothecien auf Aprikosen-
mumien. Sie sehen ähnlich denen von $. fructigena aus, aber die
Sporen sind eiförmig und stets an den Enden abgerundet, auch etwas
kleiner. Meistens fanden sich auch einige kleinere Oltröpfchen, die
stets bei S. fructigena fehlen. Hierzu gehören Konidienlager , welche
als Monilia laxa Ehrenb. beschrieben worden sind und denen von
S. cinerea in der Farbe gleichen. Die Konidien selber sind zwar ein
wenig gröfser, doch läfst sich darauf kein verläfslicher Unterschied
aufbauen. Dais wir es aber mit einer besonderen Art gegenüber den
beiden anderen zu tun haben, geht aus der verschiedenen Gröfse der
Schlauchsporen und den Infektionsversuchen hervor.
S. cmerea Schröt. (Fig. 42, 6) endlich wurde von J. B. NORTON!)
in Schlauchfruktifikation gefunden. Zwar glaubte er, S. fructigena vor
sich zu haben, aber die Nachuntersuchung von ADERHOLD und RUHLAND
ergab mit Sicherheit, dafs die aufgefundenen Apothecien nur zu
S. cinerea gezogen werden können. Der Stiel ist 3 bis 5 cm lang und
dicker als bei $S. fructigena; die Becher sind anfangs glockenförmig,
später flach und 2 bis 15 mm breit, bräunlich. Die Sporen haben
eiförmige Gestalt und abgerundete Enden und sind noch kleiner als
beı den anderen beiden Arten. Die Konidienform, M. cinerea Bon.,
zeigt äufserlich im Bau der Rasen keine Besonderheiten; dagegen
färben sich die Hyphen und Konidien grau, wodurch eine deutliche
Graufärbung der gesamten Rasen erzielt wird. Diese Färbung erlaubt
die Art stets von M. fructigena scharf zu trennen. Auch hier wurden
die keimungsunfähigen, kugligen Konidien, wie bei den anderen beiden
Arten, beobachtet. Der Pilz tritt auf Kirschen, Pflaumen und
Pfirsichen auf und kann auch die Blüten und Triebe infizieren und
abtöten.
Wie schon oben gesagt wurde, haben die früheren Autoren diese
drei Arten in ihren Konidienformen vielfach nicht scharf auseinander-
gehalten, und was man daher in der älteren Literatur unter M. fructigena
angegeben findet, kann sich ebensogut auf eine der beiden anderen
Arten beziehen. Um eine schärfere Trennung der Arten zu ermög-
lichen, haben sowohl WoroNın wie ADERHOLD und RuHLAnD eine grofse
Reihe von Übertragungsversuchen angestellt, die in Kürze das Resultat
ergaben, dafs 8. fructigena das Kernobst, &. cinerea das Steinobst
und 8. laxa die Aprikosen bevorzugen. Die Übertragungen wurden
so vorgenommen, dafs die Narben der betreffenden Obstblüten mit
') Sclerotinia fructigena in Trans. of the Acad. of St. Louis, XII, 1902, Ss. 91.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 19
290 III. ©. Ascomycetes.
Konidien oder Ascosporen infiziert wurden. Je nach dem schnelleren
oder langsameren Fortschreiten des Absterbens der Blüten und Blüten-
stiele (resp. Triebe) läfst sich dann ein Schlufs darauf machen, ob die
Pilzart der Pllanze angepafst ist oder nicht. Daraus geht das wichtige
Resultat hervor, dafs die Arten sich auch auf andere Obstsorten, als
wie oben angegeben, übertragen lassen, dafs aber die Infektionen nicht
mit der Schnelliokeit und Pr omptheit erfolgen wie bei den Obstbäumen,
worauf sie angepalst sind. Wir haben es bei den drei Arten augen-
scheinlich mit Pilzen zu tun, deren Anpassung sich noch nicht so weit
gefestigt hat, wie es etwa bei den Ericaceensclerotinien der Fall ist.
Trotzdem aber kann man sagen, dafs im Freien im allgemeinen die
Nährpflanzen. bestimmt sind, so dafs es z. B. seltener vorkommt, dafs
Apfeltriebe von 8. cinerea befallen werden oder $. fructigena die Kirsch-
Fig. 43. Früchte mit Moniliafäule.
I Apfel mit Schwarzfäule. 2 Pflaume mit Moniliapolstern. Nat. Gr. (Nach SoRAUER.)
bäume infiziert. Wie wenig bei den Monilia-Arten die Anpassung &
festigt ist, geht aus den zahlreichen, in den achtziger Jahren des In
Jahrhunderts von Sorausk ausgeführten Impfversuchen hervor!). Es
gelang SORAUER, die Monilia von Apfeln auf Haselnüsse, Pfirsichen,
Aprikosen und Wein beeren zu übertragen; ferner wurde von Hasel-
nüssen der Pilz auf Äpfel, Pflaumen, Hagebutten und Weinbeeren
geimpft. Bei letzteren war allerdings die Entwicklung spärlich, und
die Impfung versagte oft.
Wenn wir daher jetzt zur näheren Betrachtung der durch die
Monilien verursachten Krankheiten der Obstbäume übergehen, so mag
man sich an der Hand der gegebenen Bemerkungen über die jedesmal
in Betracht kommende Art orientieren; aus den Publikationen geht es
!) Soraver, Erkrankungsfälle durch Monilia in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh., 1899,
S. 225. 1900, S. 148, 274.
Helotiaceae. 291
nicht immer mit Sicherheit hervor. Es ist auch zur Beurteilung der
Erkrankungen kaum notwendig, dafs stets systematisch richtig be-
stimmtes Material vorliegt; denn die Krankheitserscheimnungen treten
stets so gleichartig auf, dafs es genügt, von der Monilia-Krankheit
zu reden.
In erster Linie wirkt die Monilia auf die Früchte des Stein-
und Kernobstes ein, die dadurch zu Mumien eintrocknen. Das Mycel
wuchert im Fruchtfleisch und bildet unterhalb der Epidermis stroma-
tische Lager, welche die Epidermis durchbrechen und zurückschlagen.
Darauf entstehen die Konidienträger, die dann mit den Konidien die
bekannten Schimmelpolster bilden (Fig. 43, 2). Wenn die Infektion der
Frucht au einer Stelle erfolgt, so sieht man häufig, dafs die Konidien-
polster in konzentrischen Ringen angeordnet sind, ein Zeichen dafür,
dafs das Mycel im Innern des Fruchtfleisches sich zentrifugal ausbreitet.
Nicht immer brechen beim Kernobst die Konidienträger aus, der Ober-
haut der Früchte hervor, sondern SorAuER hat zuerst bei Apfeln eine
Krankheitsform beobachtet (Schwarzfäule), bei der sie allmählich
einschrumpfen, bis sie zu steinharten schwarzen Mumien eingetrocknet
sind (Fig. 43, 7). Das ganze Innere wird vom Mycel durchwuchert, aber zur
Bildung von oberflächlichen Konidien kommt es meistens nicht. Unter
welchen Bedingungen diese eigenartige Infektion zustande kommt, wissen
wir nicht. Bestimmte Sorten, wie z. B. Reinetten, neigen besonders
zur Schwarzfäule.
Die Früchte lassen sich durch die Konidien leicht infizieren, wenn
kleine Verletzungen der Oberhaut angebracht werden. Im Freien dürfte
der häufigste Infektionsmodus ebenfalls der durch Verletzung sein,
wozu ja Insekten häufig Veranlassung geben. Auch durch abnorme
Witterungsverhältnisse können die Früchte zum Aufplatzen gebracht
werden, wodurch gleichfalls eine Eingangspforte für den Pilz entsteht.
Ob er befähigt ist, die unverletzte Oberhaut zu durchbohren, nament-
lich auch die Wachsschicht der Apfel zu durchdringen, ist noch nicht
mit Sicherheit erwiesen; wenn es der Fall wäre, so müfste wohl sicher
die Widerstandsfähigkeit der Früchte eine Herabsetzung erfahren haben.
Beim Kernobst könnte man auch an eine Infektion am Blütenansatz
denken, namentlich bei jüngeren Früchten. In normalen Jahren werden
nicht viele Früchte durch die Monilia zerstört, wohl aber kann sie
sich in nassen Jahren epidemisch ausbreiten und von den Früchten aus
gesunde Blätter durchwachsen.
Die zu Mumien vertrockneten Früchte bleiben meistens am Baume
sitzen, und die Konidien können im Frühjahr von neuem Infektionen
veranlassen. Auch bei der Aufbewahrung im Winterlager können
Apfel und Birnen der Moniliafäule zum Opfer fallen, namentlich wenn
die Aufbewahrungsräume dumpfig und feucht sind und dadurch die
Ausbreitung von Schimmelpilzen ohnehin begünstigen.
Ganz anders nun entwickelt sich die Krankheit, wenn nicht die
jungen oder reifen Früchte, sondern bereits die Blüten oder Zweige
befallen werden. Aus den Versuchen Woroxıns wissen wir, dafs die
Keimschläuche der Konidien durch den Griffel in den Fruchtknoten
eindringen können; von hier aus aber gehen sie im Gegensatz zu den
die Frucht vollständig sclerotisierenden Arten in den Blütenstiel und
von da in den Trieb über. Die Triebe können dadurch auf weite
Strecken im Holz gebräunt werden und absterben. Dafs neben der
Blüteninfektion auch eine direkte Ansteckung der jungen Zweige er-
19*
292 III. ©. Ascomycetes.
folgen kann, ist sicher, aber es bedarf dazu vorheriger Verletzungen,
die sowohl durch Verwundung wie durch Frost erzeugt sein können.
Glücklicherweise kommt dies epidemische Auftreten der Monilia, das
aufserordentlich vielen Schaden, namentlich am Steinobst, anrichten
kann, nur selten vor, und jedesmal kann man abnorm feuchtes Wetter
dafür verantwortlich machen. In den letzten Jahren des vorigen Jahr-
hunderts gab das plötzliche Auftreten und die aufserordentlich schnelle
Ausbreitung des Zweigabsterbens durch die Monilia zu grofsen
Befürchtungen für unsern Obstbau Anlafs, aber die Wiederkehr trockner
Sommer hat die Epidemie seither so weit zum Erlöschen gebracht, dafs
jede Gefahr als beseitigt gelten kann. Freilich kann die Wiederkehr
anormaler Witterung jederzeit auch die Epidemie wieder aufleben lassen).
Aus diesem Grunde dürfen wir uns nicht auf das Wetter bei der
Bekämpfung der Krankheit verlassen, sondern müssen selbst eingreifen,
um bei herrschender Epidemie die Verbreitung des Pilzes möglichst zu
beschränken. In erster Linie ist dazu notwendig, dafs die Mumien-
früchte, welche am Baume hängen geblieben sind, abgenommen und
vernichtet werden. Ferner müssen die erkrankten Zweige bis zum
gesunden Holz heruntergeschnitten und ebenfalls durch Feuer vernichtet
werden. Daneben kann nun noch die direkte Abtötung der Konidien
vorgenommen werden, obwohl der Erfolg nicht immer bedeutend ist.
Nach G. ‚Jstvanrry?) keimen die Moniliasporen bei 39 bis 41° nicht
mehr; starker Frost vermag, wenn langsames Auftauen nachfolet, binnen
sechs Tagen 70 %0 der Konidien abzutöten. Bei trockner Aufbewahrung
behalten die Konidien ein halbes Jahr ihre Keimkraft, gehen aber bei
starken Temperaturschwankungen oder bei einer sechs Tage währenden
(refrierpunkttemperatur zugrunde. Gegen Bordeauxbrühe sind die
Konidien sehr widerstandsfähig, nicht so gegen Calciumbisulfit, wovon
schon eine 1,5 '/oige Lösung genügt, um sichere Abtötung herbei-
zuführen. Sehr empfehlenswert ist eine mehrmalige Bespritzung mit
schwacher Lösung des Fungizids, weil dadurch die Keimschläuche der
inzwischen vielleicht doch ausgekeimten Konidien abgetötet werden.
Ob die Bespritzung aber in jedem Falle Erfolge verspricht und die
Kosten des Verfahrens nicht etwa den erreichten Nutzen übersteigen,
erscheint noch nicht genügend sichergestellt.
Die nun zu besprechenden Arten gehören der Untergattung
Euselerotinia an; ihre Sclerotien sind von unregelmälsiser Gestalt und
entstehen an beliebigen Stellen der Nährpflanze. Eine der bekanntesten
Arten ist S. Fuckeliana (de By.) Fuck. Die Apothecien wurden bisher
nur auf Sclerotien entwickelt gefunden, welche als flache, schwarze,
schwielenförmige, bis etwa 0,5 cm lange, harte Körperchen an Blättern
!) Ich verweise in bezug auf die Monilia-Krankheit aufser auf die schon ge-
nannten Arbeiten noch auf die folgenden: J. E. Humrurey, The Brown Rot of stone
fruits in 11. Ann. Rep. Massach. Agric. Exp. Stat. 1890 and Bot. Gaz. 1893, S. 85;
B. Frasx und F. Krüger, Die Monilia-Epidemien der Kirschbäume in Gartenflora,
1897, S. 320, 394; 1898, S. 96, und Landwirtsch. Jahrb. XXVIII, 1899, S. 185;
P. Soraver, Erkrankungsfälle durch Monilia in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IX u.
X (1899, 1900); M. Woroxiın, Kurze Notiz über Monilia fructigena in Zeitschr. f.
Pflanzenkrankh. VII, 1897, S. 196; vgl. ferner die zahlreichen Literaturnachweise
bei Woroxmı in der S. 288, Anm. 3 angegebenen Arbeit über S. cinerea und
S. fructigena.
?) Uber die Lebensfähigkeit der Botrytis-, Monilia- und Coniothyrium-Sporen
in Mathem. &s termöszett. ertes. XXI, 1903, S. 222 (cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. XIV,
S. 301, und XIL, S. 241).
Helotiaceae. 293
und Ranken faulender Reben oberflächlich sich vorfinden. Diese
Sclerotien scheinen wie mit Stachelchen besetzt, da die Haare der
Blätter in den Pilzkörper hineingezogen werden (Selerotium echinatum
Fuck.), und entwickeln zuerst reichlich Rasen von Konidienträgern,
die als Botrytis vulgaris Fr. (= B. cinerea Pers.) bekannt sind. Im
Frühjahr sprossen dann aus den Sclerotien die zarten, höchstens 0,5 cm
breiten Becherchen, die an dünnen, bis 1 cm langen Stielchen sitzen.
Die Sporen haben eiförmige Gestalt und messen 9 bis 11 u in der
Länge. Es entsteht die Frage, ob die Botrytis als Nebenfruchtform
hierher gehört. DE Barry, FuckEL u. a. behaupten die Zusammen-
gehörigkeit, BREFELD dagegen hat aus Sclerotien, die die Schimmelrasen
trugen, niemals Apothecien hervorgehen sehen. Obwohl die Lösung
dieser Streitfrage gewifs von höchstem Interesse wäre, so geht sie uns
doch hier nur insofern an, als wir die mannigfachen, von Botrytis er-
zeugten Krankheiten an dieser Stelle unterbringen müfsten. Da aber
auch zu anderen sogleich zu besprechenden Sclerotinien Botrytis-
konidien gehören, so wollen wir die Besprechung dieser Krankheiten
ans Ende des Abschnittes über Selerotinia verschieben, da die Ab-
grenzung der einzelnen Botrytis-Arten noch vielfach schwankend und
unsicher ist. Erwähnt mag hier nur eine eigentümliche Erkrankung
der Pfropfreben werden, die P. Vıara !) studiert hat. Bei den noch
im Sande eingeschlagenen Reisern entwickelten sich im Pfr opfungsspalt
und auch auf dem Pfröpfling kleine schwarze Sclerotien, die durch ihr
Entstehen die Verwachsung der Holzteile hinderten und damit ein
Fehlschlagen der Pfropfung veranlafsten. Aus den Sclerotien ent-
wickelten sich bald Botrytis, bald die $8. Fuckeliana, bald beide. Die
Krankheit verschwand sofort, als der Sand, in den die Reiser eingelegt
waren, gehörig gelüftet und an der Sonne getrocknet wurde.
Noch mehr polyvor als die soeben behandelte Art ist $. Libertiana
Fuck. (= Peziga Kauffmanniana Tichom.), die von A. pe Barry?) in
sehr erschöpfender Weise untersucht wurde. Das Mycel dieses Pilzes
durchwuchert die Gewebe der Nährpflanze und bildet im Innern oder
aufsen schwarze Sclerotien von meist länglicher Gestalt aus. Nach
dem Vorkommen auf den verschiedenen Nährpflanzen haben diese
Sclerotien auch verschiedene Namen erhalten; sie sind als $. varıum,
S. compactum, S8 Brassicae bekannt, und wahrscheinlich gehören noch
manche andere Arten des alten Genus Sclerotium hierher. Aus diesen
Sclerotien wachsen die Apothecien hervor, die auf einem 2 bis 3 cm
langen, hohlen, glatten Stiel stehen und eine 4 bis 8 mm breite, blats-
bräunliche Scheibe besitzen. Die Sporen bieten nichts Besonderes.
Zu diesem Pilze gehört nach den Beobachtungen vieler Autoren eine
Botrytiskonidienform . die als .Botrytis cmerea Pers. (Fig. 38, 9) an-
gesprochen wird. Wir sahen bereits, dais zu S$. ers derselbe
Konidienpilz gezogen wird und betonten bereits dort, dafs die Zu-
gehörigkeit nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Dasselbe gilt auch
für 8. Libertiana schon aus dem einfachen Grunde, weil nicht dieselbe
Botrytis- -Art zu zwei verschiedenen Schlauchformen gehören kann. Es
wäre ja nun denkbar, dafs die Konidienformen der beiden Sclerotinien
!) Une maladie des greffes-boutures in Rev. gen. de Botan. 1891, S. 145.
2) Über einige Scelerotinien en Sclerotienkrankheiten in Bot. Zeit. 1886, Nr. 22
bis 27, und Vergleich. Morphol. u. Biologie der Pilze usw. Leipzig 1884 (unter
S. sclerotiorum).
294 III. ©. Ascomycetes.
morphologisch kaum unterscheidbar wären, so dals man bei dem
alleinigen Vorhandensein der Botrytis nicht auf die Schlauchform
schliefsen könnte; wir wissen aber vorläufig darüber nichts und können
deshalb bei der Behandlung der Botrytis-Arten die Frage der Zu-
gehörigkeit unerörtert lassen. Sichergestellt ist dagegen, dafs bisweilen
die bekannten kugligen, keimungsunfähigen Konidien gebildet werden.
S. Libertiana läfst sich ın Nährlösungen sehr leicht kultivieren
und bildet in den Kulturen weitausgedehnte Mycelien, von denen
Sclerotien erzeugt werden; Frank hat hier auch das Auftreten der
Botrytis festgestellt, was DE Bary nicht gesehen hat. Besonders merk-
würdig sind die Haftbüschel, die am Mycel entstehen, indem sich durch
reichliches Aussprossen von kurzzelligen Seitenzweigen quastenförmige
Büschel bilden, die wohl hauptsächlich zur Ernährung des Mycels dienen.
Wie A. pe Bary gefunden hat, können die Keimschläuche der Asco-
sporen nicht ohne weiteres m lebendes Gewebe eindringen, sondern
sie bedürfen vorher einer kräftigen Förderung durch saprophytische Er-
nährung. So wuchs das Mycel auf gesunden Mohrrüben nur kümmer-
lich, und die Möhren blieben wochenlang gesund; sobald aber Stücke
des Gewebes durch Verbrühen getötet wurden, fand ein üppiges
Wachstum und auch eine Abtötung des gesunden Teiles statt. Ebenso
erfolgte eine schnelle Infektion, wenn die Sporen mit einem Tropfen
Nährlösung auf die Oberfläche der betreffenden Pflanzenteile gebracht
wurden. Dabei töteten das Mycel und namentlich die quastenförmigen
Büschel das Gewebe nicht durch unmittelbare Berührung ab, sondern
durch Absonderung eines giftigen Enzyms, das schon in der weiteren
Umgebung die Zellen zum Absterben brachte und so den Boden für
das Vordringen des Mycels vorbereitete. Deshalb schritt das Mycel
auch stets erst dann weiter vorwärts, wenn eine Zone von abgestorbenem,
gebräuntem Gewebe geschaffen war. Aus diesen Versuchen folgert
pDE Bary, dafs nicht blofs ein gewisser Kräftigungszustand des Mycels
als Vorbedingung für die Infektion vorhanden sein mufs, sondern dafs
auch die Nährpflanze eine gewisse Disposition für die Infektion be-
sitzen mufs. Der Pilz gehört also zu den fakultativen Parasiten, bei
denen gewisse Bedingungen gegeben sein müssen, bevor sie ihre
verderblichen Wirkungen entfalten können. Wenn Frank!) diese An-
gaben auf Grund seiner Versuche anzweifelt, so ist dem entgegen-
zuhalten, dafs er nur mit Botrytiskonidien operierte, deren Zugehörigkeit
zu S. Libertiana erst noch besser erwiesen werden mülste, als es von
diesem Autor geschehen ist.
Der Pilz ruft auf einer grofsen Zahl von Kulturpflanzen Krankheits-
erschemungen hervor, die einen ganz bestimmten Charakter tragen und
deshalb hier in ihren wichtigsten Formen besprochen werden sollen.
Wir können verschiedene Typen von Erkrankungen unterscheiden, je-
nachdem der Pilz fleischige Wurzeln oder Stengel von krautigen
Pflanzen oder Keimpflänzchen befällt; dazu kommt in neuester Zeit
auch ein bisher unbekannter Befall einer strauchartigen Pflanze.
Eine sehr häufige Erscheinung ist das Faulen der Wurzel-
gemüse im Keller.
Auf den Rüben von Daucus und Brassica tritt der Pilz häufig in
den Aufbewahrungsräumen auf und überzieht sie mit einem bis I cm
hohen weifsen Mycelllaum, von dem aus einzelne Fäden ins Innere
'!) Die Krankheiten der Pflanzen II, S. 493.
Helotiaceae.
D
95
des Rübenkörpers eindringen. Sie durchziehen die Zellen der oberen
Rindenschichten und dringen spärlich bis zum Marke vor; dabei wird
das Rübengewebe weich und jauchig, und zwar nicht blofs an den
von den Fäden durchwucherten Stellen, sondern durch die Wirkung
des bereits oben erwähnten giftigen Enzyms auch in mycelfreien
Schichten. An der Oberfläche der Rüben entstehen unter dem Mycel-
flaum die schwarzen kuchenförmigen Sclerotien. Nicht so üppig, aber
doch ebenso gefährlich ist das Wachstum des Pilzes auf den Rüben!)
von Beta, Raphanus, Cichorium, sowie auf den Knollen von Solanım
tuberosum und Helianthus tuberosus (Topinambur). Bei all diesen
Erkrankungen wurden aus den Sclerotien die Apothecien erzogen.
Bekannt und zeitweise sehr schädlich sind die Stengelerkrankungen,
-unter denen der Hanfkrebs eine wichtige Stelle einnimmt. Die von
TicHoMmIRoFF ?) zuerst studierte Krankheit findet sich auf der Hanfpflanze
in Rufsland nicht selten und ist neuerdings auch von .J. BEHRENS®) im
Elsafs beobachtet worden. Die Mycelfäden durchwuchern die Rinde
und das Parenchym, durchbohren selbst die festen Bastzellen und ver-
breiten sich durch die Markstrahlen ıns Mark. Hier bilden sie Sclerotien,
die aber zuweilen auch in der Rinde unmittelbar unter der Oberhaut
angelegt werden. Die von TicHommorr beobachteten Apothecien, die
im Freien im Frühjahr zu entstehen pflegen, sind nach pE Barry
mit denen der $. Libertiana identisch. BEHRENS hat an der Hanfptlanze
bisweilen auch Botrytisrasen gefunden, ebenso auch auf den Sclerotien
und hält diese Konidienfruktifikation für sicher zugehörig. Sie tritt
aber durchaus nicht regelmäfsig auf, sondern findet sich an vielen
Sclerotien und Pflanzen nicht. Die Hanfpflanzen selbst werden nicht
immer abgetötet, aber die Bastfasern werden durch die Einwirkung
des Pilzes brüchig. Wahrscheinlich ist mit dem Hanfkrebs eine Er-
krankung identisch, die von F. Hazsuınszky in Ungarn und von
C. Massatroneo in Öberitalien beobachtet worden ist*). Das Mycel
durchwuchert den Stengel, und von weitem erkennt man die erkrankten
Pflanzen schon dadurch, dafs in einem 8 bis 16 cm breiten Ringe die
Konidienträger angelegt werden; der oberhalb des Ringes befindliche
Teil der Pflanze stirbt ab. Dieser von Hazsıınszky Botrytis infestans,
von Massaronso B. Felisiana genannte Pilz gehört vielleicht zu unserer
Sclerotinia, obwohl Sclerotien von ihm noch nicht beobachtet worden
sind.
Auf Raps kommt eine ähnliche Sclerotienerkrankung, der Raps-
krebs, vor, der von B. Frank?) genauer studiert wurde. Die Raps-
pflanzen zeigen in mittlerer Höhe oder noch öfter an der Basis der
Stengel eine Verfärbung ins Gelbe und später ins Weifse; die Epidermis
sitzt an dieser Stelle dem Holzkörper nur noch locker auf, weil die
Rindenzellen von dem Mycel fast vollständig verzehrt sind. Durch die
Markstrahlen und an den Unterbrechungen des Holzringes bei den
Infektionen der Blätter und Zweige dringt das Mycel ins Mark ein
'!) Vgl. Porrer, M. C., Rotteness of turnips and swedes in store in Journ. of
the board of agricult. III, Nr. 2.
?) Peziza Kauffmanniana, eine neue aus Sclerotium stammende und auf Hanf
schmarotzende Becherpilzspecies in Bull. Soc. Imp. Natur. de Moscou 1868.
3) Uber das Auftreten des Hanfkrebses im Elsafs in Zeitschr. f. Pflanzenkr. I,
1891, S. 208.
#) Vgl. Rasennorsr’s Krypt.-Fl., VIII. Abt., S. 295.
>) Die Krankheiten der Pflanzen, 2. Aufl., II, S. 493.
296 III. ©. Ascomycetes.
und bildet nach Zerstörung des Markes in dem Hohlraum Selerotien aus.
Die schwarzen Selerotien sind von sehr ungleicher Gröfse und Dicke
und finden sich in wechselnder Zahl in jeder Pflanze vor. Bei ge-
nügender Feuchtigkeit und Windstille werden aus den abgestorbenen
wie aus den eben erst erkrankten Teilen der Pflanze Konidienträger
vom Typus der Botrytis cinerea entwickelt. Aus den Sclerotien wurden
im Frühjahr die Apothecien erzogen. Sowohl mit den Konidien wie
mit den Ascosporen wurden erfolgreiche Infektionen an Rapspflanzen
vorgenommen. Zur Bekämpfung der Krankheit ist die Vernichtung
der Sclerotien erforderlich, was durch Verbrennen der kranken Pflanzen
geschieht. Auch das Aussetzen des Rapsbaues auf einmal verseuchten
Feldern dürfte ratsam sein, obgleich bei dem allgemeinen Vorkommen
der Sclerotien auf wilden Pflanzen eine Ansteckung kaum vermieden
werden kann. Wahrscheinlich sind für das epidemische Auftreten der
Sclerotien gewisse Vorbedingungen notwendig, die in ungünstigen
Witterungs- oder Bodenverhältnissen gegeben sein mögen. So ist z.B.
dichter Stand bei nassem Wetter infektionsbegünstigend.
Eine ganz ähnliche Krankheit, die sogar auch eine Verfärbung des
Stengels zur Folge hat, beobachtete P. Sorauer!) bei Georginen. An
Kartoffelstengeln tritt bisweilen nach der Blüte ein Erkranken und
Absterben ein, dem nach dem Tode die Ausbildung von Sclerotien
folgt. Die Krankheit ist in Norwegen häufig, in Deutschland dagegen
selten beobachtet worden. Ob aus den Sclerotien die S. Libertiana
hervorwächst, ist bisher nicht bekannt. Bei vielen Gartenpflanzen ist
der Pilz als Schädiger beobachtet worden; so vernichtet er nach
DE BarY die Stengel von Petunia nyetaginiflora und violacea, von Zinnia
elegans, Helianthus annuus und tuberosus, nach Frank Balsaminen, nach
RırzEema Bos?) Gartenbohnen, wo sie auch pE BaryY und PRILLIEUX®)
beobachtet haben; auch an Gurkenstengeln hat man Sclerotienbildung
wahrgenommen.
Erwähnenswert ist weiter das Vorkommen der 8. Libertiana auf
jungen Keimpflänzchen in Anzuchtskästen. DE Barry hat zahlreiche
Infektionsversuche gemacht und gefunden, dafs beliebig herausgegriffene
Keimpflanzen von der Krankheit befallen werden können; so be-
obachtete er sie bei Petunien, Zinnien, Helianthus, Trifolium, Brassica,
Tomaten, Lepidium sativum u. a. Auch in der Natur findet man die
Sclerotien sehr häufig auf abgestorbenen Pflanzenstengeln an der Ober-
fläche oder im innern Markraum. Endlich hat A. ÖsSTERWALDER ®) auch eine
Erkrankung von Forsythia intermedia und suspensa beschrieben, die von
den abgeblühten Blüten ausgeht und durch die Blütenstiele in die
Zweige vordringt. Namentlich bei nasser Witterung findet man häufig
die faulenden, an den Stielen hängenbleibenden Blüten von einem dicken
Mycel durchwuchert, das in der feuchten Kammer Botrytiskonidienträger
entwickelt. Das aus den Zweigen isolierte Mycel bildete keine Konidien,
aber dafür Sclerotien, aus denen reife Apothecien erzogen wurden.
ÜSTERWALDER meint, dafs die Botrytis nur ein zufällig auftretender
Saprophyt sei und nicht in den Entwicklungskreis der Art gehöre.
1) Handbuch 2. Aufl., II, S. 298.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. V, S. 288; vielleicht aber auch durch $. Tri-
foliorum erzeugt. 5
3) Soraver, Handbuch, 2. Aufl., II, S. 298; Priruieux, Maladies, II, S. 401.
Ins n) nn Sclerotienkrankheit bei den Forsythien in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XV,
905, S. 321. »
Helotiaceae. | 297
Seine Versuche sind aber nicht imstande, die alte Streitfrage von der
Zugehörigkeit der Botrytis zu lösen. Wir haben also in dieser Er-
krankung einen ganz ähnlichen Fall vor uns, wie das Zweigabsterben,
das von der Monilia hervorgerufen wird; auch hier ist für das Vor-
dringen des Mycels erst absterbendes Gewebe erforderlich, von wo
aus dann die Infektion des lebenden erfolgt.
Zweifelhaft, ob $. Libertiana oder vielleicht Fuckeliana die Ursache
ist, bleibt die unter dem Namen „Dachbrand“ bekannte Erkrankung
der in den Trockenräumen aufgehängten Tabakblätter. J. BEHRENS!)
hat Sclerotien an der Mittelrippe der Blätter beobachtet, konnte aber
ihre Weiterentwicklung nicht verfolgen. Botrytisrasen kommen eben-
falls bisweilen vor, scheinen aber mit dem eigentlichen Übel nichts
zu tun zu haben.
Als die Ursache des Kleekrebses ist $. Trifoliorum Erıks.
(= FPeziza ciboriordes Hoftm.) erkannt worden, deren Entwicklung
E. REHM?) genauer verfolgt hat. Die Mycelfäden durchwuchern die
ganze Nährpflanze und zehren die Gewebe so vollständig auf, dafs häufig
nur dicht verflochtene Mycelfäden übrigbleiben, die von der Epidermis
überdeckt werden. Nur die Gefäfse werden weniger angegriffen und
zum Teil erhalten. Die Sclerotien entstehen auf der Oberfläche der
Nährpflanze als tlache, unregelmäfsig geformte, schwarze Gebilde; bis-
weilen treten sie auch ın Form kleiner Körnchen im Innern der Pflanze
auf. Die Ausbildung dieser Sclerotien erfolgt in den Wintermonaten,
im Sommer erfolgt ihre Auskeimung, sobald sie durch vollständiges
Verfaulen der Nährpflanze frei geworden sind. Trockene Witterung
verhindert das Auskeimen, aber dafür bleiben die Sclerotien auch über
zwei Jahre keimfähig. Je nach der Höhe der das Sclerotium be-
deckenden Erdschicht wechselt die Länge der Apothecienstiele von
3 bis 23mm, die Scheibe liegt meist der Oberfläche des Erdbodens an
und zeigt in der Mitte eine kleine Vertiefung, die aber nicht, wie bei
S. Libertiana, in einer den Stiel durchsetzenden Höhlung ausläuft. In
der Farbe ähneln die Apothecien denen der genannten Art sehr, die
Sporen sind aber bedeutend eröfser. Als Konidien sind nur die kleinen
Mikrokonidien bekannt geworden. Der Pilz kommt auf den ver-
schiedenen angebauten Kleearten vor und richtet bedeutenden Schaden
darunter an; auch auf der Esparsette und der Luzerne, die besonders
für ihn empfänglich zu sein scheinen, tritt er nicht selten auf. Schon
E. Reum hatte Beobachtungen angestellt über die Vorbedingungen,
unter denen ein epidemisches Auftreten des Kleekrebses stattzufinden
vermag; E. Rostkup®) hat hierzu noch wesentliche Ergänzungen geben
können. Danach scheint eine Begünstigung für die Krankheit in einer
feuchten und dumpfen Lage des Feldes zu bestehen, und ferner in
dem dichten Wuchse der Pflanzen. Auf lehmigem Boden tritt der Pilz
eher und intensiver auf als bei sandigem, durchlässigem Untergrund.
Auch der Dünger scheint von Bedeutung zu sein, da bei Anwendung
von Latrinendünger die Pflanzen mehr heimgesucht werden. Von ge-
wissem Einflufs ist auch die Fruchtfolge, sobald mehrere Jahre hinter-
”
1) Trockene und nasse Fäule des Tabaks. Der Dachbrand in Zeitschr. f.
Pflanzenkrankh. III, 1893, S. 82.
:) Die Entwicklung eines die Kleearten zerstörenden Pilzes. Göttingen 1372.
3) Kloverens Beagersvamp i Vinterden 1839/90 in Tidsskr. for Landoekonomi.
Kopenhagen 189.
298 III. ©. Ascomycetes.
einander Klee gebaut wird. Die Krankheit hat dadurch Gelegenheit,
mehrere ‚Jahre hintereinander auf demselben Felde zu wüten.
Eine sehr merkwürdige Art ist 8. tuberosa (Hedw.) Fuck. (Fig. 38, 5),
welche die Rhizome von Anemone nemorosa befällt und in ihnen schwarze,
bis 3 cm lange und halb so dicke Sclerotien bildet. Aus ihnen ent-
stehen sehr zahlreiche Apothecien mit 2 bis 10 cm langen, an der Basis
braunzottigen Stielen und 1 bis 3 cm breiten, hellbraunen Scheiben.
An den Keimschläuchen der Ascosporen treten wieder die kugligen,
keimungsunfähigen Konidien auf. Obwohl die Art für gewöhnlich nur
ım Walde vorkommt, kann sie doch auch die gefüllten Garten-
anemonen befallen und dadurch unbequem werden.
Ein zweifelhafter Parasit ist S. Kerneri v. Wettst., deren Sclerotien
sich zwischen den abgestorbenen Hüllschuppen männlicher Blüten von
Abies pectinata finden. Die Mikrokonidien gleichen denen der vorigen
Art, erscheinen aber erst nach der Anlegung der Sclerotien.
Eine sehr bemerkenswerte Krankheit der Tabakpflanzen
in Holland, die durch $. Nicotianae Oud. et Kon. verursacht wird, be-
schreiben ©. A. J. A. Oupemans und C.J. Konıne!). An den Blättern
und Stengeln der Tabakpflanze treten weifsliche Flecken auf, die von
Pilzmycel herrühren. Hier bilden sich bis 10 mm lange, 5 bis 6 mm
breite, schwarze Sclerotien, die von der Pflanze abfallen und nach der
Überwinter ung im Frühjahr die Apothecien erzeugen. Diese entstehen
in gröfserer Zahl aus einem Sclerotium und besitzen lange, braune
Stiele, auf denen die helleren, bis 5 mm breiten Scheiben sich entfalten.
Die Sporen sind ungewöhnlich klen. Am Mycel entstehen in Ketten
die klemen, kugligen Konidien, welche neue Infektionen hervorrufen
sollen. Besonders "merkwürdig erscheint die Krankheit durch die sie
beeinflussenden Faktoren. Um nämlich die Tabakpflanzen vor Wind
zu schützen, werden die Felder im kleine Parzellen geteilt, die mit
Pflanzen von Phaseolus multiflorus oder Ph. vulgaris umgeben werden.
Während nun die erstere Pflanze ihre Blätter sehr lange behält, wirft
die andere sie bereits vor der Tabakernte ab, infolgedessen hält sich
bei jenen Parzellen die Feuchtigkeit länger und die Luft stagniert
mehr als bei diesen. Deshalb tritt auch der Pilz in den mit Ph. multi-
florus umgebenen Ackerstücken intensiver auf. Die beiden Autoren
empfehlen daher zur Abhaltung der Krankheit, die Kulturen von
Ph. multiflorus aufzugeben, während die zweite Art beibehalten werden
kann.
Bevor wir zu den wichtigen und in ihrer Artumgrenzung noch
keineswegs geklärten Sclerotinien auf Zwiebelgewächsen übergehen,
mögen wenigstens einige Arten genannt sein, die ihre Sclerotien im
Innern von Stengeln entwickeln, woraus sie nach Sprengung der darüber
liegenden Gewebeschichten erst frei werden. Hierher N z.B.
S. Durieuana (Tul.) Quel. in den Halmen von Carex strieta, S. Curreyana
(Berk.) Karst. in den Halmen von Jumcus-Arten u. a.
Die Sclerotienerkrankung der Hyacinthen, die auch als schwarzer
Rotz der Hyacinthen bezeichnet worden ist, wurde zuerst von
WAkkER?) studiert. Änufserlich zeigt sich die Krankheit durch vorzeitiges
n N a Sclerotinia hitherto unknown and injurious to the cultivation of
Tobacco, nn Nicotianae Oud. et Kon. in Kon. Ak. van Wetensch.
Amsterdam 1903.
?®) Onderzoek der ziekten van hyacinthen en andere bolen knolgewassen, 1383,
. 20, und La morphe noire des jacinthes et plantes analogues in Ärch. Ne&erland.
Helotiaceae, 299
Vergilben und Welken der Blätter an, womit auch häufig ein Fehl-
schlagen der Blüten verbunden ist. Die Zwiebeln werden vollständig
vom Mycel durchwuchert, das am Zwiebelboden, sowie zwischen den
Schuppen zur Bildung von Sclerotien schreitet. Die aufsen schwarzen,
innen weifsen Sclerotien sind entweder kuglig oder halbkuglig und
dann meist in gröfserer Menge beisammen stehend, oder sie bilden
flache kuchenartige Krusten mit unregelmäfsig gelapptem Rande.
Häufig geht die völlige Ausbildung der Sclerotien erst an der schon
vollständig vertrockneten Zwiebel vor sich. Im nächsten Frühjahr
entwickelt sich aus den überwinterten Sclerotien der Schlauchpilz.
Die Stielchen sind graubräunlich, höchstens bis 2 cm lang und stecken
mehr oder weniger in der Erde. Auf ihnen entsteht die zuletzt ge-
wölbte, am Rande streifige, dunkelbraune Scheibe. Die Sporen sind
ellipsoidisch, 16 « lang und 8 « breit. Dieselbe Krankheit ist aufser
an Hyacinthenzwiebeln auch an solchen von Crocus und Seilla beobachtet
worden. WARKER nennt den Pilz S. bulborum (Wakk.) Rehm und stellte
durch Impfversuche fest, dafs die Art von $. Trifoliorum verschieden
ist. Eine Botrytisform wurde nicht beobachtet. Der Sclerotinia bulborum
schreibt Frank !) auch die als weifser Rotz bekannte und gefürchtete
Erkrankung zu und ist geneigt, beide Rotzkrankheiten zu identifizieren,
wohl aber mit Unrecht, wie aus den weiter unter mitgeteilten Beobachtungen
über die Tulpenkrankheit und die S. 31 angeführten Untersuchungen
hervorgeht. Die Bekämpfung der aufserordentlich gefährlichen und
schnell um sich greifenden Krankheit hat sowohl im freien Lande wie
im Aufbewahrungsraum der Zwiebeln zu erfolgen. Zeigt sich eine
Hyacınthe im Freiland befallen, so mufs nicht blofs die erkrankte
Zwiebel vernichtet, sondern auch der sie umgebende Boden ausgehoben
werden, damit das in der Erde befindliche Mycel nicht auf benachbarte
Pflanzen übergreifen kann. Dafs die Aufbewahrungsräume der Zwiebeln
luftig und trocken sein müssen, bedarf keiner weiteren Erwähnung,
denn diese Eigenschaften verhüten nicht blofs diese, sondern auch die
Bakteriosis, die Ringelkrankheit und andere Fäulen, denen die Zwiebeln
in feuchten und dumpfigen Räumen ausgesetzt sind.
Eine ganz analoge Krankheit befällt auch die Tulpenzwiebeln:
wir wissen noch nicht, da die Apothecien bisher aus den Sclerotien nicht
gezogen sind, ob dafür auch die 8. bulborum verantwortlich gemacht
werden mufs. Hier sind sicher zwei verschiedene Erkrankungen stets
durcheinandergemischt worden, und erst H. KreBann?) hat versucht,
sie auseinanderzuhalten, obgleich das letzte Wort erst nach Bekannt-
werden der Apothecien gesprochen werden dürfte. Wir halten uns
deshalb am besten eng an die Resultate dieses Forschers. Er definiert
die Sclerotienkrankheit der Tulpen in folgender Weise?®):
„Die Krankheit hat ihren Sitz hauptsächlich in den Zwiebeln, die sie
meistens von obenher befällt und rasch abtötet, so dafs der Trieb
sich kaum entwickelt. Das erkrankte Gewebe enthält Pilzmycel. Das-
selbe wuchert im Erdboden oder an feuchter Luft in Gestalt eines
XXIII, S. 25; ferner Ovpemass in Ned. Kruidk. Arch. 2. ser., IV, S. 260; SoravEr
in Handbuch, 2. Aufl, II, S. 287.
!) Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl., II, 506.
2) Über die Botrytiskrankheit und die Sclerotienkrankheit der Tulpen usw. in
Jahrb. der Hamburger Wiss. Anstalt XXII, 1904, Hamburg 1905; Über die Botrytis-
krankheit der Tulpen in Ztschr. f. Pflanzenkr. XIV, 1904, S. 18.
?) Jahrbuch usw. 1904, S. 13 des Sep.
300 III. C. Ascomycetes.
ziemlich dichten, glänzenden, weilsen Filzes aus dem Gewebe hervor
und bildet draufsen Sclerotien. Diese sind also frei, nicht dem Gewebe
angewachsen; im Boden finden sie sich hauptsächlich um den oberen
Teil der Zwiebel und um den Trieb herum. Ihre Gröfse beträgt
1,5 bis 9 mm. Die kleinen sind rundlich, die grofsen in verschiedener
Weise unregelmäfsig und höckerig. Anfangs weils und filzig, werden
sie später aufsen braun und einigermaisen glatt. Die Infektion erfolgt
durch die im Boden zurückbleibenden oder auf irgendeine Weise in
den Boden hineingeratenden Sclerotien, und zwar vermutlich durch
das aus ihnen hervorwachsende Mycel. Konidien werden, wie es
scheint, nicht gebildet, und andere Arten der Reproduktion des Pilzes
sind auch bisher nicht bekannt geworden. Der Pilz kann daher gegen-
wärtig nur der Gattung Selerotium angereiht werden, und er mag bis
auf weiteres Selerotium Tuliparum heifsen.*“ Diese Krankheit wird den
Tulpenzwiebeln am verhängnisvollsten; indessen läfst sie sich auch auf
andere Pflanzen übertragen. Bereits J. RızEma Bos!) hatte angegeben,
dafs die Tulpenkrankheit auch auf Hyacinthen und Iris hispanica über-
gehen kann. Da er aber die beiden Tulpenkrankheiten noch nicht aus-
einandergehalten hatte, so prüfte KLEBaun diese Angaben nach und
konnte ein Übergehen der Sclerotienkrankheit auf die beiden erwähnten
Pflanzen feststellen, aber das Wachstum war ein kümmerliches. Um-
gekehrt hält es KreBann für nicht wahrschemlich, dafs das Tulpen-
sclerotium mit S. bulborum identisch ist.
Die zweite Erkrankung der Tulpen, die Botrytiskrankheit,
wurde zuerst von F. Cavara in Oberitalien beobachtet und der dabei
auftretende Schimmelpilz Botrytis parasitica benannt. Die Krankheit
ist sehr weit verbreitet und kommt in den Tulpenzüchtereien Mittel-
europas nicht selten vor!). KrrsaHn definiert die Krankheit folgender-
mafsen?): „Die Krankheit befällt zuerst den aus der Zwiebel hervor-
wachsenden Trieb und das erste Laubblatt. Sie kann später auf alle
Teile der Pflanze übergehen. Auf dem ergriffenen Gewebe, das von
Pilzhyphen durchzogen ist, entstehen an feuchter Luft zartes Luftmycel
und später Konidienträger. Diese entsprechen der Botrytis parasitica
Cavara. Die Sclerotien findet man als anfangs weilse, sammetartige,
später tiefschwarze Höckerchen von nicht mehr als 1 bis 2 mm Gröfse an
der Oberfläche der ergriffenen Organe, vorwiegend der Zwiebelschuppen
und Stengel, weniger der Laubblätter, die zu wenig resistent sind. Sie
sind in der Regel in das ergriffene Gewebe eingesenkt und haften den
Überresten desselben daher fest an. Sie können mit den Pflanzzwiebeln
eingeschleppt werden, da sie sich nicht selten an den äufseren, trockenen
Teilen derselben finden. Aufserdem gelangen sie mit den verwitternden
Resten der ergriffenen Pflanzen in den Erdboden. Vermutlich infizieren
sie, analog den Sclerotien anderer Botrytis-Arten, mittels Konidien.“
Obgleich unter günstigen Umständen die Infektion der Pflanze sehr
schnell erfolgt, richtet die Botrytis doch bei weitem nicht den Schaden
an wie die Sclerotienkrankheit. COavara hat zu der B. parasitica das
von Madame Lisert als Sclerotimm Tulipae bezeichnete Sclerotium ge-
zogen. Die Infektionsversuche, die KLEBAHN mit den Konidien anstellte,
zeigten eine sehr spezialisierte Anpassung, da sich Hyacinthen damit
on)
!) Botrytis parasitica Cav., die von ihr verursachte Tulpenkrankheit, sowie
deren Bekämpfung in Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt., X, 1903, S. 18.
?) Jahrbuch usw. 1904, S. 13 des Sep.
Helotiaceae. 301
nicht infizieren lieisen und auch bei anderen Zwiebelgewächsen keine
deutlichen Resultate sich ergaben.
Obwohl RırzEma Bos bei seinen Bekämpfungsversuchen der Tulpen-
krankheiten die beiden Arten noch nicht unterschied, so hat er doch
weiterer Prüfung zu empfehlende Mafsregeln vorgeschlagen. Aufser
den bereits bei den Hyacinthenkrankheiten erwähnten Mafsnahmen
machte er besonders auf eine Desinfektion der Zwiebeln und des Erd-
bodens aufmerksam. Die Zwiebeln sollen in 10 Yoige Glycerinlösung
getaucht und dann mit der Seite in Schwefelblumen vor dem Einpflanzen
getaucht werden. Die Desinfektion des Bodens wird mit Creolin oder
Karbolineum ausgeführt; auch genügt häufig mehrjähriges Aussetzen
der Tulpenkultur auf dem verseuchten Boden oder Erneuerung der
Erde.
Auf Galanthus nivalis wurde von F. Lupwis!) eine Krankheit be-
obachtet, die sich darin zeigt, dals die aus der Erde hervorbrechenden
Blätter und Blütenanlagen durch eine graue, staubige Botrytisvegetation
verklumpt erscheinen, während sich an den
Zwiebeln schwach schwärzliche Sclerotien
ausbilden, deren Weiterentwicklung nicht
bekannt ist. Die Art wurde sSelerotinia
Galanthi genannt; doch steht es keineswegs
fest, ob die Konidien und Sclerotien zu-
sammengehören und hier nicht vielleicht eine
ähnliche Trennung gemacht werden mulfs
wie bei der Tulpenkrankheit. SORAUER ?)
fand, dafs gewisse Arten (Galanthus eilieiceus
und @.nivalis) von der Erkrankung verschont
blieben, während andere, in demselben Beete
stehende (Gal. graecus, Elwesii und Forster:)
stark befallen waren und abstarben. Ahn- „.. TERN
2 : ; Fig. 44. Weifse Silberzwiebel
liches beobachtete er bei Sternbergia lutea, mit Sclerotium cepivorum Berk.
Allium acuminatum, Gagea Iutea und Seilla sc. (Orig.)
camcasica.
Erwähnenswert ist eme Erkrankung der Speisezwiebeln,
die von P. SoRAUER?) zuerst genauer beschrieben wurde und seither
vielfach zur Beobachtung gelangte (Fig. 44). Seltener bereits in der Erde,
meist erst im Winteraufbewahrungsraum zeigen die Zwiebeln vertrocknete
und eingesunkene Stellen, die vom Zwiebelhalse ausgehen und schliefs-
lich die ganze Zwiebel ergreifen. Durchschnitten sehen die Schuppen
wie gekocht aus; das Gewebe ist weich und von bräunlicher Farbe.
Zwischen den Schalen findet sich ein grauer Botrytisschimmel, und an
den bereits eingetrockneten Teilen der Schalen werden kleine, schwarze
Sclerotien gebildet, die die Gröfse von Gerstenkörnern erreichen
können. Im erkrankten Gewebe findet sich in den Intercellularen ein
dickes Mycel, das auch die Oberfläche der Schuppen überzieht und hier
zur Bildung der Konidienträger und Sclerotien schreitet. Während
SORAUER den Pilz mit Botrytis cana Kze. et Schm. identifiziert, der
nichts anderes als eine Form von B. vulgaris Fr. darstellt, spricht
FRANK bereits bestimmter von seiner Zugehörigkeit zu S. Fuckeliana.
!) Lehrbuch der niederen Kryptogamen, S. 355.
2) Siehe Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten X, S. 126.
°) Handbuch 2. Aufl., II, S. 294.
302 III. ©. Ascomycetes.
Die Sclerotien werden als Scelerotium cepivorum Berk. bezeichnet. Da
die Auskeimung der Sclerotien bisher nicht beobachtet wurde, so bleibt
die Zugehörigkeit des Pilzes durchaus zweifelhaft, und es läfst sich
vorläufig die Erkrankung nur in die Reihe der Botrytiskrankheiten
einreihen, von denen wir noch mehrere besprechen werden. Dafs die
Zwiebeln allein durch die Botrytis erkranken, hat SorauER durch In-
fektionsversuche erwiesen; er hat auch später gezeigt, dafs das epide-
mische Auftreten des Pilzes durch F euchtigkeit und’ stagnierende Luft
in den Aufbewahrungsräumen begünstigt wird. Auf dem Felde wird
das Auftreten des Pilzes durch ‚schweren, nassen Boden befördert;
doch macht er sich hier nur in seltenen Fällen unliebsam bemerkbar.
M. NORDHAUSEN !), der die Bedingungen zur Erkrankung ebenfalls studiert
hat, fand, dafs die Keimschläuche der ausgekeimten Sporen durch
Trockenheit sehr schnell zugrunde gehen; dadurch findet die Forderung,
die Aufbewahrungsräume trocken und luftige zu halten, auch von dieser
Seite ihre Bestätieung.
Auf Knoblauch hat P. VocLıno?) eine ganz analoge Sclerotien-
krankheit beobachtet, die ebenfalls von 8. cepivorum herrührt. Botrytis-
konidien wurden nicht gefunden, wohl aber die bekannten kugligen,
an pinselförmigen Konidienträgern entstehenden kleinen Konidien, die
zum Auskeimen gebracht wurden. So wahrscheinlich auch die Identität
der Krankheiten der Speisezwiebeln und des Knoblauches ist, so bleibt
doch immer noch die merkwürdige Tatsache aufzuklären, dafs ver-
schiedenartige Konidienbildung vorhanden ist.
Bei den Maiblumen tritt eine Erkrankung auf, bei der SORAUER
botrytisähnliche Konidienträger fand. Es ist zweifelhaft, ob H. KLEBAHN?)
dieselbe Erkrankung vor sich hatte, die er in den Maiblumenkulturen
bei Hamburg epidemisch auftreten sah. Die Blätter und Stengel zeigten
braune Flecken, auf denen die Botrytisrasen wuchsen; die Stengel
wurden dann schlaff und fielen um. An den in der Erde befindlichen
Stengelteilen entstanden Sclerotien. KLEBAHN hält den Pilz für ver-
schieden von der Tulpenbotrytis; bisher aber ist darüber nichts Sicheres
bekannt geworden.
Mit den vorstehend geschilderten Krankheiten sind wir in das
(sebiet der Botrytiserkrankungen gekommen, die hier deswegen an-
geschlossen werden sollen, weil, wie oben (8. 293) bereits angegeben
wurde, die gewöhnlichste Art, Botr ytis cinerea Pers. in den Entwicklungs-
kreis der Sel Fuckeliana eingeschoben worden ist. Ob dieser Zusammen-
hang richtig ist oder nicht, soll hier nicht erörtert werden, ebenso
wenig wie die Frage, ob alle die Pilze, welche Botrytiskrankheiten
verursachen, mehreren Arten angehören oder nur Formen einer poly-
morphen Spezies sind. Trotz einer ganzen Anzahl von Arbeiten, die
der Botrytis gewidmet sind, haben wir in der systematischen Klärung
dieser äufserst vielgestaltigen Pilze noch keinen Fortschritt gemacht.
Man nimmt an, dafs die gewöhnlich vorkommenden Botrytisrasen zu
einer Spezies gehören, deren ältester Name B. einerea Pers. sein würde.
B. vulgaris Fr., v: Douglasii Tub., B. plebeja Fres., B. cana Kze. et Schm.,
B. acinorum Pers. und viele andere als selbständige Arten beschriebene
!) Beiträge zur Biologie parasitärer Pilze in Pringsh. Jahrb. XXXIII, S. 46.
2) Sul parassitismo e le sviluppo dello Sclerotium cepivorum nell’ "Allium
sativum in Staz. speriment. agrar. Ital. XXXVI, 1903. S. 89.
3) Jahrb. der Hamburg. wiss. Anst. XXII, 1904, S. 18 des Sep.
en u
Helotiaceae. 303
Pilze gehören hierher. Wir kennen aufser den Konidienträgern noch
Sclerotien, aber nicht die Apothecien, deren Bau allein für die Be-
urteilung der Speziesfrage ausschlaggebend wäre. Wenn im folgenden
von Botrytis gesprochen wird, so ist stets darunter diese gemeine und
überall verbreitete Art verstanden.
Bereits oben war des Vorkommens von Sclerotien von 8. Fuckeliana
auf abgefallenem Weinlaub und Reben gedacht worden; man
wird auch die Botrytis selten an solchen Teilen vermissen. Indessen
kommt der Pilz auch an den lebenden Rebenteilen vor und erzeugt hier
verschiedenartige Krankheitsformen. Für den Weinbau ist besonders
wichtig das Auftreten der Botrytis auf den Trauben und die dadurch
hervorgerufene Edelfäule. An reifen Beeren tritt ein grauer Botrytis-
schimmel auf, der früher als besondere Art B. acinorum Prs. beschrieben
worden ist. Die Beere verliert dadurch bedeutend an Saft und bräunt
sich; dabei nimmt der Gehalt an Säure, Zucker und Stickstoff ab.
Wenn aber trotzdem der Pilz dadurch veredelnd auf die Güte des
Weines wirkt, so ist dies lediglich dem Umstande zuzuschreiben, dafs
die Beeren schnell in einen rosinenartigen Zustand übergeführt werden.
H. MürtLer-Taursau!) hat die chemischen Veränderungen genauer
studiert, die in der Traube unter dem Einfluss des Botrytismycels vor
sich gehen, und besonders auf die Unterschiede aufmerksam gemacht,
wenn andere Schimmelpilze, etwa Penicillium, eine Traubenfäule ver-
ursachen. Die Edelfäule entsteht nur an reifen Trauben, bei denen
das Eindringen des Pilzes durch die bereits absterbenden Zellen der
Beerenepidermis begünstigt wird. Indessen kann der Befall durch
Botrytis auch zu einer wirklichen Verderbnis der unreifen Beeren führen.
Die Erscheinung wird dann als Sauerfäule bezeichnet und bleibt
häufig nicht blofs auf die Beeren beschränkt, sondern vermag auch auf
die Traubenstiele und Triebe überzugehen. Es kommt dann eine sehr
schädliche Rebenerkrankung zum Ausbruch, die den Ertrag der Wein-
stöcke ganz bedeutend herabsetzt. L. Ravaz?) scheint der erste ge-
wesen zu sein, der in Südfrankreich auf den Weinblättern rostfarbene
Flecken beobachtet hat, die mit den Botrytiskonidienträgern besetzt
waren; auch an den jüngeren Trieben waren Absterbungserscheinungen
zu sehen. Genauere Nachrichten hat davon G. CupoxI?) für die 1896
in Italien epidemisch herrschende Krankheit gegeben. Die Blätter
wurden gelb und entfärbten sich allmählich ganz; am Ansatzpunkt der
jungen Triebe an die älteren Zweige läfst sich ein kleiner bräun-
licher Wulst wahrnehmen, von wo aus die Braunfärbung sich meistens
auf einer Seite schnell über das ganze erste Internodium erstreckt. Dann
löst sich der Trieb ab. Im Innern der noch an der Mutterpflanze be-
findlichen Zweige soll sich ein perennierendes Mycel befinden, das
auch Sclerotien anlegt. An den in feuchter Kammer gehaltenen Zweigen
treten an der Aufsenseite kuglige Sclerotien auf; dageo: en wurde Konidien-
bildung fast ausschliefslich an den auf dem Boden liegenden Zweigen
!) Die Edelfäule der Trauben in Landwirtsch. Jahrb. 1888, S. 83; vgl. auch
V. Preuiox, Etudes sur la pourriture des raisins causde par le Botrytis cinerea in
Rev. internat. de vitic. et d’enol. 1395, S. 414, der den Einflufs der Edelfäule bei
den verschiedenen Sorten studiert hat.
?2) Sur une maladie de la vigne causee par le Botrytis cinerea in Compt. rend.
1894, CXVIIL, S. 1289.
3) Notizie sulle malattie delle piante coltivate in Boll. di Notiz. Agrar. Roma
1896, S. 487.
304 III. ©. Ascomycetes.
beobachtet. Dieses Krankheitsbild hat dann U. Brızı !) vervollständigt,
indem er das glatte Abbrechen der jungen Triebe aus dem Auftreten
des Mycels erklären konnte, das das Holz bandförmig absterben liefs.
Im Innern der abgegliederten Triebe wurde reichlich Mycel gefunden,
ebenso auch im Mark und im Holze der alten Zweige. Danach scheint
also das Mycel aus dem alten Holz in die jungen Triebe hinüberzu-
wachsen, womit auch das vereinzelte, aber sehr heftige Auftreten der
Krankheit im Einklang stehen würde. Während also hier ein Entstehen
der Krankheit gleichsam von innen heraus wahrscheinlich ist, werden
in anderen Fällen zuerst die Trauben und Traubenstiele befallen, und
dann erst geht der Pilz auf die Triebe über. Anschliefsend an ein
solches Auftreten hat J. WoRrTManN?) den Bedingungen nachgeforscht,
unter denen die Botrytis eine derartige verderbliche Tätigkeit entfaltet.
Die Epidemie trat an den halbreifen Beeren nach plötzlich und an-
haltend niedergegangenen Regenmengen im September ein; namentlich
zeigten sich diejenigen Beeren empfindlich, bei denen die Oberhaut
infolge übermäfsiger Stickstoffdüngung des Stockes verweichlicht war.
Das Vordringen des Pilzes wird durch alles das gehemmt, was die
Zirkulation der Luft und damit die Abtrocknung befördert. Noch
schärfer drückt sich P. SoravEr nach bisher unveröffentlichten Be-
obachtungen über die Bedingungen aus, die zur Erkrankung der Reben-
triebe durch Botrytis führen. Er beobachtete einige solcher Erkrankungs-
fälle an Gewächshausreben, bei denen sich noch vor dem Auftreten
des Mycels die Spiralgefäfse der primären Bündel braun gefärbt hatten
und teilweise einen gummiartigen Inhalt zeigten. Daraus schliefst er,
dafs der Boden für den Pilz durch Ernährungsstörungen,, die infolge
anhaltend feuchter, kalter und trüber Witterung aufgetreten waren,
vorbereitet worden war, weshalb in den Gewächshäusern geeignete
Maisnahmen getroffen werden müssen, welche die Wirkung solcher
Witterungseinflüsse paralysieren.
Eine Botrytiserkrankung, die ebenfalls zum Absterben der jungen
Zweige führt, hat ©. v. Tupeur®) bei der Douglastanne beobachtet.
Er nannte die Art BD. Douglasi; doch ist sie nichts weiter als eine
Form von B. einerra. Sie tritt ebenso häufig auch bei anderen Coniferen *)
auf. Während des Sommers und Herbstes welken die jungen Triebe,
sterben ab und schrumpfen dann ein; an der Basis der abgestorbenen
Triebe treten im Herbst unter den alten Schuppen der vorjährigen
Winterknospen und an den Nadeln kleine schwarze Sclerotien auf,
welche die Oberhaut durchbrechen. Aus diesen Sclerotien läfst sich
die Botrytis erziehen. Häufig entwickeln sich die Konidienträger auch
schon auf den abgestorbenen Astchen. Die Infektionsversuche, die
von den Autoren angestellt wurden, zeigten die leichte Übertragbarkeit
des Pilzes auf junge Coniferentriebe und auch gleichzeitig, dafs sich die
botrytis einerea an anderen Pflanzen ebenfalls auf Coniferen überimpfen
!) Uber die Fäulnis der Rebentriebe, durch Botrytis cinerea verursacht, in
Centralbl. £. Bakt. u. Par., 2. Abt., DI, 1897, 8. 141.
?) Uber die im Herbste 1901 stellenweise eingetretene Rohfäule der Trauben
in Ber. d. Kgl. Lehranst. f. Wein-, Obst- u. Gartenbau zu Geisenheim 1901, S. 104.
®) Beiträge zur Kenntnis der Baumkrankheiten. Berlin 1888, S. 4.
*) J. Beurens, Phytopathologische Notizen in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. V,
1395, S. 136; Rırzeva Bos, Botrytis Douglasii Tub. in Forstl. naturw. Zeitschr. VI, 1897,
S. 174; J. Tuzsos, Über die Botrytiskrankheit junger Nadelholzpflanzen in Zeitschr.
f. Pflanzenkr. XI, 1901, S. 95.
Helotiaceae, 305
liefs und dieselben Krankheitserscheinungen hervorbrachte. Als prädis-
ponierende Ursachen müssen feuchte und kalte Witterung und stagnie-
rende Luft infolge zu dichten Standes der Pflanzen angesehen werden.
So fand bereits v. Tugrur, dafs die Krankheit an den tieferen Asten
im dichten Schlufs gebauter Douglastannen und in den Saat- und
Pflanzkämpen besonders verderblich auftrat. Es zeigt sich also auch
hier, wie wir noch an mehreren Beispielen sehen werden, dafs feuchte
ruhige Luft die Hauptvorbedingeung für die Botrytisepidemie bildet.
An Rosen tritt die Botrytisfäule unter begünstigenden Umständen
ebenfalls auf und befällt die noch unentwickelten Knospen und die
Blütenstiele. Die erkrankten Pflanzenteile bedecken sich dicht mit dem
erauen Konidienschimmel, und bisweilen treten auch, namentlich.an den
Spitzen der Kelchblätter, die Sclerotien!) auf. Besonders fatal wird
die Erkrankung bei den in den Gewächshäusern gezogenen wertvollen
Marechal-Niel-Rosen?) und im freien Lande bei „La France“, deren
Triebe nicht genügend ausreifen; als Abhilfe in den Treibhäusern ist
lediglich starke Lüftung mit vorgewärmter Luft und nicht zu starkes
Heizen und Giefsen zu empfehlen. Dais auch andere Gartenblumen
von der Botrytis unter Umständen aufserordentlich leiden, ist schon
lange für Georginen, Begonien, Balsaminen, Levkojen?),
Astern usw. bekannt. ©. WEHMER*) hat bei Oyelamen und Primula
sinensis den Verlauf einer solchen Botrytisinfektion genauer verfolgt
und gefunden, dafs die Blätter und Stengel schnell faulig werden und
absterben, ohne dafs äufserlich irgend etwas vom Pilze zu sehen war.
Erst die anatomische Untersuchung zeigte, dafs im Innern der Gewebe
Hyphen vorhanden waren, die im Maise ihres Vordringens die Er-
weichung und Abtötung der Zellen zur Folge hatten. Erst als ab-
geschnittene Pflanzenstücke feuchtgelegt wurden, kam es zur Bildung
der bekannten Konidienträger und zum Auftreten von Sclerotien an
den Stengeln. Die Disposition für die schnelle Erkrankung sucht
WEHMER in dem Umstande, dafs die betreffenden Pflanzen unmittelbar
vorher aus der Gärtnerei ins Zimmer gebracht worden waren, wo
sie natürlich bei der völligen Verschiedenheit der äufseren Bedingungen
eine leichte Beute des Pilzes wurden. Doch kommt (nach SORAUER)
auch eine Erweichung der Blütenstiele ohne Botrytis vor.
Eine grofse Reihe hierher gehöriger Erkrankungen wurde bereits
von KissLing 5) studiert, so namentlich eine Botrytisepidemie bei Gentiana
asclepiadea, ferner hat noch F. Cavarı Epidemien bei Pelargonium zonale,
Citrus, Listera u. a. beobachtet; endlich fallen auch landwirtschaftlich
wichtige Kulturpflanzen unter Umständen der Botrytis zum Opfer. Autfser
dem oben bereits erwähnten Hanf (S. 295) wäre der Buchweizen
zu nennen und endlich die Kartoffel. Diese von O. KIrCaNEr®) zuerst
beschriebene, als Stengelfäule der Kartoffel zu bezeichnende
1) G. Scarıa, Note patologiche in Nuova Rassegna. Catania 1899; efr. Ztschr.
f. Pflanzenkr. X, S. 199.
2) P. Soraver in Zeitschr. f. Pflanzenkr. VIII, 1898, S. 214.
82) L. Hırıyer, Einige durch Botrytis cinerea erzeugte Krankheiten gärtne-
rischer u. landwirtschaftl. Kulturpflanzen und deren Bekämpfung. Tharand 1892.
4) Durch Botrytis hervorgerufene Blattfäule von Zimmerpflanzen in Zeitschr.
f. Pflanzenkr. IV, 1894, S. 204.
5) Beitrag zur Biologie der Botrytis cinerea in Hedwigia 1889, Nr. 4.
6) Die Stengelfäule, eine neu auftretende Krankheit der Kartoffeln in Württemb.
Wochenblatt f. Landwirtschaft 1893, Nr. 34; vgl. auch Rırzeua Bos in Zeitschr. f.
Pflanzenkr. IV, 1894, S. 144.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 20
306 III. ©. Ascomycetes.
Krankheit zeigt sich am Basalteile des Stengels als weiche, gelbbräun-
liche Stelle. Die Pflanze welkt schnell und stirbt ab, indem sich zu-
gleich ihre Blätter kräuseln. Die Knollen erkranken zwar nicht, aber
bleiben klein. KIRCHNER gibt den Rat, da Botrytis auch im Stalldünger
aufzutreten pflegt, möglichst nicht damit zu düngen; indessen dürften
wohl noch andere Umstände die Ursachen für die Krankheit abgeben,
die aufser in Standorts- oder Witterungsverhältnissen auch in dem all-
gemeinen Vorkommen der Botrytis auf Ackerunkräutern zu suchen sein
dürften. Auf Erkrankungen weniger wichtiger Pflanzen einzugehen
dürfte hier nicht am Platze sein; es mag nur noch ein Zweigsterben
des Feigenbaumes erwähnt werden, das von A. Pruxer!) studiert
und auf Botrytis zurückgeführt wurde. Die Konidienrasen entstehen an
den noch nicht ausgereiften und am Baume hängenbleibenden Feigen;
von diesen schliefslich mumifizierten Früchten aus werden die jungen
Zweige infiziert, von denen die Krankheit auch auf die älteren über-
greift. Es kann zuletzt der gröfste Teil der Aste eines Baumes
abgestorben sein; wenn dann der Splintkäfer (Scolytus ficus) noch
hinzukommt, ist der Baum unrettbar verloren.
In milden, lichtarmen Wintern sieht man in den Kalthäusern der
Gärtner fast sämtliche krautartigen Pflanzen von Botrytis befallen.
Sehr starke Verluste durch Abfaulen der Stengel erleiden namentlich
Pelargonien, Goldlack, Primeln, Cyclamen, Cinerarien
und Calceolarien.
Dafs übrigens das Botrytismycel nicht blofs auf die Pflanzen be-
schränkt bleibt, sondern unter Umständen auch auf die Erde in Gewächs-
häusern überzugehen vermag, zeigt eine Beobachtung von BEAUVERIE?),
der die Erde in Warmhäusern auf der Oberfläche und noch ziemlich
tief im Innern mit dem Mycel durchsetzt fand. Natürlich sterben
Stecklinge in dieser Erde unter dem Angriff des Pilzes bald ab. Zur
Verhütung einer derartigen weitgehenden Verseuchung kann nur gute
Lüftung und nicht zu starkes Heizen empfohlen werden; daneben ist
auch die Verwendung von Kupferbrühe geeignet zur Abtötung des
Pilzes.
Nachdem wir vorstehend die Botrytiserkrankungen in ihren haupt-
sächlichsten Formen besprochen haben, wollen wir jetzt noch kurz auf
einige allgemeine Fragen eingehen, die mit der Bekämpfung zusammen-
hängen. Schon pe BarY hatte darauf hingewiesen, dafs die Botrytis
erst durch saprophytische Lebensweise so weit erstarkt, dafs sie zum
Parasiten wird; sie ist also ein fakultativer Parasit. Die in den Geweben
der Nährpflanzen wachsenden Hyphen können aber auch bei parasitischer
Lebensweise die Zellen nicht zum Absterben bringen, indem sie sıe
etwa wie die Peronosporaceen oder Uredineen mit ihren Haustorien
einfach aussaugen. Derartige Haustorien besitzen Botrytis und ähnliche
fakultative Parasiten nicht, sondern die Abtötung der Zellen erfolet
lediglich durch Abscheidung von Stoffen, welche als Gifte für die leben-
den Zellen wirken. Gleichzeitig findet aber auch die Sekretion wieder
anderer Stoffe (Enzyme ?) statt, welche die Fähigkeit besitzen, die
Cellulosemembranen zu lösen. So sehen wir, dafs in der Umgebung
a !) Sur une maladie des rameaux du Figuier in Compt. rend. OXXXVI, 1903,
295
2) Le Botrytis cinerea et la maladie de la toile in Compt. rend. OXXVIII,
1899, S. 842, 1251.
Helotiaceae. 307
jeder Hyphenspitze die Zellen abgetötet werden und sich bräunen;
erst nach ihrem Tode wuchert das Mycel in sie hinein und saugt sie
aus. Wir können also in gewisser Weise auch sagen, dafs der Pilz
saprophytisch wächst, weil ja sein Mycel nur im toten Gewebe sich
befindet. Welches diese abgeschiedenen Stoffe sind, darüber sind die
Meinungen noch nicht völlig geklärt. Im Gegensatz zu DE BarY nimmt
R.E. Smıt#!) an, dafs das wirksame Gift Oxalsäure sei; aufserdem aber
ist es nach den Untersuchungen dieses Autors sicher, dafs noch weitere
Stoffe sezerniert werden, welche die Nutzbarmachung des getöteten
Zellinhaltes und die Auflösung der Membranen ermöglichen.
Für die Bekämpfung oder besser Verhütung der Botrytiskrankheit
würde es also hauptsächlich darauf ankommen, den Pilz in seiner sapro-
phytischen Lebensweise nicht so weit erstarken zu lassen, dafs er nach-
her parasitisch wird. Nach allem, was wir über die Vorbedingungen
der Krankheit wissen, begünstigt grofse Feuchtigkeit bei anhaltend
ruhiger Luft das Wachstum der Botrytis. Namentlich in Gewächshäusern,
wo diese Bedingungen meistens erfüllt sind, macht sich deshalb das
Übel so häufig bemerkbar. Man kann deshalb durch reichliche Lüftung,
in Warmhäusern mit vorgewärmter Luft, und durch Beschränkung der
Feuchtigkeit die Krankheit zum Erlöschen bringen; für das Freiland,
wo die geschilderten Bedingungen viel seltener aufzutreten pflegen,
kann durch weiten Stand der Pflanzen und genügende Drainierung viel
zur Verhütung der Krankheit getan werden. Dafs daneben auch Mittel
versucht worden sind, um die Konidien selbst abzutöten, zeigt u.a. die
Arbeit von G. IstvanFrY?). Er zeigte, dafs das Optimum der Temperatur
für die Sporenkeimung bei etwa 25° liegt, während bei 5—12° die
Keimung bedeutend verlangsamt, bei 39—41° unmöglich wird. Starker
Frost, dem langsames Auftauen folgte, tötete binnen sechs Tagen 30 %/o
der Sporen ab, und eine Temperatur unter dem Gefrierpunkte schwächte
in sechs Tagen die Keimkraft bedeutend. Durch Bordeauxbrühe, selbst
bei einer Konzentration von 6—8°/o, werden die Sporen nicht getötet,
wohl aber durch eine 1,5°/o Lösung von Calciumbisulfit. Eine sichere
Vernichtung der Sporen läfst sich nur durch fraktioniertes Bespritzen
ermöglichen, wobei dann allerdings nicht die Sporen selbst, sondern
die ausgekeimten Keimschläuche abgetötet werden. In den meisten
Fällen aber wird man die Spritzmittel nicht zur Anwendung bringen,
sondern durch Lüftung und Trockenheit schneller denselben Effekt er-
reichen. Erwähnt mag der Kuriosität wegen sein, dafs man auch durch
direkte Immunisierung®) der Pflanzen die Krankheit zu bekämpfen ver-
sucht hat; die Mittel dazu flöfsen aber wenig Vertrauen ein, weshalb
hier nur davon Erwähnung getan sein soll.
Hatten wir im vorstehenden die Botrytiskrankheit ohne Rücksicht auf
die Spezifizität des erregenden Pilzes besprochen, so seien Jetzt noch einige
Krankheiten erwähnt, bei denen andere Arten beteiligt zu sein scheinen.
Auf Orangen- und Limonenfrüchten hat U. Brızı*) eine Krankheit
!) The parasitism of Botrytis cinerea in Bot. Gaz. XXXIII, 1902, S. 421.
®) A Botrytis, Monilia &s Coniothyrium sporöinole eletk&pessegeröl; efr. Ztschr.
{. Pflanzenkr. XIV, S. 301.
®) Brauverie, Essais d’immunisation des vegetaux contre les maladies erypto-
gamiques in Compt. rend. CXXXIII, 1901, 8.107, und J. Ray, Oultures et formes
attenudes des maladies cryptogamiques 1. c. S. 307.
*) Sulla Botrytis citricola n. sp. parassitä degli agrumi in Rend. R. Acc. dei
Lincei. Roma XII, 1903, S. 318.
2)
308 III. ©. Ascomycetes.
beobachtet, die sich zuerst in einzelnen, zerstreuten, vertieften, rotbraunen
Flecken der Fruchtschale äufserte. Sie verbreiteten sich auf der ge-
samten Oberfläche der Früchte, bis schliefslich die Früchte abfielen oder,
wenn sie bereits gepflückt waren, zerfielen. Bisweilen mumifizierten die
Früchte auch, ohne aber eine Spur von Konidienbildung zu zeigen. Die
kranken Früchte riechen sehr angenehm, bringen aber die Konidien-
träger erst im Thermostaten hervor. Sie treten in Form eines glänzend
weifsen Schimmels auf und entwickeln an reichlich trichotom ver-
zweigten Ästen an den Enden traubenförmig gehäufte hyaline Konidien.
Brızı nennt den Pilz B. eitricola und konnte ihn auf gesunde Früchte
verimpfen, wenn er die Konidien in Verwundungen der Schale brachte.
Endlich wäre B. Paeoniae Oudem. zu erwähnen, die junge Päonien-
stengel befällt und auch auf Convallaria beobachtet wurde !). Sie scheint
namentlich in Holland sehr häufig Schaden anzurichten, ist aber auch
schon in Deutschland beobachtet worden. Ob die Art mit der oben-
erwähnten von Maiblumen (S. 302) identisch ist, mufs vorläufig un-
entschieden bleiben.
Wir haben im vorstehenden schon verschiedentlich Selerotium-Arten
erwähnt, die zu Sclerotinien- oder Botrytis-Arten gehören; aufser diesen
aber sind von dieser Gattung noch viele Arten beschrieben worden,
deren Zugehörigkeit man noch nicht kennt. Um spätere Wiederholungen
zu vermeiden, mögen hier noch einige genannt sein, die unter Um-
ständen Schaden stiften können, und von denen man bisher keinerlei
Fortpflanzungsorgane kennt. 8 rhizodes Auersw. bildet schwarze kleine
Sclerotien, die an Blättern von Wiesengräsern zur Entwicklung kommen.
Das Mycel tötet das Blattgewebe ab und kann unter Umständen den
Heuertrag empfindlich schädigen?). An der Reispflanze hat CaTTanEo®)
ein $. Oryzae beobachtet, das in den Hohlräumen der Halmteile und
Blattscheiden sich ausbildet. Der Halm reifst durch die Massenhaftigkeit
der Sclerotienentwicklung schliefslich auf und geht zugrunde. Auf
dem Zuckerrohr, sowohl an den Blattscheiden wie an den Blättern,
kommen nach WARKER und WEnT*) mehrere Arten von Sclerotien vor
und verursachen Krankheiten, auf die hier nur der Vollständigkeit wegen
hingewiesen sein mag,
Die Familie der Ascobolaceae besitzt nur saprophytische, auf Mist
und faulenden Abfällen lebende Arten und hat für uns kein Interesse.
Auch die Familie der Pezizazeae bietet nur wenige hier in Betracht
kommende Formen. So beobachtete F. Lupwıs®) in einer Gärtnerei,
dafs die Fruchtkörper von Plicaria vesiculosa Bull. auf den mit Horn-
spänen, Pferdemist und Jauche gedüngten Beeten so massenhaft hervor-
brachen, dafs dadurch die Pflanzen aus dem Boden gehoben wurden.
Aufserdem aber war auch Mycel in die Pflanzenstengel eingedrungen,
die dadurch bleichten und abstarben. Unter der Glasglocke entwickelten
sich aus solchen kranken Stengeln Konidienträger, wie sie ähnlich
BREFELD in der Kultur erzogen hat. Im allgemeinen dürften wohl solche
Krankheitsfälle zu den Seltenheiten gehören.
1) J. Rırzeua Bos, Botrytis Paeoniae Oud., die Ursache einer bis jetzt un-
beschriebenen Krankheit der Päonien, sowie’ der Convallaria majalis in Zeitschr.
{. Pflanzenkr. VIII, 1898, S. 263.
2) Vgl. Frasx, Die Krankheiten der Pflanzen, 2. Aufl II 7S2>Ll.
3) Arch. trienn. di Labor. di Bot. ceritt. di Pavia 1877, S. 10.
4) De ziekten van het suikerriet op Java, S. 121 ff.
5) Mykologische Notizen in Zeitschr. f. Pflanzenkr. V, 1895, S. 12.
III. D. Basidiomycetes. \ 309
Die Familie der Pyronemataceen enthält keine Schädlinge.
Helvellineae.
Bei diesen Pilzen entwickelt sich das Schlauchhymenium von Anfang
an frei auf einer mehr oder weniger differenzierten Unterlage, die als
Stiel oder Becher ausgebildet sein kann. Zu erwähnen wäre Vibrissea
sclerotiorum Rostr., die eine Krankheit von Medicago lupulina in Däne-
mark verursacht. Die Pflanzen sterben ab, und an den abgestorbenen
Wurzeln und Stengeln entstehen schwarze Sclerotien, aus denen im
nächsten Jahre hellrötliche feine Stielchen hervorwachsen; an ihrer
Spitze stehen hellrote kleine Köpfchen, welche das Schlauchlager tragen.
Rhizma inflata (Schäff.) Sacc. wird für ein Absterben junger
Coniferenpflanzen verantwortlich gemacht. Die Stämmcehen und
Wurzeln der erkrankten Pflanzen werden von dem Mycel durchwuchert,
das in Form von Rhizoctonia-ähnlichen Strängen zu den Wurzeln heraus-
wächst. Am Mycel entstehen nach R. Harrıc !) borstenförmige Konidien-
träger (Coremien), die in ihrer ganzen Länge seitliche Auszweigungen
tragen, an denen cylindrische Konidien abgeschnürt werden. Aufserdem
sollen Schnallenbildungen an den Fäden verkommen, wie sie bisher nur
von Basidiomycetenmycelien bekannt sind. Ob diese beobachteten
Bildungen aber zur Rhizina gehören, erscheint mehr als zweifelhaft. Auch
E. PrirLieux?) hatte bereits früher über diese „maladie du rond‘
(Ringseuche) genannte Krankheit Beobachtungen angestellt, welche
durch die Harrıg’schen Untersuchungen bestätigt und erweitert worden
sind. In einiger Entfernung von den kranken Pflanzen bilden sich dann
die Apothecien des Pilzes aus, welche aus unregelmäfsigen, braunen,
flachen, meist schüsselartigen Fruchtkörpern bestehen, welche auf der
Oberfläche das Hymenium tragen und unterseits mit dieken wurzel-
artigen Rhizinen im Erdboden sitzen. Meistens findet man den Pilz
an Brandstellen oder an Waldwegen, wo er wohl rein saprophytisch
wächst. Nach Lage unserer jetzigen Kenntnisse bedarf die Rhizina-
Krankheit einer erneuten kritischen Untersuchung.
D. Basidiomycetes.
Wir wenden uns jetzt der zweiten Hauptreihe der Mycomyceten zu,
die man als Basidiomycetes im weitesten Sinne zusammenfafst. Wie
die Ascomyceten durch den Besitz des Ascus ausgezeichnet sind, so
charakterisiert die Basidiomyceten die Basidie. Die Basidie ist phylo-
genetisch aus dem unregelmäfsigen Konidienträger abzuleiten, wie auf
S. 101 auseinander gesetzt wurde, und stellt sich dem Ascus als gleich-
wertiges regelmäfsiges Gebilde zur Seite (vgl. dazu die Definition auf
S. 102 und die Abbildungen von Fig. 14). Die Mannigfaltigkeit in der
Ausbildung der Basidie übertrifft diejenige des Ascus ganz bedeutend,
denn der Konidienträger besitzt unendlich viel mehr Ausbildungsmög-
lichkeiten als das Sporangium. Nehmen wir noch die höchst verschieden-
artige Ausbildung des Hymeniums hinzu, so erhalten wir einen so
grofsen Formenreichtum im der Ausgestaltung der Fruchtkörper, dafs
dagegen die Ascomyceten zurücktreten müssen.
') Sitzungsber. d. Bot. Vereins in München, 12. Jan. 1891, und Forstl. naturw.
Zeitschr. 1892, S. 591.
?) Compt. rend. de la Soc. des Agricult. de France X], 1880, S. 336.
310 III. D. Basidiomycetes.
Da die Besprechung der Organisation bei den einzelnen Abteilungen
erfolgen mufs, so bleibt uns hier nur übrig, die Hauptgruppen zu de-
finieren. Wie wir bei den Ascomyceten die Ordnung der Hemiasci
unterschieden haben, so bilden bei den Basidiomyceten die Hemi-
basidii oder Ustilagineen eine ganz entsprechende Ordnung, die
sich durch noch nicht vollständig regelmäfsig gewordene, basidienähnliche
Konidienträger char akterisieren läfst. Dieser Gruppe treten die übrigen
Ordnungen als Eubasidii gegenüber, bei denen regelmäfsig aus-
gebildete Basidien vorhanden sind. Wie schon auf S. 102 besprochen
wurde, gibt es geteilte und ungeteilte Basidien; die ersteren finden sich
bei den Protobasidiom ycetes, die letzteren bei den Auto-
basidiomycetes.
Wenn wir in diese Hauptabteilungen noch die Unterordnungen ein-
tragen, so erhalten wir folgende Übersicht über die Basidiomyceten:
A. Konidienträger basidienähnlich
Hemibasidii (Ustilagineen)
B. Echte Basidien vorhanden Eubasidii
a. Basidien geteilt (Protobasidiomycetes)
I. Basidien quergeteilt
1. Basidie aus einer Chlamydospore hervorwachsend, als
Nebenfruchtformen Chlamydosporen vorhanden
Uredineae
Basidie nicht aus einer Chlamydospore hervorwachsend,
keine Chlamydosporen als Nebenfruchtformen
Auricularıineae
Il. Basidien über Kreuz geteilt Tremellineae
ID
b. Basidien ungeteilt (Autobasidiomycetes)
J. Basidien lang keulig, an der Spitze sich gabelig in zwei
lange Sterigmen teilend Dacryomycetineae
II. Basidien keulig, an der Spitze kurze feine Sterigmen
tragend
1. Basidien ein frei stehendes Hymenium bildend
7 Hymenium ein flaches Lager bildend, ohne Frucht-
körper Exobasidiineae
ir Hymenium auf einem mehr weniger differenzierten
Fruchtkörper stehend Hymenomycetineae
2. Basidien in Hymenien, welche die Wände von Kam-
mern auskleiden, Unterordnungen der
Gasteromycetes.
Hemibasidii (Ustilagineen).
Die Ustilagineen sind ausschliefslich Parasiten und besitzen, da
eine grofse Zahl von Arten wichtigen Nutzpflanzen beträchtlichen
Schaden zufügt, für die Lehre von den Pfanzenkrankheiten eine ganz
hervorragende Bedeutung. Ihr Mycel lebt ausschliefslich im Innern
der von ihnen befallenen Pflanzenteile und durchwuchert zuerst inter-
cellular die Gewebe, dringt aber dann auch in die Zellen ein, sie vollständig
zerstörend und vernichtend. Die Mycelfäden zergliedern sich in ihrem
Ustilaginaceae. Az;
ganzen Verlauf unter gleichzeitiger Bildung von zahllosen Seitenzweigen
in eine Unzahl von kleinen kugligen Sporen, welche den Charakter von
Chlamydosporen besitzen. Durch Zerreifsen der bedeckenden Gewebe-
schichten werden sie frei und stäuben meist in auffälliger Weise als
schwarzes Pulver aus. Diese sehr bekannte Erscheinung, wodurch die
Pflanzenteile wie schwarz bestäubt und verbrannt erscheinen, hat den
Pilzen den Namen Brandpilze eingetragen. Während die Entwick-
lung bis hierher schon seit langer Zeit bekannt war, lernte man das
Schicksal dieser Chlamydosporen oder Brandsporen erst viel später durch
die Untersuchungen TuLasnE’s, DE BarY’s, BREFELD’s und anderer näher
kennen. Die weitere Entwicklung setzt mit dem Auskeimen der Brand-
spore ein, indem ein Keimschlauch ausgetrieben wird, der entweder
quergeteilt sein kann und seitlich Konidien bildet, oder der ungeteilt
ist und an der Spitze einen Kranz von Konidien trägt. Wir
unterscheiden danach die beiden Familien der Ustilaginaceae und
Tilletiaceae. Dieser kurz skizzierte Entwicklungsgang kehrt mit
kleineren oder gröfseren Abweichungen bei allen Arten wieder; um
deshalb Wiederholungen zu vermeiden, soll die vollständige Entwick-
lung einiger Arten weiter unten geschildert werden. Es dürfte dann ge-
nügen, bei den abweichenden Arten nur auf die Verschiedenheiten ein-
zugehen. Auf die allgemeinen Fragen der Biologie und der Bekämpfung
der Brandpilze möchte ich erst am Schlusse dieses Kapitels zurück-
kommen, wenn wir die einzelnen Formen und die sich daran anknüpfen-
den Streitfragen kennen gelernt haben.
Wir beginnen mit der Familie der Ustilaginaceae.
Das Mycel der hierher gehörigen Pilze ist meist sehr dünn und
wird durch zahlreiche Scheidewände geteilt. Es verzweigt sich meist
sehr reichlich und wächst gewöhnlich in den Intercellularräumen. In
die Zellen selbst wachsen kurze, sich traubig verästelnde Seitenzweige
hinein, welche als Haustorien dienen. Indessen wachsen bei manchen
Arten (Ustilago hypodytes, echinata) die Mycelfäden auch innerhalb der
Zellen und produzieren hier auch ihre Sporen. Das Mycel bleibt bei
einigen Arten auf die Infektionsstelle beschränkt, wo es dann auch die
Brandsporen erzeugt, bei anderen dagegen wächst es durch die ganze
Pflanze hindurch, ohne sie wirklich zu schädigen, und bringt erst in den
Blütenorganen die Sporen hervor. Wir werden weiter unten in U. Maydis
und U. Avenae für beide Fälle gut bekannte Beispiele kennen lernen.
In den Fällen der Lokalisation des Mycels kommt es häufig zu gallen-
artigen Auftreibungen oder Auswüchsen, deren Gröfse von der eines
Stecknadelkopfes bis zu der eines Kindskopfes je nach der Art vari-
ieren kann. Bei anderen Arten, namentlich bei den die Antheren oder
Fruchtknoten bewohnenden, ist die Anwesenheit des Parasiten äufser-
lich erst bemerkbar, wenn die Sporen frei werden. Die Sporenbildung
selbst erfolgt, wenn sich durch reichliche Verzweigung das Mycel
genügend vermehrt und im Innern der Gewebe dicht verschlungene
Knäuel gebildet hat. Vorher quillt bei den meisten Arten die Mem-
bran der Hyphen gallertig auf, indem zugleich der Inhalt in einzelne
kleine Partien zerfällt, die sich später zu Sporen umbilden. In den
vegetativen Hyphen finden sich zahlreiche Kerne vor; bei dem Zerfall
in einzelne Teile bekommt jeder Teil zwei Kerne mit, wie P. DanGEARD!)
zeigte. ScHuMitz und Fisch hatten bei ihren früheren Untersuchungen
!) Le Botaniste III, 1892, p. 241ff.
312 III. D. Basidiomycetes.
nur einen Kern gefunden, doch beruht dies vielleicht auf Mängeln in
der Technik. Die beiden Kerne vereinigen sich, und es bildet sich
dann um jedes Plasmateilchen eine gesonderte Membran aus. Die
umhüllende Gallertschicht wird mit zunehmender Reife der Sporen
immer dünner und verschwindet schliefslich bei der definitiven Reife
vollständig. Die Fäden und ihre Auszweigungen werden bei der ge-
schilderten Sporenbildung vollständig aufgebraucht; bei der Reife wenig-
stens sind zwischen den locker zusammenliegenden Brandsporen keiner-
lei Mycelreste mehr zu sehen. Die anfangs farblosen Sporen erhalten
allmählich eine braune bis schwarze Färbung, die sıch auf die äufsere
Sporenhaut beschränkt, während die innere dünner und farblos bleibt.
Die äufsere Membran verdickt sich und trägt häufig auf ihrer Ober-
fläche feine Stacheln, Wärzchen oder netzartig verbundene Leistchen,
die polygonale Felderchen einschliefsen. Die Sporen sind entweder
untereinander frei (Ustilago) oder vereinigen sich zu Sporenhaufen mit
gleichwertigen Zellen (Sorosporvum).
Man hat lange Zeit diese als Brandsporen bezeichneten Fort-
pflanzungsorgane für die eigentlichen Sporen gehalten, bis es gelang,
ihre weitere Entwicklung nachzuweisen. Es wächst, indem die äufsere
Sporenhülle mehr oder weniger aufreifst, ein Keimschlauch hervor, der
je nach der Art ungeteilt bleibt oder sich durch Horizontalscheide-
wände in 2—4 Zellen teilt. Man hat für diesen Keimschlauch den
Namen Promycel eingeführt, richtiger ist aber der von BREFELD ein-
geführte Ausdruck Hemibasidie, da er die Homologie mit der echten
Basidie andeutet. An den Teilzellen der Hemibasidie wachsen seitlich
kleine Sporen hervor (Sporidien), die nun ihrerseits wieder auf der
passenden Nährpflanze auskeimen und sie von neuem infizieren können.
Indessen trifft eine solche Spore nicht immer sofort die Nährpflanze,
und sie ist deshalb befähigt, hefeartig auszusprossen und dadurch gleich-
sam ihre Lebensdauer zu verlängern. Diese Sprossung in Hefekonidien
geht so lange vor sich, wie Nährstoffe vorhanden sind, bei reichlichem
Vorhandensein also bis ins Unendliche. Es ist das Verdienst O. BrE-
FELD's, dafs er auf diese Verhältnisse zuerst die Aufmerksamkeit lenkte
und zueleich damit die morphologische Bedeutung der Brandsporen klar-
legte. "Wir müssen also die Brandsporen als Dauersporen auffassen,
als echte Chlamydosporen, welche die Fähigkeit haben, fruktifika-
tiv auszukeimen. Beim Vereleich mit den später zu besprechenden
Uredineen wird die grofse Ähnlichkeit in der Keimung ihrer Chlamydo-
sporen deutlich ins Auge fallen. Einzelne Modifikationen in der Keimung
der Chlamydosporen ‘werden wir bei der Gattung Ustilago kennen
lernen.
Die zur Familie der Ustilaginaceen gehörigen Gattungen lassen
sich folgendermafsen charakterisieren:
A. Chlamydosporen einzeln
a. Keimung durch eine 1—5 zellige Hemibasidie mit seiten- und
endständigen Konidien, selten mit einfachem Keimschlauch
Ustilago
b. Keimung durch eine zweizellige Hemibasidie, deren beide-
Zellen auf einem längeren Sterigma nach und nebeneinander
mehrere Konidien bilden Anthracoidea
B. Chlamydosporen zu zwei vereinigt Schizonella
Ustilaginaceae. 313
©. Chlamydosporen zu vielen vereinigt
a. Chlamydosporen lose verbunden Sorosporium
b. Chlamydosporen fest miteinander vereinigt
I. Hemibasidie mit seitlichen und endständigen Konidien
Tolyposporium
II. Hemibasidie mit einer einzigen endständigen Konidie
| Thecaphora.
Von diesen Gattungen ist die artenreichste und für die Phyto-
pathologie wichtigste die Gattung Ustilago Pers. Bei den meisten
Arten erfolgt die Ausbildung der Brandsporen im ganzen Lager gleich-
zeitig, bei einigen aber schreitet sie schichtenweise von aufsen nach
innen fort; Cornu hat letztere Arten als Cintractia (Endothlaspis Sorok.)
abgetrennt (U. hypodytes, Sorghi usw.), was aber überflüssig erscheint,
da die Unterschiede nicht scharf genug ausgeprägt sind. Ustilago re-
präsentiert den typischen Entwicklungsgang eines Brandpilzes, indem
die gallertig aufquellenden Fäden in ein zuletzt lose gelagertes Sporen-
pulver zerfallen. Die Auskeimung erfolgt mit 1- 5zelligen Hemi-
basidien, selten mit einem typischen Keimschlauch. Die Konidien
werden seitlich angelegt oder an der Spitze gebildet und können wieder
in endloser Reihe Hefekonidien erzeugen. Nachdem Turasne als erster
die Entwicklungsgeschichte von Ustilagineen und speziell Ustilago-Arten
in grofsen Zügen festgelegt hatte, wurden durch spätere Forscher wie
Kinn, pe Bary, WoLFF, FISCHER VON WALDHEIM u. a. weitere Tatsachen
bekannt, bis endlich O. Brerern !) die Untersuchung wieder aufnahm
und die Entwicklung durch künstliche Kultur bis in die kleinsten
Einzelheiten aufklärte.
BrEFELD teilt die Gattung nach der Art der Auskeimung der Brand-
sporen in drei Untergattungen, von denen die erste, Proustilago, sich da-
durch auszeichnet, dafs die an den Hemibasidien gebildeten Konidien
zu Mycelien oder Fruchtträgern in unbestimmter Gestalt auswachsen,
an deren Scheidewänden wieder ähnliche Konidien gebildet werden.
Diese Form mit schwankender Fruchtträgerbildung hält BrereL» für den
Ausgangspunkt der höheren Arten. Hierher gehört U. longissima Sow., die
ihre Sporenlager in langen parallelen Schwielen an Gly ceriablättern
bildet. Die auffälligen erünlichbraunen Schwielen sind anfangs ge-
schlossen, platzen aber später meist an der Oberseite auf und lassen
die meist kugligen, glatten, hellolivenbraunen Sporen frei werden. Bei
der Keimung wird ein aus mehreren länglichen Zellen bestehender
Fruchtträger gebildet, an dessen Scheidewänden Konidien abgeschnürt
werden, die wieder zu ganz ähnlichen Fruchtträgern heranwachsen.
Wenn auch der Pilz keinen besonderen Schaden anrichtet, so scheinen
nach Beobachtungen von J. Erıksson?) die Sporen dem Rindvieh schäd-
lich zu sein, namentlich wenn das Süfsgras (Glyceria spectabilis) frisch
zur Verfütterung gelangt. — Eine zweite hierher gehörige Art ist U.
grandis Fries auf Phragmites communis, die in den oberen Internodien
ihre schwarzbraunen Sporen in dieken Schwielen, die von einer derben,
') Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie, Heft V, Leipzig
1883; hier werden S. 32 die Arbeiten der vorher genannten Forscher und anderer
aufgeführt, weshalb ich hier die Wiederholung vermeide. Die Fortsetzung dieser
Untersuchungen bringen Heft XI und XII, Münster 1895.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkr. X, 1900, S. 15.
314 Ill. D. Basidiomycetes.
aus den oberen Schichten der Gewebe der Nährpflanze bestehenden
Hülle anfänglich umschlossen sind, zur Ausbildung bringen.
Eine Steigerung zur Regelmälsigkeit bietet die zweite Untergattung
Hemiustilago, bei welcher die Brandsporen regelmäfsige Hemibasidien
von bestimmter Zellenzahl bilden; an ihnen entstehen Konidien, die zur
gleichen Fruchtträgerform auskeimen. U. bromivora Fisch. de Waldh.
reift ihre schwarzen Sporenmassen in den Blütenteilen von Bromus-
Arten. Die Hemibasidien sind länglich, zweizellig und produzieren am
Ende oder an der Scheidewand die Konidien, welche wieder zu ähn-
lichen Fruchtträgern auskeimen. — In den Antheren oder Pistillen von
Liliaceen finden sich nicht selten die Sporenhaufen von U. Vaillantii
Tul. Besonders bei den kultivierten Scilla- und Muscari-Arten
macht sich der schwarze Sporenstaub in den Blüten unangenehm be-
merkbar. Die Auskeimung erfolgt mittels dreizelliger Hemibasidien.
Weitaus die gröfste Untergattung ist Kuustilago; hier keimen die
Brandsporen in mehrzellige, sehr häufig vierzellige Hemibasidien aus,
an denen die kleinen Konidien erzeugt werden. Die Konidien sprossen
stets bei genügender Menge von Nährstoffen hefeartig weiter und bilden
nur, wenn sie auf die zusagende Nährpflanze kommen, Keimschläuche
aus. Die verschiedenen Typen der Auskeimung, die BREFELD beobachtet
hat, interessieren uns hier nicht weiter.
Wir wenden uns zunächst zu den wichtigsten Arten, den Brand-
pilzen des Getreides. Auf Hafer finden sich die beiden Arten
U. Avenae (Pers.) Jens. (Fig. 45, 5, 6) und U. laevis (Kellerm. et Sw.)
Magn., die sich dadurch unterscheiden, dafs jene Brandsporen mit
rauher Oberfläche, diese dagegen mit glatter Exine besitzt. Im übrigen
sind die von ihnen hervorgebrachten Schädigungen gleich. Schon bei
flüchtiger Musterung fallen im Sommer auf Haferfeldern die erkrankten
Pflanzen dadurch ins Auge, dafs ihre Rispen aus der umhüllenden
Blattscheide bald heraustreten und nun von Wind und Wetter zerrissen
und zerzaust werden, wodurch die schwarzen Sporenmassen heraus-
fallen und Spindel und Blattscheide bestäuben. Die Sporenlager werden
in allen Blütenteilen, Fruchtknoten, Staubfäden, Spelzen und sogar in
den Grannen ausgebildet und sind anfangs von der weifslichen Ober-
haut bedeckt. Wenn diese durch den Einflufs des Wetters zerrissen
wird, so stäuben die Sporen aus, und es bleiben zuletzt von der ganzen
Rispe nur noch die Stiele und einige spärliche Blütenreste übrig.
Meistens werden alle Blüten einer Rispe gleichmäfsig befallen; doch nicht
selten findet man auch eine Blüte oder einen ganzen Rispenteil dazwischen,
die ein Korn zur Reife bringen. Die Brandsporen haben kuglige oder etwas
längliche Gestalt und sind 5—8 u lang und 4,5—6 u breit. Die einzelne
Spore ist olivenbraun gefärbt, an einer Seite ein wenig blasser, in der
Masse aber bilden sie fast schwarze Haufen. Sie keimen mit einer
meist vierzelligen Hemibasidie aus, welche in Nährlösungen zahlreiche
Konidien erzeugt; diese sprossen hefeartig weiter, keimen aber bei
Erschöpfung des Nährbodens in Fäden aus.
Die Infektion der Haferpflanze durch den Pilz ist von O. BREFELD !)
eingehend studiert worden und soll nach seinen Schilderungen hier dar-
gestellt werden, da sie uns ein Bild von der Entwicklung eines bestimmten
Typus der Brandpilze gibt. Die Brandlager des Haferbrandes werden
ausschliefslich in den Blütenteilen erzeugt, aber es erschien von vorn-
!) Untersuchungen aus dem Gesamtgeb. der Mycol. Heft XI, 1895, S. 23.
Ustilaginaceae. 315
herein unwahrscheinlich, dafs etwa die junge Blütenstandanlage infiziert
werden könnte. Diese ist so dicht mit Hüllblättern umschlossen, dafs
eine Infektion schwer möglich erscheint. Zudem hatten bereits die
älteren Versuche von R. Worrr!) und J. Künn?) erwiesen, dafs die In-
fektion nur bei den Keimpflanzen erfolgen kann. BREFELD hatte dem-
nach nur zu zeigen, wie die Infektion erfolgt und das Mycel die Pflanze
durchwuchert, um in den Blütenörganen zur Sporenbildung zu schreiten.
Er stellte die Infektionen nicht mit Brandsporen, sondern mit den Sprofs-
konidien an, die er in langen Reihenkulturen rein gezüchtet hatte.
Dabei konnte er gleichzeitig erweisen, dafs die Kraft, in Mycelschläuchen
auszukeimen, bei langer Reihenkultur allmählich geringer wird; die
Infektionskraft der Sporen wird also im Laufe der Generationen geringer.
Die jungen in Anzuchtskästen befindlichen Haferkeimlinge wurden mit
den in Wasser aufgeschwemmten Konidien mittels eines Pulverisators
besprüht und dann nach einiger Zeit ins freie Land verpflanzt. Von
den Pflanzen wurde je nach dem Altersstadium, in dem die Keimlinge
infiziert worden waren, ein bestimmter Prozentsatz brandkrank. Wenn
die Keimlinge in den frühesten Stadien, wo das Knöspchen eben
hervortritt, behandelt wurden, so erkrankten 17—20 °/o; waren die
Keimlinge bereits 1 cm lang, so zeigten sich 7—10/o brandiger
Pflanzen; wenn die Keimlinge 2 cm lang waren, ohne dafs bereits das
Scheidenblatt durchstofsen war, so wurden nur 2° der Pflanzen
krank; endlich bei älteren Keimlingen mit durchstofsenem Scheiden-
blatt nur 0—1°%. Damit wird also bewiesen, dafs die In-
fektion nur gelingt, wenn der Keimling möglichst jung
ist. Es wurde dann der Verlauf der Infektion näher verfolgt. Der
Keimschlauch durchbohrt unter deutlicher Lochbildung die Cuticula
und wächst quer durch die Zellen hindurch. Während in den jüngsten
Keimlingsstadien die eingedrungenen Mycelien deutlich und zahlreich
im Innern aufzufinden sind, wird es bei zunehmender Streckung und
Erstarkung der Gewebe immer schwieriger, Mycel in längerem Zusammen-
hang aufzufinden. Bei der erwachsenen Pflanze finden sich Mycelreste
nur in den Geweben der Knoten, und hier auch nur gleichsam ab-
gerissene Stücke, welche für eine Erkrankung der Pflanze nicht mehr
ın Betracht kommen.
Der Pilz kann also dem schnellen Längenwachstum der Pflanze
nicht mehr folgen, und sein Mycel wird deshalb in Bruchstücke zer-
rissen, die in den erstarkenden Geweben gleichsam eingekapselt und
unschädlich gemacht werden. Die Pflanze besitzt demnach in der schnellen
Längsstreckung der Internodien eine Art von Schutzmittel gegen den
Parasiten. Anders aber wird die Sache, wenn das Mycel im Vegetations-
scheitel mit dem Wachstum der Pflanze so weit gleichen Schritt zu
halten vermag, dafs stets einzelne Mycelpartien im Scheitel vorhanden
bleiben. Dann gewinnt der Pilz bei Anlage des Blütenstandes Zeit,
sich in den angelegten Blütenteilen, die gleichsam den äufsersten Teil
der Pflanze bilden, auszubreiten und zur Sporenbildung zu schreiten.
Wir sehen also, dafs nicht jede gelungene Infektion einer Keimpflanze
zum Brandigwerden zu führen braucht, sondern dafs dafür vor allen
Dingen der Umstand ausschlaggebend ist, ob sich der Pilz dauernd im
Scheitelgewebe zu halten vermag. Dies liefert auch die Erklärung
!) Der Brand des Getreides. Halle 1373.
?) Sitzungsber. der Naturforsch. Ges. in Halle 1374.
316 III. D. Basidiomycetes.
dafür, weshalb die Infektion bei jüngeren Keimlingen in viel höherem
Matse gelingt als bei älteren; in jenem Falle vermag das Mycel viel
leichter zum Scheitel zu wachsen und sich darin zu halten, als wenn
bereits die Streckung der Internodien eingesetzt hat.
In noch höherem Maise liefs sich die Erkrankung der Pflanzen
herbeiführen, wenn die Konidien frischem Pferdedung zugesetzt wurden,
mit dem die Pflanzen in den Anzuchtskästen beschickt waren; dann
liefsen sich bis 46°/o kranker Pflanzen erzielen. Auf dem Felde
wird die Verbreitung des Brandes, wie auch bei anderen Arten, so
vor sich gehen, dafs die in der Erde überwinterten Sporen im Früh-
jahr unter geeigneten Bedingungen keimen und Konidien bilden. Ob
nun diese Konidien eine geeignete Junge Pflanze treffen oder zu Hefe-
konidien aussprossen oder ganz zugrunde gehen, das hängt von Zu-
fälligskeiten ab, in erster Linie wohl von Witterungsverhältnissen.
Darüber wird im Zusammenhang noch später zu handeln sein.
BREFELD!) hat auch entsprechend den Versuchen mit dem Weizen-
und Gerstenflugbrand die Blüten infiziert, doch erzielte er bisher keine
Erfolge, obwohl manche Tatsachen dafür sprechen, dafs bisweilen auch
eine Blüteninfektion und damit eine Überwinterung im Korn stattfinden
mufs. Jedenfalls kommt aber ein derartiger Modus gegenüber der
Ansteckung vom Boden aus kaum in Betracht.
Auf der Gerste kommen ebenfalls zwei!) Arten vor, nämlich
U. nuda (Jens.) Kellerm. et Sw. (= U. Hordei Bref.) und U. Hordei
(Pers.) Kellerm. et Sw. (= U. Jensenü Rostr... Die Zerstörungen,
welche beide an den Gerstenähren verursachen, sind ganz denen analog,
die wir beim Haferbrand kennen gelernt haben. Bei U. nuda treten
die erkrankten Ahren frei aus der Blattscheide heraus (Fig. 45, 3), bei
U. Hordei dagegen bleibt die Ahre mehr oder weniger eingeschlossen
(Fig. 45, 1). Besonders bezeichnend sind natürlich diese Unterschiede
nicht, wohl aber lassen sich beide leicht durch die Brandsporen und
ihre Keimung unterscheiden. Bei U. nuda sind die Sporen etwas rauh,
schwarzbraun, oval bis kuglig und messen etwa 5—7 u in der Länge
und 5--6,5 u in der Breite; bei der Auskeimung wird nur ein Keim-
schlauch gebildet, der sich vergröfsert und verzweigt, aber niemals
eine Konidie bildet (Fig. 45, 4). Dagegen besitzt U. Hordei aus-
schliefslich kuglige, schwarze, glatte Sporen von 6,5—7,5 » Durch-
messer; die Auskeimung erfolgt in einer vierzelligen Hemibasidie, die
in der gewohnten Weise die Konidien bildet (Fig. 45, 2). Die Sporen
von U. nuda behalten ihre Keimkraft höchstens ein Jahr, während die
Haferbrandsporen viel resistenter sind. Bemerkenswert erscheint auch
die verschiedene Widerstandsfähigkeit der Sporen der beiden Arten
gegenüber Kupferbeize; während U. nuda sehr widerstandsfähig ist,
lassen sich bei der anderen Art schon mit Beize von Y»2'/o alle
Sporen sicher abtöten. Der Grund dieses Verhaltens scheint in der
!) Untersuchungen aus dem Gesamtgebiet der Mykologie. Heft XIII, 1905, S. 47.
?2) In einer vorläufigen Mitteilung (Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV, 1894, S. 321) hat
H. Bisveskorr noch eine dritte Art, U. medians, aufgestellt, die sich in ihrer rauhen
Sporenoberfläche der U. nuda nähert, sich aber von ihr durch Bildung von Hemi-
basidien und Konidien unterscheidet. Meines Wissens ist später über diese Art
nichts mehr veröffentlicht worden, weshalb ich sie hier auslasse. Ebenso ist noch
zu wenig über D. Kolleri Wille bekannt, um sie behandeln zu können. Über die
Unterscheidungsmerkmale der Getreidebrandarten vergl. P. Herzsere, Vergleichende
Untersuchungen über landwirtschaftlich wichtige Flugbrandarten in Zopf, Beiträge
zur Physiologie etc. Heft V. Leipzig 189.
Ustilaginaceae. 317
verschiedenen Benetzbarkeit der Sporen gegeben zu sein, da die rauhe
Oberfläche der Sporen von U. nuda wahrscheinlich das Wasser nicht
so leicht annimmt wie die glatten Sporen der anderen Art.
Mit U. nuda hat OÖ. BREFELD !) Infektionsversuche gemacht, welche
wie der gleich zu besprechende Weizenflugbrand das Resultat ergaben,
dafs die Narben von den Sporen infiziert werden und das Mycel in
latentem Zustande in den Geweben des Kornes überwintert. Dazu
stimmt auch, dafs die Sporen rein vegetativ auskeimen und nur ge-
ringe Keimdauer haben. Ähnliche Beobachtungen hat auch L. HeckE?)
gemacht, ohne dafs er sie aber so systematisch wie BREFELD weiter-
verfolgt hätte. R
U. Tritiei (Pers.) Jens. befällt den Weizen. Die erkrankte Ahre
besteht nur aus Resten der Grannen und Spelzen, und dazwischen be-
finden sich die vollständig zu Brandbeulen umgewandelten Blütenteile;
die ganze des Deckblattes beraubte Ahre ist mit den schwarzen Sporen
bestäubt. Autfserordentlich selten scheinen auch Brandlager auf den
Blättern und Scheiden des Weizens ausgebildet zu werden; es ist
allerdings nicht näher untersucht, ob wir es dabei mit derselben Art
zu tun haben. Morphologisch läfst sich der Weizenbrand nicht von
U. nuda trennen, mit der er sogar die Auskeimung in Mycelfäden
gemeinsam hat.
Mit dem Weizenflugbrand hat O. Brerenp®) Infektionsversuche
ausgeführt, die in ganz eigenartiger Weise die Auskeimung der Hemi-
basidien in Mycelien mit der Infektionsart in Verbindung setzten und
zugleich eine Erklärung dafür abgaben, dafs die Sterilisierung der
Weizenkörner so geringen Erfolg verspricht. Der genannte Autor
versuchte in der vom Haferbrand her bekannten Weise die jungen
Keimpflanzen zu infizieren, hatte aber damit nur negative Erfolge. Der
Angriffspunkt für die Infektion mufste deshalb anderswo liegen, und
zwar konnte es nur die junge Narbe sein. Das aufs sorgfältigste ge-
reinigte und über Winter aufbewahrte Sporenmaterial des Brandes
wurde deshalb teils mit einem Pinsel bei der Einzelblüte, teils durch
Aufblasen auf die in ein zylindrisches Gefäfs eingesenkte Blütenähre
aufgetragen; die mikroskopische Kontrolle ergab, dafs die Sporen in
der bekannten Weise auskeimen und die Mycelfäden durch das Griffel-
gewebe in den Fruchtknoten hineinwachsen. Die Pflanzen erwiesen
sich aber trotzdem als völlig brandfrei und brachten gesunde kräftige
Körner zur Reife. Wurden diese dann im darauffolgenden Frühjahr
ausgesät, so zeigte sich bei jeder der erwachsenen Pflanzen der Brand
in so reichlichem Maise, dafs sämtliche Blüten davon zerstört wurden.
Die absolute Sicherheit, mit der diese Resultate immer wieder erreicht
werden konnten, zeigt also, dafs derWeizenflugbrand ausschliefslich
‚die Blüten infiziert und deshalb vorzüglich an die Verbreitung
durch Wind angepafst ist. Das in den Körnern eingeschlossene Mycel
befindet sich besonders unterhalb der Kleberschicht und in der Umgebung
des Scutellums; auch im Keimling selber sind Pilzfäden vorhanden.
Noch nach dem zweiten Winter blieb das latente Mycel lebenskräftig
und machte alle Pflanzen brandkranrk. Diese Tatsache allen schon
') Untersuchungen aus dem Gesamtgebiet der Mykologie. Heft XIII, 1905, S. 33.
2) Ein innerer Krankheitskeim des Flugbrandes im Getreidekorn in Ztschr.
f. d. landw. Versuchswesen in Österreich. 1904.
©) Heft XIII S. 21.
318 III. D. Basidiomycetes.
bewies, dafs das in dem Samen vorhandene Mycel die Krankheit ver-
ursacht, aufserdem aber verbürgte auch die sterile Aussaat der Körner
und ihre vorherige Desinfizierung, dafs jede Infektionsgefahr von aufsen
ausgeschlossen war.
Endlich hat auch der Roggen seinen Brandpilz, U. Secalis Rabenh.,
der aber nur selten vorkommt und deshalb viel weniger Schaden
stiftet als die Brandpilze der übrigen Getreidearten. Der Pilz befällt
nur die Fruchtknoten.
Man fafste früher die auf den verschiedenen Getreidearten vor-
kommenden Ustilagineen als eine Sammelart, U. Carbo, auf, aber die
genauere Untersuchung der Sporen, namentlich ihre Keimung, zeigte
bald, dafs die alte Art in eine ganze Anzahl von Arten zerlegt werden
muls, so wie es im vorstehenden geschildert wurde.
Der Mais wird von drei Brandarten heimgesucht, U. Maydis (DO.)
Tul., U. Fischeri Pass. und U. Reiliana Kühn; unter diesen Arten ist
die erstere, auch Beulenbrand des Maises genannt, die wichtigste
und verdient deshalb eine ausführlichere Behandlung. U. Maydis kann
seine Brandbeulen auf allen Teilen der Pflanze zur Ausbildung bringen
(Fig. 45, 7, 7a, 8); am seltensten finden sie sich auf den Wurzeln,
viel häufiger an den Stengeln und Blättern. Am auffälligssten wird der
Pilz, wenn einzelne Körner des Fruchtstandes in bis über Nufsgrötse
messende Brandbeulen umgebildet sind. An den Stengeln können die
Brandbeulen die Gröfse eines Kindskopfes erreichen. Die Brandbeulen
sind zuerst von einer festen, weıfslich schimmernden Oberhaut
umgeben, nach deren Zerstörung die schwarzen Sporenmassen sich
zerstreuen. Die Brandsporen sind kuglig oder ellipsoidisch, 8—13 u
lang und 8—10V u» breit und besitzen eine dicke, gelbbraune, fein-
stachlige Membran. In Nährlösungen keimen die Sporen sehr leicht
aus und bilden eine gewöhnlich vierzellige Hemibasidie, an deren
Zellen kleine spindelförmige Konidien entstehen (Fig. 45, 9). Diese
Konidien bilden ausgedehnte Sprofssysteme (Fig. 45, 10). Sehr häufig
treiben die Konidien bis zur Oberfläche des Kulturtropfens einen
Mycelschlauch, der aufserhalb der Flüssigkeit sich in Konidien zer-
gliedert. Diese Konidien sprossen am Einde wieder in eine oder
mehrere Konidien aus, so dafs Verzweigungssysteme entstehen, die
den in der Flüssigkeit gebildeten ganz ähnlich sehen. Für die Ver-
breitung des Maisbrandes in der Natur besitzen diese Luftkonidien,
wie wir später sehen werden, eine ganz besondere Bedeutung.
Die Tatsache, dafs beim Maisbrand überall an der Pflanze die
Beulen entstehen können, legt die Vermutung nahe, dafs wir es bei
dieser Erkrankung nicht mit einer Allgemeininfektion der Pflanze zu
tun haben, wie wir sie beim Haferbrand kennen lernten, sondern mit
einem lokalen Krankheitsprozefs oder mit anderen Worten: soviel
Brandbeulen an einer Pflanze vorhanden sind, so viele
Einzelinfektionen sind zustande gekommen. Die ausge-
dehntesten Infektionsversuche hat BREFELD!) unternommen, indem er
ganz systematisch die einzelnen Teile der Maispflanze brandkrank
machte. Er ging von der gleichen Versuchsanstellung wie beim Hafer-
brand aus und versuchte die jungen Maiskeimlinge durch Aufsprühen
der Konidien zu infizieren. Merkwürdigerweise wurden nur wenige
Erkrankungen erzielt und stets nur in der Nähe des Wurzelhalses; alle
!) Untersuchungen etc. Heft XI S. 52.
Ustilaginaceae. 319
übrigen Teile der Pflanzen blieben gesund. Als dann ältere Pflanzen
ins Herz infiziert wurden, zeigte sich ein ganz anderes Bild. Die Blätter
bekamen namentlich am Rande überall Brandbeulen, und auch die
Achsen erkrankten nicht selten; stets aber ergab sich das Resultat, dafs
die älteren Blätter und die bereits erstarkten Stammteile nicht mehr
erkrankten, sondern höchstens bleiche Flecken zeigten. Die männ-
lichen und weiblichen Blüten lieisen sich bei richtiger Versuchsan-
stellung leicht krank machen; zum Beweise der ausschlietfslich lokalen
Infektion wurden sogar einzelne vorher ausgesuchte Blüten infiziert.
Endlich konnten auch an den sich im Laufe des Sommers bildenden
Adventivwurzeln Brandbeulen durch Infektion erzeugt werden. In
jedem Falle war aber als Vorbedingung für das Gelingen des Versuches
das Vorhandensein jugendlicher Gewebe notwendig; sobald die Ober-
haut ausgewachsen und erstarkt ist, wird sie für die Keimschläuche
undurchgängig. Die Keimschläuche durchsetzen die junge Oberhaut
an beliebiger Stelle, indem sie ein deutlich sichtbares Loch bohren,
wachsen dann entweder quer durch die Zellen (Fig. 45, 12) oder in
den Intercellularen und beginnen unter fortwährender Verzweigung zu
grofsen Mycelmassen heranzuwachsen. Die Mycelfäden sind nicht glatt,
sondern zeigen regelmäfsige Auftreibungen und Anschwellungen, ja
sehen oft gekröseartig aus. Dabei bleibt das Mycel lokalisiert und
geht nicht über den Raum hinaus, den die spätere Brandbeule ein-
nimmt. Wenn die Fäden das richtige Alter erlangt haben, so zer-
gliedern sie sich in der bekannten Weise unter Aufquellung der Mem-
bran in die Chlamydosporen, bei welchem Prozefs gleichzeitig auch
Wasser abgeschieden wird (Fig. 45, 11); die Brandbeule wird dadurch
prall und feucht. Nach Verdunstung dieses Wassers schrumpft die
weifse, die Beule bedeckende Oberhaut zusammen und reifst auf, wo-
durch dann die braunschwarzen Sporen frei werden. Die Zeitdauer
der Reife von der Infektion bis zur Sporenausstreuung beträgt etwa
drei Wochen. Nach der Sporenausstreuung fällt gewöhnlich die Brand-
beule ab, und es hinterbleibt nur eine Narbe.
Die Brandbeulen werden nun nicht etwa von dem sich ver-
mehrenden Pilzgewebe allein gebildet, sondern in ganz hervorragen-
dem Mafse beteiligt sich durch Wucherung der Gewebe daran die
Nährpflanze. Wir haben es also hier mit einer Pilzgalle zu tun.
Die anatomischen Verhältnisse dieser Gallen sind mehrfach !) unter-
sucht worden, als Hauptresultat steht fest, dafs das Parenchym-
gewebe sich durch reichliche Zellteilung sehr stark vermehrt. Da
aufserdem sehr viel Stärke in diesen Zellen abgelagert wird, so
läfst sich daraus mit Leichtigkeit erkennen, dafs die Pflanze ab-
sichtlich für den Pilz ein nährstoffreiches Gewebe ausbildet. Die
Pilzfäden zerstören nur dieses Gewebe und bilden an seiner Stelle dann
die Sporen. Augenscheinlich erreicht die Pflanze durch die Darbietung
von Nährstoffen für den Pilz den grofsen Vorteil, dafs die Fäden lo-
kalisiert bleiben, während sie andernfalls zur Erlangung der nötigen
Nährstoffe gröfsere Gewebestrecken durchwuchern und schädigen mülsten.
Wie schon gesagt, gelingt bei jungen unausgewachsenen Organen die
!) Vergl. E. L. Kxowrss in Journal of Mycol. V, 1889, p. 14; J. H. Waxker in
Pringsh. a XXIV, 1894, S. 499; O. Brerero, Untersuchungen etc. Heft XI, 1895,
S. 76. — Besonders viele Einzelheiten, auf die hier nicht eingegangen werden kann,
enthält die Arbeit von H. vox Gurrensere, Beiträge zur physiologischen Anatomie
der Pilzgallen. Leipzig 1905.
320 III. D. Basidiomycetes.
Erzeugung von Brandbeulen stets, nicht so bei älteren Oberhäuten.
Hier findet häufig noch ein Eindringen des Keimschlauches und ein
spärliches Wuchern im Gewebe statt, aber es kommt weder zur Beulen-
noch zur Sporenbildung; höchstens deutet die bleichere Farbe der in-
fizierten Stelle darauf hin, dafs ein Eindringen stattgefunden hat. Bei
alten Organen findet nicht einmal mehr ein Einbohren des Fadens statt;
er wächst gleichsam suchend ein Stück an der Oberfläche entlang und
stirbt dann ab.
Aus dem Gesagten geht hervor, dafs die Infektionsmöglichkeit eine
total andere ist wie beim Haferbrand. Die Erklärung dafür kann nur
darin liegen, dafs der Maisbrand Luftkonidien bildet, welche als die
Hauptübertrager der Infektion zu gelten haben. Während beim Hafer-
brand nur die jungen Keimpflänzchen der Erkrankung zugänglich
waren, ist beim Maise jedes junge unentwickelte Organ dem Parasiten
ausgesetzt. Da aber die zu mfizierenden Organe ziemlich hoch über dem
Boden liegen, so ist nur ein Anfliegen von Luftkonidien denkbar.
Unter welchen Bedingungen diese allerdings in der Natur gebildet
werden, wissen wir nicht, doch können wir vermuten, dafs die ge-
keimten Maisbrandsporen bei reichlich vorhandenen Nährstoffen die be-
kannten Wasser- und Luftkonidien bilden werden, die dann verweht
werden. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dafs eine Konidie nun gerade
ein empfängnisfähiges Organ der Maispflanze trifft, unendlich gering
ist, so mufs doch die Natur durch die ungeheuere Menge der ent-
stehenden Brandsporen und Konidien dafür gesorgt haben, dafs trotz-
dem der Pilz stets Möglichkeiten zur Weiterexistenz findet. Wir er-
sehen die Vorzüglichkeit der Anpassung daraus, dafs der Maisbrand
überall verbreitet ist, wo Mais gebaut wird; er ist in unseren Breiten
so gut zu Hause wie in den Tropen.
Der Befall eines Feldes ist sehr ungleichmäfsig; während vielfach
nur wenige Brandbeulen sich bemerkbar machen, kommen oft bis 30
Prozent kranker Pflanzen vor. Abhängig kann dies verschiedene Auf-
treten nur von äufseren Umständen sein. Man hat denn auch ge-
funden !), dafs alle Umstände, welche das längere Zartbleiben der Ge-
webe verursachen, auch die Verbreitung des Pilzes begünstigen. Bei
feuchtem, schwerem Boden, bei längeren Feuchtigkeitsperioden zur Zeit
des kräftigsten Wachstums, bei zu dichtem Bestande u. s. f. wird sich
auch ein stärkeres Auftreten des Brandes bemerkbar machen. Durch
frühe Düngung der Felder sowie durch allzu grofse Nähe von Ställen
findet ebenfalls eine Erhöhung der Erkrankungsziffer statt. Nach
ARTHUR und Stuart erfolgt die Ausbreitung der Krankheit nur bei
feuchter Luft, namentlich an trüben Tagen und in taufeuchten Nächten.
Wenn diese Beobachtung richtig ist, so würde sich allerdings nicht er-
klären lassen, wie denn die Luftkonidien unter solchen Vorbedingungen
verbreitet werden können; zur Windverbreitung gehört stets auch
Trockenheit. Dies nehmen auch HırcHcock und Norton an, die bei
trockenem Sommer und trockenen Ortlichkeiten eine gröfsere Ver-
breitung des Brandes beobachteten.
Erwähnt mag hier noch die Untersuchung von J. Ray?) sein, der
!) Vergl. A. S. Hırcncock and J. B. Norrox, Corn Smut in Exp. Stat. Kansas
State Agric. Coll. Bull. 62, 1896; J. ©. Arrnur and W. Sruarr, Corn smut in
12. Ann. ‚Rep. Indiana Asric. Exp. "Stat. 1902.
?2) Etude biologique sur le parasitisme: Ustilago Maydis in Compt. rend.
CXXXV], 1903, S. 867.
Ustilaginaceae. 32
die Bedingungen für den Parasitismus des Maisbrandes näher studiert
hat. Danach ist der Ernährungszustand der Pflanzen für die Infektion
von Bedeutung; wurden die Pflänzchen in Zuckerlösung erzogen, so
erleichterte dies die Infektion. Wenn die Pflanzen durch Ätherdämpfe
oder Erhitzen in ihrer Lebensenergie geschwächt wurden, gelang die
Infektion leichter. Im Innern der Gewebe zerstört der Pilz nicht das
Plasma, sondern nur mit Hilfe einer Diastase andere Nährstoffe, wahr-
scheinlich Stärke; ist die Pflanze kräftig genug, so kann sie den An-
griff dieses Enzyms wirkungslos machen.
