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EZ,
Mr) —
Handbuc EB
für den Liebhaber
. der
Stuben. Haus- .
sc
aller der Zähmung werthen Vögel,
\ enthaltend
die genauesten Beschreibungen von, 200 europäischen.
Vögelar ten und eine gründliche, auf vielen neuen
Beobachtungen beruhende Anweisung, die in- und
se linlschen Vögel zu fangen, einzugewöhnen, zu
füttern, zu warten, fortzupflanzen, vor Krankheiten
zu bewahren und von denselben zu heilen.
Unter Mitwirkung des
Herrn Felix Grafen von Gourcy - Droitaumont
f ver
EA
Ch 8 Brebm
Pfarrer zu Renthendorf, der Kaiserlich- Bespolliiiseh Karoli=
nischen Akademie der Naturforscher, der Königlich Preufsischen
Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, der Wetter-
auischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde, der natur-
forschenden Gesellschaft des Osterlandes und zu Görlitz, der
Senkenbergischen naturforschenden Gesellschaft, der Societät für
die Forst- und Jagdkunde zu Dreifsigacker, der physiographi-
schen Gesellschaft zu Lund, der Nürnbergischen naturhistorischen
Gesellschaft, so wie des Predigervereins’für‘ den a,
Kreis Mit- oder Ehrenmi x,
Mit 8 ganz treu und sorgfältig nach der Natur g
nirten Kupfertafeln.
INSTHTUHION
Ilmenau, 1832.
Druck und Verlag von Bernh. Friedr. Voign \
<MIIH HSONg
an
(den 311981 -. }
\ BER N
BEER een)
wi ol A 3
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Sr. Herzoglichen Durchlaucht
Herrn George,
Prinzen von Sachsen- Altenburg, |
dem
| ausgezeichneten Kenner, grofsmüthigen Beschützer
und eifrigen Beförderer der Naturwissenschaften
‚aus innigster Ehrfurcht, Unterthänigkeit und
Dankbarkeit gewidmet
von
dem Herausgeber,
Brehm
Voir w.o”rTr t.
«
Der Verfasser dieser Zeilen wurde von mehrern
Seiten, auch von dem Herrn Verleger aufgefordert,
ein Werk über die Stubenvögel auszuarbeiten. So
gern er dieser Aufforderung entsprach, so wenig
fühlte er sich allein dem sehwierigen Unternehmen
gewachsen zu seyn. Bechstein hat in seiner Na-
turgeschichte sehr viel Gutes gesagt, und deswe-
:gen mufste sich Schreiber dieses natürlich die An-
forderungen des Lesers an ein solches Werk etwas
hoch denken, und um mit der gegründeten Hofl-
nung, diese zu befriedigen, Hand anlegen zu kön-
nen, wendete er sich an seinen vieljährigen ver-
ehrten Freund, Herrn Felix Grafen von Gourcy-
Droitaumont mit der dringenden Bitte, ihn bei die-
sem Unternehmen zu unterstützen. Endlich willigte
der liebe Freund ein, und um dem Leser recht
deutlich zu zeigen, wie viel dieser ausgezeichnete
Kenner und Freund der Stubenvögel an dem Werke
gethan, sind seine schönen Beobachtungen mit sei-
nen eignen Worten wiedergegeben worden. Da
nun der Herr Graf seit 18 Jahren Hunderte von
Vögeln. und von diesen gegen 80 Arten längere
oder kürzere Zeit lebendig besessen, und Schrei-
ber dieses, wie aus dem Buche selbst hervorgehen
a
wird, nicht nur die ‘gewöhnlichen Stuben - und
Hausvögel ernährt und beobachtet, sondern auch
mit den ungewöhnlichen viele Versuche angestellt
hat, überdies von mehrern tüchtigen Männern un-
terstützt wurde, was er dankbar erkennt, so kann
sich der Herausgeber der gegründeten Hoffnung
überlassen, dafs dieses Werk nicht nur den Liebha-
bern, sondern auch den Kennern der Stubenvögel
vieles Neue bieten werde. Diese Hoffnung ist um
so fester begründet, je genauer die vorzüglichsten
Singvögel nach ihren Gattungen (subspecies) un-
terschieden sind. Es ist gewifs höchst wichtig für
den Freund der Stubenvögel zu erfahren, welche
Nachtigall, welcher Sprosser den besten Schlag
hat, wie man diese Vögel auch äufserlich erkennen
könne, wo die besten Grasmücken und Platt-
mönche zu finden u. dgl. Hier sind eine Menge
der feinsten Unterschiede angegeben, welche auf
den Gesang oder Schlag einen grofsen Einflufs
äufsern und von denen Niemand vorher eine Ahn-
dung hatte. Der Leser wird sich davon leicht selbst
überzeugen, wenn er nur die Naturgeschichte des
Sprossers, der Blaukehlchen und anderer,
wie sie hier und wie sie von Bechstein behandelt
ist, mit einander vergleichen will.
' Auch ist es gewils, dafs die herrliche Abhand-
"lung von K. über den Vögelgesang und den der
Sprosser und Nachtigallen insbesondere, die ge-
naue Behandlung der Krankheiten der Stubenvögel
‘ von drei Verfassern, unter denen sich auch ein ge-
schickter Arzt befindet, und die glücklichen und
unglücklichen Versuche des Herrn Grünz über die
Fortpflanzung der Vögel in der Gefangenschaft mit
allgemeiner 'Theilnahme werden gelesen werden. —
a
Ueber die ganze Einrichtung des Buches ist
nur wenig zu sagen. Es erschien unzweckmälsig,
die gewöhnliche Reihenfolge, in welcher die Vögel
in. den Naturgeschichten aufgeführt werden, hier
beizubehalten; denn der Freund der Stuben- und:
Hausvögel betrachtet diese schönen gefiederten Ge-
schöpfe mit ganz andern Augen und von einer an-
dern Seite, als der Naturforscher. Deswegen, sind
auch hier die lieben '['hiere nach der gröfsern oder
geringern Bedeutung, welche sie für den Liebhaber
der Stubenvögel haben, ‚aufgeführt. Voran.erscheint
der Sprosser, dieser König aller Sänger; dessen
starker, voller, runder und majestätischer Schlag
den wahren Freund des Vögelgesanges hoch erhebt
und bis zu Thränen rühren kann. Neben ihm steht
nur die Nachtigall — welcher andere Vogel
könnte sich in Hinsicht seines Gesanges mit ihm
messen! — und diese allein bilden die erste Abthei-
lung, nämlich die der Sänger ersten Ranges. .
Die vorzüglichsten andern Sänger stehen in der
zweiten Abtheilung, der der Sänger zweiten
Ranges; die weniger guten bilden die dritte Ab-
theillung, die der Sänger dritten Ranges;
die unbedeutendsten Singvögel sind in der vierten
Abtheilung vereinigt unter der Aufschrift: Sänger
vierten Ranges. Allein der Freund der Stuben-
vögel kann auch andere Rücksichten, als die des _
-Gesanges haben, welche ihn bei seiner Liebhaberei
leiten; und auch für diesen mufste gesorgt werden.
Deswegen finden sich noch andere Abtheilungen in
dem Werke, namentlich V. die der Vögel, wel-
che sprechen lernen, VI. die der Vögel,
welche ihrer Schönheit wegen, VII. die
der Vögel, welche aus besonderer Liebha-
bereiin der Gefangenschaft gehalten wer-
— vl —
den; VIIL die der wahren Hausvögel, oder
solcher, welche des Nutzens wegen ge-
zähmt worden sind. So kann der Freund die-
ser gefiederten Geschöpfe seine Liebiinge leicht
übersehen, und schon aus der Abtheilung, in wel-
cher er sie findet, erkennen, was er von jedem
einzelnen zu halten habe. —
. \ v
Auch die Behandlung hat sich nach dieser gan-
zen Ansicht gerichtet. Die wichtigsten wurden nicht
nur nach ihren verschiedenen Gattungen (subspe-
cies), sondern auch überhaupt genauer, als die
andern beschrieben, und die am Wenigsten wichti-
gen erhielten auch die kürzeste Beschreibung. Man
wird dies wohl in der Ordnung finden. Die euro-
päischen und zwar alle, welche sich zähmen lassen,
und deren Unterhaltung nicht zu kostspielig ist, wie
die der ausländischen, welche dadurch, dafs sie sich in
Deutschland fortpflanzen, als eingebürgert zu be-
trachten sind, wurden aufgenommen, und zwar in ei-
ner Vollständigkeit, welche in keinem frühern Werke
über die Stubenvögel anzutreflen ist. Die andern aus-
ländischen wurden ausgeschlossen und zwar aus fol-
genden Gründen: 1) Konnten wir nur wenige ge-
nau beobachten; wir hätten also mehrere nach an-
dern Schriftstellern aufführen müssen, und abschrei-
ben wollten wir nicht. 2) Hätten wir eine sehr
grofse Menge Ausländer aufnehmen müssen, und
doch keine Vollständigkeit erreichen können. Bech-
stein brauchte nur wenige Papageien, Kernbeifser,
Finken u. dergl. aufzuführen, und er hatte die da-
mals in Europa gewöhnlichen Stubenvögel beschrie-
ben. Wie ganz anders ist das jetzt! Man kennt
mehr als 200 Arten Papageien, und eine grofse
Menge von Kernbeifsern, Finken, Tana-
u
gras, Ammern, Wittwen u. dergl. Hätten wir
von diesen nur die gewöhnlichsten aufführen wol-
len, so hätte das Buch einen zu grofsen Umfang
und eine zu bedeutende Preiserhöhung erhalten,
als dafs man seine allgemeine Verbreitung hätte
hoffen können. Ueberdies würden diese Ausländer,
weil sie vielen Liebhabern der Stubenvögel gänz-
lich unbekannt sind, für Viele wenig Interesse ge-
habt haben. |
Auch werden diejenigen, welche ausländische
Vögel halten wollen, in dem Anhange angegeben
finden, wie sie diese zu ernähren haben. Ihre Er-
nährung; ist nicht schwer, denn es sind lauter Sa-
menfresser. Insekten fressende hat man aus leicht
begreiflichen Ursachen noch nicht nach Europa ge-
bracht. —
Um en in das Ganze zu bringen,
haben wir nicht blofs die beschrieben, welche man
in der Stube halten kann. Bechstein will nur Stu-
benvögel, d. h. nach seiner eignen Erklärung sol-
che, welche man in der Stube halten kann, auf-
führen, und dennoch beschreibt er den Höcker-
schwan, die Brand-, Berg- und wilde Ente,
die Saatgans, den weifsen und schwarzen
Storch u. dergl. Wer hat diese je in der Stube
gesehen? Allein zu wissen, wie sie gehalten
werden, kann dem Liebhaber derselben sehr
wichtig seyn, und deswegen sind diese und die
Hausvögel in unserm Werke behandelt, damit auch
der Liebhaber der Tauben, Hühner, seltenen
Enten und der ächte Landwirth manches für ihn
Neue und Merkwürdige finde, was um so leichter
- auszuführen war, da die Natnrgeschichte dieser Vö-
— \X —
gel nur wenig Raum wegnahm. Besondern Fleifs
schien der Abschnitt in der Einleitung über die
Nahrung der Vögel zu erfordern, und er ist ihm
auch gewidmet worden. —
So glaubt denn der Herausgeber mit dem Mit-
arbeiter bei diesem Werke alle mögliche Rücksicht,
die man billiger Weise verlangen kann, genommen
zu haben, und übergibt es den Freunden der le-
bendigen Vögel mit dem herzlichen Wunsche, dafs
es ihre Erwartungen nicht ganz unbefriedigt lassen,
der herrlichen Naturgeschichte viele Herzen zuwen-
den und mit Bewunderung der unendlichen Gröfse
Gottes erfüllen möge!
Renthendorf, im Mai 1832.
Der Herausgeber.
S
Inhaltsverzeichni/s
der Reihefolge nach.
Einleitung. Si
1) Rechtfertigung der Stubenvögelliebhaberei. . . 1bis4
2) Ueber den Vögelgesang überhaupt und den der
Nachtigallen und Sprosser insbesondere, nebst
Bemerkung über die Behandlung und Pflege
der letztern in der Stube etc. . . .2...4— 22
3) Aufenthaltsort der Stubenvögel . . 3 — 3
4) Behandlung der frisch gefangenen und das Ein-
gewöhnen der Vögel 0.0000. 2% — 30
5) Nahrung der Stubenvögel. - . 30 — 39
1) Nahrung der Fleisch fressenden Vögel . As) Ken
2) — der Samen —_ . 51
3) — der Samen und Insekten fressen-
den Vögel . 092
4) — der Insckich fressenden Vögel . 82 — 39
6) Wartung der Vögel . ae 99 Al
7) Die Kunst, die Vögel zahm zu machen . . 41 — 43
8) F ortpflanzung der Stubnvöggell . ». ...453—%8
9) Die Krankheiten der Stubenvögel . 2.45 —5
10) Fang der Vögel. . . RR . 55 — 60
I. Das Lerchengarn . . - B . 55
I. Der Vogelheerd . STD Rn Van 07.
1) Der Drosselheerd . Ä . 56
2) Der Finkenheerd . . ’ 3 . 56
3) Der Ortolanheerd . R . 56
4) Der Staarenheerd . A E .. 56
5) Der Strandläuferheerd i © . 56
6) Der Entenfang 2 x . . 56 -
7) Der Träukheerd . " - . . 56 — 57
IIT. Die Schneufse , 97.
IV. Das Schlaggäruchen. (Nachtigallengäruchen.
Schlagnetz.) - E 5 E e . 57
V. Die Leimruthen . ° ,57
vr. Die Locke . A s 6 . } 58
VII. Das Zugnetz . 58
[22
r
ul
VIII. Der Fallkasten (Meisenkasten) . e
IX. Die Meisenhütte . 5 c > R S
X. Die Laufschlingen . . .
XI. Der Fang mit dem kleinen Kanzel Hay.
XIf. Raubvogelfallen. s N .
Beschreibung der Stuben-, rn: und
der Zähmung wer then V. 0a
U. Sänger ersten Ranges. . . .
1) Der Sprosser. Luscinia major Br., . . .
1) der ungarische Sprosser. L. eximia, Br. .
2) der polnische Sprosser. Z. major, Br. .
3) der pommersche Spr. L. philomela, Br. .
2) Die Nachtigall. Zuscinia vera, Br... Ä
1) die grofsschnäblige N. Z. megarhynehas, Br.
2) die mittlere N. L. media, Br. . .
3) Okens Nachtigall. 2. Okenii ‚Br. . .
4) die fremde Nacht. L. peregrina, Br. :
5) die italienische Nacht. Z. Izala, Br. . =
1. Sänger zweiten Ranges .
1) Die Bastardnachtigall. Sylvia hippolais, Tach, x
1) die hochköpfige Bastardnachtigall, ER
lais alticeps, Br. ; a
9) die mittlere Bastardnacht. H. ae Br.
3) die plattköpfige B. H. planiceps, Br. .
Seite
58 bis 59
9) Der Sumpfschilfsänger. Calamoherpe palustris,Boje sL — 87
der schön singende Schilfsänger. C. musica, Br.
5) Die graue Grasmücke. Ourriea hortensis, Br.
1) die wahre Gartengrasmücke. Curruca hor-
tensis, Br. 6 .
2) die kürzschnäbli ge graue Grasmücke. Our-
ruca brachyrkynchos, Bra a »
3) die langschnäblige g graue Pens Cur-
ruca grisea, Br, .
4) Die gesperberte Grasmücke. Curruca nisoria, Br.
1) die ächte ee Curruca ni-
soria, Br... .
2) die gewellte Grasmücke. Curruca undaia, Br.
3) die kleine Sperbergrasmücke. Curruca un-
dwlata, Br. & 2
5) Die schwarzscheitelige Grasmücke. NOerucg
atrıcapilla, Bri/s. £ x
1) die schwarzscheitelige Fichtengrasmücke.
Curruca nigricapilla, Bars ö \
9) die schwarzscheitelige Gartengrasmücke.
Curruca atricapilla, Brifs.
3) die nordische schwarzscheitelige Grasmücke.
Curruca capillata, Br. H
6) Die Steindrossel. Peirocossyphus saxatilis, Boje
1) ‚die grofse Steindrossel. Petrocossyphus
saxatılıs, Boje .
84
87 — %0
95
99 — 105
. 100
2). Gourcy’s Steindrossel. Peirce. Gouroyi 2 Br. 100
— XU —'
‚8) die Spottsteindrossel, ZPezrocoss. polyelor
zus, Br. . - 100
7) Die blaue Drossel. Petrocossyphus eyanus, Boje 105 bis 108
1) die grofse blaue Drossel. Petrocoss. cya-
nus, Bje . - 10
2) Michahelles blaue Drossel. es Mi-
chahellis, Br. £ . 105
8) Die Singdrossel. Turdus musieus, DR 108 — 111
1) die hochköpfige Singdrossel. Turdus mu-
sicus, Linn. » » 109
9) die klaee Singdr. ug ne ‚Br. 109
8) die plattköpfige Singdr. Turdus BERUe
los, Br! . e - 109
9) Die Schwarzamsel. Turdus merula, a! 111 — 114
1) die Fichtenamsel. Merula pinetorum, Br. 111
2) die Stockamsel. Merula truncorum, Br. 111
3) die hochköpfige Amsel. Merula alticeps, Br. 112
4) die krainische Amsel. Merula Carnioli-
ca, Br. . . 112
10) Der rothrückige Würger. Dapiks one i
Bri/s. . . [} eo 115 —— 119
1) der Dorndreher. lass spinitorquus, Bechst.116
2) der rothrückige Würger. Z. collurio, Brifs. 116
3) der Buschwürger. Lanius dumetorum, Br: 116
11) Die Feldlerche. Alauda arvensis, ae - 119 — 192
4) die Saatlerche. 4lauda segetum, Br. . 119
9) die Berglerche. Alauda montana, Br. . 119
3) die Feldlerche. Alauda arvensis, Linn . 120
4) die Ackerlerche. Alauda agrestis, Br. . 120
12) Die Baumlerche. Galerida nemorosa, Br. „ 122 — 127
1) die Waldhaubenlerche. Galerida nemo-
rosa, Br. i . 125
9) die Kansähaukenlerchei Gal. arberset Br. 123
13) Die Kalanderlerche. Melanocorypha calan-
dra, Boje D . 127 — 131
1) die grolse Kalenierlenche. Melanoe. ca-
landra, Boje - 128
9) die kleine Kalanderlerche. Melanoe. sub-
calandra, Br. R b 8 . 1238
14) Die Haubenlerche, Galeridn, eristata, Boje 131 — 135
1) die östliche Haubenlerche. Galerida cri-
stata, Bje . . 182
9) die westliche Haubenlerche. er vid-
rum, Br. . 132
$) die rostgraue Haubenlerche. Cal un
data, Boje . . IRRE RATTE » 132
15) Der Baumpieper. Anthus arboreus, Bechst. 135 — 138 .:
1) der Laubholzbaumpieper. Anzhı ı foliorum, Br, 186
9) der Binsenbaumpieper. Anth. juncorum, Br.136
3) der Grasbaumpieper. Anth. herbarum, Br. 136
. 16) Der Singpieper. Anthus musicus, Br... . 139 — 141
- we
17) Der Alpenflüevogel. Aecentor alpinus, Bechst.
1) der groflse Flüevogel. Aecentor major. Br.
2) der mittlere Flüevogel. Accentor alpinus,
Bechst. .
3) der kleine Alpenflüevogel. Acc. subalpi-
nus, Br. . a .
18) Das Rothkehlchen. Sylvia yubecnll as,
‚ 1) das Fichtenrothkehlchen. Rubeould pine-
torum, Br.
9) das Ruschre prehlchen Rub. foliorum ; s Pr
3) das nordische Rothkehlchen. Rub. 2
tentrionalis, Br. . c
19) Das Blaukehlchen. Cyanecula, Brifs Wr
via Suecica, Lath.) .
1) das schwedische Blaukehlchen. Cyan. rn
cıca, Br, .
2) das östliche Blaukehlchen. "Cyan. orienia-
lıs,
Br.
3) das Wolfische Blenkehlehen: Cyan. RE
fü,
4) das RR lemkenlhsn. Cyan. NENRENS
za, br. .
5) das weilssternige Bier efichen ran. Zen
cocyana, Br. » . 5 A
20) Der gelbe Pirol. Oriolus albul, Linn.
1) der gelbe Pirol. Oriolus galbula, Linn.
9) der Goldpirol. Oriolus aureus, Br. i
8) der geschwätzige Pirol. Oriolus garru-
lus, Br. . . . . . ’ .
91) Der Wasserschwätzer. Oinclus a
Bechst. 5
1) der hochköpfige Wasserschwätzer. Cinch.
aquaticus, ‚Br. &
2) der mittlere Wasserschwätzer. ee
dius, ‚Br. s
5) der nordische Wasserschwätzer. Cinel;
septentrionalis, Br. r a B N
4) der schwarzbäuchige Wasserschw. (incl.
melanogaster , Br. s R
22) Der Zaunkönig. Troglodytes Punctatus, BR,
1) der Hauszaunkönig. Trogl. domesticus, Br.
9) der Waldzaunkönig. Trogl. sylvestris, Br.
93) Der Edelfink. Fringilla coelebs, Linn. b
1) der nordische Edelfink. Fr. coelebs, Linn.
2) der Gartenedelfink. Fr. hortensis, Br. .
3) der Waldedelfink. Fr. sylvestris, Br. ,
4) der wahre Edelfink. Fr. nobzlis, Br. .
94) Der Canarienvogel. Fringilla Re,
Linn. °
25) Der Rothgimpel. Pyrrhula vulgaris, Brifs.
1) der grolse Sunpeh Pyrrhula major, Br.
Seite
141 bis 144
142
142
142
144 — 148
145
145
145
148 — 157
149
149
150
150 _
151
157 — 161
158
158:
.158 .
161 — 164
162
-162
162
162 f
164 — 168
165
165
1638 — 174
169
169
169
170
174 — 184
184 — 188
185
XV
Seite
2) der deutsche Gimpel. N Germani-
ca, Dr. . . 185
3) der Wandergimpel. Pyrrh. peregrina ‚ Br. 185
26) Der schwarzstirnige Würger. Danius minor,
Linn. 188 bis 190
27) Die europäische Wachtel Perdix coturnix,
Lath. - R 190 — 194
1) die grofse Wachtel. nk major, Bri/s. 191
9) die mittlere Wachtel. Coz. media, Br. . 19
3) die kleine Wachtel. Cor. minor, Br. . 191
IM. Sänger dritten Ranges . . 19& — 243
1) Der Teichschilfsänger. Calamoherpe arundi-
nacea, Br. 5 . 194 — 196
9) der drosselartige ‚Schilfsänger. Calamoherpe
turdoides, Boje .» B s = » 196 — 197
3) der gestreifte Schilfsänger. Calamoherpe a-
uwatica, Bje . » 197 — 199
4) der Uferschilfsänger. Calamaherpe phragmi-
tis, Boje . 5 . 199 — 200
5) die fahle Grasmücke. Curruca einerea, Br. 200 — 202
6) der Gartenrothschwanz. Ruzzcilla arborea, Br. 202 — 203
7) dieKlappergrasmücke. Curruca garrula, Brifs, 204 — 205
8) der schieferbrüstige A Accentor mo-
dularis, Koch. » 205 — 206
9) die schwefelgelbe Bachstelze. "Motacilla sul-
hurea, Bechst. _ . 206 — 208
10) die weilse Bachstelze. Motacilla alba, Linn. 208 — 210
11) der Wiesenpieper. Anthus pratensis, Bechst. 210 — 212
12) der Wasserpieper. Anthus aquaticus, Bechst.212 — 213
13) die Ringamsel. Merula torquata, Ge/sn. 213 — 2316
14) die Misteldrossel. Turdus viscivorus, Linn. 216 — 217
15) die Rothdrossel. Turdus iliacus, Zinni 217 — 218
16) der Birkenlaubsänger. Phyllopneuste fitis, Boje218 — 220
17) der braunkehlige Steinschmätzer. Saxicola
rubetra, Bechst. 220 — 221
18) der graurückige Fliegenfänger. Huscieape
muscipeta, Bechst. . 991 — 2922
19) der schwarzrückige Fliegenfänger. Musei-
capa atricapilla, Linn. . 223
20) der weilshalsige en Muscicapa ‘
albicollis, Temm. . j » 92235 — 99
94 die Finkenmeise. Parus aior, rn, 2 295 — 997
239) der Bluthänfling. Fringılla cannabına, ini 927 — 229
93) der Stieglitz. Fringilla carduelis, Linn. . 229 — 931
94) der Citronenzeisig. Spinus citrinellus, Cuv. 231 — 232
95) der Erlenzeisig. Fringilla spinus, Linn. . 232 — 233
26) der Girlitz. Fringilla serinus, Linn. . .. 233 — 234
27) der Grünling. Loxia chloris, Linn. . . 234 — 236
28) der gelbschnäblige Hänfling, Cannabina
flavirostris, Br. . $ Y s . 236 — 237
29) der Kreuzschnabel. Oarehosrra ‚ Mey. » 237 — 241
— XV —
RT Seite
1) der grofse Kiefernkreuzschnabel. Cruci-
eo pityopsittacus, Br. .. . 238 bis 299
9) der kleine Kiefernkreuzschnabel. Crasinos
stra subpityopsittacus, Br. . R . 939
3) der mittlere Kreuzschnabel. Crueirostra
media, Br. . & “222,939
4) der Gebirgskreuzschnabel. Crucirostra
montana, .Br. . 239 — 40
5) der Fichtenkreuzschnabel. Crucirostra pi-
netorum, Br. . 9240
6) der zweibindige Kreuzschnabel. Cruciro-
‚stra bifasciata, Br. E . 240 — 241
7) der weilsbindige Kreuzschnabel. Crueizon
stra tanioptera, Br. 5 . 241
30) der Hakengimpel. Corythus enucleason, Cuv. 241 — 242
31) die Rauchschwalbe. Cecropis rustica, Boje 9242 — 245
IV. Sänger vierten Ranges. ..243 — 279
1) Der Karmingimpel. Eryihrothorax, En 243 — 245
1) der rothstirnige Karmingimpel. Erythro-
thorax rubrifrons MB. 944
9) der weilsstirnige Karmingimpel. Erythrotho-
rax roSseus, Br. . 5 .. 244 — 945
3) der schwarzköpfige Ammer. Emberiza N
nocephala, Scöp. E . 245 — 246.
4) der Fettammer (Ortolan). Emberiza Bere
lana, Linn. . 246 — 247
5) der rothbärtige Ammer. Emberiza, rufibarba,
‚, Hempr. et Ehrenb. . 47 — 248
6) der Goldammer. Emberiza Be En 248 — 249
7) der Zaunammer. Emberiza cirlus, Linn. . 249 — 2350
8) der Zipammer. Emberiza cia, Linn... .. 250 — 2351
9) der Rohrammer. Cynchramus schoeniclus, Boje 2531 — 252
10) der Schneesporner. Pleciophanes nivalıs,
Mey. . 252 — 253
11) der ehauakanhen Sporner. Piecrrophunes i
montanus, Br. . . 955
12) der lerchengraue Sporner. Plectrophanes
calcaratus, Mey. . 958 -— 954
13) der rothköpfige Würger. Toms zufus, Brifs. 254 — 255
14) der gefleckte "Fliegenfänger. Butalis EraBlan
Bes ; . 255 — 256
15)- der kleine Fliegenfänger. Miscioapa parua,
Bechst. \ . 256 — 359
16) der Hausrothschwanz. Ruticilla atra, We 259 — 260
17) der graue Laubvogel. Phyliopneuste rufa,
Boje .» 260 — 261
18) der nen Laubvogel. Ph yllopneuste
"sibyllatrix, Boje . Hl — 362
19) der Feuschreckenschilfsänger. Calamokerpe
locustella, Boje .. 262 — 963
90 der Flufsschilfsänger. Onlamoherpe Nuviati-
nurlss Bojen Ih Bu nana . 263 — 265
XVvil
91) die Sumpfmeise. Parus palustris, Linn.
29) die Tannenmeise, Parus ater, Linn. »
23) die Haubenmeise. Parus eristatusy Linn.
24) Goldhähnchen. Regulus, Aldr. Se
1) das saffranköpfige Goldhähnchen, Reg, cro-
-
°
,
b 2
cocephalus , Br. 2 R > ®
2) das nördliche Goldhähnchen, Reg. septen-
trionalıs, Br. . . . »
3) das goldköpfige Goldh. Reg. chrysocepha-
lus, Br. u S = e °
1) das feuerköpfige Goldh, Reg, pyrocepha-
lus, Br. .
2) das Nilssonische Goldh. Reg. Nilssonii, Br,
3) das kurzschnäbelige Goldh, Reg. brachy-
rhynchos, Br. . . N .
95) der weilschwänzige Steinschmätzer, Viziflora
oenanthe, Boje ee Ä .
96) der schwarzkehlige Steinschmätzer. Saxicola
rubicola, Bechst, h .
27) der Grauammer. .Emberiza milaria, Linn. ,
28) der Kirschkernbeilser. Loxia coccothraustes, Linn.
29) der Steinsperling. Pyrgita peironia, Br. »
30) der Bergfink, Fringilla montifringilla, Linn.
31) der Leinfink. Fringilla linarıa, Linn.
32) die Hausschwalbe, Chelidon urbica, Boje
33) die Uferschwalbe, Cozyle riparia, Boje
2
2
®
. V, Vögel, welche sprechen lernen,
4) Der Kolkrabe. Corvus corax, Linn, .
2) die Rabenkrähe, Corvus corone, Linn,
3) die Nebelkrähe, Corvus cornix, Linn, .
4) die Thurmdohle, Monedula turrium, Br.
5) die europäische Elster, Pica Europaea, Br.
2
.
2
®.
s
°
6) der deutsche Eichelheher, Glandarius Germa-
nicus, Br; ä . . .
7) der bunte Staar. Szurnus vulgarıs, Linn. .
8) der einfarbige Staar, Szurnus unıcolor, Marm,
VI, Vögel,, welche ihrer Schönheit
wegenin der Gefangenschaft gehal-
ten werden, © . +
1) Die blaue Racke, Coracias garrulus, Linn, +
9) der europäische Bienenfresser, Merops apiaster,
Linn, . . £} . .
5) der europäische Eisvogel. Alcedo zspida
4) der Wiedehopf. Upupa epops, Linn, . .
5) der europäische Seidenschwanz, Bomby.cılla
garrula, Brijs. Ne
- 6) der Wendehals, Jynx vorquilla, Linn, .
7) die Alpenwüstenlerche, Philermes alpestris, Br,
8) die Schafstelze, Budytes flavus, Br, . .
9) die Schwanzmeise, Paroides caudatus, Br.
10) die Bartmeise, Mysiacınus biarmieus , Cuv.
®
“
‘
‚„ Linn,
%
b
Seite |
265 bis 266
266 — 267
267 — 268
263 — 271
268 — 270
269
269
270
270
270 |
271 — 972
972 — 273
.273 — 274
274 — 275
275
275 — 276
276 — 277
277 — 278
273 — 279
279 — 236
230 — 251
231
231
2831 — 282
282
232 — 283
283 — 285
285 —- 286
236 — 320.
236 — 283
283 — 239
289 — 290
290, 292
992 — 294.
294 — 295
9295 — 297
997 — 295
998 — 300
300 — 305
11) die Beutelmeise,
— XII —
Pendulinus Polonicus, Brifs,
12) die Turteltaube, Peristera turtur, Boje %
13) die Lachtaube. Peristera risoria, Boje R
14) der Pfau. Pavo eristatus, Linn. N
+
-15) der Goldfasan, Phasianus pietus, Dinn.
16) der Sitberfasan. Phasianus nycthemerus, Linn.
17) der gemeine Fasan, Phasianus Colehicus, Linn.
18) das Perlhuhn. Numida meleagris, Linn.
19) der Kampfstrandläufer. Machetes pugnax, Cuv.
20) das gefleckte Rohrhuhn, Gallinula porzana,
Daih. » Ye
21) die ägyptische G
ca, Boje $
22) die Brandgansent
62 + « +
ansente, Tadorza Aegyptia-
e. Tadorna gibbera, der .
23) die Brautente, Anas sponsa, Linn. , R
24) die chinesische Ente, Azas galericulata, Linn.
VII. Vögel, w
Liebhaberei gehalten werden, :
Die Raubvögel, Rapzatores, Ill. H 5
1) der Edelfalke, Hierofalco Islandieus, Cuv. 4
2) der Wanderfalke, Falco peregrinus, Linn. ,
5) der Baumfalke, Falco subbuteo, Linn. . 3%
4) der Thurmfalke, Cenchris tinnuneula, Boje ,
Eulen oder Nachtranbvögel, x x x
1) Der Uhu, Bubo Germanicus, Br. N R
2) die mittlere Ohreule, Osus\ sylvestris, Br. “
3) der Baumkauz. Syrnzum aluco, Boje + ”
4) der Schleierkauz, Szrix flammea, Linn. a
5) der Steinkauz, Athene passerina, Boje x
elche aus besonderer
6) der rauchfülsige Kauz, Nyciale pinetorum, Br.
Verschiedene
andere Vögel, welche
aus besonderer Liebhaberei gehal-
ten werden,
E27 ’ 62 2
1) Der graue Kuckuck. Cuculus canorus, Lien.
2) der langschwänzige Kuckuck, Cuculus macrou-
rus, Br. . hl .
3) die Saatkrähe, Corvus frugilegus, Linn. ;
4) die Steindrossel. Pyrrhocorax graculus, Temm.
s
5) die Alpendohlendrossel, Pyrrhocorax alpinus,
Temm. . X x - h x
6) der gefleckte Nulsknacker, Nucifraga caryoca-
täctes, Temm. .
+
+ + +
7) der Grünspecht, Gecinus viridis, Boje R
8) der Grauspecht, Gecinus canus, Br. . n
9) der grofse Buntspecht, Pieus major, Linn. »
2
+
10) der Mittelspecht,
Picus medius, Linn.
11) der kleine Buntspecht, Picus minor, Linn.
12) der gelbbäuchige Kleiber, Sizria Europaea,
Linn? ”%. 2
13) der grofse Würg
K 2 h 2 « +
er, Lanius excubitor, Linn.
Seite
803 bis 305
305 — 307
307 k
308 — 309
309 — 310
310 — 511
3i1 — 312
312 — 314
314 — 315
515 — 317
316 — 317
817 — 318
318 — 319
319 — 320
320 — 369
321 — 397
321 — 322
322
322 — 328
323 — 924
324 — 327
324 — 325
St
325 — 526
326
326
326 — 329
327 — 369
‚827 — 329
329
329
330
354 — 335
8335 — 356
XIX
14) der Haussperling. Pyrgita domestica, Cuv.
15) der Feldsperling. Pyrgita montana, Cuv.
Seite
336 bis 337
337
16) der Schneebergfink, Montifringilla nivalıs, Br. 837 — 359
17) die schwarze Ammerlerche, Melanocorypha h
Tatarica, Boje , 339
18) die kurzzehige Ammerlerche, Helanocorypha
brachydactyla, Ban s 339 — 340
19) der Brachpieper. Anthus erpesieis, Bechst. 340 — 341
20) Richards a Corydalla Richardi,
Vıig. . 84
21) die Beedenbe Columba palumbus E en. 342
92) die Raabe Columba oenas, Linn. » 342 — 343
93) das graue Feldhuhn. Perdix cinerea, Lath. , 343 — 344
94) das Steinhuhn, Perdix saxatılıs, Mey. « 8344 — 345
25) der schreiende Dickfuls, Oedıcnemus crepitans,
Temm. x “ sun 945
96) der Goldregenpfeifer. Charadrius aprıicarius,
Linn. 346
27) der buntschnäblige Uferpfeifer, Aegialiti hia-
ticula, Boje . 346 — 347
98) der BI Uferpfeifer. "Hegialitis minor, Boje 347
99) der weilsstirnige en A can-
tiana, Boje 347 — 348
30) der gehäubte Kiebitz, v ne erabeahres, M.
et W: . . * 348 FR 349
31) der graue Kranich, Grus erea, Beer . 349 — 550
32) der weilse Storch, Ciconia alba, Bri/s. . 350 — 351
85) der sehwarze Storch. Ciconia nigra, Bechst.. 351 — 352
34) der graue Reiher. Ardea major et cinerea, Linn. 352 — 353
35) der Brachvogel, Numenius, Bri/s. A .. 353
56) die Waldschnepfe, Scolopax rusticola, Linn. 353 — 354
57) die Heerschnepfe, Te/matias gallinago, Boje 354 — 855
38) die grolse Sumpfschnepfe, Telmatias major, Boje 855
59) die nenn: Philolimnos galli-
nula, Br. 355
40) der Strandpfeifer, Aa Aypoleucos, Boje „ 855 — 556
41) die Wasserralle. Rallus aquaticus, Linn. „356 — 357
42) der Wachtelkönig. Crex pratensis, Bechst. , 357 — 358
43) das grünfülsige Teichhulin. en chlo-
ropus, Lath., » 353 — 359
44) die grolse- Mantelmöve. "Darus ar a 5 Linn. 360
45) die Bürgermeistermöve, Larus glaucus, Brünn. 360 — 361
46) die Sibermöve. Darus argentatus, Brünn. , 361
47) die Heringsmöye, Larus fuscus, Linn. . 361
48) die weifsschwingige Möve, Larus leucopte-
rus, Fab. 2 R .. 361
49) die Siormmöre, Larus a Te 4, 361 — 362
‚ 50) die dreizehige Möve. Larus zridactylus, on 362
51) die Lachmöve. Larus ridibundus, Linn. . 862 — 63
. die Raubmöven,. Lestris, Ill. R . 863
die Seeschwalben, Szerza, Linn. » . 863
die Sturm- und Petersvögel: ß . 863
*
& u xxX =
die Kropfgänse, Pelecanus, Linn.
die Tölpel. Sula, Brifs. .
die-Scharben. Carbo, Gefsn.
“
®
3
363 — 364
364
53) der Höckerschwan. Cygnus gibbus et olor, auct. 3864 — 365
53) der Singschwan. Cygnus musicus, Bechst.
54) die Saatgans, Anser segetum, Mey.
55) die Blässengans, Anser albifrons, Bechst.
365 — 366
366
366 — 867
56) die weilswangige Gans, Bernicla leucopsis, Boje 567
57) die Ringelgans. Bernicela torquata, Boje
Die Enten, Anas, Linn. .
+
Die Tauchenten, Steisfülse, Senancher rs
Alken, Larven- und Krabbentaucher
VII. Vögel, welche des Nutzens we-
gen gehalten werden. ,
4) Die Haustaube, Columba domestica, Linn.
1) die Hühnerschwänze oder Pfauentauben
2) die Perückentauben .
3) die Kropftauben .
4) die türkischen Tauben
5) die Perltauben £
6) die Trommeltauben »
7) die Purzeltauben A
8) die Mörchentauben «
9) die Klatschtauben .
10) die Strupptauben .
Farbentauben .
2) Das Haushuhn,
1) das gewöhnliche Haushuhn.
naceus, Ge/sn, .
.e ev’ 90€ .r oe oe
1) das brabanter Huhn. Bellen patavinus.
2) das Kluthuhn.
Gallus ecaudatus.
3) das Latschhuhn, Gallus dasypus.
4) das Mohrenhuhn. Gallus morio.
5) das Wollhuhn, Gä&llus lanatus.
6) das Strupphuhn, Gallus erispus.
2 das Zwerghuhn. Gallus pusillus.
3) Das Truthuhn, Meleagris gallopavo, Linn.
o
», ee 9 0 9. 0
Gallus gallinaceus, Gefen.
Gallus gallı-
.
eo .
4) die gemeine Ente, Anas boschas, Linn,
5) die Bisamente, Anas moschata, Linn.
6) die Graugans, „Anser cinerius, Mey.
An kun‘ ®.
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*
Etwas über die ausländischen Vögel.
I, Mehrere Papageien,
1) Die Aras, Aras, Boje s
2) Lorys, Doris, Vaill. Ki
3) Wahre Papageien, Pszztacus, Ein,
4) Kakadus, Oacatua, Vielll, .
» 5) Sittiche. Conurus, Kuhl. ®
6) Rüsselpapageien, Probosciger, Kuhl,
ve oe
367 — 368
568
368 — 369
369 — 388
869 — 375
370
370
370
370
370
‚370
371
371
371
371
371 — 373
375 — 380
375 — 376
376
376
376 — 3577
377
377
377
377
3350 — 381
‚381 — 384
334 — 335
885 — 387
388 — 395
388
588
388
333
339
589
1
7) Erdpapageien. Pezoporus, Ill. . A
8) Sperlingspapageien. Psittacula, Kuhl, .
9) Turokos oder Trägvögel. Corythaix, Ill,
10) die Musafresser. Musopkaga, Linn, »
I. Mehrere Kernbeifser,
1) Der Cardinalkernbeilser. Loxia Cardınalıs, .
2) der Reisfresser (Reiskernbeilser), Loxia ory-
ewvora, » . . « . °
3) der Grenadierkernheilser. Zoxia oryx, Linn. .
4) der lasurblaue Kernbeiser. Loxia cyanea, Linn,
5) der rothschnäblige Kernheilser. Loxia sangui-
i nırostris, Linn. - . N
* L;
6) der Perlkernbeilser, Zoxia Mozaba. » .
40. 4
III. Mehrere ausländische Ammer, die
sogenannten Paradiesammer oder
Wittwen. Yidua, Cuv. . 5 PR
Die Paradieswittwe. Yidua paradisea, Cuv. a
IV. Mehrere ausländische Finken. .
1) Der glänzende Fink. Fringilla nitens, Linn. ,
2) der Purpurfink. Fringılla purpurea, Linn. .
3) der amerikanische Stieglitz.. Fringilla tristis,
Linn. .
4) der blaubäuchige Fink. Fringilla Bengalus, N
-V. Mehrere Merlen oder Tanagras. Ta-
nagra, Linn. : BUND AN R 2
1) Die dreifarbige Merle. Caliste tricolor, Boje
(Tanagra tricolor, Linn.) 2 ’ R
2) die Paradiesmerle. Tanagra Tata. . =
3) die Missisippimerle, Tanagra Missisipensis. +
VI. Tukane oder Pfeffervögel. Rham-
phastos, Linn. 5 WA . &
Der rothbrüstige Pfeffervogel. Rhamphastos dis-
“. colorus, ‘ Linn: s . A .
Kolibris. Trochilus, Linn. A A
Die Blaumeise. Parus coeruleus, Linn. . ‘
Die Wachholderdrossel. Turdus pilarıs, Linn. »
— 392
— 593
Systematisches Inhaltsverzeichnifs.
r ‚Seite
I. Raubvögel. ARaptatores, Vig.
‚ Tagraubvögel. Raptatores diurnı.
1) Der Edelfalke. Ilierofalco Islandieus, Cuv. . 821 — 522
2) der Wanderfalke. Falco peregrinus, Linn. . 322
3) der Baumfaike. Falco subbuteo, Linn. ' . 822 — 323
4) der Thurmfalke. Oenchris tinnuncula, Boje . 323 — 324
Eulen oder Nachtraubvögel. Siriges.
Y Der Uhu. Buba Germanicus, Br. . . 324 — 3235
2) die mittlere Ohreule, Oius sylvestris, Br. . 325
8) der Baumkauz. Syrnium aluco, Boje . . 825 — 526
4) der Schleierkauz. Sirix flammea, Linn. _ . 326
5) der.Steinkauz. Athene passerina, Boje .
6) der rauchfülsige Kauz. Nyciale pinetorum, Br. 326 — 3%
I. Schwalben. Chelidones.
1) Die Rauchschwalbe. Cecropis rustica, Bojje . 242 — 243
2) die Hausschwalbe. Chelidon urbica, Boje . 277 — 278
3) die Uferschwalbe. Cozyle riparia, Boje . 278 — .279
III. Sitzfüfsler. Brachypodes. N)
1) Der Bienenfresser. Merops apiaster, Linn. . 238 — 289
2) der europäische Eisvogel. „Slcedo ispida, Linn. 289 — 290
3) der graue Kuckuck, Cuculus canorus, Linn. „ 827 — 329
4) derlangschwänzige Kuckuck. Cuculus macrou-
rus, BR e x - R .« 329
5) der gelbe Pirol. 'Oriolus galbula, Linn. . ‚487
6) der Goldpirol. Or. aureus, Br. | . 158
7) der geschwätzige Pirol. Or. garrulus, Br .—
8) die blaue Racke. Coracias garrulus, Linn. .. 2836 — 288
IV. Leichtschnäbler, .Eevirostres.
Tukane oder Pfeffervögel. ‚ Ramphastos, Einn. . 892
derrothbrüstige Pfeffervogel. dis-
colorus, Linn. 5 B ..—
V. Krähenartige Vögel. Ooraces.
1) Der Kolkrabe. Corvus corax, Linn. . . 280 — 281
2) die Rabenkrähe. Corv. corone, Linn. , . 231
3) die Nebelkrähe. Corv. cornix, Linn. . 281
4) die Saatkrähe. Cory. frugilegus, Linn. . 329
5) die Thurmdohle. Moredula turrium, Br. 281 — 232
6) die Steindohlendrossel. Pyrrhocorax gracu-
lus, I’emm. . « - EN ‘
830
XXImM
7) die Alpendohlendrossel.
ı Temm. .
8) die anche Elster. Bo Europaca, Bike
9) der deutsche Eichelheher. Glandarius Ger-
manicus, Br.
a alpınus,
10) der gefleckte Nulsknacker. Nucifraga caryo-
catactes, Temm. +. »
VI. Spechtartige Vögel.
1) der Grünspecht. Gecinus viridis, Bhf
2) der Grauspecht. Gecinus canus, Br... .
3) der grolse Buntspecht. Picus major, Linn.
4) der Mittelspecht. Picus, medius , Linn,‘ =
5) der kleine Buntspecht. Picus minor, Linn.
- 6) der Wendehals. Jynx torguilla, Eingır
7) der gelbbäuchige Kleiber. nn,
Linn. & R
8) der Wiedchopf. "Dpupa epops, "Linn. ;
YUl. Kolibris, Trochtli, Linn. 5 a
VIII. Papageien. Psittaceae..
1) Die Aras. Aras, Boje . x N
2) Lorys. Doris, Vaill. RS NE x
3) Wahre Papageien. Psistacus, Linn. . a
4) Kakadus.. Cacatua, Vieill. u ae
5) Sittiche. Canurus, Kuhl. : N
6) Rüsselpapageien. Probosciger, Kuhl..\. }
7) Erdpapageien. 'Pezoporus, All. A }
'8) Sperlingspapageien. Psittacula, Kuhl.
9) Turakos oder: Trägvögel.
10) Musafresser: Musophaga, Linn. er $
IX... Fliegenfänger.
Der gefleckte Fliegenfänger. Butalis grisola, Boje .
der graurückige Eliegenfänger. . Aeueeseape. mus-
cipeta, Linn.
«der schwarzrückige Fliegenfänger. Museicapa atrı-
capilla, Linn.
der weilshälsige Dliegenfänger. Mineicapa albi-
collıs, Temm. .. A 5
der kleine Fliegenkinger, Museicapa parva,
Bechst. . &
der Seidenschwanz,
a
X, Würgerartige Vögel,
1) der grolse Würger,
9) der schwarzstirnige ll a Lanius minor,
Linn‘. » +
3) der rothköpfige Wiesen, Danius Fuß, Briss.
4) der rothrückige Würger, Lanius collurio, Briss.
5) der Dorndreher, Lanius spinitorguus, Bechst.
6) der Buüschwürger, Lanius dumetorum, Br... »
Corythais, I, Uiadlak
Pieidae, Fig.
Muscipiadae, Vig.
Seite
330 — 381
982 |
232 — 283
331
331 — 332
EER
332 — 333
338
333 — 334
294 — 295
934 — 335
290. — 292
392 — 395
388°
389
389
390
255
231 — 222
993
323 — 325
256 — 259
Rrelle le, "Briss.. 292 — 294
Laniadae, Vig.
Lanius excubitor, Linn., 335 — 336
183 — 190
254 — 255
115 — 116
116
—
—
RXIV
Seite
XL Dickschnäbler. Passeres, Linn. |
Kreuzschnabel. Crucirostra, Mey. P « 239 — 241
1) der grofse Kielerkreuzschnabel, Crucirostra pı-
tyopsittacus, Br. . .. 238 — 239
2) der kleine Kiefernkreuzschnabel, Grueirosira
subpityopsittacus, Br. . Se
3) der mittlere Krekeschnähel, Crucirostra me-
dia, Balls . ”. s”
D Di Gebirgskrenzschnabel, Crueirostra monta-
& Kan lad, . Sr ° 239 ARE! 240
5) AL. Fichtenkrenzsehnahel. Crueirostra pineto-
rum, Br. . 240
6) der zweibindige Kreuzschnabel, "Oruerostrl bi-
Jesciata, Br. at . 240 — 241
7) der weilsbindige Kreuzschnabel, Orueirostratae-
nioptera Br. . 24
8) der Hakengimpel. Coryikus: a Cuv.: 241 — 242
Karmingimpel. Erythrothorax, Br. „243 — 248
1) der rothstirnige Karmingimpel, Erychrothorax _
rubrifrons, “Br. x AERER . 244
2) der weilsstirnige Karmingimpel, Erythrotho-
zax roseus, Br. « R N 244 — 245
Gimpel. Pyrrhula, Briss. +. 184 — 188
1) der grolse. Gimpel, Zyrrhula u ‚Briss, u:
2) der deutsche Gimpel. Pyrrhula Germanica, Br. 183
3) der Wandergimpel. Pyrrhula peregrina, Br. —
Kernbeilser, Loxia, Linn.
41) Der Kirschkernbeilser, Loxıa coccothraustes,
Linn. & 274 — 275
2) der Cardinalkeräbeilsers Loxia ee, Ba 390
3) der Grenadierkernbeilser, Loxia oryx, Linn. —
4) der Reiskernbeilser, Loxia orycivora, Linn. —
5) der lasurblaue Kernbeilser. Zoxia cyanea, Linn. —
6) der rothschnäblige Kernbeilser, _ .Loxia: sangui-
nirostris, Linn. » AaBsil al
7) der Perlkernbeilser, Tome Mozaba + a — j
8) der Grünling, Zoxia chloris, Linn. \s . 234 — 236
9) der Girlitz, Fringilla serinus, Linn. » ..233 — 234
Finkenartige Vögel, Fringillidae, Vig.
i Sperlinge, "Pyrgita, Cup.
1) der Steinsperling, Pyrgita petronia, Br. 2. a7 a
9) der Haussperling, Pyrgita domestica, Cuv. + 336 — 337
3) der Feldsperling, Pyrgisa montara, Cu. + 37
Bergfinken, Montifringilla, Br. .
. Der Schneebergfink. Montifringilla nivalıs, Br. '887 — 339
Fink. Fringılla, Linn,
1) Der nordische Edelfink, Fringılla coelebs, Linn. 169 -
2) der Gartenedelfink, Fringılla hortensis, Br. , —
3) der Waldedelfink, Fringilla sylvestris, Br. „ 169
4) der wahre Edelfink, Fringilla nobilis, Br. . 170
5) der Bergfink, Fringilla montifringilla, Linn. 275 — 276
\ N er
_ Seite
6) der glänzende Fink, Fringilla nitens, Linn. 391
7) der Purpurfink. Fringilla purpurea, Linn. „ —
8) der blaubäuchige Br Fringilla ee
Linn. + 891
9) der Canarienvogel. Fri ara, Linn. „ 74 — 134
Hänflinge, Carnabina, Br.
1) Der Bluthänfling, Fringilla cannabina, Linn. 227 — 229 -
2) der gelbschnäblige Häntling, Cannabına flavi-
208tr IE Br 2. - . . . 236 — 237
Leinfink. Linnaria, Briss.
Der Leinfink, _Fringilla linaria, Linn. » . 276 — 277
Zeisige, "Spinus, Cuv.
1) Der Erlenzeisig, Fringilla spinus, Linn, . 232 — 233
2) der Zitronenzeisig. Spinus citrinellus, Br, „ 231 — 232
Stieglitze, Carduelis, Cum,
1) der europäische Stieglitz. Fringilla carduelıs,
Kinn, ER . 229 — 231
2) der amerikanische Stieglitz, Fringilla tristis,
Linn, . . + Tee 2) . 391
Merlen oder Tanagras. Tanagra, Linn,
1) die dreifarbige Merle, _Caliste tricolor, Boje,
(Tanagra tricolor, Linn,) . . + 392
2) die Paradiesmerle. Tanugra Tatao » .—.
3) die Missisippimerle, Tanagra Missisipensis „ 392
Ammerartige Vögel, Emberizida, Boje.
Paradiesammer oder Wittwen, Fidua, Cuv, '. 390 — 391
der Paradiesammer, Yidua paradisea, Cuv, , 390 — 391
i Grauammer,;, Miliaria, Br,
1) Der ‚Grayammer,.. Emberiza miliaria, Linn, «273 — 274
Aechte Ammer, Emberizae verae,
1) Der schwarzköpfige Ammer.. Emberiza melano-
cephala, Scop. » \ . 245 — U46
2) der Fettammer (Ortolan), Emberiza hortulana,
Linn, ie . 246 Fe 247
3): der rothbärtige, Arimer, Emberiza zubrfarba,
Hemp. et Ehrenb, + 247 — 248
4) der Goldammer, bez irgneldn ns s 248 — 249
5) der Zaunammer, Emberiza cirlus,, ,„ Linn, « 249 — 350
'6) der Zipammer, Emberiza cia, Linn, » +» 30 — 231
Rohrammer, Cynechramus, Boje,
‚Der europäische Rohrammer, Cynchramus schoeni-
elus, Boje. ., Bl — 352
Sporner. Plectrophanes, Mey.
4) der Schneesporner, Plectrophanes nivalıs, Mey. 252 — 253
2) der ai Sporners RR monta-
nus, Br, , . 253
3) der lerchengraue "Spomer, Plectrophänes cal-
caratus, Mey. »s s ‘ % 2 293 — 254
——— IRINA
Seite
XI, Lerchenartige Vögel, Alaudidae, Boje
et Brehm. x
Ammerlerchen, Melanocorypha, Bojes
PN) die grolse Kalanderlerche, re er ca-
landra, Boje , . 17 — 131
2) die kleine Kalanderlerche, Melanocorypha sub-
calandra, Br, ‚ ®
3) die schwarze Aknnierlerche, Melanocorypha Ta-
tarıca, Boje .
4) diekurzzehige Ammerl erche, Melanocoryplia bra-
ch iydacıyla Br, ,, ® 2 339 — 340
Wüstenlerchen, Phileremos, Br,
Die Alpenwüstenlerche, ZPhileremos alpestris, Br, 295 — 297
'Haubenlerchen, Galerida, Boje et Brehm,
Wahre Haubenlerchen, Galeridae verae,
1) Die östliche Haubenlerche, Gene crista-
ta, Bio. 2 . 131 — 135
2) die westliche Haubenlerche, " Galerida ‚via-
rum, Brs . ® 20192
3) die rostgraue Farbenlen te, el undata,
Boje + + 73 + . +
Waldhaubenlerche, Galeridae sylvesires,
1) die Waldhaubenlerche, Galerida nemorosa, Br, 122 — 127
2) die Baumhaubenlerche, Galerida arborea , Br, 123
Aechte Lerchen, Alauda, Linn, et Boje,
1) die Saatlerche. Alauda segetum, Br,, +, 119 — 122
2) die Berglerche, #lauda montana, Br. , 119°
5) die Feldlerche, Alauda arvensis, Linn, + 120
4) die Ackerlerche, . Alauda 'agrestis Br. + 120
Stelzenpieper, Corydalla, Vigors.
aucnande Stelzenpieper. Corydalla Richardı, Vig, 341
‚Pieper, Anthus, Bechst. ‘ S
4) der Brachpieper. ‚ „Anthus campestris, ‚Bechst, 340 — 4
2) der Laubholzbaumpieper, : Anth. foliorum, Br, 135 — 138
3) der Binseubaumpieper, .«Anthus: juncorum, Br, 136
4) der Grasbaumpieper, Anthus herbarum, Br. - 135
5) der Singpieper. ı Anthus musicus, Br, 139 — 141
6) der Wiesenpieper, Anthus pratensis, Bechst, 210 — 212
7) der Wasserpieper, .dnthus aquaticus, BER
Bechst, ‘ “isst 0) “n “, +. 212— 215
XIII, Sänger, Sylviadae, Vig,
Schafstelzen. Budytes, Cr ur RN
‚ die gelbe Schafstelze, Budytes Jlavus, Br, . 297 = RB
Bachstelze. Motacilla Linn,
1) die schwefelgelbe Bachstelze. AMoiacilla sul- =
phurea, Bechst. x \ - a + 206 — 208
a RK ai
Seite
2) die weilse Bachstelze, Motacilla alba, Linn, 208 — 210
Blaukehlchen, Cyanecula, Briss,
1) das schwedische Blaukehlchen, Cyanecula Sue-
cica, Br, » h ‘ + 149
2) ae östliche Blänkehlehen, Cyanecula orien-
zalıs, Br, + + * 149
3) das "Wolfische Blaukehlchen, Cyanecula Wol-
‚fir, Bose » + 150
4) das dunkle Blaukehlchen. Cyaneculaobscura, Br, —
5) das weilssternige Blaukehlchen, ‚Cyanecula leu-
eo-cyana, Br, A R - . 151
Nachtigall. Zuscinia, Briss,
1) der Sprosser. Duscinia major, Briss, . .61 — 71
1) der ungarische Spr. Luscinia eximia, Br, „ 62 — 63
2) der polnische Sprosser. ZL, major, Br, + 63
3) der pommersche Sprosser, Z, philomela. Br, 68 — 64
9) die wahre Nachtigall, Zuscinia vera, Br, . 73 — 8
1) die grolsschuäblige IT HeR.: Luscinia me-
garhynchos, Br. + 74
9) die "mittlere Nachtigall arneten een, Br, —
.8) Okens Nachtigall, uses Okenit, Br, . + 7%
4). die fremde Nachtig, Lusc. peregrina, Br, , 74 .
5) die italienische Nacht, L, Isala, Br, 74 —- 72
Rothkehlchen, Rubecula, Briss. x» . 144 — 148
1) das Eichitenzotiikohlehen, Rubeeula Be,
zum, Br, . 145
9) das Feschfothkehlehen. Rubecula ‚foliorum, Br, —
3) das nordische Rothkehlchen Rubec, septentrio-
nalis ı® + $) . . . 145
Rothschwänze, Ruticılla, Briss,, Br.
1) der Gartenrothschwanz, Ruticilla arborea, Br, 202 — 203
2) der Hausrothschwanz, Ruricilla atra, Br, 259 — 260
Steindrossel, Petrocossyphus, Bje . . 9 — 10
1) die grolse Steindrossel,. Pezrocossyphus saxa-
tilis, Boje . Re - 100
2) Goureys Steindrossel, a Gour-
cyi, Br. + ‚100
3) die Spottsteindrossel, Peirocossyphus Polyglot-
zus, Bas
1) die großse blaue Steindrossch, Petrocossyphus
cyanus, Boje + . 105 — 103
2) Michahelles blaue Steindrossel, “ Petrocossyphus
Michahellis, Br, , N k 5 « 105
Amseln, Merula, Briss,
die Schwarzamsel. Turdus merula, Linn, . 11-14.
1) die Fichtenamsel, Merula pinetorum, Br, . 111
2) die Stockamsel, Merul@ truncorum, Br, +. 111
— XXI — \
Seite
3) die hochköpfige Amsel. Merula alticeps, Br... 112
4) die krainische Amsel, Merula carniolica, Br —
die Ringamsel. Merula zorquata, Gessn, . 13 — 216
Drossel, Turdus, Linn,
die Misteldrossel. Turdus viscivorus, Dinn. » 216 — 217
1) die hochköpfige en Turdus musicus,
Linn, . ” . 108
9) die inittlere Singdrossel. Turdus medius, Br. 109
3) die plattköpfige Singdrossel, Turdus philame-
los.Bie s 5 . 109
die Rothdrossel, Winde zliacus, Linn, 217 — 218
die Wachholderdrossel, Zurdus pilaris, Linn. 398
1) der hochköpfige Wasserschwätzer, Cinclus agua-
ticus, Bechst, x 5 . 161 — 164
2) der mittlere er Cinclus me-
dius, Br. » A 162
5) der nordische NSS Re an sep-
tentrionalis, Br, » ._
4) der schwarzbäuchige ee Cinclus
melanogaster, Br, « « ® nr
Staare, Sturnus, Linn:
1) der bunte Staar, Szurnus, vulgaris, Linn. „ 283 — 285
9) der einfarbige Staar, ‘ Szurz, unicolor, Marm. _ 285 — 286
Weilsschwanz, Vitiflora, Briss.
der weilsschwänzige Steinschmätzer. v: itiflora oenan-
the, Boje Ä Ba . . .. 21 — 272
Steinschmätzer. Saxicola, Bechst.
1) der braunkehlige Steinschmätzer, Saxicola ru- d
betra, Bechst. sr 3 . 220 — 221
2) der schwarzkehlige Steinschmätzer, Saxicola
rubicola, Bechst. x > x . « 972 — 273
Grasmücken, Curruca, ‚Briss. et Brehm.
1) die Sperbergrasmücke, Curruca nısoria, Br. 90 — 4
2) die gewellte Grasmücke, Curruca undata, Br. 91
3) die kleine re grasmücke, Curruca 'undula-
ta, Br. + . . . 91
1) die graue Gartengrasmücke, Curruca horten-
SIS, 2 17 90
2) die Eätzschnäblige graue Grasmücke, Curruca
brachyrhynchos, Br. $ .
5) die langschnäblige graue Grasmücke. "Curruca
grisea, Br. =
1) die schwarzscheitelige Fichtengrasmücke, Curru-
ca nigricapilla, Br. + . «4 — 9%
2) die schwarzscheitelige Gartengrasmücke Curru-
ca atricapilla, Ba n . 95
3) die nordische schwarzscheitelige Grasmücke, Cur-
ruca capillata, Br. , - . a)
Seite
die fahle Grasmücke, Curruca cinerea Br. . 200 — 202
die Klappergrasmücke. Curruca garrula, Briss. 204 — 205
Laubvögel. Phyllopneuste, Mey.
Der schwirrende Laubvogel, een
trix, Boje 0.002261 —' 262
der Birkbalaubsäner, Phyllopneuste fitis, Bje 218 — 220
der graue Laubsänger, Phyllopneuste rufa, Boje 260 — 261
Bastardnachtigall, “ Hippolais, Br.. + 80. ‚84
1) die hochköpfige Bastardnachtigall. Fappolas
alticeps, Br. »
2) die mittlere Bastardnachtigall, Hippolais me-
dia, Br.
3) die plattköpfige Bastardnachtigall Hippolais
planiceps, Br. . Ä . .
Schilfsänger. Cirainohenie, ‚Boje.
der Flufsschilfsänger, Calamoh. Jluviatilis, Bje 263 — 265
der Heuschreckenschilfsänger. Cal. locustella, BoJ. 262 — 263
der drosselartige Schilfsänger. Calamoherpe tur-
doides, Boje a Ms . : , 196 — 197
der Teichschilfsänger, Calamoherpe: arundınacea, \
Boje » 194 — 1%
1) der Sampfschilfsänger. Calamoherpe Palustris,
Boje . «84 — 87
2) der schön singende Schilfsänger, Calamoherpe
musica, Dr.
der ER laltsan en, Calamoherpephragmitis, Boje 199 — 200
der gestreifte Schilfsänger, rn aguatıca,
Boje . 5 . . 197 — 199
Zaunkönig. Troslohpies Cuv.
1) der Hauszaunkönig. Troglodytes domesticus, Br. 165
2) der Waldzaunkönig, Troglodytes sylvestris, Br. —
Fiüevogel, _Zccentor, Bechst.
1) der grolse Flüevogel. Accentor major, Br. 141 — 144
9) der mittlere Flüevogel, Lccentor alpinus, Bechst. 142
3) der kleine Alpenflüevogel, Acc. subalpinus, Br. —
der schieferbrüstige Flüevogel. Accentor modu-
larıs, Koch . ” + . ° 205 Ing 206
XIV, Meis enartige Vögel, Paridae, Br.
Meise, Parus, Linne, Cuvier et Brehm.
die Finkenmeise, Parus major, Linn. , .„ 295 — 297
die Sumpfmeise, Parus palustris, Linn. . 2655 — 2366
die Blaumeise, Parus coeruleus, Linn. : . . 394
die Haubenmeise, Parus cristatus, Linn. s .267 — 268
die Tannenmeise. Parus ater, Linn. & . 266 — 267
\ Schwanzmeise, Paroides, Br.
die Schwanzmeise, Paroides vaudatus, Br, . 298 — 300
Bartmeisen. Mystacinus, Cuv.
die Bartmeise. Mystacinus biarmicus, Cuv. . 800 — 303
Beutelmeisen, Pendulinus, Cuv, ®
die Beutelmeise, Pendulinus Polonicus, Briss, „ 303 — 305
_ x —
Goldhähnchen, Regulus, Aldrov,
1) das saffranköpfige Goldhähnchen, Regulus cro-
cocephalus, Br. . R 2 nr h
2) dasgoldköpfigeGoldh, Reg. chrysocephalus, Br,
3) das nördliche Goldh, Reg. sepientrionalis, Br.
1) das feuerköpfige Goldh, Reg. pyrocephalıs, Br.
2) das Nilssonische Goldh. Reg. Nilssonüi, Br. ,
3) das kurzschnäblige, Reg.. brachyrhynchos, Br.
Seite
268 — 270
269
270
—
XV. Taubenartige Vögel. Columbidae, Leach.
Tauben. Columba, Linn.
die Ringeltaube, Columba palumbus, Linn.- ,
die Hohltaube, Columba oenas, Linn. .
die Haustaube. Columba domestica, Linn: %
1) die Hühnerschwänze, oder Pfauentauben ,
2) die Kropftauben Ö . ; R
3) die Perückentauben , N N N
' 4) die türkischen Tauben + R &
5) die Perltauben B R & x
6) die Trommeltauben , N R
7) die Purzeltauben a $ N h
8) die Mörchentauben , ® x N
9) die Klatschtauben $ & A *
10) die Strupptauben > S 5 x
Farbentauben,
‘Die Turteltaube, Peristera, Boje,
die Turteltaube, Peristera turtur, Boje ,
die Lachtaube, Peristera rısoria, Boje , z
XVI. Hühner, Gallinae, Br.
Fasan. Phasianus, Linn.
der Goldfasan, Phasianus pictus, Linn. , “
der Silberfasan, Phasianus nycthemerus, Linn. x
der gemeine Fasan, Phasianus Colchieus, Linn.
Pfau, Pavo, Linn.
der Pfau, Pavo cristatus, Linn, , ” j
Perlhuhn. Numida, Linn.
das Perlhuhn, Numida meleagris, Linn. r
Truthuhn, Meleagris, Linn.
das Truthuhn, Meleagris gallopavo, Linn. °
Haushuhn. Gallus,
das gewöhnliche Haushuhn, Gallus gallinaceus,
Gessn. a + + s +. $
1) das brabanter Huhn. Gallus patavinus.
2) das Kluthuhn. Gallus ecaudatus $ E
3) das Latschhuhn, Gallus dasypus . R
4) das Mohrenhuhn, Gallus mor:io , R
5) das Wollhuhn. Gallus lanatus. 5 K
6) das Strupphuhn. Gallus crispus. R,
7) das Zwerghuhn, Gallus pusillus. 5
Feldhuhn. Perdix, Lath.
das graue Feldhuhn. Perdix cinerea, Dath. A
das Steinhuhn. Perdix sawatılis, Mey. . N
342
342 — 343
369 — 575
370
570
EI ESEL
Be
03
Dt}
1 373
505 — 307
307
309 — 310
310 — 311
8311 — 312
308 — 309
312 — 314
380 — 381
375 — 390
376
376 — 877
377
877
377
377
343 — 344
344 — 345
a
— XXXI
Wachtel. Coturnix, Brifs. +
1) die grofse Wachtel. Coturnix major, Brifs.
2) die mittlere Wachtel. Cozurnix media, Br.
3) die kleine Wachtel. Cozurnix minor, Br.
XVI. Regenpfeiferartige Vögel. Chara-
driadae, Leach.
Dickfuls. 'Oedienemus, Bell., Aldr., Temm.
der schreiende Dickfuls. Oedicnemus crepitans,
Teemm. “ 5 . + .
Goldregenpfeifer. Charadrius, Linn.
der Goldregenpfeifer. Charadrius apricarıus, Linn.
h Uferpfeifer. Aegialıtis, Boje.
der buntschnäblige Uferpfeifer. Jegialıtis hiati-
s
+
2
+
[2
cula, Boje. s o . . + %
der kleine Uferpfeifer. Aegial. minor, Boje. 2
der weilsstirnige Uferpfeifer. Legialıtıs cantiana,
Boje. . s +
Kiebitz. Vanellus, Brifs.
Der gehäubte Kiebitz. Vanellus cristatus, M.
et W. + ® + 6) . Kar“
XVII. Reiherartige Vögel. .Ardeidae,
' Leach.
Kranich Grus, Pall.
Der graue Kranich. Grus cinerea, Bechst; A
\ Storch. Ciconia, Brifs.
Der weifse Storch. Ciconia alba, Brifs. . Ä
der schwarze Storch. Ciconia nigra, Bechst.
Reiher. Ardea, Linne, Cuvier, Boje.
der sraue Reiher. Ardea major et cınerea, Linn.
XIX. Schnepfenartige
dae, Leach.
Brachvogel. Numenius, Brifs. » ® ‘
Waldschnepfe. Scolopax, Linn.
Die Waldschnepfe. Scolopax rusticola, Linn. ,
Sumpfschnepfe. Telmatias, Boje.
die grofse Sumpfschnepfe. Tielmatias major, Boje
die Heerschnepfe. Telmazias gallinago, Boje ,
Moorsumpfschnepfe. Philolimnos, Br.
die Moorsumpfschnepfe: Philolimnos gallinula, Br.
Strandpfeifer. Actitis, Boje.
der Strandpfeifer. 4etitis hypoleucos, Boje. .
Kampfstrandläufer. Machetes, Cuv.
der Kampfstrandläufer. Machetes pugnax, Cuv. ,
XX. Rallenartige Vögel. Rallidae, Leach.
Ralle. Rallus, Linn.
die Wasserralle. Rallus aquaticus, Linn. n
Wiesenknarrer. Crex, Bechst.
der Wiesenknarrer oder Wachtelkönig. Crex pra-
tensis, Bechst. s N N ae
Vögel. Scolopaci-
Seite
4190 bis 194
191°
191
191
345
346
346 — 347
347
347 — 348
848 — 349
349 — 350
350 — 351
351
352 — 353
355
353 — 354
355
354 — 355
355
355 — 356
314 — 315
356.
357 — 358
— NIXXI —
Seite
Rohrhuhn. Gallinula, Lath.
das ‚gelleckte Rohrhuhn. Bald porzana, Lath. 315 bis 317
Teichhuhn. Stagnicola, Br.
das grünfülsige Teichhuhn. Siagnicola chloro-
pus, Br. . . . . . 358 TE 359
XXI. Mövenartige. Zaridae, Leach.
Möve. Da Linn.
die grolse Mantelmöve. Larus marınus, Linn. . 860
die Bürgermeistermöve. Larus glaucus, Brimn. . 361
die a et Larus argentatus, Brünn. + 361
die Heringsmöve. Larus fuscus, Linn. . .
die weilsschwingige Möve. Larus leucopterus,
Faber. . . .. 361
oe Ts ans, Re .. 861 — 362
die dreizehige Möve. Larus tridactylus, Linn. „ 362
die Lachmöye. Darus ridibundus, Linn. » . 362 — 363
Raubmöven. Lestris, Ill. K . .« 363
Seeschwalbe. Szerna, Linn. 3 N . 363
die Sturm- und Petersvögel. A . + 563
XXI. Pelekanartige Vögel. Pelecanidae,
Leach.
die Kropfgänse. Pelecanus, Linn. ß . 8365 '
die Tölpel. Zula, Brifs. . x hin Sara
die Scharben. Carbo, Gefsn. . . . 564
XXI, Entenartige Vögel. Anatidae,
Leach.
Schwan. Cyg onus, Brifs.
Der Singschwan. Cygnus musicus, Linn. » . 865 — 366
der Höckerschwan. Cygnus gibbus et olor, auct.. 364 — 365
Gans. ‚Anser, Brifson et Boje.
die Graugans. Anser cinereus, Mey. . . 385 — 587
die Saatgans. ‚Anser segetum, Mey. . 366
die Blässengans. Anser albifrons, Beck . 866 — 367
Meergans. Bernicla, Boje.
die weilswangige Gans. Bernicla leucopsis, Boje. 867
die Ringelgans. Bernicla torquata, Boje. » . 367 — 368
Gansente. Tadorna, Boje.
die ägyptische Gansente. Tadorna degyptiaca, Boje. 316 — 317
die Brandgansente. Tiadorna gibbera, rs « 817 — 318
Ente. Anas Linn.
die gemeine Ente. Anas boschas, Linn. » . 381 — 384
die Bisamente. Anas moschata, Linn. E . 384 — 385
die Brautente. /ras sponsa, Linn. . +» 318 — 319
die chinesische Ente. Anas gallericulata, Linn. 319 — 320
Die Enten überhaupt, die Tauchenten,
Steisfülse, Seetaucher, Lummen, Al-
ken, Larven- und Krabbentaucher, , 368 — 369
x
Erklärung der Kupfertofeln.
Tafel I. \
1) Der ungarische Bienenfresser. _Merops Hun-
garia, Br. Weibchen im Frühjahre.
2) Der fremde blaurückige Eisvogel. Alcedo ad-
vena, Br. Männchen im Winter. -
3) Der langschwänzige Kuckuck. Cuculus ma-
crourus, Br. Weibchen im Sommer.
4) Der Goldpirol. Oriolus aureus, Br. Altes
Männchen im Frühjahre.
5) Die blaue Racke. Coracias garrulus, Linn.
Männchen im Frühjahre.
Taf. I.
1) Der weifsbindige Kreuzschnabel. Crucirostra
taenioptera, Br. Altes Männchen im Herbste.
2) Der Hakengimpel. Corythus enucleator, Cuv.
Altes Männchen im Herbste.
3) Der rothstirnige Karmingimpel. Zrythrotho-
. rax rubrifrons, Br. Altes Männchen im
Sommer.
4) Der deutsche Gimpel. Pyrrhula Germanica,
Br. Männchen im Winter.
5) Der südliche Girlitz. sSerinus meridionalıs,
br. Männchen im Herbste.
6) Der Kirschkernbeifser. Coccothraustes cera-
sorum, Br. Männchen im Frühjahre.
c
a OR
Taf. II.
1) Der Gartengrünling. Chloris horiensis, Br.
(Losia chloris, Linn.) Männchen im Früh?
jahre.
2).Der Haussperling. Pyrgita domestica, Cuv.
Altes Männchen im Sommer.
3) Der Gartenedelfink. Fringilla coelebs, Linn.
Männchen im Frühjahre.
4) Der gelbschnäblige Hänfling. Fringilla flavi-
rostris, Linn. Altes Männchen im Herbste.
5) Der Leinfink. Fringilla linaria, Linn. Altes
Männchen im Winter.
6) Der Zeisig. Fringilla spinus, Linn. Männ-
chen im Frühjahre. |
7) Der Stieglitz. Fringilla carduelis, Linn. Männ-
chen im Frübjahre.
Taf. IV.
1) Der Grauammer. Emberiza miliaria, Linn.
Männchen im Winter. |
2) Der rothbärtige Ammer. ‚Emberiza rufibarba,
HA. et E. Männchen im Frühjahre
3) Der Rohrammer. Cynchramus schoeniclus,
Boje. Männchen im Frühjahre. \
4) Der Schneesporner. Plecirophanes nivalıs, Mey.
Männchen im Frühjahre.
5) Die Steppenammerlerche. Melanocorypha Ta-
tarica, Boje. Altes Männchen im Frühjahre.
6) Die Alpenwüstenierche. Phileremos alpesiris,
Br. Männchen im Winter.
7) Die Haubenlerche. Galerida cristata, Boje.
. Männchen im Frühjahre. Ki)
Taf. V.
1) Die Berglerche (Feldlerche). dlauda montana,
Br. (Al. arvensis, Linn.) Männchen iu Früh-
Jahre. |
— X —
2) Richards Stelzenpieper. Cordylla Richardi, Vı2.
Männchen im Frühjahre.
3) Der Felsenwasserpieper. Anthus rupestris, Nilss.
Männchen im Hochzeitkleide. . Ss
4) Die Schafstelze. Budytes flavus, Boje. Männ-
chen im Hochzeitkleide. |
5) Die weilse Bachstelze. Motacilla alba, Linn.
Männchen im Hochzeitkleide.
Daft. NL
1) Das schwedische Blaukehlchen. Cyanecula Sue-
cıca, br. Männchen im Frühjahre.
2) Die fremde Nachtigall. Luscinia peregrina, Br.
Männchen im Herbste.
3) Das nordische Rothkehlchen. Aubecula sep-
tenirionalis, Br. (Sylvia rubecula, Lath.)
Männchen im Herbste. |
4) Der Waldrothschwanz. Autticilla sylvestris, Br.“
(Sylvia phoenicurus, Lath.) Männchen im
Frühjahre. x
5) Die grofse bunte Steindrossel. Petrocossyphus
saxatilis, Boje. Männchen im Hochzeitkleide.
6) Die Alpenringamsel. Merula alpesiris, Br.
(Turdus torquatus, Linn.) Weibchen im
Sommer.
Taf. VI
1) Der schwarzkehlige Steinschmätzer. Saxzcola
rubicola, Bechst. Altes Männchen im Früh-
| jahre. Sa,
2) Die graue langschnäblige Grasmücke. Curruca
grisea, Br. Männchen im Frühjahre.
3) Der Berglaubvogel. Phyllopneuste montana, Br.
Männchen im Frühjahre. ;
4) Die hochköpfige Bastardnachtigall. Zippolais
alticeps, br. Männchen im Frühjahre.
5) Der gestreifte Schilfsänger. Calamoherpe aqua-
tica, Boje. Männchen im Frühjahr.
| c*
—— XV —
6) Der Waldzaunkönig. Troglodytes sylvestris, Br.
Männchen im Winter.
Taf. VII.
1) Der schieferbrüstige Flüevogel. _Accentor‘ mo-
dularis, Koch. Männchen im Frühjahre.
2) Die Finkmeise. Parus major, Linn. Männchen
im Frühjahre.
3) Die Schwanzmeiss. JParoides caudatus, Br.
Weibchen im Winter.
4) Die Bartmeise. Mysiacınus biarmicus, Cuv.
Männchen im Winter.
5) Die polnische Beutelmeise. Pendulinus Poloni-
‚cus, Br. Männchen im F'rühjahre.
6) Das saffranköpfige Goldhähnchen. Regulus cro-
cocephalus, Br. Männchen im Winter.
Einleitune.
1. Rechtfertigung der Stubenvögelliebhaberei.
Viele Seelen, welche sehr empfindsam erschei-
nen wollen, ereifern sich gewaltig über diejenigen,
welche zu ihrem Vergnügen Vögel in Käfigen hal-
ten. Sie nennen dies ein sündliches und grausa-
mes Verfahren, indem zur Freiheit geborne We-
sen zu dem traurigen Looose der schrecklichsten
Sclaverei auf Lebenszeit verurtheilt und Wälder
und Fluren ihrer lieblichen Sänger beraubt würden.
Man sollte den Vögelgesang in der freien Natur
genielsen; hier erfreue und erhebe er weit mehr,
und werde nicht auf Unkosten der edeln Freiheit
herrlicher Geschöpfe erzwungen. Es wird leicht
seyn, das Abgeschmackte eines solchen Geredes zu
zeigen. Es leuchtet von selbst ein, dafs Viele sich
am Gesange der Stubenvögel ergötzen, welche den
in der freien Natur nur selten oder gar nicht ge-
niefsen können. Tausende zu einer sitzenden Le-
bensart verurtheilte Menschen würden, zumal wenn
sie in ‚grolsen Städten wohnen, aufser dem Zanken
der Sperlinge, dem Geschre® der Dohlen,
dem Krächzen der Krähen, dem Girren der
Hausschwalben und dem Surren der Mauer-
segler schwerlich Vögelstimmen zu hören bekommen.
Allein andere weiter unten anzuführende Gründe wer-
den den grofsen Genufs der Stubenvögelliebhaberei
in ein noch viel schöneres Licht stellen. Jetzt will
a
ich nur von dem, für so traurig ausgegebenen Schick-
sale der Stubenvögel selbst reden. Man verwech-
selt hier auf eine merkwürdige Weise die vernünf-
tigen und unvernünftigen Geschöpfe. _ Selbst bei
den erstern zeigt es sich, dafs die Gewohnheit Al-
les erträglich macht, und dafs selbst die, auch nur
von ganzer Seele verhalste Sclaverei lange nicht
so drückend für Viele ist, als man glauben mag,
womit übrigens dieser Eintwürdigung der Mensch-
heit gar nicht das Wort‘ geredet werden soll. Al-
lein bei den 'T'hieren, namentlich bei den Vögeln,
bemerkt man ja deutlich, dafs ihnen die Gefangen-
schaft, sobald ihr erster Eindruck ein Mal überwun-
den, gar nicht drückend ist. Das sicherste Kenn-
zeichen des Wohlbefindens eines Vogels ist der Ge-
sang. Man schiefse den im stärksten Gesange be-
griffenen Vogel auch nur leicht an, und er wird
sogleich aufhören. Die geringste Verwundung,
Mangel an hinreichender Nahrung, sehr ungünstige
Witterung bringt die Singvögel bald zum Schwei-
gen. Man vergesse des Morgens, einen Stubenvo-
gel zu füttern, oder beobachte ihn bei der gering-
sten Unpäfslichkeit, der Mangel des Gesanges wird
jedes Mal zeigen, dafs ihm Etwas fehlt. Hieraus
geht unwidersprechlich hervor, dafs die eingewöhn-
ten Stubenvögel keine Empfindung ihrer Gefan-
genschaft haben, sich also in. ihr auch nicht un-
glücklich fühlen können: sonst sängen sie nicht.
Die Beschuldigung der den Stubenvögeln angetha-
nen Grausamkeit löst sich also in Nichts auf. —
Was nun die andern wegen der Entvölkerung
der Wälder und Fluren von den lieblichen Sängern
betrifft: so hat sie mehr Grund. Unrecht finde ich
es, wenn man da, wo es wenige Sprosser, Nach-
tigallen, Wachteln oder andere ausgezeichnete
Singvögel gibt, diese alle aus Gewinnsucht weg-
fängt und verkauft. Allein die wenigen übrigen Vö-
gel, welche der Liebhaber in der Stube hält, sind
mit denen, welche der Mensch, ohne dafs er den
geringsten Widerspruch dabei erfährt, seinem lieben
Magen opfert, in gar keine Vergleichung; zu setzen.
P4
_ BB.
Wenige Finken werden gehalten, aber Tausende
auf Heerden gefangen und gegessen. Welche Un-
zahl der so sehr nützlichen Lerchen, Drosseln,
Meisen, Rothkehlchen ‚und vieler andern Vö-
gel wird dem unersättlichen Magen Preis gegeben!
Das findet Jedermann ganz in der Ordnung; allein
wenn nun ein armer Schuster oder Schneider eine
solche Lerche oder Singdrossel im Käfige hält,
da schreit man. Man scheut sich nicht, die zahmen
Gänse in die Schwebe zu hängen und ihnen das
Fressen, dadurch, dafs man ihnen selbst während
der Nacht alle 2 Stunden Pfröpfe einschiebt, zur
Strafe zu machen; allein dafs ein Vogel in einen
Käfıg gesteckt wird, empört empfindelnde Seelen,
welche übrigens mit aller Behaglichkeit das Fett
einer so grausam gemästeten Gans: verzehren. —
Ich behaupte dreist, dafs die Vögel durch die
Zähmung; veredelt werden. Wie lernen sie ihren
Herrn kennen und lieben! Sie begrüfsen ihn, wenn .
er früh aufsteht oder nach einer kurzen oder längern
Abwesenheit ‚nach: Hause kommt; sie suchen ihm
auf alle Weise ihre Zärtlichkeit und Dankbarkeit
zu beweisen. Sie zeigen ihm an, wenn ein Vogel
seinem Käfige entflieht oder sonst eine Unordnung
vorfällt.... Sie, “dieceiner hohen Ausbildung ihrer
geistigen Fähigkeiten fähig ‚sind, erhalten diese
durch den Umgang mit dem Menschen. Sie wer-
.den zärtlich, dankbar, mittheilend, bezeugen ihrem
Herrn auf die deutlichste Weise ihre Freude und
ihr Leid. Und es sollte keine Freude seyn, solche
liebliche, liebende und ‚liebenswerthe Wesen um sich
zu haben. Diesen Genufs kann nur der beurthei-
len, welcher ihn aus Erfahrung kennt. Und wie
kann man durch die edle Stubenvögelliebhaberei
den traurigen Winter seiner Oede berauben! Im
Januar und Februar fangen die herrlichsten Sän-
ger an — die gewöhnlichen singen schon viel frü-
her — ihre entzückenden Töne hören zu lassen.
Nun erschallt das ganze Zimmer von der herrlich-
sten Musik, welche des Abends bei Kerzenlicht nicht
aufhört, ja selbst des Nachts durch die herrlichen
Nachtschläger unter den Sprossern und Nach-
ER 1 * 3
“4
tigallen, wie unter den Haidelerchen fortge-
setzt wird. Welch eine beneidenswerthe Unterhal-
tung hat da der Liebhaber. Es mag draufsen stür-
men und schneien, so sehr es nur kann, der Nord-
wind mag eine Kälte von einigen 20 Graden mit
sich führen, und Flüsse und Ströme mit dickem
Eise bedecken und alles Leben in der ganzen Na-
tur durch eine todähnliche Erstarrung binden: in
dem Zimmer des Freundes der Stubenvögel herrscht
der Frühling, und wenn er mitten unter seinen
Lieblingen sitzt und einige durch Kunst gezo-
gene Blumen um sich her stellt: so braucht er nur
ein wenig Einbildungskraft in Bewegung zu setzen,
um sich mitten im Mai zu befinden. Und diese
Wonne wird nicht blos dem Besitzer der Vögel
selbst, sondern auch allen seinen Hausgenossen und
der ganzen Nachbarschaft zu Theil. Darum soll
Jeder, welcher für solche Freuden keinen: Sinn hat,
sie dem für sie Empfänglichen gönnen, und’ ihm
seine Liebhaberei nicht durch unnützes und abge-
schmacktes Gerede zu verkümmern suchen.
2: Ueber den Vogelgesang überhaupt und den
der Nachtigallen und Sprosser insbesondere,
nebst Bemerkungen über die Behandlung und
Pflege der letztern in der Stube, nach viel-
jähriger Beobachtung und Erfahrung, von
Bl: Kasse): |
g. 1.
Jede Art der Singvögel hat
a) ihre eigenthümliche Art und Weise des Tons,
*) Diese Darstellung eines grolsen Kenners ist so vortrefl-
lich, dafs jeder Liebhaber mir für die Mittheilung dieser herr-
lichen Gabe des lieben Freundes danken wird. Ich fühle mich
ganz aulser Stand, Etwas zu liefern, was dem hier folgenden
die Wage hielte, und deswegen gebe ich über den Gesang im
Allgemeinen gar Nichts. B.
_-
b), ka ihr eigenihümlichen Umfang der einzelnen
öne, |
c) eine ihr eigenthümliche mehr oder minder merk-
bare Verbindung dieser einzelnen 'T'öne zu Stro-
phen oder Touren und
d) eine Verbindung dieser Strophen zur Melodie.
Durch alles dies entsteht ihr natürlicher G@e-
sang. Doch können auch verschiedene Vögel ver-
möge der Organisation ihres Kehlkopfs und ihrer
Zunge mehr oder weniger ähnlich und gut andere
Töne, Strophen und Melodien künstlich nachahmen
lernen. So lernt z. B. der Papagei, besonders der
aschgraue und der geschwätzige Lory, selbst bei
seiner von Natur widerlichen Stimme, die schön-
sten Sprosser- und Pirol- Töne und Strophen
herrlich.
Jede Vögelart hat also im Naturzustande zu-
erst ihre eigenthümliche Art und Weise des Tons.
So wie jedermann den "Ton einer Flöte von dem
Tone einer Clarinette, oder eines Hornes zu un-
terscheiden vermag, so ist auch jeder Vogel sofort
an der Art und Weise seines T'ons zu erkennen;
eine ganz andere hat z. B. die Amsel und eine
ganz andere die Feldlerche. Den schönsten, voll-
sten und gerundetsten Ton dürfte unter den inlän-
dischen Vögeln der Pirol haben, jedoch fehlt es
ihm an Mannichfaltigkeit in den Strophen und was
er oft vor und unter seinen schönen Tönen hören
läfst, klingt katzenmauähnlich und widrig.
Ferner unterscheiden sich die Vögel durch den
Umfang der einzelnen Töne ihrer Stimme und es
herrscht auch diesfalls eine grolse Verschiedenheit
unter ihnen. Den gröfsten Umfang der Töne ha-
ben wohl die Nachtigall und der Sprosser, erstere
läafst Discant-, Alt- und zum Theil auch 'Tenor-'Föne,
namentlich im Anfange der Singzeit einen so hohen
Ton hören, welchen kein Instrument zu erreichen
vermag. Der Sprosser hingegen hat Alt-, Tenor-
und Bafs- Töne. Viele Vogel und selbst manche
sehr. anmutbige Sänger, z. B. die grofse, graue
Grasemücke und Feldlerche haben blos 4 Töne mit.
oder ohne halbe 'Töne, wissen aber solche auf eine
y
ee la
unerreichbare Weise so mannichfaltig und anmu-
thig mit einander zu verbinden, dafs das Ohr ih-
nen Stundenlang mit immer erneutem Vergnügen
zuhöort. $
So verbindet also jede Vögelart die ihr eigen-
thümlichen einzelnen Töne zu einer (es haben z.
B. der Fitis oder grofse Weidenzeisig und der ge-
meine Fink nur eine Strophe) oder zu mehrern Stro-
phen oder Touren, und zwar zu gleichlautenden
und zu abgesetzten oder mit einander verschmolzenen.
Nach Verschiedenheit dessen, wird ihr Lied ent- :
weder ein Gesang oder ein Schlag genannt. Geschieht
nämlich die Verbindung der einzelnen lauten Töne
zu mehr gleichförmigen und von einander abgesetz-
ten Strophen, so sagt man, der Vogel schlägt, z.
B. der Sprosser. Werden aber jene einzelnen Töne
verschiedenartiger und mannichfaltiger mit einander
verbunden und inniger verschmolzen, so sagt man:
der Vogel singt, z. B. die Lerche und Grasemücke.
Bei Vögeln der Art liefse sich sagen, dafs sie den ı
Umfang ihrer Töne mit der ihnen eigenthümlichen
Art und Weise des 'Tons sofort ohne merkbare Stro-
phen oder Touren zu einer Melodie verbänden; al-
‚lein bei genauer Beobachtung dürfte man doch auch
bei ihnen finden, dafs wenigstens die Verbindung
mancher einzelnen 'Töne in einer gewissen Weise
öfter wiederkehrt.
Ueberhaupt läfst ein Vogel selbst der Art, bei
welchem sich die Strophen und Touren deutlich _
von einander unterscheiden, z. B. der Sprosser und
die Nachtigall, diese Strophen oder 'Touren nicht im-
mer wie bei einem Liederverse hinter einander, son-
dern nur selten’ in einer gewissen steten Reihenfolge
hören; es kommt vielmehr bald diese, bald jene vor
oder nach, und daraus entsteht die Mannichfaltig-
keit der Melodie. Bei dieser Mannichfaltigkeit wird
daher das Ohr den natürlichen oder Waldgesang
weit seltener überdrüfsig, als das immer gleichför-
mig wiederkehrende künstlich erlernte Lied.
Ueber die Verbindung der einzelnen Töne zu
Strophen und der Strophen oder 'Touren zu Me-
lodien studiren die Vögel oft für sich selbst oder
BEN
wenn sie andere Töne und Gesänge hören, und
ändern dadurch zuweilen ihren natürlichen Gesang
oder Schlag, wenn auch nicht in der Haupt-, doch
Nebensache. So haben sich manche Individuen ge-
wisse besonders schöne Töne und Strophen ausstu-
dirt oder verbinden solche mit vorzüglich gutem Ge-
schmacke. Dagegen fehlen wieder andern mehrere
Töne und Strophen, welche bei Vögeln ihrer Art sonst
gewöhnlich sind, ganz, oder sie verunstalten diesel-
ben, und so gibt es auch unter den Individuen ei-
ner und derselben Art Virtuosen, gewöhnliche Sän-
ger und Stümper, so dals oft ein Virtuose gerin-
gerer Art einem gewöhnlichen oder Stümper der
höhern Classe weit vorzuziehen ist. Unter manchen
Vögelarten ist dies weit häufiger als unter andern.
Alle Vögel singen und schlagen in der Paar- und
Brutzeit, wo auch sie die Gefühle der Liebe be-
seelen, am anmuthigsten, und in selbiger und am
Morgen, 'so wie bei bevorstehenden Gewittern, am
fleifsigsten. In der Zugzeit singen auch die Stu- |
benvögel weniger fleilsig oder schweigen wohl gar
mehrere Tage. Eigentliche Nachtsänger finden sich
‚in Europa wohl nur unter den Sprossern und Nach-
tigallen, obschon auch das angenehme Lied der
"Waldlerchen uns im Freien um Mitternacht er-
götzt und manche der letztern, so wie manches
Rothkehlchen etc. bei Licht in der Stube singt.
Der Mai ist der allgemeinste und schönste Ge-
sangsmonat, und es hat uns Naumann in. dem
ersten Theile seiner trefflichen Naturgeschichte der
Vögel Deutschlands eine höchst anziehende Schil-
derung des mit einem Maitage in Laubgehölzen
und Sumpfgegenden nach und nach aufwachenden
Vogelgesangs gegeben. Manche Vögel, z. B. Stieg-
litze, Canarienvögel, singen aufser der Mauser das
ganze Jahr hindurch. Die schönsten Sänger Euro-
pas schlagen oder singen aber die kürzeste Zeit
im Jahre, so wie auch die schönsten Blumen am
kürzesten blühen; gewöhnlich singen sie jedoch in
dieser kurzen Zeit von 3 und 4 Monaten desto thä-
tiger. Alle Vögel, welche nicht das ganze Jahr
hindurch fortdauernd singen, müssen mit seltenen
u
Ausnahmen im Anfange der Singzeit ihre Töne und
Strophen wieder einstudiren, : oder ihr Kehlorgan
zu ihren natürlichen Melodien wieder geschmeidig
machen, womit jedoch die später anfangenden Vo-
‚gel schneller zu Stande kommen. Sie werden erst
nach und nach, jedoch letzt gedachte am schnell-
sten ganz laut; auch der Schlag; klingt bei meh-
rern Vögeln, z. B. den Sprossern in den ersten Wo-
chen gewöhnlich wie ein Gesang. Nur wenige Vö-:.
gel fangen sogleich laut an, und wenn dies z.B.
auch einzelne Sprosser und noch mehr Nachtigals.
len thun, so bringen sie doch nicht sogleich alle
Touren, namentlich die schwerern, richtig und
rund heraus.
Um den Gesang der verschiedenen Vögel zu
würdern, kommt es vorzüglich auf die Schönheit
des Tons, den Umfang der einzelnen Töne und auf .,
die Mannichfältigkeit der Strophen und der Melo=
die, aber auch darauf an, ob darunter hesonders "...
anmuthige oder mehr oder weniger unangenehme.
Töne und Strophen befindlich sind. Denn so wie
mancher Vogel, z. B. die Nachtigall, grofse, graue
Grasemücke und Wald- und Feldlerche in ihrem
Gesange gar keine unangenehmen oder widerlichen
Tone und Strophen haben, also hat dagegen man-
cher Vogel, z. B. die Bastardnachtigall und Sing-
drossel sehr schöne (namentlich erstere) und recht
unangenehme zugleich *).
Zwar ist in gewissen Tönen und Strophen der
Ausdruck einzelner Sylben und Worte mehr oder _
weniger erkennbar, z. B. bei manchen Sprossern
und Singdrosseln der David. Der ganze Gesang
oder Schlag eines Vogels läfst sich aber durch Worte
und Buchstaben nicht deutlich machen, und so sind
auch die derartigen in der bekannten Bechsteinschen
*) Dafs auch die Nachtigall aufserhalb ihres Gesangs
in Zorn und Eifersucht mit ihres Gleichen oder andern Vö-
geln oder bei Aufstolsung etwas Ungewöhnlichen oft einen sehr
unangenehmen schreienden Ton hören läfst, bemerkt schon
Bechstein.
=
Naturgeschichte der Stubenvögel gegebenen Be-
schreibungen des Sprosser- und Nachtigallschlags,
zu geschweigen mancher ÜUnrichtigkeit, gröfsten-
theils unverständlich und Spielerei. Andern, wel-
che den Vogel nicht hören, eine einigermafsen deut-
liche Vorstellung von seinem Gesange zu machen,
würde nur der vermögen, welcher zugleich Ken-
ner des Vogelgesangs, Musikverständiger und Ton-
setzer wäre, wenn er den Gesang durch Noten mit
Beobachtung des T’acts und Angabe des Instruments,
das piano und forte, das crescendo und decres-
cendo, das Tragen und Abstolsen des Tons etc.
ausdrückte; — dergleichen besitzt aber das jetzige
Jahrhundert noch nicht. |
g. 2
Während die heilse Zone Vögel von dem schön-
sten F'arbenschmucke zieren, erfreut sich die ge-
mälsigte Zone ‘und namentlich Europa, der an-
muthigsten Sänger. Doch lälst sich keineswegs
behaupten, dafs der Gesang nur den Vögeln des
gemäfsigten Climas eigen sei, man trifft auch in
verschiedenen Tropenländern liebliche Sänger an.
So soll der Gesang der flötenden Drossel (Tur-
dus polyglattus) in Guiana unserer Nachtigall äh-
neln, in Brasilien ward Langsdorfs Ohr und Herz
„durch die himmlische Harmonie der bunten Sing-
vögel mit Wonne und Entzücken erfüllt‘“*) und
Forster hörte in Otahaiti liebliche und sehr ange-
*) G. H. Langsdorfs Bemerkungen auf seiner Reise um die
Welt in den Jahren 1803 bis 1807 ir Bd. S. 45 und 79. Da-
mit ist jedoch der grofse Ornitholog, der Prinz Maximilian zu
Wied, in den Beiträgen zur Naturgeschichte Brasiliens 3r Bd.
1ste Abth. Weimar 1830 S. 41 und 42 zu vergleichen, wel-
cher in Brasilien zwar auch angenehme Singvögel, z. B. meh-
rere Drosselarten und Finken hörte; allein unsern flötenden
Chor vermilste. Er sagt: bei einem Spatziergange in den bra-
silianischen Gebüschen und Waldungen wird man weniger me-
lodische und abwechselnde Stimmen, als laute sonderbare Töne
vernehmen.
— 10 —
nehme Sänger*). In der gemälsigten Zone aufser-
halb Europa hat die virginische Nachtigall (Loxia
cardinalis) bei ihrem schönen hochrothen Gefieder
eine vortreffliche Stimme mit einigen herrlichen
Sprosserstrophen, ja, es fand der Engländer Ro-
chelas in Neuseeland den Gesang des Orgelvogels
oder Poe noch weit reitzender als den der europäi-
schen Nachtigall**); allein er hörte beide nicht ne-
*) J. Reinh. Forsters Reise um die Welt während der Jahre
1772 bis 1775, herausgeg. von Georg Forster, Berlin 1778. 4.
ir Bd. S. 206 und 209.
**) Von diesem Vogel, welcher schwarz, von der Grölse
einer Amsel mit weilsem Federbusche auf dem Kopfe ist, sagt
Joh. Liddiard Rochelas in seiner Reise nach und in Neuseeland
in den Jahren 1814 und 1815, in Bertuchs neuer Bibliothek
der wichtigsten Reisebeschreibungen 18ter Bd. S. 219: „Unter
den Singvögela war einer, der sich vor allen andern auszeich-
nete, sowohl durch die Harmonie als die sanfte Lieblichkeit
seines Gesanges, der mir wirklich mit dem keines andern Vo-
gels vergleichbar erschien. Dieser Vogel, den man nach Port
Jakson gebracht hat, und der dort sehr bewundert worden ist,
wird von den Kolonisten der Orgelvogel (zhe organıbird) ge-
nannt und ist, wie ich glaube, ausschliefsend ein Bewohner
Neuseelands. Den Gesang der europäischen Nachtigall, wie
sehr ich sie auch liebe, finde ich dennoch vom Gesange dieses
Vogels bei weitem übertroffen, und ich gestehe es, nie in mei-
nem Leben habe ich von einem. so bezaubernden, melodischen
Vogel eine Vorstellung gehabt. Als wir noch auf seine Triller
mit gespannter Aufmerksamkeit horchten etc.“ und S. 406:
„Der Poe mit seinem Büschel weilser Tedern, von dem eine
genaue Zeichnung in Cooks Reisen gegeben ist, ist ‚ein durch
seine Stimme bezaubernder Bewohner der romantischen Wild-
nisse Neuseelands und ist von diesem Wunderyogel nicht zn
viel gesagt, wenn man behauptet, dafs keiner der Sänger in
den europäischen Wäldern sich mit ihm messen, kann. Dieser
Vogel ward uns von den Eingebornen zum Verkauf gebracht
in kleinen aus Flechtwerk gemachten Käfigen.“ Beschrieben
‘und abgebildet ist dieser Vogel in der englischen Ausgabe von
Cooks Reisen um die Welt in den Jahren 1772 — 75. London
1777. Bd. 1. S. 97, No. LII.
\ ee
ben einander, kannte den Schlag unsers Sprossers
als Engländer wahrscheinlich gar nicht, und keinen
Falls kann sein Geschmack allein als entscheidend
- angenommen werden. |
Unsre anmuthigsten. inländischen Sänger sind
Zugvögel. Es kommt zwar beim Vogelgesange
sehr viel auf den oft sehr verschiedenen Geschmack
an, unstreitig sind aber nach dem einstimmigen
Ausspruche des Alterthums und der neuern Zeit der
Sprosser (Sylvia Philomele oder Motacilla Lus-
einia major) und die Nachtigall (Sylvia Luscinia
oder Motacilla Luscinia) der König und die Kö-
nigin unsrer Singvögel. Ihnen folgt unter den eu-
‚ropäischen Sängern die grofse graue Grasemücke
(Sylvia vel Motacilla hortensis) wegen ihrer un-
gemeinen «Anmuth des 'Tons und lieblichsten Ver-
schmelzung der Töne zunächst. Nach selbigen
‚aber dürften in einer Ordnung, die an und für sich
sehr schwer zu bestimmen ist und sich jeder Lieb-
haber nach seinem Geschmacke ändern kann, fol-
gen: der Sumpfschilfsänger ( Sylvia” palustris ),
die Bastard- Nachtigall oder der Spottvogel (Sy/-
via Hippolais), die rostgraue (Sylvia fruticeti)
und spanische oder gesperberte Grasemücke (Syl-
via nısoria), die Wald- und Feldlerche (Alauda
arborea et arvensis), der Plattmönch (Sylvia atira-
capilla), die Steindrossel oder der einsame Spatz
(Turdus Saxatilis), die Blaudrossel oder Blau-
merle (Zurdus cyanus), der Pirol (Oriolus Gal-
bula), die Singdrossel oder Zippe (Turdus mu-
sicus), welche sich besonders durch grofse Man-
nichfaltigkeit der Strophen auszeichnet, der in Eu-
ropa gleichsam einheimisch gewordene Ganarien-'
vogel und das wohl einen höhern Platz hier
verdienende Rothkehlchen (Sylvia rubeculla ).
Geringere Sänger sind: der Hänfling (Fringilla
cannabina), die Amsel (Turdus merula), der Fi-
tis (Sylova Fitis), der gemeine Fink (Fringilla
‚ Coelebs), das Blaukehlchen (Sylvia Suecica), der‘
Stieglitz (Fringilla Carduelis) und andere.
en
EN
Die Nachtigall A dem Sprosser die ziehen-
den und schmelzenden Strophen voraus, der Spros-
ser hingegen zeichnet sich durch das Glockenartige
(die sogenannten hohlen Touren) und die Fülle und
Kraft des Tons, vor ihr aus und stöfst seine 'Töne
. mehr ab, als dafs er sie trägt oder zieht. Wäh-
rend die Nachtigall in jeder Strophe ein in den
Tönen innig verschmolzenes brillantes Allegro hö-
ren lälst, erschallt des Sprossers majestätisches An-
dante; denn obschon bei dem lauten Frühlingsschla-
ge die Nachtigall gewöhnlich zwischen den einzel-
nen Strophen länger, als der. Sprosser, pausirt: so
ist doch der Schlag des letztern, wenn auch hin-
sichtlich der Touren zusammenhängender, doch im |
Ganzen weit langsamer und majestätischer. In Hin-
sicht der Mannichfaltigkeit der Touren hat zwar
die Mehrzahl der Nachtigallen vor der Mehrzahl
‚der Sprosser den Vorzug, doch wetteifern auch hier-
inne die Virtuosen beider Arten.
Die Sprosser sind in ihrem Schlage weit ver-
schiedener als die Nachtigallen. Der Sprosser jeden
Landes, jeder Provinz, ja oft jeder Aue, hat seine
besondern Töne und Strophen und es gibt wohl
unter keiner Vogelart, namentlich in Nebentouren,
so von einander verschiedene Modulation, so dafs
gedachte Freiheit in der Melodie gleichsam ein
Vorrecht dieses Königs der Singvögel zu seyn
scheint. Selbst unter den Sprossern ein und der-
‚selben Aue walten nicht selten Verschiedenheiten im
Gesange ob, und es gleicht der Gesang einer Samm-
lung Sprosser verschiedener Auen und Länder wahr-
haft einer Nelken- und Rosenflur, wo zwar alles
Nelken oder Rosen sind, diese sich aber dennoch
in ihren Farben und Mischungen ganz verschieden
und mannichfaltig darstellen. Daher findet man
auch in Hinsicht der Sprosser eben solche Liebha-
ber, wie bei den Nelken, Rosen, Aurikeln u. dgl.,
‚und Mancher von ihnen verwendet auf Vögel von
besonders schönen und seltenen Melodien viel Geld.
Manche Sprosser mischen auch mehr oder weniger
— 13 —
Nachtigallentouren mit ein und werden Halbröder,
Doppelschläger, Zwei oder Doppelschaller genannt,
. welche jedoch für den Kenner ohne sonderlichen
Werth sind. Sie kommen aus soichen Gegenden,
wo Nachtigallen und Sprosser beisammen wohnen
und sich also mit einander begatten, oder wo die
jungen Sprosser Touren der benachbarten Nachti-'
gallen annehmen, so wie auch überhaupt selbst alle
Sprosser weit öfter Strophen von einer im Zimmer
mit hängenden Nachtigall annehmen, als dies eine
alte Nachtigall mit Sprosser- Touren thut. Nach
alledem fragt es sich bei einem Sprosser nicht so-
wohl davon, ob er stark schlägt, sondern
wie er schlägt? weshalb mancher für den Ken-
ner grolsen, der andere gar keinen Werth hat.
Hierbei kommt allerdings viel auf den besondern
Geschmack und das musikalische Gefühl jedes ein-
zelnen Liebhabers an. Es gibt — wie eine genaue
Beobachtung auswies — Dur - und Mollsänger.
Der Schlag der letztern geht in Molltöne und ist
melancholischer, höchst anmuthig und selten. In
den Hauptstrophen unterscheidet sich namentlich
der ungarische oder Wiener und der polnische
Sprosser, so dafs jeder Kenner in der Regel gleich
bei den ersten Strophen weils, ob er einen polni-
schen oder ungarischen hört. Ja, es behaupten
grolse Kenner und genaue Beobachter: bei neu ge-
fangenen Vögeln beiderlei Arten schon in ihrem
Aeulsern unterscheiden zu können*), worüber aber
das Nähere in diese blos den Gesang, betreffende
Abhandlung nicht gehört. Der ungarische oder
Wiener Sprosser hat, wenn er ächt gut ist, bei
weitem den Vorzug. Es finden sich aber ausnahms-
weise auch in Polen Sprosser vom schönsten unga-
*) Jedoch keineswegs auf’ die unrichtige Weise, welche in
Bechsteins Naturgeschichte der Stubenvögel, 3te Aufl. S. 553 in
der Anmerkung angedeutet worden ist).
U re VEN EEE N a
7) Siehe darüber weiter unten, was Gourcy bei dem Spros-
ser darüber sagt. :
rischem Schlage, die sich dahin auf ihren Wande-
rungen verirrt haben mögen und unter den unga-
rischen anscheinend mehr Stümper als unter den.
Polen, so dafs zumal jetzt, wo das Einfangen der
Sprosser vor und hinter Wien verpönt worden, ein
guter ächter Ungarschlag bei uns eine wahre Sel-
tenheit ist. Die schönsten Sprossertouren sind die
Tarracktour, — dergleichen Vögel es jedoch nur
noch im innern Ungarn gibt und jetzt höchst selten
mehr nach Deutschland gebracht werden — der Da-
vidanruf, besonders wenn sich daran sofert die tiefe
Gourltour, ein langer tremulantähnlicher Bafsmoll-
Ton anschlielst, die sogenannte Glockentour, die
Wasser-, die Silber-Kirrtour, der Philipp, Louis
und die Pirol- und Stahltour*). In der Regel
sind diese schönsten T'ouren den ungarischen und
selten, oder doch nur zum Theil, den polnischen
eigen. Auch der sogenannte Schiebock, welchen
die Sprosser bei Brünn in Mähren hören lassen,
klingt sehr angenehm. Andere minder ausgezeich-
nete, aber doch sehr schöne "Touren sind Jacob,
Gottlieb, Pabst und Vogeldieb. Jeder gute Spros-
ser mufs mit dem David- oder einem andern schö-
nen Anruf seinen Gesang anheben, und wird auf
ausgezeichnete und mannichfaltige Anrufe mit Recht
vorzüglich gesehn. Die Hauptwohnsitze der Spros-
ser sind die Donau - und Weichselauen, und in
erstern sollen die Sprosser Linz und 4 bis 6 Mei-
len unter Wien nach Regensburg zu, so wie 4 bis
6 Meilen hinter Wien und im Innern Ungarns, vor-
züglich in den Weichselauen aber die besten Spros-
ser ein Paar Meilen hinter Warschau seyn. ‘Die
meisten Sprosser schlagen erst im zweiten Jahre
nach ihrem Fang völlig wie im Freien, und lassen
erst da ihre Güte richtig beurtheilen; nur junge
Vögel schlagen schon im ersten Jahre leifsig und
vollkommen.
*) Diese und die weiter unten gedachten sind die unter
‚den Kennern mit Recht angenommenen Benennungen jener Tou-
ren, welche mehr oder minder im Gesange durch den Wortlaut
erkennbar sind. |
- .-
SE
Der polnische Sprosser verbindet die einzel-
‚nen Strophen seines Liedes mehr mit einander, so
wie sein Schlag weit wogender und schwebender,
als der ungarische klingt, und besonders charakte-
rissirt ihn sein unangenehmes Zerrrrrrrrrrrtez oder
das sogenannte Zätsch, welches manche sehr oft
bringen und vielen Strophen anschliefsen (und in der
Regel ein fast froschartiges Quoak, Quoark, Quoark,
welches natürlich ebenfalls nicht schön klingt, in-
gleichen der einem gewissen Lachen ähnliche Schlufs
einer Strophe). Dagegen hat namentlich der un-
garische Sprosser anstatt jenes Zätsch einen wun-
derbar schön klingenden langen Ton, gleichsam
- als schlüge man anhaltend an eine Stange Stahl an,
die obgedachte Stahltour. Ueberhaupt klingt sein
Schlag, anmuthiger, feuriger und brillanter, der des
polnischen melancholischer. Mehrere Touren haben
beide mit einander gemein, ein Individuum mehr
oder weniger als das andere.
’
' Während sich beim Verfasser dieses ein ächter
ungarischer Sprosser durch einen verschiedenartigen
Davidanruf, einen in den mitteln, den andern in
den hohen Tönen, charakterisirt, von welchen vor-
züglich der erstere, welchen er gewöhnlich vorher .
bringt, zauberisch schön klingt, ruft ein ihm ge-
höriger vorzüglich polnischer Sprosser oft aus lan-
. gen tiefen melancholischen Molltönen ein vom Da-
vid wieder ganz verschiedenes wunderschön klin-
gendes Dahi! Dahih! oder auch Diderahih! Didera-
hih! wahrhaft bachantisch in die Höhe hinauf, —
so dafs man nicht weils, ob man jener oder dieser
Tour den Vorzug geben soll? Gewöhnlich hört man
beim Polen sogleich im Anfange der Singzeit seine‘
Strophen zwar schwach aber doch deutlich und tact-
mälsig; mehrere ungarische Sprosser aber studiren
— wie der Verf. oft diese Erfahrung gemacht hat
— 4 bis 6 Wochen, ehe sie auf den richtigen Schlag
kommen, und singen im Anfange so geschwind und
durch einander, dafs sie fast nur der Kenner für
=
Sprosser erkennen kann. Es sind gewöhnlich junge
Vögel, die selten gut werden. Manche Ungarn ha-
ben einen zweifachen Schlag, den gewöhnlichen ab-
gebrochnen langsamen Schlag und einen zusammen-
hängenden geschwindern, welche sehr von einander
verschieden sind, und lassen letztern Gesang ge-
wöhnlich in den spätern Vormittags- und Nachmit-
tagsstunden hören.
6.
S
Eine gute Nachtigall hat wohl 20 bis 25 ver-
schiedene Strophen in ihrer Melodie, von welchen
keine einzige einen unangenehmen Ton hat. Die
schönsten T'ouren sind die Werltour, die Glocken-
tour (boi, boi, boi, boi, boi, boi), ferner eine
Tour ähnlich dem, als wenn in Stahl gesägt wird,
und eine dreifach zauberisch schön verschlungene,
ingleichen eine crescendo langtiefende und eine
schmetternde Strophe. Je öfter eine Nachtigall
hinter einander tieft und je schmelzender sie in ih-
ren 'Tönen zieht, je länger sie solche aushält, je
lieblicher ihr Ton, je mannichfaltiger die Ver-
bindung ihrer Strophen ist, und je öfter sie obi-
ge vorzügliche Touren bringt, desto schöner ist
sie. Diejenigen hingegen, welche ihre Strophen
kurz abbrechen oder auch manche Töne zu lange
aushalten, namentlich die erstere, gehören unter
die schlechten. Die polnischen und ungarischen
'Nachtigallen haben zum Theil einige schöne Ne-
benstrophen, sind jedoch von der hiesigen nicht -
‚so verschieden im Schlage, wie der polnische und
‚ungarische Sprosser sich von einander auszeichnen.
Von Naumanns Behauptung in seiner vortrefflichen
Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, dafs die
Nachtigallen in Wörlitz am vorzüglichsten sängen,
hat sich der Verf. dieses an Ort und Stelle nicht
überzeugen können. |
S. 7:
Die Nachtigallen und Sprosser singen im Freien
von ihrer Ankunft nach der Mitte Aprils bis gegen
Johannis. In der Stube fangen sie gewöhnlich bald
}
u NT.
nach Weihnachten zu singen an und hören gegen
Ende Mai’s oder Anfangs Juni wieder auf. Manche
fangen eher an und hören eher auf, andere singen
auch länger hinaus, obschon sie zeitiger angefan-
gen haben, manche fangen wohl erst nach Fast-
nacht an und schlagen überhaupt kürzere Zeit.
Es kommt dabei auf das Alter der Vögel und dar-
auf viel an, ob sie zeitig oder spät in die Mauser
kommen. Auch die Witterung hat grofsen Einflufs,
so dafs dieselben Sprosser und Nachtigallen in ei-
nem Jahre bedeutend eher oder später als in dem
andern zu schlagen anfangen. Schr selten singt,
wie der Verf. dieses im Jahre 1829 an einer schon
mehrere Jahre im Käfig befindlichen Nachtigall
erlebte, ein Sprosser oder eine Nachtigall aulser
der Mauser oder sogar während derselben das ganze
Jahr hindurch. Wenn man nicht eher als bis die
Vögel im Schlage matt zu werden anfangen, dann
aber auch sogleich — jedoch nie auf einmal allein
— grüne Ameiseneier füttert, kann man, dafern die
Mauser. nicht zu zeitig eintritt, ihr Feuer noch eine
Weile erhalten. Früher als obgedacht, zumal in
der ersten Hälfte des Mai braucht man die natürliche
Geilheit durch hitziges Futter (viele Mehlwürmer,
frische Ameisen- oder hartgesottene Hühner - Bier)
nicht zu vermehren, ja man würde dadurch die
Vögel nur zeitiger in die Mauser bringen, also ihre
Gesangszeit selbst abkürzen. Vielmehr gibt man
ihnen, bis sie im Schlage matt werden, ihr gewöhn-
liches Winterfutter fort, nämlich ungefähr 4 ge-
dörrte Ameiseneler, wozu man zuweilen auch etwas
getrocknete und ein halbes Jahr gelegene Ameisen
und — jedoch nicht alle Tage, weil die Vögel von
vieler Fleischfütterung zu fett und also im Singen
träge werden — sondern einen 'Tag um den’ andern
gekochtes und geriebenesRinderherz oder Rindfleisch
und, worunter man von Zeit zu Zeit eine Spinne mi-
schen kann, frische geriebene Möhren*) und gebrühten
*) In diese werden Abends vorher die gedörrten Ameisen-
eier zum Aufquellen gemischt, welches noch zweckmälsiger ist,
als wenn man letztere früh vor dem Füttern aufbrüht.
2
— 18 —
‚und geprefsten, geriebenen, sülsen Quark, welcher ih-
nen sehr kühlend und gesund ist, nebst 3 bis 4 Mehl-
würmern täglich — während man nun in der Mau-
ser 3 frische Ameiseneier ohne Mehlwürmer mit ein
wenig obgedachter Möhren und Quark füttert, bis
man nach solcher nach und nach in das obgedachte
Winterfutter zurückgeht, bei welchem man aufser
der Singzeit und der Zeit, wo man frische Amei-
seneier füttert, in der Regel jedem Vogel ein Paar
Mehlwürmer mehr als obgedacht, gibt.
Im Anfange der Singzeit singen die Sprosser
in der Regel leiser als die Nachtigallen und schei-
nen überhaupt ihre Touren schwerer wieder einzu-
studiren. Je lauter der Gesang beider wird, desto
abgesetzter erscheinen die Touren. Aulser der ge-
wöhnlichen Singzeit scheinen Sprosser und Nach-
tigallen, wenn sie auch wollten, die Töne und
Strophen nicht so gerundet und anmuthig hervor-
bringen zu können. Dies sieht man besonders in
der Mauserzeit, wo einige Vögel zuweilen noch
einzelne Strophen herauszwingen*), sie klingen aber
wie heifser und erzwungen. Man hört es ihnen an,
sie wollten wohl gern, aber können nicht, so wie
sie wünschen. Offenbar hat also der Geschlechts-
trieb auch auf ihre Kehle grofsen belebenden Ein-
flufs. Auch wenn manche bald nach der Mauser ei-
nige Wochen lang wieder singen, klingt es in den
Sommer- und Herbstmonaten bei weitem nicht so
kräftig, schön und feurig, wie im Winter und be-
sonders im Frühjahre, geschieht auch weniger
fleifsig. Dieselben Sprosser und Nachtigallen schla-
gen in einem Jahre oft weit schöner als in dem an-
dern, was von ihrem körperlichen Wohlbefinden und
ihrer Umgebung abhängt. Manche nehmen von an-
dern Sängern durchaus nichts an, andre sind des-
sen noch in ältern Jahren fähig. Häufig ist letzte-
res bei Sprossern, sehr selten bei Nachtigallen der
*) Des Verfassers oberwähnte Nachtigall sang während ih-
rer Mauser sogar zusammenhängend und thätig, es klang aber,,
zumal in den ersten 8 Tagen, ganz heifser.
ug )
Fall. Auch schlechte Sprosser verderben oft gute,
wenn sie bei einander hängen, indem letztere lie-
ber die leichtern geringern Touren nachahmen und
ihre schwerern schönen 'Touren liegen lassen. Wer
daher ausgezeichnet gute Sprosser, was jetzt ge-
wifs viel Mühe und Kosten verursacht, sich zu ver-
schaffen gewufst hat und gut behalten will, mufs sie
von andern Vögeln, namentlich Nachtigallen und
schlechten Sprossern, entfernt in einer Stube allein
halten. Jung aufgezogene Vögel bleiben, zumal
wenn sie nicht bei Zeiten zu guten alten Sängern
allein placirt werden, Stümper. Bekömmt aber ein
junger Vogel seinen ordentlichen Waldgesang, so
singt er thätiger und länger, als ein alt gefangener.
Doch gibt es auch unter letztern seltene Ausnah-
men, welche bei einem besonders feurigen Naturell
viele Jahre mit den jüngsten wetteifern und sie gar
noch übertreffen. _ RN Nee
Zwei Nachtigallen oder Sprosser ermuntern ein-
ander zuim Schlage, hängen aber mehrere Vögel
einer Art in einer Stube zumal nahe beisammen,
so schlagen sie selten alle gleich kräftig und fleifsig,
sondern stören einander und manche singen dann
nur leise, oder zuweilen auch gar nicht; daher ist
es sehr gut, wenn die Vögel sich einmal mit einan-
der eingeschlagen haben. Wenn man in obigem
Falle die Obsiegenden verhängt, bis die gar nicht
oder leise schlagenden Vögel laut werden, so kann
man einigermafsen nachhelfen. Man suche die Vö-
gel nach den Arten in der Stube möglichst zu ver-
theilen und von einander entfernt zu hängen, kann
man sich aber in einer kleinen Stube nicht anders
helfen, so dürfte es wohl besser seyn, sie in der
Singzeit unter, als dicht neben einander zu hän-
gen., Uebrigens muls man vor der Singzeit die
Plätze der Vogel oft verändern, damit sie sich so-
fort überall zu singen gewöhnen. Mancher Vogel
will am Fenster oder einem sonstigen lichten Orte,
mancher derselben Art lieber im Dunkeln hängen,
dieser in Gesellschaft anderer, jener lieber allein.
Phlegmatische Vögel verlangen mehr Mehlwürmer
als feurige, letztere würden sich bei zu vielen
2:
Sa
Mehlwürmern zu tode schlagen. Es mufs daher je-
der Liebhaber in aller dieser Hinsicht seine Vögel,
wenn sie fleilsig singen sollen, sorgfältig beobach-
ten und behandeln. Hat man die Wahl zwischen
hohen und trocknen und niedrigen und feuchten
Zimmern, so wähle man für seine Vögel ja erstere,
sie bleiben darinne, nicht allzuhoch hängend, bei
jeden Falls nöthigem guten Futter und indem man
ihnen Geschirre zum Baden gibt und ihren Kä-
fig, welcher geräumig mit 3 mit Tuch überzo-
genen oder aus lindenem Holze bestehenden Spring-
hölzern versehen und dessen Boden mit Wasser-
sand bestreut seyn mufs, reinlich hält, weit gesün-
der und länger am Leben aınd singen also auch
fleifsiger. Können sie Morgensonne haben, ist es
ihnen angenehm.
$. 8.
Die Nachtigallen und Sprosser in der Stube
singen im Anfange der Singzeit nur Vormittags,
weiterhin aber nach und nach früher und später.
Die meisten schlagen jedoch selbst in den besten
Singmonaten nur von der Morgen- bis Abenddäm-
merung, obschon sie auch aulser der Zugzeit in
der Nacht oft unruhiger als andere sind*). '
Aufser diesen Tagsängern gibt es aber auch.
sogenannte Repetier- und Nachtvögel. Repetier-
vöogel werden diejenigen genannt, welche des
Nachts nur einzelne Strophen abgesetzt in mehrern
Minuten oder Viertelstunden von einander hören
lassen. Aechte Nachtvögel sind selten, noch selte-
ner bei den Nachtigallen als Sprossern, und aus.
einem Tagvogel wird, wenn er auch lauter Nacht-
schläger um sich hätte, dieserhalb kein Nachtvogel.
*) Viele Vögel, besonders unter den Sprossern, haben das
Unwesen, fast alle Nächte Sommer und Winter hindurch, un-
zählige Male an die Käfigdecke anzufliegen und lassen sich
diese lästige Unart oft weder durch niedrige Käfige, noch
sonst abgewöhnen, bis sie sich nach und nach dumm und matt
gestolsen haben und sterben.
EN
Die meisten Sprosser werden jedoch, wenn sie viele
Jahre im Käfig gewesen sind, nach und nach
Nachtvögel*). Zwar schlug im December 1829 bei
dem Verf. dieses mehrgedachte zu den Nachtvögeln
gehörige Nachtigall viele Abende bei Licht wie am
Tage und es sang selbst eine zu den 'Tagvögeln
gehörige Nachtigall zum 'Theil gesellschaftlich mit,
was jedoch wie im T'raume klang. Dies sind aber
seltene Ausnahmsfälle. In der Regel fangen Spros-
ser- und Nachtigall-Nachtvögel erst mit dem Mo-
‘ nat Mai in der Nacht zu schlagen an, selten schon
Ende Aprils, alle nur unter der Bedingung: dafs
sie sich vollkommen wohl befinden; die meisten
wollen dazu vor dem Fenster hängen und frische
Ameiseneier haben. Manche: Liebhaber füttern ihre
Nachtsänger in der Abenddämmerung und entzie-
hen ihnen im Mai das Baden.
Ein ächter Nachtvogel wird viel theurer be-
zahlt als ein Tagvogel, weil er selten ist, nnd der
Schlag sich in der Stille des Abends und der Nacht
weit schöner ausnimmt, so. wie auch mancher Vogel
des Nachts schönere Touren als am 'Tage hören
läfst. Da jedoch auch bei dem gröfsten Dilettanten
die Natur ihr Recht des Schlafs behauptet, so ha-
ben blos diejenigen Nachtvögel keinen eingebilde-
‚ten Werth, welche Abends von Sonnenuntergang
bis gegen Mitternacht schlagen und weniger dieje-
nigen, welche erst um 11 Uhr anfangen. Erwägt
man nun, dafs auch nicht alle Nachtvögel des Nachts
ihre schönsten Touren hören lassen, so ist ein alle
\
*) In einem Aufsatze: Wichtiger Unterricht für Nachtigal-
lenliebhaber zu bekommen für 12 gr. in der Expedition für
Literatur und Orionomie in Berlin (1 Bogen v. J. 1821) sind
künstliche Mittel angegeben, wie man aus jeder neu eingefan-
genen oder jung aufgezogenen Nachtigall einen fleifsigen Nacht-
schläger machen und 10 Monate lang ununterbrochen den Nach-
tigallengesang im Zimmer haben kann, die jedoch der Verf.
dieses, kein Freund von dergleichen Künsteleien, noch nicht
versucht hat. ’
jene Wünsche vereinigender Nachtvogel eine wahre
und grolse Seltenheit. ’
3. Aufenthalisorie der Stubenvögel.
. . Dals sich die Vögel in einem Gewächshause
oder ineiner Kammer, welche im Sommer zum Theil
mit einem Drahtgitter verschlossen ist, besser, als
in Käfigen befinden, versteht sich von selbst. Allein
sie singen in den letztern besser, und überdies: ist
nicht ein Jeder im Stande, eine solche Kammer her-
zurichten. Weiter unten werde ich zeigen, dafs sie
bei der Canarienvögelzucht sehr wünschenswerth ist,
wenn man aber glaubt, dafs sich die Vögel in ei-
ner Wohnstube frei herumlaufend besser, als in
Käfigen befinden: ist man in grofsem Irrthume.