Zur Bekämpfung des Maisbrandes ist das Sterilisieren des Saat-
gutes nicht geeignet, und zwar aus dem Grunde, weil die Verbreitung
vom Boden aus durch die Luftkonidien erfolet. Bespritzen mit Bor-
deauxbrühe hat gute Erfolge gehabt, aber die Anwendung stellt sich zu
teuer. Am einfachsten ist es, wenn die Brandbeulen kurz vor der Reife
ausgeschnitten und vernichtet werden. Man nimmt vielfach an, dafs
die Maisbrandsporen giftig seien und deshalb beim Vieh Vereiftungs-
erscheinungen hervorrufen können. Das scheint nun aber nach den
Untersuchungen von ARTHUR und Stuart nicht der Fall zu sein; die
Autoren behaupten vielmehr, dafs der Maisbrand einen hohen Nährwert
besitze und den Tieren gut bekomme.
Die zweite Brandart der Maispflanze, U. Fischeri Pass., tritt
ungleich seltner als der Beulenbrand in Italien auf und wird, da er nur
die Kolbenspindel ergreift, häufig als Kolbenspindelbrand des
Mais bezeichnet. Wenn er durch die Ausbildung seines Brandlagers
auch nicht direkt Schaden stiftet, so tut er es indirekt, weil natürlich
durch die Zerstörung der Spindel viele Körner verkümmern müssen.
Die Sporen sind kuglig, mit schwach gekörnter Oberfläche und etwa
4—6 u Durchmesser. Uber die Auskeimung: ist nichts bekannt. Die
dritte Art endlich, U. Reiliana Kühn, befällt ausschliefslich die Frucht-
knoten und kommt ebenfalls nicht gerade häufig vor. Da der Pilz auch
die Sorghohirse befällt, so soll er bei dieser Nährpflanze näher be-
sprochen werden.
Wir kommen jetzt zu den Brandpilzen der verschiedenen Sorghum-
arten, von denen der wichtigste der Hirsebrand, U. Sorghi (Link)
Pass., ist. Er befällt Sorghum vulgare und saccharatum und bildet den
Fruchtknoten zu einem länglichen, mit einer zarten, weifslichen Haut
umgebenen Brandbeutel!) um; dabei bleiben alle übrigen Teile der
Pflanzen normal. Die Brandbeutel werden bis 12 mm lang und treten
durch ihre schwarze Farbe auffällig aus der sonst erünlichen Rispe
hervor; in der Mitte werden sie von einer Art Columella durchzogen,
die vom Grunde des Beutels sich erhebt, sich als fein kannelliertes
Säulchen nach oben verjüngt und mit stumpfer Spitze endigt. Gebildet
wird die Columella aus dem umgebildeten Gewebe der Wirtspflanze,
und die Kannellierung wird durch die stehen gebliebenen Gefäflsbündel
erzeugt. Die Wandung des Brandbeutels zeigt dagegen nur noch spär-
liche Reste der Ovarienwand und wird zum oröfsten Teil aus Pilz-
a enchyu gebildet. Die Brandsporen haben ungefähr kuglige
Gestalt, 5—9,5 u» im Durchmesser und eine braune, olatte Membran.
Bei der Keimung i in Wasser wird eine Hemibasidie oebildet, die sichnach
Pritzieux an den Scheidewänden in einzelne, häufig für Konidien ge-
!) Vergl. E. Priruıwux, Le charbon du Sorgho, U. Sorghi in Bull. Soc. Bot.
France XLII, 1895, p. 36.
Sorauer, Handbuch, 3. Aufl. Zweiter Band. 21
322 III. D. Basidiomycetes.
haltene Teilzellen zergliedert. Die Keimung in Nährlösung ist nicht
bekannt, wird aber wahrscheinlich nicht so verlaufen. Der Pilz ist weit
verbreitet und schädigt, oft im Verein mit den anderen Arten, den
Körnerertrag der Hirse ganz bedeutend.
Auf denselben Nährpflanzen kommt noch häufig U. eruenta Kühn
vor. Das Auftreten dieses Pilzes erstreckt sich nicht blofs auf den
Fruchtknoten, sondern er ergreift auch die Inflorescenzäste, die Spelzen
und die übrigen Blütenteile; seltener kommen auch vereinzelte Brand-
pusteln unterhalb der Rispe am Stengel vor. Die Brandpusteln sind
klein, braunrot und verschmelzen nur bei starkem Befall zu gröfseren
Schwielen, indem gleichzeitig die Aste der Rispchen mehr oder weniger
verkürzt und verbildet werden. Die anfangs braunroten, später braunen
Sporen sind etwas ellipsoidisch, 5—12 » lang und 5—10 u breit und
besitzen glatte Membranen. Bei der von BrereLD beobachteten Kei-
mung in‘N Yähr lösung werden vierzellige Hemibasidien gebildet, an denen
spindelförm mige Konidien stehen, die hefeartig aussprossen. Nach Er-
schöpfung der Nährlösung trieben die Konidien ein oder zwei Keim-
schläuche aus, welche mit anderen vielfach kopulierten. Mit dieser Art
hat ©. BrErELD !) Infektionsversuche angestellt, welche ähnliche Resul-
tate wie beim Haferbrand ergaben. Die Keimpflanzen der Zuckerhirse
werden mit den in Wasser suspendierten Konidien besprüht und ver-
halten sich in ihrer Empfänglichkeit gegenüber den Pilzkeimen genau
ebenso; sobald der Keimling die Scheidenblätter durchstofsen hat, hört
die Empfänglichkeit auf. Die Branderkrankungen steigen hier auf über
70 Prozent, bei späteren Versuchen sogar auf 100 Prozent, was sich
aus dem langsamen Wachstum der Hirsekeimlinge erklärt, wodurch der
Pilz Zeit hat, bis zu dem Vegetationsscheitel durchzudringen. Auffällig
ist, dafs die infizierten Pflanzen viel schneller wachsen und die ge-
sunden in deutlich erkennbarer Weise überragen. Die Pflanze macht
durch diese schnellere Streckung der Internodien den letzten Versuch,
das Mycel zu zerreifsen und die Reste in den Knoten einzukapseln.
Der Befall der Rispen ist durchaus kein regelmäfsiger, neben den er-
krankten Blüten stehen die gesunden und zeigen damit, dafs es noch
im letzten Augenblick gelungen ist, das Vordringen der Brandhyphen
durch die Erhärtung der Gewebe zu verhindern.
U. eruenta ist so weit verbreitet, wie die Kultur der Hirsearten
reicht, und verursacht ungeheueren Schaden. Uber die Bekämpfung
wurde bisher nichts bekannt.
Der dritte Brand der Sorghohirse wird von Ü. Reiliana Kühn?)
verursacht. Wie wir oben sahen (S. 321), deformiert er die Fruchtknoten
des Mais; bei der Hirse aber verwandelt er die ganzen Rispen zu einer
einzigen Brandmasse, die zu Anfang von einer weifslichen Haut um-
schlossen wird. Diese zerreifst bei der Reife und läfst die Brandsporen
frei; nach dem Verstäuben bleibt von der ganzen Rispe nur ein starres
Gerüstwerk übrig, das aus den Gefäfsbündeln der deformierten Rispe
gebildet wird. Die Brandbeulen können die ansehnliche Höhe von etwa
10 cm bei 4—6 em Durchmesser erreichen. Der Schaden, den dieser
Pilz der Hirsekultur in Afrika zufügt, ist ein sehr beträchtlicher.
Die Brandsporen sind fast kuglig, 9—15 » im Durchmesser, sehr
!) Untersuchungen etc. Heft XI, 1895. S. 43.
2) J. Küns, Die Brandformen der Sorghum-Arten in Mitt. d. Ver. f. Erdk. zu
Halle, 1877, S. 31.
Ustilaginaceae.
Fig. 45. Typen von Ustilagineen. I.
1 Habitus. 2 Keimende Spore. 3—4 U. nuda (Jens.)
5—6 U. Avenae (Pers.) Jens., 5 Habitus. 6 keimende
Kellerm. et Sw., 3 Habitus, 4 keimende Spore.
7 Brandbeulen am Blatt. 7a an der Rispe, $am Kolben, 9 keimende
I—2 Ustilago Hordei (Pers.) Kellerm. et Sw.
x
porenbildender Mycelfaden, 12 Mycel in den
(1, 3,5,7, 8, 11,13 nach
ELACROIX.)
21*
Spore, 7—12 U. Maydis (DC.) Tul.,
Spore, 10 Spore in Nährlösung mit Sprofskonidien, 11 s
Zellen. 13—14 U. Panici miliacei (Pers.) Wint., 13 Habitus, I4 keimende Spore.
SORAUER, 2 nach Rostrur, 4, 6, 10 nach BrREFELD, 9, 12, 14 nach D
394 1Il. D. Basidiomycetes.
feinstachlig und keimen in Nährlösung zu 3—4zelligen dicken Hemi-
basidien aus,.an denen eiförmige Konidien in groiser Zahl gebildet
werden. Die hefeartige Aussprossung macht häufig einer Auskeimung
in längeren Fäden Platz. Bei trockener Aufbewahrung bleiben die Ko-
nidien mehrere Monate keimfähig, ebenso auch wie die von Ü. eruenta;
dagegen verlieren die Brandsporen selbst nach acht ‚Jahren ihre Keimkraft
nicht : allerdings müssen sie dann in Nährlösungen ausgesäet werden.
Über die durch den Pilz bewirkten Hypertrophien der Staubgefäfse beim
Mais hat @. MOTTAREALE!) Untersuchungen angestellt, aus denen hervor-
geht, dafs sich die Geschwülste nur aus dem Parenchym bilden, wobei
die Gefäfsbündelscheide selten mit einbezogen wird.
In den Fruchtknoten der in vielen Gegenden von Deutschland,
Südeuropa und Afrika als Ersatz der Rispenhirse (Fanicum miliaceum)
gebauten Kolbenhirse (Setaria italica) findet sich U. Orameri Körn.;
der Schaden, den dieser Pilz anstiftet, kann unter Umständen sehr orofs
sein, da oft ganze Rispen durch Zerstörung der Fruchtknoten unfrucht-
bar werden. Die Art findet sich auch auf anderen Setaria-Arten ($. viridis,
ambigua, germanica). Die Brandsporen sind kuglig, werden aber durch
die dichte Lagerung bisweilen etwas eckig, haben eine braune, glatte
Oberhaut und keimen zu einer 4— 5 zelligen Hemibasidie aus, deren
einzelne Zellen keine Konidien ausbilden , sondern in Keimschläuche
austreiben. Zur Bekämpfung des Brandes hat L. HeckE?) Versuche ge-
macht, um das Saatgut zu sterilisieren. Da sich die Körner der Kolben-
hirse nur schwer benetzen, so mufs eine gründliche Durchschüttelung
der Samen mit der Beize stattfinden. Da Wasser von 55—60° die
Sporen nicht abtötete und die Keimkraft der Samen abschwächte, so
wurden Gifte versucht. Kupfervitriol ist wirkungslos, also bleibt von
den ungefährlicheren Mitteln das bequemste eine !/ 20 ie Formalinlösung,
in der das Saatgut 5 Minuten lang umgerührt und mit reinem Wasser
abgespült wird.
Auf der Rispenhirse (Panicum miliaceum) kommt U. Panieci
miliacei (Pers.) Wint. vor. Die ganzen Blütenstände werden in eine
feste, längliche, nach oben spitz auslaufende, schwarzbraune Sporen-
masse umgewandelt (Fig. 45, 73), die aufsen von einer weifslichen, aus
Hyphen gebildeten Hülle umschlossen und im Innern von Resten der
Gefäfsbündel der umgewandelten Rispe durchzogen wird. Häufig bleibt
die Sporenkeule noch von den obersten Hüllblättern eingeschlossen. Die
glatten, braunen Sporen sind unregelmäfsig kuglig und haben 8—12 u
im Durchmesser: sie keimen im Wasser ähnlich wie U. Örameri aus,
aber die Zellen gehen häufig Fusionen ein. In Nährlösung dagegen
tritt an den Hemibasidien die ‘gewöhnliche Konidienbildung ein (Fig.
45, 14). Die Konidien sprossen nur wenig, sondern treiben in Keim-
schläuche aus, die sich verzweigen und über dem Flüssigkeitstropfen
Luftkonidien bilden; wahrscheinlich kommen diese für die Infektion
ähnlich wie beim Maisbrand hauptsächlich in Betracht. Der Pilz ist
sehr weit verbreitet.
Von geringerer Bedeutung sind mehrere Arten, die ebenfalls auf
Panicum-Ärten vorkommen. Bei Panicum sanguinale, lineare, glabrum
') L’Ustilago Reiliana f. Zeae e la formazione dei tumori staminali nel
granone in Annal. R. Seuol. Sup. d’Agric. Portici IV, 1902.
®) Vorversuche zur Bekämpfung des Brandes der Kolbenhirse in Zeitschr. f.
d. ng: Versuchswesen in Österreich 1902; Beizversuche gegen Hirsebrand
12 c.. 190:
Ustilaginaceae. 325
und auch auf miliaceum zerstört U. Rabenhorstiana Kühn die Blüten-
teile sowie die Blütenstiele und das obere Stengelglied. Die braunen
stachligen Sporen keimen ohne Konidienbildung aus. Auf P. sanguwinale
und anderen Arten wächst U. Digitariae (Kze.) Rabh., deren Sporen
glatt sind. An den obern, sehr verkürzten Internodien, sowie unter-
halb der Knoten von Panieum Orus- galli finden sich die Beulen von
U. COrus-galli Tracy et Earle in Nordamerika. Die übrigen Arten
übergehe ich.
Groisen Schaden bei epidemischen Auftretem stiftet der Brand des
Zuckerrohrs, Ü. Sacchari Rabenh.!), in der Alten Welt. Er findet
sich nicht blofs auf den kultivierten Varietäten, sondern auch auf wild-
wachsenden Saccharum-Arten. Die Brandlager werden in den Stengeln
ausgebildet, deren Enden dadurch ın lange peitschenförmige Organe
umgewandelt werden. Die Sporen sind eelblichbraun, glatt, kuglig und
ungefähr 8 u» im Durchmesser, in Nährlösungen keimen sie wie gewöhn-
lich mit mehrzelliger Hemibasidie aus, die “die Konidien erzeugt. Die
angestellten Infektionsversuche zeigten, dafs sich Junge Pflanzen leicht
krank machen liefsen.
Ein ähnliches Auftreten an den Stengeln und auch Blättern zeigt
U. hypodytes (Schlecht.) Fr. auf Triticum repens, Elymus arenarius, Glyceria,
Amniophila und vielen anderen Gräsern. Die braunen, glatten, fast kug-
ligen Sporen keimen in Mycel aus.
Auf anderen Gramineen kommen weitere Arten von Ustilago vor,
von denen wir hier nur wenige erwähnen können, hauptsächlich als
Feinde von Futtergräsern; viele davon hat OÖ. BrerELn?) näher unter-
sucht, worauf nur hingewiesen werden soll.
In den Inflorescenzen von Andropogon Ischaemum, provincialis etc.,
die davon vollständig zerstört werden, findet sich U. Ischaemi Fuck.
Die Blüten von Arrhenatherum elatius bewohnt U. perennans Rostr. In
den Fruchtknoten von Setaria glauca, wiridis etc. bildet U. neglecta
Niefsl ihre Sporen aus. Lange schwarze Striche auf den Blättern
von Digraphis arundinacea verursacht U. echinata Schroet.
Auf Carex-Arten findet sich in den Fruchtknoten die merkwürdige
U. olivacea (DC.) Thüm. Die Sporen entstehen hier reihenweise an
Mycelfäden, aber nicht alle Fäden gehen zur Sporenbildung über, so
dafs zuletzt die reife Brandbeule aus einem lockeren Fadengeflecht
mit dazwischenliegenden Sporen besteht. Die Keimung der Sporen
erfolgt durch Austreibung einer Konidie, die Hemibasidie fehlt hier
also. Die Konidien können hefeartig sprossen, wachsen aber auch zu
Keimschläuchen aus.
Von ganz besonderem Interesse sind die Ustilago -Arten der
Polygomaceen , weil sie auf den verschiedensten Vertretern der Familie
in sehr wechselvoller Ausbildung ihre Brandlager hervorbringen. Da
die Nährpflanzen für den menschlichen Haushalt von keinem Nutzen
sind, so mögen nur die Namen Erwähnung finden. In den Früchten
von Om yria dig yna wächst U. vinosa (Berk.) Tul. Bei Rumex Acetosa
und Acetosella kann U. Kühneana Wolff alle Teile befallen. Die Frucht-
knoten von Polygonum Bistorta, Hydropiper, alpinum u. a. zerstört
U. Hydropiperis (Schum.) Schroet.; bei dieser Art wird die ganze
porenmasse von einer hyalinen Hülle von Hyphen umschlossen , die
') Waxker en Went, De ziekten van het Suikerriet S. 24.
*) Untersuchungen etc. Heft V u. XII.
320 III. D. Basidiomycetes.
sich nicht zu Sporen zergliedern. Ein ähnliches Gewebe bildet eine
Art Columella. U. utrieulosa (Nees) Tul. findet sich in den Frucht-
knoten von Polygonum lapathrfolium, Persicaria u. a , U. anomala Kze.
bei Pol. dumetorum und P. Convolvulus. In den Blättern von FPolyg.
Bistorta bildet U. .Bistortarum (DC.) Schroet. ihre Brandschwielen aus.
Endlich wäre noch die merkwürdige U. Treubii Solms zu erwähnen,
welche an den Stengeln von Polyg. chinense auf Java Gallen hervor-
bringt, die eine bedeutende Gröise erreichen und hutpilzähnliche Form
haben. Sie sitzen in grofser Zahl an einem Punkte des Stengels mit
ihrem langen Stiel an und verdicken sich am oberen Ende hut- oder
knollenartig. In dieser Endverdickung bildet der Pilz zwischen den
Zellen des Gallengewebes in einer flachen unter den obersten Zelllagen
befindlichen Schicht seine Sporen aus, die durch Aufreifsen der
deckenden Lagen frei werden. Graf von SorLus!) hat die Anatomie
und die Entwicklung dieser merkwürdigen Gebilde näher untersucht,
worauf hier nicht näher eingegangen werden kann.
Eine erofse Anzahl von Arten hat sich bei höheren Phanerogamen
an die Staubgefäfse angepafst, und man findet daher die Antheren statt
mit Pollen mit den braunen oder schwarzen Brandsporen erfüllt. Auch
diese Arten, welche den Nährpflanzen besonders dadurch schädlich
werden, dafs sie sie steril machen, haben für uns nur geringes Inter-
esse, W eil sie nur auf wildwachsenden Pflanzen vorkommen. So befällt
U. violacea (Pers.) Tul. die Antheren von ÜUaryophyllaceen (Dianthus,
Silene, Melandryum, Lychnis, Saponaria etc.) und erfüllt sie mit dem
dunkelvioletten Sporenpulver. U. Tragopogonis pratensis (Pers.) Wint.
zerstört die Blüten von Tragopogon-Arten; die Blütenköpfe bleiben
dadurch vollständig geschlossen und beherbergen im Innern nur die
dunkelvioletten Sporenmassen. In ähnlicher Weise werden die Köpfe
von Cardaus-Arten und Silybum durch U. Cardui Fisch. de Waldh. be-
fallen. In den Antheren von Suceisa pratensis reift U. Succisae Magen.
ihr weifses Sporenpulver. Bei Knautia- und Scabrosa- Arten kommt
U. Scabiosae (Sow.) Wint. in den Antheren vor; das Sporenpulver ist
blafsbräunlich bis hellrötlich. — Aufser den genannten Arten leisen
sich noch viele andere nennen; die angeführten Proben mögen aber
genügen, um die Mannigfaltigkeit in der Gattung Ustilago zu zeigen.
Wir kommen nun zur Gattung Anthracordea Bref., die von BREFELD
auf Grund der Hemibasidienbildung von Ustilago abgetrennt wurde.
Die Auskeimung der Brandspore erfolet mit einer zweizelligen Hemi-
basidie, deren jede Zelle an der Spitze ein Sterigma erzeugt, an dem
seitlich und terminal mehrere Konidien gebildet werden. Wir haben
hier also eine Hemibasidie vor uns, die Ähnlichkeit mit manchen
Konidienträgern der Hyphomyceten hat. Bekannt sind bisher nur zwei
Arten in den Fruchtknoten von Cyperaceen, A. Caricis (Pers.) Bref.
und A. subincelusa (Körn.) Bref., auf die hier nicht weiter einzugehen ist.
Während die bisher genannten Gattungen einzeln gebildete Sporen
hatten, besitzen die folgenden zusammenhängende Sporen. Bei Schizc-
nella Schroet. hängen stets zwei Brandsporen zusammen und bleiben
auch in Verbindung bei der Auskeimung in eine mehrzellige Hemibasidie
mit Konidien. #8. ‚melanogra mıma (DC) Schroet bildet in den Blättern
von Carex-Arten pechschwarze, in Reihe angeordnete Striche, in denen
die Brandsporen entstehen.
') Ustilago Treubii in Ann. du Jard. de Buitenzorg VI, 1886, S. 79.
Tilletiaceae. 327
Bei der Gattung Sorosporium Rud. bilden die Sporen in gröfserer
Zahl rundliche Ballen, die durch eine in der Jugend gallertartige, bei
der Reife verschwindende Hülle umgeben werden. Dadurch zerfällt
ein Sporenballen bei der Reife leicht in seine einzelnen Sporen. Die
Keimung erfolgt durch konidienlose Mycelien oder, wie gewöhnlich, mit
Hemibasidien und Konidien. Die Fruchtknoten von Sorghum cernuum
werden durch 8. Ehrenbergii Kühn in Brandbeutel von bis über 1 cm
Länge verwandelt. 8. Saponariae Rud. deformiert die Blüten von
Caryophyllaceen (Dianthus, Cerastium, Saponaria etc.).
Bei Tolyposporium Wor. bleiben die Sporen in den Ballen fest
verbunden und trennen sich auch bei der Keimung nicht. Es werden
mehrzellige Hemibasidien mit Konidien gebildet; letztere sprossen in
Nährlösung hefeartig aus und bilden auch Luftkonidien. 7. Junei
(Schroet.) Wor. (Fig. 46, 19) erzeugt an den Blüten, Blütenstielen und
an der Halmbasis von Juncus bufonius und capitatus schwarze Krusten.
T. Penicillariae Bref. deformiert die Fruchtknoten von Penieillaria spicata,
ähnlich wie T. bullatum Schroet. die von Panicum Orus-galk und
T. Volkensü P. Henn. die von Sorghum am Kilimandscharo. — Thecaphora
Fingerh. hat ähnliche Sporenballen wie Tolyposporium, aber die Hemi-
basidien sind fädig, septiert und tragen an ihrer Spitze nur eine einzige
Konidie. T. hyalina Fingerh. (Fig. 46, 31) lebt m den Samen von
Convolvulus, T. Lathyri Kühn in denen von Lathyrus pratensis u. s. f.
Die zweite Familie ist die der Tilletiaceae.
Der Hauptunterschied gegenüber ‘der ersten Familie beruht darauf,
dafs aus der Chlamydospore eine ungeteilte Hemibasidie hervorwächst,
die an ihrer Spitze Konidien bildet. Diese Konidien können entweder
fusionieren oder nicht und keimen dann zu mehr oder weniger aus-
gedehnten Mycelien aus, die wieder Konidien bilden können. Näheres
über die Entwicklung werden wir noch bei den einzelnen Gattungen
kennen lernen. Hier möge eine Übersicht der wichtigeren Gattungen
folgen.
A. Chlamydosporen einzeln bleibend.
a. Konidien in grofser Zahl endständig
kopfig an der Hemibasidie Neovossia
b. Konidien in geringer Zahl wirtelförmig
am Ende der Hemibasidie
I. Chlamydosporenlager begrenzt, ver-
stäubend, meist dunkel gefärbt Tilletıa
II. Chlamydosporenlager sehr weit aus-
gedehnt, dunkelfarbig: Melanotaenium
III. Chlamydosporen klein, eingesenkt,
nicht stäubend, meist hellfarbig Entyloma
B. Chlamydosporen zu mehreren verbunden.
a. Alle Zellen des Sporenballens gleich-
artig, fertil Tuburcinia
b. Sporenballen von sterilen Hüllzellen um-
geben, oder im Innern sterile Zellen
enthaltend
I. Sporenballen nur wenige Zellen ent-
haltend Urocystis
II. Sporenballen viele Zellen enthaltend,
„Schwimmsporen“ Doassansıa
328 III. D. Basidiomycetes.
Die Gattung Neovossia Körn. hat für uns nur theoretisches Inter-
esse, indem sie die Auskeimung der Spore auf der niedrigsten Stufe
zeigt. Die ungeteilte Hemibasidie besitzt an ihrem Ende eine grofse
Zahl von fast zylindrischen Konidien, die köpfchenförmig dicht zu-
sammenstehen. Aus diesen Konidien, welche nıe fusionieren, werden
in Nährlösung Mycelien gebildet, welche gleichgestaltete oder sichel-
förmige Konidien tragen, zwischen denen Übergänge vorkommen.
N. Moliniae (Thüm.) Körn. findet sich in den angeschwollenen Frucht-
knoten von Molinia coerulea, N. Barclayana Bref. in dem von Pennisetum
triflorum.
Die wichtigsten Schädlinge von Kulturpflanzen enthält die Gattung
Tilletia Tul., die wir aber der Gattung Ustilago in ihrer Mannigfaltigkeit
kaum zur Seite stellen können. Die Entwicklung des Mycels entspricht
ganz der bei Ustilago; zur Sporenbildung quellen die Hyphen gallertig
auf und erzeugen an kurzen Seitenästen und am Ende die Brandsporen.
Zuletzt bilden die Sporen lockere Haufen, die verstäuben können. Bei
der Keimung wird eine ungeteilte, mehr oder weniger lange Hemibasidie
in Form eines einfachen Keimschlauches gebildet, die an ihrer Spitze
in kranzförmiger Anordnung Konidien in verschiedener Zahl hervor-
sprossen läfst. Die Spitze der Hemibasidie wächst bis zur Grenze der
Nährlösung, so dafs die Konidien in der Luft gebildet werden. Diese
meist spindel- bis fadenförmigen Konidien fusionieren paarweise durch
einen kurzen Verbindungsschlaugh und treiben dann in kurze Keim-
schläuche aus, die ihrerseits wieder Sekundärkonidien bilden. Wenn
die Keimung in Nährlösung erfolgt, so unterbleibt die Fusionierung,
und es entstehen gröfsere auf der Nährlösung wachsende Mycelien,
welche die Sekundärkonidien tragen. Diese sind gewöhnlich von
sichelförmiger Gestalt und treiben in Nährlösungen wieder zu konidien-
erzeugenden Mycelien aus.
Die schädlichste von Tilletia hervorgerufene Erkrankung ist der
Steinbrand des Weizens, auch Stink- oder Schmierbrand
genannt. Die beiden Arten, welche die gleichen Krankheitserscheinungen
hervorrufen, werden als T. Tritiei (Bjerk.) Wint. und 7. laevis Kühn
bezeichnet. Die erstere Art besitzt kuglige, braune Sporen von
15—20 (seltener 24) u Durchmesser; die dicke Membran zeigt polygo-
nale, durch Leisten verursachte Felderung (Fig. 46, 16, 17). Die zweite
Art dagegen hat meist ellipsoidische Sporen, die auch kugelig oder
etwas unregelmäfsig sein können; die Länge beträgt 17—25 und die
Breite 14—18 u. Die Membran ist mäfsig dick, blafsbraun bis kastanien-
braun und ganz glatt (Fig. 46, 18). Auch in der Verbreitung findet
sich insofern ein Unterschied, als T. Tritici in Europa häufiger ist als
in Nordamerika, während bei T. laevis das Umgekehrte der Fall ist.
Dabei kommt es häufig vor, dafs beide Arten dieselben Ahren be-
wohnen. Die hauptsächlichste Nährpflanze beider Arten stellt Tritieum
vulgare dar, daneben auch 7. Spelta und durum; T. laevis kommt auch
auf anderen Arten vor. Im allgemeinen scheinen die Varietäten von
T. vulgare mehr zu leiden als die von T. monococcum und Spelta, ebenso
ist die Sommerfrucht mehr dem Befalle ausgesetzt als die Winterfrucht.
. Die ersten Zeichen der Krankheit sind vor dem Erscheinen der
Ähre schwer zu erkennen; nur eine etwas dunkler-grüne Färbung und
scheinbar üppigere Entwicklung verrät die Erkrankung. Selbst wenn
die Ahren aus der Blattscheide des obersten Blattes herausgetreten, er-
fordert die Erkennung schon lange vorhergegangene Bekanntschaft, um
Fig. 46. Typen von Ustilagineen. II
15-17 Tilletin Tritici (Bjerk.) Wint,, 15 Habitus, /6 keimende Spore, 17 gekeimtes Konidienpaar,
18 T, Weris Kühn, Apore, 19 Tolyposportum Junci (Sehroet,) Wor,, keimende Spore, 20-21 Entyloma
Jary, A
Calendulue (Oud.) de 0 keimende Spore, 21 Mycelast mit zwei hir- > Sporen, 22 Mulanolarmndum
endogenum (Ung.) de Bary, keimende Spore, 23—24 Urocystis occulta (Wallr.) Babenh,, 23 Habitus,
24 keimende Bonn. 25 U, Violae (Bow.) Fisch, de Waldh , Habitus. 26-243 Tuhbureinta Trientollis Berk,
et Br.) Wor., 26 Habitus, 27 keimende Sporen, 28 Konidienträger zu einer Bpaltöffnung hervor-
brechend. 29 Doassansia Alismatis (Nees) Cornu, Teil eines Bporenballens. #0 Burosporlum Boponartae
Rud., Sporenballen. 31 Thecaphora hyalina Fingerh,, keimende Sporen. 32 34 Graphiola Phoenicis Pr,
32 Habitus, 32 Schnitt dureh ein Pruchtiager, 34 konidienbildender Träger, (5, 21, 23, 32 nach
Soraver, /6, 24, 25 nach Bosırur, 17, 16, 33. #34 nach Drr.acnoız, 19, 22, 20 PR, 30, al nach Wonrosın,
20 nach Tuseur, 29 nach Divreı,)
390 III. D. Basidiomycetes.
zu bemerken, dafs die etwas schmaleren und blaugrüner gefärbten Ahr-
chen ein wenig weiter voneinander und etwas mehr von der Ahren-
spindel abstehen. Eher verraten jetzt schon die Blätter durch ihre
eelblichere Farbe den krankhaften Zustand. Die vorgeschrittene Ent-
wicklung, welche die junge, brandige Weizenpflanze zuerst auszeichnete,
macht sich auch während der Blütezeit geltend. Die erkrankten Pflanzen
zeigen bereits eine Vergröfserung des Fruchtknotens, wenn dieselbe
bei normalen noch nicht zu finden ist, und während letztere in ihrer
ganzen Entwicklung bis zur Reife eine gelblichgrüne Farbe bewahren,
zeigen die brandigen Fruchtknoten eine dunklere, blaugrüne Färbung.
Nun finden sich bald sehr in die Augen springende Merkmale. Die
brandigen Ahren bleiben in ihrer Entwicklung zurück und aufrecht,
während die gesunden sich bei der zunehmenden Gröfse der Körner
zu neigen beginnen. Das Auseinanderspreizen der einzelnen Ahrchen
wird viel auffallender, und die breiteren, kürzeren, mehr ausgebauchten
Körner schimmern dunkel durch die Spelzen hindurch (Fig. 46, 15).
Zerdrückt man das harte, äufserlich unversehrte Korn, so findet man
die Ursache der dunklen Färbung in der schwarzen Staubmasse, welche
an Stelle des Keimlings und des Stärkemehls den ganzen Fruchtknoten
ausfüllt. Die schwarze Masse besteht aus den freiliegenden, stellenweise
noch etwas verklebten Sporen des Brandpilzes, die erst in der letzten
Zeit trocken, pulverig erscheinen und in der Regel als feuchte, übel-
riechende, breiig anfühlbare Masse auf den nur noch an den Stengel-
knoten grünlich erscheinenden Pflanzen angetroffen werden. Diese Be-
schaffenheit des Sporenpulvers ist die Veranlassung zur Bezeichnung
der Krankheit als Stink- und Schmierbrand gewesen. Der stark
an Heringslake erinnernde Geruch des Pilzes wird bedingt durch die
Gegenwart von Trimethylamin, welches als Umbildungsprodukt der
stickstoffhaltigen Bestandteile des Parasiten entsteht.
Wenn man ein brandiges Weizenkorn zu der Zeit durchschneidet,
wo die Ahre eben aus der obersten Blattscheide hervorgetreten ist,
so findet man nach Künn die dunkel sattgrün gefärbte Samenschale
nach oben zunehmend stark verdickt. An Stelle der Samenknospe er-
scheint ein dichtes Geflecht von knäuelartig verschlungenen Mycel-
ästen des Brandpilzes. Einzelne freigelegte Fadenenden zeigen, dafs
sich an kurzen Ästen, die etwas dünner als die sie tragenden Fäden
sind, die ersten Sporen bilden, und zwar entstehen zunächst nach
FIscHER v. WaLDHEIM kleine, birnförmig nach oben angeschwollene
Zweigchen, deren oberer Teil sich als ein körniges, glänzendes Bläs-
chen abgrenzt und bald darauf durch seine doppelt konturierte
Wandung als selbständiges Gebilde auftritt. Diese Wandung ist das
Epispor, welches allmählich dunkler und bei 7. Tritici an seiner Aufsen-
seite unebener wird. Der Inhalt des Fadens, von dem sich die junge
Spore abgegrenzt hat, wird immer klarer und ärmer an Protoplasma;
zuletzt erscheint der ganze Faden nur noch als schwer erkennbarer
Rest an der reifen Spore.
Die Keimung der Sporen erfolgt dann in der für die Gattung ty-
pischen Weise. Es erscheint nun erklärlich, dafs bei Zuführung von
Dung die Produktion der Konidien auf dem Acker ganz bedeutend
wird, wodurch sich mit Leichtigkeit das plötzliche Auftreten des Stein-
brandes erklären liefse. Wir kommen auf diese Verhältnisse später
zurück. Die Infektion der Weizenpflanze geht, soweit dies aus den
nicht ganz vollständigen Versuchen Künn’s hervorgeht, in frühester
Tilletiaceae. 331
Jugend vor sich; das Mycel wächst mit der Pflanze empor und erzeugt
im Fruchtknoten die Brandlager. Wir haben also einen ganz ähnlichen
Fall vor uns wie beim Haferbrand (vergl. S. 315). Für den Befall eines
Weizenackers scheinen äufsere Verhältnisse nicht ganz gleichgültig zu sein.
So beobachtete WAGNER !), dafs beschattete Teile der Felder vom Stein-
brand mehr litten als sonnige. Ebenso war der Prozentsatz der be-
fallenen Ahren ein gröfserer, wenn Weizen auf mit Stallmist gedüngten
Rotklee folgte, als wenn er auf mit Mist behandelter Brache ausgesäet
wurde. Es ist nicht weiter bekannt, ob dieses eigentümliche Ver-
halten im allgemeinen gilt oder nur eine zufällige Erscheinung darstellt.
Uber die Bekämpfung, für die die JEnsen’sche Heifswassermethode
auiser der Formalinbehandlung und der Kupferbeize üblich ist, wird
später gehandelt werden.
Man hat, wie allen Brandsporen, dem Steinbrande einen ungünsti-
gen Einflufs auf die Gesundheit des damit gefütterten Viehes zuge-
schrieben. Aber auch diese Beobachtung scheint nur mit Einschränkung
sicher zu sein, denn Stars?) teilt einen Fall mit, in dem ein Land-
mann seine Pferde und Rinder mit einem Abfallmehl regelmäfsig
fütterte, worin sehr grofse Mengen von Steinbrand vorhanden waren.
Allerdings weichte er vor der Verfütterung das Mehl 24 Stunden lang
in Wasser ein; vielleicht kommen dadurch die meisten Sporen zur Aus-
keimung, und die Konidien werden beim Durchgang durch den Darm-
kanal vernichtet. Durch diese Behandlung würde auch der Verbreitung
der Sporen durch den Mist gesteuert werden.
Auf Triticum repens, gelegentlich auch auf T. vulgare und glaucum
übergehend, wächst T. controversa Kühn, deren Mycel im Rhizom peren-
niert und mit den jungen Schossen hochwächst. Sie hat geringe öko-
nomische Bedeutung.
Der Roggen wird von T. Secalis (Corda) Kühn befallen, ohne
dais aber der Pilz im allgemeinen besonderen Schaden anrichtete.
Seine Sporen sind kuglig, 18—22 u im Durchmesser und werden
auf der Oberfläche durch 2 u hohe Leisten gefeldert. Von Tilletia-Arten
auf wilden Gräsern wären noch zu nennen T. decipiens (Pers.) Körn.
in den Fruchtknoten von Agrostis- Arten, T. Hordei Körn. in den
Fruchtknoten von Hordeum murinum und fragie, T. Rauwenhoffii
Fisch. de Waldh. auf Holrus lanatus u. a. In Nordamerika befiel
gelegentlich die 7. corona Scribn., welche sonst nur auf wildwachsenden
(sräsern beobachtet war, auch den Reis und verwandelte den Frucht-
knoten in eine schwarze Sporenmasse. In den Blättern verursachen
streifige Brandlager T. strüformis (Westend.) Oud. bei Holcus, Poa,
Bromus, Festuca, Lolium u. a., T. olida (Riess) Wint. bei Brachypodium-
Arten, T. epiphylla Berk. et Br. beim Mais u.s. f. Erwähnenswert ist
endlich noch das Vorkommen von T. Sphagni Naw. in den Kapseln der
Torfmoose, deren Sporen lange für Mikrosporen von Sphagnum gehalten
wurden. Auf Dikotylen kommen Tilletia-Arten selten vor, von ihnen
mag nur T. Thlaspeos Beck in den Samen von Thlaspi alpestre genannt
werden.
Trotz der grofsen Zahl von Arten richtet die Gattung Entyloma de
Bary keinen nennenswerten Schaden an Kulturpflanzen an. Sie ist
charakterisiert durch die im Gewebe der Nährpflanze eingesenkt bleiben-
!) Zeitschr. f. Pflanzenkr. IV, 1894, S. 334.
?®) Tijdschr. over Plantenziekten IV, 1898, S. 116.
332 III. D. Basidiomycetes.
den Lager, die sich äufserlich meist nur durch Fleckenbildung unter
geringer Verfärbung, seltner durch Auftreibungen oder Höckerbildungen
bemerkbar machen. Die Sporen entstehen “ohne vorhergehende Ver-
gallertung an den Mycelfäden einzeln und besitzen eine derbe meist
glatte Membran. Ihre Auskeimung erfolgt ähnlich wie bei Zilletia;
auch die Bildung der Konidien unter Fusionierung sowie die Mycel-
bildung geht ähnlich vor sich. Eigentümlich ist, dafs die Auskeimung
der Brandsporen bei vielen Arten bereits im Nährgewebe erfolgt, so
dafs die Luftkonidien in dichten Bündeln zu den Spaltöffnungen her-
vorkommen und ein weifses, äufserlich sichtbares Lager bilden. Solche
Lager bilden z. B. E. fuscum Schroet. auf Papaver Rhoeas und Argemone,
E. Ranunenli (Bon.) Schroet. auf Ranunculus-Arten, E. serotinum Schroet.
auf Symphytum und Borrago, E. Corydalis de Bary auf Corydalis cava
und solda u. a. Keine Konidien auf den Nährpflanzen erzeugen
E. Calendulae (Oud.) de Bary (Fig. 46, 20, 21) auf Calendula offieinalis,
Arnica und en Kompositen, E. E ryngii (Corda) de Bary auf
Eryngium campestre und planum, E. Thalictri Schroet. auf Thalictrum
minus. LE. Aschersonii (Ule) Wor. erzeugt an den Stengeln von Heli-
chrysum arenarium dicke Anschwellungen, "wodurch die Triebe absterben;
FE. microsporum (Ung.) Schroet. dagegen bedeckt die Blätter von
Ranunculus repens und bulbosus mit halbkugligen oder schwielenartigen
Beulen.
Von Entyloma unterscheidet sich Melanotaenium de Bary durch die
ausgebreiteten, oberflächlichen, schwarzen Brandlager, die aus peren-
nierendem Mycel gebildet werden. Die Brandsporen treiben Hemi-
basidien, an denen kurze, dicke, sich nicht loslösende, paarweise fusio-
nierende Konidien entstehen. Auf Galium-Arten findet sich M. endoge-
num (Ung.) de Bary (Fig. 45, 22) und an Linaria M. caulium (Schneid.)
Schroet.
Von den Gattungen mit ballenartig zusammenhängenden Sporen
wäre zuerst Tuburcinia Fries zu nennen, deren Sporen in gröfserer Zahl
fest verbunden sind und durch wiederholte Teilung aus einer einfachen
oder mehrzelligen Anlage hervorgehen. Die Einzelspore eines Ballens
keimt in eine Hemibasidie aus, welche an der Spitze 4—8 endständige
Konidien trägt, die paarweise fusionieren; es entstehen dann Sekundär-
und Tertiärkonidien. Aufserdem aber finden sich aus dem Mycel ent-
stehend Konidienträger, welche zu Lagern auf den Blättern zusammen-
stehen und an der Spitze eine eiförmige Konidie abschnüren. Zu
nennen wäre T. Trientalis (Berk. et Br.) Wor. auf Trientalis europaea,
deren Entwicklung genauer bekannt ist (Fig. 46, 26—28),
In der Gattung Uroeystis Rabenh. finden wir wieder einige wichtigere
Parasiten. Die Brandsporen bilden in geringerer oder gröfserer Zahl
einen fest zusammenhängenden Sporenballen, der von helleren, kleineren
Zellen unvollkommen eingeschlossen wird. Vielleicht stellt diese For-
mation des Sporenballens” eine Anpassung für die Verbreitung durch
Wind dar. Die Keimung der einzelnen Sporen eines Ballens erfolgt
durch Bildung einer Hemibasidie, an deren Spitze eine ganze Anzahl
von Sterigmen entsteht, welche entweder steril zu Fäden auswachsen
(U. occulta) oder am Ende eine längliche Konidie bilden (U. Violae).
Die wichtigste Art ist der Roggenstengelbr and, U. oceulta (Wallr.)
Rabenh. Die Brandlager erscheinen selten im Fruchtknoton, viel häufiger
im Stengel, in den Blüten und in den Blattscheiden; namentlich leidet
das oberste Halminternodium, das nicht selten an einer Seite auf-
Tilletiaceae. 339
gerissen erscheint und das schwarze Sporenpulver des Pilzes zutage
treten läfst. Bisweilen sind alle Teile der Pflanze befallen und die
Ähre vollständig brandig; in anderen Fällen sind die vegetativen Teile
stark erkrankt, die Ähre selbst aber nicht pilzhaltig, sondern nur ver-
trocknet; dann und wann kommt die Ähre auch nicht einmal aus der
obersten Blattscheide heraus (Fig. 46, 23). Wenn der vegetative Ap-
parat brandig ist, findet sich der Pilz in dem Zellengewebe zwischen
den Gefäfsbündeln zuerst in Gestalt weifslich durchschimmernder Streifen
von verschiedener Länge. Die Streifen werden mit der Zeit schwarz,
die Oberhaut des Pflanzenteiles reifst entzwei, und das die dunklere
Färbung veranlassende Sporenpulver wird frei. Dasselbe besteht aber
nicht aus einzelnen Sporen, sondern aus charakteristischen Sporen-
knäueln, in denen man eine bis zwei mittlere, dunkelste und gröfste
Sporen unterscheidet (Fig. 46, 24). Dieselben sind noch von mehreren
kleineren, etwa halbkugligen, mattbraun gefärbten Zellen in verschiedener
Anordnung umgeben, welche mit ihrer breiten, flachen Basis den keim-
fähigen Sporenzellen fest aufsitzen. Die keimfähigen Sporen sind braun
und etwa von 13—18 u Durchmesser, die Hüllzellen (Nebensporen) nur
4—6 u breit.
Obgleich dieser Brand nicht allzu häufig auftritt, so sind doch
Fälle bekannt, in denen er zwei Drittel der Ernte vernichtet hat. Da
sein Mycel nicht perenniert, so mufs stets eine Neuinfektion der Roggen-
pflanzen stattfinden.
In seinem äufseren Auftreten ganz ähnlich, aber durch die in den
Rhizomen perennierenden Mycelien verschieden erweist sich U. Agro-
pyri (Preuss) Schroet., die in wildwachsenden Gräsern vorkommt, be-
sonders bei Agropyrum repens, Festuca rubra, Arrhenaterum, Bromus u. a.
Als arger Schädling der Zwiebelkulturen in Nordamerika hat
sich D. Cepulae Frost erwiesen, während bei uns bisher nur vereinzeltes
Vorkommen beobachtet wurde. Bereits die jungen Zwiebelpflänzchen
werden befallen und verkümmern, ohne Zwiebeln anzusetzen. Während
in dem ersten Stadium der Erkrankung nur die äufseren Zwiebel-
schalen befallen werden, erscheinen später auch auf den anderen vegeta-
tiven Organen die schwarzen Brandbeulen, in denen sich die aus ein
oder zwei fertilen, von sehr vielen sterilen Nebensporen umgebenen
Sporenballen ausbilden. Die amerikanischen Phytopathologen, wie FARLOW,
THaxTER haben dem Pilze bereits die gebührende Aufmerksamkeit ge-
schenkt und die Entwicklung klargelegt; als Verhütungsmittel gibt
W. C. Srursıs!) an, dafs die jungen Zwiebelpflänzchen in Warmbeeten
herangezogen und dann erst in Freiland verpflanzt werden sollen.
Daraus scheint also hervorzugehen, dafs die Infektion der Pflanzen vom
Boden aus in sehr jungem Stadium erfolgt. Nahe verwandt und früher
mit ihm vereinigt ist U. Colchiei (Schlecht.) Rabenh. auf den Blättern
von Colchicum autummale, Muscari comosum, Seilla bifolia und anderen
Liliaceen. U. Ornithogali Körn. befällt Ornithogalum umbellatum und
U. Gladioli (Reg.) Sm. Gladiolus-Arten.
Sehr häufig findet sich auf Anemone nemorosa, ramımeuloides, Hepatica
triloba, Pulsatilla und anderen Ranunculaceen U. Anemones (Pers.) Wint.,
an Stengeln und Blättern auffällige Schwielen erzeugend; die Sporen
zeigen oft keine Nebensporen.
Dem Gartenveilchen wird U. Violae (Sow.) Fisch. de Waldh.
I) cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkr. VII S. 90.
394 III. D. Basidiomycetes.
(Fig. 46, 25) schädlich, indem die schwielenförmigen Brandlager auf den
Stengeln, Blättern und Ausläufern auftreten und häufig Verbiegungen
und Krümmungen dieser Organe erzeugen. Die Sporenballen bestehen
aus 4—8 dunkelbraunen fertilen Sporen und blaubräunlichen,, etwas
gröfseren Nebenzellen. Die, wie oben schon angedeutet, an den Hemi-
basidien gebildeten Konidien erzeugen in Nährlösungen Mycelien, an
deren Seitenzweigen hefeartig aussprossende Konidien angelegt werden.
Über die anatomischen Verhältnisse der Gallenbildungen hat J. WAKKER!)
gearbeitet. In dem Fruchtknoten von Viola trieolor arvensis tritt U.
Kmetiana Magn. auf. In den Blütenteilen von Primula elatior, officinalis
u.a. findet sich U. primulicola Magn.; der Pilz befällt hauptsächlich die
Staubgefäfse und erzeugt hier Konidienlager, die von J. Künn als
Paipalopsis Irmischiae bezeichnet wurden.
Wir kommen nun zum Schlufs an eine Gattung, welche auf Wasser-
pflanzen lebt, und deshalb ihre Sporenballen zu Schwimmsporen aus-
gebildet hat. Doassansia Cornu besitzt grofse, aus vielen fertilen Zellen
bestehende Sporenballen, welche von einer Schicht von dunklen, meist
anders gestalteten Zellen umgeben sind. Die Sporenballen werden
durch Verwitterung des Gewebes der Nährpflanzen frei und schwimmen
dann auf dem Wasser. Die Hemibasidien tragen am Ende die Konidien,
welche entweder paarweise fusionieren oder nicht. In Nährlösungen
keimen sie dann zu hefeartig sprossenden Sekundär- und Tertiär-
konidien aus. In den Blättern von Alisma Plantago kommt D. Alismatıs
(Nees) Uornu vor (Fig. 46, 29), in den Blättern und Blütenschäften von
Butomus umbellatus die D. punctiformis (Niefsl) Schroet. usw. Die
Differenzierung der Schwimmsporenballen ist nun aber nicht auf dem
Stadium von Doassansia stehen geblieben, sondern hat sich in ver-
schiedenartiger Weise fortgebildet; man unterscheidet daraufhin noch
mehrere Gattungen, die uns aber hier nicht weiter interessieren.
Bevor wir auf die allgemeinen Verhältnisse der Ustilagineen näher
zu sprechen kommen, wollen wir noch eine Anzahl von Formen be-
trachten, welche gewöhnlich den Ustilagineen angeschlossen werden;
die Entwicklungsgeschichte dieser Formen ist noch nicht in allen Teilen
so bekannt, um ihren Anschlufs hier oder anderswo ausreichend be-
gründen zu können. In erster Linie sei die Gattung Graphiola Poit.
genannt. Ihre verbreitetste Art, welche den Schwielenbrand der
Dattelpalmblätter darstellt, ist @. Phoenicis Fr. und wurde von
E. FiscHEr?) näher untersucht.
Der Pilz entwickelt seine schwarzen, harten Fruchtkörper in Form
zerstreuter Schwielen von etwa 1,5 mm auf den Blättern von Phoenix
dactylifera und ihren Varietäten, und zwar sowohl im Freien am natür-
lichen Standort der Palmen als auch besonders häufig bei uns in den
Gewächshäusern. Aus der Mitte des schwarzen Fruchtkörpers bricht
ein gelbes, säulenförmiges Gebilde hervor, das bis 2 mm Höhe erreichen
kann und aus senkrecht aufsteigenden Fadenbüscheln besteht, zwischen
denen die gelben Sporen liegen (Fig. 46, 32). Die befallenen Blätter
zeigen bisweilen keine Verfärbung, bisweilen einen helleren Hof um
die Pilzschwielen. Die Einwirkung des Pilzes scheint demnach eine
lokal engbegrenzte zu sein; dennoch sehen die in den Gewächshäusern
1) Pringsh. Jahrb. XXIV, 189.
?) Ev. Fıscuen, Beitrag zur Kenntnis der Gattung Graphiola in Bot. Zeit. XLI,
1883, Nr. 45.
Tilletiaceae. 338
befallenen Pflanzen vielfach kränkelnd aus, so dafs es scheint, als ob
der Pilz sich gern geschwächte Exemplare zur Ansiedlung aussuchte.
Die Sporen tragenden Fäden bilden eine palisadenförmige Schicht am
Grunde des Fruchtkörpers; sie stellen quergegliederte, farblose, plasma-
reiche Fäden dar, die dicker als die übrigen Hyphen sind und deren
Glieder auch nach oben noch an Dicke zunehmen, tonnenförmig sich
wölben und auf diese Weise kuglige oder ellipsoidische Gestalt er-
halten (Fig. 46, 33). Aus jedem dieser Glieder sprossen nun 3—6
Kugeln (Fig. 46, 34), die gleiche Gröfse mit den leicht abbrechbaren,
schliefslich ausgesogenen Trägerzellen (Sporeninitialen) erreichen, dick-
wandig werden, aber farblos und glatt bleiben und die fertigen Sporen
darstellen, welche in gröfseren Mengen gelb erscheinen. Die mittlere,
unfruchtbare Fadenpartie wirkt als Ausstreuungsapparat. Die frischen
Sporen sind binnen 12—16 Stunden keimend beobachtet worden, indem
das Endospor sich durch eine runde Öffnung des Exospors als zylin-
drischer Keimschlauch hervorstülpt, bisweilen aber auch fadenartig
dünn hervorkommt und dann bald eine dickere, längliche Anschwellung
zeigt, die als Konidie angesehen werden kann. Diese löst sich ab und
treibt einen Keimschlauch; an ihrer Stelle kann eine zweite gebildet
werden. Bei Aussaatversuchen auf junge Blätter zeigte sich in einem
Falle nach mehreren Monaten ein Auftreten neuer Fruchtkörper.
Mufs man zur Bekämpfung der Graphiola schreiten, dann empfiehlt
sich, nach den Erfahrungen SorAuer’s, ein kühler, heller, recht luftiger
Standort im Glashause. Während der Sommermonate stelle man die
Pflanzen ins Freie.
Eine weitere zweifelhafte Gattung der Ustilagineen ist Schinzia Naeg.
(Entorrhiza Web.), deren Arten an den Wurzeln von Monokotyledonen
gallenartige Auswüchse veranlassen. Die Sporen werden an den Enden von
Mycelzweigen einzeln gebildet, und zwar ım Innern der Zellen der Nähr-
pflanzen. Ihre Keimung erfolgt mit einem Keimschlauch, der an seiner
Spitze oder unterhalb derselben kleine Konidien von sichel- oder nieren-
förmiger Gestalt trägt. Wie die Arten im Erdboden leben und die In-
fektionen von Wurzeln zustande kommen, darüber wissen wir vorläufig
nichts. Die bekanntesten Arten sind 8. Aschersoniana Magen. an den
Wurzeln von Juncus bufonius und 5. cypericola Magn. an denen von
Oyperus flavescens. F. FauTrRer!) hat eine E. Solani aufgestellt, die die
Ursache eines Vertrocknens der Kartoffel-Pflanzen sein soll.
Der Pilz schmarotzt in den Wurzeln und bildet kuglige oder mehr
längliche, oft eckige Sporen. An Stelle der Knollen entwickeln sich
am Grunde des Stengels erbsengrofse Auswüchse. Da bisher die Er-
krankung nicht näher untersucht ist, so empfiehlt sich diesen Resultaten
gegenüber eine gewisse Skepsis.
Erwähnt mag auch noch die Gattung Tuberculina Sacc. sein, die in
den Aecidien und Uredolagern von Uredineen sklerotienartige Mycel-
massen bilden, an deren kurzen Zweigen die Sporen entstehen. Diese
keimen mit einem verzweigten Mycel aus, das an den Zweigenden
kleine sichelförmige Konidien abschnürt. Die bekannteste Art ist
T. persicina (Ditm.) Sacc.
Ebenso zweifelhaft in ihrer Stellung ist die Gattung Cerebella Ces.,
deren europäische Art (©. Andropogonis Ces. in den Blütenständen von
!) Une nouvelle maladie du Solanum tuberosum, Entorrhiza Solani in Rev.
mycol., 1896, S. 11.
396 III. D. Basidiomycetes.
Andropogon Ischaemum wächst. Das Mycel bildet stromatische, mit ge-
hirnartigen Falten versehene Lager an den Kelchspelzen und erzeugt
auf ihnen die aus 3—6 Einzelsporen zusammengesetzten Sporenballen.
OÖ. MarriroLo!), der die Gattung zuletzt untersucht hat, möchte sie nicht
zu den Ustilagineen, sondern zu den Tubercularieen unter die Hypho-
myceten stellen, so dafs man in ihr nur ein Konidienstadium eines
Ascomyceten vor sich hätte.
Zum Schlufs sei noch der von P. VuILLemIn?) begründeten Familie
der Hypostomaceae gedacht, die er an die Ustilagineen angeschlossen
hat, ohne dafs dafür bis jetzt ein vollgültiger Beweis angetreten wäre.
Bei der Gattung Meria Vuill. lebt das Mycel im Innern von dadurch
abgetöteten Lärchennadeln; die Membranen sind gelatinös. Zur Frukti-
fikation entsteht ein Faden- und Zellkomplex in der Atemhöhle einer
Spaltöffnung. Aus den oberen Zellen werden wiederholt verzweigte
Keimschläuche getrieben, die durch die Spaltöffnung ins Freie gehen
und in ihrer äufsersten Spitze sich zu einer vierzelligen Hemibasidie
entwickeln; an dieser werden dann von den einzelnen Zellen auf kurzen
Sterigmen biskuitförmige Sporen abgeschnürt. Augenscheinlich ist die
Gattung mit der Hyphomycetengattung Hartigiella Syd.*?) (Allescheria
Hart.) identisch. Die ähnliche Gattung Hypostomum Vuwill. mit der Art
H. Flichianum Vuill. kommt auf den Nadeln von Pinus austriaca und
montana vor.
Ganz unklar in ihrer Stellung ist die Gattung Bornetina Mang. et
Vıala, welche die Entdecker ManGın und Vıara*) zum Vertreter einer
eigenen Gruppe erheben möchten, die zwischen Ustilagineen und Ba-
sidiomyceten intermediär sein soll. Der Pilz schädigt in Gemeinschaft
mit Dactylopius vitis die Rebenwurzeln in Palästina, indem er’ leder-
artige Mycelhäute bildet, welche die Wurzeln vollständig einhüllen. Die
Sporen sollen in einsporigen Sporangien entstehen. Da ich die mit
Abbildungen versehene Abhandlung der beiden Autoren nicht kenne,
enthalte ich mich des Urteils über die Stellung des Pilzes.
Vielleicht gehört zu den Ustilagineen ein Pilz, der bisher noch
niemals mit Fruktifikationsorganen gefunden worden ist. In den Samen
vom Taumellolch und anderen Lolium -Arten findet sich ein Mycel°)
oberhalb der Kleberschicht, das beim Auskeimen des Kornes durch
die Pflanze wächst und sich wiederum im Samen ansiedelt. Wir haben
also einen ganz ähnlichen Fall des Wachstums vor uns, wie beim Weizen-
flugbrand, aber wir wissen vorläufig nichts darüber, wie die Infektion
der Nährpflanze zustande kommt, und ob der Pilz überhaupt in einer
anderen Form als in der des sterilen Mycels existiert. Es liest
in diesem Pilze ein Beispiel einer ganz vollendeten Anpassung eines
Parasiten an seine Nährpflanze vor.
') Il genere Cerebella di Vincenzo Cesati in Mem. della R. Acc. Sc. Bologna
9. ser. VI. 1897,.8. 608.
?) Les Hypostomacees, nouvelle famille de Champignons parasites in Bull. Soc.
Sc. Nancy 18906.
») Vergl. Rabenh. Kryptogamenflora, Pilze, VIII S. 260, und Vursemmn in
Ann. mycol. III, 1905, S. 340.
*) La phthiriose de la vigne. Paris 1903 u. Compt. rend. CXXXVI, 1903 S. 1699.
°) Vergl. dazu Frerwan in Philos. Trans. Roy. Soc. London, ser. B vol. 196, 1903,
S. 1 (hier die frühere Literatur) und Lisvau in Sitzungsber. d. K. Preufs. Akad. d.
Wiss. 1904. S. 1031.
Die Biologie und die Bekämpfung der Ustilagineen. 337
Die Biologie und die Bekämpfung der Ustilagineen.
Die Brandpilze haben als äufserst auffällige Erscheinungen an den
von ihnen befallenen Pflanzen bereits frühzeitig das lebhafte Interesse
der Mykologen erweckt. Bei der Unzulänglichkeit der Methoden und
optischen Hilfsmittel kam man aber über die oberflächlichsten Kennt-
nisse nicht hinaus, bis die ausgedehnten Untersuchungen Turasne’s!) 1847
die Keimung der Brandsporen im Wasser zeigten. Nachdem dann
durch die Beobachtungen pe Barr’s?), Künn’s®) und FISCHER’S von WALD-
HEIM *) diese Forschungen bestätigt und erweitert worden waren, konnte
man auch durch Infektionsversuche das Verhältnis zur Nährpflanze
bestimmen. Durch pE Bary und Künn, sowie durch R. WoLrr?) wurde
für mehrere Arten festgestellt, wie die Infektion erfolgt, und auf welche
Weise die Entwicklung des Pilzes in der Nährpflanze vor sich geht.
Danach nahm man an, dafs im allgemeinen die Infektion im Keim-
pflanzenstadium stattfinde, und zwar natürlich durch die in der Erde
liegenden Sporen, welche auskeimen und Konidien bilden. Da mit dieser
Erkenntnis der Entwicklungsgang der Brandpilze erschöpft schien, so
bedurfte es einer Entdeckung ganz anderer Art, um der Forschung
neuen Anstofs zu versetzen. Dies geschah durch BrEFELDS Auffindung
der aus den Konidien entstehenden Sprofskonidien. An diesen Befund
schlofs sich die aufserordentlich mühselige Untersuchung dieses Autors
über eine grofse Zahl von Brandpilzformen an, die dazu führte, die
verschiedenen Keimungstypen der Ustilagineen in ihrer morphologischen
Bedeutung würdigen zu lernen. Damit war die Grundlage zu einer ganz
neuen Systematik gegeben, worüber auf den vorstehenden Seiten ge-
nügend Auskunft zu finden ist. Für die Praxis aber ergab sich aus
diesen Arbeiten der Schlufs, dafs bei genügend vorhandenen Nähr-
stoffen die Hefekonidien der Ustilagineen sich ins Unendliche ver-
mehren können, besonders auf den Düngerstätten. Mit dem Heraus-
bringen des Düngers wird auch der Infektionsstoff auf das Feld ge-
bracht, sofern nicht schon im Erdboden selber eine Auskeimung und
Aussprossung der auf dem Felde verbliebenen Sporen erfolgt ist. Be-
sonders bedenklich erschien die Verwendung von frischem Dung, und
BREFELD empfahl deshalb bereits, den Dünger nur nach längerer Lage-
rung auf den Acker zu bringen. In diese Periode fallen auch die
ersten Desinfektionsversuche des Saatkorns, worauf wir im Zusammen-
hang nachher zurückkommen wollen.
Wieder schienen unsere Kenntnisse vollkommen geklärt zu sein,
bis BREFELD durch subtile und bis m die feinsten Einzelheiten wohl-
überlegte Infektionsversuche zeigte, auf wie verschiedene Weise eine
Infektion der Pflanze erfolgen kann. Durch diese noch nicht ganz ab-
geschlossenen Untersuchungen werden unsere bisherigen Anschauungen
wesentlich modifiziert, wodurch auch die Methode der Bekämpfung
festere Grundlagen erhält. Wir wir oben sahen, lassen sich beim
Hirse- und Haferbrand nur die ganz jungen Keimpflänzchen infizieren;
das Mycel wächst durch die ganze Pflanze und bringt erst
!) M&moire sur les Ustilaginees compardes aux Uredinees in Ann. sc. nat.
3 Ser. VII, 1847, und Second memoire etc. ibid. 4 ser. II.
2) Untersuchungen über die Brandpilze. Berlin 1853.
?) Die Krankheiten der Kulturgewächse. Berlin 1859. £
#) Beiträge zur Biologie und Entwicklung der Ustilagineen in Pringsh, Jahrb.
VII, 1869, S. 61.
5) Der Brand des Getreides. Halle 1874.
Sorauer, Handbuch, 3. Aufl. Zweiter Band. 22
398 III. D. Basidiomycetes.
in den Blüten die Brandlager hervor. Den zweiten Typus zeigt uns
der Maisbrand, bei dem jedes jugendliche, noch nicht durch harte Ober-
haut geschützte Organ infizierbar ist; der Brand bleibt hier aber
lokalisiert und geht über den Infektionsherd nicht hinaus. Endlich
wird durch Weizen- und Gerstenbrand ein dritter Typus repräsentiert,
bei dem die Infektion an der Narbe stattfindet; das Mycel infiziert
die junge Fruchtanlage, überwintert im reifen Korn und
durchwächst die ganze Pflanze wieder bis zum Fruchtknoten,
wo die Brandlager gebildet werden. 2
Merkwürdigerweise entsprechen diesen drei Typen auch die Aus-
keimungen der Brandsporen, beim ersten werden Hefekonidien ge-
bildet, daher Infektion vom Boden aus: beim zweiten werden vorwiegend
Luftkonidien gebildet, daher Infektion durch die Luft vom Winde ver-
anlafst; beim dritten werden nur Keimschläuche ohne Konidien erzeugt,
daher Verwehung durch Wind auf die Narbe nach Art der Pollen-
körner,. Endlich mag als vierter Typus, der z. B. vom Antherenbrande
der Caryophyllaceen (U. violacea) vertreten wird, der genannt sein, bei
dem durch Insekten die Brandsporen aus den Antheren auf fremde
Narben verschleppt werden. Beiläufig sei auch erwähnt, dafs die
Wasserformen ebenfalls bestimmte Anpassungen zeigen, die sich in der
Keimung und im Bau der Sporen äufsern; davon wissen wir aber vor-
läufig noch zu wenig, ganz abgesehen davon, dafs Kulturpflanzen nicht
in Mitleidenschaft gezogen werden.
Diese aufserordentlich spezialisierte Anpassung an die Wirtspflanze
in Verbindung mit den verschiedenen Faktoren der Sporenverbreitung
können uns nun bestimmte Fingerzeige für die Bekämpfung der Brand-
krankheiten geben. Sie wird sich hauptsächlich nach der Richtung hin
zu bewegen haben, dafs die Brandsporen und die von ihnen hervor-
gebrachten Hefekonidien abgetötet werden. Daneben aber können auch
andere indirekte Bekämpfungsversuche gemacht werden, die wir zuerst
besprechen wollen.
Bei den oben besprochenen Versuchen mit Hafer- und Hirsebrand
war darauf hingewiesen worden, dafs es der Pflanze durch schnelles
Längenwachstum bisweilen gelingt, das Mycel vom Stammscheitel fern
zu halten und in den Knoten einzukapseln. BrerreLp hat diese Tat-
sachen weiter verfolgt und gefunden, dafs umgekehrt die Pflanze un-
fehlbar brandig wird, wenn ihr Wachstum möglichst verlangsamt wird,
wodurch das Mycel ausreichend Zeit gewinnt, bis zum Vegetations-
scheitel zu wuchern. Es wird also jedes Mittel, das das schnelle Empor-
wachsen der Pflanzen befördert, die Gefahr des Brandbefalles verringern,
allerdings nur bei solchen Brandarten, die bereits die jungen Keim-
pflanzen befallen oder im Korn eingeschlossen sind. Für Ustilagineen
mit lokalisierten Brandlagern, wie beim Maisbrand, verspricht das be-
schleunigte Wachstum keinen Erfolg. Als Mittel zur Erreichung des
angegebenen Zweckes kommen in Betracht die Auswahl von guten,
schnell keimfähigen Saatkörnern, Vorbehandlung der Körner durch
Einweichen, wie es durch die Beizung meist schon geschieht, gute
Düngung der Felder, nicht zu zeitiges Aussäen ), ausreichende Feuchtig-
.,.)C. v. Tugeur warnt vor zu spätem Aussäen, weil die Brandgefahr dadurch
nicht verringert und die Gefahr der Beschädigung durch die Fritfliege erhöht
würde... Das letzte Wort in dieser Frage dürfte aber noch nicht gesprochen sein,
weil amerikanische Forscher zu anderen Resultaten gekommen sind; vergl. auch
F. Körrın Ravn Saatidens Inflydelse paa Fremkomsten of Stövbrand hos Hayre
in Tidsskr. f. Landbrug. Planteavl. VII, 1900-1901, S. 142.
Die Biologie und die Bekämpfung der Ustilagineen. 339
keit u. a. Manche von solchen günstigen Vorbedingungen hat der
Landmann nicht in seiner Hand, sondern er mufs sich dabei auf das
jeweils herrschende Wetter verlassen. Mit der Zeit werden aber gewifs
auch hier sicherer wirkende Mittel gefunden werden.
Zur Bekämpfung der latent im Samen sitzenden Brandkeime
(Weizen- und Gerstenbrand) kann man natürlich keine direkten Mittel
anwenden, sondern BREFELD schlägt nur vor, das Saatgut von brand-
freien Feldern zu beziehen. Durch solche sorgfältige Auswahl wird
sich allmählich der Brandschaden verringern lassen.
Wir kommen nun zur Bekämpfung der Brandpilze durch Vernich-
tung: ihrer Hefekonidien. Als BrREFELD nachgewiesen hatte, dafs in Nähr-
lösungen von den Konidien in unendlicher Generationsfolge Sprofs-
konidien gebildet werden, da glaubte man anfangs, dafs die Vernichtung
dieses saprophytischen Lebensstadiums die Hauptaufgabe der Bekämp-
fung bilden müsse. Gerieten die Brandsporen auf Dünger oder ın
Jauche, so waren damit die Bedingungen zur Sprofskonidienbildung
gegeben, und ein Düngen mit solchem infizierten Mist mufste natürlich
die Gefahr der Branderkrankung erhöhen. Man empfahl deshalb die
Anwendung von abgelagertem Dung, da anzunehmen war, dafs nach
Erschöpfung der Nährstoffe, die bei der ungeheuer grofsen Sprofsfähig-
keit der Konidien bald eintreten müfste, die Keime abgetötet würden.
Die praktische Erfahrung, die wie so oft der theoretischen Erkenntnis
vorausgeeilt war, hatte diese Regel stets schon befolgt. Die Gefahr
der Ansteckung durch die Hefekonidien ist entschieden bedeutend
übertrieben worden, und BrErELD selbst zerstreute die schlimmsten Be-
fürchtungen durch den Nachweis, dafs im Laufe der durch Sprossung
gebildeten Generationen ihre Infektionstüchtigkeit abnimmt, indem sie
immer weniger imstande werden, Keimfäden auszutreiben, welche allein
die Pflanzen infizieren können. Wir kennen aufserdem die Bedingungen,
wie die Brandsporen im gedüngten Boden leben, nicht, so dafs wir
nicht in der Lage sind zu sagen, ob die Sporen noch im Herbst aus-
keimen und den Winter über sprossen, oder ob sie überwintern und
im Frühjahr erst keimen. Setzen wir das letztere voraus, so sind die
Entwicklungschancen des Pilzes entschieden günstiger. Ferner ist zu
bedenken, dafs die Sprofskonidien gegen Austrocknen sehr empfindlich
sind, vielleicht auch gegen starke Kälte, obwohl wir davon wenig wissen,
Jedenfalls müfsten also viele günstige Vorbedingungen zusammentreffen,
wenn die Sprofskonidien die ihnen zugeschriebenen schädlichen Wirkungen
uneingeschränkt ausüben sollen; zweifellos spielen sie aber unter Um-
ständen eine wichtige Rolle, wenn wir uns ihren Zweck einmal klar
machen. Wenn die Hemibasidie nur die Konidien bildete, so würden
nach deren Untergang, wenn sich inzwischen keine Gelegenheit zur
Infizierung der Nährpflanze geboten hat, die Brandsporen ihren Zweck
verfehlt haben. Dadurch nun aber, dafs die Konidie durch Sprossung
ihr Leben gleichsam verlängern kann, gewinnt sie die Möglichkeit, den
Zeitpunkt einer Infizierung abzuwarten. Jedenfalls mufs die Wahr-
scheinlichkeit einer Infizierung gröfser werden, je zahlreicher die
Sprofskonidien gebildet werden. So ist also die Natur auch hier be-
dacht, durch möglichst zahlreich gebildete Keime das Fortbestehen der
Art zu sichern.
Die vorstehende Betrachtung bezog sich auf die innerhalb der Nähr-
lösung gebildeten Konidien; wie wir gesehen haben, kommen aber auch
Luftkonidien vor wie beim Maisbrand. Wenn man also diese Konidien
2
340 III. D. Basidiomycetes.
von der Infektion abhalten will, so mülsten Mittel ergriffen werden, die
oberflächliche Auskeimung der Brandsporen im Boden zu verhindern
oder die Aufwirbelung der Konidien durch den Wind hintanzuhalten.
Ob das möglich sein wird, darüber müssen noch anzustellende Ver-
suche Auskunft geben. Dafs aber tatsächlich die Luftkonidien es sind,
welche im Freien Infektionen veranlassen, dafür hat BrEFELD!) den Be-
weis angetreten. Er säete zwischen die jungen Maispflanzen die Mais-
brandsporen untermischt mit Erde und Dünger gleichmäfsig aus und
beobachtete das Brandigwerden der Pflanzen. Ferner legte er solche
Infektionsherde in bestimmten Entfernungen bis zu 20 m von den Mais-
quartieren an und konnte Ansteckungen feststellen, je nach der Ent-
fernung natürlich in gröfserer oder geringerer Zahl.
Die älteste und bisher beste Art der Bekämpfung der Brandpilze
ist die Vernichtung der Brandsporen. Während man bei vielen Schäd-
lingen durch Verbrennung der erkrankten Pflanzen oder Pflanzenteile
der Ausbreitung der Krankheit sehr wirksam entgegentreten kann, läfst
sich natürlich bei den Brandpilzen wegen ihres Auftretens an verhält-
nismäfsig kleinen und in grofsen Mengen gebauten Pflanzen an ein
solches Mittel nicht denken. Man sagte sich daher, dafs es genügen
müfste, die Wiedereinführung von Brandsporen, die am Saatgut hängen,
auf das Feld zu verhindern, indem man sich stillschweigend mit der
Infektion von noch im Boden befindlichen Sporen auf gut Glück ver-
lieis. Dieses Ziel konnte natürlich nur erreicht werden, indem man
die Körner einem Sterililsationsprozels unterwarf, der einerseits die
Brandsporen sicher abtöten mufste, anderseits aber die Keimkraft des
Kornes nicht herabsetzen durfte. Zur Erreichung des gedachten Zweckes
bot sich die Behandlung des Saatgutes mit giftigen Stoffen oder
mit höheren Temperaturen.
Betrachten wir davon zunächst die Behandlung mitegiftigen
Stoffen?).
J. Künn wies zuerst darauf hin, dafs zwar das Abwaschen des
Saatgutes mit Wasser einen gewissen Erfolg gewährt, dafs aber eine
vollständige Vernichtung aller Sporen nur von der Anwendung eines
Beizmittels zu erhoffen ist. Besser als der zuerst für diesen Zweck
verwendete Atzkalk erwies sich die Behandlung der Körner mit ge-
löstem Kupfervitriol. Künn verwendet zum Beizen von 250 1 Getreide
!/& ke Kupfervitriol, der in heifsem Wasser gelölst und dann so weit
verdünnt wird, dafs die Flüssigkeit etwa handhoch über den Körnern
steht. Man rührt öfter um und schöpft alles an der Oberfläche Schwim-
mende ab. Nach 12—16 stündigem Einweichen wird das Saatgut heraus-
!) Untersuchungen etc. Heft XIII S. 54.
2) Um nicht durch Anführung der zahllosen Versuche und der reichhaltigen
Literatur zu ermüden, verweise ich hier nur auf wenige Arbeiten: Die ältere
Literatur vergl. in Soraver’s Handbuch 2. Aufl. II S. 203ff.; vergl. über praktische
Ausführung Frank, Kampfbuch und Kremer, Die Krankheiten und Be-
schädigungen der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. II. Aufl. Stuttgart 1906.
Von neueren Arbeiten seien genannt: Krrsanx in Zeitschr. f. Pflanzenkr. III S. 64;
Kırcuxer ebenda III S. 2; Würnrıcn ebenda II S. 30; v. Tuseur in Arb. a. d. Biol.
Abt. f. Land- u. Forstwirtsch. am Kais. Gesundkeitsamt, II, Heft 2 u. 3; Arırrı in
Le Staz. sperim. Ital. XXXIII S. 441; Hscke in Zeitschr. f. d. landw. Versuchsw. in
Österreich 1902; Tororkow in Journ. f. russ. Landwirtsch. 1903 S. 58. Auch die
amerikanische Literatur über diesen Gegenstand ist sehr reichhaltig, kann aber
hier nicht aufgeführt werden, wie denn überhaupt die Verwertung aller Schriften
über Beize und Heifswassermethode weit über die Zwecke dieses Buches hinaus-
gehen würde.
Die Biologie und die Bekämpfung der Ustilagineen. 341
gehoben und unter öfterem Umwerfen getrocknet; dann kann nach
einigen Stunden bereits mit der Hand, nach 24 Stunden mit der Ma-
schine gesäet werden. Diese älteste Vorschrift ist mit geringen Modi-
fikationen bis heutigentags im Gebrauch und empfiehlt sich wegen
ihrer leichten Ausführbarkeit am meisten. Im allgemeinen hat man mit
dem Kupfervitriol befriedigende Erfolge erzielt, obwohl bisweilen die
Keimkraft der Körner etwas herabgesetzt oder verzögert wird. Diese
Gefahr wird um so geringer, je tadelloser das Saatgut selbst ist. Bis-
weilen tritt auch insofern eine Schädigung ein, als die Auskeimung
unter allerhand unregelmäfsigen Erscheinungen erfolet, indem bald das
Scheidenblatt oder die Würzelchen oder die ersten Blättchen gewisse
Verbildungen zeigen; sie gleichen sich aber bald im Laufe des Wachs-
tums aus und schädigen den Ertrag nicht merklich.
Man hat ferner, um die Kupfervitriolbeize unschädlicher zu
machen, vorgeschlagen, die gebeizten Körner mit verdünnter Kalkmilch
zu behandeln. Wenn auch das Keimungsvermögen dadurch nach Ver-
suchen von DREISCH günstig beeinflufst wird, so scheint die Anwendung
der Kalkmilch nicht unbedingt notwendig zu sein.
Die gewöhnliche Vorschrift, wie diese am meisten verbreitete
Beizung vorgenommen werden soll, ist folgende: Man löst /a kg Kupfer-
vitriol in 100 1 Wasser und schüttet so viel Körner hinein, dafs die
Flüssigkeit noch ca. 10 em hoch darüber steht. Nach 12—16 Stunden
läfst man die Beize ab und kann nun in demselben Bottich eine Kal-
kung vornehmen, wozu man 6 kg gebrannten Kalk auf 1101 Wasser für
je 100 kg Samen nimmt. Die Kalkmilch läfst man unter Umrühren
etwa 5 Minuten einwirken.
Noch einfacher stellt sich das Verfahren, wenn man von vornherein
2—4°bige Bordeauxbrühe verwendet; hier ist noch weniger eine
Einwirkung auf die Keimkraft zu fürchten, selbst wenn die Körner
über 24 Stunden in der Lösung bleiben.
Da durch die erwähnte Behandlung Gerste und Hafer eine etwas
höhere Beeinträchtigung ihrer Keimkraft erfahren als Weizen, so hat
man für diese Getreidearten ein 10 bis 12stündiges Einweichen in
0,75 /oige Schwefelsäure vorgeschlagen. Ganz läfst sich aber auch hierbei,
wie die Versuche Künn’s und anderer zeigten, der Keimverlust nicht
vermeiden, und die Menge des Saatgutes mufs deshalb von vornherein
etwas höher bemessen werden. Auch die schweflige Säure ist von ZOEBL
empfohlen worden; doch stellt sich die Anwendung für die Praxis viel
zu kompliziert, ohne dals ein gröfserer Erfolg zu erzielen wäre.
Aufser den genannten Mitteln wurde von SwineLE bei Haferbrand
Auswaschen der Körner mit 1/oigem Kaliumsulfid empfohlen; ARrIETI
hat eine grofse Zahl von Salzen durchprobiert, aber immer fand auch
eine gleichzeitige gröfsere Schädigung der Keimkraft statt. Letzterer
Autor empfiehlt daher die Kürn’sche Methode. In neuerer Zeit kam
ein Mittel in den Handel, das Cerespulver!), dem die gleichen
Eigenschaften wie der Kupferbeize zukommen sollen, das aber die
Keimkraft nicht schädigt. Jensen hat dieses Mittel warm empfohlen
und scheint zu seinen Gunsten sogar seine Heifswassermethode auf-
geben zu wollen.
Zu erwähnen wäre endlich noch das Formalin, das in neuester
Zeit vielfach in Anwendung gekommen ist, sowohl in der Form des
') Vergl. Zeitschr. f. Pflanzenkr. V S. 137.
3429 III. D. Basidiomycetes.
Gases wie in wäfsriger Lösung. Die ausgedehnten Versuche v. TUBEUF’S
haben gewifs manche praktische Resultate gegeben, aber eine Auf-
munterung, die bewährte Kupfermethode aufzugeben, enthalten sie nicht,
HeEckE konstatierte bei Anwendung des Mittels beim Hirsebrand eine für
die Praxis sehr unangenehme Verzögerung der Keimung.
Wir kommen nun zu der zweiten Reihe der Bekämpfungsmittel,
die sich mit der Verwendung höherer Temperaturen befassen.
Dafs die Kälte etwa die Sporen abtöten könnte, war von vornherein
unwahrscheinlich, weil ja die Sporen beim Überwintern im Freien häufig
der Wirkung intensiver Abkühlung und des Wiederauftauens ausgesetzt
sind. Man versuchte dann zuerst die Abtötung durch trockene Hitze.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dafs man die Körner durch
ein schwach brennendes Feuer fallen liefs oder sie mit heifser Luft be-
handelte. Was wir jetzt von der Resistenz der Sporen gegen trockene
Hitze wissen, macht es von vornherein unwahrscheinlich , dafs eine
solche Methode Erfolg haben kann. Es bedeutete deshalb einen ge-
waltigen Fortschritt, als I). JENSEN !) im Jahre 1888 darauf hinwies,
dafs ein Verweilen von 5 Minuten in Wasser von 52—56° C. die Brand-
sporen abzutöten vermag. Die Urteile über dieses Heilswasserverfahren
waren sehr geteilt; während nach Künn die Keimkraft der Körner
leidet und die Sporen nicht alle zum Absterben gebracht werden, er-
zielten ERIKSSON, KELLERMANN und SWINGLE, KIRCHNER u. a. bei richtiger
Anwendung gute Resultate. Heute wendet man in der Praxis die Me-
thode vielfach mit Erfolg an. Zur Ausführung stellt man sich Wasser
von 55° ©. Wärme her und taucht einen mit den Körnern gefüllten Korb
auf 5 Minuten hinein. Bei den unbespelzten Körnern, wie Weizen und
Roggen, genügt diese Zeit, bei den bespelzten dagegen, wie Gerste, Hafer,
Emmer usw., ıst ein Eintauchen während 15 Minuten erforderlich, ohne
dafs eine Herabsetzung der Keimkraft zu befürchten steht. Bei richtiger
Anwendung scheint die Heifswassermethode ihren Platz neben
der Kupferbeize auszufüllen.
Mit Absicht sind wir bisher nicht auf die bei den einzelnen Ge-
treidearten durch diese Behandlungsweisen erzielten Erfolge eingegangen.
Dafs der Brand nicht vollständig abgehalten werden kann, darin sind
sich alle Beobachter einig, dafs er vermindert wird, darüber herrscht
dieselbe Übereinstimmung, und doch konnte man sich nicht recht er-
klären, weshalb der eine Untersucher ungünstige Resultate bei dieser,
der andere Untersucher bei jener Getreideart bekam. Nach den Unter-
suchungen BRrEFELp'S über die Blüteninfektion des Getreides lassen sich
diese Widersprüche leicht lösen, wenn wir uns fragen, bei welchen
Brandarten denn überhaupt eine Beizung Erfolg verspricht. Theoretisch
erscheint ein Erfolg nur möglich bei den Brandarten, welche die junge
Keimpflanze zu infizieren vermögen; dahin gehören also U. Avenae und
laevis auf Hafer, U, Hordei bei Gerste, die verschiedenen Brandarten
der Hirsen, der Steinbrand des Weizens, bis zu einem gewissen Grade
auch der Maisbrand. Nicht abgetötet aber, weil ja das Mycel im Korn
sitzt, werden U. nuda auf Gerste, U. Tritiei auf Weizen, vielleicht
auch U. Secalis. Wenn also z. B. die Gerste auch gebeizt wird, so
kann sie doch brandkrank werden, nur dafs dann nicht U. Hordei,
sondern Ü. nuda die Veranlassung ist. Trotzdem aber ist die Beizung
!) Vergl. über diese Literatur die Arbeit von Kirchner in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten III S. 3.
Eubasidii (Basidiomycetes im engeren Sinne). Uredinae (Rostpilze). 343
keineswegs zu verwerfen, im Gegenteil empfiehlt BrerELp selbst dringend,
sie beizubehalten und ihre Anwendung noch auszudehnen; durch sorg-
fältiges Auswählen des Saatgutes aus brandfreien Gegenden kann da-
neben noch erfolgreich gegen die grofsen Schädigungen durch die
Brandkrankheiten vorgegangen werden.
Es mag vielleicht nicht ganz überflüssig sein, zum Schlusse unserer
Betrachtung über die Brandpilze noch kurz auf die materiellefi Schädi-
gungen hinzuweisen, die durch Brand veranlafst werden. So beziffert
Eriksson die jährlichen Verluste an Hafer und Gerste für Schweden auf
über 7Ye Millionen Kronen, SwinsLE die jährliche Einbufse durch
Haferbrand für die Vereinigten Staaten auf 18 Millionen Dollars, SELBY
für Ohio durch Weizenbrand 7 Millionen Mark jährlich usw. Für
Deutschland findet sich reiches Material in den Jahresberichten des
Sonderausschusses für Pflanzenschutz, wenn sich auch zahlenmäfsig
der Verlust überhaupt kaum angeben läfst. Für andere intensiv Ge-
treide bauende Länder existieren keine näheren Angaben, doch wird
man nach dem Gesagten wohl die Überzeugung gewinnen, dafs die
Brandpilze für unseren Landbau zu den gefährlichsten Feinden ge-
hören und bedeutenden Schaden verursachen, der nur noch von den
Rostpilzen übertroffen wird.
Eubasidii (Basidiomycetes im engeren Sinne).
Im Gegensatz zu den Ustilagineen besitzen die Eubasidii echte
Basidien, d. h. Konidienträger, die in ihrer Gestalt, Gröfse, Sporenzahl,
Sporenform, Kernverhältnissen usw. für jede Art eine sehr weitgehende
Regelmäfsigkeit aufweisen. Besonders wichtig ist dabei Regelmäfsigkeit
in der Sporenbildung; während bei den Ustilagineen an jeder Hemi-
basidienzelle eine nicht bestimmte Zahl von Sporen entstehen konnte,
wird hier stets nur eine oder eine ganz bestimmte Zahl an Sterigmen
gebildet. Für die Familie der Ustilaginaceae war die Querteilung der
Hemibasidie in mehrere Zellen die Regel; bei der Fortbildung zur
regelmäfsigen Gestaltung hat deshalb die Zahl der übereinander ge-
legenen Zellen eine Fixierung erfahren, und die Zahl der an jeder
Basidienzelle gebildeten Sporen ist auf die Einzahl zusammengeschrumpft.
Wir erhalten also als erste Gruppe der Eubasidii diejenige mit geteilten
Basidien, die Protobasidiomycetes. Im Gegensatz dazu kamen
bei den Tilletiaceae nur einzellige Hemibasidien vor, die am Scheitel
mehrere Konidien tragen; von ihnen leitet sich die einzellige keulige
Basidie ab, wie sie für die später zu besprechenden Autobasidio-
mycetes charakteristisch ist.
Wenden wir uns jetzt zu den Protobasidiomycetes, so treffen wir
zuerst bei ihnen auf Formen, deren Basidien aus vier übereinander
gestellten Zellen bestehen (sogenannte quergeteilte Basidien).
Wir unterscheiden zwei Ordnungen, Uredineae und Auriculariineae,
von denen die erste als die wichtigste uns jetzt beschäftigen soll. Die
zweite wird dann später in Gemeinschaft mit den Tremellineae be-
handelt werden.
Uredineae (Rostpilze).
Die Rostpilze gehören zu den am besten angepafsten Parasiten
aus dem Pilzreiche. Während bei allen übrigen Parasiten, sogar bei
den Brandpilzen, eine saprophytische Ernährung in mehr oder weniger
vollkommener Weise gelungen ist, hat man bei der künstlichen Züchtung
344 III. D. Basidiomycetes.
cer Uredineen niemals eine Entwicklung über die Sporenkeimungs-
produkte hinaus beobachtet. Nur wenn die Keimung auf der betreffen-
den Nährpflanze vor sich ging, trat Weiterentwicklung und Fruktifikation
ein. Die Uredineen besitzen ein vielfach verzweigtes, gekammertes
Mycel, das im allgemeinen streng intercellular wächst und in die Zellen
kleine Seitenzweige., die als Haustorien fungieren, entsendet. Häufig
sind die"Zellen mit einem gelben oder rötlichen Öl erfüllt, wodurch
auch die meist rötliche Farbe der Flecken auf der Nährpflanze be-
dingt wird.
An diesem Mycel werden nun Fruchtlager angelegt, und zwar meist
unter der Epidermis, nach deren Sprengung sie frei werden. Die Form
dieser Lager ist je nach der Gattung etwas verschieden; auch bei den
einzelnen Fruchtformen tritt sie nicht in gleicher Ausbildung auf. Wir
werden sie noch später kennen lernen. Die wichtigste Fortpflanzungsform
wird durch die Teleutosporen dargestellt. Sie entsprechen den
Chlamydosporen der Ustilagineen und bedürfen in den meisten Fällen einer
Ruhepause, bevor sie in die Basidien auskeimen. Die Basidien kommen
als einfache Mycelschläuche zu dem in der Sporenmembran bereits
vorgebildeten Keimporus hervor und teilen sich in vier übereinander
liegende Zellen; seltener wird noch eine fünfte, untere Zelle ab-
gegliedert, die dann als Stielzelle fnngiert. Jede Basidienzelle bildet
auf einem mehr oder weniger langen Sterigma eine Spore. Dieser
Fruktifikation gehen bestimmte Kernvorgänge voraus, die sich in den
bisher bekannten Fällen so abspielen, dafs die Mutterzelle der Teleuto-
spore zuerst zwei Kerne enthält, die sich simultan teilen. Zwei der
Tochterkerne gehen in die Stielzelle über; zwei davon bleiben in der
Jungen Teleutospore und verschmelzen bald miteinander. Hat die
Teleutospore mehrere Zellen, so findet eine mehrfache Teilung der
beiden Kerne, die man auch konjugierte Kerne genannt hat, statt.
Die Teleutosporen entstehen in mehr oder weniger ausgedehnten Lagern
und sind meist mehr oder weniger lang gestielt. Der Stiel hat häufig
das Vermögen, gallertig aufzuquellen, um dadurch die Abtrennung der
Spore zu erleichtern. Die Spore selbst besteht aus einer oder mehreren
Zellen, die in verschiedener Weise zueinander gelagert sein können,
wie die Gattungsübersicht zeigen wird. Jede einzelne Zelle bringt
eine Basidie hervor. Die Membran der Teleutosporen besitzt meist
eine ziemliche Dicke und trägt häufig auf der Aufsenseite Skulptierungen
oder Stacheln, Warzen usw.; stets ist auch an jeder Zelle ein Keim-
porus vorhanden. Die mehrzelligen Teleutosporen zeigen sich von
einem dünnen Häutchen, der Membran der ursprünglichen Mutterzelle,
umgeben, und man müfste daher besser unter Berücksichtigung der
Selbständigkeit Jeder Teleutosporenzelle von einem „Sporenkörper“
sprechen. "Bei den Puceinieen u. a. tritt die Basidie stets fadenartig
aus der Zelle heraus, bei Coleosporium und verwandten Gattungen da-
gegen teilt sich der "Inhalt der Spore nur in vier Zellen, von denen
jede ein Sterigma mit Spore austreibt. Aus dem Gesagten geht her-
vor, dafs die Teleutosporen als Chlamydosporen angesehen werden
müssen, welche unmittelbar fruktifikativ zur Basidie auskeimen.
Nicht bei allen, aber bei sehr vielen Arten kommen nun neben
den Teleutosporen noch zwei andere Chlamydosporenformen vor, welche
nur in Keimschläuchen auszukeimen vermögen und stets nur aus einer
Zelle bestehen. Es sind dies die Aecidien- und Uredosporen.
Die Aecidiensporen zeigen bei allen Formen einen nahezu überein-
Uredineae (Rostpilze). 345
stimmenden Bau. Sie werden in Lagern gebildet, welche von einer
sich am Scheitel öffnenden Zelllage, der Pseudoperidie, umgeben
sind. Die Pseudoperidie besteht aus einer einzigen Schicht flacher Zellen,
die eine eigenartige Warzenbildung an der Oberfläche tragen und meist
rötliche Oltröpfehen führen. Nur seltener kommt es vor, dafs diese
Hüllschicht ganz fehlt (Melampsora) oder von einem Kranze nach innen
gekrümmter Paraphysen ersetzt wird (Phragmidium). Die Sporen selbst
sind stets einzellig, mit gelbem oder rotgelbem Ol erfüllt, meist zierlich
gestachelt und entstehen reihenweise auf kurzen am Grunde des Frucht-
körpers stehenden einfachen Trägern; zwischen zwei Sporen befindet
sich eine sogenannte Zwischenzelle, die aber bald zerdrückt und
zerstört wird, so dafs sie nur an jungen Stadien noch sichtbar ist. Die
Aecidiensporen keimen mit einem einfachen Keimschlauch, der sofort
durch eine Spaltöffnung in die Nährpflanze eindringt.
Die Uredosporen entstehen ähnlich wie die Teleutosporen einzeln
auf Stielen und bestehen stets nur aus einer Zelle. Sie bilden ähnliche
Lager wie die Teleutosporen; ja häufig entstehen in den Uredolagern
später die Teleutosporen. Die Membran der Uredosporen ist mit
feinen Stacheln bedeckt und von zwei oder mehr Keimporen durch-
setzt, wodurch sie sich also scharf von einzelligen Teleutosporen unter-
scheiden. Die Auskeimung erfolgt wie bei den Aecidiensporen. In
wenigen Fällen (z. B. Coleosporium) werden die Uredosporen reihen-
weise nach Art der Aecidiensporen gebildet.
Endlich kommt noch eine letzte Sporenform vor, nämlich kleine
stäbchenförmige oder fast kuglige Konidien, welche in Pykniden ge-
bildet werden. Die Form dieser Pykniden stimmt ganz überein mit
denen von Polystigma oder ähnlichen Ascomyceten; ich verweise auf
die Figuren 14, 6 und 50, 13 auf S. 101 und 360. Bei der Seltenheit dieser
Fruchtform wollen wir uns nicht weiter mit ıhr befassen, zumal
die Funktion der Konidien bisher noch nicht sicher hat aufgeklärt
werden können.
Was nun den Zusammenhang der drei Chlamydosporenformen be-
trifft, so unterliegt es wohl keinem Zweifel, dafs sie sich aus einer
gemeinsamen Grundform durch Differenzierung der Form und Funktion
abgespalten haben. Die Teleutosporenform als der Erzeuger der
charakteristischen Basidienfruktifikation ist die weitaus wichtigste von
allen und wird deshalb bei keiner einzigen Art vermifst. Dagegen
treten die beiden anderen Chlamydosporenformen durchaus nicht überall
auf; neben Arten, die beide Formen besitzen, treten andere auf,
die nur eine von ihnen entwickeln. Wie die Spaltung der drei
Chlamydosporenformen vor sich gegangen ist, darüber wissen wir noch
nichts; wahrscheinlich dürfte nur sein, dafs das Lebensbedürfnis dieser
Pilze den Anstofs zur Ausbildung gegeben hat. So entstehen im all-
gemeinen die Aecidien zur Frühjahrszeit oder im zeitigen Sommer und
dienen also recht eigentlich dazu, diese Pilze im Beginn der Vegetations-
periode zu verbreiten. Die Uredosporen können als Sommersporen
bezeichnet werden und die Teleutosporen als Herbstsporen (Winter-
sporen), da sie am spätesten im Jahre entstehen und bestimmt sind,
bis zum nächsten Jahre zu überwintern. Ausnahmen von dieser Regel
kommen natürlich vor, lassen sich aber vielfach durch die Lebens-
gewohnheiten der betreffenden Pilze verständlich machen.
Diese Fülle von Fruchtformen, wie sie in gleicher Reichhaltigkeit
nur noch bei einigen Ascomyceten auftritt, wechselt nun bei den
346 IIL D. Basidiomycetes.
Arten, welche alle besitzen, in ganz regelmäfsiger Weise ab. Im Früh-
jahr keimen die Teleutosporen zu Basidien aus, die Basidiosporen in-
fizieren die Nährpflanze, und es entstehen Aecidien und Pykniden;
dann werden im Sommer die Uredosporen gebildet, die zuletzt wieder
von den Teleutosporen abgelöst werden. Wenn sich dieser ganze
Entwicklungszyklus auf ein und derselben Nährpflanze abspielt, so
nennen wir einen solchen Rostpilz autöcisch. Aufserordentlich
kompliziert aber wird der ganze Lebenskreis, wenn die verschiedenen
Sporenformen nicht auf einer, sondern auf zwei Wirtspflanzen zur
Entwicklung kommen. Wir sprechen dann von Wirtswechsel oder
Heteröcie, ein im Pflanzenreich aufserordentlich seltener Vorgang,
der sein einziges Gegenstück in der Sclerotinia Ledi (s. S. 283) hat.
Der Wirtswechsel kommt in allen Fällen derartig zustande, dafs sich
die Aecidien (und Pykniden) auf der einen, die Uredo- und Teleuto-
sporen auf der anderen Nährpflanze bilden. Zu dieser höchsten Stufe
der Anpassung ist nur eine verhältnismäfsig kleine Zahl im Vergleich
zur Gesamtmenge der Arten vorgeschritten, und merkwürdigerweise
sind es nur wenige Nährpflanzenfamilien, bei denen die Wirte der
heteröcischen Uredineen zu suchen sind. Zur Erklärung dieser eigen-
artigen Anpassung hat man verschiedene Hypothesen aufgestellt, von
denen aber bis jetzt keine voll befriedigt. So nahm E. FıscHEr an, dafs
die Arten früher omni- oder plurivor und autöcisch gewesen wären, und
dafs von den vielen Wirten zuletzt nur noch die beiden der heteröcischen
Form übriggeblieben seien. P. DiETEL dagegen nimmt an, dafs dieUrformen
heutiger heteröcischer Arten ursprünglich nur Teleutosporen besessen
und erst später die Aecidien abgespalten hätten. Dabei hätte dann
der Pilz nicht mehr seine volle Entwicklung auf demselben Wirt
durchlaufen können und habe infolgedessen seine Teleutosporen-
generation auf eine andere Pflanze verlegt. Auch diese Ansicht scheint
mir noch nicht alle Erscheinungen zu erklären; doch wird sie vorläufig
von den Spezialisten angenommen.
Aufser der Heteröcie ist nun auch der Begriff der Spezialisierung
von Wichtigkeit. Ein Beispiel wird diesen Ausdruck besser beleuchten
als die Definition. Auf den Kiefernnadeln kommt eine Aecidienform
vor (Peridermium Pini forma acicola), mit deren Sporen sich auf ver-
schiedenen Nährpflanzen die Teleutosporenform Coleosporium erzeugen
läfst, so z. B. auf Senecio, Pulsatilla, Campanula, Euphrasia usw. Impft
man nun rückwärts auf Kiefernnadeln, so läfst sich mit den dadurch
erzeugten Aecidiensporen nur diejenige Nährpflanze wieder erfolgreich
impfen, von der die Teleutosporen stammten. Dabei ist es morpho-
logisch nicht möglich, die von den verschiedenen Coleosporien auf
den Nadeln erzeugten Peridermien zu unterscheiden. Solcher Beispiele
gibt es noch eine ganze Anzahl, von denen nur die Melampsora-Arten
auf Weiden, die Puccinia-Arten auf Carex genannt sein mögen. Augen-
scheinlich erklärt sich also dieses merkwürdige Verhältnis daraus, dafs
zuerst die Aecidien eine ganze Anzahl von Nährpflanzen gleichmäftsig
zu infizieren vermochten; dann trat eine Anpassung der Teleutosporen
an die bestimmte Nährpflanze und damit eine morphologische Differen-
zierung ein, während die Aecidienform unverändert blieb. Solche
Arten, die sich eigentlich nur durch den Teleutosporenwirt unter-
scheiden, nennt man spezialisierte Arten (oder Formen) nach
Erıksson. Augenscheinlich ist der Artcharakter bei dieser Form noch
in der Bildung begriffen; sie stellen also Formen dar, die noch in der
Uredineae (Rostpilze). 347
Fortbildung stehen; deshalb nehmen die einen Forscher sie als Arten,
die andern nur als Formen an. Es kann hier nicht näher auf diese
komplizierten und erst seit wenigen Jahren erschlossenen Verhältnisse
eingegangen werden, und ich verweise deshalb für nähere Informierung
über diese und andere Eigenschaften der Rostpilze auf das 1904 er-
schiene Buch von H. KLEBAHN: „Die wirtswechselnden Rostpilze.“
Auf weitere biologische Eigentümlichkeiten wollen wir wieder am
Schlusse des Kapitels, nachdem wir die wichtigeren Arten besprochen
haben, näher eingehen und werden dann auch die Bekämpfungsmafsregeln
kennen lernen.
Der Systematiker unterscheidet vier Familien, von denen uns aber
nur drei interessieren. Bei den Endophyllaceae entstehen die
Teleutosporen durch reihenweise Abschnürung nach Art der Aecidien-
sporen. Die Melampsoraceae zeigen ihre ungestielten Teleuto-
sporen zu flächen- oder polsterförmigen Lagern oder seltener Säulchen
vereinigt, während endlich die Pucciniaceae stets mehr oder weniger
langgestielte Teleutosporen besitzen, welche einzeln bleiben oder sich
zu Sporenkörpern von bestimmter Gestalt vereinigen.
Von den Endophyllaceae wäre nur die Gattung Endophyllum
Lev. zu nennen, deren einzellige Teleutosporen in Fruchtkörpern
reihenweise auf Sterigmen gebildet werden; nach Art der Aecidien
sind die Sori von einer Pseudoperidie umgeben. Die bekannteste Art
ist E. Sempervivi (Alb. et Schwein.) de By., die sehr häufig auf kulti-
vierten Sempervivum- und Echeveria-Arten vorkommt. Die Blätter
zeigen rotgelbe, kleine Lager und gleichzeitig eine auffallende Ver-
längerung, so dafs die sonst so kompakten Blattrosetten dieser Nähr-
pflanzen ganz unkenntlich werden. Das Mycel überwintert in der Nähr-
pflanze. Fig. 49, 18 zeigt die keimende Teleutospore von .E. Euphorbiae
silwvaticae (DC.) Wint.
Die Familie der Melampsoraceae enthält zahlreiche Gattungen,
von denen hier nur die wichtigsten aufgeführt werden sollen.
A. Teleutosporen hintereinander an derselben Hyphe gebildet, daher
reihenweise angeordnet.
a. Teleutosporenlager polsterförmig Chrysomyxa
b. Teleutosporenlager säulchenförmig Cronartium
B. Teleutosporen nicht in Längsreihen gebildet.
a. Basidie nicht aus den Zellen hervortretend, sondern nur durch
Vierteilung der Zellen angedeutet
I. Uredosporen reihenweise gebildet Coleosporium
I. Uredosporen einzeln an der Spitze von
Sterigmen gebildet OÖchropsora
b. Basidie frei aus den Zellen hervortretend
I. Teleutosporen einzellig, selten einmal ge-
teilt Melampsora
II. Teleutosporen aus zwei bis vier neben-
einander stehenden Zellen gebildet
1. Teleutosporenlager dick, krustig, sub-
epidermal oder in der Epidermis ent-
stehend Pueciniastrum
2. Teleutosporen einzeln oder in kleinen
Gruppen im Blattparenchym Uredinopsis
348 III. D. Basidiomycetes.
Bei der Gattung Chrysomyca Unger besitzen die Aecidien eine
Pseudoperidie; die Aecidiensporen werden, wie gewöhnlich, in Reihen
gebildet und zeigen eine senkrecht zur Oberfläche gerichtete, stäbchen-
förmige Membranstruktur. Keimporen sind bei ihnen nicht vorhanden.
Die Uredolager unterscheiden sich nur durch das Fehlen der Psendo-
peridie; in der Struktur und Abseliederung gleichen die Uredosporen
völlig den Aecidiosporen. In den Teleutosporenlagern, die gelbe, sammet-
artige Flecken bilden, werden die Teleutosporen ebenfalls in Reihen
abgeschnürt, und jede einzelne Zelle keimt noch im Lagerverbande zur
Basidie aus. Pykniden sind ebenfalls bekannt. Die bekannteste Art
ist die im Hochgebirge auf Rhododendron-Arten vorkommende Ch. Rhodo-
dendri (DC.) de By. Die Teleutosporenlager, welche bereits im Herbst
angelegt werden, entwickeln sich ım ersten Frühjahr auf der Unterseite
der vorjährigen Blätter; ihre Basidiensporen infizieren die Fichten-
nadeln und erzeugen dort das Aecidium abietinum Alb. et Schwein. Durch
den Befall sterben die Fichtennadeln ab, und jüngere Exemplare können
durch den Verlust der Nadeln zugrunde gehen. Die Aecidiensporen
keimen wieder auf Khododendron, und das in den Blättern verbreitete
Mycel bringt zuerst Uredolager und danach im Herbst die Anlage der
Teleutosporenlager hervor. Auch für die Alpenrosen kann der Pilz
sehr verderblich werden, wenn der Blattverlust die Pflanzen allzusehr
schwächt. In manchen Gegenden, in denen die Fichte selten ist, ver-
mag der Pilz sich auch durch die Uredolager auszubreiten und seine
Existenz durch perennierendes Mycel zu sichern. In der Ebene, wo die
Alpenrosen fehlen, infizieren die Aecidiensporen des Aecidium abietinum
das Ledum palustre, und die Art wird dann Chr. Ledi (Alb. et Schwein.)
de By. genannt. Diese beiden Arten bilden also ein vortreffliches Beispiel
für die „spezialisierten Arten“, da dasselbe Aecidium sich je nach der
geographischen Lage an Rhododendron oder Ledum angepalfst hat.
Auf der Fichte selbst kommt dann noch Ch. Abietis (Wallr.) Ung.
(Fig. 49, 14) vor, von der aber bisher nur die Teleutosporen an den
Nadeln bekannt sind, deren Basidiensporen wiederum die Fichte zu
infizieren vermögen. Der Schaden, den dieser Pilz stiftet, ist im Ver-
gleich zum Aee. abietinum nicht grofs. Weitere Arten werden auf
anderen Ericaceen sefunden, interessieren uns aber hier nicht weiter.
Durch die auffälligen Aecidien und Teleutosporenlager zeichnet
sich Cronartium Fries aus. Die Aecidiensporen (Peridermium) entstehen
wieder in sehr langen Reihen und besitzen die senkrechte Stäbchen-
struktur in der Membran. Charakteristisch für die Gattung ist,
dafs die Pseudoperidie der Aecidienlager lange geschlossen bleibt
und sich aus dem Zweig in Form eines auffälligen, weifsen, sackartigen
Gebildes herauswölbt; wenn dann die Hülle dieser Blasen unregelmäfsig
aufreifst, so werden die goldgelben Aecidiensporen in grofsen Massen
frei und bedecken den infizierten Pflanzenteil. Die Uredolager bilden
nur halbkuglige Blasen, die am Scheitel mit einem Loch sich öffnen;
ihre Sporen stehen einzeln auf Stielchen und besitzen eine stachlige
Membran. Die Teleutosporen bestehen aus einer Zelle und werden in
gröfserer Zahl hintereinander an demselben Sterigma gebildet; sie
verwehen aber nicht, sondern verkleben zu säulchen- oder fadenförmigen
Gebilden, die trocken fast hornartig sind. Auch bei ihnen erfolgt die
Keimung nach vollendeter Reife, und die Basidiensporen besitzen un-
gefähr kuglige Gestalt. Eine sehr bemerkenswerte Form stellt das
©. asclepiadeum (Willd.) Fr. dar, dessen Aecidienform auf der Kiefer
Uredineae (Rostpilze). 349
nicht unbeträchtlichen Schaden anrichten kann !). Die oben beschriebenen
blasenförmigen Lager entstehen rings um den Kiefernast in grofser
Menge aus einem perennierenden Mycel, oft fufslange Strecken über-
ziehend (Fig. 47). Die Aste sterben dadurch allmählich ab, und
jüngere Individuen gehen davon
meistens ein. Unter Umständen kann
der Schaden sehr bedeutend werden,
wie z.B. Corxu bei Paris beobachtete,
dafs bei emer 4—5jährigen Pflan-
zung: 15°/o aller Bäumchen befallen
waren. Man hat diese Aecidienform
Peridermium Cornui Rostr. et Kleb.
genannt, zum Unterschied von an-
deren, morphologisch kaum unter-
scheidbaren Peridermien, die aber
zu anderen Arten gehören. Durch
Kultur wurde festgestellt, dafs die
Uredo- und Teleutosporen sich auf
Oynanchum Vincetoxicum, Paeonia-
Arten (hier früher als ©. flaccidum
bezeichnet), Nemesia versicolor und
Verbena teucrioides zu entwickeln
vermögen. Dies Resultat ist inso-
fern merkwürdig, als bisher nur sehr
wenig Teleutosporenformen bekannt
sind, welche verschiedene Nähr-
pflanzenfamilien, in unserem Falle
gleich vier, befallen. Nahe verwandt,
aber durch Kulturversuche als ver-
schieden erwiesen, ist ©. gentianeum
v. Thüm., dessen Teleutosporen auf
Grentiana asclepiadea vorkommen,
während die Aecidien wahrschein-
lich auch auf Kiefern zu suchen
sein dürften. Auf @uercus- Arten
kommt in Nordamerika und Japan
das ©. Quercuum (Cooke) Miyabe vor,
zu dem nach Sukaı Peridermien auf
Pinus densiflora, Thunberge u. a.
gehören. Von besonderer Wichtig-
keit ist endlich noch (©. Ribicola
Dietr. (Fig. 49, 15), dessen Aecidien-
generation auf der Weymouths-
kiefer auftritt und als Peridermium Der
BURN bensichnat wird. - EME ee 47. Peridermium Pini auf einem
\ iefernast, vielleicht zu Cronartium ascle-
Kulturversuche, welche KLEBAHN mit piadeum (Willd.) Fr. gehörig.
diesem Peridermium anstellte, kön-
nen recht eigentlich als der Ausgangspunkt der neueren Anschauungen
und Forschungen über die Heteröcie angesehen werden. Als Resultat
!) Man vergleiche nähere Angaben über diesen sowie andere wirtswechselnde
Rostpilze in dem Buche von Krrsann, Die wirtswechselnden Rostpilze (Berlin 1904),
auf das hier ein für allemal verwiesen sei,
350 III. D. Basidiomycetes.
ergab sich der Zusammenhang mit dem auf Aibes- Arten längst be-
kannten Cronartium. Auf den Weymouthskiefern stiftet der Pilz
beträchtlichen Schaden an: aber seltsamerweise wurde er bisher
nur in der Alten Welt beobachtet, während in der amerikanischen
Heimat des Baumes der Pilz noch nicht aufgetreten zu sein scheint.
Ferner wurde in der Alten Welt auch Pinus Lambertiana, monticola und
Cembra als vom P. Strobi befallen nachgewiesen. Häufig werden die
Ribes-Blätter epidemisch von dem Roste befallen, ohne dafs in der
Nähe das Peridermium sich nachweisen lälst. Da es aber wenig wahr-
scheinlich ist, dafs die Teleutosporenform Ribes von neuem infizieren
kann, so läfst sich ein solches Vorkommen nur durch den Transport
der Peridermiensporen auf weite Strecken durch Wind erklären. Die
Peridermien entstehen mehrere Jahre, ebenso wie auch die Pykniden,
an der Weymouthskiefer, da das perennierende Mycel immer von neuem
die Fruchtkörper hervorbringt. Immerhin bleiben in dem Auftreten
des Rostes noch manche Unklarheiten bestehen, deren Lösung der Zu-
kunft überlassen werden mufs.
Die Gattung Coleosporium Lev. besitzt kleine blasenförmige Aecidien,
deren Pseudoperidie sich unregelmäfsig öffnet und die mit kurzen, leicht
ablösbaren Stäbchen auf der Oberfläche versehenen Aecidiensporen frei
werden läfst. Die Uredosporen sehen ähnlich aus und werden in kurzen
Ketten gebildet. Die Teleutosporenlager sind flach, wachsartig und be-
stehen aus den dicht nebeneinander stehenden Teleutosporen, welche
fast ungestielt sind und anfänglich nur aus einer Zelle bestehen; ihre
Membran ist am Scheitel sehr stark verdickt. Sehr bald teilen sie sich
in vier Zellen, von denen jede auf einem Sterigma eine grofse eiförmige
Spore hervorbringt. Die Basidie tritt hier also nicht mehr aus der
Teleutospore heraus, sondern bleibt in ihrem Innern gleichsam latent.
In dieser Gattung, die für unsere Zwecke wenig Bedeutung besitzt,
finden sich die spezialisierten Arten in grofser Zahl vor. Sie
konzentrieren sich wesentlich um die nadelbewohnende alte Sammel-
art Peridermium Pini f. acicola. Während morphologisch die ver-
schiedenen Rassen dieser Peridermien nicht unterscheidbar sind,
lassen sich doch mit den einzelnen Fruchtkörpern nur bestimmte Nähr-
pflanzen infizieren, während die Infektionen anderer nicht gelangen.
Damit läfst sich annehmen, dafs die Peridermien innerlich verschieden
sein müssen, obgleich sich das äufserlich nicht nachweisen läfst. Wir
haben es bei diesen Formen augenscheinlich mit werdenden Arten zu
tun, die sich vorläufig zu Gewohnheitsrassen herangebildet haben,
je nachdem am Standorte eines Peridermium der eine oder andere
Teleutosporenwirt in gröfserer Zahl vorhanden war. Auch hier werden
erst spätere Forschungen die letzte Klarheit bringen. Bei starkem
Befall kann das Peridermium besonders jüngeren Kiefern gefährlich
werden, da die Nadeln zerstört werden. Es sind im wesentlichen
drei Nährpflanzenfamilien, auf denen Coleosporien auftreten, die
mit Pinusperidermien in Zusammenhang stehen, und zwar je nach dem
Vorkommen mit solchen auf Pinus silvestris oder montana. So finden
sich auf Compositen das Coleosporium Senecionis (Pers.) Fr. bei Senecio
vulgaris, silvaticus u. a., ©. Sonchi (Pers.) Lev. bei Sonchus asper, oleraceus
und arvensis, C©. Inulae (Kze.) Fisch. bei Inula Vaillantii und Helenium,
Ü. Tussilaginis (Pers.) Kleb. bei Tussilago Farfara, C. Petasitis de By.
bei Petasites officinalis, ©. Cacaliae (DC.) Wagn. bei Adenostyles alpina u.s.f.
Das alte ©. Campanulae (Pers.) Lev. mufs wahrscheinlich je nach den
Uredineae (Rostpilze). 35l
infizierbaren Arten von Campanula in eine Reihe von biologischen
Arten zerlegt werden. Endlich kommen bei Scrophulariaceen vor
C. Euphrasiae (Schum.) Wint. an Euphrasia offieinalis und Alectorolophus
und (©. Melampyri (Rebent.) Kleb. an Melampyrum pratense. Auf Pulsa-
tilla findet sich ©. Pulsatillae (Str.) Fr. (Fig. 49, 17.) Weitere Arten
müssen hier übergangen werden.
Die nur lose in Lagern vereinigten Teleutosporen der Gattung
Ochropsora Diet. mit der Art 0. Sorbi (Oud.) Diet. (Fig. 49, 17) keimen
ähnlich wie Coleosporium aus, aber die Basidiensporen sind spindelförmig.
Die Uredosporen entstehen einzeln auf Stielen. Der Pilz befällt die
Blätter von Sorbus aucuparia, torminalis und Spiraea Aruncus. Nach
TRANZSCHEL gehört als Aecidiengeneration das bekannte Aecidium leuco-
spermum auf Anemone nemorosa hinzu; doch bedarf diese Angabe noch
weiterer Bestätigung.
Aufserordentlich schwierig im Hinblick auf die Zusammengehörig-
keit der Wirtsformen liegen die Verhältnisse bei der Gattung Melampsora
Cast. Die Aecidien werden nach dem Typus der alten Gattung (aeoma
gebildet, besitzen also weder Pseudoperidien noch Paraphysen. Meistens
stellen sie kleine polsterförmige Höcker von rötlicher Farbe dar. Die
Uredosporen werden einzeln auf Stielen abgeschnürt und besitzen
meistens keine deutlichen Keimporen. Die einzellisen, selten einmal
quergeteilten Teleutosporen stehen zu mehr oder weniger ausgebreiteten,
flachen, krustenartigen Lagern von unregelmäfsigem Umrifs dicht bei-
sammen und besitzen die charakteristische rotgelbe Farbe. Die frei
heraustretenden Basidien tragen kuglige Sporidien. Pykniden sind
ebenfalls bekannt und stehen meist als flache, halbkuglige Behälter
unter der Cuticula oder im subepidermalen Gewebe. Je nachdem die
Teleutosporen aufserhalb der Nährpflanzenzellen oder im Innern der
Epidermiszellen gebildet werden, unterscheiden wir die beiden Unter-
gattungen Melampsora (im engeren Sinne) und Melampsorella.
Zu der letzteren Untergattung gehört M. Caryophyllacearum (DC.)
Schroet. (= M. Cerastii) (Fig. 49, 10). Die kleinen pustelförmigen
Häufchen der Uredolager finden sich auf Caryophyllaceen, besonders
Stellaria und Cerastium sehr häufig und bedecken oft die ganze Pflanze
wie mit gelben Punkten. Die Teleutosporenlager sind blasser und weit
ausgedehnt; sie bringen ihre Sporen erst im Frühjahr hervor. Diese
keimen sofort aus. Man hat lange nach dem zugehörigen Aecidium
gesucht, bis es E. FISCHER gelang, das Aecidium elatinum, den Erreger
des gefährlichen Hexenbesens und Krebses der Weifstanne
durch Kultur als zugehörig zu erweisen. Seitdem sind diese Unter-
suchungen durch v. Tugeur und KLEBAHN bestätigt worden, so dafs der
Zusammenhang sichergestellt ist. Der Grund, weshalb sich der Zu-
sammenhang so lange der Wahrnehmung entzog, liegt wohl hauptsäch-
lich in dem Umstande, dafs sowohl die Uredo- und Teleutosporen-
generation, wie auch die Aecidiengeneration perennierende Mycelien
besitzen, welche mehrere Jahre die Fruchtkörper entstehen lassen.
Demnach erscheint es dann auch nicht merkwürdig, dafs beide Formen
räumlich oft sehr weit getrennt erscheinen, so dafs man früher über-
haupt das Fehlen der Aecidiengeneration annahm. Der eigentliche
Schädling ist das Aecidium, über dessen Wirkung wir durch eingehende
Untersuchungen pE Barr’s N), Mer’s?), Hecr’s?) und vieler Forstmänner
!) Über den Krebs und die Hexenbesen der Weifstanne in Bot. Zeit. 1867 S. 257.
?2) Le chaudron du sapin in Rey. gen. de Bot. VI, 1894, S. 152.
3) Der Weifstannenkrebs. Berlin 1894.
352 III. D. Basidiomycetes.
ausreichend unterrichtet sind. Die anatomischen Veränderungen sind
aufser durch die genannten Autoren besonders von HarTmanN!) und
ANDERSON?) genauer studiert worden.
Das Aecidium elatinım Alb. et Schwein. tritt aufser an Abies pectinata
auch an A. Nordmanniana, cephalonica, Pinsapo auf und wurde in Nord-
amerika auch an 4A. balsamea, in Sibirien an A. Pichta festgestellt.
Auffällig tritt die Infektion durch Bildung von Hexenbesen (Fig, 48)
in die Erscheinung. an deren Nadeln die Aecidienbecher zur Ausbildung
gelangen. Sie werden meist aus reich verzweigten Büscheln von Ästen
Fig. 48. Hexenbesen der Weifstanne durch das Aecidium von Melampsora
Caryophyllacearum (DO.) Schroet. erzeugt.
zusammengesetzt, welche sich vom Zweige aus senkrecht erheben, also
negativ geotropisch sind. Die Gröfse der Hexenbesen schwankt aufser-
ordentlich: ihre Verbreitung auf die verschiedenen Altersstadien der
Bäume ist unbegrenzt. Es finden sich sowohl die Äste der jungen
Bäumchen infiziert, wie auch die dicken Zweige und Kronen uralter
Bäume. Wenn auch die Häufigkeit des Auftretens für die einzelnen
Gegenden recht verschieden ist, so erstreckt sich dafür das Verbreitungs-
areal des Pilzes über den ganzen Bezirk, wo Tannen zu existieren ver-
’) Anatomische Vergleichung der Hexenbesen der Weifstanne mit den normalen
Sprossen derselben. Freiburg 1892.
) Comparative anatomy of the normal and diseased organs of Abies balsamea
aftected ihr Aecidium elatinum in Botan. Gazette XXIV, 1897, S. 309.
Uredineae (Rostpilze). 3593
mögen. In den Zweigen der Hexenbesen befindet sich das peren-
nierende Mycel des Aecidiums, das von einem bestimmten Punkte des
Hauptastes ausgeht. Diese Stelle, welche vielleicht, aber wohl nicht
immer. dem Infektionspunkt entspricht, charakterisiert sich äufserlich
durch eine mehr oder weniger ausgedehnte Anschwellung des Astes.
Diese Anschwellungen wachsen mit dem Aste in der Gröfse tort, und ihre
Rinde platzt später in unregelmäfsigen, tiefen Spalten und Rissen auf,
welche sich in der Folge zu Krebsstellen entwickeln; hier finden dann
andere holzzerstörende Pilze ihren Angriffspunkt und machen die Stelle
so brüchig, dafs der Ast durch Wind oder Schneedruck herunterbricht.
Dadurch kann unter Umständen bedeutender Schaden angerichtet werden.
Daneben aber wird infolge der anatomischen Struktur dieser Krebsstellen
auch der Nutzungswert des Holzes bedeutend herabgesetzt, so dafs
auch dadurch die befallenen Bäume an Wert verlieren. Man nahm
früher an, dafs die Infektion der Zweige ausschliefslich an Wundstellen
vor sich gehe, indessen haben die neueren Arbeiten gezeigt!), dafs sie
an Knospen von einem bestimmten Entwicklungsstadium ertolet. Wahr-
scheinlich aber ist auch diese Ansicht nicht ohne Einschränkung richtig,
denn E. FiscHEr ?) beobachtete bei seinen sorgfältig durchgeführten In-
fektionsversuchen, dafs sich die Keimschläuche der Basidiosporen
durch die Epidermis zwischen zwei benachbarten Zellen an den eben
entfalteten Trieben der Weilstanne einzubohren vermögen. Es bilden
sich dann die Astanschwellungen, und aus den sich an diesen Stellen
entwickelnden Knospen entsteken die Hexenbesenzweige. Das Primäre
der Krankheit ist also der Astkrebs, und aus diesem wächst sekundär
der Hexenbesen hervor; dadurch erklärt es sich auch leicht, dafs Krebse
ohne Hexenbesen vorkommen können, wenn an solchen Stellen zufällig
keine Knospen zur Entwicklung gelangen. Das anatomische Bild eines
Krebses charakterisiert sich durch die abnorme Verbreiterung der Jahr-
ringe. Die Holzfasern verlaufen ganz unregelmäfsig, und bisweilen setzt
die Holzbildung ganz aus. In der Rinde findet eine bedeutende
Wucherung des primären und sekundären Rindenparenchyms statt, das
in seinen Intercellularen überall von den Hyphen durchwuchert wird.
Auch zwischen die Bastbündel dringen die Fäden ein, durchwachsen
ferner die Cambialzone und das Holzparenchym, sowie auch die Mark-
strahlen. Daraus erklärt sich denn auch die geringe Festigkeit des
Holzes. Besonders beachtenswert ist das Auftreten von Harzkanälen
im erkrankten Holz, während sie im gesunden fehlen. Ihre Zahl
nimmt in den Jahrringen mit dem Alter zu. An diesen Harzkanälen
beobachtet man häufig Harzblasen von bedeutender Gröfse, ebenso
findet in der Rinde eine ganz abnorme Vergröfserung dieser Harz-
blasen statt. Nach Mer enthält das kranke Holz auch albuminoide
Stoffe in reicherer Menge, ebenso Tannin und Harz. Eingehendere
Schilderungen des Baues vergleiche man in den oben angezogenen
Schriften (S. 351, 352 Anm.). Nach den Beobachtungen Weise’s sind
besonders die durch Randstellung und Vorwüchsigkeit ausgezeichneten
Bäume am meisten der Infektionsgefahr ausgesetzt und zeigen dem-
nach oft die Hexenbesen in viel gröfserer Zahl als dicht daneben
stehende, gegen die Infektion durch Wind besser geschützte Individuen.
NV ergl. dazu Weise, Zur Kenntnis des Weifstannenkrebses in Mündener Forstl.
Blätter 1892 S. 1.
2) Aecidium elatinum etc. in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XI, 1901, S. 321 und
XII, S. 193.
Sorauer, Handbuch, 3. Aufl. Zweiter Band. 23
354 III. D. Basidiomycetes.
Andere, namentlich von Farnen, angegebene Arten von Melampsorella
übergehen wir hier und wenden uns den zahlreichen Arten von Me-
lampsora selbst zu, deren Systematik erst durch die ausgedehnten
Kulturversuche der letzten Jahre einige Klärung erfahren hat. Man
kennt einige autoecischen Arten, so z. B. die bekannte M. Sazifragarum
(DC.) Schroet. mit Aecidien und Teleutosporen auf Sawifraga granulata,
M. Lini (Pers.) Tul., der Leinrost auf Zunum-Arten, oft ganze Flachs-
felder befallend; die gröfste Zahl aber gehört zu den wirtswechselnden
und beschränkt sich im wesentlichen auf nahe verwandte spezialisierte
Arten auf Salix und Populus. Die Uredo- und Teleutosporen entwickeln
sich bei allen diesen Arten auf der Unterseite der Blätter zu mehr
oder weniger ausgedehnten Häufchen oder Lagern von gelblich-weifser
bis rotgelber Farbe und verschiedener Konsistenz. Irgendwelche
Schäden erzeugen sie nicht, da sie erst spät im Jahre auftreten, wenn
die Blätter bereits ihre Schuldigkeit getan haben, einige Aecidien-
formen aber sind bemerkenswert als gelegentliche Schädlinge. Auf
Populus tremula tritt die M. pinitorqua Rostr. auf, zu der nach Harrıg's
und Rosıkur’s Kulturversuchen das bekannte (aecoma pinitorguum A. Br.
gehört. Dieses Caeoma tritt besonders auf jüngeren Exemplaren von
Pinus silvestris und P. montana auf und bringt dünnere Triebe zum
Absterben, während es ältere Äste in eigenartiger Weise krümmt und
verdreht (daher der Name Kieferndreher, Drehrost). Das Mycel
sitzt in der Rinde und dringt zu den Markstrahlen auch ins Holz hinein.
Am Anfang des Sommers entwickeln sich unmittelbar unter der Cuticula
die Pykniden, später dann im subepidermalen Parenchym die Caeomalager.
Wahrscheinlich perenniert das Mycel, obwohl auch eine Jährlich wieder-
kehrende Infektion nicht unwahrscheinlich ist, und richtet infolgedessen
an den Bäumen grofsen Schaden an, namentlich wenn nafskalte Früh-
jahre noch ein begünstigendes Moment schaffen. Eine sehr nahe-
stehende, mit der vorigen früher als M. Tremulae zusammengefafste Art
ist M. Larici-Tremulae Kleb. Morphologisch lassen sich beide nicht
unterscheiden, weshalb es erklärlich erscheint, dafs Harrıs annahm,
dafs die Aecidien sowohl auf Pinus wie auf-Larız vorkommen. Sorg-
fältige Versuche von KLEBAHN haben gezeigt, dafs die Art streng an
Larix angepaist ist, wo sie auf den Nadeln die Caeomalager erzeugt.
Irgendwelchen nennenswerten Schaden stiftet der Pilz nicht an. Zu
nennen sind ferner M. Rostrupäü Wagn. auf Populus alba, tremula u.a.
mit der Aecidienform auf Mercurialis perennis, M. Magnusiana Wagn.
auf P. alba und tremula mit den Aecidien auf Chelidonium majus, M.
Klebahni Bub. auf P. tremula mit den Aecidien auf Corydalıs cava und
solida, M. Larici-populina Kleb. und M. Alli-populina Kleb. auf P. nigra
mit den Aecidien auf Larix resp. Allium-Arten. Die beiden letzteren
Arten, früher als M. populina zusammengefatfst, unterscheiden sich von
den übrigen durch die gestreckten, am oberen Ende glatten Uredo-
sporen.
Vielleicht dürfte sich bei späteren Versuchen die Zahl dieser
spezialisierten Arten noch vermehren lassen, für die auf Salix-Arten
vorkommenden Melampsoren (Fig. 49, 9) steht es schon jetzt fest, dals
ihre Trennung nur als vorläufige zu bezeichnen ist und jederzeit Um-
änderungen erfahren kann. Da sie als Schädlinge auch wenig Be-
deutung haben, so seien hier nur einige der am sichersten begründeten
Arten genannt, während ich im übrigen auf die Versuche von KLEBAHN
Uredineae (Rostpilze). 355
und SCHNEIDER !) verweise. So kommt auf Salix fragilis mit den Aecidien
auf Allium vineale und sativum die M. Allü-Fragilis Kleb. und mit den
Aecidien auf Galanthus nivalis die M. Galanthi-Fragilis vor. Salix
pentandra beherbergt M. Larici-Pentandrae Kleb. mit den Aecidien auf
Larix; 8. alba die M. Allü-Salicis albae Kleb. mit den Aecidien auf
Allium vineale, ursinum und anderen Arten; $. viminalis die M. Ribesiüi-
Viminalis Kleb. mit den Aecidien auf Ribes-Arten; $. herbacea die M.
alpina Juel mit den Aecidien auf Saxifraga oppositifola u. s. f. Die
Spezialisierung dieser Formen scheint eine sehr weitgehende und wahr-
scheinlich in den einzelnen Gegenden verschiedene zu sein; aufser-
ordentlich mühselige, darüber noch anzustellende Kulturversuche können
allein in dieser Mannigfaltigkeit Klarheit und Ordnung schaffen.
Die Gattung Puceiniastrum Otth (einschliefslich Calyptospora J. Kühn)
bildet, soweit es bisher durch Kulturversuche nachgeprüft wurde, ihre
Aecidien auf Coniferen aus. Die Uredolager sind von einer Pseudo-
peridie umgeben, die Teleutosporen bilden sich in den Epidermiszellen
aus und vereinigen sich zu unregelmäfsig begrenzten Krusten. Bei
P. Goeppertianum (J. Kühn) Kleb. zeigen sich die Teleutosporen über
Kreuz in vier Zellen geteilt, während sie bei den übrigen Arten un-
regelmäfsig nebeneinander stehen. Die Auskeimung erfolgt auf der
lebenden Nährpflanze durch eine typische vierzellige Basidie, deren
Zellen kuglige Sporen bilden. Die bekannteste Art ist das soeben genannte
P. Goeppertianum (J. Kühn) Kleb. (= Calyptospora Goeppertiana), welche
die Preifselbeere befällt und ihre Triebe sich abnorm verlängern und
verdicken läfst (Fig. 49, 12). Das Mycel perenniert und verbreitet sich
intercellular im Trieb, nur mit Haustorien in die Zellen eindringend. Da
der Inhalt der Rindenzellen rot gefärbt wird, so erscheint der befallene
Trieb zuerst rötlich, später braun. Die unteren Blättchen, die ebenfalls
gerötet werden, fallen frühzeitig ab, während sich die oberen normal
entwickeln. Eigentümlich für die Art ist die schon erwähnte Vierteilung
der Teleutosporen. Nach den Versuchen R. Harrie's, die später von
vielen Seiten Bestätigung fanden, gehört als Aecidienform das Aecidium
columnare Alb. et Schwein. hinzu. Die Tannennadeln werden im Mai
von den Basidiensporen infiziert und tragen auf der Unterseite zuletzt
in zwei Längsreihen die Aecidienbecher, für welche die bis 3 mm langen,
zylindrischen und später abfallenden Pseudoperidien charakteristisch
sind. Allzu grofser Schaden dürfte an den Tannen wohl nur unter
besonderen Umständen angerichtet werden. Durch das perennierende
Mycel wird eine gewisse Selbständigkeit der Teleutosporengeneration
erreicht; doch dürfte es kaum wahrscheinlich sein, dafs die Basidio-
sporen die Fähigkeit besitzen, Preilselbeerpflanzen mit Umgehung des
Aecidienwirtes zu infizieren. Ein ähnliches Aecidium auf der Weils-
tanne besitzt auch P. Abveti-O'hamaenerii Kleb., wodurch die nahe Ver-
wandtschaft beider Arten dokumentiert wird. Die Uredo- und Teleuto-
sporen bilden sich auf Epilobium angustifolium und Dodonaei. Ver-
schieden ist P. Epilobii (Pers.) Otth auf anderen Eprlobium-Arten, doch
kennt man den Aecidienwirt bisher nicht. P. Padi (Kze. et Schm.)
Diet. bringt die Uredolager als winzige Pusteln auf der Unterseite der
Blätter an Prunus Padus hervor, während die Teleutosporen oberseits
braunrote bis schwarzbraune Krusten bilden. Nach den Versuchen von
v. TußEur gehört Aeecidium strobilinum (Alb. et Schw.) Reefs hierzu, das
1) Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. XIII S. 222 u. XV S. 232.
23 +
356 III. D. Basidiomycetes.
sich an den Zapfenschuppen der Fichte entwickelt. Die Schuppen
stehen sparrig auseinander und tragen auf ihrer Innenseite eine grolse
Zahl von abgeplatteten, braunen Aecidien, deren derbe Peridie später
so abreifst, dafs nur noch schüsselartige Reste erhalten bleiben.
Endlich wäre noch die Gattung Uredinopsis P. Magn. kurz zu er-
wähnen, über deren Generationswechsel wir vorläufig nichts wissen.
Die wenigen Arten leben in Farnen und bringen Uredolager mit Pseudo-
peridie hervor, während die Teleutosporen in kleinen Gruppen mitten
im Parenchym der Nährpflanze ausgebildet werden (Fig. 49, 13). Die
Gattung ist bisher noch wenig untersucht.
Wir kommen nun zur letzten und weitaus wichtigsten Familie der
Uredineen, zu den Pucciniaceae. Die Übersicht über die wichtigsten,
hierher gehörigen Gattungen ist folgende:
A. Teleutosporen in eine Gallertmasse eingebettet oder mit verquellen-
den Stielen, zweizellig, auf Coniferen Gymnosporangium
B. Teleutosporen nicht in eine Gallertmasse tingebettet, nicht auf
Coniferen
a. Teleutosporen auf einfachen, getrennten Stielen, ein- oder
mehrzellig
I. Teleutosporen einzellig
1. Uredosporen auf einer Seite glatt Hemileia
2. Uredosporen allseitig stachlich
oder warzig Uromyces
II. Teleutosporen typisch zweizellig
1. Aecidien mit typischer Pseudo-
peridie oder von einer Hyphen-
lage umgeben Puccinia
2. Aecidien ohne jede Hülle Gymnoconia
III. Teleutosporen typisch drei- oder mehrzellig
1. Teleutosporenzellenübereinander
liegend Phragsmidium
2. Teleutosporenzellen nebeneinan-
der liegend Triphragmium
b. Teleutosporen mehrzellig, von einem aus
mehreren Stielen zusammengesetzten
Stiel oder von mehreren getrennten
Stielen getragen Ravenelia.
In der Gattung Gymnosporangium Hedw. f. tritt uns ein Typus ent-
gegen, dem die Uredosporen fehlen. Die Aecidien besitzen eine stark
entwickelte, derbe Pseudoperidie und treten als zylindrische oder mehr
oder weniger flaschenförmige Gebilde auffällig über das Nährsubstrat
hervor; ihre Sporen haben eine dunkelbräunliche Färbung und zeigen
gewöhnlich mehrere Keimporen. Am auffälligsten sind die Teleuto-
sporenlager, die in Form von stift- oder buckelförmigen oder fast
zylindrischen Höckern sich in dichten Gruppen senkrecht von der
Nährpflanze abheben. Sie bestehen aus grofsen Massen von sehr
langgestielten, zweizelligen Teleutosporen, deren Stiele und äufsere
Membranschichten gallertig verquellen und die Lager bilden. Gewöhn-
lich besitzt jede Zelle mehrere ın der Nähe der Teilungswand liegende
Poren; durch eine derselben wächst die Basidie hervor. Pykniden von
kreisel- oder krugförmiger Gestalt und fast kegelförmiger Mündung
Uredineae (Rostpilze). 357
sind bekannt. Aufser einer Art sind alle übrigen heteröcisch, und zwar
finden sich die Teleutosporen ausschliefslich auf Cupressineen, die
Aecidien dagegen, die hier ihrer eigentümlichen Form wegen früher als
besondere Gattung Foestelia Rebent. bezeichnet wurden, nur auf
Pomaceen.
Am bekanntesten ist @. Sabinae (Dicks.) Wint. Es bringt an den
Zweigen des häufig angepflanzten Sadebaumes (Juniperus Sabina),
ebenso aber auch bei J. Oxycedrus, tripartita, phoenicea und excelsa, Ver-
diekungen an den Zweigen hervor, aus denen im Frühjahr die zuerst
braunen, später hellbräunlichen, gallertigen Teleutosporenlager (Fig. 50,
3—5) in Form von mehr oder weniger grofsen Zäpfchen hervorbrechen
(Fig. 50, 2). Die Teleutosporen keimen noch in der Gallerte aus, und
die Lager zerfliefsen dann allmählich spurlos, am Zweig nur eine Narbe
hinterlassend (Fig. 50, 2). Die Bildung der Zweigverdickungen erfolst
durch eine Zunahme der Zellen in allen Gewebeteilen'). In der Rinde
werden keine dickwandigen Bastfasern mehr gebildet, sondern nur noch
dünnwandige; das Parenchym zeigt starke Wucherungen, und die
Lagerung der einzelnen Bestandteile der Rinde wird ganz unregel-
mäisig. Das Mycel durchwuchert in dichten Lagen alle Intercellularen.
Beim Holze tritt die Verbreiterung der Jahrringe als besonders auf-
fällige Erscheinung auf; die Lagerung der Tracheiden wird unregelmäfsig;
die Markstrahlen verbreitern sich auffällig; die Grenzen der Jahrringe
erscheinen kaum noch angedeutet. Mycel hat WörNnLE im Holz nicht
gefunden. Überall wird in den Membranen ein gelber Farbstoff ab-
gelagert. Vor der Bildung eines Teleutosporenlagers wird vom Rinden-
parenchym ein polsterartiges Gewebe von rundlichen Zellen angelegt,
zwischen dessen Zellen das Mycel hindurchwächst, um über denselben
ein paraplectenchymatisches Gewebe zu bilden, das dem Lager als
Stütze dient. Nach dem Ausfallen der Lager zeigt sich als Narbe
dieses Paraplectenchym in Form eines scharf umgrenzten, glänzend
hellgelben Fleckens. Darunter entsteht dann eine Vernarbungsschicht
in der Rinde, die aus mehreren Lagen von Korkzellen gebildet wird.
Im darauffolgenden Jahre wird dieses Narbengewebe nicht durch-
brochen, sondern das neue Lager bricht seitlich davon heraus. Durch
diese fortgesetzten Vernarbungen und Durchbrechungen entstehen dann
weitere Unregelmäfsigkeiten im Bau der Rinde. Das Perennieren des
Mycels garantiert der Teleutosporengeneration eine gewisse Unabhängig-
keit von den Aecidien, die durch die keimenden Basidiosporen an den
Blättern, Blattstielen und sogar jungen Trieben von Pirus communis
(und verwandten Pirus-Arten) hervorgerufen werden. Es bilden sich
an den infizierten Stellen im Sommer auf der Blattoberseite gelbe
klebrige Flecken aus, in denen die Pykniden (Fig. 50, 7) stehen, später
folgen dann unterseitig die auffällig gelbroten Aecidienbecher (Fig. 50, 6).
Die Aecidien öffnen sich nicht vollständig, sondern die Pseudoperidie
reifst nur gitterförmig auf, woher das Aecidium auch seinen Namen
Roestelia cancellata erhalten hat (Fig. 50, 8-12). Wenn auch der
Schaden, den die Teleutosporengeneration anrichtet, nur gering ist, so
kann dagegen der Ertrag der Birnbäume bei starkem Befall ganz
empfindlich herabgesetzt werden. Als Vorbeugungsmittel kommt nur
die räumliche Trennung der beiden Wirtspflanzen in Betracht. Während
!) Man vergleiche die Anatomie der Gymnosporangi»ngallen bei P. Wörxzz
in Forstl. Naturw. Zeitschr. III, 1894, S. 68.
398 III. D. Basidiomycetes.
I
Be
Seg
Fe eo
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Lt DEE -
GEE
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Fig. 49. Typen von Uredineen.
1 Puceinia Arenariae (Sehum.) Schroet., Teleutospore. 2 P. Pruni Pers., a a b Uredospore
mit Farepuyre: 3 Uromyces Pisi (Pers.) de By. Teleutospore. # Hemileia vastatrıx Berk. et Br., a Teleuto-
spore, b Uredospore. 5 Triphragmium Ulmariae (Schum.) Link, keimende Teleutospore. 6 Phragmidium
subeorlierum (Schrank) Wint., Teleutospore. 7 Phragmidium carbonarium (Schlecht.) Wint., Teleutosporen.
8 Ravenelia cassücola Atk., Teleutospore. 9 Melumpsora Salicis aut., Teleutosporen. 10 M. Caryophyllacearum
Uredineae (Rostpilze). 359
(DC.) Schroet., keimende Teleutosporen. 1/ Ochropsora Sorbi (Oud.) Diet., keimende Teleutospore.
12 Puceiniastrum @oeppertianum (Kühn) Kleb., keimende Teleutosporen. 13 Uredinopsis Strutliopteridis
Störm., « Teil eines Lagers mit einzelnen Teleutosporen in den Parenchymzellen, b einzellige Teleuto-
spore. 14 Chrysomyxa Abietis (Wallr.) Ung., Teleutosporen. 15 (ronartium Kibicola Dietr., a Teleutosporen-
säulchen, b keimende Teleutospore. 1/6 (ynmosporangium cluwarüforme (Jacg.) Rees, « dünnwandige,
b diekwandige Teleutospore. 17 Coleosporium Pulsatillae (Str.) Fr., Keimende Teleutosporen. 18 Endo-
phyllum Euphorbive silvaticae (DC.) Wint., Keimende Teleutospore. (I—4, 12, 14 nach Deracroıx, 5, 16
nach TuBEtr, 6, 9, 15 nach Rostrup, 7 nach SoRAUER, $, II, [3 nach DiETEL, 10 nach Macnus, 17 nach
KLEBAHN, 15 nach WINTER.)
man früher in Gärten sehr häufig Sadebäume anpflanzte und damit die
Wechselwirkung beider Generationen unterstützte, hat man jetzt durch
möglichste Entfernung des Juniperus aus der Nähe der Obstgärten
bereits entschieden ein Nachlassen der Schädigungen bewirkt.
Durch Kulturversuche hat PLowrIGHT bewiesen, dafs auf dem Sade-
baum noch eine zweite Art sich findet, @. confusum Plowr., deren Aecidien
Oydonia vulgaris, Crataegus Oxyacantha und Mespilus germanica, seltener
auch Pirus communis bewohnen (Aceidium Mespik DC.). Schaden wird
durch diese Art nicht angerichtet.
Eine weitere schädliche Art ist @. tremelloides A. Braun mit den
Teleutosporen auf Juniperus communis und den Aecidien auf Pirus Malus,
Sorbus Aria und vielleicht noch anderen Sorbus- Arten. Die Zweig-
verdickungen und die Ausbildung der Teleutosporenlager beim Wach-
holder entsprechen ganz denen der vorigen Art; letztere treten auch
in kleinen braunen Polstern an den Nadeln auf. Die von WÖRNLE
genauer studierten anatomischen Veränderungen der Zweiggewebe
zeigen geringe Verschiedenheiten von denen des @. Sabinae, worauf
hier nicht näher eingegangen werden kann. Die Wundverschlüsse der
Lagernarben werden hier von den neu angelegten Lagern wieder durch-
brochen, so dafs schliefslich das anatomische Bild ein anderes wird.
An den Apfelbaumblättern tritt dann die Roestelia penicillata auf, oft in
sehr verheerender Ausdehnung, so dafs, wie ErIKsson von Stockholm
berichtet, kaum ein Apfelbaum ohne den Pilz gefunden wird. Da der
Wacholder in vielen Gegenden mit Apfelkultur wild vorkommt, so
wird sich nur schwer gegen den Schädling einschreiten lassen.
Auf Juniperus commiunis kommen noch zwei andere Arten vor, von
denen @G. juniperinum (L.) Wint. die Aecidien auf Sorbus aucuparia
(Roestelia cornuta |Gmel.]) Fr.), @. elavarüforme (clavariaeforme) (Jacq.)
Reefs (Fig. 49, 16) auf Crataegus-Arten, Birne und Amelanchier vulgaris
(R. lacerata |Sw.] Merat) ausbildet. Die drei Wacholdergymnosporangien
wurden früher vielfach miteinander verwechselt, bis erst Kulturversuche
ihre Unterscheidung begründeten.
In Nordamerika kommen auf Juniperus virginiana mehrere Arten
vor, deren Aecidienwirte durch Kulturversuche THAxTER’S, FARLoOw’s u. a.
festgestellt sind. @. globosum Farl. gehört zu einer Roestelia auf dem
Apfelbaum, COrataegus-Arten und Sorbus americana, G. macropus Lk. zu
Roestelia pirata (Schwein.) Thaxt. auf Pirus, Crataegus und Amelanchier
canadensis. Beide verursachen an den Zweigen holzige Kugelgallen,
aus denen die Teleutosporenzapfen hervorbrechen. @. nidus-avis Thaxt.
dagegen bringt an den Zweigen vogelnestartige Gallenbildungen hervor
und gehört zu einer Roestelia auf. Amelanchier canadensis.
Chamaecyparis sphaeroidea beherbergt G. biseptatum Ell. mit Roestelia
botryapites Schwein. auf Amelamchier canadensis und @G. Ellisii (Berk.)
Farl., wozu vielleicht R. transformans Ell. auf Pirus Malus und arbuti-
folia gehört.
Endlich sei noch @. japonicum Sydow erwähnt, zu dem nach den
360 III. D. Basidiomycetes.
Fig. 50. Typen von Uredineen.
7-12 Gymnosporangium Sabinae (Dieks.) Wint. ] Zweig von .‚Juniperus Sabina mit den Teleutosporen-
lagern f. 2 Erkranktes Zweigstück mit den Narben »n der Teleutosporenlager und Anlagen « von
Adventivknospen. 3 Teleutosporenlager vor dem Aufquellen, « Mycel in der Rinde, si! Stiele,
Uredineae (Rostpilze). 361
t Teleutosporen, b junge Anlagen. 4 keimende Teleutospore, si Stiel. p Basidie, sie Sterigma,
sp Basidiospore. 5 Austritt der Basidien % zu den Keimporen der Teleutospore. 6 Birnenblatt,
u oberseits die Pyknidenflecken zeigend, b unterseits die Roestelia cancdluta p tragend. 7 Schnitt
durch eine Pyknide, a Epidermis, b Palisadenparenchym, st Sterigmen, sp Konidien. 5 Becher der
Roestelia j, u Unterseite des Blattes, a Stärkekörner, p Pseudoperidie, sp Sporenketten, k Zwischen-
stücke. 9 Aecidiensporen mit k Keimschlauch. 19 Kapuzenförmig sich abhebende Pseudoperidie.
11 Zellen aus der Pseudoperidie mit einer Innenleiste an der oberen Kante k, durch die eine Zelle
über den unteren Rand der nächsthöher liegenden hinübergreift. 12 Aecidiensporenketten, sp Sporen,
% Zwischenstücke. '13 Aeeidien von Pıccinia gruminis auf einem Berberitzenblatt. e Epidermis,
sp Pykniden, a Aecidienbecher, h Pseudoperidie, r Sporenketten, b Sterigmen, si stromatische Unter-
lage der Becher. (Alles nach SoRAUER).
Versuchen von M. Suıraı!) Roestelia koreaensis P. Henn. gehört. Die
Teleutosporenformen kommen auf Juniperus chinensis in Japan häufig
vor und erzeugen die Roestelia auf Birnblättern, wo sie neben dem
Fusicladium pirinum bedeutenden Schaden anrichten.
Von grofser Wichtigkeit ist die Gattung Hemeleia Berk. et Br.
Aecidien wurden bisher nicht gefunden und die einzelligen Teleuto-
sporen, die mit einer normalen Basidie auskeimen, scheinen sehr selten
ausgebildet zu werden. Dagegen kommen die Uredosporen sehr reich-
lich zur Entwicklung. Sie entstehen einzeln an der Spitze dünner
Hyphen, die büschelförmig zu einer Spaltöffnung hervorbrechen. Ihre
Gestalt ist etwa nierenförmig, bisweilen aber sind sie auf einer Seite
etwas kantig, so dafs ihre Form dann etwa einem Apfelsinenkeilchen
eleichkommt; auf der gebogenen Seite stehen derbe Warzen, auf der
flachen zeigen sie keine Skulptur. Die schädlichste Art ist A. vastatrıx
Berk. et Br. (Fig. 49, 4), welche auf den Blättern des Kaffeebaumes
lebt und der Kaffeekultur in vielen Ländern unheilbare Wunden ge-
schlagen hat. Das Mycel des Pilzes durchzieht die Intercellularen der
parenchymatischen Teile des Blattgewebes und ist durch seine dicken
Hyphen, in denen sich hier und da rote Oltröpfchen befinden, sehr
auffällig. In das Zellinnere sendet es kuglige Haustorien. Nach den
Spaltöffnungen zu findet eine Anhäufung des Mycels statt, in der Atem-
höhle. entsteht ein kleiner paraplectenchymatischer Gewebekörper, aus
dem zu eimem Säulchen vereinigt dünnere Fäden durch die Spalte
emporwachsen, um aufserhalb derselben dann an ihrer Spitze je eine
Uredospore hervorzubringen. Die reifen Uredosporen fallen leicht ab
und werden durch den Wind verweht. Das kranke Blatt zeigt anfangs
oberseits kaum eine Veränderung, dagegen unterseitig zuerst bleiche,
später nach dem Absterben des .Gewebes braune unregelmäfsige, oft
grofse Flächen einnehmende Flecken, auf denen wie feiner Staub die
Uredosporen sitzen. Die Blätter gehen nach kurzer Zeit zugrunde
und fallen ab. Der Baum treibt zwar sofort wieder neue Blätter aus,
aber diese werden wieder befallen, und nach mehrmaliger Wiederholung
dieses Spieles gehen die Bäume an Erschöpfung zugrunde. Bei der
leichten Übertragbarkeit der Sporen ist es verständlich, wenn die
Pflanzungen in grofsem Umfange von dem Schädling ergriffen werden.
Die Krankheit wurde zuerst 1869 auf Ceylon beobachtet und ver-
nichtete dort in einigen Jahrzehnten die blühende Kaffeekultur dieser
Insel. Man hat den Schaden, der allein auf Ceylon bis zum Jahre
1880 angerichtet worden ist, auf 12—15 Millionen Pfund Sterling ge-
schätzt. Da der Pilz trotz aller Mafsregeln nicht auszurotten war, so
ist man zur Teekultur übergegangen und hat den Kaffeebau aufgegeben.
Mit erofser Schnelligkeit dehnte sich das Areal der Krankheit aus, 1876
kommen die ersten Meldungen von Sumatra, 1879 von Java. 1880 wütet
!) Zeitschr. f. Pflanzenkr. X, 1900, 8.1.
362 III. D. Basidiomycetes.
der Pilz auf den Fidschi- und Samoainseln, 1884 wird er in Natal ge-
funden. Auch in den neu angelegten Kaffeeplantagen Ostafrikas ist er
seit 1894 festgestellt, dagegen sind Westafrika und Amerika, mit
alleiniger Ausnahme von Guatemala, bisher verschont geblieben. Wenn
sich auch, wie wir es oft bei solchen Pilzepidemien sehen können, die
erste Wut der Krankheit entschieden gelegt hat, so bleibt doch die
Hemileia ein ganz gefährlicher Feind des Kaffeebaumes, und die Be-
kämpfung mufs deshalb mit aller Umsicht und Energie durchgeführt
werden. Augenscheinlich sind wir über den Entwicklungsgang des
Pilzes noch nicht vollständig unterrichtet, und wir können deshalb keine
Erklärung für sein explosives Auftreten geben. Vorläufig können wir
darüber nur die Vermutung äufsern, dafs nämlich die bisher unbekannten
Aecidien auf einer anderen Wirtspflanze vorkommen, oder dafs der Pilz
auch auf wildwachsenden Pflanzen vorkommt. Die erstere Möglichkeit
kann zwar nicht geleugnet werden, aber bisher war alles Suchen nach
dem unbekannten Aecıdium vergebens. Dagegen ist es erwiesen, dafs
Hemileia in Ostafrika auf wildwachsenden Coffea-Arten und auf Java auf
anderen Rubiaceen, z. B. Gardenia-Arten, vorkommt. Dais dadurch die
Bekämpfung bedeutend erschwert wird, ist leicht einzusehen. Für
unser ostafrikanisches Kaffeeland Usambara erscheinen danach die Aus-
sichten auf eine Rentabilität des Kaffeebaues nicht besonders glänzend,
wenn auch bisher nennenswerter Schaden nicht angerichtet wurde.
Als erste Mafsregel empfiehlt sich daher die Vernichtung der wild-
wachsenden Hemileia-Arten, soweit dies im Urwalde eben tunlich ist.
Viel mehr Aussicht auf Erfolg hat aber die Wahl der Kaffeeart.
Die echte Coffea arabica ist nämlich gegen den Pilz nicht immun, wohl
aber CO. liberica. Deshalb mufs der Anbau der letzteren Art empfohlen
werden. Dafs die Sporen des Pilzes durch den Wind verbreitet werden,
hat man schon alleın aus dem Umstande geschlossen, dafs die Krank-
heit sich in der Richtung des herrschenden Windes ausbreitet. Es
erscheint deshalb entschieden empfehlenswert, die Plantagen in eine
gröfsere Anzahl von Parzellen zu zerlegen, die durch Waldstreifen
voneinander getrennt sind. Da die Sporen der Uredineen selbst schmale
Waldpartien nicht zu durchdringen vermögen, so würde beim Auf-
flackern der Epidemie dadurch wenigstens der gröfsere Teil der Plan-
tage gerettet werden können. Endlich hat SaDEBEcK noch vorgeschlagen,
die infizierten Blätter zu vernichten (oder wie er sagt zu desinfizieren)
und mit Bordeauxbrühe die Bäumehen und das Erdreich zu bespritzen.
Datfs das Verbrennen der Blätter Erfolg bringen wird, ist verständlich,
wenn wir auch noch nicht näher wissen, ob nicht bisweilen Mycel in
den jungen Trieben persistiert; die Anwendung der Bordeauxbrühe
aber erscheint unter den tropischen Klimabedingungen kaum aussichts-
voll. In neuerer Zeit hat man auch Gründüngung der Plantagen
empfohlen’),
Eine nahe verwandte zweite Art, H. Woodii Kalchbr. et Cke., ist in
Ostafrika auf Vanguieria edulis einheimisch.
Die nächste Gattung, Uromyces Link, ist sehr artenreich und ent-
hält eine ganze Anzahl von Parasiten. Die Aecidien besitzen die
typische schüsselförmige Gestalt, sind mit Pseudoperidie versehen und
produzieren die typischen, warzigen, porenlosen Aecidiensporen. Die
Uredosporen werden in nackten Lagern einzeln auf Stielen gebildet.
') Tropenpflanzer II S. 98.
Uredineae (Rostpilze). 363
Die eimzelligen Teleutosporen sehen ganz ähnlich aus, unterscheiden
sich aber durch den einzigen scheitelständigen Porus von den mit
mehreren Poren versehenen Uredosporen. Die Keimung der Teleuto-
sporen erfolgt in der bekannten Art, die Basidiosporen sind fast nieren-
förmig. Pykniden sind vorhanden. Um die Gattung in Sektionen zer-
teilen zu können, hat man ebenso wie auch später bei Puceinia ver-
sucht, das Vorhandensein der verschiedenen Fruchtformen zugrunde zu
legen. Man hat aber diesen ScHrorrterschen Vorschlag jetzt wieder
verlassen, da es sich gezeigt hat, dafs durch diese Sektionsbildung
keinerlei natürliche Verwandtschaften umschrieben werden, sondern
dafs dadurch im Gegenteil verwandte Arten weit auseinander gerissen
werden. Für unsere Zwecke ist aber diese Einteilung ganz geeignet,
und sie sei deshalb hier kurz angeführt. Man bezeichnet als Euuro-
myces die Arten, welche Aecidien, Uredo- und Teleutosporen haben,
als Uromycopsis die mit Aecidien und Teleutosporen, als Brachyuro-
myces die mit Pykniden, Uredo- und Teleutosporen, als Hemiuromyces
die mit Uredo- und Teleutosporen, die nur Teleutosporen führenden
Arten, als Mecrouromyces, wenn dieselben nach der Winterruhe, als
Leptouromyces, wenn dieselben sofort erscheinen.
Von Euuromyces wäre von autöcischen Arten zuerst zu nennen
U. appendiculatus (Pers.) Lev. auf Phaseolus-Arten. Die Aecidien bilden
kleine ringförmige Gruppen, die Sporen sind weils. Die Uredolager
bestehen aus zimmetfarbenen, staubigen Häufchen, während die Teleuto-
sporen zu schwarzbraunen, leicht ablösbaren Lagern zusammentreten.
Der Pilz ist sehr weit verbreitet und schädigt bei reichlichem Befall
sewils den Ansatz der Bohnen. Auf Vicia Faba und verwandten
Leguminosen kommt U. Fabae (Pers.) de By. vor, der sich durch
feste, schwarze Teleutosporenpolster unterscheidet. Vicia hirsuta wird
von U. Ervi (Wallr.) Plowr. bewohnt; Aecidien und die übrigen Frucht-
formen finden sich während der ganzen Vegetationsperiode neben-
einander auf den Blättern. Auf Kleearten beobachtet man häufig
U, Trifolii (Hedw.) Lev., der die Aecidien an den Blättern in kleinen
gelben Flecken bildet, während er an den Stielen und Blattrippen von
Trifolium repens und incarnatum Krümmungen und gallenartige Ver-
dickungen erzeugt, auf denen die Becherchen sitzen. U. Betae (Pers.)
Tul. erregt den Rost der Runkel- und Zuckerrüben, ohne aber
wesentlichen Schaden zu stiften. Auf andere autöcische Arter, die
wildlebende Pflanzen befallen, will ich nicht weiter eingehen, dagegen
beanspruchen noch einige heteröcische Arten dieser Sektion beachtung.
U. Pisi (Pers.) de By. bringt Uredo- und Teleutosporen (Fig. 49, 5)
auf Vicia, Lathyrus und besonders auf Pisum sativum zur Entwicklung,
während die Aecidien auf Euphorbia- Arten, am häufigsten auf
E. Cyparissias sich finden. Die Euphorbiastengel werden in auffälliger
Weise von dem Mycel deformiert, indem die erkrankten Stengel viel
höher als die gesunden emporschiefsen und unverzweigt bleiben; die
Blätter sind dicker und fleischiger, und zur Ausbildung von Blüten
kommt es nur selten. Das Mycel perenniert im Rhizom und befällt
alljährlich die jungen Schosse. Die Aecidienbecher stehen in zierlicher
Anordnung meist nur auf der Blattunterseite. Auf den angegebenen
Leguminosen kommen dann die übrigen Fruchtformen in Form von
rotbraunen und schwarzen kleinen Häufchen zur Ausbildung. Auf den
Erbsen richtet der Pilz bisweilen einigen Schaden an, weshalb sich
vielleicht die Ausrottung der Wolfsmilchbüsche in der Nähe der Felder
364 III. D. Basidiomycetes.
empfehlen dürfte. Während die Teleutosporen dieser Art nur fein
punktiert sind, besitzt U. siriatus Schroet. strichartig gestreifte Teleuto-
sporen. Die Aecidiengeneration kommt auf denselben Euphorbia-Arten
vor, deformiert aber die Pflanzen in weniger auffälliger Weise. Die
Nährpflanzen der übrigen Fruchtformen sind hauptsächlich Arten der
Gattungen Medicago, Omobrychis, Trifolium, auch Vicia u. a. Auf
Gramineen kommen einige Arten mit ihren Uredo- und Teleutosporen
vor, während die Aecidien auf Ranunculaceen wohnen, so U. Dactylidis
Otth auf Dactylis glomerata mit den Aecidien auf Banunculus-Arten,
U. Poae Rabenh. auf Poa-Arten mit den Aecidien auf Ficaria- und
Ranunculus-Arten. Auf Scirpus maritimus finden sich mehrere spezialisierte
Arten, die man früher als U. Tineolatus zusammenfafste und deren
Aecidien auf Hippuris, Glaux, Pastinaca usw. zur Entwicklung gelangen.
Von der Sektion Uromyeopsis wäre U. minor Schroet. zu erwähnen,
dessen Aecidien und Teleutosporen auf Zrifolium montanum gefunden
werden. U. Scrophulariae (DC.) Berk. et Br. wächst auf Scerophularia
und Verbascum, U. Behenis (DC.) Ung. auf Silene Otites und anderen
Arten. U. Erythronii (DC.) Pass. findet sich zwar in der Regel nur
auf wildwachsenden Liliaceen, kann aber auch gelegentlich auf kultiviertes
Lilium candidum übergehen und die infizierten Pflanzen zugrunde richten.
In die Sektion Brachyuromyces gehören einige Arten, wie U. Tere-
binthi (DC.) Wint. auf Pistacia-Arten und U. brevipes (Berk. et Rav.)
Diet. auf Ahus Toxicodendron, die man auch als Gattung Pileolaria ab-
getrennt hat auf Grund ihres besonderen Baues der Pykniden. Diese
entstehen unter der Cuticula und sind unten abgeflacht.
Die Sektion Hemiuromyces besitzt einige bekannte Arten. So kommt
auf Glycyrrhiza im Mittelmeergebiet häufig U. Glyeyrrhizae (Rabenh.)
Magen. vor, dessen Mycel die jungen Sprossen durchwächst und die
Unterseiten der Blätter mit den Sporenlagern bedeckt. U. Ficariae
Schum. auf Frearia verna ist sehr häufig, ebenso U. scutellatus (Schroet.)
Lev., dessen Uredo- und Teleutosporen nebeneinander auf Euphorbia
Cyparissias und anderen Arten vorkommen. Die Pflanzen werden durch
das im Rhizom perennierende Mycel infiziert, verändern sich aber bei
weitem nicht so auffällig im Habitus, wie es bei den oben genannten
Aecidienarten der Fall ist. U. Genistae tinctoriae (Pers.) Wint. findet
‚sich auf Leguminosensträuchern sowie Colutea, Oytisus, Sarothammus,
Genista und anderen.
Die Sektion Microuwromyces beherbergt den U. Seillarum (Grev.)
Wint. auf Arten der Gattungen Seilla und Muscari. Bemerkenswert
ist der australische U. Tepperianus Sacc. auf Acacia-Arten; an den Zweigen
werden von ihm häufig starke Verkrümmungen und krebsartige Wuche-
rungen erzeugt, unter deren Periderm die Teleutosporenmassen entstehen,
Unter ihrem Druck wird die deckende Lage losgesprengt, und die Sporen
werden frei. |
Endlich sei von der Sektion Leptouromyces, die vorwiegend tropische
Arten enthält, T. pallidis Niessl genannt, der auf Oytisus-Arten in Europa
vorkommt.
Die bekannteste aller Rostpilzgattungen ist Puceinia Pers., deren
Unterschied gegen Uromyces hauptsächlich auf der Zweizelligkeit der
Teleutosporen beruht. Man kennt gegenwärtig schon über 1200 Arten,
und täglich werden neue gefunden; denn die Gattung hat eine ganz
erstaunliche Anpassungsfähigkeit und kommt fast auf allen höheren
Pflanzen vor. Trotz des einfachen Aufbaues findet man eine sehr
Uredineae (Rostpilze). 365
grofse Mannigfaltigkeit in der Ausbildung der Sporen. Man hat auf
Grund gewisser Merkmale versucht, einige Arten als besondere Gattungen
herauszuheben (z. B. Rostrupia, Diorchidium, Uropyxis), indessen wird
die Berechtigung ihrer Aufstellung von vielen Seiten bestritten.
Von den autöcischen Arten der Sektion Eupuecinia befallen mehrere
Nutzpflanzen und verdienen deshalb Beachtung. Der Spargelrost,
P. Asparagi DC., tritt auf der Spargelpflanze auf und bildet die Pykniden
und Aecidien an dunkelgelben Flecken auf dem Stengel aus. Uredo-
und Teleutosporenlager entstehen dagegen in kleinen, festen, schwarz-
braunen Polsterchen, die häufig zu gröfseren Verbänden zusammentreten.
Der Pilz ist in Europa heimisch und stiftet unter Umständen einen
grofsen Schaden an, indem er das vorzeitige Absterben des Spargellaubes.
verursacht und damit das Rhizom schwächt. Zu einer viel gröfseren.
Kalamität hat sich aber der Spargelrost in Nordamerika entwickelt,
nachdem er dorthin verschleppt worden ist. Bei der riesenhaften Aus-
dehnung der Spargelplantagen kann es nicht wundernehmen, wenn
ein solcher Schädling stark um sich greift. Infolgedessen haben die
amerikanischen Phytopathologen!) dieser Krankheit erhöhte Beachtung
geschenkt; ein durchgreifender Erfolg scheint aber noch nicht erzielt
worden zu sein. Besonders bemerkenswert ist die Beobachtung, dafs
sich nicht alle Sorten gleich empfänglich gegen den Pilz zeigen, und
dafs ferner auf trockenen, sandigen Böden die Krankheit viel stärker
wütet als in feuchteren Lagen. Danach würde also neben der Auswahl
der Sorte für die Verhütung eine reichliche Bewässerung notwendig
sein. Aufserdem empfiehlt es sich, die aecidientragenden Zweige im
Frühjahr und das trockene Kraut, auf dem die Teleutosporen sitzen,
im Herbst zu verbrennen. Auch die Anwendung von Fungiciden unter-
stützt die Vernichtung der Sporen. Ob das Verbrennen des Krautes
viel nützen kann, darüber kann man verschiedener Meinung sein; bei
der Zerbrechlichkeit des Krautes werden so viel Sporen zu Boden fallen,
dafs im nächsten Jahre doch noch reichliches Infektionsmaterial vor-
handen ist. Es müfste also gleichzeitig auch eine Desinfektion des
Bodens vorgenommen werden, der sich aber viele Schwierigkeiten ent-
gegenstellen dürften. — Umgekehrt hat sich P. Helianthi Schwein. von
Amerika nach Europa mit der Sonnenrosenzucht (Heltanthus annuus)
verbreitet. Während sie in ihrer Heimat auch auf Helianthus tuberosus und
anderen Arten vorkommt, tritt sie in Europa ausschliefslich auf der Sonnen-
rose auf und richtet in den Anbaugegenden dieser Pflanze (z. B. in Rufs-
land) beträchtlichen Schaden an. Die Aecidien bilden gröfsere Flecken,
die kastanienbraunen Uredolager und die etwas dunkleren Teleutosporen-
lager stehen in kleinen Polstern über der Blattunterseite zerstreut. —
Auf Allium-Arten, besonders auch auf den kultivierten Allvum Cepa, fistu-
losum, Schoenoprasum, sativum, Porrum, wächst P. Porri (Sow.) Wint.
Die Aecidien stehen auf bleichen Flecken der Blätter oder der Blüten-
schafte; die Uredosporen entstehen auf kleinen, oft reihenweise an-
geordneten Lagern, die durch die später aufreifsende Epidermis anfangs
bedeckt werden. Auffälligerweise sind unter den zweizelligen normalen
Teleutosporen sehr häufig einzellige vorhanden, die wie solche eines
Uromyces aussehen. Da die Produktion der Uredolager während des
ganzen Sommers erfolgt, so kommt es häufig vor, dafs die Blätter, z. B.
!) efr. J. C. Arrnur, The asparagus Rust in 13. Ann. Rep. Indiana Agric. Exp.
Stat. for 1899/1900. Febr. 1901.
366 III. D. Basidiomycetes.
vom Schnittlauch, für den Genufs unverwendbar werden. — Die Sellerie-
blätter werden von P. Apii (Wallr.) Oda. häufig befallen, und die
kleinen Uredo- und Teleutosporenhäufchen bedecken in grofser Zahl
die Unterseite der Blätter, ohne wohl aber gröiseren Schaden anzu-
richten. — Auf wilden Mentha-Arten, wie auch auf kultivierter Pfeffer-
minze, kommt P. Menthae Pers. vor; die Aecidien erzeugen häufig
Verkrümmungen oder gallenartige Auftreibungen an den Stengeln, wie
es häufig bei Aecidien vorkommt, während die Teleutosporen in Form
dunkelbrauner halbkugliger Polster auf der Blattunterseite sitzen. —
P. Violae (Schum.) DC. befällt wilde Viola-Arten, wie auch die kul-
tivierten wohlriechenden Veilchen, und schädigt die Pflanzen durch
allerlei Deformationen, die sie an den einzelnen Teilen hervorruft. —
Auf Lactuca-Arten sowie besonders häufig auf Prenanthes und Mulgedium
findet sich P. Prenanthis (Pers.) Fuck. mit ihren kleinen punktförmigen
Teleutosporenlagern. — Von bekannteren Arten auf wildwachsenden
Pflanzen seien nur genannt P. Galü (Pers.) Schwein. auf Galwum- und
Asperula-Arten, P. Comvolvuli (Pers.) Cast. auf Convolvulus, P. Primulae
(DC.) Duby auf Primula, P. Soldanellae (DC.) Fuck. auf Soldanella und
viele andere.
Unter den heteröcischen Spezies dieser Sektion nehmen den hervor-
ragendsten Platz die Getreideroste ein. Bei der grofsen Wichtig-
keit dieser Pilze und den vielerlei Fragen, die sich an ihr Studium
knüpfen, ziehe ich es vor, ihre Behandlung einem besonderen Kapitel
vorzubehalten, das am Schlusse der Rostpilze folgen soll. Es werden
uns deshalb hier nur die übrigen wirtswechselnden Formen beschäftigen.
Die meisten von denjenigen Arten, deren Teleutosporen Gramineen be-
wohnen, fafste man früher als P. graminis im weitesten Sinne zusammen,
bis die Kulturversuche des letzten Jahrzehntes, die übrigens noch lange
nicht zum Abschlufs gekommen sind, zeigten, dafs sich aufser den
später zu behandelnden Getreiderosten noch eine grofse Anzahl von
Gramineen bewohnenden Puccinien unterscheiden liefs, die alle ihre
besonderen Aecidienwirte haben. Wie weit es sich hier um „gute“ Arten
oder nur um spezialisierte Arten oder gar um Gewohnheitsrassen im
Sinne von Masnus handelt, darüber wissen wir nur in den wenigsten
Fällen Sicheres; die Entscheidung darüber hat die spätere Forschung
zu fällen. Es kann deshalb hier nur meine Aufgabe sein, die Arten so
zu umgrenzen, wie sie in KLEBARN’S vortrefflichem Werke dargestellt
sind; gleichzeitig verweise ich wegen aller historischen und kulturellen
Einzelheiten, die über den Rahmen dieses Handbuches weit hinaus-
gehen würden, auf das erwähnte Buch.
Der Habitus aller Graspuccinien ist ein sehr einförmiger. Die
Uredolager bilden meist rotgelbe Häufchen, die bisweilen durch Zu-
sammenfliefsen eine gröfsere Ausdehnung erlangen ; oft sind die Flecken
noch in einiger Entfernung rötlich umrandet, damit anzeigend, dafs das
Mycel nur eine eng umschriebene Stelle des Gewebes einnimmt. Meistens
werden die Uredosporen in denselben Lagern von den Teleutosporen
abgelöst; doch entstehen sie auch an besonderen Stellen; sie bilden
braune bis tiefschwarze, meist harte punktförmige oder strichförmige
Lager, die manchmal zu gröfseren Komplexen zusammenfliefsen. Stets
sind die Lager nackt und höchstens: in der Jugend mit Fetzen der
zerrissenen Epidermis umgeben. Die Teleutosporen keimen erst im
Frühjahr in der bekannten Art aus, und ihre Basidiosporen infizieren
nun den Aecidienwirt. Von weiter verbreiteten und deshalb allgemeiner
Uredineae (Rostpilze). 367
bekannten Spezies seien die folgenden genannt. Auf Phragmites com-
munis leben P. Phragmitis (Schum.) Körn. mit den Aecidien auf Rumex-
Arten und Rheum officinale, P. Magnusiana Körn. mit den Aecidien auf
Ranunenulus repens und bulbosus, P. obtusata Otth mit den Aecidien auf
Ligustrum vulgare u.a. Eine Gruppe von verwandten Arten bilden die-
jenigen, deren Aecidien auf Monocotyledonen und deren Teleutosporen
auf Phalaris arundinacea vorkommen, so P. Allü-Phalaridis Kleb. mit
den Aecidien auf Allium ursinum, P. Ari-Phalaridis (Plowr.) Kleb. mit
den Aecidien auf Arum maculatum, P. Convallaria-Digraphidis (Sopp.)
Kleb. mit den Aecidien auf COonvallaria majalis, P. Smilacearum - Di-
graphidis mit den Aecidien auf Polygonatum multiflorum, P. Paridis-Di-
graphidis (Plowr.) Kleb. mit den Aecidien auf Paris quadrifolia, P. Schmidti-
ana Diet. mit den Aecidien auf Leucojum vermum, P. Orchidearum-
Phalaridis Kleb. mit den Aecidien auf Orchis, Platanthera und Listera;
morphologisch sind diese Arten nicht zu unterscheiden; wir scheinen es
hier mit Formen zu tun zu haben, die sich jetzt erst allmählich als
selbständige herausentwickeln, aber noch nicht vollständig fixiert sind.
Das geht daraus hervor, dafs eine Form bisweilen auch die Aecidien-
wirte der anderen noch infiziert, aber nicht mehr imstande ist, in ihnen
reife Aecidien zu bilden. Auf Arrhenatherum elatius kommt P. Arrhenatheri
(Kleb.) Erikss. vor, zu der das Aecidium magelhaenicum auf der Berberitze
gehört; im Gegensatz zu den blattbewohnenden Aecidien von P. gra-
minis bildet jenes Hexenbesen an den Zweigen und besitzt ein peren-
nierendes Mycel. Auf Alopecurus pratensis findet sich P. perplexans Plowr.
mit dem Aecidienwirt Ranunculus acer. _Agrostis alba beherbergt P.
Agrostis Plowr. mit den Aecidien auf Aquwslegia vulgaris und alpina. Auf
Stipa capillata findet sich P. Stipae, die aber nach den Aecidienwirten
auf Thymus und Salwia silvestris in zwei Arten zerlegt werden muls.
Auf Agropyrum repens kommt P. persistens Plowr. vor mit den Aecidien
auf Thalictrum-Arten. P. Festucae Plowr. auf Festuca ovina steht mit
den Aecidien auf Lonicera Periclymenum im Zusammenhang. Diese An-
gaben mögen genügen, um einen Begriff von der Mamnigtaltigkeit der
heteröcischen Gramineenpuccinien zu geben.
Von gleicher Formenfülle erweisen sich die Carex-Roste, die früher
alle unter P. Caricis zusammengefafst wurden. KLEBAHN zählt als vor-
läufig unterscheidbar über 30 Arten auf. Am bekanntesten ist P. Carzcis
(Schum.) Rebent. auf mehreren Carex-Arten (besonders (©. hirta), die
ihre Aecidien auf Urtica dioica hervorbringt. Wenn die Aecidien, die
in ausgedehnten rotgelben Lagern nebeneinander stehen, den Stengel,
Blattstiel oder Blattrippe einnehmen, so erzeugen sie auffällige gallen-
artige Anschwellungen oder Verkrümmungen. P. Pringsheimiana Kleb.
kommt auf Carex G@oodenoughü, aeuta und anderen Arten, häufig mit
der vorigen vermischt, vor und infiziert die Stachelbeere. Das Stachel-
beeraecidium macht sich häufig sehr lästig, wenn es aufser den Blättern
auch die jungen Früchte stark befällt. Diese fallen dadurch frühzeitig
ab und gelangen also nicht zur Reife. P. Ribis nigri-Acutae Kleb. auf
Carex acuta infiziert Ribes nigrum (auch R. aureum, alpinım usw.), P.
Magnusii Kleb. auf Carex riparia (nicht C. acuta) infiziert nur R. nigrum.
Aulserdem sind durch KLesaun noch zwei andere Arten mit Ribes-
aecidien unterschieden worden. Als P. silvatica Schroet. wurde eine
Art auf Carex brizoides mit Aecidien auf Taraxacum offieinale bezeichnet;
ihr Formenkreis ist noch nicht genügend erforscht. P. Schoeleriana
Plowr. et Magen. auf Carex arenaria mit Aecidien auf Senecio Jacobaca,
368 III. D. Basidiomycetes.
P. Serratulae-Caricis Kleb. auf Carex flava mit Aecidien auf Serratula
tinctoria usf.
Von anderen Nährpflanzen erwähne ich: P. Seirpi DC. auf Seirpus
lacustris mit Aecidien auf Limnanthemum nymphaeoides, P. argentata
(Schultz) Wint. auf Impatiens nolitangere mit den Aecidien auf Adoxa
moschatellina. Polygonum bistorta beherbergt zwei Arten, P. Conopodü-
Bistortae Kleb. und P. Angelicae-bistortae Kleb. mit den Aecidien auf
Conopodium denudatum bezw. Angelica silvestris; andere Polygonum-Arten
besitzen ebenfalls Puccinien, die mit Umbelliferenaecidien im Zusammen-
hang: stehen.
Von der Sektion Puceiniopsis ist nur P. Tragopogonis (Pers.) Corda
zu erwähnen, welche Tragopogon und Scorzonera befällt. Die Aecidien-
mycelien durchziehen ganze Schosse, die dadurch bleicher und lang-
wüchsiger werden als die normalen.
In der Sektion BDrachypuceinia werden vielfach durch die Uredo-
generation im Verein mit den Pykniden Deformationen an den Nähr-
pflanzen hervorgerufen, die sonst nur von dem Aecidienmycel erzeugt
werden. So wächst auf Umbelliferen die P. bullata (Pers.) Schroet.
und ruft an ihren Blättern und Stielen schwielenartige Anschwellungen
hervor. Häufig geht sie auf kultivierte Doldengewächse, wie Petersilie,
Dill, Sellerie, Kümmel usw., über und beeinträchtigt die Ausbildung der
Pflanzen. Sehr bekannt ist auch P. suaveolens (Pers.) Rostr., deren
Mycel die gesamten Pflanzen von Cirsium arvense durchzieht und sie
nicht zum Blühen kommen läfst. Auf der Unterseite der Blätter ent-
wickeln sich in grofsen Mengen zuerst die rötlichen Pykniden, welche
einen auffälligen süfslichen Geruch aussenden, und darauf die hell-
braunen Uredohäufchen, zwischen denen zuletzt nur wenige Teleuto-
sporen ausgebildet werden. Auf vielen Kompositen kommen nahe ver-
wandte Arten vor, die früher als P. Hieracii (Schum.) Mart. zusammen-
gefalst wurden; über ihre Trennung voneinander verweise ich auf die
Arbeit von Jackr?).
Die Sektion Hemipuccinia enthält mehrere wichtigere Arten.
P. Pruni Pers. (Fig. 49, 2) ist in Europa, Nordamerika und Australien
nicht selten auf Prunus-Arten, Pfirsichen und Mandeln anzutreffen
und entwickelt auf der Unterseite der Blätter die dunkelbraunen,
pulverigen Sporenlager. In Kalifornien richtet der Pilz auf den Frucht-
bäumen recht beträchtlichen Schaden an, wenn er frühzeitig im Jahre
auftritt. Die befallenen Blätter zeigen gelbliche oder rötliche Flecken,
auf denen unterseits die Sporen erscheinen. Man hat die prophylaktische
Anwendung von Spritzmitteln versucht und damit Erfolge erzielt. Auf
Kirschen und Schlehen allein, nur selten auf Zwetschen, findet
sich in Südeuropa P. Cerasi Ces. Sorghum und Mais werden von
P. Sorghi Schwein. bewohnt, Andropogon Sorghum wird in den Tropen
von P. purpurea Cooke geschädigt. Auf kultivierten Allium-Arten
kommt P. Allüi (DC.) Rud. vor. Von anderen Nutz- oder Garten-
pflanzen werden Buchweizen von P. Fagopyri Barcl., Carthamus
tinctorius von P. Carthami Corda, Iris-Arten von P. Iridis (DC.) Duby,
Cichorium Endivia von P. Cichorüi Pass. usw. befallen. Besondere Be-
achtung verdient der Ohrysanthemumrost?), P. Chrysanthemi Roze,
der in Japan auf Chrysanthemum indicum einheimisch ist. Mit den kulti-
') Zeitschr. f. Pflanzenkr. IX, 1899, S. 193.
°) Vergl. darüber Jacky in Zeitschr. f. Pflanzenkr. X, 1900, S. 132.
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Verlae von Paul Parev in Berlin SW., Hedemannstrulse 10.
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Jahresbericht
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Unter Mitwirkung von
Dr. K. Braun-Amani (Deutsch-Ostafrika), Dr. M. Fabricius-München,
Dr. E. Küster-Halle a. S., Dr. E. Reuter-Helsingfors und A. Stift- Wien
herausgegeben von
Professor Dr. M. Hollrung,
Vorsteher der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen,
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Zweiter Band. Das Jahr 1899. Preis 10 M, | Sechster Band. Das Jahr 1903. Preis 15 M.
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Uredineae (Rostpilze). 369
vierten Chrysanthemen wurde er vor etwa zehn Jahren nach England
verschleppt und breitete sich bald auch über die Gewächshäuser des
Kontinents aus. Der Pilz entwickelt auf der Unterseite der Blätter,
die dadurch oft bald absterben, gelbliche oder mifsfarbige, sich schnell LIBRARY
vergröfsernde Flecken, auf denen die Uredosporen das ganze Jahr hin- new vor
durch entstehen. Während die Teleutosporen in der Heimat in eigenen goranıc-
Lagern regelmäfsig auftreten, wurden sie in Europa bisher nur sehr GARDEN
selten vereinzelt zwischen den Uredosporen gefunden. a
Zur Sektion Mieropuceinia gehört die bekannte P. fusca (Relh.)
Wint., die besonders auf Anemone nemorosa vorkommt. Die befallenen
Blätter zeigen eine auffällige Verlängerung des Stieles und eine Ver-
schmälerung der Blattzipfel, die unterseits mit den Sporenlagern des
Pilzes bedeckt werden. P. Ribis DC. befällt Stachelbeeren und andere
Ribes-Arten. Sehr häufig auf Umbelliferen zeigt sich P. Aegopodii
(Schum.) Mart. Eine ganze Reihe von Arten kommt auf den Blättern
von Lilifloren zur Entwicklung, ohne aber weiteren Schaden zu
stiften. Genannt seien davon: P. Galanthi Ung. auf Galanthus nivalis,
P. Schroeteri Pass. auf‘ Narcissus poeticus, P. Scillae Link auf Seilla,
P. Tulipae Schroet. auf Tulipa Gesneriana u. suaveolens u. a. Erwähnt
seien noch von alpinen Arten: P. Drabae Rud. auf Draba-Arten, P. alpina
Fuck. auf Viola biflora, usf.
Die letzte Sektion Leptopuccinia hat wieder einige interessante Arten,
von denen P. Malvacearum Mont., der Malvenrost, die bemerkenswerteste
ist. Der Pilz findet sich an vielen Malvaceen (auch an kultivierter Althaea,
Lavatera, Malva usw.) und bildet hell- bis kastanienbraune, fast halb-
kugelige Polster von Teleutosporen, die ohne Ruhepause auskeimen. Die
Heimat des Malvenrostes ist Chile; erst 1869 wurde er nach Spanien ver-
schleppt, trat gleichzeitig auch in Frankreich auf und hat sich von da aus
innerhalb weniger Jahre über alle Kulturländer verbreitet. Anfangs trat die
Epidemie derartig heftig auf, dafs die Malvenkultur in vielen Gegenden
fast zugrunde gerichtet wurde; jetzt dagegen hat die Schädlichkeit nach-
gelassen, so dafs alle Befürchtungen ausgeschlossen erscheinen. Man
hat seine Bekämpfung durch Spritzmittel versucht. P. Buxi DC. bildet
auf den Buchsbaumblättern seine kleinen, festen, schwarzen Sporen-
lager aus. P. Asteris Duby findet sich auf Astern und anderen Kom-
positen, P. Anemones virginianae Schwein. auf Anemone silvestris, alpina,
virginiana u. a., P. annularis (Strauss) Wint. auf Teuerium, P. Circacae
Pers. auf COircaea, P. Arenariae (Schum.) Schroet. (Fig. 49, 1) auf
Caryophyllaceen usw. Die Sektion läfst sich von der vorhergehenden
nicht scharf trennen, denn bei manchen Arten überwintern die Sporen,
und nur wenige keimen sofort aus. Bisweilen sind die frühkeimenden
Sporen etwas anders gestaltet wie die anderen; auch an der Farbe der
Sporenhäufchen erkennt man häufig, ob die Sporen sofort keimen oder
nicht. In letzterem Falle zeigen sich die Polster meist dunkel gefärbt.
Von Puceinia unterscheidet sich die Gattung Gymnoconia Lagerh.
hauptsächlich durch die vollständig nackten Aecidienlager. Die einzige
Art ist @ üinterstitialis (Schwein.) Lagerh., früher auch, als man die
Aecidienform Caeoma interstitiale Schwein. noch nicht als zugehörig:
erkannt hatte, als Puccinia Peckiana Howe bezeichnet. Das Caeoma
tritt auf wilden Rubus-Arten in der nördlich-gemäfsigten Zone nicht
= selten auf und befällt in Amerika die Brombeeren und Himbeeren oft
put Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 24
370 III. D. Basidiomycetes.
in sehr schädlichem Maise!). Das Mycel durchzieht entweder von den
Rhizomen an die ganze Pflanze oder perenniert in den jüngeren Trieben.
Auf den Blättern gelangen ım Frühjahr zuerst die Pykniden zur Aus-
bildung; dann erscheinen meist auf der Unterseite die Aecidienlager,
die eigentlich die ganze Blattfläche einnehmen und nur durch die
Nerven in einzelne gesonderte Lager abgeteilt werden. Auf einigen
Rubus-Arten fand man auch die zweizelligen Teleutosporen; aber den
Zusammenhang beider hat erst TRANZSCHEL durch seine Kulturversuche
erwiesen. Der Pilz wirkt besonders schädlich durch vorzeitige Ver-
nichtung des Blattwerks, das zwar durch frisches Austreiben wieder-
ersetzt wird, aber schliefslich doch eine solche Erschöpfung der Pflanze
herbeiführt, dafs sie bald abstirbt. Bekämpfungsmittel kennt man bis-
her nicht.
Die Gattung Phragmidium Link zeigt sich in allen ihren Frucht-
tormen von den bisherigen Gattungen abweichend. Die Aecidienlager
zeigen den typischen Caeomabau, d. h. sie besitzen keine Pseudoperidie,
sind aber dafür mit einem Kreis dichtstehender Paraphysen umgeben,
die sich bogenförmig nach innen krümmen. Die Uredosporen besitzen
ähnliche Hüllfäden und werden einzeln auf Stielen gebildet; sie sind
einzellig und mit vielen Keimporen versehen. Die Teleutosporen
zeigen mehrere übereinander stehende Zellen, selten einmal nur zwei
Zellen. Die Arten sind autöcisch und bewohnen ausschliefslich Rosaceen.
Am bekanntesten ist der Rosenrost Ph. subcorticium (Schrank) Wint.
(Fig. 49, 6), der unter Umständen die kultivierten Rosen dadurch zu
schädigen vermag, dafs er vorzeitigen Blattfall veranlafst. Die Aecidien
kommen sowohl auf den Blättern wie auf den jungen Stengeln, Blatt-
stielen, Früchten usw. zur Ausbildung und bilden oft grofse, dicke,
rotgelbe Schwielen. Die Uredolager entstehen auf der Unterseite der
Blätter in kleinen gelbroten Lagern, die auf gelblichen Flecken stehen.
Zwischen ihnen entstehen in kleinen schwarzen Häufchen die Teleuto-
sporen, die auf langen, nach unten angeschwollenen Stielen eine
7—10zellige Spore tragen, deren Membran tiefbraun und mit Warzen
versehen ist und auf dem Scheitel ein farbloses Spitzchen trägt. Auf
wilden Rosen kommen noch andere Arten vor, die uns hier aber nicht
interessieren. Auf Himbeeren kommt Ph. Rubi Idaei (Pers.) Wint.
nicht selten vor; auf Brombeeren ist Ph. violaceum (Schultz) Wint.
häufig ein gefährlicher Feind dieser Sträucher. Auffällig auf Rubus-
Arten ist Ph. albidum (Kühn) Ludw. mit farblosen Teleutosporen. Auf
Potentilla- Arten sıedelt sich Ph. obtusum (Str.) Wint. an, auf Poterium
Sanguisorba Ph. Sanguisorbae (DC.) Schroet., das besonders durch seine
im Frühjahr massenhaft ausgebildeten roten Caeomalager auffällig ist.
Ahnliche Caeomalager bildet auf Sangwsorba Ph. carbonarium (Schlecht.)
Wint., aber die Teleutosporen sind vielzellig und gleichen langen
Sporenketten (Fig. 49, 7); man hat den Pilz deswegen auch früher
einer besonderen Gattung Xenodochus eingereiht.
Triphragmium Link unterscheidet sich durch die Teleutosporen,
deren Zellen in einer Ebene in Form eines Dreiecks zusammenliegen,
von Phragmidium; aufserdem kennt man bisher die Aecidien dieser Pilze
nicht. Am häufigsten ist 7. Ulmariae (Schum.) Link auf Frilipendula Ulmaria
(Fig. 49, 5):
!) Vgl. dazu G. P. Cuisrox, Orange Rust on Raspberry and Blackberry in Univ.
of Illinois Agric. Exp. Stat. Bull. Nr. 29. Champaign. 189.
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung, 321
Endlich sei noch der Vollständigkeit wegen die Gattung Ravenelia
Berk. erwähnt, die in ihren Teleutosporen die höchste Differenzierung
der Zellen aufweist. Die Teleutosporen werden aus mehreren zu
Köpfchen oder Schirmchen zusammengestellten Zellen gebildet, auf
deren Unterseite sich noch einige sterile Zellen befinden (Fig. 49, 8);
das Ganze wird von einem Träger gehalten, der aus einem oder
mehreren vereinigten Stielen besteht. Die meisten Arten der Gattung
kommen auf Leguminosen in den wärmeren Ländern vor und befallen,
soweit man es bisher weifs, Kulturpflanzen nicht.
Ebenso wie es Teleutosporenformen gibt, deren Aecidien noch un-
bekannt sind, gibt es auch Aecidien- und Uredoformen, welche bisher
nicht mit Teleutosporen in Verbindung gesetzt werden konnten. Man
fafst solche vorläufig isoliert stehenden Formen unter den alten Be-
zeichnungen Aecidium, Caeoma oder Uredo zusammen und mufs es
der weiter fortschreitenden Forschung überlassen, sie allmählich anzu-
gliedern. Wir hatten schon oben öfter Gelegenheit, auf die gallen-
oder hexenbesenbildende Tätigkeit der perennierenden Aecidienmycelien
hinzuweisen; von solchen Formen sind noch viele bekannt, befallen
aber nicht Nutzpflanzen, so dafs sie hier keine Erwähnung zu finden
brauchen. Erwähnt sei nur der Zimmetrost, Aecidium Cinnamomt
Rac., der nach Zımmermann’s Beobachtungen auf Java die jungen Blätter
und Triebe der Zimmetbäume befällt und häufig durch deren Be-
schädigung den Tod des Baumes herbeiführt. Auf Vitis vinifera findet
sich Uredo Vitis v. Thüm. in Nordamerika, auf Fieus Carica U. Ficus
Cast. in den Mittelmeerländern, auf Zuckerrohr U. Kühniti (Kr.) Wakk.
et Went auf Java: der Schaden, den diese Arten stiften, scheint aber
nicht bedeutend zu sein.
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung.
Die auf den verschiedenen Getreidearten vorkommenden Roste
fafste man, abgesehen von wenigen durch die Form der Teleutosporen
leicht kenntlichen Arten, noch vor wenigen Jahren als eine einheitliche
Art, Puceinia graminis, auf. Erst die ausgedehnten und mühevollen
Untersuchungen ERrIKsson’s, KTLEBAHN’S und anderer haben den unumstöfs-
lichen Beweis geliefert, dafs die alte Sammelart in eine ganze Anzahl
von nahe verwandten Arten aufgelöst werden mufs, die wieder in
spezialisierte Formen zerlegt werden müssen. Aufserlich unterscheiden
sich alle diese Arten entweder nicht oder nur durch sehr feine Merk-
male, die nicht immer leicht erkennbar sind. Es sollen zuerst die
bisher unterschiedenen Arten und Formen kurz besprochen werden,
wobei ich auf die ausführlichen Darstellungen der oben genannten
Forscher !) verweise.
Unter der alten Art Puceinia graminis Pers., Schwarzrost, im
engeren Sinne fafst man jetzt diejenigen auf Getreide und anderen
Gramineen lebenden Rostformen zusammen, welche ihre Aecidien und
Pykniden auf der Berberitze entwickeln (Aecidium Berberidis) (Fig. 51, 3).
Erıksson und Hrnxıngs haben auf Grund ihrer Infektionsversuche mit
Uredosporen nachgewiesen, dafs man eine Reihe von spezialisierten
1) J. Erıxssox und E. Hessısc, Die Getreideroste. Stockholm 1896: H. Kresans,
Die wirtswechselnden Rostpilze. Berlin 1904. S. 205 ff.
24 *
372 III. D. Basidiomycetes.
Formen unterscheiden mufls. So kommt die Form Secalis (Fig. 51, 1, 2)
vor auf Secale cereale, Hordeum vulgare, H. jubatum, H. murinum, Agr 0-
pyrum repens, A. caninum, Elymus arenarius, Bromus secalinus und einigen
ren Gramineen. Die Forma Tritici kommt in Schweden auf Triti-
cum vulgare, in Nordamerika aufserdem noch auf Triticum monococcum,
Hordeum vulgare, H. jubatum, H. murinum, Koeleria ceristata, Agrostis
alba und anderen vor. Die Forma Avenae bewohnt in Schweden Avena
sativa, A. sterilis, A. brevis, Arrhenatherum elatius, Dactylis glomerata,
Alopecurus pratensis, Miium effusum, Lamarckia aurea, bromus arvensis,
Festuca Myurus, Phalaris canariensis, Phleum asperum, Briza mazxima
u. a., während für Nordamerika noch mehrere andere Nährpflanzen
angegeben werden, darunter Hordeum murinum, Ammophila arenaria,
Holcus mollis. Forma Airde kommt auf Aira caespitosa, Forma Agrostis
auf Agrostis canina und A. stolonifera vor. Endlich findet sich die
Forma Poae auf Poa-Arten; doch ist deren Biologie nicht in allen
Punkten aufgehellt.
Auf Phleum pratense und Festuca elatior wächst P. Phlei-pratensis
Eriks. et Henn., die auch auf Hafer und Roggen übertragbar ist. Eine
Überimpfung auf Berberis gelang: nicht, so dafs Erıksson vermutet, dafs
die Art ihr Aecidiumstadıum eingebüfst hat.
Der Braunrost des Roggens, P. dispersa Eriks., bildet seine
Aecidien auf Anchusa arvensis und offieinalis (Fig. 51, 10). Aulfser auf
Roggen (Fig. 51, 8) finden sich seine Uredo- und Teleutosporenlager
auch auf Secale montanum: auf andere Getreidearten geht er aber nicht
über. Da die Aecidien erst im Herbst häufiger auftreten, so mülfste das
Wintergetreide sogleich nach dem Auskeimen infiziert werden. Solche
Rostfälle sind aber so selten, dafs die Verbreitung des Pilzes von anderen
Faktoren abhängen mufs. Es käme dafür nur eine Überwinterung im
Uredostadium in Betracht, oder es müfsten von Gegenden, wo der Rost
im Jahre sehr zeitig auftritt, die Sporen durch den Wind verweht
werden. Vorläufig läfst sich an Entscheidung treffen, was von beiden
das Wahrscheinlichere ist (s. 8. 376).
Es gibt noch mehrere Braunroste, die früher als P. Rubigo-vera
zusammengefaist wurden und ihre Aecidien auf Borraginaceen aus-
bilden. Dahin gehört der sehr sorgfältig von F. MüLLer, M. Warn und
Erıkssox studierte Braunrost der Bromus- Arten, P. Symphyti-Bromorum
F. Müll. mit den Aecidien auf Symphytum officinale und auch auf
Pulmonaria montana. Warp unterscheidet verschiedene Rassen dieses
Pilzes, welche die Arten aus den verschiedenen Sektionen der Gattung
Bromus in ungleichem Mafse befallen. Auf diese zum Teil noch wenig
geklärten Verhältnisse einzugehen, mufs ich mir versagen. Der Braun-
ost des Weizens, P. triticina Eriks., schädigt diese Getreideart
bisweilen in aufserordentlich empfindlicher Weise. Kuebaun hat aus-
gedehnte Infektionsversuche gemacht, um das Aecidium zu finden; bis-
her aber ohne Erfolg, so dafs Erıksson die Ansicht ausspricht, dals ein
Aecidium überhaupt fehlt. Auch beim Braunrost der Gerste,
P. simplex (Körn.) Eriks. et Henn. (Fig. 51, 122, 12) hat man bisher
vergeblich nach den Aecidien gesucht. In Deutschland ist dieser Rost
sehr häufig und fügt in mancher Gegend ganz allein der Gerste
empfindlichen Schaden zu. Aufser den genannten sind noch weitere
unterschieden worden, wie P. holcina Eriks. auf Holcus mollis und
lanatus, P. agropyrina Eriks. auf Agropyrum repens, P. Triseti Eriks.
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung. 373
Fig. 5l. Getreideroste.
1-3 Puceinia graminis Pers. 1 Uredo- und Teleutosporenlager auf Roggen, 2 Schnitt durch ein Lager
mit Uredosporen ı und Teleutosporen t, 3 Aecidien auf der Berberitze. 4-7 P. glumanrum (Schmidt)
Eriks. et Henn. 4 Uredo- und Teleutosporenlager auf Weizen, 5 dieselben auf einer äufseren Deck-
spelze, 6 keimende Uredospore. 7 Teleutospore. 8-10 P. dispersa Eriks. 8 Uredo- und Teleutosporen-
lager auf Roggen, 9 keimende Teleutospore, 10 Aecidien auf Anchusa arvensis. I1I—12 P. simplex (Körn.)
Eriks. et Henn. 1/ Uredo- und Teleudosporenlager auf Gerste. /2 Uredospore. 15—14 P, coronifera
Kleb. 73 Uredo- und Teleutosporenlager auf Hafer, 74 Teleutospore. (Nach ERIKSSoN.)
374 III. D. Basidiomycetes.
auf Trisetum flavescens. Alle diese aecidienlosen Arten sind noch wenig
untersucht, so dafs sich über ihre Lebensgeschichte wenig sagen läfst.
Aus der alten Sammelspecies P. Rubigo-vera haben ERIKSSON und
Henning den Gelbrost herausgehoben und als P. glumarum (Schmidt)
Eriks. et Henn. bezeichnet. Die Uredolager dieser Art stehen in langen
Streifen auf den Blättern und zeichnen sich durch hellgelbe Färbung
aus; Aecıdien kennt man bisher nicht. Der Pilz überwintert vielleicht
im Uredozustand, da er häufig auf den jungen Herbstsaaten erscheint.
ErıKsson unterscheidet Formen auf Weizen (f. Tritici) (Fig. 51, 4-7),
Gerste (f. Hordei), Roggen (f. Secalis), Elymus arenarius (f. Elymi) und
Agropyrum repens (f. Agropyri).
Eine letzte Gruppe von Getreiderosten bildet die Aecidien auf
Rhamnus-Arten aus. Man nahm früher an, dafs die allbekannte Art,
P. coronata Corda, sowohl auf Rhannus Frangula als auch auf R. cathartica
ihre Aecidien erzeugt. Da aber die von verschiedenen Forschern vor-
genommenen Infektionsversuche keine rechte Übereinstimmung zeigten,
so war anzunehmen, dafs hier mehrere Arten zusammengeworfen worden
sind. Die Richtigkeit dieser Hypothese zeigte KLEBAHN, indem er nach-
wies, dafs der eine Formenkreis als Aecidienwirt Rh. Frangula, der
andere Ah. cathartica besitzt. Die erste Art nennt er mit dem alten
Namen P. coronata, die letztere P. coronifera Kleb. Der Formenkreis
von FP. coronata umfafst mehrere spezialisierte Formen, so die auf
Calamagrostis lanceolata und «arundinacea (f. Calamagrostis Eriks.), auf
Phalaris arundinacea (f. Phalaridis Kleb.), auf Holcus mollis und lanatus
(£. Holci Kleb.), auf Agrostis vulgaris und stolonifera (f. Agrostis Eriks.)
und wahrscheinlich noch andere. Der von KrkBann als P. coronifera
bezeichnete Kronenrost dagegen lebt auf Avena sativa (f. Avenae Eriks.).
auf Lolium perenne (f. Lolü Eriks.), auf Festuca elatior (f. Festucae Eriks.),
auf Holceus mollis und lanatus (f. Holci Eriks.), Alopecurus pratensis
(£f. Alopecuri Eriks.) und auf Glyceria aquatica (f. Glyceriae Erıks.) Da
die Kronenroste fast nur Wiesengräser befallen, so richten sie keinen
besonders grofsen Schaden an; beachtenswert ist aber P. coronifera auf
dem Hafer (Fig. 51, 13, 14), obgleich der Schaden nicht besonders hoch
ist. Der Pilz tritt durchaus nicht alle Jahre regelmäfsig auf, sondern
findet sich zerstreut und dann meist erst gegen das Ende der Vegetations-
periode.
Die im Vorstehenden aufgeführten Rostarten stellen die gröfsten
Feinde des Getreidebaues dar, der dadurch in allen getreidebauenden
Ländern ungeheure Verluste erleidet. Schon im Altertum kannte man
die Krankheit unter dem Namen Erysibe bei den Griechen und Rubigo
bei den Römern. Das eigentliche wissenschaftliche Interesse kam aber
erst, als PErs0oon den Rost als einen Pilz erkannte und pe Barry den
(enerationswechsel von P. graminis, der von den Praktikern voraus-
geahnt war, erwies. Seitdem ist unablässig daran gearbeitet worden,
die Kenntnis der Getreideroste zu fördern, namentlich seit man im
letzten Jahrzehnt begonnen hat, durch zielbewufste Impfversuche die
Spezialisierung der Formen näher zu untersuchen. Der Hauptzweck
all dieser Forschungen lief natürlich darauf hinaus, Mittel für die Be-
kämpfung zu finden. Wie grofs die Notwendigkeit ist, mit allen Mitteln
gegen diesen gefährlichen Feind anzukämpfen, zeigen die Verluste,
welche die Landwirtschaft dadurch erleidet. In dem Buch von ErIKSSoN
und Henning findet sich eine Zusammenstellung der Berechnungen und
Schätzungen der Schäden, woraus ich nur weniges anführen will. Im
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung. 375
allgemeinen schwanken die Verluste zwischen weiten Grenzen, je nach-
dem ein „Rostjahr“ ist oder nicht. Für Preufsen hat P. SorauEr, meist auf
Grund amtlicher statistischer Angaben, den Ernteausfall bei Weizen,
Roggen und Hafer in dem Rostjahre 1891 auf über 418 Mill. Mark be-
rechnet, während er im Nichtrostjahr 1892 nur fast 26'/» Mill. betrug.
Erıksson schätzt den Verlust an Hafer für 1889 in Schweden auf 18 Mill.
Mark. Für Ungarn gibt v. Tuümen den Ausfall an Weizen in manchen
Jahren auf mindestens 18 Mill. Gulden an. Für die vereinigten Staaten
von Nordamerika veranschlagt BorLey den Schaden der Weizenernte 1889
auf etwa 18 Mill. Mark, für 1891 rechnet GaLLowaY sogar die ungeheuere
Summe von 1340 Mill. Mark heraus. Gegenüber solchen Verlusten,
welche der Nationalwohlstand alljährlich erleidet, sind diejenigen, die
durch alle anderen Getreideschädlinge zusammen hervorgerufen werden, als
gering zu betrachten. Aber trotz der Mühe und Arbeit, die auf die
Erforschung der Lebensbedingungen der Roste verwendet worden sind,
hat man bisher nur minimale Erfolge in der Bekämpfung erzielt. Wir
wollen im folgenden die Gesichtspunkte betrachten, von denen die Be-
mühungen zur Bekämpfung dieser Schädlinge ausgehen müssen.
Schon lange, bevor pe Bıry den Wirtswechsel der Getreideroste
wissenschaftlich erwiesen hatte, waren die praktischen Landwirte davon
überzeugt, dafs das Aecidium auf der Berberitze in irgendeinem Zu-
sammenhang mit dem Getreiderost stehen müsse. Die Vorstellungen,
die man sich davon machte, waren natürlich merkwürdiger Art, aber
sie führten doch dazu, die Berberitzen in der Nähe der Felder mög-
lichst zu beseitigen. Wenn auch dieser Kampf nicht überall mit gleichem
Nachdruck geführt wurde, so rottete man doch in einzelnen Gegenden,
z. B. in Dänemark, schon in den ersten Dezennien des vorigen Jahr-
hunderts die Berberitze auf den Feldern fast vollkommen aus. Nach
pe Barys Entdeckung 1865 wurde der Kampf mit besserer Grundlage
fortgesetzt, aber ein durchschlagender Erfolg kam in keiner Gegend
zum Vorschein. Nach wie vor wütete die Krankheit, wenn sie auch
in den einzelnen Jahren sehr verschieden an Intensität auftrat. In den
letzten Jahren haben sich allmählich die Stimmen derer gemehrt, welche
darauf hinweisen, dafs die Vernichtung der Berberitze dem Roste
keinen Einhalt täte. So kommen in Ungarn nach Zukar, im Jemtland
in Schweden nach HEnnıng, in der Hamburger Gegend nach KLEBAHN
fast keine Berberitzen mehr vor, und trotzdem stirbt die Rostkrankheit
nicht aus. Ein besonders lehrreiches Beispiel hat Barczay für Ost-
indien angegeben, wo in den weizenbauenden Distrikten Berberis ganz
fehlt und erst im Gebirge in 300 Meilen Entfernung angetroffen wird.
Wenn es auch nicht aufserhalb des Bereiches der Möglichkeit liegt,
dafs die Aecidiensporen auf weite Entfernungen durch den Wind ver-
weht werden, so ist es doch ganz ausgeschlossen, dafs dadurch ein
allgemeiner Befall des Getreides erfolgen kann. Zukan hat die Möglich-
keit für Ungarn näher ins Auge gefafst und hält das Zustandekommen
der Rostkrankheit unter solchen Voraussetzungen für ausgeschlossen.
Erıksson und Henning haben aber in ihrem Buche noch einen anderen
Gedankengang eingeschlagen, der nicht von der Hand zu weisen ist.
Angenommen, es stehen an einem Roggenfelde Berberitzen mit Aecidien,
so ist es noch gar nicht sicher, ob diese der für Roggen spezialisierten
Form der P. graminis angehören. Im Gegenteil ist die Wahrscheinlich-
keit, dafs es nicht der Fall ist, viel gröfser, weil ja doch infolge der
Schlägewirtschaft dasselbe Feld niemals zwei Jahre lang hintereinander
376 III. D. Basidiomycetes:
dieselbe Getreideart trägt. Wird also die Berberitze vom Weizen
infiziert, so würde sie für den Roggen unschädlich sein und ähnlich
auch, wenn wir die wilden Gräser als Infektionsvermittler zu Hilfe
nehmen. Aus diesen Gründen bestreiten die beiden Autoren, dafs der
Berberitze eine allzu hohe Bedeutung als Überträger der Krankheit
zuzuschreiben sei. In etwas anderer Weise läfst sich auch für den
Braunrost (P. dispersa) zeigen, dafs die Aecidien kaum für einen all-
gemeinen Befall verantwortlich zu machen sind (vgl. dazu 8. 372).
Wenn nun aber der Wirtswechsel allein die allgemeine Verbreitung
der Getreideroste nicht genügend erklärt, so könnte man doch nur
noch daran denken, dafs die Getreidepflanzen direkt durch die Uredo-
oder Teleutosporen infiziert werden könnten. Die Versuche, die man
mit den aus den Teleutosporen erzogenen Basidiosporen angestellt hat,
ergaben bei der Berberitze stets positiven Erfolg, niemals aber beim
Getreide selbst. Darum scheint also eine derartige Verbreitung nicht
wahrscheinlich. Für die Uredosporen dagegen war von vornherein die
Möglichkeit gegeben, denn sie verbreiten ja während des Sommers die
Krankheit auf dem Getreide weiter. Deshalb müfste man eine Über-
winterung der Uredosporen voraussetzen. Dafür liegen aber für die
nördlich-gemäfsigte Zone selbst bis Texas hinunter nur wenig Beobach-
tungen vor. Bis jetzt ist eine Überwinterung der Uredoform nur bei
P. dispersa und simplex festgestellt worden (MarcHaL). Von Mc ArPpınE
und anderen Beobachtern wird ebenfalls angegeben, dafs in Australien eine
UÜberwinterung der Uredo stattfindet: aber diese Tatsache hat für unsere
Gegenden geringe Bedeutung. Man könnte vielleicht auch meinen, dafs
das Uredomycel in der Pflanze überwintert und etwa vom Rhizom aus
in die neuen Sprosse aufsteigt. Aber auch das ist sicher nicht der
Fall, da pr Bary das Mycel stets streng lokalisiert fand und rostkranke
Stöcke niemals primär rostkranke Schosse hervorbrachten. _
Nun bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit der Übertragung
übrig, nämlich die durch die Samen. Hier hat Erıksson!) angeknüpft
und hat seine Mycoplasmatheorie aufgestellt, die aber bisher wenig
Anklang gefunden hat. An und für sich hat ja die Übertragung durch
den Samen nicht weiter etwas Verwunderliches, nachdem BRrEFELD die
Überwinterung des Brandmycels im Weizenkorn gezeigt hat und der
Pilz des Taumellolchs näher bekannt geworden ist. Aber wenn es sich um
eine solche blofse Mycelüberwinterung handeln sollte, so müfsten doch
irgendwelche Anzeichen dafür da sein, dafs das Rostmycel auch wirklich
bis in die Samen gelangt, oder es müfste sich in den Geweben des
Samens nachweisen lassen. Es läfst sich aber nichts von alledem nach-
weisen. Deshalb nimmt Erıksson an, dafs die Roste zuerst in Form
nackter Plasmamassen (Mycoplasma von ihm genannt) im Plasma
der Zellen der Nährpflanze vorhanden seien, woraus sich erst später
die mit Membran versehenen Hyphen entwickeln sollen. Die von ihm
daraufhin untersuchten Getreideroste zeigten in der Nähe von Flecken,
aus denen in kürzester Frist die Uredolager hervorbrechen mufsten,
im Innern der Zellen ein strukturloses Mycoplasma, das sich dann später
zu einem Protomycelium mit deutlichen Kernen und von plasmodien-
artiger Struktur, aber noch ohne Membran, umbildet. Dieses Protomycel
!) Sur l’origine et la propagation de la rouille des c&reales par la semence in
Ann. sc. nat. 8 ser. XIV und XV. 1902; ferner in Kungl. Svens. Vet. Ak. Handl.
Stockholm XXXVII, 1904 und XXXIX, 1905; siehe ferner die Literatur bei Kı.rsann.
Die Getreideroste und ihre Bekämpfung. 317
färbt sich mit Flemming’scher Lösung violett und besitzt Vakuolen;
von ihm aus gehen feine Stränge (Endohaustorien), welche die
Membranen durchsetzen, wodurch dann das ganze Protomycel ins Inter-
cellularsystem befördert wird. Erst dann beginnt das eigentliche Pilz-
leben, indem wirkliche Haustorien in benachbarte Zellen getrieben werden
und die Plasmamassen sich mit einer Membran umgeben. Diese hier
in groben Zügen dargestellte Mycoplasmatheorie ist von vielen Nach-
untersuchern entschieden zurückgewiesen worden, so von M. Warp,
KLEBAHN, ZUKAL u. a. Um nur eins zu erwähnen, man hat das Myco-
plasma noch nicht in den Samen gefunden, was aus KLEBAHN'S und ZUKAL'S
Nachuntersuchungen hervorgeht. KLEBAHN hält die von ErIKkssoN ge-
fundenen Gebilde für ab- oder angeschnittene Haustorien. Auch die
neuesten Untersuchungen Erıksson’s über den Schwarzrost enthalten so
zahlreiche Lücken und Unklarheiten, dafs es wohl am besten ist, die
Mycoplasmatheorie noch vorläufig von der Praxis fernzuhalten, bis durch
weitere Untersuchungen eine Klärung herbeigeführt ist. Ich gehe des-
halb darauf nicht weiter ein.
Die Biologie der Gretreideroste bietet uns nach dem Gesagten,
wenigstens so weit sie bisher sicher bekannt ist, nur schwache Angriffs-
punkte für die Bekämpfung. Aufser «der Vernichtung der Aecidien-
wirte, die auch noch problematisch bleibt, hat sich nichts Rechtes daraus
ergeben. Wie wir früher bei Weinkrankheiten und bei vielen anderen
Krankheitserscheinungen gesehen haben, macht sich bei den ver-
schiedenen Sorten der Nährpflanzen häufig auch eine verschiedene
Empfänglichkeit für die betreffende Erkrankung bemerkbar. Dasselbe
ist auch bei den Getreiderassen der Fall. Die ausgedehnten Unter-
suchungen von ERIKSSON, CARLETON und KLEBAHN haben gezeigt, dafs es
Rassen gibt, die für einzelne Getreideroste fast immun sind. So hat
Erıksson gefunden, dafs die gelbrostempfindlichen Sorten gegenüber dem
Braun- und Schwarzrost weniger empfänglich sind, und dafs haupt-
sächlich gegenüber dem Gelbrost sich eine verschiedene Rassendisposition
am deutlichsten nachweisen läfst. Ob aber diese Unempfänglichkeit
auch unter allen Umständen, besonders in Hinblick auf die verschiedenen
klimatischen und örtlichen Bedingungen der Felder, die gleiche bleibt,
darüber sind die Akten noch nicht geschlossen; es erscheint vielmehr
wahrscheinlich, dafs die Rassendisposition, wie so vielfach, eine rela-
tive ist und von Umständen abhängt, die wir nicht kennen. Man hat
versucht, diese Disposition mit der anatomischen Beschaffenheit der
Nährpflanzen in Verbindung zu bringen, aber bisher ohne Resultat.
Trotzdem aber wird der Praktiker vielleicht mehr als bisher den Anbau
von Sorten ins Auge fassen müssen, welche sich gegen die haupt-
sächlich in seinem Anbaugebiet herrschenden Getreideroste als weniger
empfänglich erwiesen haben.
Zu unterscheiden von dieser Rassendisposition ist die des Indi-
viduums. Hier steht es fest, dafs die Basidiosporen hauptsächlich nur
Junge Gewebe zu infizieren vermögen, dafs dagegen Uredo- und Aecidien-
sporen leicht auch ältere Gewebeteile anstecken. Scheinbar ist der
Ort der Infektion nicht immer gleichgültig, da z. B. der Gelbrost be-
sonders gern seine Eingangspforte an den Blattspitzen findet, während
der Schwarzrost sich lieber auf den Halmen und Blattscheiden an-
siedelt. Wodurch aber das Individuum im ganzen für die Roste
disponiert wird, das wissen wir bisher nicht; denn die Berücksichtigung
der Bodenbeschaffenheit, des Wetters, der Lage, der Säezeit usw. haben
378 III. D. Basidiomycetes.
nur unsichere und wechselnde Resultate ergeben, auf die-ich hier nicht
weiter eingehen kann.
Direkte Bekämpfungsmittel sind vielfach probiert worden, indem
man die Sporen durch Fungicide zu vernichten suchte. Von
E. Würarich !) wurden mit Uredo- und Aecidiosporen des Schwarz-
rostes Versuche angestellt, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber
Metallsalzen festzustellen. Dabei zeigte sich, dafs die Metallsalze nicht
alle in gleicher Weise wirkten, und dafs die Aecidiensporen bedeutend
empfindlicher waren. Da die Beizung der Getreidekörner gegen an-
haftende Brandsporen bereits eine allgemeine Anwendung gefunden
hat, so wird diese Prozedur auch gleichzeitig die anhaftenden Teleuto-
sporen vernichten. Es existieren aber keine besonderen Versuche
darüber, aus denen sich beurteilen liefse, wie grofs der dadurch etwa
gestiftete Nutzen sein mag. Die Bespritzung mit pilztötenden Lösungen
ist von GALLOWAY und ERIKSSON in ausgedehntem Mafse ausprobiert
worden, aber ohne jedes sichere Resultat; höchstens schemt der Aus-
bruch des Rostes durch häufiges Bespritzen sich verzögern zu lassen.
Eriksson und Hexnıng kommen zu dem Resultat, dafs beim Gelb-
rost durch vorsichtige Auswahl weniger prädisponierter Weizenrassen
und durch möglichst frühe Aussaat des Winterweizens eine Herab-
minderung des Schadens möglich ist. Gegen den Schwarzrost empfiehlt
sich die Vermeidung von dumpfigen Lagen für die Felder, möglichste
Beförderung der Entwicklung der Pflanzen durch sachgemäfse Behand-
lung und Düngung des Bodens, zeitige Saat im Frühjahr und Ent-
fernung aller Berberitzen und Quecken (Triticum repens) aus der Nähe
der Felder.
Mögen nun alle diese vorgeschlagenen und zum Teil erprobten
Mafsnahmen auch eine kleine Herabsetzung der Beschädigungen herbei-
führen, so steht doch fest, dafs wir vorläufig der Bekämpfung der
(Getreideroste ratlos gegenüberstehen. Da die Mittel der Praxis hier
vollständig zu versagen scheinen, so können wir unsere Hoffnungen
nur auf spätere wissenschaftliche Forschungen setzen, die uns die
Biologie der Roste weiter erschliefsen müssen. Dabei kann es sich
nur um die nähere Erforschung der Überwinterung der Sporen und um
den Wirtswechsel handeln, da die Mycoplasmatheorie vorläufig voll-
ständig in der Luft schwebt ?).
Aurıculariineae, Tremellineae.
Die erstgenannte Ordnung unterscheidet sich von den Uredineen
dadurch, dafs ihre sonst ganz gleich gestalteten Basidien nicht aus
Chlamydosporen hervorgehen, sondern meist dicht nebeneinander
stehend ein Hymenium bilden. Die meisten Arten kommen an faulem
Holz vor; wir wissen ebensowenig wie bei vielen Ascomyceten, ob
1) Zeitschr. f. Pflanzenkr. II. 1892. S. 84.
?) Neuerdings hat Soravrr darauf hingewiesen (Jahresber. d. Sonderausschusses
f. Pflanzenschutz, Arb. d. D. L. G Heft 107, Berlin 1900), dafs Fälle bekannt sind,
in denen trotz reichen Rostbefalls eine gute Kornernte erzielt worden ist. Deshalb
dürfte der Rost allein vielleicht nicht für die ungeheuren Verluste in den sog. Rost-
jahren verantwortlich zu machen sein, sondern die speziellen Witterungsverhältnisse,
welche die Rostjahre charakterisieren (anhaltend schwüle, feuchte, lichtarme
Sommerwitterung, Spätfröste u. dergl.). Zu dem direkten Kampfe gegen die Pilze
müssen sich demnach Kulturmafsregeln gesellen, welche die Einflüsse der schäd-
lichen Witterungsfaktoren abzuschwächen oder zu mildern geeignet sind.
Exobasidiineae. 379
nicht das Mycel bereits im lebenden Aste sitzt, aber erst im ab-
gestorbenen Holz Fruchtkörper hervorbringt. Als Vertreter der Ord-
nung, die in mehrere Familien zerfällt, nenne ich das bekannte
Judasohr, Auricularia auricula Judae (L.) Schroet.; dieser Pilz
kommt bei uns und noch viel häufiger mn den Tropen vor. Seine
durch Wasseraufnahme gallertig quellenden Fruchtkörper sind braun bis
schwarz und sehen häufig ohrartigen Gebilden täuschend ähnlich;
durch Austrocknen schwindet der Fruchtkörper auf schwarze, unschein-
bare Häutchen zusammen. Für Stypinella (Helicobasidium) Mompa
(Tanaka) Lindau wird angegeben!), dafs sie die Wurzeln von Maul-
beer- und Pappelbäumen in Japan zerstört. Durch das Mycel wird der
gesamte Rindenkörper der Wurzeln bis auf die Bastfasern verzehrt.
Am Fufse des Stammes erscheinen dann die bräunlich-purpurnen,
wergartigen Basidienlager. Die Krankheit bedarf noch näherer Unter-
suchung.
Die Vergallertung der äufseren Membranschichten der Hyphen ist
auch der nächsten Ordnung eigentümlich, die als Tremellineae
oder Zitterpilze bezeichnet wird. Aufserlich den Auriculariineen sehr
ähnlich, unterscheiden sie sich leicht durch die über Kreuz in vier
Zellen geteilten Basidien; jede Zelle trägt ein meist langes Sterigma,
das an der Spitze eine Spore erzeugt. Dafs auch zweizellige Basidien
vorkommen, davon nur beiläufig. Auch in dieser Ordnung wurden
bisher keine Schädlinge gefunden, weshalb ich mich auf diese kurzen
Andeutungen beschränke.
Wir kommen nun zu den Autobasidiomycetes, deren Haupt-
merkmal die ungeteilte Basidie ist. Die Ordnung der Dacryo-
mycetineae, welche äufserlich durch ihre fast gallertige Beschaffen-
heit an die Tremellineen erinnert, besitzt Basidien, welche in zwei
lange Zweige ausgehen, deren jeder an der Spitze ein Sterigma mit
Spore besitzt. Sehr bekannt ist Dacryomyces deliquescens (Bull.) Duby,
der an bearbeitetem, nacktem Nadelholz nach Regen in Form von
kleinen roten bis gelben gallertigen Tröpfchen auftritt, aber beim Ein-
trocknen fast spurlos verschwindet. Im Gebirge sind an Nadelholz-
stümpfen die roten oder gelben Calocera-Arten häufig, die äufserlich
täuschend einer Clavaria gleichen, aber weich gallertig sind und trocken
ganz einschrumpfen.
Exobasıidiineae.
Die Ordnung der Exobasidiineae entspricht etwa den Exoasceae
bei den Ascomyceten und besteht ausschliefslich aus parasitischen
Formen. Die bekannteste Gattung ist Ewobasidium Woron. Das Mycel
lebt im Innern der Pflanzenteile und erzeugt die Basidien in Lagern,
welche die Epidermis durchbrechen und zuletzt frei stehen. Die
Basidien stellen langgestreckte, keulige Zellen dar, die auf vier end-
ständigen Sterigmen die vier Sporen tragen. Die Auskeimung der
Sporen in Nährlösung erfolgt mit Hefekonidien. Allen Arten ist eigen-
tümlich, dafs sie mehr oder weniger deutlich Gallenbildungen an den
befallenen Nährpflanzen hervorrufen. Die bekannteste Art ist E. Vaceinit
(Fuck.) Woron., das auf verschiedenen Vaccinium-Arten, besonders
") O. Losw in Forstl. Naturwiss. Zeitschr. IV, 1895, S. 458.
380 III. D. Basidiomycetes.
aber auf der Preifselbeere auftritt. Die Krankheit befällt die Blätter,
Stengel und Blüten, und zwar nach Woronin’s Angaben um so reich-
licher, je feuchter der Boden ist. Die erkrankten Stellen schwellen
ganz bedeutend an und dehnen sich häufig auf das ganze Blatt aus,
welches auf der Oberseite leuchtend karminrot wird, anfangs seine
olatte, glänzende Oberfläche behält, später aber unterseits mit einem
olanzlosen, weifsen oder gelblichen Überzuge bedeckt erscheint. Zuerst
erscheint das Gewebe schwammig und weich, woher die Krankheit
auch bisweilen „Schwammkrankheit“ genannt wird. Zuletzt treten
auf der Oberfläche der degenerierten Organe dunkelgelbe oder braune
Flecken auf, womit eine gänzliche Verschrumpfung beginnt und der Tod
eingeleitet wird.
Einen wirklich wirtschaftlich schädigenden Einflufs des Pilzes
konnte SıpEBEcK!) bei Vacein. Myrtillus in der Nähe von Harburg kon-
statieren. Die erkrankten
Blätter hatten die 3 bis
4 fache Grölse der nor-
malen erreicht, waren
nicht Hleischig, oberseits
auffallend gelblich, unter-
seits mit einem weilsen
Reif überzogen. Das von
den bisherigen Beobach-
tungen Abweichende ist,
dafs S. nicht nur jedes
Blatt eines Pflänzchens,
sondern fast sämtliche
Pflänzchen auf einem 2
bis 3m breiten und 600 m
langen Waldstreifen er-
krankt sah. Durch die Er-
krankung ist die Blüten-
und Fruchtentwicklung
unterdrückt.
I. Gallenartig angeschwollener Stengel der Preilselbeere. & Im krankhaft ne
2. Blattgalle. 3. Ein Stück des Hymeniums. änderten Blatte sieht man
zwischen den weiten,
farblosen Parenchyinzellen und stellenweise sogar innerhalb derselben
ein Mycel aus sehr feinen, ungefärbten Fäden, die verzweigt und mit
(Wuerwänden versehen sind und sich um so üppiger entwickeln, je
näher sie der Epidermis liegen. Von den Mycelfäden erheben sich die
dieken, keulenförmigen, mit farblosem Plasma erfüllten Basidien, die
bis zur Cuticula gelangen, dieselbe allmählich in die Höhe heben und
endlich unregelmäfsig zerreifsen (Fig. 52, 3).
Die reifen Sporen sind spindelförmig, an beiden Enden zugespitzt,
bisweilen oben abgerundet und dabei mit einem leichten, einseitigen
Kniegelenke versehen. Bei der Keimung schwellen sie an und werden
durch eine Teilungswand in zwei Zellen gegliedert, deren jede einen
feinen Faden treibt, an dem auf winzigen Sterigmen die Konidien
entstehen. In Nährlösungen sprossen die Konidien weiter aus. Gewöhnlich
treten in der ausgekeimten Spore noch weitere Teilungswände auf.
!) Bot. Centralbl. 1886, Bd. XXV, S. 289.
Hymenomycetineae, 38l
Während die Krankheit bei der Heidelbeere weniger den
Charakter einer Gallenbildung zeigt, entstehen bei der Preifselbeere
Verdickungen des Stengels und der Blätter, an letzteren häufig kuglige
Anschwellungen, die fast wie Preiiselbeeren aussehen. Die Fig. 52, 1, 2
zeigt die Gallen an Stengeln und Blättern. Die Krankheit ist überall
häufig.
Auf anderen Ericaceen kommen ähnliche Pilze vor, so z. B. auf
Rhododendron das E. Rhododendri Cram., das die „Saftäpfel“ an den
Blättern der Alpenrosen erzeugt. Erwähnenswert ist E. Lauri (Bory)
Geyl., das an den Stämmen von Laurus nobelis und canariensis auf den
Kanarischen Inseln hornartige oder geweihähnliche, harte Auswüchse
erzeugt, die oft luftwurzelartig verlängert sind und früher auch für
Luftwurzeln gehalten wurden. Es erscheint übrigens noch nicht sicher,
ob der Pilz allein die Ursache dieser Auswüchse ist.
Weiter gehört hierher die Gattung Meerostroma Niessl, die sich
dadurch von Exobasidium unterscheidet, dafs die nur aus einer be-
schränkten Anzahl von Basidien bestehenden Lager aus den Spalt-
öffnungen hervorbrechen. An der Spitze erzeugen die Basidien
4—6 Sporen, welche hefeartig aussprossen. Die bekannteste Art ist
M. Juglandis (Bereng.) Sacc., das an Walnufsblättern auf der Unterseite
scharf begrenzte bräunliche Flecken bildet, auf denen die punktförmigen
weıfsen Konidienlager sichtbar sind.
Hymenomycetineae.
Die Hauptmenge der Autobasidiomyceten umfafst die Ordnung der
Hymenomycetineae. Die systematische Gliederung in die einzelnen
Familien wird durch die Art der Ausbildung des Hymeniums bedingt.
Bei den niedersten Familien bildet das Hymenium noch eine mehr
oder weniger deutlich ebene Fläche; die höheren Gruppen dagegen
zeigen eine Gliederung insofern, als die ursprünglich ebene Fläche
durch allerlei Ditferenzierungen vergröfsert wird. Damit wird erreicht,
dafs auf demselben Flächenraum eine ungleich gröfsere Zahl von
Basidien Platz hat. Die Einteilung wird am besten aus der folgenden
Tabelle hervorgehen.
A. Fruchtkörper schimmelartig. Basidien locker nebeneinander
stehend, meist als Seitenäste gebildet, noch nicht zu einem ge-
schlossenen Hymenium vereinigt Hypochnaceae
B. Fruchtkörper aus fest geschlossenem Gewebe mit differenzierten
Sondergeweben bestehend:
a. Hymenium glatt oder nur schwach warzig oder runzlig.
1. Fruchtkörper verschieden gestaltet,
lederig oder holzig, niemals keulig
oder verästelt Thelephoraceae
2. Fruchtkörper meist fleischig, keulig
oder baumförmig Clavariaceae
b. Hymenium nicht auf glatten Flächen verteilt:
1. Hymenium auf Stacheln Hydnaceae
2. Hymenium auf deutlichen Falten
oder in Röhren Polyporaceae
3. Hymenium auf Lamellen Agaricaceae.
389 III, D. Basidiomycetes.
Wir beginnen mit den Hypochnaceen, welche nur geringe
Bedeutung als Krankheitserreger besitzen. Die Gattung Hypochnus
Ehrenb. zeichnet sich durch die spinnwebenartigen oder dünnfleischigen
Fruchtkörper aus, die aus locker verflochtenen Hyphen zusammengesetzt
sind. Die letzten Auszweigungen dieser Mycelhyphen werden von den
keulig angeschwollenen Basidien gebildet, auf deren Spitze 2—4, oft
aber auch sechs Sterigmen stehen. Die Sporen sind glatt und farblos.
Als Parasit führt B. Frank !) den Hypochnus Cucumeris an, der an faulenden
Gurkenstengeln einen grauen, abhebbaren Überzug bildet. Es erscheint
zweifelhaft, ob der Pilz ein wirklicher Parasit ist und nicht blofs
ein Saprophyt, dem erst durch andere Ursachen vorgearbeitet werden
mufs. Dasselbe gilt für 4. Solani, den PRrILLIEUx und DELACKOIX?) auf
Kartoffelpflanzen fanden. Von gröfserer Wichtigkeit ist die Gattung
Aureobasidium Viala et Boy.?) mit der Art A. Vitis. In den Jahren
1882— 1885 trat in verschiedenen Distrikten Südfrankreichs eine Krank-
heit der Weinbeeren auf, die anfangs bedeutenden Schaden stiftete,
dann aber zurückging. Die Beeren erhalten im Herbst einen kleinen
dunklen Flecken, der sich ausbreitet. Die Haut der Beere sinkt auf
mehr als ein Drittel der Beere ein und verschrumpft. Auf diesen
trockenen Stellen erscheinen dann die Fruchtkörper des Pilzes, die
aus winzigen, schimmelartigen Flöckchen von hellgelber Farbe bestehen.
Die Basidien erzeugen meist sechs, oft aber mehr Sterigmen. Das
(Gewebe der Beere wird von dem reich verzweigten, aus farblosen
Hyphen bestehenden Mycel durchzogen, das an bestimmten Zellen die
Beerenepidermis durchbricht, um aufsen die Fruchtkörper zu bilden.
Einige Jahre später wurde der Pilz dann auch auf Blättern und Schossen
gefunden*). Die Blätter verlieren allmählich ihre grüne Färbung und
werden rot. Auf den Ruten bilden sich an den betallenen Stellen rot-
braune Flecken. Durch dieses Bild wird eine gewisse Ähnlichkeit mit
dem Rotbrenner der Reben erzielt. Auch in Mittelitalien ist die
Krankheit schädigend aufgetreten, doch niemals in empfindlicher Weise
trotz der scheinbar weiten Verbreitung’). MOoNTEMARTINı®) hat dieselbe
Krankheit bei Parenzo beobachtet, wo die Weinstöcke dadurch im
Jahre 1896 so geschwächt wurden, dafs sie abstarben. Hier waren
aber die Fruchtkörper nicht gelb, sondern weifs, weshalb der Autor
diese Art als var. album unterscheidet. Erwähnt sei noch, dafs PRILLIEUX
und Deracroix den Pilz zu Exobasidium gestellt haben, was sicher un-
zutreffend ist. Zur Bekämpfung hat man Bordeauxbrühe angewandt,
aber ohne jeden Erfolg. Das Auftreten des Pilzes scheint von der
Witterung abhängig zu sein, denn in besonders feuchten Jahren trat
er viel intensiver auf als in trockenen. Damit stimmt auch überein,
dafs die Krankheit in Mittelitalien, wo ihre Ausbreitung durch die
Sommerhitze gehemmt wird, niemals allzu grofse Bedeutung gewinnt.
Uber Schädlinge aus der Familie der Thelephoraceae liegen
nur wenige Beobachtungen vor. Die meisten Vertreter der hierher
gehörigen Gattungen sind Saprophyten; ob ihr Mycel bereits die
!) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. I, 1883, S. 62.
2) Bull. Soc. Mycol. de France, 1891, S. 220. x
®) Compt. rend. CXII, 1891, S. 1148; Ann. de l’Ecole Nat. d’Agric. de Mont-
pellier 1891; cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. II, 48.
*) Vıara et Bover in Compt. rend. CXIX 1894, S. 248.
5) Pesrion in Boll. di Entom. agr. e Pat. veget. IV, 1897, S. 302.
6) Atti dell’ Ist. bot. Univ. di Pavia V, 1897.
Hymenomycetineae. 383
lebenden Aste befällt, wissen wir allerdings nicht. Die artenreiche
Gattung Stereum Pers. besitzt verschiedene Arten, welche im Eichen-
holz sehr weitgehende Zersetzungserscheinungen hervorrufen können.
So hat R. Harrıc!) näher studiert, wie Stereum hirsutum (Willd.) Pers.
und $. frustulosum (Pers.) Fries (Thelephora perdix Hart.) das Eichen-
holz zerstören. Von dem Mycel des ersteren Pilzes wird das Holz in
weilsen Zonen oder Streifen durchsetzt (gelb- oder weifsstreifiges Holz),
während durch die zweite Art kleine, isolierte, weifse Partien im Holz
(Fliegenholz, Rebhuhnholz) gebildet werden, welche schliefslich hohl
werden. Durch das Mycel wird die Holzsubstanz in Zellulose verwandelt
und die Mittellamellen und der Zellinhalt werden aufgelöst. M. ©. PoTTEr?)
beschreibt emen Eichenkrebs, der durch 8. quereimum Pott. hervor-
gerufen werden soll. Die Krebsstellen liegen an der Basis abgestorbener
Zweige, woraus mit Sicherheit hervorzugehen scheint, dafs der Pilz
zuerst saprophytisch die toten Aste befällt und von da aus erst auf
lebendes Gewebe übergeht. Durch die Infektion werden die Mark-
strahlen gebräunt und das Cambium wird teilweise getötet, wodurch
klaffende Wunden entstehen. Durch das Bestreben des Baumes, diese
Wunden durch UÜberwallung zu schliefsen, entstehen im Laufe der
Jahre die grofsen, auf seitlichen Anschwellungen stehenden Krebs-
wunden. In den Krebsstellen entstehen die zahlreichen kleinen Frucht-
körper.
Bei der Gattung Thelephora Ehrh. treffen wir in T. laciniata Pers.
nicht einen eigentlichen Parasiten, sondern einen Schädling anderer
Art. Die Fruchtkörper dieses Pilzes sind nämlich von weich lederiger
Beschaffenheit und inkrustieren oft grofse Strecken vom Erdboden oder
von Pflanzenteilen. Von dem krustigen Lager heben sich die dach-
ziegelig gestellten, braunen Fruchtkörper ab, die ungestielt ansitzen
und auf der Unterseite ein graubraunes, stumpf warziges Hymenium
tragen. Wenn dieser Pilz in einen Pfilanzgarten im Walde gerät, so
überzieht er häufig ganze Beete mit jungen Pflänzchen und tötet sie
durch Erstickung in kürzester Frist ab. Als wirklichen Parasiten hat
dagegen H. v. SCHRENK?) die T. galactina Fries erkannt. Dieser Pilz
kommt gewöhnlich auf Erde in Nordamerika vor, geht aber zuweilen
auf die Wurzeln von Apfelbäumen über und erzeugt die „Rootrot-“
Krankheit. Es wurden junge Apfelbäume mit dem Pilze von Eichen-
wurzeln infiziert. Bereits nach einem Jahre starben sie ab.
Aus der Familie der Clavariaceae wäre nur die Gattung
Typhula Fr. zu erwähnen, von der die meisten Arten ein Sclerotium
bilden, aus dem der langgestielte Fruchtkörper hervorwächst. Wenn
T. graminum Karst. von Erikssox als Parasit auf Weizen angegeben
wird, so ist dies Vorkommen wohl nur ein zufälliges; auch bei anderen
Arten könnte es ganz gut möglich sein, dafs sie gelegentlich einmal
zu Parasiten werden.
Auch in der Familie der Hydnaceae finden sich nur vereinzelte
parasitische Formen. Am bekanntesten ist aus der Gattung Hydnum L.
der Apfelbaumschädling H. Schiedermayri Heufl®). Die Fruchtkörper
bilden grofse, unförmliche Massen, die oft über 50 cm im Durchmesser
!) Zersetzungserscheinungen usw. 1878, S. 129 u. 103.
2) On a canker of the oak in Transact. of the Engl. Arborieult. Soc. 1901/02
(cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XIII, S. 301).
3) Botan. Gazette XXXIV, 1902, S. 65.
4) Vgl. v. Tuümex in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. I, 132.
384 III. D. Basidiomycetes.
haben und über 10 cm dick werden. Sie brechen teils aus der Rinde
hervor oder bilden auf faulenden Stellen höckrig-knollige Konglomerate
oder füllen endlich die Höhlungen aus, die durch Ausfaulen der Zweige
entstanden sind. Anfangs besitzen die Fruchtkörper innen und aufsen
eine schwefelgelbe Farbe, die mit zunehmendem Alter ins Hellbräun-
liche geht. Die höckrige und grubige Oberfläche ist dicht mit gelben,
weichen, hängenden Stacheln bedeckt, auf denen das Hymenium sitzt.
Durch das Mycel wird dem Holze des infizierten Aptelbaumes eine
grüngelbe Färbung verliehen; schliefslich wird es so mürbe, dafs es
sich leicht zwischen den Fingern zerreiben lälst. Ebenso wie die
Fruchtkörper, so riecht auch das infizierte Holz nach Anis. Dafs der
Pilz den Apfelbäumen sehr schädlich werden kann, unterliegt wohl
nach den Beobachtungen SCHROETER's und v. Taünrn’s kaum einem
Zweifel; genauere Angaben über die Infektion der Bäume und über
die Verbreitung der Krankheit fehlen noch gänzlich. Der Pilz findet
sich hauptsächlich in den Alpenländern, geht aber auch noch nörd-
licher nach Schlesien, Thüringen usw. H. diversidens Fries wird den
Eichen und Buchen gefährlich. Nach R. Harrıc!) ist der Pilz ein
Wundparasit.
Auf die Gefährlichkeit von Irpex fusco-violaceus (Schrad.) Fries
weist N. SHILJAKOW?) hin, indem er nachweist, dafs der Pilz an Wund-
stellen in den Stamm der Kiefern eindringt und hier in charakte-
ristischer Weise das Holz ockergelb mit weiflsen Flecken färbt. Obwohl
die Art in Deutschland überall gemein ist, wurde bisher eine Be-
stätigung dieser Resultate des russischen Autors nicht gegeben, so
dafs bis auf weiteres alle daraus zu ziehenden Schlüsse noch zweifel-
haft sind.
Von gröfserer Wichtigkeit für die Phytopathologie zeigt sich die
Familie der Polyporaceae oder Löcherpilze. Die höchsten Formen,
welche durch die Boletus-Arten repräsentiert werden, besitzen auf der
Unterseite des Hutes Röhren, welche unter sich und vom Hutfleisch
trennbar sind. Polyporus und die nächstverwandten Gattungen dagegen
besitzen Poren, welche voneinander nicht getrennt werden können.
Die niedrigste Stufe stellt die Gruppe der Merulieae dar, die in dem
bekannten Hausschwamm, Merulius lacrymans (Wulf.) Schum., ihren
weitverbreiteten und gefürchteten Vertreter besitzt. Es ist hier nicht
der Ort, ausführlich auf diesen überall vorkommenden Zerstörer des
Kiefernholzes in unseren Wohnhäusern einzugehen. Während man
früher annahm, dafs der „Schwamm“ eine echte Kulturpflanze sei und
aufserhalb der menschlichen Wohnstätten sich nicht mehr fände, er-
gaben genauere Nachforschungen der letzen Jahrzehnte, dafs der
Merulius bereits im Walde an Kiefernstümpfen und abgeschlagenem
Kiefernholz nicht selten ist, wenn auch nicht immer die Bedingungen
zu seiner Fruktifikation vorhanden sind. Es bleibt allerdings höchst
unwahrscheinlich, dafs das Mycel lebendes Holz angreift; dafür ist
bisher kein Beweis erbracht, so dafs der Hausschwamm den Parasiten
nicht zuzurechnen ist. Die von O. ArperL?) mit dieser Fragestellung
unternommenen Versuche ergaben keine Entscheidung.
') Zersetzungserscheinungen usw. S. 124.
?) Scripta bot. Hort. Petrop. III, 1890, S. 84.
3) Arb. a. d. Kais. Biol. Anst. usw. V, 1906, S. 204.
-
Hymenomycetineae. 385
Zur Übersicht über die wichtigeren Gattungen der Polyporeae
diene die folgende Tabelle:
A. Hymenium auf lamellenartigen Adern stehend Favolus
B. Hymenium nicht Röhren, sondern labyrinthartige
Gänge umkleidend:
a. Gänge mehr langgestreckt, lamellenartig Lenzites
b. Gänge mehr labyrinthartig Daedalea
C. Hymenium das Innere von Röhren auskleidend:
a. Substanz zwischen den Röhren von der des
Hutes verschieden:
1. Fruchtkörper umgewendet aufgewachsen Poria
2. Fruchtkörper halbiert oder hutförmig,
sitzend oder gestielt:
I. Fruchtkörper von Anfang an mehr
oder weniger holzig: Fomes
1I. Fruchtkörper anfangs fleischig, dann
hart werdend Polyporus
Ill. Fruchtkörper häutig, lederig oder
wergartig Polystictus
b. Substanz zwischen den Röhren der des
Hutes gleich Trametes.
In Südeuropa tritt an Obstbäumen häufig Favolus europaeus Fries
auf. Die Hüte sind weifslich, dünn, zähfleischig und fast rund. Der
kurze Stiel sitzt seitlich am Hut: die Hutunterseite wird von niedrigen
lamellenartigen Leisten, die anastomosieren, netzförmig;: gefeldert. Auf
den Felderungen sitzt das Hymenium. Der nördlichste Punkt, wo er
noch schädigend auftritt, dürfte die Schweiz sein. H. MÜLLEr- Tuurcau =
hat den Schädling auf Nufsbäumen beobachtet, wo er zuerst in den
höheren Partien auftrat und dann allmählich die dickeren Äste und den
Stamm zum Absterben brachte. Die Infektion erfolgt an zufälligen
Astwunden, die häufig beim Pflücken der Früchte beigebracht werden,
und läfst sich daher am leichtesten durch sorgfältige Behandlung der
Bäume vermeiden.
Die beiden Gattungen Lenzites Fr. und Daedalea Pers. unterscheiden
sich hauptsächlich durch das Hymenium, Während bei ersterer Gattung
Lamellen, die spärlich anastomosieren, vorhanden sind, besitzt die
letztere gewundene, unregelmäfsig gestaltete Gänge. Die Arten kommen
alle auf abgestorbenem Holz vor, doch steht fast mit Sicherheit zu
vermuten, dafs das Mycel sich entweder unmittelbar oder mittelbar an
der Abtötung des Holzes beteiligt. Genauere Untersuchungen darüber
stehen noch aus. Überall verbreitet ist L. sepiaria (Wulf. BE auf
Kiefern, L. abietina (Bull.) Fr. auf Tannen und Fichten; beide kommen
häufig auch an bearbeitetem Holz vor. Von Daedalea ist die häufigste
Art D. quercina (L.) Pers., die mit ihren korkigen Fruchtkörpern an
Eichen- und Buchenstämmen ansitzt.
Die echten Löcherpilze hat man früher m der eimen Gattung
Polyporus vereinigt; die neuere Systematik hat von dieser ungeheuer
!) Jahresber. d. Deutsch-schweiz. Versuchsstat. Wädensweil XI, 1902.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 25
380 III. D. Basidiomycetes.
grofsen Gattung kleinere abgetrennt, deren kurze Charakteristik bereits
in der Übersichtstabelle gegeben wurde. Alle die hier zu besprechenden
Pilze sind Holzzerstörer; sie dringen als Wundparasiten in den
lebenden Baum ein und zersetzen die Holzsubstanz durch ausgeschiedene
Fermente!).
Die Gattung Porta Pers. besitzt sogenannte umgewendete Frucht-
körper, d. h. eine flache Schicht, die das Holzstück überzieht und auf
der die Poren sitzen. Der bekannteste Vertreter ist P. vaporaria Pers.,
die mit ihren krustenförmigen, weifsen Lagern an Brettern und an
Rinde von Ooniferen oft weite Strecken überzieht.e. Das Mycel macht
das Holz rotfaul und mürbe; auf der Oberfläche kann sich das weifse
Mycel schleier- oder strangförmig fächerartig ausbreiten. So findet
man ihn besonders häufig auf Bauholz und auf Balken in Häusern,
indem er, ähnlich dem Hausschwamm, schnelle Holzzerstörungen ver-
ursacht. Über die Infektion der lebenden Stämme wissen wir nichts
Sicheres. P. laevigata Fries besitzt dunkelbraune Krusten, die an
Birken auftreten. Das Mycel durchwuchert hauptsächlich das Holz-
parenchym und trennt dadurch die einzelnen Jahresringe als Hohl-
cylinder vonemander ab. Nach R. Mayr ist der Pilz ein gefährlicher
Parasıt. P. subacida Pers. ist nach v. SCHRENK ein Schädling nord-
amerikanischer Kiefern.
Die Gattungen Fomes Fries, Polyporus Mich. und Polystictus Fries
unterscheiden sich durch die Konsistenz der Fruchtkörpersubstanz von-
einander. Fomes hat von vornherein holzige Hüte, während bei
Polyporus zuerst das Hutfleisch eine weichere fleischartige und erst
später eine harte Beschaffenheit besitzt. Polystietus endlich besitzt
niemals holzige Hüte, sondern wergartig weiche oder lederige. Bei
diesen Gattungen finden sich verschieden geformte Hüte, und man
unterscheidet danach Sektionen. Entweder bilden die Hüte wie bei
Poria ausgegossene Krusten, die sich am Rande abheben, oder sie
bilden einzelne bis in grofser Zahl übereinander stehende Konsolen,
die teils ganz ungestielt, teils mit kurzem Stiel ansitzen können. End-
lich kommen auch deutliche Stiele vor, die entweder seitlich oder zentral
dem Hute angesetzt sind.
Zu der Gattung Fomes gehören die bekannten Zunder- oder Feuer-
schwämme. Der echte Zunderschwamm, F. fomentarius (L.) Fries,
findet sich hauptsächlich an Buchen und bildet seine umgekehrt
konsolenförmigen, dicken, anfangs bräunlichen und feinfilzigen, später
grauen und glatten Fruchtkörper oft in grofser Zahl an den befallenen
Stämmen aus. Die Hutoberfläche ist konzentrisch gezont, die Poren
sind graubraun. Im Innern des Hutes befindet sich ein homogenes,
zunderartiges Gewebe. Das Mycel sitzt im Innern des Stammes und
macht das Holz weifsfaul. Bei der fortgeschritteneren Forstwirtschaft
läfst man die vom Zunderschwamm befallenen Bäume nicht mehr stehen,
sondern beseitigt sie möglichst bald, um Ansteckungen zu vermeiden.
Infolgedessen ist der Zunderschwamm bei uns seltener geworden, und
es wäre heute wohl kaum mehr möglich, den Bedarf an Zunder, Mützen
und anderen Sachen, der in früheren Jahren sehr lebhaft war, zu decken.
An Eichen, Weiden, Apfelbäumen u. a. tritt der falsche Feuer-
schwamm, F. igniarius (L.) Fries, auf, der äufserlich dem F. fomen-
!) Vgl. E. Bovraueror in Bull. Soc. Myc. de France 1894, S. 50; F. Czarex in
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1899, S. 166.
Hymenomycetineae. 387
tarius gleicht, aber eine sehr harte Aufsenrinde und viel härteres Innen-
gewebe besitzt. Das Holz wird weifsfaul, indem es sich zuerst dunkel,
danach gelbweifs färbt und weich wird. Die Fruchtkörper werden
häufig zu Konsolen, Bilderrahmen u. a. verarbeitet. Über die Infektion
der Nährbäume durch diese Pilze ist nichts bekannt; wahrscheinlich
sind sie, ebenso wie die meisten der später zu besprechenden, ur-
sprünglich Wundparasiten, die erst von abgestorbenen Stellen aus das
lebende Gewebe angreifen.
Besonders gefürchtet ist der Kiefernwurzelschwamm,
F. annosus Fries (Trametes radiciperda R. Hart., Heterobasidion annosum
Bref.). Die dünnen Fruchtkörper haben verschiedenartige Gestalt, je
nachdem sie oberirdisch an den Stämmen oder fast unterirdisch an den
Wurzeln sitzen. Meist zeigen sie halbkreisförmige Gestalt; die Ober-
fläche ist kastanienbraun, runzlig und gezont, die sehr feine Poren
tragende Unterseite weifs bis hellgelblich. Das Innengewebe ist ziemlich
holzig und weifs. Die eiförmigen Sporen keimen in Nährlösungen leicht
und erzeugen Konidienträger, welche den Basidien aufserordentlich
ähnlich sehen. Das Mycel macht das Holz rotfaul. Zuerst treten
radiale, dunkellila gefärbte Streifen im Holze auf, später erfolgt eine
Bräunung, und es erscheinen die Mycelknäule als schwarze, isolierte
Flecken. Durch Auflösung der inkrustierenden Substanzen des Holzes
werden diese schwarzen Punkte mit einem weifsen Hof umgeben. Die
Lösung der Holzsubstanz erfolgt vom Zelllumen aus, erst zuletzt
schwindet auch die Mittellamelle. Der Pilz findet sich an allen Nadel-
hölzern, besonders Kiefern und Fichten, aber auch an Laubhölzern.
Der Schaden, den er alljährlich in den Beständen stiftet, ist ein sehr
bedeutender, so dafs von seiten der Forstleute alles aufgeboten worden
ist, um des gefährlichen Feindes Herr zu werden. Der Parasit findet
sich in einzelnen im Walde zerstreuten Herden und verbreitet sich
‘von da aus weiter. Man hat nun empfohlen, diese Herde durch Gräben
zu isolieren und die erkrankten Stämme an Ort und Stelle durch Feuer
zu vernichten. Diese Mafsregel beruht auf der Annahme, die Harrtıc
machte, dafs die Verbreitung des Mycels durch den Boden von Wurzel
zu Wurzel erfolge. Nach den Erfahrungen, die BREFELD und MÖLLER
gemacht haben, scheint aber diese Art der Verbreitung nicht besonders
häufig zu sein, sondern die Basidiensporen (vielleicht auch die Konidien)
tragen mehr zur Verbreitung des Schädlings bei. Es wäre, wenn die
letztere Annahme richtig ist, dann viel mehr die Vernichtung der Hüte
anzustreben. Sehr häufig sitzen die Fruchtkörper am Wurzelhals des
Stammes, oft noch in Moos verborgen, sind also nicht ohne weiteres
zu sehen. Wie das Eindringen des Mycels erfolgt, darüber ist bisher
nichts bekannt geworden.
Von anderen Arten der Gattungen nenne ich noch folgende.
F. fulvus (Scop.) Fries befällt aufser wildwachsende Laubbäume auch
die Zwetschenbäume. Ein Varietät Oleae dieser Art findet sich an
Olivenbäumen in Öberitalien und gibt Veranlassung dazu, dafs die
Stämme durch Ausfaulen des Holzes zweibeinig werden. F. Hartigüi
Allesch. erzeugt eine Weifsfäule bei Tannen und Fichten. F. pinicola
Fries findet sich besonders an Kiefernstämmen. F. Ribis (Schum.)
Fries schädigt in sehr ausgedehntem Mafse die Ribes-Stämme; seine
rostbraunen, dachziegelig übereinanderstehenden, innen braungelben
Hüte bildet er am Grunde alter Ribesstämme aus. F. ulmarius Fries
soll nach einer Beobachtung Prowkrıchr's den Ulmen besonders schädlich
25 *
388 III. D. Basidiomycetes.
werden. F. applanatus (Pers.) Wallr. und F. marginatus Fries kommen
vielfach an Laubbäumen vor. Alle diese Arten und noch manche
andere mögen unter Umständen Schaden stiften können; Näheres über
die Art ihres Parasitismus und ihrer Entwicklung wissen wir nicht.
F. nigricans Fries ist ein gefährlicher Schädling der Birken, wie
LinprotH nachgewiesen hat. Auf Juniperus virginiana erzeugt nach
v. SCHRENK F. carneus Nees eine gefährliche Rotfäule, während
F. juniperinus (v. Schr.) Sacc. et Syd. der Urheber einer Weifsfäule
wird. Beide Pilze werden erst verderblich, wenn sie bis an das Kern-
holz gelangen, was ihnen durch Benutzung von Käfergängen möglich
wird. Es mutis deshalb in erster Linie die Bekämpfung der Käfer er-
folgen.
Als einen der bekanntesten Vertreter der Gattung Polyporus Mich.
möchte ich P. caudicinus (Schaeff.) Schroet. (P. sulphureus Fries) er-
wähnen. Die Fruchtkörper, die häufig in vielen Exemplaren zu un-
förmlichen Massen verwachsen, sitzen ohne Stiel an und haben zuerst
ein weich-Heischiges Gefüge, erhärten aber später. Das Fleisch ist weils,
die Oberfläche hellgelb bis orangefarben; die Poren haben hellgelbe
Mündungen. Das Mycel erzeugt eine Rotfäule und befällt sehr viele
Laubbäume, so Pappeln, Eichen, Erlen, Weiden, Obstbäume usw., ver-
schmäht aber auch die Nadelhölzer nicht. Der Pilz ist sehr schädlich,
und die von ihm befallenen Bäume sterben schnell ab; über die Art
der Infektion ist ebensowenig etwas bekannt wie bei den folgenden
Arten. P. pseudoigniarius Bull. (P. dryadeus Fries) besitzt ziemlich
grofse, braune Fruchtkörper, die anfangs fHleischig, später korkig sind
und sehr lange, mit rostfarbenen Mündungen versehene Röhren besitzen.