Läfst man ihnen die Flügel unbeschnitten, so flie-
gen sie, ehe man es sich versieht, zu einem offe-
nen Fenster oder zu einer geöffneten Thüre hin- .
aus. Man kann dabei gar nicht vorsichtig genug
seyn, und befindet sich noch in der traurigen Noth-
wendigkeit, nie hinlänglich frische Luft in das Zim-
mer lassen zu können. Ueberdies hat man den Ver-
druls, das Geräthe, die Bücher und Kleider von
dem Unrathe der Vögel beschmutzt zu sehen.
Schneidet man den’ Vögeln den einen Flügel ab,
so müssen sie zwar auf dem Boden bleiben, be-
schmutzen aber diesen und die Stühle immer noch,
und gehen ihrem baldigen Untergang entgegen.
Der eine wird von einem unerwartet hereinkommen-
_ den Hunde ergriffen, der andere von einer listig
hereingeschlichenen Katze erhascht, ‘der dritte von
Menschen todt getreten, der vierte ersävft in ei-
nem Wasserbecken, oder in einem andern Wasser-
gefälse, der fünfte verwickelt sich mit den Fülsen
in etwas Flachs, Werg oder Zwirn, der in der
Stube liegt, die zarten Fasern des Flachses oder
Werges schneiden unbemerkt in die Oberhaut des
Fufses ein, dieser geschwillt, bekommt den Brand,
und bringt dem Vogel den Untergang. Ein und
der andere entwischt dennoch durch eine Spalte
der etwas offen gelassenen 'T'hüre und geht verloren. —
Seerllagl es
. ‚Käfige sind deswegen auf jeden Fall vorzuzie-
hen. Lerchen, Wachteln urd Sänger habe
ich immer in lange Käfige gesperrt und die Decke
von Leinwand oder Wachsleinwand gemacht, damit
sie, wenn sie heftig in die Höhe springen oder flie-
gen, den Kopf an der Decke nicht beschädigen.
Allein mein geehrter Freund und Mitarbeiter zeigt
weiter unten, dafs man die Sänger auch in Käfige
mit einer Drahtdecke stecken kann. Dann mufs
man aber die von ihm vorgeschlagene Verfahrungs-
art, den frisch gefangenen Vögeln beim Einsperren
die Flügel hinten zusammen zu binden, beobachten;
sonst stofsen sie sich die Köpfe ein. Vögel, wel-
che viel herumhüpfen, als Hänflinge, Zeisige,
Stieglitze, Leinzeisige, Zaunkönige, Mei-
‚sen, Goldhähnchen u. dgl. lassen sich auch in
hohen und wenig langen, oder sogenannten Glok-
kenbauern halten. Allein man kann diese eben so
gut auch in langen Käfigen ernähren. Eine Haupt-
sache bei den Käfigen ist, dafs sie wenig Holz ent-
‚ halten, viel Licht haben und sich leicht reinigen
lassen. Ein gefälliges Aeuflsere derselben ist für
ein schönes Zimmer durchaus nothwendig. Ich
habe ganze blecherne Glockenbauer für Zeisige,
Canarienvögel, Stieglitze u. dgl. gesehen;
allein sie hatten den Fehler, dafs die sie bildenden
Stäbe breit waren und dem Vogel zu viel Licht
wegnahmen. Die Sitzstangen richtet man nach dem
Naturell der Vögel ein. Manche brauchen nur 2
in gleicher Höhe, solchen, die gern herabspringen,
wie die meisten Vögel, gibt man noch eine dritte; -
diese mufls aber so hoch über den untern seyn, dafs
sich der Vogel beim Herumspringen nicht stöfst; die
Sitzstangen dürfen nicht so dünn seyn, dafs der
Vogel die Zehen mehr, als ganz darum schlagen
kann, am besten ist es, wenn seine Zehen nicht
. ganz herum reichen, sonst bekommt er leicht böse
Zehen. Auch dürfen sie nicht zu glatt polirt wer-
den, sonst kostet dem Vogel das Auffulsen darauf
Anstrengung. Manche Liebhaber überziehen sie
deswegen mit wollenem 'Tuche; allein dann werden
'sie bei vielen ein Aufenthaltsort für die Milben, und
a —
dies taugt gar nichts. — Mehrere Vögel,‘ z. B.
die Lerchen, Wachteln u. dgl. brauchen natürlich
keine Sitzstangen. Bei den Vögeln, welche man
nicht gut in’Käfigen halten kann, ist dies angegeben.
Da der Herr Mitarbeiter sehr schöne Bemer-
kungen .über die Käfige mitgetheilt und auch eine
recht gute, in Steindruck wieder gegebene Zeich-
nung beigefügt hat, so lasse ich beides hier folgen.
Kr sagt: 8;
„Aufenthalt der Vögel, Käfige.
Kein Vogel, welcher im Zimmer herum fliegt,
singt so fleilsig, als wenn er allein in einen Käfig
‚gesperrt wird. Dieser darf aber nicht zu klein
seyn, wenn der Vogel gesund und rein bleiben soll.
Bei der Verfertigung desselben ist vorzüglich dar-
aufzu sehen, dafs möglich wenig Holz dazu verwen-
det werde, weil die Fugen der Breter der gewöhnli-
che Aufenthaltsort der Vögelläuse sind. Deswegen
wird bei mir blas der Kasten von Holz gemacht,
alles Uebrige, wie der beiliegende Durchschnitt
zeigt, von starkem Eisendraht gebaut. Starker
Draht mufs genommen werden, damit man die
quer laufenden Verbindungsdrähte ersparen könne;
denn an diesen bleiben die Vögel, welche sehr un-
ruhig sind, besonders des Nachts, leicht hängen.
‘Wie. man sieht, geht nur ein Querdraht um mei-
nen ganzen Käfig, und auf diesen ruht die obere
Sitzstange. Die Drahtstäbe sind so weit von ein-
‚ander gehalten, als es die Grölse des Vogels, wel-
cher darin wohnen soll, erlaubt. Durch die mög-
lich weite Entfernung der Drahtstäbe von einander
erreicht man, dafs der Vogel ein helleres und ge-
sünderes Gefängnils hat, und besser gesehen und
"betrachtet werden kann. Die Oefinungen für die
Tröge sind auch grols, denn wenn der Vogel ge-
sund bleiben und lange leben soll, mufs der Was-
sertrog so grols seyn, dals jener bequem hinein-
steigen und sich recht baden kann. Die Tröge ru-
hen nicht auf Bretchen, sondern auf 2 starken Dräh-
ten, damit das Futter, welches der Vogel wegwirft,
REN. 1
sogleich auf den Boden des Käfigs fällt*). Vor
jede dieser beiden Oeffnungen fällt, wenn der Trog
hinein- oder herausgeschoben ist, ein Drahtgitter,
oder, was noch besser für die Reinlichkeit ist, eine
hölzerne Fallthüre. —
Dieser Käfig gehört für eine Steindrossel
und hat, wie auf der Zeichnung bemerkt ist, 17"
Länge und 8" 6'' Tiefe. Die Käfige für Am-
seln, Sing- und Blaudrosseln sind 18" lang und
9" tief, die für Rothkehlchen, Grasmücken u. dgr
haben eine Länge von 14" und eine 'Tiefe von 7"
und so Alles nach Verhältnifs der Gröfse des Vo-
gels. Vor jedem T'rog und etwas höher, als die-
ser, steht inwendig eine Sitzstange, welche auf 2
kleinen, in dem Holze des Käfigs eingelassenen
Stückchen Draht ruht. —
Der Geruch der Oelfarbe eines Käfigs muls
ganz oder fast vergangen seyn, ehe man einen Vo-
gel hinein thut.“ —
4. Behandlung der frisch gefangenen und das
Eingewöhnen der Vögel.
Das Eingewöhnen der Vögel ist eine. Haupt-
sache und noch von Niemand, selbst von Bechstein
nicht, wie ich zeigen werde, genügend abgehandelt.
Mit vielen, namentlich den Samen fressenden, Dros-
seln u. dgl. hat man gar keine Noth. Man deckt
bei denen, die sich wild gebehrden, z. B. bei den
Finken und Hänflingen, den Käfig etwas oder ganz
mit einem grünen 'Tuche zu und gibt ihnen ihr
Futter hin. Manche von ihnen, wie die Kreuz-
schnäbel, Zeisige, Leinzeisige u. dgl. fressen so-
gleich bei unzugedecktem Käfige ohne alle Um-
stände. Allein bei vielen, namentlich bei den In-
sekten fressenden ist dies keine Kleinigkeit. Wie’
viele Nachtigallen und Blaukehlchen sterben, ehe
*) Nur bei Körner fressenden Vögeln können die Frels-
tröge von Holz und, damit die Vögel nicht zu viel Futter weg-
werfen, oben mit Querdrahtstäbchen versehen seyn. Br.
—_- % —
‚sie fressen lernen. Man setzt ihnen nach Bechsteins
Anleitung dessen Universalfutter vor, bedeckt es mit
einigen trocknen Fliegen und zerhackten Mehlwür-
würmern und glaubt nun, die Sache herrlich ge-
macht zu haben, Allein der gewöhnliche Erfolg ist
der, dafs sie die Fliegen und Mehlwürmer oben
wegfressen eder das Ganze gar nicht anrühren,
und in beiden Fällen sterben. Wie soll auch ein
solcher Vogel, der über den Verlust seiner Freiheit
noch sehr trauert, ein Futter anrühren, das er
nie gesehen und wozu er also gar keine Begierde
hat. Weit besser ist es, ihnen frische Ameisen-
eier zu geben; allein diese hat man nur im April,
zur Zeit, in welcher die meisten zarten Insekten- -
fresser gefangen werden, nicht in hinlänglicher
Menge, wenigstens nicht in der hiesigen Gegend
und im mittlern Deutschlande überhaupt nicht. Das
beste und nie fehlschlagende Mittel, die Insek-
tenfresser einzugewöhnen, sind Mehlwürmer. Ich
verdanke die Kenntnifs dieses untrüglichen Mittels
“dem Herrn Kämmerer und Kaufmann Kretsch-
mar zu Görlitz und bin ihm heute noch dafür dank-
bar. Seit der Kenntnifs desselben ist es mir erst
gelungen, die leckern Blaukehlchen und Fliegen-
tänger zum Fressen zu bringen. Hat man nämlich
ein Blaukehlchen, einen Fliegenfänger, eine Nach-
tigall, Grasmücke oder dergl. frisch gefangen, so
setzt man sie, die wilden mit verbundenen Flügeln
— man bindet nämlich die Federn der Schwingen-
spitzen jedes Flügels zusammen, damit der Vogel
bei freier Flügelbewegung doch nicht fliegen kann
— in einen verdeckten, nicht zu kleinen Käfig, in
welchem sich ein Saufnäpfchen befindet. Hat er
nach seiner Einsperrung eine Zeit lang, etwa 2
‚Stunden im Ganzen gehungert: so wirft man ihm
‚einige. noch halb lebende Mehlwürmer auf den
Boden des Käfigs. Ein lebendiger Mehlwurm ist
für einen hungrigen Insekten fressenden Vogel das-
selbe, was ein Stück neubacknes Brod für einen
‚hungrigen Gefangenen ist, welcher den Hungertod
sterben will. Beide können nicht widerstehen. Der
Vogel verschlingt die wenigen Mehlwürmer bald.
a
Jetzt gibt man ihm mehrere und unter ihnen einige
ganz todte; liest er einmal die lebendigen auf und
findet keine mehr, so nimmt er die todten auch
mit. Hat er sich einmal an diese gewöhnt, so setzt
man ihm den Frefstrog mit todten Mehlwürmern,
auf die man einige zappelnde legt, in seinen Kä-
fig und nun hat man gar keine Noth mehr mit ihm,
er frilst ohne alle Umstände, aber nur Mehlwürmer
und zwar, nachdem er selbst, oder die Mehlwür-
mer gröfser oder kleiner sind, 40, 50 auch 60 Stück
in einem Tage. Man glaube ja nicht, dafs ihm
diese Menge Mehlwürmer etwas schaden werde.
Sie bekommen ihm ganz vortrefflich und reizen ihn
in wenigen Tagen zum Gesange. Kann man Scha-
ben (fälschlich gewöhnlich Schwaben genannt) ha-
ben: so tödtet man diese in heifsem Wasser und gibt
ihm die Hälfte von diesen und die Hälfte Mehlwür-
mer. So nähert sich die Zeit, in welcher man fri-
sche Ameiseneier bekommen kann, und nun füttert
man diese, bis die Mauser vorüber ist, und man nun
die Insektenfresser allmählig an ihr beständiges Stu-
benfutter gewöhnt. Mein verehrter Freund und
Mitarbeiter beschreibt, wie wir bald sehen werden,
ein anderes Verfahren; allein das meinige scheint
mir weit vorzüglicher, ein wahrer Fortschritt in der
Behandlung der Stubenvögel, und wird das mühse-
lige Stopfen der Vögel fast ganz unnöthig machen.
Dies dürfte nur bei ganz störrischen Vögeln, z. B.
den Kuckucken, Pirolen u. dgl. und bei ganz
kleinen z. B. den Goldhähnchen und Zaun-
königen noch nothwendig bleiben. Dafs dieses Ein-
stopfen bei vielen Vögeln sehr gute Dienste leistet,
habe ich aus langer Erfahrung erkannt. Ich be-
kam eine Saatgans, welche wegen einer Verletzung
am Flügel nicht frafs. Sie wäre gewils gestorben,
wenn ich ihr nicht mehrere Tage Stückchen Brod
eingestopft hätte. Eben dadurch errettete ich eine
zahme Ente vom "Tode, welche halb erfroren war
und nicht mehr selbst fressen konnte. Sobald also
ein Vogel nicht fressen will: stopfe man ihn nur
getrost. Ich lasse nun die Angabe des Herrn Mit-
arbeiters folgen. Er sagt: Br
END.
„Behandlung ee el gefangenen
ogel. S
Den meisten Insekten fressenden Vögeln müs-
sen sogleich, nachdem sie gefangen sind, die Flü-
gel fest gebunden, und diese dürfen nicht eher wie-
der aufgelöst werden, als bis der Vogel, wenn man
ihn ansieht, ganz stille sitzt, sonst bleibt er fast
immer sehr scheu. Bei uns werden gewöhnlich fol-
gende Vögel von:den Vogelfängern nicht gebunden,
nämlich Samen fressende, Meilsen aller Art, Gold-
hähnchen und Zaunkönige, Rothkehlchen, kleine
Fliegenfänger, Lerchen und -3achstelzen nicht. Al-
lein man kann darüber nichts Bestimmtes im Allge-
meinen sagen. Ein Jeder muls hierbei nach dem
gröfsern oder geringern Grade von Wildheit, wel-
chen der eben gefangene Vogel zeigt, sein Ver-
fahren einrichten. — Sobald den Vögeln die Flü-
“gel gebunden sind, steckt man sie in kleine vier-
eckige hölzerne Käfige, wo sie die frischen Amei-
seneier, welche man ihnen in den Frelstrog gibt,
immer vor Augen haben. Auch kann man einige
Mehlwürmer dazu gesellen. Die in diesen hölzer-
. nen Käfigen verwahrten Vögel deckt man zu. Man
mufs aber oft nachsehen, ob sie allein fressen, was
man leicht am Abnehmen des Futters und dem fri-
schen Kothe bemerkt. Fressen sie nicht: so nimmt
man sie heraus und stopft ihnen täglich mehrere
Male frische Ameisenpuppen ein. Je zärtlicher die
Vögel sind, desto öfterer mufs man sie stopfen,
und dies so lange fortsetzen, bis sie allein eine hin-
längliche Menge Futter zu sich nehmen. So lange
sie frische Ameiseneier bekommen, ist es besser,
ihnen gar kein Wasser zu geben, weil sie sonst
leicht das Abweichen (d. h. den Durchfall) bekom-
men. Wenn sie allein fressen, steckt man sie in
einen gröfsern Käfig, und bedeckt diesen ganz und
zwar während der ganzen Singzeit mit einem grü-
nen 'Tuche. Hören sie mit Singen auf, so wird
der Käfig nach und nach und endlich ganz aufge-
deckt. Zu Anfang der Zeit, in welcher der Vogel
sich aus dem aufgedeckten Käfig frei umsehen kann,
muls er immer recht tief gehängt oder gestellt wer-
ı2e
den. Ueberhaupt darf ein scheuer Vogel nie dem
Auge des Menschen gleich, noch weniger höher,
als das Gesicht hängen; sonst wird er anstatt zah-
mer, täglich wilder. Wenn sie nun zu singen auf-
‚hören: fängt man an, sie nach und nach an das
Nachtigallenfutter zu gewöhnen, indem man unter
die frischen Ameiseneier täglich etwas mehr von
diesem mischt, und so bis nach Vollendung der
Mauser fortfährt; denn während dieser dürfen ihnen
die Ameiseneier, weil sie es sind, welche den Fe-
derwechsel am besten befördern, nicht entzogen
werden. Auch müssen die gelben Rüben, mit wel-
chen man solche an das Nachtigallenfutter gewöhnt,
junge diesjährige seyn; die vorjährigen sind zu
stark und schwer zu verdauen.“ um
Wenn man mit diesen beiden hier angeführten
Verfahrungsarten Bechsteins Anweisung, die Insek-
tenfresser einzugewöhnen, vergleicht: dann wird
man leicht beurtheilen, wie weit seit dem Jahre
1812, in welchem Bechsteins letzte Ausgabe ‘seines
Stubenvögelwerks erschien, die Kunst vorgeschrit-
ten ist. _ Dafs man bei meinem Verfahren eine
grofse Menge Mehlwürmer haben muls, versteht
sich von selbst. Um diese zu ziehen, legt man
nicht nur Pflanzschulen derselben in 'Töpfen, son-
dern eine in einem Fasse an, welches mit Kleie,
Lumpen u. dgl. angefüllt ist. Von Zeit zu Zeit
wirft man einen todten Vogel hinein, stellt das
Fafs im Winter in eine Stube nahe bei dem Ofen,
und man wird erstaunen, wie sich diese Geschöpfe
vermehren. Auf den Kornböden fängt man die be-
liebten Mehlwürmer auf folgende einfache Weise.
Man kehrt das Getreide ringsum von den Wän-
den weg und belegt diese unten mit Säcken. So-
bald es am Tage warm wird, kommen die Mehl-
‘ würmer aus ihren Schlupfwinkeln hervor und krie-
chen unter die Säcke. Diese nimmt man von Zeit
zu Zeit weg und liest die Mehlwürmer auf. Noch
ergiebiger wird der Fang, wenn man etwas Mehl
oder Kleie unter die Säcke streut. —
Man darf sich nicht wundern, dafs die Insek-
tenfresser die Mehlwürmer so gern fressen; eine
— 30 —
sehr verwandte Art der unsrigen, auch ein Tene=
brio lebt im faulen Holze und unter dem Moose
im Walde, und seine Larven, eben die Mehlwürmer,
sind, wie mich Sehr viele untersuchte Magen belehrt
haben, eine Hauptnahrung der Mistel-, Sing-
und Rothdrosseln, der Amseln, Nachtigal-
len, Rothkehlchen, Rothschwänze, Wald-
schnepfen und anderer Insekten fressenden Vö-
gel. Diese finden also in den Mehlwürmern ihre
Lieblingsnahrung, wieder.
5. Nahrung der Stubenvögel.
Bechstein stellt den im Allgemeinen sehr 'rich-
tigen Grundsatz auf, dafs man die Nahrung für
die Stubenvögel der, welche sie im Freien genielsen,
möglich ähnlich einrichten müsse. Allein dies lei-
det doch auch Ausnahmen. Ich weils gewils, dafs
die grauen und schwarzköpfigen Gras-
mücken zu Ende des August und im September
Nichts oder fast Nichts-als schwarze Hollunder-
und Faulbeeren in der Freiheit fressen, und sich
dabei, was ihr Gesang zeigt, sehr wohl befinden.
Man gebe ihnen zu derselben Zeit dieses Futter
allein im Käfige und sie werden sterben. Die
Seidenschwänze fressen im Winter, wenn die
Vogelbeeren aufgezehrt und die Wachholderbeeren
schlecht gerathen oder auch schon abgebeert sind,
Nichts als Faulbeeren. Erst im August dieses Jah-°
res machte ich den Versuch mit einem im Käfige,
indem ich ihm viele Faulbeeren gab, er bekam den
Durchfall und starb. Diese Erscheinungen lassen.
sich leicht erklären. Der Vogel in der Freiheit
hat willkührliche und starke Bewegung, freie Luft
und Alles, was zur Stärkung seiner Gesundheit
dienen kann. Der Stubenvogel führt eine in jeder
Hinsicht ihm fremde und ungesunde Lebensart;
darum ist es nothwendig, ihm möglich gesun-
de, einfache und seiner Natur angemes-
sene Nahrungsmittel zu reichen. Ich will
es versuchen, die Nahrungsmittel für die Stuben-
vögel im Allgemeinen — bei vielen ist die Nah-
DR.
rung weiter unten genau angegeben — kurz zu
beschreiben.
1) Die Fleisch fressenden, Vögel. \
Hierher gehören alle Raubvögel, denn wenn
es auch unter diesen viele Insekten fressende gibt;
so sind sie doch alle leicht mit Fleisch zu erhalten.
Hierbei ist zu beobachten, dafs das Fleisch frisch,
nicht zu fett und nicht zu grob sei. Einen Baum-
falken fortwährend mit Rindfleisch zu erhalten, würde
nicht möglich seyn; er mufs, um recht gesund zu
bleiben, oft kleine Vögel oder Mäuse bekommen.
Diefs ist um so nöthiger, weil alle Raubvögel, die
Geier ausgenommen, zuweilen zur Reinigung ihres
Magens Thiere mit Haaren oder Federn erhalten
müssen, damit die mit verschluckten und unverdau-
ten Haare oder Federn zu Ballen im Magen ge-
bildet und von ihm ausgeworfen werden können,
was mir zur Reinigung des Magens zu dienen
scheint, und zum Wohlbefinden dieser Vogel durch-
aus nothwendig ist. Auch müssen die Raubvögel
Wasser erhalten, sie baden sich nicht nur gern,
- sondern sie saufen auch zuweilen. Die meisten
Uhus, welche man für die Krähenhütten hält, wür-
den viel länger leben, wenn man ihnen nicht ge-
wöhnlich alles Wasser entzöge.
2) Die Samen fressenden Vögel.
Auch diese sind fast alle leicht und lange bei
einiger Vorsicht zu erhalten. Unter“ihnen gibt es
mehrere, welche nur eine Art der Sämerei verlan-
gen. Fichtensamen und zwar dieser ganz allein ist
das beste Futter für Kreuzschnäbel; Zeisige und
Bergfinken können auch damit ernährt werden; -
man kann aber die letztern ganz wie die Edelfin-
ken behandeln und den Zeisigen, wie den Stieg-
litzen blos Mohn geben. Bei Rübsamen hält sich
der Hänfling am besten; allein der Gimpel frifst
‚sehr gern zuweilen etwas Hanf darunter; gibt man
ihm davon zu viel: so rührt er den Rübsamen nicht
mehr an. Leinzeisige erhalten blos Rübsamen.
Sehr gut ist es, allen diesen Vögeln zuweilen etwas _
a u
Grünes, was bei dem Canarienvogel genau ange-
‚geben ist, zu reichen. Bei der Fütterung dieser
Vögel ist die Hauptsache, ihnen eine bestimmte
Portion täglich» und nur zur Zeit der Mauser und
einige Wochen nach derselben, so viel zu geben,
als sie fressen wollen. Reicht man ihnen so viel,
als sie Lust haben zu verzehren: so sitzen sie den
ganzen Tag am Frefstroge und fressen sich so fett,
dals sie. oft allen Gesang verlieren — dies geschieht
zuweilen bei den Wachteln vom vielen Hanfe —
oder gar sterben. Das Letztere habe ich bei Kreuz-
schnäbeln und Leinzeisigen gesehen.
3) Die Samen und Insekten fressenden Vögel.
Diesen gibt man, wie weiter unten bemerkt ist,
verschiedenes Futter. Da es aber zu weit führen
würde, hier für alle diese Vögel — sie müssen
nach verschiedenen Grundsätzen behandelt werden
— das Futter anzugeben: so. verweise ich auf die
weiter unten mitgetheilten Vorschriften. Am Schwer-
sten und Kostspieligsten unter allen sind
4) Die Insekten fressenden Vögel
zu erhalten. Die gewöhnliche Zusammensetzung
des Universal- oder Nachtigallenfutters ist bekannt
und es wird noch mehr davon die Rede seyn. Ein
Hauptübel dabei ist die Anwendung des Fleisches,
welches bekanntlich gewöhnlich in Rinderherz be-
steht. Nicht zu gedenken, dafs man auf dem Lande
dieses Rinderherz oft gar nicht bekommen kann,
hat es auch noch den Hauptnachtheil, dafs es im
Sommer leicht riechend wird und, wenn man meh-
rere Insekten fressende Vögel im Zimmer hat, die
Luft desselben durch einen drückenden Gestank
verpeste. Die Würger halten sich freilich ohne
Fleisch nicht gut; allein wenn man dasselbe von
den andern Insekten fressenden Vögeln behauptet:
so irrt man sehr. Mein Freund, der Herr Kämme-
rer Kretschmar in Görlitz, füttert seine Insekten-
fresser im Winter mit einem Futter, welches aus 4
- geriebener gelber Rüben, 4 gut getrockneter schwar-
- 93 —
zer Märzameisen*) und 4 sgetrockneter Ameisen-
eier besteht. Dabei erhält jeder vorzügliche Vo-
gel täglich 4 bis 5, jeder geringere 2 bis 3 Mehl-
wurmer, ?
Hierbei wird die lästige Fleischnahrung ganz
erspart. Im Sommer gibt man anstatt der dürren
Ameiseneier frische. Ich habe bei Nachtigallen und
Blaukehlchen in Hinsicht der Nahrung viele Ver-
suche gemacht. Ich habe ihnen im Winter halb
gelbe Rüben und halb getrocknete Ameiseneier ge-
geben, täglich aber einige Mehlwürmer gereicht,
und sie befanden sich dabei sehr wohl. Eine Spinne
‚erhielten sie auch zuweilen. Konnte ich Schaben be-
kommen: so machte ich ihnen davon oft den ganzen
Frefsnapf voll, und sah mit Vergnügen, wie begierig
sie dieselben verschlangen. Besonders gern fres-
sen diese Vögel die unter der Rinde abgestorbener
oder im Safte gefällter Nadelbäume wohnenden Lar-
ven der Riesenwespen, die Larven der Bienen,
Wespen, Hornissen u. dsl. Diese Insekten selbst
verzehrten sie, auch wenn ich den Stachel entfernt
hatte, ungern; noch weniger die Larven der Fleisch-
fliegen, oder die sogenannten Maden. Im Sommer
gab ich ihnen, um sie recht zum Singen anzufeuern
und später ihre Mauser zu befördern, oft Nichts als .
Ameisenpuppen und auch Wasser, ohne dals es ih-
nen Etwas geschadet hätte. Für mehrere zarte Vö-
gel — sie sind unten bemerkt — ist es gut, weın
man ihnen etwas ganz klein gestofsenen Hanf unter
das Futter mischt. —
Bechsteins Universalfutier ist doppelter Art:
1) Man nimmt eine alte gut ausgebackene Semmel,
weicht sie so lange in Wasser ein, bis sie ganz
durchdrungen ist, drückt das Wasser wieder aus,
. begiefst die Semmel mit Milch und mengt dann
noch mehr oder weniger (bis auf 2 steigendes) gries-
artig gemahlenes Gerstenschrot, welches von allen
\
*) Damit man keine jungen Ameisen bekomme — diese
sind schädlich — lälst man sie im März sammeln. Br:
3
eye
Hülsen befreit seyn mufs, oder noch besser, Wai-
zengries bei. ©
Das andere ist: Man nimmt eine gelbe Rübe,
reibt sie auf einem platten Reibeisen, das sogleich
wieder rein abgebürstet wird, quellt eine Pfennig-
semmel in Wasser ein, drückt das Wasser wieder
aus, mengt beides unter zwei Hände voll vom obi-
gen Gersten- oder Waizenschrot und reibt dies Alles
in einem Napfe recht unter einander.
Dieses Universalfutter mufs jeden Morgen frisch
gemacht werden, weil es sonst sauer wird und.den
Vögeln schadet. Zum Ueberfiufs gibt man den Vö-
geln nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit zu-
weilen etwas Hanf> Mohn, Rübsamen, Brod- und
Semmelkrumen und Ameiseneier. Dieses Futter ist
sehr gut für die eigentlichen Drosseln und Amseln,
wie für mehrere Vögel, welche sich von Insekten
und Sämereien nähren.
Ich bin jedoch der festen Ueberzeugung, dafs
dieses Futter für die ächten Insektenfresser wenig
taugt; es verkürzt ihr Leben.
Dieses letztere ist auch Naumanns Universal-
futter; allein das beste Futter für die Insektenfres-
ser ist ohne Zweifel das letzte von dem Herrn Mit-
arbeiter angegebene, den ich sogleich selbst spre-
chen lasse. Er sagt:
„Nahrung der Insekten fressenden
Vögel.
Für die 10 Vögel, welche ich jetzt besitze,
unter denen sich eine Amsel und 3 Steindrosseln
. ‚befinden, lasse ich täglich 4 Pfund gesottenes Rin-
derherz und zwei Mal mehr, als das geriebene Herz
' ausmacht, gelbe Rüben reiben, wozu noch ein Sei-
tel — ungefähr ein grofses T'rinkglas voll — Amei-
seneier und dann und wann eine kleine Hand voll
zermalmter Hanf kommt. Das Ganze wird gut un-
ter einander gemengt und fest gedrückt, damit die
Ameiseneier von dem Safte der Rüben anziehen
und auflaufen. Nach einigen Minuten wird es mit
ed
den Händen wieder locker gemacht, und den Vö-
geln zur Hälfte gegeben; die andere Hälfte wird
zum Nachmittagsfutter an einem kühlen Orie aufge-
hoben. Wenn man einmal die Menge der zum Fut-
ter nothwendigen gelben Rüben genau kennt: ist
es besser, diese erst und das Herz nachher zu rei-
ben, weil dieses die am Reibeisen hängen gebiie-
benen gelben Rüben mit wegnimmt. Das Reibei-
sen wird nach jedem davon gemachten Gebrauch mit
einer nur dazu bestimmten Bürste ganz rein wieder
abgeputzt. Dieses Futter darf weder zu trocken
seyn, noch zu nafs ausfallen. Deswegen muls man
die gar zu saftigen Rüben, auf welche man nicht
selten stölst — damit diese das ganze Jahr frisch,
bleiben, werden sie im Keller in Sand #verscharrt
aufgehoben — zwischen den Händen auspressen und
den überflüssigen Saft entfernen. Die mittlern Rü-
ben sind besser, als die ganz grofsen und die blafs-
gelben besser, als die dunkeln, die sogenannten
holländischen Caroten, weil viele Vögel die letzten
gar uicht fressen wollen. Viele mischen 'auch ge-
riebene Semmel unter das Ganze; ich thue es aber
nicht, weil das Futter von ihr früher sauer wird.
Wer aber sehr viele Vögel hält: kann es thun,
denn er kömmt damit viel wohlfeiler weg, beson-
ders wenn er noch dazu eine gute Portion zer-.
malmten Hanf mischt, und nur den kostbarsten Vo-
gel dürre Ameiseneier gibt. Wer Goldhähnchen,
Zaunkönige, Laub- und Schilfsänger, so
wie Schwanzmeisen hält, darf ohnehin den Hanf
nicht weglassen; stärkere Vögel werden, wenn sie
zuviel davon erhalten, leicht fett. Deswegen mufs
er mit Vorsicht gefüttert werden. —
Aufser diesen bekommt jeder meiner. Insekten-
fresser täglich auch 2 bis 3 Mehlwürmer, welchen
ich vorher den Kopf eingedrückt habe. Dies ist
die Winterfütterung. Gibt es aber frische Ameisen-
eier: dann lasse ich die dürren weg und gewöhne
meine Vögel nach und nach an diese. Zuviel da-
von auf einmal, würde ihnen das Abweichen (den
Durchfall) verursachen. Gar zu früh darf man auch
‚keine frischen Ameiseneier füttern; dem zuweilen
N N
fällt noch Frost ein, bei welchem man keine fri-
schen Ameiseneier erhalten kann*), und dann las+
sen die Vögel im Gesange nach. Den Lockvögeln
gibt man zur Fangzeit, um sie recht hitzig zu ma-
chen, nur frische Ameiseneier uud nimmt ihnen das
Wasser weg. Wer in der grofsen Hitze den Ge-
stank des Fleisches fürchtet, verfahre eben so bei
seinen Stubenvögeln, er hat dann den Genuls, sie
viel mehr und stärker singen zu hören**). Da ich
aber glaube, dafs man durch diese unnatürliche Füt-
terung und den Abbruch des Wassers die Lebens-
zeit der Vögel verkürzt: so lasse ich ihnen auch
im Sommer etwas Rübenfutter, und gebe ihnen in
der grofsen Hitze täglich 2 Mal frisches Wasser. —
Einst bekam ich aus Italien Steindrosseln,
die mit nichts Anderm, als mit dürren Ameiseneiern,
geriebener Semmel und Topfen (frischer, ausge-
- prelster Quark) gefüttert wurden, dabei recht ge-
sund waren und fleilsig sangen. Um Vögel auf
Reisen mitzunehmen und bequem zu halten, muls
man dieses Futter anwenden. Es kostete mir ziem-
lich viele Mühe, jene Steindrosseln an Fleisch-
und Rübenfutter zu gewöhnen. —
Noch ist zu bemerken, dafs die meisten Vögel
ein Paar Monate lang nach ihrer Hauptmauser
aufserordentlich viel fressen, ihnen also zu dieser
Zeit an Futter zugelegt werden mufs. u,
Was die Fütterung mit harten Hühnereiern an-
belangt: so werde ich es bei jedem Vogel, welcher
sie bedarf, anmerken, und bei Zanius collurio und
seinen Verwandten beweisen, dafs die Würgerar-
ten, wenn sie gesund bleiben und fleifsig singen
sollen, mehr Fieisch bedürfen, als im gewöhnlichen '
Nachtigallenfutter enthalten ist.“ —
*) In der hiesigen Gegend sind sie ohnehin vor Ende Mar’s
nicht in Menge zu haben. B.
' *%) Ich habe einst meinen $ Blaukehlchen und meiner Nach-
tigall Nichts als frische Ameiseneier und Schaben, aber auch
Wasser gegeben; sie befanden sich sehr wohl dabei und san-
gen ungeheuer. B.
rn
Später, erst am 5. October 1831, schrieb mir
der Herr Graf: .‚Schon früher meldete ich Ihnen,
dafs ich von einem tyroler Vogelhändler Stein-
drosseln aus Italien kaufte, welche blos mit Amei-
seneiern, geriebener Semmel und 'Topfen gefüttert
wurden. Jetzt, da ich mich mit dem Vorsatze hier
zu bleiben, in Salzburg befinde, und nicht gern
ohne befiederte Gesellschaft seyn mag, liefs ich
mir den besten Vogelhändler der hiesigen Gegend
kommen. Er brachte mir zur Auswahl viele Vogel,
als Sylvia philomela (doch nur Bastarde, in Wien
Zweischaller genannt), Zuscinie, horiensis, atri-
capilla, cyanecula, rubecula und phoenicurus,
welche alle mit dem eben beschriebenen Futter
ganz ohne Fleisch erhalten wurden, dabei aber
sehr gesund und munter aussahen. Als ich ihm
mein Erstaunen darüber äufserte, versicherte er
mir, nie seine Vögel anders gefüttert zu haben,
und eben so, setzte er hinzu, machen es die mei-
sten Leute, welche mir Vögel abkaufen. Unter
diesen befindet sich ein Herr, den er mir auch
nannte, welcher Nachtigallen auf diese Art 12
Jahre gesund erhält. Nur müssen diese Vögel, da-
mit sie recht singen, täglich mehrere Mehlwürmer
bekommen. Von den Nachtigallen, welche er jetzt
‘bei mir hatte, schlugen, obgleich es erst der 2te
October‘ war, wirklich schon zwei, und von den
Vögeln, welche ich ihm abkaufte und denen ich
nichts Anderes, als dieses Futter gab, sangen schon
‚am sten Tage, ohne noch einen Wurm bekommen
zu haben, das Roth- und Blaukehlchen. Wer
Stubenvögel besitzt, braucht nicht erst darauf auf-
‚merksam. gemacht zu werden, wie vortheilhaft es
ist, die Insekten fressenden Vögel ohne Fleisch er-
nähren zu können. Wie viele Menschen wohnen,
wie jener Vogelhändler, auf Dörfern, in denen wö-
chentlich nur ein Mal oder gar nicht geschlachtet
wird. Und wie fürchterlich ist bei starker Hiize
im Sommer oder in sehr geheizten Zimmern im
Winter der Gestank, welcher bei einer grofsen An-
zahl Vögel aus dem bald in Fäulnifs übergehenden
Fleische und dem Kothe entsteht. Wie sehr ver-
%
_ 3 —
dirbt dieser die Luft der Zimmer! Obgleich meine
Vögel aufserordentlich reinlich gehalten werden:
konnte ich bei hoher 'Temperatur diesem Uebelstan-
de doch nicht abhelfen, und schon mehrmals stand
ich auf dem Punkte, sie deswegen wegzugeben.
Und wer könnte ihrer so viele nur mit Ameisen-
eiern füttern ?
Ich rathe daher einem Jeden, der sich Wild-
fänge anschafft, sie sogleich an dieses Futter zu
gewöhnen; er wird, so wie ich jetzt, bald ‚bemer-
ken, wie gern die Vögel den Topfen (Quarck)
fressen, und wie eifrig sie ihn heraus suchen. Bei
alten Vögeln aber ist, wie ich glaube, nur der
Sommer dazu geeignet, um ihnen das Fleischfutter
ab- und dieses anzugewöhnen. Man würde nämlich
unter das neue Futter Anfangs sehr viele frische
Ameiseneier, welche sie ohnehin dem Fleische vor-
ziehen, mischen. ° Sie würden dann den folgenden
Winter das Rinderherz, besonders wenn sie täglich
einige Mehlwürmer mehr, als sonst erhielten, mei-
ner Meinung nach nicht sehr vermissen. Die zar-
ten Vögel bekommen ohnehin in den Wintermona-
ten dürre Ameiseneier in den Wassertrog’und klar
gehackte Hühnereier unter das Futter. Wer, wie
ich, an dem Besitze der Stubenvögel so viel Ver-
gnügen findet, und zugleich auf Erhaltung einer
gesunden Zimmerluft bedacht ist, wird gewils nicht
ermangeln, das hier Gesagte zu beherzigen und
zu benutzen. Ich bereite es auf folgende Weise.
Zuerst reibe ich von einer harten Semmel ziemlich
viel klar, mische eine gute Portion Ameiseneier
und etwas zermalmten Hanf darunter, menge dann
vielen Topfen unter diese Gegenstände, indem man
ihn zwischen den Händen fein und locker zerbrök-
kelt, und reibe dann etwas gelbe Rüben dazu, je-
doch bei weitem nicht so viel, als bei dem Fleisch-
futter nöthig ist, weil der 'T'opfen schon Feuchtig-
keit enthält. Käme mit oder bei vielen Vögeln
auch statt des zermalmten Hanfs etwas klar ge-
hacktes Ziühnerei dazu: dann wäre das Ganze ge-
wils vortrefliich. Es ist zu bemerken, dafs man
‚alle 2 bis 3 Tage frischen Topfen nehmen muls;
an
älterer wird zu stark. — Nur die Würger wären
gewils mit diesem Futter nichtsgut zu erhalten;
sie verlangen Fleisch. —
Derselbe Vogelhändler erzählte mir noch, ein
hiesiger Bürger hätte, um einen Versuch zu ma-
chen, ein Rothkehlchen mit nichts Anderm als mit
Mehlwürmern gefüttert. Das arme Thier habe,
wie natürlich, sich vor heftigem Singen beinahe
zersprengt, es aber doch 2} Jahr ausgehalten. Ich
führe dies nur an, um zu beweisen, wie viele Mehl-
würmer die Vögel vertragen können.‘ —
Ich bin fest überzeugt, dals diese Fütterungs-
art bei Weitem die beste ist, und empfehle sie voll
Zuversicht allen E'reunden der Stubenvögel.
6. Wartung der Vögel.
Ueber die Wartung der Vögel lasse ich, da
ich weiter oben schon Einiges beiläufig bemerkt
habe, den Herrn Mitarbeiter sprechen. Er sagt:
„Reinlichkeit ist eins der Hauptbedürfnissse der
“Stubenvögel wie ihres Besitzers; denn bei einer et-
was grolsen Anzahl ist der Geruch, welchen sie bei
Mangel an gehöriger Reinlichkeit im Zimmer ver-
breiten, ganz unerträglich. Deswegen müssen ihre
Käfige täglich früh des Morgens ausgeputzt wer-
den. Bei denen, welche sich gar zu wild gebehr-
- den, wird der Käfig zur Hälfte zugedeckt. Es
wird frisches Wasser gegeben, das alte Futter weg-
geworfen, und der Freisnapf, welcher von Porzel-
lan oder Steingut seyn mufs, gewaschen und gut
abgetrocknet, sonst wird das frische Futter bald
wieder sauer. Die Schublade — jeder Käfig’ hat
eine unten im Kasten von Holz — wird mit fri- -
schem Löschpapier belegt, und mit ziemlich viel
Sand bestreut. Vieljährige Erfahrung hat mich be-
lehrt, dafs die Vogel auf diese Art am wenigsten
stinken; denn liegt der Sand gerade auf dem Brete,
so zieht das Holz den Geruch des Kothes an sich,
und stinkt nach einiger Zeit entsetzlich; so aber
zieht sich der Geruch in den Sand und das Papier.
‚Grolse, starke Vögel leiden oft kein Papier, und
»
—_— 107° —
Lerchen gibt man auch blos Sand. Vogel, denen
Sandfressen kein Bedürfnifs ist, und die zarte Fülse
haben, welche sich durch vieles Herabspringen
leicht beschmutzen, dürfen keinen Sand bekommen.
Eine Hauptsache ist, dafs die Sitzstangen öfters abge-
kratzt und abgewaschen werden, weil sich sonst
Sand und Koth darauf ansetzt, und die Fülse da-
von nach und nach wund werden. Auch dürfen sie
nicht zu dünne seyn, weil dann die Vögel leicht
Hühneraugen oder Leichdornen bekommen. Um
die Sitzstangen zu reinigen, mufs man den Vogel
in einen andern Käfig springen lassen. Man öflnet
nämlich. die Thüren seines und des andern Käfigs,
nimmt die obere Sitzstange dessen, in welchem sich
der Vogel befindet, weg, und deckt ihn zu, dafs
er recht dunkel wird. Der Vogel, zu seinem Aer-
ger gezwungen, unten zu bleiben, wird bald die
helle Oeffnung bemerken, und in den andern Kä-
fig hinüberspringen. Soll ein Vogel durchaus in
die Hand genommen werden — was nach Möglich-
keit zu vermeiden ist —: so mufs man sich be-
sonders zur Singzeit recht in Acht nehmen, dafs
man ihm keine grofse F'eder, vorzüglich keine
Steuerfeder, ausreilse — in diesen steckt, wie sich
die Vögelfänger ausdrücken, die Hitze —; sonst
möchte er zu singen aufhören. Um den Vogel
leichter einzufangen, ist es immer gut, die obere
Sitzstange wegzunehmen; man bekommt ihn dann
schneller in die Hand. Wenn die Spitze des Ober-
schnabels und die Nägel zu lang wachsen: so müs-
sen sie mit einer scharfen Scheere beschnitten wer-.
den. Bei den letztern darf man aber nicht so weit
schneiden, als sie durch das Licht gesehen blau
durchscheinen; sonst bluten sie; auch muls dies bei
abnehmendem Monde geschehen, damit sie nicht so
schnell wieder nachwachsen. Will man aber abge-
stolsene Steuer- oder Schwungfedern ausreilsen,
damit der Vogel neue bekomme: so muls dies bei
zunehmendem Monde geschehen. Beobachtet man
dies: dann kann man zu jeder Jahreszeit jedem Vo-
gel einen neuen Schwanz verschafien. —
- Bei den Lerchen werde ich genau angeben,
u BEE
_ ar —
wie man sich in Betreff des Ungeziefers, dieser
- Hauptplage der Stubenvögel, zu benehmen hat.
Will man, dafs die Vögel überall singen, wo man
sie hingibt: so mufs man sie nach der Mauser öf-
ters da und dort hinhängen; aber ja nicht wäh-
rend dieser; denn sie sehnen sich oft so sehr
nach ihrem vorigen Stande, dafs sie zu mausern
aufhören oder aussetzen, was immer gefährlich
ist. — |
Ich wüfste zu dieser sehr guten Schilderung
Nichts hinzuzusetzen, als dafs man sich bei frisch,
gefangenen Vögeln sehr in Acht nehmen muls, sie
aus der Kälte der freien Luft in die Stubenwärme
zu bringen; denn sie sterben dann nicht selten,
weil, wie sich die Vogelsteller ausdrücken, ihnen
die Hitze in den Kopf schlägt. Eine Hauptsache
ist auch noch, aus dem Zimmer der Vögel alle ih-
nen gefährliche Thiere, selbst wenn ihnen diese.
Nichts schaden, zu entfernen. Ein fremder Hund
bringt die zahmsten Stubenvögel, selbst wenn diese
hoch hängen, oft ganz aulser Fassung; sie werden
so unruhig, dals man fürchten muls, sie stolsen
sich den Kopf ein.
7. Die Kunst, die Vögel zahm zu machen.
Wer seine Stubenvögel lieb hat, wird nicht
solche starke Mittel, wie Bechstein eins anführt —
nämlich die EF'ahnen der vordern Schwungfedern zu
beschneiden, den Vogel die Nasenlöcher mit Ber-
gamottenöl zu bestreichen, wodurch er ganz .be-
täubt wird und von einem Finger zum andern hüpft
— anwenden wollen. Allein es ist aufserordentlich
angenehm, seine Stubenvögel recht zahm zu haben,
und dies ist nicht schwer zu bewerkstelligen. Die
erste Regel ist, man gewöhne die Vogel an
den Anblick der Menschen, hänge sie also,
wenn sie nicht mehr singen, nicht nur tief, son-
dern auch ganz unbedeckt, bald dahin, bald dort-
hin, trete oft zu ihnen, spreche mit ihnen, stecke
ihnen den Finger in den Käfig, dafs sie darein
beilsen, oder darauf hüpfen, füttere sie selbst, rufe
—— BB —
. sie bei einem gewissen Namen und gebe sich viel
mit ihnen ab. Sind sie nun im Käfige ganz kirre:
dann lasse man sie, nachdem man sie’wo möglich
auf dem Finger aus dem Käfige getragen hat, auf
der Schulter oder dem Kopfe sitzen, und gewöhne
sie auf den Ruf des Namens zurückzukommen;
dann wird man sie auch nach und nach dahin brin-
gen, dafs man sie, indem man sie auf der Hand
oder Schulter trägt, mit ins Freie nehmen. kann,
ohne sie zu verlieren. » Herr Kretschmar in Görlitz
schreibt darüber: „Alle meine Vögel müssen bald
kirre werden; deswegen werden sie mit Ausschlufs
der Nachtigallen und Sprosser, welche bis zur näch-
sten Mauser schlagen sollen, durchaus nicht ver-
hängt, oft von mir besucht und an einen andern
Ort gebracht. Ich hänge deswegen auch meine zar-
testen Vögel bald hoch, baid tief, bald zu diesem,
‚bald zu jenem Nachbar unter meinen Vögeln, und
deswegen brauchen auch die wilden selten eine län-
gere Zeit, als 6 bis 8 Wochen, um sich alles Flat-
tern abzugewöhnen, wenn ich oder Bekannte hin-
zutreten. Doch haben alle Stubenvögel einen schar-
fen Sinn für Fremde. Meine ganz zahmen Nach-
tigallen krähen dem Fremden, welcher sich ih-
nen nähert, förmlich entgegen und halten oft, wenn
sie eine fremde Stimme hören, mitten im Schlage
inne, fahren aber fort, wenn man sich im Gesprä-
che nicht stören läßt. Alle meine Stubenvogel
nehmen mir die Würmer aus den Händen, und das
Rothkehlchen, die Blaukehlchenarten, die schwarz-
köpfige und klappernde Grasmücke, wie die Nach-
tigall habe ich -oit zu ‘einer bewundernswerthen
Ziahmheit und so weit gebracht, dals sie, beson-
ders die Blaukehlchen, schwarzköpfigen und klap-
‘pernden Grasmücken mir gerade wie die. Hunde
durch dieZimmer nachliefen, und auf das, durch Auf-
.. schlagen eines Stäbchens gegebene Zeichen in ihre Kä-
fige gingen, sich mir beim Schreiben auf den Ermel
setzten, an der k'eder zupiten u.dgl. Dies that jedoch
gewöhnlich nur der, welcher eben der Liebling war,
und vor den andern besonders ausgezeichnet wurde.
Einst hatte ich 2 Erlenzeisigweibchen, welche ich
I
di
überall in den Garten mitnehmen konnte. Sie flo-
“gen auf die Bäume, hüpften auf ihnen eine Zeit
lang herum, setzten sich aber stets beim sanften
Pfeifen auf der hohlen Hand, wo etwas Futter lag,
wieder auf den Arm und liefsen sich in die Stube
tragen. Ein Rothkehlchen entfloh, blieb 24 Stun-
den im Garten, flog aber doch zu einem. ofinen
Fenster wieder in die Stube und kehrte sogleich
in seinen Käfig zurück.“ So weit mein geehrter
Freund.
Ein merkwürdiges Beispiel von Zähmung zweier
Finkmeisen, Parus major, habe ich bei meinem
Freunde, dem Herrn Pfarrer Schwenke in Lan-
gendembach, 4 Stunden von hier, gesehen. Er
hatte diese im F'reien wohnenden Meisen so weit
gebracht, dafs sie, sobald der Herbst kam, auf das
Fensterbretchen flogen und sich einen Kürbiskern
nach dem andern ausbaten. Sie klopften an das
Fenster, wenn sie Nichts erhielten, und waren so
zahm, dafs sie nicht nur ihren Wohlthäter, sondern
' auch mir, dem ihnen ganz Fremden, die Kürbis-
kerne aus der Hand nahmen. Ja, mein theurer
Freund hatte sie so weit gebracht, dafs sie ihm
den Kürbiskern aus der hohlen Hand holten, sie
krochen so tief in diese hinein, dafs nur der Schwanz
heraus sah. Alles dies hatte er natürlich nur nach
und nach bewirkt, indem er erst neben, dann an
das Fenster getreten war, die Hand eine Strecke
von dem Kerne und dann immer näher, endlich
daran gehalten hatte. Von da war es dann nicht
schwer, sie ‚bis zum Kriechen in die hohle Hand
zu bringen. Man sieht hieraus, wie man es anzu-
fangen habe, um seine Vögel durch grofse Zahm-
heit, welche man ihnen beibringt, zu recht ange-
nehmen Gesellschaftern zu machen, welche deut-
lich zeigen, welcher Verstand und welche Empfin-
dung in diesen kleinen Wesen verborgen ist. —
‘ 8. Fortpflanzung der Stubenvögel.
Es ist, wie Bechstein sehr richtig bemerkt, eine
sehr schwere Sache, Vögel in der Gefangenschaft
—_ 4 —
zur Fortpflanzung zu bringen; allein wie ich so-
gleich und in der Folge zeigen werde, hat Herr
Grünz, Strumpfwirkermeister zu Limbach im Erz-
gebirge, doch darin viel geleistet. Auch ich habe
Zeisige zur Paarung, zum Nestbau und zum Eier-
legen gebracht, und mein geehrter Freund, der
‘ Herr Apotheker Bädecker in Witten, hat von Bart-
meisen Eier erhalten. Eine Hauptsache ist, den
Aufenthaltsort der Vögel, welche brüten sollen, ge-
raumig und dem natürlichen Aufenthaltsorte in der
Freiheit möglichst ähnlich einzurichten, und Vögel
hinein zu thun, welche in der Freibeit
noch nicht gebrütet haben, also junge,
oder doch Vögel, welche noch kein Jahr
alt sind. Herr Grünz schreibt mir über sein
Gartenhaus, von welchem mehr die Rede seyn wird.
„Mein, Gartenhaus ist achteckig, hat einen Umfang
von 24 Ellen, mithin. im Durchschnitte ungefähr
74 Elle. Nach Nord und West ist es mit Bretern
zugeschlagen, nach Ost und Süd, also auf 4 Sei-
ten, mit so engen Drahtgittern verschlossen, dafs
auch der kleinste Vogel nicht durchschlüpfen kann.
Fs hat eine Höhe bis an das Dach, welches mit Schie-
fer belegt ist, von 7 Ellen. Der Draht ist schwarz,
alles Uebrige grün angestrichen, inwendig stehen
allerhand Büsche, in der Mitte gegen 5 Ellen hohe
Gitter, welche oben verdeckt sind, so dafs ich be-
sonders stecken kann, was ich will.“
Er hat, wie wir in der Folge sehen werden,
sehr glückliche Versuche gemacht; von folgenden
Vögeln, deren Eierlegen mir besonders merkwürdig
gewesen wäre, ist es ihm jedoch nicht gelungen. Er
sagt: „Seidenschwänze habe ich gehabt; allein
bei aller Mühe, sie höchstens bis zum Schnäbeln ge-
bracht. Vermuthlich ist bei diesen Vögeln das durch
ihre allzugrolse Gefräfsigkeit entstehende Fettwer-
den und Phlegma die Ursache des Mifslingens.
Wie, wenn man dies durch geringeres Futter zu
verhindern suchte? Zuverläfsig glaube ich,, dafs
man die Seidenschwänze zur Fortpflanzung brin-
gen könnte, wenn man ein Paar junge erhielt, wel-
che noch nicht gebrütet haben. Denn bekanntlich
nisten solche Vögel, welche ein Mal in der Freiheit
gebrütet haben, in der Gefangenschaft schwer oder
gar nicht. — Mit den Quäkern (Aringilla mon-
tifringilla, Linn.) hatteich das Unglück, dafs, ob-
gleich das Männchen dem Weibchen unausgesetzt
Liebeserklärungen machte, dieses doch so wenig
von Cupido beseelt war, dafs es sich durchaus
nicht dazu verstehen konnte, zu Hymens Fahne zu
schwören.“ |
„Die Zitscherlinge (Fringilla linaria,
Linn.) konnten ihre Ehestandspräliminarien nie wei-
ter bringen, als dafs sie einander aus Liebe und
Zärtlichkeit fütterten, und vielleicht ist es beim
Zitscherling und Quäker, wie bei den Sei-
denschwänzen, nur dann bis zur Fortpflanzung
zu bringen, wenn man junge Vögel, welche noch
nicht in der Freiheit genistet haben, erhielte.“
Dies sind die milslungenen Versuche; gelun-
- gene werden wir bei der Nachtigall, dem Gim-
pel, Grünling, Hänfling und Stieglitz sehen.
‘° Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dafs-die oben
angeführten Vögel um deswillen so schwer zur Fort-
pflanzung zu bringen sind, weil sie im Norden brü-
ten, wo sie natürlich einen ganz andern Himmels-
strich haben. Auch bei den Schneespornern be-
merkt man, wenn man sie hält, den fehlenden Ein-
flufs des nordischen Himmels gar sehr.
9. Die Krankheiten der Stubenvögel.
Mit den Krankheiten der Stubenvögel ist es
wie mit der asiatischen Cholera; sie sind leichter
zu verhüten, als zu heilen, und des Freundes die-.
ser lieben T'hiere ganzes Streben mufs darauf ge-
richtet seyn, durch gutes Futter, Reinlichkeit und
gute Wartung die Krankheiten der Stubenvögel zu
verhüten. Zu erkennen sind sie leicht. Die kran-
ken Vögel hören auf zu singen, machen kleine Au-
gen, lassen die Flügel hängen und hüpfen traurig
herum. Mehrere Krankheiten haben ihre beson-
dern Kennzeichen, von denen bald die Rede seyn
- wird. Da mir nun drei meiner geehrien Freunde,
u
unter ihnen sogar ein geschickter Arzt, sehr schätz-
bare Mittheilungen über die Krankheiten der Vögel
gegeben haben: so will ich diese den Lesern nicht
länger vorenthalten. Der Herr Mitarbeiter sagt:
„Die Krankheiten der Vögel.
Zu Anfange meiner Stubenvögelliebhaberei star-
ben mir sehr oft einige meiner lieben 'T'hierchen,
dieser am Schlage, jener an der Darre (Auszeh-
rung), ein anderer an geschwollenen Füfsen u. dgl.
Seitdem ich aber in der Wartung dieser Geschöpfe
mehr Erfahrung machte, und sie so pflege und
füttere, wie ich weiter oben bemerkte: stirbt mir
fast keiner mehr an einer andern Krankheit, als an
Altersschwäche. Rothkehlchen und Mönche lebten
bei mir 10 bis 11 Jahre, Steindrosseln und Schwanz-
meisen 6 bis 7 Jahre, Baumlerchen und Bachstel-
zen 4 bis 5 Jahre*).
In der schönen Jahreszeit kommen meine Vö-
‚gel viel an die Luft, aber nur im Herbste ein
wenig an die Sonne. In der Mauser erhalten
.sie viele frische Ameisenpuppen, und nach dieser
mehr Futter, als aufserdem. Im Herbste bekommt,
wer sie fressen will, täglich eine mälsige Portion
Hollunderbeeren, und im Winter öfters aufge-
quellte. Alle meine Vögel werden täglich zwei Mal
gefüttert, das erste Mal am frühen Morgen, das
zweite Mal gegen 12 Uhr und jeden Tag zu der-
selben Zeit. Bei dieser Lebensweise bleiben sie
fast immer gesund. Wenn einer weniger, als sonst
frifst, und sich dick macht, woran ich sogleich
sehe, dafs er kränkelt: so werfe ich 4 bis 6 Mehl-
würmer lebendig, in Mandelöl, lasse sie einige Stun-
"den darin liegen uud gebe sie dann dem Vogel auf
zwei Mal mehrere Tage nach einander. Das viele
und heifshungerige Fressen eines Vogels ist ein deut-
liches Kennzeichen der im Anzuge sich befindlichen
Darre oder Abzehrung. Man nehme den Vogel in
die Hand und man wird finden, dafs sein, wie ein
Messer vorstehendes und schneidendes Brustbein
*) Brehm besitzt einen zweibindigen Kreuzschnabel seit
den Jahre 1826, und noch ist er sehr munter. B.
- MM —
seinen ganz abgemagerten Zustand deutlich zeigt.
Die Vogelhändler verordnen dagegen allerlei Mit-
tel; allein es hält keins darunter Stich, als das,
dem Vogel viel zermalmten Hanf und klar gehack-
te, hart gesottene Hühnereier unter das Fut-
ter zu geben. Wird ein Vogel sehr krank: so
giefse ich ihm mit Hülfe einer andern Person ei-
nige, in einen Federkiel gebrachte Tropfen Man-
delöl ein. So rettete ich ein Mal ein Blaukehlchen,
welches schon wie todt auf dem Boden lag. Doch
könnte ich mehr Fälle des Nichtgelingens*als
des Gelingens dieser Ouren aufzählen; denn
das Heilen der kranken Vögel ist eine chwierige
Sache. —
Gegen Heifserkeit hilft gestolsener weilser Can-
diszucker im Trinkwasser. Ist der Vogel stark ver-
schnupft, und niefst, indem er den Kopf dabei hin
und her wirft, so dafs man sieht, es fehlt ihm an
Luft: so reilst man ihm eine von den kleinen Flü-
geldeckfedern aus, taucht diese in frisches Mandel-
6l und zieht sie ihm durch beide Nasenlöcher, in
denen man sie, wenn der Zustand bedeutend ist,
ein Paar Tage stecken lassen kann. Den krän-
kelnden Nachtigallen und Sprossern bekommt eine
eingegebene Spinne sehr gut. — Bei Verstopfung
sind Hollunderbeeren, und für die Vögel, welche
sie nicht fressen, in Mandelöl gelegte Mehlwürmer.
sehr wirksam. u)
; Bei der fallenden Sucht hebt ‚man den Vogel
vom Boden auf, und taucht ihn ganz in sehr kal-
tes Wasser, bei wiederholten Anfällen schneidet man
ihm den Nagel der Hinterzehe ab, bis dieser stark
blutet. Diese beiden Mittel helfen für den Augen-
blick sehr gut; allein dennoch konnte ich durch
ihre öftere Anwendung eine mir sehr werthe Stein-
drossel von diesem Uebel nicht heilen, und mufste
sie wegen ihres heftigen und angreifenden Schreiens
während des Paroxismus endlich weggeben.
Ein Hauptübel, dem besonders die Blau-
kehlchen und bunten Steindrosseln — die
'Blaudrosseln weniger unterworfen sind, zeigt
sich in Buckeln unten an den Sohlen, welche sie
Ba HR
auch dann bekommen, wenn sie noch so reinlich
gehalten werden. Diese Buckel scheinen mir von
doppelter Art zu seyn; bei der einen leben die Vo-
gel noch viele Jahre, bei der andern sterben sie in
kurzer Zeit an der Darre. Ich konnte noch kein
Mittel dagegen finden.
Auch wird die Mauser, wenn die Federn, be-
sonders die grofsen, nicht gut abfallen, eine ge-
-fährliche Krankheit; was dabei zu beobachten ist,
wird man bei der Bastardnachtigall angege-
ben finden, und bei der Baumlerche kömmt vor,
was zu thun ist, um die Vögel vom Ungeziefer zu
befreien. Bei Ueberfüllung und den dadurch ver-
ursachten Anschwellen der Fettdrüsen reifse man '
dem Vogel einige Schwanzfedern aus; das Fett
‘ zieht sich dann aus der Drüse in die neuen Federn.
Dieses Mittel kenne ich jedoch nur vom Hörensa-
“gen; denn bei den vielen Hunderten von Vögeln,
welche ich seit 18 Jahren ernährte, kam mir die-
ses Uebel nie vor, vermuthlich weil alle meine Vo-
gel sich gehörig baden können.“ —
Ein geehrter Freund von mir, derselbe, wel-
cher oben die schöne Abhandlung über den Vögel-
gesang geliefert hat, sagt aus langer Erfahrung: »
„Gegen einige Krankheiten der Vögel.
Die Sitzstangen von Lindenholz gemacht und
mit Tuch überzogen*), schützt gegen den Fuls-
krampf, welcher später gewöhnlich in den Leib
schlägt und den Vogel tödtet.
Wenn Sprosser und Nachtigallen mager
werden, gielse man ihnen etwas sülses Mandelöl —
aber ja kein bitteres, welches die Vögel tödtet —
auf die Ameiseneier, oder man fütiere zugleich
nebst dem gewöhnlichen Futter Mohnsamen mit et-
was Wasser in einem Mörser zu Milch gestofsen,
mehrere Tage lang. Den Haidelerchen gibt
man in solchem Falle mehrere Tage klein gehackte
Brunnenkresse unter das Futter. —
*) Geht nur bei den Vögeln an, welche dem Ungeziefer
wenig ausgesetzt sind. B.
BEE u «0
Wenn Nachtigallen und Sprosser, aueh
Grasmücken zu hitzig werden — die Entzün-
dung der Eingeweide zeigen die grünen Excre-
mente —: gebe man ihnen Ziegenmilch oder Zie-
genquark, auch rohes Rinderherz und gestofsenen
Mohn unter das Futter. Bei geschwollenen Fülsen
bestreiche man diese einige 'Tage lang mit 'Trau-
benpomade oder Hühnerfett, so auch die Sitzstan- -
gen, auf welchen der Vogel am liebsten sitzt, und
entziehe ihm die Mehlwürmer ganz. —
Wenn die Vögel den Schnupfen haben, was
sich durch vieles Nielsen anzeigt: gebe man ihnen
ein Paar Mehlwürmer, welche eine Stunde lang; in
Provencer - oder sülsem Mandelöle gelegen, und
hilft dieses nicht: so ziehe man ihnen eine ihrer
eignen kleinen Federn durch die Nase —
Von Zeit zu Zeit gebe man ihnen eine Spinne,
welche sie purgirt und ihnen sehr heilsam ist. Sie
fressen auch Kellerwürmer gern, nur mufs man ih-
nen nicht viele und diese nicht zu oft geben. Ei-
nen Sprosser, welcher Nichts mehr frafs, habe
ich allein durch sie geheilt. Den Grasmücken gebe
man von Zeit zu Zeit eine Rahmhaut,. Wenn ein
Stubenvogel ein Bein gebrochen: nehme man
Schwarzwurzel — mit breitem, langem Blatte und
hohem, rothem Blüthenstengel — und reibe diese
Wurzel, welche eine schwarze Schale hat und in-
wendig gelblich aussieht, auf dem Reibeisen, mi-
sche Butter darunter, und schlage es mit einem
Lappen fest um den Beinbruch, welcher davon ge-
wöhnlich in 4 Tagen heilt. — |
Die kleinen weilsen Maden unter der Rinde
der Eichen und Buchen und die Wildmaden, auch
_ rother 'Traubenhollunder, welcher im Walde wächst,
ja selbst schwarze Hollunderbeeren für die Vögel,
welche sie fressen, sind herrliche Präservatir- und
Heilmittel für alle Motacillen. Oft hilft schon die
Abwechselung mit dem Futter und das Setzen in
die Sonne, oder ein verrosteter Nagel, welcher in
das Trinkgeschirr gelegt wird. —
Bei der fallenden Sucht schneide man dem Vo-
gel ein Stück von dem Nagel einer an ab, bis
—_ 90
er blutet, und tauche die Füfse in Wein, gebe ıhm
_ auch einen Tropfen davon zu trinken.
In Dresden und an mehrern Orten werden von
vielen Liebhabern der Stubenvögel die Sprosser,
Nachtigallen und Grasmücken täglich zwei
Mal, nämlich früh und nach Tische gefüttert, was’
‚allerdings, besonders im Sommer, wo das Futter
leicht sauer wird, sehr rathsam ist. —
Der Herr Doctor med. Richter in Rode, ein -
sehr geschickter Arzt, sagt über diesen Gegen-
stand Folgendes:
„Die Krankheiten der Stubenvögel
sind sehr einfach, gewöhnlich aber tödtlich, weil
sie verkannt werden. Eine der häufigsten ist der
Schlagflufs, Apoplexia sanguinea. Er über-
fällt diese 'Thiere gewöhnlich schnell während des
Singens, F'ressens oder im Schlafe. Manchmal ret-
tet man noch einen davon befallenen Vogel, wenn
man ihm den Nagel der hintern Zehe so weit ab-
schneidet, dafs sie stark blutet und dann den gan-
zen Vogel öfters in kaltes Wasser taucht. Gute
und zu reichliche Nahrung, durch welche der Vo-
gel zu fett wird, ist die gewöhnlichste Ursache die-
ser Krankheit. Blutsturz kam mir auch ein Paar
Mal vor; er überfälit ebenfalls zu gut genährte Vo-
gel, wenn diese im Käfige hin- und hergejagt wer-
den, was beim Reinigen der Käfige nur allzuoft
geschieht, und kaum zu vermeiden ist*).
Unter allen Krankheiten aber kommt keine so
häufig vor, als die Darre, eigentlich Magen-
schwindsucht, und keine ist noch so viel in ihrem
Wesen verkannt worden, wie diese. Sie spricht
sich, je nachdem sie diesen oder jenen Vogel be-
fällt, sehr verschieden aus. Das eine Mal thut, sie
sich dadurch kund, dafs der Vogel die Federn
struppig trägt und ungemein viel frifst, dabei
. Durchfall oder Verstopfung hat, kleine Augen, wel-
che allen Glanz verloren haben, macht, den Kopf
....») Wie es vermieden werden kann, hat der Herr Mitar-
beiter oben trefflich gezeigt. aa
— 51 —.
gern unter die Flügel steckt u. dgl. Er. wird im-
mer magerer und stirbt endlich. Ein anderes Mal
geht es mehr aufwärts; der Vogel bekommt eine
Art Schlucksen, bei dem es klingt, als stecke ihm
etwas in der Kehle, was er gern auswerfen möchte;
endlich kommt der helle Magensaft gelaufen. In
‚diesem Falle sind die T'hierchen noch lange mun-
ter, singen sogar, sterben aber endlich doch hin.
Diese Erscheinung sah Bechstein für einen Ka-
tarrh an! Sie ist aber auch nichts Anderes, als ver-
dorbene Verdauung. Veränderung des Futters und
Reinlichkeit hilft in den meister Fällen. Im erstern
Fall leidet das ganze Drüsensystem und die Gal-
lenabsonderung. ‘Man mufs, um hier zu helfen,
den Samen fressenden Vögeln viel Grünes geben,
das Trinkwasser täglich zwei Mal frisch reichen,
kann auch die alte Methode, einen rostigen Nagel
in das Trinkgeschirr zu werfen, immerhin anwen-
den, muls aber auch den Sand oft erneuern. —
Bei der Darre schlagen Manche vor, man sollte
sie dem Vogel nehmen, d.h. die Fettdrüse, G/lan-
-dula uropygü, ausstreichen. Dies ist reiner Un-
sinn; denn die Vergrölserung und Verstopfung die-
ser Drüse ist Folge, nicht Ursache der Krankheit.
Der Vogel öffnet sich diese Drüse selbst, wenn er
sich wieder besser befindet. —
Das Allzufettwerden verhütet man, wenn man
den Vogel nur dann zu fressen gibt, wenn er dar-
nach schreit. — u
. Die Läuse plagen die Vögel oft entsetzlich und _
bringen ihnen zuweilen die Zehrsucht. Das beste
. Mittel dagegen ist, ihnen alle zwei Tage feuchten
Sand zu geben, damit sie sich darin herum wälzen
können. Auch von Wanzen leiden diese lieben Ge-
schöpfe. Diefs sind scharlachrothe Thierchen, wel-
' che sich immer da an den Sitzstangen aufhalten,
wo diese aufliegen. Diese Stellen müssen oft mit
Oel oder Taabackssaft bestrichen werden, damit sie
davon sterben. —
Ein schädliches Verfahren für die Gesundheit
der Vögel ist auch das, ihre Kane hoch in dem
BEL
Zimmer aufzuhängen. Die Öfenwärme des Win-
ters, welche in der Höhe immer am stärksten ist,
wird ihnen sehr nachtheilig. —
In der Mauser brauchen die Vögel einen nicht
unbedeutenden Aufwand der Säfte, und deswegen
müssen. sie in und nach ihr immer vollauf zu fres-
sen haben, und dürfen in ihr nicht gestört wer-
den. —
Aeufsern zufälligen Uebeln ist der Stubenvogel
mehr unterworfen, als innern Krankheiten. Kno-
chenbrüche und Verrenkungen sind häu-
fig; einfache Knochenbrüche heilen in der Regel
schnell und &ut. Verrenkungen werden dem Vogel
meist sehr hinderlich, und es läfst sich wenig da-
bei thun. Contracte Fülse bekommen die Vo-
gel, wenn die Sitzstangen zu dünn und uneben
sind; ganz glatt dürfen sie auch nicht seyn, weil
sich sonst der Vogel nur mit vieler Anstregung auf
ihnen halten kann. —
Blindheit ergreift die befiederten Gesellschaf-
ter der Menschen auch; sie singen dann recht fleisig
und sind nicht zu heilen. Das Blenden der Finken,
dieses ruchlose Verfahren wird, nur angewendet,
um sie recht fleilsig schlagen zu lassen. —
Oft wächst dem Vogel der Ueberzug, die horn-
artige Haut des Oberschnabels erstaunlich lang und
ist ihnen beim F'ressen sehr hinderlich. Man thut
am besten ihn abzufeilen. Bei recht alten Stuben-
vögeln entsteht auch nicht selten an der Schnabel-
wurzel ein hörnartiger Auswuchs, den man vorsich-
tig zu entfernen suchen mufs.. Auch verlängern
sich bei den alten Stubenvögeln nicht nur die Nä-
gel an den Zehen, sondern der schuppigte Ueber-
zug der Fülse verliert seine Geschmeidigkeit und
liegt dann nicht mehr glatt an*). Die einzelnen
Schuppen vergröfsern sich, werden hart, und nicht
*) Dies findet man besonders bei alten Blaukehlchen; selbst
bei wilden Vögeln, namentlich bei einem brütenden Sperber-
weibchen, ist es mir vorgekommen. \ B.
—- 5 —.
selten sterben deshalb ganze Zehen, ja zuweilen
alle ab. Man verhütet dieses Uebel dadurch, dafs
man den Vogel in einem nicht zu kleinem Gefälse
öfters frisches Wasser zum Baden hinstellt. Man kann
das Uebel oft auch heilen, indem man die Fülse
mit lauwarmem Wasser wäscht, dadurch erweicht
und mit Hilfe eines kleinen Messerchens die grofsen
Schuppen vorsichtig wegnimmt. Die Nägel schnei-
det man den Vögeln von Zeit zu Zeit, aber nie so
tief ab, dals sie bluten. — a 1
Häufig bemerkt man bei den Finken, dafs
während der Mauser die Federn zweiter Ordnung
an den Flügeln eine falsche Richtung nehmen, und
der Vogel dann ganz struppigte, breit herabhän-
gende Flügel hat, was ihm ein sehr schlechtes An-
sehen gibt. Untersucht man den Flügel, so findet
man, dafs die alten Federn noch stecken, während
die jungen schon durchgebrochen sind. Die Haut
der Flügel ist bis zur Spitze ungemein verdickt und
schwer, und deshalb kann der Vogel die Flügel
nicht gehörig tragen. Man mufs sogleich die alten
und neuen fehlerhaften Schwungfedern ausziehen,
und es scheint gut zu seyn, wenn die Stellen, wo
die Federn gestanden haben, bluten,
Eine Unart mancher Vögel, besonders mancher
Canarienvögel, ist die, dafs sie die Schwanzfedern
abbeifsen, wodurch der Schwanz ein recht garsti-
ges Ansehen bekommt. Diese Spielerei hält sie
auch vom Singen ab; es läfst sich wenig dagegen
thun *). |
Die fallende Sucht, Zpxlepsie, ist bei
manchen Gattungen sehr häufig, z. B. bei Nuci-
fraga. Im südlichen Deutschlande glaubt man,
dafs dieser Vogel sie von Natur habe, und nennt
sie den Wehtag. Die Ursache dieser Krankheit
sind oft Eingeweidewürmer. Vielleicht hat gerade
der Nufsknacker in der Gefangenschaft, weil
ihm die Cirbelnüsse und mehrere Insektenarten ab-,
*) Brehm bemerkte dasselhe bei seinem zahmen. Kolk-
raben. ' B.
og Bee
gehen, eine besondere Anlage zu Eingeweide-
würmern.
Das Drehen ist eine Gewohnheit, bei wel-
cher der Vogel mit ganz zurückgebogenem Kopfe
beständig eine drehende Bewegung macht, so dafs
es aussieht, als wolle sich das 'Thier überschlagen.
Es kommt gewöhnlich da vor, wo der Käfig eine
dichte Decke hat, und das oberste Sitzstängelchen
so hoch angebracht ist, dafs der Vogel nicht hoch
ausgestreckt stehen kann. Solche Vögel singen fast
gar nicht mehr.
Dicker Bauch. Bei dem Aufziehen junger
Vögel kommt es sehr häufig vor, dafs diese einen
sehr starken-Leib bekommen. Dieser hängt ordent-
lich herab, fühlt sich heifs und gespannt an, und
hat eine so ausgedehnte Haut, dafs man die Därme
durchscheinen sieht. Gewöhnlich sterben solche Vo-
gel noch, wenn sie schon allein fressen. Futter, wie
eingeweichte Semmel oder Rübsen ist Schuld dar-
an. In einigen Fällen hilft Salz in Wasser, da-
durch, dafs es einen Durchfall zuwege bringt, dem
Vogel noch durch. — |
Ausschlag, flechtenartiger. Bei den
sehr lange im Käfig gehaltenen Vögeln findet man
oft einen gelblichtweilsen borkigten Ausschlag um
die Augen und die Schnabelwurzel herum; er ver-
stopft den '"Thieren die Nasenlöcher, verdirbt die -
Augenlider, und wird oft Ursache der Blindheit.
Man mufs ihn öfters mit einem Messerchen entfer-
nen, und dem Vogel täglich Gelegenheit geben,
sich zu baden. |
Krampfin den Beinen. Hieran leiden die
Vögel dann oft, wenn die Sitzstangen zu dünn sind;
auch äulsert Erkältung ihre nachtheilige Wirkung
dadurch, dafs sie dem Vogel den Krampf zuzieht*).
Vögel, welche mit ihm behaftet sind, liegen fast
*) Diesen Fufskrampf findet man schr oft bei jungen
Trut- und Perlhühnern. Kälte und Nässe varanlalst ihn
bei diesen, und es ist deswegen bei ihrer Zucht höchst noth-
wendig, sie dieser nicht auszusetzen. > SR
ae
beständig. Warme Bäder sind das beste Mittel da-
gegen. — i
Völlige Steifheit habe ich in diesen "Tagen
a Canarienvogel zu beobachten Gelegenheit
ehabt.“
& Es würde ganz unnütz seyn, zu diesen, gewils
von Jedermann als vortrefflich anzuerkennenden Be-.
handlungsarten der Krankheiten der Vögel Etwas
hinzuzusetzen. Ich bin stolz darauf, sie dieser
Schrift einverleiben zu können.
10. Fang der Vögel.
Es kann nicht meine Absicht seyn, den Fang
der Vögel weitläuftig zu schildern, weil ich sonst
ein ganzes Buch darüber schreiben müfste; ich will
nur die verschiedenen F'angarten ganz kurz anzei-
gen,. da ja ohnehin bei jedem einzelnen Vogel die
verschiedenen Methoden, auf welche man ihn fan-
gen kann, angegeben sind.
1. Das Lerchengarn zerfällt in Tag- und
Nachtnetze. Die erstern sind lange Wände von
Netzen, welche drei- oder sechsfach hinter einan-
der aufgestellt sind und auf welche beim Aufgang |
des Abendsterns die Lerchen zugetrieben werden.
Das Nachtgarn ist ein viel kleineres Netz, wel-
ches von 2 oder 3 Personen getragen wird und mit
denen man die schlafenden und auffliegenden Ler-
chen bedeckt. Man fängt in ihnen aufser diesen
alle kleinen Vögel, welche auf dem Boden der Fel-
der schlafen, selbst Wachteln und Feldhühner.
1. Der Vogelheerd ist ein kleiner, freier
Platz, der mit Futter und Läufern bedeckt ist, auf
welchem durch Lockvögel die vorüberziehenden her-
beigelockt werden. Die Netze werden durch be-
‘sondere Vorkehrungen vermittelst Prellstangen auf-
‚gespannt, liegen dann in einem kleinen Umfang zu-
sammengedrängt neben dem Heerde, und werden
mit einer Schnur von einer Hütte oder verborge-'
nen Stelle aus losgeschnellt. Sie schlagen dann
so schnell zusammen, dafs die auf dem Heerde sit-
zenden Vögel von ihnen bedeckt werden. Eine
an
Hauptsache hierbei ist, dals man gute Lockvögel
habe und den Heerd da anlege, wo ein guter Vo-
gelzug ist. Man geht deswegen am sichersten,
wenn man den Vögelzug erst ein oder mehrere
Jahre sorgfältig beobachtet, ehe man irgend einen
Heerd anlegt. \ H
Man hat 1) Drosselheerde; sie müssen wo
möglich auf Bergen, welche neben tiefen 'T'hälern
liegen, angebracht werden. — Man fängt: darauf
alle Drosselarten, vorzüglich Roth- und Wachhol-
derdrosseln, auch Seidenschwänze, Roth-
kehlchen u. dgl. und stellt ihn vom Anfang des
September bis Ende November; so lange der Zug
der Wachholderdrosseln dauert,
2) Den Finkenheerd, Man stellt ihn vom
- Ausgang Augusts bis in den November dahin, wo
die Finken ihren Hauptzug haben. Man mufs die
Lockfinken dadurch, dafs man sie das ganze
Frühjahr und einen Theil des Sommers dunkel
stellt, zu spät schlagenden Finken zu machen su-
chen — sie zu blenden ist eine unverzeihliche Grau-
samkeit — und beim Rücken den rechten Zeitpunkt
genau abpassen,
8) Der Ortolanheerd. Wird vom Ende des
Julius bis gegen Ende des Septembers wie der Fin-
kenheerd gestellt, gibt aber wenig Ertrag.
4) Der Staarenheerd. Man legt ihn zu
Ende des Julius in der Nähe der Schlafstellen der
Staare an, .
5) Den Strandläuferheerd bringt man an
den Ufern der Seen an, _ j
6) Den Entenfang macht man da, wo der
Zug, der Enten stark ist, auf grofsen Teeichen oder
Seen, Er ist eine Art Vogelheerd unter dem Was-
ser, aus welchem die Schlagwände herauf und über
den Enten zusammen schlagen. Unten ist auch‘
eine Wand. Er macht viele Umstände,
| 7) Der Tränkheerd, sehr anwendbar an
kleinen Waldbächen, Man verdeckt einen grofsen
Theil des Wassers mit BReisholz und läflst einen
kleinen 'Theil offen, der mit feststehenden Leimru-
then besteckt ist, oder durch ein darüber schla-
N
gendes Garn bedeckt wird. Im letztern Fall steckt
man bogeniörmige Holzstäbe über das Wasser, da-
‚mit das Garn nicht in dasselbe 'hineinfalle.e Man
stellt ihn sogleich nach der Brutzeit und fängt eine
Menge Vögel der verschiedensten Arten, unter ih-
nen die herrlichsten Singvögel. Er ist dem Vogel-
steller sehr anzurathen. Für die Feldvögel stellt
man ihn auf einem, wo möglich von Bäumen be-
schatteten Bächlein in einem Wiesengrunde.
IH. Die Schneufse, bestehend aus Aufschlä-
en (in Thüringen Stämme .genannt), Dohnen und
prenkeln. Alles dies ist hinlänglich bekannt. In
den Sprenkeln fängt man, je nachdem man Vogel-,
Hollunder-, 'Trauben-Hollunder- und andere Bee-
ren, Kirschen, Mehlwürmer u. dgl. als Lockspeise
‚vorhängt, die verschiedenartigsten Vögel, ja fast
alle Insektenfresser.
Für diese letztern ist auch ganz besonders
brauchbar
IV.Das Schlaggärnchen (Nachtigallen-
gärnchen, Schlagnetz). Man hat es von der
- ‚verschiedensten Einrichtung; alle haben ein von.
Holz oder Draht umgebenes Netzgärnchen, welches
über -den Vogel herschlägt und ihn zudeckt. Die
beste Art dieser Gärnchen ist die, bei welcher der
zur Lockspeise dienende Mehlwurm ganz aulser-
halb der Vorrichtung hängt, und doch, wenn ihn
der Vogel fressen will, im Nu von dem Gärnchen
bedeckt wird. Es ist eine aufserordentlich wirksame |
und zweckmälsige Falle und fängt Sprosser, Nachti-
gallen, Blau- und Rothkehlchen, Rothschwänze,
Steinschmätzer, Fliegenfänger , Bachstelzen, Zaun-
könige und eine grofse Menge anderer Insekten
‚ fressender Vögel. Man stellt es auf den Lieblings-
aufenthaltsort der Vögel und treibt sie vorsichtig
darauf zu, wenn sie nicht selbst hinfliegen, was
immer besser ist,
V. Die Leimruthen werden auf die ver-
schiedenste Art gebraucht, um die Vögel zu be-
trügen. Wenn man sie stark macht und durch ei- .
Bindfaden in Verbindung mit einander bringt, kann
‚man giolse Vögel damit fangen. |
N
VI Die Locke, eine in 'Thüringen und Ty-
rol sehr gewöhnliche F'angart. Man stellt im März
und April auf Berge, über welche ein starker Vö-
elzug geht, Eichen - oder Buchenbüsche, welche
Sr alte Laub noch haben, deren Zweige aber so
beschnitten sind, dafs sich kein Vogel aufsetzen
kann. In die Einschnitte der abgeschnittenen
Zweige steckt man. Leimruthen, und setzt in Kä-
den, welche mit grünen 'Tannenzweigen gut ver-
eckt sind, unter den Busch gute Locker von Fin-
ken, Bergfinken, Grünlingen, Stieglitzen, Zeisigen
u. dgl. er F'ang; dauert von 'Tagesanbruch bis
9 oder 10 Uhr. Im Herbste fängt man die Zei-
sige, Leinzeisige und Gimpel auf Dörfern in der
Nähe der Häuser auf kleinen Fichten, welche etwa
6 bis 8 Ellen hoch, oben buschig sind und mit
Leimruthen besteckt werden. Die Lockvögel sind
in oder unter dem Grünen verborgen. Im Winter
stellt man für die Stieglitze zusammen gebundene
und mit Leimruthen besteckte Distel- oder Klet-
tenbüsche auf.
VII. Das Zugnetz. Ein sackartiges Netz,
ist über einen halben Reif, der unten durch eine
Schnur gespannt wird, befestigt, und wird im Win-
ter bei tiefem Schnee, auf einem von demselben
eniblösten Plätze, der mit Körnern, Vogelbeeren
u. dgl. bestreut ist, mit einem kleinen Stab aufge-
stellt und dieser, wenn Vögel unter dem Netze
sind, wegßezogen, so dafs es zufällt. Man fängt
Gold- und Grauammer, Finken, Feld- sehr
selten Haussperlinge, zuweilen auch Grün-
linge und Gimpel.
VIH. Der Fallkasten. Man stellt diesen
entweder auf Bäume oder in die Erde. Der er-
stere.ist ein gewöhnlicher Meisenkasten, an dessen
Stellreif man auch einen Mehlwurm binden kann,
um einige Insektenfresser zu fangen. Aulser den
Finkmeisen gehen auch die Feldsperlinge und
Zaunkönige. oft hinein. Um ‚Nachtigallen, Blau-
‘ kehlchen und Amseln zu fangen, gräbt man ein
‚ viereckiges Loch 6 Zoll tief in die Erde, da wo
sich diese Vögel gern aufhalten, stellt eine, mit ei-
2. ,K8g Bu,
nem Stein beschwerte Decke von einem eng ge-
flochtenen Weidengitter darüber wie bei einem Mei-
.senkasten auf, und bindet einen Mehlwurm auf den
Stellreif, kratzt die Erde und das Loch auf, und
macht einen Halbkreis von Zweigen darum, oder
bringt das Ganze in einem Zaunwinkel an. Man
fängt darin Nachtigallen, Blau- "und Rothkehlchen,
Zaunkönige u. dgl., und im Winter, wenn man den
‚Schnee wegkehrt und Beeren hinein wirft, Amseln.
= IX. Die Meisenhütte. Man macht im Wald,
wo ein guter Meisenzug ist, eine Hütte, schafft‘
sich Lockmeisen und eine Meisenpfeife an, steckt
. Kloben zur Hütte hinaus, und fängt in ihnen sehr
verschiedene Arten Meisen und Goldhähnchen. Auch
dieser Fang wird in den Morgenstunden des Sep-
tember und October betrieben. Der Meisen-
tanz ist eine ähnliche, aber weil man eine Meise
mit zerbrochenen Fülsen dazu braucht, grausame
Fangweise.
X. Die Laufschlingen. Man stellt sie, in-
dem man einen Zaun von Zweigen macht, in die
darin gelasseneh Oefinungen nach den -Waldschne-
pfen oder Feldhühnern, auch auf die Lieblingsplätze
der Herrschnepfen aber ohne Zaun. Man kann
sie bei vielen Vögeln mit Erfolg anwenden.
XI Der Fang mit dem kleinen Kauze.
In Deutschland stellt man einen solchen Kauz auf
auf eine Hütte, bewegt ihn hin und her, und be-
steckt ein nahe stehendes Bäumchen mit Leimru-
then. In Italien spielt dieser Steinkauz, Sirix pas-
serina (Athene pusserina) civeita genannt, eine
‚grofse Rolle.e Man nimmt ihn jung aus und ge-
‚wöhnt ihn vom Kreuze,-seinem gewöhnlichen Sitze,
auf den Boden zu springen und wieder hinauf zu
fliegen. Man nimmt ihn nun mit auf einen mit
Bäumen umgebenen, aber von Büschen ganz freien
- Platz, stellt das Kreuz der Civetta, des Käuz-
chens auf die Erde und einige mit Leimruthen be-
steckte Stäbe um dasselbe herum. Der Vogelfän-
ger legt sich auf die Erde, deckt sich ganz mit
Zweigen zu, und ahmt mit einem Pfeifchen die
Töne des Steinkauzes nach, Jetzt kommen 'eine
— 60 —
Menge Vögel, um den Kauz zu necken und fan-
gen sich an den Leimruthen. Das wäre bei uns
auch nachzuahmen.
XI. Raubvogelfallen. Man hat sehr ver-
‘schiedene. 1) 'Tellereischen. Diese werden in
ganz baumleeren Feldern auf starken Pfählen an-
gebracht. Die Raubvögel wollen auf ihnen aus-
ruhen und fangen sich. 2) Netze und Habichts-
körbe, welche verschiedenartig, aber stets einge-
richtet sind, dafs der Raubvogel nach einer Taube
stölst und sich, ohne diese erhaschen und tödten
zu können, in den Netzen verwickelt und fängt.
a
Beschreibung. der Stuben-, Haus- und
der Zähmung: werthe Vögel.
1. Sänger ersten Ranges.
Hierher gehören nur die Sprosser und
Nachtigallen, meine Sippe ZLuscinia. Diese
zeichnen sich nicht nur durch ihre hohen Füfse,
ihr im Alter oben rothbraungraues Gefieder, ihren
rein röthlichen Schwanz, sondern ganz vorzüglich
durch die Vortrefflichkeit ihres Gesanges aus; denn
wer noch keinen von diesen Gesängen gehört hat,
der weils nicht, was Vogelgesang in höchster Voll-
endung ist. Diese Vögel bewohnen das Gebüsch
der Wälder, Auen, Flufsüufer und Gärten der war-
men und gemäfsigten Länder in der alten Welt,
meiden jedoch die Nadelhölzer, halten sich gern
auf der Erde auf, wo sie die Iusektenlarven, Kä-
fer und Würmer, ihre einzige Nahrung im Freien,
aufsuchen, sind wenig scheu und vorsichtig, kom-
men selbst auf der Wanderung, nicht auf die Ge-
birge, nisten auf den Boden oder in niedriges Ge-
büsch, und legen 4 bis 5 olivengraugrüne
dunkler gewölkte Eier. Oben an steht:
1) Der Sprosser, Luscinia major, Brifs.
(Motacilla luscinıa major, Linn. Sylvia philo-
mela, Bechst.). Er ist kaum, oder nicht gröfser,
als die gewöhnlichen Nachtigallen, unterscheidet
sich aber untrüglich von ihnen durch die dunklere
Farbe des ganzen Oberkörpers und Schwanzes, die
22 u
“Muschelflecken an der Kehle und die Gestalt des
Flügels, in welchem die dritte Schwungfeder
bedeutend länger, die zweite aber kür-
zer, als die vierte ist. Seine Gröfse zeichnet
ihn von den meisten Sängern aus, er ist 7'' 3" bis
6'" lang und 11" bis 11" 4' breit, oben rostgrau-
braun, am Schwanze rostbraunroth, an den beiden
mittelsten Steuerfedern dunkler, am Unterkörper
grau, an der Kehle mit dunklern Muschelflecken,
am Bauche weilslich, der Schnabel und Fufs ist
hellhornfarben, der Augenstern braun. Vor der
ersten Mauser zeigen die Jungen auf dem Ober-
‚körper rostgelbe Flecken, auf dem Unterkörper
graue Federränder. Die Weibchen sind plum-
per und weniger lebhaft, als die Männchen. Die
Sprosser sind nach den verschiedenen Ländern und
Gegenden sehr verschieden und zerfallen in meh-
rere Gattungen, subspecies. Die vorzüglichste ist
1) Der ungarische, Luscinia exımia, Br.
Er zeichnet sich äufserlich besonders durch den
dicken Kopf und das dunkle Grau an der Brust,
woran ihn der Kenner sogleich unterscheidet, aus.
Er lebt an den Ufern der Donau im Weiden- und
andern Gebüsch, und geht bis über Wien herauf,
wird aber von Jahr zu Jahr in den Umgebungen
jener Stadt seltener, weil ihm zu sehr nachgestellt
wird.e Ob die Nachtschläger unter ihnen eine be-
sondere Art bilden, oder nicht, ist noch unentschie-
den. Obgleich Bechstein und Andere den Schlag
des Sprossers dem der‘ Nachtigallen nachsetzen:
so verdient er doch ganz unbedenklich vor jenen
den Vorzug. Er hat eine Stärke, Würde, Tiefe
und Feierlichkeit, welche der Nachtigallengesang
nie erreicht. Er zerhackt nicht die Strophen, son-
dern trägt sie mit einer Kraft, Sicherheit . und
Langsamkeit vor, welche sich nicht beschreiben
läfst, und alle Versuche, ihn mit Buchstaben zu
bezeichnen, müssen verunglücken; er ist über alle
diese Bezeichnungen, wie aus der schönen Abhand-
lung über den Gesang in der Einleitung und aus
der nachfolgenden Schilderung des verehrten Herrn
Mitarbeiters hervorgeht, weit erhaben, er muls ge-
a
hört, verstanden und empfunden werden, um jene Er-
hebung des Gemüths und jenes Entzücken hervorzu-
bringen, das er bei edeln und gefühlvollen Menschen
jeder Zeit bewirkt. Es ist keine Frage, dafs er mit
tiefer Empfindung vorgetragen wird; allein unbegreif-
lich ist es, wie eine so kleine Luftröhre eine solche
Stärke, -Abwechselung und Herrlichkeit des Schla-
ges,’ einen solchen wunderbaren Zauber der Töne
hervorbringen kann. Dafs dieser reizende Gesang
sich in der Nacht am schönsten ausnimmt, ver-
steht sich von selbst, und deswegen werden die
Nachtschläger vorzüglich geschätzt. Doch ich brau-
che nach der vortrefflichen Abhandlung über die
Sprosser und Nachtigallen , welche oben mitgetheilt
ist, nur wenig darüber zu sagen. Dem ungari-
schen Sprosser steht nach
2) Der polnische, ZLuscinia major, Brifs.
Er hat einen ziemlich gestreckten Schnabel
. und einen etwas über die niedrige Stirn
vorstehenden Scheitel, aber eine weniger
tief graue Farbe am Unterkörper, und bewohnt
vorzüglich die mit Weidengebüsch bewachsenen Brü-
che und Flufsufer, besonders die Weichselufer Po-
lens, von denen aus er auf der Wanderung zuwei-
len Deutschland trifft, wo er jedoch immer selten
bleibt. Sein Schlag steht dem des ungarischen
weit nach; denn er hat weder die Kraft, noch die
Würde, noch das Feierliche des ungarischen, aber
mehr ziehende und verschmolzene Strophen, durch
welche er sich dem Schlage der Nachtigall mehr
nähert, und wird (deswegen weniger geschätzt. Die
ausgezeichnet. guten polnischen Sprosser, wel-
che man auch zuweilen bekommt, sind wahrschein-
lich südöstliche Vögel, welche sich auf ihrem Zuge
nach Polen verirren. Doch gibt es auch unter den
ächt polnischen Sprossern recht gute Schläger.
Der schlechteste Sprosser, den ich kenne, ist
der pommersche, Luscinia philomela, Bechst.
et br. Er ist kleiner, als die vorherge-
henden, und zeichnet sich von ihnen noch durch
die etwas gewölbte Stirn, den niedrigen
Scheitel und den kurzen Schnabel aus. Er
u
a 17.
lebt vorzüglich in den Brüchen Norddeutschlands,
namentlich Pommerns, und geht wahrscheinlich bis
Schweden hinauf; wenigstens vermuthe ich, dafs
der schwedische mit dem pommerschen eine Gat-
tung ausmacht. Sein Schlag hat unter allen Spros-
sergesängen den wenigsten Werth und nähert sich
zuweilen dem Nachtigallenschlage sehr. Herr Schil-
‚ling in Greifswald versichert mich, dafs man bei
manchen pommerschen Sprossern eine Weile zuhö- |
ren muls, um in ihren Gesang den Sprosserschlag
wieder zu erkennen. Man findet also in Pommern
die sogenannten Doppelschläger, in Wien
Zweischaller genannt, d. h. solche Sprosser,
' welche viel von dem Nachtigallenschlage haben, so
gut, wie bei Wien, was um so auffallender ist, da
in Pommern gar keine gewöhnlichen Nachtigallen
leben, die dort wohnenden Sprosser also unmög-
lich dadurch Zweischaller werden können, dafs
sie von den Nachtigallen einen Theil des Schlages
lernen. Es sind also diese Vögel entweder von
den Sprossern verschieden, oder sie deuten
durch ihren Gesang die nahe Verwandschaft der
Sprosser und Nachtigallen an. Dasie von den
Kennern wenig geschätzt werden, haben sie für den
Liebhaber wenig Werth; allein von dem Naturfor-
scher verdienen sie sorgfältig beobachtet zu werden.
Die Sprosser haben in ihrem Betragen, etwas.
Stürmisches und zeigen des Nachts grofse Unruhe,
werden aber doch bei gehöriger Behandlung; bald
und sehr zahm, ünd dauern zuweilen 8 bis 10 Jahre
im Käfige aus. Sie nisten in dichtem Gebüsche, ma-
chen gewöhnlich auf der Erde tiefe Nester und legen
4 bis 5 Eier, welche oft etwas gröfser, als
die der Nachtigall, aber diesen sehr ähn-
lich gestaltet und gezeichnet sind. Aus
den aufgezogenen Jungen wird, wenn sie nicht bei
recht guten Schlägern hängen, gewöhnlich nicht
viel. Man fängt sie im Nachtigallengärnchen, an
dessen Stellholz ein lebendiger Mehlwurm, oder ei-
nige befestigt werden, oder in einem in die Erde
gegrabenen Meisenkasten ohne Boden, an dessen
Stellreif man einige Mehlwürmer anbindet, oder auf
=- 5 -
der Tränke, oder in Sprenkeln, vor denen Mehl-
würmer aufgehängt werden. Am besten gelingt
der Fang, wenn man da, wo ein Sprosser schlägt,
den Boden wund macht und auf dieser Stelle die.
Mehlwürmer anbringt. Die Sprosser fangen sich
.so leicht, als die Nachtigallen. Mein verehrter
‘Freund sagt über diesen König aller Sänger:
5 „Sprosser. Sylvia p/lulomela, Bechst., in
Wien Aunachtigall. na
So wie dem Gesange vor allen Instrumenten
der Vorzug gebührt, ebenso verdient der Schlag;
des Sprossers den Liedern aller geflügelten Sän-
ger vorgezogen zu werden; denn kein ungelehrter
(gewöhnlich gesagt ungelernter) Vogel ist im
Stande, solche runde, volle und sprechende Töne .
hervorzubringen. Nur schade, dafs dieser herrli-
che Gesang zuweilen zu laut für das Zimmer wird;
allein ein schön :schlagender Sprosser gewährt,
wenn das Wetter erlaubt, ihn auf das offene Fen-
ster zu stellen, oder vor dasselbe zu hängen, dem
Besitzer nicht nur, sondern auch der Nachbarschaft
und den Vorübergehenden einen hohen Genuls, —
Wie werth sind mir die herrlichen Mainächte, in
welchen wir, von einer Strafse zur andern wan-
dernd, die,am besten schlagenden Nachtvögel unter
den Sprossern aufsuchen! Kaum kann man sich von
einer Stelle losreifsen, an welcher ein Meistersän-
ger dieser herrlichen Vögel nach seinem mehrma-
ligen, ganz deutlich ausgesprochenen Judith eine
ganze Reihe reiner, voller, lauter Töne hören
läfst, unter welchen das recht tief ausgesprochene
Wort Brief, 3 bis 4 Mal wiederholt, sich sehr aus-
* zeichnet. Man würde sich kaum überwinden kön-
nen, diese Stelle zu verlassen, wenn man nicht ei-
nige Häuser weiter einen andern hörte, welcher
- mit diesem im Schlage wetteifernd, Alles aufzubie-
ten scheint, um ihm seine’ Bewunderer zu entreilsen:
‚Man folgt den Zaubertönen des andern, und be-
reut es nicht; denn wenn man auch in seinem
Schlage manche beliebte Strophe des ersten Sän=
gers vermilst: so lälst dieser dafür einige neue;
eben so schöne hören, und fehlt ihm Bi Brief;
— 66 —
so ruft er dagegen mehrmals nach einander das
Wort Brabant so stark, laut und gut ausgespro-
chen, als es nur ein Mensch vortragen könnte. Je
länger der nächtliche Spatziergang dauert, desto
mehr Freuden bieten sich dem entzückten Ohre
dar. — Vergnügt geht man nach Hause und
achtet eines kleinen Umwegs nicht, um einigen
Gassen auszuweichen, in denen, wie man weils,
ein Paar Zweischaller durch ihre schlechten,
aus dem Schlage der Nachtigall (Sylvia luscinia)
entlehnten Töne uns die Erinnerung an die reine,
himmlische Melodie verderben würden. Doch wünscht
sich Mancher ins geheim Glück, dafs die herrli-
chen Vögel nicht in seiner, sondern in der Neben-
stralse schlagen; denn sie sind des Morpheus bit-
tere Feinde. — Weit mehr Genufs gewährt es
natürlich, diesen entzückenden Gesang in unsern
schönen. Auen zu hören, und mit hoher Wonne er-
innere ich mich noclran die glücklichen Stunden, wel-
. che ich früher in diesen zubrachte. Damals waren sie
von diesen schönen Sängern weit mehr bevölkert,
als jetzt; denn man strebt den guten Schlägern so
-sehr nach, dafs es jetzt Mühe kostet, einen im
Schlage ganz reinen Sprosser zu erhalten. Die
Jungen hören den Vater nicht schlagen und schei-
nen deswegen immer mehr von den ziehenden Stro-
phen der um sie her wohnenden Nachtigallen an-
zunehmen; sie werden zweischallig. — Allein
auch die guten Sprosser haben nach den ver-
schiedenen Auen, in denen sie leben, einen ver-
schiedenen Schlag, so dafs der Liebhaber mit ge-
übtem Ohre bald erkennt, ob der schlagende Vo-
gel an der Donau, oder an der March, oder an-
derswo gefangen wurde. — EN
Viele Sprosser fangen im Käfige bald nach
Weihnachten zu schlagen an, schweigen aber da-
für früher, als die, welche in der Mitte Februar
ihren herrlichen Gesang hören zu lassen beginnen,
und bis Ende Juni’s damit anhalten. Ich besafs
einen Vogel dieser Art, welcher regelmälsig schon
im November seinen schönen Gesang anhob, aber
erst nach dem neuen Jahre anhaltend fortschlug.
- 7 —
Gegen das Ende des April fangen die Nachtvögel
gewöhnlich an, sich bei der Nacht hören zu lassen;
mancher Sprosser thut dies auch früher, und schlägt
dann auch bei Kerzenlicht,:was aulserordentlich an-
genehm ist. — |
Man "darf. diese Vögel nicht zu früh der küh-
len Luft aussetzen, weil sie dann nicht selten zu
schlagen aufhören. Bald nach beendigtem Gesang
fängt der Sprosser zu mausern an, und erneuert
in Zeit von 4 bis 5 Wochen alle Federn. Während
des Federwechsels mufls er besonders gut mit Amei-
seneiern gefüttert werden. Wenn die frischen auf-.
hören: ist es sehr gut, ihm getrocknete ins Trink-
geschirr zu geben, und damit den ganzen Winter
fortzufahren; nur darf man ihm nicht zu viel da-
von reichen, weil er sonst leicht den Durchfall da-
von bekommt. Einem -kranken Sprosser steckt
man eine Kreuzspinne ein, oder gibt ihm 4 bis 6
Mehlwürmer, welche man in Mandelöl ertränkt und
mehrere Stunden darin hat liegen lassen. Beim
Husten kann man ihm die Ameiseneier in Milch,
anstatt in Wasser geweicht reichen, was von guter
Wirkung seyn dürfte. Sehr gesund ist es auch
diesen Vögeln, wenn sie im Winter auf‘das Mit-
tagsfutter täglich 3 .bis 4 Messerspitzen recht klar
gehacktes hartes Ei bekommen; auch schlagen sie
davon besser. Denen, welche sich durch vieles Auf-
halten auf dem Boden ‚des Käfigs die Fülse sehr
verunreinigen, gibt man für gewöhnlich Löschpa-
pier, und nur dann und wann Sand darauf.“
Später schreibt der Herr Mitarbeiter noch:
„Die ächten, tief und rein schlagenden Spros-
ser, wie sie in Wien gesucht und über alle Vögel
geschätzt werden, nehmen, da ihnen aufserordent-
lich nachgestellt wird, alle Jahr mehr ab. Vor Zei-
ten fuhren die ächten Liebhaber und grofsen Ken-
ner mit den Fischern, welche die Hauptsprosser-
fänger an der Donau sind, an die Inseln dieses.
Stroms, und liefsen sich die Sprosser fangen,
welche den schönsten und reinsten Schlag hatten.
Jetzt aber hat das Wählen aufgehört; denn die
Sprosser sind so einzeln, dafs man nimmt, was
4
—- 68 —
man bekommt. In Oestreich, an dem Flusse Taya,
ibt es starke, tiefschallige Vögel, welche das
ort Brabant rein hervorbringen. In Mähren, an
der March, sind auch gute Sprosser, die Ju-
dith und Brief schon schlagen. Bei Teln, 7
Stunden oberhalb Wiens an der Donau, sind auch
gute Schläger. Alle diese Reviere sind von den
hiesigen Vogelfängern, welche den Schutz der Jä-
ger und sogar der Gütereigenthümer besitzen, als
verjährtes Eigenthum schoü so besetzt, dals ein
Fremder ohne Erlaubnifs, die er wegen des alten .
guten Vernehmens der Jäger und Vogelfänger
schwer erhalten würde, sich gar nicht dürfte sehen
lassen. Auch ist der Fang meistens wenig ergiebig,
und wenn das Wasser austritt, können die Leute
nicht in die Auen kommen und verzehren ihr Geld
in den Wirthshäusern. Auch in den nahe bei Wien
“ gelegenen ungarischen Auen werden die Sprosser
häufig von unsern Leuten gefangen. — Sie kom-
men drei Wochen später, als die Nachtigallen, an
und sind um so vorzüglicher, je dunkler
ihre Brust ist. Die zweischalligen sind
an diesem Theile viel weifser, als die tief-
schalligen, und haben auch einen weniger
dicken Kopf. Bei den Nachtigallen findet man
etwas Aehnliches; je mehr die Aunachtigall von
dem Gesange der Waldnachtigall in den ihrigen
einmischt, desto weilser ist ihre Brust. —
Gestern brachte ein Vogelhändler 4 Spros-
ser aus dem tiefen Ungarn. Seiner Angabe nach,
fing er sie auf der Insel eines in die Donau fallen-
den Flusses, 30 Meilen unter Pesth, wo gewils
‚nur wenige, oder gar keine Vögel dieser Art ge-
fangen wurden. Das sind wahre Sprosser mit ganz
grauem, dunkel gewässerten Unterleibe. Sie sollen
äulserst stark und tief schlagen.“ ;
Ueber eben diesen König unter den Sängern
meldet mir mein theurer Freund, der Herr Pfar-
rer von Pathenyi zu Czinkota in Ugarn: „We--
gen der Sprosser habe ich in Prefsburg und _
Pesth an verschiedenen Orten und bei vielen Vo- -
gelhändlern gefragt und überall erfahren, dafs diese
\
I
Vögel in allen Auen der Donau, vorzugsweise aber
in denen bei Pre(sburg unterhalb Komorn und
Pesth gelegenen, wie auch bei Eperjes in der
Saroser Gespannschaft im Mai ziemlich häufig und
unentgeldlich zu fangen sind; nur müsse man mit
den Jägern oder Aufsehern sprechen und ihnen
höchstens ein kleines Trinkgeld geben. Auch müsse
der, welcher die Sprosser fangen wolle, am ersten
Mai oder schon früher an Ort und Stelle seyn.‘ —
Kürzlich erhielt ich einen ächt ungariscn
Sprosser, und fand des Herrn Mitarbeiters Kenn-
zeichen, welches in der sehr dunkeln Farbe des
Kropfes und der Seiten besteht, vollkommen be-
stätigt. Aufserdem zeichnet er sich durch den we-.
nig,’über die Stirn emporstehenden Scheitel und
vorzüglich durch den langen Schnabel aus.
Er ist unter den Sprossern, was unter den
Nachtigallen die grofsschnäblige ist, hat bei
Weitem den 'gröfsten Schnabel und ist der platt-
köpfigste unter allen. —
Noch mufs ich den Lesern die herrlichen Be-
obachtungen des Herrn ©. F. Herfurth, Kaufmanns
‘zu Hainichen in Sachsen, über die Fortpflanzung
der ungarischen Sprosser in der Gefangen-
schaft mittheilen. Er sagt in einem Briefe vom
10, November 1831.
„Schon vor langer Zeit kam ich auf den Ge-
danken, Wiener und ungarische Sprosser
selbst zu ziehen, da Sprosser und Nachtigal-
len die einzigen Vögel sind, welche ich halte.
Die Versuche, sie in gewöhnlichen Heckkäfigen
zur Fortpflanzung zu bringen, wollten nicht gelin-
gen. Um nun meinen Zweck doch noch zu errei-
chen: beschlofs ich die Fortpflanzung, der Sprosser
in einem Vogelhause zu bewerkstelligen. Ich liefs
also auf meiner 3 Stunde von der hiesigen Stadt
entfernt liegenden Besitzung im Jahr 1819 an mei-
nem 2 Stock hohen Gartenhause eine Drahtvergit-
terung anlegen, welche einen 10 Ellen hohen, 12
Ellen langen und 8 Ellen breiten Raum umschlielst.
In diesen wurde verschiedenes Laubholz, hohes
‚und niedriges, besonders Birken, Stachelbeer- und
I
RD EL
Johannisbeerstauden eingesetzt. Von den letztern
fressen sie gewöhnlich die reifen Beeren. Es vergin-
gen 8 Jahre, ehe ich Junge erhielt. Einige baue-
ten blos Nester, andere legten auch Eier; allein sie
brachten keine Jungen aus. Im Jahre 1827 bekam
ich von einem Paar 4 Eier, aus denen 3 Junge,
2 Männchen und 1 Weibchen auskrochen. Ich er-
hielt sie bis zum nächsten Frühjahre sehr gut und
hatte an den beiden Männchen fleifsige und gute
Schläger. Im Jahre 1828 machte ich daraus und
aus einem Nachtigallenweibchen 3 Paare, und
brachte diese in den vom Drahtgitter umschlosse-
nen Raum.“ In den ersten 14 Tagen — so lange
dauerte die Paarung — ging Alles recht gut. Die
Vögel vertrugen sich, wetteiferten im Gesange,
und schlugen freier und feuriger, als im Käfige.
Das alte Männchen paarte sich wieder mit seinem
alten Weibchen, und das eine junge Männchen mit
seiner Schwester; nur das noch übrig bleibende
einjährige Männchen wollte sich nicht mit dem Nach-
tigallenweibchen paaren. Allein nach Verlauf der
ersten 14 Tage ging das Nisten an, und nun ent-
stand ein fortwährender Kampf zwischen Vater und
Sohn, ein Mal siegte der Erstere, das andere Mal
der Letztere; doch ich glaubte nicht, dafs es zu
ernsten T’hätlichkeiten kommen würde. Allein einst
fand ich den Vater und den dritten Tag darauf auch
den einen Bruder — der andere hatte den letztern
in den Kopf gehackt — todt auf dem Boden liegen.
Es ist deswegen jedem Liebhaber zu rathen, nicht
mehr als ein Paar in einem Raum zu lassen. Ob-
gleich die Männchen todt waren: nisteten die bei-
den Weibchen doch fort. Das alte legte 5, das
junge 4 Eier, welche alle glücklich anskamen. Die
9 Jungen gediehen, bis sie selbst fressen lernten,
recht gut. Jetzt fing der Alte an, die Jungen zu
tödten, und ich mulste, weil schon 2 Junge todt-
gebissen waren, die übrigen herausnehmen. Ich
vermuthe daher, dafs auch in der Freiheit die Al-
ten ihre Jungen, sobald sie sich selbst, ernähren
können, von sich entfernen*). Doch war dies bei
*) Bei den Nachtigallen findet dasselbe statt. Am 28. Ju-
Ed
RR DE
den im vorigen Jahre gezogenen 3 Stücken nicht
er: Fall; diese blieben bis in den October bei den '
Alten. —
Im dritten Jahre, also im Frühjahre 1829 liefs
ich querdurch durch diese Voliere eine Drahtwand
machen, um wenigstens 2 Paar hinein lassen zu
können. Allein auch dies führte nicht zu dem be-
absichtigten Zweck; denn etwa 14 Tage, nachdem
ich sie in die Drahtumzäunung gebracht hatte,
fand ich das eine Männchen’ todt an diesem Quer-
. gitter liegen. Sein Schwanz war ausgebreitet und
sein Schnabel weit geöffnet, woraus ich vermuthe,
dafs er aus Eifersucht gegen den schlagenden Nach-
' bar gestorben war; denn er hatte kurz vorher ge-
schlagen und war gut beleibt*). Im vierten Jahre
(1830) hatte ich 5 Junge eines Nestes, welche, als
sie bald zum Ausfliegen reif waren, von Raubthie-
ren — Wieseln, Ratten oder grofsen Mäusen —
die sich unter der Erde in das Vogelhaus gearbei-
tet hatten, gefressen wurden. Ich fand wenigstens
hier und da die Ueberbleibsel der jungen Sprosser
auf dem Boden liegen. Man muls also beim Anle-
gen eines Vogelhauses darauf sehen, dafs diese ver-
derblichen Raubthiere sich nicht hineinarbeiten
können”), In demselben Jahre bekam ich nur 2
Junge. — ;
Ich kann nicht unterlassen, dazu einige Anmer-
kungen zu machen. Im letzten Frühjahre kaufte
ich einen, das Jahr vorher gefangenen Vogel, wel-
cher mir wegen seiner schönen ‘Touren sehr ge-
nius 1828 sehols ich in dem hiesigen Pfarrgarten eine junge
Nachtigall, obgleich der nächste Brutort dieser Vögel 4 Stun-
den von hier entfernt ist. So weit war also diese kaum flügge
Nachtigall schon gezogen. B
*) Gewils wäre es besser gewesen, eine undurchsichtige
Scheidewand in dem Vogelhause anzubringen. B.
**) Um ein Vogelhaus vor dem Eindringen der Ratten und
Wiesel zu sichern: kann man ringsum unter die Gitter und
Wände desselben 2 Fufs tiefe Mauern oder Wände von dicken
Bretern anbringen. a ur
— 2 —
rühmt wurde, und brachte ihn mit einem bei mir
erzeugten Weibchen in das Vogelhaus. Von die-
sen erhielt ich 5 Junge. Ich hemerkte bald, dafs
dieses Männchen ganz gegen die Gewohnheit der
andern seine Jungen nicht mit fütterte. Einige
Tage später fand ich 2 Junge und drei Tage dar-
auf die übrigen auf der Erde liegen, wo sie natür-
lich erkaltet waren. Ich würde deswegen, wenn
ich diese Bemerkung wieder machen sollte, nämlich
die, dafs ein Männchen die Jungen nicht mit füt-
tert, dieses heraus nehmen, denn schon im zweiten
Jahre (1821) beobachtete ich, dafs die Weibchen
ihre Jungen auch ohne Beihülfe der Männchen auf-
ziehen. Uebrigens erhalten diese Vogel bei mir
kein anderes Futter, als was sie gewöhlich bekom-
men, nämlich hauptsächlich süfsen Quark mit etwas
Ameiseneiern, geriebenen Zwieback ‘und dünner
Miich untermischt; sind aber die Jungen noch ganz
klein: dann füttere ich fast nur frische Ameisen-
eier. —
Es ist nicht nöthig, dafs das Vogelhaus so
hoch, als oben angegeben wurde, gemacht werde,
„weil die Sprosser gern niedrig sitzen. Zweck-
‚mälsig aber ist es, die Drahtgitter auf der einen
Seite an ein Gebäude anzubringen, damit das Vo-
gelhaus wenigstens Schutz gegen den Morgenwind
habe. Der Sprosser baut am liebsten auf dem Bo-
den in tiefes Gras. Das einjährige Weibchen legt
4, das mehrjährige 5 Eier; jedes baut sich sein
‚ Nest allein und brütet seine Eier in 12 bis 13 Ta-
gen allein aus. Sitzt es länger: so kann man das
Nest mit den Eiern wegnehmen, denn diese. sind
faul. Die Schuld davon liegt am Männchen. „Ich
habe dann einige Male ein ‘anderes Männchen hin-
eingelassen und noch Junge bekommen. Zum
bauen der Nester, gebe ich ihnen gewöhnlich 6’
bis 12 lange Fasern von Bast, lange Kuhhaare
und Schweinsborsten. —
In den ersten Jahren meiner Versuche starben
mir mehrere Male ganz schnell gesunde Vögel, wel-
che den. Tag zuvor gut geschlagen hatten. Da
wurde ich später gewahr , dafs kleine Mäuse den
rn
Futterkasten, welcher an einem Spalier aufgehängt
‘ war, besuchten. Da nun gewöhnlich, wenn diese
. Thiere zu dem Futter kommen, alle davon fres-
senden Vögel sterben müssen*): so liefs ich, um
dies zu verhüten, einen Pfahl mitten im Vogelhause
einschlagen und oben darauf ein Bret, auf welchem
der Futterkasten gut stehen kann, festnageln. So
konnten die Mäuse nicht zum F'utterkasten gelangen.
Es ist nicht wohlgethan, die Sprosser vor dem
Einlassen in das Vogelhaus gut mit Mehlwürmern
zu füttern. Dieses kostet mich einige Vögel, oder
machte sie zur Fortpflanzung untüchtig; ja die
Geilheit zeigte sich selbst in einem Anschwellen
der Füfse. Auch darf man nur solche Vögel ein-
lassen, welche alle Schwung- und Steuerfedern ha-
ben, und nicht zu bald zu schlagen angefangen.
Denn die, welche zu Weihnachten schon ihren Ge-
sang, hören liefsen, haben sich im Frühjahre schon
zu sehr überschlagen. Dieses Jahr habe ich mit
1 Männchen und 2 Weibchen Versuche gemacht,
Das zweite war aber nur ein Nachtigallenweibchen,
und wurde nicht eher eingelassen, als bis das er-
stere schon brütete. Es legte 4 Eier, bekam aber
blos ein Junges, welches ein Männchen ist. Ich
kann übrigens jeden Liebhaber dieses Vergnügen,
zumal wenn er das Vogelhaus an einer Wand sei-
nes Wohnhauses anbringen kann, mit bestem Ge-
wissen empfehlen.“ ER
2) Die Nachtigall. Luscinia vera, Br.
(Sylvia luscinia, Lath. Motacilla luscinia, Linn.).
Dieser schon bei den Alten berühmte und geprie-
sene Vogel hat fast oder ganz die Gröfse des
Sprossers, eine Läfge von 7" bis 7" 6'' und
eine Breite von 10" 8" bis 11” 4" und ähnelt ihr
‚so sehr in der Gestalt und Zeichnung, dafs sie
nur untrüglich durch die viel lichtere Zeich-
*) Wahrscheinlich ist der Urin der Mäuse, welcher auf
‚das Futter gespritzt wird, die Ursache des Sterbens der Vögel,
= { B,
a
nung des Oberkörpers zu unterscheiden ist.
Ihr ganzer Oberkörper ist roströthlich graubraun,
der Schwanz rostroth, an den beiden mittlern
Steuerfedern wie beim Sprosser dunkler, als an
den andern, der graue Unterkörper an dem Vor-
derhalse und Bauche weifslich, der Schnabel horn-
‚ farben, oben dunkler, der Augenstern braun, der
Fufs perlhornfarben. In der Jugend haben sie
oben rostgelbe Flecken, unten graue Federränder;
die Weibchen sind an der plumpern Gestalt,
dem stärkern Kopfe und der geringern Lebhaftigkeit
zu erkennen.
Ich kenne folgende Gattungen dieser Vögel:
1) Die grofsschnäbliche. Zuscinia me-
garynchos, Br. Sie zeichnet sich durch ihren
grofsen Schnabel und Körper wie durch
ihren Flügel aus, in welchem die 2te Schwung-
‚feder etwas länger als die te, und die 3te länger
als die 4te ist.
2) Die mittlere Nachtigall. Luscinia
media, Br. Der Schnabel ist mittellang
und ziemlich schwach, die 2te Schwung-
feder so lang als die Ste, und die dte so
lang als die 4te.
3) Okens Nachtigall. Luscinia Okenü,
Br. Der Schnabel ist kurz, die Schwung-
federn fast wie bei Nr.3, der Scheitel aber
höher.
4) Die fremde Nachtigall. ZLuscinia pe-
regrina, Br. Sie ist an ihren kurzen, nur
12 hohen Fülsen, und an ihren Schwung-
‚ federn, von denen die 2te so langiist, als
. die Öste, leicht von den übrigen zu unterscheiden.
wo 5) Die italienische Nachtigall. Zusci-
nia Itala, Br. Von ihr sagt der Herr Graf: „diese
Nachtigall ist in allen 'Theilen kleiner,
schwächer und schlanker gebaut, der
Schnabel kürzer, die Füfse viel dünner,
auch heller, auf dem Oberkörper brau-
ner, nicht ins Röthliche spielend, unge-
fähr.wie beim Sprosser, am Unterkörper,
grauer, als bei der unsrigen, der Schwanz
kürzer, als bei dieser, und ganz einfar-
big; zwischen dem Schnabel und Auge mit
ganz kleinen schwärzlichen Federchen;
dieser Vogel ist so ziemlich unser Sprosser im
Kleinen.
Alle diese Nachtigallen bewohnen die mit Laub-
holz oder Gebüsch bedeckten Orte, besonders sol-
che, welche an Abhängen liegen, an Flüsse oder
Bäche stofsen, und frischen Boden haben. - Sie le-
ben auch in englischen und andern ihnen zusagen-
den Gärten; denn sie sind sehr eigensinnig in Hin=-
sicht ihres Aufenthaltsortes. Sie wohnen z. B. sehr
häufig im Saalthale bei Naumburg, aber nicht bei
Altenburg, obgleich dort Laubhölzer und Gärten
sind, welche ganz für sie geeignet scheinen. Sie
leben nicht bei Baireuth, Nürnberg, Erlangen,
Bamberg, obgleich sie dort Thäler, Flüsse und .
Laubhölzer haben, aber häufig bei Koburg u. s. w.
Auf dem Zuge im April und September kommen
sie in die meisten Gegenden unseres Vaterlandes,
selbst in die Vorwälder der ihnen sonst verhafsten
Nadelhölzer, doch nicht in tiefe Schwarzwälder,
noch weniger auf die Gebirge. Sie halten sich
gern auf dem Boden auf, laufen auf ihm in grofsen
Sprüngen herum, tragen den Schwanz oft über
den Flügeln, und den Leib etwas aufgerichtet, flie-
gen auf Bäume auf, und schlagen auf ihnen und
im Gebüsch. Sie wandern des Nachts. Man hat
ihnen grofse Neugierde Schuld gegeben, aber mit
Unrecht. Wenn man an einer Stelle, wo sie leben,
den Boden so seiner Oberfläche beraubt, dafs die
schwarze Erde sichtbar wird: laufen sie allerdings
hin, aber nicht, um zu sehen, was vorgenommen
wurde, wie man ihnen auibürden will, sondern nur
Insektenlarven und Käfer, welche durch Entblösung
des. Bodens sichtbar werden, und ‚ihre Hauptnah-
rung ausmachen, aufzusuchen.
Sie sind sehr arglos und zutraulich, und flie-
hen nur dann die Menschen: mit Vorsicht, wenn sie
Nachstellungen erfahren haben.
Sie bringen ihr tiefes, aus dürren Grashalmen
und Grasblättern gebautes, inwendig oft mit eini-
a ai
sen Pferdehaaren belegtes, 4 bis 5 olivengrau- _
‘grüne, dunkler gewölkte Eier enthaltendes
Nest auf dem Boden im Laube oder Grase, oder
im niedrigen Gebüsche an, und damit das allein
brütende Weibchen den Blicken seiner vielen Feinde
weniger blosgestellt sei, hat es eine,’ den dürren
Blättern, welche gewöhnlich das Nest umgeben,
ähnliche Farbe. Sie nisten unverstört jährlich nur
ein Mal, locken ihre Jungen, welche beide Eltern
mit Insektenlarven und Käferchen auffüttern, mit
einem rauhen Rrrrr zusammen und führen sie kurze
Zeit. Sie trennen sich von den Eltern, noch ehe
sie das Jugendkleid abgelegt haben. Alte und Junge
mausern sich im Julius und August. — Der Lock-
ton dieser lieben Vögel ist wit krr und tack tack.
Das Merkwürdigste bei der Nachtigall ist ihr
wahrhaft herrlicher, den gefühlvollen Hörer in stau-
nendes Entzücken versetzender Schlag. Wenn die-
ser auch nach dem Urtheile der gröfsten Kenner
dem des Sprossers nachsteht: so vereinigt sich doch
in ihm alles Schöne, Zarte, Sanfte, Starke und
Ueberraschende der andern Vögelgesänge Den
starken Schlag, das sanfte Flöten, die tiefen Gur-
gel- und die hohen Kehltöne, das wunderbare Stei-
gen und Fallen derselben, und eine an das Unbe-
greifliche grenzende Abwechselung macht den Zau-
ber des Nachtigallengesanges aus. Diesen Schlag
durch Buchstaben ausdrücken zu wollen, ist ein
ebenso fruchtloses Beginnen, alsbeidem Sprosser.
Mein verehrter Freund hat oben in der Abhand-
lung über den Vögelgesang so viel Wahres und
Schönes auch über den Nachtigallengesang gesagt,
dafs ich nur Folgendes noch hinzusetzen will. Nr.
1. hat den stärksten, vollsten und besten Schlag,
und da sie im Herbste zuweilen kleine Muschel-
flecken am Vorderhalse zeigt: so wird sie von Man-
chen fälschlich für einen Sprosser gehalten. Nr.