Die Art kommt hauptsächlich an Eichen vor und tritt viel seltener als
die vorige auf. Eine sehr häufige Erscheinung in der ganzen nördlichen
gemäfsigten Zone ist P. betulinus (Bull.) Fries, dessen hufförmige
Konsolen auf der Oberfläche bräunlich, auf der Unterseite rein weils
sind. Das anfangs weiche Fleisch wird später korkig, unter Beibehaltung
seiner weifsen Farbe. Charakteristisch ist die Ablösbarkeit der Rinde
und der Porenschicht. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs der Birken-
schwamm ein gefährlicher Parasit der Birken ist; sobald sich an einem
Stamme die Fruchtkörper zeigen, so geht er in kurzer Zeit zugrunde.
Die Verbreitung des Mycels erfolgt in vertikaler Richtung und geht in
der Rinde wie im Holz vor sich. P. squamosus (Huds.) Fries findet
sich an Laubhölzern häufig und greift auch Nufsbäume und Zierbäume
an. Der grofse, halbkreis- oder nierenförmige Hut ist auf der gelb-
lichen Oberfläche mit braunen, flachen, konzentrischen Schuppen be-
deckt, während die Poren gelbliche Farbe besitzen und in der Nähe
des kurzen Stieles weit herablaufen. Das Holz wird durch den Pilz
weifsfaul gemacht. Auf Kiefern und Weymouthskiefern findet sich
P. sistotremoides Alb. et Schw. (P. Schweinitzii Fries) mit grofsen,
schwammig-korkigen, dachziegelig übereinander stehenden, zuletzt
kastanienbraunen Hüten. Die Poren sind gelbgrünlich, werden aber
später rostbraun. Das Holz nimmt unter dem Einflufs des Mycels
eine braunrote Färbung an und wird zuletzt so mürbe, dafs es sich
zwischen den Fingern zerreiben läfst. An allerlei Laubbäumen kommt
P. hispidus (Bull.) Fries vor. Die Hüte sind dick polsterförmig, ober-
seits rauh, braun, im Innern fleischig-schwammig, ebenfalls braun.
Das Hymenium ist braun mit kleinen rundlichen Poren. Der Pilz
findet sich besonders häufig an Apfelbäumen und scheint an Frostrissen
Hymenomycetineae. 389
seine Eingangspforte zu finden. In Südfrankreich wird er auch den
Maulbeerbäumen gefährlich. P. borealis (Wahlenb.) Fries kommt an
Nadelhölzern, hauptsächlich an Fichten vor und bildet zahlreich bei-
sammenstehende, konsolenförmige, weifse, Heischige Fruchtkörper. Die
Zersetzung des Holzes geht in sehr charakteristischer Weise vor sich,
indem es durch zahlreiche feine Risse, die mit weilsem Mycel erfüllt
sind, in lauter kleine Würfel zerlegt wird. P. ponderosus v. Schrenk
zerstört in Nordamerika ganze Bestände von Pinus ponderosa, indem
er eine Rotfäule des Holzes erzeugt. Aufser den genannten Arten
werden sich gewifs noch viele andere als Parasiten nachweisen lassen;
da sie aber hauptsächlich im Walde an Beständen forstlich wichtiger
Bäume auftreten, so interessieren sie uns für die Zwecke unseres Hand-
buches weniger.
Von der Gattung Polystietus Fries möchte ich nur P. versicolor
(L.) Fries und P. velutinus (Pers.) Fries erwähnen, die beide an alten
Stümpfen gemein sind. Wie weit sie sich etwa schon im lebenden
Holz finden, steht noch nicht fest.
Wir kommen nun zur Gattung Trametes Fries, von der hauptsäch-
lich die Art 7. Pini (Brot.) Fries zu erwähnen ist. Der Unterschied
der Gattung gegenüber Polyporus ist nur sehr geringfügig, da es durch-
aus nicht immer offensichtig ist, dafs die unveränderte Hutsubstanz
zwischen die Poren hinabgeht. Spätere Forschungen werden deshalb
vielleicht eine andere Abgrenzung ergeben. Der genannte Kiefern-
baumschwamm fügt den Kiefern einen ungeheuren Schaden alljähr-
lich zu und gehört deshalb zu den gefürchtetsten Feinden unserer
Forstkultur. Die von ihm erzeugte Holzzersetzung wird als Ring-,
Kern- oder Rotfäule bezeichnet. Die Hüte sind meist konsolen-
förmig, besitzen ein festes, holzig-korkiges, gelbbraunes Innere. Die
konzentrisch gezonte Oberfläche ist dunkelbraun, rauh-zottig und wird
später fast schwarz und rissig; die Mündungen der Poren sind gelb,
später ockerbraun. Meistens kommen die Fruchtkörper an der Ansatz-
stelle von abgebrochenen Ästen zum Vorschein und können viele Jahre
perennieren, indem sie ständig ihren Durchmesser vergröfsern. Bereits
R. Harrıc hat die Lebensgeschichte des Pilzes eingehend studiert, und
neuerdings sind diese Untersuchungen durch A. MöLLEr !) erweitert und
vervollständigt worden. Daraus ergibt sich, dafs die Verbreitung
hauptsächlich durch Sporen erfolgt, welche an Stamm- oder Astwunden
Gelegenheit zur Keimung erhalten. Von solchen Stellen aus wuchert
das Mycel im gesunden Holz weiter, indem es sich vertikal besonders
in den einzelnen Jahresringen ausbreitet. Dadurch entstehen im Holze
braune Längsstreifen und peripherische Ringzonen. Dafs die Sporen
und nicht etwa ein im Boden lebendes Mycel die Ursache der An-
steckung sınd, folgt daraus, dafs die Verbreitung des Mycels niemals
von unten her erfolgt, sondern stets von einer gewissen Höhe des
Stammes nach oben und nach unten. Ferner finden sich die Infektions-
stellen stets in der Richtung des herrschenden Windes, bei uns in
Deutschland also der westlichen Winde. Infolgedessen entstehen auch,
da das Mycel selten um den ganzen Holzring herumgreift, die Frucht-
körper in weitaus den meisten Fällen an der Westseite der Bäume.
Konidienträger kommen nicht vor. Aus diesen kurzen Andeutungen
1) Über die Notwendigkeit und Möglichkeit wirksamer Bekämpfung des
Kiefernbaumschwammes in Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1904, S. 677.
390 III. D. Basidiomycetes.
läfst sich mit Sicherheit abnehmen, welche Bekämpfungsmafsregeln zu
befolgen sind. Es erscheint notwendig, die Fruchtkörper abzuschlagen
und zu vernichten. Die entstandenen Wunden sind mit Raupenleim
zu bestreichen, damit keine neuen Hüte hervorwachsen. Ältere Bäume,
die natürlich dem Absterben infolge des Angriffes des Pilzes am
leichtesten anheimfallen, sind zu fällen. Natürlich können diese durch-
ereifenden Vernichtungsmafsregeln nur dann auf Erfolg rechnen, wenn
alle Forstbeamten eines grofsen Landgebietes in der gleichen Weise
vorgehen. Aufser an der Kiefer ist der Schädling auch an anderen
Koniferen beobachtet worden, doch scheint er an ihnen weniger Schaden
zu stiften. Für das Zustandekommen der Infektion kommt nur das
Vorhandensein emer Wunde in Betracht, nicht aber eine Disposition
der Bäume, etwa infolge schlechter Bodenverhältnisse. Die Impf-
versuche, die von den beiden obengenannten Autoren angestellt wurden,
ergaben fast stets, dafs von dem in das gesunde Holz eingesetzten rot-
faulen Holzstück eine Weiterverbreitung des Mycels auf das lebende
(ewebe erfolgt war.
Zu erwähnen wäre von der Untergruppe der Fistulineae die
Gattung Fistulina Bull. mit der Art F. hepatica (Schaeff.) Fries, dem
Leberschwamm. Dieser Pilz bildet oft sehr grofse, zungenförmige,
dicke Fruchtkörper, die hinten stielartig zusammengezogen sind und
aufsen braunrot und mit Haaren bedeckt sind. Innen zeigen die Hüte
ein grobfaseriges, zähes, blutrotes und einen rötlichen Saft von sich
gebendes Gewebe. Man findet den Pilz hauptsächlich an Eichen.
Obwohl bisher über die Schädlichkeit dieses Pilzes wenig bekannt ist,
so scheint er doch in den Beständen älterer Eichen gröfsere Verwüstungen
anzurichten, als man bisher annahm. Es empfiehlt sich, auf den Pilz
näher zu achten.
Die Familie der Agarıcaceae, welche als die höchststehende der
gymnocarpen Basidiomyceten betrachtet wird, zeichnet sich dadurch
aus, dafs das Hymenium auf blattartigen Lamellen (seltener anastomo-
sierenden Leisten) auf der Unterseite des Hutes steht. Die meist
fleischigen Hüte zeigen fast stets einen zentralen Stiel, seltener sind
sie lateral oder exzentrisch gestielt. Von den zahlreichen hierher ge-
hörigen Formen interessieren uns nur wenige und meist solche, die an
forstlich wichtigen Bäumen vorkommen. Über die Art des Parasitismus
dieser Pilze existieren nur wenige Angaben, wahrscheinlich sind viele
von ihnen Parasiten auf Baumwurzeln; ob sie lebendes Gewebe un-
mittelbar angreifen können oder ob sie nur Wundparasiten sind, wissen
wir, mit wenigen Ausnahmen, nicht. Von einer Aufzählung aller
Unterfamilien sehe ich ab, sondern führe nur die hier in Betracht
kommenden auf.
Die am tiefsten stehende Unterfamilie sind die Cantharelleae,
die sich durch Adern und Leisten auf der Unterseite auszeichnen,
welche unter sich durch Querfalten mehrfach verbunden sind. Trogia
faginea (Schrad.) Schroet. sitzt mit seinen dünnen, häutigen, becher-
förmigen, kleinen Fruchtkörpern auf Birken, Haseln, Buchen und
anderen Laubbäumen und soll ihnen Schaden zufügen!). Von den
Paxilleae erwähne ich nur die bekannte Gattung Paxillus mit der
') Über holzzerstörende Agarieinen vergl. besonders F. Hexnıses in Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. XIII, 1903, S. 198 u. Hedwigia XLII, 1903, S. 178 (u. 223); E. Rosrkur,
Plantepat. S. 390.
Hymenomycetineae. 391
besonders an Kiefernstümpfen vorkommenden Art .P. acheruntius (Humb.)
Schroet. Durch das gelbbraune Mycel wird das Holz an der Oberseite
zerstört und erscheint oft von dem rosenrötlichen Luftmycel überzogen.
Durch die längs der Schneide aufgespaltenen Lamellen zeichnet sich
die Unterfamilie der Schizophylleae aus. Hierher gehört ein
kosmopolitischer, überall sehr häufiger Pilz Schizophyllum alneum (L.)
Schroet. Die an einem Punkte seitlich befestigten Fruchtkörper sind
flach vorgestreckt und besitzen eine filzig-weifse Oberseite. Die Lamellen
strahlen vom Anheftungspunkte aus und sind anfangs grau, später
violettbraun und an der zerspaltenen Schneide weils behaart. Bei der
weiten Verbreitung des Pilzes wurde er bald als Schädling erkannt,
namentlich an den Maulbeerbäumen in Südfrankreich und an den
Örangenbäumen in Norditalien. F. Gu£suen?) weist ihn als Holz-
schädling der efsbaren Kastanie nach. In Deutschland, wo Schizo-
phyllum nur zerstreut auftritt, wurden bisher keine Schädigungen der
befallenen Laub- oder Nadelhölzer wahrscheinlich gemacht. Die
Marasmieae zeichnen sich durch den zähen, fast lederigen Hut aus,
der bei Wassermangel vertrocknet, aber nachher seine Form wieder
annehmen kann. Lentinus squamosus (Schaeff.) Schroet. (= L. lepideus
Fr.) befällt besonders bearbeitetes Holz und findet sich auf Kiefern-
balken in Gebäuden oder in Bergwerken recht häufig. Im Dunkeln
erzeugt er nicht regelmäfsig ausgebildete Hüte, sondern absonderliche
stift- oder geweihartige Formen von oft ungewöhnlicher Länge. Das
Holz wird schnell zerstört und bedeckt sich meist mit einem weifsen
häutig-lederigen Mycelüberzug. L. conchatus (Bull.) Schroet. kommt in
rasigen Gruppen an Laubhölzern vor und kann besonders der Birke
schädlich werden. Verbreitet ist auch L. (Panus) stiptieus (Bull.)
Schroet., der an Stümpfen aller möglichen Laubbäume nicht selten ist;
bisher ist über seine Schädlichkeit nichts Sicheres bekannt geworden.
Von der Gattung Marasmius Fries wäre M. Sacchari Wakker?) zu er-
wähnen. Er erzeugt die Donkellankrankheit des Zuckerrohrs
auf Java. Namentlich haben die Stecklinge in den T’reibbeeten zu leiden;
sie stellen plötzlich das Wachstum ein und lassen die Blätter von der
Spitze aus vertrocknen. Die Enden der Stecklinge faulen und im Innern
zeigen sich mit Mycel erfüllte Höhlen; der in der Erde steckende Teil
des Stecklings ist orangerot gefärbt. Aus dem Mycel wurde der
genannte Marasmius erzogen, der ein ziemlich kleiner, weifslicher,
etwas behaarter Pilz ist mit einem etwa 15 mm breiten Hut und etwa
doppelt so langem Stiel. In die älteren Pflanzen dringt er nur bei
Verletzungen ein. Für die Bekämpfung ergibt sich, dafs die Enden
der Stecklinge geteert werden müssen, um dem Mycel das Eindringen
zu verwehren. Aus einmal verseuchten Beeten dürfen natürlich keine
Pflanzen für die Freilandkultur entnommen werden.
Die Unterfamilie der Agariceae umfafst die meisten Gattungen
und Arten und zeichnet sich durch die fleischigen, faulenden Frucht-
körper und die weichen, spaltbaren Lamellen aus. Die Charakteri-
sierung der Gattungen läfst bei den aufserordentlich schwankenden
Eigenschaften viel zu wünschen übrig; unsere heutige Einteilung kann
nur als Notbehelf dienen und gründet sich besonders auf die Sporen-
!) Le Schizophyllum commune in Bull. Soc. Myc. de France XVII, 1901, S. 283.
2) Centralbl. f. Bakt. u. Par., 2. Abt. II, 1896, S. 44; Waxker en Went, De
Ziekten van het Suikerriet, S. 49.
392 III. D. Basidiomycetes.
farbe und auf das Vorhandensein von Geweben, welche in der Jugend
den Hut und den Stiel in bestimmter Weise einhüllen und ım Alter
als Schleier oder Ring noch sichtbar sind. Als Holzschädlinge werden
zwar viele Arten angegeben, doch scheinen sie mit wenigen Aus-
nahmen nur gelegentlich lebendes Gewebe zu befallen. Psilocybe
spadicea (Schaeff.) Fr. kommt an Wurzeln und Stümpfen verschiedener
Laubbäume vor, findet sich aber auch in dichten Gruppen bisweilen
an Wundstellen. Von der Gattung Hypholoma Fr. sind drei Arten
sehr bekannt und verbreitet, die alle auf Stümpfen in dichten Gruppen
anzutreffen sind: H. appendiculatum (Bull.) Karst., H. fasciculare (Huds.)
Fr. und A. lateritium (Schaeff.) Schroet. In den meisten Fällen wachsen
sie wohl als Saprophyten, indessen gibt E. Rosırup von H. fasciculare
an, dafs das Mycel von der Wurzel in das Stammholz hinaufwächst
und dort eine Weifsfäule erzeugt. F. Lupwie hat bei demselben Pilze
beobachtet, dafs er junge Kiefern zugrunde gerichtet hat. Mc ALPINE
hat ihn in Australien als Ursache einer Wurzelfäule der Himbeeren
erkannt. Nähere Einzelheiten kennt man nicht. Flammula alnicola
Fries wächst in dichten Rasen auf Laubholzstümpfen, gelegentlich
aber auch auf Wurzeln; wahrscheinlich ist der Pilz Wurzelparasit.
Von der Gattung Pholiota Fr. kommen sehr viele auf Stümpfen vor,
eine ganze Anzahl ist wahrscheinlich den Bäumen sehr schädlich.
P. aurivella (Batsch) Quel. kommt an Laubhölzern, bisweilen auch an
Apfelbäumen vor. P. spectabilis Fries wächst auf Eichen und Erlen,
selten auch an lebenden Stämmen dieser Bäume. P. mutabilis (Schaeff.)
Quel., der Stockschwamm, ist an Waldbäumen sehr häufig; er wächst
am liebsten auf Wurzeln, verschmäht aber auch die Stümpfe nicht.
P. squarrosa (Müll.) Karst. ist ein häufiger Bewohner der Laubholz-
stümpfe; in der Schweiz schähigt er die Apfelbäume empfindlich. Das
Mycel sitzt in den dickeren Wurzeln und am Grunde des Stammes,
wodurch die Ausbildung der Krone sehr verzögert wird. Im Stamm
wird eine Weifsfäule des Holzes erzeugt. P. adiposa Fries soll namentlich
an Weifstannen vorkommen und eine Fäule des Holzes verursachen,
das dadurch in einzelne Jahresabschnitte zerlegt wird. In der Regel
scheint die Art aber nur Laubbäume zu befallen. Endlich wäre noch
P. destruens Brond. zu: nennen; er wird besonders den Pappeln gefährlich,
indem das Mycel eine Weifsfäule erzeugt. Aufser bei P. adiposa sind
die anatomischen Verhältnisse dieser Schädlinge sowie die Art ihrer
Infektion noch nicht näher untersucht worden. Pluteus cervinus Schaeft.
wächst an Stümpfen von Laub- und Nadelhölzern, kommt aber ge-
legentlich auch an lebenden Stämmen vor. Volvaria bombyeina (Schaeff.)
Quel. ist von Hennınss mehrmals an lebenden Stämmen beobachtet
worden. Bei der Gattung Pleurotus Fr. finden sich wieder mehrere
Parasiten, so P. ostreatus Jacgq., der auf sehr vielen Laubbäumen vor-
kommt und meist erst an den Stümpfen seine rasig gehäuften Frucht-
körper hervorbringt. Das Holz wird weifsfaul, und die einzelnen Jahr-
ringe werden durch die lederartigen Mycelhäute und -stränge getrennt.
Ebenso verderblich ist P, salignus Schrad., hauptsächlich an Weiden,
aber auch auf Pappeln, Maulbeerbäumen usw. vorkommend. P. ulmartus
Bull. wächst gewöhnlich an Ulmen, an denen er oft in beträchtlicher
Höhe seine Fruchtkörper entwickelt. Die befallenen Bäume gehen
stets zugrunde. Auf andere Arten der Gattung ist hier nur zu
verweisen. Ein sehr bekannter Pilz ist Collybia velutipes Curt., der
schon vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst seine Rasen auf
Hymenomycetineae. 393
Stümpfen oder am Grunde lebender Laubholzstämme zur Ausbildung
bringt. Vielleicht ist er ein Wurzelparasit; doch genügen die bis-
herigen Beobachtungen nicht, um darüber volle Klarheit zu erhalten.
Dasselbe gilt von Tricholoma rutilans Schaeft., dessen Rasen besonders an
Kiefernwurzeln und -stämmen auftreten. Von der Gattung Armillarıa Fr.
wäre in erster Linie A. mucida (Schrad.) Quel. zu erwähnen. Die
glänzend weiflsen, schleimigen Hüte finden sich an Buchen oft in
grofsen Mengen reihenweise an den Ästen; über die Art des Parasi-
tismus wissen wir nichts. Bekannter ist der als Waldverwüster ge-
fürchtete Hallimasch. A. mellea (Vahl) Quel. Bei der grofsen
Wichtigkeit, die dieser Pilz für den Forstbau besitzt, seien über ihn
einige ausführlichere Notizen gegeben.
Der Hallimasch besitzt honiggelbe, später gelbbraune Hüte, die
anfangs gewölbt, später ausgebreitet sind und auf der Oberfläche
haarig -zottige, zuerst gelbbraune, dann
fast schwärzliche Schuppen tragen (Fig.53).
Das Fleisch wird zuletzt ziemlich zähe und
ist weils. Der Stiel ist voll, blafsrötlich,
später olivenbraun, über der Mitte mit
einem weifslichen, flockig-häutigen Ring.
Die weifsen Lamellen stehen weitläufig,
laufen etwas herab und werden zuletzt röt-
lich oder bräunlich flockig. Die Hüte
wachsen meist in dichtem Rasen in
eröfserer Zahl zusammen, oft so, dafs die
unteren von den herabstäubenden Sporen
der oberen dicht weifsbestäubt erscheinen.
Der Pilz ist efsbar, mufs aber sehr jung
verwendet werden, da die älteren Exem-
plare fast stets durch Insekten mehr oder
weniger zerstört sind. Das Mycel des
Pilzes bildet Rhizomorphen, die meist aus
strang- oder bandartigen, einfachen oder Fig. 53. Armillaria mellea (Vahl)
verzweigten, braunen bis schwarzen Que. Fruchtkörper an den
Strängen bestehen. Häufig verschmelzen en is ai
8 8.
zuweilen in Holz und Rinde der Stämme
die Stränge durch Anastomosen zu mehr oder weniger ausgedehnten
Gewebeplatten (Fig. 54). Diese im Finstern leuchtenden Rhizomorphen
finden sich nicht blois im Gewebe, sondern auch im Erdboden zwischen
Wurzeln, ferner freihängend in hohlen Stämmen oder in Bergwerken am
Holzwerk. Sie verschmähen weder Laub- noch Nadelholz. Die Stränge
bestehen aus einem filzartigen inneren Markgewebe und einer äufseren
festen Rinde; am Scheitel wächst der Strang mit einer Art von Spitzen-
wachstum weiter. Aus der Rinde sprossen, so lange sie noch Jugendlich
ist, feine Fäden aus, die ins Innere des Holzes hineingehen. Besonders
wird das Holzparenchym ergriffen und bei den Nadelhölzern die an
einem Harzkanal gelegenen Parenchymzellen. Dadurch wird das Harz
im Kanal frei und sammelt sich zu groisen Harzbeulen in der Rinde
an, wohin das Harz durch die zerstörten Gewebe strömt. Im Cambıum
entstehen sehr zahlreiche, grofse und abnorm ausgebildete Harzkanäle,
die dem Holzring des Jahres ein sehr merkwürdiges Aussehen ver-
leihen. Aus den Parenchymzellen geht das Mycel in die Holzzellen über
und veranlafst eine Art Weifsfäule. Das Mycel wächst in eigenartiger
394 Ill. D. Basidiomycetes.
Weise weiter und löst die Zellwände, nachdem zuerst der Holzstoff
herausgezogen ist, vollständig auf. Gewöhnlich beginnt die Infektion
von einer Wurzel aus — ob an Wunden oder an unverletzten Stellen,
darüber wissen wir wenig!) — und verbreitet sich bis zum Wurzelhals
und von da aus auf den Stamm und die übrigen Wurzeln. Sobald
letztere davon ergriffen sind, vertrocknen die Bäume, meist lange bevor,
ehe das Mycel von dem Cam-
bıum her durch das Holz bis
zum Splint vorgedrungen ist.
Bei der aufserordentlichen
Häufigkeit des Hallimasch ist
es nicht verwunderlich, wenn
er alljährlich ungeheueren
Schaden anrichtet, ohne dafs
es bisher möglich gewesen
wäre, ein Bekämpfungsmittel
zu finden. Bei der Eigenschaft
des Pilzes, die Rhizomorphen
in der Erde ohne Wurzeln
lange lebend zu erhalten, ist
die Gefahr, dafs jung gepflanzte
Bäume befallen werden, nicht
zu vermeiden. Besonders hef-
tig tritt die Erkrankung junger
Kiefern ein, die auf Waldboden
gepflanzt werden, der früher
mit Laubholz bestanden war.
Hier geht fast jedes Exemplar
zugrunde und zeigtam Wurzel-
hals die eigentümlichen, wie
Verdrehungen u. Verbildungen
aussehenden Deformationen,
die infolge des Auftretens der
oben erwähnten Harzbeulen
| entstehen. Da in der Ebene
Fig. 54. Armillaria mellca (Vahl) Quel. häufig der Laubwald durch
Rhizomorphen am Holz. Kiefern ersetzt wird, so läfst
sich dieser Schaden kaum ver-
meiden. Bisweilen wird das Mycel mit dem Bauholz auch in die
Gebäude verschleppt: es bildet dann seine Rhizomorphen aus und zer-
stört das Holz sehr schnell.
Gasteromycetes.
Die hier im weitesten Sinne angenommene Abteilung der angio-
carpen Basidiomyceten setzt sich aus sehr heterogenen Elementen von
ganz verschiedener phylogenetischer Herkunft zusammen. Darauf habe
ich um so weniger Veranlassung einzugehen, als mir von den zahl-
reichen hierher gehörigen Arten nur eine einzige Beobachtung über
') Vergl. dazu A. Cırstar in Centralbl. f. d. ges. Forstwes. 1896; G. WaAsxeEr
in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IX, 80; R. Harrıc in COentralbl. f. d. ges. Forstwes.
1901, Heft V.
III. E. Fungi imperfecti. 395
Parasitismus bekannt geworden ist. Ich möchte sicher annehmen, dafs
auch noch andere Formen unter Umständen parasitisch wachsen können,
doch ist darüber vorläufig nichts bekannt. Ich will hier nur auf
eine Beobachtung @. Istvanrry'’s!) hinweisen, die die bekannte Gicht-
morchel Ithyphallus impudieus (L.) Fr. als Parasiten der Reben erweist.
Das strangartige Mycel dieses Pilzes legte sich den Rebenwurzeln an
und drang auch in die Gewebe ein. Dadurch wird eine Art Chlorose
der Blätter erzeugt, die durch braunes Eintrocknen der Ränder besonders
charakterisiert ist. Da das Mycel auch auf die Rebpfähle übergehen
kann, so empfiehlt sich zur Bekämpfung die Vernichtung aller Frucht-
körper und die Imprägnierung der Rebpfähle mit antiseptischen Sub-
stanzen. Es ist nicht bekannt, ob diese Krankheit auch aufserhalb
Ungarns bereits einmal beobachtet worden ist.
E. Fungi imperfecti.
Die vorhergehenden Abschnitte hatten uns mit denjenigen Pilzen
bekannt gemacht, bei denen eine sogenannte höhere, eine den Ent-
wicklungsgang abschliefsende Fruchtform zur Ausbildung kam. Bei
den Ascomyceten trafen wir den Ascus, bei den Basidiomyceten die
Basidie als diese höchste Fruchtform an, daneben aber kommen bei
diesen Pilzen, wie wir vielfach Gelegenheit hatten zu sehen, auch
Nebenfruchtformen vor, die der Haupttruchtform zeitlich vorausgehen.
Hierhin gehören die Pykniden, Konidienträger, Konidienlager, Chlamydo-
sporen, Öidien, Hefen, nicht aber Sporangien, welche bei Mycomyceten
niemals als Nebenfruchtformen auftreten. Häufig trifft man ın der
Natur auf solche Nebenfruchtformen, ohne dafs es "möglich wäre, sie in
den Entwicklungskreis eines höheren Pilzes einzureihen, nicht des-
wegen als ob keine höheren Fruchtformen dazu gehörten, sondern aus
mangelnder Kenntnis des Entwicklungsganges. Diesen Zusammenhang
aufzudecken, hat immer für eine hervorragende Aufgabe der Mykologie
gegolten, und seit den Zeiten TuLasne’s haben sich alle Mykologen be-
müht, durch Präparation oder Kultur die Fruchtformen der höheren
Pilze klarzulegen. Bis heute sind aber diese Bemühungen nur von
einem geringen Erfolge begleitet gewesen, wenn man die Menge der
als zugehörig erkannten Nebenfruchtformen mit der vergleicht, welche
noch als isoliert betrachtet werden mufs. Ihre Zahl ist eine so grofse,
dafs für sie ein eigenes System erdacht werden mufste, um sie über-
blicken zu können. FuckeL hat für diese Pilze den Sammelnamen
„Fungi imperfecti“ geschaffen, womit er andeuten wollte, dafs ihr
Entwicklungskreis noch unvollendet resp. noch nicht näher bekannt
sei. Diesen Namen möchte ich als bezeichnend beibehalten und lehne
deshalb neuere Namen, wie Deuteromyceten, ab. In der Übersicht auf
S. 110 ist die Abteilung der Fungi imperfecti nicht ausdrücklich
genannt, und ich möchte den gegenwärtigen Abschnitt als eine Art
Anhang zum ganzen Pilzsystem, das in seiner Entwicklung mit den
Basidiomyceten abschliefst, auffassen.
Wie schon aus dem Gesagten hervorgeht, ist ein natürliches
System der Fungi imperfecti nicht denkbar, da die Gruppe aus den
Über das gemeinsame Vorkommen des Ithyphalluspilzes und der Coepophagus-
Milbe in Ungarn in Mathem. &s termeszett. estes, XXI, S. 157, Ung. (cfr. Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. XIV, 300).
396 III. E. Fungi imperfecti.
heterogensten Elementen besteht und sogar in derselben Gattung
Arten vorkommen können, die zu Arten verschiedener Ascomyceten-
gattungen gehören können. .J. SCHROETER hat deshalb mit richtigem
Takt vorgeschlagen, nur von Formgattungen zu sprechen. Dieser
Vorschlag ist insofern sehr gut, weil damit von vornherein betont wird,
dafs die als Gattung zusammengefafste Artengruppe keine phylo-
genetische Einheit, sondern nur ein Konglomerat von äufserlich ähn-
lichen Arten vorstellt. Dabei kann es natürlich vorkommen, dafs ganze
Reihen von Arten zu nahe verwandten Ascomyceten gehören und auf
diese Art ihre nahe Verwandtschaft zeigen; ich erinnere nur an Montlia-
Arten, die zu Selerotinia und an Fusicladium-Arten, die zu Venturia
gehören. Viele Arten sicherer Zugehörigkeit sind denn auch schon
in den vorhergehenden Betrachtungen ausführlich beschrieben und ab-
gebildet worden. F
Unter den Basidiomyceten sind bisher nur wenige Formen bekannt
geworden, die Nebenfruchtformen erzeugen. Namentlich sind es Poly-
poreen, die wie Polyporus annosus Konidienträger oder wie viele andere
Vertreter der Gattung Chlamydosporen besitzen. Im allgemeinen kann
man wohl sagen, wenn man von diesen wenigen Ausnahmen absieht,
dafs die Hauptmasse der Fungi imperfecti zu Ascomyceten gehört.
Bei der systematischen Einteilung der ganzen Gruppe geht man
davon aus, ob Konidienbehälter (Pykniden), Konidienlager oder nur
einzelne Konidienträger in Betracht kommen. Danach unterscheidet
man die drei Hauptabteilungen der Sphaeropsidales, Melan-
coniales und Hyphomycetes. Die Formausgestaltung ist bei
jeder dieser Abteilungen so reichhaltig, dafs zahlreiche Gattungen
unterschieden werden müssen, deren Zahl sich bei genauerer Unter-
suchung von Tag zu Tag vermehrt. Für die Phytopathologie kommen
sehr viele Arten in Betracht, ja man kann wohl sagen, dafs die Fungi
imperfecti die gröfste Zahl aller Pflanzenschädiger stellen. Häufig
greift der Pilz gerade in seinen jüngern Stadien die lebenden Gewebe
an, während die Ascusform erst auf dem toten Gewebe ın die Er-
scheinung zu treten pfleet. Schon aus diesem Grunde begreift man
leicht die Schwierigkeit, eine parasitische Konidienform mit einer
saprophytischen Ascusfrucht in Verbindung zu setzen. Man hat von
der Ascospore ausgehend sehr häufig Konidienformen gezüchtet und
damit als zugehörig erwiesen, der umgekehrte Weg indessen ist durch
Kultur selten gangbar. Wir kennen für die meisten Konidienformen
die Bedingungen nicht, unter denen sie zur Bildung der höheren Frucht-
form schreiten.
Auf eine ganz vollständige Aufzählung der parasitischen Arten und
auf eine ausführliche Behandlung aller in Betracht kommenden Literatur
mufs ich aus dem Grunde verzichten, weil eine solche Darstellung
weit über den Rahmen des vorliegenden Handbuches hinausgehen
müfste. Ich will deshalb nur versuchen, die wichtigsten Arten hervor-
zuheben, soweit es nicht schon in den früheren Abschnitten ge-
schehen ist.
1. Sphaeropsidales.
Ich beginne mit denjenigen Formen, welche sich durch den Besitz
von Pykniden auszeichnen. Nach der Form und nach der Öffnungs-
weise der Pykniden werden die folgenden Familien unterschieden.
Sphaerioidaceae. 397
A. Pykniden nach Art der Perithecien ungefähr kugelig, mit Porus
sich öffnend
a. Gehäuse der Pykniden schwarz,
meist kohlig oder lederig Sphaerioidaceae
b. Gehäuse hellfarbig, fleischig oder
wachsartig: Nectrioidaceae
B. Pykniden nicht kugelig
a. Gehäuse etwahalbiert, schildförmig,
ohne Mündung oder mit Öffnung
oder durch Längsspalt aufreifsend Leptostromataceae
b. Gehäuse schüssel- oder topfförmig,
zuerst geschlossen, später weit ge-
öffnet und eine Art Scheibe ent-
blöfsend Excipulaceae.
Sphaerioidaceae.
Bei der Einteilung dieser und aller folgenden Familien legt man
am besten das von P. A. Saccarpo zuerst konsequent durchgeführte
Sporenschema zugrunde, das die Sporenteilung und Sporentarbe in
erster Linie als Einteilunesprinzip hinstellt. Sind die Sporen ungeteilt,
so erhalten wir die Abteilungen der Hyalosporae und Phaeo-
sporae, je nachdem die Sporen hyalin oder dunkelfarbig sind; bei
Zweizelligkeit hätten wir dann die Hyalodidymae und Phaeodi-
dymae; bei drei und mehr Zellen Hyalophragmiae und Phaeo-
phragmiae: bei mauerförmiger Sporenteilung Hyalodictyae und
Phaeodictyae. Endlich werden noch die Scolecosporae mit
lang wurmförmigen, die Helicosporae mit spiralig gerollten und die
Staurosporae mit sternförmigen Sporen unterschieden. Nicht bei
allen Familien sind alle Gruppen bekannt, sondern meistens sind nur
einige davon vertreten.
Wir beginnen mit der wichtigen Gruppe der H yalos porae mit
einzelligen,, "farblosen Sporen. Unter diesen ist eine Gattungsgruppe
besonders bemerkenswert, sowohl wegen der Häufigkeit ihres Vor-
kommens als auch wegen der grofsen Zahl von Parasiten. Das Mycel
dieser Gattungen wuchert im Pflanzengewebe; die etwa kugeligen,
schwarzen Pykniden entwickeln sich in lebendem oder in totem Ge-
webe. Die Pykniden entstehen im Innern des Gewebes und werfen
erst beim Reiten die deckende Schicht ab. Die Unterschiede der drei
Gattungen sind rein konventionell und mehr deshalb aufgestellt, um
die Masse der Arten wenigstens etwas zerteilen zu können. Wenn
diese geschilderten Pykniden auf Blättern vorkommen, so nennen wir
sie Phyllosticta, wachsen sie auf anderen Pflanzenteilen, so heifsen sie
Phoma. Im allgemeinen sind die Sporen bei diesen Gattungen klein,
gewöhnlich weit unter 15 « lang; einige Arten aber haben riesige
Sporen, die über 15 « hinausgehen, solche nennt man Macrophoma.
Die Sporen haben bei diesen Gattungen eiförmige oder etwas läng-
liche Gestalt und sind ganz farblos, höchstens schwach grünlich
gefärbt.
Phyllostieta Pers. bildet auf den befallenen Blättern meist verfärbte
oder weifse Flecken, deren Berandung je nach der Art sehr verschieden
ist. Die winzigen Pykniden fallen als kleine schwarze Pünktchen im
398 III. E. Fungi imperfecti.
Bereich des Fleckens ins Auge. Häufig bricht der trocken werdende
Flecken aus und die Blätter bekommen dadurch entstellende Löcher,
welche namentlich Gartenpflanzen aufserordentlich entwerten. Wahr-
scheinlich müssen hier auch viele Arten der alten Sammelgattung
Depazea untergebracht werden, von der keine Sporen bekannt sind.
Da die Schädigungen, welche von Phyllosticta-Arten hervorgebracht
werden, sich nur auf die Blätter erstrecken und auch diese nur in den
wenigsten Fällen vollständig zerstört werden, so wird der angerichtete
Schaden bei ausdauernden Pflanzen kaum allzu bedeutend werden, wohl
aber bei einjährigen Kräutern. Von den zahlreichen Arten seien nur
die folgenden aufgeführt. P. maculiformis (Pers.) Sacc. kommt nament-
lich auf den Blättern der Efskastanie vor und erzeugt die Pykniden
in kleinen dicht zusammenstehenden Gruppen. Die Krankheit ist haupt-
sächlich in Oberitalien weit verbreitet und schädigt den Fruchtertrag.
Der Pilz kommt auch auf andern Fagaceen vor und soll zu Myco-
sphaerella maculiformis gehören. Auf Prunoideen kommen verschiedene
Arten vor, welche die Blätter durchlöchern!), so P. prunicola Sacc.
auf Kirsch- und Zwetschenbäumen, auch auf anderen Prunus-
Arten sowie auf Pirus. Die von dem Pilze gebildeten Flecken sind klein,
rundlich und tragen mehrere Pykniden, welche die Epidermis stern-
förmig aufreifsen und ihre Sporen in Ranken austreten lassen. P. Persicae
Sacc. hat rundliche, blutrot umrandete und oft konzentrisch gezonte
Flecken und kommt in Italien und Portugal auf Pfirsichblättern vor.
P. Beijerinckii Vuill. auf den Flecken von Coryneum Beijerinckiü an
Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen sitzend wurde
von R. AperHorp kultiviert, der den von VuvILLEMIN behaupteten Zu-
sammenhang mit dem Coryneum nicht bestätigen konnte. Auf Apfel-
und Birnblättern finden sich P. piricola Sacc. et Speg., P. pirina Sacc.,
P. Mali Prill. et Delacr. u. a., ohne dafs eine nähere Untersuchung
bisher die Artberechtigung dargetan hätte. Auf Rosen und Hım-
beeren kommen P. Rosae Desm. und P. argillacea Bres. vor. An
Erdbeerblättern kommt P. fragariicola Desm. et Rob. in fast ganz
Europa vor. Der Weinstock wird in Südeuropa von mehreren Arten
bewohnt: P. Vitis Sacc., P. succedanea (Pass.) All.u. a. In Nordamerika
wird der Sellerie von P. Apü Halst. heimgesucht. P. Brassicae (Carr.)
Westend. ist weit verbreitet auf Brassica Napus und oleracea. Auf
Kürbisblättern wächst P. Cucurbitacearum Sacc., auf Hopfen P. Humuli
Sacc. et Speg. Den in den Gärten kultivierten Nelken und Veilchen
können P. Dianthi Westend. und P. Violae Desm. verhängnisvoll werden.
Uber ein heftiges Auftreten der Veilchen krankheit hat .J. E. HuMPHREY ?)
berichtet, welcher die Meinung ausspricht, dafs die Ursache des heftigen
Befalles wahrscheinlich darin zu suchen sei, dafs die Züchter die Veilchen
während des ganzen ‚Jahres unter Vegetation halten. Dadurch mufs eine
Schwächung der Pflanzen eintreten, da ihnen keine Ruhepause gegönnt
wird. Auf Rüben werden mehrere Arten angegeben, die bei der Be-
sprechung der Rübenherzfäule (S. 240) bereits behandelt worden sind.
Phoma Fr. unterscheidet sich, wie schon oben gesagt, lediglich
dadurch, dafs die Pykniden nie auf Blättern (ausgenommen Nadeln)
vorkommen, sondern auf Asten, Früchten, Stengeln usw. Der von
!) Vgl. R. Avernorn, Über die Sprüh- und Dürrfleckenkrankheiten des Stein-
obstes in Landwirtsch. Jahrb. 1901, S. 772.
?) Massachus. State Agric. Exp. Stat. 1892; cit. Zeitschr. f. Pflanzenkr. III, 360.
Sphaerioidaceae, 399
diesen Pilzen angerichtete Schaden ist deshalb auch meist intensiver,
weil er zum Kränkeln oder Absterben ganzer Äste oder Pflanzen führt.
Eine der weit verbreiteten und sehr häufigen Arten ist P. herbarum
Westend., die auf dürren Stengeln der verschiedensten Nährpflanzen
sich findet und vielleicht auch ihr Absterben verursachen kann. -
P. lophiostomoides Sacc. wird von LOoPRIORE für einen Parasiten von
Weizen und Roggen gehalten, Cavarı allerdings glaubt in ihm nur
einen Saprophyten sehen zu sollen. Der Pilz scheint nicht allzu häufig
zu sein. An ÜConiferen finden sich verschiedene Arten, so P, pitya
Sacc., welche die Einschnürungskrankheit der Douglastanne
erzeugt. Die vom Pilze befallenen Rindenpartien fallen zusammen und
sterben bald ab. P. acicola (Lev.) Sacc. kommt auf Kiefernnadeln,
P. Pini (Desm.) Sacc. auf Fichtennadeln vor: es ist aber nicht bekannt,
ob sie als Parasiten aufzufassen sind. In Frankreich haben PRrILLIEUX
und Deracromx !) auf der Kartoffel eine Fleckenkrankheit beobachtet,
die durch P. solanicola Prill. et Del. verursacht wird. Auf dem Stamm
und dann an den Ästen zeigen sich grofse, längliche, weifse oder hell-
gelbe Flecken, in denen später die Pykniden entstehen. Bei Solanum
Melongena erregt P. Solani Halst. ein Umfallen der Keimpflanzen. Diese
in Nordamerika in Mistbeeten auftretende Erkrankung ergreift die
unteren Stengelpartien, die dadurch absterben und einschrumpfen.
Gegenmittel sind nicht bekannt. Über die auf der Rebe vorkommenden
Phoma-Arten wurde bereits oben S. 244 das Notwendige mitgeteilt.
Auf Brassica findet sich P. Brassicae Thüm., das an den Stengeln
braune Flecken erzeugt, die im Innern blasser sind. Das Zellgewebe
der Pflanze wird vollständig gebräunt und abgetötet. Die Krankheit
ist weit verbreitet und läfst sich nur durch Vernichten der erkrankten
Stengel bekämpfen?). Uber dieselbe in Holland verbreitete Krankheit
hat neuerdings RırzEma Bos?) berichtet. Was zuerst die Pilzart betrifft,
so weist er nach, dafs der von Deracroıx P. Brassicae genannte Schäd-
ling identisch mit P. oleracea Sacc. ist, die bisher nur an toten Kohl-
strünken als Saprophyt bekannt war. Das Hauptsymptom der als
Fallsucht des Kohls bezeichneten Erkrankung besteht im Ab-
sterben der Hauptwurzel in geringer Entfernung unter der Bodenober-
fläche. Die zarteren Gewebe gehen in Fäulnis über, und nur die
holzigen Teile bleiben bestehen; sie sind nicht stark genug, um ältere
Pflanzen tragen zu können, und die Kohlköpfe fallen daher um. Bei
Jüngeren Pflanzen entwickeln sich an der Stengelbasis gewöhnlich Seiten-
wurzeln, welche die Pflanze eine Zeitlang ernähren können, so dafs es
zum Kopfansatz kommt. Sobald aber der Kopf sich vergröfsert, fällt
er ebenfalls um, da die Last für die dünnen Seitenwurzeln zu grofs
wird. Weitere Modifikationen im Krankheitsbilde hat Rırzema Bos nicht
selten beobachtet, und ich verweise auf seine zitierte Arbeit. Am Stengel
finden sich Krebsstellen, die anfangs nur durch helle Färbung hervor-
treten, aber zuletzt sich dunkelbräunlichgrau bis schwarzbraun färben
und weiter um sich greifen; auch die Blätter erkranken und zeigen
ähnliche Fleckenbildung. Als Ursache der beiden von den Praktikern
als verschieden betrachteten Krankheiten wurde die genannte Phoma-
1) Bull. de la Soc. Mycol. de France VI, 1890, S. 178.
2) Prittıeux et- Deracrorx in Bull. Soc. Mycol. de France VI, S. 113.
®) Krebsstrünke und Fallsucht bei den Kohlpflanzen, verurscht von Phoma
oleracea Sacc., in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XV], 1906, S. 257.
400 Ill. E. Fungi imperfecti.
Art nachgewiesen, deren Pykniden sich auf allen Teilen der Pflanze,
hauptsächlich allerdings auf den Stengeln bilden. Nach vorläufigen
Versuchen erschemt es als sicher, dafs die Phoma die unverletzten
Wurzeln nicht angreift, sondern dafs Verletzungen durch Insektenfrafs
oder irgendwelche Verwundungen vorhergegangen sein müssen. Nament-
lich scheint die Anthomyva brassicae verantwortlich gemacht werden zu
müssen.
Eine gefährliche Kohlrübenkrankheit beobachtete E. Rostrup!)
in Dänemark. Durch den Angriff von P. napobrassicae Rostr. wurden die
Rüben zum Faulen gebracht, indem das schnell sich ausbreitende Mycel
die Rübengewebe absterben läfst. Derselbe Autor beobachtete eine
auf der Mohrrübe vorkommende Art, P. sanguinolenta Rostr.?). Gegen
Ende des Sommers treten an den Möhren, namentlich am Kopfe der
Wurzel, ein oder mehrere eingesunkene, graue oder bräunliche Flecken
auf; häufig kommt auch ein eingefallener Ring um die Basis der Blatt-
rosette zustande. In diesen Flecken sitzen die schwarzgrauen Pykniden,
aus deren Porus die rote Sporenranke hervorquillt. Auf dem Felde
richtet der Pilz im ersten Jahre verhältnismäfsig wenig Schaden an,
aber schon im Winterlager greift er weiter um sich und vernichtet
häufig gröfsere Mengen von Möhren. Die infizierten Möhren werden
dann im Frühjahr wieder ausgepflanzt und nun beginnt sich die Wir-
kung der Infektion dadurch weiter bemerkbar zu machen, dafs das
Mycel von der Wurzel in den Stengel und bis zum Gipfel hinaufwächst.
Der Weg, den das Pilzmycel im Stengel nimmt, wird durch einen sich
verbreiternden braunen Streifen kenntlich gemacht, der besonders an
den Knoten hervortritt. Die Dolden werden zum Welken gebracht.
und dadurch meist die Hälfte, oft aber auch der ganze Samenertrag
vernichtet. Am heftigsten tritt die Krankheit im leichten, sandig
humosen Boden auf, während in feuchtem Lehmboden der Befall weit
geringer ist. Zur Bekämpfung empfiehlt es sich, beim Auspflanzen
der Möhren alle erkrankten Exemplare zurückzuweisen und zu ver-
nichten. Bleiben die Möhren während des Winters im Boden und werden
im Frühjahr verpflanzt, so tritt die Erkrankung in viel schwächerem
Mafse auf. Auf kultivierten Chrysanthemen fand VocLıno®) die
P. Ohrysanthemi Vogl., welche namentlich die Blätter befällt und da-
durch die Blüten zum Welken bringt. Merkwürdigerweise entwickelt
der Pilz auch zweizellige Sporen und würde dann zu Septoria zu ziehen
sein; der angerichtete Schaden ist bedeutend. Auf Oitrus-Arten im
Freien sowohl wie auch in den Gewächshäusern kommen mehrere Arten
vor, die aber kaum Schaden stiften, so z. B. P. Limonis Thüm. et
Bolle, P. Oitri Sacc., P. Aurantiorum (Rabenh.) Sacc. u. a. An den
Zweigen von Morus alba findet sich in Italien P. Mororum Sacc., unter
Umständen ziemlich bedeutenden Schaden stiftend. Verschiedene Arten
sind als Pykniden zu Diaporthe-Arten gestellt worden, ob mit Recht,
mag dahingestellt sein. So nenne ich P. ambigua (Nitschke) Sacc. auf
Birnbaumästen, zu Diaporthe ambigua gehörig, P. sarmentella Sacc. an
Hopfenranken, vielleicht zu D. sarmenticia gehörig. Auf Fruchthülsen
von Leguminosen trifft man häufig P. leguminum Westend., die aber
wohl rein saprophytisch sich entwickelt.
ı1) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IV, 322.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IV, 19.
®) Malpighia XV, 1902, S. 329.
Sphaerioidaceae. 401
Von der Gattung Macrophoma Berl. et Vogl., die sich nur durch
die viel gröfseren Sporen von den vorhergenannten unterscheidet, wäre
in erster Linie M. Hennebergii (Kühn) Berl. et Vogl. zu nennen, die
auf Weizen, namentlich in nassen Jahren, schädigend auftritt. Die von
dem Pilze erzeugte Braunfleckigkeit der Weizenähren besteht
darin, dafs sich an den Spelzen und Klappen der Ahren schokoladen-
braune Flecken bilden, in denen die Pykniden entstehen. Die Körner
der befallenen Ahren schrumpfen ein und werden ebenfalls fleckig.
Der dadurch angerichtete Schaden ist häufig sehr bedeutend, wie
ErıkKsson') von Schweden berichtet, wo im Jahre 1889 auf einem Felde
der Pilz so stark wütete, dafs das Feld schon aus der Ferne rötlich
aussah. LOoPRIORE?) empfiehlt als Bekämpfungsmittel die Behandlung
der Saat mit Schwefelsäure oder Kupfersulfat, doch ist nicht bekannt
geworden, ob diese Beizung wirklich hilft. Nach PkiLLıEux und
Deracroıx®) wird der Kakaobaum in Ecuador von M. vestita Prill. et
Delacr. befallen. Die Krankheit beginnt gewöhnlich nach Überschwem-
mungen und starken Regengüssen und äufsert sich durch plötzliches
Gelbwerden und Abfallen der Blätter und Früchte; die Pflanzen selber
vertrocknen vom Grunde aus und gehen ein. Im allgemeinen werden
die Bäumchen nicht vor dem dritten oder vierten ‚Jahre befallen. In
den Wurzeln sitzt das Mycel des Pilzes und in den oberen Rinden-
schichten entstehen die Pykniden. Näheres ist vorläufig nicht bekannt.
Auf Oliven kommt M. dalmatica (v. Thüm.) Berl. et Vogl.*) vor und
verursacht auf ihnen einen rundlichen, ziemlich grofsen braungelben
Flecken, in dem die Pykniden entstehen. Wahrscheinlich geschieht das
Eindringen des Pilzes an Insektenstichen. Andere Arten der Gattung
kommen an wildwachsenden Pflanzen vor und interessieren uns daher
nicht weiter.
Dendrophoma Sacc. hat nicht, wie die bisherigen Gattungen, einfache
Sterigmen, an denen die Sporen entstehen, sondern ästige oder wirtelig
ästige Sterigmen. Zu nennen wäre D. Marconii Cav. auf Hanf.
Kurz vor der Reife entstehen am Stengel längliche, dunkle Flecken,
in denen die Pykniden zuerst eingesenkt sind und später hervor-
brechen. Vielleicht hilft dagegen die möglichst frühzeitige Ernte,
da durch diese Mafsregel die Reifung der Sporen verhindert wird.
Auch durch M. Convallariae Cav. wird kein besonders bedeutender
Schaden angerichtet. Diese Art verursacht auf Maiblumenblättern
längliche dunkle Flecken, wodurch die Blätter zum frühzeitigen Ab-
sterben gebracht werden.
Bei der Gattung Sphaeronema Fr. besitzen die Pykniden einen
langen Hals, zu dem die Sporen oft in kugeligen Massen austreten.
Fast alle Arten sind Saprophyten, beachtenswert ist nur 5. fimbriatum
(Ell. et Halst.) Sacc. Dieser Pilz verursacht bei den Bataten in Nord-
amerika die sogenannte Schwarzbeinigkeit (auch Sweet-Potato oder
Black-Rot genannt). Bei den jungen Pflänzchen treten an den unteren
Stengelteilen schwarze, eingesunkene Flecken auf, ebenso auch an den
reifen Knollen, die dadurch bald verfaulen. Im Innern der Gewebe
werden grofse braune Macrokonidien gebildet, aufsen auf den Flecken
dagegen hyaline kleine Mierokonidien, aufserdem noch die Pykniden
!) Zeitschr. f. Pflanzenkr. I, 29.
2) Bollet. di Notizie agrar. XV, 1893, S. 488.
3) Bull. Soc Mycol. de France X, 1894, S. 165.
4) Vgl. A. Mausranc in Bull. Soc. Bot. de France 1904, S. 229.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 96
402 III. E. Fungi imperfecti.
mit dem langen, etwas ausgefransten Halse,. Harsten hat beobachtet,
dafs bei ausschliefslicher Anwendung von mineralischem Dünger
der Befall der Pflanzen viel heftiger ist. Man vermeide also diese
einseitige Düngung und vernichte zugleich alle erkrankten Pflanzen.
Hierher gehört auch Ckicinnobolus, über dessen Art (©. Cesatii bereits
oben auf S. 198 das Nötige gesagt wurde.
Von der Gattung Asteroma DC., die sich dadurch auszeichnet, dafs
sie radiär strahlige, fibrillöse Mycelflecken auf lebenden Blättern bildet,
sind hier nur wenige Arten zu nennen, da die meisten auf wild-
wachsenden Laubbäumen sich finden. A. geographieum (DC.) Desm.
kommt bei vielen Pomaceen auf den Blättern vor. A. Padi Grev. bringt
die Blätter von Prunus Padus zum Absterben usw.
Die Pykniden der Gattung Vermicularia Fr. sitzen fast von Anfang
an oberflächlich auf dem Substrat und sind von der Mitte bis zur Basis
ringsum mit langen, steifen Borsten besetzt. Die Sporen sind zylindrisch
spindelförmig und häufig gekrümmt. Die gemeinste Art ist V. dematium
(Pers.) Fr., das auf den Stengeln vieler Kräuter und an dünnen Zweigen
auf der ganzen nördlichen Hemisphäre auftritt. Allgemein eilt dieser
Pilz als harmloser Saprophyt, aber unter Umständen, die noch nicht
näher bekannt sind, scheint er auch lebendes Gewebe angreifen zu
können. So hat Lixsart!) ihn auf Esparsette beobachtet, wo er die
Stengel in grofser Ausdehnung so schwärzte, als ob sie verbrannt wären.
Näheres über dieses interessante Auftreten wurde leider nicht bekannt
gegeben. V. trichella Fr. kommt auf vielen Obstbäumen, auf Efeu usw.
vor und verursacht Blattflecken. V. Melicae Fuck. wächst auf lebenden
Blättern von Melica.
Pyrenochaeta de Not. unterscheidet sich von Vermicularia durch die
meist nur an der Mündung sitzenden Borsten und die verzweigten
Sporenträger. Die Arten kommen vielfach an lebenden Blättern vor,
beanspruchen aber keine besondere Wichtigkeit. Erwähnt sei nur
P. Rubi Idaei Cav., die auf den Himbeerblättern schwarze Flecken ver-
ursacht.
Hatten die bisher erwähnten Gattungen nur einzeln stehende, nicht
durch ein Stroma vereinigte Pykniden, so zeigt uns die Gattung Fusi-
coccum Corda ein meist kegliges Stroma, das im Innern vielkammrig ist,
also mehrere kammerartige Pykniden enthält. Manche von den Arten
sollen als Konidienformen zur Gattung Diaporthe gehören, gewisses ist
darüber nicht bekannt. Am bekanntesten ist F. abietinum (Hart.) Prill.
et Delacr. (= Phoma abietina Hart.),, das die sogenannte Ein-
schnürungskrankheit der Tannen erzeugt. An der Infektions-
stelle an den Zweigen wird das Cambium und die Rinde getötet.
Während nun die untere und auch noch eine Zeitlang die oben darüber
liegende Partie des Astes in die Dicke wächst, bleibt natürlich die
infizierte Partie im Dickenwachstum zurück und zuletzt sieht der Zweig
wie breit geringelt aus. Nach vollständiger Zerstörung der Rinde an der
Ringelstelle vertrocknet die ganze, nach oben hin liegende Partie des
Zweiges, indem die Nadeln daran hängen bleiben. Diese braunen ab-
gestorbenen Zweigenden sind für die Krankheit besonders auffällig.
An der Einschnürungsstelle brechen im Sommer die Stromata hervor,
in denen gegen Ende des Sommers die Pykniden entstehen. Zur Be-
kämpfung der oft sehr schädlich auftretenden Krankheit müssen die
1) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. V, 92.
Sphaerioidaceae. 405
erkrankten Zweige, die sich bei einiger Übung an der eigentümlichen
grüngelben Nadelfärbung schon in den frühesten Stadien erkennen
lassen, sorgfältig abgeschnitten und vernichtet werden. Über die In-
fektion und die anatomischen Veränderungen im Gewebe hat E. MEr')
Untersuchungen angestellt, durch die die älteren Harrısschen in vielen
Punkten erweitert und bestätigt wurden.
Besonders häufig auf Asten in der Rinde wächst Oytospora Ehrenb.
Die Stromata sind meist höcker- oder kegelförmig und enthalten in
ihrem Innern meist konzentrisch gestellte Kammern oder Höhlungen,
deren Ausgangsöffnungen häufig nach einem Punkte in der Mitte des
Stromas hinführen. Die einzelnen, wurstförmigen Sporen werden in
Form gedrehter Ranken entleert. Diese Pyknidenformen gehören zu
Valsaceen, und wir haben bereits eine Anzahl von Arten bei der Be-
sprechung der Gattung Valsa kennen gelernt (S. 264). Im allgemeinen
wird wohl die Cytospora-Form saprophytisch entwickelt, dagegen wächst
das Mycel wahrscheinlich schon parasitisch und tötet die Aste ab.
Über diese Verhältnisse wissen wir noch nichts näheres.
Die Gattung Dothiorella Sacc. unterscheidet sich von der vorigen
dadurch, dafs die Pykniden aus einem Stroma rasig gehäuft hervor-
brechen oder ihm etwas eingesenkt sind. Bekannte Arten, welche viel-
leicht auch den lebenden Pflanzen Schaden zu tun vermögen, sind
D. Ribis (Fuck.) Sacc. auf Asten von Ribesarten und D. Mori Berl.
auf Maulbeerzweigen in Oberitalien.
Ausgebreitete, schwarze, von der Epidermis häufig bedeckte und
innen gekammerte Stromata besitzt Placosphaeria Sacc. Die Sporen
sind länglich und sitzen auf feinen stielchenförmigen Sterigmen. Be-
kannt ist P. Onobrychrdis (DC.) Sacc. auf den Stengeln und Blättern
von ÖOnobrychis sativa, Oytisus usw. Als Nebenfruchttorm zu Mazzantia
Galiüi gehört P. Galüi Sacc. an Stengeln von Galiumarten in Europa.
Ceuthospora Grev. unterscheidet sich von Cytospora hauptsächlich
dadurch, dafs alle Pykniden eines Stromas in einen gemeinsamen Gang
ausmünden. Erwähnen möchte ich davon €. coffeicola Delacr. auf
Zweigen des Kaffeebaumes auf Reunion; ob die Art auch parasitisch wird,
konnte bislang nicht festgestellt werden. C. Cattleyae Sacc. et Syd. fand
sich auch in Orchideenhäusern auf den Blättern von Cattleya amethystina.
Die Unterabteilung der Phaeosporae zeichnet sich durch die
einzellisen dunkel gefärbten Sporen aus. Der Gattung Phoma ent-
entspricht Sphaeropsis Lev.; die meisten Arten kommen sicher, nur
an toten Pflanzenteilen vor, so alle diejenigen, welche auf Asten
wachsen, wie z. B. $. Mori Berl. auf Asten von Morus alba, S. Ulmi
Sacc. et Roum. auf Ulmenrinde usw. Gröfsere Beachtung verdient nur
S. Malorum Peck (nach Delacroix als $. pseudodiplodia Fuck. zu be-
zeichnen, ferner identisch mit Macrophoma Malorum Berl. et Vogl.),
ein nordamerikanischer Parasit des Apfelbaumes, der neuerdings
auch in Frankreich aufgefunden worden ist. Im allgemeinen sitzt
der Pilz in den Früchten, in deren Epicarp er sich weit ausbreitet.
Man hat aber in neuerer Zeit?) Beobachtungen gemacht, die den
!) Recherches sur la maladie des branches de sapin causee par la Phoma
abietina in Journ. de Botan. 1895, Oct.
2) Vgl. dazu W. Papvock, The New-York Apple-tree Canker in New York
Agric Exp. Stat. Bull. n. 163, 1899, S. 177, und in 44. Ann. Meet. Western New
York Hort. Soc. 1899; G. Deracroıx in Bull. Soc. Myc. de France XIX, 1903, S. 132
u. 350, hier weitere Literatur.
26 *
404 III. E. Fungi imperfecti.
Pilz als Erreger emer Krebserkrankung der Apfelbäume dartun.
Die Krebsstellen haben anfangs Ahnlichkeit mit Jugendstadien des
Nectriakrebses, aber es entsteht keine Überwallungszone am Rande
der Wunde, sondern die Rinde vertrocknet und wird rissig. Der
Befall durch den Pilz erfolgt im Frühjahr, die mifsfarbene Rinde
deutet die Anfangsstadien der Krankheit an; im August schliefst die
Entwicklung mit den Pykniden ab. Das Mycel soll nur in einzelnen
Fällen überwintern, die Krankheit wird daher fast ausschliefslich durch
die Sporen weiterverbreitet. Dieses Resultat erscheint mir nicht ganz
sicher. Deracroıx konnte erfolgreiche Impfungen nur durch Ver-
wundungen der Aste anstellen, an Blättern schlugen die Übertragungen
fehl. Häufig werden die Eingangspforten für den Pilz die kleinen Ver-
wundungen sein, welche durch die Schildlaus Diaspis piricola hervor-
gerufen werden. Der Pilz beschränkt sich nicht blofs auf den Apfel-
baum, sondern ergreift auch andere Obstbäume, ja geht sogar auf
KRhus, Celastrus, Diospyros usw. über. Das Vernichten der befallenen Aste
wird natürlich der Krankheit Eintrag tun. Pıppock empfiehlt als Vor-
beugungsmittel das Besprengen der Bäume mit Bordeauxbrühe und das
Abkratzen der Rinde. Uber die Wirkungen dieser Mafsnahmen ist
nichts näheres bekannt.
Von der Gattung Coniothyrium Corda haben wir 8.258 bereits den
wichtigsten Vertreter kennen gelernt. Zu erwähnen wäre noch
C. concentricum (Desm.) Sacc., das bei Yucca, Dracacna usw. in den
Kulturen schwarze Flecken auf den Blättern erzeugt und dadurch den
Verkaufswert der Pflanzen wesentlich herabsetzt.
Erwähnt mag von den Phaeosporae noch sein die Gattung
Chaetomella Fuck. mit oberflächlichen, borstenbedeckten Pykniden.
Auf Zuckerrohrstengeln auf Reunion kommt C. Saechari Delacr. vor,
doch wahrscheinlich nicht parasitisch.
Bei der Unterabteilung der Hyalodidymae bleibt der Bau der
Pykniden der gleiche, nur die Sporen sind zweizellig. Der Gattung
Phoma etwa entspricht Ascochyta Lib. mit eiförmigen oder länglichen,
hyalinen oder grünlichen Sporen. Die meisten Arten bilden auf
Blättern oder Stengeln verfärbte Flecken, in denen die schwarzen,
kleinen Pykniden entstehen. Meistens sind sie Parasiten, doch
werden wie ja auch in vielen anderen Fällen die Pykniden häufig erst
im abgestorbenen Gewebe ausgebildet. Für uns kommen nur wenige
Arten in Betracht, welche Nutzpflanzen schädigen. In erster Linie
wäre zu nennen A. piniperda Lindau (= Septoria parasitica Hart.).
R. Harrıc!) hat die Entwicklungsgeschichte dieses Parasiten klargelegt.
Bereits im Mai bekommen die befallenen Fichtentriebe an der Basis
oder in der Mitte braune Nadeln, die nach kurzer Zeit abfallen. Be-
tallene Seitentriebe zeigen meist eine Umbiegung nach unten und lassen
die Nadeln schlaff herabhängen. Auch hier bräunen sich dann die
Nadeln und fallen schliefslich ab. Die Triebe selbst trocknen ein.
Die Pykniden entstehen meist an der Basis des abgestorbenen Triebes,
oft aber auch an anderen Stellen. Die fast spindelförmigen, zwei-
zelligen Konidien werden in Ranken herausgestofsen und keimen leicht
aus. Die Infektion erfolgt im zeitigen Frühjahr und das Mycel durch-
wuchert alle Gewebe der Zweige. Im allgemeinen kommt die Er-
3 !) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen 1890, Heft 11, u. Forstl. Naturwiss. Zeit.
1893, 8. 892: :
Sphaerioidaceae. 405
krankung nur an jungen Pflanzen vor, solange sie noch im Saatkamp
stehen; aber auch an Stangenhölzern findet man den Pilz, wo er dann
die Gipfel abtötet. Ein Bekämpfungsmittel aufser der Vernichtung der
erkrankten Zweige kennen wir nicht. Auf Leguminosen kommen
mehrere schädliche Arten vor, so auf Phascolus vulgaris die häufig mit
dreizelligen Sporen versehene A Boltshauseri Sacc.'). Die Bohnenblätter
bekommen braune, rundliche oder eckige Flecken, die mit dunklerem
Rande umgeben sind und in mehrere konzentrische, dunkelbraune Ringe
zerlest erscheinen. Das Blattgewebe stirbt bald ab und die Pykniden
entwickeln sich in den Flecken. Die Blätter werden meist so heftig
ergriffen, dafs die Spreite wie mit Flecken besät ist. Sie sterben
natürlich dadurch frühzeitig ab, und die Bohnenpflanzen bringen aus
Mangel an Blättern keine Früchte hervor.
Verwandt damit, aber durch die Sporengröfse verschieden ist A. Pis?
Lib., die aufser Bohnen auch Erbse, Futterwicke und Cicer
arictinum befällt und nicht blofs die Blätter, sondern auch die Hülsen
fleckig macht. Bei den letzteren geht der Flecken häufig bis auf die
Samen durch. Im allgemeinen mag der Schaden, der durch A. Pisı
angerichtet wird, nicht besonders grofs sein, aber unter günstigen Um-
ständen kann der Samenertrag empfindlich herabgesetzt werden. Einen
solchen Fall erwähnt F. Krüger?) bezüglich der Erbsen. Die vor dem
Blühen ergriffenen Pflanzen wurden vollständie abgetötet, die nach dem
F ruchtansatz befallenen gelangten zu spärlicher Samenbildung. Die
Übertragung des Pilzes ertolgt wohl meist durch die Samen, die bis zu
80°o keimungsunfähig sind und durch Bildung von schmutzig grünen
Flecken anzeigen, dals sie befallen sind. Solange die Witterung das
schnelle Wachstum der Erbsen begünstigt, macht der Pilz nur lang-
same Fortschritte, wenn aber durch anhaltende Nässe das Wachstum
verzögert wird, gewinnt der Parasit bald die Oberhand. A. Lactucae
Rostr. bringt an den Stengeln von Salatpflanzen längliche braune
Flecken hervor. A. beticola Prill. et Delacr. und A. Betae Prill. et
Delacr. kommen an der Zuckerrübe vor, scheinen aber nicht parasitisch
zu sein, sondern erst nachträglich auf ogeschwächten Pflanzen aufzutreten.
A. graminicola Sacc. wächst auf Gräsern und kommt auch gelegentlich
auf Getreidearten vor, ohne aber dafs bisher nennenswerte Schädigungen
bekannt geworden sind. A. Oryzae Catt. kommt an Reis in Oberitalien
vor. Aut den Blättern von Juglans regia richtet A. Juglandis Boltsh.?)
durch Zerstörung der Blattsubstanz nicht unbeträchtlichen Schaden an.
Endlich wäre noch A. caulicola Laub.*) zu erwähnen, die auf den
Stengeln und Blattstielen von Melilotus albus weilse, braun umrandete
Flecken erzeugt, in denen die zahlreichen Pykniden sitzen.
Die Gattung Diplodina West. gleicht in allem der nachher zu be-
handelnden Gattung Diplodia, nur die Sporen sind hyalin. Ein gefähr-
licher Feind der Efskastanie in Südfrankreich ist D Castaneae Prill.
et Delacr.’), der die unter dem Namen Javart bekannte Krankheit
erzeugt. Die jungen Bäume werden in einer Höhe von 50—100 cm am
ze Stamme befallen. Die ergriffenen Rindenstellen trocknen
’) nn Bon Blattflecken der Bohnen in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. T,
1891, S.
= RN f. Bakt. u. Par. 2. Abt. I, 1895, S. 620.
8) Bowrsnauser in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VIII. 263.
4) Arb. d. Biolog. Abt. usw. am Kais. Gesundheitsamt III, 441.
5) Bull. Soc. Mycol. de France IX, 1893, S. 275
406 III. E. Fungi imperfecti.
ab, und es entstehen kleine Höhlungen, die ein krebsartiges Aussehen
haben. Da die Infektion an mehreren Stellen erfolgt und die Flecken
immer weiter fressen, so stirbt schliefslich die Rinde und damit der
Stamm ab. Während die Krankheit früher nur wenig bekannt war,
hat sie sich jetzt mit grofser Schnelligkeit verbreitet und fügt den
Kulturen ungeheuren Schaden zu.
Ein bekannter Rosenschädling ist Actinonema Rosae (Lib.) Fries.
Auf den Blättern befindet sich ein strangartiges Mycelgeflecht, das
radiär von einem Punkte ausstrahlt und die kleimen, mündungslosen
Pykniden trägt. Im allgemeinen bleibt das Mycel auf der Oberfläche
des Blattes, aber es kann auch in das Blattgewebe eindringen und ver-
anlafst dann das schnelle Absterben des Blattes. Es tritt dann eine
frühzeitige Entlaubung ein, die wieder ein vorzeitiges Austreiben der
Endknospen im Herbste zur Folge hat. Dadurch aber werden die
Rosen entkräftet und blühen im folgenden .Jahre schwach oder gar
nicht. Spritzmittel werden gegen den Schädling kaum helfen, viel-
leicht läfst sich durch Abschneiden und Vernichten der in den Anfangs-
stadien der Krankheit befindlichen Blätter die Schädigung beschränken.
Von der Unterabteilung der Phaeodidymae wäre in erster Linie
die Gattung Diplodia Fr. zu nennen, deren kohlige, schwarze Pykniden
unter der Epidermis angelegt werden und dann durchbrechen. Die
Sporen haben ellipsoidische oder eiförmige Gestalt und sind dunkel-
braun oder schwarz gefärbt. Die Gattung besitzt sehr zahlreiche Arten,
die aber ihre Pykniden im toten Substrat entstehen lassen. Trotzdem
wird man viele davon zu den Parasiten rechnen müssen, weil das
Mycel bereits in der lebenden Pflanze auftritt; so kommen D. Cerasorum
Fuck., D. Aurantii Catt., D. Mori West., D. sapinea (Fries) Fuck. usw.
gewifs im Mycelstadium schon an den Zweigen von Kirschbäumen,
bezw. Oitrus, Morus und Coniferen vor. Interessant ist D. gongrogena
Temme, welche an der Zitterpappel Holzkröpfe erzeugen soll, die durch
hypertrophische Wucherungen von Holz und Rinde entstehen.
Wichtig ist D. cacaoicola P. Henn., die P. HEnnıngs zuerst von
faulenden Kakaofrüchten von Kamerun beschrieben hat. Von dieser
Art gibt nun A. Howarn!) an, dafs sie nicht blofs auf Kakao, sondern
auch auf Zuckerrohr in Westindien parasitisch auftritt. Auf den
Zuckerrohrstengeln bildet der Pilz senkrecht, mehr oder weniger
parallel verlaufende Risse, in denen die schwarzen Pykniden entstehen.
Beim Kakaobaum tritt er an den Ästen und Früchten auf und bringt
erstere zum Abtrocknen. Die so sehr auffällige Tatsache, dafs ein
parasitischer Pilz zwei Pflanzen aus so entfernt stehenden Familien be-
fällt, wurde von Howarp durch wechselweise Impfung mit Kulturen
des Pilzes von beiden Nährpflanzen erwiesen. Zur Verhütung der
Erkrankung weist er darauf hin, dafs der Pilz wahrscheinlich zuerst
ein harmloser Saprophyt faulender Früchte gewesen ist, der sich erst
später an das parasitische Leben in den Zweigen des Kakaobaumes
und im Zuckerrohr gewöhnt hat.
Eine Reihe von anderen Gattungen, die sich von Diplodia nur
durch unwesentliche Merkmale unterscheiden, kommt vorläufig hier
nicht in Betracht. Erwähnt mag blofs Zasiodiplodia tubericola El. et Ev.
sein, die auf Kartoffelknollen aufgetreten ist, welche den Transport
') On Diplodia cacaoicola, a parasitic fungus on sugar-cane and cacao in the
West Indies in Annals of Botany XV, 1901, S. 683.
Sphaerioidaceae. 407
von ‚Java nach Nordamerika gemacht hatten. Augenscheinlich handelt
es sich dabei mehr um einen zufälligen Fund als um einen regelmäfsig
auftretenden Schädling.
Unter den Hyalophragmiae finden sich keine bemerkenswerten
Arten, wohl aber bei den Phaeophragmiae, wo besonders die
Gattung Hendersonia Berk. zu erwähnen sein würde. Auf lebenden
Blättern kennt man viele Arten, doch scheint bisher eine nennenswerte
Schädigung noch nicht beobachtet worden zu sein. So kommen H. Mali
v. Thüm. auf Blättern des Apfelbaumes im österreichischen Litoral-
gebiet, H. piricola Sacc. an den Blättern des Birnbaumes in Mittel-
europa, H. foliicola (Berk.) Fuck. auf den Nadeln des Wachholders in
Deutschland und Westeuropa, H. Togniniana Poll. an Wedeln von
Cycas revoluta in Oberitalien vor. Weit verbreitet auch auf Asten aller
möglichen Bäume ist H. sarmentoram West., H.vagans Fuck. kommt auf
der Rinde von Prunus, Pirus und anderer Bäume vor, H. Lonicerae
Fries an Lonicera Caprifolium, ohne dafs wir bisher über die Wirkung
dieser Pilze auf ihre Nährpflanzen unterrichtet wären.
Die Gattung. Oryptostietis Fuck. sieht äufserlich wie Hendersonia
aus, besitzt aber Sporen, die an beiden Enden mit einer Wimper ver-
sehen sind. Als Krankheitserreger ist durch P. Sorauer C. Cynosbati
(Fuck.) Sacc. konstatiert worden, die auf Früchten und Zweigen von
Rosen sich findet. Sie veranlafst das Absterben einzelner Rindenpartien
und tiefgehende Wundstellen an den Ästen. Diese Wundstellen haben
das Aussehen muldenförmiger Vertiefungen und fanden sich bei vielen
Stämmen einer Rosenschule in annähernd gleicher Höhe vom Boden.
Das Mycel des Pilzes liefs sich bis in das Mark hinein verfolgen.
C. caudata (Preufs) Sacc. kommt ebenfalls auf Rosen vor und ver-
ursacht braune Rindenflecken. Ob ©. hysterioides Fuck. auch an leben-
den Zweigen des Weinstockes sich findet, ist nicht bekannt; an
trocknen Ästen ist der Pilz im westdeutschen Weinbaugebiet nicht
selten.
Über die Gattung Hendersonula Speg. findet sich bereits das Wissens-
werte bei Plowrightia morbosa auf S. 224.
Unter den Phaeodictyae wäre die Gattung (’amarosporium Schulzer
zu nennen. AÄufserlich gleicht sie Hendersonia, aber die Sporen sind
mit Längswänden versehen, so dafs man sie als mauerförmig geteilt be-
zeichnet. Als Schädling ist ©. fissum (Pers.) Starb. bekannt geworden,
das an Rosenstämmen Wundstellen verursacht, die Frostschäden sehr
ähnlich sehen. Die Rinde ist an den eingesunkenen Stellen teilweise
noch aufgetrocknet, teilweise aber durch die vorjährigen Überwallungs-
ränder aufgeplatzt und abgestofsen. Im Mittelpunkt der Wunde zeigt
sich das nackte Holz, das von weitfslicher Farbe ist und bis zum Mark
vom Mycel durchwuchert wird. Auf dem abgestorbenen Holzkörper
entstehen die Pykniden. Die Ränder der Flecken zeigen keine Bräunung
am Rande. Als Bekämpfungsmittel dürfte in erster Linie die Ver-
pflanzung der gesunden Rosenstämme in sonnige, trockne und dem
Winde zugängliche Lagen zu empfehlen sein, daneben natürlich die
Vernichtung der ergriffenen Pflanzen. Andere Arten kommen an trockenen
Ästen recht häufig vor, aber wir wissen nichts über die parasitische
Wirkung, so z. B. (C. viticola (Cke. et Harkn.) Sacc. am Weinstock in
Kalifornien, C. Mori Sacc. auf Zweigen von Morus alba in Ober-
italien u. a.
Unter den Scolecosporae ist am wichtigsten die zahlreiche Arten
408 III. E. Fungi imperfecti.
umfassende Gattung Septoria Fries. Die Pykniden besitzen meist linsen-
förmige Gestalt und sind in verfärbten Blattflecken der Nährpflanze
eingesenkt. Die Sporen sind stäbchen- oder fadenförmig und besitzen
mehrere Querwände. Sehr zahlreiche Arten befallen die Blätter von
Nutzpflanzen und geben den Anlafis dazu, dafs sie vorzeitig absterben.
Sehr weit in Europa verbreitet ist S. graminum Desm. Auf wilden
Gräsern ist der Pilz nicht selten, er kommt aber auch häufig auf
Weizen und Hafer auf und verursacht eine Schwarzfleckigkeit
der Weizenblätter. Die Gestalt der verursachten Blattflecken er-
scheint aufserordentlich verschiedenartig, es finden sich kleine, ellip-
tische oder rundliche, weifsliche, gelbe oder rötliche oder ziemlich
groise, verlängerte, rötliche Flecken, die oft in schmale braune Streifen
übergehen, wenn die Pykniden zahlreich in Reihen auftreten. Bis-
weilen fehlt die Fleckenbildung ganz’und wir finden die Pykniden un-
regelmäfsig in der Blattsubstanz zerstreut. In den Flecken sitzen die
kleinen schwarzen Pykniden, die mit blofsem Auge gerade noch als
feine dunkle Pünktchen unterscheidbar sind. Die Weizenblätter sterben
durch den Angriff des Schädlings ab, und der Körneransatz wird ent-
weder ganz verhindert oder doch sehr vermindert. F. Krücer!) hat
mit den Sporen Infektionsversuche angestellt und gefunden, dafs die
Impfstellen an den Blättern sich zunächst heller mit dunklem Rande
färben. Darauf begannen die ganzen Blätter sich zu verfärben und
von der Spitze her abzusterben. Ein Zweifel an der Infektiosität des
Pilzes kann demnach wohl nicht mehr aufkommen. Für die Be-
kämpfung allerdings sind bisher noch keine Mittel gefunden worden.
Ein weiterer Weizenschädling ist $. Tritici Desm., der sich von der
vorigen Art durch die gröfseren Pykniden und die gefächerten, dickeren
Sporen unterscheidet und viel seltener vorkommt. Die von ihm ge-
bildeten Flecken sind anfangs gelb und werden später rotbraun und
weifslich. Da beide Arten gemischt auftreten, so mögen sie häufig mit-
einander verwechselt worden sein. Wie nun F. Oavara?) mit grofser
Wahrscheinlichkeit dartut, gehören vielleicht beide Pilze in ein und
denselben Formenkreis, denn bei der Variabilität der Charaktere läfst
sich eine scharfe Grenze zwischen ihnen nicht ziehen. Der Beweis
liefse sich natürlich dafür erst dann führen, wenn von beiden die
Perithecienform bekannt ist.
Auf den Spelzen des Weizens findet sich S. glumarum Passer., die
an fast reifen Pflanzen eine Verfärbung, bei der Reife aber eine Braun-
oder Graufleckigkeit der Spelzen verursacht. Die Qualität der Körner
soll durch den Schädling herabgesetzt werden, dagegen soll der Ansatz
nicht darunter leiden. Ob diese Art vielleicht auch nahe verwandt mit
den beiden erstgenannten ist, wissen wir nicht. S. secalina Jancz.
kommt auf Blattscheiden von Weizen und Roggen in Polen vor,
S. Avenae Frank auf Blättern von Avena sativa in Pommern; ob beide
schädlich wirken, ist nicht bekannt.
Auf Birnblättern verursacht $. piricola Desm. kleine, hellgraue
Flecken und schädigt dadurch die Assimilationstätigkeit und den Frucht-
ansatz. Gelegentlich geht der Pilz auch auf den Apfelbaum und auf
1!) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XIII, 1895, S. 137; vergl. auch L. Mancın, Sur le
Septoria graminum, destructeur des familles du bl&e in Bull. Soc. Myc. de France
XV, 1899, S. 108.
?) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 19.
Sphaerioidaceae. 409
Apfel und Birnen über, indem er die Schalen häfslich fleckig macht.
Die Sporen sind fädig, sichelförmig gekrümmt und meist in drei Zellen
geteilt. Der Pilz hat einen sehr groisen Verbreitungsbezirk und richtet
namentlich in Nordamerika, wo er unter dem Namen Leaf spot bekannt
ist, in den grofsen Obstplantagen bedeutenden Schaden an. Die einzelnen
Birnarten sollen sich in ihrer Empfindlichkeit ganz verschieden ver-
halten. Als Bekämpfungsmittel wird Bordeauxbrühe empfohlen. Die
Rosenblätter werden von S. Rosae Desm. befallen und fleckig gemacht,
wahrscheinlich ist der angerichtete Schaden nur gering. S. Fragariae
Desm. kommt auf kultivierten Erdbeeren gelegentlich vor, dürfte aber
kaum die Schädlichkeit von Ramularia Tulasnci erreichen.
Hydrangea hortensis wird von S. Hydrangeae Bizz. befallen, wodurch
auf den Blättern braune, blutrot umrandete zuletzt zusammenfliefsende
Flecken entstehen. Die Pflanzen werden dadurch sehr geschädigt, in-
dessen scheint der Pilz selten zu sein. Auf dem Alpenveilchen kommt
S. Cyclaminis Dur. et Mont. vor; die Blätter zeigen rötliche, im Zentrum
graue, mit deutlichen Randzonen versehene Flecken, die zentrifugal
weiterwachsen und das ganze Blatt zum Absterben bringen. Die
kultivierten Chrysanthemen werden von $. chrysanthemella Sacc. und
$. Rostrupii Sacc. et Syd. befallen, doch ist eine wesentliche Schädigung
bisher nicht bekannt geworden. Die kultivierte Gartennelke wird
von S. Dianthi Desm.!) befallen und zeigt sich verfärbende und ein-
rollende Blätter. Die Krankheit ist in Europa weit verbreitet, ver-
ursacht aber in Nordamerika viel gröfsere Schäden. Porter hat In-
fektionsversuche gemacht und die Bildung der Pykniden nach etwa
drei Wochen im Blattgewebe beobachtet. 8. Azaleae Vogl. wird den
Blättern von Azalea indica in Italien?) verderblich, die dadurch vergilben
und vorzeitig abfallen. Die Fleckenbildung beginnt an der Blattspitze
und schreitet dann vorwärts bis zum Grunde des Blattes Die mehrere
Jahre hintereinander befallenen Pflanzen besitzen einen stark verkürzten
Stamm, sehr lange und dünne Seitentriebe und dabei wenig Knospen
und kurze, schmale Blätter. Die Pykniden entstehen in den Blättern.
Es gelang, gesunde Azaleen mit den Sporen zu infizieren. Phlox
decussata beherbergt $. Phlogis Sacc. et Speg., deren Blätter der Pilz
verkümmern und unter Krauswerden zusammenschrumpfen läfst.
Rırzkma Bos®) hat gleichzeitig auch eine Zeptosphaeria Phlogis be-
obachtet und läfst es dahingestellt, welche von beiden Arten der
eigentliche Schädling ist. Besonderes Interesse beansprucht eine auf
neuseeländischen Veronicaarten, die in unseren Kalthäusern kultiviert
werden, auftretende $. exotica Speg. Der Pilz ist zuerst in Argentinien
gefunden, dürfte aber viel weiter verbreitet sein. P. Hennınas®) be-
obachtete den Pilz auf mehreren Kalthausveronicaarten. Die Blätter
erhalten runde, weifse Flecken, die einen etwas verdickten, braunen
oder dunkelvioletten Rand besitzen; schliefslich schrumpfen sie und
fallen ab. Die Pykniden entstehen als schwarze Punkte in den weilsen
'!) Vergl. M. C Porırr, On a disease of the Carnation caused by Septoria
Dianthi in Journ. of the Roy. Hort. Soc. XXVII, Pt. 2 n. 3.
R lose Di una nuoya malattia dell’ Azalea indica in Malpighia XIII,
99, 3.73.
'3) Vergl. Rırzeua Bos in Tijdschrift over Plantenziekt. V, 1899, 8. 29.
4) Die Septoriakrankheit neuseeländischer Veronicaarten unserer Gärten in
Zeitschr. f. Pilanzenkraukh. IV, 203.
410 III. E. Fungi imperfecti.
Flecken. Für die Bekämpfung dürfte nur die Vernichtung der kranken
Blätter oder der ganzen Pflanzen in Betracht kommen.
Die Blätter der Petersilie werden von $. Petroselini Desm. heim-
gesucht. Schädlicher als der Typus wirkt eine Varietät Apii Br. et Cav.,
die nicht blofs in Europa, sondern auch in Nordamerika den Sellerie-
kulturen erheblichen Schaden zufügt. Die dadurch verursachten Blatt-
flecken sind weifs, in der Mitte gelblich und zeigen auf beiden Seiten
die tief im Blattgewebe eingesenkten Pykniden. Gewöhnlich wird im
Frühjahr das Sellerieblatt schon von Cercospora Apii befallen, die wahr-
scheinlich mit der später erscheinenden Septoria in genetischem Zu-
sammenhang steht. Zur Bekämpfung werden trockener Schwefel,
sowie Bordeauxbrühe oder Ammoniakkupferkarbonat empfohlen.
An Citrus-Arten kommen mehrere Arten vor, so 8. Limonum Pass.
an Blättern und unreifen Früchten, $. sieula Penz. an Blättern. Auf
den Mandarinen erzeugt 8. glaucescens Trab. schwarze, eingesenkte
Flecken, um die herum das Fruchtlleisch grünlich gefärbt ist und un-
angenehm schmeckt. Bei den Tomaten werden alle Teile der Pflanze
von 8. Lycopersici Speg. befallen, einer ursprünglich amerikanischen
Art, von der eine Varietät auch in Europa gefunden wurde. Die
Blätter des Hanf werden durch $S. Cannabıs (Lasch) Sacc. weifsfleckig,
ebenso Salatblätter durch $. Lactucae Passer., Meerrettichblätter
durch $. Armoraciae Sacc.; so liefsen sich noch viele andere Arten
anführen. Sie sind aber bisher nicht genau genug bekannt, als dafs
man beurteilen könnte, wie sie schädigend wirken und auf welche Weise
man ihnen entgegentreten kann. Auch die Blätter der Bäume haben
unter dem Angriffe von Septoria-Arten zu leiden. Ich möchte von den
vielen hierher gehörigen Arten nur folgende anführen: 8 currata (Rabh.
et Br.) Sacc. auf Robinia Pseudacacia, die bedeutenden Schaden durch
den Blattverlust erleiden soll, $8. castanicola Desm. und 8. Castaneae Lev.
auf Castanea vesca, 8. Cercidis Fries auf Cercis-Arten, 8. Populi Desm.
auf Pappelarten, 8. Aesculi (Lib.) Westend. auf Rofskastanie usw. Er-
wähnt seien endlich noch 8. epicarpii v. Thüm. und $. nigro-maculans
v. Thüm. auf dem Epicarp der Nüsse von Juglans regra in Österreich;
namentlich die letztere Art schädigt dadurch, dafs die schwarzen
Flecken die Fruchthülle durchbohren und bis zum Samen vordringen,
die Walnufsernte ganz empfindlich.
Von Septoria unterscheidet sich Ahabdospora Mont. nur, dadurch,
dais die Flecken mit den Pykniden an den Stengeln und Asten aus-
gebildet werden, nicht aber an Blättern. Auf Citrus-Rinde findet sich
R. falx (Berk. et Curt.) Sacc. und R. flexuosa (Penz.) Sacc., erstere Art
auch auf Vitis. R. Lactucarum Starb. wächst auf Stengeln von Lactuca
und Sonchus in Nordamerika u. a. Schädigungen scheinen bisher durch
Vertreter der Gattung noch nicht vorgekommen zu sein.
Behaarte, häutige Pykniden besitzt die Gattung Trichoseptoria Cav.
mit der einzigen Art T. Alpei Cav. Dieser Pilz wurde von F. Oavara!)
als ein Schädling der Früchte von (itrus vulgaris erwiesen. Die
Schalenoberhaut wies zahlreiche, grünbraune, rundliche, bisweilen
zusammenfliefsende Flecken auf, die zuerst homogen waren, aber später
infolge des Auftretens der Fruchtkörper konzentrisch gezont waren.
Die schwärzlichen Pykniden sind mit einem weilsen Filzüberzug be-
!) Una malattia dei limoni in Atti Ist. bot. Pavia. III, 1892.
Nectrioidaceae. 411
deckt. Bisweilen entwickeln sich in der Schale auch Sklerotien ; künst-
liche Kultur führte die Bildung von Conidien und Chlamydosporen
herbei. Die Pyknidensporen wurden zu erfolgreichen Impfungen ver-
wandt. Ob der durch den Parasiten angerichtete Schaden bedeutend
ist, wurde bisher nicht bekannt.
Durch die Bildung des Pyknidengehäuses weicht Phleospora Wallr.
bedeutend ab; die Mündung ist so weit, dafs das Hymenium fast blofs
liest, und die Wandung ist nur unvollkommen entwickelt, indem nicht
blofs das Mycel, sondern auch die veränderte Substanz der Nährpflanze
an ihrer Bildung teilnimmt. Man könnte fast von einem Übergang der
Pykniden von Phleospora in die Lager der Melanconiales sprechen.
Die wichtigste Art ist P. Mori (Lev.) Sacc., von der das Notwendige
bereits auf S. 239 unter Mycosphaerella Mori gesagt wurde; dort wurde
die Art mit ihrem Synonym Cylindrosporium Mori bezeichnet. Zu
P. Ulmi (Fr.) Wallr., das auf Ulmenblättern sehr häufig vorkommt,
gehört nach KreBaHun ebenfalls eine Mycosphaerella, M. Ulmi. Einen
Blattfall bei Caragana arborescens erregt P Caraganae Jacz.!), durch die
auf der Oberseite der Blätter kleine gelbliche, weifspunktierte Flecken
entstehen, während auf der Unterseite die Pykniden als schwarze, halb-
kugelig hervorragende Pusteln hervortreten. Bisher ist die Krankheit
nur in Rufsland beobachtet worden.
Ein höckeriges oder ausgebreitetes Stroma, in dem die Pykniden
fast eingesenkt sind, besitzt die Gattung Cytosporina Sacc. Die Arten
gehören als Konidienformen zu Valsaceen. Erwähnenswert ist das
durch van Hart?) beobachtete Absterben der ‚JJohannisbeer- und
Stachelbeersträucher durch ©. Ribis P. Magen. in Holland. Die Beeren-
sträucher sterben plötzlich ab, indem sich krankhafte Veränderungen
der Rinde zeigen. Gewisse Partien des Holzes bei den Wurzeln und
am unteren Stammteil erscheinen dunkelgrau verfärbt und enthalten,
namentlich in den Gefäfsen, ein dünnes, zartes Mycel. Fruchtkörper
wurden an den Sträuchern nicht gefunden, wohl aber traten nach
längerer Kultur und nach Abkühlung der Kulturen Pykniden auf, die
gelbe Sporenranken produzierten. Andere an Forstbäumen auftretende
Arten sollen hier nicht besprochen werden.
Die Gattung Dilophospora Desm. wurde schon oben S. 257 bei
Dilophia erwähnt.
Nectrioidaceae.
Die Familie der Nectrioidaceae unterscheidet sich von der
vorigen nur durch die fleischige oder wachsartige Konsistenz der
Pykniden und durch ihre auffallende helle Farbe. Sehr viele dürften
als Pyknidenformen zu Hypocreaceen gehören, deren Perithecien ähn-
liche Färbung und Bau zeigen. Da die meisten Arten ohne Bedeutung
für die Kulturpflanzen sind, so mag es genügen, wenn ich auf die
Gattungen Aschersonia Mont. (vgl. S. 214) und Polystigmina Sacc. ver-
weise, von denen P. rubra (Desm.) Sacc. die bekannte Konidienform
der Polystigma ist (vgl. S. 213).
’) A. v. Jaczewskı, Eine neue Pilzkrankheit auf Caragana arborescens in Zeit-
schrift f. Pflanzenkrankh. X, 1900, S. 340.
®) Das Absterben der Stöcke der Johannis- und Stachelbeeren, verursacht von
Cytosporina Ribis P. Magn. in Annal. Mycol. I, 1903, S. 503.
412 Ill. E. Fungi imperfecti.
Leptostromataceae.
Durch ihr äufseres Aussehen erinnert die Familie der Lepto-
stromataceae lebhaft an die Familie der Microthyriaceen, zumal
auch häufig die apikale Öffnung des Gehäuses fehlt. Die Gattung
Leptothyrium Kze. et Schm. besitzt halbierte, schildförmige Pykniden
und länglich-eiförmige oder spindelförmige, hyaline, einzellige Sporen.
Bekannt sind die auf Zonicera-Arten gebildeten vertrocknenden Flecken,
die durch Z. Periclymeni (Desm.) Sacc. erzeugt werden, ebenso die auf
Acer-Blättern durch L. acerinum (Kze.) Corda. An lebenden Körpern
von kultivierten Cerens-Arten hat PoLaccı das ZL. parasiticum Pol. nach-
gewiesen. Auf lange gelagerten Birnen fand sich in Italien 7. carpo-
philum Passer.
Die Gattung Piggotia Berk. et Br. hat dünnhäutige Pykniden, die
zuletzt sternförmig aufspringen; die einzelligen Sporen sind hyalın oder
gelblich. An lebenden Ulmenblätiern kommt P. astroidea Berk. et Br.
or, doch scheinbar ohne gröfseren Schaden anzurichten.
Die Gattung Leptostroma Fries gehört als Pyknidenform zu den
Hysteriaceen; die Pykniden sind länglich und springen mit Längsspalt
auf. ZL. herbarum (Fries) Link ist an trockenen Stengeln gröfserer
Kräuter nicht selten; es ist aber nicht bekannt, ob das Mycel schon
bei Lebzeiten der Pflanze einwandert. ZL. virgultorum Sace. auf Aus-
läufern von Brombeeren, wahrscheinlich zu Hypoderma gehörig.
Eingesenkte, später mit Rıfs aufreifsende Pykniden besitzt Labrella
Fries. Auffällig werden die Haselnufsblätter durch Z. Coryli (Desm. et
Rob.) Sacc. beschädigt. Es entstehen grofse, gelbe Flecken, die einen
dunklen Rand besitzen und kleine schwarze Pustelchen zeigen. L. perr-
cola Bres. et Sacc. kommt in Birnbaumblättern vor.
Besonders auffällige, in der Blattsubstanz sitzende, schwarze
Stromata bildet die Gattung Melasmia Lev. Der wichtigsten Art,
M. acerina Lev., haben wir schon bei der Schlauchform Khytisma
acerinum oben auf S. 274 Erwähnung getan. Eine teilweise oder voll-
ständige Bräunung und ein Absterben der Blätter der Berberitze ver-
ursacht M. Berberidis v. Thüm. et Wint. Die in den Flecken sitzenden
Stromata enthalten als feine schwarze Punkte in grofsen Mengen die
Pykniden. Merkwürdig ist eine durch M. Empetri P. Magn. bei
Emprtrum nigrum‘) verursachte Krankheit, die sich durch abnorme
Verlängerung der jungen Triebe und durch Kleinbleiben der Blätter
kundeibt. In der Rinde wuchert das Mycel und bringt ihre Zellen zum
Absterben; ım folgenden Jahre löst sıch die vertrocknete Rinde vom
Holzkörper ab. Die Blätter bleiben stets mycelfrei.
Die Gattung Entomosporium Lev. zeichnet sich durch die flach
halbkugeligen, mündungslosen Pykniden und besonders durch die über
Kreuz vierteiligen Sporen aus, von denen jede Zelle eine Borste trägt.
Eine wichtige Art E. Mespili DC.) Sacc. hat bereits auf S. 237 ihre
ausführlichere Besprechung gefunden. SaccarDo unterscheidet von der
vorigen Art noch E. maculatum Lev. an Birnblättern, gelegentlich
auch an anderen Rosaceen. In Nordamerika wirkt der Pilz besonders
schädigend und macht die Anzucht von Birnen und Pfirsichen sehr
schwer. Durch den mehrfachen Befall der Blätter und ihr Absterben
') P. Macnus, Melasmia Empetri, ein neuer Parasit auf Kmpetrum nigrum in
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. III, 1886, S. 104.
Exeipulaceae. — 2. Melanconiales. 413
werden die Pflanzen aufserordentlich geschwächt und gehen ein. Es
wiederholt sich hier also im wesentlichen dieselbe Erscheinung, wie
sie bei Stigmatea Mespili geschildert wurde. Man hat in Nordamerika
gegen diese als Leafblight bekannte Krankheit Bekämpfungsmafsregeln
ereriffen , von denen das Bespritzen mit Bordeauxbrühe den kesten
Ertolg zu haben scheint. Auch der Anbau kräftiger Sorten scheint
Erfolg zu versprechen, da nach den Versuchen von Dussar gewisse
Birnensorten unempfindlich gegen den Pilz sind.
Als besonders schädlich tritt auf Pinus austriaca der von BRUNCHORST
zuerst beobachtete Pilz Brunchorstia destruens Erikss. auf. Die Kulturen
der Schwarzföhre in Norwegen, aber auch in Deutschland, zeigen
namentlich in den jüngeren Jahren ein Absterben, das eewöhnlich in
den jungen einjährigen Zweigen beginnt und von da auf die Nadelbasis
und auf die zurückliegenden "Astjahreänge übergreift. Das Mycel findet
sich in allen Teilen der Nährpflanze noch bei Lebzeiten vor und ent-
wickelt im abgestorbenen Gewebe die Pykniden. Diese sind von
zweierlei Art: die kleineren zeigen nur eine Kammer, die gröfseren
dagegen mehrere durch Wände geschiedene Kammern, die zuerst
mündungslos sind, dann aber sich mit je einem unregelmäfsigen Porus
öffnen. Die Sporen besitzen fädige Gestalt und sind hyalin und mehr-
fach septiert. Näheres über diese interessante und für den Forstmann
wichtige Krankheit ist leider noch nicht bekannt geworden.
Excipulaceae.
Die Familie der Excipulaceae besitzt Pykniden, welche soweit
am Scheitel aufreifsen, dals dadurch kleine schüsselförmige Fruchtkörper
entstehen, welche den Apothecien kleiner Discomyceten ähnlich sehen.
Bei der Gattung Dothichiza Lib. brechen die rundlichen, etwas napf-
artigen Pykniden aus der Rinde hervor. Anfangs sind sie geschlossen,
dann aber reifsen sie unregelmäfsig auf. Die hyalinen Sporen haben
längliche oder cylindrische Gestalt und besitzen keine Scheidewand.
Von den Arten ist bisher nur D. populea Sacc. et Briard als Parasit
nachgewiesen worden. G. Deracroıx!) hat den Pilz in verschiedenen
Gegenden Frankreichs auf Populus virginiana, Bolleana und nigra an
Stämmen und Ästen beobachtet. Der Pilz vermag nur durch eime
Wunde einzudringen und verbreitet sich in der Rinde derartig, dafs
zuletzt in einer ringartigen Zone ihr Absterben erfolgt. Dadurch wird
der über dem Ringe liegende Teil abgetötet. Als prophylaktisches
Mittel empfiehlt sich, Wunden an den Bäumen mit 10% Kupfervitriol-
lösung zu sterilisieren und mit Baumwachs oder einem ähnlichen Mittel
zu verschmieren.
Flachere Pykniden, deren Gehäuse meist aus der veränderten
Substanz des Nährsubstrates gebildet wird, besitzt Discula Sacc., deren
bekannteste Art D. Platani (Peck.) Sace. an Platanenästen ıst.
Über die Gattung Ephelis Fries mit fädigen, einzelligen Sporen ist
bei Balansia (8. 216) bereits das Nötige gesagt worden.
"92. Melanconıales.
Die Melanconiales mit der einzigen Familie der Melanconiaceae
sind durch die Hachen Konidienlager, die keine besondere Randhülle
Isa Sur le parasitisme du Dofhichiza populea sur diverses especes de Peupliers,
in Bull. Soc. Myc. de France XIX, 1903, 8. 353.
414 III. E. Fungi imperfecti.
tragen, scharf charakterisiert. Die Entstehung dieser Lager ist eine
ganz verschiedene, bald sitzen sie von Anfang an der Oberfläche des
Nährsubstrates auf, bald entstehen sie im Innern des Gewebes und
zerreifsen die deckenden Schichten in mannigfacher Weise.
Von der Unterabteilung der Hyalosporae interessiert uns am
meisten die Gattung Gloeosporium Desm. et Mont. Die meisten der
zahlreichen Arten sind echte Parasiten und erzeugen auf vielen Kultur-
pflanzen Krankheiten, deren Studium noch lange nicht abgeschlossen
ist. Das Mycel wuchert im lebenden Gewebe und erzeugt unter der
Epidermis der Blätter oder Stengel die Sporenlager. Diese Lager
sind flach scheibenförmig oder etwas polsterförmig und brechen nach
Zersprengung der Epidermis meist mehr oder weniger deutlich hervor.
Die Scheibe der Lager zeigt bisweilen eine dunklere Färbung, aber
häufiger eine hellere, namentlich gelblich oder bräunlich. Die Sporen-
träger stehen in einer dichten Schicht beieinander und erzeugen an
der Spitze die einzelligen, meist länglichen oder eiförmigen, hyalinen
Sporen. Bisweilen, namentlich wenn das Lager nicht voll heraustritt,
kommt es vor, dafs die Sporen zu Klumpen oder Ranken zusammen-
kleben. Bei der grofsen Zahl der gefährlichen Arten können hier nur
die wichtigsten Berücksichtigung finden.
Die folgende Darstellung bringt die Schädlinge in der systematischen
Reihenfolge der Familien der Nährpflanzen. Die meisten dieser Krank-
heiten fafst man unter der allgemeinen Bezeichnung Anthraknosen
oder Schwärzen zusammen.
Auf Palmen kommt @. Allescheri Bres. vor. Es verursachte wahr-
scheinlich ein Absterben von Stengeln der Chamaedorea elatior im.
Botanischen Garten zu München. Die Sporenlager stehen in dichten
Herden beisammen und entblöfsen eine grauweifse Scheibe; die Sporen
sind cylindrisch, an beiden Enden stumpf. Über den Verlauf der durch
diese Art hervorgerufenen Erkrankung wissen wir vorläufig ebenso
wenig wie über @G. Nanoti Prill. et Delacr., das an Blättern von
Caryota urens in Warmhäusern Frankreichs nachgewiesen wurde.
Die Früchte von Musa, der kultivierten Banane, leiden häufig
unter dem Angriff von @. Musarum Cke. et Mass., das auf dem Epikarp
schwarzgrüne, matte Flecken hervorruft. Das darunterliegende Frucht-
fleisch nımmt zuerst eine blafsbräunliche, dann dunkelbraune Farbe an.
Im allgemeinen ist dieser Pilz ein Saprophyt, der erst die abgepflückten
Bananen befällt, aber er kann auch parasitisch auftreten. So beobachtete
Rıvıkre!) in Algier, dafs nach einem Sirocco die Früchte einen ganz
besonders starken Befall zeigten. Die Untersuchung ergab, dafs die
Eintrittspforten des Mycels in kleinen Verletzungen zu suchen sind,
die durch die scharf austrocknende Wirkung des Windes in der Epi-
dermis entstehen. Der Pilz ist also den Wundparasiten zuzurechnen.
Die Orchidaceen beherbergen mehrere Arten, die in den Ge-
wächshäusern grofsen Schaden stiften können?). Das Verhältnis dieser
Arten zueinander bedarf noch näherer Untersuchung, da möglicherweise
einige identisch sind. Uber den Pilz der Vanillenkrankheit, die durch
@. Vanillae mit der zugehörigen Schlauchform Calospora Vanillae ver-
!) Deracroıx, Sur le mode de developpement du Champignon du Noir des
Bananes in Bull. Soc. Mycol. de France XVIII, 1902, S. 285.
?) Vergl. P. Hexsınas, Einige schädliche parasitische Pilze auf exotischen
Orchideen unserer Gewächshäuser in Hedwigia XLIV, S. 168.
2. Melanconiales. 415
ursacht wird, ist bereits auf S. 265 das nötige gesagt worden. Die
übrigen Arten befallen die in unseren Warmhäusern kultivierten
Orchideen. Allen diesen Arten ist gemeinsam, dafs sie braune oder
schwarze Flecken auf den Blättern, Blattscheiden oder Stengeln ver-
ursachen, die schliefslich dadurch zugrunde gerichtet werden. Auf
sehr vielen kultivierten Orchideen, so auf Vanilla, Masdevallia, Bolbo-
phyllum, Pleurothallis usw. findet sich @. affine Sacc. Auf den Blatt-
scheiden von Mazxillaria infestans wächst @. Oneidü Oud. (@. Maxillariae
Allesch.) und entwickelt die weifslichen halbkugligen Lager herden-
weise. Auf den Blättern von Stanhopea wurde G. stanhopeicola P. Henn.
beobachtet, auf denen von Laelia @. Laeliae P. Henn., auf Liparis
longipes G. pallidum Karst. et Har. usf. Erwähnenswert ist G. cinctum
Berk., das keine rundlichen Flecken, sondern bandartige, fast parallele,
schwarze Zonen auf den Blättern von Cattleya, Dendrobium, Stanhopea
erzeugt. Durch diese Bänderung der Blätter wird deutlich gemacht,
in welcher Art das Mycel im Innern der Blätter wächst und die Zellen
abtötet.
Auf Waldbäumen aus den Familien der Salicaceen, Fagaceen,
Cupuliferen usw. wachsen viele Arten, die aber für uns wenig Be-
deutung haben. Aus dem Speziesnamen geht die Nährpflanze hervor,
ich nenne davon: @. Salicis Westend., G. Tremulae (Lib.) Passer.,
@G. betulinum Westend., @. alneum Westend., @. Carpini (Lib.) Desm.,
G. Coryli (Desm.) Sacc., @. quereinum Westend., @. Fagi (Desm. et
Rob.) Westend usw. Während alle diese Krankheiten noch wenig be-
kannt sind, wurde @. nervicolum Massal. durch MassaLonGo besser
studiert. Der Pilz befällt die jungen Blätter von @uercus pubescens in
Oberitalien und verursacht ein Schlaffwerden des Gewebes an der
Spitze oder am Rande. Diese Stellen erstrecken sich meist bis zur
Mittelrippe und trocknen dann ab, indem oleichzeitig die Blätter ab-
fallen.
Wir kommen nun zu einem äufserst wichtigen Pilz, der die Blätter
der Platane befällt und als @. nerviseguum Fuck.) Sacc. bezeichnet
wird. Auf S. 263 ist zwar schon das Wichtigste über diese allgemein
verbreitete und in ihrer Schädlichkeit für die Platanenblätter viel-
fach unterschätzte Art gesagt, aber inzwischen veröffentlichte Unter-
suchungen, die von P. Vıara und P. Pıcotter!) angestellt sind, machen
ein nochmaliges Eingehen auf die Art wünschenswert. Die Krankheit
tritt besonders bei feuchtem Wetter heftig auf, läfst dann aber nach
Eintritt von Hitze nach. Im allgemeinen zeigt sich die Platanen-
krankheit nur an den Blättern, die dadurch die bekannten braunen
Flecken auf und an den Nerven erhalten. Bisweilen aber kommt es
vor, dafs das Mycel in den jungen ein- bis dreijährigen Zweigen
perenniert und bereits die in der Knospe befindlichen Blätter infiziert.
Der Befall ist dann ein viel allgemeinerer, und der einzige Schutz da-
gegen bestände im Abschneiden der jungen Aste. Dadurch wird es
möglich, die Krankheit im Herbst auszurotten. Es kommen aber noch
schwerere Erkrankungsfälle vor, wenn unter besonders begünstigenden
Umständen (z. B. bei niedrigen Frühjahrstemperaturen) das Mycel in
die stärkeren Zweige und selbst bis in den Stamm geht. Einen solchen
1) Levures et Kystes des Gloeosporium in Ann. de l’Inst. Nat. Agronom. V
fasc. 1, 1906.
416 III. E. Fungi imperfecti.
Fall hat J. BrauverieE!) in Südfrankreich beobachtet, wo das Mycel in
der Rinde wie in den Markstrahlen und im Mark auffindbar war.
Nachdem die Entwickelung des Pilzes durch KTEBAHRN (cfr. S. 203) bis
zu den Ascosporen klargelest war, haben die oben genannten franzö-
sischen Autoren in neuester Zeit aufs neue den Pilz in Kulturen
studiert und sind dabei zu ganz merkwürdigen und unerwarteten
Resultaten gelangt. Dafs in den Kulturen einzelne konidientragende
Fäden auftreten, hatte bereits KLERAHN gefunden, ebenso auch Pykniden
mit Mikrokonidien. Dazu kommen nun, je nach der Beschaffenheit
des Kultursubstrates, noch Pykniden mit Makrokonidien. Soweit
würden die Resultate der drei Forscher übereinstimmen. Nun fanden
Vıara und PacorEr in gewissen Nährlösungen am Mycel merkwürdige
schwarze Gebilde, die sie Cysten nennen, und die durch unregelmäfsige
Teilung einer Mycelzelle entstehen. In diesen Cysten sollen sich auch
endogene Sporen entwickeln. Aufserdem kommt eine Zerteilung der
Mycelfäden ın chlamydosporenartige Zellen zustande, aus denen Sprofs-
hefen von ovaler Form hervorgehen. Die Hefezellen bilden endogen
in der bekannten Weise Sporen aus. Wenn diese Beobachtungen
richtig wären, so würde damit zum ersten Male gezeigt sein, dafs eine
sporenbildende Hefe in den Entwickelungsgang eines höheren
Pilzes gehört; ferner würde damit erwiesen, dafs auch Sporangien
(Cysten) zu einem Pyrenomyceten gehören können. Ich habe mich
von der Richtigkeit dieser Resultate nicht überzeugen können. (Grerade
da, wo Klarheit der Darstellung und gute Abbildungen am meisten
geboten gewesen wären, nämlich bei der Bildung der Hefen aus dem
Mycel und bei dem allmählichen Ubergang der Hefen zum Mycel und
zur Pyknidenbildung, da versagt die Arbeit, und es läfst sich deshalb
nicht mit Sicherheit sagen, wo die Fehlerquellen eigentlich liegen.
Ich vermute, dafs irgend eine Verunreinigung in die Kulturen ge-
kommen ist, denn die Behauptung allein, dafs die Kulturen nicht ver-
unreinigt waren, beweist noch lange nicht, dafs sie in Wirklichkeit
rein waren. Ich verweise auf die ganz ähnliche Entwickelung bei
@. ampelinum.
Auf Saxifragaceen, speziell auf der Gattung Ribes, kommen
@G. Ribis (Lib.) Mont. et Desm. und @. variabile Laubert vor. Die
erstere Art findet sich hauptsächlich auf Johannisbeerblättern, geht
aber auch auf andere Teile der Pflanzen über. Die Blattflecken sind
von kreisrunder Gestalt, braun, meist klein, fliefsen aber zu gröfseren
Flecken zusammen. Die Sporenlager sind rotbraun, innen weilslich
und finden sich auf der Oberseite der Blätter. Die Sporen besitzen
längliche Gestalt und sind am oberen Ende etwas gekrümmt und fast
geschnäbelt. Der Pilz tritt unter günstigen Umständen epidemisch auf
und richtet dann durch Zerstörung der von ihm befallenen Teile
gerofsen Schaden im Fruchtertrage an. In Amerika wendet man zu
seiner Bekämpfung Bordeauxbrühe an. H. Kızsıun?) hat diese Art
genauer auf ihre Entwickelung untersucht und dabei gefunden, dafs
auf den abgefallenen überwinterten Johannisbeerblättern sich ein Disco-
mycet fand, den er als zugehörige Askenform erweisen konnte. Er
') Sur une forme particulierement grave de la maladie des Platanes due au
Gloeosporium nervisegquum in Ann. Soc. Art. de Lyon XXVI, 1901.
2) Untersuchungen über einige Fungi imperfech und die zugehörigen Asco-
mycetenformen III. in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XVI, 1906, S. 65.
2, Melanconiales. 417
gehört zur Gattung Pseudopeziza und bildet die neue Art P. Ribis Kleb.
Die zweite von R. LaußErt!) beschriebene Art, @. variabile, befällt
Ribes alpinum und erzeugt auf den Blättern regellos zerstreute, runde,
dunkle Flecken. Die Sporenlager entstehen unterseits, und die Sporen
haben spindelförmige, etwas gekrümmte Gestalt.
Auf Rosaceen, hauptsächlich auf der Unterfamilie der Prunoideen,
kommen mehrere Arten vor, die wichtig sind. @. fructigenum Berk.
veranlafst die Bitterfäule der Apfel. An den noch auf dem Baume
hängenden Früchten entstehen vereinzelte, braune, kleine Flecken,
während das darunter befindliche Fruchtfleisch weich wird und einen
bitteren Geschmack annimmt. Auf den Flecken erscheinen in kon-
zentrischer Anordnung die Sporenlager, welche blafs-rötlich aussehen
und sich entweder lappig oder mit einer runden Öffnung auftun. Die
Sporen sind länglich zylindrisch und entstehen auf ebenso langen, ein-
fachen Sterigmen. Der Pilz kommt in Europa vor, doch tritt er bei
weitem nicht so verheerend auf wie in Nordamerika, wo der von ihm
angerichtete Schaden viel bedeutender ist. Nach v. SCHRENK und
SpauLpinG soll die Art mit @. rufomaculans (Berk.) v. Thüm. identisch
sein und müfste nach den Gesetzen der Priorität diesen Namen an-
nehmen. Die letztere Art ist auf Weinbeeren gefunden, und die Iden-
tität beider ist noch nicht über allen Zweifel erhaben. OLixtox hat
die Schlauchform beobachtet und als G@nomoniopsis fructigena bezeichnet.
Die beiden erst genannten Autoren weisen aber nach, dafs die Perithecien-
form nicht zu Gnomoniopsis gehören kann, sondern den Typus einer
neuen Gattung Glomerella darstellt. Für unsere Zwecke besitzen diese
Feststellungen weniger Wert, dagegen ist der durch ÖSTERWALDER ?) er-
brachte Nachweis wichtig, dafs dieselbe Art auch auf Kirschen übergeht.
Die Kirschen können nur durch Wunden infiziert werden und bekommen
braune Flecken, auf denen die konzentrisch angeordneten Lager auf-
treten. Das Mycel dringt ins Zellinnere ein, dagegen bilden sich die
stromatischen Grundlagen der Sporenlager zwischen Cuticula und Zell-
lumen aus und sprengen die erstere schliefslich. Wenn die Kirschen
heftig befallen werden, so schrumpfen sie stark ein, und die schwarzen
Sorten scheinen mehr zu leiden als die roten. Es sind auch von
amerikanischen Forschern Impfungsversuche bei Apfeln gemacht worden,
und zwar stets mit dem Resultat, dafs nur bei Verletzungen ein Ein-
dringen des Mycels stattfinden kann. Über die Bekämpfung ist bisher
nichts Sicheres bekannt. Auf Pfirsichen ist @. laeticolor Berk. in Eng-
land und auf Apfeln in Carolina @. versicolor Berk. et Curt. gefunden
worden; beide Arten fallen mit @. fructigenum zusammen, wie SOUTHWORTH
meint.
Auf den Blättern von Oydonia vulgaris wächst @. Oydoniae Mont.,
ohne dafs bisher von wesentlichen Schädigungen berichtet wäre.
Eine Anthraknose des Mandelbaumes verursacht @. amygdalinum
Brizi®?), das besonders die jungen Früchte, viel weniger die jungen
Zweige auf Sardinien befällt. Die ganz jungen Früchte bekommen
einen kleinen gelbbraunen Punkt in Form eines kleinen, wenig erhabenen
Bläschens. In dem Mafse, wie das Bläschen an Gröfse zunimmt, fällt
!) Eine neue sehr verbreitete Blattfleckenkrankheit von Ribes alpinum in
Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. 1904, Heft 1.
2) Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. XI, 1903, S. 225.
3) Eine neue Krankheit des Mandelbaumes in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VI,
1896, S. 65.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 27
418 III. E. Fungi imperfecti.
die silberfarbige, seidige Behaarung der Früchte ab. Mit dem Wachs-
tum der Früchte bildet sich ın der äufseren Hülle eine wundartige
Vertiefung, welche sich nach innen vergröfsert. Die mittleren Zell-
lagen des Epikarps, welche verholzen müfsten, bleiben weich und
faulen. Oft nehmen die Wundstellen einen grofsen Teil des Epikarps
ein und können auch die ganze Frucht durchbohren, wenn sie auf den
beiden entgegengesetzten Seiten der Frucht entstehen. Die Fruchthülle
löst sich schliefslich los und die Frucht selbst vertrocknet oder ver-
fault, je nach der Witterung. Je später die Mandelfrucht von dem
Pilze befallen wird, um so weniger tief dringt das Mycel in’die Hülle
ein. In den jungen Zweigen kann sich das Mycel im Rıindenteil ver-
breiten und die Entwickelung der Blätter unterdrücken. Anfangs
scheinen sie zwar normal zu wachsen, aber noch vor ıhrer vollen Ent-
faltung vertrocknen sie und fallen bei der geringsten Erschütterung
herunter. Über die Bekämpfung der Krankheit sind bisher noch keine
Versuche im Freien gemacht worden.
Eine Anthraknose des Apfelbaums, auch canker, dead spot
oder black spot genannt, hat A. B. CorpLer!) in Oregon beobachtet.
Das Übel ergreift hauptsächlich die jungen Aste, kommt aber bisweilen
auch an den dickeren Zweigen oder an den Stämmen junger Bäume
vor. Es entstehen im Herbst leicht eingefallene braune Fleckchen auf
der Rinde, die sich im Frühjahr rapid ausbreiten und mehrere Zenti-
meter Ausdehnung gewinnen. Wenn ein solcher Flecken den Ast
ringelt, so stirbt der äufsere Teil ab; andernfalls löst sich bald die
Borke ab, und es entsteht eine Wunde, die sehr langsam ausheilt. Im
Juni treten die Sporenlager des Schädlings auf, den OorpLEY G. mali-
corticis genannt hat. Uber die Bekämpfung ist nichts Zuverlässiges
bekannt.
Die Ursache der Anthraknose der Himbeeren und Brom-
beeren in Nordamerika und Australien ist @. venetum Speg. (Gr. necator
Ell. et Ev.), ein Pilz, der in Oberitalien an Rubus chamaemorus zuerst
gefunden wurde. Der Pilz erzeugt auf Blättern, Blattstielen und
Stengeln Flecken, die zuerst klein und purpurrot gefärbt sind, später
sich vergröfsern und eine weifsgrau gefärbte zentrale und eine rote
Randpartie haben. Auf den Blättern fallen die Flecken bald aus, so
dafs das Blatt durchlöchert wird. Wenn die Blattstiele oder Rippen
ergriffen werden, so rollen sich die Blattränder meist ein. Am Stengel
nehmen durch Zusammenfliefsen die Flecken oft den ganzen Umfang
ein, was zur Folge hat, dafs die Blätter klein bleiben und die Früchte
nicht oder nur unvollkommen entwickelt werden. Die Sporenlager
sind klein, schwarz und ragen kaum etwas hervor. Impfungen wurden
von SCRIBNER ohne Erfolg vorgenommen. Über die Bekämpfung sind
bisher keine Versuche gemacht worden, doch soll nach Mc ArpınE
Bordeauxbrühe Erfolg versprechen.
Von Leguminosen wären folgende Arten zu nennen. @G. Trifolii
Peck, eine bisher nur aus Nordamerika bekannte Art, trat im Sommer
1901 in Sachsen?) auf Trifolium pratense derartig verwüstend auf, dafs
bis 25 oder 30°/ und mehr der Pflanzen abstarben. Der Pilz befällt
nur die Stengel und Blattstiele des Klees und ruft auf ihnen Flecken
1) Oregon State Bull. n. 60 p. 8, 1900; Botan. Gaz. XXX, 42.
2) B. Meuser, Der Stengelbrenner des Klees in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh.
XI, 1901, S. 193.
2. Melanconiales. 419
hervor, die anfangs von länglicher Gestalt und schwarzer Farbe sind
und sich hauptsächlich in der Längsrichtung des Stengels erstrecken.
Später färbt sich dann die Mitte der Flecken hellbraun und sinkt ein.
Die Gewebe des Stengels werden bis ins Mark hinein dadurch zerstört,
und der oberhalb des Fleckens liegende Teil des Stengels stirbt ab.
Auf dem eingesunkenen Gewebe entwickeln sich die Sporenlager, welche
unterhalb der Kutikula angelegt werden. MEHNER hat die Konidien auf
den unverletzten Stengel gestrichen und stets Infektion erzielt; aller-
dings trat die Erkrankung noch schneller auf, wenn vorher die Epi-
dermis leicht verletzt wurde.. Scheinbar ist die Krankheit mit amerika-
nischem Kleesamen eingeschleppt worden, da auf den Feldern, welche
reichlicher mit fremdem Samen bestellt waren, die Pflanzen sich stärker
befallen zeigten. Über die Bekämpfung ist nichts bekannt. Den-
selben Pilz hat E. Rostkup auch in Dänemark beobachtet. Nun macht
OÖ. Kirchner!) darauf aufmerksam, dafs @. Trifolii lediglich die Blätter
des Klees befällt, nicht aber die Stengel, und dafs demnach, da auch
die Sporenmafse etwas verschieden sind, die von MEHNER beobachtete
Krankheit von einem neuen Pilz, dem @. caulivorum Kirchn., verursacht
wurde (Fig. 55, 3). Dieser Forscher beobachtete den Schädling gleich-
zeitig auch in Hohenheim und konnte Mennxer’s Befunde bestätigen.
Im Sommer 1902 konstatierte G. LinHaRr ?) die Krankheit in der Provinz
Sachsen, Brandenburg und Böhmen und K. MALKOFF ?) auch bei Göttingen.
Im darauffolgenden Jahre war allerdings die Krankheit in Sachsen ent-
schieden zurückgegangen, aber allem "Augenschein nach haben wir es
mit einem Pilze zu tun, der unter uns vorläufig unbekannten Umständen
den Kleebau ganz bedeutend zu schädigen vermag. Wie man sich
allerdings sein plötzliches Auftreten erklären mufs, darüber lassen sich
vorderhand nicht einmal Mutmafsungen äufsern.
Sehr verbreitet und sehr schädlich ist das @. Lindemuthianum Sacc.
et Magon. auf Bohnen. B. Frank?) hat diese Fleckenkrankkeit
der Bohnenhülsen zuerst genauer untersucht und die Entwicklung
des Pilzes studiert. Die Krankheit tritt nur selten an den Stengeln
oder Blättern der kultivierten Bohnen auf, sondern befällt hauptsächlich
die Hülsen. Auf den jungen, unreifen Hülsen treten braune, rundliche
und sich oft verlängernde Flecken auf, die in der Mitte etwas ein-
gesunken sind und einen wulstigen, erhabenen Rand zeigen (Fig. 55, 1).
Die Grölse wechselt sehr, kann aber unter Umständen über 1 cm im
Durchmesser betragen. Meistens treten sie in grofser Zahl auf einer
Hülse auf und machen sie zum Genufs untauglich. Werden die Hülsen
erst in älteren Stadien befallen, so geht die Zerstörung des Gewebes
nicht allzu tief ins Innere, bei jüngeren dagegen wird die Wandung
häufig vollständig durchbohrt und auch der j junge Samen infiziert, dessen
Schale und Cotyledonen ergriffen werden. Wenn die Samenschale
schon eine gewisse Widerstandskraft erlangt hat, so wird nur auf der
Schale eine braune oder schwärzliche Stelle hervorgerufen, in der sich
das Pilzmycel findet. Wenn unter begünstigenden _Witterungsverhält-
nissen der Parasit auftritt, so richtet er unter den Bohnen grofse Ver-
!) Bemerkungen über den Stengelbrenner des Rotklees in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten XII, 10.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, 231.
Ar. ©. 284
#) Über einige neue und weniger bekannte Pflanzenkrankheiten in Landw.
Jahrb. 1883 S. 511 und Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. I, 31.
21°
420 Ill. E. Fungi imperfecti.
heerungen an. Frank hat nachgewiesen, dafs die Mycelfäden die
Zellen durchbohren und mit ihren Verzweigungen ausfüllen. Auf dem
eingesunkenen Gewebe werden die Sporenlager gebildet, und zwar ent-
stehen diese auch hier wieder zwischen Epidermiszellen und Kutikula.
Sie erscheinen als kleine schwarze Punkte und entblöfsen die schmutzig-
weilse Scheibe, auf der in einem Schleimhäufchen die länglichen, bis-
weilen etwas gekrümmten Sporen liegen (Fig. 55, 2). Bringt man Ko-
nidien auf eine Bohnenhülse, so keimen sie sofort aus und treiben eine
Aussackung, die sich als abgeflachte Anschwellung fest an die Epi-
dermis andrückt und als Appressorium dient. Aus ihm treibt ein feiner
Faden, der die Epidermis durchbohrt und im Innern des Gewebes ein
Mycel bildet. Da, wie wir sahen, die reifen Samen sehr häufig Pilz-
flecken besitzen, so ist es sicher, dafs die Neuinfektion der Keim-
pflanzen davon "ausgeht. Die Cotyledonen werden nach der Aus-
keimung solcher pilzbehafteter Samen zuerst befallen, und die sich
bildenden Sporenlager verbreiten die Konidien auf die grünen Organe,
bis dann die jungen Hülsen infiziert werden können. Man hätte also
bei der Bekämpfung der Krankheit dafür zu sorgen, dafs nur pilzfreie
Bohnen gelegt werden, oder aber, dafs die befallenen Samen durch
Beizmittel sterilisiert werden. Daneben ist auch natürlich Rücksicht
darauf zu nehmen, dafs nicht durch zu feuchte Lage oder durch zu
dichten Stand die Verbreitung des Pilzes von Pflanze zu Pflanze ge-
fördert wird.
Weil sich bisweilen am Rande der Lager dunkle Borsten befinden,
so haben Brıosı und Uavarı den Pilz in die dadurch charakterisierte
Gattung Colletotrichum gestellt, ob aber mit Recht, kann fraglich er-
scheinen, da ALLESCHER an dem blattbewohnenden Lager niemals solche
Borsten gefunden hat. Ferner glaubt Harsten durch wechselseitige
Infektion bewiesen zu haben, dafs unser Pilz mit Oolletotrichum lage-
narium (Pass.) Ell. et Halst. identisch ist. Ob dies richtig ist, müfste
noch näher nachgeprüft werden; Frank hat jedenfalls bei seinen Unter-
suchungen des Bohnenpilzes die Übertragbarkeit auf Gurken nicht er-
zielen können. Ich möchte beide Pilze noch nicht ohne weiteres für
identisch halten und werde den Gurkenpilz an späterer Stelle gesondert
behandeln.
Andere auf Luzerne, Honieklee etc. auftretende Gloeosporien können
wir hier übergehen.
Unter den Rutaceen werden die Citrus-Arten von mehreren Ver-
tretern der Gattung befallen, durch die Blattflecken verursacht werden.
Obwohl von besonderen Schädigungen nichts berichtet worden ist,
werden doch die Blätter durch die Fleckenbildung unansehnlich und
der Fruchtansatz wird wahrscheinlich beeinträchtigt werden. Zu nennen
wären @. intermedium Sace., @. depressum Penz. Von @G. Spegazzinit
Sacc., das in Argentinien heimisch ist, berichtet F. Noack !), dafs es ın
Säo Paulo die Orangenbäume befallen habe, die bereits durch Schild-
läuse stark mitgenommen waren. Die von diesem Pilze verursachten
Blattflecke sind bräunlich und verbreiten sich weit über das Blatt.
Die Ausbreitung des Mycels erfolgt zuerst in der unter der oberen
Epidermis liegenden Chlorophylischicht, nach deren Zerstörung es sich
zu dem Schwammparenchym wendet. Sobald das Schwammparenchym
zerstört ist, sinkt das Blatt ein und wird brüchig. Die Konidienlager
!) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X, 331.
2. Melanconiales. 491
von weifslicher Farbe entstehen zu beiden Seiten des Blattes und
stehen ziemlich gleichmäfsig verteilt, bisweilen in etwas dichteren
Gruppen zusammen auf den Blattflecken. Über die Schädlichkeit dieser
Art läfst sich ein sicheres Urteil kaum fällen, da die Schildläuse wohl
in erster Linie die Erkrankung der Bäume veranlafst haben.
Wir kommen nun zu einer sehr wichtigen Krankheit des Wein-
stockes, die unter den Namen Schwarzer Brenner, Pech oder
Anthraknose der Reben, Pocken des Weinstockes bekannt
und gefürchtet ist. Als Ursache wurde zuerst im Jahre 1873 durch
A. pe Bary ein Pilz erkannt, den er Sphaceloma ampelinum nannte, der
aber bereits früher von Passerını Ramularia ampelophaga genannt worden
war. Der heutige Name ist Gloeosporium ampelophagum (Pass.) Sacc.,
und in neuester Zeit schlagen P. Vıara und P. Pacorter dafür den
Gattungsnammen Manginia vor, wegen der nachher zu besprechenden,
ziemlich weitgehenden Polymorphie der Fruchtformen. Die Krankheit
tritt auf allen Teilen des Weinstockes auf, wird aber durch Befall der
Blätter und Beeren besonders auffällig. Auf den grünen Teilen der
Pflanzen entstehen zuerst braune, ein wenig vertiefte, mit wulstigem,
fast schwarzem Rand versehene Flecken, die allmählich an Gröfse zu-
nehmen. Das Randwachstum erfolgt dabei nicht regelmäfsig zentrifugal
vorschreitend, sondern an einzelnen Stellen tritt der Rand spitzwinkelig
hervor oder springt nach innen zurück, so dafs ganz das Bild eines
weiterfressenden Geschwüres entsteht. An den jungen Trieben greifen
die auftretenden Flecken so schnell um sich, dafs sie mitsamt den an-
sitzenden Blättern vertrocknen und wie verbrannt aussehen. An älteren
Trieben geht das Fortschreiten auch nach innen hin, so dafs das Holz
sehr bald zerstört wird; auch hier erfolgt das Absterben sehr bald.
Auf den Blättern wird der braune Teil der Flecken bald abgetötet und
bricht nach dem Vertrocknen aus. Wenn das Blatt sehr stark befallen
ist, so schrumpft und krümmt es sich vollständig zusammen, indem es
sich bräunt. Auf den Beeren können dieselben braunen Flecken auf-
treten; sie schrumpfen und trocknen bald ein. Die Krankheit ist in
den europäischen Weingebieten und wahrscheinlich auch in Nord-
amerika weit verbreitet und verursacht unter gewissen Umständen
einen ganz bedeutenden Schaden. Als begünstigende Momente kommen
Feuchtigkeit und zu dichter Stand der Reben in erster Linie in Be-
tracht. Namentlich in feuchten Frühjahren tritt die Krankheit mit
erofser Intensität auf, um in der Sommerhitze fast ganz zu verschwinden.
Als Bekämpfungsmittel hat man die Bespritzung der Stöcke im Winter
mit 10—15% wälsriger Eisenvitriollösung empfohlen. Der Erfolg soll
bisweilen sehr augenfällig gewesen sein, indem nach der Behandlung in
einem einzigen Winter der Schädling verschwand (Fig. 37, 1-4 auf S. 245).
Bevor wir die Fruktifikation des Pilzes besprechen, sei noch der
Veränderungen gedacht, welche im Gewebe der Reben durch das Mycel
hervorgerufen werden. Die jungen Triebe werden von aufsen infiziert
und das Mycel breitet sich in der Rinde aus, indem das befallene Ge-
webe abstirbt. Durch das fortdauernde Dickenwachstum wird das ab-
gestorbene Gewebe zerrissen, und es entstehen Wunden, welche die
Pflanze durch Korkschichten zu schliefsen sucht. Die Wunde gewinnt
also ein völlig krebsartiges Ansehen. Das Cambium wird zerstört und
die Oberfläche des Holzes erhält dadurch ein eigenartiges zerrissenes
Aussehen. Von dem Rindengewebe wird ein Teil völlig zerstört, ein
anderer zusammengedrückt und völlig geschwärzt. Das Mycel bildet
493 III.. E. Fungi imperfecti.
in den so entstehenden Rissen und Furchen zuerst Konidienträger,
dann aber (oft auch ohne vorhergehende Fruktifikation) Sklerotien aus.
Der weitere Entwicklungsgang, wie er sich namentlich in Kulturen
abspielt, ist neuerdings von P. Vıara und P. Pacorrer!) untersucht
worden, deren Arbeiten ganz ähnliche Resultate wie bei @. nerviseguum
ergeben haben. Die am längsten bekannte Fruchtform wird durch
Sporenlager repräsentiert, welche die Epidermis durchbrechen und die
kleinen, hyalinen, einzelligen Sporen verstreuen (Fig. 55,4). Die Sterigmen
stehen sehr dicht und sind nur sehr kurz. Aufserdem kommen so-
wohl in der Kultur wie auf den krebsigen Stellen der Zweige einfache
Konidienträger und Koremien vor, die ähnliche Konidien wie die
Sporenlager abschnüren. Bereits pe Bary hatte gefunden, dafs in den
Flecken des Brenners gegen den Winter zu auch Pykniden auftreten, deren
Zugehörigkeit er unentschieden lassen muiste. Jetzt ist es durch die
Arbeit der beiden französischen Forscher sicher gestellt, dafs zweierlei
Pykniden in den Entwicklungskreis gehören. Die einen mit sehr
kleinen, länglichen Sporen (Microkonidien, Fig. 55, 5) und die anderen
Phoma-artigen Pykniden mit gröfseren Sporen (Macrokonidien, Fig. 55, 6).
Die Bildung der letzteren erfolgt auf gewissen Kulturmedien an der
Spitze schwarzer rhizomorphenähnlicher Stränge; die Pykniden werden
durch die feinen Fäden umhüllt, ohne dadurch unsichtbar zu werden.
Bis hierhin dürfte wohl kaum ein Zweifel an der Zusammengehörigkeit
der geschilderten Fruchtformen zu hegen sein. Vıara und Pacorter
haben aber noch weitere Entwicklungsglieder in der Kultur gezüchtet,
die den Hefen und Cysten von @. nerviseguum analog sind. Auf zucker-
haltigen Nährmedien werden die Mycelzellen kleiner und plasmareicher,
bis sie schliefslich kuglig sind, eine ziemlich dicke Membran zeigen
und sich voneinander lösen. Aus diesen „Riesenzellen* sollen nun
Hefen hervorgehen, welche längliche Gestalt besitzen und meist eine
Zuspitzung auf einer oder selten beiden Seiten zeigen. Zwischen den
Hefezellen finden sich bei älteren Kulturen auch Dauerzellen, welche
mit doppelter, brauner Membran versehen sind und bei der Keimung
die innere Membran hervorstülpen; daraus geht entweder ein Keim-
schlauch oder Sprofshefe hervor. Die Hefen bilden nun gelegentlich
Sporen, können aber auch mit Mycelfäden auskeimen. Eine Rück-
verwandlung der Hefen in fruktifizierendes Mycel von @. ampelophagum
ist aber noch nicht gesehen worden. Am Mycel entstehen ganz ähn-
liche Oysten wie beim Platanenpilz; in ihrem Innern werden eine oder
mehrere Sporen gebildet, welche wieder zu Mycel auskeimen. An den
Mycelien werden auch häufig Ketten von Chlamydosporen gebildet.
Perithecien sind bisher nicht bekannt geworden. Was also hier an den
von den französischen Forschern gefundenen Resultaten auffällt, ist
wieder das Auftreten von zwei Sporangienformen im Entwicklungskreis
eines Pilzes. Setzen wir also die Resultate als richtig voraus, so
würden zweierlei Sporangienfrüchte zusammengehören. Nach allem,
was wir bisher über Ascomycetenentwicklung kennen, mufs man einem
solchen Ergebnis sehr skeptisch gegenüberstehen, zumal der wichtigste
Punkt, die Rückverwandlung der Hefen resp. der Oysten in das ko-
nidientragende Mycel nicht hervorgehoben wird. Man tut deshalb am
besten, wenn man diesen Teil der Arbeit noch auf sich beruhen läfst,
!) Sur le culture et le developpement de l’Anthraknose in Revue de Viticulture
1904 und Nouvelles recherches sur l’Anthraknose. 1. c. 1905.
2. Melanconiales. 423
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Fig. 55. Anthraknosen.
1—2 Glocosporium Lindemuthriamum Sace. et Magen. I Habitus der Flecken auf Bohnen, nat. Gr.
2 Querschnitt durch ein Sporenlager, 175:1. 3 @. caulivorum Kirch. Querschnitt durch ein Shareh
lager, 575:1. 4-6 @. umpelophagum (Passer.) Sace. 4 Querschnitt durch ein Sporenlager, 450:1; 5 Teil
eines Sehnittes durch eine Mikropyknide, 6 durch eine Makropyknide, 500:1. 7—s Cylindrosportum
Pudı Karst. 7 Querschnitt durch ein noch geschlossenes Sporenlager, vergr.; $ Rand eines reifen
Sporenlagers, stark vergr. (J—? nach Frank, 3 nach KırcHner, d—6 nach "Vıara und Pacorrer
7—S nach ARTHUR.)
424 III. E. Fungi imperfecti.
da er erst anderweitige Bestätigung erforderlich hat. An diese Re-
sultate anknüpfend, hat P. VvıLLemiın!) von neuem das Problem der
Abstammung der Hefen aufgerollt, aber meiner Ansicht nach hat er
aufser den zweifelhaften Viala -Pacottetschen Ergebnissen nichts an-
geführt, was seine Ansicht, dafs die sporenbildenden Saccharomyces-
arten den Fungi imperfecti zuzuzählen seien, bestätigen könnte. Ehe
nicht eine Bestätigung von unabhängiger dritter Seite erfolgt, ist man
berechtigt, den behaupteten Zusammenhang in Zweifel zu ziehen.
Bei den Tiliaceen kommt auf der Linde eine Krankheit vor,
die durch @. Tiliae Oudem. verursacht wird. R. LaubßErT?) hat über
diese Lindenerkrankung, die häufig in grofsem Umfange auftritt, ge-
nauere Beobachtungen angestellt, aus denen angegeben sei, dafs die
Linden im Mai auf den Blättern viele vereinzelte, runde, helle und
scharf umgrenzte Flecken bekommen. Die davon ergriffene Blatt-
substanz vertrocknet. An den Blattstielen besitzen die Flecken schwärz-
liche Färbung und sind nicht scharf umrandet. Wenn an solchen
Stellen das Gewebe schwindet, so knickt der Blattstiel um und das
Blatt wird durch die eigene Schwere vom Stiele abgebrochen. Bis-
weilen geht die Fleckenbildung auch auf die jungen Zweige und zwar
hauptsächlich auf die unteren Teile des Jahrestriebes über und kann
auch hier ein Umknicken oder Vertrocknen der Zweige zur Folge
haben. Auf den Flecken treten als dunkle Punkte die Sporenlager auf,
deren blafsbraune Scheibe durch Zerreilsen der deckenden Epidermis-
schicht frei wird. Die Krankheit ist in Mitteleuropa nicht selten und
kommt nicht blofs an älteren Linden, sondern auch in Baumschulen
vor. Bekämpfungsmittel sind noch nicht bekannt.
Die Cactaceen beherbergen mehrere Arten, doch sind bisher
gröflsere Schädigungen aus den Gewächshäusern noch nicht gemeldet
worden, könnten aber unter günstigen Bedingungen jederzeit auftreten.
So wurden in Öberitalien an Cereus triangularis das @. Cerei Passer.
und an Cereus nyeticalus das G. amoenum Sacc. beobachtet. Von nord-
amerikanischen Treibhäusern ist G@. Opuntiae Ell. et Ev. auf Opuntia
brasiliensis bekannt geworden. Am schädlichsten scheint @. amoenum
zu sein, da die ergriffenen Zweige schnell absterben.
Bei den Ericaceen ergreift @. Rhododendri Briosi et Cav. die
Blätter von kultivierten Rhododendron-Arten, namentlich von AR. pontieum
und ähnlichen. Die Blätter bekommen sehr grofse, unregelmäfsige, ge-
zonte und dann abtrocknende Flecken, auf denen die schwarzen,
runzeligen, konzentrisch angeordneten Sporenlager sitzen. Näheres ist
bisher nicht bekannt geworden. Ein gefährlicher Feind der Heidel-
beere (Vaccinium Myrtillus) ist das G@. Myrtilli Allesch., das nach den
Beobachtungen von G. Wasner?) schon ım Frühjahr die Blätter be-
fällt und sie bis zum Juli vollständig abtötet. Die Sporenlager stehen
zerstreut auf beiden Blattseiten und besitzen weifsliche Färbung.
Unter den Oleaceen haben die Früchte der Olive (Olea europaea)
in Portugal von @. Olivarum d’Alm. zu leiden. Die von J. V. D’ALMEIDA ®)
genauer untersuchte Krankheit wird Gaffa (Grind) genannt und zeigt
!) Revue generale des Scienc. 1906 p. 214.
?) Eine wichtige Gloeosporium-Krankheit der Linden in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten XIV, 1904, S. 257.
3) @loeosporium Myrtili, ein gefährlicher Feind von Vaceinium Myrtillus in Zeit-
schrift f. Pflanzenkrankh. VI, 1896. S. 198.
*) La gaffa des olives en Portugal in Bull. Soc. Myc. de France XV, 1899, S. 90.
2. Melanconiales. 425
sich besonders lästig auf den reifen oder fast reifen Oliven. Es tritt
zunächst auf der Fruchtoberfläche eine kleine, etwa kreisrunde Ein-
senkung auf, auf der kleine Erhöhungen erscheinen, die zuletzt auf-
reifsen und die schleimigen, orangefarbenen Konidienmassen freilassen.
Der vertiefte Flecken wächst und kann das ganze Mesocarp ergreifen,
das davon hart und-lederig wird. Die Sporenmassen bedecken das
Ganze mit einem roten oder braunen Überzug, der sich in Wasser
schnell auflöst. Die erkrankten Oliven fallen leicht von ihren Stielen
ab. Die Krankheit tritt nicht überall regelmäfsig auf, sondern richtet
je nach der Feuchtigkeit gröfsere oder kleinere Schäden an. Sie er-
scheint vom August ab und erreicht ihren Höhepunkt während der
Herbstregen im Oktober, besonders in feuchten Jahren. Bekämpfungs-
mittel sind nicht bekannt.
Bei den Solanaceen findet sich auf Tomatenfrüchten das @.
phomoides Sacc.!). Auf den reifen Tomaten treten schwarze, stecknadel-
kopfgrofse Erhöhungen auf, in deren Innern sich das Fruchtlager be-
findet. Die Lager bleiben eingesenkt und öffnen sich nach aufsen nur
durch einen halsförmigen Gewebeteil; dadurch gewinnen sie ganz den
äufseren Anschein von echten Pykniden. Die Pykniden selbst entstehen
in einem stromaartigen Gewebe, welches in den Epidermiszellen wuchert
und sie sowie die darunter liegenden Gewebeschichten zerstört. Bis-
weilen, aber viel seltner, entsteht auch das stromatische Lager ober-
tlächlich, und die Fruchtlager verlieren dann das pyknidenartige Aus-
sehen. Aufserdem treten noch gefärbte, sehr unregelmäfsig gestaltete
Chlamydosporen auf, die sofort keimfähig sind. Gu£stEn hat den Pilz
kultiviert und in der Kultur Sporenlager und Chlamydosporen erhalten.
Impfungsversuche ergaben, dafs der Pilz nur durch Verwundungen in
die Frucht eindringen kann. Das Mycel wuchert zuerst zwischen den
Zellen und entsendet Zweige in die Zellen, welche den Zellkern zer-
stören und dadurch den Tod der Zelle herbeiführen. Der Schaden,
der durch den in Amerika und in Westeuropa beobachteten Pilz an-
gestiftet wird, ist wohl kaum bedeutend, obwohl in Fällen, wo durch
äufsere Veranlassungen Wunden an den Früchten erzeugt werden, gewils
auch ausgedehntere Beschädigungen kaum ausbleiben werden.
Die Cucurbitaceen beherbergen zwei Arten, von denen die
häufigere G..lagenarium (Pass.) Sacc. die Gurken und Melonen befällt
und mit @. Lindemuthianum (siehe oben S. 419) identisch sein soll.
Die Früchte zeigen braune, eingesunkene, fast kreisrunde Flecken, auf
denen die Sporenlager des Pilzes gebildet werden. Die Sporen werden
als schleimige, hellrötliche Ranken oder Kugeln ausgestofsen. Auch
die Blätter werden häufig befallen und bekommen braune Flecken. Der
Schädling tritt besonders in Treibhäusern nicht selten auf und läfst
sich nur durch Vernichten der erkrankten Pflanzen und sorgfältige
Reinigung der Häuser ausrotten. Im Freilande wurde er ebenfalls
beobachtet: hier übt er besonders bei feuchter Witterung seine
zerstörenden Wirkungen aus. Die Kürbisse werden von einer ver-
wandten Art befallen, @. orbiculare Berk., die vielleicht mit der ersteren
identisch ist.
In der äufseren Gestaltung ist die Gattung Colletotrichum Corda
(Steirochaete A. Braun et Casp.) dem soeben besprochenen G/oeosporium
1) Vgl. F. Gußsuen, Recherches anatomiques et biologiques sur le Grloeosporium
phomoides Sacc., parasite de la Tomate in Bull. Soc. Myc. de France X VIII, 1902, S. 312.
426 III. E. Fungi imperfecti.
aufserordentlich ähnlich. Der Hauptunterschied beruht nur darin, dafs
die Lager am Rande von langen, dunklen Borstenhaaren eingefafst
sind, die bei Gloeosporium typischerweise fehlen. Trotzdem scheint
auch dieses Merkmal nicht immer zuverlässig zu sein, weil verschiedene
Gloeosporien hierher gestellt werden, nachdem man gelegentlich Rand-
borsten gefunden hatte (vgl. @. Lindemuthianum, lagenarium u. a.).
Als Feind des Zuckerrohrs tritt ©. falcatum Went auf Java,
Mauritius und in Westindien auf. Es verursacht den roten Brand in
den Stengeln. Diese zeigen auf dem Längsschnitt rote Verfärbungen
der inneren Gewebepartieen, in die bisweilen weifse Flecken eingesprengt
sind; später wird der Stengel hohl, und es tritt das Mycel in dem Hohl-
raum reichlich auf. Aufserlich zeigt der Stengel nur wenig Zeichen
der Krankheit, dagegen vertrocknen nach Zerstörung der Blattbündel
die Blätter. Bei älteren Pflanzen vermag der Pilz nur durch Wunden
oder an alten Blattbasen einzudringen, an Jüngeren Exemplaren dagegen
scheint er die Gewebe auch ohne Verletzungen anzugreifen. Be-
kämpfungsmittel sind nicht bekannt, der angestiftete Schaden dürfte
nicht allzu grofs sein.
- Kultivierte Anthurien können von C. Anthurii Delaer. befallen
werden und bekommen dadurch gelbliche Flecken. Obwohl bisher
noch keine gröfseren Schädigungen bekannt geworden sind, so könnte
doch leicht unter begünstigenden Verhältnissen in den Kulturhäusern
eine ausgedehntere Erkrankung der Blätter eintreten. Auf Ficus elastica
schmarotzt auf den Blättern C elastica (Cke. et Mass.) Koord. (@loeo-
sporium elasticae Uke. et Mass., Colletotr. Ficus Koord.). Der Pilz bringt
seine rötlichen Konidienlager, die bald mit, bald ohne Randborsten sein
können, auf Blattflecken hervor. Das Gewebe stirbt bald ab, und das
Blatt geht bei stärkerem Befall zugrunde. Die im Freien bisher nur
auf Java und in Ostafrika beobachtete Art kommt auch in Gewächs-
häusern in Deutschland und England vor. Der Spinat leidet in Nord-
amerika unter dem Angriff von Ü. Spinaciae El. et Halst., das auf den
Blättern Flecken erzeugt.
Auf Citrus tritt ©. gloeosporiotdes Penz. auf. Dieser in Italien zu-
erst beobachtete Pilz, der den Bäumen nur geringen Schaden zufügt,
tritt nach F. Noack !) in Südbrasilien an Orangenbäumen im Botanischen
Garten zu Säo Paulo ziemlich verderblich auf. Die Zweigspitzen waren
vertrocknet und zeigten ebenso wie die noch grünen Astchen lange
streifenförmige Flecken, die nach dem noch gesunden Gewebe zu mit
einem braunen Wulst abgegrenzt waren. Die Blätter hatten fast weifse,
rundliche Flecken mit erhabenem braunem Rande. Auf dem ver-
trockneten Gewebe sitzen die Sporenlager des Pilzes. Im Freien tritt
der Pilz weniger verheerend auf; Bekämpfungsmittel sind unbekannt.
Wichtig ıst eine Krankheit der Malven, die sowohl in Europa
wie in Nordamerika den kultivierten Malven den erölsten Schaden zu-
fügt. A. Braun?) und Caspary haben diese Krankheit zuerst genauer
beobachtet und genauer beschrieben. Sie nannten den schädigenden
Pilz Steirochaete Malvarum; E. A. SOUTHWORTH?) stellte dann die Art zu
Oolletotrichum, nachdem er selber eine ähnliche Krankheit in Nord-
amerika beobachtet hatte und den Schädling ©. Althaeae benannt
!) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X, 329.
2) Über einige neue oder w eniger bekannte Krankheiten d. Pflanzen. Berlin 1854.
®) A new hollyhock disease in Journ. of Mycol. VI, 1890, S. 45 u. 115.
2. Melanconiales, 497
hatte. Auf den Blättern treten braune Flecken auf, die sich aus-
breiten und sie zum Vertrocknen und Verwelken bringen. Bisweilen
treten diese Flecken auch auf dem Blattstiel auf, wodurch das ganze
Blatt dann zum Absterben gebracht wird. An älteren Pflanzen zeigen
sich am Stengel oder am Blattstiel eingesunkene Stellen von gelb-
brauner bis schwarzer Färbung. Im allgemeinen heilen bei trockenem
Wetter die Wunden aus, bei nassem dagegen nimmt die Bakterienfäule
überhand und tötet die Pflanzen schnell ab. Der Schädling tritt unter
Umständen so verheerend auf, dafs die Kultur der Malven und Althaeen
in Frage gestellt wird. SoutruwortH hat den Pilz in künstlicher
Kultur bis zur Sporenbildung gebracht und die Krankheit künstlich
auf Malvenblätter übertragen. Fungicide haben bei der Bekämpfung
wenig genützt, so dafs wir bisher kein sicheres Mittel besitzen, um den
Pilz abzutöten. Eine ähnliche Art, die vielleicht sogar mit ©. Malvarum
identisch ist, sucht die Baumwollenpflanze in Nordamerika heim und
wurde von SOUTHWORTH als C©. Gossypii bezeichnet. Der Pilz kommt
auf allen Teilen von Gossypium vor, ist aber bisher nur wenig be-
kannt geworden.
Die kultivierten Stiefmütterchen leiden in Nordamerika bis-
weilen durch den Angriff von ©. Violae R. E. Sm. Auf den Blättern
treten kleine gelbliche Flecken auf, die absterben und sich allmählich
vergrölsern. Sie sind von einem schwarzen Rande umgeben. Die
Krankheit geht auch auf die Kronblätter über und verhindert den
Samenansatz. Der Teestrauch wird von Ü. Camelliae Mass. befallen
und arg beschädigt. Durch Entfernung und Verbrennen der erkrankten
Blätter kann man der Krankheit Einhalt tun. Bisher ist der Pilz nur
aus Ceylon bekannt geworden. Das Gartenlöwenmaul (Antirrhinum
majus) wird in Amerika von CO. Antirrhini Stew. heimgesucht, das auf
den Stengeln und Blättern ei- oder kreisförmige, vertiefte Flecken er-
zeugt!). Bespritzen mit Bordeauxbrühe hat gut geholfen, ebenso ist es
empfehlenswert, Stecklinge nur von ganz gesunden Pflanzen zu nehmen.
Auf Kaffeeblättern und -zweigen wächst in Süd- und Zentral-
amerika CO. coffeanum Noack?). Die Blattflecken sind rundlich oder,
wenn am Rande hinziehend, länglich, braun, später weifslich werdend
und ohne konzentrische Streifung. Auf den Zweigen werden die Flecken
länglicher und sind von einem erhabenen Wulst eingefafst. Die Frucht-
körper entstehen in den Flecken und sitzen besonders an den Zweigen
meist nur auf bereits völlig dürren Partien. Solange die Fruchtkörper
noch jung sind, fehlen die Borsten vollständig, erst in späterem
Alter zeigen sie sich. Aus diesem Grunde ist der Pilz wahrscheinlich
identisch mit @loeosporium coffeanum Delacr., das demnach nur ein
jüngeres Stadium vorstellen würde.
Endlich sei noch des Pilzes gedacht, der die kultivierten Cucur-
bitaceen befällt. CO. olögochaetum Cav. wurde zuerst in Oberitalien
an jungen Keimpflanzen von Wassermelonen beobachtet. Später hat
dann Cavara den Schädling auch auf anderen Melonen und auf Flaschen-
kürbissen beobachtet, wo er auch Blätter und Früchte ergreift und sich
durchaus nicht auf die Kotyledonen beschränkt. Auch auf Melonen-
kulturen in Frankreich tritt der Parasit nicht selten auf und gab
1) efr. Srewarr in New York Agr. Exp. Stat. Geneva. Bull. n. 179. 1900.
2) cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. X], 202.
428 III..E. Fungi imperfecti.
DELACROIX !) Gelegenheit, ihn genauer zu studieren. Wenn die Keim-
pflanzen angegriffen werden, so entstehen an den Kotyledonen oder
Stengelchen einsinkende Flecken, die schnell den Tod des Pflänzchens
herbeiführen. Die älteren Pflanzen leisten dem Angriffe länger Wider-
stand, weil er sich auf ihnen langsamer ausbreitet. Auf den Stengeln
der Melonen entstehen verlängerte, gelbliche, schlecht begrenzte
Flecken, während die der Blätter eine bräunlichere Färbung besitzen.
Die Früchte bekommen weifsgelbe, in die Tiefe fressende Stellen, in
denen die Gewebe vollständie zersetzt sind. Auch hier vollenden
Bakterien das von dem Üolletotrichum eingeleitete Zerstörungswerk.
Die Melonen kommen natürlich nie zur Reife, sondern gehen vorher
schon zugrunde. Bei der grofsen Schädlichkeit des Parasiten werden
Bekämpfungsmittel empfohlen: Anwendung von Bordeauxbrühe, Kultur
auf Boden, der noch nicht für die Melonenkultur diente usf. Mir ist
nicht bekannt, ob diese Mittel Erfolg gehabt haben.
Die Gattung Myxosporium Link "legt ihre Sporenlager unter der
Epidermis von Zweigen der Holzpflanzen an und bringt kein eigent-
liches Gehäuse zur Ausbildung. Bei nassem Wetter werden die Lager
feucht und schleimig und besitzen stets helle Färbung. Während man
bisher die Arten für "harmlos hielt, wies E. RosTtrup ?) nach, dafs mehrere
Arten für ziemlich gefährliche Parasiten zu gelten haben. So treten
häufig auf Birn- und Apfelbäumen die beiden Arten M. Piri Fuck. resp.
MM. Mali Bres. schädigend auf, indem sie auf den grünen Zweigen oder
am Stamm verfärbte und einsinkende Flecken auf der Rinde erzeugen.
MM. devastans Rostr. vernichtet oft junge Birkenkulturen. M. abietinum
Rostr. ergreift Stämme von Koniferen wenig oberhalb der Bodenfläche
und veranlaist bisweilen das Eingehen der Bäume. M. lanceola Sacc.
tritt an Jungen Eichenzweigen schädigend auf, M.carneum Lib. ebenso
an jungen Rotbuchen. So wären noch andere Schädlinge von Wald-
bäumen zu erwähnen, über die in der unten angegebenen Literatur das
Nähere eingesehen werden mag.
Zu den Phaeosporeae gehört die Gattung Melanconium Link,
deren Sporenlager unterrindig entstehen und kegel- oder scheiben-
förmige Gestalt besitzen. Die einzelligen Sporen sind fast kuglig,
rufsfarben und werden in schwarzen Klumpen oder Ranken abgesondert,
so dafs davon das Substrat geschwärzt wird. Die meisten Arten leben
rein saprophytisch, bemerkenswert ist nur M. fuligineum (Serib. et Viala)
Cav. (Greeneria fuliginea Scrib. et Viala). Der Pilz wurde auf Wein-
beeren zuerst in Nordamerika gefunden, wo er die als „bitter rot“
bezeichnete Krankheit verursacht. Später fand ihn Cavarı auch in
Italien und F. Noack?) in Südbrasilien. Die Erkrankung der Beeren
tritt meist erst kurz vor der Reife in die Erscheinung, indem die Ober-
haut runzlig wird. Die Beeren schrumpfen vollständig ein und bleiben
am Stock hängen. Meist in diesem Zustande, seltner wenn die Beeren
noch prall sind, entwickeln sich dann unter der Oberhaut die schwarzen
Sporenlager des Pilzes. Noack hat nun beobachtet, dafs die Sporen,
solange die Lager noch unter der Epidermis sich befinden, in einer
hellrosa Ranke ausgestofsen werden und hyalin sind. Erst wenn die
Lager über die Epidermis hervorgetreten sind, werden die Sporen etwas
2) Bull. Soc. Mycol. de France X, 1894, S. 162.
2) Tidsskr. for Skovvaesen 1902 8. 92; Plantepatol. S. 584.
3) cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IX, 4.
2. Melanconiales. 429
kleiner und hell olivengrün. Wir haben also hier den Fall, dafs der
Bitterfäulepilz gleichsam erst ein Gloeosporiumstadium durchläuft, ehe
er seine typischen Sporen bildet. Auch Gemmenbildung tritt gelegent-
lich auf. Bei abnorm feuchter Witterung werden auch die Trauben-
stiele und die jungen Triebe befallen. Auch das Aussehen der Beeren
ist bei feuchtem Wetter ein anderes; sie erscheinen prall und strotzend
und trocknen erst später zusammen, in trockenem Klima allerdings
bieten sie das oben geschilderte Aussehen. Die Krankheit richtet bis-
weilen ziemlichen Schaden an; Bekämpfungsmittel sind nicht bekannt.
Die Gattung Marssonina P. Magn. (= Marssonia Fisch.) bewohnt
ausschliefslich Blätter und besitzt zweizellige, hyaline Sporen. Die
Sporenlager sind lange oder immer von der Epidermis bedeckt. Die
meisten Arten verursachen wohl kaum nennenswerten Schaden, wie
z. B. M. Juglandis (Lib.) P. Magn., die auf Walnufsblättern graugelbe,
braun umrandete Flecken erzeugt. Ein wirklicher Schädling ist
M. Panattoniana (Berl.) P. Magn. auf dem Kopfsalat!) in Italien. Die
Salatblätter zeigten nach der Mittelrippe kreisrunde, 2—-3 mm grofse
Flecken, die innen weıls und am Rande braun sind und allmählich
zusammenfliefsen, so dafs das ganze Blatt schliefslich fault. Zuletzt
wird der ganze Kopf davon ergriffen und für den Genufs unbrauchbar.
M. Secalis (Oud.) P. Magn. verursacht auf den Blättern von Gerste,
Roggen und anderen Gräsern grauweifse, längliche, braunberandete
Flecken, die unterseits die kleinen Sporenlager erzeugen. Es ist nicht
bekannt, ob der Pilz gröfseren Schaden anzurichten vermag.
Unter den Hyalophragmiae wäre die Gattung Septogloeum Sacc.
zu erwähnen. Die kleinen, blassen Sporenlager durchbrechen die
Epidermis und erzeugen die länglichen, hyalinen, drei- und mehrzelligen
Sporen. Die Arten kommen auf Blättern und jungen Zweigen vor und
sind teilweise gefährliche Parasiten. $. Hartigianum Sacc.?) verursacht
die Zweigdürre des Feldahorns. Im Frühjahr sterben ohne
äufserlich sichtbare Veranlassung junge Zweige des Feldahorns plötz-
lich ab, ohne dafs die Entwicklung der Knospen vor sich gehen kann;
tiefer gelegene Aste zeigen dagegen normales Ausschlagen. In der
Rinde und bisweilen auch im Holz wächst das Mycel des Schädlings,
das im Mai die Sporenlager in Gestalt von länglichen graugrünen
Linien bildet. Die Neuinfektion der jungen Zweige geht sofort vor
sich, und das Mycel wächst während des Sommers im Zweige, ohne
dafs es äufserlich bemerkbar wäre. Die Dürre der Maulbeer-
bäume, in Italien „fersa“ genannt, verursacht $. Mori Briosi et Cav.?°).
Auf den Blättern werden gelbe, braun umrandete Flecken gebildet, auf
denen die Sporenlager unter der Epidermis angelegt werden. Bisweilen
geht der Pilz auch auf die Blattstiele und jungen Zweige über, wo er
sogar überwintert. Im Herbste tritt dann die als Phleospora moricola
Pass. bezeichnete Sporenform auf. Der Schaden, den der Parasit ver-
ursacht, bezieht sich weniger auf die Bäume, als auf die Seidenraupen-
zucht, da die kranken Blätter von den Raupen nicht genommen werden.
Aus den Infektionsversuchen der beiden unten genannten Autoren geht
hervor, dafs die Blätter bei genügender Feuchtigkeit und Wärme leicht
1) A.N. Berrese, Un nuovo marciume dell’ insalata in Riv. di patol. veg. III, 339.
2) R. Harrıc, Ein neuer Parasit des Feldahorns in Forstl. naturwiss. Zeitschr.
1892, S. 289.
3) G. Cusoxı e U. Brızı, La fersa del gelso in Bollett. di Notiz. agrar. XVIII,
1896, S. 321.
430 III. E. Fungi imperfecti.
infiziert werden können. Als Bekämpfungsmittel wird die Bespritzung
der Bäume mit Bordeauxbrühe, und zwar zur Herbstzeit, empfohlen.
Das epidemische Auftreten der Krankheit scheint hauptsächlich durch
Witterungsverhältnisse bedingt zu sein, namentlich durch Regen und
Nebel, während in Süditalien, wo meist trockenes, heifses Wetter
herrscht, die Krankheit ungleich seltner ist. Auf der Quitte erzeugt
S. Oydontae (Mont.) Pegl. eine Blattdürre, die aber wenig schädigend
zu wirken scheint. Ein gefährlicher Feind der Olpflanze Arachis
hypogaea auf Java ist nach RacıBorsk1!) 8. Arachidis Racib. Die Blätter
bekommen runde, in der Mitte braunschwarze, am Rande schmal hell-
gelb berandete Flecken und sterben bald ab. Dadurch werden die
Felder oft auf weite Strecken hin vollständig entblättert.
Ebenfalls zu den Hyalophragmiae gehörig ist die Gattung Pesta-
lozzina Sacc., die sich von der nachher zu besprechenden Pestalozzia
nur durch die Sporenfarbe unterscheidet. Erwähnt sei P. Soraueriana
Sacc. auf Alopecurus pratensis?). Die Blätter werden von der Spitze
her gebräunt und verdorren, wodurch der Blütenansatz fast völlig
unterdrückt wird. Die Sporenlager werden auf beiden Seiten der
Blätter gebildet und enthalten die hyalinen, meist vierzelligen Sporen,
die entweder spindel- oder rübenförmig sind. Die oberste etwas aus-
gezogene Zelle trägt die hyalinen Borsten.
Die Gattung Pestalozzia de Not. besitzt scheiben- oder kissenförmige,
schwarze Sporenlager, die unter der Oberhaut ausgebildet werden und
dann hervorbrechen. Die Sporen sind länglich, drei- bis mehrzellig,
dunkel gefärbt; bisweilen sind die Endzellen hyalin, an der Spitze
stehen eine oder mehrere hyaline Borsten. Unter den zahlreichen
Arten der Gattung finden sich viele, welche gefährliche Parasiten sind.
Einer der bekanntesten Schädlinge ist P. Hartigii Tub., welche
die Einschnürungskrankheit an jungen Holzpflanzen hervorruft.
Die Krankheit zeigt sich äufserlich dadurch an, dafs die Stämmchen
dicht über dem Boden eine Einschnürung zeigen, an der die Rinde
allmählich vertrocknet. Sehr häufig zeigen die Partien ober- und auch
unterhalb der Einschnürungsstelle noch eine Zeitlang fortgesetztes
Wachstum, dann wird durch das zugewachsene Holz die Rinde auf-
gesprengt. Allmählich tritt eine gelbe Verfärbung des Laubes ein, und
die ganze Pflanze stirbt ab. K. v. TuBEur®), der die Krankheit zuerst
genauer studierte, fand in der Rinde Mycel, das die Sporenlager ent-
wickelt. Die Sporen sind vierzellig, die beiden mittleren Sporenzellen
zeigen dunkelbraune Färbung, während die obere und basale, welche
viel kleiner sind, keinerlei Färbung besitzen. An der Endzelle befinden
sich zwei bis drei hyaline Anhängsel. Bei der Reife trocknen die
hyalinen Zellen meist zusammen, und man findet dann nur noch die
beiden braunen mittleren Zellen. v. Tußzur beobachtete die Krankheit
zuerst an jungen Fichten und Tannen, später wies Rostrup sie auch
bei Buchensämlingen nach. Seither hat man auch bei anderen Wald-
bäumen, wie Erlen, Ahorn, ganz analoge Erscheinungen gefunden,
durch die unter Umständen ein grofser Schaden an den jungen Pflanzen
angerichtet wird.
Eine ähnliche Erkrankung kann auch P. funerea Desm. an
!) Pflanzenpathologisches aus Java in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VIII, 66.
2) P. Soraver, Phytopathologische Notizen in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IV, 213.
®) Beiträge zur Kenntnis der Baumkrankheiten. 1888.
3. Melanconiales. 431
Chamaccyparis, Juniperus und anderen Koniferen veranlassen. Im all-
gemeinen findet sich die Art als harmloser Saprophyt, bisweilen aber
tritt sie stark schädigend auf, indem sie an den Ästen oder Stämmchen
Einschnürungsringe erzeugt. Die oberhalb liegenden Teile der Pflanze
sterben ab. Bekämpfungsmafsregeln kennt man nicht. An Abves-Arten
im Berliner Botanischen Garten wurden an der Spitze der Aste gallen-
artige Verdickungen beobachtet, deren Ursache die P. tumefaciens P. Henn.
sein soll. Die genaueren Beweise dafür, dafs die Art wirklich der
Erreger der Gallen ist, steht noch aus, doch wird die Tatsache dadurch
wahrscheinlich, dafs TemmE') nachgewiesen hat, dafs für die Holz-
kropfgallen bei Weiden die P. gongrogena Temme als Erreger anzusehen
ist. Allerdings wäre die Möglichkeit immer noch gegeben, dafs diese
gallenartigen Anschwellungen Insekten
ihre Entstehung verdanken,worauf dann
erst die Pestalozzien sich angesiedelt
haben.
Bei kultivierten jungen Exemplaren
von Corypha australis kommt häufig eine
Erkrankung vor, die von P. SORAUER ?)
auf P. fuscescens Sor. zurückgeführt wird.
Die Pflanzen verlieren ihre dunkelgrüne
Färbung und nehmen ein graues, manch-
mal fast milchglänzendes Aussehen an;
dann beginnen einzelne Blätter gelb zu
werden und gleichzeitig bemerkt man
eine deutliche Wurzelerkrankung. Ein-
zelne Blattstellen zeigen helldurch-
scheinende, schwarz umrandete Flecken,
in deren Zellen das Chlorophyll zerstört
ist und die später dunkelbraun werden.
An den Blattstielbasen ist das Gewebe
eingesunken (Fig. 56 bei «) und bildet
napftörmige Vertiefungen mit schwarzen,
halbkugligen, punktförmigen, glänzenden
Auftreibungen, welche die Lager des
Pilzes darstellen (Fig. 56 bei b). Die
Konidien sind fünfzellig, die mittlere
Zelle ist am gröfsten und zeigt die Fig. 56. Durch Pestalozzia
dunkelste Färbung, die oberste Zelle et Bor. erkrankte ‚Corypha-
zn : : 5 ; änzchen. (Nach SorAver.)
trägt zwei bis drei hyaline Borsten
(Fig. 57). Eine Varietät dieser Art, welche WARKER forma Sacchari
nennt, kommt auf Java an Zuckerrohr vor und verursacht eine Blatt-
fleckenkrankheit. Der angerichtete Schaden scheint nicht besonders grots
zu sein. Auf Phoenix dactylifera findet sich P. Phoenicis Grev.; genaueres
ist über den Pilz nicht bekannt.
Auf Lupinus Oruikshanksii und L. mutabilis kommt P. Lupini Sor.
vor®). Die Kotyledonen sowie auch die Blattzipfel zeigten rostbraune
Flecken, die sich schnell über die ganze Pflanze ausbreiteten und sie
1) Landwirtsch. Jahrb. 1837.
2) Handbuch der Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. II, 399.
8) Wacner, F., u. P. Soraver, Die Pestalozzia-Krankheit der Lupinen in Zeit-
schrift f. Pflanzenkrankh. VIII, 266.
432 III. E. Fungi imperfecti.
zum Absterben brachten. Wenn die Pflanzen erst eine gewisse Gröfse
erlangt hatten, so wurden zwar die unteren Blätter noch infiziert, aber
die Erkrankung tat der Fruchtbildung keinen wesentlichen Abbruch.
Der Ausbruch der Erkrankung war besonders durch das feuchte Wetter
gefördert worden. Die Sporen des auf den Flecken sich findenden
Pilzes sind fünf- bis sechszellig und sind rauchgrau gefärbt. Nur die
oberste Sporenzelle ist hyalin und trägt drei bis vier hyaline Borsten.
Merkwürdig ist, dafs die auf benachbarten Beeten stehenden Arten
L. albus und luteus von der Krankheit ganz verschont blieben.
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Fig. 57. Schnitt durch ein Sporenlager von P. fuscescens auf Corypha.
e Epidermis, 4 Gefälsbündel, st Pilzgeflecht, = zerstörtes Gewebe, m Mycel,
a—i Sporen in verschiedenen Stadien der Auskeimung. (Nach SORAUER.)
Viele Gewächshauspflanzen mit lederigen, glänzenden Blättern, wie
Camellia japonica, Citrus, Magnolia, Rhododendron, Thea u. a. leiden unter
dem Angriff von P. Guepini Desm. Die Blätter bekommen grofse,
helle Flecken, die von einem dunkleren Saum umgeben werden. Auf
den Flecken entstehen die Sporenlager, deren Sporen in Schleim ein-
gebettet sind. Die drei mittleren Zellen sind dunkel gefärbt, die End-
zellen dagegen hyalin. Die befallenen Blätter fallen vorzeitig ab. Der
Pilz ist nicht blofs auf kultivierten Pflanzen bekannt, sondern tritt auch
als arger Schädling beim Teestrauch auf, indem er den grauen Brand
erregt. In den teebauenden Ländern Südostasiens ist er nicht selten.
Weitere Arten kommen auf lebenden Blättern wildwachsender Pflanzen
vor und können hier übergangen werden.
2. Melanconiales. 433
Eine Vertrocknung der Nadelspitzen von Abies pectinata erzeugt
in den Vogesen Toxosporium abietinum Vuill. Nach den Untersuchungen
P. Vvırremin’s!) sind die Sporenlager sehr klein, fast linsenförmig und
brechen hervor. Die Sporen sind bogenförmig gekrümmt und bestehen
aus drei je zweizelligen Abschnitten, von denen der mittlere dunkel-
farbig, die beiden äufseren hyalın sind. Der an den Bäumen entstehende
Schaden scheint nicht bedeutend zu sein.
Unter den Scolecosporae mit wurmförmigen Sporen wäre die
Gattung Cylindrosporium Ung. zu erwähnen. Die bekannteste Art, C. Padi
Karst., ist ein gefährlicher Schädling der Prunus-Arten. Während der
Pilz in Europa meist nur auf Prunus Padus auftritt, befällt er in
Nordamerika die Blätter der Kirschen-, Pflaumen-, Weichselkirsch-
bäume und daneben noch von vielen wildwachsenden Arten?). Mitte
Mai, oft auch noch später, entstehen auf den Blättern rötliche oder
etwas bleiche Flecken auf der Oberfläche. Die ursprünglich punkt-
kleinen, runden Flecken vergröfsern sich schnell, fliefsen auch bisweilen
zusammen und bringen das Blatt zum Absterben. Bei Pflaumen und
Kirschen brechen die Flecken aus, und die Blätter erscheinen durch-
löchert; bei Kirschen tritt das Ausbrechen seltener ein. Auf der Blatt-
unterseite erscheinen in Form von Pusteln die Sporenlager, welche
von der Epidermis sehr lange bedeckt bleiben (Fig. 55, 7,8) und die
Sporen aus einem Loche dieser deckenden Schicht in Ranken entlassen.
Die Sporen sind meist einzellig, fadenförmig, häufig gebogen und bis-
weilen durch sogenannte falsche Scheidewände in zwei oder mehr Ab-
teilungen zerlegt. Der Schaden wird durch die vorzeitige Entblätterung
der Bäume hervorgerufen, so dafs in Nordamerika schon oft im August
die Pfaumenbäume kahl stehen. Besonders schädlich wirkt er in
Baumschulen, und nach Panne verhindert er stellenweise das Aufziehen
von Kirschensämlingen. Die verschiedenen Kirschen- und Pflaumensorten
werden in ungleichem Mafse befallen, so dafs einzelne Sorten fast
immun genannt werden können. Für die Bekämpfung des Pilzes scheint
aber dieser Umstand deshalb wenig Bedeutung zu haben, weil ja diese
immunen Sorten nicht überall gedeihen und unter ungünstigen Ver-
hältnissen wahrscheinlich auch disponiert sein können. Gute Erfolge
hat die mehrmalige Bespritzung mit Bordeauxbrühe gehabt. Daneben
mufs das abgefallene Laub entfernt werden. Von Bedeutung dürfte
aber, namentlich bei uns, wo das kultivierte Steinobst noch nicht zu
leiden hat, die Fernhaltung von Prunus Padus von den Baumschulen
sein, da es leicht geschehen könnte, dafs der Schädling sich von diesem
Baume den kultivierten Prunus-Arten anpalst. Für die Verhütung
und das übermäfsige Auftreten der Krankheit scheinen die Witterungs-
verhältnisse eine wichtige Rolle zu spielen.
Als besondere Art hat AuLzescher das (©. Tubeufianum?) abgetrennt,
weil es nur die Früchte von Prunus Padus befällt. Wie ApErHOLD aber
richtige bemerkt, sind die Unterschiede von O. Padi so gering, dafs sie
wohl ganz auf Rechnung des veränderten Substrates gesetzt werden
können.
1) Quelques champignons arboricoles nouveaux ou peu connus in Bull. Soc.
Myc. de France XII, 1896, S. 33.
“ 2) Vgl. über Entwicklung und Bekämpfung: H. Pauuer, Cylindrosporium Padi
Karst. in Jowa Agric. Exp. Stat. Bull. n. 13 und R. Avernonn in Landwirtsch.
Jahrb. 1901, S. 805, wo die weitere Literatur angegeben ist.
3) y. Tusevr, Pflanzenkrankheiten, S. 504.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 28
434 III. E. Fungi imperfecti.
Beiläufig sei noch bemerkt, dafs eine Phoma und eine Ascusform
zugleich auf den Flecken beobachtet worden sind; doch reichen die
bisher bekannten Tatsachen zur sicheren Unterbringung dieser Pilze
nicht aus, auch nicht zum Beweise für die wirkliche Zugehörigkeit
zu C. Padi.
An der Edelkastaniıe erzeugt (. castanicolum (Desm.) Berl.
(= sSeptoria castanicola Desm.) eine Blatt- und Fruchtdürre!). Auf den
Blättern entstehen vom August ab zuerst unterseits kleine rostbraune
Flecken, von denen sich mehrere vereinigen und sich oberseits mit
einem gelben, später wieder verschwindenden Rande umgeben. Wenn
die Flecken die Blattsubstanz zwischen den Nerven ergriffen haben,
so vertrocknen die Blätter und rollen sich eigenartig spiralig zusammen.
In diesem Zustande färben sich die Flecken schwarz und heben sich
dadurch scharf ab. Da die Blätter meist abfallen, so werden die Jungen
Früchte ihres Schutzes gegen die Sonnenstrahlen beraubt und ver-
trocknen deshalb; häufig geht auch der Pilz auf sie über, indem er die
Stacheln oder Teile der Fruchtwandung rötet und später schwärzt.
Auf den Flecken entwickeln sich in Pusteln die Sporenlager, die hier
auch bedeckt bleiben. Die fädigen, hyalinen Sporen sind drei- bis vier-
zellig und bringen nach der Keimung verzweigte Konidienketten hervor.
Die Krankheit trat in Mittelitalien 1893 zum ersten Male in bemerkens-
werter Weise hervor und nahm dann einige Jahre später, wahrscheinlich
infolge der kühlen und regnerischen Witterung, einen solchen Umfang
an, dafs in einzelnen Gegenden die Ernte vollständig vernichtet wurde.
Aufser dem Verbrennen der abgefallenen Blätter, in denen das Mycel
lange lebensfähig bleibt, besitzen wir kein Mittel zur Bekämpfung
des Pilzes.
Eine ganze Reihe anderer Arten verursacht bei Bäumen Abfallen
der Blätter, so ©. saccharinum Ell. et Everh. beim Zuckerahorn in Nord-
amerika, (U. Orni (Pass.) Pegl. bei Fraxinus excelsior und Ornus ın
Italien, ©. Quercus Sorok. bei Eichen im Kaukasus usw.
Zum Schlufs wäre bei dieser Abteilung noch Uryptosporium Kze. zu
nennen, dessen scheibig-kegelige Sporenlager von der Oberhaut bedeckt
bleiben. Die Sporen sind lang spindelförmig, gekrümmt und ohne
Scheidewände. Die meisten Arten sind Saprophyten, nur C. leptostro-
miforme J.Kühn kann eine gefährliche Lupinenkrankheit veranlassen).
Der Pilz bildet an den Lupinenstengeln eingesenkte, schwarze Stromata,
in denen die Sporenlager entstehen. Das Aufspringen dieser Lager
findet mit einem fast halsartigen Mündungsteil statt. Durch Impf-
versuche liefs sich eine parasitäre Natur des Schädlings leicht nach-
weisen, und gleichzeitig konnte FiscHER auch zeigen, dafs der Pilz
während des Winters sich auf den am Boden liegenden Stengeln
saprophytisch auszubreiten vermag. Dagegen geht der Pilz auf den
Düngerhaufen zugrunde. Für die Bekämpfung der Krankheit ergäbe
sich daraus, dafs der Anbau der Lupinen nicht auf verseuchten Feldern
fortgesetzt werden darf, sondern auf einige Jahre unterbrochen werden
mufs. In der Nähe von erkrankten Feldern dürfen keine Lupinen
gebaut werden, und endlich müssen die erkrankten Stengel als Streu
verwendet werden, damit der Pilz während des Winters auf der Dung-
stätte zugrunde geht.
1) A. N. Beruese, Il seccume del Castagno in Riv. di Pat. veg. II, 189, S. 194.
2) Vgl. M. Fischer, Das Cryptosporium leptostromiforme etc. Bunzlau 1893.
3. Hyphomycetes. 435
3. Hyphomycetes.
Auf S. 396 waren die Merkmale, welche die Hyphomycetes
von den übrigen Ordnungen der Fungi imperfecti unterscheiden, bereits
kurz auseinandergesetzt worden. Während die Konidienträger bei den
Sphaeropsideen in geschlossenen Fruchtkörpern und bei den Melan-
conieen in bestimmt charakterisierten Lagern zusammentreten, bilden
die H. ihre Konidienträger einzeln aus. Damit soll nicht gesagt sein,
dafs es nicht unter Umständen vorkommen kann, dafs dichte Rasen
entstehen; aber diese sind dann niemals von besonders differenzierten
Hüllen umgeben, sondern zeigen sich stets als Konglomerate von
Trägern, welche dicht parallel nebeneinander stehen. Ich erinnere an
die Konidienlager von Tubercularia oder Monilia, die niemals mit solchen
von Grloeosporium oder ähnlichen Formen zu verwechseln sein werden,
selbst wenn ursprünglich das Mycel im Pflanzenteil wuchert und die
Konidienträger in lagerartiger Decke durchbrechen sollten. Aufserdem
sind hier fast durchgängig die Konidienträger reicher differenziert. Wir
treffen einfache Träger, die an der Spitze eine oder mehrere Konidien
bilden, wie Ordium; indessen meistens findet eine mehr oder weniger
reichliche Verzweigung statt, die am besten mit den Blütensystemen
der höheren Pflanzen verglichen werden kann. Die rein traubigen
Systeme sind nicht selten, wie etwa bei Penicillium, daneben aber
finden wir alle möglichen cymösen Anordnungen sowie unregelmäfsige
rispenartige Konidienstände. Die der hier zu besprechenden Gattungen
werden Beispiele dafür bringen.
Das Mycel der Hyphomyceten zeigt stets Verzweigung und Scheide-
wandbildung; Schnallenbildungen kommen nur sehr selten vor. Wenn
wir diese wenigen Fälle, die uns hier nicht interessieren, beiseite lassen,
'so können wir mit Sicherheit behaupten, dafs wir in den H. Nebenfrucht-
formen von Ascomyceten vor uns haben. Von vielen ist die höhere
‘ Fruchtform bekannt geworden; ich erinnere an Monilia und Selerotinia,
Fusicladium und Venturia, Aspergillus und KEurotium usw., aber die
meisten Formen stehen noch völlig isoliert und lassen sich kaum ver-
mutungsweise dem System der Schlauchpilze einreihen.
Wir können zwei Typen von Mycelien unterscheiden, der eine
zeigt hyaline Fäden, der andere dagegen graue, braune oder schwarze.
Dieses Merkmal ist für die weitere Einteilung, wie wir sofort sehen
werden, verwertet worden.
Die Konidien werden teils unmittelbar am Mycel oder an kurzen,
wenig differenzierten Seitenästen gebildet oder entstehen in den meisten
Fällen an besonderen, meist aufrechten, einfachen oder verzweigten
Trägern, deren Forın zur Charakterisierung der Gattungen und Arten
dient. Die Spitze eines Trägerastes bildet entweder eine einzelne Konidie
oder mehrere nacheinander, so dafs dann die erste beiseite geschoben
wird. Vielfach verkleben die nacheinander gebildeten Konidien durch
Schleim miteinander zu einer Kugel, die dem Trägerscheitel aufsitzt.
In vielen Fällen findet eine Kettenbildung von Konidien statt, indem
die Konidien reihenweise hintereinander zusammenhängend bleiben.
Hier lassen sich wieder zwei Typen unterscheiden; entweder ist die
äufserste Konidie einer Kette die älteste, d. h. der Scheitel läfst un-
unterbrochen neue Konidien hervorsprossen und bildet so die Kette
(z. B. Aspergillus, Penieillium), oder die äufserste Konidie ist die jüngste,
d.h. der Scheitel produziert nur eine Konidie, und diese läfst an ihrem
25 *
436 III. E. Fungi imperfecti.
Ende eine zweite hervorsprossen usf. (z. B. Cladosporium herbarum). In
letzterem Falle entstehen häufig Verzweigungen, wenn eine Konidie
in zwei aussprofst, und wir bekommen dann dendritische Konidien-
sprofssysteme. Neben den Konidien kommen auch chlamydosporen-
artige Bildungen vor oder die abgefallenen Konidien sprossen zu hefe-
artigen Systemen aus.
Die Farbe und Form der Konidien kann sehr mannigfaltig sein ;
meist entspricht die Farbe der des Mycels, aber es können auch an
hyalinen Mycelien dunkle Konidien entstehen. Aufser einzelligen
Konidien kommen alle Arten von geteilten vor. Ein besonderer Typus
der Konidienbildung wird durch die sogenannten Büchsenkonidien dar-
gestellt. Wenn wir uns vorstellen, dafs der Scheitel eines sporen-
abschnürenden Fadens mit einer hohen kragenartigen Membran um-
geben wird, so scheinen die am Scheitel abgeschnürten Konidien aus
einer Büchse hervorzukommen. Wir finden diese Modifikation vorzugs-
weise bei den Chalareen.
Die meisten Hyphomyceten wachsen saprophytisch und interessieren
uns nicht weiter. Andere aber kommen auf lebenden Pflanzen vor und
erzeugen allerhand Krankheiten, namentlich Blattflecken. Die Kenntnis
dieser Erkrankungen liegt noch sehr im argen, und es bedarf noch in-
tensiver Arbeit, um die Lebensverhältnisse dieser Parasiten zu klären
und die Mittel zu ihrer Bekämpfung zu finden.
Wir teilen die ganze Gruppe in folgende Unterabteilungen ein:
A. Konidienträger stets getrennt voneinander, ebenso auch die
vegetativen Hyphen nur ein lockeres Geflecht bildend:
a) Hyphen und Konidienträger hyalin oder hell gefärbt, ähnlich
auch die Konidien I. Mucedinaceae.
b) Hyphen, Konidienträger und Konidien dunkel gefärbt, seltner
eines davon hyalın II. Dematiaceae.
B. Hyphen und Konidienträger miteinander verklebt oder verbunden:
a) Hyphen und Konidienträger ein Coremium bildend
HI. Stilbaceae.
b) Hyphen und Konidienträger lagerartige Polster, häufig mit
stromatischer Unterlage bildend, aber nie mit differenziertem
Hüllgewebe versehen IV. Tuberculariaceae.
Die Abgrenzungen dieser vier Unterabteilungen sind durchaus nicht
immer scharf; namentlich finden sich bei den Tuberculariaceen Formen,
deren Stellung vorläufig mehr konventionell ist als wirklich natürlich.
Die weitere Einteilung geschieht dann nach der Teilung der Sporen
und bei den beiden letzten Unterabteilungen auch nach der Farbe.
Die Namen dieser Gruppen ergeben sich aus dem auf S. 397 an-
geführten Sporenschema.
Mucedinaceae.
Unter den Hyalosporae wäre zuerst die von CosTantın aufgestellte
Gattung Myceliophthora‘) zu erwähnen. Die einzige Art, M. lutea, er-
zeugt die von den französischen Züchtern als Maladie du blanc oder
Vert de gris bekannte Krankheit des Champignonmycels. Die
1) Rev. gen. de Botan. VI, 1894, S. 289.
Mucedinaceae. 437
Hyphen des Pilzes umspinnen die Mycelfäden des Champignons und bilden
polsterförmige, kuglige Massen, welche in der Jugend weifs sind, sich
aber dann gelb und zuletzt graugrün färben. An den Hyphen entstehen
an kurzen Seitenzweigen meist 2, reihenförmig verbundene Sporen,
seltner 3—4. Bisweilen sprofst eine Spore auch aus. Aufserdem ent-
stehen im Verlauf der Fäden kuglige Chlamydosporen mit dicker, gelb-
brauner Membran. Eine ähnliche Krankheit erzeugt Monilia fimicola
Cost. et Matr. Sie ist unter dem Namen Plätre bekannt und ebenso
gefürchtet. Die Mycelien des Parasiten bilden weit ausgedehnte, staubige
Rasen, die zuerst weifs sind, aber später rötlich und grau werden. Die
sporentragenden Aste entspringen in kleinen Gruppen am Mycel und
erzeugen am Ende eine längere Konidienkette. Nebenbei sei bemerkt,
dafs die unter dem Namen Chanci bekannte Krankheit von den Mycelien
der Basidiomyceten Chtocybe candicans und Pleurotus mutilis erzeugt
wird. Als Verhütungsmittel gegen diese Schädlinge, welche der fran-
zösischen Champignonzüchterei empfindlichen Schaden bereiten, emp-
fiehlt sich die peinlichste Sauberkeit bei der Anlegung der Beete. Die
Steintröge dafür müssen sorgfältig gesäubert werden und der Mist soll
einer vorherigen Sterilisation unterworfen werden; verseuchte Brut darf
natürlich nicht genommen werden.
Auf der Gerste findet sich parasitisch Ophiocladium Hordei Cavara !),
das in seinem Bau etwa Ovularia entspricht, aber gebogene, unseptierte
Konidienträger besitzt. Ob der Pilz Schaden verursachen kann, wissen
wir nicht.
Von der soeben erwähnten Gattung Monilia Pers. wären die Frucht-
monilien zu nennen, welche als Konidienformen zu Selerotinia gehören.
Auf S. 288 ff. wurden bereits die Beschreibungen der hier in Betracht
kommenden Arten gegeben. In gleicher Weise haben wir auch schon
die Bekanntschaft der Gattung Oidium Link als zugehörig zu Erysipheen
gemacht (vgl. S. 183ff.); ich verweise auf die an jener Stelle be-
handelten Arten.
Erwähnt mag Cephalosporium Corda sein, deren häufigste Art,
C. Acremonium Corda (Fig. 58, 1), sich auf kleineren Pilzen findet. Die an
kurzen, einfachen Trägern gebildeten Konidien werden längere Zeit als
Köpfchen am Trägerscheitel erhalten. Auf der Kaffeelaus Lecanium viride
hat ZımmErMANN als Parasiten das ©. Lecanii Zimm. beobachtet und schlägt
zur Vernichtung der schädlichen Tiere vor, sie mit den Sporen dieses
Pilzes zu infizieren.
Mehrere Gelegenheitsparasiten beherbergt die Gattung Botryosporium
Corda, deren Konidienträger ziemlich lang sind und in der oberen Hälfte
kurze, traubig stehende Astchen besitzen, an deren Spitze sich 2—3
kleine seitliche Auftreibungen befinden; an diesen erst entstehen in
grölserer Zahl auf winzigen Sterigmen die hyalinen, ovalen Sporen. Da
die Abgrenzung der Arten noch sehr unsicher ist, so gehe ich darauf
nicht weiter ein, sondern führe nur die beobachteten Krankheitsfälle
an. Für B. diffusum (Grev.) Corda gibt A. DE JAczEwsKI?) an, dafs es
im Petersburger botanischen Garten die Zweige von Casuarina leptoclada
abtötete. V. PrsLıon®) fand B. pulchrum Corda (Fig. 58, 2) als Parasit der
Weizenpflanzen. Er konnte aufs überzeugendste dartun, dafs der Pilz
niemals normale Pflanzen befällt, sondern nur solche, welche bereits eine
1) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 1893, S. 24.
2),12 ec. X, Ss. 146;
DAN CFRIE SMEH!
438 III. E. Fungi imperfeecti.
weitgehende Schwächung zeigten. So wurden sie durch den Angriff von
Tylenchus vastatrix prädisponiert, ebenso durch abnorme Feuchtigkeit.
B. longibrachiatum (Oudem.) Maire scheint häufig in Gewächshäusern
aufzutreten und in der Wahl seiner Nährpflanzen nicht besonders
wählerisch zu sein. F. Rosen konnte bei einer von ihm beobachteten
Epidemie die Tatsache konstatieren, dafs sich der Pilz von jungen
Exemplaren von Blechnum brasiliense auf absterbende Teile benach-
barter Pflanzen verbreitete. Uber Bekämpfungsmafsregeln ist nichts
bekannt, doch scheint bei normaler Kultur der Pflanzen der Befall
verhindert werden zu können.
Die Gattung Asperg:llus Mich. (Fig. 58, 5) beherbergt zwar nur sapro-
phytische Arten, doch scheinen die fruchtbewohnenden Spezies A. ficum
(P. Henn.) Wehm. und 4. Phoenicis (Corda) Lindau die Feigen und
Datteln vielleicht schon vor dem Abnehmen vom Baume zu befallen.
Durch die schwarzen Sporenmassen werden die Früchte ungeniefsbar
und in ihrem Handelswert herabgesetzt. Uber Fruchtfäule verursachende
Arten von Aspergillus und Penieillium vgl. S. 182.
Ausschliefslich parasitische Arten beherbergt die Gattung Ovularia
Sacc. (s. Fig. 58, 4). Das Mycel wuchert im Gewebe des Blattes oder des
Stengels und entsendet meist zu den Spaltöffnungen heraus ein Büschel von
kurzen, aufrechten Fäden, die an ihrer Spitze einzellige, meist eiförmige,
hyaline Konidien bilden. Wenn an der Spize eine Konidie gereift ist,
so wächst der Scheitel seitlich weiter, übergipfelt die erste Konidie
und bildet eine neue. Wenn dieser Vorgang mehrmals erfolgt ist, so
erscheint der obere Teil des Trägers mit Knicken und Vorsprüngen
versehen. Vielleicht gehören die Ovularien zu Mycosphaerellen oder
ähnlichen Ascomyceten. Von der grofsen Zahl von Arten möchte ich
nur wenige hervorheben, soweit sie auf Kulturpflanzen vorkommen;
aber auch wildwachsende Pflanzen leiden oft in auffälliger Weise unter
dem Angriff dieser Parasiten.
Auf Rumex hymenosepalus, der als Canaigre bekannten Farbstoff-
pflanze, kommt 0. canaegricola P. Henn. vor. Der Pilz verursacht
Blattflecken von bräunlicher Farbe, die im Zentrum fast weifs, am
Rande gelbgrünlich sind. Die Blätter gehen bei starkem Befall bald
zugrunde, und die Farbstoffproduktion leidet ungemein. Auf kultivierten
Viera-Arten kommen mehrere nahe verwandte Vertreter der Gattung
vor, wie O. Vieiae (Frank) Sacce., O. Velliana Magn. usw., doch scheint
der angerichtete Schaden nicht besonders grols zu sein. Auf den
Limonienfrüchten wird in Sizilien eine als „Ruggine bianca“ be-
zeichnete Krankheit beobachtet, wodurch die Früchte wie mit einem
graugelblichen Firnis überzogen erscheinen. Die Fruchtschale wird
unregelmäfsig gefeldert und schuppt stellenweise ab. Nach der Art
der Konidienträgerbildung handelt es sich um eine Ovularia, die von
Brıosı und Farnerı!) als O. Oitri bezeichnet wird. Nähere Nachrichten
über den Schaden oder die Bekämpfung stehen noch aus. Aufser den
genannten Arten finden sich andere auf Primeln, Oxalis, Kürbis usw.,
die aber zu wenig bekannt sind, als dafs sie der Besprechung wert
wären.
Die Gattung Bolrytis Mich. ist bei Sclerotinia S. 293 ff. bereits aus-
führlich behandelt worden, so dafs es sich hier erübrigt, nochmals
darauf einzugehen.
!) Sopra una grave malattia che deturpa i frutti del limone in Sicilia in Boll.
di Entomol. agr. e Patol. veget. IX, n. 12.
Mucedinaceae.
Häufig mit Monilia fimicola verwechselt wird Verticilliopsis infestans
Cost., ein Pilz, der auf den Champignonkulturen weilse mehlartige
UÜberzüge bildet und einen ziemlichen Schaden verursacht. Die Krank-
Ü I > x
$
NA
(
})
Fig. 58. Mucedinaceae.
1 Cephalosporium Aeremonium Corda, a. Konidienträger, b. Konidienköpfehen, stärker vergröfsert.
2 Botryosporium pulchrum Corda. 3 Aspergillus niger Micheli. 4 Ovuluria eircumseissa Sorok. 5 Cephulo-
theeium roseum Corda. 6 Vertierllium alboatrum Reinke et Berthold, Konidienträger aus einem Haar der
Kartoffel hervorwachsend. 7 Mycogone roscna Link. 8 Ramnularia Armoraeciae Fuck. (I, 5, $ nach
SACCARDO; 2, 7 nach Corpa; 3 nach KErNER; 4 nach Soroxrın; 6 nach REINkE u. BERTHOLD.)
heit wird als Faux-plätre bezeichnet und ist bis jetzt wenig bekannt
geworden.
Unter den Hyalodidymae wäre zuerst die Gattung Trichothecium
Link zu erwähnen, deren Art T. roseum (Bull.) Link eine Bitter-
440 III. E. Fungi imperfecti.
fäule von Früchten erzeugt!). Sie ist bei Pflaumen, Birnen, Apfeln
(Baldwin fruit spot genannt), Apfelsinen, Kirschen u. a. beobachtet
worden, und der Pilz wurde auch auf Taumelgetreide von WOoRrONIN und
bei der Brusone-Krankheit der Reispflanze von Cavarı gefunden. Das
Fruchtfleisch wird durch das Mycel faulig und nimmt einen bittern
Geschmack an. Im feuchten Raum finden sich auch die zarten Konidien-
träger, welche einen feinen hellrötlichen Anflug bilden. Sie erzeugen
an der Spitze eine birnförmige, zweizellise Konidie, die bei üppiger
Ernährung beiseite geschoben wird, wodurch schliefslich ein Konidien-
köpfchen entsteht (Typus der Gattung Cephalotheeium. Fig. 58, 5). IWANoFF
fand den Pilz auch auf Haselnüssen und Samen von Pinus VGembra und
impfte erfolgreich die Konidien auf Obstfrüchte über. Der Umstand,
dafs der Pilz sonst gewöhnlich auf modernden pflanzlichen Stoffen,
Papier, Mist u. dergl. vorkommt, läfst vermuten, dafs es sich bei der
Fruchtfäule nur um einen Fall von gelegentlichem Parasitismus handelt,
der durch besondere äufsere Zustände vorbereitet wird.
Die Gattung Bhynchosporium Heinsen?) erzeugt bei Roggen,
Gerste und Weizen braune Flecken auf den Blättern und bildet
ihre Konidienträger in Form eines weifslichen Anfluges aus. Die
Träger verzweigen sich unregelmäfsig gablig und erzeugen an der Spitze
hintereinander etwas birnförmige, längliche, zweizellige Konidien. Bisher
ist der Schädling trotz seiner weiten Verbreitung in Deutschland noch
wenig beachtet worden; es dürfte aber gut sein, ıhn weiter zu studieren.
Eine wichtige Gattung ist Mycogone Link (Fig. 58, 7), welche fast aus-
schliefslich auf Hutpilzen schmarotzt und ihre Lamellen oder Röhren
derartig verbildet, dafs die Sporenbildung völlig unterdrückt wird. Von
mehreren Arten ist wahrscheinlich gemacht worden, dafs sie als Chlamydo-
sporenstadien zu Hypomyces gehören; interessant ist nun, dafs in den
selben Entwicklungskreis noch Konidienträger gehören vom Typus von
Vertieillium (Fig. 58, 6) mit einzellisen Konidien oder Diplocladium mit
zweizelligen Konidien. Gewöhnlich geht dieses Konidienstadium der
Mycogonegeneration voraus, während erst ganz zuletzt die Schlauch-
form erscheint. Die konidientragenden Fäden sind unregelmäfsig ver-
zweigt und tragen an Seitenästen die zweizelligen Sporen, die aus zwei
etwa kugligen Teilzellen bestehen, deren obere meist höckerig und
rötlich, gelblich oder bräunlich gefärbt ist, während die untere hyalın
und glatt erscheint. Die wichtigste Art ist M. perniciosa Magnus, die
in den französischen Champignonzüchtereien die als Möle bekannte,
gefürchtete Krankheit hervorruft?). Die befallenen Champignons werden
in ihrer Entwicklung behindert, indem die Stiele und Hüte eine spon-
giöse Beschaffenheit annehmen und häufig eine Scleroderma-artige Form
zeigen. Der Schaden, der durch diese Krankheit angerichtet wird, ist
allein für die Pariser Züchtereien jährlich auf etwa 1 Mill. Fr. geschätzt
worden. Zur Verhütung wird mit Erfolg eine 2° oige Lysollösung an-
gewendet, mit der die Betten der Kulturen und die Erde sorgfältig
sterilisiert werden müssen; bei feuchten Kellern ist eine zweimalige Vor-
'!) Vgl. K. S. Iwaxorr, Über Trichothecium roseum, als Ursache der Bitter-
fäule an Früchten in Zeitschr f. Pflanzenkrankh. XIV, 1904, S. 36.
?) Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rhynchosporium gramintcola in
Jahrb. d. Hamburg. Wiss. Anst. 1901.
®) Vgl dazu 1 Arbeiten von Cosrantın, Durour, MArrucnor u. Deracroıx, die
in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 310; IV, 251; V, 184; VI, 23; XIII, 234 be-
sprochen sind.
Mucedinaceae. 441
nahme der Operation notwendig. Es empfiehlt sich auch, parasitenfreie,
künstlich herangezüchtete Brut zum Belegen der Beete zu verwenden.
Unter den Hyalophragmiae gibt es eine ganze Anzahl von
parasitischen Gattungen, wie Septocylindrium und Cercosporella, die auch
Vertreter auf Kulturpflanzen haben. Sie sind aber vorläufig zu wenig
bekannt und beachtet, als dafs ich sie hier berühren möchte. Wichtiger
ist dagegen Piricularia Oryzae Cav., welche als die Ursache der als
Brusone bezeichneten Krankheit der Reispflanze in Südeuropa
angesehen werden mufs'). Zuerst zeigen die Pflanzen ein üppigeres
Wachstum, dem aber nach einigen Tagen bereits Erschlaffungs-
erscheinungen folgen. Die Blätter und Halme bekommen gelbe, später
sich bräunende Flecken; auch der Blütenstand wird gelb und enthält
nur höchst selten fruchtbare Blüten. Am obersten Halmknoten, wo
der Blütenstand abzweigt, entsteht eine gelbe, ringförmige Stelle, die
allmählich dunkler bis tiefbraun wird. Die Konidien des Schädlings,
die auf der Wasseroberfläche schwimmen, gelangen gerade zu der Zeit,
wo der Blütenstand aus dem Wasser hervortaucht, auf den Halm und
keimen aus. Das Mycel dringt in der Nähe der kurzen Scheidchen,
die sich am Knoten befinden, in das Innere ein und entwickelt sich
besonders reichlich im Phloemteil der peripher gelegenen Gefäfsbündel.
Die Konidienträger entwickeln sich in den Achseln zwischen Halm
und Scheide, indem sie zu den Spaltöffnungen hervorwachsen. Jeder
Träger erzeugt an der Spitze eine oder zwei umgekehrt birnförmige
Konidien, die dreizellig sind. Die Krankheit richtet vielen Schaden
an, läfst sich aber vorläufig nicht durch besondere Mittel bekämpfen.
Wir kommen nun zur Gattung Ramularia Ung., welche in ihrer
äufseren Formgestaltung etwa der Gattung Ovularia entspricht, nur
sind die Konidien mehr zylindrisch oder länglich und werden durch
Teilungswände in zwei oder noch mehr Zellen geteilt. Unter ihren
Arten finden wir sehr viele, welche auf Kulturpflanzen Blatterkrankungen
erzeugen. Auf R. Tulasnei ist bereits auf S. 239 eingegangen worden.
Auf den Blättern des Spinates erzeugt R. Spinaciae Nijp. Flecken,
die oberseits blafs, unterseits braun gefärbt sind. Auf Zuckerrüben
findet sich R. Betae E. Rostr. in weiter Verbreitung. Die Flecken sind
kreisrund, klein, grünlich, werden dann grauweifs und erhalten einen
roten Rand; über den Schaden scheint noch nichts Näheres bekannt zu
sein. R. Armoraciae Fuck. (Fig. 58, 8) schädigt die Meerrettichkulturen.
Die Blätter erhalten ungefähr kreisförmige, bräunliche, zuletzt weils
werdende Flecken. Unterseitig wachsen die Konidienträger in Büscheln
aus den Spaltöffnungen heraus und bilden einen feinen weifsen Über-
zug. Bei starkem Befall sieht das Blatt weifsscheckig aus und stirbt
sehr bald ab. Der durch den geringen Wurzelansatz angerichtete
Schaden ist in feuchten Jahren oft nicht unbedeutend. Auf Geranium-
Arten, die in den Gärten kultiviert werden, trifft man nicht selten
R. Geranit (West.) Fuck., das die Blätter durch Abtötung der Segmente
oder grofser Flächen unansehnlich macht. R. lactea (Desm.) Sacc. kann
den Gartenveilchen und Stiefmütterchen durch Zerstörung
der Blätter Schaden zufügen und die Blütenproduktion herabsetzen.
Auf Reracleum Sphondylium tritt in den Gärten nicht selten R. Heraclei
(Oud,) Sacc. auf und verursacht eckige, weifse, trocken werdende
') Vgl. Ferrarıs, Il brusone del riso e la Piricularia Oryzae in Malpighia XVII
S. 129.
442 III. E. Fungi imperfecti.
Flecken. Auch auf Pastinak und Sellerie kommen Ramularien
vor, die aber noch wenig bekannt sind. Eine in Südfrankreich viel
Schaden verursachende Artischockenkrankheit hat E. PrırLırux ?)
näher studiert. Die Blätter bekommen zahlreiche rundliche, graue
Flecken, die mit einem weifsen Überzug bedeckt erscheinen und sich
so vergröfsern, dafs bald das ganze Blatt davon bedeckt wird und ver-
trocknet. Infolge des Blattabsterbens können die Wurzeln nicht mehr
die zahlreichen Köpfe ernähren, und das Abtrocknen der letzteren hat
einen bedeutenden Verlust für den Züchter im Gefolge. Die Konidien-
träger der R. Oynarae Sacc. tragen zylindrische, meist mehrzellige
Konidien. Wenn der Sommer trocken ist, so wird das Fortschreiten
des Ubels gehindert, während bei feuchter Witterung das Verderben
der Pflanzen schnell fortschreitet.
Dematiaceae.
Die Formen der D. wiederholen in vieler Beziehung die der vor-
hergehenden Untergruppe, nur dafs die Mycelien und Konidien dunkel
gefärbt sind.
Von den Gattungen Torula Pers. (Fig. 59, 1) und Hormiscium Kunze
finden sich viele Arten auf lebenden Blättern und Astchen, indem sie
schwarze, rufstauähnliche Uberzüge bilden. Dafs sie nicht ganz ohne
Einflufs auf die Nährpflanze sind, erscheint mir zweifellos; aber die
Lebensgeschichte dieser Formen ist zu wenig bekannt, um sie hier
näher behandeln zu können.
Auf Weizen findet sich nach Cavara?) als Parasıt Acremoniella
occulta Cav. Das Mycel kommt in der Markhöhle des Halmes vor und
bildet lockere, weilse Schimmelrasen, welche nach aufsen dünne Konidien-
träger produzieren, deren grünlich gefärbte Aste akrogen eine braune,
kuglige oder ellipsoidische Konidie tragen. Eine ganz ähnliche Art,
A. verrucosa Togn., hat F. Toscnını ebenfalls auf Weizen in Oberitalien
beobachtet. Genaueres über den Parasitismus beider Arten wissen wir
nicht.
Als Ursache einer Braunfleckigkeit der Gerste hat H. BruHxe?)
das Hormodendron Hordei Bruhne nachgewiesen, das braune, längliche
Flecken verursacht, auf denen die einfachen Konidienträger gebildet
werden. Die Konidien hängen kettenförmig zusammen und zeigen
ellipsoidische bis längliche Gestalt (s. Fig. 59,7). In der Regel besitzen sie
ein rauhes Epispor, doch kommt häufig in der Kultur auch ein Schwinden
der Granulierung zustande. Der Pilz ist ursprünglich ein Saprophyt,
denn er läfst sich leicht in künstlicher Kultur züchten, und hat auifser-
ordentlich resistente Sporen. Die Infektion der Felder beginnt stets
in der Nähe von Schutt- und Müllhaufen und schreitet erst von da
mit günstiger Witterung schnell vorwärts. Befallen wird aufser der
Gerste nur Hordeum murinum. Zur Bekämpfung würde es demnach ge-
nügen, wenn die Schutthaufen von den Feldern entfernt werden oder
in ihrer Nähe keine Gerste gebaut wird und wenn aufserdem Hord.
murinum möglichst auf den Feldern beseitigt wird. Neuerdings hat
sich herausgestellt, dafs die Flecken auf den Blättern von Gerste in
!) Maladie des Artichauts produite par le Ramularia Cynarae in Bull. Soc.
Myc. France VIII, 1892, S. 144.
>) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 24.
?) Zopf, Beitr. IV, 1894.
Dematiaceae. 443
der Nähe der auf die Felder gefahrenen Haufen von Straisenkehricht
nicht durch den Pilz hervorgerufen werden. Diese sind vielmehr An-
zeichen einer nicht parasitären Ernährungsstörung (Nekroseflecken) und
die mehrfach, aber nicht immer stattfindende Pilzansiedlung eine
sekundäre Erscheinung.
Eine besonders merkwürdige Gattung ist Thielaviopsis Went!),
(s. Fig. 59, 2) deren Art T. paradoxa (de Seyn.) v. Höhn. die sogenannte
Ananasziekte des Zuckerrohrs verursachen soll. Der Pilz bildet an
aufrechten Seitenzweigen einfache, oidienartige, braune Konidienketten
und daneben auf ähnlichen Asten hyaline Büchsenkonidien, welche in
ihrer Form nur wenig von den anderen abweichen. Wie v. HöRNEL nach-
wies, führen beide Typen sich auf die Büchsenkonidien zurück, da
alle Übergänge zwischen ihnen vorkommen. Äufserlich ist an den er-
krankten Zuckerrohrstengeln nicht viel zu sehen; macht man aber
Längsschnitte, so finden sich einzelne Gefälsbündel rot gefärbt. Diese
Rotfärbung nimmt zu und macht schliefslich einer Schwarzfärbung
Platz, die sich auf die ganze Mittelpartie des Stengels erstreckt. Das
Charakteristikum der Krankheit ist der ananasartige Geruch, den der
angeschnittene Stengel entsendet Da der Pilz auch als Saprophyt auf
Ananasfrüchten und Kokosnüssen gefunden worden ist, so steht zu
vermuten, dafs er zu den Gelegenheitsparasiten gehört und wohl nur
unter besonderen Umständen eine parasitische Lebensweise annimmt.
Eine spezifische Bekämpfung der Krankheit kennt man nicht.
Unter der Phaeodidymae wäre in erster Linie die interessante
Zn Oycloconium Cast. zu erwähnen, deren einzige Art O, oleagimum
Cast. (Fig. 59, 5) ein gefährlicher Parasit auf den Blättern des Ölbaumes
in Italien und Südfrankreich ist. Über den Bau und die Entwicklung sind
wir durch eine Arbeit von G. BoyEr?) gut unterrichtet. Die Blätter be-
kommen rundliche, schwärzliche Flecken, die sich allmählich zentrifugal
vergröfsern und meist auf der Oberseite hervortreten. Wenn sich zwei
Flecken berühren, so geht die rundliche Form oft in eine polygonale
über, und häufig bilden sich an den Berührungslinien schwarze Rand-
säume. Im Jugendstadium sind die Flecken rein schwarz, später be-
stehen sie aus drei in der Färbung etwas verschiedenen Zonen, deren
äufserste vom sterilen Mycel, deren mittlere von den reifenden
Trägern und deren innerste von den völlig reifen Konidien und -trägern
eingenommen wird. Das Mycel sitzt nicht im Blattgewebe, sondern in
der kutikularen Schicht der Epidermis, von wo aus nur sehr selten
einige Fäden bis zwischen die Epidermiszellen laufen. Während am
Rande eines Fleckens das Mycel einschichtig ist, wird es gegen die
Mitte zu mehrschichtig und bildet ein zelliges Gewebe, das die Kuti-
kula emporhebt und die Epidermiszellen zusammendrückt. An diesem
Mycel entstehen in ganz unregelmäfsiger Verteilung kurze Ästchen, welche
die Kutikula durchbohren und an der Oberfläche des Blattes zu einer
kleinen Blase anschwellen. Diese erst stellt den eigentlichen Konidien-
träger dar und bildet mehrere Konidien von umgekehrt kommaförmiger
Gestalt. Obgleich die Krankheit scheinbar keinen besonders grofsen
Schaden anrichtet, ist sie für die Pflanze sicherlich nicht oleicheültig,
1) Vgl. Warker en Went, De Ziekten van het Suikerriet, S. 44; Howarp in
Ann. of Bot. REV-IT;. 873.
2) Recherches sur les maladies de l’olivier; le Cyeloconium olcaginum in Journal
de Botan. V, 1891, S. 434.
444 III. E. Fungi imperfecti.
denn unter Umständen kann bei zeitigem Befall im Frühjahr das ganze
Laub im Sommer schon vernichtet sein. Nach den Beobachtungen
italienischer Forscher!) werden auch die Früchte und die jüngeren
Zweige befallen und zwar je mehr, in je tieferen und feuchteren Lagen sich
der Standort der Bäume befindet. Auch die verschiedenen Varietäten
zeigten sich nicht in gleicher Weise empfänglich. Zur Bekämpfung hat
man die Bespritzung mit Bordeauxbrühe angewandt, aber bisher ist
über positive Erfolge nichts verlautet. Von mehreren Forschern wird
der Pılz als sekundäre Ansiedlung auf Bäumen bezeichnet, welche schon
durch anderweitige Ernährungsstörungen gelitten haben.
Die Gattung Fusieladium Bon. ist bereits auf Seite 249 ff. bei ihrer
Schlauchform Venturia behandelt worden. Ich möchte hier nur noch
wenige dort nicht genannte Spezies erwähnen. Auf den Blättern von
Salix-Arten ist F. saliciperdum (All. et Tub.) Lind (= Septogloeum saliei-
perdum All. et Tub.) weit verbreitet und gehört zu Venturia chlorospora.
Auf Buchweizenblättern findet sich F. Fagopyri Oudem. Auf
Kirschen, Pfirsichen und Früchten wilder Prunus-Arten wächst
F. Cerasi (Rabh.) Sacc. (= F. carpophilum (v. Thüm.) Oudem). Junge
Leinpflanzen in Belgien zeigten eine Verfärbung und Absterben durch
F. Lini Sor., Umbelliferen werden von F. depressum (Berk. et Br.) Sacc.
befallen. Der letztgenannte Pilz soll zu Phyllachora als Konidienstadium
gehören.
Es schliefst sich hier eine Reihe formverwandter Gattungen an, von
denen Scolicotrichum Kze. am bekanntesten ist. Die Konidienträger stehen
dicht rasig beisammen, aber das Mycel auf dem Blatt zeigt nicht das dendri-
tische Wachstum wie bei Fusicladium. Die Konidien werden einzeln
akrogen erzeugt und stehen durch Fortwachsen des Scheitels auch seitlich ;
sie sind bei der bekanntesten Art $. graminis Fuck. (Fig. 59, 4) umgekehrt
eiförmig bis länglich umgekehrt keulig, grünbraun und mit ein oder
drei Scheidewänden versehen. Die genannte Art wächst auf Gramineen
und befällt in der forma Avenae Eriks. den Hafer. In Südschweden
hat dieser Pilz bedeutenden Schaden angerichtet, aber wohl mehr infolge
von unvorteilhaften Bodenverhältnissen. Auf Melonen und Gurken
wurde von PrisLieux und Deracroıx?) das 8. melophthorum beobachtet.
Die Stengel, Blätter und Früchte bekommen braune, sich ausdehnende
Flecken, auf denen als grüner Schimmel die Konidienträger entstehen.
Der Verlust, der durch das Verderben der Früchte entsteht, ist ziem-
lich bedeutend, ohne dafs bisher Gegenmittel bekannt wären.
Wir kommen nun zur Gattung Cladosporium Link, zu der der allbe-
kannte Saprophyt ©. herbarum (Pers.) Link (Fig. 59,5) gehört. Die Konidien-
träger stehen meist auch büschelförmig zusammen, namentlich bei den rein
parasitischen Arten und zeigen knorrige Verbiegungen, die durch das
Hin- und Herwachsen des Scheitels entstehen. Die meist eiförmigen
oder länglichen Konidien besitzen ein oder mehrere Scheidewände und
sprossen häufig nach dem Abfallen oder auch noch beim Ansitzen aus.
Einer der häufigsten Schimmelpilze auf pflanzlichen Abfallstoffen ist
Oladosporium herbarum, das mit seinen grünbraunen Schimmelrasen oft
erofse Flächen bedeckt. Man hat den Pilz früher ganz allgemein für einen
ı) Vgl. Vensucenr, Il vaiuolo dell’ olivo in Boll. di Entomol. agrar. e Pat. veget.
V, 1898, S. 85.
?2) La Nuile, maladie des Melons, produite par le Scolicotrichum melophthorum
in Bull. Soc. Mycol. France VII, 1891, S. 218.
Dematiaceae. 445
harmlosen Saprophyten gehalten, bis speziellere Untersuchungen zeigten,
dafs erals „Schwächeparasit“ die Ursache vonSchwärzekrankheiten bei
vielen Kulturpflanzen ist. Sehr häufig tritt die Schwärze bei Erbsen auf,
deren Blätter gelbe oder braune Flecken zeigen, auf denen die Konidien-
träger sich bilden. Die Pflanzen kränkeln und vertrocknen von unten
nach oben hin, nachdem sie noch spärlich Blüten hervorgebracht haben.
Das Mycel sitzt im Blattgewebe und zerstört das Chlorophyll. Bei
älteren Pflanzen können auch die Hülsen befallen und zerstört werden.
Gelegentlich wurde die Schwärze auch bei Mohnköpfen beobachtet,
und A. KosmanL!) wies nach, dafs junge Pflänzchen von Pinus rigida
durch das Oladosporium zum Absterben gebracht wurden. So hat Cavara
auch bei Himbeeren, Oycas, Agaven und anderen Gartenpflanzen ähn-
liche Beobachtungen gemacht. Wichtiger äls dies mehr gelegentliche
Vorkommen ist aber die Schwärze der Getreidearten, die unter
Umständen beträchtlichen Schaden anrichten kann. Diese Krankheit
tritt hauptsächlich dann auf, wenn das reife Getreide noch einige Zeit
auf dem Halme stehen mufs, ehe es gemäht werden kann. Dann be-
decken sich die Halme, Blätter und die Ahren mit kleinen, schwarzen,
unregelmäfsig ausgedehnten Flecken, die von dem Mycel und den
Konidienträgern des Pilzes gebildet werden. Bisweilen aber findet der
Befall schon unmittelbar nach der Blüte statt, und die Blätter bekommen
dann gelbe Flecken, die von der Basis beginnen und nach der Spitze
zu fortschreiten. In solchen Fällen findet ein Eindringen des Mycels
statt, indem die Fäden bald zu einer Spaltöffnung, bald zwischen zwei
Epidermiszellen eindringen. Viel seltener erfolgt die Infektion schon bei
den jungen Pflanzen, die dann überhaupt nicht zur Blütenbildung kommen.
G. Loprıore ?) hat Infektionsversuche bei jungen Weizenpflänzchen an-
gestellt und gefunden, dafs das zu einer Spaltöffnung oder einer Zell-
lücke eingedrungene Mycel sich im Innern des Halmes weiter ver-
breitet; die Pflanzen entwickelten sich nur kümmerlich bis zur Blüten-
bildung.
E. Janczrwskı?) hat demgegenüber nur dann Erfolge bei der In-
fektion erzielt, wenn er sie ın der kalten Jahreszeit vornahm. Auf
gesunde, kräftige Blätter dagegen konnte er die Krankheit nie über-
tragen ; ebensowenig liefsen sich die Keimpflanzen infizieren, wenn die
Körner gleichzeitig mit Konidien und Mycel ausgesät wurden. Diese
und die Erfahrungen anderer Beobachter zeigen aufs deutlichste, dafs
Cladosporium herbarum nur ein Gelegenheitsparasit ist, der nur dann in
die Pflanze eindringen kann, wenn durch äufsere Umstände eine
Schwächung der Organe eingetreten ist. Darum werden welkende
Blätter oder die überreifen Pflanzen stets einen geeigneten Nährboden
für den Pilz abgeben. Der schwarze Überzug findet sich besonders
häufig auf den Ahren und verschont auch die Körner nicht. Derartiges
mit Pilzwachstum behaftetes Kornmaterial hat man vielfach untersucht,
um festzustellen, von welchen Pilzen die üblen Nachwirkungen her-
rühren, die mit solchem „Taumelgetreide“ verbunden sind. Die
Untersucher, darunter Worontn, .JJanczEwskı haben fast stets auch
Cladosporium gefunden; aber es scheint, als ob dieser Pilz für die
!) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. X, S. 422.
2) Die Schwärze des Getreides in Landwirtsch. Jahrb. XXIII, 1894.
3) Recherches sur le Cladosporium herbarum et ses compagnons habituels sur
les cereales in Bull. de l’Acad. Ei Sci. de Cracovie, 1894, Juni.
446 III. E. Fungi imperfecti.
schädigenden Wirkungen nicht verantwortlich zu machen ist; denn
LorriorE hat durch Fütterungsversuche erwiesen, dafs solche Körner
ungiftig sind. Es ist notwendig, noch einiges über die Entwicklung des
Schwärzepilzes zu sagen. Man nahm früher an, dafs er als Konidienform zu
Pleospora gehöre; dann brachten verschiedene Forscher, wie LAURENT
und LoPRIoRE, auch das Dematium pullulans (Fig. 59, 6) in den Entwicklungs-
kreis hinein, endlich tauchte die Vermutung auf, dafs eine Leptosphaeria
als Schlauchform dazu gehöre. Durch die erwähnten Untersuchungen
Janczewskıs haben alle diese Vermutungen ihre Lösung gefunden. Die
Vielgestaltigkeit der Konidienträger ist aufserordentlich grofs, aber als
besonderer Typus des Trägers läfst sich nur noch das sogenannte
Hormodendron eladosporiordes Sacc.(Fig.59,7) unterscheiden. Die Konidien
und ebenso die Mycelien können Dauerzustände eingehen, bei denen die
Membran dreischichtig und ziemlich dick wird. Als Schlauchform fand
sich Myecosphaerella Tulasnei.
Zur Verhütung der Schwärzekrankheit läfst sich vorläufig nur wenig
tun. Bekannt ist bisher, dafs gewisse Hafersorten!) ziemlich immun
sind, so dafs bei Auswahl der Sorten darauf Rücksicht genommen
werden kann. Auf den feuchteren Teilen der Acker oder in der Mitte
der Stücke findet ein stärkerer Befall statt als am Rande; ebenso be-
günstigt sehr dichter Stand der Pflanzen, schwerer Tonboden mit dicker
Humusschicht, sehr stickstoffhaltiger Dünger usw. den Ausbruch der
Krankheit. Auch die Witterungsverhältnisse spielen eine Rolle, denn
erntereifes Getreide schwärzt sich um so schneller und intensiver, je
feuchter es ist.
Auf Gurken- und Kürbispflanzen tritt ©. cucumerinum El. et
Arth. (©. eueumeris Frank) auf. Meistens findet sich der Pilz auf den
Früchten, die oft schon in den ‚Jugendstadien befallen werden. Sie
bekommen braune, faulige Flecken, an denen gewöhnlich gummiartige
Schmelzungsprodukte der Gewebe austreten. Die Ernte wird dadurch
völlig vernichtet. In Nordamerika ist der Schädling auch an den Blättern
aufgetreten, wo er ebenfalls dunkelbraune, faulende Flecken hervorruft.
Bespritzen mit Bordeauxbrühe hilft nicht, da die Sporen nach den Be-
obachtungen Franks?) selbst nach zweistündigem Verweilen in einer
2 P/oigen Lösung noch auskeimten. Verwandt ist die Krankheit mit
einer durch Corımespora Mazei Guss. (Oercospora Melonis Cooke) hervor-
gerufenen Schwärze. die namentlich den jungen Gurken in den Treibereien
Englands gefährlich wird.
Ein gefährlicher Feind der Tomaten ist ©. fulvum Cooke®). Die
Krankheit trat zuerst in Nordamerika in gröfserem Umfange auf und
zeigte sich auch in Frankreich, England und Italien in sehr schädlicher
Weise. Die Blätter der Tomaten bekommen gelbe, später braun
werdende Flecken in den Winkeln zwischen Haupt- und Nebenrippen ;
auf der Unterseite der Flecken treten die braunen Konidienträger in
dichten Rasen auf. Da die Zahl der Flecken und ihr Umfang sich
!) Vergl. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IV, 146.
®) Über ein parasitisches Cladosporium auf Gurken in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankh. III, 1893, S. 30; ferner R. Avernorv, Cladosporium und Sporidesmium auf
Gurke und Kürbis, ebenda VI, 72.
3) Vgl. Prirnıeux et Deracroıx, Sur une maladie des Tomates produite par le
Cladosporium fulvum in Bull. Soc. Mye. France VII, 1891, S. 19, und L. Pıxwoccnna,
a degli ortaggi: pomodoro in Boll. di Entomol. agrar. e Patol. veget. VII,
1900, S 98.
Dematiaceae. 447
stetig vergröfsern, so verderben die Blätter sehr bald, und die ganzen
Pflanzen welken. Der Fruchtansatz wird dadurch fast vollständig unter-
drückt. Als Gegenmittel wird wiederholtes Beschwefeln und Anwendung
von Bordeauxbrühe empfohlen; aber bisher scheinen mit diesen Mitteln
keine Erfolge erzielt worden zu sein.
©. condylonema Passer. ist an lebenden Blättern von Prunus do-
mestica ın Norditalien und an überwinterten Blättern von Kirsch- und
Aprikosenbäumen in Schlesien beobachtet worden; es scheinen aber
besondere Umstände ın Betracht zu kommen, wenn der Pilz zum Para-
siten werden soll.
Auf Crtrus, namentlich ©. bigaradia, wurde in Florida ein Cladosporium
beobachtet!), das auf Blättern und Früchten eine Art Krätze erzeugt.
Es erscheinen kleine warzige Auswüchse, die oft zusammenfliefsen, sich
schliefslich mit den Konidienrasen bedecken und schwarz werden.
Bei feuchtem Wetter breitet sich die Krankheit schnell aus. Bordeaux-
brühe tötet zwar den Pilz, schädigt aber auch die Pflanzen.
Unter den Phaeophragmiae wäre in erster Linie die Gattung
Olasterosporium Schwein. zu erwähnen. Die Konidien entstehen einzeln
an kurzen Seitenzweigen des Mycels und zeigen längliche Gestalt. Sie
sind dunkel gefärbt und besitzen stets mehr als zwei Zellen. Die
meisten Arten leben als harmlose Saprophyten; zu erwähnen wären als
Parasiten nur ©. glomerulosum Sacc. und ©. carpophilum (Lev.) Aderh.
(Fig. 59, 8). Die erstgenannte Art bewohnt die Nadeln des Wachholders.
Das Mycel wächst interzellulär und bringt die Nadeln unter Bräunung zum
Absterben. Viel göfährlicher ist C. carpophilum (O. Amygdalearum Sacc.,
Coryneum Beijerinckii Oud.), der Erreger der Dürrfleckenkrankheit
und eines Gummiflusses bei den Steinobstarten. R. ApkrnuoLp?)
hat die Krankheit genauer untersucht und besonders die Beziehungen
zum Gummiflufs studiert. Auf den Blättern bildet der Pilz runde
Flecken in grofser Zahl, welche ausfallen und dann das Blatt wie von
einem Schrotschufs durchlöchert erscheinen lassen. Die Blätter werden
dadurch so geschädigt, dafs sie vorzeitig abfallen. Bei der Kirsche
wurde auch der Befall der Blattstiele beobachtet, wodurch ebenfalls
ein frühzeitiger Blattfall verursacht wird. Die Zweige leiden seltener,
nur der Pfirsich zeigt diese Form der Erkrankung nicht selten. Die
Früchte werden in jedem Altersstadium, namentlich gegen die Reife
hin, befallen und zeigen dann schorfartige Bildungen. Aprrnorp hat
nicht blofs erfolgreiche Impfungen von einem Organ auf das andere
gemacht, sondern auch die Krankheit von einer Steinobstart auf andere
übertragen; dadurch wird der einwandfreie Beweis geliefert, dafs es
allein der erwähnte Pilz ist, welcher die Krankheit verursacht. Bei
Übertragungen auf Zweigwunden trat stets nach einiger Zeit Gummi-
bildung ein, wenn die Verletzung bis zur jüngsten Rinde oder dem
Kambium reichte. Wie man sich die Einwirkung des Mycels bei dem
Gummiflufs vorzustellen hat, ist allerdings noch nicht geklärt, denn es
zeigte sich die auffällige Tatsache, dafs durchaus nicht immer an den
Herden der Gummibildung Mycel sich findet und andererseits der Pilz
auf den Blättern keine Gummosis erzeugt. Wie weit etwa ferment-
!) Vgl. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VII, 104.
?) Uber die Sprüh- und Dürrfleckenkrankheit des Steinobstes in Landwirtsch.
Jahrb. 1901, und Über Olasterosporium carpophilum und die Beziehungen desselben zum
Gummiflusse des Steinobstes in Arb. Biol. Abt. f. Land- und Forstw. II, 1902, Hett 5.
Fig. 59. Dematiaceae.
I Torula herbarum Link. 2 Thielaviopsis ethaceticus Went, a Konidienträger, b Konidienträger mit Büchsen-
konidien. 3 Cyeloconium oleaginum Cast., Querschnitt durch ein Ölbaumblatt mit Mycel in der Cuticula
und Konidien. 4 Scolieotrichum araminis Fuck. 5 Cladosporium herbarum (Pers.), Link, « Konidienrasen
auf einem Getreideblatt, b Konidien, c Scelerotium. 6 Dematium pullulans de By. 7 Hormodendron elado-
sporioides Sacc. 8 Clasterosporium carpophilum (Lev.) Aderh. 9a Alternaria Solani Sor., b. Alternaria tenwis
Nees. 10 Helminthosporium Avenae Briosi et Cav. 11 Keimende Helminthosporium-Spore mit frei werdenden
Tochterzellen. 12 Heterosporium gracile (Wallr.) Sace. 13- Cercospora Armoraciae Saee. 14 Stemphylium
piriforme Bon. (1, 4, 9b, 12, 13 nach SaccArno, 2 nach WARKER u. WeEnt, 3 nach Boyer, 5, 6, 7 nach
JANCZEWSKI, 8 nach ADERHOLD, 9a, 10, II nach SoRAUER.)
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Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
Privatdozent an der Universität Berlin Assistent am Naturhistor. Museum in Hamburg
herausgegeben
von
Prof. Dr. P. Sorauer,
Berlin.
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BERLIN.
VERLAGSBUCHHANDLUNG PAUL PAREY.
Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen.
SW., Hedemannstrasse 10.
1908.
Erscheint in etwa 20 Lieferungen ä 3 Mark.
Dematiaceae. 449
artige Stoffe vom Mycel abgeschieden werden, die eine Art Fern-
wirkung auf die Zellen ausüben, darüber müssen spätere Arbeiten Aus-
kunft geben. Als Bekämpfungsmittel wird Bordeauxbrühe empfohlen, LWRArY
die nicht blofs im Sommer, sondern auch im Winter zur Anwendung new vork
gelangen soll. Ob sich das Rückschneiden der Bäume empfiehlt, hängt
von der Heftigkeit des Befalles ab.
Die Gattung Stigmina Sacc. unterscheidet sich von Clasterosporium
hauptsächlich dadurch, dafs die Konidien in kleinen Bündeln zusammen-
stehen. Als Urheber einer schorfartigen Erkrankung der Aprikosen-
früchte in Italien und Frankreich hat Farner!) die $. Briosiana
Farn. nachgewiesen. Auf den kleinen Früchten zeigen sich graugrüne,
erhabene Flecken, welche sich später zu braunen, oft zusammenfliefsen-
den, im Zentrum grauen Schorfstücken entwickeln. Häufig fällt ein
solches Schortstück ab, und es bleibt dann ein blutroter Fleck zurück.
Das Mycel wuchert in den Oberhautzellen, und die Pflanze sucht durch
eine Korkschicht die erkrankten Partien zu isolieren. Wenn dies nicht
gelingt und die Hyphen tiefer eindringen, so reifsen die Früchte auf
und vertrocknen bald. Die befallenen Früchte besitzen einen bitteren
Geschmack und faulen bei Regenwetter sehr leicht.
Von der Gattung Ceratophorum Sacc. wäre C. setosum Kirchn. zu
erwähnen, das die Stengel und Blätter von jungen Pflänzchen von
Cytisus Laburnum und capitatus befällt. Es entstehen dunkle Flecken,
welche absterben und beiderseitig die Konidien tragen. Die Konidien
sind länglich, mehrzellis und besitzen an der obersten Zelle mehrere
lange hyaline Borsten.
Die zahlreiche Arten aufweisende Gattung Helminthosporium Link
(Fig. 59, 17) ist durch die meist ganz unverzweigten, starr aufrechten
Konidienträger, welche an der Spitze die langen, zylindrischen oder keuligen
Konidien tragen, ausgezeichnet. Erwähnenswert als Parasiten sind nur
wenige Arten. H. gramineum (Rabh.) Eriks. verursacht die Streifen-
krankheitder Gerstenblätter?). Estreten schmale, oftüber I cmlange
schwarzbraune Flecken an den Blättern auf, die anfangs noch mit einer
gelblichen, schmalen Zone umrandet sind. Da die Flecken sich schnell
vermehren und in der Längsrichtung sich vergröfsern, so werden die
Blätter welk und vergilben. Das Mycel des Pilzes wuchert im Innern
des Blattes und entsendet die einfachen Konidienträger nach aufsen ;
die Konidien sind hellbraun, länglich und sehen fast wie Phragmidium-
sporen aus. Aufser dieser Art befällt noch H. teres Sacc. die Gerste?).
Der Entwicklungsgang dieser Art ist aber ein anderer, denn während
die erstere vom Korn aus mit ihrem Mycel in die jungen Pflanzen ein-
dringt und vom Vegetationspunkt aus die Blätter infiziert, greift H. teres
nur das erste Laubblatt an und gelangt von da aus durch Neuinfizierung
späterer Blätter wieder bis zum Korn. Köurın Ravn hat diese Ver-
hältnisse in seiner Arbeit klargelegt. Impfungsversuche mit diesen
Arten von dem Gesichtspunkt aus, die zugehörige Schlauchform zu
BOT
UAR
!) Intorno ad una nuova malattia delle albicocche in Atti Ist. bot. Pavia
2 ser. VII, S. 2.
2) Vgl. Kırcnser, Braunfleckigkeit der Gerstenblätter in Zeitschr. f. Pflanzen-
e krankh. L, 8.4.
3) Vgl. F. Körrıs Ravn, Über einige Helminthosporium-Arten und die von den-
selben hervorgerufenen Krankheiten bei Gerste und Hafer in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankh. XI, S.1.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 29
450 III. E. Fungi imperfecti.
finden, hat H. DievickE !) angestellt. Seine Annahme, dafs H. gramineum
zu Pleospora trichostoma gehört, ist inzwischen von F. Noack?) bestätigt
worden. Die Sklerotien, die von Ravn und Hecke in künstlichen
Kulturen gezüchtet waren, wurden von NoAck in der Natur auf Gersten-
stoppeln gefunden. In ihnen bilden sich die Perithecien aus unter
noch nicht näher bekannten Bedingungen; bei hinreichender Feuchtig-
keit produzieren die Sklerotien Helminthosporium -Konidien. Auf
Hafer findet sich H. Avenae Br. et Cav. (Fig. 59, 10); die Entwicklung
verläuft wahrscheinlich analog der von AH. tere. Der Schaden, der
von den ersten beiden Arten angerichtet wird, kann unter Umständen
sehr bedeutend werden, wenn auch im allgemeinen das Auftreten
dieser Pilze nur sporadisch erfolgt. Besonders disponierend für den
Angriff der Parasiten scheinen die Temperatur während der Keimung,
die Saatzeit, die Varietät und wohl auch Feuchtigkeit und andere
klimatische Bedingungen zu sein. Im letzten Jahrzehnt trat die Er-
krankung häufiger auf und wurde in fast ganz Mittel- und Nordeuropa
sowie in Nordamerika festgestellt. Auf Roggen- und Weizen-
ähren bildet H. Sorokinianum Sacc.?) einen zimmetbraunen, fleckigen
Überzug, der aus langen, dunklen Trägern besteht. Die eiförmigen
Konidien besitzen bis zehn Querwände und sind hellbraun gefärbt.
Wie weit der Pilz in Südrufsland schädlich ist, wissen wir nicht. Auf
jungen Maispflanzen in Öberitalien findet sich das H. tuwreicum Passer.
und richtet durch Vernichten der Blätter einen bedeutenden Schaden an.
Durch die mehr schlaffen, rasig gehäuften, oft verzweigten Konidien-
träger und die warzigen Konidien unterscheidet sich die Gattung
Heterosporium Klotzsch. Auf den Blättern der Iris germanica kommt
H. gracile (Wallr.) Sacc. (Fig. 59, 10) vor; derselbe Pilz wurde von RiTZzEMA
Bos*) als die Ursache des Brandes der Narzissenblätter, derin den
grofsen Züchtereien Hollands bedeutenden Schaden verursacht, nach-
gewiesen. Kurz nach dem Blühen der Narzissen färben sich die Blätter
gelb, meist vom Rande her, und verdorren sehr bald. Die abgestorbenen
Partien bedecken sich mit einem schwärzlichen Anflug, der aus den
dunkelbraunen Konidienträgern und den zylindrischen, mehrzelligen,
hellbraunen, stachlichen Konidien besteht. Die Krankheit kann sich
mit ungeheuerer Schnelligkeit über grofse Strecken verbreiten und
schädigt durch die vorzeitige Vernichtung der Blätter die Zwiebeln
derartig, dafs sie für den Handel ungeeignet werden. Die Disposition
der einzelnen Sorten ist sehr verschieden; einige werden sogar über-
haupt nicht befallen. Das Bespritzen mit Bordeauxbrühe hat glänzende
Resultate ergeben, so dafs die Bekämpfung der Krankheit durch dieses
Mittel Aussicht auf Erfolg hat.
Eine sehr gefürchtete Schwärze der Gartennelken verursacht
H. echinulatum (Berk.) Cke. Es entstehen an den Blättern weilse
Flecken, die sich zuerst in der Mitte, dann mit Ausnahme des weifsen
Randes auf der ganzen Fläche fast schwarz färben und sich mit den
Konidienträgerrasen des Pilzes überziehen. Auch die Stengel und Kelche
1) Über den Zusammenhang zwischen Pleospora- und Helminthosporiumarten
in Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. IX, S.317 u. XI, S. 52.
2) Helminthosporium gramineum Rabh. u. Pleospora trichostoma Wint. in Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. XV, 1905, S. 193.
®) Vgl. das Referat über Sororın in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. I], S. 238.
#) Der Brand der Narzissenblätter in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XIII, S. 87.
Dematiaceae. 451
leiden unter derselben Fleckenbildung!). Das Mycel sitzt intercellular
im Gewebe und bildet unter der Epidermis Polster aus fast parallel
nebeneinander stehenden Fadenreihen, welche eine Art von sklerotischen
Bildungen darstellen. Die Konidienträgerbildung erfolgt meist von
einer Atemhöhle aus, in der sich die Hyphen knäuelartig zusammen-
drängen und aus der Spaltöffnung ein Bündel von Konidienträgern
hervortreten lassen. Die Träger erzeugen an der Spitze eine Konidie
und wachsen dann seitlich weiter fort. Die Konidien sind zylindrisch,
meist vierzellig, braun und zeigen eine feinstachelige Oberfläche. Die
Krankheit tritt an den Nelkenkulturen sowohl im Freien wie im Ge-
wächshause auf und vermag infolge ihrer schnellen Ausbreitung be-
deutenden Schaden anzurichten, da die befallenen Stöcke nicht zum
Blühen kommen und häufig eingehen. Die Infektion der Pflanzen findet
statt, indem die Sporen in zufällig aufliegenden Wassertröpfehen keimen
und ihre Keimschläuche durch eine Spaltöffnung ins Innere hinein-
senden. Wohl bei wenigen Krankheiten sind die Vorbedingungen mit
so ausreichender Sicherheit festgestellt wie hier; es ist namentlich die
feuchte stagnierende Luft des Gewächshauses, welche den Ausbruch
und die Weiterverbreitung der Schwärze begünstigt. Daraus ergibt
sich denn schon ganz von selbst, dafs reichliche Durchlüftung, nicht
zu reichliche Feuchtigkeit und genügende Helligkeit die Pflanzen gegen
den Angriff des Parasiten zu stärken vermögen. Mit Spritzmitteln läfst
sich kaum etwas erreichen. Es ist nachgewiesen worden, dafs Sorten
mit schwächer verdickten Epidermiszellen stärker leiden.
Nahe verwandt mit ‚Helminthosporium ist Corynespora Güssow ?), die
sich nur durch die reihenweise abgeschnürten, keuligen, vielfach
septierten, durch kleine Zwischenstücke verbundene Konidien unter-
scheidet. (C. Mazei Güss. erzeugt eine gefährliche Krankheit der
Gurken in England, indem auf den Blättern schnell sich verbreitende
en auftreten, die zum Absterben der Blätter und der Pflanzen
ühren.
Eine charakteristische Erkrankung der Kartoffelknollen wird durch
Spondylocladium atrovirens Harz hervorgebracht. Auf der Schale ent-
stehen unregelmäfsige, ziemlich grofse Flecken, die mit sehr kleinen,
schwarzen Pünktchen dicht übersät erscheinen. Diese Pünktchen ent-
stehen durch dichtere, sklerotienartige Verflechtung der in der Schale
wuchernden Mycelfäden. Frank?) hatte diese Gebilde beobachtet und
sie, da er niemals Fruchtträger fand, als Phellomyces sclerotiophorus be-
zeichnet. Die weitere Entwicklung haben nun Arrper und LAUBERT*®)
beobachtet. Sie sahen aus den sklerotienartigen Gebilden Konidien-
träger entstehen, welche mehrere übereinanderstehende Wirtel sitzender
Konidien besafsen. Die Konidien sind umgekehrt-keulig, grauschwarz
und meist mit 6—8 Scheidewänden versehen. Die Schädigungen der
Kartoffel würden also hauptsächlich durch das Mycelstadium des Pilzes er-
folgen, sind aber bisher noch nirgends so intensiv aufgetreten, dafs es
notwendig gewesen wäre, an Bekämpfungsmafsregeln zu denken.
) Vgl. Macnus in Sitzber. der Ges. naturf. Freunde, Berlin 1888, S. 181;
Sorauer in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VIII, S. 283.
ber eine ueue Krankheit an Gurken in England in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten XVI, 1906, S. 10.
3) Kam fbuch S. 182, ferner Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XVI, S. 273.
*) Die Konidienform des Kartoffelpilzes Phellomyces sclerotiophorus Frank in
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XXIII, 1905, S. 218.
29*
452 III. E. Fungi imperfecti.
Wir kommen nun noch zu einer Gattung, welche etwa Ramularia
entspricht, nur dafs Träger und Konidien dunkelfarbig sind. Dies ist
die vielfach zu den Scolecosporae gestellte Gattung Cercospora Fresen.
(s. Fig. 59, 13). Alle ihre Arten sind echte Parasiten und erzeugen ganz ähn-
liche Fleckenbildungen und Konidienträgerbündel wie Ramularia. Aus
der grofsen Zahl der Schädlinge sollen hier blofs einige der wichtigsten
besprochen werden. Ü. circumscissa Sacc. befällt Prunus-Arten, be-
sonders aber P. Amygdalus, doch werden auch Pfirsiche, Pflaumen
u. a. heimgesucht. Die Krankheit tritt besonders in Nordamerika auf,
findet sich aber auch in einzelnen Ländern Europas, wie Italien und
Frankreich. Am meisten leiden die Blätter, indem sie runde, hellbraune,
ausbrechende Flecken bekommen. Die Konidienträger kommen aus einem
stromatischen Mycelgeflecht büschelig heraus, haben ein verbogenes,
knorriges Aussehen und olivengrüne Farbe. Bisweilen wird auch die
Rinde der Zweige befallen, und es entstehen dann runde, bis zum Holz-
teil durchgehende Flecken, aus denen häufig das ergriffene Rinden-
gewebe ausfällt. Mit der Untersuchung und Bekämpfung der Krank-
heit hat sich besonders N. B. Pierce!) beschäftigt. Er empfiehlt die
Besprengung mit Kupfermitteln in möglichst feiner Verteilung; die von
ihm damit erzielten Erfolge sind bemerkenswert und lassen die Be-
kämpfung der Krankheit als aussichtsvoll erscheinen.
Auf der Weinrebe kommt ©. viticola (Ces.) Sacc. (= Cladosporium
ampelinum Passer.) vor (vgl. Fig. 37, 8 auf S. 245). Auf’ den Blättern werden
rötliche Flecken erzeugt, auf denen die Konidienträger im dichten
Rasen entstehen. Die Konidien sind umgekehrt-keulig und mehrzellig.
Der Pilz ist in den weinbauenden Ländern Europas nicht selten, scheint
aber hier nicht allzu schädlich zu wirken. Dagegen soll er nach
Noacks Beobachtungen in Südbrasilien fast so schädlich wie die Plasmo-
para sein.
Der Sellerie beherbergt C. Apü Fres., die auch gelegentlich auf
andere kultivierte Umbelliteren übergeht. Meistens erfolgt die Flecken-
bildung auf den unteren Blättern; nach den Erfahrungen amerikanischer
Phytopathologen empfiehlt es sich, die Pflanzen in Gräben zu kulti-
vieren, weil dadurch der Ansteckung vorgebeugt wird. Auch die
trockene Anwendung von Schwefel hat Erfolg gehabt.
Auf Java schädiet ©. Vignae Rac.?) bedeutend die von den Ein-
geborenen angebaute Vigna sinensis, indem Blattflecken erzeugt werden.
Das Zuckerrohr auf derselben Insel leidet nach WARkER und WenT?)
unter dem Angriff von mehreren Arten; CO. vaginae Krüg. befällt die
Blattscheiden, (©. Sacchari Breda de Haan und Ü. Köpkei Krüg. die
Blätter. Von diesem ist der letztere Pilz der gefährlichste, indessen.
erübrigt es sich hier näher darauf einzugehen.
Aufserordentlich schädlich für den Kaffeebau®) in den Tropen
ist C. coffeicola Berk. et Cke. (Ramularia Göldiana Sacc.). Die Blätter
bekommen runde, braune, später in der Mitte grauwerdende Flecken.
Seltener erfolgt der Befall an den Zweigen oder den Fruchtschalen.
Die Konidienträger kommen bündelförmig aus den Spaltöffnungen hervor
und erzeugen zylindrische, an der Basis etwas keulige, fast hyaline,
!) A disease of almond trees in Journ. of Mycol. VII, 66, S. 232.
?2) Racızorskı in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VIII, S. 66.
3) De ziekten van het suikerriet 1898.
*#) Vgl. Noack in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XI, S. 196.
Dematiaceae, 453
mehrzellige Konidien. Der Schaden, der durch die Zerstörung der
Blätter und der Früchte angerichtet wird, erhöht sich bedeutend, wenn
die Verbreitung des Pilzes durch begünstigende Witterung befördert
wird. Bekämpfungsmittel kennen wir nicht.
Erwähnt seien noch: C. Bolleana (Thüm.) Sacc., auf den Feigen-
bäumen in Südeuropa eine bekannte Blatterkrankung verursachend,
C. Resedae Fuck. auf der Gartenreseda, C. Odontoglossi Prill. et Delacr.
an Odontoglossum crispum in Gewächshäusern Frankreichs, ©. fumosa
Penz. an Citrus-Blättern usf.
Die Abteilung der Dietyosporae beginnt mit Formen, deren Sporen
noch unmittelbar am Mycel oder durch Zergliederung des Mycels ge-
bildet werden, wie z. B. die Gattung Coniothecium Corda. Obwohl die
meisten Arten dieser Gattung zweifellose Saprophyten sind, kommen
andere wieder auf lebender Rinde von Nutzpflanzen vor; ob in solchen
Fällen eine parasitische Lebensweise vorliegt, darüber fehlen bisher
die Untersuchungen.
In dem morphologischen Aufbau entspricht Sporidesmium Link
etwa der Gattung Clasterosporium, aber die Konidien werden durch
Längswände gegliedert, so dafs die sogenannte mauerförmige Struktur
der Sporen entsteht. Wir kennen verschiedene Parasiten auf Nutz-
pflanzen, indessen sind wir bisher über Einzelheiten nur wenig unter-
richtet. Wir verdanken R. AperHoLD!) zwei Notizen über hierher
gehörige Schädlinge. Er beobachtete bei Kürbis und Gurken Blatt-
flecken, die braune Farbe besafsen und unter Abtrocknung ausbröckelten.
Auf den Flecken fand sich das Sp. mucosum Sacc. var. pluriseptatum
Karst. et Har., dessen Sporen keulige, oft lang schwanzartig ausgezogene
Form besitzen und gewöhnlich mit zwei bis mehreren Querwänden und
meist einer Längswand versehen sind. Das im Innern des Blattes
lebende Mycel sendet die büschelförmig stehenden Konidienträger zu
den Spaltöffnungen heraus. Bei Oppeln verursachte der Pilz bedeutende
Schädigungen an den Gurkenkulturen. Die zweite Art trat auf den
Blättern und Stengeln von Scorzonera hispanica auf und verursachte
rundliche, lederbraune Flecken mit blutroter Umrandung. Als Ursache
wurde Sp. Scorzonerae Aderh. nachgewiesen, mit dessen Konidien
erfolgreiche Infektionsversuche angestellt wurden. Eine Schwärze
auf den Blättern der Runkelrübe wird von Sp. putrefaciens Fuck.
hervorgerufen. Einzelne Stellen der Blätter werden hellbraun, zuletzt
schwarz; tritt feuchtes Wetter ein, so verfaulen diese Stellen. Häufig
werden auch die ganzen Blätter vernichtet. Frank zieht als Schlauch-
form die Pleospora putrefaciens hinzu, ob mit Recht, bleibt dahin-
gestellt. Als Ursache einer Blattbräune der Kartoffeln sieht
Vaina?) das Sp. Solani varians Vanha an, das aufser den gewöhnlichen
Konidien noch Cladosporiumkonidien und Pykniden besitzt. Ob dieser
Pilz mit dem später zu berührenden Macrosporium Solani etwas zu tun
hat, ist noch nicht bekannt. Als Ursache der Kräuselkrankheit
der Kartoffeln gilt nach ScHENnK das Sp. ewitiosum var. Solani Schenk.
Ob dieser Pilz etwa mit der S.456 zu erwähnenden Alternaria Brassicae
zusammengehört, erscheint mir sehr zweifelhaft, wie denn überhaupt diese
Krankheit noch genauerer Untersuchung bezüglich ihrer Symptome und
1) Oladosporium und Sporidesmium auf Gurke und Kürbis in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten VI, 1896, S. 72; Über eine bisher nicht beobachtete Krankheit der
Schwarzwurzeln in Arb. d. Biol. Abteil. usw. III, 1903, S. 439.
2) Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. II, 1904, Heft 3.
454 III. E. Fungi imperfecti.
Ursachen bedarf. Auf lebenden Blättern von Solanum Melongena wurde
Sp. Melongenae v. Thüm. in Portugal gefunden, Sp. dolichopus Pass. an
welkenden Kartoffelblättern in Oberitalien, S. ignobile Karst. an Spargel-
stengeln in Finnland. Ob diese und andere hier nicht erwähnte Arten
Schaden stiften, wissen wir nicht.
Die Gattung Stemphylium Wallr. besitzt niederliegende, verzweigte
Konidienträger, welche endständig an den Asten eiförmige bis fast
kuglige, durch Längs- und Querwände geteilte Konidien erzeugen. Die
bekannteste, von A. DE BaryY!) genauer studierte Art ist S. ericoctonum
A. Br. et de By., welches die Bräune oder den Rufstau der Eriken
in den Gewächshäusern verursacht. Die jungen Blätter der befallenen
Pflanzen bekommen gelbe oder rote Flecken oder werden ganz gelb,
die älteren dagegen werden braun und vertrocknen. Infolge des Blatt-
verlustes sterben die Pflanzen meistens ab. Aufserlich ıst der Pilz
kaum bemerkbar; sein Mycelium besteht aus sehr feinen, zuletzt braun-
gelben Fäden, die auf der Oberfläche kriechen. An den jungen, noch
fast farblosen Mycelien werden auf kurzen Zweigen einzelne oder
büschelförmig stehende, farblose, ein- bis zweizellige Konidien gebildet,
denen am älteren Mycel dann die typischen, groisen, eiförmigen
Konidien mit mauerförmiger Teilung folgen. Die Keimung der Sporen
tritt sofort ein. Obwohl Infektionsversuche nicht angestellt wurden,
kann doch über den Parasitismus des Pilzes kein Zweifel herrschen,
da alle erkrankten Pflanzen das Mycel mit den Konidienträgern zeigen.
Wenn die Vermutung pe Bary’s richtig ist, dafs an den älteren Teilen
der Erika der Pilz sich stets findet, und dafs feuchte und dumpfe Luft
sein Hinüberwachsen auf die jungen Sprossen begünstigt, so würde
sich durch ausgiebige Lüftung und Trockenhaltung der Pflanzen die
Krankheit am besten verhüten lassen. Eine saprophytische, auf Asten
wachsende Art, S. piriforme Bon., zeigt die Abbildung Fig. 59, 14.
Aufserordentlich ähnlich der soeben behandelten Gattung, aber
durch die aufrechten, meist in Rasen beisammenstehenden Konidien-
träger verschieden ist Macrosporium Fries. Unter den zahlreichen
Arten befinden sich viele Parasiten, welche Schwärzekrankheiten er-
zeugen. Im äufseren Ansehen stimmen sie mit Cladosporium überein,
und auch mikroskopisch ist die Unterscheidung nicht immer sicher,
besonders wenn die Sporen noch jung sind und die Bildung der Längs-
wände noch nicht erfolgt ist. Wenn zuletzt die mauerförmige Teilung
der Sporen vollendet ist, fällt freilich der Unterschied von Cladosporium
sofort in die Augen. Die weitaus verbreitetste Art ist M. commune
Rabh., das auf faulenden Pflanzenteilen oft weite Strecken mit seinen
grünbraunen Rasen überzieht. Obwohl wir keine näheren Angaben
darüber besitzen, so möchte ich es nicht für ausgeschlossen halten,
dafs der Pilz unter günstigen Umständen auch parasitisch aufzutreten
vermag. Wichtig ist die durch M. Solani Ell. et Mart. bei den
Kartoffeln verursachte Krankheit Potato blight oder Early blight,
die namentlich in Nordamerika vielen Schaden anrichtet. Seit dem
Jahre 1895 ist die Dürrfleckenkrankheit der Kartoffeln, wie
sie SORAUER bezeichnet, auch in Ungarn bekannt geworden, in Deutsch-
land trat sie 1896 auf; die Beobachter betonen aber, dafs der Pilz
wahrscheinlich schon in früheren Jahren bekannt war, aber mit der
!) In A. Bravs, Über einige neue oder weniger bekannte Pflanzenkrankheiten
in Verhandl. d. Ver. z. Bef. d. Gartenb. 1853, S. 178.