4. ist im Schlage den beiden andern ebenfalls auch
vorzuziehen. Sonderbar ist es, dafs die ungari-
schen Nachtigallen den unsrigen in dem Gesange
weit nachstehen sollen, daher auch die weiter un-
ten von dem Herrn Mitarbeiter verfalste Beschrei-
Mi an
bung erklärbar ist. Von der italienischen sagt
dieser. vorzügliche Beobachter: „diese Nachtigall
schlug schön, aber schwächer als eine hiesige, wel-
che ich damäls besafs; die letztere war nicht nur
vom Körper viel gröfser, sondern schlug auch so
stark, dafs die kleine italienische schwieg und des-
wegen von mir weggegeben wurde.“ — Die vor-
züglichsten unter den Nachtigallen sind die
Nachtschläger, welche allen diesen Vögeln den
‚ Namen gegeben haben. Sie machen höchst wahr-
scheinlich eine besondere Gattung aus, welche
äufserlich nicht deutlich zu unterscheiden*), wohl
aber an ihrem Betragen zu erkennen ist. Alle
Nachtschläger zeigen, noch ehe der wahre, volle
' Schlag beginnt, bei Kerzenlicht ein besonderes Le-
ben, aber nicht jene ungestüme Unruhe, welche
die Tagvögel zur Zugzeit auch verrathen, und
cn vom April an. von Abends 9 Uhr bis früh
Uhr.
Nur sehr selten findet man Nachtigallen,
von denen man mit Recht sagen kann, dafs sie
Tag- und Nachtschläger zugleich sind. Sie ver-
dienen vor allen den Vorzug, werden sehr gesucht,
theuer bezahlt und hochgeschätzt. Denn die mei-
sten Nachtigallen, welche am Tlage schlagen, und
des Nachts ihre Stimme erheben, lassen nur ein
Paar Touren hören und so umgekehrt; diese sind
Repetirvögel. Ueber die Nachtigall sagt der
Herr Mitarbeiter:
„Die Nachtigall. Sylvia luscinia, Lath.
In Wien Waldnachtigall.
Ueber den berühmten Gesang dieses Vogels noch
etwas sagen zu wollen, wäre völlig überflüssig; nur
mufs ich mir hier die Bemerkung erlauben, dafs, so
schön auch seine lang, gezogenen Strophen im Freien
klingen, so wenig sie mir im Zimmer gefallen.
‚*) Vielleicht zeigt die Zergliederung, welche ich noch
nicht habe vornehmen können, Unterschiede zwischen den Tag-
und Nachtschlägern. Bis jetzt konnte ich nur die letztern un-
tersuchen.
ng
Das so oft wiederholte Zeze und Zizi beson
ist mir unerträglich. Dieses Jahr kaufte ich mir
nach einander 3 schlagende Nachtigallen, in-
dem ich mich selbst überreden wollte, ihr Schlag
sei der schönste. Allein ich gab eine nach der an-
dern weg, und behielt meinen Sprosser.
Die Nachtigallen haben aber den Vorzug
vor den Sprossern, dafs sie gewöhnlich früher,
zuweilen schon im November zu schlagen anfangen,
und fleisiger im Gesange sind, als diese. Auch
sind die Nachtigallen nach meinen Erfahrun-
gen nicht so zärtlich, als die Sprosser; denn sie
‚ kemmen nicht nur jedes Frühjahr fast 3 Wochen
früher an, als diese, sondern dauern auch bei
schlechterm Futter im Käfige aus. Ich kenne meh-
rere, die seit vielen Jahren im Winter weder harte
noch gesottene Eier, noch Ameiseneier in das Trink-
wasser und dazu noch ziemlich schlechtes Futter
bekommen, und sich dennoch wohl befinden und
fleifsig schlagen, was ein Sprosser, wenn er
auch bei dieser schlechten Abwartung am Leben
bliebe, schwerlich thun würde.
Uebrigens verlangen beide Vögel dieselbe Be-
handlung, und ich brauche deswegen das beim
"Sprosser Angeführte nicht zu wiederholen. Nur
das will ich hier noch bemerken, dafs beide, nach
meiner Erfahrung, sehr dicke Sitzstangen bekom-
men müssen, weil dünne ihnen leicht Leichdornen
und andern Schaden an den Fülsen zuziehen. Diese
verlangen besonders auch die Steindrosseln,
weil diese Vögel in der Freiheit fast nie, auf Bäu-
men sitzen, sondern mit geradeaus gerichteten
Zehen auf den Felsen zu stehen gewohnt sind.
Die Sitzstangen mit 'Tuch zu überziehen, taugt
gar Nichts, weil sich das Ungeziefer dazwischen
einnistet.‘*
Die Nachtigallen werden wie die Sprosser ge-
fangen.
Ich kann mir die Freude nicht versagen , mei-
nen Lesern einige sehr merkwürdige Beobachtun-
gen des Herrn Grünz zu Limbach über die
Nachtigall mit dessen eignen Worten mitzutheilen.
N
Er sagt: „Ich kaufte mir einige junge Nachtigal-
len und steckte sie in ein geräumiges Gartenhaus*),
dafs sie sich gehörig ausbildeten. Im darauf fol-
genden Frühjahre sperrte ich ein Paar, versteht
sich Männchen und Weibchen, in dasselbe Garten-
: haus. Ich strickte ihnen ein Nest, von der Gröfse
eines Zippennestes, von Strauchgrase, und gab ihnen
6" bis 8 lange Kuh- und Pferdehaare zum Ausfüt-
tern. Sie benutzten diese und fütterten das ihnen
hingestellte Nest recht gut aus. Nachdem sie sich
in aller Eile gepaart hatten, legte das Weibchen
9 Eier und brütete 3 Junge aus. Nun aber ging
die Noth an. Sie fütterten weder frische Aıneisen-
eier noch Ameisen, welche ich ihnen in Menge gab,
noch auch ein mit getrockneten Ameiseneiern ge-
mengtes Futter, sondern allein Spinnen und flie-
gende Insekten. Ob gleich ich nun alles Mögliche
that, um ihnen geflügelte Insekten und Spinnen
- herbeizuschaffen und sie auch selbst in ihrem Be-
zirke zarte Insekten fingen, so war doch alles dies
zur Ernährung der Jungen nicht hinlänglich. Diese
starben in Zeit von 4 'Tagen alle. Jetzt wurde in
aller Eile wieder Anstalt zu einer zweiten Brut ge-
macht. Sie bauten sich selbst ein naturgemälses
Nest von Strauchgras in einen Stachelbeerbusch,
und fütterten es mit 6'' bis 8" langen Haaren aus.
Das Weibchen legte 4 Eier, aus denen 2 Junge
glücklich‘ auskrochen; allein auch diese starben, wie
die der ersten Hecke. —
Im darauf folgenden Jahre nisteten sie wieder
zwei Mal; allein die Jungen der ersten Brut gin-
en ebenfalls wieder alle zu Grunde. Durch aufser-
ordentlich fleifsiges Aufsuchen der Spinnen brach- .
ten sie bei der letzten Hecke ein Junges bis zu
dem Alter von 6 Tagen. Jetzt nahm ich es ihnen
weg, zog es selbst auf, und habe die Freude, in
ihm ein schönes Männchen zu besitzen. Sehr merk-
würdig ist es, dals sogleich nach der zweiten Brut
*) Es ist oben bei der Fortpflanzung der Vögel beschrie-
‘ben. i Ban
ET ES
zwischen den beiden Geschlechtern dieser Vögel
grofse Feindseligkeit eintrat, —
Diese Versuche haben mich überzeugt, dafs
das Ziehen junger Nachtigallen in der Gefangen-
schaft möglich ist. Wohnte ich nicht mitten unter
Landwirthen, in deren Gebäuden natürlich die Raub-
thiere sehr häufig sind: so würde ich, wenn meine
Nachtigallen Junge hätten, ein Gitter in meinem
Gartenhause herausnehmen, und sie aus- und ein-
fliegen lassen. Meine gemachten Beobachtungen .
haben mir: die feste Ueberzeugung gegeben, sie
würden die Jungen nicht verlassen und leicht grofs
füttern; so dafs man die F'rreude hätte, diese edeln,
Sänger, wie die Canarienvögel, in der Gefan-
genschaft zu ziehen.“ — |
Ich bin ganz Herrn Grünzes Meinung und bitte
diejenigen Freunde der Nachtigallen, denen die
Gelegenheit günstig ist, diese schönen Versuche
auf die vorgeschlagene Art anzustellen, und den
Erfolg mir oder dem Herausgeber der Isis mitzu-
theilen. Diese Sache verdient gewils, mit aller
Sorgfalt behandelt zu werden.
Il. Sänger zweıten Ranges.
£ In diese Abtheilung gehören ziemlich viele Vo-
gel, welche entweder von Natur einen schönen
Gesang besitzen, oder durch ihre Nachahmungs-
gabe in den Stand gesetzt werden, andere Gesänge
sich anzueignen, und dadurch eine bewundernswer-
the Mannichfaltigkeit und vielen Reiz in den ihri-
gen zu bringen. Kiask
ni Bastardnachtigall (Gelbbäuchi-
ger Raubvogel oder Sänger). Sylvia Hip-
polaıis, Lath. (Mot. hippolais, Linn.
Ein kleiner Vogel von 6" 2" bis 6 Länge
und 9" 4" bis 10" 3" Breite, welcher an Gröfse
dem kleinsten Rothkehlchen weit nachsteht.
Der Oberkörper ist olivengrüngrau, der Unterkör-
per schwefelgelb, im Frühjahre sind die Farben
— 831 —
-yiel lebhafter, als im Herbste, bei den Jungen
sehr bla. Die Schwung- und Steuerfedern sind
schwarzgrau, gelbgrün gesäumt, vor dem Auge
steht ein gelber Streif, der Schnabel ist hornfarben,
am Unterkiefer gelblich, der Augenstern hellbraun,
der Fufs bleifarben. Sie unterscheidet sich von
mehrern ähnlich gefärbten Laubvögeln durch den
grolsen Schnabel.
Die Bastardnachtigallen zerfallen 1) in
die hochköpfige, (Aippolais alticeps, Br.) —
ihrSchnabelist gestreckt, ihr Scheitel sehr
hoch — 2)in die mittlere, (Hipp. media, Br.)
— ıhr Ben ke ihr Scheitel mit-
telhoch — 3) in die plattköpfige, (Hipp.
planiceps, Be ihr ee ana Ast
schwach bogenförmig, ihr Oberkopf sehr
latt. Die Weibchen sind stets blässer, als die
Männchen. Sie bewohnen die Laubholzer, Gärten
und mit Laubbäumen besetzten Orte unseres Vater-
landes, sind aber an vielen Orten selten, an man-
chen zur Brutzeit gemein, halten sich _gern hoch
auf Bäumen auf, fressen Käferchen und andere In-
'sekten, bauen ein sehr künstliches Nest, fast wie
die Schilfsänger, in das Gebüsch, und legen
4 bis 5 rosenrothgraue, schwärzlich ge-
punktete Eier. Ihr Gesang ist sehr ausge-
zeichnet. Er hat eine ganz aulserordentliche Ab-
wechselung, hohe und tiefe, angenehm flötende und
scharf ausgestofsene, auch schnalzende und schwaz-
zende, leider zum "Theil unangenehme Töne, in
denen man oft die Gesänge anderer Vögel wieder
findet. Das Männchen singt herrlich, so lange das
‘ Weibchen brütet; nach dem Ausbrüten verstummt
es allmählig, weil die Zeit-‘der Liebe vorüber-ist,
und die Auffütterung der Jungen auch dem Männ-
chen viel zu thun gibt. \
Man erkennt in dem Gesange dieser Vögel
viele Stimmen. Bei fast allen -vernimmt man das
- Ziwitschern der Rauchschwalbe, das Geschrei der EI-
ster, bei vielen noch das Tack, tack der Amseln,
den Wachtelschlag u. dgl. Die verschiedenen Sän-
ger sind sehr verschieden im Gesange.
lee
Im Käfige ernährt man diese Vögel mit dem
Nachtigallenfutter, und mischt im Winter etwas ge-
quetschten Hanf darunter. Da sie sich nicht nur
im August, sondern auch im Winter mausern —
die letztere Mauser ist ihre Hauptmauser —: so
müssen sie zu dieser Zeit besonders gut gehalten
werden. Sie lieben, wie manche Papageien, die
Gesellschaft ihres Gleichen, und deswegen hält man
oft ein Paar in einem Käfige. |
- Sie sind, aufser beim Neste, schwer zu fangen;
denn sie gehen ungern in das. Schlagnetz, die
Sprenkel und auf die Leimruthen. Auf dem 'Tränk-
heerde fängt man sie zuweilen. Am leichtesten soll:
man sie bekommen, wenn man einen guten Sän-
ger unter diesen Vögeln im Käfig hat, diesen mit
Leimruthen belegt, und an den Standort einer Bas-
tardnachtigall stelle —_ -
Noch lasse ich die Beobachtungen des Herrn
Mitarbeiters folgen:
„Garten- oder gelbbäuchiger Laub-
sänger. Sylvia hippolais, Lath. In Wien gel-
ber Spottvogel _
Dies ist einer der besten und beliebtesten Sing-
vogel, dessen Gesang sehr schön, äufserst abwech-
selnd, aber nach meinem Geschmacke mehr berühmt
ist, als er verdient. Freilich sind diese Vögel im
Gesange sehr verschieden, denn während einer in
seinem Liede mehrere Strophen aus dem Gesange
anderer Vögel, besonders des Pirols, der Wach-
tel, das tiefe Tack tack der Amsel hören läfst:
vernimmt man von einem andern fast nichts An--
deres, als die zwitschernden Strophen der Schwal-
ben, welche aber fast allen eigen sind, und von
jedem mehrere schwatzende und kreischende 'Töne.
Wenn sie recht in der Hitze sind: singen sie bei-
nahe unausgesetzt, viele des Nachts und bei Ker-
zenlicht, und man mufs wirklich ihren lang an ein-
' ander hängenden Gesang bewundern. Zu Anfang
' Januars fangen die im vorigen Frühjahre gefange-
nen Bastardnachtigallen gewöhnlich zu mau-
sern und zugleich zu singen an. Die aber, welche
länger in der Gefangenschaft gelebt haben, mau-
sern später und lassen auch ihren Gesang später
hören. Bei dieser Mauser verlieren sie jedes Jahr
alle Federn, wovon ich mich, da bei uns in Wien
jährlich sehr viele dieser Vögel gefangen und mit
grölster Sorgfalt überwintert werden, vollkommen
überzeugt habe. In diesem gefährlichen Zeitpunkte
der Mauser mufs der Vogel besonders gut abge-
wartet und gefüttert, auch vor jeder. kalten Luft
bewahrt werden. Wenn ihm die Schwung- und
Steuerfedern, oder ihre abgestolsene Sturzel der-
selben nicht ausfallen wollen; mufs man diese nach
und nach sorgfältig ausreilsen, wobei aber zu be-
obachten ist, dafs man den Flügel oder Bürzel,
wo die Operation geschieht, mit der einen Hand
nahe an dem Ursprunge der Federn fest halte, da--
mit kein Fleisch mit ausgerissen werde. Auch ist
es gut, wenn man zur Zeit der Mauser lauliches,
zur Hälfte mit weilsem Wein vermischtes Wasser
in den Mund nimmt und recht fein auf den Vogel
spritzt. Die öftere Wiederholung dieses Verfahrens
bewirkt, dafs die Federn leicht abfallen.. Da man
im Winter keine frischen Ameiseneier haben kann:
so ist es gut, den Bastardnachtigallen wäh-
rend der Mauser täglich getrocknete in das 'Trink-
‚geschirr zu geben, und überhaupt das Futter nicht
zu sparen. Zu eben dieser Zeit sind ihnen einige
Messerspitzen hart gesottene, sehr klar gehackte
Hühnereier, welche auf das Futter gestreut werden,
unentbehrlich; damit fährt man fort, bis man die
frischen Ameiseneier wieder haben kann.
Auch fein zermalmter, unter das Futter ge-
mischter Hanf ist ihnen und allen zärtlichen Vögeln
äufserst gesund, ebenso bekommt ihnen dann und
wann frischer oder aufgequellter Hollunder sehr gut.
‘Vor’ dem Rauche müssen ‘diese Vögel sorgtäl-
tig in Acht genommen werden. —
Alles, was hier über die Mauser und Fütterung
gesagt ist, palst auch auf die Schilfsänger und
andere Vögel, welche sich im Käfig im Winter
mausern.“
Merkwürdig ist es, dafs bei den eingesperrten
Bastärdnachtigallen und N ee die
\ *
ae
Sommermauser, welche sich auf die kleinen Federn
erstreckt, gewöhnlich gar nicht erfolgt. Bei den
in der Stube befindlichen Fliegenfängern unterbleibt
fast immer die Frühlingsmauser.
2) Der Sumpfschilfsänger. Calamoher-
‘pe palustris, Boje (Sylvia palustris, Bechst.).
Dieser den Freunden der Stubenvögel wenig
bekannte, in den meisten Gegenden unseres Vater-
landes seltene Vogel hat die Gröfse und Zeichnung
der Bastardnachtigall, aber er unterscheidet
sich von ihr 1) durch den viei schmälern,
überhaupt kleinern Schnabel, 2) den zu-
gserundeten Schwanz — bei der Bastardnach-
'‚tigall ist er kaum merklich ausgeschnitten — 3) die
etwas grofsen Füfse und Nägel — bei der
Bastardnachtigall sind diese klein — und 4) die
blässere Farbe. Der Oberkörper ist weniger
schön grün, und der Unterkörper nicht gelb, son-
dern gelblich weis. Von den verwandten Schilf-
sängern unterscheidet er sich durch den kür-
zern Schnabel, Jen stets ins Grünliche
ziehenden Oberkörper und den grünli-
chen Bürzel, welcher bei den ihm ähnlichen
Schilfsängerarten. ölfarbig ist. Er zerfällt in 2 Gat-
tungen, nämlich in den eigentlichen Sumpfschilf-
sänger, Calamoherpe palustris, der Schnabel
wenig gestreckt, der gelbliche Streif über
dem Auge kaum bemerkbar — Länge 6"
1” bis 4" — und den schön singenden, Ca-
lam. musica, Br. — der Schnabel gar nicht
gestreckt, der gelbliche Streif über dem
Auge deutlich —. Der erstere lebt in solchem
Gebüsche, welches auf feuchtem Boden steht, be-
sonders in Norddeutschland; auch in der Schweiz,
wandert im Mai äufserst selten hier durch, besucht
dann dichtes Gebüsch, und hält sich auch im Au-
gust auf seinem Rückzuge gewöhnlich nur einen
Tag an ein und demselben Orte im Rohre auf.
Der letztere scheint mehr nordöstlich zu wohnen,
und kommt auf seiner Wanderung im Mai und Au-
gust ebenfalls hier durch. Zuweilen habe ich ihn
im Junius noch in den Haselhecken angetroffen.
Beide Gattungen sind fast immer ganz äufseror-
dentlich scheu und vorsichtig, und verbergen sich
so geschickt im Gebüsche, Hanfe oder Rohre, dafs
man sie Stunden lang hören kann, ohne sie nur
ein Mal zu sehen. Kommen sie auch ein Mal an
einem Rohr- oder Hanfstengel in die Höhe: so
verkriechen sie sich sogleich wieder in ihre ver-
wachsenen Aufenthaltsorte.e Der schön singen-
de Schilfsänger besucht auf dem Frühlingszuge
vorzüglich dichtes Haselgebüsch. Beide. fressen
Käferchen, Hafte, kleine Libellen, andere Insekten
und ihre Larven, und sind beständig mit dem Auf-
suchen ihrer. Nahrung beschäftigt. Ihr Gesang ist
aufserordentlic.. Er hat einige Aehnlichkeit mit
dem der Bastardnachtigall; allein er ist schö-
ner, voller flötender und abwechselnder. Beson-
ders hat Calam. musica eine Stärke, Fülle und
Abwechselung des Gesanges, welche wahrhaft wun-
derbar ist. Er scheint viele Vögelgesänge nachzu-
ahmen; allein es ist doch so etwas Eigenthümliches
in seinem Gesange, dafs man auch die erborgten
Gänge mit wahrer Freude hört. Er singt am Brut-
orte oft die ganze Nacht hindurch. Die Jungen
singen zuweilen im August im Rohre; allein ihr
‚Gesang ist nur ein Dichten, und im Vergleich mit
dem der Alten Nichts als Stümperei. Das tiefe
Nest steht am Ufer der Graben im Rohre oder in
Kräutern, oder in mit Kräutern durchwachsenem
Gebüsche, ist von Grasbalmen und Grasblättern
ziemlich schön gebaut, inwendig mit Pferdehaaren
ausgelegt und mit 4 bis 5 bläulich weilsen,
aschgrau und braun gefleckten Biern an-
gefüllt, welche gröfser, weifser und länglicher, als
die des Teichschilfsängers sind. —
Im Käfige behandelt man diesen Schilfsänger
wie die Bastardnachtigallen; allein man hält
ihn weit seltener, als er gehalten zu werden ver-
dient. i ; |
Er ist mit Dohnen, welche auf einem wage-
recht in das Gebüsch gesteckten Stocke angebracht
werden, auch mit Leimruthen und Sprenkeln, wel-
‚ehe auf ihre Lieblingsorte gestellt werden, zu fan-,
)
gen. Am leichtesten bekommt man ihn, wenn man
die Orte, auf denen das Männchen oft sitzt, mit
Leimruthen belegt. |
Ueber diesen Schilfsänger sagt der Mitar-
beiter:
„Sumpfsänger. Sylvia palustris, Bechst.
In Wien Rohrspottvogel.
‘Dieser Vogel, einer der allerbesten Sänger,
würde gewils ein allgemeiner Stubenvogel seyn,
wenn er nicht so schwer am Leben zu erhalten
‚ wäre. Der Anfang seines Gesangs hat Aehnlichkeit
mit dem des Gartenlaubvogels, Sylvia hip-
polais. Doch ist er nicht so laut und nicht so krei-
schend. Dieser liebe Vogel zwitschert viel, wie
die Rauchschwalbe, wirbelt sanft wie eine auf-
steigende Lerche, flötet dann wie die Gras-
mücken und andere Vögel, die er recht gut nach-
zumachen weils, und verstärkt endlich sein Lied zu
einerm ordentlichen Schlage, in welchem er mehrere
Strophen der Nachtigall recht gut wiederzugeben
weils. Er läfst sich besonders und am schönsten Abends
hören. Bei mir sang er oft bis 8 Uhr, und im Freien
hörte ich noch vielspäter durch seine entzückend schö-
nen ’T'öne das Weidengebüsch beleben. In der Angst
oder Unzufriedenheit stölst er einen wie czak tack
klingenden, dem der Sylvia phragmitis sehr ähn-
lichen Ton aus. — a
In der Nacht sind die meisten dieser Vögel
®
'/sehr unruhig, und machen mit den Flügeln einen
sehr unangenehmen Lärm. Deswegen, und weil
ich wulste, wie selten es gelingt, einen durch die
im Zimmer gegen das Frühjahr eintretende Mau-
ser durchzubringen, behielt ich nie einen den Win-
ter über. Ja, einer von ihnen starb mir schon im
October, sobald die erste Kälte eintrat, was leicht
begreiflich ist, wenn man bedenkt, dafs dieser Vo-
gel einer von denen ist, die am spätesten bei uns
ankommen und zeitig wegziehen.
In der Nähe von Wien werden jährlich einige,
jedoch nur wenige, an der Donau im Mai gefan-
gen. Ein Bekannter von mir zog sich 2 Junge
Se
auf, welche schon im August*) recht laut und
fleilsig sangen. Jener, der mir im October starb, .
war mit vieler Mühe dahin gebracht worden, seine
Mauser im April zu vollenden, und verlor bis, zu
seinem Tod keine Feder mehr. Er badete,sich oöf-
ters, jedoch nur durch Anspritzen, ohne in den
Frefstrog zu steigen, und sprang, wenn er in die
‚Luft kam, viel mit ausgebreiteten und aufgerich-
tetem Schwanze herum. Auf Eee und Mehl-
würmer war er sehr begierig. —
Aus dem Gesagten sieht man, dafs dieser Vo-
gel äufserst warm gehalten und sehr gut, beson-
ders mit Ameisenpuppen und hart gesottenen Hüh-
nereiern gefüttert werden muls. FE
3) Die graue Grasmücke (Welsche,
Gartengrasmücke.). Curruca horiensis, Br.
(Sylvia hortensis, Lath. Mot. hortensis, Linn.)
Sie ist etwas kleiner, als ein Haussperling, 6“
4'" lang und 10" breit, der Schnabel und Fufs blei-
farben, der Augenstern hellbraun, der Oberkörger
oliventiefgrau, an den Schwung - und Steuerfedern
dunkler, "der hellgraue Unterkörper an der Kehle
und dem Bauche weils. Die Weibchen sind nicht
mit Sicherheit von den Männchen ‚zu unterscheiden
und die Jungen an ihren schmutzigen Farben und
ihrem lockern Gefieder zu erkennen. Man findet
unter ihnen 1) die wahre Gartengrasmücke,
Curruca hortensis, Br. Der Schnabel
ziemlich kurz, der Se hoch; — 2)
die kurzschnäblige graue Grasmücke, Qur-
ruca brachyrhynchos, Br, — sehr kurzer
Schnabel und niedriger Scheitel; — 3)die
langschnäblige graue Grasmücke, Ourr.
grisea,Br. — der Schnabel etwas gestreckt,
der Scheitel hoch. — Die erstere, lebt und
brütet in unsern Gärten und Laubhölzern überall,
wo Laubbüsche oder Unterholz stehen, die zweite
ist überall sehr einzeln und hält sich nur da in
*) Ich hörte ihn hier auf dem Zuge im Rohre am 10. Au-
gust 1826 singen. Br.
Fichtenwäldern auf, wo diese an das Feld stofsen
und Dickigte in sich schliefsen. Die dritte hat fast
gleichen Aufenthalt mit Nr. 1, ist aber in der hie-
sigen Gegend selten. Alle diese Grasmücken sitzen
gern auf Bäumen, hüpfen auf ihnen mit grofsen
Sprüngen und etwas gesenkter Brust herum, kom-
meu selten auf die Erde, fliegen ziemlich schnell,
aber ungern weit, fast in gerader Richtung fort,
sind nicht sehr scheu, da, wo sie geschont werden,
sehr zahm und zutraulich, fressen vorzüglich Kä-
ferchen, Räupchen, andere Insekten und ihre Lar- -
ven, im August und September fast Nichts als Faul-
und Hollunderbeeren, kommen im Mai an und ge-.
hen im September weg, nisten 1 oder 2 Mal nie-
driger oder: höher in das Gebüsch — ihr Nest ist
mit wenig Kunst aus dürren Grashalmen gefloch-
ten, inwendig, mit einigen Pferdehaaren belegt —
und ziehen 4 bis 5 Junge mit vieler Sorgfalt auf.
Das Männchen bekümmert sich eben so sehr um
die Jungen, als das Weibchen, und fliegt dem dem
Neste nahe kommenden Menschen oft keck ent-
gegen. .
Ihre Eier sind gelblichgrauweifs,
gelb- und ölgrau gefleckt. Die Weibchen ha-
ben das Eigenthümliche, dafs sie, wenn man sie
bei dem Neste gefangen hat, alle junge Vögel auf-
füttern, welche man in ihren Käfig bringt. Sie
tragen diesen das ihnen hingesetzte Futter mit sol-
cher Emsigkeit zu, als wenn es ihre eignen Jun-
gen waren. Pr
Der Gesang aller dieser Vögel ist sehr-schön,
und abwechselnd. Er zeichnet sich besonders durch _
seine Fülle, sein Flötenartiges und ein gewisses
Rollen der Töne aus, hat eine ziemliche Stärke
und auch leise schwatzende und schwirrende, je-
doch gar keine unangenehmen 'Töne. Die aufser-
ordentliche Abwechselung, welche alle vorherge-
henden Sänger in ihrem Gesange zeigen, ist ihm
nicht eigen; allein alle seine Töne sind angenehm,
meist fiotenartig, und deswegen macht der ganze
Gesang, welcher lange in einem Zuge fortgeht,
einen sehr guten Eindruck. Die kurzschnäh-
I.
he
— 89 —
lige singt etwas besser, als die Gartengras-
mücke, am schönsten aber die langschnäblige;
sie hat unter allen die gröfste Tiefe und Fülle in
ihren Tönen. Zuweilen singen diese Vögel auch
im Fluge; überhaupt sind sie sehr fleifsige Sänger.
Alle haben ein recht angenehmes Tack, tack zu
zu ihrem Lockton, das verschieden hervorgestolsen
verschiedene Gemüthsbewegungen ausdrückt. —
Da diese Grasmücken in der Wahl ihres -
Aufenthaltsortes weniger eigensinnig, als alle vor-
hergehenden sind, findet man sie auch viel weiter
verbreitet als diese. |
Sie sind sehr beliebte Stubenvögel, welche bei
guter Pflege 10 bis 12 Jahre im Zimmer ausdauern;
ich habe eine gesehen, welche 15 Jahre darin ge-
lebt hat. Man hält sie in Nachtigallkäfigen und
gibt ihnen Nachtigallfutter und einige. Mehlwürmer.
Zuweilen kann man sie auch an ein Gemisch von
Semmeln oder Zwieback und Möhren gewöhnen,
das ihnen, wenn sie es einmal fressen gelernt ha-
ben, recht gut bekömmt; doch müssen sie täglich
einige Mehlwürmer erhalten; dies ist besonders noth-
wendig bei ihrer Mauser im Herbste und Früh-
jahre. Im Herbste gibt man ihnen auch Hollun-
. derbeeren. Wenn man sie aufzieht und neben eine
Nachtigall hängt: nehmen sie sehr viel von ih-
rem Gesange an, und werden dann bessere Sänger
und so zutraulich, dafs man sie sehr lieb gewinnt. —
Man fängt sie mit dem Schlagnetze, in. Spren-
keln, vor denen Kirschen, rothe und schwarze Hol-
lunder- oder Johannisbeeren hängen, mit Leimru-
then oder auf dem 'Tränkheerde.
Hier folgen noch die Beobachtungen des Herrn
Grafen; er
. „Graue Grasmücke. Sylvia hortentis,
Lath. In Wien Grauer Spottvogel.
Dieser Vogel, welcher zu den bessern Sängern
gehört, fängt in der Gefangenschaft gewöhnlich im
December zu singen an, und läfst sich bis in den
Julius sehr fleilsig hören. Ehe seine Stimme ihre
Geläufigkeit erlangt hat, klingt sein Gesang scharf,
‚ anstolsend und nicht angenehm; später aber gegen
s
N
das Frühjahr wird er flötend, laut und herrlich.
Jedoch bekömmt man nicht leicht eine graue
Grasmücke, welche ım Käfig so laut und schön
singt, als im Freien. Manche ahmt auch mehrere
Strophen aus dem Gesange anderer Vögel, z.B.
des Gartenlaubvogels, den Spatzruf u. dgl.
nach. Sie schnalzen fast wie der Mönch tack,
tack, aber nicht so anhaltend; aufserdem stolsen
sie noch einen andern Ton aus, welcher, wie ich -
glaube, Unzufriedenheit ausdrückt, und sehr unan-
genehm, fast wie Frosch- oder. Unkengeschrei
klingt. —
Dieser Vogel erneuert im Julius wenigstens die
kleinen, und im Februar oder März zum zweiten
Mal und zwar alle Federn.
Es gibt wenige Vögel, welche so gefräfsig sind,
als diegraueGrasmücke; sie wird oft auch aus-
serordentlich fett, und läfst so viel Unrath fallen, dafs
sie mir dadurch ekelhaft wurde. Sie ist eine: grofse
Liebhaberin von Obst und Beeren. Besonders sind
ihr Hollunderbeeren gesund. Die meisten sind des
Nachts sehr unruhig.“ —
Noch gebe ich in einem Nachtrage, was der
Herr Rittmeister von Zisky, ein grolser Kenner
und Freund der Stubenvögel, in Dresden, über die
Wartung dieses Vogels sagt:
„Man füttere die graue Grasmücke, weun man
sie glücklich durchbringen will, ganz schlecht mit _
Semmel und gelben Rüben, gebe ihr aber ja kei-'
nen Quark, der viel zu schwer für sie ist, alle
Tage aber einige Ameiseneier, ein ganz klein we-
nig rohen Speck, bisweilen, im Herbste rothen
Berghollunder, ja keinen gewöhnlichen Hollunder,
und im Winter zur Stärkung nnd Fettverzehrung,
auch zum Appetiterwecken alle Wochen ein Mal
klein gehackte Vogel- oder Eibischbeeren unter
die gelben Rüben gemischt. Nächstdem ist im
Winter und Frühjahre grofse Wärme die Hauptsa-
che; man hängt sie also, besonders des Abends und
Nachts, in die Nähe des Ofens.‘
4)Diegesperberte Grasmücke. Curruca
nisoria, Br. (Sylvia nısoria, Bechst.)
Be
Sie unterscheidet sich von allen vorhergehen-
den Sängern, die Nachtigallen kaum ausgenommen,
schon durch ihre Gröfse; denn sie ist 7" 9"" lang
und 11” 3 breit, und hat einen ziemlich starken
Körper. Ihre doppelte Mauser bewirkt eine bedeu-
tende Verschiedenheit in der Zeichnung. Das
Männchen im Frühjahre. Der Oberkörper ist
tiefgrau, ins Dunkelaschgraue ziehend, der weils-
liche Unterkörper, den Bauch ausgenommen, tief-
grau gesperbert. Die erste Steuerfeder ist weils
gesäumt, der Augenstern hellgelb, der Schnabel
dunkelhorn -, der Fufs bleifarben. Im Herbsite
hat der Oberkörper lichtgraue Federränder und
der Unterkörper wenig tiefgraue Wellenlinien. Bei
den jungen Herbstvögeln sind diese Wellen-
linien kaum bemerkbar. Das Weibchen hat viel
unreinere Farben und ist weniger gesperbert, als
das Männchen. Die unvermauserten Jun-
sen sind oben und an den Seiten grau, auf dem
‚ übrigen Unterkörper weils und ganz ungesperbert.
Diese schöne Grasmücke lebt an verschiede-
nen Orten unseres Vaterlandes und ist nach diesen
verschieden. Die schönste, die ächte Curruca nı-
soria, Br. brütet bei Wien und hat einen ge-
streckten Schnabel, 3" 3" Jangen Schwanz
und einen gewölbten Kopf; 2) die gewell-
te, Curruca undata, Br., unterscheidet sich von
der vorhergehenden durch den kurzen Schna-
bel und platten Oberkopf, und die kleine,
Curruca undulata, Br. durch ihre geringe
-. Gröfse — ihr Schwanz ist nur 3" lang — und
ihren sehr gewölbten Kopf. Nr. 2 brütet in
Norddeutschland und Nr. 53 kommt dort zuweilen
vor. Hier schols ich nur eine im August und zwar
von Nr. 1. _ *
Alle diese Vogel sind in Hinsicht ihres Aufent-
haltsortes sehr eigensinnig, und leben in vielen Ge-
ee unseres Vaterlandes gar nicht. Im nörd-
lichen und östlichen Deutschlande findet man sie
bis in die Nähe von.Querfurt; Nr. 2 liebt beson-
ders die Wälder an den Elbufern, und wohnt da
in zwei- bis dreijährigen Schlägen, zuweilen auch
in zusammenhängenden Reihen von Dernbüschen,
eine, vielleicht Nr. 3, findet sich in Fichtendickig-
ten. Sie kommen im Mai an und gehen im Au-
gust ‚wieder weg. Sie sind viel scheuer, als die
andern Grasmücken, und zeichnen sich durch einen
schnarrenden, wie trrrrr, trrrr klingenden Lock-
ton, dem sie aulser dem 'Tack hören lassen, aus,
fressen Raupen, Käfer und Insektenlarven; im Au-
gust Johannis-, Hollunder- und vorzüglich Faul-
beeren, bauen ein wenig kunstreiehes Nest in das
Gebüsch und legen 4 bis 5 grauweilse, oder
weilsliche, grau gefleckte Eier. Die Jun-
gen könner sich sehr bald allein forthelfen. —
Ihr Gesang ist oft eben so schön, als der der
Gartengrasmücke, stark, *oll, flötend und rol-
lend, und hat mit dem dieses Vogels grofse Aehn-
lichkeit, nähert sich aber in Einigem auch dem
der fahlen Grasmücken, mit welchen die uns-
rige auch das gemein hat, dafs das Männchen in
die Höhe steigt’ und sich singend niederläfst. Dies
gilt aber nur von den in Norddeutschland brüten-
den Vögeln. Wie herrlich die bei Wien nistenden
Vögel, meine Nr. 1, singt, werden wir weiter un-
ten hören.
- Man fängt sie an kalten Frühlingstagen im
Schlaggärnchen mit Mehlwürmern, im. August in
Sprenkeln, vor denen Hollunder-, Johannis- oder
Faulbeeren hängen.
Sie sind im Käfige viel stürmischer, als die an-
dern Grasmücken, gewöhnen sich jedoch leicht
an die Gefangenschaft, überleben aber, weil sie
sehr schwer mausern, oft den ersten Winter der-
selben nicht. Man gewöhnt sie, wie alle Sänger,
mit Mehlwürmern ein und gibt ihnen dann das
Nachtigallenfutter.
Hier folgt noch die Mittheilung des Herrn
Grafen:
„Die Sperbergrasmücke. Sylvia nisoria,
‚Bechst. In Wien Spanische Grasmücke.
Der schöne Gesang dieses Vogels ist, wie Nau-
mann trefflich bemerkt, eine Zusammensetzung, von
dem der fahlen und grauen Grasmücke, äh-
u
nelt jedoch dem der letztern aufserordentlich. Eine
Sperbergrasmücke, welche ich 3 Tage, nach-
dem sie gefangen war, erhielt, liefs von diesem ih-
ren Naturgesang Nichts hören, sondern hatte sich
aus den Liedern anderer Vögel einen eignen zu-
sammengesetzt, Ihr stiller Gesang nämlich war
ganz der des Mönchs, selbst mit dem Ueber-
schlage, nur im tiefern Tone; dann ahmte sie den
Wachtel- und Finkenschlag und den Pfiff des Pi-
rols herrlich nach; auch war sie viel fleiflsiger im
Singen, als jede andere, die ich besäls; denn sie
sang bis Ende August, und fing zu Anfang des
October wieder an, da die andern sich selten vor
Weihnachten hören lassen. Dieser herrliche Vogel
hatte vom 7. bis 14. Junius sehr viele kleine Fe-
dern verloren, und nach dieser Mauser nicht ganz
‚so laut, als vor. ihr gesungen. Zu Anfang Fe-
bruars, als der Hauptfederwechsel eintreten sollte,
verlor er wohl kleine und mehrere grofse Federn,
konnte aber doch nicht ordentlich ınausern, und
starb in dieser Mauser, zu welcher, wie ich leider
schon mehrmals bemerkte, viele dieser Grasmücken
im Käfig sehr schwer zu bringen sind. Das fol-
gende Jahr bekam ich wieder einen solchen Vogel,
der noch viel vorzüglicher war. Schon am fünften
Tage, nachdem er gefangen war, liefs er seinen
schönen, Anfangs erwähnten Naturgesang hören,
den er aber mit dem Pfiff des Pirols, dem
Schlage des Finken und dem Ueberschlage des
Mönchs vermischte. Alles diefs trug er so laut und
natürlich vor, dafs es eine Freude war, ihm zuzu-.
hören. — Zu Anfang Juli’s verlor er einige kleine
Federn, und schwieg um die Mitte dieses Monats.
Zu Ende desselben und zu Anfang Augusts mau-
serte er fort, verlor sogar einige F'edern und be-
kam einen neuen Schwanz. —
8o lange diese Grasmücken ihren Gesang noch
einüben: bringen sie unter andern Tönen einen vor,
welcher gerade so klingt, als wenn eine unge-
schmierte Scheere auf- und zugemacht wird; diefs
ist jedoch nur ganz in der Nähe hörbar. Unange-
nehmer fällt das Schnarren, oder "Trommeln, wel-
SEN (0), KUWIBR
ches dem Gesang, vorangeht, in das Ohr; dieses
hört man jedoch von einigen weniger, als von an-+
dern, welche es lange nach einander ertönen lassen,
und dadurch alle andern Vögel zum Schweigen
bringen. Auch sind sie sehr trotzig; denn wenn
man sie in ein anderes Zimmer bringt, wo sie sich
auch von unbekannten Menschen umgeben sehen:
fressen sie mehrere 'Tage nicht und verhungern,
wie es mir einst begegnete, zuweilen lieber, als
dafs sie sich an den neuen Stand gewöhnen. —
So herrlich der Gesang dieses Vogels ist, und
so grolsen Werth ich ‚auf einen ausgezeichneten
Sänger unter ihnen lege: so schwer wird es mir
doch, einen von ihnen lange zu erhalten. Denn
sie werden so von Läusen geplagt, dafs sie selbst
durchaus nicht davon zu befreien sind, und auch
in kurzer Zeit alle andere Vögel anstecken. Man
sieht ihnen diese Plage sehr bald an; denn alle
ihre Federn werden davon ganz struppig. Ohne
Zweifel rührt das häufige Ungeziefer von ihrer Ge-
wohnheit, sich gar nicht zu baden, her; ich sah
noch nie eine solche Grasmücke sich baden; höch-
stens und noch überdies selten spritzen sie sich mit
dem Schnabel an. —
Für das Zimmer ist der Gesang dieses Vogels
dem der Gartengrasmücke, Sylvia hortensis
weit vorzuziehen; denn er ist viel abwechselnder,
flielsender und geht länger in Einem fort. — Durch
vieljähriges Vergleichen der Gesänge dieser beiden
Grasmücken habe ich mich hinlänglich überzeugt,
dals Sylvia hortensis im Anfange ihrer Singzeit
viel länger damit zubringt, ihr Lied fliefsend und
voll herauszubringen; viele Wochen hindurch bleibt
ihr Gesang scharf, abgebrochen und rauh, was man
freilich in der Freiheit nicht so beobachten kann,
ya sie ihn schon während des Zuges eingeübt
al wi
Die Sperbergrasmücke liebt Hollunder-
beeren, sowohl frische als aufgequellte, aufseror-
dentlich; sie sind ihr nicht nur gesund, sondern
beinahe nothwendig.“* A
OR. =
5) Die schwarzscheitelige Grasmücke:
‚Curruca atricapilla, Brifs. (Sylvia atricapilla,
Lath. Motacilla atricapılla, Linn.).
Die Grasmücke unterscheidet sich von allen
deutschen Vögeln durch die dunkele Kopfplatte, wel-
che bei den ein Mal vermauserten Männchen schwarz,
bei den jungen rostbräun, und bei allen Weibchen
rostfarben ist. Der übrige Oberkörper ist tief-,
auf dem Rücken olivengrau, und der hellaschgraue
Unterkörper am Bauche weils. Ihr Schnabel ist
dunkel bleiblau, vorn schwärzlich, der Augenstern
braun, der Fufs bleifarben; die Steuerfedern sind
zugespitzt. Ihre Länge beträgt 6" 2" bis 8"' und
ihre Breite 9'' 2"' bis 6". Durch ihr befiedertes
Augenlied ist sie von der südeuropäischen sch warz-
köpfigen, Curruca melanocephala, bei welcher
das Augenlied nackt ist, hinlänglich verschieden.
Sie zerfällt in mehrere Gattungen, 1) dieschwarz-
scheitelige Fichtengrasmücke Curruca
nigricapilla, Br. Der Schnabel ist gestreckt,
der Scheitel merklich höher, als die Stirn
— 2) die schwarzscheitelige Gartengras-
mücke, Cnrruca atricapilla, Brifs. — der
Schnabel kurz, der Scheitel sehr hoch —
3) die nordische schwarzscheitelige Gras-
mücke, Curruca capıllata, Br. — der Schna-
bel etwas gestreckt, der Scheitel kaum
höher als die Stirn —.
Diese verschiedenen Vögel halten sich an ver-
schiedenen Orten auf. Nr. 1 lebt nur in Nadel-
wäldern, besonders wenn diese Fichtenschläge von
mittlerm Wuchse enthalten, oder mit einzelnen
'Tannen vermischt sind, keinesweges in reinen Kie-
ferwäldern. Nr. 2 bewohnt die buschreichen Laub-
hölzer, Gärten und Flufsufer, und Nr. 3 scheint
nicht in unserm Vaterlande zu nisten, wenigstens
habe ich sie bis jetzt hier nur auf dem Zuge an-
getroffen.
Alle sind sehr schöne Sänger, welche sich
durch ihre lauten und herrlichen Flötentöne, die
in schöner Melodie ziemlich lange fortgehen, und
sn ER
mit leisen und zwitscHernden Tönen abwechseln,
auszeichnen. |
Diese Grasmücken dichten bei ihrer Ankunft
und vor ihrem Wegzuge, singen aber herrlich und
ungemein laut im Junius bis gegen Ende des Ju-
lius, also sehr lange. Die vorzüglichsten Sänger
unter ihnen sind die schwarzscheiteligen
Fichtengrasmücken. Diese besitzen zuweilen
eine Stärke, Fülle und Abwechselung in ihrem Ge-
sange, welche in Erstaunen setzt. _ '
Im Jahre 1828 hörte ich in den hiesigen Fich-
tenwäldern einen solchen Vogel, welcher sehr viel
Aehnliches von dem Gesange der Singdrosseln hatte,
und sich so auszeichnete, dafs ich ihn schofs, um
gewils zu seyn, dafs ich eine schwarzscheitelige
Grasmücke vor mir hatte. \
Im Junius 1831 glaubte ich eine Singdrossel
bei ihrem Neste zu vernehmen; ich suchte sie und
das Nest überall. Endlich fand ich den Urheber
dieser Töne, und es war unser Mönch.
Die andern singen weniger schön, als die in
Nadelwäldern wohnenden, aber doch immer noch
herrlich, und sind deswegen sehr geschätzt.
Im Herbste kommen sie alle in die Hollunder-
büsche, in denen sie bis zu ihrem Wegzuge, der
im September und October vor sich geht, verwei-
len. Ihre Ankunft fällt in die letzte Hälfte des
April. Sie sind weniger beweglich als die andern
Grasmücken, hüpfen mit gesenkter Brust, und
sträuben sehr oft ihre Kopftedern. Ihre Mauser
warten sie in dichten Hollunderbüschen ab. Sie
ähneln in ihrer Nahrung den grauen Grasmük-
ken, fressen aber im Herbste die rothen und schwar- .
zen Hollunderbeeren noch lieber, als diese, und
bleiben um ihretwillen und um die Mauser zu voll-
enden — die spät hier verweilenden sind Junge der
zweiten Brut — einzeln bis in den October hier.
Sie bauen ein leichtes unkünstliches Nest. von
Grashalmen in das Gebüsch und legen 4 bis 5
fleischfarbige, dunkel fleischroth gefleck-
te Bier. —
a MH ?
Im Nachtigallenkäfige — man kann”sie auch
frei herumfliegen lassen — gibt man ihnen Nachti-
gallenfutter mit Möhren und Mohn oder gequetsch-
tem Hanfe, oder ein geringeres, mit Ameiseneiern
und Mehlwürmern; denn die letztern dürfen ihnen
nie fehlen. Auf dem‘thüringer Walde füttern viele
Liebhaber diese Vögel grofsentheils mit Kartof-
feln; allein sie ‘leben dann nicht so lange, als bei
gutem Futter, Im Herbste bekommen sie auch
rothe und schwarze Hollunderbeeren, die man, wenn
sie gut getrocknet sind und wieder aufgeweicht
werden, auch im Winter untermischen kann.
Man fängt sie im Frühjahre unter dem Schlag-
gärnchen mit Mehlwürmern am leichtesten, wenn
man dieses in das Gebüsch stellt, im Herbste in
Sprenkeln, vor denen Hollunderbeeren hängen, und
im Sommer, wenn man einen guten Sänger auf
seinem Standorte aufgesucht hat, mit einer Art von
Meisenkasten, mit Mehlwürmern, welcher auf einen
Käfig, der einen Lockvogel enthält, gestellt wird.
Auch über diesen Vogel hat der Herr Mitar-
beiter folgende sehr schöne Beobachtungen ge-
macht:
„Die schwarzköpfige Grasmücke. Syl-
via atricapilla, Lath. In Wien Schwarzplatt.
Dieser Vogel ist einer der allerbesten Sänger
und verdient, meinem Geschmacke nach, in der
"Stube den Rang vor jeder Nachtigall*). Sein lange,
in Einem fortgehender Gesang ist flötender und
mannichfaltiger, dabei nicht so durchdringend, als
jener der beiden Nachtigallenarten, von deren Schlä-
gen er ohnehin sehr viel dem seinigen einmischt.
Einige unter ihnen rufen die Worte Judith und
Brief so deutlich aus, als es nur ein Sprosser
thun kann. Andere ahmen den Gesang der Ba-
stardnachtigall, den Pfiff des Pirols und
den Schlag der Finken herrlich nach; andere mi-
*) Schon oben ist bemerkt, dals die ungarischen "und wie-
ner Nachtigallen den sächsischen nachstehen, B:.
7
—_— 98 -—
schen den Gesang der Amsel, desRothschwan-
zes und den Schlag der Wachtel in ihr Lied
ein. Besonders hübsch klingt es, von einem so
kleinen Vogel das Tack tack der Amsel recht
tief und laut rufen zu hören. Es gibt Vögel un-
ter ihnen, welche alle diese Abwechselungen und
überhaupt ihren ganzen Gesang fast eben so laut,
als den Ueberschlag vortragen. Dies sind ganz
vorzügliche, aber äulserst seltene Vögel. Fast eben
‚so selten sind die, welche beim Kerzenlicht singen. —
Wenn man also ein Schwarzplatt wählt,
mufs man darauf sehen, dafs es hübsche Abwechse-
lungen in seinem Gesange und einem ganz ausge-
führten Ueberschlag hat. Diesen Ueberschlag wie-
derholen die guten Vögel im Frühjahre und Som-
mer, wenn sie recht hitzig werden, drei bis vier
Mal nach einander, was ganz herrlich klingt. —
Aulser ihren Tack tack, womit sie nahe bevor-
stehende schlecht® Witterung: ankündigen, oder wo-
durch einer den andern zum Schweigen bringen
will, haben sie keinen lauten unangenehmen Ton. —
Viele unter ihnen singen fast das ganze Jahr,
andere 8 bis 9 Monate. Die aufgezogenen taugen
Nichts, lernen aber zuweilen ein Liedchen pfeifen.
Ein solcher Vogel trug das Blasen der Postknechte
herrlich vor. — Ka
Alle diese Vögel, selbst die Wildfänge, wer-
den aufserordentlich zahm, und sind dann ihrem
Herrn so zugethan, dafs sie ihn oft schon von Wei-
tem mit Gesang begrülsen und sich darin, selbst
wenn er ihren Käfig herumträgt, nicht stören las-
sen. Einen solchen hatte ich über 11 Jahre, ‘und
einen andern, der alle diese guten ‚Eigenschaften
besitzt, füttere ich jetzt im 9ten Jahre. Die Vögel
unter ihnen, welche lang und gestreckt sind und
deren Kopfplatte sich tief in das Genick herabzieht,
scheinen mir die bessern Sänger zu seyn*). —
x \ x i
*) Diese Beobachtung ist ganz richtig, und stimmt mit
meinen Erfahrungen völlig überein. Diese Erscheinung wird
dadurch erklärlich, dafs die oben bezeichneten Vögel zu mei-
£ [2
F}
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«
9 —
Der Mönch mausert sich im Julius und August
und verliert dann und wann auch im Frühjahre
kleine Federn, vermuthlich nur solche, welche im
Sommer stehen geblieben sind. Er badet sich bei-
nahe täglich, und bleibt bei diesem Geschäft oft
eine Viertelstunde ruhig im Wasser stehen, er mufs
also, um gesund zu bleiben, einen hinlänglich
grolsen Wassertrog und in ihm täglich frisches Was-
ser bekommen. \
Er ist gut zu erhalten, und verlangt bei wei-
-tem nicht so gutes Futter, als die Nachtigallen und
die andern Grasmücken. Ich kenne Liebhaber,
bei denen sie nichts, als unter einander geriebene
‚Rüben und Semmel bekommen, gesund bleiben und
fleilsig singen. Im Herbste gibt man ihnen frische
und im Winter aufgequellte Hollunderbeeren; sie
lieben diese so sehr, wie die Sperbergrasmük-
ken, und erhalten durch ihren Genuls ihre Ge-
sundheit.
Nur dadurch, dafs die meinigen oft davon be-
kommen, bleiben sie gesund; sonst würden sie von
dem zu guten Futter, das ich den andern Vögeln
und mit diesen auch ihnen machen lasse, zu fett
und träge werden. —
6) Die Steindrossel. (Steinamsel. Stein-
merle.) Petrocossyphus saxatilıs, Boje. (Turdus
suxuhlıs, Linn.)
Die Steindrosseln sind ungemein schöne
Vögel und sehr gute Sänger, und verdienen des-
wegen einen..der ersten Plätze unter den Stuben-
vögeln. Die Länge der Steindrossel ist 8" 6"
bis 9" 6 und ihre Breite 16" bis 17°, sie ist fast
so grols, als die Rothdrossel, Zurdus iliacus,
Linn., aber schlanker und knapper, hat einen viel
kürzern Schwanz und weit längere Flügel. Ihre
doppelte Mauser bewirkt bei dem Männchen ein
verschiedenes Kleid. Hochzeit- oder Früh-
lingskleid. Der Oberkopf, Hinterhals und der
ner Curruea nigricapılla gehören, also eine besondere Gat-
tung bilden. -B.
+
00.
Vorderhals ist schön graublau, der Flügel und Rük- »
ken braun, der Unterrücken weils, der Schwanz, die
Brust und der. Bauch prächtig hochrostroth. Im
Winter hat der Oberkörper rostgraue, und der
Unterkörper graue und schwärzliche Federränder.
Beim Weibchen stehen auf dem mattbraunen Ober-
körper weilse, braun begrenzte Flecken, und auf
blafsrostrothem Unterkörper, auf dem der Vor-
derhals weils ist, dunkle Federkanten. Bei beiden
Geschlechtern sind die beiden mittlern Schwanzfe-
dern dunkler, als die andern, die Fülse schwarz-
braun, die Augensterne braun, der Schnabel horn-
schwarz.
Die Jungen haben auf dem braungrauen
Oberkörper weilsliche und braune Flecken, eine
weifsliche Kehle und auf dieser schwärzliche, übri-
gens aber auf dem blafsrostrothen Unterkörper
schwärzliche und weifsliche Spitzenränder. Man fin-
det unter den Steindrosseln die ganz grofse,
den wahren Peirocossyphus saxatilis, Boje, —
der Schnabel ist lang und etwas bogen-
föormig, der Scheitel viel höher, als die
gewölbte Stirn, Länge 9" 6" — 2) Gour-
cy’s Steindrossel, Peirocossyphus Goureyi, Br.
— der Schnabel gerade und mittellang,
der Scheitel nicht höher, als die gewölb-
te Stirn, Länge 8" 6" — 3) die Spottstein-
drossel, Petrocossyphus polyglottus, Br. — der
Schnabel mittellang und dünn, der Schei- |
tel kaum höher, als die sanft bogenför-
mige Stirn, Länge 9" —. Alle bewohnen die
‚hohen felsigen Orte von Südeuropa; eine Gattung
von ihnen lebt, wenn Cettis brauner Einsied-
ler, 22 solitario fosco, wirklich hierher gehört, in
Sardinien auf den hohen Gebäuden der Städte und
Dörfer, wie unser Hausrothschwänzchen, und
eine andere kommt nicht nur an einer Stelle in
Böhmen, sondern sogar in der Lausitz bei Zittau
vor, woraus erklärlich wird, dafs ein Bruder Herrn
Naumanns des Jüngern bei Kleinzerbst ein Männ-
chen in einer Dohne fing. Uebrigens kommt, sie
im mittlern und nördlichen Deutschlande wohl nicht
2
—- Mm —
vor. Sie ist in der Freiheit ein sehr lebhafter, un-
ruhiger und scheuer Vogel, der gern hoch und -
frei sitzt ‘und jeder Nachstellung mit vieler Klug-
heit zu entgehen sucht.
Ihre. Nahrung besteht vorzüglich in Käfern,
Heuschrecken und andern Insekten, in Insekten-
larven, im. Herbste wohl auch in Beeren. Sie
lauern ihrer Beute sitzend auf und fangen sie, ent-
weder nach ihr mit grofsen Springen laufend, oder
in schnellem Fluge nach ihr hinfliegend.
- Ihr Nest von Moos und Grashalmen enthält 4
bis 5 rein blaugrüne Eier, und steht in Fel-
sen- oder Mauerritzen, oder auf dem Holzwerke
hoher Thürme gewöhnlich so, dafs man nur schwer
zu ihm gelangen kann. Man fängt sie entweder
bei dem Neste oder an ihrem Aufenthaltsorte mit
Leimruthen oder dem Schlaggärnchen, indem man
Mehlwürmer als Lockspeise gebraucht.
Die schönen Beobachtungen meines verehrten
Freundes über diesen Vogel verdienen vorzüglich
berücksichtigt zu werden.
„Die Steindrossel. Zurius saxatils, Linn.
In Wien Steinröthel.
Es kann nicht leicht einen Vogel geben, bei
welchem der Unterschied zwischen dem aufgezoge-
nen und dem Wildfange se ungeheuer ‘wäre, als
bei der Steindrossel: Der letztere bleibt, wenn
er auch nur ein Paar Monate seine Freiheit genos-
sen hat, sehr lange wild und stürmisch; gewöhn-
lich wird er erst nach ein oder zwei Jahren, und
wenn er ein Jahr und drüber in der Freiheit ge-
lebt hat, oft nie zahm. Die aufgezogenen hinge-
gen werden gewöhnlich, und wenn man sich viel
mit ihnen beschäftigt, äufserst zutraulich, und sin-
gen, wenn man sich ihnen nähert. Ich hatte und
sah mehrere, die ihren Herrn, wenn er nach Hause
kam zu jeder Stunde des Tages oder der Nacht
anpfiffen, und nicht eher aufhörten, als bis das
Licht ausgelöscht wurde. In diesem Falle wieder-
holen sie aber immer und zwar sehr oft nur ein
Paar: Strophen eines gelernten Liedes, und lassen
gar Nichts von ihrem angebornen Gesange hören,
— 12 —
leichsam als glaubten sie durch das vom Menschen
Eicderutß mit ihm sprechen und sich ihm verständ-
lich machen zu können. Ist aber Niemand im Zim-
mer: dann ertönt gewöhnlich . anstatt des erlern-
ten, Gesanges, der natürliche. Wie soll man dies
nennen, wenn man den Vögeln den Verstand ab-
spricht? —
Gerade so betragen sich viele blaue Dros-
seln, und hieraus erkennt man die nahe Verwandt-
schaft beider Vögel.
Eine Merkwürdigkeit im Betragen der Stein-
drosseln ist die, dafs sie zuweilen, ohne dafs
man eine Ursache davon angeben kann, perioden-
weise ganz toll zu seyn scheinen. Sie springen
dann beständig herum und fressen sehr wenig. Am
Gewöhnlichsten ereignet sich dies zur Zug- und
Brutzeit, und bei den Wildfängen ist dies bemerk-
barer, als bei den aufgezogenen. Oft versagen sie
das Futter - ganz und würden verhungern, wenn
man ihnen nicht Nahrung einstopfte. Das letztere
ist gewöhnlich die Folge eines grofsen Schrecks,
wie es bei meiner siebenjährigen Steindrossel
der Fall war, welche in einem Winter 7 Tage lang
nichts Anderes, als was ich ihr einstopfte, zu sich
nahm, am achten Tage aber wieder wie gewöhn-
lich zu fressen anfing. Da ihr Schnabel, wie bei
der blauen Steindrossel, oft zu lang wird:
muls man ihn von Zeit zu Zeit an den Spitzen be-
schneiden. Wenn ihr recht wohl ist, so macht sie
sich, wie die blaue Drossel, recht dick, indem
sie alle Federn hängend oder locker anliegend trägt,
und dabei, wie die meisten Drosselarten, auf einem
Fufse steht. Sonderbar ist es, dals die beiden
Steindrosselarten so sehr leicht in den gröfsten
Schreck gerathen. Der allerzahmste Vogel von ih-
nen wird durch die Erscheinung eines ungewöhnlichen
Gegenstandes, den neben ihm hängende sonst wilde
Vögel gar nicht beachten, am Ersten durch einen
ausgezeichneten Frauenkopfputz, ‘so: in Angst 'ge-
setzt, dafs man fürchten muls, er'zerstolse und zer-
. schlage sich ganz. — [au
ie
"Unter allen für die Stube geeigneten Vögeln,
welche wir hier zu Lande besitzen, behauptet, nach
meinem Geschmacke, die Steindrossel den er-
sten Rang. Ihre Stimme ist flötend, angenehm
laut, ohne jemals in der Stube dem Ohre beschwer-
lich zu fallen, und ertönnt beinahe das ganze Jahr.
Ist sie abgerichtet: dann pfeift sie ihre Paar Lieder
. mit aufserordentlich angenehmen T'oone und läfst ge-
wöhnlich zur Abwechselung ihren schönen wilden
Gesang hören, wobei sie durch ihre grofse Zahm-
heit und ihr äufserst kirres Wesen erfreut. Ist sie
aber wild gefangen: so singt sie noch weit schöner
und mannichfaltiger, denn sie besitzt die Nachah-
mungsgabe in höchstem Grade, und könnte mit vol-
lem Rechte auch Spottdrossel heifsen. So trägt
mein schon erwähnter alter Vogel, aulser seinem
eignen Gesang, welcher aus mehrern zusammenge-
zogenen etwas rauhen Halstönen und einigen schön
flötenden dem Gesange der Amsel etwas. ähnli-
chen Strophen besteht, noch den des Edelfin-
ken in zwei Schlägen, den des Pirols, des
Rothkehlchens, der Amsel, der Wachtel,
mehrere Strophen des Grasmückengesanges
und Nachtigallenschlags, ebenso auch den
Ruf des Rebhuhns und das Krähen des Haus-
hahns und zwar dies Alles bis zur gröfsten 'Täu-
schung vor. Meine jüngere, auch wild gefangene
Steindrossel singt denselben natürlichen Gesang,
doch mit einer Strophe mehr, und wechselt-mit
dem der Amsel, Singdrossel, Feld- und
Waldlerche, des Wiesenpiepers und der
Nachtigall, so auch mit dem Rufe des Reb-
huhns. So vollkommen, als die alte, hat sie
aber diese Gesänge nicht inne, sondern sie trägt
sie nur strophenweise vor. Auch meine aufgezo-
gene Steindrossel ahmt viele Vögelgesänge nach;
ist aber kein so fleilsiger Sänger, als die Wildfänge,
eine Bemerkung, welche ich schon bei mehrern Vö-
geln dieser Art gemacht habe. Dafür hat sie je-
doch durchaus höhere und schönere Farben; denn
die im: Zimmer. aufgezogenen Steindrosseln fär-
ben sich in der Wintermauser prächtig und ganz,
— 14 —
‚während die Wildfänge in derselben oft nur wenige
Federn verlieren, ja dann und wann diese Mauser
ganz überspringen und im Winterkleide bleiben.
Obgleich die Steindrosseln, wenn sie einige
Monate alt sind, ihren Gesang schon laut und schon
vortragen; so vervollkommnen sie ihn dach noch,
. selbst wenn sie viel älter, als ein Jahr sind. Aller-
dings hat der Gesang der blauen und bunten
Steindrosseln in den zusammengezogenen, etwas
rauhen Halstönen, obgleich die der erstern stärker
und rauher sind, Aehnlichkeit; allein in den flöten-
den Strophen weichen die Gesänge beider Vögel
sehr ab; denn die blaue Drossel hat viel hö-
here, länger gezogene eigenthümliche Pfiffe, und
ahmt wenige Vögelgesänge nach. —
Zuweilen lassen die Steindrosseln in der
Angst oder Unzufriedenheit ein gewisses Track,
tack hören, das dem der Amsel etwas ähnelt, aber
nicht so tief und anhaltend ist. Viel öfter, beson-
ders wenn sie stark erschrecken oder in der Hand
gehalten werden; stofsen sie einen leisen Ton aus,
der oft wiederholt wird und ungefähr wie uit uit
it uiit klingt. Diesen Ton- hörte ich nur von einer
einzigen blauen Drossel, ebenso hat das Tack
tack dieser mehr Aehnlichkeit mit dem der Am-
sel, als mit dem der Steindrossel. Auch die
meisten weiblichen Steindrosseln sangen bei mir
schon im Juli sehr laut und schön; sie sollen aber
gegen das neue Jahr bestimmt und gewöhnlich für
immer verstummen*); doch kann ich das Letztere
nach eigner Erfahrung nicht behaupten; denn so-
*) Diese Bemerkung ist sehr richtig, und gilt nicht blos
von den Steindrosseln, sondern von den meisten, viel-
leicht von allen Insekten fressenden Vögeln. Diese singen in
der Gefangenschaft im ersten Herbste ihres Lehens, schweigen
aber später gauz, oder fast ganz, was um so auffallender ist,
da ich bei den in der Freiheit lebenden Vögeln nie ein junges
Weibchen, wohl aber alte, z. B. Pirole, Lerchen u. dgl.
habe singen hören. B.
en
bald ich bemerkte, dafs die Federn, welche ich
ihnen zur Probe auf dem Unterrücken ausgerissen
hatte, statt weils, wieder grau nachwuchsen: so
war ich leider über ihr Geschlecht im Reinen, ‚und
gab sie, trotz ihres Gesanges, sogleich weg. —
Das Unverdauliche werfen die Steindros-
. seln in ziemlich grolsen Gewöllen aus; bei den in
der Gefangenschaft lebenden bestehen diese gröfs-
tentheils aus gelben Rüben.“ |
7) Die blaue Drossel. Petrocossyphus cya-
nus, Boje. (Turdus cyanus, Gmel. Turd. soli-
tarius, Linn.)
Sie ist kaum gröfser, als die Steindrossel,
10" lang und 17‘ breit, ihr ähnlich gestaltet, nur
wegen des etwas längern Schwanzes ein wenig ge-
streckter. Das alte Männchen ist an den
Schwungfedern schiefer-, an den Steuerfedern blau-
schwarz, übrigens pflaumenblau, im Sommer mit
veilchenblauem Anfluge, im Winter mit grauen Fe-
derrändern. Der Schnabel ist horn-, der Fuls
braunschwarz, der Augenstern braun. Das Weib-
chen hat ein unreines Pflaumenblau auf dem Ober-
körper, und rostrothe, graue und braune Flecken
und Streifen am Unterkörper. Bei den Jungen
stehen auf braungrauem Gefieder weilse Fleckchen,
und auf dem Rücken und Halse ein solcher An-
flug. Sie mausert jährlich nur ein Mal und zerfällt
in zwei Gattungen.
1) Die grofse blaue Drossel. .Petroc.
eyanus, Bojee Der Schnabel ist sehr ge-
streckt, der Scheitel kaum höher, als die
Stirn.
2) Michahelles blaue Drossel. Petroec.
Michahellis, Br. Der Schnabel ist nur et-
was gestreckt, der Scheitel steht buckel-
artig über die Stirn empor.
Beide leben im südlichen Europa, die letztere
östlich, die erstere westlich, bewohnen die Felsen
hoher einsamer Gegenden, und gehen nur bis in
die südliche Schweiz hinauf, sind sehr scheu und
vorsichtig, lebhaft in allen Bewegungen, indem sie
die grofsen Insekten, besonders Heuschrecken und
— 16 —
‚Käfer, entweder ‚mit weiten Sprüngen ‘oder durch
raschen Flug verfolgen, und besonders Abends durch
ihren starken und tflötenartigen Gesang erfreuen.
Auch die Weibchen singen zuweilen — vor meh-
rern Jahren sah und hörte ich eins in Altenburg
—— aber schwach und unbedeutend, so dafs man den
starken, lauten und vollen Gesang der Männchen
in ihm nicht wieder erkennt. Das Nest dieser an
allen Orten, wo sie wohnen, hoch geachteten Vo-
gel steht in Felsenritzen oder Mauerlöchern, ist
von Moos oder Grasstengeln gebaut, und enthält
4 bis 6 blaugrüne Eier.
Der Herr Graf sagt über sie:'
„Die blaue Drossel. Turdus cyanus,
Linn. In Wien blauer Steinvogel.
Die blaue Drossel hat in ihrem ganzen
Wesen die gröfste Aehnlichkeit, mit der Stein-
drossel; allein sie unterscheidet sich auch aufser
der einfarbigen Zeichnung durch die einfache Mau-
ser, welche bei der Steindrossel doppelt ist.
Sie farbt sich von ihrer Mauser an, nach welcher
sie dunkle Federränder zeigt, immer schöner aus,
bis sie im Frübjahre im männlichen Geschlechte
wunderschön im herrlichen, dem Dufte auf einer
reifen Pflaume an Zartheit ähnlichen Blau dasteht.
Man findet unter ihnen lange von schlankem
Bau und mit langem Schnabel und kürzere von
dickerm Körper und kürzerm Schnabel*). Gegen
Ende des ersten Jahres befindet sie sich ım Besitze
ihrer. Schönheit; allein ältere Vögel sind doch
noch prächtiger gefärbt, als die einjährigen.
Sie werden im Käfige oft so zahm, dafs sie ihren
Herrn nicht nur kennen lernen, sondern ihn auch,
wenn er in das Zimmer tritt, mit Locktönen und
Gesang begrüfsen, sich ihm mit ganz eignen lieb-
lichen Gebehrden entgegen strecken und, wenn er
sich dem Käfige nähert, mit ausgebreiteten Flü- -
geln und angenehmem Pfeifen empfangen. Auf
*) Meine beiden oben beschriebenen Gattungen. B.
—- 117 —
ähnliche Weise betragen sich oft die Steindros-
seln, besonders wenn sie jung in die Gefangen-
schaft gekommen sind. — |
Der Gesang der blauen Drossel vereinigt
die Gesänge mehrerer Vögel. Von der Stein-
drossel hat sie die zusammenhängenden Halstöne,
aber sie sind bei ihr rauher und stärker, von der
Singdrossel die lauten nachtigallähnlichen Pfifte,
von der Amsel mehrere Strophen, welche sie ih-
rem Liede einmischt. Es gibt unter ihnen gute
und schlechte Sänger, was sich besonders in der
grölsern oder geringern Mannichfaltigkeit des Ge-
sanges zeigt. Einige von ihnen ahmen sogar die
Rabenkrähe nach. — Obgleich die blaue
Drossel unstreitig zu den. bessern Sängern ge-
hört, und durch ihren Gesang den Hörer im Freien
grolsen Genuls verschaffen mufs: bleibt sie doch
im Zimmer weit hinter der Steindrossel zurück;
denn die Stimme der letztern ist viel biegsamer,
sanfter und angenehmer, und ihr Gesang, viel ab-
wechselnder und weniger durchdringend und des-
wegen für das Zimmer weit geeigneter, als der
der blauen Drossel. Von dieser hörte ich auch
nie die vielen Vögelgesänge, welche manche Stein-
drosseln, besonders die Wildfänge, so schön
vortragen, und deren Zahl zuweilen auf 10 steigt.
. Ihre Mauser fällt in den Spätsommer, und bald
nach ihrer Beendigung fangen diese Vögel wieder
zu singen an, ‘doch werden einige früher, andere
später laut, mänche singen bis in die Mauser hin-
ein. Zuweilen tragen sie auch so leise und zwit-
schernde 'Töne vor, wie sie nur der kleinste Vogel
herverbringen kann. Sie singen gern und viel in
der Abenddämmerung, zuweilen auch bei Kerzen-
licht, und eine trug besonders bei starker Beleuch-
iung, wenn etwas laut gesprochen wurde, ihre lei-
sen und angenehmen Töne vor.
s. Inder Furcht stöfst die blaue Drossel zu
wiederholten Malen ein gewisses Tack tack aus,
welches dem der Amsel ähnlieh ist. — Jetzt be-
sitze:sich' den schönsten ‘und: am herrlichsten singen-
den Vogel. dieser Art, den ich je hatte; denn er
— 18 —
mischt sehr viel von dem Schlage der Nachtigall
in seinen Gesang und hat eine grofse Mannichfal-
tigkeit in demselben. Dies ist die einzige blaue
Drossel, von welcher ich in der Angst oft das
stille Uit uit der Steindrossel hörte. — |
Die blauen Drosseln werden aus Südty-
rol und 'Triest nach Wien gebracht, wo ein Stück
gewöhnlich mit 20 fl. C. M. bezahlt wird. —
Sie sollen dort in Felsen nisten und an den
Küsten des adriatischen Meeres ziemlich häu-
fig seyn. Ein glaubwürdiger Italiener versicherte
mir, dafs er in seiner Jugend in seinem Vaterlande
mehrere Nester dieser Vogel ausgenommen hätte.
Die, welche nach Wien gebracht werden, sind fast
alle scheu und stürmisch, woran wohl die lange
Reise, auf der sie verwahrlost werden und verwil-
dern, Ursache ist. Ein Freund, der sich lange in
Sicilien, wo diese Vögel einheimisch sind, aufge-
halten hat, sagte mir, dafs sie dort wie der ein-
‘ farbige 'Staar in Felsen nisten, und dafs er dort
mehrere sah, welche sehr zahme und liebe Ge-
schöpfe waren.“ —
8) Die Singdrossel. Zurdus musicus,
Linn.
' 8ie ist vom Körper etwas stärker, als die
blaue Drossel, 9" 4“ bis 10" lang und 15"
breit und zeichnet sich vor den in Deutschland ge-
wöhnlichen Verwandten untrüglich durch ihre rost-
gelben Unterflügeldeckfedern aus. Ihr
hornfarbiger Schnabel ist vorn dunkel gefärbt, der
Fufs weilslich, der Augenstern braun, der Ober-
körper olivenbraungrau, an den Schwung- und
Steuerfedern etwas dunkler; der weilse, an den
Halsseiten und dem Kropfe etwas gelbliche Unter-
körper mit dreieckigen schwarzbraunen Flecken
besetzt. Die Jungen sehen im Neste an dem Un-
terkörper gelber aus, als die Alten, und haben bis
zur ersten Mauser auf dem Oberkörper gelbliche
Länge- und braune Spitzenflecken. Männchen und
Weibchen sind äußerlich, obgleich Bechstein das
Gegentheil behauptet, nicht mit Sicherheit zu>un-
terscheiden, d PR logo anal
—- 19 —
Diese Drossel zerfällt in folgende 3 Gattungen.
2) Die hochköpfige. -ZTurdus musieus,
Linn., welche sich durch den, hoch über die
stark und bogenförmig erhöhte Stirn er-
habenen, Scheitel auszeichnet und die hiesigen
Fichtenwälder bewohnt. rl |
2). Die mittlere. Zurdus minor, Brifs.
(T. musiens, Linn.)
Ihr Scheitel: ist-nur merklich höher,
alsdie sanftbogenförmige Stirn. Sie scheint
die Laubhölzer zu lieben.
3) Die plattköpfige. . Zurdus philomelos.
Br. (T. musicus, L.)
‘Ihr Oberkopfist platt. Ä
Sie gehört wahrscheinlich dem Norden an und
geht bis Norwegen, brütet aber einzeln auch in
den hiesigen Fichtenwäldern. hei
Alle Singdrosseln kommen im März im mitt-
lern Deutschlande an und gehen im October in klei-
nen Gesellschaften — sie sind lange nicht in so
grolsen Flügen vereint, als die Wachholderdrossela
— wieder weg. Sie bewohnen die Wälder und hal-
ten sich in ihnen am liebsten da auf, wo in Dickig-
ten oder im Unterholze hohe Bäume stehen; denn
sie sitzen beim Singen gern hoch, auf dem Wipfel
der Bäume, oder einem freien Aste, und stürzen
sich von da, bei Annäherung einer Gefahr, in das
Dickigt herab, wo sie sich mit grolser Geschick-
lichkeit verbergen. a
Ueberhaupt haben sie eine grofse Gewandtheit,
sich beim Auffufsen so zu setzen, dafs sie unge-
mein schwer zu sehen sind. u
Am Brutorte sind sie wenig, auf der Wande-
rung ziemlich scheu. Sie laufen mit grofsen Sprün-
gen auf der Erde herum, und suchen auf ihr In-
‘ sektenlarven, z. B. eine Art Mehlwürmer, andere
Larven, Käfer u. dgl., im Herbste fressen sie Faul-,
Vogel-, Wachholder- und andere Beeren. —
. Ihr Gesang, welcher in der Freiheit in unsern
Wäldern vom März bis in den Julius erschallt, ist
stark, voll, abwechselnd und schön; er hat Einiges
‚von dem Nachtigallenschlage, weswegen sie von
. AB:
dem Liebhaber sehr geschätzt werden. : Für das
Zimmer ist er im Frühlinge zu’ laut,’ und ‘deswe-
gen hängt man ihren Käfig in dieser Jahreszeit vor
das Fenster. Sehr angenehm ist es, wie ich es
schon sah, wenn man in Gärten, in denen es dichte
Fichten oder andere dunkle Büsche gibt, diese
Drossel in solche Drahtkäfige, die auswendig
noch in einem Drahtkäfige stecken, so dafs kein
Raubthier oder Raubvogel dazu kommen kann,
verborgen stellt; ihr Gesang nimmt sich dain so
herrlich wie in der Freiheit aus, und überrascht
um so angenehmer, je weniger man den schönen
Singvogel bemerkt. Es ist ein grofser Unterschied
unter Singdrosseln in Hinsicht des Gesanges;
diejenigen, welche die gröfste Mannichfaltigkeit in
demselben zeigen und das Kuhdieb am deutlich-
sten hören lassen, werden am meisten geschätzt.
Die oben aufgeführten Gattungen weichen auch im
Gesange ab. Sie lassen ihre angenehme Stimme
am frühen Morgen und späten Abend bis in die
Nacht hören. —
Sie nisten jährlich zwei Mal in dichtes oder
lichtes Gebüsch höher oder tiefer, oft in die Wege
und kleiben ihr Nest inwendig mit feuchter Erde
oder feuchtem Holze, oder feuchtem Moose aus.
Die4bis6 Eier sind blaugrün, mit schwarz-
braunen Punkten am stumpfen oder spitzi-
gen Ende. Das Weibchen, welches sonst wie das
Männchen zip zip lockt — daher ihr Name Zip-
e — schreit beim Neste sehr stark sik sik sik
tsak tsak tsak und fliegt um den Feind herum;
dasselbe thut oft auch das Männchen.
Man fängt sie in der Schneufse und auf der
Tränke, auch unter dem Nachtigallengärnchen,
oder mit Leimruthen, auf denen Mehlwürmer fest-
gebunden sind. —
Noch folgen die Beobachtungen des Herrn Mit-
arbeiters:
„Die Singdrossel. Zurdus musicus, Linn.
In Wien Drossel.
Diese allgemein beliebte Drossel singt bei-
nahe das ganze Jahr und stets herrlich, im Winter
—- 11 —
für das Zimmer, im Frühjahre und Sommer für
den Wald; denn schon im März werden ihre schö-
nen und abgebrochenen Strophen so durchdringend,
dafs man sie in seiner Nähe. durchaus nicht ertra-
gen kann, besonders da sie mit Tagesanbruch zu
singen anfängt, wodurch sie nicht selten die Nach-
barschaft beunruhigt. ‘Sie mausert sich im August
und verliert in 5 bis 6 Wochen alle Federn. Sie
braucht, wie die Amsel, viel Wasser und Sand;
denn sie badet sich eben so. oft als diese. —
Obschon . die aufgezogenen sehr schön singen:
so sind doch die Wildfänge besser; allein diese blei-
ben fast immer scheu.“
9) Die Schwarzamsel. Merula, Bri/s.
(Turdus merula, Linn.) RR
Die Schwarzamsel ist weit grölser, als Jlie
Singdrossel, 10" bis 11” 9" lang und 16" bis
17° 2" breit und nach dem Alter und Geschlechte
sehr verschieden. Das alte Männchen hat einen
zitronengelben Schnabel und Augenlidrand, einen
braunen Augenstern, dunkelbraunen Fufs und ein
dunkelschwarzes Gefieder ohne Glanz. Das alte
Weibchen ist auf dem Oberkörper mattschwarz,
auf dem Unterkörper schwarzgrau, bis zur Ober-
brust weils und rostgelb gefleckt. Je jünger die:
Weibchen ; desto lichter ist ihre Farbe; ihr Schna-
bel ist nie ganz gelb. Die Jungen haben auf
schwarzbraunem Oberkörper rostgelbe Schäfte, auf
dem rostfarbigen Unterkörper _bräunliche Quer-
flecken. ;
Sie zerfällt in folgende Gattungen:
Die Fichtenamsel. Merula pinetorum,
Br. (Turdus merula, Linn.)
Der gestrekte Schnabel ist vom Na-
senloche an 9“ lang, der Scheitel merk-
lich höher, als die bogenförmige Stirn;
. die Nägel mittellang. Sie bewohnt die hiesi-
gen Fichtenwälder. :
02) Die Stockamsel. Merula truncorum,
br. (T. merula, Linn.)
— 12 —
Der gestreckte Schnabel ist vom Na-
senloche an 9" lang, der Scheitel kaum
höher, als die sanft erhöhte Stirn; die
Nägel mittellang. Sie liebt die Laubhölzer.
3) Die hochkoöpfige Amsel. Merula al-
ziceps, Br. (Turdus merula, Linn.)
Der wenig gestreckte Schnabel ist
von dem Nasenloche an 8" lang, der
Scheitel ist viel höher, als die Stirn; die
Nägel ziemlich kurz. Sie erscheint nur im
Winter in der hiesigen Gegend.
4) Die Krainische Amsel. Merula Car-
miolica, Br. (T. merula, Linn.) .
Der wenig gestreckte Schnabel ist
vom Nasenloche an 8“ lang, der Scheitel
kaum höher, als die bogenförmige Stirn;
die Nägel kurz. |
Sie ist kleiner, als die vorhergehenden, und
lebt in Krain. |
Man findet auch weilse und weilsgefleckte Am-
sen. Ein Männchen, welches das Kleid des
Weibchens getragen hätte, ist mir noch nicht zu
Gesichte gekommen, obgleich Bechstein von solchen
spricht; allein sehr dunkle alte Weibchen, welche
für Männchen gehalten wurden, habe ich schon in
den Händen gehabt. Die jungen Männchen
sind oft, aber nicht immer dunkler, als die Weib-
chen. Das sicherste Mittel, das Geschlecht der
jungen Vögel zu erkennen, ist, ihnen an der Kehle
einige Federn auszurupfen; wachsen diese schwarz
nach; so ist der Vogel ein Männchen. Den schwar-
zen Schnabel zeigen die jungen Männchen noch,
wenn sie ganz vermausert sind; er färbt sich aber
‘gewöhnlich schon im Vorwinter gelb. —
Die Amsel bewohnt das dichte Gebüsch der
Nadel- und Laubhölzer, und verbirgt sich fast im-
mer, so dafs sie selten dem Auge sichtbar wird.
Nur beim Aufsuchen der Nahrung, welche in Mehl-
würmern und andern Larven, in Käfern, Würmern
und Beeren, besonders Vogel- und Wachholder-
beeren besteht, kommt sie auf freie Plätze und
— 15 —
entlaubte Bäume. Auf der Erde macht sie grofse
Sprünge. und eilt, bei Annäherung eines F'eindes,
sogleich dem nächsten Gebüsche zu. Beim Singen
sitzt sie gern auf den Baumspitzen; allein, sobald
sie einen Feind erblickt, stürzt sie sich sogleich
in das Gebüsch. Ihr Flug ist schnell, aber etwas
schwerfällig; ihre andern Bewegungen sind rasch
und geschickt. Sie bleibt fast jeden Winter bei
uns; allein im Januar 1822 und im Februar 1827
starben fast alle, welche hier verweilten, und im
Winter 1830 waren alle Amseln aus hiesiger Ge-
gend verschwunden. Dennoch gab es einzelne Paare
im Sommer desselben Jahres, woraus man deutlich
sieht, dafs auch diese Vögel zuweilen wandern, was
man immer geleugnet hat. Ein unumstölslicher Be-
weis für den Zug dieser Vögel ist auch der, dafs
man schon auf Island Amseln angetroffen hat, wo-
hin sie aus Norwegen gekommen seyn müssen.
Die Amseln leben in dem gröfsten Theile von Eu-
ropa, sind aber nach kalten schneereichen Wintern
selten in unsern Gegenden. In der rauhen Jahres-
zeit, besonders bei tiefem Schnee, geben ihnen die
offinen Quellen oft die einzige Nahrung. Sie er-
freuen gar sehr durch ihren schönen, vollen, flö-
tenartigen Gesang, der, wenn er auch die Abwechse-
lung des Singdrosselgesanges nicht hat, dafür sanfter
und angenehmer und um so erwünschter ist, da er bis
in die Nacht hinein gehört wird, und im Zimmer nicht
selten bei Kerzenlicht ertönt. Die jung aufge-
zogenen lernen recht gut Lieder pfeifen, und er-
langen im Vortrage derselben fast dieselbe Geschick-
lichkeit, wie die Gimpel, bei denen ich das beim
Lehren der Vögel Nothwendige bemerken werde. Die
Amseln unserer Gegenden brüten jährlich zwei Mal,
das erste Mal im März, das zweite Mal im Junius oder
zu Ende Mais. Das Nest von Nr. 1 steht immer im
Gebüsch, höher oder tiefer, das von Nr. 2 oft auf
der Erde, nicht selten an einem Baumstrunke, da-
her ihr Name Stockamsel. Jedes ist von Rei-
sern, Moos, Grashalmen und Erde gebaut, inwen-
dig mit zarten Grashalmen ausgelegt und enthält
8
— 14 —
Abis 6 blalsgrüne, röthlich und rothbraun
gefleckte Bier. aufn
Man fängt die Amseln in der Schneufse, auf
dem 'Tränkheerde, mit einem Schlagnetze und in
einer Art von Meisenkasten. Den letztern gräbt
man im Winter in die Erde, kehrt den Schnee um
ihn herum weg, umgibt ihn in einiger Entfernung
mit einem Zaune von Eichenlaube, macht, anstatt
des Meisenkastendeckels, einen von einem Gitter
grüner Stäbchen, das mit einem kleinen angebun-
denen Stein beschwert wird, und stellt das Ganze,
nachdem man Vogelbeeren auf. den Boden des Ka-
stens, der blofse Erde seyn muls, geworfen hat,
wie einen Meisenkasten auf. Wenn man die Wände
.des Loches mit dem Grabscheite schön ausgräbi
und oben die Erde gut ebnet: braucht man Nichts
zu machen, als die Stellhölzer und den Deckel.
Dafs man diese Falle da anbringt, wo sich die Am-
seln im Winter gern aufhalten, versteht sich.
Noch folgt des Herrn Mitarbeiters Schilderung:
„Die Schwarzdrossel. Turdus merula,
Linn. In Wien Amsel. |
Dieser Vogel ist ein vortrefflicher Sänger,
doch mufs er wild gefangen seyn; denn sonst be-
sitzt er seinen Gesang, nicht in seiner ganzen Rein-
heit. Die alt gefangene Amsel, welche ich seit 5
Jahren besitze, singt das ganze Jahr, 8 Tage der
stärksten Mauser ausgenommen, und im Winter ist
ihr stiller Gesang aufserordentlich angenehm und
mannichfaltig*), indem ihrem langgezogenen Ruf,
der mir wenigstens aufserordentlich gefällt, einige
Strophen aus dem Gesange anderer Vögel eingemischt
werden; auch läfst sie sich, wie mehrere, seitdem:
sie älter wird, manchmal anhaltend bei Kerzenlicht
hören. Obgleich diese Amsel noch scheu ist, hält
*) Es ist eine sonderbare Erscheinung, dafs der leise Ge-
sang vieler Vögel weit mannichfältiger ist, als der laute;. dies
habe ich bei mehrern Goldhähnchen, bei den Hausroth-
schwänzen und andern bemerkt.
‘—- 15 —
sie sich doch so schön, wie in der Freiheit, und
singt selten so laut, dafs ich in die Versuchung
käme, sie aus dem Zimmer zu entfernen. Nach
meiner Erfahrung schreien die aufgezogenen viel
durchdringender und nehmen gewöhnlich schlechte
Töne an, werden aber viel zahmer, und lernen
Lieder pfeifen. >
Meinem Geschmacke nach, gehört eine alt ge-
fangene, gut und fleifsig singende Schwarzdros-
sel zu den allerangenehmsten Stubenvögeln, so wie
überhaupt jeder Vogel, welcher beinahe das ganze
Jahr singt, den vielen andern, welche sich nur ei-
nige Monate hören lassen, weit vorgezogen zu wer-
‚den verdient. —
Im August fängt die Amsel an, sich zu mau-
sern, und wirft in 5 bis 6 Wochen alle Federn,
die am Kopfe zuletzt ab*).. Auch im Frühjahre
verlieren sie zuweilen viele kleine Federn. Sie
braucht viel Sand und Wasser; denn sie badet sich
oft und stark, und legt sich dann in den durch
das Baden nafs gewordenen Sand auf den Boden
des Käfigs, wo sie Stunden lang bleibt und be-
ständig singt. — a
10) Der rothrückige Würger. ZLanius
collurio, Brifs. (Lanius spinitorquus, Bechst.)
. Er unterscheidet sich von allen deutschen Wür-
gern durch seine geringe Grölse — Länge 8"
bis 8” 6'%, Breite 12" 3'" bis 6 — und durch den
Mangel eines weilsen Flecks auf dem Flü-
gel. Das Männchen. Der Oberkopf und Nak-
ken ist hellaschgrau, auf der Stirn und an den
Seiten mit einem schwarzen Streifen, der Mantel
rostbraunroth, die: Schwingenspitzen schwarz, der
Schwanz hinten weils, vorn schwarz, der Unterkör-
per roströthlich weils, der Schnabel und "Fuls
schwarz, der Augenstern braun. Das Weibchen
ist auf dem Oberkörper grau, auf dem Mantel rost-'
*) Dies sieht man besonders. deutlich auch an den wilden
jungen Männchen. B.
8“
— 16 —
bräunlich, die Schwung- und Steuerfedern braun,
an dem weilslichen Unterkörper schwärzlich gewellt.
Die doppelte Mauser dieser Würger bringt nur
eine geringe Veränderung in der Zeichnung her-
vor. Das Jugendkleid ähnelt dem des Weib-
chens, hat aber auf dem rostbraunen Oberkörper
schwärzliche Querbinden. to
Er zerfällt in folgende Gattungen. _
D) Der Dorndreher. Lanius spiniterguus,
Bechst. Ro
Der Schnabel ist gestreckt, der Schei-
tel kaum höher, als die Hinterstirn _
...2) Der rothrückige Würger JLanius
collurio, Brijs. a
Der Schnabel ist kurz und stark, der
Scheitel viel höher, als die Hinterstirn.
3) Der Buschwürger. Zanius dumeto-
rum, Br. (L. colluris, Brifs. L. spinitorguus,
Bechst.)
Der Schnabel ist ziemlich kurz und
stark, der Scheitel etwas höher, als die
ziemlich erhöhte Stirn. a:
Dieser Würger bewohnt die mit Büschen be-
setzten Orte unseres Vaterlandes, und besonders
diejenigen gern, wo die Büsche an freie Plätze
stolsen und einzelne höhere oder niedere Bäume
in sich schliefsen. Alle drei Gattungen kommen.in
hiesiger Gegend brütend vor. Sie erscheinen im
Mai und verlassen uns im August und September;
die Männchen erscheinen gewöhnlich etwas früher,
als die Weibchen, und die Familien bleiben fast
bis zum Wegzuge zusammen. Die alten Vögel
sind ziemlich, die jungen gar nicht scheu, alle
sitzen gern auf freien, am liebsten auf hervorra-
genden dürren Zweigen, lauern hier ihrer Nahrung,
Rofs-, Mai-, Rosen- und andern Käfern, Heu-
schrecken, Grylien und andern Insekten auf, die
sie auch im Fluge mit Glück verfolgen, mit ihnen
auf die Erde stürzen und sie hier verzehren, oder
an Dornen anspielsen; um sie bei regnerischer
Wittterung zu geniefsen. Sie greifen aber auch
kleine Vögel mit Erfolg an, stürzen sich mit ihnen
— 11 —
auf den Boden, halten sie mit den Füfsen und tod-
ten sie mit dem Schnabel; denn sie sind räuberi-
scher Natur; deswegen mufs man sich sehr hüten,
sie im Zimmer unter andere Vögel zu bringen.
Sie haben einen eignen, dem der fahlen Gras-
.mücken nicht wunähnlichen Lockton und schreien
sehr stark bei der Paarung gät, gät, gät, tsche,
tsche. Das Männchen hat einen erborgten Ge-
sang, der aus den Strophen anderer Vögel besteht
und mehr oder weniger schön, oft ausgezeichnet ist;
allein es gibt viele Würger dieser Art, welche in
der Freiheit gar nicht singen, weil sie zu viel mit
ährer Fortpflanzung zu thun haben. Sie bauen
ein grolses Nest von Moos und gröfsern und klei-
nern Grasstengeln und füttern es inwendig mit zar-
ten Grashälmchen aus. Es enthält 4 bis 7 gelb-
liche oder olivengelbe, aschgrau, bräun-
lich oder röthlieh gefleckte Eier. Die
‘Farbe der Eier ist nach den Gattungen verschie-
den. Das'Weibchen brütet allein, wird aber vom
Männchen gefüttert und beim Aufziehen der Jun-
gen unterstützt. 2
"Man fängt sie am leichtesten, wenn man die
‘dürren Zweige, auf denen sie oft sitzen, mit Leim-
'ruthen belegt, und sie vorsichtig darauf zutreibt. —
'Der Herr Mitarbeiter hat über diese Vögel fol-
gende schöne Beobachtungen gemacht. _ Er sagt:
„Der rothrückige Würger. Lanius cal-
-Jurio, Brifs. In Wien Dornreiher.
Dieser schöne Vogel besitzt die Nachahmungs-
&zabe im höchsten Grade, und wenn ein Sänger
den Namen Spottvogel verdient: so ist es unbe-
'streitbar dieser. Nach meiner Meinung, hat er,
aulser einigen rauhen Strophen, keinen eignen Ge-
‚sang, und deswegen singen auch die aufgezogenen,
wenn sie nicht unter andern gut singenden Vögeln
aufwachsen, ziemlich schlecht. Die Wildtänge wer-
den nicht leicht zahm; sind sie es aber einmal und
‚lleifsig im Singen, und an einem Standorte gefan-.
gen, wo sie von lauter gut singenden Vögeln um-
‘geben waren: dann’kann man keinen angenehmern
‚Sänger in der Stube besitzen, als diesen Würger;
—_ 118’ —
denn mit immer erneuerter Lust hört.man ihn seine
vielfältig abwechselnden, zum Täuschen ähnlichen
Gesänge vortragen. Nur schade, dafs beinahe ein
jeder seinen schönen Liedern einige schlechte T'öne
beimischt; besonders ist es der Unkenruf, den sich
fast alle zu eigen machen.
Der , welchen ich jetzt besitze,. ist ein vorzüg-
licher Vogel, weicher auf eine täuschende und. ent-
zückend schöne Art die Gesänge der Nachtigall,
der Feldlerche, Rauchschwalbe, Sperber-
grasmücke, des Mönchs, Goldammers, den
Ruf der Amsel und des Rebhuhns nachahmt,
und auf eine so feine Art in einander verschmilzt,
dafs man durchaus keinen Uebergang bemerkt.
Aufserdem bellt er noch wie ein Hund. Er sang
zuweilen noch im September, und fing den 16. No-
vember wieder an, den ganzen Tag zu singen. —
Wie unentbehrlich Fleisch den Würgern ist,
mag Folgendes beweisen. Im October- sah dieser
Vogel kränklich ‚und struppig aus, und so oft er
eines Fingers habhaft werden konute, bils er mit
Ingrimm darein. Als ich dies bemerkte: gab. ich
ihm täglich ein Stück gekochtes, klein. zerschnitte-
nes Rindfleisch, und siehe da, nach einigen Tagen
wurde mein Vogel frisch, legte. die Federn glatt
an, und bils in keinen Finger mehr. Dies zeigt
deutlich, dafs man bei blofsem Nachtigallenfutter
gewils keinen Würger lange gesund und fleifsig
im Singen erhalten kann. Viele Besitzer dieser Vö-
gel klagen, dals ihre Vögel erst im Januar oder
Februar zu singen anfangen; bei vielen ist gewils
die Fütterungsart daran Schuld. Es ist ihnen sehr
zuträglich, wenn sie zuweilen ein Stückchen rohes
Fleisch bekommen.
Ihre Hauptmauser fällt in den Januar und Fe-
‚bruar, bei welcher viele alt gefangene Vögel zu
Grunde gehen. In der Mitte Julius mausern sie
wieder, was ich dieses Jahr zum ersten Male deut-
lich. bemerkte. Bei dem meinigen erneuerten sich
‚alle Federn des Unterleibes, auch einige Steuer-
‚federn. Sie fangen nach dieser, ungefähr vierzehn-
‚tägigen Mauser wieder zu singen an, und halten
u
— 19 —
etwa drei Wochen damit an. Ihr Löckton klingt
etwas krähenartig und deswegen unangenehm.‘ —
11) Die Feldlerche. AHlauda arvensis,
Linn.
Dieser bekannte und liebe Singvogel zeichnet
sich vor den andern deutschen Lerchen durch
seine ziemlich schlanke Gestalt und den etwas aus-
geschnittenen Schwanz, wie durch die kurze Holle
' aus. Ihre Länge beträgt 7" bis 8” und ihre Breite
13 9" bis 15" 2". Der Oberkörper ist lerchen-
farben, die Schwung - und Steuerfedern schwärz-
lich, grau gesäumt, die 1ste von diesen fast ganz,
die 2te auf der äulsern Fahne weils, durch die Au-
gen und unter den Wangen zieht sich ein weilsli-
cher Streif hin, der weifse, Unterkörper ist bis zur
Brust mit graubraunen Längeflecken bedeckt. Im
Herbste hat der Oberkörper gelbgraue Spitzrän-
der, welche bei den Jungen, die auch am Vor-
derhalse mehr, als die Alten ins Rostgelbe zie-
hen, sehr grofs sind. Der Schnabel ist bei allen
alten Vögeln dunkel, tief hornfarbig, oder bräun-
lich, die Füfse vom Hornfarben bis zum Dunkel-
braun; der Augenstern ist stets braun.
Man kann bei diesen Vögeln unterscheiden:
1) Die Saatlerche. Alauda segetum, Br.
(Al. arvensis, Linn.)
Der Scheitel ist kaum höher, als der
aufgeworfene Augenknochenrand, der et-
was starke, gestreckte Schnabel vor den
Nasenlöchern zusammengedrückt; die
Stirn tief gefurcht.
Sie bewohnt die Getraidefelder Mitteldeutsch-
lands,
2) Die Berglerche. Alauda montana, br.
(Al. arvensis, Linn.
Der Scheitel nicht höher, als der
sanft bogenförmige Augenknochenrand;
der dünne gestreckte Schnabel vor den
Nasenlöchern zusammengedrückt; die
Stirn flach gefurcht.
— 19% —
Sie lebt auf dem hoch in waldigen Gebirgen
liegenden Schlägen und Wiesen.
3) Die Feldlerche. Alauda arvensis,
Linn.
Der Scheitel nicht höher, als die sanft
bogenförmige, flach gewölbte Stirn; der
Schnabel kurz, stumpf, vor den Nasenlö-
chern kaum zusammengedrückt.
Sie bewohnt das nördliche Europa und über-
wintert zuweilen in Deutschland.
4) Die Ackerlerche. Alauda agrestis,
Br. (Al. arvensis, Linn.) N
Der Scheitel viel höher, als die stark
erhöhte, tief gefurchte Stirn, der Schna-
bel sehr kurz, stark, nicht zusammenge-
drückt.
Sie scheint nordöstlich von uns zu wohnen,
und wandert durch das mittlere Deutschland.
Die Weibchen aller dieser Lerchen unterschei-
den sich untrüglich von den Männchen durch die
viel geringere Größe.
Die Feldlerche lebt in dem gröfsten 'Theile
von Europa bis nach Norwegen hinauf nach den
verschiedenen Gattungen an verschiedenen Orten,
die meisten aber auf Getraidefeldern, kommt schon
im Februar an und begrülst die Fluren mit ihrem
herrlichen Gesange, indem sie flatternd in die Höhe
steigt, einige Minuten unter den Wolken herum-
schwebt und sich dann wieder herabläfst. Sie ist
als der erste Frühlingsbote überall willkommen,
und ihr eigenthümlicher Gesang ist deswegen ganz _
besonders erfreulich. Allein unter diesem Gesange,
ob er gleich nur aus wenigen verschiedenen T’önen,
welche wirbelnd und flötend vorgetragen werden,
besteht, zeigt sich eine grofse Verschiedenheit.
Der von Nr. 1 und 2 ist gleich gut; der von Nr. 3
aber weit vorzüglicher, stärker, voller und ange-
nehmer, so dafs der Kenner es bald bemerkt, wenn
die lieben nordischen Lerchen, welche zuerst bei
uns eintreffen und singen, wieder abziehen. Des- .
wegen ist es den Liebhabern der Lerchen sehr
—- 21 —
zu rathen, sich solche kurzsehnäblige Lerchen
anzuschaffen.
Sie fressen kleine Gras- und andere Säme-
reien, Käferchen und andere Insekten, welche sie
auf den Saat- und frisch geackerten Feldern, den
Stoppeläckern und den Wiesen aufsuchen, und bauen
‚ein schlechtes Nest von Grashalmen und Grasblät-
tern in eine gescharrte Vertiefung in das Getraide
oder Gras, und legen jährlich 2 bis 3 Mal 4 bis 6
längliche, graue, dunkler gepunktete
Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet; für
die Jungen sorgen beide Eltern.
Die gewöhnlichste Art, die Lerchen zu fan-
gen, ist das bekannte Lerchenstreichen, was mit Tag-
oder Nachtgarnen bewerkstelligt wird. Auch der
Fang mit dem Lerchenspiegel, welcher mitten zwi-
schen zwei Schlagwände zu stehen kommt, liefert
_ einzelne in die Hand des Vogelstellers. Die besten
Sänger fängt er beim Lerchenstechen, indem er
unter einer singenden Lerche eine andere mit
Leimruthen auf dem Rücken, welche, damit sie
den Läufer nicht beschmutzen, in angebundene Fe-
derkiele gesteckt werden können, laufen läfst.
Wenn im Frühjahre später Schnee die Erde bedeckt,
kann man diese Lerchen an offenen Quellen mit
Leimruthen fangen.
Schliefslich gebe ich noch des Herrn Grafen
Bemerkungen über
„Die Feldlerche. Alauda arvensis, Linn.
In Wien auch Feldlerche.
Der schöne wirbelnde, die Ankunft des Früh-
lings auf eine entzückende Weise verkündende Ge-
- sang dieses Vogels mufs im Freien, oder: doch
etwas in der Entfernung gehört werden;. ganz in
der Nähe verliert er dadurch, dafs mehrere, be-
sonders die schreienden Strophen so oft und so laut
wiederholt werden, sehr viel.von seinem Reitze.
> Die aufgezogenen, ja sogar die alt gefange-
nen, nehmen nach und nach Locktöne und Stro-
phen aus dem Gesange anderer Vögel an, wodurch
der ächte Feldlerchengesang verdorben wird; dena
— 12 —
ich ‘finde, dafs das Feldlerchenlied einen eignen
Charakter hat, den es durch fremde Zusätze nie
verlieren sollte, nämlich uns an die ersten, schönen,
die Macht des Winters brechenden Tage zu er-
innern. —
Diese Lerchen lassen sich auch sehr gut da-
hin bringen, Lieder pfeifen zu lernen; allein sie
behalten diese nicht so gut, wie die Haubenler-
chen und mischen ihren natürlichen Gesang oft
darunter.
Einige Feldlerchen fangen schon im Januar,
andere später, noch andere sogar erst im April zu
singen an; diese letztern setzen dann ihren Gesang
bis Michaelis fort, und mausern nach Beendigung
desselben. Bei ihnen, wie bei allen Vögeln, welche
man bald singen hören will, mufs man einen der
zuerst gefangenen wählen *).“
Obschon alle Lerchen mit Nachtigallenfutier
viel-länger,. als mit Samenkörnern gesund erhalten
werden: ist es ihnen doch recht zuträglich, wenn
sie dann und wann etwas Hirsen unter den Sand
bekommen; am wenigsten achtet ihn die Baum-
lerche. Die Feldlerche erhält, wie jede an-
dere, viel Sand zum Baden und wird, des Unge-
ziefers wegen, wie die folgende behandelt. —
12) Die Baumlerche. Galerida nemorosa,
Br. (Alauda arborea et nemorosa, Linn.)
Die Baum- oder Haidelerche zeichnet sich
vor den andern europäischen Verwandten durch den
weifsen, über dem Auge hinlaufenden, den
Hinterkopf umgebenden Halbring; den
kurzen Schwanz und das Weifs an den
Spitzen der vier ersten Steuerfedern wie
durch die abgerundete, kleine Haube und
die hornweilslichen Füfse aus.
Sie ist viel kleiner, als die Feldlerche, nur
6" .6'" bis 7” lang und 13 breit. Der lerchenfar-
*) Dafs man dann auch die nordischen und durch sie die
besten Sänger bekömmt, habe ich oben gezeigt. ie
\
— 13 —
kige Oberkörper zieht im Herbste stark ins Rost-
farbige und der weifsliche Unterkörper ist bis zur.
Brust mit schwärzlichen. Längestreifchen besetzt;
der Schnabel ist hornfarben, der Augenstern hell-
braun. Das Weibchen hat gewöhnlich schmälere
dunkle Streifen am Vorderhalse, als das Männ-
chen. Die Jungen zeichnen sich durch ihre rost-
gelben Federränder auf dem Oberkörper und ihre
rundlichen Flecken am Vorderhalse sehr aus. Diese
Lerche zerfällt:
1) In die Waldhaubenlerche, Galerida
nemorosa, Br. (Alauda nemorosa, Linn.), wel-
che sich durch ihren weit über die Stirn em-
porstehenden Scheitel unterscheidet, und
2) in die Baumhaubenlerche, Galerida
arborea, Br. (Alauda arborea, Linn.), bei wel-
cher der Scheitel nicht oder kaum höher,
als die Hinterstirn ist.
Dieser beliebte Sänger bewohnt die Schläge
und kahlen Plätze in und an den Nadelwäldern
Deutschlands, besonders die bergigen, und geht
auf das Gebirge fast bis an die Grenze des Holz-
wuchses hinauf. Im hohen Norden lebt sie nicht,
aber im Süden findet man sie wenigstens bis Dal-
matien, woher: ich sie erhielt, herab. Sie scheint
vom Schöpfer bestimmt zu seyn, nicht nur die Wäl-
der, sondern auch die öden Stellen, welche von
keinem Vogel bewohnt werden, durch ihren schö-
nen Gesang zu beleben. Kahle Berge, wenn sie
nur wenig Fichtenholz tragen, werden durch ihre
reine, flötenartige Stimme weniger unangenehm,
als sie aufserdem seyn würden. Selbst wenn der
‘Schnee noch vom Winter her oder erst frisch
gefallen ihren Aufenthaltsort fast bedeckt: er-
tönt doch ihr ‘schönes Lied über demselben. Sie
singt nicht wie die Feldlerche, indem sie sich
in. die Luft erhebt und wieder herabläfst, sondern
indem sie halbe,. ja ganze Stunden lang’ unter den
‚Wolken herumschwebt, nicht selten auch auf der
‚Spitze eines Baumes sitzt. Gewöhnlich ist dieser
‚Gesang nicht sehr abwechselnd; allein das Volle und
Flötenartige des Tones gibt ihm einen ganz eignen
a
Zauber, . der selbst seinen sanften, wie Lulu klin-
genden Lockton nicht äbzusprechen ist. Dieser Ge-
sang ertönt vom März, zuweilen sogar vom Ende
des Februar, bis in den Julius und nach der Mau-
ser im September und October. Er macht an den
ersten Frühlings- und an den schönen Herbsttagen
einen sehr guten Eindruck. Am herrlichsten aber
klingt er des Nachts, zu welcher Zeit sich Nr. 2
nicht selten hören läfst. Wie oft haben mich, wenn
ich um Mitternacht allein an einsamen Orten wan-
derte, die herrlichen Töne dieser Lerche, welche
man dann sehr weit hört, entzückt. Man vergilst
die Beschwerden des Weges und horcht mit Freu-
den dem lieben Vogel zu. —
Diese Lerchen sind auf dem Zuge gewöhn-
lich in kleinen, seltner in gröfsern Gesellschaften,
bald nach ihrer Ankunft paarweise und nach der
Brut familienweise bis zum Wegzuge. ar
«Sie sind, die Paarungs- und Brutzeit ausge-
nommen; ziemlich scheu, drücken sich bei Annähe-
rung einer Gefahr auf den Boden nieder, und su-
chen ihr dann oft durch schnelles Auffliegen zu
‚entgehen. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise in
kleinen Insekten, besonders in verschiedenen Arten
von Käferchen, weniger aus kleinen: Samenkörnern,
(Grassämereien), und daher kommt es, dafs nicht
eine dieser Lerchen den Winter über in unserm
Vaterlande bleibt. Sie nistet jährlich zwei Mal, das
‘erste Mal zuweilen schon zu Ende des März fast
ganz wie die Feldlerche, aber auf Schläge ge-
wöhnlich in hohes Gras oder unter niedriges Ge-
büsch, und legt 4 bis 6 denen der Fleldlerche
ähnliche, aber kürzere, heller igefärbte
und deutlicher gefleckte Eier. Das Nest
steht gewöhnlich sehr verborgen.
Man- fängt sie zufällig in den Lerchengarnen,
oder im Frühjahre bei spätem Schnee auf offenen
Stellen mit Leimruthen oder dem Schlaggärnchen,
oder an der Locke, indem man neben den Lock-
vogel auf einem freien Schlag einen ausgeästeten,
‘mit Leimruthen besteckten kleinen Baum stellt,
—- 195 —
oder einen dastehenden Baum zu ihrem Fang ein-
richtet. Diese letztere Fangart ist um deswillen
vorzüglich, weil man die besten Sänger dabei aus-
wählen kann.
Noch folgt das, was der Herr Mitarbeiter über
diesen Vogel sagt: ii Be
„Die Baumlerche, Alauda arborea, Linn.
In Wien Waldlerche. k
Einer der vortrefflichsten Singvögel, dessen
Stimme aulsererdentlich sanft, flötend und nie zu
laut für das Zimmer wird. Sogar ihr Lockton
klingt ungemein lieblich. Auch fehlt es dem Ge-
sange nicht an Abwechselung, was jedoch bei dem
einen mehr, bei dem andern weniger bemerkbar
ist. So machte bei mir eine alt gefangene den Ge-
sang der Haubenlerche ganz und zwei schöne
Strophen des Nachtigallenschlags recht gut nach.
Hat man eine solche Lerche ein Paar Jahre im
Käfig gehabt: dann singt sie besonders an der Luft
ganz laut; einige singen im April die halbe Nacht
hindurch und so herrlich schön, dafs man nicht ge-
nug zuhören kann. — '
Sogleich nach ihrer Ankunft, welche oft schon
zu Ende Februars erfolgt, muls man ein Männchen
zu erhalten suchen; denn die später gefangenen
bleiben gewöhnlich den ganzen Sommer hindurch
stumm, was mir schon bei 4 bis 5 der schönsten
Männchen begegnet ist. Mehrere von denen, wel-
che ich besals, sangen im ersten und zweiten Jahre
vom December oder Januar bis in den October die
ganze Mauser hindurch, im dritten und vierten
Jahre aber nur von Ende Februars bis in die Mitte
des August, dafür aber lauter und mehr des
Nachts. —
Bei allen Lerchen, also auch bei dieser, muls
das Futter und das 'T'rinkwasser aufserhalb des Kä-
figs aufgehängt werden; sonst steigen sie in Beides’
hinein, von da in den Sand und verderben sich die
Fülse gänzlich. Diese sind ohnehin ihr schwächster
Theil, werden bald voll Schuppen und Höcker, und
zerbrechen dann leicht, wenn der Vogel an dem.
— 16 —
langen Sporn hängen bleibt. Damit dieser nicht
zu sehr wachse, mufs man ihn von Zeit zu Zeit
etwas abschneiden. Ich habe die Erfahrung ge-
macht, dafs sich ihre Füfse weit besser halten,
wenn sie keine Sitzstangen im Käfige haben. Durch
diese Vorsicht und öfteres Baden der Füfse, um
den an ihnen festklebenden Sand aufzulösen und
wegzubringen, erhielt ich sie 4 bis 5 Jahre mit
ziemlich gesunden Beinen. Bei jeder Lerchenart
mufs man, um einen gesunden Vogel zu erhalten,
sich dieser kleinen Mühe unterziehen, sonst wer-
den die Fülse anbrüchig und sind nicht mehr zu
heilen. —
Die Baumlerche mufs, wie alle ihre Ver-
wandten, einen mit Leinwand bedeckten Käfig be-
kommen und sehr reinlich gehalten werden. Dieser
Käfig mufs von Zeit zu Zeit genau untersucht wer-
den. Man nimmt nämlich die Leinwanddecke des-
selben herab, und sieht überall sorgfältig nach,
In jeder Fuge, wo zwei Breter zusammen gearbeitet,
und in jedem Loche, in welches Drathstäbe einge-
lassen sind, wird man gewifs rothe und weilse Vö-
gelläuse und unzählige kleine weilse Milben finden,
welche man mit einem Absud von Tabak wegbür-
stet und wegwäscht. Unterläfst man dies: dann
wird der Vogel von diesem Ungeziefer aufgefres-
sen und steckt noch überdies alle um ihn hängen-
den damit an. Zur Mauserzeit und gegen den
Frühling nehmen die Schmarotzerinsekten bei allen
daran leidenden Vögeln besonders überhand. Ist
die Lerche gar zu voll Läuse, dann kann man
sie in lauwarmem, zur Hälfte mit Wasser gemisch-
tem Wein baden, in ein Stückchen Flanell einwik-
keln und bis sie abgetrocknet ist, in der Hand hal-
ten. Das Ungeziefer zieht dann von dem nassen
Körper weg in den Flanell und wird mit diesem
weggeworfen. Nur mufs man sich sehr in Acht
nehmen, dafs sich der Vogel nach dem Bade nicht
erkältet. Man kann anstatt des Wein und Wassers,
auch den Absud von Tabak zum Bade gebrauchen;
ich thue es aber nie, weil es gar zu schwer hält,
a
das Eindringen der Flüssigkeit in die Augen, ‘Oh-
ren und den Schnabel des Vogels zu verhindern.
Die Baumlerche mausert das erste Jahr ih-
rer Gefangenschaft sehr schwer, denn wenn auch
die kleinen Federn abfallen, so bleiben doch die
grolsen gewöhnlich stehen, und eben diese sind
dann die Ursache, dafs der Vogel an der Auszeh-
rung 'stirbt, wie es ‘denen, welche diese Federn
nicht verlieren, gewöhnlich ergeht. Man mufs also
die nicht ausfallenden Schwung - und Steuerfedern
nach und nach mit Vorsicht ausziehen, was bei ei-
nem jeden Vogel zu beobachten ist. Die folgen-
den Jahre mausert sie dann viel leichter im Juli
und August, sie fängt zuweilen schon im Junius
an; ihre Mauser dauert aber, da sie langsam von
statten geht, 6 bis 8 Wochen*).“
13) Die Kalanderlerche, Melanocorypha
calandra, Boje. (Alauda calandra, Linn.)
Die gröfste inländische Lerche, an ihrem
Umfange und ihrem grofsen und beson-
ders hohen Schnabel von allen andern Ler-
chen leicht zu unterscheiden. Sie ist kurz und
dick gebaut, bis 8" 3 lang und 16" breit, und
nach dem Alter, nicht nach dem Geschlecht, ziem-
lich verschieden gezeichnet.
Alt. Der Schnabel ist: hornfarben,, der Augen-
stern und Fufs braun, der Oberkörper lerchenfar-
ben, im Herbste stark ins Rostfarbige ziehend, mit
‘einem rostgelben Streifen über dem Auge und ei-
nem weilsen Flecken vor und unter demselben, die
schwärzlichen Schwungfedern weils gesäumt, die
meisten der Z2ten Ordnung mit weilser Spitze, der
kaum ausgeschnittene Schwanz schwärzlich, an der
ersten Steuerfeder fast ganz weils, bis zur 4ten mit
weilser Spitze, der weilsliche Unterkörper neben
der Kehle und an den Wangen braungrau, an den
*) Diels ist um so auffallender, da der Federwechsel im
Freien so rasch von statten geht, dafs die kleinen Federn fast)
mit einem Male erneuert werden. B.
— 12385 —
'Tragfedern grau, über und unter den schwar-
zenKropfseitenflecken mit braunen Streifchen.
Im Jugendkleide zieht der Oberkörper stark
ins Rostgelbe, hat blafsrostgelbe Federränder und
einen hellen Hinterhals, der Unterkörper aber zeigt
rundliche Flecken am Kropfe und einen blafsschwar-
zen Querfleck an den Seiten desselben. Das
Weibchen ist kleiner als das Männchen.
Man unterscheidet bei diesen Lerchen
. 1) Die grofse Kalanderlerche, Melanoc.
calandra, Boje. (Al. calandra, Linn.), welche
sich durch ihre Gröfse — Länge 8“ 3'", Breite
16" — ihren gestreckten Schnabel und ih-
ren kaum über die Hinterstirn vorstehen-
den Scheitel auszeichnet. |
2) Die kleine Kalanderlerche, Melanoc.
subcalandra, Br. (Al. calandra, Linn.), welche
einen kurzen, hohen Schnabel und einen
weit über die Hinterstirn vorstehenden
Scheitel hat.
Die Kalanderlerche bewohnt das südliche
Europa jenseits der Alpen und Nr. 1 ist besonders
häufig auf Sardinien. Nr. 2 lebt in Dalmatien.
In Deutschland kommt sie nur als ein verirrter Vo-
gel höchst selten vor. Sie ähnelt in ihrem Betra-
gen, in ihrer Nahrung und Fortpflanzung den an-
dern Lerchen; denn sie frifst Insekten und Säme-
reien, besonders Käferchen, steigt singend in die
Höhe und schwebt trillernd und flötend hoch über
den Feldern herum; allein sie unterscheidet sich
dadurch von ihren deutschen Verwandten, dafs sie
weniger gesellschaftlich ist, und deswegen einzeln
oder paarweise lebt.
Sie nistet zwischen das Getraide oder in das
Gras wie die Feldlerche; allein ihre Eier äh-
neln nach einem Stücke, welches ich aus Italien er-
hielt, denen der Baumlerche sehr, nur sind sie
noch ein Mal so grofs.
Ich glaube den Freunden der Stubenvögel eine
Freude zu machen, wenn ich Cetti’s schöne Schil-
derung des Wesens dieser Lerche mittheile. Er
sagt von ihr: |
— 19 —
„Alle Felder Sardiniens, vorzüglich wo Ge-
traide gebaut wird, ernähren die Ringlerche
(unsere Kalanderlerche) in allen Jahreszeiten.
Sie machen ihr Nest wie die andern Lerchen
und fliegen nicht schaarenweise. In Campidano
heifst sie schlechtweg Calandra, die Sassaresen
nennen sie mit dem Zusatze Oalandra reale (kö-
nigliche Kalanderlerche). |
So wie die Calandra die andern Lerchen
an Grölse übertrifft, so übertrifit sie dieselben im
Gesange, ja sie kann mit jedem andern Vogel hier-
in um den Vorzug streiten. Ihre natürliche Stimme
ist ein Geschwätz von nicht grofser Annehmlichkeit;
ihre Einbildungskraft fafst aber Alles, was sie zu
hören bekommt, und ihre harmonische Kehle wie-
derholt Alles. Auf dem Lande ist die Ringler-
“che ein Echo aller Vögel, und man braucht, so
zu sagen, anstatt der andern alle, nur sie zu hö-
ren. Sie macht eben so gut von dem Geschrei der
Raubvögel, wie von den Melodien der Singvögel,
Gebrauch, und verschwendet in der Luft schwe-
bend tausend in einander geflochtene Arpeggio’s,
Triller, Sprünge und Tiraden. Sie lernt, so viel
man ihr vorspielt, und das Flageolet hat keine
Schülerin, welche den vollkommnen schnellen und
umfassenden Gesang der Culandra erreichte. Ihre
erlangte Geschicklichkeit macht sie nicht eitel
und die Virtuosin singt vom Morgen bis an den
Abend. Eine vor das Kenster gehängte Ringler-
che ist hinreichend, die ganze Gegend zu erhei-
tern; sie ist die Freude der Handswerksleute, bei
denen man sie häufig antrifft, und der Vorüberge-
hende bleibt oft stehen, um ihr zuzuhören.*
Schliefslich theile ich die schönen Beobachtun-
gen des Herrn Mitarbeiters mit, welche schon in
der Isis stehen. Er sagt:
„Meine Kalanderlerche, Alauda calandra,
Linn., wurde von 'Triest nach Wien gebracht, und
war. mir durch ihren Gesang und ihr Betragen sehr
merkwürdig. In Hinsicht des letztern bemerkte ich
folgende hervorstechende Züge. Wenn ihr Käfig
— 130 —
geputzt wird, worüber sie in heftigen Zorn geräth,
reibt sie ihren Schnabel mit aller Kraft an den
Stäben des Käfigs, als wollte sie dieselben zerbre-
chen, ohne jedoch daran zu beifsen; das Letztere
thut sie nur, wenn man sie in die Hand nimmt.
Sie badet sich im Sande, doch nicht so oft, als
die Haubenlerche. Sie erhält Nachtigallenfut-
ter, frifst aber auch Hirsen, und zieht die Mehl-
würmer den frischen Ameiseneiern vor. Ihr Lock-
ton gleicht, einen tiefen Ton ausgenommen, dem
der Haubenlerche sehr. Ihr Gesang ist herr-
lich uud wegen seiner aufserordentlichen Abwech-
selung wirklich etwas Wunderbares. Ihre Nachah-
mungskunst setzt die seltene Gabe voraus, die Stim-
me nach Willkühr verändern zu können, denn nur
dadurch ist es möglich, bald jene hohen kreischen-
den, bald jene hellen Töne, welche den Hörer in
Erstaunen setzen, hervorzubringen. Wenn sie ih-
ren Lockton einige Male hat hören lassen, folgen
gewöhnlich mehrere Stropken aus dem Gesange
der Bastardnachtigall, dann kommt der lang
gezogene, sehr tiefe Ruf der Amsel, wobei sich
das Tack tack sehr hübsch ausnimmt. Jetzt fol-
gen Strophen, ja von manchen der ganze Gesang
der Rauchschwalbe, der Singdrossel, des
Stieglitzes, der Wachtel und Finkmeise
(Parus major), des Grünlings und Hänf-
lings, der Feld- und Haubenlerche; dies Al-
les mit verschiedenen Stimmen, als der des Gar-
tenfinken und Sperlings, der Spechte und
Reiher, ja sogar der Kröte untermischt. —
Sie schnalzt wie ein Mensch, und bringt aller-
hand 'Töne hervor, welche gewifs andern, mir ganz,
unbekannten Vögeln angehören. Alles wird so täu-
schend nachgeahmt, dafs ein Kenner jedes Vogels
Gesang, sogleich erkennen mufs. —.
Als ich sie erhielt, machte sie den Gesang
der Baumlerche und den Ruf der Schwanz-
meise noch nicht nach; in kurzer Zeit hatte sie
beiden Vögeln ihre Töne so gut abgelernt, dafs
sie sie herrlich vortrug. Ob wohl sie dann und
— 131 —
wann, besondersim September, zu Ende ihrer Sing-
zeit eine Weile sanft und recht angenehm fortsang:
so ist doch aufserdem ihr Gesang so durchdringend
und laut, dafs er bei aller seiner Schönheit und
Abwechseluug im Zimmer durchaus nicht zu ertra-
gen ist. Zuweilen ist ihre Art zu singen äulserst
'sonderbar; sie scheint dann die 'Töone, ohne die
Gurgel im Geringsten dabei zu bewegen, nur aus
dem Schnabel herauszuwerfen.
Ich gab sie wegen der lästigen Stärke ihres
Gesänges im September weg. Im August hatte sie
schon mehrere Schwungfedern verloren und mau-
serte sich bis zu Ende Novembers leicht und gut.
Im October hatte sie zu singen aufgehört und liefs
während der Mauser nur dann und wann ihren Lock-
ton hören, fing aber am 8. December schon wie-
der zu singen an. —
- Von allen Vögeln, welche ich hörte, besafs
keiner die Kunst, so viele und so verschiedenartige
Gesänge in dieser Vollkommenheit nachzuahmen und
vorzutragen. Eine andere, welche ich vor meh-
rern Jahren einige Mal singen hörte, machte auch
. mehrere Gesänge, besonders den des Stieglitzes
tauschend nach. — i |
Leider werden diese herrlichen Sänger noch
mehr, als die Feld- und Haubenlerchen vom
Ungeziefer geplagt. —
Es sind nun 5 Jahre, dafs ich jene Kalan-
derlerche besafs und wegen ihres zu lauten und
durchdringenden Gesanges weggab. Der Vogel-
händler hat sie seit dieser Zeit wohl 20 Mal ver-
kauft, aber immer wieder zurück erhalten; weil
kein Käufer die Stärke ihrer Töne im Zimmer. er-
tragen konnte.“
-14) Die Haubenlerche. Galerida crista-
ta, Boje. (Alauda cristata et undata, Linn.)
Sie unterscheidet sich auf den ersten Blick von
den andern europäischen Lerchen durch die
spitzige, einer Grenadiermütze ähnliche
Haube. Sie ist gedrungen 7" 6'' bis 8" 4" lang
und 13" 6 bis 15" breit. Der en und KFuls
ist hornfarben, der Augenstern braun, ein Kreis
um das Auge und ein Streif hinter demselben
schmutzig weils, der ganze Oberkörper hollunder-
grau mit undeutlichen tiefbraunen Flecken; der
Schwanz schwarz, an den beiden mittlern Steuer-
federn graubraun, die äulsern grofsen Theils rost-
gelb, die 2te so gesaumt, die Kehle schmutzig-
oder gelblichweils, auf den Seiten mit 1 oder 2
schwärzlichen Streifen, der Kropf und die Ober-
brust graugelblich oder gelblichgrau mit schwarz-
braunen Längeflecken, der übrige Unterkörper
schmutzig- oder gelblichweifs. Bei den Jungen
zeigt der Oberkörper weilse F'ederspitzen und vor
ihnen dunkle Flecken. Das Weibchen ist viel
kleiner als das Männchen und deswegen leicht
von diesem zu unterscheiden.’
Sie zerfällt in folgende Gattungen.
1) Die östliche Haubenlerche. Galer:-
da crıstata, Boje. (Al. cristata, Linn.)
Der Oberkörper ist hellerdgrau, ohne
Rostfarbe, der Scheitel viel höher, als
die erhöhte Stirn.