Dematiaceae, 455
Kartoffelkrautfäule verwechselt worden sein mag. Die erste Beobachtung
in Ungarn durch K. Sı3o gab P. Sorauver!) Veranlassung, sich ein-
gehender mit der Krankheit und ihrem Erreger zu beschäftigen. Die
Kartoffelblätter zeigen rundliche, durch die Nerven eckigbegrenzte
Flecken, die auf der Fläche unregelmäfsig verteilt sind und in späteren
Stadien zusammenfliefsen können. In jüngeren Stadien findet nur eine
leichte Bräunung statt; später dagegen tritt intensive Braunfärbung auf,
und der Flecken vertrocknet. Ein Ausbrechen des erkrankten Gewebes
findet nicht statt. Am meisten charakteristisch erscheint die Isolierung
der Flecken auf der Blattfläche, während bei der Phytophthorafäule das
ganze Fiederblatt gebräunt und getötet wird. In den letzten Stadien der
Dürrfleckenkrankheit findet dann ein Vergilben und Absterben der Blätter
statt. Aus dem im Innern des Blattgewebes lebenden Mycel brechen durch
die Oberhaut die Konidienträger hervor, an denen braune, umgekehrt-
keulige und langgeschnäbelte Konidien entstehen. Der Basalteil der
Konidie zeigt mauerförmige Teilung, während der lange Endteil nur
einfach gefächert ist. Die Keimung der Sporen erfolgt sofort, und der
Keimschlauch dringt durch eine Spaltöffnung ein. Die angestellten
Infektionsversuche ergaben, dafs nur die Kartoffel und die Tomate
empfänglich für die Krankheit sind. Bei besonders üppigem Wachstum
kann es zu Kettenbildung von Konidien kommen, wie sie etwa kei
Alternaria bekannt sind. Aus diesem Grunde stellen SORAUER und JONES ?)
den Pilz zu dieser Gattung. Der von der Krankheit angerichtete Schaden
macht sich besonders in Nordamerika empfindlich bemerkbar, während
in Europa der Pilz nur selten so stark auftritt, dafs er den durch die
Phytophthora angerichteten Schaden übertrifft. Als Bekämpfungsmittel
hat sich in Amerika Bordeauxbrühe bewährt. Das Bespritzen muls aber
sehr zeitig erfolgen, da der Pilz etwas vor der Phytophthora auftritt
und der Schaden bereits angerichtet ist, wenn die Spritzungen gegen
diesen Schädling vorgenommen werden. Bemerkenswert ist auch die
Beobachtung SaJo’s, dafs auf Feldern, die im Jahre vorher von der
Krankheit heimgesucht waren, der Schaden im folgenden Jahre gröfser
wird. Daraus würde sich ergeben, dafs der Fruchtwechsel ein gutes
Präventivmittel abgeben würde.
Derselbe Pilz verursacht auch eine Tomatenkrankheit in Nord-
amerika. Hier beginnt die Fleckenbildung am oberen Ende des Blattes
mit kleinen Punkten. Die Flecken gehen dann auf Blattstiel und
Stengel über und zeigen hier eine schwarze Farbe. Die Bekämpfung
geschieht ebenfalls durch möglichst zeitige und mehrmals wiederholte
Bespritzung mit Bordeauxbrühe. Vielleicht stimmt die Art mit der
von PLowricHT aufgestellten M. Lycopersici aus England überein, die
auch Güssow bei seinen Untersuchungen vor sich gehabt zu haben
scheint.
M. parasiticum v. Thüm. kommt auf Allium-Arten in weiter Ver-
breitung vor. Besonders findet man den Pilz auf den Stellen, die von
Peronospora Schleideni befallen worden sind. Dieser Umstand legt die
Vermutung nahe, dafs das Macrosporium entweder ein Parasit der
Peronospora ist oder auf dem erst von der Peronospora abgetöteten
') Auftreten einer dem amerikanischen Early blight entsprechenden Krankheit
an den deutschen Kartoffeln in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. VI, 1896, S.1.
2) 9. Ann. Rep. Vermont Exp. Stat. 1897, p. 66.
3) Zeitschr. f, Pflanzenkrankh. VII, 1897, S. 4.
456 III. E. Fungi imperfecti.
Gewebe wächst. Solange diese Fragen nicht geklärt sind, mag der
Pilz zu den Parasiten gerechnet werden. Nach einer gelegentlichen
Beobachtung von PRILLIEUX und DELACROIX !) soll das Auftreten der
Krankheit unabhängig von der Peronospora erfolgen können, denn es
fand sich auf den von ihnen untersuchten Zwiebeln keine Spur dieses
Pilzes. — Auf dem Rotklee hat Oavara M. sarciniforme Cav. be-
obachtet. Die Blätter zeigen dunkelbraune Flecken, die sich schnell
ausbreiten und das ganze Blatt zum Absterben bringen. Nach Be-
obachtungen MALKoFF’s?) in Göttingen breitete sich die Krankheit
aufserordentlich schnell aus und kann deshalb unter begünstigenden
Umständen Schaden anrichten. Man weifs vorläufig nichts Näheres.
Ebensowenig sind wir näher über den Schaden unterrichtet, den M.
uvarum v. Thüm. auf reifen Weintrauben anrichten soll. Nicht selten
findet sich auf den Blättern und Schoten von Cheiranthus Cheiri das
M. Oheiranthi (Lib.) Fries, auf Mohrrübenblättern in Nordamerika
M. Carotae Ell. et Lang., M. cladosporioides Desm. auf Beta und
Lactuca usw.
Die Gattung Mwystrosporium Corda unterscheidet sich von Macro-
sporium durch die kürzeren, steiferen und dunkleren Konidienträger.
An Halmknoten und Blättern des Getreides soll M. abrodens Neumann
in Südfrankreich dadurch Schaden stiften, dafs die Knoten brüchig
werden und die Ahren eine unvollkommene Entwickelung zeigen.
Nähere Angaben darüber fehlen noch.
Von Macrosporium unterscheidet sich Alternaria Nees dadurch,
dafs die Konidien nicht einzeln an den Konidienträgern stehen, sondern
in Ketten. Die Konidien besitzen meist umgekehrt -keulige Gestalt,
und der lange Endschnabel bildet eine Art Zwischenstück, durch das die
Sporen verbunden erscheinen. Dafs bei üppigem Wachstum auch bei
Macrosporium solche Ketten vorkommen können, haben wir bereits
oben S. 455 gesehen. Der bekannteste Vertreter ist A. Brassicae (Berk.)
Sacc., der von J. Künn zum Vertreter einer besonderen Gattung
Polydesmus erhoben und P. exitiosus benannt wurde. Der Pilz erzeugt
gefährliche Schwärzekrankheiten bei verschiedenen Brassica- Arten. Die
spindeligen oder keuligen Konidienträger sind häufig zu Ketten ver-
bunden (Fig. 59, 9). Dafs die Art keine selbständige Gattung im Sinne
Künrn’s bilden kann, hat P. VocLıno®) durch seine Kulturversuche er-
wiesen, denn die ganze Entwickelung ist identisch mit der erwähnten
Alternaria-Art.
Der Rapsverderber, der oft auch als Sporidesmium exitiosum
bezeichnet wird (vgl. S. 254), verursacht namentlich bei jungen Pflänzchen
von Raps und Rübsen auf den grünen Teilen und den Schoten kleine,
schwarzbraune Flecken, die aus dem Mycel und den Konidien des
Pilzes bestehen. Das umliegende Gewebe der Nährpflanze wird zuletzt
mifsfarbig und vertrocknet; die Schoten schrumpfen ein und springen
auf. Für die schnelle Ausbreitung der Schwärze wirkt besonders
feuchtwarme, schwüle Witterung; unter diesen Umständen können ganze
Felder in wenigen Tagen stark geschädigt werden. Ein Bekämpfungs-
mittel der weitverbreiteten und sehr schädlichen Krankheit kennt man
nicht. Eine Varietät dieser Art befällt nach J. Künn die Möhren,
1) Bull. Soc. Mycol. de France IX, 1893, S. 201.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, 1902, S. 283.
3) Malpighia XVI, S. 333.
Stilbaceae. 457
bei denen zuerst die Blattspitzen sich schwärzen und vertrocknen.
Zuletzt vertrocknet der ganze Laubapparat, und auch die Wurzeln
sollen vom Pilze angegriffen werden können. Eine andere Varietät
nigrescens wurde von V. PrEeLion!) auf Cucumis Melo beobachtet und wird
von ihm als spezifisch für diese Nährpflanze angesehen. Die Bekämpfung
wurde mit Bordeauxbrühe versucht, die vermutlich gute Dienste tut,
wenn in je 15 l der Mischung noch 100 g Zucker oder 50 & Salmiak
getan werden.
Ein weiterer Schädling wurde von BEHRENS?) in A. tenuis Nees erkannt,
die den Schwamm der Tabaksetzlinge verursachen soll. Die
Jungen Keimpflanzen werden schlaff, schmutzig dunkelgrün und über-
ziehen sich zuletzt mit schwarzen, samtartigen Pilzrasen. Die farb-
losen Mycelfäden hüllen die Pflanzen vollständig ein und dringen auch
stellenweise in sie ein. Neben den Kettenkonidien treten auch eiförmige,
einzellige. ebenfalls in Verbänden stehende Konidien auf, die dem
Cladosporium- oder Hormodendrontypus angehören. Wie BEHRENS an-
gibt, erweisen sich gesunde Pflanzen als immun gegen die Krankheit;
erst geschwächte Setzlinge zeigen eine weitgehende Disposition. Allzu
hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit sowie auch geringe Durchlüftung
schienen im wesentlichen die schwächenden Momente zu sein. Wie weit
eine Übertragung der Sporen durch die Samen möglich ist, darüber
gibt BEHRENS einige Beobachtungen, die sich auf das Anheften der
Sporen an die Samen beziehen. — Auf Veilchen in Nordamerika
beobachtete DorsErt?) als Ursache einer Blattfleckigkeit die A. Violae
Gall. et Dors. Auch hier erliegen die schwächlichen Pflanzen zuerst
dem Angriffe des Parasiten, und als Verhütungsmafsregeln haben sich
die Abhaltung allzu grofser Feuchtigkeit und genügende Durchlüftung
bewährt. Endlich wäre noch A. Vitis Cav. zu nennen, welche auf der
Blattoberseite von Vitis sich entfärbende Flecken längs den Rippen
erzeugt.
Der Gattungen Fumago Pers. und Sareinella Sacc. wurde bereits
auf S. 200 Erwähnung getan.
Von den Abteilungen der Helicosporae und Staurosporae
kennt man keine Schädlinge.
Stilbaceae.
Wir kommen nun zu der Formfamilie der Stilbaceae, die sich
dadurch auszeichnet, dals ihre Konidienträger zu festen Coremien
zusammentreten und so einen gleichsam aus einheitlichem Gewebe be-
stehenden Fruchtkörper bilden. Coremien treten auch sonst vielfach
bei üppigem Wachstum auf, aber wir können dann stets daraus wieder
die einfachen Konidienträger ableiten (z. B. Penicillium); anders dagegen
bei den Stilbaceen, bei denen einfache Konidienträger, selbst bei
schlechter Ernährung, nicht auftreten. Die Stiele der Coremien be-
stehen aus längsparallel verlaufenden, septierten, starren Hyphen, die
an der Spitze entweder pinselig auseinandersperren oder sich ver-
zweigen und eine Art Köpfchen bilden. An den Spitzen der End-
auszweigungen des Köpfchens werden die Konidien gebildet, die ent-
1) Rivist. di Patol. II, 1893, S. 227.
‘ Über den Schwamm der Tabaksetzlinge in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. II,
1892, S. 327.
3) Spot disease of the violet in Bull. 23, U. S. Dept. Agric. Div. Veg. Phys. 1900.
458 III. E. Fungi imperfecti.
weder einzeln oder in Ketten entstehen können. Über die Entwickelung
und über die Zugehörigkeit zu Ascomyceten wissen wir bisher nur sehr
wenig. Nach der Farbe der Coremien und Konidien teilt man die
Familie in Hyalostilbeen und Phaeostilbeen ein.
Unter der ersteren Gruppe wäre zuerst die Gattung Stzlbella Lindau
(= Stilbum Aut. non Tode) zu erwähnen. Die Ooremien bilden an der
Spitze ein kleines hyalines Köpfchen, an dessen Fäden die einzelligen,
kleinen, hyalinen Konidien ansitzen; häufig ist der ganze Kopf von
Schleim umhüllt.
Soweit bisher bekannt, sind alle Arten der Gattung Saprophyten
und kommen auf faulenden Pflanzenteilen und Mist vor; nur eine
einzige Art, S. flavida (Cooke) Kohl verursacht eine gefährliche Er-
krankung der Kaffeeblätter. Mit dieser Art hat sich G. Koau!) ein-
gehender beschäftigt, und seine Resultate wurden später von A. PUTTEMANS?)
bestätigt und etwas erweitert. Aus diesen Arbeiten ergibt sich folgende
Lebensgeschichte des Schädlings. Auf den Blättern, ebenso auch an
den jungen Früchten und Zweigen entstehen blafsgelbe Flecken, auf
denen sich die etwa 1/e mm langen, zarten, gelblichen, später bräun-
lichen Coremien des Pilzes erheben. Der Stiel besteht aus parallelen
Hyphen, die an der Spitze ein nach oben sich verbreiterndes, knopf-
förmiges Köpfchen bilden. Am peripherischen Teil des Köpfchens
sitzen flaschenförmige Sterigmen, die nach aulsen einen oder mehrere,
einfache oder sich häufig verzweigende Schläuche treiben, an denen
Kons die Bildung von winzigen, ellipsoidischen, hyalinen Konidien be-
obachtet hat. Purrkmans konnte keine Konidienbildung feststellen, und
es erscheint deshalb nicht ausgeschlossen, dafs das Unterbleiben der
Sporenbildung mit dem Infektionsmodus zusammenhängt. Trotzdem näm-
lich die Konidien auf Nährlösungen auskeimten, aber niemals Fruchtkörper
bildeten, gelang die Infektion einer Kaffeepflanze mit ihrer Hilfe niemals.
Die Infektion erfolgt dagegen stets durch die abgerissenen Köpfchen,
welche auf den Blättern durch abgesonderten Schleim ankleben und
Keimschläuche austreiben, die in das Blatt eindringen. Diese eigen-
tümliche, auch von Noack in Brasilien beobachtete Infektionsform
erklärt Kon damit, dafs der Pilz vielleicht noch nicht lange genug
sich an die Kaffeepflanze angepafst hat; die Konidien würden also
noch nicht die Kraft erlangt haben, die Infektion auszuführen. Wahr-
scheinlich wird diese Ansicht dadurch, dafs der Pılz auch auf anderen
Pflanzen, namentlich an den Schattenbäumen der Kaffeeplantagen, als
Saprophyt auftritt. Wir würden es demnach bei diesem Schädling mit
einem Parasitismus zu tun haben, der erst vor kurzer Zeit erworben
und noch in der Entwickelung begriffen ist. Die Fruchtkörper ent-
stehen meist auf der Oberseite der Flecken, und die Neuinfektion er-
folgt deshalb auch gewöhnlich an der Oberseite des Blattes, indem die
aus dem Köpfchen auskeimenden Hyphen die Cuticula durchsetzen
und allmählich das ganze Blattmesophyll mit dichten Mycelwucherungen
erfüllen. Auf den Flecken treten noch andere Pilze auf, die aber sicher
nicht in den Entwickelungskreis der Stilbella gehören. Bei der weiten
Verbreitung des Pilzes in den kaffeebauenden Ländern, namentlich in
Amerika, erscheint es dringend geboten, auf energische Bekämpfungs-
mittel zu dringen. Dies dürfte aber um so schwieriger sein, weil die
!) Beihefte zum Tropenpflanzer IV n. 1, 1903, S. 59, Tab. 1—3.
2) Bull. Soc. Mycol. France XX, 1904, p. 157, Tab.
Tuberculariaceae, 459
Kaffeepflanze nicht der einzige Wirt ist und eine Neuinfektion stets
wieder zu befürchten ist, wenn die Vernichtung des Schädlings auf
dem Kaffee gelungen sein sollte. Deshalb verspricht auch die Be-
kämpfung des Pilzes auf den Nachbarpflanzen einigen Erfolg, aber es
erscheint doch fraglich, ob sie durchführbar ist. Kon schlägt deshalb
in erster Linie vor, die Kaffeepflanze selbst durch geeignete Düngung,
namentlich mit Kalk und auch Kali, widerstandsfähig zu machen. Da-
neben dürften solche Spritzmittel Erfolg versprechen, welche längere
Zeit an den Blättern haften bleiben. Wie weit unter Beobachtung
dieser Vorschläge eine Beseitigung der Schädigungen möglich ist,
darüber liegen zurzeit noch keine Erfahrungen vor.
Erwähnt möge die hierher gehörige Gattung I/saria Pers. werden,
deren Arten entweder auf Pflanzen saprophytisch oder auf Insekten
parasitisch wachsen. Sie gehören als Konidienformen zu Cordyceps-
Arten (vergl. S. 215) und kommen für die Phytopathologie insofern in
Betracht, als sie beim Überhandnehmen von schädlichen Insekten oder
ihrer Larven meist in ungeheueren Mengen aufzutreten pflegen und
die Tiere in kurzer Zeit zu vernichten vermögen. J. fuciformis Berk.
wurde an Ähren von Gräsern in England und an keimenden Getreide-
körnern in Australien beobachtet. Näheres ist nicht bekannt.
Unter den Phaeostilbeae wäre zuerst die Gattung (Graphium
Corda zu nennen, deren Coremium aus parallelen Fäden besteht, die
an der Spitze sich auflockern und hier die einzelligen Konidien bilden.
Man kennt an toten Pflanzenteilen viele Arten, aber es ist ungewils,
ob sie schädigend auftreten können. Dasselbe ist mit den Arten von
Sporocybe Fr. bekannt, die sich von Graphium durch die dunklen
Sporen unterscheiden. Die Gattung Stysanus Corda bildet ihre Sporen
in Ketten aus; die Coremien tragen meist ein zylindrisches oder
keuliges Köpfchen. Die gemeinste Art &. Stemonites (Pers.) Corda
findet sich auf faulenden Pflanzenteilen; nur von S. Veronicae Passer.
wird angegeben, dafs sie auf den lebenden Blättern von Veronica longt-
folia in Gewächshäusern Flecken bilden, die sich allmählich ausbreiten
und das ganze Blatt zum Vertrocknen bringen. Auch über diese
Krankheit liegen keine ausführlichen Beobachtungen vor.
Auf Weinbeeren hat Cavara die Briosia ampelophaga Cav. be-
obachtet. Die Coremien bilden feste, dunkle Köpfchen, auf denen die
kugeligen Konidien in Ketten entstehen.
Endlich wäre noch die Gattung Isariopsis Fries zu nennen, deren
Konidienträger zu einem lockeren, gefärbten Säulchen zusammenstehen ;
am Ende der Träger werden zylindrische, mehrzellige Konidien von
blasser Farbe gebildet. I. alborosella (Desm.) Sacc. kommt häufig an
Blättern von Cerastium und Stellaria vor. Als Schädling von Bohnen
ist I. griseola Sacc. bekannt geworden. Das Mycel bildet unterhalb
der Spaltöffnungen ein kleines Stroma, aus dem die Konidienträger
sich erheben. Sie sind einzellig mit keulig verdickter Spitze und bilden
zylindrische oder spindelförmige, drei- bis vierzellige Konidien. Häufig
tritt der Pilz mit Uromyces Phaseoi zusammen auf, verursacht wohl
aber kaum so grofsen Schaden wie diese Uredinee.
Tuberculariaceae.
Der Unterschied der T. gegenüber den beiden ersten Familien der
Hyphomyceten besteht darin, dafs die Konidienträger zu lagerartigen
Fruchtkörpern zusammentreten. Gewöhnlich bilden vegetative und
460 III..E. Fungi imperfecti.
fruktifikative Hyphen zusammen die höcker- oder polsterförmigen, nur
sehr selten ausgebreiteten Fruchtkörper, die in einigen Fällen noch
auf einer Art von stromatischer Unterlage aufsitzen. Wir sind bisher
nur unvollkommen von der Entwickelung dieser Formen unterrichtet und
wissen von der Entstehung der Lager noch recht wenig. In den weit-
aus meisten Fällen wuchert das Mycel ım Innern der befallenen
Pflanzenteile, und erst die Lager brechen an die Oberfläche hervor.
Die meisten hierher gehörigen Formen werden als Saprophyten an-
gesehen, aber mit der genaueren Untersuchung mehren sich die Fälle,
in denen einzelne Arten als Parasiten erkannt worden sind. Allerdings
scheint es so, als ob viele nur unter bestimmten Bedingungen sich zu
fakultativen Parasiten ausbilden ; meist gehen sie erst vom toten Gewebe
auf lebendes über.
Die systematische Einteilung ist bisher noch wenig geklärt. Man
unterscheidet nach der Farbe des Mycels oder der Fruchtträger und
Konidien die beiden Hauptgruppen Tuberculariaceae mucedineae
und T. dematieae, die dann wieder nach der Teilung der Konidien
in die bekannten Unterabteilungen zerfallen. Von mehreren wurde die
Zugehörigkeit zu Ascomyceten erwiesen, so von den allbekannten
Tubercularia-Arten (zu Nectria), von Sphacelia (zu Claviceps), von Endo-
conidium (zu Hymenoscypha) usw.
Wir behandeln zuerst die hyalin gefärbten Gattungen.
Wichtig ist die Gattung Tuberceularia Tode, deren gemeinster Ver-
treter, T. vulgaris Tode, in der kälteren Jahreszeit auf den Asten vieler
Holzgewächse seine roten polsterförmigen Fruchtkörper ausbildet. Bei
der Darstellung seiner Askenform, Neectria cinnabarina, ist bereits in aus-
führlicher Weise auf ihn eingegangen worden (S. 205), so dafs sich hier
eine nochmalige Darstellung erübrigt. Die zahlreichen anderen Arten
finden sich ebenfalls an Holzgewächsen, können aber hier wegen ihrer
geringen Bedeutung übergangen werden.
Auf Uredineenlagern schmarotzt Tuberculina Sacc. mit ihrer häufigsten
Art T. persicina (Ditm.) Sace. Die Lager sind sehr klein, violett und
bilden zuletzt ein kleines Sclerotium. Die fast kugelisen Konidien
stehen an einfachen, kurzen Trägern endständig.
Ebenfalls zu Nectria-Arten gehören die auf Flechten schmarotzenden
Spezies der Gattung Illosporium Mart. I. carneum Fries bildet kleine,
rote, hervorbrechende Lager auf Peltigera canina; die Lager sind von
Schleim umschlossen und zerfallen zuletzt zu einer staubigen Masse
von Konidien.
Auf Roggenkörnern wurde Endoconidium temulentum Prill. et Delacr.
gefunden. Die weifslichen, kissenförmigen Lager bestehen aus ver-
zweigten Trägern, in denen die Konidien erzeugt werden; diese treten
an der durchbohrten Spitze der Äste hervor. Als Schlauchform gehört
Hymenoscypha temulenta dazu. PRILLIEUx nimmt an, dafs der Pilz die
Ursache einer Art von Taumelroggen sei, denn nach dem Genufs der
Körner erkrankten sowohl Menschen wie Haustiere (vergl. S. 279).
Ein gefährlicher Parasit tropischer Nutzpflanzen ist Necator deeretus
Massee. Dieser hauptsächlich auf dem Stamm und den Zweigen vom
Kaffee auftretende Parasit wurde zuerst von Malakka durch MassEE
beschrieben und später auch auf Java von ZIMMERMANN gefunden und
genauer untersucht. Er kommt auch auf Thea chinensis, Bixa Orellana,
Erythrosylon Coca und anderen Plantagenpflanzen vor. Der letztere
Autor weicht in der Beschreibung der Sporenbildung etwas von MASSEE
Tuberculariaceae. 461
ab; ich folge seiner Darstellung!). Die Fruchtkörper sind ungefähr
kreisförmig, orangerot, denen eines Gloeosporium äufserlich ähnlich
und stehen meist in grofser Zahl zusammen, so dafs sie sich häufig
berühren und kleine Gruppen bilden. In feuchter Luft schwellen die
Lager dick an, bei Trockenheit schrumpfen sie vollständig ein. „Die
jungen Fruchtkörper sind von der Cuticula bedeckt und besitzen eine
ungefähr kugelige Gestalt. Sie bestehen aus einer dünnwandigen
Wandschicht, die ganz von gleichartigen, pseudoparenchymatisch unter-
einander verbundenen Zellen erfüllt ist. Nach Sprengung der Cuticula
öffnen sie sich an der der freien Oberfläche zugekehrten Seite.. Die
obersten Zellen runden sich dann ab und lösen sich als Sporen von
den umliegenden ab. Allmählich schreitet dieser Prozefs immer mehr
nach innen fort, und es werden so fast alle Zellen der Fruchtkörper in
Sporen verwandelt. Eine kettenförmige Anordnung ist weder an den
Jungen noch an den alten Fruchtkörpern deutlich zu erkennen.“ Der
reife Fruchtkörper besteht dann an seiner Oberfläche aus einer mehr
oder weniger dicken Schicht von unregelmäfsig gestalteten, einzelligen
Sporen, die in Wasser schnell wieder auskeimen. Nach Masser sollen
die Konidien in kettenförmiger Anordnung entstehen und orangerotes
Plasma besitzen. Der Pilz ist den Kaffeeplantagen sehr verderblich,
da er die Bäume in kurzer Zeit zu vernichten vermag. Die Bekämpfung
könnte sich höchstens auf die Abtötung der Sporen beschränken; es
scheint aber nach dieser Richtung hin bisher nichts versucht worden
zu sein.
Endlich wäre noch die Gattung Volutella Tode zu erwähnen, welche
scheibenförmige Fruchtkörper besitzt, die am Rande von Borsten um-
geben sind. Dadurch gewinnen die Lager eine gewisse Ähnlichkeit
mit denen von Colletotrichum, aber sie unterscheiden sich bei der
mikroskopischen Untersuchung sofort durch die oberflächliche Art des
Aufsitzens und die viel kleineren Konidien. V. ciliata (Alb. et Schwein.)
Fries und V. setosa (Grev.) Berk. kommen weit verbreitet auf faulenden
Pflanzenteilen vor. Als Parasiten betrachtet Arkınson die V. leucotricha
Atk., die von ihm auf Pfropfreisern von Gartennelken in Nord-
amerika beobachtet wurde.
Die Unterabteilung der Phragmosporae enthält die wichtige
Gattung Fusarium Link. Erst die Forschungen der letzten Jahre haben
die Erkenntnis gebracht, dafs zahlreiche Arten dieser Gattung zu den
gefährlichsten Pflanzenparasiten gehören; nur ist es nicht immer leicht,
sie zu erkennen, weil sie häufig nur im sterilen Zustand gefunden
werden. Das Hauptmerkmal der hier in Betracht kommenden Arten
stellen die Konidien dar, welche spindel- oder sichelförmige Gestalt
besitzen und durch Scheidewände in mehrere Zellen geteilt werden.
Häufig sind die Querwände undeutlich, namentlich in jüngeren Stadien;
dann aber finden sich häufig Oltropfen, die in ihrer Zahl die spätere
Anzahl der Zellen markieren. Das Mycel wuchert bei den parasitischen
Arten zuerst im Innern des Pflanzenteiles, wächst aber dann auf der
Oberfläche zu oft mächtigen Massen heran, welche entweder bestimmt
geformte, kissenförmige oder warzenförmige Lager oder formlose, weit
ausgebreitete, oft ziemlich dicke Überzüge bilden. Man unterscheidet
danach die ersteren Arten als Selenosporium, die letzteren als Fusisporium.
Zu bemerken ist aber, dafs diese Unterschiede keineswegs scharf und
!) Centralbl. f. Bakt.- u. Parasitenkunde 2. Abt. VII, S. 145.
462 III. E. Fungi imperfecti. #
durchgreifend sind; aber bei der geringen Kenntnis, die wir vorläufig
von der Entwicklung der Arten besitzen, läfst sich nichts Besseres an
die Stelle dieser schwankenden äufseren Merkmale setzen. Auch die
Unterscheidung der Arten selbst stöfst noch auf vielfache Unsicher-
heiten, die noch zu beseitigen sind.
Das Mycel selbst ist häufig ziemlich grobfädig, vielfach septiert
und reichlich verzweigt, bisweilen sehr regelmäfsig einseitig oder ab-
wechselnd auf beiden Seiten des Fadens verästelt. In seinen letzten
Auszweigungen geht es in die Konidienträger ohne weiteren Absatz
über; meist sind diese reichlich verzweigt und tragen an der Spitze
der Endästchen einzeln oder in Büscheln die bereits geschilderten
Konidien. Die Farbe der Rasen ist entweder reinweifs, häufig wie
Kreide aussehend, oder mehr rötlich in allen möglichen Nuancen. So-
weit wir bisher wissen, gehören wahrscheinlich Nectria-Arten als
Schlauchformen hinzu, wie es für F. aquaeductum (Radlk. et Rabh.)
Sacc., den bekannten Moschuspilz, nachgewiesen worden ist. Ob
dies aber für alle Arten zutrifft, erscheint mehr als fraglich.
Bei jungen Koniferenpflänzchen wurde von R. Harris eine
Keimlingskrankheit beobachtet, deren Ursache von v. Tußkur als Fusoma
parasiticum bezeichnet wurde. Rostrup!), der den Pilz auch in Dänemark
auffand, benennt den Pilz Fusarium blasticola; er hat zweifellos recht,
wenn er die Art hierher zieht und nicht bei Fusoma beläfst. Die jungen
Pflanzen bekommen dunkle Flecken, werden welk und fallen schliefslich
um. Während bei trockenem Wetter äufserlich nichts weiter zu sehen
ist, wächst bei feuchtem ein grauweifses Mycel hervor, das an den
reichlich verästelten Enden zahlreiche, etwas sichelförmig gekrümmte,
beidendig zugespitzte, mehrfach querseptierte, hyaline Konidien bildet.
Der Pilz ist in den Saatkämpen ein gefährlicher Eindringling und lälst
sich leicht auf gesunde Pflanzen übertragen. Als Bekämpfungs- und
Vorbeugungsmittel empfiehlt Rostrur das Vernichten der befallenen
Pflanzen und die Verlegung der Saatkämpe nach Orten, wo die Krank-
heit noch nicht aufgetreten ist, ferner das Vermeiden von zu grolser
Feuchtigkeit und von zu vielem Deckmaterial.
Auf dem Getreide wurden mehrere Fusarien beobachtet, die aber
wohl alle kaum als Parasiten aufzufassen sind. Sie treten meistens
auf den reifen Ahren auf, namentlich bei feuchtem Wetter, und können
vielleicht auch den Körnern Schaden tun. Die häufigste Art ist
F. heterosporum Nees, das seine rosenroten Lager auf den Spelzen
unserer Getreidearten und auf vielen wilden Gräsern ausbildet. Viel-
fach findet man sie auch auf den Sklerotien von Olaviceps. Als WORONIN ?)
die Ursache des ussurischen Taumelgetreides zu ergründen suchte, fand
er diesen Pilz neben anderen sehr häufig vor, ohne dafs sich aber an-
geben läfst, ob er die eigentliche Ursache der berauschenden Eigen-
schaft der Körner darstellt. Neben diesem Pilze werden noch F. minia-
tulum Sacc., F. Schribauxii Delacr. und F. avenaceum Fries gefunden.
Den letzteren Pilz traf Rostrup besonders häufig in Dänemark an, wo
er Getreidepflanzen zum Absterben brachte. An den Enden der Träger
werden bisweilen ellipsoidische Chlamydosporen gebildet. Im allge-
meinen aber scheint der Schaden, den alle diese Arten anrichten,
nicht bedeutend zu sein, solange das Wachstum nicht durch aufser-
!, Plantepatologi S. 600.
®2) Botan. Zeit. 1891 n. 6.
Tuberculariaceae. 463
ordentliche Feuchtigkeit begünstigt wird. Ein viel gefährlicherer Feind
der Wintersaaten ist dagegen der unter dem Namen Schneeschimmel
bekannte Pilz, auf den jetzt näher eingegangen werden soll.
Wenn im Frühjahr die Schneedecke allmählich abschmilzt, so
zeigen sich auf den Feldern mit der überwinterten Saat oft weite
Flächen abgestorben; besonders werden davon Mulden und Einsenkungen
betroffen, ebenso schwerer Boden mehr als lockerer, sandiger. Man
bezeichnet diese, durchaus nicht in ‚jedem Jahre regelmäfsig auftretende
Erscheinung als Auswintern der Saaten. Untersucht man solche
Fehlstellen näher, so findet man die jungen Getreidepflänzchen geschwärzt
und tot dem Boden anliegend, und darüber erstreckt sich ein weifs-
licher oder rötlichgrauer, spinnwebenartiger Mycelanflug, der meist
nach dem Vergehen des Schnees sehr schnell spurlos verschwindet.
Man hat schon frühzeitig auf diese Erscheinung geachtet; denn bereits
im Jahre 1842 hat Unger darüber Beobachtungen angestellt. Er identi-
fiziert den Pilz mit der Frizs’schen Lanosa nivalis, unter welchem Namen
er auch heute noch häufig geht, obwohl ihn SoravEr jetzt als Fusarıum
nivale bezeichnet hat. Bereits von UNGER wird eine Art von „Sporidien“-
bildung erwähnt, während Fucker Fusariumkonidien beobachtete und
den Pilz mit Rhizoctonia zu Amphisphaeria zerbina stellte. Diese Zu-
sammenstellung erscheint sicher irrig; denn SoRAUER!) hat bei seiner
Untersuchung des Schneeschimmels niemals Ansätze zu anderen Frucht-
bildungen gesehen als die von ihm beobachteten, allerdings nicht in
Reinkultur gezogenen Fusariumkonidien und Chlamydosporen. Im all-
gemeinen wuchert der Pilz in den vom Frost abgetöten Getreide- oder
Unkrautpflänzchen, aber er beschränkt sich durchaus nicht darauf,
sondern ergreift auch benachbarte gesunde Pflanzen und vermag sie
schnell abzutöten. Durch einwandfreie Versuche hat SORAUER?) gezeigt,
wie die Hyphen von einer Pflanze zur anderen übergehen. Wenn junge
Getreidepflänzchen mit ihren Blattspitzen mit bereits abgestorbenen
Blättern in Berührung gehalten werden, so erfolgte ein Überwandern
des Mycels, das die gesunden Blätter von der Spitze aus zum Ab-
sterben brachte. Wurden tote Teile fest auf lebende Pflanzen auf-
geprefst, so erfolgte ebenfalls Infektion. Wenn also damit die parasitäre
Natur des Schneeschimmels bewiesen ist, so war es doch notwendig,
den Bedingungen nachzugehen, unter denen gesunde Pflanzen überhaupt
infizierbar werden. Da hat sich denn in erster Linie ergeben, dafs
feuchte stagnierende Luft die Hauptbedingung für das Wachstum des
Pilzes überhaupt ist. Wenn im Frühjahr die Schneedecke zu schmelzen
beginnt, so wird der Schnee nicht blofs an der Oberfläche verzehrt,
sondern auch durch die höhere Erwärmung des dunklen Erdbodens an
der unteren Fläche. Dadurch entstehen Hohlräume, in denen die Luft
sehr feucht und unbewegt ist. Befinden sich nun an solchen Stellen
bereits abgestorbene Pflanzen, so ist die erste Bedingung für das Auf-
treten des Schneeschimmels gegeben. Bei dichtem Stande der Saat
breitet sich dann der Mycelüberzug schnell aus und bringt in weiten
Umkreise die Pflänzchen zum Absterben. Sobald der Schnee weg-
getaut ist und der Wind und die Sonne eine schnellere Abtrocknung
1) Der Schneeschimmel in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XI, 1901, S. 217. Hier
ist auch die ältere Literatur verzeichnet, worauf ich verweise.
2) Über Frostbeschädigungen am Getreide und damit in Verbindung stehende
Pilzkrankheiten in Landwirtschaftl. Jahrbücher 1903, S. 1—68, mit 4 Tafeln.
464 III. E. Fungi imperfecti.
hervorrufen können, so verschwindet der Überzug sehr bald; nur an
tiefer gelegenen Stellen, die vom Winde weniger getroffen werden,
hält er sich längere Zeit, ebenso an solchen Stellen, wo vom Boden
aus hinreichende Feuchtigkeit zugeführt werden kann. Dazu kommt
noch, dafs ältere Pflanzen nicht mehr infizierbar sind, weil die erstarkten
Oberflächengewebe genügenden Schutz gegen das Eindringen der Mycel-
fäden bieten. Die Prädisposition liegt also einmal ım der Jugend der
Pflanzen und zweitens in den äufseren Bedingungen, nämlich der
feuchten, unbewegten Luft. Die niedere Temperatur ist keineswegs für
die Erkrankung mafsgebend; denn SORAUER hat seine Versuche bei
Zimmertemperatur angestellt und dabei ein üppiges Wachstum des
Pilzes festgestellt. Die genannten Bedingungen finden sich im Freien
bei uns nur während der Monate Februar bis April; später wird das
oberflächlich wachsende Mycel durch die Austrocknung vernichtet,
während die an der durch Blätter feuchter gehaltenen Bodenoberfläche
wachsenden Fäden durch das Überhandnehmen von Bakterien zugrunde
gerichtet werden sollen. Obwohl mit diesen Untersuchungen die wesent-
lichsten Punkte der Entwickelungsgeschichte aufgeklärt worden sind,
bleibt doch noch manches dunkel. So wissen wir nicht, ob die von
SORAUER gefundenen Chlamydosporen den Pilz während des Sommers
erhalten, obwohl die Aufklärung gerade dieses Punktes wichtig wäre,
um das Wiederauftreten des Pilzes im Winter verständlich zu machen.
Bei Morus alba wird durch F. lateritium Nees ein Erschlaffen der
Triebe hervorgerufen. Die Art findet sich als Saprophyt auf den Asten
vieler Holzgewächse und wurde von Br1osı und FARrNET!) zum ersten
Male als Krankheitserreger nachgewiesen. Aufserlich stellt sich das
Übel so dar, dafs entweder die Knospen nicht ausschlagen oder die
schon entwickelten Triebe verwelken. Man findet in der Nähe der
Knospen bei einjährigen oder mehrjährigen Zweigen kleine, fahle Höfe,
in denen sich oft eine Vertiefung bemerkbar macht; das Rindengewebe
ist der Ausdehnung der Höfe entsprechend abgestorben. In diesen
Stellen findet sich das Mycel, von dem auf den Höfen die kleinen
ziegelroten Fruchtlager gebildet werden. Da das Überimpfen von sterilem
Mycel wie von Konidien auf gesundes Gewebe die Krankheit zu er-
zeugen vermag, so liegt hier abermals ein Fall vor, in dem ein ge-
wöhnlich saprophytischer Pilz die Kraft erlangte, gesunde Pflanzenteile
zu infizieren. Als Perithecienform wurde Gebberella moricola erkannt.
Auf Dianthus wurde bei Antibes in Frankreich von DELACROIX ?)
Fusarium Dianthi Prill. et Delacr. beobachtet. Die Infektion der
Pflanzen, besonders der Stecklinge, in den Gewächshäusern findet durch
Wunden statt, die durch Milben oder Alchen verursacht sein können.
Neben den typischen Fusariumsporen finden sich auch mehrzellige,
gelbbräunliche, glatte oder etwas rauhe Chlamydosporen, die erst
nach einer Ruheperiode keimen und im Boden, wo erkrankte Nelken-
teile faulen, sich zahlreich vorfinden. Als Bekämpfungsmittel wird
neben dem Vernichten der erkrankten Pflanzen die Desinfektion des
Bodens mit Schwefelkohlenstoff oder Formaldehyd empfohlen. Mansın®),
!) Intorno all’ avvizzimento dei germogli del gelso in Rendic. R. Acc. dei
Lincei X, sem. 2; Atti Ist. bot. Pavia, 2. ser. X, S.1
?) Sur la maladie des oeillets, produite par le Fusarium Dianthi Prill. et Delacr.
in Compt. rend. CXXXI, 1900, S. 961.
°®) Sur le parasitisme du F. roseum et des especes affines in Compt,. rend.
CXXXI, 1900, p. 1244.
Tuberculariaceae. 465
der dieselbe Erkrankung untersuchte, hält nach seinen Kulturversuchen
die Art für das weitverbreitete F roseum Link und hat es auch erfolg-
reich auf Kartoffeln und Georginen übertragen. Er empfiehlt ebenfalls
Desinfektion des Bodens, und zwar mit Naphthol (1:2400), das sich
gegenüber anderen Mitteln am besten bewährt haben soll. Dafs F.
roseum als Parasit nicht blofs auf den genannten Pflanzen, sondern auch
an Getreide eine Spelzenkrankheit hervorzurufen vermag, bestätigt
Pestion!) durch die Untersuchung der als golpe bianca (wheat-scab) im
Italien bekannten Krankheit. Die Mycelien und Fruchtlager des Pilzes
zeigen sich an den Rändern der Hüll- und Deckspelzen und können
auch auf Blüten übergreifen, um sie zum völligen Abort zu bringen.
Begünstigt wird die Ausbreitung der Krankheit durch das Lagern des
Getreides, das in gewissen Gegenden Italiens als eine günstige Kultur-
bedingungs aufgefafst wird. Es ist zweifellos, dafs durch das Lagern
eine gröfsere Feuchtigkeit und geringere Lichtintensität bewirkt wird,
was der Entwickelung des Mycels zugute kommt.
Auf verschiedenen Kohlarten hat Rostrup in Dänemark das
Fusarium Drassicae v. Thüm. beobachtet. Die Blätter bekommen gelb-
rötliche, runde Flecken, die aus den Hyphen des Pilzes bestehen; am
Rande der Mycellager entstehen die Sporen. Irgendwelche ökonomische
Bedeutung besitzt vorläufig der Schädling nicht.
Mehrere, erst in neuester Zeit untersuchte Fusarien kommen an
Obstbäumen vor. An Weichselkirschen tritt gelegentlich eine
Zweigerkrankung auf, die in ihren äufseren Symptomen eine weit-
gehende Ähnlichkeit mit der Moniliaerkrankung der Zweige besitzt.
ADERHOLD?) konnte aber bei seiner Untersuchung sehr bald feststellen,
dafs es sich um eine Knospenerkrankung infolge von F. gemmiperda
Aderh. handelt. Die Erkrankung zeigte sich in den befallenen Zweigen
dadurch, dafs die Blütenbüschel während des Austreibens im Frühjahr,
aber lange vor der Entfaltung der Blüten, absterben, ohne dafs äufser-
lich irgendeine Ursache zu entdecken wäre. Beim Feuchtlegen er-
krankter Teile, aber auch nicht immer, wächst äufserlich ein Mycel
heraus, das nach wenigen Tagen schneeweifse Fruchtlager bildet, auf
denen die charakteristischen Fusariumkonidien gefunden werden. Die
Konidienträger verzweigen sich am Ende vielfach und bilden ganze
Büschel von Konidien, die anfangs ungeteilt, später gewöhnlich vier-
zellig sind. Auch auf dem natürlichen Substrat am Baum werden
Konidien gebildet, aber nicht so reichlich und nie in solchen grofsen
Lagern. Andere Fruchtformen wurden weder auf dem Substrat noch
in den mannigfach variierten Kulturen gefunden. Die von ADERHOLD
angestellten Übertragungsversuche waren von Erfolg begleitet; ebenso
konnte er feststellen, dafs die Ausdehnung: der Erkrankung hauptsächlich
durch feuchtes Wetter begünstigt wird.
Eine Wurzelerkrankung von Kirsch- und Apfelbäumchen
in Schlesien und Schleswig wurde von ADERHOLD®) auf F. rhizogenum
Pound et Clem. zurückgeführt. Die Wurzeln zeigten im Innern Mycel-
wucherungen und im Holz Gummibildung; gleichzeitig waren viele Zellen
mit kristallinischen Massen völlig vollgestopft. In der feuchten Kammer
!) Sulla diffusione e sui rapporti della golpe bianca coll’ allettamento del
frumento in Ann. R. Staz. di Patol. veget. Roma I],
2) Ein der Moniliakrankheit ähnlicher Krankheitsfall an einem Sauerkirschbaum
in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XI. 1901, S. 65.
3) Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenkunde 2. Abt., VI, 1900, S. 620.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band, 30
466 III. E. Fungi imperfecti.
wächst ein Mycel an der Oberfläche hervor, das in lockeren Polstern
die Fusariensporen und daneben auch Cephalosporienkonidien und
Chlamydosporen erzeugte. Dadurch hat der Pilz eine gewisse Ähnlich-
keit mit dem nachher zu schildernden F. vasinfectum var. Pisi. _
Endlich wird von A. ÖSTERWALDER’') noch eine Fäule der Apfel
(und Birnen) erwähnt, die auf F. putrefaciens Osterw. zurückzuführen
ist. Die Apfel beginnen im Gegensatz zu anderen Fäulen von innen
aus zu erkranken, und die Fäule schreitet vom Kernhaus nach der
Schale nach aufsen, indem sich das Fruchtfleisch braungelb färbt und
zuletzt eine zunderartige Beschaffenheit annimmt. Erst wenn die
Epidermis erweicht ist, beginnt sich diese schokoladenbraun zu färben.
Wird der Apfel feucht gehalten, so wächst das Mycel aus den Spalt-
öffnungen heraus und überzieht die Oberfläche mit einem grauen,
grünlichgelben oder rötlichen Geflecht. Unter der Epidermis bilden die
Hyphen durch dichtere Verflechtung ein stromatisches Gewebe. Die
Reinkultur zeigte dieselben Fruchtformen wie bei F. gemmiperda, die
Impfung gelang auf Apfeln und Birnen, aber die unverletzte Epidermis
vermag der Pilz nicht zu durchbohren, so dafs nur vorherige Ver-
letzungen die Voraussetzung für die Fäule bilden.
Die Leguminosen beherbergen mehrere Arten von Fusarien, die an
ihnen Welkekrankheiten verursachen, aber bisher nur wenig beachtet
worden sind. Am genauesten ist die St. Johanniskrankheit der
Erbsen bekannt, die in Holland weit verbreitet ist und von van HALL?)
einer näheren Untersuchung unterworfen worden ist. Wenige Jahre
später wurde dieselbe Erkrankung auch an verschiedenen Orten Deutsch-
lands aufgefunden und von APPEL und ScHIKORRA®) studiert. Da die Unter-
suchungen der beiden Autoren die Resultate van Has im wesentlichen
bestätigen und erweitern, so folge ich bei der Darstellung ihrer Arbeit.
Bei den erkrankten Pflanzen beginnen einzelne jüngere Blättchen,
seltener einzelne Blatteile, zuletzt auch der Blütenstand, schlaff zu
werden und trocknen ohne Verfärbung oder unter Vergilbung ab.
Danach vertrocknet sehr schnell die ganze Pflanze und lest sich auf
den Boden, wodurch der Anschein erweckt wird, als ob sie normal ab-
gereift wäre. Da gewöhnlich die Erkrankung gegen Ende Mai ein-
setzt, so findet das Absterben gegen Ende Juni, um den Johannistag
herum, statt, woher die Krankheit in Holland ihren Namen erhalten hat.
Die fast reifen Hülsen bringen noch normale Samen hervor, die un-
reifen dagegen vertrocknen. An den befallenen Pflanzen bemerkt man
vom Wurzelhals ab bis etwa handhoch über dem Boden zahlreiche
feine Risse, an denen das Mycel des Pilzes eingedrungen ist. Dieses
findet sich an der Basis der Risse in der Rinde und im Holzteil, nach
oben hin jedoch fast nur in den Gefäfsen. Hierin wächst es nach oben
. und verbreitet sich gelegentlich auch im benachbarten Parenchym, wo
es dann gröfsere Konglomerate bildet. Die Pilzhyphen allein geben
nicht den Anlafs zur Verstopfung der Gefäfse, die dann wieder eine
Unterbrechung der Wasserleitung zur Folge hat, sondern es werden
!) Über eine bisher unbekannte Art der Kartoffelfäule, verursacht durch Fusarium
putrefaciens n. sp. in Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenkunde 2. Abt., XIII, 1904, S. 207.
2) Die St. Tehann Are der Erbsen, verursacht durch Fusarium vasinfectum
Atk. in Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XXI, 1903, S. 2.
®) Beiträge zur Kenntnis der Fusarien und der von ihnen hervorgerufenen
lern in Arb. a. d. Kais. Biol. Anstalt f. Land- u. Forstwesen V,
-B. :
Tuberculariaceae. 467
leuchtend gelbe, gummiartige Massen ausgeschieden, welche das Lumen
ausfüllen. Aufser den Fusariumkonidien, welche fast halbmondförmig
gekrümmt, beidendig spitz und mit mehreren Scheidewänden versehen
sind, finden sich auch Mikrokonidien, welche zum Typus eines Cephalo-
sporium gehören und aufserdem Chlamydosporen, die im Verlaufe eines
Fadens als dickwandige Anschwellung entstehen und meist zu zweien
oder mehreren hintereinander sich finden. Während für andere, ähn-
liche Arten Sklerotien angegeben werden, blieben bisher alle nach dieser
Richtung hin angestellte Kulturversuche erfolglos. Der Pilz wurde
unter den verschiedensten Bedingungen kultiviert; ich mufs aber dafür
auf das Original verweisen und möchte nur hervorheben, dafs der
Nachweis gerührt wurde, dafs die Hyphen Zellulose zu lösen imstande
sind.
Für die Verbreitung der Krankheit scheinen in erster Linie die
Cephalosporiumkonidien verantwortlich gemacht werden zu müssen,
denn sie werden in grofsen Massen gebildet und keimen bei Tempera-
turen zwischen 29—37° sehr schnell und zahlreich aus. Auf lebende
Pflanzen wurde der Pilz erfolgreich an kleinen Wunden am Wurzelhals
übertragen; ebenso liefsen sich Keimpflanzen leicht infizieren, wenn die
Samen oder die Erde vorher mit Konidien besät waren. Van HALL
hatte den Pilz als Fusarium vasinfectum Atk. var. Pisi bezeichnet; doch
bleibt noch zu beweisen, ob er wirklich zu dieser, bisher nur auf
Melonen, Baumwolle und Vigna gefundenen Art gehört, über die bereits
S. 204 bei Neocosmospora einige Angaben gemacht worden sind.
Aufser dieser Krankheit kommen bei Leguminosen noch andere
Welkekrankheiten vor, über die aber nähere Mitteilungen noch aus-
stehen. ZLupinus angustifolius, perennis und mutabilis litten ebenfalls unter
einem vorzeitigen Abwelken und zeigten auch anatomisch ähnliche
Bilder, nur waren die Gefäfse stärker von den Pilzhyphen durchsetzt
und gebräunt. In der Kultur wurden aufser Makro- und Mikrokonidien
Chlamydosporen und Sklerotien gefunden. Ebenso tritt auf Vicia Faba
ein Fusarium auf, das sich durch schwarze Streifen an den Stengeln
und graphitschwarze, sich vergröfsernde Flecken auf den Blättern
äufserlich kundtut. Sklerotien fehlten. Auch diese Krankheit ist nicht
selten, obwohl über ihre Schädlichkeit noch nähere Mitteilungen aus-
stehen. Von dem Fusarium der Welkekrankheit der Lupinen ist ein
anderes verschieden, das auf den Hülsen vorkommt und auch ins
Innere eindringt, wo die Samen dann durch das Mycel dicht einge-
schlossen und bisweilen zum Faulen gebracht werden. Die orange-
farbenen Fusariumfruchtkörper, das Fehlen der Sklerotien und die
Masse der Konidien unterscheiden es vom Pilz der Welkekrankheit;
es ist vielmehr mit F. roseum Link var. Lupini albi Sacc. identisch.
Als Bekämpfungsmittel für alle diese Leguminosenfusarien gibt APPpEL
die Vernichtuug der kranken Pflanzen, die Vermeidung schlecht keimen-
den Saatgutes, das Verbrennen der Stoppeln befallener Felder und das
Aussetzen des Leguminosenbaues auf mehrere Jahre an.
Die Ursache der Flachswelke und der Flachsmüdigkeit
des Bodens ist nach H. L. Boızrr!) das F. Lini Boll. Das Mycel des
Pilzes lebt in den toten Flachspflanzen und bringt seine festen, blafs-
gelb-rötlichen Fruchtlager oberflächlich zur Ausbildung. Die Konidien
ı) Flax wilt and flax sick soil in North Dacota Agric. Coll. Gov. Exp. Stat.
Bull. 50, 1901.
30 *
468 III. E. Fungi imperfecti.
besitzen die gewöhnliche, gekrümmte Gestalt und werden an kurzen
Astchen der Träger in grofser Menge produziert. Durch die Krankheit
wird dem Flachsbau in Nordamerika ein sehr grofser Schaden zugefügt,
da alle Pflanzen eines Feldes in kurzer Zeit absterben. Die haupt-
sächliche Verbreitung geschieht durch die an den Samen anhängenden
Konidien, die nur durch eine sehr sorgfältige Reinigung des Saatgutes
entfernt werden können. Gelangen sie mit der Saat in den Boden, so
infizieren sie die jungen Pflanzen. Wenn Flachs mehrmals hinter-
einander auf so verseuchten Ackern angebaut wird, so gelingt es über-
haupt nicht, ihn zur Reife zu bringen. Die Bekämpfung hat sich des-
halb in erster Linie auf die Reinigung der Samen zu erstrecken und
auf Unterbrechung des Flachsbaues auf demselben Boden. Daneben
empfiehlt BoLtey dichte und nicht zu tiefe Aussaat.
Der Ricinuskultur in Öberitalien kann F. Ricini (Ber.) Bizz.
verderblich werden; doch ist bisher nichts Näheres über den Verlauf
dieser Krankheit bekannt geworden.
Auf Solanaceen kommen mehrere Arten vor. So hat E. v. Oven!)
auf Tomatenfrüchten eine epidemische Krankheit bei Berlin be-
beoachtet, die in kurzer Zeit ganze Bestände zu vernichten vermochte.
Die Tomaten zeigen zuerst sowohl im unreifen, als im reifen Zustande am
ehemaligen Griffelende einen kleinen, schwarzen, etwas eingesunkenen
Flecken, der sich bald vergröfsert und am Rande zu einer Erweichung
des Fruchtfleisches führt. Die Früchte trocknen nach völliger Erweichung
des Fruchtfleisches zu Mumien ein, während der schwarze Flecken hart
und sichtbar blieb. Die Mumien färbten sich gelb und blieben teils
hängen, teils fielen sie ab. An der Oberfläche finden sich kleine, gelb-
liche oder rosa gefärbte Lager, die aus typischen Fusariumkonidien
bestehen. Im Innern der zerstörten Früchte werden auch Cephalo-
sporiumkonidien gebildet sowie auch Chlamydosporen. In dem mor-
phologischen Bau ähnelt die als F\ erubescens Appel et v. Ov. bezeichnete
Art sehr dem F.vasinfectum var. Pisi. Es war leicht, Reinkulturen des
Pilzes zu gewinnen und sein Verhalten auf verschiedenen Substraten
zu studieren. So bildete er auf Kartoffelscheiben Sklerotien, die viel-
leicht der Überwinterung dienen; auf Tomaten wurden sie bisher nicht
beobachtet. Zwischen den Mycelfäden finden sich in Kulturen Kon-
glomerate von amorphem kohlensauren Kalk. Ferner wurde Alkali-
bildung durch das Mycel beobachtet, während Zellulose nicht ange-
griffen wurde. Experimente mit lebenden Zellen zeigten, dafs das Mycel
ein Enzym auszuscheiden vermag, das Plasmolyse und den Tod der
Zellen herbeiführte. War dadurch schon der parasitäre Charakter des
Pilzes erwiesen, so zeigten die Infektionsversuche, dafs er die Tomaten-
früchte anzugreifen vermag, wenn eine gesunde Frucht in enge Be-
rührung mit Mycel kommt, oder wenn durch Verletzungen der Übertritt
des Mycels erleichtert wird. Durch die gesunde Oberhaut vermag das
Mycel nicht zu dringen. Als Folgeerscheinung trat häufig eine Bak-
terienfäule ein, die aber nach vielfachen Versuchen stets nur sekundär,
niemals primär erfolgt. Zur Bekämpfung wird das Spritzen mit
Bordeauxbrühe empfohlen, das aber sofort beim ersten Auftreten zu
erfolgen hat.
Auf den Kartoffeln wurden mehrere Arten beobachtet, von
1) Über eine Fusarienerkrankung der Tomaten in Landwirtsch. Jahrb. XXXIV,
1905, S. 489.
Tuberculariaceae. 469
denen als älteste das F. Solani (Mart.) Sacc. zu erwähnen sein würde.
Der Pilz wurde bereits von v. Marrıus als Ursache einer Erkrankung der
Kartoffelknollen erkannt und in der Folgezeit, als die Untersuchungen
sich auf die überhandnehmende Phytophthorafäule richteten, sehr häufig -
untersucht und abgebildet, so von Harrıns, DE Bary, REINKE und
BERTHOLD u. a. WEHMER!) hat dann diese Untersuchungen wieder auf-
genommen und durch mehrfach modifizierte Versuche erwiesen, dafs
der Pilz die Ursache einer typischen Trockenfäule der Kartoffel-
knollen werden kann. Die gesunden Knollen werden von Wunden oder
Schnittflächen aus infiziert und das Mycel bewirkt totale Zerstörung der
Gewebe. Auch durch die Berührung mit den Konidienpolstern vermag
die Ansteckung vor sich zu gehen. Da zur Infektion keine allzu hohen
Feuchtigkeitsgrade erforderlich sind, so findet die Zerstörung der
Knollen auch im Acker und vor allem in den Mieten statt; nur wenn
grofse Nässe hinzukommt, so tritt als Sekundärerscheinung auch Nafs-
fäule durch Bakterien ein. Das Gewebe der Knollen wird durch die
intercellular wachsenden Hyphen aufgelockert und die einzelnen Zellen
unter Bräunung abgetötet. Nach Lösung der Membranen finden sich
dann in den Kartoffelmumien nur noch die Hyphen und die Stärke vor.
An der Oberfläche der Knollen bilden sich die kreideweifsen Konidien-
polster mit den Fusariumkonidien; aufserdem wurden auch Chlamydo-
sporen beobachtet. Frank?) hat bei seinen Untersuchungen über die
verschiedenen Fäulen der Kartoffeln diese Resultate bestätigen können.
Fast gleichzeitig mit WEHMER ist auch A. Pızziıconı?) auf Grund ganz
ähnlich angestellter Versuche zu demselben Resultat gekommen.
Eine zweite Krankheit hat SorauER unter dem Namen Stengel-
fäule oder Schwarzbeinigkeit beschrieben. Die Blätter der
herangewachsenen oder auch noch nicht völlig erwachsenen Pflanzen
werden von unten an gelb und welken, bis dann die ganze Pflanze
vertrocknet und umfällt. Als Ursache des Umfallens findet sich dicht
über der Bodenoberfläche am Stengel ein schwarzer Flecken, ın dem
das Gewebe abgestorben und erweicht ist. In dem Rinden- und Mark-
parenchym finden sich Pilzfäden, die nach aufsen mit kreideweiisen
Lagern durchbrechen und Fusariumkonidien bilden. Während die
Wurzeln anfangs gesund erscheinen, sterben sie später mit dem fort-
schreitenden Verwelken des Stengels ab; auch auf die Stolonen erstreckt
sich dann die Krankheit. Als Ursache gibt SORAUER sein F'. pestis an.
Die Krankheit wurde nicht blofs in Deutschland, sondern auch in
Belgien beobachtet, ist aber in vielen Punkten noch nicht genügend
aufgeklärt.
Eine ähnliche Krankheit, die aber an den Knollen beginnt und
sich dann erst auf die Stengel ausbreitet, haben SmitH und SWINGLeE *)
als dry rot der Kartoffel in Nordamerika näher beschrieben. Zuerst
zeigt sich die Erkrankung am Wurzelsystem und geht dann in die
Stengel über. Die Blätter der etwa fufshohen Pflanze werden heller
in der Färbung und welken unter Bräunung und Einrollung der Ränder.
') Untersuchungen über Kartoffelkrankheiten II, in Centralbl. f. Bakt. und
a eitenlzunde, 2. Äbt., III, 1897, S. 727 und Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XIV,
6, S. 101.
2) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XVI, 1898, S. 279.
°) Cancrena secca et umida delle patate in Nuov. Giorn. Bot.n. s. III, 1896, S. 50.
*) The dry rot of potatoes in E S. Dept. of Agric. Bur. of Plant Industry.
Bull. n. 55, 1904.
470 III. E. Fungi imperfecti. =
Die zuerst noch aufrechten Stengel fallen schliefslich um und liegen
dem Boden auf. Im Wurzelsystem findet sich im Innern, besonders
in der Rinde, ein Mycel, das aufsen die Teile mit weifsen, roten oder
rosagefärbten Fäden überzieht. Die Knollen werden durch das Mycel
ebenfalls ergriffen. und man findet in ihnen, bis tief im Innern, nament-
lich in den Gefäfsbündeln, die Pilzfäden. Überhaupt ist die Bräunung
der Gefäfsbündel der Knollen ein sehr charakteristisches anatomisches
Merkmal, wodurch auf Schnitten die Krankheit sofort auch äufserlich
zu erkennen ist. Bisweilen, wenn die Krankheit erst zur Zeit des
Reifezustandes beginnt, kann das ganze Wurzelsystem zerstört sein,
ohne dafs sich an den oberirdischen Teilen die charakteristischen
Merkmale des Einrollens und Vertrocknens der Blätter zeigen. Bei
Kulturen auf künstlichen Substraten wurden nicht blofs die Fusarium-
konidien, sondern auch Oephalosporiumsporen, Chlamydosporen und
Sklerotien gebildet. In betreff der mannigfachen Versuche über die
Kulturbedingungen des Pilzes verweise ich auf das Original.
Die Autoren werfen die Frage auf, ob der von ihnen als F'. orysporum
Schlecht. bezeichnete Pilz nicht identisch mit den oben beschriebenen
und noch mit mehreren anderen, ebenfalls auf Kartoffeln angegebenen
Arten ist, und sind geneigt, alle diese Pilze zu einer einzigen Art zu
vereinigen, die dann den ältesten von ihnen gewählten Namen zu
führen hätte. Man kann bei den verschiedenen Symptomen, welche
die drei beschriebenen Krankheiten haben, zweifelhaft sein, ob man
dieser Ansicht beipflichten soll; andererseits steht aber fest, dafs alle
diese Pilze innerhalb weiter Grenzen äufserst variabel sind. In den
Kulturen gewährt F. oxysporum je nach den äufseren Bedingungen ein
sehr verschiedenes Aussehen, so dafs die Prüfung der Frage nach dem
Wert der Kartoffelfusarien als getrennte Arten vorgenommen werden
mufs. Man tut wohl am besten, bis durch Kultur und Impfung dieser
Punkt geklärt ist, die Verschiedenheit der Krankheiten und ihrer
Erreger noch aufrecht zu erhalten.
Endlich wären noch einige, ebenfalls nur unvollkommen bekannte
Arten als Krankheitserreger bei Cucurbitaceen zu erwähnen. An
Melonen findet sich an Stengeln, Blättern und Früchten das
F. aurantiacum (Link) Sacc. Befällt der Pilz erst die reifenden
Pflanzen, so richtet er keinen bedeutenden Schaden an, wohl aber,
wenn die jungen Pflänzchen angegriffen werden. Empfohlen wird das
Bespritzen mit Bordeauxbrühe. Auf Gurken- und Kürbispflanzen
wird ein F. niveum angegeben, das von E. Smith als Varietät von
F. vasinfectum (Neocosmospora) betrachtet wird.
Die Fusarienkrankheiten haben in den letzten Jahren das Interesse
der Phytopathologen in erhöhtem Mafse erregt, weil sich viele bis
dahin unerklärte Krankheiten auf Fusarien zurückführen lassen. Es
steht deshalb zu erwarten, dafs die Forschungen der nächsten Zeit eine
wünschenswerte Erweiterung unserer bisher sehr lückenhaften Kennt-
nisse bringen werden.
Unter den dunkelfarbigen Tuberculariaceen würde die Gattung
Exosporina Oudem. zu erwähnen sein, die sich von Exosporium durch
die einzelligen, dunkelgefärbten, reihenweise abgegliederten Konidien
unterscheidet. Die einzige Art E. Laricis Oud. schädigte in Holland
die Nadeln der Lärchen.
Als letzte Gattung käme endlich Exosporium Link in Betracht.
Die Fruchtlager bilden gewölbte, feste, dunkelfarbige Polster, in denen
Sterile Mycelien. 471
die einfachen Konidienträger dicht gedrängt nebeneinander stehen. Am
Ende der Träger entstehen einzeln die länglichen, mehrzelligen Konidien.
An Lindenzweigen ist das E. Tiliae Link sehr häufig; doch weifs man
nicht, ob es auch parasitisch wächst. Dagegen berichtet A. v. JACzEWSKT!),
dafs E. juniperinum (Ell.) Jacz. eine in Rufsland verbreitete Krankheit
des Wachholders verursacht. Die Konidienlager finden sich immer
auf den halbverwelkten Nadeln, besonders auf der Unterseite, während
das Mycel sich bis in die Aste hinein verfolgen läfst. Da die Nadeln
bald absterben und von den durch das Mycel befallenen Asten nicht
wieder ersetzt werden, so stirbt der Strauch schon nach wenigen Jahren
ab. Die Krankheit kommt auch in Nordamerika vor.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs sich auch noch bei anderen
Gattungen der Familie Parasiten finden werden; unsere Kenntnisse
sind aber noch zu gering, um darüber Positives aussagen zu können.
Überhaupt mufs immer wieder betont werden, dafs die hier gegebene
Darstellung keineswegs vollständig sein kann. Ich habe mich bemüht,
möglichst alles zusammenzutragen, habe aber naturgemäfs auf die Dar-
stellung derjenigen Formen verzichten müssen, von denen bisher ein
merkbarer Schaden nicht berichtet worden ist. Da man von allen
Seiten beginnt, der Gruppe der Fungi imperfecti gröfsere Beachtung
in bezug auf ihr Verhalten zur lebenden Pflanze zu schenken, so wird
es unvermeidlich sein, dafs schon in wenigen Jahren die vorstehende
Darstellung unvollständig und zum Teil den Tatsachen nicht ent-
sprechend ist.
Sterile Mycelien.
Nachdem in dem vorstehenden Kapitel versucht worden ist, unsere
Kenntnisse derjenigen Pilze, von denen Fruktifikationsorgane bekannt
sind, zusammenzufassen, bleiben nun noch einige gut charakterisierte
Formen übrig, von denen bisher nur das sterile Mycel aufgefunden
wurde. Jede neue Untersuchung kann natürlich die fehlenden Frucht-
formen aufdecken und die Einreihung der bisher aufserhalb des Systems
stehenden Formen in bekannte Familien veranlassen.
Auf die isoliert stehenden Sklerotien wurde bereits bei der Dar-
stellung der Botrytis- und Selerotinia-Arten S. 308 hingewiesen, so dafs
wir uns zunächst mit den unter dem Namen Rhizoctonia DC. zusammen-
gefafsten Mycelien zu beschäftigen haben.
Am bekanntesten und am eingehendsten untersucht ist der
Wurzeltöter der Luzerne, Rh. violacea Tul., oder, wie ihn früher
DE CANDOLLE benannt hatte, Rh. Medicaginis. Auf den Luzernefeldern
treten im Juni und Juli kreisförmige Fehlstellen auf, in denen die
Pflanzen gelb und welk werden. Die Blätter der verfärbten Stengel
vertrocknen und die Pflanzen sterben ab. Von irgendeiner schädigenden
Ursache sieht man an den oberirdischen Organen nichts; sobald man
aber die Pflanzen aus dem Boden zieht, so bemerkt man, dafs die
Pfahlwurzel mit einem dichten, violetten Pilzgewebe umsponnen ist,
das gewöhnlich auch den gröfsten Teil der feinen Faserwurzeln umgibt.
Dadurch, dafs die Seitenwurzeln an der Spitze fortwachsen und das
Mycel erst allmählich von der Basis her sie einspinnt, vertrocknet die
Pflanze nicht auf einmal, sondern stirbt allmählich ab. Von den Mycel-
1) Über eine Pilzkrankheit auf dem Wachholder in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh.
XI, 1901, S. 203.
472 III..E. Fungi imperfecti.
überzügen gehen auch Fäden und Stränge in das benachbarte Erdreich
und stecken die in der Nähe stehenden Pflanzen an. Die Wurzeln
werden weich und welk und verfaulen unter vollständiger Vermorschung
des Gewebes. An verschiedenen Stellen der Wurzeln zeigt der Überzug
eine verschiedene Dicke; mit ihrer Oberhaut steht er in fester Ver-
bindung. Meistens sind die UÜberzüge watteartig locker, doch liegen
sie auch öfter dicht an. An der Berührungsfläche mit den Wurzeln
findet man gewöhnlich kleine, violette, kegelförmige Wärzchen, aus
denen kegelförmige Mycelstränge hervorgehen, die in das Innere der
Wurzeln eindringen und ihre Fäden sich zwischen und in den Zellen
ausbreiten lassen. Diese Funktion der Wärzchen hat E. PritLiEux !)
gefunden; andere Autoren geben an, dafs sich daraus Perithecien ent-
wickeln sollen. Während die Fäden des äufseren Mycels 4,5—9 u
dick sind und eine mäfsig dicke, violette Membran besitzen, zeigen
die im Innern wachsenden Hyphen einen viel geringeren Durchmesser
und sind farblos. Meistens sitzen sie im Rindengewebe. FückEL will
nun gefunden haben, dafs die Wärzchen sich später zu Perithecien
entwickeln und dafs aufserdem noch andere Nebenfruchtformen hierher
zu ziehen sind. Er nennt den Perithecienpilz Byssothecium circinans,
SACCARDO Leptosphaeria, WINTER endlich Trematosphaeria. Während nun
die einen Beobachter, wie Prux£rT?) und Lüstner®), die Zugehörigkeit zu
dieser Schlauchform bestätigen, lehnen andere, wie WINTER und FRANK ®)
den Zusammenhang ab. „Jedenfalls kann es bisher nicht als exakt
bewiesen gelten, dafs die Trematosphaeria mit Rhizoctonia in Zusammen-
hang steht, und ich führe deshalb die verschiedenen Meinungen nur
mit Vorbehalt an. Nun hat in neuester Zeit RoLrs eine neue Meinung
über die Zugehörigkeit von Rh. violacea, die er mit Rh. Solani identifi-
ziert, geäufsert?). Er zieht dazu Corticium vagum var. Solani, also
einen Hymenomyceten. Es erscheint mir diese Ansicht noch durchaus
als unbewiesen, vor allen Dingen dürfte die Basidienform eher zu den
Hypochnaceen als zu Corticium zu stellen sein. Da das Mycel sich
im Boden verbreitet, so kann gegen die sehr gefährliche Erkrankung
nur durch Bodendesinfektion vorgegangen werden. PrUNET schlägt vor,
die betroffenen Stellen durch einen Graben zu isolieren, dessen Wände
mit Schwefel bestreut werden sollen, während die infizierte Stelle mit
einer dicken Schicht Kalk bedeckt werden soll. Auf den erkrankten
Stellen mufs der Luzernebau mehrere Jahre ausgesetzt werden. Der
Luzernetöter ist in Europa sehr weit verbreitet und tritt häufig mit
äufserster Heftigkeit auf; auch für Amerika ist sein Vorkommen wahr-
scheinlich gemacht worden.
Es kommen nun weiter auf vielen anderen Pflanzen ganz ähnliche
Wurzeltöter vor, die von TurasnE alle unter einem Namen Rh. violacea
zusammengefafst worden sind, da sie sich kaum durch morphologische
Merkmale unterscheiden lassen. Andere Autoren machen besondere
Arten daraus. Die Streitfrage, ob wir es wirklich mit verschiedenen
') Compt. rend. CXIII, 1891, p. 1072.
°) Compt. rend. CXVI, 1893, p. 252.
?) Ber. d. Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim
1902, S. 200.
*) Die Krankheiten der Pflanzen II, S. 515.
5) Vgl. Güssow, Beitrag zur Kenntnis des Kartoffelgrindes. Corticium vagum B.
£et C. var. Solani Burt. in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XVI, 1906, S. 135.
Sterile Mycelien. 475
Pilzen zu tun haben, ist so lange müfsig, wie wir die zugehörigen
Fruchtformen nicht kennen.
Auf den Zwiebelknollen des Safrans verursacht der Safran-
tod (Rh. Crocorum DC.) eine ganz ähnliche Erkrankung, die äufserlich
ebenfalls an den kreisförmigen Fehlstellen zu erkennen ist. Das Mycel
bildet zuerst auf der Innenseite der Zwiebelschale kleine, weilsflockige
Häufchen, aus denen die Fäden sich ausbreiten und die Innenseite der
Schale gleichmäfsig überziehen. Die Häufchen vergröfsern sich und
nehmen fleischige Konsistenz an; zuletzt färbt sich das ganze Mycel
‚violett, dringt in die inneren Zwiebelschalen ein und umgibt äufserlich
die ganze Zwiebel mit einem dichten Mycelgeflecht. Die Zwiebel wird
schliefslich bis auf die faserige Zwiebelschale zerstört. Die Mycelfäden
wachsen auch hier durch den Boden zu den benachbarten Zwiebeln
und dringen nach PriıLLıeux durch die Spaltöffnungen in das Gewebe
der Schuppen ein. An den Mycelsträngen sowie auch an dem die
Zwiebel umgebenden Mycelfilz entstehen häufig rundliche oder läng-
liche Sklerotien. Die Krankheit richtet in Südfrankreich besonders,
wo sie seit sehr langer Zeit bekannt ist, vielen Schaden an. Für die
Bekämpfung empfehlen sich wohl auch nur Aussetzen der Safrankulturen
und Desinfizierung des Bodens.
Auf verschiedenen Kleearten, Seradella, Möhren, Fenchel,
Spargel, Schalotten und anderen Nutzkräutern kommt derselbe
Mycelpilz unter ganz ähnlichen äufseren Erscheinungen vor und stiftet
bisweilen grofsen Schaden. Weniger schädlich, aber weit verbreitet in
Deutschland finden sich ähnliche Wurzelpilze auf den Zucker- und
Futterrüben (Rotfäule) sowie auf den Kartoffelknollen. Die
Mycelfäden sitzen zuerst äufserlich auf und dringen dann in das Innere
ein, indem sie ein Verfaulen der Gewebe veranlassen.
Endlich wäre der Grind der Kartoffeln, oft auch Pocken genannt,
zu erwähnen, der von Künn auf Rh. Solani zurückgeführt wird. SACCARDO
zieht zwar diese Art auch zu Rh. violacea, aber dem äufseren Auftreten
nach scheint sie doch davon verschieden zu sein. Auf der Oberfläche
der Knollen treten stecknadelkopfgrofse oder !etwas gröfsere, zuerst
weifsliche und dann später dunkelbraune Wärzchen auf, die aus
paraplektenchymatischem Gewebe bestehen, und von denen aus braune
Mycelfäden auf der Schale hinkriechen. Der Wert der Kartoffeln
wird durch den Pilz für Brennerei- und Futterzwecke nicht weiter
herabgesetzt, für Speisezwecke ist eine Verminderung nur durch das
Unansehnlichwerden des Aufseren bedingt. SorAUER hat zwar ein
Helminthosporium auf diesen Pusteln gefunden, es scheint aber höchst
zweifelhaft, ob es dazu gehört.
Ein bekannter anderer Mycelpilz ist der Schimmel der Ver-
mehrungsbeete, auch kurz Vermehrungspilz genannt. Er
findet sich in Stecklingskästen und Vermehrungshäusern, als feiner
schleierartiger Bezug den Boden überziehend. Die Stecklinge gehen
unter Schwarzfärbung ihrer Basis zugrunde. Die Fäden sind anfangs
hyalin, septiert und bräunen sich später, indem die Wand sich gleich-
zeitig verdickt. Das Wachstum erfolgt in enorm schneller Weise, da
das Mycel sich oft in einer einzigen Nacht über einen Kasten auszu-
breiten vermag. Nach den Untersuchungen SorAvEr’s!) und ADERHOLD’S?)
!) Der Vermehrungspilz in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. IX, 1899, S. 321.
?) Über den Vermehrungspilz, sein Leben und seine Bekämpfung in Garten-
flora XLVI, 1897, S. 114.
474 III. E. Fungi imperfecti.
kommen gelegentlich Fäden vor, die sich in kugelige Gliederzellen zu
zerteilen beginnen. Ob es richtig ist, sie als Moniliaketten zu bezeichnen,
will ich dahingestellt sein lassen; nach den Abbildungen möchten sie
besser als Hormiscium- oder Torula-Formen erklärt werden. An den
Holzwandungen, zwischen Moos- und Pflanzenresten, finden sich winzige,
schwarze oder braune Sklerotien, über deren Auskeimung bisher keine
Versuche angestellt wurden. SORAUER bezeichnet den Pilz als fragliche
Sclerotinia. Die Stecklinge erweisen sich als von Mycel durchzogen
und das Parenchym ist zum Teil vom Pilze aufgezehrt. Als Vor-
bedingung für das Wachstum des Vermehrungspilzes mufs die stag-
nierende feuchte Luft in den Kästen oder Häusern gelten. Es würde
also zur Verhütung der Erkrankung die ausreichende Durchlüftung des
Hauses, soweit dies eben angängig ist, notwendig sein. Wenn der
Pilz einmal vorhanden ist, so mufs die Holzwandung sorgfältig sterilisiert
oder durch Zementwandung ersetzt werden und der Boden mufs er-
neuert und möglichst durch reinen Quarzsand, ohne jedes Moos oder
andere Beimischungen, ersetzt werden. SORAUER hat auch die Be-
kämpfung durch Bestreuen des Bodens mit Kupferschwefelkalk ver-
sucht, aber der Erfolg ist insofern nur gering gewesen, weil nur eine
dicke, immerfort zu erneuernde Schicht dieses Mittels das Hinüber-
wachsen des Mycels wie ein Schutzwall zu verhindern vermag.
Zweiter Abschnitt.
Parasitische Algen.
Die in den vorhergehenden Kapiteln besprochenen Pilze leiten
sich aller Wahrscheinlichkeit nach phylogenetisch von den Algen ab,
obgleich sich der nähere Anschlufs natürlich nicht mehr nachweisen,
sondern höchstens noch wahrscheinlich machen läfst. Beide Klassen
stellen in ihrer Lebensweise die vollkommensten Gegensätze dar, denn
die mit Chlorophyll versehenen Algen vermögen Stärke aus anorganischen
Stoffen zu bilden, während die Pilze auf bereits vorgebildete organische
Stoffe angewiesen sind und keine Stärke bilden. Die Folge davon ist,
dafs wir bei den Algen das selbständige Leben als Regel finden, dafs
dagegen bei den Pilzen der Parasitismus sehr weit verbreitet ist, wie
wir gesehen haben. Die gesamte Organisation der beiden Klassen pafst
sich daher ihrer Lebensrichtung an, und auch ihre Fortpflanzung: steht
im völligen Einklang mit der äufseren Umgebung. Bei den Algen, als
vorwiegende Wasserpflanzen, finden sich Schwärmsporen und ähnliche
Fortpflanzungszellen, während die Pilze, wenn man von einigen wenigen
Gruppen der Oomyceten, die oben näher behandelt sind, absieht,
lediglich Fortpflanzungszellen besitzen, die der Verbreitung auf dem
Lande durch den Wind angepafst sind. Näher kann hier auf diese
Verhältnisse nicht eingegangen werden.
Was man gemeinhin unter Algen zusammenfafst, das sind sehr
heterogene Gruppen von Organismen, über deren Zusammenhang wir
uns noch durchaus unklar sind. Man trennt jetzt die Cyanophyceen
oder Spaltalgen (Schizophyceen) von den echten Algen ab. Bei
den ersteren ist der grüne Farbstoff gleichmäfsig im Plasma verteilt
und wird durch einen anderen, das Phykocyan, verdeckt. Erst beim
Absterben der Zelle oder beim Herauslösen des blaugrünen Phykocyans
tritt das Chlorophyligrün hervor. Geschlechtliche Fortpflanzung fehlt;
die Vermehrung findet lediglich durch Zellteilung statt. Zellkerne sind
bisher nicht nachgewiesen. Die Cyanophyceen bieten deshalb eine un-
verkennbare Ähnlichkeit mit den Schizomyceten dar, mit denen zusammen
sie gewöhnlich als Schizophyten oder Spaltpflanzen zusammen-
gefafst werden. Wir wenden uns zuerst dieser Abteilung zu.
Cyanophyceen.
Die hier zu erwähnenden Arten gehören den verschiedensten
Familien an, haben aber alle die erwähnte blaugrüne Färbung gemein-
sam. Echte Parasiten, welche Zerstörungen der Pflanzensubstanz ver-
476 Parasitische Algen.
anlassen, finden sich nicht: dagegen verursachen recht viele indirekte
Schädigungen nach Art der blattbewohnenden Rufstaupilze. Der Unter-
suchung dieser für die Gewächshäuser wichtigen Verhältnisse ist eine
Arbeit von A. Maurizio!) gewidmet, die sich hauptsächlich mit der
Wirkung der epiphyllen Formen auf das Blatt beschäftigt. In den
Warmhäusern finden sich Cyanophyceen und auch echte Grünalgen in
gerofser Menge stets vor, namentlich bevorzugen sie alle feuchten
Substrate, wie Koksschichten, Tuff, die Ränder der Wasserbassins usf.
und gelangen von da aus auch auf die Blätter, auf denen sie oft dichte
grüne oder gelbgrüne Decken bilden. Die Zusammensetzung dieser
Vegetation ist durchaus nicht gleich, sondern hängt von äufseren Um-
ständen ab, die wir nicht genauer kennen; viele mögen auch mit den
eingeführten Pflanzen eingeschleppt werden, denn es kommen keines-
wegs nur einheimische Formen vor. So finden sich auf den ver-
schiedensten Pflanzen die CUyanophyceen: Hypheothrix coriacea Kg.
und Zenkeri Kg., Tolypothrix aegagrophrila Kg., Scytonema Julianum Menegh.
und Hofmanni Ag., Gloeocapsa fenestralis Kg., Aphanocapsa pulchra Rabh.,
Oseillatoria-Arten, Chroococcus helveticus Naeg. und viele andere, daneben
von echten Grünalgen: Trentepohlia- Arten, Protococcus, Oystococcus,
Confervoideen usw. Alle diese Arten schädigen nur in indirekter
Weise, und zwar in viel höherem Mafse die Pflanzen mit zarter, un-
verdickter Oberhaut als solche mit stark cuticularisierter und dabei
mehrschichtiger Epidermis (Lederblätter). Am verderblichsten werden
die Algendecken den zarten Blättchen von Adiantum capillus Veneris,
bei denen die Spreiten der Blätter sich einrollen und bräunen, bis
zuletzt ganze Wedel absterben. Bei Nephrolepis exaltata drangen von
den Überzügen auch einzelne Kolonien in die Atemhöhlen der Spalt-
öffnungen ein und trieben die Schliefszellen auseinander. Aufser den
Farnen leiden auch besonders Begonien, die mit ihren Epidermis-
papillen die Algen geradezu fangen und festhalten. Überhaupt können
alle diejenigen Blätter, welche durch Unebenheiten die Ansiedlung der
Decken begünstigen, sehr grofsen Schaden erleiden. Viel geringer
werden die Schäden bei festen, grofsen Blättern mit verdickten Epidermis-
schichten. Zwar können auch hier die Algenrasen in die Spaltöffnungen
eindringen und sie verstopfen, aber das Blatt selbst erleidet davon
keine merkliche Beeinträchtigung seines Wachstums; manche gut aus-
gerüsteten Blätter, wie die von Aechmea, Ficus u. a., werden überhaupt
nicht geschädigt.
Neben diesen rein mechanischen Einwirkungen ist aber auch die
Herabsetzung der Assimilation und Transpiration durch die Überzüge
zu berücksichtigen, namentlich macht sich das bei ungeschützten Blättern
geltend, während die lederartigen meist keinerlei Beeinträchtigung
erfahren. Allerdings ist zu bedenken, dafs ja im Warmhause häufig
die Pflanzen unter schwächenden äufseren Bedingungen stehen; in
solchem Falle ist es keineswegs verwunderlich, wenn Schädigungen
auch bei gut geschützten Blättern bisweilen festgestellt werden. Gegen-
mittel werden sich nur schwer anwenden lassen. Durch Abspritzen
oder Abwischen der Blätter kann von Zeit zu Zeit eine Reinigung
stattfinden, aber bei zarteren Pflanzen ist das natürlich nicht angängig;
infolgedessen könnte man höchstens die Ansiedlung der Arten im
!) Wirkung der Algendecken auf Gewächshauspflanzen in Flora LXXXVI,
1899. S. 113. Hier die einschlägige Literatur.
Cyanophyceen. 477
Gewächshause selbst zu verhindern suchen, indem man Tuff, Koks
oder ähnliche Materialien vermeidet. Erfahrungen über derartige Vor-
kehrungen liegen bisher noch nicht vor. Es würde verkehrt sein, wenn
man von der Wirkung dieser epiphyllen Algen im Gewächshause etwa
auf die im tropischen Regenwalde schliefsen wollte; die Bedingungen
sind doch wesentlich andere und Schädigungen werden deshalb in den
Tropen schwerlich in bemerkbarem Mafse auftreten.
Zu nennen wären noch einige Nostocaceen, welche im Innern
lebender Pflanzen wachsen, aber wohl eher als Raumparasiten wie als
echte Parasiten aufzufassen sind. Die Nostockolonien bestehen aus
durcheinander gewirrten Fäden, die von blaugrünen, tonnenförmigen
Zellen gebildet werden. Die Grenzzellen stehen interkalar und unter-
scheiden sich von den gewöhnlichen vegetativen Zellen durch ihre
Gröfse und hellere Färbung; an jungen Fäden befinden sie sich terminal.
Dauerzellen kommen vor, doch wohl schwerlich bei den hier in Betracht
kommenden Arten. Nostoc punctiforme (Kütz.) Har. (= N. Gunnerae
Reinke) lebt im Stamme von Gunnera-Arten. Diese zu den Halorrha-
gidaceen gehörige Gattung besitzt im Stamme Schleimdrüsen, die im
ausgebildeten Zustande nur von der Epidermis bedeckt werden. Wenn
die Schleimabsonderung im Gange ist, so wird die Epidermisschicht
abgehoben, und nun dringen die Nostocfäden in das Innere ein. Zuerst
finden sie sich nur in den durch die Verschleimung der Drüsenzellen
gebildeten Höhlungen, später dringen sie dann durch die Intercellular-
räume ins Parenchym vor, wo sie einzelne Zellen auflösen und die
dort lagernde Stärke verbrauchen. Wenn dann die Drüsen ihre Tätig-
keit einstellen und vom Parenchym wieder geschlossen werden, so
bleiben die Kolonien des Nostoc im Grundgewebe liegen und treten
auf Querschnitten des Stammes als kleine blaugrüne Punkte hervor.
Der Stamm von Gunnera ist nur wenig über der Erde erhoben, infolge-
dessen wird es den Nostockolonien, welche sonst frei in der Erde leben,
nicht schwer, in die Pflanze einzudringen. Trotzdem hier Zellen zer-
stört und ausgesaugt werden, findet keine Schädigung der Pflanze statt.
Ebensowenig verbreiten sich die Kolonien auf andere Teile der Pflanzen,
die Blattstiele und Blätter zeigen sich stets frei von Algen. Anderer-
seits ist Gunnera nicht etwa auf die Algen angewiesen, denn sie lälst
sich auch ohne dieselben kultivieren und gedeiht nicht minder gut als
mit den Einwohnern.
Mit dieser Nostocart oder mit N. commune Vauch. wird N. Oycade-
arum Reinke identifiziert, von der die Seitenwurzeln von Cycadeen be-
fallen werden (Fig. 60, 1). An der Pfahlwurzel der jungen Cycadeen-
pflanzen entspringen unmittelbar oder an kurzen Seitenwurzeln gabelig
gestaltete Äste, die sich wieder gabelig verzweigen und zuletzt häufig
dichte Konglomerate bilden, die äufserlich kleineren Wurzelanschwel-
lungen von Alnus nicht unähnlich sehen. Macht man Querschnitte
durch solche Gabeläste, so findet man häufig, aber durchaus nicht
immer, einen schmalen blaugrünen Ring innerhalb der Rinde, der von
den Nostoczellen gebildet wird. Auf Längsschnitten sieht man, dafs
sich dieser Zylindermantel nicht über den Vegetationspunkt hinüber-
wölbt, sondern unterhalb desselben endigt. Die Ringform, in der die
Algen lagern, wird von der Wurzel in ganz bestimmter Weise vor-
gebildet. Aus den normalen Parenchymzellen werden nämlich radıär
gestreckte Parenchymzellen, die zwischen sich weite Intercellularräume
lassen, in denen die Kolonien der Algen vegetieren. Ob die Alge an
478 Parasitische Algen.
IN
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4 N
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EEE
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S: f
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5 ET
KEIL
= ws
Fig. 60. 1 Anabaena Oycadearum Rke. Querschnitt durch eine Cycaswurzel mit
den gestreckten Zellen und den in den Intercellularen liegenden Nostockolonien.
2 Mycoidea parasitica Cunn. auf Camellia japonica im cn: a junger Thallus
mit eindringenden Rhizoiden, b älterer Thallus mit Rhizoiden und Haarbildungen
an der Oberseite. 3 Chlorochytrium Lemnae Cohn in Lemna trisulea; @ Reife und
geleerte Sporangien im Gewebe, b keimende Sporen dringen durch die Epidermis.
Alles stark vergröfsert. (1 nach v. Tuseur, 2 nach CunnınGHAam, 3a nac Kızss,
3b nach Conn.)
Chlorophyceen. 479
gelegentlichen Wundstellen oder zu den jüngsten Intercellularspalten
der Wurzelrinde eindringt, ist ungewifs; sicher ist dagegen, dais die
Kolonien später von der Aufsenwelt vollständig abgeschlossen sind und
deshalb von der Wurzel ernährt werden müssen. Auch diese Erscheinung
können wir nicht ohne weiteres dem Parasitismus subsumieren, denn
eine Schädigung der Pflanze findet durchaus nicht statt.
Kurz erwähnt sei das Vorkommen von N. lichenordes in den
Schleimhöhlen des Leebermooses Anthoceros laevis und von Anabaena
Azollae Strasb., die sich regelmäfsig in den Höhlungen der fleischigen
Schwimmblätter von Azolla-Arten findet. Bei Lebermoosen treten
ähnliche Formen nicht selten in natürlichen Höhlungen auf. Uber die
biologische Bedeutung dieser merkwürdigen Anpassungserscheinungen
herrscht keineswegs die gleiche Meinung bei den Untersuchern, und
wir können deshalb um so eher auf eine eingehende Darstellung ver-
zichten, weil keine Kulturpflanzen in Betracht kommen.
Chlorophyceen.
Wie schon der Name besagt, ist die Farbe der Zellen eine rein
grüne; kein Farbstoff überdeckt das grüne Chlorophyll, das in den
meisten Fällen an bestimmt geformte Plasmakörper, die Chlorophyll-
körper, wie bei den höheren Pflanzen, gebunden erscheint. Auf die
systematische Gliederung gehe ich nicht ein, da nur wenige Vertreter
aus weit entfernten Gruppen als Parasiten nachgewiesen worden sind.
Von den einzelligen Formen, dieals Protococcales zusammengefaist
werden, wäre die Gattung Ohlorochytrium Cohn zu erwähnen. Man fatst
diese und noch eine Anzahl endophyter Gattungen als Endosphaereae
zusammen.
Am besten ist Ch. Lemnae Cohn bekannt, das in Lemna trisulca
wohnt (Fig. 60, 2). Die ovalen Zellen besitzen ein allseitig wand-
ständiges Uhromatophor, das mit vorspringenden Leisten oder Stäben
versehen ist. Zur Fortpflanzung teilt sich der Inhalt einer Zelle in
viele Partieen, aus denen entweder gewöhnliche Zygozoosporen oder
Gameten werden (Ch. Lemnae bildet nur letztere). Die Gameten treten
aus der Mutterzelle aus und bleiben in einer Gallertmasse eingehüllt,
bis die Kopulation von je zwei Gameten miteinander erfolgt ist. Die
Zygozoosporen schwärmen mit vier Cilien eine Zeitlang, umgeben sich
dann mit einer Membran und dringen mit Hilfe eines Keimsackes
in das Gewebe an diejenigen Stellen ein, wo zwei Epidermiszellen
zusammenstofsen. Der ganze Inhalt der Zelle wird in das eingesenkte
Zellstück entleert, und aufserhalb bleibt nur ein kleiner, aus einer ver-
dickten Membran bestehender Zellknopf übrig. Im Intercellularraum
liegend wächst darauf die Zelle zu ihrer definitiven Gröfse heran und
bildet dann Gameten. Nachdem im Sommer mehrere Gameten-
generationen aufeinandergefolgt sind, bilden sich die Zellen beim Ab-
sterben der Lemna zu Dauerzellen um, die erst im Frühjahr wieder
ihre Lebenstätigkeit beginnen. Eine zweite Art ist Ch. Knyanım Kirchn.
mit ausschliefslicher Zoosporenbildung. Die Schwärmer dringen wahr-
scheinlich nur zu den Spaltöffnungen ein. Die Pflanze kommt in
Lemna-Arten, Elodea, Ceratophyllum vor. Die übrigen Arten können
wir hier übergehen. Allen ıst gemeinsam, dafs sie die Nährpflanzen
nicht schädigen, und dafs sie daher nur als Raumparasiten betrachtet
werden können,
480 Parasitische Algen.
Eine ähnliche Entwicklung haben verwandte Gattungen, wie
Endosphaera Klebs, Scotinosphaera Klebs, Dieranochaete Hieron. u. a.; sie
leben ebenfalls in Wasserpflanzen als Raumparasiten, beanspruchen
aber keine Bedeutung weiter. Erwähnenswert ist dagegen Phyllobium
dimorphum Klebs, das in lebenden, bisweilen auch abgestorbenen Blättern
von Lysimachia Nummularia, Ajuga reptans, Chlora, Erythraea vorkommt.
Die mit nur zwei Cilien versehenen Zygozoosporen dringen zu den
Spaltöffnungen ein und bilden im Blattinnern unregelmäfsig geformte
Zellen, die auch zu langen Schläuchen auswachsen können. Vielfach
dringen diese in die Gefäfsbündel ein und folgen dem Verlaufe der
Spiralzellen. Diese Alge scheint eine gewisse Alteration der Nähr-
pflanze zu veranlassen, da die befallenen Teile etwas bleicher aussehen
als die algenfreien; doch kann man von wirklichem Parasitismus auch
hier wohl schwerlich sprechen.
Aus der Gruppe der Confervales werden einige Entophyten aus
den Gattungen Endoclonium, Entoderma, Trentepohlia etc. angegeben,
wichtiger ist aber nur Mycoidea Cunn. mit den Arten M. parasitica Cunn. !)
(Fig. 60, 2) und M. flabelligera (de Toni) Wille. Die Alge besteht aus
einem einschichtigen, scheibenförmigen Thallus, der im Alter am Rande
gelappt und oberseits mit unverzweigten, mehrzelligen Haaren ver-
sehen ist. Unterseitig trägt die Scheibe verzweigte, einzellige Rhizo-
iden. Diese Alge wächst in Blättern sehr vieler tropischer Pflanzen
(z. B. auch von Thea, Citrus, Ihododendron etc.), namentlich von
solchen mit dicken, lederigen Blättern, zwischen Outicula und Epidermis.
Durch das Wachstum wird die Cuticula schliefslich gesprengt, und auch
durch die Epidermis können einzelne Rhizoiden, allerdings in Ausnahme-
fällen, ins Innere dringen; eine Durchwucherung des Parenchyms findet
aber niemals statt. Einzelne Zellen, welche über den Thallus empor-
ragen, bilden sich zu Zoosporangien um; in ihnen werden mit zwei
Cilien versehene Zoosporen gebildet, die meist durch einen Längsspalt
des Zoosporangiums austreten. Die Zoosporen dringen in die Cuticula
ein und wachsen zu einem neuen Thallus aus. Hier scheint nun ein
wirklicher Fall von Parasitismus vorzuliegen, denn die von den Thallus-
scheiben bedeckten Blatteile sterben ab und fallen zuletzt aus. Wenn
auch damit keine Schädigung der Pflanze selbst verbunden ist, so
können dadurch doch einzelne Blätter zum Absterben gebracht werden.
Mycoidea gibt häufig die Nähralge von epiphyllen Flechten ab, über
die im folgenden Kapitel noch einiges zu sagen ist.
Von besonderer Bedeutung ist für den indischen Teebau der
red rust, der von Cephaleuros virescens Kunze verursacht wird. Die Alge
gehört wohl ebenfalls in die Gattung Mycoidea und dürfte mit M. para-
sitica sehr nahe verwandt sein. Ob die indischen Exemplare mit den
Kunzeschen aus Surinam stammenden Pflanzen überhaupt identisch
sind, mag dahingestellt bleiben. Auf den Blättern der Teepflanze bildet
die Alge gelbrote, runde Flecken, deren Bau von denen der Mycoidea
nicht abweicht. Sie beschränkt sich aber nicht blofs auf die Blätter,
sondern geht auch auf die Zweige über, wohin sie durch die Zoosporen
gebracht wird. Bei kräftigem Wachstum der Schosse vermag die Alge
keinen Schaden anzurichten; ist dagegen aus irgendwelchen Gründen
!) Vergl. Cunsıneuan, On Mycoidea parasitica in Trans. Linn. Soc. London,
2 ser. I, 1879, S. 301; ferner Kaxsten, Untersuchungen über die Familie der Chroo-
lepideen in Ann. Jard. Buitenzorg. X, 1901, S. 1. Letzterer Autor nennt die Art
Cephaleuros Mycoidea.
Chlorophyceen. 481
das Wachstum bereits verlangsamt, so dringt sie schnell in die Gewebe
ein und tötet die Zweige ab. Als Bekämpfungsmittel empfehlen Mann
und Hurcaiınson!) das Spritzen mit Bordeauxbrühe und eine solche
Bearbeitung der Plantagen, dafs die Pflanzen möglichst gekräftigt
werden, damit sie dem Angriff des Schmarotzers Widerstand zu bieten
vermögen.
Von den Siphonales käme die von Künn ’) näher untersuchte Gattung
Phyllosiphon mit der Art P. Arisari Kühn in Betracht. Die Nährpflanze
Arisarum vulgare zeigt auf ihren Blättern und Blattstielen sich ver-
gröfsernde, bleiche Flecken. Jeder Flecken entspricht einem Algen-
individuum, das mit seinem reich verzweigten Fadensystem die Inter-
zellularräume ausfüllt und das Chlorophyll der Parenchymzellen ver-
schwinden läfst. Obwohl das Chlorophyll durch Ol ersetzt wird, bleiben
die Zellen doch turgeszent, bis die Sporenbildung: vollendet ist. Die
Alge selbst besteht aus reich verzweigten Fäden, die keinerlei Scheide-
wandbildung besitzen. Fast der ganze Thallus ist fähig, ovale Aplano-
sporen zu bilden, die in dicht gedrängten Massen die Fäden erfüllen.
Dabei findet keineswegs eine Abgrenzung zwischen dem vegetativen
und fruktifikativen Teile des Thallus statt. Die Entleerung der Sporen
erfolgt so, dafs ein unter einer Spaltöffnung befindlicher Thallusast
aufplatzt, wodurch die Sporen in feinem Strahl ausgeprefst werden.
Jede Spore ist sofort keimfähig und produziert einen neuen Thallus.
Bisher ist der Parasit nur in Italien und Südfrankreich beobachtet
worden. Wahrscheinlich gelangen am Ende der Vegetationsperiode die
Sporen mit den absterbenden Pflanzenteilen in die Erde, aber es ist
bisher noch nicht gelungen, die Dauerzustände oder andere Frucht-
formen nachzuweisen, ebensowenig wie man bisher Genaueres über die
Neuinfektion der Pflanze im Frühjahr festgestellt hat.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dafs in den Klassen
der Braun- und Rotalgen zahlreiche parasitische Arten vorhanden sind,
die aber ausschliefslich auf Meeresalgen vorkommen und deshalb für
unsere Zwecke keine Bedeutung beanspruchen.
!) Cephaleuros virescens Kunze, The red rust of tea in Mem. of the Dep. of
Agric. in India. In. 6,
2) Über eine neue parasitische Alge, Phyllosiphon Arisari in Sitzungsber. der
naturf. Ges. Halle für 1878 (1879).
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 3l
Dritter Abschnitt.
Flechten.
Noch vor wenigen ‚Jahrzehnten galten die Flechten für eine mit
den Pilzen und Algen gleichwertige Klasse der Thallophyten, bis durch
die bahnbrechenden Untersuchungen SCHWENDENERS bewiesen wurde,
dafs der Flechtenorganismus aus einem farblosen Teile, der den Pilzen
zuzurechnen ist, und aus einem durch Chlorophyll gefärbten besteht,
dessen Zugehörigkeit zu den Algen erwiesen wurde. Der Beweis für
die komplexe Natur der Flechten liefs sich nun nicht blofs durch ein-
gehende anatomische Analyse des Thallus führen, sondern auch durch
die Synthese. Nachdem man zuerst (BORNET, FAMINTzIn etc.) gezeigt
hatte, dafs die aus dem Thallus isolierten Algen ein selbständiges Leben
zu führen vermögen, gelang es auch nach Ausarbeitung geeigneter
Kulturmethoden die Flechtenpilze ohne Algen künstlich zu ziehen
(MöLter). Dadurch war aber bewiesen, dafs beide Komponenten un-
abhängig voneinander existieren können und die künstliche Erzeugung
von Flechten, indem man die Algen mit den keimenden Flechtensporen
besäte, vollendete dann den Beweis und erhob die anfänglich so hart
bekämpfte Flechtenhypothese zu einer unumstöfslichen Tatsache. Es
wurde dann mit Erfolg versucht, die flechtenbildenden Algen mit frei-
lebenden zu identifizieren; weniger glücklich dagegen war man in der
Aufdeckung der Verwandtschaftsverhältnisse der Flechtenpilze. Bisher
ist es, wenn wir von dem Nachweise, dafs derselbe Pilz die Basidio-
lichene Cora und ein Stereum zu bilden vermag, absehen, noch in
keinem einzigen Falle gelungen, einen freilebenden Pilz mit einem
Flechtenbildner zu identifizieren. Dagegen wissen wir wenigstens von
einigen Flechtengruppen, mit welchen Abteilungen der Ascomyceten
sie am nächsten verwandt sind.
Von grofser Wichtigkeit ist nun die Frage, in welchem Verhältnis
die beiden Komponenten des Flechtenthallus zueinander stehen.
SCHWENDENER vertrat von vornherein die Meinung, dafs der Pilz ein
Parasit auf der Alge sei, aber pe Bary sah das Verhältnis beider als
Symbiose an. Er — und in der Folgezeit bis heute die meisten
anderen Forscher — nahm an, dafs die Alge den Pilz mit organischen
Stoffen, die durch die Assimilation erzeugt werden, versorgt, während
dafür der Pilz die nötige Feuchtigkeit, Schutz und vielleicht auch an-
organische Salze liefern sollte. Gewifs hat diese Anschauung etwas
Bestechendes für sich, wenn man bedenkt, dafs die Flechten an Orten
zu wachsen vermögen, an denen die Komponenten einzeln zugrunde
gehen würden. Die beiden so grundverschiedenen Organismen müssen
Flechten. 483
also ausgezeichnet aufeinander augepafst sein. Indessen vollzieht sich
in neuerer Zeit ein allmählicher Umschwung, der dazu geführt hat,
dafs die Idee SCHWENDENERS wieder zur Geltung gekommen ist. Die
Tatsachen, dafs die Algen niemals zur fruktifikativen Fortpflanzung
kommen, und dafs sich im Thallus aufserordentlich viele abgestorbene
Algenzellen finden, zeigen doch deutlich, dafs der Pilz der Alge
bedeutenden Schaden zufügt. Es kann sich daher keineswegs um eine
für beide Teile gleich vorteilhafte Symbiose handeln, sondern lediglich
um eine Art von Parasitismus. ELENkIn hat dafür neuerdings den Namen
Endosaprophytismus vorgeschlagen. Meiner Überzeugung nach
läfst sich ein endgültiges Urteil über das Verhältnis beider Komponenten
zueinander noch nicht abgeben; fest steht für mich nur,. dafs die
Anschauung von der mutualistischen Symbiose nicht aufrecht zu erhalten
ist, denn dagegen spricht die klare anatomische Tatsache vom Ab-
sterben der Flechtengonidien. Aber andererseits läfst die blofse
anatomische Untersuchung noch keinen Schlufs auf die Lebens-
äufserungen und auf die physiologischen Leistungen der Organismen
Fig. 61. Algen und Hyphen des Thallus von Arthonia radiata im Periderm
des Haselnufsstrauches. (Nach Linpar.)
zu; in grofsen Zügen mögen also die Tatsachen feststehen, in Einzel-
heiten wissen wir so wenig, wie vor nunmehr vierzig Jahren bei dem
Beginn des Kampfes um die Auffassung des Flechtenorganismus.
Über die Organisation der Flechten können wir nur wenige Be-
merkungen geben, da ausführlichere Erörterungen über den Bau und
die systematische Anordnung zu weit führen würden. Die Flechten-
algen oder Gonidien finden sich entweder im gesamten Thallus regellos
zerstreut (homoeomer), oder sie sind auf eine bestimmte Thalluszone
beschränkt (heteromer), die unterhalb der oberen Rindenschicht liegt.
In den weitaus meisten Fällen bestimmt der Pilz die äufsere Form. Bei
den höher organisierten Flechten kann man einen zentralen Bau unter-
scheiden, wenn der Thallus sich senkrecht vom Substrat abhebt oder
einen dorsiventralen, wenn er ihm anliegt. Im ersteren Falle finden wir
zumeist einen Markzylinder, der verschieden gebaut sein kann, je nach
seiner mechanischen Inanspruchnahme, um ihn herum die Gonidien-
schicht und aufsen die Rindenschicht. Bei den dorsiventral gebauten
Formen liegt oben stets die Rindenschicht, unter ihr die Gonidien-
schicht und unter dieser das Mark; eine untere Rindenschicht ist häufig
vorhanden, kann aber auch fehlen. Bei vielen Formen dieses Typus
gehen von der Unterseite Haftfasern aus, die zur Befestigung auf dem
Substrate und wahrscheinlich auch zur Aufnahme von Nahrungsstoffen
sl*
484 Flechten.
dienen. Bei den sogenannten Krustenflechten kommt ein emheitlicher
Thallus nicht mehr zustande, sondern der Thallus löst sich in einzelne
Schüppchen auf, die aber doch durch eine Art Randwachstum den
Eindruck eines einheitlichen Individuums machen. Solange die
Schuppen auf der Oberfläche des Substrates wachsen, zeigen sie
gewöhnlich auch den regulären dorsiventralen Bau, sobald sie aber in
die Rinde eindringen (hypophloeodisch), findet eine völlige Auf-
lösung der einzelnen Schichten statt. Wir finden dann zwischen den
Peridermschichten die Hyphen bis tief hinabgehend, während die Algen
in ganz unregelmäfsiger Verteilung sich auf die oberen Lagen be-
schränken und nur selten tiefer angetroffen werden (vgl. Fig. 61).
Während die Algen sich im Thallus nur durch Teilung vermehren,
besorgt der Pilz die Fortpflanzung allein. Wir treffen bei den Asco-
lichenen als Hauptfruchtformen Peri- und Apothecien in der uns
bereits bekannten Ausbildung, nur dafs meistens im Gehäuse noch
Gonidien zerstreut liegen. Als vegetative Fortpflanzungsformen kommen
Soredien und Isidien in Betracht (die nur einmal bei den Oalicieen
beobachteten Oidien übergehe ich). Unter Soredien versteht man kleine
Konglomerate aus wenigen Algenzellen und Pilzfäden. Sie entstehen
als Zerfallprodukte von bestimmten Thalluspartien (Sorale) und finden
sich oft in so grofsen Mengen, dafs die Thallusoberfläche dadurch
vollständig staubig aufgelöst wird. Die Isidienbildung läfst die Thallus-
oberfläche in allerlei Wärzchen, Säulchen, Schüppchen usw. auswachsen,
die sich aber nicht öffnen. Wenn die Soredien oder die Wärzchen
der Isidien von der Flechte sich trennen und anderswo anfliegen, so
geben sie einem neuen Thallus den Ursprung. Auf die Bedeutung
dieser Vermehrungsarten kann hier nicht näher eingegangen werden,
zumal die Anschauungen darüber noch nicht geklärt sind.
Allgemein wird behauptet, dafs das Flechtenwachstum die Bäume
schädigt, und es wurden deshalb schon von älteren Forschern, z. B.
GLEDITSCH, Untersuchungen darüber angestellt, worin die Schädlichkeit
beruhe. Die Forstleute, die natürlich die ganze Frage am meisten
angeht, haben sich vielfach damit beschäftigt, aber als vollständig
gelöst kann sie auch heute noch nicht gelten. Wir finden häufig bei
Obstbäumen den Stamm und einen Teil der Aste vollständig von
Flechten eingehüllt; noch auffälliger bemerkbar wird dies bei forstlich
kultivierten Bäumen, z. B. Kiefern, Fichten, Birken, Eichen usw. Die
jungen Stämmchen werden bisweilen bis hoch hinauf von einem dichten
Mantel eingehüllt, der auch auf alle Zweige übergreift. Obwohl eine
Schädigung nicht in jedem Falle zu bemerken ist, so findet man doch
häufig Aste, die nur noch an der äufsersten Spitze lebende Nadeln
oder Blättchen tragen und im Jahre darauf ganz eingehüllt werden und
absterben. Oft fallen ganze Schonungen dem Flechtenwachstum zum Opfer.
Die Arten, die man am häufigsten findet, wechseln je nach der
Lokalität.e. An ÖObstbäumen wachsen meist Parmelia-Arten, Lecanora
subfusca, Ramalina und Evernia; an den Nadelhölzern kommen fast
ausschliefslich Parmelia physodes und Evernia furfuracea vor, an Laub-
bäumen namentlich im Gebirge Parmelia saxatilis und physodes, Ramalina-
Arten, Usnea. Alectoria, Platysma u.a.
Dafs also Schäden vorhanden sind, kann nicht geleugnet werden,
aber wie kommen sie zustande? Nach meinen Untersuchungen !)
!) G. Linvav, Lichenologische Untersuchungen I. Dresden 1895.
Flechten. 485
dringen die Pilzhyphen nur in die oberen Peridermschichten ein, die
meist schon durch andere äufsere Umstände aufgelockert oder zerstört
worden sind. Die einzelnen Lagen werden aufgeblättert und, sobald
sich Angriffspunkte finden, in die einzelnen Zellen zersprengt. Die
Tiefe, in welche die Hyphen vordringen können, wird im allgemeinen
durch die Grenze bestimmt, wo die abgestorbenen Rindengewebe keine
äufseren Verletzungen mehr zeigen; so ist es ganz ausgeschlossen, dafs
etwa eine Flechtenhyphe durch enzymatische Wirkung sich durch eine
unverletzte Membranlamelle bohren kann. Sie ist nur imstande, bereits
vorhandene Sprünge oder Spalten mechanisch zu erweitern und dadurch
die Zersprengung der Zellzüge zu veranlassen. Im lebenden Rinden-
gewebe sind noch niemals Hyphen beobachtet worden. Ich möchte
hervorheben, dafs diese Tatsachen nur für die oben genannten Flechten
festgestellt sind; ob sich alle Arten so verhalten, darüber läfst sich
nichts sagen, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dafs sie ebenso
wachsen. Unter diesen Umständen ist es vollständig ausgeschlossen,
dafs die Flechte den Bäumen irgendwelchen direkten Schaden zufügen
kann, denn sie wächst ja nur auf dem vom Baume selbst schon auf-
gegebenen Gewebe und findet sich deshalb auch nicht auf jungen
Zweigen, die noch von der primären Epidermis bedeckt sind und noch
keine Borkenbildung zeigen. Gelegentlich können zwar Hyphen in die
Lenticellen eindringen und sie verstopfen, aber für ältere Stämme
oder Zweige besitzt diese Tatsache keine weitere Bedeutung. Die
Schädigungen können also blofs indirekter Art sein, und zwar mufs
man sich gleichzeitig die Frage vorlegen, ob die Flechten primär zu
schädigen vermögen, oder ob erst prädisponierende Umstände für ihr
Auftreten vorausgehen müssen,
Die Entstehung indirekter Schäden läfst sich bei den Obstbäumen
besonders gut verfolgen. Der Flechtenthallus hält (ebenso wie etwa
auftretende Rasen von Laub- oder Lebermoosen) das Wasser lange fest
und gibt es erst ganz allmählich ab. Nach Regengüssen wird also die
Rinde länger feucht gehalten, als wenn keine Flechten vorhanden wären;
sie fault deshalb unter Umständen eher und ist den Angriffen von In-
sekten leichter zugänglich. Gleichzeitig bilden die Flechtenpolster einen
vortrefflichen Schlupfwinkel für allerhand schädliche Insekten. Für die
forstlich kultivierten Bäume ergibt sich ein wesentlich anderes Resultat.
Wir finden nämlich das üppigste Flechtenwachstum bei denjenigen
Bäumen, die in ungünstigen Verhältnissen stehen. Dahin gehören vor
allen Dingen dumpfiger Standort, Lichtabsperrung, ungünstige Boden-
verhältnisse, kurz alles, was dem Wachstum eines Baumes nicht förder-
lich ist, in erster Linie wohl aber Mangel an Luft und Licht. Unter
besonders ungünstigen Verhältnissen werden die jungen Bäumchen von
den Flechten erstickt, was dann den Anschein erweckt, als ob die
Flechte allein an dem Absterben schuld wäre. Eine weitere Über-
legung zeigt aber, dafs dies nicht der Fall ist. Solange nämlich der
Zweig normal wächst, finden sich die Enden stets flechtenfrei, da ja
die Ansiedlung erst auf den älteren Teilen erfolgt. Wenn aber das
Wachstum derartig verzögert wird, dafs der jährliche Spitzenwuchs auf
ein Minimum reduziert wird, so kann das Flechtenwachstum nicht
blofs Schritt halten, sondern auch die Spitze überwuchern. In’ solchem
Falle erstickt dann der Zweig.
Von einer Vertilsung oder Bekämpfung der Flechten kann natür-
lich in der Forstwirtschaft keine Rede sein, wohl aber läfst sich durch
486 Flechten.
möglichste Vermeidung der prädisponierenden Ursachen viel zur Ver-
hütung gröfserer Schäden beitragen. Wenn es deshalb möglich ist, die
Schonungen so anzulegen, dafs der Wind und das Licht ungehindert
herantreten können, so wird das UÜberhandnehmen der Flechten kaum
zu fürchten sein.
Anders bei Obstbäumen, bei denen die Bekämpfung sich sehr gut
durchführen läfst. Das einfachste Mittel dürfte das Abkratzen der
Borkenschuppen mit den daranhängenden Flechten und darauffolgendes
Bestreichen des Baumes mit Kalkmilch sein. Man erreicht damit nicht
blofs, dafs die Flechten, sondern dafs auch das Ungeziefer vertilgt und
abgehalten werden. Das Bespritzen mit Bordeauxbrühe'!) hat ebenfalls
recht gute Resultate gegeben, da die Flechten dadurch schnell ab-
sterben. Noch bessere Resultate hat DEL GuErcIo?) mit Teeröl erzielt.
Er spritzt mit einer etwa 5%oigen Sodalösung, der 3—4°/o Teeröl zu-
gesetzt werden. Nimmt man etwa 10° Teeröl, so lassen sich auch
alle Schildläuse und andere Insekten vertilgen, nur mufs dann das
Bespritzen im Winter vorgenommen werden, da sonst die Knospen
leiden.
In den Tropen siedeln sich auf den Blättern (auch von Nutz-
pflanzen) gern epiphylle Flechten an, die oft die ganze Oberfläche eines
Blattes mit einem gelblichen, grauen oder grünlichen, abwischbaren
Überzug bedecken. Die Konidien werden von den oben erwähnten
Mycoidea- oder von Trentepohlia-Arten gebildet. Es ist wohl kaum an-
zunehmen, dafs dadurch eine Schädigung entsteht; denn bisher liefs
sich nicht nachweisen, dafs diese Flechten ins Blatt eindringen. Es
könnte sich also höchstens um eine gewisse Beeinträchtigung der
Lichtwirkung handeln, die aber wohl deshalb nicht besonders ins Ge-
wicht fällt, weil die Epiphyten sich stets nur an Orten einfinden, wo
genügendes Licht vorhanden ist.
Es seien dann noch kurz einige Fälle erwähnt, wo bestimmte
Flechten als Ursache von Krankheiten zu gelten haben. In Ecuador
sucht eine Krankheit die Kakaobäume heim, die Mancha genannt und
nach v. LAGERHEIM®) durch den Isidienzustand einer Flechte verursacht
wird. Die Flechte bedeckt grofse Flächen der Stämme und überzieht
natürlich auch die stammbürtigen Blütenknospen. Dadurch aber wird
der Fruchtansatz empfindlich geschädigt. Als Vorbeugungsmittel kann
nur empfohlen werden, die Pflanzungen möglichst weitläufig anzulegen,
damit das Licht und der Wind eindringen können.
Als gelegentliche Bewohner von Rebenstümpfen, bisweilen
auch unter der Rinde lebender Rebenstämme wurden Pionnotes Biaso-
lettiana (Corda) Sacc. und Cesatii (v. Thüm.) Sacc. erkannt. Beide Or-
ganismen wurden bisher als Pilze betrachtet und zu den Tuberculariaceen
gestellt, bis Brıost und FArnETI?) nachwiesen, dafs es sich bei ihnen
um einen neuen Flechtentypus handelt, den sie Chrysogluten nennen.
Der Thallus ist gelatinös, orangefarben, bei Chr. Cesatii zinnoberrot.
1) Ware M. B., Experiments with fungicides in the removal of lichens from
pear trees in Journ. of Mycol. VIII, 1893, S. 264.
2) cfr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XIII, 1903, S. 245.
3) Pflanzenpathologische Mitteilungen aus Ecuador in Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten II, 1892, S. 195.
Re, Intorno ad un nuovo tipo di licheni etc. in Atti Ist. Bot. Pavia VIII, 1904,
p. 109.
Par
Flechten. 487
Auf der Oberfläche werden sichelförmige, farblose Konidien gebildet,
wie sie bisher bei Flechten nicht bekannt waren. Daneben kommen
Perithecien vor, in deren Schläuchen zweizellige, eiförmige Sporen ge-
bildet werden. Die Flechte zeigt sich im Frühjahr an den Ausflufs-
stellen des Saftes nach dem Beschneiden der Reben und trocknet später
zu einer orangeroten, sich abblätternden Haut zusammen. Im Stamm
treten Auftreibungen auf, die zwar im selben Jahre noch vertrocknen
und herausfallen, aber den Stamm rissig und dürr und das Holz sehr
zerbrechlich machen. Der Schaden besteht hauptsächlich darin, dafs
durch den Angriff der Flechte der Stock geschwächt wird. Als Mittel
zur Fernhaltung wird das Bestreichen der Schnittflächen mit Teer
empfohlen !).
1) Vergl. Gasorro, L., Di un ifomicete parassita della vite in Nuov. Giorn.
Bot. Ital. XIII, 1905, p. 488.
Vierter Abschnitt.
Phanerogame Parasiten.
Die vorhergehenden Kapitel haben sich ausschliefslich mit den
kryptogamischen Parasiten beschäftigt. Nicht nur an Zahl, sondern
auch an Bedeutung als Erreger von Pflanzenkrankheiten überragen sie
die Parasiten aus der Phanerogamenreihe ganz bedeutend, und besonders
stellt die Klasse der Pilze in allen ihren Abteilungen das gröfste Kon-
tingent der hierhergehörigen Formen. Das ist auch ganz erklärlich,
denn der Mangel an Chlorophyll, der die Pilze charakterisiert, hat sie
entweder zu Saprophyten oder zu Parasiten werden lassen, jedenfalls
also waren sie gezwungen, bereits vorgebildete organische Nährstoffe
zu suchen. Sobald wir zu den chlorophyliführenden Pflanzen kommen,
werden die Vertreter des Parasitismus immer seltener; schon die Algen
zeigten nur wenige Repräsentanten, bei den höheren Pflanzen beschränkt
sich der Parasitismus auf wenige Familien oder Unterfamilien. Mit
wenigen Ausnahmen beanspruchen sie für die Kulturpflanzen nur ge-
ringes Interesse, so dafs nur für diese wenigen Formen eine ein-
gehendere Darstellung notwendig erscheint. Beiläufig sei bemerkt,
dafs sich unter den Phanerogamen auch chlorophyllose Saprophyten
hier und da finden. Sie sind typische Humusbewohner, deren Wurzel-
system nur schwach entwickelt erscheint. Die bekanntesten Vertreter
sind die Orchidee Coralliorhiza innata, die Pirolacee Monotropa Hypopitys,
ferner in den Tropen die Familien der Triuridaceen und Burmannia-
ceen sowie einige andere; fast allen ist der aufserordentlich zarte und
schmächtige Wuchs, die bleiche bräunliche oder gelblichweifse Färbung
eigen.
Wir folgen in der Besprechung der parasitischen Arten dem System
von ENGLER.
Santalaceae.
Nahe verwandt mit den Santalaceen ist eine kleine Familie der
Myzodendraceen, die sich durch monothecische Antheren und die
Früchte unterscheiden. Die Vertreter der einzigen Gattung Myzoden-
dron besitzen den Habitus der Loranthus-Arten und kommen im ant-
arktischen Südamerika vor, besonders auf den dort verbreiteten Buchen,
Nothofagus.
Unter den Santalaceen interessiert uns hauptsächlich die Gattung
Thesium, deren Arten auf den Wurzeln der krautigen Pflanzen schma-
rotzen. Der Stengel ist meist nicht verästelt, und die Blüten stehen
in gestielten, traubig oder rispig angeordneten wenigblütigen Trug-
Santalaceen. 489
dolden. Die Blätter sind klein, abwechselnd und besitzen Chlorophyll.
Da also eine Assimilation stattfindet, so bezeichnet man alle diese mit
Chlorophyll versehenen Parasiten als Halbschmarotzer oder Halb-
parasiten. Auf den Wurzeln der Nährpflanzen sitzt Thesium mit
Saugwarzen oder Haustorien auf. Da diese Organe bei allen
hier zu besprechenden Formen wiederkehren, so soll ihr anatomischer
Bau, der aufserordentlich charakteristisch ist, eine eingehendere Be-
sprechung finden.
Wenn man ein Thesium-Pflänzchen vorsichtig ausgräbt, so findet
man, dafs einzelne Würzelchen in rein weifse, fleischige, ei- oder
glockenförmige, oft gestielte Körperchen endigen, welche auf den
Wurzeln der Nährpflanzen fest aufsitzen. Wenn die Wurzeln der
Nährpflanze nur dünn sind, so werden sie häufig von dem Saugkörper
mantelartig umschlossen. Nach den Untersuchungen von SOLMS-LAUBACH!)
besitzen die Haustorien folgenden anatomischen Bau. Durch die Ver-
schiedenartigkeit des Gewebes läfst sich zunächst ein Rindenkörper
(Fig. 62 1A und 1 B, r) von einem Kern (%k) unterscheiden. Der Rinden-
körper ist es, welcher den lappigen, die Nährwurzel n mantelförmig
umfassenden Teil des Haustoriums bildet; er zerfällt selbst wieder in
zwei Partien, von denen die eine aus kleinen, polyedrischen, wenig
Stärke führenden Parenchymzellen gebildet ist, die andere, äufsere da-
gegen aus gröfseren Parenchymzellen mit gröfseren Stärkekörnern be-
steht. Beide Rindenzonen sind voneinander erstens durch einen Streifen
(Fig. 62 1B,s) aus zerknitterten, zusammengefallenen Zellen, welche
sich allmählich auflösen, und zweitens durch eine Partie luftführender,
grofser Parenchymzellen : in zwei scharf getrennte Teile geschieden,
die nur unten an dem Teile des Rindenlappens, welcher der Nähr-
wurzel anliegt, miteinander verbunden sind und allmählich ineinander
übergehen. Der Kern des Haustoriums besteht aus drei verschiedenen
Geweben. Das innerste ist das Kernparenchym (Fig. 62 1 B, !), welches
aus kleinen, dicht aneinander liegenden, plasmareichen Zellen gebildet
wird; an dieses zentrale Gewebe grenzt der Gefäfsring g, der aus netz-
artig verdickten, hin und her gewundenen, kurzen Gefäfszellen besteht.
Daran grenzt endlich nach aufsen eine Zone dünnwandigen, stärke-
losen, an Cambium erinnernden Gewebes (%k). Alle drei Gewebeschichten
des Kerns sehen wir in einen etwas keilförmigen Fortsatz sich ver-
längern, der im Innern des Gewebes der Nährwurzel liest und Saug-
fortsatz genannt wird. Bemerkenswert erscheint hierbei, dafs die
einzelnen Zellelemente des Saugfortsatzes mehr in die Länge gestreckt
erscheinen, und dafs die netzig verdickten Gefäfszellen an der Spitze
büschelig auseinandergehen, um sich direkt mit den Gefäfsen der Nähr-
wurzel (wp) in Verbindung zu setzen. Umgeben wird der ganze Saug-
fortsatz von einer gelblichen, stark lichtbrechenden Schicht, welche
ihn von dem umgebenden Gewebe der Nährpflanze abgrenzt. So sieht
man hier also gleichsam eine Arbeitsteilung im Haustorium angedeutet,
insofern als der Kern den eigentlich zerstörenden, Nahrung aufnehmenden
Saugfortsatz bildet, der Rindenkörper dagegen das Haftorgan, die An-
heftungsfalte, darstellt, welche, wie hier in der Zeichnung, bei einer
dicotylen Wurzel der Rinde aufliegt und einfach ist, oft aber auch,
namentlich bei dünnen Monocotylenwurzeln nach innen zu mehrere
1) Über den Bau und die Entwicklung parasitischer Phanerogamen in Prings-
heims Jahrb. VI, S. 539.
Phanerogame Parasiten.
490
RT
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(a7)
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3 Cusceuta Trifoli auf
Nähere Erklärungen im Text. (Nach Sorauzr).
Anheftung auf der Nährpflanze.
I
1 und 2 Thesium
Klee, 4 Anheftung an die Nährpflanze.
Fig. 62.
Loranthaceae. 491
jüngere, kappenartig übereinander greifende Falten bildet. Diese zer-
stören den Rindenkörper der Nährwurzel und legen sich dicht an die
Gefäfsbündelscheide an (Fig. 62 2a). Aus der Entwicklungsgeschichte
ergibt sich die Deutung dieser Lappen als Anheftungsfalten; denn die
Falten verdanken einem besonderen meristematischen Gewebe im
Rindenparenchym ihren Ursprung (vgl. Fig. 62 1 Ba, 2a‘). Erst später
werden dann bisweilen innerhalb des Aufsenlappens ein zweiter und
dritter angelegt (Fig. 62 2a), und erst wenn die Anheftungsfalten die
Wurzel der Nährpflanze fest umfafst haben, beginnt der Kern ein-
zudringen. Wenn nun ein solches Haustorium nicht sofort eine passende
Nährwurzel erreicht, so wächst es zu einem kleinen, gekrümmten Zweig
aus, der sich zum Haustorium umbildet, wenn er in noch meristema-
tischem Zustande eine Wurzel trifft (gestieltes Haustorium), der
aber dauernd in diesem fadenförmigen Zustande verharrt, wenn er
keine solche erreichen kann.
Den Charakter als Halbparasiten zeigt T’hesium bei der Keimung,
denn der Same keimt normal und treibt eine Pfahlwurzel; erst wenn
diese sich abzweigt, werden die Haustorien angelegt. Das beweist
also, dafs die Pflanze sich im Jugendstadium selbständig ernähren kann.
In den Tropen ist die Gattung Santalum verbreitet, über deren
Art $S. album C. A. BarBER!) eine ausführliche Arbeit veröffentlicht hat.
Die Pflanze schmarotzt auf den Wurzeln von sehr vielen Nährpflanzen
und bildet ähnlich ihre Haustorien aus wie unser einheimisches Tihesium.
Die sehr eingehenden anatomischen Untersuchungen BARrBErR’'S über das
Eindringen und das Wachstum der Haustorien zeigen, dafs nur geringe
Unterschiede gegenüber den von Soıms gefundenen Resultaten vor-
handen sind. Es dürfte deshalb ein näheres Eingehen darauf nicht
notwendig sein. j
Loranthaceae.
Der in unseren Breiten vorkommende Vertreter der Familie ist
Viscum album; in Südeuropa tritt Loranthus europaeus hinzu. In den
wärmeren Erdstrichen gibt es sehr viele Loranthaceen, die den Gat-
tungen Loranthus, Phoradendrum, Dendrophthora und anderen angehören.
Alle diese Parasiten haben das gemeinsam, dafs sie holzige Gewächse
bewohnen, auf deren Ästen sie als buschige, kleinere oder gröfsere
Sträucher aufsitzen. Die Verzweigung der Äste ist gabelig, wodurch
die ganze Pflanze ein steifes und starres Aussehen erhält. Die Aste
sind sehr zerbrechlich, namentlich im trocknen Zustande, und die meist
schmalen, länglichen Blätter sind dick lederig und zeigen äufserlich
keine Blattnerven. Als Beispiel sei die bei uns häufig vorkommende
Mistel (Viscum album) geschildert.
Die Mistel zeigt sich in ganz Deutschland im der Ebene und auf
dem niederen Gebirge auf sehr vielen verschiedenen Baumarten, und
es ist nicht unmöglich, dafs MEYEN mit seiner Behauptung recht hat,
dafs sie auf allen sich ansiedeln kann; nur auf Eichen kommt sie recht
selten vor. Je nach der Nährpflanze zeigt der Schmarotzer einen ver-
schiedenen Habitus, so z. B. erscheint er schwächlich und schmal-
blätterig auf der Kiefer, dagegen üppig und orofsblätterig auf der
Schwarzpappel. Dementsprechend pflegen die auf Nadelhölzern wachsen-
!) Studies in root-parasitism in Mem. of the Dep. of Agric. in India In. 1,
1906 und n. 1 Pt. II, 1907.
492 Phanerogame Parasiten.
den Pflanzen Samen mit einem, die auf anderen Bäumen vorkommenden
Samen mit mehreren Keimlingen zu enthalten. Auf Grund dieser Unter-
schiede glauben einige Autoren, dafs die Nadelholzmistel eine besondere
Art darstellt. Man könnte auch an die Möglichkeit denken, dafs die
Misteln in spezialisierte Rassen zerfallen, die bestimmten Nährpflanzen
angepafst sind, etwa ähnlich wie bei den Uredineen. L. HEckE!), der
diesen Gedanken bei seinen Untersuchungen verfolgt, hat vorläufig
festgestellt, dafs die Mistel vom Apfelbaum auf der Tanne nicht an-
geht, wärend sie z. B. auf die Pappel sich leicht übertragen läfst.
Viel ausgedehntere Versuche, um die Frage der Artbegrenzung
der auf den verschiedenen Bäumen sich findenden Misteln zu lösen,
hat C. v. TugEur?) unternommen. Er hat nicht blofs Übertragungs-
versuche der verschiedenen Mistelrassen von Laub- auf Nadelhölzer
und umgekehrt, sowie von Laubhölzern auf andere gemacht, sondern
auch zahlreiche Beobachtungen in besonders mistelreichen Parken und
Waldgegenden angestellt, die ihn zu folgender Ansicht geführt haben.
Er unterscheidet drei verschiedene Standortsvarietäten, die Laubholz-
mistel, welche auf allen möglichen Arten von Laubhölzern vorkommt
und sich ohne weiteres auf andere Laubhölzer übertragen läfst, die
Tannenmistel, welche nur auf Abies pectinata und cephalonica vor-
kommt und sich nicht auf Pinus übertragen läfst, und endlich die
Föhrenmistel, welche sich auf Pinus silvestris und Laricio, seltener
auch auf Picea excelsa findet und sich weder auf Tannen noch auf
Laubhölzer überimpfen läfst. Die morphologischen Unterschiede dieser
drei Rassen sind nur gering. So haben die Laubholz- und Tannen-
mistel relativ gröfsere und breitere Blätter als die Föhrenmistel, auch
in den Beeren und Samen finden sich geringe aber anscheinend kon-
stante Merkmale. Systematisch müfste die Föhrenmistel den ihr von
Boissıer und REUTER gegebenen Namen V. laxum tragen. W1IESBAUER
hatte V. album auf Laubhölzern und V. austriacum Wiesb. auf Nadel-
hölzern unterschieden und hatte die letztere Art in die beiden Varietäten
Pini und Abietis geteilt, was mit der Auffassung v. TugEur’s harmonieren
würde. Andere Autoren haben andere Auffassungen für die Begrenzung
der Arten geäufsert, was man in den zitierten Arbeiten von v. 'TUBEUF
näher auseinandergesetzt findet. HEINRICHER konnte nach seinen Unter-
suchungen diese Auffassung im wesentlichen bestätigen, aber er spricht
die Meinung aus, dafs wahrscheinlich die Laubholzmistel in eine
eröfsere Zahl von lokalisierten Gewohnheitsrassen zerfällt, die nur
schwer oder gar nicht sich ineinander überführen lassen. Wir hätten
dann also ein vollkommenes Gegenstück zu den von den Uredineen
her bekannten Verhältnissen vor uns.
In verschiedenen Gegenden hat die Mistel sich verschiedene Bäume
zum Lieblingsaufenthalt gewählt; so wächst sie in der Rheinprovinz
besonders häufig auf Apfelbäumen, in der Mark häufig auf Kiefern,
in Sachsen und Anhalt auf Pappeln, in Thüringen und im Schwarz-
wald auf Weifstannen. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs bei starker
Besiedlung die Mistel selbst kräftige Bäume abzutöten vermag. So
beobachtete ich bei Dessau, dafs etwa 80 jährige Silberpappeln mit
!) Kulturversuche mit Viscum album in Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forst-
wirtschaft V, 1907, S. 210.
2) Vgl. Naturwiss. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. IV, 1906, S. 351 und V,
1907, S. 321ff. Hier findet sich auch die Literatur über die Systematik der Mistel
in ausführlicher Weise besprochen.
Loranthaceae. 493
riesigen, ausladenden Ästen so stark mit Mistelbüschen besetzt waren,
dafs an manchen Ästen die Pappelblätter nicht zu sehen waren. Mit
jedem Jahre nahm die Schmarotzervegetation zu, und allmählich starb
Ast nach Ast ab, bis die Bäume so viel trockenes Holz hatten, dafs
sie gefällt werden mufsten.
Wenn man die Rinde der Nährpflanze abschält, um zu sehen, mit
welchen Organen die Mistelpflanze testsitzt, so sieht man am Cambium-
ringe des Baumes grüne Adern, die sogenannten Rindenwurzeln
der Mistel, welche der Längsrichtung des Nährastes parallel gehen.
An einzelnen Stellen solcher älteren Rindenwurzeln haben sich Adventiv-
knospen gebildet, welche zu jungen, grünen Büschen sich ausbilden.
Die äufserste Rindenschicht dieser Wurzeln, welche kaum als Epi-
dermis aufgefafst werden kann, haftet fest an dem Gewebe der Nähr-
pflanze. Nur die Zellen der Wurzelspitze haften noch nicht an, sondern
sie sind, soweit sie die Oberfläche der Spitze, also etwa die Region
der Wurzelmütze darstellen, haarförmig ausgewachsen und machen da-
durch die Wurzelspitze pinselförmig.
An der Unterfläche der Rindenwurzeln sieht man keilförmige, nach
dem Zentrum des Nährzweiges gerichtete Organe, die, den Haustorien
der anderen Schmarotzer entsprechend, hier Senker genannt werden;
ihre Spitze sitzt im Holz des Nährzweiges, ihre breitere Basis im
Cambium desselben. Die je nach ihrem Alter verschieden dicken
Senker sind innerhalb des Holzes der Nährpflanze parenchymatisch bis
auf die in den jüngsten Jahresringen liegenden Teile, in denen netz-
artig verdickte Gefäfszellen auftreten, welche vom Zentrum nach der
Peripherie des Senkers bogig verlaufende Stränge bilden. Diese Ge-
fäfsstränge legen sich an die Gefäfse des Nährzweiges oder bei Nadel-
hölzern an deren Holzzellen an. Wenn man auf den ersten Blick die
älteren Senker in den Holzkörper eingekeilt sieht, so könnte man
glauben, dafs dieselben die Holzmasse gespalten haben. In Wirklich-
keit kann dies der weiche Senker, der im ersten Jahre nicht einmal
Gefäfse bildet, nicht ausführen; er gelangt vielmehr passiv in den Holz-
körper. Die Basis des Senkers besteht aus jugendlichen, zu Neu-
bildungen fähigen Zellen. Durch Vermehrung derselben streckt sich
diese Basis in dem Mafse, als der Cambiumring des Nährzweiges nach
aufsen rückt, so dafs die in Vermehrung begritfenen Zellen von Nähr-
pflanze und Senker stets in einer Ebene bleiben. Die aus dem Cambium
des vorigen Jahres hervorgegangene Holzschicht des Nährzweiges legt
sich auf diese Weise um den gedehnten Senker herum; der Vorgang
wiederholt sich mehrere Jahre hindurch, so dafs dadurch endlich der
ältere Senker von Holzlagen eingeschlossen erscheint. Man sieht
hieraus, dafs die Spitze des Senkers am Anfange des vorhandenen
Holzes fest stehen bleibt und sich nicht eingräbt, sondern das neue
Holz sich alljährlich gleichsam an dem sich rückwärts verlängernden
Senker hinaufschiebt.
Mit der Zeit hört ein Senker zu wachsen auf, d.h. seine Meristem-
zone an der Basis geht in Dauergewebe über; es kann sich somit der
Senker nicht mehr wesentlich verlängern und infolgedessen auch der
Nährzweig keine neuen Holzschichten um ihn herum ablagern. Letzterer
stirbt an dieser Stelle ab, wodurch nun auch der Tod des Senkers
herbeigeführt wird. So entstehen die trockenen Gewebestellen „Krebs-
stellen“ am Aste, deren Zahl mit dem Aufhören des Wachstums der
nächst jüngeren Senker stetig wächst, und welche vom lebenskräftigen,
494 Phanerogame Parasiten.
benachkarten Gewebe des Nährastes mit Überwallungsrändern umgeben
werden.
Die Fortpflanzung der Mistel von einem Baum auf den andern
geschieht ausschliefslich durch Samen, wenn man nicht etwa des Ver-
suchs wegen eine Zweigspitze des Schmarotzers in den Spalt eines
Nährastes künstlich einbringt, also Stecklinge macht, welche fortwachsen
sollen. Der Same entwickelt sich im Herbste aus der im Frühjahr auf-
tretenden Blüte. Nach Pırra!) zeichnen sich diejenigen von ihnen,
welche zwei Keimlinge bergen, durch ihre flache, herzförmige Gestalt
aus, während die nur einen Keim einschliefsenden Samen länglich bis
ellipsoidisch sind. Der Keimling wird vom Sameneiweils bedeckt mit
Ausnahme des Würzelchens, welches bis auf die Oberfläche des Samens
ragt und, nur durch ein feines, weilses Häutchen geschützt, direkt unter
der klebrigen Masse der Beere liegt. Das Sameneiweifs enthält in
seinen ziemlich grofsen Zellen, deren Wandungen gegen den Keimling
hin sehr dünn sind, Stärkemehl und Chlorophyll. Der Keimling besitzt
zwei Cotyledonen und ein ziemlich langes Stengelchen, dessen Achse
durch ein in die Cotyledonen sich fortsetzendes Gefäfsbündel gebildet
wird. Das Einsaugen der im Sameneiweifs gespeicherten Reserve-
nahrung findet durch die Oberfläche der Samenlappen selbst statt. Die
Parenchymzellen derselben sind denen des Eiweifskörpers sehr ähnlich
und bilden keine Epidermis; dagegen ist das dunklergrüne Stengelchen
durch dickwandige Epidermiszellen von der Umgebung abgegrenzt.
Die Keimung findet nur bei Licht statt, dagegen geht die Ausbildung
des hypocotylen Gliedes und der Wurzeln auch bei Dunkelheit weiter.
Wenn der Same keimt, wozu er natürlich nicht erst, wie der Volks-
mund behauptet, durch den Magen der Vögel gehen mufs, wird durch
Streckung des Stengelchens unterhalb der Cotyledonen das Wurzelende
hervorgeschoben. Das freie, sich kopfförmig verdickende, weifsliche
Wurzelende sucht nun, vom Lichte sich abwendend, nach einer Unter-
lage, wobei sich das Stengelchen nach Bedürfnis krümmt. Ist das
kopfförmige Wurzelende auf einen Zweig gelangt, wo es durch seine
klebrige Aufsenfläche festgehalten wird , so fangen die Ränder dieses
Köpfchens an, stärker auszuwachsen, werden dabei faltenartig flach
und legen sich dicht an die Oberfläche des Zweiges als Haftscheibe an.
Nun schwinden aus dem sich anschmiegenden Teile dss Köpfchens das
Stärkemehl und Chlorophyll fast gänzlich; dafür verlängern sich die
Epidermiszellen des der Nährrinde anliegenden Teiles beträchtlich und
kitten sich vermittelst einer Masse fest, die wahrscheinlich durch die
Auflösung der Cuticularmembran der Epidermiszellen entsteht.
Im Innern des Köpfchens geht unterdes die Bildung der eigent-
lichen Wurzel vor sich. Dieselbe entsteht durch die Umwandlung des
zentralen Gewebes des Köpfchens und bildet gleichsam die Verlängerung
des Gefäfsstranges im gekrümmten Stengelchen. Das neugebildete,
kegelförmige Würzelchen im Innern des Köpfchens durchbricht nun
dessen Epidermis und drinet in die Rinde des Nährorganes ein, dessen
cuticularisierte Oberfläche zunächst aufgelöst erscheint. Dadurch, dafs
jetzt auch die Intercellularsubstanz zwischen den Rindenzellen des
') Uber die Anheftungsweise einiger phanerogamen Parasiten an ihre Nähr-
pflanze in Bot. Zeit. 1861, S. 53. Die hier zugrunde gelegten Untersuchungen
wurden von Pırra an der Linde unternommen. Neuere Untersuchungen darüber
rühren von Wiırsxer (Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss, Wien CIII, 1894), v. Tusrur
(Naturw. Zeitschr. f. Land- a its V, 8.342) und Heısrıcaer (l. c. S. 357) her.
Loranthaceae. 495
Nährzweiges gelöst wird und diese somit gelockert sind, wird der Ein-
tritt des Schmarotzers bedeutend erleichtert. Die Hauptwurzel des-
selben wächst nun so lange fort, bis sie den Holzkörper der Unterlage
erreicht hat. Dieses Eindringen geht nicht immer glatt von statten,
wenn, wie etwa bei Fichten und Kiefern, die Zweigoberfläche rauh
und rissig ist. Dann kriecht die Wurzel oft auf beträchtliche Strecken
an der Oberfläche hin, schmiegt sich den Unebenheiten an und gabelt
sich häufig auch.
Dies sind in der Regel die Erscheinungen im Sommer nach der
Aussaat. Im ganzen folgenden Winter hindurch bleiben immer noch
die Cotyledonen von der Samenhaut umhüllt, und erst im nächsten
Sommer wird der Same gänzlich zerstört. Die Samenlappen vertrocknen,
und die Endknospe des jungen, sich aufrichtenden Stengelchens macht
zwei Blätter, während von der Hauptwurzel neue Seitenwurzeln aus-
gehen, welche in der Nährrinde sich ausbreiten.
Die Verbreitung der Mistel und ebenso von Loranthus findet wohl
am häufigsten durch die Misteldrossel (Turdus viseivorus) statt, welche
nach dem Fressen die am Schnabel noch klebenden Beeren an den
Ästen abstreicht. Man hat auch künstlich mit Erfolg versucht, Misteln
auf junge Bäume zu übertragen. Namentlich geschieht dies in England,
wo die Mistel als Weihnachtspflanze allgemeine Verwendung findet.
Zur Ansaat werden die Samen im April und Mai auf junge Apfel-
oder Kirschbäumchen ausgesät und im ersten Jahre etwas geschützt,
damit der keimende Same nicht abgestofsen wird. Bei diesen Kulturen
hat man die Erfahrung gemacht, dafs die Mistel um so kümmerlicher
wächst, je härter das Holz der Unterlage ist.
Aus der Entwicklungsgeschichte der Mistelpflanze ergibt sich, dafs
das einzige Mittel zur Vertilgung das frühzeitige Ausbrechen der
Pflanzen ist. Bei älteren Büschen wird mit dem Ausbrechen allein
nicht geholfen sein, sondern es mufs auch im weiteren Umkreise die
Rinde bis auf das Holz ausgeschnitten werden, damit die Bildung von
Adventivknospen aus den Rindenwurzeln verhindert wird. Bei dem
Ausbrechen mufs insofern Vorsicht angewendet werden, als der Ast
der Nährpflanze an der Ansatzstelle des Schmarotzers sehr brüchig ist
und deshalb bei unvorsichtigem Hantieren leicht abbricht.
Nach R. Harrıcs!) Untersuchungen sollen die Senker der Mistel-
pflanzen durch die cambiale Produktion allmählich mit den neu ent-
stehenden Rindenelementen nach aufsen gedrängt und allmählich mit
der Borke zum Absterben gebracht werden. In diesem Verhalten sah
er einen Unterschied gegenüber dem sofort zu besprechenden Zoranthus.
Wie nun MinneL?) gezeigt hat, findet ein solches Absterben nicht statt,
der Senker wächst vielmehr mit einem nahe der Basis gelegenen
Meristem in die Dicke. Die Senker sterben erst dann ab, wenn dieses
Meristem erschöpft ist; werden infolgedessen nicht mit der toten Borke
abgestofsen; im Gegenteil können zwischen zwei Senkern die toten
Borkenschuppen ausfallen, so dafs die Rindenwurzel der Mistel dann
hohl liegt und von Senker zu Senker eine Luftbrücke bildet.
Während bei Viscum die Rindenwurzeln in der Rinde (wenigstens
anfangs) verlaufen, entwickeln sich bei Loranthus europaeus aus der
!) Zur Kenntnis von Loranthus europaeus und Viscum album in Zeitschr. für
Forst- u. Jagdwesen 1876.
2) Über die Anheftungsweise der Mistel an ihre Nährpflanze in Forstl. naturw.
Zeitschr. 1897, S. 60. |
496 Phanerogame Parasiten.
Hauptwurzel mehrere seitliche Wurzeln, welche im Cambium oder im
jüngsten Holzgewebe verlaufen. Die senker- und haubenlose, keil-
förmige Wurzelspitze von Loranthus, die nicht wie bei Viscum mit
einer, die Auflösung des Nährgewebes wahrscheinlich veranlassenden,
Gallerthülle versehen ist, bahnt sich ihren Weg durch Auseinander-
drängen der jungen Splintzellen. Werden dieselben in der von der
Parasitenwurzel bisher befolgten Ebene zu hart und ihr Zusammenhang
zu fest, so dafs sie nicht mehr gesprengt werden können, dann weicht
die Loranthuswurzel; eine neue, etwas oberhalb der alten sich erhebende
Spitze kehrt in einem Winkel in die Höhe nach den peripherischer ge-
legenen, jüngeren Splintschichten und wächst nun in denselben wiederum
der Länge nach fort, bis auch hier der Splint zu alt und fest wird und
die Parasitenwurzel mit ihrer bisherigen Spitze stecken bleibt. Dann
bildet sich wieder auf der Oberseite der alten Spitze in der Region
des ganz jungen Splintes eine neu fortwachsende Spitze. Diese Biegungs-
stellen der Schmarotzerwurzel erscheinen dann als treppenförmige Ab-
sätze im Holze des Nährzweiges.
Die älteren Wurzeln des ZLoranthus werden vom Eichenholz all-
mählich überwallt; jedoch ist dieser Einschlufs durch die Überwallungs-
ränder niemals ein vollständiger, da von den Wurzelteilen einzelne
Arme nach aufsen an die Rindenoberfläche des Nährzweiges wachsen
und dort Adventivaugen entwickeln. Derartig entstandene Wurzelbrut
erhält den Parasiten, wenn der ursprüngliche Stock zugrunde geht.
Durch den Überwallungsprozefs entstehen maserartige Wucherungen,
Holzrosen; Harrıg beobachtete Maserknollen von der Gröfse eines
Menschenkopfes, aus welchem die Wurzelausschläge allseitig wie eben-
soviel selbständige Pflanzen hervorbrachen.
Dafs oberhalb der Ansatzstellen des Schmarotzers das Zweig-
wachstum nachläfst oder schliefslich ganz aufhört, wird nicht über-
raschen. Oft leidet bei den von Loranthus befallenen Eichen (Quercus
Robur, pedunculata und Cerris) der Gipfeltrieb und damit das Höhen-
wachstum des Baumes. Aufser den Eichen erscheint nur noch Castanea
vesca befallen.
Auch mit Loranthus hat man künstliche Impfungsversuche auf
Quercus gemacht, aber sie gelingen im Gegensatz zur Mistel nur selten.
Bessere Resultate hat v. TusEur erzielt, der Loranthus auf zehn ver-
schiedenen Eichenarten zum Anwachsen brachte und auch auf Castanea.
Als Merkwürdigkeit sei noch angeführt, dafs Viscum und Loranthus
auch aufeinander schmarotzen können. So kommt nicht selten Viscum
auf Loranthus vor, ja es siedeln sich sogar junge Sämlinge davon auf
älteren Mistelbüschen an.
Zu erwähnen wären noch die Hexenbesenbildungen, die nach
von SCHkENK!) durch Arceuthobium pusillum im östlichen Nordamerika
auf Picea Mariana und canadensis erzeugt werden. Schwache, beschattete
Zweige werden durch den Schmarotzer zu aufsergewöhnlichem Längen-
wachstum veranlafst, während auf starken Ästen, dicht an der Ansatz-
stelle des Schmarotzers, grofse, senkrecht aufragende Hexenbesen ge-
bildet werden, jenseits deren die Zweige verkümmern und absterben.
Dabei sind die Nadeln an den verlängerten Zweigen sowie an den
!) Rhodora II, 1900.
Loranthaceae. 497
Hexenbesen kürzer und häufig ganz gelb. Die Stämme werden von
den Hexenbesen gleichsam ausgesaugt und gehen bald ein.
Nach allem, was uns der Bau dieser Parasiten lehrt, sollte man
annehmen, dafs sie für die Unterlage nur von Schaden sind und
keinerlei Nutzen stiften. Dem ist aber nach G. Bonnıers!) Unter-
suchungen nicht ganz so. Während nämlich der Apfelbaum die Mistel
im Sommer ernährt, gibt die Mistel umgekehrt im Winter dem Baume
von ihren Assimilationsprodukten ab. Im Sommer assimiliert ein
Mistelblatt dreimal weniger Kohlensäure als die gleiche Fläche eines
Apfelbaumblattes, bildet also im Vergleich zur Nährpflanze nur wenig
Stärke. Dagegen ist das Verhältnis im Winter ein ganz anderes, da
die Chlorophylischicht der jungen Apfelbaumzweige eine kaum merkbare
Kohlensäureassimilation zeigt. Ob allerdings der Apfelbaum wirklich
eine merkliche Förderung in seiner Ernährung dadurch erfährt, darüber
läfst sich vor der Hand nichts Sicheres aussagen.
Vielfach beschränken sich die Loranthaceen auf bestimmte Bäume,
namentlich die tropischen Vertreter der Familie, nur selten lassen
sich verläfsliche Gründe angeben, warum ein solcher Schmarotzer ge-
wisse Bäume bevorzugt. Zu dieser Frage über die Ursachen der Immunität
mancher Bäume gegen die Loranthaceen liefert Scott?) interessante
Beiträge in seinen Studien über die in Kalkutta als lästige Unkräuter
gefundenen Loranthus lomgiflorus und Elythranthe globosus. Oft ge-
mieden werden z. B. solche Bäume, deren Rinde dem Eindringen der
Keimlinge gröfseren Widerstand entgegensetzt, wie die papierähnlichen
Borkenlagen von Melaleuca und Metrosideros, oder wo die Rinde wieder-
holt abgestofsen wird, wie bei den Sterculien und Dillenien. Selten
finden sich ferner die Loranthuspflanzen auf Bäumen mit dichter, stark
schattender, immergrüner Laubkrone, wie sie viele Spezies von Magnolia,
Grareinia, Diospyros und Artocarpus besitzen. Ebenfalls selten erscheinen
die Schmarotzer auf Bäumen, welche in der Regenzeit dicht belaubt,
in der Trockenperiode aber laublos dastehen, wie Dillenia, Sterculia,
Spondias, Erythrina und Terminalia. Wenn der sonst immergrüne Lor.
longiflorus ausnahmsweise auf solchen Bäumen vorkommt, pflegt er
gleichfalls seine Blätter mit denen der Nährpflanze fallen zu lassen.
Wenn die Parasiten sich auf starkschattigen, immergrünen Bäumen
(Mangifera, Jambosa, Mimusops, Tectona) ansiedeln, werden sie durch
den Laubschatten auf die äufsersten Zweigenden getrieben, wo sie sich
an die Stelle der absterbenden Zweigspitzen setzen und dicke Knollen
bilden. Zu den Nährpflanzen des Loranthus gehören Cirtrus decumana,
bBanisteria laurifolia, Zyziphus Jujuba, Mangifera indica, Pirus sinensis,
Ulmus virgata, Ficus nitida, religiosa u. a.; Elytranthe globosus kommt
zum Teil auf denselben Bäumen vor, aufserdem auch auf Acer oblongum,
Eucalyptus diversifolia, Achras Sapota, Chrysophyllum monopyrenum, Nerium
odorum, Oamphora offienarum, Morus indica, Salix tetrasperma u.a. Wenn
der relativ seltene Fall einer Ansiedlung dieses Schmarotzers auf Citrus
eintritt, zeigt sich eine beträchtliche Schädigung der Nährpflanze. Die
Früchte werden klein, trocken und geschmacklos, und es kann selbst
der ganze Baum absterben.
!) Compt. rend. CXIII, 1891, S. 1074.
2) Untersuchungen über einige indische Loranthus-Arten und über den Para-
sitismus von Santalum album von Joun Scorr, übersetzt von Sorus-LavsacH.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 393
498 Phanerogame Parasiten.
Balanophoraceae, Rafflesiaceae usw.
In Kürze seien noch einige hauptsächlich tropische Familien er-
wähnt, deren Vertreter Schmarotzer auf höheren Pflanzen sind. Die
Balanophoraceen besitzen ähnliche Knollenbildungen, wie wir sie
später bei den Orobanchaceen finden werden. Auch hier zeigt das
Holz der Nährpflanze an der Knollenbasis ein wucherndes Wachstum
um den Parasitenthallus herum. Die Gefäfsbündel desselben mit ihren
Trachealelementen finden mit denen der Nährwurzel reichliche Ver-
bindung. Bei Rhopalocnemis ist der Thallus ein oft kinderkopfgrotses,
knollenartiges, runzlig-grubiges Gebilde. Die in der Parenchymmasse
verlaufenden, teilweise sehr kurzen Gefäfse erscheinen innig zwischen
die der Nährpflanzen eingelagert.
Bei den Rafflesiaceen reduziert sich der gesamte vegetative
Teil der Pflanze auf thallusartige Stränge oder Massen, die im Gewebe
der Nährpflanze wuchern. Die Thallusstränge, die sich bei Rafflesia,
Brugmansia, Pilostyles finden, durchziehen die Rinde der Nährpflanze
und senden senkrechte Zweige durch das Cambium ins Holz, von dem
sie beim Dickenwachstum umschlossen werden. Bei Pilostyles Hauss-
knechtii, der auf syrischen Astragalus-Arten lebt, ziehen die Stränge im
Parenchym der Rinde und des Markes bis zur Vegetationsspitze, wo
sie dann in die sich bildenden Blätter Sprosse entsenden. Wenn dann
die Nährpflanzen älter werden, gehen die Thallusstränge zugrunde,
und nur an der Blattbasis bleiben isolierte Reste erhalten, die darauf
zur Bildung von Blütensprossen schreiten. Die Stränge bestehen aus
gleichmäfsigen Zellen und lassen keinerlei Andeutung von Gefälsen
erkennen. Einen etwas fortgeschritteneren Bau zeigt Uytinus hypoeistis.
Der Thallus bildet einen ziemlich dicken Hohlzylinder mit buchtigem
Rande, der zwischen Holz und Cambıum in Cissus-Wurzeln wächst. Das
Cambium bildet noch einzelne Holzpartien, die auf dem Thallus in ganz
unregelmäfsiger Weise abgelagert werden. In der Nähe des Cambiums
der Nährwurzel läfst sich eine horizontale Meristemschicht nachweisen,
an die sich zahlreiche, unregelmäfsige und dünne Gefäfsbündelstränge
anschliefsen.
Die Blütensprosse, die allein entwickelt werden, nehmen ihren
Ausgang vom Innern des Thallus und müssen nicht nur diesen, sondern
auch die Gewebe der Nährpflanze durchbrechen, damit sie an deren
Oberfläche die Blüte bilden können.
Die kleine Familie der Hydnoraceen mit den Gattungen Hydnora
und Prosopamche lebt in Südafrika und Argentinien. Die Parasiten
sitzen mit einem Haustorium auf den Wurzeln der Nährpflanze fest
und bilden einen knolligen Stock, von dem kantige, völlig blattlose,
verzweigte Rhizomsprosse ausgehen. Das Innere der Rhizome durch-
zieht in der Jugend ein Faserstrang, der später schwindet. Nach
aufsen finden sich collaterale, schwache Gefäfsbündel, deren Zahl und
Lagerung bei den verschiedenen Arten verschieden ist. Zwischen den
Bündeln liegen bei Prosopanche Stränge von schleimhaltigen Zellen,
die ScHiMPER Grelatinebehälter nennt.
Unter den Moraceen finden sich Ficus-Arten, welche als Baum-
würger bekannt sind, bei den Lauraceen wäre Cassytha americana
zu erwähnen, ein schlingender Parasit mit schuppenförmigen Blättern,
der seine Haustorien in die Nährpflanze einsenkt.
Cuscutaceae. 499
Cuscutaceae.
Wir kommen nun zu den wirtschaftlich weitaus wichtigsten Para-
siten, den Seidenarten oder Cuscuta-Arten, die häufig als Unter-
familie der Convolvulaceen, bisweilen aber auch als eigene Familie
betrachtet werden. Eine ausführliche Arbeit über die Entwicklung
dieser Schmarotzer hat L. Koc#!) gegeben; nach ihm sind zusammen-
hängende Untersuchungen nicht wieder gemacht worden. Die Gattung
Cuseuta besitzt eine grofse Zahl von Arten, die hauptsächlich in den
wärmeren Ländern sich finden; in Europa kommen neun, in Deutsch-
land fünf Arten vor, die alle eine ausgedehnte Verbreitung haben. Die
wichtigsten Arten sind ©. Epithymum Murr. mit der Varietät Trifoliüi
Bab., der Kleeseide und ©. Epilinum Weihe auf Kulturpflanzen;
weniger schädlich sind ©. europaea L., ©. Gronovii Willd. und C. Tupuli-
formis Krock. (= C. monogyna Vahl). Die Nährpflanzen dieser Arten
werden wir weiter unten besprechen.
Über Bau und Entwicklung sei nach Koch die nachstehende Aus-
führung gegeben. Die Haustorien entstehen reihenweise an derjenigen
Seite des Stengels, die gegen die Nährpflanze sich anlegt. Dem blofsen
Auge erscheint der Saugapparat als eine kleine Erhabenheit der Rinde,
und in der Tat nimmt auch die Rinde den wesentlichsten Anteil. Ihre
Epidermiszellen sind, soweit sie diese Erhabenheit bilden, haarartig
verlängert (Fig. 62, Ze) und haften fest an der Rinde des Nährstengels.
Nur die äufsersten Rindenzellen am Umfange des Organs erreichen den
Nährstengel nicht mehr und bilden kurze, in die Luft hinausragende,
bisweilen keulenförmige Organe. Häufig kommt es vor, dafs mehrere
Haustorien miteinander verschmelzen, und dann lätst erst der Quer-
schnitt nach der Anzahl der Haustorialkerne (Fig. 62, 4hk) die Anzahl
der verschmolzenen Organe erkennen. Der Kern bildet hier samt dem
Saugfortsatze (s) einen einzigen, zusammenhängenden, etwa keilförmigen
Körper, der von dem umgebenden Rindenparenchym durch eine Schicht
zerknitterter, in Auflösung begriffener Zellen (Ak) getrennt ist, dafür
aber durch einen zentralen Strang schraubig verdickter Gefäfszellen (y)
mit dem Gefäfsbündelzylinder (c) des Cuscutastengels in Verbindung
steht.
Wenn sıch der Kern des Haustoriums anschickt, in die Nährpflanze
einzudringen, durchbricht er zunächst die papillös ausgewachsenen
Zellen der Oberhaut des Cuscutastengels und bohrt sich, indem er sich
zum Saugfortsatz verlängert, durch die Epidermis und die Rinde der
Kleepflanze, um sich endlich mit einem pinselartig verbreiterten Ende (p)
an den Holzkörper des Nährstengels anzulegen. Erreicht der Gefäfs-
strang des Haustoriums selbst den Holzkörper der Nährpflanze, dann
verändern sich einzelne Gefäfszellen auf eine sehr charakteristische
Weise, indem ihre Verdickungsschichten verschwinden, ihr vorderer
Teil sich mannigfach ausbaucht und bisweilen büschelartige Ver-
zweigungen bildet. Jede Ausstülpung einer so veränderten Gefäfszelle
sucht nun mit den Gefäfsen der Nährpflanze in Verbindung zu treten.
Auf dem Klee findet man nicht selten Haustorien, die den dünnen
Holzring des Stengels gänzlich durchbrechen und mit ihren haarförmig
verlängerten Endzellen in das Markgewebe hineinwachsen (Fig. 62, 4eg).
') Die Klee- und Flachsseide. Untersuchung über deren Entwicklung, Ver-
breitung und Vertilgung. Heidelberg 1883.
OD)
32
300 Phanerogame Parasiten.
In betreff der Entwicklung wenden wir uns zunächst zur Kei-
mung und Ansaugung des Parasiten.
Cuscuta Epilinum, bei 1 —15°C ausgesät, keimt nach vorhergehender
bedeutender Vergröfserung des Samens nach etwa 5—8 Tagen, indem
das keulenförmig angeschwollene Wurzelende aus der Samenschale
hervorbricht und Wasser aufnimmt zur Lösung des ziemlich reich ent-
wickelten Sameneiweifskörpers, der von dem noch zum gröfsten Teile
von der Testa eingeschlossenen, spiralig zusammengerollten Embryo
aufgesogen wird. Erst wenn die sich allmählich aufrichtende Stamm-
spitze das Sameneiweils ganz aufgesogen hat, wirft sie das Korn ab.
Der fadenförmige, hier gelblich erscheinende Stammteil zeigt bei manchen
Arten an seinem nackten Scheitel zwei Höcker als Anlage der ersten
schuppenförmigen Blättchen. Das abwechselnd gesteigerte Wachstum
der verschiedenen Seiten des Stengelchens (revolutive Nutation), welches
bei den Schlinspflanzen das Umlegen um eine Stütze ermöglicht, ist
an der Stammspitze des Keimlings auch schon wahrzunehmen. Das
ungünstige Verhältnis des Cusceuta-Keimlings gegenüber nicht parasitären
Schlingpflanzen besteht in der beschränkten Wachstumszeit, die durch
das Vorhalten der im Endosperm vorhandenen Nährstoffe bestimmt
wird; es wird einigermaisen ausgeglichen durch den Umstand, dafs
das Würzelchen bald abstirbt und sein disponibles Nährstoffmaterial
sowie das der unteren Stengelpartie zugunsten der Stammspitzen-
entwicklung verbraucht wird. Wenn infolge der kreisenden Bewegung
der Keimline endlich eine Nährpflanze erreicht hat, umschlinst er die-
selbe gewöhnlich in einer der Nutationsbewegung entsprechenden
Richtung, indem von rechts nach links aufsteigende, also umgekehrt
wie der Uhrzeiger laufende Spiralen um den N ährstengel g gelegt werden.
Selten tritt ein Umwinden in entgegengesetzter Richtung ein.
Die gewöhnlich anfangs mit drei bis fünf engen Windungen die
Nährpflanze umfassende junge Cuscuta bildet an der Kontaktstelle
Haustorien auf Kosten des bis zur Berührungsstelle absterbenden,
hinteren Stammteils; während der Bildung der Saugorgane ist selbst
das Spitzenwachstum des Stengels sistiert. Bekanntlich folgen auf die
engen Windungen mit Haustorien weitere Schlingen ohne Saugorgane,
wodurch ein schnelleres Emporklettern des Schmarotzers ermöglicht
wird. Enge mit weiten Windungen wechseln fortwährend ab, was einer
assimilierenden Schlingpflanze sonst nicht eigen ist. Diese legt ihre
ersten Spiralen lose um die Stütze, welche erst dadurch später enger
umwunden wird, dafs die Spiralen steiler werden. Mit der zunehmenden
Menge der Haustorien wird die Entwicklung sehr beschleunigt und eine
reiche Verzweigung aus den Winkeln der schuppenförmigen Blättchen
eingeleitet.
Die nutierenden Spitzen der Zweige umschlingen nun leicht be-
nachbarte Pflanzen, von deren Entwicklung auch die Uppigkeit des
Schmarotzers abhängt. Wenn nämlich, wie bei Klee und Luzerne, die
Nährpflanzen sich bestocken und so dicht über dem Boden der Cuseuta
junge Teile darbieten, geht deren Wachstum rapide vorwärts; wenn
dagegen, wie bei Lein, die Stengel an der Basıs schnell verholzen,
ohne sich zu verästeln, ist das Eindringen dem Schmarotzer sehr er-
schwert. Er geht aber selbst unter erschwerten Umständen selten zu-
erunde, da er neben der Hauptnährpflanze in der Regel weniger zu-
sagende andere Unterlagen als Unkräuter zwischen den Kulturpflanzen
findet (Gräser, Nesseln, "Schachtelhalm u. del... Die Seide wächst auf
Cuscutaceae. 501
solchen mageren Unterlagen weniger üppig, beginnt dagegen früh mit
der Blüten- und Fruchtbildung.
Tote Stützen, auch von organischem Material, umschlingt die
keimende Cuscuta nicht; erst wenn sie durch Ansaugung an einen
passenden Nährstengel ihre Existenz gesichert hat, werden auch der-
artige Körper von ihr umwunden. Haustorien werden zwar in solchen
Fällen angelest, kommen aber natürlich nicht zur Ausbildung.
Wie notwendig die engen Windungen für den Haushalt des
Schmarotzers sind, ergibt sich aus der Betrachtung, dafs der Haustorial-
vorstois mit gewisser Gewalt in das Rindengewebe der Nährpflanze
eingedrückt werden mufs; dies ist nur möelich , wenn die Teile des
Stengels, an denen das Haustorium sitzt, nicht zurückweichen können,
was nur durch die festen Windungen bewerkstellist wird. Nicht blofs
für das Eindringen, sondern auch für die Entstehung der Haustorien
ist die Reizbarkeit des Cuscuta-Stengels mafsgebend. Der Eintritt der
engen Windungen nach den lockeren Schlingen wird nur vom physio-
loeischen Bedürfnis nach den neuen Haustorien abhängen. Das Licht
bewirkt, wie bereits DE CANDOLLE erwähnt, keine Krümmung der jungen
Schmarotzerpflanze.
Für die Vermehrung des Parasiten wichtig ist der Umstand, dafs
sich Teilstücke der älteren Schmarotzerpflanze ähnlich den Keimlings-
pflanzen verhalten. Schneidet man die Enden junger Triebe ab und
bringt diese auf feuchte Erde, so vermögen sie einige Zeit hindurch
zu nutieren und die in ihrem Bereiche liegenden Nährpflanzen zu be-
fallen; ältere Stücke nutieren unter ähnlichen Bedingungen nicht, ent-
wickeln aber aus ihren Blattachseln sehr dünne Seitentriebe, die nun,
ähnlich den Endstücken, eine Nährpflanze zu erreichen suchen. Diese
Leichtigkeit der Vermehrung, welche dadurch noch gröfser ist, dafs ın
den Blattachseln nicht eine, sondern mehrere Knospen angelegt werden.
ist bei den Vertilgungsversuchen wohl zu beachten. Es kommt noch
hinzu, dafs an der Kontaktstelle mit der Nährpflanze häufig Adventiv-
sprosse entstehen. Im Innern der Cuscuta-Rinde angelegt, durchbrechen
sie diese nach Analogie der Nebenwurzeln und bilden sich entweder
zu Blütenständen oder, wenn die Gesamtpflanze verletzt wurde, zu
vegetativen Trieben aus.
Interessant ist, dafs jüngere Zweige sich um ältere schlingen und
in diese ihre Haustorien einsenken, wodurch verschiedene Schmarotzer-
exemplare einander ernähren können.
Die ersten zur Haustorialbildung führenden oder diese begleitenden
Zellteilungen zeigen sich so ziemlich in allen Rindenlagen und in der
Epidermis selbst. Während die letztere vorläufig nur radiale Wände
einschiebt, sich also in vollständig normaler Weise räumlich vergröfsert,
sind es die Rindenschichten und besonders die zweite unterhalb der
Epidermis, welche durch Teilungen, die in der Längsrichtung der
Hauptachse, und zwar tangential verlaufen, ihre Reihen zu verdoppeln
suchen. Die Zelllage, welche in der Entstehungsgeschichte des
Haustoriums eine hervorragende Rolle spielt, zeigt schon in frühen
Entwicklungsstadien einen dichteren, protoplasmatischen Zellinhalt, so-
wie schärfer und zusammenhängender hervortretende Teilungen.
Die Epidermiszellen, welche gerade über dieser endogenen Neu-
bildung der zweiten subepidermalen Zelllage sich befinden, bleiben im
Wachstum zurück, während die diese Stelle rings umschliefsenden
OÖberhautzellen unter tangentialer Teilung eine Streckung nach der
502 Phanerogame Parasiten.
Nährpflanze hin erfahren und somit einen kranzförmigen Wulst um die
zentrale, zurückgebliebene Partie bilden, deren Zellen sich allerdings
auch teilen, aber nicht vergrölsern. Unterstützt wird diese Wallbildung
durch Veregröfserung und Teilung der Zellelemente der ersten Zelllage
unterhalb der Epidermis.
Diese haustoriale Ansatzfläche (Fig. 62, Ze) ıst aber nicht das
Wesentlichste; am wichtigsten ist der Achsenzylinder des Saugorgans,
der Haustorialkern (Fig. 62, 4hk), der aus tiefer liegenden Zell-
schichten hervorgeht und auf die Entwicklung der Ansatzfläche keinen
Einflufs hat, da diese der Hauptsache nach bereits angelegt ist, ehe
die Kernanlage nennenswerte Dimensionen hat.
Diese entsteht aus dem bereits erwähnten, durch tangentiale und
radiale Teilung der zweiten subepidermalen Rindenschicht hervor-
gegangenen Meristemherde, dessen nach der Peripherie hin gerichtete
Seite zum Vegetationspunkt sich ausbildet, während die dahinter ge-
legenen Zellreihen in der Nähe des Gefäfsstranges durch Teilung eben-
falls in einen kleinzelligen Zustand übergeführt, allmählich zum Basalteil
des Haustoriums sich ausbilden.
Das junge Haustorium stellt nun einen etwa stumpf kegelförmigen
Körper dar, dessen Spitze durch die äufserste Teilungsschicht der er-
wähnten zweiten Zelllage gebildet ist. Die Zellen dieser Spitze sind
lang zylindrisch, bereits gestreckt, derart, dafs die längsten das Zentrum
einnehmen, die ganze Tnitialschicht also eine nach der Nährpflanze hin
gerichtete Konvexität darstellt.
Durch tangentiale Teilung der Zellen der ersten subepidermalen
Rindenlage über dem Vegetationspunkte des Haustorialkerns entsteht
eine Art Kappe, welche bei der weiteren Entwicklung des Saugorgans
zusammengedrückt und durchbrochen wird. Bei dem Eindringen des
Haustorialvorstofses in die Nährpflanze werden die Zellen der Kappe,
sowie die der vorliegenden, mittlerweile auch gegen die Nährpflanze
herangewachsenen Epidermiszellen in diese mit hineingeprefst und zu
einer gelblichen Masse aufgelöst (Korkmasse; Fig. 62, 4%). Bald
nach seinem Eindringen erscheint der Haustorialkörper jetzt vollständig
aus reihenweise angeordneten , an der Spitze schlauchförmigen Zellen
zusammengesetzt, die basal mit dem Gefälssystem des Mutterorgans,
seitlich mit dessen tieferen Rindenlagen in direkter Verbindung stehen.
Die schlauchförmigen Initialen des Haustorialkerns werden nur so lange
zusammengehalten, als sie sich noch im Innern der Cuscuta-Rinde be-
finden. Mit ihrem Eintritt in das parenchymatische Gewebe der Nähr-
pflanze beginnen sie ein selbständiges Wachstum, wobei sie meist ihren
bisherigen trüben protoplasmatischen Inhalt verlieren.
Das aus sgebildete Haustorium besteht, soweit es in der
Nährpflanze, dem Lein, sich befindet, aus schlauchförmigen Zellen, die
an ihrer angeschwollenen Spitze in dem Nährgewebe der Rinde weiter
wachsen und von Zeit zu Zeit Querwände einschieben. Diese Zellen
ähneln sehr einem Mycel. Die zentrale Partie dieses Haustorialvorstofses
behält seme Zellen ziemlich seitlich in Zusammenhang, während die
peripherischen Reihen sich allseitig pinselartig in der Rinde ausbreiten.
Die Mittelpartie des „Haustorialmycels“ gelangt mit ihren Initialen
an den Holzkörper wie an den Weichbast; ihr Wachstum ist am Holz-
körper vorläufig beendet; dagegen ist mittlerweile hier die Gefäfsbildung
in der Weise vor sich gegangen, dafs die Zellmembranen einiger
zentraler Haustorialzellen, die noch in dem Mutterorgan des Haustoriums
Cuscutaceae. 503
liegen, sich ring- oder netzförmig verdicken. Später stellt sich die
Verbindung des Gefätlskörpers des Haustoriums mit dem der Mutterachse
dadurch her, dafs sich die polyedrischen Basalzellen des Haustoriums
auch verdicken.
Die Haustorien sind, wie PEIRCE!) gezeigt hat, als reduzierte, laterale
Wurzeln mit bicollateralen Gefäfsbündeln aufzufassen.
In bezug auf die Entwicklungsgeschichte herrscht zwischen dem.
Haustorium von Cuscuta Epilinum und dem von Ü. Epithymum voll-
ständige Übereinstimmung; die fertigen Saugorgane differieren etwas,
was wohl von dem Charakter der Nährpflanze herrühren dürfte. Die
Haustorien an der Kleepflanze selbst sind auch verschieden, je nach-
dem sie gerade auf ein Gefäfsbündel der Nährpflanze aufstofsen oder
dasselbe nur tangieren oder auch direkt in den interfascicularen Geweben
verlaufen.
Bei dem Eindringen m ein Gefätsbündel gehen die Zellen des
Haustoriums zwischen den stark verdickten Zellen des Hartbastes hin-
durch in den Weichbast, lassen denselben aber später links und rechts
liegen, biegen in das interfasciculare Gewebe ein, um nach dem Mark-
körper des Kleestengels vorzudringen. Die frei nach allen Richtungen
hin verlaufenden, mycelähnlichen peripherischen Schlauchzellen des
Haustoriums verlaufen quer und längs in dem Nährstengel; sie gehen
besonders in der letztgenannten Richtung von der Eintrittsstelle des
Haustoriums hoch in die betreffenden Stammteile der Nährpflanze
hinauf.
Die um ein Gefälsbündel herumgehenden oder gar von Anfang an
zwischen denselben hinwachsenden Haustorialinitialen haben natürlich
ein leichteres Eindringen, und bei ihnen kommt das selbständige
Wachstum schneller zum Ausdruck. Ein Bündel derartiger Haustorial-
fäden kann die Markzellen des Kleestengels geradezu auseinander-
drängen und einen Teil derselben zerstören. Die Haustorialinitialen
wachsen dann durch die parenchymatischen Zellen hindurch in einem
so wirren Knäuel durcheinander, dafs derselbe nur mit einem Mycel-
knäuel verglichen werden kann.
Der dritte und einfachste Fall des Eindringens des Haustoriums,
bei welchem der Haustorialvorstofs mit seiner gesamten Zellmasse
zwischen je zwei Gefäfsbündeln der Nährpflanze zu liegen kommt,
stimmt am vollständigsten mit der Durchsetzung der Cuscuta Epilinum
überein. Der Lein mit seiner starken Rindenlage neben dem nährstoff-
reichen, üppig den Parasiten nährenden, leicht erreichbaren Weichbast
bietet ein genügendes Feld für die Ausbreitung der Haustorialfäden,
so dais diese kaum nötig haben, die Hindernisse, welche der Holz-
körper einem Eindringen in die schwachen Marklagen entgegensetzen
würde, zu überwinden. Namentlich häufig bei der Kleeseide dringen
Haustorien auch in den Blattstiel, junge Blätter oder Blattscheiden ein.
Bei dem Eindringen in den Blattstiel breitet sich das „Haustorial-
mycel“ sofort ziemlich frei in der das Gefäfssystem umgebenden
Parenchymlage aus.
Bei der Blattspreite bemerkt man, dafs zunächst der Cuseuta-Trieb
durch seine Windungen dieselbe zusammendrückt. Der erste Vorstols
') A contribution to the physiology of the Genus Cuscuta in Ann. of Botany
VIII, 1894, p. 53. — Verf. gibt hier auch Beobachtungen über das Eindringen der
Haustorien und die Keimung der Samen.
504 Phanerogame Parasiten.
des Haustoriums in das zerknitterte Kleeblatt erfolgt mit solcher Gewalt,
dafs, falls von ihm keines der Blattgefäfsbündel getroffen wird, der
gröfste Teil der Haustorialinitialen durch das weiche Mesophyli des
Blattes hindurch gelangt und von hier aus noch in weitere Lagen der
zusammengefalteten Blattspreite eintritt. Das zerknitterte Blatt wird
an diesen Stellen geradezu zusammengeheftet. In den einzelnen, seitens
.des Haustorialvorstofses perforierten Blattlagen bleiben eine Anzahl
von Haustorialinitialen zurück und durchwuchern das zartwandige
Blattparenchym, wobei die Haustorialfäden durch die Nährzellen hin-
durchgehen, ohne sie zu töten.
Die Anheftung der Haustorien scheint nach Mon dadurch statt-
zufinden, dafs das an der angelegten Ansatzfläche vorhandene, in Wasser
und Alkohol lösliche Sekret das Anhaften vermittelt. Dieses Sekret
dürfte das Eindringen des Haustorialkerns in die Nährpflanze erleichtern,
indem durch dasselbe möglicherweise eine Verschleimung der Epidermis
des Wirtes eingeleitet wird. In die derartig vorbereitete Nährrinde
dringt nachher, unterstützt durch die engen Windungen des Cuscuta-
Stengels, die den Rückstofs ausschliefsen, der mechanisch sich hinein-
pressende Haustorialvorstofs, der die Epidermiszellen der Nährpflanzen
verletzt und mit in das darunterliegende Rindengewebe hineinprefst;
liegen die Haustorialinitialen einmal in dem parenchymatischen Rinden-
gewebe, in das sie noch in geschlossener Masse eingedrungen, dann
geben sie das gemeinschaftliche Vordringen auf; sie wuchern unter
losem oder vollständig aufgehobenem seitlichen Zusammenhalt im
Parenchym wie Pilzhyphen. Bei der Balsamine liefs sich beobachten,
dafs der Haustorialfaden seine zuerst mit der Membran der Nährzelle
in Berührung getretene Spitze eine schwache Abflachung bilden läfst
und an dieser eine organische Verschmelzung der beiderseitigen Zell-
membranen einleitet. Mit deren Beendigung sind an der Kontaktstelle
beide Wände zu einer optisch nicht mehr unterscheidbaren, homogenen
Zellulosepartie vereint. Hier bildet sich nun zuerst eine nach dem
Lumen der zu durchsetzenden Nährzelle hin hervorragende, kleine
Aussackung aus, die sich mehr und mehr vergröfsert und die weiter
wachsende Spitze des Fadens darstellt. Diese Spitze wächst alsdann
in die Zelle, legt sich an die der Eintrittsstelle entgegengesetzte Wand
an, um auf dieselbe Art auch diese zu durchbohren.
Physiologisch interessant ist es, dafs sich gar keine Störung, nicht
einmal eine Verminderung in der Turgescenz der Nährzellen erkennen
läfst; man wird daher wohl annehmen können, dafs kein mechanischer
Druck, sondern lediglich chemische Schmelzung bei dem Eindringen
der Haustorialfäden zur Anwendung gelangt. Dickwandige Bast- und
Holzzellen werden nicht durchsetzt, sondern umgangen oder aus ihrem
Verbande gesprengt.
An die luft- oder wasserführenden Gefäfselemente der Nährpflanzen,
denen das Haustorium einen Teil seines Wasserbedarfs zu entnehmen
vermag, legen sich von dessen Initialen einzelne, und zwar gewöhnlich
die zentralgestellten an, treiben hier sackförmige Ausstülpungen und
verdicken sich, indem sie ihr Wachstum beschliefsen, ring- bis netz-
förmig. ‚Jüngere, noch Protoplasma besitzende Gefäfszellen sowie
Tracheiden der Blattstiele und Blattnerven erfahren häufig eine den
parenchymatischen Zellformen entsprechende Durchsetzung. In gröfseren
Lufträumen der Nährpflanze fehlt den Endzellen der Haustorialfäden
die Gelegenheit weiterer Ernährung; sie schliefsen alsdann ihr Wachstum
Cuscutaceae. 505
ab und treiben blasenförmige Anschwellungen, die mit der Zeit zu-
sammenfallen.
Die Anatomie des Stammes und der Wurzel ist bei der
Flachs- und Kleeseide ebenfalls meist übereinstimmend. Gegenüber
den anderen Dicotylen unterscheidet sich Cuseuta durch einen an Spalt-
öffnungen sehr armen, mit nachträglichem Dickenwachstum im Sinne
der Dicotylen nicht begabten Stengel. Es erscheinen im Grundgewebe
nicht mehrere procambiale Bündel, sondern nur ein einziges zentrales,
mit einer gröfseren Anzahl von Gefäfseruppen, deren Ausbildung nur
insofern von den Haustorien abhängt, als ihre Verstärkung mit ein-
tretender Haustorialarbeit sich bedeutend steigert. Angelegt sind die
Gefäfsverdickungen auch an der haustorienlosen Keimpflanze.
Aus dem zentralen Procambiumstrange scheiden sich allmählich
fünf Gefäfsbündelgruppen mit je zwei bis sieben Gefälszellen aus; ihre
Anordnung ist keineswegs eine scharf kreisförmige, sondern sie liegen
mehr oder minder unregelmäfsig in dem zentralen Gewebestrange. Die
nach der Gefäfsbildung übrigen Partien des Procambiumstranges bleiben,
soweit sie über oder schwach seitlich an den Gefäisgruppen liegen,
zartwandig und werden eng und gestreckt. Das Längenwachstum kann
hier sogar noch andauern, so dafs Zellformen entstehen, welche den-
jenigen des Weichbastes der dicotylen Gewächse mehr oder weniger
entsprechen; sie leiten die Eiweisstoffe. Die zentralen sowie stellen-
weise die interfascicularen Partien des Procambiumstranges werden
durch Teilung kurzzellig und bilden ein scheinbares Mark. Dieses
Mark ist keineswegs dem gleichnamigen Gewebe der andern Dicotylen
gleichwertig. Es entsteht nicht aus dem Meristem des Vegetations-
punktes, sondern aus dem Procambium und gehört somit entwicklungs-
geschichtlich zu dem Gefäfsbündel. Eine nachträgliche Verstärkung
der Gefäfsbündel seitens cambialer Zonen findet nicht statt, also Stamm-
verdickung im Sinne der dicotylen Gewächse ist ausgeschlossen. Ebenso
fehlen dem Gefäfsbündel die mechanischen Zellformen; es ist weder
von Holzzellen noch von Bastfasern etwas wahrzunehmen. Die Gefäfs-
elemente bestehen aus Tracheiden mit porösen, geschlossenen Quer-
wandungen; selten kommen unter den später entstandenen, netzförmigen
Zellformen echte Tracheen mit vollkommener Perforation vor.
Die übrigen Cuscuta-Arten weichen von dem geschilderten Ver-
halten der beiden Arten mehr oder weniger ab, worauf hier nicht ein-
zugehen ist.
Der Bau und die Verzweigungsverhältnisse des Stamm-
vegetationspunktes sind im Gegensatz zu dem der Wurzel dem
dicotylen Entwicklungstypus entsprechend. Manche Arten, wie z. B.
momogyna (nach SCHLEIDEN) und andere lassen am Keimling schon Blatt-
anlagen erkennen; andere zeigen nur die Achse entwickelt. Selbst da,
wo der Keimling im Samen schon Blattanlagen besitzt, sind dieselben
nicht den Cotyledonen vergleichbar, sondern sie sind als Schuppen-
blätter aufzufassen, gleich denen, welche sich in späteren Entwicklungs-
stadien der Pflanze an deren Stammteilen vorfinden. Sobald sich als
seitliche Protuberanz das junge Blatt vom Vegetationspunkt des
Stammes in die Höhe gewölbt hat, zeigt sich bald direkt über ihr ein
zweiter Höcker, der junge Sprofs. Unter diesem erst angelegten Sprots
entstehen ohne vorhergehende Deckblattbildung von demselben schuppen-
förmigen Blattorgan umhüllt noch eine Anzahl reihenweis gestellter
Knospen. Die ältesten Glieder dieser Knospenreihe (gewöhnlich zwei)
506 Phanerogame Parasiten.
treiben sofort nach ihrer Anlage aus und werden vegetative Sprosse,
während die zwei bis vier zurückgebliebenen gern zu Blüten- und
Fruchtständen sich ausbilden; an den alten Pflanzen werden die an
den letztgebildeten Stengelteilen entstehenden Knospen sämtlich zu
Blüten.
Neben den normal angelegten Sprossen können auch an älteren
Stammteilen adventive Sprosse entstehen. Die Entstehung der
Adventivsprosse erfolgt an den Orten der stärksten Ernährung, also
in der Nähe der Haustorien; sie sind architektonisch überzählig,
physiologisch von grofser Bedeutung, entwickeln sich aber bei den
Cuscuten nicht etwa nur durch Reiz, z. B. nach Verwundung, sondern
auch ohne äufsern Anlafs. Bemerkenswert ist, dafs sie nur an der
Kontaktseite mit der Nährpflanze (oft zu 20 bis 30) auftreten und sich
meist zu Inflorescenzen ausbilden. Gegenüber den normalen Sprossen,
welche dicht unter der Epidermis entstehen und diese in die Höhe
heben, also exogen angelegt werden, erscheinen die Adventivsprosse
endogen, also tief im Rindengewebe angelegt und durchbrechen die
vor ihnen liegenden Schichten.
Die Blüten- und Fruchtbildung stellt sich, wie bereits er-
wähnt, früher ein, wenn der Parasit nicht ausgiebig genug ernährt
wird, sei es, dafs die zusagenden Wirtspflanzen nicht genügend ent-
wickelt oder dafs die Nährpflanzen nicht zusagend sind (Gräser, Schachtel-
halme).
Die Gröfse der Samen ist sehr verschieden, je nachdem von den
vier Ovulis sich Samen ausbilden. Je weniger Samen in der Kapsel,
desto gröfser das einzelne Korn, was für die Reinigung der Saatware
sehr ins Gewicht fällt. Die Samen reifen schnell, bisweilen schon nach
ungefähr 14 Tagen.
Nach Koch und anderen geht die Samenepidermis aus der ehe-
maligen epidermalen Zelllage der Samenknospe hervor; während des
Reifungsprozesses führt diese Lage Stärkekörner mit Chlorophyllüberzug.
Nach und nach schwinden diese. Die zweite Testaschicht, aus säulen-
förmigen, dünnwandigen Zellen gebildet, entsteht aus der subepidermalen
Zelllage des Ovulums. Die Reaktionen beider Zellschichten weisen
auf Verkorkung hin. Die dritte Lage der Samenschale besteht aus
sehr dickwandigen, das Lumen nur als schmalen Spalt belassenden
Zellen von säulenförmiger Gestalt und Zellulosereaktion der Wandung.
Die zusammenstofsenden Längswandungen verschmelzen miteinander.
Eine vierte Schicht der Testa besteht zur Zeit der Samenreife nur
noch aus zusammengedrückten Membranen und Protoplasmaresten des
ehemaligen Knospenkernes.
Manche Samen haben ein weitslich schimmerndes Ansehen (Cuseuta
Epithymum); dies kommt daher, dafs die stark aufquellbaren, prisma-
tischen, platten oder quadratischen Epidermiszellen in Folge äufserer,
mechanischer Einwirkungen stark verletzt werden. Ihre Aufsenwände
(bedeutend weniger schon die Seitenwände) zeigen sich so ziemlich
vollständig zerrissen und erscheinen in Gestalt faseriger Stücke.
HABERLANDT gibt unter der sogenannten vierten oben erwähnten noch
eine fünfte Testaschicht an, die einfach und collenchymatisch erscheint.
Diese von den innern Endospermzellen durch regelmäfsigere Gestaltung
der Zellen abweichende Lage gehört nicht zur Samenschale, sondern
zum Sameneiweifs, dessen Kleberschicht sie ist.
Cuscutaceae. 507
Die Zahl der Windungen des embryonalen Stammes, die selbst bei
ein und derselben Cuscuta-Spezies keine vollständig konstante ist,
variiert bei den verschiedenen Cuscuta-Arten nicht unwesentlich.
Die beste Entwickelung der Seidenarten findet auf den Leguminosen
statt, namentlich auf Klee, Wicke und Luzerne. Doch eibt es davon
auch Ausnahmen, wie z. B. die Buschbohne (Phaseolus vulgaris) und
die Kichererbse (Cicer arietinum), welche selten befallen werden. Von
den Pflanzen aus anderen Familien fand Haperranpr!), dafs Lein, Hanf
und Sonnenblumen den Haustorien des Parasiten kein Eindringen
gestatten; Leindotter, Runkelrübe, Buschbohne und Mais fristen der
Seide für kurze Zeit das Leben; dagegen scheinen Umbelliferen,
(Fenchel, Anis, Coriander) und die Brennessel günstige Wirtspflanzen
zu sein, da auf ihnen der Schmarotzer zum Blühen und teilweise auch
zur Samenreife gelangt. Nicht unbeachtet darf aber der Entwickelungs-
zustand der Nährpflanze bei der Beurteilung der Empfänglichkeit
bleiben. Sehr derbwandige Zellmembranen scheinen selbst bei den
zusagendsten Nährpflanzen ein Eindringen der Haustorien zu verhindern,
da HaBErLAanDT bei Aussaaten im Hochsommer sah, dafs solche Wirts-
pflanzen vollkommen unbefallen blieben. Dafs auch der Entwickelungs-
zustand des Schmarotzers von Einfluis ist, ergibt sich aus der Be-
obachtung HaBERLANDT's, dafs selbst im jungen Zustande Linse und
Buschbohne von Keimlingen der Cuscuta nicht angegriffen werden,
sondern erst stärkeren Sprossen des älter gewordenen Schmarotzers
erliegen.
Aufser den genannten Nährpflanzen ist die Kleeseide noch auf
vielen anderen Pflanzen beobachtet worden; verschiedene Gegenden
zeigen manchmal einzelne Gattungen speziell häufig befallen, und be-
merkenswert ist in dieser Beziehung ein Beispiel aus Südtirol, wo die
Seide (©. Epithymum) nicht selten auf Weintrauben angetroffen wird;
solche befallene Trauben haben den Namen „bärtige Trauben“
erhalten.
Die gewöhnliche Seide, (Cuseuta europaea L., hat mit der vorigen
Art einen Teil der Nährpflanzen gemein, da sie auf Urtica, Humulus
Lupulus, Cannabis sativa, Salix, Populus, Aconitum, Tanacetum u. a.
vorkommt.
Während die Kleeseide erst seit Beginn dieses Jahrhunderts in
eröfserem Mafsstabe aufgetreten zu sein scheint, ist die Flachsseide
schon länger als Plage der Landwirtschaft bekannt?); aufser den Flachs
(Linum usitatissimum L.) scheint sie, wie NoBBE?) bei Aussaatversuchen
gefunden, auch den Hanf zu befallen, und unter Spergula vorzukommen.
Letzteres Vorkommen dürfte dann zu bemerken sein, wenn das Saat-
gut des Spörgels durch Aussieben aus Linum gewonnen worden ist. *)
Von dem Vorkommen der ©. Epilinum auf Balsaminen ist bereits die
Rede gewesen (8. 504). Von geringerer Bedeutung ist bei uns die
Lupinenseide (€. Iupuliformis Krocker), welche aufser auf Lupinen auch
auf Weiden, Pappeln und Ahorn vorkommen soll; sie findet sich
häufiger in Böhmen, Mähren und Osteuropa. Unbeständig in ihrem
!) Über Kleeseide in Österr. landw. Wochenbl. 1876, Nr. 39/40, cfr. Bieder-
manns Centralbl. 1876, II, S. 376.
2) Barrnasar-Enruart, Ökonomische Pflanzenhistorie usw. Ulm u. Memmingen
1760: , VIL Teil, 8. 121.
3) Wiener landwirtsch. Zeit. 1873, Nr. 31.
*) Landwirtsch. Versuchsstationen 1878, S. 411.
508 Phanerogame Parasiten.
Auftreten ist die mit dem französischen Luzernesamen eingeschleppte
Luzerneseide (C. racemosa Mart... Von Amerika stammt die in
den Mainauen bei Miltenberg als gefährlicher Weidenfeind aufgetretene
%. Gronovii Willd. In Ungarn kommt €. obtusiflora Humb. auf Weiden
vor, deren befallene Ruten unbrauchbar werden. Es wird hier das von
Künn zur Entfernung der auf Weiden ebenfalls auftretenden (€. europaea
und monogyna empfohlene Mittel des Abschneidens der Ruten anzu-
wenden sein. Das Abschneiden mufs vor Beginn der Blüte (also im
Juni oder Anfang Juli) stattfinden. Da aber manche Seidesamen selbst
unter den günstigsten Keimungsbedingungen erst im zweiten oder
dritten Jahre auflaufen, so hat man mindestens drei Jahre hindurch die
erkrankt gewesenen Pflanzungen betreffs des Auftretens neuer Infektions-
herde im Auge zu behalten.
Unter den Vorbeugungsmitteln gegen den schlimmsten Feind, die
Kleeseide, ist jedenfalls das von Kühn hervorgehobene als das wesent-
lichste und wirksamste am meisten zu empfehlen. Es besteht in der
peinlichen Sorgfalt bei der Auswahl des Saatgutes. Diese Auswahl
wird jetzt bereits wesentlich durch eine Anzahl Versuchsstationen er-
leichtert, welche nach Noppr's Vorgang die Kleesaat auf Seidesamen
untersuchen. Wenn man gezwungen ist, ein Saatgut zu verwenden,
das nicht seidefrei ist, dann empfiehlt Künn das Reinigen der Ware
durch Siebe, welche genau 22 Maschen auf 7 gem haben. Die Ouscuta-
Samen sind durchschnittlich viel kleiner als ausgereifte Rotkleesamen,
aber nur etwas kleiner als Weifsklee und daher ist die Maschenweite
der Siebe von gröfster Bedeutung. Den Siebabfall dem Futter bei-
zumengen, ist aber durchaus nicht geraten, da es festgestellt ist, dafs der
Seidesamen unzerstört den Verdanungskanal des Tieres verläfst und
somit keimungsfähig wieder auf den Acker mit dem Dünger kommt.
Ausschliefslich sich auf die Siebe verlassen zu wollen, ist aber nach
Nosßpr's gründlichen Erfahrungen nicht ratsam. Die Seidekörner
stimmen in der Gröfse sowie im dem absoluten und spezifischen Ge-
wichte mit den Samen des weifsen und schwedischen Klees so nahezu
überein, dafs weder Spreufege noch Sieb einen vollkommenen Erfolg
versprechen. Aber auch bei den grofskörnigeren Samen von Luzerne,
Rot- und Inkarnatklee kann nicht für absolute Entfernung der Kleeseide
garantiert werden, da deren Samen auf üppigen Nährpflanzen bisweilen
eine Siebmasche von 1 mm nicht zu passieren vermögen.
Zu den Hauptvorbeugungsmitteln gehört auch eine ängsstliche Sorg-
falt betreffs Vermeidung der gelegentlichen Verbreitungswege. Man
darf nicht allein den Siebabfall, wie oben erwähnt, nicht als Viehfutter
verwenden, sondern man mufs auch vermeiden, seidehaltigen Klee zu
verfüttern. Wenn Jungvieh mit Raps- und Leinkuchen gefüttert wird,
sind diese Futtermittel vorher zu untersuchen. SEMPOLOWSKI ) stellte
nämlich eine Infektion des Kleeackers, der mit reinem Saatgut bestellt
war, durch Aufbringen von ‚Jungviehdünger fest; die Tiere waren mit
Ölkuchen gefüttert worden, welche unzerstörte Kleeseidesamen ent-
hielten. Solcher Same findet auch nicht selten seine Verbreitung durch
Timotheegrassaat.
Man könnte auch daran denken, durch Düngung eine erhöhte
Widerstandskraft des Klees gegen den Schmarotzer hervorzurufen.
!) Über die Widerstandsfähigkeit der Kleeseide usw.; eit. in Zeitschrift d. landw.
Centralver. d. Prov. Sachsen 1881, S. 19.
Cuscutaceae. 509
Man weifs darüber vorläufig nach Untersuchungen von Laurent!) nur,
dafs Kalisalze und Kalk die Resistenz vermindern, während Phosphor-
säure sie erhöht.
Auch durch die Anbaumethode läfst sich einer möglichen Aus-
breitung des Schmarotzers schon entgegenwirken. So liegen sehr
günstige Erfahrungen über die Anwendung der mit Esparsette gemischten
Kleesaat vor. Narkusıus verwendet aufserdem noch Luzerne; die Aus-
saat erfolgt gewöhnlich unter gedrillten Weizen und die Esparsette
wird bei der Bearbeitung des Weizens mittels der Pferdehacke unter-
gebracht, Luzerne und Klee dann ausgesät und mittels der Walze oder
Egge leicht mit der Ackerkrume vermischt. Im ersten Jahre überwiegen
meist Klee und Esparsette, während bei dem zweiten und dritten Schnitt
schon die Luzerne sich üppig zu entwickeln beginnt. Wenn die Seide
den Klee tötet, breitet sich die der Cuscuta wenig zugängliche Esparsette
aus und bringt den Schmarotzer zum Verschwinden, ehe die spät sich
entwickelnde Luzerne befallen werden kann.
Von den vielen Vertilgungsmitteln der Seide mögen nur einige
wenige hier einen Platz finden. Tritt der Schmarotzer an der Luzerne
auf, so soll das Abstofsen der befallenen Luzernepflanzen mittelst einer
geschärften Schaufel sich als sehr vorteilhaft herausgestellt haben.
Dieses Abstofsen mufs so tief geschehen, dafs eine flache Erdschicht
von der Schaufel mitgenommen wird. Die abgestofsenen Pflanzen
werden auf dichten Wagen vom Felde gefahren. Der Wurzelhals der
Luzerne soll nach einem Regen bald wieder ausschlagen und die Seide
verschwunden sein. Vorausgesetzt wird dabei, dafs jede Spur von
Seide vom Felde weggefahren wird. Auch das Entfernen der wilden
Seide in der Nähe der Felder ist empfehlenswert. _
Radikaler noch soll nach WAGENBICHLER das Übergieisen der be-
fallenen Stellen mit verdünnter Schwefelsäure wirken (auf einen Teil
Säure 200-300 Gewichtsteile Wasser). Allerdings wurden dadurch
aufser der Seide auch Klee und Luzerne getötet; nur Timotheegras
soll unversehrt geblieben sein?). An Stelle des Begiefsens bediente
sich J. BEckEr zur Vertilgung der Seide des Bestreuens mit einem
Kalisalz?®). Am Tage nach dem Bestreuen waren Klee- und Luzerne-
pflanzen mit dem Schmarotzer vollständig braun, wie verbrannt. Nach
acht Tagen hatte sich die Luzerne wieder erholt, die Kleepflanzen aber
und auch der Schmarotzer blieben tot. Auch im folgenden Jahre
zeiote sich auf den früher befallenen Stellen keine Seide. Das einmal
von England als sehr sicher empfohlene Begiefsen mit Eisenvitriol
tötet den gerbsäurehaltigen Schmarotzer, aber auch seine Nährpflanze.
Als bestes Mittel erklärt Nor das Bedecken der befallenen Stellen
und deren nächster Umgebung mit einer 2—3 dem hohen Schicht
kurz geschnittenen Strohes, das, darauf mit Petroleum bereuchtet, an-
gezündet wird.
Das Anfeuchten und Verbrennen des Strohes wird durch das Er-
sticken der Seidenpflanzen ersetzt werden können. Es werden die
Stoppeln der abgemähten Seidenstellen etwa 25—30 cm über den
Infektionsherd hinaus mit einer Substanz dicht eingedeckt, welche die
Luftzirkulation möglichst verhindert. Kurz geschnittenes Häcksel, in
1) Ofr. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XII, 343.
2) Fühlings Neue landw. Zeit. 1871, Heft 6, S. 475.
2) Ebend. Heft 10, S. 704.
910 Phanerogame Parasiten.
etwa 10 em hoher Schicht fest angeschlagen, hat sehr guten Erfolg
gezeigt. Andere, billig zu verschaffende "Streumaterialien , die dicht
sich zusammenschlagen lassen (Weintreber), werden dieselben Dienste
tun. Neuerdings verwendete man Gips, der auf die abgemähten Seide-
stellen gebracht, einige Zentimeter hoch mit Feinerde bedeckt und
nach fünf Tagen mit Jauche begossen wurde. Unter der sich bildenden
Kruste erstickt die Seide, während der Klee durchbricht. Eine Angabe,
die noch weiterer Prüfung wert ist, empfiehlt das Bestreuen der Seide-
herde bei offenem Frostwetter mit Atzkalkstaub, der als Rückstand bei
Kalköfen gewonnen wird.
Scrophulariaceae.
Nur eine kleine Gruppe, die Rhinantheen, müssen als Halb-
schmarotzer angesehen werden; wenn sie auch mit Haustorien in das
Wurzelsystem anderer Pflanzen eindringen und sich auf diese Weise
als Parasiten dokumentieren, so zeigt doch das äufsere Aussehen (mit
Ausnahme von Lathraea) eine so normale grüne Farbe, dafs man
lange an der parasitären Natur dieser Pflanzen gezweifelt hat. Ihre
Bedeutung für andere Pflanzen ist gering, da sie wohl kaum, jemals
gröfseren "Schaden stiften. Es wäre ja denkbar, dafs Wiesengräser i in
ihrem Wachstum beeinträchtigt werden, wenn sie stark von Kuphrasia,
Alectorolophus u. a. befallen werden, aber Näheres ist darüber bisher
nicht bekannt. Häufig findet man auf Wiesen den Graswuchs an den-
jenigen Stellen, wo diese Halbschmarotzer in gröfseren Mengen bei-
sammen wachsen, dünn und spärlich, so dafs es den Anschein erweckt,
als ob eine Schädigung stattfindet.
Wir können uns in der Behandlung kurz fassen, da die Verhältnisse
in vieler Beziehung Ähnlichkeit mit früher beschriebenen haben. Das
Schmarotzen erfolgt bei den meisten Arten in ganz ähnlicher Weise
wie bei dem 8. 489 beschriebenen Thesium. Die Haustorien bilden bei
Alectorolophus, dem Klappertopf, ebenfalls kleine, den Wurzel-
verzweigungen seitlich anhängende Organe, die aber viel einiacher
gebaut sind. Kommt ein Haustorium auf die Wurzel einer Monocotyle,
etwa eines Grases, so biegt sich in der Regel die Rindenschicht des
Haustoriums unter Zerstörung des Rindenparenchyms der Nährwurzel
an die Gefäfsbündelscheide derselben an. Der Kern des Haustoriums
sowie der in das Holz eindringende Saugfortsatz sind nur von einem
einzigen Gefäfsbündelstrange durchzogen, dessen Zellen verdickt sind
und mittelst grofser Löcher miteinander in Verbindung stehen. Wie
bei allen anderen Saugorganen, steht auch hier der Gefäfsbündelstrang
des Haustoriums in direktem Zusammenhange mit den Gefälsbündeln
der Nährwurzeln. Genau wie bei Thesium legt sich das Haustorium bei
dicotylen Wurzeln dem Holzkörper an, während es bei monocotylen
Wurzeln in denselben eindringt und ihn zersprengt.
Hinsichtlich des Baues der Saugorgane herrschen bei den Gattungen
einzelne Verschiedenheiten. So trägt 2. B. Melampyrum arvense am
seinen langen, unverzweigten Wurzeln nur wenige Haustorien, von
denen zur Blütezeit nur noch wenige mit der Nährpflanze in Verbindung
stehen. Ihre Gestalt ist noch einfacher als bei Alectorolophus, da sie
nur eine seitliche Anschwellung der Wurzel darstellen. Pedieularis
dagegen hat wieder Haustorien, die denen von Alectorolophus gleichen.
Sehr klein sind die Haustorien bei Euphrasia officnalis, über deren
Scrophulariaceae. 511
Parasitismus erst die Untersuchungen der letzten Jahrzehnte Licht
verbreitet haben.
Mit der Biologie der Rhinantheen hat sich besonders E. HEINRICHER!)
eingehend beschäftigt, indem er durch Kulturversuche die Art ihrer
Ernährung feststellte. Während wahrscheinlich die Bildung der
Haustorien durch einen chemischen Reiz veranlafst wird, der von der
Nährwurzel auf die Wurzel des Schmarotzers ausgeübt wird, keimen
die Samen ganz unabhängig von jeder äufseren Einwirkung. Die Ver-
suche beziehen sich auf Odontites rubra, O. lutea, Euphrasia-Arten und
Alectorolophus. Werden diese Pflanzen ohne Nährpflanzen in dichter
Saat ausgesät, so wachsen sie zwar üppig, aber nur wenige Individuen
bringen es zur Blüten- oder Fruchtbildung. Am günstigsten verhält
sich in dieser Beziehung die erstgenannte Pflanze; nur werden die
Exemplare bei zu grofser Dichte zwergenhaft und verkrüppelt. Hau-
storien werden bei dieser Kulturmethode stets gebildet, und wir finden
hier also den Fall, dafs ein solcher Halbschmarotzer auf Individuen der
gleichen Art schmarotzt. Euphrasia dagegen geht ohne Nährpflanze
ein, in der Mitte zwischen beiden steht etwa ©. lutea. Ganz anders
gestaltet sich das Wachstum bei gleichzeitigem Vorhandensein geeigneter
Nährpflanzen. Die Individuen wachsen nicht blofs kräftiger und höher,
sondern sie blühen und fruchten auch alle in normaler Weise. Findet
die Aussaat der Nährpflanzen gleichzeitig statt, so wird der Parasit
kümmerlicher, als wenn die Nährpflanze bereits einen Vorsprung besitzt.
Bei zu dichtem Stande der Nährpflanzen wird der Parasit unterdrückt,
denn er ist sehr lichtbedürftig und gedeiht nur dann üppig, wenn er
den nötigen Raum zur Verfügung hat. Die Auswahl der Nährpflanzen
ist keine allzu grofse, doch geht aus HEInRIcHERS Versuchen hervor,
dafs Dicotylen besser sich eignen als Monocotylen.
Die Keimung der Samen findet nach einer Winterruhe im nächsten
Frühjahr statt: indessen bleibt die Keimfähigkeit 2—5 Jahre, bei
Alectorolophus noch länger erhalten, so dafs auch in späteren Jahren
noch Pflanzen auflaufen.
Aus dem Gesagten geht hervor, dafs die Bekämpfung der Rhinan-
theen am sichersten dadurch erfolgt, wenn die Nährpflanzen in ihrem
Wachstum möglichst getördert werden. Das geschieht am besten durch
geeignete Düngung, bei Alectorolophus auch durch Drainage der feuchten
Wiesen.
Etwas anders verhalten sich die Gattungen Bartschia und Tozzia,
die den Übergang zwischen den halbparasitischen grünen Rhinantheen
zu der chlorophylllosen, rein parasitischen Lathraea vermitteln ?).
Bartschia alpina keimt ohne Nährpflanze aus und bildet unterirdische
Erneuerungstriebe, die zu Laubtrieben werden. Die Blühreife erfolgt
schwerlich vor dem fünften Jahre, wahrscheinlich noch später. Im
Gegensatz zu den bisher besprochenen Gattungen und in Über-
einstimmung mit ZLathraea keimt Tozzia alpina nur bei Gegenwart einer
Nährpflanze aus. Die Keimung erfolgt unterirdisch, und die Keimpflanze
lebt, wahrscheinlich mehrere Jahre, vollständig parasitisch und bildet
nur dekussierte Niederblätter. Erst wenn sie genügend erstarkt ist,
wird sie blühreif und produziert die oberirdischen, grünen Lanbtriebe
mit den Blüten.
!) Die grünen Halbschmarotzer in Pringsheims Jahrb. XXXI u. XXXII.
2) Heıyrıcner, Zur Entwicklungsgeschichte einiger grüner Halbschmarotzer in
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XVII, 1900, S. 244.
512 Phanerogame Parasiten.
Diese Anschauungen über den Grad des Parasitismus bei den
orünen Rhinantheen werden auch durch BonnIEr's') Assimilations-
versuche gestützt. Er fand bei Melampyrum nur schwachen Parasitismus,
indem die Pflanze aus dem Wirt nur Mineralsubstanzen aufnimmt.
Durch viel geringere Assimilation zeigen sich Alectorolophus und Pedi-
cularis als weit besser angepafste Parasiten, während Bartschia nur noch
eine so schwache Assimilation aufweist, dafs der Verlust durch Respiration
nur bei starker Beleuchtung gedeckt wird. Euphrasia endlich zeigt
überhaupt keine Assimilation mehr, selbst wenn die günstigsten
Beleuchtungsverhältnisse herrschen. Diese rein physiologischen Fest-
stellungen harmonieren mit den Kulturversuchen HEINRICHERS sehr gut.
Wir haben nun noch den Vertreter des extremsten Parasitismus
zu besprechen, zu dem bereits das Verhalten von Tozzia eine Art Über-
sang bildet, nämlich die Gattung Zathraea mit den beiden Arten Z.
Squamaria und elandestina, von denen die letztere häufig als besondere
Gattung abgetrennt wird. Durch die eingehenden Untersuchungen
HEINRICHER’s sind wir mit der Entwickelung und den Lebensverhält-
nissen dieser eigenartigen Parasiten genauer bekannt geworden, und
ich mufs, da die hervorgerufenen Schäden wohl nur sehr gering oder
gar nicht vorhanden sind, auf diese Arbeiten in bezug auf weitere
Einzelheiten verweisen?). Die Keimung der Samen von beiden Arten
findet nur bei Gegenwart von Nährpflanzen statt, also ist anzunehmen,
dafs die Veranlassung dazu eine Art von chemischem Reiz sein wird,
der von den Nährwurzeln ausgeht. Bei ZL. clandestina gelingt die
Keimung leicht auf Wurzeln von Corylus, Alnus, Salix; wahrscheinlich
können aber auch andere Laubhölzer als Wirtspflanzen dienen. Im
früheren botanischen Garten zu Berlin wuchs die Pflanze auf Wurzeln
von Salix und wahrscheinlich von Robinia sehr gut, nachdem sie
Boucht von Belgien, wo sie auf Eichen vorkommt, dort angepflanzt
hatte. Wenn daneben auch angegeben wird, dafs sie auf Gräsern und
ein- oder mehrjährigen Kräutern vorkommt, so hat HEINRICHER mit
Recht wohl an der Richtigkeit gezweifelt. Die Samen bleiben mehrere
Jahre keimfähig, keimen aber sehr ungleichmäfsig, wahrschemlich ın
der Zeit gröfserer Bodenfeuchtigkeit. Der Keimling entwickelt zuerst
die Wurzel, die sich schnell verzweigt und mit ihren Auszweigungen
sich durch die Haustorien an den Nährwurzeln verankert. Später geht
dann das Wachstum sehr langsam vor sich, so dafs das Stämmchen
einer 10—20 Monate alten Pflanze erst 2!/2 cm mais.
Schwieriger ist unsere einheimische Z. Squamaria zum Keimen zu
veranlassen. HEINRICHER brachte die Samen zu Stecklingen von Alnus
und Corylus, die ein fein verzweigtes Wurzelwerk besaisen, und be-
deckte sie mit fein gesiebter Gartenerde im Freilande. Die Keimung
erfolgte sehr ungleichmäfsig und das Wachstum der Stämmchen war
noch geringer als bei der anderen Art. Bei beiden Arten zeigte das
angelegte Blattpaar bereits die charakteristischen Höhlungen im Gewebe.
Die älteren Exemplare von L. Squamaria zeigten nun, dafs in einer
Tiefe von Ya m oder mehr der Basalteil der Wurzel mit einer dicken
Knolle auf der Wurzel der Nährpflanze (meist Alnus) aufliegt. Ver-
zweigungen der Wurzel entstehen nur unter dem Basalteil des Rhizoms
1) Compt. rend. CXIII, 1891, S. 1074).
2) Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. 1893, 1894, 1898. — Cohns Beiträge VI. —
Sitzungsber. d. k. k. Akad. d. Wiss. Wien 1892 u. a.
Orobanchaceae. 513
und gehen zunächst nach allen Richtungen des Raumes auseinander.
Erst wenn sie eine Nährwurzel erreichen, beginnen sie mit zahllosen
Verästelungen die Wurzel mit einem dichten Gewirr zu umstricken und
entsenden gleichzeitig viele Haustorien in sie hinein. Die Haustorien
entstehen stets im Verlaufe der Wurzeln des Parasiten, niemals am
Ende. An die eigentliche, meist nur kurze Wurzel setzt sich nach
oben das schuppenblätterige Rhizom an, dessen morpholoeischer Aufbau
hier nicht weiter interessiert. L. clandestina zeigt schon darin eine
wesentliche Verschiedenheit von der anderen Art, dafs bei ihr auch
am Rhizom eine reiche Wurzelbildung stattfindet.
Da Lathraea lediglich Holzgewächse befällt, so kann der angerichtete
Schaden, selbst wenn eine Anzahl von Wurzeln abgetötet werden
sollte, nicht besonders grofs sein, und wir können uns deshalb, ent-
sprechend ihrer geringen Bedeutung als Schmarotzer, mit den vorher-
gehenden kurzen Andeutungen begnügen.
OÖrobanchaceae,
Einen Übergang zu den Orobanchaceen vermittelt die soeben be-
handelte Gattung ZLathraea, die früher allgemein in diese Familie
gerechnet wurde. Aufserlich zeigt sich zwar durch die gelbbräunliche
Färbung, die durch das Fehlen von jeglichem Chlorophyll hervorgerufen
wird, eine gewisse Ähnlichkeit, aber entwickelungsgeschichtliche Gründe
lassen den Anschlufs von Zathraea bei den Rhinantheen als zweifellos
erscheinen.
Nach Weise der echten Schmarotzer keimen die Vertreter der
Gattung Orobanche nur bei Anwesenheit der Nährwurzeln und bringen
es zur Weiterentwickelung nur, wenn solche vorhanden sind. Dabei
erhält sich die Keimfähigkeit der Samen sehr lange, nach Passerınıs
Versuchen mindestens bis zum fünften Jahre. Die Keimung erfolst,
gleichviel ob die Samen mit Erde bedeckt sind oder nicht. Die Ent-
wickelung geschieht in verschiedenen Tiefen des Bodens und zu ver-
schiedenen Zeiten, was insofern für den Parasiten günstig ist, als der-
selbe dadurch verhindert ist, eine Nährwurzel schnell zu erschöpfen,
was bei gleichzeitiger Keimung zahlreicher Samen der Fall wäre. Der
kleine, im Endosperm eingehüllte Embryo der Orobanchen besitzt keine
Cotyledonen und keine Plumula; er bildet ein etwa eirundes Körperchen,
das sich durch Neubildung und Streckung der Zellen fadenartig ver-
längert. Bei der Keimung wächst zunächst die haubenlose Wurzelhälfte
hervor und aus dieser entwickelt sich nun der dünne, fadenförmige
Keimling, der nicht über 2 mm lang ist. Das eigentliche obere
(plumulare) Ende des kleinen Embryo, das gar keine morphologische
Gliederung besitzt, bleibt im Sameneiweifs stecken. Das fadenförmige
Keimgebilde zeigt, solange es noch aufserhalb der Nährwurzel ist, mit
seiner epidermal abgeschlossenen Spitze wellenförmige Biegungen.
Wird die Nährwurzel erreicht, so erfolgt der Eintritt, der durch papillöse
Auswüchse der Epidermis des Parasiten angebahnt wird. Alsbald sieht
man ein Stück des fädigen Keimgebildes in der Rinde der wenig ge-
störten Nährwurzel; dasselbe dringt nun in die Mitte der Wurzel oder
streift auch blofs deren Gefäfsstrang, um zwischen ihm und dem Weich-
bast hindurch zu gehen und mit dem Eintreten in die der ersten
Eingangsstelle des Schmarotzers entgegengesetzte Rindenpartie zu
endigen. Es vollzieht sich dabei stets eine organische Verschmelzung
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band, 33
514 Phanerogame Parasiten.
der Zellen des Parasiten mit den Gefäfs- und Weichbastelementen der
Nährwurzel.
Infolge dieser Verschmelzung fängt das Keimgebilde an, sich
zu verdicken und wird innerhalb der Nährwurzel zum primären
Haustorium; die Epidermis des aufserhalb gelegenen Teiles verkorkt.
Die nach innen gewendete Spitze des Haustorialkegels sendet nun ihre
Zellen reihenweis in das Gefäfsbündel oder die Rinde des Wirtes. Bei
den stärkeren Nährwurzeln stellt sich, von der Cambiumzone ausgehend,
durch den Reiz des Parasiten eine sehr starke Zellvermehrung ein, die
unter Emporhebung der Wurzelrinde zu einem scheidenförmigen, durch
Cambium sich verdickenden Ringwulst um den äutfseren Teil des
Parasiten sich ausbildet. Die aus dieser Cambiumzone hervorgehenden,
nach innen gewendeten Elemente bilden sich, besonders da, wo sie an
gleichartige Zellen des Schmarotzers stofsen, zu 'Tracheiden aus und
stellen auf diese Weise die tracheale Verbindung des Haustoriums mit
dem Gefäfsbündel der Nährwurzel her. Nach aufsen bildet der Cambium-
ring nur Weichbast und lockeres Parenchym, dessen verkorkende
Aufsenlagen, wie es scheint, nach und nach abgestofsen werden.
Jetzt fängt auch das Haustorium an, Wucherungen in die Nähr-
wurzelscheide zu treiben, indem es aus seinem dickeren, peripherisch
gelegenen Teile keilförmige, dem Hauptkörper ähnlich gebaute Aus-
wüchse aussendet, so dafs der junge Parasit das Aussehen eines Backen-
zahnes gewinnt, wobei die Zahnwurzeln in der Achsenwucherung der
Nährwurzel eingelassen ruhen.
Sobald ein Teil des Keimfadens der Orobanche in die Nährwurzel
eingedrungen ist und zum Haustorium ausgebildet wird, entwickelt sich
von dem aufserhalb der Wirtspflanze verbliebenen Teile nun, bevor
noch die Haustorialbildung fertig ist, etwa ein Fünftel zu einer knolligen,
dem Haustorium direkt aufsitzenden Bildung, welche zum Erzeuger
der Stamm- und Wurzelvegetationspunkte des Schmarotzers wird. Aus
dieser knolligen Anschwellung entstehen nämlich sowohl die ober-
irdischen Achsen, als auch die sekundären Saugapparate, welche neue
Nährwurzeln, also auch solche benachbarter Pflanzen ergreifen können.
Der übrige Teil des Keimfadens, der dem Samen das gesamte
Reservematerial entzogen hat und nicht zu der erwähnten Knollen-
bildung verbraucht worden ist, vertrocknet in den meisten Fällen;
manchmal allerdings entwickelt er sich zu sekundären Knollen. Dadurch
bekommt die Knolle des Parasiten einen freien Gipfel, und an diesem
entstehen endogen die Stammvegetationspunkte, deren Zahl von der
Kräftigkeit der Nährwurzel abhängt. Gleichzeitig mit dem ersten
Stammvegetationspunkte entwickeln sich auch die Wurzeln der
Orobanchen, welche in sehr bedeutender Menge an dem unteren, dem
primären Haustorium ansitzenden Teile der Knolle entstehen, ja diesen
Teil geradezu vollständig bedecken und oft noch an dem oberen Teile,
also bis zur Basis des jungen Sprosses gefunden werden.
Die Wurzeln werden oberflächlich (meist in der 2. oder 3. Zellen-
reihe der Knolle) und vollkommen unabhängig von dem trachealen
System des Mutterorgans angelegt. Die Bildungsweise entspricht also
ebensowenig wie die der Stammvegetationspunkte dem dikotylen
Entwickelungstypus. Das scharf ausgeprägte Dermatogen entbehrt jeder
auf eine Wurzelhaube hindeutenden Teilung. Bricht die junge Wurzel
aus der Knolle heraus, so haften an ihrer Spitze, in mehr oder weniger
isoliertem, abgestorbenem Zustande die durchstofsenen Zellen der
Orobanchaceae, 515
Epidermis und der ersten Rindenlagen des Mutterorgans und bilden
auf diese Weise einen Schutz, den sonst die Wurzelhaube gewährt.
Bei Erreichung einer phanerogamen Nährwurzel legt sich die
Parasitenwurzel fest an und dringt durch direktes Einwachsen einer
Zellengruppe in das Nährgewebe ein.
Die Schnelligkeit der Ausbildung des Parasiten hängt von der
Kräftiskeit der Nährpflanzen ab. Unter sehr günstigen Ernährungs-
bedingungen zeigte sich bei Phelipaea ramosa, die 4 Wochen nach der
Aussaat ins Land gepflanzt worden, schon 2"/s Monat nach dem Aus-
en der Eintritt der Blütenperiode; O0. speciosa braucht 14 Tage
änger. Bleiben die Nährpflanzen in Töpfen, so verzögert sich die
Blütenperiode um 4—6 Wochen. Spätaussaaten auf Vicia Faba, die im
Kalthause überwinterten, zeigten eine oberirdische Produktion gar nicht;
nur bei Untersuchung der Wurzeln fand sich der Parasit nach 5 Monaten
in einem Entwickelungsstadium, das er sonst binnen 5 Wochen erreicht.
Die Gattungen Orobanche und Phelipaea, die für uns in Betracht
kommen, besitzen zahlreiche Arten, von denen aber nur wenige auf
Kulturpflanzen als schädliche Schmarotzer auftreten. Im allgemeinen
sind die Arten auf ganz bestimmte Nährpflanzen beschränkt; indessen
kennt man mehrere Fälle, wo das Wachstum auf ganz verschiedenen
Wirten erfolgte.
Am bekanntesten und zugleich in unseren Breiten am schädlichsten
ist O0. minor, Kleeteufel genannt, die auf Kleeäckern (Trifolium
pratense, medium u. a.) solche Verheerungen anzurichten vermag, dafs
der zweite Schnitt des Klees häufig völlig vernichtet wird. Besonders
in der Rheinebene und in Thüringen ist der Befall der Felder bisweilen
so stark, dafs auf einem Quadratfufs ein bis fünf Exemplare beobachtet
worden sind. Wenn man bedenkt, dafs jede Pflanze etwa 70—90
Kapseln mit je etwa 1500 Samenkörnchen hervorbringt, so läfst sich
leicht ermessen, dafs ein grofser Kleeschlag gar wohl von den
Orobanchen vollständig vernichtet werden kann. Die Art ist auch auf
Dipsacus Fullonum, Daucus, Serradella etc. beobachtet worden, scheint
aber darauf weniger Schaden anzustiften. Die Blütezeit des Parasiten
fällt in den Juni und Juli, zuweilen findet im August noch eine zweite
Blüte statt.
OÖ. rubens wächst auf der Luzerne und blüht im Mai und Juni.
Ebenfalls auf Leguminosen kommen 0. gracilis und speciosa vor, erstere
namentlich auf Esparsette, letztere auf Erbsen, Linsen, Lupinen
etc. Auf Daucus Carota wachsen gelegentlich O0. Pieridis, die auf
Picris hieraciordes, und O. amethystea, die sonst auf Eryngium campestre
zu finden sind. 0. Hederae schmarotzt auf Efeu, gelegentlich aber
auch auf Conyza und Pelargonium.
Von der Gattung Phelipaea wäre als die schädlichste Art Ph. ramosa,
der Hanftod, zu nennen. Die Pflanze wird nur 10—30 cm hoch und
entwickelt von Juni bis August ihre bläulichen oder auch weifsen
Blumen. Sie ist einjährig und kommt aufser auf Hanf auch auf Tabak
und Nachtschatten vor und kann nur durch Jäten vor der Samenreife
bekämpft werden. Wenn erst reifende Kapseln mit geerntet werden, ist,
wenigstens in Tabak bauenden Distrikten, kein Tabaksamen von be-
fallenen Feldern zur Aussaat zu verwenden, da bei der schweren
Trennung der Samen sicher der Schmarotzer wieder mit ausgesät werden
dürfte. Wenn das Jäten vernachlässigt worden ist und nach der Ernte
noch die samentragenden Pflanzen stehen, dann dürfte es ratsamer er-
33 *
516 Phanerogame Parasiten.
scheinen, die Pflanzen unberührt zu lassen und die Stellen abzubrennen,
da durch die Berührung die reifen Samen ausgeschüttelt werden.
Nach BaırLon hat in mehreren persischen Provinzen im Jahre 1879
die ebenfalls bläulich blühende Phelipaea aegyptiaca in den Melonen-
pflanzungen aufserordentlichen Schaden angerichtet. Dieser Schmarotzer,
der auch in Syrien und Armenien, sowie in Tunis vorkommt, befällt
nicht blofs die Cucurbitaceen, sondern auch Brassica und andere Cruci-
feren, die Baumwollenstaude u.a. Endlich wäre noch Ph. coerulea auf
Achillea Mmillefolium zu erwähnen, die im Juni und Juli ihre amethyst-
farbenen Blüten entfaltet.
Zur Bekämpfung der Orobanchen empfiehlt es sich, die Samen-
entwickelung zu verhindern, da die neue Triebbildung aus der Knolle
kaum in Betracht kommt gegenüber der ungeheueren Produktion an
Samenkörnern. Am besten schneidet man daher die noch nicht
fruchtenden Stengel ab. Das wird sich in den meisten Fällen leicht
erreichen lassen, da gewöhnlich bei geringerem Befall die Pflanzen nur
in wenig ausgedehnten Herden zusammenstehen. Kann, wie etwa beim
Kleeteufel, die Samenproduktion nicht verhindert werden, so mufs das
Feld tief umgebrochen werden und darf mehrere Jahre lang nicht mit
Klee bestellt werden. .
Einen Bekämpfungsversuch von anderen Gesichtspunkten aus hat
H. Garman!) unternommen. Da die Samen von Phelipaea ramosa im
Boden ihre Keimkraft erst nach etwa 13 Jahren verlieren, so dürfte es
besser sein, die Samen bereits vor ihrem Einbringen in den Acker ab-
zutöten. Er behandelt deshalb die Samen von Hanf, Tabak, Tomaten,
Turnips, Baumwolle usw. mit einer Lösung von 2,4 kg Kupfervitriol
in 100 1 Wasser fünf Minuten lang, oder mit Wasser von 60° etwa.
zehn Minuten lang. Durch diese Bäder sollen die Orobanchesamen
abgetötet werden, während die anderen Samen nicht leiden.
!) The Broom-Rapes in Agric. Exp. Stat. Kentucky Bull. n. 105, 1903.
Fünfter Abschnitt.
Die Bekämpfung und Verhütung der durch
Pilze verursachten Pflanzenkrankheiten.
1. Die Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten.
“ In den vorangehenden Kapiteln wurde bereits an vielen Stellen
auf die Mittel Bezug genommen, welche bei der Bekämpfung und Ver-
hütung der durch Pilze verursachten Pflanzenkrankheiten in Anwendung
gebracht werden. In m'hreren Fällen ist dabei bereits ausführlich aut
die Zubereitung dieser Fungiziden und auf die Art ihrer Verwendung
eingegangen worden; trotzdem dürfte es nicht überflüssig erscheinen,
in einem besonderen Abschnitt im Zusammenhang auf alle gebräuch-
licheren Fungiziden einzugehen, weil sich daraus am besten der Stand
unserer heutigen Kenntnisse und Anschauungen überblicken läfst.
Ihrer Herkunfi nach zerfallen die Fungiziden in solche, welche
anorganischen, und in solche, welche organischen Ursprungs
sind. Ich gehe zunächst auf die anorganischen Mittel ein).
Hier steht das Wasser obenan. In deı Natur wird man der
mechanischen Wirkung des als Regen niedergehenden Wassers insofern
eine Wirkung zuschreiben müssen, als Pilzsporen, die durch den Wind
auf die Blätter geweht wurden, dadurch herabgespült werden. Indessen
ist aber die Bedeutung dieses rein mechanischen Vorganges um dessen-
willen nicht besonders hoch anzuschlagen, weil die Sporen selbst
häufig Haftvorrichtungen besitzen und die Rauhigkeiten der Blätter
das Herabgleiten der Sporen häufig verhindern. Trotzdem wird für
Gewächshäuser jeder Gärtner bestätigen können, dafs das ausgiebige
und kräftige Bespritzen der Blätter die Pflanzen gesund zu erhalten
vermag.
Weit wichtiger und viel mehr im Gebrauch ist die Verwendung
von heifsem Wasser beim Beizen des Saatgutes zwecks Abtötung
anhaftender Brandsporen. Das Verfahren der Heifswasserbeize wurde
von JENSEN zuerst angegeben und für die Praxis ausgearbeitet. Später
haben HerzberG, KIRCHNER, KLEBAHN und Erıksson die Methode nach-
geprüft und sind im Gegensatz zu Versuchen Künn’s zu einigermafsen
günstigen Resultaten gelangt (vgl. auch S. 342). Die für die Praxis
geltenden Vorschriften lauten in ihrer ursprünglichen Form:
') Eine sehr ausführliche Darstellung aller Fungiziden gibt Horırung, Hand-
buch der chemischen Mittel gegen Pflanzenkrankheiten. Berlin (P. Parey) 1398.
518 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
Vorschrift für Hafer: Der Hafer wird in Körbe gepackt und
5 Minuten lang in Wasser von 54—55° C derartig eingetaucht, dafs er
1/; Minute lang je 5—6 Sekunden unter Wasser und dann 3—4 Sekunden
über dasselbe gehalten wird. Die übrigen 4!/s Minuten wird das Saatgut
16—20 mal je 10—12 Sekunden unter und 3—4 Sekunden über das
Wasser gehalten. Die Temperatur mufs während der Beizdauer konstant
sein. Nach Ablauf der 5 Minuten wird der Hafer schnell mit kaltem
Wasser abgespült und zum Trocknen ausgebreitet.
Vorschrift für Gerste: Die Gerste wird 4 Stunden lang mit
Wasser angefeuchtet, dann in einem feuchten Sack 4 Stunden am
kühlen Ort zur Nachquellung belassen und dann wie der Hafer 5 Minuten
behandelt. Die konstante Temperatur des Wassers soll 521/20 © sein.
Zu diesem immerhin etwas umständlichen Verfahren bemerkt
Kirchner, dafs das Heben und Senken der Körbe nicht notwendig sei,
ebenso brauche auch die Dauer von 5 Minuten nicht peinlich genau
innegehalten zu werden. Bespelzte Getreidearten bedürfen keiner Vor-
quellung, wenn sie 15 Minuten lang der Wirkung des heifsen Wassers
unterworfen werden.
Im allgemeinen scheint festzustehen, dafs sich die Methode be-
sonders gut für Hafer mit seinen Flugbrandarten bewährt, dagegen
weichen die Resultate der einzelnen Untersucher bereits für Gerste
etwas voneinander ab, und für Weizen und Roggen ist die Methode
nach KLEBAHn überhaupt nicht empfehlenswert. Vor allen Dingen mufs
darauf Rücksicht genommen werden, dafs die Keimkraft der Körner
nicht leidet. Bei Hafer ist dies nicht der Fall, wohl aber bei Gerste,
bei der ein ziemlicher Prozentsatz der Körner die Keimkraft verliert.
Auch für Rübenknäule wurde von JENnsen die Heifswasser-
methode empfohlen, aber sie hat wohl kaum je in der Praxis Bedeutung
erlangt. Das ganze Verfahren der Heifswasserbeize ist umständlich
und JENSEN selbst scheint ihm keine besonders hohe Bedeutung mehr
zuzumessen. Neuerdings hat man sich bemüht, durch maschinelle
Einrichtungen das Verfahren zu vereinfachen (Patent ARNIM-SCHLAGENTHIN
und Apparat von APpPEL und GASSNER).
Verdünnte Säuren (Chlorwasserstoff-, Schwefel- und Salpeter-
säure) wurden mehrfach in ihrer Wirkung auf Pilzsporen ausprobiert.
Sie zeigen sich, zum Teil in sehr starken Verdünnungen, als sehr
wirkungsvolle Gifte, kommen aber für die Praxis wenig in Betracht,
denn die Sporen der verschiedenen Brandarten verhalten sich z. B. der
Schwefelsäure gegenüber sehr verschieden. Als Beizmittel wurde in
früherer Zeit !/a’oige Schwefelsäure benutzt, jetzt aber scheint diese
Verwendung wohl ganz zugunsten besserer Mittel aufgegeben worden
zu sein.
Weitaus die gröfste Bedeutung unter den anorganischen Fungiziden
beanspruchen die Metallsalze. Von einigen, wie z. B. Schwefelkalium,
wird noch weiter unten die Rede sein, andere sind bisher nur im
Laboratorium geprüft worden, interessieren uns also hier nicht. Nächst
Zink-, Chrom- und Mangansalzen, von denen zwar einige ausprobiert,
aber als ungeeignet für die Praxis befunden wurden, wäre Eisen-
vitriol zu nennen. Die Anwendung des Eisenvitriols ist keine all-
gemeine, da es durchaus nicht alle Pilzsporen abzutöten vermag und
deshalb auch als Ersatz von Kupfervitriol, wozu man es früher ver-
wendete, ohne Wert ist; aber als Spezifikum gegen einige von
Gloeosporium-Arten verursachte Krankheiten des Weinstockes (z. B. den
1. Die Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten. 519
schwarzen Brenner) hat es bei einigen Versuchen sich durchaus bewährt
und eine Überlegenheit gegenüber anderen Mitteln behauptet. Man
wendet es an, indem man das Rebholz während der Ruhezeit bepinselt.
Die von GaLtLowaY herrührende, wohl am meisten empfehlenswerte
Vorschrift ist folgende. Man nehme etwa 6 kg Eisenvitriol, 250 ccm
Schwefelsäure und 100 1 Wasser und löse zuerst das Eisenvitriol in
der Schwefelsäure. Darauf wird das Wasser langsam unter Umrühren
zugefügt. Mit dieser Brühe darf das Rebholz nur während der Ruhe-
periode bestrichen werden; sobald das Austreiben einsetzt, mufs die
Behandlung abgebrochen werden.
Seine grofsartige Verwendung findet Eisenvitriol bei der Hederich-
vertilgung.
Viel wichtiger als alle übrigen Fungiziden zusammen sind die
Kupfersalze, und unter ihnen besonders das Kupfervitriol. Der
Verwendung des Kupfervitriols verdankt die Therapie der Pflanzen-
krankheiten bis heute ihre gröfsten Erfolge, und die Fragen, die sich
an die Verwendung dieses wichtigsten Fungizides angeknüpft haben,
berühren nicht allein unser spezielles Gebiet, sondern auch die all-
gemeine Lehre von der Physiologie der Pflanzen. Die Literatur, die
allmählich über die Anwendung und Herstellung der wirksamen
Lösungen entstanden ist, erscheint schier unübersehbar; doch lassen
sich wenige wichtige Arbeiten herausheben, welche als Grundlage der
hier vorliegenden Behandlung gedient haben.
Obwohl heute das Kupfervitriol meist in Gemischen angewendet
wird, wie nachher noch näher besprochen werden soll, so geht doch
aus zahlreichen Versuchen hervor!), dafs sich die Anwendung auch
des reinen Salzes als Beizmittel empfiehlt. HerzBErG verwendet 100 g
Kupfervitriol auf 100 1 Wasser. Die Beizdauer beträgt etwa 15 Stunden
bei konstanter Temperatur von 20°. Künn hat eine stärkere Beize an-
gegeben, bei der nachfolgend das Salz durch Kalk neutralisiert wird.
Die Vorschrift ist folgende. Auf das in einem Bottich befindliche
Saatgut wird so viel von einer Lösung von !s kg Kupfervitriol in 100 1
Wasser gegossen, dafs das Saatgut 1—2 Hände hoch davon überdeckt.
ist. Die Dauer der Beizung beträgt 12—16 Stunden. Darauf wird das
Saatgut aus der Beizflüssigkeit entfernt und wird mit einer Lösung
von 6 kg gebranntem Kalk in 110 1 Wasser versetzt und 5 Minuten
lang gründlich damit durchstochen. SrtesLich gibt zwei Lösungen an,
in die das Saatgut nacheinander eingetaucht werden soll. Zuerst eine
Lösung von 1 kg Kupfervitriol in 100 1 Wasser, dann eine solche von
1 kg Soda in 1001 Wasser. Das Getreide mufs 1 Minute in die erste,
dann 1 Minute in die zweite Lösung getaucht und dann sofort zum
Trocknen ausgebreitet werden. Nach Horrrung’s Versuchen ergibt das
Küpnn’sche Verfahren eine völlige Entbrandung des Saatgutes, aber das
Mittel ist für Gerste empfehlenswerter als für Hafer, da bei der letzteren
Getreideart die Keimkraft etwas mehr leidet als bei der ersteren.
Dagegen empfiehlt sich für Hafer eine etwas modifizierte Anwendung,
die Horsrung ebenfalls ausprobiert hat. Die Grundlösungen sind 300 8
Kupfervitriol in 100 1 Wasser und 400 & gebrannter Kalk in 100 1
Wasser. Das Saatgut wird bei möglichst hoher Lufttemperatur 4 Stunden
!) Herzeerg, Vergleichende Untersuchungen über landwirtschaftlich wichtige
Flugbrandarten. Halle. Dissert. — Horrrung in Landwirtsch. Jahrb. 1894, S. 145. —
Kin bei Horırung, Chemische Mittel gegen Pflanzenkrankheiten S. 78.
520 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
in der Kupfervitriollösung eingeweicht, so dafs es beständig bedeckt
ist, und dann auf 30 Minuten in die Kalkmilch getaucht. Darauf wird
es in möglichst flacher Schicht unter ständigem Umstechen getrocknet.
Weit mehr, ja jetzt fast ausschliefslich Anwendung findet das Kupfer-
vitriol in Gemischen. Hier sind zwei Wege der Applizierung möglich.
Entweder wird das trockne Pulver auf die Pflanzen aufgestreut oder
die Substanzen werden gelöst und als Brühen aufgespritzt.
Die pulverförmigen Gemische bestehen aus fein gemahlenem Kupfer-
vitriol mit Zusätzen von Kalk, Steinkohlenstaub oder Speckstein. Das
sogenannte Skawindsky-Pulver enthält auf 40 kg Kupfervitriol
6 kg Kalk und 154 kg Steinkohlenstaub. Ein Kupferschwefel-
kalkpulver wird hergestellt durch Vermischen von 10 kg Kupfer-
vitriol, 3 kg Kalk, 50 kg Schwefelblüte und 37 kg Steinkohlenstaub.
Ein solches Pulver soll ein Universalmittel gegen alle möglichen Wein-
krankheiten, wie Plasmopara, Oidium, Gloeosporium u.a. darstellen. Unter
Poudre Coignet versteht man ein Gemisch von Kupfervitriol und
ausgefälltem Gips, das zur Bekämpfung der Kartoffelkrankheit emp-
fohlen wurde, sich aber deshalb nicht bewährt hat, weil es das Laub
verbrennt. Unter Fostit versteht man ein Gemisch von Kupfervitriol
und Speckstein, ein Präparat von derselben Fabrik (Souheur in Amster-
dam) bezeichnet man als Sulfosteatit. Man hat mit diesem Präparat
Erfolge gegen die Phythophthora infestans erzielt, nicht aber gegen
andere Schädlinge. Im Vergleich zur Bordeauxbrühe leistet dies Mittel
aber nicht besonders viel. Das von MoHr angegebene Cuprocalecit
(Zimmer in Mannheim) kann sowohl trocken wie gelöst als Brühe ver-
wendet werden. Alle diese pulverförmigen Kupfervitriolgemische müssen
mit einem Blasebale auf die Pflanzen aufgetragen werden; dabei geht
natürlich eine grofse Menge des Mittels verloren, indem es an den Blättern
schlecht haftet und zu Boden fällt. Um die Haftbarkeit zu verbessern,
müfste man das Mittel aufblasen, wenn die Blätter taufeucht sind. Da
aber der Tau in vielen Gegenden nur in den ersten Morgenstunden vor-
handen ist, so steht für die Behandlung nur ein sehr geringer Teil des
Tages zu Gebote. Auch der Umstand, dafs vielfach gerade zur günstigsten
Zeit für die Bestreuung der Tau sich nicht einstellt, ist für die An-
wendung hinderlich gewesen Man hat deshalb für den Grofsbetrieb
die Verwendung pulverförmiger Mittel ganz aufgegeben und ist immer
mehr zu der des Spritzens mit Brühen übergegangen.
Im Jahre 1883 hat A. MiLLARDET zuerst auf die fungiziden Eigen-
schaften aufmerksam gemacht, welche eine Kupferkalkbrühe (Bor-
deauxbrühe, Bordelaiser Mischung) besitzt und hat gleichzeitig
genaue Vorschriften für ihre Herstellung gegeben '). Seine mit GaYoN
zusammen unternommenen zahlreichen Versuche haben nicht blofs ge-
zeigt, in welch ausgezeichneter Weise sich diese Brühe zur Bekämpfung
von Peronosporakrankheiten verwenden läfst, sondern haben auch in
der Zubereitung und Auftragung mannigfache Verbesserungen gegenüber
der ersten Vorschrift gebracht. In den älteren Vorschriften löste man
das Kupfervitriol in ziemlich grofser Menge bis zu 8°o in Wasser auf;
später ist man durch zahlreiche Versuche belehrt worden, dafs eine
weit geringere Menge eine ebenso gute und teilweise noch bessere
Wirkung ausübt. So ist man denn bis auf 2°/ und noch etwas weniger
!) Vgl. Avernorn in 1. Jahresber. der Vereinigung der Vertreter der angew.
Botanik S. 12.
1. Die Mittel zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten. 521
herunter gegangen. Zur Abstumpfung von 1 kg Kupfervitriol müfsten
theoretisch 225 g& Kalk notwendig sein, erfahrungsgemäfs ist es aber
besser, eine etwas gröfsere Menge zu nehmen. So stellt sich dann die
gewöhnliche, in Deutschland zurzeit übliche Brühe als eine Lösung von
2 kg Kupfervitriol und 2 kg gebranntem Kalk in 100 1 Wasser dar.
Die Herstellung der Brühe ist in der Praxis nicht ganz einfach
und erfordert grofse Sorgfalt bei der Behandlung. Im allgemeinen geht
man folgendermafsen dabei zu Wege. Man braucht zwei Holzgefäfse
von etwa 125 l und 60 1 Fassungskraft. Geeignet für diese Zwecke
sind gut gereinigte Petroleumtonnen. In das gröfsere Gefäls kommen
50 1 Wasser und 2 kg Kupfervitriol. Die Lösung des Salzes mufs
allmählich erfolgen, und man bewirkt dies dadurch, dafs das Salz in
einem Leeinenbeutel einige Finger breit in das Wasser gehängt wird.
Im Laufe einer Nacht ist die Auflösung beendigt. In dem kleineren
Gefäfs werden dann mit wenigen Litern Wasser die 2 kg gebrannter
Kalk gelöscht und dann durch allmähliches Nachgiefsen des Restes der
50 1 zu Kalkmilch verdünnt. Wenn die Kalklösung vollkommen er-
kaltet ist, wird sie, indem man sie durch ein Tuch seiht, in die Kupfer-
vitriollösung hineingegossen. Die Meinungen darüber, ob dies ganz
allmählich oder in einem Gufs geschehen soll, sind verschieden. Nach
den Versuchen von FAIRCHILD und SwinsLE scheint das letztere besser
zu sein. Die fertige Bordeauxbrühe mufs dennoch daraufhin geprüft
werden, ob noch Säure in Überschufs vorhanden ist. Dies geschieht
am besten mit neutralem Lakmuspapier, das bei Rotfärbung einen Über-
schufs an Säure, bei Blaufärbung einen solchen von Kalk anzeigt. In
ersterem Falle mufs noch Kalkmilch hinzugefügt werden bis die blaue
Reaktion eintritt. Die Farbe der gebrauchsfähig dargestellten Brühe mufs
ein klares Himmelblau sein, während bei grofsem Überschufs von Kalk
die Färbung ins Purpurrote, bei solchem von Kupfer ins Grünlichgraue
spielt. Die Brühe darf nur sehr langsam einen himmelblauen, flockigen
Niederschlag absetzen.
Es gibt auch andere Verfahren, um die beiden Lösungen zu ver-
einigen, indessen sind damit keine besseren Erfahrungen gemacht worden
als mit der im vorstehenden Verfahren gewonnenen Brühe, so dafs die
Verwendung dieser einfachsten Vorschrift wohl am empfehlenswertesten
sein dürfte. Zur Vereinfachung der Herstellung hat die Technik ver-
schiedene fertige Präparate hergestellt, die nur in der vorschriftsmäfsigen
Menge Wasser gelöst zu werden brauchen, um ein gebrauchsfähiges
Produkt zu ergeben. Dahin gehört der Brühenfostit (Souheur in
Antwerpen), der Kupferzuckerkalk (Aschenbrandt in Strafsburg),
der Kupferklebekalk (M. v. Kalkstein in Heidelberg) und andere.
Augenscheinlich haben alle diese Präparate die gewöhnliche Herstellungs-
weise nicht zu verdrängen vermocht. Uber die Art der Auftragung
soll weiter unten im Zusammenhang mit den verschiedenen Spritz-
systemen gehandelt werden.
Da die Bordeauxbrühe nicht blofs bereits vorhandene Pilzsporen
oder Mycelien auf den Blättern und Zweigen abtöten soll, sondern auch
die Auskeimung neu anfliegender Sporen zu verhindern hat, so muls
die Brühe, wenn sie einmal an den Pflanzenteilen angetrocknet ist,
auch längere Zeit haften bleiben. Nun bleibt bei trockenem Wetter
der Kupferkalküberzug eine fast unbegrenzte Zeit auf den Blättern
haften, und man hat deshalb in solchen trocknen Gegenden kaum nötig,
durch besondere Zusätze den Niederschlag noch haftbarer zu machen.
522 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
Anders aber stellt sich die Sache in Gebieten, wo während der Spritz-
zeit oder im Laufe des Sommers regelmäfsig ausgiebige Regengüsse
niederfallen. Zwar kann man dem Übelstande, dals.der Niederschlag
aadurch schnell abgespült wird, durch öfteres Wiederholen des Spritzens
begegnen, aber jedes neue Spritzen kostet Substanz und Arbeitskraft.
Man ist deshalb bald dazu übergegangen, der Bordeauxbrühe Sub-
stanzen hinzuzusetzen, welche ein besseres Anhaften bezwecken.
Man verwendete zuerst als Zusatz Zucker oder Melasse. Die
Vorschrift für die gezuckerte Kupferkalkbrühe empfiehlt das
Auflösen von 2 kg Kupfervitriol mn 401 Wasser, 1,5 gebr. Kalk in 301
Wasser und 300 & Zucker in 30 1 Wasser. Diese Lösungen werden
durcheinander gegossen. Statt des Zuckers können 500 & Melasse ge-
nommen werden. Barrtu, welcher die Vorschrift zuerst gegeben hat,
sucht ihre besondere Wirksamkeit darin, dafs das gebildete Kupfer-
saccharat schneller in dıe Blätter eindringt und dort seine Wirkung
ausübt. Eine neuere Vorschrift von PEcLion zieht 100 1 Wasser, 1,5 kg
Kuptervitriol, 1,5 gebrannten Kalk und 0,75 kg Zucker vor. Im Handel
ist auch ein Kupferzuckerkalkpulver zu haben, von dem 3 kg
in 100 1 Wasser aufzulösen sind. Es besteht aus 40/0 kalziniertem
Kupfervitriol, 50° Kalkstaub und 10°o gemahlenem Zucker. Die 3kg
Pulver werden zuerst in 40 1 Wasser unter stetem Umrühren gelöst
und die Lösung wird dann mit 60 1 Wasser weiter verdünnt.
GaLLowAY hat für den Zweck der besseren Haftbarmachung einen
Zusatz von Seife empfohlen, der auch die bessere Verteilung auf den
Blättern befördern soll. Man nimmt 1 kg Kupfervitriol und Vs kg
gebr. Kalk und löst sie wie gewöhnlich in einem Teil des Wassers.
Dann nimmt man 1 kg Harzseife und löst sie in Wasser. Die drei
Lösungen, welche zusammen 100 1 Wasser enthalten müssen, werden
so lange verrührt, bis sich Schaum bildet. Eine solche seifige Kupfer-
kalkbrühe dient auch zur Vernichtung von Insekten.
Auch Salmiak soll die Haftbarkeit erhöhen, und PEsLion gibt die
Vorschrift, auf je 1Y/s kg Kupfervitriol und Kalk Ys kg Salmiak im
100 1 Wasser zuzusetzen.
Uber die Haftbarkeit der unversetzten und mit Haftmitteln ver-
sehenen Bordeauxbrühen und anderer Kufersalzlösungen (Azurin,
Burgunder Brühe) hat KELHoFErR!) ausgedehnte Versuche angestellt.
Er besprühte Blätter mit den betreffenden Lösungen und liefs dann
nach Antrocknung künstlichen Regen verschiedener Stärke auf sie
niedergehen. Dabei hat sich ein aufserordentlich verschiedenes Ver-
halten der einzelnen Mittel gezeigt, das nicht blofs allein von der
Zusammensetzung, sondern auch von anderen Faktoren abhängig ist.
Am haftbarsten erwies sich eine Bordeauxbrühe mit mäfsigem „ber-
schufs an Kalk (etwa 1 kg auf 2 kg Kupfervitriol), die deshalb am
empfehlenswertesten sein dürfte.
Die bisher besprochenen Bordeauxbrühen hatten die gemeinsame
Eigenschaft, dafs die Säure des Kupfervitriols mit Kalk neutralisiert
wurde. Man kann denselben Zweck auch durch Salmiakgeist (Am-
moniak) erreichen. Das Ammoniak fällt zunächst das Kupfer als
Hydroxyd aus, um es dann mit dunkelblauer Farbe wieder aufzulösen.
Dieser Färbung wegen nennt man die hierhergehörigen Brühen Azu-
rine oder Eau celeste. Man verwendet nach amerikanischen Ver-
') Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. XVII, 1907, 8. 1.
1. Die Mittel zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten. 523
suchen jetzt gewöhnlich ein Azurin von der Zusammensetzung !/s kg
Kupfervitriol, 850 cem starkes Ammoniak und 100 1 Wasser. Während
die ersten Untersucher mit diesem Ersatz der Bordeauxbrühe günstige
Resultate bei der Plasmopara erzielten, wiesen spätere Beobachter dar-
auf hin, dafs durch das überschüssige Ammoniak die Blätter geschädigt
würden, und dafs bei einer Vergleichung der Bordeauxbrühe und des
Azurins jener entschieden der Vorzug gegeben werden müsse Man
hat deshalb versucht, durch Zusatz das Azurin zn verbessern. FAIRCHILD
hat nach eingehenden Versuchen die folgende Vorschrift als die beste
erkannt: 400 & Kupfervitriol werden in 50 1 Wasser gelöst und 20 ccm
Ammoniak von 26° B hinzugefügt. In weiteren 50 1 Wasser werden
1,25 kg Palmölseife (event. unter Erwärmen) gelöst und beide Lösungen
dann gut durcheinandergerührt. Diese Brühe hat sich als nur wenig
schädlich für die Blätter erwiesen.
Die Abstumpfung der Säure durch Kalı bietet gegenüber dem Kalk
noch weniger Vorteile als das Ammoniak.
Wir kommen nun zu Brühen, in denen als wirksamer Bestandteil
das Kupferkarbonat enthalten ist (Kupfervitriol-Sodabrühen,
Kupferkarbonatbrühen). Das Kupferkarbonat ist im Handel fertig
erhältlich; man löst 100 oder 60 & davon mit wenig Wasser und ver-
dünnt dann auf 100 l. Will man sich das Salz selbst bereiten, so
nimmt man gleiche Teile von Kupfervitriol und Soda (etwa 400 oder
350 g), löst jedes Salz in 50 1 Wasser und vereinigt dann kalt die
beiden Lösungen. Ein fertiges Präparat stellt die Heufelder
Kupfersoda (Chemische Fabrik in Heufeld) dar; es braucht nur in
der nötigen Menge Wasser gelöst zu werden.
Auch zu diesen Kupferkarbonatbrühen hat man gewisse Zusätze
gemacht, um die Haftbarkeit zu .erhöhen. So hat GaLLowaY folgende
Modifikationen empfohlen: 300 & Kupfervitriol, 350 & Soda und 350 g
Melasse werden in je 20 1 Wasser gelöst und die Sodalösung mit der
Kupfervitriollösung vereinigt. Die Melasselösung wird dann hinzugefügt
und mit 40 1 Wasser das Ganze verdünnt. Eine leimige Lösung wird
durch Auflösen von 300 & Kupfervitriol, 350 g Soda und 250 g Leim
in je 10 1 Wasser hergestellt. Nach Vereinigung der drei Lösungen
wird auf 1001 aufgefüllt. Auch Seife hat man genommen, so dafs die
Lösung dann aus 1,25 kg Kupfervitriol, 1,75 kg Soda, 0,25 kg Hartseife
und 1001 Wasser besteht (Burgunder Brühe).