Sie lebt im nordöstlichen und mittlern Deutsch-
lande.
2) Die westliche Haubenlerche. Gale-
rida viarum, Br. (Al. cristata, Linn.)
Der Oberkörper hellerdgrau, ohne
Rostfarbe, der Scheitel kaum höher, als
die niedrige Stirn.
Sie bewohnt das nordwestliche Deutschland.
3) Die rostgraue Haubenlerche. Gale-
rida undata, Boje. (Al. undata, Linn.)
Der hellerdgraue Oberkörper zieht
besonders auf dem Kopfe stark ins Rost-
graue.
Sie lebt in Frankreich.
Die Haubenlerche bewohnt die ebenen ge-
traidereichen Gegenden, hält sich gern in der Nähe
der Städte, Dörfer und Landstrafsen auf, sitzt sehr
oft auf den Scheuern und andern Gebäuden, auf
Grenzsteinen, Pfählen, Hügelchen und andern er-
. höhten Orten, und sucht im Winter ihre Nahrung
e
— 13 —
vorzüglich in dem Pferdedünger auf den Wegen.
Sie ist ım -Winter an vielen Orten, an denen sie
im Sommer nicht angetroffen wird, verläfst aber
in der Regel unser Vaterland nicht. Ueberhaupt
ist es sehr merkwürdig, dafs diese Lerche seit ei-
niger Zeit ihren Aufenthaltsort jährlich weiter nach
Westen ausdehnt. Früher war sie nur an der Un-
strut,. jetzt ist sie in 'T'hüringen nicht nur bis Er-
furt, sondern über jene Stadt vorgedrungen, und
wohnt auch bei Neustadt an der Orla, wo früher
nur selten eine auf dem Zuge bemerkt wurde. Sie
ist im Sommer gern da, wo Getraidefelder an
Wege oder freie Plätze stolsen, und liebt, wie ge-
sagt, die Nähe der Dörfer und Vorstädte. Bis
jetzt habe ich sie noch nicht auf Bäumen sitzen
sehen; allein auf Dächern läuft und singt sie oft
wie die weifsen Bachstelzen.
Sie fliegt fast wie die Haidelerche und äh-
nelt ihr im Betragen in vieler Hinsicht. Sie ist
wenig scheu, und deswegen leicht zu schielsen.
' Im Sommer lebt sie paar - später familienweise, im
Herbste und Winter in kleinen Gesellschaften. Mit
der Haube spielt sie beständig, indem sie dieselbe
bald emporrichtet, bald niederlegt, was sehr artig
aussieht. Während ihres Gesanges macht sie ‚oft
drollige Bewegungen. Ihr natürlicher Gesang hat
etwas Ludelndes, aber Angenehmes, Flötendes und
Abwechselndes und erinnert, ob er gleich ganz an-
ders ist, an den der Haidelerche. Da sie aber
eine grolse Nachahmungsgabe besitzt: eignet sie
sich oft fremde Gesänge an und verbessert dadurch
den ihrigen, woher es kommt, Jafs unter den Lie-
dern dieser Lerche ein sehr grofser Unterschied
ist. Sie singt’fliegend und sitzend.
Sie nährt sieh gröfstentheils im Winter ganz
von Sämereien, frifst aber auch Käferchen, andere
Insekten und Insektenlarven.
Sie nistet jährlich zwei Mal in das Gras oder
Getraide, legt 4 bis 6 hellgraue, oder grau-
weilse, dunkelgrau gepunktete Bier und
ähnelt in Hinsicht ihrer ganzen Fortpflanzung den
andern Verwandten.
— 134 —
Man fängt sie im Winter auf vom Schnee ent-
blöfsten, mit Sämereien oder Getraide bestreuten
Stellen auf Leimruthen, unter einem Schlaggärn-
chen oder einem Siebe, auch an mit Vogelleim be-
strichenen Waizenähren.
Die schönen Beobachtungen des Herrn Grafen
werden dem Leser angenehm seyn. Er sagt von ihr:
„Die Haubenlerche. Alauda cristata,
Linn. In Wien Kothlerche. | |
Würde diese Lerche nicht so sehr vom Unge-
ziefer geplagt, wodurch sie für den Liebhaber, wel-
cher viele Vögel hält, der Ansteckung wegen, et-
was gefährlich wird; so verdient sie, ihrer ausge-
zeichneten Eigenschaften wegen, beinahe den er-
sten Rang unter den Stubenvögeln.. Wer Freude
an einem gut abgerichteten, zahmen Vogel hat,
mufs eine Haubenlerche wählen.
Manche unter ihnen lernen 8 bis 10 Stückchen
nach der Drehorgel rein pfeifen, und tragen diese
mit wunderschöner Stimme vor. Allein diese Vir-
tuosen sind selten, denn die meisten, welche se
viele Stücke lernen, überspringen gewöhnlich ein
Paar 'Takte am Ende des einen, und fangen das
andere an. Begnügt man sich aber damit, ihnen
weniger beizubringen: so hat man dies nicht zu
befürchten. Sie müssen, so lange sie noch lernen
und jung sind, allein hängen; denn sie nehmen den
Gesang der in ihrer Nähe befindlichen Vögel und
andere Töne, welche sie oft hören, bald an. Ich
kannte eine, die in einem Wirthshause, in welchem
schwere, mit Hengsten bespannte Lastwagen regel-
mälsig einkehrten, sich befand. In Kurzem hatte
sie sich das Wiehern der Hengste ‚so zu eigen ge-
macht, dafs sie es auf das. Natürlichste hervor-
brachte. Wie bei jedem abgerichteten Vogel, müs-
sen auch diesen Lerchen jährlich, während und
nach der Mauser, die gelernten Melodien öfter vor-
gespielt werden, weil sie diese während jener Zeit
leicht vergessen. Auch unabgerichtet und neben
andern Vögeln hängend, vergnügen sie sehr durch
ihren angebornen, sanften und lieblichen Gesang
— 15 —
und die Fähigkeit, die Locktöne und Lieder an-
derer Vögel täuschend nachzuahmen.
Die Haubenlerche hat die Eigenheit, beim
Gesange die Flügel auszubreiten, sich in ihrem
Käfige herumzudrehen und so ihre Lieder tanzend
hervorzubringen. Ungemein artig sieht es aus,
wenn sie auf diese Art die Menschen, welche sie
liebt, oder die, welche ihr, sobald sie sich das erste
Mal ihr nähern, wohl gefallen, bewillkommt und
gleichsam grüfst. Da glaubt man oft, das Tanzen
nähme gar kein Ende; doch folgen ihm gewöhn-
lich einige tüchtige Schnabelhiebe. Deswegen müs-
sen diese Vögel lange und breite Käfige bekom-
men, damit sie sich in ihnen recht bewegen kön-
nen. Ihre Zahmheit ist zuweilen bewundernswür-
dig. Eine, welche wir auf 8 Jahre befalsen, war
meiner Frau so zugethan, dafs die Lerche, meine
Qattin mochte im Zimmer stehen, sitzen oder ge-
ken, wenn sie aus dem Käfige entkommen konnte,
ihr nachflog und ihr sanft um das Gesicht flatterte,
Nahte sich mein Vater ihrem Käfige: so hörte
sie nicht auf zu singen und zu tanzen. Gewöhn-
lich singen sie vom Januar bis in den August, und
vollenden dann in 5 bis 6 Wochen ihren Feder-
wechsel. Reinlichkeit ist ihr erstes Bedürfnils; ge-
nielst sie diese nicht: so frilst das Ungeziefer sie
auf. Sollte sie, trotz aller Sorgfalt, böse Fülse be-
kommen: so kann man diese einige Male in Käspap-
pelthee baden und ihr, so lange diese wund sind,
anstatt des Sandes, Fliefspapier in den Käfig le-
gen. Dann und wann etwas ausgehülster Hirsen
bekommt ihr sehr gut.“ —
15) Der Baumpieper. Anihus arboreus,
Bechst. (Alauda trivalis, Linn.)
Er ist vor allen Piepern an seinen weifslichen Fü-
(sen, mittellangem und bogenförmigem Sporn und et-
was starkem Schnabel zu erkennen. Seine Länge be-
rägt 7" bis 7" 6" und seine Breite 11" 9" bis 12" 4.
Herbstkleid. Der Schnabel ist hornfarben, oben
und vorn dunkler, der Augenstern braun, der ganze
Oberkörper gelblich olivengrün mit schwarzbraunen
— 156 —
Längeflecken, über dem Auge’mit 1, auf dem Flü-
gel mit 2 gelblichen Streifen, die sphwärzlichen
Schwung - und Steuerfedern hellolivenfarben ge-
säumt, an der äufsern Steuerfeder grofsen 'Theils,
an der zweiten in einem keilformigen Flecken weils,
der gelbliche, an dem Bauche weilse Unterkörper
neben der Kehle, auf dem Kropfe, der Oberbrust
und an den Seiten mit schwarzen Längeflecken.
Im Frühjahre erscheinen, da ihre Mauser ein-
fach ist und in den Spätsommer fällt, alle Farben
blässer und die Streifen am Vorderkörper deutli-
cher. Bei den Jungen ist der Unterkörper
weifser und mit mehr dunkeln Flecken besetzt.
Die Weibchen sind sehr schwer und nur an dem
etwas kürzern Schnabel und der oft blässern Farbe
vom Männchen zu unterscheiden.
Der Baumpieper zerfällt in
1) Den Laubholzbaumpieper. Anthus
Joliorum, Br. (Anthus arboreus, Bechst.)
Der Schnabel sehr gestreckt, der
Sporn sehr kurz, der Scheitel höher, als
der sanft bogenförmige Augenknochen-
rand.
2) Den Binsenbaumpieper, Anthus jun-
corum, Br. (Anth. arboreus, Bechst.)
Der Schnabel und Sporn mittellang,
der Scheitel kaum höher, als der stark
bogenförmige Augenknochenrand.
3) Den Grasbaumpieper. Anthus herba-
rum, Br. (Anth. arboreus, Bechst.)
Der Schnabel sehr, der Sporn etwas
kurz, der Scheitel merklich höher, als der
nicht gewölbte Augenknochenrand.
Alle Baumpieper bewohnen die Schläge und
freien Waldplätze bis in das mittlere Norwegen
hinauf immer so, dafs ein Paar neben dem andern
seinen Standort hartnäckig behauptet. Sie kom-
men im April an, zeigen sich zuerst auf Wiesen
und in Baumgärten und singen oft mehrere 'Tage
auf Schlägen und an Orten, an denen sie nicht.
bleiben. Nach der Brutzeit fallen Alte und Junge
auf die Felder in die Kraut-, Klee- und Rüben-
- 17 —
äcker, einzelner auf‘die Kartoffelstücke und ver-
lassen uns im September und October. Den Win-
ter über bleibt nicht ein einziger in unserm Vater-
lande.
Sie laufen gern unbemerkt im Grase und in
Kräutern herum, fliegen auf Bäume auf, und sez-
zen sich oft auf die Spitzen oder freien Zweige
derselben. Sie sind wenig gesellschaftlich, aber im
Herbste doeh so, dafs einer gewöhnlich nicht weit
von dem andern liegt. Beim bogenförmigen Auf-
fliegen lassen sie gewöhnlich einen piependen 'T’on
hören. Sie sind am Brutorte gar nicht, fern von
ihm nur ziemlich scheu und fürchten die Nachstel-
Jungen weit weniger, als der folgende. Sie suchen
ihre Nahrung, Insekten und Insektenlarven, vor-
züglich Käferchen, auf der Erde auf.
Ihr Gesang hat eine entfernte Aehnlichkeit mit
dem Schlage der Canarienvögel, klingt aber nach
meinem Geschmacke viel angenehmer, voll und
schon. Der Pieper steigt zwitschernd in die
Zlöhe, und läfst sich schlagend auf einen Wipfel
oder Zweig nieder, wo er den Gesang sitzend voll-
endet. Oft fängt er seinen Gesang erst an, wenn
er aus der Luft herabsteigt. Zuweilen läfst er auch
im Sitzen ein Paar T’öne seines Schlages hören.
Es klingt sehr angenehm, wenn mehrere Männchen
dieser Vögel so nahe bei einander ihren Stand ha-
ben, dafs sie mit einander im Gesange wetteifern.
An dem Standorte ertönt dieser vom April bis in
‘ den Julius.
Das Nest steht in dichtem Grase in Heidel-
beersträuchen, unter kleinen Büschen und an ähn-
lichen Orten gewöhnlich so verborgen, dafs es nur
zufällig entdeckt, oder dadurch aufgefunden wird,
dafs man von einem Verstecke aus die Alten beim
Bauen oder Füttern beobachtet. Die 4 bis 5 Bier
sind bei Nr. 1 röthlich, schön dunkler gema-
sert; bei Nr. 2 rothgrau, dunkler gestri-
chelt und gefleckt, bei Nr. 3 endlich roth-
graubraun gefleckt und getuscht. Die Al-
ten lieben ihre Brut sehr, und lassen in der Nähe
— 133 —
des Nestes auf Baumzweigen sitzend einen ängst-
lichen Klageton, welcher wie sib, sib klingt, Stun-
den lang hören.
Man fängt sie auf den Aeckern mit seidnen
Klebenetzen, die man in die Furchen stellt, oder
indem man sie, wie die Lerchen, sticht, oder auf
Schlägen die Wipfel kleiner Bäume, auf die sie sich
oft setzen, mit Leimruthen besteckt. In Masse las-
sen sie sich nicht fangen. Ich sah einen, welcher
flügellahm geschossen und so gut geheilt war, dals
er herrlich sang. —
Der Herr Graf theilt über diesen Vogel fol-
gendes mit: a
„Der Baumpieper. Anthus arboreus,
Bechst. :
Ein ruhiger Vogel, der bald zahm wird, und
sich im Käfige artig benimmt. Ein junger Vo-
gel dieser Art, den ich besals, sang bei mir im
Herbste einige Male und unbedeutend; im Februar
aber fing er an, sich ordentlich hören zu lassen,
und vom April an sang er den ganzen Tag. Sein
Lied ist zwar nicht sehr laut*) und auch nicht be-
sonders abwechselnd, jedoch sehr hübsch, und hat
einige Aehnlichkeit mit dem Schlage des Cana-
rienvogels, auch kommen einige "Töne aus dem
Gesange der Feldlerche darin vor. Je öfter
gewisse langgezogene Strophen, die er enthält,
wiederholt, und jemehr sie verlängert werden, de-
sto mehr Werth hat der Gesang. Im Käfige schlief
und safs dieser Vogel stets auf der Sitzstange.
Im Herbste war er sehr fett und in der Mitte
Aprils, zu welcher Zeit er viele kleine Federn ver-
lor, sehr abgemagert.
Er mausert im Sommer und braucht Sand in
den Käfig. Es ist Schade, dafs dieser Vogel, wie
dieLerchen, dem Ungeziefer sehr ausgesetzt ist.“
*) Ich hörte in der Freiheit und Gefangenschaft diesen
Vogel oft ziemlich stark schlagen. B.
4
— 139 —
16) Der Singpieper. Anthus musicus, Br.
(Eine Gattung des Wiesenpiepers. - Anthus
pratensis, Bechst.
Ein ziemlich kleiner, schlanker Vogel, von 6"
9"' bis 10" Länge und 10“ bis 11” Breite. Er
"hat mit allen sogenannten Wiesenpiepern den
schwachen Schnabel, schlanken Fufls, lan-
gen gekrümmten Sporn und die Zeichnung
gemein, unterscheidet sich aber von ihnen durch
den sehr gestreckten, an der Wurzel
schmalen, über den Nasenlöchern mittel-
hohen oft etwas aufwärts gehenden Schna-
bel und den gewölbten, merklich über die
sanft gewölbte Stirn erhöhten Scheitel.
Der Schnabel ist dunkelhornfarben, an der Schnei-
de lichter, der Augenstern braun, der Fufs und
Nagel heller oder dunkler horngraulich, oft ins
Bräunliche, oft ins Weifsliche fallend. Der Ober-
körper ist auf gelblich olivengrünem Grunde schwarz
gefleckt, über dem Auge mit 1, auf dem Flügel
mit 2 gelblichen Streifen, die Schwung- und Steuer-
federn schwärzlich, hellolivenfarben gesäumt, die
lste der letztern grolsen Theils, die 2te in einem
keilföürmigen Flecken weils, der gelbliche oder gelb-
lichweilse Unterkörper ist neben der Kehle, am
Kropfe, an der Öberbrust und den Seiten mit
schwarzen Längeflecken besetzt.
Das Weibchen ist etwas kleiner, weniger
schön und am Schnabel kürzer, als das Männchen.
Die doppelte Mauser, welche aber im Käfig
selten zum Vorschein kommt — in ihm wechseln
diese Pieper gewöhnlich nur im Sommer, also
ein Mal jährlich die Federn — bewirkt eine ge-
ringe Veränderung des Gefieder. Die Jungen
ähneln wahrscheinlich den Herbstvögeln.
Es gehört eine grofse Uebung dazu, diesen
Pieper, der die Aufmerksamkeit der Vogelliebha-
ber gar sehr verdient, von seinen nahen Gattungs-
verwandten zu unterscheiden.
Sein eigentliches Vaterland ist mir unbekannt;
doch scheint er in Deutschland nicht zu brüten,
— 140° —
. wenigstens die, welche ich aus den Brüchen bei
Ahlsdorf und von den Haiden bei Dortmund und
Flensburg, so wie von den Wiesen Dänemarks er-
hielt, gehörten nicht zu dieser Gattung. Ich habe
diese Pieper hier nur auf dem Zuge im März
und April und im October angetroffen. Im Früh-
jahre fallen sie auf die feuchten Wiesen, an die
Gräben, Teiche, Brüche, an die Sümpfe und Quel-
len, im Herbste vorzüglich auf die Rübsen-, Kraut-, _
Kohl-, Rüben- und Kleeäcker, auf die Brachfel-
der, in die Stoppeln und auf die Saat in kleinen
und grölsern Gesellschaften, und übernachten auf
den Keldern. Sie sind, wie alle ihre Verwandten,
sehr scheu und deswegen schwer zu schielsen, und
suchen ihre Nahrung, Insekten und Insektenlarven,
besonders kleine Käfer, welche sie mit schnellen
Schritten — denn sie ähneln auch darin allen ihren
Verwandten, dafs sie gehen und laufen, nicht hü-
fen — verfolgen. Sie drücken sich bei drohender
Gefahr nieder, suchen ihr aber gewöhnlich durch
schnelles Auffliegen, bei welchem sie ein heilseres
His, his ausstofsen, zu entgehen. Ihr gewöhn-
licher Flug ist ziemlich schnell und bogenförmig.
Ueber ihren Gesang spreche ich nachher.
Ihre Fortpflanzung ist mir unbekannt.
Man fängt sie in den Lerchengarnen, seltner
in den Nacht- als in den Taggarnen, im Frübjahre,
wenn später Schnee fällt, dadurch, dals man an ih-
rem Aufenthaltsorte eine Stelle vom Schnee entblöfst
und diese mit Leimruthen besteckt oder mit einem
Schlaggärnchen, an dessen Zunge Mehlwürmer an-
gebracht sind, belegt. —
Ich erhielt einen dieser Pieper, welcher in
“einem Lerchennachtgarn gefangen wurde. Als er frei
in der Stube war: setzte er sich gern hoch und schlief
oben neben dem Ofen, flog im ganzen Zimmer
herum und wurde bald zahm. Ich gab ihm einen
Lerchenkäfig mit Sitzstangen und sehr gutes Nach-
tigallenfutter, täglich einige Mehlwürmer und oft
Schaben. Er machte sich allerliebst, stand oft ganz
schlank mit glatt anliegenden Federn und lang ge-
—- 4 —
strecktem Halse, und sah in dieser Stellung recht
schön aus. Er mauserte sich nur im Julius und
August 5 bis 6 Wochen lang und wechselte alle
Federn. Im Frübjahre sah ich keine Feder abfal-
len. Besonders schön war sein Gesang, den er,
jedoch nicht allzuoft und am liebsten, wenn er
von Niemand gesehen wurde, hören liefs. Dieser
Gesang hat Aehnlichkeit mit dem des Baumpiepers;
allein er ist viel schöner. Die "Töne sind voller,
‘runder, sanfter und angenehmer, den Schlag des
Baumpiepers trägt er nicht wie dieser ein Mal,
sondern, wenn er recht aufgelegt ist, drei bis vier
Mal nach einander vor, wodurch er sich von dem
Berg-, Morast-, Haiden-, Sumpf- und
Wiesenpieper gar sehr unterscheidet. Diels
gibt dem Gesange eine Länge und Anmuth, wel-
che bei wenigen verwandten Gesängen gefunden
wird, und den Vogel dem Liebhaber gar sehr em-
pfiehlt um so mehr, da er sich sehr schön hält,
und bei guter Behandlung einige Jahre im Zimmer
ausdauert. —
17) Der Alpenflüevogel. .Accentor alpi-
nus, Bechst. (Motacilla alpına, Linn.)
Dieser merkwürdige Vogel ist 7" 9 bis 9"
lang und 14" bis 15” breit. Alt. Der Unterschna-
bel ist gröfstentheils, der obere braune am Rand
gelb, der Augenstern bräunlich, der Fufs gelblich
hornfarben, der aschgraue Oberkörper hat auf dem
Mantel grolse braune Flecken, die Schwung- und
Steuerfedern sind schwarzbraun, die letztern mit
weilsen Spitzenflecken, auf dem Flügel stehen zwei
weilse Binden, die weilse Kehle hat braune Mu-
schelflecken, der aschgraue Unterkörper an den
Seiten rothbraune Längeflecken. Die Jungen
sind auf dem Oberkörper grau mit rostgelben und
schwärzlichen Flecken besetzt, an den schwarzbrau-
nen Schwungfedern rostfarben gekantet, auf dem
Flügel mit zwei rostgelben Binden und an den
Steuerfedern mit rostgelber Spitze geziert, der
Unterkörper ist rostgelb, grau und grauschwarz
unter einander gemischt und gefleckt. Die Weib-
»
— 12 —
chen sind kaum kleiner als die Männchen und
schwer von ihnen zu unterscheiden. {9
Es gibt von diesem Flüevogel
1) den Flüevogel, Accentor major, Br.
(Acc. alpinus, Linn.)
Der Schnabel ist gestreckt, über den
Nasenlöchern mittelbreit, der Scheitel
wenig erhöht; Länge 8" 6'' bis 9,
2) Der mittlere Flüevogel. Accentor al-
pinus, Bechst.
Der Schnabel wenig gestreckt, über
den Nasenlöchern sehr breit, der Schei-
tel etwas erhöht; Länge 7" 9" bis 8".
Diese beiden bewohnen die schweizer und ty-
roler Alpen; eine dritte Gattung
2 Der kleine Alpenflüevogel, welcher
sich. durch seine geringe Grölse und das wenige
Braun an den Seiten auszeichnet, lebt in Dalmatien.
Alle 3 Gattungen bewohnen im Sommer die
hohen Gebirge, die Stellen, wo der Holzwuchs
aufgehört hat und der ewige Schnee noch nicht an-
geht, am liebsten die Felsen, auf dem sie gern
sitzen und singen, sind gesellschaftlich, nach der
Brutzeit in kleinern oder gröfsern Heerden, ziem-
lich scheu und unruhig, und so sehr an ihren ho-
hen Aufenthaltsort gekettet, dafs nur der tiefe
Schnee des Winters sie in die Thäler herabbringen
kann. Ihr Gesang ist sehr angenehm, und hat mit
dem einer Feldlerche grolse Aehnlichkeit, je-
doch auch Strophen, die ganz anders klingen. Ihr
Lockton hat etwas Eignes und klingt ungefähr wie
prrr, prrr. Ihre Nahrung besteht den Sommer
über in Insekten und Insektenlarven, vorzüglich in
Käfern, und im Winter in Beeren und Sämereien.
Ihr warmes, von Moos oder andern Stoffen gebau-
tes sehr verborgenes Nest findet man in Felsen-
ritzen mit 4 bis 6 blaugrünlichen’Eiern.
. Sie werden mit Leimruthen und Garnen durch
Hülfe der Lockvögel gefangen.
Es wird dem Leser angenehm seyn, die schö-
nen Beobachtungen des Herrn Mitarbeiters über
diesen Vogel hier zu erhalten.
s
—_ 153 —
„Der Alpenflüevogel. Accentor alpinus,
Bechst. In Wien Steinlerche.
Der Gesang dieses Vogels ist äufserst ange-
nehm, lieblich, lang aneinander hängend, und dem
der Feldlerche sehr ähnlich; ja er hat Strophen,
welche ganz so klingen, als wenn eine Feldler-
che sich singend in die Höhe schwingt. Allein
unser Vogel übertrifft jede Lerche, denn sein
Lied ist, weil dieselben Strophen nicht so, wie bei
jener mehrmals wiederholt werden, viel angeneh-
mer und überhaupt sanfter. Im Sommer werden
aber einige Alpenflüevögel aufserordentlich laut.
In ihrem Gesange kommen mehrere schöne tiefe
Töne vor, und einige alte Vögel, welche ich be-
safs, riefen das Fink fink so deutlich, als es ein
Fink nur thun könnte. Der, welchen ich jetzt
besitze, läfst auch eine Strophe aus dem Gesange
der Nachtigall hören. In der Abenddämmerung,
auch bei Kerzenlicht singen sie viel, und einige
verstummen im ganzen Jahre nur auf kurze Zeit.
Besonders angenehm werden sie dadurch, dafs sie
bis in den September, also lange noch, wern alle
andern Vögel schon aufgehört haben, anhaltend
singen. Sie springen beim Singen gewöhnlich her-
um, und sitzen nur selten still. Ihr Lockton, wel-
chen sie am meisten des Morgens hören lassen,
klingt stark, und tief, mir kommt er vor wie trüii,
trii. Die erste Steinlerche, welche lebendig
nach Wien kam, wurde von mir dahin gebracht;
ich hatte sie in Salzburg erhalten. Dieser Vogel
ward ein aufserordentlicher Sänger; wenn er im
Sommer recht hitzig war, so sang er im dunkel-
sten Zimmer die ganze Nacht hindurch, und ein
Mal sang; er 17 Monate anhaltend fort, ohne wäh-
rend der Mauser im Geringsten nachzulassen. Al-
lein er war oft so laut, dafs man ihn im Zimmer
nicht ertragen konnte.
Der Alpenflüevogel ist so stark befiedert,
dafs er viel dicker aussieht, als er wirklich ist.
Er mausert sich jährlich nur ein Mal, und zwar
gewöhnlich von der Mitte des Septembers bis- zu
Einde des Octobers. Er braucht stets Sand in sei-
=
x
—_ 14M —
nem Käfige, denn er frifst täglich viel davon, muls,
da er sich oft badet, viel Wasser haben und ver-
langt, da er in der Freiheit stets auf Steinen sitzt,
dicke Sitzstangen. Aus seinem vielen Herumhüpfen
auf Felsen lälst sich das schnelle Wachsen seiner
Nägel erklären. Da er sie nun im Käfig nicht auf
Steinen abnutzt: so müssen sie ihm von Zeit zu
Zeit abgeschnitten werden, damit er an ihnen nicht
hängen bleibt.
So ruhig diese Vögel bei Nacht sind, so viel
und ängstlich springen sie herum, ehe sie sich zum
Schlafen aufsetzen. Sie halten sich beim Nachti-
gallenfutter sehr gut, verschmähen aber auch et-
was Hirsen, welcher dann und wann auf das Bret
gestreut wird, nicht; auf Mehlwürmer sind sie sehr
begierig. Der erste dieser Alpensänger, wel-
chen ich hatte, lebte über 7 Jahre in der Gefan-
genschaft stets gesund, und starb endlich an einem
Beinbruche. Sie wohnen auf den Alpen Kärnthens,
Steiermarks, 'Tyrols und Oestreichs in der Nähe
der Viehweiden; im vorigen Winter wurde einer
einige Stunden von Wien geschossen.‘ —
18) Das Rothkehlchen. Sylvia rubecula,
Lath. (Motacilla rubecula, Linn.) Dandalus,
Boje.
i Ein schönes Vögelchen von 6’ 8" bis 7" Länge
und 9” 9" bis 10" Breite. Herbstkleid. Der
Schnabel ist tief hornfarben, der Fufs hornfarben,
der Stern des sehr grofsen Auges tiefbraun, der
Oberkörper olivenfarben, auf dem Flügel oft mit
einer gelben Binde, die Schwung- und Steuerfe-
dern tiefgrau mit olivenfarbenen Rändern, die Stirn,
die Stelle vor, ein Strich über dem Auge, der
Vorderhals und die Oberbrust gelbroth, der übrige
Unterkörper weils, an den Brustseiten asch-, in
den Weichen hellgrau. Im Frühjahre ist der
Oberkörper dunkelolivengrau, und das übrige Ge-
fieder ist etwas abgeschossen. Das Weibchen
hat eine blässere Kehle und lichtere Fülse als das
Männchen. Die Jungen haben einen oliven-
grauen, mit mattrostgelben Schaftflecken und bräun-
— 5 —
lichen Spitzenkanten besetzten Oberkörper und ei-
nen mattrostgelben, nach dem Bauche hin weißsli-
chen, braungrau bespritzten Unterkörper.
Es zerfällt in folgende Gattungen:
1) Das Fichtenrothkehlchen. Aubecula
pinetorum, Br. (Sylvia rubecula, Lath.)
Der Schnabel ist sehr gestreckt, der
Scheitel niedrig.
2) Das Buschrothkehlchen. Aubeeula
Jfoliorum, Br. (8. rubecula, Lath.)
Der Schnabel etwas gestreckt, hoch-
rückig, der Scheitel sehr hoch.
8) Das nordische Rothkehlchen. ARu-
becula septentrionalis, Br. (Sylvie rubecula,
Lath.)
Der Schnabel kurz, der Scheitel mit-
telhoch.
Das Rothkehlchen geht bis hoch nach Nor-
wegen hinauf und bewohnt den grölsten 'DTheil von
Europa. Nr. 1 belebt unsere Fichtenwälder, Nr. 2
unsere Laubhölzer und Nr. 3 besucht uns nur auf
dem Zuge, und bleibt zuweilen den gröfsten Theil
der rauhen Jahreszeit in unserm Vaterlande. Alle
lieben solche Stellen, an denen hohe Bäume in
Dickigten, niedrigem Stangenholze, oder Unter-
holze stehen, die baumreichen Flufs-, Bach- und
'Teichufer, auch buschreiche Gärten. Sie erschei-
nen im März und April und verlassen uns im Octo-
ber. Zur Zugzeit — sie wandern, wie fast alle In-
sektenfresser, des Nachts und suchen bei Tage ihre
Nahrung — besuchen sie Hecken und Gebüsche
aller Art, und erfreuen durch ihren muntern Lock-
ton, welcher fast/wie zizizit klingt. Sie setzen
sich bei ihrem schönen, flötenden, ziemlich abwech-
selnden Gesang, den sie bis in die Nacht hören
‚lassen, gern auf die Spitzen der Bäume, ünd stür-
zen sich bei Annäherung einer Gefahr pfeilschnell
in dichtes Gebüsch hinein. Ueberhaupt setzen sie
»sich oft auf einen freien Zweig, um den Insekten,
besonders den Käfern und Insektenlarven aufzu-
lauern. Im Herbste fressen sie auch = gern Hol-
—- 146 —
lunderbeeren, zuweilen aber auch — wenigstens
thut dies Nr. 3 — selbst im Frühjahre bei spätem
Schnee Wachholderbeeren. Sie sind sehr munter,
bücken sich, besonders wenn sie ihren Lockton hö-
ren lassen, oft nieder, und tragen die Flügel stets
neben dem Schwanze. Sie fliegen ziemlich schnell,
aber ungern weit in einem Zuge. Auf der Erde
hüpfen sie mit grofsen Sprüngen herum. Sie sind
sehr zanksüchtig, was man, wenn man sie als Stu-
benvögel hält, wohl berücksichtigen muls. Sie sind
im: Zimmer sehr beliebt. Auf dem thüringer Walde
findet man in vielen Bauernstuben diese lieben Vo-
gelchen. Sie gewöhnen sich sehr leicht, besonders
wenn sie im Zimmer frei herumlaufen dürfen, und
werden bald so zahm, dals sie auf den Tisch kom-
men und sich von dem Essen etwas ausbitten. Kön-
nen sie frei herumfliegen: so binden. sie mit den
Vögeln in den Käfigen an, und lassen selbst die
Nachtigallen nicht ungeneckt. Bringt man zu ei-
nem, welches einige Zeit in der Stube gewesen
ist, ein zweites hinzu, so entstehen die heftigsten
Kämpfe, in denen gewöhnlich das später angekom-
mene gänzlich unterliegt. Ihr Gesang ist nach den
Gattungen und den einzelnen Vögeln ziemlich ver-
schieden, und der Liebhaber sucht sich deswegen
einen guten Sänger aus. Das Angenehmste ist
noch bei diesen lieben Vögelchen, dafs sie die Mau-
ser, welche im August erfolgt, ausgenommen, im
Zimmer fast das ganze Jahr singen.
Sie machen gewöhnlich jährlich zwei Bruten,
bauen ein artiges Nest von Moos unter ein über-
hängendes Rasenstück, einen Baumstrunk, oder in
einen hohlen Stock, oder in das Moos gewöhnlich
sehr verborgen, und legen 4 bis 7 gelblich-
weilse, röthlich .gefleckte Bier, welche
wahrscheinlich das Weibchen, dem aber beim
Aufziehen der Jungen das Männchen beisteht,
allein ausbrütet. Die Jungen locken mit einem
langgezogenen, wie zieh klingenden T'one fast
unaufhörlich, und wissen sich gut zu verbergen.
Man fängt sie in Sprenkeln, die ihnen aber
oft die Fülse zerschlagen. Damit dies nicht ge-
— WW —
schehe, mufs man ganz schwache Sprenkel wählen
‚und oft nachsehen, damit sie nicht lange in ihnen
hängen. Zuweilen rückt man sie auf dem Vogel-
heerde. Am besten ist der Fang mit Leimruthen
und dem Schlaggärnchen mit Meblwürmern. Wenn
man im Frühjahre ein Rothkehlchen auf dem
Zuge in einem ‚Zaune bemerkt: stellt man einige,
oben mit Leimruthen besteckte Stäbe an eine Ecke
‚oder in einen Winkel, und treibt mit einem Gehül-
ten die Vögel langsam auf die Stäbe zu. Die
Rothkehlchen setzen sich gern auf diese her-
vorstehenden Stäbe, um sich nach Insekten umzu-
sehen, und bleiben an den Leimruthen hängen.
Der Herr Graf sagt über dieses liebe Vögelchen:
„Das Rothkehlchen. Sylvia rubecula,
Lath. In Wien Rothkröpfl und Rothkehl-
chen.
Von allen Vögeln, welche man in der Stube
halten kann, ist mir das Rothkehlchen einer
der liebsten. Er ist sehr schön, stets munter, und
läfst sich fast unter allen Sängern am spätesten in
‚der Abenddämmerung hören; auch singt keiner so
häufig, anhaltend und laut bei Kerzenlicht, als er,
besonders im ersten Jahre seiner Gefangenschaft.
Viele singen beinahe das ganze Jahr; denn im Au-
' ‚gust, wenn die Mauser eintritt, hört der laute Ge-
sang auf, und zu Ende des September vernimmt
man schon wieder das leise Zwitschern, das nach
und nach stärker wird, und zu Ende des Februar
in den völlig lauten Gesang übergeht. Dieser Ge-
sang ist, da die langgezogenen Strophen ein flö-
tendes, feierliches Lied bilden, sehr schön. Doch
singen nicht alle Rothkehlchen gleich gut; die-
jenigen, welche ihre Töne am längsten ziehen und
mit einer Art Schlufsstrophe enden, sind die ge-
schätztesten. Auch ist ihr Lockton sehr lieblich
und erinnert den Naturfreund an schöne, in Wäl-
dern verlebte Herbsttage. —
i Einige dieser Vögel bleiben sehr lange scheu,
‚andere dagegen werden aufserordentlich zahm, lie-
ben die Menschen ‚die sie umgeben, und begrüfsen
10 *
— 143 —
sie mit lieblichem Zwitschern, aufgeblasenem Kro-
fe und allerhand artigen Bewegungen. Ist das
Rothkehlchen einmal an das Nachtigallenfutter
gewöhnt, was am leichtesten dadurch geschieht, dafs
man es anfangs im Zimmer frei herum fliegen lälst,
und dann erst in den Käfig sperrt: so dauert es
lange in der Gefangenschaft aus, zumal wenn es.
sich täglich zur Genüge baden kann, und stets
Sand im Käfige hat. Ich glaube, dals es sich auch
im Sande wälzt; wenigstens ist ihr Wassertrog im-
mer voll davon. —
Ich besafs eins über 11 Jahre, welches ım letz-
ten eben so schön und laut, als im ersten sang. Sehr
schön ist es, wenn zwei dieser Vögel in einiger
Entfernung von einander hängen und um die Wette
singen, wenn der eine aufhört, fängt der andere
an. In einem und demselben Zimmer thun sie aber
nicht lange gut; denn entweder bringt der stärkere
den schwächern zum Schweigen, wie es mir heuer
begegnete, da ein vierjähriger Vogel schon im
April zu singen aufhören mulste, indem ein jünge-
rer ihn durchaus nicht aufkommen liels. Will der
Vogel, welcher die schwächern Stimmorgane hat,
nicht nachgeben: so stirbt er bald an der Auszeh-
rung. —
Das Rothkehlchen mausert sich im August
oder zu Anfang des Septembers 9 bis 6 Wochen
lang. Im Käfige verliert das Männchen in kur-
zer Zeit das Hauptmerkmal, wodurch es sich vom
Weibchen unterscheidet, nämlich die braunen Fülse,
welche bald hellbräunlich werden; dagegen wird,
was fast mit allen Vögeln einen grellen Gegensatz
bildet, das Roth an der Brust und Stirne alle Jahre
schöner und feuriger.“
19) Das Blaukehlchen. Cyanecula, Brifs.
(Sylvia Suecica, Laith. Motacilla Suecica, Linn.)
Das Blaukehlchen zeichnet sich in allen
Kleidern von allen europäischen Vögeln dadurch
aus, dals der Schwanz an den beiden äus=-
sern Steuerfedern hinten rostroth, vorn
— 19 —
‚schwarz ist. Die Länge dieser Vögel ist 6" 2”
bis 7° und ihre Breite 9" 5" bis 10" 8,
Bei allen bekannten Gattungen haben die
Männchen im Frühjahre eine prächtig
blaue Kehle, auf ihr aber einen verschiedenen
Stern. Es gibt davon
1) Das schwedische Blaukehlchen. Oya-
necula ‚Suecica, Dr. (Sylvia Suecica, Linn.)
Das Männchen hat im Frühjahre einen
deutlichen rostrothen und einen verdeck-
ten weilsen Stern, einen tieferdbraunen Ober-
körper mit einem gelblichweifsen Streif über dem
Auge, unter dem Blau der Kehle einen schwarzen
und rostrothen Gürtel und unter diesem Weifs an
der Brust und dem Bauche. Im Herbst ist der
Oberkörper dunkler, die blau eingefalste Kehle
blafsrostgelb, der grofse Stern dunkelrostgelb, das
Blau zum "Theil und der schwarze Gürtel oft ganz
von weilsen Spitzenkanten bedeckt. Die Jungen
im ersten Herbste haben nach der Mauser unter
der rostgelben Kehle einen blauen Gürtel und an
den hintern Schwungfedern gelbe Spitzen. Das
Weibchen hat eine weißliche, von schwarzen
Flecken eingefafste Kehle und graue HElecken an
dem weifslichen Unterkörper.
Die unvermauserten Jungen zeigen auf
dem Oberkörper und an der schwärzlichen Kehle
gelbe Schafistreifen und im männlichen Ge-
schlechte einen rostgelben Kehlfleck.
Es bewohnt Schweden und Norwegen, hält
sich an- wasserreichen, mit Gebüsch bewachsenen
Stellen auf, wandert im weiblichen Geschlechte oft,
im männlichen höchst selten durch Deutschland,
singt so mannichfaltig, dafs es die nordische
Nachtigall heifst, frifst Käferchen, andere In-
sekten und Insektenlarven, baut ein schönes Nest-
chen von Moos und Grasblättern in das Gebüsch
oder Getraide, und legt 4 bis 6 blaugrüne,
lehmroth gepunktete Eier.
2) Das östliche Blaukehlchen. Cyane-
cula orientalis, Dr. (Sylvia coerulecula, Pall.)
— 10 —
Es ist etwas kleiner, als das vorhergehende
und unterscheidet sich von ihm im männlichen
Geschlechte durch einen zimmetfarbigen
Stern an der blauen Kehle.
Es lebt in Asien, wandert durch Italien, höchst
selten durch Deutschland und ähnelt dem vorher-
gehenden im Betragen und Lockton, wahrschein-
lich auch im Gesange.
3) Das Wolfische Blaukehlcehen. Cya-
necula Wolfü, Br. (Sylvia Wolfü, Br.)
Es ist merklich kleiner und zarter gebaut, als
die beiden vorhergehenden, hat alt im männlichen
Geschlechte eine rein und prächtig ultrama-
rinblaue Kehle ohne weifsen Stern, wovon
es im ersten Jahre eine Spur zeigt, und im weib-
lichen eine rostgelbe, oft mit Blau gemischte und
blau eingefalste Kehle und unter ihr einen blauen
Gürtel; im Jugendkleide eine ähnliche Zeich-
nung, wie Nr. 1. Es unterscheidet sich noch von
den nahen Verwandten durch den gestreckten
und dünnen Schnabel und den buckelartig
über die bogenförmige Stirn vorstehen-
den Scheitel.
Es lebt und brütet in Deutschland an Brüchen
und solchen Teich - und Flufsufern, welche mit
Rohr und Gebüsch bewachsen sind, singt am schön-.
sten unter allen, baut ein niedliches Nest von Moos und
zarten Pflanzenblättern in dichtes Gebüsch sehr ver-
borgen, und legt 5 bis 6 bläulich meergrüne,
unmerklich rothgrau gewässerte Eier.
4) Das dunkle Blaukehlchen. Cyanecu-
la obscura, Br. (Sylvia cyanecula, Br. S. Sue-
cica, Lath.)
Es ist gröfser, als das zunächst vorhergehende,
hat einen platten Oberkopf, wenig gestreckten
Schnabel; im Frühlingskleide beim männli-
chen Geschlechte eine schöne dunkelblaue fast
immer mit einem weilsen Stern besetzte Kehle und
im weiblichen Geschlechte etwas, oft viel
Blau an der Kehle. Gewöhnlich sind die Fülse
stärker und länger, die Flügelspitzen aber kürzer
da
als bei Nr. 3. Auch dieses Blaukehlchen brü-
tet ‘einzeln in Deutschland, zieht aber viel häufi-
ger durch, und ähnelt im Uebrigen dem zunächst
vorhergehenden,
5) Das weifssternige Blaukehlchen.
Cyanecula leuco-cyana, Br, (Sylvia Suecica,
Lath.)
Der Schnabel ist gestreckt und dünn,
der Scheitel viel höher, als die schief auf-
steigende Stirn; das alte Männchen hat
einen gro[sen blendendweilsen. Stern an
der, oft blafsblauen Kehle, das Weibchen
schwärzliche Flecken neben und unter
derselben.
Es unterscheidet sich dadurch, dafs bei den
Männchen derselben der weilse Stern mit zuneh-
mendem Alter gröfser wird, von den beiden vor-
hergehenden, bei denen er in der Jugend am gröfs-
ten ist, und bei Nr. 3 im zweiten Lebensjahre im-
mer, bei Nr, 4 im hohen Alter zuweilen ver-
schwindet.
Diese Gattung scheint durch das mittlere
Deutschland nur zu wandern, hält sich an ähnli-
chen Orten, wie das vorhergehende auf, und hat
‚das Betragen und die Nahrung mit den vorherge-
henden gemein.
Alle Blaukehlchen bewohnen die mit Ge-
büsch, oft auch mit Rohr und Schilf bewachsenen
Ufer der Flüsse, Bäche, Seen, Teiche, Brüche
und Sümpfe, oder andere feuchte, mit Gebüsch
bewachsene Stellen in einem grolsen T'heile von
Europa und Asien. In unserm Vaterlande brü-
ten Nr. 3 und 4 am Rhein, an der Elbe und an
vielen Gewässern, jedoch nicht besonders häufig.
Nr. 1 geht in Norwegen bis zu den Lofoden hin-
auf; Nr. 2 kommt in einem grofsen T'heile von
Asien, auch in Egypten vor. Die 3 letzten sind
besonders auf dem Zuge in manchen Gegenden
Deutschlands nicht selten; doch sind sie nicht in
allen Jahren gleich häufig, ob sie gleich kein F'rüh-
jahr und keinen Herbst in den von ihnen auf der
—- 12 —
Wanderung besuchten Strichen ganz. fehlen. Sie
ziehen des Nachts, und suchen am Tage im Früh-
jahre an den Ufern der Flüsse und Bäche, Seen
und Teiche, wo Büsche stehen, ihre Nahrung; im
August trifft man sie nicht nur dort, sondern auch
in Gemüsegärten, auf Kartoffel- und Kohläckern
und an ähnlichen Orten an. Sie laufen mit grofsen
Sprüngen auf der Erde, besonders auf dem Schlam-
me herum, und entfernen sich dabei oft mehrere
Schritte von dem Gebüsche, suchen es aber sogleich
auf, wenn ihnen Gefahr droht. Sie setzen sich un-
gern hoch, und wippen sehr oft mit dem Schwanze,
welchen sie nicht selten etwas ausgebreitet über
den Flügeln tragen. Beim Laufen machen sie sich
sehr schlank, und sind so schnell wie eine Maus.
Sie fressen vorzugsweise solche Insekten und
ihre Larven, besonders Käferchen, welche sich an
feuchten Stellen aufhalten und fangen sie mit aus-
serordentlicher Gewandtheit. Sie verzehren, wie
alle Insektenfresser, sehr viel und scheinen in der
Freiheit gar keine Beeren zu genielsen; bei eini-
gen 80 von mir untersuchten Vögeln dieser Art
fand ich Nichts als Insekten im Magen. Ihr Ge-
sang ist sehr verschieden und merkwürdig. Alle
Gattungen haben ein gewisses Schnurren, welches
dem Geräusche eines Spinnrades sehr ähnlich ist,
mit einander gemein; ihr Lockton ist ein eignes
Pfeifen und ein tiefes Tack, tack, das dem der
Grasmücken ähnlich klingt. Ihr Gesang ist sehr
verschieden: den von Nr. 1 und 2 kenne ich nicht
aus eigner Erfahrung; allein der von Nr. 1 wird
von den nordischen Naturforschern sehr männich-
faltig und angenehm geschildert und ertönt im nörd-
lichen Norwegen, da, wo die Sonne im Sommer
nicht untergeht, die ganze Nacht hindurch. Ueber
den Gesang der drei letzten kann ich, da ich diese‘
zu gleicher Zeit Jahre lang lebendig besafs, urthei-
len. Der von Nr. 3 ist schwatzend und aus meh-
rern andern Gesängen zusammengesetzt, aber leicht
zu erkennen. Das meinige sang sanfter als die bei-
den andern, hatte einen trillernden Gang der Hai-
delerche, einen schnarrenden des Teichschilf-
—. 15 —
sängers, mehrere von der Bastardnachtigall,
den Lockton vom jungen Bluthänfling, das Knar-
ren des Wachtelkönigs, das Till till till des
Fichtenlaubsängers (PAyllopneuste rufa), ei-
nige Töne von der Rauch- und Uferschwalbe,
den zärtlichen Lockton der männlichen fahlen Gras-
mücke, das Zizäh zizäh der grol[sen Meise
und das Schimpfen des Haussperlings.
Meine Cyanecula obscura trug vor eine Stro-
phe von der Rauckschwalbe, den Gesang des
Fichtenlaubsängers, den ängstlichen Lockton
des Gartenrothschwanzes, den Anfang von
dem Gesange des Baumpiepers, das Schwirren
der Feldgryllen, den Wachtelschlag, ein
eignes Piepen der Haushühner, das Fink der
gsro(lsen Meise, das Ting ting ting der
Kleiber, den Ton eines jungen Habichts, ein
eignes Schnalzen, das Geschrei der jungen Gar-
tenfinken, und etwas aus dem Gesange des Teeich-
schilfsängers.
Das Wolfische Blaukehlchen übertrifft
alle andern im Gesange. Dieser ist voller, stärker,
schöner und schlagartig. Das meinige brachte her-
vor den schnarrenden 'Ton der grofsen Meise,
eine Strophe aus dem Schlage der Nachtigall,
einen Gang von dem Gesange der Rauch-
schwalbe, der Feld- und Haidelerche, der
Bastardnachtigall, das Schimpfen des Haus-
sperlings, das heftige Fink, das Jörken und
den Schlag des Gartenfinken, das Hoid des
Birkenlaubsängers, einen andern Ton des
Kleibers, als das zunächst vorhergehende, das
Geschrei der Mauersegler und des trillern-
den’Wasserlaufers, einen Schlag vom Kreuz-
schnabel, das Minka des Erlenzeisigs, Bi-
niges aus dem Gesang der Singdrossel und
das Schwirren der Feldgrylle. |
Alle meine Blaukehlchen wurden, ohne dafs
sie verdeckt waren, bald zahm und sangen einige
Tage darauf, nachdem sie gefangen waren, und
wurden in wenigen Wochen so zutraulich, dals sie
— 141 —
mir die Mehlwürmer aus der Hand nahmen. Sie
sangen mir, wenn ich früh in das Zimmer trat,
entgegen, und mein Wolfisches, welches der
Liebling war, streckte sich, wenn ich einige Stun-.
den abwesend gewesen war, mit langem Halse und
lieblichen Bewegungen nach mir hin, und fing ge-
wöhnlich seinen starken Schlag an. Ich glaube,
vieles in dem Gesange dieser schönen Vögel ist
andern Vögeln abgeborgt; allein Manches, was man
für entlehnt halten könnte, ist ihnen gewils natür-
lich und eigenthümlich; wo sollte mein Wolfisches
Blaukehlchen den schlagartigen Gang des Kreuz-
schnabels gelernt haben, da es frisch gefangen in
meine Hände kam, und in der Freiheit schwerlich
mit den Kreuzschnäbeln zusammen gewohnt hatte?
Derselbe Vogel lernte aber den Schlag und die
Locktöne meines im ‚Garten schlagenden Finken,
während ich ihn besals. Er wurde, wie alle Blau-
kehlchen im Käfige jährlich blässer am Vorder-
halse, bekam aber nie einen weilsen Stern.
Ueber die Nahrung und Fortpflanzung
dieserVögelchen ist schon das Nöthige bemerkt worden.
‚Man fängt sie am leichtesten mit dem Schlag-
gärnchen, an dessen Zunge ein Paar lebendige
Mehlwürmer gesteckt werden, oder mit Leimruthen,
an denen Mehlwürmer befestigt sind. Man stellt
das Gärnchen oder die Leimruthen dahin, wo man
sie zuerst antrifft, und treibt sie dann langsam
nach ihrem alten Aufenthaltsorte, der jetzt mit den
gefährlichen Fangwerkzeugen versehen ist, hin. Sie
fangen sich gewöhnlich sehr leicht.
Die Beobachtungeu des Herrn Mitarbeiters über
diese Vögel stimmen im Wesentlichen mit dem mei-
nigen überein; hier folgen sie.
„Das Blaukehlchen. Sylvia cyanecula,
Wolf. In Wien Blaukröpfl, Blaukehlchen.
Ich hatte mehrere dieser Vögel mit weilsem
Stern, einen mit zimmtfarbigem*) und andere
‚*) Dieser war, wie der gütigst übersandte Vogel bewies,
die ächte $, coerulecula, Pallas, meine Cyanecula orientalis.
B,
zit
ohne Stern. In ihrem Betragen, Locktone und
Gesange kamen sie mir nicht verschieden vor,
aufser dafs ein Männchen ohne Stern, welches
ganz die Gestalt hatte, die mein Freund Brehm
seiner Sylvia Wolfu zuschreibt, auch am stärksten
und schönsten von allen sang*). Es war aber eins
der zuerst erschienenen, und zwar am 31. März
efangen. Auch machte ich die Bemerkung, dafs,
obgleich alle im Frühjahre gefangenen Blaukehl-
chen einen weisen Stern zeigen, die im August
gefangenen, also im Freien vermauserten einen
zimmet- oder rostrothen Stern haben**), weswe-
gen ich sie für eine Art halte. |
Der Blaukehlchengesang hat etwas ganz Ei-
genthümliches, nämlich ein leierartiges Schnurren,
bei welchem diese Vögel auch die pteifenden Stro-
phen hervorbringen, so dafs man glaubt, sie sän-
gen mit zweierlei Stimmen. Meiner Ansicht nach
besitzen sie aufser diesem Leiern keine eignen Stro-
phen; denn alles Uebrige, was sie hervorbringen,
sind Locktöne und 'Theile der Gesänge anderer
Vögel. Deswegen haben auch die meisten viele
unangenehme 'Tone, die sie von den Reihern und
mehrern Sumpf- und Wasservögeln, neben welchen
sie wohnen, entlehnen, und welche sie oft nach ein-
*) Ein neuer Beweis für die wirkliche Verschiedenheit der
Cyanecula Wolfii von der andern, der um so mehr Gewicht
hat, da jenes das kleinste unter allen ist. B.
**) Es ist allerdings sehr merkwürdig, dafs man im Au-
gust fast lauter so gezeichnete Vögel bekommt; allein dies sind,
wie die gelben Fleckchen an den hintersten Schwungfedern
zeigen, lauter junge Vögel, und vermausern ihre Kehle gegen
das Frühjahr hin. Ein altes, im August geschossenes
Männchen meiner Sammlung hat einen deutlichen
weifsen Stern und beweist also unwidersprechlich, dafs die
alten Vögel im Freien in der Mauser denen im Zimmer ähnlich sind,
sich aber schöner färben. Da nun diese alten Vögel im August
so sehr selten bei uns vorkommen: so vermuthe ich, dafs die
alten Blaukehlchen, wie viele andere Vögel, im Herbste einen
andern Weg, als im Frühjahre einschlagen. "B.
Ben
ander, und wenn sie recht in der Hitze sind, aus
vollem Halse wiederholen. Eben diese Wiederho-
lung der Strophen, leider gewöhnlich der schlech-
tern, wobei jede für sich ausgestofsen und nicht mit
der folgenden verschmolzen wird, macht diesen Ge-
sang viel weniger angenehm, als die dem Blau-
kehlchen eigenthümliche Kunst, sich Theile von
fremden Liedern anzueignen, erwarten liels.. So
trug mein oben erwähntes Männchen ohne Stern,
Brehms Sylvia Wolfi, den ganzen Wachtelschlag,
das Tack tack der Amsel, den Gesang der
Feldlerche, derRauchschwalbe, der Blau-
meise, das Quaken des Laubfrosches und
ımehreres Andere mit tiefer runder Stimme vor.
Ein anderes Männchen mit einem weilsen Stern
sang beinahe eben so laut und liefs sich zu jeder
Stunde der Nacht hören. Es ahmte nach den An-
fang des Nachtigallenschlags, das Wachtellied und
mehrere Strophen von dem Gesange der Sing-
drossel. Diese beiden Vögel hatte ich sogleich,
nachdem sie gefangen waren, bekommen, und am.
vierten "Tage sangen beide und zwar sehr fleifsig
bis zur eintretenden Mauser. Ueberhaupt kenne
ich kaum einen Vogel, welcher sich sobald in der
Gefangenschaft bequemt, laut und fleilsig zu sin-
gen. Auch werden die Blaukehlchen fast alle
bald zahm, und wenn sie angefangen haben, sich
hören zu lassen, dürfen sie nach und nach aufge-
deckt werden, ohne dafs sie ihren Gesang aus-
setzen. Viele flattern nach 14 Tagen nicht mehr,
wenn man sie ansieht, und so kann man sich doch
einige Monate an ihrer Schönheit ergötzen; denn
nach der ersten Zimmermauser verschwindet diese
gröfstentheils, da die blaue Kehle alle Jahre bläs-
ser, und zuletzt fast rein bläulichgrau wird. Doch
färbt sie sich im Frühjahre, ohne dafs man eine
Mauser bemerkt, etwas höher blau; allein dies ist
_ unbedeutend, um den Vogel seine ursprüngliche
Schönheit wieder zu geben. —
Die Blaukehlchen vermausern sich im Ju-
lius und August in Zeit von 5 bis 6 Wochen.
Nach einigen Jahren bekommen sie starke Schup-
— 17 —
pen an den Füfsen, die man durch Baden abwei-
chen kann, und dann mit. Sorgfalt ablösen mufs.
Auch bekommen sie oft Entzündungen an den Ze-
hen, welche ihnen anschwellen und Buckel zeigen.
Meiner Erfahrung nach ist diese Krankheit, da sie |
durch innerliche Ursachen erzeugt wird, und ge-
wöhnlich die Darre zur Folge hat, bei diesen und
allen Sängern unheilbar*)..,
Die Blaukehlchen verlangen gutes Futter,
alle Tage einige Mehlwürmer und vieles Wasser
zum Baden, auch dürfen sie, weil sie gern gerade-
aus laufen, in keinen zu kurzen Käfig gesperrt
werden.‘ —
20) Der gelbe Pirol. Oriolus galbula,
Bann: eo)
Dieser schöne Vogel ist etwas kleiner, als die
Schwarzamsel, 10" 2" bis 10’ lang und 17
94 his 19% 2% breit, und in allen Kleidern daran
zu erkennen, dafs seine 5 äufsern Steuerfe-
dern schwarz, an der Spitze gelb, die
Ober- und Ünterschwanzdeckfedern durch-
aus gelb sind.
Das alte Männchen ist ein prächtiger Vo-
gel. Der Schnabel ist braun-, der Augenstern dun-
kelroth, der Fufs bleigrau, der schwarze Flügel
hat einen gelben Fleck, der, Schwanz ist an den
beiden mittlern Federn ganz, an den übrigen hin-
ten schwarz, vorn gelb, der Zügel schwarz, das
ganze übrige Gefieder prächtig goldgeb. Das
dreijährige Männchen trägt erst sein Pracht-
kleid; das zweijährige hat ein mattes, gewöhn-
lich mit dunkeln Längetlecken besetztes Gelb. Das
einjährige ähnelt dem Weibchen. Bei die-
sem ist der Oberkörper hellgrüngelb, die Schwung-
und Steuerfedern sind mattschwarz, und auf weils-
lichem, oder gelblichweilsem, an der Kehle asch-
*) Mein herrliches Wolfisches Blaukehlchen starb auch an
diesem Uebel, so sorgfältig ich es auch zu entfernen suchte, B.
— 185 —
graulichem Grunde stehen grauschwarze Länge-
flecken. Die Jungen, bei denen beide Geschlech-
ter kaum zu unterscheiden sind, zeigen mattere
Farben, als die alten Weibchen.
Der Pirol zerfällt in folgende 3 Gattungen:
1) Der gelbe Pirol. Oriolus galbula,
Linn.
Der Scheitel ist kaum höher, als die
Stirn.
2) Der Goldpirol, Oriolus aureus, Br.
(Or. galbula, Linn.)
Stirn und Schnabel sind sehr erhöht.
3) Der geschwätzige Pirol. Oriolus
garrulus, Br. (Or. galbula, Linn.)
Der hohe Scheitel ist viel höher, als
die etwas erhöhte Stirn. Der grofse
Schnabel an der Wurzel sehr breit.
Nr. 1 brütet in den Laubhölzern "Thüringens,
Nr. 2 in den Laubhölzern und Gärten Norddeutsch-
lands, Nr. 3 lebt da am liebsten, wo einzelne Na-
delbäume unter den laubtragenden stehen, aber
der letztere scheint nicht sehr weit verbreitet und
überhaupt nicht häufig zu seyn. Der Pirol ist
ein scheuer, flüchtiger und kluger Vogel, welcher
sich immer in dichten Zweigen verbirgt, und in ei-
nem kurzen Zeitraum seinen grofsen Bezirk durch-
fliegt; bald ist er da, bald dort, fast immer hoch
auf den Bäumen und so vorsichtig, dafs man ihm
lange nachgehen kann, ohne ihn anders als im Fluge
zu sehen. Er kommt spät, erst im Mai in Mittel-
deutschland an und verlälst es im August. An vie-
len Orten unseres Vaterlandes lebt er gar nicht,
ja an recht gebirgigen sieht man ihn nicht einmal
auf dem Zuge, an andern aber, besonders in frucht-
baren, mit Feldhölzern, schönen Baumgärten oder
baumreichen Flufsufern versehenen Gegenden: ist
er so häufig, als er seiner Natur nach seyn kann.
Er hat einen unangenehmen, schwer mit Worten
zu bezeichnenden Lockton; aber einen Gesang, der
alle Bewunderung verdient. Dieser Gesang hat
wenig Abwechselung; allein er ist so voll, laut und
flötenartig, dals seine Töne zu den schönsten ge-
— 19 —
rechnet werden müssen, die es gibt. Ein einziger
Pirol ist im Stande, durch seine herrlichen Pfiffe
eine ganze Gegend zu vergnügen. Zuüweilen pfeift
das Weibchen so schön, als das Männchen. Am
19. Junius 1828 hörte ich zwei Pirole sehr hiz-
zig pfeifen und sah, wie einer den andern ver-
folgte. Da nur ein Paar in meiner Umgebung
wohnte, glaubte ich, ein weibloses Männchen wollte
sich in den Bezirk des mir wohl bekannten Paares
eindrängen. Um dies zu verhindern und den Fremd-
ling zu erlegen, begab ich mich mit dem Gewehre
dahin und schofls den einen, eben als er pfifi. Zu mei-
ner grofsen Verwunderung hatte ich ein Weibchen in
. meinen Händen. Jetzt sah ich nun, dafs es mein Paar
war, welches wahrscheinlich durch einen unglückli-
chen Zufall seines Nestes beraubt, herumschwärmte.
Ich bekam nun das’ Männchen auch noch, und hatte
ein gepaartes Paar von Nr. 3, von welchem das
Männchen noch nicht ausgefärbt war. Von demsel-
ben hatte ich früher aufser den lauten Pfiffen noch
eine Menge schwatzender und zwitschernder Töne
gehört, welche diese Vögel mir so merkwürdig
machten, dafs ich mich ganz nahe heran schlich,
um zu sehen, ob es wirklich Pirole wären. Diese
schwatzenden 'Töne klangen fast wie wenn eine
fahle Grasmücke leise fortsingt, aber natürlich
viel stärker. —
Die Hauptnahrung des Pirols sind Raupen,
besonders grüne, welche er von den Bäumen ab-
liest. Aufserdem frifst er noch Käferchen und an-
dere Insekten, aber nur solche, welche er von den
Zweigen und Blättern wegnimmt, und im Spätsommer
vorzüglich Kirschen, die er mit grofser Behaglich-
keit in Menge verzehrt. Er frilst den ganzen Tag.
Seine Mauser fällt in die Zeit seiner Abwesenheit
. von Deutschland; allein ich erhielt mehrere im Au-
gust geschossene alte Vögel, welche in voller Mau-
ser standen. Es ist deswegen keinem Zweifel un-
terworfen, dafs die Pirole, wie die rothrücki-
gen Würger in der Freiheit einer doppelten Mau-
ser unterworfen sind. —
‚Sein künstliches, gewöhnlich ‘unten an einer
a
Gabel aufgehängtes napfförmiges Nest besteht ge-
-wöhnlich aus Grasblättern und etwas Wolle, zuwei-
len auch mit aus Moos, und ist inwendig mit zar-
ten Grashalmen ausgelegt. Es ist dadurch, dafs
die Zweige mit festen Grasblättern umwickelt sind,
was die Alten fliegend bewirken, sehr fest ange-
hängt, schwankt bei Wind und Sturm, steht aber
dennoch sehr sicher. Man findet es vorzüglich auf
Birken-, Eichen-, Aspen-, Aepfel- und andern
Laub tragenden Bäumen, selten auf Kiefern, in einer
Höhe von 4 bis 30 Ellen. Die 3 bis 5 Eier, welche das
Weibchen allein ausbrütet, haben auf weilsem
Grunde einzelne braune Flecken.
Die Pirole sind schwer zu fangen; am leich-
testen gelingt dies, wenn man die Kirschbäume,
die sie oft besuchen, mit Leimruthen belegt, oder
mit Sprenkeln behängt, oder sie bei den Jungen
fängt. An die Gefangenschaft gewöhnen sie sich
schwer; allein darüber lasse ich meinen Freund und
Mitarbeiter reden; dieser sagt über ihn:
„Der Pirol. Oriolus galbula, Linn. In
Wien Goldamsel, Vogelbierhaus.
Dieser prächtige Vogel hat, wie bekannt, einen
kurzen, vollen, schönen Gesang, aber einen unan-
genehmen Lockton, den er jedoch im Zimmer sehr
selten hören läfst. Die aufgezogenen lassen sich
leicht und gut abrichten, ein kurzes Lied nachpfei-
fen zu lernen, und werden aulserordentlich zahm.
Viele versichern, dafs sie nie die Schönheit der
alten wilden Pirole erlangen; allein dies ist un-
richtig. Ich besitze in diesem Augenblick einen
Pirol, der nach der Versicherung seines frühern
Besitzers, ein aufgezogener, jetzt dreijähriger Vo-
gel ist, was ich wegen seiner ungemeinen Zahm-
heit und seines kecken Benehmens auch glaube;
dieser ist so hochgelb und schön, als nur ein alter,
wilder Vogel sein kann. Auf keinen Fall aber wird
ein aufgezogener Pirol vor dem dritten Jahre
ganz gelb und schön *).
| *) Dafs dies, bei den in der Freiheit lebenden auch der
Fall ist, habe ich oben gezeigt. B.
— 161 —
Der Pirol verlangt gutes Nachtigallenfutter
und öfters zur Abwechselung Obst, und im Winter
aufgequellte Hollunderbeeren, die er frisch sehr
gern frilst. Er muls gut abgewartet, öfters geba-
det und so behandelt werden, wie ich es bei der
Baumlerche gezeigt habe. Seinen Käfig mufs
man sehr oft reinigen; denn unter den vielen Vö-
‚geln, welche ich besals, unterliegt keiner dem Un-
geziefer so, wie der Pirol.
Auch ist er ein aufserordentlicher Fresser, bringt
die meiste Zeit beim Frefstroge zu, gibt beinahe
so viel Unrath von sich, als der Seidenschwanz,
und verbreitet dadurch natürlich viel Gestank im
Zimmer. Er hat, da er gewöhnlich erst im März
anfängt, sich hören zu lassen, eine kurze Singzeit.
Die meisten dieser Vögel sind gegen Abend sehr
unruhig, und zerschlagen sich bald die Schwung-
und Steuerfedern, weswegen sie zu dieser Zeit zu-
gedeckt werden müssen. Ihre Mauser fängt im März
an, und geht gewöhnlich schwer von statten. Sie
baden sich nicht, sondern spritzen nur mit dem
Schnabel- etwas Wasser an die Federn. Ein Wild-
fang, den ich ein Jahr besafs, kam dann zu einem
Bekannten, der ihn über 6 Jahre hatte und bei
dem er alle Sommer recht fleifsig sang. —
Ich hielt mehrere dieser Vögel, hörte aber nie
von einem einen leisen Gesang.“ —
21) Der Wasserschwätzer. Cinclus agua-
ticus, Bechst. (Sturnus cinclus, Linn.)
Dieser Vogel zeichnet‘ sich vor allen Singvö-
geln durch sein sehr dichtes, dem der Wasser-
vögel ähnliches Gefieder aus, wodurch er in den
Stand gesetzt ist, wie ein Taucher unter das Was-
ser zu fahren und auf dem Boden desselben weg-
zulaufen. Von den andern ihm etwas ähnlichen
Vögeln ist er durch seinen kurzen Schwanz, seinen
dunkeln Oberkörper und weilsen Vorderhals aus- ‘
gezeichnet. Seine Länge beträgt 8" bis 8" 8" und
seine Breite 11" g'" bis 12” 2", Alt. Der Schna-
bel ist hornfarbig, der Augenstern hellbraun, die
Fufswurzeln horngrau, der Oberkopf ‚und Hinter-
— 12 —
hals fahlbraun, der übrige Oberkörper schwärzlich,
auf dem Rücken und Bürzel mit breiten schwa zen
Federkanten, ein Ring um das Auge und der Vor-
derhals weils, der übrigens braune Unterkörper an
der Brust am hellsten. Das Weibchen ist ge-
wöhnlich heller, als das Männchen und die ein-
jährigen Vögel sind lichter, als die mehrjäh-
rigen.
= Jung. Der ganze Oberkörper ist schieferfar-
ben mit schwärzlichen Federrändern, und der milch-
weilse Unterkörper mit schwärzlichen Spitzenränd-
chen besetzt.
Er zerfällt in
1) den hochköpfigen Wasserschwätzer.
Cinclus aquaticus, Bechst.
Der Schwanz ist zwölffederig, der
Scheitel sehr hoch.
2) Der mittlere Wasserschwätzer. Cin-
clus medius, Br. (C. aquaticus, Bechst.)
Der Schwanz ist zwölffederig, der
Scheitel wenig höher, als die Stirn.
3) Der nordische Wasserschwätzer.
Cinclus septentrionalis, Br. (Sturnus cınclus,
Linn.
Der Schwanz hat 12 Federn, der Schei-
tel ist nicht höher, als die Stirn.
4) Der schwarzbäuchige Wasser-
schwätzer. Cinclus melanogaster, Br.
Der Schwanz hat 10 Federn.
Alle Wasserschwätzer bewohnen die hellen
Gebirgswasser der alten Welt bis hoch in Norwe-
wegen hinauf, besonders solche Bäche und Flüsse,
welche sehr steinigt und mit Bäumen eingefafst
und von Forellen bewohnt sind. Sie sind aber nir-
gends häufig. Nr.1 und 2 lebt in Deutschland, der
Schweiz und Tyrol, Nr. 3 in Norwegen, Nr. 4 end-
lich zeigt sich nur zuweilen an der deutschen Küste
auf grolsen Steinen im Meere. Da alle diese Vögel
ihre Nahrung in einem grofsen Umfange zusammen-
suchen müssen: brauchen sie einen weiten Bezirk,
und sind deswegen nirgends häufig. Im Winter
- 18 -
verlassen uns die einheimischen grolsen Theils, und
werden durch die nordischen, welche, wenn die
Strenge des Winters in ihrem Vaterlande die Ge-
wässer mit Eis belegt, fast alle auswandern müs-
sen, ersetzt. Doch findet man diese auch bei uns
im Winter nur an Gebirgsgewässern
Alle sitzen gern auf Steinen, beobachten von
ihnen aus die sie umgebende Wasserfläche, und
fangen nicht nur die auf der Oberfläche schwim-
menden Wasserinsekten und die auf sie gefallenen
Mücken und Hafte, sondern auch die auf dem
Grunde sich zeigenden, wie auch kleine Fische
mit vieler Geschicklichkeit weg. Sie stürzen sich
mit grolser Sicherheit in das Wasser und kommen
oft auf derselben, oft auf einer andern Stelle wie-
der zum Vorschein. Sie haben einen sehr schnel-
len, fast geradeaus gehenden Flug; fliegen aber
ungern weit, und stürzen sich oft gleich aus der
Luft in das Wasser, laufen eine Strecke auf dem
Grunde weg, und kommen am Ufer wieder zum
Vorschein. Sie schwimmen selten auf dem Wasser
herum. Ihr dichtes, angefettetes Gefieder hält das
Wasser vom Eindringen ab. Alle Wasserschwäz-
zer sind sehr scheu und vorsichtig, deswegen
schwer zu schielsen. Bei vielen Verfolgungen ver-
bergen sie sich zuweilen in Uferhöhlen, unter grofsen
Steinen und in andern Schlupfwinkeln; ja die flüg-
gen Jungen drücken sich oft, ganz wie die jungen
Enten und andere Wasservögel, wenn sie im Neste
beunruhigt werden, auf den Grund der Gewässer
und suchen sich dadurch den ihnen drohenden Ge-
fahren zu entziehen. — Alle, wenigstens Nr. 1,
2 und 3, haben einen angenehmen Gesang, der aus
mehrern Strophen besteht, und zum 'T'heil schöne,
volle Töne hat. Boje sagt von dem norwegischen,
dafs er grasmückenartig sange, und auch ich fand
den’ Gesang der deutschen mehr grasmücken-, als
drosselartig, aber um so angenehmer, da ich ihn
zu Ende Januars und im Februar, als alle Fluren
mit Schnee und die Flüsse grolsen 'Theils mit Eis
bedeckt waren, hörte. Seines Gesanges und arti-
gen Betragens wegen verdient der Wasser-
— 14 —
schwätzer im Zimmer gehalten zu werden; allein
dies ist nicht leicht... Am sichersten gelingt es,
wenn man ihn in einen grofsen mit Sand versehe-
nen Käfig bringt, ihm ein grolses Gefäfs mit Wasser
und in dasselbe lebendige Mehlwürmer, Fliegen und
andere Insekten, auch Fischchen von der Gröfse
einer Stecknadel wirft, und ihn so nach und nach
an das Nachtigallenfutter gewöhnt. Ist er einmal
eingewohnt: dann hält er sich ziemlich gut, und er-
freut den Besitzer sehr. Allein die Eingewöh-
nung gelingt nicht bei jedem; alle verlangen viel
Wasser und einen grofsen Käfig; auch muls man
oft nachsehen, dafs sie sich durch das Laufen auf
dem Sande mit nassen Fülsen diese nicht verder-
ben. Man mufs ihnen den an den Sohlen kleben-
den Sand mit lauwarmem Wasser öfters ablösen.
Das Nest des Wasserschwätzers besteht
aus Moos und Grashalmen und Grasblättern, hat
eine natürliche oder künstliche Decke, ist gut ge-
baut und sehr warm, und unter überhängenden
Ufern, in Felsenritzen, in den Mauern der Rade-
stuben und in den Schaufeln alter Mühlräder an-
gebracht. Es enthält 4 bis 6 rein weilse Eier,
welche das Weibchen allein ausbrütet. Die Jungen
werden von beiden Eltern 'grols gefüttert. Die
Wasserschwätzer machen jährlich ein oder zwei
Bruten.
Sie sind am leichtesten mit Leimruthen zu fan-*
gen, welche man da aufstellt, wo sie sich gewöhn-
lich niedersetzen. Da dies immer am Wasser ist;
so müssen diese Leimruthen stark, fest gesteckt
und mit gutem Vogelleim tüchtig überstrichen wer-
den, damit der Vogel, wenn er an ihnen hängen
bleibt, fest anklebt und mit ihnen nicht in das Was-
ser fallen kann. Um die Wasserschwätzer de-
sto schneller zu fangen, bindet man einige Mehl-
würmer an die Leimruthen und treibt sie mit Vor-
sicht auf die mit Leimruthen besetzte Stelle zu.
22) Der Zaunkönig. Troglodytes puncta-
tus, auct. (Sylvia troglodytes, Lath., Mot. trog-
lodytes, Linn.) |
— 195 —
Dieser allgemein bekannte Vogel ist einer der
kleinsten europäischen; seine Länge beträgt 4 6"
bis 10”, und seine Breite 6" 6“' bis 9". Der Schnabel
und Fufs sind hellhornfarben, der Oberkiefer ist
dunkler, der Augenstern braun, der rostbraune
Oberkörper hat vom Oberrücken an auch auf dem
kurzen Flügel und Schwanze schwärzliche Quer-
binden, über dem Auge eine grauweilsliche Linie,
der rostgraue Unterkörper ist längs der Mitte her-
ab hellgrau, an den Seiten, dem Bayuche, After
und den Unterschwanzdeckfedern mit schwärzlichen
und einigen weilslichen Quertupfen besetzt. Das
Weibchen hat kaum blässere Farben als das
Männchen, und die unvermauserten Jun-
gen sind auf dem Oberkörper wenig, aber fast auf
dem ganzen Unterkörper, doch schwächer, als die
Alten gefleckt.
Von diesem Vogel gibt es:
1) den Hauszaunkönig. Troglodytes do-
mesticus, Br. (Troglodytes punctatus, auct.) ;
Der Scheitel ist hoch, |
2) Den Waldzaunkönig. Troglodytus syl-
vestris, br, (Troglodytes punctates, auct.)
Der Scheitel ist platt.
Nr. 2 bewohnt unsere Fichtenwälder und in
ihnen solche Stellen, wo tiefe Gräben oder Hohl-
‚wege, oder steile Abhänge mit kleinen Fichten oder
‘andern Nadelbäumchen besetzt sind. Im Winter
verläfst er, wenn tiefer Schnee ihm die Nahrung
entzieht, seine Wälder und begibt sich an die Quel-
len und Ufer der offenen Gewässer. Nr. 1 liebt
die Nähe menschlicher Wohnungen, besucht die
todten Zäune, die Holzstöfse, die Schuppen und
andere Orte und verläfst, wie der vorhergehende,
nur in einem Winter, wie der von 182% war, das
mittlere Deutschland und findet sich dann nur nach
und nach und zwar sehr sparsam ein. —
Der Zaunkönig ist ein recht liebes Vögelchen,
das wegen seiner reichen’ Befiederung eine ziemli-
che Kälte ertragen kann, und wenn es ihm nicht
an Nahrung fehlt, immer munter und lustig ist.
— 166 —
2
Er durchkriecht mit emporgerichtetem Schwanze
alle Löcher und Winkel mit gröfster Gewandtheit,
so dals er deswegen von den Isländern der Mäu-
sebruder genannt wird, hüpft sehr geschickt auf
der Erde und in dem Gebüsche herum, bückt sich
oft nieder und fliegt schnell und flatternd nur kurze
Strecken. Er hält sich immer mehr am Boden auf,
aufser wenn er singt; dann sitzt er gern hoch, auf
der Spitze eines Baumes, oder dem Giebel eines
Gebäudes und läfst hier seine starke Stimme einen
srolsen Theil des Jahres erschallen. Sein Gesang
ist sehr angenehm, ziemlich mannichfaltig, schlag-
artig, und so stark und voll, dafs man kaum be-
greift, wie ein so kleiner Vogel so laute Töne her-
vorbringen kann. Er hat mit dem Schlage des Ca-
narienvogels viele Aehnlichkeit, klingt mir aber an-
genehmer und erfreut um so mehr, da er an den
ersten schönen 'Tagen des Februar ertönt. Der
Lockton ist rrrr, zererr. Wenn das Männchen
recht hitzig ist: breitet es beim Singen den Schwanz
fächerförmig aus. Seine Nahrung besteht in In-
sekten verschiedener Art, ihren Larven und Eiern,
auch kleinen Sämereien. Er sucht diese überall in
Ritzen und Klüften auf, nimmt sie von todtem
Holze und von der Erde weg und weils die ver-
borgensten Eier aufzufinden. Seine Mauser ist ein-
fach und fällt in den August. —
Die Alten sind zwar leicht zu fangen, aber
schwer an die Gefangenschaft und das Futter in
ihr zu gewöhnen, werden jedoch herrliche Sänger.
Die Jungen sind mit Ameiseneiern leicht aufzufüt-
tern, und werden aufserordentlich zahm, singen
aber weniger schön, als die alt gefangenen.
Der Zaunkönig nistet jährlich zwei Mal,
bringt sein kugelförmiges, mit einem Eingangsloche
versehenes, von Moos, seltner von Grashalmen und
Grasblättern gebautes, inwendig mit Federn warm
ausgefüttertes Nest an sehr verschiedenen Orten,
gewöhnlich verborgen an und legt6bis 11 weilse,
sehr wenig roth gepunktete oder bespritz-
te Bier, welche das Weibchen, welches beim
iR — 1 —
Aufziehen der Jungen vom Männchen unterstützt
wird, allein ausbrütet. Diese ‚verlassen völlig flüg-
ge das Nest, und lassen sich dann, indem sie einen
eignen, wie zieh klingenden Lockton ausstofsen,
oft neben einander sitzend noch eine Zeit lang von
den Alten füttern. —
Man fängt den Zaunkönig zufällig in den
Sprenkeln, die ihnen aber gewöhnlich den Fuls
zerschlagen; besser ist es, wenn man mit Mehlwür-
mern behängte Leimruthen an ihren Aufenthaltsort
stellt und ihn langsam darauf zutreibt. Am leich-
testen aber fängt man ihn in einem an seinem Auf-
enthaltsorte aufgestellten, am Stellreife mit Mehl-
würmern versehenen Meisenkasten; diese letztere
Fangart und die mit dem Schlaggärnchen ist der
andern vorzuziehen. _
Die hier folgenden Beobachtungen des Herrn
Mitarbeiters werden dem Leser angenehm seyn:
„Der Zaunkönig. Sylvia troglodytes, Lath.
In Wien Baumschlüpfer.
Dieses liebe Vögelchen hat einen sehr hüb-
schen Gesang, der recht fein klingt, dabei sehr
laut ist und einem sanften Canarienvögelschlag äh-
nelt. Er hat aber in der Mitte einen sehr schon
flötenden 'Triller, der oft gegen das Ende des Ge-
sangs wiederholt wird, und dadurch eine Art von
Schlufs bildet. Bei mir fing ein Zaunkönig
schon im November zu singen an, und hörte erst
gegen die Mauser, die in den Spätsommer fällt, auf
zu schlagen. Andere liefsen aber erst im Februar
sich hören. Schade, dafs diese Vögel nicht den
ganzen "Tag singen; im Winter wenigstens thun sie
dies gewöhnlich nur in den Frühstunden, äufserst
selten des Nachmittags. Sie haben einen laut klin-
enden Lockton, den sie vor schlechtem Weiter
viel hören lassen. Sobald sie ihn ausstolsen: er-
schrecken alle andern Vögel; vermuthlich soll er
sie vor der Erscheinung eines Raubvogels war-
nen*). — i N
#) Diese Vermuthung ist sehr gegründet. In der Freiheit
— 18 —
Sie baden sich nicht allein im Wasser, son-
dern auch im Sande, und sind dabei sehr bemüht,
sich recht rein zu machen. Sie rufen auch tack
tack, wie die Grasmücken, nur schwächer.
Sie verlangen gutes Futter, welches mit fein zer-
malmtem Hanfe vermischt seyn mufs, täglich jeder
2 bis 4 Meblwürmer, und viel Wasser und reich-
lich Sand. Einige bringen in ihren Käfig einen
kleinen Behälter an, in welchem sie schlafen, ich
- fand es aber unnöthig; denn meine Wildfänge schlie-
fen lieber auf den Sitzstangen, als in dem kleinen
Behältnisse*). —
So schwer es hält, sie an die Gefangenschaft
zu gewöhnen, so gelang es mir doch mehrmals,
sogar mit einem, welcher zu Ende Septembers,
als ich keine frischen Ameiseneier mehr hatte, ge-
fangen wurde. Ich zerschnitt viele Mehlwürmer
recht klein, that viele dürre Ameiseneier und zer-
malmten Hanf unter das Nachtigallenfutter, reichte
ihm dieses, und brachte so meinen Vogel durch,
der dann ein vortreffllicher und sehr fleilsiger Sän-
ger wurde. Ein aufgezogenes Weibchen starb
bei mir am 10. Junius, nachdem es 5 Eier gelegt
hatte.“ —
23) Der Edelfink (Buchfink, Garten-
fink), Fringilla coelebs, Linn.
Dieser Vogel ist Jedermann bekannt, und wird
von Vielen als Stubenvogel aufserordentlich hoch
geschätzt.
schreien die Zaunkönige nur dann lange und ununterbrochen
rrrrrr zerrrr rrrrr, wenn ein Raubvogel, eine Katze, ein
Hund oder ein anderes Raubthier in die Nähe ihres Aufent-
haltsortes kommt. Die in der Umgegend befindlichen Vögel
verstehen diesen Warnungsruf sehr gut, und sind auf ihre Si-
cherheit bedacht. | Br.
*) Der einzige Vorzug, den ein solches mit einem kleinen
Eingangsloche versehenes Behältnils hat, besteht darin, dals
es artig aussieht, wenn der niedliche Vogel so geschickt ın
dasselbe hinein- und aus ihm herauskriecht. B.
— 19 —
Seine Länge beträgt gewöhnlich 6" 9! bis 7"
9! und seine Breite 11" bis 11" 8". Er zeichnet
sich in jedem Alter durch die breiten weilsen Strei-
fen auf den Flügeln und den grünen Bürzel aus.
Das Männchen im Frühjahre. Der Schna-
bel, Kopf und Nacken schön aschgraublau, auf der
Stirn mit einer schwarzen Binde, der Rücken ist
braun, der Bürzel grün, auf dem schwarzen Flü-
gel stehen zwei breite weilse Binden, an den zwei
äulsersten der schwarzen Steuerfedern ein weilser
Längefleck, der Unterkörper ist rostigweinroth, der
Bauch und After weils, der Augenstern hellbraun,
der Fufs dunkelhornfarben.
Im Herbste und Winter sind die lebhaften
Farben von hellgrauen und rostfarbigen Federrän-
dern grofsen 'Theils verdeckt. Beim Weibchen
ist der Schnabel dunkelhornfarben, der Kopf und
Nacken grünlichgrau, der Rücken olivengraubraun,
der Unterkörper hellgrau. Die Jungen ähneln |
dem Weibchen. Die Männchen unter ihnen kennt
man gewöhnlich an der bedeutendern Grölse.. Um
ganz sicher zu gehen, rupft man den jungen Fin-
ken, welche man zu guten Schlägern erziehen will,
frühzeitig einige Federn an der.Brust aus. Sobald
diese nachwachsen: kann man das Geschlecht sehr
leicht erkennen.
- Die Finken zerfallen nach meinen Beobach-
tungen in folgende Gattungen: S
1) Der nordische Edelfink. Fringilla
coelebs, Linn.
Der Oberkopf ist sehr platt.
2) Der Gartenedelfink. Fringilla hor-
tensis, Br. (Fr. coelebs, auct.)
Der Scheitel ist sehr, die Stirn etwas
erhöht. Er und der vorhergehende haben eine
bedeutende Gröfse. N
8) Der Waldedelfink. Fringilla sylve-
siris, Br. (Fr. coelebs, auct.)'
‚Die Stirn am Augenknochenrande bo-
genförmig und hoch, der Scheitel weit
=. 0
vorn und sanft bogenföormig erhöht. Er
ist etwas kleiner, als die vorhergehenden.
4) Der wahre Edelfink. Fringilla nobi-
lis, Br. (Fr. coelebs, auct.)
Die Stirn platt, der Scheitel weit hin-
ten etwas erhöht. Er ist gewöhnlich der kleinste
unter allen.
Nr. 1 bewohnt den Norden und erscheint nur
auf dem Zuge im mittlern Deutschlande, Nr. 2
lebt in den Gärten, in Laubhölzern und an, baum-
reichen Fiufsufern, Nr. 3 in Fichtenwäldern und
Nr. 4 nur auf Gebirgen und in bergigen Nadelhöl-
zern. Die deutschen Finken verlassen alle im
Winter ihr Vaterland ‚und wandern in wärmere Ge-
genden, kommen aber gewöhnlich im März, selt-
ner im Februar schon zurück und ziehen dann mit
andern Vögeln vereint in grofsen Schaaren auf den
Feldern herum. Die, welche im Winter bei uns
bleiben, unter denen man sehr wenige Weibchen
bemerkt, sind nordische. Der Lockton dieser Vo-
gel, welchen sie besonders im Fluge hören lassen,
ist jack jack; die sitzenden stolsen nicht nur die-
sen Laut, sondetn auch das Fink fink aus und
locken damit die vorüberfliegenden an. Zur Paa-
rungszeit schreien die Männchen recht angenehm
jörk, jöork und die Weibchen geben in der
Zärtlichkeit ganz eigne Töne von sich. Diese Vö-
gel nähren sich von einer Menge öliger Sämereien
und verschiedenen Insekten, von welchen sie die
erstern auf der Erde, die letztern gewähnlich auf
den Bäumen aufsuchen. —
Die Hauptsache bei den Finken ist ihr
Schlag. Er besteht aus mehrern scharf ausgestofse-
nen, abgesetzten 'Tönen, welche etwas ganz eigen-
thümliches haben, das Gemüth des Hörers erheben,
und deswegen so viele warme Freunde finden, Al-
lein die Finkenliebhaberei hat sehr abgenommen
und scheint, weil sich die Kenntnils der guten
Schläge täglich vermindert, nach und nach zu ver-
schwinden. Erst voriges Frühjahr bereiste ich ei-
uen Theil des thüringer Waldes und traf da, wo
—- nn —
Bechstein der guten Finken Heimathsdörfer fand, 2.
B. in Steinach und Lauscha sehr wenige Finken
und gerade keine ausgezeichneten Schläger.
Auch in Saalfeld erfuhr ich von einem grolsen
Finkenkenner, dafs diese Liebhaberei bald ganz
aufhören werde. Dies ist um so wahrscheinlicher,
je größer die Mühe ist, welche das Ziehen guter
Finken erfordert; denn die ausgezeichnetsten
Schläger sind Erzeugnisse der Kunst, nicht Kinder
der Natur. Man nimmt nämlich die jungen Fin-
ken, wenn die Kiele der Schwung- und Steuer-
federn ausgebrochen sind — völlig flügge Vögel
könnten schon von den schlecht schlagenden Alten
Tıtwas angenommen haben — aus dem Neste, stellt
sie an einen dunkeln Ort in die Nähe eines Mei-
stersängers, dessen Schlag sie lernen sollen, und
füttert sie mit Semmel und Milch, oder noch bes-
ser, mit eingequelltem Rübsamen und Semmeln
auf. Natürlich lernen nicht alle gleich gut, und
nür wenige sind im Stande den ächten härzer
Doppelschlag zu behalten und ihn grob, rein
und vollkommen vorzutragen. Den Reitzug
und die andern Schläge lernen sie weit besser.
Es würde zu weit führen, alle die beliebten
Schläge, welche in den verschiedenen Gegenden
unsers Vaterlandes verschieden benannt werden und
durch eine Beschreibung schwer zu versinnlichen
‚sind, zu schildern; ich beschreibe nur die vorzüg-
lichsten, nämlich: 1) den härzer Doppelschlag
und 2) den Reitzug. Beide sind, wie gesagt,
in ihrer wahren Vollkömmenheit, Erzeugnisse der
Kunst und werden jetzt äufserst selten gehört.
Der harzer Doppelschlag besteht aus 5 lan-
gen Strophen, wovon die letzte sich, wie Bechstein
nicht übel bemerkt, mit einem zedehnten Wein-
geh oder Hodoziah endigt. ieser Schlag ist
eine wirkliche Musik und geht so lange in Einem
fort, dafs man kaum begreift, wie ihn der Finke
hervorbringen kann; es sind auch nur wenige, wel-
che diesen schweren Gesang vollständig beraus-
bringen.
_- 2 —
Der Reitzug wird, wenn auch etwas kürzer,
als ihn der Kenner wünscht, noch in der Freiheit
gehört; allein selten und vorzüglich auf dem Erz-
gebirge. Er ist viel kürzer, als jener Doppelschlag,
aber kräftig, schmetternd und in der Mitte mit ei-
nem Triller, am Ende mit einem rasch ausgestofse-
nen Zax. Die in der Stube gezogenen, welche
diesen Schlag von einem guten Sänger gelernt ha-
ben, tragen ihn vollkommner vor, als die Wild-
fänge.
Bechstein führt noch an:
1) Den Reithahn, 2) den Weidmann
3) den Weingesang, 4) den Bräutigam,
5) den Doppelschlag, 6) das Gutjahr, 7)
das Kienöl, 8) das Parakikah, 9) das Pi-
thia, 10) das Schwarzgebühr, und mehrere
östreichische als den schon erwähnten Reit-
herzu, den Ritscher, Goldschmiedbus,’zie-
hende, lachende, übergehende, das Wil-
feuer, der grofsrollenden, kleinrollenden,
Sitzaufthül, Musketirer, Malvesier, Kuh-
dieb, Wei, Sparbarazier, Doiteret, Gut-
jahr, Mitsoviel, Zitzigall und Pfingelste.
Es würde zu weit führen, alle diese Gesänge
zu beschreiben, da diese Schilderungen noch über-
dies keinen deutlichen Begriff von denselben geben
würden; der Kenner unterscheidet diese Schläge
sogleich und der angehende Liebhaber mufs sie in
der Natur, nicht durch Beschreibungen kennen
‚lernen.
‘ Wie selten die oben beiden erwähnten guten
Schläge sind, mag Folgendes beweisen. Im Mai
1830 reiste ich von hier nach: Nürnberg, bis Fürth,
kam über Schleiz, Hirschberg, Hof und am Fulse
des Fichtelgebirges nach Baireuth, von da über
Muggendorf nach Erlangen, bis Nürnberg und
Fürth, zurück über Bamberg, Banz, Koburg,
Sonneberg, Lauscha, Steinach, Saalfeld, Pöse-
neck und Neustadt. Durch welche Wälder kam
ich da! Welche ungeheuere Menge von Finken
habe ich da gehört! Und doch traf ich nur
einen ächten Reitzugfinken zwischen Hof und
— 13 -
und Hirschberg und hörte nur einen härzer Dop-
pelschläger in Nürnberg. Als ich vor vier Jah-
ren den thüringer Wald bereiste: hörte ich nicht
einen einzigen guten Finken, und zwar aus dem
einfachen Grunde, weil man die guten Schläger
wegfängt.
Man hält diese Vogel in vierseitigen Käfigen,
welche aber, wenn sie sich wohl befinden sollen,
nicht zu klein seyn dürfen, und füttert sie mit gu-
_ iem, den Tag vorher eingequelltem Rübsamen, zu-
weilen etwas gequetschtem Hanf oder sogenanntem
wilden Hanfsamen (Galopsis cannabina, Linn.),
den man ihnen in einem kleinen Krippchen beson-
ders gibt. Aufserdem erhalten sie zuweilen et-
was Grünes, im Winter Stückchen Obst und von
Zeit zu Zeit einige Mehlwürmer und Ameisen-
eier. Die frei herumlaufenden lesen Vieles, was
im Zimmer herumliegt, auf, und bedürfen deswe-
gen wenig. Futter.
Der Edelfink nistet jährlich zwei Mal und
baut sein sehr schönes, glattes Nest, das äufser-
lich von Baum - und anderem Moose, weiter nach
innen von Federn gebaut und inwendig, sehr schön
mit Pferdehaaren belegt ist, auf dicke, ‘selten auf
dünne Baumäste, oft zwischen den Baumstamm und
einen Seitenast. Es enthält 4 bis-5 blafs- oder
weifsbläuliche, braun und schwärzlich &e-
punktete Eier, welche das Weibchen allein aus-
brütet. Auch bei Auffütterung der Jungen ist die-
ses vorzüglich geschäftig; denn das Männchen
bringt diesen weit weniger Insekten, als das Weib-
chen. Um das Nest aufzufinden, mufs man auf
das Bauen und Füttern und das Geschrei der Al-
ten genau Achtung geben.
Man fängt sie 1) auf der Locke, bei wel-
cher ein Fink, welcher recht gut Fink fink lockt,
besonders nützlich ist. Die Locke dauert den gan-
zen März; 2) auf der Tränke; man bemüht
sich hier besonders ausgeflogene Junge zu fangen,
weil die jungen Männchen am leichtesten noch von
guten Schlägern im Zimmer einen leidlichen Schlag
—- MM —
lernen; 3) auf dem Finkenheerde nach der
oben beschriebenen Einrichtung; 4) im Winter
bei tiefem Schnee an Quellen oder vom
Schnee entblöfsten Plätzen unter einem
Siebe, Zug- oder Schlaggärnchen mit
Rübsamen oder andern öligen Sämereien;
5) durch das Finkenstechen. Da, wo man
einen guten Schläger hört, läfst man einen Fin-
ken mit einem mit Leim bestrichenen Gäbelchen
auf dem Rücken laufen. Am besten gelingt der
Fang, wenn man einen Schläger in einem Käfige
vor dem wilden Finken verbirgt und den Läufer
an eine kurze Schnur bindet, diese an einem Stäb-
chen befestigt und dann den Lauffinken so mit ei-
nem Kreise von Leimruthen umgibt, dafs er diese
nicht erreichen kann.
24) Der Canarienvyogel. Zringilla Cana-
rıa, Linn.
Dieser schon seit dem Anfange des 16ten Jahr-
hunderts in Europa bekannte und beliebte Vogel
ist etwas kleiner, als der Häntline 5" 4" bis 6
lang, wovon auf den Schwanz 2" 5“' sehen, und
9" breit, wovon auf die Schwingenspitzen fast 3"
kommen. Der Schnabel ist ein etwas zusammen-
gedrückter Kegel und der Schwanz 3" tief ausge-
schnitten. Merkwürdig ist es, dafs die ursprüng-
liche Zeichnung dieses Vogels bis auf die neueste
Zeit den Naturforschern unbekannt war. Linne
sagt: „der Schnabel und Körper sei weilsgelblich,
die Schwung- und Steuerfedern grünlich.“ Ou-
vier: „Seine Farbe im ursprünglichen Zustande soll
grün seyn.“ Bechstein: „Ihre ursprünglich graue
Farbe, die am Unterleibe ins Grüne fällt,
und der Hänflingsfarbe gleich kommt etc.“ Alles
unrichtig.._ Heineken theilt in den Zoological
Journal XYTI. 1829 Th. YF. unter andern sehr
schätzbaren naturgeschichtlichen Beobachtungen fol-
gende über die Fringilla Canaria, wozu er auch
Fringilla butyracca Linn. (Chloris Indica, Ed-
wards) rechnet, mit. Er sagt: „Das Männchen
oben grünlichgelb, unten goldgelb, After, Schen-
— 1 —
kel und Seiten schmutzigweils, die letztern ‚mit
grolsen braunen Längeflecken; Wirbel, Backen,
grölsern Deckfedern und obern Schwanzdeckfedern
bräunlich aschgrau mit einem braunen Längefleck
unter jeder Feder; die letzten Schwung- und
Steuerfedern braunschwarz mit bräunlich aschgrauen
Rändern, der äufsere Rand der 4 oder 5 ersten
Schwungfedern weils, das Uebrige grünlichgelb.
Länge 5" 3", Flugweite 9", Schnabel 4", Gabel-
schwanz 2'' 4, Kufswurzel 8", Gewicht 4 Unze,
' Iris dunkelbraun. — Das Weibchen ist schmuz-
ziger gefärbt, auf dem Bürzel nur grünlichgelb. —
Er baut sein Nest von Wurzeln, Moos, Federn,
Haaren u. dgl. auf dichte hohe Sträuche und Bäu-
me, paart sich im Februar, und legt 5 bis 6 Mal
des Jahres 4 bis 6 blafsblaue Bier. Er ist
sehr zutraulich, brütet in Gärten um die Stadt,
und singt 9 Monate im Jahre. Jeder Flug hat sei-
nen eignen Gesang, und ich glaube, dafs jedes Ge-
hecke darin abweicht. Nach der Brutzeit fliegen
sie mit den Lein- und Goldfinken, und lassen
sich dann selten in den Gärten sehen. Sie mau-
sern sich im August und September, singen ım
Käfige, leben aber selten über 2 Jahre darin. Sie
paaren sich gern mit den gezähmten, und ihre Jun-
gen werden stärker, auch bessere Sänger (als die
zahmen); dem wilden Gesange aber eines Vogels
von den canarischen Inseln in der Freiheit, kommt
Nichts gleich.“ — |
‚ Ich glaube, mit dieser bisher noch ganz un-
bekannten Schilderung des Canarienvogels im freien
Zustande, allen Freunden der Stubenvögel eine:
wahre Freude gemacht zu haben.
Noch habe ich keinen zahmen Canarienvogel
gesehen, welcher diese Zeichnung ganz gehabt
hätte, Die meisten sind sehr ausgeartet. Jemehr
sie sich aber nähern, desto stärker und: dauerhafter
sind sie. Man findet sie bekanntlich mit sehr ver-
schiedener Zeichnung, namentlich 1) hänflings-
farben, einem Hänilingsweibchen nicht unähnlich,
2) grünlingsfarben, ins Grüngelbe fallend, 3)
— 16 —
blafsgelb, 4) gelblichweifs. Nr. 3 und 4
mit verschiedener dunkeln Abzeichnung, auf Kopf,
Rücken, Flügel oder Schwanz. Unter den weils-
lichen gibt es ächte Kakerlaken mit rothen Augen;
diese taugen wegen ihrer Schwächlichkeit wenig
zur Zucht. 5) Rothbraun, schön aber selten.
Die Liebhaber schätzen die mit schön abgesetzter
oder seltener Zeichnung vorzüglich. Dahin gehö-
ren 1) die isabellfarbigen mit grüngrauer
Koppe, solchem Flügel und Schwanze; 2) weifse,
mit Isabellfarbe an der Koppe, den Flügeln und
dem Schwanze; 3) hochgelbe mit grüngrauer
oder schwarzer Koppe, solchen Flügeln und Schwan-
ze. 4) Dergleichen mit weilsen oder viel-
mehr weifslicher Hauptfarbe und solcher dunkler
Abzeichnung. 5) Dergleichen mit grüngel-
ber Hauptfarbe.
Weniger Werth haben die Vögel mit der 1, 2,
3. 4 und 5 angegebenen Hauptfarbe und dunkeln
Schilden auf den Flügeln aber hellem Kopfe
und Schwanze, noch weniger, wenn der Kopf al-
lein, und gar keinen, wenn nur der Schwanz dun-
kel gefärbt ist.
Die aschgrauen oder schwarzbraunen mit weilsem
oder gelbem Kopfe und Schwanze sind äufserst sel-
ten rein gezeichnet, dann aber sehr geschätzt. Ge-
wöhnlich ist bei ihnen die Brust auch hell gezeich-
net. Die koppigen haben stets mehr Werth, als
die glattköpfigen; allein dies ist nur dann der Fall,
wenn diese Koppe oder Haube regelmäfsig gestal-
tet und hinten nicht durch einen kahlen Fleck ent-
stellt ist.
Die Vögel, bei denen die oben angegebenen
Farben unregelmäfsig vertheilt sind, haben gar kei-
nen Werth, sie mülsten ihn denn durch ihren Schlag
erhalten.
Ein untrügliches äufseres Kennzeichen des männ-
lichen Vogels gibt es, ob man gleich das Gegen-
theil behauptet, nicht. \
Da aber der Canarienvogel sich leicht mit an-
dern Finkenarten paaren läfst: so erhält man davon
folgende Bastarde.
]
— 1 —
-- I) Der von Canarienvogel und Stieg-
litz, hat, wenn man bei der Paarung ein hell und
rein gezeichnetes Canarienweibchen mit einer dun-,
keln Koppe zum Stieglitzmännchen paart, oft eine
aufserordentlich schöne Zeichnung. Besonders schön
sind solche Vögel, welche die schöne rothe Binde
hinter dem Schnabel, und den Prachtflügel des
Stieglitzes mit der gelben Hauptfarbe und dunkeln
Koppe des Canarienvogels vereinigen.
2) Der vomCanarienvogel und Zeisige
hat in der Gestalt viel Aehnlichkeit mit dem letz-
tern und ändert sich in seiner Farbe natürlich nach
der Zeichnung des Canarienweibchens ab, scheint
aber doch immer mehr vom Zeisige zu behalten.
3) Der vom Canarienvogel und Grün-
linge, in der Hauptfarbe grüngelb.
4) Der vom Hänflinge und Canarienvo-
gel steht in der Farbe zwischen der Zeichnung
der Eltern mitten inne.
5) Dem vom Canarienvogel und Gir-
litze, oder Citroneuzeisige kenne ich nicht.
Der erstere soll einen kurzen Schnabel haben.
Aufser der Heckzeit hält man jeden männlichen
Vogel in einem besondern Käfige von Draht, Blech
oder Holz und zwar in einem etwas erwärmten, doch
nicht zu heifsem Zimmer und füttert ihn, wie ein
Weibchen, ganz einfach mit Sommerrübsamen, un-
ter welchen man etwas Mohn, Canariensamen, Ha-
fergrütze und Hirsen mengen kann. Zur Paarungs- |
und Heckzeit thut man gequetschten Hanf hinzu,
um sie hitziger zu machen. Ich habe mehrere ver-
-suchsweise nur mit Sommerrübsamen gefüttert und
mehrere Jahre recht gesund erhalten. Gut ist es,
wenn der Frefsnapf, wie bei den Finken, so ein-
gerichtet ist, dals sie kein Futter wegwerfen kön-
nen, der Boden mit Sand bestreut und die Schale
zum Saufen grols ist, dals sie sich bequem’ baden
können. Zucker und andere Leckerbissen sind ih-
nen nachtheilig. Etwas Grünes, als Mäusegeschir-
re, Kreuzwurz, Brunnenkresse, die, man auch im
er
Winter haben kann, Salat, Kohl, Kopfkraut und
in Ermangelung alles dessen, zuweilen etwas Apfel,
bekommt ihnen sehr gut. i
Eine Hauptsache bei den Canarienvögeln ist
die Paarung und Fortpflanzung. Es gibt
dreierlei Arten, diese Fortpflanzung zu bewirken.
1) Die gewöhnlichste und schlechteste ist die,
ein Paar Vögel in einen geräumigen Käfig zu
stecken. Man kann auch zwei Weibchen an ein
Männchen paaren; dann muls aber der Käfig so
geräumig seyn, dafs er einen Unterschied hat.
Man steckt erst ein Weibchen mit dem Männchen
zusammen, und das andere allein. Hat das ge-
aarte Weibchen Eier gelegt: dann nimmt man den
Unterschied weg, und das Männchen paart sich mit
dem noch ledigen Weibchen auch, und nun ver-
tragen sich beide Weibchen und werden beide le-
gen. Solche Käfige bekommen für jedes Weib-
chen zwei von Holz gedrechselte oder von Weiden
geflochtene Nesterchen. Am besten ist es, wenn
man diese Käfige an ein von der Sonne beschie-
nenes Fenster, welches einen Schieber hat, so dals
man frische Luft in den Käfig nach Belieben lassen
kann, anbriugt.
Wer recht schöne Vögel ziehen will, mufs auf
diese Fortpflanzungsart halten; denn durch diese
allein kann er, indem er hellgelbe oder gelblich-
weilse mit grünlichen oder bräunlichen paart, sam-
met- isabell- oder kamelfarbige erzeugen. Um schö-
ne koppige zu erhalten, paart man bekanntlich kop-
pige und glattköpfige mit einander. ;
2) Besser ist die Fortpflanzung in ei-
ner Kammer. Man erzieht in ihr leichter kräf-
tige Junge als im Käfige, hat aber die Paarung
"weniger in der Gewalt, und erhält deswegen nicht
so schön gezeichnete Vögel. Man nimmt eine Kam-
mer, welche viel Sonne hat, besteckt sie zum 'Theil
mit Tannenbäumchen, welche im Winter gefällt sind,
und deswegen die Nadeln gut halten, bedeckt den
Boden zum Theil mit Moos, zum "Theil mit Sand,
macht in ein Fenster oder einen Theil desselben
—- 1 —
‚ein Drahtgitter, durch welches frische Luft herein-
strömt, und bringt hinter demselben Bäume oder
Sitzstangen an, dafs sie sich sonnen können. Dals
viele Nester darin aufgestellt werden, versteht sich
von selbst. In dieser Kammer kann man auf ein
Männchen zwei Weibchen rechnen. Zu Anfang des
April kann man die Vögel in die Hecke thun; ist
es aber kalt, so wartet man bei der freien Kam-
mer bis in die Mitte dieses Monats.
Eine Hauptsache bei der Canarienvö-
gelzucht sind gute Heckvögel, und dies
sind nur wenige: denn es gehört dazu 1) eine
schöne, regelmälsige Zeichnung, sonst be-
‚ kommt man lauter schlecht aussehende Vögel.
2) Ein gutes Natureli beider Ge-
schlechter. Es gibt hitzige und beifsige Männ-
chen, welche dem Weibchen keine Ruhe lassen, es
vom Neste treiben, mit Bissen verfolgen, ja nicht
selten das Nest und die Eier vernichten, oder wohl
gar die Jungen tödten. Andere Männchen sind zu
träge, sitzen so traurig da und bekümmern sich
wenig um die Weibchen. Eben so findet man Weib-
chen, welche Eier ohne. Schale, andere welche nur -
ein Paar Eier legen und sie unordentlich oder gar
nicht bebrüten, auch andere, welche aus Frechheit
die Eier herauswerfen und sich von Neuem begat-
ten, ja sogar solche, welche die Jungen ihrer Fe-
' dern berauben, oder sie schlecht füttern und durch
diese Fehler jammerlich umbringen. Gute Weib-
chen sind noch seltner, als gute Männchen und
deswegen, zumal wenn sie eine regelmälsige Zeich-
nung haben, sehr zu schätzen. Bechstein hat ganz
Recht, wenn er in die Mittel, solche fehlerhafte
Brutvögel zu bessern, grofses Mifstrauen setzt;
man verliert mit ihnen Zeit und Futter, hat vielen
Verdrufs und Aerger und kommt doch nicht zum
Ziele. Am besten ist es, man entfernt sie gerade-
zu aus der Hecke. Dafs alle diese Fehler in den
Heckkäfigen viel schlimmer. sind, als in den Heck-
kammern, liegt in der Natur der Sache.
Am allerbesten scheint mir jedoch, weil man
die kräftigsten Vögel bekommt und die meiste Un-
ea
terhaltung dabei hat, die Canarienvögel zum Aus-
und Einfliegen zu gewöhnen. Bechstein sagt, dee
Versuch damit sei ihm nicht gelungen und ich kann
ihn hier, weil meine Wohnung von Katzen umge-
ben ist, und von Sperbern oft umschwebt wird,
gar nicht anstellen; allein die Sache geht da, wo
Jemand allein wohnt, Bäume um seine Wohnung
hat, und von Raubthieren und Raubvögeln nicht
zu sehr belästigt wird, wie aus folgendem Schrei-
ben des Herrn Grünz zu Limbach, desselben,
welcher die oben angeführten schönen Versuche mit
den Nachtigallen gemacht hat, erhellt, unter den
gehörigen Vorsichtsmafsregeln recht gut an. Ich
lasse ihn selbst reden:
„Ich habe — sagt er — verschiedene Canarien-
vogel, auch Bastarde von Canarienvögelweibchen
und Hänflings- und Stieglitzmännchen gezogen;
allein davon will ich nicht sprechen, sondern blos
meine Erfahrungen über die Gewöhnung der Oa-
narienvögel zum Aus- und Einfliegen mittheilen.
Um dies zu erreichen, verfährt man auf folgende
Weise. Man stellt einen grofsen Canarienvogelkä-
fig mit einem Paare Heckvögeln inwendig in ein
Bodenfenster und zwar in ein solches, welches mit
einem Schiebfenster versehen ist. Dieses öffnet
man Anfangs an warmen Tagen, und gewöhnt sie
so nach und nach an die Luft, bis sie jede T!em-
peratur derselben in der guten Jahreszeit ertragen
lernen. Wenn sie nun Junge haben, welche höch-
stens 3 bis 4 Tage ausgeflogen sind, nimmt man
diese Jungen aus dem Käfige, und setzt sie auf
die nächsten Bäume. Wenn sie eine Stunde ge-
sessen haben, fangen sie an, den Alten zu antwor-
ten, und bald darauf kommen sie an den Käfig ge-
flogen, und lassen sich füttern. Am besten ist es,
wenn dieser Käfig ein so weites Gitter hat, dals
die Jungen den Kopf in den Käfig stecken können,
und auswendig einen Steg hat, damit sie sich be-
quem aufsetzen können. Nun hängt man nicht weit
davon einen Käfig mit einer Fallthüre auf, damit
man sie bequem darin fangen könne. In diesen
Käfig setzt man gutes und reichliches Futter. So
— 1iIS31 — -
läfst man diese Vögel, welche täglich aus dem Kä-
fige mit dem Falithürchen ihr Kutter holen, 8 bis
10 Wochen fliegen, und fängt sie dann ein. Sie
länger im Freien zu lassen, ist nicht rathsam, weil
sie sich dann leicht ganz entfernen.. Die letzte
Hecke fängt man gleich nach Michaelis ein. Alle
diese Vögel sperrt man im Winter in eine Kammer
oder Voliere, damit sie bequem herumfliegen kön-
nen, und die Gewandtheit des Fliegens nicht ver-
lieren. Im nächsten Frühjahre steckt man sie paar-
weise in grolse Käfige, und hängt diese so vor die
Bodenfenster, dals man sie bequem füttern kann.
Sobald das Weibchen fest brütet, öffnet man die
Thüre und läfst die Vögel fliegen , füttert sie aber
im Käfige nach wie vor. Jetzt braucht man sich
um das Wiederkommen der Vögel keine Sorge zu
machen. Sie. sind vom ‚vorigen Sommer her noch
den Flug gewohnt, und durch den langen Aufent-
halt im Kreien, den sie in ihrer Jugend genossen,
so erstarkt, dafs 'sie jede Witterung vertragen kön-
nen. Sie fliegen, wenn sie von keinem Feinde ge-
raubt werden, so schön ab und zu, dafs man seine
wahre Freude an ihnen hat. Die zweite und dritte
Brut machen sie gewöhnlich auf den nächsten Bäu-
men, und dann gewährt es doppeltes Vergnügen,
sie mit den Jungen ankommen zu sehen. Es ver-
steht sich, dafs man sie fortwährend in einem mit
einer Fallthüre versehenen Käfige füttert, und ih-
nen, wenn sie Junge haben, das weiter unten be-
sehriebene Futter in den Käfig gibt. Im Herbste
fängt man die ganze Gesellschaft ein; die Jungen
der ersten Bruten kann man früher in Sicherheit
bringen. — Diese Art Canarienvögel zu ziehen,
gewährt ein ganz aufserordentliches Vergnügen;
allein sie ist nur da anwendbar, wo man nicht zu
vielen Verlust von Raubthieren und Raubvögein
zu fürchten hat. Mir haben die erstern schr vielen
Schaden gethan.“*
Jeder Kenner sieht ein, dafs dieses Verfahren
vortrefflich ist, und alle Freunde der Canarienvo-
gel werden mit mir dem Verfasser für die Mitthei-
‚lung desselben danken.
ee.
Zum Nestbau gibt man den eingesperrten Ca-
narienvögeln Moos, kurz geschnittene Haare und
leinenes Garn, auch zarte Heuhälmchen. Beide El-
tern tragen zu Neste und das Weibchen. legt dann
2 bis 6 eiförmige blalsgrünliche, gewöhn-
lich am stumpfen Ende mit rothbraunen
oder braunrothen und veilchenfarbigen
Fleckchen sparsam, oft kranzartig be-
setzte Eier, welche es 13, seltner 14 Tage be-
brütet. Man läfst es ruhig fortbrüten und nimmt,
wenn die Jungen ausgekrochen sind, die faulen
Eier weg; diese früher zu entfernen ist nicht nö-
thig, obgleich man schon zur Hälfte der Brutzeit
die guten Eier an der dunkeln, die faulen aber
an der hellen Farbe erkennen kann, wenn man sie
gegen das Sonnenlicht hält. Die Jungen verlan-
gen natürlich ein ganz anderes Futter, als die Al-
ten. Sobald sie ansgekrochen sind, setzt man den
Alten neben ihr gewöhnliches Futter noch eine
Obertasse oder ein irdenes Gefäls mit den vier-
ten Theile eines hart gekochten Eies, von welchem
die Dotter und das Eiweils ganz klar gehackt wird,
und etwas eingeweichte Semmel. Diese Semmel
kann man den Abend vorher einweichen, und muls
sie, ehe man sie den Vögeln hinsetzt, sorgfältig
ausdrücken. Aufser diesem gibt man ihnen Som-
merrübsamen, welcher zwei Stunden vorher ein Mal
aufgekocht und im frischen Wasser wieder etwas
gestanden hat, damit er alle Schärfe verloren habe.
Hierbei ıst vor Allem darauf zu sehen, dafs man
dieses Futter in geringer Menge zurecht mache,
damit es nicht sauer werde, denn dann wird es den
Jungen oft tödtlich. Das übrige Ei hebt man an
einem kühlen Orte auf. Das Männchen füttert die
Jungen sehr emsig mit. Das Aufziehen derselben
durch Menschen macht viele Mühe, und gelingt oft
doch nicht. Man pülvert dann Zwieback und stölst
Sommerrübsamen klar, hebt dies in einer Flasche
oder Schachtel auf, und gibt ihnen täglich 10 bis
15 Mal jedem etwa 4 Federkiele voll, nachdem man
die trockne Masse vorher mit etwas gesottenem und
in Wasser aufgelöstem Eidotter angefeuchtet hat.
— 183 —
Nach‘. 12. bis 14 "Tagen kann man das Ei ünd die
Semmel weglassen, und sobald sie allein fressen,
nimmt man sie aus der Hecke und gibt ihnen nur
noch, etwas eingequellten Rübsamen neben dem
trocknen.
‚ Obgleich beide Geschlechter, wie schon oben
bemerkt wurde, äufserlich nicht zu unterscheiden
sind,. so verrathen sich doch die Männchen sehr
bald durch den Gesang, den sie frühzeitig anhal-
haltiend hören lassen, während die Weibchen nur
abgebrochene Töne ausstofsen.
Eine Hauptsache bei den jungen Vögeln ist
die, dafs sie gute Schläger und diese allein hören.
Man hängt deswegen die der ersten Hecke neben
eine gut schlagende Nachtigall, damit sie diese
noch eine Zeit lang hören und sich aus ihrem
Schlage aneignen, was ihren Gesangsfähigkeiten
möglich ist. Wenn die Nachtigall zu schlagen auf-
hört, hängt man einen tüchtigen Schläger von ei-
nen Canarienvogel, welcher Etwas vom Nachtigal-
lenschlage gelernt hat, oder einen guten Baum-
pieper, in die Nähe der jungen Vögel, damit sie
von diesen annehmen und sich einen guten Schlag
zu eigen machen. Man mufs sie aber während
der ersten und zweiten Mauser neben einem tüchti-
gen Schläger lassen; sonst werden sie nicht fest
und stümpern in ihrem Gesange.
Die man zum Pfeifen oder zu Künsten abrich-
ten will, nimmt man bald aus der Hecke und pfeift
ihnen mit dem Munde oder der Flöte vor; allein
so weit wie die Gimpel, bringen sie es nicht, auch
sind nicht alle gleich gelehrig. Künste lernen nur
wenige, und um sie darin zu unterrichten, darf
man Fleifs und Mühe nicht sparen; auch gehört
eine unermüdliche Geduld zum Abrichten aller
Tiere.
Dafs der Canarienvogel wegen seines angeneh-
. men Aeulseren und Wesens, und wegen seines lau-
ten und schmetternden Schlages allgemein beliebt
ist, begreift man um so leichter, je geringer die
Kosten sind, welche sein Unterhalt verursacht.
— 14 —
Dafs die Weibchen auch, aber abgebrochen singen,
ist eine bekannte Sache. Ich besafs ein solches,
welches so weit im Gesange gekommen war, dals
man es für ein dichtendes Männchen halten konnte.
. Man wird nur dann gesunde und kräftige Ca-
narienvögel ziehen und sie lange am Leben, erhal-
ten, wenn man alle Künsteleien bei dem "Futter
und der Zucht vermeidet. Selbst starke‘ Bewe-
gung und Schiefsen in der Nähe schadet der Brut
nicht; “denn man hat ein Beispiel; dafs- eine Gras-
mücke, welche an die mit Gebüsch bewachsene
Mauer eines stark gebrauchten Schiefshauses ge-
nistet hatte, ihre Jungen glücklich ausbrachte,
Dieses Beispiel beweilst, dafs man wegen des 'Thü-
renschlagens und Schiefsens in der Nähe der brü-
tenden Canarienvögel nicht sehr ängstlich zu seyn
braucht. A
25) Der Rothgimpel. Pyrrhula vulgaris,
Brifs. (Loxia pyrrhula, Linn.)
Dieser Gimpel unterscheidet sich von allen
verwandten Vögeln in jedem Alter durch den
weifsen Bürzel und Unterbauch. Seine Län-
ge beträgt 6" 8"' bis 7" 10" und seine Breite 11"
bis 12" 6". Das alte Männchen ist ein schö-
ner Vogel, der bombenförmige Schnabel, die Stelle
rings um ihn, der Oberkopf, der mit breiter asch-
grauer Binde gezierte Flügel und der kaum merk-
lich ausgeschnittene Schwanz sind glänzend dunkel-
schwarz, der Hinterhals und Rücken schön asch-
grau, der Unterkörper bis zum weilsen Unterbauch
wie die Wangen hellroth; der Augenstern und Fuls
braun. Das Weibchen unterscheidet sich von
dem Männchen durch den röthlichgrauen Unter-
körper und den mit Rothgrau gemischten Oberkör-
per. Bei den Jungen ist nur der Flügel und
Schwanz wie bei den Alten, der Schnabel und Fufs,
der ganze Oberkörper, nur eine Gattung ausge- |
nommen, von der Stirn bis zum weilsen Bürzel
rostgelblich röthlichgrau und der Unterkörper rost-/
gelblichgrau. | #
Er zerfällt in folgende Gattungen:
1) Der grofse Gimpel. Pyrrhula major,
Br. (P. vulgaris, Brifs.) \
Der Schnabel ist breit, der Scheitel
niedriger, als die Stirnleisten; Länge 7"
6" bis 10, 3
2) Der deutsche Gimpel. Pyrrhula Ger-
manica, Br. (P. vulgaris, bri/s.)
Der Schnabel ziemlich schmal; der
Scheitel höher, als die niedrigen Stirn-
leisten; Länge 7".
3) Der Wandergimpel. Pyrrhula pere-
grina, Br. (P. vulgaris, Bri/s.
Der Schenkel klein, der Scheitel auf-
fallend höher, als die Stirnleisten; Länge
6" 8 bis 7".
Er unterscheidet sich von den beiden andern
noch durch den kürzern Schwanz und das Ju-
sendkleid. In diesem ist nämlich der Rücken
sehr dunkelgrau und der Oberkopf grauschwarz.
Nr. 1 kommt nur sehr selten in unsere Gegend,
. Nr. 2 ist der gewöhnliche Gimpel in unserm Va-
terlande, welcher auch in unsern Wäldern nicht sel-
ten brütet, und Nr. 3 scheint nördlich zu wohnen;
er kommt wenigstens im Winter nicht einzeln hier
vor, brütet aber höchst selten in unsern Wäldern.
Der Rothgimpel ist ein schöner, argloser,
etwas langsamer und gelehriger Vogel. Er be-
wohnt die Nadel- und Buchenwälder, besonders die
gebirgigen, lebt in ihnen das Frühjahr und Som-
' mer über und streicht im Herbste und Winter über-
all herum, oder verläfst unser Vaterland ganz. Er
hüpft langsam auf den Bäumen und ungeschickt
auf der Erde herum, und fliegt langsam. Er hat
einen angenehmen, sanften, wie tüul tüi klingen-
den Lockton und einen schlichten, knarrenden Ge-
sang. Nach diesem würde er den letzten Rang
unter den Stubenvögeln einnehmen, wenn er nicht
eine so grolse Gelehrigkeit und eine so liebliche
Stimme besäfse. Beide setzen ihn in den Stand,
Lieder nachpfeifen zu lernen, wie sie kein anderer
— 16 —
Vogel vortragen kann. Er pfeift ein Lied, dafs
ihm vorgepfiflen worden ist, so rein, flötenartig und
angenehm, wie man es nur wünschen kann. Dabei
haben diese Vögel ein so liebes, zärtliches Wesen,
machen so hübsche Verbeugungen und ‚andere so
angenehme Bewegungen, dafs sie mit Recht sehr
hoch geschätzt werden. Ueberdies singen sie, wenn
man es von ihnen verlangt. Man tritt dann zu ih-
nen, ruft ihren Namen, und macht ihnen einige
Verbeugungen; der Gimpel wiederholt sie uud jfängt
dann an, seine lieblichen 'Töne hören zu lassen.
Allein, die Wahrheit zu gestehen, nur wenige brin-
gen es in ihrer Kunst. zur Vollkommenheit. Viele
lernen eine Melodie nur halb, mischen ihren eignen
Gesang mit unter, und verderben dadurch und
durch anderes Geschrei ihre schöne Weise. Ich
habe einen gehört, welcher erst die Strophen eines
Chorals, dann das Krähen des Haushahns oder
die Locktöne der Haussperlinge und andere
schlechte Töne vorbrachte. Die ächten Virtuosen
aber tragen einen ganzen Choral ohne Anstols und
so schön vor, wie man es nur wünschen kann.
Besonders herrlich klingt dann ein Triller, wenn
er gut ausgeführt wird. Da die Gimpel den Ton
genau so wiedergeben, wie sie ihn hören: darf
man ihnen nicht, wie es oft geschieht, mit einer
Drehorgel vororgeln, sondern man muls ihnen mit
reiner voller Mannsstimme oder auf einer Flöte vor-
pfeifen und den Unterricht so lange fortsetzen, bis
der Vogel ganz fest im Gesange ist. Man nimmt
die Gimpel, wenn die Schwung- und Steuerfedern
aus den Kielen hervorgebrochen sind, aus dem
Neste, und füttert sie mit eingequelltem Rübsa-
men und Semmeln, oder mit in Milch geweichter
Semmel auf, und gibt ihnen dann, wenn sie allein
fressen können, nur Rübsamen, zuweilen etwas
Hanf, auch mitunter Grünes, wobei sie sich sehr
wohl befinden. Leckerbissen sind ihnen schädlich,
In der: Freiheit fressen sie die Kerne der Vogel-,
Wachholder - und andere Beeren, verschiedene Gras-
sämereien, den Samen des Haidekrauts u. dergl.
Das von kleinen, dürren Reischen und Grashalmen
- i
gebaute Nest findet man jährlich gewöhnlich nur
ein Mal im Mai auf kleinen Fichten oder Tannen,
selten hoch, mit 4bis 5 weifsbläulichen, roth-
und dunkelbraun um das stumpfe Ende
gepunkteten Eiern, welche das Weibchen allein
ausbrütet. Unter den Jungen, welche von beiden
Eltern aufgefüttert werden, haben die Männchen
oft eine etwas mehr ins Rothgraue fallende Brust.
Um ganz sicher zu gehen: zieht man ihnen an die-
- ser einige Federn aus, um zu sehen, ob diese roth-
oder grau nachwachsen. | |
Man fängt die Alten 1) auf der Locke, ver-,
steht sich mit einem Lockvogel, nach dem sie sehr
gehen, 2) auf dem Vogelheerde, wenn nur
Beeren darauf sind, und man ihren Lockton nach-
ahmt, 3) auf der Tränke, 4) in der Schneu-
(se, in welcher sie stark nach dem Beeren gehen.
Herr Grünz zu Limbach schreibt am 5. Julius
1831 über das Brüten des Gimpels in der Gefan-
genschaft: „Er nistet, man mag ihn jung aufziehen
oder alt einfangen, im Zimmer so gut wie im Gar-
tenhause. An beiden Orten sind bei mir mehrere
Hecken von 4, 5 auch 6 Eiern ausgebrütet wor-
den; allein die Alten erhielten bei allem nur ersinn-
lichen Futter ihre Jungen nicht länger, als 2 höch-
stens 3 "Tage am Leben. Hat man im Gartenhause
Nadelbäumchen: so bauen sie gern der Natur ge-
mäfs ein Nest. Ich habe mehrere Male den Cana-
rienvögeln Gimpeleier untergelegt; allein nur ein
einziges Mal glückte es mir, dafs ein zum ersten
Mal brütendes Weibchen ein junges Gimpelmänn-
chen ausbrütete, und wirklich aufzog. Jetzt hoffte
ich nun mit diesem Gimpelmännchen und einem Ka-
narienvogelweibchen Junge zu zieheh; zwei Jahre
nach einander ging die Paarung wirklich vor sich,
das Kanarienvogelweibchen legte auch Eier; allein
sie waren nicht befruchtet. —
Obgleich dieser Gimpel nur eine kurze Zeit
die Nachtigall hörte: so hatte er doch in seinem Ge-
sange Etwas von ihr angenommen, und deswegen
glaube ich ganz gewils, er würde, wenn er ein
4 — 18 —
8
Paar Wochen früher ausgekrochen wäre, ein äch-
ter Nachtigallenschläger geworden seyn. —
Eben jetzt brütet mein Gimpelweibchen in mei-
nem Gartenhause auf 5 Eiern.“
Der Herr Doctor Richter meldet mir;
„Eine. interessante Beobachtung über die er-
staunenswerthe Lernbegierde des Gimpels will ich
mittheilen. In einem Gesellschaftskäfige befinden
sich. unter andern ein junger aufgezogener Gimpel
und ein junger Canarienvogel. Der letztere fängt
eben jetzt an, stark zu singen. So ofter dies thut,
tritt der Gimpel an seine Seite, und horcht auf-
merksam zu, wie selten ein Student der Vorlesung
seines Lehrers. Er hat bereits alle Strophen des
Canarienvogelgesangs erlernt und trägt sie fleilsig
vor. Wenn er so fortfährt: wird er ein Sänger
ohne Gleichen werden; nur fehlt ihm der Schlag,
welcher in der Kehle des Canarienvogels begründet
ist; allein der Gesang dieses Gimpels hat eine ge-
wisse angenehme Stärke.* —
26) Der schwarzstirnige Würger. La-
'nius minor, Linn. (Lanius ltalicus, Lath.)
Ein merkwürdiger Vogel, von der Grölse eines
Seidenschwanzes, von 9'' Länge und 15" Breite.
Alt. Der Schnabel, der Fuls, die Stirn, die Kopf-
seiten, die Schwung- und die 4 mittelsten Stenuer-
federn sind sschwarz, die Wurzel der Schwung-
und die 3 äufsern Steuerfedern grofsen 'Theils weils,
der Oberkörper hellaschgrau, der weilse Unterkör-
er an der Brust und den Seiten rosenroth. Im
Jugendkleide sind alle Farben schmutzig, der
Oberkörper hat schwärzliche Wellenlinien und kein
Schwarz auf der Stirn, an den Schwungfedern ste-
hen weifsliche Kanten und der Unterkörper ist gelb-
lichweifs. Im ersten Herbstkleide fehlen die
Wellenlinien des Jugendkleides und die Farben sind
schöner, als in diesem. Bei den einjährigen
Vögelnist das Schwarz der Stirn und das Rosen-
roth der Brust nur angedeutet. Es gibt von die-
sem Vogel drei verschiedene Gattungen, welche
— 19 —
sich durch die Gestalt des Schnabels und Schädels,
zum Theil auch durch die Gröfse unterscheiden,
und in verschiedenen Gegenden unseres Vaterlandes
leben.
Dieser Würger bewohnt die fruchtbaren, mit
Laubhölzern, baumreichen Gärten, Alleen und an-
dern Baumgruppen zum 'Theil bedeckten Ebenen
unseres Vaterlandes, besonders solche, in denen
grofse Viehtriften in der Nähe von Bäumen liegen.
Man findet ihn deswegen vorzüglich an Flufsufern,
welche mit vielen Erlen bewachsen und mit Wiesen
und: Triften eingefalst sind. Oft ist dieser Vogel
so keck, dafs er ganz nahe an den Häusern seinen
Wohnsitz aufschlägt. Er sitzt gern hoch auf den
Spitzen der Bäume, auf Pfählen und andern erhöh-
ten Gegenständen, fliegt leicht und schön, viel bes-
ser, als die verwandten Arten, stürzt sich mit gro-
fser Sicherheit auf die Mistkäfer, in denen fast
allein seine Nahrung besteht, herab, trägt sie mit
dem Schnabel fort, zerstückelt und verschluckt sie.-
Er ist am Brutorte wenig, anderwärts ziemlich
scheu, hat einen kleinen Umkreis, in welchem er
lebt, und baut auf hohe Bäume ein ziemlich gutes
Nest, welches 5 bis 6 blafsgrüne, olivengrau
gefleckte Eier enthält. Beide Eltern sorgen
mit grofser Treue für ihre Jungen.
Er scheint wenig eigentlichen Gesang zu ha-
ben; ahmt aber die Töne mehrerer um ihn her
wohnenden Vögeln recht gut nach, und wird da-
durch ein angenehmer Stubenvogel; allein er steht
dem rothrückigen Würger doch in jeder Hin-
sich sehr nach, obgleich Bechstein das Gegentheil
behauptet; denn er trägt nur einzelne Töne oder
kurze Strophen aus den Gesängen anderer Vögel
vor. Auch hat, aufser Bechstein, Niemand gehört,
dafs dieser Würger den Nachtigallenschlag nach-
geahmt hätte. | DL
Im Käfige wird er wie der rothrückige
Würger behandelt. Um ihn zu fangen, steckt
man mannshohe, mit Sprenkeln oder Leimruthen
versehene Stöcke auf die von Bäumen freien Vieh-
triften.
— 90 —
Der Herr Mitarbeiter sagt von ihm:
„Grauer Würger. Lanius minor, Linn.
In Wien kleine Sperrelster.
Die Wildfänge ahmen die Gesänge anderer V6-
gel sehr gut nach; die aufgezogenen, welche bei
mir schon im December, und oft bei Kerzenlicht
sangen, liefsen von fremden Liedern Nichts hören.
Alle diese Vögel mischen in ihren zusammengesetz-
ten Gesang viele rauhe eigenthümliche Strophen
ein; auch ist ihr Ruf noch stärker und unangeneh-
mer, als der des Dorndrehers, und bringt die
andern zum Schweigen. Sie mausern im Januar
und Februar alle Federn ab und müssen, wie alle
Würgerarten, öfters etwas Fleisch bekommen.“
27) Die europäische Wachtel. Pendix
coturnix, Lath. (Tetrao coturnix, Linn.)
Dieser bekannte und von Vielen sehr geschätzte
Stubenvogel hat nach den verschiedenen Gattungen
eine verschiedene Gröfse, eine Länge von 8" bis
8" 9" und eine Breite von 14" bis 15" 5'“ und
folgende Zeichnung: der Schnabel ist im Sommer
hornschwärzlich, der Augenstern hellbraun, der
Fufs weifslich fleischfarben,, oder hornweißlich; der
schwarzbraune Kopf hat einen gelben Streif längs
der Mitte und über jedem Auge, der braune Ober-
körper rostgelbe Quer- und gelbe Längestreifchen,
auf den Seiten des Bürzels einen breiten rostgel-
ben Längestreif; der Schwanz ist sehr klein und
ganz unter den Bürzelfedern versteckt; die Kehle
rostbraun, braun oder schwarz, auf den Seiten
weifslich mit 2 rostbraunen, durch einen weifslichen
getheilten Halbkreis unten eingefalst; die Unter-
gurgel und der Kropf rostgelb, heller oder dunk-
ler, mit hellern Schäften, der übrige Unterkörper
weils, an den Seiten rostfarben mit breiten weisen
Schaftstreifen. Das Weibchen hat blässere Far-
ben, eine weilse Kehle, einen blalsgelben,
braun gefleckten Vorderhals und Kropf und solche
Seiten. Das Dunenkleid ist gelb, auf dem
Oberkörper rostfarben und braun gefleckt. Die
Jungen bekommen sehr bald Federn, wachsen
— 1 —
ganz aufserordentlich schnell und sehen, wenn sie
flügge sind, der Mutter ähnlich. Während des Win-
ters färben sie sich aus, und dann bekommen die
Männchen die Zeichnung der Alten. Im Herbste
ist die schwarze Kehle der männlichen Jungen von
weilsen Spitzen an den Federn fast oder ganz be-
‚deckt. Die Alten ziehen gewöhnlich fast unvermau-
sert von uns weg und haben ihren Hauptfederwech-
‘sel im Winter fern von uns. Diese Wachtel hat in
der Gestalt, selbst im Bau des Schnabels viele Aehn-
lichkeit mit den Feldhühnern, und. zerfällt in fol-
gende 3 Gattungen:
1) Die grofse Wachtel. (Feuerwach-
tel.) Coturnix major, Brifs.
Sie zeichnet sich durch ihre Gröfse aus —
Länge 8" 4" bis 9", Breite 15 2" bis 5" —
hat einen gestreckten Schnabel und auf dem langen
Kopfe einen merklich über die Stirn vorragenden
Scheitel. Sie zieht gewöhnlich bei uns durch, brü-
tet aber selten im mittlern Deutschlande.
- 2) Die mittlere Wachtel. Coturnix me-
dia, br. |
Sie ist etwas kleiner, als die vorhergehende,
und zeichnet sich vorzüglich von ihr durch den kür-
zern Schnabel und Kopf und dadurch aus, dafs der
Scheitel kaum höher ist, als die Stirn. —
Sie ist die gewöhnliche Wachtel im mittlern
Deutschlande.
3) Die kleine Wachtel. Coiurnix minor,
Br.
Sie ist merklich kleiner, als die beiden, vorher-
gehenden, nur 8" lang und 14" breit und unter-
scheidet sich noch überdies durch den sehr klei-
nen Schnabel, den kurzen hohen Kopf und
die auffallend kleinen Füfse. Wenn man
Nr. 1 und 3 neben einander stellt, sehen sie wie
Kolkrabe und Rabenkrähe neben einander aus.
Sie ist die seltenste in der hiesigen Gegend und
scheint nicht bei uns zu brüten.
Die Wachtel bewohnt die Getraidefelder ebe-
ner und hügeliger Gegenden, besonders solcher, in
welchen viel Waizen gebaut wird, weswegen man
sie auch in den Waizenfeldern am häufigsten an-
trifft. Sie verläfst diese nur zuweilen, um auf die,
nahe liegenden Wiesen zu gehen. In das Gebüsch
oder Gehölz kommt sie nur höchst selten und zwar
nur dann, wenn sie auf dem Zuge ermattet nie-
derfällt und Schutz sucht. Sie wandert im Mai’ bei
uns ein und geht im September von uns weg; ihr
Zug geschieht bei Nacht, und kostet sehr vielen
das Leben. Sie zieht nämlich über das Meer und
sucht auf jeder Insel auszuruhen; wenn nun der
Wind sich dreht — sie kann nur dem Winde ent-
gegen fliegen — oder Sturm sich erhebt: so stürzt
sie in das Meer und ertrinkt. Wie ungern die
. Wachtel auffliegt: sieht man dann, wenn man sie
verfolgt. Sie läuft weite Strecken und fliegt dann
‚ auf, wenn man ihr recht rasch auf den Leib kommt.
Ihr Flug ist ziemlich schnell, geht fast gerade aus,
aber dauert nicht lange. Sie weils, dafs sie sich
nicht auf den Flug verlassen kann, deswegen ver-
birgt sie sich in dichtem Getraide und nimmt zum
Fluge nur im äufsersten Nothfall ihre Zuflucht.
Im Herbste mufs sie das freilich thun, wenn ihr
der Hühnerhund auf den Leib kommt. Bei Annä-
herung der Menschen und Raubvögel kauert sie
sich ganz auf den Boden nieder, was man nicht
gut bei den gezähmten beobachten kann. Sie frifst
eine Menge Sämereien und Insekten, besonders
Waizen, Hirsen, Rübsamen, Hanf und Grassäme-
reien, aber auch sehr viele Insekten und ihre Lar-
ven. Ihr Nest ist ein im Getraide oder Grase —
"sie nistet zuweilen auch auf Wiesen — gescharrtes
Loch, welches mit wenigen dürren Grasblättern be-
legt wird und 8 bis 16 gelbe*) — sie sind
heller oder dunkler — braun oder schwarz
gefleckte Eier enthält. Vor Anfang des Julius
legt keine Wachtel, ja ich habe ihre Eier zu
Ende des August, sogar im September und zwar
gegen die Mitte dieses Monats gefunden. Die Jun-
*) Bechstein sagt sehr irrig: „‚Bläulichweilse,*
— 18 —
gen kriechen in 17 bis 18 'Tagen aus und wachsen
über alle Vorstellung schnell, so dafs sie die Reise
mitmachen können.
Die Hauptsache bei der Wachtel ist der Schlag
und in ihm sind sie sehr verschieden. Er fängt be-
kanntlich an mit Wawa und lautet pickwerwick.
Das ist das Ganze. Allein das Sonderbare, Schar-
fe, Laute und Abgesetzte der Töne gibt ihm doch
einen eignen Reiz. Nr. 1 schlägt stark, aber nicht
ausgezeichnet; Nr. 2 besser und bei Monden-
schein oft die ganze Nacht; Nr. 3 hat den besten
Schlag, denn die 'Töne desselben sind am schnei-
dendsten und am meisten abgesetzt; deswegen ha-
* ben auch die Freunde des Wachtelschlages diese
kleine Wachtel sehr lieb. Vorzüglich darauf kommt
es beim Wachtelschlag an, wie oft er nach einan-
der wiederholt wird. Geschieht dies, wie gewöhn-
lich, nur 3 bis 4 Mal, so taugt die Wachtel Nichts;
wird das Pickwerwick 7, 8 und 9 Mal wieder-
holt, so ist die Wachtel schon aller Ehren werth;
allein eine, die mehr als zehnmal nach einander
wiederholt, ist selten und kostbar. In der hiesigen
Gegend hörte ich eine Nachts um 11 Uhr, die nie
unter 11 Mal schlug, ja eine andere bei Tage
schlug 13 Mal. Schlägt eine 12 bis 16 Mal, so ist es
ein ganz aufserordentlicher und sehr kostbarer Vo-
gel. In der Freiheit hört man sie vom Mai bis in
den August; im Käfige aber fangen sie viel frü-
‚ her an. —
Man fängt die Wachteln am leichtesten in
dem weltbekannten Wachtelgarne, indem man das
hitzige Männchen durch die Wachtelpfeife, welche
den Lockton püpü und penk penk des Weib-
chens nachahmt, in das Garn lockt. Zufällig fängt
man sie in den Lerchengarnen, steckt sie in einen
etwas geräumigen Käfig ohne Sitzstangen, welcher
unten mit vielen Sand bestreut und oben mit Lein-
wand, damit die Wachtel beim Auffliegen und Auf-
springen den Kopf sich nicht beschädigt, bedeckt seyn
mufs. Man füttert sie mit Hanf, Hirsen, Rübsa-
men, Semmelgrumen, Ameiseneiern Bu Mehlwür--
—- 14 —
mern. Sie hält sich mehrere Jahre, wird sehr zahm
und läfst sich sogar in der Stube zur Fortpflan-
zung bringen. EHE:
Die jungen Wachteln zieht man mit Ameisen-
eiern, Hühnereiern, Semmel u. dgl. auf, und hängt
sie zu einem tüchtigen Schläger; dann werden sie
sehr gut. —
IN. Sänger dritten Ranges.
Hierher rechne ich viele Vögel, deren Gesang
zwar nicht ausgezeichnet, aber doch noch ange-
nehm ist. Sie haben für den Liebhaber nicht den
Werth, wie die der vorhergehenden Abtheilung,
werden aber von Vielen noch gebalten, und sind
denen der folgenden Classe weit vorzuziehen. —
1) Der Teichschilfsänger. Calamoher-
pe arundinacea, Boje. (Sylvia arundinacea, Lath.
Mot. arundinacea, Linn.)
Er unterscheidet sich von den oben beschrie-
benen Sumpfschilfsänger durch den an der
Wurzel breiten und niedrigen, überhaupt
längern Schnabel, und den ölgraubraunen
Bürzel, da dieser bei dm Sumpfschilfsänger
grünlich ist. Seine Länge beträgt 6'' bis 6" 4"
und seine Breite 8 bis 8" 6".
Der Schnabel ist oben hellhornfarben, unten
horngelblich, der Augenstern erzfarben, der Fuls
gelblich fleischfarben, der Oberkörper ölgraubraun,
über dem Auge mit einem kurzen rostgelben Strich,
der Unterkörper rostgelblichweis. Das Weib-
chen ist etwas kleiner, als das Männchen; die
Jungen und Herbstvögel ziehen oben stark ins
Oelgraue, der Unterkörper ins Blafsrostgelbe. Die-
ser Vogel zerfällt in 6 verschiedene, schwer von
einander zu unterscheidende Gattungen, welche im
Gesange verschieden sind, und von denen eine,
welche schon Bechstein kannte, auf dem Schwan-
ze eine helle, ins rostfarbige ziehende Binde zeigt.
kn
Alle diese Vögel bewohnen die mit Rohr allein,
oder mit Rohr und Gebüsch bewachsenen "Teiche,
Seen und Flufsufer, kommen spät an und ziehen
bald weg, kriechen mit aufserordentlicher Geschick-
lichkeit in den Rohrwäldern herum, fressen solche
Insekten und ihre Larven, welche im Rohre, auf
Erlen - oder Weidengebüsch, oder überhaupt in
der Nähe des Wassers leben, haben einen. eigen-
thümlichen, sehr abwechselnden, aber mit vielen
unangenehmen 'Tonen vermischten, zum Theil er-
borgten Gesang, bauen schöne künstliche Nester
von Grasblättern, inwendig von zarten Grashalmen
zwischen Rohrstengel oder an Zweige, und legen
4 bis 5 weilsliche oder grauweilse, oft ins
Grünliche ziehende, dunkel gefleckte
Eier. Man fängt sie mit Garnen am und im Roh-
re, mit Leimruthen, auf dem Tränkheerde, zuwei-
len in Fischreusen, selten im Schlaggärnchen.
Der Herr Mitarbeiter sagt über
„Den Teichschilfsänger. Sylvia arundina-
cea, Lath. In Wien Rohrspottvogel.
Er hat aufserordentlich viele Aehnlichkeit mit
dem Sumpfschilfsänger nicht nur in seinem
Aeufsern, sondern auch in seinem Betragen. Die-
selbe Unruhe bei der Nacht, dieselbe Gewohnheit
bis in die Nacht hinein zu singen — unsern Vogel
‚hört man oft bis Mitternacht — dieselbe Zeit der
Mauser, zu welcher beide in den Käfig schwer zu brin-
gen sind, und endlich die gröfste Aehnlickeit im Ge-
sange*). Der grölste Theil der 'Töne des Teich-
schilfsängers ist sanft und angenehm, doch bringt
er mehrere hervor, die ängstlich und nicht so rund
und flötend, als jene des Sumpfsängers sind.
Er spottet wie jener andern Vögeln recht gut nach;
*) Wahrscheinlich brütet bei Wien mein Weidenrohrsän-
ger, eine Gattung des Teichschilfsängers, welche weit besser,
als die hier nistenden Arten singt; sonst würde der Herr Graf
schwerlich eine so vortheilhafte Beschreibung des Gesangs ge-
macht haben. B
13 *
— 16 —
so ahmt der, welcher in diesem Augenblicke neben
mir singt, den Amselruf recht gut nach. Obgleich
dieser Vogel nicht so laut, als die Bastardnach-
tigall singt, so finde ich doch zwischen ihrem Ge-
sang und dem des Teichschilfsängers, da in
beiden viel Kreischendes und Schwatzendes vor-
kommt, mehr Aehnlichkeit, als zwischen dem Ge-
sange des letztern mit dem des Sumpfschilf-
sängers, der mir wenigsens voller, flötender und
angenehmer, als der der beiden andern Vögel klingt.
Dies widerspricht dem, was ich oben von der
Aehnlichkeit des Gesanges der beiden Rohrsänger
sagte, keines Weges; der Vortrag ihrer Lieder ist
ganz derselbe; allein in Hinsicht auf die Reinheit
und das Flötende der Stimme unterscheidet sich
der Sumpfsänger. Die Behandlung im Käfige
ist bei beiden Vögeln völlig einerlei.“
2) Der drosselartige Schilfsänger.
Calamoherpe turdoides, Boje. (Sylvia turdordes,
Meyer. Turtus arundinaceus, Linn.)
Er unterscheidet sich von allen Schilfsängern
durch seine Gröfse und den drosselartigen Schna-
bel; denn seine Länge beträgt 9" bis 9* 6" und
seine Breite 12 3" bis 8". Seine Farbe ist fast
ganz wie bei dem TTeichschilfsänger; allein im
Herbste schöner; dann zieht sein ganzer Unterkör-
per so stark ins Rostgelbe, dafs man ihn oft rein
rostgelb nennen kann. Uebrigens ist der Aufent-
haltsort, die Nahrung, die Fortpflanzung und das
Betragen ganz dasselbe, nur mit dem Unterschied,
dafs unser Vogel viel gröfsere Rohrwälder zu sei-
nem Aufenthalte braucht, als der 'Teichschilfsänger,
und im Frühjahre zuweilen auf Bäumen singt, was
jener nur sehr selten thut. Auch ist sein Gesang
obgleich viel stärker, und dem seines kleinen Ver-
wandten ähnlich, doch schlechter; es gibt selten gute
Sänger unter den drei hierher gehörenden Gattun-
gen. Der Fang ist wie bei dem vorhergehenden.
Der Herr Mitarbeiter rühmt seinen Gesang auch
nicht im Folgenden.
— 19 —
„Der drosselartige Schilfsänger. Syl-
via turdoides, Lath. In Wien Rohrnachtigall.
Rohrdrossel.
Diesen Vogel hatte ich einige. Zeit bei mir,
um seinen von Mehrern gerühmten Gesang zu hö-
ren. Meinen Beifall erhielt er aber gar nicht. Ein
gewisses Quack, quack und einige hohe schreien-
de 'Töne, unter denen sich aber keine flötenden be-
finden, bilden sein sehr lautes, mir unangenehmes
Lied. Ich hörte zwar nur einen einzigen*); al-
lein bei uns in Wien wird er als Singvogel gar
nicht geschätzt.
So wie Sylvia palustris, arundınacea, phrag-
mitis und, wie ich fest glaube, alle andern Schilf-
sänger mausert dieser Vogel im Februar und
März**) alle Federn ab; doch ist er, wie alle seine
Gattungsverwandten, im Käfige schwer dazu zu
bringen. Ich sah einen aufgezogenen, welcher im
März leichter und gut mauserte und dann viel
sang.“ —
3) Der gestreifte Schilfsänger. Cala-
moherpe aquatica, Boje. (Sylvia aquatica, Lath.
Motacilla aquatica, Linn.)
Ein schönes Vögelchen von 5 8"! bis 6" Län-
ge und 7 10" bis 8" 2‘ Breite, welches sich in
jedem Alter vor allen ihm ähnlichen deut-
schen Vögeln durch den rostgelben oder
weilsgrauen Längestreif auf der Mitte des
Scheitels auszeichnet. Ks zerfällt in mehrere
einander ähnliche Gattungen, welche auch im Ge-
sange etwas von einander abweichen und alle fol-
gende Zeichnung haben. Frühlingskleid. Der
Schnabel ist tiefhornfarben, am Unterkiefer horn-
gelb, der Augenstern lichtbraun, der Fuls licht-
hornfarben, in der Mitte des Oberkopfs und über
*) Und wie es mir zur Gewilsheit geworden ist, schlech-
ten Sänger dieser Art. B.
**) In der Freiheit hat er noch eine Mauser im August.
B.
— 18 —
jedem Auge steht ein weilslicher, oder gelblicher
Streif — der mittlere ist zuweilen auch weilsgrau —
‘welche durch einander getrennt sind. Der übrige
_ Oberkörper ist lichtgrau mit braunschwarzen Län-
geflecken, die Steuerfedern oft zugespitzt, der weils-
liche Unterkörper an der Oberbrust uud den Seiten
mit schmalen braunen Schaftstrichen. Im Herbst-
kleide hat der rostgelbe Oberkörper braunschwarze
Streifen und Längeflecken und der blalsgelbe Un-
terkörper kaum bemerkbare dunkle Striche am Kro-
pfe. Im Jugendkleide sind die Farben blässer,
als im Herbstkleide, aber die Schaftstriche an dem
Kropfe und den Seiten deutlicher zu sehen. Die
4 mir bekannten deutschen Gattungen dieses Vo-,
gelchens unterscheiden sich durch die verschiedene
Schnabelläinge und Schädelbildung. Es bewohnt
die mit hohem Riedgrase bewachsenen Sümpfe und
Riede unseres Vaterlandes, ist aber an den meisten
Orten desselben selten zu sehen, kommt im Herbste
an die mit Rohr, Schilf und Riedgras bewachse-
nen Seen, Teiche, Sümpfe und Flüsse, hält sich
im April auf seinem Rückzuge zuweilen in den mit
altem Schilfe und Grase bewachsenen Wiesengräben
auf, läuft — seine Verwandten hüpfen — gern auf
‘ dem Boden weg wie ein Pieper, setzt selbst beim
Klettern an den Schilfstengeln einen Fufs nach dem _
andern fort, fliegt mit ausgebreitetem Schwanze
schnurrend und ungern weit, weils sich im Rohre,
Schilfe und Grase sehr gut zu verbergen, ist eben
so vorsichtig, als scheu, wandert des Nachts im
Herbst zuweilen familienweise, frifst Käferchen,
Räupchen, Insektenlarven u. dgl., welche er mit
grolser Geschicklichkeit von den Blättern der
Sumpfgewächse abliest, und baut ein sehr niedli-
ches Schilfsängernest zwischen dichtstehenden Was-
serpflanzen, welches 4 bis 5 gelblich weils-
graue, zart olivengrau gefleckte Eier ent-
hält. Man fängt ihn wie die Teichschilfsän-
ger; allein noch schwerer, als diese. Sein Ge-
sang ist schlechter, als der des Teichschilfsän-
gers, dem des folgenden ähnlich und hat viele
schnarrende, aber auch einige pfeifende, angenehme
— 199. —
Töne, welche sich an den traurigen Orten seines
Aufenthaltes nicht übel ausnehmen. Im Käfige hält
man ihn wie die übrigen Rohrsänger und er er-
freut durch seine Lebendigkeit fast noch mehr, als
durch seinen Gesang. Man darf ihn so wenig, als
einen andern Schilfsänger im Zimmer herumflie-
gen lassen; denn so gehalten sterben diese Vögel-
chen sehr bald,
4) Der Uferschilfsänger. Calamoherpe
phragmitis, Boje. (Sylvia phragmitis, Bechst.
Mot. schoenibanus, Linn.)
Dieser Schilfsänger ist kleiner, als der
Teichschilfsänger, 5’ 6" bis 6" 2" und 8"
9'" bis 9" breit und zerfällt nach der Gröfse, der
Länge des Schnabels und der Schädelbildung in
4 Gattungen. Alle haben einen grolsen gel-
ben Streif über den Augen, aber keinen
längs der Mitte des Kopfs, einen gefleck-
ten Rücken und rostgrauen ungelleckten
Bürzel. Der Schnabel ist hornfarben, an der Wur-
zel der untern Kinnlade horngelblich weifs, der öl-
graue, im Herbste rostgelbgraue Oberkörper hat
braunschwarze Längeflecken, der Unterkörper ist
rostgelblich weils, im Herbste rostgelb. Die Jun-
gen ähneln den Herbstvogeln, haben aber
verwaschenere Flecken und auf dem Kropfe dunkle
Tupfen. Die Weibchen haben einen etwas kür-
zern Se als die Männchen. Er lebt an
den mit Rohr, Schilf, Binsen und Gebüsch bewach-
senen Seen, Teichen und Morästen, bis Norwegen
hinauf, ist sehr unrubig, ziemlich scheu, auch des
Nachts munter, verbirgt sich gern vor seinen Fein-
den, singt mannichfaltig und ziemlich angenehm,
frifst eine Menge von Insekten, welche sich in der
Nähe des Wassers aufhalten, und baut ein sehr
niedliches, mit Federn durchflochtenes Nest fern
vom Ufer in dichtes Schilf. Es enthält 4 bis 5
hell- oder weifsgraue, öl- oder olivengrau
gewässerte Bier. Ka Ä
Man fängt ihn wie den Teichschilfsänger.
Der Herr Mitarbeiter und der Herr Kämme-
— 200 —
rer Kretschmar in Görlitz sagen über die Zäh-
mung dieses Vogels Folgendes:
Der Erstere schreibt: „Dieser Vogel ist nicht
so zärtlich, wie der Sumpf- und Teichschilf-
sänger; sein Ruf klingt wie der der fahlen
Grasmücke täck, zäck, oft läfst er auch einen,
dem Ker der Nachtigall ähnlichen Ton hören.
Man versicherte mir, sein Lied sei aus dem ande-
rer Vögel zusammen gesetzt, enthalte die Lock-
töne mehrerer Wasservögel, habe deswegen einige
Aehnlichkeit mit dem der Blaukehlchen, und
stände, ob er gleich nicht schlecht zu nennen sei,
doch dem des Sumpfschilfsängers weit nach.
Der Letztere sagt: „Ich besitze jetzt diesen
Vogel, der sich sehr schnell, fast augenblicklich an
die Gefangenschaft gewöhnte, und bald zahm wur-
de. Beim vorigen Besitzer wohnte er in einem kur-
zem Nachtigallenkäfig, bei mir lebt er in einem
Glockenbauer; Beides ist ihm gleich. Er mausert
sich auch im Käfige jahrlich zwei Mal, und ist ein
so tleifsiger Sänger, dals er seine schnarrenden mit
vielen pfeifenden abwechselnden, gar nicht unange-
nehm klingenden Töne vom Februar bis in den Au-
En beinahe ununterbrochen hören läfst; selbst die
ärzmauser stört ihn nicht im Gesange. Er ist
«in rasches, munteres, flinkes und schlankes Vögel-
chen und hat die Unruhe in der Nacht mit seinen
Verwandten gemein. Er badet sich oft und meldet
sich, sobald der Mehlwürmertopf auf den Tisch
kommt, mit seinem Locktone zeck.“
5) Die fahle Grasmücke. Curruca cine-
rea, Br. (Sylvia cinerea, Lath. Mot. sylvia,
Linn.)
Man erkennt diese Grasmücke in jedem
Kleide daran, dafs die erste Steuerfeder grofsen
Theils weils ist, und die hintern Schwungfedern
rostfarben eingefafst sind. Ihre Länge beträgt 6" 3"
bis 9" und ihre Breite 9" 3 bis 9". Frühlings-
kleid. Das Männchen. Der Schnabel ist horn-
farben, der Augenstern bräunlichgelb, der Fufs
— 201 —
graugelb, der Oberkörper fahl aschgrau, rostgrau
übertlogen, der Oberflügel und Schwanz grau-
schwarz, der erstere mit rostfarbenen F'ederrändern, _
der letztere an den Seiten weils, der Unterkörper
weils, an der Brust in Rosengrau, ‚an den Seiten
in Rostgelbbraun ziehend: der Oberkopf ist oft rein
aschgrau. Das Weibchen ist auf dem Oberkör-
. per schmutziger, auf dem Unterkörper weils. |
Herbstkleid. Der Oberkörper ist rostgrau,
auf dem Flügel beinahe ganz rostfarben, der Un-
*terkörper schmutzig weils. In diesem und im Ju-
gendkleide ist sie Sylvia fruticeti, Bechst. Die
Jungen vor der ersten Mauser haben schmut-
zigere Farben, als die Herbstvögel. Diese Art
zerfällt in 4 Gattungen, von denen die kleinste und
die im Fichtenwalde brütende am schönsten singt.
Sie lebt in den Hecken, Zäunen, Laubhölzern und
Fichtenwäldern Europas bis Dänemark hinauf, durch-
kriecht alles, auch das dichteste Gebüsch, das Gras
und Getraide, lockt gät, gät, scheh, scheh,
steigt bei ihrem fröhlichen, nicht ausgezeichneten Ge-
sange in die Höhe, singt aber auch im Sitzen lange
fort — dies thut. besonders, die Gattung, welche
sich im Nadelholz authält — irilst Insekten, beson-
ders Käferchen, ihre Larven und Eier, Johannis- und
Faulbeeren, Kirschen u. dgl., baut jährlich zwei Mal
ein tiefes Nest von Grashalmen und legt 4 bis 5
sehr verschieden gefärbte Eier, deren
Grundfarbe vom Weils bis zum Grüngrau abändert
und welche dunkler gefleckt sind. u
Man fängt sie am leichtesten in den Schlag-
gärnchen mit dem Mehlwürmern, seltner in Spren-
keln mit Hollunderbeeren.
Der Herr Graf sagt über diesen Vogel:
„Die fahle Grasmücke. Sylvia cinerea,
Lath. In Wien kleine Grasmücke.
Ich fand diese Vögel in der Gröfse sehr ver-
schieden, der beste Sänger, welchen ich von die-
sen Vögeln besafs, war sehr klein.‘ Er sang nicht
nur vortrefflich, sondern auch bis tief in den Au-
gust, da die meisten schon in der Mitte des Julius
>
— a0 —_
aufhören. Dieser Gesang ist ‘sehr lieblich, sanft
abwechselnd und jeder Zeit für. die Stube ange-
nehm. Es kommt darin eine Art Triller vor, wel-
cher ihm eine entfernte Aehnlichkeit mit einem sanf-
ten Lerchengesang gibt. Gegen das Ende der
Singzeit lassen viele nur noch die laute Schlufs-
strophe hören, welche dann fortwährend wiederholt
wird. Schade, dafs sie im Zimmer nicht so zeitig,
wie der Mönch anfangen, sondern erst nach ihrer
Hauptmauser, welche im Winter vor sich geht,
recht fleilsig im Gesange werden. Im Sommer er-
neuern sie, wenn auch nicht ihr ganzes, doch ei-
nen 'T'heil ihres Gefieders. Sie schnalzen wie die
Schwarzköpfe tack tack, nur nicht so laut
und anhaltend, sind aber zärtlicher, als sie, und
fressen beinahe eben so gern, wie diese Hollunder-
beeren, die ihnen auch sehr gesund sind. Das
einzige Unangenehme bei diesem Vogel ist, dafs
er fast eben so sehr, wie die Sperbergras-
mücke, vom Ungeziefer geplagt wird. Die junge
Sylvia cinerea ist vor der ersten Frühlingsmauser
die viel besprochene rostgraue Grasmücke.
6) Der Gartenrothschwanz. Auticilla
arborea, Br. (Sylvia phoenicurus, Lath. Mota-
cilla. phoenicurus, Linn.)
Er unterscheidet sich von den andern Sängern
durch den rothen Schwanz und Bürzel und
von dem ähnlichen Hausrothschwanz dadurch, -
dafs bei unserm Vogel die 2te Schwungfeder so
lang als die 6ste; bei diesem aber die 2te so lang,
als die 7te ist. Das Männchen im Frühjahre.
Länge 6 2" bis 4", Breite 9" 8" bis 10" 4.
Der Schnabel, der Fufs, die Stirn, die Kopfseiten
‘und die Kehle schwarz, der Vorderkopf und ein
Strich über dem Auge rein weils, der Oberkörper
aschgrau, der Flügel grauschwarz mit grauen Fe-
derrändern, der Bü’zel und der an den beiden mitt-
lern Steuerfedern bräunliche Schwanz hoch rostroth,.
die Brust und die Seiten des weilslichen Bauches
etwas blässer, als der Schwanz. Im Herbstklei-
de ist ‚die schöne Zeichnung zum Theil unter
— 205 —
grauen und grauweifsen Federrändern versteckt.
Das Weibchen ist oben tiefgrau, unten grau,
nur selten mit Andeutung der dunkeln Kehle, der
rothen Brust und der weilsen Platte des Männ-
chen. Die Jungen sind auf dem Oberkörper
grau, rostgelb und braun gefleckt, auf dem Unter-
körper grau mit rostgelben Federrändern.
Er zerfällt nach der Schnabellänge in 3 Gat-
tungen, von denen die eine, meine Auticıla syl-
. vestris, im Nadelholze, die andere mehr nördlich
als die dritte lebt. Alle bewohnen die mit Bäumen
besetzten Stellen, sitzen gern hoch, nehmen aber
ihre Nahrung, vorzüglich Käferchen, Fliegen, Räup-
chen und Insektenlarven, nicht nur von den Bäu-
men, sondern auch von der Erde weg, fressen auch
Hollunderbeeren, sind mehr oder weniger scheu,
äulserst unruhig, haben einen kurzen, angenehmen
Gesang, den sie sehr früh am Morgen hören las-
sen, nisten in Baum- und Erdlöchern, auch in Häu-
sern und legen auf ein warmes Nest von Moos,
Halmen, Haaren und Federn 5 bis 8 rein blau-
grüne Bier.
Man fängt sie mit dem Schlaggärnchen und in
Sprenkeln, zuweilen auch im Frübjahre auf Leim-
ruthen wie die Rothkehlchen.
Der Herr Mitarbeiter sagt von
'„Dem Baumrothschwänzchen. Sylvia
phoenicurus, Lath. In Wien Rothschweifchen.
Ein sehr hübscher Vogel, dessen Gesang ziem-
lich angenehm, dem des Rothkehlchens etwas
ähnlich, aber kürzer ist, und die langgezogene
Schlufsstrophe, welche den Gesang des Roth-
kehlchens so feierlich macht, auch nicht hat.
. Manche Rothschwänze nehmen ganze "Theile
aus dem Gesang anderer Vögel in den ihrigen auf,
der dadurch gar sehr verbessert wird. Sie singen
sehr fleifsig und einen grofsen 'Theil des Jahres.
Wegen ihres melancholischen Locktons uit uit
tack,-tack, der mir äufserst widrig klingt, kann
ich keinen lange im Zimmer dulden.“ |
- 4 —
7) Die Klappergrasmücke. Cnrruca gar-
rula, Bri/s. (Sylvia curruca, Bechst. Motacilla
garrula, Reiz.) |
Eine kleine Grasmücke von 5" 10"' Länge
und 8" 4'" his 8" Breite und nicht unangenehmer
Zeichnung. Der Schnabel ist tief hornbraun, der
Augenstern braun, der Fufs bleifarben, der Ober-
kopf rein, die Kopfseiten dunkelaschgrau, der übri-
ge Oberkörper tiefgrau, die Schwung- und Steuer-
federn, die äufserste weilsliche der letztern ausge-
nommen, grauschwarz, grau gesäumt, der Unter-
terkörper weils, auf der Brust und an den Seiten
kaum merklich grauüberflogen. Die unvermau-
serten Jungen sind auf dem Oberkörper schmut-
ziggrau, auf dem Kopfe unrein aschgrau und auf
dem Unterkörper al grau überflogen. Das
Weibchen hat kaum mattere Farben, als das
: Männchen.
Diese Art zerfällt in 4 verschiedene Gattungen,
von denen eine einen weilsen Streif über dem Auge
hat, und eine im Fichtenwalde lebt. Alle Klap-
pergrasmücken lieben dichtes Gebüsch, sitzen
nicht gern hoch, suchen aber auch von den Zweigen,
Blüthen und Blättern der Bäume Räupchen, Kä-
ferchen, Insektenlarven und Eier mit Emsigkeit ab,
und lassen dabei immer in Klipp, klipp, ihren
Triller und ihren geschwätzigen und klappernden
Gesang hören, wovon sie ihren Namen Müller-
chen erhalten haben, sind sehr zutraulich, und in
beständiger Bewegung, verzehren im Sommer auch
Kirschen und Johannis-, im Herbste Hollunderbee-
ren, und bauen jährlich zwei Mal ihr kleines, gro-
(sen 'Theiis von Grashalmen, Raupengespinnst u.
dergl. zusammen gesetztes Nest in dichtes Gebüsch,
gern in Dornen. Es enthält 4 bis 7 weilse, öl-
grau und braun gefleckte Eier.
Man fängt diese Grasmücken im Schlag-
gärnchen und auf Leimruthen mit Mehlwürmern,
und in Sprenkeln, vor denen Kirschen, Johannis-
oder Hollunderbeeren hängen. — Ye
Ueber diesen Vogel bemerkt der Herr Graf:
„Die Klappergrasmücke. Sylvia curru-
ca, Bechst. In Wien Weifsbartel.
Dieses Vögelchen hat einen artigen Gesang,
der aber nach meinem Geschmacke durch das sehr
oft darin vorkommende Klipp klipp etwas ver-
dorben wird; Einige dieser Grasmücken singen
viel lauter, als andere, welche man unter andern
Vögeln kaum hören kann. Eine sang bei mir schon
im März sehr hübsch und so laut, dafs ich sie,
trotz dem Geschrei meiner vielen Vögel, wahrneh-
men konnte. Sie mausern gewöhnlich erst im März,
also viel später, als die fahle Grasmücke, und
dies ist ihre Hauptmauser.
Sie werden aufserordentlich zahm, sind aber
ziemlich zärtlich.“ —
8) Der schieferbrüstige Flüevogel.
(Die Braunelle.) Accentor modularis, Koch.
(Sylvia modularıs, Lath. Motacilla modularis,
Linn.)
Dieser Vogel unterscheidet sich von den an-
dern Singvögeln gleicher Gröfse — Länge 6'' 2"
bis 10"', Breite 9" 1" bis 8" — durch den grolsen
Theils schieferfarbigen Unterkörper. Das
Männchen im Frühjahre. Der Schnabel ist
hornschwärzlich, der Fufs hellbraun, der Augen-
stern braungelb, der Oberkopf und Nacken ge-
dämpft schiefergrau, undeutlich dunkler gestreift,
der Mantel rostfarben, mit dunkelbraunen Länge-
flecken, auf dem Flügel 1 oder 2 helle Binden,
der Schwanz grauschwarz mit hellern Federrändern,
der schiefergraue Unterkörper ist am Bauche weils,
an den rostfarbigen Seiten mit dunklern Schaft-
flecken. Das Weibchen ist auf dem Oberkopfe
und Nacken dunkler gefleckt und am Vorderkör-
körper blässer, als das Männchen. Bei den
Jungen ist der Schnabel röthlich; an der Spitze
grauroth, der Rachen und Schnabelwinkel orangen-
farben, der Fufls ‚gelblich rosenroth, der Oberkör-
per rostgelb, schwarzbraun gefleckt, der Flügel
mit breiten rostgelben Binden, der Kropf und die
Seiten des Unterkörpers rostgelb, mit dreieckigen
und länglichen grauschwarzen Flecken. Es gibt
von ihm in hiesiger Gegend 2 Gattungen.
Er bewohnt vorzugweise die gebirgigen Schwarz-
wälder, einzeln auch die Laubhölzer bis Norwegen
hinauf, hält sich am liebsten in Fichtendickigten
auf, bringt den Winter in Südeuropa, oft schon in
Westdeutschland zu, lockt tüil, tüll, hat einen
einfachen kurzen, aber angenehmen, dem Schlage
des Zaunkönigs etwas ähnlichen Gesang, den
er gewöhnlich frei sitzend hören lälst, ist wenig
scheu, wird im Käfig, in welchem er Nachtigallen-
futter, grolsen Theils auch Mohn erhält, sehr zahm,
und singt in ihm den gröfsten Theil des Jahres.
In der Freiheit frilst er Käferchen, Insektenlarven,
und verschiedene ‘Sämereien, als Mohn-, Gras-
und Erlensamen, welchen er auf der Erde aufliest,
baut in dichtes Gebüsch ein warmes Nest von Moos
und legt 4 bis 5 schöne blaugrüne, oder
grünblaue Eier.
Man fängt ihn im Schlaggärnchen mit dem
Mehlwurme, oder auf Stäben, welche man mit
Leimruthen belegt, und in die Zäune steckt. Auf
diese werden diese Flüevögel, wie oben bei den
Rothkehlchen gezeigt wurde, zugetrieben.
Der Herr Mitarbeiter sagt über
„den schieferbrüstigen Flüevogel. Accen-
tor modularis, Koch. In Wien Braunelle.
Der Gesang dieses Vogels ist hübsch, aber we-
nig abwechselnd, und nicht laut; er läfst ihn bei-
nahe den ganzen Tag hören. Die Braunelle
wird bald zahm und frifst, aufser dem Nachtigal-
lenfutter, zur Abwechselung dann und wann einige
Samenkörner. Sie mausert sich jährlich nur ein
Mal und zwar im Sommer.“
9) Die schwefelgelbe Bachstelze. Mo-
tacilla sulphurea, Bechst.
Ein schöner Vogel, welcher 10" 9" bis 11” _
4" breit und wegen seines langen Schwanzes 8”
bis 8" 9 lang ist. Er unterscheidet sich in allen
— N
Kleidern von den nahen Verwandten dadurch, dafs
die 3 äufsersten Steuerfedern viel Weifs haben.
Diese Bachstelze ist nach der Jahreszeit verschie-
den gezeichnet.
Frühlingskleid. Das alte Männchen.
Der Schnabel, Flügel, die 6 mittelsten Steuerfe-
dern und die Kehle schwarz, der Oberkörper asch-
grau, ins Grünliche ziehend, neben der Kehle,
über dem Auge und um dasselbe ein weilser Streif.
Der Unterkörper von der Kehle an schön schwe-
felgelb, die Fülse sind horngrau. Bei dem ein-
jährigen Männchen hat die schwarze Kehle
graue Kanten. Diesem ähnlich ist das alte Weib-
chen; allein die Kehle ist mehr grauschwarz, als.
schwarz, oft mit weifsen Federn untermischt, und
der Unter- und Oberkörper weniger schön. Dem
einjährigen Weibchen: fehlt die schwarze Kehle
grölstentheils oder ganz, was sehr selten bei dem
Männchen im Frühjahre der Fall ist.
‘Alle Herbstvögel haben eine weifse Kehle
und eine an der Brust in das Röthlichgelbe ziehen-
de Farbe. Bei den unvermauserten Jungen
ist der Oberkörper schmutzig aschgrau, der Unter-
körper gelbgrau, die grauweilse Kehle mit schwarz-
grauen Punkten eingefalst.
Sie wohnt im mittlern Europa selten bis Schwe-
den hinauf an den Ufern der Flüsse, Bäche, Seen,
Teiche und Sümpfe, auf Wiesen und in Wäldern,
aber nur in bergigten Gegenden — die auf hohen
Gebirgen weicht von denen niedriger Gegenden ab —
sehr oft im Nadelwalde, gern in der Nähe der Mühlen
und Gewerke, der Wehre und Schleuflsen, am lieb-
sten an solchen Orten, wo durch die Einrichtung,
dafs das Wasser zum Treiben der Räder in Tei-
chen gesammelt und dann abgelassen wird, bald
ein Theil des Bettes der Bäche, bald ein Theil der
Teiche trocken liegt, wandert einzeln und sucht
auch auf dem Zuge gern die hellen Waldbäche auf,
an denen sie auch zuweilen überwintert, ist aufserst
unruhig, ziemlich, oft sehr scheu, sitzt niedrig, oft
aber auch auf den höchsten Bäumen und Gebäuden,
— 208 —
lockt stark und singt sehr angenehm, im F'rühjahre
aber zur Paarungszeit, in welcher sie gewöhnlich
nur einige T’öne hören läfst, selten, häufiger im
Herbste an den Bächen, mausert sich, wie alle
Bachstelzen, jährlich zwei Mal, frifst vorzugs-
weise Wasserinsekten, ihre Larven und Eier, und
baut ihr warmes, von Graswurzeln, Grashalmen
und Haaren zusammen gesetztes Nest in die Lo-
cher der Mauern, Felsen und Ufer. Es enthält 4
bis 6 weilsliche oder graugelbe grau und
aschgrau gepunktete und gewässerte
Eier. RN
Man fängt sie mit dem Schlaggärnchen oder auf
Leimruthen, indem ein Mehlwurm die Lockspeise
abgibt. Die letztern kann man auch ohne Mehl-
würmer dahin stellen, wo sich diese oft hinsetzen.
‚Der Herr Mitarbeiter hat über diese schöne
Bachstelze folgende Beobachtung gemacht. Er
sagt: \
„Die graue Bachstelze. (In Wien eben
so.) Motacilla sulphurea, Bechst.
Sie ist ein wunderschöner Vogel, ja die schön-
ste von den drei einheimischen — in Dalmatien
lebt eine vierte —. Von der Mitte des Januar bis
zur Mitte des Julius läfst sie ihr sanftes, angeneh-
mes, aber auch einförmiges Lied hören. ' Dann
mausert sie sich 4 bis 6 Wochen lang und verliert
dabei die schöne schwarze Kehle und die hochgelbe
Farbe, bekommt aber im Februar, in welchem die
kleinen Federn zum "Theil abermals gewechselt
werden, Beides wieder, was ich drei Jahre lang
an der meinigen beobachtet habe. Sind sie einige
Jahre in der Gefangenschaft: dann bekommen sie
Schuppen an den Fülsen, auch werden sie vom Un-
geziefer geplagt. Man sperrt sie in einen langen
Käfig, und gibt ihnen Nachtigallfutter.
10) Die weilse Bachstelze. Motacilla
alba, Linn.
Sie ist etwas stärker gebaut, als die vorherge-
hende, 8" bis 8" 6 lang und 11" 8'" bis 12" 4
30: =
breit, und unterscheidet sich von allen Verwandten
durch das Weils‘ an den beiden äufsern Steuer-
und den Unterschwanzdeckfedern, wie an dem asch-
grauen Rücken.
Frühlingskleid. Der Schnabel, die Füfse,
der ganze Vorderhals, der Hinterkopf und Nacken,
die weilsgekanteten Schwung- und die 8 mittelsten
Steuerfedern schwarz, der Rücken aschgrau, auf
dem Flügel zwei weilsgraue Binden, die Stirn, die
Kopf- und Halsseiten, auch der an den Seiten graue
Unterkörper rein weils.
Bei dem Weibchen ist fast immer das Weifs
und Schwarz am Kopfe weniger rein, als beim
Männchen. Im Herbstkleide haben die alten
Vögel unter der weilsen Kehle einen schwarzen
hufeisenformigen Fleck. Die jungen Herbst-
vögel zeigen auf dem Kopfe nie ein tiefes, selten
ein schmutziges Schwarz, gewöhnlich nur ein
schmutziges Aschgrau, im Uebrigen mattere Farben,
als die Alten; die Weibchen sind stets weniger
schön, als die Männchen.
Bei den unvermauserten Jungen ist der
ganze Oberkörper schmutzigaschgrau; die Kehle
grauweils, der hufeisenformige Fleck unter ihr
schwarzgrau, der schmutzigweifse Unterkörper an
der Brust weilsgrau.
Sie unterscheidet sich nach dem Aufenthalts-
ort in vier Gattungen; da‘ diese aber im Gesange
wenig Unterschied zeigen, beschreibe ich sie hier
nicht. Ä | |
Sie lebt fast in ganz Europa bis Island hinauf
an den Ufern der Gewässer und Sümpfe, auf Hö-
fen, Wiesen, ın Gärten und Wäldern — in den
letztern nur da, wo auf Schlägen Klaftern Holz
stehen — ist sehr munter und zutraulich, beifst sich
gern mit andern Vögeln herum, verfolgt die Raub-
vögel mit starkem Geschrei, läuft gern auf den
Viehtriften herum, folgt dem Pfluge, weswegen
sie in Thüringen Ackermännchen heifst, lockt
zizih, singt angenehm, im Fluge anders, als im
Sitzen, gewöhnlich so, dals die Töne schnell auf
— 20 —
einander folgen, im Herbste sehr gern auf den Dä-
chern; frilst eine Menge kleine Insekten und ihre
Larven, die sie von der Erde und von den Dä-
chern abliest, oder aus der Luft wegfängt, wird
ein angenehmer Stubenvogel, welcher sowohl frei
herum laufend als in einen langen Käfig gesperrt
und mit Nachtigallenfutter ernährt, dem Liebhaber
Freude macht, und nistet jährlich zwei Mal in ver-
schiedenen Löchern, baut ein warmes Nest von
Moos, Halmen und Haaren, und legt 4 bis 8
weilsliche asch- unddunkelgrau gefleckte
oder gepunktete Eier. Man fängt sie wie die _
vorhergehenden. Bei später Kälte entblolst man in
der Nähe ihres Aufenthaltsortes eine Stelle von
Schnee und stellt ein Schlaggarı mit einem Mehl-
wurm hin.
Der Herr Mitarbeiter sagt über
„Die weifse Bachstelze. (In Wien eben
so.) Motucılla ulba, Linn.
‚Sie ist ein besonders im Frühjahr sehr schöner
Vogel. Ihr Gesang ist ziemlich tief, laut und
‚schnell durch einander geschlagen; allein ziemlich
kurz, doch angenehm, wenn auch nicht sehr ab-
wechselnd. Ich glaubte immer, eine Strophe dar-
in zu hören, welche dem Gesange der fahlen Gras-
mücke eigenthümlich ist. Obwohl sie, wenn sie
auch die vorhergehende nicht erreicht, für eine
gute Sängerin gelten kann: war sie mir doch ihres
lauten, durchdringenden, oft wiederholten Lock-
tons wegen, widrig. Sie frilst aufserordentlich gern
Mehlwürmer.“
11) Der Wiesenpieper. Anthus praten-
sis, Bechst. (Alauda pratensis, Linn.)
Unter dieser Benennung begreifen Bechstein
und nach ihm die meisten Naturforscher sehr ver-
schiedene Gattungen, z. B. meinen oben beschrie-
benen Singpieper, den ächten Wiesen-, den
Morast-, Sumpf-, Haiden-, Lichtenstein-
schen, den dänischen, hochköpfigen, den
Bergpieper u. s. w., welche alle folgende Kenn-
a
zeichen mit einander gemein haben. Ihr Schna-
bel ist dünn und gestreckt, ihr Fufs
schwach mit einem, die hintere Zehe an
Länge übertreffenden, bogenförmigenNa-
gel, der Oberkörper lerchenfarben, mehr
oder weniger ins Olivengrüne ziehend,
der Unterkörper rostgelblich oder weifs-
lich, auf dem Kropfe stark gefleckt. Sie
mausern sich in der Regel jährlich zwei Mal, sind
‘aber nach dem Geschlechte, der Jahreszeit und dem
Alter wenig verschieden. Die Länge beträgt 6" bis
7" und die Breite 10 bis 11” 6. Der Schnabel
ist dunkelhornfarben, an der Schneide lichter; der
Augenstern braun, der ganze Oberkörper auf oli-
vengrünem, oder olivengelbgrünem Grunde schwarz
getleckt, oft fast ganz lerchefarben, über dem Au-
ge mit 1, auf dem Flügel mit 2 gelben Streifen,
die schwärzlichen Schwung - und Steuerfedern hell
gesäumt, die Iste der letztern fast ganz, die 2te
in einem keilförmigen, die Ste oft auch noch in
einem kleinen Fleckchen weils, der gelblichweifse,
oder weifse Unterkörper neben der Kehle, an dem
Kropfe, der Oberbrust und den Seiten mit schwar-
zen Längeflecken besetzt. Bei‘ mehrern ist die
Kehle im Frühjahre dunkel rostgelb, bei dem roth-
kehligen, der in Nubien lebt, roströthlich. Die
Jungen haben schmutzigere Farben als die Herbst-
vögel und gewöhnlich schmälere schwarze Länge-
flecken am Vorderkörper. Die Weibchen sind
stets kleiner und gewöhnlich weniger schön, als
die Männchen. Diese Vögel leben an sehr ver-
schiedenen Orten, die meisten in tief liegenden, an
Brüchen, Sümpfen und Morästen reichen Gegen-
den, einige auf Haiden, andere auf dem Bergebe-
nen auf ziemlich trocknem Moorboden, die meisten
hassen, einige lieben den Nadelwald, alle kommen
im Frühjahre an die Ufer der Gewässer, auf feuchte
Wiesen, bei spätem Schnee an die offnen Quellen,
an denen auch einzelne überwintern, im Herbste
in grolsen oder kleinen Flügen auf die Felder, in
die Kohl-, Rübsen- und Kartofieläcker, auch auf
die hohen Saaten, alle sind sehr en und scheu,
1
— 212 —
am leichtesten im Lerchengarn, schwerer auf Leim-
ruthen und im Schlaggärnchen mit dem Mehlwur-
me zu fangen, alle locken piep, his und haben
keinen ausgezeichneten Gesang, bei welchem sie
gewöhnlich in die Höhe steigen, alle fressen kleine
Insekten, ihre Larven und Eier, und legen in ein
schlechtes Nest von zarten Grasblättern und Gras-
halmen 4 bis 6 graue, dunkler gefleckte
zuweilen rein braune ‚Bier. Sie gewöhnen
sich ziemlich leicht an die Gefangenschalt, lassen
sich in einem langen, oben mit Leinwand bedeck-
ten Käfig bei Nachtigallfutter gut erhalten, und
erfreuen den Liebhaber mehr durch ihr anmuthiges
Wesen, als durch ihren Gesang.
12) Der Wasserpieper. Anthus aquatı-
eus, Bechst. (Anthius montanus, Koch. Hierher
wird gewöhnlich auch gerechnet Aluuda petrosa
oder Anthus rupesiris, Nilfs.) i
Dieser Vogel ist gröfser, als alle Wiesen-
pieper, 7" bis 7 9" lang und 11” bis 12” 2
breit, schon dadurch, noch mehr aber durch die
-grofsen braunen Fülse von ihm zu unterscheiden,
und nach den Gattungen und der Jahreszeit sehr
verschieden gezeichnet. Alle Bergwasserpie-
er haben im Sommer einen hornschwarzen Schna-
a tiefbraunen Augenstern, einen bräunlich asch-
grauen, kaum merklich dunkler gefieckten Ober-
körper, über dem Auge einen röthlichen Streif,
schwärzliche Schwung - und Steuerfedern, von de-
nen die erste und zweite Weils zeigen und einen
röthlichgrauen, mit wenigen dunkeln
Flecken besetzten Unterkörper. Der Fel-
sen- und Küstenwasserpieper, Anthus rupe-
siris, Nilfs. et Anthus littoralis, Br. unterscheiden
sich im Hochzeitkleide dadurch gar sehr von
dem eben beschriebenen, dafs bei diesen der Un-
terkörper schmutzigweifs, an der Gurgel,
der Kehle und der Oberbrust schwach röthlich
überflogen, und wie der Wiesenpieper mit
vielen dunkeln Längeflecken besetzt: ist.
Im Herbstkleide schen alle so aus: der Schna-
bel ist hornfarben, der Oberkörper dunkel oliven-
grau, kaum merklich dunkler getleckt, der Streif
über dem Auge weilslich, der Unterkörper weils-
lich auf dem Kropfe, der Oberbrust und an den
Seiten mit olivenbraunen Längeflecken. Bei den
Jungen, welche den Herbstvögeln ähneln,
sind die Füfse anfangs fleischfarben. Die Weib-
chen unterscheiden sich nur durch die hellern
Füfse von den Männchen. Die Bergwasser-
De bewohnen die hohen Gebirge Deutchlands,
esonders moorigen, an Quellen reichen Boden,
und kommen in strengen Wintern an unsere offe-
nen Quellen, die Felsen- und Küstenwasser-
pieper lieben im Sommer und auf dem Zuge den
: Meeresstrand, alle sind im Sommer wenig fern von
ihrem Brutorte, sehr scheu, ähneln in ihrem Betra-
gen dem Wiesenpieper, selbst im Locktone und
etwas im Gesange, bei welchem sie in die Höhe
steigen, fressen Käferchen, vorzüglich Wasserinsek-
ten und ihre Larven, aber auch kleine Schnecken
und Conferven, und legen in ein von Grashalmen
gebautes Nest 4 bis 9 graue, schwarzgrau
gewässerte Eier.
Man fängt sie auf einem nahe an ihrem Auf-
enthaltsorte gelegenen, vom Schnee entblöfsten
Platze unter dem Schlaggärnchen oder auf Leim-
ruthen mit Mehlwürmern. Im Zimmer läfst man
sie frei herum laufen, oder gibt ihnen einen Ler-
chenkäfig mit Nachtigallfutter. Sie erfreuen durch
ihr artiges Betragen. —
13) Die Ringamsel. Merula torguata,
Ge/sn. (Turdus torguatus, Linn.) -
Eine grofse Drossel von 11" bis 11" 9 Län-
ge und 16° 6"' bis 17 3 Breite Das Männ-
chen im Fr,ühjahre. Der Schnabel ist gelb, der
Augenstern und die Fülse braun, das ganze Ge-
fieder schwarz, an den Flügeln mit grauen Feder-
kanten, auf dem Kropfe mit einem 6" bis 9'" brei-
ten weilsen Gürtel. Im Herbste ist bei mehrern
Gattungen der Schnabel dunkel und das Gefieder
mit grauen Federrändern besetzt, welche mehrere
— 214 —
Gattüngen auch im Frühjahre zeigen. Das
Weibchen ist schwarzbraun oder grauschwarz mit
deutlichen grauweilsen Federrändern oder Spiegeln
am ÜUnterkörper und einem grauweilsen Gürtel;
der Schnabel wird nie so gelb, als beim Männ-
chen. Die Jungen ähneln den jungen Mistel-
drosseln, sind aber viel dunkler, da das Männ-
chen auf dem Oberkörper schwärzlich, das Weib-
chen auf ihm schwärzlichgrün ist. Sie zerfällt
nach der Zeichnung und Schädelbildung in 4 Gat-
tungen, von denen die auf den Alpen die kleinste,
aber schönste ist; ihr Weibchen hat die weilsli-
chen Spiegel auf dem Unterkörper. Alle diese Vö-
gel lieben die Gebirge, und streichen selbst auf
dem Zuge gern auf ihnen weg, sind lebhaft, scheu
und vorsichtig, lockt mit ziieh, tack tack, ha-
ben nach den verschiedenen Gattungen einen ver-
schiedenen Gesang, werden im Käfige, ob sie
gleich Anfangs sehr wild sind, bald zahm, fressen
vorzüglich viel Insektenlarven und Käfer, auch Bee-
ren, nisten hoch oben auf den Gebirgen, wo die
Bäume schon zwergartig stehen, wie die Schwarz-
amsel und legen 3 bis 5 blafsgrünlichblaue,
oder bläulichweifse, röthlich oder roth-
braun gefleckte Eier. Man fängt sie in der
Schneufse und auf dem Vogelheerde, selten auf
Leimruthen, und unter dem Schlaggärnchen mit
Mehlwürmern.
Der Herr Mitarbeiter hat über diesen Vogel
folgende merkwürdige Beobachtungen gemacht; er
sagt:
s „Die Ringdrossel. TZurdus torquatus,
Linn.
Diese Drossel wird nur dann und wann aus
Steiermark nach Wien gebracht. Ein einziges Mal,
als am 24. April ein ungeheurer Schnee fiel, wurden
in unserer Nähe 8 bis 10 Stück gefangen, und auf
‚den hiesigen Märkten feil geboten. Einen ‘Theil
von dem, was Bechstein über den Gesang dieses
Vogels sagt, nämlich,‘ dafs er ‚„melodienreich sei
und sehr vergnüge“, habe ich, so lange der Vo-
‘gel stille sang, ganz so gefunden, denn da glaubte
— 25 —
man eine Sing- und Schwarzdrossel, die ih-
ren Gesang einüben, zugleich zu hören, so hübsch
und abwechselnd war dieser. Was er aber von der
Stimme behauptet, nämlich „Jals sie hohl, heiser
und schwach sei, stimmt keines Weges mit meiner
Erfahrung überein. Schon in der Mitte des Sep-
tembers, 14 Tage nach Beendigung der Mauser
sang meine Ringdrossel so laut, dafs sie mich
im vierten Zimmer belästigte. Wie würde sie erst
im Februar und März, wenn sie recht in der Hitze
gewesen wäre, geschrien haben! Dieser laute Ge-
sang hat mehr Aehnlichkeit mit dem der Sing-,
als dem der Schwarzdrossel. Die Strophen
sind unzusammenhängend, die Töne folgen schnell
auf einander und haben die gröfste Aelinlichkeit
mit den lauten Pfiffen von Turdus musicus; doch
klingen sie bei weitem nicht so rein und angenehm.
Ein guter Bekannter von mir, ein grofser Vogel-
kenner, versicherte mich zu wiederholten Malen,
oft Ringamseln auf dem Gebirge, die sich ihm
nur durch ihren lauten Gesang verriethen, von
den hohen Kiefern herab geschossen zu haben.
Ein Anderer sagte mir, dafs die Wildfänge dieser
. Vögel erst im zweiten Jahre ihrer Gefangenschaft
laut würden, und immer stärker sängen, je zahmer
sie würden, was ich um so zuversichtlicher glaube,
da ich dieselbe Bemerkung seit 4 Jahren an mei-
ner alt gefangenen Schwarzdrossel mache. —
‚ Meine Ringamsel sang auch zwei Strophen
eines gelernten Liedes und zwar mit so schönem,
menschenähnlichem Pfeifen, dafs der Besitz einer
abgerichteten Ringamsel für. den, welcher auf
gelernte Vögel einen Werth legt, ein grofses Ver-
guüugen gewähren muls, um so mehr, da sie aufser
der Mauserzeit, welche im Juli und August in kur-
zer Zeit vollendet wird, das ganze Jahr hindurch
fleifsig singt. Die meinige war aufserordentlich
zahm, und rief die ihr wohlbekannten Menschen
mit einem wiederholten Tack tack, das aber
nicht so hell, als bei der Schwarzamsel klingt.
Bekam sie Etwas zu fressen, was sie gewöhnlich
durch ihren Ruf erreichen wollte, dann verlängerte
— 216 —
sie diesen, und endigte mit einem hohen, durch-
dringenden Geschrei; auch liels sie oft ein lang
gezogenes Ziiih fast wie die Rothdrossel hö-
ren. “Sie ist ein sehr unreinlicher Vogel und des-
wegen in einem guten Zimmer kaum zu dulden.‘ —
14) Die Misteldrossel. Turdus viscivo-
rus, Linn.
Sie ist die gröfste von allen europäischen Dros-
seln, 11" 6" bis 12" 9" Jang und 19" bis 19" 9"
breit. Schon dadurch und durch ihre Zeichnung
ist sie leicht won allen Verwandten zu unterschei-
den. Der Schnabel ist hornfarben, der Fufs horn-
gelblich, der Augenstern tiefbraun , der ganze Ober-
körper tiefgrau, an den Schwung- und Steuerfe-
dern grauschwarz, hellgrau gesäumt, der Flügel
gewöhnlich mit zwei schmalen, weifslichen Binden
besetzt, der Unterkörper weilslich, im Herbste be-
sonders bei den Jungen gelblich, oben mit lanzen-
förmigen, unten mit rundlichen braunschwarzen
Flecken besetzt. Die Jungen haben einen hel-
lern Schnabel, auf dem Oberkörper ‘gelbe Flecken.
Sie zerfällt nach ihren verschiedenen Aufenthalts-
orten in 3 verschiedene Gattungen, welche aber im
Gesange wenig Verschiedenheit zeigen. Sie be-
wohnt Europa, doch nicht bis Norwegen hinauf,
liebt vorzüglich gebirgige Schwarzwälder, sucht im
Winter die Wachholderbüsche, Vogelbeerbäume und
offenen Quellen auf, verläfst uns nur bei sehr tie-
fem Schnee und strenger Kälte, ist einzeln oder
paarweise, im Spätsommer und Herbste in Gesell-
schaft, fast immer aufserordentlich scheu, schreit
rrrrr tattattat, singt stark, voll, flötenartig,
aber mit geringer Abwechselung, und gewöhnlich
nur in wenigen Strophen, frifst verschiedene Käfer
und ihre Larven, Raupen, Würmer, Mistel-, Vo-
gel und andere Beeren, nistet jährlich zwei Mal
und legt 4 bis 5 blafs- oder bläulich grün-
liche, braun, rostfarben und veilchenblau
gefleckte oder gepunktete Eier.
Man fängt sie in der Schneufse oder auf dem
Vogelheerde, seltner auf Leimruthen oder unter
ee
dem Schlaggärnchen mit Mehlwürmern.. Diese
Drossel:läfst sich, wie die andern, leicht in der
Stube halten und nimmt mit dem schlechten Uni-
versalfutter fürlieb; allein sie verlangt einen gro-
[sen Käfig, wird nur nach und nach zahm, und
taugt wegen des vielen und übelriechenden Unraths,
den sie von sich gibt, nicht für ein reinliches Zim-
mer. Ihren Gesang lälst sie in der Freiheit vom
Februar bis in den Julius, oft im December, in
der Gefangenschaft fast das ganze Jahr hören.
Man sieht hieraus, dafs sie nur für den Liebhaber
Werth hat.
15) Die Rothdrossel. Turdus ilacus,
Linn.
Sie ist von Körper nur halb so grofs, als die
Misteldrossel, 9" 9“ bis 10" lang und 14" 8"'
bis 15° 9" breit. Der Schnabel ist hinten gelblich,
vorn hornschwarz, der Augenstern braun, der Fufs
hornweifslich, der Oberkörper olivengrünbraun,
über dem Auge mit einem grolsen weilsen oder
gelblichen Streif, der weilsliche Unterkörper bis
zur Brust mehr oder weniger rostgelb überflogen,
mit dreieckigen länglichen und rundlichen, brau-
nen und olivenbraunen Flecken, an den Trag- und
Ueberflügeldeckfedern brennend rostroth. Die
Weibchen sind blässer als die Männchen. Bei
den Jungen ist der Schnabel lichter, der grünlich
braune Oberkörper gelb gefleckt, die Unterflügel-
deckfedern rostgelb. Auch diese Drossel zerfällt
nach der Schädelbildung in 3 Gattungen. Sie be-
wohnt die Birkenwälder des Nordens von Europa,
brütet sehr selten in Deutschland, wandert aber im
April und October durch unser Vaterland gewöhn-
lich in gröfsern oder kleinern Flügen, schreit sieh,
und hat einen zwitschernden, nach Andern am
Brutorte einen angenehmen Gesang, den sie hoch
auf den Birken sitzend hören läfst — die, welche
ich auf dem Zuge belauschte, sangen zwitschernd,
staarähnlich und nicht sonderlich — ist sehr scheu,
frifst Käfer und ihre Larven, besonders Mehlwür-
mer, andere Insekten, Vogel-, Wachholder- und
— 28 —
Preiselbeeren, und nistet niedrig in Birkengebüsch.
Ihre 5 bis 6 Eier sind bläulichgrün, röth-
lich oder braun gefleckt. Man fängt sie auf
dem Vogelheerde, in der Schneufse oder bei spä-
tem Schnee auf Leimruthen oder unter dem’ Schlag-
gärnchen mit Mehlwürmern.
Ich theile nun noch folgende Beobachtungen
des Herrn Mitarbeiters mit:
„Die Rothdrossel. (In Wien eben so.)
Turdus iiacus, Linn.
Ein schöner Vogel, dessen Gesang nicht schlecht,
aber unbedeutend und oft sehr leise ist. Eine schon
eingewöhnte Drossel dieser Art erhielt ich am
23. December. Zwei 'Tage darauf sang sie schön,
und liels sich den Winter hindurch fleilsig und an-
haltend hören. Eine andere, welche ich 3 Jahre
‚ später im Frühjahre bekam, sang eben so fleilsig,
aber lauter, als die erste und gewöhnlich so, dals
ihr Bauch auf der Sitzstange ruhte. Dieser Ge-
sang ist eine Art Geschwätz, das viele Melodie, aber
nichts Flötendes, und eine entfernte Aehnlichkeit
mit den Halstöonen der Steindrossel hat. Die
Stimme ist aber nicht angenehm, sondern etwas
kreischend.e. Die letztere sang laut genug, so
dafs ich sie unter allen meinen Vögeln hören konnte,
Bei Kerzenlicht liels sie oft einen durchdringenden,
häfslichen 'Ton hören. Diese Drossel hatte das Un-
angenehme, ihren Koth so weit wegzuspritzen, dafs
Alles, was neben ihrem Käfige stand, davon be-
schmutzt wurde.
.. 16) Der Birkenlaubsänger (Fitis).
Phyliopneuste filis, Boje. (Sylvia fitis, Bechst.
Mot. acredula, Linn.)
' Ein kleines und artiges Vögelchen von 5’ 24
bis 9" Länge und 7" 10" bis 8" 9" Breite und
einfacher Zeichnung. Frühlingskleid. Der
Schnabel ist hornfarben, an der Schneide und un-
ten an der Wurzel gelblich, der Augenstern braun,
der Fufs horngelblichbraun, oder braun, an den
Sohlen gelb, der Oberkörper olivengrüngrau, an
)
— 219 —
den Schwung - und Steuerfedern dunkler, über dem
Auge ein gelblichweilser Streif, der weifsliche Unter-
körper auf der Oberbrust in Strichelchen blalsgelb
angetlogen. Im Herbste ist der Oberkörper hell
olivenfarben, der Unterkörper fast oder ganz blafs-
gelb. Die Jungen sind oben schmutziger und
am Unterkörper weilser, als die Herbstvögel.
Die Weibchen sind am Sichersten an der gerin-
gen Gröfse zu erkennen. Es gibt mehrere Gaitun-
gen dieser Vögel, unter denen die im Fichtenwalde
lebenden die gröfsten und besten Sänger sind. Von
den Bastardnachtigallen unterscheiden sich
diese Laubsänger durch die viel geringere Grölse
und den kleinern Schnabel und von den grauen
Laubsängern (Sylvia Ka auct.) durch die
die langen und spitzigern Flügel, lichtern Fülse
und das hellere Gelb an dem Flügelrande.
Dieses liebe Vögelchen wohnt in den Gärten,
Laubhölzern, baumreichen Thälern und an den
Flufsufern, eine Gattung auch im Nadelwalde, lockt
hoid, hat einen einfachen, aber angenehmen Ge-
sang mit flötenartigen herabsteigenden Tönen, etwa
wie hüd, hüd hu hüd, hoid, hoid hoid, frifst
kleine Insekten, ihre Larven und Eier, baut ein
backofenförmiges Nest von Halmen und Federn
und legt 5 bis 7 milchweilse, röthlich ge-
fleckte Eier.
Man fängt es in den Zäunen, wie die Roth-
kehlchen, auf Leimruthen, oder in einem Schlag-
gärnchen, oder in Sprenkeln mit Mehlwürmern.
Es ist ein liebes Vögelchen in der Stube, wel-
che es eben so schnell, als ein Rothkehlchen
von Fliegen reinigt. Will man es dann im Käfig
‘ erhalten: so mu:is man es mit Fliegen und Mehl-,
würmern an das Nachtigallenfutter gewöhnen. Noch
besser thut man, dieses zarte T'hierchen gleich An-
fangs in den Käfig zu stecken, und ihm zerschnit-
tene sich noch bewegende Mehlwürmer, zappelnde
Fliegen und andere Insekten in das Frelsgeschirr
hinein zu thun. Istes ein Mal eingewohnt: dann hält
es sich einige Zeit, verlangt aber so gute Pflege
—_— m —
“und dasselbe Futter, als die Bastardnachtigall.
Ich liefs vorigen Sommer eins in der Stube herum-
fliegen, um die lästigen Fliegen zu verzehren. Es
zeigte beim Fangen derselben eine bewundernswer-
the Geschicklichkeit; denn es schnappte sie nicht
nur von den Wänden, sondern selbst, indem es eine
sehr geschickte Wendung machte, auch von der
Decke weg.. Ich gab ihm auch noch einige Mehl-
würmer. "So befand es sich sehr wohl, reinigte in
14 Tagen die ganze Stube von den Fliegen, und
beschmutzte sie, weil es nur an bestimmten Orten
sich aufsetzte, nur wenig. —
17) Der braunkehlige Steinschmätzer.
(Das Kohlvögelchen. Saxicola rubetra,
Bechst. (Sylvia rubeira, Lath. Mot. rubetra,
Linn.)
Ein schönes Vögelchen von 5" 9'" bis 6° Län-
ge und 9" 8" bis 10" 6 Breite Das Männ-
chen im Frühjahre. Der Schnabel und Fufs
ist schwarz, der Augenstern braun, der Oberkör-
per schwarzbraun mit rostgrauen Federrändern,
der Schwanz braunschwarz, die 5 äufsern Steuer-
federn an der hintern Hälfte weils, über dem Auge
ein grolser weilser Streif und ein weilser grolser
und kleiner Fleck auf dem Flügel, das Kinn und
ein Streif neben der Kehle rein weils, die Gurgel,
der Kropf und die Brustseiten schon braungelbroth,
der übrige Unterkörper rostgelblich weifs.
Im- Herbstkleide haben die beiden hellen
Federkanten des Oberkörpers einen weilsen Spitzen-
saum, der weilse Flügeltleck ist wenig bemerkbar,
die Gurgel, der Kropf und die Brustseiten rost-
gelblich oder rostbräunlich mit braunen Schaftstri-
chen oder Schaftfiecken. Das Weibchen hat in
_ beiden Kleidern einen hellern Oberkörper, einen
kaum bemerkbaren weilsen Flügelfleck, einen gelb-
lichweilsen Streif über den Augen und neben der
Kehle und einen rostgelblichen, gewöhnlich braun
getupften Kropf. Bei den Jungen ist der Schna-
bel und Fufs lichter, der Oberkörper rostfarben +
und grauschwarz gemischt mit rostgelben und rost-
— 21 —
gelblichweifsen Längestreifen und die Brust mit
rostgelben Flecken und grauschwarzen Spitzenkan-
ten. Noch weils ich nicht, ob die verschiedenen
Gattungen dieses Vogels im Gesange verschieden
sind.
Es ist ein artiger Vogel, welcher auf Wiesen
und an grasreichen Bergabhängen unsers Vaterlan-
des lebt, auf dem Zuge die meisten Gegenden
Deutschlands trifft, und im Herbste, nämlich im
September, die Kohl-, Kraut-, Rüben- und Kar-
tofleläcker besucht, gern hoch und frei sitzt, we-
nig scheu ist und Insekten und ihre Larven, im
Herbste vorzüglich Raupen frifst und einen artigen
Gesang hat. Sein Nest steht in tiefem Grase und
enthält 4 bis 6 blaugrüne, oft röthlich be-
spritzte Eier. ‚Man fängt ihn im Frühjahre in
dem Schlaggärnchen mit Mehlwürmern und im
Herbste auf Stäben, welche mit Leimruthen be-
deckt oder mit Sprenkeln behängt so auf die Fel-
der gesteckt werden, dals sie über die sie umge-
benden Gegenstände emporragen. Man treibt die
Vögelchen dann langsam nach den Leimruthen oder
Sprenkeln zu. — |
Dieser Steinschmätzer ist ein artiger Stu-
benvogel, welcher ziemlich bald eingewohnt, sich
bei Nachtigallenfutter einige Zeit recht gut erhält
und durch seinen artigen Gesang, welcher an sich
zwar wenig mannichfaltig ist, aber durch andere
Gesänge nicht selten bereichert wird, wie durch
sein ruhiges Betragen den Liebhaber erfreut. Ich
weils nun zwei Beispiele, dafs dieser Vogel den
Finkenschlag schlug. Die Frühlingsmauser unter-
bleibt in der Gefangenschaft oft.
18) Der graurückige Fliegenfänger.
Muscicapa muscipeta, Bechst.
Seine Länge beträgt 5" 9"' bis 6" und seine,
Breite 10" bis 10" 3". Das Männchen im
- Frühjahre. Der Schnabel und Fufs, der mit
‚ einem weilsen grofsen Flecken gezierte Flügel und
der, an den 2 bis 3 äufsern Steuerfedern zum Theil
weilse Schwanz ist schwarz, der übrige Oberkör-
per, der gelbgraue oder weilse Stirnfleck ausge-
nommen, tiefgrau, der Unterkörper weils. Bei
dem Weibchen ist der Flügel und Schwanz bläs-
ser, und der Unterkörper grauer, als beim Männ-
chen; diesem ähnlich sind die Herbstvögel;
allein die Schwung- und Steuerfedern sind schwär-
zer und die Männchen nur an der etwas bedeu-
tendern Grölse zu unterscheiden. Im Jugend-
kleide ist der Oberkörper rostgelb und schwärz-
lich gefleckt und der Unterkörper grau bespritzt.
Er bewohnt die Feldhölzer und Gärten Deutsch-
lands, besucht auf dem Zuge auch die Nadelwälder,
sitzt gern frei auf dürren und andern Zweigen,
stürzt sich oft auf den Boden nach Insekten, vor-
züuglich nach Käfern, die er auch sehr geschickt
aus der Luft wegschnappt, herab, ist ziemlich scheu,
lockt itz, itzzeh, singt recht angenehm und legt
in ein inwendig mit Grashalmen ausgelegtes, aus
Zweigen oder unter Rasenstücken stehendes Nest
4 bis 5 bläulichweifse, lehm- und blau-
roth geflekte Eier.
Man fängt ihn an nafskalten Tagen unter dem
Schlaggärnchen mit Mehlwürmern, oder im Herbste
mit Sprenkeln, vor denen Hollunderbeeren hängen,
oder auf Leimruthen, welche man da, wo sie sich
aufhalten, auf frei hingestellte Stäbe, wie bei den
Würgern, aufstellt.
Ich besafs diesen Vogel mehrere Jahre im Kä-
fige und hatte ihn so zahm gemacht, dals er mir
die Mehlwürmer aus der Hand nahm. Er safs fast
immer ruhig auf seiner Sitzstange, und stürzte sich
nur auf den Boden herab, um ein hingeworfenes
Insekt aufzulesen. Er hatte einen nicht sehr lau-
ten und abwechselnden, aber sehr lieblichen und
merkwürdigen Gesang, welcher nur aus ein Paar
Strophen besteht und abgeleiert wird. Er mauserte
sich im Frühjahre nicht und verlangte gutes Nach-
tgallenfutter. Ob er gleich sehr zahm war, fing
er doch keine Fliegen, wenn ich ihu aus dem Kä-
fige heraus und frei im Zimmer herumtliegen liels. —
KL ne, N
19) Der schwarzrückige Fliegenfän-
ger. Muscicapa .atricapılla, Linn.
Er ist dem vorhergehenden in der Gröfse und
Gestalt sehr ähnlich; allein der ganze Oberkörper
ist bei den alten Männchen im Frühjahre nicht
tiefgrau, wie bei diesem, sondern wenn die Früh-
lingsmauser vollständig gewesen ist, tiefschwarz,
mit grolsen weilsen Flecken auf der Stirn und dem
Flügel und weifser Schwanzeinfassung. Die Weib-
chen, Herbst- undjungen Vögel sindvon denen
der vorhergehenden Art sehr schwer zu unterschei-
den. Er bewohnt vorzüglich die Feldhölzer ebener
Gegenden, namentlich die von Thüringen und Sach-
sen, hat im Betragen mit dem vorhergehenden sehr
grolse Aehnlichkeit, lockt nicht nur itz, itzeh,
sondern auch zärtlich gib, gib, liebt die Nähe der
Gewässer, besonders die Flufsufer in Laubwäldern,
ähnelt dem vorhergehenden in der Nahrung, hat
aber einen andern Gesang, welcher recht angenehm
klingt, und aus einigen Strophen besteht, und ni-
stet in hohlen Bäumen, gewohnlich in solchen Lö-
chern, welche hoch sind und einen engen Eingang
haben. Er legt 4 bis 6 bleichblaugrüne
Eier.
Man fängt ihn wie den vorhergehenden und
wie alle Fliegenfänger nicht selten auf dem 'Tränk-
heerde, zuweilen auch in Sprenkeln, vor welchen
Hollunderbeeren hängen.
Er ist ein angenehmer Stubenvogel, welcher
gutes Nachtigallenfutter verlangt, und durch sein
zahmes und artiges Wesen, wie durch seinen Ge-
sang den Liebhaber erfreut. Die verschiedenen.
Gattungen, in welche dieser Vogel zerfällt, wei-
chen im Gesange etwas von einander ab.
20) Der weifshalsige Fliegenfänger.
Muscicupa albicollis, Temm. (Muscicapu colla-
ris, Bechst.)
Auch dieser Fliegenfänger hat Gröfse und
Gestalt mit den beiden vorhergehenden gemein;
allein das alte Männchen zeigt im Hochzeit-
—. 224 .—
kleide auf dem schwarzen Oberkörper einen brei-
ten weilsen Halsring und Unterrücken; im Uebri-
gen ähnelt er den beiden zunächst vorhergehenden.
Auch er lebt in den Laubhölzern ebener und frucht-
barer Gegenden, z. B. bei Gotha und Querfurt,
auch bei Salzburg, ist scheu, unruhig und flüch-
tig, lockt fast wie die vorhergehenden, ähnelt ih-
nen im Betragen und in der Nahrung, und legt
auf ein schlechtes Nest in hohlen Bäumen 4 bis 6
bleichgrünblaue, kaum merklich röthlich‘
gefleckte Eier.
Man fängt ihn: wie die vorhergehenden.
Der Herr Mitarbeiter theilt über diesen Vogel
Folgendes mit, indem er sagt:
„Der weifshalsige Fliegenfänger. Mus-
cicapa albicollis, Tenim. NR
Der Ruf dieses Fliegenfängers ist ein
durchdringendes, gezogenes Zih, dem ähnlich,
welches die Rothkehlchen Abends hören las-
sen; auch antwortet das meinige von den letztern
stets darauf. Besonders bei Kerzenlicht lockt er
oft tack, gerade wie die schwarzköpfige
Grasmücke, doch nie zwei Mal hinter einander,
es vergehen stets ein Paar Minuten, ehe er es wie-
derholt. Sein Gesang war so laut, dafs ich bei ver-
schlossener T'hüre vom zweiten Zimmer jeden Ton
desselben unterscheiden konnte; auch war er ab-
wechselnd und man erkannte darin mehrere, aus
dem Gesange anderer Vögel entlehnte Strophen; be-
sonders ähnelt er dem des Blaukehlchens. Meh-
rere hervorgewürgte Töne, welche darin vorkom-
men, geben ihm auch Aehnlichkeit mit dem des
Rothschwanzes, machen ihn aber nach meinem
Geschmacke ziemlich unangenehm. Der alte Wild-
fang, welchen ich besals, fing gewöhnlich sein Lied
mit zih, zih, zih an, worauf ein melancholisch
klingender Pfiff folgte, dann hörte man die Tone
zizizi so scharf hervorgestofsen, dafs man glaubte,
eine Nachtigall wollte anfangen zu schlagen. Nach
diesen wurde der Gesang ganz blaukehilchenartig;
das Zizi, aber nicht mehr so scharf, schien als
_- 2293 —
Grundstimme fortzutönen,, während man einige. tiefe
Töne hörte, von denen einige flötend, die andern
aber hervorgewürgt, .als wenn sie der Vogel mit
Gewalt hervorstofsen müfste,. klangen. Auch kam
‘ dann und wann ein gewisses, dem der Meisen
ähnliches Zizite und etwas Grillenartiges vor. Nur
einige von, den Gesangstrophen wurden . schnell
durchgeschlagen, die andern aber langsam vorge-
tragen. Jemand, welcher mehrere dieser Vögel be-
sals, sagte mir, dals sie in ihrem Gesange viel
Rothschwanzartiges hätten, und je nachdem sie in
den Auen neben guten oder schlechten Sängern
gestanden, bessere oder schlechtere Strophen’ hören
lielsen, was ganz mit meinen Erfahrungen überein-
stimmt.‘ Ö
21) Die Finkenmeise. Jarus. major,
Linn. |
Sie unterscheidet sich von allen europäischen
Meisen dadurch, dafs sich der schwarze
Kehlfleck in einen Längestreif verlän-
gert. Ihre Länge beträgt 6' 4" ‚bis 8" und ihre
Breite 10" bis 10 6". Das Männchen. Der
- Schnabel ist schwärzlich, der Augenstern braun,
der Fuls bleigrau, der Oberkopf, die Kehle, die
Gurgel, ein unten breiter werdender bis zum After,
reichender grofser Mittelstreif und ein.die weilsen
Kopfseiten einfassender Ring glänzend dunkelschwarz,
der Mantel olivengrün, ‘der blaugraue Oberflügel
mit einem breiten weilsen Bande, der bläulich dun-
kelgraue Schwanz auf den Seiten weils eingefafst,
die Seiten des Unterkörpers schwefelgelb. Bei dem
Weibchen sind die Farben weniger schön, und
der schwarze Mittelstreif ist stets kleiner, gewöhn-
lich sehr kurz. Ihm ähneln die Jungen; allein
ihre Farben sind viel blässer. Sie zerfällt nach der
Schädelbildung in 2 Gattungen, bewohnt die Laub-
und Nadelwälder, baumreichen Flußs- und Bach-
ufer, Alleen und Gärten, streicht im Herbst in
gröfsern und kleinern Gesellschaften, oft unter vie-
len andern Vögeln,. lockt stark, und hat einen ab-
wechselnden, eigenthümlichen, köllichen Gesang,
I ld
der aber durch die Wiederholung mancher "Töne
etwas verdorben wird, jedoch viele Liebhaber fin-
det, welche sich diese Meise schon durch ihre
schöne Zeichnung und ihr drolliges Wesen erwirbt.
Ihre Nahrung sind verschiedene Insekten, ihre Lar-
ven und Eier, aber auch ölige Sämereien, als Ha-
selnüsse, Hanf, Mohn, Kürbiskerne u. dergl. und
ihre 7 bis 13 weise, rothgefleckte oder
gepunktete Eier liegen auf einem weichen, war-
men Neste von Moos, Haaren und Federn, dafs
gewöhnlich in einem natürlichen Baumloche steht.
Man fängt sie am häufigsten im Meisenkasten
und auf der Meisenhütte, auch in Sprenkeln, vor
denen Hollunderbeeren hängen und auf dem Tränk-
heerde. Man hält sie in einem Vogelbauer von
Draht, und gibt ihnen allerhand zu fressen. Aufser
dem Universalfutter erhalten sie Nüsse, Kürbiskerne,
Gemüse, klar geschnittenes Fleisch u. dgl.
Der Herr Mitarbeiter sagt Folgendes über sie:
„Die Kohlmeise. (In Wien ebenso.) Pa-
rus major, Linn.
Ein schöner munterer Vogel, dessen pfeifen-
der Lockton mir sehr angenehm klingt. Dieser
macht aber auch, da er viel eingemischt wird, mei-
nem Geschmacke nach, den schönsten 'Theil des
Gesanges aus. Im Winter erfreuet auch eine Fin-
kenmeise sehr; wenn aber der Frühling, in wel-
chem sie ihr Zizibe 10 bis 20 Mal nach einander
wiederholt, herbeikommt: dann kann ich sie durchaus
nicht mehr in meiner Nähe leiden. Die Wiederho-
lung dieser Töne nennt man bei uns Sägsaiten.
Die Jungen, welche bald nach dem Ausfliegen ge-
fangen werden, geben in der Folge die besten
Lockvögel ab, werden sehr zahm, und lassen sich,
‘was bei den Wildfängen nur selten gelingt, an das
Nachtigallfutter, bei welchem sie länger, als bei
jedem andern am Leben bleiben, gewöhnen. Bei
uns werden diese Meisen im Winter häufig zwischen
den Doppelfenstern gehalten, wo sie sich, wenn man
ihnen einige Tannenäste hingestellt und der die Fen-
ster treffende Wind die Kälte in denselben nicht zu
a
sehr steigert, besser, als im geheizten Zimmer, be-
finden, deswegen mehr pfeifen, und durch ihre
Munterkeit und Gewandtheit viele Unterhaltung ge-
währen. Auch können sie da nicht so viel Futter
verwerfen, als sie aulserdem, wie die meisten Mei-
senarten, zu ihun pflegen. Sie müssen viel Wasser
bekommen, denn sie baden sich sehr gern, und
dürfen mit keinen andern Vögeln zusammen kom-
men können, weil sie ihnen oft das Gehirn aus-
hacken; ja sie sollen sogar durch ihr Picken an
den Augen den kleinen Kindern in der Wiege ge-
fährlich werden. Sie mausern sich, wie alle ihre
bekannten Verwandten, im Sommer oder Spätsom-
mer, und bekommen in der Gefangenschaft jedes
Jahr ein blässeres Gelb, so dafs dieses zuletzt fast
ganz weils wird.‘ —
22) Der Bluthänfling. Zringilla canna-
bina ,„ Linn.
Ein beliebter Vogel von 5" 9“ Länge und 9"
10" bis 10" 9"' Breite und besonders schön. im
Prachtkleide des Männnchens. Der Schna-
bel ist hornfarben, der Augenstern und Fufs braun,
der Vorderkopf hellblutroth, der Hinterkopf, Nak-
ken, die Kopf- und Halsseiten grau, der Mantel
rostbraun, der Bürzel weilslich, die Schwung- und
Steuerfedern schwarz, fast alle weils gekantet, der
Vorderhals weifslich graubraun, die Brust bren-
nend blutroth, der übrige Unterkörper weils, an
den Seiten lichtbraun angeflogen. Die einjäh-
rigen Männchen sind weniger schön, als die
alten, und bei allen ıst das Roth im Herbste matt
und wie das Braun unter grauen Federkanten ver-
steckt. Das Weibchen hat kein Roth an der
Brust, sondern auf hellnufsbraunem Grunde braune
Längeflecken, welche auch an den Seiten bemerk-
bar sind. Ihm sind die Jungen ähnlich; aber
diese bleiben nicht ein Jahr lang grau, wie man
behauptet hat, sondern bekommen bei ihrer ersten
Mauser schon‘Braunroth, welches wie bei den alten
Vögeln, ohne dafs eine Mauser erfolgt, in hohes
Roth übergeht, dem brennenden seen der Alten
aan
aber nicht ähnlich wird. Alle Bluthänflinge
werden, wenn sie nicht fortwährend der freien Luft
ausgesetzt sind, in der Gefangenschaft grau, fast
wie die Weibchen; allein in der Freiheit sind diese
alten grauen Hänflinge so selten, dafs ich
nur einen gesehen habe. Auch erhielt ich unter
sehr vielen nur zwei gelbbrüstige, welche anstatt
der rothen Farbe ein blasses Strohgelb zeigen. Sie
bilden so wenig, als die grauen, eine besondere
Art; allein die Häntlinge der Nadelwälder gehören
einer andern Gattung, als die der Laubbüsche und
Gärten an. Die jung aufgezogenen bekom-
men nie eine rothe Brust.
Dieser beliebte Stubenvogel bewohnt Europa
bis Norwegen hinauf, und bleibt auch im Winter,
wenn die Kälte nicht zu streng und der Schnee
nicht zu tief ist, bei uns. Er ist nur zur Brut-
zeit paarweise, aufser ihr fast immer in Gesellschaft,
Anfangs mit seinen Jungen, dann auch noch mit
andern seines Gleichen und oft mit Finken, Grün-
lingen u. del. vereinigt, fällt dann auf die Felder
und sucht ölige und Grassämereien, seine einzige
Nahrung, vom Boden auf, ist ziemlich scheu, hat
eine starke Lockstimme und einen schönen, lauten,
fast schlagartigen Gesang, den er sitzend und Slie-
gend einen grolsen "Theil des Jahres hören läfst,
und baut ein schönes Nest von Halmen oder viel-
mehr Stengeln, Wolle und Haaren und legt 4 bis
5 weifsbläuliche, sparsam mit rothen und
braunen Punkten besetzte Eier. Die Al-
ten füttern die Jungen aus dem Kropfe und lieben
sie sehr.
Man fängt sie am leichtesten und häufigsten im
Frühjahre auf der Locke, auch beim Neste, oder
bei den Salzrinnen der Schafe.
Als Stubenvogel ist der Hänfling ebenso be-
kannt, ‚als beliebt. Anfangs ist er sehr wild und
man mulfs oft lange warten, ehe er eingewohnt und
singt; dann aber ist er ein fleifsiger und lieber Sän-
ger. Jung aufgezogen lernt er andere Vögelge-
sänge, selbst den Finken- und Nachtigallenschlag
- 229 —
nachahmen, auch Lieder nachpfeifen, und steht
darin, wenn er gut unterrichtet wurde, dem Gim-
pel wenig nach. Man gibt ihm Sommerrübsamen,
Sand und zuweilen etwas Salz und Grünes und hält
ihn in einem Glockenbauer, oder vierseitigen Kä-
fige; wenn er bald zahm werden soll, mufs man
ihn tief hängen. Er hält sich 6 bis 8 Jahre.
Herr Grünz schreibt über des Hänflings Brü-
ten in der Gefangenschaft: „Diese Vögel aus ge-
‘wissen Nestern nisten, wenn sie jung aufgezogen
werden, im Gartenhause nach Wunsch. Sie bauen,
wenn sie einen bequemen Ort und Baustoffe haben,
ein schönes, naturgemälses Nest, füttern auch ge-
strickte Nester aus, und verlassen ihre Jungen
nicht, selbst dann nicht, wenn sie mit den grölsten
Schwierigkeiten zu kämpfen haben.“
23) Der Stieglitz. Fringilla carduelis,
Linn.
Ein sehr schöner Vogel von 5" 9 bis 6" Län-
ge und 10" 2 bis 11” 9" Breite. Alt. Der horn-
weifsliche Schnabel ist an der Spitze dunkler, der
" Augenkreis tiefbraun, der Fuls braungrau, rings
um den Schnabel ein schmaler schwarzer, hinter
diesem ein breiter karminrother Kreis, die Wangen
und ein Fleck am Hinterhalse weils, der Hinter-
kopf schwarz, was sich um die Wangen herum zieht,
der Rücken und die Schultern schön braun, der
Bürzel weils, der Flügel halb goldgelb, halb schwarz
und wie der schwarze, wenig ausgeschnittene
Schwanz mit weilsen Spitzenflecken, der weilse Un-
terkörper an jeder Seite der Brust mit einem gro-
(sen braunen Fleck. Die Weibchen sind etwas
kleiner, als die Männchen und unterscheiden sich
von ihnen durch das weniger schöne Roth und
Schwarz am Kopfe, oft auch noch durch das bläs-
sere Gelb und durch die gröfsern weilsen Flecken
an den Flügeln und dem Schwanze. Die Jun-
gen haben blos am Flügel und Schwanze die Zeich-
nung ihrer Eltern, denn ihr Oberkörper ist hell-
bräunlich mit lichten Federrändern, und der weilse
Unterkörper bis zum Bauche mit rundlichen, grau-
— 230 —
braunen Fleckchen besetzt. Es gibt zwei Gattun-
gen dieser Vögel, den nordischen mit langem,
und den deutschen mit kürzerm Schnabel, und
höherm Scheitel. Er lebt bis Schweden hinauf an
baumreichen Flufsufern, in Alleen und Gärten ebe-
ner und hügeliger-Gegenden, besonders häufig bei
Koburg, streicht im Winter einzeln und in kleinen
Gesellschaften, ist ziemlich zutraulich, lockt zitlit,
ziflit, daher sein Name, und singt angenehm, in-
dem er die Töne, welche hell wnd schlagartig klin-
en, schnell auf einander folgen läfst, frifst Distel-,
letten-, Kornblumen- und andern Samen, baut
ein wunderschönes, dem des Edelfinken ähnli-
ches Nest auf starke Baumäste und legt 4 bis 6
bläulichweifse, bleichroth und roth oder
braun um das stumpfe Ende gepunktete
Eier. ;
Man fängt ihn im F'rühjahre auf der Locke
und im Herbste und Winter auf grofsen, von Di-
steln oder Kletten zusammengebundenen und mit
Leimruthen besteckten oder Sprenkeln behängten
Büschen. Man hält ihn in einem Glockenbauer oder
andern Käfig mit Mohn, dem zuweilen etwas ge-
quetschter Hanf untergemischt wird, und gibt ihm
oft etwas Grünes. Er verliert in der Gefangenschaft
wenig von seiner Schönheit, wird aufserordentlich
zahm, und läfst sich dahin bringen, dafs er Was-
ser zieht und aus- und einfliegt. Er lernt seinen
Herrn bald kennen und lieben und erfreut nicht
nur durch seinen fröhlichen und angenehmen’ Ge-
sang, sondern auch durch seine Munterkeit und
Schönheit. In 'Thüringen gibt es Dörfer, wo man
‚fast in jedem Hause einen Stieglitz hält; die
grolsen mit dem langen Schnabel sind in der Re-
gel die besten Sänger. Die Vogelsteller kennen
sie und nennen sie Tannen-, die kleinen Gar-
tenstieglitze.
Herr Grünz sagt über das Brüten des Stieg-
litzes in der Gefangenschaft. ,,‚Die meisten nisten
im Gartenhause, füttern aber am liebsten ein ge-
stricktes Nest aus; denn es ist nicht leicht, diesem
— 31 —
Vogel, weil er ein so geschickter Baumeister ist, .
. einen bequemen Ort und die rechten Baustoffe zu
verschaffen. Nur ein einziges Mal kam es bei mir so
weit, dafs sie ein naturgemälses Nest in einem Sta-
chelbeerbusch bauten. Zur äulsern Unterlage gab
ich ihnen Holzgeniste, und zur Ausfütterung Pflan-
zen- und Schafwolle. Allein entweder stirbt das
Weibchen während der Brut, oder die Jungen in
der Mauser, oder im Februar. Von mehreren
Hecken, die bei mir ausflogen, hat kein Vogel bis
in den März gelebt. Einen einzigen habe ich noch;
allein dieser ist von ÜCanarienvögeln ausgebrütet
und erzogen.
24) Der Zitronenzeisig. Spinus citrinel-
lus, Cuv. (Fringilla citrinella, Linn.)
Ein artiger, aber seltner Vogel von 6" Länge
und 9" 9" Breite. Das Männchen. Der Schna-
bel und Fufs ist horngrau, der Augenstern braun,
der Vorderkopf und der gröfste Theil des an den
Seiten aschgrauen Unterkörpers grüngelb, der Rük-
ken und die Schulterfedern olivengelbgrau, die
Schwung - und Steuerfedern schwärzlich, heller ge-
säumt, auf dem Flügel zwei grüngelbe Binden.
Das Weibchen hat schmutzigere Farben, weni-
ger Grüngelb und einen mehr ins Graue ziehen-
den, mit dunkeln Streifen besetzten Oberkörper.
Er ist ein südlicher Gebirgsvogel, welcher ein-
zeln die südlichen Schweizer und T'yroler Alpen, häu-
figer die Gebirge Griechenlands und Italiens be-
wohnt, im Sommer hoch oben, doch nicht über
‘dem Holzwuchse lebt, im Winter südlicher zieht,
sich von den Sämereien der Nadelbäume und Al-
pengewächse nährt, ein niedliches Nest auf kleine
Tannen baut und 4 bis 5 weifsliche, röthlich
gefleckte Bier legt.
Man fängt ihn im Frühjahre auf der Locke,
im Herbste auf dem Finkenheerde mit Leimruthen
oder Netzen. In Deutschland wird er selten, häu-
figer in Italien und in der südlichen Schweiz ge-
fangen.
BE
Er ist ein artiger Stubenvogel, welcher wie
der Erlenzeisig behandelt wird, und eben so unru-
hig ist, aber auch so zahm wird, wie dieser. Sein
artiges Wesen, seine hübsche Zeichnung und sein
Gesang empfehlen ihn als Stubenvogel. Dieser ist
angenehm laut und fröhlich, und dem des Erlen-
zeisigs ähnlich. Er hat aber auch eigenthümliche
Strophen und wird von manchen sehr geschätzt. —
25) Der Erlenzeisig (Zeisig). Zringil-
la spinus, Linn.
Ein kleiner artiger Stubenvogel, dessen Länge
50 300 bis 6" und dessen Breite 9" 3" bis 6" be-
trägt. Das alte Männchen. Der Schnabel ist
horngrau, an der Spitze dunkler, der Fufs horn-
bräunlich, der Augenstern braun, der Oberkopf
schwarz mit einem gelben Strich über dem Auge,
der Rücken gelbgrün, schwarzgrau gestrichelt, der
grauschwarze Flügel mit zwei breiten gelben Bin-
den, der Bürzel gelb; der von der schwarzen Kehle
an hochgelbe Unterkörper geht nach dem After hin
in Weifs über. im Winter sind die schönen Far-
ben zum Theil durch dunkle F'ederränder bedeckt.
Das Weibchen ist auf dem ganzen Oberkörper
graugrün, dunkler gestreift, am Unterkörper weils,
selten gelb überfiogen, stets mit schwärzlichen Län-
geflecken. Die Jungen, unter denen die Weib-
chen blässer sind, als die Männchen, haben auf
gelbgrauem Ober - und blals- oder graugelben Un-
terkörper kurze schwärzliche Längeflecken.
Der Zeisig zerfällt nach der Länge des
Schnabels und Bildung des Kopfs in den Er-
len-, mittlern und Birkenzeisig, Spinus al-
norum, medius et betularum, welche auch im Ge-
sange etwas verschieden sind. Er bewohnt die nor-
dischen Nadelwälder, und nistet nur dann, wenn in
diesen der Fichtensamen fehlt und in’ den unsrigen
gut gerathen ist, ziemlich häufig im mittlern
Deutschlande, welches er jedoch häufig auf seinen
Zügen im Herbste und Winter durchstreicht. Er
ist sehr wenig scheu, äufserst gesellschaftlich, auf
den Bäumen im Hiüpfen und Anhängen sehr, auf
— 233 —
der Erde im Hüpfen wenig geschickt, hat einen
starken pfeifenden Lockton und einen fröhlich zwit-
schernden Gesang, frifst Fichten-, Kiefern-, Er-
len-, Mohn-, Salät- und andern Samen, im Früh-
jahre auch Insekten, baut ein sehr schwer zu fin-
dendes kleines niedliches Nest von Moos in die
Fichten oder Zweige der Nadelbäume und legt 5
bis 6 weifsbläuliche, röthlich gefleckte
Eier.
Man fängt ihn häufig auf der Locke, dem
Tränkheerde, auf Leimruthen, mit denen man den.
vor das Fenster gehängten Käfig eines Lockzeisigs
belegt, oder in einem auf dem Boden mit Mohn
bestreuten frei hingehängten Bauer, an dem man
das 'Thürchen zufallen lälst. Auch kann man ihn im
Winter mit Leimruthen, welche auf eine Stange
gesteckt werden, auf den Erlen ankleben.
Er ist ein beliebter Stubenvogel, welcher gleich
zahm wird, sich zum Aus- und Einfliegen, zum
Wasserziehen gewöhnen, und zur Fortpflanzung
bringen läfst, und durch seinen zwitschernden, un-
aufhörlich tönenden Gesang — er schweigt nur in
der Mauser und des Nachts — erfreut und die an-
dern Vögel zum Singen aufmuntert. Auch sein
ungemein zahmes und munteres Wesen, seine Ge-
wandtheit im Klettern uud sein hübsches Aussehen
macht dem Liebhaber Vergnügen. —
26) Der Girlitz. Serinus, Brifs. (Fringil-
gilla serinus, Linn. Loxia serinus, Kop.)
Ein schönes Vögelchen von 5" Länge und 9"
Breite. Das alte Männchen. Der Schnabel ist
hornfarben, der Fufs dunkler, der Augenstern
braun, der Hinterkopf, Rücken und die Schultern
grüngelb mit schwärzlichen Längeflecken, die Stirn,
ein Streif über den Augen, ein Ring um den Nak-
ken und der auf den Seiten mit schwärzlichen Länge-
flecken besetzte Unterkörper blafsgoldgelb. Das
Weibchen ist grünlichgelb, fast überall mit
schwärzlichen Längeflecken besetzt.: Bei den Jun-
gen ist der Oberkörper schmutzig grünlichgelb mit
— 234 —
hellbraunen Längeflecken, auf den Flügeln mit
schmutziggelben Binden, der Unterkörper schmut-
zigblafsgelb mit graubraunen und braunen Länge-
flecken.
Es gibt von diesem schönen Vögelchen 1) den
östlichen, Serinus orientaliıs, Br. und 2) den
südlichen, Serinus meridionalis, Br., von denen
der letztere einen etwas längern Schnabel, höhern
Scheitel und kürzern Schwanz hat. Er bewohnt
das südöstliche und südliche Deutschland, hält sich
in den Gärten, Alleen, an baumreichen Fluflsufern
und an andern mit Bäumen besetzten Stellen, be-
sonders gern in Thälern,- z. B. häufig im Salzbur-
gischen und am untern Main auf, kommt aber auch
zuweilen in Franken vor, ist wenig scheu, _ deswe-
gen leicht auf dem Heerde mit einem Lockzei-
sige zu fangen, sehr lebhaft und unruhig, lockt
fast wie sein Name, baut auf Obstbäume und legt
4 bis 6 weilse, etwas bläulich überflogene,
am stumpfen Ende mit rothen und braun-
rothen Fleckchen oft kranzartig besetzte
kleine Eier. ;
Man hält ihn im Käfige wie den Canarien-
vogel, und er erfreut den Liebhaber eben so sehr
durch seine Schönheit und Munterkeit, als durch
seinen Gesang. Dieser hat nach meiner Meinung
mehr Zeisig- als Canarienvogelartiges — ich hörte
ihn bei Erlangen im Mai 1830 aber nur von einem
Vogel — klingt jedoch eigenthümlich, ziemlich laut,
hat einige Abwechselung und ertönt, wenn man
den Vogel im Käfige hält, und gut abwartet, fast
den ganzen Tag. —
27) Der Grünling. Loxia chloris, Linn.
(Fringilla chloris, Temm.) |
Dieser Vogel zeichnet sich von den andern Sa-
men fressenden durch das schöne Gelb an den 9
vordersten Schwung - und 5 äufsern Steuerfedern
und den dicken Schnabel aus. Er hat eine etwas
plumpe Gestalt, ist 6“ 4“' lang und 11" 4“ breit.
Das Männchen im Frühjahre. Der Schnabel
— 2325 —
ist ‘hornfleischfarben, der Fufs fleischrosenfarben,
der Augenstern braun, der Oberkörper olivenzeisig-
grün, der aschgraue Flügel zum Theil schön gelb,
der Schwanz schwärzlich und hochgelb, der Unter-
körper grüngelb. Im Winter ist der Schnabel hell
horngrau und die schöne Farbe grolsen 'Theils
durch graue Spitzenkanten verdeckt. Das Weib-
chen ist nur im hohen Alter auf dem Unterkörper
gelblichgrün, gewöhnlich grau, auf dem Oberkör-
per grüngrau, an den Flügeln und dem Schwanze
mit blässerm Gelb, als das Männchen. Im Ju-
gendkleide hat der olivengraue Ober- und hell-
gelbe Unterkörper dunkle Längestreifen. Auch in
diesem sind die Männchen gewöhnlich schöner,
als die Weibchen.
Diese Art zerfällt in drei Gattungen: 1) den
Fichten-, 2) den Garten-, 3) den nordischen
Grünling, Chloris pinetorum, hortensis et septen-
trionalis, br., welche sich durch Schnabel- und Schä-
del gestalt unterscheiden. Er lebt nach den oben an-
gegebenen verschiedenen Gattungen theils im Na-
delwalde, theils in Gärten und Laubhölzern, theils
nördlich, wandert, kommt im Herbst oft in grolsen
Schaaren, auf die Felder mit den Finken und
Goldammern, ist munter und scheu, frifst ver-
schiedene ölige Sämereien der Ackerpflanzen, auch
die Kerne der Weilsbuchen, Wachholder- und Vo-
gelbeeren, nistet auf Bäumen und Stauden und legt
4 bis 6 bläulich weifse, braun und roth-
braun gefleckte Eier.
Man fangt ihn auf dem Vogelheerde, auf der
Locke und bei tiefem Schnee unter dem Schlag-
gärnchen, gewöhnt ihn mit gequetschtem Hanfe
und Wachholder- oder Vogelbeeren ein, und gibt
ihm dann Sommerrübsamen mit etwas Hanf. Er
hält sich gut und wird sehr zahm. Sein Gesang
erfreut im Frühjahre in der Freiheit, weil er so bald
ertönt, im Zimmer aber klingt er nicht sonderlich,
und steht dem Gesange des Bluthänflings in
jeder Hinsicht sehr nach. Sein Lockton klingt
jack jäck und schwoinz; wegen des erstern
heifst er in Thüringen grüner Hänfling und.
wegen des letztern in manchen Gegenden unseres
Vaterlandes Schwunz.
Herr Grünz meldet über das Brüten der ge-
zahmten Grünlinge: ;
„Der Grünling ist einer der sichersten Heckvögel
im Gartenhause, er mag Jung oder alt hinein ge-
bracht werden. Er baut ein naturgemäfses Nest,
brütet 4 bis 5 Eier aus und füttert seine Jungen,
wenn er auch vollauf Sämereien hat, gröfstentheils
mit Brod und Butter grofs.“
28) Der gelbschnäblige Hänfling. Can-
nabina flavirostris, Br. (Fringilla flavirostris,
Linn.)
- Ein ziemlich unbekannter und in vielen Gegen-
den unseres Vaterlandes seltener Vogel von 5" 6"
Länge und 9' Breite, welcher sehr oft mit den
weiblichen Leinzeisigen verwechselt wir. Das
Männchen. Der Schnabel ist wachsgelb, an der
Spitze dunkel, der Augenstern braun, der Fufs.
schwarzbraun, der Oberkörper schwarzbraun mit
rostfarbigen Federrändern, der mit zwei rostgelb-
lichen Binden gezierte Flügel und der Schwanz
schwarz mit weilsen und rostgelben Federrändern,
der Bürzel ist roth, der Vorderhals und die
Oberbrust rostgelbgrau, braun gestreift, der Bauch
weils. Das Weibchen hat einen hellbräun-
lichen Bürzel. Dieser Vogel unterscheidet sich
von dem Leinfinken 1) durch den Mangel der ro-
then Stirnplatte und der schwärzlichen Kehle, 2)
durch die weilsen Federränder an den Schwung-
federn und 3) den viel kürzern Schnabel. Sein
Männchen bekommt nie etwas Rothes an der Brust.
Nach der Gröfse und der Länge des Schna-
bels zertällt dieser Hänfling in drei Gattungen, den
Berghänfling, den mittlern und gelb-
schnäbligen Hänfling, Cannabina montium,
media et flavirostris, Br. Dieser Hänfling be-
wohnt die bergigen Wälder des nördlichen Europa,
namentlich in Norwegen und Schottland, besonders
94 —
die mit Gebüsch besetzten Felsen, 'kommt in man-
chen Wintern familien - oder heerdenweise in die
Ebenen Deutschlands — er wurde bei Greifswalde,
Halle, Gotha und Nürnberg bemerkt — frilst Gras-
und ölige Sämereien, ist scheu und flüchtig, zu-
weilen unter den Bluthänflingen und scheint
diesen auch im Nestbau zu ähneln. Sein Lockton
und Gesang hält die Mitte inne zwischen dem des
Hänflings und Leinzeisigs, erinnert auch in
manchen 'Tönen an den Erlenzeisig. Er steht
zwar dem des Bluthänflings nach, ist aber
besser, als der des Lein- und Erlenzeisigs und
durchaus nicht unangenehm. Ueberdies ertönt er
im Käfige fast das ganze Jahr, und dieser Vogel
erfreut den Liebhaber noch überdies durch sein
munteres Wesen. Auch ist er mit Sommerrübsa-
men und Mohn,‘ wozu man zuweilen etwas ge-
quetschten Hanf thun kann, leicht zu erhalten.
Man fängt ihn auf dem Finkenheerde, auf der
Locke und auf blofsen, mit Leimruthen oder Gar-
nen versehenen Plätzen, wohin sie durch einen
Lockvogel gelockt werden.
29) Der Kreuzschnabel. Ürucirostra,
Meyer. (Loxia, Brisson.) |
Der Kreuzschnabel zeichnet sich vor al-
len Vögeln dadurch aus, dafs die Spitzen der Kinn-
laden vorn neben einander hinläufen, also sich kreu-
zen. Wenn dies bei andern Vögeln vorkommt: so
ist es eine Verkrüppelung, welche keine Berück-
sichtigung verdient; bei den Kreuzschnäbeln
aber ist diese Bildung des Schnabels regelmäfsig
und zeichnet diese Vögel ‚sehr aus. Alle männli-
chen Kreuzschnäbel, die man kennt, haben im Al-
ter Roth oder Gelbroth, in verschiedener. Schatti-
rung zur herrschenden Farbe, welche ‚aber in der
Gefangenschaft stets in Grüngelb oder Blafsgelb
übergeht, so dafs kein im Käfig vermauserter das
schöne rothe Kleid trägt.‘ Kommt er mit demsel-
ben in die Gefangenschaft, : so verliert er es bei
- dem ersten F'ederwechsel, und wird er jung in das
Zimmer gebracht, so erhält er es nie. Die alten
— 233 —
Weibchen haben Graugrünlichgelb zur herrschen-
den Farbe und die Jungen sind grau mit schwarzen
Längestreifen. Ich kenne von diesen Vögeln:
1) den grofsen Kiefernkreuzschnabel.
Crucirostra pityopsitiacus, Br. (Loxia pityopsit-
tacus, Bechst. L. curvirosira major, L
Er zeichnet sich vor allen Verwandten durch
seine Grölse — Länge 8" 3'"' bis 6"', Breite 13"
6" bis 11" — seinen papageiartigen, dik-
ken hohen Schnabel mit kurzen hohen Ha-
ken, und seinen hohen Scheitel aus. Das
alte Männchen hat grauschwarze Schwung - und
Steuerfedern , übrigens, eine hellmennig-, zinnober-,
röthel-, ziegel-, oder dunkeljohannisbeerenrothe
Farbe Das einjährige !st weniger schön, als
das alte, aber gewöhnlich roth, selten grüngelb.
Das Weibchen ist oben grüngrau, unten grau-
grün, gelbgrün oder grüngelb. Die Jungen sind
oben tiefgrau mit gelbgrünen Kanten, unten weils- _
grau mit ie em Längeflecken. Es gibt
Rechts - und Linksschnäbler, d. h. solche, bei de-
nen der Oberkörper entweder rechts oder links über
den untern hingeht. Dies kommt aber nicht von
der Gewöhnung des noch weichen Schnabels, son-
dern die Richtung; der Kinnlade ist schon in der
Bildung der. Kopfknochen begründet. Er ist ein
nördlicher Vogel, der nur dann in unsern Kiefern-
und Fichtenwäldern brütend vorkommt, wenn der
Samen dieser Nadelbäume im Norden fehlt, und
bei uns gerathen ist. Auf dem Zuge erscheint er
jedes Jahr in den grofsen Wäldern; er ist aber wie
der folgende ungleich seltener, als die kleinern
Fichtenkreuzschnäbel. ;
In seinem Betragen hat er, wie alle Kreuz-
schnäbel, etwas Papageiartiges, was bei ihm we-
gen seines dicken Schnabels ganz besonders her-
vortritt.. Er klettert, wie die Papageien, mit
Hülfe des Schnabels an. den Zweigen herum, ist
wenig scheu, aber doch nicht so dumm, dafs man
unter die sitzenden schielsen könnte, ohne dals sie
aufflögen, schreit göp göp, zock zock, gröber,
= 9 =
als die folgenden und hat einen nicht unangeneh-
men, aber doch nicht ausgezeichneten Gesang, in
welchem ein schnarrender Ton besonders auffällt.
Er frifst in der Freihheit Kiefern- und Fichtensa-
men und baut von December bis zum Mai ein war-
mes Nest von Moos auf Kiefern oder Fichten, in
welchem gewöhnlich 4 weilsliche, ins Bläuli-
che ziehende, roth und braun gefleckte
. Eier:liegen.
Im Zimmer hält man ihn in jeder Art von Kä-
fig, welche geräumig genug, und grolsen 'Theils
oder ganz von Metall ist; denn ein Behälter von
Holz, wenn er auch fingerdicke Stäbe hat, wird
von ihm durch fortwährendes Hacken und Beifsen
durchbrochen. Auch darf man ihn nicht frei in der
Stube herum laufen lassen, weil er die Vorhänge,
und die Geräthschaften, Bücher und Kleider ver-
dirbt. Am besten ernährt man ihn im Käfig mit
Fichten- oder Kiefernsamen; vom Hanfe wird er
zu fett, und Rübsamen frifst er sehr ungern. Man
kann mehrere in einen Käfig stecken; sie vertra-
gen sich sehr gut und werden bald zahm. Aber
sie leben dennoch gewöhnlich nur einige Jahre.
2) Der kleine Kieferkreuzschnabel,
Orucirostra subpityopsitiacus, Br., unterscheidet
sich von ihm durch die etwas geringere Grö-
[se und den niedrigen Scheitel.
3) Der mittlere Kreuzschnabel, Crucir.
media, Br. Loxia curvirostra, L., ist merklich
kleiner, als Nr. 2 — nur 7" 4" bis 9'" Jang und
12" 4’ bis 13" 2 breit — und hat einen viel
gestrecktern, niedrigern, sich mehr kreu-
zenden Schnabel. Sein Scheitel ist so hoch
als die Stirnleisten. Er lockt feiner und höher,
singt nicht so stark und ohne den schnarrenden
Ton und brütet zuweilen in allen Monaten des Jah-
res. In dem Uebrigen ähnelt er dem vorhergehen-
den. Dasselbe gilt von
4) dem Gebirgskreuzschnabel, Crucz-
rostra montiana, br. (Loxia curvirosira, Linn.),
=
— 2140 —
welcher sich von dem vorhergehenden. durch, den
niedrigen Scheitel und stark. gewölbten
Kopf unterscheidet, und vorzüglich die Gebirge,
wo er den Samen der Zwergkiefern, frilst — er
verzehrt aber auch Fichten- und Lerchensamen —
ziemlich häufig bewohnt. _ ...
:'5) Der Fichtenkreuzschnabel. ' Orxeci-
rosira pinetorum, Br. (L. curvirostra Al
zeichnet sich vor allen vorhergehenden 'durc
seine geringe Gröfse und seinen sehr ge-
streckten, an den Spitzen langen Schnabel
und seinen etwas andern Gesang, aus. Er frilst fast
nur. Fichtensamen, auf der Wanderung im Noth-
fall auch Distelsamen, ja zuweilen, wie im August
1810, ‘auch die Blattläuse der Zwetschenbäume,
und ähnelt in allem Andern den Verwandten.
Die schönsten von allen inländischen Kreuz-
schnäbeln sind
6) der zweibindige, Crucirostra bifascita,
Br., welcher sich von allen vorhergehenden 1)
durch die geringere Grölse und die schö-
“nen weilsen Binden über den Flügeln, das
graue Nackenband, die braunen Schul-
tern und im Alter durch das’ herrliche, wahrhaft
prachtvolle Roth unterscheidet. Bei den frisch ver-
mauserten Vögeln haben fast alle Schwungfedern,
besonders die: letzten, drei weilse Spitzen. Das
gelbe Kleid, welches dieser Vogel in der Stube
bekommt, ist ebenfalls viel schöner, als bei den
verwandten Arten; das Jugendkleid aber eben
so gefärbt, jedoch durch seine weilse Binde aus-
gezeichnet. — |
Dieser Vogel erschien im Junius 1826 auf dem
‘Thüringer Walde, wo er seit vielen Jahren nicht
esehen worden war, jedoch nur in ganz kleinen
Gesellschaften, zeigte gar keine Scheu vor den
Menschen, liefs sich sehr leicht fangen und schie-
fsen, zog schnell vorüber und frafs Fichtensamen.
Sein Lockton ist tritt, tütt, tütt, und sein Ge-
sang, wie sein ganzes Wesen sehr angenehm.
— 241 —
In der Gefangenschaft wird er so zahm, dafs
er seinem Herrn auf einen ihm gegebenen Namen
antwortet und ihn anschreit,;, wenn er vorübergeht.
Ich erhalte einen nun schon in das sechste Jahr
mit Fichtensamen.
7) Der. weifsbindige Kreuzschnabel,
Crucirosira taenioptera, Br. (Loxia taenioptera,
“ Gloger.) unterscheidet sich von dem zunächst vor-
hergehenden nur durch den etwas stärkern
Schnabel, höhern Scheitel und längern
Fufs, und erschien im October und November 1826
in Schlesien, bei Wien und ganz einzeln auf dem
Thüringer Walde; im November 1830 wurden 2
Stück bei Roda gefangen.
Alle Kreuzschnäbel werden durck Lockvö-
gel herbeigelockt und mit Leimruthen oder Spren-
keln gefangen. Man behängt entweder eine neben
dem ck one gesteckte Stange damit, oder be-
raubt eine Fichte, in deren untern Zweigen der
Lockvogel verborgen ist, oben aller Aeste und läfst
am Gipfel nur so viele Zweige, dafs man die Spren-
kel bis auf die vorragenden Stellhölzer darin ver-
bergen, oder die Leimruthen darauf befestigen kann.
Diese Zweige müssen so zugerichtet seyn, dafs sich
die Vögel auf nichts Anderes, als auf die Leimru-
then oder Stellhölzer setzen können. —
Manche Waldbewohner glauben, dafs die Kreuz-
schnäbel Flüsse und Krankheiten an sich ziehen,
und deswegen halten sie dieselben sehr gern in der
Stube. Gewils ist es, dafs diese Vögel von Gicht
und andern Krankheiten der Menschen angesteckt
werden.
30) Der Hakengimpel. (Hakenkern-
beilser, Hakenkreuzschnabel.) Corythus
enucleator, Cuv. (Pyrrhula enucleator, Teemm.
Loxia enucleator, Linn.)
Die Hakengimpel, von denen es den
breitschnabligen, Cor. enucleator, Cuv. —
sein Schnabel ist breit und sein Scheitel hoch —
16
_ 2142 —
und den schmalschnäbligen, Cor. angustiro-
stris — sein Kopf und Schnabel sind schmal, sein
Scheitel ist niedrig — in Deutschland zuweilen
gibt, sind gröfser als die Kirschkernbeifser,
10° lang und 15" breit, und ähneln den Kreuz-
schnäbeln gar sehr in der Farbe, sind aber im
ausgefärbten Prachtkleide des Männchens
schöner roth, und im mittlern und dem der Weib-
chen höher gelb gefärbt. — Die Weibchen sind
ockergelb, und alle haben 2 weifsliche Binden auf
den Flügeln und einen über die Unterkinnlade be-
deutend vorragenden Haken der Oberkinnlade.
Sie bewohnen die nordeuropäischen Nadelwälder,
brüten aber doch zuweilen in Deutschland, z. B.
in der Nähe von Breslau, bauen auf Bäume oder
Stauden ein unkünstliches Nest, und legen 4 bläu-
lichgrüne, braun und schwarz bezeichne-
te Eier, sind sehr einfältig, deswegen leicht zu
schiefsen und mit Dohnen oder Leimruthen zu fan-
gen, und fressen die Sämereien der Nadelbäume
und Vogelbeeren.
In der Gefangenschaft hält man sie wie -die
Kreuzschnäbel. Das Männchen hat einen sanf-
ten, angenehmen Gesang, weichen es, ohne den
Schnabel zu öffnen, vorträgt, sitzt gewöhnlich ru-
hig in seinem Käfig, und wird bald zahm, dauert
aber nicht lange im Zimmer aus.
31) Die Rauchschwalbe. Cecropis rusti-
ca, Boje. (Hırundo rustica, Linn.)
Dieser bekannte Vogel hat nur wenige Farben.