Von Bedeutung ist, namentlich für amerikanische Verhältnisse, die
Kupferkarbonat-Ammoniakbrühe oder abgeändertes Eau
celeste. Nach der Grundvorschrift sollen 600 & Kupfervitriol und
750 & Soda in je 101 Wasser gelöst und vermischt werden. Es werden
dann 100 & Ammoniak zugegeben, bis sich der entstandene Niederschlag
gerade wieder gelöst hat, und schliefslich noch die 80 1 Wasser. Etwas
modifiziert lautet eine andere Vorschrift. 200 & frisches kohlensaures
Ammoniak (länger gelagertes 235 &) werden in heilsem Wasser gelöst
und, sobald kein Schäumen mehr stattfindet, Kupfervitriollösung von
100 & zugegossen. Die Lösung wird umgerührt, bis kein Schäumen
mehr stattfindet und dann auf 1001 aufgefüllt. Wenn man es vorzieht,
kohlensaures Kupfer im Handel zu beziehen, so löst man 100 g basisches
Kupferkarbonat in wenig Wasser zu einem steifen Brei und fügt 75 g
Ammoniak von 26° B hinzu. Wenn nicht alles Kupferkarbonat gelöst
wird, so füge man noch kleine Dosen Ammoniak hinzu. Das Ganze wird
dann auf 1001 Wasser aufgefüllt. Andere Vorschriften geben weniger
524 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
Kupferkarbonat, so z.B. 1 kg Kupferkarbonat, 21 Ammoniak oder 45 g
Kupferkarbonat und 1 1 Ammoniak. Alle diese Brühen werden meist
nur in ganz speziellen Fällen zur Anwendung gebracht und eignen
sich durchaus nicht als Universalfungiziden.
Aufser den genannten Kupfersalzen sind auch noch andere aus-
probiert worden; die damit erzielten Erfolge sind aber so gering, dafs
sie hier ausgelassen werden können.
Bevor wir die weiteren chemischen Mittel betrachten, empfiehlt es
sich, die Wirkungsweise der Bordeauxbrühen und den Kreis ihrer An-
wendung: näher zu beleuchten.
Man suchte bei der Bordeauxbrühe (und zwar der unvermischten
Kupferkalkbrühe) zuerst ihre fungizide Wirkung in dem Vorhandensein
der Schwefelsäure. Deshalb war MonsELicE der Ansicht, dafs billigere
Sulfate denselben Dienst leisten könnten wie das teuere Kupfervitriol.
Als sich aber bei den Versuchen herausstellte, dais das Kupfervitriol
allein spezifisch in seiner Wirkung ist, da suchte man nach anderen
Erklärungen und konnte diese schliefslich nur in der chemischen
Wirkung des Kupfers selbst finden. Da man die NaAreELi’schen oligo-
dynamischen Wirkungen von vornherein ausschliefsen konnte, so bleibt
als beste jetzt geltende Erklärung die von ULark!) übrig. Er wies
nach, dafs die Pilzsporen Fermente ausscheiden, welche chemische
Umsetzungen ın dem neutralisierten kupferhaltigen Wasser hervorrufen,
so dafs Kupferverbindungen in einer wirksamen Form entstehen. Die
Wirkung der lebenden Spore ermöglicht es daher, dafs die Kupfer-
verbindungen ihre tödlichen Wirkungen ausüben können. Damit ist
denn auch eine Erklärung gegeben, weshalb der den Blättern anhaftende
Kupferüberzug auf lange Zeit eine fungizide Wirkung auszuüben ver-
mag. Auch die Nährpflanze selbst bewirkt durch Fermentwirkung,
dais Kupfer ausgeschieden wird. CrarKk hat dies ebenfalls durch Ex-
perimente erwiesen, indem er zeigte, dafs durch osmotische Vorgänge
im Innern des Blattes die eingedrungene Kupferkalklösung zersetzt
wird. Die Wirksamkeit der Brühe wird also nach unseren jetzigen
Anschauungen lediglich durch osmotische Wirkungen des Pilzes einer-
seits und der bespritzten Pflanze andererseits erzeugt.
Auf der anderen Seite hatte man schon bald beobachtet, dafs be-
spritzte Kartoffeln, Weinstöcke usw. ein grüneres und kräftigeres Laub
erhielten als unbespritzte. Rumm?) führte den Anstofs zu der ver-
mehrten Chlorophylibildung auf einen chemotaktischen Reiz zurück,
der vom Kupfer ausgeübt werden sollte. Da aber jede Erhöhung der
Lebensenergie einer Pflanze sie auch widerstandsfähiger gegen den
Angriff von Parasiten macht, so hätte also die Bordeauxbrühe noch
die willkommene Nebenwirkung, dafs durch Stärkung des Wirtes auch
die Wirkung des Parasiten verringert wird. So einfach allerdings
scheint sich die Sache nicht zu verhalten, denn statt der etwas dunklen
chemotaktischen Wirkung des Kupfers glaubt AnerHoLn vielmehr, dafs
der stimulierende Reiz von stets vorhandenen Verunreinigungen des
Kupfervitriols durch Eisenvitriol bedingt sei. Diese noch keineswegs
vollständig geklärte Frage interessiert uns hier weniger, sondern bildet
mehr ein Problem für die allgemeine Pflanzenphysiologie.
Als das Spritzen allgemeiner aufkam, wurde die Befürchtung laut,
1) Botanical Gaz. XXXIII, 1902, S. 26.
?) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XIII, 1895, S. 189.
1. Die Mittel zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten. 5235
dafs das Kupfer in die Früchte oder Blätter eindringen und zu Kupfer-
vergiftungen Veranlassung geben könne. Indessen haben sich diese
Befürchtungen nach den Analysen zahlreicher Untersucher als un-
begründet erwiesen, und es darf heute als feststehend betrachtet werden,
dafs bespritzte Früchte (etwa Wein) keine oder nur so minimale Mengen
von Kupfer enthalten, dais jede Vergiftungsgefahr ausgeschlossen er-
scheint. Dagegen besteht eine positive Gefahr in dem Umstande, dafs
zarte Epidermen auch bei richtig bereiteter Bordeauxmischung abgetötet
werden können. Es wird auf diesen Punkt im ersten Teile des Hand-
buches näher eingegangen werden.
Man hat die Kupferkalkbrühe mit ihren Zusätzen bei sehr vielen
Pflanzenkrankheiten in Anwendung gebracht, aber die ursprünglichen
hohen Erwartungen, dafs darin nun ein Allheilmittel gegen jegliche Pilz-
krankheit gefunden sei, sind doch bedeutend durch die erzielten Resultate
herabgemindert worden. In erster Linie scheint die Bordeauxbrühe ein
spezifisches Mittel gegen die Plasmopara viticola zu sein, und sie steht
denn hier auch in allen Weinbauländern in weitester Verwendung. Auch
gegen Phythophthora infestans hat sie gute Resultate ergeben, wenn auch
gegenteilige Stimmen laut geworden sind. Die Fusicladienkrankheiten
der Obstbäume lassen sich ebenfalls mittels Bordeauxbrühe erfolgreich
bekämpfen. Im allgemeinen wird man die Brühe überall dort vorteilhaft
verwenden, wo es auf die Abtötung zarter, bald keimfähiger Sporen
in offenen Lagern ankommt. Dahin gehören die schon genannten
Pilze, viele Hyphomyceten (Botrytis, Macrosporium, Cercospora usw.),
Melanconieen, Exoasceen u. a. Dagegen sind keine nennenswerten
Erfolge bei der Vernichtung von Brand- und Rostpilzen erzielt worden.
Hier gilt es eben nicht blofs die Sporen, sondern auch das Mycel ab-
zutöten, und dies gelingt nur in Ausnahmefällen. Man hat bei allen
erfolgreich bekämpften Krankheiten zu berücksichtigen, dafs ja die
Brühe nicht blofs die schon vorhandenen Sporen abzutöten hat, sondern
auch die noch auffliesenden. Diese prophylaktische Wirkung erscheint
noch wichtiger, und um sie mehr in den Vordergrund zu kehren, hat
man die Brühe durch Zusätze haftbarer gemacht oder läfst mehrere
Bespritzungen stattfinden. Die Art, wie die Bespritzung ausgeführt
werden mufs, wie oft sie zu wiederholen ist und zu welchen Zeiten,
hängt ganz von der Natur der Krankheit und von dem Klima der be-
treffenden Gegend ab. Allgemeine Vorschriften lassen sich dafür nicht
geben, sondern es sind die Spezialarbeiten zu berücksichtigen, die ın
den vorhergehenden Kapiteln in den wichtigsten Fällen genannt
worden sind.
Nachdem wir im Vorstehenden die weitaus wichtigsten Fungiziden
kennen gelernt haben, sind noch einige Mittel zu erwähnen, die für
besondere Krankheiten Bedeutung besitzen. Hier wäre zuerst der
Schwefel zu nennen, der in fein gemahlenem Zustande gegen den
echten Meltau des Weinstockes als Streupulver Verwendung findet.
Man hat versucht, der Bordeauxbrühe Schwefel zuzusetzen, um dadurch
das Oidium und die Plasmopara gleichzeitig bekämpfen zu können; die
Erfolge sind aber nicht ermutigend gewesen, so dafs man wohl all-
gemein diese Mischung wieder aufgegeben hat. Vielfach wendet man
Schwefelkalium (Schwefelleber) in wässeriger Lösung an.
Nach den Untersuchungen GarLowaY's und Gorr’s hat sich dieser Stoff
gegen die Bitterfäule der Apfel und den amerikanischen Meltau der
Stachelbeeren bewährt. Die Vorschriften für die Lösungen wechseln;
526 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
so wird eine Lösung von 400 oder 250 & in 100 1 Wasser empfohlen.
JENSEN hat unter dem Namen Öerespulver ein Präparat in den
Handel gebracht, das hauptsächlich aus Schwefelleber besteht und gute
Dienste gegen den Haferbrand leistet.
Zu erwähnen wäre noch die Verwendung von Kalkmilch zum
Bestreichen der Obstbäume gegen Flechten und Moose, und von
Quecksilbersublimat bei der Verhütung des Kartoffelschorfes.
Da aber die Anwendung des letzteren Salzes keineswegs besonders
erfolgreich und die Giftigkeit auch für den Menschen sehr grofs ist,
so ist wohl die Anwendung allgemein wieder aufgegeben worden.
Wir kommen nun zur Anwendung der organischen Fungiziden.
Hier wären in erster Linie diejenigen Mittel zu nennen, welche zum
Verschmieren von Astwunden dienen, so dafs das nachträgliche Ein-
dringen von Pilzparasiten verhindert wird. Dazu benutzt man neben
dem Baumwachs vor allem Teer, Karbolineum und ähnliche
aseptisch wirkende Derivate der Steinkohle. Allerdings ist bei der
Verwendung von Teer oder Karbolineum in geschlossenen Häusern
oder Kästen Vorsicht am Platz, da diese Stoffe durch ihre Verdunstung
den Pflanzen zu schaden vermögen. Als ein neueres Mittel ist Lysol
in etwa 0,5/oiger Lösung empfohlen worden. Es soll nach SIPIERE
so gut wie Bordeauxbrühe bei der Plasmopara viticola wirken und
gleichzeitig auch den echten Meltau abtöten.
Endlich wäre noch das Formaldehyd (sowohl in gasförmigem
wie in wassergelöstem Zustande) zu erwähnen, dessen Verwendung
erst jüngsten Datums ist und dessen Wirksamkeit sich noch nicht
nach allen Richtungen hin beurteilen läfst. von Tuseur hat aus-
gedehnte Versuche gemacht, um es als Beizmittel gegen Brandsporen
zu verwenden. Indessen ist es wohl nirgends zur allgemeinen Ver-
wendung gekommen, zumal auch seine Überlegenheit über die Kupfer-
beize keineswegs feststeht.
Nachdem wir die verschiedenen Fungiziden kennen gelernt haben,
wollen wir noch kurz zur Besprechung der verschiedenen Arten der
Applizierung dieser Mittel übergehen. Je nach dem Aggregatzustande
der Mittel mufs man Gebläse oder Spritzen in Anwendung bringen.
Zur Verteilung des pulverförmigen Schwefels wird die Schwefel-
quaste gebraucht, die auf S. 196 ihre Beschreibung gefunden hat.
Zum Ausstreuen der übrigen Pulver bedient man sich eines Blase-
balees, der in sehr verschiedenartigen Konstruktionen angegeben ist.
Bei einigen Apparaten wird das Pulver direkt mit dem Luftstrom ver-
stäubt, bei anderen befindet sich das Pulver in einem besonderen Ge-
fäfs, aus dem es durch den an der Mündung vorbeistreichenden Luft-
strom ausgeblasen wird.
Entsprechend der viel allgemeineren Anwendung sind die Spritzen
für die Brühen wichtiger. Es kommt bei der Verteilung der Brühen
hauptsächlich darauf an, dafs die Lösung möglichst fein versprüht wird
und nur als ganz feiner Tauniederschlag auf den Blättern haften bleibt.
Dies läfst sich mittels der gewöhnlichen Gärtnerspritze nicht erreichen,
und man hat deshalb besondere Mundstücke an der Spritze konstruiert,
welche die Lösung nur als äufserst feinen Sprühregen hervortreten
lassen. Damit die feinen Öffnungen des Mundstückes nicht verstopft
werden, ist es notwendig, dafs die Lösung ganz klar und ohne Boden-
satz ist. Unter Umständen mufs die Brühe vorher durch ein Tuch
1. Die Mittel zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten. 59
filtriert werden, wenn sie diese Bedingungen nicht erfüllt. Es sind zahl-
reiche Spritzen verwandt worden je nach der Art des Gebrauches.
Für die Gartenkulturen genügt in vielen Fällen eine einfache Hand-
spritze, wie man sie in jeder Handlung für Gartengerätschaften erhalten
kann. Für die Bespritzung gröfserer Flächen mufs man eine tragbare
oder fahrbare Spritze haben.
Damit die Flüssigkeit unter Druck aus dem Spritzrohr austritt,
ist entweder eine Pumpvorrichtung angebracht oder es wird vor dem
Beginn des Spritzens der Druck nur einmal erzeugt. Auch Kom-
pressionspumpen können mit orofsen Spritzen in Verbindung gesetzt
werden. Für unsere einheimischen Betriebe genügen die einfacheren
Spritzen, wie sie jede gröfsere Handlung liefert. Besonders empfehlens-
werte Konstruktionen sind die Pomonaspritze (Lorenz in Ettlingen),
die Dürrsche Handspritze (Dürr in Hohenstadt), die Buttenspritze (All-
weiler in Radolfszell), Universalspritze Saxonia (Drescher in Halle),
ferner sind Konstruktionen angegeben v. Tubeuf in München, ©. und F,
Misch in Berlin, Gebr. Holder in Metzingen usw. Fahrbare grofse
Spritzen fertigt Mayfarth u. Co. in Frankfurt a. M. an. Für das Spritzen
von Bäumen wird das Mundstück an einer langen Stange befestigt.
2. Einige allgemeine Bemerkungen über Bekämpfung
und Verhütung von Pilzkrankheiten.
Es dürfte vielleicht nicht überflüssig erscheinen, wenn noch einmal
in grofsen Zügen auf die verschiedenen Methoden der Behandlung von
Pilzkrankheiten hingewiesen wird, weil wir dadurch am besten in die
Lage versetzt werden, zu beurteilen, welche Erfolge bisher erreicht
worden sind und welche Wege in Zukunft die Behandlung einzu-
schlagen hat.
Wie bei den menschlichen oder tierischen Krankheiten können wir
bei den durch Pilze hervorgerufenen Pflanzenschäden den Weg der
Bekämpfung (Therapie) oder der Verhütung (Prophylaxe)
einschlagen. Vielfach werden sich beide Behandlungswege scharf unter-
scheiden, unter Umständen werden sich viele Berührungspunkte zeigen,
je nach der Natur der Nährpflanze oder des Schädlings.
Wenden wir uns zuerst der therapeutischen Methodik zu, die
sich naturgemäfs zuerst aufdrängte und demgemäfs auch in erster Linie
eine weitere Ausbildung erfuhr. Bei der innigen Verbindung zwischen
Nährpflanze und Parasit ist natürlich eine Vernichtung des letzteren,
ohne dafs auch gleichzeitig die von ihm befallenen Teile der Nährpflanze
zerstört werden, nicht möglich. Deshalb lautet die älteste und im ge-
wissen Sinne auch heute noch beste Vorschrift der Bekämpfung stets
dahin, die befallenen Pflanzen oder Pflanzenteile der Vernichtung anheim
zu geben. Diese stark an Doktor Eisenbarths Verfahren erinnernde
Methode findet sich auch heute noch stets da, wo wir über den Parasiten
und seine Lebensweise ungenügend unterrichtet sind, und sie wird
auch stets ihre volle Berechtigung behalten, wenn es sich um Teile
handelt, die von der Pflanze im natürlichen oder im krankhaften Lebens-
prozeis selber abgestofsen werden. Abgefallene Blätter mit den
Konidienformen, die erst im faulenden Laube sich zu den infektions-
fähigen Schlauchformen entwickeln, sollten deshalb stets durch Ver-
brennen oder Eingraben unschädlich gemacht werden. Bei wertlosen
Pflanzen, namentlich Annuellen, ist gegen dieses Verfahren ebenfalls
528 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
kaum etwas einzuwenden. Anders aber stellt sich die Sache dar,
wenn bei Gehölzen Pilzschäden auftreten, oder wenn bei den Getreide-
pflanzen, etwa durch Rost oder Brand, nur ein Teil des Ertrages ver-
nichtet wird. In solchen Fällen wird man weder das Abschlagen einer
Obstplantage noch das Abbrennen eines Getreidefeldes für empfehlens-
wert halten, denn durch diese, allerdings rationelle Behandlung würde
der Schaden nur noch vergröfsert werden. Häufig freilich läfst sich
durch Ausschneiden der erkrankten Zweige (z.B. bei Hexenbesen) oder
der erkrankten Rinde (z. B. bei Krebs) eine dauernde Heilung des
Baumes herbeiführen, oder allgemein ausgedrückt, es lassen sich lokale
Schäden durch Elimiierung der ergriffenen Teile beseitigen. Von der
Natur des Parasiten wird es abhängen, ob man dadurch die Pflanze
selbst retten kann; in vielen Fällen aber — und dazu gehören gerade
die vielen rein lokalen Erkrankungen durch Brand- und Rostpilze bei
Gramineen — kommt man mit dieser Behandlung nicht weiter.
Aus diesem Grunde beschäftigte man sich bald damit, den Pilz
allein zu töten, ohne die Nährpflanze zu schädigen. Durch die neueren
ausgedehnten Versuche steht uns jetzt eine ganze Anzahl von Mitteln
zur Verfügung, welche diesem Zwecke dienen und bei richtiger An-
wendung auch Erfolge versprechen. Im allgemeinen laufen diese Mittel
darauf hinaus, die Fortpflanzungsorgane der Parasiten abzutöten und
das Mycel zu vernichten, soweit es sich aufserhalb der Pflanze befindet.
Man kann deshalb nicht von vornherein darauf ausgehen wollen, etwa
die im Innern der Nährpflanze befindlichen vegetativen Teile des Pilzes
zu töten. Als Schlufseffekt wird zwar dieses Ziel bisweilen erreicht,
aber mehr zufällig als durch die Natur der Behandlung geboten.
Das vorhergehende Kapitel hat uns gezeigt, welche Mittel uns für
die Bekämpfung zu Gebote stehen. Überlegt man die bisher erreichten
Erfolge, so mufs man mit einiger Beschämung eingestehen, dafs sie
gerade bei den wichtisten Krankheiten, die von Rost- und Brandpilzen
verursacht werden, bisher nur recht bescheiden sind. Jahraus jahrein
gehen noch Millionen durch die Krankheiten der Feld- und Garten-
gewächse verloren, ohne dafs wir imstande wären, durch therapeutische
Behandlung dagegen etwas tun zu können. Ob es uns überhaupt
jemals gelingen wird, durch die jetzt vorhandenen oder später noch
zu entdeckenden direkten Bekämpfungsmittel allen Schaden abzuwenden,
erscheint sehr zweifelhaft, namentlich wenn wir sehen, wie die moderne
Medizin bei menschlichen Epidemien lieber den Weg der Verhütung
als den der Behandlung einschlägt. Deshalb dürfte es wohl keine
utopistische Annahme sein, wenn man behauptet, dafs die Methoden
der Prophylaxe auch bei den pflanzlichen Krankheiten immer mehr
Beachtung finden werden, und dafs ihnen dereinst die Zukunft
gehören wird.
Es erscheint deshalb nicht überflüssig, auch der bisherigen und der
wahrscheinlich späteren Entwickelung der Prophylaxe einige Worte
zu widmen. Immer mehr bricht sich wohl die Überzeugung Bahn, dafs
eine eriolgreiche Infektion einer Nährpflanze durch einen Pilz in den
weitaus meisten Fällen nur stattfinden kann, wenn der Pflanzenorganismus
dafür disponiert ist. Disposition für eine Krankheit umfafst aber die
mannigfachsten Wirkungen, die von der Aufsenwelt auf eine Pflanze
ausgeübt werden. Vielfach wird sich überhaupt nicht eindeutig angeben
lassen, was die Schwächung des Gesamtorganismus oder eines Teiles
von ihm herbeiführt; wir sind dann auf Vermutungen oder Analogie-
2. Allgemeine Bemerkungen. 599
schlüsse angewiesen. Wenn wir deshalb die schwächenden Ursachen
fortnehmen oder verringern, so stärken wir die Nährpflanze und machen
sie fähig, den Angriff des Parasiten entweder ganz abzuschlagen oder
doch unschädlich zu machen. Damit hätten wir die eine Seite der
prophylaktischen Fürsorge, die wir ausüben können: die Stärkung der
Nährpflanze.
Unter den prädisponierenden Momenten spielen die klimatischen
Faktoren die Hauptrolle. Wenn im Sommer bei hoher Temperatur
reichliche Regengüsse fallen, so liegt stets die Gefahr vor, dafs
Blattparasiten, wie Rost und Peronospora, sich epidemisch ausbreiten.
In solchen Fällen helfen dann die Bekämpfungsmittel nur wenig,
denn die Pflanze ist geschwächt und die Infektion geht deshalb
mit grofser Schnelligkeit vor sich. Keimpflanzen, die im dumpfigen,
warmen Kästen oder Häusern gehalten werden, fallen bestimmten
Fäulnispilzen schneller zum Opfer, als wenn sie kühl und luftig stehen.
Ganz allgemein begünstigt Feuchtigkeit in Verbindung: mit stagnierender
Luft das Entstehen und die Ausbreitung epidemischer Erkrankungen.
Warmhauspflanzen werden dagegen umgekehrt durch Kühle und
Trockenheit für Pilzangriffe vorbereitet. Nun läfst sich natürlich nicht
im allgemeinen behaupten, dafs die erwähnten Einflüsse alle Pflanzen
gleichmäfsig schwächen; es hängt vielmehr von der Pflanze selbst ab,
ob ihr Organismus darauf reagiert oder nicht. Wir kommen damit auf
den Begriff der Individuen- und Rassendisposition. Wenn in einzelnen
Fällen das Individuum den schädigenden Einflüssen unterliegen kann,
so brauchen noch nicht ganze Kulturen oder Plantagen dafür disponiert
zu werden. Es ist deshalb stets bei der Untersuchung der prädis-
ponierenden Momente zu beachten, wie weit nur das Einzelindividuum
geschädigt wird, oder ob sich die Schädigungen auf die gesamten Pflanzen
einer Art dauernd erstrecken. Man hat es daher in der Hand, durch
Auswahl der für das betreffende Klima angepafsten Rasse die Krank-
heiten auf ein Minimum zu reduzieren. Freilich ist dabei zu beachten,
dafs eben in jedem Jahre die Witterung nicht die gleiche ist, so dais
selbst eine angepafste Rasse bei ungünstiger Witterung trotzdem leiden
kann. Ferner spielt die Bodenbeschaffenheit bei dieser Auswahl eine
grofse Rolle, weiter die Höhenlage, kurz alles das, was gewöhnlich mit
dem Schlagwort „Standortsverhältnisse* zusammengefafst wird. Wir
sind noch weit entfernt, alle diese komplizierten Verhältnisse in ihrem
Einflufs auf den Organismus der Pflanze übersehen zu können, und es
bedarf deshalb noch zahlreicher Versuche, um die einzelnen Faktoren
in ihrer Wirkung würdigen zu lernen. Der erste Band des Hand-
buches bringt in den Kapiteln über Boden- und Ernährungsverhältnisse
Beispiele dafür in grofser Zahl, und auch in den Kapiteln über die
Pilze ist an vielen Stellen auf die Disposition der einzelnen Nutz-
pflanzen in bezug auf die klimatischen Faktoren hingewiesen worden.
Es wird daher stets die Sache des Experimentes sein, die geeigneten
Rassen herauszufinden.
Ein anderer Zweig der Prophylaxe erstreckt sich darauf, die In-
fektion der Pflanzen zu verhindern. Wenn die Kaffeeplantagen mit
Schutzpflanzungen umgeben werden, so geschieht dies, um den Transport
der Hemileiasporen aus der Nachbarschaft durch den Wind zu ver-
hindern. Unkrautpflanzen, die denselben Parasiten tragen wie die Nutz-
pflanzen (z. B. Cystopus, Roste) werden, entfernt, um die Infektion der
Kulturen zu verhüten. Die Wirte der Acidien werden von den Feldern
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Zweiter Band. 34
530 Bekämpfung und Verhütung der durch Pilze verursachten Krankheiten.
möglichst fern gehalten; kurz, alle diese Maisnahmen zielen einzig
darauf ab, die Kulturpflanzen vor einer Infektion zu schützen.
Trotz der grolsen Bedeutung, die alle diese genannten prophylak-
tischen Mafsnahmen besitzen, bleibt aber doch das Wichtigste die
Kenntnis der Lebensgeschichte der Parasiten selbst. Jeder Pilz hat in
seinem Entwicklungsgang gleichsam eine Achillesferse, an der er ver-
wundbar ist. An dieser Stelle mufs mit Bekämpfungs- oder Vorbeugungs-
mafsregeln eingesetzt werden. Wissen wir zum Beispiel, zu welcher
Jahreszeit ein Schädling seine Sporen keimen läfst, so sind wir auch
imstande, die wenig widerstandsfähigen Pilzkeimlinge abzutöten. Ebenso
hat jeder Parasit irgendeine Ruhepause in seiner Entwicklung, in der
er meist nıcht auf der lebenden PHlanze, sondern am Boden oder sonst-
wo sich aufhält; haben wir genaue Kenntnis davon, so vermögen wir
ihn auch. in den meisten Fällen zu vernichten. Zu alledem gehört
aber die eindringlichste Kenntnis seines Lebensganges. Nun läfst sich
gewils nicht leugnen, dafs wir durch die Forschungen der letzten
Dezennien unsere Kenntnisse aufserordentlich vertieft haben, so dafs
jetzt im allgemeinen der Entwicklungsgang der Parasiten recht gut
bekannt ist. Das gilt aber für die meisten nur insoweit, als sich das
Studium im Laboratorium vornehmen läfst, von der Entwicklung in
der freien Natur, von der eigentlichen Biologie, wissen wir noch herzlich
wenig. Und gerade das ist der wichtige "Punkt, wo in den meisten
Fällen die Prophylaxe einsetzen kann. Darum mufs als wichtigste
Forderung für zukünftige Forschungen aufgestellt werden, dafs der
allgemeinen Biologie der Parasiten die eindringendste Aufmerksamkeit
geschenkt wird. Das läfst sich nicht im Laboratorium allein, sondern
nur auf Versuchsfeldern anstellen. In den Kreisen der Praxis, die es
doch hauptsächlich angehen sollte, steht man derartigen Fragen der
theoretischen Mykologie kühl gegenüber, ja man blickt mit einer ge-
wissen Geringschätzung auf derartige Studien herab. Das ist ganz
verfehlt, denn bei genauerer Betrachtung stellt sich der Unterschied
zwischen Theorie und Praxis als anders heraus, als er gewöhnlich
aufoefafst wird. Bis zum Überdrufs wird der Satz wiederholt, dafs
nur derjenige ein Verständnis für die Aufgaben des praktischen Feld-
oder Gartenbaues haben könnte, der darin aufgewachsen ist, und dafs
ein Mykologe, der nur theoretische Studien am Brutschrank treibt,
nicht befähigt sei, in Fragen der Praxis mitzureden. Wie verkehrt
diese Ansicht ist, geht daraus hervor, dafs gerade die gröfsten Fort-
schritte im Erkennen und Bekämpfen der Pflanzenkrankheiten von
Theoretikern gemacht wurden, und dafs ım Gegensatz zu ihnen der
Praktiker es war, der sich den neuen und wichtigsten Erkenntnissen
am längsten sperrte. Man mufs sich aber klar machen, dafs die Aus-
arbeitung der Methoden für die Praxis eben nicht Sache des Gelehrten
ist, ebensowenig wie es ein himmelweiter Schritt war von der künst-
lichen Darstellung des Indigos ım Laboratorium zur fabrıkmäfsigen
Herstellung. Der Mykologe hat die Wege anzugeben, die für die Be-
seitigung von Schädigungen sich aus den theoretischen Studien ergeben
haben; ‘der Praktiker hat nichts weiter zu tun, als die Methoden für
den Feldbetrieb auszugestalten. Dafs jede rein theoretische Unter-
suchung eines Parasiten, die zunächst gar nicht für die Bekämpfung
zugeschnitten ist, am letzten Ende stets die Mittel und Wege zeigt,
wie der Kampf aufzunehmen ist, dafür gibt es so zahlreiche Beispiele,
dafs darauf kaum hingewiesen zu werden braucht. Die Bekämpfungs-
2. Allgemeine Bemerkungen, Jo
mafsregeln fallen als reife Frucht vom Baume der Erkenntnis der
Praxis ganz von selbst in den Schofs. Daraus folgt aber mit zwingender
Notwendigkeit, dafs es geradezu ein Verbrechen an der Wissenschaft
ist, wenn bei wissenschaftlichen mykologischen Studien immer nur
gefragt wird, ob etwas für die praktische Bekämpfung des Schädlings
herauskommt. Ist die Untersuchung bis zum letzten Ende durchgeführt,
so ergeben sich als letzte Konsequenz diese Mafsregeln ganz von selbst.
Aufser den vorstehend angedeuteten Mitteln zur Vorbeugung von
parasitären Krankheiten wäre nun noch, nach Analogie der bei mensch-
lichen Infektionskrankheiten angewandten Methodik, denkbar, dafs die
Pflanzen direkt gegen den Schädling immunisiert werden. Es ist wohl
kaum anzunehmen, dafs es eine „Serumimmunisation“ der Pflanzen gibt,
aber immerhin ist doch nicht von der Hand zu weisen, dafs wir vielleicht
in gewissen Fällen imstande sein werden, die Pflanzen durch bestimmte
Manipulationen immun zu machen. Angestellt sind solche Versuche
bereits (vgl. S. 164), aber bisher mit geringem Erfolg. Es erscheint
nicht ausgeschlossen, dafs wir durch das Studium der natürlichen
Immunität, die manche Rassen gegen gewisse Krankheiten zeigen, da-
hinter kommen werden, worin dieser Schutz besteht. Darüber müssen
die Untersuchungen der Zukunft Klarheit bringen, für die sich nach
dieser Richtung hin ein weites Feld öffnet.
Nachträge.
Zu Seite 5. Tu. Wurrr bespricht einen wiesenschädigenden
Myxomyceten, Physarum cinereum Pers. (Zeitschr. f. Pflanzenkr. XVI,
202). Auf den Versuchsfeldern von Flahult in Schweden wurden grofse
Strecken der kultivierten Gräser von den Plasmodien des Pilzes voll-
ständig bedeckt und nahmen nach erfolgter Sporangienbildung eine
grauweilse Farbe an. Nach Freiwerden der Sporen erscheinen die
Halme und Blätter wie mit Rufs bedeckt. Wenn auch kein direkter
Schaden angerichtet wurde, so wurde doch die assimilatorische Tätig-
keit der Pflanze beeinträchtigt. Durch Aufstreuen von Salpeter läfst
sich der Pilz im Plasmodiumzustand abtöten.
Zu Seite 24. Bei den Bakterienkrankheiten der Coniferen ist nach-
zutragen, dafs Cavara (Bull. Soc. Bot. Ital. 1898 S. 241) Auswüchse am
Stamm und Zweigen von Juniperus phoenicea auf Bakterien zurückführt.
Die jüngeren Auswüchse erscheinen als halbkuglige oder längliche Auf-
treibungen der inneren Gewebe durch die aufgesprungene Periderm-
schicht. Ihre Oberfläche ist glatt und hellgelb. Altere Zustände zeigen
ein eigenes Korkgewebe und aufgerissene Oberfläche. Sie wachsen bis
auf Nufs- oder Apfelgröfse heran und besitzen tiefe Rillen auf der
Aufsenseite. Aus jungen Auswüchsen wurden zwei Bakterienarten
isoliert, von denen die eine Gelatine verflüssigt, die andere nicht.
Schon Cavara hatte gelegentlich Perithecien von Üeratostoma juniperinum
an diesen Anschwellungen gefunden, Baccarını (Nuov. Giorn. Bot. Ital.
XI, 49) nimmt diesen Pilz als die alleinige Ursache an. ‚Jedenfalls
bedarf die Krankheit noch der Nachuntersuchung.
Zu Seite 42. Auf dem Feigenbaum wurde von Cavarı (Atti
Acc. Given. Catania 4 zw. XVIII) eine Bakteriose beobachtet, die sich
durch rosarote Färbung des Stammes kundtat. Die Zweige zeigen
braune Flecken und sterben zuletzt ab. In den weiten Holzgefäfsen
findet man zahlreiche Bakterien, die von hier aus in die Parenchym-
partien des Holzes, die Milchsaftschläuche und ins Cambium eindringen.
Die unverholzten Wände der Zellen werden aufgelöst. Das Bacterium
Fici Cav. besitzt eine Gallerthülle, aber keine Cilien. Infektionsversuche
gelangen nicht, so dafs die Atiologie der Erkrankung noch zweifel-
haft bleibt.
Zu Seite 53. Aufser den genannten Kohlbakteriosen hat DELACROIX
(Compt. rend. CXL, 1905, S. 1356) eine neue beobachtet, die, vom
Grunde des Stengels beginnend, zuletzt die Endknospe zerstört und auf
den Blättern oberseits blasse Flecken verursacht. Am meisten leidet
der Blumenkohl. Bei trocknem Wetter können die Krankheitsherde
durch Korkgewebe abgegrenzt werden, und es bilden sich auch Ad-
Nachträge. 533
ventivknospen aus. Diese können aber niemals zu verkaufsfähiger Ware
auswachsen. Isoliert wurde der Bacillus brassicivorus Delacr. Augen-
scheinlich wird durch den hohen Stickstoffgehalt des Bodens das Aus-
brechen der Erkrankung befördert.
Zu Seite 66. Auf Nerium Oleander treten in Oberitalien bisweilen
an den Zweigen, sowie auch an Blättern und Fruchtknoten An-
schwellungen auf, die den Bakterienknoten der Oliven glichen. Der
verursachende Bacillus gleicht morphologisch den der Olivenkrebsknoten
vollständig (PEsLion in Rendic. Accad. Lincei Roma XIV, 2, S. 462).
Zu Seite 82. Auf dem Tabak wurden in letzter Zeit mehrere
Bakteriosen beobachtet. Deracroıx (Compt. rend XVL, 1905, S 678)
führte den weifsen Rost (rouille blanche) auf Bakterien zurück. Im
Gegensatz zur Mosaikkrankheit, die auf den jüngeren Blättern auf-
tritt, werden die älteren Blätter befallen, indem sie kleine, sich scharf
abhebende Flecken in kleinerer Zahl bekommen. Die Flecken werden
durch eine Korkschicht abgegrenzt, und die im kranken Gewebe be-
findlichen Bakterien vertrocknen dann mit der Fleckensubstanz. BDa-
cillus maculicola Delacr. verflüssigt Gelatine und färbt Fleischbrühe
schwach gelblich. Wenn man gesunde Tabakblätter mit Kulturen des
Pilzes bespritzt, so entstehen die geschilderten Flecken. Die Krank-
heit läist sich durch Aussetzen des Tabakbaues auf den verseuchten
Feldern bekämpfen.
Zweifelhaft in ihrer Entstehung ist die als Anthracnose,
Noir, Charbon oder Pourriture des Tabaks bekannte Krank-
heit, die an den Stengeln und Mittelrippen der Blätter auftritt und sich
in gelbbraunen, später bläulich-schwarzen Flecken äufsert. DELACROIX
nimmt dafür als Ursache ebenfalls Bakterien an.
In Japan tritt auf Tabak eine Krankheit auf (Welkkrankheit oder
Schwarzbeinigkeit), die sich ähnlich wie bei der durch Dae. Solanacearum
hervorgerufenen Welkekrankheit der Tomaten äuisert. Die Pflanzen
welken plötzlich, werden gelb, die Stengel schwärzen sich und schliefs-
lich sterben auch die Wurzeln ab. Uvzpa (Bull. Imp. Centr. Apric. Stat.
Tokyo I 1905 S. 39) hat aus dem Safte E Bacillus Nieotianae Uyeda
isoliert. Die Infektion erfolgt durch Wurzelhaare, Spaltöffnungen oder
Wunden. Die Bakterien dringen zuerst in die Gefäfse ein und schwärzen
sie, erst später werden die übrigen Gewebe davon ergriffen. Zuerst
werden die parenchymatischen Teile des Stengels völlig desorganisiert,
dann wird auch der Holzteil zerstört. Bemerkenswert ıst, dafs gewisse
Varietäten des Tabaks der Krankheit leichter zum Opfer fallen, während
z.B. Nieotiana rustica ganz verschont bleibt. Wie bei allen Bakteriosen,
so wird auch hier das Entstehen und die Ausbreitung der Krankheit
durch Feuchtigkeit und hohe Temperatur begünstigt; auch die Stick-
stofflüngung macht die Pflanze disponiert, Kalkdüngung dagegen nicht.
Zu Seite 84. Maıkorr hat die Sesamumbakteriose weiter ver-
folet (Centralbl. f. Bakt. u. Par. 2. Abt. XVI, 664) und zwei Bakterien-
arten isoliert. Bacillus Sesami sowohl wie Pseudomonas Sesami können
unabhängig voneinander dieselben Krankheitserscheinungen hervor-
rufen. Zur Bekämpfung wird die Behandlung des Saatgutes mit 1 %oo
Formaldehyd empfohlen.
Zu Seite 85. Bei Turin hat VocLino (Ann. R. Acc. .di Agric.
di Tormo XLVI, 1903) am Salat eine Bakteriose beobachtet, von der
es nicht feststeht, ob sie mit der von Jones beschriebenen identisch
ist. Die Pflanzen zeigten eine Erweichung der Blatt- und Stengel-
394 Nachträge.
gewebe, die bei starkem Befall zu einer Braunfärbung und Vermoderung
führte. Zwischen den Zellresten finden sich gelbliche Anhäufungen von
Bacillus Lactucae Vogl. Wurden Reinkulturen gesunden Pflanzen ein-
geimpft, so erkrankten sie unter den typischen Krankheitserscheinungen.
Die auf feuchtem, gutgedüngtem Boden stehenden Pflanzen litten unter
der Krankheit mehr, namentlich hat auch hier die Stickstoffdüngung
einen entschieden disponierenden Charakter.
Zu Seite 153. In Indien kommt durch Selerospora graminicola
eine Vergrünung von Pennisetum typhoideum zustande, über die BUTLER
näheres veröffentlicht hat (Mem. of the Dep. of Agric. in India II n. I
1907).
Zu Seite 163. Bei den Publikationen über Plasmopara cubensis
ist noch zu ergänzen LinHAart: Pseudoperonospora cubensis auf Melonen
und Gurken in Ztschr. f. Pflanzenkr. XVI, 1906, S. 321.
Zu Seite 182. Zu den Aspergillaceen gehört ein Pilz, den
ZIMMERMANN (Bull. Inst. bot. Buitenzorg n. IV, 1890, S. 19) Rostrella
Coffeae nennt und als Ursache eines Krebses der Kaffeebäume nach-
weist. Die Rinde der erkrankten Bäume bekommt braune Flecken,
oberhalb deren die Blätter einzelner Zweige oder des ganzen Baumes
vertrocknen. In den lang geschnäbelten Perithecien werden farblose,
von einem Häutchen manschettenartig umgebene Sporen gebildet.
Aufserdem werden kuglige, braune Chlamydosporen und lange Ketten
farbloser Konidien erzeugt, die beide auskeimen und Mycelien bilden.
Nicht blofs am Kaffee, sondern auch an den Schattenbäumen der Plan-
tagen vermag sich der Pilz weiter zu entwickeln. Verf. empfiehlt,
Verwundungen an den Bäumen möglichst zu vermeiden und befallene
Exemplare zu verbrennen.
Zu Seite 190. Das Verbreitungsgebiet des Stachelbeermeltaues
hat sich inzwischen weiter ausgedehnt. Von Rufsland ist er jetzt aus
vielen, weit voneinander entfernt liegenden Gouvernements bekannt
geworden, ferner ist er in Finnland, Norwegen und Schweden be-
obachtet. In Dänemark wurde er zuerst 1902 gefunden, aber wahr-
scheinlich ist er schon ein oder zwei Jahre früher aufgetreten. Für
Deutschland hat ihn Aderhold in Posen 1904 nachgewiesen. Ein ein-
maliger Fund wird 1905 ım Pinzgau erwähnt. Die anderen Länder
Europas wurden bisher verschont, aber es steht fast zu erwarten, dafs
der Schädling weiteres Terrain gewinnt. Man vergleiche die Arbeit
von ERIKSSoN in Ztschr. f. Pflanzenkr. XVI, 83 und die zahlreichen Ver-
öffentlichungen SaLmons, unter anderem in Ztschr. f. Pllanzenkr. XVII, 12.
Zu Seite 240. Eine Nadelkrankheit der Tannen (Abses pect-
nata, Nordmanniana, Pinsapo, cephalonica) verursacht nach Rostrup
(Tidsskr. f. Skovvaesen XVII, 1905, S.37) Mycosphaerella Abietis (Rostr.).
Im Frühjahr werden die Nadeln der jungen JJahressprosse braungelb
und zuletzt schwarz; der ganze Sprofs oder seine Spitze wird abgetötet.
Die Krankheit hat Ähnlichkeit mit den durch Nachtfröste hervor-
gerufenen Schäden und ist vielleicht bisher damit verwechselt worden.
Der Schaden ist nicht allzugrofs, und ältere Bäume werden überhaupt
nicht mehr angegriffen.
Zu Seite 273. Inzwischen sind über die Bruscakrankheit
der Oliven weitere Untersuchungen veröffentlicht, aus denen hervor-
geht, dafs Stietis Panizzei de Not. die Ursache ist. Vgl. darüber Brızı
in Bull. Uff. del Minist. d’Agrie., Roma 1903 (cf. Ztschr. f. Pflanzenkr.
XVI, 44), ferner Cugoxı in Rendic. Acc. Lincei Roma 5 ser. XIV, 603)
Nachträge. 535
und Perkı in Rendic. Acc. Line. Roma 5 ser. XIV, 637, 730 (cfr. Ztschr.
f. Pflanzenkr. XVII, 117).
Zu Seite 392. AufRoggen in der Provinz Posen fand .JJUNGNER
(Ztschr. f. Pflanzenkr. XVI, 131) die älteren Blätter mit einem schimmel-
ähnlichen Mycel überzogen, das auch von da auf den Erdboden über-
gehen konnte. Am Rande der Blätter und der Blattscheiden wurden
kleine Sklerotien ausgebildet, aus denen die Psilocybe Henningsii Jungn.
erzogen werden konnte. Auch auf Weizen traten die Sklerotien ge-
legentlich auf. Auf den absterbenden Blättern fanden sich auch Ko-
nidien, von denen es zweifelhaft bleibt, ob sie zu dem Pilze gehören.
Zu Seite 404. Coniothyrium Wernsdorffiae Laubert erzeugt nach
dem Autor eine Rosenkrankheit, bei der auf der grünen Rinde der
Zweige Flecken auftreten, die oft gürtelförmig den Zweig umgeben und
ihn zum Absterben bringen. Häufig entstehen auch krebsartige Wunden.
Köck hat diese Beobachtungen in bezug auf die Schädlichkeit des
Pilzes bestätigt (cfr. Ztschr. f. Pllanzenkr. XVII, 252).
Zu Seite 406. Als Urheber des weifsen Grindes der Li-
monenfrüchte hatten Cavara und Mortica (Atti Acc. Gioenia Scı. nat.
Catania 4 ser. XVII) eine Milbenart, Tenuipalpıs cuneatus, angegeben.
Dagegen fanden Br1osı und FARrNErI (Atti Ist. bot. Pavia 2 ser. X), dafs
die Fruchtflecken von einer ganzen Anzahl von Pilzen bewohnt werden,
unter denen Rhynchodiplodia Citri Br. et Farn. hervorgehoben zu werden
verdient. An den Flecken lassen sich vier Mycelzonen unterscheiden,
auf denen je eine charakteristische Fruchtform erscheint. Der Zu-
sammenhang dieser verschiedenen Konidienformen mit der Arhymcho-
diplodia ıst noch nicht klar, so dafs also die Atiologie der Krankheit
noch keineswegs ihre letzte Aufklärung gefunden hat, obwohl nicht zu
leugnen ist, dafs die erfolgreicheu UÜberimpfungen des Mycels auf ge-
sunde Früchte für die Meinung der Autoren sprechen.
Zu Seite 409. Über die Septoriakrankheit der Gartennelken hat
VosLıxo (Staz. sperim. agre. ital. XXXV, 1902, S. 17) ausführliche Unter-
suchungen veröffentlicht.
Zu Seite 410. sSeptoria Lycopersici scheint sich in den europäl-
schen Tomatenkulturen auszubreiten, denn es liegen Mitteilungen von
Res über das Auftreten des Pilzes bei Hamburg (Der prakt. Ratgeb.
im Obst- und Gartenbau 1905 n. 21) und von Güssow (briefl.) in Eng-
land vor.
Zu Seite 415. Auf Vanda coerulea kommt in Orchideenzüchtereien
bei Berlin das Gloeosporium Beyrodti Klıtz. vor.
Zu Seite 429. KueBaun (Ztschr. f. Pflanzenkr. XVII, 223) hat
nachgewiesen, dafs Marssonina Juglandis zu Gnomonia leptostyla gehört.
Register.
I. Namen- und Sachverzeichnis.
Abies alba, Krankheit durch
Cucurbitaria 235.
— Douglasi, Botrytiskrankheit
304
Ahsterben A Kirschbreal
Acanthostigma parasiticum auf
Coniferen 227.
Achlya prolifera als
feind 123.
— racemosa 123.
Acremoniella oceulta 442.
— verrucosa 442.
Actinonema Rosae 406.
Aecidium abietinum auf Fichten |
348.
— Berberidis 371.
— Cinnamomi 371.
— columnare auf Tannen 355.
— elatinum auf Abies 351.
— leucospermum auf Anemone
851.
— Mespili 359.
— strobilinum auf Fichte 355.
Apfel, glasige 55.
Ascherich 190.
Ahornritzenschorf 274.
Alectoria 484.
Alectorolophus, Bau der Hau-
storien 510.
Alinit 9.
Allium Cepa, Botrytiskrankheit
301.
— — Brand 333.
— Erkrankung durch Macro-
sporium 455.
— Krankheit durch Perono-
spora 165.
— sativum, Sklerotienkrankheit
302.
Alnus - Arten, Krankheiten
durch Taphrina 174.
Alternaria Brassicae 456.
— — var. nigrescens 457.
— tenuis 457.
— Violae 457.
— Vitis 457.
Ambury 7.
Amylotrogus
Stärke 18.
— lichenoides in Stärke 18.
vittiformis in Stärke 18.
filiformis in
Fisch-
| Anabaena Azollae 479.
| Ananasziekte des Zuckerrohrs
9988
| Anbury 7.
| Andropogon Sorghum, Bak-
teriose 27.
|— — var. saccharatum, Bak-
teriose 26.
Antennaria pityophila 202.
Anthracnose ponctude
Weinstockes 59.
Anthracoidea Caricis 326.
— subinclusa 326.
Anthraknose der Himbeeren
418.
— der Reben 421.
— des Tabaks 533.
des
Aphanocapsa pulchra 476.
Aphanomyces phycophilus 123.
Apiosporium Footii 202.
— salicinum 200.
Apium graveolens, Bakteriose
6l
Erkrankung durch
Cercospora 452.
Picea 496.
Armillaria mellea 393.
— mucida 39.
Arrhenatherum elatius, Bak-
teriose 90.
Aschersonia 214. 411.
— aleyrodis 200.
Ascochyta Betae 405.
beticola 405.
Boltshauseri 405.
caulicola 405.
Fragariae 239.
graminicola 405.
Juglandis 405.
Lactucae 405.
Oryzae 405.
piniperda 404.
— Pisi 405.
Ascomycetes, allgemeines 170.
Ascopolyporus 214.
Ascospora Beijerinckii
Steinobst 236.
Asparagus officinalis,
krankheit 365.
Anthraknosen d. Pflanzen 414.
Arceuthobium pusillum auf)
Aspergillus 151.
— Ficuum 182. 438.
| — flavus 182.
Bacillus
Rost- | —
— glaucus 182.
— niger 182.
— Oryzae 182.
— Phoenicis 182. 438.
|— Strychni 182,
— Wentii 182.
Asterina Veronicae 202.
Asterocystis radieis auf Flachs
Asteroma geographicum 402.
— Padi 402.
Auricularia Auricula Judae 379.
Aureobasidium Vitis auf Reben
382.
— — var. album 382.
Auswintern der Saaten 463.
Avena sativa, Brand 314.
— — Helminthosporiose 450.
Azurin 522.
ampelopsorae auf
Reben 57.
— amylovorus auf Birnen 53.
— Apii auf Sellerie 61.
— aroideae auf Calla 25.
— atrosepticus auf Kartoffel-
stengeln 72.
— Baccarinii bei Malnero 58.
Betae auf Zuckerrüben 43.
— brassicivorus auf Kohl 533.
Bussei auf Zuckerrüben 43.
carotovorus auf Möhren 60.
caulivorus auf Kartoffel-
stengeln 70.
— coli communis, Verhalten
gegenüber Kartoffeln 77.
— (ubonianus auf Morus 41.
— elegans auf Lupinen 85.
— fluorescens liquefaciens,
Verhalten gegenüber Kar-
tofteln 78.
— fluorescens putidus, Ver-
ae gegenüber Kartoffeln
auf | — gossypinus an Baumwoll-
früchten 84.
Hyacinthi septicus
Hyacinthen 36.
auf
Bacillus lacerans auf Zucker-
rüben 43.
— Lactucae auf Salat 534.
— maculicola auf Tabak 533.
mesentericus, Verhalten
gegenüber Kartoffeln 79.
— Mori carneus auf Morus 41.
— mycoides, Verhalten gegen-
über Kartoffeln 79.
— Nicotianae auf Tabak 533.
Oleae auf Olbäumen 63.
oleraceae auf Kohl 52.
omnivorus auf Iris 39.
Phaseoli auf Bohnen 56.
— phytophthorus auf Kartoffel-
stengeln 74.
— Sesami auf Sesamum 939.
— Solanacearum b. Solanaceen-
fäulen 80.
— solanincola auf Kartoffel-
stengeln 71.
elipernn auf Kartoffeln
— Sorghi auf Zuckerhirse 27.
— subtilis, Verhalten gegenüber
Kartoffeln 78.
— trachaiphilus
bitaceen 82.
— uvae auf Weintrauben 56.
— vulgatus, Verhalten gegen-
über Kartoffeln 78.
— Zeae auf Mais 26.
Bacterium Fici auf dem Feigen-
baum 532.
— Hyacinthi bei Hyazinthen-
rotz 32.
— moniliformans bei Rosen-
kranzhafer 30.
— Önceidii auf Oncidium 8.
— Pini bei Aleppokiefer 24.
— Sacchari bei der Sereh-
krankheit 29.
— vascularumi. Zuckerrohr 28.
Bakterien auf Rubiaceen-
blättern 88.
— der Rübenknaule 45.
— Einteilung 23.
— Morphologie 19.
— stickstoffsammelnde 89.
— Verhalt.geg. gesunde Pfl. 87.
Bakterienfäulen, Einteilung 19.
Bakteriosen der Araceen 24.
— der Chenopodiaceen 42.
— der Coniferen 23.
— der Cruciferen 47.
der Cucurbitaceen 82.
der Gramineen 25.
— der Iridaceen 39.
der Kartoffeln 66.
der Leguminosen 56.
— der Liliaceen 31.
— der Moraceen u. Urticac. 40.
— der Oleaceen 62.
— der Rosaceen 53.
— der Tomatenfrüchte 31.
— der Umbelliferen 60.
auf Üneur-
Register.
Bakteriosen der Vitaceen 56.
— des Weißkohls 52.
Balanophoraceen 498.
Balansia claviceps 216.
— trinitensis 216.
Bartschia alpina 511.
Basidiophora entospora auf
Erigeron 152.
Baumwachs 526.
Beloniella 279.
Beta vulgaris, Bakteriosen 42.
Erkrankung durch
Peronospora 166.
— — — durch Sporodesmium
459.
— — — durch Urophlyctis
122.
— — Herzfäule 240.
Beulenbrand des Mais 318.
Bibitziekte 152.
Bitter rot der Weinbeeren 429.
Bitterfäule der apfel 417.
— der Früchte 439.
Black knot 223.
— meales 14.
— -rot 243.
— spot 418.
Bladderplum 175.
Blanc de racines 232.
Blanquet de la vigne 232.
Blasebalg 526.
Blastotrichum 205.
Blattbräune der Kartoffeln 453.
— an Birnwildlingen 286.
Blattschorf der Gräser 222.
Blight 204.
Bordeauxbrühe 520.
— physiologische Wirkung 524.
Bordelaiser Mischung 520.
Bornetina auf Reben 336.
Botch 7.
Botryosporium diffusum 437.
— longibrachiatum 438.
— pulchrum 437.
Botrytis 438.
| — ecitricola auf Citrusfrüchten
308.
Felisiana 295.
infestans 295.
Paeoniae auf Paeonien 308.
parasitica auf Tulpen 300.
— vulgaris 29.
Botrytiskrankheit der Tulpen
300.
Botrytiskrankheiten 302.
— Bekämpfung 306.
— an Kulturpflanzen 305.
Bräune der Eriken 454.
Brand der Narzissenblätter 450.
Brandpilze des Getreides 314.
Brassica, Bakteriose 532.
— campestris, Braunfäule 47.
— napus, Krebs 295.
— — Weißfäule 51.
— Rapsverderber 456.
— Schwärzekrankheit 456.
997
Braunfäule der Tomaten 79.
— des Kohls 47.
Braunfleckigkeitder Gerste 442.
Een Reben, Krankheitsbild
— der Weizenähren 401.
Braunrost der Gerste 372.
— des Roggens 372.
— des Weizens 372.
Bremia Lactucae auf Kompo-
siten 169.
Brenner, roter 278.
— schwarzer der Reben 421.
Briosia ampelophage 459.
Brühenfostit 521.
Brugmansia 498.
Brunchorstia destruens
413.
Brunissure de la vigne 12.
Brusone des Hanfes 42.
— des Reises 441.
Bruscakrankheit der Oliven 534.
Bulgaria polymorpha auf Eiche
u. Buche 277.
Burgunder Brühe 523.
276.
Caeoma interstitiale 369.
— pinitorquum auf Kiefer 354.
Calla, Rotz 24.
Calloria 279.
Calocera 379.
Calonectria pyrochroa an Pla-
tanen 212.
Calospora Vanillae auf Vanille
265.
Camarosporium fissum 407.
— Mori 407.
— viticola 407.
Canker des Apfelbaumes 418.
Cannabis sativa, Bakteriose 42.
— — Krebs 295.
Capnodium salieinum 200.
Cassytha americana 498.
Celidiaceen auf Flechten 275.
Cenangium Abietis a. Kiefern
276.
EB pomme& des Weinstockes
59.
Cephaleuros virescens 480.
Cephalosporium 204, 205.
— Acremonium 437.
— Lecanii 497.
Ceratiomyxa .
Ceratophorum setosum 449.
Ceratostomella pilifera als Ur-
sache der Blaufärbung des
Holzes 234.
Cercospora Apii 410. 452.
Bolleana 453.
cerasella 239.
circumseissa 452.
coffeicola 452.
fumosa 4593.
Köpkei 452.
— Odontoglossi 453.
— Resedae 453.
398
Cercospora Sacchari 452.
— vaginae 452.
— Vignae 452.
— viticola 452.
Cercosporella 441.
Cerebella Andropogonis 335.
Cerespulver 526.
Ceuthospora Cattleyae 403.
— coffeicola 403.
Chaetocladium Brefeldii 170.
— Jonesii 170.
Chaetomella Sacchari 404.
Chaetostroma Buxi 212.
Champignon blanc 232.
Chanei 417.
Charbon des Tabaks 533.
Charrinia Diplodiellaauf Reben
258.
Cheiranthus annuus, Bakteriose
85.
Chlorochytrium Knyanum 479.
— Lemnae 479.
Chlorophyceen, allgemeines
479.
Chlorosplenium aeruginosum
82
Choanophora americana 170.
— infundibulifera 170.
Chroococcus helveticus 476.
Chrysanthemumrost 368.
Chrysogluten Biasolettianus
486.
— (esatii 486.
ke Abietis a. Fichte
348.
— Ledi auf Ledum 348.
— Rhododendri auf Rhodo-
dendron 348.
Chrysophlyctis endobiotica in
Kartoffeln 116.
Chytridiineae, allgemeines 111.
Chytridium olla in Oedogonium
121.
Ciboria 282.
Cichorium Endivia,Erkrankung
durch Bremia 169.
— Intybus, Krankheit durch
Pleospora 255.
Cieinnobolus Cesatii 198. 402.
Citrullus vulgaris, Krankheit
durch Neocosmospora 204.
Citrus, Krebskrankheit 253.
Cladochytrium graminis
Gräsern 121.
— Mori auf Morus 121.
— tenue in Wasserpflanzen
121.
— Violae auf Stiefmütterchen
121.
— viticolum auf Reben 121.
Cladosporium ampelinum 452.
— auf Citrus 447.
carpophilum 252.
condylonema 447.
cucumerinum 446.
fascieulare 255.
in
Register.
ı Oladosporium fulvum 446.
| — herbarum 444.
Olasterosporium
236.
— — auf Steinobst 447.
— glomerulosum 447.
Claviceps microcephala 221.
— nigricans 221.
— purpurea auf Getreide 216.
ı Clithris quereina auf Eiche 274.
' Clitoeybe candicans 437.
Clostridium persicae tuber-
culosis auf Pfirsichen 55.
Clubbing 7.
| Club-foot 7.
Olub-root 7.
Olump-foot 7.
Coffea arabica, Hemileiakrank-
heit 361.
|— — Krebs 534.
— Erkrankung durch Cerco-
spora 452.
|— — durch Stilbella 458.
Coleosporium Cacaliae 350.
— Campannlae 350.
— Euphrasiae 351.
— Inulae 350.
— Melampyıi 351.
Petasitis 350.
Pulsatillae 351.
Senecionis 350.
Sonchi 350.
— Tussilaginis 350.
Coleroa Chaetomium 227.
— Sacchari auf Zuckerrohr
227.
Colletotrichum Althaeae 426.
Anthurii 426.
Antirrhini 427.
Camelliae 427.
coffeanum 427.
elasticae 426.
falcatum 426.
— gloeosporioides 426.
— Gossypii 427.
lagenarium 420.
— Malvarum 426.
oligochaetum 427.
Spinaciae 426.
— Violae 427.
Collybia velutipes 392.
Completoria complens 170.
Coniferen, Krebs durch Nectria
211.
Coniothecium 453.
Coniothyrium concentricum
404.
— Diplodiella a. Reben 258.
— Wernsdorffiae auf Rosen
539.
Convallaria majalis, Sklerotien-
krankheit 302.
Coralliorhiza innata 488.
Cordyceps capitata 215.
— ophioglossoides 215.
Corn-blight 26.
carpophilum
Corn-stalk disease beim Rind-
vieh 26.
Corn-wilt 26.
Coryne sarcoides 282.
Corynespora Mazei 446. 451.
Coryneum Beijerinckii 236.
Cronartium asclepiadeum auf
Cynanchum usw. 348.
— gentianeum a. Gentiana 349.
— (uercuum auf Quercus 349.
— Ribicola auf Ribes 349.
Cruciferen, Befall durch
Peronospora 169.
Cryptomyces aureus 274.
— maximus auf Weiden 274,
Cryptosporium leptostromi-
torme 434.
"Cryptostictis caudata 407.
— Uynosbati 407.
— hysterioides 407.
Cucumis sativus, Erkrankung
durch Corynespora 451.
— — — durch Sporodesmium
459.
Cucurbita pepo, Erkrankung
durch Sporodesmium 453.
Cucurbitaceen, Hirkrankung
durch Peronospora 162.
Cucurbitaria Berberidis 235.
— elongata 235.
— Laburni auf Goldregen 234.
— pityophila auf Weißtannen
— Sorbi auf Ebereschen 235.
Cuprocaleit 520.
Cuscuta, Adventivsprosse 506.
— Anatomie 505.
— Bau der Haustorien 499.
— Bau der Samen 506.
-— Bekämpfung u. Vorbeugung
508.
— Eindringen der Haustorien
499
— Epilinum 499.
— — Keimung u. Ansaugung
500.
— Epithymum 499.
— europaea 499.
— Gronovii 499.
— lupuliformis 499.
— Nährpflanzen 507.
— Stammentwicklung 505.
Cuscutaceen 499.
Cyanophyceen,
475.
Cyclamen persicum, Bakteriose
83
allgemeines
Cyeloconium oleaginum 443.
Cylindrosporium castanicolum
239. 434.
— Mori 239.
— Orni 434.
— Padi 433.
— (uercus 434.
— saccharinum 434.
— Tubeufianum 433.
Cynara Cardunculu, Er-
krankung durch Bremia 169.
Cystococcus 476.
Cystopus Bliti auf Amaran-
taceen 131.
— candidus auf Cruciferen 130.
— Ipomoeae panduranae auf
Bataten 131.
— Tragopogonis auf Schwarz-
wurzel 131.
— Portulacae auf. Portulaca
131.
Cytinus hypoecistis, Bau 498.
Oytisuskeimlinge, Erkrankung
durch Peronospora 167.
Cytospora leucostoma 264.
— rubescens 264.
Cytosporina Ribis 411.
Dachbrand des Tabaks 297.
Dacryomyces deliquescens 379.
Dactylis glomerata, Bakteriose
29
Dactylium 205.
Daedalea quercina 385.
Damping off 125.
Dartrose des Weinstocks 59.
Dasyscypha calyciformis auf
Coniteren 281.
— calycina auf Lärchen 280.
— resinaria auf Fichten 281.
— Willkommii 280.
Daucus carota, Bakteriose 60.
— — Krankheit durch Plasmo-
. para 162.
— Schwärzekrankheit 456.
Dead spot 418.
Dematophora glomerata 233.
— necatrix 230.
Dendrophagus globosus 17.
Dendrophoma Convallariae40l.
— Marconi 401. {
Dermatea acerina 277.
— carpinea auf Weißbuchen
277.
— cinnamomea auf Eiche 277.
— Prunastri auf Zwetsche 277.
Diachora Onobrychidis 222.
Dianthus, Erkrankung durch
Fusarium 464.
— Schwärze 450.
Diaporthe taleola auf Eiche
265.
Dicranochaete 480.
Dictyuchus 123.
Didymella Citri auf ÖOrange-
bäumen 253.
Didymosphaeria populina auf
Pyramidenpappeln 2593.
Didymosporium salicinum 261.
Dilophia graminis auf Gräsern
257.
Dilophospora graminis 257.
Dimerosporium pulchrum 200.
Diplocladium 205.
Diplodia Aurantii 406.
Register.
Diplodia cacaoicola 406.
— (Cerasorum 406.
— gongrogena 406.
— Mori 406.
— sapinea 406.
— uvicola 248.
Diplodina Castaneae 405.
Discomycetes, allgemeines 266.
Discula Platani 413.
Ditopella ditopa 261.
Doassansia Alismatis 334.
— punctiformis 334.
Donkellankrankheit d. Zucker-
rohrs 391.
Dothichiza ferruginosa 276.
— populea 413.
Dothidea puccinioides 222.
— Sambuci 222
Dothideaceen, allgemeines 221.
Dothidella betulina 222.
— thoracella 222.
— Ulmi 222.
Dothiora sphaeroides 254.
Dothiorella Mori 403.
— Ribis 403.
Drehrost 354.
Dry rot der Kartoffeln 469.
Dürrfleckenkrankheit der Kar-
toffeln 454.
— des Steinobstes 447.
Early blight 454.
Eau celeste 522.
— — abgeändertes 523.
Edelfäule der Trauben 303.
Efeukrebs 83.
Eichenwurzeltöter 229.
Einschnürungskrankheit
Douglastanne 399.
— der Tannen 402.
Eisenvitriol als Fungizid 518.
Elythranthe globosus, Nähr-
pflanzen 497.
Empusa Aulicae 170.
— Jassi 170.
Endoclonium 480.
Endoconidium temulentum 279.
460.
Endomyces decipiens 173.
— Magnusi im Schleimfluss 86,
der
— vernalis im Schleimfluss 86.
Endophyllum Euphorbiae sil-
vaticae 347.
— Sempervivi 347.
Endosaprophytismus 483.
Endosphaera 480.
Entoderma 480.
Entomophthora 170.
Entomosporium maculatum412.
— Mespili 237. 412.
Eotophlyctis Cienkowskiana in,
Cladophora 120.
Entorrhiza Solani
toffeln 335.
Entyloma Aschersonii 332. .
auf Kar-
339
Entyloma Calendulae 332,
Corydalis 332.
Eryngii 332.
fuscum 332.
micro»porum 332.
— Ranunculi 332.
— serotinum 332.
— Thalictri 332.
Ephelis trinitensis 216.
Epichlo& typhinaa.Gräsern214,
Erica, Rußtau 454.
Erstickungsschinmmel d. Gräser
214.
Erysiphe Cichoriacearum 199.
— Galeopsidis 199.
— 'graminis 199.
— Polygoni 199.
— Solani 19.
— taurica 199.
Erysiphaceen, allgemeines 183.
— Spezialisierung 186.
Eschenkrebs 65.
Eumyceten, allgemeine Mor-
phologie 94.
— Enzyme 104.
— Fruchtentwicklung 9.
— Physiologie 105.
— Resistenz der Sporen 103.
-— Systematik 107.
Euphrasia officinalis 510.
Evernia furfuracea 484.
Exobasidium Lauri 381.
— Rhododendri 381.
— Vaceinii 379.
Exosporina Laricis 470.
Exosporium juniperinum 471.
— Tiliae 471.
Fabraea 279.
Fallsucht des Kohls 399.
Faulen der Wurzelgemüse im
Keller 294.
Faux-plätre 439.
Favolus europaeus an ÖObst-
bäumen 385.
Fersa der Maulbeerbäume 429.
Feuerschwamm 386.
Ficus 498.
— (arica, Bakteriose 532.
Zweigsterben durch
Botrytis 306.
Finger-and-toes 7.
Fire-blight der Birnbäume 53.
Fistulina hepatica 390.
Flachsbrand durch Asterocystis
117:
Flachsmüdigkeit 467.
Flachswelke 467.
Flammula alnicola 392.
Flechten an Bäumen, Schädi-
gungen 484.
— anObstbäumen, Bekämpfung
486.
— anatomischer Bau 483.
— Entwicklung 482.
— epiphylle 486.
940 “
Fleckenkrankheit der Bohnen-
hülsen 419.
— des Steinobstes 235.
Fleischflecken, rote, der Pflau-
menblätter 214.
Föhrenmistel 492.
Folletage des Weinstocks 59.
Fomes annosus 387.
applanatus 3883.
carneus 388.
fomentarius 386.
fulvus 387.
fulvus var. Oleae 387.
Hartigii 387.
igniarius 986.
— juniperinus 988.
marginatus 388.
nigricans 388.
pinicola 387.
Ribis 387.
— ulmarius 387.
Formaldehyd 526.
Fostit 520.
Fragaria vesca, Bakteriose 83.
Frankia subtilis in Erlen-
wurzeln 17.
Fraxinus excelsior, Krebs 69.
Frisol&e der Kartoffeln 13.
Fruchtfäule durch Penieillium
182.
Fuckelia Ribis 273.
Fuligo septica a. Stecklingen 5.
Fumago 457.
— salicina 200.
Fusarium 205.
allgemeines 461.
aquaeductum 462,
aurantiacum 470.
avenaceum 462.
blasticola 462.
Brassicae 4695.
Dianthi 464.
erubescens 468.
— gemmiperda 465.
— heterosporum 462.
lateritium 464.
Lini 467.
miniatulum 462.
en im Schleimfluß
k
nivale 463.
niveum 470.
— oxysporum 470.
pestis 469.
Platani 212.
putrefaciens 466.
rhizogenum 465.
Rieini 468.
roseum 203. 465.
roseum var. Lupini albi 467.
Schribauxii 462.
Solani 469.
— vasinfectum var. Pisi 467.
Fusieladium Betulae 253.
— (erasi 252. 444.
— dendriticum 249.
IM
Register.
Fusicladium depressum 444.
— Fagopyri 444.
— Fraxini 253.
Lini 253. 444.
orbiculatum 253.
pirinum 249.
saliciperdum 444.
—- Tremulae 253.
Fusicoccum abietinum 402.
Fusidium candidum 208.
Fusoma parasiticum 462.
an des Getreides
56.
Gaffa der Olbäume 424.
Gale der Olbäume 62.
Gelbrost 374.
ee der Tabaksetzlinge
115.
Gelivure des Weinstocks 59.
Getreideroste 371.
— Bekämpfung 377.
— Biologie 375.
— Mycoplasmatheorie 375.
Gewächshauspflanzen, para-
sitische Algen 476.
Gibbera Vaceinii auf Preißel-
beere 234.
Gibberella Saubinetii an Ge-
treide 203.
Gibellina auf Getreide 257.
Gloeocapsa fenestralis 476.
Gloeosporium affıne 415.
— Allescheri 414.
— alneum 415.
— amoenum 424.
— ampelophagum auf Reben
— amygdalinum 417.
— betulinum 415.
— Beyrodtii auf Vanda 535.
— Carpini 415.
caulivorum 419.
Cerei 424.
einetum 415.
Coryli 415.
Cydoniae 417.
depressum 420.
Fagi 415.
-— fructigenum 417.
intermedium 420.
Laeliae 415.
laeticolor 417.
lagenarium 425.
Lindemuthianum 419.
macropus 248.
malicortieis 418.
Musarum 414.
Myrtilli 424.
Nanoti 414.
nervicolum 415.
nerviseguum 269.
— auf Platane 415.
Olivarum 424.
Oneidii 415.
— ÖOpuntiae 424.
ı Gnomonia
Gloeosporium orbiculare 425.
phomoides 425.
quercinum 415.
Rhododendri 424.
Ribis 416.
rufomaculans 417.
Salieis 415.
Spegazzinii 420.
stanhopeicola 415.
Tiliae 424.
Tremulae 415.
— Trifolii 418.
Vanillae 265.
variabile 417.
venetum 418.
— versicolor 417.
Glyceria spectabilis,
krankheit 313.
erythrostoma auf
Kirsche 261.
— (uerecus llicis 261.
— veneta auf Platanen 263.
Gnomoniopsis fructigena 417.
Golpe bianca des Getreides
465.
Gossypium herbaceum, Bak-
teriose der Früchte 84.
— — Krankheit durch Neo-
cosmospora 204.
Graisse der Bohnen 56.
Grape-vine mildew 159.
Graphina 459.
Graphiola Phoenieis a. Phoenix
394.
Graphiothecium phyllogenum
239
—_ 414.
Brand-
Grind der Kartoffeln 473.
— der Obstbäume 249.
— weißer der Limonenfrüchte
535.
Gros-Pieds 7.
Grub 7.
Guignardia baccae 247,
— Bidwellii auf Reben 244.
Gummifluß des Steinobstes 447.
Gummikrankheit bei Zucker-
rohr 28.
Gummose, bakteriose
Zuckerrüben 42.
Gummosis d. Kirschbäume 235.
Gymnoconia interstitialis 369,
Gymnosporangium biseptatum
359
der
— clavariiforme 359.
confusum 359.
Ellisii 359.
globosum 359.
japonicum 359.
— Juniperinum 359.
— macropus 359.
— nidus-avis 399.
— .Sabinae auf dem Sadebaum
357.
tremelloides auf Wach-
holder 359.
Hallimasch 393.
Hanbury 7.
Hanfkrebs 295.
Hanftod 515.
Hartigiella 336.
Hedera helix, Bakteriose 83.
Heißwasserbeize 517.
Helianthus, Krankheit durch
Plasmopara 162.
Helminthosporium Avenae 450.
— gramineum 449.
— Sorokinianum 450.
— teres 449,
— turcicum 450.
Helotium 279.
Hemileia vastatrix auf Kaffee
361.
— Woodii 362.
Hendersonia foliicola 407.
— Lonicerae 407.
Mali 407.
piricola 407.
sarmentorum 407.
Togniniana 407.
vagans 407.
Hendersonula morbosa 224.
Hernie der Erlenwurzeln 15.
— du chou 7.
ns nigra auf Fichten
27
Herzfäule der Zuckerrüben 240.
— — begleitende Pilze 243.
Heteröcie bei Ascomyceten 285.
Heterosphaeria patella 273.
Heterosporium _ echinulatum
450.
— gracile 450.
Hexenbesen der Weißtanne 351.
Hibiscus esculentus, Krankheit
durch Neocosmospora 204.
Hirsebrand 321.
Hordeum vulgare, Brand 316.
— Braunfleckigkeit 442.
— Krankheit durch Melano-
spora 203.
— Streifenkrankheit 449.
Hormiscium 442.
Hormodendron cladosporioides
446.
— Hordei 442.
Humulus Lupulus, Meltau 188.
Hungerzwetschen 175.
Hyacinthus orientalis,Schwärze
255.
— — schwarzer Rotz 298.
— Ringelkrankheit 35.
— Rotz 31.
Hydnora 498.
Hydnoraceen 498.
Hydnum diversidens 384.
— Schiedermayri auf Apfel-
bäumen 383.
Hymenoscypha temulenta auf
Roggen 279.
Hypheotrix coriacea 476.
— Zenkeri 476.
Register.
Hyphochytrium infestans auf
Pezizeen 122.
Hypholoma appendiculatum
392.
— fasciculare 392.
— lateritium 392.
Hyphomycetes, allgemeines
435.
Hypochnus (Cucumeris auf
Gurken 382.
— Solani auf Kartoffeln 382.
Hypocrea 214.
Hypocrella 214.
Hypoderma brachysporum auf
Weymouthkiefer 268.
— pinicola 268.
Hypodermella
Lärchen 268.
— suleigena auf Pinus 268.
Hypomyces chrysospermus 205.
— Hyaeinthi bei Hyazinthen 34.
Hypostomum Flichianum 336.
Hysterographium Fraxini 271.
Hysteropatella 278.
Laricis auf
Illosporium carneum 460.
Iris florentina, Rhizomfäule 39.
— germanica, Rhizomfäule 39.
— pallida, Rhizomfäule 40.
Irpex fusco-violaceus 384.
Isaria 215.
— fuciformis 459.
Isariopsis alborosella 459.
— griseola 459.
Isidien 484.
Ithyphallus impudicus 394.
Jaunisse der Zuckerrüben 46.
Javart der Eßkastanie 405.
St. Johanniskrankheit d.Erbsen
466.
Juglans regia, Bakteriose 83.
Juniperus communis, Krank-
heit durch Exosporium 471.
— — Zweigverdickungen durch
Gymnosporangium 359.
— phoenicea, Bakterienaus-
wüchse 532.
— Sabina, Zweigverdickungen
durch Gymnosporangium 357.
Kakteenfäule 149.
Kalkmilch 526.
Kapustnaja Kila 7.
Karbolineum 526.
Kartoffelfäule, prädisponie-
rende Umstände 76.
Kartoffelschorf 75.
Kartoffelsorten,Resistenzgegen
die Phytophthorafäule 140.
Keimlingsfäule durch Phytoph- |
thora 150.
Kiefernbaumschwamm 389.
Kieferndreher 354.
Kiefernwurzelschwamm 387.
541
Kirschbaumkrankheit im Alten-
lande 261.
Kleekrebs 297.
Kleeteufel 515.
Knöllchenbakterien der Legu-
minosen 88. 90.
Kohlhernie, Krankheitsbild 6.
— Verhütung 11.
Kolbenspindelbrand des Mais
321.
Koniferen, Erkrankung durch
Fusarium 462.
Konradia 214.
Kräuselkrankeit der Kartoffeln
459.
Kräuselung des Weizens 153.
Krankheit der Tabaksetzlinge
151.
Krautfäule der Kartoffeln, Ab-
schneiden des Krautes 144.
— — Düngung u. Bearbeitung
des Bodens 143.
— — Krankheitsbild 132.
— — prädisponierende Ein-
flüsse 148.
— — Spritzmittel 145.
— — Sterilisation des Saat-
gutes 145.
— — Übertragung und Ver-
breitung 136.
Krebs der Kaffeebäume 534.
— der Obstbäume 208.
— der Weißtanne 351.
— schwarzer, der Obstbäume
223. e
Krebskvoten der Olbäume 63.
Krebskrankheit der Apfel-
bäume 404.
Kronengalleauf Mandelwurzeln
Kupferkalkbrühe 520.
— gezuckerte 522.
— mit Salmiak 522.
— mit Seife 522.
Kupferkarbonat - Ammoniak-
brübe 523.
Kupferkarbonatbrühe 523.
Kupferklebekalk 521.
' Kupferschwefelkalkpulver 520.
' Kupfersoda Heufelder 523.
' Kupfervitriolals Beizmittel 519.
| Kupfervitriol-Sodabrühe 523.
Kupferzuckerkalk 521.
| Kupferzuckerkalkpulver 522.
Labrella Coryli 412.
'— piricola 412.
| Lachnella Pini auf Kiefern 279.
Lactuca sativa, Bakteriose 85.
533.
Erkrankung durch
Bremia 163.
Lärchenkrebs 280.
Lanosa nivalis 469.
Lasiobotrys Lonicerae 200.
, Lasiodiplodia tubericola 406.
942
Lathraea claudestina, Entwick-
lung 512.
— Squamaria, Entwicklung
512.
Laubholzmistel 492.
Lauraceen 498.
Lecanora subfusca 434.
Lederbeeren 157.
Lentinus conchatus 391.
— squamosus : 91.
— stiptieus 391.
Lenzites abietina 385.
— sepiaria 385.
Leocarpus auf Pflanzen 5.
Leptosphaeria cirecinans auf
Luzeıne 254.
— herpotrichoides auf Roggen.
254.
— Napi auf Raps 254.
— Phlogis 255.
— Sacchari auf Zuckerrohr
254.
— Tritici auf Weizen 254.
Leptostroma herbarum 412.
— virgultorum 412.
Leptothyrium acerinum 412.
— carpophilum 412.
— parasiticum 412.
— Periclymeni 412.
Leuconostoc Lagerheimii im
Schleimfluß 86. |
Lijer des Mais 164.
Linum usitatissimum, Welke
467.
Lolium temulentum, Pilz im
Samen 336.
Lophodermium Abietis 271.
— gilvum 271.
— juniperinum 271.
larieinum 271.
macrosporum aufFichte 270.
nervisequum a. Tannen 271.
Pinastri auf Kiefern 268.
Loranthaceen 491.
Loranthus europaeus, Ept-
wicklung der Wurzel 495.
— — Nährpflanzen 496.
— — Übertragungsversuche
496.
— longiflorus,
497. k
Loupe der Olbäume 69.
Nährpflanzen
Lupinus, Bakteriose 85.
Lysol 526.
Macrophoma dalmatica 401.
— Hennebergii a. Weizen 401.
— vestita 401.
Macrosporium Carotae 456.
— Cheiranthi 456.
— cladosporioides 456.
— commune 255. 454.
— Lycopersici 455.
— parasiticuam 455.
— sarciniforme 456.
— Solani 454.
Register.
Macrosporium uvarum 456.
Mal bianco 232.
— nero des Weinstockes 58.
Maladie de l’encre der EBß-
kastanien 168. |
— digitoire 7. |
— du blanc 436. |
—- du Pied 256.
‚— du rond 309. |
ı Malvenrost 369. |
\ — Berberidis 198.
Mamiania fimbriata 261.
Maucha der Kakaobäume 486.
' Marasmius Sacchari a. Zucker-
rohr 391.
Marssonina Juglandis 429. 555.
ı— Panattoniana 429.
— Seealis 429.
ı Mastigosporium album 257.
Mastomyces Friesii 273.
‚ Mazzantia Galii 222.
Medicago sativa, Erkrankung
durch Urophlyctis 122.
— —, Wurzeltöter 254. 471.
Melampsora Allii-Fragilis 355.
— Allii-populina 354.
Allii-salieis albae 355.
— alpina 355.
Caryophyllacearum auf
Caryophyllaceen 351.
-— Gaianthi-Fragilis 355.
— Klebahni 354.
Larici-Pentandrae 355.
Lariei-populina 354.
Larici-Tremulae 354.
Linri auf Linum 354.
Magnusiana 354.
pinitorqua auf Populus
4.
3)
— Ribesii-Viminalis 355.
— Rostrupii 354.
— Saxifragarum a. Saxifraga |
354.
Melampyrum arvense 510.
Melanconium fuligineum 428, |
Melanospora damnosa auf
Weizen und Gerste 203.
Melanotaenium caulium 332.
— endogenum 332.
Melasmia acerina 274. 412.
— Berberidis 412.
— Empetri 412.
Meliola Camelliae 200.
— Penzigi 200.
Meltau falscher des
stockes 153.
Wein-
'— — prädisponierende Um-
stände 158.
— — Spritzmittel 159.
| Meria 336.
ı Merulius lacrymans 384.
ı Meunier des Salats 163.
| Micrococcus albidus auf Kar-
tofteln 69.
— dendroporthos im Schleim-
fluß 86.
— flavidus auf Kartoffeln 69.
Micrococeus imperatoris auf
Kartoffeln 69.
— nuclei auf Karrtoffeln 69.
— pellucidus auf Kartoffeln
69. 73
| — plytophthorus a. Kartoffeln
—, ritii bei rotem Weizen °
0.
Microsphaera Alni 198.
— Betae 19.
— divaricata 198.
— Grossulariae auf Stachel-
beeren 198.
Microstroma Juglandis 331.
Microthyrium mieroscopicum
202.
Möle 440.
Monilia 457.
— cinerea 289.
— fimicola 437.
— fructigena 288.
— laxa 289.
Moniliakrankheit d. Obstes 291.
Monographus Aspidiorum 222.
Monotropa Hypopitys 488.
Moraceen 498.
Morbo bianco 23
Morus alba, Bakteriose 40.
'— Chytridiose 121.
— Erschlaffen der Triebe 464.
— Wurzelschimmel 234.
Mosaikkrankheit d. Tabaks 3.
ı Moschuspilz 462.
Mucor bei Fruchtfäule 169.
— Mucedo 170.
— piriformis 170.
— racemosus 170.
| — stolonifer 170.
Mutterkorn 216.
Myceliophthora lutea 436.
ıMycelophagus Castaneae auf
Castanea 168.
Mycoeitrus 214.
ı Mycogone 205.
ı — perniciosa 440.
Mycoidea flabelligera 480.
— parasitica 480.
Mycomalus 214.
Mycosphaerella Abietis
Abies 534.
— cerasella auf Kirschblättern
239.
— (offeae an Kaffeebäumen
240.
— Fragariae auf Erdbeer-
blättern 239.
— laricina auf Lärchen 240.
— Loefgreni an Örangebäumen
240.
— maculiformis
blättern 239.
— Mori auf Maulbeerblättern
239.
— sentina auf Birnblättern 239.
auf
auf Baum-
Mycosphaerella tabifica 241.
— Tulasnei 446.
Mystrosporium abrodens 456.
Myxomyceten, Dauerzustände4. |
— Einteilung 5-
— Entwicklung 2.
— physiolog. Verhalten 4.
— Verwandtschaft 2.
Myxosporium abietinum 428.
— carneum 42
— devastans 428.
— lanceola 428.
— Mali. 428.
— Piri 428. |
Myzodendraceen 488. |
Myzodendron auf Nothofagus |
488.
Napicladium Soraueri 250.
— Tremulae 253.
Nareissus, Brand 450.
Narren der Zwetschen 175.
Naßfäule der Kartoffeln 66.
Necator decretus 460.
Nectria bulbicola auf Orchi- |
deen 212.
— cinnabarina auf Holz- |
gewächsen 205.
— (Cucurbitula auf Koniferen |
DILL.
— ditissima auf Holzgewächsen |
208. |
— episphaeria 212.
— Ipomoeae auf Bataten 212.
— lichenicola 212.
— Pandani auf Pandanus 212.
— Rousselliana auf Buchs-
baum 212.
Neocosmospora vasinfecta auf
'Olpidium Brassicae in Kohl-
'— endogenum in Desmidiaceen
112.
ı— entophytum in Vancheria
— luxurians in Kiefernpollen
'— Nicotianae in Tabakspflänz-
'Ombrophila 282.
Orbilia 279.
\ Örobanchaceae 513.
Baumwolle usw. 204.
Neovossia Barclayana 328.
— Moliniae 328.
Nerium Oleander, Bakteriose |
539.
Nicotiana, Bakteriose 533.
— Schwamm der Setzlinge 457.
— Tabacum, Erkrankung der
Setzlinge 84.
— — Setzlingsfäule 151.
Nostoc commune 477.
— Cycadearum 477,
— Gunnerae 477.
— lichenoides 479.
— punctiforme 477.
Noir des Tabaks 533.
Obstsorten, krebssüchtige 209.
Ochropsora Sorbi auf Sorbus
351.
Odontites lutea 511.
— rubra 511.
Oidium 437.
— Chrysanthemi 199.
— Üraetaegi 188.
— Fragariae 189.
— leucoconium 189.
Register.
Oidium mespilinum 199.
— monilioides 199.
— Tuckeri auf dem Weinstock
190.
— Verbenae 199.
Olea europaea, Bruscakrank-
heit 273
— — Krebsknoten 63.
pflanzen 113.
— gregarium in Rädertiereiern
13.
13.
chen 115. |
— Trifolii auf Weißklee 115.
Oncidium, Blattfäule 33.
Oomycetes, allgemeines 110.
Oospora Epilobii 189.
— scabies bei Kartoffelschorf
73.
'Oospora-Arten bei
schorf 47.
Rüben-
treide 256.
— herpotrichus
256.
— porphyrogonus 256.
Ophiocladium Hordei 437.
Ophionectria coccicola 212.
auf Weizen
Orobanche amethystea 515.
— Bekämpfung 516.
gracilis 515.
Haustorien 514.
Hederae 515.
Keimung 513.
minor 515.
— Picridis 515.
rubens 515.
— speciosa 515.
Öseillatoria 476.
Ovularia canaigricola 498.
— Citri 438.
— necans 288.
— Viciae 438.
— Villiana 438.
Övulariopsis 199.
Paipalopsis Irmischiae 334.
Panicum miliaceum, Brand 324.
Papaver, Krankheit durch Pe-
ronospora 166.
Parmelia physodes 484.
— saxatilis 484.
Patellaria 278.
Patellariaceen aufFlechten 277.
Paxillus acheruntius 391.
Pear-blight der Birnbäume 53.
945
Pech der Reben 421.
Pedicularis 510.
Peloronectria 214.
Penicillium cerustaceum 182.
Pennisetum typhoideum, Ver-
erünung durch Sclerospora
394.
Peridermium Cornui auf Kiefer
349.
— Pini f. acicola 350.
— Strobi auf Weymouthskiefer
349.
Peronospora Alsinearum auf
Caryophyllaceen 165. -
— arborescens auf Mohn 166.
— calothecaaufRubiaceen 164.
— Cytisi auf Cytisus 167.
— Dipsaci auf Weberkarde
167.
— effusa auf Chenopodiaceen
166.
— leptosperma auf Kompositen
167.
|— Maydis auf Mais 164.
ı— obovata auf Spargel 167.
— Oerteliana auf Primeln 167.
| — parasitica auf Cruciferen
165.
ı— radii auf Kompositen 167.
ıOphiobolus graminis auf Ge-
— Rumieis auf Ampfer 167.
— Schachtii auf Rüben 166.
— Schleideni aufZwiebeln 165.
— sparsa auf Rosenblättern
167.
— Trifoliorum auf Legumi-
nosen 166.
— Valerianellae auf Rapunze
167.
— Vieiae auf Leguminosen 164.
— Violae auf Veilchen 167.
Peronosporaceae, Gattungs-
übersicht 131.
Peronosporineae, allgemeines
124
Pestalozzia funerea 430.
— fuscescens 431.
— fuscescens var. Sacchari 431.
gongrogena 431.
Guepini 432,
Hartigii 430.
Lupini 431.
Phoenieis 431.
— tumefaciens 431.
Pestalozzina Soraueriana 430.
Petroselinum sativum, Krank-
heit durch J’lasmospora 162.
Peziza ciborioides 297.
— Kauffmarniana 293.
Pfropfreben, Erkrankung durch
Botrytis 293
Phaseolus lunatus, Phyto-
phthorafäale 152.
— vulgaris, Anthraknose 419.
— — Bakteriose 56.
Phelipaea aegyptiaca 516.
— coerulea 516.
944
Phelipaea ramosa 515. 516.
un sclerotiophorus
1.
Phleospora Caraganae 411.
— Mori 411.
— moricola 429.
— Ulmi 411.
Phoenix dactylifera, Schwielen-
brand 334.
Pholiota adiposa 392.
aurivella 392.
destruens 392.
mutabilis 392.
spectabilis 392.
squarrosa 392.
Phoma acicola 399.
albicans 255.
ambigna 400.
Aurantiorum 400.
Betae 240.
— Brassicae 399.
Chrysanthemi 400.
Citri 400.
herbarum 399.
leguminum 400.
Limonis 400.
lophiostomoides 399.
Mororum 400.
napobrassicae 400.
Pini 399.
— pitya 399.
reniformis 247.
sanguinolenta 400.
sarmentella 400.
solanicola 39.
sphaerosperma 241.
— uvicola 244.
Phragmidium albidum 370.
carbonarium 370.
obtusum 370.
Rubi Idaei 370.
Sanguisorbae 370.
— subcorticium auf Rosen 370.
— violaceum 370. |
Phyllachora Cynodontis 222. |
— graminis 222. |
— Trifolii 222.
Phyllactinia corylea 199.
Phyllobium dimorphum 480.
Phyllosiphon Arisari 481.
Phyllostieta Apii 398.
— argillacea 398.
— Beijerinckii 236. 398.
Brassicae 398.
Cucurbitacearum 398.
Dianthi 398.
fragariicola 398.
Humuli 398.
— maculiformis 239.
— maculiformis auf Castanea |
398. |
— Mali 3%.
Persicae 398.
piricola 398.
pirina 398.
prunicola 398.
Pirus communis, Gitterrost 357.
' Plasmopara Öeltidis 163.
|— densa 163.
Register.
Phyllosticta Rosae 3%.
succedanea 398.
tabifica 241.
Violae 398.
Vitis 398.
Physalospora abietina 248.
—- Cattleyae 248.
Physarum cinereum 532.
Physoderma Gerhardti auf
Gräsern 122.
— maculare auf Alisma 122.
ie auf Menyanthes
Phytophthora Cactorum auf,
Kakteen und Keimpflanzen
149.
— infestans auf Kartoffeln 132.
— — Vorkommen auf anderen
Pflanzen 140.
— Nicotianae auf Tabak 151.
— Phaseoli auf Bohnen 152.
Picea excelsa, Schütte 270.
Pied noir der Eßkastanien 168.
Pietin 256.
Piggotia astroidea 412.
Pilostyles Haussknechtii, Bau
498.
Pinus halepensis, Bakterien-
knoten 23.
— silvestris, Schütte 268.
— —, Krankheit durch Cenan-
gium 276.
— Strobus, Schütte 268.
Pionnotes 486.
Piptocephalis Freseniana 170.
Piricularia Oryzae 441.
— — Bakteriose 53.
— Malus, Anthraknose 417.
418.
— — Fruchtfäule 466.
— — Meltau 188.
— Roesteliarost 359.
— — Wurzelerkrankung 469.
Pisum sativum, St. Johannis-
krankheit 466.
Placosphaeria Galii 403.
— Onobrychidis 403.
Plasmodiophora Brassicae als
Ursache der Kohlhernie 6. |
— — auf wilden Cruciferen 7.
— Brassicae, Entwicklung 8.
— Örchidis auf Orchideen 15.
— Tomati 15.
— cubensis 534.
— auf Cucurbitaceen 162.
— Halstedii auf Kompositen
162.
— nivea auf Umbellifern 162.
— pygmaea 169.
— viticola auf Reben 153.
Platanus occidentalis, Gloe-
sporiumkrankheit 415.
Plätre 437.
Platysma 484.
Pleosphaerulina Briosiana 243.
Pleospora albicans auf Cicho-
rien 255.
— herbarum 255.
— Hesperidearum auf Orangen
255.
— Hyacinthi auf Hyacinthen
259.
— putrefaciens 453.
— trichostoma 450.
Pleurotus mutilis 437,
— ostreatus 39.
— salignus 392.
— ulmarius 392.
Plicaria vesiculosa 308.
Plowrigtia morbosa auf Pflau-
men und Kirschen 222.
— ribesia 225.
— virgultorum 229.
Plum wart 223.
Plumpocket 175.
Pluteus cervinus 392.
Pochette 175.
Pocken der Kartoffeln 473.
— des Weinstocks 421.
Podosphaera leucotricha auf
Apfelbäumen 188.
— ÖOxyacanthae 188.
— tridactyla auf Prunus 188.
Polydesmus exitiosus 456,
Polyphagus Euglenaea.Euglena
122.
Polyporus betulinus 388.
— borealis 389.
caudicinus (sulfureus) 388.
hispidus 388.
Pini 389.
ponderosus 389.
pseudoigniarius 388.
sistotremoides(Schweinitzii)
388.
— squamosus 388.
— velutinus 389.
— versicolor 389.
Polystigma ochraceum 214.
— rubrum auf Prunus 213.
ah Ba WEL
| Polystigmina 411.
Polythrincium Trifolii 222.
Populus pyramidalis, Absterben
Populus-Arten, Krankheiten
durch Taphrina 175.
Poria laevigata 386.
— subacida 386.
— vaporaria 386.
Potato blight 454.
Poudre Coignet 520.
Pourridi6 de la vigne 232.
Pourriture des Tabaks 533.
Prophylaxe bei Pflanzenkrank-
heiten 528.
Prosopanche 498.
Protococcus 476.
Protomyces macrosporus 172.
Protomyces pachydermus 172.
Prunus armeniaca, Frucht-
erkrankung 449.
avium, Hexenbesen 179.
cerasus, Hexenbesen 179.
— Wurzelerkrankung 469.
domestica, Hexenbesen 179.
-— Krankheit durch Poly-
stigma 213.
-— — Taphrinakrankheit 175.
— Erkrankung durch Cerco-
spora 452.
— japonica, Bakteriose 54.
— insititia, Hexenbesen 179.
— — Krankheit durch Poly-
stigma 213.
— Mahaleb, Zweigerkrankung
465.
— Padus, Taphrinakrankheit
175.
— persica, Bakterienknoten 55.
— — Taphrinakrankbeit 179.
— spinosa, Krankheit durch
Polystigma 213.
Psathyrella auf Rebenwurzeln
233.
Pseudocommis californica 14.
— Theae auf Tee 15.
— Vitis 13.
Pseudodematophora 233.
Pseudomonas Amaranti auf
Amarantus 86.
— campestris auf Kohl 47.
— user a. weißen Rüben
il
— Dianthi auf Nelken 86.
— fluorescens exitiosus auf
Iris 39.
— Iridis auf Iris 39.
— Juglandis auf dem Walnuss-
baum 3.
— Malvacearum auf
wolle 86.
— Ya, a. Japanischen Birnen
5
Baum-
— Sesami auf Sesamum 533.
— Stewarti auf Mais 26.
— Syringae auf Hollunder 69.
Pseudopeziza Ribis 417.
— tracheiphila auf Reben 279.
— Trifolii auf Klee 278.
Pseudovalsa irregularis 265.
FEN? Henningsii a. Roggen
I3d.
— spadicea 392.
Psophocarpus tetragonolobus,
Chytridiose 120.
Puccinia Aegopodii 369.
agropyrina 372.
Agrostis 367.
Allii 368.
Allii-Phalaridis 367.
alpina 369.
Anemones virginianae 369.
Angelicae-Bistortae 368.
annularis 369.
Sorauer, Handbuch.
Register.
Puccinia Apii 366.
Arenarıae 369.
argentata 368.
Ari-Phalaridıs 367.
Arrhenatheri 367.
Asteris 369.
bullata 368.
Buxi 369.
Caricis 367.
Carthami 368.
|— Cerasi auf Kirschen 368.
— Chrysanthemi 368.
— Cichorii 368.
— Circaeae 369.
— Conopodii-Bistortae 368.
— Convallariae-Digraphidis
367.
— Convolvuli 366.
coronata f. Agrostis 374.
— f. Calamagrostis 374.
— f. Holei 374.
— f. Phalaridis 374.
coronifera f. Alopecuri 374.
— f. Avenae 374.
— f. Festucae 374.
— f. Glyceriae 374,
— f. Holeci 374.
|— — f. Lolii 374.
| — dispersa auf Roggen 372.
— Drabae 369.
Fagopyri 368.
Festucae 367.
fusca 369.
Galantbi 369.
Galii 366.
— glumarum auf Getreide 374.
f. Agropyri 374.
f. Elymi 374.
f. Hordei 374.
f. Secalis 374.
— f. Tritiei 374.
graminis auf Getreide 371.
— f. Agrostis 372.
f, Airae 372.
f. Avenae 372.
f. Poae 372.
f. Secalis 372.
f. Tritici 372.
Helianthi 365.
Hieracii 368.
holcina 372.
Iridis 368.
Magnusiana 367,
Magnusii 367.
Malvacearum 369.
Menthae 366.
obtusata 367.
— ÖOrchidearum-Phalaridis
367.
— Paridis-Digraphidis 367.
— perplexans 367.
— persistens 367.
— Phlei-pratensis 372.
— Phragmitis 367.
— Porri auf Allium 365.
3. Aufl. Zweiter Band.
Asparagi auf Spargel 365.
945
| Puceinia Prenanthis 366.
ı— Primulae 366,
ı— Pringsheimiana 367.
\— Pruni auf Prunus 368.
purpurea 368.
Ribis 369.
Ribis nigri-Acutae 367.
Schmidtiana 367.
Schoeleriana 367.
Schroeteri 369.
Scillae 369.
Scirpi 368.
Serratulae-Caricis 368.
| — silvatica 367.
ı— simplex auf Gerste 372.
‚— Smilacearum-Digraphidis
| 8367.
— Soldanellae 366.
— Sorghi 368.
Stipae 367.
suaveolens 368.
Symphyti-Bromorum 372.
Tragopogonis 368.
Triseti 372.
triticina auf Weizen 372.
— Tulipae 369.
Violae 366.
' Pucciniastrum Abieti-Chamae-
| nerli 955.
— Epilobii 355.
— Goeppertianum auf Preisel-
beere 355.
— Padi 355.
Pycnochytrium Anemones 120.
— aureum 120.
— Mercunialis,
119.
— Suceisae auf Feldskabiose
118.
Pyrenochaeta Rubi Idaei 402.
Pyrenopeziza 279.
Pyroctonum sphaericum auf
Weizen 121.
Pythium de Baryanum auf
Keimpflanzen 124.
— Equiseti auf Prothallien
129.
— hydnosporum auf Kartoffeln
129.
Entwicklung
— megalacanthum auf Keim-
pflanzen 129.
— proliterum 129.
Quecksilbersublimat 526,
Rafflesia 498.
Rafflesiaceen 498.
Ramalina 484.
Ramularia Armoraciae 441.
— Betae 441.
— ÜCynarae 442,
— Gerani 441,
— Göldiana 452.
Heraclei 441.
lactea 441.
Spinaciae 441.
Tulasnei 239,
or
O9)
546
Rapskrebs 295.
Rapsverderber 456.
Rauschbrand des Weinstocks
278.
Ravenelia 371.
Rebenkrankheit, kalifornische,
Ursache 14.
Red rust des Teestrauchs 480.
Reessia amoeboides in Lemna
112.
Rhabdospora falx 410.
— flexuosa 410.
— Lactucarum 410.
Rhinantheen, Kulturversuche
Slae
Rbizidiomyces apopbysatus in
Saprolegnia 121.
Rhizina inflata auf Koniferen
309.
Rhizoctonia Crocorum 473.
— Medicaginis 471.
— Solani 473.
— violacea 471.
Rhizophidium polliwis
Pollenkörnern 120.
Rlodomyces dendrorhous im
Schleimfluß 87.
Rhopalocnemis 498.
Rhopographus Pteridis 222.
Rhynchodiplodia Citri 535.
Rhynchosporium graminicola
440.
Rhytisma acerinum auf Ahorn-
blättern 274.
— punctatum 274.
— salicinum 274.
Ribes rubrum, Bakteriose 85.
Ringelkrankheit d. Hyacinthen
35. 182.
Ringfleckenkrankheit
Zuckerrohrs 254.
Ringseuche der Koniferen 309.
Ritzenschorfe 268.
toesleria pallida 233.
Roestelia botryapites 359.
— cancellata auf Birnen 357.
— cornuta 999.
— koreaensis 361.
— lacerata 359.
— penicillata auf dem Apfel-
baum 359.
— transformans 359.
Röteln des Weinstocks 12.
— schwarze 14.
Roggenhalmbrecher 254.
Roggenstengelbrand 332.
Rogna des Olbaumes 69.
— des Weinstocks 57.
Roncet des Weinstocks 59.
in
des
Rootrotkrankheit der Apfel-
bäume 383.
Rosa, Erkrankung durch
Peronospora 167.
— Krankheit durch Conio-
thyrium 535.
Register.
Rosellinia aquila an Maulbeer- |
bäumen 233.
— necatrix auf Reben 230.
— quercina auf Eichen 229.
strauch 234.
Rosenmeltau 189.
Rosenrost 370.
Rosenschimmel 189.
I weißer, der Cruciferen
130.
— — des Tabaks 533.
Rosttleckenkrankheit d.Zucker-
rohrblätter 227.
Rostrella Ooffeae auf Kaffee 534.
Rot blanc 258.
Rotz der Speisezwiebeln 36.
— gelber, der Hyazinthen 31.
— schwarzer, der Hyazinthen
298.
Rougeole 12,
— noire 14.
Rougeot des Weinstocks 59.
Rouılle blanche des Tabaks 533.
Rozella septigena in Sapro-
legnien 118.
Rübenkrankheit, kalifornische
45.
Rübenschwanzfäule 42.
Ruggine bianca der Limonen
438.
Russtau 199.
— der Eriken 454.
Rutstroemia 282.
Saccharomyces Ludwigii in
Schleimflüssen 86.
Saccharum officinarum, Ana- |
nasziekte 228.
— — Bakteriosen 28.
— Brand 925:
— — Donkellanziekte 391.
— — Erkrankung durch Cer-
cospora 452.
— -—- Krankheitdurch Coleroa
tk
— — Ringfleckenkrankheit
254.
— — roter Stengelbrand 426.
Säuren, verdünnte, als Fungi-
zide 518.
Safrantod 473.
Saftäpfel der Alpenrosen 381.
Santalaceen 488.
Santalum album 491.
Saprolegnia als Fischteind 123. |
allgemeines
Saprolegniineae,
Sarcinella 457.
— heterospora 200.
Sauerfäule der Trauben 303.
Schinzia Aschersoniana 395.
— cypericola 335.
Schizonella melanogramma 326.
Schizophyllum alneum 391.
Schleimflüsse der Bäume 86.
Schmierbrand des Weizens 328.
Schneeschimmel 463.
| a der Kartoffel
— radiciperda auf dem Tee- |
— der Zuckerrüben 46. 76.
Schorfkrankheiten des Obstes
248.
Schoten der Zwetschen 175.
Schütte der Kiefern 268.
Schwärze 199.
der Gartennelken 450.
der Hyazinthen 255.
der Mohrrüben 254.
der Orangenfrüchte 255
— des Getreides 243.
— des Rapses 254.
Schwärzekrankheiten bei Kul-
turpflanzen 445.
Schwärzen der Pflanzen 414.
ne der Tabaksetzlinge
DT.
Schwammkrankheit d. Preisel-
beere 580.
Schwarzbeinigkeit der Kar-
toftelstengel 71. 469.
— der ‘Tomaten 401.
Schwarzfäule der Äpfel 291.
— der Trauben 243.
Schwarzfleckigkeit der Weizen-
blätter 408.
Schwarzrost 371.
Schwefel als Fungizid 825.
Schwefelkalium als Fungizid
825.
Schwefelleber 825.
Schwefelquaste 526.
Schwielenbrand der Dattel-
palme 334.
a ribesia auf Rüben
2713.
| Sclerospora graminicola 534.
— — auf Setaria 152
ı— macrospora auf Mais 153.
Sclerotienkrankheit der Tulpen
299.
Sclerotinia Alni 286.
— Aucupariae auf Sorbus
aucuparia 287.
— baccarum auf Heidelbeeren
285.
|— Betulae 286.
— bulborum auf Hyazinthen
299.
cinerea auf Steinobst 289.
Crataegi 288.
Curreyana 29.
Durieuana 298.
fructigena auf Kernobst
2838.
I Fuckeliana auf Reben 292.
— Galanthi auf Schneeglöck-
chen 301.
— Kerneri auf Tannenblüten
298.
— laxa auf Aprikosen 289.
Sclerotinia Ledi 235.
— Libertiana auf Keimpflanzen
296.
— — auf Kulturpflanzen 293.
— Linhartiana auf Quitten 287.
— megalospora auf Vaccinium
uliginosum 285.
— Nicotianae auf Tabak 298.
— Oxycocci auf Vaceinium
Oxycocceus 285.
— Padi auf Prunus Padus
286.
— Rhododendri 285.
— Tirifoliorum auf Klee 297.
— tuberosa auf Anemonen
— urnula auf Preiselbeeren
282.
Sclerotium cepivorum 302.
— Olavus 217.
— echinatum 293.
— Öryzae am Reis 308.
— rhizodes 308.
— Tulipae 300.
— Tuliparum 300.
Scolicotrichum graminis 444.
— — f. Avenae 444,
— melophthorum 444.
Scorzonera hispanica,
teriose 85.
Scotinosphaera 480.
Scrophulariaceen 510.
Scytonema Hofmanni 476.
— Julianum 476.
Secale cereale, Branı 318.
— — Halmbrecher 254.
Bak-
— — Helminthosporiose 450. |
— — Stengelbrand 332.
Senecio hybridus, Erkrankung
durch Bremia 169.
Septocylindrium 441.
Septogloeum Arachidis 430.
— (Cydoniae 430.
— Hartigianum 429.
— Mori 429.
— saliciperdum 444.
Septoria Aesculi 410.
— Armoraciae 410.
Avenae 408.
Azaleae 409.
Cannabis 410.
Castaneae 410.
castanicola 410.
- Cereidis 410.
chrysanthemella 409.
curvata 410.
ÖOyclaminis 409.
Dianthi 409. 535.
epicarpii 410.
exotica 409.
Fragariae 409.
glaucescens 410.
glumarum 408.
graminum 408.
Hydrangeae 409.
Lactucae 410.
Register.
Septoria Limonum 410.
— Lycopersici 410. 535.
nigro-maculans 410.
parasitica 404.
Petroselini 410.
— Petroselini var. Apii 410.
Phlogis 255. 409.
Pini 271.
piricola 408.
Populi 410.
Rostrupii 409.
secalina 408.
sicula 410.
— Tritiei 254. 408.
Serehkrankheit des
rohrs 29.
Sesamum orientale, Bakteriose
84. 5939.
— — Krankheit durch Neocos-
mospora 204.
Setaria italica, Brand 324.
Shiraia 214.
Skawindsky- Pulver 520.
Solanum lycopersicum, Braun-
fäule 79.
— — Erkrankung durch Macro-
sporium 455.
— — Fruchtfäule 468.
— nigrum, Chytridiose 116.
— tuberosum, Bakterienfäulen
Zucker-
Blattbräune 453.
Dürrfleckenkrankheit
Grind 473.
Kräuselkrankheit 459.
Phellomycesfäule 451.
Phytophthorafäule 132.
Schwarzbeinigkeit 469.
Stengelfäule durch Bo-
trytis 305.
— — Trockenfäule 469.
Soredien 484.
Sorghum, Brand 321.
— -blight 26.
Sorosphaera Veronicae auf
Veronica 18.
Sorosporium Ehrenbergii 327.
— Saponariae 9327.
Spargelrost 365.
Sphacelia segetum 216.
Sphaceloma ampelinum 421.
Sphaeriales, allgemeines 225.
Sphaeronema fimbriatum 401.
— phacidioides 278.
— spurium 277.
Sphaeropsis Malorum 40:).
— Mori 409.
— Ulmi 403.
Sphaerotheca Humuli 188.
— Mali 188.
— mors uvae 189.
— pannosa auf Rosen 189.
-— tomentosa 189.
Spinacia oleracea, Krankheit
durch Peronospora 166.
547
Spondylocladium atrovirens
451.
Spongospora Solani in
Kartoffeln 76.
Sporocybe 459.
Sporodesmium dolichopus
454.
— exitiosum 456.
— — auf Raps 254.
— — var. Dauci auf Mohr-
rüben 254.
— — var. Solani 453.
— ignobile 454.
— Melongenae 454.
— mucosum var.pluriseptatum
459.
— piriforme 255. 454.
— putrefaciens 453.
— Scorzonerae 459.
— Solani varians 453.
Sporotrichum fuscum 234.
Spritzen für Brühen 526.
Stachelbeermeltau 189. 534.
Steinbrand des Weizens 328.
Stemonitis fusca auf Pflanzen 5.
Stemphylium ericoctonum 454.
Stengelbakteriose des Zucker-
rohres 29.
Stengelbrand, roter, d. Zucker-
| rohres 426.
Stengelfäule der Kartoffeln 70.
469,
'— der Pelargonien 70.
Stereum frustulosum 383.
— birsutum 385.
‚— quercinum 383.
Stictis fuliginosaa. Weizen 273.
— Panizzei auf der Olive 534.
— radiata 273.
Stigmatea Mespili auf Birn-
blättern 237.
— Robertiani 236.
Stigmina Briosiana 449.
Stilbaceae, allgemeines 457.
Stilbella flavida auf Kaffee 458.
Stinkbrand des Weizens 328.
Streifenkrankheit der Gersten-
blätter 449.
Stypinella Mompa 379.
Stysanus Stemonites 459.
— Veronicae 459.
Suceisa pratensis, Krankheit
durch Pycenochytrium 118.
Sulfosteatit 520.
Sweet-Potato 401.
Synchytrium fulgens 120.
— Taraxacı 120.
Syringa vulgaris, Bakteriose 62.
Tacon der Saffranpflanze 13.
Tannenmistel 492.
Taphrina Alni incanae auf
Alnus 175.
— aurea auf Pappeln 175.
— Betulae auf Birke 175.
— betulina auf Birke 175.
By
548
Taphrina bullata auf Quitten
181
— Carpini auf Weißbuche 175.
— a auf Kirschbäumen |
179, |
— coerulescens aufFiche 175. |
—- communis auf Prunusarten
129.
— Crataegi auf Crataegus 180.
— Definition und Einteilung
173.
— deformans auf Pfirsich 179.
— epiphylla auf Alnus 175.
— Farlowii auf Prunusserotina
179.
— Insititiae auf Prunusarten
179.
— ‚Johansoni auf Pappeln 175.
— minor auf Prunus Chamae-
cerasus 179.
— Pruni auf Zwetschen 175.
— rhizophora aufPappeln 175.
— Rostrupiana auf Schlehen
179.
— Sadebeckii auf Alnus 174.
— Theobromae auf Kakao 181.
— Tosquinetii auf Alnus 174.
— turgida auf Birke 175.
— Ulmi auf Ulme 175.
Taschen der Zwetschen 175.
Taumelgetreide 445. 462.
Taumellolchpilz 336.
Taumelroggen 279.
Teer 526.
Tete de chou des Weinstocks 59.
Tetramyxa parasiticaan Ruppia
rostellata 18.
Thea chinensis, Erkrankung
durch Necator 460.
— — red rust 480. |
— japonica, Wurzelerkrankung
234. |
Thecaphora hyalina 327.
— Lathyri 327.
Thelephora galactina 383.
— laciniata 383.
Theobroma Cacao,
besen 181. |
— — Krankheitdurch Nectria |
212.
Therapie bei Pflanzenkrank-
heiten 527.
Thesium, Bau der Haustorien
489.
— Keimung 491.
en basicola an Wurzeln
182.
Thielaviopsis ethaceticus 228.
— paradoxus 443.
u controversa auf Quecke |
331.
— corona auf Reis
Hexen-
99
Vol.
— decipiens auf Agrostis 331.
| Trockenfäule,
Register.
Tilletia olida auf Brachypo-
dium 331.
— Rauwenhoffi auf Holcus
331.
Secalis auf Roggen 331.
Sphagni auf Sphagum 331.
striiformis auf Gräsern 331.
Thlaspeos auf Thlaspi 331.
Tritici auf Weizen 328.
Tilletiaceae, allgemeines 327.
Tolyposporium Junci 327.
— Penicillariae 327.
— Volkensii 327.
Tolypothrix aegagrophila 476.
Top-rot des Zuckerrohrs 28.
Torula 442.
— monilioides im Schleimfluß
86.
Toxosporium abietinum 433.
Tozzia alpina 511.
Trauben, bärtige 507.
Tremellineae 379.
Trentepohlia 476. 480.
Trichoecladia Astragali 198.
Tricholoma rutilans 393.
Trichoseptoria Alpei 410.
Trichosphaeria parasitica 227.
— Sacchari aufZuckerrohr 228.
Trichothecium roseum 439.
Trifolium,
— schwarze Flecken durch
Psyllachora 222.
— repens, Chytridiose 115.
Triphragmium ulmariae 370.
Triticum vulgare, Brand 317.
— — Cbhytridiose 121.
— — Halmtöter 256.
— —- Helminthosporiose 450.
— — Krankheit durch Melano-
spora 203.
— — Steinbrand 328.
schwarze,
Kartoffeln 80.
Trogia faginea 3%.
der
ı Tubercularia vulgaris 205. 460.
Tuberculariaceae, allgemeines
459.
Tubereulina persicina 335. 460.
Tuberkulose der Reben 57.
Tubureinia Trientalis 332.
Tulipa, Botrytiskrankheit 300.
— Sklerotienkrankheit 299.
Turcas 175.
ı Tylogonus Agaves an Agave
americana 18.
ı Typhula graminum 383.
'Umfallen der jungen Kohl-
pflanzen 112.
ı— der Keimpflanzen 125.
Uncinula Aceris 1%.
— circinata 190,
— epiphylla auf Mais 331.
— Hordei auf Hordeum 331.
— laevis auf Weizen 328.
— clandestina 190.
| — flexuosa 190.
| — necator a. d. Weinstock 190.
Blattfleckenkrank- |
heit durch Pseudopeziza 278. |
Uncinula necator, Bekämpfung
— — prädisponierende Mo-
mente 193
— Prunastri 1%.
— Salicis 190.
Uredineen, allgemeines 343.
— Spezialisierung 346.
— Wirtswechsel 346.
Uredinopsis 356.
Uredo Ficus 371.
— Kühnii 371.
— Vitis 371.
nn Agropyri aufGräsern
[21373 75
— anne auf Anemonen
SarE
— Cepulae auf Zwiebeln 333.
— Üolchiei auf Liliaceen 333.
— Gladioli auf Gladiolus 333.
— Kmetiana auf Stiefmütter-
chen 334.
— occulta auf Roggen 332.
— Ornithogali auf Ornitho-
galum 393.
primulicola auf Primeln
334.
Violae auf Veilchen 333.
Uromyces appendiculatus auf
Phaseolus 363.
— Behenis 364.
Betae an Zuckerrüben 363.
brevipes 364.
Dactylidis 364.
Ervi 363.
Erythronii 364.
— Fabae auf Saubohnen 363.
Ficariae 364.
Genistae tinctoriae 364.
Glyeyrrbizae 364.
lineolatus 364.
minor 364.
pallidus 364.
Pisi auf Erbsen 363.
— Poae 364.
— Scillarum 364.
Scrophulariae 364.
scutellatus 364.
striatus 364.
— Tepperianus 364.
— Terebinthi 364.
— Trifolii auf Klee 363.
Uropblyctis Alfalfae a. Mediago
sativa 122. |
— Kriegeriana a. Carum 122.
— leproidea auf Zuckerrüben
122.
— pulposa a. Chenopodiaceen
122
| Usnea 484.
ı Ustilaginaceen,
allgemeines
311.
' Ustilagineen, Entwickelung 337.
‚ — Infektiond. Nährpflanze 337.
— Vernichtung d. Brandsporen
durch giftige Stoffe 340.
Ustilagineen, Vernichtung der
Brandsporen durch höhere,
Temperaturen 342.
— Vernichtung d. Hefekonidien
339.
Ustilaginoidea Oryzae a. Reis
1
— Setariae 221.
Ustilago anomala a. Polygonum
326.
— Avenae auf Hafer 314.
— Bistortarum auf Polygonum
326.
— bromivora auf Bromus 314.
— Cardui auf Carduus 326.
— Crameri a. Kolbenhirse 324.
— cruenta auf Sorghohirse
322.
— Crus-galli auf Panicum 325.
Digitariae auf Panicum 325.
echinata auf Digraphis 325.
— Fischeri auf Mais 321.
grandis auf Schilf 313.
Kühneana auf Rumex 325.
Hordei auf Gerste 316.
Hydropiperis auf Polygonum
— hypodytes auf Gräsern 325.
— Ischaemi auf Andropogon
325.
laevis auf Hafer 314.
longissima an Glyceria 313.
Maydis auf Mais 318.
neglecta auf Setaria 325.
nuda auf Gerste 316.
olivacea auf Carex 325.
— Panici miliacei auf Rispen-
hirse 324.
— perennansa. Arrhenatherum
325.
— Rabenhorstiana a. Panicum
325.
— Reiliana auf Mais 321.
— — auf Sorghohirse 322.
— Sacchari auf Zuckerrohr
325.
— Scabiosae auf Scabiosa 326.
-— Secalis auf Roggen 318.
— Sorghi auf Sorghobirse 321.
— Suceisae auf Succisa 326.
— Tragopogonis pratensis auf
Tragopogon 326.
— Treubii auf Polygonum 326.
— Tritici auf Weizen 317.
— utrieulosa auf Polygonum
326.
Register.
ı Ustilago Vaillantii auf Liliaceen
|— vinosa auf Oxyria 325.
— violacea a. Caryophyllaceen
326.
Vaccinium vitis idaea, Sklero-
tienkrankheit 282.
Valsa leucostoma auf Kirsche
| 264.
| — oxystoma auf Erlen 265.
ı— prunastri auf Steinobst 264.
VL in Süßwasseralgen
ı Vanilla, Krankheit durch Calo-
spora 265.
Venturia Cerasi a.Kirschen 252.
— Crataegi 252.
= ditricha 253.
| — Fraxini 253.
ı— inaequalis 248.
|— — var. cinerascens 2593.
-- pirina 248.
|— Tremulae 253.
‚ Vergrünungen durch Sclero-
| spora 153.
Vermehrungsschimmel 473.
Vermicularia dematium 402.
— Melicae 402.
| — trichella 402.
' Vert de gris 436.
Vertieilliopsis infestans 439.
Verticillium 205.
ı Vibrissea sclerotiorrum auf
Medicago 309.
Vigna sinensis, Krankheit
durch Neocosmospora 204.
Vilmorinella Micrococcorum in
Bakterienschleim 18.
r
Vingerziekte 7.
Viscum album, Bau der Senker
| 49.
— Bekämpfung 495.
— Keimung 494.
— Nährpflanzen 491.
— physiologische Leistungen
497.
— Ubertragungsversuche 495.
'— Verbreitung 495.
Vitis vinifera, Bakterienknoten
BU.
— Bitter rot 428.
— Chytridiose 121.
— Edelfäule 303.
457.
Viola tricolor, Chytridiose 121.
\— Krankheit durch Alternaria |
549
Vitis vinifera, Krankheit durch
Cercospora 452.
— — — durch Chrysogluten
486.
— Meltau 190.
roter Brenner 278.
Schwarzfäule 243.
Traubenbakteriose 56.
— Tuberkulose 57.
- — Weißfäule 258.
- Arten, Empfänglichkeit für
Plasmopora 157.
— Erkrankung durch Plasmo-
pora 159.
Volutella eiliata 461.
— leucotricha 461.
setosa 461.
| Volvaria bombycina 392.
| Wasser, heißes, als Fungizid
517.
Weißfäule der Weintrauben
258
'— der weißen Rüben 51.
Weißtannenritzenschorf 271.
Weizenkörner, rote 30.
Welkekrankheit d. Tabaks 593.
Welkekrankheiten der Legumi-
nosen 466.
Wheat-scab des Getreides 465.
White rot 258.
ı Wilt 204.
' Woroninella Psophocarpi auf
Botor 120.
Wurzelbrand der Rüben durch
Pythium 129.
Wurzelpilz des Weinstocks 232.
Wurzelschimmel des Wein-
stoks 232.
Wurzeltöter der Luzerne 254.
471.
'Xanthochroa Solani in Kar-
toffeln 18.
Zea Mays, Bakteriose 25.
— Brand 318.
— Erkrankung durch Sclero-
spora 159.
— Helminthosporiose 450.
Zuckerrübenfäule in Amerika
Zunderschwamm 386.
Zweigabsterben durch Monilia
292.
Zweigdürre des Felldahorns 429.
Zygomyceten, allgemeines 168.
390
Verzeichnis der Abbildungen.
II. Verzeichnis der Abbildungen.
Aecidium elatinum 352.
Gymnosporangium clavarii-
Alnus incana, Wurzelknöllchen
forme 358
16. '— Sabinae 360.
Alternaria Solani 448. ı Helminthosporium Avenae 448.
— tenuis 448. Hemileia vastatrix 358.
Apiosporium saliecinum 201.
Heterosporium gracile 448.
Armillaria mellea 393. 394,
Hormodendron cladosporioides
Arthonia radiata 483. | 448.
Aspergillus niger 439. Humaria convexula 99.
Auricularia sambucina 101. | Hyacinthus, Rotz 33.
Bacillus amylobacter 21.
— anthracis 21.
— subtilis 21.
Balansia claviceps 206.
Botryosporium pulchrum 439.
Leguminosenknöllchen 90. 91.
Lophodermium Pinastri 269.
ı Melampsora Caryophyllacea-
rum 358.
Bone 984 | — Salicis 358.
a Melanotaenium endogenum
Cenangium Abietis 269. 299,
Cephalosporium Acremonium | Microsphaera Alni 194
[2] .
nn. i Monilia cinerea 284
Cephalothecium roseum 439. Moniliafäuie 290
Cercospora Armoraciae 448. Mucor Muceda 97. 99.
CHanrinie Diplodiella 245. 251. | Mycogone Korea Me
Gulamdonnor recent SB Maiden parastica 478
an Abietis 358, nee Fragariae 238. |
— sentina 238.
an pen endobiotica I— een 951.
Cieinnobolus Cesatii 194. Nectria Gnarine 206.
Cladosporium herbarum 448. |. Aitissima 206. 210.
— Roesleri 245. Nitrobacter 21.
Clasterosporium carpophilum | ne > europaea 21.
— javensis 21.
Nostoc Oycadearum 478.
| Ochropsora Sorbi 358.
' Olea europaea, Krebsknoten 64.
Olpidium Brassicae 115.
Ophiobolus graminis 251.
Ovularia eircumseissa 439.
Penicillium erustaceum 97. 101.
| Peridermium Pini 349.
Peronospora Alsinearum 127.
| — viticola 245.
ı Pestalozzia fuscescens 431.432.
Phragmidium carbonarium 358. |
|— subeorticium 358.
| Phyllactinia corylea 194.
Doassansia Alismatis 329. | Phytophthora Cactorum 127.
Endomyces decipiens 99. | — infestans 127.
Endophyllum Enplorbiae silva- | Plasmodiophora Brassicae 9.
ticae 358. Plasmopara viticola 154. 155.
Entomosporium Mespili 328. | 156.
Entyloma Calendulae 329. Plowrightia morbosa 223.
Epichloe typhina 206. ' Podosphaera tridactyla 194.
Exobasidium Vaeccinii 380. Polystigma rubrum 206. 238.
Gloeosporium ampelophagum | Pseudomonas campestris 49.
245. 423. E Hyacinthi 33.
— caulivorum 423. | — pyocyanea 21.
— Lindemuthianum 423. ‚ Puceinia Arenariae 358,
Gnomonia erythrostoma 251, | — coronifera 373.
260. | — dispersa 373.
Graphiola Phoenicis 329. ı— glumarum 373.
Guignardia Bidwellii 245. 251. | — graminis 101. 3
Claviceps purpurea 97. 218.
Clithris quercina 269.
Clostridium Pasteurianum 21.
Coleosporium Pulsatillae 358.
Coprinus stercorarius 101.
Cronartium Ribicola 358.
Cryptospora hypodermia 101.
Cuscuta Trifolii 490.
Eye loconinm oleaginum 448.
Oylindrosporium Padi 423.
Cystopus candidus 127.
Dasyscypha calycina 269.
Dematium pullulans 448.
Dermatea dissepta 101.
73.
Puceinia simplex 373,
Pueciniastrum Goeppertianum
358
Pycenochytrium Mercurialis 115.
— Suceisae 115.
Pythium de Baryanum 127.
— hydnosporum 127.
Ramularia Armoraciae 439.
— Tulasnei 238.
Ravenelia cassiicola 358.
Rhytisma acerinum 272.
Rosellinia necatrix 231.
Sclerotinia baccarum 284.
— cinerea 284.
— fructigena 284.
— Trifoliorum 284.
— tuberosa 284.
— urnula 284.
Sclerotium cepivorum 301.
Scolicotrichum graminis 448.
‚Solanum Iycopersicum, Bak-
teriose 81.
— tuberosum, Bakteriose 73.
nen Saponariae 329.
' Sphaerostilbe flammea 101,
|Sphaerotheca Humuli 194,
| Spirillum endoparagogicum 21.
‚ Staphylococcus pyogenes 21.
| Stemonitia fusca 5.
Stemphylium piriforme 448.
Stigmatea Mespili 238.
| Stiickeria obducens 101.
'Taphrina aurea 174.
— Pruni 176. 178.
— Tosquinetii 174. -
Thecaphora hyalina 329.
Thesium 490.
‚ Thielaviopsis ethaceticus 448.
' Tilletia laevis 329.
— Tritiei 329.
| Tolyposporium Junci 329.
' Torula herbarum 448.
Tremella lutescens 101.
ı Trichocladia Astragali 194.
Triphragmium Ulmariae 358.
Tuburcinia Trientalis 329.
Uneinula necator 194. 245.
Uredinopsis Struthiopteridis
398.
Urocystis occulta 329.
— Violae 329.
Uromyces Pisi 358.
Ustilago Avenae 323.
— Hordei 323.
— Maydis 323.
— nuda 323.
— Paniei miliacei 323.
Venturia inaequalis 251. 260.
— pirina 260.
Verticillium alboatrum 439.
Zoogloea ramigera 21.
, Ef Er Pr 7
WRESFTR-,
5
Verlae von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstralse 10.
Berichte über Landwirtschaft
herausgegeben im
Reichsamte des Innern.
Heft 5.
Krankheiten und’ Beschädigungen
der Kulturpflanzen im Jahre 1905.
Auf Grund amtlichen Materials zusammengestellt
in der
Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft.
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Kampfbuch
Schädlinge unserer Feldfrüchte.
Für praktische Landwirte bearbeitet
Dr. A. B. Frank,
Geh. Reg.-Rat Professor an der Kgl. landwirtschaftl. Hochschule in Berlin.
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erkrankter Pflanzen und deren Beschädiger.
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