Seine Länge beträgt 7" 6'" bis 8" 6"' und seine
Breite 13“ bis 14". Der Schnabel ist schwärzlich,
der Augenstern und Fufs braun, der Oberkörper
glänzend blauschwarz, an den 5 äufsersten, zum
Theil spiefsartigen Federn mit einem weilsen Fleck ;
die Stirn und Kehle hoch kastanienbraun, auf dem
Kropfe ein breiter, schwarzer Gürtel, der übrige
Unterkörper rostfarbenweils, oder rostgelb. Beim
Weibchen ist die Stirn und der Unterkörper bläs-
ser, als beim Männchen, und bei den Jungen
_ Ds 2
‚sind die Farben ganz matt. Sie lebt in einem grofsen
Theile von Europa, in der Nähe der Menschen, ni-
stet in die- Ställe und andere Gebäude, legt 4bis5
weilse, rostbraun urd aschgrau gefleckte
‚Eier und nährt sich von fliegenden, nicht stechen-
den Insekten. Alt gefangen gewöhnt sie sich nicht,
jung aufgezogen wird sie sehr zahm, und erfreut
durch ihren zwitschernden angenehmen Gesang.
Der Herr Mitarbeiter sagt über sie:
„Schwalbe. Zirundo rustica, Linn.
Obwohl ich diesen Vogel nicht selbst hatte:
mufs ich ihn doch als Stubenvogel aufführen, denn
ich sah zu verschiedenen Zeiten 3 im Käfige, wel-
che sich bei Nachtigallenfutter viele Jahre recht
wohl befanden, und sehr fleilsig sangen. Sand ver-
langen sie.“ a
IV. Sänger vierten Ranges.
Die hierher gehörenden Vogel haben zwar noch
einen Gesang; allein die Mannichfaltigkeit, das
Volle und Angenehme, was die der vorhergehen-
den Abtheilung noch besitzen, fehlt ihnen. Sie sind
deswegen bei dem Liebhaber der Stubenvögel in
geringerm Ansehen, werden aber dennoch von Man-
chen gehalten, und müssen deshalb hier aufgeführt
werden. Man findet unter ihnen höchst verschieden-
artige Vögel. |
1) Der Karmingimpel. Erythrotho-
rax, Br. f
Die Karmingimpel, von denen es zwei Ar-
ten in Deutschland gibt, zeichnen sich durch ih-
ren sperlingsgimpelartigen Schnabel und im
‚männlichen Geschlechte durch das prächtige Roth,
mit welchem die alten Vögel am ganzen Vorder-
halse gefärbt sind, vor den andern Dickschnäblern
gar sehr aus. Dieses schöne Roth wird aber in
der Gefangenschaft wie bei den Kreuzschnä-
beln, Leinzeisigen und andern blalsgelb, wo-
—_ 244 —
durch die Schönheit dieser Vögel gar sehr verliert.
Es sind in unsern Vaterlande höchst seltene Vögel,
welche in der Gefangenschaft sehr zahm werden,
aber einen unbedeutenden Gesang haben.
1) Der rothstirnige Karmingimpel.
Erythrothorax rubrifrons, Br. (Loxia erythrina,
Pallas.) R
i Er hat ungefähr die Gröfse des Feldsper-
lings, und bei dem alten Männchen ein schö-
nes Karminroth auf dem Oberkörper und am Vor-
derhalse, das auf dem Rücken mit Grau gedämpft
ist, bei dem einjährigen Männchen und dem
Weibchen eine dem grauen Hänflinge ähnliche
Zeichnung, lebt im nordöstlichen Europa, kommt
sehr selten nach Deutschland, löckt trıo, hat einen
unbedeutenden Gesang und wird auf der Locke zu-
fällig mit Leimruthen gefangen.
2) Der weilsstirnige Karmingimpel.
Erythrothorax roseus, Br. (Fringilla rosea,
Pallas), ähnelt dem vorhergehenden in der Zeich-
nung, ist aber merklich gröfser und hat bei dem
alten Männchen eine glänzendweilse Stirn.
Das junge Männchen zeigt ein röthlich braun-
graues, fast überall mit dunklern Längestreifen be-
setztes Gefieder und einen gemsfarbigen Bürzel.
Das Kleid des älteren im Zimmer ähnelt etwas dem
des Grünlingsweibchens, hat aber Strohgelb am Vor-
derhalse. Er bewohnt Asien, verirrt sich selten
nach Ungarn und äufserst selten nach Deutschland.
Nur der Herr Mitarbeiter war so glücklich, einen
zu Anfang des September 1825 bei Wien gefange-
nen zu bekommen, den ‘er mit Mühe mehrere Jahre
in der Gefangenschaft erhielt. Er frafs Hirsen, Ha-
fer, Hanf, Semmel- und Brodkrumen, Hollunder-
beeren, Birnen und Aepfel, vorzüglich frische Amei-
seneier und Salat, wurde ungewöhnlich zahm, lockte
fast wie ein Canarienvogel fi, fii, hatte Anfangs
einen leisen, dem Dichten eines Gartenfinken ähn-
lichen Gesang, der, als er lauter wurde, unange-
nehm klang, lernte aber bald von der ihm nahe
hängenden Steindrossel und schwarzköpfigen Gras-
— 245 —
mücke ein Paar Gänge, und zeigte in Allem eine
gewisse Verwandtschaft mit unsern Rothgimpeln.
Sein zahmes, liebes Wesen macht ihn dem Besitzer
der Stubenvögel angenehm.
3) Der schwarzköpfige Ammer. ZEmbe-
rıza melanocephala, Scop.
Ein grofser und schöner Ammer von 8' Länge
und 13“ Breite Das Männchen. Der Schna-
bel ist bleigrau, der Augenstern braun, der Kopf
dunkelschwarz, die Schwung- und Steuerfedern
tiefgrau, der übrige Oberkörper hellzimmetbraun,
der. Unterkörper prächtig goldgelb. Das Weib-
chen hat weniger schöne Farben, gelblichgrau
zur Grundfarbe, wenig, bemerkbare dunkle Flecken,
und keinen schwarzen Kopf. Ihm ähneln wahr-
scheinlich die Jungen. Er hat wie alle Ammer
an den beiden äufsersten Steuerfedern einen grolsen
keilförmigen weilsen Fleck. Er bewohnt das süd-
östliche Kuropa, z. B. Dalmatien und Griechenland,
ist selten in Öestreich, äufserst selten in Süddeutsch-
land, scheu und vorsichtig, sitzt gern auf Pfählen
und Baumspitzen, frilst Garten- und andere Säme-
reien, vorzüglich die des Christdorns, in dessen
Büsche er auch sehr gern nistet. Er soll 4 bis
weifse hellgrau gefleckte Eier legen.
Man fängt ihn auf Leimruthen, mit denen man
die Stellen, auf denen er gern sitzt, belegt.
Der Herr Mitarbeiter besafs auch diesen selte-
nen Vogel und sagt über ihn:
„Der schwarzköpfige Ammmer. (In Wien
Ortolankönig.) ‚Emberiza melanocephala,
Scop.
Dieser herrliche Vogel, der schönste aller. eu-
ropäischen Ammer, wurde aus Italien nach Wien
gebracht. Ich hatte ihn 3 Jahre und fütterte ihn
mit Nachtigallfutter, unter welches etwas Hirsen
gemischt war. Ich fehlte wahrscheinlich darin, dafs
ich ihm zu wenig von dem letztern und zu viel Rü-
benfutter gab; denn er starb mir an der Darre.
Frische Ameiseneier und Mehlwürmer frafs er sehr
— 46 —
gern, und verschluckte auch Sand. Von Januar
bis in den August sang er goldammerartig, aber
viel schöner als unser Goldammer und mit tie-
ferm Tone, den letztern Monat oft die ganze Nacht
hindurch, während welcher er dann auch sehr un-
ruhig war. Er mauserte im November.“
4) Der Fettammer. (Ortolan.) Embe-
rıza hortulana, Linn.
Er ist der berühmteste unter allen Ammern,
merklich kleiner als der Goldammer, nur 6" 6
bis 7" 6" lang und 11“ bis 11" 9" breit. Das
Männchen im Frühjahre. Der Schnabel und
Fufs fleischfarben, der Kopf, Hinterhals, der Kropf
und ein Strich, welcher das Strohgelb an der Kehle
auf jeder Seite der Länge nach unterbricht, oliven-
grünlich, der Oberkörper ammerfarbig, d. h. schwarz-
braun mit rostfarbigen Federrändern; die Brust und
der Bauch hellrostfarben. Im Herbstkleide ist,
da sich dieser Vogel jährlich zwei Mal mausert, der
Kopf und der Vorderhals dunkel gestreift. Diesem
ist das Weibchen ähnlich; allein im Sommer hat
es eine rein gelbe, von einem braunen Streifen ein-
efalste Kehle. Die Jungen ähneln wahrschein-
lich den jungen Goldammern. Er zerfällt in meh-
rere Gattungen, geht von Italien bis Schweden hin-
auf, lebt im Sommer aber nur in manchen Gegen-
den, z. B. in der Nähe von Berlin in busch- und
baumreichen Orten gern in der Nähe der Gewässer,
frifst mehlige Sämereien und Insekten, ist des
Nachts sehr munter, wird gemästet aufserordentlich
fett, nistet im Gebüsch und legt 4 bis 6 roth-
graue, braun geaderte und gefleckte Eier.
Man fängt ihn auf Ortolanheerden, und auf
der Locke.
Noch gebe ich die schönen Beobachtungen des
Herrn Grafen: a
’ „Der Fettammer. (In Wien Ortolan.)
Emberiza hortulana, Linn. DE
Dieser Vogel ist in Oestreich nicht einheimisch;
der, welchen ich besafs, wurde aus Dalmatien
— 247 —
nach Wien gebracht. Es ist ein träger und .trau-
riger Vogel, welcher das Eigene hat, dafs er sich
. Jährlich zwei Mal bald nach einander mausert, da
seine Wintermauser sehr langsam von Statten geht.
Diese fing bei mir am 5 Januar an, und wurde
erst zu Ende des März vollendet. Nach dieser
Mauser wurde der Rücken viel schwärzer, das Gelb
‚an der Kehle schöner und höher, das lebhafte Braun
an der Brust verlor sich, und sie wurde gelbgrün.
Im Spätsommer wechselte er in 4 bis 6 Wochen
alle ne. bei dieser Mauser wurde sein Rücken,
weil die Schwingen fast ganz rostroth aussahen, viel
lichter. Sein Lockton klang fein uit uit; er sang
vom Ende des März bis in den August fleilsig und
laut, goldammerartig, nur schöner und feiner, im
Junius und Julius auch zu jeder Stunde der Nacht.
Ich ernährte diesen Ammer blos mit Hirsen*); er
frafs aber nicht viel.“ —
5) Der rothbärtige Ammer. Emberiza
rufibarba, Hempr. et Ehrenb.
Ein schöner Ammer, fast so grols, als der
Ortolan, und ihm ähnlich in Gestalt und Zeich-
nung. Das Männchen. Der Schnabel und Fufs
schwachroth, der Kopf bläulichgrau, der Oberkör-
er ammerfarbig, die Kehle ist rostroth, der
Ka bläulichgrau, der übrige Unterkörper hoch
roströthlich. Das Weibchen hat blässere Farben,
und auf dem Kopfe und Kropfe dunkle Streifen.
Das Junge ähnelt dem jungen Goldammer,
ist jedoch weniger gelb. Er bewohnt Syrien, wur-
de aber in der Nähe von Wien gefangen, und äh-
nelt in allem Uebrigen, auch im Gesange dem
Ortolan.
Man fängt ihn wie die verwandten Arten.
Der Herr Graf sagt von ihm:
*) Mein Freund, der Herr Kämmerer Kretschmar zu Gör-
litz, gibt diesen Vögeln aulser dem Hirsen auch Nachtigall-
futter, sie werden aber davon sehr fett. B.
—_ 45 —
„Der syrische Ortolan. Emberiza rufi-
barba.
Dieser Vogel, vermuthlich der erste, welcher
in Europa beobachtet worden ist, wurde im April
1827 nur 3 Stunden von Wien gefangen, und: mir
am 27sten desselben überbracht. Der Vogelhänd-
ler versicherte, er habe neben dem Garne einen
leisen, dem des Zaunkönigs ähnlichen Gesang hören
lassen, was ich aber kaum glauben kann, da er
bei mir in drei Wochen gar nicht sang, und die
Zergliederung zeigte, dals es ein Weibchen war.
Man kann keinen schöner gestalteten Vogel sehen,
als diesen Ammer; er ist schön und schlank, und
hat einen ziemlich kleinen Kopf, dünnen Hals, je-
doch einen etwas starken Körper. Oft stellte er
sich auf den Boden, streckte Hals und Kopf in die
Höhe, und liefs seine schöne Kehle und seinen
schön gefärbten Unterkörper sehen, wobei er sich
herrlich ausnahm. Er war äufsert wild und unbän-'
dig, lies, wenn man sich ihm näherte, in der
Angst die Töne zi zi zik zip hören, welche ganz
ammerartig und schr fein klangen; auch stiels er
oft den Ton uit ganz wie der Fettammer aus.
Sein liebstes Futter war Hirsen; frische Ameisen-
eier und Mehlwürmer frafs er auch gern; : Hanf
und Leindotter liefs er gewöhnlich liegen.“
6) Der Goldammer. Emberiza citronella,
Linn. a
Dieser bekannte Vogel ist 7" 8" lang und 12
breit. Das alte Männchen im Frühjahre.
Der Schnabel ist hornbleigrau, der F'ufs horngelb-
grau, der Oberkörper ammerfarben, die schwärzli-
chen Schwung- und Steuerfedern gelblich und rost-
farben gesäumt, der Kopf und ganze Unterkörper
hochzitronengelb, die Brustseiten rostroth oder ge-
fleckt. Im Winter sind die schönen Farben unter
grauen Federrändern zum Theil: versteckt. Das
Weibchen hat schmutzigere Farben und auf dem
Kopfe und Unterkörper dunkle Längestreifen. Die
Jungen ähneln der Mutter. Er lebt in dem gröfs-
ten "Theile von Europa, häufig auf Feldern, in Höl-
—_ 2419 —
zern und Gärten — der im Nadelwalde lebende
bildet, wie der nordische, eine besondere Gattung
— kommt im Winter auf die Höfe und vor die
Scheunen, ist sehr. wenig scheu, lockt zip zip,
singt eine einzige aber zuweilen verschieden modu-
lirte Strophe, etwa wie sitsisitzizieh, von denen
die ersten Sylben in einem Tone fortgehen, die
letztere aber bald höher bald tiefer als die andern
vorgetragen wird, frifst Körner, andere mehlige
Sämereien und Insekten, nistet in oder unter das
Gebüsch und legt 4 bis 5 roth- oder asch-
graue, braun gefleckte und geaderteBier.
Man fängt ihn im Winter unter einem Netze
oder Siebe, worunter man Körner streut, oder in
Ställen, deren Thüre man zuzieht, oder auf einer
mit Vogelleim bestrichenen Aehre, oder im Früh-
jahre auf der Locke.
Er wird sehr zahm, gewöhnt sich auch bald
an die Gefangenschaft, läfst sich mit Körnern, Hanf
und Semmelkrumen leicht erhalten, dauert einige
Jahre im Zimmer aus und erfreut durch seine Schön-
heit — doch wird das Gelb durch die Gefangen-
schaft blässer — und durch seinen Gesang. Die
frei herumlaufenden tragen sich oft mit Halmen her-
um, bringen aber auch leicht Werg, Zwirnfaden
u. dgl. an die Füfse, so dafs man öfters nachsehen
und sie davon befreien muls. —
7) Der Zaunammer. äEmberiza cirlus,
Linn. (Emb. eleaihorax, Bechst.)
Er ist kaum kleiner, aber merklich schlanker
und schöner, als der Goldammer. Das Männ-
chen. Der Schnabel ist bleigrau, der Fufs fleisch-
farben, der Kopf und Nacken olivenfarben, schwärz-
lich gestrichelt, der übrige Oberkörper ammerfar-
ben, die Kehle und ein Streif durch das Auge
schwarz, die Gurgel hochgelb, der übrige Unter-
körper goldgelb, an den Brustseiten rostfarben.
Das Weibchen, dem die Jungen ähneln, hat
fast gleiche Zeichnung mit dem Goldammer-
weibchen, allein einen dunkeln Streif durch, und
50 —
einen gelben über und unter dem Auge. Die grolse
Gattung wohnt südlicher, als die kleinere. Er lebt
im südlichen Europa bis in das südliche Deutsch-
land herauf, in unserm Vaterlande sehr einzeln,
ähnelt in seinem Betragen, seiner Nahrung und
Fortpflanzung den verwandten Arten und wird auch
wie diese gefangen. —
Der Herr Mitarbeiter berichtet über
„Den Zaunammer, Emberiza cirlus, Linn.
Ein sehr schönes, altes Männchen, welches 10
bis 12 Stunden weit von Wien im Gebirge gefan-
2 wurde, erhielt ich wenige 'Tage darauf. Ks
rals sogleich Sand, sehr gern Hirsen und Dotter,
liefs aber die Mehlwürmer und frischen Ameisen-
eier liegen. Er lockte viel ganz zi zi zi, fing am
dritten Tage schon an zu dichten, und liefs bald
darauf seinen kurzen, ‚ganz fein klingenden, ächt
ammerartigen Gesang zwar noch leise, aber doch
sehr vernehmbar hören. Ich hielt ihn nur kurze
Zeit,‘
8) Der Zipammer. Emberiza cıa, Linn.
Ein artiger Vogel von 7" 4'" Länge und 11"
Breite. Das Männchen. Der Schnabel ist blei-
hornfarben, der Fuls horngelbgrau, Kopf, Kehle
und Kropf aschgrau, durch das Auge und über ihm
ein schwarzer, zwischen diesen beiden ein weilser
Streif, der Oberkörper ammerfarben, Brust und
Bauch rostfarben. Im Winter hat besonders der
Kopf graue Federränder und dunkle Flecken. Alle
diese F'arben sind beim Weibchen nur angedeu-
tet. Es gibt von diesem Vogel nach der Bildung
des Schnabels und Kopfs zwei Gattungen. Es be-
wohnt das südliche Europa, geht bis Süddeutsch-
land, namentlich bis Wien und an den Rhein her-
auf, frifst Insekten und Sämereien, ähnelt den na-
hen Verwandten im Betragen, hat einen kurzen,
dem des Goldammers ähnlichen Gesang, nistet
in das Gebüsch oder Getraide, und legt 4 bis 5
weilsliche, schwärzlich geaderte Eier.
Man fängt ihn wie den Ortolan.
— 23% —
Der Herr Graf sagt von ihm:
„Der Zipammer. Ermberiza cia, Linn.
Ein bei uns einheimischer Vogel, wovon bei
uns im März öfters einige gefangen werden. Der,
welchen ich besafs und nach 14 Tagen verlor, war
sehr wild, lockte zip zip, sehr fein, frafs sehr
gern Hirsen, aber keine Mehlwürmer, und ähnelte
im Betragen den nahen Verwandten.‘ —
9) Der Rohrammer. Cynchramus schoe-
niclus, Boje. (Emberiza schoeniclus, Linn.)
Dieser Vogel ist in der Gröfse und Schnabel-
estalt sehr verschieden und zerfällt deswegen von
talien bis Norwegen in 8 Gattungen, von denen
die nordische die kleinste, nur 6" 3'" bis 6 lang
und 10" breit, die italienische die gröfste 8" lang
und 12“ breit it. Das Männchen im Früh-
jahre. Der Schnabel, Kopf und Vorderhals
schwarz, am Nacken ein weilses Halsband, der
übrige Oberkörper fast wie beim männlichen Haus-
sperling, der schwarze Schwanz auf beiden Sei-
ten mit weilsen Keilflecken, der weifsliche Unter-
körper auf den Seiten mit braunen Strichen. Beim
kleinern Weibchen ist der braune Kopf dunkler
estrichelt, das Halsband nur angedeutet, die braune
ehle schwarz eingefalst, und der Unterkörper mehr
gestreift. Ihm ähneln die Jungen. Im Winter
ist das Schwarz des Kopfs und der Kehle von brau-
nen Frederrändern ganz bedeckt. Dann ist er Em-
beriza passerina. Bei dem südlichen ist der Schna-
bel fast gimpelartig, bei dem nordischen sehr dünn
und spitzig. Er lebt in dem gröfsten 'Theile von
Europa an Seen, 'Teichen, Flüssen uud Morästen,
deren Ufer mit grofsen Schilfstrecken bedeckt sind,
hält sich auch in den, die Gewässer umfassenden
Roggenfeldern auf, wandert im Herbste, überwintert
aber zuweilen einzeln in Deutschland, ist wenig
scheu, lockt scharf und laut zieh, hat einen sehr
einfachen, hellklingenden, nicht angenehmen, schar-
fen Gesang, der wie zi ti tü ti ganz eigenthüm-
lich klingt — die Töne haben eine verschiedene
Höhe — frifst Rohr-, Schilf- und Grassamen, auch
Insekten, nistet im Rohre oder unter Wurzeln stets
auf dem Boden und legt 4 bis 5 weils- oder
tiefgraue, braun gefleckte und gestrichel-
te Eier.
Man fängt ihn auf der Locke und bei spät ein-
fallendem Schnee auf einer entblösten mit Futter
bestreuten Stelle mit einem Zugnetze, oder wenn
man die Stellen, auf die er sich oft hinsetzt, mit
Leimruthen belegt. Man hält ihn in einem etwas
langen Käfige oder lälst ihn in der Stube herum
laufen und füttert ihn mit Mohn, Hirsen und dem
Nachtigallfutter, unter das man etwas gequetschten
Hanf mischt. Er hält sich mehrere Jahre, wird sehr
. zahm und erfreut durch sein zutrauliches Wesen —
er soli die Musik sehr lieben und den Spielenden ganz
nahe kommen — mehr, als durch seinen scharfen
und schneidenden Gesang. —
10) Der Schneesporner. Plectrophanes
nivalıs, Meyer. (Emberiza nivalıs, Linn.)
Dieser Vogel und die beiden folgenden machen
den Uebergang zu den Lerchen und zeichnen sich.
durch ihren Sporn an den starken Fülsen aus.
Der Schneesporner ist 7" bis 8" lang und 11'
3" bis 12" breit und unterscheidet sich von wei-
tem durch das viele Weils in seinen Flügeln. Das
Männchen im Sommer. Der Schnabel, Fufs,
Rücken, ein 'Theil des Flügels, und die Mitte des
Schwanzes schwarz, der Kopf, Hals und Bürzel,
die Mitte des Flügels, die Seite des Schwanzes
und der ganze Unterkörper rein weils. Im Win-
ter ist der Schnabel gelb, das Weils und Schwarz
des Oberkörpers mit rostgrauen Federrändern be-
deckt, und der Kropf mit einem rostfarbigen Gür-
tel geziert. Beim Weibchen ist das Schwarz und
Weils weniger rein und die Mitte des Kopfes stets
braun. Ihm ähneln die Jungen; allein sie haben
noch weniger Weils im Flügel und Schwanze und
mehr Rostfarben am Unterkörper. Dieser Spor-
ner ändert nach den Ländern, die er bewohnt, in
der Gröfse und Schnabelgestalt sehr ab. Die klein-
sten erhielt ich aus Grön- und Island, er bewohnt
u
aber auch noch Norwegen und Sibirien, also den
sanzen Norden, kommt im Winter an die deut-
schen Küsten, selbst bis nach Mitteldeutschland,
frifst Grassämereien, im Sommer wahrscheinlich
auch Insekten, singt verschieden, in Norwegen
feldlerchenartig, auf Island weniger schön, ist flüch-
tig und scheu, nistet in Felsen und legt 4 bläu-
lichweilse, roth- und braungeflekte Eier.
Man fängt ihn auf der Locke und mit Leimruthen
cder dem Schlaggärnchen auf vom Schnee ent-
blöfsten Plätzen. Er gewöhnt sich nicht sogleich
an die Gefangenschaft, und mufs nur nach und
nach der Stubenwärme ausgesetzt werden. Man
bringt ihn erst in ein ungeheiztes Zimmer. Man
kann ihn frei herum laufen lassen, oder in einen
Käfig stecken. Den letzten besafs ich voriges Jahr;
er wurde spät zahm, frafs Hanf und Hafer, lockte
wie ein Finke jüf und wie die Gesellschaften
der Brachpieper, im Herbste tli, setzte sich
oft auf die Sitzstangen, lief aber gewöhnlich, wie
die Lerchen, auf dem Boden herum. Er war des
Nachts oft unruhig. Da es ein Weibchen war, be-
hielt ich ihn nur 3 Monate,
11) Der schwarzköpfige Sporner. Plec-
ae montanus, Br. (Emberiza, montana,
Linn.
Er ist merklich kleiner, als der Schneespor-
ner, und ihm ähnlich gezeichnet; allein der Kopf
des Männchens und Weibchens ist schwarzbraun,
und der Hinterhals grau. Emberiza mustelina,
Linn. ist eine besondere Gattung dieses Vogels mit
sanft gewölbtem Kopfe und langem Sporn.
Auch er bewohnt den Norden, oder vielmehr den
Nordosten von Europa, kommt seltner nach Deutsch-
landland, als die Schneesporner, und ähnelt
diesen im Betragen und der Nahrung. Man fängt
und behandelt ihn, wie diese.
12) Der lerchengraue Sporner. Plec-
trophanes calcaratus, Mey. (Emberiza calcarata,
Temm. Fringilla Lapponica, Linn.)
:
a
Er ähnelt dem vorhergehenden in der Gestalt
und Gröfse; allein seine Zeichnung ist ganz anders.
Das Männchen im Sommer. Der gelbe Schna-
bel ist an der Spitze schwarz, der Kopf und Vor-
derhals kohlschwarz, hinter dem Auge ein weitßsli-
cher Streif, der Nacken rostroth, der Mantel am-
merfarben, die Schwung - und Steuerfedern schwärz-
lich mit hellern Kanten, auf dem Flügel mit zwei
weilsen Binden, der vom Kropfe an weilse Unter-
körper an den Seiten schwarz gefleckt. Das
Weibchen hat da, wo das Männchen Schwarz
zeigt, schwarzbraune Längeflecken. Im Winter
sind die Hauptfarben grolsen Theils von grauen
Federkanten verdeckt.
Der grönländische ist viel kleiner und hat
- einen kürzern Sporn, als der lappländische.
Dieser Vogel kommt aus dem Nordosten und Nor-
den selten nach Deutschland, fällt auf die Felder,
ist nicht sehr scheu, hat verschiedene Locktöne
und einen verstümmelten Feldlerchengesang, frifst
verschiedene Sämereien, im Sommer Insekten, und
legt 4 gelblich grüngraue, dunkel gema-
serte Eier. Man fängt ihn in Lerchengarnen, be-
sonders in den Nachtgarnen, und im Winter auf
Plätzen, die man vom Schnee entblöfst und mit
Leimruthen und Schlingen oder einem Schlaggärn-
chen belegt.
Er gewöhnt sich leicht in der Gefangenschaft,
befindet sich bei Hafer, Mohn, gequetschtem Hanfe,
Hirsen und eingeweichter Semmel wohl, setzt sich
nicht auf Zweige, bekömmt also einen Lerchenkä-
fig, singt vom März bis in den August fleilsig und
angenehm, badet sich gern und erfreut den Lieb-
haber durch seine artige Zeichnung, seinen Ge-
sang und seine Seltenheit. —
13) Der rothköpfige Würger. Lanius ru-
fus, Brifs. (L. collurıio rufus, Linn.)
Ein schöner Vogel von 8 6" Länge und 13"
6" Breite Das Männchen im Frühjahre.
Der Schnabel und Fuls schwärzlich, die Mittelstirn,
— 25 —
der Vorderkopf, die Kopfseiten, der Rücken, die
Flügel und der weilsgesäumte Schwanz schwarz,
ein Spiegel auf dem Flügel und der Bürzel weils,
der ganze Unterkörper gelblichweiß. Das Weib-
chen hat mattere Farben, als das Männchen,
und ist an den Seiten des Unterkörpers oft schwarz
gewell. Im Herbstkleide ist alles Weifs rost-
gelblich. Die Jungen unterscheiden sich durch
den weilslichen Spiegel und den weilsen Bürzel am
leichtesten von den jungen Dorndrehern. Er
liebt die an Viehtriften und Wiesen stofsenden Ge-
büsche und mit Bäumen besetzten Stellen ebener
und hügeliger Gegenden, ist aber fast überall ein-
zeln, in andern selbst auf dem Zuge selten, ziem-
lich flüchtig, ahmt mehrere Vögelgesänge, jedoch
nur stümperhaft nach, frifst Käfer, Grillen, Heu-
schrecken u. dgl., baut auf Bäume oder hohe Bü-
sche und legt 5 bis 6 blafsgrünliche, öl- und
aschgrau gefleckte Eier. Man fängt ihn wie
die schwarzstirnigen.
Der Herr Mitarbeiter sagt über ihn: Y
„Rothköpfiger Würger. (In Wien eben-
so.) Lanius ruficeps, auct.
Schon in der Mitte des Novembers fing bei
mir ein solcher Vogel zu singen und zugleich zu
mausern an. Ich fand seine Stimme bei weitem
nicht so angenehm, als die des Dorndrehers
L. collurio). Seiner grofsen Zahmheit wegen
hielt ich ihn für einen aufgezogenen Vogel und
zwar um so mehr, weil er gar keine fremden Vo-
gelgesänge nachahmte, was doch die Wildfänge
thun. Ein solcher machte bei einem Bekannten
von mir den Ruf des Kuckucks sehr schön nach.
Von allen Würgern bleibt in jeder Hinsicht der
rothrückige, mit welchem der rothköpfige
im Zimmer gleiche Behandlung erfordert, der an-
genehmste und der schönste und künstlichste Sänger.“
14) Der gefleckte Fliegenfänger. Bu-
talıs grisola, Boje. (Muscicapa grisola, Linn.)
Er unterscheidet sich von aller deutschen Flie-
a,
enfängern schon durch seine Gröfse — Länge 6''
gu bis 9", Breite 11 bis 11” 6“ — und seine ein-
farbige Flügel- und Schwanzzeichnung, wie durch
seine Flecken. Alt. Der Schnabel ist hornschwärz-
lich, der Augenstern tiefbraun, der Fufs schwarz-
braun, der Oberkörper tiefgrau, auf dem Vorder-
kopfe weilslich und schwärzlich gestreift, der Flü-
gel mit 2 lichtgrauen Binden, der weilsliche Unter-
körper mit tiefgrauen Schaftfiecken besetzt. Im
Jugendkleide hat der tiefgraue Oberkörper auf
dem Kopfe und Hinterhals weilsliche und graue,
übrigens rostgelbliche Tupfen, und der weilse Un-
terkörper auf der Brust schwärzliche F'ederränder.
Diese Art zerfällt nach der Schädelbildung in drei
Gattungen, von denen eine im Laubholze, eine im
Nadelwalde und eine auf Gebirgen lebt. Er be-
wohnt einen grofsen Theil unseres Vaterlandes bis
Norwegen hinauf, die eine Gattung, der Berg-
fliegenfänger, die Gebirge, ist sehr scheu, sitzt
stets auf den Spitzen, dürren oder frei stehenden
Aesten der Bäume, um von ihnen die vorüberge-
henden Käferchen, Fliegen, Schnaken und Mücken
aus der Luft wegzufangen — selten nimmt er ein
Insekt von der Erde weg und selten frifst er Hol-
lunderbeeren — nistet zwischen Zwillingsstämme
und auf starke Baumäste nahe an dem Stamm und
legt 4 bis 5 bläulichweifse, lehm- und blau-
roth gefleckte Eier. Sein Lockton klingt wie
wis tätt und sein Gesang ist einfach, zirpend,
schwirrend, und wenig bedeutend. Ueberdies hört
man ihn selten, da dieser Vogel bei Annäherung
eines Menschen gewöhnlich die ängstlichen Lock-
töne ausstöfst.
Man fängt und behandelt ihn wie die andern
Fliegenfänger, er wird bald zahm, und eignet sich
vortrefflich in kurzer Zeit, eine ganze Stube von
Fliegen zu reinigen.
pa parva, Bechst. | RN
Ein kleiner niedlicher Vogel von 5. 6'' Länge
und 9" 6" Breite; er zerfällt in zwei Gattungen,
15) Der kleine Fliegenfänger. Muscica-
197 —
1) den kleinen, Muscicapa parva, Bechst. und
2) den rothkehligen, Muscicapa rufigularis,
r. ‘Der letztere sieht sehr schön aus und ähnelt
auf‘den ersten Anblick einem Rothkehlchen;
allein er unterscheidet sich schon durch die weilse
Wurzel der 4 äufsersten Steuerfedern und die kur-
zen Fülse. Der Oberkörper ist tief braungrau mit
röthlichem Schimmer, die Stirn und die Kopfseiten
bläulich schiefergrau, die Schwung- und Steuer-
federn schwärzlich, der ganze Vorderhals gelbroth,
der übrige Unterkörper gelblichweils, an den Sei-
ten röthlichgelb. Das Weibchen und das Männ-
chen im ersten Herbstkleide haben einen
braungrauen, ins Rothgraue ziehenden Oberkörper,
und einen rostgraugelblichen, in der Mitte der Brust
und des Bauches weilsen Unterkörper. Ihnen äh-
neln die der andern Gattung. Die Jungen von
beiden sind wie die der verwandten Arten gefleckt.
Er bewohnt die Laubhölzer des südöstlichen Eu-
ropa, kommt einzeln bei Greifswald vor, lebt am
Wenigsten selten in Ungarn, erscheint bei Wien,
anderswo in Deutschland höchst selten, ist sehr un-
ruhig, ziemlich scheu, frifst Insekten, vorzüglich
Käfer, und nistet wie die verwandten Arten.
Der Herr Mitarbeiter hat diesen seltenen Vo-
gel zuerst im Käfige genau beobachtet und sagt
über ihn:
„Der kleine Fliegenfänger. Muscicapa
parva, Bechst. (In Wien Spanisches Roth-
kehlchen.)
Alle, die ich besafs, waren äufserst muntere
und liebe Vögelchen, welche bald zahm wurden
und mich bald kennen lernten. So oft ich mich
ihnen mit der Mehlwürmerschachtel nähere: lassen
sie ihren Ruf zerrre zehe wiederholt hören; oft,
besonders, wenn sie recht zufrieden sind, wieder-
holen sie mehrmals einen runden, einfachen Pfiff,
der mit dem, welchen der Baumrothschwanz
vor seinem Tack tack hören läfst, die gröfste
Aehnlichkeit hat. Dieser Pfiff KB, LUMEN so
— 3133 —
stark, dafs er nicht von einem so kleinen Vogel
hervorgebracht zu werden scheint. —
So gern sie Mehlwürmer fressen, so ziehen sie
ihnen die Fliegen doch noch vor. Als meine Frau
den einen, um seinen kranken Fufs zu baden, in
der Hand hielt, fing und frafs er eine vorüberflie-
gende Fliege, was ein unlängst gefangener Vogel,
der sich gehalten fühlt, nicht leicht thut. — Sie
halten den Schwanz immer höher, als die Flügel,
breiten ihn sehr aus, wippen damit nach oben und
unten und bewegen die Flügel oft und stark. Sie
blicken, wie die Rothkehlchen, oft nach der
Seite, und erhalten dadurch, noch mehr aber durch
die Zeichnung, welche die ausgefärbten Männchen
haben, so viele Aehnlichkeit mit ihnen, dafs sie von
den hiesigen Vogelstellern spanische Rothkehl-
chen genannt werden. Wenn ich ihnen Mehlwür-
mer bringe, flattern sie mir entgegen, und bewill-
kommen mich mit Flügelschlag. Ihren Ruf lassen
sie sehr oft bei Licht hören, und baden sich zu
dieser Zeit, oder in der Dämmerung, oder Vor-
oder Nachmittags, wobei sie sich so nafs wie die
Rothkehlchen machen. Sie fressen viel und
werfen, wie die meisten Insekten fressende Vögel,
kleine Futterballen aus. — Drei junge Weibchen,
welche ich hatte, zwitscherten sehr oft ziemlich laut
und anhaltend im Februar, März und April, schwie-
gen aber dann alle und liefsen nie mehr den ge-
ringsten Gesang hören*). Dieses Zwitschern fing
allezeit mit der langen Wiederholung des Rufs, be-
sonders des Pfifls an, was sehr angenehm klang;
dann liefs sich ein gewisses Krr, rr wiederholt
hören und nun folgten mehrere fein gezogene 'Töne.
Der Gesang des Männchens enthält mehrere Stro-
phen aus dem Gesange anderer Vögel, und hat
*) Diese Erfahrung macht man bei den meisten Insekten
fressenden Vögeln; die jungen Weibchen singen im ersten Le-
bensjahre, dann gewöhnlich nie wieder. Der Liebhaber darf
sich dadurch nicht täuschen lassen, sie für Männchen zu
halten. B.
— 2159 —
eine Verwandtschaft mit dem des Baumroth-
schwanzes, gehört aber wegen der oft wieder-
holten Pfiffe keines Weges zu den guten Vögelge-
sängen. Der Anfang dieses Gesanges hat mit dem
eben beschriebenen der Weibchen viele Aehnlich-
keit.“ — Bin
. 16) Der Hausrothschwanz. Auticilla atra,
Br. (Sylvia titys, Lath. Motacilla atrata, Linn.)
Ein jetzt in dem gröfsten Theile von Deutsch-
land häufiger Vogel von 6'' 5" bis 9" Länge und 10"
6' bis 11" Breite. Das wenigstens zweijäh-
rige Männchen im Frühjahre. Der Schna-
bel, Fufs und das Gefieder ist schwarz, auf dem
Flügel hinten mit einem weifsen Fleck, auf dem
dem Kopfe, dem Rücken und der Unterbrust mit
mehr oder weniger Aschgrau, am Bauche weifslich,
der Schwanz und Bürzel rostroth, in der Mitte
braun. Im Herbste ist das Schwarz durch asch-
graue Federränder verdeckt. Die ein Mal ver-
mauserten Männchen und die Weibchen
haben ein tiefgraues Gefieder, welches bei den
Jungen mit schwärzlichen Wellenlinien besetzt ist.
Sie bewohnen am liebsten die hügeligen Gegenden
eines grofsen 'Theils von Europa, gehen hoch auf
den Gebirgen hinauf, halten sich auf hohen Gebäu-
den, Mauern, Felsen und in Steinbrüchen auf, kom-
men schon im März an und verlassen uns spät im
October, sind sehr unruhig, zittern mit dem Schwan-
ze und bücken sich oft nieder, haben einen unbe-
deutenden Gesang, der nur aus ein Paar Strophen
besteht und etwas Krächzendes enthält — wenn
diese Vögel im Herbste ihren Gesang einüben,
klingt er viel leiser, aber auch viel mannichfaltiger
und angenehmer, als im Frühjahre — fressen vor-
zuglich Insektenlarven, auch Käfer, Fliegen und
Hollunderbeeren und legen 4 bis 6 rein weifse
Eier in ein warmes auf Balken oder in Steinritzen
stehendes Nest. |
Man fängt sie mit Mehlwürmern in dem Schlag-
gärnchen oder auf Leimruthen, seltner in Spren-
keln mit Hollunderbeeren. Im un behandelt
— 230 —
man sie wie die Baumrothschwänzchen und
gibt ihnen Nachtigallfutter. Sie locken is is, tack,
und erfreuen durch ihre Munterkeit und hübsche
Haltung mehr, als durch ihren Gesang. f
17) Der graue Laubvogel. Phyllopnen-
ste rufa, Boje. (Sylvia rufa, Lath. Motacilla
rufa, Linn.)
Ein kleiner Vogel, nicht gröfser als der Zaun-
könig, von 5" bis 5" 4" Länge nnd 7'' 24 bis
8" 4'" Breite. Frühlingskleid. Der Schnabel,
Augenstern und Fufs bräunlich, der Oberkörper
olivengrau, an den Schwung- und Steuerfedern
dunkler, der Unterkörper weilsgrau oder graugelb-
lich mit gelben Längestrichen besetzt. Im Herb-
ste ist der Oberkörper olivengelbgrün, der Unter-
körper weilsgraugelblic. Im Jugendkleide ist
der Oberkörper olivengrau, der Unterkörper grau-
weils, auf der Brust grau. Er lebt in einem gro-
(sen Theile von Europa nach den verschiedenen
Gattungen an verschiedenen Orten in Nadel- oder
Laubwäldern — in den letztern nicht selten bei
Wien — kommt bald an, ist sehr unruhig, bewegt
den Schwanz oft niederwärts, lockt hoid, hoid,
hat einen einfachen, unbedeutenden, aber eieen-
thümlichen Gesang, welcher wie tilltell tilltell
t3ltell telltelltell rrr klingt, frifst eine Menge
kleiner Insekten, als Fliegen, Hafte, Insektenlarven
und ihre Eier, baut ein ballförmiges, inwendig war-
mes Nest und legt 5 bis 6 kreideweifse roth-
braun gepunktete Kier. Man fängt ihn nur
zufällig auf Leimrutben und in dem Schlaggärnchen ;
am leichtesten im Frühjahre bei spätem Schnee auf
den Teichufern. Eben so zufällig geht er in die
Sprenkel oder Kloben der Meisenhütten. Beim
Neste ist er leicht zu bekommen. —
Die Weibchen erkennt man an der sehr ge-
ringen Grölse und sucht sich die Männchen für das
Zimmer zu verschaffen. Alt gewöhnt er sich, wenn
man ihn frei herumfliegen und Fliegen fangen
läfst, schwer an die Gefangenschaft. Ich zog ei-
— 3% —
nen Jungen mit Ameiseneiern auf, welcher sehr
zahm wurde und sich recht artig ausnahm. Er
verlangte aber das beste Futter. Der italienische
ist merklich gröfser, und bildet eine besondere
Gattung. An, \
18) Der schwirrende Laubvogel. PAyl-
lopneuste sibyllatrix, Boje. (Sylvia sylvicola,
Lath.)
Ein niedliches Vögelchen von 5" 2" bis 7"
Länge und 9" bis 9" 6'" Breite und von den na-
hen Verwandten durch seine oben grüne Farbe,
seine langen Flügel wie durch seine klei-
nen Füfse ausgezeichnet. Der Schnabel und die
Füfse sind hornfarben, der Augenstern hellbraun,
der ganze Oberkörper dunkelzeisiggrün, mit einem
tiefgrauen Strich durch das’ Auge und einem gel-
ben über demselben, die schwarzgrauen Schwung-
und Steuerfedern grüngelb gekantet; der weils-
gelbe Unterkörper an dem Bauche weils; die
Weibchen sind etwas kleiner, als die Männ-
chen und die Jungen auf dem Oberkörper oli-
vengrüngrau, auf dem Unterkörper fast rein weils.
Er lebt in den Nadel- und Laubwäldern, in
den erstern besonders da, wo einzelne Buchen ste-
hen, kommt spät an und 'geht bald weg, fängt
glatte grüne Räupchen und Käferchen, die letztern
oft aus der Luft weg, flattert unter seinem schwir-
renden,wie ssssrrrrr rrr hoid, hoid, hoid
klingendem Gesange von einem Baume zum andern
und legt in ein backofenförmiges, auf dem Boden
stehendes Nest 5 bis 6 weifse, rothbraun und
aschblau gepunktete Eier.
Man zieht ihn für den Käfig auf und hehan-
delt ihn wie den vorhergehenden.
Einen diesem ähnlichen Laubsänger gibt es
auf den tyroler Alpen; ich habe ihn den Berg-
laubvogel, PAyllopneusie montana genannt; er
ist so grols, als der vorhergehende, auf dem Ober-
körper olivengrau, auf dem Unterrücken’ und Bür-
zel zeisiggrün, auf dem Unterkörper biendendweils.
—_— 2 —
Er bewohnt die am Fufse der Alpen stehenden
Laub tragenden Bäume, hat einen ganz eigenthüm-
lichen Gesang, frilst Käferchen, und nistet wie die
Haidelerchen.
Man behandelt ihn in der Gefangenschaft wie
die andern Laubsänger.
19) Der Heusch reckenschilfsänger.
Calamoherpe locustella, Boje. (Sylvia locustella,
Lath.)
Ein Vogel, welcher den Uebergang von den
Schilfsängern zu den Piepern bildet, von 9"
9" bis 6° Länge und 8" bis 8" 6'" Breite, und
von den andern Schilfsängern durch die pie-
perartige Zeichnung des Oberkörpers un-
terschieden ist. Der Schnabel ist oben hornschwärz-
lich, der Fufs hellhornfarben,, der Augenstern hell-
braun, der olivengraue Oberkörper schwarzbraun
gefleckt, die Steuer- und Schwungfedern schwarz-
grau, heller gesaumt, der Schwanz stark zugerun-
det, der weilsliche Unterkörper an dem Kropfe und
der Oberbrust rostgelbgrau mit dunklern Länge-
fleckchen, die Seiten olivengrau mit braunen Schaft-
strichen.
Er bewohnt die Ebenen Deutschlands, auf de-
nen Gebüsch, besonders Dorngebüsch, auf feuch-
tem Boden steht, kommt im Herbste in die mit
Kräutern bewachsenen Gräben und Gärten, singt
schwirrend, fast wie die grüne Heuschrecke, baut
ein tiefes Nest, und legt 4 bis 5 grünlichweils-
graue, olivengrün, grau und schwärzlich
gefleckte Eier. Seine Nahrung sind Insekten.
Man fängt ihn, wie die andern Schilfsänger, in
den Gärten, wo Zellerie und dergleichen steht, mit
einem darüber gebreiteten Garne oder dem Schlag-
netze.
Der Herr Graf sagt über diesen Vogel:
„Heuschreckenschilfsänger. Sylvia lo-
custella, Lath.
Ich bekam einen solchen Vogel bald nachdem
er gefangen war, und fand ihn aufserordentlich
aa
scheu. Er schrie fürchterlich, wenn man sich ihm
näherte, lies zuweilen einen, dem seiner Gattungs-
verwandten ähnlichen Ruf, aber nur ein Mal seinen
Heuschreckengesang, hören. Er ist ein sehr lebhaf-
ter Vogel, welcher viel und stark mit den Flügeln
zuckt und dem Schwanze wippt, diesen meist fä-
cherartig ausbreitet, und ihn beim Hüpfen höher
als die Flügel trägt. Er läuft lieber auf den drei
untern Sitzstangen, als dafs er von oben herab-
spränge, hat in seinem Betragen, wie in seiner
Farbe viele Aehnlichkeit mit dem Baumpieper,
schlief auch immer auf der obern Sitzstange und
war bei Licht sehr scheu. Am dritten Tage frafs
er schon Nachtigallfutter und war äufserst begie-
ig auf Mehlwürmer. Ich besafs ihn vom Juli bis
Ende Octobers; in dieser Zeit mauserte er nicht,
verlor aber in dem letzten Monate, in welchem er
starb, einige kleine Federn,“
20) Der Flufsschilfsänger. Calamoher-
pe fluviatilis, Boje. (Sylvia fluviatilis, Wolf.)
Er ist gröfser, als der vorhergehende, 6" 6
lang und 10" 3' breit, auf dem Oberkörper weils-
lich, auf der Oberbrust und den Seiten grau, an
dem ganzen Vorderhalse olivenfarben gefleckt, und
zeigt an den ölfarbigen Unterschwanzdeckfedern weilse
Spitzen, lebt an der Donau, selten anderwärts, hat einen
heuschreckenähnlichen Gesang, welcher stärker als
bei dem vorhergehenden ist, frifst Insekten, wird
im Käfig ganz wie die andern Schilfsänger ge-
halten, und auf ähnliche Art, wie diese, gefangen.
Seine Eier sind grauröthlich weils, dunkler
gefleckt.
Der Herr Mitarbeiter bemerkt über diesen
Schiltsänger;
„Der Flufsschilfsänger, Sylvia fluviati-
lis, W. In Wien Leirer.
Am 15. Junius 1831 erhielt ich ein drei Wo-
chen vorher gefangenes Männchen, Unter den ein-
heimischen Calamoherpe’s, welche ich bis auf Cal.
striata et aquativa alle besafs, war diese ohne
ee
Frage die zahmste und nach der Col. turdoides
die gröfste. Mit ungebundenen Flügeln blieb sie
im Käfige am offnen Fenster ziemlich ruhig und
fing sogleich zu singen an. Ihr Oberkörper hat in
“der Farbe mit dem der Sylvia hortensis grofse
Aehnlichkeit; ihre Fülse kann man fleischfarben
nennen. Wie die Cul. locustella hat sie in der
Bewegung der Füfse viele Aehnlichkeit mit den
Piepern. Oft schreitet sie bedachtsam vorwärts,
indem sie den einen Fufs lange in die Höhe hält,
und zuweilen traversirt sie auf diese Art auf einer
und derselben Sitzstange durch die ganze Breite
des Käfigs. Auch läuft dieser Schilfsänger wie
der vorhergehende lieber gerade aus auf den drei
untern Sitzstangen — oft aber auch unter der mitt-
lern durch — als dafs er von oben herab spränge.
Diese Bewegung macht er nicht allein laufend, son-
dern auch halb fliegend. Vergleicht man ihn mit
S. locustella, so zeigt er viel Apathie, besonders
wenn er im Zimmer hängt. Dann liegt er entwe-
der gestreckt mit dem Bauche auf der untern Sitz-
stange, oder sitzt in sehr geduckter Stellung auf
ihr und: läfst dabei gewöhnlich den Schwanz hän-
gen; denn er hebt und breitet ihn nur beim Her-
umspringen, doch nicht so wie S. locustella, die
ihn gewöhnlich viel höher als die Flügel und fä-
cherformig ausgebreitet trägt; auch wippt er we-
der mit dem Schwanze noch mit den Flügeln, was
S. locustella sehr oft thut. Seinen Gesang kann
ich unmöglich besser beschreiben, als Herr Nau-
mann in seinem schönen Werke 3. B. S. 699 ge-
than hat. Mir ist es immer, als hörte ich einen
Schleifer ein locker gehaltenes Messer auf einem
schnell gedrehten Stein wetzen, oder eine unge-
wöhnlich grofse Grille anhaltend schwirren. Wer
es nicht weils, würde diese mir äufserst unange-
nehme Musik. gewils keinem Vogel zuschreiben.
Eben so auffallend ist die Stellung des Vogels beim
Singen. Er steht dann, was er sonst selten thut,
auf einem Fufse, hebt den Kopf beinahe senkrecht
in die Höhe und sperrt den Schnabel dabei so aus-
serordentlich weit auf, dafs, wer ihm zusieht, glaubt,
—_ 215 —
er müsse sich den Rachen aufreifsen; dabei bewegt
sich der ganze Körper, besonders die Kehle und
der Schwanz. Am Eifrigsten singt er früh in den
Morgenstunden; doch läfst er sich auch zu allen
Stunden des Tages hören; dazu bleibt er aber im-
mer fest sitzen. Anfangs Juli sang er weniger
eifrig und den 10ten hörte er ganz auf, verlor aber
auch nach Beendigung des Gesanges keine Feder.
Ich hatte ihn mit mehr Mühe, als andere Insekten
fressende Vögel an das Gelberübenfutter gewöhnt,
und gab ihu zu Ende Julius weg. — Nur die
grolse Seltenheit kann ihm einen Werth für den
Liebhaber der Stubenvögel geben. — Bei Wien
werden jedes Frühjahr einige wenige an der Donau
gefangen.
21) Die Sumpfmeise Parus palustris,
Linn.
Ein unansehnliches Vögelchen von 5 6'" Län-
ge und 8" 3"' Breite. Der Schnabel, die grofse -
Kopfplatte, und ein kleiner Kehlfleck ist schwarz,
der Augenstern braun, der Fufs tiefbleigrau, der
ganze Oberkörper, Flügel und Schwanz mäuse-,
der Unterkörper weilsgrau, an den Seiten hellgrau,
an den Wangen weils. Beim Weibchen ist die
Kopfplatte kleiner, und bei den Jungen schmut-
ziger, als bei den Alten. Sie bewohnt in einem
grolsen Theile von Europa die Gärten, baumrei-
chen Flufs- und Teichufer, und andere mit Laub-
bäumen besetzte Stellen, streicht im Herbste und
Winter, frifst aufser verschiedenen Insekten, ihren
Larven und Raupen, verschiedene ölige Sämereien,
hackt sich gewöhnlich in morsche Bäume ein Loch
zu ihrem warmen Neste und legt 5 bis 10 rein-
weilse, dunkelroth gefleckte Eier. Ihr
Lockton und Gesang ist stark, durchdringend und
eben so angenehm, als ihr munteres und keckes
Wesen. Man hält sie in der Gefangenschaft wie
die Kohlmeise, fängt sie mit Sonnenblumen-
und Hanfkernen. In Hanfäckern und auf Sonnen-
blumen. mit reifem Samen fängt man sie leicht_mit
Leimruthen. Der Herr Mitarbeiter sagt über sie;
— 2166 —
„Sumpfmeise. JParus palusiris, Linn. In
Wien Kreuzmeise.
Ein artiges Vögelchen, welches nach der Fink-
meise am hübschsten unter allen Meisen singt.
Sie läfst sich, da sie die Sämerein nicht entbehren
kann, noch schwerer, als die Finkmeise an das
Nachtigallfutter gewöhnen.‘ — |
22) Die Tannenmeise. Parus ater, Linn.
Eine sehr kleine Meise von 5" Länge und 8"
24 Breite und einfacher Zeichnung. Der Schnabel
ist mattschwarz, der am Nacken mit weilsem Mit-
telstreif gezierte Oberkopf und der Vorderhals
glänzend dunkelschwarz, der Rücken aschblaugrau,
der Schwanz und mit zwei weilsen Binden besetzte
Flügel dunkelgrau, die Brust und der Bauch grau-
weils. Bei dem Weibchen ist der Schwanz mat-
ter und am Vorderhalse weniger ausgedehnt, als
beim Männchen, und bei den Jungen, welche
an Brust und Bauch stark ins Gelbliche ziehen, ist
es malt.
Sie bewohnt die gebirgigen deutschen und nor-
dischen Nadelwälder, streicht und wandert im Win-
ter in Gesellschaft ihres Gleichen, der Hauben-
meisen, Goldhähnchen und anderer, frifst aus-
ser Insekten, ihren Puppen, Larven, Räupchen und
Eiern, gern Tannensamen, und legt auf ein war-
mes Nest in Baum-, Erd- oder le 6
bis 11 weilse, zart blalsroth gefleckte Eier.
Man fängt sie auf den Meisenhütten und mit
Leimruthen, und gibt ihr in einem enggitterigen
Käfig, aufser Nachtigallenfutter, 'Tannensamen. Sie
ist sehr fröhlich und munter, auch im Käfige.
Ich lasse des Herrn Mitarbeiters Worte über
sie folgen:
„Tannenmeise.. Parus ater, Linn. In
Wien Hundsmeise.
Diese kleine Meise hat auch einen ziemlich
artigen Gesang und einen lauten, hellklingenden
Ruf. Durch ihr beständiges Klopfen am Käfige
—_— 27 —
wurde sie mir im Zimmer lästig. Es gibt einzelne
unter ihnen, welche schwächere Vögel eben so gern,
als die Finkmeisen, morden. Man kann sie aufser
den Sämereien auch an Nachtigallfutter gewöhnen;
sehr gern fressen sie T'rannensamen.‘
23) Die Haubenmeise. Parus cristatus,
Linn.
Die zugespitzten, einer Grenadiermütze ähn-
lich gestalteten Kopffedern, welche unserer Meise
den Namen gegeben haben, zeichnen sie sehr aus.
Sie ist 5 4" lang und 8" 5'" breit, nach Alter,
Geschlecht und Jahreszeit wenig verschieden. Der
Schnabel ist hornschwarz, der Augenstern schön
hellbraun, der Fufs bleifarben, der Oberkopf schwarz
mit breiten, weilsgrauen Federrändern, die Kopf-
und Halsseiten weils, unter den Ohren ein undeut-
licher halbmondförmiger Streif, der übrige Ober-
körper ist mäusegrau, der Unterkörper von dem
gerade abgeschnittenen Schwarz der Kehle an weils-
grau. Die Weibchen haben eine etwas kleinere
Haube, als die Männchen, und bei den Jun-
sen sind die Farben kaum unscheinbarer, als bei
den Alten.
Sie bewohnt die Schwarzwälder des gröfsten
Theils von Europa, besonders die gebirgigen, in
denen Kiefern und Fichten unter einander stehen,
wandert und streicht im Winter mit den Tannen-
und andern Meifsen, Goldhähnchen, Klei-
bern und Baumläufern, sehr keck und mun-
ter, lockt törr terr li, frifst Insekten, ihre
Larven und Raupen, auch die Sämereien der Na-
delbäume, und legt ihr warmes, 4 bis 9 weilse,
blutroth gefleckte Eier enthaltendes Nest in
‚selbstgehackte oder natürliche Baumlöcher an. Man
fängt sie auf der Meisenhütte oder mit Leimruthen,
zuweilen auch in der Schneulse. An die Gefangen-
schaft gewöhnt sie sich schwer und man thut am
besten, sie jung aus dem Neste zu nehmen und
aufzuziehen. Ich lasse nun die Worte des Herrn
Mitarbeiters über sie folgen:
—_— 215 —
„Haubenmeise. /Parus cristatus, Linn. In
Wien Schopfmeise. |
Ein sehr hübsches Vögelchen, welches seltner,
als die vorhergehenden Meisen und alt gefangen
schwer am Leben zu erhalten ist. Jung gefangene
liefsen sich bei mir recht gut an Nachtigallfutter
gewöhnen. Ihr lauter Ruf klingt mir unangenehm,
ihr Gesang ist ganz einfach und unbedeutend.“
24) Goldhähnchen. Aegulus, Altrovandı.
(Sylvia regulus, Laith. Mot. regulus, Linn.)
Von diesen sehr niedlichen und lieben Vögeln
gibt es zwei Arten, von denen jede in drei Gattun- |
gen zerfällt. Alle haben über dem Nasenloche ein
hartes, kammartiges Federchen.
1) Das saffranköpfige Goldhähnchen,
Regulus crococephalus, Br.
Ein sehr kleines und schönes europäisches Voö-
gelchen von 4" Länge und 6" 10 Breite. Altes
Männchen, Der Schnabel ist schwärzlich, der
Augenstern braun, der Fufs hell-, horn- oder gelb-
braun; die Stirn grau, die Haube in der Mitte
saffran-, auf den Seiten goldgelb, was durch einen
breiten schwarzen Streif eingefalst ist, die Stelle
rings um das Auge weilsgrau, der übrige Ober-
körper zeisiggrün, der Schwanz und mit zwei weils-
lichen Binden besetzte Flügel tief-, der Unterkör-
per lichtgrau. Beim Weibchen ist auch die Mitte
der Haube goldgelb, und bei den Jungen hat
sie gar kein Gelb. Dieses Vögelchen lebt und
brütet gewöhnlich in den Nadelhölzern Mittel- und
Süuddeuischlands, und hat einen aus zwei 'Tönen zu-
sammengesetzten, wenig lauten, zwitschernden, un-
bedeutenden, aber mit einem ordentlichen Schlusse
endigenden Gesang. Ein anderes aber, das etwas
grölser ist und einen längern Schnabel und niedri-
gern Scheitel hat, mein. Regulus septentrionalis,
ist gewöhnlich im Winter, seltner im Sommer bei
uns, brütet fast immer nördlich und singt viel schö-
ner; denn es hat in seinem Gesange einen Gang
des Stieglitzes und des graubunten Baumläufers;
— 269 —
und ein drittes mit kurzem Schnabel und mittel-
"hohem Schädel — der von Nr. 1 ist der höchste —
scheint im Gesange zwischen den beiden andern
inne zu stehen. Dies ist mein fegulus chrysoce-
phialus. Alle drei sind sehr lebhaft und unruhig,
locken si si scharf und laut, fressen kleine Kä-
fer, Insektenlarven, Puppen und Räupchen, bauen
künstliche, schöne, ballformige Nester unten an die
Zweige und legen 6 bis 11 fleischfarbene, am
stumpfen Ende lehmroth gewässerte Eier.
Man fängt sie auf Meisenhütten und mit Leimru-
then, wie die Rothkehlchen (siehe oben) im Früh-
jahre, oder auf die Art, dafs man sie auf eine
Stange steckt, und mit ihnen diese Vögelchen wie
die Erlenzeisige anklebt. Wenn sie frei in der Stube
herumtfliegen, reinigen sie diese bald von Fliegen,
müssen aber nach ein Paar Tagen ihre Freiheit
wieder erhalten, sonst sterben sie. Wie man sie
im Käfige behandelt, bemerke ich sogleich mit des
Herrn Mitarbeiters eignen Worten:
„Saffranköpfiges Goldhähnchen. ARegu-
lus crococephalus, Br. In Wien Geldhähnchen.
Dieser kleine Vogel hat einen für seine Gröfse
sehr lauten Ruf, ganz nach der Art der Schwanz-
meisen, den er auch wie diese, was oft lästig
wird, beständig hören lälst. Sein Gesang ist leise
und unbedeutend; doch besafs ich ein Männchen,
welches laut und abwechselnd sang und das Fink,
fink oft hören liefs*). Dieses Vößelchen wird sehr
zahm und zutraulich, und badet sich täglich und
wie man leicht bemerkt, sehr gern. Es mufs, wie
der Zaunkönig, einen eng gellochtenen Käfig ünd
gutes Nachtigallfutter, unter das etwas zermalmter
Hanf gemischt wird, bekommen. Nach der Mauser,
welche in den Julius und August fällt, ist das Gelb
des Scheitels schöner und die Flügeldecken erschei-
nen lichter.*
S n
-
*) Dieses Männchen gehörte ganz unbezweifelt zu meinem
Regulus septentrionalis; denn dieser singt auffallend anders,
als Regulus crococephalus. Brehm.
) Das feuerköpfige Goldhähnchen.
Regulus pyrocephalus, Br.
Der kleinste europäische Vogel von höchstens
4" Länge, gegen 7'' Breite und prächtiger Zeich-
nung. Es ähnelt dem vorhergehenden sehr; al-
lein alle seine Farben sind schöner und das Gelb
in der Haube ist nicht saffrangelb, sondern
feuerfarben, zuweilen feuerroth, was auf den
Seiten heller eingefalst und durch einen breiten
schwarzen Streif, unter welchem ein weilser
hinläuft, begrenzt ist; auch durch das Auge geht
ein schwarzer Strich, und vom Schnabelwinkel zieht
sich ein solcher nicht weit herab. Den Jungen
fehlt auch die prächtige Kopfzeichnung, wie bei
der vorhergehenden Art.
Dieses Vögelchen zerfällt in drei Gattungen:
1) das eben beschriebene mit schlankem Schnabel;
2) das Nilssonische, A#Aegulus Nilssonii, mit
noch längerm, an der Wurzel breitern, etwas stärkern
Schnabel; 3) das kurzschnäblige, Regulus bra-
chyrhyncho.. Nr. 1 hat einen ganz eintönigen
vom Herrn Mitarbeiter weiter unten sehr gut be-
schriebenen Gesang; dieser ist bei Nr. 2 und 3
mannichfaltiger, und bei Nr. 2 durch einen Gang
aus dem Gesang der Haubenmeise ausgezeichnet.
Diese Vögelchen haben alle den weilsen Augen-
streif und die prachtvolle Kopfzeichnung, sind viel
seltener, als die von Nr. 1, weniger gesellschaft-
lich, viel lebhafter, wandern des Nachts und im
Herbste alle aus Deutschland — die von Nr. 1 zie-
hen am 'Tage — und ähneln im Uebrigen den na-
hen Verwandten in dem Betragen, der Nahrung
und Fortpflanzung. Ihre Eierchen sind sehr
klein und, da sie gewöhnlich mehr ins Ro-
senfarbige, als die der vorhergehenden
fallen, schöner, aber im Wesentlichen
eben so gezeichnet.
Man fängt sie, wie die nahen Verwandten, kann
sie aber, da sie viel scheuer, als diese sind, nicht
mit auf Stangen gesteckten Leimruthen ankleben.
Der Herr Mitarbeiter theilt schöne Beobachtungen
t zz 271 ET
über dieses schöne Vögelchen in folgenden Wor-
ten mit:
„Feuerköpfiges Goldhähnchen. Aegu-
lus pyrocephalus, Br. In Wien —
Dieses herrliche 'Thierchen, der kleinste euro-
päische Vogel, hat einen ganz unbedeutenden Ge-
sang. Dieser ist meistens aus seinem Rufe si si
zusammengesetzt, ein gezogenes sisisisii, das
sich mit etwas tiefern 'Tönen schliefst. Sein Lock-
ton ist dem des nahen Verwandten sehr ähnlich,
aber stärker und durchdringender. Es ist sehr leb-
haft, springt und klettert beständig im Käfige her-
um und bewegt in der Ruhe sehr oft die Flügel.
Die prächtigen feuerfarbigen Scheitelfedern bilden
gewöhnlich nur einen schmalen Strich, wenn aber
der Vogel sie ausbreitet, bedecken sie fast den
ganzen Kof, was ungemeiu schön aussieht; ganz
herrlich aber nimmt es sich aus, wenn sie von der
Sonne bestrahlt werden. — Dieses Goldhähn-
chen badet sich nur selten und wird nicht so
zahm, als das andere, ist aber viel schöner und
auch kleiner. Das meinige hörte am 24. Septem-
ber auf zu mausern, und war dann an der Gur-
gel und Oberbrust nicht weifsgrau, sondern
rostgelbgrau. Es verlangt ganz dieselbe Be-
handlung wie das vorhergehende.“
25) Der weilsschwänzige Steinschmät-
zer. Yitiflora oenanthe, Boje: (Saxicola ovenan-
the, Bechst. Motacilla oenanthe, Linn. Sylvia
oenunithe, Lath.)
Ein ziemlich grofser Singvogel von 6“ 10'' Län-
ge und 13” Breite und charakteristischer Zeichnung.
Das Männchen im Frühjahre. Der Augen-
stern braun, der Schnabel und Fufs, die Kopfseite,
der Flügel und die vordere Schwanzhälfte schwarz,
die Stirn, ein Streif über dem Auge, und die hin-
tere Schwanzhälfte weils, der Oberkörper aschgrau,
der Unterkörper rostgelblich, der Bauch weils.
Das alte Männchen im Herbste hat einen
rostfarbigen Anflug auf dem Ober- und einen ins
—_ 712 —
Klellrostfarbige ziehenden Unterkörper. Die W eib-
chen und jungen Herbstvögel zeigen einen
rostfarbigen Oberkörper und einen rostgelbgrauen
Unterkörper. Im Jugendkleide ist der Ober-
körper rostgelbgrau mit braunen Spitzenkanten und
hellern Flecken besetzt, und der Unterkörper rost-
gelblich, tiefgrau bespritzt. |
Er bewohnt in verschiedenen Gattungen die
steinigen und sandigen freien Plätze des grölsten
'Theils von Europa, ist sehr unruhig, scheu und
flüchtig, einen Theil der Nacht munter, frifst Kä-
fer, Insektenlarven, Raupen u. dgl., nistet in Lo-
cher und legt 4 bis 6 weifsbläuliche Eier.
Man fängt ihn zufällig auf der Locke oder an sei-
nem Aufenthaltserte mit an erhöhten Stellen aufge-
stellten Leimruthen oder unter dem Schlaggärnchen
mit Mehlwürmern,, oder zieht ihn auf. Er gewöhnt
sich schwer an die Gefangenschaft und belohnt die
Mühe des Liebhabers wenig; denn er verlangt gu-
tes Nachtigallenfutier, und hat einen einfachen,
zwar nicht unangenehmen, aber durch einen kräch-
zenden Gang verdorbenen Gesang. Sein Lockton
ist hittack, tack. Frei herumlaufend nimmt er
sich am besten aus.
26) Der schwarzkehlige Steinschmät-
zer. Saxicola rubicola, Bechst. (Sylvia rubicola,
Lath. Motacilla rubicola, Linn.)
Ein kleiner Vogel von 5" 8 Länge und 8"
8" Breite und artiger Zeichnung. Das Männ-
chen. Der Augenstern ist braun, der Schnabel,
Fufs, der Oberkörper und die Kehle schwarz, das
dunkle Gefieder mehr oder weniger, im Herbste
stark, mit rostfarbigen Federrändern besetzt, die
Halsseiten, der Bürzel und ein Fleck auf dem Flü-
gel weils, der Kropf und die Brust rostroth, der
Bauch rostgelblich weils. Beim Weibchen ist der
Oberkörper grauschwarz mit grauen Federrändern,
die Kehle grauschwarz, im Her bste grau, der
Kropf und die Brust braungelb. Die Jungen
sind auf dem Oberkörper grauschwarz mit gelbli- .\
Eee
chen Flecken, an der Kehle schwarzgrau, auf dem
übrigen Unterkörper rostgraugelb zum Theil
schwarzgrau gefleckt. Er lebt einzeln in verschie-
nen Gattungen an den mit Hecken bewachsenen,
in der Sonne liegenden Bergabhängen, ist äufserst
unruhig, frifst Käferchen, Insektenlarven und flie-
gende Kerbthiere, nistet unter Büsche und legt 5
bis 6 blaugrünliche, röthlich bespritzte
Eier. Man fängt ihn, indem man die Spitzen der
Büsche seines Wohnplatzes mit Leimruthen besteckt
‘ und hält ihn, wie den braunkehligen; er ge-
wöhnt sich schwer ein, lockt titt, kerk und hat
einen einfachen aus schwirrenden und schneidenden
Tönen bestehenden Gesang.
27) Der Grauammer. ZEmberiza miliaria,
Linn. (Miliaria, Br.)
Dieser Vogel kömmt an Gröfse einer Roth-
drossel nahe; er ist &' 8" lang und 14" breit.
Der Schnabel ist hornfarben, der Fufs horngelb-
lich, der Augenstern braun, der Oberkörper ler-
chenfarben, der weifsliche oder gelblichweilse Un-
terkörper bis zum Brustende und an den Seiten
mit schwarzbraunen Längeflecken besetzt. Das
Weibchen ist kleiner, als das Männchen. Bei
den Jungen zieht die Grundfarbe des Ober- und
Unterkörpers ins Gelbliche, und der erstere ist mit
rostgelben F'ederrändern besetzt. Er bewohnt in
verschiedenen Gattungen die grolsen mit Wiesen
und Getraidefeldern bedeckten Ebenen Europas
von Schweden bis Sardinien und Dalmatien herab,
streicht und wandert im Winter, kommt dann vor
die Scheunen, sitzt gern auf Weiden und Pfählen,
frifst Körner, Sämereien und Insekten und legt 4
bis 6 rothgraue, braun geaderte Eier.
Man fängt ihn auf dem Heerde, mit Leimru-
then und unter Netzen, steckt ihn in einen grofsen
Lerchenbauer, und gibt ihm Getraide und Hirsen,
besonders Hafer und anderes Futter. Er lockt
tiritz und hat einen schwirrenden, einfachen, dem
Schnarren eines Strumpfwirkerstuhls a Ge-
0.
sang, der ihm in Norddeutschland den Namen
Strumpfwirker gegeben hat. Ich habe ihn ei-
'nige Zeit lebendig belessen.
238) Der Kirschkernbeifser. Loxia coc-
cothraustes, Linn.
Dieser Vogel zeichnet sich auf den ersten An-
blick durch seinen sehr dicken Schnabel und durch
die an der breiten Spitze ausgezackten mittlern
Schwungfedern aus. Er hat die Gröfse einer
Rothdrossel — Länge 8", Breite 14" — ist aber
viel kürzer gebaut und sieht deswegen viel plum-
per aus. - Das alte Männchen. Der Schnabel
ist im Sommer dunkelperlblau, im Winter horngelb-
lichweils, der Augenstern stets röthlich; die Kehle,
ein Band um den Schnabel, ein Theil des Flügels
und die Seiten der hintern Schwanzhälfte dunkel-
schwarz, der Kopf gelbbraun, der Nacken aschgrau,
der Mantel braun, auf dem Flügel ein weilsliches
Band, der Unterkörper kastanienbraungrau. Beim
Weibchen ist der Oberkopf gelblichgrau, der
Öberflügel grolsen Theils silberfarbig, und der Un-'
terkörper grau. Die jungen Männchen haben
einen gelbgrauen Kopf, eine gelbe Kehle und ei-
nen weifslichen, graubraun gefleckten Unterkörper.
Bei den jungen Weibchen ist der Kopf, Nak-
ken und die Mitte des Rückens stark schwarzgrau
gefleckt und der Flügel grolsen Theils silbergrau.
Er lebt in mehrern Gattungen von Schweden an in
den europäischen Laubhölzern und Gärten, da, wo
Kirschbäume in der Nähe sind, wandert und streicht
im Winter — in der kalten Jahreszeit sieht man in
Deutschland fast lauter Männchen und auf Sardi-
nien fast lauter Weibchen — ist listig und scheu,
schreit its, zieh, frifst die Kerne der Kirschen,
Weils- und Rothbuchen, die er mit grolser Leich-
tigkeit autknackt, aufserdem Kobl- und andere Sä-
mereien, auch Käfer und Baumknospen, und legt
in ein leichtes auf Bäumen stehendes Nest 3 bis 5
aschgraue, braun gefleckte Eier. Man fängt
ihn auf dem Heerde, in der Schneufse und im Win-
ter unter einem Schlaggärnchen, unter welches man
|
— 23 —
Hanf streut. Er gewöhnt sich leicht an die Gefan-
genschaft, frifst Hanf und Rübsamen, beifst furcht-
bar und hat einen unbedeutenden aus klirrenden
und schnarrenden Tönen bestehenden Gesang. Mein
seliger Vater besals einen, dem man nur einige
Federkielen voll Bier einzuflöfsen brauchte, um ihn
betrunken zu sehen, was sich sehr drollig ausnahm.
29) Der Steinsperling. Pyrgria petronia,
Br. (Fringilla petronia, Linn.)
Der gröfste europäische Sperling; etwas stär-
ker, als der Grünling, 7" 4'"' lang und 13”
breit, mit einem dem des Grünlings ähnlichen Schna-
bel und der des Sperlingsweibchens ähnlichen Zeich-
nung. Alt. Der Schnabel ist oben horn- unten
wachsgelb, der Augenstern hellbraun, der Fufs
grau- oder horngelb, der ganze Oberkörper sper-
lingsfarben, über dem Auge ein grauweilser, oben
und unten mit Braun eingefafster Streif; der grau-
weilse dunkel schattirte Unterkörper hat einen schwe-
felgelben Gurgelfleck, welcher gewöhnlich beim
Männchen schöner, als beim Weibchen und bei
den Jungen weils ist. Er lebt in drei Gattun-
gen einzeln in wenigen Gegenden Deutschlandes,
namentlich im Rhein- und Saalthale, häufiger im
im südlichen Europa, ist sehr scheu und flüchtig,
frifst Insekten, Kirschen, ölige und mehlige Säme-
reien und legt in Stein- und Baumlöcher 3 bis 5
sperlingsartige, ziemlich grofse Eier.
Man fängt ihn im Winter unter dem Netze und
gibt ihm Hanf und Hafer, zuweilen auch einen Mehl-
wurm. Er gewöhnt sich bald an die Gefangen-
schaft, wird sehr zahm, erinnert in seinem Lockton
an den Grünling, Stieglitz und Feldsper-
ling und hat einen unbedeutenden, zirpenden und
zwitschernden Gesang, welcher durch einige bessere
Töne gehoben wird. — Ich habe ihn jung aufge-
zogen und diesen lange, auch einen Wildfang be-
sessen. —
30) Der Bergfink. Fringilla montifringü-
la, Linn.
Je
o
en a
Seine Länge beträgt 7" und seine Breite 11"
bis 12”, und seine Zeichnung ist im Sommer sehr
schön. Das alte Männchen ‘im Frühjahre.
Der Schnabel ist hinten gelblich, vorn hornbräun-
lich, der Augenstern braun, der Fufs hornfarben,
der Oberkörper glänzend schwarz, der Bürzel und
zwei Binden auf dem Flügel weils, die Schultern,
der Vorderhals und die Öberbrust orangenrostfar-
ben, der übrige Unterkörper rein weils. Im Win-
ter und bei dem einjährigen Männchen sind
die schönen Farben durch graue Federkanten zum
Theil verdeckt, und bei dem Weibchen und
Jungen nur angedeutet; denn das Schwarz. und
Orangenrostgelb ist bei diesen sehr matt. Er kommt
aus dem Norden jährlich in grofsen Schaaren nach
Deutschland, schreit jack, oder jack, jack, auch
quäk, daher sein Name Quäker, ist nicht sehr
scheu, frifst eine Menge ölige Sämereien und äh-
nelt im Nestbau und der Farbe der Eier ganz
dem Edelfinken. Er wird wie dieser gefangen,
hat auch den diesem eignen Lockton jörk, aber
einen schlechten Gesang; denn dieser besteht aus
einigen zirpenden und einen schnarrenden, weit
hörbaren Tone. Er wird ganz wie der Edelfink
en man kann ihn auch frei herum laufen
assen.
31) Der Leinfink. Fringilla linarie, Linn.
(Linaria, Bri/s.) i ar
Dieser schöne Vogel ist in Hinsicht seiner Grölse
und Schnabelgestalt so verschieden, dafs man ihn
mit vielem Unrechte als eine Gattung aufführt; die
gröfste und die kleinste sind wie Kolkrabe und
:Rabenkrähe verschieden. Alle, die kleinste Gat-
tung ausgenommen, haben folgende Zeichnung.
Das ausgefärbte Männchen. Der Schnabel ist
wachsgelb, an der Spitze dunkel hornfarben, der
Augenstern und kurze Fufs braun, der Vorderkopf
dunkelkarminroth, der übrige Oberkörper bis zum
blafsrothen Bürzel braun mit hellern Kederkanten,
die schwärzlichen Schwung- und Steuerfedern grau
gesaumt, auf dem Flügel zwei helle Binden, der.
BR
weilse Unterkörper hat eine schwarze Kehle und
an dem Vorderhalse, der Öberbrust und den Sei-
ten ein blasses Karminroth, welches dem einjäh-
rigen Männchen oft und dem Weibchen stets
fehlt, oder nur angedeutet ist; das letztere ist bei
allen Vögeln der kleinsten Gattung, der Linaria
Jlavirostris der Fall. Die übrigen sind der Gröfse
und der Schnabelläinge nach Linaria Holboellit,
alnorum, agrorum et betularum, der Holböl-
lische, Erlen-, Acker- und Birkenleinfink.
Noch bemerke ich, dafs das Roth dieser Vögel in
der Gefangenschaft blafs strohgelb wird.
Die Leinfinken bewohnen die Birkenwälder
des Nordens der alten Welt und kommen in man-
chen Wintern zu 'Tausenden nach Deutschland auf
die Erlen, Birken und Aecker, sind wenig scheu,
haben einen verschiedenen Lockton, fressen Bir-
ken-, Erlen-, Brennnesselsamen, auch andere ölige
Sämereien und nisten fast wie die Hänflinge.
Man fängt sie haufenweise auf der Locke und
an oflenen Stellen mit Leimruthen, läfst sie frei
herum fliegen, oder sperrt sie in einen Vogelbauer,
fütiert sie mit Sommerrübsamen und allen den Sä-
mereien, welche beim Ausdrasch unter dem Uhnra-
the liegen bleiben, und erfreut sich mehr an ihrem
angenehmen Lockton toi — der wenig angenehme
klingt schütt, schütt, tschett, tschett, daher
ihr Name in Norddeutschland Tschettchen —
als an ihrem Gesange; denn dieser ist ein Zwit-
schern, welches durch einen schnarrenden starken
Ton unterbrochen, aber nrcht gehoben wird. Ihr
munteres zutrauliches Wesen macht sie sehr ange-
nehm; sie werden bald zahm — ich hatte einst 30
Stück von alien Gattungen in einer Kammer, wel-
che 3 Schritte von mir auf das hingestreute Futter
fielen — und lassen sich sogar zur Fortpflanzung
bringen.
32) Die Hausschwalbe. Chelidon urbica,
Doye. (Hirundo urbica, Linn.)
Sie ist etwas kleiner, als die Rauchschwalbe,
La
6” lang und 12” breit. Alt. Der Schnabel ist
schwarz, der Augenstern braun, der ‘Oberkörper
glänzend blauschwarz, der Bürzel, ganze Unterkör-
per und die Fülse mehlweifs. Die Weibchen
sind weniger schön, als die Männchen, und bei
den Jungen ist das Blauschwarz matt; im Herb-
ste ist der Bürzel grau, und der Unterkörper grau-
weils. Sie lebt in den Städten und Dörfern — eine
Gattung, meine Chelidon rupestris, baut an Fel-
sen — ist im Fliegen sehr geschickt, fängt eine
Menge fliegender Insekten, besonders Käferchen,
und baut ein mit Federn ausgefüttertes und einem
engen Eingangsloche versehenes Nest von Erde aus-
wendig an die Gebäude oder Felsen. In diesem
findet man 4 bis 6 weilse Eier.
Man fängt sie mit Leimruthen oder einer zwi-
schen Gebäude an einem Bindfaden aufgehängten
Schlinge, in welcher man eine Feder flattern lalst.
Man thut jedoch besser, sie jung aufzuzieben; denn
alt gewöhnt sie sich nicht an die Gefangenschaft,
und behandelt sie wie die Rauchschwalbe; sie
verdient aber, da ihr Gesang girrend und sehr un-
bedeutend ist, diese Mühe kaum.
335) Die Uferschwalbe. Coiyle riparia,
(Zirundo riparia, Linn.)
Sie ist wenig kleiner, als die vorhergehende,
nur 5" 9" Jang und 12" breit. Alt. Der Schna-
bel ist schwärzlich, der Augenstern und mit einigen
Federchen besetzte Fufs braun, der Oberkörper und
ein Gürtel auf der Brust mäusegrau braun, der
übrige Unterkörper weißlich.. Die Jungen haben
an dem Mäusegraubraun rostfarbige Kederränder
und einen rostgelben Anflug an der Kehle. Sie
lebt,in verschiedenen Gattungen an den Flufsufern
und Seeküsten, frifst die auf dem Wasser fliegen-
den Insekten, ist sehr gewandt im Fluge, gern in
Gesellschaft, und legt in selbst gegrabene Löcher
4 bis 6 weilse Eier.
Man fängt die Alten vor ihren Nestlöchern mit
Haarschlingen oder Leimruthen, und die Jungen
— 2319 —
an den Stellen, auf die sie sich oft hinsetzen. Alt
gewöhnen sie sich schwer ein, jung. leichter und
werden wie die andern Schwalben gehalten; ihr Ge-
sang ist girrend und sehr unbedeutend.
V. Vögel, welche sprechen lernen.
Hierher gehören eine grofse Menge Papa-
Seien, unter denen besonders die grölsern Arten
die Fähigkeit, Worte deutlich nachsprechen zu ler-
nen, in hohem Grade besitzen. Ich werde mich im
Anhange über die ausländischen Vogel, und über
die Gründe, welche mich von einer besondern Be-
schreibung derselben abhalten, hoffentlich genügend
erklären. Jetzt gebe ich nur einige Winke für die-
jenigen, welche Vögel zum Sprechen gewöhnen
wollen. |
1) Man suche dazu fähige aus. Damit
soll nicht gesagt werden, dafs man nur solche Ar-
ten, welche überhaupt die Fähigkeit, Worte nach-
zusprechen, besitzen, in dieser Absicht auswählen
soll, sondern dafs man auch unter ihnen die am
meisten Begabten aussuchen mufs. Es ist nämlich
bei den Vögeln eine grofse Verschiedenheit in Hin-
sicht der Vertheilung der geistigen Gaben bemerk-
bar. Bekommt man nun wenig fähige und will sie
zum Sprechen abrichten: so verliert man Zeit und
Mühe und gelangt doch nicht zum Ziele. Bemerkt
man also bei einem Kolkraben oder an andern
zum Nachsprechen der Worte zu gewöhnenden Vö-
geln, dafs er wenig Fähigkeiten hat, so plage man
sich nicht mit ihm herum. Ich besafs drei Kolkra-
ben und ein Freund von mir auch einen, einen
fünften sah ich früher täglich; von diesen allen lernte
nur einer bei mir vortreffllich sprechen.
2) Man nehme sie sehr jung aus dem
Neste. Je älter ein Vogel ist, desto schwerer
wird er etwas lernen.
— 230° —
3) Man sperre sie ein. Frei herum lau-
fende Vögel werden durch die verschiedenen Ge-
genstände, welche sie sehen, und mit denen sie
sich beschäftigen, so zerstreut, dals sie die zum
Behalten der ihnen vorgesagten Worte nöthige Auf-
merksamkeit nicht haben. —
4) Nur Eine Person sage dem Vogel
die Worte deutlich vor. Er wird dann die
Klänge viel leichter auffassen und wiedergeben, als
wenn mehrere ihm vorsprechen. >
5) Man füttere den Vogel gut, aber so,
dafs er nicht zu fett wird. Ein Vogel, der
schlecht genährt wird oder zu fett ist, verliert al-
len Muth und alle Lust, seine Geisteskräfte anzu-
strengen, und lernt durchaus Nichts.
:6) Man suche Männchen zu bekommen,
denn diese lernen besser, als die Weibchen.
Von den inländischen gehören hierher beson-
ders diejenigen, welche Linne unter der Sippe Cor-
vus vereinigt hat, also die krähenartigen Vö©-
gel. Sie sind alle leicht zu zähmen, und in der
Gefangenschaft mit Fleisch, eingeweichtem Brod und
Gemüse gut und wohlfeil zu erhalten. Unter ihnen
steht oben an
1) Der Kolkrabe. Corvus corax, Linn.
| Er hat eine sehr bedeutende Gröfse — Länge
25" bis 27, Breite 51" bis 53" — einen sehr star-
ken Schnabel und ein dunkelschwarzes, ins Grüne
und Purpurfarbige schillerndes Gefieder. Er ist
nach den verschiedenen Ländern und Aufenthalts-
orten in Schnabel- und Schädelgestalt, auch in der
Lebensart verschieden und bildet deswegen verschie-
dene Gattungen, ist aber überall ein räuberischer,
kühner und verschlagener Vogel, der sich von al-
lem Geniefsbaren, was er erhaschen und überwalti-
gen kann, oder auffindet, nährt, und in einem gut
gebauten Horst auf Felsen oder hohen Bäumen 3
bis 6 grünliche, dunkel gefleckte Eier
legt. Er ist der Zähmung nicht nur seiner ausge-
zeichneten Geistesfähigkeiten, sondern auch wegen
%
_
seiner grolsen Anlage, menschliche Worte nachspre-
chen zu lernen, vorzüglich werth. Es ist unglaub-
lich, wie weit es mancher jung aufgezogene Kolik-
rabe — auch unter ihnen gibt es Genies — in der
Fertigkeit zu sprechen, bringt. Ich besafs einen,
welcher, ohne dafs ihm die Zunge gelöst war, so
täauschend meine "Stimme nachahmte, dafs selbst
meine Hausgenossen oft die Stimme des Raben mit
der meinigen verwechselten. Er sprach die Worte
mit verschiedener Betonung, bald hab, bald ganz
laut, und war so zutraulich und zahm, dafs er Je-
dermann in Erstaunen setzte. Dennoch mufsten
Kinder sich vor ihm in Acht nehmen, und es ist -
Jedem, der einen Kolkraben halten will, zu ra-
then, ihn in einen Käfig zu stecken; denn diese
Vögel werden oft sehr ungezogen und sind dann
den Kindern gefährlich. Ueberhaupt lernen sie
besser sprechen, wenn sie eingesperrtsind; sie wer-
den dann durch äufsere Gegenstände weniger zer-
streut.
2) Die Rabenkrähe, Corvus corone, Linn.
ähnelt dem Kolkraben in der Gestalt und Farbe
gar sehr; allein sie ist viel kleiner, nur 19" bis 21.
lang, und 38” bis 42" breit, am Schnabel auch
nach Verhältnifs schwächer, im Gefieder lockerer,
mit anderem Schwarz. Auch sie zerfällt nach den
Aufenthaltsorten in verschiedene Gattungen, und
ähnelt dem Kolkraben in dem Betragen, der
Nahrung und Fortpflanzung, ist aber weit mehr
gesellschaftlich, weniger klug und weniger ge-
schickt, menschliche Worte nachsprechen zu lernen:
3) Die Nebelkrähe, Corvus cornıx, Linn.
unterscheidet sich dadurch von der Rabenkrähe, °
dafs nur der Kopf, Flügel, Schwanz und Vorder-
hals schwarz, das Uebrige hellgrau ist. Sie be-
wohnt das nördliche und nordöstliche Deutschland,
und hat Alles mit der Rabenkrähe gemein; doch
scheint sie weit weniger gelehrig zu seyn.
4) Die Thurmdohle, Monedula turrıum,
Br. (Corvus monedula, Linn.) ist viel kleiner, als
—_— 232 —
die Krähen, nur 14‘ bis 15" lang, und 29" bis
30“ breit, am Hinterkopfe und Nacken aschgrau,
übrigens auf dem Oberkörper blau-, auf dem Un-
terkörper grauschwarz, mit weilslichem Augenstern,
nach den verschiedenen Ländern verschieden in Ge-
stalt des Schnabels und Kopfs, lebt auf 'Thürmen
und hohen Gebäuden, auch auf Bäumen oft in
grolsen Schaaren, frifst vorzüglich Insekten und
Getreide, nistet auf Balken, in Mauer- und Baum-
löchern und legt 2 bis 6 blaugrüne, dunkel
gefleckte Eier. Sie läfst sich leicht zähmen,
lernt jung aufgezogen Worte nachsprechen, ob-
gleich sie diese weniger deutlich vorträgt, als die
Kolkraben und Krähen und läfst sich sehr leicht
zum Aus- und Einfliegen gewöhnen.
5) Die europäische Elster. Pica euro-
paea, Br. (Corvus pica, Linn.) zeichnet sich
durch ihren langen stufenformigen Schwanz von al-
len krähenartigen Vögeln auf den ersten Blick aus.
Sie ist deswegen 17" bis 20‘ lang und 24" bis 26"
breit, am Kopfe, Halse, Kropfe und Rücken dun-
kelschwarz, an der Unterbrust und dem Bauche
weils, auf dem Flügel glänzend blau-, auf dem
Schwanze grünschwarz mit Purpurschiller, lebt in
der Nähe der menschlichen Wohnungen, auch in
Nadelwäldern, ist listig und scheu, gern in klei-
nen Gesellschaften, ähnelt in der Nahrung den Krä-
hen, und baut ein mit Dornen bedecktes Nest auf
die Baumspitzen, in Norwegen in die Häuser.
Ihre 5 bis 8 Eier sind blaugrau, dunkel
gefleckt. Auch sie zerfällt nach Schnabel- und
Kopfgestalt in drei Gattungen. Sie ist leicht zu
zähmen, nicht schwer zum Aus- und Einfliegen,
und zum Nachsprechen menschlicher Worte zu ge-
wöhnen; allein sie trägt diese selten deutlich vor.
6) Der deutsche Eichelheher. Glanda-
rius Germanicus, Br. (Corvus glandarius, Linn.)
Ein schöner Vogel von 15" bis 16“ Länge und
23" bis 24° Breite mit hornschwarzem Schnabel,
‚hellhornfarbigen Fülsen, blafsröthlichem Augensterne,
— 283 N Ma
weilsem After und Bürzel, schwärzlichen Flügel und
Schwanze und röthlichgrauem weitstrahligen Gefie-
der. Das Hauptkennzeichen dieses Vogels ist die
schöne Zeichnung des Afterflügels und der Ober-
flügeldeckfedern 1ster Ordnung. Diese sind näm-
lich mit hell-, berliner- und schwarzblauen Quer-
binden durchzogen. Der nordische hat einen an-
dern Schnabel-, Kopf- und Luftröhrenbau, als der
unsrige. Er bewohnt die Laub- und Nadelwälder,
besucht im Herbste die Eichen, frifst Insekten, Vö-
gel, Mäuse, Eicheln und andere Früchte, ist ziem-
lich schlau, und legt in ein, selten hochstehendes,
oben offenes Nest 5 bis 8 graugrüne, dunkel
gewässerte Bier. . Er läfst sieh leicht zähmen,
lernt Worte nachsprechen, und erfreut durch seine
Schönheit und durch sein drolliges Wesen.
7) Der bunte Staar. Siurnus vulgaris,
Linn.
Ein etwas plumper, aber schöner Vogel von
9" 6" Länge und 17° Breite.
Altim Frühjahre. Der Schnabel ist gelb,
der Augenstern hellbraun, der Fufs hellkastanien-
braun, das ganze Gefieder schwärzlich mit starkem
grünem und Purpurschiller, an den Schwung- und
Steuerfedern, auf dem Rücken, Unterbauche und
Unterschwanzdeckfedern mit kleinen dreieckigen
Spitzenflecken. — Das Weibchen hat weit mehr
Flecken und weniger Glanz als das Männchen
und im Herbste ist der Schnabel schwarz und das
ganze kleine Gefieder mit grauen und weilsen Flek-
ken bedeckt. Die Jungen sind grauschwarz, an
der Kehle weils, am übrigen Unterkörper weils ge-
mischt. Er lebt in 5 Gattungen in Europa von
Norwegen und den Färöern an in den Vorhölzern
der Laub- und Nadelwälder, in den Gärten und
an baumreichen Stellen, wandert, schläft gern im
Rohre, frifst Käfer, Raupen, Insekten, Larven,
Kirschen und Faulbeeren und legt jährlich 2 Mal
4 bis 6 bleichblaue Kier. Sein Lockton klingt
wie scher und schu und er hat einen auffallen-
den, aus vielen zwitschernden, knarrenden, klap-
—_— 234 — L
pernden und wenig angenehmen Tönen bestehenden
Gesang. Er spricht die ihm vorgesagten Worte
etwas leise und nicht oft sehr deutlich nach.
Man fängt ihn an seinem Aufenthaltsorte oder beim
Neste mit Schlingen oder Leimruthen oder auf
dem Staarenheerde. Man gibt ihnen das gewöhn-
liche Universalfutter von Bechstein.
Der Herr Mitarbeiter sagt über ihn:
„Bunter Staar. Siurnus varius, Wolf. In
Wien Staar.
Nur für Menschen, welche solche Vögel, die
sprechen und gut pfeifen lernen, sehr lieben, hat
dieser Vogel einen Werth und zwar einen grolsen.
Manche pfeifen und sprechen so viel und so schön,
dafs man kaum glauben kann, ein Vogel sei im
Stande, so viel zu erlernen.
Bei einem Förster sah ich einen, welcher meh-
rere Lieder auf das Reinste pfiff, und sehr viel und
sehr verständlich, was nicht immer der Fall
bei den Staaren ist, sprach. Oft hätte man ihm
Menschenverstand zutrauen mögen; denn obgleich
er, wie gesagt, viel sprechen konnte, so hatte man
doch, wenn man ihn erzürnte, nichts Anderes, als
eine Reihe sehr grober Schimpfworte, die er sonst
nicht leicht hören liels, zu erwarten. —
Er flog gewöhnlich frei im Zimmer. herum,
und da geschah es ein Mal, dafs er während der
Mauser, in welcher er die meisten Schwungfedern
verloren hatte, mit der Brust auf die schneidende
Kante eines Tisches fiel, und von dem Augenblicke
an die Stimme so verlor, dafs er für immer stumm
blieb, was seinen Herrn um so mehr kränkte, da
er ‚einige Tage vorher eine ansehnliche Summe
Geld für diesen Vogel ausgeschlagen hatte.
Auch dieser Staar, wie alle, welche ich hörte,
wenn sie auch noch so gut abgerichtet waren, hat-
ten die Töne und Strophen ihres ihnen angebor-
‚nen Naturgesanges beibehalten, und diese klingen
so häfslich, dafs ich nie im Stande war, einen sol-
chen Vogel länger, als einige Tage bei mir zu be-.
de
halten. Noch widriger werden_.sie dadurch, dafs
sie alle unangenehmen Töne, welche sie einige Male
hören, als das Knarren einer ungeschmierten Thüre,
eines Karrens u. dgl. sehr bald nachahmen und sich
den ganzen Tag baden, wodurch Alles neben ihnen
benetzt wird.“ —
8) Der einfarbige Staar. Siurnus unico-
lor, Mormora.
Er hat mit dem vorhergehenden Gröfse und
Gestalt gemein; allein er zeichnet sich vor ihm
aus 1) durch die sehr langen spielsartigen Federn
am Vorderkörper, 2) durch die einfache mattschwar-
ze Farbe, welche nur einen schwachen Glanz hat.
Auch die Jungen sind dunkler, als die des ge-
wöhnlichen, und die jungen Herbstvögel ha-
ben kleine weifsliche Spitzenflecken. Er bewohnt
in ‘Sardinien und Sicilien besonders die felsigen
Gegenden und hat die Lebensart und Fortpfian-
zung mit dem gewöhnlichen Staare gemein.
Auch glaube ich, dafs er eben so leicht, wie die-
ser, sprechen lernt. Der Herr Mitarbeiter hat fol-
gende Beobachtungen über ihn gemacht:
„Einfarbiger Staar. sSiurnus unicolor,
Mormora. en
Im November 1826 sah ich viele dieser Vögel, wel-
che eben aus Sardinien ankamen. Die meisten waren
glänzend einfarbig, ein Paar aber, welche erst ein
Mal vermausert waren, zeigten an den Federn kleine
weilse Eindspitzen. Sie badeten sich nach Aussage
ihres Besitzers sehr viel, waren ungestüm und ris-
sen mit dem Schnabel gewaltig an den Drahtstäben
ihrer Käfige, kurz sie hatten ganz das Benehmen
unserer einheimischen Staare; auch ähnelten sie
diesen in Hinsicht des Rufs; bald fingen alle zu-
sammen zu singen an, und bei den meisten klang
der Anfang dieses Gesangs gerade so, als wenn
der rothrückige Würger den seinigen beginnt,
eben so rauh; dann folgten viele verschiedene "Töne,
‚ unter, diesen auch einige flötende, die alle schnell
hervorgestofsen ein lautes Geschwätz bildeten. Zu-
—_— 26 —
gleich liefsen alle diese Staare, der eine mehr,
der andere weniger, höchst sonderbare Töne hö-
ren, welche gerade so klangen, wie das Klappern
einer im Gange befindlichen Mühle. Beim Sin-
gen sträubten sie alle Federn, besonders standen
die des Vorderhalses und der Brust so weit vom .
Leibe ab, dafs sie einen ordentlichen, sehr langen
Bart bildeten, was höchst komisch aussah. Beim
Herumspringen im Käfige legten sie alle Federn
recht glatt an den Körper. —
Der, welchen ich später bei mir hatte, fing sei-
‚nen Gesang stets mit ein paar schönen, laut flö-
tenden, lang gezogenen Strophen der Blaudros-
sel an; dann folgten mehrere Meisen-, Raben-,
Sperlings- und andere Vögelrufe laut und langsam
vorgetragen, hierauf machte er die Kröte nach,
das Tempo wurde schneller und der Gesang wür-
gerartig; nun ging er zunehmend immer schneller
und das mühlenartige Geklapper liefs sich jetzt hö-
ren. Trotz dem Geklapper geht der Gesang fort,
wenn man dieses verworrene, kreischende mit vie-
len unangenehmen und wenigen flötenden Tönen
vermischte laute Geschwätz einen Gesang nennen
kann; denn wenn man lange zuhört, so glaubt man
ein Heer Staare und Sperlinge sind im ärg-
sten Zanke mit einander begriffen.‘ —
Vl. Vögel, welche ihrer Schönheit wegen in
der Gefangenschaft gehalten werden.
Diese Vögel haben keinen eigentlichen Gesang,
sondern geben nur einzelne Locktöne von sich und
bekommen nur durch ihr schönes Gefieder — die
prächtigsten deutschen Vögel sind unter ihnen —
für den Liebhaber Werth.
1) Die blaue Racke. (Mandelkrähe.
Coracias garrulus, Linn.)
—_— 3% —
Dies ist ohne Widerrede der schönste deutsche
Vogel, 13" 9" Jaug und 27' 6“' breit, also von der.
Gröfse einer Dohle aber schlanker. Der dicke, ha-
kenförmig, übergebogene Schnabel ist schwarz, die
nackte Stelle um das Auge und der kurze Fuls
horngelblich, der Kopf, Hinterhals und Unterkör-
per vom weilsen Kinne an glänzend blaugrün mit
hellern Schaftstreifen, der Rücken, die Schulter-
und hintern Schwungfedern hell zimmetbraun, der
ausgebreitete Oberflügel halb blaugrün, halb blau-
schwarz, der Unterflügel halb hellgrün, halb licht-
stahlblau, der Bürzel indigblau, der Schwanz hin-
ten grünlich indig -, vorn lichtblau, an der äufsern
Steuerfeder ein ‚wenig spiefsartig, Das Weib-
chen ist etwas weniger schön, als das Männ-
chen, die Herbstvögel haben unscheinbare Far-
ben, welche auch bei den Jungen, die keine
spielsartige Steuerfedern zeigen, weit weniger strah-
lend, als bei den Alten, sind. Sie bewohnt in
drei Gattungen das mittlere Europa von Schweden
an, aber nur die sandigen, ebenen, an Eichenwäl-
dern reichen Gegenden mancher Länder, z. B.
Norddeutschlands, kommt auch bei München brü-
tend, in manchen Strichen gar nicht vor, ist sehr
scheu, frifst Insekten und legt in hohle Bäume 4
bis 6 glänzend weilse Eier.
Alt gefangene, werden nicht zahm und nehmen
kein Futter an. Die Jungen aber lassen sich
mit Rinderherz und Insekten auffüttern, und dann
mit dem erstern und dem Universalfutter oder ein-
geweichter Semmel erhalten; sie werden aber nicht
ganz so schön, als in der Freiheit. Im Mai 1830
sah ich bei meinem lieben Freunde, dem Hrn. Dr.
Michahelles in Nürnberg eine lebende einjährige
Racke. Sie war noch nicht ausgefärbt, ganz zahm,
und safs gewöhnlich mit tief eingezogenem Halse
still und ruhig auf einer Stelle, hüpfte nur zuwei-
len von einer Sitzstange zur andern und schwerfäl-
lig auf dem Boden des Käfigs herum oder nach _
dem F'refsnapf hin. Weder ihr Betragen noch ihr -
rack, rack, oder kräh, krah klingendes Ge-
schrei, das die eben erwähnte selten hören liels,
_— 238 —
kann sie als Stubenvogel empfehlen, wohl aber ihre
ausgezeichnete Schönheit.
2) Der europäische Bienenfresser. Me-
rops apiaster, Linn.
Dieser Vogel steht an Schönheit der blauen
Racke nur wenig nach, ist aber viel kleiner, als
diese, von Körper einer Rothdrossel nicht gleich,
10" 6" bis 11” lang und 17" bis 18" breit. Der
etwas bogenförmige Schnabel ist schwarz, der Au-
genstern roth, der äufserst kurze Fufs graubraun,
der Scheitel, Nacken und Hinterhals hell kasta-
nienbraun, der Rücken und die Schultern grünlich
strohgelb, der Oberflügel in der Mitte hell zimmet-
braun, übrigens grün, der Schwanz, dessen beide
mittlern Steuerfedern 1'' weit spielsartig vorstehen,
bläulichgrasgrün, die Kopfseiten schwarz, die Kehle
blafsgoldgelb, unten mit einem dunkelgrünen Bande
eingefalst, der übrige Unterkörper blaugrün. Die
Weibchen sind weniger prächtig, als die Männ-
chen, die Jungen etwas weniger schön, als die
Alten und ohne Schwanzspielse.
Er bewohnt in mehrern Gattungen das südli-
che und südöstliche Europa, auch Asien und Afrika,
kommt selten und nur verirrt in Deutschland vor
— wenige Paare brüten bei Wien — fliegt unge-
mein schön und schnell, ächt schwalbenartig, fängt
fliegende auch stechende Insekten, die letztern mit
dem Stachel, ohne dafs sie ihm etwas schaden, und
legt in selbst gegrabene Löcher in’ steilen Ufern 9
bis 7 rundliche, rein und glänzend weilse
Eier. Altist er nicht, jung aufgezogen aber wohl
zähmbar. Der Herr Mitarbeiter sagt über ihn:
„Der Bienenfresser. _Merops apiaster,
Linn. In Wien ebenso.
Im August 1827 wurden mehrere lebendige
Bienenfresser aus Ungarn nach Wien gebracht.
Ob sie gleich noch das Jugendkleid trugen, waren .
sie doch schon sehr schön. Mehrere, welche zu-
sammen in einem Behälter steckten, sah ich allein
fressen. Dies war jedoch ganz anders, als ich einen
ga
von ihnen kaufte, wegtrug und allein in einen Kä-
fig sperrte. Er flog ganz ungestüm darin herum,
und suchte sich durchzuarbeiten. Sonst hatte ich
von diesen Vögeln keinen andern Ruf, als einen
lauten, nicht unangenehmen Pfiff gehört. Der mei-
nige aber fing an, vielleicht um seine Kammeraden
herbeizulocken, ein ganz unerträgliches Geschrei
hören zu lassen. Dieses war ein lauter durchdrin-
gender, wenig Abwechselung enthaltender Ruf, wel-
cher mehr pfeifend klang. Er war so eigensinnig,
nicht fressen zu wollen; ich mufste ihn deswegen
mit Ameiseneiern und Rinderherz — das letztere
frafs er auch gern — stopfen. Endlich gab ich ihn
zurück, und sah mit Verwunderung, dafs er, so-
bald er mit seinen Gefährten wieder zusammen ge-
sperrt wurde, sogleich frafs. — Dieser Vogel hat
aulser seiner Schönheit, welche man nur, wenn er
sich recht streckt — beim ruhigen Sitzen trägt
er das Gefieder locker und nimmt sich deswegen
und wegen seiner kurzen Füfse nicht sonderlich
aus — deutlich bemerkt, wenig Empfehlendes für
die Stube. Er will, wie ich sehe, in der Gefan-
genschaft gern paarweise seyn; dann läfst er, wie
ich schon früher bemerkte, den pfeifenden Liockton
viel hören. Am zweckmälsigsten ist es, ihn mit ro-
hem, wurmförmig geschnittenem Rinderherzen zu
füttern; dieses liebt er so, dafs es ihm selbst, wenn
er an das Nachtigallenfutter gewöhnt ist, nicht ganz
entzogen werden darf. Er badetsich gern im San-
de. Nach der Versicherung des Vogelhändlers
liefsen diese Vögel einen unbedeutenden, einfachen
und kurzen Gesang, welcher mit Krah krah an-
fangen und mit Zi zih endigen soll — hören.“ —
3) Der europäische Eisvogel. Alcedo
ispida, Linn. us
Ebenfalls ein prächtiger Vogel, noch kleiner,
und besonders kürzer, als der Bienenfresser,
nur 8" lang und 12“ breit. Alt. Der ungeheuere,
gerade, vierseitige und lange Schnabel ist horn-
schwarz, an der Wurzel der untern Kinnlade grau-
roth, der Augenstern braun, der äufserst kurze,
0
weiche Fufs mennigroth, der grüne Kopf lasurblau-
gebändert, hinter dem Auge ein rostfarbiger und .
weilser Fleck, der Rücken und Bürzel strahlend
lasurblau, der Oberflügel und ein Streif neben der
Kehle dunkelgrün, lasurblau gefleckt, der äulserst
kurze Schwanz dunkelblau, der Unterkörper von
der gelblich weilsen Kehle an hoch rostroth. Das
Weibchen ist gewöhnlich weniger prächtig, als
das Männchen gefärbt, die Jungen sind noch
weniger schön als die Alten und haben bald nach
dem Ausfliegen einen schwärzlichen Schnabel und
Fufs.. Er bewohnt in drei Gattungen die deutschen
Flüsse und Bäche, lauert auf Steinen, Pfählen und
andern erhöhten Orten den kleinen Fischen, seiner
Hauptnahrung auf, fängt sie, grofse Wasserkäfer,
Wasserjungfern und Blutegel durch Hineinstürzen,
ist sehr scheu-und legt in selbst gegrabene röhren-
förmige Löcher 6 bis 11 schneeweifse, herr- '
lich glänzende, rundliche Eier. Man fängt
ihn in Sprenkeln, welche man nicht ganz 1‘ hoch
über das Wasser an seinen Lieblingsorten aufhängt.
Der Fang mit Leimruthen — ich besitze selbst ei-
nen, welcher so gefangen wurde — ist ungewils
und der mit einem kleinen Tellereischen raubt dem
Vogel oft das Leben. Er muls alt so in der Ge-
fangenschaft behandelt werden, dafs er in sein Be-
hältnifs ein Wassergefäls mit lebendigen Fischchen
bekommt, dann nach und nach an todte Fische und
endlich an Fleisch gewöhnt wird. Jung gewöhnt
er sich viel leichter an den Käfig; man füttert ihn
mit Semmel und Milch auf, und gibt ihm manch-
mal Fische und Fleisch. Er hat aber für das Zim-
mer aufser seiner Schönheit eben so wenig empfeh-
lende Eigenschaften, als der Bienenfresser.
Denn auch er sitzt lange unbeweglich auf einer
Stelle, und hat bekanntlich keinen Gesang. ı
'4) Der Wiedehopf. Upupa epops, Linn.
Dieser schöne Yaccl zeichnet sehnenreh sei-
' nen langen, schwachen, sanft bogenförmigen Schna-
bel, schönen 2'' 6"' langen, oft fächerförmig aus--
gebreiteten Federbusch, seine kurzen Füfse und
L
NO
seine bunte Zeichnung aus. Seine Länge beträgt
12" bis 13" und seine Breite 18" 6" bis 20%.
Der Schnabel und die Füfse sind dunkelhorn- -
‘farben, der Augenstern ist braun, der F'rederbusch
dunkelrostgelb mit schwarzen Federspitzen, der
lehmfarbige Oberkörper auf dem Mittelrücken, den
Schultern und Flügeln schwarz und gelblich weils
in die Quere gestreift, der schwarze Schwanz mit
einer breiten weilsen, halbmondförmigen
Binde — eine sehr verwandte aber seltene Gat-
tung hat zwei weifse Schwanzbinden, ich gab _
ihr deswegen den Namen Upupa bifasciata — der
hochlehmfarbige Unterkörper an den Seiten des
weilsen Bauches mit schwarzen Längeflecken. Das
Weibchen unterscheidet sich durch schmutzigere
Farben von dem Männchen und die Jungen
durch einen kurzen Schnabel und Frederbusch von
den Alten.
Er bewohnt verschiedene Striche unseres Va-
terlandes, ist aber in manchen zur Brutzeit gar
nicht. Die von Flüssen durchströmten, an Laub-
‚hölzern oder Bäumen reichen Gegenden scheint er
vorzüglich zu lieben. Er ist sehr scheu, vorsich-
tig und furchtsam, ‚schreit hup hup, frifst eine
Menge verschiedenartiger Insekten, und legt in
hoble Bäume 3 bis 4 graugrüne, oder grau- °
elbliche Eier. Man fängt ihn da, wo er sich
oft aufhält, auf einem mit Vogelleim bestrichenen
Rüthchen, an welches man einen lebendigen Mehl-
wurm -befestigt hat. Alt gefangen geht er schwer
an das Futter; man zieht ihn deswegen jung mit
'Semmel und Milch, Insekten und klar geschnitte-
nem Fleische auf, und hat dann einen sehr zahmen .
Vogel an ihm..
Der Herr Mitarbeiter sagt über ihn:
„Der europäische Wiedehopf. Upupa
epops, Linn. In Wien ebenso. |
Ein schöner Vogel, welcher sehr zahm wird.
Wenn der meinige im Zimmer frei herumflog, fals
er immer den Menschen auf den Schultern und
Köpfen und pickte mit allen ar, beson-
— 22 —
ders auf die Hände. Im Käfige safs er gewöhnlich
auf dem Boden, wo er fast immer sein Fressen
verzehrte. Dies ist aber für ihn ein sehr beschwer-
liches Geschäft; denn er mufs Alles in die Höhe
werfen, um es dann in der Mitte seines Schnabels
aufzufangen; fällt es auf die Spitze, so muls er die
Arbeit von vorn beginnen; denn nur dann, wenn
er es in der Mitte des Schnabels zu fassen vermag,
kann er es in den Schlund hinabbringen. Auf diese
mühevolle Art muls er Alles, was er frilst, gleich-
sam verdienen. Etwas grofse Stücken Fleisch sucht
er, bevor er sie hinabwirft, mit dem Schnabel zu
verkleinern. Am liebsten und schnellsten frafs der
meinige Mehlwürmer, rohes und gekochtes Fleisch
und grob geschnittene ‚harte Bier. Beschwerlicher
und minder gerne nahm er auch frische Ameisen-
eier, Kirschen und Erdbeeren zu sich, und leerte
doch auch täglich zwei Mal seinen mit: Nachtigal-
lenfutter angefüllten Trog rein aus. Durch seine
unbequeme Art zu fressen verstreuet er viel da-
von im Zimmer, und bringt die meiste Zeit mit
dieser Arbeit zu. Dieser Wiedehöpf frals auch täg-
lich Sand, und wälzte sich darin mit ausgebreiteten
Flügeln wie der Bienenfresser herum. Saufen
sah ich ihn selten, ım Wasser baden nie. Er safs
beim Schlafen auf der obersten Sitzstange, und
wenn er sich recht satt gefressen, mit stark hän-
gendem Schwanze. Wenn er sich freute oder zor-
nig wurde, breitete er seine Krone aus, und nahm
sich dabei herrlich aus. Dann und wann liefs er
einen zwitschernden, lang gezogenen Ton, wie
zieet hören. Dieser Vogel,. der gar nicht stank,
drehte oft seinen Hals so herum, dafs der Schna-
bel mitten auf dem Rücken zu stehen kam.“
5) Der europäische Seidenschwanz.
Baehella garrula, Brifs. (Ampelis garrula,
Inn.
a zeichnet sich durch seine Schönheit, welche
besonders in seinem seidenartigen Gefieder und in
den rothen Fortsätzen der HFederschäfte an den
Schwungfedern zweiter Ordnung besteht, sehr vor-
\
Re
ie a, =
theilhaft aus, erreicht fast die Gröfse der Roth-
drossel, ist aber kürzer gebaut, und hat viel kür-
zere Fülse. Seine Länge beträgt 9" und seine
Breite bis 15". Das alte Männchen. Der horn-
schwarze Schnabel ist hinten hornweilslich, der Au-
genstern braunroth oder roth, der Fufs schwarz,
der 14“ hohe spitzige F'ederbusch und das ganze
“Gefieder rothgrau., auf dem Bürzel und der Unter-
brust aschgraulich, an dem Bauche weilslich, die
Kehle, ein schmaler Streif um den Schnabel und
ein breiter durch das Auge schwarz, die meisten
Schwung- und Steuerfedern schwarz, die letztern
mit goldgelber, . die erstern mit weilser Spitze und
einem gelben Flecken an den meisten Schwungfe-
dern erster Ordnung, und 3 bis 9 rothen Schaft-
fortsätzen an den Schwungfedern zweiter Ordnung,
' welche sich bei recht alten Vögeln auch an den
Schwanzspitzen zeigen und den ein Mal vermauser-
ten Weibchen zuweilen ganz fehlen. Die Männ-
chen sind schöner, als die Weibchen. Sie bewoh-
nen in zwei Gattungen die nordöstlichen Länder
unsers Welttheils, namentlich Lappland, sollen im
Sommer fliegend Insekten fressen — in der Ge-
fangenschaft aber rührten die meinigen kein Kerb-
thier an — im Winter aber, den sie gewöhnlich
im mittlern Europa zubringen, fressen sie lauter
' Beeren, vorzüglich Vogel-, Wachholder- und Faul-
beeren, sind wenig scheu, in der Gefangenschaft
sehr bald zahm und leicht zu erhalten. Man setzt
sie in einen grolsen, auf dem Boden mit Sand,
der öfters erneuert werden mus, bestreuten Käfig,
und gibt ihnen in Wasser geweichte Semmel und
Beeren. Viele Faulbeeren todteten einen der mei-
nigen. Sie machen sich in einem grofsen Käfige
dadurch, dafs sie den Federbusch bald heben, bald
senken, und wenn man einen andern Vogel in ihr
Behältnifs bringt, mit dem Schnabel knacken, wie
durch ihre Schönheit recht artig; allein ihr zir-
pernder, nur aus einem Paar Tönen bestehender
Gesang ist ganz unbedeutend, und ihre geringe
Verdauungskraft, wegen welcher sie das viele Fut-
ter, das sie zu sich nehmen, wenig verdaut und
ud
in einer Menge von Unflat von sich geben, empfeh-
len sie gar nicht. Man mufs ihren Käfig täglich
ausputzen lassen, sonst beschmutzen sie sich und
ihr Unflat verbreitet einen unerträglichen Gestank.
Kalte Bäder verträgt dieser Vogel durchaus nicht.
Einen der meinigen wusch ich, weil er sich be-
schmutzt hatte, mit kaltem Wasser, und sah ihn in
meiner Hand sterben.
Der Herr Mitarbeiter sagt über ihn:
„Der Seidenschwanz. In Wien ebenso.
Aus diesem sieht man, wie wenig Empfehlen-
des dieser Vogel für die Stube hat, in welcher es
ihm übrigens bald zu heils wird.‘
6) Der Wendehals. Jynx torquilla, Linn.
Ein recht hübsch gezeichneter Vogel von 8"
Länge, 12" Breite, schlanker Körpergestalt und
etwas langem Schwanze. Er zeichnet sich vorzüg-
lich aus durch seine gepaarten Zehen und seine
lange, wurmförmige, spechtartige Zunge. Wegen
dieser und seiner Kletterfülse rechnet man ihn auch,
unter die spechtartigen Vögel. Sein Schnabel und
Fufs ist hornfarben, der rostfarbenaschgraue Ober-
körper vom Scheitel bis zum Unterrücken mit ei-
—_— 29 —
nem breiten schwärzlichen Längestreif, übrigens mit
schwärzlichen, rost- und hellbraunen Fleckchen,
auf Flügel und Schwanz schön gebändert, der gelb-
liche Vorderhals mit braunen Wellenlinien, Brust
und Bauch weifslich mit dreieckigen braunen Fleck-
chen. Die Weibchen sind äufserlich nicht mit
Sicherheit von den Männchen zu unterscheiden und
die Jungen haben etwas schmutzigere Farben, » .
als die Alten. Er bewohnt in drei Gattungen ei-
nen grofsen Theil von Deutschland, besonders die
mit Bäumen bewachsenen Flufsufer, kommt spät
und geht bald weg, schreit stark gäh, gäh, gah,
gäh, gäh in einem Tone fort, frifst schwarze
Ameisen und andere Insekten, und legt in hohle
Bäume 7 bis 11 glänzendweilse Bier. Man
fängt ihn zufällig in Sprenkeln, beim Neste mit
Leimruthen, und da, wo er sich oft aufhält, mit
dem Schlaggärnchen, gewöhnt ihn mit Ameiseneiern
und Mehlwürmern an das Nachtigallenfutter, und
hat die Freude,- ihn bald zahm, und allerhaud
drollige Bewegangen machen zu sehen. Wenn er
frei herum läuft, durchsucht er alle Ritzen mit sei-
ner Zunge, mit welcher er die weichen Insekten
anspielst. Der Herr Mitarbeiter bemerkt über ihn:
„Der Wendehals. In Wien Natterwindl.
Jyns torquilla, Linn. |
Ein artiger Vogel, welcher sehr zahm wird und
durch seine Gebehrden, besonders durch das Aus-
strecken seiner äulserst langen Zunge unterhält.
Er hat gar keinen Gesang, sondern ein spechtar-
tiges Geschrei, welches Regen andeutet. Er mau-
sert sich im Zimmer im Sommer und stinkt ziemlich.“
7) Die Alpenwüstenlerche. (Alpenler-
che. Phileremos alpesiris, br. Alauda alpe-
siris, Linn.)
Eine ausgezeichnet schöne Lerche, an Gröfse
der Feldlerche ziemlich gleich, aber ganz anders
gezeichnet. Ihr Schnabel ist mittellang und nicht
sehr stark, ihr Fuls nach Verhältnifs kleiner, als
bei der Feldlerche, und ihr Flügel kaum kür-
le
zer. Der Schnabel ist schwärzlich, der Fufs
schwarz, der Augenstern braun. Das Ausgezeich-
netste bei dieser Lerche sind die hinter dem Auge
verlängerten Federn, welche wie Hörner auf jeder
Seite empor stehen und dem Vogel ein ganz besonde-
res Ansehen geben. Die Stirn, ein breiter Streif über
dem Auge, die Kehle und ein breiter Streif an den
« Halsseiten schön schwefelgelb, eine breite Binde
auf deın Vorderkopfe, die Stelle vor und unter
dem Auge und ein grofser halbmondförmiger Fleck
auf der Gurgel, und der obere Theil des unten
gelben Horns schwarz, der' Oberkörper röthlich-
grau, auf dem Mantel mit durchschimmernden dunk-
lern Längeflecken, auf dem Flügel mit zwei. weils-
lichen. Binden, die Schwingenspitzen schwärzlich,
die beiden mittlern Steuerfedern grau, in der Mitte
braun, die übrigen schwarz, die äufsere Fahne der °
. ersten weils, die Brust und der Bauch weils, die
Seiten röthlichgrau. Das Weibchen hat gewöhn-
lich kleinere Hörner, und ein blässeres Gelb und
stets blässeres und weniger Schwarz an den Kopf-
seiten. Sie bewohnt den Nordosten der alten Welt
- und kommt von da höchst selten nach Deutschland
— sie wurde in Schlesien, bei Görlitz und bei Al-
tenburg geschossen — frifst Insekten und Säme-
reien und hat einen unbedeutenden Gesang. Man
fängt sie an ihren Aufenthaltsorten mit Leimruthen
oder Schlaggärnchen.
Der Herr Pfarrer von Petenyi zu Czinkota
in Ungarn schreibt mir über diese Lerche:
„Sie zeichnet sich schon dadurch vor den an-
dern Lerchen aus, dafs sie 18 nicht 19 Schwung-
federn hat. Sie erscheint bei uns stets mit dem
‘ Schnee und verschwindet mit demselben. Man
könnte sie deswegen Chionophilos, Schneefreun-
din, oder Niphophilos, Schneewetterfreun-
din nennen. Man findet sie stets in Gesellschaft
ihres Gleichen, zuweilen auch der Ammer, Hau-
benlerche u. dgl. Sie läuft wie diese an den Stra-
(sen herum. Die ich in der Stube hielt, starben
trotz der besten Pflege, wenn sie allein blieben.
‚. Sie sehnten sich fortwährend und Jiefsen 'Tag und
= a
Nacht den ihre Sehnsucht nach Gesellschaft aus-
drückenden Lockton zieh! zieh! zibiet, zibiet
hören. Sie wurden hoch erfreut, wenn ich ıhnen
eine ihres Gleichen zur Gesellschaft gab, ja schon
ruhig, wenn ich einen ausgestopften Vogel von ih-
rer oder einer andern Lerchenart auf den Boden
zu ihnen hinsetze. Leider. werden sie von Unge-
'ziefer so geplagt, dafs ich noch keinen lange erhal-
ten konnte.
8) Die Schafstelze. (Gelbe Bachstelze.
Kuhstelze.) Budytes flavus, Br. (Motacilla
flava, Linn.)
Ein sehr schöner Vogel, an Gestalt den oben
beschriebenen Bachstelzen ähnlich, aber mit etwas
kürzerm Schwanze und höhern, _stärkern Füfsen,
jedoch auch einer doppelten Mauser unterworfen.
hre Länge beträgt 7" 9"' und ihre Breite 11".
Das Männchen im Frühjahre. Der Schnabel
und Fufs schwarzbraun, der Augenstern braun, der
Kopf und Nacken aschblaugrau,‘ der Rücken oli-
vengrün, die schwärzlichen Schwung- und Steuer-
federn hell gerändert, auf dem Flügel zwei helle
Binden, der Unterkörper prächtig hochgelb. Die
Weibchen sind den Männchen sehr selten ähnlich,
gewöhnlich auf dem Unterkörper, blafs - oft grau-
gelb. Im Herbste ist der Kopf des Männchens
olivengelbgrau, und der Oberkörper des Weib-
chens olivengrau. Das letztere zeigt sich auch
bei den Jungen, welche über dem gelblich wei-
(sen Augenstrich einen schwärzlichen Streif, einen
graugelben Unterkörper und neben der Kehle und
auf dem Kopfe schwarze 'T'upfen haben*). Sie be-
wohnt die feuchten und sumpfigen Wiesen, Riede,
Flufs- und Bachufer, unseres Vaterlandes, kommt
auf der Wanderung fast überall hin auf die Triften
*) Im Süden, schon in Dalmatien gibt es eine gelbe
Bachstelze mit schwarzem Kopfe, welche der unsri-
gen sehr ähnlich ist. Diese ist Motacilla Feldegg, Mich. und
Motacilla melanocephala, Lichtenst. |
— 298 —
und frei liegenden Felder, sitzt zur Brutzeit gern
frei auf einer Erhöhung und schreit unausgesetzt
zier, hat auch einen unbedeutenden, dem der
weilsen Bachstelze' ähnlichen, aber viel schlechtern
Gesang, frilst verschiedene Insekten und ihre Lar-
ven, besonders solche, welche sich in: der Nähe des
Viehes aufhalten, baut in tiefes Gras oder in an-
dere dicht stehende ähnliche Gewächse und legt 4
bis 6 blalsgrünliche fleischroth gefleckte
Bier.
Man fängt sie in manchen Gegenden in der
Nähe der Rohrteiche auf für sie gestellten Heer-
den, aufserdem dadurch, dafs man ihre Lieblings-
lätze mit Leimruthen oder Fufsschlingen belegt.
Da, ‚wo sie: häufig streichen, kann man auf dem
Pferche ein Schlagnetz für sie auistellen. Im Zim-
mer lälst man sie am besten frei herum laufen; sie
sehen dann sehr niedlich aus, fangen eine Menge
Fliegen, werden ganz zahm: und sind mit wenig
Nachtigallfutter zu erhalten; ja man kann dann den
einmal eingewohnten viel Semmel in Milch geben
und etwas geschälten Hanf untermischen. Ich sah
im Mai 1830 eine beim Herrn Canzelist Weifs in
Koburg, welche sich, frei im Zimmer herum lau-
fend sehr schön ausnahm. Will man sie im Käfige
halten, so mufs man ihr einen grofsen Lerchen-
bauer mit hoch angebrachten Springhölzern, damit
sie unter ihnen weglaufen kann, und mit geschäl-
tem oder zerquetschtem Klanf untermischtes Nach-
ügallfutter geben. — EL,
9) Die Schwanzmeise. JParoides cauda-
Zus, Br. (Parus caudatus, Linn.)
Ein ganz eigenthümlicher, kleiner, reich befie-
derter und schöner Vogel, welcher sich auf den
ersten Blick durch seinen sehr langen, stufenförmi-
gen Schwanz auszeichnet. Dieser ist viel länger,
als der Vogel und hat so stufenformige Federn,
dafs die 1ste nicht halb so lang, als die Ste ist;
ihr Schnabel ist kürzer, als bei den eigentlichen
Meisen, und ihr Gefieder noch lockerer und weit
strahliger, als bei diesen. Sie ist 6" 4 bis 8"
-— a
lang, und 7" 8"! bis 8“ breit. Der kurze Schna-
bel ist schwärzlich, inwendig vor dem Gaumen mit
einer Erhöhung, der Augenstern hellbraun, der
obere Augenliedrand schwefelgelb, der Fufs schwarz-
braun, der Kopf und der an den Bauchseiten röth-
liche Unterkörper weils, der schwarze Rücken an
den Seiten röthlich, der schwarze Flügel an den
hintern Schwungfedern mit breiten weilsen Kanten
und der schwarze Schwanz mit weilsen Seiten.
Die einjährigen Vögel sind weniger schön, als
die alten und die Weibchen von ihnen, weiche ge-
wöhnlich kleiner und unscheinbarer, als die Männ-
chen sind, haben oft schwarze Kopfseitenstreifen.
Die Jungen haben pfirsichrothe Augenlieder,
an den Kopfseiten und auf dem Rücken Mattschwarz,
auf der Kopfplatte und dem Unterkörper mattes
Weils. Sie leben in Gattungen in den deutschen
Nadel- und Laublölzern, Gärten und an andern
baumreichen Stellen, streichen familienweise oft un-
ter andern Meisen, schreien si si sitirr tirr, fres-
sen nur Insekten, bauen ein schönes, auswendig, mit
Moos belegtes, inwendig mit Federn warm ausge-
füttertes Nest auf Bäume und legen 8bis 17 kleine,
weifse, zart roth gepunktete Eier. Man
fängt sie auf der Meisenhütte, dem Meisentanze,
dem Tränkheerde und mit dem Kauz und bringt
sie paarweise in enggitterige Käfige.
Ich gebe nun noch die schönen Beobachtungen
des Herrn Mitarbeiters. Er sagt:
„Schwanzmeise. In Wien Sichneemeise,
Pfannenstiel. Parus caudatus, Linn.
Unter allen Meisen wird diese am zahmsten
und ist dadurch wie durch ihr ganzes Betragen die
angenehmste in der Stube. Ich halte immer zwei
derselben, ein Männchen und ein Weibchen in ein
und demselben Käfige, weil sie wegen der ihnen
angebornen Geselligkeit paarweise länger am Le-
ben bleiben, und durch ihr gegenseitiges liebrei-
ches Betragen noch mehr Freude machen. Sie
schlafen immer fest an einander gedrückt, gewöhn-
lich so, dafs die eine die andere mit dem Flügel
3 — 50 —
zur Hälfte bedeckt, und sehen dann wie ein Fe-
derball aus, welcher sich besonders drollig ausnimmt,
wenn die Schwänze auf entgegengesetzter Seite
hinausragen. Oft überschlägt sich die eine unter
der Sitzstange und ätzt die andere, welche oben
darauf sitzt. Wenn sie mit einander spielen, las-
sen sie einen zärtlichen, wie zäck, zäck klingen-
den Lockton hören. Bei bevorstehenden Regen-
wetter stofsen sie einen ziemlich unangenehmen,
sehr schwer zu beschreibenden 'Ton aus. Ihr ge-
wöhnlicher Ruf zi zi zi ist stark und durchdrin-
gend und wird im Zimmer oft lästig. Das Männ-
chen läfst seinen leisen unbedeutenden, doch gar
nicht unangenehmen Gesang viel hören. Wenn die
Wildfänge, besonders die Jungen eingewohnt sind,
leben sie länger, als die aufgezogenen; allein es
sterben ihrer viele, ehe sie die Stubenkost anneh-
men. Sind sie jedoch einmal daran gewöhnt, so
halten sie sich recht lange; ich hatte ein Pärchen
über 6 Jahre. Das Männchen, welches ich 6 Jahre
besals, behielt sein ganzes Leben hindurch bei ei-
nem ziemlich weilsen Kopfe dunkle Streifen über
den Augen, wie ein Weibchen. Sie mausern sich
im Juli und August und verlangen in ihrem Fut-
ter stets Ameiseneier und etwas zerdrückten Hanf.‘
10) Die Bartmeise. Mystacınus biarmi-
cus, Cuv. (Parus biarmicus, Linn.
Ein allerliebster Vogel, viel gröfser, als die
Schwanzmeise, an Körper der Blaumeise
gleich, aber wegen ihres langen stufenförmigen
Schwanzes 7'' bis 8" lang und 8" 3‘' bis 9" breit,
und im ausgefärbten Kleide besonders durch die
langen schwarzen Federbüschel, welche _
dem Männchen auf jeder Seite des Kinns
herabhängen, ausgezeichnet. Das alte Männ-
chen ist ein wunderschöner Vogel. Der Schnabel
und Augenstern ist gelb, der Fufs schwarz, der
Oberkopf und die Ohrgegend sanft aschblaugrau,
der Rücken und der auf den Seiten weilsliche
Schwanz hell zimmetbraun, der tiefgraue Flügel an
den hintern Schwungfedern schwarz, hell zimmet-
— 301 —
braun. und rostgelb eingefasst, die Schulterfedern
weilslich, der spitzig zulaufende Knebelbart sammet-
schwarz, der weifsliche Unterkörper sanft rosenfar-
ben überflogen, an den 'Tragfedern hellzimmetbraun,
die Wurzel der äufsern Steuer- und die Unterschwanz-
deckfedern schwarz. Das Weibchen hat zwar auch
etwas: verlängerte Federn neben dem Kinne, allein
diese sind weils, der ganze Oberkörper deutet die
schöne Zeichnung; des Männchens an, der Unterkör-
per hat wenig, Rosenroth und hellrostrothe Steuer-
und: Unterschwanzdeckfedern. Die Jungen zeich-
nen sich durch schmutzige Farben, besonders aber
durch einen grofsen schwarzen Fleck auf dem Rük-
ken aus.
: Sie bewohnt in vier Gattungen — die eine von
ihnen hat einen Zahn am Schnabel — die unge-
heuern Rohrstrecken der Seen, Moräste und Flüsse
Deutschlands, Hollands, Polens, Rufslands und Un-
garns, streicht im Winter, frifst Rohr- und andern
Samen der Sumpfpflanzen, auch viele Insekten,
baut ein schönes beutelförmiges mit einem Ein-
gangsloche versehenes Nest, und legt 5 bis 8
weilse, röthlich und braunroth gefleckte
Eier. Aus Holland bringt man diese niedlichen
Stubenvögel nach dem nordwestlichen Deutschland,
aus Ungarn nach Wien. Sie werden frei herum-
fliegend so zahm, dafs mein geehrter Freund, der
Herr Apotheker Bädecker in Witten, sie zur Paa-
‚rung, brachte und von ihnen Eier, aber keine Jun-
gen erhielt. Sie wurden dahin auf Schiffen in gro-
(sen Körben aus Rotterdam gebracht; paarweilse
mufs man sie ohnehin halten, was auch der Herr
Mitarbeiter durch folgende schöne Bemerkungen
bestätigt:
„Bartmeise. In Wien türkischer Spatz.
Parus biarmicus, Linn.
Erst seit dem Jahre 1819 wird dieser Vogel
im. Winter nach Wien gebracht, und zwar von der
Gegend des Neusiedler Sees in Ungarn, wo er
zu dieser Zeit eben so häufig, als bei uns die an-
dern Meisen seyn soll, und auch so wie diese auf
— 352 —
der Locke gefangen wird. Das Männchen die-
ser herrlich gefärbten Vögelart hat einen orangen-
farbigen Schnabel, welcher dem Weibchen fehlt;
‚bei Beiden sind die Fülse im Leben ganz schwarz.
Die Zärtlichkeit eines Paares dieser Vögel gegen-
einander übertrifft die der Schwanzmeisen noch
bei weitem; stets sitzen sie fest an einander ange-
drückt, und beim Schlafen deckt immer einer den
andern, gewöhnlich das Männchen seine Gefährtin
-mit dem einen Flügel so weit es mit diesem rei-
chen kann. Sie schnäbeln sich beständig, ‘putzen
sich wechselseitig, und ‘wenn das Weibchen allein
von der Sitzstange abspringt: so ruft es das Männ-
chen oft laut und dem 'l'one nach zu urtheilen,
zornig zurück. Dieser Ton klingt tschin, tschin,
weit mehr sperlings- als meisenartig, und wahr-
scheinlich ist er die Veranlassung, dafs die Bart-
meise bei uns von den Vogelhändlern türkischer
Spatz genannt wird. Sie setzen sich früher, als
alle meine andern Vögel zum Schlafen auf und ba-
den sich nicht oft, jedoch immer eins nach dem an-
dern. Steigt das Männchen aus dem Wasser, so
tritt das Weibchen hinein und wird, wenn es sich
zuerst in das Wasser begeben hat, vom Männchen
abgelöst. —
Aus dem Allen sieht man, dafs man die Bart-
meisen, um sie lange zu erhalten, paarweise ein-
sperren muls. Im Käfige werden sie am besten
mit Nachtigallfutter, in welches viel Mohnsamen,
oder wenn man ihn haben könnte, noch besser Rohr-
samen gemischt wird, erhalten; sie leben auch blofs
von Sämereien, aber nicht lange. Allein man kann den
frisch gefangenen geben, was man will, es sterben die
meisten und oft plötzlich. Die meinigen frafsen wohl
Mehlwürmer und frische Ameiseneier, aber gar nicht
gierig. Desto leidenschaftlicher, wenn ich mich so
ausdrücken darf, fielen sie über den Flufssand her,
_ als ich ihnen diesen zum ersten Male gab. Beide
frafsen so viel davon, dafs ich fürchtete, sie möch-
ten davon sterben; er schadete ihnen aber gar
Nichts. Sand ist daher im Käfige eins ih-
rer ersten Bedürfnisse.
BEWEF
— 30 —
Durch das Ueberschlagen an der Wölbung des
Käfigs zeigen sie sich ganz ala Meisen; durch
ihre Stimme aber keines Weges. Eben beim Her-
umspringen lassen sie beständig einen leisen Ton
hören, welchen ich mit Nichts besser, als mit dem
Geräusche eines ungeschmierten Kinderschiebkar-
'rens vergleichen kann. Aufser diesem und dem
früher erwähnten T'schin hörte ich von meinen
Bartmeisen in den Frühstunden noch einen an-
dern ziemlich lauten Ton, der etwas mehr meisen-
artig klang, mir aber dennoch wie. eine geringe
Modulation des Tschin tschin vorkam. Obgleich
diese Meisen im Frühjahre keine Federn verlieren,
so nimmt doch ihre Schönheit zu dieser Jahreszeit
etwas ab; denn alle Farben ihres Gefieders erscheiz,
nen dann viel blässer, als wenn man sie im Winter
zu uns bringt. @Geschieht dies im Freien auch,
oder ist es eine blofse Folge der Zimmerluft?-*)
11) Die Beutelmeise. Pendulinus Poloni-
cus, Bri/s. (Parus pendulinus, Linn.)
Ein kleines niedliches Vögelchen, welches in
Hinsicht seiner Gestalt den Uebergang. von den
Meisen zu den Goldhähnchen bildet, und diese an
Gröfse nicht um Vieles übertrifft; denn seine Länge
beträgt 4" 6"' bis 5" und seine Breite 7" bis 7'' 6".
Das Männchen. Der Schnabel ist schwarz, der
Fufs schwarzblau, die Stirn und die Kopfseiten
sind dunkelschwarz, der Kopf und Nacken asch-
grau, der Mantel graulich rostfarben, die Schwung-
und Steuerfedern schwärzlich, die hintern der er-
stern und alle letztern auf beiden Fahnen: weifslich
gekantet, der weilsliche Unterkörper ist auf .der
Brust rosenroth überflogen.
© Das Weibchen hat stets weniger Schwarz an
*) Dasselbe findet ın der Freiheit bei den Bartmeisen statt;
etwas Aehnliches bemerkt man bei den Schwanzmeisen, und
gegen den Sommer verlieren alle Meisenarten wegen des star-
ken Abreibens ihres zarten ' Gefieders sehr viel von ihrer
Schönheit, ‘ B.
— 304 —
der Stirn und den Kopfseiten. Bei den Jungen
ist der Schnabel, den hornschwarzen Rücken ausge-
nommen, weilslich, der Fufs hornblau; sie haben
kein Schwarz am Kopfe, einen rostgrauen Ober-
und rostgelbgrauen Unterkörper. Sie lebt in drei
Gattungen, welche sich auch durch die verschiedene
Schwanzlänge unterscheiden, im östlichen Europa,
namentlich in Rufsland, Polen und Ungarn bis Wien
herauf an den mit grofsen Rohrwäldern und Gebüsch
bewachsenen See- und Flufsufern und Morästen,
streicht im Winter, frisst Insekten und Rohrsamen,
baut ein sehr künstliches, von verschiedenen Pflan-
zenstoffen zusammengefilztes beutelförmiges — da-
her ihr Name — mit einem engen oft röhrenför-
migen Eingange versehenes Nest an Zweige, wel-
ches 5 bis 7 schneeweilse Eier enthält.
Der Herr Mitarbeiter sagt über dieses seltene
Vögelchen:
„Die Beutelmeise. In Wien ebenso. Pa-
rus pendulinus, Linn.
Ich erhielt am 5. Julius 1826 einen jungen Vo-
gel dieser Gattung, welcher anders aussah, als der
von Naumann 'abgebildete*) und im Herbste die
dunkeln Backenstreifen zeigte. Er war aus dem
Neste genommen worden. Meine Beutelmeise singt
mehrere zirpende 'Töne, von denen einige unmelo-
disch, die andern aber in Moll und nicht unange-
nehm klingen; ihr Ruf ist blaumeisenartig; allein
sie hat auch einen lauten, durchdringenden, lang
gezogenen eigenthümlichen Pfiff, der sehr unange-
nehm ist. Den ganzen Tag läfst sie feine, klägli-
che, schwache, den der meisten jungen Meisen
eigenthümlichen ähnliche Töne hören. Sie ist sehr
wild und furchtsam und schreit aus Angst zi zi zi
zip zip zi und macht den Rachen so weit auf, als
wollte sie einen Menschen verschlingen. — Ihr Be-
*) Die vollständige Beschreibung dieses Vogels wird näch-
stens in der Isis gegeben werden. Br.
— 55 —
tragen ist äufserst drollig und erhält dadurch etwas
Affenartiges, dafs sie jedes gröfsere Stückchen Fut-
‘ter zwischen die vordern Zehen wie mit einer Hand
fasst, das sogenannte Knie (eigentlich die Ferse)
auf die Sitzstange auflegt, den zwischen den Zehen
‚gehaltenen Bissen zum Schnabel bringt und so ver-
zehrt. Dasselbe Betragen bemerkte ich bei einem
alten Männchen, welches ich kurze Zeit besals. Sel-
tener tritt sie auf einen etwas grolsen Brocken
Fleisch mit der Sohle, befestigt ihn mit der Hin-
terzehe auf dem Springholze und zerreilst ihn dann
mit dem Schnabel. Sie steht auf der Sitzstange
immer so aufgerichtet, dafs sie jeden Augenblick
zum Ueberschlagen, welches man bei ihr sehr oft
‚bemerkt, bereit ist. Darin hat sie mehr Aehnlich-
keit mit den Wald- als mit den Schwanzmei-
sen; denn die meinigen der letztern überschlagen
sich viel seltner. Die Beutelmeise klettert viel
am Gewölbe des Käfigs, noch mehr an ihrer Sitz-
stange, indem sie sich den Kopf nach unten daran
hängt, eine Weile daran pickt, sich wieder hinauf
schwingt, abermals unten daran herumklettert und
dieses Spiel Viertelstunden lang treibt. Alles ge-
schieht mit so aufserordentlicher Leichtigkeit, als
wäre sie auf ebenem Boden, und gewährt viele Un- |
terhaltung, was noch angenehmer seyn würde, wenn
sie dabei nicht beständig ihre meistens unmelodi-
schen Töne hören liefs. — So lange, als ich die-
ses hübsche Vögelchen besals, hielt es sich beim
gewöhnlichen, mit Ameiseneiern untermischten Nach-
tügallfutter recht gut.“ — ,
12) Die Turteltaube. JPeristera turtur,
Boje. (Columba turtur, Linn.)
Diese schöne, in Waldgegenden nicht seltene
Taube ist etwas schlanker, als die zahme gebaut,
hat auch einen längern Schwanz und eine viel schö-
nere Zeichnung. Ihre Länge beträgt 12" 6" und
ihre Breite 21" bis 22”. Der Schnabel ist schwärz-
lich, an der Nasenhaut dunkelroth überflogen, der
- Augenstern feuerfarben, die nackte Augenhaut und
der Fufs bläulich dunkelroth; der und
in
Hinterhals gräulich himmelblau, an den Halsseiten
stehen 4’ schwarze, weils eingefafste Querstreifen,
der Rücken ist rostbraungrau, der Oberflügel hoch-
rostfarben mit schwarzen Flecken, die Schwingen-
spitze schwärzlich, der schieferfarbige, an den bei-
den mittlern Steuerfedern bräunliche Schwanz mit
weilser Spitze, der Unterkörper bis zur Brust matt
weinfarben, von da allmählig weis. Das Weib-
chen hat blässere und schmützigere Farben, als
das Männchen. Die Jungen haben nur die Ge-
stalt und den Schwanz der alten Vögel, einen
schwarzgrauen Schnabel, horngrauen Fuls, braun-
grauen Augenstern, und eine graue Haüptfarbe,
welche am Bauche in Weils übergeht, an dem Man-
tel rostgrau ist, und überall hellere Federränder
hat.. Sie bewohnt in zwei Gattungen die Schwarz-
weniger häufig die Laubhölzer und Flufsufer un-
sers Väterlandes, kommt im März oder April an,
und geht im September weg, girrt sehr schön tur-
tur turtur — daher ihr deutscher, lateinischer
und französischer Name — ist wegen ihrer Zärt-
lichkeit schon im Alterthume berühmt, frifst Holz-,
Haide- und Wolfsmilchsamen, auch verschiedene Ge-
traideäarten und Hülsenfrüchte, ist in der Freiheit
sehr scheu, nistet niedrig auf Bäume und legt 2
rundliche, rein weilse Eier.
Für das Zimmer nimmt man sie Jung aus —
ich habe sie sehr oft gehabt — läfst sie von zah-
men Tauben grofs füttern, wobei man die rechte
. Zeit ihres Flüggewerdens nicht versäumen darf,
weil sie sonst leicht davon fliegen, und gewöhnt
sie so nach und nach, Waizen, Brod, Semmel u.
dergl. selbst zu fressen.
Sie werden, man mag sie in der Stube herum
laufen lassen, oder in ein grofses Gitter stecken,
so zahm,. dafs sie sich begatten und Eier legen.
Allein diese haben oft keine harte Schale und sel-
ten werden die aus den vollkommnen auskriechen-
den Jungen grofs. Man paart sie’ deswegen mit
den Lachtauben und erzieht denn leichter Junge.
Sie vergnügen durch ihre Schönheit ihr liebliches
—_— 807 —
Girren, und ihre ganz aufserordentliche Zärtlich-
keit der Gatten gegen einander. — |
Um Junge von ihnen zu erziehen, gibt man ih-
nen kleine, von Weidenzweigen oder Stroh gefloch-
tene Nester in das Behältnifs oder Zimmer.
15). Die Lachtaube. Peristera risoria,
Boje. (Columba risoria, Linn.)
Sie ist nicht oder kaum gröfser, als die Tur-.
teltaube, höchstens einen Zoll länger, als sie,
und ihr ähnlich gestaltet, aber weniger schön, doch
immer noch von sehr zarter Farbe. Der hinten
rothe Schnabel ist vorn hornschwärzlich, der Au-
genstern dunkelgelb, der Fuls bläulich dunkelroth,
der Oberkörper gelblichgrau, auf dem Hinterhalse
ein schwarzer, oben und unten weilslich eingefafster
Halbkreis, der Schwanz und die Schwingenspitzen
aschgraulich, der erstere an der Spitze weılslich
und auf der untern Seite an der Wurzel schwärz-
lich, der Unterkörper weifslich gelbgrau, am Bau-
che weils. Sehr selten, aber auch sehr schön sind
die weifsen Lachtauben. Das Weibchen ist
kleiner, als das Männchen, und die Jungen wei-
chen wenig, von den Alten ab.
Ihr Vaterland ist das südöstliche Asien; allein
zahm findet man sie in einem grofsen Theile von
Europa. Man sieht sie gewöhnlich in den Stuben
der Landleute, welche sie schon ihrer Anmuth we-
gen, aber auch wegen des Glaubens, dafs sie die
Flüsse an sich zögen, sehr lieben. Man gibt ihnen
dasselbe Futter wie den 'Turteltauben, und
eben solche Nestkörbchen, damit sie in ihnen ihre
beiden reinweilsen Eier ausbrüten können. Will
man sie recht kräftig haben, so gewöhnt man sie
wenigstens in Sommer zum Aus- und Einfliegen.
Ihr Lieblingsfutter ist Waizen und Semmel. Das
Rucksen des Taubers klingt fast wie Kuck-
ruuh, kuckruuh, und die einem Gelächter ähn-
lichen 'Töne hihichirih. Dafs man sie mit den
Turteltauben paaren kann, ist schon bei diesen
bemerkt.
20 *
— 38 —
14) Der Pfau.: Pavo cristatus, Linn.
Dieser bekannte Vogel ist der schönste aller
Vögel. Er zeichnet sich im männlichen Geschlechte
besonders durch die ganzen 2' 3 über die Steuer-
federn hinaus ragenden Bürzelfedern aus, welche
mit den prächtigen grün und blau gezeichneten Au-
gen beseizt sind. Der dreijährige Pfauhahn milst
wegen seiner 4 Fuls langen -Bürzelfedern gegen 6
Fufs in der Länge aber nur 4’ 10” bis 5' in der
Breite. Der ‘Schnabel und Fufs ıst dunkelhornfar-
ben — der letztere hat einen kleinen Sporn — der
Augenstern braun, der fächerartige Federbusch,
Kopf, Hals und Kropf prächtig schillernd blaulich
grün mit Goldglanz, der prächtige Rücken hat ab-
gerundete grüngoldige, dunkel gerandete Federn,
die Bürzelfedern sind purpurfarbig mit goldgrünen
Franzen und prächtigen grün und blau gefärb-
ten Spiegeln, welche so vertheilt sind, dafs sie den
ganzen Schwanz bedecken, und an den längsten
Bürzelfedern fehlen; die 18 eigentlichen stufenfor-
migen Steuerfedern bräunlich aschgrau, die Flügel
an den vordersten Schwungfedern rostfarben, an
den mittlern bräunlich blauschwarz; an den hintern
und den meisten Deckfedern hellrostfarben, schwärz-
lich und grünlich gebändert; die Brust dunkelgrün,
was allmählich in das Schwarzgraue des Bauches
und Afters übergeht. Die schlanke Gestalt, der
schöne Federbusch, der Metallglanz und prachtvolle
Schiller des Gefieders und der prächtige Schwanz,
zumal wenn dieser als Rad ausgebreitet und erho-
ben wird, machen den Pfau zum schönsten aller
Vögel. Das Weibchen ist viel kleiner, hat keine
über den Steuerfedern verlängerte Bürzelfedern,
und Grau zur Hauptfarbe, welches auf dem Mantel
und Bürzel mit Rostfarben, auf dem Halse und
Kropfe mit Grün gemischt ist.
Es gibt auch schäckige und ganz weilse Pfauen
— ein Paar der letztern ziert meine Sammlung —
bei deren. Hähnen die Spiegel durch eine andere _
Schattirung des Weils angedeutet sind. Ihr Weils
zieht oft ins Gelbliche. Sie nehmen sich besonders
— 309 —
gut aus, wenn sie auf dem grünen Rasen ein Rad
schlagen. —
Das Vaterland des schonen Pfaues ist be-
‘ kanntlich das nördliche Indien, woher er von Ale-
xander zuerst nach Europa verpflanzt wurde. Er
lebt jetzt auf vielen Höfen Europas, und ist eine
wahre Zierde der Höfe und Gärten, schläft gern
hoch auf den Firsten der Häuser und den Wipfeln
der Bäume, fliegt gut, geht sehr stolz, indem er
bei jeder Pfütze oder schmutzigen Stelle den
Schwanz vorsichtig in die Höhe hebt, trägt sich
prächtig, hat aber ein häfsliches Geschrei und thut
. an den Blumen- und Gemüsegärten grofsen Scha-
den- Sein Fleisch, selbst das der zwei- und drei-
jährigen Männchen, ist sehr schmackhaft. Er frifst
Waizen, Gerste und Hafer, Wicken, Erbsen u.
dergl., legt denen des 'Truthuhns ähnliche.
Bier, brütet aber oft nicht gut, weswegen man
besser thut, diese von Truthennen ausbrüten zu
lassen. Die Jungen verlangen noch bessere War-
tung, als die jungen Truthühner, und müssen wie
diese Anfangs mit hart gesottenem Bi, Quark,
Brod, dann mit Waizen und später mit Gerste ge-
füttert werden. Die Jungen sehen im ersten Jahre
der Mutter ähnlich, färben sich im zweiten Som-
mer etwas, erhalten aber erst im dritten Frühjahre
ihre ganze Schönheit.
15) Der Goldfasan. Phasianus pictus,
Linn. \
Der Hahn dieses Fasans istebenfalls ein präch-
tiger Vogel. Er ist viel kleiner, als der gemei-
ne F'asan, nur 3’ lang, wovon auf den dachför-
migen, langen abgestuften Schwanz 2' gehen, und
und 2' 9" breit. Der Schnabel und der Fufs ist
hornfarben, der Augenstern hellgelb, der mit ei-
nem buschartigen Federbusch besetzte Kopf stroh-
selb, der aus 3” lang steifen Federn bestehende
Kragen des Nackens schon orangegelb und blau-
schwarz gebändert, der Oberrücken hat breite, ab-
gerundete, metallische grüne, schwarz geränderte
Federn, der Unterrücken und Bürzel ist dunkel
— 310 —
stroh- oder goldgelb, auf den Seiten prachtvoll kar-
minroth, der Schwanz braun und schwarz gebän-
dert und gefleckt, der Oberflügel schwarzbraun
und braun gemischt, die hintern Schwungfedern
dunkelblau, die Kehle, der Bauch und die Schien-
beine rostfarben, der übrige Unterkörper und die
Schulterfedern prächtig und glänzend karminpon-
ceauroth, Das Weibchen, welchem die Jun-
gen ähneln, ist viel kleiner, als das Männchen, hat
einen kürzern ' Federbusch und eine rostgelbliche
oder blafsrostfarbige, schwarz gewellte Grundfarbe.
Es sieht den Birkhennen nicht unähnlich, Die
Jungen Hähne bekommen erst im zweiten Früh-
jahre ihre schöne Zeichnung. Er lebt noch jetzt
wild in China, gezähmt in unsern Fiasanerien, aber
nur auf umzäunten und mit Netzen überdeckten
Grasplätzen, an denen ein Häuschen zu ihrem Ob-
dach und zu ihrer Fütterung: angebracht ist. Die
Versuche, diese zarten Fasane frei herum laufen
zu lassen, milsglücken fast immer; den Winter mufs
ihr Behältnifs erwärmt werden. Ihre 6 bis 10
schön biafsröthlichen Eier läfst man gewöhn-
lich von Truthennen ausbrüten und behandelt sie
mit noch gröfserer Sorgfalt, als die jungen
Pfauen; denn sie sind sehr zärtlich. Die Alten
füttert man vorzüglich mit Waizen und Gerste,
16) Der Silberfasan. Phasianus nycilhe-
merus, Linn.
Er ist merklich gröfser, als der Goldfasan,
und höher gebaut, als der gemeine Fasan; der
alte Hahn milst 3' 4“ in der Länge, wovon auf
den dachförmigen Schwanz 21" kommen, und 3' in
der Breite. Der Schnabel ist hornfarben, die nack-
ten mit‘ kleinen Plättchen besetzten Kopfseiten,
Lappen und Kämme — von den letztern steht auf
jeder Seite der Stirn einer empor — und der mit
grolsem Sporu gezierte Fiuls ponceauroth, der Au-
genstern braun, der lange liegende Federbusch und
der ganze Unterkörper schwarz mit dunkelblauem
Schiller, der ganze Oberkörper weils, jede Feder,
selbst die des stark abgestuften Schwanzes, mit
— 3ll —
schwarzen, vorn zusammenlaufenden Längelinien
geziert, durch welche eine ungemein schöne Zeich-
nung entsteht. Das Weibchen ist merklich klei-
ner, als das Männchen, bräunlich, dunkelbraun
gewellt, am Unterkörper mit Weils vermischt, an
den Seitenschwanzfedern weils und schwarz gewellt.
Es sieht sehr artig aus, wenn die jungen Männchen,
welche Anfangs der Mutter gleichen, im zweiten
Mai ihres Lebens — so ist es wenigstens in Eu-
ropa — aus diesem dunkeln Kleide in das Pracht-
kleid des alten Hahns übergehen. Auch dieser
schöne Vogel stammt aus China, und wird jetzt in
vielen Fasanerien Europas gefunden. Er. ist nicht
ganz so zärtlich, als der Goldfasan, muls aber
ganz auf ähnliche Weise gehalten und behandelt
werden; denn in der Freiheit dauert er, ob man
es gleich behauptet hat, nicht aus. Er trägt sich
sehr schön und läfst ein angenehmes Geschrei hö-
ren. Wenn er balzt, sieht er fast eben so schön,
als der Goldfasan aus. Seine Eier ähneln den
des folgenden, sind aber grölser und werden am
besten von Truthennen ausgebrütet. Die Jun-
gen müssen so sorgfältig, wie die des zunächst
vorhergehenden behandelt werden.
17) Der gemeine Fasan. Phasianus Col-
:chicus, Linn.
Der Hahn auch dieses allgemein bekannten
Vogels gehört zu den schönen Geschöpfen. Er ist
32" bis 36 lang und 33" bis 34" breit. Der Schna-
bel und Fufs ist hornfarben, die mit Plättchen be-
setzten nackten Kopfseiten zinnoberroth, der Au-
genstern hellbraun, der Kopf und Hals blaugrün,
mit Goldschiller, der übrige Oberkörper kupferfar-
big mit braunen, gelb eingefalsten Flecken, auf
dem Bürzel mit prächtigem Purpurschiller, der nur
an den beiden mittelsten Federn etwas dachförmi-
ge, sehr abgestufte Schwanz graubraun mit schwar-
zen Querbinden, der Unterkörper prächtig und
glänzend kupferfarbkig, mit breiten schwarzen Spit-
zenkanten; die Mitte der Unterbrust bräunlich blau-
schwarz. Die Henne ist 7" kürzer und 5" schmä-
en BE
ler, auf dem Oberkörper braun find schwarzbraun
mit gelbgrauen Federrändern, die Kehle graugelb,
der übrige Unterkörper rostgelblichgrau, grolsen-
theils mit schwarzbraunen und rostgelben Flecken.
Die befiederten Jungen ähneln der Mutter,
die kleinen den jungen Feldhühnern.
Es giebt schäckige, d. h. solche, welche viel
Weils haben und ganz weilse. Die letztern sind
selten, sehen aber schlecht aus. Der gemeine Fa-
san lebt bekanntlich ursprünglich wild in Kleinasien,
wurde früh nach Griechenland, und von da noch
weiter in die meisten Länder Europas verpflanzt,
so dals er jetzt in den wärmeren Gegenden Deutsch-
lands wild lebt, in den andern aber in den Fasane-
rien gepflegt wird. Man kann ihn auch, wie ich
en habe, in umzäunten Grasplätzen mit einem
äuschen halten. Eine Fasanerie mufs Laubholz,
Wasser; Wiesen und Felder in der Nähe haben und
von Raubvögeln, Raubthieren und räuberischen
Menschen sorgfältig rein gehalten werden. Um das
zu Grunde Gehen der Bruten zu verhindern, sucht
man täglich die Eier auf, und läfst sie von 'Trut-
hennen ausbrüten. Eine Fasanhenne' legt ihrer 10
bis 20; sie sind olivengrau. Man behandelt
die Jungen wie die Küchelchen und läfst sie dann,
wenn sie etwas erwachsen sind, ins Freie. Man
füttert die Alten und gröfsern Jungen mit Kör-
nern ; sie suchen sich aber einen grofsen Theil ih-
rer Nahrung, welche aufser Körnern auch in Zwie-
belchen, öligten Sämereien, zarten grünen Pflanzen
und Insekten besteht, selbst auf.
Es sieht sehr schön aus, wenn im Frühjahre
die Fasanen paarweise, die Männchen mit 2 Hör-
nern auf dem Kopfe neben ihren Weibchen einher-
gehen, und beim Balzen merkwürdige Bewegun-
gen machen. .
18) Das Perlhuhn. (Numida meleagris,
Linn.)
Auch dieses schön gezeichnete Huhn ist jetzt
in Deutschland viel bekannter, als früher. Seine
— ae —
Länge beträgt 22" bis 25" und seine Breite 2! 6"
bis 9". Der Hahn ist bedeutend gröfser, als die
Henne. Der Schnabel ist kurz, stark, röthlich, horn-
. farben, auf dem kahlen Kopfe steht ein dickes, ke-
. gelförmiges, nach hinten gerichtetes röthlich horn-
farbiges Horn, der Kopf ist blaulich, was an dem
kahlen, mit einzelnen Haaren besetzten Oberhalse
in Grau übergeht, die dicken Lappen sind röthlich,
die Fülse hornfarben, der Augenstern hellbräunlich,
das ganze Gefieder hat auf schön aschgrauem Grunde
rundliche, perlartige Flecken — daher sein Name,
— welche an den Schwung- und Steuerfedern zum
Theil Querstreifen sind. Die vordersten Schwung-
federn sind weifs. Der Schwanz hängt und ist fast
unter den Bürzelfedern versteckt. Die kleinen
Jungen haben einen rothen Schnabel und Fufs,
keine Spur des Horns, auf dem Oberkörper gelbe
Streifen auf braunem Grunde und einen weilslichen
Unterkörper. Bei der ersten Befiederung ist der
Kopf immer noch nicht nackt, das Horn noch nicht
vorhanden und das braune Gefieder mit rostfarbi-
gen und rostgelben Federrändern besetzt; auch
die Fülse-sind noch roth. —
Sein Vaterland ist Guinea, woher es sehr früh
nach Europa verpflanzt wurde. Dem Aristoteles
war es schon bekannt, auf den Hühnerhöfen der
Römer schon gemein, und auch bei uns ist es jetzt
nicht selten, allein doch nicht so dauerhaft, als das
Haushuhn; denn sehr strenge Kälte hält es in
der Freiheit nicht aus. Ich selbst verlor in einem
strengen Winter ein schönes Paar. Das Perlhuhn
geht sehr buckelig mit eingezogenem Halse und
niedergehaltenem Kopfe, läuft schnell und fliegt
fast wie ein F'ederhuhn schnell und ziemlich gut.
Hs scharrt wenig um, thut deswegen.in den Ge-
mülfsegärten nur durch das Abbeifsen zarter Pflan-
zenblätter Schaden, frifst aufser dem gewöhnlichen
Hühnerfutter eine Menge Insekten, die es auf den
Wielsen aufsucht, und legt sehr viele röthliche,
oder gelbliche zugespitzte, kleine Eier.
Es ist ein nützlicher-Hausvogel, allein es verträgt
die Bier — man muls es defswegen greifen und
— 34 —
einsperren — und brütet selbst nicht oder schlecht.
Man läfst deswegen die Eier am Befsten von Trut-
hennen — sie müssen 4 Wochen besessen werden
— ausbrüten. Die Jungen verlangen aufserordent-
lich gute Pflege, und diese macht ihre Zucht
schwierig, welche wegen des vortrefflichen Ge-
schmackes des Fleisches und der Eier sehr anzu-
rathen wäre. Die Alten sind sehr beifsig und
schreien unangenehm. —
19) Der Kampfstrandläufer. Machetes
pugnax, Cuv. (Tringa pugnax, Linn.)
Ein sehr merkwürdiger Vogel, dessen Männ-
chen noch einmal so grols, als das Weibchen ist,
und sich durch seine breite, aus starken, oft über 3''
langen Federn bestehende Halskrause, welche es
im Frühjahre und Vorsommer trägt, wie durch die
ungewöhnlichste Farbenabänderung auszeichnet. Das
Männchen im Hochzeitkleide. Das Gesicht
der mehrjährigen Vögel hat gelbe Warzen, der
Schnabel und Fufs ist gelbgrün, oder grünlich gelb,
der Augenstern braun, das Gefieder höchst verschie-
den gezeichnet; denn die Krause ist bald hell, bald
dunkel gefärbt, schwarz, blauschwarz, schwarzgrün,
dunkelrostbraun, rothbraun, dunkelrothfarben, blafs-
rostgelb oder weils, rein, oder heller oder dunkler
gefleckt, gebändert oder getuscht. Die Brust und
der Bauch haben entweder eine der Krause ähn-
liche, oder eine von ihr verschiedene Farbe, welcher
gewöhnlich die Zeichnung des Oberkörpers ent-
spricht, die Schwung- und Steuerfedern sind tief
grau. Im Herbstkleide fehlt die Krause und
anstatt der Warzen bedecken Federn das Gesicht,
das Gefieder zeigt nur noch wenige Spuren des
Frühlingskleides, auf dem Oberkörper zur herr-
schenden Farbe Schwarzgrau, was mit Hellgrau
und Schwarz gemischt ist, und einen grauweilsen
Unterkörper. Diesen ähnlich sind die jungen
Herbstvögel und die im Jugendkleide. Die
einjährigen haben noch im F'rrühjahre grünliche Fülse
und fast keine Warzen im Gesichte. Zuweilen tra-
sen die Weibchen im Frühjahre noch das reine
ae
Herbstkleid , oft aber ist der Unterkörper grofsen-
theils rostbraun, rostroth oder rostfarben , schwarz
gefleckt.
Dieser höchst merkwürdige Vogel bewohnt die
sumpfigen Wiesen und Weideplätze des nördlichen
Deutschlands und anderer gemälsigten Länder, be-
sonders Hollands, wo die Männchen im F'rühjahre
fast den ganzen 'Tag auf gewissen Plätzen mit ein-
ander kämpfen, wandert im Herbste und F'rühjahre,
frifst Insekten und ihre Larven und legt 4 grau-.
grüne oder gelbgraue, braun und ölfar-
big gefleckte Eier, Man fängt diese Vögel
auf ihren Kampfplätzen, auf welchen jedes Männ-
chen seinen bestimmten Standort hat, mit Lauf-
schlingen und läfst sie in der Stube mit verschnit-
tenen Flügeln frei herumlaufen, oder steckt sie in
ein grolses Gitter. Sie werden bald zahm und hal-
ten sich bei Semmel und Milch, Hirsen, Gerste,
Kartoffeln, und einigen Mehlwürmern sehr gut. Der
Herr Dr, Schilling zu Greifswald besafs mehrere,
welche bald eingewohnten. Kann man sie in einem
der Luft zugänglichen Behältnisse halten, so ist es
desto besser.
20 Das gefleckte Rohrhuhn. (Mittle-
res Rohrhuhn.) Gallinula porzana, Lath.
(Rallus porzana, Linn.)
Ein recht artig gezeichneter schlanker Vogel,
an Gestalt dem Wachtelkönige ähnlich, aber
kleiner, nur 10“ lang und 16‘ breit, und viel schö-
ner. Alt, der Schnabel ist hinten orangenroth,
vorn graugrün, der Fufs grasgrün, der Augenstern
hellbraun, vor und über dem Auge ein weils und
aschfarben gepunkteter Streif, welcher oben und un-
ten von einem rulsfarbigen eingefafst ist; die Mitte
des Oberkopfs und Nackens schwarz mit ölgrauen
Federrändern; der übrige Oberkörper, den unter
den Deckfedern fast versteckten Schwanz mit ein-
geschlossen, ist schwarz mit ölbraunen und weifsen
. Rederkanten, weifsen Punkten und Querstreifen, der
' Vorderhals und die Oberbrust aschfarben, auf dem
— 316 —
Kropfe olivenbraun, mit weifsen 'Tupfen, der übrige
Unterkörper weils, an den Unterschwanzdeckfedern
rostgelblich, an den Seiten schön olivenbraun und
weils gebändert. Das Jugend- und erste
Herbstkleid hat viel Weils am Vorderkörper,
ist aber lange nicht so schön weils getüpfelt, als
bei den Alten. Das Dunenkleid ist schwarz.
Dieser angenehme, durch seine grofsen Fülse aus-
gezeichnete Vogel bewohnt die mit hohem Grase
bewachsenen Ufer der Gewässer, die Moräste und
sumpfigten Wiesen des mittlern Europa, ist aber -
überall einzeln, jedoch in manchen Jahren häufiger,
als in andern, schwimmt ungern, ‘und taucht nur
in der Noth unter, läuft aufserordentlich schnell
mit gerad ausgestrecktem Halse, fliegt aber schlecht,
ist wenig scheu, frifst Insekten und ihre Larven,
vorzüglich den Samen des Riedgrases und anderer
Samengräser, und legt 6 bis 16 gelbgraue,
rothbraune und braun gefleckte Eier, auf
denen es so fest sitzt, dafs ihm die Grasmäher zu-
weilen den Kopf weghanuen. Man fängt es in Schlin-
gen und im Wachtelgarn, zuweilen geradezu mit
der Hand — ich erhielt 2 auf diese Art ergriflene
— läfst es in der Stube herum laufen, oder gibt
ihm ein grofses Behältnils mit einem Wasserge-
fälse, Hirsen, Semmel in Milch, oder Nachtigall-
futter zu fressen. In der Stube liest es Alles auf.
Es wird sehr zahm, badet sich gern, schreit, wie
wenn man mit einer Ruthe durch die Luft schlägt,
ist des Abends und des Nachts sehr munter und
erfreut durch sein zahmes und nettes Wesen. Ich
habe schon einige lebendig gehabt, —
21) Die ägyptische Gansente. (Aegyp-
tische Gans. Bunte Gans.) Zuadorna Aegyp-
tiaca, Boje. (Anas Aegyptiaca, Linn.) \
Ein sehr schöner Wasservogel, halb Gans, halb
Ente der ‘Gestalt und dem Schnabel nach, mit et-
was hohen Füfsen. Ihre Länge beträgt 2' 6" bis
8" und ihre Breite 4'4“ bis7'". Das alte Männ-
chen. Der Schnabel und Fufs roth, der Augen-
stern hellgelb, die Seiten des Kopfs rostbraunroth,
— 317 —
die Hinterstirn weils, der Scheitel und Hinterhals
helikastanienbraun , der Oberrücken und die Schul-
tern braun und rothbraungrau gewässert, der weifse
Oberflügel hat einen schwarzen Querstreif, und ei-
nen purpurgoldgrünen Spiegel, hinter diesem zim-
metbraune Federn, der Unterrücken, Bürzel, Schwanz
und die Schwingenspitzen glänzend schwarz, die
Kehle und Obergurgel weils, unter dieser ein
rostfarbiges Halsband, auf der Brust ein kastanien-
‚brauner Fleck, der Kropf und die Seiten grau,
zart schwärzlich gewässert. Daskleinere Weib-
chen hat mattere Farben, einen kleineren Brust-
fleck und viele dunkel &eränderte Obertlügeldeck-
federn. Den Jungen fehlt der dunkle Brustfleck
gänzlich. Sie ist aus ihrem -Vaterlande, dem nörd-
lichen Afrika, besonders Aegypten, nach Deutschland
verpflanzt, wo sie auf Teichen in Gärten als schö-
ner Vogel gehalten wird. Man behandelt sie wie
die Enten, mufs ihr aber die Schwungfedern be-
schneiden, oder ihr das erste Flügelgelenk abneh-
men, damit sie nicht entfliehe. Sie frifst Körner,
Wasserpflanzen, Insekten und Würmer, und legt
6 bis 8 grünlich weifse Eier. Sie pflanzt sich
in der Gefangenschaft fort, verlangt aber genaue
Aufsicht und gute Pfiege. | Sr
22) Die Brandgansente. Tuadorna gibbe-
ra, Br. (Anas tadorna, Linn.)
Auch diese Gansente ist sehr schön, 25'* bis
27'' lang und 44" bis 47" breit. Das alte Männ-
chen. Auf der Wurzel des aufwärts gebogenen
hellkarminrothen Entenschnabels steht ein Höcker,
der Augenstern ist braun, der Fufs roth, der Kopf
und Oberhals glänzend dunkelgrün, der untere
Theil des Halses, der Rücken, Bürzel, Oberflügel,
der mit einer schwarzen Binde gezierte Schwanz
und der Unterkörper weils, auf der Oberbrust steht
ein breiter, ringsum gehender rostrother Gürtel,
ein breiter Streit auf den Schultern, die Flügel-
spitzen und ein oben schmaler, unten breiter Streif,
von‘ der Brusthöhle bis zum After schwarz. Das
Weibchen hat keinen Höcker und weniger leh-
— 58 —
hafte Farben, als das Männchen. Bei den
Jungen ist der Schnabel rothbraun, der Fufs
bläulichroth, der ganze Unterkörper weils, an den
Seiten grau überflogen, der Oberkörper auf dem
Kopfe, Hinterhalse, Oberrücken und den Schultern
grauschwarz mit helleren Federrändern, ‚auf dem
Rücken und Oberflügel weils, der Spiegel ist stets
purpurgrün:
Im Dünenkleide ist der braune Oberkör-
per schön weils gestreift, der Unterkörper ganz
weils. Sie lebt an den Küsten der Ost- und Nord-
see, auch der deutschen, entfernt sich ungern von
dem Strande, streicht zur Paarungszeit wie die
Waldschnepfe mit einem schnarrenden Tone, frifst
Wasserkräuter, ihre Sämereien, Insekten, Conchi-
lien und Fische, und legt in röhrenartige Löcher,
oft in Käninchen- oder Fuchsbaue, selten in hohle
Bäume 10 bis 16 schmutzig weilse Bier. Auf
der Insel Sylt gräbt man künstliche, hinten am
Kessel mit einem Stein bedeckte Löcher, aus de-
nen man täglich die Eier dieser Ente ausniimmt.
Im Sommer hält man sie hin und wieder mit ge-
lähmtem Flügel auf Teichen und Höfen, wie die
zahmen Enten. ;
93) Die Brautente. Anas sponsa, Linn.
Eine Ente mittlerer Gröfse, — in dieser ähnelt
sie der Löffelente — ihre Länge beträgt 17" bis
19" und ihre Breite 28" bis 30. Das Weib-
chen und die Jungen sind nicht sehr schön und
haben folgende Zeichnung: der kleine Schnabel
und Fufs ist beim getrockneten Vogel bräunlich,
die Schwimmhaut schwärzlich; der Oberkörper glän-
zend braun, der lange Federbusch und Hinterhals
ins Grauliche, das Braun mit schönem Purpurschil-
ler, der Schwanz etwas lang und abgestuft, der
Oberflügel und Spiegel grofsentheils schwarzblau,
der letztere mit einem schönen breiten weilsen
Streif begrenzt; die äufsere Fahne der vordern
Schwungfedern aschfarben ; um das Auge ein weis-
ser, hinten breiter und in einen Streif auslaufender
— 319 —
Ring; der weilsliche Unterkörper an den Seiten
braun, an der Gurgel, dem Kropfe und der Ober-
brust braun und braungelb gefleckt. Das Männ-
chen im Hochzeitkleide ist ein prächtiger
Vogel. Auf dem Nacken ein starker Federbusch,
welcher wie der Kopf herrlich grün und von einer
langen, über den ganzen Kopf und einer kurzen,
über die Ohren weglaufenden weilsen Linie besetzt
ist, der übrige Oberkörper ist, den schwarzblauen
Flügel ausgenommen, glänzend braun mit Purpur-
schiller; die Kehle und die Obergürgel weils, die
Untergurgel; der Kropf und die Oberbrust schön
kastanienbraun mit dreieckigen, regelmälsigen weis- .
sen Flecken; der übrige Unterkörper weils, an den
Seiten schwarz gewellt. Diese Prachtente bewohnt
Nordamerika bis Mejiko herab, lebt nach Art der
andern Enten, soll aber in hohlen Bäumen nisten,
und wird auch von den Eingebornen ihres Flei-
sches und Gefieders wegen sehr geschätzt. Ihrer
Schönheit wegen hat man sie nach Europa ver-
pflanzt, und hält sie gezähmt mit verschnittenen
Flügeln auf den 'Teichen der Parks. Man pflanzt
sie auch fort; allein ihre Zucht erfordert Aufmerk-
samkeit und gute Pflege.
24) Die chinesische Ente, Änas £aleri-
culata, Linn: U ÄRER
Ebenfalls eine schöne und auffallend gestaltete
Ente, der vorhergehenden an Gröflse ungefähr
gleich. Das Männchen im Hochzeitkleide.
Der Schnabel ist roth, der Kopf mit dem hängen-
den Federbusche dunkelgrün, auf dem Scheitel ins
Schwärzliche, hinter dem Auge eine weilse Stelle,
der Rücken und Bürzel braun mit blaugrünem
Schiller, der blaugrüne Spiegel unten weils gerän-
dert, der schwarzbraune Flügel an den Schulterfe-
dern weils gerändert und mit einigen breiten und
so aufgerichteten Federn versehen, dafs diese beim
sitzenden Vogel wie Merkuriusflügel über den Rük-
ken emporstehen. ‘Der weilse Unterkörper ist an
der Untergurgel und dem Kropfe braun, an den
Seiten braunroth; der Schwanz sehr stufenförmig.
en Ba
Das Weibchen sieht dem der vorhergehenden et-
was ähnlich, hat aber 2 weifse Striche auf den Flü-
geln und auf der Brust deutlichere Flecken. Sie
lebt in China und Japan und wurde ihrer Schön-
heit wegen nach Europa gebracht und gezähmt wie
die vorhergehende. Sie pflanzt sich wie diese in
der Gefangenschaft fort, verlangt aber dieselbe sorg-
fältige Pflege und Aufsicht. — n |
Aufser den hier aufgeführten Enten verdien-
ten gewils noch mehrere deutsche nicht tauchende
Arten, dafs man sie zähmte. Wie schön müfsten
sich im bunten Gewühle die schönen Entriche der
Pfeif-, Schnatter-, Löffel-, Krieck- und
Knäckenten auf unsern 'Teichen und Höfen aus-
nehmen. Ich bin fest überzeugt, alle diese würden
sich zähmen und zur Fortpflanzung bringen lassen.
Man könnte sie da, wo Entenfänge sind, leicht le-
bendig erhalten und dann weiter verbreiten, und
würde dadurch die Unterhaltung in unsern Höfen
und Gärten gar sehr vermehren. Ich bitte deswe-
gen einen jeden ‚Naturfreund, welcher die Mittel
dazu besitzt, sich mit der Zähmung der oben ge-
nannten schönen deutschen Enten zu beschäftigen,
und den Erfolg oder die Erfolge seiner Versuche:
öffentlich bekannt zu machen.
VI. Vögel, welche aus besonderer Liebha-
berei gehalten werden.
Hierher gehören eine Menge Vögel, welche
nicht allgemein als Stubenvögel betrachtet werden
können. Sie haben keinen oder einen ganz unbe-
deutenden Gesang, und keine besonders schöne
Zeichnung, und daher kommt es, dals sich nur we-
nige Liebhaber finden, welche sich die Mühe ge-
ben, sie zu ernähren. Ueberhaupt gibt es viele
Vögel, welche recht gut gehalten werden können,
ohne dafs ich sie hier aufführe. Geier und grolse
—_— 321 —
Adler lassen sich leicht mit Fleisch ernähren, und
werden oft so zahm, dafs sie, was bei einem so
gsrolsen Vogel sehr anziehend ist, das Futter aus
der Hand nehmen — ich besafs einen Steinadler
und sah mehrere, bei denen dies der Fall war —
allein ihre Unterhaltung ist 'etwas kostspielig, und _
wird wohl schwerlich von jemand Anderem, als von
einem Naturforscher übernommen werden. Für die-
sen aber ist eine Beschreibung und Angabe der
Behandlung unnütz. Dennoch giebt es mehrere,
welche ein allgemeines Interesse haben, und diese
führe ich noch ganz kurz in gehöriger Reihe-
folge auf.
Die Raubvögel, Aaptatores, Vigors, zeich-
nen sich durch ihren gekrümmten hinten auf der
Oberkinnlade mit einer Wachshaut bedeckten Schna-
bel und ihre mit scharfen Nägeln besetzten Fülse
aus. Sie haben alle einen geschickten Flug, und
nähren sich von andern Thieren, daher ihr Name.
Die meisten fressen warmblutige 'Thiere.
Sie können alle von Fleisch leben und sind
deswegen leicht in der Gefangenschaft zu erhalten.
Allein da sie weder singen, noch sprechen lernen,
viel Unrath von sich geben, und gewöhnlich lange
wild bleiben, sind sie als gezähmte Vögel wenig
beliebt, die folgenden Arten etwa ausgenommen.
Die Hauptsache beim Halten dieser Vögel ist, dafs
sie auch Wasser zum Trinken und Baden bekom-
men — haben sie dieses nicht, dann leben sie we-
niger lang — und von Zeit zu Zeit Fleisch mit
Federn oder Haaren erhalten. Diese scheinen ih-
nen zur Reinigung des Magens unumgänglich noth-
wendig zu seyn. Ich habe einen Steinadler gese-
hen, welcher aus Mangel an Haaren und Federn
Heu verschluckte, dieses in Ballen nicht auswer-
fen konnte, und an einem grofsen Ballen dessel-
ben starb.
1) Der Edelfalke. Zlerofalco Islandicus,
Cuv. (Falco Islandieus, Linn.)
Diese Vögel, die gröfsten unter allen Falken,
24" bis 28“ lang und 48" bis 52" hin mit gelb-
1
_— 32 —
lichen, in der Jugend bläulichen Füfsen, aschgrau
bräunlichen, im Alter weifslich in die Quere gebän-
derten, in der Jugend hell geränderten Oberkör-
perfedern, und weilslichem, dunkel in die Länge
geflecktem Unterkörper, oft mit grofsen Theils
weilsem Gefieder, bewohnen den hohen’ Norden der
alten und neuen Welt, und verirren sich höchst sel-
ten an die Küsfen unsers Vaterlandes. Ihre Kraft,
Schnelligkeit und Gelehrigkeit macht sie zu Baiz-
vögeln vorzüglich geschickt, und als die Falken-
baize noch gewöhnlich war, wurden sie ganz aus-
serordentlich geschätzt, abgerichtet sehr theuer be-
zahlt und so hoch gehalten, dafs jeder seinen eige-
nen F'alkner hatte. Noch jetzt würde man diese
herrlichen Vögel zur Jagd benutzen können, und
sie erfreuen noch überdies den Liebhaber durch
ihre schöne Gestalt und durch ihre Zahmheit. Der
isländische ist von dem grönländischen:
durch Schädel- und Schnabelbildung, auch durch
die Gröfse etwas verschieden. Er frifst wild vor-
züglich Seevögel, horstet auf Felsen und legt 3
bis 4 rostrothe, dunkler gefleckte Eier.
2) Der Wanderfalke. Falco peregrinus,
Lirn., ist viel kleiner, als die Edelfalken, 18"
bis 21" lang und höchstens 47" breit,. in der Ju-
gend den Edelfalken ähnlich gezeichnet, mit
schwarzen Backenstreifen,, im Alter auf dem Ober-
körper schieferschwarzblau, dunkler in die Quere
gestreift, auf dem Unterkörper lehmröthlichgelb,
mit braunen Flecken. Er ähnelt den Edelfal-
ken in dem Betragen und allen Eigenschaften sehr,
ist unser ächter deutscher Baizfalke, wurde sehr
sorgfältig und häufig abgerichtet, und erfreut jetzt
noch den Liebhaber durch seine Gelehrigkeit und
Zähmbarkeit. Er wird wie die andern Falken un-
ter dem Schlagnetze mit einer Taube gefangen.
Es giebt eine grölsere, die deutsche, und eine
kleinere, die nordische Gattung, beide fressen sehr
gern Krähen und fangen sie geschickt.
3) Der Baumfalke. Falco subbuteo, Linn.,
ist kaum 4 so grofs, als der Wanderfalke, nur
I 2 > Wa
13" bis 15” lang und wegen seiner sehr langen
Flügel 31“ bis 36” breit, oben düster blauschwarz,
unten weils mit braunen Längeflecken, alt mit rost-
rothen Hosen, stets mit gelblichen Fülsen, bewohnt
die Feldhölzer, fängt Vögel, vorzüglich Rauch-
schwalben, auch Insekten, horstet auf Bäumen und
legt 3 bisöweilsliche, rostbraun gefleckte
Eier. Der nordische ist grölser, und plattköpfi-
ger, als der deutsche. Dieser kleine, muthige Falke
wurde ebenfalls abgerichtet, und einmal von einem
geschickten Falkner so weit gebracht, dafs er
wilde Gänse aus der Luft herunterstiefs, da er ge-
lehrt worden war, sich ihnen auf den Hals zu sez-
zen, und ihnen die Hauptpulsadern abzubeilsen.
Wer einen schönen Falken gezähmt haben. will,
lasse sich einen Baumfalken aus dem Horste neh-
men, und gebe sich etwas mit ihm ab. Er wird
‚erstaunen über das zahme, zutrauliche und liebe
Wesen dieses Vogels, welcher leicht so weit zu
‚bringen ist, dafs er auf den ihm gegebenen Na-
men herbeikommt, sich auf der Hand tragen läfst,
und selbst in Gesellschaft fremder Personen auf
dem "Tische einen ihm hingelegten Vogel verzehrt,
ohne an das Fenster zu fliegen. Ich besitze eben
jetzt wieder einen, der sehr zahm und hübsch ist.
Fast eben so zahm wird |
4) Der Thurmfalke. Cenchris tinnuncu-
la, Boje. (Falco tinnunculus, Linn.
Er hat mit dem Baumfalken fast einerlei
Gröfse; ist jedoch wegen seines langen, stufenför-
migen Schwanzes gewöhnlich etwas langer, und
wegen seiner kürzern Flügel etwas schmaler, von
Farbe aber schöner. Das alte Männchen hat einen
schön aschgrauen Kopf, Nacken, Bürzel und
Schwanz, rötbelrothen, mit dreieckigen schwärzli-
chen Flecken besetzten Mantel, eine breite, schwarze
'Querlinie vor der weilslichen Schwanzspitze, und
einen röthlich gelben, mit dunkelblauen Längeflek-
ken besetzten Unterkörper. Dasgröfsere Weib-
chen und das junge Männchen unterscheidet
sich von ihm vorzüglich durch een, röthlichen
_ 31 —
Kopf und Schwanz, von denen der erstere schwärz-
lich gestrichelt, der letztere so gebändert ist. Er
bewohnt die Feldhölzer und alten Burgen, frifst
Mäuse, kleine Vögel und Insekten, horstet auf Bäu-
me und in Mauerlöcher, und legt 3 bis 7 rost-
farbige, dunkler gefleckte Bier. Die ver-
schiedenen 3: deutschen Gattungen unterscheiden
sich durch Schädelbildung. Er wird jung aufge-
zogen sehr zahm, läfst sich mit Mäusen und Fleisch
leicht erhalten und so weit bringen, dafs er ein- und
ausfliegt, und seinen Herrn sehr liebt. Zur Jagd
taugt er nicht viel.
Die Nachtraubvögel oder Eulen sind an
ihren grofsen, vorwärts gerichteten Augen, den vor-
wärts gestellten, den Schnabel grolsen 'Theils ver-
bergenden, bei den meisten einen Kranz um das
Auge bildenden Federn, das weiche Gefieder und
den 'Mangel eines Kropfes vor den übrigen Raub-
vögeln leicht zu erkennen, und haben, da sie weit
weniger geistige Fähigkeiten, als die 'Tagraubvö-
gel, besonders als die Falken besitzen, für den
Liebhaber der Stuben- und leicht zähmbaren Vo-
gel wenig Werth, die folgenden etwa ausgenom-
men, welche theils ihrer Brauchbarkeit, theils ihrer
Schönheit, theils ihres drolligen Wesens wegen
wohl verdienen, zahm gehalten zu werden.
1) Der Uhu (Schuhu). Dubo Germanicus,
Br. (irn bubo, Linn.) zeichnet sich vor allen
deutschen Eulen durch seine Gröfse — Länge 26"
bis 30", Breite 60' bis 76° — aus! Er hat 2
schwarze, auf der innern Seite gelb eingefalste Fe-
derohren, grofse Augen mit feuergelbem Stern,
mittellange, breite Flügel, auf dem Oberkörper ein
gelb und schwarz geflecktes Gefieder, auf dem Un-
terkörper auf gelbem Grunde schwarze Längeflek-
ken und braune Querbinden. Der nordische, Pubo
septentrionalis, Br., ist etwas grösser, und auf
der Stirn höher, auf dem Scheitel aber platter, als
der deutsche, Bubo Germanicus, Br. Er bewohnt
die mit Felsen untermischten Wälder, frifst Hasen, _
_— 2.) —
verschiedene Arten Mäuse und Vögel, wird von den
meisten Gattungen der letztern gehafst und legt wie
alle Eulen rein weifse, rundliche Eier. Er
ist auch alt zähmbar, wird jung aufgezogeh zuwei-
len so zahm, dafs er seinem Herrn antwortet, mit
allerhand Fleisch, welches aber wenigstens zuwei-.
len Haare oder Federn haben mufs, ernährt, und
auf der Krähenhütte zum Herbeilocken der Raub-
vögel, Krähenarten und Würger gebraucht. Die
Meinung Vieler, dafs seine Augen des Nachts leuch-
teten, ist völlig ungegründet. Ihm ähnlich durch
die F'ederohren sind 2) die mittlern Ohreulen,
Otus sylvestris, Br. (Strix Otus, Linn.), von denen
3 deutsche Gattungen sich fein durch die Bildung
des Schädels und die Länge der Flügel’ und Ze-
hen unterscheiden. Sie sind nicht nur viel kleiner
— Länge 15" bis 17", Breite 38" bis 42", —
sondern auch viel schlanker, als die Uhus, haben
lange, über den Schwanz hinaus ragende Flügel,
lange, schwärzliche, auf beiden Seiten gelb einge-
falste Ohrbüschel, feuergelbe Augensterne, einen
rostgelben, dunkelbraun und braungrau gefleckten
Oberkörper, einen rost- oder blafsgelben mit dun-
kelbraunen Länge- und Querflecken besetzten Un-
.terkörper, und wie die Uhus dicht befiederte Fülse.
Sie bewohnen die Wälder, nisten auf Bäumen in
Krähennestern, fressen Mäuse und kleine Vögel,
und drücken sich oft knapp an die Baumstämme
an. Sie werden jung aufgezogen so zahm, dafs sie
ihrem Herrn das Futter aus der Hand nehmen,
und erfreuen durch ihre sehr schlanke Gestalt und
ihr angenehmes Wesen den Liebhaber. ı
8) Der Baumkauz. Syrnium aluco, Boje
(Sirix aluco, Linn.), zeichnet sich durch seinen
breiten Kopf, seine plumpe Gestalt, und seine sehr
grofsen Augen mit braunen Augensternen hinläng-
lich aus. Hat er wenig Rostroth, so ist er der
gewöhnliche Baumkauz, Syrnium aluco, Boje,
mit viel Rostroth, der Brandbaumkauz, Syr-
nıum stridulum, Br. Seine Länge beträgt 16"
bis 17° und seine Breite 38" bis 39", er ist aber
2
am Körper viel gröfser, als die mittlern Ohreulen,
lebt in Wäldern, kommt im Winter auch in die Ge-
bäude, nistet in hohle Bäume, und frifst Mäuse und
kleine Vögel. Er ist auch alt zäbmbar, hat wenig
Empfehlendes für die Liebhaber, ist aber in Er-
mangelung eines Uhus auf der Krähenhütte, und -
zum Anlocken und Fange kleiner Vögel brauchbar.
4) Der Schleierkauz, sStrix flammea,
Linn., durch seine gewölbten, falst schwarzen, mit-
telgrofsen Augen, seine grolsen, wenig befiederten
Fülse, und sein wunderschönes, oben aschgraues
mit Schnüren von weilsen und schwarzen Fleck-
chen besetztes, und unten rostgelbes, mit braunen
Punkten bestreutes Gefieder kenntlich, von 14" bis
15" 9'" Länge und 39" bis 40“ 6'" Breite, be-
wohnt die 'Thürme und andere hohe Gebäude in
den Städten und Dörfern ebener Gegenden, nistet
in Mauerlöchern und frifst Mäuse und kleine Vo-
gel. Er wird jung aufgezogen sehr, alt gefangen
oft gar nicht zahm, und erfreut den Liebhaber vor-
züglich durch seine Schönheit. Der nordische,
Strix guttata, Br., unterscheidet sich durch sei-
nen hohen Scheitel und lichten Unterkörper.
5) Der Steinkauz. Athene passerina, Boje,
(Sirix passerina, Linn.), ist ein kleiner Kauz von
10'' Länge und 24" Breite, dünn befiederten Füs-
sen, schwefelgelben Augensternen, und einem oben
mäusegrauen, mit weilsen, unten weifslichen , mit
braunen Flecken besetzten Gefieder, lebt in hoh-
len Bäumen, wo er auch nistet, kommt im Winter -
in die Dörfer, wo er furchtsame Leute erschreckt,
frifst Mäuse und Insekten, wird sehr zahm, ist
sehr gut zum Anlocken der kleinen Vögel und zum
Fangen derselben zu gebrauchen (siehe oben in
der Einleitung) und macht sich durch seine son-
derbaren Stellungen und sein ungemein drolliges We-
sen sehr angenehm. Der nordische, Athene
psilodactyla, Br., ist plattköpfiger, als der‘deutsche.
6) Der rauchfüfsige Kauz, Nyctale pi-
netorum, Br. (Strix dasypus, Bechst.), ist dem „
Lan
vorhergehenden in der Gröfse und Zeichnung sehr
ähnlich, allein er hat viel kürzere dicht befiederte
Fülse, einen viel gröfsern Kopf und viel weichere,
längere F'edern, bewohnt die dunkelsten Nadelwäl-
der, frifst Mäuse und Insekten, nistet in hohle
Bäume und zerfällt nach der Bildung des Schädels
- und Ohres in drei Gattungem Er läfst sich auch
‚alt eingefangen zähmen, ist fast so drollig, als der
vorhergehende und erfreut den Liebhaber durch
seine sonderbaren Stellungen, sein zutrauliches We-
sen, und seine wie hup, hup klingende Stimme.
Verschiedene andere Vögel, welche aus beson-
derer Liebhaberei gehalten werden.
1) Der graue Kuckuck, Cuculus canorus,
Linn. Ä
Ein höchst merkwürdiger Vogel mit etwas ge-
bogenem, mittellangen Schnabel, kurzen Fülsen,
deren Zeiıen gepaart sind , langem, stufenförmigen
Schwanze und zum Theil gesperberter Zeichnung.
Seine Länge beträgt 13" 6“ bis 15" und seine
Breite 24" bis 26", sein Körper ist aber klein, we-
nig gröfser, als der einer Misteldrossel. Das
alte Männchen. Der Schnabel ist hornschwarz,
der Augenstern feuergelb, der Fuls gelb, der Ober-
körper, Vorderhals und Kropf aschgrau, der übrige
‘ Unterkörper weils und schwarzbraun gebändert, die
Schwingenspitzen und der Schwanz schwarz mit
verdeckten weilsen Flecken. Manche Weibchen
ähneln dem Männchen, sind aber nach dem
Kropfe herauf mehr gebändert, andere tragen das
rothbraune Kleid mit braunrothem, braun ge-
bänderten Oberkörper, und weilslichem, am Vor-
derhalse roströthlich überflogenen, mit schwarz-
braunen Wellenlinien bedeckten Unterkörper. Die
Jungen haben gewöhnlich einen grauschwarzen mit
rostrothen Flecken und weilsen Kederrändern be-
— 30 —
4) Die Steindohlendrossel. Pyrrhoco-
rax graculus, Temm. (Corvus graculus, Linn.)
Ein recht artiger Alpenvogel, einer Krähe in
der Gestalt ähnlich, nur schlanker, mit längern
Flügeln und etwas dünnerm schwach gebogenen
Schnabel. Der Schnabel und der Fufs ist korallen-
roth, der Augenstern braun,: das ganze Gefieder
prächtig blau, bei den Jungen matt schwarz.
Seine Länge beträgt 17’ und seine Breite 34".
Sie bewohnt die höchsten Alpen der Schweiz,
geht im Winter südlich, frifst Insekten, Würmer
und Beeren, ist sehr scheu und nistet in unzugäng-
lichen Felsen. Man nimmt die Jungen mit grolser
Gefahr aus, oder fängt die Alten wie die Krähen,
füttert sie mit Allem, was auf den Tisch kommt,
und freut sich über ihr zahmes Wesen. Der Herr
Dr. Schinz in Zürich hat sie mehrmals besessen.
.5) Die Alpendohlendrossel. Zyrrhoco-
rax alpınus, Temm. (Corvus pyrrhocorax, Linn.)
Sie ist 16” lang und 31 breit, der vorhergehen-
den in der Gestalt ähnlich; allein ihr Schnabel ist
kürzer und wachsgelb, ihr‘ Fufs ist zinnoberroth,
das ganze Gefieder sammetschwarz. Die Jungen
haben ein mattes Schwarz, einen schwarzbraunen
Fufs, und schwärzlichen Schnabel. In der Lebens-
art und dem Aufenthalte ähnelt sie der vorherge-
henden. Sie hat einen starken vollen Pfiff, auch
andere Töne und lebt 'in grofsen Flügen. Man
nimmt sie aus oder fängt sie alt, und erhält an ihr
einen allerliebsten Stubenvogel. |
Savi in Pisa besafs eine über 5 Jahre und kann
ihr zutrauliches, angenehmes Wesen nicht genug
rühmen. Sie frafs Alles, was auf den Tisch kam,
flog ganz frei herum, ohne sich zu entfernen, lernte
einen kurzen Marsch pfeifen, zeigte eine aulseror-
dentliche Anhänglichkeit an alle Glieder der Fami-
lie, so dafs sie dieselben begleitete, über ihr lan-
ges Aulsenbleiben bekümmert war, die Ankommen-
den mit vielen Freudensbezeugungen begrüfste, bei
den Schlafenden ruhig safs, und ihr Erwachen mit
— 31 —
lautem Geschrei verkündete, Papierschnitzchen,
Holzspäne u. dergl. ins Feuer legte, und sich über
den dadurch entstehenden Rauch freute, ohne Nach-
theil kleine glühende Kohlen verschluckte und in
vielen Dingen wahren Menschenverstand zeigte‘).
| 6) Der gefleckte Nufsknacker. Nuci-
fraga caryocatactes, Temm. (Corvus caryocatac-
tes, Linn.)
Ein merkwürdiger Vogel, von der Größe des
Eichelhehers, aber mit einem andern Schnabel,
bei der Gattung ist dieser lang, vorn breit und
scharf — meine Nucifraga macrorhynchos — bei
den andern kurz und vorn oft wie abgehackt —
Nucifraga brachyrhynchos —. Der Schnabel und
Fufs, die Schwung- und die mit weilser Spitze ge-
zierten Steuerfedern glänzend schwarz, der braune
Körper hat, den reinen Oberkopf ausgenommen,
weilse Längeflecken, welche bei dem Weibchen
gröfser sind, und bei den Jungen auf hellerm
Braun stehen.
Er bewohnt die hohen Gebirge Deutschlands,
besonders die Alpen da, wo Zirbelbäume stehen,
deren Nüsse er geschickt aufknackt, frilst aufser
ihnen Haselnüsse und Insekten, verirrt sich nur in
* manchen Jahren in die Ebenen, hat einen knarren-
den Ton, und nistet in hohle Bäume. ide ki
Man fängt ihn in der Schneulse, besonders wenn
man Haselnüsse vorhängt, auch beim Kauze und
auf der Tränke, hält ihn in einem grolsen Gitter
und ernährt ihn mit Vögeln, Mäusen, Nüssen u.
dergl. Man darf ihn aber nicht unter andere Vögel
bringen, sonst tödtet er sie. Er erfreut durch sein
drolliges und zahmes Wesen.
7) Der Grünspecht. Gecinus viridis, Boje. -
(Picus viridıs, Linn.) |
Dieser Specht hat wie alle Spechte einen keil-
törmigen scharfkantigen, mittellangen Schnabel, eine
*) Siehe Isis 1831. H. 14. S. 335.
— 30 —
4) Die Steindohlendrossel. Pyrrhoco-
rax graculus, Temm. (Corvus graculus, Linn.)
Ein recht artiger Alpenvogel, einer Krähe in
der Gestalt ähnlich, nur schlanker, mit längern
Flügeln und etwas dünnerm schwach gebogenen
Schnabel. Der Schnabel und der Fuls ist korallen-
roth, der Augenstern braun,: das ganze Gefieder
prächtig blau, bei den Jungen matt schwarz.
Seine Länge beträgt 17’ und seine Breite 34".
Sie bewohnt die höchsten Alpen der Schweiz,
geht im Winter südlich, frifst Insekten, Würmer
und Beeren, ist sehr scheu und nistet in unzugäng-
lichen Felsen. Man nimmt die Jungen mit grolser
Gefahr aus, oder fängt die Alten wie die Krähen,
füttert sie mit Allem, was auf den Tisch kommt,
‚und freut sich über ihr zahmes Wesen. Der Herr
Dr. Schinz in Zürich hat sie mehrmals besessen.
.5) Die Alpendohlendrossel. /yrrhoco-
rax alpinus, Temm. (Corvus pyrrhocorax, Linn.)
Sie ist 16" lang und 31‘ breit, der vorhergehen-
den in der Gestalt ähnlich; allein ihr Schnabel ist
kürzer und wachsgelb, ihr‘ Fufs ist zinnoberroth,
das ganze Gefieder sammetschwarz. Die Jungen
haben ein mattes Schwarz, einen schwarzbraunen |
Fufs, und schwärzlichen Schnabel. In der Lebens-
art und dem Aufenthalte ähnelt sie der vorherge-
henden. Sie hat einen starken vollen Pfiff, auch
andere Töne und lebt 'in grofsen Flügen. Man
nimmt sie aus oder fängt sie alt, und erhält an ihr
einen allerliebsten Stubenvogel.
Savi in Pisa besafs eine über 5 Jahre und kann
ihr zutrauliches, angenehmes Wesen nicht genug
rühmen. Sie frafs Alles, was auf den Tisch kam,
flog ganz frei herum, ohne sich zu entfernen, lernte
einen kurzen Marsch pfeifen, zeigte eine aufseror-
dentliche Anhänglichkeit an alle Glieder der Fami-
lie, so dafs sie dieselben begleitete, über ihr lan-
ges Aufsenbleiben bekümmert war, die Ankommen-
den mit vielen Freudensbezeugungen begrülste, bei
den Schlafenden ruhig sals, und ihr Erwachen mit
— 31 —
lautem Geschrei verkündete, Papierschnitzchen,
Holzspäne u. dergl. ins Feuer legte, und sich über
den dadurch entstehenden Rauch freute, ohne Nach-
theil kleine glühende Kohlen verschluckte und in
vielen Dingen wahren Menschenverstand zeigte*).
6) Der gefleckte Nufsknacker. Nwuei-
jraga caryocatactes, Temm. (Corvus caryocatac-
tes, Linn.
Ein merkwürdiger Vogel, von der Gröfse des
Eichelhehers, aber mit einem andern Schnabel,
bei der Gattung ist dieser lang, vorn breit und
scharf — meine Nucifraga macrorhynchos — bei
den andern kurz und vorn oft wie abgehackt —
Nucifraga brachyrhynchos —. Der Schnabel und
Fufs, die Schwung- und die mit weilser Spitze ge-
zierten Steuerfedern glänzend schwarz, der braune
Körper hat, den reinen Oberkopf ausgenommen,
weilse Längeflecken, welche bei dem Weibchen
gröfser sind, und bei den Jungen auf hellerm
Braun stehen.
Er bewohnt die hohen Gebirge Deutschlands,
besonders die Alpen da, wo Zirbelbäume stehen,
deren Nüsse er geschickt aufknackt, frifst aufser
ihnen Haselnüsse und Insekten, verirrt sich nur in
* manchen Jahren in die Ebenen, hat einen knarren-
den Ton, und nistet in hohle Bäume. ktsheäi ln
Man fängt ihn in der Schneulse, besonders wenn
man Haselnüsse vorhängt, auch beim Kauze und
auf der Tränke, hält ihn in einem grofsen Gitter
und ernährt ihn mit Vögeln, Mäusen, Nüssen u.
dergl. Man darf ihn aber nicht unter andere Vögel
bringen, sonst tödtet er sie. Er erfreut durch sein
drolliges und zahmes Wesen.
7) Der Grünspecht. Gecinus viridis, Boje. -
(Picus viridis, Linn.)
Dieser Specht hat wie alle Spechte einen keil-
förmigen scharfkantigen, mittellangen Schnabel, eine
*) Siehe Isis 1831. H. 14. S. 385.
—_— 332 —.
lange, wurmartige, vorn mit Widerhaken versehene
Zunge, kurze starke Fülse mit gepaarten Zehen
und scharfen, krummen spitzigen Nägeln, und ei-
nen keilförmigen, aus zurückschnellenden Federn
bestehenden Schwanz. Er ist etwas kleiner und
schlanker, als eine Taube, 14" lang, 22" breit.
Der Schnabel und etwas ins Grünliche ziehende
Fufs schieferbleifarben, der Augenstern weilslich,
das Gesicht schwarz, der Oberkopf und Nacken
auf aschblauem Grunde karminroth, der Oberkör-
per hochgrün, der Bürzel hellgelb, die Schwung-
und Steuerfedern schwärzlich gebändert, der Unter-
körper lichtgraugrün, ein Streif unter den Wangen
beim Männchen roth, beim Weibchen schwarz.
Die Jungen sind auf dem graugrünen Oberkör-
per weilslich, und auf dem weifsgrauen Unterkör-
per schwärzlich gefleckt. Er bewohnt in vier Gat-
tungen die Laub- und Nadelhölzer Europas, streicht
im Winter, klettert wie alle Spechte an den Bäu-
men hinauf, nie herab, und hackt Löcher in mor-
sches Holz, um zu den verborgenen Insekten zu
gelangen, frifst Ameisen. und ihre Eier, und legt in
selbst gehackte Baumlöcher 5 bis 8 glänzend
weilse Eier. Man zieht ihn jung auf, legt ihn
an ein Kettchen, und gibt ihm Ameiseneier, Nüsse
und Fleisch. Er ist sehr unartig und wird, wie alle
Spechte, nie recht zahm,
8) Der Grauspecht. Gecinus canus, Br.
(Picus canus, Linn.)
Er ist etwas kleiner und schwächer, als der
Grünspecht, hat einen rosenrothen Augenstern
und im weiblichen Geschlecht gar kein, im männ-
lichen nur auf der Stirn Karminroth, auch im Ju-
gendkleide weniger Flecken, als der Grünspecht.
Er bewohnt in drei Gattungen einzelner, als der
vorhergehende, die deutschen Wälder, ähnelt ihm
ganz im Betragen, und wird in der Gefangenschaft
wie dieser behandelt.
9) Der gro(se Buntspecht. ' Picus major,
Linn.
= 4
'Fr hat einen kürzern und stärkern Schnabel,
eine kürzere Zunge, als die vorhergehenden, einen
kleinern Körper, als der Grauspecht — Länge 10",
Breite 17“ 6°" — und eine viel buntere Zeichnung.
Der Schnabel und Fufs bleifarben, der Augenstern
braunroth, der schwarze Oberkörper hat auf der
. Stirn ein gelbliches, auf dem Hinterkopfe beim
Männchen ein karminrothes Querband, weilse
Wangen und Schultern, Halsstreifen und Querbän-
der auf den Flügeln, gelblichweilse, schwarz ge-
bänderte Schwanzseiten und der schmutziggelb-
graue Unterkörper schwarze Streifen an den Hals-
seiten, die Mitte des Unterbauchs und der After
hoch karminroth. Bei den Jungen ist der Mittel-
kopf karminroth. Bei mehreren Gattungen ist das
Weils sehr schmutzig. Er bewohnt die Nadel- und
Laubwälder Deutschlands, streicht im Winter, frifst
Insekten, Nüsse, Kiefern- und Fichtensamen und
legt in selbstgehackte Löcher 4 bis 5 glänzend-
weilse Bier. | |
Man zieht ihn auf wie die vorhergehenden, er-
nahrt ihn mit Nüssen, Ameiseneiern, Fleischstück-
chen, Kiefern- und Fichtenzapfen und hält ihn. wie
den Grün- und Grauspecht.
10) Der Mittelspecht. Picus medius, Linn.
Er ist etwas kleiner und schlanker, als der
vorhergehende, hat auch einen schwächern Schna-
bel und eine schönere Zeichnung, als dieser, ob-
gleich sie im Ganzen der des grofsen Buntspechts
sehr ähnelt. Bei beiden Geschlechtern ist die Kopf-
platte glänzend hellkarminroth, was sich bei den
Jungen nur in einem rothen Kopfflecken zeigt —
und der grofsen Theils blafskarminrothe Unterkör-
per ist an den Seiten schwarz in die Länge gefleckt.
Er bewohnt die deutschen Laubhölzer, frifst
aufser Insekten Nüsse, Eicheln u. dgl., nistet wie
die vorhergehenden und wird in der Gefangenschaft
wie diese behandelt. | |
11) Der kleine Buntspecht. Picus minor,
. Linn. i
— 3 —
Ein sehr'kleiner Specht, an Gröfse kaum ei-
nem Sperlinge gleich, nur 8" lang und 12” breit, _
in der Zeichnung, den vorhergehenden ähnlich, al-
lein der Unterkörper hat kein Roth, der Unter-
rücken ist schwarz und. weils gebändert, und das
Männchen hat einen karminrothen, das Weib-
chen einen schwarzen Oberkopf. . Er liebt die Gär-
ten gebirgiger Gegenden, frilst Insekten, nistet wie
die vorhergehenden und wie sie, oder in einem
Käfig von lauter Eisen gehalten. Alte, welche ich
lebendig erhielt, zerhackten das Holz eines Draht-
bauers und nahmen kein Futter an.
12) Der gelbbäuchige Kleiber. Siita
Europaea, Linn.
Dieser Vogel, der wegen seiner Gestalt, durch
welche er zwischen den Spechten und Meisen
mitten inne steht, auch Spechtmeise heilst, hat
im Schnabel mit dem erstern viele Aehnlichkeit,
aber keine gepaarten, jedoch lange Zehen an den
etwas kurzen starken Fülsen, und keinen Kletter-
schwanz, sondern weiche, fast gleich lange etwas
kurze Steuerfedern. Seine Länge beträgt 6'' und
seine Breite 11" 6. Der Schnabel ist hornschwarz,
der Augenstern nufsbraun, der Fufs horngelblich,
der blauliche Oberkörper hat einen grofsen schwar-
zen Streif durch die Augen, einen bläulich schwarz
und weils gefleckten Schwanz und auf dem rost-
gelben Unterkörper beim Männchen kastanien-
braune, beim Weibchen rostbraungelbe Tragfe-
dern. Die Jungen haben weniger schöne Farben,
als die Alten. Er bewohnt in drei Gattungen die
deutschen Laub- und Nadelwälder, streicht in die
Gärten, ist sehr unruhig, klettert an den Bäumen
hinauf und herab, frifst Insekten, hackt aber die
Hasel-, Linden- und Buchennüsse auf, schreit stark,
hat aber keinen Gesang, baut ein schlechtes Nest
von Kieferschalen oder zerbissenen dürren Blättern
und legt 7 bis 9 weilse, röthlich gefleckte
Eier.
Man fängt ihn mit Leimruthen, auch auf der
Tränke und in Meisenkasten mit Hanfkörnern, gibt
— 355 —
ihm diese, Hafer, Linden- ‘und Buchnüsse und
spert ihn in einen Eisenkäfig. Ich habe ihn mehr-
mals gehabt. Er frafs sehr bald, war sehr munter,
hackte mir aber, weil ich keine ganz eiserne Käfige
hatte, die Holzstäbe der Drahtbauer bald zu Schande.
Seine aufserordentliche Unruhe und sein drolliges
Wesen gibt viele Unterhaltung. Der Herr Mitar-
beiter bemerkt über ihn:
„Gelbbäuchiger Kleiber. In Wien
Baumhacker. Sıtta Europaea, Linn.
Ein hübscher, äufserst unruhiger Vogel, von
dem ich gar keinen Ton hörte, und der mir seinen
Käfig bald zu Schanden hackte.“
15) Der grolfse Würger. Lanius excubi-
tor, Linn.
Der gröfste aller deutschen Würger von 11"
Länge und 15'' Breite, an Körper. etwas schwächer,
als die Rothdrossel. Alt. Der Schnabel, Fufs und
ein breiter Streif an den Kopfseiten, der mit einem
weilsen Flecken besetzte Flügel und der weils ein-
gefalste Schwanz schwarz, der Oberkörper hellasch-
grau, der Unterkörper rein weils. Jüngere
Weibchen haben am Unterkörper tiefgraue Wel-
lenlinien, welche bei den schmutzig gefärbten Jun-
gen sehr deutlich sind. Er bewohnt in zwei Gat-
tungen die deutschen Laub- und Nadelhölzer und
andere mit hohen Bäumen besetzte Stellen, ist sehr
scheu, streicht oder wandert im Winter, frifst Mäu-
se, Vögel und Insekten, nistet hoch auf Bäu-
men und legt 4 bis 6 grünlichgraue, ölgrau
gefieckte Eier. Man fängt ihn auf der Locke
und auf dem Vogelheerde, wo er nach den
Lockvögeln stöfst, oder zieht ihn jung auf. Ich
habe ihn einige Male besessen, aber wenig F'reu-
de daran gehabt”). Er hat fast gar keinen Ge-
sang, ist wild und räuberisch — von zwei Ge-
schwistern, welche ich besafs, tödtete das Eine das
Andere aus blofser Mordlust, oft unbändig, und kann
*) Siehe: Ornis H. 1. $S. 73 und die folgenden.
—_— 36 —
nur durch sein keckes und munteres Wesen er-
freuen.
Der Herr Mitarbeiter bezieht sich bei%giesem
Vogel auf den eben angeführten Aufsatz im der
Ornis und sagt nur über ihn:
„Grofser Würger. In Wien Sperrelster.
Lanius excubilor, Linn.
Einen alten Wildfang; behielt ich nur einen Mo-
nat, denn er wüthete so in seinem Käfig herum,
dafs alle meine Vögel scheu wurden.“
14) Der Haussperling. Pyrgita domesti-
ca, Cuv. (Fringilla domestica, Linn.)
Dieser allgemein bekannte Vogel ist 7. lang;
und 9" breit und über den gröfsten 'Theil der be-
bauten Erde verbreitet. Das Weibchen ist unter
allen Himmelsstrichen sperlingsgrau; ihm ähneln
die Jungen; allein die Männchen des unsrigen
haben schon eine Andeutung der rostlarbigen Strei-
fen oben hinter den Augen. Das Männchen des
unsrigen hat alt im Sommer einen schwarzen,
im Winter einen hornfarbigen Schnabel, einen bläu-
lichgrauen, auf den Seiten mit kastanienbraunen
Streifen gezierten Scheitel, einen’ rostfarbigen mit
schwarzen Längestreifen besetzten Mantel, eine
weilse Binde auf dem Flügel und auf dem hell-
grauen Unterkörper einen schwarzen Vorderhals.
Das italienische Sperlingsmännchen hat ei-
nen ganz kastanienbraunen Oberkopf, und das spa-
nische aulser diesem noch schwarz gefleckte Seiten.
Er liebt überall die Nähe der menschlichen Wohnun-
gen — doch gibt es Orte, an denen keiner lebt, z.
B. Mäusebach bei Roda im Altenburgischen — wan-
dert nicht, frifst eine Menge mehliger und öliger
Sämereien, auch Beeren und Insekten, ist unge-
mein klug und legt in ein warmes, in einem Lo-
che stehendes Nest 3 bis 6 weilse, grauweilse
oder hellgraue, braun und dunkelgrau
gefleckte Eier.
Man fängt ihn am leichtesten in einem Hüh-
ner- oder Pferdestalle, dessen Thüre man mit ei-
— 3317 —
ner Schnur zuzieht, weniger leicht mit Leimruthen
oder einem Garne, läfst ihn in der Stube herum-
laufen, oder steckt ihn in einen Käfig, und gibt
ihm Hafer und anderes Getreide, Hirsen, Brod-
und Semmelkrumen u. dergl. Er wird leicht zahm,
ist sehr munter, und lälst sich in einem Vogelhause
leicht zur Fortpflanzung bringen, auch zum Aus-
und Einfliegen gewöhnen.
15) Der Feldsperling. Pyrgita montana,
Cuv. (Fringilla montana, Linn.)
Er ist etwas kleiner, als der Haussperling, nur
6" 6" lang und 9" 6"' breit; auch sind bei ihm
beide Geschlechter gleich gezeichnet. Der Schna-
bel ist stets schwarz, der Oberkopf und der auf
‚den Seiten mit einem weilsen Querstreifen gezierte
Nacken rothbraun, der Mantel schwarz und rost-
gelb gefleckt, auf den Flügeln mit zwei weifslichen
Binden, die Kehle schwarz, der Unterkörper weils-
grau. Die Farben der Jungen sind schmutziger.
Er bewohnt die Felder und Gärten Deutschlands,
streicht im Winter auf die Höfe und vor die Scheu-
nen, ähnelt dem Haussperling in der Nahrung
‚und Fortpflanzung — er nistet in hohle Bäume —
und der Farbe der Eier. Man fängt ihn, da er we-
niger klug als der vorhergehende ist, leichter, als
diesen, auf dieselbe Art und im Meisenkasten, und
. hält ihn eben so. Auch er läfst sich wie der vor-
hergehende zum Aus- und Einfliegen und zur Paa-
rung bringen. Weifse Ausartungen von diesem und
dem vorhergehenden, wie ich sie besals, machen
sich in einem Vogelhause unter andern Vögeln sehr
schön. — er
16) Der Schneebergfink (Schneefink).
Montifringila nivalıs, Br. (Fringilla nivalıs,
Linn.)
Dieser Vogel zeichnet sich unter allen finken-
artigen Vögeln durch die langen Flügel und die‘
spornartige Hinterzehe, wie durch das viele Weifs
in den Flügeln aus. Es gibt zwei Gattungen: davon
auf den deutschen Alpen. Er ist Een als der
ee
Edelfink, 8" lang und 14" breit. Alte im Som-
mer. Der Schnabel, Fufs und die Kehle ist schwarz,
der Kopf und Nacken aschblaugrau, der Mantel
braun, der Flügel und Schwanz halb schwarz, halb
weils, der Unterkörper weilslich. Im Winter ist
der Schnabel gelblich, und das Schwarz der Kehle
und das Braun des Mantels grofsen Theils unter
grauen Federkanten verborgen. Das Weibchen
ist kleiner und hat keine ganz schwarzen Fülse.
Bei den Jungen sind die Farben schmutzig, das
Weils des Flügels durch schwarze Schaftstriche un-
terbrochen, und die dunkle Kehle nur angedeutet.
Er bewohnt die Alpen der Schweiz und T'yrols
über dem Holzwuchse, kommt im Winter in die
Thäler herab, ist wenig scheu, hat einen eignen
Lockton und unbedeutenden Gesang, frilst Insek-
ten und die Sämereien der Alpenpflanzen, und legt
in Felsenritzen hellgrüne, grau und dunkel-
grün gefleckie Eier.
Man fängt ihr mit Leimruthen. Der Herr Mit-
arbeiter sagt über diesen Vogel:
„Der Schneefink. KMontifringilla niva-
lıs, br. \
Ich erhielt zwei dieser Vögel, welche zu Aus-
gang des Winters im Gebirge, der eine nur 10 bis
12 Stunden von Wien, gefangen waren. Der eine
ein einjahriger Vogel, war ungemein zahm. Wenn
ich ihn lange ansah, verdrehte er den Kopf, sperrte
den Schnabel weit auf und liefs leise geschwätzige
Töne hören. Näherte man sich ihm, so schien
er sich zu freuen, und ahmte in Stimme und Ge-
berden einen flüggen Vogel, welcher gefüttert seyn
will, vollkommen nach. Besonders beim Kerzen-
lichte liefs er gern sein Geschwätz gegen die Na- :
henden hören. Vom ersten 'Tage an schrie. er viel
zi zi oder tri tri, was ammerartig klang, oft auch
besonders früh rief er zschiip, zschaap, aber
auch; jedoch seltner, zip, Alles kurz und scharf.
Auch liefs er einen schnarrenden, würgerartigen
'Ton hören. Er war so in der Hitze, dafs er die
Stellung. eines Vogels, welcher sich paaren will,
a
annahm. Sein musikalisches Talent ist sehr gering;
sein ganzer Gesang besteht aus dem Schaar,
Kraa, Zip und mehrern dergleichen harten Tö-
nen, und ist so laut und unmelodisch, dafs er ım
Zimmer recht unangenehm wurde Der alte Vo-
gel sang, nicht so laut, hatte aber dieselben unme-
lodischen Töne, eben so ein dritter, welchen mein
Vogelhändler besafs. Alle diese drei starben, als
sie in die Mauser treten sollten. Sie frafsen Hanf, _
Hirsen und Nachtigallfutter, am liebsten aber Amei-
seneier. Reis rührten sie nicht an, verschluckten
aber viel Sand.
17) Die schwarze Ammerlerche. Mela-
nocorypha Tatarica, Boje (Alauda Tatarica,
Linn.
e), hat mit der Kalanderlerche in Gröfse
und Gestalt, auch in der des Schnabels viele Aehn-
lichkeit, ist 9“ lang und 16” breit, am Schnabel
blafs horngelblich, am Fiulse schwarzbraun, am gan-
zen Gefieder dunkelschwarz ohne Glanz, an den
Trag-, Rücken-, Bürzel- und 6 mittlern Steuer-
federn mit weilsen Kanten. Sie lebt in Asien, ver-
irrt sich fast nie nach Deutschland, und wird wie
die Kalanderlerche gefangen und behandelt. —
18) Die kurzzehige Ammerlerche. Me-
lanocorypha brachydactyla, Br. (Alauda brachy-
dactyla, Leisl.)
Eine kleine niedliche Lerche von 6” 6 Län-
ge und 11" bis 12" Breite. Sie zerfällt nach den
verschiedenen Himmelstrichen in drei Gattungen,
welche einen sehr verschieden gestalteten Schnabel
und auch verschiedene Zeichnung haben. Ihr Ober-
körper ist lerchenfarben, und zieht bei zwei Gat-
tungen sehr ins Rostgelbgraue, der Unterkörper
‚ist gelbgrau, am Kropfe mit einigen dunkeln Stri-
chen. Im Jugendkleide hat sie mit der jun-
sen Feldlerche viele Aehnlichkeit. Die ita-
lienische unterscheidet sich durch einen lehmfar-
bigen Oberkopf.
Alle diese Lerchen zeichnen sich, durch ihre
22 *
— 390 °—
zarten Fülse und ihren kurzen Sporn aus.. Sie
bewohnen die südeuropäischen und mittelasiatischen
Länder bis Triest herab, sind wenig scheu, locken
angenehm gli, fressen Insekten und Sämereien und
legen 4 bis 5 rostgelbliche Eier.
Man fängt sie wie die andern Lerchen. Der
Herr Mitarbeiter machte folgende anziehende Beob-
achtungen über sie: |
„Die kurzzehige Lerche. Melanocorypha
brachydactyla, Br.
Dieser seltne Vogel wurde zu Anfang Novem-
bers aus Sardinien, wo er einheimisch ist, nach
Wien gebracht. Schon im December liels er täg-
lich, besonders in den Morgenstunden und beim An-
blick des Mehlwurmtopfes und der Futterschüssel,
'seinen laut schallenden Ruf hören. Dieser klingt
wie gli gli, ui gli, gerade, als wenn man die
Kalanderlerche, wovon die kurzzehige nur
eine ganz kleine Ausgabe zu seyn 'scheint, und des-
wegen bei den Italienern Calandrella heilst, um
mehrere Octaven höher gestimmt hörte. Sie frals,
ob sie gleich viel kleiner ist, noch ein Mal so viel,
als die Baumlerche, mit welcher sie gieiches
Futter erhielt, und hatte, wie alle Verwandten,
viele Schmarotzerinsekten. ‘ Sie verlor, ohne dafs
ich die Ursache davon ergründen konnte, alle Fe-
dern an dem Vorderhalse und den Ohren, und bekam
wie alle, die nach Wien gebracht wurden, Fuls-
übel, was bei ihren zarten Füfsen nicht zu verwun-
dern ist. ich hörte keinen Gesang von ihr —
wahrscheinlich war es ein Weibchen — und gab sie
wegen ihres traurigen Zustandes weg.“ —
19) Der Brachpieper. Anthus campestris,
Bechst. (Alauda campesiris, Linn.)
Ein schlanker Vogel, dem oben beschriebenen
Baumpieper in der Gestalt ähnlich, hochbeiniger
und gröfser, 7" 6" lang und 12‘ breit. Der Schna-
bel ist ziemlich lang und lichthornbraun, der Au-
genstern nulsbraun, der Fufs hornweilslich, der
gelblich erdgraue, wenig dunkler gefleckte Ober-
el
körper hat über dem Auge einen, auf dem Flügel
zwei gelbliche Streifen und der gelbliche Unterkör-
per am Kropfe einige dunkle Schaftstreifchen, wel-
che bei den, auf dem Oberkörper schwarzbraunen,
mit gelblichen F'ederrändern besetzten Jungen
länglich rund und zahlreich sind. Er lebt in den
sandigen mit Nadelhölzern und Aeckern bedeckten
Gegenden unseres Vaterlandes, kommt spät an und
geht bald weg, schreit tirrli tlüi, ist sehr scheu,
-frifst Insekten, ihre Larven und kleine Würmer,
baut in das Getraide oder unter Nadelbüsche, und
legt 4 bis 5 denen der Feldlerchen ähnlich
gezeichnete Eier.
Man fängt ihn auf den Büschen, auf die er
sich oft setzt, mit Leimruthen, oder zufällig unter
dem Lerchennachtgarne im Anfange des Lerchen-
strichs. Ich zog mir einen mit Ameiseneiern auf
und fütterte ihn mit ihren Schaben und gelben Rü-
ben. Er wurde sehr zahm, sang aber nicht; auch
die wilden thun dies nicht. ‘Der Herr Mitarbeiter
sagt über ihn: ei
„Brachpieper. Anthus campestris, Bechst.
Nur kurze Zeit behielt ich einen alten Wild-
fang, welcher sehr scheu war. Er frafs bald das
Nachtigallfutter und Sand. Bald safs er auf den
Sitzstangen, bald auf dem Boden des Käfigs, wo
er immer schlief. Er liefs dann und wann einen
sperlingsartigen Ruf hören. Da Bechstein und
Brehm versichern, dieser Vogel hätte keinen Ge-
sang, gab ich ihn bald weg.“
20) Richards Stelzenpieper. Corydul-
la Richardi, Vis.
Er ist der Brachpieper im Grolsen; allein
nur wenig gröfser als dieser, auf dem Oberkörper
dunkel erdfarben mit dunkeln Schäften, mit zwei
breiten lichten Binden auf den Flügeln, auf dem
Unterkörper graulich rostgelb, auf dem Kropfe
und der Brust mit dunkeln Längeflecken. Er lebt
in Spanien und Südfrankreich, wurde auch bei Wien
'bemerkt und wird wie die andern Pieper gefangen
und behandelt.
—_— 32 —
21) Die Ringeltaube. Columba palumbus,
Linn. ®
Sie ist die gröfste europäische Taube von 18"
Länge und 32" Breite, etwas langem Schwanze
und schöner Zeichnung. Der Schnabel ist hinten
roth, vorn gelb, der Fufs und die nackte Haut um
das Auge roth, der Augenstern schwefelgelb, am
taubenhalsigen Halse steht ein weilser Querfleck,
der ganze Oberkörper ist mohnblau, auf dem Man-
tel dunkelgraublau, die Schwingenspitzen und der
Schwanz schieferfarben, die erstern mit weilsen Fe-
derrändern, der letztere mit einer lichten Querbinde,
auf dem Flügel ein grofser, besonders im Fluge
sichtbarer weilser Fleck, die Kehle mohnblau, der
Vorderhals und die Oberbrust weinröthlich, was all-
mählig in Weifs übergeht. : Die Weibchen sind
weniger schön, als die Männchen. Den Jun-
gen fehlt der weifse Fleck an dem nicht tauben-
halsigen Halse, sie haben graue Federränder auf
.den Flügeln, schmutzige Farben und einen dunkeln
Schnabel, Augenstern und Fufs. Sie bewohnt in
drei Gattungen die deutschen Wälder und Felsen,
ist sehr scheu, frifst Holzsamen, Getraide, Gras-
sämereien und Beeren, baut ein schlechtes Nest auf
Bäume und legt 2 weilse Bier.
Ich habe mehrere aufgezogen, indem ich sie
mit Erbsen stopfte, und entweder in der Gesinde-
stube herumlaufen lassen, oder in ein kleines Vo-
gelhaus gesteckt, mit Getraide und Brod gefüttert
und meine Freude an diesen grolsen und starken
Vögeln gehabt.
22) Die Hohltaube. Columba oenas, Linn.
Sie ist kleiner und kurzschwänziger, als die
vorhergehende, nur 14" lang und 28“ breit, also
kaum kleiner, als die Haustaube. Der Schnabel
ist gelb, auf der rothen Nasenhaut weils bestäubt,
der Fufs roth, der Augenstern braun, der Körper
mohnblau, am Hinterhalse und den Halsseiten tau-
benhalsig, auf dem Kropfe weinroth, auf dem Man-
tel tiefgrau, auf dem Oberflügel mohnblau mit zwei
dunkeln Flecken, dem Anfange von Binden, der
—_— 385 —
Schwanz ist schieferblau, an den Seiten weilslich ein-
gefalst, vor der schieferschwarzen Spitze mit einer
hellen Querbinde.e. Die Weibchen sind weniger
schön, als die Männchen, die Jungen unschein-
barer, als die Alten, und fast ohne Schiller am
Halse. Sie bewohnt die Nadel- und Laubhölzer,
welche hohle Bäume haben, ist ziemlich scheu,
frifst Getraide, Hülsenfrüchte und andere Pflanzen-
er und legt in hohle Bäume 2 weifse
ier. |
Ich zog mehrere, wie bei der vorhergenden
auf, und machte sie sehr zahm, indem ich sie mit
Getraide fütterte; allein die Paarung derselben mit
den Haustauben, welche mir jetzt noch ausführbar
erscheint, wollte mir dennoch nicht gelingen. Sie
macht sich gezähmt recht schön. Man kann sie
und die vorhergehenden auf den Salzlecken mit ei-
nem Schlagnetze fangen.
23) Das graue Feldhuhn (Rebhuhn).
Perdix cinerea, Lath. (Teirao perdix, Linn.)
Seine Länge beträgt 13" bis 14” und seine
Breite 21 bis 22". Alt. Der Schnabel und Fufs
hornfarben, der Augenstern röthlich lichtbraun, das
Nackte um das Auge roth, die Stirn, ein breiter
Streif über und hinter dem Auge hell rostroth, der
bräunliche Kopf gelblich gestrichelt, der übrige
Oberkörper grau mit rostrothen Querbinden und
schwarzen Zickzacklirien, auf dem Oberflügel beim
Männchen mit kastanienbraunen Flecken
und gelben Schaftstreifen, beim Weib-
chen mit braunen und rostbraunen Flek-
ken, der vielfederige Schwanz hat auf jeder Seite
7 rostrothe Steuerfedern, der schön aschgraue Un-
terkörper an den Seiten rostrothe Querflecken, ei-
nen weilsen Bauch, und auf der Brust einen grolsen
kastanienbraunen Fleck, welcher beim Männchen
nach der ersten Mauser stets, beim Weibchen
aber nur zuweilen im hohen Alter vorhanden ist.
Die unvermauserten Jungen sind grau mit
gelblichen Schaftstreifen. Es bewohnt die Felder
und sucht, die eine Gattung in Laub-, die andere
a
in Nadelbüschen, Schutz, bleibt bis zur nächsten
Paarung familienweise zusammen, frifst Getraide,
Hülsenfrüchte, andere Sämereien, zarte grüne Kräu-
ter und Insekten, und legt auf die Erde 12 bis 22
olivengraue Eier. Man fängt sie alt in Schlin-
gen oder mit Netzen, oder zieht sie, wenn man
sie recht zahm haben will, jung auf — ich habe
mehrere mit Ameiseneiern und dann mit Getraide
grols gefüttert — läfst sie. in der Stube mit abge-
schnittenen Flügeln herumlaufen, und gibt ihnen
Waizen und Brod, Salat und Kohl zu fressen. Sie
werden zuweilen so zahm, dafs sie aus- und ein-
laufen und ihren Herrn von weitem kennen. Wir
liefsen einst 18 Eier von einer Haushenne ausbrü-
ten; sie führte ihre Jungen sehr gut, allein da wir
nicht genug Ameiseneiser hatten, um die ganze Ge-
sellschaft zu ernähren, starben sie nach und nach
in den ersten Tagen.
' 24) Das Steinhuhn. Perdix saxatilıs,
eyer.
Es ist viel gröfser, als unser Feldhuhn, bis
18" lang und 25° breit. Das Weibchen ist klei-
ner, als das Männchen. Alt. Der Schnabel,
das Nackte am Augenliede und der Fufs ist roth,
der Oberkörper blaugrau, die Spitze der vordern
Schwungfedern gelb gekantet, die 6 äulsersten
Steuerfedern sind rostroth, die Wangen, die Kehle
und die Obergurgel weils, von einem schwarzen
Bande eingefalst, der Kropf und die Oberbrust
blaugrau, der übrigens rostgelbe Unterkörper auf
den Seiten mit schönen gelben rostbraunen und
schwarzen Querstreifen besetzt. Die gefleckten
Jungen sehen den jungen Perlhühnern nicht un-
ähnlich. Es lebt auf den Mittelgebirgen T'yrols,
der südlichen Schweiz und Griechenlands, ist scheu,
verbirgt sich geschickt, frifst Grassämereien, Bee-
ren, Knospen, zarte Kräuter und Insekten und legt
unter Felsen oder Sträucher 8 bis 15 reingelb-
graue Eier.
Man fängt es im Winter in Schlingen oder
zieht es, was noch besser ist, auf und füttert es
— 345 —
wie die Feldhühner. In Südtyrol findet man es zu-
weilen in den Bauerstuben; ein durch die hiesige
Gegend reisender Menageriebesitzer hatte eins in _
einem sehr engen Käfig, welches ein trauriges An-
sehen zeigte. Der Herr Professor Hornschuch sah
in Heiligenblut in Kärnthen eine Familie von 7
Stück, welche eine Haushenne ausgebrütet hatte.
“Sie liefen mit ihrer Pflegmutter in der Stube her-
um, hatten schon Federn und waren sehr munter.
Er kaufte 2 Stück davon.
25) Der schreiende Dickfufs. Oediene-
Bi en ‚„ Temm. (Charadrius oedicnemus,
nn. A
Dieser Vogel wurde sonst zu den Regen-
pfeifern gerechnet und hat viele Aehnlichkeit mit
ihnen; sein Schnabel ist vielseitig kürzer, als der
Kopf, hinten hellgelb, vorn schwarz, das sehr grofse
Auge hat einen gelben Stern und der dreizehige
Fuls eine gelbliche Farbe; der Oberkörper ist ler-
chenfarben, auf der Stirn und über dem Auge ein °
weilser Streif, auf den Flügeln eine weifsliche dun-
kel gefleckte Binde, die Schwungfedern und die
Spitze des auf den Seiten weilsen, stufenformigen-
Schwanzes schwarz, der weifsliche, an den Unter-
schwanzdeckfedern rostgelbliche Unterkörper an dem
Unterhalse, dem Kropfe und der Oberbrust mit
braunen Schaftstreifen besetzt. Bei den Jungen
zieht der Oberkörper stark ins Rostfarbige und die
Fufswurzeln sind unförmlich dick. Seine Länge ist
17" 6" und seine Breite 31‘ 6". Er bewohnt die
trocknen Lehden Norddeutschlands, ist sehr scheu,
schnell in seinen Bewegungen, schreit stark, frilst
Mäuse, Frösche, grofse Insekten und Würmer, und
legt auf dem Boden 2 graugelbe, dunkel ge-
‚fleckte Eier.
Man fängt ihn ‘in Laufschlingen, oder zieht
ihn auf, läfst ihn in dem Zimmer mit abgeschnitte-
nen Flügeln frei herumlaufen , und füttert ihn mit
Fleisch, Semmel in Milch und gewöhnt ihn nach
und nach an Brod.
— 346 —
26) Der Goldregenpfeifer. Charadrius
apricarius, Linn.
Ein recht hübsch gezeichneter Vogel mit et-
was dünnerm Schnabel, als der vorhergehende,
aber gerade abgeschnittenem Schwanze und viel
kleinerm Körper — Länge 12”, Breite 25" 6. —
Frühlingskleid. Der Schnabel ist schwärzlich,
der Augenstern tiefbraun, der Fufs schwarzgrau,
der Oberkörper hat auf dunklem Schwarz gold-
gelbe Flecken, der schwärzliche Schwanz weifsliche
Querbinden, der schwarze Unterkörper eine weilse
Einfassung, welche auf der Stirn anfängt, an den
Seiten der Oberbrust sehr breit, und bei dem
Männchen reiner, als bei dem Weibchen ist.
Im Winterkleide ist der Unterkörper grofsen
Theils weils, und im Jugendkleide hat er bis
zum Bauche tiefgraue, dreieckige Flecken. Er
bewohnt die grasreichen Plätze des Nordens beider
Welten, und kommt im Herbste in Heerden nach
Deutschland, hat einen knarrenden und pfeifenden
Lockton, frifst Insekten, ihre Larven, Würmer und
Beeren, und legt 4 grofse, denen des Kiebitzes
ähnliche Eier. Man fängt ihn in Schlingen, oder
mit einem Netze, zu dem er mit einer Pfeife ge-
lockt wird, läfst ihn frei im Zimmer herumlaufen,
und gibt ihm Anfangs das Universalfutter , später
Semmel in Milch u. dgl.
27) Der buntschnäblige Uferpfeifer.
(Buntschnäbliger Regenpfeifer.) Aegial-
tis luaticula, Boje. (Charadrıus hiaticula, Linn.)
Dieser Regenpfeifer ist etwas gröfser, als eine
Lerche, 8" 6" lang und 17" breit. Alt. Der Fuls
und die hintere Schnabelhälfte orangegelb, die
Schnabelspitze, die mit einem weilsen Querbande
besetzte Stirn, die Zügel, Wangen und ein rings-
um gehendes Halsband schwarz, der erdgraue Ober-
körper hat einen weifsen Ring auf dem Nacken
und weilse Schwanzseiten, und auch der Unterkör-
per ist weils. Das Männchen ist schöner, als das
Weibchen, und die Jungen haben anstatt des
= Ba
Schwarz der Alten nur Schwarz- oder Tief-
grau.
Er lebt an den Küsten der Nord- und Ostsee,
kommt selten in Mitteldeutschland vor, hat einen
pfeifenden Lockton, frilst Käferchen, Larven und
Würmer, und legt 4 birnförmige, gelbgraue,
braungefleckte Eier. —
Man fängt ihn mit Schlingen oder Leimru-
then, oder zieht ihn auf, läfst ihn frei herumlau-
fen und gibt ihm anfangs Mehlwürmer und Amei-
seneier, dann das Universalfutter. Bei dem Herrn
Holzverwalter Spieler in Ohrdruf sah ich einen vor
4 Jahren, welcher ganz ungewöhnlich zahm war,-
mit eingezogenem Halse und etwas gebogenen Fer-
sen herumlief, sich sehr schön ausnahm, oft seinen
angenehmen Lockton hören lies, und mit allem
Genielsbaren, was man ihm hinwarf, vorlieb nahm.
Er frals Semmel- und Brodkrumen, klar geschnit-
tenes Fleisch, Gemüse u. dgl.
25) Der kleine Uferpfeifer. Aegialitis
minor, Boje. (Charadrius minor, Auct.)
Er ist 1" kürzer und schmäler , als der vor-
hergehende, ihm ähnlich gestaltet, hat aber stets
einen schwarzen Schnabel, und schwarz ge-
fleckte Schwanzseiten. Beim Weibchen ist das
Schwarz der Binden blässer, als beim Männchen.
Im Jugendkleide ist alles Schwarz der Alten
tiefgrau. Er lebt auf den Kiesbänken der Flüsse
unseres Vaterlandes und ähnelt in dem Betragen,
der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehen-
den. Man fängt und behandelt ihn, wenn man ihn
zahmen will, wie diesen. —
29) Der weilsstirnige Uferpfeifer. .4e-
gialitis cantiana, Boje. (Charadrius cantianus,
Linn.)
Er ist wenig gröfser,, als der zunächst vorher-
gehende, und ihm ähnlich, hat aber nicht nur ei-
nen schwarzen Schnabel, sondern auch einen schwärz-
lichen Fufs, eine weifse Stirn und anstatt des Hals-
N BUB
bandes an den Kropfseiten beim Männchen ei-
nen schwärzlichen, beim Weibchen einen. tief-
grauen Fleck. Er lebt auf manchen sandigen In-
seln der Nord- und Ostsee, auch in Ungarn, äh-
nelt in seinem ganzen Wesen dem vorhergehenden
und wird ebenso gefangen und gehalten wie dieser.
: 80) Der gehaubte Kiebitz. Yanellus cri-
status, M. et W. (Tringa vanellus, Linn.)
Dieser Vogel hat in der Gestalt des Körpers
und Kopfes mit den Regenpfeifern viele Aehnlich-
keit; allein sein Schnabel ist schwächer und spitzi-
ger und sein Flügel stumpfer und breiter. Er
zeichnet sich auch von weitem durch seinen dop-
pelhörnigen Federbusch aus. Seine Läuge beträgt
14" und seine Breite 31". Das Männchen im
Frübjahre. Der Schnabel ist schwarz, der Au-
genstern braun, der Fufs dunkelfleischroth, der
Oberkopf, Vorderhals, die Oberbrust und die vor-
dere Schwanzhälfte glänzend dunkelschwarz, der
Oberkörper dunkelgrün mit blauem und Purpur-
. schiller, einige Ober- und Unterschwanzdeckfedern
dunkelrostgelb, die Halsseiten, die Unterbrust,, der
Bauch und die hintere Schwanzhälfte weils. Das
Weibchen hat einen kurzen Federbusch und ei- _
nen weils und schwarz gefleckten Vorderhals.. Im
Herbstkleide hat der Vorderhals steis etwas
Weils, was im ersten herrschende Farbe wird,
rostgelbe Federränder auf dem Oberkörper. Auch
hat das erste Herbstkleid einen kurzen Fe-
derbusch.. Das diesem ähnliche Jugendkleid
zeigt schmutzigere Farben und sehr dicke Fersen.
Er bewohnt die feuchten Wiesen, Lehden, 'Triften
und Brachen unseres Vaterlandes, ist klug und
scheu, schreit widrig und stark kiebitz, macht
' Schwenkungen im Fluge, frifst Käfer, Larven,
Schnecken und Würmer, und lest 3 bis 4 oli-
venfarbige, schwarz und braun gefleckte
Eier. Ich fing die Alten neben den Eiern in
Schlingen, indem ich mehrere Stäbe um das Nest
als eine Umzäunung steckte und Schlingen von
Pferdehaaren dazwischen hing. Diese kann man
— 349 —
mit verschnittenen Flügeln in gut eingeschlossene
Gärten zur Vertilgung der Insekten und Schnek-
ken setzen. Die Jungen werden aber viel zahmer
und sind mit Semmel und Milch leicht aufzuziehen.
Ich habe mehrere ‘besessen. Der eine von ihnen
war so zahm, dafs er nicht nur auf meinen Ruf
herbeikam, sondern auch, was sehr drollig aussah,
über den unter dem Ofen liegenden Jagdhund weg-
lie. Er trug dabei die Fülse in der Ferse nicht
gebogen, und frafs Brodkrummen, Semmel, Kartof-
feln und klar geschnittenes Fleisch. ;
Ich bin überzeugt, dafs man den Steinwäl-
zer, Sirepsias collarıs, Illiger, auch wie den
Kiebitz erhalten kann, allein da ich mit ihm den
Versuch noch nicht machen konnte, lasse ich ihn
hier weg. Dasselbe dürfte beim Austernfischer,
Haematopus ostralegus, Linn. der Fall seyn.
31) Der graue Kranich. Grus cinerea,
Bechst. (Ardea grus, Linn.)
Der Kranich zeichnet sich vor den Stör-
chen und Reihern durch den stumpfreckigen
und stumpfspitzigen Schnabel, die sehr langen
Füfse und den an den Seiten wenig zusammenge-
drückten Körper, ebenso auch durch seine bedeu-
tende Gröfse aus. Seine Länge beträgt 4' und.
darüber und seine Breite 7' 6°. Alt. Der Schna-
bel ist schwarzgrün, hinten röthlich, der Augen-
stern braunroth, der Fufs schwärzlich, der ganze
Oberkopf mit steifen schwarzen Haaren besetzt,
welche auf dem Hinterkopfe eine rothe, oft war-
zige Stelle dünn bedecken; der grauschwarze Ober-
hals an den Seiten weilsgrau, die meisten Schwung-
federn sind schwarz, die hintersten buschig und ge-
kräuselt und wie das übrige Gefieder schön asch-
grau. Im Jugendkleide ist der Schnabel braun-
gelb, der Kopf mit grauen Federn besetzt, der
Hals hellgrau, das übrige Gefieder lichter asch-
glau, an den hintern Schwungfedern wenig ge-
kräuselt. Er bewohnt die grofsen Sümpfe und
Brüche Norddeutschlands, wandert unter knarren-
dem Geschrei in Schaaren, ist sehr scheu und klug,
N
trifst Sumpfgrälser, Getraide, Insekten, Würmer
und Amphibien, und legt gewöhnlich auf einer un-
zugänglichen Erhöhung im einem Sumpfe oder
Bruche 2 grünlichgraue, braun- und öl-.
graugefleckte Eier.
Man zieht ihn jung auf und füttert ihn mit
Getraide, Brod, Kartoffeln, Semmel, Zwieback,
Fleisch u. dgl. Er wird aufserordentlich zahm und
sehr zutraulich. Ich sah einen in Köstritz an der
Elster, welcher auf der Strafse herum lief und auch
die Fremden nicht scheute. Der Prinz Maximilian
von Wied hatte früher auch einen, welcher sich
recht artig machte. Die Zierde aller Kraniche
aber war der, welchen der Herr Freiherr von
Seyffertitz zu Ahlsdorf bei Herzberg mehrere
Jahre besafs. Er zeigte menschliches Gefühl und
menschlichen Verstand und hielt Ordnung unter
allem Vieh auf dem Hofe, half das Rindvieh mit -
austreiben, liels die angespannten Pferde nicht von
der Stelle und wollte sich gar nicht zufrieden ge-
ben, als sein Gefährde gestorben war. Er schämte
sich, wenn er ausgezankt wurde, rächte Beleidigun-
gen mit Umsicht, und zeigte in Allem eine bewun-
dernswürdige, Jeden, der ihn sah, in Staunen set-
zende Klugheit. Siehe Ornis, Hft. 1, 2 und 3.
Wer Freude an grolsen, gezähmten Vögeln hat,
dem rathe ich, sich wo möglich einen Kranich
zu verschaffen; er wird es nicht bereuen.
32) Der weilse Storch. Ciconia Ei}
Briss. (Ardea ciconia, Linn.)
Er ist bedeutend kleiner, als der graue Kra-
nich, 3' 6" bis 9" lang und 7' 3" bis 6" breit
und durch seinen langen, spitzigen, scharf 'schnei-
denden Schnabel, wie den nackten Kehlsack, den
alle Störche haben, ausgezeichnet. Alt. Der Schna-
bel, Fufs und hintere 'T'heil des Kehlsacks zinno-
. berblutroth, der vordere Theil des letztern vad
das Nackte um das Auge schwärzlich, die Schwung-,
Schwungdeck- und Schulterfedern schwarz, das ganze
Gefieder unrein weils. Bei den Jungen zieat der
a Be
Schnabel stark ins Hornschwärzliche und die dik-
ken: rothgelben Fülse sind mit Grauschwarz ge-
mischt. - Er bewohnt die sumpf- und wasserreichen
Ebenen Deutschlands, besonders die Ufer der gros-
sen Flüsse und die Küsten des Meeres, wandert in
Flügen, frifst Frösche, Kröten, ‚Eidechsen, Molche,
Schlangen, Käfer, Blutegel, auch Mäuse und junge
Vögel, baut ein grofses Nest auf Gebäude und
Bäume und legt 3 bis 5 schmutzigweilse
Eier. Man zieht die Jungen mit Fleisch, Frö-
schen, Mäusen u. dgl. auf und beschneidet ihnen
die Flügel, bis sie so zahm geworden sind, dafs
man sie ihnen unbedenklich wachsen lassen kann.
Sie ‘fliegen dann weit weg und kommen wieder.
Im Winter sperrt man sie in einen Stall. Allein
sie wollen nichts, als Fleisch fressen, sind deswe-
gen viel schwerer und kostbarer, als die Krani-
che zu erhalten, und stehen diesen an Schönheit
und Klugheit weit nach. Ich habe mehrere gese-
hen, auch selbst einen besessen. Im Herbste 1829
wurde einer in der Nähe von Altenburg, flügellahm
geschossen. Er hatte sich alt an die Gefangen-
schaft gewöhnt, und die ungeheure Kälte des Ja-
nuars 1830 in einem Stalle ausgehalten. Ich sah
ihn zu Anfang des Februars 1830 beim Herrn
Freiherrn von Pöllnitz auf Oberlödla. Die zahmen
Störche werden dadurch nützlich, dafs man sie in
gut umzäunten Gärten zur Vertilgung der Mäuse,
Schlangen und schädlichen Insekten halt.
33) Der schwarze Storch. Ciconia nigra,
Bechst. (Ardea nigra, Linn.)
Er ist etwas schlanker, aber kaum kleiner, als
der weilse Storch, und alt so gezeichnet. Der
Schnabel, Kehlsack, Fufs und die nackte Augen-
haut hochroth, die Brust und der Bauch weils, das
übrige Gefieder schwarzbraun mit grünem Kupfer-
und Purpurschiller. Jung. Der Schnabel und Fuls .
grüngrau, das dunkle Gefieder am Kopfe und
Halse grauschwarz mit grauen Kanten, der übrige
Oberkörper schwarzbraun mit wenig Glanz und
Schiller. Er bewohnt die grolsen an Sümpfen, La-
— 352 —
chen, Teichen und Wiesen reichen Wälder Deutsch-
lands, ist äufserst scheu, frilst Frösche, Schlangen,
Eidechsen, Fische, Käfer, Heuschrecken und Wür-
mer, baut ein grolses Nest auf hohe Bäume, und-
legt 3 bis 5 reinweilse, inwendig blafs-
grüne Eier. Man zieht die Jungen mit Fleisch -
von verschiedenen '[hieren auf, und behandelt sie,
wie die des weifsen Storches. Ich habe bis
jetzt 2 zahme gesehen, den einen bei dem verstor-
benen Herrn Oberconsistorialrath Jacobs in Gotha,
den andern bei dem Herrn Doctor Richter in
Roda. Der erstere war eingesperrt und wurde mit
Fleisch ernährt, der zweite lief frei herum und war
ein sehr merkwürdiges und kluges 'Thier. Er
schlief in einem Stalle, ging aber den ganzen Tag
auf der Strafse herum, und entfernte sich oft weit,
kam aber stets wieder zurück. Einen Fleischer be-
suchte er regelmäfsig, wenn dieser schlachtete, und
erbat sich seinen Antheil, den er stets erhielt. Er
verlor zuletzt vor Menschen und 'Thieren alle
Furcht so sehr, dals er ihnen nicht aus dem Wege
ging, sondern verlangte, dafs sie ihm auswichen.
Dadurch ging er endlich zu Grunde Die ei-
gentlichen Reiher, sowohl die der Sippe
‚Ardea, als auch die Silberreiher, Erodias,
Boje, die Rallenreiher, Buphus, Boje, die
Nachtreiher, Nycticorax, Cuv. und die Rohr-
dommeln, Botaurus, Brisson, kann man alle
gezähmt erhalten, allein sie verlangen nicht nur
‘Fleisch, sondern auch Fische, sind alt eingefangen
so boshaft, dafs sie nach den Augen hacken, und
deswegen kaum werth, dafs man ihre kostspielige .
Unterhaltung unternimmt. Ich besafs von ihnen nur
34) Den grauen Reiher, Ardea major et
cinerea, Linn., densogenannten Fischreiher,
welcher sich im Alter durch seinen goldgelben
Schnabel, Zügel, Augenstern und nackten Kreis um
das Auge, seinen oft 5" langen, aus 3 Federn be-
stehenden F'ederbusch, aschgrauen, mit langen sil-
berweifsen bänderartigen Federn gezierten Mantel,
den grauweilsen, schwarz gefleckten Vorderhals, .
—_ 399 —
.die langen bänderartigen Kropffedern und die
schwarzen Seiten des weilsen Unterkörpers auszeich-
net. Die Jungen haben anstatt der bänderarti-
gen Federn kurze und aschgraue Seiten am weis-
sen Unterkörper. Er lebt in Gesellschaften in den
an grofsen Gewässern liegenden Wäldern, ist sehr
scheu, frifst Fische, Fischbrut, Frösche, Mäuse und
Insekten, nistet in Gesellschaft und legt 3 bis 4
blafsgrünspanfarbige Bier. Wi
Der, welchen ich besals, war flügellahm ge-
schossen, stak in einem Stalle, nahm die in einem
Wassergefäfse ihm hingestellten Fische und Frö-
sche geschickt heraus — die Frösche warf er auf
den harten Boden und tödtete sie durch Schna-
belhiebe — sträubte, wenn man sich ihm näherte,
die Kopffedern und machte sich zur Gegenwehr
bereit, blieb aber so wild, dafs ich ihn bald töd-
tete, —
35) Die Brachvögel, Numenius, Briss.,
zeichnen sich durch ihren grofsen, langen, bogen-
förmigen Schnabel und ihr befiedertes Gesicht aus;
ihre Fülse sind lang und vierzehig und ihr Gefie-
der lerchenfarben. Die grölsere Art nähert sich in
der Grölse des Körpers einer kleinen Henne, die
andere ist viel kleiner. Sie leben auf den Wiesen
und feuchten Bergebenen des Nordens, wandern,
fressen Insekten, Schaalthierchen und Beeren und
legen 4 grofse olivengrüne, grüngraue und
braun gefleckte Eier.
Man fängt sie in Schlingen , namentlich auf
den Inseln der Ostsee und gewöhnt sie mit Insek-
ten‘und Ameiseneiern an ein Universalfutter und
an Semmelkrumen und dgl.
se 36) Die Waldschnepfe, Scolopax rusticola,
inn.
Ein schöner und sehr beliebter Vogel mit lan-
gem, biegsamen, geraden Schnabel, sehr grofsen,
ganz hinten am Kopfe liegenden Augen, etwas kur-
zem Schwanze und kurzen Fülsen. Ihre Länge
beträgt 15" und ihre Breite 27". De Schnabel
— 34 —
und Fufs ist hornfarben, der Oberkörper schnepfen-
farbig, d. h. rostfarben, rostgrau, rostgelb, grau,
graubraun und schwarz durch einander gefleckt,
auf dem Hinterkopfe und Nacken mit 4 braunen
und 4 rostgelben Querstreifen, die Schwanzspitze
oben grau, unten silberweils, die Kehle. weifslich,
der übrige Unterkörper graugelblich, braun ge-
well. Die Jungen haben sehr dicke Fulswur-
zeln. Sie bewohnt in drei Gattungen die Laub-
und Nadelwälder unseres Vaterlandes, streicht un-
ter quakendem Geschrei im Frühjahre in der Luft,
frifst Insekten und Würmer und legt 4 grau-
gelbe, dunkel gefleckte Eier.
Man zieht sie mit Ameiseneiern, Mehlwürmern
und eingeweichter Semmel auf, gewöhnt sie an ein
Universalfutter, und läfst sie frei herumlaufen. In
4 umzäunten Gärten vertilgt sie viele schädliche
nsekten, hält sich gut und wird sehr zahm.
37) Die Heerschnepfe. Telmatias galli-
nago, Doje. (Scolopax gallinago, Linn.)
Sie ist nicht halb so grols, als die vorherge-
'hende, hat aber einen längern Schnabel und viel
längern Fufs, eine ganz andere Zeichnung und Le-
bensart. Ihre Länge beträgt 11” und ihre Breite
18". Der Oberkörper ist braunschwarz mit einem
breiten rostgelben Streif längs der Mitte des Kopfs
und über jedem Auge, und 4 langen rostgelben
Streifen auf dem Rücken:und den Schultern, der
weilse Unterkörper ist an dem Vorderhalse grau
und wie an den Seiten braun gefleckt. Die Männ-
chen sind schöner, als die Weibchen, und die
Jungen haben nicht so breite gelbe Rückenstrei-
fen, als die Alten. Sie lebt in verschiedenen
Gattungen an den Sümpfen und Morästen eines
grolsen Theils der Erde, fliegt schnell, eine Gat-
'tung zickzackförmig auf, meckert im Frühjahre
hoch in der Luft fast wie eine Ziege, daher ihr |
Name Himmelsziege, frilst Insekten, ihre Larven,
und Würmer und legt 4olivengraugrüne, dun-
kel gefleckte Eier. Man fängt sie in Lauf-
schlingen, oder zieht sie jung auf, und gewöhnt
— 39 —
und "behandelt sie im Zimmer wie die vorher-
gehende. 2
35) Die grolse Sumpfschnepfe. Tel-
matias major, Boje. (Scolopax major, Linn.), ist
viel grölser, ‘als die vorhergehende, hat einen nach
Verhältnifs kürzern Schnabel und Fufs, im Ganzen
aber eine ähnliche Zeichnung, ähnliches Betragen,
ähnliche Nahrung und Fortpflanzung. Man fängt
und behandelt sie wie diese.
39) Die Moorsumpfschnepfe. PAilolim-
nos gallinula, Br. (Scolopax gallinula, Linn.)
Sie ist kaum halb so grofs, als die Heer-
schnepfe, hat auch nach Verhältnifs einen kür-
zern Schnabel, neben den gelben Streifen eine
schwarzblaue, durch grünen und Purpurschilier ge-
hobene Grundfarbe des Rückens, und einen zwolf-
fedrigen,, stufenformigen Schwanz. Sie ähnelt in
dem Betragen den vorhergehenden, ist aber, da sie
auch Sämereien frifst, noch leichter als diese in
der Gefangenschaft zu erhalten.
Die verschiedenen Gattungen von Wasser-
läufern, Glottis, Gesn., Uferläufern, Tota-
nus, Bechst., Küstenläufern, Tringa, Linn.,
Strandläufern, Canuius, Briss. und Schlamm-
läufern, Pelidna, Cuvier, lassen sich alle wie die
Schnepfen halten, allein nur da, wo man an den
Ufern der Seen und grofsen Teiche Heerde auf
diese Vögel gestellt, sind sie leicht lebendig zu be-
kommen, anderwärts bringt sie nur der Schufs in
die Gewalt der Menschen. Selbst da, wo sie brü-
ten, was bei den meisten dieser Vögel der Norden
ist, erhält man die mit ungemeiner Geschicklich-
keit sich verbergenden Jungen sehr schwer. Nur
eine Art dieser Vögel ist, wie wir sehen ‘werden,
leicht zu fangen, und leicht zu halten, und ver-
dient deswegen hier aufgeführt zu werden. Diese ist
40) Der Strandpfeifer. (Trillernde
Wasserläufer.)‘ Actitis eo Boje. (To-
— 556 —
a hypoleucos, Temm. Tringa hypoleucos,
INN. |
Ein recht artiges Vögelchen von 9'! Länge
und 14" Breite. Der Schnabel ist dunkelhornfar-
ben, der Fufs grau, der Augenstern braun, der
Oberkörper bräunlich mit verschiedenem Schiller
und schwarzen Schaft- und Querflecken, die Sei-
ten des stufenformigen Schwanzes weils und schwarz
gebändert, der weilse Unterkörper an den Kropf-
seiten bräunlich, an diesen und dem Vorderhalse
mit braunen Schaft- und Längefleckchen. Im
Herbst- und Jugendkleide hat der Oberkör-
per hellgraue Spitzenränder, und im letztern sind
die Fufswurzeln unter der Ferse dick. Er ist hau-
fi an den deutschen See-, 'Teich-, Fiufs- und
Bachufern, schreit si si si si, im Frühjahre tril-
lernd, frifst Insekten und ihre Larven und legt 4
gelbliche, braun undaschfarben gefleckte
Eier. Man fängt ihn, wenn man die Pfähle oder
andern erhöhten Orte, auf welche er sich gern
setzt, mit Leimruthen .oder Laufschlingen belegt,
und ihn vorsichtig darauf zutreibt. Man gibt ihm
Anfangs Mehlwürmer und andere Insekten, auch
Ameiseneier und gewöhnt ihn so nach und nach
an ein Universalfutter, an Semmelkrumen, Mohn,
Rübsaamen u. dgl. Er hinterschleicht die Fliegen
und trägt sich, wenn man ihn frei heramlaufen läfst,
sehr artig, indem er den Leib auf- und niederbe-
wegt und sehr hurtig läuft, auch alles, was er fin-
det, umwendet, um nach Insekten zu suchen. Er
wird sehr zahm und hält sich mehrere Jahre recht
gut. |
41) Die Wasserralle. Aallus aquaticus,
Linn.
Dieser Sumpfvogel hat einen etwas langen,
sanft bogenförmigen Schnabel, grofse Fülse und
kleine, unter den Bürzelfedern verborgene Steuer-
federn. Das alte Männchen. Der zinnoberrothe
Schnabel ist auf dem Rücken dunkelhornfarben, der
Augenstern hochroth, der Fufs röthlichhorngrau,
der Oberkörper schwarz mit ölgrauen Federrändern,
a wm
an
der aschblaugraue Unterkörper am Bauche und
After rostgelb, an den Seiten schwarz und weils
gebändert. Länge 13" Breite 17" 6". Das Weib-
chen ist viel kleiner, und die Jungen haben auf
rostgelbgrauem Unterkörper schwarzgraue Spitzen-
flecken. Sie bewohnt die schilf- und grasreichen
- sumpfigen Orte Europas, lebt ganz verborgen, frilst
Schaalthierchen, Insekten, Würmer und Grassaa-
men und legt 6 bis 12 blalsgelbliche, roth-
braun und aschfarben gefleckte Bier. Man
kann sie, wenn man genau Achtung giebt, wohin
sie sich verkriecht, mit der Hand ergreifen, und in
der Stube frei herumlaufen lassen, oder in ein gros-
ses Gitter stecken. Ich habe mehrere besessen.
Man giebt ihnen Mehl- und Regenwürmer, Amei-
. seneier und Insekten, gewöhnt sie so nach und
nach an ein Universalfutter und an Semmelkrumen.
Sie laufen recht artig mit vorgestrecktem Halse,
schreien fast wie die jungen Habichte und ma-
chen sich gut. Sie verlangen Wasser und Sand
und leben bei guter Wartung mehrere Jahre.
42) Der Wachtelkönig. (Wiesenknar-
rer, Schnerz, Schnerps.) Crex pratensis,
Bechst. (Rallus crex, Linn.) ö
Er unterscheidet sich von der Wasserralle
gar merklich durch seinen kurzen, dicken, ziem-
lich weichen, fast kegelförmigen Schnabel und die
Zeichnung. Seine Länge beträgt 11"9'" und seine
Breite 17" 9".
Das Männchen im Frühjahre Der
Schnabel ist graulich fleischfarben, der Stern hell-
braun, der Fuls horngrau, der Oberkörper schwarz-
braun mit ölgrauen Federkanten, auf dem Ober-
flügel braunroth, der weilse Unterkörper am Vor-
derhalse und Kropfe aschgrau, an den Seiten mit
braunrothen Querflecken. Im Herbste ist das
Aschgrau wenig bemerkbar, was stets bei dem
Weibchen der Fall it. Im .Jugendkleide
fehlt dieses Aschsgrau ganz und der Vorderhals ist
beim Weibchen stark rostgelblich gewölkt. Das
Dunenkleid der Jungen ist schwarz. Er lebt
Bu,
auf.den en Wiesen und Kleeäckern unse-
res Vaterlandes, macht sich Gänge. im Grase, dafs
er, ohne dieses zu bewegen, in ihnen unbemerkt
herumlaufen kann, fliegt schlecht und ungern, frifst
Insekten, Larven, Würmer, Schnecken und Gras-
sämereien und legt 5 bis 9 gelbliche braun-
roth und aschgrau gefleckte Eier. Man
fängt ihn im Wachtelgarn, zuweilen sogar mit den
Händen und gewöhnt ihn sehr leicht an die Ge-
fangenschaft, zumal, wenn man ihn frei herauslau-
fen läfst. Beide Geschlechter haben einen knarren-
den 'Ton, welchen sie auch, wenn man die Vögel
in der Hand hält, hören lassen, und das Männchen
schreit errrrp ärrrp, fast wie wenn man mit dem
Finger auf einen Kamm hinstreicht. Ich habe die-
sen Vogel einigemal lebendig gehabt, und den ei-
nen, welchen ich in der Gesindestube herumlaufen
liefs, mehrere Jahre erhalten. _ Er entkam' einmal
und liefs sich im Garten mit einem Wachtelnetze
wieder fangen. - Er war aufserordentlich zahm,
machte sehr merkwürdige Bewegungen, — bald
stand er ganz lang gestreckt, wie ein Pfahl, bald
ganz geduckt — lief sehr schnell mit eingezoge-
nem, gerade vorgestrecktem Halse, wurde fast nur
. mit in Milch ‚oder in Wasser geweichter Semmel er-
nährt, frafs aber auch Brodkrumen, gekochte Nu-
deln, Reis, Hirsen, Hanf, Rübsamen u. dgl. Er
mausert sich jährlich zweimal und so stark, dafs er
fast alle Federn verliert.
43) Das grünfülsige Teichhuhn. (Grün-
füfsigesRohrhuhn.) Siagnicola chloropus, Br,
(Gallinula cholropus, Lath., Fulica chloropus,
fusca, flavipes et fistuluns, Linn.) |
ieses Teichhuhn ist noch einmal so grols, _
als der Wachtelkönig und zeichnet sich vor
allen deutschen Vögeln durch seine sehr langen,
unbelappten Zehen und im Alter durch seine
rothe Stirnplatte aus. Seine Länge beträgt
15" und seine Breite 24". Alt. Der Schnabel ist
etwas länger und schmäler, als beim Wachtelk6-
nige, vorn gelb, hinten wie die Stirnplatte blut-
—: 59 —
siegellackroth, das Auge hat einen gelben, schwarz-
grauen und rethen Ring, der gelbgrüne Fufs ein
rothgelbes Band über der Ferse; der Mantel und
Unterrücken ist dunkelolivenbraun, das übrige Ge-
fieder schieferrulsfarben, am Bauche und in einem
Längenbande an den Trogfedern weils. Bei den
alten Herbstvögeln ist der Schnabel vorn grün-
gelb, hinten wie der Stirnfleck braunroth oder
rothbraun. Die Jungen haben bis in den Januar
einen ins Olivengrüngraue fallenden Schnabel und
Stirnfleck, und einen oben olivengraubraunen, un-
: ten olivenbraungrauen, in früher Jugend weis-
sen Körper. Im Dunenkleide sind sie schwarz.
Es bewohnt die schilf-, rohr-, oder grasreichen ste-
henden Gewässer unseres Vaterlandes ziemlich hoch
nördlich hinauf, taucht und schwimmt vortrefflich
unter dem Wasser mit Hülfe der Flügel, weifs sich
sehr geschickt zu verbergen, frifst Insekten, Wür-
mer, Schnecken, Meerlinsen und andere zarte Was-
serkräuter, baut ein schönes, oft auf dem Wasser
schwimmendes Nest, und legt 5 bis 11 gelb-
graue, braunroth und braun gefleckte
Bier.
Man fängt es im Herbste, wenn es recht fett,
und im Winter, wenn es abgemagert ist, zuweilen
mit den Händen — ein guter Jadgdhund erhascht
die Jungen leicht — steckt es in einen grofsen
Käfig; oder läfst es frei herumlaufen, und gewöhnt
es an Semmel, die in Milch geweicht wird, an
Brod, Hirsen u. dergl. Ich habe mehrere ge-
habt, welche bald zahm wurden. Eins, welches ein
Freund von mir besals, lief ihm im ganzen Hause
wie ein Hund nach, ging mit ihm zu Bette, um
sich unter der warmen Decke gegen die Winter-
kälte zu schützen, und war ein aufserordentlich
zahmer und angenehmer Vogel. Man kann es auch
mit den Hühnern auf dem Hofe herumlaufen las-
sen; dann muls es aber jung auferzogen seyn, sonst
bleibt es nicht da. Mit blofsem Brode darf man
es auch nicht erhalten wollen, am Besten gedeiht
es, wenn man ihm zuweilen Ameiseneier und Mehl- _
würmer gibt. i
— 360 —
Die kleinern Rohrhühner lassen sich auch
halten und werden wie die gefleckten behandelt;
allein sie sind so selten, dafs ich noch keines
bekam.
Eben so, nur viel leichter, kann man alle Moö-
ven, Larus und Lestris zahm halten. Ich gebe
deswegen von ihnen nur ganz kurze Beschrei-
bungen.
| 44) Die grofse Mantelmöve. Larus ma-
rinus, Linn.
Die hierher gehörenden Gattungen haben eine
verschiedene Gröfse — die grölste, Larus maxi-
mus, Br. ist zuweilen 2' 10‘ lang und 6’ 3” breit.
Altim Sommer. Der gelbe Schnabel mit einem
rothen Fleck, der Fufs blafsfleischfarben, der Man-
tel schwarz, das übrige Gefieder blendendweifs.
Im Winter hat der Kopf und Nacken graue
Längeflecken. In der Jugend ist der Schnabel
schwarz, das Gefieder weils, grau und braun durch
einander gefleckt. Im fünften Jahre erst ist sie
aufgefärbt. Sie bewohnt den Norden der alten
und neuen Welt, kommt im Winter an die deut-
schen Küsten, frifst Fische und alle Thiere, wel-
che sie erhaschen kann, und legt 2 bis 4 gelb-
graue, dunkelgefleckte Eier.
Da, wo sie nicht brütet, bekommt man in der
Regel nur flügellahm geschossene lebendig; in seine
Gewalt, und ernährt sie mit Fleisch. Mein Freund,
der Herr Apotheker Sternberg in Helsingöer, hatte
eine mehrere Jahre lebendig.
45) Die Bürgermeistermöve. Larusglau-
cus, Brünnich.
Etwas kleiner, als die vorhergehende, aber
alt ganz weils mit silbergrauem Mantel, jung mit
einer aus Weils und Tiefgrau gemischten Zeich-
nung und weifsgrauen Schwingenspitzen;
sie lebt der vorhergehenden ähnlich im höchsten
' Norden, wird aber wie diese behandelt.
— 31 —
46) Die Silbermöve, Larus argentalus,
Brünn.
Die verschiedenen unter diesem Namen ver-
einigten Möven ähneln der Bürgermeister-
möve, sind aber sämmtlich kleiner, eine kaum
halb so grofs, im Jugendkleide viel dunkler und
haben stets schwarze oder schwärzliche
Schwingenspitzen. Ihre Lebensart ist der der
vorhergehenden ähnlich, sie sind aber bessere Stols-
taucher, als diese. Mein Freund, der Herr Apo-
theker Bädecker in Witten hatte eine auf sei- '
nem Hofe. Sie frafs unter andern auch Kartof-
feln; allein wenn sie eine von diesen verschluckt
hatte, und ein Stück Fleisch erlangen konnte,
spie sie die Kartoffel aus, und verschlang das
Fleisch.
4) Die Heringsmöve Larus fuscus,
Linn.
Kleiner, oder eben so grofs, — die verschie-
denen Gattungen weichen in der Gröfse sehr von
einander ab — als die Silbermöven, in der
Farbe der Mantelmöve gleich. Sie lebt im
Norden, besonders in Norwegen, kommt bis in die
Mitte von Deutschland und wird zuweilen in den
Heringsnetzen ' gefangen, und erschlagen. Man
hält sie wie die vorhergehende. Ebenso
48) Die weilsschwingige, Larus leucopte-
rus, Faber, a
welche ganz wie die Bürgermeistermöve gezeich-
net, allein viel kleiner und langschwingiger ist.
Sie brütet in Grönland und kommt im Winter nach
Island, wo sie auf den Fischerplätzen so zahm ist,
dafs man sie leicht mit Schlingen fangen kann.
Im mittlern Europa ist sie höchst selten.
49) Die Sturmmöve. Larus canus, Linn,
Die Zeichnung ist, Schnabel, Fuls und Augen-
liedrand ausgenommen, wie bei der Silbermöve,
I
in der Jugend aber anders; ihre Größe ist gerin-
ger, als die der Rabenkrähe, ihre Flügel sind
he ‚sehr lang. Sie bewohnt die Küsten der
ord- und Ostsee, auch die deutschen, läfst sich
leicht bei den Eiern fangen oder jung aufziehen,
und wird sehr _zahm.
50) Die dreizehige Möve. ZLarus tridac-
iylus, Linn.
Sie hat etwa die Gröfse einer Haustaube,
sieht aber wegen ihrer langen Federn und Flügel
viel gröfser aus, und ähnelt im Hochzeitkleide
ganz der etwas gröfsern Sturmmöve, hat jedoch
kurze, dreizehige dunkle Füfse, im Winterkleide
ein blaugraues Band am Hinterkopfe und einen
blaugrau überflogenen Nacken, im Jugendkleide
aber ein schwärzliches, halbmondförmiges Band und
einen solchen Streif längs dem Vorderarmknochen,
überdiefs einen dunkelblaugrauen mit schwarzen
Spitzenrändern besetzten Mantel und wie die vor-
hergehende und folgende eine schwarze Schwanz-
binde. Sie bewohnt: den hohen Norden beider Wel-
ten, wandert durch Deutschland und muls bei spät
einfallendem Schnee und später Kälte viel leiden.
Man reinigt dann einen Platz von Schnee, belegt
ihn mit Fleisch, Fischen oder Würmern und mit
Laufschlingen. Die gefangenen behandelt man wie
die vorhergehenden.
51) Die Lachmöve. Larus ridiıbundus,
Linn.
Diese Möve ist die schönste und häufigste in
Deutschland, und gezähmt recht artig. Alt im
Hochzeitkleide. Ihre Länge beträgt 18" und
ihre Breite 42" Zoll, ihr Körper ist aber kaum so
grols, als der einer Haustaube, der Schnabel
und Fufs dunkelroth, der Augenstern und Augen-
liedrand rothbraun, der Kopf und die Kehle braun,
unten wie abgeschnitten, der Mantel silberblaugrau,
die Schwingenspitzen schwarz, das übrige Gefieder
blendend weils, an der Brust rosenroth überflogen.
— 3565 —
Im Winter sind der Schnabel und die Fülse men-
nigroth und der weifse Kopf hat vor und hinter
-dem : Auge einen schwärzlichen Fleck. Das Ju-
gendkleid hat einen hellbraunen, mit rostgrauen
Federrändern besetzten Mantel, welcher im
ersten Herbstkleide schon blaugrau ist. Im
dritten Lebensjahre ist sie ausgefärbt. Sie bewohnt
schaarenweise die deutschen Seen und Moräste, ist
sehr scheu, frifst Insekten, Würmer und Fische,
baut ein grolses Nest und legt 2 bis 4 oliven-
gelbgrünliche, braun gefleckte Eier.
Man zieht sie jung auf, und ernährt sie mit
Fleisch und Würmern. Ich hielt eine flügellahm
geschossene einige Zeit in einer Kammer, in wel-
cher ich sie genau beobachten konnte. Sie hatte -
einen ganz ungewöhnlich zierlichen Gang — sie
machte sehr kleine Schritte, hob die Brust etwas
in die Höhe und sträubte die Scheitelfeder — und
frafs sogleich die ihr vorgeworfenen Regen- und
Mehlwürmer. Sie lernte mich bald kennen und
zeigte gar keine Wildheit. , ;
Ich bin überzeugt, dafs man die Raubmö -
ven, Lesiris, und die verschiedenen Sippen See-
schwalben, Sierna, Linn. eben so gut wie die
Möven gezähmt halten kann; allein diese Versu-
che müssen erst noch angestellt werden und des-
wegen lasse ich die Beschreibung dieser Vögel hier
weg. Wer es versuchen will, sie zu halten, der
gebe den gröfsern Arten Fische und Fleisch, den
kleinern Regen- und Mehlwürmer, ganz kleine Fi-
sche und wurmförmig geschnittene Stückchen Fleisch
und viel Wasser zum Baden, denn sie baden sich -
eben so oft, als die Möven.
Die Sturm- und Petersvögel (kleine
Sturmvögel) behandelt man wie die See-
schwalben. Die gröfsern Sturmvögel fängt
man auf den Schiffen in den nordischen Meeren,
. indem man einen mit einem Stück Fleische umge-
. benen Angelhaken zum Schiffe so hinaushängt, dafs
“er auf dem Wasser schwimmt.
Die Kropfgänse, Pelecanus, Linn. und
Tölpel, Sula, Briss. kann man auch. gezähmt er-
—_ 3 —
_ halten und findet besenders die erstern zuweilen in
Menagerien; allein da sie nur Fische und diese in
grofser Menge verzehren, sind sie auch nur in den
Scestädten leicht zu ernähren.
Die Scharben, Curbo, Gesner, von de-
nen es mehrere Gattungen in Europa gibt und
welche sich im Alter durch ihre schwarze, grüne
oder blau schillernde Hauptfarbe und ihre alle Ze-
hen verbindende, dicke Schwimmhaut auszeichnen,
lassen sich leicht mit Fischen ernähren, und wie
man allgemein behauptet, zum Fischfang abrichten.
Man legt ihnen dann einen Ring um den Hals, dafs
sie die Fische zwar fangen, aber nicht verschlin-
gen können.
Die Schwäne zeichnen sich vor den Gän-
sen durch ihren sehr langen Hals, ihre kurzen,
weiter hinten stehenden Füfse und ihre bedeu-
tende Körpergrölse aus. Die europäischen sind im
Alter fast oder ganz weils, in der Jugend grau,
aber sehr grols.
52) Der Höckerschwan. Üygnus gibbus
et olor, Auct. ö
Dieser von alten und neuern Dichtern geprie-
sene Vogel hat eine Länge von 5‘ 4 bis 7", eine
Breite von 8' 2" bis 6" und 20 Pfd. Gewicht.
Alt. Der Schnabel ist orangenroth, am Höcker,
Rande und Nagel schwarz, der Fufs schwarz, das
ganze Gefieder weils. In der Jugend ist der
Schnabel schwärzlich, der Oberkörper graubraun
und der Unterkörper aschgrau. Der schwarze,
grofse Höcker auf der Wurzel des Schnabels macht
ihn im Alter sehr kenntlich. Es gibt 2 Gattungen
davon in Deutschland, der östliche hat einen gelb-
lichen, der im mittlern lebende einen weilslichen
Kopf. Er bewohnt wild die Seen und grofsen Tei-
che Deutschlands, schwimmt mit gebogenem Halse
und etwas gehobenen Flügeln langsam und schön,
gibt nur einen knurrenden und zischenden 'Ton
von sich, vertheidigt seine Brut mit Muth, baut ein
grolses, festes Nest, und legt 6 bis 7 grünlich-
graue, weilse Bier. |
Ab
Man treibt die noch nicht flugbaren Jungen in
Netze, schneidet ihnen das vorderste Flügelgelenk
ab, bringt sie dann auf einen Teich und füttert sie
mit Getraide, Brod, Schrot u. dgl. Sie geben
gute Federn und lassen sich da, wo sie viel Was-
ser haben, leicht erhalten; allein sie verlangen be-
sonders im Winter gute Pflege, und, wenn sie nicht
zu viel kosten sollen, einen grofsen Teich. Es ist
unterhaltend, mit anzusehen, wie sie im Winter
durch starken Flügelschlag das Zufrieren ihres
Lieblingsaufenthaltes zu verhindern suchen. Sie
pflanzen sich auch gezähmt fort; allein immer ist
ihre Zähmung noch nicht so weit, gediehen, dafs
ihre Brut stets glücklich .ausfiele und man die Jun-
gen ohne Flügellähmung aufwachsen lassen könnte.
Man sieht aus diesem allem, dafs der königliche
Schwan gezähmt weit mehr zur Zierde, als zum
Nutzen gereicht.
53) Der Singschwan. Cygnus musicus,
Bechst.
Er ist fast oder ganz so grofs, als der vorher-
gehende, und unterscheidet sich im Alter vorzüg-
lich durch den vor der Stirn platten Schnabel, wel-
cher noch überdies hinten gelb und vorn schwarz
ist, da bei dem vorhergehenden der umgekehrte
‚Fall statt findet. Auch bei den Jungen ist der
Schnabel und das Gefieder heller, als bei dem vor-
hergehenden. Er bewohnt den hohen Norden Eu-
ropas, lebt im Sommer paarweise auf sülsen Ge-
wässern, im Herbste schaarenweise an den Seekü-
' sten, kommt selten in das mittlere Deutschland, hat
zwei lieblich klingende Töne, welche von vielen
ausgestolsen wie Glockengeläute klingen und das
Mährchen vom Schwanengesang veranlafst baben,
frifst Wasserkräuter und Insekten, und legt 5 bis
7 gelbbraune oder bräunlichgelbe Eier.
Man hält ihn in Rufsland wie den Höckerschwan,
bekommt ihn aber in Deutschland nur in kalten
Wintern zuweilen auf dem Entenfange. Im Win-
ter 1827 wurde ein Paar bei Mühlhausen in 'Thü-
Sue
ringen gefangen, und eine Zeit lang von der Re-
gierung in Gotha gehalten.
Die Gänse, AÄnseres, werden, in so fern sie
Nutzen bringen, weiter unten behandelt werden;
hier erwähne ich nur diejenigen, welche der Lieb-
haber des Vergnügens wegen zähmt.
54) Die Saatgans. Anser segetum, Meyer.
Sie hat fast die Gröfse der Hausgans —
zwei Gattungen derselben sind aber kaum halb so
grols — und zeichnet sich von dieser schon von
weitem aus 1) durch ihre Gestalt, 2) ihr Ge-
fieder und 3) ihren Schnabel. Sie ist näm-
lich schlanker, hat einen viel schwächern Hals, plat-
tern Leib und steht höher auf den Beinen. Ihre
graue Farbe zieht mehr in das Rostgraue und der
schwarze Schnabel ist in der Mitte orangegelb.
Eine Gattung hat 16, mehrere 18 und eine 20
Steuerfedern. Sie bewohnt den hohen Norden der
alten Welt, lebt auf sülsen Gewässern, im Winter
auch auf Saatfeldern oft in ungeheuern Flügen, ist
aufserordentlich scheu, frifst Wasserkräuter, Saat,
Gras, Körner und andere Sämereien, und legt 5
bis 8schmutzigweilse Bier. -
Man fängt sie auf dem Entenfange und behan-
delt sie wie”die zahmen Gänse. Ich sah mehrere
und hatte selbst eine, welche flügellahm geschossen
war. Diese letztere war ein altes Männchen, wurde
aber nie so zahm, dafs ich sie, wie ich bei andern
sah, hätte können frei herumlaufen und auf die
Teiche gehen lassen.
55) Die Blässengans, Anser albifrons,
Bechst. Ku
von welcher es eine grofse und kleine Gattung gibt,
ist stets kleiner, als die Saatgans und zeichnet sich
von ihr in jedem Alter durch den ganz gelben Schna-
bel, und im ausgefärbten Kleide durch den weilsen
Stirnfleck und den schwarzen grofsen unregelmäfsi-
gen Flecken an der Brust aus. Sie brütet auf Is-
land, ist weniger gesellschaftlich als die andern
Gänse, ihnen in der Lebensart, Nahrung und Fort:
' pflanzung ähnlich und wird mit Netzen, besonders
in Holland, gefangen. Man behandelt sie wie die
Saatgans. |
56) Die weilswangige Gans. Bernicla
leucopsis, Boje. (Anser leucopsis, Bechst.)
| Sie hat fast die Gröfse der grofsen Blässen-
gans, allein einen sehr kleinen Schnabel, etwas
höhern Fufs und fast kein Gänsegrau. Der Schna-
bel und Fufs ist schwarz, der Scheitel, Nacken
und ein Streif vor dem Auge schwarz, das Uebrige
des Kopfs weils, der ganze Hals und, Oberkörper,
der aschgraue, schwarz und grau gefleckte Ober-
- Nügel ausgenommen, schwarz, die Brust und der
Bauch weils. Sie lebt sehr nördlich und ist seltner in
Deutschland als die vorhergehenden, hat aber in der
Nahrung und Lebensart mit ihnen Aehnlichkeit; auch
wird sie wie diese gefangen. Ich sah vor zwei
Jahren ein Paar im Parke zu Weimar, auf und an
der Ilm, welche sehr zahm und hübsch waren.
Sie gingen wie die andern Gänse, zeichneten sich
aber im Schwimmen dadurch sehr von ihnen aus,
dafs sie mit der Brust weniger tief einsanken und
den Körper wie die nicht tauchenden Enten, den
Hals aber fast senkrecht trugen.
957) Die Ringelgans. Bernicla torquata,
Boje. (Anser torquatus, Frisch.)
Eine kleine Gans von 25" Länge und 50" Breite.
Alt. Der Schnabel, Fufs, Kopf, Hals, die Schwüng-
und Steuerfedern schwarz, der Mantel, die Brust
und der Bauch tiefgänseaschgrau mit grauweilsen
Federrändern, die Bauchseiten und der After weils,
An den Seiten des Halses steht wie bei der Rin-
geltaube ein weifser Fleck, welcher den Jun-
gen, bei denen das Schwarz der Alten durch Grau-
schwarz angedeutet ist, fehlt. Sie kommt aus dem
höchsten Nordosten an die deutschen Küsten, ist
weniger scheu, als die andern Gänse, ihnen aber
in der Lebensart und Nahrung; ähnlich.
Mein geehrter Freund, der Herr Dr. Schil-
— 568 —
ling zu Greifswalde, hatte früher 2 Stück dieser
Vögel auf einem Hofe herumlaufen, welche mit den
Hühnern fralsen und sehr zahm waren. Da sie
aber wenig, Wasser hatten und sich auf das T'rrockne
niederkauerten, rieben sie alle Federn am Bau-
che ab.
Die Enten, Anas, Linn. kann man fast alle
lebendig, erhalten; allein die mit flügelförmiger Hin-
terzehe, die eigentlichen Tauchenten fressen in
der Freiheit viele Schaalthierchen und wenig Was-
serpflanzen und gewöhnen sich alt schwer an die
Gefangenschaft. Der Herr Professor Dr. Horn-
schuch zu Greifswalde bekam eine lebendige alte
Sammetente, Anas fusca, Linn. Er liefs sie
in einem Bassin tauchen; sie fuhr unter das Was-
ser und stiefs sich so heftig auf den Boden dessel-
ben, dafs sie todt wieder auf die Oberfläche kam.
Ich erhielt ein Weibchen von Hornschuchs Sam-
metente am 23. Jan. 1823, und hatte es einige Tage
lebendig; allein es nahm keine Nahrung zu sich,
so dafs ich ihm Brod einstopfte und es endlich töd-
tete. Ich bin deswegen überzeugt, dafs die Zäh-
mung der Tauchenten weit mehr Schwierigkei-
ten, als die der nicht tauchenden, unterliegt, um
so mehr, da sie einen schlechten Gang haben und
viel Wasser brauchen. Da nun von den nicht tau-
‚chenden die schönsten schon oben behandelt sind,
und die Stockente, als die Stammmutter unse-
rer zahmen mit dieser beschrieben werden muls, so
gehe ich zugleich zu dem über, was noch über die
Säger und Taucher zu sagen ist. Die erstern
habe ich nie lebendig gehabt oder gesehen, wohl
aber die leiztern. Ich besafs den gehäubten
und kleinen Steisfufs einige Male und habe mir
viele Mühe mit ihnen gegeben, indem ich ihnen
kleine Frösche, Fische und Insekten verschaffte,
sie auch zuweilen auf das Wasser setzte; allein
dennoch gelang es mir nicht, sie am Leben zu er-
halten. -Sie zehrten ab und starben bald, weil sie
das freie Wasser zu ihrem Wohlseyn nicht entbeh-
ren können. Nur derjenige wird diese Vögel hal-
mag. ni
ten können, welcher einen Quellteich, der nie mit
Eis bedeckt wird, in seinem Besitzthum hat, diesen
mit einem tüchtigen Zaun umgibt und die am Flü-
gel gelähmten Steisfüfse und andere Wasservö-
gel darauf setzt. Auch Seetaucher, Colymbus,
wurden hier in der Nähe lebendig gefangen; allein
diese sind auf dem Lande noch viel ungeschickter,
als die Steisfüfse, und deswegen noch schwerer
zu halten. Dasselbe gilt von den Lummen, Al-
ken, Larven- und Krabbentauchern.
, we
“
VII. Vögel, welche des Nutizens wegen
| gehalien werden.
Hier sollen noch die wenigen Arten aufgeführt
und kurz beschrieben. werden, welche als gewöhn-
liche Hausvögel auf unsern Höfen zu finden sind.
1) Die Haustaube. Columba domestica,
Linn.
Sie hat keine bestimmte Farbe und Gröfse und
zerfällt in 1) dieeigentliche Haustaube, deren
Stammmutter so aussieht. Sie ist 14" bis 15" lang
und 27" bis 29" breit, der schwarze Schnabel ist
auf der Nasenhaut weifslich, der Augenstern feuer-
gelb, der-Fufs blauroth, der Kopf graublau, der
ganze Hals taubenhalsig, der mohnblaue Mantel
hat zwei, oft drei schwärzliche Binden auf dem zu-
sammen gelegten Flügel, der graublaue Schwanz
ist vorn schwarz, auf den Seiten schmal weils ein-
gefalst, der Unterkörper graublau. Diese ächte
Stammmutter unserer Haustaube hat eine sehr hohe
Stirn und lebt wahrscheinlich im südöstlichen Eu-
.ropa, in Asien und Aegypten; eine andere mit plat-
ter Stirn bewohnt schon die Kalkhöhlen bei Triest
und Sardinien; auch sie hat Antheil an unsern Haus-
tauben, wie die plattköpfigen unter diesen bewei-
sen. Von dieser ächten Haustaube gibt es eine
2
Menge Farbenverschiedenheiten, deren vorzüglich-
lichste ich weiter unten kurz beschreiben werde.
Aulser dieser ächten Haustaube findet man
noch folgende Arten bei den Liebhabern. 1) Die
Pfautauben oder Hühnerschwänze, von ver-
schiedener Farbe, an Gröfse den ächten Haus-
tauben gleich, aber mit einem vielfederigen Hüh-
nerschwanze, den sie aufgerichtet tragen und nur
im Fluge ausbreiten.
2) Die Perückentauben. Sie sind viel
gröfser, als die gewöhnlichen Haustauben, haben
einen kurzen Schnabel, stark gewölbten Kopf, ge-
wöhnlich ganz befiederte Fülse und am ganzen Hin-
terhalse so verlängerte und gesträubte Federn, dafs
diese ihn wie ein Kragen umgeben und auch von
vorn deutlich zu sehen sind. Die Zeichnung ist
höchst verschieden.
3) Die Kropftauben. Sie sind eben so
grols, oder etwas grölser, als die Perückentau-
ben, haben auch einen kurzen Schnabe! und eine
hohe Stirn, zeichnen sich aber dadurch, dafs sie
den Kropf ungeheuer aufblasen, vorzüglich aus.
Die Farbe und Zeichnung sehr verschieden.
4) Die türkischen Tauben. Gröfse und
Zeichnung wie bei den beiden vorhergehenden. Ihr
Schnabel ist kurz, ihre Nasenhaut ungewöhnlich
wulstig erhöht, ihr Kopf stark gewölbt, und ihr
Augenkreis kahl und höckerig.
5) Die Perltauben. Gröfse, Gestalt und
Zeichnung wie bei den gewöhnlichen Feldtauben;
das Ausgezeichnete bei ihnen ist, dafs alle kleinen
Deckfedern des Oberflügels aufwärts gerichtet sind,
und deswegen dem Flügel das Ansehen geben, als
wäre er mit Perlen besetzt.
6) Die Trommeltauben. Sie sind oft et-
was grölser, als die Feldtauben, haben gewöhnlich
befiederte Fülse, eine Stirnkoppe und Muschelhaube,
höchst verschiedene Zeichnung, und lassen beim
Rucksen trommelartige Töne hören.
iu ee
7) Die Purzeltauben oder Tümmler.
Sie sind etwas kleiner, als die Feldtauben, haben
einen kurzen Schnabel und nackte rothe Augenlie-
der, sehr verschiedene Zeichnung und überpurzeln
sich aus Spielerei im Fluge.
8) Die Mövchentauben. Sie sind merk-
lich kleiner, als alle vorhergehenden, von Farbe
verschieden und haben einen kurzen Schnabel und
am Vorderhalse eine Krause, oder einen Länge-
streif von langen Federn.
9) Die Klatschtaube. Sie hat die Gröfse
der 'Trommeltaube, eine verschiedene Zeich-
nung, und einen schwerfälligen Flug, welcher sich
durch lautes Klatschen, was durch das starke Zu-
sammenschlagen der Flügel entsteht, auszeichnet.
10) Die struppige Taube. Sie hat die
Gröfse der zunächst vorhergehenden, verschiedene
Zeiehnung und aufwärts gekrümmte Federn. Sie
sieht den Strupphühnern ähnlich.
Der ächte Taubenliebhaber hält besonders auf
die Farbentauben, und wie weit es in der Zucht
derselben zu bringen ist, zeigte der T’aubenschlag
eines Verwandten von mir, welcher die schönsten
Tauben in ganz Sachsen enthielt und ein Gegen-
stand allgemeiner Bewunderung mit Recht war.
Die schönsten und seltensten darin waren:
1) Schwarze "Tauben.
Durchaus kohlschwarz, ohne weifsen Bürzel,
aber mit weilsen Köpfen und Strichen, Latschen,
Querhauben und Doppelschnippen.
2) Rothe, 3) gelbe, 4) blaue Tauben
mit derselben Abzeichnung wie bei den schwarzen.
Damit die gelben nicht zu blafs ausfallen, paart man
eine rothe und gelbe mit einander.
5) Weifse Tauben.
Mit Doppelschnippen, Latschen und Querhau-
ben oder mit schwarzen, blauen, rothen und gelben
Schnippen und Strichen.
| 24 *
—_-— 372 —
6) Venustauben.
a) Weifse mit rothen, gelben, himmelblauen,
schwarzen und silberfahlen Köpfen, Querhauben,
Latschen, Flügeln und Strichen. |
b) Schwarze, blaue, rothe, gelbe mit weifsen
Köpfen und Flügeln. Man nennt diese letztern
auch umgekehrte Venustauben, und zieht sie, wenn
man schwarze, blaue, rothe und gelbe Tauben mit
mehrern weilsen Schwungfedern durch mehrere Ge-
nerationen zusammen paart.
7) Schildtauben.
Weise mit schwarzen, blauen, rothen, gelben
und silberfahlen Schilden, weiflsen Strichen, Quer-
hauben, Latschen und Doppelschnippen. Je dunk-
ler die Farben, desto schöner sind die Tauben.
Bei den blau- und silberfahlschildigen müssen die
weifsen Striche mit schwarzen Kanten eingefalst
seyn. Man paart auch hier schwarze mit blauen
und rothe mit gelben.
8) Schwingige oder Storchtauben.
Weifse mit schwarzen, blauen, rothen und gel-
ben Schwingen, Schnippen und Querhauben. Man
paart auch hier, wie bei den vorhergehenden die
Tauben von verschiedenen Farben zusammen,
9) Schnippige.
a) Weilse mit rothen, gelben, schwarzen und
blauen Schnippen, Schwänzen und Latschen.
b) Rothe, gelbe, schwarze und blaue mit wei-
fsen Strichen, Schnippen und Schwänzen. Die Paa-
rung der 'Tauben verschiedener Farben geschieht
wie bei den vorhergehenden. ar
10) Zählige.
Weifs mit schwarzen, blauen, rothen und gel-
ben Köpfen, Vorderhälsen, Latschen, Schwänzen
und Querhauben. Je weiter die dunkle Zeichnung
auf dem Kropfe herabgeht, und je reiner weils der
Hinterhals von der Querhaube an ist, ‘desto mehr
haben sie Werth. Man paart sie wie die vorher-
gehenden.
— 3793 —
11) Gebrüstete.
Weilse mit schwarzem, blauem, braunem und
gelbem Kopfe und solcher Brust, Doppelschnippe
und Querhaube Je weiter die ‘dunkle Zeich-
nung an der Brust heruntergeht, und je reiner
weils der Hinterhals ist, desto schöner die Taube.
Man paart braune und gelbe zusammen. Die Jun-
gen sehen gesprenkelt aus.
12) Krausentauben.
Weifse mit einem braunen oder gelben auf dem
Unterkropfe stehenden, mit den Spitzen nach oben
gerichteten halben Monde und solchen Strichen.
Sie sind schwer zu ziehen. R
13) Silberfahle.
Mit weifsem Kopfe und weifsen, schwarz ein-
gefalsten Strichen und Querhauben.
14) Stärchen.
Durchaus schwarz und weils gesprenkelt, mit
Doppelschnippen, Querhauben und Latschen. We-
nig selten und wenig geachtet*). Der Tauben-
schlag muls grofs und geräumig, mit einem Fen-
ster, mit Sitzstangen und Mulden versehen, unten
mit Sand bestreut, durch ein Fallgitter verschliefs-
bar gegen Morgen oder Mittag und so angelegt
werden, dafs kein Raubthier (Marder, Iltis, Wie-
sel, Katze) hinein kommen kann. Ist es möglich,
ihn über einem Stall anzubringen, so hat dies den
grolsen Vorzug, dafs die Tauben im Winter warn:
sitzen und früher zu legen anfangen. In Tauben-
schlagen, welche an der Wand einer Wohnstube
angelegt werden, brüten sie zuweilen schon im Ja-
nuar, und dann kann es geschehen, dafs sie in ei-
nem Jahre fünf Mal Junge ausbringen; in kalt lie-
genden 'Taubenschlägen kann man aber nur auf
‚drei Bruten jährlich rechnen. Eine bekannte Sache
*) Siehe über denselben Taubenschlag: „Die Farbentau-
ben für Liebhaber und Kenner. Dresden 1318 in der Arnold.
Buchhandlung.
— 374 —
ist es, dafs man ungern Nestpaare zusammenpaart,
weil sie weniger fruchtbar sind als die andern, und
dafs man, um von andern Orten hergebrachte Tlau-
ben einzugewöhnen, diese einsperren und dann
erst loslassen muls, wenn sie Eier haben, in denen
die Jungen sich schon regen, oder wenn sie auf
den kaum ausgekrochenen Jungen sitzen. Sind sie
aber nicht über einige Stunden weit hergebracht,
so erreicht auch dieses Mittel nicht immer seinen
Zweck. Um aus der Nähe hergebrachte Feldflüch-
ter einzugewöhnen, mufs man sie lange Zeit ein-
sperren. Wie gern die Tauben hoch wohnen, sieht
man daraus, dafs sich viele auch aus den Schlägen,
in denen sie sehr gut gehalten werden, auf die
‘Thürme gewöhnen. Das wohlfeilste Futter für die
Haustauben geben ohne Zweifel die Kartofieln
ab; allein es ist nicht rathsam, sie nur damit zu er-
nähren; besser bekommen ihnen Gerste, Hafer,
Wicken, Erbsen, Kicherlinge u. dergl., unter wel-
chen man ihnen zuweilen gekochte Kartofleln ge-
ben kann. Da, wo grofse Höfe sind, in deren
Scheunen viel gedroschen und die Düngerstätte mit
vielem Strohmiste öfters angefüllt wird, verlangen
‚die Tauben wenig hingestreutes Futter, sie su-
chen sich da ihre Nahrung grolsen 'Theils selbst,
und bringen dann den meisten Nutzen. Gibt man
ihnen im Winter gekochte Kartoffeln, so müssen
diese klar gebröckelt, laumwarm und zum dritten
Theil mit Getraide vermischt werden. Reicht man
ihnen im Winter die Kartoffeln kalt, so bekommen
sie leicht einen gefährlichen Durchfall. Man kann
ihnen viel von dem in der Scheune ausgesiebten
Unkrautsamen, unter welchem sie die Vogelwicken
(Yicia cracca) vorzüglich gern fressen, geben.
Zu reichliches Futter von Wicken, Erbsen, Hanf
und Gerste macht sie zu frech und fett, und des-
wegen schadet es weniger, ihnen das Futter kärg-
lich, als im Ueberflusse zu reichen, die Mauserzeit,
in welcher sie gutes Futter verlangen, ausgenom-
men; allein diese fällt bei den Feldtauben in
die Wochen, in welchen viele Körner auf dem Felde
liegen, durch deren Autlesen sich diese selbst er-
— 359 —
nahren können. Neben den Fluglöchern aufserhalb
des Taubenschlags bringt man einen flachen, oben
ofinen Kasten an, in welchem sich mit Anis und
Salz durchkneteter Lehm befindet. Aus diesem fres-
sen die Tauben nicht nur den Anis heraus, son-
dern sie verschlucken auch den salzigen Lehm. —
Wer schöne Farbentauben ziehen will, muls
auf die Paarung vorzüglichen Fleilfs wenden; denn
beim Kaufen schöner Tauben wird man leicht be-
trogen.
Eine Hauptregel bei der Behandlung der jun-
gen Tauben ist die, sie nicht anzugreifen, weil die,
welche man angegriffen hat, das Nest zu frühzei-
tig verlassen, im Schlage herum laufen, von den
Eltern nicht mehr regelmäßig gefüttert, von andern
Tauben oft gehackt und so zu Grunde gerichtet,
oder doch in ihrem Wachsthume gestört werden. —
Die Frage, ob die Taubenzucht Gewinn oder
Schaden bringe, ist leicht zu beantworten. Der,
welcher seine Tauben vollständig füttern mufs, hat
bedeutenden Schaden; der aber, dessen 'Tauben
fast ohne von ihm gereichtes Futter sich von den
Körnern, welche auf dem Felde, vor den Scheu-
nen, auf den Düngerstätten liegen, oder von an-
dern Leuten ihren Tauben gegeben werden, er-
nähren, hat von der Taubenzucht für den Magen
bedeutenden Gewinn, und noch den Vortheil, einem
unerwarteten Besuche ein gutes Gericht vorsetze
zu können. — a
2) Das Haushuhn. Gallus gallinaceus,
Gesn. Si
Dieses sehr bekannte Huhn zerfällt in meh-
rere Gattungen, welche von verschiedenen Stamm-
racen herkommen. Ich kenne davon |
.1) Das gewöhnliche Haushuhn. Gallus gal-
linaceus, Gesn. (Phasianus gallus domesticus,
Linn.)
Es stammt aus Asien, hat, wie ich es aus Java
sah, wild folgende Zeichnung. Der Hahn. Der
Kamm einfach, grofs und gezackt, und wie die
— 3976 —
Kehllappen roth, der ganze Hals, Rücken und der
Bürzel fuchsroth, der Vorderkörper, die Schwung-
federn und der Schwanz glänzend schwarz ins Grün-
liche ziehend. Es gibt schöne rothe zahme, welche
diesen wilden täuschend ähnlich sind. Die Henne
hat einen kleinern, aber auch einfachen Kamm,
ziemlich grofse Kehllappen und eine Körperfarbe,
welche mit der der Fasanhenne grofse Aehnlichkeit
zeigt. Es ist mir noch keine zahme Henne vor-
gekommen, welche der wilden Stammmutter ähn-
lich gewesen wäre. Man findet die Haushähne
und Haushennen von verschiedenen Farben, weils,
schwarz, gelb, bunt, geschäckt, gefleckt u. derg.
Die stärksten und kräftigsten sind diejenigen, wel-
che den Stammeltern am ähnlichsten gezeichnet
sind. . Je gröfser die Hauben oder Koppen auf dem
Kopfe sind, desto weichlicher sind sie. Man findet
1) Das Brabanter Huhn. Gallus pata-
vinus. Gewöhnlich mit einer grofsen Koppe und
sehr verschiedener Zeichnung, aber von bedeuten-
der Gröfse und mit kürzern Schwanzfedern im
männlichen Geschlechte. Es ist wenigsens um die
Hälfte gröfser, als das gemeine Huhn.
2) Das Kluthuhn (Kaulschwanz). Gal-
lus ecaudatus.
Der Bürzel hat verlängerte Federn, aber der
Schwanz fehlt, der Kamm ist ungezähnt, die Un-
terkinnlade hat zwei Bärte;‘ die wilden sollen auf
Ceylon leben und auf beiden Seiten des Körpers
braun und pomeranzenfarbig, aussehen. Gezähmt
findet man es von eben so viel Farben, als das ge-
meine Haushuhn. Ich besitze einen Haushahn mit
Rebhühnerschwanz; vielleicht ist dieser dem ächten
wilden Kluthahne ähnlich.
3) Das Latschhuhn. Gallus dasypus.
Die, welche ich zuerst sah und besafs, hatten ei-
nen kleinen straufsartigen Kamm, fastkeine Lappen,
aber einen Bart an dem Kinne und den Kopfseiten,
einen grolsen Federbusch, sehr befiederte Fülse,
mittellange und wenig gebogene Steuerfedern, eine
— I —
stark vorstehende Brust und ein durchaus weils und
schwarz geflecktes Gefieder, welches beide Ge-
schlechter trugen. Jetzt gibt es in unserer Gegend
solche Hühner von verschiedenen Farben, auch ganz
De: Das Vaterland dieses Huhns ist mir unbe-
annt.
4) Das Mohrenhuhn. Gallus morio.
Man findet es von verschiedenen Farben; seine’
Unterscheidungszeichen sind äufserlich die schwarze
Farbe des Kamms und der Kehllappen und inner-
lich die schwarze Knochenhaut des Gerippes. Es
soll aus Indien stammen.
5) Das Wollhuhn. Gallus lanatus.
Ein Stück meiner Sammlung hatte an dem
: Kamme und den Lappen eine röthlich blauliche
. Farbe, eine schwärzliche Haut und graubläulichen
Schnabel und Fufs. Das ganze kleine Gefieder ist
hornartig, wollig und schmutzig weils. Sein Vater-
‚land ist das südöstliche Asien.
6) Das Strupphuhn. Gallus crispus.
Kamm und Kehllappen, wie am gewöhnlichen
Haushuhne; das Gefieder des ganzen Oberkörpers,
selbst der hintern Schwung- und vieler Steuerfe-
dern, auch das des Halses und der Seiten ist rück-
wärts gekrümmt und aufwärts gebogen. Es soll
aus dem südlichen Asien herstammen. Ich besals
es selbst von sehr verschiedenen Farben.
7) Das Zwerghuhn. Gallus pusillus.
Es hat kaum 3 der Gröfse des gewöhnlichen
- Haushuhns, etwas kurze, selbst auf den Zehen be-
fiederte Füflse und lange Schwanzfedern.. Der
‘ Hahn hat gewöhnlich zur Hauptfarbe Fuchs - oder
Gelbroth mit schwarzer Brust, schwarzem Fuls und
Schwanz. Die Henne ist von verschiedener F'arbe.
Dies sind die Hauptverschiedenheiten, welche ich
kenne.
Nur da befinden sich die Haushühner wahr-
haft wohl, wo sie ins Freie hinauslaufen können;
besonders lieben sie Grasplätze und Felder. Auf
gepflasterten Hlöfen leiden am meisten die Jungen.
— 918 —
Man hält sie am besten in Hühnerhäusern , welche
in oder über den Viehställen angebracht sind, da-
mit sie im Winter durch die strenge Kälte nicht so
sehr leiden, und bald zu legen anfangen. Wer sie
in geheizten Zimmern halten kann; wird viel früher
Eier bekommen, als wer sie der Winterkälte aus-
setzen muls. Besonders empfindlich gegen strenge
Kälte habe ich die Zwerghühner gefunden; die
gewöhnlichen ertragen sie am Leichtesten und die
mit einfachem Kamme und dunkeln Farben sind
dauerhafter, ‘als die weifsen nnd grolskoppigen.
Auch um deswillen sind die Hühner mit einfachem
Kamme den grofskoppigen vorzuziehen, weil man
bei den erstern an der Gröfse des Kammes und
der Lappen die jungen Hähne viel früher, als bei
den letztern erkennen kann. Eben so sieht man die
kräftigere Natur der erstern schon in der Jugend
daran, dafs die Hähne früher krähen, als bei den
letztern.
Es ist eine bekannte Sache, dafs die alten
Hennen, wenn sie zu legen aufhören, zu krähen
anfangen, und zum Theil hahnfederig werden; al-
lein dies geht langsam. Eine solche, welche nicht
mehr legte, hielt ich 4 Jahre in der Hoffnung, ihre
etwas gekrümmten Schwanzfedern sollten ganz si-
chelförmig werden; allein sie veränderten sich in
dieser Zeit nicht. —
Das oben bei den Tauben angegebene Futter
wird auch den Hühnern gereicht und zwar mit den
oben bemerkten Vorsichtsmafsregeln. Sehr gut ist
es, wenn man, den Winter natürlich ausgenommen,
die Hühner recht früh in. das Freie lassen kann.
Sie finden dann eine Menge Regenwürmer auf dem
Boden, welche sich später in ihre Löcher zurück-
ziehen. Das sicherste Mittel, das Vertragen der
Eier zu verhüten, ist allerdings das Greifen und
darauf erfolgte Einsperren derer, welche ein Ei
im Legdarme haben; allein es hat den grofsen
Nachtheil, dafs es viele Hennen vom Glucksen und
Brüten abhält. Wer also schöne Hühner ziehen
will — dies ist durch genaue Aufsicht auf die Eier
der schönen Hennen möglich — muls; damit er gluck-
Be BESSZeSng ET ei GR -
— 379 —
sende Hennen bekommt, seine Hühner nicht grei-
fen lassen. Um viele Hennen zu erzielen, sucht
man hier und da die rundlichen Eier vor den läng-
lichen aus, in der Meinung, aus jenen kröchen die
Hennen, aus diesen die Hähne aus; allein diese
Meinung beruht auf gar keinem Grunde. Viel si-
cherer und wirklich empfehlungswerth ist ein ande-
res Verfahren. Wenn man eine Henne zum Brü-
ten ansetzen will — wo möglich wählt man den
Ort, wo sie sich selbst hinsetzt — sucht man aus
dem Eiervorrathe der letzten Tage diejenigen Eier
aus, welche die kleinsten Poren, eigentlich
die Luftlöcher, die kleinen Vertiefungen in der
Schale, haben. Um diese zu erkennen, hält man
die Eier gegen das Sonnenlicht und da wird man
leicht sehen, wie verschieden das Gewebe der Eier-
schalen ist. Die grobkörnigen bringen gewöhnlich
Hähne und die feinkörnigen Hennen zur Welt, was
sich leicht begreifen läfst, wenn man bedenkt, wie
viel stärker der Hahn, als die Henne und wie viel
gröber die Haut des erstern, als die der letztern.
ist. — i /
Als die besten Leghühner habe ich die braban-
ter gemeinen Klut- und Zwerghühner erfunden. —
Die gemeinen und Kluthühner gehen am mei-
sten auf das Feld, und die Grasplätze, und schar-
ren am Fleifsigsten, weswegen sie das wenigste
- Futter bedürfen. Da, wo sich die Hühner im
Freien, vor den Scheunen und auf den Dünger-
stätten viel Futter suchen können, bringen sie al-
lerdings etwas ein; allein da, wo sie alles Futter,
das sie bedürfen, von den Menschen erhalten müs-
sen, kosten sie mehr, als die Eier, welche sie le-
gen, werth sind. —
Wer viele Hühner hält und jährlich einige Hen-
'nen zum Brüten ansetzt, kann die Küchelchen von
2 oder 3 Bruten einer Gluckshenne übergeben,
und die andere oder die andern 14 'Tage einsper-
ren oder mit einem Strick, wie die Läufer auf dem
Vogelheerde, anbinden, und ihnen Futter und Was-
ser hinsetzen. In dieser Zeit vergessen diese Hen-.
nen ihre Jungen und fangen wieder an zu legen.
Dafs man die Hähne, welche Kapaunen und
die Hennen, welche Poularden werden sollen,
früh der Geschlechtstheile berauben mufs, ist eine
bekannte Sache.
3) Das Truthuhn. Meleagris gallopavo,
Linn.
Dieser allgemein bekannte kräftige Hausvogel
ist im männlichen Geschlechte bedeutend grösser,
als eine Gans, und sieht wild so aus: der Schna-
bel und die Fülse sind hornfarben, oben hinter dem
. ersteren steht eine weit herab hängende, rundliche
Fleischwarze, der Kopf ist kahl, mit Fleischwarzen
bedeckt und einzelnen Haaren besetzt; auch an der
Gurgel hängen fleischige Lappen. Die Fleisch-
warze über dem Schnabel ist beim Männchen sehr
grofs. Auch hat dieses auf der Brust einen Bü-
schel langer Haare und schwache Spornen. Ge-
wöhnlich sind alle diese fleischigen, nackten Theile
roth, im Zorn,und in heftiger Begierde aber wer-
den sie blau. Der Schwanz ist mittellang, hat 18
Steuerfedern und wird vom Männchen oft in fein
Rad geschlagen. Die Hauptfarbe ist ein schillern-
des Braungrün mit Kupferglanz.
Gezähmt findet man sie eben so, oder fast
schwarz, rothbräunlich, kraunröthlich, aschgrau oder
weilslich. — |
Sein Vaterland ist Nordamerika, wo er heer-
denweise in den Wäldern lebt, und wie unsere
Waldhühner des Nachts auf Bäume fliegt. Er
frifst in der Freiheit eine Menge von Baumfrüch-
ten, Körnern, zarten grünen Pflanzen und viele
Insekten. Er .nistet auf der Erde, legt 8 bis 16
weifsliche, roth gepunktete Eier, und er-
nährt seine Jungen gröfstentheils mit Kerbthieren.
Auf ein von der Mutter gegebenes Zeichen — es
besteht in einem eigenen 'Tone — kauern sich alle
Jungen blitzschnell auf dem Boden nieder, und ent-
gehen dadurch sehr oft der ihnen drohenden Gefahr.
Gezähmt wird das 'Truthuhn oder der Pu-
ter auf vielen Höfen gehalten. Der Hahn ist sehr
zornig und deswegen oft den Kindern, zumal wenn
N
diese etwas Rothes an sich haben, gefährlich, und
so hitzig, dafs er fast das ganze Jahr ein Rad
schlägt. Die Henne brütet mit ganz aufserordent-
licher Beharrlichkeit, ‘und ist deswegen auch zum
Ausbrüten anderer Eier, z. B. der Enten, der Perl-
hühner, Pfauen, Fasanen u. dgl. sehr gut zu ge-
brauchen. Da sie nach der Brut bald wieder zu
legen anfängt: kann man sie zuweilen jährlich
zweimal brüten lassen, und hat oft mit den Jun-
gen dieser zweiten Brut, da sie in die wärmsten
und längsten 'Tage fällt, weit weniger Noth, als
mit denen der ersten; denn die jungen Puter ver-
langen eine aulserordentliche Sorgfalt, wenn sie ge-
deihen sollen. Die zarten Jungen erhalten hart ge-
sottenes Ei, recht frischen, gut ausgeprelsten Quark,
Hirsen, später Waizen, Gerste und andere Körner.
.Eine Hauptsache bei der Truthühnerzucht ist ein
grofser Rasenplatz, .es sei Garten oder Wiese, auf
welchem die Jungen sich sonnen, zarte Grasspitzen
abpicken und Insekten suchen können. Dabei ist
vor Allem darauf zu sehen, dafs sie nicht in die
Nässe kommen; denn diese wird ihnen tödtlich.
Deswegen ist ein kaltes regnerisches Frühjahr der
'Truthühnerzucht so “„nachtheilig, dafs oft ganze
Heerden zu Grunde gehen, und die wenigen übrig-
bleibenden den Krampf in den Fülsen bekom-
men. —
Da wo die Truthühner auf die Felder
kommen können, verlangen sie weniger Futter, als
aufserdem; denn sie fressen sehr viel, und thun an
dem stehenden Getraide, wenn sie dazu gelangen
können, ungeheuren Schaden. Ueberhaupt ist die
'T'ruthühnerzucht nur da vortheilhaft, wo viele Kör-
ner auf dem Hofe ohne diese Vögel verloren ge-
hen würden, und wo man die Hähne theuer ver-
kaufen kann. —
Es gibt schon Haushähne, vor denen man Kin-
der in Acht nehmen mufs, aber 'Truthähne werden
zuweilen so böse, dafs man sie abschaffen mufs.
4) Die gemeine Ente. .Anas boschas,
Linn.
u
Diese Ente, von welcher unsere gewöhnliche
zahme abstammt, ist 23 bis 26" lang, und 39" bis
41" breit und hat im männlichen Geschlechte ein
Hochzeit- und einSommerkleid. Der Schna-
bel ist grünlichgelb, der Fufs orangenfarben, der
Kopf und Hals — der letztere hat unten einen
weilsen Ring — ist glänzend dunkelgrün, der Ober-
körper hoch- und graubraun, dunkler und heller
gemischt und gewässert, der Unterrücken, Bürzel
und die 4 mittelsten, aufwärts gekrümmten Steuer-
federn schwarzgrün, der Spiegel prächtig grünblau,
nach dem Rücken hin schwarz, vorn und hinten
mit einer weilsen Linie eingefalst; die Untergur-
gel, der Kropf und die Brusthöhle dunkelkasta-
nienbraun, der übrige Unterkörper bis zu den
sammetschwarzen Unterdeckfedern auf grauweilsem
Grunde zart schwärzlich gewässert. Vom Julius bis
in den October nähern sich .die Männchen den
entengrauen, stark ins Rostfarbige ziehenden
Weibchen, denen auch die flüggen Jungen
ähneln in der Zeichnung. Im Pflaumkleide sind die
Jungen artig olivengrau, dunkler gestreift, auf dem
Unterkörper blafsgelb.
Die zahmen Enten ähneln diesen eben beschrie-
benen wilden mehr oder weniger; doch habe ich
noch keinen Entrich gefunden, welcher ganz den
braunen Kropf der wilden gehabt hätte. Es gibt
aber auch schäckige und ganz weilse unter ihnen.
Eine besondere Abänderung sind die mit schwar-
zen Köpfen, weifsen Vorderhälsen und dunkeln
Schnäbeln. Manche glauben, dafs diese von einer
besondern wilden Art abstammen; allein dies scheint
mir nicht wahrscheinlich, da man die Uebergänge
in die gewöhnliche Zeichnung bei manchen deut-
lich sieht, und die vermeintliche wilde Art nirgends
angetroffen hat. Sehr anziehend ist es, die zahme
mit der wilden Ente zu verpaaren. Mir ist der
Versuch vollkommen gelungen. Ich liefs die Eier
wilder Enten, welche schon eine Zeit lang beses-
- sen waren, von einer Haushenne vollends ausbrü-
ten, und erhielt so 8 Junge, von denen aber, weil
ich ihnen wenig Wasser verschaffen konnte, nur 2
—_ 393 —
Entriche am Leben blieben. Den einen verpaarte
ich mit einer zahmen Ente, den andern mit einem
Bastard von einer zahmen und wilden. Das erste
Paar kam mir weg, das andere aber brachte 8
Junge aus, welche ganz die Zeichnung, der wilden
hatten. Als sie flügge wurden, flogen sie auf die
nahe liegenden Teiche, und liefsen sich Abends
wieder in den Hof und den Stall treiben. Aus
Furcht, sie zu verlieren, schnitt ich ihnen, was
schon früher bei den alten Männchen geschehen
war, die längsten Schwungfedern des einen Flü-
gels ab, und so erhielt ich sie recht gut. Diese
Vorsichtsmalsregel ist überhaupt jederzeit bei erst
kürzlich gezähmten Enten zu beobachten. Ein
Freund von mir in der hiesigen Gegend hatte eine
junge weibliche wilde Ente zahm gemacht. Sie
legte im nächsten Jahre viele Eier, brachte eine
ganze Heerde Junge aus, führte sie früh auf die
benachbarten "Teiche und kehrte Abends mit ih-
nen zurück. Da diesen die Flügel beschnitten wa-
ren, ging die Sache sehr gut. Im darauf folgen-
den Jahre brütete sie ebenfalls. Sie hatte sich un-
vermerkt wieder gemausert und wie ihre Jungen
lange Schwungfedern bekommen. Man verschob es,
ihnen diese zu beschneiden, und ehe man es sich
versah, flog die ganze F'amilie auf und davon, ohne
je wieder zurück zu kehren. — |
Die zahmen Enten sind stets gröfser, als die
wilden, dicker und plumper und zeichnen sich vor-
züglich durch ihre kurzen Flügel von ihnen aus.
Diese erlauben ihnen nicht, sich in die Luft zu
schwingen und eine bedeutende Strecke fortzuflie-
gen, sondern nur auf dem Wasser hinzuflattern.
Sie befinden sich nur da wohl, wo sie Wasser in
der Nähe haben. Grofse, mit Meerlinsen bedeckte
Teiche sind ihr Lieblingsaufenthalt und reichen den
Alten und den Jungen so viele Nahrung, dar, dafs
sie nur früh und Abends mit Körnern — Hafer
und Gerste — gefüttert zu werden brauchen, und
ungleich mehr einbringen, als sie verzehren. Wenn
sie auf Bächen schwimmen, mufs man darauf sehen,
dals sie nicht mit dem Wasser fortgehen, und die
-
Nacht aufserhalb des Hofes zubringen; denn, wenn
man dieses duldet, wird man bald um sie kommen.
Auf Brutteiche darf man sie auch nicht gehen las-
sen, weil sie den Laich der Fische fressen. Da
die zahmen Enten ungern im Stalle brüten und im
Freien, wo sie ihre Nester gewöhnlich anlegen,
grolsen Gefahren ausgesetzt sind: so läfst man ihre
Kier gern von Haus- oder 'Üruthühnern ausbrüten.
Merkwürdig ist es, was dies für einen Kinflufs auf
die Natur der jungen Enten hat. Diese wagen es
nicht, ins Wasser zu gehen, sondern bleiben auf
dem Lande und folgen dem Locken der Pflege-
mutter. Um dies zu verhüten, mufs man die zar-
ten Jungen bald auf das Wasser bringen. Sie ler-
nen dann ihr Element frühzeitig kennen und so
lieben, dafs die besorgte Mutter umsonst mit ängst-
licher Gebehrde und warnender Stimme am Ufer
herumläuft. Die jungen Entchen lassen sich nicht
von ihr auf das 'Trockne locken. Es ist sonderbar,
dafs diese Jungen so geschickt laufen: und tauchen,
da sie doch im Alter ungeschickt gehen und nur
nach der Begattung, aufserdem sehr selten unter-
tauchen. Diese Jungen verlassen ihre Pflegemut-
ter sehr bald und halten sich treu unter einander
zusammen. Bine Hauptsache bei der Entenzucht
ist, diese Jungen Anfangs mit Ei, Quark und Brod,
später mit Körnern tüchtig zu füttern und zwar
des Abends, wenn sie nach Hause kommen.
5) Die Bisamente. (Türkische Ente.)
‚Anas moschata, Linn.
Sie ist wenigstens um die Hälfte gröfser, als
die eigentliche Hausente und zeichnet sich von
ihr nicht nur durch den längern Schwanz, sondern
vorzüglich auch durch die grofsen rothen
Warzen, mit denen der hintere Theil des
Oberschnabels und das ganze Gesichtbe-
deckt ist, aus. Der Schnabel und Fufs ist dun-
kelockergelb, der letztere oft mit Schwarz ge-
mischt, die Stelle um die Nasenlöcher schwarz, der
Oberkörper braun, auf dem Kopfe schwarz, überall
mit grünem und Goldschiller; der Schwanz in der
—_ 5 —
Mitte braun, auf den Seiten weils. Die Schläfe
und der ganze Unterkörper weils, braun und schwarz
‘ gefleckt. Dies ist die ursprüngliche Zeichnung.
Durch die Zähmung aber hat sich dieselbe so ver-
ändert, dafs man schäckige, anders gefärbte, sogar
ganz weilse findet. Die Weibchen sind stets viel
kleiner, als die Männchen und haben kleinere War-
zen am Kopfe. Sie lebt heute noch wild in Brasi-
lien, setzt sich und nistet auf Bäume und legt 6
bis 12, den der gemeinen Ente ähnliche,
aber gröfsere Bier. Ihr Fleisch ist sehr schmack-
haft. Des letztern, ihrer Schönheit und Gröfse we-
gen hält man sie, wie die gemeine Ente auf
unsern Hühnerhöfen; allein sie ist viel träger, plum-
per und im Aufsuchen ihrer Nahrung ungeschick-
ter, als diese, braucht deswegen mehr hingestreu-
tes Futter — ich habe mehrere gesehen, welche
. gar nicht auf das Wasser gehen wollten — legt -
weniger gut, ist noch überdies, da sie aus einem
so warmen Lande stammt, viel zärtlicher, als die
gemeine Ente, und dieser also, wenn man auf -
den Nutzen, welche ihre Zucht bringt, allein Rück-
sicht nimmt, bei weitem nachzusetzen. Dafs man
sie mit der gemeinen Ente paaren und dadurch
Bastarde erziehen kann, ist eine bekannte Sache.
6) Die Graugans (Hausgans). Anser
cinereus, Meyer. (Anas anser, Linn.
Die wilde Graugans, die Stammmutter un-
serer zahmen ist 2' 9" bis 3° lang und 5’ 2" bis 6"
breit und so gezeichnet. Der Schnabel ist oran-
genfarben, der Fufs gelblich fleischfarben, das Ge-
fieder gänsegrau, auf dem Rücken und an den
Seiten dunkel, übrigens hell, der Spiegel schwarz,
der Oberflügel und Unterrücken aschgrau, der
Bauch und Unterschwanz weils. Die zahmen rein
grauen Gänse, deren Gefieder nicht in das Silber-
graue fällt, sehen diesen wilden sehr ähnlich; allein
sie haben stets stärkere Fülse, kürzere
Schwingenspitzen, eine plumpere Gestalt
und unedlere Haltung. Gewöhnlich aber zei-
gen die zahmen Gänse: diese Urzeichnung nicht
-.
mehr rein, bald sind die Flügelspitzen oder andere
Stellen des Körpers weils, so dafs sie schäckig er- _
scheinen, bald ist das Grau silbergrau, bald sind
sie ganz weils, und sehen dann mit ihrem gelben
Augenliedrändern, ihrem orangenfarbigen Schnabel
und ihrem fleischgelben Fülsen recht schön aus. —
Im südlichen und mittlern Deutschlande erreichen
sie nicht die Gröfse, wie im nördlichen, nament-
lich in Pommern. Dies kommt 1) von der Nah-
rung. Die fetten Gräser dieses Landes und die
vielen stehenden Gewässer, welche es enthält, sind
der vollkommnen Ausbildung dieser Vögel sehr zu-
träglich; 2) von der Behandlung. In Pom-
mern werden sie sehr sorgfältig gepflegt und nie
gerupft. Das viele Rupfen schwächt sie gar sehr,
bringt aber freilich viel ein. — |
Die grauen Gänse sind die dauerhaftesten
und dafs die wilden wirklich eine Art mit unsern
zahmen ausmachen, sieht man daraus, dafs sie sich
leicht zusammen paaren, fruchtbare Bastarde her-
vorbringen, und dafs sich die wilden bald zu zah-
men machen lassen. Eine Hauptsache bei der Gän-
sezucht ist, dafs die Jungen nach dem Auskriechen
anhaltender Nässe und Kälte nicht ausgesetzt, tüch-
tig mit Schrot und klar gehackten Brennnesseln
gefüttert und wohl in Acht genommen werden. Die
meiste Sorgfalt aber verlangen sie, wenn ihre F'e-
dern im gröfsten Wachsthume sind, zur Zeit, wenn
ihre Flügel sich zu kreuzen anfangen; werden sie
da nicht tüchtig gefüttert, so sterben ihrer viele.
Merkwürdig ist es, dafs die Zähmung, auf die Gänse,
welche doch an vielen Orten, wo sie gehalten wer-
den, fast gar kein Wasser haben und also eine von
ihrer eigenthümlichen sehr abweichende Lebensart:
führen müssen, lange nicht so eingewirkt hat, als
auf die Enten. Bei den letztern hat sie ‚nicht
nur die Sommermauser der männlichen Vögel fast
oder ganz unterdrückt, sondern auch die Flügel
so verkürzt, dafs sie aulser Stand sind, sich in die _
Luft zu erheben; bei den Gänsen hingegen, hat sie
die Zeichnung nicht nur weniger verändert — man
findet, wie oben bemerkt wurde, das ächte Gänse-
— 3997 —
‚grau der wilden an vielen zahmen — sondern auch
die Flügel weit weniger verkürzt; daher kömmt es
auch, dafs sich die zahmen Gänse, zumal wenn sie
auf Bergen weiden, nicht selten in die Luft schwin-
gen und halbe oder ganze Viertelstunden weit fort-
fliegen. 7
Dafs die wilden Graugänse vom nördlichen
Deutschlande an bis nach Norwegen wohnen, be-
merke ich nur bejläufig.
Gänse, welche gemästet werden sollen, verlan-
gen sehr gutes und reichliches Futter. Beim Sto-
pfen derselben ist zu beobachten, dafs die von
Kleie oder schwarzem Brodmehle gebackenen Pfrö-
pfe nicht zu grofs sind und mit Vorsicht eingescho-
ben werden. Wer sie recht fett haben will, steckt
sie in ein so enges Behältnifs, dafs sie sich nicht
umdrehen können, oder hängt sie in die Schwebe,
und stopft sie auch während der Nacht alle zwei
Stunden. Allein das Fleisch der äufserst fetten ist:
weniger schmackhaft, als das der etwas fetten, und
schwer zu verdauen. —
Die Gänsezucht bringt nur da Vortheil, wo
sie während der guten Jahreszeit sehr viele Nah-
rung im Freien finden, und wo man die Brennnes-
seln für die Jungen umsonst hat. _An den Feldern
thun sie oft bedeutenden Schaden; deswegen müs-
sen diese vor ihnen sehr in Acht genommen wer-
den. —
Dafs die geräucherten Gänsebrüste in Pommern
einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen, ist
bekannt. — Noch bekannter, dafs die Gans
merklich kleiner und kurzhälsiger, als der Gän-
serich ist, so dafs nur ein ganz Unkundiger auf
den Einfall gerathen kann, was mir ein Mal vorge-
kommen, zwei Gänseriche zusammen paaren zu
wollen. —
+
Anhang
Etwas über die ausländischen Vögel.
I. Mehrere Papageien.
Man theilt jetzt die Papageien mit Recht in
mehrere Sippen.
1) Die gröfsten sind die Aras. .Ara, Boje.
Sie haben nackte Backen, einen langen abgestuften
Schwanz, und prächtige Farben; allein sie lernen
nicht gut sprechen, sind beifsig und in Deutsch-
land sehr kostbar. Man füttert sie mit in Milch
geweichter Semmel oder Zwieback und Früchten.
2) Die Lorys. Loris, Faillani. Sie haben
eine rothe Hauptfarbe, leben in Ostindien und ler-
nen, besonders Psittacus garrfulüs, der ge-
schwätzige Lory, sehr leicht sprechen. |
3) Wahre Papageien. Psittacus, Linn.
Sie haben starke Köpfe ünd Schnäbel, vierseitige,
etwas kurze oder mittellange Schwänze und grofsen
Theils eine grünliche Hauptfarbe. Sie lernen zum
Theil gut sprechen und werden wie die andern mit
Semmel und Milch, Nüssen und andern Früchten
ernährt.
4) Kakadus. Cacatua, Vieill. Sie haben
einen schönen Federbusch, kurzen abgestutzten
Schwanz, meist eine weilse Farbe und so beweg-
liche Federn an den Seiten des Kopfs, dafs sie
diese vorwärts richten und den Schnabel grofsen
Theils darein verstecken können. Sie werden wie
die andern gehalten, sind gelehrig, lernen aber
schwer sprechen.
RE ULMER NL
— 389 —
5) Sittiche. Conurus, Kuhl. Perruches,
. Faill.. Der Schnabel ist mittelmäfsig grofs, der
keilförmige Schwanz hat eine verschiedene Länge,
das Gesicht ist befiedert. Sie lernen grofsen Theils
nicht gut sprechen, werden aber sehr zahm und
‚wie die andern Papageien unterhalten.
6) Rüsselpapageien. Probosciger, Kuhl.
(Microglossus, Vieill.) Aras & trompe, Vaill.
Sie haben einen kurzen, abgestumpften Schwanz,
einen aus schmalen Federn bestehenden Busch wie
die Kakadus auf dem Kopfe, nackte Backen wie _
die Aras, einen ungeheuer grofsen Ober- und klei-
nen Unterschnabel, eine lange walzenförmige, an der
Spitze hohle und gespaltene Zunge, nackte Fersen
und kurze Füfse. Sie wohnen in Östindien und
werden wie die andern Papageien erhalten. _
7) Die Erdpapageien. Pezoporus, Jllıger.
‚Ihr Schnabel ist etwas klein, ıhr Fufs mittellang
mit geraden Nägeln; sie leben in Australien, su-
‚chen ihre Nahrung auf der Erde, und werden wie:
die andern Papageien erhalten. x
8) Sperlingspapageien. Psittacula, Kuhl.
Sie haben eine geringe Gröfse, einen mittelmäfsi-
gen Schnabel, ein befiedertes Gesicht, und einen
zugespitzten, kleinen Schwanz. Sie bewohnen die
alte und neue Welt. Man füttert sie mit Cana-
riensamen, Hanf und andern Sämereien.
9) Turakos oder Trägvögel. Corythuix,
Illig. Sie machen den Uebergang von den Papa-
geien zu andern Vögeln, haben einen bombenke-
gelförmigen etwas Be an den Schneiden
gezähnelten Schnabel, etwas hohe, aber immer noch
durch gepaarte Zehen ausgezeichnete Fülse, mit-
tellange Schwung- und Steuerfedern; bei Cory-
thais (Cuculus Linn.) Persa ist der Schwanz et-
was lang. Sie schreien wie die Kuckucke und fres- _
sen Früchte. In der Gefangenschaft gibt man ih-
nen die Kerne der Weintrauben, Obststückchen,
Semmel- und Brodkrumen u. dergl. Auf ähnliche
Weise erhält man £
\
nn
— 390 —
10) Die Musafresser. Musophaga, Linn.
Sie haben einen kurzen, dicken, die Stirn zum
Theil bedeckenden Schnabel, eine kurze, dicke
Zunge und Rletterfülse, d. h. Fülse mit gepaarten
Zehen. Sie fressen vorzüglich die Früchte der Ba-
nanen.
Aufser den beliebten Papageien unterhält
man in Deutschland von ausländischen Vögeln
II. Mehrere Kernbeifser, Loxia, Linn.,
welche man mit Hirsen, Canarien- und Rübsamen,
Hanf u. dergl ernährt. Die schönsten unter ihnen
sind 1) der Cardinalkernbeilser, Loxia Car-
dinalıs, mit rothem Gefieder und sehr schönem
Gesange. 2) Der Reisfresser oder Reis-
kernbeifser. Loxia oryzivora. Hauptfarbe schön
aschgrau, Kopf und Kehle schwarz, die weilsen
Backen schwarz eingefafst. Man gibt ihnen Reis
und Hanf. 3) Der Grenadierkernbeifser.
Loxia orix, Linn. Das Männchen hat die Grölse
eines Sperlings, an dem Kopfe der Kehle und der
Brust Schwarz, übrigens an den kleinen Federn
Karminroth. 4) Der lasurblaue Kernbeifser.
Loxia cyanea, Linn. Das kleine Gefieder ist
dunkel himmel- oder lasurblau. 5) Der roth-
schnäblige Kernbeifser. Loxia sanguiniro-
stris, Linn. Der Unterkörper ist hell braun-, der
Schnabel dunkelblutroth, eine breite Binde rings
um diesen schwarz. 6) Der Perlkernbeilser.
‚ Zoxia Mozaba; das braune Gefieder hat am Un-
terkörper weilse perlartige Flecken.
III. Mehrere ausländische Ammer, die
sogenannten Paradiesammer oder Witt-
wen, /idua, Cuv.
Diese Vögel zeichnen sich dadurch vor allen
‚Samenfressern aus, dafs die Oberschwanzdeckfe-
dern im Hochzeitkleide bei den Männchen unge-
mein verlängert sind, so dafs sie über die Steuer-
federn weit hinausreichen; im Herbste fallen diese
aus, und das ganze prächtige Hochzeitkleid macht
einem unscheinbaren Platz. Die vorzüglichste ist
die Paradieswittwe. Fidua paradısea, Cuv.
— 391 —
(Emberiza paradisea, Linn., wohin wahrschein-
lich auch Emberiza regia, Linn. gehört.) Der
Oberkörper und der Vorderhals schwarz, ein 'brei-
tes Halsband und die Brust rostgelb; die Deckfe-
dern des Schwanzes sind im Sommer sehr lang,
zwei sehr breit, bogenförmig, mit 1' weit vorste-
henden Schäften und drei Mal so lang, als der
Vogel. | |
IV NIehrere ameldndiecher Fönken.
Hierher gehören eine grofse Menge Vögel,
denn die meisten ausländischen Finken kann man
halten; allein man bringt gewöhnlich nur die schön-
sten nach Deutschland, nämlich 1) den glänzen-
den Fink, Fringilla nitens, Linn., etwas klei-
ner als ein Sperling, im männlichen Geschlechte
blau- oder kohlschwarz mit Stahlglanz; aus Cayenne.
2) Der Purpurfink. Fringilla purpurea, Linn.
Die Hauptfarbe dunkelpurpurroth mit Braun, der
Bauch weils; der Schwanz gabelförmig; Gröfse un-
seres Finken. 3) Der amerikanische Stieg-
litz. Fringilla tristis, Linn. Gröfse des Hänf-
‚liogs, der Kopf, der mit einem weilsen Bande ge-
zierte Flügel und der Schwanz schwarz, das übrige
Gefieder gelb; aus Nordamerika. 4) Der blau-
bäuchige Fink. Fringilla Bengalus, Linn. Er
ist etwas grölser als ein Zeisig, auf dem Oberkör-
per aschbraun, dem Bürzel, den Kopfseiten und
dem Unterkörper von der Untergurgel an hell-
oder himmelblau. Man füttert diese und andere
fremde, aber weniger schöne, und deswegen hier
nicht aufgeführte Finken mit Rüb- und Canarien-
samen. —
V. Mehrere Merlen oder Tanagras. To-
nagra, Linn.
Sie haben einen starken kegelförmigen, an der
Wurzel dreieckigen, auf dem Rücken etwas gebo-
genen, an der Spitze ausgeschweiften Schnabel,
kurze Flügel und grofsen Theils prächtige Farben.
Man theilt diese Vögel, welche in der Nahrung mit
den Finken Aehnlichkeit haben und auch wie diese
— 392 —
gehalten werden, in mehrere Sippen ein. Sehr
schön sind 1) die dreifarbige, Cauliste tricolor,
Boje. (Tanagra tricolor, Linn.) Sie hat Schwarz,
Gelb und Grün in schöner Vertheilung. 2) die
Paradiesmerle, Tanugra Tatao. Der Ober-.
körper sammetschwarz, der Kopf grün, Brust und
Schultern blau, Bürzel feuergelb. 3) Die Mis-
sissipi-Merle. Zanugra Mississipensis. Both,
am Flügel und Schwanze etwas dunkler. — Aus
Nordamerika.
VI. Tukane oder Pfeffervögel. Aham-
phastos, Linn.
Hierher gehören wenige Arten Vögel mit un-
geheuern Schnäbeln, welche länger als der Körper
sind, und bei allen scharfe, mehr oder weniger ge-
zähnelte Schneiden haben. Ihre Füfse zeigen ge-
paarte Zehen. Die Flügel sind ziemlich kurz, der
Schwanz ist oft etwas lang. Sie leben von Früch-
ten und fressen im Zimmer Alles, was man ihnen
gibt. Sie haben prächtige Farben. Ich setze sie
zuletzt, weil sie sehr selten gehalten werden; denn |
es sind ganz ungewöhnliche und sehr kostbare Stu-
benvögele Der rothbrüstige Pfeffervogel.
Rhamphastos discolorus, Linn. Vom Körper et-
was grölser, als eine Elster. Der Schnabel, ein
grauer Ring an der Wurzel ausgenommen, der
ganze Oberkörper, Flügel und Schwanz dunkel-,
die Unterbrust und der Bauch mattschwarz, der
ganze Vorderhals prächtig orangen-, unten schwe-
felgelb eingefalst, eine Binde auf der Oberbrust
und dem Bürzel, ist wie die Unterschwanzdeckfe-
dern herrlich ponceauroth.
Endlich hält man noch in Amerika die Ko-
libris, Zrochilus, allein mit grofsen Schwierig-
keiten. Bullock erzählt in der Beschreibung sei-
nes sechsmonatlichen Aufenthalts zu Mejiko, dafs
er dort viele Kolibris in einem grolsen enggit-
. terigen Käfig gehabt, und sie mit Syrup, in wel-
chen Blumen gestellt waren, ernährt habe. Diese
Prachtvögelchen setzten sich auf die Blumen und
saugten Zuckersaft aus den röhrenartigen Blüthen,
—_— 319 —
in die er von unten gedrungen war, begierig her-
aus. Allein bis jetzt ist es noch nicht möglich ge-
wesen, sie nach Europa zu bringen. Selbst die
glücklich eingeschifften starben immer auf der lan-
gen Ueberfahrt, gewöhnlich, wenn sie die Linie
passirten. —
Es wäre etwas höchst angenehmes, diese Edel-
steine unter den Vögeln in Europa lebendig zu be-
sitzen, und die milslungenen Versuche dürfen den
Freund dieser herrlichen Thierchen von neu anzu-
stellenden nicht abschrecken. —
Nachträge.
S. 298 ist nach der Beschreibung der Schaf-
stelze einzuschalten:
Die Blaumeise. Parus coeruleus, Linn.
Die schönste deutsche Waldmeise, welche sich
von allen Verwandten durch das schöne Blau, wel-
ches sie an den Schwung- und Steuerfedern hat,
auszeichnet. Ihre Länge beträgt nach den drei ver-
schiedenen Gattungen, in die sie zerfällt, 5" bis 9"
7" und ihre Breite 8" 4 bis 9" 4", Alt. Der:
Schnabel fällt in das Hornschwarze, der Augenstern
ist braun, der Fufs bleigrau; die Stirn, ein Streif
über den Augen und die Kopfseiten sind weils, der
Scheitel schön hellblau, was hinten durch ein wei-
(ses Querband von den dunkelblauen Halsbande ge-
trennt ist, auf dem Hinterhalse steht ein weilser
Fleck, die Schwung- und Steuerfedern schön hell-
blau, auf dem Flügel steht eine weilse Binde, die .
hintern Schwungfedern haben weilse Spitzen, der
Rücken ist graublau, der blafsgelbliche Unterkör-
per hat einen dunkelblauen Keblfleck, Halsring und
Bruststrei. Die Jungen sind weit weniger schön
gezeichnet, als die Alten; bei ihnen ist nur der
Flügel und Schwanz blau, der Oberkopf graublau,
das Weifs an den Kopfseiten gelblich, die Farbe
des Ober- und Unterkörpers düster und der dunkle
Kehlfleck nicht vorhanden. Ich kenne davon 1)
die bläuliche, Parus coerulescens ; 2 die: blauflü-
gelige, P. glaucopterus und 5) die kleine, /. coe-
ruleus. Nr.1 hat einen langen, Nr. 2 einen star-
Be La u ul m un Sn nt
u
ken, Nr. 3 einen kleinen Schnabel. Das Weib-
chen hat blässeres Blau an den Flügeln und dem
Schwanze, oft einen schmälern Halsring und stets
einen kleinen Schnabel. Nr. 2 lebt im Winter in
Nadelwäldern, die beiden andern in Laubhölzern,
Gärten, an Baumreihen, Flufs-, Bach- und 'Teich-
ufern und an andern baumreichen Orten, wandert
im Winter und streicht dann allein oder mit andern
Meisen, besonders auf den Birken und Erlen her-
um, frisst aulser dem Samen dieser Bäume auch
noch andere Sämereien und verschiedene Insekten,
besonders Käferchen und ihre Larven und Eier, ist
wenig scheu und legt gewöhnlich auf ein warmes
Nest in natürlichen Baumlöchern 6 bis 10 weilse,
roth gepunktete Eier. Man fängt sie auf Mei-
senhütten, in Sprenkeln, höchst selten im Meisen-
kasten, und gewöhnt sie an das Nachtigallenfutter;
allein dies hat grofse Schwierigkeiten. Die meisten,
alt in das Zimmer gebrachten Blaumeisen sterben,
selbst wenn man sie frei in demselben herumfliegen
lässt. Man thut deswegen am besten, sie jung für
das Zimmer aufzuziehen. Das Männchen lockt stark
tirr tirr und hat aufser diesem Tone einen ganz
unbedeutenden Gesang. Her
Der Herr Mitarbeiter sagt über sie:
„Blaumeise, Parus coeruleus, Linn. In
Wien ebenso. | |
Ein recht schönes Vögelchen, das sehr zahm
wird, aber alt gefangen oft schwer aufzubringen ist.
Ihr Gesang ist unbedeutend, ihre Nahrung, im Zim-
mer Nachtigallenfutter.““ | | |
S. 218 ist nach der Rothdrossel einzuschalten:
Die Wachholderdrossel. (Krammets-
vogel) Zurdus pilaris, Linn.
Eine unserer gröfsten Drosseln von 11" 3
bis 12" 3"! Länge und 18" 4'' bis 19" Breite. Der
gelbe Schnabel ist vorn dunkler, der: Augenstern
und Fufs braun, der Kopf, Hinterhals und Unter-
rücken aschgrau, der Oberrücken und die Schul-
tern braun, die Schwung- und Steuerfedern schwarz,
— 56 — R
der Vorderhals dunkelrostgelb mit schwarzen Län-
geflecken, die Seiten. braun mit weifslichen Rändern,
der übrige Unterkörper weils. Das Weibchen
ist blässer und weniger schön, als das Männchen.
: Das Jugendkleid ähnelt dem der Singdros-
seln, aber der bräunliche Grund des Rückens, der
‚aschgraue Nacken und Bürzel, wie das Schwarz
der Schwung- und Steuerfedern verrathen die Wach-
holderdrossel. Sie bewohnt das nordöstliche Eu-
ropa, zuweilen im Sommer einzeln die Gegend um
Torgau, kommt im Herbste und Winter in unge-
‚ heuern Schaaren, ist sehr scheu, lebt in Birken-
und 'Tannenwäldern, steigt bei ihrem schlechten
Gesange in die Höhe, frilst eine Menge Insekten,
ihre Larven und Beeren, baut ein wenig, verborge-
nes, dem der Schwarzamsel ähnliches Nest und
legt 4 bis 6 blaugrünliche, röthlich gewäs-
serte Eier.
Man fängt sie auf dem Vogelheerde, an der:
Locke und in der Schneufse und ernährt sie wie,
die andern Drosseln. Auf dem Vogelheerde ist ein
guter Locker sehr zu schätzen.
Im Zimmer macht sie wegen ihres schlechten
Gesanges wenig Vergnügen; man hält sie gewöhn-
lich nur wegen des Vogelheerdes. Dasselbe bestä-
ügt der Herr Mitarbeiter in folgenden Worten:
„Wachholderdrossel. In WienKrammets-
vogel. Zurdus pilaris, Linn.
Ein schöner grofser Vogel ganz ohne Eigen-
schaft für die Stube, in welcher er mir durch sei-
nen beständigen Ruf qui ri bald lästig wurde.
Mein Wildfang hatte im Herbste schön abgemausert,
. war sehr zahm und frafs recht gern das schon sauer
gewordene Futter, das meine andern Vögel übrig‘
liefsen und welches ich gewöhnlich wegwarf.‘*
Von dem Herrn Regierungs- und Consistorial-
director Käuffer zu Glaucha ging ein folgender
Zusatz zu der Abhandlung No. 2 der
Einleitung /
Es ist äufserst schwer, in den Gesängen ver-
schiedener ‚Sprosser das Nationelle von dem blos
’ = 397 =
Individuellen zu sondern. Bei fortgesetzter Beob-
achtung will der Verfasser dieser Abhandlung den
8.15 bereits in ( ) bemerkten, einem gewissen
Lachen ähnlichen Schlufs einer Strophe, da er sol-
chen auch bei. mehreren ungarischen oder Wiener
Sprossern wahrgenommen hat, nicht mehr für et-
was nur dem polnischen Sprosser Eigenthümliches
halten. Ferner füge man auf der nämlichen 8. 15
über den ungarischen Schlag, zu den Worten: „die
obgedachte Stahltour‘“ noch die hinzu: und wieder
eine andre Strophe, ähnlich dem Tone, wenn man
mehrere Male hinter einander an eine Glocke schlägt.
Eben so sind S. 20 $. 3 hinter den Worten: „hö-
ren lassen‘‘ noch beizufügen: Nachtvögel aber sind
nur diejenigen zu nennen, welche nach Sonnenun-
tergang bis wieder zu Sonnenaufgang alle Stro-
Bun hindurch und hinter einander so schön und
aut wie am Tage vortragen, woneben auch sowohl
Repetir- als Nachtvögel sich nicht nur vom Anfan-
ge ihrer Singzeit an bis sie des Nacht schlagen,
sondern auch während letzterer Zeit ordentlich am
Tage hören lassen; ja manche schlagen im Mai am
Tage eben so thätig wie in der Nacht und gönnen
sich oft kaum gegen Abend ein Paar Stunden Ruhe,
so, dafs man nicht weils, wenn diese Vögel schla-
fen, und wie sie es so viele Wochen lang auszu-
halten vermögen. Aufser der Zeit des Nachtschlags
sind Nachtvögel in ihrem Betragen des Abends und
zur Nacht oft ruhiger, als blofse Tagsänger. Wer
' also aus dem nächtlichen Herumflattern auf einen
Nachtschläger schliefst, irrt sich. Wenn aber der
Vogel aulser der Singzeit des Abends und zur
Nacht ruhig wie am Tage im Gebauer herumgeht
und sich badet, so kann man vermuthen, einen
Nachtschläger bekommen zu haben. Gewilsheit
gibt jedoch erst der Monat Mai.
Er bemerkt noch Folgendes:
1) Zu 8. 33.
- Man kann auch das gekochte und auf dem Reib-
eisen klar geriebene Rinderherz ‘oder Rindfleisch —
mit unter auch wohl Kalbfleisch — in der Luft
ei BR
oder auf dem Ofen trocknen, worauf es sich dann
wohl 6 Wochen lang gut erhält. Man giefst dann
auf das, was man täglich zur Futterung braucht,
heifses Wasser. Manche füttern sogar ihre Nach-
tigallen und Plattmönche*) mit gekochten und klar-
geriebenen Erdäpfeln und getrockneten Ameisen-
eiern, und sie befinden sich wohl dabei und singen
ebenfalls fleifsig. ' Schreiber dieses hat es jedoch
nicht selbst versucht.
Zu 8. 40.
„Zwar ereignet es sich selten, geschieht aber
doch zuweilen, dafs Vögel beim Herausnehmen aus
dem Käfige entweder gedrückt oder verletzt wer-
den, oder vor Schreck so aufser sich gerathen,
dals sie ängstlich den Schnabel aufsperren, jämmer-
lich Athem holen, und wenn nicht schon in der
Hand, doch bald darauf sterben.‘ Soweit mein
geehrter Freund, welcher auf diese Art einen kost-
baren ungarischen Sprosser, den besten in Sachsen,
verlor. Man sieht hieraus, wie nothwendig es ist,
das Fassen mit der Hand bei den Stubenvögeln
nur dann anzuwenden, wenn es nicht vermieden
werden kann. Der Herr Mitarbeiter sagt oben in
der Einleitung, dasselbe und räth, vor dem Reini-
gen des Käfigs den Vogel in einen andern springen
zu lassen, was sehr gut ist.
Zu S. 43 sagt Herr Käuffer:
„Am Schnellsten unter allen Vögeln wird die
kleinschnäblige Schwanzmeise zahm; oft fliegt
sie schon am zweiten Tage auf die Hand, um das
da liegende Futter zu holen.
Zu 8. 44 derselbe.
Vor mehrern Jnhren wurde im Sommer dem
Herrn Diakonus Hoffmann zu Lichtenstein ein
Canarienvogelweibchen krank, welches schon 8 Tage
lang über 6 Eiern gebrütet hatte. Nachdem es
*) Dies geschieht, wie schon oben bemerkt wurde, hier und
da auf dem thüringer Walde. i B.
oe
geheilt war, wurde es wieder in die Hecke gelas-
sen. 'Sogleich setzte es sich wieder auf seine Eier,
und obschon man hätte glauben sollen, sie wären
während der 6 Tage, in welchen sie ganz unbe-
brütet geblieben waren, verdorben und faul gewor-
den, so kroch doch nach 5 Tagen — die Cana-
rienvögel brüten bekanntlich 13 'Tage — das erste -
Junge aus und nach und nach folgten in der ge-
wöhnlichen Brütezeit die übrigen *). .
Zu S. 50.
Der Zipp besteht in einem hornartigen Ueber-
zuge der Zungenspitze und Zungenränder; die da-
. von befallenen Vögel öffnen den Schnabel und ge-
behrden sich, als wollten sie Etwas von der Zunge
wegschleudern, indem sie ängstlich zipp, zipp ru-
fen. Man sticht behutsam in die Ränder der Zun-
ge und hebt etwas die Nadel, wodurch sich jener
Ueberzug ablöst. Manche Sprosser sterben auch,
wie sich bei der Section ergeben hat, an der Was-
sersucht. |
Zu S. 51.
Die Fettdrüse bei der Darre unaufgestochen
zu lassen, möchte wohl in vielen Fällen den Tod
zur Folge haben.
Zu S. 62. er
Einer der besten Sprosser, welchen der ver-
storbene Herr Rittmeister von Zisky besals —
und er hatte deren nach und nach gewils über 100
— war im Frühjahre auf dem Zuge bei Dresden
in einem Sprenkel gefangen, und von einem Bauer
in einem leeren Hatersacke als eine Nachtigall für
16 Gr. auf dem Markte verkauft worden. In der
Zugzeit werden mehrere Sprosser bei Dresden und
an andern Orten Sachsens gefangen. —
*) Etwas weniger Auffallendes-sah ich bei den Stallrauch-
schwalben. Einst braehte ein schlechtbrütendes Paar derselben
bei mir die Jungen erst am 16. Tage aus. B.
— 40 —
Zu S. 65. .
Wahrscheinlich ist das in der höchst anziehen-
den Schilderung einer Wiener Sprossermainacht er-
wähnte Judith die S. 14 gedachte Davidtour;
denn es werden die Haupttouren der Sprosser und
Nachtigallen in einer Gegend so und in einer an-
dern anders genannt. |
Zu S. 76. |
In Dresden und mehrern andern Orten werden
die ungarischen Nachtigallen den sächsischen vor-
gezogen und theuer bezahlt*). |
Zu S. 90,
Es ist wohlgethan, der grofsen grauen Gras-
mücke zuweilen eine Rahmhaut zu geben**). Ueber-
haupt ist sie weit zärtlicher und in der Stube weit
schwerer durch den Winter zu bringen, als der
Plattmönch. Viele sterben noch im Februar ***).
Zu S. 82.
In 'T'scheiners Vogelfänger und Vogelwärter 2te
Aufl. Pesth 1828, welcher über die Bastardnachti-
gall überhaupt treffliche Beobachtungen enthält,
wird S. 60 als Präservativ gegen das häufige Ab-
gehen, Kraftloswerden und Sterben dieser Vögel
im Januar und Februar empfohlen, ihnen in den
langen Winternächten täglich Abends noch 5 bis 6
Mehlwürmer über die bestimmte Anzahl am Tage
bei Licht zu reichen.
*) Auch ich habe mich überzeugt, dafs dies gegründet ist,
und nehme deswegen meine obige Behauptung des Gegentheils,
welche sich auf den Gesang einer schlechten ungarischen Nach-
tigall gründete, zurück. B.
%**) Dies wurde schon oben bemerkt. B.
*#k) Offenbar an der Wintermauser, die der Mönch nicht
ei hat. x B.
Alphabetisches Inhaltsverzeichnifs.
A.
Aasrabe 280°
‚Accentor alpinus 142
— major. 141
— modularıis 205
—_ supalpinus 142
Ackerlerche 120
Ackermännchen 208
5 — gelbes 297
— schwefelgelbes206
Adelster 982 Se
Afternachtigall 80
„dlauda agrestis 120
— alpestris 295
arborea 122
arvensis 120
brachydactyla 339
calandra 127
campestris 340
crıstata 131
montana 119
nemorosa 122
Ppratensis 210
segetum 119
spinoletta 212
trivialıs 135
‚Alcedo ispida 289
Alpendrossel 330
Alpenflüevogel 142
Alpengrasmücke 142
Alpenlerche 295
Alpensänger 142
Alster-282
Ammer 245
Ammeritz 248
Ampelis garrul. 292
Amsel 111.
Anas Aegyptiaca 816
— boschas 381
— galericulata 319
— moschata 384
— sponsa 318
— tadorna 317
. Anser albifrons 366
FREE
Anser cinereus 385
— segetum 366
Anthus aquaticus 212
— arboreus 135
— campestris 340
— foliorum 135
— herbarum 136
— juncorum 136
— musicus 139.
— pratensis 210
Aras 388
‚Ardea ciconia 350
— cinerea 352
— grus 349
— major 352
— nigra 351
Aschenmeise 965
Aunachtigall 61
B
Bachamsel 161
Bachstelze 208
blaue 208
gelbe 297
gemeine 208
graue 206
schwefelgelbe 297
weilse 208
Bartmannchen 300
Bartmeise 300
Bastardnachtigall 80
Baumhacker 334
Baumkauz 325
Baumlerche 199
Baumnachtigall 80
Baumpieper 135
Baumschnepfe 290
Baumsperling 337
Becassine 834, 335
Bergammer 258
Bergamsel 213
Bergelster 335 -
— grolse 338
— kleine 183
26
\
— 12 —
Bergfink 275, 337
Berglerche 119, 122, 295
Bergzeisig 276
Bieresel 157
Birkheher 286
Blafshühnchen, rothes 358
Blaubäuchiger Fink 391
Blaukehlchen 149
— dunkles 150
— östliches 149
_ schwedisches 149
— weilssterniges 151
— wolfisches 150,
Blaukröpfl 149
Blaumeise 394
Blaumüller 394
Blauziemer. 395
.|Bleikehlchen 205
"= Bleimeise 394
-Blutdrossel 217
‘- Blutfink 227, 184
Bluthänfling 2237
Brachlerchen 120, 340
Brandente 17
Brandgans 817
Bralsler 273
Braunelle 205
Braunkehlchen 220.
Brausehahn 314
Buchfink 275, 169
— der gemeine 169
Buntdrossel 217
‘ Buntspecht 332
— __ grolser 332
— kleiner 333
2 mittlerer 333
Buschelster 335
Buschlerche 122, 135
Bymeise 265
Birolf 157
c.
Canarienfink 147
Canarienhänfling 147
Canariensperling 147
CGanarienvogel 147
Cardinal 390
Cardinalkernbeilser 390
Cenchris 323
Christöphl 272
Ciconia alba 350
Ciconia nıgra 351
Cinclus aquaticus 161
— medius 162
‚Cinclus melanogaster 162
— septentrionalis 162
Citrill 231
Citronenfink 951
‚Citronenzeisig 231
Columba domestica 369
— Jlivia 369
— oenas 342
— palumbus 342
— risoria 807
— . zurtur 305
Coracias garrulus 286
Corvus caryocatactes 331
— corax 280
— cornıx 2831
— corone 2831 =
— Trugilegus
_ en 232
— graculus 330
— Monedula 281
— pica 282
— pyrrhocorax 330
Cuculus canorus 327
— macrourus 329
D.
Dickfuls 345
Dickschnäbler 274
Distelfink 229
Distelzeisig 229
Distelvogel 229
Dohle 281
Dohlendrossel 320
Dohmpfaffe 184 “N
Doppelschnepfe 355
Dorndreher 116
Dornelster 116
Dorngreul 200
Dornreich 200, 116
— gemeiner 200
— grolser 116
— kleiner 204
Dreckhahn 290
Drecklerche 131
Drehhals 994
Drossel 217, 108
Drosselartiger Schilfsanger 196
Dunkles Blaukehlchen 150
'E.
Edelfalke 821
Edelfink 169
Egyptische Gans 816
Egyptische Gansente 316
Eichelheher 282
Eichelchör 282
“ Eichelkrähe 282
Eichelrabe 282
Einfarbiger Staar 285
Einsame Drossel 105, 100
Einsamer Spatz 100, 105
Einsiedler 100, 105
Eisvogel 289 E
Elster 282
Elsternspecht 333
Emberiza cia 350
eirlus 948
citrinella 248
eleathorax 248
miliarıa 273
hortulana 246
melanocephala 245
montana 253.
mustelina 353
nıvalis 252
passerina 251
rufibarba 247
schoeniclus 281
Embritz 248
Emmerling 248
Engelchen 332
Ente, wilde 381
— zahme 381
— chinesische 319
Erdfink 332
Eule 334 .
Europäischer Bienenfresser 288
—_ Beutelmeise 303.
Pirol 157
Seidenschwanz 299
Wiedehopf 290 5
F.
FELL ETEI]
Fack 282
Falk 321
Falco Islandicus 321
— peregrinus 322
— subbuteo 322
— tinnunculus 323
Fahle Grasmücke 200
405
Fahler Sänger 200
Fasan 311
Feldhuhn 343
Feldkrähe 281
Feldlerche 120
Feldsperling 337
Feldtaube 369
Felsenpieper 213
Felsentaube 369
Fettammer 246
Feuerköpfig. Goldhähnchen 970
Fichtenhacker 241
Fichtenkernbeilser 241 i
Fichtenkreuzschnabel 240 .
Fink 169
Fink, blaubäuchiger 391
— gemeiner 169
— glänzender 391
— nordischer 169
Finkmeise 925
Fischreiher 352
Fitis 218
Flachsfink 976
Flachszeisig 276
Fliegenfänger 221 ;
— gefleckter 255
— der graurückige 921
— kleine 256
— schwarzrückige 225
Fliegenschnäpper 204
Flüelerche 141
Flüevogel 141
— grolfser 142.
— mittlerer 142
— kleiner 956
— schieferbrüstiger 205
Flufsnachtigall 81
Flufsschilfsänger 263 -
Fringilla Bengalus 891
— canaria 174
cannabina 227
carduelis 229
cıtrinella 231
coelebs 169
domestica 336
Jlavirostris 236
Lapponica 353
linarıa 276
dinota 227 Rü
montana 337
montifringilla 275
. nitens 391
6 *
+
BSEBEEEEEEE
— 414 —
Fringilla nivalıs 337
— Petronia 295
serinus 233
— spinus 232
— tristis 391
Fulica chloröpus 358
G.
Gaalammer 248-
Gacke 281
Gagler 275
Gägler 275
Galgenvogel 280, 281
— : grolser 280
Gans 885
Gänsehirt 290
Garbenkrähe 986
Gartenammer 246
Gartenelster 50, 232
Gartenfink 169
Gartengrasmücke 87
Brenkale 232
Gartenmeise 2925
Gartenröthling 202
Gartenrothsiväng 202
Gebänderter Fasan 311
Gebänderter Wiedehopf 290
Gebirgskreuzschnabel 239
Geelgerst 248
Gelbbrust 31 |
Gelbhänfling 227
Gelbling 248
Gelleckter Flie genfänger 255
Geflecktes Rohrhuhn 315
Gehäubter Kiebitz 346
Gereuthlerche 136, 210
Gesangdrossel 108
Gieber 184
Gimpel 184
Girlitz 233
Girlitzhänfling 233
Gipperle 217.
Gogler 275
Coldsnniet 948
— aschgrauer 250
Goldämmerchen 268
. Goldamsel 157
Golddrossel 157
Goldeule 326
Goldfiuk 390
Goldhähnchen 268
— goldköpfiges 269
— feuerköphiges 270 -
-—— kurzschnäbliges 270
— Nilssonisches 270
— nördliches 269
saffranköpfiges 268
Goldkrähe 236
Goldmerle 157
Goldrabe 280
Golmer 298
Goolammer 248
Grasmücke, fahle 200
Grasmücke, gemeine 200
geschwätzige 204
gesperberte 90
gewellte 91
graue 87
langschnäblige 87
kurzschnäblige 87
klappernde 204
schwarzköpfige 95
Reel
weilse 204
Grasmütsche 200
Grasspatz 95
Grasspecht 333
Grauammer 273
Graufink 275
Grauhänfling 227
Graumantel 281
Graumeise 390 M
Grenadierkernbeilser 390
Grauveitel 281
Grolsmeise 225
Grünfink 234 .
Grünkrähe 286
Grünling 234
— nordischer 954
Grünspecht 331
Grünvogel 234
Guckaug 327
Gucker 327
Gugelsihaus 157
H.
Haarschnepfe 855
Haarsumpischnepfe 355
Hahle 1854
Hänfling 227 °
— gelbschnäbliger 236
— grüner 234
Haidelekb- 123
Haidemeise 267
”
schwarzscheitelige 95
Hanfıneise 265
Haubenlerche 181
— östliche 131
— rostgraue 132
-—- westliche 132
Haubenmeise 267
Hausbachstelze 208
Haushuhn 275
Hauslerche 131
Hausrothschwänzchen 259
Hausrötheln 259 1
Hausröthling 259
Hausschwalbe 277
Haussperling 336
Haustaube 369 '
Heister 2852
Himmelslerche 119
Himmelsziege. 354
Hirngill 233
Hister 210
Hofsperling 336:
Hoftaube 369
Hohltaube 342
Holzheher 282
Holzschnepfe 353
Holzschreier 232
Holztaube 342
Hundsmeise 266
Hüster 210
Huhn, brabanter 376
J,
Jagdfalke 321
Isperling 210
Isserling 205
Juckvogel 246
"K.
Käsemeise 394
Kätschschnepfe 354
Kalanderlerche 127
grolse 128
kleine 128
Kampfhahn 314
Kampfstrandläufer 314
Kauz, rauchfülsiger 326
Käuzchen 326
Kehlröthchen 144
Kernbeilser 274
grüner 234
lasurblaner 390
—
—
rothschnäbliger 390.
405
Kernfresser 247
Kiebitz 348
gemeiner 348
gehäubter 348
Kiefernkreuzschnabel 238
grolser 238
kleiner 239
Kirchenfalke 323
"Kircheule 326 °
Kirschfink 274
Kirschfresser 157, 274
Kirschkernbeifser 274
Kirschvogel 157
Kleiber 334
— gemeiner 334
— gelbbäuchiger 334
Klappergrasmücke 204
Knarrendes Rohrhuhn 357
Kohlmeise 225
kleine 266
Kohlvögelchen 220,
Kolkrabe 280
Kornfink 246
Kornlerche 131
Kornsperling 336
Kosterwenzel 95
Kothhahn 246
Kothlerche 246
Kothmeise 965
Kothmönch 246
Krammetsvogel 895
Krähe, blaue 286
— gemeine 231
— graue 281
grolse 280
Kranich 349
— grauer 349
Krauthänfling 227
Krautlerche 135, 210, 220
Krautvögelchen 220
Kreuzmeise 266
Kreuzschnabel 937
mittlerer 259 |
zweibindiger 240
— weilsbindiger 241
Kreuzvogel 237
Krieckelster, grofse 355 _
kleine 188
Krinitz 937
Krummschnabel 937
Kuckuck 327
— aschgrauer 327
—
Kuckuk, gemeimer 327
— langschwänziger 329
Kugelelster 286
Koppmeise 267
Kuppenmeise 267
L.
Lachmoöve 362
Lachtaube 807
Lanius collurio 115
dumetorum 116
excubitor 335
minor 188
rufus 254
ruficeps 254
spinitorguus 116
Larus argentatus 360
— canus 361
Larus fuscus 361
— glaueus 361
— leucopterus 361
— marınus 360
— rıdibundus 362
— tridactylus 362
Laubsänger, grauer 260
— schwirrender 261
Laubvögelchen 218
Leinfink 276
Leinzeisig 276
Lerche, kurzzehige 339
Lerchenfink 253
Lochtaube 342
Lory 388
Loxia cardınalıs 390
chloris 233
coccothraustes 244
curvirostra 240
curvirostra major 238
enuncleator 241
mozaba 396
oryx 390
oryeivora 390
pityopsittacus 238
sanguinirostris 330
serinus 233 i
Lübich 184
Bel
ee
M.
Mandelkrähe 286
Mantelmöve 360
Mauernachtigall 259
Meeramsel 213
406 —
Meerhuhn, grünfülsiges 358
Meerlerche 355
Mehlhänfling 227
Mehlmeise 394
Mehlrabe 281
Mehlschwalbe 377
Merle 992
Merle, dreifarbige 392
Misteldrossel 216
Mistler 216
Mittelspecht 833
Mönch 95
Moncher mar 095
Moorgans 356
Moorsumpfschnepfe 355
Motacılla acredula 218
— alba 208
— alpina 141
— carudinacea 194 ’
— atricapilla 95
* Motacılla boarula 297
— chrysogastra 297
curruca 204
dumetorum 200
Fitis 218
Jlava 297
Gibraltariensis 259
hippolais 80
hortensis 91
luscinia: 73
luscinia major 61
modularıs 205
philomela 63
phoenieurus 202
regulus 268
rubecula 144
rubetra 220
rufa 260
Suecica 149
sulphurea 206
tithys 259
troglodytes 164
Müllerchen 204
Murrmeise 265
Musafresser 390
Musophaga 390
N.
PESSaeeeeeeee
Nachteule 325
Nachtigall, fremde 74
—_ grofsschnablige 74
— italienische 74
ae.
Nachtigall, mittlere 74 “ Pieper, schön- singender 139
— . Okens 74 Pieplerche 270
_ pommersche 63 Pimpelmeise 303
_ polnische 63 Pirolmeise 303
— ungarische 62 Pirol, gelber 157
_—— wiener 62 ; — geschwätziger 158
Nachtsänger 63 — goldfarbiger 158
Nachtschläger 68 _ Pisperling 210
Natterwindel 294 Plattenmönch 95
Neuntödter, kleiner 188 Pühloh 157
— grolser 338 Purpurfink 391
— _ rothköpfiger 254 -
— rothrückiger 115 Q.
" Nebelkrähe 281 Quäker 275
Nulsbeilser 232, 331 Quintschfink 275
Nufshacker 282, 331
Nufsheher 331 R.
Nulsknacker 331 Raab 231, 2832
Nufskrähe 982, 331 Rabe 280, 281
Nufspicker 331 — gemeiner 281
x ; — grolser 281
0. — grauer281
Ohreule, mittlere 325 Rabenkrähe 981
Ortolan 246, 273 f Racke 286
; Racker 286
-P. Rackervogel 286
Papagei 388 Ralle 356
Paradiesammer 390 ‘ Reiskernbeilser 390
Paradiesmerle 392 Ringamsel 213
Parus ater 266 Ringdrossel 213
— biarmicus 300 . Ringelgans 367
— caudazus 298 Ringelsperling 275
— coeruleus 298 Ringeltaube 342
— cristatus 267 Ringlerche 127
— palustris 265 Rittelfalke 323
— major 225 Rittelgeier 323
— pendulinus 303 Rohrammer 251
Perlhuhn 312 Rohrdrossel 196
Pelecanus 363 ; Rohrmeise 300, 803
Perdix cinerea 343 £ Rohrsänger 194
— graeca 344 Rohrspottvogel 194
— saxatıilis 344 Rohrsperling 194
Pfannenstiel 298 . Rothdrossel 217
Pfeffervogel 392 Rothkehlchen 144 f
Pfefferfresser 392 — nordisches 145
Pfau 308 — spanisches 256
Pfingstvogel 157 Rothkopf 254
Picus canus 332 Rothschwanz 259
— major 332 — schwarzer 259
— medius 333 Rothschwänzchen 262
— minor 333 Rothstärt:259, 202
— viridis 831 Rothsterzchen 202, 259
— 485 —
Rothspecht 332 Seidenschwanz 992 ı
europäischer 292
Röthling 202, 259
Scidenschneit 292
S. Singdrossel 108
Saatgans 366 Singschwan 365
Saatkrähe 329 Sittich 389
Saatlerche 119 | Spanier 205
Salatlerche 131 Spatz 336
Sammethuhn’ 356 Specht 331
“ Sanglerche 119 —_ gr auköpfiger 332
Sänger, blaukehliger 199 — grüner 331
—: selbbäuchiger 80 Spechtmeise 334
== rothkehliger 144 Sperrelster 335, 188
a schieferbrüstiger 205 Sperling 331
— schwarzbäuchiger 259 Spiegelmeise 225
— schwarzkehliger 202 Spielslerche 135
Sattelkrähe 281
Schakrukschen 80:
Schaflerche 297
Schafstelze 297
Schalaster 282
Schildamsel 213
Schildkrähe 281
Schildnachtigali 144
Schilfsänger 194
Schlagwachtel 190
Schleiereule 326
Schleierkaua 326
Schnarre 216
Schnärz 357
Schneeammer 952
Schneedohle 281
Schueefink 952, 337
Schneegacke 231
Schneekönig 164
Schneelerche 252, 295
Schneemeise 298
Schneesperling 252
Schneesporner 252
Schneevogel 252
Schopflerche 131
Schopfmeise 267
Schulz von Milo 157
Schwalbe 242
Schwan, stummer 564
Schwarzamsel 111
Schwarzdrossel 111
Sa 95
Schwarzkehlchen 202
Schwarzkopf 95
Schwarzplatt 95
Schwarzplatte 95
Spottsteindrossel 100
Spottvogel, gelber 80
Sprosser, polnischer 63
— pommerscher 62
— ungarischer 283
Spree PRE
Sprüc 285
Staar, gemeiner 283
— einfarbiger 285
Staarmatz 283
Stärchen 283
Steinbachstelze 206
Steindrossel 100
— grolse 100
— Gourcys 100
Steindollendrossel 330
Steinhuhn 344
Steinklatsche 271
Steinklitsche 271
Steinrabe 330
Steinmerle 100
Steinröthel 100
Steinschmätzer 271
a braunkehliger 220
— grofser 271
— kleiner 272
— schwarzkehliger 272
Stieglitz 229
= amerikanischer 391
Stockamsel 111
Stockziemer 216 _
Storch, schwarzer 851
— weilser 350
Streitvogel 525
Strix aluco 325
— bubo 324
— 49 —
Strix dasypus 326
_ Jlammea 526
— otus 395
— passerina 326
Szurnus cinclus 161
— vulgaris 282
— unicolor 285
Sumpflerche 210
Sampfmeise 265
Sumpfschilfsänger 84
Sylvia arundınacea 194
atricapilla 05
cinerea 200 \
curruca 204
‚Jitis 218
‚hippolais 80
hortensis 91
luscinia 73
modularıs 205
oenanthe 271
philomela 63
phoenicurus 202
regulus 268
zubecula 144
zubetra 220
zubieola 272
rufa 260
Suecica 149
zithys 259
troglodytes 164
RR
Tannenfink 975
Tannenheher 331
Tannennachtigall 205
Tannenmeise 267
Tannenpapagei 238
Tauben 342
Taube, gemeine 369
— grofse wilde 342
— wilde 342
Teichschilfsänger 194
Teichsänger 194
Ener eek
Teichhuhn, grünfülsiges 358
Tetrao coturnis 190
— perdix 343
Thurmeule 396
Thurmdohle 281
Thurmfalke 393
Thurmkrähe 281
Todteneule 326
Todtenhühnchen 326
Todtenvogel 326
Truthuhn 380
Tschettchen 276
Tukan 392
Turdus arundinaceus 196
zliacus 217,
medius 409
merula 111
musicus 108
philomelos 109
saxatilis 100
zorquatus 213
viscivorus 216 -
Pnteltaube 305
U,
Uferpfeifer 326
le
— buntschnäbliger 346
_ kleiner 347
— weilsstirniger 347
Uferschwalbe 278
Upupa epops 290
Nenn:
Viehbachstelze 206
“Vogel Pühloh 157
j W,
Wachholderdrossel 395
Wachtel, grofse 190
— mittlere 191
Wachtel, kleine 191
Wachtelkönig 357
Waldkauz 325
Waldlerche 122
Waldrothschwanz 202
Waldschnepfe 353
Waldsperling 275
Wasseramsel 161
Wasserhuhn 358
Wasserlerche 212
Wasserpieper 212
Wasserralle 356
Wasserschwätzer 161
— hochköpfiger 161
- — mittlerer 162
— nordischer 162
— schwarzbäuchiger 162
Wasserstaar 161
Weglerche 131
Weidenblatt 260, 218
Weidenlaubsänger 218
X
Weidensänger 218
Weidenzeisig 260, 218
Weiderich 260
Weindrossel 217
Weirauch 157
Weifsbartl 204
Weäilsdrossel 108
Weifskehlchen 204
Weifskehle, grolse- 200
Weifsmüller 204
Weilsschwanz 271
Weifsspecht 833
Wendehals 294
Wiedehopf 290
-Wiesenammer 973
Wiesenemritz 273
Wiesenknarrer 357
Wiesenlerche 210
Wiesenpieper 210
Winterlerche 212
Wintermöve 362
Wistling 259
Wittwe 390
Würger, gemeiner 335
410 —
Würger, grolser 835
— grauer 335
— kleiner 188
— rothköpfiger 154
— rothrückiger 115
Ze
Zaunammer 949
Zaunemmeritz 249
Zaunkönig 164
. Zaunschliefer 164
Zaunschlüpfer 164
Zeisig 232
Zeischen 232
Zeimer 395
Ziemer 395, 216
Zimmermann 331
Zipammer 250
Zippdrossel 108
Zippe 108
Zirlammer 249
Zitrinchen 231
Zitscherling 276
Zwuntsche 234
Druckfehler und Verbesserungen.
Seite 2 Zeile 6 mir statt nur
— 5 — 41 nach Nachts fehlt: im April und Mai
— i1 — 35 rubecula st. rubeculla
— 14 — 2 vor Linz fehlt: um
— 15 — 22 mittlern st. mitteln
— 21 — 33 Orionomie — Orionome
— 23 — 23 nach an fehlt: nach und
— 54 — 8 lichte st. dichte
— 55 — 26 dem — denen
— 60 — 9nach stets fehlt: so
— 64. — 23 nach des fehlt: zum Theil
— 75 — 33 um st. nur
— 108 — 6 ertönt st; ertönnt
— 110 — 23an st. in .
— 142 — 4 nach den fehlt: grofsen
— 142 — 22 denen st. dem 7
— 148 — 18 gewöhnlich st. entweder
— 151 — 35 Laffoden — Lofoden
— 152 — 585 statt 3
— 172 — 77 zack st. zax
— 172 — 20 den — der
— 174 — 39 butyracea st. butyracca
— 175 — 37 nach sich fehlt: ihr
— 177 — 20 den st. dnn
— 178 — 23 zimmet st. sammet
— 185 — 14 Schnabel — Schenkel
— — _— 350nach und fehlt: den
— 190 — 15 Perdix statt Pendix
— 198 — 3 einen braunen st, einander
— — .— 532 esst. er
— 9211. — 16 lerchenfarben st. lerchefarben.
— 213 — 15 nach wenig fehlt: ,
— — — 16 nach Brutorte fällt , weg
— 214 — 16 locken statt lockt mit
— 217 — 25 Unterflügeldeckfedern st. Unterflügeldeckfndern
— 219 — 15 fällt „die“ weg
— 220 — 29 fällt nach die „beiden“ weg
— 222 — 18 auf statt aus
—.2235 — 16 Finkmeise statt Finkenmeise
— 926 — 26 mich st. aych
— 13 — 7 fehlt nach oder: andere
— 242 — 35 Steuerfeder st, Federn
— 250 — 382 Er st. es 5
Seite 263 Zeile 40 aquatica statt aquativa
—_ 2166 —
ee
267
268
275
278
235
296
298
299
308
309
313
523
329
331
334
341
345
348
349
359
362
265
375
379
ee
16 das Schwarz st. der Schwanz
90 fehlt nach es: sehr
99 fehlt nach Baumläufer: ist
9 Aldrovand statt Altrovand
26 fehltnachBinden: und einem schwarzen Fleck
25 fällt „am“ weg
24 nach riparia fehlt Boje
94 Marmora st. Mormora
39 Haubenlerchen st. Haubenlerche
41 weitstrahliger — weit strahliger
17 vor Gattungen fehlt 2
4 grolsen statt ganzen
3 Pfaues — Pfauens
34 RFeldhuahn — Federhuhn
37 Querbinde — Querlinie
23 einjährigen — bogenförmigen
11 nach der fehlt: einen
9 — wie — wird
34 auch st. aber
v
.18 ihnen — ihren
16 vierseitig — vielseitig
97 nach id fehlt: a
91 stumpfeckigen st. SenmprebRreen
6 Tragfedern — Trogfedern
33 Zoll fallt nach 4a weg
7 grün, st. grüne
37 Dach hat fehlt: und
24 nach brabanter und nach gemeinen fehlt ,
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Dre Hohe und alle abrıger SF opertionen sind (genau nach
menen Darchschnüt zur beobachten. _ So auch wınk. de dnzahl
und Krater: nung der Drahiblibe so role fer seyn meszwegenrecht
arkıer Draht ‚genommen werden mul Dre Geller oder Draschn
zor dan Jochen zulfen sehaver safu und licht Rerab Hallen .
Durvendig Jreisten und emgelassiner Dralit : 20 der Joringdiol zen.
Dre Kool Arbeit von starken trockenen Holze. Oben die Decke‘
auchvonDroßt. Dre Thür mırss 6 gat und Änopp zugehm. |
Der "ganze Kariz utyäar eine Steindkossedl und Tür diese muiren augf.
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